Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^N 53. Vierter Jahrgang. 39. Dezember K86Q. Ich komme nach. ^ast alle sind vorausgegangen An denen nicinc Seele hing, Nicht wird sie mehr mein Arm umfangen, Der sie so liebcwann umfing. Ach, nimmer aus der Schläfer Kreise Nuft sie mein heißes Sehnen wach, Doch mir zum Troste flüstr' ich leise: Ich komme nach, ich komme nach! In deines Lebens Vlüthctagcn Entschwandest du zur stillen Gruft, Die tief im Herzen ich getragen, Als wie den Edelstein die Kluft; Nun bist dn mir für immer ferne, Dn Nosc, der der Dorn gebrach, Doch wo dn weilst, auf welchem Sterne, Ich komme nach, ich komme nach! Auch dn, der mir im flUcht'gcn Wandern Die Hand als treuer Bruder bot, Und dn, und du, und all ihr Andern, Die mir vereint in Lust nud Noth, Ihr seid dahin! Und trüb und trüber Umzieht die Nacht mich allgemach, Doch ruf' ich froh zu euch hinüber: Ich komme nach, ich komme nach! Zwei Finger. Erzählung vou M. Pardoe. (Schluß.) «Ver Tag brach cbei, an/ als der Wirth unsern Helden weckte, dcr mit beträchtlicher Befriedigung eine Schale vor« trefflichen Kaffeh's entgegennahm, welchen Mariens zarte Hand gekocht hatte. Unwillkürlich sah Adolph anf Herrn Ebrard's Hände, nnd als er bemerkte, daß sie unverletzt waren, begann er sogleich, ihm sein nachtliches Abenteuer zu erzählen, und das Blut anf dem Boden des Zimmers, so wie daö unheimliche Päckchen zn zeigen. Der ehrliche Wirth wurde aschgrau während der Erzählung und mußte sich auf Adolph's Arm stützen, um nicht umzusinken; aber kaum hatte er sich erholt, so stürzte er zur Thüre des älteren Gastes. Sie war offen, er riß die Vorhänge des Bettes zurück, es war leer; in der Richtung gegen das ebenfalls offene Fenster bemerkte man Vlutspuren; er sah hinab, in dem weichen Voden des Gartens, der an die Hochstraße stieß, fand man den tiefen Abdruck eines Männerfußes; und so überzeugte sich Herr Ebrard in seiner Aufregung bald, daß der verstümmelte Räuber fein anderer, als der stattliche Reisende sein konnte, der sein bescheidenes Haus am vori« gen Abend beehrt hatte. Seine Entrüstung und sein Schrecken waren gleich groß, ^ nnd kanm war Adolph abgereist, so beeilte er sich, die An-! zeige bei dem Gerichte zu machen-. nebenbei vergaß er nicht, ^ sein Herz zu erleichtern, indem er jedem Bekannten, den ^ er traf, die Einzelheiten dcr Tragödie mittheilte, welche ! die bisher unbescholtene Herberge „zum großen König" ent-»eiht hatte. Adolph v. Noöval erreichte gegen Mittag seine Heimat) und da er nicht erwartet wurde und cr seinen ersten Gruß mit der willkommenen Kunde seiner Beförderung eröffnete, ! so wurde sein Erscheinen mit überschwenglichem Jubel be- ^ grüßt. Seine zärtliche Mutter weinte, als sie ihn an's ! Herz drückte und seine Schwestern hingen an ihm mit einem ! Gemisch von Liebe und Stolz. ! »Denke nur Mutter, jetzt ist er gar schon Offizier! ^ Ist das nicht köstlich? Was wird dcr Vater sagen!" ! „Aber wo ist mein Vater?" fragte der junge Mann, ! „sei» Gruß fehlt noch." ! „Du weißt, er ist oft vom Hanse weg; sagte Frau v. Rosval, „und wir sind weniger als je seine Vertrauten. Vr verließ uns vor drei Tagen, aber wir erwarten ihn heute." ^ „Und ist er noch immer so niedergedrückt und schweig- sam, wie damals als ich ihn daS letzte Mal sah?" fragte ! Adolph. „Leider ja," erwiederte die sanfte Matrone. „Ich fürchte, daß er sich in Spekulationen eingelassen, die seine Mittel übersteigen, und daß das Bewußtsein, das küuftige Wohl seiner Kinder beeinträchtigt zn haben, ihn schwer nie« ! derdrückt; aber Deine unverhoffte Ankunft, Adolph,, und die ! frobe Neuigkeit wird ihm hosscutlich scine Heiterkeit wieder- ! geben." ! Als der kleine Familienkreis wieder ruhiger geworden ! war, und endlich Jemand zu Worte kommen konnte, wurde ^ Adolph mit Fragen bestürmt, da Alle Alles wissen wollten, ! was er seit der letzten Trennung gethan hatte. 2W „Jedenfalls ist es Gottes Segen," sagte scine Mutter, ! während ihre Hand zärtlich sein Haar strich, „daß Du Deine Reise ohne Unfall zurückgelegt hast, wenn sie Dir vielleicht > auch langwierig geschienen haben mag." „O nein. gute Mutter," lächelte Adolph, „sie war ! gar nicht so langweilig, als Du denkst; denn ich bestand ein ! Abenteuer, das gar seltsam zu erzählen ist." „Ein Abenteuer, uud ein seltsames obendrein?" riefen > die Schwestern gleichzeitig, „o Adolph, lasi es uns hören." z Er willfahrte ihren Bitten und keine Wange war blässer als seine eigene, während er das außerordentliche der verflossenen Nacht erzählte. „Und überdies;," sehte er hinzu, nachdem er seine Er- ^ zählung beendet hatte, „darf ich nicht vergessen, (§uch zu ! sagen, daß ich die unläugbaren Beweise meines Sieges mit» ! gebracht habe — hier si»d üe;" nnd er zog sein Tuch ans ! der Tasche, in welches etwas gewickelt war. ! In demselben Augenblicke öffnete sich die Thüre des i Zimmers und ein Mann von großer Statur, aber bleich ! und abgemattet, uud in Kleidern, die vom Regen trieften, trat herein. Er konnte kaum zu einem Stuhle taumeln und sank zusammen, als wären seine Lebenskräfte erschöpft. In einem Augenblicke drängte sich die ganze Familie lim ihn. ! „Mein Vater! mein theurer Vater!" rief Adolph, „erschöpft wie Du bist, danke ich doch Gott, daß Du heimkamst; ich bringe Dir eine Neuigkeit, die Dich gewiß freuen lvird." ! Während er sprach, bot der junge Mann seine Hand ' zum Gruß, aber sie wurde nicht angenommen; und als er ! aus des Vaters Rechte blickte, die so sonderbar zurückgehalten wurde, bemerkte er, daß sie blutig und in Leinwand gehüllt war. „Wie?" fragte er ängstlich, „Du leidest noch anders als durch Ermüdung? Vist Du verwundet worden?" j „Ja !" lautete die schwache Antwort, „als ich vier Meilen ! uon hier durch den Wald ging, wurde ich von Weglagerern überfallen. Ich hatte gehört, daß sie sich in der Gegend ^ befanden, hielt es aber für eitles Geschwätz. Ich suchte mich ! zu wehren, und während des Kampfes hieb mir Einer der Schurken zwei Finger ab. Ich bin dnrch den Blutverlust ermattet; aber gebt mir etwas Wein, und mir wird bald besser sein." Frau v. Nosval eilte zum Kredeuztische und brachte mit zitternder Hand und schwimmenden Augen die verlangte Erfrischung, während die beiden altern Mädchen ihre Arme um den Nacken des Vaters schlangen und bitterlich weinten. Adolph stand regungslos, wie in einem schrecklichen Traum; aber die kleine Nosalie, der Liebling der Familie, noch zu juug, um den Schmerz zu verstehen, den sie vor sich sah und voll Neugierde, was ihr kriegerischer Bruder denn ge« bracht habe, beschäftigte sich emsig mit dem Aufknüpfen des TucheS, welches beim Eintritte des Vaters der Hand Adolph's entfallen war, und kaum war es ihr gelungen, so klatschte sie voll kindischer Freude in ihre runden Händchen und rief beinahe atheinlos: ! „Mutter, Mutter! Adolph hat die zwei Finger gebracht, die er im Wirthshause abgehauen hat, gib sie dem armen Vater uud Alles ist wieder gut." Eine Stunde darauf befand sich Hr. v. Nosval in den Händen der Gerechtigkeit, Der Wirth „zum großen König" war in seinen Anstrengungen zur Herstellung der Ehre seines Hauses so unermüdlich geweseu, daß die Gendarmen den Verbrecher nach den Vlutspuren verfolgt hatten; und in ihrer nameulosen Bestürzung hatte die Familie vergessen, den Vater zu einer zweiten Flucht zu drängen. Am 20. Dezember war der Gerichtshof in Tours zum Erdrücken voll. Der Vorfall hatte ungeheures Aufsehen erregt; die Neugierigen und Gefühllosen standen voll Erwar« tung; ein Drama aus dem wirklichen Leben voll wirklicher Leiden sollte vor ihren Augen abgespielt werden. Ein Vater sollte wegen eines Mordversuches an seinem Sohne gerichtet werden; übrigens war es auch kein gewöhnlicher Verbrecher, sondern ein Mann aus alter und angesehener Familie. Kein Wunder, daß die ganze Stadt vor Neugierde und Aufregung zitterte! Der Gerichtshof war versammelt, der Angeklagte auf seine Bank geführt, die Jury gehörig beeidet, und die Ver» Handlung begann. Bleich, erschüttert und schmerzlich aufgeregt folgte Adolph v. Rosval dem Aufrufe uud bereitete sich zur Zeugenaussage. C'r war dicht in seinen Militä'rmantel gehüllt, erhob aber standhaft seine rechte Hand und wiederholte den Eid mit klarer uud vernehmlicher Stimme. „Wie heißen Sie?" fragte der Präsident. „Adolph Ernst Leo v. Rosval." „Ihr Stand?" „Lieutenant im '* Linien-Infanterie'Regiment." „Ihr Alter?" „Neuuzcbn Jahre." Dann folgte die ganze Darstellung des nächtlichen Angriffes auf sein Leben, oder, wie er fest behauptete, auf sein Eigenthum; aber er war seiner Lage während des Abenteuers zufolge natürlich außer Stande, die Identität des ^ Verbrechers festzustellen. Er wagte es nicht, seinen Blick ! auf die Anklagebank zu werfen, wo sein unglücklicher Vater ! zwischen zwei Gendarmen saß; und der Piasident, bewegt > von seiner peinlichen Lage, gestattete Adolph, sich zurückzu« i ziehen. Johann Anton Vbrard war der nächste Zeuge, der vorgerufen wurde; er war seit drei Wochen todt. ^ Als der dritte Name im Saale gerufen wurde, trat ^ ein junges Mädchen in tiefe Trauer gekleidet und mit einem ! schwarzen Schleier, der ihr Gesicht verhüllte, in die Zeugen» bank; als sie den Eid ablegte, überfiel sie ein heftiges Zit« ! tcrn; als sie aber gefragt wurde, ob sie den Angeklagten wiederkenne, antwortete sie mit fester Stimme i „Nein." Arme Marie! Sie hatte einen Meineid begangen, um ! deu Vater des Jünglings zu retten, dem sie in eiuer kurzen ! Stunde ihr Herz geschenkt hatte. Adolph war, wie bereits 207 gesagt, der einsame Lichtstrahl gewesen, der in die Nacht ihres Schicksals gedrungen war; und um ihm einen bittern Schmerz zu ersparen, opferte sie ihr Seelenheil. Das aus den Umständen geschöpfte Zeugniß gegen Hrn. v. Nosval war überzeugend, reichte aber nicht hin, die Identität des Verbrechers festzustellen. Die Aussage des Wirthes oder dessen Stieftochter mußte ihn verdammen; aber der eine war todt und die andere hatte entschieden beschworen, daß sie ihn früher nie gesehen habe. Nachdem der Staranwalt seinen Vortrag beendet hatte, hielt der Vertheidiger eine gediegene Nede, in welcher er das Alibi nachdrücklich zu beweisen suchte. Er hob hervor, daß es unmöglich sei, dem Gefangenen nachzuweisen, daß er in der Nacht des gebeimnißonllen Ereignisses in der Herberge geschlafen habe, da die einzige noch lebende Zeugin, i die ihn in diesem Falle gesehen haben mußte, feierlich versichert habe, daß sie ihn nicht wiedererkenne. „Nein, meine Herren Geschworenen," schloß er, „der Angeklagte war ein j Opfer, aber kein Mörder. Daß er gewaltsam verstümmelt wurde, ist gewiß, aber er hat die Ursache davon auf die einfachste Weise erklärt, und das Schwert des Sohnes ist unbefleckt von des Vaters Blut." „Zum Beweise dieser Thatsache," ließ sich eine hohle und fast unartikulirte Stimme aus der Mitte des Saales vernehmen, „sind hier die zwei Finger, welche ich unter der Thür des Zimmers weggehauen habe." Und als Adolph schwieg, legte sie ein Gerichtsbeamter auf den Tisch des Präsidenten. Nachdem sie der Präsident schweigend untersucht hatte, zeigte sich ein Ausdruck des Staunens in den Mienen des gelehrten Nichters, der sie dem Staatsanwalt reichte, welcher sie wieder den Geschworenen vorlegte. Es ergab sich plötzlich, daß die abgehauenen und als Beweis vorgelegten Finger zu einer linken Hand gehörten, während Herr v. Roöval an der rechten Hand verstümmelt war! Drei Tage später hatte Adolph zn leben aufgehört. Der Vrand war zu der furchtbaren Wunde gekommen, die sich Adolph selbst beigebracht hatte, um das Leben seines Vaters zu retten und die Ehre seiner Familie zu bewahren. Die Laufbahn des jungen «Kriegers war geschlossen; sein Traum von Ruhm war mit ihm in das Grab gesunken. Er hatte noch ein Mal Marie gesehen; sie hatten sich beide für eine gemeinsame Sache geopfert. Jedes würdigte die Ergebenheit des Andern — Jedes fühlte, daß sie mit der Welt fertig waren und die Welt mit ihnen. Adolph v. Noöual liegt am Friedhof seiner Vaterstadt, und Marie Delfour hat, nachdem sie eine lange Neihe von Jahren als barmherzige Schwester für ihr Verbrechen gebüßt hatte, auf einer Insel im fernen Westindien ihr Grab gesunden. Die Todten-Mette. Sage. Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges lebte in einem böhmischen Dorfe ein Pfarrer, der thatsächlich der Vater seiner Gemeinde genannt werden konnte und daher von Jung und Alt, sowohl im Dorfe, als auch in der Umgegend geliebt und gar hoch geehrt wurde. Da geschah es eines Tages, daß fünf junge, kräftige Bursche aus dem Dorfe sich bei dem Pfarrer meldeten und ihn zu sprechen begehrten. Der alte, leutselige Herr trat ihnen freundlich entgegen und fragte nach ihrem Begehren. Der Ruf von des Wallensteiuer's mächtigem und siegreichem Kriegsheere hatte auch in diesem Dorfe den Burschen die Köpfe schwindlich und sie nach Abenteuern, Ruhm und reicher Beute begierig gemacht; weßhalb sich fünf von ihnen entschlossen hatten, der Werbetrommel zu folgen und ihr Glück in der Welt zu versuchen. Sie hatten jcdoch von ihrem Seeleuhirten wiederholt die Lehre erhalten, daß man jedes wichtige Unternehmen mit Gott beginnen müsse und um so mehr ein solches, bei dem man ein Recht über sein Leben Tauseuden in. die Hände gibt, die auf dasselbe Jagd mache» dürfen. Darum kamen die fünf kampflustigen Burschen zu dem Pfarrer, ihn bittend, er möge ihnen, bevor sie aus ihrem Geburtsorte fortzögen, eine heilige Messe lesen, auf daß sie gestärkt und unter des Allerhöchsten Schutze sich auf den Weg machen könnten. Der würdige Geistliche hatte ihnen aufmerksam zuge-hört und versprach mit herzlichen Worten am folgenden Morgen ihre Vitte zu erfüllen. Allein in der Nacht erkrankte der Pfarrer sehr bedenklich, so daß es ihm unmöglich wurde, die versprochene Messe zu lesen, und die fünf Bursche kamen betrübt in das Pfarrhaus, nach des geistlichen Herrn Befinden sich zu erkundigen. Dieser ließ sie vor sein Bett kommen und sagte ihnen tiefbewegt ein Lebewohl. Da trat der Aelteste der Burschen vor und sprach: «Es ist sehr möglich, daß wlr nimmermehr zurückkehren; da wir nun der heiligen Messe nicht selbst beiwohnen können, so bitten wir, Euer Hochwürdcn mögen, wenn wir auch nicht zugegen sind, das heilige Meßopfer für uns und alle im Kriege Gefallenen Gott darbringen, damit er unseren armen Seelen gnädig sein wolle." Dem guten Herrn traten Thränen in die Augen. „Vielleicht bin ich früher im Jenseits als Ihr, meine Kinder; allein seid versichert, daß die erste Messe, die ich wieder zn lesen im Stande bin, Eurem Seelenheile gewidmet ist, möget Ihr leben oder nicht. Gott geleite Euch." Und die Bursche zogen ab. Die Krankheit des Geistlichen aber nahm einen so schlimmen Verlauf, daß ein Stellvertreter für ihn in's Dorf kommen mußte und erst nach etlichen Wochen der alte Mann das Krankenlager verlassen konnte. Und wieder vergingen mehrere Wochen, bevor er im Stande war, sein heiliges 208 Amt zu übernehmen, besonders da eine kalte, stürmische De« zember-Witterung seinen geschwächten Körper bedrohte. So war bald ein Vierteljahr verflossen und der heilige Abend herangekommen, mit dessen Christmettfeier der ^ Psarrer seine Funktionen wieder beginnen wollte. Er hatte sich frühzeitig zu Vette gelegt, nachdem er den Kirchendiener i beauftragt, ihn zn wecken, wenn es Zeit sein würde. > Ans seinem Schlafe weckte ihn, wie er es begehrt, das i Klopfen an seiner Thüre. Auf seine Frage antwortete die ! Stimme des Kirchendieners, welchem er öffnete, worauf er sich ankleidete und dann ,;ur Kirche schritt. Das Gotteshaus war festlich erleuchtet, daß es dem l alten Manne die Augen blendete. Er wußte sich eines solchen Glanzes in keiner bisher abgehaltenen Mette zu er< innern. ! Sein E:staunen wuchs jedoch, als er sich beim Vomi'lius ! voliiscum gegen die Gemeinde wandte und vorne an dem Speisegitter fünf Männer, kriegerisch gerüstet, knieen sah; ! unwillkürlich streifte sein Auge über die übrigen Beter, und ! da kam es ihm vor, als sei die Kirche mit lauter Kriegern , gefüllt, welche andächtig auf ihren Knien lagen. Als er ! sich zum zweiten Male umwandte, glaubte er in den fünf > Kriegern jene Burschen zu erkennen, deuen er vor ihrem ! Auswandern die Messe hatte lesen sollen, und es freute ihn, j sie wieder in ihrer Heimat zu wissen. , Beim Ncichhausegehen sagte er zu dem ihn begleiten» ^ den Kirchendiener: „'S ist viel Kricgsvolk im Orte. Die ' Leute sind entweder versprengt, oder wir bekommen Frieden." Der Kirchendiener nickte dazu und meinte, es sei wohl möglich; den Pfarrer aber beschlich cin eigenthümliches Frö« j sieln, das er seiner Schwäche zuschrieb, weßhalb er jedes l weitere Gespräch vermied. Zu Hause angelangt, entkleidete ! cr sich sogleich, während der Kirchendiener deu in einem , ledernen Fnteralc verpackten Kelch auf den Kasten stellte und ! sich hierauf entfernte." Der Pfarrer lag im süßesten Schlafe, als cin Pochen ^ an der Thüre ihn wieder erweckte, u»d auf die Frage, was ! es gebe, der Kirchendiener sich meldete. ! „Was soll's, verlangt ein Kranker nach mir?" ! „'S ist Zeit in die Mette, Hochwürden." ! „In die Mette?" ! Der Pfarrer rieb üch die Augen, stand aus und öffnete die Thüre. Der Kirchendiener mit der Laterne trat ein. „Was ficht Dich an?" fragte verwundert der Geistliche, ^ „ich habe ja schon die Mette gelesen." ! Das war wohl nur ein Traum, hochwnrdiger Herr," > bemerkte der Diener in bescheidenem Tone. ^ Der Pfarrer zündete schweigend seine Kerze an der ^ Laterne an und trat zum Kasten, wo der Kelch im lcder- ^ nen Futterale staud. „Siehst Du den Kelch?" sprach der Priester ganz ruhig, „den Du, bevor ich mich zur Ruhe legte, in die Kirche ! trugst und nach dem Gottesdienste wieder hichcr brachtest?'"' s Der Kirchendiener trat erschrocken näher und überzeugte ^ sich von der Wahrheit des Gesagten. . „Und was ist's denn mit den Kriegern, die hier im Orte ^ stnd, die ganze Kirche war ja voll?" fragte der Pfarrer weiter. ! „Gott steh' uns bei, das war ein böser Spuck!" rief der Kirchendiener, sich bekreuzigend. ^ In demselben Augenblicke schlug die Wanduhr Zwölf , und ein leiser Schauer fuhr dem Geistlichen durch die Glieder. ! Cr hielt nun erst die wahre Christmette und nicht Ein l Kriegsknecht war in der Kirche zu sehe». ! Wenige Tage nachher langte die Nachlicht im Dorfe ein, daß die fünf Burschen auf dem Schlachtfelde ihren Tod gefunden hatten. ! Der Pfarrer hatte daher für sie und die gefallenen ! Kameraden am Christabende vor der Mette die Todtenmesse gelesen. Der Kirchendiener war aber nicht im Stande, stch zu erinnern, daß er den Pfarrer bei dieser Messe bedient 5 habe, welcher Letztere dieß übrigens fest behauptete. ! Nicht lange darnach ging auch der würdige Seelenhirt ^ in's Jenseits, um'dort den Lohn für sein echt christliches 5 Wirken zu empfangen. F. 3l l Die Noscn.Pejt. j Wo man viel liebt, prunkt und schwelgt, darf auch ' die reizende Königin der Blumen »icht fehlen, die seit Ana« ! kreon und Hasis noch jeder Dichter besungen hat. So setzt ! denn der Handel mit Rosen nach dem modernen Babel jähr« ! lich viele Millionen in Verkehr, denn man liefert diese , Blumen al^ Topf- oder Fexsterrosen ,,us der weitesten Ferne nach Paris — wo üe leider nur allzu f> iih an der Vlumen« ! Pest sterbe». Gs will nämlich von den Gärtnern und Land- ! leuten sprichn'ölllich behauptet: „Die Ausdünstung des schmuz« , zigen Paiiser'Vacbes ^- sie meinen die Seine — sei so pefti- ^ lenzialisch und verderblich, daß ein dabin verpflanzter Rosen» ^ stock selten ein Jahr laug am Leben bleibt." --Läßt stch diese Bemerkung mcht a>.,ch m das Gebiet der Moral hinüber ziehen? ! Literatur. ! Il l » st r ir I e s Fa!N i l i e n b u ch des ö st e r r. L l o y d. ! Das zweite Heft (Neue, Folge) des Illustrirtcn Familien- - bucheö des österr. Lloyd zeichnet sich wieder durch eine Neihe ! vortrefflicher populär-wissenschaftlicher Abhaüdlungen aus. ^ Die ethnographische Skizze: „Die Zigeuner" von H. Simon ! wird wohl Vielen Neue? und Interessantes bringen, und ! ein Gleichcs läßt sich von den chemischen und technologischen i Aussahen des Dr. Wilhelm Hamm sagen. in welchen wir ! auch wieder den beliebten, vielerprobten Rezepten für Fein« ! schmccker begegnen. Den poetischen Theil des Heftes macht ! eine Ballade: „Simonides" von Ludwig Storch und eine , Novelle vo,? Th. Lau aus. ! Die österreichische M a r i n e. Von einem österrei«-! chlschei: Seemanne. Wien. Zamarski und Dittmarsch. ! In dieser Broschüre wird auf cacrgische Weise bewie- ! sen, wie dringend geboten es für Oeilcrreich sei, Angesichts ^ des sich bildenden Königreichs Italien, eine Marine zu ^ schaffen, da die treffliche Armee allein nicht hinreiche, die ! Küsien zu bewachen. Die Broschüre ist mit großer Sachkenntniß geschrieben, zeugt von einem patriotiichcn Sinne und verdient, daß Iel,crmani, sich mit ihrem Inhalte ver-^Aaut mache, nm so mehr, da über die Nothwendigkeit einer sMolle Äoch so verschiedene, absprechende Meinungen bestehen. ^ruci uno ncriaa, von,^jgn» v. ^ilcniinnyr s> O. ^»nmorv^ >» ^tt^»>n^. — ^lui^ul.n^!, ^^.«^li.., ,,. <^,»».,.vv^u»