Stojan Braèiè CDV 803.0-086.2-56:07:007 Ljubljana KOMMUNIKATIVE FUNKTION DER GEGENWARTIGEN DEUTSCHEN UMGANGSSPRACHE, NACHGEWIESEN AN REISEBERICHTEN AUS DER PRESSE Diese Zusammenfassung der gleichnamigen Dissertation* weist die folgende Gliederung auf: · l. Einleitung 2. Zum Begriff der (kommunikativen) Funktion in der Linguistik 3. Zum Wesen und zur Funktion der gegenwartigen deutschen Umgangssprache 4. Faktoren und Bedingungen der Kommunikation 5. Mustertextanalyse 5.0. Der Mustertext 5.1. Die kommunikativen Determinanten des Mustertextes 5.2. Die Sprachanalyse des Mustertextes ( auszugsweise) 5.3. Umgangssprachliche Ausdrucksmittel 5.4. Die Distribution der umgangssprachlichen Ausdrucksmittel im Mustertext 5.5. Kommunikative Funktionen umgangssprachlicher Ausdrucksmittel -Klassifikation 6. Vergleichende Analyse 7. AbschlieBende Bemerkungen EINLEITUNG Das Ziel dieser Dissertation ist es, die kommunikative Funktion der gegenwiirtigen deutschen Umgangssprache in Reiseberichten der Presse zu unter­suchen. Ich mochte feststellen, zu welchem Zweck in der Textsorte Reiseerzahlung umgangssprachliche Ausdruckselemente verwendet werden. Die Umgangssprache ist • Die Dissertation wurde 11.9.1990 mit Erfolg der Kommission Prof. Dr. Siegfried dieser Untersuchung, weil (auch) in der deutschen Gegen­tradierte Verhli.ltnisse zwischen den einzelnen Existenzformen HARTUNG 1977: 69) nur noch eine beschrli.nkte Geltung zu haben besonders die Umgangssprache dabei an Bedeutung zuzunehmen KAEMPFERT 1985: 1833, HARTUNG-SCHONFELD 1981: 79 f.), Problematik jedoch ausreichend untersucht wli.re (vgl. SCHMIDT et 1986: 114). dabei sehr geeignet fiir die Untersuchung "der lntegration Mittel in die Literatursprache" (LANGNER 1986: 103), weil sie grundsli.tzlich dispersem Publikum, weil sie iiberregional ist der Zeitungen bzw. Zeitschriften!), weil sie alle beherrscht, weil sie innovativ ist (vgl. LUGER 1983: 22), weil sie auf das Sprachgefiihl der Leser hat und somit eine besitzt. (Vgl. NELLEN 1986: 101.) So beeinfluBt sie die nicht selten entscheidender als die Belletristik. (Vgl. NEL­POLENZ 1987: 101.) dieser Dissertation besteht jedoch darin, den Zusammen­ Realitli.t, aus der unwillki.irlich die Determinanten des Kom­ hervogehen, und der Art der Vertextung, d. h. der Textbildung, Determinanten zusammenhli.ngt, aufzuzeigen. Das geschieht unter be­ Beriicksichtigung der U mgangssprache. Es ist ein Anliegen dieser Arbeit, auBersprachlichen Gegebenheiten bei der Textgestaltung sprachlichen Objektivation des Textes andererseits aufzuhellen. geht nli.mlich auch die Logik der Verwendung und der Funk­ hervor. Zielsetzung wurde u. a. von dem Anliegen geprli.gt, dal3 die Resul­(wenigstens mittelbar) auch zur Vervollkommnung didak­Fremdsprachenunterricht -konkret der deutschen Sprache ­solite auf verschiedene Funktionalstile der deutschen Gegen­hingewiesen werden, das Bewu13tmachen der Verwendung Ausdrucksmoglichkeiten sollte die kommunikative Kompetenz derer Deutsche keine Muttersprache ist. Auf diese Art solite auch im insbesondere auf der Universitatsebene, allmli.hlich die Unterscheidens zwischen "richtig" und "falsch" iiberwunden Beherrschen aller Registermoglichkeiten des sprachlichen In­auch einem Nichtmuttersprachler souverli.ne Kommunikation kommunikativer Normen ermoglichen und somit sein Gefiihl fiir den Sprachkultur schli.rfen. beschreibung bedeutet, ist durch einige operationelle Vorteile dieser Version diese Arbeitseingrenzung gerechtfertigt (vgl. HELBIG 1986: 227). Die empirische Analyse will u.a. ermitteln, an welchen Stellen im Text um­gangsssprachliche Ausdrucksmittel verwendet sind, sie will die zweckma13ige Abhiingigkeit der umgangssprachlichen Ausdrucksmittel von der gesamten kom­munikativen Konstellation des Textes deuten und den dialektischen Zusammenhang von kommunikativen Parametern des Textes und seiner sprachlichen Realisation auf­zeigen. Auf diesem dialektischen Zusammenhang beruht die Klassifikation der kom­munikativen Funktionen der umgangssprachlichen Ausdrucksmittel. Sich an In letzter Zeit wurde diese, im Prin­zip akzeptierbare Auffassung der kommunikativen Funktion mit neuen Erkenntnissen iiberbaut: a) da13 auch die Zielgerichtetheit der Texte i. w. S. als Zweckbestimmtheit der Verwendung des Textes als Mittels zur Erreichung eines iibergeordneten Kom­munikationsziels verstanden werden kann; Analyse der . kommunikativen Funktion aus verschiedenen erfassen sind. < 2 > Der Sender versucht dabei,im Text ab­kommunikative Absicht zu kodieren, bzw. er la.f3t seine wahre unter Anwendung verschiedener Mittel nicht difekt vordrin­(scheinbare) kommunikative Absicht (nach Moglichkeit) direkt solite, die andere (tatsiichliche) kommunikative Absicht, (BIEBERLE 1987: 199), jedoch durch bewul3te Tiiuschung (nach unidentifiziert bleiben moge, obwohl sie im konkreten Text (mittelbar) Haupt-oder Nebenrolle erftillen solite. Damit in Zusammenhang logischerweise die zentrale Rolle des strategisch-operativen Vorgehens Kommunikationsabsichten. Bei der Vertextung von Kom­konnen somit verschiedene Kombinationen des Transparenten Vorschein kommen, wobei sich freilich auch der Grad der Ehrlichkeit seitens des Textproduzenten iindert: von dem gr613ere Wirksamkeit zu erzielen -sei es in der belletristischen Effekte), sei es in alltiiglichen Gebrauchstexten des (Werbung) oder politischen Lebens (Agitation und Propaganda) bis Manipulieren mit dem Adressaten. < 3 > Das bedeutet eine Herausforderung ftir die intellektuelle Anstrengung des Rezipienten bei sowie ftir den Textproduzenten bei der Textgestaltung; sog. rezeptiven Komponente der kommunikativen Funktion wobei unter dem Begriff rezeptive Komponente der kom­unvorhersehbare Wirkungen der Texte bzw. der Ausdrucks­Adressaten zu verstehen sind; darin ist eine der Grundlagen ftir die Kommunikationsmechanismus und ftir das entsprechende Sprachsystems zu suchen. (Text)funktion wird in der Rege! vom Andressaten dekodiert. Al­die beabsichtigte und die realisierte Einwirkung hiiufig kommunikative Situation ist eine einmalige und praktisch un­Kombination verschiedener Faktoren und Bedingungen, die auch un­und uberraschenderweise miteinander kombiniert werden daB die Mehrheit dieser Kombinationen und wechselseitiger gesellschaftlich konventionalisiert und gefestigt, d. h. normiert ist, es Unerwartetes und Zufiilliges als Komponenten der kom­von kommunikativen Prozessen bzw. von Ausdrucksmitteln GROSSE-NEUBERT 1982, RONNEBERGER-SIBOLD . Wenn wir die Kommunikation als tiitigkeitsbezogene Interak­ Begriff der Absicht eigentlich als erstes Element, als Ein­ ambivalenten, dialektischen Spannungsgeftiges "Absicht-Wirkung" zu saten kann der urspriinglichen Absicht mitunter sogar vorgreifen, wenn es sich um eine ausdriicklich spontane Ausdrucksweise handelt. Bisweilen kann gegenseitiges Efowirken verschiedener Kommunikationsfaktoren in der Folge zu nachtriiglichen, sich erst nach abgeschlossenem Kommunikationsproze/3 einstellenden unerwarteten 4 und iiberraschenden Assoziationen fiihren. < > Eben diese unvorhersehbarcn Aus­wirkungen in der geplanten Kommunikation als einer Ganzheit sowie beim Gebrauch einzelner Ausdrucksmittel zur Realisierung des Kommunikationsprozesses (ich bezeichne das mit dem Begriff rezeptive Komponente der kommunikativen Funktion) gehoren m.E. zu den Triebkraften der funktionsmiifiigen Entfaltung (Erscheinungsformen, Existenzfor­men) der Sprache. < > Dieses -sieht in einer Sprachvarietat -auch in der Um­gangssprache -die Kombination eines grundlegenden sptachlichen Substrats einerseits, das allen Sprachvarietaten mehr oder weniger gemeinsam ist, und typi­scher sprachlicher Besonderheiten andererseits, die variieren, je nachdem, um wel­che Sprachvarietat es sich handelt. Nur eine solche phanomenologische Betrachtungsweise . ermoglicht es, die L~k fliellender Ubergange von einer Sprachvarietat in eine andere zu verstehen < , zugleich aber auch die Vielschichtig­keit innerhalb einzelner Sprachvarietaten, die auch fiir die Umgangssprache charak­teristisch ist. Bei einer Sprachvarietat als solcher geht es also nicht in erster Linic um die Alternative im Sinne von Vorhanden-oder Nichtvorhandensein einzelner zwischen der Literatursprache und den Mundarten ist und durch die gesellschaftliche Entwicklung und die veranderten Kommunikationsbedilrfnisse bedingt ist, ermoglicht das Erfassen der Funktion, die allgemeinen in der gegenwiirtigen Kommunikation besitzt. In mehrere Umgangssprachen gegeben. Diese waren regional einen auf den Prinzipien der Diglossie beruhenden Kode "niedriger" stehenden Sozialschichten nur in besonderen kom­anstatt der Dialekte verwendet wurde. Entwicklung des Phiinomens Umgansssprache verlief offenbar in wird allmiihlich auch schriftlicher Kode; sie dominiert in der wird mehr und mehr ilberregional; verliert allmiihlich ihre ursprilngliche vorwiegend sozial-stig­und ilbernimmt psycho-sozial bedingte kommunikative HARTUNG-SCHONFELD 1981: 91); wird im Zusammenhang mit allen moglichen Gegenstands­verwendet; es gibt kaum noch inhaltliche Einschriinkungen in der Umgangssprache wie in frilheren Jahren; nicht mehr ausschlieBlich Domiine des Alltagsverkehrs, beinahe alle Funktionalstile ein; allmiihlich auch ein Normsystem der Umgangssprache heraus; nichtso exakt ausgebaut wie jenes der Literatursprache und der Prozesses ist also der, daB heute ohne besondere Vorbehalte deutschen Umgangssprache gesprochen werden kann , die Verwendung findet und eine situative, psychologisch gepragte Varietat mit der Literatursprache gleichwertig sein kann. Die Um­mehr ausschlieBlich die Domane der gesprochenen Sprache, literatursprachliche schriftliche Texte ein und beeinfluBt so Literatursprache. Es lallt sich behaupten, daB hier die Anwen­umgangssprachlichen Elementen gezielt und bewuBt ist. Die ~eschri~bene hauptsachlich (noch) stilistisch markierter Kode.< > "Was sich primar das Gefilge der Existenzformen, sondern das Sprechern zur Verwendung von Existenzformen" (HARTUNG­92). Daraus lassen sich verschiedene kommunikative Eine kommunikativ gepragte Definition der Umgangssprache wiirde somit lauten: "Die Umgangssprache ist eine vertikal differenzierte, variantenreiche Existenzform der deutschen Gegenwartssprache, die historisch als Ausgleichsprodukt zwischen den Dialekten und der Literatursprache entstanden ist und die vor allem mit ihrer literatursprachenahen iiberregionalen Schicht als gleichwertige Sprachvarietat in alle Funktionalstile eindringt und dort spezifische kommunikative Funktionen erfiillt". Auch bei der Festlegung des normativen Charakters der Umgangssprache ist nur der systembezogene Horizont zu eng. Die Beachtung der situativ bedingten Normen der Umgangssprache ermoglicht erst recht ein komplexeres Begreifen des entstehen­den sprachlichen Normsystems der Umgangssprache. Der Normbegriff streut auf einer Skala mit einer Toleranzbreite fiir Abweichungen, so daB hier nicht mit dem Begriff "Praskriptionen" (SPERLBAUM 1975: 10) operiert, sondern -die oben beriihrte Dynamik beachtend -vielmehr mit BETIEN von mehreren durch Redekonstellationen gesteuerten "Normniveaus" gesprochen wird (vgl. BETIEN 1985: 364). Diese "Normniveaus" bewegen sich im Spannungsfeld angemessen -nicht angemessen, zweckmaBig -nicht zweckmaBig. (Vgl. a. HARTUNG 1977: 16, HAR­TUNG-SCHONFELD 1981: 89.) Zu unterscheiden ist zwischen der U mgangssprache als Existenzform der Nationalsprache und der Umgangssprache als Stilebene, herauszufinden sind aber auch die genaue Abgrenzung bzw. die Uberschneidungsbereiche und Korrelationen zwischen der Umgangssprache einerseits und der Stilfarbung sowie der pejorativen, markierten und iibertragenen Verwendung der Ausdrucksmittel andererseits. Offen bleibt die Prage, ob Umgangssprache nur .eine Ubergangsphase in der Entwicklung der Sprache als System und als Verstandigungsmittel ist und wie die kiinftige Entwicklung sein wird. Die stilistische Markiertheit der Umgangssprache in der Schriftsprache gewahrleistet z. Z. noch ihren funktional bedingten Gebrauch. FAKTOREN UND BEDINGUNGEN DER KOMMUNIKATION Das Hauptanliegen der Dissertation war es, das Verhaltnis zwischen dem System der Kommunikationsdeterminanten (Faktoren und Bedingungen der Kommunika­tion) einerseits und den sprachlichen Besonderheiten des Textes als Resultat der Textgestaltung a'ndererseits aufzuzeigen, und zwar in beiden Richtungen, sowohl bei der Textgestaltung wie auch bei der Textrezeption. Die Faktoren und Bedingungen der Kommunikation bilden den auBeren und den inneren kommunikativen Rahmen des Kommunikationsereignisses. Unter dem Begriff auBerer kommunikativer Rahmen der Kommunikation werden hier jene allgemeinen Charakteristiken der Zeitungen subsumiert, die mittelbar die sprachlichen Besonderheiten in diesen Zeitungen beeinflussen. (Vgl. Kom­ Verlagsort, Art des Erscheinens '(Tagesblatt, Wochenblatt, Wochen erscheint, Monatsblatt usw.; Morgenblatt, Abendblatt u. regionale Verbreitung (Lokalblatt, iiberregionale Zeitung) ((sprach)konservative -(sprach)innovative Zeitung), die be­ (allgemeine, spezialisierte; Beilagen), die damit einhergehende Zeitung, typischer Adressat (disperses Publikum, Vermit­ Publikum beziiglich des Fachs, der Bildungsstruktur, des Al­ u.a.). Den inneren Kommunikationsrahmen des Kommunikationsereignisses sehe ich -auch in Anlehnung an "Funktional-kom­ Sprachbeschreibung" (SCHMIDT et al. 1981: 18, 20, 203) und an "Sprache (SCHMIDT et al. 1977: 170) (vgl. auch SANDIG 1986: 29, wesentlichen Determinantenkomplexen jeder kommunikativen voneinander hierarchisch abhiingig sind, so dal3 ihre Komponenten jedoch in Einklang mit gewissen Gesetzmiil3igkeiten kom­ Determinantenkomplex, . k 1 etermmanten omp ex , thematisch-gegenstiindlichen Determinantenkomplex < 11 >, Determinantenkomplex, strategisch-operativen Determinantenkomplex. Zwecken ist zu bestimmen, welche Parameter dabei als (mit mehr objektivem Charakter) gelten (konnen), welche subjektiv gepriigten Variablen gehoren. dem Umstand Rechnung zu tragen, da13 zu dem strategi­Textgestaltung nicht nur der strategisch-operative Determinan­Mittel und Operationen zur Durchfiihrung eines -Kommunikationsplan, Textaufbau, d. i. Architektonik Kommunikationsverfahnm (KV), funktional-kommunikative Textsorte) gehOrt, sondern i.w. S. auch andere Determinan­der thematisch-gegenstiindliche (Wahl des Kom­und der situative (Wahl der Realisationsweise, Zeit-und Kommunikation, Wahl des Kommunikationspartners). Aufmerksamkeit gilt in der Untersuchung den KV als Struk­Kommunikationspliine. Die Bestimmung eines KV wird Kombination allgemeiner und spezieller FKM beeinflu13t, die MUSTERTEXTANALYSE 5.0. Der Mustertext Helga BAMMERT-SACHER: Die alte Dame ist ein Tramp. (Untertitel:) Ein Rosenstrohhut erweist sich als wichtiges Requisit (Die Zeit, Nr. 44 -29. Oktober 1982; Sparte "Reise", S. 57 f.) Ein grol3eres Photo (dieses zeigt eine sportlich ge­kleidete -Kniebundhose, Rucksack, Rosenstrohhut -iiltere Dame, die mit hoch­gerecktem Daumen -ein Symbol des Autostops -am Stra13enrand wartet) im rechten oberen Winkel der Seite 57 triigt den Untertitel: "Helga Bammert-Sacher beim Start an der Autobahnauffahrt Hamburg" und ist begleitet vori dem Kommentar: "Sie war Schauspielerin, ist 61 Jahre alt und gleicherma13en reise-und abenteuerlustig. Sie lebt Hamburg und liebt Rom. Wie ein Teenager fuhr sie in die Ewige Stadt, mit Ruck­sack und hochgerecktem Daumen." Es folgt eine stark verkiirzte, auf eiriige tragende Siitze reduzierte Version des M ustertextes. l. "Na, willste mit? 2. Ich fahr' bis Seesen." 3. Die Stimme kommt von oben, auf dem Rastplatz von Stillhorn. 4. lch gucke hoch in ein gemiitliches Gesicht, ein bil3chen jiinger als meines: 5."Danke, eigentlich wollte ich mit einem Pkw fahren." 6. Leichte Enttauschung/ 7. "Na, wie du willst." 8. Schlechtes Gewissen bei mir: 9. Warum solite ich nicht mit einem Lastwagen starten. 10. Ich danke und klettere hoch mit Rucksack und Biindel. ll. "lch hei13e Hennann, wie hei13t du?" 12. "Was, Her­mann? 13. So heil3t mein zweiter Schwiegersohn." 14. Wir sind gleich vertraut. 15. Der Rundblick ist weit, ich bin zufrieden.16. Die drei Kinder haben sich nicht aufgeregt iiber meinen Plan, nach Rom zu trampen, aber die Freunde.17. Warnungen vor Vergewaltigung, Unfall, Raub. 18. Ich hatte Erfahrungen mit dem Trampen nach dem Krieg bis Anfang der fiinfziger Jahre. 19. Allein, spiiter mit ineinem 'Mann von Bayern bis Flensburg ins Theater-Engagement, dann mit einem Kind, schliel3lich mit zweien. 20. Seither nehme ich selbst Anhalter mit. 21. Hermann will keinen Kaffee aus meiner Thermoskanne, er mul3 in Seesen schlafen. 22. Gerne nimmt er jemanden mit, da wird ·man nicht so miide.... 25. In Seesen erlebe ich es und oft danach, den kleinen Schmerz, weil man sich trennt. 26. Drei Schritte vom Wagen weg und aus. · ... 29. Ein junger Mann nimmt mich bis Kassel mit. 30. Er ist Landschaftsgiirtner, will sich umschulen lassen, Krankengymnast werden. 31. Er ist total genervt, weil das Baugewerbe die Giirtnerei einzementiert. 32. Was soli das, einen Baum durch allerlei Tricks zu bewiissern und zu beliiften, wenn man doch nur einfach genug Erde um ihn herum lassen kann? will kein Geld fiir das Brot. 42. "Wo kommen wir denn da bezahlen lassen?" ... Morgen frage ich in der Herberge, ob jemand zur Stadt Kunsterzieher aus Braunschweig bringt mich bis zur Autobahn, die Schwierigkeiten, die ich in Italien haben wiirde. hinten und bin wieder ganz froh. 58. Dieser Wechsel der Stim­oder draufien bist! ... iiber den Gotthard, und ich denke, ach, da kann doch die mit, dieses Licht iiber den Bergen, diese Farbigkeit auf dem sind die Museen zu, ganz gut, denn Rom ist noch weit. ... Rom, selig, und kann es gar nicht ausdriicken .... ist und bleibt einzig schon. 91. In der Villa Borghese kann an den Skulpturen Berninis, an der Madonna mit Kind von ersten Woche bin ich wiitend, weil ich nichts mehr aufnehmen Gluck Ari .... Frascati gibt's bei unseren lieben Nonnen .... 114. Ich mufi vor, iiber den Brenner zu fahren, und es gelingt. 116. Der Autobahn fiihrt 45 Minuten. ... 118. Plotzlich ein Dutzend dran, denke ich und spiele Vogel Straufi. 119. Vorbei, und Florenz wieder mal ein Lastwagen, pieksauber. 125. Der ziemlich sofort, dafi er mit mir schlafen will. 126. Marito in base mit mir sein, wenn ich das tate, sage ich hilflos und al­friedlich, sagt dano, er diirfe sowieso niemanden mitneh­da kann ich raus .... 131. Dano hiilt ein Geschiiftsmann mit und ich kann bis Bad Aibling mit ihm fahren. 132. Er ist kor­ gibt keine Fraternisation. 133. Mitfahrer, halt's Maul. ... aus Rosenheim halten an .... 141. Es ist schwer, von Rosen­ 143. Ich mufi weit laufen, ehe mich jemand zur Auffahrt nur 30 Kilometer mit einem jungen Geschiiftsmann ... Ausfahrt Richtung Niirnberg fiihle ich mich mal wieder wie aus­einen Kleinbus um. 149. Dunst von SchweiB, 61 und 150. Nix Deutsch, nix 151. Giilan kommt der lch werde ganz stutzig: 158. Wiire hier nich alles rundherum schmutzig, sondern geschiihe der "Antrag" in einem asthetischen Ambiente, ich weif3 ja nicht. 159. Gleich­zeitig ist da aber der Gedanke "Blof3 raus beim Tanken". 160. Ich gucke auf die Skala, muf3 bald halten. 161. In Niirnberg-Feucht muf3 ich lange warten, bis Rudi mein Kopfputz gefallt: 162. "Datt is doch ein zu schones Hiitchen." 163. Rudi fahrt einen Tanker mit einem giftigen Zeug, der Grundlage der Schaumstoffherstellung. 164. "Wenn wir umkippen, die Diimpfe sind ganz schOn gefahrlich." 165. Rudi zeigt mir Papiere, die das alles bestatigen. 166. Ich korom mir vor wie in "Lohn der Angst", das gruselt schon. 167. Rudi ist ganz ungefahrlich, erziihlt wie ein Wasserfall, vom Garten, von seinen Kat­zen, von Frau und Sohn, von der Briefmarkensammlung und daf3 die Schwester Rosinen im Kopf hat, weil die Tochter Jura studiert. ... 173. Da stoppt ein heller Junge, macht die Tiir auf, ich sage mein Spriichlein, habe Gluck, die Richtung stimmt. 174. Er fiihrt mit einem Affenzahn und heil3er Kassettenmusik 175. lch denke, mein Kopf platzt, da balt er auch schon bei der Ausfahrt Grol3-Gerau, jetzt ist es nur ein Klacks, geschafft .... 177. Meine Tochter weil3 nicht, dal3 ich drei Autos brauche, um das erste Autobahnschild ranzukommen; soli sie auch nicht, ist mein Bier. 178. Im Gewirr der Auf-und Abfahrten um Frankfurt halt ein Taxi meinetwegen. 179. Ich bin platt, da hiitte ich nie einen Versuch gemacht. ... 181. Schlie131ich komme ich bei Friedberg an die Lehrerin, die zu einer Tagung wegen Paketsendungen fiir Polen nach Minden mufi. 182. Uber die Kirche hat die 36jahrige Mutter des sieben Monate alten Hendrik eine Riesenaktion aufgezogen, ihr Mann macht mit. ... 187. Ein junger Mann, Assistent an der Aachener Uni, ist froh, uns gefunden zu haben .... ... 191. Meine Fahrerin kommt aus der Provence, die Ente ist voller Kriiuter. 200. Ich darf die Anhalterei nicht hochjubeln. 201. Zuviel Ungutes ist schliel3lich doch auf beiden Seiten passiert. 202. Es bleibt eine ganz personliche Form der Reiserei. 203. Bei mir ist viel Show dabei. 204. Ach was, es gibt so viele Formen der Eitelkeit. Im Text erziihlt eine unternehmungslustige pensionierte Schauspielerin von ihren Erlebnissen auf ihrer Autostopreise von Hamburg nach Rom und zuriick. Es handelt sich um eine erlebnisbetonte Erziihlung, die in l. Person und im Prasens ausgewiihlte Ereignisse wiihrend eines ungewohnlichen U nternehmens eincr iilteren Dame dynamisch darstellt. l. Die kommunikativen Detenninanten des Mustertextes Ehe i.e.S. auf die Faktoren und Bedingungen der Kommunikation im Mustertext wovon auch verschiedene Sparten und Beilagen zeugen. erscheinenden 'Zeitungen' (75 Titel 1975) verdient 'Die Zeit' liber 1,1 Mili. Leser) besonderer Erwiihnung" (NAIL 1985: eine iiberregfonale Zeitschrift (vgl. NELLEN 1986: 103), die Sprache ist ein fiir den gesamten deutschsprachigen Raum ver­ die These von der regionalen Gebundenheit der darin ent­ umgangssprachlichen Elemente in Prage gestellt wird (vgl. u.a. LANGNER iiberregionale Zeitung verwendet andere Sprachmuster als (NELLEN ibid.). 4. iibersichtlich angefiihrten Begriffe in bezug auf unseren Eingangs ist festzustellen, da13 Reiseberichte auch in Form kurzerer Zeitschriftentexte, weitestgehend kiinstlerischen Schaff ens aufweisen und somit nur bedingt zu werden konnen, deren Produzenten, einer konkret gesetzten folgend, kommunizieren (wie etwa im Kom­funktionalen Stiltyp der Sachprosa -des Amts-und Verwal­Politik, Bildung, Wissenschaft u.a.m.). Die Erziihlerin scheint in durch einen inneren ( emotionalen, instinktiven) Drang bezogen auf unseren Untersuchungstext, der situative Deter­ zwar wegen der Dichotomie, die im Text infolge der Dop­ pelkommunikationssituation, einer Art Phasenverschiebung, entsteht. Diese Sommer 1982 (als verinutlicher Zeitpunkt der Reise), direkter (miindlicher) Kontakt mit den Kommunikationspartnern -den Fahrern und andereri Tramps (als Medium fungiert also ,die gesprochene Sprache, abgesehen von unmittelbaren Notizen in einem eventuellen provisorischen Tagebuch), Kommunikationsbereich der Alltagskommunikation auf der Reise. Auf der anderen Seite ist die sekundare Kom­munikationssituation durch eine Distanzierung von dem unmittelbar Erlebten auf der Reise gekennzeichnet. Die Erzahlerin -Autorin legt ihre Erinnerungen an die aufregende Reise fest, indem sie sie, die authentische primare Situation simulierend, moglichst getreu wiederzugeben versucht. Dennoch befindet sich die Erzahlerin zu einem spateren Zeitpunkt an einem anderen Ort, sie bedient sich eines anderen Mediums (geschriebene Sprache)(vgl. Anm. < 6», sie mu13 damit rechnen, daf3 von ihr Geschriebenes von unbekannter Leserschaft ( disperses Publikum) gelesen werden wird (Kommunikationsbereich Presse und Publizistik). In Opposition stehen also die Kodierungsbedingungen sprechsprachlichen Gestaltcns (Situationsentlastung, Redundanz, Spontaneitat, Auslassungen) und schreibsprachlichen Gestaltcns (Dis­tanzierung und damit einhergehende griindlich durchdachte Entscheidungen infolge unbegrenzter Uberlegungsmoglichkeiten (vgl. SCHMIDT et al. 1977: 70). Von be­sonderer heuristischer Bedeutung ist diese Feststellung fiircine Untersuchung um­gangssprachlicher Ausdrucksmittel. Es handelt sich niimlich in unserem Text nicht allein um eine spontane, unkontrollierte, unbewul3te Verwendung von um­gangssprachlichen Ausdrucksmitteln in primarer kommunikativer Situation, diese umgangssprachlichen Ausdrucksmittel werden vielmehr in Modifikationen der sekundaren kommunikativen Situation bewul3t durchfiltert. Der vorwiegend bewul3te Einsatz umgangssprachlicher Ausdrucksmittel legt allerdings die Voraussetzung nahe, dal3 kommunikative Funktionen dieser umgangssprachlichen Ausdrucksmittel mehr oder weniger gefestigt, konventionalisiert sind. So eignen sich um­gangssprachliche Ausdrucksmittel ganz besonders zur Bestimmung und Analyse ihrer kommunikativen Funktionen, was ein Hauptanliegen dieser Arbeit ist. Im Rahmen des strategisch-operativen Determinantenkomplexes sollen fiir diesen Mustertext der Textaufbau und der Kommunikationsplan mit seinen Struk­turelementen ( den KV) niiher erliiutert werden. Bevor dann einige Belege der Mustertextanalyse (aus Platzmangel nur in sehr reduziertem Umfang und nur) exemplarisch dargestellt werden, setze ich mich -um das Verstandnis und die Lesbarkeit der sprachlichen Analyse zu erleichtern -mit den Begriffen Kommunikationsebene und Rededarstellungsform sowie mit der Opposi­tion Handlungsebene der Erziihlung vs. Situationsebene der Erziihlung auseinander. Auch das knapp skizzierte System der kommunikativen Funktionen ,des Muster­textes und ein Versuch seiner Textsortenbestimmung sollen als Hilfsmittel fiir die Durchfiihrung einer komplexen Sprachanalyse des Mustertextes betrachtetwerden. sind jedoch auch Abweichungen moglich, die nicht unbedingt Textproduzenten zuriickgehen miissen, sondern im Gegen­bewuBten und gekonnten Strategie sein konnen. zerfiillt der Text in XXI Absiitze mit insgesamt 204 Siitzen. < > kompositorische Gliederung ergibt im Text zuerst vier groBere Ein- Rom (1-83), Rom (84-114), (115-199), (200-204). Grobgliederung zerfiillt weiterhin in kleinere, vor allem zeitlich und lokal Einheiten. "Ein Erziihltext ist in seinem Voranschreiten an der Eine temporale Qualifikation der Siitze ist deshalb quasi Informationswert kann mithin sehr gering sein" (EROMS 1986: 17). (Reise)Erzahlung hier unten) (erster Tag) (!, 1-39) 3 dem l. Fahrer (I, 1-14) 4 > (II, 15-20) mit dem l. Fahrer (III, 21-26) Fahrt mit dem Gartner (IV, 27-32) mit dem 3. Fahrer (V, 33-39) Kassel (VI, 40-47) Jugendherberge (zweiter Tag) (VII, VIII, 48-72) Jugendherberge bis zur Autobahn (VII, 48-56) BMW-Fahrer und seiner Freundin bis Basel (VIII, 57-72) 73-83) Schweizer Ehepaar bis Florenz (IX, 73-80) 81-83) C2: Orvieto -Florenz -Toscana -Verona -Bozen -Bad Aibling-Rosenheim (XV, XVI, 124-146) C2,1: Lastwagen (XV, 124-127) C2,2: mit zwei Neapolitanern unterwegs (XV, 128-131) C2,3: Geschaftsmann mit Kompagnon (XV, 132-136) C2,4: zwei Jungen (XVI, 137-142) C2,s: "jemand" (XVI, 143) C2,6: junger Geschaftsmann (XVI, 144-146) C3: Rosenheim -Numberg (XVII, 147-160) C4: Numberg-gen Norden (XVII, 161-171) Tankerfahrer C5: bis GrofJgerau (XVIII, 172-175) ein heller Junge C6: Umgebung von Frankfurt (XVIII, 176-180) bei der altesten Tochter C7: Friedberg-Osnabrilck (XIX, 181-184) Lehrerin CB: Raststatte (XIX, 185-189) andere Reisende C9: Sittensen -Hamburg (XX, 190-199) Franzosischlehrerin D: (einteiliger) Sch/ufJ (XXI, 200-204) Bei der Bestimmung des Kommunikationsplans eines umfangreicheren Textes muB damit gerechnet werden, daB der Gesamtplan, der der dominanten Kom­munikationsabsicht im Text entspricht und nach ihr benannt wird (vgl. SCHMIDT et al. 1977: 148 und SCHMIDT et al. 1981: 28) und der mit der Gesamtzielsetzung der Sprechhandlung iibereinstimmt (vgl. DIMTER 1981: 65), mehrere untergeordnete Teilplline (instrumentale Ziele der Sprechhandlung -vgl. a.a.0.) enthalt. Eine wichtige Tatsache in diesem Zusammenhang ist, daB bei den Kommunikationsplanen (wie auch bei ihren Strukturelementen den KV) keine 1981: 28), wobei es unter dem strategischen Gesichtspunkt vor Kombination der einzelnen Teilpliine, auf die Abfolge der Teiltexte GULICH-HEGER-RAIBLE 1979: 80). Der Gesamtplan ist eine dessen Bestimmung hiingt mit der Forderung :nach "seman­kommunikative/r/ und strukturelle/r/ Ganzheitlichkeit , und sie will damit den Leser gewissermal3en emotional bewegen, riihren, engagieren, beun­ruhigen, was auch mit der Auffassung SCHMIDTs iibereinstimmt, .das emotionale Bewegen sei meist einer anderen Kommunikationsabsicht untergeordnet, insbe­sondere dem Mobilisieren, dem Uberzeugen, dem erlebnisb~tonten Informieren (SCHMIDT et al. 1981: 26). Aufgrund der obigen Analyse lieBen sich in unserem Mustertext drei die Span­nung im Text steigernden Spannungsbogen feststellen (vgl. zur Textsorte hier unten). Der erste Spannungsbogen existiert einerseits zwischen dem aktivierenden Charakter der beiden ersten Teilplane ( das Aktivieren (I) und das Klaren (H) konnten zusammen als ein aktivierender Teilplan hoheren Grades aufgefaBt werden, der den Leser Man unterscheidet drei Klassifikationsmoglichkeiten der KV: un'ter dem Handlungsaspekt konnen die KV auch den elementaren Operationscharakter besitzen (vgl. ff.), unter dem strukturellen Aspekt sind KV einfach und einfachen KV zusammengesetzt) (vgl. SCHMIDT et al. 1977: konnen -hierarchisch gesehen -auf das Handlungsziel bezogene B. Erziihlen), sie konnen aber auch konstitutive Verfahren dem Erziihlen unter-und dem Mitteilen iibergeordnet ist) (integrierte) KV (z.B. Mitteilen), die auf kommunikative Teil­ HEUSINGER 1984: 162i SCHMIDT et al. 1981: 38, HAR­SANDIG 1986: 114, 321). < 9 > Tatsachen liber die KV hinaus ist aufgrund der vorliegen­weitere Besonderheiten aufmerksam zu machen. KV konnten vierten, nach dem funktionalen Kriterium in formale und in werden. Das bedeutet, dal3 ein KV -ob Operations-oder Rezipienten u. U. eine von der usrpriinglichen abweichende, Zweckbestimmtheit aufweisen kann. So wird z. B. durch das KV kognitives Herantasten an das Unbekannte, ein Suchen nach hervorgebracht (vgl. HARNISCH 1983: 49 sowie SCHMIDT et al. 1981: bisweilen lediglich formale Handlung hinaus kann das auch die Besonderheiten der auf hierarchischen Verhiiltnissen unter den KV beruhenden Klassifikation der KV ein. Das KV Mitteilen mufi nicht unbedingt 'sachbetont' bzw. 'sachgemiif3' sein (vgl. SCHMIDT et al. 1981: 35, 208). Innerhalb komplexer erlebnisbetonter KV wie z. B. Erziihlen, kann das Mitteilen als elemen­tares (integriertes) KV auch das FKM 'erlebnisbetont' aufweisen (vgl. HEUSINGER 1984: Anhang: 46). Generell liif3t es sich vermerken, daf3 integrierte KV iiber ihren Rahmen hinaus solche FKM signalisieren konnen, die ihnen selbst nicht anhaften, die jedoch auch aus der vertikalen Interaktion mit den konstitutiven KV und dem (komplexen) Gesamtverfahren bisweilen auch auf der elementarsten Ebene (nachtriiglich) zum Ausdruck kommen. Auch sprachliche Elemente, mit denen das Mitteilen ausgedriickt wird (z. B. umgangssprachliche oder normalsprachliche), sind ein Kriterium, das iiber den vorwiegend sachbetonten oder erlebnishaften Charakter des Mitteilens entscheiden. (Vgl. auch SCHMIDT et al. 1981: 37, 227 f.). Die Bestimmung der KV hiingt auch von anderen Faktoren ab, z. B. vom Tem­ 21 22 pusgebrauch im Text < > und von der topologischen Lage des KV im Text. < > In der Mustertextanalyse wurde ein neues KV ermittelt, d.i. das Interjektieren oder emotionales Erleichtern (Sich-Entladen), das neben den bereits bekannten Gruppen von KV eine neue, vierte Gruppe von KV eroffnet, die weder deskriptiv noch inzitativ noch inventiv sind (vgl. SCHMIDT et al. 1981: 35 f. und HARNISCH 1983 :47). < 23 > Neu scheint auch die Erkenntnis, daH einfache KV nicht unbedingt elementar sein miissen. So kann z. B. das Mitteilen auch als konstitutives KV fun­gieren, das also (funktional) anderen KV iibergeordnet ist, die strukturell komplizierter aufgebaut sind (vgl. Siitze 22, 82). Die Rededarstellungsformen sind ein bedeutendes Ausdrucksmittel, das die Bildhaftigkeit und die Ausdruckskraft im Text steigert und somit teilweise auch den Einsatz der Ausdrucksmittel lenkt, auch der umgangssprachlichen. Die Auseinander­haltung der Rededarstellungsformen schiirft unter Beachtung der Kommunikations­ebenen zusiitzlich das Gefiihl fiir die Wohlkomponiertheit des Textes und fiir die Unterscheidung der Perspektiven des Autors, des Erziihlers, der Figur(en) und des Adressaten. Zum besseren Verstiindnis der verschiedensten Rededarstellungsformen (vgl. FLEISCHER-MICHEL 1977: 209) dient eine detaillierte Analyse der Kom­munikationsebenen im Text. Sowohl ein herausgearbeitetes System der Rededarstel­lungsformen als auch ein diesem zugrunde liegendes Netz der Kommunikationsebenen haben sich in der Textanalyse als relevant fiir die Bestim­mung der· kommunikativen Funktionen gezeigt. Mit Kommunikationsebene meine ich hier konkret die Art der Beziehung zwi­schen dem Sender und dem Adressaten, d. h. zwischen den Kommunikationspartnern Text. Diese Beziehungen konnen mannigfaltig sein, weil der Sender i. S. nicht daB es innerhalb des Textes zu einer Art Verrnittleradres­der Beziehung zwischen Sender und Adressat ergeben sich der Kommunikation: die Metaebene und die sprachliche die Kommunikationsebene nullten Grades meint dabei den indirekten Kontakt einerseits zwischen denjenigen, die (als Sender) stehen (ich beschranke mich hier -wie bereits erwahnt -auf andererseits dem Zeitungsleser (als Adressat) (vgl. zum auJ3eren in 4.). Kommunikationsebene i. w. S. -der Kontakt zwischen Sender hier mit Hilfe sprachlicher Ausdrucksmittel -zerfallt in 3 Kommunikationsebenen: ersten, zweiten und dritten Grades. Kommunikationsebene ersten Grades besteht zwischen der Redaktion einer Leserschaft, aber auch zwischen dem Autor (wenn er nicht mit dem der Leserschaft. Der Redakteur (der Zeitung) und u. U. tragen gelegentlich einleitende sprachliche Elemente zum Text den Rahmen des Textes hinweg direkt an den Leser wen­gehOren der Titel (haufig mit dem Thema des Textes iden­einer Redaktion libereinstimmen sollte ), ein oder mehrere uncl/oder Zwischentitel, verschiedene Geleitworte und aber auch das Bildmaterial und Illustrationen sowie die Kommentare (s. den Mustertext). Kommunikationsebene lauft der direkte Kontakt zwischen dem Autor, wenn sie identisch sind) einerseits und dem Leser als Einen solchen Typ der Kommunikationsebene haben wir z. 37-40, u.a.m. Hauptsachlich objektiviert sich die Kom­ Erzahlung auf dieser Ebene. Rededarstellungsformen auf dieser Kommunikationsebene sind die abstrahierte Rede, die erlebte Reflexion und die erlebte Rede (Vgl. FLEISCHER-MICHEL 1977: 209 f.) Kommunikationsebene dritten Grades bedeutet, daJ3 die Kommunikation (End)adressat (dem Leser eines Zeitungstextes) typischerweise verlauft. Dieser Vermittler ist durch eine Figur oder mehrere vertreten, die in unterschiedlichen Kombinationen miteinander Erzahler kommunizieren, wenn dieser die Rolle einer am Ge­libernommen bat. Auf diese Art und Weise kommt es zu primaren kommunikativen Situation (vgl. DIMTER 1981: 42), lungsformen, und zwar die direkte Rede und den innereo Monolog. (Vgl. FLEI­SCHER-MICHEL 1977: a.a.O.) Diese mehrdimensionellen Beziehungen verdienen besondere Aufmerksamkeit unter dem Blickwinkel der Kodierungsbedingungen: die primare kommunikative Situation -spontane Dialoge in der Alltagssprache -. wird von dem Erzahler (hier zugleich Autor) schriftlich niedergelegt, so daB sich die Kodierungskriterien einer miindlich erlebten Kommunikationssituation an den Kriterien der schriftlichen Kom­munikation brechen (vgl. oben). So steht dem Autor ein praktisch unbegrenztes In­ventar an Ausdrucksvarianten zur Verfilgung, von der getreuen Wiedergabe der Primarsituation iiber teilweise modifizierende Eingriffe in diese spontane 'For­mulierungsweise bis hin zur volligen Anpassung an die Forderungen des schriftlichen Verkehrs. DaB sich vor diesem Hintergrund u. a. auch verschiedene Rededarstellungsfor­men als ein sehr geeignetes Ausdrucksmittel anbieten, das dem Textproduzenten fein kombinierte Nuancenunterschiede fast unbegrenzt schaffen IaBt, steht auBerZweifel. Gute Kenntnis der Charakteristiken verschiedener Rededarstellungsformen ist somit sowohl im Textgestaltungs-wie auch im -rezeptionsprozeB unabdingbar. Um die Problematik zu erneuern, werden hier die Charakteristiken einer Rededarstel­lungsform angegeben, die sich auf Grund der Mustertextanalyse als neu identifizieren lieB, und mit einigen wesentlichen Merkmalen der anderen in dem Mustertext ver­wendeten Rededarstellungsformen tabellarisch verglichen. FigurenbeeinfluBte Erzahlerrede. Die Bestimmung des Rededarstellungstyps scheint problematisch z.B. in Satzen 21, 22, 30, 31. Sie lassen sich in keinem der bekannten Rededarstelhingstypen einordnen. (Vgl. FLEISCHER-MICHEL 1977: a.a.0.) Es handelt sich hochstwahrscheinlich um eine besondere Unterart der Erzahlerrede, die sich von der iiblichen Erzahlerrede dadurch unterscheidet, daB sie von der Figurenrede beeinfluBt wird: der Erzahler spricht von dem, was er im Kontakt mit einer Figur von dieser Figur erfahren hat, so daB diese, sich neu abzeichnende Rededarstellungsart im Prin­zip auf einen rekonstruierbaren Dialog mit der Figur, u. U. sogar auf die Figurenrede selbst zuriickfilhrbar ist, ohne daf3 diese verkiirzt oder anders abstrahiert werden muB. Ober das eventuelle Erscheinen einer (neuen) Figur im Text berichtet also die Erzahlerrede (z. B. Satz 29), iiber das, was aus dem sprachlichen Kontakt und dem lnformationsaustausch mit der Figur herauskomnit, dagegen die sog. figurenbeeinfluBte Erzahlerrede (vgl. Satze 30-31; vgl. auch MOSKALSKAJA 1984: 24 125-127).:< > Diese Distinktion scheint im Rahmen dieser Untersuchung von Bedeutung, weil gewisse sprachliche Elemente aus der so entstandenen Erzahlerrede eigentlich auf die urspriingliche Figurenrede zuriickgehen, wobei die Intensitat der Beeinflussung erlebter Reflexion und noch mehr bei erlebter Rede die Figuren­fast vollig iibereinstimmen ( edebte Rede kann bisweilen mit Rede verglichen werden, gibt es bei der figurenbeeinfluBten gesehen -meistens lediglich einzelne Spuren der Figuren­auch die Perspektive und die damit einhergehenden syntakti­die Personen-und Tempuswahl) ausschlieBlich von dem 25 werden. < > Abgrenzung der Rededarstellungsformen E F ER (IM) AR FBERerRf IR erRe IM DR + + + (+) (-) + (+) (+) (+) + (-) + (-) + + (-) (+) (+) + + + (+) + (+) L L L L L L L L L (-) ( -) (+) (+) (+) + + (-) (+) + + + + + + + + + + (+) (+) + + + + + erRf-erlebte Reflexion IR -indirekde Rede erRe -erlebte Rede IM-innerer Monolog (IM) -innerer Monolog auf der Rede Erzahlerebene figurenbeeinfluBte DR -direkte Rede sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Redeformen einiger relevanter Merkmale der Rededarstellungstypen Tabelle 1 hervorgeht. In der Tabelle sind fiir einzelne Redefor­Rubriken vorgesehen: Gedanken des Erzahlers, Diktion des der Figur, Diktion der Figur, Adressat, Vermittleradressat, Erzahlerrede durch die Figurenrede, typische sprachliche zwar Redekennzeichnung sowie (quantitative) Komprimierung Monologs). Beeinflussungen der Erzahlerrede durch die Figurenrede erfolgen, wo sich die Perspektiven der Figur und des Erzahlers iiberlappen. Die einzelnen Rededarstellungstypen sind in der Tabelle so angeordnet, daB von links nach rechts die Einwirkungen der Figurenrede zunehmen, wii.hrend die des Erzahlers abnehmen. Der innere Monolog ist zweimal vertreten, je nachdem, ob es sich um den inneren Monolog der Figur handelt (kein Beleg in unserem Textkorpus), oder aber es denkt der Erzii.hler als eine der Figuren des primaren Kommunikationsereignisses in erster Person bei sich selbst nach (z. B. Satz 58}. Je mehr wir uns in Richtung von E (Erzahler) auf F (Figur) hin bewegen, um so bedeutender werden Gedanken und Diktion der Figur, wii.hrend der Einflul3 des Erzii.hlers nachlii.Bt. In Ubereinstimmung damit lassen auch die Komprimierung und andere durch den Erzii.hler durchgefiihrte Modifikationen in Richtung auf die Figur hin nach. Diese Verhii.ltnisse sehen konkret folgenderma8en aus: Fiir die Erzahle'rrede und den vom Erzii.hler gefiihrten inneren Monolog ist typisch die Diktion des Erzahlers ohne jeglichen Einflu8 der Figur. Die abstrahierte Rede ist eine fast vollige ( quantitative und qualitative) sprachliche Modifikation der Figurenrede durch den Erzii.hler. In der' figurenbeeinfluBten Erzii.hlerrede gibt es bereits einzelne Spuren der Einwirkungen der Figurenrede ( die Komprimierung und Modifikation seitens des Erzii.hlers sind nicht mehr so intensiv). In der erlebten Reflexion findet man bereits Nachahmungen der Figurenrede vor, fiir die indirekte Rede sind jedoch in erster Linie die vom Erzii.hler vorgenommenen syn­taktischen Verii.nderungen der Figurenrede typisch, wii.hrend die erlebte Rede fast eine wortliche Ubertragung der Figurenrede ist ( daher auch als eine Art (in}direkte Rede auffal3bar). Innerer Monolog (auf der Figurenebene) und direkte Rede sind die authentischsten Dokumentationen der Figurenrede. Umgekehrt proportional ist also das Verhii.ltnis, in dem Komprimierung und qualitative Modifikationen der Figuren­rede einerseits und die linguistisch faBbaren Merkmale der Redekennzeichnung andererseits stehen, die in der Regel um so ausgeprii.gter sind, je stii.rker der (sprachliche) Einflu8 der Figur wird, weil nur so eine (rezeptive) Abgrenzung der Komponenten der Figurenrede von denjenigen der Erzii.hlerrede gewii.hrleistet ist (siehe Tabelle II). Einzelne Rededarstellungstypen bilden sich dort heraus, wo schwerpunktmii.Big distinktive Kombinationen gewisser Merkmale entstehen. Eine genaue Auseinanderhaltung einzelner Redeformen -obwohl manchmal schwer durchfiihrbar -ist auch von Nutzen bei der empfii.ngerorientierten komplexen Textanalysen, wo klar fal3bare Abgrenzungskriterien · (u. a. metakommunikative redekennzeichnende Hypersii.tze als Gliederungsmerkmale von Kommunikations­ebenen) zur Identifizierung von Textsegmenten und ihrer Teilfunktionen im Text beitragen. Allerdings ist auch auf der untersten Ebene, beziiglich einzelner Ausdrucksmittel, eine genaue Festlegung der Rededarstellungsmoglichkeiten bzw. eine exakte Definition einzelner Rededarstellu~gsformen in Abhii.ngigkeit von der Textstruktur von Bedeutung, und zwar bei der Bestimmung der kommunikativen Funktionen von Ausdrucksmitteln. Es ist nii.mlich nicht irrelevant, von wem einzelne Erzahlerperspektive versus Figurenperspektive DER EINFLUBBEREICH DES ERzAHLERS nung Komprimierung (und/oder) Modifikation der Figurenrede IR erRf FBER AR (IM) · ER Erzahlerrede oder der erlebten Rede) zuzuschreiben sind. Im vermutlich mit einer Art Identifizierung, Bagatellisierung der Distanzierung davon seitens des Erziihlenden zu tun, im zweiten umgangssprachlichen Ausdrucksmittel vielmehr eine Art (im Sinne von Sprachportriit) zum Ausdruck bringen. < 26 > von Handlungs-und Situationsebene in der (Reise) Dynamik in die Analyse dieser Textsorte mit sich, weil Unterscheidung die Ereignisse, auf denen formal das in der Geschehen aufgebaut ist (Handlungsebene der Erzahlung), auseinanderhalten lassen, die auf den ersten Blick nur als grundlegende Geschehen dienen (Situationsebene der Erziihlung), das Geschehen manchmal schneller voranschreitet als auf selbst. (Vgl. SCHMIDT et al. 1981: 113) In der Situationsphase Bedingungen fiir eine Umschaltung auf die Handlungsebene vermit­Handlungsebene baut auf Gegebenheiten der Situations­Bedeutung kommt Zeit-und Ortsangaben zu (vgl. GULICH-HEGER-RAIBLE 1979: 85, 91). Die Situationsebene ist um so haufiger,je grundlegende Geschehen hinaus das sekundiire Geschehen differen­Widerspiegelung subjektiver Reflexionen des Erziihlers ist. Gegenstand des konkreten Erzahlens durch Tatigkeiten gekennzeichnet sei (vgl. SCHMIDT et al. 1981: 113), kann auch aufgrund der obigen einfachen statistischen Ausrechnung bestatigt werden, daB wir es mit einer (Erlebnis)Erzahlung zu tun haben, in der die auBeren Prozesse und Handlungsphasen sehr stark durch die sub­jektive Stellungnahme der Erzahlerin durchfiltert werden. Vor diesem Hintergrund wird aber die Praferenz fiir den Gebrauch der Umgangssprache einleuchtend. Bei der Bestimmung der kommunikativen Funktion des Mustertextes kniipfe ich das an, was zur kommunikativen Funktion im allgemeinen unter 2. ausgefiihrt wurde. Der Text hat eine direkte kommunikative Funktion, seine kommunikative Funk­tion kann aber auch indirekt sein.(S. Tabelle III.) ' Tabelle III: Kommunikative Textfunktionen direkt indirekt (stabil, objektiv) (variabel, subjektiv) allgemein speziell allgemein speziell (absolut) (thematisch­ (absolut) (thematisch­ gegenstandlich) gegenstandlich) erlebnisbetont bilden aktivieren Verteidigen des ormieren unterhalten Trampens, der belehren Moral der Tramper, auch der betagten Die direkte kommunikative Funktion konnte unterteilt werden in allgemeine und spezielle kommunikative Funktion des Textes, und sie stimmt prinzipiell mit der kom­munikativen Absicht, mit dem dominanten Kommunikationsplan eines Textes iiberein (vgl. SCHMIDT et al. 1981: 43 und SCHMIDT et al. 1977: 148). Die direkte allgemeine kommunikative Funktion unseres MusterteXt:es ware'somit eine erlebnis­betont informierende (vgl. zur Bestimmung der Textfunktion in HEUSINGER 1981a: 555). An dieser Stelle sei hervorgehoben, daf3 die Gesamttextfunktion dem kom­munikativen Gesamtplan eines Textes entspricht und als eine Art Resultante der kommunikativen Funktionen (und somit Teilplane) einzelner Textsegmente (Absatze usw.) zusammengesetzt ist. < 27 > Die direkte spezielle Textfunktion ist mehr thematisch-gegenstandlich bedingt und daher mehr einzeltextspezifisch. In unserem Fall geht es darum, daB der Text unterhalten, bilden, belehren soli. Die indirekte Textfunktion ist komplizierter darstellbar. Indirekt heif3t sie "indirekt ausgepragten Textfunktion hilft man sich mit der (vgl. HEUSINGER 1981a: 552 f.), mit verschiedenen "ln­ 1983: 132), "Signalen" (vgl. BIEBERLE 1987: 200) und "In­ HEUSINGER 1987a: 196). Die allgemeine indirekte Textfunktion Mustertext eine aktivierende (vgl. auch SCHMIDT et al. 1981: 109). des Autors hinaus, seine Gefuhle, seine Erinnerungen an (ausgewahlte) Erlebnisse durch diesen Text erlebnisbetont informativ ist allerdings potentiell auch moglich, daB der Autor -viel­ T. auch das Ziel verfolgt haben kann, mit einem Text in der verschiedentlich, (womoglich) auch fur die Zeitschrift, Wer­spezielle indirekte kommunikative Textfunktion, diejenige speziellen direkten Textfunktion -thematisch-gegenstandlich in einem Befiirworten des beschriebenen Unternehmens, (vermutlich) ihre moralischen Prinzipien verteidigen, ihre und fiir das Trampen im allgemeinen, ja, auch fiir die Ausdruck bringen mochte. Auspragung der Textfunktion ist ein schillernder Begriff, er ist objektiv bestimmbar, sondern vielmehr auch von dem abhangig ~vlil. SANDIG 1986: 96)(vgl. auch 2.c). Das hat Rezipienten > zu tun, mit seinen Anschauungen, Interes­iibergeordneten Kommunikations-und Tatigkeitszielen sieht beispielsweise in unserem Text womoglich eine Art An­Verteidigung des Geistes der "Reiserei" per Anhalter, eine altere Nachahmung angeregt fiihlen, vielmehr wird sie im Text aber auch Warnung u. a. rezeptiv realisieren. < 3l> indirekte Textfunktion als variabler Teil (variable Kom­auffassen, auch fiir den Fall, daf3 der Textproduzent ab­Absichten in dem Text enkodiert hat, die indirekte Wirkungen 2> der kommunikativen Funktion des Textes ware nun die not­geschaffen, auf der ich Genaueres zur kommunikativen Funktion Ausdrucksmittel aufbauen kann. Sprachanalyse des Mustertextes iibergegangen wird, sei erortert. Textsorten, als jene Abstraktionsstufen einer Ge ahnlichen Texten aufgefaf3t, die, eine Menge spezifischer "typische Kombinationen kommunikativer Regeln" (HEN­aufweisend, ein identifizierbares Geprage erhalten < 33 >, Objektivierungen konkreter Kommunikationsplane. Als solche eignen Einteilung von Texten gegeben /isti" (SCHMIDT et al. 1981: 43). (Vgl. BEAUGRANDE-DRESSLER 1981: 189, 191). In unserem Fali handelt es sich um einen informierenden (Textklasse) , und zwar erlebnisbetont informierenden Text (Texttyp). Da das dominante KV Erziihlen ist, konnen wir nebst Textklasse und -typ auch die Textart bestimmen, und diese ist die Erziihlung. Es wird davon erziihlt, was die Autorin (Erziihlerin) auf el.ner Reise erlebt bat (Zeitungssparte "Reise"), folglich ist die Textsorte eine Reiseerziihlung. Es geht hier aber um eine Pressereiseerziihlung (eine Art Alltagserzahlung< 34 >), und nicht um eine literarische Reiseerziihlung ( etwa im Sinne HEINEs "Die Harzreise"), womit auch der Tatigkeitsbereich (Journalistik, Kunst) ein textsortendifferenzierendes Kriterium darstellt. Trotz gewissen hypostasierten touristisch-werbenden Elementen einem Zeitungstext konnte man jedoch den Pressereiseerziihlungen schwerlich in, erster Linie den Charakter von Gebrauchstexten zuschreiben; auch ihnen haften niimlich weitgehend literarisch-belletristische Elemente an. Neben diesen textlinguistischen Kriterien lassen sich bei der Textklassifizierung noch andere, mehr inhaltlich-thematische Aspekte herausarbeiten. < 35 > Verbreitet ist in terminologischer Hinsicht die allgemeine Bezeichnung "Reisebericht", die jedoch infolge theoretisch-linguistischer Erkenntnisse einer Prlizisierung bzw. Korrektur bedarf. Wenn wir namlich mit STARKE (in SCHMIDT al. 1981: 92) und mit BIEBERLE-GRAEBER (ibid: 109) beachten, daB Gegenstlinde (also Statisches) (sachbetont) beschrieben oder (erlebnisbetont und subjektbezogen) geschildert werden, Prozesse (Handlungen, also Dynamisches) dagegen (sachbetont) berichtet (bei singularen Ereignissen), (erlebnisbetont) erziihlt (Geschehnisse, komplexe Sachverhalte), bei wiederholtem oder wiederholbarem Geschehen jedoch (mehr oder weniger sachbetont) auch beschrieben werden, dann kann bei erlebnisbetonten informativen Texten insgesamt nur von einer (Reise)erziihlung die Rede sein (vgl. SCHMIDT et al. 1981: 93, 109), wenn auch dem Umstand Rechnung zu tragen ist, da8 gemliB dem bereits erwlihnten hierarchischen Dominanzprinzip das Erziihlen als dominantes KV bzw. als Gesamtverfahren auf niedrigeren (elementareren) Textsegmentebenen auch andere konstitutive KV, wie z. Berichten, Beschreiben, Schildern voraussetzt und somit einzelne Teiltexte u.U. sich allein auch als Berichte, Beschreibungen, Schilderungen fungieren konnten. < 36 > Abschlie8end seien hier einige Charakteristiken der Textart Erziihlung angefiihrt, die weitestgehend auch fiir die Textsorte Reiseerziihlung Geltung haben. Dieser Textart liegt das KV Erziihlen zugrunde, dessen grundlegende FKM 'deskriptiv', 'subjektiv', 'erlebnishaft', 'konkret', 'emotional einwirkend' (vgl. HEUSINGER 1984: 105) zugleich die Koordinaten von Erziihlungen im wesentlichen mitbestimmen. Gegenstand der Erziihlungen sind komplexe, abgeschlossene Sachver­ 40 f.) verbindlich, dennoch kann man auch bei ihnen eine Anordnung der Kompositionselemente in einem Span­mehreren Spannungsbogen) mit einem oder mehreren Kul­zum Kommunikationsplan des Mustertextes in 5.1.) verfolgen. Abwechslungen von Handlungs-und Situationsebene (vgl. 113). Da es sich um einmalige individuelle Geschehnisse thematische Progression unmittelbar mit Veranderungen von Zeitphasen des Geschehens zusammen (vgl. SCHMIDT et al. 1981: der Geschehnisse, Zeitraffung und -dehnung, Riickblenden Spannung in Erzahlungen bei. Das alles bedingt auch "eine Kennzeichnung des Textes, die mit den Stilmerkmalen 'emotional', 'egotistisch' naher angegeben werden kann" 105). solchen Textart den Einsatz von "sehr differenzierte/m/ (SCHMIDT et al. 1981: 112) voraussetzen kann, steht auJ3er Zweifel. zu erwarten, da6 umgangssprachliche Ausdrucksmittel kommunikative Funktionen zu erfiillen haben werden. Das ist nun auch folgenden Sprachanalyse. des Mustertextes (auszugsweise) Kommunikationsebene: III. Grades, Rededarstellungsform: direkte Rede, Situationsebene Anregen < 37 >, FKM<3S>: 'inzitativ' + 'Aktion futur. sprachl.' umgangssprachliche Kontaktpartikel, umgangssprachliches KEMPCKE et al. 1984; umgangssprachlich fiir "mitkommen wollen, mitfahren wollen" umgangssprachliche Zusammenziehung von willst du < 40 > Einfachsatz (3 Worter) Funktionen der umgangssprachlichen Ausdrucksmittel: Inoffizialitat, Spontaneitat der Stimmung -Kontaktherstellung Bildhaftigkeit -Unmittelbarkeit des Erlebnisses, Eroffnung des Sprachportrat -idiolektale Inertion. ab, gleich am Textbeginn einen echten, unmittelbaren Kontakt mit dem Leser anzukntipfen, der den Leser interessieren und dafiir gewinnen soll, mit der Lektiire fortzusetzen. Das deckt sich auch mit dem Charakter des KV Fragen, das hier nicht inventives, sondern als inzitatives, kontakti ves KV fungiert: der Kraf tfahrer liidt mit seiner Prage die trampende Dame ein, mit ihm zu fahren, denn aus der Situation die Dame mit hochgerecktem Daumen am StraBenrand) geht deutlich hervor, daB die _Dame trampen mochte. So kommt es zu einer interessanten Oberlagerung der Kommunikationsebenen im Text: wahrend der Kraftfahrer auf der III. Kom­munikationsebene mit seiner Prage die Tramperin (iiltere Dame) zum Mitfahren an­regen will (gleich zu Beginn des Textes Umgangssprache und Duzen als ein Signal des vergleichbaren Sozialstatus), liidt der Autor (die Autorin) des Textes, indem er diesen Dialog in direkter Rede am Textbeginn anfiihrt, den Leser indirekt zur Portsetzung der Lekttire ein (II. Kommunikationsebene). Eine bedeutende Rolle spielt also pragmatisch eben auch die Einstiegsphase des Textes. "Das bertihmte Spiegelstatut von 1949 gibt nicht mehr als ein paar allgemeine Starthilfen fiir neue Ar­beiten: „. den Hinweis darauf, daB es niitzlich sei, den Leser mit dem ersten Satz wie mit einer Pangschnur festzuhalten; „." (NELLEN 1986: 119). 127. Der Junge bleibt friedlich, sagt dann, er diirfe sowieso niemanden mitneh­men, tanken muB er auch, da kann ich raus. Kommunikationsebene: II. Grades, Rededarstellungsform: Erzahlerrede + indirekte Rede, Erzlihlebene: Situationsebene KV: Mitteilen < 41 >, PKM: 'deskriptiv' + 'erlebnishaft' Lexik: sowieso: umgangssprachlich fiir "ohnehin" (KEMPCKE et al. 1984) da: vgl. Satz 22 < 42 > rauskonnen: umgangssprachlich fiir "hinausgehen konnen" (WAHRIG 1986/87) Morphologie: raus: umgangssprachliche Variante von "hinaus, heraus" (vgl. DUDEN 1973 sowie Satze 48 und 159) Sytax und Stileme: zusammengesetzter Satz, Hypotaxe (19 . Worter); Asyndeton, Auslassung des Personalpronomens, Klimax · Kommunikative Funktionen der umgangssprachlichen Ausdrucksmittel: sowieso: dominante: lnoffizialitlit der Stimmung begleitende: Sprachportrat -Charakterisierung der Figur + idiolektale Inertion da, rauskonnen: haufig gebrauchtes Lexem "raus". Funktionen der umgangssprachlichen Elemente lassen sich bestimmen, wenn wir die AuBerung als Ganzes und zugleich als betrachten. Es geht hier um einen zusammengesetzten Satz, in Asyndeton konzis, komprimiert und spannend wirkt (vgl. FLEI­126). Auch die Verflechtung {Kombination) von indirekter Rede tragt das Seine zur Bidlhaftigkeit des Darstellens Besonders interessant ist die in den drei uneingeleiteten auftauchende indirekte Rede. Im l. Nebensatz befindet sich in indirek­Konjunktiv 1 {kombiniert mit dem umgangssprachlichen Lexem Nebensatz der Indikativ, im 3. Nebensatz dagegen der Indikativ umgangssprachlichen lexikalischen Variante "rauskonnen". In sich um eine Art Klimax, wodurch zum Ausdruck gebracht ·des Fahrers, seine Unzufriedenheit zunehmen, nachdem er in Tramperin zuriickgewiesen worden ist. In der l. Phase der in­begegnet der Konjunktiv 1, der fiir die deutsche Sprache neutrale, nichtexpressive Modus der indirekten Rede ist (vgl. 1977: 222) und der in Satz 127 womoglich die offizielle LKW-Fahrer in der Tat keine Tramper mitnehmen diirften. Lexem "sowieso" ist dabei bereits eine personlich gefarbte Tatsache. In der 2. Phase ("tanken muB er auch") steht schon der jedoch nicht die fiir den lndikativ in der indirekten Rede Einstellung zur AuBerung" {ibid.) ausdriickt, sondern eher eine von dem offiziellen Charakter der AuBerung und den des Privaten, wo auch die Emotionen zum Ausdruck kom­Beleidigtsein, Arger, was am intensivsten in der 3. Phase der kann ich raus") format und inhaltlich geauBert wird, in der die durch die umgangssprachliche Variante "rauskonnen" hervor­Erzahlerperspektive iiberlagert in der indirekten Rede die Fabrers), und das findet seinen Niederschlag in der Sprache. sprachlichen Gegebenheiten lieBe sich also schwer die Entscheidung 127 vorwiegend um eine Versprachlichung des Unwillens handle oder vorwiegend um die Darstellung der Betroffen­wie das Verhaltnis zwischen den beiden Perspektiven ist. stehtjedoch, daB auch umgangssprachliche Elemente -in Verbindung beschriebenen -zur Versprachlichung der unangenehmen und beitragen, die vor der Trennung beider Kom­gesteigert wird. Das alles stimmt auch vollig mit einigen Erzahlens iiberein (wie z. B. 'modifikativ', 'erlebnishaft', wie auch mit der KF des gesamten Textes (erlebnisbetontes Erzahlerrede, Erzahlebene: Situationsebene KV: (zusammenfassendes) Feststellen, FKM: 'deskriptiv' + 'modifikativ' Lexik: Anhalterei: umgangssprachlich fiir "das Trampen, das Reisen per Anhalter"; abschatzige Individualvariante, wahrscheinlich durch Analogie zu "Reiserei" (vgl. Satz 202) < 43 > hochjubeln: umgangssprachlich fiir "jemanden/etwas iibertrieben und ungerechtfertigt loben"(BROCKHAUS WAHRIG 1980-1984) Sytax und Stileme: Einfachsatz (6 Worter) Kommunikative Funktionen der umgangssprachlichen Ausdrucksmittel: dominante: subjektive emotionelle Einstellung -Beunruhigung + Distanzierung begleitende: Anschaulichkeit, Sprachportrat -idiolektale Inertion, Isotopiekette. Mit diesem Satz eroffnet die Erzahlerin den letzten Teilplan (D) im Text: das ist eine zusammenfassende, beurteilende Bilanz der Erfahrungen mit dem Trampen, auf denen auch die bewuBte, im allgemeinen eher negative Einstellung der Erzahlerin zum Trampen als Erscheinung beruht. Beide umgangssprachliche Lexeme (Anhal­terei, hochjubeln) weisen in diesem Kontext auch negative konnotative Assoziationen auf, was eindeutig eine grundsatzlich ablehnende emotionelle Einstellung der Tram­penden zum Trampen als solchem, eine Distanzierung davon verbalisiert. In der Isotopiekette im Text, die sich auf verschiedene Bezeichnungen des Reisens per An­halter bezieht (Trampen, Autostopp usw.), ist der mit negativer Konnotation ver­sehene Begriff "Anhalterei" gerade in dieser Schluf3phase zum ersten Mal verwendet. Das bedeutet eine Abrechnung mit der Romantik, mit der die Autorin im Text die ganze Zeit (latent) liebaugelt. Zutage kommt eine neue Erkenntnis und eine aufrich­tige Einschatzung alles Erlebten. Auch im Zeichen dieser Erniichterung bewahren sich umgangssprachliche Ausdrucksmittel als ein sehr geeignetes Instrument zur Versprachlichung verschiedentlich gefarbter Emotionen. Auch syntaktische Ausdrucksmittel (hier z. B. pragnanter Einfachsatz aus nur 6 Wortern) stehen im Dienste einer solchen Ausdrucksweise. 5.3. Umgangssprachliche Ausdrncksmittel Die Umgangssprachlichkeit der deutschen Lexik ist nicht immer genau bestimm­bar. Die UngewiBheit widerspiegelt sich in Worterbiichern, sie wird aber auch durch die sprachliche Kompetenz der deutschen Muttersprachler bestatigt. Die Bestim­ Besonderheiten der Wortbildung, Umgangssprachlich­SprachOkonomie, idiolektale Besonderheiten, zeitliche onomatopoetische Besonderheiten, Idiomatizitat. Ausdrucksmittel sind selten, ihre Umgangssprachlichkeit meist unabhangig. < 44 > umgangssprachlichen Syntax kann nur unter gewissen Bedingungen einzelne syntaktische Besonderheiten, Stileme und Ab­ Sprachgebrauch (z. B. kurzer Einfachsatz, Parataxe, El­ Anapher, Parenthese, Ausrahmung, Nachtrag, Anrede, eingeschobene Interjektionen, syntaktischer Parallelismus, . Aposiopese, Anakoluth, Asyndeton, Polysyndeton, Wieder­u.a.m.), nicht an sich selbst -im Sprachsystem -um­sondern erst, wenn einige andere Kommunikationsbedingungen Funktionalstil, Thematik u.a.m.)(vgl. Anm. < 49 >). Die um­der Schriftsprache kommt der Syntax der gesprochenen sie in der Schriftsprache, wie dies filr alte anderen um­ Ausdrucksmittel gilt, mehr oder weniger stilistisch markiert ist. phanomenologischen Auslegung der Umgangssprache (vgl. 3.) geht her­ umgangssprachliche Ausdrucksmittel mit normalsprachlichen Ausdrucks­ umgangssprachliche Ausdrucksmittel aus verschiedenen Ebenen miteinander kombiniert werden. Dabei konnen sich pragmatische (steigern) oder auch (scheinbar) abschwiichen. Es kann z. umgangssprachliche lexische und umgangssprachliche syn­ Ausdruckselemente einander entgegenwirken (vgl. Satze 118 und 166). mehr Grundlage fiir weiterfiihrende SchluBfolgerungen dienen. Textsegment vom 1.-14. Satz (aktivierender, interessierender 1. Fahrer), der Koeffizient der Umgangssprachlichkeit Die durchschnittliche Satzliinge (der Siitze mit um­Ausdrucksmitteln!) ist 5,6 Worter. Hier finden wir 4 direkte Erziiblerreden vor. Syntaktische und stilistische Besonderheiten: 5 Ausrahmungen, 1 Ellipse, 1 Anapher, ein nachgetragenes Attribut. (Warnungen vor den Gefahren; Teilplan erlebnisbetontes lnfor­11,76 aus, die mittlere Satzliinge betriigt 17 Worter. Neben einer indirekten Rede und einer figurenbeeinfluBten noch 2 Parataxen, 1 Ersparung des Personalpronomens, in­ l. Konditional in Satz 49. Textabschnitt-Siitze 124-127 -(erlebnisbetontes lnformieren) weist mittlere Satzliinge ist 13,7 Worter. In ihm sind enthalten: 2 Reden und dariiber hinaus folgende syntaktische und 1 Einfachsatz, 2 Hypotaxen, 2 Ellipsen (eine davon als Ersparimg des Personalpronomens, 1 nachgetragenes un­Attribut, 3 lndikative in indirekter Rede, 1 Klimax. dem "Mordskerl" ist in Siitzen 147-160 (kommunikativer Informieren) geschildert. Fiir dieses Textsegment sind mittlere Satzliinge betriigt 10,8 Warter. Als Redeformen erlebte Rede, 1 figurenbeeinfluBte Erziihlerrede und fol­stilistische Strukturen: 2 Einfachsii~ze, 3 Parataxen, 1 Ellipsen, 1 Ersparung des Personalpronomens, 1 Anapher, 1 Klimax, 1 Alliteration, 1 Konnex (vgl. AGRICOLA 1977: Textsegment (Siitze 200-204), in dem abschlieBende Bilanz der Erleb­(kliirender kommunikativer Teilplan; KU 10,53; mittlere Satzliinge Erziihlerreden, 3 Einfachsiitze und 1 Klimax vor. eine grobe Textsegmentierung, entstanden aufgrund der auf der Verteilung der umgangssprachlichen Elemente im Gliederung kann daher nur eine beschriinkte, auf die hier Untersuchungszwecke zugeschnittene Geltung haben. Dennoch zeich­Korrelationen ab zwischen den Kommunikationsdeter­ treten konzentriert dort auf, wo im Text kommunikativ exponierte Stellen sind: am Textbeginn -bei der Kontaktaufnahme der Erziihlerin mit dem l. Fahrer (und zugleich mit dem Leser!), dort, wo die Trampende vor Gefahren auf einer solchen Reise gewarnt wird (Siitze 48-49), im Kontakt mit dem LKW-Fahrer (Siitze 124-127) und mit dem "Mordskerl" (Siitze 147-160) sowie am Textschlul3. Neben diesen 4 Kul­minationspunkten (ich ziehe die logisch zusammenfallenden Textsegmente 124-127 und 147-160 zusammen) mit durchschnittlichem KU 10,67 gibt es auch Textabschnitte mit relativ wenig umgangssprachlicher Lexik ( und mit wenig morphologischen Ausdrucksmitteln), weiterhin solche mit ganz wenigen umgangssprachlichen Ausdrucksmitteln und einen Abschnitt (Absatz II) mit gar keinem um­gangssprachlichen Ausdruckselement. (Vgl. Tabelle IV). Evident ist in dieser Perspektive z. B. die Opposition zwischen den beiden kliirenden Teilkommunikationspliinen (Siitze 15-20 mit KU = Ouhd Siitze 200-204 mit KU = 10,53!). <4S> Im 2. Spannungsgefiige der Textkomposition (Warnungen: Gefahren erlebt; vgl. in 5.1.) ist der KU ebenfalls (relativ) hoch. Genauso interessant ist der Einsatz entsprechender Rededarstellungsformen sowie syntaktischer Besonderheiten und der Stileme, wenn diesen Ausdrucksmitteln ­wie oben angedeutet -auch nicht im voraus der umgangssprachliche Charakter zugescbrieben werden kann. Auffallend ist, daB in der Kontaktankniipfung zwischen der Erziihlerin und dem l. Fabrer (Siitze 1-14) die direkte Rede vorherrscht (4 direkte Reden gegeniiber 2 Erziihlerreden). Hier erfiillt offenbar die mit umgangssprachlichen Elementen durchsetzte direkte Rede eine entsprechende (Kontaktanknupfungs)funktion. In der textabschlieBenden Passage (200-204) kommen nur 3 Erziihlerreden vor und keine andere Rededarstellungsform! Der pessimistisch-resignierend anmutende Grundton in diesem Teiltext diktierte dem Textproduzenten wohl die Auswahl anderer Ausdrucksvarianten (vgl. auch zur Syntax unten). Der Gebrauch der indirekten Rede und der figurenbeeinflu13ten Erziihlerrede wiire darauf zuriickzufiihren, daB die Erziihlerin dadurch ·moglicherweise eine gewisse, bisweilen sogar mokierende Distanz zu den Prophezeiungen iiul3ern kann (vgl. Satz 49, wo in Kombination der indirekter Rede und der figurenbeeinfluBten Erzahlerrede das Verb "unken" gebraucht wird, die Distanz aber auch mit dem l. Konditional bervorgehoben wird). Bemerkenswert ist ein sich leicht abzeichnendes direkt proportionales Abhiingigkeitsverhiiltnis zwischen dem KU und der Vielzahl verschiedener Redeformen (eine Ausnahme ist der Textabschlul3 -Siita_e 200-204 ­vgl. die Erkliirung oben). Dasselbe gilt hauptsiichlich auch fiir syntaktische Erscheinungen und Worter) 9 verschiedene syntaktische Strukturen und nebeneinander fiir die Lockerheit im Ausdruck sorgen. Noch der Passage 147-160 (12 syntaktische Besonderheiten4 und 11 verschiedenen syntaktischen Besonderheiten). <4 > anderen Teiltexten (z. B. 90-98, 115-123, 128-146) bekraftigt Satzen 200-204 ist allerdings die schlichte Syntax (3 kurze zur Gesprachigkeit im Vortext, was die Dynamik des steigert. Damit stimmen auch die verwendeten Rededarstel­Satzen 200-204 ausschlieBlich Erzahlerrede). Die fiir den Textabschnitt sehr dicht gebrauchte umgangssprachliche Lexik (KU intensiven Emotionalisierung der SchluBerkenntnisse, die in wertenden Tonen gefarbt sind. daB in den Textsegmenten mit einem groBeren KU eine in­Bedingungen der Kommunikation zusammenhangende verschiedener anderer Ausdrucksmoglichkeiten bedingt, die u. Spontaneitat hervorrufen helfen. Funktionen umgangssprachlicher Klassijikation festgestellten Korrelationen sind offenbar funktional bedingt. Das umgangssprachliche Ausdruckselemente in der schriftlichen Kom­bewuBt eingesetzt werden, um gewissen kommunikativen Textpassagen zu dienen. Die qualitative Analyse der Streuung Ausdruckselemente im Text bat gezeigt, daB an gewissen Knotenpunkten im Textgeschehen die subjektive Anteilnahme des am besonders intensiv zu sein scheint und daB sich an diesen ~tellen intensiver als anderswo der umgangsspr~,~hlichen Ausdrucksele­HEUSINGER 1986: 320). Umgangssprachliche Elemente wirken Instrument, wie ein Prisma aus, in dem die schwarz-weiBe der Versprachlichung je nach Einstellung des Senders sub­Damit werden in Ubereinstimmung mit der Kommunikations­Kommunikationsplan, der kommunikativen Situation und mit anderen Determinanten in die Wiedergabe der Realitat (mehr oder weniger Farbtone gebracht. Das ist die Grundlage, aus der ich kommunikative Funktionen umgangssprachlicher Ausdruckselemente Funktionen umgangssprachlicher Ausdrucksmittel sind ahnlich Textfunktionen klassifizierbar, weil sie aus diesen logischerweise sog. "absoluten" sind dagegen sprachsystemgebunden und sind nicht auf den jeweiligen Text angewiesen. An dieses Grundgeriist lehnt sich eine ausfiihrlichere Differenzierung kommunikativer Funktionen umgangssprachlicher Ausdrucksmittel an, die jedoch nicht starr aufgefaBt werden darf, denn das System muB im Prinzip offen sein, und es muB Erganzungen, Verbesserungen und andere Veranderungen zulassen. (Vgl. Tabelle V.) Zusammenfassend konnte man sagen, daB die umgangssprachlichen Ausdrucks­mittel im vorliegenden Mustertext in erster Linie zu dem Zweck verwendet sind, die moglichen Bedenken anlaBlich des fragwiirdigen Untetnehmens der alten Dame abzuscharfen, eine bildhafte, spielerische und geistreiche Stimmung auf der Reise vorzuzaubern, die beim Leser die Oberzeugung starken soli, daB es sich nicht um eine Leichtsinnige handelt, die nur auf billige Abenteuer aus ist, sondern um eine unter­nehmungslustige jugendliche, in moralischer Hinsicht allerdings einwandfreie Pen­ 50 sionierte. < > Tabelle V: Kommunikative Funktionen umgangssprachlicher Ausdrucksmittel MITTELBARE (Realisierung der Textfunktion) UNMITTELBARE: allgemeine (Realisierung von FKM der KV) besondere ( thematisch-psycho-sozia/e ): grundlegende: abgeleitete: ( modifizierte) Inoffizialitat ... Kontaktaufnahme Kontaktvertiefung Bildhaftigkeit ... Anschaulichkeit Unmittelbarkeit subjektive emotionelle Einstellung Beunruhigung ... Identifizierung Distanzierung absolute ( systemgebundene ): Eroffnen und SchlieBen des Textrahmens Sprachportrat -Charakterisierung der Person idiolektale Inertion Isotopieketten Ausfiillen von Liicken im Sprachsystem haufig verwendete Ausdrucksmittel Zwischen den kommunikativen Funktionen umgangssprachlicher Ausdrucksmit­tel gibt keine scharfen Grenzen, viele sind untereinander verwandt. Einige sind Funktionen umgangssprachlicher Ausdrucksmittel ruhrt zur Einige kommunikative Funktionen konnen die Realisierung Funktionen auslosen. Die Kriterien zur Bestimmung kom­umgangssprachlicher Ausdrucksmittel sind sowohl subjek­objektiver Natur. Darin spiegelt sich auch eine wichtige Rezipientenperspektive wider (vgl. 2.). ANAL YSE Analyse der acht Reiseerzahlungen (Textsorte als Konstante!) Ergebnisse der Mustertextanalyse bestatigt und einige erbracht (vgl. auch Tabelle VI): mittlere Satzlange sind im Korpus signifikant umgekehrt folgert die wichtige Feststellung, daf3 sich syntaktische Struk­dem Grad der Umgangssprachlichkeit in einem Text "anpassen" ist, im Rahmen bekannter Einschrankungen (vgl. 5.3.) von weniger) umgangssprachlichen Syntax sprechen zu dilrfen. der Erzahlung herrscht ausdriicklich vor der Hand­ Behauptung kann aufgestellt werden, obwohl sie auf einer em­ beruht, daf3 zu dieser Analyse nur die Satze herangezogen umgangssprachliche Ausdrucksmittel enthalten. Diese empirische bekraftigt zugleich die Gilltigkeit der Hypothese, daB Ausdrucksmittel vorwiegend im Zusammenhang mit dem subjek­ Erzahlers zu der zu versprachlichenden Wirklichkeit vorkom­ auf der Situationsebene der Erzahlung realisiert wird. Rededarstellungsformen herrscht ausdrilcklich die Erzahlerrede Person in der modernen Erzahlung ist die l. Person. Erzahltempus ist das Prasens, und nicht das Prateritum, wie es bis verbreitete Meinung war. Pragmatisch interessant sind Kom­mit dem Prateritum beginnt, um dann an entsprechender Prasens iiberzugehen ( vgl. Tabelle VI).< 51 > kommunikativen Funktionen umgangssprachlicher Ausdrucks­werden, daB die in der Mustertextanalyse erstellte Klassifika­den vergleichenden Analysen vollig standhalten kann. Tabelle VI: Ubersichtsdarstellung einiger Parameter der vergleichenden Analyse sprachliche KV MSL SE:HE RF p T Besonder­ 4,29 11,9 62:9 48 ER 1 p heiten 7DR Text 5 IR I 8 FBER 8IM 2 erRe 1 erRf II 0,65 18,3 9:1 9 ER 1 Pr. 1 DR III 0,82 16,6 5:4 6 ER 1 p (0,98) (16,2) 1 FBER 1 IM 1 DR IV 1,13 15,9 8:3 10ER 1 p lDR v 0,66 18,7 6:2 7 ER 1 p 1 IR VI 2,00 9,3 31:5 32 ER 1 Pr.--+P 4 DR VII 2,17 11,9 11:4 12ER 1 Pr. -.p (3,63) (11,9) 3 DR VIII 1,59 13,9 15:6 21 ER 1 p IX 1,14 14,4 6:8 14ER 1 p Legende: KU -Koeffizient der Umgangssprachlichkeit MSL­mittlere Satzlange (Wortanzahl) SE:HE­Situationsebene vs. Handlungsebene der Erzahlung RF-Rededarstellungsform P-Person IM -innerer Monolog T-Tempus IR -indirekte Rede BEMERKUNGEN Untersuchung war die Verwendung umgangssprachlicher geschriebenen Sprache, und nicht etwa in der gesprochenen Umgangssprache als Varietat ihren normativen Status bat und ihr erwartet wird (vgl. SANDIG 1986: 34). In der "Schriftlichkeit" Ausdruckselemente nach wie vor mehr oder weniger ex­spezifischen Zusammenhan$ der kommunikativen Determinanten Pressereiserzahlung lpsycho-physiche Eigenschaften zwischen den einzelnen Varietiitenarten einer Sprache herrschen Kor­relationsbeziehungen (vgl. HARTUNG-SCHONFELD 1981: 95 und WIESINGER 1985: 1940). Der soziale Aspekt ist z. B. auch vorhanden, wenn man von der Realisationsweise, von der territorialen und der funktionalen Gliederung der Sprache spricht. Fach-bzw. Berufssprachen konnen mit Elemen­ten der Interessensprachen durchsetzt sein ("Berufsjargonismen"), von denen sich die Wissenschaftssprache mehr oder weniger distanziert. Vgl. HARTUNG (1977: 67), BETTEN (1985: 80), BERTHOLD (1968: 336), SPERLBAUM (1975: 126), aber auch STEGER (1984: 251, 267). 9 > Unmarkiert ist die Umgangssprache als Schriftsprache jedoch im Privatverkehr (Briefwechsel u.ii.) und sogar dano, wenn protokollierte miindliche AuBerungen als Figurenrede in der Belletristik vorliegen (zumeist Dialoge). Intentionale Determinanten des Kommunikationsereignisses sind nicht immer explizit bei der Kommunikation im Kommunikationsbereich der Kunst und des (intimen) Privatlebens vorhanden. Auseinanderzuhalten sind die Begriffe stoffliche Basis, Kommuni­kationsgegenstand, Kommunikationsthema, Inhalt. Aus allem, was erlebt wurde (stoffliche Basis), werden nur ausgewahlte Erlebnisse (Kommuni­kationsgegenstand) als roter Faden, d. h. unter einem besonderen Blickwinkel (Kommunikationsthema) festgehalten. "Mit 'lnhalt' erfassen wir Mit romischen Ziffern bezeichne ich im weiteren Absiitze, mit arabischen Satze; Buchstaben ( GroB-und Klein-) sind fiir (gr613ere tind kleinere) gedankliche Einheiten verwendet. 3 > Satz 15 ist eine Art Obergang zu Abschnitt Ai,2. 4 > Und zugleich Retardation. Zu den Beziehungen zwischen dem ersten Satz im Text, der Oberschrift und der Rhematizitat der beiden Elemente siehe in EROMS (1986: 87). 6 > Merke die Steigerung der abwertenden konnotativen Dimension! Darin sind Ansiitze zu einer funktionalen Textperspektive zu sehen. Vgl. zum "Neben-und Miteinander einzelner Kommunikationsverfahren" (inventive) KV Beurteilen (in Siitzen 200-204) kon~te als Ganzes Elemente der FKM im Sinne von Warnurig; Abraten ent­SCHMIDT et al. 1981: 27, 160 f.; vgl. auch zur rdeptiven Kom­kommunikativen Funktion in 2.c). · daB KV gegeniiber den statischer aufgefallten Sprechakten groBere Operationalisierbarkeit auszeichnen. (Vgl. MICHEL Mustertext werden mit dem Fragen u. a. noch folgende KV ver­(Satz 1), das Interjektieren (Satz 12; vgl. Anm. <23 », das das Appellieren (Satz 42). Feststellen als KV nur im Prasens oder Perfekt moglich (vgl. Pradikation im Prateritum wirkt als Mitteilen. Durch die wird also ein KV derselben Pradikation in ein anderes KV Feststellen im Prasens (in geringerem Ausmal3 jedoch im Zeitdistanz als pragmatisches Parameter) kann aber nur als klassifiziert werden, wenn der Sprecher/Schreiber nicht iiber eine Feststellung verfiigt (vgl. Satz 112 sowie SCHMIDT et konnte man unter Beachtung der Position des Satzes 26 im Text Satz -Teiltext Al,1-A1,3, insbesondere seine logische Vordersatz 25) dem darin durchgefiihrten KV Schildern Merkmale des Explizierens zuschreiben. semantisch leeren KV gibt es keine "Zweckbestimmtheit als ein Merkmal von Kommunikationsverfahren" (HARNISCH 1983: 46). dieses KV waren: 'emotional erleichternd', 'spontan', Durch dieses KV wird ein Sich-Abfinden mit der konkreten (Vgl. Entlastung oder Stabilisierung des psychischen Sprechers als eine der Textfunktionen bei SCHMIDT 1982: 14.) der figurenbeeinfluBten Erziihlerrede ist z. B. in Satz 163 des Satzes im Kontext erleichtert: voran-und nachgestllt direkte Rede. figurenbeeinflul3ten Erzahlerrede kann mit Hilfe eines veranschaulicht werden. Satze 21 und 41 (aus dem Mustertext) Ansicht die figurenbeeinfluf3te Erziihlerrede dar. Satz 21 ist zusammengesetzt, der 2. Teilsatz enthiilt das KV Begriinden in Feststellen im l. Teilsatz (vgl. SCHMIDT et al. 1981: 35, 147). bezug auf das KV Feststellen in Satz 41 ist aber in Satz 42 Rededarstellungsform in Satz 21 nicht schlechthin mit der herkommlichen Erzahlerrede identisch ist. > Dariiber hinaus war filr die Untersuchung von gro13er Bedeutung die Feststel­lung (bestatigt auch. in der vergleichenden Analyse ), dal3 umgangssprachliche Ausdrucksmittel nicht nur in der direkten Rede oder z. B. im inneren Monolog vorkommt, also nicht nur in jenen Rededarstellungsformen, in denen sie in erster Linie dem sprachlichen Portratieren der Figuren oder der Protokollierung bereits erlebter Sprechsituationen dienen, sondern gleicherma13en auch in der Erzahlerrede, was als ein Beweis dafilr gel ten mag, dal3 U mgangssprache auch dort in den schriftlichen Kode eindringt, wo sie auf den ersten Blick in bezug auf traditionelle Vorstellungen nicht erwartet wiirde. 27 > Vgl. DIMTER (1981: 24) und seine "dominante Textfunktion"; BRINKER (1983: 136) und GULICH-HEGER-RAIBLE (1979: 13) sprechen von der "anaphorischen und kataphorischen Signemfunktion", d.i. von der anaphorischen und kataphorischen Teiltextfunktion. <2&> Vgl. DIMTER (1981: 69} und seine "indirekten" Sprechakte zur Verfolgung anderer Ziele sowie VIEHWEGER (1984: 93) und seine "primaren Hand­lungsziele". Davon sind zu unterscheiden die teXtinternen Funktionen von Teiltex­ten (z. B. Einleitung), die von DIMTER au13er den durch Sprecherziele bestimmbaren Teiltextfunktionen erwahnt werden (1981: 85). 29 > Vgl. bei DIMTER (1981: 74 ff.) zu hypotaktischen und parataktischen Ziel­beziehungen. 30 > SANDIG (1986: 72) sieht einen Zusammenhang zwischen der Stilwirkung beim Rezipienten und dem "gemeinsamen Wissen". l> Vgl. zur Vagheit konnotativer Inhalte auf der Wortebene bei SORNIG (1981: 86). Auf der Textebene ist jedoch die konnotative Textpotenz filr LERCHNER (1984: 44 u. passim) ein Funktionspotential. · 32 > Vgl. zur Unterscheidung von Begriffen Bedeutsamkeit und Sion bei BIEBERLE (1987: 199 f.). 33 > Fiir BRINKER (1983: 145) sind Textsorten konventionalisierte Muster filr komplexe sprachliche Handlungen. 34 > Vgl. den Terminus "Erlebniserzahlung" bei HEUSINGER (1984: 105, Anhang: 45f.).. 35 > STEWART (1978: 483 ff.) spricht beim Reisebericht von pragmatischen Dimensionen des Untersuchungsgegenstands· und in diesem Zusammenhang von verschiedenen Wirkungen auf Wenn wir alle lexischen und morphologischen umgangssprachlichen Aus­drucksmittel in einem Text zusammenziehen und die Summe mit der Gesamtzahl der Worter in diesem Text vergleichen, erhalten wir den Koeffizienten der Um­gangssprachlichkeit (KU) dieses Textes. Dieser KU veranschaulicht die um­gangssprachliche Dichte in einem Text. Da in diesem Untersuchungstest dieses Verhfiltnis 105: 2446 betragt, ist der KU 4,29; das bedeutet, da13 auf alte 23 Worter im Text eine lexikalische oder morphologische umgangssprachliche Be­sonderheit kommt. 45 > Auch WIESINGER bestatigt diese Tatsache: "Auf der syntaktischen Ebene neigt man heute dazu, Umgangssprachliches auch schriftsprachlich zu akzep­tieren (1985: 1943). · 46 > Es stellt sich heraus, daB dieser Untersuchungstext im Durchschnitt kiirzere Satze aufweist als die Untersuchungskorpora bei EGGERS (1962) und BERT­HOLD (1968}. (Vgl. auch die Ergebnisse der Untersuchungen von HOHNE­LESKA (1975). (Vgl. auch LUGER 1983: 24.) Zur Uberprilfung der Geltung der sich im gegenwartigen Deutsch abzeichnenden Tendenz, nach welcher die Satze kiirzer wiirden und der Einfachsatz zunehme (vgl. RATH 1985: 1653), ware ein Vergleich mit anderen Textsorten aus der Presse interessant, insbesondere unter Beachtung der Feststellung aus dem Jahr 1968, da6 "die Sprache der Presse mit dem leichten Ubergewicht hypotaktischer Filgungen ... noch starker der schriftsprachlichen Tradition verhaftet list/, die das Gefilge bevorzugte ... " (BERTHOLD 1968: 79). Als Ausgangspunkt fiir eine sol­che vergleichende Studie konnte auch die Angabe dienen, daB in meinem Mustertext der Prozentsatz der Parataxen und der Einfachsiitze gleich ist (also 37,75 % oder 77 von den 204 Satzen), Hypotaxen sind aber weniger (24,50 % oder 50 von den 204 Siitzen). Da6 Parataxen vor den Hypotaxen iiberwiegen, stimmt mit den allgemeinen Charakteristiken der Umgangssprache iiberein. 47 >Der Koeffizient der Umgangssprachlichkeit bat hier als ein mogliches Kriterium zur Textsegmentierung gedient. < 48 > Vgl. mit den "Spannungsbogen" in Kapitel 4 . . 49 > Hiermit bestatigt sich die These, dafi synt~ktische Strukturen vorwiegend nicht an sich umgangssprachlich seien, sondern daB vielmehr ihre Haufigkeit und ihre typische Verteilung im Text, der eine (sprachliche) Widerspiegelung eines Kom­munikationsereignisses ist, in der Tendenz ihre Umgangssprachlichkeit herbeifilhren konnen. 50 > Eine Nebenuntersuchung hat ergeben, daP die haufigsten vier kommunikativen Funktionen der umgangssprachlichen Elemente im Text der Reihe nach Distan­ zierung, idiolektale Inertion, Identifizierung und Charakterisierung der Figur sind. Dabei iiberwiegen interessanterweise Identifizierungen am Textbeginn, Auswahlbibliographie (1977): Textstruktur aus linguistischer Sicht. 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