Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nummer 3. Laibach, im März 1894. III. Jahrgang. Reiseskissen aus Italien. Von A. Miillner. (Fortsetzung.) Ehe wir die Museen Italiens, welche wir mit Bezugnahme auf unsere Fundobjecte besichtigen wollen, betreten, wollen wir einiges über die Art und Weise bemerken, in welcher man bei Gewinnung der Antiquitäten dort vorzugehen pflegte. Bereits im Alterthume wurden die Gräber erbrochen und ihrer Beigaben beraubt, denn selten trifft man z. B. in Etrurien ein Grab, welches nicht schon in früheren Zeiten geplündert worden wäre. Doch scheint man nur Edelmetall weggenommen zu haben, das Thonzeug blieb stehen oder wurde unwillig zerbrochen. Von Korinth erzählt schon Strabo Vili, 6, 23, p. 381, dass: „Cäsar viele Ansiedler aus der Classe der Freigelassenen dahin sendete. Als diese die Trümmer wegräumten und die Gräber aufgruben, fanden sie eine Menge irdener, aber auch viele eherne Urnen, und die kunstreiche Arbeit bewundernd, Hessen sie kein Grab undurchsucht, so dass sie reich an dergleichen Sachen, und sie theuer verkaufend, Rom mit Nekrokorinthien erfüllten; denn so nannte man die aus den Gräbern weggenommenen Gegenstände, besonders die irdenen.“ Ebenso emsig plünderten, wie Sueton in 0 ä-sar c. 81 erzählt, die nach Campameli abgegangenen Colonisten die alten Gräber nach Kunstwerken. T h e o d o r i c h der Grosse erliess sogar ein Gesetz, dem zur Folge das Plündern der Gräber geradezu gestattet wurde, wie O a s s i o d o r u s Var. IV, 34, berichtet. Doch erlaubte er nur Gold und Silber zu nehmen, die Asche und Gebeine aber solle man in Buhe lassen-. Man sieht, dass die „Alterthumsforschung“ Geldgewinnes wegen bereits sehr alt ist, ja schon die Zwölftafelgesetze scheinen diese Forschung befürchtet zu haben, da sie zum Schutze vor Raub das Begraben von Gold mit den Leichen verboten : „neve au rum addito,“ ausser es wären damit die Zähne des Verstorbenen festgemacht. Mit dem Beginne des Studiums der Antike, begann auch das Schürfen nach Alterthümern. welche theils durch Zufall gelegentlich anderer Bauten gefunden, oder absichtlich gesucht wurden um an Sammler und Kunstfreunde verkauft zu werden. In erster Linie handelte es sich hier um schöne Sachen, um Kunstwerke. Man legte Baritäten- und Kunstcabinette an, weiter nichts; was keinen Kunstwerth hatte, wurde weggeworfen oder gar zerschlagen, wie dies z. B. in Vulci auf dem Besitzthume der Fürstin von Oanino von den, die Arbeiter leitenden Aufsehern geschah. Alles was nicht schön war und Figuren trug, wurde zertreten. Gewinn war der einzige Zweck! — Dieser Vorgang spiegelt sich auch in den Museen. Erst mit dem Beginne der modernen Forschungsrichtung wurde es besser. Heute werden die Grabungen von wissenschaftlich gebildeten Männern geleitet und sorgfältig über jedes Fundstück gewacht, die Raubgräberei hat in Italien ein Ende, die Museen sind wissenschaftliche Institute geworden und nicht mehr bloss Kunstkammern von dilettirenden Liebhabern. Nicht viel anders war es auch diesseits der Alpen. In Hallstatt z. B. wo seit 1846 gegraben wurde und wo der verdienstvolle Bergmeister Ramsauer Tagebücher führte, beachtete man doch vor allem Bronzen — die verrosteten Eisenwaffen schienen zu schlecht, so dass der Linzer Postdirector Az, ein eifriger Sammler, gerade an Eisenwaffen am Salzberge noch reiche Nachlese fand. Wie auch wir diesseits der Alpen, arbeitet auch Italien noch nicht lange auf dem Gebiete der s. g. prähistorischen Archäologie, d. h. der Wissenschaft, welche aus den in den Gräbern enthaltenen Industrie- und Kunsterzeugnissen der nicht classisehen Nationen auf die Oul turen Wickelung derselben Schlüsse zu ziehen bemüht ist. Aber seit Desor in den norditalischen Seen die ersten Pfahlbauten fand, arbeitet man dort mit Kraft und Lust, und die Leistungen italienischer Forscher sind überraschend. Regierung, Oommunen, Adel und Private wetteifern den Männern der Wissenschaft1) an die Hand zu gehen. Dazu sind die Funde dort so massenhaft, dass sie ganz neu errichtete Museen anfüllen oder in schon bestandenen ganz neue Gruppen von grosser Ausdehnung bilden. Geradezu überraschend ist für den aus dem Norden Kommenden schon das Museo civico in Bologna. Die Stadt selbst ist heute von Ringmauern umschlossen und bildet ein unregelmässiges Oktogen von c. 8'8 hm Umfang. Taf. I, Fig. 20. Ihre Gründung reicht in die ältesten Zeiten italienischer Oultur zurück, wird den U m b r e r n* 2) zugeschrieben und ist sicher eine der ältesten Städte Italiens. Nach der Eroberung durch die Etrusker, welche ihre Herrschaft schliesslich bis an die Alpen ausdehnten, erhielt der Ort den Namen Felsin a und war einer der wichtigsten Städte der Etruria nova. Die ursprüngliche Stadt lag im südwestlichen Theile des heutigen Bologna, war nach Zanonis Forschungen fast kreisrund und besass einen Umfang von circa 4200 m. Das etruskische F e 1 s i n a deckte die Umbrerstadt so ziemlich, auch sie war kreisrund und von gleicher Grösse. An vielen Stellen, besonders zahlreich in der Via S. Felice, Via del Pratello, dann zwischen der Via farina und der Porta d' Azeglio wurden Ueberreste alter primitiver Wohnhäuser entdeckt, deren Fundgegenstände mit denen der Gräber übereinstimmen. Im Jahre 396 v. Ohr. nahmen die Kelten Felsina weg, um es schliesslich an Rom zu verlieren. 189 v. Ohr. führten nach Livius 37, 57, Luc. Valer. Flaccus, Marc. Atil. Serranus und Luc. Valer. Tappo 3000 röm. Oo-lonisten nach Bononia, nachdem das Land den Bojern abgenommen war, aus welchem diese früher die Tusker verdrängt hatten. Die Kelten nannten die Stadt Bononia, die Keltenstadt war oval mit Axen von 1500 m und 1100 m und circa 4200 m Umfang. Im Westen rückte dieselbe um etwa 350 m hinter die etruskische Stadtgrenze zurück, dafür aber im Osten um circa 450 m über dieselbe hinaus. Die Stadt liegt in der Ebene und reichten die vorkeltischen Grenzen derselben fasst bis an ') Ieh, nenne hier beispielweise Namen wie Chev. Aria, den Sehlossherrn von Marzobotto, mit seiner berühmten Nekropole, Castellani in Rom, Prof. Capellini, Chierici, Graf C on n e s t ab ile, Gastaldi, Graf Gozzadini, Milani, Nicolucci, Prof. P i gori n i in Rom, Strobel, Ingen. Zanoni u. v. a. 2) Cf. Argo 1898, Nr. 5, p. 88, die Stellen der Alten über die Umbrer. die in SW. sieh erhebenden Hügel, an denen bei der Villa Bosi und der Villa Sarti sogar Ter-ramare-Ansiedlungen gefunden wurden. Etwa 1/2 hm ausserhalb der Porta S. Isaia, wo auch die Westgrenzen der prähistorischen Städte lagen, jenseits des Torrentello Ravone liegen die berühmten Fundstätten Felsinas auf den Grundstücken Renacci, Arnoaldi und der Certosa, dem heutigen Friedhofe der dotta Bologna. Hier liegen kaum D5 m unter den heutigen Bolognesen die Leichen der alten Bewohner von Felsina, theils verbrannt, theils unverbrannt beerdigt. Es kommen hier auf 100 unverbrannte etwa 45—50 verbrannte Leichen. Die Skelette liegen entweder nebst einigen Thongefässen einfach in der Erde, oder sie liegen in Holzsärgen mit Schotter bedeckt, oder in Gräbern, welche ans flachen Rollsteinen bestehen, die mit Lehm zusammengehalten werden. Diese sind 2—3 m lang, 1—1% m breit und ebenso tief; über den Gräbern bilden Steinplatten den Verschluss. Es scheinen übrigens auch hier viele Gräber in älterer Zeit auf Edelmetalle durchsucht und derselben beraubt worden zu sein. Als Beigaben finden sich Bronzen und Thongefässe, bisweilen reichlich. Schöne Vasen, Gold-, Silber- und Bronzeschmuck, Glasgefässe und Statuetten; die Gelasse enthielten wahrscheinlich Speisen, da man selbst Eierschalen fand, die Leichenbrandreste liegen entweder einfach in einer Erdgrube, oder in einem mit Geröllsteinen ausgelegten Grabe, oder in Gefässen aus Thon und Bronze. Hier wurde auch der berühmte Bronzeeimer mit der figuralen Darstellung, dem der unsere aus Watsch ähnlich ist, gefunden. Wir kommen auf das Gefäss. noch zurück. Die Sammlungen des Museo civico sind in einem schönen Palaste, gegenüber der Kirche S. Petronio, so ziemlich im Centrum der Stadt untergebracht. Zu ebener Erde und im Hofe sind antike Grabmäler, Mosaiken und Terracotten aufgestellt ; von besonderem Interesse aber sind ganze, aus der Certosa herausgehobene Gräber von der oben beschriebenen Construction. Im ersten Stocke füllen die Sammlungen dreiundzwanzig Säle. Im ersten Sale sind die Funde der s. g. „Steinzeit“ aus den Terramaren von Montale, Imola u. a. aufgestellt. Wir erwähnten dieser, unseren Pfahlbautenfunden entsprechenden Dinge bereits in Nr. 6 des II. Jahrg. Die Säle II—V füllt die Sammlung ägyptischer Alterthümer des verstorbenen Sammlers Palagi, welche allein auf eine halbe Million Francs geschätzt wird. Erwähnenswerth ist hier ein Hautrelief aus Theben, welches Reitübungen eines ägyptischen Prinzen darstellt. Diese und eine ähnliche Darstellung in Karnak sind die einzigen bekannten Bildwerke Aegyptens, auf welcher ein Beiter dargestellt ist. Da wir schon von der edlen Reitkunst sprechen, so sei noch ein S karah aus erwähnt, dessen Inschrift die Jäger interessimi kann. Dieselbe besagt nämlich, dass Pharao Amenophis III. ') hundert und z e h n L öwen erlegt habe. Die Säle VI und VII enthalten griechische und römische Antiken, darunter die herrliche s. g. Kodrosschale, welche einst einer Dame, der sie Palagi in die Hand nehmen liess, entglitt und zerbrach. Den unglücklichen Griff bezahlte die Schöne mit 1400 Francs, aber das herrliche Kunstwerk ist zertrümmert. Der Saal VIII enthält diverse Bronzen theils „prähistorische,“ theils römische, theils von Palagi herrührend, theils aus der Sammlung der Universität hierher übertragen, jedoch meist ohne genauer Angabe der Fundorte. Die für uns wichtigsten Bäume aber sind die Säle X und XI. Der erstere ist gefüllt mit den neueren von Zanoni wissenschaftlich geleiteten Ausgrabungen der Nekropolen von Felsina. Dieser Saal ist der grösste von allen ; er misst 72 m in der Länge, übertrifft somit die Gesammtlänge unseres Landesmuseums mit fünf Frontsälen um 12 m. Tausende von Stücken: Gefässe, Waffen, Geräthe für Menschen und Pferde, Schmuck etc., — die Dinge selbst aus Thon, Bronze, Eisen, Gold, Silber, Bernstein, Glas gefertigt, — sind hier dicht gedrängt ausgestellt. Beim Eintritte findet man sich zugleich überrascht von dem Reichthume und der Mannigfaltigkeit des Gebotenen und wieder angeheimelt durch die vielen bekannten Formen, welche auch in unseren Alpenländern gefunden werden. Schon der gelehrte Gozzadini batte denselben Eindruck und vergleicht ohne weiters die Funde von Bologna mit denen von Hallstatt. Die Uebereinstimmung zahlreicher Fundstücke aus beiden Oertlichkeiten, und natürlich auch mit denen aus den krainischen Gräbern ist nach Form und Technik so vollständig, dass man dieselbe nur durch die Annahme, sie seien in denselben Fabriken verfertigt worden, erklären kann. Besonders auffallend sind die bekannten Bronzeeimer oder Situlen, welche vollkommen ähnlich in Bologna und bei uns Vorkommen. Einzelne dieser Eimer sind mit getriebenen Figuren in 3—4 Zonen geschmückt. Bekannt ist unser Watscher Eimer, mit Darstellungen in drei Zonen. Ein ähnlicher auf dem Grunde Arnoaldi ') Der König, welch™ die s. g. Memnon-Kolosse darstellen. bei Bologna mit griechischen Vasen zusammen gefundener, zeigt ebenfalls drei Zonen. In der obersten ist ein Faustkämpferpaar, welches, wie auf unseren Situlen, um einen Helm streitet, nebst auf Wagen fahrenden Kriegern. In der Mittelzone sind Soldaten zu Fuss und Boss mit je zwei Speeren ; in der untersten Zone endlich Thiere, wie auch auf dem Watscher Eimer dargestellt. Die Situla von der Certosa hat vier solche Zonen, aus welchen wir einige Figuren Taf. I, Fig. 1—4, wiedergeben. Fig. 1 und 2 stellen Krieger dar, deren Helme Formen zeigen, wie sie ähnlich in unserem Museo und auf etruskischen Sarkophagen Vorkommen. Die Fig. 3 hat ihr Seitenstück auf dem Gürtelbleche von Watsch in der Sammlung Sr. Durchlaucht des Prinzen Ernst zu Windischgrätz.1). Auf diesem Gürtelbleche ist ein mit dem nämlichen Hute und Oostüme bekleideter Mann dargestellt, welcher einer Kampfscene den Rücken kehrt. Die Krieger zu Ross und zu Fuss tragen Helme, wie Fig. 2. Auf der Bologner Situla stellt der Mann vor einem Becken, welches auf der Watscher genau gleich zu sehen ist, und in welches ein Mann Körner (Weihrauch) streut. Auf der Bologneser Darstellung schöpft der Mann aus dem Becken mit einem Simpulum; die geflügelte Löwin mit dem Schenkel, in Rachen hat ihr Gegenstück auf dem Watscher Eimer, wo sie aber ungeflügelt dargestellt ist. Indessen auch aus Thon finden sich Gefässe vor, welche die Situlaform haben, und welche auch bei uns, z. B. in Revise, gefunden wurden. Taf. I. Fig. 5, 6. Neben den Bronzeeimern sind die gerippten Listen aus Bronzeblech, welche sich in Bologna wie in Krain und Hallstatt finden. Ausserdem fand man diese Gefässe bei Este, in Unter-Italien, in der Pogegend und in Mitteleuropa. In diesen Listen findet man bisweilen die Reste der verbrannten Leichen beigesetzt und versenkt in enge Geröllsteinschächte. Auffallend ist auch die Erscheinung, welche bei uns und in Bologna beobachtet wird, die Gr a Kurilen mit einer Thon schale zu bedecken. Taf. 1, Fig. 7 und 8. Die weitaus überwiegenden Urnenformen sind Nr. 7 und 9* 2) auf Taf. I, wo Fig. 5—16, diverse Gefässformen aus Bologna zusammengestellt sind, welche sich auch in unseren Sammlungen finden. Zu bemerken ist, dass die Urnen durchweg einhenkelig sind, es scheint, dass man den zweiten *) Mitth. der Anthr. Gesell. 1884, p. 40. 2) Von diesen Formen überwiegt Nr. 9. — Nr. 7 kommt aber auch in Bronze vor. absichtlich abschlug, als man sie zu sepulcralem Zwecke verwendete. Man unterscheidet hier drei G r a b t y p e n. 1. Brandgräber mit Urnen ohne gemalte Vasen; sie heissen hier „U mb risch.“ Es sind hier im Saale einige Gräber dieses Typus ganz aufgestellt. Als Beigaben haben die schon erwähnten einhenkeligen gedeckelten Vasen, Fibeln, Armspangen, Ohrgehänge und auffallend häufig Pferdegebisse. In einem Grabe finden sich oft je zwei Urnen mit je zwei oder doch einem Gebisse. Die Umbrer scheinen ein rosseliebendes Volk gewesen zu sein, oder sollen sie Pferdeopfer gebracht haben? Wir erinnern hier an die Stellen der Alten über die Pferdeopfer der benachbarten Veneterund an eine Sage, welche A eli anus Var. hist. IX, lß, aufbewahrt hat. L. c. sägt er: „Italiens erste Bewohner waren die eingeborenen Auso-nier, der älteste soll ein gewisser Mares gewesen sein, der vorne die Gestalt eines Menschen, hinten die eines Pferdes gehabt habe, daher auch sein Name der Pferdemensch bedeutet. Mir scheint, er sei der erste gewesen, welcher ein Pferd bestiegen und ihm Zügel angelegt hat.“ Pferdegräber fanden sich auch in Watsch. Einer gütigen Mittheilung Sr. Durchlaucht des Prinzen Ernst zu Windiscligrätz zur Folge, fanden sich solche am Wege zwischen Watsch und hl. Berg, wo verbrannte Pferde ohne Menschenreste lagen, dabei Geschirrtheile aus Bronze und Eisen in Urnen. Ebenso fanden sich Pferdegräber mit reichem Schmuck in St. Lucia im Küstenlande. 2. Skeletgräber (seltener Brandgräber) mit b em alten Vasen, theils griechischer Hcrkurift, theils heimischer Nachahmung. Man schreibt sie den Etruskern zu. Auf diesen Gräbern findet man häufig eine eigenartige Form von Leichenstelen mit rohen Verzierungen und ebenso rohen figuralen Darstellungen. Die Stelen sind oval oder kreisrund, die Figuren flache, schlecht gearbeitete Reliefs oft in mehreren Zonen. Sie stellen Krieger oder Fahrten der Seelen vor. So führt z. B. ein geflügelter Charmi die Seele auf einer Biga mit geflügelten Rossen dahin. Manche dieser Denkmale sind kugel-, oder auch kegelförmig, deren abgerundetes Ende bisweilen ein rohes Gesicht darstellt. Auf Taf. I, Fig. 17 und 18, sind zwei solche Stelen abgebildet. In diesen Skeletgräbern findet man oft Bronzeeimer und Bronzeschalen mit Erde gefüllt, auch Thonschalen bis zu 16 Stück in einem Grabe. Die griechischen Vasen, welche für die Etru-skergräber als charakteristisch betrachtet werden und im eigentlichen Etrurien, und im südlichen Italien massenhaft Vorkommen, finden sich nördlich von Bologna nicht mehr so häufig, jenseits des Po treten sie nur mehr noch vereinzelnd auf. ES scheint uns dieser Umstand darum bemerkenswerth, weil doch die etruskische Herrschaft ganz unzweifelhaft vor dem Galliereinfalle über ganz Ober-Italien bis an die Alpen reichte. Nach den Funden scheint aber Bologna der nördlichste Punkt gewesen zu sein, bis zu welchem der Handel mit griechischen Vasen reichte. Die Metallbeigaben hingegen zeigen keinen wesentlichen Unterschied, ein Beweis, dass das alte Volksleben auch unter etruskischer Herrschaft fortbestand und letztere nur einige ihr eigenen Oulturelemente hiezu fügte. 3. Die gallischen Gräber. Diese enthielten Skelette mit Thongefässen, Waffen und Schmucksachen des s. g. La Tene-Typus, welche wir weiter unten noch Besprechen wollen. Besehen wir uns nun die vorliegenden Fibelformen, so finden wir darunter ' solche, welche auch in unseren Gräbern Vorkommen, und wieder solche, die bei uns fehlen. Als speciell umbrisch gelten die Fibelformen, Taf. II, Fig. 1 und 2. Die letztere laubsägeförmige Fibel ’) besteht bisweilen aus dünnem Drahte, auf dem grosse lichtgrüne Glasperlen aufgereiht sind. Taf. II, Fig. 3 und 4. Besonders massenhaft ist die Form Fig. 4 vertreten, wo am Bügel Perlscheibchen aufgereiht erscheinen. Ebenfalls sehr häufig ist unsere Kahnfibel, Fig. 5, darunter solche, über deren Bügel Drähte gezogen sind, auf welchen Glasperlen, gereiht erscheinen, Taf. II, Fig. 6. Besonders interessant ist ein Fundstück, an welchem zwei Kahnfibeln über einen Armring gesteckt Vorkommen, Taf. II, Fig. 7. Das Object gleicht in seiner Anordnung vollkommen dem Funde in St. Michael bei Hrenovitz, wo eine Kahnfibel durch zwei Armbänder gesteckt war; (cf. „Argo,“ I. Jahrg., p. 84, und Taf. VII, Fig. 18). Auch aus Silber kommen Kahnfibeln vor. Die Bogenfibel, Taf. II, Fig. 8, erscheint in ihrer einfachsten Form aus Draht, am Bügel mit Glasperlen besteckt. Diese Form scheint das Vorbild unserer krainer Knotenfibel gewesen zu sein ; Taf. II, Fig. 9. Auch mit Bernsteinstücken am Bügel kommt sie vor. Taf. II, Fig. 10. — Sehr zahlreich sind Bogenfibeln von der Form Taf. II, Fig. 11. Diese auch bei uns vorkommende Fibel gehört zu den ältesten Formen der s. g. Hallstattperiode. An die beiden, Taf. II, Fig. 12 und 13, l) Diese Form ist in Krain noch nicht gefunden worden, wohl aber kennt man sie aus Ungarn. h „Argo,“ II. Jhrg., p. 126. abgebildeten Formen schliessen sich die S c h 1 a n-gen- und Ohamäleonfibeln, Taf. II, Fig. 14 und 15, aus Krain an. Sie gehören einer späteren Zeit an und kommen mit Oertosafibeln vor, welche letztere noch in die gallische Zeit hineinreichen. Die Schlangenfibeln sind ausser Italien in den Alpenländern, Mittel-Europa, Bosnien, in Olympia und bis Frankreich beobachtet worden. Die Fibel, Taf. II, Fig. 17, hat ihr krainisches Seitenstück vom Funde Slepšek bei Nassenfuss, und die Form, Taf. II, Fig. 18, ist, wie Professor Pigorini sagt, ein Typus von Felsina. Die kraini-schen Formen, Taf. II, Fig. 5, 11, 14, 19, 20, 21 und 22, sind in Bologna genau gleich vertreten. So ist die Form Fig. 14 da aus dem giardino Margherita bei Bologna; diese Form kommt hier gemeinsam mit der Fig. 21 vor, welche geradezu unter dem Namen der „Oertosafibel“ bekannt ist Fig. 22 trägt bisweilen eine Ente am Bügel, Taf. II, Fig. 23, Fig. 11, ist sehr häufig, Fig. 5 genau gleich aus Silber gearbeitet und mit Glold-streifen geziert. Aber auch die Oertosafibel Fig. 21 findet sich ausser ans Bronze, auch aus Gold und Silber in Bologna vor. — Bevor wir noch einige Waffenstücke des Saales X betrachten, treten wir in den daranstos-senden Saal XI. Mitten im Saale steht auf einem Postamente eine gewaltige Thonurne von P2 m Höhe, deren einstiger Inhalt, bestehend in Bronzesachen diversester Art, auf Tafeln befestiget, die Kästen des G-emaches füllt. Die Urne wurde 1876 2 m tief unter dem Strassenpflaster nächst der Kirche S. Francesco in der Stadt gefunden. Sie enthielt wohl verpackt 14838 Gegenstände aus Bronze und 3 aus Eisen, im Gesanuntgewichte von 1418 hg. Es fanden sich da : 4044 Aexter) diverser Form, 40 Bruchstücke von Schwertern und Dolchen, 526 Fragmente von Speeren etc., 448 Feilen, Sägen, Meissei und Bohrer, 79 Messer, 212 Sicheln und Sensen, 3026 Fibeln, 527 Armringe, 2636 diverser anderer Sachen, darunter gegliederte Pferdegebisse, Bleche, Gefäss-Fragmente, ferner Gussklumpen etc. Einzelne Sachen sind noch neu, die weitaus grösste Menge aber ältere Bruchbronze, welche offenbar zusammengebracht war, um umgeschmolzen zu werden. Die chemische Analyse einiger Objecte ergab folgende Zusammensetzung: Eine Axt von der *) Darunter solche, wie sie auf der Situla von Bologna und auf dem Grürtelbleeh von Watsch zu sehen sind, und zwar ist die Zahl derselben grösser, als die aller bisher in den Gräbern der Ostalpen gefundenen, zusammengenommen. Taf. I, Pig. 19. Paalstabform (Of. „Argo“ I, p. Ill) zeigte 90'05% Kupfer, 5-8789% Zinn, 0'433% Blei, 3-638% Zink. — Eine Axt mit Stielloch: 90*3% Kupfer, 6'45% Zinn, 1-5589% Blei, 1-69% Zink. Ein Speer: 85-9% Kupfer, 12-39 % Zinn, 0-69% Blei, 1-016% Zink. Eine Sichel: 84-l% Kupfer, 11 '78% Zinn, 0-649% Blei, 3-46% Zink. Eine Fibel: 9P1% Kupfer, 6-33% Zinn, 1-51% Blei, P65% Zink. Ausserdem sämmtliche Stücke kleine Spuren von Antimon und Arsen, und die Fibel Spuren von Gold. Aexte, Sicheln und Speere zeigen Formen der s. g. alten Bronzezeit, ') ebenso gehören manche Fibeln einer sehr frühen Zeit an, andere wieder dürften ins VII. und VI. Jahrhundert v. Ohr. herab-reichen. Auf Taf. II, Fig. 24—33, sind einige Objecte dieses Fundes abgebildet, da sich die ähnlichen Formen auch in unseren Sammlungen vorfinden. Ueber die Bedeutung dieses Fundes wurden verschiedene Ansichten ausgesprochen. Sein Entdecker Zanoni erklärt ihn als Material einer Gussstätte und edirte ihn 1888 unter dem Titel „La Fonderia di Bologna.“ Undset meint, die Sachen wurden als kostbare Weihgabe, als Opfer vergraben. Bei allem Kespecte vor der Pietät der Alten, glaube ich aber doch nicht, dass man alles und jedes, was uns von ihnen übrig ist, auf Oultus und Opfer beziehen dürfe. Welchen Sinn soll es wohl haben, 28 Otr. Bruchbronze in einem rohen Thontopfe, den Göttern zu Ehren, mitten in der Stadt in die Erde zu vergraben?! Wahrscheinlicher ist es, dass ein Bronzewarenfabrikant durch seine Hausierer im Lande und bei den Barbaren in den Alpen, alte Bronze gegen neue Ware umtauschte und infolge kriegerischer Ereignisse das schwer transportable Material vergrub ; vielleicht geschah es vor den Kelten, welche schon im VI. Jahrh. v. Ohr. die Etrusker in Ober itali en bedrängten, es ihnen bald ganz Wegnahmen, und bekanntlich schon 390. v. Ohr. Born niederbrannten. Der Mann kam nicht wieder, und 23 Jahrhunderte blieb der Vorrath vergraben, um nach seiner Entdeckung, statt zu Fibeln und Sicheln etc. umgearbeitet zu werden, im Museo civico seinen Platz zu finden. Die italischen Industriellen fabricierten ihre Waren für den Export nach Norden. Hier setzten sie dieselben an die Einheimischen ab, aber auch die aus Italien eingewanderten Erz- und Salzgräber, Eisenschmiede etc. waren Abnehmer, und zwar x) Ingvalt Undset in seinem Buche über „das erste Auftreten des Eisens in Nord-Europa“ setzt den Fund in die s. g. Villanova-Periode, welche bis in das X. Jahrh. v. Chr. reichen soll. dürften eben diese Gewerke die Hauptkonsumenten gewesen sein, da gerade ihre Gräber den grössten Reichthum an diesen Importwaren aufweisen. Den Vertrieb werden Agenten der Fabrikanten oder besondere Handelsleute besorgt haben, welche die unbrauchbar gewordenen Stücke gegen neue Ware umtauschten. Natürlich kam da altes Zeug aus den verschiedensten Zeitperiode21 zu-sammen, wie dies auch noch heute auf den Trödelmärkten der Fall ist. Das Streben, die Naturschätze der Alpen zu gewinnen, lockte schon in weit entfernten Jahrhunderten die industriell und culturell vorgeschrittenen Italer in unsere Berge und veranlasste sie Pfade über die Alpenjoche zu bahnen, wie schon Herodian VIII, 1, bezeugt, avo er von den Wegen über die juli sehen Alpen sagt: „Es sind eigentlich nur Fusspfade von Menschenhand gemacht, und von den uralten Bewohnern Italiens mit grosser Mühe angelegt.“ Da die Kelten wohl nicht zu den „uralten B e tv 0 h nern Italiens“ gehören, so müssen diese Pfade von ihren Vorgängern in der Herrschaft gebahnt Avorden sein. Diesen Handelszwecken diente auch das in „Argo,“ I. J., Nr. 1, beschriebene flache Frachtschiff, Avelches den Pfahlbausee bei Laibach befuhr, und den Verkehr zwischen Nauportum und der Wasserstrasse der Laibach und Save, AArelche den Abfluss des Pfahlbausees bildete, vermittelte, längs welcher die Verbindung mit dem Osten hergestellt war. Dass von den eingewanderten Industriellen auch so manches Stück itn Lande selbsterzeugt wurde, ist ganz natürlich und kann vernünftiger Weise nicht bezweifelt werden, da ja, Avie Avir am Gradišče bei St. Michael schon gezeigt haben, im Lande schon in sehr früher Zeit Eisenschmelzen und Schmieden bestanden hatten. Aelmliche Funde Avie der in Bologna wurden schon früher auch in unseren Ländern gemacht. Einer der bedeutendsten ist der von Ham m e r s-dorf in Siebenbürgen, welcher c. 400 Kilo wog. Man fand hier bei 300 Kilo Rohmetall, Kupfer, zinnarme Bronze und etAvas Zinn, der Rest bestand aus zerbrochenen und unbrauchbaren Sclrwertern, Aexten, Sicheln und anderen Dingen, welche offenbar als altes Bruchmetall aufgekauft worden waren. In Krain kam ein ähnlicher Fund im Walde Osredek unter dem Lubenberge bei Jurkendorf in Unterkräin 1868 zu Tage, und wurde durch Herrn Victor v. Langer dem Landesmuseo verehrt. Ausser Waffen und Schmuck fanden sich hier fünf Schmelzklumpen aus Erz vor. Ehe wir die gallischen Sachen besprechen, Avelche im Saale IX zu sehen sind, besuchen wir den Saal VIII, wo ältere Bestände, welche theils von Palagi, theils aus der Sammlung der Universität herstammen, und deren Provenienz nicht allseitig feststeht, ausgestellt sind. Wir linden hier wieder Sachen, welche mit unseren übereinstimmen. So die Fibel, Taf. Ill, Fig. 1, und zwar deren 21 Stück mit den zwei Seitenknöpfen, 13 Stück mit allen drei Knöpfen, ferner Taf. II, Fig. 19 und 22, Taf. Ill, Fig. 2, ohne Wulste. Taf. III, Fig. 3, ähnlich, aber mit mehr Knoten, Taf. Ill, Fig. 4 und Taf. II, Fig. 11, letztere häufig mit geAAumdenem Bügel. Ferner zahlreiche, den krainischen ähnliche Thierlibeln : Hasen, Hunde, Gänse darstellend, Kahnfibeln von riesigen Dimensionen ; eine darunter mit Anhängseln, Taf. Ill, Fig. 5, als Seitenstück unserer Prachtfibel von Slepšek bei Nassen-fuss, Taf. Ill, Fig. 6. An unsere krain er Knotenfibel erinnert Taf. Hl, Fig. 7. Das Anhängsel, Fig. 8, besitzt unser Museum Avieder aus Podzemel. Wir kehren nun in den Saal IX zurück, avo uns mehrere B r o n z e h e 1 m e begegnen, Taf. Ill, Fig. 9 u. 10, welche dem Bronzehelme von Wèisskirchen in Unterkräin, Fig. 11, gleichen. Der Helm, Fig. 9, trägt auf der Backenklappe das auch auf den etruskischen Stelen, Taf. I, Fig. 17, 18, angebrachte Ornament und auf der Innenseite derselben eine etruskischelnschrift, Fig. 9, ri, welche von rechts nach links gelesen, deh: nuvikdi lautet. Ein ähnlicher Helmr) Avurde am Schlachtfelde von Oannae gefunden, Fig. 12. Seine Inschrift lautet: pul kerna. Ein gleicher ist aus Pästum bekannt, fünf ähnliche Helme werden wir in Florenz und mehrere in den Museen Roms wieder finden, bei welcher Gelegenheit Avir einiges über diese Waffen bemerken Avollen. In Italien gelten sie nicht als gallisch. Der Eisenhelm, Fig. 13, im Bologneser Museum ist mit einer Bronze rosette geziert, und Avurde 1882 bei Montorenzo mit dem Sch Averte, Fig. 16, gefunden. Merkwürdig schienen mir die Eisenschwerter, von welchen Fig. 15 ein keltisches „Spät La Tène-Schwert“ ist. Es Avurde in einem gallischen Grabe bei Oeretolo 1878 gefunden. Eigenthümlich sind die spitzen Schwerter, Fig. 16, 17, 18, 19, Avelche ihrer Form nach eher Stoss- als Hiebwaffen sind. Sie scheinen etruskisch zu sein.* 2) Eigenthümlich ist der Griff des Sollwertes 19 geformt; er besteht aus Knochen. Von den Avenigen La Tène-Fibeln, Avelche wie alle Eisensachen schlecht erhalten sind, ■) Cf. Mus. Etr. Tab. CLXXVII 2) Schwert Fig. 14 aus Marzobotto. geben wir Fig. 22 und 23 die beiden Mittel-La-Tène-Fibeln, welche bei uns aus Podzemel bekannt sind. Die Fibel, Fig. 24, hat ihr Seitenstück, Fig. 25, von St. Magdalena, die beiden Stahlspeere, 20 u. 21, haben wieder ihre Seitenstücke im Rudolfinuin von der keltischen Grabstätte bei Slepšek nächst Nas-senfuss. Somit hätten wir jenes Materiale überblickt, welches auch in unserem Lande vorhanden ist. Wir wollen noch die in Florenz und Rom vertretenen Fundorte studieren und znm Schlosse einige Betrachtungen anstellen. (Fortsetzung folgt.) * Die „Gradišča“ in Krain. Das Gradišče von Laibach und die Lage Emona’s. (Fortsetzung.) Professor Dr. Theodor Mommsen legt, wie auch schon oben p. 11 bemerkt, ein nicht unbedeutendes Gewicht in der vorliegenden Frage auf die Inschriften. Im Voi. Ill, p. I, pag. 484 des Corp. Inscr. lat., äussert er sich sub: „Igg et vicina“, wie folgt: „Allerdings darf hier (in lg) Nauportus nicht gesucht werden . . . . noch viel weniger Emona, da die Inschriften, welche sich auf sein öffentliches Wesen beziehen, nicht in Igg, sondern bei Laibach ausgegraben wurden. Doch war dieser Ort, dessen Name heute unbekannt ist, doch von ziemlicher Bedeutung. Seine Bewohner waren jedoch nicht nach römischem Gebrauche, welcher auf vielen in Emona ausgegrabenen Inschriften üblich ist, benannt, sondern alle mit Namen Eingeborener, so dass auch nicht einer unter ihnen gefunden wird, welcher drei Namen führt etc.“ Prüfen wir die Inschriften nach dieser Richtung, so finden wir unter den bisher in Laibach gefundenen Monumenten, auf welchen Männer mit öffentlichen Aemtern genannt werden, den Denkstein des VI. Vir T. Vellius Onesimus, eines frei-gelassenen Sklaven, den des Tabularius L. Publius Aper, ebenfalls eines ehemaligen Skiaven, und den Votivstein eines M. Aurelius Serenus, ? Vir, welcher aber verloren ist.1) Diesen unbedeutenden Leuten gegenüber steht nun der in den Fundamenten der St. Georgi-Oapelle beim Schlosse Sonnegg gefundene Grabstein des 0. Bassidius S e c u n d u s, welcher nicht etwa ein freigelassener Sklave war, sondern ein freier Römer in hoher amtlicher Stellung und Würde. Die Inschrift lautet: 0 • B ASSIDI VS • 0 • F • OL SECVNDVS • AED ■ ED BIS • Q • PPIIVIR ID PATR COLL • DENDROFO PRAEFEOTVS • ET PATRONVS COLL GENTONARIORVM II QQ Im ganzen Texte ist heute nur noch das E zwischen AED und D am Ende der zweiten Zeile strittig. 1875 bemerkt Mommsen in Ephem. epigr., dass ihm der erste der beiden letzten Buchstaben ein E, L oder F, der letzte eher L als D zu sein scheine. Damit concedirt Prof. Mommsen doch klar das E, den mit der Möglichkeit, es sei L oder F, sind doch alle drei Querstriche des E zugegeben. Hirschfeld in Supplem. Vol. III, pag. 1732 verwirft Mommsens Lesung AED • EL, so wie meine AED - E D, und liest den ersten Buchstaben als I, den zweiten als D. Prof. Mommsen concedirt uns das E, Dr. Hirschfeld das D, und so wäre man auch in Berlin glücklich zur Lesung ED gelangt, die wir schon vor 20 Jahren aufgestellt haben. Ich kann hier nur abermals auf Grundlage genauester Autopsie und von anderer Hand genommenen Abklatsches, welcher jedermann zur Einsicht vorliegt, mit absoluter Gewissheit aussprechen, dass Dr. Mommsen richtig gesehen hat, der Buchstabe ist ein E.1) Es kann sich hier zunächst nicht um die Bedeutung des E handeln, wohl aber um die sociale Stellung des Mannes, weil aus derselben nach Dr. Mommsen’s gewiss competentem Urtheile auf die Bedeutung des Gemeinwesens geschlossen werden darf. Wir geben zunächst den Text der Inschrift, er lautet: Oaius Bassidius, Cai Filius, CLaudia (tribù) SECVNDVS, AEDilis ED (?) BIS. Quaestor Pecuniae Publicae, II VIR In ri Dicundo, PATRonus COLLegii DENDROFOrorum, PRAEFEC TVS ET PATRON VS COLLegii GENTONARIORVM 11 . . QQ Oaius Bassidius Secundus Sohn des Oaius aus der Claudischen Tribus Aedil ED (?) zweimal Schatzmeister der öffentlichen Gelder, Zweiermann fürs Rechtsprechen, Patron der Zunft der Zimmerleute, Vorsteher und Patron der Zunft der Wollenweber (oder Grobzeugmacher) etc. *) Auf Grund der Leseart AED • ID erklärt Hirschfeld den Passus als „Aedilis iuri dicundo.“ Diese Erklärung ist aber •unhaltbar, weil der Text nicht richtig gegeben ist. Wir müssen daher wohl bitten, uns in Berlin für die feststehende Leseart: AED • ED eine Explication zu geben, welche endlich nicht „pessime“ wäre. ») Cf. „Emona“ Nr. 179, 184, 196. Wir haben somit liier einen vornehmen Römer mit drei Namen, welcher Aemtcr und Würden bekleidet, welche nur in grösseren römischen Städten Vorkommen. Es ist bisher in keiner krainischen Localität eine Inschrift gefunden worden, welche sich mit dieser vergleichen Hesse. Dieselbe unterstützt daher aufs allerentschiedenste und ganz im Sinne der Forderung Mommsen’s die topographischen Gründe, welche wir in der vorigen Nummer unserer Zeitschrift entwickelten, dass die prähistorische, und später von den Römern colonisierte Stadt Emona nicht in Laibach, sondern in lg gelegen sein musste.1) Ehe wir weiter schreiten, müssen wir noch ein Denkmal besprechen, welches den Namen der Stadt Emona aufweist, aber bereits seit 1807 nicht mehr dem Lande angehört. Am 6. April des genannten Jahres wurde der Stein, nachdem die rückwärtige Hälfte abgemeisselt wurde, nach Wien überführt, wo er der Steinsammlung des kais. Antikeneabinettes einverleibt ist. »Seine Inschrift lautet : M • TITIO • M • F GL • TI • BARBIO TITIANO DECVRIONI EMONAE > ■ LEG • II • ADIVTRIC ITEM • LEG • X • FBETENS BASTATO ■ IN • COH ■ I LEG ■ II • TEAIAN EX ■ COENICVLAE PE • PR LAETIA • VEEA ■ PILIO PIISSIMO • L • D • D ■ D Ein Kriegsmann Namens Marcus Titius Barbius T i t i anu s, aus der Klaudischen Tribus oder Zunft, welcher es von der untergeordneten Charge des cornicnlarius zum centuno2) oder Hauptmann gebracht, siedelte sich nach erhaltenem Abschiede in Emona an, avo er De cur io, etwa Rathsherr, wird und hier stirbt. Den Begräbniss-platz Avidmet der Stadtrath, und das Denkmal errichtet ihm seine Mutter Lartia Vera. ') Die Aufdeckung ihrer Gräber ist eine Geldfrage; jedenfalls dürften sie mindestens 3—4 ro tief unter dem Schotter der Iška liegen, da man vor Jahren beim Anlegen eines Brunnens in Brest in 12' Tiefe auf die Reste einer Schmiede, Eisenschlacken und dergleichen stiess. Gf. die Grabsteine mit Amboss, Zange und Hammer, z. B. „Emona," Nr. 44 in Strahomir, Nr. 45 im Schloss Sonnegg. 3) Das Zeichen für centuno ist das alte griechisch-etruskische >■ welches unserem K entspricht. Es findet sieh in dieser Form auf dem Gefàsse von Noia. Man sprach somit wahrscheinlich Kenturio. An Bedeutung kann sich unser Veteran allerdings mit dem in lg begrabenen Aedil von Emona C. Bassidius Secundus nicht messen, immerhin aber ist die Inschrift interessant, Aveil der Name1) der Stadt auf derselben ganz ausgeschrieben steht. Leider ist über ihren Fun d-o r t n i c h t s bekannt. Das Materiale ist Pođpečerkalk, die Sculptur der Umrahmung der Inschrift fasst identisch mit der des 0. Bassidius in lg und der des Denkmales mit dem Delfine in Matena. 1507 Avar das Monument noch nicht bekannt, den Augustinus Tyff fand in seinem späteren Standorte, der Curia er u cifer o r u m, dem deutschen Ordenshause, nur zwei unbedeutende Fragmente. Circa 1580 kennt Chol er (f 1534) die Inschrift ; sie findet sich in seinem Codex mss., Fol. 237. 1534 publiciert sie Appianus, nach ihm La-zius und andere.2) Nirgends findet sich jedoch eine Notiz über den Fundort des Denkmales. Für die Lösung unserer topografischen Frage ist sie so gut als werthlos. Sie dürfte indessen aus lg nach Laibach überbracht worden sein, wie so viele andere Inschriften, weiche Thalnitscher damals, als sein Bruder, der Domdechant, Dom und Seminar baute, aus der Umgebung herbeiholte. Er selbst sagt darüber in seiner Hist. Oath. eccl. Lab. 1701, Cap. VII, Folgendes: „Es erübrigt noch, dass wir der Inschriften lind Denkmale gedenken, welche sowohl hier als auch in den Vorstädten und den Nachbarorten, wo einst die römischen Einwohner der Stadt ihre Villen und Landgüter hatten, über meine Aufmunterung gesammelt wurden und zur Auffrischung des Ruhmes der alten Stadt Laibach neuostens hinzukamen.“ Schleppte somit I. G. Thalnitscher ganz gewöhnliche Grabsteine, AAfie sie jetzt in den Mauern der Domkirche und des Seminargebäudes zu sehen sind, herüber, um Avieviel mehr musste ein Stein mit dem Stadtnamen interessieren und zur Ueber-führung nach der Hauptstadt veranlassen, Avelche durch die Wasserstrassen der Laibach und der Ižica eine bequeme Verbindung mit lg hatte. Eine weitere Stütze für die topografischen BeAveise sind auch die auf den Inschriften vorkommenden Namen. Da Emona schon vor der D Welcher Emona lautet; es ist ganz unerfindlich warum mit Hartnäckigkeit der Name immer A emo na geschrieben wird. Auch die ganz willkiihrlich so benannte „Emona-Strasse“ in Laibach, ist auf-der betreffenden Tafel als A em on a s tr a s se zu lesen. Wenn man schon der uralten Stadt nicht das ihr von Rechtswegen zukommende Fleckchen Erde gönnen will, so verhunze man wenigstens nicht noch obendrein den klar und deutlich überlieferten Namen derselben. Das ist denn doch zuviel des Guten. 2) Cf. Mommsen C. I. III, I, p. 491, die Literaturnachweise. Ankunft der Römer bestand, somit eine s. g. prähistorische Stadt war, so müssen gerade dort, avo sie lag, folgerichtig auch barbarische EeAvohner nachweisbar sein, denn nur dort, AAro die Römer eine Neugründung vornehmen, dürfen wir ausschliesslich lateinische Personennamen erwarten. Von dieser gewiss nicht unvernünftigen Voraussetzung ausgehend, ergibt sich, dass die Römer in lg eine sehr bedeutende Barbaren-Bevölkerung vorgefunden haben müssen, während sie nach Laibach erst ihre Veteranen, Freigelassenen und Sklaven verpflanzten. Auf den sämmtlichen in Laibach gefundenen Inschriften erscheint nur einmal der Barbarenname Epp o. Dieser Eppo Avird als Vater einer S e c u n d a bezeichnet, deren Grabmal 1635 an. der Wienerstrasse gefunden Avurde. Dagegen finden wir auf den Iger-Denkmalen eine stattliche Menge barbarischer Namen freier Leute1), welche die Masse der Bevölkerung unter römischer Herrschaft bildeten. Wir lesen da Namen wie Adnomatus, Aico-nus, Amatu(nus) und Amatu(nis), Bolerinus, Broc-cus, Bucca, Bucio, Buco, Buctor, Bugia, Buia und Buio, Butto, Cetetiu(nis), Ebonicus, Elppeo, Emo, Empeto, Eno, Ernia, Ennia, Eppo, Galu(nus), Isso, Lasaiu(nis), Laso, Liunco (Plunco?) Manu(nis), Moiota, Nammo, Odeco, Oppa, Opalo, Ostus, Plunco, Sacciarius, Seco und Secco, Sennus, Subloanus, Sums, Tetta, Tetiu(nis), Veitro, Venix, Venixia, Venixama, Voltanus, Voltaro, Voltaronti(a), Volta-ronti(us), Voltia, Voltius, Volterex und besonders häufig Voltrex, Voltrix, Volturöx, Voltupar, Nama. Einige dieser Namen sind sicher keltisch. Andere, Avie z. B. die auf u auslautenden, könnten möglicherweise auf alt - italisches) Einwanderer, wieder andere vielleicht auf Abkömmlinge der Pfalbau-Bevölkerung zurückzuführen sein. (Fortsetzung folgt.) Die Felsenburg Lueg in Innerkrain. il Wir haben schon in „Argo,“ I. Jalirg., p. 14, in Kürze über diese merkwürdigste aller Ritter-Burgen Krains gehandelt und eine Ansicht der Aussenseite dieser befestigten Höhle gegeben. * 2 *) Sklaven und Freigelassene sind in lg sehr selten, in Laibach sehr häufig auf Inschriften genannt. 2) Auf etruskischen Denkmalen sind Nominative auf u häufig, z. B. Amatu, Oarcu, Eeasu, Felu, Pumpu, Rexu, Senu, Trepu etc. Der Burgherr von Lueg, Se. Durchlaucht der hochgeborene Fürst Hugo zu W i n disc h g r ä t z, hatte die Güte ein genaues Studium und die Aufnahme dieser interessanten Burg huldvollst zu gestatten, Avofür Seiner Durchlaucht hier der verbindlichste Dank ausgesprochen sei. Es Avar durch dieses wohhvollende Entgegenkommen die Möglichkeit geboten, hiermit zum ersten Male eine eingehende Beschreibung und Detailzeichnungen dieser, auf den ersten Blick labyrintisch scheinenden, hochromantischen , sagenuniAVObenen Burganlagen zu bieten. Von zwei Seiten führen Strassen zum Schlosse, die eine von Planina über Kaltenfeld, die zweite von Adelsberg über Hrenovic und Landol, am Gradišče von St. Michael vorüber. Dieser Stras-senzug bildet einen Theil der alten Römerstrasse, Avelche auch im Mittelalter als Verkehrsader diente.1) Bei Landol Avar sogar eine der vielen Eisenmauten für das nach Triest verfrachtete Eisen. Die Burg selbst liegt etwa 3 km abseits der alten Handelsstrasse, etwa 4 km von der alten Mautstation Landol entfernt. Die Burg selbst liegt in einer Schlucht, die vom Lokva Bache durchflossen ist, welcher unter derselben in einen Felsschlund unter dem Nanos verschwindet. Die landschaftliche Skizze, Taf. Ill, im Jahrg. I. der „Argo,“ giebt ein Bild der Gegend von Hrenovitz aus gesehen, avo auch die Lage von Lueg angedeutet erscheint. — Erst in fast unmittelbarer Nähe erblickt man die Burg: sie präsentirt sich uns, Avie die nach einer photographischen Aufnahme von Schäber in Adelsberg angefertigte Ansicht zeigt. (Of. Seite 59, 60). Die jetzt bewohnte vordere neue Burg ist ein Bau des XVI. Jahrli. Der Westtract oder das Schloss selbst trägt die Jahreszahl 1570. Der Ostflügel oder richtiger der Ostthurm aber die Zahl 1583. Hart an den Felsen gelehnt, steht die Burg auf den fast senkrechten Felsstürzen über dem Bette der Lokva. Der Boden, auf dem sie sich heute erhebt, ist dem Felsen abgetrotzt und je nachdem derselbe gegen die Höhlung zurück-Aveicht, rücken auch die StockAverke in die Tiefe gegen denselben, wenn auch nicht um vieles zurück. Im Ganzen weicht die Felswand, in welche die alte Burgmauer als Verschluss der Höhle eingesetzt ist, 18 m gegen den untersten Felsrand, auf welchem die Hauptmauern der Fronte stehen, zurück. Da die senkrechte Höhe bis dahin von derselben Basis ebenfalls 18 m beträgt, die Basisfläche der heutigen Burg aber 7 m Breite hat, so ergiebt sich ein Verhältniss von 11 m : 18 m. ü Sie heisst heute noch stara cesta — alte Strasse. 3 ** Daraus ergiebt sich ein theoretischer Neigungswinkel von c. 150° für die Anstiegsböschung von der Felsbasis zur alten Burg, wenn das Plateau, auf welchem die heutige Burg steht, schon fr ii-her vorhanden war und nicht erst, was kaum anzunehmen, ganz aus dem Felsen herausgesprengt und herausgemeisselt wurde. Für diesen Fall wäre die theoretische Böschung vom fast senkrechten Abfalle zur alten Burg 45°, eine Böschung, welche nur auf im Zickzack angelegtem Pfade zu erklimmen war. Wir werden indess noch sehen, dass auch dieser Pfad nicht zur Höhle direct, sondern auf einen vorspringenden Fi-lsen führte, von welchem aus erst durch eine Zugbrücke über eine Felsspalte an einer senkrechten Wand vorüber, der Zugang ermöglicht war. Das Bild der alten Burg, „Argo“ I, Taf. II, ist von diesem Punkte vor der Zugbrücke aufge-nommen. Taf. IV veranschaulicht die Situation vor Erbauung der neuen Burg. Das Bild stellt die Felswand mit der alten Burg dar, wie sich dieselbe präsen-tiren würde, wenn man sich die neue, sie nun verdeckende Burg hinwegdenkt. Heute ist von der Zufahrtsstrasse aus der Eintritt unbehindert, ursprünglich aber war er durch einen Graben verwehrt, über welchen eine Zugbrücke führte. Valvasor sagt im IV. Buch, p. 521, darüber Folgendes : „Die Helffte dess vorderen Thurns steht allein hervor, und iiussert sich soweit des Felsens, dass er sich nicht unter demselben befindet. Den Eingang hat man von dem Felsen ausgehauen und darneben eine Mauer aufgemaurt. Zwischen den z weyen Pyramiden1) und dem Thurn gibt es eine Zug-Brücke; zwischen diesem zur eigentlichen Burg Die ganze vor l) Vor dem Eingänge zur Burg. T h u r n a b e r n n d dem andren De b ii u w i e d e r u m eine andere Zug-Brücke.“ Heute sind diese Brücken beseitigt und der Zugang geebnet. Wir betreten das Schloss durch das Thor a, Taf. V, Fig. 1. Die Einfahrt ist mit Kreuzgewölben gewölbt. Rechts führt eine Treppe in das erste Stockwerk des Thurmes, und vor uns öffnet sich ein Hofraum b, hier erblickt man das Hauptthor uns auf-steigende Wand zeigt Fig. 2. Rechts springt ein Stück der nackten Felswand, die sich senkrecht erhebt, etwas gegen das Thor vor. Im II. Stockwerke springt über dem Thore eine Pechnase vor, im I. Stockwerke aber ist eine Thüre ausgespart, über welcher zwei Rollen die Existenz einer ehemaligen Zugbrücke andeuten ; heute führt von dieser Thüre ein hölzerner Gang a längs der Hauptmauer nach dem Thurme A, Fig. 3. Der Thurm A hat, wie auch aus der Ansicht des Schlosses ersichtlich, nur zwei Stockwerke, in welchen sich je ein geräumiges Zimmer befindet. A und A' in Fig. 3 und 4. Der Thoreingang in die ältere oder eigentliche Burg ist unter einem stumpfen Winkel gebrochen, in einem mächtigen, keilförmigen Mauerklotze ausgespart, Fig. 1, c. Man gelangt in einen Vorraum d, aus welchem man in den Keller e und zur Treppe welche in den ersten Stock führt, Zutritt hat. Kleine in die meterdicken Mauern ausgesparte Fenster gewähren ein düsteres Halbdunkel in diesen unheimlichen Räumen. Wir stehen hier auf dem planirten Felsen und überall lehnt sich das Gemäuer an den senkrecht abgemeisselten Felsen. Eine dunkle Treppe f führt zum ersten Stock-wefke, Fig. 3. Wieder starrt uns die graue Felswand an, überall die Spuren der Bearbeitung tragend. Die Räumlichkeiten dieser Etage sind das Vorhaus c, ein Gemach d, und ein dunkles Gelass e über dem Mauerkeile c des Hauptthores zur ebenen Erde ; f ist eine Küche und g ein Zimmer ober dem Keller. Diese beiden Etagen haben gleiche Breite und lehnen sich ganz an die Felswand. Man vergleiche dazu Taf. V, Fig. 7. Ganz ähnlich ist das zweite Stockwerk ein-getheilt, nur weicht hier die Felswand hinter dem Westflügel um 2 m zurück, so dass sich die Wohnzimmer cc nicht an die Felsen lehnen, sondern zwischen diesen und der Hauptmauer ein 2 m breiter Gang entsteht, del in Fig. 4 und 7. Dieser Gang führt in den Felsenraum e, welcher nach auswärts durch eine Mauer f abgeschlossen ist und einst als Küche diente. Bei g im Mitteltracte, wo jetzt ein Ofen steht, befand sich früher eine Thüre, durch welche man in den Zwickel h hinaustreten konnte. Hier bildet die bisher steil ansteigende Felswand eine Höhle von 6 m Tiefe,1) Fig. 8. a. Diese Höhle ist heute durch die rückseitigen Burgmauern abgeschlossen, scheint aber schon vor Erbauung der neuen Burg mit Mauerwerk gesperrt gewesen zu sein, da 50 cm hinter der jetzigen Hauptmauer eine 80 cm dicke ältere Mauerruine dasteht. Taf. V, Fig. 8, mm. Diese Höhlung ist heute durch einen Felsschlund zugänglich, welcher in der Bodenhöhe des Dachbodens im vierten Stockwerke Fig. 6, x, mündet, und von wo eine Holztreppe 7 m tief hinabführt. Von der oberen Felsenhöhlung b in Fig. 8 führt ein schmaler, schräger Gamin zu Tage, wo er hinter dem Dache des östlichen Thurmes mündet. Diese Höhle ist mit Schutt gefüllt und heist vulgo die „Todternie am m er,“ weil man Menschenknochen in derselben vorfand. Sie war das prächtigste „Burg-V er lie ss,“ welches man sich denken konnte. Es ist nicht unmöglich, dass das Zimmer g Fig. 4, der Justiz diente, so dass man nach geschöpftem Ur-theil die Deliquenten sofort in den Höhlenkerker werfen konnte. Den Zwickel h in Fig. 4 kann man dann ganz gut als Folterkammer ansprechen, welche gewiss nicht gefehlt haben dürfte. Heute ist der Raum g ein Depositorium für Jagdgewehre und an der Stelle der „Seufzer-Pforte“ zur „Folter- und Todtenkammer“ steht ein harmloser Ofen. Wir schreiten zum dritten Stockwerke, Fig. 5, empor. Auch dieses lehnt sich an den Fels, nur tritt dieser abermals zurück, (cf. auch Fig. 7) so zwar, dass hier die Tiefe des *) Taf. IV, rechts yon der Burgmauer. Westtractes geradezu die doppelte gegenüber der des ersten Stockwerkes wird. Der vorsaalartige Gang a ist ganz in den Felsen versenkt, der Gamin k aus den Felsen gehauen. Die Zimmer bb‘ sind um 2 m tiefer als die im zweiten Stockwerke; ihre Hauptmauer steht auf der Felskante des darunter liegenden Ganges d. Diese Räumlichkeiten heissen die „Fürstenzi m m e r, “ weil hier die fürstlichen Herrschaften absteigen, wenn sie Lueg besuchen. Es waren diese Räume aber auch schon in früher Zeit die Wohnräume der Burgherren ; der Raum C diente früher als Capelle, und ein nun vermauertes Fenster aus dem Gabinete b* öffnete sich dahin ; b' war somit zugleich ein Oratorium, wenn in der Capelle Gottesdienst stattfand. Aus der Vorhalle a gelangt man auf den freien Raum d. Es ist eine natürliche Felsaltane über der Felsenküche c des zweiten Stockwerkes. An die Capelle schliesst sich noch ein Zimmer, welches über dem „Justizzimmer“ des zweiten Stockwerkes liegt. Neben der Vorhalle a führt die Treppe zur Thüre f. Hier betreten wir eine schmale in den Felsen gehauene Treppe, welche zum vierten Stockwerke hinaufführt. Sie steigt parallel zur Vorhalle hinter derselben empor, Fig. 6. Rechts von der Treppe erblicken wir die Felsklüfte und Mauern der alten Burg, bis zu deren Höhe unsere Treppe emporsteigt. Wir betreten bei a das Niveau des vierten Stockwerkes, welches nur das Zimmer b enthält, alle übrigen Räume d d‘ d“ sind bereits Dachböden. In d“ ist bei x über eine Holztreppe der heutige Zugang zu der „Todtenkammer;“ von a aus treten wir auf ein Felsplateau c, welches bei m durch eine Mauer geschlossen ist, hinter welcher es steil abstürzt und eine Art Felsenaltane bildet. Es ist der Punkt c auf Fig. 7, welcher mit c der Fig. 6 zusammenfällt. Von diesem Felsvorsprunge ist die Felswand mit der Burggrotte, in welcher einst Erasmus Lueger hauste, durch eine 5 m breite Spalte getrennt, über welche hinweg als einziger Zugang eine Zugbrücke führte, welche über zwei Rollen, deren eine noch in ihrer Oeffnung sitzt, möglich Avar. Heute führt ein Steg hinüber. Nach alldem bisher Gesehenen ergiebt sich Folgendes : Der alte Fusssteig zur Lueger Burg führte über die Felswände, an welche sich die neue Burg lehnt im Zickzack zu dem Felsvorsprunge bei c, Fig. 6 und 7, hinauf; diese Felswände sind bei Anlage der neuen Burg terrassiert worden, bis zur Höhe des zweiten Stockwerkes wurden sie senkrecht abgearbeitet, im zweiten Stock der Gang d (Fig: 4 uncl 7) herausgehauen und im dritten Stockwerke die Vorhalle der Fürstenzimmer a gewonnen. War nun das kleine Felsplateau c erklommen, so stand der Ankömmling den Schüssen der Burg-feewohner auf 5—6 m Entfernung blossgestellt da, — fürwahr ein Ideal von Sicherheit gegen jeden Angriff ! Die alte Lueger Burg. • Wir überschreiten den Steg und stehen vor einem Thoreingange mit gotischem Spitzbogen von 1'8 m Höhe und 076 m Breite. Of. „Argo,“ I. Jahrg., Taf. II, und Taf. VI, Fig. 1, dieser Nummer, wo ein Bild desselben von Innen gesehen. wiedergegeben ist. Beim Eintritte eröffnet sich uns eine nach rückwärts ansteigende Höhle, Taf. V, Fig. 6, und Taf. VI, Fig. 4, welche aus drei Haupttheilen besteht : einem Vorderraume H\ von 18 m Länge und 7—8 m Breite, einem einige Meter höher gelegenen Hinterraume von Backofenform 1I2, in dessen Mitte der 6 m tiefe und l'T> m im Durchmesser messende Brunnen1) oder eine Cisterne mit trefflichem Wasser , bei B sich befindet. Von hier zweigt ein ziemlich steil ansteigender Gfrottenast Hs ab, welcher blind endet. Bei c zweigt abermals eine schmale Glangspalte gegen den Mittelraum zurück ab, von der sich bei (Zein Schlott nach aufwärts wendet. Der Vorderraum //, ist mit Schutt und Steingetrümmer bedeckt, und wie schon beschrieben, mit einer Mauer gegen aussenhin ganz abgeschlossen. „Argo,“ I. Jahrg., Taf. IL Gleich links vom Eingänge ist ein backofenähnlicher Raum von 1 m Tiefe und 1 2 m Breite und 1 m Höhe über dem Boden in den Felsen hineingearbeitet, Taf. V, Fig. 6 e und Fig. 9, 10. Wozu er wohl diente, ist schwer zu sagen, —- vielleicht als Sitz des Thor w ä c h t e r s. Rechts vom Eingänge stehen die Ruinen des Wohngebäudes, dessen Vorderfronte die oben erwähnte, die Höhle abschliessende Mauer bildet. Diese Mauer ist 100 cm dick und enthält zwei Fenster; ein unteres mit zwei Sitzbänken. Taf. VI, Fig. 1, und ein oberes. Das erste gehörte einem ebenerdigen Gemache von 5-5 m Länge, 3'7 m Breite und 2'3 m Höhe an. Die Fensternische misst von der Sitzbank bis zur Fensterwölbung 1-4 m. Das Fenster selbst ist 99 cm hoch, 66 cm breit ; die Fensterstöcke 20 cm dick, mit Falzen zur Aufnahme von Holzläden versehen, ohne Spur von Kegeln für nach unserer Art drehbare Fensterflügel. Das Fenster im ein- 9 Ev soll in der Tiefe ausgebaucht sein, ob ein Werk der Natur oder Kunst, ist schwer zu entscheiden. Valvasor behauptet das erstere. stigen oberen Gemache ist 70 cm über dem Fuss-boden desselben, und stösst bereits an die nach auswärts ladende Felsdecke. Den Fensterverschluss bildeten Holzladen, welche in die Steinfalze eingesetzt, und durch Querriegel geschlossen wurden ; diese waren nach den, in halber Fensterhöhe angebrachten Schublöchern zu urtheilen, Balken von 14:10 cm Querschnitt. Die Seitenmauern der Wohnräume in der Grotte haben eine Stärke von 0'5 m. In ähnlicher Weise, wie der Fensterverschluss, war auch der des Thores hergestellt. Auch hier wurde eine Holzthüre von 2 m Höhe, für welche ein Felsenraum ausgehauen ist, an die Thüröffnung gelehnt und mit einem Holzriegel versichert. . Seitwärts des Wohngebäudes, diesem gegenüber, erhebt sich bei.#1) ein 4'6 cm hoher Felsen, über welchem eine zweite Oeffnung nach aussen gehet. Diese ist nur mittelst Leiter zu ersteigen und man betritt oben einen nach aussen durch eine Mauer abgeschlossenen Raum. Diese Mauer ist von aussen durch zwei Gurtbögen gestützt. „Argo“ I, Taf. II, sie ist heute noch 1 m hoch und 80 cm dick, verschloss aber früher die Oeffnung, noch höher hinauf, da man noch 2'5 m höher die Spuren des Mörtels an der Felsw-and bemerkt. Die zwei durch die Mauer durchgehenden Löcher hatten die Bestimmung die Balken für den Fussboden des Gemaches aufzunehmen, deren hintere Enden auf der Felsenkante ruheten. Der ganze Raum war etwa 4 m lang und breit, und den Mörtelspuren am Felsen nach zu urtheilen 2-5 m hoch und dann natürlich mit einem Dache versehen. Dieses Gemach war, wie schon früher bemerkt, wahrscheinlich die Wohnung des Burgwarts. In diesem Gemache fand ich unter dem Schutte halbverkohlte Fichtenbretter und Balkenstücke, Armbrustbolzen und die Hälfte einer zersprungenen Stückkugel von 2'2em Durchmesser aus Stein. Ob noch weiter hinter den Gebäuderesten P, welche wir als das Palas oder den Wohnraum des Ritters deuten dürfen, Gebäude standen, kann ich heute nicht bestimmen ; Grabungen werden darüber genaueren Aufschluss geben. Wohl aber ist in der Etage II2 bei h wieder Mauerwerk vorhanden, welches unzweihelhaft einem Heerde von 60 cm Höhe angehörte. Der Platz ist etwas über dem Niveau von II2 erhöht und liegt in einem Felswinkel, der sich für die angedeutete Bestimmung trefflich eignete, weil der Rauch durch die benachbarten Schlotte gut abziehen konnte. Es erübrigt uns nur noch des geheimniss-vollen Ausganges zu gedenken, welcher dieses 9 Taf. V, Pig. 6 und Taf. VI, Pig. 1. wilde Felsennest mit der Aussenwelt verband und dessen Dasein jene sagenimwobeno, lange Belagerung ermöglichte, die den Platz und seinen letzten, gewaltthätigen Inhaber so bekannt, und durch sein angeblich so tragisches Ende berühmt machte. Unser brave Valvasor, welcher die Lueger Burg im IV. Buche seiner „Ehre des Herzogthums Kram“ bei den Natur-Raritäten des Landes beschreibt, sagt 1. c. pag. 524, über diesen Gang Folgendes: „Aus dieser oberen Grotten schleicht ein gewisser und heimlicher Ausgang zu dem nechst anstossenden Pierbaumer Wald hinein. Mann will sagen solcher Gang solle vier Meil-wegs lang seye: welches Ich aber für gewiss nicht schreiben kann: weil ihn meine Füsse nicht gemessen, noch seine Weite oder Länge examinirt haben. Wie mir denn auch sowol als Anderen diesen Gang zu versuchen, dieses verhindernch gewest, dass dieser Weg vor mehr als sechzig Jahren schon vermauert worden;1) damit kein Ungeziefer und getauffte Vögel wieder Vorhoffen ungebeten hinein kommen mögten: als wie bereits einmal geschehen.“ Der Gang blieb bis in die neueste Zeit vermauert und wurde am 16. August 1887. nachdem die Mauer beseitigt war, in Anwesenheit einer illustren Gesellschaft, nämlich Ihrer Durchlaucht der hochgeborenen Frau Fürstin M a t h i 1 d e zu W in d i s c h g r ä t z, der Prinzessinnen Luise und A dini zu W indisch gr ätz, Gräfin Valen- *) Also schon Anfangs des XVII. Jalu'h. tine Mo cen igo und Grafen Rudolf Mels-Oolloredo vom jungen Prinzen Ernst zu Win-d i s c h g r ä t z zuerst wieder befahren. Dieser Gang zweigt, Taf. V, Fig. 6, bei d nach aufwärts ab, steigt anfangs gegen Süden 35—40 m unter c. 40° Neigung aufwärts, ist anfangs gangbar, später niedrig und nur schliefbar mit Gerolle gefüllt und im Durchschnitte c. 1 m breit. Die Mündung des Ganges geht ober dem Schlosse 25 m hinter dem auf Taf. IV durch eine Fichte bezeichn eten Punkte zu Tage. Taf. VI, Fig. 5. An der Mündungsstelle ist eine mit Gebüsch bewachsene triehterartige Vertiefung — dolina — von 7—8 m Tiefe, in deren Grunde eine 1 m breite und 0-6 m hohe Felsspalte das Tagende des Ganges bildet. Es liegt dieser Ausgang gerade über dem Raume I/2 der Grotte. Taf VI, Fig. 5. Die im Anfänge des XVII. Jahrh. eingesetzte Sperrmauer lag c. 10 m unterhalb des Ausganges und war c. 0‘5 m dick. Heute ist dieser Ausgang vom Schlosse weg auf einem Seitonpfade in kaum einer halben Stunde zu erreichen. Das Plateau oben ist heute eine mit Gebüsch bewachsene Karstlandschaft; vor IV Jahrhunderten stand da allerdings noch dichter Wald, in dem der kleine Erdtrichter, nur von wenigen Vertrauten gekannt, verborgen lag. (Sehlass folgt.) Kleinere littheihingen. Die Lueger Grotte. | Von A. Lodes, Oberförster in Bukuje. Unter der bekannten Burghöhle, in welcher einst der berüchtigte Erasmus Lueger gehaust, verzweigen sich noch in zwei Etagen viel weiter reichende und ausgedehntere Grottenräume, als es die der Burg Lueg sind. Es liegen zwei Hohlräume übereinander, welche durch Trichter mit einander verbunden sind. Der obere derselben ist trocken und gangbar, der untere ist aber von der Lokva oder dem Lueger Bache dürchflossen. Ich gebe im nachfolgenden eine kurze Beschreibung dieser unterirdischen Bäume; insoweit ich sie bis dato durchforscht und aufgenommen habe. Die Planskizzen auf Taf. VI, Fig. 2 und 3 werden, die Beschreibung illustriren. 1. Die 715 m lange Hauptgrotte zieht sich vom Eingänge ') unter dem Schlosse zuerst nordwestlich dann östlich, D Dieser ebenfalls absebliessbare Eingang ist auf Taf. IV bemerkbar, es führt eine Brücke zu ihm, etwas tiefer strömt die Lokva in den Pelsschlund. Anmerkung der Redaction. sodann in gerader Richtung nordöstlich. Die Sohle der Grotte fällt vom Eingänge erst etwas, steigt dann wieder etwas, fällt wieder und bleibt dann den grössten Theil horizontal, um erst gegen das Ende zu wieder etwas anzusteigen, doch betragen die Abweichungen von der Horizontalen nur einige Meter. 2. Von der Mitte der grossen Grotte führt eine 14 m lange hölzerne Stiege g in einer grossen domartigen Höhlung aufwärts auf ein kleines Plateau, von welchem sich eine Grotte '122 m in nördlicher Richtung, etwas steil aufwärts erstreckt und im compacten Felsen endet. 3. Von dieser Grotte verzweigen sich in entgegengesetzter Richtung, gegen Süd, zwei Grotten, welche sich vor dem Ausgange in eine vereinigen; die kürzere bildet einen sehr steilen schiefen Schacht gegen die Stiege (Taf. VI, Fig. 3 g) und den Dom, während die zweite in einem Bogen ziemlich steil zum Ausgange östlich ober dem Schlosse führt. (Bei in). 4. Hinter dem Dome zieht von der grossen Grotte bei f weg, eine 110 m lange Grotte gegen Westen nach abwärts, berührt unten bei der Ueberbrüekung die grosse Grotte, und endet bei & in einen fast senkrechten Trichter,]) aus welchem man ganz deutlich das Kauschen des Lokva-baches * 2) heraufhört. Diese untere Grotte ist am Boden mit Schlamm und Sägespännen bedeckt, selbst Bretter und Klötze sind an den Felsriffen zu sehen. Es lässt sich diese Erscheinung einfach dadurch erklären, dass bei grossen Ueberschwem-mungen, welche periodisch alle 2—10 Jahre eintreten, der Lokva Bach die unter dem Schlosse stehende Säge bis über das Dach inundirt, weil sich der unterirdische Bachlauf verstopft, oder die grossen Wassermassen nicht so schnell abfiihren kann ; dadurch staut sich das Wasser, steigt in den Trichtern cc, ergiesst sich bei c' in die untere Grotte c‘f, und hebt dabei natürlich das obenaufschwimmende Holzwerk mit hinauf, welches bei Ablauf des Wassers am Boden zurückbleibt. Aus dieser Thatsache geht hervor, dass sich der gegenwärtige Wasserlauf unter der Grotte paraleli mit der Grotte hinzieht, und die senkrechten Trichter ccc von der Grotte aus mit dem jetzigen Wasserlaufe correspondiren ; Hierdurch kommt man zu der Annahme, dass die gegenwärtigen oberen Grotten nichts als einstige Wasserläufe waren. Das Ende der grossen Grotte bei C war mit grossen Steinblöcken abgeschlossen, dennoch habe ich wahrgenommen, dass sich durch die Fugen ein fühlbarer Luftzug bemerkbar machte, es wurden daher diese Steine beseitigt und dadurch eine weitere ungeheuere Grotte erschlossen, in welcher ebenfalls ein Wasserlauf vorliegt, —: wahrscheinlich die Lokva selbst. Da aber diese neue Grotte noch mit Gefahr zugänglich ist, konnte ihre Richtung und Lage bisher noch nicht erforscht werden; sobald es geschehen sein wird, werde ich nicht unterlassen, von den Ergebnissen der Untersuchung weitere Mittheilungen zu machen. Eine Vereinssitzimg in Laibach im J. 1694. Mitgetheilt von P. v. Radies. Im Jahre 1693 wurde in Laibach nach dem Yorbilde der damaligen italienischen Akademien eine Gelehrten-Vereinigung unter dem Titel: „Academia Operosorum“ gegründet, die erste wissenschaftliche Gesellschaft Krains, die zu ihrem Symbol die „Biene“ gewählt, und aus deren Schoosse die noch heute bestehende „Academia Philharmonicorum,“ die philharmonische Gesellschaft, hervorgegangen. 0 Von diesen Trichtern erzählt Valvasor 1. e. p. 523, dass „vor etlichen Jahren“ ein kleiner Hund „zu selbigen tieften Schlund hinab ins Wasser gefallen,“ der Hund galt für verloren, kam aber am folgenden Tage frisch und munter wieder ins Schloss zurück. 2) Valvasor hält dafür, dass die Lokva beim Schlosse Wippaeh als Wippaehfluss zu Tage trete, da Enten, welche man bei Lueg hineingesetzt, bei Wippaeh wieder hervorgekommen seien. Gleiches sei mit Sägespänen beobachtet worden. Anm. d. Seduction. Eine Aufzeichnung von der Hand des Mitgliedes der „Academie der Operosen,“ des Dr. J. U. Johann Georg Thalnitscher von Thalberg, der dieser Gelehrten-Vereinigung unter dem Namen: „Providus“ angehörte, berichtet von einer der ersten Sitzungen derselben mit folgenden Worten : „1694, 5. Februar in der gehaltenen Session der Academia Operosorum bei Ihro Gnaden Herrn Thumbprobsten (Dr. Theol. Johann Baptist Presch er n, als Mitglied der Academie, mit Beinamen: Resolutus, und Präsidenten derselben) al da ist abge-redt worden, dass der Hr. Thumbprobst darob sein wolle bey dem kayserlichen Hof durch den Grafen Oastelbarco, dass besagte Academia Operosorum „Josephina“ genannt werden sollte, der Hr. Oanonicus Gladich (Georg Andreas Gladich J. U. Dr., als Mitglied „Inermis“ genannt) hat auch versprochen, bei dem hochwürdigen Herrn Prae-ceptore des Kayserlichen Prinzens und Römischen König1) zu cooperiren, daher man hofft guten Progress zu haben.“ — Bei dieser Session hat Dr. Gerbe zi us seine Materie zu lesen geben.“ Da die Academie der Operosen von 1693 bis 1701 aber nur im Stillen wirkte und erst im letztgenannten Jahre ihre erste öffentliche feierliche Versammlung im Landhause abhielt, so scheint in diesem langen Intervalle der vernehmlichste Grund dafür zu liegen, dass jene angedeutete Motion wegen des hohen Namens: „Josephina“ nicht in Erfüllung gegangen. Welche „Materie“ das Mitglied Dr. Gerbez (Phil, und Med. Dr., landsch. Physiker und Ordinarius, der kais. Akademie Leopoldina Naturae Curiosorum Mitglied) ■— bei den Operosen mit dem Beinamen „Intentus“ — in dieser „Session“ zum Lesen gegeben, ist aus dieser Angabe nicht erfindlich; zwischen den Jahren 1692 und 1699 finden wir in Druck erschienen nur die beiden Werke des Dr. Gerbez : Intricatum extricatum medicum Labaci 1692 und Ohrono-logiae Medicae Annus Primus Labaci 1699. Es wäre möglich und nicht unwahrscheinlich, dass Gerbez bereits 1694, bezügliche Beobachtungen und Erfahrungen, gesammelt gehabt und zum Vortrage in der Ge-lehrten-„Session“ gebracht. Die Privilegien der Stadt Stein. Mitgetheilt von P. v. Radies. Im Archive der Stadt Stein finden sich eine Anzahl von diese Stadt betreffenden Privilegien und Gnadenbriefen, im Ganzen 25 Stücke, meist Pergamenturkunden mit den Inclusionsdaten von 1362 bis 1567, von den Zeiten der Regierung Herzog Rudolf IV. „des Stifters“ bis in die Tage des „Regenten von Innerösterreich“ Erzherzog Karl II. von Steiermark reichend. 0 Nachmaligen Kaiser Josef I. Diese Privilegien enthalten in erster Linie „das alte Herkommen“, „die alten Rechte und Gewohnheiten“ der Stadt und der Bürger von Stein im Allgemeinen, sie behandeln aber auch speciell die ökonomischen Verhältnisse der Stadtgemeinde und ganz besondere Begünstigungen in Bezug auf Handel und Gewerbe. Die erste Urkunde, in welcher das „alte Her ko nini en“ betreffs der Gerichtsbarkeit bestätigt erscheint, ist die Urkunde von 1862 ddo. Graz am Eritag nach St. Johannis ante portam latinam (10. Mai) unter unserem heimlichen Zeichen Hertzog Budolf „souver (insoferne) liintz Marchsen dem Richter zu Stein oder hintz andern vnser Bürger daselbst zu Stein ihts zu sprechen hab, das derselbe von ihnen darumb ein Recht nemen soll, als (wie) es von altem Herkommen ist.“ Herzog Leopold von Oesterreich bestätigt Gretz „Mittwoch nach Sunntag Quasimodogeniti“ 1880 (4. April) „dass die von Stein bei ihren alten Rechten und Gewohnheiten bleiben sollen.“ Derselbe Landesfürst verordnet dann weiters in zwei Briefen: 1) 1882 ddo. Gretz, Eritag vor St. Margarethentag (9. Juni), und dann 2) 1882 ddo. St. Veit in Kärnten Pfmstag nach St. Veitstag (19. Juni), „dass die Bürger zu Stein vor keinem andern Gericht, als vor ihrem Richter zu Stein verklagt werden und zu Red und Antwort stehen sollen.“ Dieselbe Begünstigung ertheilen ihnen die Landesfürsten Herzog Wilhelm ddo. Wien 1896 Freitag nach St. Bartholomäustag (25. August) und Herzog Ernst ddo. Laibach 1406 St. Thomastag (21. Dezember). Herzog Ernst ist es aber auch, der bei einer späteren Anwesenheit in Krain, Laibach 1421 „Sunntag vor St. Oswaldstag (3. August)“ den Bürgern von Stein ein Privilegium,das bürgerliche Gewerbe und den Weinschank betreffend, ertheilt hat. In diesem Gnadenbriefe heisst es: Nachdem es verboten sei, „dass dhain gepaur auf dem Land ungewöhnlich kaufmannschafft nicht treiben soll“, die Steiner gebeten, „dass wir das auch geruhten gewähren und sunderlich verbieten solch Täfern und Schenkhäuser, die nicht auf den Landstrassen, noch bei den Pfarrkirchen gelegen, oder von Alters gewesen . . . . meinen und wollen wir, dass hin für kein gepauer noch anderer auf dem Land gesessen, wer die sein, keinerlei kaufmannschafft treiben, handeln noch üben sollen, sunderlich sollen solche kaufmannschaften mit kauften und verkaufen in unsern Städten und Märkten getrieb en und gehandelt werden ; wer dawider hand-lung und gewerb trieb und handelt damit auf dem Land (dem) soll solche hab und kaufmannschaft abgenommen werden.“ Weiters werden in diesem Briefe Ta-fernen und Schenkhäuser in obigem Sinne verboten. „König Friedrich (III.) ertheilt bei seiner im Jahre 1444 stattgehabten Anwesenheit in Laibach, „Sam- stag nach St. Dorotheentag“ (7. Februar) die Generalcon-firmation für die Privilegien der Stadt Stein. Drei Jahre später nimmt aber derselbe Landesfürst eine Beschwerde der Bürger von Stein betreffs der Ausübung der Gerichtsbarkeit zum Anlass, um 1447 ddo. Pettau Kreuzerlindungstag (3. Mai) die Jurisdiction der Steiner zu bestätigen, in welcher Bestätigung er es constatiert, dass die bürgerliche Instanz der Stadtrichter sei und dem Landeshauptmann von Krain Grafen Doyamie von Modrusch aufträgt, „dass die Bürger von Stein nicht vor die Landschranne in Laibach gedrungen werden sollen, des sie sich beschweren.“ Ein nächster „Brief“ König Friedrichs (III.) da-tirt 1451 „zu der Newnstadt (Wr. Neustadt) Mittwoch nach unser Lieben Frauentag assumptionis“ (18. Aug.) trägt dem Richter von Stein auf, in Angelegenheit der Vollendung des Stadtgrabens Sorge zu tragen; esheisst darin „dader mehr (grössere) Theil der Klöster und anderer Geistlichen Leut und Holden im Gericht zu Stein“ in dem Stadtgraben von Stein „gerobat und ge-arbeit“ haben, „derselb Graben aber noch nicht ganz vollbracht ist“, er (der Stadtrichter) solle „auch mit der andern Olöster und Geistlichen Holden und Hindersassen im selben Bezirk schaffen, dass sie in demselben Graben auf etlich Tag arbeiten.“ Zu Gunsten des Sigmund Lamberger „Pflegers zu Oberstein“ trägt aber derselbe Landesfürst in dem gleichen Jahre und aus demselben Aufenthalte seiner Residenz in Neustadt ddo 1451. St. Simon- und Judastag (28. Oktober) den Steinern auf, besagten Lamberger, „der an seinem Hof zu Rothenptihel einen Bau angefangen, „aus dem Wald und Holz, so zu unserer Stadt daselbst gehört, Zimmerholz nach notdurff't zu geben.“ Den obenangeführten Auftrag, die Bürger von Stein nicht vor die Landschranne in Laibach zu drängen, wiederholt Kaiser Friedrich (III.) unter neuerlicher Bestätigung der eigenen Jurisdiction, beziehungsweise der Bürger-Instanz vor dem Stadtrichter in Stein ddo Neustadt 1454 Freitag vor Sonntag Oculi (22. März) — gerichtet an Grafen Stephan von Modrusch, Hauptmann in Krain — und ddo. Neustadt 1460 Freitag vor dem hl. Pfingstag (30. Mai). Ein Gnadenbrief von hoher Wichtigkeit für den Aufschwung der Stadt Stein und zu deren grösserem Schutze gegen äussere Gefahren erfliesst von Seite dieses namentlich auch für Krain so vorsorglichen Kaisers 1478 aus Gretz Freitag nach St. Michelstag (2. Oktober). In diesem hohen Gnadenacte „thut der Kaiser denen von Stein damit diese Stadt desto pass wiederumb besetzt (besiedelt) und behiiet möcht werden die gnad, was sich leut oder holden von dem Land in die bemelt unser Stadt setzen und da-selbs wesenlich beleihen wollen, dass sy die aufnemben und dieselben niemandem aus derselben unserer Stadt zu antworten schuldig sein sollen.“ Im Februar 1478 hatte Friedrich ddo Gretz Montag nach dem Sunntag ßeminiscere in der Fasten (16. Februar) zu Gunsten der Steiner auch in ökonomischer Beziehung an Siegmund von Sebriach „unsern Bath und haubtmann“ und an Caspar Hawnspekhen Vice-dom in Krain den Auftrag hinausgegeben, „die von Stein an jren alben, gemein und gehültz“ „von niemanden irren zu lassen, sie zu schützen und zu halten untz an uns“ (bis zur obersten Entscheidung durch den Kaiser). 1482 ddo Wien „am Eritag nach St. Larenzentag“ (12. August) eröffnet der Kaiser dem „Pfleger von Stein“ dem Erasmus Lueger, die Bürger von Stein hätten sich beschwert, „dass du von jren phenwarten und kaufmannschafften die maut, so man an der Gumpl phligt (pflegt) zu nemeu, erforderist“ und führten an, dass sie diese Mauth „vormals nie geben haben“, es sei „gegen altes Herkommen“; der Kaiser trägt dem Erasmus Lueger auf, er solle sie (die Steiner Bürger) „unbekümmert lassen.“ Im Jahre 1489 sehen wir aber kaiserlicher Seits eine äusserst wichtige Verfügung, die ökonomischen Verhältnisse betreffend, für die Stadt Stein er-fliessen. Kaiser Friedrich gibt nämlich in diesem Jahre ddo Innsbruck Pfinstag nach St. Mathiastag (25. Februar) denen von Stein die Mauth durchfart, stat-steuer, hoffleisch und Tischpfenig in Bestand, „der sich zu St. Jacobstag im schnidt (25. Juli) schierist kommend anfangt gegen Beichung von järlich 180 guten hungarischen und Ducaten Gulden zu Quatember;“ auch sollen sie dafür das Bichteramt zu Stein dauernd auszuhalten haben. Und unter demselben Datum ertheilt ihnen der Kaiser das Becht, sich alle Jahre ihren Richter selbst und frei wälen zu dürfen. Dies war der letzte Act des gütigen Kaisers für Stein, wie er uns in der Sammlung der Privilegien von Stein Vorgelegen. Friedrich III hatte bekanntlich am 19. August 1493 zu Linz das Zeitliche gesegnet und noch im selben Jahre ddo. Wien Eritag nach St. Lucientag (17. Dezember) ertheilt König Maximilian (I) der Bürgerschaft von Stein die Generalconfirmation ihrer Privilegien. Eine wichtige Entscheidung trifft in ökonomischer Beziehung der Landeshauptmann von Krain Herr Wilhelm von Auersperg ddo 1496 Montag vor St. Peters- und St. Paulstag (27. Juni). Er entscheidet nach Vernehmung aller Partheien, „dass die gemein und gehülz in der Feistritz niemands als der Stadt allein daselbst zu Stein zugehört, noch ander niemands rechtlich jr suchung weder mit halt oder gehültz darjnen haben, doch hab ich sambt den andern Anwälten und Herrschaften sovil Vleis ankhert, dass die benannten von Stein jren willen dazu geben haben, damit die berürrten Umsessen ihr Vieh des Morgens daselbs in die Feistritz treiben, und des Abends wieder heraus nemen, und bei der Nacht nicht darin beleihen lassen sollen, es sollen auch die Umsessen mit Hacken in dasselbig gehültz nit gehen noch darin gereutt noch h iitten machen. Des wildpans wegen, ob von Hirschen oder andern wild daselbst in die Feistritz treten oder darein sein sollen, damit sollen die von Stein nichts zu thun haben, sondern seiner Gnaden (des Landesfürsten) Jägermeister darüber Gewalt haben. Der Landesfürst selbst, König Maximilian (I), trit wieder 1501 Innsbruck am Mittwoch nach dem St. Thomastag (22. Dezember) für die von Stein mit der „Bewilligung“ hervor, auf St. Primus- und Felicientag den Jahrmarkt „gerueblich zu gebrauchen und zu gemessen ;“ „auch sollen sie diejenigen, so denselben Jarmarkt mit jren waaren, kaufmannschafft und Gut besuchen, werden dazu und davon ohne Irrung und Hinderniss kommen lassen.“ Die landesfürstlichen Beamten in Laibach und Stein, der Vicedom Jörg von Egk und Veit von Thum, der Pfleger und Amtmann auf Oberstein „erkennen“ ddo. Laibach 1507 Pfinstag nach St. Jörgentag (29. April) in dem „wegen der gemain (weide) in der Feistritz zwischen der Stadt Stein und den Unterthanen von Goditsch und Sagoritza ausgebrochenen Streitigkeiten, dsss die Feistritz „mit ihrer Zugehörung“ der Stadt Stein zugehörig sei. Zum Schutze der Bürger von Stein in ihren E e c h t e n und z u r E r 1 e i c h t e r u n g ihrer Lasten in den währenden Kriegsläuften erlässt Kaiser Maximilian I ddo Augsburg 18. Marcy 1510 das Mandat, dass ein jedes Haus, so in und ausser der Stadt Stein gelegen in Steuern und andern Anlagen der Stadt folgen muss. Das Mandat ist gerichtet „an etliche von Adel und die so Häuser in der Stadt Stein haben.“ Darin heisst es u. a. : „es haben sich Bich ter, Bath und Bürger (der Stadt Stein) gemainlich beschwert, dass „etliche aus Euch in berürrten jren häusern persönlich (anwesend) wären und daselbst alle gepreuch mit kaufflen und verkauften wie andere unsere Bürger berüerter Stadt haben“, „doch kein mitleiden (Theilnahme) in (an) Steuern, Wachen, Bobatt u. andern auftegen mit gedachter Stadt tragen“ „sondern dafür (davor) gefeit (bewahrt) zu sein vermeint, das (was) in (den Bürgern von Stein) sonderlich in den vergangenen und gegenwärtigen kriegsläuffen zu gedulden schwer und unleidenlich.“ Die beiden letzten Briefe der mehrgedachten Privilegien - Collection sind die Generalconfirmationen von König Ferdinand (I) ddo „Wien 1528 neunten Tag des Monats Marcij “ und des Erzherzog Karl (II) von Steiermark ddo Grätz 1567, 19. September! Dieser Nummer liegen 6 autografrte Tafeln bei. ffl Das Blatt erscheint monatlich 1—11/2 Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Bedakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons Müllner, Musealeustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach. 7U& Taf. E Beilage ?uAfgo Nža.ie^^. u ec Tai. V. Beilage Argo N°3.i89ì. L, ,ue9 Tai. vi