Beschreibung der beriihmten Adelsberger G R 0 T T E in KJRA&N. Nach der vom k. k. Kreis-Ingenier Alois Schaffenralh ver- fasste* Beschreibung neuerlich bearbeitet und mit Zusiitzen vermehrt von J. Schaber. Mit einer Einleitung von P. Hitzing^r und einem SiluatTflnsplan Aler Grotte. Gedrnekt bei Maximilian (Schaber. 10 & 2 7y ^ m'mtt Einleitung UJer Markt A dels b e r g , eigentlieh Adlersberg (slove- nisch Postojna), Jwelcher in neuester Zeit wegen seiner wunderbaren Grotten weltberiilunt geworden 1st, liegtinder Provinz Krain, am vor/.figlichsten Uebergange fiber die ju- liseben Aipen, 1757 Fuss iiber die Meeresllache erhaben, in der Mitte zwischen Laibach undTriest, von beiden Landes- hauptstadten in gerader Richtung je fiinf Meilen enlfernf. Die Reichshauptstras.se fiihrt nach der ganzen Lange des Ortes durch, die Siidbahn geht an den Abhangen der Ost- seite vorbei, an der Westseite schlangelt sich der Poikiluss (si. Pivka) durch die tiefer gelegrne Thal/lache bis zu seinem Eintritte in die unterirdischen Gange, nordwestlieh ober dem Markte erhebt sich der 2130 Fuss hohe Schlossberg (si. Sovic j und auf demselben stehen die Ruinen der alten, im Jah- re I 689 durch einen Blilzstrahl in Asche gelegten festen Burg Adelsberg oder Adlersberg,- wie die Reste eines verlassenen Adlerhorstes auf kahlem Felsengipfel. Adelsberg zahlt im Ganzen 215 Hauser; gegen die Mitte des Ortes, etvvas erhohet steht das neue, nach dem Brande der alten Burgveste aufgefiihrte Schloss, und in ge- ringer Entfernung davon, auch etwas fiber die tibrigen Ge- biiude erhaben, die im Jahre 1777 neu erbaute nicht unan- sehnliche Pfarrkirche; eine Viertelstunde vom Markte entfernt zeigt sich der Bahnhof, unter denen der Karstbahn am hoch- sten, 1859 Fuss fiber dem Meere stehend. Die Zahl der Ein- wohner reicht an 1850; dieselben finden neben der Land- wirthsehaft, im Batin- und Strassenverkehr, wie auch in an- derer Beschafiigung ihren Unterhalt. An politischen Behor- den besteht in Adelsberg ein Bezirksamt, an kirchlichen ein Dekanatsamt, an Bildungs-und Wohlthatigkeitsanstalten eine Hauptschule, ein Leseverein und ein Krankenhaus, an Ver- 4 kelirsanstalten eine Bahnstation und ein Postamt; das vorziig- licliste Gasthaus ist das „zur ungarischen Krone 44 , dann das mit einem Bierbrauhause verbundene Gisiliaus von Leban. Der Ort Adelsberg hatte wegen seiner Uage iiiuner eine gewisse Bedeulung. In der Romerzeit trug der Scitloss- herg ein starkes Kastell, welches die Refestigung der juli- schen Aipen vervoljsfandigle; die bei einem alien Geografen in der Uandschaft Carniola angefiihrte Ortscliaft Porreston (lautverwandt mit deni slovenischen Postojna) durfte liier zu suclien scin. Jm Mittelalter erseheint die Burg, damals Aris- perch, dann Arens perch, Arlsberch, und zuletzt durcli Abschwachung der Haute Adelsberg genannt, zu- erst als Eigen der Alarkgrafen von Istrien, dann seit deni Jalire l^HOunler dem Patriarclun Rertliold aN Zugeliftr der Kirche von Aquileja. Auf tier Hurg sassen als Lelienstriiger, zu- gleich als Besitzer im Markte und in der Umgebung, die Herren von Arispercli odor A enpercb, unter denen zuerst Hermann von Ariperch ini Jalire 1149, und zuletzt Guarin von Arens- perch im Jalire 1331 genannt wird; mitunter linden sicli die Grafen von Giirz im Jalire 13526, und die Herren von Sleg- berg im Jalire 1335 im Besitze der Burgveste. Jm J ihre 1371 erkauflen die Herzoge Albrecht und Iieopold von Oesterreich die Herrschal't und den Alarkt Adelsberg von Johann von Siegberg, und gaben diesel be im fnlgenden Jalire dem Grafen Hermann von Cdli als Pfand in tiesilz. Xach dem Jalire 1431) wecliselten die Pfandinhaber sehr liau(ig,.bis zuletzt im Jalire 1616 der Kaiser Ferdinand II. die Herrschal't an den Fursten Hanns Ulrich von Eggen- herg kauflicli ins Eigentlium iiberliess. Wegen der beslan- digen Kriegsgefahr, die tlieils von den Tiirken theils von den Yenetianern her drohete, Avaren die Inhaber von Adelsberg inimer zugleich auch Haiiptleute fiir die Gegend an der Poik und am lvarste- Die feste Burg widerstand auch jederzeit den Tiirken, alleiu der Alarkt und die Umgebung lift durch Rnuh, Alord und Brand in den Jahreu 155r52, 15528, 1559, 1500 und 1564; die Yenetianer bi aclifen.,.-d«-)gegen im Jalire 1508 die Burg in ilire G< Avail, behielten jedoch dieselbe nur kurze Zeit, Im J. lire 1722 kaufte die kais. Hofkanimer die Herr- schaft Adelsberg von deni letzlen Besitzer F'rauz Freilierru o von Wolkensberg zurn Vortheile des Karstergestiittes wicdtT ab, und seitdem blieb diese Henschaft fortwahrend ein Staals- gut; die Alpen- un i Thalvviesen wurden jedoch davoti in der Folge Cur das Gesliitt ausgeschieden, und uiit dem Cute Prestranek vereiniget. Bei der Eintheilung Krafns in Ivreise, wurde Adelsberg ini Jalire 1748 .der Sitz des Kreis amtes fiir Innerkrain, und blieb als soldier bis zur neuen polilischcn liegulierung im Jahre 1850, darauf bestand bier durch kurze Zed eine Bezirkshauptmannschaft. Oer Ort lilt in neuerer Zeit luiufig durch Feuersbriinste, die heftigsten waren in den Jahren 1731 und 1802, weiche beide den ganzen Markt sammt der PCarrkirclie in Asehe leglen. Wahrend der fran- zosischen Kriege traf Adelsberg auch vieles Fngemach, es behielt jedoch auch wahrend der fremden Besitznahme einc Intendanzbehorde, und gewann dazu ein Gimnasium im Um- fange einer gegenwartigen Unterrealschule; auch wahrend der italienischen Kriege in den Jahren 1848 und 1859 gab Adelsberg einen Summlungspunkt fiir die operierenden Hee- restheile ab. Oocli Adelsberg verJankt seine Wellberiihmtheit nicht seiner politiscben oder socialen Geschichte, sondern den Na- turwundern, weiche daselbst unter der Erdoberdacbe sich schauen lassen, seinen staunenswerthen Holden und Grotten mit den ausserordentlichen Tropfsteinbildungen, die theils als Stalaktiten von den oberen Decken herabbangen, theils als Stalagmiten am Boden aufsilzen. Die Gegend der julischen Alpen zwiscben dem Birnbaumerwalde und dem Sclineeberge zeiclinet sich mimlich nicht nur im Allgemeinen durcli die besondere Karslformation aus, indem sich liberall mebr ab- gerundete Bergkuppen, kessel- und muldenformige Thaler, senkrechte Trichter und auagehbldle Baume zeigen; die trockenen Grotten und wasserfiihrenden HOhlen sindhierauf einem geringen Flachenraume in bedeutender Menge und grosser Ausdehnung vereiniget. Die bekannteste und beruhmteste 1st eben die Adels* berger Grotte, eine Viertelstunde nordwestlich vom Markte entfernt, und bei dem Einlritte der Poik in ihr unterirdisches Flussbett beginnend; ihre Hauptgange haben einc Lange von 1630 KICtr., die Nebengrotten messen 860, und die unter- suchte Wasserbohle 420KIftr. Die Magdalenengrotte (si. 6 Cernajama) eine Stunde nflrdlich von Adelsberg mitten In der Waldung, in il)fern langlichten Umkreise 260 Klftr. messend; daselbst ist der hiiufigste Fundort des Wunderlich gestalteten Proteus oder aalfbrmigen Oiins. Die P oik ho hie (si. Pivka jama) eine Viertelstunde nordwestlich yon der Magdalenen- grotte; es ist ein senkrechler 34 Klftr. tiei'er Schacht, und an dessen Grunde eine 650 Klftr. weit durchforschte Was*- serhohle, durch Avelche die Poik ihren unterirdischen Lauf fortsetzt. Die Nu ssd o rfer gr o tte anderthalb Stunden siid- westwarts von Adelsberg nachst dem Schlosse Nussdorf, 72 Klftr. lang, der Sage nacheinst bis Priiwald olfen. Die Lueg- ger Grotte, bei dem felsenschlosse Luegg (si. Predjama), zwei Stunden nordwestlich von Adelsberg entfernt; sie be- steht aus vier troekenen Grotten in einer Gessmmtlange von 960 Klftr., und einer Wasserhohle, in welclie der Lokva- bach sturzt, urn jenseits des Aanosberges bei Wippach an den Tag zu kommen. Anderseits ist die Planiner Grotte, siidwarts vom Markte Planina nachst dem verfallenen Schlosse Ivleinhausel; sie theilt sich im Innern in zwei Hohlenarme, und ist im Ganzen 2800 Klftr. weit untersucht; der Poiktluss komml hier, eine Meile in gerader llichtung von seinem Eintritte in die unterirdischen Giinge entfernt, wiederumans Tageslicht, und erhalt nach seiner Vereinigung mit den Wassern des Zirk- nizersees den Namen Unz, verliert sich aber eine Stunde nordwarts von Planina wieder in die Erde, urn yveiter bei Ober- laibach als Laibachlluss wieder zu Tage zu erscheinen und dann in die Save abzufliessen. Die A b'zugsh Ohlen des Zirknizersees, eine Stunde von der Station Rakek, und eine halbe vom Markte Zirkniz entfernt; der Hauptgang derselben beginnt mit der 250 Klftr. weituntersuchten Kar- louzagrotte, offnet sich nachst Rakek zweimal zu Tage und zeigt hier zwei natiirliche Felsbriieken, und mundet in mehreren Ausgangen in das Planiner Thai. Die Golobina- grotte westlich von der Stadt Laas, 54 Klftr. Aveit gang- bar; durch dieselbe fliessen bei UeberschAvemmungen die Wiis- ser des Laaser Thales in den Zirknizersee ab. Die Kreuz- b ergerg r o 11 e , unter dem Kreuzberge, eine Stunde nbrd- lich von Laas entfernt. im Ganzen 330 Klftr. messend, und veile Knochen von Hohlenthieren enthaltend. 7 Naher gegen die Meereskuste findet sich die 11 e ka¬ li 0 hie bei St. Kanzian, drei Viertelstunden von der Station Divazza entfernt; sie zeigt zwei trichterfbrinige 50 bis 80 Klftr. tiefe Abgriinde, und am Boden eiuen 480 Klftr. weit untersuchten Wassergang; in diese Hohle stiirzt sich der Re- katluss urn nach einem unterirdischen Laufe von fiinf Meilen bei Duino als Timavo zu Tage zu komrnen, und ins Meer ab- zufliessen. Die Trebi t schgr o 11 e , zwischen Sessana und Triest, ein 1755 Klftr. tiefer Abgrund, auf dessen Boden der Rekafluss 190 Klftr. weit verfolgt werden kann. Die Cor- gnalergrotte eine Stunde siidostwiirts von der Station Ses- saua, aus mehrercn vcrbundenen llalien bestehend, und in gerader Linie 150 Klflr. lang. Alle diese Grotten zeigen mehr oder weniger Sehens- wiirdiges, die Adelsbcrger Grotte iibertrifft jedoch alle an Naturwundern und Bequemlichkeit des Besuches; diese iiber- trifft an Sehtinheit und Grosse auch alle andern merkwiirdi- digen Hbhlen der Welt, Nur zwei Grotten iibertrieffen die- selbe an Lange, doch nicht an Sehenswiirdigkeit, niimlich in Europa die Agteieker oder Baradlagrott e in der Nahe von Rima Sombath in Nordungarn, 30655 Klftr. lang und in Nordamerika die Mamuthhbhle im Staate Kentuky, in vie- len Abtheilungen dritthalb Meilen Aveit untcrsucht. Uebrigens ist zu bemerken, dass die Adelsberger Grotte erst seit dem Jahre 1818 in ihrer ganzen Ausdeh- uung bekannt ist; vor diesem Jahre war nur der vordere Theil bis zum grossen Dome dann die nun sogenannte alle Grotte besucht. Auf diesen Umstand griindet sich die Ein- theilung der folgenden Beschreibung. IBescIi refilling der Adelsberger Grotter. 5^er YVeg zu der Grotte lenkt in dem Markfe Adelsberg von der Reickshauptstrasse ab, und zieht an der Pfarrkirche voriiber, weiterhin am Fusse des kahlen Scblossberges und seiner Ver- zweigungen, welcke das Poiktkal im Norden be- granzen, und im Gegensatze zu den von der Poik in Scklangenwindungen durchstrointen Wiesen das diistere Bild einer oden Karstlandschaft dar- bieten. Nicht weit vor dem Dorfe Gross-Olok offnet sich zwiscben den schief gelagerten Fels- schichten eine giihnende Bergspalte, in diesich der Eingang. aus der Umgebung der Station St. Peter kom- mende Poiklluss stiirzet. Vor dem Jahre 1593 stand eine viel geraumigere Hohle fur den Ein- tritt des Flnsses offen, 50 Klftr. naher gegen Adelsberg; dieselbe wurde jedoch durcli eine Felsenabrutschung versclmitet. Am Bergabhange oberhalb der Wasserhdhle befindet sich 10 Klftr. ober dem Wasserspiegel der unansehnliche mit einem eisernen Gitterlhor abgesperrte Eingang in die Grotte, zu welchem eiue Lindenallee fuhret. Er ist eine Viertelstunde vorn Markte entfernt und bat eine Seehdhe von 1691 Fuss. Seine schmuck- lose niedrige Wdlbung verspricht keineswegs jene 9 imposanlen Halien uud prach*ollen Scenerien, welche die inneren Raume bergen. Da die Tempe- ratur im Innern der Grotte zur warmen Jabres- zeit bedeutend tiefer steht als ausserhalb dtrsel- ben, und im Rurchschntie zwischen f 7 bis 9 Graden R. schwanket, so wild den Besucliern angerathen, sich vor dem Eingange gehorig ab- zukuhlen. Durch den gangbaren Theil der Grotte ist ein vollig gefahrloser, sehr bequemer und bret- ter Fusspfad gebahnt, zu den tiefer gelegenen Theilen fubren steinerne ITreppen, und an den Stellen, wo sich zur Seite des YVeges Ahgriin- de oder Kliifte befinden, wuvde fur d e Sicher- heit durch steinerne Parapetmauern oder solide Gelander die gehbrigc Sorgfalt getragen. Eben so wenig hat man das Herabfallen tfer von der Wolbung hangenden Felsstiicke und St-laktiten zu befurchten, da bei den bedeutendsten in der Grotte ausgefiihrten Sprengungen, ja selbst bei heftigen Erdbeben sich nicht Ein Steinchen von seinem Platze riihrte. Der Hauptgang der Grotte, der sich an mehreren Stellen zu kiibn gewolbten geraumigen tler ( Jrol B te Halleu erweitert, erstreckt sich in seiner Haupl- richtung von Siidwest nach Nordost, beim Gra- be zweigt er s'ch in zwei A'me ab, ’von denen der grossere den Gharakter der hauptgrotte bei— behaltend, anfangs eine dstliche R chiung nimmt, sodann gegen Norden fortiauft^ am Fusse des Kalvarienberges, dem emfernsten Punkte der Grotte, gegen Westen ablenkt, sodann am Fusse des Loiblberjf « in eine schuialere Seitengrotte 10 Natur Briicke einbiegf, welche sich mittelst des im J a lire 1856 zu Stande gebrachten Durcbschlages mit dem J; zweiten vom Grabe sich abzweigenden bedeu- S tend engern nach Norden streichenden Arme in k einem gesciilossenen Rundgarige vereiniget. Die¬ ses zum voriiiufigen Verstandnisse der Haupt- ” richtung des mit Wegen versebenen Theiles der ■* Grotte, und es folget die genauere Beschreibung v der einzelnen Parthien. jj 1. Grottenraume c welche vor dem Jahre 1818 bekannt waren. i i In einer Entfernung von 10 Klaftern vom ] Eingange dringt durch ein in der linken Felsen- j wand angebrachtes Eisengitter das letzte Ta- geslicht ein. Durch diese Oeffnung sieht man ( die Poik, die unter dem Eingange ihren unterir- . dischen Lauf nimmt, uud deren tosendes Rauschen , man noch durch eine Weiie hort. Weiterhin . stei'gt man iiber 9 steinerne Slufen in die Hoke , und gelangt in einem gegen Osten sich wendet, den hdhern breitern Gang, wo sich das Rauschen des Wassers auf kurze Zeit veriiert; dieser stol- lenartige Gang Avird allmalich hoher und breiter, dumpfes Rauschen (out dem Wanderer entgegen die Raume erweitern sich und man steht am Ein¬ gange in den e grossen Dom. Der Pfad fuhret 13 steinerne Stufen abwarts iiber ein Felsen- gewdlbe, eine Nalurbriicke, unter der die Poik fliesst, so dass man sie nur zur rechten Seite hervorstrdmen sieht. An die erste Naturbriicke schliesst sich eine zweite, iiber eine schmale 11 holie Klnft gespannte an, unfer welcher man zur Poik hinabsteigen kann. Ueber dieses Natur- .|. on Gewolbe kommt man auf den Balkon, den besten Siandpuukt zur Ueberscliau des grossen Domes. l)er grosse Dom (auch Neptunsgrotte ge- Grosser nannt) ist der grosste Rautn der Grotte. Er ist Dom 15 Klftr. hoch, 24 Klftr. breit, urd 25 Klftr. vom Eingange entfernt. Diese erhabene stau- nenswertlie mit grauen Felsmassen iiberwolbie Holle durchstromt von Siiden nach Norden in der Krummung eines lateinischen S die Poik, welche sich unfern von da gegen Osten im Felsrisse verliert, und nach einem mehrstundigen gewunde- nen unterirdischen Laufe bei Planina aus der Kleinhausler Grotte unter dem Namen Uuz aber- mals zu Tage kommt. Jenseits der besagten Naturbriicke, welche sich an die westliche Wand, des grossen Domes anschliesst, steht das erste Monument, welches der tliatige Beforderer aller Entdeckungen in die— ser Grotte, Herr Josef Ritter v Lowengreif an dem Platze errichten liess, wo Sr. Majestat Kaiser Franz 1. im Jahre 1816 dieselbe in Augenschein zu nehmen geruhten. Die an der schwarzen Marmorplatte befind-jy^"^"^ liche Inschrift lautet: i'KAlS H* Kaiser von Oesterreich der Gerechte, der Giitige, der Weise, stand am 16. Mai 1816 hier und besah diesen unterirdischen Schauplatz der wirkenden Natur. 12 Eunst- liclie Gallerie Josef Ritter von Lthvengreif, k. k. Kreiskassier f hat dieses m!t innigslem Gefiihle der Unterfhansliebe uud Ehrfurcht der Mit- und Nachfwelt bemerkbar geinacht. Von diesem Monumente fiihrt die im Jahre 1856 in der senkrechten Seitenwand des Domes ausgesprengte kuntsliche Gallerie zu der Ferdi- nandsgrotte. Die Ausfiihrung dieser Gallerie wur- de auf Anordnung des Herrn k. k. liezirksvor- stebers und Rathes Valentin Murnig bewerkstel- liget. Hire Lange betiagt 28 Kurrenlklafter, ilire Breite l’Klafter. Am Elide erweitert sich zu einer Blattfonn, von wo aus man eine scho- ne Ansicht des grossen Domes geniesst. Von hier gelangt man iiber 3 Stufen stei- gend in eine Vorhalle, deren Vordergund links das Ferdinandsmonument v einnimmt. Hier begirmt die vom Fiihrer Lukas Cic im Jahre 1818 ent- deckte neue Ferdinandsgrotte. Um vom Fran- zensmonumente kieher zu gelangen, musste nnn vor dem Jahre 1856 in die Tiefe hinabsteigen und die Poik passives. Da jedoch diese bei lange anhaltendem ltegen zuweilen so anschwilt, dass die uber dieselbe fiihrende holzerne Briicke ganz unter Wasser stand, so war der Zugang zur neuen Grotte oft wochenlang unuoglich. Nunmehr ist der Besuch der weitern Raume durebjene neu angelegte Gallerie von dem Was- serstande der Poik vollig unabhangig. Um je- doch von der Grossa: tigkeit des Domes sich eine klare Anschauung zu verschaffen, versaume man nicht, den friiher nolhwendigen Weg, der auch seilher im guten Zustande erhalten wird, 13 , zu der in der Tiefe brausend n Poik einzu- schlagen. Bevor man namlicb zu dem Franzensmonu- mente gelangt, full it der Weg fiber 23 Stufen e abwarts zu einem Platzcheu, wo man links hin— • s ter eiuem Geliinder eine dunkle Kluft erblikt, an deren Rand der 1 Shuh breite Pfad in die ur- alie Grotte ffihrt, die wegen des bescbwerlichen ■* lt ud unbequemen Zuganges nur sellen besuelit * w;rd. Voii diesem Pfatzchen weiter fiber 20 ’•> kunstmassig gebaule steiin rne Stufen kommt man 1 auf einen zweiten Rube.platz, wo man des na- - turgewolbten Bogens der frfiber genannten zwei- s t, ffihrt der weitere Weg fiber 82 steinerne Stufen, einerseifs m't einem liolzernen Geliinder verseben, anderse’ts durcli Felsenwiinde begrenzt, z m Ferdrnandsmonumente. wnhin man auch auf dem kurzen VVege fiber die kfinstliche Gallerie gelangt. Die vorgenam te alte Grotte isl im Gauze i 100 Kta fter laiig, an mebreren Orten selir scbinal u "d nieder, und hat an zwei Stellen sebr enge Durcbgange. Uuter den Tropfsteingebilden ist der rothe Wasseifail. und dann nocb ein zweiter Wasserfall sehenswertb. Meikwfirdig ist die Alte Grotte Namen- halle Ferdi- nandsmo- nument Fleisch- bank Namentialle, in welcher seit dem dreizehnfen Jahr- hunderte her viele Namen und Jahreszahim ver- zeiehnet worden sind ; das iilteste Datum ist vom Jahre 1213. 2. Besehreibung der im Jahre 1S18 entdeckten Grottenraume. Die neue Grotte auch Ferdinandsgrotte ge- nannt beginnt beim zweiten Monument, welches Sr. Majestat dem Kaiser Ferdinand gewidmet ist, der als Kronprinz und Koriig von Ungarn diesen im April des Jahre 1818 entdeckten Theil der Grotte am 1?. August des folgenden Jah- res besuchfe. Es tragt folgende Insckrift: In diese Grottenhalle, Wie Zauber anzuschau’n, Wo aus dem Tropfenfalle Sich macht’ge Saulen bau’n, Trat ein aus fernem Land 1 Manch hoch Erhab’ner schon, Vor alien FERDIN AND, Der hohe Kaisersohn. Am 17. August |819 Hueber scuipsit, Loewengreif posuit. Vom Monumente weiter, etwas sfeigend, engt sich bei der kleinen grau vertropften Kanzel vor- iiber der gebahnte Pfad etwas ein, und mundet dann in eine weile 6 Klafier hohe Halle aus, welche die Fleischbank genannt wird. — Die Gebilde der Stalaktiten, welche sich hier rechts in dem weiss und grau vertropften eberien Raume 15 befinden, sind Speckschwarten ganz tihnlieb, von wo dann der Fremde in eine pracblvolle, an Co- Seiten- iorit scbon abwechselnde Seitengrotte geleitet wird. £ roUe Der Pfad zum Eintritte ist schmal, iiieder, abwechselnd steigend und fallend, dock bequem, und fiihrt bei herrlicb glanzend weissen, brillan- ten Stalaktiten vorbei, wo die Ansicht einen schonen antiken Kopfes nicht zu iibersehen ist. — AVeiter gelangt man zu einer niedern Halle, Der der englische Garten genannt. — Die bier 7 engliscbe Schuh hohe und bis auf 5 Schub sicli senkende Marten Deoke des Gewdlbes, so wie der Boden ist wegen seiner vielen feinen, gliinzend weissen f l’ropfsteinbildungen der Betrachtung und Bewun- derung wiirdig. Welter auf ebenem AVege durch einen ab- wecbselnd bald hohen bald niederen Gang ge¬ langt man bei dem aus Tropfstein durcb viele tausend feine Rdhrchen scheinbar gebildeten K e 'Djsmanlen gen voriiber in die Diainaoten-Grube, welcbe, Grube richtig beleucbtet einen berrlichen brillanten An- blick gewahrt. — Ueber trockenen, von der N T a- tur fest gebabnten Boden gelangt man abwech- selnd bei weiss und grau vertropften grossen und kleinen Stalaktiten-Formationen voriiber zu dem Delphin sogenannten Delpbin (richtiger Lowe genannt), hinter welchem siidlich eine kleine uninleres- sante Nebengrotte, die nicbt besucht wird, sicb befindet. — Von hier weiter schreitet man etwas bergan zu einer Stalaktilenreihe, dieSchwam- Salami-Gehiingen und Scbwammen abnlich ist, welche Gestaltung, so wie auch der rothe Tropf¬ stein im weissen Felde besonders Beobachlung 1C Terdienf. Man kommt im Weiterngehen zu dem Thron sogenamiten Thron, (lessen oberer Theil funkelnd dem Fremden enfgegen flimmert. — H'er endet diese an sphenswiirdigen Gebilden ziemlich reiche Seitengrotte, das Elide ist 187 Klafter vom Ilaupteingange der Grotte entfernt. Auf dem namlinhen gebabnten Wege zu dem englischen Garten, und von da zur Fleisch- bank zuriick kehrend, gplangt man wiederinden Hanptgang, welcher sicli hier in einen sclimalen Stafne n ' ft dern Baum verengt. — Dieser fiihrt zu einem St Maria ^ r0 l’^ ste * n S e ^ 1 ^ R i welches der Statue der Mutter Gottes mit ihrem Kinde aulfallend ahnlich ist; dipse Ansicht ist niclit zu iibersehen, sie nimmt sich gut und richtig beleuchtet, besonders schdn an der riickwartigen Wand im Schatten aus. Nun dffuet sich die Halle wieder auf 30 Soliuh Hdhe, das Tropfgestein ist weiss, und die Steinmassen der obern Decke sind gothisch itber einander geschichtet. — Der Boden ist meistens trocken, die Halle geraumig und luftig. Der Weg w'rd allmahlig enger und niede- rer, man kommt an einer Stelle voi iiber, wo die reinste Tagesluftenlgegen wehet, zum sogenannten Wasserfall, woran der weisse, und graue Tropf- stein, und die Gestaltung selbst sehenswurdig ist. — An eben dieser Sielle findel sich ein schwarzlich vertropfter, 5 Schtih hoher mid 10 Zoll im Durchmesser dicker, frcistehender Sfa- lakrnit, welcher von seiner Aehniichkeit mit den Stock imStock im Eisen in Wien, so benannt wurde; in Eisen dieser Gegeud erreicht die Halle wieder auf ein kurze Distanz eiue Hdhe von 30 Schuhen. — ■X 17 Zwischen den verschiedenartigsten. Bilderu des I'ropfsteines und seines Farbenspieles gelangt man auf gut gebahntem Wege in eineni engen doch bequemen Gang iiber 3 Stufen in einen weiten Raum, und bei sckonen Tropfsteingestal- ten voriiber in eine ausgedehute, 30 Schuh hohe Halle, worin die Felseutiiimmer und aufgethiKin- ten Steinmassen Bewunderung erregen. — Rei¬ ter gelit er iiber eiuen kostspielig gebauteu einer- •seits Unit Gelander versehenen, anderseits du ch Felsenwande begrenzten Dam, zwischen rotheu Stalagmiten nnd weissem Tropfstein fort zu einer Fernsicht, welche, bei richtig angebrachter be- lenchtung, an ein.er 30 Schuh hohen Anhohe ei- ordlieht nen matten weisslichen Schein, w.e ein Nordltchl * dar.stellt, und eine nicht uninteressante Ansiclit gewahrt. — Auf diesem Dame kommt man zum sogenannten Petri-Stuhl. Auf gut gebahn- ten, breitem, mit Gelander versebenem ^> ege gel, ngt man, iiber zwci Stufen ste gend, an einer Seitengrotte voriiber, welcbe, \vie weiter erwahnt wild, mit dem Tanzsaale in Verbindung stebt, abwarts in eii e berrlicbe, 40 Schuh hohe Halle, und \oi bier winder iiber zwei Stufen steigend, und abermai iiber 20 Stufen abwarts, bei demstockhaus sogenannteu Stockhause voriiber, an eine Stelle, wo sich dem Freunde uuttrirdiscben Naturwun- •**' tt m~ der der grossartige Tanz- oder Turniersaal iiber- 0 ” 01 _ . rascbend bffuet.'- Dieser ist 285 Klafter vom Eingange enifernt, er uiisst 15 Klafter in der Hreite und 25 Klafter in der Gtinge und liat eine 42 Schuh hoch gespannte Fel.-endecke; er ist ebeu und horizontal, entha.lt die re-nste l,ufl und ein kaltes gutes trinkbares WasseriuderNa.be. 2 i8 Seiten- grotte Bei dem Grottenfeste alljiihrllcli am Pfingst- S() , montage und auch sonst bei Vergniigungsfahrten, wo sich haufig 2000 bis 3000 Fremde e'u.fin— i )e , den, wird bier die Hauptversammlung gebaken, i, ei und es wird bei wohlbesetzter Musik auch getanzt. U(1 In der Mitte des Tanzsaales an der link- in seitigen Wand ist eine 15 Zoll bohe Oiffuung di ersichtlicb, dutch welcbe man 10 Schuh weit liii durchscblupfend in einen andern kleinen, niederri, in dem Tanzsaale parallelen Saal gelangt. Dieser eii ist eben, 15 Schuh hoch und 4 Klnfter breit; D darin sind an einer Anhohe viele Brillantirungen, se und besonders die kalkweissen Versteinerungen ei staunenswerth. — Von bier durch einige enge w Gauge und Kliifte sich durchwindend, koinmt man dt in der Gegeud des schon erwakriten Slockhau- vt ses heraus. k< Vom Tanzsaale weifer iiber 3 Stufen rechts, '* bei sehonen, weissbrillantirten Saulen vorbei, wo ,ie sich eine grosse Stalagmifensaule, von ihrer an- dern Halfte abgeldst an die darneben siehende ^ gleicbartige Saule lehnt, gelangt man weiter. In i m schonen grossen und kleinen Tropfsteingebilden mit den verschiedenartigsten Colorit-Gemischen le vnruber, in eine 24 Schuh hohe Halle, welcbe 4 weiss und grau vertropft, schdne grosse und la kleine Tropfsteine darsteilt. — Auf gut gebahn- w lem ebenem Pfade ‘erreicht man die sogenannte ei kleine Glocke. und bei mit weissen Sialagmit bi ube zogenen Felsensclrchten voiuber, in einen d hohen, mit briilanten Steinen besaheten Baum, welcber sich allmahlig schliest. — Von d esein a Ilaume fiihrt dann ein schmaler,'eager, 5 Schuh 19 holier Gang weiter bei dem Altar votu'er, 7j ^ 'i)ie grosse sogenannten grossen Glocke. D ese hesleht in Glocke einer Tropfstein--Formation, woran bei Grotten- besucheri von einem voraus eilenden Grottendie- n ? ner mit einein Stalaktitea-Klopel angescblagen Ufa] ein Ton hervorgebracht wird, wslclier schun <- in einer bedeulenden Entf •rnut'g den Schall einer >g duster und dumpf tonenden Metallglocke luiren eit lasst. — Von der grossen Glocke weiter koimrn 'fij man zwischen abhangenden Tropfsteinmassen «tnf er einen 24 Klafter langen, kunstmassig gebauten it; Dam, welcher den Besucher bei scbonen weis- n, sen s>4 Scliuh hohen Saulenstammen, und bei en einer stark vertropften Kluft voriiber leitet, in ge welch letzterer eine abhangende Fropfsteinmasse, Kron- an der Kronleuchter genannt, gesehen zu werden leuchter u- verdient. Ueber einen 10 Klaf er langen Dam kiur,nit [man weiter bei einem wcisspn Stalagmit (s 5 5 Klafter im Umkreise messend, vo iiher in ei- ivo ,ie g r osse Halle. Weiter schreitend erblickt man Spring- n _ den sogenannten Springbrunnen, wo aus einer brunnen blendend weissen Masse eine rothe Saule, ei- b,-i !| em Wasserstrahle abnlich, empor sleigt. len Von dieser Stelle links ist eine enge, schma- teii le niedere Schlucbt, dutch welclie man in eine Seiten die 45 Klafter lange Seitengrotte kommt; darin ge- grotte Hid langi mail auf schoii brillanteneni Boden und bei m- wachsgelben glatizenden Wanden voriiber bis zu nte einer Verthfung, die das Ernie dieses Zweiges mit begranzt; ob ihren Coloriten und Gehangen wird Waclis- aen diese S itengrotte die Wachskammer genannt. kammer inr) i In Fortseizung dcs Hauptweges kommt man tew an eine Stelle, der Mondschein genannt, wo die iub 20 Fulmer durch eine in der Hohe angebrachle Rp- leuchtung den aufgehenden IVlond darzustellen suchen. — Von hier knmmt man an schouen bril- lantenen Stalaktiten voriiber zu dem seiner Aelin- Kohlofeu liciikeit wegen so benannten Kohlofen. — Hier bffnet sich dem Grotten-Gaste aine horizontale gei aumige Halle, von lichtgrauem Farbenspiele; die Luft darin ist rein, und man hurt, wie in deu meisten Theilen der Grotto, zeitweise Tropft-n fallen. — Weiter gelangt man zu dem von Fiem- Das Bild den jederzeit bewunderten Bilde, welches 460 Klafter vom Eingange entfernt ist. — Die 36 Schuh bohe saulenartige Tropfsteinmasse, welche von oben nicht ganz auf den untern Theil auf- getropft ist, scheint in der Mitte getheilt zu sein. — 1m obern Tiieile der Saule bt findet sich ein 6 Schuh holies Parallelogram, 3'Znll verlbft in einem weissen Felde welches das Bild genannt wird, und woran das kunstliche, und im Zufall sonderbar geregelte Wirken der Natur nicht un- beachtet zu bleiben verdient, Weiter rechts ist die Orgel, welche aus meh- reten neben oinander stebenden diinnen Stalakti- Mumicn ten g e kddet w ‘ r( ^ Hie stehenden Mumien. Diese Staiagmiten-Formation ist 500 Klafier yom Ein- gange entfernt, und gewahret, gut und richtig beleuchtet, eine schdue Ans'cht; ihre Farbe ist weissrothlich, ins Grate iibergehend, und der Bo- den wellenfdrmig. — Rechts unier diesen Mil- mien, und zwar gerade unter der gidssten, ist ein Durchgang, welcher sich an den gebahnten, links befindlichen Pfad anschllesstj die gauze Halle um dieses Gebilde her ist mit kahlen, grauen 21 Eelsenwanden begrenzt, an welchen sich linker Rand vom E ntritte schone Stalaktiten zeigen. — Em guter, fester, trockener Baden geleitet den Grotteu-Gast weiter zur Ansicht des Grabes, jj as Q ra j, Welches sich 525 Klafter vom Eingange befin- det. — Dieses ist eine iiberhangende Tropfstein- masse, welche durch abhangende Zapfen und durch Saulen die Gestalt eines in Felsen aus- geholdten Grabes zu bilden scheint. In dem 27 ‘Schuh hohen vor dem Gr abe befindlichen Raume, d\ssen Boilen wellenform g ist, prangen herrliche weisse, cannelirte Saulen ; links vom Grabe sieht ein isnlirter Stalagmit, der Obelisk Beiro Grabe verlasst man die Ferdinands- grotte, welche sich weiter gegen Osten erstreckt, Und durch die man spiiter wieder zu diesem Punkte zuruckkehrt. Man lenkt hier links in eine nied- rige Seitengrntte ein, deren Eroffnung sich an das in der Geschichte der Adelsbergergrotte Franz- epochemachende Ereigniss der allerhochsten An-*^? e ^~ l,n d Wesenheit JJ. Majestaten des Kaisers Frauz^Q^"^' 1- Jesef und dm* Kaiserin Elisabeth kriupfet, daher auch diese Abtheilung bis zum Kalvarienberge den Namen Franz Josef- und Elisabeth-Grotte fiihret. Bei Felsen- und Stalaktitentriimmern vor- bei gchend hat man Gelegenheit die ausgedehnten Weissen und rothen Tropfsteine, welche theils frei stehen, theils aus weissen Wanden roth hervor- brechen, zu bewundern, In einer Entfernung von 16 Klafier vom Eintritte in diesen Grottenarm wird der Gang immer enger, uud schliest sich auf 36 Klafter fast ganz, diese enge Passage wurde in dor letzten Zeit kiinstlich erweitert. 22 Kleiner Kalva- rienberg Hinter diesem Engpasse gelangt man in erne 8 Klft. hohe uod 9 Klafter breite Halle, worin sicli die weissen Tropfsteine mil rotlien Kiusten- lagen zu fiberziehen beginnen. Nachdem man rur iiber 3 Stufen und eine leibhte llampe in einzelnen Zwisckenraumen 'gpsliegen ist, gelangt man zu einer k'einen Anliobe, wo sich eine 3 Klafter hohe Saule im flrischfarbigen Bolorit befindet. Nicht zu ubersehen sind hier an dei* ruckwartigen Wand die schdnen Drappirungen, deren Farbenspiel wahrbaft fiberraschend ist und voin blendenden Weiss bis ins Rosa fibergeht. Von bier gelangt man in 18 Klafter Ent- feniung in eine geramnigere Halle, woman nieht vergessen datf sich umzukehren, und uich die ganze Raumlichkeit zu besehen, welche wegen ihrer imposanten Gesteinsgruppii ungen den Na~ men des kleinen Kalvarienberges ffihrt. Nuu gelar.gt man zum neUen Durchschlag, dessen zwei fruiter blind endende Seitengrotten mit einander verbttnden wurden, Derselbe wur- de im Jahre 1856 bewerkstelligef, und ist 6 Klft. 3 Schuh lang, 5 Schuh breit 6 Schuh 6 Zoll lioch*f- Hinter dem ntirchschlag in einer Entfernung von 1-1 Klafter l onimt man eine Stufe herabstei- gend zu einer reclits vom Wege stehenden 3 Zoll dicken und 9Fussbohen blendend weissen Saule. Auch sind die nahen weissen Vorh&nge nicht zu ubersehen. Man gebt, noch weitere 15 Klft. uml gewabrt, nachdem man bei schoiten prachl- voll glanzenden Saulen voriiber gegangen, links in der Hohe schneeweisse Hraperien, deren Dicke nicht fiber 4 Linieu betragt. Von hier an 23 senkt sicli die Wolbung immer mehr berab und ist auf 14 Klafter Enlfernung nur mehr 5 Scliuh lioch. Nachdem man hier die aufwarts fiihren- den 5 Stufen erstiegen hat, sieht man liber sich aus Kalkspath gebildete Rdhrchen, welche einen Hegen darstellen. Zwei Klafter weiler rechts B p g e n sieht man in einer Nische eine Gruppe, welche zwei aufeinanderliegenden scldafenden Madchende'-MSd- gieicht. Der Kopf ist weiss, die Gewander c h en sind rothbraun. Hier erweitert sich die Halle und erreicht allmahhlig eine Hiihe von 7 Klaftern. bei einer Breite von 4 Klaftern. Die Steinmassen schieben sich hier spitzbogenartig ubereinander und die Wande sind mit den herlichsten, StaJaktiten, von lichten Weiss bis ins Dunkelbraune iibergehend iiberzogen, deren Glanz mit jeriem der herrlichsten Kristaile zu vergleichen ist. Weiterhin erweitert S'ch jener Gang zu einer 8 Klafter breiten uud 20 Klaftern langen Halle. Hier miinden inehre- re Seitengrotten ein, wovon eine bis zum Loibl fiihrt, jedoch wenig sehenswertes darbietet. Nun wendet sich der Weg links und man schreitet unter einem ehemals 9 Fuss langen nun abgebrochenen Tropfsteinzapfen, welcher das Damoklesschwert heisstf von hier gelangt man auf einem Wege. der reich an interessanten Tropfsteingebilden ist, in 27 Klaftern Lange zum Ausgange jenes neu erolfneten Groitenarmes, der in eine write Grottenraumlielikeit miindet. Der Weg zieht sich in 3 Wendungen eine Anhohe hinan und man erreicht eineri der schdn- s*n des Karstes wiesenschafil ch unter- sucht hat, beschreibt diesen interessantesten Pnnkt der-G rotte also : Kalva- l);r Kalvurieuberg so genannt von den vie- rienberg i en Stala gmiten, in welehen man den Zug des Vol- kes auf Golgata e-bltcken wollte, und von dem „Altar u auf dem Gipf *1) steigt unmittelbar inner— halb seiner sngenannten Pforte (]zwei grosse Ste- lagmiten) zu und erh^bt s : ch in 3 Absatzen 182 Fuss hoch. Der u iterste Absatz ist ziemlic'i steil; am Todtenkopf und an Si. Nikolaus, einem schb- nen weisseu Stalagmit, vorbei erreicht man die zweite Hbhe, wo d.cht am Wege die hOchste Tropfsteinsaule der Holile sich befiudet an 5 Klafter hocb nnd die Gestalt des Mamies, den sein Weib den Berg hinan tragt, vorstellend. l);ese Hbhe ist die interessanteste Partbie der ganzen Hbble, durcb die vielen kolossalen Saulen, weiss gelblicb, uud roihltch glanzend ; am scbbnsteu gruppiren sich dieseiben, wenn man am Fusse der dritt^n Hbhe sich umwendet und ruckwiirts biuabsiebt. Die Fuhrer nennen diese Parthie den Mailander Dotn ; die letzte Saule in demselben, en der dritten Hohe, welche am hoch- stcu gegen d e Decke ragt, beisst, der Triester Leuchtturm. Die dritte Hbhe ist von einerUn- zahl kieinerer Stalagmiten umgeben, vieie von blendender Weisse, und an ihrem Gipfel liegt ein gewaltiger Felsblock die Arche Noali ge¬ nannt, auf welchern- eine grosse Anzahl. Namen aufgescbrieben sind. Auf dem Gipfel selbst be- linden sich Sitzbauke 1072 Kl. vom Hanptein- 29 gange der Grotte eutfernt. Hire Majesiat die Frau Erzherzogin Marie Louise Herzogin von Parma, vorweilte am 4. Juai 1830 daselbst und gestaftete, ihren Namen an der Arche Noah an- schreibeu zu lassen. Der Weg ist dergestalt gefuhrt, dass man links diese dritte Holie hinan steigt, von den Sitzbanken sich rechts zum gros- sen Altare wendet und von diesem dann zum Mailiiuder Dom herab gelit. Der grosse Altar der Schluss dos Schauspiels, der letzte Punct der beleuchtet wird, ist eine dreirckige Anhohe >ve!che gegen die reehte Seitenwand der Hohle ansteigt und mit weissen Sialagmiten besahet ist die von braunen JBoden und Hintergrund itia- lerisch absiehen; aucb hiingen bier mehrere Sta- laktiten herab. Vom Kalrarienberge kehrt man durch den Dauptgang der Ferdinandsgrotte zum Grabe zu- rfick. S-luIen Rian gelangt Zur Sauienallee, einer quer, ( ‘ al j e fiber den Weg gestellten Saulenreihe. V r on bier 52 Kl. ist der bescbwerl cbe Durchgang 32 Kb Be¬ la ng. In d iesem 30 Schah hohen liaume ent-schwerli- f.iltet sich eine Schauder erregende Ansicht vie- c * ,e f ler gesii'irzo n machtiger S'alagmitsaulen. auf we!- tlrc l ~ chen s ch w'eder n u uer Stalagtfiitmassen in ver- " tikaler Rrchtung tl iirrnen. Diesseits und jenseits ist der Zugang dahin imrner mit etwas Wasser . bespiihlt, und man katin den heschwerlichen Durch- g'-ng umgelien und gebngt.- endlich durch eine scbmale 4 S'chub weits und 2 Schuh hohe Oeff- nurg abermals auf den gebahnten Weg. W eiter vom heschwerlichen Durchgang sieht man links weissgraue Feisenwand* und fiber ein- 30 Landkarte Tiirken- sabel Reit- s chute ander geschichfete Trtnnmer, recliis ab< r die ver- schiedenartigsten Trupfsteinformationen, darunter eine friiher blendentiweiss geweseue Tropfstein- saule. welclie nun rnit rather Kalkmasse allmah- lig fibertropft wird, merkwfirdig erscheiut Wei- ter kommt man zur sogenannien Landkarte. Nun sieht man in einer 45 Scliuh hohen Halle zwei blendend weisse 14 Scbuh hohe kannelirte Sau- len, davon die eine 4, d e andere 3 Klafter im Umkreise inisst. I)er Weg ffihrt weiter in eine geraumige Felsenhalle, wo sich links in der Hdhe der mit einem eisernen Gitterthor geschlossene Eingang y. u einer Seitengrotte offnet, welche Erz- herzog Jnharmesgrotte heisst. Diese Grotte ent- halt die schonslen Tropfsteinbildungen im ursprfing- lichen. ungetrfibten Schimmer und Glanze. Es wird nur fiber besondeie Meldung der Eintritt in dieselhe gestatet.. Anf d. m weitern Wege offnet sich reehts eine Seitengrotte. Weiter sieht man den Tfir- kensahel, eiiien der merkwfirdigsten Stalaktiten, der in der ganzen Grotte nicht seines gleichen hat. Er ha tgt von der Decke ganz frei, ob<‘n 8, unten 5 Zoll breit, nnr miiss'g dick herab. Nach 76 Klaftern Entfernuug gelangt man zum Fischplatz, einer sehr pittoresken Abthei'uii?, in welcher der fMatifi'Ch, der Meerkrebg, das gol- dene Fliess dor schlafemle Lowe, nnd der gros- se W asserfall bemerkenswert sind. In einer Ent- fernung von 6 Klaftern sieht man links den Grot- teiiwachter, eine T, o t fsteinsaule, deren oberes Ende Aelmlichkeit mit einem Kopfe hat, 16 Klft. von hier vorbei gelangt man zur Reitschulc, in deren Mine sich ein Stalagmitenstock in ^Gestalt 30 M ■pines Pftilers, w‘n er in Reitschulen ublich ist, belindet. Diesen in (ier Miite befindlichen, weis- sen, freistehenden Stalagrniten gegeniiber in eiut'in 30 Schuli kohen Saale rechts, erscheint der, Be- wunderung erregende und stauneu.swerthe, 625 Vorhang Klafter vom Eingange entfeinte Vorhang. Die¬ ses merkwiirdige Gehange isi 9 Schuli hoch 4 Linien dick mid 1 his 3 Schuh aus der Wand vorhangend; seine 4 Z
iilier in die Franz Josef und Elisabethsgrotte verliess. Beim wei- tern Rucckweg du: chschreitet man die fruher zu* ri'ickgelegten Raume, * Die Ueberselzung in andern Spracben wird vorbehalten. Sil nations-Plan aller Verzweigungen tier Lauhttm Matitbq ADELS8ERGER GRGTTE Tartarus. hixbamoktes Sehwert. >asm Der btsciuvcrli- die Uebergang. [hirchschlc tfiflJpoUefti ‘Xu rk ensd bet. Heyen and die schla fen/ten Mddehen. [Yfddner (alvarienberg. V h'annn^jtsdule. \ ' S 1 • fHeine UK. 'vtibxef-. SO 4o m> •• - ■ » * — Wiener Kltifter. '