UDK 821.lll.2'04/'06.09-392 PROSAAUFLOSUNG DER WILLEHALM - TRILOGIE: GEWALT IM RELIGIOSEN KONTEXT Anita Gumilar Abstract Angesichts der Tatsache, dass das frlihneuhochdeutsche Werk eines anonymen Prosabearbeiters der urnfangreichen mittelalterlichen Willehalm-Trilogie sowohl in der friihneuhochdeutschen als auch in der gegenwiirtigen Rezeption und literarischen Forschung nur in ,,Randbemerkungen" seine Erwahnung fand, wird im vorliegenden Beitrag der Versuch unternommen, dem bisher noch unerforschten Feld von literarischer Darstellung der Gewalt im religii:isen Kontext in der Hystoria von dem wirdigen ritter sant Wilhelm_ wenigstens ei11e Abhilfe_ ZJl leisJen. Ausgehend von deram Anfang_nur- ,,skizzenhaft" entworfenen Problematik des kausalen Zusammenhangs von Religion und Gewalt wird im Beitrag die Aufmerksamkeit auf die Iiterarische Gestaltung von religii:is motivierter Gewaltauslibung in dem frnhd. Werk gelenkt, wobei die Gewaltphanomene sowie deren Funktion zur Diskussion stehen. Rund 400 Jahre nach demAusbruch des ersten Kreuzzuges1 fiihrt der anonyme Pro- sabearbeiter der mittelalterlichen Willehalm-Trilogie in der Hystoria von dem wirdigen ritter sant Willhelm, das aus denAuseinandersetzungen zwischen den Glaubensgruppen hervorgehende Gewaltphanomen in fiiihneuzeitlicher literarischer Form kodierend, die Prasenz Gottes als Beweggrund ftir die kriegerischen Zusammenst6Be2 an: [ ... ] jch will es aber lasen an stan vnd in Jhesu namen den strit mit dir an vahen, daz du nit wenest, das ich den strit hindren well; vnd da mit sprungent si an einandren vnd schreig Rennwart: ,Ihesu, in dinem Namen 1 Robert Payne beschreibt in seinem Werk Die Kreuzziige- die historiographischen Quellen berlicksichti- gend - die erste groBe Auseinandersetzung zwischen dem muslimischen Osten und dem christlichen Westen mit Hilfe einer w11hrheitsgetreuen Schilderung: ,,Fur die Menschen des mittel. Abendlandes war Jerusalem die Stadt der Traume. Hunderttausende verlieBen zwischen 1096 und 1270 n. Chr. Heimat und Familie, um den Muslimen das Land zu entreiBen, wo ihr Erloser gelebt hatte. Unter unsaglichen Milhen kampften sich die christlichen Heere von Schlachtfeld zu Schlachtfeld bis ins heilige Land will ich dir volgen vnd will dic:li got beveJc:hen vnd will _ath()~ ~_g<;:be~ sondem ihn vielmehr dauemd zum Mit- und Nachdenken iiber das Geschehen,