77837 i V^OOLi^ZSŠ Festfeier des fiinfzigjahrigen Bestandes der Anstalt ( 1852 — 1902 ). Am 4. Oktober, als dem Namenstage Seiner Majestat des Kaisers Franz Josef, an welchem Tage vor fiinfzig Jahren die Realschulc in freilicli sclir bescheidencn Raumen eroffnet worden war, fand die Jubelfeier des fiinfzigjahrigen Bestandes der Anstalt statt. Schon vor den Ferien vvurden cinzelne vorbereitendc Arbeiten gemacht, die Pliino von einem eigenen Festausschusse des Lehrkorpers, der sicb unter dem Vorsitze des Diroktors und der Ilerren Professoren Dr. J. J. Binder, Aug. Nčmečck und A. Tavčar zusammcnsetzte, beraten und die Choro vom Gesangsielirer, dem Chordircktor A. Foerster, mit den Schulern eingeubt, so daB die sehulamtliehen Aufgabon am Beginne des Schuljahres nicht hinderlich \verden konntcn. Zugleich bildete sich ein Festaussebufl ehcmaliger Sehiiler, Abiturienten und Absolventen der Anstalt, bestehend aus den Ilerren: Viktor Colloretto (1853), Rechnungsdirektor im Ruhcstando, als Obmann; Johann Janesch (1858), GroBgrundbesitzer; Anton Komoutz (1855), Inšpektor der k. k. priv. Sttdbahn; Egon Baron Zois (1866), Ilerrschaftsbesitzer, als Obmann- stcllvertreter; Karl Schrautzer (1891), k. k. Itealschullelirer, als Sehriftfuhrer, und der Ilerren: Profossor A. Belar (1883), Landcsbaurat Anton Klinar (1880), k. k. Ober- ingenieur Franz Paulin (1878), Landcs-Oberingenieur Johann Sbrizaj (1886), Dr. Hans Janesch (1887), Josef Lenarčič (1872), Prasident der Handels- und Gewerbekammcr, Max Samassa (1879), Fabriksbesitzer, und Professor Josef Vesel (1878), als Beisitzer. Dieser Ausschufi hatte die Aufgabe, die ehemaligen Abiturienten und Absolventen, soweit sie am Leben sind, zu erkunden und zu einer geselligen Zusammenkunft am Festtage zu vereinigen, — oder sie wenigstens einzuladen, sicb im Falle der Verliinderung durch eine Spende an dem Feste zu beteiligen, dessen Reinertragnis einer kleinen Studentenstiftung zugute kommen solite. — Der AusschuB legte die Arbeit in die unermudlichen Hande des Professors Sclirautzer, der auch dieselbc im Laufe der Ferien erledigte. In derselben Zeit arbeitete wahrend der Ferienmonate Professor Dr. Binder an der Festschrift, welche die \vandelnden Geschicko der Anstalt im Laufe der funfzig Jahre, dic kaum eine andere Oberrealschule in der gleichen Buntheit auf- zuweisen vermag, darstellen solite. Das Materiale wuclis aber dem Verfasser unter den Ilanden, so daB die Festschrift (an 200 Seiten stark) genau am Tage der Fest- fcier hinausgegeben werden konnte. Der FestausschuB der ehemaligen Schiller hatte mittlonveile eigene Festkarten nach dem Entwurfe des ehemaligen Schulers der Anstalt Walter Benedikt in der Steindruckerei Blasnik herstellen lassen und sich in einem warmempfundenen, von kameradschaftlichem Tone heherrschten Schreiben an die einstigen Mitschiiler ge- wendet und meistens in gleich herzlichcr Weise dieselben beantwortct erhalten. So nahte allmahlich der Festtag. Am Vortage wurde noch die Aula der Realschule unter der Leitung des Professors A. Nemeček und des Zeichenassistenten J. J. Klein mit kiinstlerischem Geschmacke in eine prachtige Festhalle umgestaltet, welche der stattlichen Fest- versammlung des nachsten Tages einen glanzenden Rahmen bot. Den Mittelpunkt nahm eine Palmengruppe ein, aus welcher sich eine Kaiserbiisto erhob, Palmen und immergrune Ge\vachse fiillten die Ecken und grtines Blattgehange schlang sich von den schimmernden Marmorsaulen zur Dečke, wie ein Baldachin von Rosen und Lorbeer. Der Morgen des 4. Oktober brach an. Nach einer in der Klosterkirche zelebrierten Messe versammelten sich die Fcstgaste und die Lehrerschaft in der festlich gcschmiickten Aula der Anstalt. Die Schiller der Anstalt waren auf dem Treppenaufgangc aufgestellt. Es beehrten unter andcren die Festlichkeit mit ihrer Anwesenheit die Ilerren: Seine Exzellenz Landesprasident Freiherr von Ilein, Ilofrat Dr. Graf Schaffgotsch, Vorstand des Priisidialbureaus Bezirkshauptmann Haas, Seine Exzollenz Feldmarschall-Leutnant v. Chavanne, Generalmajor v. Manussi, Landwehr - Oberst v. Schmid und eine Abordnung der hier in Garnison stehenden Truppenkorper, Landesgerichtspriisidcnt Devičnik, Vizcprasident Pajk, Finanzdirektor Ilofrat Lubec, Landesregierungsrat Ilitter v. Kaltenegger, Landcsschulinspoktor Končnik, Oberinspektor der Tabakregio Mollcr, die Landesausschuflbeisitzer Grasselli und Dr. Schaffer, Vizebiirgermoister Ritter Bloiweis v. Trsteniški (in Stcllvertretung des Herrn Bttrgermeisters), der Prasident der Ilandels- und Gewerbekammer Lenarčič, der Prasident der Krainischen Sparkasse I.uckmann mit den Direktoren Dr. Ritter v. Schoeppl und Dr. Bock, der Prasident der stadtischen Sparkasse Petričič, die Direktoren Levec, Troft (Cilli), Senekovič und Wiosthaler, viele Professoren und Lehrer sowie zahlreiche gewesene Schiller der Anstalt, welch letztero von nah und fern zu der seltenen Feier herbeigeeilt waren. Unter donselbon mogen folgende Ilerren genannt werden: Siidbahn-Oberinspoktor Brcindl (Innsbruck), Sudbahn-Inspcktor Brundula(Wien), Ilandelsmann Burger (Laibach), Adjunkt der Tabakregio Elsner, Professor Emmich(tcchnische Ilochschule Graz), Wcrks- beamter Dottela (Sagor), Geometer Fasan (Tolmein), k.k.IngenieurGailhofer (Krainburg), Musikdirektor Gerbič (Laibach), Obergeometer Hohn (Radmannsdorf), k. k. Ingenieur Jaksche (Adelsberg), k. k. Oberbaurat Klemenčič (Wien), Landesbaurat Klinar (Laibach), Siidbahn-Oberingenieur Komoutz (Laibach), Werksbeamter Lapornik (Sagor), k. k. Ober- ingenieur Muck (Krainburg), Oberoffizial der Siidbahn Mtick (Triest), k. k. Ober- ingeniour Pavlin (Laibach), k. k. Forstverwalter Pirker (Radmannsdorf), Stations- vorstand Potuček (Petersburg in Bohmen), Hauptmann Raktelj (Travnik), Siidbalm- Oberinspektor Posch (Triest), k. k. Forstverwalter Posch (Veldes), Sudbahn-Ober- inspektor Ruppreeht (Wien), k. u. k. Oberst v. Schaffer, Stationsvorstand Šušteršič (St. Peter), Landes-Oberingenieur Sbrizaj (Laibach), Herrschaftsbesitzer Anton Stare (Mannsburg), Professor Vesel (Laibach), Landeszahlamts-Kassier Vesel (Laibach), k. k. Oberforstkommissar Wenedikter (Villach), Adjunkt der Tabakregie Zellich (Laibach) und Freiherr Egon v. Zois (Laibach). Die Feier wurde durch folgende Ansprache des Direktors eroffnet: Ilochanselmliclie Versammlung! Liebwerte Schiller! Im Namen der k. k. Staats- Oberrealschule erlaube ich mir, die hochgeelirten Festgaste ergebenst zu begriificn und ihncn fur das Erscheinen bei diesem Doppelfeste den verbindlichstcn Dank auszusprechen. ILeute sind es fiinfzig Jahre, dafi die k. k. dreiklassige Unterrealschule, doren Errichtung durch die Allerhochste Verordnung vom 2. Marž 1851 bewilligt wurde, von dem damaligen Leiter der Anstalt, Michael Peternel, mit einer inlialt- rcichen und ziindenden Ansprache eroffnet wurde. Er hatte uberzeugend die Iloffnung ausgesprochen, dafi diese jungo Anstalt gedeihen und sich fortentwickeln und er- weitern werde, zum Nutzen der studierenden Jugend, zum Wohle des Landes Krain und zur Ehre der osterreicliischen Monarchie. Diese seine Voraussetzung hat sich auch glilnzend erfiillt. Es sei mir gestattet, in ganz kurzen Umrissen die Entvvicklung unseror Anstalt vvahrend ihres fiinfzigjahrigen Bestandes \viederzugeben. Mit Allerhochster Entschliefiung vom 6. Oktober 1863 wurde die Unterreal¬ schule zu einer sechsklassigen Oberrealschule erweitert und nach der Einfiihrung der Maturitatspriifungen haben am Schlusse des Schuljahres 1868/1869 die crsten Abiturienten die Anstalt verlassen. Mit dem Erlasse vom 31. Mai 1872 \vurden die Healschulen reorganisiert und der Lehrstoff auf sieben Klassen verteilt. Seit dieser Zeit bestclit die siebcn- klassige Realschulo. In dem Mafle, als die Anzahl der Schiller und auch der Klassen mit der Zeit zugcnommen hatte, \vurdcn die Schwierigkciten der Unterbringung der Anstalt immer grbfier. Das Land und die Stadtgemeinde iibernahmen die fUr die Realschuljugend wohlwollendo Verpflichtung, die Schulraume beizustcllon, die anfangs im Lyzcal- gebaude, spater in der Ilandelslehranstalt Mahr untergebracht \vurden. Dafi diese provisorischen Schulzimmer nicht zum gesundheitlichen Wohle und Gedeihen der Realschuljugend ausreichten, war selbstverstandlich. Da hatte die Generalversammlung der Krainischcn Sparkasse aus Anlafi des fiinfzigjahrigen Bestandes dieses Institutes den edlen und hochhcrzigen Beschlufi gefafit, der Realschuljugend ein eigenes Ileim zu griinden, und so wurde nun im Jahre 1874 dieser Prachtbau, der eine der schonsten Zierden der Stadt bildct und mit einem Kostenaufwande von einer Million Kronen ausgefiihrt und in Gegenwart Soiner Exzellenz des damaligen Unterrichtsministers Dr. v. Stremayr, der Widmung gemafi zur Pflege der realen Wissenschaften eroffnet. Der Schulbesueh einer Anstalt hiingt immer von den Vorteilen ab, die den Absolventen boi der Wahl ihrer kiinftigen Lebensstellung in Aussicht stehen. Dieser Einfiufi hat sich auch an unserer Anstalt geltend gemacht. In den Jahren 1862 4 und 1883 ist die Anzahl der schulbesuchenden Jugend stark gesunken. Mit der Gesundung der industriellen Verhaltnisse wurde eine stetige Steigung des Sehul- besuches bemerkbar, und heute, nach weiteren zwanzig Jahren, zahlen wir 542 offent- liche Schiller und 2 Privatisten, eine Zahl, die auf einen ungeahnten Aufschwung der wirtschaftlichen Fortschritte unseres schonen Krainer Landes deutet. Diirftigen, jedoch fleiBigen und strebsamen Schiiiern wurde durch reichliche Unterstiitzungen, die der Anstalt von Freunden der Jugend und Wohltatern in reichlichem Mafie zur Verfiigung gestellt wurden, die Mogliclikeit geboten, die Studien fortzusetzen und zu beenden. Mit der Realschule organisch verbunden entstanden neue Zweiganstalten, die mit der Zeit entweder selbstandig vurden oder auch noch heute der Anstalt an- gegliedert sind. So trat im Sinne der AUerhochsten EntschlieBung vom 2. Marž 1852 an der Realschule im Jahre 1856 die gewerbliche Fortbildungsschule als