ALLE AUTORRECHTE VORBEHALTEN. VORWORT. Dieses Werk, das nun durch vier Ausgaben den Titel: „Wann wurde Mitteleuropa von den Slaven besiedelt?“ führte, erscheint diesmal bereits unter einer neuen, prägnanteren Inhaltskennzeichnung, welchen Wechsel die enormen Fortschritte der Forschung von selbst diktierten. Ich ahnte seinerzeit wohl, daß die lakonische Beantwortung 'jener rhetorischen Frage damit noch lange nicht beweiskräftig genug sein wird; es bandelte sich daher darum, ob die entscheidende Antwort noch ich selbst herbeizuführen im Stande sein werde, oder aber jemand anderer. Ein gütiges Geschick sowie sonstige günstige Vorbedingungen wollten es, daß dies mir selbst bis zu einer gewissen, das Schlußresultat bereits klar andeutenden Grenze Vorbehalten blieb. Die bisher gangbaren Ansichten über die Urgeschichte der Slaven und ihre kulturelle Inferiorität werden sich nun, wenn auch ungerne oder auf Umwegen, den hier dargelegten, diametral abweichenden Anschauungen anpassen müssen, zumal da ohne Systemzwang und ohne gekünstelte Hypothesen nur jene Faktoren zur Beweisführung ans Licht gezogen werden, welche den Werdegang der vorgeschichtlichen Kultur auf einfache und für die allgemeine Erkenntnis leicht faßliche Art aufzuhellen vermögen, und diesen Vorzug der Darlegung werden mir weder die Kritik noch meine wissenschaftlichen Gegner auf die Dauer streitig machen können. Das Wissen sei allgemeines Gut und die Wahrheit sei überall, so unangenehm es auch mitunter ist, sie zu vernehmen, obenan in der Wissenschaft ! — Welche erstaunlichen Fortschritte machen die Technik und die Medizin; kaum vergeht ein Tag, an dem nicht ein Triumph auf diesem Gebiete zu verzeichnen wäre. Aber in unsere Urgeschichte kommt k e i n L i c h t, w ei 1 man das Licht mit papierenen Dogmen, leeren Zitaten und Phrasen verdunkelt! — Während nun die Maschine selbst die Arbeit versagt, wenn ein Konstruktionsfehler vorliegt, und der Tod den Fehlgriff des Mediziners schonungslos demonstriert, tappt man auf diesem Gebiete weiter in der Finsternis herum, lediglich weil der Mut mangelt einen liebgewordenen Wahn zu zerstören, nachdem sich derselbe seinem Wesen nach nicht selbst zerstören kann. Die volkskundlichen und toponomischen Forschungen führen nämlich zu einer immer klarer werdenden Erkenntnis einer uralten europäischen Kultur, von deren Höhe die meisten berufenen Kenner noch keine Ahnung haben, und nicht ohne Furcht und Neid mag man der Morgenröte der reinen kulturgeschichtlichen Untersuchungsergebnisse entgegensehen. — Das Streben, mit feineren und zuverlässigeren Mitteln die bisherigen ethnographischen Hypothesen zu überprüfen ; auf Basis sprachlicher und naturgemäßer Analyse unsere Vorstellungen auf das primitive Denken zurückzuführen ; mit konkreter, realer Logik über unsere komplizierten Formen hinweg die Uranfänge zu erkennen, — das ist meiner Erfahrung nach das einzig brauchbare Rüstzeug zur Lösung des Problems über unsere Vergangenheit. In dieser positiven Wissenschaft darf daher nur unsere Sinnenwelt, welche die Begriffe von Zeit, Raum und Kausalität erfaßt und umgrenzt, ein Machtwort sprechen, nicht aber Phantasie, Mystik und ein Chorus frommer Wünsche ! — Möge nun das vorliegende Werk zu diesem klärenden Fortschritte das Seinige beitragen ! Kremsier, im November 1909.- Einleitung. Die erste und wichtigste Unternehmung, um die eingangs gestellte Behauptung überhaupt einer sachlich-ernsten Lösung zuführen zu können, muß das rücksichtslose Zertrümmern der von der Wissenschaft und Parteipolitik über den Forschungsweg gelegten Schlagbäume sein, ganz unbekümmert darum, in welchen Akademiepalast oder in welche politische Kannegießerbude auch die Splitter einfallen mögen. — Das eine läßt sich schon längst mit Bestimmtheit sagen : s o 1 a n g e Mythen, Märchen und Irrwische als historische Beweise gelten, ist jede positive Arbeit ausgeschlossen; so lange man an die Völkerwanderung glauben und die Einwanderung der Slaven in diese Zeit verlegen wird, ist die reelle Forschung nach der ethnographi-schenUrgeschichteEuropasganzundenkbar und aussichtslos; so lange man nicht allen Ernstes dem Studium der europäischen Ursprache, d. h. den Elementen unserer Sprachen, natürlich näher treten wird, gelangt die Forschung über unsere früheste Kultur niemals auf festen, gewachsenen Boden. Und mit dieser Zertrümmerung habe ich hier energisch begonnen, denn ich habe eingesehen, daß die gangbaren Erzählungen über unsere Vergangenheit einer radikalen Nachprüfung absolut nicht standhalten können, und daß namentlich die bisherige Negation der Erkenntnis des Autochthonismus der Slaven zu den größten Irrt Ürnern oder wissenschaftlichen Fälschungen aller Zeiten gerechnet werden muß.*) *) Es befremdet zwar für den ersten Augenblick, daß gerade nichtakademische Kreise so lebhaft für die Geltendmachung der Das Rühren an den bisherigen Fundamenten der wissenschaftlichen Ordnung hat gewiss große, ja tiefeinschneidende Konsequenzen zur Folge, denn nur mit bangem Schrecken wird man an die Revision der Ur- und Kulturgeschichte, der Anthropologie, der Archäologie, der Mythologie, der Sprachwissenschaften u. s. w. schreiten, was wieder die sozialen, kulturellen und politischen Ansichten mächtig beeinflußen dürfte. Es wäre daher zu wünschen, daß sich diese radikale Richtigstellung, sobald der tote Punkt überwunden ist, langsam und bedächtig vollziehe, damit in der Hast nicht Wertvolles zugleich mit Wertlosem über den Haufen geworfen werde. Zu bedenken ist das eine, nachdem die Sache einmal im Rollen ist: je größer die Gewalt, mit der die Wahrheitzurückgehaltenwird, umsoverhee-render wirdsielosbr.echen, sobaldeinmaldie Ketten springen! Diese Tatsache hatte aber für den Fortschritt im allgemeinen einen unberechenbaren Schaden, denn Jahrhunderte lang wurde uns eine Wissenschaft gewaltsam aufgedrungen, die kein wahres Wort enthielt, und ganze Biblioteken wurden damit angefüllt, die nun bestenfalls für die Geschichte menschlicher Irrtiimer einen Studienwert behalten; hingegen können wir nur mehr in trostloser Entsagung vermuten, welche sprachlichen und volkstümlichen Schätze bereits verloren gegangen sein müssen, wenn wir den raschen Zeitflug betrachten, der unsere Sitten, Gebräuche, Trachten, Dialekte Wahrheit in dieser Sache eintreten, und daß die Gemeinde der Au-tochthonisten trotz der schärfsten Bekämpfung mit jedem Tage natürlich zuwächst. Die Erklärung ist naheliegend. — In Deutschland, wo vielleicht dieses Thema eine objektive Behandlung finden könnte, gibt es sonderbarerweise außer drei Universitäten keine Lehrkanzeln für Slavistik; mit den nichtdeutschen Ländern ist es ebenso oder nicht besser bestellt; in Österreich und auf den slavi-schen Universitäten sind aber die Professoren fast durchwegs aus der Schule der Antiautochthonisten hervorgegangen, lassen daher niemand in die Nähe, der nicht ihrer Meinung ist. Als Professor Dr. Niederle der Prager Universität (im «Cesky časopis hist.« 1907 pag. 188) in einer Kritik gegen mich schrieb, daß kein «Vernünftiger« heute mehr an die Einwanderung der Slaven glaube, und daß ich um diese Anerkennung ganz umsonst kämpfe, da rührte sich nichts, und man blieb stillschweigend «unvernünftig«, ebenso wie die Lehrbücher der Geschichte sonach unentwegt ihre bewußten — Lügen weiterbeibehalten. u. a. schonungslos hinwegfegt, und wie viel muß erst in jenen Zeitläufen für immer entschwunden sein, die jenseits des grauen Nebels unserer Vermutung liegen! Es ist daher ein dringendes Gebot von allgemeiner sprach- und kulturgeschichtlicher Bedeutung noch rasch jenes aus dem Dämmerlichte zu retten, was schon die folgende Nacht für alle Zeiten mit dem Dunkel zu bedecken droht. In diesem Sinne soll Alles, — nationaler Partikularismus muß hier vollends ausgeschaltet werden, —■ die Arbeit einsetzen, denn der Verlust dieses abstrakten Stammkapitales mehrt sich mit jedem weichenden Tage, erschwert die Forschungen und dezimiert die Belege zur tieferen Erkenntnis unserer wahren Vergangenheit. Die Arbeit, welche bevorsteht, ist enorm, weil unerwartet vielseitig, aber wertvoll, bildend, erfrischend, dankbar wie auch politisch nivellierend; sie erhebt den Menschen zu einer höheren, kosmopolitischeren, den Geist veredelnden Weltanschauung; sie erweckt ein geläuterteres Gefühl für die Erkenntnis der Relationen der Naturkräfte zu der kulturellen Entwicklung der Völker; sie erzieht überdies eine Generation, welche ein gerechteres Urteil und einen richtigeren Blick für die Beobachtung der Gegenwart wie auch der Vergangenheit gewinnt, und bereitet hiemit auch für die Wissenschaft einen ansehnlichen Stab von nüchternen Archäologen, Ethnographen, Kulturhistorikern u. drgl. vor, denn jede Gegend, jeder Ort, jeder Name verdient und bietet dem kundigen Beobachter ein unverhofft reichliches Studienmaterial; man muß nur einmal den Anfang machen! Welche Daten vorwiegend gesammelt werden sollen, hiefür finden sich im Buchtexte zahlreiche Anhaltspunkte; im besonderen wäre aber Nachstehendes zu beobachten und gewissenhaft niederzuschreiben : a) alle topischenNamen, u. z. in allen ihren Hauptvarianten von der bekannten ältesten Form her. Wenn auch der Name oft gleichzeitig die gesamte Geschichte des damit belegten Objektes erschöpft, so ist dies doch nicht gleich-giltig, da darin vergessene und sprachlich wertvolle Begriffe verborgen sein können, daher überall nicht nur die Wohnsitze, Gebirge, Gewässer u. drgl. zu beobachten, sondern auch die ortsüblichen Namen von Rieden. Fluren. Öden, Äckern, l Wiesen, Hutweiden, Waldparzellen, Waldblößen, Weingärten, Partien von Höhen und Gebirgen, dann Moräste, Quellen, u. s. w. anzuführen sind unter gleichzeitiger Beifügung, ob der Name der Natur des Objektes, falls er verständlich ist, im allgemeinen entspricht; b) eine gedrängte Geschichte der Ansiedlung, der Kirche, Kapelle, Burg, Ruine, des Meierhofes, der ältesten Gebäude; Nennung der Adelsgeschlechter, welche dort wohnten; erwähnenswerte Kunstgegenstände, hervorragende Grabdenkmäler; alte Aufschriften; Geburts-, Wirkungs- oder Werdeort berühmter oder erwähnenswerter Personen; kurzweg alles geschichtlich Interessante; c) erwähnenswerte Naturschönheiten; Lager von Naturschätzen (Erze, Marmor, Ton, Bausteine, Erdöl u ä.); Bergwerke; Steinbrüche, Erd- und Felshöhlen; alte Töpfereien und Färbereien; historische oder seltene Bäume, Baumriesen; d) Anführung von Stellen alter Gräber, Grabhügel, Opferstätten, Richtplätze; Fundorte prähistorischer Gegenstände mit besonderer Beachtung etwaiger Inschriften auf den Fundobjekten; e) Anführung aller jener Punkte, die seinerzeit für die Verteidigung der betreffenden Gegend dienten, tunlichst unter Beigabe einer Skizze; f) Allgemeines über die Verteilung der Dorffluren daselbst. Auffälliges und Abweichendes im Vergleiche zu den Nachbargemeinden; Katasterskizze als Beilage; g) Aufzeichnung von ungewöhnlichen oder sprachlich auffälligen Benennungen für die Teile des Wohnhauses und der Wirtschaftsgebäude, der Hausgeräte wie der agrarischen, gewerblichen und Handwerker-Nomenklatur; Benennung der Kleidungsstücke und Teile derselben bei den Trachten, falls sie lokal von der Allgemeinheit abweichen; h) Aufzeichnung von Ortssagen und deren Varianten; lokal bekannte Mythen, Märchen, Legenden und volkstümliche Erzählungen; abergläubische Ansichten und Gebräuche bei Geburten, Hochzeiten, Todesfällen; ortsübliche Gebräuche zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten; Erklärungen verschiedener Himmelserscheinungen, der Irrlichter, Hausgeister, Hexen; Traditionelles über das Jus primae noctis, die Probenächte, sowie Geheimmittel und sonstiges Geheim- wissen ; i) Anführung nicht allgemeiner Sprüche, Redensarten, Vergleiche, Redefiguren, Schmähausdrücke; Begriffe ungeklärter Herkunft und Bedeutung; j) Aufzeichnung der noch bekannten oder gebräuchlichen Hausarzneimittel, Heilpflanzen und sonstiger pharmakopöi-scher Details; Nennung der verschiedenen Krankheiten; Sympathiekuren u. s. w. Aus dem so gewonnenen Materiale ließen sich unter Führung wissenschaftlicher Gesellschaften sodann äußerst wertvolle Sammelwerke und Monographien verfassen. ❖ Welche mächtigen Sprach- und Kulturschätze noch im Volkstume brach liegen, wird der Leser wohl schon aus diesem Buche entnehmen. — Ich selbst habe meine Forschungen zum großen Teile auf die slovenische Sprache basiert, nachdem viele Momente dafür sprechen, daß die Slovenen gewissermaßen als die Kronzeugen der sprachlichen Urgeschichte in Europa anzusehen sind; ich habe hiebei in erster Linie der Entstehung, dann Bedeutung der topographischen Namen meine Aufmerksamkeit gewidmet; ich habe weiters im allgemeinen verglichen, was in unserer ältesten Geschichte natürlich oder unnatürlich, Wahrheit oder Dichtung ist, und glaube, daß jeder andere Forscher unter ähnlichen Prämissen, jaselbstbeiwechselnder Sprachbasis, meine Schlußfolgerungen ganz oder doch zum großen Teile bestätigt finden wird. — Auf Grund dieser Forschungen behaupte ich unter nachfolgender Anführung von Beweisen und logischen Schlüssen: a) es gibt nur eine europäische Ursprache; deren Elemente sind zum Teile noch gut erkennbar und den heutigen slavischen Idiomen form- und sinnverwandter als den romanischen und germanischen; b) die ältesten schriftlichen Denkmäler in Europa — die Runen — sind slavischen Ursprungs; deren Inhalt ist noch heute, — soweit sie eben entziffert sind — vor allem dem Slaven verständlich; c) der weit überwiegende Teil der ältesten topischen Namen zeigt auf slavischer Sprachbasis an, daß hiebei hauptsächlich die Grenze selbst oder die technischen Sicherungsvorsorgen derselben namengebend waren; dieses Ursprungs sind auch die meisten topischen Namen; d) die Slaven können in Europa keine Einwanderer sein, da es eine Völkerwanderung im landläufigen Sinne nie gab; wenn jemand in Europa aulochthon ist, so sind es in erster Linie die Slaven ; e) gab es niemals Nomaden nach den heutigen Begriffen sondern nur eine oscillierende, die Jahreszeit ausnützende Herdenwanderung innerhalb des Kalenderjahres; f) die älteste Verfassung ist eine patriarchalisch — allodale; das Adels- und Burgenwesen weist seine Keime bereits in der Urverfassung auf; g) die Wehrpflicht ist seit der Urzeit eine allgemeine; der Grad der breiteren Erkenntnis dieser Notwendigkeit bestimmt den Aufschwung oder Niedergang eines Volkes; h) die Verteilung der Gemeindefluren muß, — wenigstens in Mitteleuropa, — schon vor dem Inszenetreten der Römer stattgefunden haben; i) die „barbarischen“ Münzen sind keine Falsifikate; die „Königinhofer Handschrift“ ist keine Fälschung ; j) Sprache und Rasse stehen in keinem unbedingten organischen Zusammenhänge ; k) die Urreligion kennt nur erst Menschen als Götter; die Urhoheit des sozial gegliederten Menschen war sein Gemeindeältester, zugleich physischer Beschützer der Gemeinde; alle weiteren Erhöhungen ins Transzendente basieren auf der progressiven militärisch-sozialen Standesentwicklung’' der Nomenklatur dieser Richtung gehören auch die meisten Vor- und Zunamen an. — Mit diesen Leitmotiven in voraus vertraut möge nun der Leser zur Selbstorientierung über den Buchinhalt schreiten, wobei es aber, falls jemandem der Begriff « Slaven« im Titel nicht zuspricht, auch ganz gleichgültig ist dafür einstweilen nach bisheriger Gewohnheit Germanen, Kelten, Markomanen, Basken, Wenden, Barbaren, und drgl. einzusetzen, denn: pro captu lectoris habent sua fata libelli, oder anders gesagt : derjenige, der etwas glauben soll, was er nicht glauben will, bleibt der Enttäuschte ! Allgemeines über die Entstehung der topischen Namen. Als Hauptbeweis, daß die Slaven ein europäisches Urvölk — also keine Zuwanderer sind, müssen vor allem die Ortsnamen in Europa angesehen werden, denn sie alle zeigen etymologisch nur noch im slavischen Sprachschätze das an, was sie eben selbst sind oder darstellen. — Allerdings obwalten über die Entstehung wie Bedeutung topischer Namen noch heute Ansichten, die geradezu ans Lächerliche streifen. Und schließlich ist dies nicht einmal verwunderlich! Es fehlt auf allen Linien die Erkenntnis für das Unmögliche und Unnatürliche; über so manche geschichtliche Begebenheit stolpert schon die Logik; es entscheiden auch nicht immer die Mittel blanker, objektiver Wissenschaft, sondern entweder eine unfehlbare Kapazität, der subjektive Fanatismus oder ein kritikloses Urteil. Wenn jemand allen Ernstes schreibt: Vindobona bedeute «Die Gutes Verheißenden ; Graz habe den Namen nach den «Grazien« erhalten: Zn aim (böhm. Znojmo) stamme vom slav. Zeitworte xznojimx (= ich schwitze); das romantische Felsgelände Rosstrappe im Harz habe den Namen nach den Hufspuren des reitenden Odin erhalten ; M ö d 1 i n g bedeute xdie Sprechendex ; S 1 a v e n sei gleichbedeutend mit «Sklaven«*) und ungezählte Erklärungen *) Der Begriff xSklavex taucht erst im späten Mittelalter auf, daher es wahrscheinlich ist, daß irgendwo eine kleine «Slaven« sich nennende Gruppe, — denn einen allgemeinen Namen gab es früher nicht —, in Leibeigenschaft geriet und nun die beiden Bedeutungen eine Diffusion eingingen, daher gerade umgekehrt aus dem Begriff «Slavex erst «Sklave« hervorgegangen sein konnte, sofern da überhaupt eine Wortverwandtschaft obwaltet. — Dies beweisen auch die vielen Ortsnamen mit der Grundsilbe «slav«, und Sklaven gründen naturgemäß keine Ansiedlungen, denn dann sind sie eben dieser Art, — so muß man dies umsomehr bedauern, je höher als Autorität der Erklärer eingeschätzt wird, denn es befinden sich genug Hochschulprofessoren darunter, die ungeprüft oder unbewußt solche unlogische und dabei sinnlose Deutungen aufstellen oder gutheißen. Und auch dieses ist eine natürliche Folge, denn demjenigen, der ewig von demselben Standpunkte aus forscht, ergeht es gar leicht, wie dem Verirrten im großen Walde: er sucht nervös den Ausweg und läuft dabei im Kreise herum; würde er aber das für solche Fälle bewährte Hilfsmittel anwenden, einen hohen Baum erklimmen und sich einmal über die Baumwipfel hinweg orientieren, so könnte er den Blick für das Große, Weite und Richtige weit sicherer gewinnen.*) Wer daher 'zur Erklärung eines topographischen Namens (wozu ich auch alle Volksnamen zähle) schreitet, muß sich vor allem darüber klar werden, welches die älteste noch erhaltene Namensform war, da diese meist noch natürlicher aussieht und weniger Gelegenheit hatte irgendwie verballhornt zu werden; hat er nun mit seinem verfügbaren Sprachschätze das namengebende Wort erkannt, so ist jetzt noch die eigene Besichtigung der Lokalität notwendig, um zu vergleichen, ob der früher sprachlich festgestellte Begriff in einem sichtbaren oder natürlichen Zusammenhänge mit den tatsächlichen lokalen Verhältnissen steht; dies ist aber oft mit großen Schwierigkeiten verbunden, weil einerseits der Ort im Laufe der Zeiten seine ehmals namengebenden Bedingungen durch die geänderten Verhältnisse einge- keine Sklaven. — Dasselbe gilt für die «servili der Römer, welchem Begriffe Leute, die sich «Serbi« nannten und bei den Römern im Hausdienste standen, die Grundlage gegeben haben mochten. — Solche generalisierende Namen ohne Vollberechtigung gibt es ja auch heute; so ist jeder ambulante Siidfriichtenhändler ein «Gottscheer (kočevar)«, wenn er auch aus Hamburg stammt; der Drahtbinder heißt stets «Slovak«, wenn dessen Wiege auch in Amerika stand u. a. m *) Wie ernste Forscher in allerjüngster Zeit noch Ortsnamen entstehen lassen, wie: «Chrastova« sei ein Ort, wo nur Krätzige wohnen, «Genäsch« (= genäschige Leute), »Salinci« ^Spaßmacher), «Komin« (= Leute, welche schon Kamine kennen), «Zec« (= wo ein Hase aufsprang), «Oschatz«, wo sich jemand an seine Liebe mit «o Schatz« anbiederte u. s. w. ist geradezu unverständlich, denn es wäre doch schon sehr an der Zeit, mit diesem etymologischen Stumpfsinn endlich zu brechen. büßt haben konnte, andererseits haben die topischen Namen mit den sprachlich bekannten Lautreflexen gebrochen, sobald sie in eine andere Sprache übernommen wurden, sich daher etymologisch schwer nach rückwärts verfolgen lassen. Um weiter den ursächlichen Zusammenhang zwischen dem grundlegenden Worte und der Lokalität herstellen zu können, ist es auch notwendig, daß der Forscher in allen Reichen der Naturwissenschaft bewandertsei, daß er große Vertrautheit mit den folkloristischen und kulturellen Verhält-nisen sowie den geschichtlichen Begebenheiten der Umgebung habe, und schließlich ein praktisch geübtes Auge für das Erkennen der Bodenplastik in militärischer Hinsicht besitze, und alle diese Hilfsmittel organisch in eine Relation bringe. Nur mit diesem Rüstzeuge, sozusagen mit einer «praktischem; Etymologie und Autopsie, ist es möglich schwierigere topographische Namen mit der unverkennbaren Richtigkeit zu deuten. Gewiß erreicht man mit dem Studium der Wurzelformen beim grünen Tische auch manch richtiges Resultat, aber die weit überwiegende Zahl läßt sich auf diese Weise nicht zutreffend erklären; überdies begehen die Theoretiker bei solchen Untersuchungen meist den gewichtigen Fehler, daß sie in dem Worte Feinheiten suchen, die ein natürlich gegebener Name eben nie besitzen kann; nebstbei vergessen sie größtenteils ganz darauf, daß die geographische Physiognomik doch mit der Benennung der Lokalität selbst in irgendeiner Relation stehen müsse. — Der Hauptfehler aber, welcher in dieser Richtung, namentlich bei den ethnographischen Namen, gemacht wird, ist der, daß derlei Namen i n f e r i o re r Natur gleich mit den Superioren gleichen Klanges zusammengeschweißt werden. So findet man z. B. Kroaten und Serben in Böhmen, Polen, Deutschland und Rußland, und sagt, daß dies Bruchteile der Kroaten und Serben im Süden seien, und dieses ist eben grundfalsch; dies sind lediglich Bezeichnungen, die aus der Sprache des Bodens hervorgegangen sind und unter gleichen Vorbedingungen in der Natur gleich lauten, daher darin kein organischer ethnographischer Zusammenhang im kleinen gesucht werden darf. — Wenn sich z. B. die Kroaten und Serben heute befehden, weil jeder für sich ein eigenes Volk zu sein glaubt, so ist dies ganz irrig und lediglich durch Sprachge-lehrte (Miklosich) hervorgerufen worden, welche hypothetisch eine eigene kroatische, serbische wie sogar eine eigene bosnische Sprache (Jagić) vielleicht in gutem Glauben und unbewußt der Auffassung und der Folgen aufstellten, wo es doch so natürlch ist, daß alle, trotz Religions- und Schriftunterschieden, derselbe Volks- und Sprachstamm sind.*) Hingegen gibt es Wenden, Veneter, Vinidi in Europa und gab es solche in Kleinasien; das Grundwort des Volks-namens ist überall das slavische >< (= Grenze), aber die zugehörige Sprache gebrauchen letztere schon seit Tausenden von Jahren nicht mehr. Alle topographischen Namen haben eine ganz natürliche, das Gebiet, auf das sich der Name bezieht, charakterisierende und kurz beschreibende Bedeutung; man suche daher in der Ortsnomenklatur nichts weiter, als die rein praktischen und natürlichen Gründe für die Namengebung, weshalb es begreiflich ist, daß äußerlich gleiche Objekte gleichlautende oder Gleiches bedeutende Namen tragen, und sind *) Dem Nichtkenner des Kroatischen und Serbischen gelten infolge der Entscheidungen Miklosich’s, des «größten Gelehrten des 19. Jahrhundertes», beide Sprachen als verschieden, und herrscht diese Ansicht selbst in hochgebildeten Kreisen vor, weil man es nicht zu fassen vermag, daß eine solche «Autorität der Wissenschaft« aus einer Sprache gleich zwei machen konnte, wenn sie in verschiedenen Schrifttypen jlargestellt wird; und doch hält dies ja auch niemand für zwei verschiedene Sprachen, wenn er das Nibelungenlied einmal kurrent, das anderemal lat ein geschrieben sieht! — Es ist heute ganz unerklärlich, wie ein so handgreiflicher Irrtum derart gedankenlos übernommen werden und wieso er sich obendrauf bis heute in der Gelehrtenwelt erhalten konnte. — Unter dem Eindrücke der Met-ternich’schen Devise: divide et impera — entzweite Miklosich auch noch die Cechen und Slovaken, die Russen und Ruthenen; und wenn der russische Forscher Filipov ernstlich behauptet, daß Miklosich die Entzweiung der Kroaten und Serben geradezu um bares Geld hervorgerufen habe, so möge er diese ungeheuerliche Beschuldigung selbst verantworten; für jeden Fall mangelt aber eine rechtschaffene Erklärung, wieso ein normal Denkender jemals einen solchen — Unsinn dogmatisch aussprechen konnte. es erst die Geographen, welche lokale Namen auf ausgedehnte Gebiete erweiterten. Diese Behauptung bedarf keines Kommentars, und kann man die Urentstehung solcher Namen ja heute in analoger Weise beobachten. — Für die verschiedensten Teile seines Grundes hat der Bauer praktische Namen, um verständlich über die Feldarbeiten im eigenen Bereiche disponieren zu können. Ich führe hier nur einige konkrete Beispiele an, z. B. : Heute wird die Wiese «bei den Eichen«, «bei den alten Gräbern«, «die nasse Wiese« usw. gemäht; der Hirt treibt heute «in die Erlen«, «in die Rodung«, «in die Umzäumungx, «zum Moraste« usw. Ursprünglich kennt diese Riednamen nur der betreffende Besitzer selbst; mit der Zeit nimmt sie aber auch der hinzukommende Nachbar aus gleichen Gründen an und so pflanzt sich die Bezeichnung weiter fort, bis der Name allgemein wird und schließlich im Kataster wie auf der Karte auftaucht, womit dessen Unsterblichkeit nahezu besiegelt ist; und doch hat nur der erste Namengeber die natürliche Berechtigung für diesen Namen gekannt; alle weiteren übernahmen ihn zumeist, ohne sich über die Kausalität desselben eine nähere Rechnung zu legen. Man soll daher in diesen Namen keine tiefsinnigen mythologischen, symbolischen oder genealogischen Deutungen suchen, sondern denke stets an die primitivste Natürlichkeit, an die «historische Sprache des Boden s«, denn die Summe aller topographischen Namen ist nichts weiter, als die idealste Kulturgeographie unserer Erdoberfläche. Das ist die nackte Tatsache der embrionalen Entstehung der topischen Namen und brachten es später mehr oder weniger nur Zufälligkeiten mit sich, daß der eine Name für weitere Kreise unbekannt blieb, indes sich der andere auf Gegenden, Provinzen, Reiche und Weltteile ausdehnte ,ohne deshalb als Generalname zutreffend zu sein. Konkrete Anschauungen und unbeeinflußte physische Beobachtung, nicht aber abstrakte Reflexionen entscheiden ausschließlich in der Namengebung. Deshalb ist auch die Erklärung der Entstehung und Deutung eines topographischen Namens nur dann als reell und gesichert anzunehmen, wenn sie jeder Methode der Prüfung standhält. Wie erwähnt sind aber die Motive der topographischen Namen meist primitivster Natur und kann diesbezüglich nicht genug zur Vorsicht und Rigorosität gemahnt werden, da es sogar weniger schwer ist, die Fiktion bei der Erklärung eines ungewöhnlichen Namens zu nichte zu machen, als das Richtige bei jenem Namen zu treffen, wo die Selbstverständlichkeit jede weitere Nachprüfung für überflüssig hält. Diesem diene folgendes Beispiel aus der eigenen Erfahrung zum Beweise. Ursprünglich behauptete ich noch, die Namen xVelikix und xMali Bogatinu bedeuten: xQroßerx und xRleiner Reichern, xZlatnikx sei eine alte xGoldgrubex, und glaubte, daß diese Namen von den einstigen Cioldbergwerken im Triglav-Gebiete herdatieren. Mittlerweile emanzipierte ich mich von diesen Deutungen selbst unter der Annahme, daß eine Lokalität wohl schon eher einen Namen haben müsse, bevor daselbst ein Bergbau eröffnet wird. Indessen erhielt ich seitens eines eifrigen Triglav-Touristen ein Schreiben, daß meine obigen Erklärungen richtig seien, denn am «Bogatink wurde vielfach Gold gesucht und gefunden, und noch im 19. Jahrhunderte verdienten sich dort die Goldsucher allenthalben einen zufriedenstellenden Taglohn. Ich schrieb nun, daß dies trotzdem nicht die natürliche Etymologie sein könne, sondern die beiden xBogatinx müssen vor allem gute, gesicherte Weideplätze sein und am xZlatnikx müsse sich irgend eine Mineralquelle vorfinden. Nun kam die Eröffnung, daß dies auch vollkommen zutreffe, denn die beiden xBogatinx sind eben die besten ■ und fettesten Weideplätze des oberen Triglav- Gebietes, und am xZlatnikx den die älteren Leute noch richtig xSla-tenikx nennen, befinde sich eine Mineralquelle, die von den Bewohnern von Bovec (Flitsch) im Sommer als Bad aufgesucht wird. — Ich kannte die drei Punkte nicht vom Augenschein, daher die ursprüngliche, durch die veränderte Schreibweise hervorgerufene Täuschung naheliegend war. Mit der etymologischen Wünschelrute findet man daher tatsächlich Quellen und Wasseradern, mit der Hokuspokus-Rute aber sicherlich niemals! Dieses Beispiel möge allen Forschern nach Ortsnamen stets vor Augen schweben, wenn sie die Sache ernst nehmen, daß eine Auslegung ohne Selbstbesichtigung der Lokalität, sowie ohne stete Rücksichtnahme auf die wirtschaftlichen Momente ln vielen Fällen fraglich bleiben muß. Die Forschung nach den topographischen Namen im Zimmer istallerdingsdie bequemere, abernichtdie — zuverlässigere! — Die topographischen Namen sind erfahrungsgemäß keinen tiefen Änderungen unterworfen, da sie zumeist nur an eine andere Sprache angepaßt oder aber übersetzt wurden. Diese Anpassungen sind jedoch schon dadurch allein, wenn nur ein Laut vertauscht, ausgeworfen oder eingeschoben wurde, von solchem Einflüße, daß der wahre Name oft schwer oder gar nicht mehr erkannt werden kann, namentlich wenn nur eine Leseart zu Gebote steht. -—So war der Berg xRipx (in Böhmen), von wo aus Cech der Sage nach das neue Land gesegnet haben soll, bis vor kurzem sprachlich nicht mehr erkennbar, weil hiebei das heute nur mehr im Slovenischen reinerhaltene xhribx (= isolierter Flügel) in der veränderten Schreibweise etymologisch verwischt wurde. So weit bekannt, haben z. B. die Römer weniges übersetzt, sondern sie formten nur die Vorgefundenen Namen so ihrer Sprache zu, daß sie ihnen mundgerechter wurden, wodurch aber diese neuen Formen allerdings ein derartiges Zerrbild erhielten, daß wir sie heute recht schwer wiedererkennen. So schreibt Pomponius Mela (Chorographia III. 30): Montium altissimi (erg. in Germania) Taunus et R e t i co, nisi quorum nomina vix est eloqui ore romano; in xReticox (Rhä-tikon) ist wohl das noch heute gebräuchliche slovenische xrt, rtje, rtinax erkennbar, ein Wort, welches für die Römer allenthalben schwer wiederzugeben war und im Lateinischen auch zu xarduusx (= steil) wurde.*) Auch ist es ganz verfehlt, diesen Namen im keltischen Sprachsatze suchen zu wollen, da wir dessen für den Römer schwer auszusprechende Form in den slavischen Sprachen noch heute haben u. z. in der zusprechenden natürlichen Bedeutung, während wir ihn im Keltischen (!) vielleicht erst konstruieren müßten, um ihm die Eigenschaft der schweren Aussprache zu verschaffen; ob er *) Pomponius Mela entnahm seine Daten dem Hanno Cartha-giniensis (500 v. Chr.), Hipparchos (2. Jahrh. v. Chr.) und Cornelius Nepos (95_25 v. Chr.). — Der heutige Taunus ist mit dem oben gemeinten Gebirge anscheinend nicht identisch, da er doch nicht zu den höchsten Gebirgen zählt. dabei auch eine natürlich zutreffende Bedeutung haben würde, darum wird nicht gefragt. Die Ursprache hatte einst offenkundig nicht den Vokalreichtum der modernen Sprachen, was man den Idiomen der heutigen Naturvölker noch immer ansieht. Die ältesten Begriffe waren daher alle konsonantenreich und sehr v o k a 1 a r m. Die Vokalophilie ist erst eine Errungenschaft der Kultur, namentlich bedingt durch den Verkehr mit anderen Völkern, welche die ihnen schwerfälligen Silben der Nachbarsprache durch Vokaleinschiebungen abtönten. Jene Sprachen, welche viel Mitlaute haben, sind daher die älteren und dabei an Kasus wie Verbalformen reicheren, als die Dependenzsprachen. Darauf basieren daher die vielen, infolge Anpassung schwer oder gar nicht mehr etymologisch erkennbaren Ortsnamen im Lateinischen, Französischen, Deutschen u. a. m. — Dasselbe gilt aber auch betreffs der Übersetzung derselben. Übersetzungen nahmen fast ausschließlich die Deutschen vor — denn die sonstigen Sprachen spielen dabei keine fühlbare Rolle — und begann dieser Prozeß intensiv mit dem Beginne des 12. Jahrhundertes, also in der Zeit der ersten teilweisen Qermanisierung der von den Slaven bewohnten Gebietsteile; daß aber diese Namen nicht später von den Slaven übersetzt wurden, wie man allenthalben behauptet, wissen wir daraus, daß uns die ursprünglichen Namen aus den Zeiten vor der Übersetzung ja zumeist in alten Urkunden, in den Erd- und Salbüchern, sowie Urbarien erhalten sind. Die Anpassung an die slavischen Namen deutscherseits führte auch nicht mehr zu so schwierigem Erkennen des Originalnamens, wie bei den römischen, weil dies etwa 1200 Jahre später geschah und die primären Namen im Volksgedächtnisse leichter die Kontinuität aufrechthielten. Anpassungen führten jedoch in ungezählten Fällen zu irrigen Namensauslegungen, woran freilich nur unser unklares und unmethodisches Denken und Schließen schuld ist, weil wir die Scheingründe mit den Vernunftsgründen allzuwenig in Einklang bringen; man glaube daher nie, wenn die Sache sprachlich noch so klipp und klar zu sein scheint, daß je ein Ortsname so unmotiviert sein kann, wie etwa, um sich eines volkstümlichen Spruches zu bedienen, — die Fliege in den Milchnapf! So ist z. B. xGasteinx dahin erklärt worden, daß viele G ä s t e die heißen Quellen besuchen. Die Auslegung ist gewiß naheliegend aber an sich widersinnig, denn Gastein mußte eher, als xGästex doch eigene Bewohner, daher auch einen eigenen Namen haben. Zudem ist Gastein durchaus nicht die Bezeichnung für den Ort mit den heißen Quellen sondern für die verteidigungsfähige Gegend daselbst (slav. Ho st in; alte Form: Gastu na). Der richtige Name für das Bad G a s t e i n ist xT o p 1 i c ex (slav. warme Quellen) und hat sich dieser Name daselbst ja auch in der Verballhornung xTobelrissex noch erhalten. Abgesehen davon, daß auch in dieser Hinsicht ein gewisser Rechtszustand beachtet und die Sicherung der sprachlichen Zugehörigkeit niemals ausgeschaltet werden sollte, müßten die historischen Namen von amts-wegen geschützt und von niemandem mutwillig geändert werden, weil sie eben den Ort natürlich charakterisieren. — Im Namen selbst steckt zugleich auch immer die älteste Geschichte des Ortes, welche sich damit oft auch zugleich erschöpft. — Es wäre daher Sache der Gemeindevorstehungen dahin zu arbeiten, daß jeder Ort seinenhistorischenNamenauchtatsäch-1 i c h führe und wäre dies im besonderen bei jenen Namen geboten, welche die Ortsbewohner einem billigen Witze der Nachbarn deshalb aussetzen, weil irgendein beschränkter Amtmann einer Patrimonialherrschaft einst dabei geistreich erscheinen wollte, und Namen wie: Affental, Eselsdorf, Gaunersdorf, Lausheim, Ochsenburg, Viehdorf u. ä. konstruierte, nachdem sich diese Namensformen nur durch die Sucht, die vorhandenen slavischen Namen tunlichst dem Deutschen anzupassen, entwickelt haben.*) Allerdings ist es heute noch in vielen Fällen schwer wissenschaftlich den wahren Urnamen festzustellen; es müssen aber vor allem der klare Blick und die logische Denkart in diesem Forschungszweige obenan stehen, denn alle Büchergelehrsamkeit muß hier als Phantom zusammen- *) Sonderbarerweise genügt in deutschen Gebieten der unsinnigste eine Name, in slavischen Ländern müssen aber hingegen stets zwei bis drei Namen die Konfusion in Evidenz erhalten. brechen, wenn sie nicht durch natürliche, unvoreingenommene Beobachtung gestützt wird.*) Es muß auch allgemein gewarnt werden bei der Erforschung unserer Ur- und Kulturgeschichte der Mythologie welches Feld einzuräumen; gut 99% derselben sind später zugetragener Flitter und dichterische Erweiterungen, die sich in die natürliche Vorstellung des Urmenschen gar nicht einzigen lassen; namentlich hat jene mit topischen Namen nichts zu tun und kann man rundweg alle Auslegungen dieser Provenienz für verfehlt erklären. So hat sich z. B. Dr. von Peez**) ein Gebiet zurechtgelegt, aus dessen topographischen Namenseinzelheiten man sich mnemotechnisch die germanische Mythologie leicht merken könnte. Er sagt (pag. 89): h . . . die Verbindung mit so vielen bedeutungsvollen Götternamen findet sich doch nur hier an der Grenze von Niederösterreich und Mähren und zumeist in einem kleinen Berglande zwischen der March und dem Marchfelde, der Thaya und dem Göllersbach. Hier liegen Hollabrunn (Holla, Völla-brunn, Pohlsbrunn, Pohlsdorf und Baiderndorf (Pohl, Beiname Balders); sodann in unmittelbarer Nähe Hadersdorf und Hadres, an den blinden Hödur gemahnend, welcher Bal-dern unfreiwillig erschoß; ferner Misteldorf als Erinnerung an die Waffe, womit dies geschah; endlich Wultendorf (Wodensdorf?, Erasbrunn, d. i. Brunn der Era (Freia, Holla), Ketlasbrunn (Götzelsbrunn, Hagendorf, Enzersfeld (Riesenfeld), Fnzersdorf (Riesendorf), alles mythologische Namen, *) Der Werdegang zu den vorliegenden Erfahrungen war gleichfalls bedeutenden Schwankungen und Täuschungen unterworfen, denn ursprünglich hing ich gläubig an den Alltagserklärungen, wie ich sie hörte; als ich mich aber überzeugte, daß in dieser Hinsicht keine Logik herrschte, wurde ich Anhänger der Keltomanen; doch der tiefere Einblick in diese Hypothese überzeugte mich von dem sprachlichen Irrtum, denn die vermeintlichen keltischen Namen hatten stets eine s 1 a v i s c h e Wurzel ; nun irrte ich noch dahin, daß ich nicht immer auf das natürliche Bild beim Namen eines jeden Terrainobjektes drang, was aber schließlich nach vielen Vergleichen und Beobachtungen auch zu den festen hier dargelegten Grundsätzen führte. Ich hatte als Offizier hiezu reichliche Gelegenheit, da ich außer den eigenen Reisen jährlich anläßlich der Manöver durch ein Vierteljahrhundert stets andere Gegenden der Monarchie kennen lernte, und so vielfach an Ort und Stelle die Relation zwischen Namen und Namenberechtigung selbst überprüfen konnte. **) Dr. A. v. Peez. Erlebt — Erwandert. Wien 1902. die, auf einem kleinen Bezirke gehäuft, von großer Heiligkeit des Ortes und wahrscheinlich von großen geschichtlichen Ereignissen reden. Es ist auf deutschem Boden keine Stätte bekannt, wo die alten deutschen Götter noch so deutlich erkennbar auf ihre Enkel herabblicken«. — Nun so poetisch geht die Namengebung eben nicht vor, und möge der Verfasser die sukzessive nachfolgenden ernüchternden Richtigstellungen im Interesse der Wahrheit ruhig hinnehmen.*) Die Gegenwart macht aus allem Politik und ist bei der künstlichen und hochtrabenden Auslegung zumeist nicht die *) Dr. Peez bringt für seine Beweisführung, die ihm nur allzugroße Subjektivität diktiert haben konnten, noch weitere, vollends unhaltbare Beispiele und behauptet mitunter Dinge, die aller Logik widersprechen; so z. B. (p. 73): alle Städte in Böhmen sind von Deutschen gegründet worden; er wird schon etymologisch für diese Behauptung niemals den Beweis erbringen können, abgesehen davon, daß der Begriff Stadt nur eine formelle Differenzierung ist, denn eine Ansiedlung wird erst zur Stadt erhoben und nie — seltenste Fälle ausgenommen — gleich als Stadt gegründet. — Die Städte entstehen aus größer gewordenen Ansiedlungen; an der Entstehung und Kultur des Ortes ändert aber die Erhebung zur Stadt absolut nichts, ebenso wie ein Neugeadelter ja deshalb keine Umwertung in anthropologischer oder morphologischer Hinsicht erfährt, wenn er sich noch so verändert gebärdet. Dieses häufige Hervorheben von Städtegründungen ist nur eine unbedachte leoninische Anmaßung; den Gefühlen der gerechten Anerkennung würde es eher entsprechen jene hervorzuheben, welche die erste Ansiedlung bewußt oder unbewußt in einer für die Fortentwicklung günstigen Lage anlegten, gleich-giltig ob es Deutsche oder Slaven waren, denn Bäume setzen und Obst pflücken ist doch zweierlei! — Und zu alledem sagt Peez (p. 71): »,Wie es kam, daß in dem durch seine zentrale Lage und den Gürtel seiner Berge so überaus wichtigen Böhmen so wenig Spuren deutscher Ansiedlung aus früher Zeit sich finden, ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich wurden sie durch Kriege und innere Verfolgung zerstört oder unkenntlich gemacht. Nach «Franken» oder »Sach šen« genannte Orte sind noch nicht nachgewiesen. Ganz flüchtig taucht in der Kriegsgeschichte von 1866 ein F r a n k e n w a 1 d (Branka-Wald) bei Nachod an den nach Glatz führenden Pässen auf etz.K — Gründlicher konnten seine Ansichten von Niemand ent-wetret werden, als er dies hier selbst besorgt. Die vermuteten deutschen Ansiedlungen sind nie dagewesen; und der »Frankenwald» ist eben eine »Branka« (branka = Wehr), d. h. ein Punkt, wo man sich am günstigsten zur Wehre setzen konnte, (z. B. Blockhaus, Wachhaus, Tor) wie ansonst an ähnlich beschaffenen Gebirgspässen; und trotz dieser ureinfachen Erklärung müssen die «Franken» die Wahrheit verschleiern! Forschung sondern ein bestimmter Wunsch der treibende Faktor. — Die objektive, nüchterne Untersuchung ergibt aber eine gründliche Enttäuschung, ebenso wie sich die Begeisterung des Theaterbesuchers rapid legt, wenn er sich die Dekorationen vom Zuschauerraume aus zum Schlüsse auch auf der Bühne ansieht. — Täuschen wir uns ja nicht damit, daß- wir je unsere Urgeschichte auf künstlichen Stützen für die D au e r aufbauen werden! Wenn aber etwas logisch klar der Natürlichkeit widerspricht, so ist es Sache der Mandatare der Wissenschaft den Dunstkreis panegyrischer Vorspiegelungen zu durchleuchten und den angedichteten Ruhmesflitter der Wahrheit zuliebe zu beseitigen. Die Wissenschaft ist ein großes Freigut, die nur offene Beweisführung verträgt; würde daher jedermann den Mut haben auf diesem ernsten Forschungsgebiete die persönlichen Rücksichten und das Pagodentum abzustreifen, so wären wir über das Märchenhafte unserer Urgeschichte schon längst hinaus und stünden bereits auf gewachsenem Boden. — Der richtige Weg hiebei ist nur der induktive, d. h. di e^ Folgerung vom Besonderen zum Allgemeinen, vom Bekannten auf das Unbekannte, vomLebenden auf dasAbgestorbene! Wenn nun in Europa die meisten ethnographischen, sowie viele Gebirgs- und Flußnamen im Altertume, wenn im allgemeinen in Europa die meisten topographischen Namen slavi-schen Ursprungs sind, so müssen sie wohl von Slaven herrühren, denn es konnten doch unmöglich Slaven, wenn sie erst zur Zeit der sogenannten »Völkerwanderung« hieher vor-gedrangen wären, Jahrhunderte voraus irgendwelchen Einfluß auf die Namengebung geübt haben; und wenn so viele Völker slavische Namen tragen, so müssen ja doch eher Slaven da gewesen sein, um die Gelegenheit zu haben, jemandem einen Namen zu geben; wenn sie aber später gekommen wären, so hätten sie schon festgelegte Namen vorgefunden und würde wohl niemand eine neue Namengebung beachtet haben, ebensowenig wie Römer und Deutsche in die-serHinsicht wes enti ich et was änderten noch ändern konnten; ja man muß geradezu staunen, wie rein sich die Originalbegriffe oft erhalten haben, daher man sie nur deshalb nicht erkannte, weil der Glaube an die r e i n e Erhaltung bei den vielen fremden Einflüssen nicht einleuchtete. Wo sind überdies die Millionen Menschen hingekommen, die von den Römern unterjocht wurden, zumal diese so staatsklug waren und jedem Volke Religion, Sprache und Sitte beließen? Wie kommt es, daß nach dem Sinken der weströmischen Macht auf einmal Millionen von Slaven Europa in ungezählten Ansiedlungen bewohnen, und doch gab es auf diesem Gebiete, so lange römische Macht gebot keine derartigen Vernichtungsschlachten, daß man an ein förmliches Ausrotten der früher dort ansäßigen Völker denken könnte und daß diese Völker sofort und so massenhaft durch Slaven ersetzt worden wären! Sollte übrigens eine so großartige Umwälzung, daß auf einmal Millionen bodenständiger Menschen durch ebensoviel Slaven abgelöst worden wären, stattgefunden haben, so konnte sich, abgesehen davon, daß ja dadurch ein halber Weltteil irgendwo menschenleer geworden wäre, die Sache wohl nicht so unbemerkt abwickeln, daß es die römischen und griechischen Schriftsteller, welche sonst ganz belanglose Vorgänge verzeichneten, gar nicht wahrgenommen hätten, denn unter den Völkern, die in der vermeintlichen großen Völkerwanderung genannt werden, findet man, wie die derma-1 i g e Geschichte behauptet, verhältnismäßig wenig Slaven. Wenn man daher so viele geographische Namen in den verschiedensten Gegenden mit slavischem Wurzelworte aus vorchristlicher Zeit kennt, welche die vollkommen zutreffende Charakteristik und die lokale Übereinstimmung mit dem damit belegten Objekte offen dartun, so kann dies, selbst bei krassesten Vorurteilen — bei vielen Tausenden von Namen doch keine bloße Zufälligkeit sein. Die gesamten Beispiele und Erklärungen in diesem Buche sind daher durchaus nicht vom Verfasser konstruiert, erfunden oder erdichtet worden, denn die Beweise sind ja einerseits in den Sprachen niedergelegt, anderseits —• und das ist das weit wichtigere — stehen sied r außen, für jedermann sichtbar, im offenen Lande! Alle diese Namen sprechen aber eine fast ausschließlich nur dem Slaven verständliche Sprache aus altersgrauer Zeit! IL Etymologie der topischen Namen. Die sprachwissenschaftliche Durchforschung der topographischen Namen ergibt das interessante und bisher fast gar nicht beachtete Resultat, daß sich die weit überwiegende Zahl dieser Namen auf das S1 a v i s c h e zurückführen läßt und nur in diesem Sprachzweige eine Erklärung mit entsprechendem, natürlichen Sinne ergibt. — Die nichtslavischen Namen dieses Gebietes bezeichnen, soweit sie auch erforscht und gedeutet sind, zumeist sekundäre Ansiedlungen auf einer bereits früher verteilten Gemeindeflur, welche aber im besonderen erst nach der politischen Besitzergreifung der slavischen Gebiete durch die Deutschen und die darauf erfolgte Germanisierung ins Leben gerufen wurden. Diese dürften hie und da originaldeutsche Namen haben, was man rechtlich so lange zugeben muß, bis nicht alle Namen durchforscht und ob ihrer Entstehung und Bedeutung geklärt sind. Auf Grund reichlicher Erfahrungen kann ich aber bereits an dieser Stelle eröffnen, daß auch von den Namen di e s e r Art bei weiterer Forschung recht wenige verbleiben dürften, denen man diese Entstehung dauernd zuerkennen wird, wenn hiebei mit besonderer Vorsicht und bei voller Ausschaltung der vorgefaßten Meinungen vorgegangen wird. — So ist die Ansicht des malerischen Felsentales xRosstrappex im Harzgebirge (siehe Abbildung) doch bezeichnend für das zerklüftete Felsgebiet (slav. roz-drapa); wo es ein xSlatina« gibt, dort ist eine Mineralwasserquelle; wo ein xToplicex ist, dort findet sich unbedingt auch eine warme Quelle vor, mag man nun den Originalnamen auch in: Dobl, Tobel, Tobelrisse, Teplitz u. drgl. entstellen, und lassen sich diese Beispiele in die Tausende fortsetzen. Auf diese Art findet auch so mancher unlogische oder unverständliche Orts- u. Familienname erst seine Aufklärung. So haben die böhmischen und mährischen Dynastengeschlechter geradezu modemäßig im XIII. Jahrhunderte ihre Namen zu germanisieren begonnen, von denen sich noch urkundlich manche auf die slavische Urform rückverfolgen lassen. Der slovenische Uradel z. B. ist fast ganz verschwun- Ros s trapp e den, weil er schon in jener Zeit seine Namen konvertierte, aus welcher bereits vergleichende Urkunden fehlen: so wurden die »Turjaški>< zu xAuerspergx, die xOstroverharx zu xSchärfenbergx ; die Grafen xZidanicx (Radkersburg) sind wahrscheinlich in irgendwelche xMauerberg, Mauerburgx transponiert worden; die Herren von xPrueschenkx hießen einst wohl xPrežnik>< und nennen sich heute vielleicht: xLauer, Lauererx (preža slov. Lauer): die auf slovenischem Gebiete hervorgegangenen Adelsgeschlechter: Schinkowitz, Lugaster, Osterwitz, Garrach, Jabornegg, Katzianer u. ä. sind in der slovenischen Geschichte so gut wie unbekannt; die Etymologie allein deutet noch auf deren sprachliche Zugehörigkeit. Die Namen slavischen Ursprungs lassen sich aber nicht nur durch die deutschen Gebiete Österreichs und Deutschlands, was ja ohnehin nicht geleugnet wird, sondern auch in der Schweiz, Italien, Spanien, Frankreich, Niederlande, Dänemark usw. nahezu untrüglich verfolgen; daß aber die östlichen und sonstigen südlichen Gebiete Europas zum großen Teile leicht erkennbare slavische Namen besitzen, bedarf nur einer vorübergehenden Erwähnung. Es wäre für jeden Fall vom hohen Interesse für die Wissenschaft, zumal für die Ur- und Kulturgeschichte, festzustellen, welches die äußersten Grenzen der topographischen Namen slavischer Genesis sind, da man heute nur mehr auf diese Weise ernstlich ergründen kann, wie weit die einstige Besiedlungszone der Slaven, die zweifellos weit größer war als die heutige, gereicht habe. Dies müßte aber eine Arbeit sein, welche nach einheitlichen Grundsätzen und gleichen Vorbedingungen alle topographischen Namen Europas untersuchen und sprachlich feststellen würde; die Lösung selbst erheischt jedoch einen immensen Zeitaufwand, da man manchem Namen jahrelang erfolglos nachforschen kann, und einen großen Stab von Sprachgelehrten, trotzdem wir in dieser Hinsicht schon einzelne gute Publikationen und Kleinarbeiten besitzen.* *) Es gibt aber auch Werke über Ortsnamen-Auslegungen, die mit einem bewunderungswürdigen wissenschaftlichen Apparate und mit großer Mühe verfaßt wurden, die aber für die Wissenschaft wertlos, wenn nicht der Irreführung wegen geradezu schädlich sind, weil unter Hunderten oft kaum e i n Name richtig erklärt ist. Nachdem es sich aber hier hauptsächlich darum handelt, zu erweisen, daß es slavische Namen schon lange vor Beginn unserer Zeitrechnung gegeben, werden im Anschlüsse vorwiegend solche Namen etymologisch erklärt, die in den ältesten Schriften erwähnt, also älter sind, als die dermalige Zeitannahme der Slaveneinwanderung. Selbstredend folgen aber weiter auch jene Namen, über welche sich keine älteren schriftlichen Beweise erhalten haben, um zu zeigen, daß alle ethnographischen wie topischen Namen nach demselben Rezepte konstruiert sind, und die älteren wie die jüngeren im breitesten Sinne nur in der slavischen Sprache ihre natürliche Deutung finden ; es müssen sonach jene Me n s c h e n, welche die älteren Namen gaben, dieselbe Sprache gesprochen haben als jene, welche den jüngeren Namen ihre sprachliche Basis verliehen, d. h. die jüngeren Namen sind eben-soalt. wiedieälteren, nur fehlen noch die konkreten Belege für diese Feststellung. * * Nachdem es einstweilen noch nicht angeht, alle topischen Namen etwa schon in alphabetischer Ordnung und sprachlich gesichtet anzureihen, obschon hiemit bereits der Grundstein für ein künftiges Monumentalwerk, ein «Etymologisches Ortsnamenlexikonx gelegt erscheint, weil dies einstweilen zu viele Wiederholungen und Hinweise erfordern würde, so werden hier die wichtigsten zur Erklärung herangezogenen Objekte nach der praktischen Verwertung etymologisch besprochen, und zunächst, wenn auch eine genaue technische Scheidung ausgeschlossen ist und die konstant wirkende Diffusion im Entwicklungsgänge dieser Begriffe nicht rückgängig gemacht werden kann, in folgende Namensgruppen geschieden: A) Sicherung der Weideplätze; B) Sicherung der Gebietsgrenzen; C) Wach- und Verteidigungspunkte; D) Sonstige topische Namen. A. Sicherung der Weideplätze. Ein unerwartet erfolgreiches wissenschaftliches Resultat ergab die Untersuchung der überaus zahlreichen Benennungen für die Sicherungsvorsorgen, die der Urmensch zur Wahrung der persönlichen Freiheit und ^zum Schutze seiner Existenzbedingungen gebrauchte, denn die Organisation der Lebens- und Besitzverteidigung bildet offenkundig den Uranfang unserer ältesten Verfassungsform. — Die Völkergeschichte bezeichnet die ältesten Bewohner ihrem Lebensunterhalte und Gewerbe nach als Jäger-, Fischer- und Hirtenvölker, die ein nomadisierendes Leben führten, also kein seßhaftes Volk waren. Die nähere Beobachtung und Überprüfung dieser Behauptung bestätigt sich aber durchaus nicht. Weshalb soll z. B. ein Fischer, der am Meeresufer einen günstigen Fischfangplatz gefunden, nicht daselbst ständig ansäßig bleiben, denn schließlich ergänzt sich ja der Fischstand durch Zuzug und natürliche Vermehrung, und weshalb soll der Mensch ungeschickter sein als das Tier, welches einen günstigen Lagerplatz mit Vorliebe immer von neuem aufsucht. Es gibt ja noch heute primitive Ansiedlungen genug, die lediglich im Fischfänge und Fischhandel ihre Existenzbedingungen finden, wobei sie noch mit vielfacher Konkurrenz zu rechnen haben; sie wechseln den Fangplatz, wenn dies der Erfolg heischt, ansonsten kehren sie aber stets in ihr ständiges Heim zurück. — Dasselbe gilt für die Jagd. Man suchte einen Platz auf, wo viel Jagdwild festgestellt wurde, und ließ sich dort nieder. Sollte da etwa die Familie mitgezogen sein? Gewiß nicht, weil dies schon für den Jagderfolg an sich nachteilig wäre. Auch ist dies durch die Selbsterhaltung begründet, denn geht der nomadisierende Jäger immer unstät herum, so stößt er dabei unwillkürlich auf andere Jägersippen, was zu einem Streite führen muß, und die Geschichte spricht ja von Jagd- Völkern und nicht von einzelnen Jägerfamilie n. Schließlich wird der Mensch wohl auch die primitivsten Ver-pflegsvorsorgen, wie sie etwa der Hamster hat, für jene Zeit, wo die Fischerei oder die Jagd erfolglos ist (See- und Schneestürme, strenger Winter, Überschwemmungen), nicht verabsäumt haben; oder sollte er zu dieser Zeit auch herumgewandert sein? — für so unpraktisch und gegen sich selbst rücksichtslos dürfen wir wohl auch den Urmenschen nicht halten ! — Man findet auch meist an ein e m Platze die Knochen der unterschiedlichsten Tiere (z. B. Predmost in Mähren, Paris u. a.), da der Jäger die Beute immer wieder auf dieselbe Stelle, d. i. zu seiner Hütte und Familie brachte. — Dasselbe beweisen ja auch die Kjökkenmöddinger, die mitunter 300 m langen und bis 3 m hohen Küchenabfallhaufen oder Kulturschuttlager, welche auf größere und langandauernde Ansiedlungen daselbst schließen lassen und bereits auf hygienische Vorsorge deuten, nachdem die Abfälle nur an einem bestimmten Platze abgelagert wurden. Sicherlich ist es aber ein u n b e d i n g t e r Irrtum, wenn die Geschichte auch die Hirtenvölker als Nomaden bezeichnet. Justinus schreibt z, B.: «Die Skythen ließen ihre Herden ohne Aufsicht von Ort zu Ort ziehen, ohne zu fürchten sie zu verlieren, weil der Diebstahl strenge bestraft wurde« — wobei es eben gar nicht heißt, daß sie selbst mitgezogen sind, denn dann wäre ja das Verlieren, und Stehlen der Herde umsomehr ausgeschlossen gewesen. Es ergibt sich daraus von selbst die Erklärung, daß der Bewegungsraum für die Herden natürlich abgegrenzt war, denn andernfalls wären sie wohl nicht so sorglos gewesen, da sich das Vieh in unbegrenzten Räumen doch leicht verläuft.*) Die Sache ist eben anders. Es ist ri.chtig, daß die Hirtenvölker «Nomaden» waren, aber nur innerhalb eines Kalenderjahres; sie zogen im Frühjahre von ihren Wintersitzen mit den Herden auf die nächsten Weideplätze und trieben sie, nachdem diese abgegrast oder infolge der Sonnen glut ausgedorrt waren, weiter in die höheren, *) Um Zugehörigkeitsstreite zu vermeiden, wurden die Tiere verschiedenfarbig gekennzeichnet und geschieht dies bei gemeinschaftlichen Weideplätzen noch heute. kühleren Regionen, also auf die Gebirgs- und Alpenweiden, kehrten aber gegen den Herbst wieder zu ihren Stammquartieren zurück. Wir haben also unter dem Nomadisieren der Hirtenvölker nur einen jährlichen Turnusverkehr, nicht aber einen dauernden Domizilwechsel zu verstehen. Und Nomaden solcher Art gibt es in Gebirgsgegenden unverändert auch heute; die obersteierische Almwirtschaft ist z. B. anfangs Mai auf den Niederalmen, im Juli und August auf der Hochalm, dann wieder Niederalm, worauf um Mitte Oktober die Heimkehr erfolgt; die Herdenbesitzer von Trebinje und Stolac in der Herzegovina ziehen im Frühjahre allmählig mit ihren Herden bis auf die höchsten Alpenweiden der Prenj planina und bis zum Quellgebiete der Narenta, kehren aber im Herbste langsam in ihre ständigen Wohnsitze d. i. in die wärmeren Niederungen zurück, wo nach der Regenperiode (September— Oktober) der Graswuchs von neuem ansetzt, so daß die Herden durch die günstige Ausnützung der klimatischen Verhältnisse fast ununterbrochen Grünfutter genießen können. — Schließlich ist die Benützung der Alpenweiden und Sennereieri in Tirol, Salzburg, Schweiz, Italien, Norwegen u. a. auch nichts weiter als ein partielles Nomadisieren, denn auch auf dem Balkan ziehen ja nicht die ganzen Familien, sondern nur die hiezu unbedingt notwendigen, oft nur weiblichen Mitglieder mit den Herden, für welche bereits vielfach in den angestammten Weidegebieten auch stabile Unterkünfte errichtet sind.*) Die Benützung solcher allgemeiner Weideplätze, welche z. B. im Okkupationsgebiete Staatsgut (praedium) sind,**) führte aber oft zu größeren Streitigkeiten und erbitterten Kämpfen, weil sich bestimmte Bewohner in einem gewissen Raume durch jahrhundertelange Benützung verjährte Nu- *) Die Zigeuner führe man als Beispiel für Nomaden auch nicht an, denn abgesehen von den seßhaften, wandern nur solche herum, die ihren Unterhalt als ambulante Schmiede, Kesselflicker, dann Wahrsager u. s. w. fristen wollen, was ja auch nur in der besseren Jahreszeit zutrifft. **) Ähnliche Verhältnisse obwalten auch heute auf der skandinavischen Halbinsel. — Anläßlich der Unionstrennung zwischen Schweden und Norwegen wurden Staatsverträge abgeschlossen, wobei unter den fünf Konventionen eine auch die Bestimmungen tzungsrechte erworben haben, daher fremde Eindrinlinge mit Gewalt fernhielten. So haben die steten Kämpfe der Montenegriner, Albanesen, Türken fast durchwegs diese Entstehung, denn das Weiderecht ist für jene Gegenden, wo es nur kargen anderen Erwerb gibt, von den ältesten Zeiten her eine heikle und wichtige, zumeist sogar eine Lebensfrage. Die Furcht vor der Verdrängung von der nährenden Scholle zwang den Hirtenvölkern eine konstante Kampfbereitschaft auf, daher gerade diese Völkerschaften einen auffallend kriegerischen Charakter aufweisen.* *) Aus obigem Grunde ist ihre Weidezone mit einem bewunderungswürdigen, aber doch ganz natürlichen Verständnis verteidigungsfähig gemacht, — was später näher beleuchtet wird, — so daß auch schon diese Tatsache untrüglich dagegen spricht, daß die Hirtenvölker je «Nomaden« waren, ganz abgesehen davon, daß ein planloses Herumtreiben der Herden ja zu unvermeidlichen Zusammenstößen, sowie in Gegenden führen könnte, wo durch einen anderen «Nomaden« die Triften bereits abgegrast waren, — alles wohleinleuchtende Gründe, daß die «Nomaden« der jetzigen Geschichts werke nur noch in ein Märchenbuch gehören. Aus diesem Grunde entwickelte sich in jeder Gemeinde, welche einen kommunalen Weideplatz besaß oder auf einem neutralen Boden verjährte Weidegerechtsame genoß, ein natürliches Bedürfnis, daß eine geeignete Person der Gemeinde über die Renntier weiderechte der nomadisierenden Lappländer enthält. Hienach haben die Lappen beider Staaten das Recht, mit ihren Renntieren sich im andern Staate während bestimmter Monate auch ohne Einwilligung der Grundbesitzer aufzuhalten. Es handelt sich also überall nur um eine jährliche Wanderzeit mit den Herden, und nicht um ein Verlassen der ständigen .Wohnsitze. *) Grimm hält die alten Deutschen für Hirtenvölker, die stets bewaffnet auftraten, was auch Tacitus an den Germanen beobachtete, als er schrieb: nihil autem neque publicae neque privatae rei nisi armati agunt. — Diese Verhältnisse haben sich bis heute wesentlich modernisiert, weil das Waffentragen nur mehr an besondere Bedingungen geknüpft ist; dafür tritt aber der Cerno-gorze, Arnaute, Albanese noch immer ständig bewaffnet auf und steht gerade der Slovene noch heute im berechtigten Rufe, daß ihm die Rauflust angeboren sei, weil er so manche Arbeit unter Waffen verrichten mußte, so lange die Osmaneneinfälle an der Tagesordnung waren. mit der Vertretung und Wahrung aller Rechte und Pflichten der Gemeinde, worunter die der Verteidigung einstens die wichtigste gewesen sein mochte, turnusartig oder durch fallweise Wahl betraut wurde. Es kann daher gar nicht überraschen, daß die Begriffe für die mächtigsten P e r s o-n e n wie für die höchsten Gottheiten der primitiven Hirtenverfassung entstammen, weil der Älteste einer Gemeinde die weltliche und geistliche Obrigkeit zugleich repräsentierte; nach der Trennung der Funktionen ging aber der gangbare Name auf diesen oder jenen Teil über, oder erhielten sich auch gemeinsam. Die Weideplätze hatten je nach ihrer Lage, Beschaffenheit und ökonomischer Verwertung entsprechende Benennungen, die so verschiedenartig waren, daß es heute undenkbar ist, die hiefür maßgebenden, gewiß sehr subtilen Unterschiede, auch nur annähernd festlegen zu können; aber aus diesen Namen ging eben die Bezeichnung für den Rechtsvertreter und Verteidiger der Gemeinde hervor, die sich in den meisten gangbaren Namen auf diese Weise noch heute erklären weil nach rückwärts verfolgen läßt. Demnach stand der župa der ><župan><, der carina der «car«, der paša der «Pascha« (harampaša heißt noch heute in einigen Gebieten Dalmatiens der Dorfälteste), usw. vor. So finden wir auf dem Wege einfach natürlicher Betrachtung die Urform unserer heutigen Staatsverfassungen wieder, wobei nur der Unterschied besteht, daß mittlerweile Gemeinden zu Staaten wurden und daß folgerichtig z. B. der Car nicht mehr der Vertreter einer Gemeinde sondern solcher eines Reiches ist, da sich die Vergrößerung und Vermehrung der Gemeinden und dementsprechend die Würde des Ältesten derselben in gleichem Verhältnisse entwickelte, als mehrere Gemeinden dasselbe Oberhaupt, was namentlich in bedrängter Zeit oft geschah und auch noch wiederholt geschichtlich belegt erscheint, wählten oder anerkannten. An die älteste Form der politischen Verfassung erinnern nachstehend näher erörterte Namen, obwohl deren Zusammenhang mit der Hirtenorganisation auch schon sehr lecker ist. — Župa ist ein mehrfach vorkommender Name in der Bedeutung sonniger Weideplatz. Županjac (das römische D e 1 m i n i u m) bedeutet etymologisch dasselbe. In Urkunden aus dem frühen Mittelalter wird bisweilen eine «civitas Ziupx erwähnt. Die dalmatinische Insel Sipan heißt italienisch «Giuppana«. — Im Slovenischen wird eine sonnig gelegene Wiese noch heute «župniku genannt. Die Župa hatte als Ältesten den «župan« (oder župnik, welch’ letzterer Begriff aber heute mit «Pfarrer« identisch ist), und hatte dieser später für seine Funktion, wenn er keine Abgaben erhielt, stets eine Hufe Landes, die «župan«-Hufe oder «županija« mehr zugewiesen, so daß er auf die Dauer seines Amtes zwei Hufen Feldes besaß, wo es eben Felder gab. Der «župan« ist im modernen Sinne der Vertreter der politischen Gemeinde und ist es dies schon seit Jahrhunderten der Fall.*) Es hat sich aber in einigen Gemeinden Untersteiermarks, Oberkrains und im Venetianischen noch die uralte Verfassung des «gmanjski župan« (ein Pleonasmus, welcher aber zum Unterschiede von dem modernen «župan« jetzt notwendig ist), des Vertreters einer Hutweidegemeinde erhalten, und ist dies wohl noch der letzte Originalrest der ältesten Gemeindeorganisation. — Da ich die Verhältnisse aus meiner Heimat kenne, will ich dieselben, wie ich sie gesehen und erfahren, an dieser Stelle veröffentlichen, nachdem sie wohl verdienen der Vergessenheit entrissen zu werden. — Hat die Gemeinde (außer dem sonstigen Besitz) eine eigene H u t w e i d e, so besorgt die wirtschaftlichen Angelegenheiten der «župan«, dessen Funktion nur ein Jahr dauert und im regelmäßigen Turnus alle Mitglieder des Weidegerechtsames passiert. Der «župan« nimmt den Gemeindehirt auf, beaufsichtigt die Zahl des Weideviehes, damit nicht jemand ungebührlich oder abnormal viel Vieh der Weide zuführe, er vereinbart den Pachtschilling für die Weidemieter, vergibt die Mistnutzung, weist die Robot zu, falls auf der Hutweide welche Arbeiten nötig werden (Grabenreinigung, Instandhaltung des Zaunes u. ä.), und zahlt die Grundsteuern. Um Allerheiligen wird nun die «sosečka«, d. i. die Zusammenkunft aller das Weiderecht besitzenden Nachbarn (sosed) in Gegenwart des Gemeindehirten abgehalten; der «župan«, welcher auch für eine entsprechende Bewirtung zu sorgen hat, legt die Jahresrechnung über sein Gebahren vor; der Gemeindehirt erhält an Ort *) In Salzgewinnungsgegenden war «župan« gleichbedeutend mit «Salzrichter«. und Stelle den vereinbarten Hüterlohn in Zerealien, mitunter auch einiges Geld; die Berechnung basiert sich hiebei auf die Zahl des erwachsenen Weideviehes; sodann werden noch Vorschläge, Klagen oder sonstige die Sache betreffenden Angelegenheiten besprochen, worauf die Funktion für das folgende Jahr dem an die Reihe kommenden übergeben wird. Paša deutet uranfänglich auf einen guten W e i d e p 1 a tz. Mit diesem Grundworte scheint der ethnographische Begriff «Basken«, ein Hirtenvolk in den Pyrenäen, verwandt zu sein, denn diese sind in sprachlicher Hinsicht zweifellos ein Zweig der slavischen Sprachgruppe, möge diese Ansicht von jenen, die ein subjektives Interesse daran finden, noch so wuchtig bekämpft werden.*) Die Basken sind ein Splitter jener Slaven, die einst Spanien bewohnten, und nur infolge ihrer isolierten Wohnsitze von der Romanisierung nicht intensiv betroffen wurden, denn das Gebirge bildet stets eine natürliche Wehr der Entnationalisierung, weil der Verkehr zu große Schwierigkeiten bietet und der Gebirgsbewohner daher auch seine althergebrachten Sitten u. Gebräuche mehr wahrt, also an seinem Volkstume zäher hält, als der Bewohner der Ebene, wo der gemischte Verkehr eine Anpassung an das Fremde schon aus Erwerbsgründen fördert. — Ebenso sind die «Bastarner« des Plinius und Mela ein Hirtenvolk (pasterne = Weideplatz) im östlichen Galizien. Desgleichen gibt es auf dem Livanjsko polje in Bosnien ein großes Weidegebiet, das: Bastard, Bastasi. Bastaje genannt wird. — Andere Formen sind: Pasičina, Pašina, Pašniki, Paschendorf, Pasterze (Großglockner**) Baška, Bačka, Bačkovice, Baschkiren u. ä. — Unter «pašten« (altsl. pažito = Weidetrift) versteht der Slovene einen grasreichen Hügel; der Kroate unter «bašča« den Garten. Der Hoheitsname ist «Pascha«, der hohe türkische Militär, welcher einem «Paschalik«, (richtig: paščalik, Teil einer türkischen Provinz) vorsteht.***) *) Vergi. Joh. Topolovšek: Die basko-slavische Spracheinheit. Wien 1894. **) Vom Karl-Eisfeld am Dachstein erzählt die Lokalsage, daß es einst, — also vor der Vergletscherung, — eine schöne Alm war. ***) Das Pascha-Fest der Juden ist meines Erachtens ursprünglich nichts weiter als der Abschiedsschmaus der mit den Herden über den Sommer fortziehenden Hirten einer Gemeinde, denn Ostern gilt auch in den Alpenländern als der Beginn der offiziellen Weidezeit und wird noch jetzt der aufgenommene Gemeindehirt angewiesen, sich am Ostermontage anzumelden. — Das Das grundlegende Wort ist dabei «paziti« d. h. Acht geben (im allgemeinen), daher «pasti« weiden, auf die Weidetiere Acht haben nur ein differenzierender Begriff dafür ist, daß dieses Achtgeben eben nur beim Weiden angewendet wird. Weitere Namensformen sind: pazka, pazar, bazar. Unter «bazar« versteht man den Marktplatz, d. i. den Raum, auf welchem man sich versammelt, wo Beratungen stattfinden, also sozusagen der «Alarmplatz« für die Bewohner einer größeren Ansiedlung. «Bazar« ist sonach gar kein türkisches Wort, daher auch die Ortsnamen: Novi pazar, Vir pazar, Pa-sarović, Pazaristé, Passeier u. ä. nicht von den Türken her-riihren. — Die Etymologie dieses Begriffes lehrt also, daß so benannte Lokalitäten schon sprachlich kennzeichneten, daß man sich beim feindlichen Angriffe hier einzufinden und zu verteidigen habe; es hat daher auch jede ältere Stadt in der Mitte einen größeren Platz, den Ring, denn hier konnte man sich gut verteidigen, weil nur in den paar einmündenden Gassen der Feind abzuwehren war. Dieses Ursprungs ist auch der Gattungsbegriff «Paß«, also die gefährliche Übergangsstelle im Gebirge, auf die man aufpassen muß. Das beigegebene Bild der Stadt Passau aus d. J. 16A4 zeigt überdies, wie sorgfältig man hier an der Grenze diese Passage, weil die Insel den feindlichen Uferwechsel begünstigt, sicherte, und wie weit hier der etwaige Urzweck, die Sicherung des Weideplatzes, schon kulturell überholt ist. Der erste geschichtliche Fürst der Polen hieß: Pi a st: es war dies einst gleichfalls nur der Name jenes angesehenen Bauers, welcher in einer Weidegemeinde als Ältester fungierte. — Die Polen kennen aber noch die organisch verwandten Begriffe «piastowac« für pflegen, warten, verwalten, wie auch für chikanieren, quälen; «piastun« Laubhüttenfest hingegen war die Feier der Rückkehr der Herden im Herbste, welche gleichfalls mit einem Schmause begangen wurde; die tatsächlich erbauten Hütten hatten wohl nur die Bestimmung fiir die Übewinterung der Herde. — Daß das Laubhüttenfest, welches gegen Ende Oktober gefeiert wurde, ein Erntefest gewesen wäre, ist entschieden unrichtig, weil im südlichen Klima jede Ernte im Vergleiche zu unseren Verhältnissen in Mitteleuropa mindestens ein Monat früher stattfindet; man begeht aber ein Erntefest eben am Schlüße der Ernte und nicht 2—3 Monate später. — In den Alpengegenden werden sowohl der Auf- als auch der Abtrieb der Herden durch ein Gelage gefeiert. Passali. ist sowohl der strenge Wärter, derQuäler, wie auch der Kinder Wärter. — xPastviskox wurde in den älteren Urkunden oft als xPiastwiskox geschrieben. Unter xbaßinax versteht der Kroate heute eine Sennerei; dem Cechen ist aber xbastax schon: Bollwerk, Turm, Bastei, dem Slovenen xbastijax, dem Franzosen xBastionx. — Die Wallachen in Mähren kennen auch bača (bata = Vater) als Hoheitsname, welcher sich als Deminutiv xbatjuskax (Väterchen) auch im Russischen erhalten hat. Die Etymologie sagt daher geradezu deutlich, daß die Basken nichts weiter als die berufenen Wächter der Pässe in den Pyrenäen, also jene Bewohner Spaniens sind, welchen der Grenzschutz gegen Einfälle vom Norden her obliegt bezw. oblag. Die Behauptung, daß der baskischen Sprache die ,sla-vische zu Grunde liege und daß die Basken noch die Repräsentanten der einstigen slavischen Bewohner Iberiens bilden, findet vorläufig noch einigen Widerspruch in der Gelehrtenwelt, welche ihre Ratlosigkeit mit der Satzung verschleiert, daß das Baskische eine keltische Sprache sei. Es dreht sich also alles in einem planlosen Rundlauf um das Keltische, weil dieses selbst den Gelehrten noch ein Rätsel ist, daher sie sozusagen die bekannten Grammatik-Verse variieren: Was man sich nicht erklären kann, das sieht man halt als keltisch an! — Tatsache ist aber, daß die älteren topographischen Namen sowohl im baskischen Gebiete, wie auf der iberischen Halbinsel überhaupt, slavische Grundwörter haben; dann, daß die ältesten Gebrauchswörter konkreter Richtung auch im Baskischen mit den slavischen — und unter diesen zumeist mit den slovenischen — die engste sprachliche Verwandtschaft zur Schau tragen. — Ich kann dermalen wohl nicht von spruchreifen Forschungsergebnissen auf diesem Gebiete sprechen, da es meine Verhältnisse nicht zuließen an Ort und Stelle den Kontakt zu bewirken, aber immerhin fand ich beim Studium jener Sprache Beispiele genug, welche meiner Behauptung eine unleugbare Berechtigung verleihen. Außer den im Texte vorkommenden Hinweisen vergleiche man noch folgende baskische Wörter: Bandura, baldera = Fahne; slov. bandera = Kirchenfahne (vergleiche auch Banner, Banderium); bazka = Weideplatz; slav. basa, basca, pasca, pastvo, pastvisko etc. (= Weideplatz; lat. pascua); bedi, slov. bodi = sei! (Imperativ); behia = Weidevieh, Kuh; slov. beka = Schaf, bekati čech. bečeti = blocken; bola = Beule, Kugel; slov. bula = Beule, das Geschwellte; bular = Zitze, weibliche Brust, (vergi, bola. Bei den slavischen Türken ist «bula« = Frau, Mutter, Säugerin; im Deutschen: Buhle (Geliebte) und xFullax der nordischen Mythologie in der Auffassung: Amme, Kinderfrau; bask, cepois = Holzprügel; slov. cep; choko = Winkel; slov. kot; derna = Handfläche; slov. drn = Zucken in der Hand. (Vergi, auch den deutschen Vulgärausdruck: Dern, Tern = Schlag mit der flachen Hand); err = Ende, Spitze; slovenisch rt = Spitze; ezcura = Eiche; slovenisch sura = Korkeiche; gar = Flamme; slavisch žar = Flamme Glut; baskisch garabia = Krahn, Hacken; slovenisch grabiti = erfassen; baskisch gori = brennen; slov. goreti = brennen; bask, goritu, goritzen = in Liebe brennen, küssen; slov. goreti (za koga) = begeistert (für jemand), schwärmerisch lieben; gora — gegen die Höhe, auf der Höhe; slov. gor, gori = hinauf; bask, gorena = hoher Berg, slov. gorenje, Gorenjsko = Gebirgsgegend; bask, goierritar = Gebirgsbewohner; slov. goričar = Bergbewohner; gorhain, gorhaindu = Reiz zum Ekel, Brechreiz; slov. gorki = bitter, etwas zum Brechen Reizendes; heya gora = ein Klageruf (interject.); slov. oj gorje ~ ach weh!; kukudatz = das Gackern der Henne nach gelegtem Ei; slov. kokodajsk; leka = Hülse, Schote; slov. leča = Linse (bot.); liska = Moor, Sumpf; im Slovenischen bezeichnet man damit durchwegs Wassertiere und Sumpfpflanzen: bask, liskar = Streit; slov. liskati = sich im Streite schlagen, sich ohrfeigen ; menast = metallen ; slov. menast, medinast = erzen; menina = Geschmeide; palanka = Stange, Stab; slov. planka = Zaunpfahl; phuncella = Jungfrau; slov punca = Mädchen; phonetisch ähnlich klingend auch deutscher Vulgäreausdruek in verächtlichem Sinne als xFunzex und xProfunzx*); bask, poistarika = Bachstelze; slov. pastarica; picher — Wassertopf; slov. = pisker; pikarda — *) Die Lausitzer Wendinnen bezahlten als Heiratsabgabe an den Gutsherrn einst das «Punzengeldx, ein Ausdruck, den sich die Sprachforscher bis nun nicht erklären konnten. scheckig; slov. pikast — gesprenkelt, punktiert; pot, poz = lustig sein, küssen; slov. božati = liebkosen, streicheln; daj poč« = Handkuß der Kinder; senar = der Ehemann; slov. ženar, ist aber in der Bedeutung Ehemann (einer der sich eine Frau — žena genommen) nicht mehr im praktischen Gebrauche, obschon es eine genauere Determination bietet, als «mož«, das nur einen Mann ohne Standesangabe bezeichnet; šopa, slov. soba = Zimmer, Kabine; zama, sama = Last, Bürde; slov. samar = Tragtier; samariti = ein Tragtier führen. — «Samariter« ist wohl auch desselben Ursprungs und wird in der Bibi. Geschichte stets mit einem seitwärts stehenden Tragtiere abgebildet; Saum weg ist sonach ein Slavismus und bezeichnet einen Weg, auf dem man Lasten nur tragend fortbringen kann ; zamarra = Bluse, hochgeschlossenes Kleid; čech. čamara = hochgeschlossener Rock, geltend als Nationalkleid. Der Slovene kennt nur den Begriff «camer« für den Aufseher einer Herde (tamor!) und für eine Mütze aus Schafwollstoff. Es scheint, daß es sich hier um ein besseres, repräsentatives Kleid aus feinerem Wollstoffe, also um ein Festkleid handelt, dessen Qualität dem jetzigen Samt ähnelte, mit dem es auch sprachlich verwandt sein dürfte; zanko = Franse; slov. zanka =Masche, Schlinge (am Schlüsse einer Näh-, Knüpfoder Webearbeit); zapi = Stück Leinen; slov. capa = Fetzen, Stück fadenscheinigen Leinens; zapata — Schuh; zapatu = schwer gehen; slov. copata — Flechtschuh, Patsche; copati =schleppend gehen, im Kote marschieren; copak = einer mit defekter Beschuhung u. s. w. Das Baskische ist sicherlich durch die beiden romanischen Nachbarn (Franzosen und Spanier), vielleicht teilweise auch durch die ungenaue Darstellung der Aussprache, — nachdem die vorhandenen Sprach- und Wörterbücher nicht von Verfassern baskischer Muttersprache stammen, — auffällig, ja unnatürlich mit Vokalen überfüllt, daher der etymologische Kern eines Begriffes zumeist schwer auszulösen ist. Immerhin müssen aber die wenigen Beispiele bereits jedermann stiitzig machen, ob denn dies alles reine Zufälligkeiten seien.*) *) Als Kuriosität sei erwähnt, daß das Metropolitankapitel von Pamplona bereits im 17. Jahrhunderte das Baskische als die Sprache des Paradieses erklärt hat und reklamierte J. B. Es gibt ebensowenig eine vollkommene neugeborene Sprache wie es einen vollkommenen neugeborenen Menschen gibt; ihre Evolutionen sind in beiden Richtungen dieselben und beide wissen doch von den Vorgängen bei ihrer Geburt — nichts. Berücksichtigt man aber z. B. welchen großen Druck die plötzliche Entdeckung des Sanskrit auf die inspirierte Philologie übte, als die zerstreuten Sprac'nelemente der verschiedenen Zungen auf einmal in den neu ausgegrabenen Veden wieder ihre Blutsverwandten erkannten; als es feststand, daß die Hindudialekte dieselbe Grundlage haben, wie die Hauptsprachen Europas, da kam doch zum Teile der absurde Gegensatz zwischen Vernunft und Logik in Konkurs, daß die Sprachen nicht einer gemeinsamen Quelle entstammen. Leider differenzierte sich diese plötzliche divinatorische Erkenntnis sehr bald wieder zur trägen unelastischen Masse, und der erste Effekt dieser denkwürdigen Entdeckung ist längst verpufft und wieder in scholastische Rubrikenfächer eingekapselt; ja, als ich das erstemal schrieb, daß das Baskische durchaus keine >< Sprache, sondern geradezu mit dem heutigen Erro in seinem Buche: El mundo primitivo (1814) von neuem die allgemeine Zuerkennung dieser These. — Ähnliche Vermutungen tauchten auch bereits für andere Sprachen auf; so hielt Philipp v. Zesen die deutsche Sprache als das paradiesische Idiom, Poropius in Antwerpen (1580) das Niederländische, John Webb (17. Jahrh.) das Chinesische, ein anderer das Französische u. s. w. — Dem Forscher objektiver Richtung kann die Zugehörigkeit der paradiesischen Sprache so lange irrelevant sein, bis nicht reell entschieden ist, ob es ein Pa r a d i e s im Biblischen Sinne gab, wo es lag und namentlich wie es im Originale hieß. — Es ist aber sicher, daß es Paradiese, linguistisch genommen, immer gab und noch heute gibt, denn im Worte selbst verbirgt sich die Wurzel »prat«, welche eine üppige Baum wie se bezeichnet. Vergi, pratum (latein. Wiese), prašnik (slov. Heumonat), Prater (die große Baumwiese in Wien), Prater bei St. Pölten, Pradl (der Wiesengrund von Innsbruck), Brateisbrunn. Ortsnamen in der Form: Paradies, Paradisee gibt es übrigens noch heute genug, so: in Steiermark, Krain, bei Marseille, Bregenz, Syracus, Hermannstadt und wohl auch noch andere. — Das durch Professor Alois Musil (Olmiitz) aufgedeckte Wüstenschloß »Kusejr Amra« nennt Xenophon, der es auf seinem Perserzuge gesehen, Ily.Qaósiffng, weil es in einem schönen Garten mitten in der Wüste liegt, ist sonach nicht gleichbedeutend mit: Tiergarten. — »Paradies« nannte man wohl allgemein eine prächtige Landschaft, wie man ja auch unter »Parade, paradieren« etwas äußerlich S c h ö n e s versteht. Slovenischen nahe verwandt sei, wurde ich von Hochschulprofessoren verschiedenster Richtung höhnisch angegriffen, und das mildeste Urteil darunter bemitleidete meine beneidenswerte — Naivität. Und heute, nachdem ich dies noch etlichemale unverhüllt ausgesprochen, — ist es bereits stiller geworden, ich weiß nicht, ob aus Überzeugung oder — Vorsicht ! Russen. Es ist eine allgemein verbreitete, wissenschaftlich ausgesprochene Ansicht, es hätten die Russen ihren Volksnamen von den xRuodsenx (= Ruderern) erhalten, welche i. J. 891 n. Chr. in der Schlacht bei Löven geschlagen, sich an die Rüsten des baltischen Meeres flüchteten und daselbst eine neue Heimat gründeten. Dieses, sowie eine zweite Erklärung, die Bezeichnung stamme von dem Gründer der russischen Monarchie, Rurik, gehört vollends in das Reich der Sage, denn schon Tacitus nennt die Russen xRoxolanix. Der Name : Russe, Ross, Rossia (= Russland) scheint ursprünglich eine verteidigungsfähige, gute Weidegegend bezeichnet zu haben. — Die Urbedeutung ist im Slovenischen noch erhalten; so sind: xros, rus, rosa, rusax Bezeichnungen für W e i d e v i e h, namentlich Rinder; in manchen Gegenden gilt daher das Diminutivum xruskax als Sammelname für das Kleinvieh (Schafe und Ziegen). — xRusalscakx (altsl. rusalje) ist die Pfingstzeit, der Beginn des Weidetriebes in Gebirgs- oder kälteren Gegenden; xrusanax ist der Begriff für die R u h im Besonderen; xrusax = Rasen; xrusavax = Grasplatz an einem Fluß- oder Bachufer, xruslox = Bachrinne; xRusax ist demSlovenen auch ein mythisches Wesen mit einem Pferde oder Ziegenkopfe; ein derartiger Popanz wird zur Faschingszeit in manchen Gegenden herumgeführt, und hiebei um das Gedeihen der Pferde, Rinder Schafe und Ziegen im kommenden Jahre gebeten. — xRusalkax die russische Wald- und 'Wassernymphe ist nichts weiter als die Erhebung bevorzugter Hirtinnen, vermutlich der Frauen und Töchter der Gemeindeältesten, zu höheren Wesen, ähnlich wie dies bei Vilen, Walkyren, Weißen Frauen (bele žene) u. a. der Fall ist. — Aber gerade die ältesten, mit dem Begriffe xros, rusx zusammenhängenden Ortsnamen zeigen, daß das Meritorische an dieser Bezeichnung eigentlich die-Grenze (also: die an der Grenze Wohnenden) sein muß, denn die Namen: Rog. Roh, Rogatec, Rohitsch, Vue du Roc, Rocca. Roc- cetta, Rozau, Rogersdorf, Rogužno, Rohle, Rohlau, Rohów, Rokytno, Roketniz u. a. weisen auf Ortschaften an einer Grenzlinie, und namentlich auf solche an einer scharfen Ecke (rog, roh = Ecke, Horn, eckige Grenze) oder wo mehrere Grenzen Zusammenstößen. — «Rožna dolina« ist daher kein «Rosental« sonder eine Tallinie, welche zugleich eine Gebiets- oder Verteidigungsgrenze bildet. Selbstredend stehen auch die Namen : Rosenberg, Rosenburg, Rosenau, Rossegg, Rosenbüchl weder mit Rose noch mit R o ß in irgendwelchem onamastischen Zusammenhänge. — Die Kommandanten solcher Punkte hießen demgemäß sodann : Rok, Rog, Rochus, Rohas, Rogovolod, Rosman, Roškar (Rossegger!) u. a. — Chod, Choden, Hotinje, Hotzenpfotz, Hoče (alte Schreibweise «Chotse«), Hodoše, Chocznia, Kot, Kodanj, Koče u. ä. deuten auf befestigte Weideplätze. Der Vorstand einer solchen Gemeinde, die er zu beschützen hatte (altslav. «hodati« = verwalten, Prokurator sein, ein bevorstehendes Unglück verhüten; čech. «chovati« = pflegen, beschützen; russisch «kotorä« = Feindschaft, Fehde) war chod, chot (heute čechisch in der Bedeutung: Ehemann, Eheweib), das aber bei den Deutschen zu «Gott«, bei den Osmanen zu hodža (=türk. Priester) "wurde. «Koč, koča, kuča, chata« ist ursprünglich eine Hirtenhütte; «hoch, hoši« bedeutet noch heute im Čechischen einen Hirten oder Knaben, «kočovati« ist gleichbedeutend mit noma- *) *) Ich habe früher daran gehalten, daß «Rus« identisch sei mit blond. Tatsächlich sind die Russen vorwiegend blond, oft rot, in manchen Gegenden sogar flachsblond; in der Umgebung von Minsk gibt es auffallend viele Albinos. — So berechtigt nun diese Deutung wäre, so ist sie doch unzutreffend und unnatürlich, wenn auch noch, der Name «Weißrussen« (Bjelorusi) dazukommt, da dieser nur eine falsche deutsche Übertragung ist, denn «Bjelorusi« sind lediglich die Bewohner an vorbereiteten Grenzschutzpunkten. — Die landläufige Behauptung, daß nur die Germanen blond waren, ist einseitig und unbegründet; Tatsache ist, daß bei den Nordslaven die blonde Haarfarbe noch heute, trotz vieler Kreutzungen, stark vertreten ist; die Slovenen und Cechen werden fast ausnahmslos blond geboren und erst mit dem Eintritte der Pubertät dunkelfarbiger. — Im Spreewalde findet noch jetzt jährlich der Haarmarkt statt; die Wendinnen verkaufen dort ihr blondes, reiches Haar — das gesuchteste und schönste, welches käuflich zu erwerben ist — um einen ziemlich hohen Preis (60—100 Mark). d i s i e r e n. — Der Übergang von der Hinengemeinde zu einer namhaften Verteidigungsgruppe ist hier leicht organisch zu verfolgen, denn xchotar, kotar, kotorx (franz. «Cote dror)« ist ursprünglich die von einem «chod« geleitete Gemeinde, welche aber durch Vereinigung von mehreren Gemeinden zu einer Kreis- oder Bezirksvereinigung führte, die im Südsla-vischen noch «kotorx lautet, und war der Verteidigungschef eben der noch heute an das Militärische anspielende Bezirks-hauptmann: im 15. Jahrhunderte verstand man im Ce-chischen unter xchod« noch den G r e n z w ä c h t e r; ein Erd- oder Steinaufwurf zur Bezeichnung der Grenze heißt noch heute Hotterhaufen. Das alte Volk der Choden in Böhmen bewachte daher einst die Einbruchstellen von bayrischer Seite her. Die Namen «Kotor« für Ansiedlungen kommen in Europa überaus häufig vor, sind aber auch in anderen Erdteilen Reichlich zu finden. Wir wissen z. B. daß Island einst politisch in 39 «Godarde« (Bezirke) eingeteilt war, welchen als Ältester je ein «Gode« (God, Göd = Pate) Vorstand. Von den topischen Namen seien hier noch besonders erwähnt: Goti (Volksname), Gotha, Gottes, Göttingen (das slav. Hotinje), Gotenburg (mit Bohas-Län), Gotaland, Godula, Kott-las, Kot (z. B. Kot-Alpe, die zu Winkle r-Alpe übersetzt wurde, weil «kot« später die Bedeutung Winkel, Ecke, Grenze annahm), Kottbus, Kočevje (Gottschee), Kočubej, Košubi, Kočno, Chodan, Chodavendikjar (Türkei), Chodschar-Saleh (Dorf in Afghanistan). Chodshent (Turkestan), Chod-ziesen (Kolmar in Posen), Chotzen, Chotébof, Chotina, Cho-tiesiny, Cottage (eine Gruppe von Hirtenhütten, jetzt Villen) u. a. m. — Hieher gehört wohl auch der vielumstrittene Name «Ouadix. Den vielfachen Erfahrungen zufolge entspricht das «Qu« in der lateinischen Transkription anderssprachiger Wörter dem «H« oder «Ch« (z. B. Haloze wurde «Qualose« geschrieben), wofür die Griechen wieder durchwegs ein «K» setzten. Die «Quadi« (Tacitus) und xKovaöoi* (Strabon) sind demnach nichts weiter als die Chodi der slovakischen Aussprache («chuodi, kuodi«) in der schriftlichen Anpassung. — Tacitus erzählt auch, daß sie im Gebiete der March und Gran, also als Nachbarn der heutigen Slovakei, wohnten, und zu jener Zeit den König Vannius (Vana) als Herrscher hatten; sie mußten daher schon damals eine alte und vorgeschrittene Kultur gehabt haben, wenn ihr Gemeindeältester bereits namentlich und in der Königs würde den Römern bekannt wurde. — Die jetzige Geschichte wreiß über die Quaden zu erzählen, daß sie ein mächtiges «germanisches« Volk waren, die oft in das römische Gebiet einfielen, aber im 4. Jahrhunderte n. Ch. aus der Geschichte verschwinden. — Selbstredend sind sie nicht verschwunden und auch nicht «in den Bayern aufgegangen«, wie man dies vermutet, sondern ihr Volksname wurde im Namen «Slovaken« oder «Mährer, Mo-ravani« zusammengefaßt, als man einmal die geographischen Begriffe zu generalisieren begann. Prokopius (De bello gothico I, 7) nennt Gothen und Slaven noch nebeneinander; desgleichen führt der König von Schweden den Titel: «König der Gothen und Wenden«.*) *) Der Weideturnus eines Kalenderjahres ist auch festgelegt in den Begriffen: god, godina (bei den Russen und Südslaven = Jahr); leto, ljeto (= der Ausflug, die Zeit eines Herdenausfluges, die Weidezeit, daher Sommer); jaro (= der Frühling, deutsch das Jahr, die Wiederkehr der Weidezeit). B. Sicherung der Gebietsgrenzen. Die Sicherung der Grenze und die Hintanhaltung des Überschreitens derselben in feindseliger Absicht erforderte naturgemäß seit den Urzeiten entsprechende militärische und technische Vorkehrungen, die bereits bei der Gemeinde begannen und dann im Einigkeitsfalle auch über ein großes Gebiet einheitlich durchgeführt und ergänzt wurden, daher sich diese Vorsorgen mosaikartig über alle Gebiete Europas wie auch weiter hinaus ziehen. Es ist festgestellt, daß sich einst jede Gemeinde auch unabhängig für sich sicherte und hatte dieselbe einen genau ausgearbeiteten Mobilisierungsplan, ähnlich wie heute jede Armee und jeder kleinste Armeeteil. Es wird daher kaum irgendeine Gemeinde geben, die nicht ihren eigenen Versammlungspunkt für sich hatte, wo sie sich zur Wehre setzte, denn sie konnte ja gelegentlich auch von ihrem nächsten Nachbar überfallen werden, und bestätigt uns dies nicht nur der selbstverständliche Selbsterhaltungstrieb, sondern auch der Umstand, daß sich solche Vorsorgen vielfach ja bis heute erhalten haben, sowie daß sie überall in den Ortsnamen sprachlich nachweisbar sind. Solche Punkte waren: Die Kirche oder der Friedhof mit der Umfassungsmauer, der Dorfplatz, ein eigener Graben mit Wall, ein Testes Gebäude (Schloß, Hof, Arrest, Schüttkasten), eine Schanze (in der Ebene), eine Bach- oder Flußlinie oder eine verteidigungsfähig hergerichtete Höhe, wenn die Bodenplastik dies ermöglichte. — Von der Zeit der ersten Nachrichten an, daß ein feindlicher Einfall drohe, wurde die Grenze beobachtet und bewacht, der Verteidigungspunkt verstärkt und verproviantiert, die Habe in Sicherheit gebracht und so der Feind er- wartet.* Wurde man hier geschlagen, so zog man sich zum nächsten verteidigungsfähigen Punkte oder Abschnitte zurück, und so ging es weiter, bis man entweder selbst oder mit fremder Hilfe siegte und den Feind wieder vertrieb, oder aber unterlag. Nach altem Brauche wurde an den Grenzen auch stets ein gewisser Streifen Landes als neutrale Zone belassen, die unbebaut und unbesiedelt blieb, analog wie schon die Anrainer zwischen zwei Ackerparzellen einen schmalen Grenzstreifen (Rain) gewohnheitsmäßig freilassen, damit sich die Besitzungen nicht unmittelbar berühren; dieser Rain bleibt auch unproduktiv, wird also weder gemäht noch abgegrast. Der Slovene nennt einen solchen Grenzstreifen sprachlich vollkommen zutreffend in der Diminutivform xmejicax {— kleine Grenze) daher dessen xiriejax (= große Grenze) einen größeren Streifen voraussetzt, der namentlich in jenem Falle so benannt wird, wenn er bereits mit Gestrüpp bewachsen ist. Tatsächlich haben die Gemeindegrenzen in manchen Gegenden noch heute einen unnötig breiten, meist von Dorngestrüpp überwucherten Grenzstreifen, welchen niemand kultiviert, weil der Boden eben niemand gehört, abgesehen *) Eine solche Mobilisierungsdisposition hat sich in meiner Heimatsgemeinde traditionell noch gut erhalten und ich gebe sie hier wieder, wenn dem Leser auch die lokalen Verhältnisse unbekannt sind. Bei der ersten Alarmnachricht wurden von der Abenddämmerung bis zum Tagesanbrüche alle Zugänge an der Gemeindegrenze, da es ein gebirgiges Terrain ist, besetzt gehalten und waren hiezu die Häuser, welchen dieser Dienst zukam, vorherbestimmt; der Rest der waffenfähigen Männer begab sich auf den Tabor, und vervollständigte hier noch die Vorsorgen; tagsüber war ein Beobachtungsposten auf dem Kirchturme etabliert; einzelne Pfauen begaben sich zur Verseilung des Samariterdienstes auch auf den Tabor; die Kinder, Greise, Frauen mit Mutterpflichten und erwachsene Mädchen wurden aber in das Kolos-Gebirge gesendet, wo jeder wohlhabendere Ortsbewohner einen Weingarten mit einem mehr weniger primitiven Wohnhause besaß; dahin wurde auch die wertvollere bewegliche Habe, sowie das Vieh gebracht, soweit letzteres eben nicht zur Verproviantierung des Tabor abgegeben wurde. Die Waffen wurden instandgesetzt und verteilt, die Signai-stationen aktiviert, Verhaue an bestimmten Punkten angelegt, Brücken unterbrochen, Stege weggeräumt und Hinterhalte an verschiedensten Stellen gelegt, wie dies der Verteidigungsrat, an dessen Spitze der Bürgermeister stand, je nach der vermutlichen Einbruchsstelle ad hoc bestimmte. von der Notwendigkeit einer wurzelfesten perennierenden Grenzflora, damit sich die Grenze etwa im Winter oder bei einer Überschwemmung nicht verwische. Der Verletzung der Grenze im Kleinen war schon in der patriarchalischen Verfassung eine strenge Strafe zugedacht, sie galt als Sakrileg, und fand nach dem Volksglauben noch nach dem Tode keine volle Sühne, denn z. B. die nGrenzstein-rücker« müssen sich bei mondhellen Nächten wieder am Tatorte einfinden, um ihr Verbrechen gutzumachen. Um nun die Grenze auch für den Fremden unzweifelhaft kennbar zu machen, brachte man daselbst verschiedene Kennzeichen, wie: künstliche Grenzhiigel (Hotterhaufen) oder auffallende Grenzsteine, oft mit bildlicher oder schriftlicher Warnung an. Von den letzteren sind die interessantesten die bildlichen, wTie sie ziemlich zahlreich, namentlich auf norddeutschem Gebiete vorgefunden und auch von der Wissenschaft als Bildwerke aus altslavischer Zeit widerspruchslos anerkannt wurden. So zeigt uns Figur 1 einen seit Menschengedenken als Grenzstein zwischen den Dörfern Mosgau und Groß-Herzogswalde in Westpreußen Fig. la) Fig. lb) geltende Statue aus rötlichem Granit von 126 cm Höhe. Die Skulptur zeigt an, daß man je nach Art der Grenzverletzung entsprechende Gegenmaßregeln ergreifen werde, denn die Attribute sind: ein Dreschflegel oder Knüttel zum Zurücktreiben von unbewaffneten Menschen, dann von Tieren, welche etwa hirtenlos die Grenze überschreiten; ein Schwert, um einzelne Menschen, welche in feindseliger Absicht kommen, abzuwehren; ein Horn, um das Signal zu geben, daß größere Gefahr der Gemeinde drohe. Selbst die Flanke stellt eine Figur (Figur lb) dar, die die Arme ausgebreitet hält, wie zur Warnung: »nur bis hieherbr) *) *) Über das Alter und die Bestimmung dieser Steine hen -sehen die einfältigsten und unnatürlichsten Meinungen. So sagt Dr. Weigel im Aufsatze: »Bildwerke aus altslavischer Zeit» (im Archiv fiir Anthropologie, Berlin 1892), daß diese Skulpturen schon deshalb slavisch sind, weil nur die Slaven eine so primitive Kultur hatten, keine Schrift besaßen, keine eigenen Münzen kannten, nichts vom Golde, Silber und Bronze wußten u. drgl. — Um die Einwanderung der Slaven im 5. oder 6. Jahrhunderte n. Chr. stimmend zu machen, meint er, in jenen Gegenden saßen zuvor die hochkultivietren Germanen, dann kam die triste Zeit der Völkerwanderung, und nachdem es die bei dieser Gelegenheit eingedrungenen Slaven zu keiner nennenswerten Kultur brachten, trat die Regermanisierung ein. — Eine Polemik über diese ethnographischen Zauberkünste wird wohl niemand erwarten, denn wer soll dann allen diesen Fundorten slavische Namen gegeben haben, wenn sowohl zuvor als auch nachher die Germanen es waren, w e Iche einzig die hohe Kultur repräsentierten und es sozusagén nur auf eine Probe ankommen Hessen ob sich die Slaven kulturell bewähren werden oder nicht; weshalb haben sie da selbst keinerlei sprachlich-kulturellen Einfluß geübt! — Erwähnenswert ist auch die Hypothese, daß die Grenzsteine ursprünglich slavische Götzenbilder waren und erst später die profane Verwendung fanden. Ich glaube hingegen, daß die Figur selbst ein »granit, granic», d. i. ein Grenzstein von allem Anfänge war, und daraus erst der Gattungsname für den Stein, aus dem die Figur bestand, — Granit — wurde, denn der widerstandsfähigste Stein war eben nur für den Grenzstein geeignet. Ja man bezweifelt sogar, ob die Skulptur mangels von Eisen bei den Slaven nicht mit harten Steinen ausgeführt wurde; darüber gibt wohl die Härteskala in jeder Mineralogie einen klaren Aufschluß, abgesehen davon, daß ja die Figuren selbst Schwerter tragen, das Eisen also zweifellos bekannt und im Gebrauche gewesen sein muß, denn Schwerter aus Holz kennen wir bis jetzt nur als Surrogat bei den — Kinderspielen. Ein anderer Grenzstein wurde bei Regnitz nächst Bamberg gefunden (siehe Fig. 2). Der Stein ist 140 cm hoch, weist aber nicht die früheren Attribute auf. Auf der Rückseite (Fig. 2b) ist jedoch eine Ellipse mit mehreren regelmäßig gruppierten, wagrechten Furchen ausgemeißelt, welche die imaginäre Umfriedung der Grenze in der Form von Absperrlatten anzeigen sollen. Ein ganz eigenartiger Grenzstein ist jener von Husiatyn in Galizien. ') Es ist dies eine Steinsäule von 27 m Flöhe und ' ) Man glaubt in slavischen Kreisen, es sei dies ein Standbild des Kriegsgottes xSvantevid», (d. i. Allesseher, Weltseher), also eines verdoppelten Janus, welcher in Arčona auf Rügen verehrt und dort auch seinen Tempel hatte. — Tatsächlich ist hier die Allegorie der Einigkeit sehr geistreich erfaßt, denn die vier verschiedenen Personen sehen alles, haben aber nur èin Gedankenzentrutn. Wir finden darin auch die Erklärung des gangbaren Spruches: »sie stecken alle unter einer Decke (einem Hute)», wie dies hier der Fall ist, und kennen diese Redensart fast alle Sprachen. — Deutsche Forscher glauben hinge- Der „Triglav“. — Al — einer quadratischen Basis von 34 cm Seitenlange; sie ist hier (Fig. 3 u. 4) sowohl von einer Ecke als auch mit ihren vier Fronten in eine Ebene gelegt dargestellt. Die vier Figuren stecken unter einem einzigen Hute und zeigen wohl damit an. daß sich hier im gefährlichen Grenzgebiete (Galizien und Podolien) einst vier Älteste oder Führer von Gemeinden zur gemeinschaftlichen Abwehr des Feindes vereinigt haben, und war jener mit dem Schwerte und Pferde versehene der fallweise Oberbefehlshaber. — In der zweiten Etage sind zwei männliche und zwei' weibliche Figuren zu sehen, welche einen Reigen — vielleicht aus Freude über die Einigung — aufführen. Die untersten Figuren sind entweder diejenigen der Führer, welche sich später ausgezeichnet haben, oder die Nachfolger der oberen — wobei schon der vierte fehlt —, denn sie machen den Eindruck einer späteren und reiferen Arbeit. — Alles dies sind jedoch suggerierte Vermutungen ; am naheliegendsten ist aber die Annahme, daß dies ein Grenzstein am Zusammenstoßpunkte von vier Grenzgebieten ist, und bringt jede Seite den Beherrscher des betreffenden Gebietes zur Darstellung; es ist dies also ein »Viermarkstein». gen, daß die drei Etagen die Unterwelt, die Welt und den Himmel bedeuten, was man rundweg als eine ganz unmotivierte Idealisierung abletinen muß. — Ich halte die Bildwerke dieser Kategorie lediglich als äußere Zeichen geschlossener Bündnisse, die zur Erhöhung des Wertes mitunter auch in Tempeln oder Gotteshäusern aufbewahrt wurden, um einen sakralen Charakter zu erhalten. Die vielen mehrköpfigen Statuen sind daher nur als Einheitsallegorien zu nehmen, ob sie nun an einer wichtigen Grenzscheide (z. B. der oft vorkommende »Dreimarkstein») oder in einem Tempel stehen, genau so wie wir Bildstöcke haben, die am Felde, im Weingarten, auf der Brücke, aber ebensogut außen und innen an der Kirchenwand oder gar in dem Altar stehen. Der als »Triglav« bekannte Berg ist daher kein D r e i k o p f, denn er hat, wie die beigegebene Figur zeigt, gar nicht drei Kuppen, sondern deutet hiemit an, daß er an dem Vereinigungspunkte dreier Landesgrenzen steht, was tatsächlich stimmt. — Stellen, wo drei Grenzen Zusammentreffen, kennzeichnen die Slaven auch als: trojica, trojčno (Tročnovo); möglicherweise ist auch »Troja» dieses Ursprungs. — Das katholische Dreifaltigkeitsprinzip hat daher auch schon seiner bildlichen Darstellung nach bereits in der T r i g 1 a v-Statue sein Vorbild, ebenso wie die dreiköpfige Steinfigur des indischen Trimurti etymologisch auch nichts weiter ist, als die Vereinigung von drei Fürsten oder Stammesältesten an einer Grenze (»tri» und »mor, mur«) behufs einheitlichen Vorgehens bei feindlichen Anlässen, also ein Dreibund der uralten Politik. Fig. 3. 1. Seite 2. Seite 3. Seite 4. Seite Fig. 4. Weshalb man aber die erwähnten Grenzsteine, die lediglich nur einen warnenden Grenzwächter darstellen sollen, deshalb den Slaven zuschreibt, weil die Skulpturen so ungemein roh und primitiv aussehen, ist unerklärlich, denn diese Denkmäler sind augenscheinlich uralt und mindestens schon an 2000 Jahre dem Wind und Wetter ausgesetzt; und für diesen Zweck hätten sicher auch die klassischen Griechen keine Aphrodite bei Praxitelles bestellt! In die Kategorie der Grenzsteine gehören auch die sogenannten «Babax-Steine, die zahlreich in Rußland gefunden werden. Unter xBabax versteht man vor allem Höhen an Grenzpunkten, daher auch Ortschaften, die am Fuße solcher liegen, xPodbabax lauten;"') ansonsten gilt xbabox als der alte Vater, Großvater, Familienälteste, dann Kommandant an solchen Grenzgebieten ; weil er große Gewalt hatte, war er auch gefürchtet, und kam so zuf Bewertung als Drohgespenst, woraus im Deutschen xWa-wau, Wauwau X wurde, daher er auch indrohenderPose dargestellt erscheint. Im Slovenischen gebraucht man xbavec, bavcx (= Schreckgespenst), im Russ. xbavunx für den diesen darstellenden Stein, das Grenzzeichen, auch als xbaba-jagax bekannt; dieses ist aber wieder nur eine Verballhornung von xbabjakx und xvabjax, worunter man jenen Grenzstein versteht, der als ein Findling oder erratischer Block bezeichnet wird. — Nun ist aber die landläufige Erklärung, daß diese Blöcke schon in der Eiszeit vom Norden her herabgeschoben worden seien, auch falsch, da schon die Vorstellung mangelt, wie solche Monolithe die Gebirgswälle übersetzten. Die Tatsache ist eben anders: zur Markierung einer wichtigen Grenze brachten sich die Bewohner große, in fern gelegenen Fundorten gebrochene Steine von geringem Verwitterungsvermögen. Solche Kolosse konnte nun auch niemand leichterdings umstellen und noch weniger unauffällig ersetzen, weil der Transport eines zweiten gleichartigen Steines oder das Zertrümmern wie das Entfernen doch nicht leicht unbeachtet vorgenommen werden konnte. Geht man aber dem Fundorte solcher Grenzsteine nach, so wird man *) *) Ansonst: Babel, Bab-el Mandeb, Babylon, Babylom, Wawel u. ä- — Im nächsten Umkreise der Stadt Brünn gibt es z. B. vier ><-Steine, die tatsächlich mit einer «baba» (= altes Weib, Hebamme) im Zusammenhänge stehen und nur durch den Gleichklang zu irrigen Erklärungen führten. Skulpturen dieser Kathegorie, welche entweder Frauengestalten in Gravidität oder geradezu den natürlichen Geburtsakt drastisch darstellen, diiiften einst keinen anderen Zweck gehabt haben, als bildlich anzuzeigen, wo eine Hebamme wohnt, war also auch ein Zunft- und Gewerbezeichen, wie wir analoge noch heute genug besitzen, und ähnliche z. B. im alten Pompeji als typische Orientierungsobjekte für Freudenhäuser bei den Ausgrabungen vorfin-den. — Alles weitere Fabulieren über jene Steine kann wohl als gründlich verfehlt angesehen werden, wie z. B. daß dies Göttinnen weiblicher Fruchtbarkeit seien, denn der Zusammenhang zwischen diesem Firmenschilde, wobei meist auch ein Kind am Arme gehalten wird, scheint mit der heutigen Kennzeichnung einer Hebammenwohnung — dem Muttergottesbildnis mit dem Erlöser am Arme — organisch durchaus noch nicht ganz unterbrochen zu sein. Einmal diente hiezu ein roh gemeißelter Stein, ein andermal eine käuflich erhaltbare Bronzefigur; mußte aus irgend einem Grunde das Gewerbe unterbrochen oder aufgegeben werden, so wurde natürlich auch wieder das Firmazeichen entfernt. in Form von Rinnen, eckigen oder runden Ausnehmungen, damit sie sich äußerlich in Bezug auf ihre spezielle Bestimmung von sonstigen Steinblöcken und Felsen der Umgebung abheben und hiemit Irrungen für die Besitzer oder die Säumer ausschließen; es sind dies wohl die ältesten, aber auch die unverwüstlichsten Methoden und Beispiele von Weg-und Qrenzmarkierungen. Daß es geradezu lächerlich ist, solche Steine als rituelle Objekte prähistorischer Provenienz anzusehen, zeigt der Umstand atn besten, daß es oft naturgewachsene Monolithe sind, die mitunter auch sehr weit von menschlichen Ansiedlungen, immeraberanWegen oder Grenzlinien liegen. Die Zahl der eingegrabenen Linien oder Löcher mag ja auch, da der Naturstein doch nicht immer gerade auf der natürlichen Grenze oder mitten im Wege stehen kann, konventionell, ähnlich wie unsere Hydrantentafeln, in den damals gangbaren Längemaßen angegeben haben, wie weit hievon und nach welcher Seite hin z. B. die wahre Grenze läuft, wofür uns heute allerdings noch die synchronistische Denkmethode mangelt, was sich aber bei Vergleich mehrerer solcher Punkte doch vielleicht wieder festlegen lassen dürfte. — In der Schweiz gibt es längs uralter Saumpfade eine Anzahl von xZeichensteinenx, und wer diese noqh weiter für Opfer- u. K u 11 u s s t e i n e hält, der dürfte doch bald mit seiner Phantasterei allein dastehen. Auf dem Kamme des Gebirgszuges von xMalavasx im französischen Departement Haut-Loire fand man drei solche Schalensteine, die aber das Volk noch als xMartinsteinex (mar = Grenze), also heute unverstanden aber etymologisch richtig als Grenzsteine kennzeichnet. Einen Pietätswert haben diese Steine, — man wallfahrtet ja noch immer dahin —, allerdings dadurch erhalten, daß an solchen Punkten oft auch angesehene Persönlichkeiten bestattet wurden, denn die alten Völker begruben ihre Toten mit Vorliebe entweder auf aussichtsreichen Höhen oder aber an Wegen und namentlich an Kommunikationskreuzungen, weil der Tote dadurch einerseits nicht so leicht dem Gedächtnis der Epigonen entschwand, andererseits erhielt aber die Grabstelle und hiemit auch die Grenze dadurch von selbst einen exterritorialen und zugleich sakralen Charakter. Daß der gemeinsame Weg naturgemäß an der Grenze lief, ist selbstverständlich, denn auf diese Art gab jeder Besitzer nur die Hälfte des nötigen Grundes dazu, und ist dieses bei Gemeindewegen ja auch heute nicht anders. — Eine ähnliche Doppelbestimmung hatten die «Menhir’sx, die Gräber an einer Grenzzone (menjati = wechseln; menjik = Grenzstein); menih, Mönch hieß nun der Kommandant an einem solchen Grenzverteidigungspunkte ; und die Stelle, wo ein solcher bestattet wurde, hieß sodann «menhir« oder ähnlich klingend.*) Eine derartige einleuchtende Wahrheit noch weiterhin zu begründen ist allerdings schwer, wenn die auf der Kombination aufgebauten klaren Tatsachen keinen Glauben finden, denn dann müssten wir schließlich auch glauben, daß unsere Urahnen nur verreist sind, weil wir sie mit eigenen Augen nicht sterben gesehen haben. ❖ *) An dieser Stelle sei auch dem Begriffe »cromlech« wissenschaftlich nähergetreten. Man behauptet, daß die mit Steinen belegten alten Gräber in England deshalb so genannt werden, weil dies im Keltischen «Kreissteine« (crom — Kreis, lech = Stein) bedeute. Abgesehen davon, daß diese Etymologie ganz willkürlich, ohne welche sprachliche Basis, aufgestellt wurde, ist die Schlichtung auch meist nicht in der Kreisform, — und wo ja, dort war es eben ein vorbereiteter Kampfplatz, — sondern sogar in überwiegenden Fällen in der J7 -Form vorgenommen. Statt aber nun den nächst-liegenden, allerdings slavischen Begriff »groblje, u grobljeh« (= bei den Gräbern) zur Erklärung heranzuziehen, stellt man lieber eine falsche Grabsteinschlichtung her, um eine aus der Luft gegriffene Etymologie äußerlich zu rechtfertigen, denn darüber bestand nie ein Zweifel, daß dies alte Gräber seien. Nun beschreibt aber Prof. Trojanović (Belgrad) auch einen solchen «cromlech«, der in Westserbien beim Dorfe «Votnjak« (Vodnjak) auf dem Hügel «Kicerak« entdeckt wurde. Daselbst befindet sich ein im Konglomeratboden geebneter, dominierender Höhenplatz, der von drei Seiten her schwer zugänglich ist; auf der vierten Seite aber, wu das Nahen zur Plattform leichter ist, befindet sich auf etwa 100 Schritte zuvor ein «cromlech», d. h. eine Art Zwinger, gebildet durch auf die Spitze gestellte und im Halbkreise angeordnete Steine, um solcherart den Zugang auch von dieser Seite abzusperren oder dem Gegner doch den Angriff aus dieser Richtung zu erschweren. — Das Ganze war sonach eine für die Verteidigung technisch vorbereitete Stelle, und wurden daselbst nebstbei auch die im Kampfe Gefallenen bestattet. Der genannte Forscher ist jedoch der Ansicht, daß von der Thronhöhe aus der Fürst und die Stammesältesten den Funktionen des heidnischen Priesters zugesehen haben, denn sie konnten das Die Erfahrung lehrt nun, daß auch die Volks- und Gegendnamen zum größten Teile so lauten, wie in der Sprache der betreffenden Bewohner die Grenze gekennzeichnet wurde, denn der Nachbar ist eben jener, der jenseits einer bestimmten Grenze wohnt, was aber auch wieder auf Reziprozität beruht, so daß jeder den Nachbarcharakter trägt, daher es dort Wenden, Winden gibt, wo die Grenze >< lautete : Limnones gab es bei xlimx, Medi, Meder bei xmedx, Markomanen bei xmar, markx, Krain, Ukraine bei xKjajx, Samniter, Samland bei xsam, zamx; es gibt ein Oderberg, Sachsenberg in der reinen Ebene, weil die Grenze dort als xbreg, Bergx bezeichnet wurde u. a. m. — Die Grenze war deshalb seit altersher entweder durch mehr oder weniger markante Grenzzeichen, oder durch schwächere oder stärkere Schutz- und Wehrbauten festgelegt, hatte in völkerrechtlicher Auffassung eine ungewöhnlich hohe Respektsbedeutung und bildete die Passierung derselben unter gewissen Vorbedingungen stets mehr oder weniger nachdrückliche Staats- und Kampfaktionen, was sich bis heute nicht im geringsten geändert hat.*) -— Solche Grenznamen größeren Umfanges sind: Med, Mej, Meh, Meža, Mah, Mak sind durchwegs Wurzelsilben für die Bezeichnung: Grenze, Ufer, Nachbargebiet. — Dem Kroaten ist xmedax = Grenze, xmeditix = begrenzen, xmedikx = Markstein; dem Slove-nen ist xmekx = das Flußufer, xmejax = die Grenze, xmejaS = der Nachbar (auch xmedasx); dem Russen ist xmezax = Grenze, Grenzstein, xmezakx = der Nachbar, xmezax (alte Form) = die Grenze; nachdem sich die Kämpfe zumeist im Grenzgebiete abspielen, ist dèm Südslaven xmejdanx = bei dem sogenannten Opfersteine stattfindende Ritual von dort aus noch gut beobachten. Dies alles ist eine unmotivierte Annahme, die nebstbei auch durch die Praxis unhaltbar ist, denn bei allen gottesdienstlichen Handlungen gilt die Proportion, daß je höher jemand im Range steht, desto näher befindet sich sein Platz am Altare oder beim gottesdienstlichen Funktionär, da dies natursächlich zur Ehrung von Hoheitspersonen gehört. *) Die Etjunologie der Ortsnamen wäre auch bei Grenzregulierungen der Staaten zu berücksichtigen, denn man will doch überall in objektiver Weise jene Linie als Grenze wissen, die seit undenklichen Zeiten als solche galt und dies besagen eben am klarsten die topischen Namen daselbst. Kampfplatz; «nehala, mahala«, Mehadija (an der Czernia!) = der Stadtteil (der verteidigungsfähige); «mehala« ist auch zugleich die Bezeichnung für eine Gruppe freiwilliger Kämpfer, Freischärler (zur Verteidigung der Grenze); im Lateinischen hat «nediusx die Bedeutung: das in der Mitte gelegene, das neutrale Gebiet; im Oskischen ist xmedix*) = der Älteste, das Oberhaupt eines Städtebundes, daher auch die Familie xMedicix. Alle Orte der Form: Meda, Mede, Medeba, Medelpad, Medern, Medevi (woraus die Slaven das anklingende «medvedx (= B ä r) machten, daher auch «Medovo selo« zu «Medvedovo selo« und im deutschen dementsprechend zu «Bärental« wurde), Mediasch, Media (Meder), Medina, Medine, Mediolanum, u. a., welche alle auf eine Küstenlandschaft, einen Fluß, ein Grenzgebiet oder einen befestigten Platz deuten. Dem Araber ist «medina« überhaupt der Begriff für die verteidigungsfähige Stadt, daher es in zusammengesetzten Ortsnamen wie: Medina del Campo, M. de Rioseco u. a. auch wiederholt vorkommt. — Der «Slavist« Miklosich machte sich in seiner Schrift «Die slavischen Ortsnamen« (p. .72) über jene lustig, die in den topischen Namen slavische Wurzeln entdeckt haben wollten, indem er meinte: Bei gutem Willen kann man selbst Mekka und Medina ohne viel Scharfsinn für s 1 a-v i s c h erklären ! — Die Wirkung des ironisch gemeinten Ausspruches nimmt bereits reflexive Formen an; es gehörte aber immerhin auch einiger Scharfsinn dazu zu beweisen, daß der «gute Wille« ein berechtigter ist, denn sonderbarerweise haben sowohl Mekka wie Medina uralte Forts (Haram), beide Städte lagen an der Grenze, und Mohamed selbst war ursprünglich, soweit man der Geschichte glauben darf, doch nur Befehlshaber einer kriegerischen Freischar oder Gemeinde. — In das gleiche Sprachgebiet sind noch einzureihen-«meč = Schwert, also die Waffe der Grenzverteidiger; «mekteb« ist die türkische Militärakademie; «medschlis« sind die Räte in einem türkischen Kollegium, sowie die Ortsnamen: Melk, Molk, Mödling, Mettnitz, Metz, Mettau,Meten vrh, Metković, MRtne, Metalka-Sattel, Messina, Messene, *) Das XXX in lateinischen, aus dem Slavischen stammenden Begriffen ist normal das Zeichen für die Transskription des slavischen «Č»; medix = medic. Messala, Mesen, Le Messin (Umgebung von Metz), Mies u. a., welche alle mehrweniger noch heute an Landes- und Provinz -grenzen stehen oder eine hervorragende Rolle in der Grenzsicherung eines Terrainabschnittes spielten. Die Formen: Melk, Mödling u. s. w. sind heute jedoch schon arg verballhornt, denn wir wissen, daß Melk i. J. 831 noch xMedelicha«, Mödling i. J. 904 >< als Wurzel, welches im Slavischen heute dem Paradiesesgarten gleichkommt, eigentlich aber das Jenseits d. i. das Territorium jenseits der Grenze bezeichnen will. Wir wissen dies nicht nur aus dem Begriffe »rajnix, d. i. der Verstorbene, der ins Jenseits abgegangen ist, aus der Redensart XV raj itix = die Grenze überschreiten, sondern erinnert daran das deutsche xRainx = die Feldgrenze, sowie die vielen Ortsnamen xRannx, welche alle an natürlichen Grenzlinien, namentlich an Flüssen liegen und früher als xRayn, Rain, Reinx geschrieben wurden. Derselben Bedeutung ist auch der Fluß xRheinx, welcher als mächtige Barriere für Kampfzwecke stets ein grenzbildendes Hindernis bot und als solches auch oftmals besonders erwähnt wird. xRajhradx (Kloster in Mähren) ist sonach ein Grenzverteidigungspunkt; xReichstättenx ist keine reiche Stätte, sondern ein ganz unbewohnter Grenzhügel in Niederösterreich, wie auch xReichenbergx kein reicher Berg ist, sondern gab der aussichtsreiche Jeschkenberg als wichtiges Grenzobjekt augenscheinlich der Ansiedelung den Namen. xRajax hat am Balkan heute noch die Bedeutung xHirtex, d. h. der Nachbar wurde von den Türken so benannt; in Indien ist jedoch der xRajax schon bis zur Königswürde vorgerückt, wo er sonach einst als Hoheitsname für den Kommandanten der Grenzsicherung angewendet wurde. Bewohner an solchen Grenzpunkten nannte man: Raitzen, R a j c i, Ratze n. Dieses Ursprungs ist auch der Vorname xRainerx, in der heutigen Form als Anrainer. Vin. Dieses Wurzelwort liegt ungewöhnlich vielen topischen und ethnographischen Namen zugrunde und deutet auf eine an einer Grenzlinie her gerichtete Verteidigungsstellung. xVinx ist im Slavischen in dieser Bedeutung, nametlich im Russischen ais»BÌHB«(= Gürtel, Grenze) erkennbar, dann im lateinischen als xfinisx (= Grenze), xvindicarex (= rächen); im Französischen xvindicte, vin-dicatifx (= strafende Gerechtigkeit), welche Begriffe an Überfälle und Kämpfe an der Grenze anspielen. Fliezu gehören vor allem: Wien (röm. Vindomina, Vindobona), Win-disch (röm. Vindonissa in der Schweiz)- sowie alle Zusammensetzungen mit diesem Bestimmungsworte, wie: -Büchl, -Dorf, -Garsten, -Gratz, -Landsberg, -Matrei u. v. a.; dann: Vinar, Vinarje, Vinje, Vino, Vinica, Vinkovce, Na vinice, Vinograd, Vinohrady (= Befestigung an der Grenze), Wienau, Windorf, Vinti, Windpassing (Beobachtungspunkt an der Grenze), Weinleiten, Wiener-Neustadt (an der ungarischen Grenze), dann die Volksnamen: Winden (Vinidi, Vindi) und Vindelicii. — xVinodolx (im kroatischen Küstenlande ist daher kein xvallis vinariax, wie es im Mittelalter übersetzt wurde, sondern' ein Grenzgebiet uralten Datums, denn dort befand sich schon die Römerfeste A s s e s i a. Auch besaß xVinodolx schon ein eigenes Gesetzbuch, von dem ein Exemplar v. J. 1280, in kroatischer Sprache verfaßt, vorgefunden wurde. .— Wenn die Taucher die sagenhafte Wendenstadt xVi-netax, welche von der Küste Usedoms ins Meer gesunken sein soll, erfolglos suchen, so wird dies erklärlich, nachdem dieser Name ja möglicherweise einst nur ein Grenzgebiet oder ein Grenzsicherungsobjekt bezeichnet haben mäg. :— Der xWendengletscherx in der Schweiz bildet die Grenze zwischen den Kantonen Uri, Bern und Unterwald. — Eine weitere Klärung bringen die topischen Namen mit der Wurzelsilbe xvenx, die viel ausgesprochener diese Etymologie stützen. Im Slovenischen bedeutet xventati, ventiti, ventovati, ventanje, ventavecx ab wehren, scharf entgegentreten, Abwehr, Verteidiger; das lateinische xveniox gebraucht man auch für: feindlich kommen, heranrücken; die französischen Begriffe «veneurx (= Jäger), xvengeurx (= Rächer), xvendre« (sich verteidigen) sprechen eine noch präzisere Deutung in diesem Sinne aus. Die Wenden, Veneti, Venedi sind daher die Grenzbewohner im allgemeinen, das xHohe Venn, Venedig, Vendée, Venosa (röm. Venusium), Weimar (früher Vinar), Venusberg (ein solcher hieß früher Veensberg), Ventia, Venta« u. ä. sind sonach Grenzgebiete und befestigte Grenzstädte. — Die Küstenbewohner xPhönizier« sind gleichbedeutend mit «Venetix und täuscht uns nur der angelernte Gebrauch der griechischen Namensform. Etymologisch dasselbe sind die von Homer erwähnten ^'Everoi,, in Paphlagonien. Es kann dem Kenner der Lage von Wien auch gar nicht entgehen, daß die Stadt einerseits tatsächlich an einer natürlichen Grenze liegt und war dieselbe andererseits dadurch gefährdet, daß der Gegner von Norden her gerade hier infolge der vielen Inselbildungen leicht und gedeckt einen Uferwech sel bewerkstelligen konnte. Wenn aber auch jedes Geschichtsbuch sagt, daß Wien ursprünglch eine keltische Ansiedelung war, so hat meine Deutung dieses Namens früher doch zu großer Skepsis sowie zu allerlei Beschuldigungen, wie: ich betreibe lediglich Slavo-manie, Phantasterei u. drgl. Anlaß gegeben, daher ich mich verpflichtet fühle noch einige Orientierungsdaten zuzufügen, denn daß Wien einst s la v i s c h war, ist außer den Lokalnamen : Wieden, Am Tabor, Leopoldsberg u. s. w. und den sonstigen Ortsnamen Niederösterreichs auch durch einige Kultusnotizen ersichtlich. Gerade diese zeigen uns deutlich an, daß die Winden (Slovenen) allmählig vom Norden gegen den Süden verdrängt wurden, bezw. sich sprachlich mit den Deutschen assimiliert haben. So erzählt der russische Chronist Nestor (1L Jahrh.), daß die Merowinger den Krönungseid auf ein «slavo-nisches« Evangelium leisteten. Als Zar Peter in Rheims weilte (im Jahre 1717), zeigte man ihm daselbst dieses hochbewertete Buch, welcher sofort die Sprachzugehörigkeit des Inhaltes erkannte. Aus der Vorrede der Übersetzung von Durandus’s« xRa-tionale divinorum officiorumx, welche i. J. 1384 Herzog Albrecht mit dem Zopfe anfertigen ließ (der Codex befindet sich in der Hofbibliothek in Wien), ersieht man, daß um diese Zeit in Wien der Gottesdienst noch in der slovenischen Sprache abgehalten wurde. Die betreffende Stelle besagt, daß xzum drittenmale (zum erstenmale lateinisch, zum zweiten griechisch, d. i. altslavisch, deutsch noch gar nicht) die Messe in windischer Sprache abge-haiten wird wegen der Allgemeinheit und der großen Verbreitung dieser Sprache, «denn keine andere Sprache ist so weit verbreitet als diese Sprache, die man die w i n d i s c h e nennt.«*) Das Kapuzinerkloster in Wien verwahrt unter anderem einen Beutel, der aus dem Anfang des 11. Jahrhundertes stammt; auf diesem befindet sich folgende altslovenische Aufschrift: Bože uščedri ny i blagoslovi ny i prosveti lice svoje na ny i omi — (Herr belohne ihn und segne ihn und lasse dein Antlitz leuchten auf ihn . . .). — Dieser Beutel (bursa) bildete aber einst einen Teil der ungarischen Kroninsignien und wurde vom Kaiser Ferdinand III. dem ge-. nannten Kloster geschenkt.** ***)) Die Bürger von Laibach und Krainburg stifteten i. J. 1495 ein Beneficium in Aachen und hielten daselbst einen slo-venischen Prediger, wohin jährliche Heiltumsfahrten unternommen wurden, weil die Slovenen dort aus einer früheren Zeit noch eigene Gnadenobjekte gehabt haben mußten.*) *) Wortlaut in der Handschrift (Nr, 2765 und 3045): Daraus ist auch zu sagen, umb wie das Ambt der Messe in dreyerhande Sprache wird begangen nach des heiligen Römischen Stuls Ver-hengnus und Willen, wissenleichen: chriechisch, lateinisch und windisch, und wartimb in Ebraischer Zungen cain Mess gesprochen wirt, sind das doch das Ampt der Messe Ebraischen angevangen ist oder wart. Dar zu ist zesprechen, das drei gelehrte Sprachen ausgenommen seint in den dicz wirdig Ampt begangen wirt in Be-zaichnunge der heiligen Drifalticheit mit der und in der es wird begangen ... ; dann: Zu dem dritenmahl die Messe begangen in windischer Sprach durch Sache der Braittunge und Gemaihait, wan kain ainige Sprach an ir selber ist, so weit geteilet, als die man windische nennet .... **) Den alten Schriftstellern (wie z. B. Lud. Gebhardi), welche sagen, daß der erste ungarische Monarch seinen neuen Staat nach slavischen Mustern geformt hatte, kann man daher durchaus nicht widersprechen. ***) Daß sich die Slovenen noch im 15. Jahrhunderte für Aachen begeisterten, rührt daher, weil sie jedenfalls durch irgendwelche religiöse oder kulturelle Bande an ihre einstigen Wohnsitze daselbst erinnert wurden, denn Aachen's älteste Namensformen sind slavisch. Daß die Sprache des Unterjochten immer naturnotwendige Die obige Notiz im »Rationale« bedarf daher vor allem keines näheren Kommentars; nebstbei dürfte sie aber auch jene Urteile etwas alterieren, die meine Erklärung kurzerhand als «lächerlich» abtun wollten. Alte Urkunden beweisen überdies auch, daß um das Jahr 1000 n. Chr. z. B. um Kremsmünster noch »windisch« gesprochen wurde. *) Noch frappanter ist die Beschreibung Wiens seitens des Historikers Bonfini (um 1450), welcher die Stadt folgend schildert: Wien gehört gewiß unter die schönsten Städte der B a r b a r e n.*) Wien’s ganzes Gebiet ist ein ungeheurer, herrlicher Garten, mit schönen Rebenhügeln und Obstgärten bekrönt etz.; und dann: die Stadtmauer hat wohl über 2000 Schritte und doppelte Wälle, damit das grobe Geschütz ihnen desto weniger Abbruch tue. Rings um die Wälle ist ein schöner Spaziergang; auch sieht man dort viel schöne Türme, einige ganz von Quadern und viereckig, andere aus gebrannten Ziegeln mit schönen Gittern und Fenstern geziert und mit eisernen Pförtlein versehen. Die Schußlöcher stehen 30 Schuhe hoch und fassen jedes Geschütz. In den Gräbern sind mehrere Quellen und es ist leicht sie schnell und ringsum mit Wasser zu füllen. Neben den Stadttoren stehen große viereckige Türme, haltbar gegen den wütendsten Angriff etz. — Wir werden sonach die gangbare Bedeutung des Begriffes »Barbaren« etwas zu Besserem umwerten müssen! Jablonka, Jablanje, Jablonany, Jablonov, Jablone, Ja-blunkau, Jablanica, Gablitz, Gabel, Gablonz u. ä. haben mit Konzessionen seitens des Eroberers genießt, hiefür gibt es noch viel ältere Beweise. So zeigt uns das Tonprismenarchiv von Ninive dasselbe Verhältnis. Dieses hat uns eine Menge Bitten, Litaneien, Psalmen und Rituale in zweisprachiger Abfassung erhalten, denn die assyrischen Priester mußten sich beim Gottesdienste auch der alten «heiligen« Sprache der Sumerier, d. i. jener Sprache bedienen, welche den Ureinwohnern verständlich war. *) Siehe: Strnadt, die Gdmrt des Landes ob der Enns, p. 14 u. 15; Mon. boic. XI. 106; Kämmel, Die Anfänge deutschen Lebens in Österreich, p. 160—163. — So ist es auch erklärlich, daß in üei von seinem Schüler Eugippius um 511 n. Chr. verfaßten Biographie des hl. Severin einer mönchischen Niederlassung «ad vineas« erwähnt wird, die man in die Nähe des heidnischen Götterberges nächst Göttweig verlegt und als «bei den Weinbergen« übersetzt hat; die naturgemäße Translation ist wohl «an der Grenze.« **) Vergi, den gleichnamigen Artikel. der landläufigen Deutung >< Apfelgegend « (jablan = Apfelbaum) nichts zu schaffen und weisen auf Punkte, welche einst technisch verstärkt oder in eine Verteidigungszone einbezogen waren. Das reine Grundvort konnte einstweilen nicht gefunden werden; nur die Russen gebrauchen noch ein organisch verwandtes als «gabjun« (= der Schanzkorb). Tatsächlich haben alle Lokalitäten dieses Klanges irgendwelche äußere Anzeichen, daß sie einst fortifikatorisch verwertet wurden. — So ist «Gabela« im Südslavischen der Ort, wo der Zoll eingehoben wurde, d. i. der Punkt, den man zu diesem Zwecke absperrbar machte; dem Polen ist es heute der Zoll, dieSteuer selbst, also der Punkt an der Grenze; Jablunkau (Schlesien) ist umgeben von >< u. gilt in alten Aufzeichnungen stets als Grenzfestung; am Jablunkau-Passe befand sich eine Reihe von Schanzen, die noch heute mehr weniger erhalten sind; Pläne aus dem Jahre 1680 führen noch an: Große, Kleine, Alte und Ochsen-Schantz, von denen namentlich «Stari šanac« (Alte Schanze) sehr alten Ursprungs sein muß, denn hier an der Grenze von Schlesien und Ungarn war die günstigste Einbruchstelle von Osten her. — Jablanica (Herzegovina) ist eine wichtige Talsperre, welche zur osmanischen Zeit (ebenso wie heute) militärisch besetzt war; Jab Ioni ca hieß eine Redoute der alten Festung Bosnisch-Novi; Jablan je (Untersteiermark) besaß einst eine größere Schanze, denn eine Urkunde v. J. 1502 besagt, daß sich bei «Gablanachx auf dem Pettauer-Felde ein xTaborx befand. — Ähnlich ist es bei Gabel und G a b 1 o n z in Nordböhmen; bei dem ersteren gibt der Lamberg (— Grenzberg), bei dem letzteren der aussichtsreiche Schwarzbrunn («Schwarz« hier falsch aus «cerny« statt «cirny« übertragen) als einstige technisch hergerichtete Sperre. — Hieher ist etymologisch vielleicht auch das kriegerische Hirtenvolk der J a po d e n, mit seinen Felskastellen, einzureihen. Hiezu gehören auch die mit «H« beginnenden topischen Namen, wie: Havel, Habelschwerdt u. ä., wobei «hav« in der Bedeutung : Küsten wall, Dünenschanze, Nehrung, die das offene Meer absperren, daher H a-f e n, noch bekannt ist.*) Das xHavelland« war einst vermöge *) Ähnliche Verhältnisse hat auch der befestigte Hafen Le Havre de Grace (gradeč = kleine Festung) in Frankreich. — seiner sehr geschützten Grenzen ein großes Bollwerk gegen feindliche Angriffe. Gran, Granica, Hranice. In einigen Gegenden Mitteleuropas ist die einstige Organisation der Landesverteidigung noch historisch nachweisbar, ja seit der Auflösung der österreichischen Militärgrenze, die lediglich diesem Zwecke diente, ist kaum ein Menschenalter vergangen. — Alle den feindlichen Einfällen besonders günstige und exponierte Gebiete wurden einst streng bewacht und diente hiezu ein besonders organisierter Grenzwachdienst. Diese Grenzpunkte hießen gran Guss.), grön (poln.), hranice (böhm.), granica (siidslav.) und bedeuten im Prinzipe nicht die Grenze im buchstäblichen Sinne, sondern die Bewachung derselben, denn das verbum: hraniti drückt nicht sosehr das «grenzen, angrenzen« aus, als das : behüten, betreuen, verwahren; wohl bedeutet aber: grana, hrana die Kante, den Rand; nachdem aber die schärfere Bewachung vor allem die Grenze erforderte, flössen die Begriffe in einen Wert zusammen. Das deutsche Grenze (Gränze) ist ein Slavis-mus, der aber, wie man allgemein, wenn auch fälschlich glaubt, durch das Wort «Mark« paralysiert wurde. — Das Grundwort «gran« ist in sehr vielen topischen Namen enthalten, wie: Gran (Stadt mit dem 66m hoh. Festungsberg), Gran (Grenzfluß), Granada, sowie die vielen : Granica, Granitz, Granville, Granollers, Gransee, Granz, Grant, Granikos (Grenzfluß in Kleinasien), Gränzing, Gränzendorf, Gron (im Polnisch.), Grensberg, Grenzdörfel, Grein, Kranzberg, Kranz-büchl, Kramnach, Hranice, na Hraničku (Gegend von Mähr.-Weißkirchen) u. ä.*) Auf diese Art findet auch der «keltische« Gott Grannus seine Erklärung; es war dies bei den Slaven einst der Befehlshaber einer zu verteidigenden Grenzzone. Jener Gott soll auch der Stadt Aachen den alten Namen Aque Grani gegeben haben; dieses ist aber gleichfalls unrichtig, denn hie- *) «Kranz« ist auch' die Schmückung der Umfassung eines Gegenstandes, wofür aber die Slaven das Grenzwort «ven, vin« mehr in Anspruch nehmen, wie: venec, vinek (= Kranz) aber auch als «krancelj« (Slovenen) gebrauchen. mit sind die an der Grenze gelegenen Heilquellen bezeichnet *) Der Hoheitsname für den Befehlshaber eines solchen Punktes der Grenzverteidigung fehlt ja auch nicht; es war dies jedenfalls einst der »gran« oder «grand«, welcher Ausdruck sich aber in diesem Sinne nur in den romanischen Sprachen erhalten hat. Der Südslave kennt nur mehr die Bezeichnung «graničar« für den Grenz Wächter, der Deutsche: Grenadier, richtig «Granadier«, der zur Verteidigung auch die «Granate« gebrauchte. Mar, Mark. Alle Namen wie: Steiermark, Dänemark, Mark von Pitten, Mark Brandenburg u. ä. deuten ähnlich wie gran, granica auf ein Grenzgebiet, welches verteidigungsfähig hergerichtet war. Die einstige Windische Mark ist das heutige Krain, wobei jeder Name dasselbe besagt, ebenso wie «Mark« Brandenburg (Branibor) nur eine Tautologie ist. — Das Grundwort ist das russische «mar« in der Bedeutung - pyramidenförmiger Berg, Steinhaufen, und ist «mar, mark«, sowie das heutige «Markt« nichts weiter als die Bezeichnung für eine Grenzverteidi-gungshöhe, einen Grenzhügel, und scheint solchen ein höherer Rang aus den vorzeitlichen Pflichten der Landesverteidigung anzuhaften.**) Hiemit klärt sich auch der Name «Mähren« sowie der etnographische Begriff «Markomannen« auf. — Die March war stets eine natürliche Barrière gegen feindliche Einfälle von Osten, bildete sonach die «Ostmark«; den Fluß selbst nennen die alten Schriftsteller: Marus, Margus, Margis, also. Grenzfluß, und spricht die Etymologie dafür, daß die ursprüngliche Namensform Mara, Marava war, und daß das Gebiet, welches die March durchfließt, als Marava aus- *) Aachen führt auch den franz. Namen Aix-la-Chapelle, der aber slavisch ist und stammt «Chapelle« von «kopeli« = Bad. Tatsächlich besitzt Aachen berühmte heiße Quellen. **) So wundert man sich, weshalb das in diesem Buche auch abgebildete Maria Neustiit das Markrecht hat, obschon es nicht 100 Einwohner zählt; aber der Frager erhält sofort dahin Bescheid, daß dieses Recht blutig erworben wurde, weil sich die Neustifter stets auf ihrem Tabor heldenmütig verteidigten, d. h. die Tatsache ging der Formalität lange voraus. gesprochen wurde, denn das ganze Land, namentlich aber die Marchlinie, bilden einen geschlossenen »limes moravicus». *) Daß Karl d. Gr. die »Ostmark« gegründet hätte, hat durchaus keine Glaubensberechtigung, nachdem die Grenznamen sprachlich viel älter sind; bestenfalls hat er eine Revision der vorhandenen Vorsorgen veranlaßt, denn gerade der Marchlinie entlang gibt es eine Unmenge noch heute sichtbarer sowie etymologisch als s 1 a v i s c h erkennbarer Verteidigungspunkte. Ähnliche Verhältnisse obwalten aber auch beim Landstriche »March» in der Schweiz, welcher stets als Grenzlinie zwischen dem germanischen Gebiete und Rätien galt. — Ebenso ist die englische Stadt »March» auf einem pyramidenförmigen isolierten Hügel erbaut, und die belgische Stadt »Marche» ist eine gute verteidigungsfähige Höhe, die ehemals ohnehin Festung war. — An der Morava (Serbien) lag zu Römerzeiten: Horreum Margi (== mara hora, d. i. etwa: Pyramidenberg). Die Tab. Pentingeriana verzeichnet auch eine Station «Namare« in der Gegend des heutigen Melk. — Man erklärt sich diesen Namen als durch einen Schreibfehler enstanden, damit wohl die römische Gründung motivierter sei, und sollte derselbe etwa richtig »Admuros« oder »Admauros« lauten, was schon deshalb abzuweisen ist, weil die Römer sicherlich anstrebten eher die Vorgefundenen Namen der eigenen Sprache näher zu bringen, statt sie zu entfremden. Man bedenkt eben nie, daß zu Römerzeiten hier auch schon Ansiedlungen mit festgelegter Nomenklatur waren, denn wo steckten dann die Einwohner, mit denen die Römer Krieg führten, wenn letztere erst alle Ortschaften gründeten und gleich mit Garnisonen versahen! — Diese unlogische Auslegung ist weiter unhaltbar und bietet nur auf Basis der slavi-schen Etymologie die natürliche Erklärung «na mare», auf dem kegelförmigen Grenzberge, d. i. auf dem heutigen Stiftsfelsen, oder doch auf einer ähnlichen Erhebung in der dortigen Umgebung.**) *) Vergi. A. Srba- Limes moravicus — Olmiitz 1908. Abdruck des »Časop. Vlast, muzea olomuckého». **) Auf diese Weise wird das »keltische«: Marabudum, welches sonderbarerweise zwischen »Hradišf» und »Stradonitz» liegt, auch etymologisch verständlicher. Aus den Begriffen «mar, mark« gingen auch die Personennamen: Maria, Marian, Marius, Markus, Markwart u. ä. hervor, bedeuteten sonach im Anfänge den an einem GrenzpunkteWohnendenoderdenmitderBe-wachung der Grenze Betrauten. — Als Hoheitsname hat sich uman (= Herr) im Syrischen, «marquis« im Französischen und «Markgraf« im Deutschen erhalten. Hieher gehören auch alle Namen mit dem «o« in der Stammsilbe, wie: Mor, Mohra, Mora, Mori, Morava, Morini, Morea, Morinje, Morlak, Muora (Mur), Muorica (Mürz), Morgeti, Morgentia u. ä.; es sind dies Orte, Flüsse, Volksstämme, welche an einer natürlichen Grenze liegen, eine solche bilden oder bewmhnen. Die Namensformen wechseln je nach der Zeit, Sprechgewohnheit und nach dem Grade fremder Beeinflussungen eines Sprachgebietes. Im Deutschen schrieb man früher «Maren«, heute «Mähren«; man schrieb es auch «Möhren«, aber im Slavischen blieb der Name «Morava« unverändert. Daß «Morava« ein Grenzgebiet bezeichnet, ersieht man auch daraus, daß man sagt: «na Morave« also a n Mähren, auf Mähren und nicht «v Moravč« (= in Mähren), wie im Deutschen, wo sich das sprachliche Feingefühl bei der Übertragung nicht mehr geltend machte. — Das slavische iimore, more, morje« (= Meer) ist also nichts weiter, als das Grenzgebiet, das Ende des Festlandes. — Die slavische Todesgöttin «Morana« 1st nur die Personifikation des fremden Gebietes, des Jenseits, denn alle Religionen lehren, daß der Geist, die Seele des Menschen nach dem Verlassen des Körpers eine Reise in eine fremde Region antrete. — Das in alten Büchern so oft erwähnte «Morenland« ist sonach das Grenzland oder ein am Meere gelegenes Gebiet im allgemeinen. — Die Südslaven gebrauchen auch «mrgulja, margulja« für den Grenzstreifen, den niemand bebaut. Lim (Grenzfluss), Limbach, Limberg, Limburg, Limbuš, Limuz, Limbarska gora, Lima, Limerčje, Limerick, Limagne, Limoges u. ä. deuten alle auf daselbst befindliche Grenzverteidigungsvorsorgen, doch ist das Grundwort «!im« nur mehr im übertragenen Sinne den Slaven bekannt. Die Ce-chen und Polen gebrauchen noch «limec« und «limeček« für den Fndbesatz des Kragens, der Hemdmanchette oder des Frau- enrockes, sonach auch hier in der Bedeutung : äußerster Rand, Grenzstück. — Im Lateinischen ist aber der jedenfalls einst von den Slaven übernommene Begriff xlimesx sowie xlimbusx (= Gürtel, Umgrenzung, Saum) in der Urbedeutung noch erhalten geblieben. Derselben Etymologie sind aber auch alle Ortsnamen mit xex in der Grundsilbe, wie: Lemberg, Lembach, Lehmdorf, Lehmstätten, Lemsitz, Lemove u. ä., denn xlemx (= Saum am Kleide), xpodlemx (der untere Saum am Frauenkleide), xlemitix (= säumen), xoblemovatx (= passepoilieren, abgrenzen) wird im nämlichen Sinne gebraucht. Einen verwandten Begriff haben die Cechen auch noch in xlinatix = das Haar, die Federn wechseln (bei Tieren). Dasselbe bedeutet aber auch das deutsche xLiniex, wie es z. B. der Wiener für jene Zone gebraucht, wo man die Verzehrungssteuer zahlen, also den früheren Festungsgürtel überschreiten muß. — Einen mehr weniger ausgeprägten Sicherungsgürtel findet man in Europa, — vielleicht auch weiter hinaus —, überall, und ist die Frage der Limes-Forschung gerade dadurch auf eine falsche Basis gestellt worden, weil man voreingenommen glaubte, daß es nur einen zusammenhängenden Limes xgermanicusx und xraeticusx gäbe und daß diese selbstverständlich nur von den Römern herrühren können. Solche Limes gibt es aber auch anderswo und könnte man ebenso von einem Limes moravicus, styriacus, carniolicus, pannonicus, hispanicus u. a. sprechen. Die slavische Etymologie überzeugt uns daher, daß dies keine römischen, sondern ausschließlich vorrömische, also altslavische Sicherheitsvorkehrungen waren, denn Fortifikationen baut nicht der Angreifer sondern der Verteidiger d. i. derjenige, welcher ein Gebiet bereits innehat und es auch weiter für sich erhalten will. Wie soll man den Umstand sonst aufklären, daß die avarischen Slaven, die Hunnenknechte, und was man da Albernes darüber liest, die zu jener Zeit sicherlich verwischten oder verfallenen Defensivvorsorgen so feinsinnig und technisch richtig erkannt und determiniert hätten, denn da müssen sie die heutige Gelehrsamkeit, welche noch immer für die Limes keine rechte Klärung findet, weit übertroflen haben — die Barbaren? Es scheint, daß alle Ansiedlungen des Namens: Lind, Lindau, Linz, welches letztere die Römer als xLentiax benannten, auch dieses Ursprungs sind. An Flüssen gelegene Städte, wie: Wien, Graz, Marburg, Rlagenfurt nennen noch immer den Stadtteil längs jenes Flußuferbereiches, der für eine Landung, also Grenzübersetzung besonders wichtig ist, die xLendx, Ländex; es entwickelte sich daher dort eine Ansiedlung, wo das Terrain einen Einfall begünstigte, weil dieses paralysiert werden mußte. Kam, Kamen, Karnitz, Kametz, Kamnice, Kamenica, Kamno, Komno, Kamyk u. ä. bedeuten nicht direkte einen Stein oder steinige Gegend (slav. kamen — Stein), sondern eine auf einem Felsen, Felsvorsprunge oder überhaupt aus Steinen hergestellte Beobachtungs- oder Verteidigungsstellung, von wo aus man irgend ein Grenzgebiet bewachen konnte. So liegt dem ehemaligen Schlosse Lembach (Limbuš bei Marburg) Kamca (Kamnica, deutsch Gams) mit einem vorspringenden Felsen als Ergänzung der Sperre des Drautales gegenüber. Ebenso ist Kamen der einzig richtige Punkt, der Ratopolje und das gegen Livno führende Tal bei Mostar zugleich gut beobachten konnte; Kamen bei Mostarsko blato ist ein weit in den See vorspringender Felsen, der für den ersten Moment diesem Zwecke nicht zu entsprechen scheint, nachdem weit höhere Terrainpunkte benachbart sind; und doch ist dies richtig, denn nur von diesem zentral- und im Niveau des Sees gelegenen Punkte ist es möglich, die Vorgänge längs der stark gerippten Gebirgshänge, die den See begleiten, zu beobachten. Kamen ergänzt bei Doboj die Beobachtungszone dieser einst starken Veste, und ähnlich sind die Verhältnisse bei allen, allein in Österreich an Hunderte zählenden topischen Namen dieses Grundwortes. — Die Wurzel ist jedenfalls xkamx, aber in diesem Sinne nicht mehr gebräuchlich; hingegen kennt der Russe noch xkama, kajmax für Grenze Rand, Umfassung (Kama als G r en zfluß) ; dem Türken ist xkaimx der Wächter, xkaimakamx der Kreisvorsteher. Es scheint, daß die biblischen Namen Cham, Kain auch schon auf Hoheitsbegriffe oder angesehene Geschlechtsnamen deuten. Hieher gehören auch die zahlreichen Ortsnamen, wie: Como See mit den anwohnenden xCamunenx, Komar, Camera ager am Meeresufer im alten Lukanien, Komarno, Komaro- vice, Komno (Alm), Komofany u. a. — Daß diese Namen mit xkomarx (= Gelse), wenn sie auch oft als G e 1 s e n b e r g, Gelsenkirchen, u.ä. übersetzt wurden, in etymologischer Hinsicht nichts gemein haben, sei nur als Beispiel erwähnt, wie oberflächlich man deutscherseits bei der Translation der Ortsnamen vorging. — Überdies sind die topischen, meist Höhen kennzeichnenden Namen, wie: Hum, Horn, Hamm, Cham, Um, Umac, Uman, Homberg, Homburg, Chumetz, Kumitz u. ä. hier einzureihen. Unter xhum, hom, holmx versteht der Slave eine mäßig hohe Kuppe mit meist sanftem Oberteile; solche Höhen befinden sich immer in der Nähe von Ansiedlungen, da sie ja durchwegs zur Verteigung ausgenützt wurden. Die Ägypter bezeichneten die xUmmanix als einen Teil der xRatanx (= kriegerischer ) Völker. Aus dem 15. Jahrhunderte v. Chr. hinterließ Thutmosis III. ein geographisches Werk mit 119 topographischen Namen; darunter befindet sich auch xHumx. — Polyhistor nennt als Stammvater der Äthiopier in der babylonischen Genealogie den xHumx, welchen Begriff wir im lateinischen als xhomox (xhumanusx) und namentlich im Südslavischen als xkumx (= Pate) wiederfinden. Alle diese Gattungsbegriffe zielen auf die Kennzeichnung von Stammes- und Ortsältesten hinaus, denn sie hatten Pate n-Pflichten im Großen, d. h. ihnen oblag der Schutz ihrer Gemeinde; im Lateinischen wurde jedoch der xkumx zum xcomesx und später zu xKommandantx. Gebiete mit mehreren xHumx-Stellen erhielten dann die Kollektivbezeichnung: Pohumje, Predhumje, Zahumje. Augenscheinlich gehören auch alle Namen mit dem eingeschobenen xlx hieher, wie: Holm, Kuhn, Chelm, Chlum, Chlumetz u. ä., denn dem Slovenen ist xhumx und xholmx identisch. — xOlmützx, welches noch im Mittelalter als xHolomous, Golo-macx u. ä. geschrieben wurde, bedeutet sonach die G e g e n d mit befestigten, verteidigungsfähigen Hügeln.— Vermutlich gehören hieher alle Ortsnamen der Form: Kon, Konice, Konjice, Konskau, Konjski potok, Konopišt, Kou-nov, Kanna, Cannae, Kanale (Kanavlje), Kuna, Kunčiče, Hana, Hanau, Hannover, Hunkovice, Hundsdorf u. a. — Der Ceche versteht unter xhonx die Jagd, unter xhonitix weiden, auf das Vieh achtgeben. Der Hoheitsbegriff ist xhanakx; sein Wohngebäude xhanx (jetzt Gemeindegasthof) oder xko- nakx, womit man noch heute bei den Balkanslaven die Residenz, das Schloß des Höchsten in einer Stadt, d. i. des Fürsten, Königs oder Regierungsvertreters versteht. — Im Tatarischen wurde der Höchste auch xChanx genannt. Die Namen: Konjsko vrelo, Konjski vrh, Konjski potok u. ä. sind ziemlich häufig, haben aber mit «konj« (= Pferd) nichts zu schaffen. Das griechische xHippokrenex (= Pferdequelle) ist augenscheinlich nur eine wörtliche Übersetzung des urslavischen xRonjsko vrelox in jener Zeit, als man unter xkonjx nur mehr die Bedeutung xPferdx kannte. Kraj, Krajova, Krajina, Ukrajna, Uckermark u. ä. sind in Ursprung und Bedeutung dasselbe wie: gran. — Unter xkrajx verstehen die Slaven die G e g e n d im allgemeinen, aber auch den Rand, die Grenze; dem Slovenen ist xokrajx = Bezirk, d. i. die Gegend, die einst einem Verteidigungsoberkommandanten unterstellt war, und wer die Peripherie eines Bezirkes abgeht, wird immer finden, daß sich diese fortifi-katorisch zusammenschließt. Im Großen hat sich daran bis heute auch nichts geändert, denn einstens sorgten schon die kleinen politischen Einheiten als: Gemeinden, Bezirke, Gaue für die Sicherung, heute besorgt dies der Staat, indem er an der Grenze und an den einbruchgünstigen Punkten Brückenköpfe, Forts, Festungen und befestigte Lager erbaut. Der Hoheitsname war xkrajnikx, wie solcher im slova-kischen Gebiete (z. B. bei Munkacs) einst gebräuchlich war. — Daß sich zwischen xgranx und xkrajx nur in der Aussprache eine äußere Differenzierung ergeben hat, ohne die Bedeutung zu verändern, ersieht man daraus, daß der Untersteirer den Krainer xkrajncx, der letztere aber sich selbst xkrancx (grane) benennt. Grenzberge heissen mitunter xkrajecx, woraus im Deutschen xRreuzbergx wurde. — Auffallend reich an solchen Namen ist z. B. die heutige Schweiz. — So gibt es dort viele xKrajx-Lokalitäten, dann den Grenzpaß G r e i n a (La Greina in den Graubündner Alpen) sowie Grajische Alpen. — Desselben Ursprungs ist auch das oberösterreichische Grein (mit der hochgelegenen xGreinburgx) und dem benachtbarten Kreuzen, wozu auch Greiz in Deutschland zählt. Die vielen, namentlich im älteren Gebrauche vorkommenden xWagrein, Uagreinx (= v okrajni, Ukraine) bezeichnen sonach lediglich Grenzgebiete. Riibico (Grenzfluß zwischen Italien und Gallia cisalpina), Rubi (rechter Nebenfluß des Kongo), Rubi (Ruvo di Puglia, Stadt mit antiken Gräberschätzen), Ruwer (Zufluß der Mosel), R ü b e 1 a n d (Grenzdorf im Harz), R ü b e n a u (Dorf an der böhm.-sächsischen Grenze), Rubis (Grenberg im Jura), dann : Rubi ja, Ruben, Rüben, Rublje, Rubland, Rublyn, Rubrin, Rupa, Rupe, Rupert, Ruppersdorf, Rob, Roban s, Robbo i, Robesch, Robiden Berg, Robitz, Roppitz, Ropica, Ropcze, Rope r c e, R o p k i u. ä. stehen alle im organischen Zusammenhänge mit )irubu (altrussisch = Grenze), «rob« (slov. Saum, Rand, Bergrücken), und sind dies wohl Grenzpunkte gewesen, welche von Natur aus die Abwehr feindlicher Einfälle begünstigten. Jene Personen, die den Grenzdienst versahen, nannte man «robu (im Slavischen jetzt in der Bedeutung Sklave, auch Räuber, welches letztere doch wieder «rob« zum Stamme hat); die Verwandtschaft reicht auch ins Lateinische, denn robur galt nicht nur als Stärke, Festigkeit, Stützpunkt, sondern auch in der Bedeutung «exercitus« (Kerntruppen). — Unter «rubiti« versteht der Slovene noch heute: plündern, ausrauben, pfänden; hingegen ist «rubisko« dem Cechen dieRodung, vermutlich jene im Grenzverteidigungsgebiete, denn niemand wird sich in einem bedeckten Terrain, namentlich Walde, verteidigen wollen. Hiezu gehören auch die topischen Namen der Form: Rab, Raab, Rabnitz, Rabenstein, Rabengebirge, R a b e n a, R a v e n n a u. ä. welche aus «rob« durch den einfachen Vokalwechsel hervorgingen und gleichfalls auf einen befestigten Grenzpunkt oder an eine natürliche Grenzlinie deuten. Begriffe dieses Anklanges haben wir noch heute in «Rabatte« (= der Saum mancher Kleidungsstücke, das Randbeet) sowie in «Rabattstein«, dem Bordsteine beim Straßenpflaster. Der einschlägige Hoheitsname war: Rabbi, Rabbiner, Rabban, der sich bei den Israeliten in der Bedeutung «der Wissende« bis heute erhalten hat. — Zweifel können über diese Etymologie umsoweniger auftauchen, als in den Urkunden des Mittelalters verwandte Namen meist im Lokativ angewendet werden, wie: an der Grenze, auf der Grenze, als: na robu, im Rab, am Raab, — also noch im Maskulinum, welches Geschlecht auch der sclavische Begriff hat. — Der Begriff «robota« rührt also augenscheinlich von Arbeiten für den Grenschutz her. — Prag, Praga, Praha u. ä. sind seinerzeitige Sicherungspunkte und Befestigungen an einer natürlichen Grenze (wie z. B. am Flusse), um dem Gegner den Uferwechsel zu verwehren. Im Altslavischen hat «prag« noch die Bedeutung von: Grenze (limes); im ähnlichen Sinne wird dieser Begriff aber heute noch in Redensarten wie: du darfst nicht meine Schwelle (prag) übertreten — angewendet. Verwandte Namen finden sich oft in Grenzgebieten, wie z. B. am Jablunkau-Passe: Praženkova und Praženkova gora (= Grenzberge); dann: Praschberg, Praschka, Praše, Prašiti u. ä. Dass «prag« (russ. «porog«) als Ortsname auf keine Stromschnelle deutet, ersieht man daraus, daß laut einer Urkunde v. J. 925 als «Praga« eine Alpenweide (an der Grenze von Kärnten und Tirol) bezeichnet wird; ebensowenig liegen P r a g bei Hutturm, bei Stuttgart und ein solches in Baden an irgendwelchen Flüssen mit Stromschnellen, hiefiir aber an natürlichen Grenzen. Die Grenze zwischen Siebenbürgen und Rumänien bildet eine Strecke die «Prahova« (Fluß). — Eine Gegend in Untersteiermark hieß i. J. 1365 «an der Prach«, die noch heute die Bezirksgrenze bildet. In Böhmen liegt ein P r a c h o w a an der Bezirksgrenze von Gr. Bittesch. — Jan. — Alle topischen und sonstigen Eigennamen dieses Stammes weisen im allgemeinen auf eine Grenzsicherung. «Jan« bedeutet im Slovenischen einen Grenzstreifen, aber auch Zank, Streit, Kampf. Der römische Kriegsgott Janus, mit zwei oder auch vier Gesichtern dargestellt, ist wohl ursprünglich der Name des Chefs einer Grenzgegend gewesen, der dieselbe nach allen Richtungen beobachten mußte; den Beobachtungsdienst selbst besorgten dieJanitscharen, welche heute als eine rein osmanische Institution angesehen werde. Nach der Auffassung in der ältesten Zeit hatte die Mißachtung der Grenze einen sakralen Charakter, denn jede ältere Religion hat die Grenze einer schützenden Gottheit zugewiesen. — Der Monat J ä n n e r ist sonach nicht ganz unmotiviert der Grenzmonat des Jahres. Die vielen Ortsnamen, wie: J a n a (Grenzfluß), Janó w, Janina, auch Jania, Janiča, Jankov, Janowitz, J a n t r a (Grenzfluß), J a n i c u 1 u s (am rechten Tiberufer) u. a. sowie alle in der Wurzel als xjam, jon, jun>< lautenden Eigennamen sind augenscheinlich dieses Ursprungs. Vielfach wurden Ortsnamen dieser Art zu xjänx, wie Jena, Wenigen jena (xvenx und xjanx also zwei Grenzbegriffe), Jenissei, Jenbach, Jenko u. a. — Die xHansax (Jan = Hans) war augenscheinlich nur ein Bund zur Verteidigung jenes Küstenstriches, welcher besonders den Handel begünstigte. — Littau, Litija, Leitha. Alle Namen dieser Wurzel deuten auf Grenzverteidigungspunkte hin, und hat sich der sprachliche Beweis hiefiir am deutlichsten im Lateinischen erhalten, wo xlitusx = Grenze, Ufer, Küste (ital. xlidox), xli-tuusx = der Beobachter, Signalgeber, ><), wie er sich bei den romanischen Völkern sowie slavischen Istrianern erhalten hat (lat, dominus = Herr). Der deutsche Gott Donar, auch T h u n a r, ist also in seiner Ursprünglichkeit der Befehlshaber einer «Don«-Gegend gewesen, und sind auch die Berge des Namens: Donnersberg, Donatiberg u. ä. nichts weiter, als befestigte oder in einen Verteidigungsbezirk einbezogene Höhen. — Im Festungsbau versteht man unter «donjon«, welches irisch noch immer «befestigter Ort« bedeutet, den höchsten für die Verteidigung hergerichteten turmartigen Bau. — Selbstredend gehören auch alle Namen mit dem anlautenden xT>< hieher, wie: Tuner See, Tunis, Tungusen, Tum, Tom, Toman, Tomi, Tomsk, Tonale, Tondern, Tönsberg (Norwegen, mit alten Burgresten), Tonna (Gräfentonna) u. a. sowie Dom, Dombe, Dombasle, Dombrau, Domažlice, Dom-mitzch (wendisch noch: Dunimač), Domnau, Domanovo, Do-manović*) u. a. m. — Kreis, Kres, Križ, Grič. — Ein kreisförmig abgeschlossenes Verwaltungsgebiet nennt der Slave noch «okres«, d. i. Bezirk, Kreis. Es war dies auch einst so, nur war die Peripherie eines solchen Gebietes, weil sie zugleich eine Grenze gegen mehr weniger feindlich gesinnte Nachbarn bildete, auch entsprechend verteidigungsfähig hergerichtet. Die Ortsnamen: Kreševo, Kresan, Krešice, Kreslice, Kresbach, Kressenbrunn u. ä. deuten sonach darauf, daß sie als G r e n z-orte zugleich für den Kampf vorbereitete Plätze waren, denn der Slave versteht unter «kresanje, kresati« Kampf. Geplänkel, sich prügeln. — Der sprachlichen Metamorphose wie lokalen Aussprache zufolge wurde aus «kres« auch xkrsx und «krst«, sowie «križ« und «grič« (= niederer Hügel), daher die so häufigen Höhennamen Krstac, Križ, Križeva gora, u. ä. — Der Begriff «križ (= Kreuz) kam sonach erst dadurch zur heutigen Bedeutung, daß auf einem *) Domanović, ein Weiler an der Strecke Mostar—Stolac— Metković in der Herzegowina, wurde im Jahre 1878 sofort militärisch besetzt, und blieb es bis heute als wichtiger Punkt einer Etappenlinie: als solcher galt er aber auch schon in früheren Zeiten. als iiK/iž, Kreuz, Krst« benannten Kampfplatze ein Erinnerungszeichen errichtet wurde, bezw. daß die technischen Vorsorgen daselbst so benannt wurden, daher auch so viele Namen dieser Genesis zugleich Kapellen, Kirchen, Burgen, Ruinen, Klöster, Meierhöfe, Friedhöfe sind. — Ein typisches Beispiel, daß «Kreuz« aus xkrižx wurde und nicht umgekehrt, bietet der Name der Burg xKreuzensteinx (bei Wien), welcher Name in der ältesten erhaltenen Urkunde (um das Jahr 1100 n. Chr.) noch xGrizanesteinx lautet, hier also nicht aus xkrajx hervorgegangen sein kann. Nachdem xtinjx (= Umfriedung) im Deutschen meist zu xSteinx transformiert wurde, bedeutet sonach dieser Name soviel als xGrenzsiche-rungshöhex, und war dies wahrscheinlich dereinst, als die Donau noch näher an jener Höhe vorüberfloß, vollends berechtigt. Es fällt nun auf, daß unsere heutige politische Einteilung nur Begriffe kennt, die etymologisch auf eine gewisse Abrundung des Gebietes weisen, wie: xkresx, okresx = Kreis, Kreiseinteilung; xBezirkx ist ein durch xkrk, cirkevx (lat. circus, circum) abgegrenztes Gebiet, wobei die einzelnen Verteidigungspunkte jene slavische Namen führten, von denen heute xcirkevx schon nur mehr als Kirche (mit Umfassungsmauer) gebraucht wird; der Franzose hat hiefür das xArrondissementx. Zam, Sam. Dieses Wurzelwort liegt außerordentlich vielen Grenz- und Verteidigungspunkten zu Grunde, wobei augenscheinlich xzamx die ursprünglichere Sprach-und Schreibweise ist. — Die Kontinuität der Bedeutung hat sich im Slavischen in xzamek, zamokx (= Schloß, Burg, sowie: Schloß, Sperre); im Deutschen in xSaum, Säumer, um-säumenx erhalten. — Alle Namen dieser Richtung zeigen einen deutlichen Zusammenhang mit Grenze, Befestigung, Absperrung, was durch Verbindungen mit ähnlichen, sachlich verwandten Begriffen noch weiter bestätigt wird, wie z. B. bei Sambor, Samobor, Szombor, Saumburg u. a. Als Hoheitsname galt xSamox, d. i. der Kommandant eines solchen Platzes, womit sich auch der sagenhafte oder unklare Ursprung des slavischen Königs xSamox von selbst dahin berichtigt, daß dies eben ein Gattungsbegriff der Slaven für Herrscher, Befehlshaber war; sie werden wohl mehrere Fürsten gehabt haben, die Sie xsamox (oder xzamox) nannten, aber die Geschichte hat uns nur die Existenz des einen übermittelt, daher derselbe gleich als Eigenname aufgefaßt wurde. Hiemit erhalten wir auch eine Klärung für folgende der älteren Geschichte angehörenden Namen, als: Zama, Same, Samos, Somothrake, Samaria, Samara, Samarobriva, Sam-nium, Samniter, Zamora u. a. Weiter gehören hieher: Same (= das Volk der Lappen), Samojedi, Samhara (= das Küstengebiet von Erythräa, Afrika), Samland (der Küstenstrich an der Ostsee), Samoa, Samogitien (Rußland), Samsun (Stadt am Schwarzen Meere), Zamostje (russ. Festung), Samokow (bulgarisch, einst befestigte Stadt), Samotschin (Stadt in Preußen), Zamach, Zamanje, Zamasco, Zamarsk (hier ist also keine Präposition >< (= Lauerer), der Punkt selbst «preža« (= Lauerstätte, Hinterhalt), «prežati (=scharf beobachten, lauern). — Hieher gehören daher vor allem alle mit dem anlautenden kB« geschriebenen Namensformen, wie: Breza, Brezina, Brescia (mit einer Zitadelle), Brzesč (Brest-Litovsk), Brest, La Bresse, Bresslau, Breclava, Brezovice, Breznice, Brzežany, Bfezolupy, Nabrežina (Grenzgegend mit drei Wallringen, gradišče, Castellieri genannt, und reichen prähistorischen Funden) u.v. a. — Die bisherige Annahme, daß z. B. Brezina als Ortsname von «breza« (= Birke) stamme, daher eine Birkengegend bezeichne, hat sich als unberechtigt erwiesen und verführte vielfach zur etymologisch trügenden Schreibweise. — In deutschen Gegenden gibt es vielfach Höhen des Namens: Kanzel, Kanzelberg, Predigstuhl; diese ungewöhnlichen Bezeichnungen sind aus der unrichtigen Übersetzung des slavischen «prežnica« (— Lauerstätte), welches aber als «prižnica, prižnik« auch Kanzel bedeutet, hervorgegangen. Hieher gehören auch die Namen: Pržno, Prženka, Pržnica, Montp reis u. ä. (Siehe Abbildung des Schlosses Montpreis in Steiermark.) In der Herzegowina gebraucht man noch den Begriff «briga« als Grenzlinie: z. B. an der Grenze der Bezirke Mostar-Stolac legt man den Höhen nebst dem Eigen- auch den Gattungsnamen «briga« bei. Längs des Bodensees wohnten einst die Brigantier; ihre Burgen waren B r i g o b a n-n e (Breunlingen) und Brigantium (Bregenz); das Gebiet bildete eine Grenzgrafschaft; der Grenz Wächter war der Brigadier (jetzt General; in Frankreich Gefreiter) und Brigand, welch letzterer allerdings heute schon zur Bedeutung Räuber herabsank; xbrigax bedeute im Mittel-lateinischen Streit, eine xbriguex ist dem Franzosen eine Rotte (von Gleichgesinnten). — Dem Slovenen ist xbrigax = Sorge. — Reka, Rjeka. — Der Slave versteht heute darunter den Fluß oder ein Gebiet mit mehreren Wasserlinien, doch entspricht dies augenscheinlich nicht der Urbedeutung, Montpreis in Steiermark. denn man muß damit einst eine natürliche Grenzzone, die zur Verteidigung ausersehen war, bezeichnet haben, nachdem es viele Örtlichkeiten dieses Namens gibt, die überhaupt an keinem Fluße liegen. Sprachliche Beweise hieiür haben wir im Slovenischen, wo xregax : Einschnitt, Spalte, Grenzzeichen, im Kroatischen das Bedrohen kennzeichnet; namentlich hat sich aber das Grundwort im Lateinischen in rego (= beherrschen), regio (= Grenze), regnum (= Herrschaft), rex, regens, rector (= Herrscher, Leiter) erhalten. Das Lateinische xrexx hat aber auch Analogien im Slavischen als xrekx Icech. = Held), und xReckex im Deutschen. xRegulärex Truppen waren sonach einst die Grenzsicherungstruppen, xRegentx war der Kommandant, xRegattax der Wettkampf derselben (heute nur mehr beim Rudersporte). Bezügliche topische Namen sind: Regen, Regensburg, Regenstein, Regenstauf, Regnitz, Regau, Regersdorf, Regnersdorf, Rečica, Reka (=. Fiume), Cerna reka (eine Höhe), Retz, Rečkovice, Rehost, Črnorečje, Rekawinkel (mit zwei Grenzbegriffen: xrekax und xvinx) Reggio (Rhegium) u. a. Desgleichen kennzeichnen die vielen Orts- und Riednamen: Zar-zycze, Zarječ, Zeretse (1250), Zarjeco, Sareitz, Zarzitz u. a. nicht so sehr die Gegend hinter dem Fluße (xZarjecjex) sondern jene hinter der Grenze, sowie auch xPorecje, Porjeka Pörtschach (das entstellte xPorjecjex) nur die Gegend an und nächst einer Grenze andeuten ; desgleichen ist xMeseritschx (xMezirjecjex) das Gebiet zwischen zwei Grenzen, wobei man bei allen die Wahrnehmung macht, daß bisweilen tatsächlich ein Fluß da ist, aber ebensooft auch nicht. Loka, Louka, Luka, Lug, Lož, Ložnica, Loosdorf, Lausanne, Laak, Lukovec, Lugeum u. ä. bezeichnen einen mehr oder weniger gesicherten Grenzpunkt. Unter xlociti, lo-cilox versteht der Slovene: sich trennen, die Trennung, das Schisma; lok = Bogen (als Waffe); lokav = hinterlistig; logar = der Hüter, Heger; xLoge, Loggiax wie xlocusx deuten im Romanischen auf einen abgegrenzten Raum; xlukax ist der Hafen, d. h. wo die Schiffe geschützt sind; xlokax, loukax ist im weiteren Sinne als Wiese, An-, g e r ja auch ein gesicherter Ort, d. h. jene abgeschlossene, umzäumte Grasnutzungsfläche, die man vorerst mähen, also nicht dem Weidevieh überlassen will. xLokix ist sonach der Kämpfer an der G r e n z e, in anderer Form auch als: xLukas, Luciax. Wie unbeholfen einzelne Forscher noch herumtappen, weil sie, wie auch die meisten wissenschaftlichen Gesellschaften, die jeder Kontakt mit dem Slavischen gleich konvulsivisch macht, diese ganz natürlichen Forschungsresultate trotzig und hartnäckig ignorieren, ersehe der objektive Leser an dieser Stelle, an welcher alle die hiezu nötigen Verständnisprämissen bereits vorausgeschickt sind. Prof. S. Trojano-vić (Belgrad) erzählt in den Mitteilungen der Wiener Anthrop. Ges. (1909, III. u. IV. Heft), er habe einen Schalenstein knapp am Wege beim Dorfe Lozani (Serbien) — in der Nähe des Berges «Vojnici« und des Hügels «Bandera« (Vandera) — gefunden, auf dem sich 56 künstliche Vertiefungen befinden. Er glaubt nun, daß dies Opfersteine oder überhaupt religiöse Objekte seien, wundert sich aber doch auch, daß ein ganz ähnlicher Stein, wie in Serbien bei «Lozane«, auch in Frankreich beim sprachlich gleichstammigen Orte «Losère« gefunden wurde, und scheint dies mit dem deutschen Begriffe «Los« in Zusammenhang zu bringen. — Ich hoffe damit doch einige konstant Ungläubige zum Nachdenken aufzurütteln, ob jemand einen gewachsenen Felsen längs eines Grenzweges mit kleinen künstlichen und auffällig gruppierten Vertiefungen versehen wird, um dort das Opferblut aufzufangen, oder aber um hiemit eine schwer verwischbare Grenzmarkierung ersichtlich zu machen ! Celle, Zell, Zellnitz, Celje (Cilli), Schelleberg, Schelletau, Schellenburg, Schelletitz, Čelo, Vrh Čelo, Čele Kula, Cze-ladna, Monte Cello, Celovec (Klagenfurt), Zlll, Ziller, Sill, Sillein u. ä. weisen auf feste, gut verteidigungsfähi-ge Grenzpunkte. Das Grundwort ist das slavische «čel« (= kräftig, stählern) wie auch : cel = Ziel, Endziel, Grenze, Zollstation. Verwandte Begriffe sind noch : čelesn (= der Tüchtige, der Hervorragende); čelad, čeled (= die Waffenfähigen, die Angehörigen einer Verteidigungsgemeinde); čelada (slov. der Helm); čelka (russisch der Roßschweif, die Fahne — als Attribute des Kriegers); čelo (= Spitze, der steile Gipfel eines Berges); das italienische «cella« ist die Vorratskammer (in einem Verteidigungsraume); celjni (russ. das Stück Land, welches unbebaut bleibt, also jenes an der G r e n z e) u. ä. Auf diesem Umwege gelangt man endlich zur Klärung des vielumstrittenen Namens «Celti«; es waren dies sonach jene Bewohner, die ihre Verteidigungsvorsorgen an den Grenzen: «čelo, selo«, und die sich als Kämpfer und Verteidiger «čeled, čelad« nannten oder von den Nach- barn so genannt wurden. Dem Russen gilt noch heute als xselóx nur jene Ansiedlung, die eine Kirche aufweist, also einen festen Kernpunkt für die Verteidigung besitzt. — Hie-mit ist wohl auch die sprachliche Zugehörigkeit dieses den Gelehrten so rätselhaften Volkes sowie die ungewöhnliche Verbreitung desselben klarer geworden, und ist es nun geradezu zweifellos, daßallesjene, demderkeltische Stempel auf gedrückt wird, eine slavische Grundlage hat, abgesehen davon, daß ja auch alle Gebirge, Gewässer und Ansiedlungen jener Gebiete, die den xKeltenx als Wohnsitze zu geschrieben werden, Namen führen, für welche nur die slavischen Sprachen eine natürliche und sinngemäße Deutung kennen.* Es ist heute wohl schon eine Notwendigkeit das slavische Gebiet zu betreten, wenn man seine Bedürfnisse nach Vergrößerung des Sprachwissens befriedigen will, und es ist sicherlich eine große Unterlassung, mag sie nun der Unkenntnis, Antipathie oder Gleichgiltigkeit entstammen, wenn man bei der Forschung nach den Urbewohnern Europas dies noch immer nicht berücksichtigt; diese Einseitigkeit hatte bedauerlicherweise nur den einen Erfolg, daß man bisher eigentlich keine Geschichte der Slaven schreiben konnte, weil sich stets das Kelten-tum in die Quere legte und der Begriff xkeltischx allein jeden Geschichtsschreiber, wie die Schlange den Vogel, hypnotisierte. Es ist und bleibt daher unverständlich, warum die zünftige xH istori ex den ungeheuren Quellenwert der prähistorischen, sowie nun auch der onomastischen Forschun- *) Typisch für die Denkmethode der Geschichtskritiker ist jedenfalls die Fixierung des Zeitpunktes für die Einwanderung der Slaven. Man sagte sich: i. J. 451 werden die Markomannen zum letztenmale genannt; i. J. 495 ziehen aber schon die Heruler über das slavische Gebiet, daher der logische Schluß: in der Zwischenzeit.müssen die Slaven eingewandert sein! Sonderbar: wer in der Geschichte unter dem heute gangbaren Namen nicht existiert, der war nie! Und diese Folgerung setzte dementsprechend voraus, daß die Markomannen zugleich C eiten waren, daher am.Papiere eigentlich die Rechnung stimmt; sonstige Erfahrungs- und Beweisgründe sind dabei wertlos! gen noch immer nicht anerkennen und verwerten will! Man versuche es nur einmal das Keltische mit dem sla-vischen Sprachschätze zu vergleichen und man wird überrascht sein über die Identität und Verwandtschaft der Begriffe; das künstlich aufgebaute, oft nur in Bezug auf die Begriffsbedeutung dem Gefühle oder der Vermutung nähergebrachte «Keltisch« ist lediglich ein S1 a v i s c h, welches im Sinne der h e u t i g e n Auffassung den Titel jener Volksstämme darstellt, aus deren Summe sich eben bis heute durch die Wissenschaft der Gesammtbegriff «Slaven« gestaltet hat. — Die Keltomanie hat aber mit ihrer intensiven Einsetzung aller Kräfte eigentlich selbst und unbewußt die Erkenntnis an den Tag gefördert, daßwirdasKeltischemitdemSla-vischen zu identifizieren haben, nachdem die Ähnlichkeit und organische Verwandtschaft umso schärfer hervortreten, je mehr Vergleiche angestellt werden. Unser ganzer Streit und die wissenschaftliche Kontradiktion ist, gleich dem Nebel in der Sonne, in jenem Momente zerronnen, wo man erkenntnisvoll zugibt, daß alles als keltisch-Angesehene nichts weiter als Slavi s c h i m heutigen allgemeinen Sinne ist. Nur auf diesem Identitätszugeständnisse haben die bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten auf keltischer Grundlage einen Selbstkost enwert; andern fa 11s ist die völlige Destruktion und Vergessenheit ihr unaufhaltbares Los! Die Geschichtschreibung hat auch den Szenenwechsel, wonach die Kelten schon die Weltbühne verlassen hätten, als die Slaven auftreten, sehr plump arrangiert, denn wie können dann die Slaven nahezu die gleiche Sprache sprechen, als die Kelten, wenn beide niemals im Kontakte waren! Auch wäre es schade um die Druckerschwärze, wenn ich heute etwa noch weitere sprachvergleichende Beispiele anführen wollte, wie ich es bisher getan! Der Hoheitsbegriff hat sich im Slovenischen noch in «načelnik« (= Vorsteher) erhalten. Aus der Bezeichnung für die Verteidiger scheint auch der Begriff «Zeloten« hervorgegangen zu sein, worunter man heute einen Fanatiker ver- steht, einst aber hiemit auch rücksichtslose Kämpfer, Revolutionäre belegt haben mag. — Der primäre Begriff für. den Ä 1t e s t e n einer Celten-Gemeinde war aber wohl «uejiOBfacB, človek«, welches heute schon nur mehr den Menschen im .allgemeinen,/als höheres Wesen im Vergleiche zu den übrigen Geschöpfen, hervorhebt. Trak, Trakien, Tragin, Tragöss, Tragwein («trak« und xvinx), Trasdorf. Traa (Drau), Trausnitz, Trakoštjan, Drak, Draga, Dfagalj, Dragotuš, Drachenburg, Drachenfels, Draxl, Dražence, Drače u. ä. sind Ansied'lungen sowie Verteidigungspunkte an der Grenze, denn trak = Band, Grenzstrich; draga = Engpaß, Schlucht; draka —' Kampfplatz, Rauferei; drače, dračje = Dorhgestrüpp, daš auf der Grenzlinie wuchert. — Im weiteren Sinne gehört lileher: der Drache, früher meist als «track« geschrieben, d. i. das f e i n d š e 1 i g e T i e r, dann: böses Weib, endlich der Feind im allgemeinen; xtrach« nannte man auch die ersten Geschütze (Hauptbüchsen). Von Personennamen kennen wir vor allem den strengen Gesetzgeber «Drakon«, dessen Name wahrscheinlich erst später als Typus einer Person, welche ungewöhnlich strenge im Dienste der Grenzverteidigung auftrat, auftauchte. Ansonst kommt in der ältesten Geschichte der Slaven «Drog« als Fürstentitel wiederholt vor. — Alte Flußbette heißen noch immer «draga, draha«, aber nur dann; wenn sie zugleich eine Flur- oder Gemeindegrenze bilden ; der Wächter hieß augenscheinlich «Dragoner«; die Knechte, welche den Gutsherrn zu begleiten und zu beschützen hatten, nannte man «Draben« oder «Trabanten«. — Van. Im Deutschen gibt es viele Ortsnamen in der Form: Wanzen, Wanzenau, Wanzleben u. ä., welche etymologisch mit der zoologischen Wanze nichts zu schaffen haben, denn das Grundwort «van« (Wand) kennzeichnet eine Grenze, «wandern« = die heimatliche Grenze überschreiten; «vanati, vantati, vancati, vančati« im Slavischen: hüten, achtgeben, aufmerken; es waren dies sonach ursprünglich Beobachtungspunkte an irgendeiner Grenzzone. — Sonstige topische Namen dieser Wurzel sind: Wan (türkisches Vilajet und Zitadelle), Wang, Wanau, Wanitz, Wahków, Wanowitz, Wansch, Wantsch, Wantschen, Vanča, Vantačić, Vandans u. ä. — Der Hoheitsbegriff war »Van» wie er sich im Holländischen als Attribut bei vielen Personennamen noch erhalten hat, — Die »Wanen» der Edda sind lediglich die gefürchteten Grenznachbarn, die «Riesen, die von Osten kamen, die Weltordnung stark erschütterten und etliche Äsen stürzten». — Als feindliche Qrenznachbarn sind auch die «Vandalen» anzusehen. — Die Völkergeschichte sagt zwar, daß sie ein germanisches Volk waren, das im J. 439 das Vandalenreich in Afrika gründete, deren Name aber mit dem Jahre 534 wieder völlig erlöscht, als deren König Qelimer dem oströmischen Feldherrn Belizar unterlag. — Nun wissen wir aber, daß der hl. Ruppert noch i. J. 705 den «Vandalen» predigte; es heißt nämlich: transcenosque monte altissimo, mons Durus (= Tauern) appellato, praedicavit W a n d a 1 i s («nach Passieren des sehr hohen Durus-Gebirges predigte er den W a n d a 1 e n«), worunter man die heutigen Slovenen zu verstehen meint, als die Bewohner südwäts jenes genau bekannten Gebirges. Die eine oder die andere geschichtliche Feststellung muß sonach falsch sein; wahrscheinlich ist aber dies die erstere, denn niemand wird jemandem predigen, der seit 170 Jahren nicht ist! -— Alle mythologischen wie auch sagenhaften Daten über die «Wanengötter«, die polnische Königstöchter «Wanda» (wahrscheinlich ist dies aber ursprünglich ein männlicher Name), den Quadenfiirsten Vannius (Vana) u. a. müssen in Bezug auf ihre Entstehung auf eine sehr prosaische Basis rückgeschoben werden. Eigennamen, wie: Vanék, Wannieck, Va-niček, Vanino u. ä. deuten auf Familien, denen die Grenzverteidigung oblag, oder die an der Grenze wohnten; der einzelne Verteidiger hieß «Fant« (Vant), wie man noch heute einen erwachsenen Burschen benennt. — Pol, Polen. Die mit der Wurzel «pol« gebildeten topischen Namen gehören gleichfalls zur Gruppe der Grenzbezeichnungen, denn «Pol« ist an sich die Grenze, »pol« = die Hälfte, also das Geteilte; im Russischen galt jedoch »pol« im altem Gebrauche noch vollkommen als: G r e n z e, R a n d, U f e r, K ü s t e. Vergleiche auch: fioXvg = Staat, noies = Krieg, der Kampf mit dem Nachbar. — Der Volksname der Polen deutet sonach durchaus nicht auf die Ebenebewohner (polje = Ebene, Feld), wenn sie auch zumeist mindergebirgige Gebiete bewohnen, aber andere, wie P o 11 a u e r B e r g e, P o 11 a u, P ö 11 a u (in den alten Urkunden meist als xpolanx geschrieben) >

< (= Ruf), «viklik« (russ. Herausruf). Der Hoheitsbegriff ist « vikar«, der mit der Signalisierung Betraute, der Wächter; vigilia = de Wache, Ronde; vicus = ein Ort, der sich auf phonetischem Wege gegen Feindesgefahr sicherte. Žižin, Žižkov, Žiželo, Zislau, Zižnčtice, Šiška, Šišič u. ä. sind einstige Feuersignalstationen. Den mährischen Wallachen bedeutete im alten Dialekte «zija« = Flamme; xohen Žižka« = das Feuer flackert; «žižlavy uhel« = rotglühende Kohle, litauisch «žiže = Flamme.*) Dem Slove-nen ist «žižnjati« = züngeln, lodern, glimmen. Der Wächter oder Aufseher einer solchen Signalstation war sonach der «Žižka, Žižkar«, oft als «Šiška, Šiškar, Čič, Čičevo« geschrieben, wie er auch als Familienname oft vorkommt. Grmada ist eine primitive Hütte auf einer übersichtlichen Höhe mit vorbereitetem Holz- und Reisigmaterial, um durch Feuer- oder Rauchsignale, nach Erfindung des Pulvers auch durch Pöllerschüsse, auf die -feindliche Gefahr aufmerksam zu machen. — Dieses Verständigungsmittel fand Herodot bei den Griechen (481 v. Chr.), Xenophon bei den Karduchen, Caesar bei den Galliern und i. J. 1878 bedienten sich desselben auch die österreichischen Okkupationstruppen in Bosnien; auf den Trajanssäulen in Rom sind solche Feuersignalposten der Skythen abgebildet; die Indianer kennen ebenso diese Feuerpost, wie sich Klytemnästra auf gleiche Art den Fall Trojas signalisieren ließ. Diese «Grmadas«, deutsch auch «Kreid- und Gereutfeuer« genannt, weisen ein unregelmäßiges Netz auf, deren Maschen je eine solche grmada bildete; von dieser konnten 2—3 andere das Signal abnehmen und waren die Punkte im Terrain derartig vorteilhaft ausgesucht, daß es möglich war einen Türkeneinfall im Raume von der Kulpa bis an die weststeierische Grenze an einem Tage zu avisieren. «Grmada« kommt als Höhenbezeichnung nicht oft vor; dies hat darin seinen Grund, weil die «straža« und «grmada« meist vereinigt waren, und war letztere nur dort aufgestellt, wo man zwei Wachen ersparen wollte, die Terrainkonfiguration aber doch eine Verständigung auf zwei Seiten erforderte. So war z. B. auf dem Wurmberg bei Pettau .*) Als neueste Einrichtung zur Anwendung von Rauchsignalen gelten die R a u c h k u g e 1 ö f e n, welche die Österreicher im Jahre 1908 und 1909 an der serbischen und montenegrischen Grenze zur Anwendung brachten. — die «straža><; nachdem aber ein zweiter Bergrücken mit dem Hohen burger Kogel und der «Grmada Höhe« die optische Verständigung gegen Norden verhinderten, wurde eben eine «grmada« als Ergänzungsglied etabliert, welche anzu-ziinden wohl die Wache auf Wurmberg zur Obliegenheit gehabt haben wird. Der Leiter einer solchen Signalstation, im weiteren Sinne aber überhaupt der für die Sicherung im allgemeinen Verantwortliche, wurde nun als «Herr, ger, gerof, Gerhab, german, herman« u. ä. benannt; «gerof, gerob« gilt noch heute als V o rm u n d; «Germanen« war daher analog wie in allen anderen Fällen ursprünglich lediglich die Kennzeichnung für die Verteidiger, die Wache Haltenden. Diese Deutung gibt auch einigen Aufschluß, warum der Name «Germanen« von den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bis zum 16. Jahrhunderte nicht mehr erwähnt wird, denn er hatte früher nur eine kriegstechnische Bedeutung. Erst als man sich zu Beginn der Reformationszeit für die alten Klassiker zu interessieren begonnen, da entdeckte man in Tacitus’ «Germania«, daß zu jener Zeit auf dem Gehiete, das nun die Deutschen bewohnten, die «Germanen« saßen, es müssen dieselben daher auch Deutsche gewesen sein, was aber ebenso ein Trugschluß sein kann, weil die Wandlungen dieses Volkes und Namens durch etwa zw'ölf Jahrhunderte jeder Kontrolle entbehren. — Daß Slaven einst in dem Gebiete «Germania« des Tacitus saßen, beweist eben dieser sowie sonstige topische Namen. Ob aber die Slaven schon zu jenen Zeiten durch die Deutschen verdrängt waren, oder erst später, ist irrelevant und für das Alter der Slaven in Europa nur insofern wuchtig, daß sie umso älter sind, je früher sie verdrängt wurden, denn ihre Spuren haben sie für jeden Fall unauslöschlich durch die Namengabe f ü r die Gebirge, Flüsse und Ansiedlungen jener Gegend an Ort und Stelle aufgedrückt und nicht etwa von ihren heutigen Wohnsitzen aus. — *) *) Man legt sich den Namen «Germanen« gewöhnlich dahin aus, daß er aus dem keltischen «garmvyn« (= schreiender Krieger) hervorgegangen sei, was nicht ganz unnatürlich ist, denn der Beobachtungsmann bei der «grmada« mußte bei Feindesgefahr Lärm schlagen, und Lärm schlagen, donnern heißt allerdings im Slavischen «grmeti«. Tacitus hat sonach durch seine Schrift später eine Phantasie angeregt, die jeder logischen Basis entbehrte, umsomehr als er gar keine Anhaltspunkte für die dort gangbare Sprache angibt, ja nicht einmal den Originalnamen irgend eines germanischen Gottes nennen kann. — Und mit der müßigen Eventualität, die Slaven waren zur Römerzeit bereits verdrängt, kamen aber etwa im 2.—5. Jahrhunderte wieder, werden wir uns doch nicht befassen wollen, denn ein Volk, welches ein so großes Gebiet bewohnt, wandert nicht herum, wie ein wandernder Cirkus, um nur Vorstellungen zu geben! Es ist also zweifellos, daß die Geschichtsschreibung in Folge der verworrenen etnographischen Nomenklatur den Slaven auf der Weltbühne einen viel zu kargen und bescheidenen Anteil zugemessen hat, daher wir an so viel Stellen unserer Völker-und Kulturgeschichte vor Rätseln stehen bleiben müssen. — Für jeden Fall ist es daher fraglich, ob die xGermanenx vor Christus schon mit dem etnographischen Begriffe xdeutschx von heute identifiziert werden dürfen. Čihadlo, Žihadlo (čigati, čihati = lauern, čigar, čigavec = Spion, čihan, cigan = Ruhestörer, Vagabund, Zigeuner) waren Beobachtung s punkt e, welche für die phoni-sche Verständigung der Umwohner besonders geeignet waren, aber zugleich wohl auch als Alarmplätze galten. Oft diente hiezu ein hölzernes Sprechrohr, wie ein solches im Museum von Wall.-Meseritsch noch zu sehen ist und dort xfujarax d. i. xvojarax benannt wird. War die Terraingestaltung hiezu nicht günstig, so wurden Feuer- oder Rauchzeichen gegeben, später auch Polier und Haubitzen abgefeuert. — Desselben Ursprungs sind wohl auch die mehrfach vorkommenden: Siegersberg, Siegersdorf. — Die Slovenen errichteten auf dem schönsten Aussichtspunkte des Bacher-Gebirges einen Aussichtsturm; dieser Platz führt aber wohl nicht zufälligerweise seit jeher den Namen: xžigertx. Pozor (Poser, Posur), Pozofice, Prozor, bezeichnen einen Höhepunkt mit einem weiten Ausblicke; z. B. der spitze Kegel nächst der Gleinalm (Steiermark) heißt: Posur. (Pozor, pozo rovati slav. = achtgeben, beobachten). Hiezu gehört auch xPozorkx, welches im Deutschen zu xPos-ruckx, ja sogar xBocksruckx wurde. Motrice, Modriach (neben Herzogberg), Modra (neben Velehrad), Modla (bei Buchlovitz), Modrič, Mödritz, Modrice, Möderbruck, u. a. bezeichnen einen Beobachtungspunkt (motriti slav. = beobachten). In der Nähe solcher Punkte findet man immer weitere Lokalnamen, die auf sonstige Verteidigungsmaßnahmen schließen lassen. Der Hoheitsname dieses Stammes hat sich in «moder« ( - weise), «modrc, modrijan« (= der Weise, der Überlegende) im Slovenischen erhalten. Patrin, Patriasdorf, Patras, Petrin, Petersdorf, Peterwald u. ä. überhaupt mit «Peter« zusammenhängende Ortsnamen deuten auf Punkte, welche zur Beobachtung dienten. Das Grundwort ist anscheinend: patrati, pattiti, opatriti (= forschen, achtgeben, sorgen), wie es im Cechi-schen noch im Gebrauche steht. Der Verantwortliche für ein solches Sicherungsgebiet war der: patr, wie der Slave noch heute «pater« ausspricht, woraus sich dann «Patron«, als Beschützer einer Gemeinde, und «Patriarch«, als Verweser einer Kirchengemeinde und «Patricier« als regierende Partei bildeten. Die Sicherungswache hieß in diesem Falle: Patrouille, das zu sichernde Gebiet: patria, und die Gemeindezugehörigen wurden zu: Patrioten. Im Slovenischen nennt man ein Holz-, namentlich Brettergerüst: petra, petre, und bezieht sich dieses möglicherweise auf eine bezügliche Vorrichtung für den Beobachtungsposten in Waldgegenden, um vom erhöhten Standpunkte die Umgebung besser zu überblicken. Der Ceche gebraucht jedoch noch «patre« fiir Stockwerk, also erhöhte Aussicht. — Daß nachher aus «patr« allgemein «Peter« wurde, ist wohl nur kirchlichen Einflüssen zuzuschreiben, denn der Mensch inkliniert bei unverständlich gewordenen Begriffen später naturgemäß zu solchen, die ihm fallweisse näher oder geläufiger sind. — Eine gleiche Entstehung hat auch der Name: Petersburg. — Das Volk nennt die Stadt : Piter, nach irgendeinem Punkte, der zur Beobachtung der Meeresseite sowie der Festung Kronstadt diente, denn im Litauischen bedeutet «pitrieti, spitrieti«: etwas mit großer Aufmerksamkeit beobachten. — Würde der Stadtname auschließlich nur von Peter d. G. stammen, so hätte sich das Volk wohl den Namen «Pjotr« zurechtgelegt. — In Obersteiermark gebrauchte man früher «Pitter« für: Wächter, Wachmann, Amtsdiener.— Eng verwandt mit diesem sind: Žebraky, Žebračina, Žebrakov u. ä. denn dies sind jene Beobachtungspunkte, auf welchen sich der dazu Bestimmte einer S t a n d 1 e i t e r (čech. žebfik) bedienen mußte. Der Beobachter, der es gewiß unangenehm hatte, hieß ursprünglich «žebrak«, ein Begriff, der heute nur mehr dem Bettler beigelegt und in der Bedeutung am prägnantesten als «armer Teufel« (auch Krüppel) des Jargons umgrenzt wird. — Oglej, Pogled u. ä. bedeuten im Slavischen 'Ausblick, Fernsicht (ogledati slav. = sich umsehen; pogledati == ansehen) und sind Höhenpunkte, welche in mehrfacher Richtung einen günstigen Rundblick gewähren. Sie liegen meist auf niederen, aber für diesen Zweck günstigen Erhebungen, wie Oglej (Aquileja) zur Beobachtung des Okra-Passes; Pohl edy an der Sazawa; Pohled bei Metz; Pogled in Untersteiermark; von hier aus beobachtete man das Dranntal bei Cionobitz, indes das gegenüberliegende Planken stein die aktive Verteidigung besorgte, sich aber dabei selbst keinen günstigen Ausblick verschaffen konnte; P o g 1 e d a k befindet sich senkrecht auf der Längenaxe des Nevesinjsko polje (Herzegovina) mit dem Gegenbeobachtungspunkte K1 e-n i, während die eigentliche Verteidigung Grad und Gradina mit einem relativ beschränkten Ausblick führen müssen. Alle diese Posten hatten einen halbpermanenten Bau, damit die Beobachter und Wächter gegen die Wetterunbill geschützt seien. Der Dienst erstreckte sich zumeist nur vom Frühjahre bis zum Spätherbste; im Winter war dies unnötig, da in dieser Jahreszeit erfahrungsgemäß keine feindlichen Einfälle zu befürchten waren. Gledavac (bei Metković; gledati slav. sehen, beobachten) befindet sich in der Umgebung von Gradina, Košt-jela, Gabela, Čardačina, Vranja, Norinska kula, welche alle etymologisch auf Fortifikationen deuten. — Andere Formen dieses Stammes sind: Ogled, Ogladnica, Rotzlethohe (roz-hled, razgled = Aussicht). Pandurica nennt oder nannte man einen Beobachtungsposten auf einer gut übersichtlichen Höhe, welchen Dienst «Panduren« (pandur slav. — Wächter) versahen. Das österreichische Pandurenkorps besorgte einst die Bewachung der südöstlichen Landesgrenze. Am Balkan heißt der Wachmann häufig noch: Pandur. — Als Höhenname kommt «pandurica« haupsächlich in den südlichen Ländern vor. — Strn ist die Wurzel häufiger Ortsnamen, wie: Sternberg, Sternfeld, Sternthal u. ä. — Das Grundwort ist entweder «strem, streti« (= beobachten) oder strniti« (= sich versammeln, zusammenrotten); Lokalitäten dieser Namensform sind daher entweder Beobachtungspunkte oder bestimmte Alarmplätze bei Feindesgefahr gewesen, und weisen solche noch heute Kirchen, Burgen oder Ruinen auf. — Die Slaven, namentlich Slovenen, nennen heute solche Punkte meist «Strmec« d. i. die steile Höhe, da man sich zum erwähnten Zwecke begreiflicherweise vor allem schwer einnehmbare Höhen auswählte. Die Bezeichnung für die Beobachtungen oder Wachehaltenden war einst wohl «streči« oder ähnlich, woraus sich dann der allgemein gangbar gewordene Gattungsname «strelci« (= Schießende, Schützen), sowie die topischen Namen Strel a-Pa ß, Strelci, Strelitz, Strilkyu. ä. bildeten. — Des gleichen Ursprungs ist auch das sinnverwandte deutsche Wort: Streit, Streiter, slov. stritati = wetteifern (im Kampfe, im Laufen u. drgl.). Devin, Divin, Devina, Podivin u. ä. sind Beobachtungspunkte. — Das Grundwort ist : divati (= beobachten), dev, div (= der alles Sehende, Gott). Devin, Divin kommt als topischer Name in allen alten Weltteilen häufig vor und scheint überall auf eine Bodenplastik zu deuten, welche die Beobachtung feindlicher Anschläge begünstigt. «Devin« (Böhmen) ist in der Chronik Kosma’s erwähnt als: oppidum natura loci firmum, cui inditum est nomen Diewin, — war sonach schon zu Beginn des 12. Jahrhundertes kein bloßer Beobachtu ngspunkt mehr, sondern schon ein fester Verteidigungsplatz. — Auch der älteste Name von Ve 1 eh rad (Mähren) lautete: Devin. —- «Magdeburg« hieß früher «Devin«, denn man glaubte, daß dem Namen «deva« (slav. = Mädchen) zum Stamme diene, daher im Deutschen das Auftreten von so vielen Maidberg, Maidburg, weil auf Basis der falschen Etymologie auch eine dementsprechende Übersetzung folgte. — Auf gleicher Prämisse entstand auch die völlig mißglückte Sage des čechischen Chronisten Hajek (16. Jahrhundert) vom «Böhmischen Mägdekriege«, der von der Burg Dévin aus in Szene gesetzt wurde, was auch den Stoff zu einem Heldengedichte K. E. Eberts bot. — Dieser Übersetzungsfehler zog noch weitere Kreise, denn auch die vielen «divči skala«, die zu :Mägdesprun g, Jungfernsprung, Mädchenfelsen u. ä. übertragen wurden, sind nichts weiter als hohe, mitunter vorspringende, namentlich an Gewässern, wo eine gedeckte Annäherung auf Wasserfahrzeugen möglich ist, für den Ausblick gewählte günstige Punkte, also : A u s 1 u g f e 1 s e n. — Die zahlreichen, dieser falschen Etymologie angepaßten Sagen über Jungfrauen, welche sich bei der Verfolgung von einem solchen Felsen herabstürzten, sind daher nichts weiter als Sagen und haben nur den einen realen Wert, daß jener Felsen eben einmal ein Aussichtspunkt war und deshalb «devin, divin« u. ä. hieß.*) Ortsnamen dieses Stammes sind überdies alle: Theben. — So erwähnt der Minnesänger «der Freudenleere« (13. Jahrh.) in dem Schwanke: Die Wiener Meerfahrt — des Burggrafen von Devin d. i. Theben (an der Einmündung der' March in die Donau). Dies war aber auch bereits i. J. 864 eine Feste, und wurde schon damals, — was gewiß sehr beachtenswert ist —, der Name auf Grund des slaviscnen Sprachsatzes ausgelegt, denn die Annal. fuldens Rudolfi sagen schon : Civitas quae lingua gentis illius D o v i n a, id est puella dicitur (das Gebiet, welches in der Sprache dieses Volkes Dovina, d. i. Mädchen genannt wird). — In der Herzegovina gibt es ein «Djevojačko greblje«, von dem man sagt, es seien dies vornehmlich Jungfrauengräber; tatsächlich sind dies Gräber der Gefallenen auf einem aussichtsreichen Kampfplatze, denn die Nachbarlokalitäten militärischen Wertes heißen auch «Pandurica« und «Svatovsko greblie«. — Die ägyptische Stadt Theben, die «Hunderttorige«, wurde hingegen von den Ptolemäern als Diospolis (Gottesstadt) ins Griechische übertragen, weil man in «dev, div« — Gott vermutete (deus, àsós), daher die *) So heißt jener Felsen der alten Burg Qösting (bei Graz), von dem sich Anna v. Gösting in die Mur gestürzt haben soll, der «Jungfernsprung«. Tatsache ist es aber, daß dieser Punkt für die Veste die günstigste Beobachtung des engen Felsentales und der Zugänge von nordwärts bot, und daher «devin« hieß, was erst post-^ hum zur Bildung der Sage führte. Übersetzung wieder auf einen slavischen Begriff im weiteren Sinne basiert erscheint. — Desgleichen ist das böotische Theben, nachdem es zerstört wurde, wieder zu xThivaex geworden, das identisch ist mit jener Höhe, auf welcher die Burg Kadmeia stand. Tücher gehören auch: Deva (Spanien), Déva (Ungarn), Déville (Frankreich), Devizes (England), Devol (Fluß und Ort in Albanien), Dévolny (Gebirge in Frankreich), Dewe-Bojun (Höhe in Armenien, 1877 von den Russen erstürmt), Diva (Insel in Indien), Divača (Österreich), Dives (Fluß und Ort in Frankreich); Deutz hieß römisch xDivitiox und hatte ein starkes Kastell zwecks Beobachtung und Sicherung der Rheinbrücke bei Köln, Dibio (auch Diviodunum der Römer, ein befestigter Platz der Lingonen, jetzt Dijon, Frankreich); Dibon (alte Moabiterstadt); Divonne (Schloß in aussichtsreicher Lage in Frankreich); Divodurum (wurde fälschlich in xGöt-terburgx übersetzt, jetzt Metz). — Sonstige Formen sind noch: Tepa (zwei Brückenbeobachtungspunkte in Mostar), Tepina (Beobachtungshöhe über das Drannfeld, Untersteiermark, 1490 Depina), Under der Tephen (1381, Steiermark), Tiwer (jeztt Tüffer, mit dem hohen ruinengekrönten Bergkegel), Teuffenbach (alte Formen: Tivfen, Tewfen, Tewbach), Tywein (Diwein), sowie alle Tivoli (Tibur, Divolje) u. ä. — der Hoheitsname ist: div, dev, welcher vielfach zu xDivisx wurde,") womit der Bewohner an einer solchen Stelle bezw. der Kommandant oder Älteste eines solchen wichtigen Punktes belegt wurde. — Eine analoge Bewertung hat daher auch der Gott xTivacx (= Divač), der einzige, der angeblich von allen xgermanischenx Stämmen verehrt und namentlich am Niederrheine hochgehalten wurde. — Dem Sloven.en ist xTivrax — der Wauwau, der Strafende, mit dessen Berufung man den Kindern droht, falls sie unfolgsam sind. In England gilt xdevon, devonshirex noch immer als Adelstitel. — Im Persischen ist xdev, divx die Bezeichnung für den bösen Geist (Zendavesta: devas, deutsch: Teufel, diwl, tuifel; rom. diable, *) *) Die Familie der xSternbergex führte früher den Namen: Diviš von Divišov; xSternbergx bedeutet aber etymologisch auch dasselbe, ist also nur ein Paralellname. diavolo). — In der Türkei heißt der Staatsrat x divan x, das ist die das Wohl des Landes beobachtende Körperschaft. *) Vir, Vyr, Virje, Virovitica, Fürth, Furt, Fürstenberg, Fürstenleid, Württemberg (früher Wirtemberg geschrieben) u. ä. sind ursprünglich Wachstellen gewesen, die später zu festen Verteidigungspunkten wurden. — Das Grundwort ist jedenfalls xvirx (= Wachpunkt; im Lateinischen der Mann, Kämpfer — auf einem solchen Punkte), doch ist der Begriff in diesem Sinne im Slavischen nicht mehr gebräuchlich; hingegen kennt der Slovene noch xviretix (= mit unverwandten Augen ansehen, spähen) und xvirostovatix (= wachen, überwachen), der Kroate xviritix (= überblicken, der Ceche Xvejratix (= große Augen machen).*) **) Der Hoheitsname lautete wohl: xviros, virostx oder ähnlich, geriet aber im Slavischen außer Kurs, hingegen hat er sich im Deutschen xFürstx erhalten. Ansonsten haben jedoch die slavischen Sprachen die primären Bedeutungen dieses Stammes, welche mit den Hoheitsnamen organisch verknüpft sind, vielfach beibehalten, so: xvirax (= Geldstrafe für einen Mord, die also nur ein v i r, Fürst verhängen konnte), xbiricx (= Gerichtsdiener, Scherge, auch Herold, also ein Hilfsorgan des Fürsten; xbirosx (= Kinderhirt, ein Begriff, der noch aus der Hirtenorganisation datiert); xbirt, virt, Wirtx (= dem die Obsorge der Gemeinde oblag); xbirkax umfaßte anscheinend alle Pflichten an den Gemeindeältesten, und ist heute identisch mit Kerbholz, auf welchem sonach die Abgaben verzeichnet wurden. Vid, Vidin, Viden, Vidov, Vidce, Vidomina (Wien), Vitina, Vitanje, Wittingau, Montevideo, Vitkov (Wìgstadtl), Vizina, Vizovice, Vicence, Vicov, Viče, Vičiče u. ä. sind günstige Be.obachtungspunkt e, denn v i d ist = Aussicht, v i-deti = sehen. Solche Punkte weisen für die Ausspähung *) Ich habe mich bei diesem Artikel mit Absicht weiter verbreitet, um zu zeigen, wie wenig Berechtigung wir haben, von scharf begrenzten Sprachenkasten zu sprechen, und wirft der Sprachenhaß nur einen tiefen Schatten auf die Kenntnisse unserer Vergangenheit und Kulturentwicklung. **) Folgerichtig ist xvyrx der Uhu, der im Finsteren sieht, daher auch allgemein als Symbol der Gelehrsamkeit gilt, da er eben ins Unbekannte (Finstere) zu sehen vermag. der feindlichen Anschläge günstige Höhen auf, die zumeist noch heute aus einer uralten Zeit Schlösser, Burgen, Klöster und Ruinen tragen. Es ist zweifellos, daß die Urbedeutung auch die eines gesicherten Weideplatzes ist, denn das deutsche >đes, leš>< und xlisx, und waren diese wohl seit jeher, und noch im jüngsten russisch-japanischen Kriege als Wachbehelfe im ununterbrochenen Gebrauche; der Slovene nennt noch heute die Leiter: lestva. —: Vorwiegend mußten in ebenen Gegenden, wo die Natur einen Fernblick versagte, solche Sicherungsmittel hergerichtet werden, wenn man sich von der feindlichen Annäherung nicht überraschen lassen wollte. Diese primitive Beobachtungsvorrichtung ist sonach der embryonale xcertakx, nur war hier die Wachstube mitunter getrennt vom Auslugposten. — Im allgemeinen bedeutet aber >dis, lisku = Kampf, xliskatix = kämpfen; es handelt sich sonach da augenscheinlich wieder um einen vorbereiteten Verteidigungsplatz. Es fällt aber auf, daß in diesem Falle den Namen Lišno, Liska u. ä. diese Etymologie zugesprochen wird, da «lisa, lisacx auch Begriffe für Rodungen sind, und doch besteht da ein organischer Zusammenhang. Will jemand eine bewaldete Höhe beobachten, so muß unbedingt die Höhe zuvor von Bäumen entblößt werden, denn das Bauen von Hochsitzen über alle Baumwipfel hinweg, ist zu schwierig und auch bei Stürmen gefährlich, ganz abgesehen davon, daß ja jede Luftbewegung die Wipfel in Oszillation versetzt, daher die Beobachtung erschwert; überdies nehmen die Bäume ja jährlich an Höhe zu, es müßte sonach der Leiterstand fortgesetzt gehoben werden, was aber schließlich an die Grenze der technischen Möglichkeit führen müßte. Die Kuppen der zum Beobachten gewählten Höhe wurden daher immer abgeholzt und tragen diese noch heute dasselbe Gepräge, daher eben >diš>< und xlisax sowohl W a 1 d b 1 ö ß e als auch Hochwachgerüst zugleich bedeuten kann. — In welchem Falle erstere an sich zur Beobachtung genügte und wann ein eigenes Gerüste für die «Vedette« nötig war, das läßt sich heute nur mehr auf jedem einzelnen Punkte in der Natur feststellen, wenn man die Glacisverhältnisse selbst kontroliert. Es ist auch selbstredend, daß diese Hochstände ursprünglich dem Hirten zur Beobachtung und Bewachung der Herde dienten. Straža ist ein Wachtposten, zumeist auf einer Höhe mit guter und weiter Aussicht, von wo aus man bei feindlichen Anlässen auf phonetischem Wege, also durch laute, nur den Eingeweihten verständliche Zurufe, oder auch durch Feuer-und Rauchzeichen, den Umwohnern die drohende Gefahr ankündigte. Die Wache hatte eine Schutzhütte und war wohl auch insoweit verteidigungsfähig gemacht (Zwinger, Schießscharten), um den Posten wenigstens sq lange halten zu können, bis die nächsten Ortsbewohner eintrafen. — Der Name «Straža« kommt in Mittel- und Südeuropa überaus häufig vor, und sind alle mit «Strass« zusammengesetzten Namen dieser Provenienz; so: Strassberg, Strassburg, Strassengel, Strassgang, Strasserperg, zu Strasy, Strassnitz, Hochstrass (bei Mödling, Deutschlandsberg u. a.), Strosen, Stragut (in Deutschland vom altsorb. straža, straga) u. a. Karaula ist ein gemauerter, viereckiger Bau für eine Wache, welche sich darin auf kurze Zeit auch verteidigen konnte. — Auf dem Balkan sind solche Objekte noch sehr häufig, aber nunmehr schon meist als Ruinen anzutreffen. — Bei den Russen heißt die Wache selbst:Kapay.n>. Kula ist ein hoher, solider, mit Schießscharten verse^ hener, mitunter krenelierter Run dbau, welcher augenscheinlich, da er für eine Wache nicht eingerichtet ist, nur als vorgeschobenes Glied eines festeren Verteidigungsplatzes galt oder als Aussichtspunkt diente. — Solche Kula’s gibt es in großer Zahl am Balkan; aber auch sonst findet man solche Türme, wie z. B. bei der alten Veste Stramberg, welcher «Kulatina« genannt wird. (Siehe Abbildung von Stramberg in Mähren). Mit der Höhe mußte hier so weit gegangen werden, damit vom Turme aus keine toten Räume für die Beobachtung verbleiben. — Buda, Budua, Budine, Budkov, Budèjovice, Budečko, Budisin (Bautzen), Baude, Bautsch u. ä. haben «bud, buda, budka (— Hirtenhütte), budiste« zur Grundlage und weisen eine analoge Bildung wie «chod, koč, koča« auf. Im Deut- Stramberg in Mähren, sehen ist die Form buode (mhd.), bude (nhd.) bekannt (vergi, auch buwen, b u o v e n für bauen). — Es mag ja nun der ursprüngliche Begriff aus xbusx (bos, bovis), also einer Weidetriftbenennung hervorgegangen sein, nachdem man sich am Weideplätze auch eine Hütte (Bude) zum Schutze der Hirten wie des Pferchs erbaute. Augenscheinlich war aber dieser Unterstand an einem solchen Punkte, von wo aus man die Herde, beobachten wie auch durch entsprechende Wachsamkeit rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, daher solche Stellen mit der Zeit verteidigungsfähig gemacht wurden, denn xbuditix heißt im Slavischen: erwecken, aufwecken, xbdeti, bditix, litt, budèti: wach sein, Wache halten (jetzt : bei den Kranken), litt, b u d r u s : wachsam. Nebstbei sind solche Punkte stets auf Höhen, gekrönt mit Kirchen, Schlössern, Burgen, Ruinen, alten Friedhöfen, wie Budisin (Bautzen), Buda (-Pest), Budua, Büdingen, Bud-witz u. ä. Das Volk der B u d i n e r, welche Herodot in das heutige Russland oder in das nördliche Griechenland verlegt und sie im besonderen als blondhaarig bezeichnet, bilden sonach nur ein Analogen zu den Gottscheern in Krain. Der Hoheitsname hat sich anscheinend in xBuddhax konzentriert; sonderbar ist es jedenfalls, daß xbuddhax im Sanskrit, welcher Sprache der Name ja zugeschrieben wird, «der Erwecktex (wohl richtiger xder Weckendex) bedeutet. Strehov, Strehau, Strechwic (heute Strettweg), Stre-ckelberg (auf Usedom), dann die slavischen Formen Črešno. Ćrešnjovec u. ä., welche in Folge dieser äußeren Form auch irrig als xRirschdorf, Kerschbachx ins Deutsche übertragen wurden, sind Terrainpunkte, wo ein Schutzdach, Flugdach für die Wache oder die Beobachtungsposten vorbereitet war, denn xstrecha, strešno« (= Dach) deutet auf diese Etymologie. (Hiezu Abbildung von Strechau in Steiermark.) xStrezitx heißt im Böhmischen übrigens auch: hiitten, Wache halten, daher Strachov und Strechov, wie Stražov und Stre-žov, indentisch sind. Suh, Suchä, Suchau, Suchen, Suchodol, Suhdol, Sucho-hrdly (d. Zuckerhandl), Suchor, Suchov, Sukdol, Sukowate, Suky, Zug, Žuki, Zukovo u. ä. sind Punkte, wo sich eine L a u-b e, d. i. xsuhta, suhtax befand, welche dem xsuh, suk, sokx (= altsl. K r i e g e r, suhi = kriegerisch) für die Beobachtung des Feindes Schutz im Kampfe wie gegen Ungewitter bot. Im Russischen bezeichnet >< cyxoTHHK'E x noch heute den Pfleger, Fürsorger, wie als solcher einst wohl der Älteste einer solchen Gemeinde gegolten haben mag. Der im Regierungsbezirke Düsseldorf gelegene mit prachtvoller Fernsicht ausgestattete xHeiligenbergx gehört zur Stadt xSiichtelnx. Hieher sind auch alle Namen des Grundwortes xsok, sokol x einzureihen, wie: Sokal, Sokale, Sokol, Sokolovac, Sokolec, Sokoli, Sokolnitz, Sokolow, Sokolowka u. ä. Der heutige slavische xsokolx, d. i. der den Turnsport gesellig Betreibende, hat ursprünglich mit dem Falken (slav. sokol) gar nichts zu schaffen, und ist das Abzeichen der Falken- — Ill — feder.-erst dieser späteren Etymologie zuzuschreiben. Die xsukoli, sokoli« waren sonach einst die Verteidiger, die Soldaten, die sich zum Kampfe entsprechend vorübten. Eine organische Verwandtschaft ist aber doch vorhanden: der auf Posten Stehende mußte wie ein F a 1 k e die Umgebung beobachten, mußte also sehr gute Augen haben. Okrog, Okrühlik, Okrouhlä, Okruglitz, Krungl, Grundlsee u. a. nennt man «Kula« artige Wachtürme in Mitteleuropa. Bei Syracus hieß im Altertume ein solcher Turm: Akragos (Okrog). Okrog, okrogel = rund. — Interessant ist es hier zu zeigen, wie viel Luftstöße man zuvor machen kann, ehe man zur richtigen Etymologie eines Ortsnamens gelangt; es sei dies an dem Namen «Grundlsee« vorgezeigt, wie ich selbst erst auf dem Umwege über die ältesten Namensformen (1188 Chrungilsee, 1300 Chrungelsee, 1386 Krungelsee) auf «krun-kelj« = Abstockung) kam, und von dieser erst auf die obige, hoffentlich bleibende Erklärung, wenn ich mir stets auch die Leitidee vor den Augen hielt, daß die älteste erhaltene Namensform immer der Urform am ähnlichsten ist und daß die Verballhornungen in dem Maße zunehmen, je geringer der Einfluß des namengebenden Volksstammes wird, weil mich das im deutschen Gebrauche übliche Einschieben des «n« beirrte.*) Auch Krieglach (Obersteiermark) hieß i. J. 1148 noch «Chrugelahe«; hier hat sich also der Originalname noch wenig geändert. *) Die Deutung des Namens «Grundlsee« wurde bereits vieb seitig versucht; während aber die meisten ob ihrer sprachlichen Entgleisung keiner Erörterung wert erscheinen, erfordert die des Universitätsprofessors Dr. Strekelj in Graz (im «Časopis« der historischen Gesellschaft für Untersteiermark p. 86/1904) doch der Erwähnung. Der Erklärer erkannte ohneweiters, daß der Name sla-vischen Ursprungs sein müsse und deutet ihn aus dem Altslove-nischen «kraglo« (= rund) als «kraglo jezero« (= runder See. Nachdem aber gerade dieser tükischerweise obiger Definition nicht entspricht, denn er ist ungefähr 6 km. lang und 1 km. breit, meint der Ausleger, daß die Slovenen der alten Zeit bei solchen Dingen nicht mit dem Zirkel umgingen. Aber gerade diese Rechtfertigung der Auslegung, daß unsere Altvorderen, mögen sie auch welch Stammes immer gewesen sein, einen so verdorbenen Blick für die Natur gehabt hätten, fordert zur Erwiederung sina ira et studio heraus, denn die Erfahrung lehrt das gerade Gegenteil: unsere Ahnen hatten, je weiter die Stufe nach rückwärts geht, ein umso ungetrübte- Peč, Petschke, Pece, Pečen, Petschen, Peckau (1050 Pecah), Pečica, Pečnek, Pecendorf, Pötzleinsdorf, Pečjak, Pesjak, Beč (Wien), Bečic, Bečice (bei Tabor), Bečva, Be-czarka, Beckengrund u. ä. sind alte Wachstandorte (peč, peča — Bewachung, Sorgsamkeit) und kommen meist als ergänzende Vorsorgen bei festeren Verteidigungspunkten vor. — Nun wird es auch klarer, weshalb Wien verschiedene Namen führt, denn es handelt sich dabei nur darum, welchem Sicherungsgebiete der Name entnommen wurde; dem Cechen ist es: Viden, dem Romanen Vienna, Vienne, dem Deutschen Wien, dem Magyaren: Becs, dem Slovenen: Dunaj. Bus, Busak, Bušak, Busovača, Busnovci, Busento, Bu-strowc (deutsch: Wusterhausen), Bosak u. ä. bedeuten im allgemeinen einen Wiesen- oder guten Hutweidegrund (xbusx slav. Rasen, Rinderweide). Der bekannteste Name dieser Art ist xBosnienx. Im J. 1399 schrieb man es als xregnum Bessinaex. R— Die dortigen Bewohner nennt Ptolomäus xBoscix und xBascix (also analog wie: Basken). res Auge, denn das beweist uns eben ihre gesamte impressionistische Namensgebung. — Es schwebt mir bei dieser Behauptung die allgemein herrschende Ansicht vor, daß der Indianer ein besseres physisches Auge besitze, als die Kulturmenschen. Dies ist jedoch ein Trugschluß, entstanden dadurch, daß der Wilde alles mit der Seele ansieht, d. h. Seine Psyche ist derart, daß sie alle Zerstreuung, Belastung und Ermüdung des Gehirns ausschließt, sobald die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Gegenstand gerichtet ist, daher auch die staunend natürliche und unbeeinflußte, daher bessere Beobachtung. Der Gebildete kann aber dabei nicht so leicht alle beeir.flußenden Nebenumstände ausschalten, und kann ich, gestützt auf meine Empiire in dieser Hinsicht wohl offenbaren, welche Energie und welches physische Exerzitium dazu notwendig ist, um nur ein Moment einem einzigen Gegenstände die ganze Aufmerksamkeit zu widmen, wenn im Gehirne zugleich die verschiedenartigsten Eindrücke, Ideen und Spiegelbilder Platz genommen haben. Übrigens glaube ich, daß man auch heute von jedem Bewohner der Umgebung des Grundelsees, dem man die Anerkennung desselben als eines runden suggerieren wollte, in ehrenrühriger Weise abgefertigt werden würde, denn die sehr ungleichen Dimensionen lassen sich in diesem Falle bereits von den Randkommunikationen erkennen und die geologischen Verhältnisse gestatteten in den letzten tausend Jahren sicherlich auch keine andere Gestaltung. Es erhielt daher der See den Namen erst vom Orte Krungl, wo sich ein Rundturm zur Beobachtung einst befunden haben wird. Ben Oerion (jüd. arab. Schriftsteller des X. Jahrh.) nennt das Volk xBuzx und xBozilx (gemeinschaftlich mit den xOngorix). Hieher gehört auch xpustax, welches wohl richtiger als xbustax zu schreiben wäre. xPustax bedeutet heute im Sla-vischen soviel als xWüstex, was aber auch unrichtig ist und ursprünglich eine Einöde, d. h. isoliertes Gehöfte kennzeichnete; überdies kann man die große ungarische Tiefebene, die von hervorragender Fruchtbarkeit ist, doch keine xWüstex nennen, und sind die xPusta’sx daselbst eben die einzelnen Wirtschaftshöfe, nun als xtanyax bekannt. Der Begriff xpustax ist im Allgäu noch jetzt für jene Grundstücke, welche vom Weideservitute und Übertriebe befreit sind, im Gebrauche. Nebstbei hat aber xpustax die gleichzeitige Bedeutung eines Aufenthaltsortes, einer Station, woraus die Ausdrücke xPost, Postemi hervorgingen, denn der Weideplatz oder die Ansiedlung erforderte auch eine Sicherungsmaßregel, daher xpustx auch zur Bedeutung einsam, öde wurde, was eben einen vereinzelten Beobachter, ein vereinzeltes Gehöfte, nicht aber etwa steriles Gebiet bezeichnen soll. In Umgebungen von Burgen und Betestigungsanla-gen findet man oft exponierte Stellen des Namens xpoustx, poustkax, wo einst der Punkt für einen vorgeschobenen Be-obachtungsp osten war. Der zugehörige Hoheitsbegriff dürfte xbozox sein, wie er auf alten Inschriften etlichemale vorkommt. Mit xbusx scheint das nachfolgende xBistricax nahe verwandt zu sein. Bistrica, Dieses ist ein auffallend häufiger Name von Flüssen, Bächen, Ortschaften wie auch Höhen. — Man wäre wohl geneigt darin das Wort xbisterx (= rasch) festzustellen und diese Eigenschaft schnell fließenden Gewässern als äußeres Merkmal beizulegen, doch ist dem nicht so. Jedes fließende Gewässer hat nahezu die gleichen Grundbedingungen: im Oberlaufe, also in der Gebirgsgegend, fließt es rascher, in der Ebene angekommen, langsammer, müßte also naturgemäß wiederholt den Namen wechseln. Es gibt aber auch Höhen, welche : Bistrica, Na bistrim, Bystro u. ä. lauten und kein Wasser bezeichnen können, weil sich dort kein Bach oder Fluß vorfindet, oder der Wasserlauf selbst eine abweichende Benennung hat. Das Grundwort ist hier wohl xbisterx, 8 jedoch in der Bedeutung : scharf sehen, gut beobachten, und sind dies sonach jene Höhepunkte in Grenzgebieten, welche eine sehr gute Beobachtung der Umgebung gestatten, und die als «Bistrica» (Feistritz, Viustricz, Vustritz u. ä.) gangbaren Gewässer erhielten diesen typischen Namen nur deshalb, weil sie bei solchen wichtigen Punkten entspringen oder vorüberfließen. Daß «bus» und «bister« in der Urzeit noch identisch waren, ist leicht verständlich, denn der Hirt beobachtete eben seine Herde von einem hiezu günstigen Punkte. — Die Cechen haben auch noch das Originalwort «bister« in «vystraha« (= Warnung) im Gebrauche; es waren dies eben Punkte, von wo aus man die Bewohner warnte, und gibt es Namensformen dieser Gattung in alten Urkunden zur Genüge; so schreibt eine steierische Urkunde vom Jahre 1154: Wiztraha, Wiztra curtis, eine andere: Witrach, Wizdrach u. s. w., welche zeigen, daß dies zu jener Zeit auch schon technisch verstärkte Beobachtungshöhen waren. — Die wechselnde Aussprache von «y« als «i» und «u« brachte es mit sich, daß «Bistrica« in alten Urkunden wiederholt als «Bustricus, Bustricius« u. ä,. wiedergegeben erscheint. Sot, Sodnja ves, Sodinja ves, Söding, Södlngberg, Sooden, Söden u. ä. bezeichnen Wachpunkte meist an Ge-birgskommunikationen (sot = Gebirgsweg) oder Talengen und Schluchten (= soteska). Der Befehlshaber über eine so bewachte Gegend war der «sodni, sotnik, sodnik«, heute gleichbedeutend mit Richter, Hauptmann«; der Feld- oder Flurwächter heißt im Slovenischen noch heute «sotar«. Das dalmatinische «Sutomore« ist sonach etymologisch: die b e-wachteGrenze, und befindet sich daselbst auch der vorgeschobene vorzügliche Beobachtungspunkt «Špica«, dessen Erwerbung begreiflicherweise einen Hauptwunsch der Montenegriner bildet. Car, Carigrad (Konstantinopel), Carići, Carević, Careva gomila, Carevo polje, Carina, Carine u. ä. deuten durchwegs auf einen einstigen verteidigungsfähigen Terrainpunkt hin, d. h. es war hier eine genau bestimmte Stelle, wo man sich bei feindlicher Bedrohung zum Kampfe entgegenstellte; dies war selbstredend zugleich die Grenze, daher auch die Slaven unter «čara» den Grenzstrich verstehen. Der Kommandant über eine oder mehrere Gemeinden zum Schutzzwecke hieß nun «cani; die Abgaben, die er hiefür erhielt, nannte man xcarinax, noch heute in der Bedeutung Abgabe, Zoll; der Verteidigungspunkt selbst hieß so oder ähnlich, wie die oben angeführten Ortsnamen; nur die russische Sprache kennt noch den in die Urverfassung reichenden Begriff xcarinax in der Bedeutung : Einfriedung, Hürd e.*) Seine Frau hieß folgerichtig xcarax, wird aber in dieser Form nur mehr im Hebräischen als «Sarax gebraucht in der Bedeutung bezw. Übersetzung : angesehene Frau, Fürstin. — Im Baskischen ist >< = der Älteste, der Alte, der Ehrwürdige. — Der Beginn des Namens xcarx als Ältester einer Gemeinde verliert sich bereits im Nebel der vorhistorischen Zeit, denn die Ägypter bezeichneten mit xZarx schon den Kommandanten einer Festung (z. B. Tyrus), und im Kym-brischen ist xcarx auch schon identisch mit Festung. Sie kannten auch eine Stadt am Meere, namens xZarx, und ver-zeichneten als Eigentümlichkeit derselben, daß man ihr Süßwasser mittels Schiffen zuführen müsse, was bei xZarax einst zutreffend war, wenn die vorhandenen Zisternen über den Sommer nicht ausreichten. — Sonstige topographische Namen gleichen Ursprungs scheinen im deutschen xSaarx (Fluß, der an einem Grenzgebiete vorbeifließt) und die mit diesem Begriffe zusammengesetzten Ortsnamen zu sein; dasselbe gilt für xSaräjevox (Bosna Sarai = Verteidigungsplatz, Festung an der Bosna), Saragossa, Sarnthein, Saarbrücken, Sardes, Sarai (Rußland) u. ä., und scheint das Grundwort xcar, sarx im innigen organischen Zusammenhänge mit xcardak. certakx, welches mehr als Diminutivum anzusehen ist, zu stehen.**) Die Verteidiger eines solchen befestigten Platzes hießen nun xSaracenix oder ähnlich, was ja natürlich ist, denn hieß z. B. die auf 60 km sich erstreckende, mit Forts reich besäte Grenze gegen die Kirgisen (Rußland) die xZarizin’sche Liniex, so hatten die Verteidiger derselben eben auch zur Kennzeichnung einen dementsprechenden Namen, analog wie der Kommandant eines xcertakx zu xSerdarx wurde. *) Bei den Guanchen (Kanarische Inseln) bedeutet xcarinas« — Flechtwerk; den Berbervölkern ist «carianx dasselbe, also natürlicherweise einen eingefriedeten Platz andeutend. **) Vergi, den Artikel xèartakx und xčirx. Die wunderlichste Blüte völkererzeugender Etymologie ist wohl die Entdeckung, daß einige Täler in der Schweiz und in Südfrankreich dereinst von arabischen Sarazenen besiedelt wurden, weil dies untrüglich einige Pässe, Verteidigung s- und Beobachtungspunkte durch ihren Namen wie: xSarazenenstein, Pierre aux Saras-sins, La Motte des Sarrasins, Vi Sarrazin, La Came aux Sarrazins u. ä. beweisen. Der Ethnograph B. Reber erzählt (6. u. 7. Heft der Mitt. der geogr. Gesellschaft 1907, Wien), daß sich in jenen Gegenden viele mit sonderbaren Zeichen versenene Steine befinden, die augenscheinlich einst als Marksteine oder Wegweiser dienten. Diese Deutung ist vollkommen zutreffend; sie lagen eben an der Grenze (= čara, kleine Grenze = carica) und die Bewohner, die diese Grenze zu sichern hatten, waren eben überall die «Sarazenen«. Bis daher widersteht Reber tapfer den Lockungen der gangbaren Ortsnamenetymologie, die unter «Sarazenen« ausschließlich arabische Emigranten sieht; aber zum Schlüße stellt er fest, daß die Anwesenheit der Sarazenen ■— nämlich der arabischen — im Alpengebiete doch eine historische Tatsache bleibt. Es zeigt uns dies, welche dämonische Kraft ein Name ausüben kann, der sich in unserem Gehirne während der Studienzeit eingenistet hat, denn wir können uns davon ebensowenig trennen, daß die Sarazenen auch noch wo anders sein konnten, ohne Araber zu sein, wie wir andererseits nicht begreifen wollen, daß zwei grundverschiedene Volksstämme ohne fühlbaren Sprachkontakt doch denselben Namen führen können, weil wir die allgemeine u r-sprachliche Bedeutung des Grundwortes nicht anerkennen oder berücksichtigen wollen. Ebenso ist über die Herkunft und Bedeutung des Begriffes «car« schon das Verschiedenste wie auch Unglaublichste geschrieben worden. Als Beispiel, wie weit die vorstehende Auslegung und die Ansicht der Dr. Honegger auseinandergehen, folge hier des letzteren Meinung über dieses Thema: «Die Moskowiter sind keine Slaven. Der beste Beweis dafür ist der Name ihrer Herrscher (!). Kein Volk der Welt hat je seinen Fürsten mit einem Fremdworte benannt, aus dem Worte C z a r aber konnten die vereinten Bemühungen aller panslavistischen Philologen kein slavisches machen. Es ist ein unzweifelhaft tatarisches, asiatisch wie die Sitten und Gebräuche am Hofe von Moskaus Dieser Logik zufolge müßten alle Völker, die heute einen «Kaiser« haben, Römer oder Griechen sein! Hiezu gehören auch: Čir. Darunter versteht der Russe noch heute die G r e n-z e ; «čirkaz, čerkaz« ist ihm der Grenzwächter. — Wir erhalten hiedurch auch eine Erklärung für das slavische: «cirkva, cirkev« = Kirche, wie das lateinische «circus«, denn dies sind ursprünglich feste, verteidigungsfähige Punkte zur Grenzverteidigung, also kreisförmig hergerichtete Kampfplätze gewesen. Die älteren Kirchen weisen noch heute feste Umfassungsmauern auf. Hiezu gehören die Ortsnamen: Tschirm (vergi, auch das deutsche «schirmen«!), Cierliezko (neue Form: Tiditzko), Čire, Cirkno, Cirnik, Žirec, Žirje, Žirovo, Žirovišče, Čerma, Cerna, Cerna gora, Černo morje («Schwarzes Meer«), Čir-chov (Grenzberg zwischen Böhmen und Bayern), Zernitz (Grenzort am Inn, Schweiz), Černuče, Cernovice u. a. Die vielen mit «črn, cerny« u. s. w. zusammengesetzten Ortsnamen haben daher mit «schwarz« nichts zu tun, sondern sind einstige für den Kampf vorgesorgte Grenz - Verteidigungspunkte, und wird wahrscheinlich überall die Physiognomie der Lokalität oder die Tradition und Lokalgeschichte dies bestätigen. Besonders bemerkenswert sind in dieser Hinsicht «Črna gora« (Steiermark) und der Fluß «Cerna« im alten Dakien. — Wie die beigegebene Illustration zeigt, gewährt der relativ niedrige Berg einen ungewöhnlich günstigen und weiten Ausblick nach allen Seiten, welcher sich vom Kirchturme aus begreiflicherweise noch wesentlich hebt; die Kuppe selbst bildet ein Konglomeratfelsen, der allseits nahezu senkrecht geböscht ist; gegen Osten ist überdies ein tiefer Einschnitt, an den sich wieder ein schmaler Bergrücken mit beiderseits steilen Hängen anschließt; und dieser Kamm führt heute den sprachlich ganz unverständlichen Namen : F o r m i n, was wohl richtig: bormin, borminje (= Verteidigungsplatz) lauten sollte.*) *) So erklärte man «Cerna hora« in Mähren, ein Schloß auf einem mächtigen Konglomeratfelsen, dahin, daß der Nadelwald (Schwarzwald), der die Höhe schmückt, namengebend gewesen sei. Wie mir aber der Besitzer (Graf August Fries) mitteilte, ist Maria Neustift bei Pettau i. J. 1680. Es wird kaum welche Punkte geben, die eine durch die Natur selbst so günstig kombinierte Verteidigungsstellung nach zwei Fronten mit derart schwer zugänglichen natürlichen Flügelstützpunkten hätten, als hier. (Die beigegebene Abbildung stellt nur den Tabor-Berg dar, wie derselbe im 17. Jahrhunderte aussah.) xCrna gorax war sonach ursprünglich ein bewachtes Grenzgebiet, somit die Übersetzungen in xSchwarze, Berge, Montenegro, Karadaghx vollkommen falsch sind. Die Slovenen benennen nach einem bisher nicht erklärlichen Sprachgebrauche den Landsturm als xcrna vojskax. Nun wird auch dieser Begriff klar, denn man sagte damit, dies ist jenes Aufgebot, welches vor allem die Grenze zu sichern hat, also nicht das eigene Land verläßt. Dieses wird weiter durch das polnische xczernx erhärtet, denn darunter verstand man jene Irregulären, meist Bauern, welche allenthalben den Kasaken als Kämpfer zu Fuß beisprangen. Der historische und etymologisch richtige Begriff der Slaven für den Landsturm ist sonach : čarna oder čirnavojska. Die Russen nannten früher die Abgabe für die Grenzverteidigung auch : čornaja dan. Besonders auffallend ist aber der Name des Flußes xCernax, den schon Herodot (445 v. Chr.) nennt, und welcher Name schon ein ehrwürdiges Alter haben muß, denn die Römer übersetzten ihn auch schon in xAqua nigrax, weil in jener Zeit die richtige Etymologie dieses slavischen Namens auch schon verwischt gewesen sein muß. — Dieses xCernax, welches auf Votivsteinen, Ziegeln, auf der Tab. Peutingeriana, dann bei Ptolomäus, Ulpianus, also im 2. und 3. Jahrhundertei n. Chr. wiederholt zu lesen ist, war seit jeher in sprachlicher Hinsicht den schwindsüchtigen Behauptungen der Antiauto-chthonisten höchst ungefügig, ob dasselbe nun als xStatio Tsiernenx, als xDiernax oderx Tiernax geschrieben erscheint.*) — Man sagte sich : Daß dieser Name zwar s 1 a v i s c h klingt. obige Erklärung richtig, denn der Felsen war früher kahl und bestehe die Anpflanzung erst seit dem Jahre 1863, indes dieser Name schon viele Jahrhunderte urkundlich bekannt ist. *) Man sieht aus den alten Namensformen, daß xcirx das Grundwort war, und daß der Name später in xCernax überging, weil der Begriff xdirx mit der Zeit seine Bedeutung einbüßte, d. h. weil das ähnlich lautende xdernx bekannter war. Vielleicht ist xCy-rus« ebenso wie xSirx der daraus gewordene Hoheitsname. ist zweifellos, aber man müßte zuvor beweisen, daß dort je Slaven wohnten. Das ist eine höchst absurde Vorbedingung! -— Der slavische Name kann noch da sein und ist noch da, wenn schon seit Jahrtausenden die Slaven daselbst das Feld geräumt haben und die topographischen Sprachfragmente sind doch das reellste Leitfossil für die Erforschung früherer ethnographischer Positionen. — Auf Sizilien gibt es slavische Namen in Fülle und deshalb dürfen sie nicht slavisch sein, weil wir einstweilen historisch das Vorhandensein der Slaven dort nicht nachweisen können! — Und wo ist da die Logik? — An die Völkerwanderung glaubt man aber unbeugsam und bekämpft die Negierer derselben, ohne welche Gegenbeweise hiefür zu erbringen! Der Fluß »Tierna« bildete sonach die Grenze der xSta-tiö Tsiernen, colonia Zernensium, municipiuin Dierna, res publica Diernax und ist dieser Ortsname wahrscheinlich identisch mit der heutigen rumänischen Militärstation xCerna-vodax (daher xAqua nigra x) an der unteren Donau. Hiebei wäre es auch falsch etwa zu glauben, daß xvodax hier wie in Ortsnamen: Velika voda, Bele vode, Suha voda, Dobra voda u. ä. etwa xWasserx kennzeichnet, denn darin ist lediglich das Grundwort xvod, voditix (= Führer, führen) enthalten, womit man festlegen wollte, daß sich hier der Kommandant der Grenze, oder jener eines Abschnittes derselben aufhält, daselbst sonach irgendeine Kommandozentrale postiert ist. — Ortsnamen wurden eben einst genau so wie heute in gewissenlosester Weise übersetzt, verunstaltet und neukonstruiert, und wäre es schon vom kulturhistorischen Standpunkte notwendig, diesem Unfug, soweit er wenigstens die Jetztzeit betrifft, endlich eine entschiedene Grenze zu setzen und die Namen auf einen einzigen, d. i. den h i s t o r i-s c h e n zu reduzieren. Würde man damit nicht große Konfusionen bei der Bahn, Post und sonstigen Ämtern beseitigen und sich selbst die Arbeit erleichtern? Wem nützt dies etwas, wenn man: Gorica, Gorizia, Goritzen und Görz schreibt, denn der Urname ist und bleibt doch xgoricax (= niederer Berg), und erscheint trotz dieser Entstellungen die angepaßte Namensform der betreffenden Sprache doch fortan als ein Fremdling!*) *) Hingegen war zu lesen, daß man in Deutschland slavische Ortsnamen auszumärzen beabsichtigt und bereits einige umgewan- Hieher gehören auch die folgenden Namen: V V V V Cartak, Čardak, Cerdäk, Čardaci ist ein stärkerer Wachposten an einem Grenz- oder Gebirgswege oder an einem Passe, mit der Bestimmung den vordringenden Gegner wenigstens so lange äufzuhalten, bis eine Unterstützung eintreffen kann. Als Unterkunft diente gewöhnlich ein auf vier Pfeilern ruhendes Blockhaus (siehe beigegebene Skizze), welches 15—20 Mann als Besatzung aufnehmen konnte. Es war meist auf einem solchen Terrainpunkte erbaut, wo dem Gegner nur die Passage knapp beim Blockhause zur Verfügung war. Die Leiter wurde nötigenfalls eingezogen. Damit der Gegner nicht etwa die Säulen absäge, konnte man auch durch den Boden, der mit Schußlöchern versehen war, schießen. Das Durchgangstor wurde selbstredend geschlossen oder verrammelt. — Solche Čartak’s gab es bis in die jüngste Zeit an der österreichischen Militärgrenze. Einzelne Höhen in Nordbosnien und in Kroatien führen diesen Namen, weil daselbst einmal ein solches Blockhaus stand. Betreffs der Etymologie dieses Wortes kann nur gesagt werden, daß die allgemeine Ansicht, »cartak« sei türkischen Ursprungs, unbedingt falsch ist. »Čardak« bedeutet heute im Russischen: Dachstube, Raum unter dem Dache. Erker ; certa = die Grenzlinie, daher ein »Blockhaus an der Grenze«; der jenseits der Grenze Wohnende, galt als Feind; der Ceche gebraucht noch immer den Begriff »čert«, allerdings heute nicht mehr für den physischen, sondern für den »höllischen« Feind. — Derselben Wurzel sind auch im Lateinischen: certus = entschieden, entschlossen, certämen = Streit, certo = kämpfen, streiten. Ob nun »čertak« (wie man früher schrieb) oder »čardak« richtig ist, erscheint nebensächlich, denn auf jeden Fall ist dies' ein »Blockhaus zur Grenzwehr«, aber kein türkisches Wort, denn z. B. die Obersteirer werden nicht erst die Türken gefragt haben, wie jene ein solches fortifikatorisches Objekt benennen, abgesehen davon, daß die ersten »cartak s« ja gar delt hat; so z. B. Gorczenka in xGorschaux; Stanislawken in xBerg-walde« ; Czerwinsk in xSchmentaux u. a. m. Daß alle neuen Namen nun rein xdeutschx klingen würden, wird doch niemand behaupten, und wozu einen wertvollen Köder auswerfen, um dann einen Weißfisch zu ziehen! nicht gegen die Osmanen errichtet waren. — Wahrscheinlich ist der deutsche Begriff »Scharwache« auch dieses Ursprungs. Eine Schilderung der Sicherungsmaßnahmen und Alarmbestimmungen für die österreichische Militärgrenze aus dem Jahre 1816 sagt: »Unsererseits sind außer den Festungen an der trockenen Grenze sowohl als auch am linken Saveufer Wachthäuser, welche man »Csardaken« nennt, in gewissen bald größeren bald geringeren Entfernungen von einander aufgestellt, doch so, daß ein jedes Wachthaus seine beiden Nachbare stets im Auge habe, oder wenigstens, wo dies in Ein Cartak in Obersteiermark im Jahre 1650. Gebirgen nicht tunlich ist, kein Fleck unbewacht bleibe. Sie stehen teils zur leichteren Beobachtung wegen der häufigen und stark verheerenden Austretungen der Save auf mehreren Eichenpfählen. Die wachthabenden Grenzer bleiben da eine ganze Woche lang, und müssen sich selbst verkosten. Es treten oft Fälle ein, wo man zu den Csardaken nicht anders als auf Nachen hinschwimmen kann. Die Schuldigkeit der Kordonswache ist genau darauf zu sehen, daß außer den »Rastell«-Tagen (Markttage), welche zum Verkehr mit den Türken bestimmt sind, kein Mensch, sei er Christ, Türk oder Jude, aus Bosnien herbeikomme«. — Dann weiter: »Für den Fall eines feindlichen Einbruches sind in der ganzen Grenze die zweckmäßigsten Anstalten getroffen. Mögen die Muselmänner wo immerhin einfallen, so ist die ganze Grenze höchstens in 4 Stunden in Alarm gesetzt und bereit, dort wo es nötig ist, zu operieren. Bei einer jeden, an der Hauptstraße längs der Grenze liegenden Offiziersstation sind sogenannte Alarmstangen, mit Stroh umwickelt, aufgestellt, und daneben steht beständig ein Mörser, welcher in einem Nu geladen und losgebrannt werden kann. — Im Fall des Türkeneinbruches geben daher zuerst die Csardaken Feuer, in der nächsten Station wird die Alarmstange angezündet und der Mörser losgebrannt. Die nächsten Stationen tun das Nämliche und so geht der Lärm in der ganzen Grenze mit der größten Schnelligkeit los. Jeder dienstbare Grenzer begibt sich nun bewaffnet und in seiner Montur zur nächster! Offiziersstation. Ordonnanzen benachrichtigen das Regimentskommando, dieses die Brigade und so ist die ganze Grenze in möglichst kurzer Zeit schlagfertig und im Aufstande«. — ln ähnlicher Weise wird dies . auch in den sonstigen Gegenden vorbereitet gewesen sein. Ein etymologisch sonderbarer Ortsname ist Podčetrtek (deutsch : Hörberg) in Untersteiermark. Dem deutschen Namen nach zu schließen, nannte man den isolierten Berg zuerst : gora (= Berg); als später am Fuße des Berges eine Ansiedlung entstand, die sich auf dem Felsberge mit einem »čertak, čartak« sicherte, hieß diese »Podčertak«; nachdem mit der Zeit dieser Name unverständlich wurde, machte man, da in der Nachbarschaft auch ein »Podsreda« (Montpreis)i existierte, ein Podčetrtek (= U n t e r-Donnerstag) daraus. Der Kommandant eines »čartak« hieß sinngemäß ursprünglich wohl »čart, čert«, und galt dies dereinst als Hoheistname für irgendeinen Befehlshaber eines festen Platzes, wie man dies auch dem Römersteine von Videm (Untersteiermark) entnehmen kann, der wohl von den Ruinen der Stadt evi od unum (No v io d un um), jetzt» Dun ej « bei Gurkfeld, her-rührt. Die Aufschrift lautet: »Invicto Deo Charto Neviöd. Summ.«, was wohl als: dem unbezwungenen Gotte Cart, dem Höchsten vonNev.« übersetzt werden muß. — Ansonst heißt ein solcher Funktionär nicht nur bei der. Balkanslaven, sondern auch bei den Türken, Persern so wie allen mittel- asiatischen Völkern »serdar« (richtig »cerdar«; im Spanischen : »dela Cerda« als häufiger Familienname) in der Bedeutung : Häuptling, Feldherr, Generalissimus. Ansonsten kommen oft noch Namen wie : čertov kamen, čertova skala für: Grenzstein, Grenzfels, čertova brazda für: Grenzwall (nicht »Teufelsfurche) u. ä. vor. Palanka. Diesen Namen führen viele hölzerne Blockhäuser auf dem Balkan, deren Verteidigungsstärke ursprünglich feste Palisadenhindernisse bildeten. Der Südslave versteht unter »palanka, planka« den Z a u n p f a h l, den Eichenpfosten in einer Holzumfriedung; im Russischen ist »Palanka« schon zum Begriffe: Befestigung, Pfahlwerk, ein durch Palisaden gesicherter Ort geworden; »palja« (= Pfahl). — Ortschaften wie: Pal, Pale, Paljevdol, Lom-Palanka, Palčje, Palitz, Palič, Palovič, Plankenstein, Plankenwart, Plankstadt, Blankenburg u. ä. sind dieses Ursprungs. — Diente zur Sicherung einer Ansiedlung ein derartiges Verteidigungsobjekt, ein Bau aus : pal. pala, palka (das deutsche »Pfahl« ist dasselbe), so wurde daraus der Name: palat, palac, palata, palača, pa las, Palast, also ein festes Objekt, in welchem auch der Verteidigungskommandant: Pallas, Paladin d. i. in der »Pfalz« wohnte. Der älteste geschichtliche Name dieser Art ist der »Mons Palatinus«, der zugleich als der älteste Teil, als die Uransiedlung Rom’s gilt. Die einstige starke Umwallung aus mächtigen Tuffblöcken hat sich zum Teile bis heute erhalten. Die griechische »Phalanx« hat ursprünglich wohl nur vom Kampfe hinter den Palisaden ihren Namen erhalten, ebenso wie die deutschen Begriffe plänkeln, Plänkler dieses Ursprungs sind. Tur, Tuf, Turje, Turan, Türingen, Türken, Tauris, Tauern, Taurisker, am Thury (Wien) u. ä. haben alle »tur« und »tor« zur Grundlage und weisen auf Punkte, welche durch Turme, Tora oder Umfriedungen gesichert wurden. »Tur« bezeichnet in den nordsemitischen Sprachen sowie im »Keltischen«: Berg, Gebirge, d. i. die v e'rt e i d i gu n g s f ä h i g ge m ac h t e Höhe. Übrigens besitzt die slovenische Sprache noch verwandte Be- griffe in: »torišče« = Kampfstätte, »turčati« = Wettkämpfen, »turkati« = drängen, bedrängen, »furiati = durchbohren, »turati« = sich balgen u. s. w. Unter „Türken«, früher oft auch »Torken« geschrieben, haben wir durchaus nicht die Osmanen von Heute zu verstehen, die erst im Mittelalter Europa betraten, denn das von ihnen dermalen bewohnte Gebiet hieß schon so vor Christi Geburt, wie dies eine Stelle aus Melas Schriften (I, 116) beweist: »Budini Gelonion urbem ligneam habitant; inxta Thyssagetae Turcaeque vastas silvas occupant alun-turque venando.« Der über ganz Europa und einen großen Teil Asiens ausgebreitete topographische Name mit der Wurzel »tur« zeigt daher, daß jene Sprache, welche darunter eine gesicherte Höhe verstand, einst sehr verbreitet gewesen sein muß. Bei den römischen Schriftstellern findet man noch die Taurin er (in Piemont) und Tu ria in Spanien. Plinius sagtauch: »Carni, quondam Taurisci, tunc Norici«, was nur beweist, daß man von den Wohnsitzen der damaligen Völkerschaften nur vage geographische Kenntnisse hatte oder daß die Namensgrenzen der einzelnen Stämme keine festen waren, daher umso verschiedener aufgefaßt wurden, je vielfacher die namenbietenden Momente waren. — Die Stadt Zürich nächst dem Turgau hieß im Altertume »Turiacum«, wobei es auffällt, daß das anlautende »t« seit den älteren Zeiten u. z. in der Richtung von Süden gegen Norden, vielfach inj »z« überging. Die italienische Stadt Dyrrachium dürfte ursprünglich auch »Turjak« gelautet haben. — Hiezu gehören auch der Provinzname Tyrol, dann Schloß Tyrol, Tyrol (Böhmen), im Tyrol (Gegend im Steiermark), Tyrra, Tyrn (Schlesien), Tyrawa (Galizien), Tyrnau u. ä. Der Hoheitsbegriff dieses Stammes hat sich in der nordischen Mythologie als Gottname »Tyr« (auch »Thor«), sowie ansonst als »Tyrann« erhalten, worunter man im modernen Sinne einen gewalttätigen Herrscher versteht. Es sind dies wohl die primären Bezeichnungen für den Ältesten einer »tur«-Gemeinde, die sich in den Familiennamen Tur, Turk, Turek, Thyr, Thür, Taurer u. ä. noch erhalten haben. Der Gott »Thor« gilt auch als Wagen lenk er, der das Einspannen der Rinder einführte und deshalb das altgermanische Attribut »valdi kiola« erhielt. Doch dieses »altgermanische« Wort ist eben das reinslavische »Wagenlenker«, denn »vlada, vladati« bedeutet: lenken, regieren, und »kola« — Wagen, Räder, obschon dieses nur mehr eine mißglückte Übersetzung für das homonyme »kolo« in der Bedeutung Kreis ist, »valdi kola« daher eingentlich einen Kreisvorsteher in der Urverfassung bezeichnet haben muß. — Solche sprachlich-chemische Reinigung wird der germanischen Mythologie noch manche Enttäuschungen und unangenehme Überraschungen bringen, wenn es einmal zur gründlichen Prüfung der Grundelemente kommt. »Tur« bedeutet im Slavischen heute nur mehr den A u e r o c h s, also das Symbol der Stärke, und wurden in diesem Sinne topische Namen auch ins Deutsche übersetzt (z. B. »Turjak« in »Auersperg«), ein Beweis, daß die Translation erst in jener vorgerückten Zeit vorgenommen wurde, als man die primäre Bedeutung von »tur« nicht mehr kannte. Ähnlich ist es mit den Namen: Tor, Im Tor, Torfeld, Torka, Torovo, Thorn, Torstätten, Thörl, Dor, Dorna u, Dorišče u. ä., welchem »tor« zugrundeliegt. »Tor« heißen bei den Balkanslaven jene Weideplätze, welche mobil umzäunt sind, d. h. die Herde wird in einem mit geflochtenen Hürden umgränzten Weideraume eingeschlossen gehalten ; nach der Abgrasung der einen Stelle werden die Zaunteile wieder weiter umgestellt. Es geschieht dies behufs Ersparung einer permanenten Aufsicht in jenen Gegenden, wo sonst Feldschäden schwer hintanzuhalten wären. In solchen Gegenden entstanden . aber gleichfalls S c h u t z h ü 11 e n für die Hirten, — denn die Herde war ja dadurch vor Raub nicht sicher, •— die mit der Zeit zu festen Aussichtsobjekten wurden, welche wir als: turn, Turm, tour, turris, torre, Tor (tueo = beschützen, verteidigen) kennen, und welche Bauwerke auch Ansiedlungen, wie : Tours, Turniše, Turn am Hart, Turna, Turnau, Turnitz, Türnitz u. ä. einen bleibenden Namen gegeben haben. — Der sukzessive Übergang dieses Begriffes vom bukolischen ins fortifikatorische Gebiet ist hier noch recht anschaulich. Grad, Gradina, Gradisce, Gradiška, Grades, Gratz, Grätz, Grado, Hrad, Hradek, Hradisko, Hradište u. ä. sind überaus zahlreiche mehr oder weniger schwer ersteigbare Höhen, auf welchen sich die Kampffähigen sammelten, sobald feindliche Gefahr signalisiert war. — In den meisten Fällen scheinen dies zugleich Friedhöfe gewesen zu sein, denn »grad, hrad« bedeutet das »Umfriedete«, daher auch der deutsche Begriff nicht von »Friede«, sondern vom »umfrieden« stammt. — Solche Plätze sind, abgesehen von den bis nun erhaltenen Namen, meist darnach leicht zu erkennen, daß auf dem höchsten Punkte oft noch jetzt Steinschutt liegt, denn »gradina« bedeutet auch : Ruine, Schutthaufen, weil sich die Bezeichnung in der Bedeutung dementsprechend metamorphosierte, als das benannte Objekt auch einer Änderung unterlag; überdies ergeben Grabungen an solchen Stellen in den meisten Fällen Funde aus prähistorischer Zeit. Böhmen hat viele Hunderte diesen Namen tragender Lokalitäten ; das gleiche ist aber auch in allen sonstigen Provinzen Österreichs wie am Balkan der Fall.*) — Der sla-vische Name »hradek« wurde mitunter verballhornt in : Erdberg, Hardegg, »hrad« zu: Hart, Hartberg, Stargar d u. ä. ■— Der 66 m hohe felsige Verteidigungsplalz bei Syrakus hieß bei den Griechen : Achradina (ohradina); die zwei damals bekannten Steinbrüche (Latomia) in der Nähe lieferten wohl die Steine, um damit von der Höhe die etwa anlandenden feindlichen Ruderschiffe zu beschädigen oder fernzuhalten. — Sonstige Namensformen sind noch : Grotschke (bei Querfurt), G r o d i š t š, H r a- dist’any (woraus »Radelstein« wurde), Grodno u. s. w. Im polnischen Gebiete wird es meist als : G r ó d. Grud, G r u d e k u. ä. geschrieben. Jene Punkte, die eine Tal-, Fluß- oder Paßsperre bilden, führen oft den Namen »pregrada« (= Absperrung), Pregratten, Prägarten u. ä. *) In dieser Hinsicht gibt das Werk: Uber Schutz- und Wehrbauten aus der vorgeschichtlichen und älteren geschichtlichen Zeit (Pragl885) von B. Jelinek geradezu überraschend übereinstimmende und meine Forschungsergebnisse voll bestätigenden Aufschluß, wozu ich beifügen muß, daß mir das erwähnte Werk erst nach dem fertigen Drucke meines Buches bis zu dieser Stelle zur Kenntnis gelangte.. Bemerkenswert ist noch der Begriff »Vinohrady«, der sonach etymologisch gleichbedeutend ist mit Grenzfestung (»vin« und »hrad«). Man versteht im Slavischen darunter auch den Weingarten — die umfriedete Rebenanpflanzung — aber sprachlich kann nur die ersterwähnte Erklärung die richtige sein, weil es auch »Weingarten« und »Vinohrady« in Gegenden gibt, wie z. B. Obersteiermark, wo es in historischer Zeit mit Rücksicht auf das Klima nie eine Weinanpflanzung gegeben haben konnte. Desselben Ursprungs ist »Finnland« und wahrscheinlich auch »Win-land« auf Labrador, da dort nie Wein wachsen kann.*) Bor. Die Ortsnamen dieses Stammes bezeichnen eine Höhe welche einst als Verteididungspunkt diente (»bor« slav. Kampf, »boriti« = kämpfen). Alle Örtlichkeiten wie : Bor, Borac, Borak, Borovo, Bora u, Boh ra u, Borki, Bo re k, Bo re tiče, Borgo, Borie, Borovnica, Borovje, Borovca, Bo rovan, Boróv, Borowa, Boro-win a, Borowiec, Bory, Boryslaw, Hochborre, *) Eine ganz neuartige Auslegung des Namens «Graz« bringt Guido List in der Broschüre: Die Namen der Völkerstämme Ger-maniens und deren Deutung (Wien 1909), indem er sagt (p. 60): «Aber auch in dem Gebiete der heutigen Steiermark, welches durch seinen Namen «Styria« und sein uraltes Wappen sich als ein ariogermanisches Urland erweist, erhebt der Slave seine raublüsterne Hand nach urheiligem germanisch-deutschem Erbbesitz. In erster Linie handelt es sich um die Haupstadt Graz an der deutschen Mur wie oben in Böhmen an der deutschen Moldau um die Hauptstadt Prag, auf deren deutschen Namen und deutschen Ursprung wir noch eingehend zurückommen werden. Der in Graz verstümmelte deutsche Name lautet: Creuz und war i. J. 1735 noch unvergessen. Die heutige Namensform ist einfach durch lautliche Abschleifung aus K r e n z entstanden und hat mit dem slavischen «gradeč« gar keinen Zusammenhang. Aber unsere Forscher der alten Schule, die keinen Begriff von einer Ürsprache haben und über das Althochdeutsche nicht hinauskonnten, verwiesen jeden unverständlichen Ortenamen aus Bequemlichkeit entweder in das Slavische oder Keltische, um so seiner los zu werden und nicht sagen zu müssen, daß sie unfägig wären, ihn zu erklären. Welch traurige Folgen sie damit heraufbeschworen, das bedarf wahrlich keiner besonderen Erwähnung. Auch die modernen Konversations-Lexika, wie Brockhaus, Meyer usw., schreiben unkritisch den verderblichen Unsinn der slavischen Abstammung von Graz und vieler anderer Ortsnamen nach; und gerade deren Redaktionen hätten die- nationale Pflicht, derartigen Wahnsinn nicht unkritisch ins Volk zu tragen. ■— Es würde für sich ein Buch allein füllen, die Hochborn, Vorau, Vordernberg u. ä. sind dieser Abstammung.*) — Die erste Fixierung dieser nun so einfach scheinenden Erklärung war außerordentlich schwierig, da die sonstigen gleichlautenden Begriffe, als: bor = Föhrenwald, vor = Überfuhr, borovnica = Heidebeergegend — irreführend waren oder doch zur Vorsicht mahnten. Erst als an verschiedenen Punkten Europas festgestellt wurde, daß sich einzelne Namen in solchem Terrain vorfinden, wo von Föhren, Fähren oder Heidebeeren nie die Rede sein konnte, dabei aber stets Burgen, Ruinen, Friedhöfe und drgl. vorfindbar waren, konnte endlich die Deutung offen ausgesprochen werden, und dürften die Nachprüfungen allerorts dasselbe Resultat ergeben. Viele Namen dieser Richtung gibt es aber auch in der Form: Orel, Orlik (meist Vorlik ausgesprochen),'Orlow, Or-lovac, Orlinka, Orlamünde, Arlberg u. ä. — Während im Fluß-, Berg-, Flur- und Ortenamen der schönen deutschen Steiermark auf ihren ausnahmslos ario-germanischen Na-mensursprung- zurückzuführen usw.x Der «epochemachende« Etymologe erzählt auch, daß »Creutz« die mundartliche Bildung aus «Krajan« ist und Kreidfeuefr (Alarmzeichen) bedeutet; nun ist aber «krajan« erst recht slavisch, denn es bezeichnet den Qrenznachbar, auch Landsmann, und die «Kreidfeuer« sind eben Feuersignale an der bedrohten Grenze. — Mit dieser Beweisart kommt Guido List auf keinen grünenden Zweig, es wäre denn, daß er hiemit lediglich eine andere Art von Auslegung der «Freiheit in der Forschung« einführen will. — Das zur Deutung angekündigte »Prag bildet gleichfalls eine Überraschung, denn es sei nicht slavischen Ursprungs, sondern ein aus Urzeiten herüberragender ariogermanischer Urort, namens «Parhaag», entstanden aus »par« = Wald, Park, und «haag« = eingeschlossen, sonach : der heilige Bann w al d des Ftalgadoms (Heiligtums!) — Es seien hier noch einige etymologische Geistesblitze angeführt, wie: Kikinda = ein kindergebender Ort, eine Zeugungsstätte; Krems = Stätte eingeschlossener Vermehrung; Wien — Männer des freudigen Gewinnes; Laibach = v o m Sonnenfeuer umstrahltes Gesetz; Agram (Zagreb) = die von der Sonne aus der Erde Hervorgebrachten; Volci — Wissenskeim usw. — Gutmütigkeit kann man den Mitgliedern der Guido-List-Gesellschaft gewiß nicht absprechen, wenn sie solche «Wissenschaft« geduldig ertragen. *) Auch Burgund lautet in den ältesten Namensformen noch: Borringia (Saxo Oramai). — Barkau (bei Lübeck) hieß i. J. 1316 noch: B o r e o w e. Südslavischen und Romanischen das anlautende »B« sprach-gebräuchlich verloren ging, nahm es in den sonstigen Gebieten bisweilen infolge der gangbaren aken Schreibweise (b und v als — u) gleichfalls die abgeschliffene Form an. In dieser Bedeutung ist aber »bor« auch schon in der ältesten angelsächsischen Sprache bekannt, in welcher : Bor-hoe, Borgh, Borge, Byrig identisch ist mit dem deutschen Burg, ursprünglich einen geschützten, zur Zuflucht vor feindlichen Angriffen dienenden Platz bezeichnend. An der Spitze einer solchen Gemeinde stand der »portgerefa« (= Burggraf). — In der Verfassung Englands nach der Eroberung durch die Normannen hießen diese Verteidigungsbezirkskommandanten, die unmittelbar dem Könige unterstellt waren, »borough«, und erkennt darin der Slave sofort sein »porok« (Slovene) »nopyica« (Russe), das auch im Deutschen richtig zu »Bürge«, d. i. der Verantwortliche wurde; »Bürger« sind daher anfänglich die Ältesten oder die Mitkämpfer solcher Gemeinden gewesen. Des Stammes »bor« sind auch die Formen »port, porta, portus, Pforte«, also Punkte, wo man Schutz sucht oder Einlaß heischt, sei dies nun ein Hafen oder sonstiger sicherer Bau (Tor). — Die slovenischen Fischer an der Adria nennen jene kleinen Buchten, die ihren Fahrzeugen bei stürmischer See Schutz bieten, »portič«, und ist die bekannte Burg »Malepartus« in dem Tierepos »Reineke Fuchs« nichts weiter als die k 1 e i n e Festung (slav. »mali port«) sowie die »Hohe Pforte« — die höchste Staatsgewalt. Als Vorsorgen für die Verteidigung entstanden auf hiezu günstigen Punkten einfache Schutzhütten und Deckungen; diese wurden allmählig verstärkt, mit krenelierten Mauern versehen, schwer zugänglich gemacht und schließlich zu festen Burgen und Schlössern ausgebaut, welche oft mit mehrfachen Ringmauern umgeben waren; für die Lebensbedürfnisse (Wasser, Proviant, Munition) wurde derart vorgesorgt, daß man für einige Zeit auch ohne Verbindung mit auswärts die Verteidigung führen konnte. Der ursprüngliche Wach- und Beobachtungsdienst wurde mit der Zeit permanent ; der Älteste der Gemeinde oder des Schutzbezirkes nahm schließlich sein Quartier ständig im Verteidigungsbau, und auf diese natürliche Art bildete sich das Burgenwesen auf den durch die Bodenplastik begünstigten Punkten in ganz Europa aus. Das ist die komprimierte Geschichte der Entstehung und Entwicklung der Ritterburgen und des Adels, sowie der allmähligen Umwandlung der pa-triarchisch-allodalen Verfassung, in die feudale. Hiemit finden auch Ortsnamen, wie: Maribor (Marburg), Straßburg, Ratbor, Ratibor, Chotebor, Branibor (Brandenburg), S i e g e r s b u r g u. s. w. endgil-tige Erklärung. Ebenso sind die heutigen Vornamen, wie: Boreš, Borns, Borut, Borita, Bofivoj, Boroje, Borislav u. a. einst nur die iverschiedenförmigen Berufsnamen für 9* die Ältesten einer solchen Gemeinde gewesen, und ist der heutige Adelsgrad »Baron« (= Freiherr) wohl nur einer vorausgegangenen Form »boro, boron«, sowie die Bezeichnung für die Verteidiger selbst als: »bortaši, portasi« (z. B. in der Gegend von W. Meseritsch) zuzuschreiben. — Auch die Basken gebrauchen bor« in gleicher Weise wie: »borma« = Mauerwerk, »bortcha« = Kraft, »borroka« = Kampf,das Ringen. Eine weitere Spezialität sind die Tief-, Moos- und Wasserburgen, bei welchen ein Wasserlauf als Annäherungshindernis verwertet wurde, wenn in der Nähe keine oder keine günstige Höhe für eine Verteidigungsanlage vorhanden war. — Die Kastelle in Ungarn gehören fast durchwegs in diese Kategorie.*) (Hiezu Abbildung der Wasserburg F e i s t r i t z in Steiermark.) Trojaburgen. Im nördlichen Europa gibt es zahlreiche labyrinthische Steinsetzungen, welchen die Wissenschaft die sonderlichsten Entstehungen und Verwertungen zuschreibt, wie, daß dies Zauberstätten, prähistorische Observatorien (obschon sie verschieden orientiert sind) oder Plätze für heilige Tänze nackter Jünglinge und Jungfrauen seien. Mir ist zwar keine solche »Trojaburg« von Augenschein bekannt» (siehe Abbildung), aber ich halte dieses Steinarrangement lediglich für einen Grenzverteidigungsplatz, welcher deshalb so angelegt war, um für die eigene Rettung einen Vorsprung zu haben, wenn einmal der Gegner nicht mehr gehalten werden konnte. Es handelte sich dabei um die Erreichung eines Vorteiles für die letzte Verteidigung, denn der Kundige war darin wohlorientiert, indes der fremde Eindringling in den verworrenen, eingeschnittenen und mit »erratischen« Blöcken begrenzten Gängen in eine höchst gefährliche Situation und dabei beim Handgemenge zum Nachteile kam, da er von allen Seiten bedroht war. Es sind diese sonach nichts weiter, als die Uridee der Labyrinthe, deren wir mehrere aus dem Altertume kennen, die ja auch nur Verteidigungszwecken dienten, und scheint es, daß die Irrgänge lediglich den Zweck hatten, den Verfolgern den Weg zu erschweren und den Geschlagenen Zeitgewinn zu bringen, denn solche Trojaburgen *) Der Etymologie wie der Bedeutung nach mit «bor, vor« verwandt sind auch das französische: Fort (Feste), force (Macht), das lateinische fortis (kräftig), fortitudo (Tapferkeit), das italienische forza (Kraft) und andere stamm- und sinnähnliche Begriffe. liegen, ebenso wie die Labyrinthe, fast durchwegs in der Nähe von Meeren, Seen oder Gewässern ; es handelte sich daher bei diesem Baue vielleicht weniger um den hartnäckigen Widerstand selbst als um den dadurch gesicherten Rückzug und die Desorientierung des Gegners.*) Viele Orte dieses Namens liegen aber auf verteidigungsfähigen Punkten, so : Troja (am Idaberge), Troja (Italien, auf einer Anhöhe), Trojan (Bulgarien, auf einem Balkanpasse), Troja (bei Prag), Trojanovice (am Radhost), Trojana (Krain) u. a.**) Obri, Oberhof, Oberklee, Oberhöhe, Oberfeld, Obereck, Oberndorf, Oberstdorf, Obernau, Obora, Obris, *) Das intensive Bestreben von heute, genaue Zeichnungen von Festungen fremder Staaten zu erreichen, hat den gleichen Zweck; wo sie stehen, wissen wir ja, aber die Orientierung im Innern, wie namentlich das Kennen der Schwächepunkte, ist zunächst erwünscht. **) Dr. Hörnes kam dieser Auffassung («Urgeschichte der bildenden Kunst in Europa«) auch am nächsten, denn ihm scheint es, daß die «Trojaburgen» den Umrissen mehrfacher Ringwälle gleichen. Obristvi, Obrh, Obršje, Obrovac, Obrlin u. a. deuten auf eine verteidigungsfähige oder technisch verstärkte Höhe, wobei »bor« die Wurzel zu bilden scheint und sich zum Sammelbegriffe »obora« entwickelte. — Unter »Obri« sind die Verteidiger zu verstehen, wozu begreiflicherweise die größten und stärksten Männer herangezogen wurden, daher der Slave unter »obr« stets einen starken Mann, Riesen versteht. Die Hoheitsbegriffe waren »Obrist« (Oberst), wobei die Bedeutung des Großen, des Riesen später vom physischen zum sozialen Standpunkte umgewertet wurde. Die Vorsteherin eines Klosters wurde folgerichtig zur »Oberin«. Die alten Deutschen benannten Leute von hohem Wuchs als »Hünen« (Hewn, Heunén im Nibelungenliede), woraus in jenen Sprachen, die keinen Umlaut kennen, »Hunnen« wurde; die als Hünengräber bezeichneten alten Grabstätten sind daher nichts weiter als Gräber hervorragender Männer, die einst im Kampfe gefallen sind, und da man Helden gewöhnlich dort begrub, wo sie zusammenbrachen, erklärt sich der Umstand umsoleichter, weshalb zumeist solche Hünengräber mit Einzelskeletten angetroffen werden. Der Begriff »obr«, der latinisiert zu »Avar« wurde, ist sonach gleichwertig mit »Hüne«, wobei wieder das slavische »hon« (Jagd), kon (König, Kunig) den sprachlichen Zusammenhang vermittelt. Der vermeintlich deutsche Ursprung von »ober« wird auch dadurch entwertet, daß in Bosnien, Montenegro und Nordalbanien einst bei größerer Gefahr aus den einzelnen »knez« (den Kommandanten einer »knežina«) ein »obor-knez«, also ein starker Führer, d. h. der Fähigste als Oberbefehlshaber gewählt wurde. Die geschichtliche Behauptung, es hätten erst die Ava-ren ihr xDienstvolkx — die Slaven, nach Westeuropa gebracht, ist daher eine völlig unbegründete, und hat nur den Zweck und die sehr durchsichtige Tendenz, sie in dem Momente, als deren Existenz schon nicht mehr geleugnet werden konnte, wenigstens als inferior hinzustellen.*) Die >< (Ava- *) Auch der Name »Attila* klingt slavisch und scheint so viel als «Väterchen» zu bedeuten; zum mindesten klingt aber der Name eines der Söhne Attilas, Dengesić, slavisch. — Als kleiner Beweis ren), «Hunnen« wie «Slaven« sind Teile desselben slavischen Volkes, und sind die Namensunterschiede lediglich als differenzierende Gattungsbegriffe anzusehen, was ja auch aus alten Schriften hervorgeht. — So schreibt Porphyrogenetes noch i. J. 949: «Sciavi, qui et Abari nuncupati«, dann an anderer Stelle: «Sciavi sive Abari« und «Abari sive Hunni«. Schon die ganze Geschichte der Völkerwanderung ist, wie sie heute dargestellt wird, eine vom Grunde aus mißglückte, kritiklose und einseitige Schilderung einer Zeitepoche, die es in Wirklichkeit solcherart nicht gegeben, wo anscheinend ein und dasselbe Volk unter verschiedenen Namen geschichtliche Aktionen ausgeführt hat, von denen es selbst keine Ahnung haben mochte. Wir wissen ja auch, daß bis zur Zeit des Äneas Silvius (geb. 1405, gest. 1464) in der damaligen Wissenschaft von der sogenannten Völkerwanderung nichts bekannt war und fiel es keinem Geschichtschreiber oder Chronisten bei zu verneinen, daß die Slaven von altersher jene Gegenden bewohnten, welche sie auch heute innehaben, oder daß sie ausgerottet worden wären. Äneas Silvius mutmaßte aber, da er sich gleichfalls die ethnographische Situation in Europa nicht erklären konnte, es müssen im V. oder VI. Jahrhunderte unter den damaligen Völkerschaften große Unruhen geherrscht haben, was ein Wandern einzelner Stämme von Ort zu Ort verursachte, und auf diese Weise seien die Slaven in ihre heutigen Wohnsitze gelangt. — Weil es ein Papst gesagt, mußte die Sache auch richtig sein, und hat sich bis heute fast niemand die Mühe genommen über das Unlogische und Unnatürliche der Behauptung nachzudenken. So kann es Vorkommen, daß verschiedene Schriftsteller ein und dasselbe Volk verschieden benennen, und ist dafür der Beweis heute geradeso erbringlich, wie von ehedem; wer würde z. B. in 1000 Jahren, wenn alle sonstigen Behelfe verloren gingen, daraus klug werden, falls er eine Zeitung von heute fände, die von «Cechen« spricht, und eine zweite dasselbe von den «Böhmen» erzählt, daß beide gleiches bezeichnen ? für die Oberflächlichkeit diene der Umstand, daß die zeitgenössischen Geschichtsschreiber Attilas nicht einmal bestimmt sagen können, in welchem Jahre und wo die in ganz Europa gefürchtete «Geißel Gottes« gestorben ist. Wenn alles dies heute bewußt geschieht, weshalb soll es einst nicht in erhöhtem Maße auch unbewußt geschehen sein! — Solcher Art können daher die Quellen sein, aus denen wir unsere Geschichte schöpfen, und solche sollen nicht ungeprüft zum Dogma erhoben werden; von solchen Kannegießereien und Willkürlichkeiten hängen dann unsere Überlieferungen ab und gelten nachher als Marksteine der Wissenschaft! Über die Hunnen sind wir überdies gewohnt stets zu lesen, daß sie die ärgsten Barbaren waren, die sich ihr Genußfleisch auf dem Sattel mürbe ritten,*) klein von Gestalt, häßlich u. drgl. aussahen, -— also durchwegs abträgliche Beschreibungen —, und sollen dabei Hünen, Riesen genannt worden sein, da dies im Deutschen doch synonyme Begriffe sind! Es ist eigentümlich, daß die Geschichte über die Hunnen lediglich jenen schriftstellernden Zeitgenossen Attilas Daten entnahm, die über ihn und seine Scharen nur das Gräulichste zu erzählen wußten, während andere, wie Priscus, der die Verhältnise wesentlich lichtvoller schildert, unberücksichtigt blieben. Tatsache ist, daß uns da Vorfälle geschildert werden, die sich niemals mit der Kritik und Logik werden vereinbaren lassen. Wie ist es z. B. erklärlich, daß ein solcher Barbar par excellence, wie Attila, die Burgunderfürstin Kriemhilde zur Gattin erhält, daß das Hochzeitsfest in Wien durch 17 Tage gefeiert wird, daß die Burgunder den Hof Attilas besuchen, dessen Residenz große Paläste bildeten, daß er um Honoria, die byzantinische Kaiserstochter werben läßt, trotzdem die Geschichte erzählt, Attila habe wenig Kriegsglück gehabt, sei aus Italien unverrichteter Dinge zurückgekehrt, ist i. J. 451 auf den Catalaunischen Feldern fast vernichtet worden, indes er allgemein gefürchtet war, ihm der Kaiser von Byzanz den jährlichen Geldtribut namhaft erhöhen *) Diese Behauptung enthält an sich etwas ganz Unmögliches, denn auf ungesatteltem Pferde reibt das aufgelegte Fleisch sehr bald das Pferd auf; hingegen ist doch niemand so dumm, daß er sich auf den Sattel Fleischstücke (am Ende noch mit unausgelösten Knochen!) aufbinden wird, um selbst aufgeritten zu werden; wer praktische Erfahrungen im Reiten hat, weiß schon, wie bald die geringste Falte der Bekleidung Schmerzen und offene. Wunden erzeugt; und da macht auch der »Hunne« keine Ausnahme; trotzdem wird so ein Nonsens weiter in genauer Evidenz gehalten! mußte u. a. — alles ein Beweis, daß man es hier mit einem Geschichtsirrtum oder einer Geschichtsfälschung plumpster Art zu tun hat. Überdies hat es stets Standesunterschiede gegeben, und doch kann sich niemand dermalen bei modernen sozialen Ansichten etwa eine erns'te Brautwerbung eines besiegten Indianerhäuptlings bei einer europäischen Herrscherfamilie vorstellen. War aber Attila ein solcher Wüstling, wie ihn die Geschichte hinstellt, so hätte er sich seine ausgewählte Braut wohl mit Gewalt geholt oder hätte selbe rauben lassen; etikettmäßige Brautwerbungen sind aber ln diesem Milieu ganz undenkbar. Gibt man auch zu, daß manches nur eine Sage sein mag, so ist es befremdend, daß gerade die Sage schöne Worte und humane Handlungen für einen Barbaren findet, da sich dies, wenn es nur annähernd so arg gewesen wäre, im Volksmunde und in der Sage nur noch dunkler gestaltet hätte. — Es fällt weiter auf, daß die Geschichte erzählt, nach dem Tode Attila’s habe dessen jüngster Sohn Irnak (Ende des 5. Jahrh.) die hunnischen Horden wieder nach den Wolga-Steppen zurückgeführt, wo sie unter anderen Nomadenvölkern a u f g i n g e n. — Es ist allerdings so am einfachsten ein Volk von der Völkertafel auszuwischen, aber der Natürlichkeit entspricht dies nicht. Daß je ein ganzes Volk auf einmal aufgebrochen wäre, um sich neue Wohnsitze zu suchen, ist nicht denkbar, denn die Sache ist viel zu gewagt und ist kein Grund, daß ein Volk als solches jenen Boden verläßt, von dem es sich bisher ernährt hat, weil es in der Geschichte auch kein Pendant dafür gibt. *) Hingegen hat jederzeit der Populationsüberschuß, der in der Heimat keinen Lebensunterhalt finden kann, nach auswärts gravitiert und spielt sich in der Jetztzeit die größte Völkerwaderung ab, ohne daß die Geschichte dieselbe verzeichnet, denn die Auswanderungen aus Europa und Asien nach Amerika berechtigen vollkommen zum Gebrauche dieses Begriffes, und gibt es in Amerika bereits geschlossene Provinzen, die von Deutschen, Cechen, Kroaten, Slovenen u. a. bewohnt werden; und auch diese Völkerwanderung geschieht nur einzeln oder *) Der Auszug der Juden aus Ägypten hatte wohl wesentlich andere Gründe, ganz abgesehen von sonstigen historischen Unrichtigkeiten, die dabei unter dem Titel «Geschichte« figurieren. {amilienweise, aber doch nicht nach Art der Heuschreckenschwärme ! Auch ist es nahezu ausgeschlossen, dati ein Nomadenvolk, welches doch nur ein bestimmtes Maximum von Individuen ernähren kann, so ohneweiters noch ein neues Volk in Kost übernehmen könnte. Wäre aber der Fall eingetreten, daß die Hunnen erobernd auftraten, so mußten sie die an-säßigen Bewohner vorerst besiegen, und dies war auch einstens nicht so einfach, denn alle Gegenden weisen ganz hervorragende Verteidigungsvorsorgen auf, und standen die Hirtenvölker sozusagen immer unter Waffen; waren nun die Hunnen siegreich, so gingen die Stammbewohner zu Grunde, war es umgekehrt, so gelangten die Hunnen überhaupt nicht in ein fremdes Gebiet. Auf diese Art Völker zu eskamotieren ist im gewissen wissenschaftlichen Dilemna ja willkommen, aber es fragt sich, ob auf die Dauer für solche Taschenspielerkünste Gläubige zu finden sein werden. Wir kennen aber eine andere Quelle, diè über die Existenz der Hunnen noch im 8. Jahrh. Aufschluß gibt; es ist dies der i. J. 735 verstorbene englische Kirchenschriftsteller Beda, welcher (Hist. Eccl. I.) schreibt, daß die erste Spur von den Slaven im nördlichen Deutschland anzutreffen ist; er nennt sie >< und läßt sie in der Nachbarschaft der Dänen, Sachsen und Rugier wohnen. — Dieses ist weit glaubwürdiger und ist die ganze Geschichte über die Hunnen kurz dahin zu präzisieren, — wenn dies überhaupt nicht eine ganz andere Völkergruppe war, wie es ja zugleich viele von einander ganz unabhängige Volksstämme von Wenden, Kroaten, Serben u. a. gab und gibt — daß diese mit bewaffneter Macht von ihren Sitzen aus Raubzüge gegen Südosten (Byzanz), Süden (Österreich und Italien) sowie gegen Westen (Gallien) unternahmen, ähnlich wie die Osmanen durch Jahrhunderte gegen Westen und Nordwesten zu häufige Einfälle ausführten, wobei es sich im Prinzipe weniger um Ländererwerb als vielmehr um Raub von beweglichem Gute handelte. Man muß immer genau unterscheiden, was ein Einzelner als Autorität ohne Begründung behauptet, oder was jemand bei logischem Gedanken- und naturgesetzlichem Aufbau herausgefunden hat. So fragt Wimmer (>< und mehreren « Wachbergen >< unter dem Namen xBranx ein gut verteidigungsfähiger Längenrücken befindet, dem eine tiefe Schlucht («Tiefer Grund«) vorliegt. In weiterer Umgebung heißen aber ähnliche Punkte schon : Brand, Im Brand u. ä. — Die Ältesten solcher Punkte hießen sonach : Branko, Brankovič, Vranec, Franz Franko (Franken), Brandtner, Brandstätter usw. — Wahrscheinlich gehören auch alle Namen mit dem «ex in der Wurzelsilbe, wie :Brenner, Brenn o, Brenta u. ä. hieher. Vrat, Vrata, Vratno, Vratio, Fratting u. ä. sind Namen für torähnliche Sperren, welche vielfach zum Schutze von Gebirgspässen, Sattelgegenden und Talengen dienten, denn dem Slaven ist im allgemeinen Sprachgebrauche »vrata« (wie auch »brana«) großes Tor. Mir, Mirna, Mirów, Mirov, Mirovice, Miröschau, Miroslava, Mirotin u. ä. deuten auf einen Verteidigungspunkt, welcher durch eine Mauer begrenzt und später zugleich auch Friedhof war. — »Mir« ist im Slovenischen noch heute Mauer (namentlich Trockenmauer), Umfriedung, »mirje« = Mauerwerk, auch Ruine, -»miro dvor« = Friedhof (also eingefaßter Hof).*) — Im Russischen bedeutet »Mipt« bereits die Gemeinde, Bauerngemeinde, auch Gemeindeversammlung, also jene Korporation, welche schon für sich eine Verteidigungs-Organisation besaß; »MipcKiß« = weltlich (zu einer Bauerngemeinde gehörig), »MipHtima« = Gemeindegut. — Der Gemeindeälteste hieß nun wohl »mir«, welchen Begriff aber heute nur mehr die Türkei in der Bedeutung Fürst, Aufseher (auch »emir«) kennen, indes er sich im Deutschen zu Mair, Meier, Maier (Gutsverwalter) umgebildet zu haben scheint. Im Tatarischen ist »mirza« = Anführer. Den Zoll, die Abgabe nennt der Kroate noch »mirija«. Krem, Kreml, Krems, Kremberg, Kremsdorf, Kremen, Kremeni, Kremsegg, Kremnitz, Kremenac, Kremenec u. ä. sind verteidigungsfähig hergerichtete Punkte. Das Grundwort ist das slavische »krem« in der Bedeutung: der beste, festeste Teil, »KpeMJUE.« = die Zitadelle, Burg in befestigten Orten (der Kern in alten russischen Städten), »kremen« = das Feste, die Kraft — Tatsächlich haben alle so benannte Orte eine günstige verteidigungsfähige Höhe, oder waren noch in historischer Zeit befestigt. Die Stadt Kremsier (Mähren) ist dieses Ursprungs und bezeichnet sonach in der slavischen Form Kromefiž — richtiger »Kreménsté« — den festesten Platz in jener Gegend, und bildete der Barbar a-B erg (varvar) daselbst wohl den Kern desselben. — Hieher gehören auch alle Ortsnamen mit dem anlautenden »C«, wie: Crema, Cremeo (Schweiz mit imposanten Ruinen), Gremien (Frankreich), Cremona, welche alle fortifikatorischen Charakter haben. — Unter »creme« versteht man heute die vornehmste Gesellschaft, also vermutlich einst die Höchsten in einem solchen Orte, »Gremium« die ausgewählte Körperschaft, »crémailère« und »creneaux« (krenelieren) sind forti-fikatorisch-technische Begriffe. *) In Laibach heißt noch heute jener Teil, der einst das Standlager (das befestigte) der Römer bildete: m i r j e. Wahrscheinlich gehören hieher auch die durch die Metathesis entstellten Namen Germersheim, Gernrode, Gernsheim, Gernsbach, Germans, sowie Grm, Grmovlje ; die Urform scheint »krm« gewesen zu sein, wie der Slovene noch heute das Schiffsende mit dem Steuerruder, »krman« = den Führer eines Schiffes, benennt. Ob der Volksname »Germanen« nun hieher gehört, oder an die bereits behandelte Stelle, ist sachlich belanglos, da wir nicht wissen, ob der Name ursprünglich nicht etwa mit dem »k« oder »h« im Anlaute geschrieben wurde. — Im Tatarischen ist die Form »krim« (= Festung) noch erhalten; verwandt ist auch unser »Criminal«, d. i. Festungshaft. Teschen, Tešajn, Tešice, Teschnowitz, Tessin, Tešinja, Tesino (Castello), Tešov, Tesswitz, Tišnov, Tissa (Theiss), Ticino, Tišnovice, Tisek, Tisens, Tischtin u. ä. deuten auf technische Vorkehrungen bei engen Terrainpunkten, Talverengungen, Engpässen, Schluchten. Das Grundwort ist »tes« = Enge, »tesno« = eng, »soteska« = Engpaß, das Zusammengeschobene. Eine lokale Besichtigung wird wahrscheinlich allerorts feststellen, daß die mit diesen Namen belegte Terrainplastik auch obiger Etymologie entspricht. Ključ deutet auf Sperren von Fluß- und Taldefìlés. — Im Deutschen gebraucht man die Form: Klause, ahd. elusa, welche derselben Abstammung ist, denn ključ at, zaključat bedeutet: abschließen, absperren ; der moderne Begriff ist auch Sperre, lat. claustrum. — Die vielen Orte namens Chiusa (in Italien) liegen alle an den Mündungen von Engtälern ; manche hievon hießen ehedem : C1 u s iu m ; Klausenburg’s ältester Name ist : Cl u s, u. s. w. Daß sich die Urbewohner von Südeuropa, wo diese Namen und Verteidigungspunkte hauptsächlich Vorkommen, von den Römern oder Deutschen den Namen geholt hätten, ist schon deshalb ausgeschlossen, weil »ključ« dem Slaven für alle Begriffe des Sperrens als Grundwort gilt. Darin steckt auch augenscheinlich der Ursprung der Klöster. Es waren dies einst jene Gebirgs-, Tal-, Paß-und Flußsperren, welche einen wichtigen Teil der Landesund Grenzverteidigung* bildeten, daher die älteren Klöster auch stets eine dementsprechende Anlage haben. Um ihrem Zwecke zu entsprechen, wurden sie tèchnisch verstärkt, mit Verteidigungsmauern umgeben und mit permanenter Belo Satzung versehen. Besorgte die Bewachung einer solchen Klause nur ein Mann, so war dies der Klausner oder Einsiedler, waren es deren mehrere, so war es eine »ordo« (»Reihe«), Die Einseitigkeit des Lebens, die Abgeschlossenheit, welche sich für die Besatzung eines fortifikatorischen Werkes naturgemäß ergibt, forderte ein eigenes Regulare, welches besonders das Verlassen des Klosters erschwerte, zu strenger Einhaltung der Hausordnung verpflichtete, zu besonderen Lebensregeln, ja zur Askese führte, denn man mußte für den Fall der feindlichen Einschließung mit allen menschlichen Eventualitäten rechnen. — Die Beschäftigungslosigkeit zwang zum Ergreifen verschiedener ■ Nebenberufe, denn die Verteidigung und der Kampf, welche ja von Äbten und Prioren, wie dies die Geschichte der meisten alten Klöster erzählt, oft sehr energisch und heldenmütig geführt wurde, war doch keine alltägliche Beschäftigung. — Der Älteste hieß Prior, der Vorgesetzte, oder »quardian«, der Leiter des Wachdienstes. Ortsnamen wie : Klötze, Clotzin, Klüt z, Klüt-z o w u. ä. in heute reindeutschen Gebieten sind dieses Ursprungs. — Hieher gehören auch die Namen Klis (Befestigung bei Saloniki), Klisura (in Bulgarien), Klisti ca (Herzegovina; ein Fluß, der bei der Burgruine Bo ra k entspringt) u. a. und sind dies wahrscheinlich durch Lautwechsel (»u« zu »y«) aus »ključ« gebildete Namensformen für Verteidigungspunkte bei Felsdefilés. (Vergi, auch das griechische vleig, lat. daviš, ital. chiusa — Schlüssel). Var, Varda, Warta, Warthe, Wartenstein, Wartenberg u. ä. weisen auf einen für die V e r t e i d i g u ng hergerichteten Terrainpunkt. In der Urzeit bezeichnete »var, varda, vardišče« wohl noch den günstigen Aussichtspunkt für die Beobachtung der weidenden Herden, denn manche Begriffe, wie z. B. das slovenische : varuh (= Hüter), vardevati (= Vieh hüten, beaufsichtigen), vardevavec {= Schafhirt) haben die bukolische Urbedeutung noch immer nicht völlig eingebüßt. — Auf der ägyptischen Una-Aufschrift finden sich »uar« und »uart«, welche, wie die Ägyptologen meinen, auf eine große Stadt, große Festung deuten. Dieser Stamm dient ungezählten topischen Namen als Grundlage und treffen wir gerade hier ungewöhnlich viele typische Beispiele aus der Zeit vor dem Beginne unserer jetzigen Zeitrechnung. So erwähnt Mela (III, 15): Var du Ili, una gens hine ad Pyrennaei iugi promunturium per tine n s cludit Hispanias; dann: Varum flumina utraque ab Alpibus delapsa, sed Varum quia Italiani finit aliquanto notius (III, 72); Varus flumen (II, 74); Vardei (Ardei) in Dalmatien; Vari ni werden von Plinius und Tacitus wiederholt angeführt. Es fällt hiebei auf, daß so viele Flüsse, wie; Warthe, Vardar, Wart bach u. ä. diesen Namen führen, trotzdem der organische Zusammenhang scheinbar dabei nicht vorhanden ist ; und doch ist dem so : die Flüsse bildeten entweder selbst eine Verteidigungslinie oder erhielten diese Namen, weil sie an solchen Objekten, die man ja mit Vorliebe an natürliche Annäherungshindernisse anschmiegt, vorüberflossen d. h. die Grenze bildeten. Die »Pharisäer« der Bibel sind wohl nur die Bewohner einer durch »var« gesicherten Gegend ; desgleichen die »Varjag« (Waräger) in Rußland. —• Die befestigte Grenzstadt Vence (Südfrankreich) hieß bei den Römern »Ventia« und zugleich auch »Var«, also: Festung an der Grenze. — Im Slovenischen heißt »varati« — beobachten, »varvati« aber schon beschützen; auch im Althochdeutschen bedeutet »wara« noch: Acht, Aufmerksamkeit; im Polnischen »obwarowac« befestigen. Hieher gehören auch die meisten Namen von der Form : »var, bar« und »par« (»v, b« und »p« wechseln fortgesetzt, namentlich im Anlaute), wie : Temesvar, Vukovar, Peterwardein, Varna, Varaždin. Bar, Bafice, Barmen, Bari, Parma, Paris, P ariž 1 j e, dann F a h r n, Fahren, G a i n f a h r n u. v. ä. So muß Paris selbst eine uralte bewachte oder befestigte Ansiedlung gewesen sein, denn bei den jüngsten Ausgrabungen für die Stadtbahn hat man eigenartige Altertümer an den Tag gefördet. — Die tieferen Schichten lieferten ungewöhnlich grob gearbeitete Messer aus Kiesel, daneben lag ein vollkommen erhaltener Mammutzahn, sowie der Backenzahn eines Rhinozeros. — Aber auch schon vor 10* 40 Jahren wurden verschiedene Werkzeuge des steinzeitlichen Menschen, dann Knochen des Mammut, Rhinozeros, der Urform des Rindes, Pferdes, Hirsches, Renntieres und Nilpferdes gefunden, was den sicheren Schluß zuläßt, daß der Mensch schon vor ungezählten Jahrtausenden an der Stelle, aut der jetzt Paris steht, ständig gewohnt haben muß.*) Der Hoheitsbegriff hat sich als »far« (= Pfarrer), »fara« (= Pfarre) bei den Slovenen noch fast unverändet erhalten;**) die »fara« ist heute die Gemeinde im kirchlichen Sinne und ist der »far« nunmehr der Seelenhirt seiner Gemeinde. Einstens war er jedoch die weltliche und kirchliche Autorität unter einem für seine Gemeindeinsaßen, was ja heute vielfach (z. B. in Montenegro) noch fortbesteht, und ist schließlich ja jetzt in den meisten Fällen Gemeinde und Pfarre ein katastral sich deckender Begriff. Die Ägypter nannten ihren Ältesten, welcher die Gemeinde gegen feindliche Angriffe zu sichern hatte, »pharao«, und kam dieser Titel nach Vereinigung größerer Territorien in gleichem Fortschreiten des Ansehens sogar der heutigen Königswürde gleich. — Im Bulgarischen, Albanesischen und Rumänischen bedeutet »fara« = Stamm, Sippe, d. i. die Korporation eines unter gemeinsamen Schutze stehenden Gemeinwesens. In gleicher Bedeutung stand »fara« auch bei den Longobarden und Römern. — Dieser Gegendname, der sich z. B. auffallend oft auf Kreta wiederholt, ist fast überall in der Nähe der größeren Ansiedlungen in mehr *) Unter Paris (ursprünglich vielleicht «variš, vareš) ist augenscheinlich ein geschlossenes Gemeinwesen zu verstehen, wie es sich noch in England erhalten hat, denn z. B. London selbst war bis zum Jahre 1888 noch in lauter «Parishes« (= Kirchspiele, Pfarren) eingeteilt. **) Man sprach und schrieb einst «var«, denn im althochdeutschen Alphabete ist das «f« noeh unbekannt; die Schreibweise «iar« dürften die Slaven erst angenommen haben, als sich die deutsche Form, nachdem die Amtierung durch Jahrhunderte deutsch war, einbiirgerte. — Die Bezeichnung «far« war noch im 17. Jahrhunderte (ebenso wie «Pfaff«) eine ehrende für den Priester; seither hat jedoch eine Umwertung ins Verächtliche platzgegriffen und wird überdies allgemein, aber fälschlich, als Germanismus angesehen. — Die häufigen Flurnamen: Pfarrberg, Pfarrwiese, Pfarrgrund u. ä. haben alle «var, far« zur Grundlage, und befand oder befindet sich der betreffende Boden nur zufälligerweise einmal im kirchlichen Besitze. oder weniger entstellten Formen zu finden, und ging im Deutschen allmählig in die Form und Bedeutung »Warte« über, deshalb der čecbische Begriff »varta« (für Wache) durchaus nicht als Germanismus angesehen werden darf. Der Begriff «varu hat daher die Umwertung vom bukolischen zum militärischen Grade frühzeitig erfahren, denn die Namen ersterer Richtung sind heute nur mehr äußerst selten etymologisch feststellbar, hingegen jene letzterer überaus zahlreich. So bedeutet «faro« im Italienischen den Wachturm (Leuchtturm) am Meere, und sind alle «faro« (als Ortsnamen) entweder übersichtliche und befestigte Punkte, Vorgebirge, Häfen oder Gewässer, die an solchen vorbeifließen. In xvarx haben wir einen Begriff, welcher schon dem Urwortschatze des Menschen angehört haben muß, umsomehr als er auch in fast alle Sprachen in ähnlicher Form und gleicher Bedeutung aufgenommen erscheint; z. B. deutsch : Warte, warten (in der Bedeutung pflegen), Sternwarte; franz. garder, ital. guarda, guardare u. s. w. — So gelangt man zwanglos zu Ur- und Grundbegriffen. — Allerdings haben dabei die Slavisten selbst den großen Fehler begangen, daß sie solche Urformen, die sich mit den heutigen slavischen meist noch vollkommen decken, bedingungslos als solche deutschen Ursprungs kennzeichneten, was die des Slavischen unkundigen Forscher gerne und überzengtermaßen glaubten, weil es ja die Slaven selbst sagten. So wurde namentlich Miklosich dafür der xgroße Slave« und der «Unsterbliche« benannt, weil er alle slavischen Kulturwörter als deutsche Lehn- und Fremdwörter erklärte. Dieser nun so schwer gutzumachende Fehler war aber nur deshalb möglich, weil diese Auslegung die sympatischeste war und der Erklärer als große Autorität umso ernster genommen werden musste. — Eine spezielle Erörterung verdient der Begriff «Barbar«, welcher ursprünglich «varvar« gelautet haben mag, denn in älteren Schriften findet sich noch häufig diese Schreibweise vor; so wird z. B. in einem Briefe des Kaisers Leopold I. (1690) noch der «varvarischen türkischen Tyrannei« Erwähnung getan. «Barbaren« waren sonach ursprünglich die bodenständigen, gegen fremde Belästigungen sich sichernden Bewohner, welche durch die Griechen wie Römer dadurch in einen minderen Ruf gerieten, daß diese alle ihre Feinde und namentlich jene, deren Sprache sie nicht verstanden, (darunter besonders die Szythen und Germanen) so benannten. Daß ursprünglich der Begriff «Barbar« nicht das Odium der heutigen Auffassung trug, ersieht man aus verschiedenen älteren Anwendungen dieses Begriffes. Venan-tius Fortunatus, Ende des 6. Jahrh. Bischof zu Poitiers, schrieb z. B. einen Brief an einen gewissen Flavus, worin er diesen auffordert, ihm entweder lateinisch oder in einer anderen Sprache zu antworten; wenn er etwa nicht lateinisch schreiben wolle, könne er ja z. B. mit «barbarischen Runen« auf Holztafeln oder auf einem glatten Holzstabe schreiben.*) Fortimatus wollte damit andeuten, daß ihm einerseits diese Schrift auch geläufig sei, andererseits wollte der Bischof sicherlich auch nicht unter «barbarisch« andeuten, daß damit eine Schrift der Ungebildeten und Rohlinge gemeint sei, denn diese dürften kaum eine ausgebildete Schrift besessen haben. Ebenso spricht er auch von «interpres barbarus« (= der Dolmetsch für das Barbarische), «barbara carmina« (= barbarische Lieder, also: Volkslieder), wozu er noch «Ieudos« (= Volk, Leute, ljudi) beifügt; «barbarus karpa« (= barbarische Harfe) u. a., also alles Kennzeichnungen der Stammbewohner im Vergleiche zu den eingewanderten und herrschenden Römern. Tacitus erwähnt auch, daß der berühmte «germanische« Markomannenkönig Marobod (marovod = Grenzverteidigungs-Kommandant) ebenso wie der Chattenfürst Adgandester Briefe an den römischen Senat geschrieben haben, und wundert sich gar nicht darüber; daß diese unbedingt lateinisch geschrieben waren, ist zu bezweifeln, denn es gab eben auch «interpretes barbaros« ! Als Hoheitsname kommt außer «far« (= Pfarrer, Priester) meines Wissens nur «Barbe« vor, welcher Begriff in den französisch-waldensischen Gemeinden des 15. Jahrh. identisch war mit: Vorsteher, Meister. — «Baraba« nennt sich noch heute ein Hirtenvolk im Gouvernement Tomsk; jene Männer, die als Grenzwächter verwendet wurden, nannte man «baraba«, was aber mit der Zeit die Bedeutung Wegelagerer. *) Daß diese «barbarische« Sprache in Runenschrift die slavische war, wird im IV. Abschnitte dargelegt. Die Bewohner Wien’s werden im 15. Jahrhunderte noch ehrenvoll als «Barbaren« bezeichnet. Plünderer, Raufbold annahm, da diese Anstellung wahrscheinlich auch zu privaten Exkursen ausgenützt wurde. Kost, Kostel, Kostelec, Kostelka, Kostelany, Kosten, Kosten, Kastav, Host, Hosti, Hoštice, Hostyn (d. Hochstein), Hostivar, Hostyn, Gastein, Gösting u. v. a. weisen auf gut verteidigungsfähige Punkte, die anscheinend auch zumeist als F r i e d h öf e dienten. — An manchen Stellen dürfte «kostel« eine Art vorgeschobener Befestigung gewesen sein, um dem Gegner schon vor der Erreichung des eigentlichen Angriffspunktes Verluste beizubringen, ihn zur Zersplitterung zu nötigen oder Zeit zu gewinnen, damit die Zentrale Muße habe ihre Verteidigungvorsorgen zu vervollständigen, sich zu verproviantieren u. s. w. — Bei den Katarakten von Brekovica (Bosnien) durchbricht die Una gewaltsam das vorgelagerte Felsmassiv; dicht daran ist die Kuppe Kostel (kroat. Kosteo), welche einst als Ergän-zungsglied der anschließenden Grenzveste Brekovica bildete. — Kostel bei Lundenburg scheint als Abwehr gegen den feindlichen Uferwechsel der Thaya gedient zu haben ; daneben ist die Höhe : P o d i v i n. — Ein häufiger Name ist auch «Kostajnica«. Auf einer Insel der Una befindet sich ein Kastell zur Beobachtung der beiden Flußufer, daher: Bosnisch- und K r o a t i s c h-Kostajnica. Daß Kostajnica einen fortifikatorischen Sicherungspunkt bezeichnet, ersieht man auch daraus, daß in einem Falle (Krain) der Name in «Lands tr aß« ins Deutsche übertragen wurde, also als: Wache an der Grenze. «Kostelje« bedeutet im Slavischen: die Knochenstelle, d. i. den Friedhof, welcher überall verteidigungsfähig hergerichtet wrar; die Cechen verstehen heute unter «kostel«: Kirche. — Daß «kost, kostel« erst vom lateinischen «ca-stellum« herrühre, ist deshalb unmöglich, weil ganz Europa diesen Namen unter ausschließlich slavischer Namensumgebung kennt, hingegen niemand weiß, daß der Name tatsächlich Höhenbefestigungen beigelegt ist, weil die Urform «kost, kostel, kostelje« ihre einstige Bedeutung einge-biißt hat. Es ist geradezu sicher, daß die Römer hievon ihr *) Loka (= Grenze) wurde oft zu: lonk, lank, lang — und hier zu «land« — der Straße wegen, wie man «straža« eben phonetisch niederschrieb, um ein gangbares deutsches Wort zu erhalten. xcastellumx bildeten, denn in Mitteleuropa war früher lateinisch die Amtssprache; war aber xcastellumx ein ursprünglich lateinisches Wort, so hätte es ja nicht seine Kontinuität eingebüßt, denn Konstanz, ein doch geschichtlich vielgenannter Ort, ist bis zum 15. Jahrhunderte immer nur als xKostencz, Costnitzx verzeichnet und niemals als xCastel-lumx. — Auch hätten die später gekommenen Slaven, wenn sie den Begriff xCastellumx irgendwo übernommen hätten, denselben nur sporadisch gebraucht, so ist er aber überall und inmitten von sonst reinslavischen Verteidigungsbegriffen anzutreffen, als : Kost (Böhmen), Hostyn (Mähren), Konstanz (Baden), Costa (Tirol), Castagna (Istrien), K a -stanica (Griechenland), Kostreinitz (Steiermark), Kosten (Posen), Guastala (Italien), C a s t i 1 i e n (Spanien), Kastenholz (Siebenbürgen, früher Kostolatz), Uhošti (Burgberg bei Kadan, also beim xKostx); Kosto-lany vrh (Slovakei); Castallische Quelle (Griechenland); ober der letzteren befindet sich ein Felsberg mit einer Kapelle;*) der durchaus der Mythologie zugeschriebene und bekannte Aussichtspunkt xRadhostx (in Mähren) gehört auch dieser Etymologie an; dort stand kein Tempel des sla-vischen Gottes xRadegostx sondern ein xWachobjektx auf dem xratx, von wo eine weitreichende Beobachtung sowie eine erhöhte Möglichkeit war dem Gegner das Vordringen zu verwehren, falls er der Tallinie ausweichen sollte; es würde in dieser auffällig ausgeprägten, geschlossenen Verteidigungszone sonst der unbesetzte Höhenrücken eine Lücke gebildet haben, welche alle sonstigen Maßregeln illusorisch gemacht hätte. — Ähnliche Verhältnisse sind bei H o s t é r a-d i c e (Mähren) und Radhostovice (Böhmen). Desselben Ursprungs wie xcastellumx ist auch xca-strumx (= Heerlager), welches doch zumeist befestigt und stets gesichert war. — Als Hoheitsname ist C a s t r i n, C a-stiraoth bekannt; so benannte man die griechischen Kommandanten jüdischer Städte in vorchristlicher Zeit; ansonst hieß der Gemeindeälteste xKostax, wie man im Südslavischen den Namen Constans, Constantin u. ä. gebraucht. *) Wichtige Verteidigungsplätze setzten stets in der Nähe eine ergiebige, konstante Quelle voraus, daher festere Defensivobjekte nur dort angetroffen werden, wo sich die vitale Wasserfrage von selbst löst. Tabor nannte man jene feste Verteidigungspunkte, die nebst der naturbegfinstigsten Lage auch eine weite, feste Mauer und für den äußersten Kampf innen noch einen s o-liden Bau zur Hinterlegung von Waffen, Pro. viant und sonstigen Bedürfnissen, sowie zur Pflege der Verwundeten hatten. — Ortsbezeichnungen dieser Art sind sehr häufig; der B e r g T abo r ist schon aus der Biblischen Geschichte bekannt, auf dem tatsächlich wiederholt Lager waren: im II. Bezirke Wiens gibt es ein «Am Tabor«, welches mutmaßlich ein alter Verteidigungspunkt gegen eine feindliche Landung an der Donau war; in Böhmen und Kroatien gibt es zahlreiche Punkte dieses Namens; in Nordungarn ein Taborisko; in den Alpenländern dienten die meisten auf Bergkuppen erbauten Kirchen und Kapellen als i< oder stehen auf einstigen Tabor-Plätzen, denn es ist sicher, daß diese zugleich auch Friedhöfe waren, um unter einem' mit der väterlichen Scholle auch die Begräbnisstätte der Vorfahren zu verteidigen. — (Siehe Abbildung des Tabor Feldbach in Steiermark.) Nov, Novi (Kroatien, Dalmatien, Herzegovina, Bosnien), Novici (Mähren), Novska (Kroatien), Erceg Novi (Castelnuovo), Noya (Spanien), Noyon, Nyons (Frankreich), Novara, Novellara (Italien) sowie die zahlreichen römischen Namen Noviodunum für: Never s, N e u v y und S o i s o n s (in Frankreich), Neuenburg mit dem Schlosse Chaumont (Hum!), Ny on in der Schweiz; dann Noviomagus (für Nimwegen, Neumagen, Speyer, L i s i e u x) sind durchwegs Festungen oder gut verteidigungsfähige Punkte mit Burgen, Ruinen oder Mauerresten ; ja bei Novi im kroatischen Küstenlande steht seit undenklichen Zeiten eine Burgruine, Lopar genannt, auf der Stelle eines römischen Festungswerkes, zum Schutze der Straße nach Seina. Nun führt uns aber der Name «Lopar« noch hinter die Römerzeit zurück, denn so bezeichnete man die Höhe, als sie nur erst eine offene Schutzhütte oder ein primitives Wachhäuschen hatte ; «lopa« (die Laube) heißt im Slavischen noch heute eine nicht auf jeder Seite geschlossene Hütte oder Vorhalle, und haben sich sogar Abbildungen solcher Wachschutzhütten erhalten. Die Höhe, welche hier eine gegen das Meer zu behufs intensiverer Beobachtung offene «lopa« hatte, erhielt Tabor Feldbach in Steiermark im 17. Jahrhunderte, möglicherweise erst in der Römerzeit einen solideren und widerstandsfähigeren Bau und später ein Schloß mit den zeitgemäßen Sicherungsvorsorgen. — So weit mir einzelne Punkte dieses Namens bekannt sind, scheint es sich bei Verteidigungsvorsorgen dieser Namensgruppe meist um Einbeziehung des Wassers als Annäherungshindernis in der Hauptsache zu handeln.’“) — Das Grundwort muß «noj, nuj«, gelautet haben, hat daher mit xnovx (d. neu) nichts zu schaffen und sind die Namen: Novigrad, Neuern, Neuenburg, Neuenahr (mit Ruine auf dem hohen Basaltkegel) nur spätere, an geläufigere Begriffe sich anschmiegende Assimilierungen. Ein Rest des alten Begriffes hat sich augenscheinlich in der Fortifikationswissenschaft als xnoyaux (franz. Kernpunkt einer Festung) erhalten, welches eben jene Stelle bezeichnet, wo es für den Angreifer am schwersten wird dein Verteidiger beizukommen, also die ursprüngliche natürlich und künstlich verstärkte Stelle. — Dem Slovenen ist »moja, nuja» = Not, Plage, also möglicherweise >< versteht der Slovene : zanken, streiten. Die Kroaten gebrauchen auch den Begriff «bede, bedem« für den Grenzwall. — Es handelt sich hier aller Wahrscheinlichkeit nach um technische Vorkehrungen an Grenzzonen (z. B. Pedemonte a. d. Brenta), wobei es auffällt, daß solche Vorkehrungen vielfach an Punkten mit heißen Quellen Vorkommen; hingegen kommen aber wieder viele Orte gleicher Namenswurzel vor, die keine heißen Quellen besitzen sowie viele, die letztere wohl aufweisen, aber einen anderen Namen führen.*) — Mazedonien weist allein an 30 Namen «Banja, Badnja« auf, welche stets Orte mit warmen aber auch kalten Quellen bezeichnen; es scheint daher, daß sich die alten Völker solche Quellen, die sie zu Kuren benützten, vor unberufenen Belästigungen besonders sicherten. Der Hoheitsname ist anscheinend: «batja, batjuska, Vater« und «vates« (—• Seher). — Asberg, Assling, Assang, Assach, Asch, Aschach u. ä. haben «as« zur Basis, womit man den verteidigungsfähigen Punkt bezw. den Befehlshaber derselben benannte. Die «Äsen« sind die Götter der germanischen Mythologie, die *) *) So hieß Baden bei Wien unter Mark Aurel noch «Aquae Pannonicae«; Baden (Baden) «Aquae Aureliae«, welches Bad angeblich unter Hadrian (nicht unter «Aurelius«) gegründet wurde; wahrscheinlicher ist es aber, daß die Römer nur das slavische «vrela voda« (= heißes Wasser) oder «vrelo« (= heiße Quelle), in aquae «Aureliae« anpaßten (vergi, auch Aachen). Beschützer der Menschen. Die Slaven kennen diesen Begriff nicht mehr, außer in der Form >< sowie xosx=die Spitze, das Höchste; hingegen ist xasanx den Türken der Begriff für einen hohen Würdenträger. Bei den Semiten war der Königsname: Assar, Assarhadon, Salmanassar gan-bar; einen hohen Wüstengeist nannten sie xAsaselx; sie kannten auch die xAscherax, die Göttin A s t a r t e, welche sonach den weiblichen Hoheitsnamen von xasx repräsentierte. Die xAsanenx, ein tatarisches Volk, nennen ihre Häuptlinge xAsx; xAsx ist auch im Kartenspiel die höstbewertete Karte. Dem Südslaven, wie Osmanen und Araber ist xask, askar, askerx der Soldat, das Militär, also die Stütze des xasx. — Die Burg, wo die xAsenx wohnten, hieß der Edda zufolge xAsgardx (Asgrad, analog, wie xStargardx statt Stargrad). xAsier, Asiarchx waren bei den Griechen Begriffe für bestimmte Funktionäre; xAsiax ist sonach das Gebiet, über welches xAsex befehligten. Die Münze, welche ein solcher prägen hieß, hieß xasx u. s. w. — In vielen Namen macht sich aber schon der Übergang des xsx in xtx und xdx bemerkbar, wie bei: Atter, Attes, Att-nang, Atzgersdorf, Attendo rf, Athen, dann: Adamsberg, Adamsthal, Adamy, Adamovo, Adamierz, Adamóvka, Ada-muša, Admont (Adamunt), Ada, Kaleh, Adda, Aden, Adalia, Adal, Adar u. ä. und sind dies alles befestigte Punkte, denen ein xatax (Vater des lallenden Kindes) xatamanx (Führer der Kasaken) oder xada, adamx Vorstand. — Dies alles berechtigt zur Annahme, daß xAdamx ursprünglich nur als Ältester oder Führer einer bestimmten Gemeinde oder Hirtenkonföderation anzusehen ist, also a 1 s erster i m socialen, sicherlich aber nicht als erster Mensch der Erde im arithmetischen Sinne. Aus der xGenesisx müssen wir aber auch schließen, daß diese Gemeinden schon damals intensiv Ackerbau betrieben, denn gerade die Neben -umstände in der Schilderung der Bibel deuten dahin, daß es zu XAdam's Zeitenx bereits eine relativ hohe Kultur gab. Kain, als der älteste Sohn, war der erste Ackerbauer, Abel, der jüngere war unlogischerweise erst Viehzüchter; Kain bediente sich zu seiner Arbeit bereits metallener Gerätschaften, war also schon in agrartechnischer Hinsicht dem heutigen Bosnier weit voraus, der sich noch immer mit dem Holzpfluge begnügt, — denn Tubalkain war als dessen Zeitgenosse schon Schmied von Profession. Wozu nun ein Schmied, wenn Kain kein Latifundienbesitzer war und sonst wohl mit einem Pfluge auskam; eines Pfluges wegen entsteht aber noch kein Schmiedenhandwerk! — Woher nahm übrigens der Schmied das Eisen, welches man ja in der Natur nicht gediegen vorfindet — ausgenommen Meteoreisen — und dazu benötigt man wieder der Werkzeuge, welche die Härtung zu Stahl voraussetzen usw., alles in wörtlicher Affassung unhaltbare Hypothesen, welche innerhalb eines Menschen-alters, und noch dazu des ersten, eine derart sprunghafte Kulturhöhe annehmen, die heute erst ein geringer Teil der Erdbewohner überholt hat. Überdies spricht verschiedenes dafür, daß «Adam« nur ein Hoheitsname ist*), der nach dem Vergessen der ursprünglichen Bewertung einen ähnlichen Charakter annahm, wie etwa heute bei den Serben der Hauspatron, d. i. jener Heilige, dessen Namen der Stammvater einer bestimmten Familie trug. «Adam« ist aber eigentlich nur ein Geschlechtsname, daher die angeführte nahezu 1000jährige Lebensdauer ähnlich zu nehmen ist, wie die heutigen Namen der Dynastengeschlechter, bei denen man ebensogut z B. noch heute sagt: Die Habsburger leben schon, historisch festgestellt, an 900 Jahre, und wird dabei niemand in Zweifel geraten, wie dies aufzufasen sei. Die in der Bibel sowie bei den alten Griechen oft erwähnte Bezeichnung der Stammesväter zeigt offen den einstigen Ahnherrnkultus, dessen Torsos ja in den heutigen-Patronymicis der Russen, Serben und orthodoxen Juden noch sichtbar sind. — Dasselbe sind bei den Römern die Geschlechter der Fabier, Scipionen u. s, w., daher jeder dieses Stammes auch den Ahnherrnnamen führte, wodurch sich äußerlich die Stammvaterlinien ausprägten, ähnlich wie beim heutigen Adel die Verbindung mehrerer Namen gebräuchlich ist, um Filiationen und Zweiglinien bereits äußerlich zu kennzeichnen. *) Die Legende von der Erschaffung des Menschen aus der Adamsrippe gelegentlich eines tiefen Schlafes ist wohl nur ein späterer Apolog auf den etymologischen Erklärungsdrang des Namens «Adam«, denn altslovenisch wie russisch heißt «atam, atam, atama« = Schlaf, Schlafsucht, das tiefe Atmen. Man muß stets die heutigen Verhältnisse den einstigen gleichhalten und nicht glauben, daß sich die Denk- und Ausdrucksweise seither sachlich wesentlich geändert hat. — Überdies wissen wir, daß die Beduinen (Bduis) in Arabien auch noch heute ihre Geschlechter auf gleiche Art zählen, sowie daß Kain «eine von den Töchtern des Landes« heiratete, die doch dessen Schwester gewesen sein mußte, Wenn es dazumal nur erst eine F a mi 1 i e gegeben hätte, — Der Hagiograph schrieb eben in natürlicher, für seine Zeit verständlicher Weise, während w i r alles unnatürlich auffassen und uns über den einfachsten modus dicendi den Kopf zerbrechen, als ob alles Alte auch im modernen Sinne gekünstelt sein müßte! *). Flieher gehören aber auch topische Namen, wie: Jasen, Jasy, Jasno, Jasnik, Jasenka, Jasenica, Jasionka, Jasna gora, Jasne pole, Jastrebci, Jastrzebie, Ješec, Jeschin, Jeseni, Jesenice u. ä., wobei in der Aussprache vor den vo-kalischen Anlaut ein «i« bezw. >< gesetzt wurde. So naheliegend es ist, hier «jasen« (= Esche) als etymologische Grundlage anzusehen, erwies sich bei weiterer Forschung doch, daß diese Deutung falsch ist, denn solche Lokalitäten weisen oft gar keinen Eschenwmchs auf; an vielen Stellen dieses Namens gibt es überhaupt nur Nadelholz und ist es unbedingt ausgeschlossen, daß etwa die Forstkultur dort den Wechsel geschaffen hätte. Das mährisch-schlesische «Gesenke« (richtig: Jasenik, Jesenik, früher «Gesenik« geschrieben) ist daher nur ein Gebirge mit vielen für die Sicherung und Verteidigung günstigen Punkten an Ein- *) In neuester Zeit sucht in diesem Sinne Guido List, dem zuliebe eine eigene Bücherei behufs leichterer Veröffentlichung seiner «epochemachenden Forschungsergebnisse« gegründet wurde, Schule zu machen. Ihm ist laut Broschüre No. 4 «Die Namen der Völkerstämme Germaniens und deren Deutung« (Wien 1909) alles a r i o-g ermanisch. Hiezu folgende Proben : «Pest« (ung. Stadt), lat. Pestum, das irrtümlich aus dem 'altslavischen «pesti« (richtig: pecse-Ofen) abgeleitet wird, aber aus dem ario - germanischen «bastarn« enstanden ist und sich in «basth« und englisch in «besth« = Pest — abgeschliffen hat. «Bas« ist ein Unternehmer (z. B. niederländisch: «Slaapbas«, einer der Unterstand zum Schlafen gibt), «tarn« = Renntier; also «Bastarn« = Renntierhälter (p. 87). — Den direkten Impuls zu dieser Deutung scheint dem Forscher die aus einem Tumulus bei Ödenburg herriihrende Vase mit Renn- bruchsteilen. Überdies gebrauchen die sibirischen Völker noch den Begriff xjasakx für den Z o 11, T r i b u t, den die Fremden der Behörde zu entrichten haben, sobald sie deren Gebiet betreten; es ist dies sonach wieder eine mit der Grenze im Zusammenhänge stehende Namensgruppe. Sol, Sohl, Soline, Solonka, Solta, Soltystvo, Solcano, Solce, Solan, Söll, Sölk, Solling, Zoll, Zola, Zolldori, Zollfeld, Zollern, Zöllnern^ Zolkiew, Zotnöwka, Zöllnel u. ä. sind verteidigungsfähig vorbereitete, an der Grenze gelegene Punkte, deren Wachmannschaft mit dem heutigen Begriffe xSoldatx identifiziert erscheint. Der sprachliche Stamm ist in allen diesen Namen das slavische >< der Führer, der Beschützer, beim Gegner der Feind, der Böse; nachdem den ersteren der fremde xBesx auch ein Feind war, nahm mit der Zeit der Begriff allgemein die Personifikation des feindlich gesinnten Prinzipes, also des widerwärtigen Nachbars an, von dem nur Nachteiliges, Böses zu erwarten sei. Der Begriff xvesx ist im Slavischen von der Bedeutung xDorfx ganz absorbiert worden; hingegen hat die magyarische Sprache, welche überaus reich an slavischen Wörtern ist, noch die Form xveszx für Not, xveszelyx für Gefahr rein erhalten; allerdings besitzen die Slaven dieses Grundwort auch im verwandten Gebrauche, aber eben in der äußerlich veränderten Form xbesx. Die zahlreichen Orte des Namens: Ves, Vesca, Vesce, Vesela, Veseli, Veselka, Veste (deutsch xFestex), Veštin, Vežnice, Všžky, Vezenice, Vas, Vasia ves, Vassach, Važan, Väzeny, Vsetin, Wassie, Wasendorf, Wasseno, Wasser, Was-serau, Wassersuppen (Tautologie von xvasx und xzupax), Wassertheuer (xvasx und xturx), Wasylów, Waszkoutz, Wes, Wesce, Wesselä, Wessely, Wesetz, Weska, Weskau, Wes-selitz, Wessnitz (čech. Form von xvesx ist auch xvesnicex), Westetz, Westendorf, Fessnach u. v. a. lassen ihre Etymologie aus diesen Beispielen leicht erkennen. Ansonsten gehören hieher nebst den xBeskidenx, d. i. das Grenzgebirge gegen Ungarn, auf dem die Übergänge durch xvesx gesichert waren, noch: Bessarabien, die römische Provinz xBessicax (im nordöstlichen Thrakien), Beser-mjanen (tatarisches Volk in Rußland), Fes (arab. Fas, Provinz in Afrika), Fezzan (Afrika), Wessen (Tschuden in Rußland), Wessex (angelsächsisches Reich), Kap Wessel (Südaustralien) u. a. — Als Hoheitsname haben sich xVezirx (türk. Würdenträger), Vesta (die Göttin des Hauses), Vestalinnen (die das Feuer am Mons Palatinus bewachten, Feuerbereitschaft hielten), Bessos (pers. Satrapenname, der auch als Gattungsbegriff galt), xvescovix (der Bischof, jetzt der kirchliche Leiter eines Bistums) erhalten. Daß es sich hier um eine Verteidigungsvorsorge handelt, ersieht man aus den ins Deutsche übergegangenen Begriffen: Fest, Feste (Veste), Festung, namentlich aber aus dem Cechischen «veža« (= Turm). Tribus, Tribun. Es gibt eine ungewöhnliche hohe Zahl von Lokalitäten, deren Namenswurzel aus >< der Stammsilbe zu xäx und >< (analog wie xgradecx zu xGrätzx, xgranicax zu xGränze, Grenzex wurde). Der Hoheitsname ist: Rat, slav. rada, radni (der die Verteidigung Leitende, der Ratgeber, jetzt: Gemeinderat). -— In Form und Bedeutung verwandt mit xratx (= Kampf) ist das deutsche xRadaux (= Streit). Spas. Kommt am Balkan wie in Galizien oftmals vor und deutete einen Sicherungspunkt an, denn xspasx, xspasitix heißt im Südslavischen: Rettung, retten, sich in Gewahrsam bringen. — Eine solche Höhe befindet sich z. B. nordwestlich Bosnisch-Kostajnica, einer Gegend, die überaus zahlreiche Sicherungspunkte, namentlich mehrere Karaula’s, aufweist. — Vermutlich diente dieser Punkt, — er liegt jenseits der Una —, als zweiter Ralliierungspunkt im Falle des gezwungenen Rückzuges. Boj, Voj. Unter dieser Bezeichnung versteht der Slave Zug, Korps, Heer; xvojna, vojskax = Krieg, Militär; xvojak, vojinx = Soldat, Kämpfer; >< = derKämpfer, derAde-lige, der Führer im Kampfe, und «vojvod« in der Bedeutung: Heerführer, Herzog. — Daß es einst Herzogs wählen gab, bei welchen noch ein Bauer gewählt wurde, wissen wir von Unrest, einem kärntnischen Geschichtsschreiber, welcher erzählt, daß es in Kärnten um 820, d. i. nach dem Einfalle der «Hewn« (— Hunnen) keinen Herrn und keinen Herzog gab. Und nun wählte das Volk «und namen für ainen gemainen man von paura geschlacht, den machten sy zum herrn und hertzoge im Land Quarantano.« — Die Hauptfunktion desselben war sonach offenkundig die Leitung der Landesverteidigung, damit ein einheitlicher Vorgang gewährleistet sei, also durchaus kein pflichtenloser Ehrentitel! Bod, Vod. — Alle Ortsnamen der Form: Boden, Bodenbach, Bodensee, Bodisch, Böding (vodnik), Woditz, Voderad, Wodna, Vodiče, Wödling u. ä. zeigen, daß an dieser Stelle die Ortsverteidigung einem Führer oblag, der als «vod, vodnik, vodej« benannt wurde. — Während dies bis heute im Slavischen dieselbe Bedeutung beibehielt, bildete sich im Deutschen daraus der Name für die höchste «urgermanische« Gottheit, den «Wodk, Wode, Woden, Wodan, Wuotan, Othin«. ■— Daß dieser Name aus dem Slavischen hervorgegangen ist, ersieht man nicht nur daraus, daß, die alten slavischen Pommern, Slovinzen u. a. auch eine Gottheit dieses Namens hatten, sondern ist der Umstand besonders bemerkenswert, daß die alten Bücher ja die Funktion des Wodan als F ü h r e r. Befehlshaber noch ausdrücklich anführen. Masch («Die gottesdienstlichen Altertümer der Obotritenx. Berlin 1771) sagt p. 64: «Der Name «Woda« ist ein altes scythisches Wort, und heißt so viel als ein Anführer, sonderlich im Kriege oder bei einer Versammlung einer Menge Volkes. Dieser Name, der eigentlich ein Amtsname ist, ist so allgemein geworden, daß, wie sich dieser Anführer den Namen Othin gegeben, der Name Woda in Meklenburg geblieben, und ihm nach seiner Vergötterung beigelegt worden«. — Diese Ansicht ist noch natürlich, und entspricht auch sachlich der etymologischen Entwicklung. — Im Deutschen schrieb man diesen Begriff im 18. Jahrhunderte oft als «Waidux oder «Waidawut«, kannte aber noch die richtige Etymologie, denn Hartknoch (um 1750) fügt hinzu: dieser Qötze war ein Gott des Krieges, welcher durch seine kluge Führung den Sieg verschafft«. Balkan. Die Bezeichnung für die große Halbinsel galt ursprünglich wohl nur kleineren Gebietsteilen, entwickelte sich aber später zu dem Gesamtnamen, der im allgemeinen auch den Teilen entspricht. — Das Grundwort ist «val« (Wall, Palisade, vallum, vallus) in der Bedeutung eines durch Gräben und Palisaden verstärkten '■Verteidigungsplatzes. Auch dieser Begriff ist bis in die Zeit der Hirtenverfassung zurückzuverfolgen, denn «balka« bedeutet im Russischen noch heute Schaf, und xvlah« ist im Altslavischen gleichbedeutend mit Hirt. Damit aber der Hirt seine Herde schütze, wurde durch entsprechende künstliche Korrektur die Bodenplastik diesem Zwecke dienstbar gemacht, d. h. durch Aushebung von Hindernisgräben ein Materialwall geschaffen, in den sodann Palisaden eingebaut wurden. Der Ceche, Pole, Russe gebrauchen den Begriff «val« in diesem wie auch im erweiterten Sinne, namentlich der Ceche, als «valka« (= Krieg), «valenti, baljkati« (= Kämpfen, «balgen«), «val, Wall« = der technisch verstärkte Kampfplatz, daher auch «Validus« = stark, mächtig; «Invalide« = schwach, nicht kampffähig. — In «Valjevo« warfen die Serben i, J. 1909 wieder neue «Wälle« auf; «Zavalje« ist ein altes türkisches (!) Sperrfort im kroatischen Plitvica-Distrikte; «Zavala« ist eine alte Burg mit Kula in der Herzegovina u. a. — Jenes Gebiet, welches viele solche Verteidigungsvorsorgen hatte, nannte man daher W a 11 a c h e i, die Bewohner V la h i (Lahi), Vlaši, Vlàsi, Wallachen. Die Walla-ch ei (an der Donau) besaß z. B. schon zu Römerzeiten eine dreifache. Zone alter Wall- und Wehrbauten. --Hiefür ist jedoch der verwandte Begriff «vlačiti (slov.), bojiouhtl (russ.)« weiter vorhanden, denn er bedeutet: Verbindungsgräben ziehen, in die Länge ziehen. — Im Okkupationsgebiete gibt es viele Höhen, namens: Volinje, Volinjak, Volujak, Volosko, Vol-kovina, auf denen uralte Schanzenreste noch heute sichtbar sind, und die zum Teile i. J. 1878 erneuert wurden. — Im Polnischen versteht man unter «wola« einen Freigrund. — Dieser Etymologie sind auch die Volksnamen «Volsci« (Italien) und »Volci>< (Gallien), sowie der Begriff »Volk» selbst anzugliedern.*) — Die Ortsnamen dieser Basis sind ungemein zahlreich und dabei formverschieden, wie: Vale, Valy, Wall, Vale, Wahl, Wahlen, Wald, Waldegg, Waldeck, Waldenstein, Walkenstein, Wals (Heide), Wallsee, Walovice, Walowa Gòra, Wallstein, Walch, Walchen, Baljke, Balkow, Balkovina, Balkovci, Bal, Balin, Balki, Balta, Volin, Volyné, Wolhynien, Falkenberg, Falkenau, Falknow u. a„ sowie die Personennamen, welche den Chefs solcher Verteidigungspunkte einst beigelegt wurden, wie: Vali, (die erste Sultansfrau heißt: Validé) Waltar (Waltarilied), Walther, Falco, Falk, Boiko, Baidas, Balder, Baltazar, Volk, Vuk (d. i. Wolf), Valkun (Valhunus) u. a. m. *) Hier sei eine allgemein bekannte Sage etymologisch beleuchtet. — Die römische Wölfin, welche das ausgesetzte Zwillingspaar Romulus und Remus in der Schilfwildnis des Tiberufers gesäugt und sich durch diese freiwillige Übernahme der Mutterpflichten mittelbar um die Gründung der Stadt Rom und die Weltgeschichte verdient gemacht hat, ist heute noch das populärste Wahrzeichen der ewigen Stadt. Zum Gedächtnis an die Amme des Zwillingspaares werden bis heute auf städtische Kosten lebende Wölfe in einem Käfig zur Schau gehalten. — Die wissenschaftliche Forschung pflegt aber selbst vor den ehrwürdigsten Sagen keinen Halt zu machen. Abgesehen davon, daß sich der Gemeinderat von Rom alle diese Futterauslagen ersparen könnte, wissen wir auch, daß an der kapitolinischen Wolfsgruppe die Zwillinge eine spätere Zufügung sind, daß die Beine der Wölfin im 10. Jahrhundert n. Chr. angeflickt wurden und daß nur ihr Kopf und ein Rumpfteil unverfälschte antike Arbeit aus vorchristlicher Zeit darstellen. Der Archäologe Pericle Ducati aus Bologna hat nun festgestellt, daß die Geschichte von der säugenden Wölfin auch keine römische Originalsage ist, sondern daß sie von den «Etruskern» übernommen wurde, wenn man auch sonst von der ungewöhnlichsten Appetitlosigkeit dieses gefräßigen Raubtieres ganz absieht. Der Ursprung der Sage ist nun augenscheinlich folgender: die «Volsci, Volci«, ein Urvolk Italiens, strebten, ebenso wie andere, die etymologische Erklärung ihres Namens an; nachdem aber «Volci« im Slavischen, der Sprache der Urbewohner Italiens, gleichbedeutend und gleichlautend ist mit «Wölfe« (volk = Wolf), mußte man nun auch an die Formulierung einer dies beglaubigenden Sage denken, welche dann ebenso ernst genommen wurde, wie etwa der Bär für Berlin. — Die naive Erklärungskunst macht das Unmöglichste möglich, aber die exakte Wissenschaft darf sich dadurch nicht beirren lassen! Lombardei. Gegenden, welche durch Bewässerungsanlagen fruchtbar gemacht werden, nennt man auf dem Balkan «lumbarda«; «lumbati« bedeutet sonach: Gräben ziehen, Schutzdämme machen. — Diese technischen Arbeiten hatten aber einst auch einen militärischen Zweck, denn sie dienten zu Deckung im Kampfe sowie zur Erschwerung der Annäherung des Gegners, denn «lumbardati« heißt im Südslavischen zugleich: beschießen, aus einer Deckung schießen; «lumbarda« ist : schweres Geschütz, also solches in Festungen und Forts. In Gebieten, welche über wenig Übersichtspunkte verfügen und wo das Steinmaterial zu Schutzbauten mangelt, wie eben z. B. in der Lombardei, behalf man sich bei der Verteidigung durch Anlage von Gräben, deren Material dann zu Schutzdeckungen verwertet wurde. — Hausberg. Unter diesem Namen versteht man allgemein prähistorische, heidnischer Gottesverehrung gewidmete Stätten, welche zu diesem Zwecke ein Haus oder eine Burg hatten. Nun zeigten aber die Nachgrabungen auf vielen solchen Punkten, daß wohl Kulturresiduen wie: Scherben von Freihandgefäßen und Bronzegegenständen, aber keine Maueroder Schuttreste einstiger Bauten daselbst zu finden sind, es müsse daher das «Haus auf dem Berge« aus Holz gewesen sein. Die meisten «Hausberge« sind aber nichts weiter als kegelschutzartige Hügel mit Erdwällen und Gräben, und waren dies die vorbereiteten Alarm- und Kampfplätze der einzelnen Ansiedlungen, von wo aus sich die Leute begaben, wenn sie jene nicht mehr halten konnten, aber damit doch einen Kampf auf Zeitgewinn für die rückwärtige Fertigstellung führen wollten. Man sucht daher umsonst die Mauerreste, da ebendaselbst keine Objekte nötig waren; daß aber je wo ein hölzernes Gebäude darauf aufgeführt gewesen wäre, ist bei dem praktischen Sinne unserer Altvorderen ziemlich ausgeschlossen, denn gelingt es z. B. den Holzbau durch brennende Pechkränze anzuzünden, so müssen die . Verteidiger von selbst weichen und diese Voraussicht dürfen wir ihnen billigerweise auch zumuten. — Ich glaube daher, daß der Name «Haus« hier aus «kavs« (ausgesprochen «kavs«), wie es noch der Slovene in der Bedeutung Rauferei, Kampf gebraucht, entstanden ist, und dem Feingefühle im Sprachge-brauche darf die Redensart «danes gremo n a kavs« = wir gehen heute a u f den Kampf-(platz) d. i. heute ist angesagte Rauferei — auch nicht entgehen. — Der Befehlshaber einer solchen Verteidigungsgruppe hieß nun: Rave, Kautz, Kavčič., Kaučič, Kavas (türk. Schutzsoldat), Kavaler (Ritter, auch Erdwerk, kleine Bastion), Kafka u. ä. — Solche Punkte heißen oft auch xGalgenbergx und befinden sich mitunter bei ganz inferioren Ortschaften, wo es nie eine höhere Gerichtsbarkeit gegeben haben mag, die aber immer zugleich die günstigste Verteidigungslokalität bildeten, denn xGalgenx ist augenscheinlich nur eine Verstümmelung von xkavke, kaukex; die Slovenen sagen noch heute xgavgex. — Die vielen Ortsnamen, wie : Haus, Hausbach, Hausleiten, Hautze n-berg, Hauzendorf, Hausmoos, Kautzen, Kauth, Kavče, Kavač, Kavčiče u. a. sind dieses Ursprungs. Hieher gehören auch der Gebirgsname K a u k a z (Kavkaz), sowie der alte Volksname xCaucix des Tacitus, bezeichnen sonach Gegenden, in denen sich die Bewohner auf xkauke, kavkex bei feindlichen Bedrohungen verteidigten. Hiezu gehören weiters die Namen: Absberg, Abs-dorf, Absbach, Abstetten, Abstall, Abtsdorf, Habstein, Kaps, Chapfis, Chapfasu. ä. Es sind dies augenscheinlich Orte, wo der Älteste bereits hohe gerichtsherrliche Rechte innehatte, denn solche Punkte haben immer feste Objekte und sind diesen, da es sich hier zugleich uni Aburteilung größerer Verbrechen handelte, auch Kerkertürme,*) die natürlich mit den Aussichtstürmen der Schlösser und Burgen identisch waren. Der Älteste, der Kommandant, der Gerichtsherr hieß in diesem Falle: Abt, opat (slav.), caput (latein. Haupt), kapitan (slav.). Diese Etymologie gibt auch Klärung über den Namen xHabsburgx. Auf der Höhe Wülpelsberg, auf welcher die Habsburg steht, befand sich in vordenklicher Zeit ein Aussichtsturm zur Beobachtung und Sicherung gegen feindliche Anschläge. Später erbaute sich der mit dem Schutze jener Gegend Betraute eine Burg beim Turme selbst, womit die Höhe eine verstärkte Verteidigungsfähigkeit erhielt. Als das Ansehen des Verteidigungskommandanten dieser Höhe wuchs und ihm die Sicherung des ganzen Kantones Aargau oblag, befand sich daselbst auch das Zentralgericht dieses Kantons. *) Man gebraucht deshalb auch die Redewendung: in den Turm geworfen werden. Der älteste Bauteil der Habsburg ist tatsächlich der große Turm mit einer Etage tief unter der Erde und drei weiteren oberirdischen. Der Begriff xhapsx ist nämlich bei den Balkanslaven noch heute in vollem Gebrauche für Kerker, Haft. Der Slovene versteht unter xhapatix : hasch en, schnappen, züchtigen (namentlich der Kinder); der Ceche gebraucht xpochopx für Häscher, xchopitix, chäpatix für fasse n, erfassen, also eine Übertragung auf die geistige Tätigkeit; litauisch: xkaptx (= faßt ihn!); deutsch: xhoppxnehmen; lat. xcaptusx. — Sonderbarerweise heißt auch der Kerker, in welchem Christus gefangen gehalten wurde, wie dies jedermann in Jerusalem gezeigt wird, xH a b s el Messiaen.x Slavische Ortsnamen der Wurzel xhapsx sind ins Deutsche oft als xAmtmannsdorfx übertragen worden, und zeigen somit selbsttätig an, daß an solchen Punkten ein G e-richt höherer Instanz war; so besaß der Überlieferung nach der Amtmann in Apače (richtiger xHapacjex, deutsch: Amtmannsdorf auf dem Pettauer-Felde) sogar das j u s g 1 a d i i. — Ein solcher Funktionär mußte deshalb ein festes Objekt als Gefängnis zur Verfügung haben und ist überall ein solches auch noch jetzt nachweisbar, doch nennt es z. B. der Slovene heute nur mehr xstogx, woraus wahrscheinlich auch das deutsche xStockhausx würde, denn für die Verabreichung der Stockprügel bedurfte man keines eigenen festen Gebäudes. Auffallend ist es, daß sich an der Drann (Untersteiermark) zwei angrenzende Ortschaften mit nur e i-n e m xstogx befinden, wovon aber eine xApcja vesx (deutsch Amtmannsdori), die andere xStogovcex lautet. — Eine analoge Bildung hat der Stadtname xStockholmx ; es ist dies wohl der xstogx auf dem xholmx, der heutige xSchloßbergx. Jedenfalls ist die Übereinstimmung sonderbar, daß xzamekx im Cechischen u. Polnischen, xzamokx im Russischen, xkljucx im Südslavischen, xSchloßx (adh. elusa) im Deutschen stets sowohl das Schloß als Bauwerk wie das Schloß als Türsperre bezeichnen, also immer homonyme Begriffe sind, was doch keine Zufälligkeit sein kann, weil eben die Burgen und Schlösser vor allem als absperrbarer Zufluchtsort bei feindlichen Invasionen galten, und nur nebstbei auch Gefängnisplätze waren, d. h. bei den Leuten erhielt später der Charakter des Gefängnisses mehr Beachtung als der wahre Urzweck des Bauwerkes. Die Deutung «Habichtsburg« ist daher eine verunglückte Auslegung des bisher etymologisch unverstandenen Namens «Habsburg«. Berlin. Auch dieser Name deutet auf eine einstige G e-richtsstelle höherer Instanz, denn im Kroatischen, wie auch Italienischen, versteht man unter «berlin« den Pranger, den Richtplatz. — Eine Ansiedlung in der Nähe oder an der Stelle des heutigen Berlin muß, weil diese Benennung sprachlich auf slavischen Ursprung weist, zu jener Zeit, als noch Slaven diese Gegend bewohnten, daselbst ihre Richtstätte gehabt haben, und dürfte der Stadtteil A 11-Kölln von heute als der seinerzeitige «berlin-holm« (analog wie MŠtogholm«) die namengebende Stelle gewesen sein. — Hingegen ist es nahezu selbstverständlich, daß ursprünglich diese Stelle als Verteidigung s- oder Alarmplatz diente, und diese erst später zur obenerwähnten Auslegung gelangte. Kara. Auf gerichtherrliche Rechte lassen auch alle mit «kara« zusammengesetzten Orts- und Personennamen schließen, so: Kara Otok, Karansebes, Kara Gjorgjevič, Kara Mu-stapha, Karavlahen u. ä. — «Kara« bedeutet dem Slaven im allgemeinen eine Strafe (karati = strafen, verweisen), bei den Siidslaven überdies: Pranger. Ortsnamen dieser Art deuten daher auf einstige Richtplätze, und solche Personennamen auf angesehene, mit hohen Strafrechten betraute Vertreter von Gemeinden oder Bezirken. — Der erste serbische Fürst Kara Gjorgjevič ist also durchaus nicht der «schwarze Georg«, sondern ein Glied jener Familie, welche im Volke besondere Ämter innehatte, darunter auch mit «kara«-Rechten der slavischen Verfassung ausgestattet war. Das türkische «kara« (= schwarz) ist daher hier unrichtig ausgelegt worden; hingegen übersetzten die Osmanen «Montenegro« auch in «Ka-radagh«, also ebenso falsch in «Schwarzer Berg«, wie alle übrigen Sprachen, weil sie die falsche Namensauslegung bereits vorgefunden hatten. Der Älteste einer solchen Gemeinde und deren Gerichtsherr hieß bei den Slaven «kralj«, in der alten Form noch 12 xCharalx, woraus dann der Name «Karl« hervorging; die Gemeinde, der ein solcher Vorstand, sowie dessen Sitz, hießen nun: kraljevo, kraljestvo, kraljevina. Übersetzt wurde xkraljx als xKönigx ins Deutsche, was jedoch unkonsequent ist, da letzteres xhon, konx zum Stamme hat, daher auch die Übertragung von xKralovicex in xKaro-linentalx richtig, xKrälove Hradec, Kjälovo polex in xKönig-grätz, Königsfeldx etymologisch falsch, wenn auch in der Bedeutung identisch ist. Die Neger in Afrika nennen auch die Summe von Hütten, die einem Häuptling unterstehen: Kral (Kraal). Aus der bukolischen Zeit stammt noch der Gebrauch bei den Čechen, daß zu Pfingsten, wenn das Vieh zum ersten-male auf die Trift geführt wird, ein Hirtenkönig (kräli-ček) und eine Königin (krälovna) gewählt werden; wahrscheinlich ist aber dies der Rest der jährlichen Wahl des Verwalters für die Gemeindehutweide, ähnlich wie dies beim Artikel xZupax geschildert wurde. — Aus Analogien ist es daher berechtigt zu schließen, daß sich vom primitiven Gemeindeältesten die Würde eines xkraljx, wie xKarlx, zum hö-heren Gerichtsherrn und im Slavischen speziell zum Könige erhöhte. — Bei den Hebräern war xkarax der Thoraleser, daher gewissermaßen der Gelehrte und geistige Leiter der Gemeinde. — Sonstige Namen dieses Stammes sind weiter: Harrau, Karava, Garrach, Garjak, Garač, Haraberg, Harachsthal, Karberg u. ä. Die bekannte alte Adelsfamilie xHarrachx finden wir in alten Urkunden sowohl in Bayern, als auch Oberösterreich, Steiermark, Kroatien (hier in der Form xGaracx), die untereinander ursprünglich gar nicht verwandt waren, denn Inhaber hoher Gerichtsprivilegien hießen eben da und dort gleich, und überall, wo sich solche Ortsnamen erhalten haben, finden wir auch Burgen, Ruinen oder verteidigungsfähige Höhen, über deren einstige Bestimmung oft nur mehr eine dunkle Volkstradition Kunde gibt. Ich erwähnte hier alle diese mir bei den Forschungen aufgefallenen Daten, weil sie immerhin kleine Beiträge für das älteste Gerichts- und Gefängniswesen liefern. Ansonsten ist xkarax ursprünglich wohl nur wieder der Verteidigungskommandant, der Wachhabende eines Ortes gewesen, denn xkaraulx heißt eben die W a c h e, xkaraulax der Wachturm, und beide zeigen etymologisch (xkarax und xaulx = Dorf) auf den Dorfältesten. (Vergleiche auch das lat. aula, das griech. Aulis, das südslavische avlija = der verteidigungsfähige Vorraum eines türkischen Hauses, mitunter noch heute mit Schießscharten versehen). Auffallend ist es nun, daß die Namen aller dieser Sicherungsvorsorgen und Verteidigungsplätze, deren Anführung hiemit noch lange nicht erschöpft ist, etymologisch wieder als s 1 a v i s c h (im modernen Sinne) erscheinen, somit alle samt und sonders einer Zeit entstammen, die vor dem roni i s c h e n und germanischen Einflüsse liegt, denn die Nomenklaturen dieser Richtung weisen gar keine fremdsprachige Störung auf, und haben die Deutschen, die doch so manche Benennung umwarfen, in dieser Hinsicht unbewußt und unverstanden alles nahezu unverändert übernommen, weil sie die Bedeutung nicht mehr erfaßten, die Spuren oft nicht mehr vorfanden, oder richtiger, seinerzeit noch kein Bedürfnis zur Änderung empfanden. Es wird allenthalben auch unnatürlich erscheinen, wie so es möglich ist, daß es überall so zahlreiche Benennungen für die einstige Landesverteidigung in der Natur gibt, und trotzdem ist dies sehr naheliegend. Es ist hiemit der Beweis erbracht, daß einst schon jedes Dorf für sich sorgte, damit es nicht überfallen werde; daß aber jeder Marktflecken und namentlich jede Stadt noch im Mittelalter befestigt war, das wissen wir doch aus den Ortschroniken. Erst die Bildung größerer Länderkomplexe zu Staaten, sowie die Einführung stehender Heere machte die Sicherheitsvorsorgen im Inneren überflüssiger, — bis etwa auf das Zentrum des. Staates, die Metropole —, dafür wurden aber an der Peripherie des Landes umso stärkere feste Plätze angelegt. — Allerdings dürfen wir nicht annehmen, daß in der prähistorischen Zeit der gesamte Sicherungsdienst in Permanenz war, sondern daß eben alle wichtigen Punkte bereits s p r a c h 1 i c h-m i 1 i t ä r i s c h vorbestimmt waren, die gegebenenfalls zu beobachten oder zu besetzen sind, welche Familie, welches Dorf diese oder jene Partie in Obhut erhält; ansonst wurde die Besetzung wohl erst ad hoc durchgeführt, wenn einmal Alarmnachrichten kamen. Daß vorbereitete feste Punkte trotzdem oft überfallen, durch Verrat oder List genommen wurden, zeigt eben, 12* daß in einem Falle dieser Dienst sehr gewissenhaft, in einem anderen aber auch äußerst nachlässig betrieben wurde. Wer einige militärische Kenntnisse besitzt, wird sich sagen müssen, daß dies ja auch heute nicht wesentlich anders ist. Wird ein Gebiet militärisch besetzt, so läßt man die Umgebung durch vorgeschobene Posten, durch Feldwachen, mobile oder stehende Patrouillen beobachten, um rechtzeitig über die Anmarschrichtung des Gegners unterrichtet zu sein und darnach die Dispositionen treffen zu können. Genau dasselbe zeigt aber auch hier die Toponomie an, und würde ein moderner Verteidiger grundsätzlich daran kaum etwas Wesentliches ändern. — Überdies hat heute auch jede Garnison in der ständigen Stationswache eine Vorsorge mit gleicher Aufgabe, wie in prähistorischer Zeit, denn auch diese beobachtet und bewacht die Umgebung, alarmiert die Besatzung und verteidigt den Posten, bis die Unterstützung kommt, sei dies nun ein offener Platz oder eine Festung; eswachtda-her kontinuierlich mindestens eine Person. Auf diese Art werden auch manche Namen, wie sie z. B. Caesar und Tacitus anführen, verständlicher und wissen wir nun, was wir unter : Brannovici, Morini, Lim-nones, V arini, Fenni, Veneti, T riboci, T reviri, B e 11 o v a c i u. a. etymologisch zu verstehen haben. Überdies erzählen uns aber auch beide in mehr oder weniger ausführlicher Weise, wie ausgeprägt der technische Sinn für die Landesverteidigung bei den erwähnten Völkerschaften war, und beweist dies nur wieder, wie berechtigt es ist, die allgemeine Genesis der topischen Namen dieser Tendenz zuzuschreiben. Die Studien ergaben überdies das Resultat, daß diese auf der Autopsie begründete topographische Etymologie auch heute in militärischer (zum Teile auch touristischer) Hinsicht, namentlich in unbewohnten Gegenden, wie im Hochgebirge oder Besonders im Karstgebiete, ganz willkommene Angaben bieten kann, vorausgesetzt, daß man eine Militärkarte besitzt. Liest man diese, so möchte man oft gerne wissen, wie es an einem erwünschten Punkte in Bezug auf Hilfsquellen und taktische Verhältnisse aussehen mag und gibt in vielen Fällen schon der Name jener Gegend eine reelle Andeutung — So ist es dem Kommandanten eines Nachrichtendetachements im Karstgebiete sehr wissenswert, ob er an einem zu passierenden Punkte z. B. Futter für Pferde und Tragtiere finden werde, ob genügend Wasser vorhanden sei u. drgl. — Liest er in der Karte z. B. xOvcinax, so kann er wissen, daß dies nur ein Schafweideplatz ist, also eine mehr weniger magere Weide; die etwa auf der Karte verzeichnete hiezu gehörige Wasserquelle mag auch schon versiegt sein; findet er xPasina livadax, so sagt ihm der Name, daß es dort eine fette Weide gibt; überdies ist daselbst Baumwuchs; die Stelle muß konstantes Wasser haben, denn xlivadax bezeichnet eine bewässerte Weide. — Solche Folgerungen sind hier empirisch berechtigt, wohingegen die auf der Karte ersichtlichen Quellen, Brunnen und Zisternen im Hochsommer oft trocken und leer stehen. Weist die Karte eine xlokvax (=hervortretendes Grundwasser) auf, so kann man ausnahmslos überzeugt sein, daß man dort Wasser, wenn auch kein hygienisch zum Trinken geeignetes, finden wird. — Wer eine Höhe namens: Straža, Stražnica, Pandurica, Grmada, Pogledak, Oglej, Ogladnica, Ogrodzon, Grad, Gradina, Straßburg, Straßberg, Tabor, Ve-sely, Ključ, Brana und drgl. zu besetzen oder anzugreifen hat, kann in voraus überzeugt sein, daß dies ein Punkt ist, welcher nicht nur sehr gute Übersicht bietet, sondern der auch schwer einzunehmen ist, denn die Naturvölker suchten sich für ihre Sicherheit die günstigsten Beobachtungs- und Verteidigungspunkte aus, und wir können mit absoluter Bestimmtheit solche Punkte als d i e taktisch wichtigsten in einem gewissen Umkreis e' ansehe n, denn unsere älteste Geschichte ist einmal aussließlich Kriegsgeschichte, daher folgerichtig unsere älteste Terrai n-N omen-klatur nur solche kriegstechnischen Ursprungssein kann. Kenntnise dieser Art können im Ernstfälle immerhin einen momentanen taktischen Vorteil bieten und ist z. B. für die Balkanländer, wo die topographischen Begriffe noch sprachlich rein erhalten sind, hiezu nicht mehr als die Bedeutung von etwa hundert einschlägigen Begriffen wissenswert und einige Kenntnis des Karstcharakters; auf Basis der dargebotenen Etymologien kann aber dieser Vorteil nun fast auf ganz Europa ausgedehnt werden. — Man kann daher eine Karte, welche auch nichts weiter als die Orts-, Geged- oder Riednamen enthält, namentlich in Bezug auf die m i 1 i t ä r-1 a k t i s c h e sowie ökonomische Bewertung, ziemlich sicher lesen, ohne das Terrain zu kennen; allerdings gehören sprechwissenschaftliche Vorkenntnisse dazu, die dermalen noch vollkommen fehlen.*) Die Naturvölker haben sonach ihren für die Sicherung und Verteidigung gewählten Plätzen je nach Art der Verwertungseignung immer auch das sprachliche Stigma aufgedrückt. Die toponomische Sprache verheimlicht uns daher nichts und weshalb sollen w i r nun nicht jenes, was den Einheimischen zweckdienlich ist, auch für uns verwerten, nachdem wir einmal hinter ihre offenen Geheimnisse gekommen sind!**) *) Meinen Kameraden von der Truppe kann ich eröffnen, daß mir diese Kenntnisse bereits etlichemale, — allerdings nur bei Friedensübungen — sehr zu statten kamen, denn sie üben eine sehr reelle Suggestion auf die taktischen Maßnahmen und verleihen eine erhöhte Sicherheit beim Auftreten in einem völlig unbekannten Terrain. — Hiezu folgendes Beispiel: Ein Bataillon hat sich in einem hügeligen Terrain einem stärkeren Gegner vorzulegen; jede Kuppe hat daselbst einen besonderen Namen, aber eine darunter heißt z. B. «Hradisko«. Der Kommandant kann nun mit positiver Sicherheit auf dieser seine Verteidigungsstellung beziehen und braucht, namentlich wenn die Zeit drängt, gar nicht weiter zu rekognoszieren, denn wenn eine dieser Höhen für die Verteidigung günstig ist und wenig oder keine toten Räume feindwärts hat, oder aber schwer zugänglich ist, so ist es unbedingt nur diese, weil sie schon einst als «hradisko« (= Verteidigungspunkt) diente, daher auch sprachlich in diesem Sinne festgelegt wurde. Diesen Vorteil genießt man aber in ganz Europa, wenn man sich merkt, daß der gleiche Name mit den gleichen Prämissen lediglich zwischen: grad, hrad, gorod, Gratzen, hradištč, grodziec u. ä. permutiert. **) Als vor Jahren eine neue Festung angelegt wurde, erforderten die Kalkulationen, wo die Forts anzulegen seien, begreiflicherweise eine geraume Zeit, bis das Schlußwort gesprochen werden konnte; aber siehe da: alle fiir die Anlage von Werken endgültig bestimmten Höhepunkte führen bereits seit altersher verteidigungstechnische Namen, deren Lage noch den heutigen Distanzen und den modernen Ansprüchen zusagt, was jedoch niemand beachtete und auch nicht beachtet hätte, wenn man die Bedeutung der topischen Namen auch erkannt hätte, weil man die Naturtaktik unserer Altvorderen stets für inferior anzusehen gewohnt ist. Erwähnenswert ist aber noch der Umstand, daß ein solcher durch den Namen prädestinierter Punkt ursprünglich unberücksichtigt blieb; doch später zeigte es sich, daß es vorteilhaft wäre auch diesen in den Festungsgürtel einzubeziehen, was auch nachträglich durchgeführt wurde. Znelt irtele\ Mirt! (h a«. ^Hnfìfuej 1i^.y(fOx4X, Chrqusloo \ Bakow J^thck!^ V-fivv-t/eofc Krasnowf! Ila Akxàactì Jk?tAZA-W., Moraweil • Munch '’lòittcd ìutiBSL. \ Se 6* ia-jmoM BaJkai TNettìn ObUBOiHiU'Unt Blisk a in. Kuniraliti 0 7 avi ri oBc ratio U’ farschdorl oHiiAerJ Yiii'ov laute «k fctfil miti Bainovi, o Ka do 'eli _fa.nov 0Nihstiin fhlywntiy bvivCv HovtVa Jela will oBreietc Qr Mavrič 'Borovnik» Onuhau On^TUidi** Koncu Ob.Rctdavic Xreuxroo CViìiiawitt VJvU> Ob Hermanih % Osova Pr/nw? 'Bothouiti "HevTtlè ichkai /ist no e. ~ » I**' ^ [ v 's /Ul fu*3Baton'cVmnh \ / TU» fc& (Utìnf« w/» v-tovnyrtvp L \ ^ o Bromati. Oh VOhmOidth 2o2*&* wft< (varoš = befestigte Stadt), und weil er als solcher abgabenfrei war, wurde aus dem «varo» im Deutschen, wo dieses Vorrecht besonders hervorgehoben wurde, ein Freiherr. — Daran hat sich auch bis heute nichts geändert, denn der höchste im Staate, der Herrscher, ist bei den Naturvölkern wie in allen Kulturstaaten abgaben- und steuerfrei. Die Anymo-sität gegen den Adel begann aber erst zu wachsen, als es bereits zu viele solche S t e u e r.-F r e i h e r r n gab, weil die Zahl der Steuerfreien zu jener der Steuerzahler in ein arges Mißverhältnis trat, was in der Folge eben unerträglich wurde und noch in neuester Zeit (i. J. 1848) zu offenen Aufständen führte. — Der siidslavische «vitez« ist demnach der Befehlshaber einer xvidx Gemeinde; der deutsche «Rittern, dessen čechische Form «rytir« (von rt, rat) mehr als eine Anpassung an den deutschen Begrif und nicht als Germanismus anzusehen ist, fungierte hingegen ursprünglich als der Kommandant eines hochgelegenen Verteidigungspunktes. Die Prädikate mit der Beigabe «von, Ritter von, Freiherr von« sind ursprünglich auch vollberechtigt gewesen, denn die Träger derselben zeigten damit an, welcher Gemeinde sie vorstehen, daher die ältesten Adelsnamen etymologisch meist slavischen Ursprungs sind, wenn sie äußerlich auch deutsches Gepräge tragen. (Vergi. Sternberg, Schwarzenberg, Lobkowitz, Rattenburg, Heidelberg u. a.) Diese Darlegungen zeigen aber auch, daß sich die Rangabstufung und Standessezession in den produktiveren Gegenden eher und prägnanter ausgesprochen hat, als in den ressourcenarmen (z. B. auf dem Balkan), weil sich dort die materiellen Antithesen zwischen Arm und Reich intensiver fühlbar machten, als hier bei einem sehr bescheidenen allgemeinen Wohlstände oder nivellirter Dürftigkeit, wo die patriarchalischen Sitten und Verhältnisse bis heute nahezu dieselben geblieben sind, wie sie bereits vor Tausenden von Jahren waren. ❖ Es ist wohl kein Zweifel, daß das Erforschen und die graphische Darstellung des alten Verteidigungsnetzes in jeder Provinz sehr willkommene Resultate ergeben würde, weil wir dadurch einen großen Schritt zur Erkenntnis der ältesten Landesgeschichte nach vorwärts tun könnten und auf diese Weise über so manches ein Licht käme, was jetzt noch als Sage oder Mythe im Umlaufe ist. So weit dieses Gebiet durchforscht ist, — und es ist dies alles noch im Beginnen —, bietet es ein ungewöhnlich lehrreiches Bild, namentlich für den Militär, wie geschickt der Mensch der Vorzeit in der Ausnützung der Bodenplastik für die eigene Wohlfahrt war und wie natürlich er die Wahl des günstigsten und wichtigsten Punktes traf; die Fortifikations-wissenschaft findet hier durchwegs mustergiltige Beispiele, die selbstredend eine retrospektive Auffassung der einstigen Kampfmittel voraussetzen. — Diese so richtige Fürwahl der Beobachtungs- und Verteidigungspunkte ist allerdings für den Naturmenschen nichts Schwieriges oder Bewunderungswürdiges, der in seiner näheren Heimat sozusagen jeden Stein kennt, aber überraschen muß uns unbedingt die unerwartet vielseitige und gediegene Vorsorge für den Schutz der eigenen Scholle, ein weiteres, sehr gewichtiges Zeichen, daß die Hirtenvölker keine Nomaden waren, denn gerade bei diesen erscheint in ganz Europa das Verteidigungssystem am vollkommensten entwickelt, sowie daß unsere Gegenden in dieser Hinsicht einst ebenso militärisch organisiert waren, wie heute etwa Montenegro, hatten daher eine weit empfindlichere Wehrpflicht, als es die moderne ist. — Es war dies eine überzeugte, auf Selbsterhaltung basierte und gewissermaßen berufliche Lebenspflicht des Mannes, welche ideal und ernst aufgefaßt wurde, denn dieses ist wohl auch die Zeit, welche uns nicht nur die uralte Kultur, sondern auch die herrlichen Heldengesänge und die epische Volksdichtung schuf, für welche dem modernen Dichter nicht nur die Inspiration, sondern vor allem das reale Milieu fehlt. Die im 20. Jahrhunderte in den Vordergrund tretende antimilitärische Strömung ist eine offenkundig staatszersetzende Popularitätshascherei, unter dem willkommenen Titel der Abgabenreduktion, denn sie zeigt nur das gänzliche Verkennen der staatserhaltenden Prämissen und der social ökonomischen Präventiv-NotWendigkeiten, obschon uns die Völkergeschichte unwiderleglich zeigt, daß der Aufschwung eines Staates so- wie dessen Verfall stets Hand in Hand mit dem Aufschwünge und dem Verfalle der Wehrmacht desselben geht, daher jeder umsichtige Staatsmann seit jeher seine politischen Konjunkturen mit Erfolg nur auf die militärischen Potenzen aufbaute. Einen großgewordenen Staat ohne Kampf und Krieg kennt die Geschichte nicht, und ist die Idee vom ewigen Frieden nur eine Ausgeburt jener logisch Unmündigen, die im naiven Glauben leben, als ob es je zur Einstellung von Realinjurien zwischen Einzelindividuen kommen und allgemein eine derartige Sanftmut eintreten könnte, daß Schiller's Ansicht : Es kann der Frömmste nicht im Frieden leben, Wenn’s dem bösen Nachbar nicht gefällt — gründlich zu Schanden wird. Vorläufig lassen sich aber hie-für noch nicht die geringsten Symptome wahrnehmen, viel eher das Gegenteil. — In der Verteidigung seiner Scholle hat sich sonach für den kampffähigen Mann seit dem Dämmerlichte der menschlichen Kultur bis heute nichts geändert; früher war er freiwillig Krieger aus Selbsterhaltungsgründen, jetzt ist er’s wrehrgesetz-mäßig aus Staatsnotwendigkeiten, und müßte sich abermals freiwillig selbst schützen, falls es je wieder zu dem bedauerlichen K u 1-turriickschlage käme, daß der bewaffnete Staatsschutz als entbehrlich angesehen werden sollte.*) *) Wer aber daraufhin noch bezweifelt, daß die ältesten Staatengebilde rein militärisch organisiert waren und mir als Offizier etwa Standes-Panegyrik vorwirft, dem diene noch Folgendes zur Orientierung. Jedes Naturvolk gleicht sozusagen dem unbeeinflußten kindlichen Naturtriebe: das Mädchen inkliniert naturgemäß zum Puppen-, der Knabe, — wenn auch ohne Vorbilder — in erster Linie zum — Soldatenspiele. Hiezu ein Beispiel aus der Jetztzeit. Montenegro gilt noch heute allgemein als ein patriarchalisch regiertes, den Urzuständen nicht allzu ferne stehendes Land; aber gerade hier ist jeder Mann ein Krieger vom 18.— 60. Lebensjahre und fühlt sich überaus stolz als solcher in seinem ererbten Ehrgeize, denn darin sieht er seine Urmission. Sowar es aber einst allgemein! — Wir befinden uns heute allerdings schon stark im Abstiege von diesem Bewußtsein, weil die Kultur eine Arbeitsteilung heischte, aber die allgemeine Wehrpflichtist und bleibt der altbewährte, schöne, auf Selbsterhaltung D) Sonstige topische Namen. Man glaubt bis heute, daß die breite Grundlage der Ortsnamenmotive namentlich Tiere, Pflanzen und Mineralien, dann Rodungen geboten hätten, doch ist diese Ansicht als eine äußerlich trügerische zu nehmen, seitdem sich die bestimmte Tendenz des Naturmenschen hervorhebt, daß ihm vom Urbeginne an die Sicherung seiner physischen wie materiellen Existenz stets die Hauptsache, das Um und Auf seiner Lebenssorge war. Die nicht dieser Impression zuzuschreibenden Ortsnamen sind daher relativ sehr spärlich und werden wahrscheinlich noch spärlicher, je weiter die etymologische Entkernung der topischen Begriffe gedeihen wird. Nachstehend seien jene Ortsnamen angeführt, welche mit mehr oder weniger Sicherheit nicht zu den bereits vorausgesendeten Gruppen eingereiht werden können. a) Namen für Rodungslokalitäten. Wo jemand einen Wald ausrodet, sich daselbst eine Hütte baut oder einen Weideplatz, Acker oder Weingarten anlegt, dort ist er eben der erste Bewohner gewesen, denn hat er sich wo ständig niedergelassen, so mußte er in einem mäßigen Umkreise für seine Bedürfnisse Vorsorgen. Hat nun diese Ansiedlung nach der hier vorgenommenen Rodung den Namen, so muß dieser Ansiedler ein Slave gewesen sein, wenn der topographische Begriff des B e s i e d 1 u n g s ge b i e t es ein zweifellos slavi-scherodernurdemSlavenverständlicherist. Nachdem aber in ganz Mitteleuropa — und auch viel weiter hinaus — fast ausschließlich slav. Ortsnamen Vorkommen, und die nichtslavischen in demselben Verhältnisse schwinden als die topographische Etymologie gründlicher wird, so müssen die ersten Ansiedler Slaven gewesen sein, da ja Europa seit der historischen Zeit, wie wir es der Völkergeschichte doch und Freiheit basierte Zug jeder nicht sklavisch fühlenden Gesellschaft. Und sonderbar: gerade das kleine, in dieser Hinsicht mustergiltige Montenegro hat bisher noch niemand erobert, obschon es an Aspiranten hiezu im Laufe der Zeiten gewiß nie mangelte! zweifellos entnehmen können, stets mehr oder minder dicht bewohnt war. Daß einzelne Gebiete solche Namen führen, trotzdem sie jetzt üppige Waldungen oder volkreiche Ansiedlungen aufweisen, bezeugt nur, daß sie einst gerodet wurden. Dem Namengeber handelte es sich aber dabei durchaus nicht um die Fixierung der Abstockung selbst, sondern um den dadurch gewonnenen Nutzungsplatz, den er sich nun auch dauernd sichern wollte. Im Sprachgebrauche fließen daher viele Rodungsnamen mit solchen von Verteidigung s- oder Sicherungspunkten zusammen, weil gerade diesem Zwecke oft das Roden voraus ge hen mußte, daherhier gleichfalls sehr häufig homonyme Begriffe vor walten,. Hieher kann mit einiger Wahrscheinlichkeit, da z. B.: «lisa, pleša, laz, kopanina u. a.« sehr zweifelhaft sind, nur «krča« eingereiht werden. Dieses kennzeichnet kleinere Gebiete, die zwecks einer Weidegewinnung, Acker- oder Weingartenanlage abgeholzt und wo zugleich die Baumstrünke ausgegraben wurden. Solche Stellen befinden sich durchwegs in der Nähe von Ansiedlungen. — Andere Namensformen sind: Krčevina, Kertsch, Kartschowin, Krč, Krčanje, Krčin u. a. — (Krčiti = roden, urbar machen; krč, krča = Neubruch, Gereut, Rodeland). b) Namen orographischer Richtung. Die Bodenerhebungen fließen zumeist auch, da sie in erster Linie für Verteidigungszwecke günstig sind, mit der Nomenklatur der letzteren überein. So können z. B.: Vrh. Verhole, Verovice, Vergorac, Werchow, Vrhbosna, Vrhpolje, Veržeje u. ä. sowohl eine Höhe, eine Ansiedlung, aber auch eine technisch vorbereitete Vorsorge für die Verteidigung auf einer Bodenerhebung andeuten, die aber auch schon unter dem Wurzelworte «vir« näher gekennzeichnet wurden. Ausgesprochene Höhennamen ohne defensiven Charakter sind selten, und können hiefiir einstweilen nur folgende zwei Beispiele angeführt werden. Podirac. In Frankreich trägt ein Berg, welcher die Eigentümlichkeit hat, daß er immer niederer wird, seit undenklichen Zeiten diesen Namen, und führte diese Wahrnehmung wohl einst die Umwohner dazu ihn »Podirac« (slav. podirati se, verb, durat. = langsam einstürzen) zu benennen. Erst vor kurzem gelang es einem kühnen Forscher der Sache auf den Grund zu kommen. Er ließ die trichterförmige Kuppe öffnen und entdeckte darunter eine große 90 m tiefe Höhle. Die Bergkuppe muß einmal aus irgendeinem Grunde eingebrochen sein, wobei sie sich ober der Höhle verkeilt hat ; Teile davon stürzen allmählig in die Höhle, die Atmosphärilien sorgten von außen für die Nachfüllung und so kam der Berg zu diesem vollkommen berechtigten Namen schon in jener Zeit, als dort noch Slaven gewohnt haben mußten. Dimniki, Dimnice. So bezeichnet man die erst vor wenigen Jahren bei Markovščina (nächst Triest) entdeckten, sehr sehenswürdigen Grotten. — Hätte man ehedem der toponomischen Etymologie die verdiente reelle Bedeutung zuerkannt, so wäre diese Entdeckung schon längst geschehen. In slovenischer Bedeutung sind nämlich »dimniki« — die Rauchrohren; es sind dies jene bei warmer Temperatur die kalte Grottenluft durchlassenden Felsspalte, welche den Umwohnern auffielen, weil die Gegend zu gewissen Zeiten den Eindruck vieler Kamine machte. Es hätte sonach der Name selbst dahinführen können, daß diese Luftsäulen unterirdischen Hohlräumen entstammen müssen. c) Namen hydrographischer Richtung. Viele Namen dieser Gruppe bieten dem Weiterforschenden ein ungemein weites Feld, wie und wann dieselben entstanden sein mögen. — Suez (slav. svez, = Verbindung) klingt im ersten Momente in Bezug auf die slavische Bedeutung unglaublich, aber die Geschichte selbst zeigt, daß dem doch so ist. — Im 14. Jahrh. v. Chr. war der 112 km breite Isthmus von Suez bereits durchstochen und wurde später wiederholt, da er stets versandete, ausgebaggert. — Nachdem aber diese immense Arbeitsleistung doch nur zum Zwecke der Schiffahrt inszeniert worden sein kann, hat es große Berechtigung anzunehmen, daß der erste bekannte Durchstich noch gar nicht der erste ist, denn die Ägypter waren doch kein so ausgeprägtes Handelsvolk wie etwa die Phönizier; es ist somit wahrscheinlich, daß sich dieses Bedürfnis bereits den letzteren (richtiger: Venetier) aufdrängte, daher auch der si avis che Name für die Verbindung des Mittelländischen Meeres mit dem Roten. — Daß Afrika zur Zeit des Königs Nechao (610—595 v. Chr.) umschifft wurde, ist einer gravierten Inschrift aus jener Zeit zu entnehmen, also das erstemal offiziell bestätigt, daß damals der Schifffahrtskanal von Suez bereits benützt wurde. Prerov, Prerau gibt es in Mähren, Böhmen, Deutschland usw. Die Etymologie deutetaufeinen Wasserkanal. Bei Prerau in Mähren war dies wahrscheinlich ein quer durch das Bečva-Tal gezogener Damm mit tiefem Graben zu Verteidigungszwecken. Die Bečva wurde hier zur Verstärkung des auf einer mäßigen Höhe (heute noch Schloß) befindlichen Hauptpunktes für die Abwehr feindlicher Angriffe einbezogen. Es fällt hier besonders auf, daß im benachbarten Predmost (= vorgeschobenes Werk) massenhaft Reste der verschiedenartigsten prähistorischen Tiere, darunter sehr zahlreich jene des Mammut gefunden wurden, daher es wahrscheinlich ist, daß diese Küchenabfallhaufen von den einstigen Kanalgräbern, namentlich aber von den Wachen und Verteidigern stammen. Bei Prerovec (nächst Troppau) scheint es, daß die technische Verstärkung der »Stražnica« dadurch bewirkt wurde, daß man das Vorbrechen des Gegners aus dem Stettiner Walde durch einen starken Damm (mit entsprechendem Graben) erschweren wollte. , Perekop. Die 7 km breite Landenge, welche die Halbinsel Krim mit dem Festlande verbindet, muß schon einmal durchstochen worden sein, denn dies besagt der Name »Durchstich-Kanal». Die Verbindung der Karkinit-Bai mit dem Azov’schen Meere ist schon lange projektiert, aber es blieb bis nun beim Projekte. In einer weit hinter uns gelegenen Zeit muß aber der Durchstich schon vorgenommen worden sein, weil in der augenscheinlichen Trace des Kanals jetzt noch an 30 Salzseen liegen, und die Stadt »Perekop« da- selbst erhielt doch nur deshalb diesen Namen, weil sie eben an einem Schiffahrtskanale entstand. Provlika. Am schmälsten Teile der Landzunge Akte auf Chalkidike ließ angeblich Xerxes einen Kanal graben, damit seine Flotten nicht genötigt seien, den Berg Athos zu umschiffen. Die stellenweise noch heute mit Schilf bewachsene Kanaltrace heißt noch immer »provlika«, bei den dortigen Bewohnern in der Bedeutung : Durchstich. Nun ist aber dies auch ein slavisches Wort, welches auf etwas Durchgezogenes, Traciertes (provleci durchziehen) hinweist und so etwas baut man nicht erst, wenn man das einmalige Umschiffen eines Berges ersparen soll, denn der Kanalbau und das Umschiffen eines Vorgebirges stehen doch sicherlich im verkehrten Zeitverhältnis. Stagno. Von Interesse ist hier der Umstand, daß die P3 km breite Landenge der Halbinsel Sabioncello einst auch schon durchstochen gewesen sein dürfte, denn an den beiden Isthmusenden befinden sich die beiden Sicherungs- und Verteidigungspunkte »Stagno piccolo« und »Stagno grande«. Während nun das slavische »stan« (hier »Ston«) einen Ha-fen, Zufluchtsort für Schiffe, auch Schutzhütte bezeichnet, deutet das romanische stagnum, stagno in seiner Bedeutung schon auf ein: künstlich angelegtes Bassin, einen Kanal. Ich kenne zwar diese Gegend nicht vom Augenscheine, aber ausgeschlossen ist es nicht, daß auch hier schon einmal die Unterbrechung einer Seestraße zwischen dem nördlichen und südlichen Dalmatien beseitigt war, die aber später wieder versandete oder mit der Zeit sich verschüttete, so daß dermalen dieser Umstand ohne fremde Inspiration nicht mehr näher beachtet wird.*) Jezero (= See) kommt als Ortsname in verschiedensten, leicht erkennbaren Formen als : Jezera, Jezerni, Jezernice, Jezirko, Ozero, u. ä. vor. In den meisten so lautenden Ge- *) Es ist bekannt, daß die Durchstechung des Isthmus von Stagno schon die Republik Ragusa und später auch der Marschall Marmont planten; momentan trägt sich auch das österreichische Marinekommando mit dieser Idee um. Wie man sieht, sind unsere prähistorischen Väter, die den Kanal von Suez, Perekop, Athos u. a. angelegt haben, uns in dieser Beziehung doch bedeutend vorausgewesen! genden ist aber heute der Name nicht zutreffend, da der zugehörige See bereits lange, mitunter seit undenklichen Zeiten, fehlt, obschon die Bodenformation dies zumeist rechtfertigt oder geologisch bestätigt. So gibt es auf dem Pettauer Felde ein »Sv. Stefan ob jezeru« (deutsch ist der Name gar nicht im Gebrauche). Diese Benennung kann nur in jener Zeit entstanden sein, als das Pannonische Meer mit seiner großen Bucht bei Pettau-Marburg zu weichen begonnen. Nun hat aber Kaiser Octavian bereits im Jahre 35 v. Chr. Pettau, die große pannonische Stadt, zerstört, nachdem er zuvor, weil er die Verproviantierung der Verteidiger nicht rationell verhindern konnte, alle Waldungen der Umgebung niederbrennen ließ. Hier war damals unmöglich ein See. »Sv. Stefan ob jezeru« liegt aber auf derselben Ebene im Niveau etwas höher, es muß daher dort der Seecharakter umso eher geschwunden sein. Überdies kann dort auch zu jener Zeit kein lokaler See gewesen sein, nachdem sich in der Nähe von Pulsgau die Marmorsteinbrüche befanden, woher alle römischen Steine Pettau’s ihre Provenienz haben, dort die römische Poststraße führte, und diese, falls der See auch umgangen wurde, dann bei Pragerhof erst wieder in ein Seegebiet gekommen sein mußte, da jene Gegend noch heute sehr durchweicht und moorig ist. — Die Berechtigung zur slavischen Benennung eines Sees, der seit mindestens 2000 Jahren nicht existiert, kann doch nur derjenige gehabt haben, der ihn gesehen hat! — Übrigens ist im benachbarten Dranntale dasselbe Analogon mit »Sv. Andraž ob jezeru« zu finden, wo heute keine Spur von einem See mehr vorhanden ist. Man kann sich dies anders nicht logisch erklären, als mit der Vordatierung der Slavenexistenz in Mitteleuropa, oder — daß »jezero« ursprünglich nicht gleichbedeutend war mit dem heutigen Begriffe »See«, sondern »jez« bedeutete, wie heute: Abgrenzung, Stauung, d. h. Grenze im allgemeinen und ist »Sv. Stefan« und »Sv. Andraž ob jezeru«: sonach = am Grenzwalle. Brod (= Furt), Brodek (= kleine Furt). Vergleiche noch: Bosnisch-, Böhmisch-, Ungarisch-, Serbisch-, .Slavo-nisch-Brod, Brody, Brodau, Brotkowitz, Großenbrode, Prode, Prodenów, Protivin u. ä. — »Brod« kennzeichnet aber in den seltensten Fällen die F urt, sondern lediglich die Stelle,, 13 welche für einen Uferwechsel sehr günstig ist, also keine Schnellen, Felszacken oder seichte Stellen, sondern einen ruhigen Charakter, wenn möglich Inselbildungen aufweist. — So bildete bei Slavonisch-Brod die mächtige Save wohl zu keiner Zeit eine durchgängige Furt, wohl aber einen günstigen Punkt für den Uferwechsel in Form von Überfuhr (brod = Fähre). Nachdem aber an solchen Stellen die Gefahr des feindlichen Einbruches auch am wahrscheinlichsten ist, so wurden diese besonders beobachtet oder gar befestigt, daher an vielen Punkten dieses Namens Festungen, Forts, Verteidigungstürme oder Ruinen von solchen anzutreffen sind. — Da »protiti« — sich wehren, verteidigen, entgegenstellen bedeutet, (z. B. P r o t i v i n — ein Verteidigungspunkt an der Grenze) ist es auch erklärlich, daß wir oftmals ein »Brod« finden, wo es gar kein nennenswertes Gewässer gibt, sich also um eine Furt niemand Sorgen macht, sondern wo es sich lediglich um eine Stelle handelt, die man nötigenfalls zum Widerstande .ausgewählt hat. — Der Hoheitsname ist »Prot«, wie die Russen den Prior, Superior eines Klosters benennen. Slatina. Ein überaus häufiger Name für Lokalitäten, wo ein Säuerling oder überhaupt ein Wasser mit mineralischen Substanzen entspringt; die Grundsilbe ist »sol« <= Salz). *) *) Es sei hier ein interessantes Beispiel angeführt, wie man den Gegenbeweis erbringen kann, daß ein Name tatsächlich in der Natur begründet und nicht aus der Phantasie geholt ist. Ich fand im Okkupationsgebiete eine Ansiedlung, die «Slatina« genannt wird, konnte aber jahrelang daselbst keinen Säuerling finden, und wußten mir die Landesbewohner diesbezüglich auch keinen Bescheid zu geben. Doch ich benützte jede Gelegenheit, um herauszufinden, ob der Name hier doch nicht natürlich begründet ist. Endlich fand ich in enem Kukuruzfelde eine ergiebige schwefelhaltige, kalte Quelle, welche sich bereits nach vier Metern eigenen Abflusses in einen Süßwasserbach ergießt. — Die Auffindung war erschwert, weil sich die Quelle in einem bebauten Acker befand; anderseits ist der Bevölkerung die Bedeutung für den Begriff «slatina« bereits entschwunden, denn sie nennen eine schwefelhaltige Quelle in jener Gegend heute «smrdeli« (= übelriechendes Wasser); aber diese Quelle kannten die Umwohner sehr gut, denn sie benützen das Wasser, da es radiumhältig zu sein scheint, äußerlich zur Heilung von allerlei Hautausschlägen und innerlich gegen Gicht sowie als Purgativ — angeblich allseitig mit großem Erfolge. Kissingen hieß im J. 1544 noch »Kisecke« (slav kiseljka = Sauerwasser), bedeutet sonach eine Quelle mit Sauerwasser oder ein Wasser mit Beigabe von salzigen Substanzen im allgemeinen. Deutsche Anpassung meist in der Form : »Gieshübel«. Toplice heißen jene Lokalitäten, wo sich warme Quellen (toplo = warm) befinden. —• Dieser Name ist ebenfalls sehr häufig, wenn auch vielfach entstellt, wie z. B. : Tobelrisse (Gastein), Toblbad (bei Graz), Tepl (in Böhmen), Töplitz (in den verschiedenen Provinzen); Römerbad (bei Cilli) am Toplitzbache hieß früher »Toplice« u. ä. *) d) Namen botanischer, zoologischer und geologischer Richtung. In verhältnismäßig verschwindend kleiner Zahl treten logische Namen botanischer, zoologischer und geologischer Richtung auf, was naheliegend ist, nachdem sich das namengebende Objekt leicht verändert oder auch gänzlich verwischt. Die Pflanze übt als die hervorragendste Bedeckung der Erdrinde wohl einen nennenswerten Einfluß auf die Namengebung aus, denn um einen Terrainpunkt näher kennzeichnen zu wollen, namentlich beim Fehlen sonstiger typischer Merkmale, sagt man : dort bei der großen Eiche, beim Birkenwalde, am Erlenbache, beim S c h i lf t e i c h e u. ä., wobei es sich aber doch nur um Ried namen, also um Terrain teile inferiorer Natur handelt. Wird so ein Gebiet ausnahmsweise einmal zum Wohnorte, so wird der alte Name in seiner bisherigen Bedeutung umgewertet. Es gibt z. B. ungezählte : Dob, Dobrava, Dober, dol, Dobro, selo, Dub, Dubina, Dubrovnik (Ragusa) u. ä., welche im Prinzipe anzeigen, daß es sich hier um einen Eichenwald (dob, dub = Eiche) handelt; viele solche *) Anläßlich des Baues der Südbahn ersuchte der damalige Besitzer die Bahnverwaltung um eine Haltestelle mit dem imposanteren Namen «Römerbad« statt des gangbaren xToplice«, was ihm auch gewährt wurde, weil die Quelle angeblich zuerst von den Römern (?) benützt wurde. Ortsnamen wurden aber später in sinnlosen Neubildungen, als : Gutenhaag, Gutendorf, Gutenberg, Gutenfeld, Guten-büchl, Gutenstein u. ä. ins Deutsche übertragen, wobei bereits das slavische »dobro« (= gut) fälschlich als Grundwort (und nicht »dob, dub«) angesehen wurde. Viele solche Lokalitäten führen jedoch zum berechtigten Schlüsse, daß sie zugleich Verteidigungsp unkte waren, denn zum großen Teile haben sie Schlösser, Ruinen, Kirchen, Friedhöfe oder alte Gräber auf dominierenden Punkten, oder, falls sie ganz in der Ebene liegen, feste Bauten, Aufwürfe u. drgl. — Bei diesen Namen (wie : Gutenstein, Gutental u. ä.) ist sonach der abstrakte Begriff »gut« statt des konkreten »günstig gelegen« aus »dober« deduziert worden, daher man darunter lediglich für die Verteidigung gute, günstige, feste Plätze zu verstehen hat. — Eine genaue Scheidung, welcher Name von »dob, dub« (== Eiche) oder »dober« (= gut ; litauisch daboti — achtgeben, abwar-ten) stammt, ist einstweilen schwer auszusprechen, und geben eine Andeutung nur die deutschen Namensübertragungen. Analoges läßt sich über die Ortsnamen : Nußdorf, Nußbaum, Orešje, Orahovac, Orehovo u. s. w. sagen. Man möchte kurzweg glauben, daß der Name daher rühre, weil sich daselbst Nußbäume (slav. oreh, orah) vorfanden. Hingegen kommen solche Namen auch in Gebieten vor, wo der erwähnte Baum gar nicht gedeiht. — Man behauptet auch allgemein, daß die Wallnuß erst im Mittelalter aus Asien nach Europa gebracht wmrde ; dieses ist unbedingt unrichtig, denn man findet in den prähistorischen Erdhöhlen in Niederösterreich und Mähren oft abgebrannte Nußkerne, welche einst als Beleuchtungskörper gedient haben mußten. Tatsächlich brennt ein getrockneter Nußkern, auf die Spitze gestellt, an 12—15 Minuten, und dieses Beleuchtungsmaterial werden sich die Leute von damals wohl nicht aus Asien haben bringen lassen. Überdies ist die Wallnuß ein Waldbaum, welcher am Balkan noch 700 m hoch vorkommt. — Unter dieser Voraussetzung ist es aber erst recht ausgeschlossen, daß man etwa einem Orte, der schon ein »Dorf« war, eines jungen Nußbaumes wegen nun einen neuen Namen beigelegt hätte. Ebenso läßt man sich für den ersten Moment leicht verleiten anzunehmen, daß topische Namen, wie : Sitina, Sittendorf, Zitinesfeld (alter Gau Steiermarks), Sitoneiz (Hannover, sumpfiges Gelände) Zittov, Zittnai u. ä. versumpfte Gegenden bezeichnen, weil slav. sitina, sitje = Binsen bedeutet ; aber dieses entspricht nicht der Natur, denn einmal ist tatsächlich in einer solchen Gegend mooriges Gebiet zu finden, andersmal aber absolut nicht, und auch ausgeschlossen, daß trotz aller Meliorationen auch irgendwo in weiterer Umgebung ein solches je gewesen sein konnte. Andere Ortsnamen äußerlich botanischen Ursprungs wurden und werden noch an sonstigen Stellen erörtet und ihrer wahren Entstehung nähergebracht. * * * Ortsnamen zool ogischen Ursprungs können begreiflicherweise, falls sie überhaupt Vorkommen, nicht zahlreich sein, nachdem die Tiere eine zu labile Bodenständigkeit haben, deshalb das Kriterium, d. i. der konstant gleich wirkende Eindruck, für die Namengebung mangelt. Namen, welche an die Riesensäugetiere oder an die jetzt in den Tropen lebende Fauna erinnern würden, sind bisher auch keine wahrgenommen worden ; die toponomischen Anspielungen an die Saurierzeit sind lediglich täuschende Gleichklänge, die bestenfalls mit ähnlichen Ortssagen im losen Zusammenhänge stehen, aber keine realen Beweise bieten. Bei der Etymologie der Namen dieser Richtung ist besondere Vorsicht nötig, da unter den bekannten Grundbegriffen leicht solche mit phonetischem Gleichklang aber mit wesentlich anderer, für die Lokalität sprechender Bedeutung verborgen sein können. — So gibt es Höhen, die »Srnjak« (= Rehberg) laufen ; diese Namensentstehung ist aber ganz unwahrscheinlich, und muß der Name wohl als »Zrnjak« (= Beobachtungspunkt) oder »Cernjak« (= Grenzpunkt) aufgefasst werden. Ortsnamen geologischen Ursprungs kommen wohl vor, sind aber doch verhältnismäßig selten. Häufig sind z. B. die Namen für Eisenerzlager, wie : Železniki (železo = Eisen), Eisenberg, Eisenkappel u. ä. ; ebenso kommen : Srebrenica (srebro = Silber), Mramori (= Marmor) u. ä. vor, müssen aber den entsprechenden Namen erst nachher erlangt haben, als man diese Mineralien daselbst vorfand. — Sonderbar ist es, daß der Slave die Gegenden mit A s-phaltlagern »pakljina« benennt, somit darunter etwas Gebranntes versteht, obschon die wissenschaftliche Theorie über die Entstehung des Asphaltes noch nicht klargelegt ist, wenn sie auch zu gleicher Ansicht neigt. Hypothese über die Zeit der Verteilung der Dorffluren. Einen Anhaltspunkt für das ununterbrochene Bewohnen desselben Gebietes durch dieselben Bewohner seit der vorrömischen Zeit gibt uns auch das Studium des Zeitpunktes der Verteilung der Dorffluren. Schon in meiner etymologisch-kulturhistorischen Studie : »Die Ortsnamen des Oberen Pettauerfeldes« (Marburg a./D. 1902) deutete ich auf den augenscheinlichen Zeitirrtum hin, daß die Dorffluren Untersteiermarks etwa in der karolingischen Zeit ihre bis heute gütigen Gemarkungen erhalten hätten, denn es hat den motivierten Anschein, daß die Verteilung des Gemeindeareales nach den heutigen Umrissen längst vor dem Eindringen der Römer stattgefunden haben müsse. Ich kann nur für diese Behauptung wohl nur e i n typisches Beispiel anführen, da ich mich eingehend mit den Studien der Dorffluren nicht befassen konnte ; vielleicht, ergeben aber die Flurforschungen in sonstigen Gebieten, wo auch römische Straßenzüge nachgewiesen sind, dasselbe Resultat. Wie aus der beiliegenden Skizze zu ersehen ist, kann die römische Straße, welche von Windisch-Feistritz in Untersteiermark (an den römischen Marmorbrüchen vorbei) gegen Haidin (damals Poetovio) führte, von Schikola bis Pettau getreu verfolgt werden, d. h. die Trace der heutigen, die beiden erwähnten Ortschaften verbindenden Landstraße deckt sich vollkommen mit der einstigen römischen Poststraße. Ich behaupte nun, daß z. B. die Gemeinden Pongerzen und Unter-Jabling bei der Verteilung des Bodens nicht relativ so kleine Teile, Ober-Jabling aber gar nur einige Quadratmeter jenseits der römischen Straße zugemessen erhalten hätten, wenn diese Kommunikation zur Zeit der Verteilung schon bestanden hätte, während aber die Dorffluren von Drasen- dorf und Micheldorf an der benannten Straße enden, bei denen uns die Skizze auf den ersten Blick zeigt, daß es später aufgeteilte, aus dem arrondierten Flurbesitze von Zirkowitz herausgeschnittene Partien sind ; nun ist es aber bekannt, daß der ganze nördlich der Schikola-Haidiner-Straße gelegene Teil einst zum Dominium der Herrschaft Studenitz gehörte, und später, wie die Tradition behauptet, von den Inwohnern von Zirkowitz rückerworben wurde. Bei der ersten Abtrennung war also die römische Poststraße schon maßgebend, da die Einwanderung der Deutschen in diese Gegend ältestens in der karolingischen Zeit stattfand ; ansonsten ist es aber wahrscheinlich, daß der Block von Zirkovitz nördlich der römischen Straße, ehe der Dominial-grund wurde, auch an die drei Gemeinden Zirkowitz, Dra-sendorf und Micheldorf, analog wie bei den sonstigen Gemeinden, in der Längenrichtung des bezüglichen Besitzes, also gleichfalls unbekümmert um die römische Straßenanlage, auslief. Es ist daher mit Berechtigung anzunehmen, daß die heutige Flureinteilung schon vor dem Eindringen der Römer die gleichen Konturen hatte, und daß derselbe Volksstamm ununterbrochen darauf gewohnt haben mußte, weil es höchst unwahrscheinlich ist, daß bei einer späteren Verdrängung des Stammbewohners, oder bei einem größeren Interkalare der Bebauung dieses Bodens die Straßenzüge für die Besitzgrenzen nicht maßgebend gewesen wären, zumal es sich darunter um Geringfügigkeiten handelt; hingegen folgen die Gemeindewege genau den Flurgrenzen. Überdies ist es bekannt, daß die römischen Heeresstraßen ziemlich breit waren und daß entlang derselben vielfach die Bestattung der Toten erfolgte ; es ist daher die Annahme begründet, daß die Bildung und Verteilung der Dorffluren früher stattgefunden hat, als die römische Straße bestand, daß daher die heutigen slavischen Bewohner daselbst — die Slovenen — ununterbrochen diesen Boden innegehabt haben mußten. Sollte man etwa bezweifeln, daß der genannte alte Straßenzug der richtige sei, so braucht dagegen nur erwähnt zu werden, daß niemand in der weiten 500 km2 umfassenden, fast einem Tische gleichen Ebene eine den Lisieren der Dorfflur folgenden Straßentrace — möge es Flurkarte eines Teiles des Oberen Pettauerfeldes. 1 : 115.000 Eine der rotgezogenen Kommunikationen ist vermutlich die alte röm. Poststraße. nun welches Volk immer gewesen sein — angelegt hätte, da dies nach der Flurskizze eine mäanderartige, die Straßenentwicklung unsinnig verlängernde Linie ergeben hätte, und eine römische Poststraße führte doch bestimmt von Süden her (Rom) nach Pettau. Es ist daher ausgeschlossen, daß erst im Mittelalter — namentlich in Mitteleuropa — die Dorffluren die heutigen Konturen erhalten hätten, sondern augenscheinlich schon weit in vorrömischer Zeit. Zur Sprache der alten, ungelösten Inschriften. Vergleicht man die Slaven von heute, die noch immer dem Einflüsse einer fremden Sprache auffallend leicht unterliegen, weil sie sich sprachlich schnell akkomodieren, so begreift man es wohl, wieso unter den verschiedenen slavi-schen Gruppen die Deutschen, Magyaren, Italiener, Osmanen dort die Hegemonie an sich gerissen haben konnten, wo sie selbst noch heute in Minorität sind. Aber so muß es schon im Altertume gewesen sein, denn die Gemeinsprache der Völker Mitteleuropas vor Beginn einer höheren, sprachlich, staatlich und sozial differenzierten Kulturstufe war wohl die slavi-s c h e, denn es ist unter der unleugbaren Weichheit und Anpassungsfähigkeit der Slaven geradezu undenkbar, daß je die Slaven Europa bevölkert hätten, wenn sie sich erst von einem kleinen Kerne im fremdsprachigen Milieu aus entwickelt hätten, denn sie spielten bis jetzt im Kampfe zwischen Krug und Stein stets den weicheren Teil: den Krug. — Ziemlich sicher ist es daher, daß ein slavischer Block einst den massiven Grundstock der landwirtschaftlichen, gewerblichen und industriellen Bevölkerung (z. B. Bergbau, Metallbearbeitung, Keramik) bildete, die notwendige Basis, auf welche sodann erst die fortschreitende Kultur scheinbar fremde Reiser aufpfropfte. Wir finden daher z. B. stets unter den Schriften römischer Provenienz eine Menge solcher, die nicht lateinische Schriftzeichen aufweisen, oder wenn ja, keine lateinische Interpretation zulassen. Es sind dies die Münzen, Grabsteine, die Kultus- und Gebrauchsgegenstände der Bauern, Gewerbetreibenden und Industriellen an den verschiedensten Orten aus einer Zeit, als die Stammbewohner selbst in Majorität, aber nicht zugleich die Regierenden wraren. Solche Verhält- nisse gibt es auch heute. So ist in den r e i n s 1 a v i s c h e n Ländern Bosniens und der Herzegowina die Regierungssprache deutsch, die Sprache der militärischen Kommanden deutsch, und nichtsdestoweniger sind die Grabschriften der Einwohner durchwegs slavisch (oder türkisch) und wird es niemandem einfallen, dieses zu verbieten.*) Wie kommt es nun, daß wir so viele alte Schriften mit notorisch lateinischen, griechischen oder diesen ähnlichen Zeichen absolut incht lesen und lösen kennen, indes wir die Hieroglyphen und Keilschriften längst entziffert haben! — Die Antwort ist sehr leicht: weil wir uns an jedes einzelne Schriftzeichen ängstlich anklammern, nie mit Lautumschreibungen rechnen, alles an das Klassische an passen wollen und niemals dabei das Slavische in den Kalkül zie-h e n.**) Aber gerade das letztere muß einmal eine ganz außerordentliche Rolle gespielt haben, wenn es doch einem großen Teil der Erdoberfläche den Stempel seines uralten Daseins in den Namen der Terraindetails aufgedrückt hat und gerade dieses sogenannte slavische, augenscheinlich europäische U rvolk soll gar keine Schrift besessen daher absolut keine schriftlichen Denkmäler zurückgelassen haben? Hier liegt eben jene falsche Hypothese vor, von der Göthe so treffend sagt, daß sie, sobald sie sich befestigt und allgemeine Annahme findet, zu einem Glaubensbekenntnis wird, woran niemand mehr zweifelt und welches dann auch niemand weiter untersuchen darf. Und doch wird eine rücksichtslose Nachprüfung in dieser Richtung erst wieder ein Licht in jenes dunkle Gebiet bringen, und ich will damit rationell den Anfang machen, wobei ich damit rechne, daß sich im großen Gelehrtenkreise der Welt doch etliche natürlich und hell denkende Köpfe finden werden, welche diese An- *) Daß man einst so gemiitsroh gewesen wäre und der bodenständigen Zivilbevölkerung nicht eine Grabschrift >n der eigenen Muttersprache gegönnt hätte, ist überhaupt undenkbar. Erst die neueste xKulturzeitx hat dies zuwegegebracht und haben sich einige Stadtgemeinden Österreichs in dieser Hinsicht bereits eine fragliche Berühmtheit erworben. **) Dem Russen wird z. B. das sonst geläufige Wort «šči« (-■ Kohlsuppe) völlig fremd und unleserlich, wenn er es auf einmal als xschtschix dargestellt findet. regungen weiter verfolgen, wenn schon das Gros der Würdenträger der Wissenschaft meinen Arbeiten und Publikationen skeptisch oder gar hinderlich im Wege steht. Die Objekte dieser Nachprüfung sind: Aufschriften auf alten Münzen, die Gravierungen auf ausgegrabenen prähistorischen Schmuckgegeständen und Waffen, die Grab- und sonstigen Inschriften aus der vorrömischen Zeit, die man gewöhnlich als Runen, rhätische, keltische, oskische, etruskische u. drgl. Schriften bona fide klassifiziert hat. Es ist nämlich völlig undenkbar, daß die Slaven keine eigene Schrift gehabt hätten, da es in der Natur eines jeden Volkes, zumal mit einer solchen Kultur, wie man sie an den Gegenständen der Grabstätten vorfindet, liegt, allgemein oder relativ Wichtiges in irgendeiner Weise festzuhalten. Es ist als sicher anzunehmen, daß die älteste Schrift der Slaven identisch ist mit der sogenannten Runenschrift, was auch schon die Etymologie des Begriffes xRunex erklärt, denn der Stamm hiezu ist wohl xritix (= eingraben, einmeißeln), woraus dann das deutsche xRinnex (= rijna) hervorging, denn wir kennen dermalen tatsächlich nur Runenschriften auf Stein und Metall, da sich solche auf Wachstafeln oder weniger dauerhaftem Material selbstredend nicht erhalten konnten. Den Wechsel von xRinnex zu xRunex ist in der konstant labilen Lesung des xyx sowohl als xix wie als « u X begründet, ganz abgesehen davon, daß xrujem, rutix z. B. im Slovenischen auch ausreißen, eine Vertiefung machen bedeutet. Die ganz überraschende, spontane Behauptung, daß die Runenschrift slavischen Ursprungs sei, soll nun gewissermaßen homöopathisch behandelt werden, ehe zur Lesung einiger Runendenkmäler selbst geschritten werden kann, und möge hiezu vor allem die xEddax dienen. Diese enthält Götter- und Heldenlieder, welche man teils als xnor-dischx teils als xgemeingermanischx teils als xdeutschx erklärt. Sie war ursprünglich wohl nur ein Lehrbuch, was ja die Kapitel xWas Lodfafner lerntex, die Schöpfungsmythe und xWodan's Runenkundex dartun, denn Edda, — richtig Ueda, Veda — deutet an, daß dies ursprünglich ein Lehrbuch (= xDas Wißenx) war und nicht — xdie Groß-mutterx, wie die Germanisten den Buchtitel etymologisieren. Von hervorragender Bedeutung für die sprachliche Zugehörigkeit der Runen ist nämlich der Abschnitt «Runatals thättr Odhinsx (= Wodan's Runenkunde), denn es wird darin in einem Gedichte die Beschreibung einer jeden Rune in Bezug auf ihre Bedeutung gegeben. Merkwürdigerweise haben aber diese Runen gegenständlich genau dieselben Namensbegriffe sowie dieselbe Reihenfolge, wie das a 11 s 1 a-vische Alphabet, die >< zu deuten, der als xpokojx (= Friede) gekennzeichnet ist.*) *) P*e »Edda« ist auch sonst von hervorragendem Interesse fiir die slavische Urgeschichte; leider hat sich meines Wissens bisher kein Forscher slavischer Provenienz gefunden, den die Sirenentöne »Yggdrasil» (richtig xxUstrasilx), xSkogulx (richtig xSko-kalx), xModhix (richtig xmocx) u. a., die auch richtig als: xSchreck- Man behauptet auch ziemlich allgemein, daß die Runenschrift eine Geheimschrift war, weil «runo« gleichbedeutend sei mit Geheimnis, denn das deutsche «raunen« bedeute : Geheimnisse zu flüstern, welche Ansicht allerdings nur richtig wäre, wenn xrauhenx Geheimnisse verhüllen bezeichnen würde. Diese Etymologie ist aber hier zweifach widerlegbar. — Als Geheimnisse können die Runen allerdings auch angesehen werden u. z. vor allem für den Analphabeten, genau so wie die heutige Schrift einem solchen ein Geheimnis ist; überdies bildeten die Runen wohl auch seit jener Zeit, als man sie nicht mehr zu lesen verstand, und dieses währt bis heute, ein allgemeines Geheim-n i s. Andererseits kann aber eine öffentlich verwertete Schrift keine Geheimnisse enthalten, die man in Bronze, Eisen, Stein und Holz mühsam einmeißelt oder in gebrannten Ton eingräbt und so der Welt offen darbietet, wie z. B. auf Waffen, Schmuckstücken, Weihobjekten und sogar Naturfelsblöcken längs einer für den allgemeinen Verkehr bestimmten Kommunikation. — Die sogenannten xBuchenstäbex waren sonach auch keine geschnitzten Einzelrunen oder Typen, sondern enthielten einen gedankengemäß geordneten Text größeren oder kleineren Umfanges, also zwecks Fixierung von Gedanken, die man erhalten oder jemand anderem mitteilen will, waren also eine primitive Form von Briefen. Daß man daher solche beschriebene xBuchenstäbex wahllos hingeworfen und daraus geweissagt hätte, ist daher schon im Prinzipe nicht ernst zu nehmen und ist das sogenannte xStabenx der Runen nur eine etymologische Entgleisung, u. z. ein xsdobitx, wie es der Slovene statt xzdol-bitx (= ausmeißeln) im Jargon noch heute gebraucht, denn die Runen wurden eben in hartes Material mühsam e i n g e-g r a b e n, daher wir in der xEddax selbst vielfach Stellen dieser Anspielung finden, wie: xlJrredner ritzte, Urgötter gruben, Asenhaupt schnitt sie einx, dann: xWeißt du zu fuß, Sprungfertig* und «Mut« (eigentlich «Kraft«) ins Deutsche übertragen wurden, herangelockt hätten, denn diese, sowie namentlich die poetische Runensignierung kann unbedingt nur jemand bewerkstelligt haben, der sehr gut slavisch verstand.—Auch der Stein, mit dem sich Freya schmückte, war der «brisingamen« (= Bernstein), also «brižen kamen«, d. i. der Uferstein, der Stein, der am Meeresufer gefunden wird, denn das slavische «kamen« ist dabei schon gar nicht wegzuleugnen. ritzen, weißt du zu ratenx u. s. w. — Daß es aber einst auch Leute gab, die auf diese Weise ihre Zukunft erfahren wollten, das soll hiemit durchaus nicht in Zweifel gezogen werden, denn zwischen den Enthusiasten für die Wünschelrute, das Kartenaufschlagen und das Zahlenlotto von Einst und Heute dürfte gleichfalls kaum ein wesentlicher Unterschied festgestellt werden, wenn wir uns auch heute noch so aufgeklärt und unsere «gute alte Zeit« für noch so beschränkt halten ! Die älteste Schrift mögen die Runen auch deshalb gewesen sein, weil sie dem Steinmetz oder Graveur infolge ihres eckigen Charakters für die Einmeißelung am willkommensten waren, daher jene Schriften, welche nur noch eckige Runen gebrauchen, älter sind als jene mit Bogenteilen; doch umging der Graveur auch diese Schwierigkeiten, indem er solche Buchstaben einfach nur punktierte, wie dies z. B. auf den Bronzehelmen von Negau zu sehen ist. Im Grundzuge der Runen liegt aber schon die Anlage für die heutigen lateinischen Schriftzeichen, welche sich wahrscheinlich in Italien entwickelt haben und schon von jenen Völkern stammen, die vor den historischen Römern dieses Gebiet bewohnten, denn Titinus (ap. Festum) erzählt uns, daß jene o b s k i s c h und v o 1 s k i s c h redeten, nachdem sie 1 a t e i n i s c h nicht kannten («qui Obsce et Volsce fa-bulantur, nam Latine nesciuntx). — Überdies sagt auch die Geschichte, daß die Römer fremdsprachige Völker vorfanden, und wenn deren topische Namen s 1 a v i s c h waren, wer soll dann sonst dort gewohnt haben als — Slaven !*) Die Sage erzählt wohl, daß Kadmus von den Phöniziern (Veneti!) die Schriftzeichen zu den Griechen brachte; letztere präparierten diese nun ihrem Geschmacke zu, wie die Slaven ihre Glagolica und Cirilica, und unterscheiden sich diese Alphabete mit ihren äußeren Abweichungen fast ebensowenig oder ebensoweit voneinander, wie etwa eine heute *) In Unteritalien gibt es noch heute ein größeres Gebiet, wo sich eine der kroatischen sehr ähnliche Sprache noch gut erhalten hat; es sind dies wohl die letzten Reste jener Sprache in Italien, die einst allgemein verbreitet war und durch die romanische bis heute nicht vollends verdrängt oder aufgesogen werden konnte. — Auch die bleiernen römischen Schleudergeschosse tragen lateinische aber auch Runeninschriften, je nachdem sie jüngeren oder älteren Erzeugungsdatums sind. moderne sezessionistische Schrift von der normalen Frakturoder Lateinschrift; überdies ist die Einhaltung derselben Grundform bei den meisten Buchstaben in den verschiedenen Alphabeten nicht unschwer zu erkennen. — Es scheint auch, daß in einer bestimmten Vorzeit das Schreiben nicht gar so rar war, wie man allgemein annimmt, und wer weiß, ob es zu jeder Zeit so viel Analpfabeten gab, wie heute; wenigstens weisen die Papyrusfunde dahin, daß man im alten Ägypten selbst beim Verkaufe einer Kuh eine Bescheinigung, einen kurzen schriftlichen Vertrag ausstellte, wir daher heute trotz alledem noch immer nicht im tintenklecksendsten Zeitalter zu leben scheinen. Alles dieses lenkt aber zur Berichtigung unserer dermaligen Ansichten dahin, daß wir uns allmählig werden dazu herbeilassen müssen in Hinkunft mit einer höheren Spannung der Kulturemanationen der Slaven in vordenklicher Zeit zu rechnen. ❖ * * Betrachten wir nun vor allem jene alten Münzen, welche bisher gar nicht entzifferte oder unnatürlich ausgelegte Texte tragen. Die Münze bezweckt die Erleichterung des Güterwechsels, repräsentiert daher überall eine festgesetzte Werteinheit im Tauschhandel und wird aus diesem Grunde seit dem Uranfange auch mit irgend einem konventionellen Wertzeichen signiert gewesen sein, um vor Benachteiligung zu bewahren. — Daß der Höchste, welcher Münzen herstellen ließ, auch sein Kopfbild, seine Attribute, eine Gottheit, eine Idealgestalt und drgl. darauf zur Darstellung bringen ließ, ist ja naheliegend und natürlich, und haben sich die Münzen (wie Brakteate) seit dem Uranfange bis heute wesentlich ebenso wenig geändert — was übrigens die Funde beweisen, — als der Hauptzweck der Münze selbst, die doch den Tauschhandel, — denn jeder Kauf ist ja nur der Umtausch einer Ware gegen eine äquivalente Münze —, erleichtern soll. Vor allem seien jene Goldmünzen erwähnt, welche das ungarische «Museum Hedervari «verwahrt, und die C. Michael à Wiczai i. J. 1814 beschrieb mit der Schlußklassifikation, 14 sie seien « barbarische«, nachdem die Lesung der Aufschrift absolut nicht gelingen wollte. — Im J. 1838 versuchte Franz Boczek in der Zeitschrift «Moravian (Brünn) eine neue Lösung derselben und kam zum Resultate, daß dies «slavische Goldmünzen, wahrscheinlich aus der Zeit des großmährischen Reiches« seien. Er entdeckte in der Schrift das Wort «peg-naze« (cedi, und poln. = Geld) und nahm an, nachdem die Münzen den mazedonischen gleichen, daß sie durch Cyrill und Method nach Mähren gekommen seien, oder von diesen hier nach jenem Muster weitergeprägt wurden, sowie daß die griechischen Buchstaben darauf einen slavi-schen Text darstellen.*) Fig. 1. Wie die Figuren 1 und 2 zeigen, ist die Aufschrift auf Fig. 1 EETNV und 3Z oder ZT, bei Fig. 2 EIEEI1VN und EZ oder ZE. Fig. 2. Boczek vereinigte nun beide Teile zu einem Worte, und erhielt daraus «pegnaze«, wozu er allerdings eine Reparatur *) Henri de la Tour, Atlas des monnaies gauloises, kam der Sache bereits weit näher, indem er diese Münzen als ke 11 i s c h-rhätische bezeichnete, ohne auch die Schrift entziffert zu haben. vorausgehen ließ, indem er den Anlaut E um 90° nach rechts drehte und das erwünschte [~| erhielt. — R. Forrer (Jahrbuch der Gesel. f. lothringische Geschichte etc., 1902) glaubt hingegen, es sei dies ein bedeutungsloses Monogramm. Wieder andere schrieben die Schrift dem rätorömischen Ge-schlechte Caecina zu, und sei auf der Münze der Name ihres Oberhauptes Ciecinnos, Ciecinus eingeprägt. — Anderseits stellten jedoch Cohen und Babylon fest, daß es bis Ende des 1. Jahrh. kein so vornehmes, für das römische Münzwesen maßgebendes Geschlecht xCaecinax gegeben habe, sondern es sei eher xCaeciliax zu lesen, aus welchem Geschlechte ein römischer Münzmeister, namens Aulus Caecilius (um 189 v. Chr.) existiert habe u. s. w., — durchwegs bestgemeinte Vermutungen, die phonetisch der Sache auch nahe kamen, aber jeder natürlichen oder motivierten Basis fernestehen, denn die rätselhafte Inschrift ist kurz gesagt s 1 a v i s c h (wenn man will, auch kelto-rhätisch !) und heißt xen cekinx (= e i n Goldstück), wie der Slovene (als xzecchinox auch der Italiener) noch heute jede Goldmünze im allgemeinen benennt. Die phonetische Lesung ist bei Fig. 1 etwa: cegnj, bei Fig. 2: ciekinj. In den mir vorliegenden Darstellungen sind die Schlußlaute recht undeutlich und entweder von den Originalen ungenau kopiert oder dort selbst schon schwer leserlich.*) Geht man nun der Etymologie des Begriffes xcekinx nach, so kommt man auf das slavische xsekatix (= schlagen, hauen, hacken), daher auch ital. xzeccax (= Münzpräge), deutsch xZechex (= Bergbaugesellschaft), und benannte man einst jene aus Gold, — mag dies nun Berg- oder Waschgold gewesen sein —, zu Münzen geschlagenen Stücke *) Eine solche Originalmünze konnte ich bisher leider weder käuflich erwerben noch leihweise zu Studienzwecken erhalten; alle Angaben sind daher nur auf Abbildungen jener Münzen aufgebaut. — Die Lesung des xcx (oder xgx) als xkx darf weiter nicht irritieren, denn auch der Lateiner kannte kein xkx, umschrieb es daher mit xcx. — Aber auch später machte man keinen genauen Unterschied zwischen xcx und xkx. — Die älteste deutsche Münzaufschrift (um das Jahr 1170) lautet: Maregrave Otto (von Brandenburg), während zu gleicher Zeit sein Nachbar und Kollega von Köpenick, der Wendenfürst, seinen Münzen slavische Aufschrift gab: JAKZA COPTNIK CNE. (Jakša Koptrrik knez), wobei gleichfalls xcx wie xkx regellos als xkx angewendet werden. (man sagt noch immer: Münzen schlagen) «sekin, cekinu; daß ucu und «S« in den slavischen Schriften oft wechseln, ist jedermann, der die slavischen Alphabete kennt, genügend bekannt. — Es hat daher auch keines dieser alten Münzexemplare dasselbe Gewicht, die gleiche Stärke, noch auch äußerlich eine konsequent gleiche Aufschrift, weil sie einzeln und fallweise, je nach Einlauf des Goldmetalls, erzeugt wurden. — Eine solche Münze ist daher schon sprachlich nichts weiter als ein Stück geschlagenes Gold, also «ein Goldstück u, und gibt es irgendwo eine Münze mit der Aufschrift uen cekin«, die nicht aus Gold ist, dann ist diese eher als Falsifikat anzus ehe n. Übrigens mußte bei der Entzifferung gleich von vornherein der Umstand besonders auffallen, daß auf jeder Münze das uen« getrennt steht und sich in einer anderen Leselage präsentiert, als das folgende «cekin«. Fig. 3. Nun wird es auch leichter den widerlichen Streit, den čechische Professoren, infolge mangelhafter Weitsicht wie Überprüfung, mit den 18 Goldmünzen des Böhmischen Nationalmuseums vom Zaune gebrochen haben, wobei schließlich der arme Wenzel Hanka wieder als Falsifikator herhalten mußte, im Interesse der Wahrheit und der skrupellos geraubten Ehre des Genannten beizulegen. Diese Goldmünzen (siehe Fig. 3) erwarb Hanka, der ja seinerzeit diesbezüglich eine vielseitige Korrespondenz führte, von einem Taglöhner aus Tfemošna, 2 'A Stunden Gehweges südwestlich von Leitomischl, auf welche letzterer beim Ausgraben eines Baumstrunkes gestoßen ist, für das böhmische Nationalmuseum. Den Streit entfachte jedoch namentlich die Auslegung der Aufschrift auf der zweiten Seite: PACTHCA, welche Hanka (bezw. Boczek) allerdings griechisch als «Rastisa« las und daraus deduzierte, es seien Prägungen des großmährischen Fürsten «Rastislav«. — Nun würde es von großer Unvorsichtigkeit, ja Beschränktheit eines Fälschers zeigen, der die eine Seite der Münze damit beschreibt (>< Vorkommen; vielleicht führt die breitere Kenntnis derselben doch zu einer positiven Klärung. Ich glaube, daß wir hier das Urbild unserer Adelskronen zu suchen haben. Türkischerseits wissen wir es noch genau, daß der Roßschw'eif seinerzeit den höchsten militärischen Würdenträgern als äußeres Rang-, wie auch Feldzeichen galt. Es bestand aus einem von einem vergoldeten Halbmonde herabwallenden Pferdeschweife, der an einer Stange mit aufgesetzter goldener Kugel getragen wurde. Der Pferdeschweif war jedoch durch Seiden- oder Wollfäden ersetzt, welche entweder wirr herabhingen oder zu einer Quaste vereinigt waren; die Verlängerung derselben führte dann vermutlich jzu Standarten, Wimpeln und Fahnen. — Die goldene Kugel war hohl und enthielt Steinchen oder Metallstücke, welche beim Tragen schellenartiges Geräusch verursachten und lediglich den Zweck hatten aufmerksam zu machen, daß ein Hoher nahe und daß man daher den Platz freihalten müsse. -— Der Höchste, der Sultan, hatte als Rangszeichen sechs Roßschweife, die ihm entweder vorangetragen oder im Kriege vor dessen Zelte aufgesteckt wurden; andere hohe Militärs hatten sodann absteigend drei, zwei und ein solches Feldzeichen. Dieses Attribut wurde nun vermutlich auch auf den Münzen ersichtlicht gemacht, und sind die sechs gestielten Kugeln eben die sechs Roßschweife, das Symbol oder Wappen des Prägeherrn dieser Münzen in einer Zeit, die ungefähr 1000 Jahre vor Mohamed liegt. — Der Anachronismus, der sich hier einstellt, nachdem die Osmanen erst im 14. Jahrhunderte n. Chr. in Europa festen Fuß faßten, die erwähnten Münzen aber etliche Jahrhunderte vor Chr. geprägt scheinen, ist bald aufgeklärt, denn es ist doch naheliegend, daß die Türken als Regierende ihre Münzen nicht mit slavi-schen Texten werden versehen haben. ■— In der vorchristlichen Zeit wohnten aber als Herrschende die Slaven in der jetzigen europäischen Türkei. Der Grundstock der Bevölkerung besteht daselbst ja noch immer aus Slaven und bilden die Türken, namentlich solche Über die Sprachzugehörigkeit der bisher ungelösten Schriften in Runen, lateinischen, griechischen und altslavi-schen Zeichen läßt sich aber auch schon ein positives, wenn auch noch kein allgemeines Schlußurteil fällen, denn man kann denselben sprachlichen Text schließlich in jeder Schrift niederschreiben, nur mangeln oft hiezu die erforderlichen Buchstaben, die man daher durch ähnlich bewertete in dem gegebenen Alphabete ersetzt oder umschreibt.*) — Nachstehende Beispiele zeigen jedoch klar, daß es weiterhin unmöglich wird die Behauptung zu verteidigen, daß die alten Slaven keine Schrift gekannt oder besessen und deshalb auch keine schriftlichen Denkmäler aus ihrer Urzeit zurückgelassen hät- vom mongolischen Typus, nur einen sehr kleinen Bruchteil der Qe-samtbevölkerung. Den Einfluß über die Slaven gewannen aber später die Osmanen durch die Religion sowie die politisch kluge Organisation einer wohlgeschulten Kriegsmacht und der Gründung des ersten stehenden Heeres, wobei sie den Übertritt der Christen zum Islam durch allerlei Vorrechte beschleunigten, die erbliche Dienstpflicht der Soldaten aber mit Einkünften einzelner Dörfer in den neueroberten Gebieten belohnten. Daß sie anfänglich dabei die Sprache, Sitten und Gebräuche der Stammbewohner schonten und manches übernahmen, um die Slaven rascher für sich zu gewinnen, ist wohl naheliegend. Auf diese Art kamen nun auch die urslavischen Feldzeichen, sowie das südslav. Wappen — der Halbmond mit dem Sterne — auf einmal in das türkische Milieu. — Aus gleichem Grunde nannten wohl die Südslaven jene Münzen, welche das Zeichen der Roßschweife trugen, tatsächlich auch xreparx (rep ~ Schweif) und ist dieser MUnzname anscheinend auch mit dem deutschen xrueblerbatzen« im sprachlichen Zusammenhänge, denn xru-eblerx ist nur die Übersetzung des slavischen xrepax (= Rübe, d. i. das mit einem xrepx — Wurzel — versehene Gewächs) und xbatzenx ist nur die Anpassung an xpascax, das ja bei den Osmanen auch zu xPadisch'achx wurde, als Kennzeichnung für jene von einem xpasöax geschlagenen Münzen. — Die ganze Nomenklatur politischer Richtung ist im Türkischen offenkundig auch auf das Slavische aufgebaut. *) Die čechischen Urkunden und Werke sind durch mehrere Jahrhunderte hindurch in Kurrent und Fraktur dargestellt. — Bis zum Jahre 1848 gab es in Untersteiermark etlicheVolksschulen, in denen die Schüler wohl slovenischen Text schrieben, aber nur in Kurrentschrift, nachdem der Lehrer die lateinische Schrift nicht kannte und nebstbei die Sprache der Schüler nicht beherrschte — die richtigste Methode aus einer Sprache ein Kau-derwälsch zu machen und der Jugend die Schule zu verleiden! t e n. Die Gegenbeweise sind entschieden da, und wenn darunter Steine sind, die seit dem Jahre 79 n. Chr. unter harter Lavadecke in Herculanum und Pompeji ruhten, so war es wenigstens durch ungefähr 1900 Jahre nicht möglich, daß sie etwa schon ein antiker Hanka gefälscht hätte, denn die Geschichte von heute sagt, daß die Slaven vier Jahrhunderte später kamen, und überdies in Süd-i t a 1 i e n n i e w a r e n. Hoffentlich werden die folgenden Beweise die Klärung dieses Geschichts- und Gelehrtenirrtums besiegeln. Es ist aber sicherlich nicht leicht heute den Schrifttext auch einer bekannten Sprache zu entziffern, wie sie vor etwa zweitausend Jahren gesprochen und geschrieben wurde, da man nicht mehr den Artikulationsmodus und die schriftliche Darstellungsmethode der Aussprache von Einst nachprüfen kann, und bilden namentlich die Zischtaute und die Sibillanten dabei die größten Lösungsschwierigkeiten. Wir müssen unsdaherbeidenEntzifferungenandie, wenn auch nicht ganz klare Buchstabierung der Lautfolge im Kleinen einerseits, andererseits aber an den logischen Inhalt im Großen anlehnen, denn auch unsere ältesten Vorfahren werdenaufeinembestimmten Objekte n urdas auf geschriebenhaben, wasmitdiesem organisch zusammenhängt, wie ich dieses auch an Ortsnamen durch hunderte von Beispielen nachgewiesen habe, denn das erste Machtwort spricht dabei doch stets die Impression! — Ich kann daher in den folgenden Beispielen keine in jeder Richtung unanfechtbare Lesungen bieten, wohl aber etwas, was durch den Inhalt selbst als natürlich begründet oder doch naheliegend erscheint. -— Etruskische Runeninschriften. I. Bei Perugia (alt: Perusia in Italien) wurde ein marmorner, etwa 1 m hoher und noch etwas breiterer Sarkophag gefunden, in dem mutmaßlich einst eine hohe Persönlichkeit beigesetzt wurde. Auf einer Breitseite befindet sich in Relief eine nackte männliche Figur, welche von fünf Kriegern rö- mischer Tracht gemartet, d. h. lebendig zerstückelt wird. Die sprechende Szene klärt oberhalb noch die Aufschrift xMutjina krulx — auf, was als «Marterung der Könige« (oder «des Königs«) zu übersetzen ist, denn «mučiti« bedeutet im Sla-vischen noch heute m a r t e r n, quälen, und «kral, krul ist: König, Anführer. — Tatsächlich spielt sich in der Geschichte Perusia's eine ähnliche Episode ab, denn im Peru-sinischen Kriege habe Oktavian am 15. März 40 v. Chr. nach der Kapitulation der Stadt vierhundert vornehme Perusiner, und darunter wohl auch den König, d. h. die Führer, martervoll hinrichten lassen; es ist daher nicht ausgeschlossen, ob diese Darstellung nicht direkte an jenes Ereignis anspielt (siehe Fig. 5.), denn die Stammeinwohner Perusia’s können damals noch nicht latinisiert gewesen sein. — Fig, 5. Die Schrift selbst ist offenkundig von rechts nach links zu lesen, was daraus erleuchtet, daß alle nichtsymetrischen Schriftzeichen nach links gekehrt erscheinen und den Eindruck machen, als hätte der Graveur hier eine Schriftvorlage zuerst abgedrückt und dann gleich das Negqtivum ausgemeißelt.*) *) Umgekehrte Inschriften kommen auch später vor. So besitzt Viska (bei Boskowitz in Mähren) uralte Glocken mit Inschriften, die lange niemand enträtseln konnte. Endlich gelang dies dem H. Slovak (Kremsier), der als Buchdrucker darauf verfiel, es könne die Schrift ein Negativum sein, was dann sofort die II. Auf etriirischem Gebiete wurden zahlreiche Urnen ausgegraben, welche Runenschriften aufweisen. Eine solche zeigt Fig 6). Sie ist mit der Aufschrift xlacnemix (= dem Hungrigen) versehen und dokumentiert damit, daß die Urne nicht zur Aufnahme der Asche selbst, sondern als ein Gefäß zum Aufbewahren der Wegzehrung für den Toten diente, sowie meist auch ein weiteres Gefäß für Getränke, dann ein solches für Salben und die Grablampe beigegeben war. Auch diese Aufschrift, die der Slovene heute als xlac-nemux ausdrücken würde, zeigt, als hätte der Töpfer sein Model in den weichen Ton als Negativum eingepreßt, und sowohl Fig. 5 wie 6 lassen die Vermutung aufkommen, daß die Lesung möglicherweise vom Innenstandpunkte, vom Toten ausgehend, gedacht war, oder man schrieb und las in der ältesten Zeit allgemein von rechts nach links. — III. Beim Dorfe Novi nächst Rocchetta (im alten Etrurien) wurde ein Grenzstein mit einer Aufschrift gefunden (Fig. 7), die auch von rechts nach links zu lesen ist, da namentlich die e, m und n- Laute verkehrt gestellt sind, und etwa xmezu ne munjusx d. h. xändere nicht die Grenzen, oder: «Verklärung brachte, denn ein solcher Text lautet z. B.: svata marya, matko boži . . . Der Glockengießer hat den von einem Mönche erhaltenen Widmungstext aus Unwissenheit verkehrt angebracht, oder lag dies schon in der bestimmten Absicht des Mönches, um die Widmung mystischer erscheinen zu lassen. — setze nicht den Grenzstein« besagen will (meza = Grenze, ne = nicht, mungati = mangen, hinundherschieben). — Für jeden Fall entspricht diese Lesung auch praktisch dem Zwecke und der Absicht desjenigen, der auf einem Grenz-steineeineWarnunganbringenwill, welche aber heute nur mehr der Slave versteht, und eine Warnung kann doch nur dem gelten oder gegolten haben, der sie befolgen oder beachten soll, und dabei auch des Lesens kundig ist. — Dieser Grenzstein wurde an einem Punkte ausgegraben, der noch heute in- der Grenzlinie zweier Besitzungen liegt.*) *) «Rocchetta« bedeutet im Slavischen: kleine Grenze. IY. Nächst Antella im Etruskischen wurde ein massiver Grabstein gefunden, von dem nur das erste Wort der Grabschrift, d. i. xtularx verständlich ist. xTularx ist im Slavischen: Grab, Höhle, Vertiefung, dann Köcher (als Aufbewahrungsart für Pfeile) und kommt dieses Wort auf italischen wie auch nordischen Grabsteinen (wie z. B. auf dem von Snol-delev bei Kopenhagen) wiederholt vor. Die Bedeutung entspricht auch dem deutschen waffentechnischen Begriffe xDullex (= Vertiefung). Die weitere Schrift kann einstweilen nicht verläßlich gedeutet werden, da sie nebstbei Wortkürzungen enthält. Das Grundwort xtulx hat die Bedeutung von Zufluchtsort, weist sonach auf einen Punkt, auf dem man bei feindlichen Bedrohungen Schutz suchte; vermutlich nannte man die Gräber der Gefallenen auf solchen Plätzen dann auch xtularx, also gleichsam Heldengrab, Grabstelle eines Kämpfers. — xTulx ist z. B. nächst Teschen eine zur Verteidigung sich ideal eignende Höhe, da sie, ohne felsig zu sein, ungewöhnlich steile Böschungen besitzt. Rhätische Runen. I. Im J. 1838 wurde im Zimmertale (Südtirol) eine kupferne Situla ausgegraben. Dieselbe hat einen soliden Henkel, eine rundausgebogene, oben bauchig erweiterte Platte, deren Enden durch eine Reihe von genieteten Nägeln über einander befestigt sind, und eine zweite ähnliche, den Boden bildende Platte. Das Gefäß weist eine längere Runeninschrift auf, die zum Teile schon auf dem Henkel, zum Teile aber auf dem oberen Deckelrande in Blei eingegraben ist (siehe Fig. 9.). Auf dem Henkel steht: Lavisemeli. — Nachdem auf den Gefäßhenkeln erfahrungsgemäß der Erzeugungsort, der Erzeuger oder der Spender ersichtlich gemacht wird, denn in manchen Gegenden werden z. B. die Tonkrüge noch heute mit dem Namen des Erzeugungsortes, oder, wenn sie fest bestellt sind, selbst mit dem Namen des künftigen Besitzers versehen, lese ich hier unbedingt den Ortsnamen xLavisx und vermute in /1 \! 3 M 3 $ M A \l - Henkel 24AIXM / Rcai£L- AYnI 3 V nA'INAXV'IMA 3 r A'i i <1 ^ >v )n 3 * v >ij S* Fig. 9. den weiteren Lauten ein xe Meli«, einen zweiten Ortsnamen in der Nähe (Meano?), denn xLavisx ist tatsächlich die größte Ortschaft nächst der Fundstelle. Die weitere Schrift lautet: bugu nu gihiave velpanu del na vinuh ali na kusenku tiri nape d. i. Gott und dem führenden Oberherrn ein Gefäß auf Wein oder als Kostprobe ... ; die Lesung «tiri napex ist unsicher daher auch für eine Vermutung zu entfernt. Die Situla ist sonach eine Widmung der Bewohner von Lavis, vielleicht gemeinschaftlich mit einer Nachtbargemeinde, an eine hohe Standesperson. xGihiavex ist vermutlich desselben Stammes, wie das französische xguiderx (= führen), wofür die vielen slavischen Verteidigungspunkte wie: Gičin (Jičin), Kičer, Ki-čerka u. a. Zeugnis geben, daß das Grundwort einst auch den Slaven geläufig war. — Das wichtigste und prägnanteste Wort in der ganzen Widmungsaufschrift ist xvelpanux, über dessen Bedeutung dem Slaven wohl kein Zweifel nahetreten kann. — Die meisten Runenschriften erhöhen leider infolge des Mangels der organischen Wortscheidungen in der Darstellung auch die Lösungsschwierigkeiten und mahnt auch dieser Umstand zur steten Vorsicht bei den Deutungèversuchen.*) *) Wie falsche Trennungs- und Darstellungsarten irreführen können, zeige folgendes Beispiel. — Vor etlichen Jahren brachte eine große Tageszeitung die Notiz, der Türke wende häufig den Germanische Runen. I. Auf der bei Freilaubersheim ausgegrabenen Kleiderspange befindet sich auf der Innenseite eine Runeninschrift, von der bisher nur die letzte Zeile gelöst ist, da sie für den Slaven keinerlei tieferes Studium erfordert; sie lautet: Bozo vraet runa, d. h. Bozo ritzte die Runen ein. — Es ist dies selbstredend eine Art Dokument, wer die vorausgehende Widmung in die Spange gravierte, ähnlich wie auch der Maler, Bildhauer oder Erzgießer zu seinem Namen an irgendeiner Schlußstelle noch sein xpinxit, scutpsitx oder >< am fertigen Werke anbringt. Die Germanisten kamen nun sonderbarerweise zu gleicher Translation des Textes, nur mit dem Unterschiede in der Behauptung, daß dieser deutsch sei, was man aber deshalb bezweifeln muß, weil >< der altslavische Aorist von Hvritix (eingraben, einritzen) ist, und wenn auch das einfache Verbum xritix identisch und phonisch gleichlautend ist mit dem altdeutschen xritanx (=ritzen), so ist aber hier die Zusammensetzung mit >< das vom Plinius II. (Historia naturalis 1. XXXIV) erwähnte «cadmium« im Deutschen zu xSchwadenx; der scharlachfarbene Traubenkobalt heißt bei Plinius «brotrytis«; der Slave nennt den roten Farbstoff «broč«; xScharsachx ist dem Deutschen dei weiche Stahl, dem Slaven xžaricax d. i. das Eisen aus der Rotglühhitze, aber auch «Scharlach«; das «cassiteron« gilt schon Homer als Helmmetall; der Kroate nennt aber den Helm «kacida«; auch die Käferfamilie «Cassidae« hat diesen Ursprung, nachdem sie sich mit ihrem unverhältnismäßig großen Halsschilde den Kopf vollkommen deckt; kok, kolk (spr. kuk) bedeutet dem Slaven «einen Teil des erzhältigen Berges, d. i. den ideellen Anteil an einem Bergwerke, im Deutschen als «Kuks« benannt; žik, deutsch «Schicht«, zeigt eine schwache Erz- oder Kohlenmächtigkeit an; «scoria« (bei Plinius) bedeutet Schlacke; im Slavischen bezeichnet dies die Kruste, welche sich an der erstarrenden Schlacke bildet; sip (= Geschiebe) d. Seifen u. s. w., alles Begriffe, denen besonders ein sprachlich gebildeter Bergtechniker nähere Beachtung widmen könnte. Es fällt auch auf, daß das Rasieren schon eine sehr alte Sitte ist, und scheint es schon in uralten Zeiten Mode gewesen zu sein, die Qesichtshaare zu entfernen. Die Marmorstatue des babylonischen Königs David, der um das Jahr 4500 v. Chr. zu Adab regierte, stellt denselben glattrasiert dar, indes die Könige um das Jahr 3000 v. Chr. schon mit gekräuseltem Barte dargestellt erscheinen. Es muß also zu jener Zeit schon der Stahl bekannt gewesen sein, wenn die Haare damals, wie dies zum Teile bei den Orientalen noch heute, nicht auf chemisch-mechanischem Wege entfernt wurden. Es gibt überdies eine Menge anderer Dinge, die sich dem unbeeinflußt beobachtenden Laien oft wesentlich anders bieten, als sie wissenschaftlich erklärt werden. Ich führe hier nur meine Ansicht über die Pfahlbauten an, die ich bei den Studien der Bödenbeschaffenheit in verschiedenen Gegenden gewonnen, und glaube, daß man der P f a h 1 z e i t eine bei weitem nicht zukommende Bedeutung seitens der Archäologen zumißt, weil man hauptsächlich die Moorflinde eingehend studiert, nicht aber die Möglichkeiten und Prämissen, w i e diese Gegenstände dahin gelangt sein konnten. Sobald man aber' in einem Moore eiserne Pflugscharen, Bronzeschmuck, keramische Produkte, Zerealien, Hopfen u. ä. findet, muß man annehmen daß die «Pfahlbauern« seßhafte Leute waren, die unmöglich auf dem Wasser gelebt haben konnten, und halte ich folgende Hypothese für weit natürlicher. Wohnte jemand an einem See oder in einem Inundationsgebiete, so erbaute er sich seine Wohn- und Wirtschaftsgebäude derart, daß er dem Hochwasserstande zugleich Rechnung trug, also auf Pfählen; und diese erhielten später, durch die Veränderungen des Wasserspiegels, erst den Schein von Wasserbauten. — Daß der Mensch direkte auf dem See gewohnt und dort den schwierigen Pilotenschlag ausgeführt hätte, ist sehr unwahrscheinlich, denn schließlich mußte er seine Herden, also seinen Lebensnerv, doch auf dem Festlande haben, und die sogenannten xPfahl-bauernx waren, wie die Funde aufweisen, sowohl Acker-baueralsViehzüchter. Daß wir aber heute die Phähle unter dem Wasser finden, hat einen ganz anderen Grund. Alle Seen mit Pfahlbauten sind von Bergen umgeben; der Wasserspiegel des Sees steigt aber allmählich, wenn ein natürlicher Abfluß nicht vorhanden ist, weil die Erosionsprodukte der Atmosphärilien, das Alluvium, den Boden des Sees stetig heben; der Mensch mußte daher öfter mit seiner Hütte bergwärts weichen und sich eine neue Unterkunft schaffen. Bei allen Naturvölkern beobachtet man aber, daß sie das Material der alten Wohnstätte aus Aberglauben wie aus praktischen Gründen (z. B. Wanzen) nicht mehr zum Neubaue verwerten; so z. B. in der Herzegovina; entsteht ein Hausbrand, so wird — auf dem Lande — gar nicht gelöscht; die Ruine bleibt, wie sie aus dem Feuer hervorging, und der Besitzer siedelt sich nahe davon von neuem an ; daher stammen auch am Balkan die auffallend vielen Hausruinen. Wo das Baumaterial teuer ist, findet es allerdings wieder Verwertung; hier wird es aber niemand beifallen, die festgekitteten Bausteine lösen zu wollen, da sich ja neue Bausteine im unangenehmen Überflüsse daneben befinden, ebensowenig wie jemand in einer holzreichen Gegend etwa einen tief im Seegrunde steckenden Pfahl ausgraben wird, da er sich einen besseren Ersatz weit müheloser im nahen Walde verschaffen kann. Auf diese Weise ist auch der Umstand erklärlich, daß sich im Lac de Chalain (Jura) der Wasserspiegel bereits 3 m über den Pfahlbauten befindet. Im Laibacher Moore sind Einbäume ausgegraben worden, die über 4 m tief lagen; wie soll nun ein 120 m2 umfassender horizontal liegender Kahn anders so tief gelangen, da er doch sicher als Wasserfahrzeug diente, als daß er seinerzeit im Wasser gesunken und später durch die Veränderung der Wasserstandsverhältnisse so hoch mit Torf und Moor überdeckt wurde. Der verstorbene bos. herz. Berghauptmann W. Radim-sky brachte in den xWissenschaftlichen Mitteilungen)! des Landesmuseums in Sarajevo indirekt für diese meine Behauptungen auch durch einen konkreten Fund die orientierende Bestätigung. Er schreibt: Im Jahre 1890 war bei Ružnići, unterhalb Ripač (Bosnien), ein Kalktuffkatarakt, wie solche in der Una häufig Vorkommen, durchbrochen worden, wodurch bei Ripač ein um F5 m tieferer Wasserstand erzielt und den häufigen Überschwemmungen der Ufergelände ein Ziel gesetzt wurde. Durch diese Melioration verloren aber die Mühlenbesitzer von Ripač einen Teil ihrer Wasserkraft, und um diese wieder zu heben, gingen sie daran, einige trockenliegende Katarakte oberhalb ihrer Mühlen zu durchstechen, wobei unter einer stellenweise bis 1 m mächtigen Tuffschichte ein Pfahlbau entdeckt wurde. Es scheint, daß wir es in Ripač mit einem der seltenen altenFlußpfahl-b a u d ö r f e r zu tun haben, denn es sind nicht nur die Pfahlköpfe, sondern an einzelnen Stellen auch die Plattformen, jedoch nur bei sehr niedrigem Wasserstande, über dem Flußspiegel sichtbar. Der Wasserstand muß also in alterZeit niedriger gewesen sein als heute und eine Anschwellung des Unawassers bei Ripač zu einem förmlichen See dürfte damals kaum bestanden haben. Aber später, ais sich das Flußbett hob, stieg auch das umliegende Inundationsterrain in gleichem Maße, weil auch der Fluß sein Bett wechselte, wie eben die Grabungen gezeigt haben. Der Pfahlbaugrund weist nämlich an einer Stelle oben eine 1'5 m starke Schichte von Lehm und Erde, darunter etwa 50 cm Flußgerölle und Kalktuff, welche wieder auf einer etwa 50 cm starken Kulturschichte lagern und erst unter dieser ist fester Untergrund. An einer zweiten Stelle lag unter dem 50 cm starken Kalktuffe schon die Kulturschichte und unter dieser der gewachsene Boden. Die schwarze Kulturschichte besteht aus Holzkohle, Asche und Schlamm; die große Masse der Holzkohlenstücke deutet der genannte Forscher dahin, daß das einstige Pfahldorf durch Feuer zugrunde gegangen sei. Die Pfähle sind unten zugespitzt; sie bestehen ausschließlich aus Eichenholz von 10—30 cm Durchmesser und sind in unregelmäßigen Abständen von 0'5—2 m eingerammt. Auch die an mehreren Stellen noch erhaltenen Plattformen sind aus gespaltenen Eichenstämmen hergestellt. In der Kulturschichte, sowie in den unteren Partien des Tuffes kommen zwischen den Pfählen massenhaft Tongefäßscherben, Hirschgeweihe, Eberzähne und Tierknochen vor. Man muß sich nun fragen, wie man sich die Pfahlbauten und die Funde daselbst zu erklären habe. Die Antwort ist sehr einfach und die Deutung jedermann sofort einleuchtend. Das vermeintliche Flußpfahlbaudorf findet man an der Una heute in ganz gleicher Weise; es sind dies die Müh- len und auch Kaufläden (dućani), welche die dortigen Bewohner auf Pfählen in den Fluß hineinbauen; die Fußböden sind aus Eichenbohlen, damit sie nicht so leicht nachgeben und vom Wasser nicht so bald angegriffen werden; nimmt heute ein Flochwasser die Mühlen und Verkaufsbuden, welche übrigens als Wohnstätte gar nicht dienen, fort, so bleiben dieselben Pfähle und Plattformen zurück, und wir haben ein prähistorisches Pfahldorf moderner Entstehung, womit sofort der phantastische Nimbus, den die Gelehrten der Pfahlbauzeit zugedichtet haben, in reale Prosa übergeht. — Der Wechsel der Kulturschichte, welche hier direkte auf gewachsenem Boden liegt, ist eben der Wanderung des Flußbettes der Una zuzuschreiben und ist dasselbe bei allen Flüssen der Fall, denen die Uferformation eine seitliche Bewegungsfreiheit gestattet. — Ähnlich sind die Verhältnisse bei Seepfahlbaudörfern. Da es hier keine Mühlen gibt, können die Pfähle entweder von Uferschutzbauten, Anlegerampen für Kähne und Boote, Flütten für Reservevor-räte herrühren. Daß aber die Wohnstätten selbst auf dem Wasser gewesen wären, ist höchst unwahrscheinlich, sondern die Fläuser standen außerhalb des Wasserbereiches, und zwar so hoch auf Pfählen, als es empirisch der höchste Wasserstand bei Regenperioden oder Wolkenbrüchen diktiert hat. Solche Vorsorgen waren in jenen Gegenden, wo Ansiedlungen in Inundationsgebieten lagen, somit natürlich begründet, und findet man z. B. bei Bosnisch-Novi noch heute genug solcher Bauten.*) — Daß wir an einem Punkte hohe Schichten von Kohlenresten und Asche finden, obschon jedermann die Asche notwendigerweise entfernt, ehe er ein Feuer anmacht, damit der noch schwache Brand nicht durch die Asche erstickt wird, dies verursacht das Wasser, welches alle leichteren Gegenstände an das Ufer u. z. immer gegen eine Bucht zutreibt — und dort finden wir ja auch stets die Pfähle. Die Knochen der verzehrten oder verendeten Tiere sind aus hygienischen Gründen, die Hirschgeweihe und Eberzähne, soweit sie nicht Verwendung fanden, als wertlos ins Wasser geworfen wor- *) Bringt es der Zufall, daß man daselbst zur Zeit des Hochwassers eintrifft, so kann man auch durch die Gassen von Novi in etwa 10 m langen Kanoes (Einbaum-Kähnen) fahren und so die «märchenhafte« Pfahlzeit vergegenwärtigt sehen. den; dasselbe geschah mit den Scherben zertrümmerter Gefäße, um Fußverletzungen zu vermeiden, daher man so selten einen gebrechlichen Gegenstand in ganzem Zustande auffindet; trifft man aber solche an, so können sie ebenso durch Kinder dahingelangt sein, die sich wohl seit den prähistorischen Zeiten nicht geändert haben werden und nach wie vor alle zur Hand befindlichen Gegenstände ins Wasser zu werfen pflegen. — Weshalb wundern wir uns überhaupt über die Entstehung großer Scherbenfunde? — Jeder Bauer besitzt ein Gestrüpp oder eine sonstige Stelle, wohin er alle wertlos gewordenen Hartgegenstände, wie: Porzellan-, Topf- und Glasscherben, alte Messer, Sicheln und Blechabfälle, zahndefekte Kämme, Knochen u. ä. schafft oder vergräbt, damit sich niemand daran verletzen könne. Ein Müller wirft sie selbstredend ins Wasser, der Karstbewohner in eine Höhle («ra-sovnjax), der Gebirgler in eine Schlucht. Dasselbe geschieht mit einem Tierkadaver: der Bauer vergräbt ihn, der Müller läßt ihn weiterschwimmen, der Karstbewohner wirft ihn in die Höhle und der Gebirgler in einen Wasserriß oder in eine Schlucht. So ist die Erklärung da, weshalb so unterschiedliche Tierknochen in einer Höhle beisammen sind, denn nicht der Mensch hat darin dauernd gewohnt, sondern seine Abfälle hat er dort deponiert, weil das Bewohnen von Höhlen auf die Dauer für Jedes Nackthaut-Wesen gesundheitsschädlich wird. — So ein Abfallshaufen, z. B. bei einer großen Stadt, wie Wien, wird einst ein Dorado für die Altertumsforscher werden, wenn unsere Gegend wieder einmal eine Eisperiode passiert hat.*) Eine wie wesentliche und notwendige Ergänzung hiebei die Etymologie gerade für die Archäologie bietet, ersieht man *) Sonderbarerweise bekämpfen mich auch die Arehaeologen, die doch erfreut sein könnten, daß sie endlich ihre Berge von ausgegrabenen Scherben jemand Bestimmten zuschreiben können, und daß gerade durch meine Entdeckungen auf dieses Gebiet einiges Licht kommt. Der schönste Topf, die kunstvollste Situla, die seltenste Münze hat keinen Vollwert, wenn man deren Erzeuger oder Besitzer nicht kennt. Die Scherben sind in Ägypten, in Spanien, Ungarn, Mecklenburg, Rußland u. s. w. die gleichen; die Fundstellen haben slavische Namen; die gleiche Ornamentik findet man noch heute bei den Slaven; wo haben wir also d i e zu suchen, welche jene Scherben erzeugten und gebrauchten? aus folgendem Beispiele. Konservator A. Rzehak zeigte i. J. 1909 der Wiener Anthropologischen Gesellschaft an, >< be-zeichnete Höhlungen vorhanden seien, die wohl kaum in die prähistorische Zeit zuriickweichenx. — Hiemit wurde die Sache abgetan, obschon sie mit dieser kurzen Schilderung in der Hauptsache noch gar nicht erledigt ist, denn nun drängt sich unvermittelt die Frage auf, welchen Zweck diese künstlichen, vertikalen F.rdröhren hatten, und was man mit xskrysex besagen will. Der Berichterstatter — anscheinend ein Ceche — kennt diesen slavischen Ausdruck allerdings nicht mehr nach seiner Bedeutung, aber der Slovene versteht ihn noch sehr gut, denn dies kennzeichnet ihm : das Versteck (skriti = verstecken*)- Die -Lokalität im Vereine mit der Sprachwissenschaft sagt uns aber hiemit unwiderleglich, daß diese Erdröhren dereinst zu irgendeinem Sicherungszwecke ausgehoben wurden, u. z. entweder als Depot für Feldfrüchte, wenn die oberirdischen Baulichkeiten gelegentlich nicht ausreichten, was noch jetzt mit Wasserrüben, Möh-iren, Erdäpfeln u. drgl. in vielen Gegenden geschieht, als Versteck bei feindlichen Einfällen sowohl für die bewegliche Habe als auch für die Menschen, nachdem man darin auch Brandstellen vorfindet; die Kampffähigen stellten sich dem Feinde entgegen, ihre Familienmitglieder brachten sie hingegen in einem solchen Verstecke unter und verdeckten in unauffälliger Weise die Einlaßöffnung auf die Gefahrdauer. Nicht ausgeschlossen ist es überdies, da die Tiefe auffällt, daß man bei feindlichen Einbrüchen an voraussichtlichen Annäherungspunkten solche Fallen anlegte, um den Gegner automatisch hineinfallen zu lassen, von wo er sich mit Rücksicht auf das ungünstige Profil der Grube — das einer Flasche — einzeln schwer retten konnte ; es waren dies sonach eine Art von Wolfsgruben, wie man sie auch heute militärischer-seits in der Zone der Hindernisse anzulegen pflegt. Jene Gruben nun, welche unten Brandstellen aufweisen und keramische Reste ältester Provenienz enthalten, sind je- * Die Cechen besitzen wohl noch den verwandten Begriff xskritekx = der Hausgott, der im Hause Versteckte, Unsi c h tb a r e, aber dieser Ausdruck ist doch schon etwas zu entfernt vom Realen. denfalls auch uralt, also vermutlich prähistorisch; es kann aber der Anthropologie doch auch nicht gleichglltig sein zu erfahren, wer diese Gruben hergestellt und in denselben fallweise gewohnt hat: doch nur derjenige, der sie ihrer Bestimmung gemäß auch benannt hat, also wieder — der Slave! — Solche Momente sind es, die, wenn irgendetwas, den Forscher v e r 1 ä ß 1 ic h über das Gebiet der Kulturgeschichte auf jenes der Völkergeschichte hiniiberführen. Daß einmal eine Uferansiedlung durch eine Elementarkatastrophe (Wolkenbruch, Torrenten, Erdrutschung, Erdbeben) zugrunde ging und dabei alle Gegenstände des Hauses sofort oder mit der Zeit in den See gelangten, ist auch natürlich, da dies ja heute ebenso zutrifft; aber eingerammte Pfähle bleiben in den meisten Fällen stehen, da sie dem Wasser eine geringe Querschnittsbelastung bieten; außerdem werden die Pfähle später nur noch mehr fixiert, wenn neues Alluvium hinzukommt. — Andererseits sind Seen ganz verschwunden oder zu Mooren geworden, wenn der See einen oberirdischen Abfluß hatte und sich dieser durch die Erosion ein immer tieferes Rinnsal schaffte oder sich der Seeboden durch stetig zukommendes Seifenmaterial hob, so daß der Seewasserspiegel naturgemäß sinken mußte und auf diese Art auch der See selbst mit der Zeit verschwand. E s m ü ß t e daher in verschwundenen Seen der Kulturgrad der Fundstücke gegen die Mitte zu —, bei noch bestehenden Seen aber abnehmen; ob dies auch zutrifft oder überhaupt beobachtet wurde, ist mir nicht bekannt.*) — Limnographische Beobachtungen, Untersuchungen über die Sedimentation und die Wandlungen des zugeführten Alluviums, sowie Notizen über die kulturellen Veränderungen der Uferobjekte könnten aber in dieser Hinsicht mit der Zeit positive Daten zuführen. Es mutet auch die Behauptung immer eigentümlich an, daß die vorgeschichtlichen Kulturepochen in eine eigene * Es gibt allerdings noch heute Pfahlbauten, die ganz im Meere liegen (z. B. an der Insel Celebes); ob dies der Raubtiere, Giftschlangen, Springfluten, aus hygienischen Gründen oder ungünstiger Festlandsbodenverhältnisse wegen geschieht, ist schwer zu entscheiden, wenn man lie lokal-maßgebenden Gründe nicht durch Augenschein kennt. Stein-, Bronze- und Eisenzeit gruppiert werden, und dies daraus deduziert wird, weil man an einer Stelle die Spuren aller dreier zusammenfindet. Es ist ja selbstverständlich, daß es einst ausschließlich Steinwaffen gegeben hat, aber diese Zeit wurde in dieser Gegend früher, in der zweiten später, in der dritten noch bis heute nicht von der Metallzeit abgelöst. Liegen aber Werkzeuge aus Stein, Bronze und Eisen in einem gemeinsamen Grabhügel oder in einem Kjökkenmöddinger beisammen, so standen sie bereits im gleichzeitigen Gebrauche. Weshalb soll nicht jemand eine Steinwaffe gebrauchen, indes der Nachbar eine solche aus Eisen besitzt? Der Dampfpflug arbeitet heute neben dem Holzpfluge; es gibt noch genug Leute, die Zündhölzchen, aber zugleich auch Stahl, Schwamm und Feuerstein in der Tasche tragen, um sich im Falle des Naßwerdens der Streichhölzer noch immer ein Feuer beschaffen zu können. In derselben Gesellschaft trägt einer eine goldene, der andere eine silberne, der dritte eine Nickeluhr; die eine Dame einen echten, die andere einen falschen Schmuck; armen Leuten genügt ein Trauring von versilbertem Blech, dem Reichen nur ein goldener; ein Hirte trägt noch in der Kürbisflasche sein Getränk mit, der andere schon im Tonkruge; der primitivere ist der erste, aber dabei der praktischere, weil sein Behältnis weniger gebrechlich ist; der erstere kann dabei sogar der vermögendere sein, aber dies diktiert ihm die Sparsamkeit. In alten Gräbern findet man oft nichts, als paar Tonscherben, wenn es arme Leute waren, und die Gegend selbst kulturarm ist; in reichen Gegenden werden hingegen die wertvollsten Funde gemacht. — Alles dies hängt und hieng zu allen Zeiten vom Vermögen, dem Geschmacke und den praktischen Anschauungen ab. Es ist gar kein Zweifel, daß der arme Bosnier seine Egge, die er sich ad hoc aus einem Querholz konstruiert, in das er einige frische Aste steckt, gerne durch eine eiserne substituieren würde, aber diese kostet eben — Geld! — Die Theorie braucht für jedes Ding eine eigene nummerierte Schublade, die Praxis macht aber die Theorie auf allen Linien zu Schanden! Wenn wir den richtigen Blick für die Urzeit gewinnen wollen, so müssen wir den bedenklichen Mangel an Widerstandskraft gegen die Wahngebilde des Aberglaubens endlich erkennen und alle die skurrillen Vorstellungen abstreifen, als ob sich der Mensch seither physisch, biologisch oder sozial geändert und es einst nur Menschendrohnen gegeben hätte, die arbeitslos vegetierten, Mythologien konstruierten, Mystik betrieben, auf Bärenhäuten liegend pokulierten und lediglich als Helden Balladenstoffe boten. — Die Urzeit des Kulturmenschen war ebenso abwechslungsreich und im allgemeinen nicht anders, als die Gegenwart. Die wilde Rebe gibt keinen genießbaren Wein, sie muß gepflegt werden, und diese Pflege erfordert eine harte, verständnisvolle Arbeit; (und doch wird des Weines seit der Dämmerung der Geschichte oftmals Erwähnung getan, und deshalb haben fast alle Sprachen für diesen Begriff dieselbe Sprachwurzel, ein Zeichen, daß wir es mit einem uralten, von einer Zentrale ausgegangenen Worte zu tun haben. Die schönen Bronze-und Eisenwaffen, die Reliefarbeiten und Schmuckgegenstände, alle die Objekte der Keramik in den Gräbern erforderten dieselbe Arbeit wie heute, ehe aus den Rohprodukten ein solcher Gegenstand hervorging. Es muß einst auch ganz bedeutende Handelsverbindungen gegeben haben, denn z. B. der Bernstein ist überall als Grabschmuck zu finden, und die Fundorte desselben sind doch sehr rar; auch einer Vergnügungsfahrt wegen hätte wohl niemand den Isthmus bei Suez oder auf de.r Halbinsel Krim durchstochen; und die allgemeine Landes- und Küstenbefestigung, die bewunderungswürdig organisiert war, läßt doch in bestimmter Weise darauf schließen, daß man feste Wohnsitze hatte und sie auch nicht ohne äußerste Gegenwehr preiszugeben willens war. Diese Etymologie führt uns überdies dahin, daß man auch die Enstehung der etnographischen Begriffe den allgemeinen Gesetzen des unbeeinflußten historischen Geschehens unterwerfen muß, wodurch die Prärogative der differenzierten Abstammung von selbst in Brüche geht. — So hat die Rassenlehre einen Kurs eingeschlagen, der schon vom Standpunkte des nüchternen Denkens niemals zum ersehnten Hafen führen kann, denn während sich die objektive Wissenschaft mühsam tastend fortbewegt und sichere Merkmale gar nicht laut anzugeben wagt, stürmt der Chorus mit inhaltslosem Geschrei über die wissenschaftlichen Bedenken skrupellos hinweg und setzt mit dem Rassenkampfe ein, ohne welchen festen Boden hiezu zu haben. Wenn nicht alles trügt und der gesunde Verstand in zwölfter Stunde nicht die Oberhand gewinnt, so gehen wir nach den glücklich bieende(ten Religionskriegen der noch zersetzenderen und blutigeren Ära der Rassenkämpfe entgegen, weil wir einer gewalttätigen Pseudo-Wissenschaft nur einen zaghaft kombabischen Widerstand entgegensetzen. Es ist doch jedem denkenden Laien unfaßbar, wie die Anthropologie nach einigen alten Schädeln schon genau begrenzte Gesetze für Rassen und Sprachen aufstellen konnte, wo wir doch alle wissen, welche Differenzierungen es schon in einer Familie in Bezug auf Schädelbau, Typus, Größe, Haut- und Haarfarbe geben kann, und welche Unterschiede sich diesbezüglich schon dem Beobachter der Bewohner eines einziges Dorfes ergeben, wo fast nur von einer Inzucht gesprochen werden kann. — Wie unbedacht, ja geradezu unglaublich gewissenlos oft Behauptungen aufgestellt werden, deren Entstehung in der Folgezeit oft schwer kontrolierbar ist, und wie RassengeschLchte «gemacht« wird, zeige folgende Tatsache. — Dr. Biedermann schrieb in seiner Abhandlung «Die Serbenansiedlungen in Steiermark« (p. 33): «Immerhin ist es jedoch richtig, daß in der Pfarre Hajdin (bei' Pettau) ein Menschenschlag wahrgenommen wird, der vom Typus der einheimischen Slovenen merklich a b w' e i c h t, indem dessen Repräsentanten durch ihre kleinen schwarzen und geschlitzten Augen, durch aufgeworfene Lippen, eine plattgedrückte Nase und stark vortretende Backenknochen, häufig auch durch schwarzes, gekraustes Haar sich von ihrer Umgebung abheben.« — Es berührt eingenartig, wieso ein ernster Forscher etwas als Tatsache hinstellen konnte, was er selbst unmöglich wahrgenommen hat, oder wie er eine so bedenkliche Mitteilung ungeprüft in einer wissenschaftlicher Publication darzulegen imstande war, denn es mußte ihm auffallen, daß somit Hajdin das Dorado für alle Anthropologen wäre, weil hier geradezu die weißgewordenen Äthiopier wohnen müßten. — Es ist gewiß kein Zweifel, daß sich hier einzelne Vertreter finden, die vom Äußeren des Gros der Bewohner in dieser oder jener Hinsicht abweichen; wer sich aber die Mühe nimmt und sich den Typus der Pfarrinsaßen von Haidin gründlich ansieht, was man am besten summarisch und unauffällig sonntags anläßlich des Kirchenganges der Bevölkerung abtun kann, der wird sich unbedingt sagen müssen, daß die Rassenabweichungen hier in gleichem Maße vorliegen, wie in jedem anderen Orte. — Nun wie kam Biedermann zu dieser sonderbaren Entdeckung? — Ihm schwebte lediglich der Ortsname «Haidin«, als aus «Heiden« hervorgegangen, vor, und nur diese Prämisse hat ihm den Schluß suggeriert, die Haidiner zum Teile als Abkömmlinge von gefangenen Türken (Mongolen, also «Heiden«, anzusehen. Nun stimmt aber dies in der Praxis auch nicht, denn die türkischen Soldaten waren zum großen Teile ohnedies auch Slaven, ja die Garde, die Janitscharen, ist größtenteils aus importierten Slavenkindern ergänzt worden, — woher also eine ausgesprochene Rassendifferenz!* — Überdies haben die Slovenen in ihrem seinerzeit berechtigten Hasse gegen die Osmanen es kaum zugelassen, daß sich ein gefangener Türke mitten unter ihnen nach dem mohammedanischen Muster etwa auch einen Harem gründet, oder ihm schwerlich eine Gnadenfrist gewährt an eine Familienrestauration zu denken, welche noch heute unter sich keinen israelitischen Krämer auf die Dauer dulden, wenn er nicht in entsprechender Frist den Weg zum Taufbecken findet; und die paar Türkenkinder, welche bei einem ungünstigen Gefechtsverlaufe zurückgelassen werden mußten, und die später als «natus in Saracenis« ganz vereinzelt in Taufmatriken aufgenommen erscheinen, können doch nicht ln der Folge von derartigem Einflüße gewesen sein, daß sie gerade den Typus der «Haidiner« merklich beeinflußt hätten. Desgleichen brachte die Kraniologie in die Urgeschichte des Menschen eine heillose Verwirrung und hat selbst nüchterne Forscher auf Abwege geführt, weil die intensiven Messungen, deren eine nie der andern im Resultate gleicht, zur Hauptsache, die natürliche Beobachtung und das einfach logische Denken dabei zur Nebensache wurden. — So sollen die Hunnen die Sitte der Verunstaltung des Schädels besessen haben und fanden es für schön, wenn der- *) Aus verschiedenen Quellen wie Überlieferungen geht überdies hervor, daß sich z. B. die Slovenen mit dem Gegner leicht verständigten. In den meisten Fällen waren die Räuber daher nur sla-vische, der Türkei unterstehende Bewohner jenseits der Savegrenze, mag man sie heute nun als Raitzen, Serben, Bosnier u. drgl. bezeichnen. Ihre Haupttendenz war Menschenraub, und die Geraubten können nur wieder Slaven gewesen sein! selbe zuckerhutartig verlängert aussah, denn daran seien die Hunnenschädel zu erkennen. Und ändert, — abgesehen davon, ob dies überhaupt wahr ist — eine solche Modetorheit etwas an Rasse oder Sprache, denn man kann auch heute beim Rinde diese Schädelform zur Entwicklung bringen, wenn man den Kopf , eine zeitlang mit Bändern verschnürt hält; dies kann doch kein anthropologisches Merkmal sein, da wir ja auch heute genug Menschen mit Spitzköpfen haben; und die Chinesin ändert sich in Bezug auf Rasse, wenn sie ihré Füße freiwillig verkrüppelt, ebensowenig, wie die Modedame, die sich der Taille zuliebe mit dem Mieder die Wirbelsäule verkrümmt. — Oder hat ein Slave, der plötzlich als Germane auftritt, oder ein Deutscher, der aus praktischen Gründen spontan ein Magyare wird, anatomisch oder somatisch seine Rasse oder Abstammung gewechselt? — Gewiß nicht, und wenn er noch so täuschend seinen Namen verdeutscht oder magyarisiert! Unter prähistorischen Schädeln findet man fast immer Lang- und Kurzschädel beisammen, ebenso wie oft in derselben Familie; wo steckt da also der Rassentypus basiert auf Schädelformen? Ein Virchov glaubte sogar nach dem Schädel die sprachliche Stammeszugehörigkeit zu erkennen, und dessen Autoritätsirrtum haben die Epigonen blind in Pacht genommen, ohne die Diskrepanz der Behauptung wahrzunehmen, was doch so leicht gewesen wäre, denn diese Ansicht ist ganz unhaltbar, wenn man nur erwägt, daß einer z. B. als Slave geboren und als Deutscher gestorben sein kann; hat dessen Sprache oder Gesinnung die Schädelform auch rekonstruiert? •— Und berücksichtigt man noch die permanent wirkenden Kreuzungen, so ergibt sich nur mehr die trostlose Frage, wo der Rassenbiologe noch ein jungfräuliches Gebiet finden könnte!*) *) Den Baumeistern bezw. Züchtern der strengen Rassenbiologie seien an dieser Stelle die Forschungen des Dr. v. Velics empfohlen, welcher in der Enleittung zur Publikation: »Über Ursprung und Urbedeutung der Wörter» (Budapest 1902) zur Bekräftigung der interlingualen Hypothese schreibt: »Hautfarbe, Gesichtswinkel und Haarbeschaffenheit sind wahrscheinlich verschwindend leichtwiegende Momente der Argumentation für die vielerlei Art des menschlichen Geschlechtes und fiir die Verschiedenheit der Quellen der menschlichen Sprache, in Betracht der schlagenden Die Naturgesetze lassen sich vor allem von Menschen nicht gängeln. Und wer so nebelhafte Theorien immer wieder und umso rücksichtsloser verficht, je durchsichtiger ihre Haltlosigkeit zu werden beginnt; wer Systeme aufbaut auf die subtilen Messungen eines Neandertalschädels, welcher anscheinend viele Hunderte von Jahren unter schwerer Erddecke lag, daher auch deformiert sein kann, oder gar einem Kretin angehörte,— der kann doch nicht ernst genommen werden, wenn er auch als Autorität gottgleich gehalten wird, denn die lebende Stimme von Heute ist unerschütterlich nur der leise schwindende Widerhall des toten Einst! Die gesamte Rassenlehre, wie sie sich heute bietet, ist meiner Erkenntnis nach eine unter der ernsten Maske der Wissenschaft hausierende Irrlehre, deren Fabriksmarke aber jeder denkende Mensch sofort erkennen kann; sie ist im jetzigen Stadium nichts weiter als eine Klassenlehre im Interesse national-feudaler V orrechte, als ob wir uns wieder das finstere Mittelalter, die Zeit der Herren und Knechte, herbeisehnen wollten. — Und wissen wir nicht alle, daß heute niemand mehr ernstlich imstande ist irgendwelche Blutmischungen kulturmäßig zu skalieren, nachdem eine dauernde Superiorität einer bestimmten Rasse schon dadurch empirisch widerlegt wird, daß die verschiedensten Volks- und SpraChkategorien ihre Flut und Ebbe in der Geschichte und Kultur bereits hinter sich haben, ein Beweis, daß in den natürlichen Kreislauf der Dinge keine Macht der Welt mit Erfolg eingreifen kann! Das .einzige Arkanum für die Zukunft eines Volkes ist der gesunde volkswirtschaftliche Fortschritt; überdies werden jene Kulturvölker, die dem Kindersegen keine bewußte Grenze setzen, stets gegen jene im Kraftvorteile bleiben, welche eine zahlreiche Nachkommenschaft als Ballast an- Beweise, welche die unbegrenzte Fruchtbarkeit zwischen Menschen verschiedener Hautfarbe, der gleiche anatomische Bau, Gleichförmigkeit der physiologisch - biologischen Erscheinungen (gleiche Anzahl des Pulsschlages, gleiche Körpertemperatur, gleiche Dauer der Schwangerschaft u s. f.), vorzüglich aber die gleiche physische und ethysche Veranlagung uns an die Hand geben*. sehen, und ist geradezu bei den slavischen Völkern bis heute kein Merkmal einer Populations-Kasteiung an den Tag getreten. Sonderbarerweise hat aber diese «Wissenschaft« gerade in Deutschland besonderen Nährboden gefunden, wo doch jedermann weiß, daß dieses Gebiet nichts weiter als ein großes slavisches Gräberfeld ist; die lebenden Zeugen der einstigen Bewohner sind ja in den slavischen Provinz- und Ortsnamen niedergelegt; ja die Germanisierung dauert doch schon Hunderte von Jahren fort und vollzieht sich heute weiter vor unseren Augen; politisch kann dies der Wissenschaft einerlei sein, aber auf solcher Basis von einer Reinkultur einer Rasse zu sprechen, wie es doch rassenbiologische Publikationen offen tun, dieses kann wohl nur ein wahnbetörter Irrtum sein! * * * Daß in jedem Namen ein Stück Wahrheit steckt und daß der Volksinstinkt, nur deshalb nicht irrt, weil er den Zusammenhang von Einst und Jetzt niemals verloren oder unterbrochen hat, mögen folgende Beispiele zeigen. — Den Geologen befremdet es leicht, wenn er in einer Gegend einige vulkanische Gesteinfragmente findet und sich diese in einem ganz fremden Milieu nicht erklären kann; weiß er aber, daß sich in der Nähe eine kraterartige Vertiefung befindet, die z. B. der Slovene: «žega, žekno, žegar« (Krater, auch Öffnung des Schmelz- oder Kalkofens) nennt, so erhält er damit die Bestätigung, daß hier einmal ein vulkanischer Berg war, und daß diesen der Mensch selbst noch gesehen haben muß; und dies war wohl nicht im 5. oder 6. Jahrhunderte n. Chr. Geb., sondern aller Wahrscheinlichkeit nach noch in der Tertiärzeit, so wie es unbedingt abzuweisen ist, daß diese Erkenntnis den geognostischen Erfahrungen des primitiven Gebirgsbewohners entsprossen sei, wenn sie schon einen Fachgeologen vor ein Rätsel stellt. ;— Sieht man sich aber in einer solchen Gegend nach näheren Argumenten um, so kann man sich auch weiter überzeugen, daß dies durchaus keine Zufälligkeiten, unmotivierte Einfälle oder Traumgebilde sind. So ist gerade bei «Žega« (auch «Sega«), einem Orte bei Stude-nitz (Untersteiermark), — mag auch die Etymologie gründlich falsch sein —, nicht nur der Krater selbst durch den Namen festgelegt, ja es befindet sich da nicht allein die kraterförmige Vertiefung und das vulkanische Gestein sporadisch im Umkreise, sondern der anstoßende Berg selbst heißt obendrauf xBesni-x oder xBesniski bregx (= feuerspeiender, wütender Berg), wobei es auffällt, daß der Name schon in jenem vorgeschrittenen Stadium der Sprachentwicklung angewendet wurde, als xbes, vesx nur mehr als Prinzip des Bösen galt, sonach zwischen der Ursprache und dem Beginne der vulkanischen Tätigkeit jenes Berges bereits ein bedeutendes Zeitinterkalare liegen mußte. — Desgleichen befindet sich in den Karpaten zwischen dem Fluße Czyroka bis zur Wielka Aga eine Gebirgskette, welche die Bevölkerung als xWyhorlax (ausgebrannter Vulkan) bezeichnet, Die Geologie sagt, daß dort vor undenklichen Zeiten Vulkane waren; überdies sind noch heute die Kraterformen sowie die vulkanische Asche daselbst zu sehen, und der Name selbst beweist es als dritter im Bunde.*) Ich habe meinerseits auch den praktischen Beweis erbracht, daß diese Thesen im allgemeinen richtig sind, denn auf Basis der topographischen Etymologie suchte ich lokale Analogien und fand auf dieser Basis tatsächlich alte Bergwerke, Erzstätten, Nutzsteinlager, Mineralquellen u. a. in jenen Gegenden, die mir früher ganz unbekannt waren. — Mögen nun diese ernsten, an Zeit, Geld, Arbeit und Studium überaus kostspieligen Erfahrungen und Lehren, wenn sie einstweilen auch von den Gelehrten älterer Observanz als geistige Errungenschaft nicht das xplacetx erhalten, so doch jenen natürlich denkenden Gläubigen Nutzen bringen, welche sie in der Praxis verwerten wollen, denn ist die Etymologie'einesNamensrichti g, soerbringtdie Natur hiezu den Gegenbeweis selbst.* **) *) Einige Kritiker bezeichneten alle diese, momentan überraschende Tatsachen als meine Phantastereien. Glaubt man vielleicht gar, daß ich am Wyhorla oder Besniški breg auch den Krater ausheben und die Umgebung mit vulkanischem Gesteine besäen ließ? ** Es fällt z. B. im serbischen Volksliede auf. wenn der Geliebte prahlt: >< (Grenze), xolim, olimjex (Grenzgebiet) bezeugt. Die Grenze zwischen Thessalien und Makedonien, d. h. die Pässe, mußten militärisch bewacht werden. Der Kommandant eines Teiles dieser Linie war der Kronos (gran, gron = Grenze), eines anderen Teiles Uranos (Vranos, brana, vrana = Verteidigungsstelle), eines dritten Zeus (#£Óg, deus, dev, div, divinus, dieu u. s. w.), der Beobachter feindlicher Vorgänge. So ist es auch erklärlich, daß Kronos den Uranos entthronte und dieser wieder vom eigenen Sohne Zeus um die Herrschaft gebracht wurde; es sind dies wohl nur Kämpfe um die höchste Kommandostelle und Gewalt in jenem Grenzgebiete, welches zum Schlüsse auch zum Göttersitze einer solchen Heroenfamilie wurde, was die Epiker und die Volksdichter dann noch poetisch ausprägten und erweiterten. Diese Deutungen werden wohl als ungeheuerlich angesehen werden, denn schon die Verquickung mit dem S 1 a-vischen allein gilt als ein Kriterium des Unmöglichen. Doch wird sich dagegen nicht mehr viel ausrichten lassen, denn es tritt immer klarer und entschiedener der Grundzug hervor, wonach alle Götter weiten in jener Zeit zu keimen begonnen haben, als noch die Ursprachemaßgebendwar, undKampf undKrieg noch das eigentliche Lebenselement unserer Vorfahren ausmachte n.*) Man muß daher bei dieser Beweisführung wieder die sozial-militärischen Urzustände in eine logisch-harmonische und genetische Wechselwirkung mit der Sprachwissenschaft bringen, denn niemand gebraucht für ein bekanntes Objekt ein unbekanntes oder u n-ver standen es Wort. Betrachtet man in diesem logischen Sinne auch kurz die Kosmogonie der Edda, so wird man sofort zugeben müssen, daß dieser Cialimathias nicht der Gedankensphäre eines natürlich denkenden Menschen entstammen kann, sondern nur die künstliche Verballhornung einer Vorgefundenen Naturreligion ist, in welcher man die noch zum Teil er- * So wird die naturgemäße Inferiorität des Weibes bei den Naturvölkern erklärlich: dem Manne oblag der ständige Schutz der Scholle, dem Weibe die ganze Sorge für die Familie. kannten Begriffsbedeutungen sprachlich falsch interpretierte, und auf dieser fehlerhaften Etymologie einen planlosen Bau ausführte. —- Es diene zum Beweise hiezu nur folgender Auszug aus der germanischen Weltschöpfungsmythe: Das Weltall ist ein mächtiger Baum, die Welt esche «Askr Yggdrasil« ; in ihrem Gezweige weidet der Windgott Odin sein Roß (ein Pferd auf einem Baume!), sowie auch die Ziege «Heidrun«. — Die xAsenx (= Qötter) schufen im Uranfange aus zwei Bäumen das erste Menschenpaar, den A s k r und die E m b 1 a. Die Erde heißt Midgard; sie ist von der großen Midgardschlange umschlossen und gegen Anfälle der Riesen und Einbrüche des Meeres durch Wälle geschützt. Die Ruh Andumia speist die Meerriesen; aus ihr geht xBurix hervor, der den xBorx und die «Vestla« zu Rindern hat etz. Die Begriffe: xAsen, Buri, Bor, Vestlax sind schon an anderer Stelle erklärt; «Midgard« ist ein Grenz verteidigungspunkt (mid-grad) und mit solchen ist die ganze Grenze xumschlungenx; die Wälle ergänzen noch diese Erklärung. — Die Welt esche xAskr Yggdrasil« ist jedoch etymologisch der gefürchtete Rrieger, der Held, also kein Baum. Die slavischen Balkanvölker wie die Osmanen, Per,ser u. ä. verstehen unter «askerx = R r i e-g e r, A r m e e, Militär überhaupt, denen ein >< richtig ist. Abgesehen von der Tatsache, daß es um das Jahr 1817 keinen *) Es fällt auch auf, daß z. B. die Slovenen noch alte Begriffe für Kleidungsstücke kennen, die schon längst mit dem Schwinden der Trachten alle praktische Anwendung verloren haben, aber man findet dieselben in anderen Sprachen u. z. modernisiert, wieder; so «župane«, ein ärmelloses Kleid (anscheinend ein Schutzkleid für Hirten), als Joppe im Deutschen, als «juppon« im Französischen als Schlafrock (župan) im Cechischen; «mohaj« war ein schwarzes weibliches Oberkleid mit breitem grünem Saume (ähnlich der Schlesierinnen-Tracht), als «mohair« im Englischen; «rob, robača«, ein Kleidungsstück mit einem Saume (statt auslaufender Fransen), als «robe« im Französischen; «bregese«, eine Kniehose aus starkem Hausleinen, als «breeches« (Reithose) im Englischen; «burnus«, ein Schutzkleid gegen Wind und strenge Kälte (bura), ist auch den Arabern und Marokkanern bekannt; «godeže« erwähnt Lichtenstein (in «Frauendank«) als «ein windisch wibes kleit«; heute unbekannt, aber anscheinend ein Miederkleid und im Französischen als «cottes«, oben enge, unten weite Kleider des Mittelalters, erhalten. — 18* Menschen gab, der die hiezu nötigen Sprachenschätze gekannt hätte, die erst später durch Kopitar, Miklosich und Dobrovsky gehoben wurden, mangelt vor allem die logische Vorstellung, daß jemand mit immensen Sprachkenntnissen eine so aussichtslose Arbeit, wie sie die Herstellung der Syn-chronie einer mangelhaft bekannten Sprache mit den gleichlaufenden kulturellen und sozialen Verhältnissen von einst in einem größeren Gedichte erfordert, vorzüglich löst und dablei no,c,h seine Autorschaft verschweigt. Wäre aber immerhin eine solche umfangreiche Zurückdichtung sprachlich denkbar, so sprechen dagegen noch besondere Umstände, die erst jetzt durch meine topo-nomischen Forschungen ihre Klärung finden. Die abgebrochenen Anfangszeilen der Grüneberger Handschrift : .... všiak ot svej čeledi v o j e v o d i. mužie pašiu, ženy ruby strojiä . . .(d. i. jeder leitet die Verteidigung seiner Gemeinde, die Männer weiden, die Frauen verrichten Hausarbeiten . . .) deuten schon dahin, daß xvojevodix in der Entstehungszeit des Gedichtes noch mit der Hirtenverfassung innig verknüpft war. Dieses patriarchalische Verhältnis konnte Hanka unmöglich bekannt sein, denn wie konnte ein Moderner als Fälscher je auf die ungewöhnliche Idee kommen, den Begriff xvojevodx (= Herzog) mit dem Vorsteher oder St am mesältesten einer Hirtengemeinde zu identifizieren oder in nahe organische Verbindung zu bringen, was sich erst jetzt durch die Ortsnamenforschungen als zutreffend herausstellte. Ich glaube vielmehr, daß die Handschriften eine uralte Dichtung enthalten, welche in den Klöstern immer weiter abgeschrieben und dabei stets dem jeweiligen Sprach-gebrauche möglichst angepasst wurde, daher auch synchronistische Sprachinkonsequenzen aufweist; die nun vorhandenen Manuskripte rühren vermutlich von einem Mönche her, denn schon der wiederholte Lautwechsel des c für k läst auf latei-n'schen Einfluß schließen. — Ob nun Hanka an der Schrift selbst etwas ausgebessert hat, ist für die Hauptsache, d. i. die Dichtung an sich ganz irrelevant; entschieden ist es aber erwiesen, daß er in der Münzaffaire in ähnlicher Weise gewissenlos und sträflich denunziert wurde. Man kann aber andererseits auch vom Standpunkte der Chemie und Paleographie, also zur Fälschung dem weitaus schwierigsten, für die Echtheit keine Bedenken ermitteln, wohl aber angeblich vom sprachlichen. Doch auch in dieser Hinsicht sind die vorgebrachten Fälschungsmomente sehr lendenlahm, weil die Gegner eben keinen Blick über den Zaun ihrer engbegrenzten Beobachtungszone werfen. ■— So sagt man, daß der im Gedichte vorkommende xVestonx der Name eines englischen Ritters sei; vergleiche man nun die Etymologie von xvesx und man wird einen solchen bodenständigen Ritter auch vielleicht nächst Prag finden. Man beanständet die Form xsiryx (= breit), weil man sie im Altčechi-schen nur als xeiryx kennt; aber erstere Form kommt sonst in allen alten Volksliedern unzähligemale vor; kann es denn nicht möglich sein, daß das xsx und xčx im AltCechischen "einmal nicht phonetisch genau dargestellt werde, oder daß sich in der Handschrift überhaupt sprachnachbarliche Einflüsse geltend machen konnten; wahrscheinlich ist aber xeiryx auch xcirx (= Grenze) ganz richtig, sonach: die breite, die benachbarte (Welt) bedeutend, welcher Begriff den Kritikern eben fremd ist. — Weiters wird als bedenklich hervorgehoben, daß in der Bezeichnung xkrajina Neklaninax eine unrichtige Konstruktion und eine grammatisch falsche Anwendung des Adjektivs vorliege; das ist aber gar nicht unrichtig, sondern nur eine abweichende Form, die der Südslave noch immer in bestimmten, diesem ähnlichen Fällen gebraucht; so sagt man z. B. xkrajina Posavinax (= die Savegegend) statt xkrajina posavinskax, wobei in allen Fällen xkrajinax unnötigerweise beigefügt wird, und geschieht dies eben nur dann, wenn der Zuhörer mit der anzuführenden geographischen Situation nicht vollkommen vertraut ist, oder aber hier als licentia poetica. — Man beanständete xb o sx chlapecx statt xbosyx ; der Slovene sagt aber xb o s hlapecx und xbosi hlapecx (= der barfüßige Knecht}, je nachdem er dies allgemein oder speziell ausdrücken will, und doch wird der Unterschied als bedenklich erklärt. Es zeigt dies nur, daß die Scholastik von Heute für so manche noch gangbare Sprachfeinheit unempfindlich geblieben ist. Wenn daher die Anhänger des Prinzips, daß alles, was man selbst nicht versteht oder sofort erklärlich findet, gefälscht sek mit keinen solideren Gegenbeweisen auftreten können, so müssen sie sachfällig werden, denn die bisher vorgebrachten Argumente kann die Sprachwissenschaft, sobald dieselbe einmal den beschränkten Dorfstanapunkt aufgibt, alle entwerten. — Jede Gegend zeigt kleine Sprachnüanzen, jeder Schriftsteller hat seine Eigenheiten, von Kilometer zu Kilometer ändert mancher Begriff seine Bedeutung, nur die erwähnten beiden Handschriften müssen die Sprache jenes geistigen Krähwinkels führen, dem der Zensor entstammt! •— Es kann aber eine Sprache, die einfach und natürlich gehlieben ist, nur unter der Voraussetzung einfach und natürlich geblieben sein, wenn sie von fremdwärts unbeeinflußt und niemals in Dependenz oder akademischer Behandlung war; jede andere Erklärung ist a priori anfechtbar, nachdem eine Sprache im erweiterten Gebrauche, — vielleicht Gewaltmittel ausgenommen —, niemals kompendiöser sondern stets breiter wird. —Die slovenische Sprache hatte daher durch die mangelnde Gelegenheit ihre Originalität einzubüßen, — wenn sie tatsächlich die Grundsprache; bildet, was man wenigstens in Bezug auf die slavischen Idiome zugibt, — sozusagen nur Glück im Unglücke; obi es 'im Gegenteile für die so lange irrlichternde Ur-geschichtsforschung nicht richtiger gewesen wäre, diese Sprache vor allenandernin den Kalkül der Sondierungen einzubeziehen und sie reeller zu bewerten, statt ganz zu vernachlässigen, — diese Antwort liegt wohl schon nahe, soll aber von der Zukunft gegeben werden. — Tatsächlich müssen Kenner der slavischen Sprachen zugeben, daß einzelne Idiome dem Altslovenischen umso ähnlicher erscheinen, je ältere Sprachenproben zu dessen Vergleiche verwendet werden. — Andererseits ist es selbstverständlich, daß alle im Buche angeführten Namensbildungen nicht als s 1 a v i s c h e im heutigen p o 1 i t i s c hen Sinne aufzufassen sind, aber viele gehören eben zum Urwortschatze des prähistorischen Bewohners unseres Weltteiles, und eben der Umstand, daß sich diese Sprachelemente gerade bei den Slaven in Form und Bedeutung nahezu unverändert erhalten haben, eröffnet uns ein neues Feld für die Lösung dieses Rätsels, daß es nämlich zwisch enden verschiedenen Sprachen unleugbar latente Beziehungen gibt, die sich ohne Unterbrechung um den ganzen Erdball zu spannen scheinen. Je weiter man zur Urzeit zurückgeht, in welcher es noch keine abstrakten Begriffe gab und der Mensch nur jene Objekte der Natur zu benennen hatte, die ihn umgaben oder zu dessen Existenz in irgendwelcher Beziehung standen, umso deutlicher wird die Erkenntnis, daß diese noch heute bei allen flektierenden Sprachen, — ich kann nur von diesen sprechen, da ich die anderen nicht in dem Maße kenne, um ein abgeklärtes Urteil abgeben zu können, — nahezu gleichlautend sind, und fließen alle j e n e B e g r i f f e, die augenscheinlich dem Urmenschen bekannt sein mußten, j e weiter wir in die Urzeit zurückdringen, umso konzentrischer zusammen. Wir wissen allerdings nichts Exaktes darüber, welche Wandlungen die Begriffe von der Grenze der historischen Zeit bis zu den Uranfängen der Sprachmechanik durchgemacht haben, ob und inwieweit sie verblaßt, verschwommen oder entstellt sind, verfügen aber immerhin über genug Anhaltspunkte für das Erkennen der Urform, denn sind wir nur einmal bei einem einsdbigen Worte angelangt, so berechtigt dies zur Annahme, daß diesem nicht mehr viel Schlacken anhängen können, denn schließlich erschöpfen sich die Lautpermutationen einfacher Silben immer noch eher als die Reihe jener Objekte, die der Urmensch zu benennen hatte. Die eingehende Untersuchung ergibt aber eben, daß jene Gegenstände, welche seit der ältesten Zeit vorhanden waren, fast durchwegs einsilbige Bezeichnungen aufweisen — sowe't wir deren Urform kennen —, indes die der späteren Epoche entstammenden nahezu immer zwei- oder mehrsilbig sind. — Es ist doch undenkbar, daß die Menschen im Urzustände, sobald sie der Sprache mächtig waren, für jene Objekte oder konkreten Handlungen, mit denen sie in unvermeidlicher Berührung standen oder die ihnen auffallen mußten, keine Begriffe gehabt hätten, wie z. B. Vater, Mutter, Sonne, Mond, Meer, Wasser, Wein, Salz, Zaun, Drache, Auerochs, Tag, Nacht, Licht, Grab, arbeiten, flechten u. ä.; und gerade diese sind noch heute fast durchwegs einsilbig (wie auch die Hoheitsbegriffe, as, car, var, knez, čech, ala, kralj, piast usw.) und gerade diese haben zumeist in allen indoeuropäischen Sprachen dieselbe Grundform und dieselbe Bedeutung im allgemeinen behalten, ein sprechender Beweis, daß sie alle von einer Zentrale, einer Sprachquelle und einem Sprachschätze ausgegangen sind, daher man die Synglosse, d. h. den gemeinsamen Ursprung der einzelnen Sprachgrup-pen durchaus nicht als ein Phantasiegebilde h i n s.t e 11 e n darf. Es erscheint uns dies wohl anfangs rätselhaft, aber wie alle Dinge so lenkt auch dieses unentwegt auf eine monistische Lösung hinaus, denn die Vereinigung der Empirie und Spekulation, d. i. der sinnlichen Erfahrung und des logischen Denkens neigt auch bei dieser Frage zur Naturphilosophie der Einheit des Ursprung s.*) Es ist aber dies auch ganz natürlich, denn der Mensch benennt die Gegenstände immer .nach dem Eindrücke, den sie auf ihn machen, und d i e s e Empfindung und Wahrnehmung ist allerorts nahezu die gleiche. Aber diese eine Ursprache muß bei der Weiterverbreitung Änderungen erfahren haben, welche mit der Entfernung wuchsen; und dieses kann uns nicht befremden, da wir ia noch heute wahrnehmen, daß sich schon in zwei benachbarten Dörfern geringe Wortunterschiede finden; welche Differenzen ergeben sich aber bereits zwischen gleichsprachigen Bewohnern, die ein größerer Gebirgszug trennt! Welche Wandlungen sind *) Man vergleiche einmal nur vorübergehend die Sprache der asyrisch-babylonischen Mythen und Epen aus den keilinschriftlichen Tonarchiven sumerischer Provenienz; auch diese diskreditieren durchaus nicht obige Behauptung. So ist dort »Bel« schon ein Gott, in der Urverfassung noch Chef eines Verteidigungspunktes; »bili» Kleider, Zeug; im Slavischen: Leinenkleider, Wäsche (bili-dlo, belidlo = Wäschebleiche im Cechischen); «sibiax — Hirtenstab; im Slavischen: Hirtenrute, Kinderrute; »suba, subat» = Kleid; im Slavischen: zubun, subun — Frauenkleid, šuba = Pelz, Winterkleid; xitku» = weben (tkati = weben); »utulatix = Kuhhirt; im Cechischen ütulna = Schutzhütte, (vermutlich; Hirtenhütte); «ultima Thulex, daher: letzte Schutzhütte u. s. w. — Eine weitere Vergleichung jener Texte unter Beobachtung der Synglosse dürfte aber noch beweiskräftigere Klärungen bringen. in den Sprachen im Laufe der historischen Zeit vorsichge-gangen, welche die Wissenschaft noch festgestellt hat, und was geschah erst in den Zeiträumen, die sich der Nachprüfung entziehen!^) Und trotz allem ergeben die etymologischen wie auch phonetischen Vergleiche der verschiedenen Sprachen miteinander frappierende Verwandtschaften und Gleichklänge; wer sich da einer besonderen Mühe unterzieht, wird unerwartete Resultate finden und schließlich den Eindruck gewinnen, daß wir eigentlich gar kein Recht haben so viel von Latinismem, Slavismen, Germanismen, Gallizismen u. ä. zu sprechen, denn dieses sind nicht entlehnte, sondern lediglich in der fremden Form gangbar gewordene Begriffe, weil die gleichen eigenen bereits eine andere verwandte Bewertung erhielten. Hier einige Beispiele. — Strabo erwähnt die xBuroN in der heutigen Slovakei; daraus ist der deutsche Begriff «Bauer« geworden, der dem Slaven als urdeutsches Wort gilt; der Lausitzer Wende gebraucht aber noch immer die Originalform xburx für Bauer. Die erwähnten xBuroix (Peutinger Tafel, 3. Jahrh.) sind aber die Bewohner einer gut befestigten Gegend, welchen ein «borx (bour) Vorstand, und ist dasselbe auch im xBurzenlandx (Siebenbürgen) der Fall, wo der Älteste xborecx (bouree) gelautet haben mag. — Der Irländer nennt den Alpdruck xphukax; dem Slaven ist *) Walter v. d. Vogelweide hat vor sieben Jahrhunderten auch in deutscher Sprache geschrieben, aber dieses Geschriebene versteht heute niemand mehr ohne besondere Vorbereitung; oder versteht etwa der heutige Italiener als direkter Nachkomme des Römers noch den Cicero? — Die modernen Bestrebungen, ein einheitliches sprachliches Verständigungsmittel — eine Kunstsprache (wie z. B. Volapük, Esperanto) — zu schaffen, können nur auf vorübergehenden Erfolg rechnen, denn alle lebendige Rede verändert sich beständig im Gebrauche, und ist es eine Täuschung an die Erhaltung einer dauernden Originalität zu glauben. — Wozu konstruiert man aber neue Sprachen, wo wir ja nur wieder der Urform unserer Idiome näherzurücken brauchen, und da besitzen wir bereits eine allen sympathische, organisch verwandte Gemeinsprache! — Die gewaltsame Verbreitung einer Kunstsprache bedeutet aber zugleich die Verkümmerung und Mißhandlung des natürlichen Sprachgefühls, die Ertötung des Geistes der Sprache selbst und einen bedauerlichen Kulturrückschritt im allgemeinen. aber dies der: vuk, vlk vukodlak (= Vampyr). «Meč« ist dem Slovenen, Magyaren, Türken, Perser u. a. das Schwert, dem Deutschen nur mehr das «M e s s e r«, der Breneserin (bei Ragusa) die dolchartige Haarnadel. — Wegen meiner Deutung von «Suez« werden sicherlich gegen mich Pfeile abgeschossen, ehe die Skeptiker die Lektüre des Buches beendet haben werden; ich kann aber vielleicht beruhigend wirken, wenn ich anführe, daß das. anklingende französische «suite« auch Verbindung bedeutet; ebenso ist das deutsche «schweißen« nur das Verbinden zweier Eisenstücke. *) — Das slovenische «trebuh« (= Bauch) hat sich im französischen «trébucher« (~ vorgewichtig sein) in Form und Bedeutung nahezu unverändert erhalten. **) *) Zur weiteren Beruhigung möge noch folgendes beitragen. Vor etlichen Jahren wurden in Egypten zwei Grabkammern geöffnet, die mit Einrichtungsstücken, Bettzeug und sonstigem Hausrat eines altägyptischen Ingenieurs vollgefüllt waren.. Die Papyrusrollen, welche, die Beschreibung hiezu bieten, nennen das dort hinterlegte flache Brot «pogače«, oder «fokaccie«, wie dies jetzt in Turin, wo die Funde im Museum aufgestellt sind, in italienischer Anpassung gekennzeichnet ist. — Welcher Slave kennt nicht dieses Gebäck niederer Form, das aber als Mehlspeise slavischen Ursprungs unter «Pogatscherln» oder «Poganzen« auch dem Deutschen bekannt ist! — Ob nun dieser Begriff in Ägypten vor etwa 4000— 6000 Jahren ein heimischer oder ein importierter war, ist gegenstandslos; Tatsache ist, daß er nur bei den Slaven allgemein im praktischen Gebrauche steht — **) Unter besonderer Reserve führe ich hier noch den Begriff «Lungensucht« an, an den doch niemand die Bresche legen wird, als ob er nicht urdeutsch wäre. Es mag ja sein, aber die Etymologie wie die Logik erschüttern dies doch, denn «Lungensucht« ist an sich ein sinnloses Wort, indes das slavische «lonsucha« sprachlich das aussagt, was die Krankheit äußerlich charakterisiert, d. i. das Eintrocknen der Brust, die Brustdarre (lona = Brust, suh, suša = trocken, Darre, Trockenheit). Ist es aber nicht rätselhaft, daß der. Pole (in benachbarten Gebieten auch der Ceche), ein deutsches Wort in Gebrauch nimmt, das erst in seiner Sprache etymologisch sowie sachlich richtig und verständlich wird! —. Dasselbe gilt für «zagruta«. Es kennzeichnet dies das laute Schreien und Anspornen der kämpfenden Araber seitens ihrer Weiber und Mädchen in der entscheidenden Phase des Kampfes, um sie zur Standhaftigkeit aufzumuntern. — Dies soll aber ein semitisches Wort sein und ungefähr: auf-schreien, aus voller Brust schreien — bedeuten. Es Diese Beispiele, die sich endlos fortspinnen lassen, führen zu dem Schlüsse, daß die Ursprache eine gewisse t y p i s c h e G e s e t z m ä ß i g k e i t auf weist, d. h. jedermann hat im Urzustände, ähnlich wie sich die Anfangsstadien des Sprechens fast aller- Kinder gleichen, von demselben Gegenstände denselben Eindruck, benennt ihn daher unbeeinflußt überall gleich oder ähnlich. — Die erstaunlichen Fortschritte in der .Naturkenntnis des verwichenen Jahrhunderts haben die Entwicklungsgänge aller Lebewesen, die Stammes- und Schöpfungsgeschichte, ja selbst die Religion auf eine m o n i s t i s c h e Basis geleitet, und liegt nicht das geringste Bedenken vor, weshalb die Sprache nicht auch den gleichen Naturgesetzen folgen sollte, denn auch für d;e Entstehung dieser gibt es nur einen einheitlichen und natürlichen Anfang, und ist das Intermezzo der Sprachenverwirrung beim Turmbaue von Babel hiefür gewiß sehr lehrreich,, denn es zeigt uns nur, daß das ursprüngliche Sichverstehen langsam verloren ging, je entfernter die Heimat der daselbst beschäftigten Arbeiter l;a g. Ob die höhere Differenzierungsstufe des Kehlkopfes — also der Sprache — beim Menschen sofort eintrat oder erst das Resultat einer weiteren Entwicklung war, ist hier gleichgültig; es hat aber die Wahrscheinlichkeit unbedingt für sich, daß die ersten Laute zu Begriffsnennungen onomatopäischer Natur wurden und als solche an allen Punkten nahezu die gleichen waren. Und so erklären wir uns, weshalb die Begriffe bar, bor, mar, var, log, rt u. s. w. in ganz Europa — und auch weitér hinaus — verbreitet sind, und merkwürdigerweise überall dasselbe bezeichnen. — Die heutigen Abstände ergaben sich erst im allgemeinen Verkehre wie zum Teile auch durch die Wissenschaft. Die Sprache des Urvolkes, die Natursprache, hatte in ihrem Kindesalter allerdings einen beschränkten Wortschatz, mag dies ja ganz zutreffend sein, aber nach der sprachlichen Morphologie ist'dies nur dem Slaven, namentlich dem Slovenen verständlich, denn diesem bedeutet «zahrutix eben: aus voller Brust plötzlich aufschreien (grud = Brust). wie ja auch das hinterlassene Inventar mit verhältnismäßig wenigen Begriffen erschöpft ist. Aber diese wenigen Urbegriffe zogen weitere Kreise, verloren dabei das ursprüngliche Aussehen wie die Bedeutung in dem Maße, als sie sich im Gebrauche von ihrem Stammboden entfern ten, ähnlich dem Steine, der ins Meer geworfen, eine Kreisbewegung hervorruft, die sich in immer schwächeren Wellen in der Unendlichkeit des Meeres verliert, so daß schließ-lichderErregerdieserBewegungnichtmehr erkannt oder beachtet wird.*) Obendrauf differenzierte sich die Natursprache durch die Wissenschaft, welche die einfach-natürliche Rede sozusagen verfeinern wollte, was bei mäßigen Vorteilen sehr viele Nachteile hervorbrachte, denn durch die scholastische Behandlung haben die Sprachen viele Entstellungen erfahren, Schnörkel und Bizarrereien angenommen, die ihnen nicht nur die ästhetische Einfachheit raubten, sondern geradezu für die allgemeine Bildung nachteilig wurden, zumal heute jedermann genug Wichtigeres zu lernen hat, als diffizile Akzente, zarte Aussprachenuanzen und sinnlose Dehnungs- *) Hiezu nur paar recht drastische Beispiele. — In Niederösterreich (namentlich Wien) nennt man einen, dessen Äußerem man eine gewisse, meist ironisch zu nehmende Anerkennung zollen will, »Fex«; südlich des Semmering, also im benachbarten Steiermark, ist >< aber der kropfige Cretin. — Dem Slovenen sind xgegex die engen, kurzen Hosen; der Träger solcher heißt dann «gegec, gigecx ; im Deutschen wurde daraus schon der verächtliche Begriff xGeckx, der nur mehr allgemein auf das Äußere anspielt, während das Diminutivum hievon in der Form xGiegerlx schon wieder eine weniger bedenkliche Charakteristik ergibt. — Der Slovene versteht unter xzapomniti» — sich etwas merken, der Ceche unter xzapomenoutix — vergessen, also genau die Extreme; und doch ist da ein inniger Zusammenhang, denn der eine meint: vergiß nicht es dir zu merken, der andere; merk es dir, um es nicht zu vergessen! —Fast alle Slaven verstehen unter xbrakx — die Vereinigung, die Ehe; das deutsche xBrakwasserx deutet jedoch schon nur mehr die Vereinigung des Süßwassers mit dem salzigen an, d. i. den Beginn der seichten Stelle, wo das Schiff zum xWrackx kommt, bezw. wird. — Die lebende Sprache ist eben eine elastische Feder und kein starrer Eisenklumpen! Zeichen — wie z. B. das Cechische — zu beachten, die wir ja doch mangels von Phonogrammen aus der Vorzeit niemals als je bestehend kontrolieren können. Es hatten daher jene Sprachen sozusagen ein fragliches Glück, welche wissenschaftlich wenig begünstigt waren, denn sie erhielten sich dadurch ihre Natürlichkeit und Ursprünglichkeit. Viele solcher Auswüchse in Sprache und Schrift bilden aber heute ein unbedachtes Bildungshindernis und könnten bei einigem einsichtsvollen Nachdenken kurzweg beseitigt werden, wodurch die freigewordene Lernzeit von der Jugend auf reellerem Gebiete verwertet werden könnte.*) *) Daß die Sprachen viel wertlosen Kram mit sich führen, welcher etymologisch wie historisch an sich unrichtig, in der Praxis aber ein Ballast ist, ersieht man am besten an der französischen Sprache, die sich doch jahrhundertelang besonderer Bevorzugung erfreute. Die Begriffe sind oft grenzenlos verballhornt; die Aussprache stellt die Schreibweise geradezu auf den Kopf; die Syntax wird immer komplizierter; und in welchem Mißverhältnis stehen die französisch Lernenden und die französisch E r le r n e n-den! — Ebenso könten die Russen ihre Halbvokale ausmärzen, die vier i-Laute auf einen reduziren, und brauchen bei dieser Reinigung nichts weiter, als ihre zyrilüsche Schrift in einem prunkvollen Reliquienschrank zu deponieren, und eben jetzt, gelegentlich des Neuaufbauès des Volksschulwesens, die lateinische einzuführen. — Die jetzige Schrift ist vor allem für die Russen ein Kultur- und Verkehrsimpediment schwerwiegender Art; daß sie je die lateinische verdrängen wird, ist nicht vorauszusehen, und wäre es auch nicht wünschenswert, da sie für die Praxis zu wenig deutlich und zu viel überflüssige Laute hat. Die Serben sind, trotz derselben Schrift, schon weit besser daran, weil sie die unnötigen Laute, längst abgestoßen haben, hingegen sind die Albanesen radikaler, denn diese sind in jüngster Zeit bestrebt, die zyklische Schrift ganz gegen die lateinische auszuwechseln; tatsächlich weisen auch die Völker mit zyrillischer Schrift trotz Schulen die meisten Analphabeten auf. — In ähnlicher Weise mögen die Deutschen ihre undeutliche Kurrentschrift für immer hinterlegen und dieser noch die großen Anfangsbuchstaben beischüeßen, denn kommen alle anderen Sprachen ohne diesen hohen Respekt vor den Substantiven aus, und sind die Deutschen bis Luther damit ausgekommen, so wird es heute wohl auch gehen. Vielleicht genügt noch ein Anlauf zum phonetischen System, wie er schon vor etlichen Jahren partiell gemacht wurde, damit der deutsche Schüler von der Volksschule bis zur Matura nicht mehr so viel kostbare Zeit lediglich für diese scholastische Kleinkrämerei verliert. — In neuester Zeit haben Die Wahrheit zu hören ist meist unangenehm; das Altgewohnte auf einmal aufzugeben, fällt schwer; man wirft sich daher über die Kausalität einer althergebrachten Sache auch niemals gerne selbst eine Frage auf; aber die Sprache wollen auch andere lernen, denn sie ist doch ausschließlich ein Verkehrs-, Verständi-gungs- und Bildungsmittel, nicht aber der Spielplatz für Schultheoreme mit dem falschen Schein der Notwendigkeit! Es handelt sich nun auch um d;e hypothetische Erklärung, daß der Mensch im Tertiär nicht nur gelebt haben, sondern auch schon sprachbegabt, ja sogar relativ kunstverständig gewesen sein muß, wieso er die Glazialzeiten überdauert hat, sowie daß die gleichen Sprachelemente auf einer so großen Zone dasselbe Objekt bezeichnen. — Dies alles ist auf Basis der Präzession der Erde erklärlich. — Daß der Neigungswinkel der Erdachse gegen die Ebene der Erdbahn nicht konstant ist, gilt als erwiesen; die Anziehungskraft des Mondes wie auch der Sonne auf die äquatoriale Anschwellungszone bringt es mit sich, daß in einem Zeiträume von etwa 25.000 Jahren*) die beiden Hemisphären das Perihelium und Aphelium vollends wechseln; daß dies schon min- sogar schon etliche einsichtsvolle Redaktionen politischer Zeitschriften, nachdem ja wissenschaftliche Werke bereits seit langem die Kurrenttypen gänzlich meiden, die Lateinschrift eingeführt, denn heute kennt z. B. in Ungarn die jüngere deutschsprechende Generation nicht mehr die Kurrentschrift, da sie in der Schule nicht mehr gelehrt wird; ebenso lassen die immer größere Verbreitung nehmenden Schreibmaschinen diese Typen fast gänzlich unbeachtet. *) Dieser von den Astronomen herrührenden Zahl kann man jedoch ruhigen Gewissens noch eine Null anhängen, denn in den 6000 Jahren der Geschichte ist noch keine entschiedene Änderung wahrgenommen worden. Man glaubt wohl, daß die Wärme jetzt gegen Norden vorrücke, weil man festgestellt, daß die Gletscher in Rückbildung seien; manche Wandervögel, welche vor Dezennien noch den Süden aufsuchten, nicht mehr fortziehen u. a., doch sind dies nur Momente, welche noch zu keinem positiven Schlüße berechtigen. — Als wissenschaftlicher Beweis für die turnusartige Wanderung des Polareises könnte allenthalben die Veränderung der Lage der magnetischen Pole gelten, denn es wird allen Ernstes angeführt, daß sich zwischen einer Messung i. J. 1700 destens einmal der Fall gewesen sein muß, darüber glaubt man des. Zweifels enthoben zu sein, weil in der tropischen Zone, wie z. B. in Afrika, in den Kordilleren, die Vergletscherung und die Eiszeit in den Erdschichten ebenso vorhanden und nachgewiesen sein sollen, wie in der gemäßigten Zone; die Kälteperioden, die man daher in allen Formationen der Erde zu erkennen glaubt, sind durch die Präzessions-Rhyt-men in den erwähnten aproximativen Zeiträumen vollkommen begründet. Es ist daher ziemlich sicher, daß der Mensch schon einen Teil der Tertiärzeit unserer Erdgeschichte miterlebt, daß er die Epoche zwischen dem Tertiär und dem Diluvium, die Glazial- und Interglazialzeiten überdauert hat. Und weshalb soll der Mensch seinerzeit solche klimatische Extreme nicht überwältigt haben, da er dies noch heute erweist, und wir viel kleinere und niedrigere Wesen kennen, wie z. B die Höhlenkäfer, welche die Glazialzeit in den meisten Gegenden überlebt haben. Wären aber z. B. die Saurier der Tertiärzeit lediglich der Glazialepoche wegen zugrunde gegangen, so wären wohl die meisten oder alle übrigen Lebewesen zugleich umgekommen; und doch kamen die übrigen fort und nur die gefährlichen Saurier — ausgenommen das Krokodil — endeten, wie bereits erwähnt, wahrscheinlich aus ganz anderen Gründen.*) und einer solchen i. J. 1895 für die Nordpolgegend bereits eine nennenswerte Divergenz ergeben hat. Sonderbarerweise wurde eine geänderte Lage aber auch beim Siidpole festgestellt, d. h., wenn diese Messungen wirklich gewissenhaft zu nehmen sind. Wir hätten sonach von der Eisfreigabe der heutigen Nordpolgegend einerseits einen großen Vortheil für die nördliche Schiffahrtspassage, da die Umgebung angeblich durch ein tiefes Meer gebildet wird, zu erwarten, andererseits kann der Südpol, den im Gegenteile ein etwa 3100 m hohes Tafelland umgeben soll, einst wieder zu einer nutzbringenden Kulturstätte werden. — Allen diesen Angaben fehlt aber vorläufig noch die Hauptsache: die Nachkontrolle! *) Am Nordostkap Asiens, also am nördlichen Eismeere, befindet sich beim Dorfe Dudinskoje vortreffliche Glanzkohle in reichen Mengen und am Tage liegend, so daß eine bergwerksartige Gewinnung unnötig ist. Wie kommt nun dorthin ein Lager von Kohlen ältester Formation, wo es ja fast keinen Baumwuchs gibt? — ein Beweis, daß es aber einst hier bei einem milderen Klima einen sehr üppigen Baumwuchs gegeben haben muß. — Übrigens wurde vor einigen Jahren in Zentralafrika auch noch eine lebende gazellenähnliche Drachenart entdeckt, die man Okapi nennt. Hatte aber der Mensch die reale Vorstellung von den Sauriern der Kreidezeit, wie dies ja mit Rücksicht auf die zutreffenden Namen einzelner Vertreter jener Faunaperiode auch zutrifft, so muß er schon im Tertiär, — wenn man die geologischen Formationen in der jetzt üblichen Weise noch weiter, wie durch Scheidewände getrennt, beibehält, was aber für die. Dauer auch nicht haltbar ist, da die Schichtenpermanenz der Erdrinde seit dem Entstehen der Dinge nicht erwiesen ist — die Sprache besessen haben, denn man kann ohne Sprache niemand etwas mitteile n, weil selbst die schriftliche Übermittlung nur durch die Sprache festgelegte Begriffe voraussetzt, um Dagewesenes und wieder Verschwundenes durch die Schrift überliefern z u k ö n n e n. Es ist daher schon aus diesem Grunde d e viel bestrittene und doch richtige Annahme des Naturphilosophen Haeckel, daß der Mensch als sprachbegabtes Wesen schon mit dem Beginne der Quartärzeit anzusetzen sei, dahin zu erweitern, daß der Mensch zum mindestens schon gegen Ende des Tertiärs sprechfähig war, denndies beweisen eben die Namen und im allgemeinen richtigen Vorstellungen über einzelne Saurier, dann die Kenntnisse von Vulkanen, für welche dem Quartärmenschen augenscheinlich jedes Paradigma.in ganzZentraleuropa mangelte, sowie schließlich auch die in unberührten Tertiärschichten Vorgefundenen, weit über die Anfangsstadien der Übung reichenden Zeichnungen und manuellen Fertigkeiten. Aber auch eine andere, weit solidere, weil handgreifliche Bestätigung spricht hiefiir. — Schon an vielen Stellen wurden Funde aus der älteren und jüngeren Steinzeit gehoben, wobei es aber stets auffiel, daß beide Fundlagen tote, kulturlose, oft bis drei Meter mächtige geologische Sedimente trennen. _______, Die Erklärung hiefür ist wohl die, daß die ersten Kulturresiduen von Menschen herrühren, welche aus klimatischen oder sonstigen Gründen ihre Wohnstätte aufgeben mußten, daher ein Kulturinterkalare eintrat. Ja, dieses Bild läßt sich sogar noch weit klarer darstellen. — Bei Grabungen künstli- eher Aufwürfe wurde wiederholt bemerkt, — so jüngst auf Guinea und dem Bismarck-Archipel —, daß der Spaten aus der Erde Objekte fördert, die auf frühere Bewohner mit weit höherer Kultur schließen lassen, weil die heutigen Insulaner eigentlich die Steinzeit noch nicht völlig hinter sich haben. — In Troja, Pergamon, Babylon u. a. wurden mehrere verschiedenartige Kulturschichten übereinander wahrgenommen; am Burgberge von Pergamon wurde sogar ein goldener Rosenkranz ausgegraben. Die Erklärung für diese Kulturschichten ist eben folgende: es rotiert mit dem Präzessionsrhytmus auch die Kultur, deren Höhepunkt sich ausschließlich an die gemäßigte Zone hält. Nachdem aber diese einmal jeden Punkt der Erdoberfläche berührt, sind dieselben Funde (wie z. B. Sphynxe in Ägypten, Babylon, Sibirien), wie auch dieselben topischen Namen überall zu finden. Wenn sodann die tropische Zone einen solchen Punkt ablöst, so tritt eine Kulturebbe ein, denn das heiße Klima hat, ebenso wie die Polarzonen, für höheren Geistesflug keine Schöpfungskraft; sie bringt auch keine tiefen Denker, Forscher, Dichter oder Musiker hervor. Aufdie reicheKulturschichte setzt sich alternierend stets wie de r eine kulturarme auf, und so wandert die Kultur in Hausse und Baisse im Kreisläufe um den Erdball! * * * Es wurden hier Beispiele, Hypothesen und Belege genug vorgebracht, welche die schonungslose Bekämpfung eines offenkundig großen geschichtlichen Irrtums rechtfertigen, da sie zeigten, daß'der verläßlichste Führer in die Urzeit des Menschengeschlechtes wohl nur unsere Sprache sein kann, und bildet die Summe jener Begriffe, die ein Volk dereinst seinen Ansiedlungen, Bergen, Flüssen, Seen, Tieren, Pflazen, Mineralien, dann Gebrauchsgegenständen sowie schließlich seinen Gottheiten beigelegt hat, dessen Ursprach-schatz, welcher zügle ich dessen Urgeschichte repräsentiert. Jenes Volk aber, dem die 19 grundlegende Aktion dieser Urbenennung, namentlich aller noch heute unverändert bestehenden Terrainteile seiner jetzigen Wohnsitze zufiel, muß auf diesem Boden auch das Urvolk gewesen sein! Es ist einmal Tatsache, daß wir bereits mit Strahlen nach allen Richtungen feste Körper durchleuchten; das Licht des Auges späht tausendfach verstärkt in unendiche H;m-melsgefilde hinaus; aber den Schatten, der auf unserer Vergangenheit liegt, sind wir nicht imstande zu durchdringen. — Soll daher diese wichtige Frage gelöst werden, so muß vor allem die Gelehrtenwelt den untrüglich vorhandenen Widerspruch gewisser Naturgesetze zu den derzeitigen Ansichten zugeben, die starren Satzungen ihrer despotischen Doktrin entkleiden und die Gesamtforschung dem Geiste natürlicher, schrankenloser Wahrheit unterwerfen. Alles Wissen ist dem Wesen nach nichts weiter als die Offenbarung individueller Beobachtungen und Erfahrungen; und sind diese richtig und abgeklärt, so werden sie, unbekümmert darum, wer sie verkündet hat, auch ihren Wert finden und behalten ! — Und solche Erfahrungen verkünde ich hier; sie sind zum großen Teile Ergebnisse einer neuartigen Forschung, denn den Autochthonismus der Slaven haben schon andere vermutet aber mit unzulänglichen Belegen gestützt; die Völkerwanderung haben schon manche als ein Märchen erkannt, sie aber nicht vom Kerne gelöst; über Nomadenvölker spricht man von jedem Katheder, aber nicht vom Turnusverkehre derselben; man vermutet in den alten Inschriften jede Sprache, nur nicht die slavische; man forscht unseren Volks-, Hoheit s- und Gottesbegriffen nach, indemman ihre Erklärung in d e r Mythologie, Sage und Mystik sucht, indes sie sich jedemoffenen Auge sichtbaraufdem gewachsenen Boden darbieten u. s. w. — Die mit dem Titel dieses Buches zur Beweisleistung übernommene Pflicht erscheint hiemit nach allen Seiten und soweit die menschliche Denk- und Urteilskraft reicht, gewissenhaft erfüllt, denn wer jemand in die Wüste des Zwei- fels führt, muß ihm auch den Weg in ein Kanaan weisen. — Wem jedoch alle die angeführten Argumente noch nicht genügen, der möge weitere Belege abwarten, da wir hier durchaus vor keinem xlgnorabimusx mehr stehen.*) Es mag ja immerhin bereits morgien jemand mit der Entdeckung kommen, daß dies noch immer nicht die erste Etappe der Kulturemanationen sei, so haben wir vorläufig doch reichlich genug Arbeit unsere Wissenschaftlichen Verirrungen gründlich zu berichtigen und uns wenigstens bis zu dieser geklärten Phase unserer Genesis nachsinnend durchzuarbeiten. Hiebei ist jedoch unausgesetzt zu berücksichtigen, daß jene ferne Epoche, als der Mensch die Sprache noch nicht als Verständigungsmittel kannte oder handhabte, es sonach auch keine ethnographischen oder topischen Sonderbegriffe und ebensowenig eine über den Instinkt sich erhebende fakultative Kultur gab, für diese Beweisführung auch kein weiteres Interessenmaterial bieten kann. — Mögen nun diese Forschungsresultate einerseits ein Deputat bilden zur Klärung und Erweiterung unserer ältesten kulturellen und sprachlichen Regungen, andererseits aber auch beitragen zur Nivellierung der des weiten kosmopolitischen Gesichtskreises entbehrenden sinnlosen Dezentrali- *) Universitätsprofessor Dr. Janko (Prag) schreibt allerdings erneuert in meiner Sache (Cech. Revue, Oktoberheft 1909, p. 49): »Leute ohne jegliche linguistische Bildung, wie M. Žunkovič etc., sind nicht ernst zu nehmen, umsoweniger werden sie etwas zur Erforschung der Wahrheit über die Ur- und Altslaven beitragen. Über ihre Methode und Ergebnisse hat man mit Recht den Stab gebrochen.« — Die Sache steht wesentlich anders: ich habe unter Assistenz von Naturlogik und Naturphilosophie einen offenen Kampf gegen die Schul-weisheitund denAutoritätsdünkel auf diesem Forschungsgebiete auf genommen; wessen Waffen dabei widerstandsfähiger sind, darüber dürfte ebensowenig jemand im Zweifel sein wie über den Schlußerfolg. — Im Prinzipe handelt es sich aber meinen Gegnern auch nicht so sehr um die äußerliche Bekämpfung meiner Forschungserbnisse, — die Richtigkeit meiner Methode hat übrigens bis heute noch niemand angezweifelt—, als um der schwer verhaltenen Mißgunst und den Innenräumen des erhitzten Ehrgeizes ob der verlorenen Priorität in anderer Weise die Ventile zu öffnen. Man bricht im Kampfe gegen Natürlichkeit und Logik allerdings auch Stäbe, aber immer nur die — eigenen! — sierung des organischen Monismus sowie zur Erkenntnis der ewiggleichen Naturgesetze im Leben des Menschen und seiner Sprache! — Um jedoch alle Mißdeutungen tunlichst zu zerstreuen, zumal sich meine wissenschaftlichen Gegner fortgesetzt an dem Begriffe «slavisch» stoßen, sei die Summe und der Effekt der verschiedenen Beweiselemente hier am Schlüsse noch in verdichteter Form wiedergeben: In den slavischen Sprachen finden wir heute noch fast alle schon im ältesten Gebrauche gestandenen Begriffe in derselben oder wenigstens organisch verwandten Form und Bedeutung wieder, in den übrigen jedoch nur mehr oder weniger zahlreiche und prägnante Fragmente hievon, was sonach untrüglich beweist, daß die slavischen Sprachen aus dem Urquell und nicht erst aus einem sekundären Reservoir schöpften, da sie sonst unmöglich die Urbedeutung der unbekannten Urbegriffe hätten wieder richtig erfassen können, es daher unbedingt ausgeschlossen ist, daß die Slaven überhaupt oder gar am Ausgange des Altertums nach Europa eingewandert wären. Jedem gerecht Denkenden wird es aber unter Zusammenfassung aller gebotenen Beweismittel doch einleuchten müssen, daß es sich hier hauptsächlich um die Feststellung der gemeinsamen Verständigungssprache in einer gewissen Urkulturzeit handelt, die aber eben an die heutige slavische Sprache mehr anklingt und mit ihr eine weit nähere Verwandtschaft auf weist, als alle die übrigen, daher die Anwendung des Begriffes > ....................... 115 Sarajevo .................... J15 Sarassins................... j jg Sarazenenstein................ ng Sarazins ...............; ng Sardes....................... 115 Sareitz ...................... 73 Sarnthein ................... 115 Saumburg...................... 74 Schärfenberg ................. 22 Schaumburg.................... 75 Schelleberg .................. 79 Schellenburg .................79 Schelletau................... 79 Schelletitz.................. 79 Schenna .................... igg Schönacker ................. igg Schönnegg................... igg Schönniak................... igg Schönsee.................... igg Schönstein ..................]gg Schwarzbrunn................. gl Seč......................... 141 Segno ..................... log Senarka......................igg Senica.......................igg Senjak...................... igg Serdar.................... 115 Setnik.......................141 Sette communi................141 Setzdorf ................... 14] Siegersberg ...................93 Siegersdorf .................. 93 Sienica.......................igg Sill ......................... 79 Sillein ...................... 79 Sir ..........................119 Seite 70 70 70 70 70 70 70 70 70 37 37 70 115 115 105 105 157 74 75 75 75 75 74 75 75 75 75 75 75 75 74 75 74 75 75 75 75 75 75 75 75 75 75 75 75 75 75 Slatenik ...................... 12 Slatina.................20, 194 Slaven.................... . 7 Söden ................ . 114 Söding....................... 114 Sodingberg .................. 114 Sodinja ves................... 114 Sodnja ves ................... 114 Sohl.......................... 160 Sokal ........................ 110 Sokale........................ 110 Sokol ....................... 110 Sokolec ...................... 110 Sokoli ....................... 110 Sokolnitz..................... 110 Sokolovac..................... 110 Sokolów ...................... 110 Sokolówka .................... 110 Sol...........................160 Solan ........................ 160 Solcano....................... 160 Solce ........................ 160 Soline ....................... 160 Sölk.......................... 160 Söll.......................... 160 Solling...................... 160 Solonka ...................... 160 Šolta ........................ 160 Soltystvo..................... 160 Sooden........................ 114 Sot ........................ 114 Sotar ....................... 114 Sovnik........................ 90 Spas......................... 170 Špesov........................ 142 Spezzia ..................... 142 Spichern ..................... 142 Spiessberg .................. 142 Spinnelsdorf................. 142 Spinnhof ..................... 142 Spino ........................ 142 Spiny ........................ 142 Spita ........................ 142 Spital ....................... 142 Spittelberg .................. 142 Spitz ....................... 142 Spy na........................ 142 Spytinov ..................... 142 Seite Srebrenica . . . . ... 193 Srnjak ... 197 Stagno ... 192 Stan ... 192 Staré Sedlo . . . . . . 101 Stargard . . . . . . 10t, 127 Starič . . . 101 Starostei . . . . . . . 101 Starovo ... 101 Starše ... 101 Starzingerberg . . ... 101 Sternberg . . . . ... 96 Sternfeld . . . . ... 96 Sternthal . . . . ... 96 Sterzing . . . . ... 101 Stockhaus . . . . ... 176 Stockholm . . . ... 176 Strachov . . . . ... 109 Straden . . . . ... 168 Stradioten . . . . ... 168 Stradoni . . . . ... 16S Stradomka . . . ... 16S Stradonitz . . . . ... 16S Stradov ... 168 Stragut ... 107 Strand . . . 169 Strass ... 107 Strassberg . . . . . . . 107 Strassburg . . . . ... 107 Strassengel . . . ... 107 Strasserberg . . . ... 107 Strassgang . . . . . . 107 Strassnitz . . . . ... 107 Strasy zu ... . ... 107 Strat ... 16S Stratford . . . . ... 168 Stratos ... 168 Straža . . . . ! . . . 107 Strechau ... 109 Strechwitz . . . . . . . 109 Streckelberg . . . ... 109 Streiter ... 96 Strela-Pass . . , . . . . 96 Strelci . . . . 96 Strelitz ... 96 Strettweg . . . . . . . . 109 Stfežov ... 109 Strllky ... 96 Seite Seite Strmec . . 96 Teplitz . , . . ... 20. 195 Strn . . . 96 Tersat . . . . .... 163 Strossen . . 107 Teschen . . . . .... 145 Studenčani . . - . 184 Tesinja . . . . .... 145 Such . , . 109 Tesino . . . . .... 145 Suchä . . . 109 Tčšov . . . . .... 145 Suchau . . 109 Tessin . . . . .... 145 Suchen . . 109 Tesswitz . . . 145 Suchodol 109 Tešajn . . . . .... 145 Suchohrdly . 109 Tčšice . . . . . . . . 145 Suchor . . 109 Teufel . . . . .... 93 Suchov , . 109 Teuffenbach ' . . .... 98 Süchteln . . 109 Theben . . . . .... 97 Suez . . . 190 Thivae . . . . .... 98 Sukdol . . 109 Thörl .... 126 Sukovate 109 Thorn . . . . .... 126 Suky . . , 109 Thury am . . . .... 124 Sultan . . 161 Tibur .... 98 Svantevid . 45 Ticino . . . . .... 145 Svata hora . 102 Tierna . . . . .... 119 Svatovsko greblje 102 Tirlitzko . . . . .... 117 Sveča . . . 102 Timovo . . . . .... 163 Sveta gora 102 Tischtin . . . . .... 145 Svetina . . 102 Tisek .... 145 Svetla . . 104 Tissa .... 145 Svetinje 102 Tišnov .... .... 145 Svitavka 102 Tišnovice . . . .... 145 Szombor 74 Tivač .... .... 98 Tivoli . . . 98 Šipan . . . 29 Tivra .... 98 Šišič . . . 91 Tobel ... 20. 195 Šiška . . . 91 Tobelrisse . . . ... 20, 195 Šiškar . . 91 Tom .... 73 Špica . . 14 142 Toman . . . . .... 73 Štog . . . 176 Tomi .... 73 Tomsk . . . . .... 73 Tabor . . 153 Tonale .... .... 73 Taborisko . 153 Tondern .... 73 Tanzenberg . 84 Tonna . . . . .... 73 Tauern . . 124 Tönsberg . . . .... 73 Taurer . . 125 Toplice . . . . . 15, 20. 195 Tauriner 125 Tor .... 126 Tauris . . 124 Torfeld . . . . . . . 126 Taurisker . 124 Torken . . . . .... 125 Temesvar . 147 Torko . . . . .... 126 Tepa . . . 98 Torovo . . . . .... 126 Tepina . . 98 Torstätten . . . .... 126 Tepi . . . 195 Tours .... .... 126 Traa . . . Trabant . . Track . . . Tragin . . Tragös . . Trak . . . Trakien . . Trakoštjan . Trasdorf . Trausnitz Trebinje . Trefen Trenčin . . Trent . . . Tresternitz . Treviri . . Triboci . . Tribun . . Tribunal . . Tribus . . Trient Triest Trifels Triglav . Trikkala . Trimurti . Tring . . Triplis . . Triptis . , Trivia Troja . . Trojaburg . Trojan Troiana . Trojanovice Trojica . Trst . . Tschirm . Tsiernen . Tiiffer . . Tular . . Turn . . Tuner See Tungusen Tunis . . Tur . . Tuf . . Turan Turek...................... 125 Turgan..................... 125 Turia...................... 125 Türingen .................. 124 Turje...................... 124 Turjaški.................... 22 Turk....................... 125 Türken..................... 124 Turn am Hart................126 Turna...................... 126 Turnau..................... 126 Tu mise.................... 126 Turnitz.................... 126 Tiirnitz................... 126 Tyr........................ 125 Tyrann..................... 125 Tvrn....................... 125 Tyrnau..................... 125 Tyrol...................... 125 Tyrra...................... 125 Uagrein..................... 69 Uckermark................... 69 Uhošti .................... 152 Ukrajna..................... 69 Um ......................... 68 Umac ....................... 68 Uman ....................... 68 Ummani ..................... 68 Vaar....................... 183 Vada........................156 Vale....................... 173 Vale ..................... 173' Vali....................... 173 Validé..................... 173 Valjevo.................... 172 Valkun..................... 173 Van......................... 82 Vana........................ 82 Vanča ...................... 82 Vandalen.................... 83 Vandans ................... 82 Vanék ...................... 83 Vaniček..................... 83 Vanino...................... 83 Vannius..................... 83 Vantačić ................... 82 Seite 82 82 82 82 82 82 82 82 82 .82 163 163 163 163 163 180 180 163 163 163 163 163 163 47 163 47 163 163 163 163 133 132 133 133 133 47 163 117 119 98 224 73. 73 73 73 124 124 124 Var . . . Varaždin Varda . . Vardulli . . Varini . . Varjag . . Varna Varus Varvar . Vas ... Vasja ves . Vassach Važan . . Važeny . . Veda . . Veensberg . Velar . . Veleda . . Velehrad Veles . . . Velež . . Velja . . . Vellach . . Velpan Ven, Hohe Vendée . . Vendsyssel Venedig . . Veneti . . Venosa . . Venta . . Vénti a . . ... 146 ... 147 ■ ■ . . 146 ■ • • • 147 .147 .147 • . . . 147 ■ . . 147 ... 149 • • • . 161 .... 162 • • . . 162 • • . . 162 • • • . 162 ... 204 ■ • • . 58 • • . . 161 • . . 161 • . . . 161 ■ . . . 161 ■ . . . 161 • • ■ ■ 161 • • . 161 .... 161 ■ ■ . 10, 58 58 • ■ • 183 .58 • • . 10, 58 • ■ . . 58 .... 58 .... 58 Venusberg.................... 58 Venusium..................... 58 yes ......................... 161 Vesca ............... . . 162 Vesce . ......................162 Vescovi ..................... 162 Vesela.......................162 Veselka .....................162 Veseli ...................... 162 Vesna ....................... 161 Vesnice.......................162 Vesta........................ 162 Vestalin .................... 162 Veste ....................... 162 Včštin ...................... 162 ,Vezenice ................... 162 Vezir ........................152 Veža......................... 163 VSžky.........................162 Vežnice ..................... 162 Viče . 99 Vičiče ........................ 99 Vid ........................... 99 Vidče ......................... 99 Viden ......................... 99 Vidin ......................... 99 Vidnjava .................. 100 I Vidomina........................ 99 ! Vidov .......................... 99 Viganj......................... 90 j Vignola......................... 90 Vigo........................... 90 Vikar.......................... 91 Vila.......................... 161 Vilar......................... 161 Vilajet....................... 161 Vilem ........................ 161 Vilenjak................... ] 61 Viletta....................... 161 Vilice ....................... 161 Vili ......................... 161 Villa......................... 161 Villach ...................... 161 Vilovo........................ 161 Vin ....................... 10, 57 Vinar ........ 58 Vinarje........................ 57 Vindelicii..................... 57 Vindi ......................... 57 Vindobona...................7, 57 Vindomina ..................... 57 Vindomissa .................... 57 Vineta......................... 57 Vinica ........................ 57 Vinice na...................... 57 Vinidi .................... 10, 57 Vinje.......................... 57 Vinkovce....................... 57 Vino........................... 57 Vinodol........................ 57 Vinograd ...................... 57 Vinohrady ..................... 57 Vinti.................... Vine..................... Virovitica............... Vitanje.................. Vitina .................. Vizina .................. Vizovice ................ Vlahi ................... Vlasi.................... Vlasi ........ Vod...................... Voda (Dobra, Suha, Velika) Vode Bele................ Voderađ ................. Vodiče................... Vogt..................... Voj ..................... Vojkov................... Vojnik .................. Vojno ................... Vojsko................... Vojslavice............... Volci ................... Volin ................... Volinjak ................ Volinje.................. Volk..................... Volkovina................ Volosko ................. Volu jak................. Volynè................... Vorau ................... Vordernberg.............. Vors Aa ................. Vranduk ................. Vranec .................. Vransko ................. Vrat...................' Vrata ................... Vratio .................. Vratno................... Vsetin .................. Vue du Roc ...... Vuk...................... Vukovar ................. Vukovo .................. Vykan ................... Vykleky.................. Seite Vyr........................ 99 Waadt..................... 156 Wagrein.................... 69 Wahl...................... 173 Wahlen.................... 173 Waidbruck................. 164 Waidawut . ."..............17J Waidu .................... 171 Walch.................... 173 Walchen .................. 173 Wald...................... 173 Waldeck .................. 173 Waldegg................... 173 Waldenstein............... 173 Walkenstein............... 173 Wall...................... 173 Wallachei................. 173 Wallachen................. 173 Wallsee................... 173 Wallstein................. 173 Walówa Qóra............... 173 Walowice.................. 173 Wals...................... 173 W altar . ................ 173 Walther................... 173 Wan........................ 82 Wanau...................... 82 Wand....................... 82 Wanda...................... 83 Wandalen....................83 Wanen...................... 82 Wang ...................... 82 Wanków .................... 82 Wannieck................... 83 Wanowitz................... 82 Wansch..................... 82 Wantsch ................... 82 Wantschen ................. 82 Wanzen..................... 82 Wanzenau................... 82 Wanzleben.................. 82 Waräger .................. 147 Warta..................... 146 Wartenberg.................146 Wartenstein................146 Wartbach.................. 147 Warthe.................... 146 Seife 57 99 99 99 99 99 99 172 172 172 171 120 120 171 171 166 170 170 170 170 170 170 173 173 172 172 173 172 172 172 173 129 129 183 142 143 142 143 143 143 143 162 38 173 147 85 90 90 Seite Wasendorf.................. 162 Wasseno ................... 162 Wasserau................... 162 Wassersuppen ...............162 Wassertheuer ...............162 Wassie..................... 162 Wasylów.................... 162 Waszkoutz ................. 162 Weiler..................... 161 Weimar...................... 58 Weingarten..................128 Weinleiten ...........57, 72 Weissrussen................. 38 Weitz ..................... 100 Wendengletscher .... 57 Wes........................ 162 Wesce...................... 162 Wesetz..................... 162 Weska...................... 162 Weskau .................... 162 Wesselä ................... 162 Wesselitz.................. 162 Wessely ................... 162 Wessnitz............... . 162 Westendorf ................ 162 Westetz ................... 162 Wides an der .............. 100 Wieden..................... 100 Wien........................ 57 Wienau ..................... 57 Wiener Neustadt ..... 57 Wiggis...................... 90 Wigstadtl................... 99 Wigstein ................... 90 Wiklefskirche .............. 90 Wiklek...................... 90 Wikno................. . . 90 Wików....................... 90 Wilhelm.....................161 Willigrad................... 56 Winden................57, 58 Windenau................... 100 Windisch-Biichl, -Dorf, -Garten, -Gratz, -Landsberg, -Matrei.................. 57 Windorf .................... 57 Winkler-Alpe ............... 39 Winland ................... 128 Wirt........................ 99 Witrach ...................114 Wizdrach...................114 Wiztra curtis............. 114 Wiztraha ................. 114 Woda ...................... 171 Wodan.......................171 Wode ..................... 171 Woden.......................171 Wöding .....................171 Woditz......................171 Wodk ...................... 171 Wodna.......................171 Woj'teschitz.............. 170 Wojtitz................... 170 Wo! a..................... 172 Wolhynien ................ 173 Wuotan..................... 171 Württemberg................ 99 Zahumje.................... 68 Zam........................ 74 Zamanje.................... 75 Zamarsk ................... 75 Zamasco ................... 75 Zambana.................... 75 Zamek...................... 75 Zames...................... 75 Zamky...................... 75 Zamora..................... 75 Zamost..................... 75 Zamost.ie ................. 75 Zamrsk..................... 75 Zams....................... 75 Zamserberg................. 75 Zar.........................115 Zara....................... 115 Zarizin'sche Linie .... 115 Zarjeco.................... 78 Zarječ .................... 78 Zarječje................... 78 Zarzitz.................... 78 Zarzyzce................... 78 Zavalja.................... 172 Zbénice.....................142 Zdarac..................... 101 Zdarka..................... 101 Zec pianina.................141 Zeli .... Seite ... 79 Zellnitz ... 79 Zeloten ... 81 Zenica ... 166 Zernitz ... 117 Zeretse ... 78 Zeta ... 141 Zetče ... 141 Zezz Žiče Zidanic ... 22 Zill ... 79 Ziller ... 79 Zislau Ziun ... 29 Zlatnik Zola ... 160 Zoll . . . 160 Zolldorf ... 160 Zollern ... 160 Zollfeld Zöllnel ... 160 Zöllnern ... 160 Zoltan ... 161 Zovnica 90 Zovnik 90 Zrn.iak ... 197 Zuckerhandl . . . . . . 109 Zug . . . 109 Zürich . . . 125 Zwetkofzen . . . Seite ... 102 Zwettl ... 104 Žamberg ... 75 Zdarec ... 101 Zdarov ... 101 Žebračina .... ... 95 Zebraky ... 95 Železniki .... ... 198 Ženjak ... 166 Žigert ... 93 Žihadlo ... 93 Žirec ... 117 Žirje . . . 117 Zirovišče .... ... 117 Žirovo ... 117 Ziželo ... 91 Žižin ... 91 Žižka ... 91 Žižkar ... 91 Žižkov ... 91 Žižnetice .... ... 91 Zofkiew . . . .■ . ... 160 Zolnówka .... ... 160 Žuki ... 109 Zukovo ... 109 Župa ... 28 Zupan ... 29 Županija ... 29 Županjac .... ... 28 Inhalt. Vorwort......................................................Ill Einleitung.................................................... 1 I. Allgemeines über die Entstehung der topischen Namen 7 II. Etymologie der topischen Namen....................20 A) Sicherung der Weideplätze..................24 B) Sicherung der Gebietsgrenzen...............41 C) Wach- und Verteidigungspunkte..............86 D) Sonstige topische Namen....................188 III. Hypothese über die Zeit der Verteilung der Dorffluren 199 IV. Zur Sprache der alten ungelösten Inschriften . . . 202 V. Dichtung und Wahrheit in der Wissenschaft . . . 231 Schlußwort ..................................................271 Verzeichnis der im Texte etymologisch erklärten Eigennamen 293