GEOLOGIJA 39, 239-281 (1996), Ljubljana Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien) Recentna tektonska aktivnost Krške udorine Uroš Premru Geologische Anstalt Ljubljana Institut für Geologie, Geotechnik und Geophysik Dimičeva ul. 14, SI-1000 Ljubljana, Slowenien Schlüsselworte: rezente Tektonik; vertikale Bodenbewegungen (slip rate), Flusslaufverlegungen; aktive Störungszonen; Korrelation der geologischen, seis- mischen, seismotektonischen, arhäologischen, historischen und geomorphologi- schen Daten; Dauern der letzten neotektonischen Phase Ključne besede: recentna tektonika; hitrosti vertikalnih premikov; spreminjan- je rečnih tokov; aktivne prelomne cone; korelacija geoloških, seizmoloških, seiz- motektonskih, arheoloških, zgodovinskih in geomorfoloških podatkov; trajanje zadnje neotektonske faze Zusammenfassung Die Arbeit umfasst die Korrelation von geologischen, seismologischen, archäologischen und geomorphologischen Daten im Gebiet der rezenten tektoni- schen Aktivität. Als ein Beispiel dafür wurde der Erdbeben-aktive Krško-Ein- bruchstal in Südost-Slowenien genommen. Es werden die morphotektonischen Merkmalen von aktiven Störungen und Beispiele von Flussbett-Verlegungen im Quartär und Holozän, sowie auch in der geschichtlichen Zeit abgehandelt. Die archäologischen Daten über die Katastrophen in dem mittelalterlichen Markt Gutenwerth wurden mit den Daten über die geschichtlichen Erdbeben und den seismischen Wirkungsfähigkeiten kompariert. Es wurden die rezenten vertikalen Bodenbewegungen in verschiedenen Gebieten des Krsko-Einbruchstales und aus verschiedenen Zeitabschnitten ausgerechnet. Mit einer Regressionsfunktion wurde die Abhängigkeit der vertikalen Bodenbewegungen von der Zeit bewiesen. Aus der Regressionsfunktion wurden die Schlussfolgerungen über den Anfang der letzten neotektonischen Phase abgeleitet und es wurden die Möglichkeiten für Voraussagen der Dauer und der Höhepunkt-Zeit mit den möglichen grössten Mag- nituden der Erdbeben bei gleichzeitiger Vergrösserung der vertikalen Bodenbewe- gungen. Aus den Daten über die Höhen von Schotterterrassen und den festgestell- ten vertikalen Bodenbewegungen werden die zeitlichen Veränderungen des Sava- Flusslaufes wegen der tektonischen Bewegungen in der geschichtlichen Zeit angegeben. Damit aber wird ein quantitativer Beweis abgeleitet, dass für die Flussbett-Verlegungen die tektonischen Bewegungen an den Störungen die Ursache sind. 240_Uroš Premru Einleitung Bei der Korrelation von geologischen, seismotektonischen, seismologischen und archäologischen Daten in tektonisch aktiven Erdbeben-Gebieten bestehen gew^isse Schwierigkeiten. Diese interdisziplinäre Synthesen meiden sowohl die Archäologen als auch die Geologen. Die bisherigen spärlichen Analysen haben gezeigt, dass viele Siedlungen in der geschichtlichen Zeit wegen natürlicher Katastrophen verfallen sind. Die Archäologen erklären die Katastrophen als menschliche Tätigkeiten, die Geologen und Geomorphologen aber untersuchen die geologischen Prozesse, Relief- Veränderungen und die Flussbett-Verlegungen in der geschichtlichen Zeit nicht im solchen Masse, wie es diese interessante Thematik verdient. Besonders wertvoll sind die archäologischen Daten mit einer genaueren Datierung der Kultur-Horizonte. Aber nur für seltene archäologische Fundstellen findet man entsprechende Daten über die Sedimentation oberhalb den Kultur-Schichten, die Sedimentmächtigkeit und andere Daten, aus welchen man auf die tektonischen Geschehnisse in der men- schlichen Geschichte schliessen könnte. Als ein Beispiel für die Synthese von geologischen, seismotektonischen, seismolo- gischen, sowie von geschichtlichen und archäologischen Daten haben wir das neotek- tonische Krsko-Einbruchstal in Südost-Slowenien ausgewählt, in welchem zahlre- iche archäologische Fundstellen von der Urgeschichte bis zum Ende des Mittelalters bekannt sind. Gerade einige archäologische Daten aus den Fundstellen ermöglichen uns eine gute Korrelation der geologischen, geomorphologischen und seismologis- chen Daten. Am Beispiel des Krsko-Einbruchstales ist es möglich eine Korrelation zu zeigen, welche auch mit Ausrechnungen gestützt ist. Kurzbeschreibung des geologischen Aufbaues und der Tektogenese des Krsko-Einbruchstales Nach den bisherigen Daten wird die Entstehung des Krsko-Einbruchstales in das obere Pliozän gestellt. Der Krsko-Einbruchstal ist eine echte intramontane Senkung, welche in mehreren neotektonischen Phasen an der Berührung der Südalpen, der Dinariden und des Pannonischen Beckens in der Zone des mesozoischen Bündels der Kratka vsebina Prispevek obravnava korelacijo geoloških, seizmoloških, arheoloških in geo- morfoloških podatkov pri recentni tektonski aktivnosti. Kot primer je obdelana potresno aktivna Krška udorina v jugovzhodni Sloveniji. Obravnavani so mor- fotektonski kazalci aktivnih prelomov, primeri prestavitve rečnih strug v kvartar- ju in holocenu kakor tudi v zgodovinskem obdobju. Arheološki podatki o katas- trofah v srednjeveškem trgu Gutenwerth so komparirani s podatki o zgodovinskih potresih in o seizmični zmogljivosti. Izračunane so hitrosti recentnih vertikalnih premikov (slip rate) z različnih delov Krške udorine in iz različnih časovnih obdo- bij. Z regresijsko funkcijo je dokazana odvisnost hitrosti vertikalnih premikov od časa. Iz regresijske funkcije so izpeljani sklepi o začetku zadnje neotektonske faze in podane možnosti za napovedovanje njenega trajanja in časa njenega vrha z naj- večjimi možnimi magnitudami potresov ob istočasnem povečanju hitrosti vertikal- nih premikov. Iz podatkov o višinah prodnih teras in o ugotovljenih hitrosti verti- kalnih premikov je prikazano časovno spreminjanje rečnega toka Save zaradi tek- tonskih premikov v zgodovinskem obdobju. S tem pa je izpeljan tudi kvantitativni dokaz, da so vzroki za prestavitve rečne struge tektonski v premikih ob prelomih. Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien) 241 Zagreb-Transform-Störung und zu der paralleler Störungen ausgebildet wurde. Die Gerstaltung des Krsko-Einbruchstales ist noch nicht beendet, worauf die rezenten tektonischen Prozesse hinweisen. Der Krsko-Einbruchstal ist von plioquartären und holozänen See-, Moor- und Fluss-Sedimenten gefüllt. Die Grundlage dieser Sedimente bilden die Tertiär- Schichten, welche am Rand der Senkung zutage treten (Abb. 1). Die tertiäre Sedi- mentation hatte mit dem Helvet-Konglomerat, -Sand und -Ton angefangen und wurde mit dem tortonischen Konglomerat, Lithotamnien- und Mergelkalk, dem Mergelsandstein und dem Mergel fortgesetzt. Die Sarmat-Schichten bestehen aus Tonmergel, Mergelkalk, Sandstein und Schotter. Die Meot-Schichten bestehen aus Kalkmergel und untergeordnet aus Sand, Sandstein, Schotter und Konglomerat. Die Unterpliozän-Schichte bestehen aus Mergel, Ton, Alevrith, untergeordnet aus Sand und Konglomerat. Die Helvet- und Torton-Schichten sind in einem Flachmeer ent- Abb. 1. Geologische Skizze des Krsko-Einbruchstales 1- Alluvium allgemein (Holozän); 2- Schotter (Holozän); 3- Schwemmkegel von Šentjernej (Holozän); 4- Quartär-Tone (Würm); 5- plioquartäre Sedimente; 6- Miozän-Sedimente; 7- mesozoische Schichten; 8- neotektonische Störung; 9- neotektonische Störung mit abgesenktem Flügel Sl. 1. Geološka skica Krške udorine 1- aluvij v splošnem (holocen); 2- prod (holocen); 3- šentjemejski vršaj (holocen); 4- kvartarne gline (würm); 5- pliokvartarni sedimenti; 6- miocenski sedimenti; 7- mezozojske plasti; 8- neotektonski prelom; 9- neotektonski prelom s spuščenim krilom 242_Uroš Premru standen, die Sarmat-, Meot- und Unterpliozän-Schichten aber wurden in einem brackischen Becken abgelagert. Die beschriebenen Schichten bilden die Krsko-Syn- klinale mit der Achsenrichtung SW-NO, welche nordöstlich von der Linie Krško- Brežice verhältnismässig gut erhalten ist, südwestlich davon aber von den neotek- tonischen Störungen schon deformiert ist (Šikić et al., 1972, 1978; Pleničar et al., 1976;Pleničar&Premru, 1977). Die Bildung des Krsko-Einbruchstales hatte mit dem neotektonischen Störungssystem W-0 im oberen Pliozän angefangen. Das Gebiet wurde stufenförmig zu einem Graben abgesenkt, in welchem Tone mit Gehängeschutt und Gerollen von unlöslichen nichtkarbonatischen Gesteinen, überwiegend Hornstein aus den Trias- und Kreide-Schichten, abgelagert wurden. Auf der Anhöhe Gornji Gaj hatte A. Šercelj in dem Ton die Pollen aus dem ältesten Pleistozän bestimmt, welche wahrscheinlich noch in das Oberpliozän reichen (Pleničar & Premru, 1977). In dem Ton und Lehm findet man Zwischenlagen von marmorierten Tonen und sandi- gen Tonen, welche einen festländischen unkarbonatischen Löss mit einen Ursprung aus der Pannonischen Ebene vorstellen. Zwischen den tonigen Sedimenten werden Tone und Lehme gefunden, die gut abgerundete Gerolle enthalten, welche die Paläoströme von Flüssen markieren. Meistens verlaufen die Ströme rechtwinklig vom Rand zum Grund des tektonischen Grabens. Ebenso im Oberen Pliozän folgte, in Form eines stufigen Horstes, an dem Störungssystem NO-SW die Hebung des Gorjanci-Gebirges südlich von dem Krsko- Einbruchstal. Es folgte die Erosion von Gorjanci und die Sedimentation des tonigen und klastischen Materials in den Krsko-Einbruchstal. Am Ende des Günz-Glazials und im Günz-Mindel-Interglazial wurde an den N0- SW-Störungen ein tektonischer Graben im südwestlichen Teil des Krsko-Einbruchs- tales stufenförmig abgesenkt. Die tonigen Schichten wurden umsedimentiert. In dem Mindel-Riss-Interglazial und danach noch im Riss-Würm-Interglazial wurde das W-O-Störungssystem wieder aktiviert, wobei der Krsko-Einbruchstal wieder stufen- förmig zu einem tektonischen Graben abgesenkt wurde. In den umsedimentierten tonigen Sedimenten hatte Šercelj (1970) beim Dorf Podbočje einen Pollen-Inhalt aus dem Riss-Würm-Interglazial festgestellt. In den älteren tonigen Sedimenten beim Dorf Zalog westlich von Novo mesto, unter einer sandigen Schicht, zementiert mit Limonit, aber wurden Knochen eines Nashornes Dicerorhinus und Pollen aus dem Riss-Würm-Interglazial gefunden. Es folgte ein tektonisch relativ ruhiger Zeitabschnitt in dem älteren Würm, welcher auch von der Limonitschicht bei Zalog angezeigt ist. Mit dem Interstadial Würm II/III hatte der letzte tektonische Zeitabschnitt ange- fangen (Premru, 1990a, b), in welchen die Störungen verschiedener Richtungen, überwiegend mit Senkungen und weniger mit Hebungen von tektonischen Blöcken, reaktiviert und neu entstanden sind. Ein Netz von aktiven Oberflächen-Störungen, welche aktive Störungszonen bilden, ist entstanden. Das Relief wurde wiederholt umgestaltet. In dem Nordostteil des Einbruchstales wurde, wahrscheinlich im Würm, der Sava-Schotter abgelagert, welcher heute in den Resten der höchsten Schotterter- rasse mit Konglomerateinlagerungen erhalten ist. Der Schotter und das Konglomerat sind überwiegend aus Karbonatgeröllen zusammengesetzt. In dem Mittelteil des Ein- bruchstales wurden tonige Moor-Sedimente mit einer eolischen Komponente abge- lagert. In den tonigen Sedimenten von Krakovski gozd hatte Šercelj (nicht veröf- fentlichte Daten) eine Pollen-Gesellschaft bestimmt, welche auf das Riss-Würm- Interglazial oder wahrscheinlicher auf das jüngste Würm-Interstadial deutet. Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien)_243 Im Holozän hatte der Sava-Fluss den grössten Teil der Würm-Schotterablagerun- gen erodiert und neue abgelagert. Der Krka-Fluss, dessen ursprünglicher Strom von den Schotterablagerungen in dem tektonischen Graben zwischen den Dörfern Malo Mraševo und Drnovo markiert ist, hatte wegen der tektonischen Verschiebungen im Südteil des Einbruchstales ein epigenetisches Flussbett eingeschnitten, in dem der Fluss noch heute fliesst (Premru, 1976, 1990b; Pleničar& Premru, 1977). Die Umgestaltung des Reliefs wurde in der geschichtlichen Zeit fortgesetzt. Darüber sprechen uns mittelbar die archäologischen und geschichtlichen Quellen, die alten Landkarten und eine alte Graphik, sowie die frischen morphotektonischen Merkmale der aktiven Oberflächen-Störungen und -Klüften, welche mit den seismotektoni- schen und archäologischen Daten kompariert werden können und derer gegenseitiger Zusammenhang mit Ausrechnungen bewiesen werden kann. Erdbeben-Herkünfte (seismic sources) Die Herkünfte der Erdbeben haben wir als aktive Tiefstörungen definiert, deren geographische Position und seismische Wirkungsfähigkeit nach der Methode bes- timmt wurde, welche schon publiziert ist (Premru, 1990 a). Im Gebiet des mittelalterlichen Marktes Gutenwerth (slowenisch = Otok) befinden sich die aktiven Tiefstörungen nördlich von dem Markt (Abb. 3). Die aktiven Tief- störungen haben eine seismische Wirkungsfähigkeit (seismic capability) М^^ von 4,8 (+0,4, -0,0) bis 5,6 (+0,1, -0,2) nach Richter. Die grösste seismische Wirkungsfähigkeit des Gebietes beträgt also =5,7. Bei Gutenwerth befindet sich ein Segment der Störungszone, welche in der Richtung WSW-NON von Novo mesto am nordwest- lichen Rand des Krsko-Einbruchstales zum Orlica-Berg verläuft (Abb. 2). Im Gebiet des oberen Laufes der Bächer Pendirjevka und Beli potok in dem Gor- janci-Gebirge befinden sich in der Tiefe aktive Störungen mit einer seismischen Wirkungsfähigkeit M^^^p von 4,8 bis 5,6. Das erwähnte Störungssegment gehört zu der Störungszone, welche von dem epigenetischen Bett des Krka-Flusses in der Richtung gegen SW nach Gorjanci verläuft (Abb. 2). Im Gebiet des Drnovo-Dorfes befindet sich ein System von Tiefstörungen mit einer seismischen Wirkungsfähigkeit von 5,0 bis 6,2; zwei von den Störungen haben die seismische Wirkungsfähigkeit M^^p=6,0±0,2. Die Tiefstörungen sind auf der Ober- fläche von einem Netz der Oberflächenstörungen begleitet. Sie bilden zusammen eine Störungszone in der Richtung W-0 in dem Nordteil des Krsko-Einbruchstales. Nord- westlich von Drnovo schneidet sich die erwähnte Störungszone mit einer NW-SO- Störungszone (Abb. 2). Unter dem heutigen epigenetischen Bett des Krka-Flusses befindet sich eine Tief- störung mit der seismischen Wirkungsfähigkeit M^jjp=6,0±0,l, welche dem Netz von Tief- und Oberflächen-Störungen auf der Südseite des Krsko-Einbruchstales zuge- hört. Die Störungszone verläuft gegen Osten bis nach Brežice, wo in der Tiefe wieder eine Störung mit einer Wirkungsfähigkeit Mçgp=6,0±0,l erscheint. In der Störungs- zone befinden sich auch Störungen mit Wirkungsfähigkeiten von 5,0 bis 5,9 (Abb. 2). Die erwähnten aktiven Störungszonen mit den aktivsten Segmenten betrachten wir als die Erdbeben-Herkrünfte, welche auf den tektonischen Zustand und die Relief-Veränderungen einwirken. Die Veränderungen aber geschehen nicht nur mit den Bewegungen wegen der Erdbeben (seismische Bewegungen), sondern auch als Folge von ständigen gleitenden Bewegungen (creeping) an den aktiven Störungen (aseismische Bewegungen). 244 Uroš Premru Abb. 2. Bedeutendere aktive Störungszonen im Krško-Einbruchstal mit den seismisch aktivsten Segmenten 1- aktive Störungszone mit seismischer Wirkungsfähigkeit M <5,0; 2- Segment mit seismischer Wirkungsfähigkeit 5,0M>7,4 und 0,38>deitaö>9,9 log U = -2,48 + 0,65М für 4,5>М>7 und 0,01>deltao>0,4, (8) (9) wobei deltao den Spannungsabfall (strain drop) bedeutet. Die Bewegungswerte wer- den in Millimeter ausgerechnet. Mit der Umformung der Gleichungen (8) und (9) bekommt man: Uj^5 = 10Exp(0,62M-l,74) Uj^g = 10Exp(0,65M-2,48) (10) (11) Die Daten über den Spannungsabfall (deltao) aus dem Gebiet des Krsko-Ein- bruchstales sind nicht bekannt, deshalb müssen die beiden Formeln (10) und (11) berücksichtigt werden. Die ausgerechneten Werte der grössten vertikalen Bewegungen an den aktiven Oberflächenstörungen in Abhängigkeit von der Magnitude zeigt nach verschiedenen Formeln die Tabelle 3. Tabelle 3. Vertikale Bewegungen bei verschiedenen Magnituden der Erdbeben nach verschiedenen Formeln Tabela 3. Vertikalni premiki pri različnih magnitudah potresov po različnih formulah Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien)_263 Rezente Senkungen bei Kostanjevica 7,5 km südöstlich von Gutenwerth liegt dem Krka-Fluss abwärts der Markt Kostanjevica, welcher im Mittelalter entstanden ist. Die Ähnlichkeit mit Gutenwerth besteht darin, dass auch Kostanjevica auf einer Insel in der Mitte der Krka-Flusses liegt. Weiter von Kostanjevica biegt der Krka-Fluss in die Richtung gegen Nordosten um. Die heutige Insel ist mit einem Mäander entstanden (Abb. 1). Auf dem Luftbild sind trockene ältere Mäandre sichtbar. Zu dem starken Mäandrieren in einem ver- hältnismässig kleinem Raum ist es wegen eines an Störungen abgesenkten Gebietes und infolge dessen einer Anstauung des Krka-Flusses gekommen. Eine Bohrung aus dem Jahr 1992 zeigte eine ungewöhnliche Mächtigkeit von 38 m der Ablagerungen von Ton, Sandton, Sand, Ton mit Schutt und mit Torflinsen in einem engen Alluvial- tal südlich von Kostanjevica, schon am Rand des Gebietes mit der grössten Absenkung (mündliche Daten von Dipl.-Ing. Franc Drobne). Die Sedimente zeigen auf eine Moor- und See-Sedimentation, mit einen Schuttzu- Aus der Tabelle 3 ist ersichtlich, dass ein breites Spektrum der Werte U^^ bei einer gleichen Magnitude möglich ist. Die Gültigkeit der einen von den sechs möglichen Formeln kann aus den bestehenden Daten über die Magnitude der Erdbeben und aus den archäologischen Daten über die Mächtigkeit der Anschv^emmungen nach jeden Erdbeben bestimmt werden. In dem Gebiet von Gutenwerth ist nach den archäologischen Daten von der Ober- fläche vom Ende des 11. Jahrh. und dem Anfang des 12. Jahrh. die Mächtigkeit von 15 cm der Anschwemmungen bekannt. Das bedeutet ungefähr 15 cm Absenkung bei zwei nachfolgenden Erdbeben. In dieser Zeit sind nach den seismologischen Daten zwei stärkere Erdbeben geschehen: im Jahr 1081 mit der Magnitude 5,2+0,3 und im Jahr 1118 mit einer unbekannten Magnitude. Nach den archäologischen Angaben hatten die zwei Erdbeben vom Ende des 11. und vom Anfang des 12. Jahrh. wegen der Absenkung des Gebietes 15 cm mächtige Anschwemmungen verursacht. Auf jedes der Erdbeben sind 7,5 cm mächtige Anschwemmungen, bzw. 7,5 cm Absenkung bezogen. Die 7,5 cm der Absenkung bei der Magnitude 5,2 entsprechen in der Tabelle 3 Formel (6) dem Wert 8,3 cm der Absenkung, welche bei gleicher Magnitude aus- gerechnet wurde. Der Unterschied der Absenkungen nach den archäologischen Daten und der Ausrechnung ist minimal und ist im Rahmen der Fehler, welche bei der Be- stimmung der Mächtigkeit der Anschwemmungen, bzw. der angenommenen adequa- ten Absenkung des Gebietes, den Fehlern bei der Magnitude-Ausrechnung und der richtig angenommenen Formel enthalten sind. Auf dem Boden aus dem 15. Jahrh. liegen 30 cm mächtige Anschwemmungen. Aus diesem Zeitabschnitt sind zwei Bauhorizonte bekannt, was den zwei geschichtlichen Erdbeben mit unbestimmter Lokalität in Krain und mit unbekannter Magnitude entspricht; eines von den beiden ist als ein starkes Erdbeben bezeichnet. Auf jedes Erdbeben entfallen 15 cm mächtige Anschwemungen, was eine Absenkung des Gebietes um 15 cm bedeutet. Nach der Formel (6) aber ist die Absenkung von 15,6 cm bei einer Magnitude 5,7 entstanden. Diese Magnitude ist der grössten seismischen Wirkungsfähigkeit der aktiven Tiefenstörung im Gebiet von Gutenwerth gleich. Aus Vergleichen der Daten kann geschlossen werden, dass für das Gutenwerth- Gebiet die Formel (6) gültig ist; wahrscheinlich aber geltet sie auch für das gesamte Gebiet des Krsko-Einbruchstales. 264_Uroš Premru Tabelle 4. Vertikale Bodenbewegungen bei Kostanjevica in dem altern und dem jüngeren Zeitabschnitt Tabela 4. Hitrosti vertikalnih premikov pri Kostanjevici v starejšem in mlajšem obdobju t- Zeit; H- vertikale Bewegung; S- vertikale Bodenbewegung (slip rate) fluss aus dem Gorjanci-Gebirge. Beim Kostanjevica-Kloster südlich des Mittelalter- Kernes von Kostanjevica hatte im Jahr 1938 Brodar (1955) vier Sonden bis zur Tiefe von 3 m ausgegraben. In den Sedimenten hatte Šercelj (1963) nach den Pollen ein Würm-Alter bestimmt. Im unteren Teil der Sonde wurden Knochenreste der Gat- tung Mammonteus und anderer Säugetiere und zwei Artefakte, wahrscheinlich aus der Moustérien-Zeit ausgegraben (SAZU, 1975). Im Jahr 1834 wurde bei Kostanje- vica in der Tiefe von 4,74 m ein vorhistorisches Boot gefunden, wonach auf eine Pfahlbaukultur geschlossen wird (SAZU, 1975; Grafenauer, 1979). Sie wird als gleichzeitig mit der bekannten Pfahlbaukultur im Moor von Ljubljansko Barje ange- sehen, welche zwischen dem Ende des Eneolitikums und den Anfang der Bronzezeit bestanden hatte, d.i. zwischen den Jahren 1700 und 900 vor Chr Auf der Kostanjevi- ca-Insel wurde in der Tiefe von 60 bis 70 cm eine alte Bodenfläche, wahrscheinlich aus dem 15. Jahrh. gefunden (Šribar & Stare, 1977). Aus diesen Daten können die ungefähren vertikalen Bodenbewegungen in dem Senkungsgebiet von Kostanjevica ausgerechnet werden. Aus dem Fund der Mustérien-Artefakten (vor 65.000 bis 75.000 Jahren) in der Tiefe von etwa 3 m, des urgeschichtlichen Bootes aus dem Zeitabschnutt von 1.700 bis 900 Jahren vor Chr in der Tiefe 4,74 m, sowie der Bodenfläche aus dem 15. Jahrh. in der Tiefe 0,6 bis 0,7 m ergeben sich die vertikalen senkenden Bodenbewegungen, welche aus der Tabelle 4 ersichtlich sind. Ein Vergleich der vertikalen senkenden Bodenbewegungen im Gutenwerth-Gebiet und bei Kostanjevica in dem jüngeren Zeitabschnitt zeigt, dass die Werte ziemlich gut übereinstimmen. Freilich muss man eine gewisse Ungenauigkeit der Daten berücksichtigen. Beide Gebiete befinden sich in der gleichen aktiven Oberflächen- störungszone, welche am Südrand des Krsko-Einbruchstales an der Grenze mit dem Gorjanci-Horst verläuft (Abb. 2). Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien)_265 Abb. 10. Graph der Funktion-Beziehung zwischen den vertikalen Bodenbewegungen (S) und der absoluten Zeit (T) Sl. 10. Graf funkcijskega odnosa med hitrostmi vertikalnih premikov (S) in absolutnim časom (T) Vertikale Bodenbewegungen als Funktion der Zeit auf Grund von archäologischen und geologischen Daten im Gebiet des Krsko-Einbruchstales Die vertikalen Bodenbewegungen in Abhängigkeit von der Zeit zeigen eine deut- liche mathematische Korrelation, welche graphisch dargestellt ist (Abb. 10). Auf das semilogarithmisches Koordinatennetz sind die logarithmischen Werte der vertikalen Bodenbewegungen (S) und die absolute Zeit (T) aufgetragen. Für die vertikalen Bodenbewegungen wurden die bisher angeführten Daten aus verschiedenen Gebieten des Krsko-Einbruchstales berücksichtigt: das Gebiet von Drnovo und Stari Grad, der epigenetische Lauf des Krka-Flusses, die Senkungen und Hebungen von Gutenwerth, sowie das Senkungsgebiet von Kostanjevica aus dem jüngeren Zeitabschnitt. Am wertvollsten sind die Daten, welche sich auf einen kürzesten Zeitabschnitt beziehen. Nur die Daten wurden berücksichtig, welche sich auf die letzte, rezente neotektonis- che Phase (seismotektonischen Zeitabschnitt) beziehen. Ausser der angeführten Daten wurden noch die vertikalen Bodenbewegungen im Gebiet der See-Moor-Sedimente von Krakovski gozd, der höchsten Schotter-Kon- glomerat-Terrasse südwestlich von Krško und bei Cerklje, sowie der höchsten Schot- terterrasse in den Feldern von Krško und Brežiško polje ausgerechnet. Im Gebiet von Krakovski gozd befinden sich 2,5 m mächtige tonige Moor- und See-Sedimente, welche nach den Pollenanalysen (Šercelj, nicht veröffentlichte Daten) ein Würm-Alter haben, welche wahrscheinlich in das jüngere Würm-Intersta- dial (vor 25.000 bis vor 15.000 Jahren) gehören. 266_Uroš Premru Jüngste neotektonische Phase im Gebiet des Krsko-Einbruchstales Das Graph (Abb. 10) ermöglicht uns die Bestimmung des Anfangs der letzten neotektonischen Phase. Als die Grenze des tektonischen Ruhestandes wurde der fol- gende Wert angenommen: logS = -5; das ergibt S = 1x10"^ = 0,00001m/Jahr = 0,01mm/Jahr Die höchste Schotter-Konglomerat-Terrasse südwestlich von Krško ist 5 m hoch. Für die Bestimmung der Senkung ist auch die Mächtigkeit der tiefer liegenden Schotter-Terrasse von 6 m von Bedeutung. Die Summe beider Werte ergibt die gesamte Mächtigkeit der Schotter-Konglomerat-Terrasse, welche etwa Ilm beträgt. Die Terrasse ist ein Teil der umfassenden Akkumulation, welche wahrscheinlich in dem Würm-Glazial (vor 25.000 bis vor 10.000 Jahren) entstanden ist. Ein gleiches Alter hat der Überrest der Schotterablagerung in der 2 m hohen höchsten Schotter-Konglomerat-Terrasse bei Cerklje. Die Schottermächtigkeit der tieferen Terrasse beträgt etwa 6 m. Die gesamte Mächtigkeit der Würmablagerungen beträgt also etwa 8 m. In der Tongrube bei Brežice zeigt ein 3,5 m mächtiges Profil von tonigen Sedi- menten nach den Pollenanalysen (Šercelj, 1970) auf eine Temperatur-Oszillation in der Jung-Würm-Zeit (vor 15.000 bis vor 15.000 Jahren). Mit einer Bohrung bei Šmarješke Toplice wurde eine 6 m mächtige Tonschicht durchfahren, für welche nach den Pollen (Šercelj, 1970) ein Boreal-Alter angenom- men wird. Es ist aber wahrscheinlicher, dass die Schicht ein Subboreal-Alter hat, welches die Zeit von 4.500 Jahren vor Chr bis heute umfasst. Die höchste Schotter-Terrasse der Felder Krško polje und Brežiško polje ist von 6 bis 8 m mächtig. Sie ist entstanden durch die Schotter-Akkumulation während der Senkung, für welche der Zeitabschnitt vom Anfang Holozän (vor 10.000 Jahren) bis zur Bronzezeit (1.700 vor Chr) angenommen wird. Die Bronzezeit wird als Zeitgrenze deshalb angenommen, weil auf der Terrasse die ältesten archäologischen Gegen- stände aus der Bronzezeit gefunden worden sind (SAZU, 1975). Die vertikalen Bodenbewegungen für die Gebiete von Krakovski gozd, südwest- lich von Krško, Cerklje, Brežice, Šmarješke Toplice und der Felder Krško polje und Brežiško polje sind in der Tabelle 5 dargestellt. Aus das Graph (Abb. 10) ist zu ersehen, dass die Funktionsabhängigkeit zwischen den vertikalen Bodenbewegungen und der Zeit mit dem folgenden Polynom der 4. Stufe ausgedrückt werden kann: logS = a + bT + cT2 + dT^ + еТ^, (12) wobei die Koeffiziente in der Gleichung sind: a = -2,9413216157E+00 b = 3,5633035030E-05 c = 3,0909981298E-10 d = -3,0814899072E-13 e = -l,5492841438E-17 Standarddeviation: o = 5,0439531042E-02 Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien)_267 t- Zeit; H- vertikale Bewegung; S- vertikale Bodenbewegung (slip rate) Die Kurve schneidet den Wert logS=-5 in dem Punkt T=-25.000 Jahre. Das bedeutet, dass die letzte neotektonische Phase in dem Krsko-Einbruchstal vor etwa 25.000 Jahren vor Chr. angefangen hatte. Der Anfang der letzten neotektonischen Phase wurde auf Grund des Alters der syngenetischen Sedimente in das Interstadial Würm II/III (Premru, 1990a, b) gestellt. Nach verschiedenen Zeitskalen wird das erwähnte Interstadial von 20.000 bis 10.000 Jahren datiert, was auch zur Datierung des Anfanges der letzten neotektonischen Phase angewendet wurde. Šercelj (1970) stellt das jüngere Würm-Interstadial, das er mit dem Paudorf-Interstadial vergleicht, in den Zeitabschnitt von 28.000 bis 25.000 Jahren vor der Gegenwart, von Valič (1994) aber wird es in das Jahr 25.000 vor Chr. gestellt. Der aus dem Graph ermittelte Anfang der letzten neotektonischen Phase steht mit der Datierung von Šercelj und Valič, sowie mit dem geologisch bestimmten Alter Interstadial Würm II/III in Übere- instimmung. Tabelle 5. Vertikale Bodenbewegungen aus verschiedenen Gebieten des Krško- Einbruchstales zwischen der Würm-Eiszeit und der Gegenwart Tabela 5. Hitrosti vertikalnih premikov na različnih področjih Krške udorine med würmom in današnjim časom 268_Uroš Premru Stromverlegungen des Sava-Flusses wegen der tektonischen Bewegungen Die Verlegungen des Sava-Flusslaufes im Krško-Einbruchstal, welche als zahlrei- che verlassene Fluss-Mäandren und -Terrassen im Gelände und auf den Luftbildern (Abb. 11) und den alten topographischen Karten (Abb. 5 und 7) sichtbar sind, kon- nten aus hydrodynamischen Ursachen oder wegen der tektonischen Bewegungen ent- standen sein. Durch die Bestimmungen der vertikalen Bodenbewegungen, der Grösse der vertikalen Bewegungen und der zeitlichen Abfolge der Sava-Flussbettverlegun- gen ist es möglich, mit Ausrechnungen den Zeitbaschnitt der Entstehung eines neuen Flussbettes zu bestimmen, ausgehend von der Formel (1): Der auf dem Graph (Abb. 10) ermittelte Anfang der letzten neotektonischen Phase passt gut zusammen mit der geologisch bestimmten Zeit und bestätigt, trotzt relativ kleiner Anzahl von Daten, die Richtigkeit der aufgestellten mathematischen Korrela- tion der vertikalen Bodenbewegungen in Abhängigkeit von der Zeit. Es stellt sich die Frage, ob diese Korrelation auch für andere seismogene Gebiete gültig ist und nicht nur für das Krško-Einbruchstal. Nach den bisherigen noch nicht endgültig bearbeiteten Daten geltet ein ähnliches Funktionsverhältnis auch für das Gebiet des Einbruchstales von Ljubljansko Barje im mittleren Slowenien. Diese Ähnlichkeiten erfordern, dass in Zukunft die geologischen und archäologischen Daten auch aus anderen seismogenen Gebieten zu bearbeiten sind. Aus dem Graph (Abb. 10) kann gefolgert werden: 1. Die letzte neotektonische Phase hatte etwa 25.000 Jahre vor Chr begonnen und wird 42.000 Jahre andauern und etwa um das Jahr 17.000 beendet sein. 2. Die vertikalen Bodenbewegungen (slip rate) sind mit den grössten Erdbeben- Magnituden in einer Funktionsabhängigkeit. 3. Von der Mitte des 2. Jahrh. weiter steigerte sich die Magnitude der stärksten Erdbeben von 5,2 bis 5,7 nach Richter. Mit dem Ansteigen der grössten Magnitude erhöhten sich auch die vertikalen Bodenbewegungen von 1,0x10'^ bis 1,6x10'^ m/Jahr 4. Im Gebiet des Krsko-Einbruchstales sind die grössten möglichen Magnituden mit der seismischen Wirkungsfähigkeit der aktiven Tiefstörungen bestimmt. Die höchst möglichen Magnituden betragen von 6,1 bis 6,2. Im Bezug auf die festgestellte Regel, dass die Magnituden mit der Zunahme der vertikalen Bodenbewegungen gröss- er werden, können die grössten Magnituden bei den grössten vertikalen Bodenbewe- gungen erwartet werden. Diese aber werden zwischen den Jahren 5.000 und 6.000 bei den vertikalen Bodenbewegungen von 1,7x10"-^ bis 2,2x10"-^ m/Jahr erreicht sein. 5. Die grösste mögliche Magnitude zwischen 6,1 und 6,2 hatte sich noch nicht ereignet. 6. Zwischen dem 2. Jahrh. und der heutigen Zeit, sowie weiter bis zum Jahr 5.500 werden die vertikalen Bodenbewegungen von 1,0x10"^ bis zu dem erwarteten 1,7x10"^, bzw. 2,2x10"^ m/Jahr leicht ansteigen. Vieleicht sind die Vorhersagen über die Dauer und das Ende der letzten neotek- tonischen Phase und das Erreichen des tektonischen Höhepunktes im Bezug auf die Anzahl der Daten etwas kühn, aber sie können als der Anfang von derartigen Unter- suchungen angesehen werden. Das Beispiel des Krsko-Einbruchstales zeigt, dass die vertikalen Bodenbewegungen mit 80% Wahrscheinlichkeit eine Funktion der Zeit sind und dass eine Funktionsbeziehung zwischen den vertikalen Bodenbewegungen und den Magnituden der grössten Erdbeben besteht. Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien)_269 T = H/S, (13) woraus sich die zeitliche Rekonstruktion des Verlaufes des Sava-Flussbettes in der geschichtlichen Zeit ergibt (Abb. 12). Als die zeitlichen Festpunkte dienen die archäologischen und kartographischen Daten. Vier Zeit-Festpunkte stehen uns zur Verfügung. Auf Grund der archäologi- schen Daten über die Aktivität des römischen Flusshafens aus dem 2. Jahrh. ist der damalige Sava-Flusslauf zwischen Krško und Drnovo bekannt. Nach der alten Topographischen Karte Blatt Rann und Samobor 1:75.000, gedruckt im Jahr 1909, bekommen wir Informationen über den Sava-Flusslauf zwischen dem Ende des 19. und dem Anfang des 20. Jahrh. (Abb. 5). Aus der gleichen Karte stammt auch die Information über den Flusslauf aus dem 17. Jahrh. Dieser Flusslauf ist mit der Län- dergrenze zwischen Krain und Steiermark bezeichnet. Diesen Flusslauf aus dem 17. Jahrh. bestätigt auch die alte Bildgraphik der Stadt Brežice aus dem Jahr 1689 von Vischer, auf welcher ersichtlich ist, dass der Sava-Fluss damals unter der Terrasse, auf welcher die Stadt steht, geflossen hatte (Abb. 6). Der Verlauf des Sava-Fluss- laufes in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ist auf der Josephinischen Militärlan- deskarte, Sektion 220 Rann (Abb. 7) dargestellt. Für die Ausrechnung der vertikalen Bodenbewegungen genügte für den längeren Zeitabschnitt die angenommene Angabe über die vertikale Bewegung unter der Voraussetzung, dass die Terrassenhöhe ungefähr gleich der vertikalen Bewegung ist. Bei der Ausrechnung der Verlegung eines Flusslaufes auf Grund von Terrassenhöhen aber ist es bei kürzeren Zeitabschnitten notwendig den Anteil der Erosion vom Anteil der vertikalen Bewegung zu unterscheiden. Die Daten dafür wurden im Gebiet von Žabjek südlich von Krško gewonnen. Aus der neuzeitigen topographischen Karte im Masstab 1:25.000 ist ersichtlich, dass das Žabjek-Gebiet und weiter gegen Westen um etwa 0,2 m gehoben worden ist. Das zeigt der Unterschied zwischen den geodäti- schen Punkten 163,8 und 164,0 m ü.M. auf der gleichen Terrassenebene, welche aus dem Holozän-Schotter besteht. Auf die Hebung zeigt auch die unnormale Neigung der Ebene um 0,25°/oo gegen NON, was vollkommen entgegen der Normalneigung der Schotterebene ist. Es handelt sich um eine Hebung um etwa 0,2 m. Diese Hebung hatte verursacht, dass der Sava-Durchfluss in dem alten Mäander aus der Römerzeit nicht mehr möglich war. Der Sava-Fluss hatte sich ein neues Strombett mit einem neuen Mäander nördlich von dem gehobenen Gebiet durchbrochen und eine 1 m hohe Terrasse eingeschnitten. Scharf knieförmige Flussbögen zeigen auf den Bestand einer Störung. Für die nachfolgenden Ausrechnungen ist die Feststellung bedeutsam, dass für eine 1 m hohe Terrasse eine Hebung des Gebietes um 0,2 m, d.i. 20% der Terrassen- höhe notwendig war. Die übrigen 80% der Terrassenhöhe entfallen wahrscheinlich auf den Anteil der Erosion, welche wegen der Einsenkung des Bereichs flussabwärts von dem Betrachtungsgebiet entstanden ist. Mit der Analyse von Terrassen, welche mit Hilfe von Luftaufnahmen identifiziert wurden, und der Datierungsfestpunkte kann geschlossen werden, dass sich der Sava- Flusslauf in bestimmten Zeitabschnitten verändert hatte. Diese Zeitabschnitte kön- nen nach den bekannten Daten der vertikalen Bodenbewegungen (S) und der Höhe der Flussterrasse des neuen Flussbettes (V) ausgerechnet werden. Dabei muss die Feststellung berücksichtigt werden, dass V=20%H ist: t = 0,20V/S (14) 270 Uroš Premru Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien) 271 Abb. 11. Flussterrassen und Paläostromlinien des Sava- Flusses a- Grenze der Schotterablage- rungen; h- Abhang einer Würm- Terrasse; c- Abhang einer holo- zänen Flussterrasse; d- Paläo- stromlinien; e- heutiges künst- kiches Sava-Flussbett; /- Würm- Konglomerat-Schotterterrasse Sl. 11. Rečne terase in pale- otokovnice Save a- meja prodnih naplavin; h- ježa würmske terase; c- ježa holocen- ske rečne terase; d- paleotokov- nice; e- današnja umetna struga Save; /- würmska konglomerat- no-prodna terasa 272 Uroš Premru Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien) 273 Abb. 12. Rekonstruktion des Ablaufes und der Verlegungen des Sava-Fluss- bettes in der geschichtlichen Zeit 0- heutiges künstlich errichtetes Sava-Flussbett; 1- Flussbett vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jhrh.; 2- Flussbett aus der 1. Hälfte des 19. Jhrh.; 3- Flussbett aus der 2. Hälfte des 18. Jhrh.; 4- Flussbett aus der 2. Hälfte des 17. Jhrh.; 5- Fluss- bett aus der 1. Hälfte des 16. Jhrh.; 6- Flussbett aus der 1. Hälfte des 15. Jhrh.; 7- Flussbett aus der 2. Hälfte des 14. Jhrh.; 8- Flussbett vom Ende des 12. Jhrh. und Anfang des 13. Jhrh.; 9- Flussbett Mitte des 11. Jhrh.; 10- Flussbett vom Ende des 9. und Anfang des 10. Jhrh.; 11- Flussbett Mitte des 8. Jhrh.; 12- Flussbett vom Ende des 6. Jhrh. und Anfang des 7. Jhrh.; 23- Flussbett Mitte des 5. Jhrh.; 14- Flussbett vom Ende des 3. und Anfang des 4. Jhrh.; 15- Flussbett zwischen dem 1. und dem 4. Jhrh.; 16- Flussbett zwischen dem 2. Jhrh. vor Chr. und dem 1. Jhrh. vor Chr.; 17- Flussbett zwischen der 2. Hälfte des 4. Jhrh. vor Chr und Mitte des 3. Jhrh. vor Chr.; 18- Flussbett aus der 2. Hälfte des 5. Jhrh. vor Chr.; 19- Flussbett am Anfang des 5. Jhrh. vor Chr.; 20- Flussbett Mitte des 6. Jhrh. vor Chr; (siehe auch die Tabellen 6 und 7); 21- Flussterrasse aus Würm; 22- Grenze der Schotterablagerun- gen; 23- Abhang einer Würm-Ter- rasse; 24- Grenze der Gebiete von Drnovo (DRN) und von Brežice (BRE) 81. 12. Rekonstrukcija poteka in prestavitve rečne struge Save v zgodovinskem obdobju O- današnja umetno napravljena stru- ga Save; 1- struga iz konca 19. in začetka 20. st.; 2- struga iz 1. polovice 19. st.; 3- struga iz 2. pol. 18. st.; 4- struga iz 2. pol. 17. st.; 5- struga iz 1. pol. 16. st.; 6- struga iz 1. pol. 15. st.; 7- struga iz 2. pol. 14. st.; 8- struga iz konca 12. in zač. 13. st.; 9- struga sredi 11. st.; 10- struga iz konca 9. in zač. 10. st.; 11- struga sredi 8. st.; 12- struga iz konca 6. in zač. 7. st.; 13- struga sredi 5. st.; 14- struga iz konca 3. in zač. 4. st.; 15- struga med 1. in 4. st.; 16- struga med 2. st. pred Kr. in 1. st. pred Kr.; 17- struga med 2. pol. 4. st. pred Kr. in sredino 3. st. pred Kr.; 18- struga v 2. pol. 5. st. pred Kr.; 19- struga v zač. 5. st. pred Kr.; 20- struga sredi 6. st. pred Kr.; (glej tudi tabeh 6 in 7); 21- würmska rečna terasa; 22- meja prodnih naplavin; 23- ježa wür- mske terase; 24- meja med področjem Drnovega (DRN) in področjem Brežic (BRE) 274_Uroš Premru Die absolute Zeit (Т^) wird mit Hilfe der Zeitfestpunkte (T^.) ausgerechnet: Ti = T^±ti (15) Die + oder - Vorzeichen werden in Abhängigkeit davon angewendet, ob die Ver- legung des Flusslaufes älter oder jünger ist von dem Flusslauf mit bekanntem Alter Nach dem gleichen Prinzip wurden auch alle weiteren Flusslaufverlegungen aus- gerechnet: T2 = ± tg oder in allgemeiner Form T^^ = T^^.^ ± t^ (16) Die absolute Zeit (T) bedeutet den mittleren Zeitverlauf des neuen Flussbettes. Dabei müssen auch die Fehler berücksichtigt werden, die nach den Daten der Regressionsfunktion 20% betragen. Die Ungewissheit bei der Bestimmung der Abso- lutzeit beträgt: deltat = t ± 10% (17) T = T ± deltat (18) Die Verlegungen des Sava-Flusslaufes in der geschichtlichen Zeit sind in der Tabelle 6 und 7, sowie in der Abbildung 12 dargestellt. Die absolute Zeit ist in Jahrhunderten angeführt, weil es wegen der erreichbaren Genauigkeit unsinnig wäre Jahre zu verwenden. Es wurde dabei aus zwei Gebieten ausgegangen, dem Drnovo- Gebiet und dem Brezice-Gebiet, wo die alten Flussläufe mit Festpunkten datiert sind: dem Flussbett bei Drnovo aus der Römerzeit (Neviodunum) für das Drnovo- Gebiet (Tabelle 6) und dem alten Flussbett aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts für das Brezice-Gebiet (Tabelle 7). Aus den Tabellen 6 und 7 sind die Unterschiede bei der Ausrechnung der absoluten Zeit der Flussverlegung ersichtlich, welche wegen der zwei verschiedenen Ausgangspunkte entstanden sind. Den Vergleich der Unterschiede zeigt die Tabelle 8. Der durchschnittliche Fehler beträgt (deltaT) 0,l(xlOO) Jahre, d.i. durchschnittlich 10 Jahre. Die Ausrechnungen der Absolutzeit der Sava-Flusslaufverlegungen, welche aus der Tabelle 6 und 7 ersichtlich sind, übereinstimmen im Rahmen der annehmbaren Fehler (Tabelle 8) mit den bekannten Zeitabschnitten. Weil aber die Ausrechnungen auf Grund der vertikalen Bodenbewegungen durchgeführt sind, ist das ein Beweis für die tektonischen Ursachen der Flusslaufverlegungen. Somit haben wir ausser den morphologischen Merkmalen über die tektonischen Gründe für die Verlegung des Flusslaufes auch einen quantitativen Beweis. Die Sava-Flusslaufverlegungen sind nicht plötzlich, sondern in längeren Zeitab- schnitten entstanden. Der Fluss wurde allmählich verlegt, so dass noch eine Zeit das alte Flussbett verwendet wurde und zugleich ein neues Bett aufgebrochen wurde. Es sind grössere und kleinere Inseln enstanden, welche auch auf den alten topographi- schen Karten zu ersehen sind. In der Endphase der Flussverlegung wurde das alte Flussbett verlassen, der Sava-Fluss strömte in ein neues Flussbett um. Alte tote Flussbetten als Überreste des vorherigen Flusstromes sind übrig geblieben. Es sind auch Beispiele zu ersehen, wo ein jüngerer Flusslauf in einem bestimmten Abschnitt ein altes totes Flussbett benutzt hatte, welches vor mehreren Jahrhunderten enstanden ist. Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien) 275 Tabelle 6. Flussbette des Sava-Flusses und die vertikalen Bewegungen in verschiedenen geschichtlichen Zeitabschnitten in dem Drnovo-Gebiet (siehe auch die Abb. 12) Tabela 6. Struge reke Save in vertikalni premiki v različnih zgodovinskih obdobjih na področju Drnovega (glej tudi sliko 12) 276 Uroš Premru Tabelle 7. Flussbette des Sava-Flusses und die vertikalen Bewegungen in verschiedenen geschichtlichen Zeitabschnitten in dem Brežice- Gebiet (siehe auch die Abb. 12) Tabela 7. Struge reke Save in vertikalni premiki v različnih zgodovinskih obdobjih na področju Brežic (glej tudi sliko 12) V- Terrassenhöhe; H- vertikale Bewegung; S- vertikale Bodenbewegung; t- relativer Zeitab- schnitt; T- mittlere absolute Zeit; T- Zeitabschnitt ausgedrückt in absoluter Zeit, mit Fehler- Berücksichtigung; * Zeit- und Raum-Festpunkt des Flusslaufes Tabelle 8. Unterschiede in der Datierung der Zeit- festpunkte der Flussläufe nach den historischen Daten und nach der Ausrechnungen Tabela 8. Razlike v datiranju repernih rečnih strug med zgodovinskimi podatki in izračuni Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien) 277 Tektonische Aktivität zwischen Krško und Brežice in der geschichtlichen Zeit Aus dem Netz der alten Sava-Flussläufe sind zwei Gebiete zu ersehen, welche sich nach dem Typ des Mäandrierens, der Dichte von alten Flussbetten und deren Richtungen unterscheiden (Abb. 12). Nordwestlich von der Linie Vihre - Trebež liegt das Gebiet von Drnovo, südöstlich aber das Brezice-Gebiet. Im Drnovo-Gebiet zeigen die alten Flussbetten auf die überwiegenden aktiven Oberflächen-Störungen in der Richtung NO-SW und W-O, das Gebiet von Brežice auf die aktiven Ober- flächenstörungen überwiegend in der Richtung NW-SO und N-S. Beide Gebiete sind unter dem Einfluss der Segmente von zwei Störungszonen, eine bei Drnovo und die zweite bei Brežice, welche die grösste seismische Wirkungsfähigkeit haben (Abb. 2). Als Masstab der tektonischen Aktivität wurden die Daten über die Grösse der vertikalen Bewegung (V) und die absolute Zeit (T) aus den Tabellen 6 und 7 berück- sichtigt. Die graphische Darstellung zeigt die Abbildung 13. Die Grösse der ver- tikalen Bewegungen (V) bedeutet die seismischen Bewegungen, welche bei den Erd- beben entstanden sind, zusammen mit den aseismischen Bewegungen, entstanden mit den ständigen Gleitungen (creeping). Beide Bewegungsarten aber wurden als die tek- tonische Aktivität bezeichnet. Aus dem Graph (Abb. 13) ist zu ersehen, dass die beiden Gebiete, von Drnovo und Brežice, mehr oder weniger unabhängig tätig sind. Eine gemeinsame Aktivität ist erst in dem 17. Jahr, ersichtlich. Das Drnovo-Gebiet zeigt im Zeitabschnitt zwischen dem 6. Jahrh. vor Chr. und dem Anfang des 20. Jahrh, die grösste tektonische Aktivi- tät zwischen der zweiten Hälfte des 1. Jahrh. und der Mitte des 6. Jahrh. n. Chr. (V=l,4 m). Das ist auch in dem dichteren Netz der alten Flussbetten und Mäandren ausgeprägt (Abb. 12). Eine deutlich schwächere tektonische Aktivität zeigt das Ge- Abb. 13. Graph der tektonischen Aktivität zwischen Krško und Brežice T- absolute Zeit; V- vertikale Bewegung; DRN- Gebiet von Drnovo; BRE- Gebiet von Brežice Sl. 13. Graf tektonske aktivnosti med Krškim in Brežicami T- absolutni čas; V- vertikalni premik; DRN- področje Drnovega; BRE- področje Brežic 278_Uroš Premru Schlussfolgerungen Der Krško-Einbruchstal, welcher sich in Südost-Slowenien befindet, ist eine intramontane tektonische Senkung, welche allmählich vom oberen Pliozän bis heute entstanden ist. Dessen Ausbildung ist noch nicht beendet, worüber die tektonischen Vorgänge und Erdbeben zeugen. Die rezente tektonische Aktivität ist in den mor- photektonischen Merkmalen, in den unnormalen Flussverlegungen und in den archäologischen Fundstellen sichtbar Die Korrelation von geomorphologischen, archäologischen, geschichtlichen, seis- motektonischen und seismologischen Daten, sowie deren Bearbeitung mit statisti- schen Methoden hat eine hohe Stufe der Wahrscheinlichkeit gezeigt. Im Gebiet der archäologischen Ausgrabungen des Mittelalter-Marktes Gutenwerth zeigen die Katastrophen auf Erdbeben und auf Überschwemungen bei den Erdbeben wegen der Absenkung des Gebietes. Die Mächtigkeit der Anschwemmungen übereinstimmt im Rahmen der Fehler mit der Grösse der vertikalen Einsenkung, diese aber mit den Erdbeben-Magnituden. Die Erdbeben, bestimmt aus den archäologischen Daten, stimmen einerseits mit den geschichtlichen Erdbebendaten, andererseits aber mit der seismischen Wirkungsfähigkeit der aktiven Tiefstörungen als den Erdben-Ursprün- gen überein, welche mit den geologischen Methoden festgestellt wurden. Auf Grund der archäologischen, geomorphologischen und geologischen Daten wurden die vertikalen Bodenbewegungen in verschiedenen Zeitabschnitten aus- gerechnet und eine Funktionsabhängigkeit der vertikalen Bewegungen mit der Zeit wurde, in Form eines Polynoms der 4. Stufe mit 80% Wahrscheinlichkeit, aufgestellt. Die Fuktionsabhängigkeit zeigte den Anfang der jüngsten neotektonischen Phase 25.000 Jahre vor Chr an, was mit dem geologisch festgestellten Anfang in dem Inter- stadial Würm II/III übereinstimmt. Nach der Funktionsabhängigkeit zeigt sich die Möglichkeit einer Prognose des Höhepunktes der jüngsten neotektonischen Phase mit maximalen Magnituden von 6,1 bis 6,2 nach Richter und der Phase-Endezeit. Die morphotektonischen Merkmale zeigen, dass die Ursache für die Sava- Flussverlegungen in der alluvialen Schotterebene die seismischen und aseismischen Bewegungen an aktiven Oberflächen-Störungen sind. Ein quantitativer Beweis dafür wurde auf Grund der Höhen von Flussterrassen und der festgestellten vertikalen Bodenbewegungen abgeleitet. Für verschiedene alte Flussläufe, die noch heute in Form von Flussterrassen und trockenen Flussbetten erhalten sind, wurde die biet von Drnovo in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. (V=0,3 m) und wieder im 17. Jahrh. (V=0,3 m) mit einem weniger dichten und verzweigten Netz der alten Fluss- läufe. Das Brezice-Gebiet war in dem historischen Zeitabschnitt tektonisch weniger aktiv als das Drnovo-Gebiet. Das Brezice-Gebiet erreichte in dem abgehandelten Zeitabschnitt zwei Höhepunkte: zwischen der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. vor Chr und der Mitte des 3. Jahrh. vor Chr (V=0,4 m) und in dem 17. Jahrh. (V=0,3 m). Am Ende des 19. Jahrh. und am Anfang des 20. Jahrh. zeigt das Drnovo-Gebiet eine Ten- denz des Anhaltens der Werte aus dem 19. Jahrh. (V=0,2 m), das Gebiet von Brežice aber zeigt eine abfallende Tendenz (V=0,1 m). Die vorgestellten Ausführungen zeigen eine hohe Stufe der Korrelation zwischen den aktiven Tiefstörungen, den aktiven Oberflächen-Störungssystemen, den Fluss- lauf-Verlegungen und den vertikalen Bewegungen in der geschichtlichen Zeit. Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien)_279 Danksagung Der Verfasser ist Herrn Dr. Gerhard Schäffer von der Geologischen Bundesanstalt Wien und Prof. Dr. Stanko Buser von der Universität in Ljubljana für ihre Anregun- gen zur Ausarbeitung dieses Beitrags zum aufrichtigen Dank verpflichtet. Ebenso danke ich Herrn Prof. Dr. S. Buser und Herrn Prof. Dr. Eduard Prelogović von der Universität in Zagreb für deren nützliche Rezensionbemerkungen. Der Verfasser dankt auch Herrn Dipl.-Ing. Janez Stern für die deutsche Übersetzung der Arbeit aus der slowenischen Sprache und Herrn Mag. Vladimir Žumer, Direktor des Archivs von Slowenien, für das Vermitteln der alten topographischen Karten. Entstehungszeit ausgerechnet. Die erhaltenen Ergebnisse übereinstimmen mit den bekannten Flusslauf-Datierungen aus der Römerzeit (nach den archäologischen Angaben), aus dem 17. Jahrhundert (nach der alten topographischen Karte aus dem Jahr 1909 und der alten Bildgraphik aus dem Jahr 1689), aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts (nach der Josephinischen Militärlandeskarte aus Jahren 1763-1787) und dem Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts (nach der alten topographischen Karte aus dem Jahr 1909). Alle bisherigen Ausführungen sprechen auch über die relativ schnellen Relief- Veränderungen v^egen der Flusslaufverlegungen in der Alluvialebene des Krsko-Ein- bruchstales - nicht nur in der geologischen, sondern auch in der menschlichen Geschichte. Solche Veränderungen und Katastrophen, deren Ursache die tektoni- schen und Erdbeben-Erscheinungen gewiesen sind, hatten auch die Veränderungen der Zivilisation beeinflusst. 280_Uroš Premru Schriftum A k i, K. 1992: Hight-order interrelations between seismogenic structures and earthquake process. - Tectonophysics 211, No. 1-4, 1-12. Elsevier, Amsterdam. Bonilla, M. G. & B u c k n a m, R. C. 1970: Interim report on world wide historical surface faulting. Open File Rep. - U.S. Geol. Surv., Washington, D.C. Bowman, D. & Gerson, R. 1968: Morphology of the Latest Quaternary surface faulting in the Gulf of Elat region. Eastern Sinai. - Tectonophysics 128, 1/2, 97-119, Elsevier, Amster- dam. Brodar, S. 1955: Kostanjevica ob Krki, paleolitska postaja na planem (Résumé: Kostanje- vica sur Krka, station paléolithique en plein aire). - Razprave 4. razr. SAZU 3, 433-462, Ljub- ljana. Recentna tektonska aktivnost Krške udorine Krška udorina v jugovzhodni Sloveniji je neotektonska udorina, ki nastaja posto- poma vse od zgornjega pliocena do danes. Njeno oblikovanje še ni končano, kar pri- čajo tektonski in potresni pojavi. Recentna tektonska aktivnost je vidna v morfotek- tonskih pojavih, v nenormalnih pretočitvah rek in v arheoloških najdiščih. Komparacija geomorfoloških, arheoloških, zgodovinskih, seizmotektonskih in seizmoloških podatkov in njihova obdelava s statističnimi metodami je pokazala visoko stopnjo verjetnosti. Arheološka izkopavanja srednjeveškega trga Gutenwerth kažejo ob potresih na katastrofe in poplavljanje zaradi ugrezanja ozemlja. Debelina naplavin se v okviru napak ujema z velikostjo vertikalnega ugrezanja, ta pa z magni- tudami potresov. Potresi, ki so ugotovljeni iz arheoloških podatkov, se po eni strani ujemajo s podatki o zgodovinskih potresih, po drugi strani pa s seizmično zmo- gljivostjo aktivnih globinskih prelomov kot seizmičnih izvorov, ki so bili določeni po geoloških metodah. Na podlagi arheoloških, geomorfoloških in geoloških podatkov je izračunana hi- trost vertikalnih premikov v različnih časovnih obdobjih in postavljena funkcijska odvisnost vertikalnih premikov od časa v obliki polinoma 4. stopnje z 80-odstotno verjetnostjo. Funkcijska odvisnost je pokazala začetek najmlajše neotektonske faze 25.000 let pred Kr., kar se ujema z geološko določenim začetkom v interstadialu Würm II/III. Funkcijska odvisnost nam nakazuje možnost prognoziranja vrhunca najmlajše neotektonske faze z maksimalnimi magnitudani 6,1 in 6,2 po Richterju in čas njenega konca. Morfotektonski znaki kažejo, da so prestavitvam reke Save v aluvialni prodni ravnici vzrok seizmični in aseizmični premiki ob aktivnih površinskih prelomih. Kvantitativni dokaz za to smo ugotovili na podlagi višine rečnih teras in ugotovljene hitrosti vertikalnih premikov. Posameznim starim rečnim tokovom, ki so še danes ohranjeni v obliki rečnih teras in suhih strug, smo izračunali čas nastanka. Dobljeni rezultati se ujemajo z znanimi datacijami rečnih tokov iz rimskega obdobja (po arhe- oloških podatkih), iz 17. st. (po stari topografski karti iz leta 1909 in stari grafiki iz leta 1689), iz 2. polovice 18. st. (iz jožefinske vojaške karte iz let 1763-1787) in iz konca 19. do začetka 20. stol. (po stari topografski karti iz leta 1909). Vsa dosedanja izvajanja tudi govore o relativno hitrih spremembah reliefa zaradi sprememb rečnega toka v aluvialni ravnici Krške udorine ne samo v geološki, ampak tudi v človeški zgodovini. Take spremembe in katastrofe, katerih vzrok so tektonski in potresni pojavi, so vplivale tudi na civilizacijske spremembe. Rezente tektonische Aktivität des Krsko-Einbruchstales (Slowenien)_281 Ciuf, L. S-, Hansen, W. 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