Bemerkungen liber den Erdbebenbeobachtungsdienst auf der Insel Ischia. Von G. GRABLOVV1TZ. Sonderabdruck aus der Monatsschrift ,,Die Erdbebenwarte“, 1903/4, Nr. 1 und 2, III. Jahrgang. Laibach 1903 Buchdruckerei von Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Sonderabdruck aus der Monatsschrift «Die Erdbebenwarte», Nr. i und 2, III. Jahrg., 1903/04. Bemerkungen iiber den Erdbebenbeobachtungsdienst auf der Insel Ischia. Die Erdbebenkatastrophe, welche die Insel Ischia in der Nacht vom 28. Juli 1883 getroffen hat, bewirkte, dali die italienische Regierung mit dem Erlasse vom 20. Dezember 1883 eine besondere Kommission eingesetzt hat zur Beratung, in welcher Weise in Italien der Erdbebenbeobachtungs¬ dienst zu regeln ware. Die genannte Kommission versammelte sich das erstemal unter dem Vorsitze des bekannten Professors Blaserna am 26. Mai 1884 in Rom und setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: Ingenieur Giordano und Professoren De n za, De Rossi, Ferraris, Palmieri, Rossetti, Silvestri und Tacchini. In der ersten Sitzung wurde auch der Beobachtungsdienst an den vvichtigsten vulkanischen Punkten festgesetzt, das ist Atna, Epomeo (Ischia), Vesuv, die Vulkane von Latium und die erloschenen Vulkane im Venetianischen. Auf Grand der damals gefafiten Entschliefiungen wurde ftir die Gegend des Epomeo eine Summe von 42.000 Lire bewilligt zur Errichtung einer Hauptvvarte oder Warte erster Ordnung in Casamicciola und fiinf unterstellte Warten zweiter oder dritter Ordnung auf der Insel Ischia selbst. Der Minister fur Ackerbau, Industrie und Handel hatte durch den Prasidenten der Kommission an den Verfasser den schmeichelhaften Auftrag ergehen lassen, derselbe moge sich nach der Insel Ischia begeben zum Studium der so vvichtigen Ereignisse. Der grundsatzliche Vorschlag wurde am 18. Dezember 1884 dem genannten Ministerium unterbreitet, welches die Antrage genehmigte und im Wege des Ministeriums der offentlichen Arbeiten die Ausarbeitung ins einzelne einer besonderen Abteilung des Regierungsbauamtes in Ischia ubertrug. Der Antrag zielte auf die Errichtung einer Warte, bestehend aus einem Hauptsaale und acht angrenzenden Zimmern nebst einem eigenen Wohn- hause fur einen Direktor, einen Assistenten und einen Diener in der Gegend, welche den Namen Hauptvvache (Grande Sentinella) fiihrt. Eine zweite Warte wurde beantragt und auch durchgeftihrt im Hafen von Ischia, um dort sowohl Erdbeben- als Wetter- und Meeresbeobachtungen anstellen zu kčnnen bis zur Vollendung der Hauptwarte. Unterdessen wurde die Frage aufgerollt, welche Mittel und Methoden filr die IIauptwarten des Reiches anzuvvenden waren. Ober die genannte Frage wurde in der Versammlung der Regierungskommission am 7ten November 1885 in Rom beraten. Die Kommission wurde nach dem Tode des Professors Rossetti um zwei neue Mitglieder vermehrt: Professor 2 Cantoni, Taramelli und der Verfasser. Die Besprechungen wurden zum Abschlusse gebracht, indem die anwesenden Kommissionsmitglieder De Rossi, Palmieri, Silvestri und der Verfasser, beauftragt vvurden, die Instrumente, welche in Italien und im Auslande im Gebrauche stehen, und die Methoden, welche denselben zu Grunde liegen, einem eingehenden theoretischen und wenn moglich ftlr die Hauptwarten auch praktischen Studium zu unterziehen. Die genannte Frage, welche in der Tat insbesondere ftlr eine ganz neu zu errichtende Warte in Ischia von einschneidendster Bedeutung war, wurde am 15. Juni 1886 wieder in Beratung gezogen, und dem Komitee solite jeder Leiter der Warte seine eigenen diesbezilglichen Arbeiten vor- legen. Der Verfasser hatte schlieBlich die Anwendung von Instrumenten, welche in drei Komponenten die seismischen Bewegungen aufzeichnen (wie jener des P. Philipp Cecchi und die in Japan gebrauchlichen) in Vorschlag gebracht. Ein Vorschlag, welcher zur Genugtuung des Ver- fassers einstimmig angenommen und insbesondere vom leider inzvvischen verstorbenen Galileo Ferrari s belobend anerkannt wurde. Der Prasident, unterstiitzt vom Professor Tacchini, sprach ferner den Wunsch aus, daB nun eine neue Sammlung von Erdbebenbeobacbtungen eingeleitet werden moge, ftlr welche ein vierter Anhang in dem Jahrbuche der Hauptwetter- warte (Ufficio centrale) angeschlossen werden moge. Die Kommission hat, im Einklange mit dem obigen Antrage, das einstimmige Gutachten ausgesprochen, daB in Hinkunft die Erdbebenstudien in Italien sich auf die Moglichkeit, aufzeichnende Apparate einzufuhren, griinden milsse, welche geeignet waren, die Bewegungen des Bodens in drei Komponenten aufzuzeichnen, und zwar bei hochster Empfindlichkeit der Apparate und moglichster AusschlieBung der Eigenschwingungen. Der genannte Antrag ist im IV. Teile des Vlil. Bandes (1886) des Meteorologischen Jahrbuches unmittelbar an den Bericht des Prof. Tacchini ilber die Kommissionssitzungen angeschlossen worden und bezieht sich auBer dem Hauptgegenstande der Instrumente auf die Notwendigkeit, die Aufmerk- samkeit auch auf folgende Umstande zu lenken: Temperatur und Ergiebigkeit der heifien Mineralquellen, Dampf- und Gasausstromungen, unterirdische Ge- rausche, Anderungen des Wasserstandes in Brunnen, VVasserbehaltern und Quellen usw., ferner Erdmagnetismus, elektrische Strome des Bodens, atmospharische Meteorologie, Bodentemperatur, Pysik des Meeres usw. Und an diesem Programme hat der Verfasser unentwegt festgehalten, jedoch ist die Errichtung derWarte durch Umstande, unabhangig von seinem Willen, die aber hauptsachlich veranlafit waren durch die Schwierigkeit wirtschaftlicher und bauamtlicher Natur, nur langsam fortgeschritten und immerfort muBte man an die Wiederherstellung und Neueinrichtung von Gebauden denken, um die Zwecke der Erdbebenforschung mit den Forde- rungen der Bauvorschriften in Einklang zu bringen, welche sich auf etwa zu befurchtende Erdbebenschaden beziehen. Diese Schwierigkeiten konnten tlbrigens die Entwicklung der vorgesteckten Aufgaben durchkreuzen, aber 3 niemals zunichte machen, was am besten die vorhandenen Veroffentlichungen bezeugen konnen und unter diesen insbesondere das «Bollettino della Societa Sismologia Italiana*, gegriindet von dem ausgezeichneten Forscher Professor Tacchini imVerein mit dem Ministerium fiir Ackerbau, Industrie und Handel. Der Entwicklungsgang der Erdbebenforschung kann durch folgende Ergebnisse in Kurze zusammengefaGt werden: 1. ) Aufzeichnungen von Nah- und Fernbeben mit Hiilfe von Instrumenten, die auch anderswo im Gebrauche stehen und nach eigenen Methoden, welche aus der Erfahrung hervorgegangen sind; 2. ) eine reiche Sammlung von Beobachtungen und Aufzeichnungen iiber die Temperatur und Ergiebigkeit der heifien Quellen; 3. ) ein Netz von trigonometrisch genau bestimmten Punkten, welche zum Studium der Tiefbeben (bradisismi) miteinander verbunden sind; 4. ) Sammlung ausgedehnter meteorologischer Beobachtungen; 5. ) Aufzeichnungen der Meeres- und Wasserbewegungen iiberhaupt. Von welch besonderer Bedeutung fiir das Studium der Erdbeben- Erscheinungen insbesondere der letztangefiihrten Beobachtungen sind, wird der Verfasser in einer ausfiihrlicheren Abhandlung zeigen. Vorlaufig moge geniigen anzufiihren, dafi das Verhalten der der Meereskiiste zunachst gelegenen heiften Quellen, soweit es auf die Temperatur und Ergiebigkeit ankommt, von den Anderungen des Wasser- spiegels des Meeres abhangig ist und daft der sehr empfindliche Wasser- spiegelapparat (Vasca sismica 1 ), welcher 120 m liber dem Meeresspiegel aufgestellt ist, die Einfliisse des Meeres an die Kiiste aufzeichnet. Und aus dem genannten Grunde stellt auch der hier, unter besonderer Riicksichtsnahme und wie es die Erdbebenforschung verlangt, aufgestellte Seespiegelmesser (Mareograph) eine wahrhaftige Seebebenwarte dar. Die Aufstellung eines Seespiegelmessers auf der Insel Ischia war schon allein im Hinblick auf die allgemeinen Studien der Ebbe und Flut empfehlens- wert, da trotz der Nahe von Neapel zu erwarten war, dafi auf eine Ent- fernung von einem Myriameter vom Kontinente viele storende Einfliisse, welche auf einer Kiiste des Festlandes und insbesondere in dem Wirrwarr des Golfes, wie jener von Neapel ist, unvermeidlich sind, sich der Beobachtung entziehen. Der Erfolg hat in der Tat die Erwartungen gekront und die Errichtung der Warte in dem Hafen von Ischia hat manches neue und unvorhergesehene Ergebnis zur Folge gehabt. Ehedem schien es, dafi das Studium der Ebbe und Flut im Mittelmeere undankbar ware mit Riicksicht auf die geringen Schsvankungen, und diese Uberzeugung war so eingewurzelt, daB selbst Frankreich, welches in der Entwicklung der Seespiegelmessungen an den atlantischen Kiisten unter der Leitung des beriihmten Laplace Her- vorragendes geleistet hat, in der Tat im Becken des Mittelmeeres es fast 1 Die «Vasca sismica* ist ein Apparat, der auf hydrostatischer Grundlage beruht. Eine nahere Beschreibung desselben bringt Dr. R. Ehlert in seiner «Zusammenstellung usw. der Seismometer», S. 419. 4 bis auf die heutigen Tage unterlassen hat, Messungeu vorzunehmen, obvvohl das Phanomen an und fiir sich schon im Altertum von Venedig her bekannt war. Die erste Einrichtung dieser Art an den italienischen Kiisten war, soweit es dem Verfasser bekannt ist, jene von Livorno im Jahre 1857 durch die Mitwirkung des Ingenieurs Mati; im Jahre 1872 wurden die Warten von Ravenna und Venedig errichtet, wahrend an der entgegengesetzten Ktiste des Adriatischen Meeres durch die Osterreichische standige Kommission fiir die Erforschung der Adria eine Reihe von Warten errichtet wurden, darunter die erste in Triest, gegriindet von Prof. Schaub im Jahre 1859. Der Verfasser verfolgte mit Interesse die Entvvicklung dieses Wissens- zvveiges und glaubte, daD sich dieser Zweig nicht auf die Meerbeschreibung im engsten Sinne des Wortes beschranken diirfe und am wenigsten einzig auf jenes Ideal «der Geodasie», den «mittleren VVasserstand». Im Gegenteil, es schien ihm ein solches Ideal auCerst zweifelhaft mit Riicksicht auf die vielen storenden Ursachen und besonders auf die zweifelhafte Stabilitat oder Festigkeit irgend eines Fixpunktes mit Riicksicht auf die zu erwartenden Bradiseismen, welchen der Verfasser mit Eifer seine eigenen, wenn auch noch unfertigen Anschauungen geweiht hat, und zwar in zwei vorlaufigen Ab- handlungen: «Die seismische Theorie der Ebbe und Flut, Triest 1875» und (ebendort, Bd. IX. 1887), in welcher gezeigt wird, dafi die Schwankungen des Meeresspiegels, wenn die Beob- achtung taglich um eine bestimmte Stunde vorgenommen wird, sich wahrend eines vollen Mondumganges verteilt auf Werte, welche bedeutend vom Mond- stundenwinkel in einer Art und Weise abstehen, dalS sie einen kompletten Tag von 24 Stunden ausmachen, so daC man mit ziemlicher Genauigkeit die zwei wichtigsten Elemente feststellen kann, namlich den Standort des Hafens und die mittlere Grofie der Ebbe und Flut, die durch den Mond hervorgerufen wird. 6. ) «Ricerche sulle maree d’Ischia.» »Studium iiber Ebbe und Flut in Ischia* (Rendiconti Accademia Lincei 5 Gennajo 1890); enthalt a) die Be- rechnung der Konstanten des Seespiegelstandes, gevvonnen durch direkte Beobachtung, und zwar monatlich fur das Jahr 1888 und 1889, nach der Methode, wie sie unter 5.) angefiihrt wurde; b) die Bestimmung des mitt- leren Seespiegelstandes fiir die drei Jahre 1887 —1889; c) die Analyse der sekundaren Schwankungen der Periode von 13 m 44 s der Aufzeichnung des Seespiegelmessers im Dezember 1889 (siehe Tafel 1). 7 y.) «Descrizione d’un mareografo portatile.» «Beschreibung eines iiber- tragbai'en Seespiegelmessers» (Rendiconti Accademia Lincei 20 Aprile 1890), mit dem Ergebnisse von einem Diagramme, aus welchem hervorzugehen scheint, daC noch eine weitere sekundare Schwankung von der Periode von 1 m 32 s besteht, welche dem Wasserbecken des Hafens selbst zugeschrieben werden konnte (siehe Tafel 2). 8. ) «Sul mareografo d’Ischia.» «Uber den Seespiegelmesser von Ischia» (Rendiconti Accademia Lincei 4 Gennajo 1891), mit den Ergebnissen der Aufzeichnungen von Seespiegelschwankungen im ersten Jahre. 9. ) «Le isorachie della marea nel Mediterrano.* «Die Isorachien (Linien der gleichen Fluthohen) der Ebbe und Flut im Mittelmeere* (Rendiconti c. s. 16 Agosto 1891), in welchen die Ergebnisse der direkten Beobachtungen entbalten sind, welche vom Verfasser auf vielen Punkten der Kiisten des Mittellandischen und Adriatischen Meeres gemacht wurden und nach der Methode, wie unter 5.) angegeben, behandelt. 10. ) «Sulle osservazioni mareografiche in Italia e specialmente su quelle fatte ad Ischia.» «Uber die Seespiegelbeobachtungen in Italien und insbesondere liber jene, die in Ischia gemacht vvurden* (Annali Ufficio Centrale di Met. e Geod. XIV. 1892). Denkschrift, welche am italienischen geographischen Kongresse von Genua tiberreicht wurden, mit Vorschlagen iiber eine Ver- vollstandigung der Seespiegelbeobachtungen an den italienischen Kiisten und an jenen des Mittelmeeres im allgemeinen. n.) «Tavole delle maree.* «Tafeln der Ebbe und Flut» (Annali Idro- grafici 1900); enthaltend eine Tabelle fiir die Berechnung der Stunde der Flut im Hafen von Genua und eine zweite Tafel mit der Stunde der Flut, berechnet fiir jeden Tag des Jahres 1900 mit einer Erklarung iiber die Kon¬ stanten, welche fiir die Reduktion auf andere Hafen anzuwenden waren. 12.) «Nuovo modello di mareografo.» «Ein neues Modeli eines See- spiegelmessers* («Nuovo Cimento* Settembre-Ottobre 1900. »Bollettino della Societa sismologica italiana.* Vol. VII. 1901) mit der Beschreibung eines solchen Apparates, welcher das erstemal beim Kongresse der Physiker in Piša im Jahre 1900 vorgelegt und auch gelegentlich auf der Ausstellung der ErdbebenmeGinstrumente in Brescia (1902) ausgestellt wurde. Der Seespiegelmesser am Hafen von Ischia ist in seiner gegenwartigen Beschaffenheit als die Frucht einer langjahrigen Erfahrung gleichzeitig geeignet, ein Urteil iiber den Meereswasserstand -abgeben zu konnen, so- wohl auCerhalb als auch an der Kiiste der Insel, indem er Aufzeichnungen gibt, welche vollkommen charakteristisch sind je nach den verschiedenen Einfliissen. Auf diese Weise ist es nicht nur moglich, die Vergleichung der Aufzeichnungen des Seespiegelmessers mit jenen, die an den Wasserspiegel- apparaten (vasce sismiche) in den beiden Warten im Hafen von Ischia und auf der «Hauptwache» (Grande Sentinella) gemacht werden, sondern auch die ivichtigsten Beziehungen herauszufinden und eine genaue Unterscheidung zvvischen den Einfliissen zu trefifen, welche durch den direkten Einflufi des Windes auf die Gebaude ausgetibt werden und jenen viel empfindlicheren, welche unbedingt vom Meere abhangig sind. Eine solche Unterscheidung ist von grofier Wichtigkeit, und die Ver- gleichungen, welche auf einer lnsel wie Ischia vorgenommen werden, er- moglichen es, daO man sich ein Urteil bilden kann, was etwa auf dem Festlande auftreten konnte, ohne daO der Beobachter in der Lage ware, die Ursachen genau zu verfolgen, welche jedenfalls bestehen; bei dieser Ge- legenheit ergabe sich der Vorteil, dafi man die mikroskopischen Vorlaufer- wellen genau feststellen konnte, welche haufig durch die Bewegung des Meeres die seismischen Aufzeichnungen storen, und es ware fiir die Berechnung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erdbebenwellen von groOter Bedeutung, diese Storungen genau zu kennen. In dieser unerquicklichen Lage befinden sich leider alle Erdbebenwarten, welche nahe am Meere liegen, insbesondere auf den Inseln, die nach allen Seiten hin frei liegen, und da gibt es eben kein Mittel; denn wenn es auch ein Mittel gabe, die Einfliisse der zufalligen Erschiitterungen festzustellen oder jene genau zu schatzen, welche nicht im festen Boden ihren Ursprung genommen haben, so kann es kein Instrument geben, welches geeignet ware, in seinen Aufzeichnungen die wahren seis¬ mischen Bervegungen von jenen zu trennen, welche vom Meere hervorgerufen werden, denn auch die letzteren gehen in wahre Bewegungen des Bodens iiber, und ein Instrument, vvelches diesen gegeniiber unempfindlicli bliebe, ware gleichzeitig fiir ahnliche Bewegungen, die wahrhaft seismischen Ur- sprunges sind, auch unempfindlicli. Und darin liegt ein grofier und unabweisbarer Nachteil; allein man mufi sich aneignen, mit dem notwendigen Scharfsinn gleichzeitig das Wirk- liclie von dem Scheinbaren zu unterscheiden, denn haufig wird man bemerken, daC, \venn eine Bo Tage liindurch anhalt und dauernd die seismischen Apparate der lnsel in Unrulie erhalt, sich indes gleichzeitig auf dem Fest¬ lande als eine scheinbare mikroseismische Storung, freilich von weit kiirzerer Dauer, wie sie der Hauptphase eines Seebebens entsprache, einzeichnet. Solche Falle von Meeresboen sind gevvolinlich von einem starken Winde begleitet, welcher sich auch iiber den Kontinent erstreckt, und daher kann bei demjenigen, der iiber den Stand des Meeres nicht unterrichtet ist, ein Versehen eintreten, da er nichts anderes beriicksichtigen kann als den Wind, welcher seinen Sinnen direkt wahrnehmbar ist. Es ist daher nicht iiberflussig, den Erdbebenwarten, wenn sie auch im Innern des Festlandes stehen, zu empfehlen, immer den Zustand des Meeres zu beriicksichtigen, wenigstens von der ihnen nachstgelegenen Kiiste; fiir die italienischen Stationen ist es unerlafilich, indem es in unserem Lande nur sehr wenig Gegenden gibt, welche vom Meere weiter wie 200 Kilometer entfernt sind. Ischia ant 8. April 1903. Gllllio Cj? Ctblozvitz . Kloinmayr oi, Bamberg, Laibach. NARODNA IN UNIVERZITETNA KNJIŽNICA