93 Heinrich Heine im slowenischen Lektüreka- non: Eine Analyse seiner Rezeption und Präsenz von 1850 bis heute Mineja Krisper, Petra Kramberger Abstract Obwohl der deutsche Dichter Heinrich Heine (1797–1856) eine herausragende Position in der globalen literarischen Szene einnahm, wurde er bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahr- hunderts oft aus dem schulischen Lektürekanon ausgeschlossen. Die Anerkennung seines Werkes im Bildungsumfeld wurde von einer Vielzahl von Faktoren geprägt, unter anderem von politischen und gesellschaftlichen Bedingungen sowie Kontroversen, die sein Schaffen begleiteten. Der vorliegende Beitrag untersucht Heines Rolle im gymnasialen und mittel- schulischen Lektürekanon des slowenischen ethnischen Gebiets. Die Analyse konzentriert sich hauptsächlich auf die historische Entwicklung der Kanonisierung von Heines Texten im slowenischen Bildungsumfeld und betrachtet auch seine aktuelle Präsenz im sloweni- schen Schulsystem. Das erste Kapitel beleuchtet Heines Rolle im slowenischen Schulkanon von 1850 bis 1918 und gliedert sich aufgrund des historischen Kontextes in zwei Unterka- pitel: Heines Rolle im Deutschunterricht und seine Präsenz in slowenischen Lesebüchern. Das zweite Kapitel konzentriert sich auf Heines Position im slowenischen Bildungskanon von 1918 bis heute. Dabei wird untersucht, wann Heines Texte erstmals in slowenische Le- sebücher integriert und welche seiner Werke für die Aufnahme ausgewählt wurden, wann und wie Heines Werke zum festen Bestandteil des slowenischen Bildungssystems wurden und wie der Dichter den slowenischen Schülern heute präsentiert wird. Schlüsselwörter: Heinrich Heine, slowenisches ethnisches Gebiet, Literaturkanon, Lesebücher, von 1850 bis 1918, von 1918 bis heute ACTA NEOPHILOLOGICA UDK: 821.112.2.09-1Heine H.:37.016(497.4)“1850/…“ DOI: 10.4312/an.57.2.93-112 94 Mineja Krisper, petra KraMberger In den vergangenen Jahrzehnten erlangte der deutsche Dichter Heinrich Heine (1797–1856) aufgrund seiner Werke, deren Bedeutung weit über die Grenzen seiner Zeit hinausreichen, den Status einer literarischen Ikone. Dennoch unter- scheidet sich seine gegenwärtige kanonische Stellung erheblich von der Position, die er in den vergangenen beinahe zwei Jahrhunderten in den Schulbüchern in- nehatte. Der vorliegende Beitrag untersucht die Rolle Heines im Bildungskanon des slowenischen ethnischen Gebiets sowohl aus historischer Perspektive als auch im gegenwärtigen Kontext. Die Untersuchung gliedert sich in zwei Kapitel und basiert auf der Analyse von Lesebüchern, die von 1850 bis heute veröffentlicht wurden. Das erste Kapitel erforscht Heines Rolle im slowenischen schulischen Lektürekanon zwischen 1850 und 1918. Unter Berücksichtigung des historischen Hintergrunds des slowenischen Bildungswesens teilt sich dieses Kapitel in zwei Unterkapitel auf: Heines Präsenz im Deutschunterricht, wobei vor allem auf die bisherigen Untersuchungen zurückgegriffen wird, sowie Heines Präsenz in slo- wenischen Lesebüchern, wo die Analyse aller relevanten Lesebücher bis 1918 erfolgt. Das zweite Kapitel untersucht Heines Position im slowenischen Lek- türekanon von 1918 bis heute. Dabei wird erörtert, wann Heines Texte erstmals in slowenische Lesebücher integriert und welche seiner Texte für die Aufnahme ausgewählt wurden, wann und wie Heine zum festen Bestandteil des sloweni- schen Bildungssystems wurde und auf welche Weise der Dichter slowenischen Schülern heute vermittelt wird. Diese Analyse bietet also Einblicke in Heines Platzierung im slowenischen Schulkanon. HEINES PRÄSENZ IM SLOWENISCHEN SCHULKANON VON 1850 BIS 1918 Aufgrund historischer Umstände war der Schulkanon im slowenischen ethni- schen Gebiet eng mit dem österreichischen Schulsystem verbunden. Dies unter- streicht die bedeutende Rolle der österreichischen Normen und der deutschen Sprache als Unterrichtssprache in der Entwicklung des slowenischen Bildungs- systems. Im Jahr 1848/49 wurde in Österreich die entscheidende Gymnasial- reform durchgeführt, die die Einführung eines achtjährigen Gymnasiums mit Unter- und Oberstufe beinhaltete (Okoliš 47). Diese Reform verlieh „dem Deutschunterricht eine konstitutive Rolle in der Gymnasialausbildung“ und führte „gleichzeitig [die] Verpflichtung“ ein, am Ende jedes Schuljahres Jahres- berichte herauszugeben (Samide 16). Es wurde auch beschlossen, im sloweni- schen ethnischen Gebiet den Slowenischunterricht einzuführen (Okoliš 52), je- doch war dieser lange Zeit kein obligatorischer Bestandteil des Curriculums und hatte nur den Status eines Wahlfachs. Darüber hinaus wurde das Slowenische nicht als die Muttersprache der Slowenen anerkannt, sondern lediglich als zweite 95Heinrich Heine im slowenischen Lektürekanon Landessprache, wodurch es nur für Schüler, die sich ausdrücklich als Slowe- nen identifizierten, ein „relativ obligate[s] Wahlfach“ (Samide 71) war. Nach der Reform des österreichischen Gymnasialwesens mangelte es an angemessenen Lehrbüchern, da sämtliche vorhandenen sowohl methodisch als auch inhaltlich veraltet waren. Daher schlug das Ministerium für Cultus und Unterricht vor, auf deutsche Lehrbücher zurückzugreifen (Hriberšek 51). Diese Tatsache ist für die Kanonisierung der Werke Heinrich Heines von großer Bedeutung, da sie Heines Position im slowenischen Schulsystem dieser Zeit zweifellos beeinflusste. Auf- grund dieser historischen Umstände kann Heines Rolle im slowenischen Lek- türekanon bis 1918 aus zwei Perspektiven betrachtet werden: Heine im Rahmen des deutschen Literaturunterrichts und Heine in slowenischen Lesebüchern. Der Zeitraum nach 1918 wurde in Bezug auf Heines Rolle im slowenischen Schulkanon als Ganzem untersucht. Die Präsenz Heines im deutschen Literaturunterricht bis 1918 Bis zum Jahr 1918, dem Gründungsjahr des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, nahm der Deutschunterricht eine bedeutend wichtigere Stellung als der Slowenischunterricht ein. Daher beeinflussten die schulischen Ausrichtun- gen und pädagogischen Prinzipien der Habsburgermonarchie maßgeblich Heines Rezeption an slowenischen Gymnasien und anderen Mittelschulen. Irena Samide untersuchte die Lehrpläne des deutschen Literaturunterrichts an drei humanis- tischen Gymnasien im slowenischen ethnischen Gebiet von 1848 bis 1918: dem k. k. Gymnasium zu Laibach/Ljubljana, dem k. k. Gymnasium in Marburg/Ma- ribor sowie dem k. k. Gymnasium zu Klagenfurt/Celovec, wobei ihre Forschung auch Heines Rolle darin berücksichtigte. Sie stellte fest, dass Heine während die- ses Zeitraums im gymnasialen Lektürekanon im slowenischen Raum nur selten Erwähnung fand, da er aufgrund seiner jüdischen Herkunft, seiner politischen Überzeugungen und seiner scharfen politisch gefärbten Gesellschaftskritik als ungeeigneter Autor angesehen wurde, obwohl die österreichisch-ungarische Kai- serin Elisabeth eine große Verehrerin von ihm war und seine Texte im Allgemei- nen gut aufgenommen wurden (Samide 144). Diese Erkenntnis wird durch die Ergebnisse der bisherigen Untersuchung von Zeitungsartikeln über Heine in von Slowenen bewohnten Gebieten bestätigt (Krisper). Die Studie verdeutlicht, dass Heines Poesie bis 1860 größtenteils positiv rezipiert wurde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhr sie dann in liberalen Zeitungen eine äußerst positive Resonanz, während sie in konservativen Zeitungen bis zum Beginn des 20. Jahr- hunderts häufig abgelehnt wurde. Ab dem frühen 20. Jahrhundert, insbesondere jedoch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wurde Heines Poesie in Slo- wenien durchweg positiv wahrgenommen. Dies deutet darauf hin, dass Heines 96 Mineja Krisper, petra KraMberger Position im Schulsystem des slowenischen Raums bis 1918 nicht unbedingt das Interesse an ihm in der slowenischen Presse widerspiegelte. Trotz Heines begrenzter Präsenz im deutschen Literaturunterricht kamen sei- ne Texte bereits vor dem Tod des Dichters mit wichtigen Namen der slowenischen Literaturszene in Berührung. Dies wird von France Bernik in seinem Beitrag Heinrich Heine in slovenska literatura [dt. Heinrich Heine und die slowenische Litera- tur] verdeutlicht, in dem er erwähnt, dass der Dichter Simon Jenko (1835–1869), „der literaturhistorisch in Slowenien am häufigsten mit Heine in Verbindung gebracht wird“ (Krisper und Kramberger 288), Heines Werke während seiner Gymnasialzeit zwischen 1854 und 1855 zu lesen begann (Bernik 432). Zu Jenkos Zeit wurde das literaturhistorische Lehrbuch Geschichte der Neudeutschen Literatur in Proben und Biographien von Gottlob Heinrich Friedrich Scholl und Traugott Ferdinand Scholl im Unterricht verwendet. Bernik verweist in seinem Artikel da- rauf, dass das Scholl-Lehrbuch bis zum Jahr 1854 in den Jahresberichten genannt wird (432), eine Feststellung, die auch von Samide bestätigt wird, wenn sie darauf hinweist, dass das Lehrbuch noch einige Jahre nach der Gymnasialreform ver- wendet wurde (Samide 176). In diesem Lehrbuch werden im Kapitel Neunzehntes Jahrhundert vier Vertreter der literarischen Bewegung des Jungen Deutschlands genannt: neben Heine auch Ludwig Börne (1786–1837), Karl Gutzkow (1811– 1878) und Heinrich Laube (1806–1884) (Scholl und Scholl 911–912). Es enthält zehn Gedichte von Heine, beginnend mit den Frühlingsliedern Unterm weißen Baume sitzend aus der Sammlung Neue Gedichte (1844) und Leise zieht durch mein Gemüt (1830). Es folgen Belsazar (1827), Die Grenadiere (1822), Die Lore-Ley (1824) und Das Fräulein stand am Meere (1832) sowie drei Gedichte aus dem Buch der Lieder (1827): das Sonett Gieb her die Larv’, ich will mich jetzt maskieren und zwei kürzere Gedichte, nämlich Ich hab euch im besten Juli verlassen sowie Selten habt ihr mich verstanden. Das letzte Gedicht im Scholl-Lehrbuch stammt aus dem zweiten Buch des Romanzero (1851) und trägt den Titel Jetzt wohin?. Der Poesie folgen noch das erste Kapitel sowie ein Ausschnitt aus dem achten Kapitel des Buches Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski (1834) mit dem Titel Aus Heine´s Salon (917–926). Seitdem das Lehrbuch von Gottlob Heinrich Friedrich und Traugott Ferdi- nand Scholl nicht mehr verwendet wurde, fand Heine bis 1913 in Lehrverfas- sungen und Lehrplänen an den drei bedeutendsten humanistischen Gymnasien im slowenischen ethnischen Gebiet (am k. k. Gymnasium zu Laibach, dem k. k. Gymnasium in Marburg sowie am k. k. Gymnasium zu Klagenfurt) keine Erwähnung (Samide 143–144),1 was nahelegt, dass dies auch für alle anderen Mittelschulen auf slowenischem Boden galt. Sein Name war, wenn auch in sehr 1 Die Untersuchung Samides bezieht sich ausschließlich auf Lehrverfassungen und Lehrpläne, nicht jedoch auf Lesebücher, die einer separaten Untersuchung bedürfen würden. 97Heinrich Heine im slowenischen Lektürekanon bescheidenem Umfang, in Titeln von Aufsätzen präsent, die sich auf die Bal- laden Belsazar (319, 372) und Die Lore-Ley (144) bezogen. Außerdem tauchte Heines Name auch in Titeln von diversen Vorträgen bzw. Redeübungen auf (144, 330, 380). Im Vergleich zu Heine waren andere deutsche Autoren wie Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Friedrich Schiller (1759–1805), Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781), Friedrich Gottlieb Klopstock (1724– 1803), Franz Grillparzer (1791–1872) u. a. viel stärker vertreten bzw. wurden häufiger genannt, sowohl explizit im Lehrplan als auch in Form von Aufsätzen und Vorträgen (139). Samide schreibt die außergewöhnlich begrenzte Aufnah- me von Heine dem normierenden und zensurierenden Einfluss der Schule wie auch der allgemeinen Zensur zu (145). Sie betont jedoch auch, dass der Zustand im schulischen Lesekanon kein Indikator für Heines tatsächliche Beliebtheit im slowenischen Raum war, was wiederum bedeutet, dass die Schule nicht die einzige Kanoninstanz war (145). Die Präsenz Heines in slowenischen Lesebüchern bis 1918 Der Schwerpunkt dieses Kapitels liegt auf der Analyse von Heines Präsenz in slowenischen Lesebüchern während des betrachteten Zeitraums. Unter Be- rücksichtigung der Erkenntnisse von Samide (144) und des historischen Kon- textes des slowenischen Raumes ist anzunehmen, dass Heines Werke darin eher spärlich vertreten waren. Es wurde die These aufgestellt, dass Heine zwischen 1850 und 1918 in slowenischen Lesebüchern entweder überhaupt nicht oder nur in begrenztem Maße präsent war. Das Jahr 1850 wurde als Ausgangspunkt gewählt, da zu dieser Zeit die ersten für diese Untersuchung relevanten Lesebü- cher erschienen. Die Auswahl der Lesebücher basiert auf der Studie Slovenska literatura v šoli in Prešeren [dt. Slowenische Literatur in der Schule und Prešeren] des slowenischen Literaturhistorikers Zoran Božič, in der alle relevanten Le- sebücher von 1850 bis 2010 erfasst und analysiert wurden. Für diesen Beitrag wurden bis zum Jahr 1918 alle verfügbaren Lesebücher durchgesehen, während nach 1918 mindestens einmal pro Jahrzehnt eine Stichprobe ausgewählt wurde, wobei die Auswahl je nach historischer Bedeutung des Erscheinungsjahres der Lesebücher angepasst wurde. Basierend auf diesen Kriterien wurde ein umfas- sender Überblick über Heines Rolle im slowenischen Lesebücherkanon gege- ben. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Vollständigkeit der Daten nur bis 1918 bestätigt werden kann; die Ergebnisse für die Zeit danach liegen nicht in vollem Umfang vor. Die Untersuchung beginnt mit den 1850er Jahren, als der renommierte slo- wenische Publizist und Politiker Janez Bleiweis (1808–1881) Lesebücher für die 98 Mineja Krisper, petra KraMberger ersten vier Klassen des Gymnasiums zusammenstellte (Merhar 44),2 während der Philologe, Linguist und Slawist Fran Miklošič (1813–1891) die Bände für die darauffolgenden vier Gymnasialklassen verfertigte (45).3 Nach einer gründlichen Durchsicht aller genannten Lesebücher wurde festgestellt, dass Heines Werke zwischen 1850 und 1865 darin nicht enthalten sind. Dies deutet darauf hin, dass Heine gegen Ende seines Lebens und unmittelbar nach seinem Tod im sloweni- schen Literaturunterricht keine Berücksichtigung fand. Die weitere Untersuchung ergab, dass Heine bis zum Jahr 1893 in keinem einzigen Lesebuch verzeichnet ist. Seine Werke fehlen auch im Lesebuch Cvet- nik (1865, 1867) von Anton Janežič (1828–1869). Es war der Schriftsteller Jakob Sket (1852–1912), der Heine erstmals in der Geschichte des slowenischen Schul- kanons in seinen Lesebüchern erwähnte, und zwar in Slovenska slovstvena čitanka za sedmi in osmi razred srednjih šol und in Slovenska slovstvena čitanka za učiteljišča, die beide 1893 in Wien veröffentlicht wurden. Es ist anzumerken, dass Sket in seinen Lesebüchern weder Heines Poesie noch seine anderen literarischen Werke berücksichtigt, sondern seinen Namen mit dem Erlernen von poetischen Formen in Verbindung bringt. In beiden von Sket veröffentlichten Lesebüchern finden wir den gleichen Text: Učiti pa se moremo in učiti se moramo oblike. Krivo bi bilo misliti, da se veliki pesniki niso učili. Znano je, da ravno Heine, eden izmed največjih lirikov vseh časov, kateremu nihče ne bo jemal genijalnosti, ni kar tako iz rokava iztresal svojih neumerjočih pesmij: čim bolj se nam vidijo priproste, naravne, tem bolj jih je obdeloval, predeloval in pilil, več je v njih skrite umetnosti; in da nam ne kažejo dela in truda, to je ravno največja umetnost. Ravno v lirični pesmi, ki je po navadi kratka in se lahko pregleda z enim pogledom, najbolj žali izobraženi okus vsaka, tudi najmanjša napaka, katero bi človek čisto prezerl v dolgi epični pesmi ali v drami. […] Pri novejših narodih je vedel zlasti Nemec postaviti svojo literaturo na narodno podlogo. Tu nam nij obširneje govoriti o tej stvari; dovolj naj bode omeniti, kako so prestvarili nemško liriko s tem, da so zajemali iz narodnega vira, zlasti Goethe, Uhland, Heine. (Sket 1893a: 343–346; Sket 1893b: 343–346) Im gesamten Text, der vier Seiten umfasst, erwähnt Sket Schiller (7-mal), Goethe (6-mal) und Uhland (3-mal) öfter als Heine (2-mal). Hierbei fällt jedoch auf, dass lediglich bei der Erwähnung von Heines Namen der Zusatz „einer der größten 2 Diese trugen die Titel Slovensko berilo za prvi gimnazijalni razred (1850), Slovensko berilo za drugi gimnazijalni razred (1852), Slovensko berilo za tretji gimnazijalni razred (1854) und Slovensko berilo za četerti gimnazijalni razred (1855). 3 Miklošičs Lesebücher: Slovensko berilo za V. gimnazijalni razred (1853), Slovensko berilo za VI. gim- nazijalni razred (1854), Slovensko berilo za VII. gimnazijalni razred (1858) und Slovensko berilo za VIII. gimnazijalni razred (1865). 99Heinrich Heine im slowenischen Lektürekanon Lyriker aller Zeiten, dem niemand seine Genialität absprechen wird“ vermerkt wurde (343, übersetzt von P. K.). Im Vergleich dazu verwendet Sket bei Goethe „großer Dichter“ (343) und bei Schiller „originelle[r] Dichter“ (265), was darauf hinweist, dass Heine von Sket hochgeschätzt wurde, er sich aber auch der kontro- versen Meinungen über Heine bewusst war. In beiden von Sket herausgegebenen Lesebüchern sind ausschließlich Werke slowenischer Dichter und Schriftsteller veröffentlicht, während ausländische Autoren nur im theoretischen Teil nament- lich genannt werden, sodass nicht von einer bewussten Ausgrenzung Heines oder anderer deutscher Autoren die Rede sein kann. Ein Jahr später wurde Sket Her- ausgeber des Lesebuchs Staroslovenska čitanka za višje razrede srednjih šol, in dem weder Heines Name noch seine Poesie zu finden sind. Das letzte Lesebuch, das hinsichtlich des Zeitraums von 1850 bis 1918 untersucht wurde, war Čitanka za meščanske šole aus dem Jahr 1912, zusammengestellt von dem Schriftsteller und Lehrer Josip Brinar (1874–1959). Auch hier blieb Heine unerwähnt. Mit der Durchsicht von Brinars Lesebuch wurde die Untersuchung für die Zeit bis zum Ende des Ersten Weltkriegs abgeschlossen. Die Analyse unterstreicht die These, dass Heine zwischen 1850 und 1918 in slowenischen Lesebüchern kei- ne bedeutende Rolle spielte. Die vorliegende Untersuchung verdeutlicht, dass bis zum Jahr 1918 slowenische Autoren dominierten, in den erwähnten Lesebüchern jedoch auch Übersetzungen ausländischer Autoren enthalten waren. Die starke Präsenz slowenischer Autoren dürfte auf den patriotischen Wunsch der Heraus- geber zurückzuführen sein, die Schüler mit der einheimischen Literatur vertraut zu machen und so das slowenische Nationalbewusstsein zu stärken. Unter den deutschen Autoren war Schiller in slowenischen Lesebüchern am häufigsten ver- treten. Bereits 1853 erschienen in Miklošičs Lesebuch übersetzte Passagen aus Schillers Die Jungfrau von Orleans (1801) und Die Kraniche des Ibykus (1797), die in den Lesebüchern im späten 19. Jahrhundert häufig vorkamen. Im Jahr 1867 wurde Schillers Der Taucher (1798) in Janežičs Lesebuch Cvetnik veröffentlicht. Das neun Jahre zuvor erschienene Lesebuch Miklošičs Slovensko berilo za sedmi gimnazijalni razred (1858) enthält auch Auszüge aus Werken des deutschen Arz- tes und Naturforschers Gotthilf Heinrich von Schubert (1780–1860), der sowohl Heines Zeitgenosse als auch ein zeitgenössischer Autor für das im Jahr 1858 ver- öffentlichte Lesebuch war. Das Fehlen von Heines Werken in den Lesebüchern lässt sich also nicht nur damit erklären, dass er ein deutscher oder ein zeitgenös- sischer Dichter war. Unsere anfängliche These, dass Heine zwischen 1850 und 1918 entweder überhaupt nicht oder nur in begrenztem Maße in slowenischen Lesebüchern prä- sent war, wurde durch die detaillierte Analyse der besagten Lesebücher bestätigt, und wir schlussfolgern daraus, dass der Grund dafür zweifellos der Einfluss der österreichisch-ungarischen Monarchie auf das slowenische Bildungswesen war, 100 Mineja Krisper, petra KraMberger in welcher Heine als für den Lehrplan ungeeigneter Autor angesehen wurde. Ein Vergleich zwischen Heines Rolle im deutschen Literaturunterricht und seiner Präsenz in slowenischen Lesebüchern zeigt eine ähnlich eingeschränkte Einbe- ziehung Heines in beide Kontexte, obwohl andere deutsche Autoren wie Goethe oder Schiller sowohl im Deutschunterricht als auch in slowenischen Lesebüchern vertreten sind bzw. waren. HEINES PRÄSENZ IM SLOWENISCHEN SCHULKANON NACH 1918 Nach einer sorgfältigen Analyse der Lesebücher bis zum Jahr 1918 wurde eine stichprobenartige Durchsicht der Lesebücher im 20. Jahrhundert bis heute durch- geführt. Nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie verlor die deutsche Sprache im slowenischen Schulsystem ihre einst konstitutive Rolle. Daher wurde das zweite Kapitel dieser Studie nicht mehr in Heines Rolle im deutschen Literaturunterricht und in slowenischen Lesebüchern unterteilt, sondern es fokussiert sich ausschließlich auf seine Position im gesamten slowe- nischen Lektürekanon. Zu Beginn der Untersuchung wurden zwei grundlegende Thesen aufgestellt: 1. Heines Präsenz im slowenischen Schulkanon verstärkt sich nach dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie aufgrund veränderter politischer Umstände in Europa und nimmt, mit Ausnahme der Zeit des Zweiten Weltkriegs, kontinuierlich zu. 2. Folglich gewinnt die Rezeption Heines in Slowenien an Bedeutung, was dazu führt, dass der Dichter zu einem festen Bestandteil des slowenischen schulischen Lektürekanons wird. Zunächst wurden die ersten Lesebücher nach 1918 durchgesehen, darunter die Lesebücher Slovenska čitanka za tretji razred srednjih šol (1921) und Slovenska čit- anka za četrti razred srednjih šol (1922), zusammengestellt vom Pädagogen Josip Wester (1874–1960), sowie das Übungsbuch Slovenska vadnica za višje razrede osnovnih šol in za meščanske šole (1923) von Josip Brinar. Heines Werke sind in keinem der genannten Lesebücher zu finden. Ein weiterer bedeutsamer Meilenstein für die vorliegende Untersuchung sind die Lesebücher aus der Zeit des Königreichs Jugoslawien, etwa um das Jahr 1929. Die Frage, ob Heine in einem der Lesebücher aus dieser Zeit erscheint, beant- wortet das Lesebuch Klasje, das im Jahr 1930 veröffentlicht wurde. Es wurde vom Pädagogen Anton Kacin (1901–1984) zusammengestellt, während er an einem privaten Erzbischöflichen Gymnasium in Gorica unterrichtete (Božič 140). Auf der Seite 208 dieses Lesebuchs ist Heines Gedicht Belsazar in der Übersetzung 101Heinrich Heine im slowenischen Lektürekanon des slowenischen Schriftstellers Ivan Pregelj (1883–1960) zu finden. Dies ist die erste Veröffentlichung eines Gedichts von Heine in einem Lesebuch für den slo- wenischen Literaturunterricht. Heines Leben wird im Lesebuch jedoch nicht vorgestellt, er wird lediglich als Autor des Gedichts genannt. Im Jahr 1931, ein Jahr nach der Veröffentlichung des Lesebuchs Klasje, wurden im Königreich Jugoslawien erstmals die Lesebücher des slowenischen Sprachwis- senschaftlers Anton Bajec (1897–1985) et al. herausgegeben.4 Im Vergleich zu den bisherigen Lesebüchern enthielten diese eine größere Anzahl von Werken ausländischer Autoren, darunter Charles Baudelaire (1821–1867), Hans Christi- an Andersen (1805–1875), Jean de La Fontaine (1621–1695), Homer (ca. 8. Jh. v. Chr.) und anderer. Trotzdem fanden Heines Gedichte darin keine Erwähnung, was bedeutet, dass das Jahr 1930, obwohl das erste Heine-Gedicht zu dieser Zeit in einem slowenischen Lesebuch erschien, kein entscheidendes Jahr war, das Hei- nes ständige Präsenz im slowenischen Lektürekanon markieren sollte. Der nächste bedeutende historische Meilenstein in dieser Untersuchung war die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, als Heines Präsenz in den Lesebüchern Naša zemlja und Naša beseda des Pädagogen Rudolf Wagner und des Lehrers sowie Publizisten Maks Rožman (1898–1970) sowie im Lesebuch Naši vodniki des Dichters, Schriftstellers und Lehrers Anton Gaspari (1893–1986) et al. unter- sucht wurde. In den Lesebüchern Naša zemlja und Naša beseda sind ausschließlich slowenische und jugoslawische Autoren vertreten, während im Lesebuch Naši vodniki neben slowenischen und jugoslawischen Autoren nur der polnische Autor Władysław Stanisław Reymont (1867–1925) und der norwegische Autor Knut Hamsun (1859–1952) zu finden sind. Kein deutscher Autor, weder Heine noch Klassiker wie Goethe und Schiller, wurde in die Auswahl aufgenommen. Der eindeutige Grund für die Ausschließung aller deutschen Autoren war die dama- lige historische Situation: Die Lesebücher wurden im Jahr 1939 veröffentlicht, demselben Jahr, in dem der Zweite Weltkrieg begann. Die Kriegszeit war geprägt von tiefgreifenden politischen und ideologischen Spaltungen zwischen den Staa- ten und das slowenische Gebiet war zu dieser Zeit in das Königreich Jugoslawi- en integriert. Dieser Staat war bestrebt, das jugoslawische Nationalbewusstsein zu fördern und diese Bestrebungen waren auch im Bildungssystem jener Zeit vorherrschend. Angesichts dieser politischen und nationalen Spannungen wäre die Aufnahme eines deutschen Autors nicht nur unerwartet, sondern auch kon- trovers gewesen. Aus demselben Grund wurden Heines Werke auch nicht in die 4 Die Lesebücher von Bajec et al. waren: Slovenska čitanka in slovnica za prvi razred srednjih in sorod- nih šol (1931), Slovenska čitanka in slovnica za drugi razred srednjih in sorodnih šol (1932), Slovenska čitanka in slovnica za tretji razred srednjih in sorodnih šol (1935) und Slovenska čitanka in slovnica za četrti razred srednjih in sorodnih šol (1935). 102 Mineja Krisper, petra KraMberger 1942 erschienenen Lesebücher aufgenommen – weder in Slovensko berilo5 noch in Slovenska slovstvena čitanka za višje razrede srednjih in sorodnih šol des slowenischen Literaturhistorikers Ivan Grafenauer (1880–1964) – und auch nicht in die Lese- bücher Slovenska čitanka za [prvi/drugi/tretji/četrti] razred srednjih in meščanskih šol aus dem Jahr 1943, die von Anton Bajec zusammengestellt worden waren. Der Ausschluss von deutschen Autoren wegen des Kriegszustands setzte sich auch bis in die unmittelbare Nachkriegszeit fort. Im Jahr 1946 veröffentlichte die Litera- turwissenschaftlerin Marja Boršnik (1906–1982) das Lesebuch Slovensko berilo za nižje razrede srednjih šol, das ausschließlich Werke slowenischer Autoren enthält. Aufgrund der allgemeinen Ausgrenzung deutscher Autoren infolge der histori- schen Umstände war die Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg keine Periode, in der Heine in den Lesebüchern des slowenischen Raums oder im slowenischen Schulkanon einen Platz gefunden hätte. 1950 wurde das Lesebuch Slovensko berilo III, zusammengestellt von Marja Boršnik, Viktor Smolej (1910–1992), Blaž Tomaževič (1909–1986) und Erna Muser (1912–1991), veröffentlicht. Dort wurde Heines Gedicht Die schlesischen Weber (1844) in slowenischer Übersetzung – ohne Angabe des Übersetzers – pu- bliziert (136). Zudem enthält das Lesebuch noch zwei weitere Abschnitte: Der erste, mit dem Titel Misli [dt. Gedanken], erörtert den stofflichen Hintergrund des Gedichts, nämlich den Arbeiteraufstand gegen die Hungersnot in Schlesien im Jahr 1844 (136–137), der zweite, etwas kürzere Abschnitt, bietet einen knap- pen Lebenslauf Heines. Dabei wird Heine als einer der bedeutendsten deutschen Lyriker und der revolutionärste deutsche Satiriker vorgestellt (137). Er wird als progressiver Dichter charakterisiert, der Deutschland aufgrund seiner revolutio- nären Ideen verlassen musste. Das Jahr 1950 markiert so einen entscheidenden Wendepunkt, da Heine nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Eingang in slowe- nische Lesebücher findet. Zugleich ist dies das erste slowenische Lesebuch, das neben Heines Gedicht auch seinen Lebenslauf enthält. Heine wird äußerst posi- tiv präsentiert, was charakteristisch für die Nachkriegszeit ist, da er als ein Geg- ner von Nationalismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus wahrgenommen wird. In Slowenien verstärkte sich diese positive Wahrnehmung Heines durch die Verurteilung der Ereignisse im Zweiten Weltkrieg. Die Aufnahme seiner Werke in die Lesebücher nach Kriegsende kann als symbolischer Ausdruck des Sieges über totalitäre Systeme interpretiert werden. Es sei noch angemerkt, dass Božič in seinem Beitrag Slovenska literatura v šoli in Prešeren in einer Anmerkung Heine im Zusammenhang mit dem Lesebuch Slovensko berilo III aus dem Jahr 1956 er- wähnt, das von der Dichterin Erna Muser zusammengestellt worden war (Božič 5 Božič gibt in seiner Studie Slovenska literatura v šoli in Prešeren an, dass dieses Lesebuch vom slo- wenischen Übersetzer Janko Moder (1914–2006) zusammengestellt worden war (Božič 126). Dies können wir jedoch nicht bestätigen, da er im Lesebuch nicht namentlich erwähnt wird. 103Heinrich Heine im slowenischen Lektürekanon 157). Die Durchsicht von zwei Ausgaben des genannten Lesebuchs, aus den Jah- ren 1954 und 1956, hat jedoch ergeben, dass weder Heines Name noch seine Texte in diesen angeführt sind. Als Fallbeispiel für die 1960er Jahre wurde das Lesebuch Svetovna književnost ausgewählt, das in zwei Bänden erschien und vom Literaturhistoriker Janko Kos (1931–) samt Mitarbeitern zusammengestellt wurde. Der erste Band wurde 1962 und der zweite 1964 veröffentlicht. Beide Bände sind in literarische Epochen un- terteilt, wodurch Heines Gedichte im zweiten Teil des Lesebuchs im Abschnitt über die Romantik (7–38) erscheinen. Schülerinnen und Schüler lernten Gedich- te wie Ein Fichtenbaum steht einsam (1827), In mein gar zu dunkles Leben (1827), Der Tod das ist die kühle Nacht (1827), Die Lore-Ley, Weltlauf (1851), Lumpentum (1846), Die schlesischen Weber und Laß die heilgen Parabolen (1854) kennen, die alle ins Slowenische übersetzt wurden. Das Lesebuch Svetovna književnost II ist somit das erste slowenische Lesebuch, das mehr als ein Gedicht von Heine enthält, und gleichzeitig das Lesebuch, in dem die meisten seiner Gedichte in der Geschich- te des slowenischen Schulkanons enthalten sind, und das bis heute. Basierend auf unserer bisherigen Forschung lässt sich aufgrund der Einbeziehung einer so großen Anzahl von Gedichten festhalten, dass das Lesebuch Svetovna književ- nost II auch das erste ist, das von einem deutlicheren Interesse an Heines Poesie und einer guten Akzeptanz des Dichters im slowenischen Raum zeugt. Das Jahr 1964 markiert jedoch noch einen weiteren Meilenstein, denn Heine taucht seit- dem kontinuierlich in slowenischen Lesebüchern auf. Ein wichtiger Faktor dabei war wahrscheinlich eine geringfügige Wiederbelebung des Interesses an Heine im slowenischen Raum anlässlich seines hundertsten Todestages im Jahr 1956. Die Slowenen begannen sich im wissenschaftlichen Kontext mit seinem Leben und seiner Poesie auseinanderzusetzen, es wurden einige Artikel (vgl. Auswahl: S. G. 5; Vreg 6; m. z. 7.) sowie die ersten Abschlussarbeiten (vgl. Auswahl: Pach- einer-Klander; Logar; Dolinar; Senjor) über ihn veröffentlicht. Obwohl Heines Gedichte seit 1964 kontinuierlich in slowenischen Lesebü- chern präsent sind, erfolgte seine formelle Integration in das slowenische Bil- dungssystem erst im Schuljahr 1973/74 mit der Einführung des „modernen“ Lehrplans für die Sekundarstufe. Seit dieser Reform sind Heines Werke in allen Lesebüchern für das zweite Jahr in weiterführenden Schulen verpflichtend ent- halten. Infolgedessen werden slowenische Schülerinnen und Schüler im zweiten Jahr ihres Literaturunterrichts im Rahmen der Europäischen Romantik auch mit Heines Werken vertraut gemacht. Weitere Autoren dieses Lehrabschnitts sind Alexander Sergejewitsch Puschkin (1799–1837), George Noel Gordon Byron (1788–1824), Walter Scott (1771–1832), Vuk Karadžić (1787–1864), Petar Pet- rović Njegoš (1813–1851) und Ivan Mažuranić (1814–1890). Zu dieser Zeit wur- den der Europäischen Romantik 10 Unterrichtsstunden gewidmet (Krakar-Vogel 104 Mineja Krisper, petra KraMberger 178). Bereits im Jahr 1974 fanden sich Heines Gedichte im Lesebuch Slovensko berilo II des Schriftstellers und Essayisten Franček Bohanec (et al.). Die veröf- fentlichten Gedichte Heines in slowenischer Übersetzung sind Ein Fichtenbaum steht einsam, Die Lore-Ley und Die schlesischen Weber. Die fünfstrophige Ballade Die schlesischen Weber wurde im Jahr 1981 als Beispiel für ein engagiertes Gedicht im Lesebuch Slovenski jezik von Vera Gregorač (1921–1999) angeführt. Es ist zu beobachten, dass Die schlesischen Weber zu den charakteristischsten Gedichten Heines gehört, die in slowenischen Lesebüchern zu finden sind. Im 21. Jahrhun- dert verliert die Ballade jedoch ihre führende Rolle im slowenischen Schulkanon, da Die Lore-Ley mittlerweile das einzige Gedicht Heines ist, das zu den im Abitur relevanten Themen zählt. Daher hat Die schlesischen Weber in Slowenien nicht die gleiche Bekanntheit erlangt wie das Gedicht Die Lore-Ley, das im 21. Jahrhun- dert am häufigsten mit Heines Namen assoziiert wird. Im Jahr 1996 wurde der Lehrplan für slowenische weiterführende Schulen angepasst, der nun vorsah, dass Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Ro- mantik-Periode Werke von Goethe, Heine, Byron sowie des russischen Dichters Michail Jurjewitsch Lermontow (1814–1841) behandeln. Insgesamt sind dafür fünf Schulstunden vorgesehen, eine für einen literaturhistorischen Überblick und vier für die Auseinandersetzung mit den genannten Autoren (Krakar-Vogel 179). Somit bleibt Heine auch nach der Lehrplanerneuerung ein fester Bestandteil der Lesebücher für das zweite Jahr der weiterführenden Schulen. Für die Analyse von Heines Präsenz in den Lesebüchern nach dem Jahr 2000 wurden zwei Bücher ausgewählt, die zu dieser Zeit in slowenischen Gymnasien und Mittelschulen am häufigsten verwendet wurden. Das erste war das Lesebuch Svet književnosti 2 von Janko Kos, während das zweite von der Literaturhistori- kerin Boža Krakar-Vogel (1950–) et al. stammt und den Titel Branja 2 trägt. Ein Vergleich zwischen Svet književnosti 2 und den Lesebüchern früherer Jahrzehnte bezeugt eine intensivere Auseinandersetzung mit Heine und seinem Leben. Das Heine-Kapitel gliedert sich inhaltlich in fünf Teile: Življenje in delo [dt. Leben und Werk], Heinejeva lirika [dt. Heines Lyrik], Lorelaj [dt. Die Lore-Ley], übersetzt von Mile Klopčič, Ob Lorelaj [dt. Neben der Lore-Ley] und France Prešeren: Ri- bič [dt. France Prešeren: Der Fischer]. Letzterer dient dazu, eine Vergleichsanalyse zwischen der Lore-Ley und Prešerens Ballade durchzuführen, um Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen ihnen zu erkennen und romantische Motive zu un- tersuchen. In diesem Lesebuch ist bereits eine Tendenz zur Fokussierung auf Die Lore-Ley erkennbar, die seit Beginn des 21. Jahrhunderts stetig zunimmt. Svet književnosti ist so strukturiert, dass jeder thematische Abschnitt mit dem Kapitel Vprašanja in naloge [dt. Fragen und Aufgaben] endet. Im Heine-Teil befassen sich die Schüler und Schülerinnen mit Fragen, die mit ihm oder seinem poetischen Werk in Verbindung stehen. Die gestellten Fragen deuten darauf hin, dass Heine 105Heinrich Heine im slowenischen Lektürekanon die Rolle eines nationalen Befreiers und Trägers liberaler Ideen zugeschrieben wird. Eine ähnliche Auseinandersetzung mit Heine lässt sich auch im zweiten ausgewählten Lesebuch beobachten. In Branja 2, das ebenfalls für Schülerinnen und Schüler des zweiten Jahrgangs der Sekundarstufe bestimmt ist, ist Heine im Kapitel Predromantika in romantika [dt. Frühromantik und Romantik] mit fünf seiner Gedichte vertreten, die ins Slowenische übersetzt sind (Ein Fichtenbaum steht einsam, In mein gar zu dunkles Leben, Die Lore-Ley, Lumpentum und Sie er- lischt (1851)). Die Auswahl der Gedichte in Branja 2 weist Parallelen zum Le- sebuch Svetovna književnost II von Janko Kos aus dem Jahr 1964 auf. Allerdings enthält Kos‘ Werk mehr Heine-Gedichte (8) als Branja 2 (5). Neben den fünf angeführten Gedichten, die vollständig wiedergegeben sind, findet man in Branja 2 auch die Anfangsverse der Ballade Die schlesischen Weber sowie, wie es in moder- nen Schulbüchern üblich ist, einen kurzen Lebenslauf von Heine. Heine wird als Befürworter liberaler Werte und Kämpfer für menschliche Rechte dargestellt, wie auch aus dem folgenden Zitat hervorgeht: Nikoli nisem kdo ve kako cenil pesniške slave in kaj malo mi je mar, ali moje pesmi hvalijo ali grajajo. Toda meč mi položite na krsto; zakaj bil sem dober vojak v osvobodilni vojni človeštva.6 (Krakar-Vogel et al. 35) Diese Äußerung Heines ist in seiner Gedichtsammlung Reisebilder (1826) zu fin- den, in der er seine Vorstellung von der Rolle des Dichters darstellt, die eine poli- tische sein sollte. Die gleichen Worte waren im slowenischen Raum bereits fünf- zig Jahre zuvor in einem Artikel von France Vreg mit dem Titel Heinrich Heine, „dobri vojak v osvobodilnem boju človeštva“ [dt. Heinrich Heine, „der gute Soldat im Befreiungskampf der Menschheit“] zu lesen, der am 21. Februar 1956 in der Zeitung Ljudska pravica veröffentlicht wurde (6). Die Erwähnung dieser Worte in Branja 2 passt thematisch zur Wahrnehmung von Heine im Lesebuch Svet književ nosti 2, was darauf hindeutet, dass Heine im modernen slowenischen Schulkanon im ers- ten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts als Befürworter liberaler Prinzipien und pro- gressiver Denker betrachtet wird, der sich für das Wohl der Menschheit einsetzte. Im Jahr 2007 wurde im slowenischen Bildungssystem das Lesebuch Umetnost besede in vier Bänden [2007–2010] eingeführt, das vom Literaturhistoriker Dr. Klemen Lah in Zusammenarbeit mit Dr. Vanesa Matajc, Dr. Darja Pavlič, Dr. Marijan Dović, Dr. Tone Smolej und Dr. Mateja Pezdirc Bartol zusammenge- stellt worden war. Im Vergleich zum Lesebuch Branja beinhaltet Umetnost besede einen deutlich größeren Anteil an weltliterarischen Werken. Für die vorliegende Untersuchung ist insbesondere Umetnost besede 2 (2008) relevant, welches für das 6 Im Original lautet das Zitat: „Ich habe nie großen Wert gelegt auf Dichter-Ruhm, und ob man meine Lieder preiset oder tadelt, es kümmert mich wenig. Aber ein Schwert sollt Ihr mir auf den Sarg legen; denn ich war ein braver Soldat im Befreiungskriege der Menschheit.“ (Heine 300) 106 Mineja Krisper, petra KraMberger zweite Jahr der Gymnasien und Mittelschulen konzipiert worden ist. Heinrich Heine wird im Rahmen des Kapitels Europäische Romantik erwähnt (62–66). Zu Beginn ist sein Burleskes Sonett (1824) abgedruckt, gefolgt von drei Reflexionsfra- gen über Heine und seine Poesie. Danach folgen zwei Absätze über das Leben des Dichters, jedoch liefern diese nicht viele Informationen über Heines natio- nalbefreiende Ideen. Stattdessen wird ein realistischer Blick auf sein Leben und Werk präsentiert, der von einer gewissen Tragik aufgrund seiner Herkunft und langwierigen Krankheiten sowie der politischen Umstände geprägt ist. Dieser wird durch eine ausführliche Analyse seines Gedichts Die Lore-Ley ergänzt. Es folgt ein kurzer Abschnitt über die sozialkritischen Aspekte von Heines Gedich- ten, wobei die Ballade Die schlesischen Weber als Beispiel für seine sozialkritische Lyrik präsentiert wird. Im Lesebuch Umetnost besede 2 findet sich auch ein kur- zes ins Slowenische übersetztes Zitat Heines: „Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ (63) Im Vergleich zu den vorheri- gen Lesebüchern vermittelt Umetnost besede 2 den Schülern nicht den Eindruck, dass Heine als Kämpfer für nationale Befreiung wahrgenommen werden sollte, sondern lediglich als Dichter, der zu einer Zeit, als dies noch nicht erlaubt war, modern dachte. Im 21. Jahrhundert übernimmt im slowenischen Lektürekanon das Gedicht Die Lore-Ley die führende Rolle und gehört, wie bereits erwähnt, zu den Gedichten, die seit der Wiedereinführung des Abiturs im Schuljahr 1994/95 regelmäßig in den Abiturprüfungen erscheinen.7 Im Schuljahr 2023/24 wird in den Gymnasien und vierjährigen Mittelschulen vor allem das Lesebuch Branja, entweder die ältere oder die überarbeitete Ausgabe, verwendet, aber in einigen Schulen wird auch das Lesebuch Umetnost besede gebraucht.8 Die aufgestellten Thesen des zweiten Teils der Untersuchung wurden bestätigt. Heine nahm nach dem Ende des Ersten Weltkriegs aufgrund veränderter poli- tischer Umstände in Europa und der verminderten Einflussnahme Österreichs auf das slowenische Bildungswesen einen, wenn auch bescheidenen, Platz in slo- wenischen Lesebüchern ein.9 Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte sich eine deutliche Veränderung seiner Position im slowenischen Lektürekanon. Kulturelle und politische Umbrüche führten zu einer breiteren Anerkennung von 7 In allen Abiturmaterialien für die slowenische Sprache und Literatur, wobei Književnost na maturi am bekanntesten ist, sind folglich eine kurze Zusammenfassung von Heines Leben und Werk sowie die wichtigsten Merkmale seiner Lyrik und eine kurze Analyse von Die Lore-Ley zu finden. 8 Für diese Angabe bedanken sich die Autorinnen herzlich bei der Kollegin Ajda Gabrič. 9 Heine ist jedoch nur im slowenischen Gymnasial- und Mittelschulkanon präsent, nicht aber im Grundschulkanon. Da seine Poesie dennoch nicht aus den Regalen der Grundschulbibliotheken verschwunden ist, wurde eine kurze quantitative Studie über das Vorhandensein von Heines Poesie in diesen Bibliotheken durchgeführt. Es wurde festgestellt, dass die Gedichte Heines in insgesamt 48 Grundschulbibliotheken in Slowenien vorhanden sind (Izum. COBISS, 2018–2024. Erhältlich unter: www.cobiss.si (Zugriffsdatum: 25.1.2024)). 107Heinrich Heine im slowenischen Lektürekanon Heines Werken, nicht nur in Slowenien, sondern auch in der globalen Gesell- schaft. Seine Herkunft war im Gegensatz zu früher nicht mehr maßgeblich und so wurde Heine ausschließlich aufgrund seines literarischen Schaffens bewertet. Seine liberalen Ideen fanden immer mehr positive Resonanz, was dazu führte, dass er im schulischen Kontext ebenbürtig zu anderen deutschen Autoren behan- delt wurde. Das bedeutet, dass Heine im slowenischen Schulsystem als integraler Bestandteil seiner literarischen Epoche anerkannt und seine Werke als bedeuten- der Teil der Literaturgeschichte betrachtet wurden. FAZIT Basierend auf der Analyse von Lesebüchern von 1850 bis heute wurde Heines Präsenz im slowenischen Lektürekanon untersucht und bewertet. Dabei wurde festgestellt, dass seine Rolle in den Lesebüchern des slowenischen Gebietes trotz gelegentlicher Einbeziehung in Lehrpläne variabel und stark von den kulturel- len, politischen und pädagogischen Richtlinien der jeweiligen Zeit abhängig war. Die Unbeständigkeit von Heines Präsenz spiegelt auch den allgemeinen Prozess der Integration ausländischer Autoren in das slowenische Bildungssystem wider. Dieser Prozess ist dynamisch und unterliegt den Einflüssen der politischen, kul- turellen und ideologischen Umstände des Gebietes, während er gleichzeitig durch strenge Normen und Regeln eingeschränkt wird. Die vorliegende Untersuchung ergab, dass Heine bis zum Jahr 1918 im Unter- richt der deutschen Literatur im Scholl-Lehrbuch, das bis 1854 in Gebrauch war, und in Form von Referaten und Aufsätzen präsent war. In slowenischen Lese- büchern wurde Heine bis 1918 lediglich zweimal kurz erwähnt, und zwar in den Werken Slovenska slovstvena čitanka za učiteljišča und Slovenska slovstvena čitanka za sedmi in osmi razred srednjih šol von Jakob Sket aus dem Jahr 1893. Nach dem Jahr 1918 lassen sich fünf bedeutende Meilensteine in der slo- wenischen Schulkanonisierung von Heinrich Heine feststellen: die Jahre 1930, 1950, 1964 sowie die Schuljahre 1973/74 und 1994/95. Erstmals fand Heines Poesie 1930 Eingang in slowenische Lesebücher, als sein Gedicht Belsazar in der Publikation Klasje veröffentlicht wurde. Dennoch blieb seine Integration in den slowenischen Schulkanon zu dieser Zeit stark begrenzt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Heine gänzlich aus den slowenischen Lesebüchern ausgeschlossen, kehrte jedoch 1950 mit seinem Gedicht Die schlesischen Weber in das slowenische Schulsystem zurück, welches im Werk Slovensko berilo III enthalten war. Trotz dieser Einbindung erfuhr Heine erst ab 1964 eine kons- tante Präsenz in slowenischen Lesebüchern, als acht seiner Gedichte in das Le- sebuch Svetovna književ nost II Einzug fanden. Diese Entwicklung überraschte, da zuvor nur ein oder zwei seiner Gedichte in die Lesebücher aufgenommen 108 Mineja Krisper, petra KraMberger wurden. Der Grund für diese plötzliche Einbindung waren zweifellos auch Heines hundertster Todestag und die ersten wissenschaftlichen Abhandlungen über den Dichter in den 1960er Jahren. Heine erlangte zu dieser Zeit eine be- deutendere Position im slowenischen Hochschuldiskurs, was sich auch auf den Lektürekanon auswirkte. 1973/74 wurde Heine ein ständiger Bestandteil der überarbeiteten, „modernen“ Lehrpläne und im Schuljahr 1994/95 erhielt sein Gedicht Die Lore-Ley einen festen Platz in den Abiturprüfungen. Heute ist der Name Heinrich Heine jedem in Slowenien bekannt, der das Abitur ablegt. Seine Präsenz im slowenischen Schulkanon bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Einblick in die Rolle zu erhalten, die der deutsche Dichter in der Weltliteratur einnimmt. ANERKENNUNG Der Beitrag ist im Rahmen des Forschungsprogramms Interkulturelle literatur- wissenschaftliche Studien (Nr. P6-0265) entstanden, das von der Slowenischen Forschungsagentur aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. Mineja Krisper mineja.grasic@gmail.com Petra Kramberger Universität Ljubljana, Philosophische Fakultät petra.kramberger@ff.uni-lj.si LITERATURVERZEICHNIS Lesebücher [Ohne Autor]. Slovensko berilo. Ljubljana, Družba sv. Mohorja, 1942. Bajec, Anton et al. Slovenska čitanka in slovnica za prvi razred srednjih in sorodnih šol. Ljubljana, Banovinska zaloga šolskih knjig in učil, 1931. 109Heinrich Heine im slowenischen Lektürekanon Bajec Anton et al. Slovenska čitanka in slovnica za drugi razred srednjih in sorodnih šol. Ljubljana, Banovinska zaloga šolskih knjig in učil, 1932. Bajec Anton et al. Slovenska čitanka in slovnica za tretji razred srednjih in sorodnih šol. Ljubljana, Banovinska zaloga šolskih knjig in učil, 1935. Bajec Anton et al. Slovenska čitanka in slovnica za četrti razred srednjih in sorodnih šol. Ljubljana, Banovinska zaloga šolskih knjig in učil, 1935. Bajec Anton. Slovenska čitanka za [prvi/drugi/tretji/četrti] razred srednjih in meščanskih šol. Ljubljana Pokrajinska šolska založba, 1943. Bleiweis, Janez. Slovensko berilo za prvi gimnazijalni razred. Ljubljana, J. Blaznik, 1850. Bleiweis, Janez. Slovensko berilo za drugi gimnazijalni razred. Ljubljana, J. Blaznik, 1852. Bleiweis, Janez. Slovensko berilo za tretji gimnazijalni razred. Ljubljana, J. Blaznik, 1854. Bleiweis, Janez. Slovensko berilo za četerti gimnazijalni razred. Ljubljana, J. Blaznik, 1855. Bohanec, Franček et al. Slovensko berilo II. Ljubljana, Državna založba Slovenije, 1974. Boršnik, Marja. Slovensko berilo za nižje razrede srednjih šol I. 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Na njegovo sprejemanje v izobraževalnem okolju so vplivale tako tedanje politično-družbene razmere kot kontroverznost, ki je spremljala njegovo delo. Pričujoči prispevek se osredotoča na vprašanje, kakšna je (bila) Heinejeva vloga v šolskem literar- nem kanonu slovenskega prostora in osvetljuje predvsem zgodovinski razvoj kanonizacije Heinejevih del v slovenskem izobraževalnem okolju, zajema pa tudi njegovo trenutno prisotnost v slovenskem šolskem sistemu. Prvo poglavje raziskuje Heinejevo vlogo v šol- skem kanonu na Slovenskem med letoma 1850 in 1918, ki ga na podlagi zgodovinskega ozadja delimo na dve podpoglavji; na Heinejevo vlogo pri pouku nemške književnosti in na Heinejevo prisotnost v slovenskih čitankah do leta 1918. Drugo poglavje pa se osre- dotoča na Heinejevo pozicioniranje v slovenskem šolskem kanonu od leta 1918 do danes. Raziskali smo, kdaj so bila Heinejeva dela prvič sprejeta v slovenska berila, katera njego- va dela so bila za vključitev izbrana, kdaj in kako je Heine postal stalni del slovenskega šolstva ter na kakšen način je pesnik danes predstavljen slovenskim učencem in dijakom. Ključne besede: Heinrich Heine, slovenski prostor, šolski literarni kanon, berila, od 1850 do 1918, od 1918 do danes