1 ^ Bibliothek d e r interessantesten Reisebeschreibungem Ein und dreyßigster Band^ enthält: Olioiers Reise durch daS türkische Reich, Egppten und Persien, Erster Band. Wien, l8oy. In Kommission bep Anton Doll. itt e u e st e n und R a g a z i n d cr neuesten und interessantesten Ncisebeschreibungen. S i e b e n t e r V a n d, enthält: Olioicrs Reise durch das Türkische Reich, Sgyplen und Pcrsicn. E r st e s B a n d. Wien, isoy. IN Kommission bey A»l»» Doll. G. A. H l i v i e r's Reise durch das Türkische Reich, Esypttn und Pttsim, w ä h r e tt V der Jahre 173, bis »798. Erster Band^ Wien, ijjo^ In K^MMissivl, hep «nton Dvll. Mit» Kupfern und , Karte. -^ '/ M a ch r i ch t. »1»«islbts«brezl>u»gen sind s.it einigen Iab«n eine Mobl-lrklürr gl worden, und wirklich bat das Publikum damit eine «me Wahl getroffen — Die Kenntniß unserer Erve, ihrer Lage, ihrer Gebirge und Produkte ist «ich« nur on, genrhm, sondern auch wichtig für den Staatsmann, den Gelthllen, den Kaufmann und den Srefahirr. Gelbst^raue»-zi'Ninrr und Ung lrhile, welch« gern elwa« Unterhallen-deö und Lehrreiches lesen, und der »st so fchädlich>cn als fittenoerderblichen und faden Rom^nenlrkluie überdrüssig sind, finden in Rrislblschreibungrn ntcvt nur reiche« Stoff zur Unlerhallxnq. sondern auch augenrhme Belehrung über. Ving ,'vela e jedem nur r«wae g/bildllrn Menschen inte» ressaxt seyn müssen — Nachrichten von der V^fussung. der Regierung, der Volksn'engl', den Oittcn, dem Gol» tesdienste, der «Zprache, der «rösserel, oder grrinqnnAuS. b Idnnq d y »evschitdencn I^öl^rschaftfn lind Mlllerialicn fnr d'N Denker, die aus die Spur von Wahrheiten leiten, lr«lche für die Menschheit äusserst wichlig sind, und aebö-rig hennyt, z,!,n Glücke der Nationen d»»nagen. Reise« Nachrichten, «rlche das Gepräge der Ä?adrhrit an sich haben, welche j„ rimm edle» Styl ohne Lcidenschafl und Parllieylichkril geschrieben sind. we>,n sie überdieß noch das Herz des LcserS b^y jeder Gelegenheit interessren, und indem sie seinf« Getst anfklären, unvermerkt zugleich an seiner moralischen AllFbllftilnq arbeite», werden zu einer Lektüre, welche für Vrstand und He?z gleich wtchtig ist. Besonders sind Reise» nach ,rni« entfernten Länder» , s» »ie auch neue Entdeck,»««en d»eftr oder jener Völkerschaft in wenig bekannten Erdstrichen und Meeren allezeit wert-»vürdist. Da nun lm Auslande so viele interessante nnb in mancher Rücksicht wichliqe Reise!» eschrci bun gen erscheinen, dl« das Publikum mit Vergnügen kaufen »nd lesrn würde, »enn n«cht der hohe Preis selbes davon abhielte, so hat fich «in» Vrslllschaft «nlschlsssen, eine Äibliotlier der neuesten ln,d »'teressantesten Reiscbcschrribungen herauszuae» den, ader in se,h„ nur jene neuen Reisen zu liefern, dl< dnrch das Ur»h,ll kompetenter Richter, als vorzüalich wich» crne<)Ulens ohuehi« für «ine zahlreiche Abnahme bürg,. Die b,S jetzt erschienencn Zo Bande dieser Bibliothek Enthalten folgende Ae„en: l. Hund. Parks Reisen ins H«,. nrre von Hfllka^ li,. lii. La PerousenS Entdrckungsrrlse; IV. WrldS Rvift nach Rordumrltta; V. Symrs Gesandt» schuflsreise liach Ava; Vl. Browns Reise nach Aegpp. len, Syrien m,d Afrika; VII. Hurners Reise nach Boolan un) T'bel; Vlll. Dalll.ways Reise nach Constunlinopel tlnd in o,e Levante; lX. Borrows Aeise ins Innere von Südafrika; X. Bo»M «i>o Cl»arpen,iers 3lcise „ach Cey, lo«, CbiNll und Aengal,.»; XI. Schmidt uno Sumarli« soff/ Reise »och Lappland und der Hr,nun ; XII. Mack»n« zles Reise i>ulch ^ior0wee,„ Eismrer; X1II. Hornemaillls Reise von Cairo nach Frssa«.- XlV, Btllings Reise nach Sib,rlen, Kamtschalla und den asia«. amerlk. Inseln; XV. De Ornndpreö Relse «ach Indien und 3lca» b>en, XVI. Vküon? Reisen «ach Ober »und Unler.Egyp, lrn; XVII. Jacksons »lnd DegrandpreS Landrelse aus Oll» inbien ,rly< ^.ise dutchs wrstl. Af ika; XIX. Percivals Reift«aufder Iltsel Ceulonj XX. Durands, Laiailles und Labarches Reiftll nach den Oen!'«ulländer,!; XXt. Rochens unl>Bory St. BlncculS Reise nach Morolfo, Indien und den Ka« n»lri«»i«sel» ; XXII. Bairows jwrytrReiselNsInnereoo»» Si,bufr»ka; XXIII. XXIV. AarrowS Reift durch China in, Gefvly,: der Bril.Gcsaudlschafl,- XXV.TnrnbüllsReise um die W»'!l j XX'I. XXVII. Pouqucville's Rvise nach Cot'stanlioovel. XXX^IN. Perri», o>l Lnc's Reise iu die bey» dell L>.'»!sl,:!ltN, llllö Reis« nach MllrllNique. XXIX. Bar, vows Reise nach Cochinchlna. XXX. Blunt und ßunters - Aeisrn durch Ostindien. Da es aber manchen, besonders neu eintretenden Liebhabern von Reisen zu listig fäll«, sich nne solche Reih^von Banden aü,uschaffr,,, sv lst die Arranstallunggetroffen »vor-dell^ tiaß mnn ininier »« Bände „n»cr emrm besonocrnall> gemei«e« T«»l befommen tann^ daher ist der >3»e bis24t« Band d,eser Bibliothek unier dem T'le«: Archiv der lnne» ^c,' Rc»,cn > — i,^ Band z,l hobü«; und von dem-iHlen an bls dann zum Iü»r„ »ird der Hitel: ^^ttgazm der ,lc»e,te:! Reisen fur neu« Abnehmer «ewählt. Erster Abschnitt. Abreise von Paris. Aufenthalt z» Toulun und Marseille Abreise vom letzte« Ort, mit einer nach d glerunj, unsre Reise dem Dienste der Republik nicht angemessen fände. Der Minister antwortete uns, er hätte dem Bürger Guis, Correspondent«« der auswärtigen Affairen G Marseille, Befehl gegeben, ein neu» traleS C chiff zu besorgen, welches uns an Bord nehmen sollte, wie auch einen Echiffsbaumeister, zwey Juweliere und einige andere Bürger aufzusuchen, welche die Regierung auf Verlangen des Reis.-Cssendi und Capl-tain Pascha nach Consiantinopel schicken wollte. Wir begaben uns sogleich nach Marseille, w« wir uns bis ft M Einschiffung kesckMlg,en bl'e Fabriken zu besuchen, und Nachrichten über die Länder, die wir bereisen sollten , vorzüglich aber über den Handel dieser Stadt nach der kevante einzusammeln. Der Krieg hatte unser Handelsverkehr mit der Tür« key noch nicht unterbrochen, das Mittelländische Meer w«r noch frey, doch mußte man jeden Augenblick erwarten, daß die Engländer und Spanier, mit dene« wir schon Krieg hatten, daselbst mit einer überlegene« Macht erscheinen möchten; es war daher nothwendig, unsere Abreise möglichst zu beschleunigen. Der Bürger Guls gab sich alle ersinnl»cheMühe,eln neutrales Fahrzeug aufzufinden: aber vergeblich, und er war daher gezwungen, etn Französisches, auSwärts gebautes m nehmen, welches nach Constanttnopel bestimmt war, und einen Theil der Handelsflotte ausmachen sollte, die man zu Marseille nach den verschiedenen Handelsstädten der Levante ausrüstete. Bisher hatten wir uns geschmeichelt in Gesellschaft des Bürgers Semonvil^e zu reisen, der zum Gesandten der Republik bey derPforte ernannt war; aber eben da alles zu seiner Abreise bereit war, und wir nur noch auf günstigen Wind warteten, erhielt er Befehl vom Minister, nach Paris zurückzukehren. Wir verließen Marseille den 22. April ,795 mit ungefähr neun und zwanzig Schissen, unter Begleitung d«r Fregatte La Sybille Kapttatn Rondeau. Das Wetter war schön, der Wind schwach, und das Meer stll. Den folgenden Tag erreichten wir die Rhebe von Toulon, wo wir bis zum Zysten blieben, um etnlge Schiffe zu «rwarten, die sich verspätet hatten. Den 25. hatten wir das Vergnügen «lne zahlreiche Flotte von Smirna, Salonike und den vornehmsten Hanbelsstädllll ver kevattte, unter bt» OchulHder Hre» .garte ka Mobeste, Capltaln Venel, ankommen zu sthett. Die merkwürdigen Umstand« seines Gefechts mlt dem Geschwader des berühmten Seeräubers Lambro, waren zu Toulon schon bekannt, und lch werde dieses Abenteurers in der Fol^e wieder erwähnen. Seit zwey Tagen blies di« Tributpflichtigen tückischen Ünlcr« ,gl.'n sey»/um die Arbeiter durch Geschenke und Zureden z» ernumler». Bey solchrnGelegrnhrilen drangen sich die Weiber on dr« Sultan, fühlen Beschwerden übcr seine Regierung, und schreyen laut «h« den Gcitz uud >ie Erpressungen der Großen. Da sie dergleichen Rcdrn »mgrltraft führen dl,rftn,so entsteht zuweilen eineFeuersbrmlst, um dcm türkischen Haifer die Klagen dc^ ^vils hören z„ lassen ,4 Nur die Mchamebaner, fie mögen übrigens nun Türken ober i Araber seyn, können Bedienungen, und Stellen bey der Regierung, oder Staats^ Aemter h«, kleiden, und unter den Ianilscharen oder andern Kriegsvölkern aufgenommen werden; in berMarme aber sind beynahe all« Matrosen Griechen, wie ick weiter unten ausführlicher zeigen werde. Ferner Mschäftigen sich die Türken mit dem Handel, ewige im Großen, mehrere mit dem Detailhandel, und mechanischen Künsien, dem Studium der Gescye und der Religion, auch der Schreib-lunst. Die Muselmänner besitzen gewöhnlich geringe Kenntnisse, viel Fanalismus und einen lächerlichen Hochmuth. Das Studium derjenigen, die sich den Wissenschaften widmen, schrankt sich.gewöhnlich auf die Kenntniß der versckiebnen Erklärungen des Korans, der kandes-Gesetze, die aus demselben -ntlehnt sind, und de? Auslegungen der Gesetzgeber eln. Einige beschästle gen sich mit der Dichtkunst, dem Studium der persischen und arabischen Sprachen, lmgleichen der Astrolo-gie. Nur sehr wenige haben einige Kenntniß in der Mathematik und Astronomie. Ihre Arzneykunde ist welter nichts als vom Vater auf den Sohn vererbt« Derfahrungsmethode. Sie haben durchaus keinen Begriff von Naturgeschichte, Physik, Geographie, Kenntniß des Seewesens und der Taktik. Von der Geschichte wissen sie nur was sie selbst betrifft, und in Betreff andrer Völker, selbst der Griechen, die vor ihnen die Länder des türkischen Reichs besaßen, stecken sie tu her schimpflichsten Unwissenheit. Beynahe alle mechanl. schen Künste sind bey ihneu in der Kindheit, oder völlig unbekannt, d»e Färberey, die Verfertigung einiger 3 blick elneS Muselmannes. Man kann die Volksmenge von Constantinopel, dle Vorstädte Pera, Galata und Dlmitrt mitgerechnet, wle auch die Einwohner von Scutari und aller Dörfer am Bosphorus und in der umliegenden Gcgend auf fünfmahl hunderttausend Seelen rechnen*) Daman im ganzen Türkischen Reiche keine Geburts-und Sterbelisten führt, da die Sitten unb Lebensart der ver-schlednen Einwohner so sehr von einander abweichen, die Weiber beynahe durchgängig eingesperrt sind, und die Reichen oder Vornehmen so wenig alS möglich ihre Häuser verlassen, so giebt «s ln Constantilwpel kein anderes Mittel die Volksmenge zu bestimmen, als durch die Getreide unb Mehlkonsumtlrn, welche, well dk Regierung beydes austheile, genau bekannt lst")< *I Von anbetn wird Lie Bevölkerung vonHonstantinopel «iel höher berechnet, und ihre Schätzungen variiren zwi, schen siebe» bis achchnndcrttaustnd Einwohner. Indessr« Eton in, 3urpex at cke I'urkizli Lmpit«. Lnnsan »798 Einwohner. ") G«tre,de und M«hlhandel ist ein Monopol des Sultans, welches ihm laglich »za» >Pf«Sl.oder».6a H^alee o,»^ I, Band. H ,5 Man kann daher die Volksmenge ans 505,00a Eeeselk schätzen, wenn man annimmt, daß alle Manner, Wel-ber und Kinder täglich anderthalb Pfund Mehl verzehren. Denn ln jenen Gegenden wird weit weniger Fletsch als im nördlichen Europa verbraucht, dagegen aber welt mehr Brot, Rels, Backwelk, Milch und Früchte, daher dkse Berechnung ziemlich richtig ist. Noch muß man einige tausend Centner Mehl und Getreide mlt ln Anschlag bringen, die täglich, unerachtet ber genauen Aufmerksamkeit der Regierung, durch de» Schleichhandel eingeführt werden: doch ist dieser Um» stand nicht beträchtlich genug, um mehr als einen Unterschied von höchstens 20/voo Seelen anzunehmen. Wenn wir uns in Europa eine große Stadt wle Conftantinopel vorstellen, so sind wir ohne Zweifel geneigt zu glauben, daß die Mittel des Unterhalts mit denen ln andern großen Städten Achnllchkett haben« Man glaubt, daß ein großer Theil der Einwohner liegende Gründe besitzt, von denen er jährliche Einkünfte zieht, und daß alle übrigen von ihrem Fleiß leben. Man glaubt die Gegenden um die Stadt herum sind ln einem Zustande der sorgfältigsten Cultur, mit Pallästen, bringen M. Täglich werden zwischen 9 bis ,,,00« Gullets Getreide verbraucht. Das Guilot wieqt nach der Be» fchaffeuhrit des Getreides achtzehn bis zwey und zwanzig Oken odrr56biS63 Pfunde. Ei« Guilo, Weiyeu giebt, weil das Türkische Brot bloß halb gebacken, und doher schwer nnd feucht ist, 27 Oke» Brot, dir Hke zu ll^Pfuude englisch. Gewicht, oder zuZ Psu«d-Unzen französis. Gewicht gerechnet. Der Sultan bezahl» da, Guilot mit einem Türkischen Piastrr, verkauft es den Vcckcr« für drey, und das «Publikum muß diesen dafnr 4 Piaster bezahlen. 59 handhäuselil, Meyereyen und Garten geschmückt. Man stellt sich vor, eine so vortrefflich belegene Eladt müsse Erhohlungspllitze »md Epazlergänge habenj lurz, m«n glaubt, Consiantlnopel müsse in vielen Etütten allen großen Städten Europens gleichen. Wenn wir aber einen allfmerksamen Blick auf die beträchtliche Voltsmenge von Coilsiantinopel werfen, erstaunen wlr nlcht wenig zu sehen, daß beynahe alle Bewohner dieser großen Stadt lhren Unterhalt von dem Kaiser, den großen Staatsbedlcnungen oder dem Stande der Dlensibarkett ziehen. Um dieses einzusehen muß man wissen, baß ole Hauptstadt vermittelst der Abgaben, der Zölle, des Erbrechts, welches der Sultan über alle seine Offillan» ten ausübt, durch Confiscationen der Güter, den Ver« kauf aller Civil - und Militalrbedienungen, die ansehnlichen Einkünfte, welche die Moscheen und die großen Kronbeblenten haben, und endlich vermittelst dct frey« willigen und gezwungenen Geschenke, welche /edcr bee «in Amt bekleidet/seinen Beschützern machen muß, daß die Hauptstadt sage ich, auf die angeführte Art einen großen TtM der Einkünfte des Reichs verschlingt. Eben so werden beynahe alle Einkünfte des Fiskus in Constantlnopel aufgezehrt, weil sich an diesem Ort allein alle Natlonalansialten befinden; denn in den Provinzen giebt es weder Armee, Seemacht, Arsenale noch Festungen, die aufKosten des Sultans unterhalten werben. Alle Gouverneurs, Paschas» Mutselims, oder Vicegouoernturs, die Wolwoden müssen anstatt von der Pforte besoldet zu werden, noch Mrllch ttn« mehr oder minder beträchtliche Summe nach der Be« sckassenheit und dem Umfange lhres Gebiets in be» Kalserlichen Schatz zahlen. Die Caoisund Mollas ver« walttll die GertchttMt gegen elne Abgabe von zehe» B 2 « »Q Procent, und ble Erhebung gewisser Zölle. Die Jault-scharen und andere Krlegsvölker bekommen nur einen, sehr geringen täglichen Sold, der von den Einkünften der Provinzen bezogen wlrb: sie müssen sich auf ihre eignen Kosien ausrüsten, und ln Krlegszeiten zu ihren Fahnen verfügen, ohne daß der Sultan die kleinste Summe zu diesem Behuf herglebt. Die Officlere oder AgaS aber besitzen auf Lebenszeit gewisse Güter, unter ber Bedingung, daß sie bey der ersten Forderung sich sogleich zur Armee begeben, und eine gewisse Anzahl KrtegSleute auf ihre Kosten mit ins Feld bringen. Alle das Seewesen betreffende Anstalten befinden sich in Constalltlnopel. In keinem andern Hafen werden Kriegsschiffe ausgebessert, oder ausgerüstet. Auch werden sie hauptsächlich in der Hauptstadt gebaut. Zwar giebt es jetzt auch Schiffswerft« zu Sinope, am obersten Ende des Meerbusens Mondania ln den Dardanellen, zu Metelino und zu Rhodes, weil in diesen. Gegenden das Schlffszimmerholzin der Nähe zuhaben »st; aber die Summen, welche zu diesem Zweck uus der Hauptstadt gezogen werden, sind sehr unbeträchtlich und nur für den gegenwärtigen Zeitpunkt. Uebrigens müssen mehrentheils die Paschas diese Kosten tragen. ' Die Festungen werden ebenfalls auf Kosten derjenigen Paschas unterhalten, ln deren Gebet sich dergleichen befinden, daher sind sie auch mehrenthells im schlechten Zustande, ja sogar verfallen und ln Ruinen. Der Sultan ist ln diesem Punkt leicht zu hintergehen well er jährlich eine tauschende Berechnung der Unterhaltungskosten erhält. Sollte aber ein Verdacht der Untreue oder Klagen über dergleichen, ihn einmahl be. wegen, jemand zur Untersuchung dorthin zu senden, so ist man beynahe sicher, daß elne zu rechter Zelt angebrachte Summe Geldes dem Pascha einen günstigen Ve- richt verschafft; ab«? würbe er auch abgesetzt, ob« ließe man lhm sogar den Kopf abschlagen, so kommt dle Festung deshalb nicht in bessern Zustand, sein Nachfolger würde elnlge unbedeutende Reparaturen vornehmen, und sie sogleich unterbrechen, sobald e? die gehörigen Maaßregeln zu seiner Sicherheit genom« men hat. Alles Gelb in der Türkey, das von Cairo ausge« nommen, wird in Constantlnopel geprägt, und ge, währt dem Sultan «lne beträchtliche Einnahme, weil er es von so viel geringerm Gehalt ausmünzen läßt, daß es nicht dle Hälfte des lnnern Werths befitzt, den es unter den vorlaen Sultanen hatte. Seit elnlger Zelt hat sich das auswärtige Geld sehr vermehrt, doch gilt es nicht nach seinem eigenthümlichen Werth, well die Handelsbilanz noch zum Vortheil der Türkey steht. Mit Indien verhält es sich ganz anderS, indem die Türke») dahin beynahe nichts liefert. Dort nimmt man nur das alte Gelb, und selbst diesem zieht man Vene-tianische, Ungersche und Spanische Münze vor, well fie von besserm Gehalt ist. Nach einer wahrscheinlichen Schätzung beläuft sich die Summe, welche jährlich aus den verschiedenen Städten und Provinzen nach Consiantlnopel geht, ungefähr «uf zweyhundert Millionen Livres. Die Einnahme des Staats und die des Sultans beträgt mit Einschluß des Ertrags der Münze etwa hundert und fünfzig Mllllo« »en Lwres *). Die Geschenke aber an diejenigen, wel« ^ Diese Brtechnungber Türkischen Staatseinkünfte scheint freylich nach he» bisherigen Berechnungen zu «ifdrig, »eil d,e Summr, welche jährlich in den Hasm ober be5 Sultans Privatschatz ^^, als StaatS«el>er Großen betragen alle zusammen nicht mehr als funfz'g M'Monen. Diese Berschnung giebt uns fü: den Unterhalt jedes Individuums über dreyhundert kivres jährlich, »velches inchr als hinreichend für jede Person im Durchschnitt ist. Ich muß noch anmerken, daß ole Industrie von Consiansiinopel sich lediglich auf ble Bedürfnisse der Einwohner beschrankt, und dasz der Haupthandel, welcker dort getrieben wird, sich einzig auf die Eonsunitirn der Stadt bezieht, indem dir Transitohanbel viel zu unbeträchtlich ist, um irgend el-ue hcdeutende Summe Geldes vom Lande in die Stadt zu ziehen. Man sieht aus b«m oben gesagten, daß die Stadt gegenwartig ihre große Bevölkerung nur b«r Gegen, wart des Fürsien, dem Aufwanbe des Hofes und den öffentlichen Anstalten verdankt. Wenn aber Constan» tinopcl alle die Vortheile benutzt«, welched« glMlche »echnung ist rher zu hoch als zu medriss angesetzt, denn nach Etons Bemerkungen über diesen Gegenstand, der ihn von allen Ncuen« a-lfs gena>lesse untersucht hat, steigt der Miri, oder die jahrige E'««al»me der Reichs-fiaatskasse nicht höher als 44,942,H<«» Piaster. Da die. ser Piaster aber nur den i»ncr» Werth von acht gute Groschen Conventwnsgcld ha«, so beträgt jcn«Snmme nur '4,?5«/8I3 Reichsthaler. Ware also die Einnahme bey, der Kassen hundert fünfzig Millionen Livres oder 37K Millionen Thaler, so müßte die Privatkais»: des Kaisers, deren ungewisse Einkünfte größlentheils aus dem Verkauf der Aemter, zehn Prozent von alle» Erbschafleu, ,ml» den so»fiscirtcn Reichthümern der Grossen bestehen, fast gleiche Revenue«» wie die Reichötasse habe», yder jährlich i>2/H2l>,<»uo Thal« c.m»».hmcn. Hit sage zwischen dem schwarzen und d«m mittelländischen Meer, zwischen Europa und Asien lhm gewährt; wenn es von dem Umfange, der Bequemlichkeit und Sicher« heit selnes tresslichen Hafens Vortheil zöge; wenn die Industrie reger wäre; wenn die Gegenstände der Kunst lm ganzen Reiche, und sogar jenseits desselben verbreitet wären; wenn die Einwohner durch die Cultur des Bodens sich die fehlenden LebensmlttelunbdieMa« teriallen für ihre Fabriken zu verschaffen suchten; wenn es ihnen gelänge, die Pest, diese verderblichste Geißel des Menschengeschlechts , auszurotten, dann würbe vhne Zweifel diese Stadt bald einen ungeheuern Umfang und vielleicht eine zu starke Bevölkerung bekommen. Die reichsten Privatleute des Reichs kommen hler nicht wie ln andern Ländern nach der Hauptstadt, um ln Weichlichkeit und Müßiggang ihre Einkünfte zu ve» zehren. Die Agas und vornehmen H«?ren bleiben auf lhren Gütern / um sie zu «rhalten, oder sich im Besitz derselben zu sichern. Die Paschas können ihre Gou» vernements nicht ohne einen ausdrücklichen Befehl des Sultans verlassen: die Mollas, die Cadis lommen nie nach Consiantlnopel, außer wenn sie abgesetzt sind, um dann von neuem sich um ihr Verlornes oder ein anderes Amt zu bewerben. Mehrenthells fliehen sie sogar dle sirenge Nähe deck Hofes: und verlassen sich auf zuverlässige Geschäfts-leutt, die für sie cabaliren und für Gelb alles bewirten. Das Geld verschafft hler Beförderungen, das Geld schafft Beschützer und einträgliche Aemter. Daher giebt es hier eine eigne Classe von Leuten, welche kein ander Geschäft treiben, als Geld auf Wucher zu leihen. Vierter Abschnitt. zleder das Serail dcs Sultans. Von Veu Verschnittenen', Page», Gärtnern, Stummen, Zwerge» und llapidji«. 5> ^«^ie Anzahl der Personen, die dem Groß-Sultan anhängen und tn seinen Pallästen und Landhäusern gebraucht werden, ist sehr beträchtlich , und äußerst kostbar zu unterhalten: man kann sogar behaupten, baß ihm in Ansehung des Luxus, der lm Innern des Serails herrscht, und der Reichthümer die daselbst eingeschlos, sen sind, kein Europaischer Fürst glelch kömmt. Bekanntermaßen erlaubt das Gesetz Mahomeds jc-dem Muselman», nicht allein vier gesetzmäßige Frauen zu haben, sondern es gewährt ihm sogar die Freyheit, sich so viel Beyschläferinnen zu halten als er ernähren kann. Der Sultan aber darf sich entwcder aus Stolz oder aus politischen Rücksichten nicht vermählen wie seine Unterthanen, Er hält sich für viel zu hoch über das übrige Menschengeschlecht erhaben, um sich mit einem Weibe durch die Bande der Ehe zu vereinigen, und sie dadurch gewisserniassen ?u seinem Range zu erhebe». Er hat blcß eine unbestimmte Al^ahl Sklavinnen, die zu seinem Vergnügen dienen, und ihm einen Nachfolger geben sollen. Unter dicser großen AnzM sind nur sieden, welche, nachdem sie mehr ober »linder die Gunst des Sultans genossen haben, zu elncm ho» Hern 3ta»S? als dle übrigen gelangen: bicft sino sne von lrgend einer begünstigten Schönen, so befindet sie sich ln einer sehr kritischen Lage, und sie muß sich glücklich schätzen, wenn sie mit elner frühzeitigen Geburt davo» kömmt, ober ihr Kind, sobald es das Licht der Welt erblickt hat, ersticken sieht. Wenn eine von di>lscn Obeliken eine Kadeun werden soll, (eine Ehre, nach der sie all« begierig streben) mu? eine von den sieben Günsillngwnen nach dem alten Serail geschickt werben, welches eine Art von Verbannungsort für diejenigen Wetber ist, welcht das Unglück haben, dem Herrn zu mißfallen. Nach diesem alttn Serall werben auch alle Weiber des entsetzten oder verstorbenen Sultans gebracht, ws man sie im Wohlstände unterhält, und sie mit Achtung behandelt; sie können aber diesen Zufluchtsort nie wle 25 der verlassen denn ble Muselmänner wi'irben es für unanständig hatten, wenn eine Sklavin, die ehedem die Gunst des Sultans besessen hatte, in ble Arme eines an, dern Mannes übergienge. Nur bit Mutter des neue,» Sultans behält ihre Freyheit, einen Pallafi und bestimmte Einkünfte. Der neue Harem wlrd bald wieder beseht, denn vle Kaufleute kommen von allen Gegenden und bieten junge Sklavinnen zum Verkauf an; und die Paschas und Großen wetteifern mit einander, dem Fürsien Schönheiten zu senden, die lhn fesseln können, um s»ch dadurch bey ihm geltend zu machen, und im Noth» fall mächtige Fürfprecherlnnen zu haben. Frühere Reisende haben unelgentllcherwelse den Welbern des Sultans den Titel Sultannw beygelegt: dieser wlrd aber in der Türkey nur den Prinzessinnen vom Geblüt, den Töchtern elnes Sultans, oder wte oben gesagt worden ist, der Mutter des regierenden Fürsten beygelegt, die Töchter der Sultane aber wer« den nur Kannm Sultane genannt. Die Aufsicht über die Weiber ist den schwarzen Ver, schnittenen anvertraut, welche so vollständig verstümmelt sind, daß keine Spur ihres Geschlechts übrig ist. Die morgenländische Eifersucht hat sehr richtig geurthellt, daß solche Geschöpfe weit eher Haß und Verachtung einflöße« als Freundschaft und Vertrauen erregen könnten , welches sicher der Fall gewesen wäre, wenn man Weibern die Sorge für den Harem anvertraut hätte. Das Oberhaupt der schwarzen Verschnittenen, welcher Klslar-Aga heißt, ist eine von den angesehensten Personen im Reiche. Er kündigt den Sklavinnen dm Willen des Herrn au. Außer dem Ansehen, welches er im Harem behaupttt, hat er auch die Oberaufsicht übee olle kaiserliche Moscheen; ihm ist die allgemeine Ver« walrung aller frommen Stiftungen a,v«rtraut, wek «he mlt ,'enen in Verbindung stehen. Cr hat den Dor-rang vor dem Oberhaupt der weißen Verschnittenen, und was für einen Sklaven noch weit schmeichelhafter lst, el hat öfters den Zutritt zu seinen, Herrn, und besitzt gewöhnlich sein ganzeS Pertrauen. Seine Ein-kiinfte Dnd sehr ansehnlich. Der zweyte Verschnittene des Serails heißt Khasne» Vekill; er vertritt den Kislar.-Aga, wenn er stirbt, oder abgesetzt ist. Er hat die allgemeine Verwaltung des innern kaiserlichen Schatzes, den man von den Reichs-einkl'inften, und Khasna (Hasnlh) genannt wlrd, unterscheiden muß, der Khasnadar^Aga, oder Vorsteher dieser Schatzkammer lst eln^r von den vertrauten Pagen. Es giebt noch einige ander? Verschnittene, welche besondre Würden haben, dergleichen sind d,r Verschnittene der Sultannin Mutter, ein anderer, welchem die Aufsicht nbcr die Prinzen anvertraut ist, diejenigen, welche die töiligllche Moschee der Sultane Valide bediei'tn, wo dle Sklaven des Sultans ihr Gebetverrlchten; der, welche ble besondre Oberaufsicht über otcZlmmer dcr Kasclzl hat, und einige andere, deren Geschäfte minder bedeutend find. Die weißen Verschnittenen dürfen sich nicht denWcl-bern nahen; sie werben außerhalb des Harems, und zum besondern Dienste des Sultans gebraucht. Sie bewachen die Thüren des Serails, und haben die Aufsicht über die Pagen, die sie auch unterrichten. Ihr Oberhaupt heißt Cavu-Agassi. In der Mitte der Straße von Pera, sieht man einen ansehnlichen P.illasi, in dem eine Menge jung« Leute »vchnen, und auf Kosten des Staats unterhalten werden, man nennt sie Ichoglans. Ihre Bestimmung lst: Pagen des Sultans zu werden, und die vornehmsten Awter des Otaatts zu betwden. NMe Eodfts 28 ober Lehrer kommen alle Tage, sie im Persischen, Türkisch >n und Arabischen, ln der Schreibkunst, und in den Vorschriften des Korans zu unterrichten. Man übt si« auch denDgerW*)zu werfen, zu reiten, den Säbel mlt Gewandtheit zu führen, und gewöhnt sie zu gleicher Zeit, zu den Funktionen, die sie bey dem Sultan in Zukunft verrichten sollen. Eine große Anzahl wlrh auch im Innern des Serails erzogen. Die weißen Verschnittenen, welch« die Aufsicht über sie führen, begegnen ihnen mlt der größten Strebe, und bestrafen das kleinste Verge, hen auf daS nachdrücklichste. Dle Kinder sind weiß ge, kleidet, und werden sehr frugal beköstigt. Mehrentheils sind es Christenkinder, ble man im Kriege gefangen, «der ln Georgien und Cirkassen gekauft hat. Sie werden auch von andern Grenzen des Reichs und der Barbaren gebracht: auch nlnlmt man Kinder rechtgläubiger Muselmänner dazu, seitdem die Türken nicht mehr mit so glücklichem Erfolg wie ehedem gegen die Christen trlegeu. Diejenigen mtter den Ichoglans, die; die besten Fortschritte in ihren Studien machen, und am meisten Fähigkeit zeigen , werden zuerst unter die Pagen aufge« »ommen ; sie füllen allmählig die erledigten Aemter lins, und nehmen, wenn die Reihe an ihnen ist, die wichtigsten Stellen des Serails ein.") Sehr oft erhalten sie * So heißen leichte weiße «Itäbe, welche die Türken statt der arabische« Lanzen, i» drnTpielgefechlr,» gegen einan» dcr werfe». **) In diesem Fall steigen sie znr Casxada oder ersten Kam. mer dr, Serails, welche aus vierzig Personen besteht, und sämmtlich den T'tcl Aga führen. Drepzrhn derselbensind jmmer mn dic Person des Großherrn, wie der Selictar Aga, h«r sein Schwert trägt; Chioda» Aga, der de« vom Fürsten sehr einträgliche Auftrage, und bekommen sehr reiche Geschenke von denen, die durch ihren Einfluß Stellen bekommen. Unter den jungen Leuten, die im Kriege gefangen, gekauft, oder von andern Gegenden nach Constantino-pel gebracht werden, wird bey weitem die größte Anzahl «nter dem Titel Adjem Oglan zu den niedrigern Ge» schäften des Seralls bestimmt. Man braucht sie zu Last, träger«, Holzspaltern, Köchen, Fleischern, Wasserträgern, kurz zu allen Arten von Diensibarlelt. Nur sehr selten befinden sich unter diesen Söhne von Muselmännern. Ist die Anzahl dieser Klasse sehr beträchtlich, so nimmt man mehrlre unter dle Gärtner auf. Dl« Zahl der BostangiS oder Gärtner beläuft sich auf ungefähr zehentausend: lhr Oberhaupt heißt Bo-siangiBachi, und erbesitzt ein sehr ausgebreitetes Ansehen. Er hat nicht allein dle uneingeschränkteste Macht liber die Palläste und Gärten des Sultans, sondern er handhabt auch die Polizey in den Gegenden u» dl» Hauptstadt und um den Canal, bis un den Eingang des schwarzen Meeres. Er wacht ü'^er aNe Aussckwek sungen, und bestraft die Diebereycn und andere Un« vrdnungen die in diesem Bezirk vorfallen. Er führt das Steuerruder der Calque (eine Art leichter Fahrzeuge mit Rudern) deS Sultans, wenn er zu Wasser reiset, Saum seines Klcides nachträgt; NischioodarAga, der ih» den Steigbügel halt; Schenm^gs Aga, der dc« Schemel beymAuf-undAbsteige» wenn er ansreitel inVerwahrung hat?c. S. BusineUo historische Nachrichten, v^n der Zle. «ierungeart, de« Sitten mid Gewohnheitcu der osm»ni, schcn Monarchie, in Le Bret-j Magazin zum Gebrauch her Otaatcu nnd Hirchrngeschich«. i. B.S< „4'c^ und begleitet ihn überall zu Pf«rdt, wenn «r öffentlich «scheint. Dieser Beamte ist einer von den vier Rlckah agalesi ober Hofbeblenten, die den Sultan überall be-g'eiten nn'isscn, wenn er im Pomp erscheint. Die drey andern sind der Pujuk imbrohoi, oderGroßstallmelster, der Kutchuk imbrohor oler UnterstaNmelsier, und der Eapldgilar klayass» oder Großkämmerer. Die Bosiangls sind mehrentheils Söhne von MuK selmännern; sie werden gut besoldet, und sind beynah« durchgängig verheirathet. Sie rudern mit der grölen Fertigkeit ln den Calquen des Sultans, und tragm Sorge für seine Palläsie und Gärten, zerstreuen fich in dle Dörfer und Gegenden umConstanttnopel, um dort ' Die Tüten haben gewöhnlich keinen Hang zum Seeleben; sie können sich zu der Geschäftigkeit nicht, bequemen, welch« das Seewesen erfordert, und eben so wenig die mancherley Entbehrungen ertragen, welche unvermeidlich damit verknüpft sind; sie bedienen sich dazu lieber der Griechen, welche in diesem Stande, wie in jedem anderen, eine Einsicht und Thä» tlgkslt zeigen, von der d^e Türken keinen Begriff haben. DteGriechtn manövriren ziemlich gut,und führen ihre kklnen Fahrzeuge in bekannten Meeren mit vieler Ge-schlckllchkelt; sie besitzen aber nicht die geringsten theoretischen Kenntnisse der Schifffahrt: beynahe all? fahren ohneKompaß, und richten sich bloß nach d" Kenntniß der Berge und Küsten; sie weichen jedem etwas starken Winde auS, und warten die Wiederkehr des günsti» gen Wetters in dem ersten besten Hafen ab. Ehedem hießen dte Matrosen undEeesoldaten auf den Schiffen her Pforte kevens oder keventis: gegenwärtig nennt man sie Galwnogls. Dl« ersteren smb Türken auS den Seestädten, ober!Grkchen vom Archipelagus; ^ sind beständig im Dienst, werben lichtlg besoldet, und müssen auf den ersten Befehl berelt seyn, sich clnzuschlffen. Die Seesolbaten find durch-gangig Muselmänner, und empfange« ihren Cold :mr wenn sie wirklich gebraucht werden: ln Frledenszelten erhalten si« dle Erlaubniß in ihre Heimath zurückzukeh-s.'i, und ihr« gnvohnten Beschäftigungen vorzuriehmen. Der Griechen bedient man sich auf einem Kriegsschiffe nur zum manovliren: die Vertheidigung desselben wird bloß den Muselmännern anvertrauet, denn es ist der Rcglcrung wobl bekannt, daß die Griechen nicht sehr genest sind, für ihte harten Despoten zu fechten. Wenn es die Bedürfniss« des Staats fordern, nlmmt man seine Zuflucht zu den Äauffartheyschiffen, und wenn es nöthig ist, erscheint ein Firman vom Sul« tan, in dem jedem PrlmaS einer Insel des Archipelagus, und dem Gouverneur einer jeden etwas beträchtlichen Seestadt anbefohlen wirb, eine gewisse Anzahl Matrosen nach Constantlnopel zu senden. Dieses haben wir selbst erlebt im Frühjahre dcs sechsten Jahres, w» man drey Linienschiffe, zwey Cravatten, drey Fregatten, drey Corvetten und fünfzehn Kanonier-Schaluppen bemannen wollte. Dlese letzteren waren bestimmt, die Donau klnaufzusögeln,um den Angriff zu unterstützen, bln der Capudan, Pacha gegen Wlddin im Sinn hatte, wo Pasvan,Oglu elnjzeschlossen war. DieGallondgis sind schlecht discipline, sehr auf-rlibrisck und gemeinhin sehr vcrd irbt. Vor ih:er Al>-reis« überlassen sie sich häufig den größten Ausschweifungen, welche dle Regierung duldet, aus Furcht, sie durck Stufen aufzubringen. Dle Juden, Armenier, Grlccl en und ftlbst die Europäer sind in diesem Zeitpunkt lehr behutsam: sie vermeiden, sich in den etwas tntleqenen Gegenden von Pera unb Galata sehen zu las-fen, mid tragen Sorge ln lhren Hausern zu seyn, wenn es dm kel wird. Oe/nungeachtet sind in diesem Jahre elnc Mcnqc Person:« zu Galata angehalten und beraubt, und sogar gctöbtet worhen. " var muß man auch al^ 39 merken, daß sich gelabe ,un diese Zelt ln Constantino, pel und Adrianopcl ein« Menge Krlegsleute einsenden, um gegen Pasvan-Oglu zu marschiren. In Pera giebt es einige Häuser, wo die Europäischen Matrosen, die Griechen und sogar die Türken hingehen um zu trinken. Unter diesen Seeleuten «nt^ stehen alsdann öfters Streltigkelten, die sich zuweilen mit Todtschlägen endigen. So waren wir bald nach unserer Ankunft in Consiantlnopel, Augenzeugen wie ein Galionbgl einen Griechen ermordete und diesen Mord ungestraft begieng. Clnlge Griechen saßen ruhig um einen Tisch und tranken, als «ln Gallonbgl, ber flir sich allein getrunken hatte, sie auffoderte, für ihn zu bezahlen. Diese wei, gerten sich, er aber bestand von neuem darauf und be« pleltete seine Forderung mit dem Beynamen von Hun-den, Schweinen und Ungläubigen, mit denen die Türken sehr freygebig gegen andere Rellgionsverwanbte sind. Die Antwort war zum zweyten Mahl abschlägig, aber nlcht beleidigend; hierauf zog der Türke seinen Patagan. (einen krummen scharfen Säbel) und drohte die Griechen zu ermorden, und bey der dritten Verweigerung von lhrer Seite erhielt einer von ihnen einen töbtllchm Streich. Der Galiondgi äußert« weder Furcht noch Reue, mit einem Pistol in ber einen und seinem Pata-gan in ber andern Hand, gelang es ihm alle Anwesenden entfernt zu halten. Als bald darauf die Wache bloß mit Stöcken bewaffnet ankam, um ihn zu ergreifen, zog er fich ruhig zurück. Er drohte, auf den ersten der lhn angr zu groß, bald zu klein; so daß allein durch dillen Umstand ein Sckiff von der trstm Größe, sich kaum gegen eine Fregatte vertheidigen kounte. Selt einigen Jahren aber sind elnlge dieser Mißbrauche abgeschafft und den, der Großadmiral und Oberaufseher der ganzen Seemacht: er kommandlrt gewöhnlich in eigener Person d5s Geschwader; «r beseyt alle Stellen; er ordnet alle Reparaturen und den Bau aller neuen Schiff« an;aber der Tcrkna - emlnl »st eigentlich der Minister des See-departments, wcil er die Verwaltung der Gelder, die zum Seewesen bestimmt find, ln Händen hat, ferner für die Vorr.ithe »n dem Arsenal sorqt, dleÄuSrüstung der Sänsse hcweMMqt, und über dle Arbeiten wacht; unter »hm Nchen Aufseher, Unteraufleher, und einige Capitalns, dle in den Häfen kommanbiren, sowohl um selne Heschle auszurichten, als über dle Pollzey zu waben. Die Länge des Hafens, ven der Spitze des Seralls bis an oasDorfEjub, better an Zvoo Klafter; selne 4» 5«ringste Breite ist ?oa; vor dem Arsenal aber und vor Topana ,st sie über 5^oKla^r.Die Kriegsschiffe Ue. Hen dickt an einander längs den, Arsenal. Die Ker Leichtigkeit flch alle Bedürfnisse, zum Bau, zuc Reparatur und zur Ausrüstung einer grossen Flotte zu verschaffen, als auch, weil man in kurzer Zeit aus der großen Anzahl der Häfen und Seestädte ln der Nähe, die erforderlichen Matrose» leicht zusammen bringen kann. Endlich besteht elner von den unschätzbarsten Vor« zilgen des Hafens von Constantinopel darln, daß er nle verschüttet werden kann, well ein TheU der Gewässer, t>le aus dem schwarzen Meere lamen, bey der vorspringenden Landspitze des Seralls zurückfließenden ganzen Hafen durchstrichen, und alle Unreinlgkeiten, welche die Türken unaufhörlich hinein werfen, wegschwemmen. Zur Zelt unserer Abreise verfertigten einige schwedische Schiffsba'imelster ein Becken oder eine Docke im Arsenal, um zur Ausbesserung und selbst zum Bau der größten Schljfe zu dienen. Der Fels, welchen sie dazu aushöhlten, war welch und leicht zu bearbeiten, und doch so wenig porös, daß die einfachste Pumpe hiurei, chenb war, um das Wasser herauszuziehen. Man kennte ln der Folge mit gerwgem Kostenaufwand diese Schlffsdocken vervielfältigen, welches für die Seemacht dieses kanbes äußerst nützlich seyn müßte. Sechster Abschnitt. Spaziergang i» die Gegenden um Pera. Gräber der Ar» menier. Fahrt nach Scutari. Beschreibung der Be-grabnißplätze. Der Berg Burgurlu. Ceremonien deo heulenden Derwische. NlS il«r Ankunft des außerorbentllchen Bothfchaftere der Republik, erlaubte uns der Zustand unserer Kasse 43 nlcbtwelte Ausflüge zu macken: wir mußten uns be, gnügen die Stadt und ihre Umgebungen, und ln Asien Ecutar», und die ebemalMe Lage des alten Chalcedons zu besehen. Unsere ersten Schntte lenkten sich nach den Begräbm'ssplä'tzen von Pera, welche eines Theils zu Spa» zleraängen und zur Erlustigung dienen, und anderen Theils viele traurige Erinnerungen zurückrufen. Man gelangt dabin durch die lange Straße von Pera, und befindet sich am Ende derselben aufelner stachen Anhöhe, zum Theil mit Rasen bedeckt, welche dte Begräbniß-platze der Armenier und weiterhin die der Europäer «lnnlmmt. 3ur Selte sieht man Kornfelder, Md etwas Weittr hin elnen dickten Cypressmhayn, welches der ungeheuer große Begräbnlßplah der Muselmänner lsi^ Elne Anzahl Bostangis hält sich hier in einer Art von ^Pavillon auf, um den Spaziergängern, Pfeifen und ' i Caffce zu retchen. Dieser Ort, der seiner Bestimmung nach Trauren erwecken soll, ist außerdem durch die un» endlich schönen und mannigfaltigen Aussichten, welche die Küste von Asien, und die Ufer des Bosphorus dar-bieten, und durch den Anblick des Meers von Mar, mora und eines großen Theils von Constantinopel äußerst reihend. Die Gräber der Europäer sind in einem ziemlich weiten Raum zerstreut: die mehresten zeichnen sich durch «inen großen Lelchenstein aus, dem eine mehr oder minder emphatische Inschrift ewgegraben ist. Man nimmt dazu «inen weißlichen, körnlchten und mit Grau geäber» ten Marmor, aus der Insel Marmora. Die Gräber der Armenier sind wie Rasensitzt geformt, und von ver» schiedenen Bäumen angenehm beschattet. Diese Bäume sind Maulbeerbäume, Platanen, Eschen , Ulmen «n» Nußbäume. "« ^l4 Die Gräber sind schr dicht neben einattder, unb mit einem Marmor bedeckt, aufbeman der nbern Veite eine Blumenvase, das Werkzeug, welches das Gewerbe des Verstorbenen bezeichnet, und eine armenische In, schrlft, ln erhabener Arbelt angebracht ist. Der Ver siorbene muß in seinem Leben sehr dürftig gewesen seyn, »enn bloß «in einfacher Stein ohne Zlerathm feinen Grabhügel deckt. Zuweilen sieht man neben der Inschrift die Abbildung eines Menfchen,dem der Kopfab, gehauen ist. Dieses ist ein Mittel, das Andenken all ,e Mcrkzeuge in die Ohren, die Augen und die Stirne zu stoßen; hier war aber,ihre Vorsorge sichtbarer, u»d ihre Bewegungen nicht ss 5» rasch, und ew Derwisch hüllte sie schnell in seinen Man« lel, und streckte sie auf der Erde aus, wo sie einige Minuten wle todt liegen blieben. Nachher standen sie auf und lieben sich das Gesicht ullb ben Leib, unb schle» nen dann von allen ihren Wunden gehellt. Zuweilen sollen diese Ceremonien noch mannigsal« liger seyn, und diese Fanatiker legen sich, wle man uns sagte, glühende Kohlen auf die Zunge, und halten den Mund an heiße Eisen. Als die Instrumente aufhörten, stellten sich beynahe alle Derwische ln «inen Krels, und sprachen das Wort Allah anfänglich langsam, dann schneller aus, je nachdem zwey dle ln der Mitte saßen, den Ton an« gaben, und dazu Gesänge Mahomet und seinen Abkömmlingen zu Ehren, fangen. Die erstern schüttelten den Kopf, zuweilen vorwärts, nach der Gelte, oder ln, Kreise herum, langsamer oder schneller, nach den, Takt des Gesanges. Zuweilen bewegten sie den Leib, rückwärts, vorwärts, rechts und links, bis sie von Müdigkeit ganz erschöpft, und im Schweiße gebadet waren. Sle holten bann «inen Augenblick Athem, uno fingen von neuem wieder an, entweder das Wort Allah auszusprechen, oder einen bloßen Laut, wi^Heb oder Hui, auszustoßen, der tief aus der Brust hervorzukom« men schien. Die kurzen Pausen zwischen diesem Gebrüll wurden durch den Gesang der beyden im Kreise sitzenden, ausgefüllt. Bey den Oberhäuptern bemerk« ten wir mehr Zurückhaltung, mehr Ruhe, weniger Ausgelassenheit, und Fanatismus; diejenigen unter ihnen, die sich von Zeit zu Zeit unter die Heulenden mischten, schonten ihre Kmftt und strengten thr«nLttb weniger an. Wir verließen den Saal mit Kopfschmerzen, und elnem altgemeinen Mißbehagen, den IolAen d«s absch«»^ 53 Nlhen Geschreys, und des widrigen Schauspiels. Wlr empfanden die Nothwendigkeit, uns zu zerstreuen und frische Luft zu schöpfen; wir lenkten demnach unsere Scl ritte nach Kavac,Eeral,welches ander Seeknste, eine halbe Meile südwärts von Scutari liegt. Dieser lst eln kai-serllcher Pallast, den Umurath der vierte erbaute, der aber jetzt verlassen ist, ob er gleich elne angenehme Lage, schöne Garten, und die Aussicht über ben Propontis, Constantinopel, und die Küste von Asien und Europa hat. Hem ungeachtet haben die letzten Fürsten ihrem Pallast am Canal den Vorzug gegeben, well der Luftzug, »elcher regelmäßig alle Tage vom schwarzen Meere lommt, ihnen eine Kühle verschaffe, dle man zu Ka-vac-Serai vermißt: übrigens möchte auch die Nähe der Begrä'bnlßplätze von Scutari vielmehr zu ernsthaften Betrachtungen als zum Vergnügen stimmen. Wlr brachten den übrigen Theil des Tages be», einer Quelle ln dem kühlen Schatten einiger Platanen zu. Dort hatte uns unsere Calque schon lange erwartet. Eln gewandter Grieche hatte für unsere InnitDiiren und Bootsleute «ln reichliches Pillau und einige kecke-«yen bereitet; und für uns eine Mahlzeit, die durch «gen Appetit, unsre Bemerkungen, und den Anblick der vortrefflichen Gegend gewürzt ward. Wenn die Einwohner von Megä'ra, als s!e am südlichen Eingänge des Posphorus eine Stadt unter dem NahmenProcerastis erbaueten, dle Absicht halten, elnen Handelsort zu gründen, so hat man mlt gutem Grunde der Stadt den Epottnahmen Chalcedon, oder die Stadt der Blinden beygelegt, weU sich zehtn ScWtte davon eln weltlü'uftlger und sicherer Hafen zeigte; halten fie aber ihr Al,<,enmerk bloß auf den ?lck.rbau gelichtet, so besaß Chalcedon olle Vortheile eines weit, läuftigen Gebiets, und einer angenehmen Lage: auf einer kandspltze am Propontls, gegen die Nordwinde geschlitzt, l:« geringer Entfernung von den Prinzeninseln, vereinigt sie alle Vortheile, und es darf uns nlcht b«, fremden, daß sie mächtig wurde und sogar mit dem bald nacs her gestifteten Byzanz um den Vorrang buhlte. Nebligens hatte Chalcedon zwey kleine Häfen, dcren Dämme n,an noch erkennt, und die ihren Bedürfnissen und dem Handel angemessen waren. Mit unserm Tagewerke sehr zufrieden, begaben wir mis noch vor Sotmenunterganq in unser Fahrzeug, um in ble Stadt zurückzukehren. Die ganze Küste, wel» cbe s,ch einige Klafter über dle Oberfiäch« des Wassers erboo, war jei,^ mikmehrern Gewächsen und verschied-nen blühenden Pflanzen bedeckt, welche die vortrefflichste Wlsklmq hervorbrachten, und das Gemählde, welches uns die Cypressen von Ecutarl und die ersten Hügel von Asien barboten, lieblich zierten. Das Meer ist hiec nie in solcher Bewegung, um die Küste weit hwauf zu bespülen, und ewen etwas beträchtlichen Strand zu büden, und wenn der Boden es erlaubt, wachsen die Pflanzen bis an bcn Rand des WasserS. Siebenter Abschnitt. Beschreibung der Geqenben um Constantinopel. Spazier« ritte de^ Sultans. Gründung von Levens , Schiflit. Pulverfabrik von St. Stephano. Gebräuche der Morgenländer. -Äls der Bürger Descolcheszu Constantlnopel ankam, war ihm, wle erfaßte, unsere Sendung ganz unbekannt. Er hat bey seiner Abrelse keinen uns betreffenden Auftrag erhalten, auch keine Briefe ober Nachrichten über unfte Reise, vorgefunden. Es befremdete mis «ben nicht, daß man uns bey der allgemeinen Gehrung, ln der sich damahls Frankreich befand, vergessen hatte. Ue-berdem waren die Minister, welche uns nach der Levante geschickt hatten, nicht mehr am Ruder, oder allch nicht mehr am Leben. Bey den durchaus veränderten Umständen, war der Zweck unsrer Reise nicht mehr der nehmlich! geblieben, und es war uns unbekannt, ob dle gegenwärtigen Gewalthaber unsre Reise noch für eben so nützlich, als die vorhergehenden halten, «nd uns dle versprochene Unterstl'itzm'g, welch« wir nlcht entbehren konnten, ser» ner gewähren würden. Mir beschlossen daher, entweder in unser Vaterland zurückzukehren, ober dem Rath des Bürgers Descorches gemäß, die Entscheidung unsers Schicksals, durch den Minister der auswärtigen Affal, ren ln Constantlnopel abzuwarten. Um aber aus alle Falle den glößten Vortheil von unsrer Reise zuziehen, eilten wir, alle Kenntnisse zu sammeln, die ein Aufent-halt von elninen Monaten uns gestatten würde; wir durchstrichen sorgfältig die Stadt und ihre umliegenden Gegenden, und richteten unsere Schritte überall hin, wo wir hoffen konnten, eine interessante Entdeckung zu machen, Obgleich der Boden ln der Gegend um Constantlnopel den Wein und Getreidebau, und allen Baum-fruchten unsers Himmelsstriches sehr angemessen ist, bemerkt man doch beynahe keine Cultur, außer in der Nähe des Canals. Westwärts von der Stadt lst der Boden ziemlich eben, und bildet eine weltläustige Ebene, «uf dem ein betriebsames, dem Ackerbau ergebenes Volk elnen reichlichen und mannigfaltigen Unterhalt finden 56 würde; an der Nordselte ist der Boden ungleich und bestehr aus Anhöhen und Thälern, von dem Hafen bis an das schwarze Meer. Beynahe dieser ganze Strich besieht ans Thonschiefer, aber die mehr ober minder tiefe Erdlagc, welche ihn bedeckt, ist von fruchtbarer Beschaffenheit, hauptsächlich in den Thälern; es sey aber nu„, daß der böse Genius des Despotismus alle Quellen der öffentlichen Wohlfahrt verstopft, oder baß die Türken dcm Ackerbau abgeneigt sind, und wie ihre Vorfahren den Waffen, dem Rauben und Plündern, vder dem Handel den Vorzug geben, so ist es doch gewiß, daß l'bcrall die fruchtbarsten Länder unbenuyt lieben; ulld nur die Griechen, Armenier und Arab« beschäftigen sich mit dem Ackerbau, wenn sie von den Ugenten der Regierung nicht zu sehr gedrückt, oder nicht von räuberischen, verwüstenden Horden, welcke die Paschas entweder absichtlich dulden, ober nicht unte» drücken tiiunen, geängstigt werden. t Wenn man die hohe Vorstadt Pera verläßt, kommt man in eine ungleiche, wenig angebaute Gegend: linker H.inb liegt «in schmales, tiefes und sehr fruchtbares Thal, indem man einige Küchengewächse baut. Jen» setts dieses Thals erblickt man auf einem hohen Strich Landes das Dorf St. Dimitri, welckes man noch als «ine Vorstadt von Const.inrinopel betrachten kann. In der Nachbarschaft desselben sieht man einige Weinberge und Gärten. Ist man durch ein zweytes Thalgewan« dert, so kommt man auf eine weitläuftlge wüste Ebene, welche Okmeidcm heißt, und die der Sultan zuweilen im Sommer besucht, von seinen Hofbebienten unb Pa, gen begleitet. Hier bringt er den Tag in einem schönen Kiosk oder einem prächtigen Zelte zu, und belustigt sich einige Pfeile abzudrücken. Die Schmelclieley, welche sich lu der Nähe der Großen immer geschäftig erweist, hat nicht ermangelt zu bemerken, daß alle Pfeile, di? aus der Hand des Fürsten ficgen, eine ungeheure Weite erreichten, und «m bas Andenken zu verewigen, ist jedesmal daß der Sultan sich auf diese Art belustigte, eine marmorne Säule aufgerichtet, welcher eine lange Inschrift ein-gegraben ist. Die Pagen die sich mit lhm üben, hü'ttn sich sorg, faltig ihre Kräfte und Geschlckltchkelt aufzubiethen, son« bern find im voraus überzeugt, daß dasZlel, welches der Sultan erreicht, für ihre Bemühungen vlel zu welt entferne ist. Nachher halten die Pagen zu Pferde Splegelgefechte mit Lanzen, die im ganzen Orient sehr übllch sind ; die .Kunst besteht darin, daß ma>, mit aufgehobnem Arm, lm vollen Rennen, diese Waffen mit der größten Kraft fortwirft, und seinen Gegner, aus elner beträchtlichen Entfernung mit der Spitze erreicht. Nachher aber muß der Krieger, er mag seinen Feind getroffen ober ver» fehlt haben, um nicht unbewaffnet zu bleiben, im vollen kauf, ohne abzusitzen, sein Gewehr wieder auf, nehmen. In den Cplegelgesechten aber bedient man fich eines Stockes, welcher Djerld genannt wird, und «us leichtem Holze, Weiden oder Dattelholz, gedrech« sele ist; ohne diese Vorsicht könnten sich leicht üble Zufalle erelgnen, wenn der Djerib von härterem oder schwerem Holze wäre. N»r sind mehrere Mahle Zeugen der Geschickllch» ktit der Morgenländer in diesen Uebungen, in allen Theilen des türkischen Reichs gewesen, und haben bemerkt, mit welcher Gewandtheit sie, zuweilen bey d«m «rsten Versuch ihren Djerld wieder allffassen. Dleses Gefecht ist unter den Arabern häufiger als unter den 45 Türken und Persern, und kann nur unter einer kleinen Anzahl von Streitenden Statt finden. Auf dem Wege nach den Dörfern Belgrad und Glljuk Der« kommt man nach einem anderthalbstündl« ge" Marsche zu einer Art von Meyerey, welche Levens-Schifilt genannt wirb, und mit reihenden Gärten, und weiiläuftigen und schönen Gebm,ben geziert ist. Hassan, dem es der Sultan Abdul Hamld als Lehen verliehen hatte, bildete es zu einem kustorte, und setzte eine Mache von Lcvens oder Seesoldaten hin, um dle Räu» bereyen und Diebsiähle zu vermindern, welche auf die» ser Straße, bis unter de,n Mauern der Hauptstadt, verübt wurden. Die meiste Aufmerksamkeit erregt qegmwl'irtlq in Hevens- Schifiit eine Fabrik von europäischen Schießgewehren und Bajonetten, die ein spanischer Ingenieur, zu Anfang der Legierung Selims, hier anlegte: sie wurde bald nach ihrer Errichtung vernachlässigt und beynahe aufgegeben, ist aber wieder in Gang gekommen, seitdem Selim, der Capudan-Pascha und einige Mit« gNeder desStacitsraths, bieUeberleqelchelt unserer Gewehre, und die Vorzüge unserer Taktik eingesehen, und beschlossen haben, sie allmähllg bey der türkischen Armee einzuführen. Gegenwärtig wird «in Thell der Gebcmdz van «l« nein Korps Infanterie, von zwölfhundert Bostangls, auf europäische Art «xerzirt und besoldet, bewohnt. Viertausend Kanonler, Bombardlerer und Feuerwerker nehmett elnen anderen Theil ein, wie auch eine Kom, pagnie reitender Artillerie. Auch schl:n es, baß man pie Absicht hatte, hier Kavallerie ln Kasernen zulegen, pach dem Umfange der Ställe und der Beschaffenheit der Gebäude zu urtheilen, die man zu eben der Zeit er« nchttte, als der Sultan und die mehresten Mitglieder 59 des D'vans daran arbeiteten, tine stehende Armee, «ach Art b«r Europälschol zu orqanlsiren. Sellm hätte ol>:ie Zweifel, all?r Hindernisse 'mer-achtet, welche ihm der Empö'rungsgeist der Iaintscha-ren, und dic Abneigung der gan;en Nation gegen alle Neuerung«!, lntaegensteUten, se^nc Plane durchgesetzt, wenn nicht Pasna,, O^lu, ein eben so unternehmender als außerordentlicher Mann, durch seinen Muth, und die Unterstl'ilMig derer, welctie sich vor dem Gelingen der Psojekse des Caputans fürchteten, Mittel g:f«m-den hätte, bic grosien Absichtender Pforte zu enthaften, welche vielleicht elnziq und allein die Herrschaft des .Sultans z" befestigen, ual» den Umsturz dieses großen Reichs zu verzögern, !m Stande waren. Ich wcrde ill der Folge diesen Mann, ben geheime Triebfedern in Bewegung setzen, und desscn sich dle Po« litik, jedesmahl wenn sie seiner bedarf, bedient, g«» nauer beschreiben. Nachdem man durch Levens - Schlfiit gekommen ist, gelangt man auf verschiedenen Wegen nach Belgrad, Ta» rapla und Bujuk«Der6, Dörfer, wo sich die europäischen Gesandten gewöhnlich lm Sommer aufhalten. Nordwärts und westwärts vom ersten findet man einige ehrwürdige Wälder, ln denen sich wilde Schweine, Hirsche, Rehe, Schakals und Nanbvögel aufhalten. Die grosse Eassaparllle (Hmilax excels) schlingt sich bls an den Gipfel der mthresten Bäume dieser Wälder, «nb hüllt sie mit lhren Zweigen und ihrem Laube ein. Begiebt man sich nach der westlichen ober entgegengesetzten Seit? der Stadt, wo der ebne und fruchtbare Boden den Bewohner ganz eigentlich zum Ackerbau aus« zumuntern scheine, so erstaunt man nicht wenig über 5le fruchtbaren Wirkungen des Despotismus, dle Stllle, ble überall herrscht, die theils ganz verlassenen, und theils schlecht bestellten Felder, welche mehr unfruchtbare Grenzen, «wer von Landstraßen, Häfen und volkreichen Städten entfernten Provinz, als die nahen Umgebungen einer großen Hauptstadt zu seyn scheinen. Aufeine.n ungeheuren Strich Landes ln der Gegend dir Straße nach Adrlanopel, Rodofo und St. Ste« phano, findet man nur drey bis vier Meyerhöfe, die thells Dienstlehen eines wichtigen Postens, theils ein unveräußerliches Eigenthum irgend einer kaiserlichen Moschee sind. Wenn man den Weg zunächst am M««r verfolgt, gelangt man in zwey Stunden nach St. Stephano, «inem griechischen Dorfe, wo der Sultan, vor einigen Iabren, unter der Aufsicht eines Italieners, eine Pul« »erfabrik angelegt hat. Die Unwissenheit der Türken in diesem Stück ist immer so groß gewesen, daF fie lange Zeit ihr Pulver von denVenetlanern kauften, und noch jetzt nicht im Stande sind, das ihrige bis zu dem Grabe von Vollkommenheit zu bringen, wie das europäische. *) Das türkische Pulver taugt gar nicht zur Jagd, und die Kapitains, welche nach der Levante handeln, treiben beynahe durchgängig einen vortheilhaften Nebenhanbel mit europäischem Pulver, weil die Türken demselben wegen seines feinern Korns zu ihren Pistolen und Kara» binern den Vorzug geben, und die Europäer, welche ') Businello, der al< vrnetianischer Gesandte inConstan. tinopel seine Nachrichten von der ottomanischen Ms» «archie sammelte, weiß von dieser Pulvereinfuhr nichts. Er lobt vielmehr das türkische Pulver, bemerkt jedsch dabey, daß, wenn dasselbe nicht die Kraft des europäi» schen hat, dieses daher rührt, weil zu wenig Salpeter hazu genommen wird. sich mlt der Jagd belustigen, es Zar nicht cmbehren können. Die Gegenden um St. Vtephano sind von derMitt« des Septembers bis zum Ende dcs Oktobers vortrefflich zur Wackteljagd. Auch schießt man wilde Ente,,, während des Winters an den Ufern ocS Eees, der unter' dem italienischen Namen Ponto piccolo (türkisch Klttchutt-chesme) bekannt ist. Dieser See ist sehr fischreich; ich habe zu Constantlnopel oft ungeheure Karpfen gesehen, die man ln demselben gefangen hatte, die 50 bis 80 Pfund wogen, und drey bis Fuß lang waren. Der Weg nach St. Stephane, den wir zu Fuß zurücklegten, gl«ng durch Felder, dle mlt Disteln, Gräsern und allerley Pflanzen bedeckt waren, die uns im Gehen sehr lästig fielen, und schr aufhielten. Wir hatten gehoftt, denselben Tag zu Wasser zurückzukommen, UM die Küste zu beobachten, aber da es schon spät war, als wir die Fabrik verließen, konnten wlr kein Fahrzeug bekommen, und mußten uns daher, unserer Müdigkeit zugefallen, entschließen, bey einem griechisches Popen elne sehr frugale Abendmahlzeit einzunehmen. m,d die Nacht auf einem Sofa zuzubringen, den Angriffen der Wanzen und Flöhe ausgesetzt, die im ganzen Orient sehr häufig sind. Die Morgenländer sind ln ihrem Amöblement weit «lnfacher, als wlr, wissen also nichts von Betten; sie haben bloß ln ihren Häusern eine gewisse Anzahl sehr leichter Matratzen von Wolle oder Baumwolle, die man zur 3elt des Schlafengehens, auf der Erde oder auf dem Sofa ausbreitet, und auf denen fie die Nacht zn« bringen. Die Weiber legen ihren Schmuck und Puy ab, und ble Männer ziehen ihre Obertleiber aus, wcche setn den Turban, und lcgen sich wie die Weiber, be, kleidet zur Rude. Gie decken sich mit durchgenäheten 62" ____>!____ Decken, an welche die Reichern ein baumwollen ober Itlnen Tllch befestigen, welches gewöhnlich nur alsdann gegen ein anderes vertauscht wird, wenn es sehr schmu-tzig oder zerrissen ist. Den andern Morgen nlmmt man die Matratzen und Decken weg, und hebt sie tn Schränken auf, und das Schlafzimmer wird wleder zum Gesellschaftszimmer oder zum Spelsesaal. Bey den Griechen, Armeniern und bey den armcn Juden schlaft die ganze Familie ln einem Zimmer, aber bey den Türken ist daS Zimmer der Mmmcr lmmer abgesondert von dem der Weiber. Da der Gebrauch der Tisch« und Stühle den Morgenländer ebenfalls unbekannt ist, sind ihre Sofas ihre vornehmsten und beynahe einzigen Möbel: gewöhn-Uch nehmen sie drey Seiten des ZimmerS, unter den Fenstern unb die Seiten darneben ein : sie liegen entweder unmittelbar auf dem Fußboden, oder einige Zoll, auch einen Fuß erhöht auf einer Estrade von Brettern. Man überzieht sie mit schönen Zitzen, ftldnen Zeugen, Sammt oder Tuch, mit baumwollenen, seidenen, silbernen ober goldenen Frangen besetzt. Große Kissen von der kcinge des Sofas dienen zu Rückenlehnen, und find wie dies« überzogen und besetzt; mitten in der Stube legt man Tcppich: oder Matten. Gegen über der Eingangsthüre blcibt ein Theil des Fußbodens unbedeckt. Dieser ist fünf bis sechs Zoll niedriger, als das übrige Zimmer und dient zum Gange, um tn die Seltengemächer zu kommen. Der Sofa dient als Sitz bey Tage und als Bette bey Nacht: auf ihm bringen die Morgenländer einen großen Theil ibrer Lelxns mit untergeschlagenen Beinen fitzend zu. Zuweilen um ihn zu schonen, sitzen sie auf dem Teppich, und des Nachts ziehen sie die Ueberzü-ge ah. Man kann sich leicht vorstellen, daß bey dleftr Art, auf dem Fußboden zu leben, a,,f Matten oder Teppicken, die man nicht abfegt, und eben so wenig ausklopft oder schüttelt, w hölzernen Häusern, unter einem heißen Himmelsstriche, bey einem Volke, dem der Gebrauch der Wäsche beynahe unbekannt ist, welches die Kleider des Nachts anbeha'lt, und sie gewöhnlich nur wechselt wenn sie abgenutzt sind, Flöhe und Wanzen und allerley Ungeziefer im Ueberfiuß seyn müssen: dieses war auf unsrer Re!se auch unsre größte plage, well es unmöglich ist, sich ihrer zu erwehren, wo sie sich einmal eingenistet haben. Die Wanzen u,,b Flöhe aber hindert»» uns nicht allein am Schlafen; es leuchtete uns noch eine Lampe, die vor dem Bilde der Jungfrau Maria brannte, wie solches Tag und Nacht in allen griechischen Häusern üblich ist. Wir wagten es nicht sie auszuloscheü, well wir den guten Geistlichen, der uns mit der größten Freundlichkeit aufgenommen hatte, dadurch zu schrge» krankt haben würden. Auf dem Wege nach St. Stephano hatten wir den doppelten Graben und die doppelte Mauer in Augenschein gcnommen, welche Constantinopel nach der Land» selte zu schützt, und die unerachtet der mannigfaltigen Angriffe, welche diese Stadt erfahren hat, »och sehr gut erhalten ist. Auf dem Rückwege nahmen wir uns vor, die Mauer, welche sie ehedem von einem Ende bis zum andern an der Seeselte beschützte, und die sich längs dem Hafen bis in die Gegend von Ejup erstrcclte, zu untersuchen. Wir schifften uns am andtrn Morgen auf einer Caique ei,,, und in anderthalb Stunden, be« fanden wir uns vor d«r kleinen runden Hestung, welche Unter dem Namen der fieben Thürme bekannt ist, und am südlichsten Ende der Vlaot liegt. Gcgenwm tig ist «s nur noch ein StaatsZefängnlß, in welches man dl» Gtfattdten und Agenten fremder Mächt« einsperrt, wenn dte Pforte mit lhne» in Klieg verw'clelt ist. Die Mauern, welche man nachher sieht, sind zum Theil zerstört. Man bemerkt an derselben verschlednt Inschriften, welche den Zeitpunkt bestimmen, wo die griechischen Kaiser daran haben arbeiten lassen. Auch sieht man Trümmer von Säulen, deren sich die Türken bedient haben, um die Breschen auszufüllen, die wäh, rend der Belagerung entstanden, ehe sie Meister von. der Stadt wurbeu. Hierauf erreichten wlr das Thor von Daud-pacha neben welchem sich der alte Hafen des Theodosius ob« der von Eleuthera befindet. Welter hin verweilten wlr bey Catlrga- Cimanl oder dem Galeeren-Hafen, den. Julian anlegen und Mahomet der Zweyte wiederherstellen ließ: gegenwärtig aber ist er ausgefüllt, und größtentheUs wie der andere in Gemüsegärten verwan« delt. ^ Dlese beyden Hafen, welche zwar für das Seewe-. sen unbrauchbar sind, würde eine aufgeklärte Nation als die Türken, dennoch ausgraben und unterhalten, weil man dadurch den Transport der LebenSmittel und Waaren, nach allen Gegenden dleser großen Stadt erleichtern könnte, indem der ungleiche und bergigte^ Bode»,, auf dem sie steht, den Gebrauch der Wagen nicht begünstigt. Nir fuhren mehr als eine Stunde längs delt Mauern der Stadt, ehe wir nach dem Serail gelangten. Hier erhoben sich Cypressen, Fichten und Platanen über die äußere Mauer; weiterhin bemerkt man verschiebne irreguläre Gebäude, Kuppeln »nd Minarets, t„ dem ungeheuren Hezlrk, welcher ehedem das alte Byzantium ausltlachte: längS der See siud verschieden« Kiosks zu se. «5 sehen, wo der Sultan zuw«llen hinkommt/ um sich des Anblicks des Propontis zu erfreuen, und um di« Kühlung einzualhmen, welche tm Sommer täglich von dem schwarzen Meer herüber weht. Endlich als wir die Spitze des Serails erreicht hatten, ließen wir den Haftn links, Ecutari rechts, und landeten bey Top - hana, ostwärts von Galata. Achter Abschnitt. Beschreibung des Bosphorus »nd der umliegenden Gegenden. Ankunft zu Bujuk-Ders. Von den Platanen daselbst. Spuren eines Vulkans an dem Einfluß des schwarzen Meeres. 3-^en »Fsten Pralrial beschlossen wir uns zu Buj «kdsrö niederzulassen, einem Dorfe in Europa, siiaf Meilen von Constantinopel, nach der Mündung des Canals zu : von hler aus hofften wir, mit mehr Bequemlichkeit, Etrclfzüge bis auf eine gewisse Entfernung von der Stadt, durch die Felder von Europa und Asien, und nach den Küsten beS schwarzen Meeres machen zu tön, nen, und die tauZliche Jahreszeit zum Beobachten und Einsammeln naturhtstorlscher Gegenstände vortheilhafter zu benutzen. Die Frühltngsgewöchse waren schon ver» blüht, und boten uns nur noch ihre Eaamen dar, bl« Sommelpstanzen aber standen ln der Blüthe und ver» sprachen eine reichliche Erndte. Bey unsrer Zurückkunft auS Egypten im August und Sepl-mber d«s drtttt« Jahres oer Republik habe« wtt «inij,< spate Gewächs« I. Band, E und viele Gaamen eingesammelt, und üls wlr lm sechsten Jahre auS Persien kamen, verließen wlr Constan-twopel nlcht, ohne die Frühlingspfianzen mitzunehmen. Wir schifften uns wleber zu Tov-Hana auf einer Calque mlt drey Paar Rudern ein: um dahin zu gelangen, mußten wir bey einer Menge böser, beißiger Hunde vorbey, welche dte Europäer mit lhrem Klaffe» ermüden, und vor denen man sich sehr hüten muß, weil sie sich zuweilen unversehens für die Stockschläge rächen, die lhnen die Matrosen austheilen. Der Ort, wo man einsteigt, ist groß, unregelmäßig, mit einigen schönen Platansbäumen bepflanzt, und mit elnem Springbrunnen geziert, den ein Capudan-Pacha vor einigen Jahren hier anlegen ließ. Ueber demselben ist ein großes Gebäude von Holz errichtet, mit Vergoldungen, Schnitz« werk und Inschriften überladen. Man erbaute damals eben in dem Artillerlepark, der an diesen Platz stößt, ei,« dreyfache Casernenrelhe, die sich als ein Amphl-theater darstellt, und eine gute Wirkung hervorbringt. Auf dem Platze selbst lagen Haufen von Getreide und Früchten aufgeschüttet, auf denen eine Menge Turteltauben und Sperlinge sich sehr gütlich thaten, ohne die Vorübergehenden oder den Eigenthümer zu scheuen. Die Türken beweisen in diesem Stücke die grösste Toleranz: fie erlauben sich weder die Vögel zu todten, noch sie zu verscheuchen, und einige halten sich sogar für sehr glücklich für ihre Bedürfnisse sorgen zu können. „Müssen diese unschuldigen Geschöpfe, sagm sie, nicht, ihren Unterhalt haben ; wenn es Gott gefällt, werden wir übers Jahr eine reichere Erndte haben." Einige verfertigen an verschiednen Theilen ihrer Häuser zierliche Nester, und hüten sich sorgfältig, die Liebeshä'ldcl bkfer Vögel zu stören, noch vielmehr lhre Jungen z« beschädigen. Dlese liebevollen Gesinttungen machen ei-ncn seitsamcn Abstich mit ihrem ungerechte» und harten Benagen gegen die Christen die unter ihnen wohnen, die sie ohne Barmhelligkeitausplmlderus welches auch besser mit ihrem habft'ichtigen Cyarakter übereinstimmt, von de» ich in der Fclge mehr zu sagen haben werde. Wenn man sich vom Ufer entfernt, sieht man mit Vergnügen die Vorstädte, und die vielen Dörfer lieben, die nur ein ununterbrochenes Ganze auszumachen scheinen, und wo man zuweilen sehr schöne Häuser, ganz von Holz erblickt, und mit bunten Farben angestrichen. Die türkischen Häuser sind. weiß oder roth; dl« grtechl« schen. Mischen und armenischen aber schwarzbraun. Diesen ist nicht erlaubt sich der Farben der Muselmänner zu bedielen, denn in der Türkey muß alks, dw Falbe des Kleides wie des Hauses, den Herrn vo» dem Knecht unterscheiden. "" ?,'/ " Der Boden besieht, längs demCanal, aus einer sehr fruchtbaren Bergkette von Schiefer, die mit Cypressen, Eichen, Linden, Castanicn, Erdbeerdäumen, (^rbou-»ier) Myrten, Esparto und Weinstöcken bedeckt sind, und etnen sehr reitzenden Anblick bilden. Diese Hügel ßnd durch einige äußerst fruchtbare Thäler getrennt, welche das Gemälde noch mannigfultiger und lockender machen. Mehr oder minder weitlauftige Gärten, wlt Blumen und Kiosken geschmückt, die so gestellt sind, daß ste den Luftzug auffangen, und den Canal überse» hen, machen dle Wohnungen dieser Gegend zu den lieb« llctisten Luftorfern. Die mehresten reicken Einwohner von Constantinop?! bringen hier im Sommer den gan? zen Tag zu i auf ihren, Eofa ruhend, mit der Pfeift lm Munde, schlürfen sie chreu Caffee. betrachten die Vorübergehend««/ «ud lassen einen Rosenkranz von EH 6H ««MW»! «»»«»> Geekorallen, «chat oder EbelMnen, durch die Fln-ger gleiten. Nahe bey dem europäischen Kastell silegen wiran'S Land, um einige blühende Gewächse zu untersuchen, die »ns aufgefallen waren; nachdem wir einige Stunden am Lande zugebracht hatten, schifften wir uns wieder ein, und kamen Rumill- hissar votdey, welches auf ewem abhängigen Boden liegt. Dieses feste Schloß, welches unter ConstantlnPaläologus, dem letzten mor-genländlschen Kaiser, «on Mahomed dem zweyten er-baut wurde, als er dle Eroberung von Consiautlnopel !m Sinn hatte, lst gegenwärtig nicht tm Stande ein einziges Kriegsschiff aufzuhalten. Eine einzige Fregatte wäre in der That hinreichend, um die Lavetten der Kanonen, die ganz unbedeckt am Ufer stehen, zu zerschmettern, und das Geschütz unbrauchbar zu machen, wle auch di« Kanonier« zu versagen, dl« gar tewen Schutz haben. Eben die Bewandtnlß hat es mit dem asiatischen Fort, an der andern Seile des Canals> welches eben so wenig die Zugänge zur Hauptstadt beschützen kann. Wir hielten uns an der europäischen Küste, weil dle Gewässer, die aus dem schwarzen Meere kommen, ln der Mitte des Canals »nd an der asiatischen Seite ew« stärkere Strömung macken. Die Caiquen, welche hinauffahren, nehmen alle diesen Weg, dahingegen pflegen die Schisser, wenn sie nach Constantlnopel zurückkehren, die Mitte des Canals zu wählen und sich sogar etwas seitwärts nach Asien zu ki,ilei, , wodurch die Fahrt beschleunigt wird, zumahl wenn ein leichter Nordwind ihnen erlaubt die Segel aufzuspannen. ^' . Wenn man überlegt,welch eine Mexge Wasser daS schwarz« Meer aus der Donau, dem H„iester, dem Dnieper und Don, wle auch aus allen Flüssen und «5 Strömen empfängt, ble von den Caukafischen Gebirgen, Mingrelien, Georgien, Armenien und Natolien herab« fiießen, so sieht man wohl eln, daß diese ganze Wasser« masse einen größeren Raum bedürfte, um gehörig aus« zudünsten, und sich ins Gleichgewicht zu setzen, hätte sie nicht durch den Bosphorus und den Canal der Dardanellen einen Ausfiuß gefunden. Auf diesem Wege ergießt sich das Uebermaaß des Wassers unablWg ins Mittelländische Meer, und dieses dient zugleich zur Er« klcirung, warum das Wasser des schwarzen Meeres und «es Meers von Marmora weniger salztgt ist, als lm mittelländischen und atlantischen Meere. Die Strömung ist so start in dem Canal, baß er an einigen Stellen weit mehr einem Fluß als einem Arm des Meeres gleicht: und wenn der Südwind nur schwach geht, widersetzt er sich ordentlich der Fahrt der Schiffe. Die Richtung der Küsten zwingt das Wasser sich mehr nach Asien hin zu ziehen, und an dieser Seite «ine schnellere Strömung zu veranlassen; demungeachtet muß man bey der Spiye von Arnanb - kevl sich ziehen lassen, weil das Wasser hier eine solche Schnelligkeit hat, baß man sich unmöglich der Ruder bedienen kann, ohne sich vom Lande zu entfernen: sobald aber diese Schwierigkeit überwunden ist, bemerkt man die Strömung wenig mehr, und die Richtung der Vorgebirge und Landspitzen macht zuweilen das Wasser wie in den Flüssen aufwärts sieigen, welches den Lauf der Fahrzeuge sehr erleichtert. Wir hatten schon lange ganze Schaaren Vögel bemerkt, die unaufhörlich nach der Mitte des Canals hin« und helfiogen, »„den, sie mit der größten Schnelligkeit die Oberfläche des Wassers streiften. Die Europäer belegen sie mit dem Nahmen verdammte Seelen, weil sie in ihnen rastlose Wcftn zu sehen glauben, die unab- lWg oon dem Verlangen sich aus dem schwarzen Meer ins mittelländische, und aus dcm mittelländischen ins schwarze, zu begebe», gemartert werden. Sobald wir das erste Furt vorbey geschifft waren, befahlen wir unsern Schiffern, die Küste zu verlassen und sich der Mitte des Canals zu nähern. Unsere Absicht war, auf diese Vögel zu schießen, um sie kennen zu lernen und einige aufzubewahren. Wir erreichten sie bald: sie kamen unserer Caique so nah«, daß wlr bey jedem Schuß einige «rleqten. Unsere Schiffer waren Türken, und ruderten anfänglich ohne Widerwillen auf die Vögel zu, die wir getroffen hatten; well wlr aber nicht zugeben wollten, daß sie ihnen den Kopf abschnitten, indem dadurch das Geficler zu sehr gelitten hätte, konnte man sie nur mit der liußelsten Mühe bewegen, nach denen hinzurudern, die ein zweyter Schuß getöotet hat. Wir «hellten übrigens auch ihr Mitleiden und erstickten die Vögel, von denen wir nur vier nahmen, so geschwind als möglich, worauf wir sie in ein Tuch hüllten, um sie den Blicken unserer Schiffer zu.entziehen und die Federn zu erhalten. Die Muselmänner pflegen aus Weichherzlgkeit oder Religiosität allen Thieren, die sie durch einen Schuß erlegen, den Kopf abzuschneiden, wenn sie auch schon tobt sind. Dieser Gebrauch ist in allen Gegenden hier so allgemcw,unb wird so gewissenhaft beobachtet, baß wlr selbst mit Geld nicht auswirken konnten, daß mm» den Vögeln, dle man unS brachte, nicht den Kopf abschnitt; sogar wenn wlr zugegen waren, hielt es ü»s-ferst schwer solches zu verhüten. Der Vogel, den wlr geschossen hatten, ist eine Abart des Pctrells klucellaria pnM»nu5 und unter-schelbet fich nur durch eine geringe G^öße, und einen ganz schwarzm Schnabel. Er baut scm Nest an den 7» Küsten des schwarzen Meeres, und. nährt sich bloß von Fischen. Zum Essen taugt das Fletsch nicht. > Wir erreichten Bujukders bey guter Zelt: es war eben ein Feyertag. Gegen Abend wl'mschten wir noch einen Spazleraang nach der Niese zu machen, und den berühmten Platanus zu sehen, von dem wir so viel gehört hatten, und von dem einige Reisende eine Beschreibung gegeben haben. Sieben bis achtBä'ume von Ungeheurer Größe, und an den Wurzeln zusammenhän» gend, steigen in elnem Kreise empor, und lassen in der Mitte einen ziemlich großen, freyen Raum. Viele Giiechen und Armenier saßen im Schatten der Bäume auf dem Rase» umher, und rauchten lhr Pfeifchen: verschiedene Gruppen türkischer und armenischer Weiber, in Schleyer gehüllt, von ihren Kindern umgeben, saßen etwas abwärts, und einige retchgekleidete, mehr oder winder junge Griechinnen, zogen die Augen einiger Europäer auf sich, welche der Zusammenfluß von Menschen herbeigelockt hatte. Etnlge Türken saßen im in« nern Raum der Bäume, rauchten Tabak und tranken Caffee, den man ihnen dicht dabey bereitet hatte. Der Zeltpunkt war den Untersuchungen, die wir anstellen wollten, eben nicht günstig; demungeachtet näherten wlr uns dem Baum, und als wir uns dicht bey den Türken befanden, luden sie uns ein, uns zu lhnen zu setzen: sie boten uns Pfeifen und Caffee an, welches wir annahmen, und mit Hülfe eines französi, schen DollmetscherS, elne unbedeutende Unterredung mit ihnen führten. In der Folge haben wlr Gelegenheit gehabt, zw«y dieser Türken in unserm Gasthofe bey uns zu sehen, und si« mit «lnem vortrefflichen Mlttagsessen, und dem besten Wein von Constantlnopel zu bewirthen. Der Platanus hat oft an ftiuem Fug elnen betracht« 'kd«re gewesen. Auck bemerkten wir in der That, daß oie sieben bis acht Bäume, auS denen cr besteht, eilen gemeinschaftlichen Ursprung haben, u»d an der Wurzel verbunden sind. DerPlatanus wächst wild im ganzen Orient: man findet lhn häufig an den Ufern der Bächc in Gliechen-lanb, in den Inseln des Archipelagus, auf der Küste von Klein- Asien, ln Syrien und Persien. Das Holz desselben gibt keinem andern ln Europa zu Tlschlerarbet» ten nach; es nimmt elne vortreffliche Politur an, und ist sehr schön geädert. Die Perser bedienen sich keines anderen Holzes zu ihren Gerathen, Thüren und Fenstern. Dieser Baum wäre es werth ln Frankreich häufiger angepflanzt zu werden, sowohl itt Absicht auf die Güte des Holzes, als wegen seines schönen taubes und des kühlen Schattens, welchen er verbreitet. In einem guten etwas feuchten Boden gedeiht er zu einer Stärke, ble lein Baum ln Europa erreicht. Es ist bekannt, daß die Römcr diesen Baum nach Italien verpflanzten, und lhn in ihren Gärten u»u bey ihren Landsitzen dermaßen vervielfältigten, daß Plinlus und Horaz über diesen Mißbrauch schon in ihren Zelten tlagten. Bujuk-D6rs ober daS große Thal, ist ein Dorf an der breitesten Gegmd des Kanals, an etner Art von Meerbusen, elwa sechs Meilen vom schwarzen Meer. Die Häuser liegen an der Seeküsie, und nehmen eine« Sei ich von einer Meile «in; die Häuser der meisten europätschen Gesandten, ln dem Geschmack ihres 73 tandeS gebaut, zeichnen sich durch ihre Zierlichkeit, und die Schönheit ihr« Gärten aus. Da dieses Dorfmeh. renlhells von Europäern, Griechen und Armeniern he« wohnt ist, tonnte der Aufenthalt daselbst äußerst ange< nehm seyn, wenn die Gesandten sich entschließen könnten, wenigstens auf dem kande, der Rangsucht und dem Ceremonie! zu entsagen. Wer einen guten Tisch ilebt, findet an ihren Tofeln eine Entschädigung für selne Gefälligkeit, daran Theil zu nehmen, und die Unhöfllchkelten, die er oft erdulden muß. Die armenischen Weiber leben hier wie überall sehr eingezogen, und zeigen sich auf den Straßen nicht ohne Schleyer: die Griechinnen hingegen, schränken sich hier so wenig wie in der Hauptstadt ein, und erheitern noch das Einförmige der Gesellschaften. Doch wäre zu wünschen, daß sie mit ihrer gewöhnlichen Lebhaftigkeit und lhrer hübschen Gestalt, einen mehr gebildeten Geist und «in gefühlvolleres Herz verbänden, und weniger Gierigkeit für das Gelb, und geringern Geschmack an Kleinigkeiten zeigten. Der Canal, welcher ehedem unter dem Namen des «hraclschen Bosphorus bekannt war, ist etwa zwanzig Meilen lang, bonder Spitze des Serails von Constan-tinopel bis an die cyänischen Inseln. Seine größte Breite beträgt nicht zwey Meilen, und an ewigen Stellen ist er so schmal, baß einige alte Schriftsteller behauptet haben, man könne die Vögel von einem Ufer zum andern singen hören, und zwey Menschen könnten sich ohne Mühe einander verständlich machen. Den Ta« nach unsrer Ankunft zu Bujuk-D6r6 eilten wir, da das Wetter sehr schön, und das Meer vollkommen ruhig war, in das schwarze Meer zu schiffen, um die Küste in einiger Entfernung von der Mündung des Canals zu durchstreifen. Wir stiegen oft an's land. theils um die Küste zu untersuchen, thells um die Gewächse und andern Naturprodukte zu beobachten. Sobald wir bey dem Dorfe vorbey waren, fielen unS an beyden Ufern Merkmahle eines Vulkans auf, die wir einige Meilen welt .erfolgten. Wir «rblickten überall Felsen, die mehr oder weniger zerstückelt und verschoben waren; überall deutete die Unordnung u,id die auf einander gehäuften Massen auf di« Wirkungen unterirdischer Feuer: man bemerkt Jaspisse von verschiedenen Farben, Carneole, Achate undChalcedon in Schichten. Zwischen mehr oder minder zerstörtet! Porphyren ; elnen beynahe aufgelöseten, lockern Bruch, aus Trümmern von Trap mit Kalkspath verbunden; elnen hübschen Porphyr mit einem Felsgrund von grünlichtcm Trap, mit Kupfer gefärbt: endlich steht man in einem ganzen Strich von einer halben Me'lle eln festes Ge» jicin von grünblauem Trap, ebenfalls mit Kupfer ge» färbt. /^Ohns Zrveiftl hat dieses letztere die Alten veranlaßt, emigcn kleinen Eylanben an dcr Mündung des Canals an der europäischen Küste/ den Nahmen der Cyönenln-selu beyzulegen. Gegenwärtig sind «s nur noch seh» kleiue Felsen, woraus sich schließen laßt, baß ihre Masse durch die beständige Wirkung des Wassers sich allmäy» lig vermindert hat. Man nannte diese Felsen auch Slmplegaden, weil sie, aus einem gewissen Gesichts» punkte gesehen, vereinigt schienen. Da sie, je nachdem der Nord. ob« Südwind in dieser Gegend das Wasser steigen oder fallen macht, mehr ober minder sichtbar sind, so haben die Griechen, die lmm«r Wohlgefallen am Wunderbareil hatten, vermuthet, diese Cylande wären schwimmend, und den Seefahrern unendlich ge, fährlich. «Ä uz h Die Römer errichteten auf einem dieser Felsen dem Apollo einen Altar, den man zu Constantinopel irriger» wcssc die Säule des Pompejus nennt. Verschiedene Reisende haben sich bemüht die lateinische Inschrift zu lescn, dle Buchstaben sind aber so verloschen, baß es wohl unmöglich seyn möchte. Wir haben nicht Zeit zu untersuchen, ob sich die Spurcn des Vulkans wett nach Asien hin erstrecken, denn zwischen zehn und ellf Uhr fing der Wind an aus Norden zu wehen, und machte das Meer sehrun« ruhig, so daß es unvorsichtig gewesen wäre. auf einem schwachen Fahrzeuge von der Spihe von Europa, wo wlr uns befanden, bis nach der von Afien hlnüberzu» schiffen. Wlr begnügten uns demnach längs der Euro« päischm Küste hinzufahren, und uns zu versichern, daß dle Vulkanischen Spuren sich hier mehr als eine Meile weit erstreckten. Dle Breite des Canals beträgt an seiner Mün« dung mehr alS ill«"» bis >yc>o Klaftern. Den Eingang in denselben beschützen einige Festungswerke, die an jeder Seite von dem Baron Tott enichrct wurden, und einige Französische Ingenieurs seit kurzem vermehtt haben. Die Türke« haben sich bisher immer aus Unwissenheit, aus Sparsamkeit, ober durch fremden Eln-fiuß geleitet, der Ausführung aller Plane widerseht, die ihnen die Ingenieurs vorlegten, obgleich es für sie so wichlig wäre, ihren natürlichen Feinden die Gele, z^lhcit z„ benehmen, sie bis in ihre Hauptstadt zu be? unruhigen. I„ der That würbe es für die Russen ein leichtes seyn, mlt einem Nordwinde blS nach Con-stantlnlpel vorzudringen, weil die Batterien nur in geringer Anzahl und ganz unbedeckt sird, und leicht durch das Feuer eines Schiffes zum Schwelgen g«« bracht werden könnten. Auch könnte ein Geschwader mit einigen Kugeln davon kommen, selbst wenn die türkischen Kanoniere gewandter und thätiger wären als fit gegenwärtig sind. In einiger Entfernung von diesen Festungswerken lst ln Europa und ln Asien eln Leuchtthurm, um die Schiffe zu führen, und ihnen die Mündung des Canals anzuzeigen. Demungeachtet sind die Schiffbrüche hter sehr häufig, wenn der Wind etwas start weht. Denn da die Türken und Griechen ohne Compaß auf dem schwarzen Meer schiffen, ;«nd tmmer längs best Küsten hinfahren, bleiben sie ganz ohne Richtschnur, wenn sie das Land aus dem Gesicht verlieren, oder dle Gegend nicht mehr erkennen. Es geschieht sogar oft, wenn der Himmel trübe lst, daß sie gerade nach dem entgsgenge« fetzten Punkt ihrer Bestimmung segeln. So begegnete der Bürger Beauchamp, auf der Rückkehr von Trebl-sonbe, einein türkischen Fahrzeuge, welches nach Osten segelte, und auf dem Wege nach Constantinopel zu fiyn glaubte: es kostete ihm viele Mühe sie von ihrem Irrthum zn überführen, und zu bewegen mit ihm zurück zu segeln. Neunter Abschnitt. Irrthümer der Charten vom schwarzen Meere. Der Ri«. ftnberg. Erdbeben. Gegenden um Belgrad. Versteinertes Holz. Fischfang in den Gegenden um Consign, tinopel. ^/«Fanatismus und dle Unwissenheit der Türken ha» ben von jeher der Schifffahrt der turopcilschen Mächte l auf dem schwarzen Meere, Hindernisse l» den Weg ge" legt, und daher sind auch alle biS auf dlcsen Tag her-aufgekommenen Charten jener Gegenden s,hr mangelhaft. Der Biirger Beauchamp, den das National-Institut aufgefordert hatte, die Lage der vornehmsten Landspitzen und Städte an jenem Meer genau zu bestimmen , konnte nie erlangen, daß dle Pforte ihm die Hülfsmittel dazu gewahrte, od schöner Pflanzen zleht bic Aufmcrk» samkeit des Botanikers nach diesem Ort. Auf einem Thcll des Berges hatte man Getreide gebaut , auf dem anderen weidete täglich eine zahlreiche Heerde Schafe. Von dem Gipfel des Berges bewundert man die reizendsten und mannigfaltigsten Ausfichten: auf einer Seite sieht man das schwarze Meer, auf der andern das Meer von Marmora: der Blick irrt mit Vergnügen auf dem fruchtbareu, wilden und gebirgtgten Bo» den von Europa und Asien umher, und man verfolgt mit Entzücken die unzähligen Krümmungen des Canals. nn^ Wir erstiegen nachher verschiedene Berge mit Pfrie, menkraut / Erdbeerbäumen und Heidekraut bedeckt: wir fanden den berühmten Helleborus des Hippocrates, die Daphne pontica sehr häufig, eine schöne Gattung Bupleurum und einen Laser, welcher, lndem wir ihn zum Aufbewahren bereiteten, ein harziges, sehr wohl-ckechendes Gummi, den Gummi ammonlacum sthr ahnlich, lieferte. Wir schen auch eine Menge Griechen, welche beschäftigt waren, die Stämme des Erdbeerbaumes auszureisen, um Kohlen daraus zu bannen, wie man es in dem Vardepartemeuf häufig mit den Stämmen des Heidekrauts macht. Den i8ten Iunlus, um etlfUhr Vormittags spürten wtr einen leichten Stoß von Erdbeben: das Wetter war damahls vollkommen windstill, der Himmel ein wenig trübe, und die Hitze ziemlich groß. Es ist be» konnt, baß blese Gegenden zu allen Zelten gewaltsamen Erschütterungen unterworfen waren, Constantinopel hat deren mehrere erfahren': aber Blthynien, die ganze südliche Küste des schwarzen Meers, dey»aheganzKleln-Asien, unv besonders Syrien sind ihnen noch mehr Mlterworfcn. Smirna ist verschiedene Mahle bis auf den Grund zerstört worden. Pousa, NicäaunbNico« medlen haben das nehmliche Schicksal gehabt. Wir werden weiterhin noch mehr von dem Erdbeben in Sy, rien, bey Gelegenheit desjenigen sagen, welches wäh» rend unsers Aufenthalts in Persien, einen großen Theil der Häuser von Latlchia umstürzte. ^: Einige Tage nachher besuchten wir Vi»S Tyal von Bujuk-D6r6; wir gingen durch einen Wald von Ka» sianien und Elchen; nachher unter den ersteil Wasserlel»' tungen durch, und nach einem zweysiündlgen Marsch erreichten wir Belgrad, ein kleines Dorf, wo die Gesandten ehedem den Sommer zubrachten, welches sie aber nach und nach verlassen haben, weil die knD dort ungesund geworden ist, seitdem man verabsäumt hat, einen kleinen See zu reinigen, der sich bey oe« Dorfe befindet. Dieser See lst in einem Thal, vermittelst einer starke,» Mauer entstanden, die d a^,s einigen Gegenden von Griechenland kommen: kiese find sehr wohlfeil, und werden von den Griechen, Armeniern «nH den mmern Jude» w großer Menge gegessen. Die gewölMch^e Art zu fischen !n der Gegend um die Hauptstadt herum, ist, daß ma an den Orten, die am häufigsten von den Fischen besucht werdm, «ln Gerüste in Gestatt eine« Andreas Kreuzes auftlchtet, ,d Schollen sind die h^ufiZsic« und Heli.ebtestea Zische dieser Meere. Nußer diesen fangt man lu der Gegend uw Con-jstantinopel mancherley mckL oder minder geschlitzte »Schaaltnthiere. Austern sinb häufig und von sehr gutem Geschmack vorhanden; die Muscheln sind von un« gewohnlicher Größe. Hummer und Seckrebse kann man w Menge haben, und letztere siyd hler eben so M wl« im südUchsn Frankreich. tz2 84 Zehnter Abschnitt. Äeise nach dru Prinzeninfel». Zeitvertreibe daselbst. Beschrci, bung dieser Iu/eln, ihrer Cultur und Pryductc. Vortheil, hafte Lage zu Errichtung eines Lazareths. 'lr hatten die Prinzeulnseln schon zweymahl besucht, einmahl imIullus,und das andremahl imAugust,und w»r beschlossen jetztgegrn Ende des Septembers znm dritten Mahle hin zu reisen, umsie ganz zu durchstreifen, und alle ihre Produkte kennen zu lernen. Verschledne unsrer Freunde begleiteten uns, theils um sich von ihren Geschäften zu erhohlen, theils um Wachteln zu schießen, die in dleser IahreSzeit dort sehr häufig sind. Ein Kaufmann war so gütig uns in sein Lnnbhaus aufzunehmen, und bte Rechnung über alle Ausgaben zu führen. Wir nahmen zwey große Caiquen an, und in zwey Stunden waren wir mit Hülfe eines leichten Norbnord-osiwindes ln dem Hafen von Prlnkipos, der zwölf Meilen von Galata entlegen ist. Das Meer war so ruhlh, daß niemand seelrank wurde, und wir ganz gemächlich die verschiedenen schencn Ansichten der Küste von Asien genießen konnten. Wir waren bald Chalccdon vorbey, wie auch den tiefen Meerbusen nebst der darauf folgenden, mit Cypressen bepflanzten Landspitze, auf welcher die Türken einen Leuchtthu'-m errichtet haben. Inder Ferne, rechts, ließen wlr PlUla und Antlgona liegen; dann näherten wir uns Chalkls, und erreichten Prln-klpos vor Sonnenuntergang, Die Stadt liegt an dem rsillche n Thell der Insel längs dem Meer: sie isi mehrenthells von Griechen bewohnt, die entweder Schlfffahrt oder Ackerbau treiben. Dl« Volksmenge kann auf zwey bts drey tausend Einwohner steigen. Da die Küste von Wen nm zwey Seemeilen entfernt ist, können die Schlffe zu allcn Iahrs-zelten mit völliger Sicherheit an diesen Inseln ankern; die Caiquen legen längs dem Ufer an einer 'Art von Bollwerk an. Dle-Schwlerigkeit, bey schlechtem Wetter oder starkem Winde »ach C?nstantinopel zukommen, veranlaßt, daß dle fremden Gesandten und Agenten dcm Aufenthalt zu Belgrad, Tarapla und Bujuk-Dere den Vorzug einräumen, ungeachtet die Luft dort weniger gesund und rein ist, und die Pest sich dort häufiger zeigt, als auf diesen Inseln. Wir kamen hier gerade in der günstigsten Jahreszeit an, ill welcher der Zusammenfluß von Menschen am stärksten isi. Alle Abende hatten wir in elncm Coffee, hause, welches allen Liebhabern offen stand, ein bey den Türken sehr beliebtes Schauspiel, welches selbst die sittsamsten Weiber besuchten, obgleich es mehrencheilS Scenen vorstellte, welche die schaamloseste Europäerin nicht würd« angeschen habcn. 3»var kamen die Wel« ber nicht in das Caffeehaus hlneln, sondern blieben nur in der Straße, wo sie jedoch alles sehen konnten. Dieses Schauspiel wird Karageuze genannt und isi eine Gattung chinesischer Schattenbilder, die in der Hauptstadt sehr beliebt sind. Die Scene, welche die Zuschauer am meisten belusngte, war die, wo ein Esel sich mit einem Juden erlustigte. Das erstemahl als wir diesem Schauspiel zusahen, wunderten wir uns nicht 56 wenlg, baß ble erftstbaftfn Würfen ln bas ungezssymle^ sie Gelackter, bey dem Anblick diefer Zoten, ausbrachte Und» neck fetzt muß ma« iiber den Widerspruch ersiau» nen, d^5 diese Natwn, welche d?« Ausscllwelsunge« m^t solcher Strenge, sogar so barbarisch ahndet, w«lcl e kewe Freube«M, die beyden letzten aber sind. nur Felsen die keinen Mmm haben. Prinkipos bstd^e anschl^ltchste und fmchtbarfte vo^ allen ^ uns schien sie ganz vulkanW zu feyn, und aus aufgelösetem Quarz, Granit «. s. w. zl» bestehe»?. De» Boden ist ungtelch nnd b«rg»gt, auf den Hohen lst er trocken lmd nnfnlchtb.ir, in den niedligem Gegenden ab.r röthlich und ziemlich frttchll>ar, vorzüglich Ndwl'irts ven der Stadt. Die Produkte sind: dle Fichte von Alcppo, dk im mitt.iglichcn Frankrerch llnter dem Name^ der weißen Fichte bekannt tst; ewe Art Wachhol^ berstra»ch; die Pl)illyrea mit gro,/cil Blättern; der Ecdbeerbamn; die siachelichsePimperi^ll; Lavendel mit blassen Blütt>e»i Genlst« oder Pfriem«»kra,»t; Spargel mlt spitzen Blattern; der E'sius voi, Geta; der Ter-» pentlnbaum; elnc Gattung von Eatmcy, die Altheen^ formte Niilbe und and« mehr. Nuf «llen Belgen findet man hmifig wilde Olive«« Vl'iuMt. Eben so wie in delp-Inscln d,s Archipelagus, auf den Hügeln am Hellespont, und a»f denen vo« ^lleln-Aßen, in der Nahe des Mee,s. Sie sind llem und vtrllüpelt, wenn sie ohne alle Pflege bleiben, und von dem Vteh benagt werden. Ob sie überall, wo wlr fit gesehen haben, wirklich wlld wachsen, ober nur Ueberreste ehemallger Cultur find, woge ich nicht zu entscheidin. DieserBaum wachst nicht an den Ufern des Bospho-rus , noch in der Gegend um Constantiliopcl, weil dte Kalte dort, wegen der Nähe des schwarzen Meeres, empfindlicher ist, alsauf ben Prinzenlnseln. Doch sin-5et man ihn start und kräftig in den mittäglichen Gegenden des Propontls, und an den Ufern des Helle-sponts. Oie Fn Frühlinge findet mau sie seltner und von schlechter« Geschmack. Wlr sahe» hier noch verschiedene andere Zugvögel, als Turttl« ,o tauben, Drosseln, und vornehmlich Falken und Sperber. Hasen sind auf Prinkipos sehr selten, und Kaninchen giebt es garnicht; in desto größerer Menge aber findet man diese letzteren auf der kleben lmbcwohnfcn Insel, die daven den Nahmen führt. Wir mackten mis zuweilen das Vergnügen, dorthin auf die Jagd z»l gcbcn, vnd bra6)ten immer Wildpn'lt mir. Man. nluß aber sehr früh Morgens ankommen, ehe sie wieder tn ihre Lacher gekrochen sind. .>;, N<5 Die Ftscherey gab uns noch «ine reichere Ausblute als die Jagd: wir lMtcn alle T>i< Austern, Muscheln, Makrelen, Steinbutten, Sardellen und Rothfedern auf dem Tisch. In dem Magen dieser letzteren fanden wir häufig ein« gan; kleine Gattung Meerigel, die wlr aufbewahrt haben, und unter anderen Gegensiändeu der Naturgeschichte bekannt machen werden. Dle Ueberfahrt vrn Prinkipos bis Chalkis bttr^^t beynahe eine Seemeile, und man fmdtt immer Caiquci« bereit ltegen , um Passagiere einz,lnehmen. Wir hatten den Pater Superior des Dreyfaltlgkelts-Klosters auf jener Insel benachrichtigt, wenn wlr still Kloster bcsl^ chen, und uns bey ihm ein Mittagsesscn ausbittcn wür.-d«n, um ihn nicht unvorbereitet zu fiuden. Zenn die griechischen Mönche sinv sehr waßtq, und fuhren einen sehr magern Tisch, so daß man sich gllicllich schützen muß, Honig, Eyer und Früchte dorznslndcn. Um blo Höflichkeiten, dlc sie den Fremden erzeigen, zu vergelten, ermangeln diese nie, sich die Kirche zeigen zu lassen , und lassen dort in einem Becken ein Geschenke zurück. Dieses Kloster, welches auf einem Hügel, beynahe ln der Mitte der Insel liegt, genießt einer äußerst rei, zenden AuSficht. Die Lust ist daselbst sehr rein, und «s ist nichts seltenes, bort eine zahlreiche Gesellschaft beysammen zu finden, indem viele Europäer, und selbst Griechen, oft dort einen Theil dcs Gemme, s zubringen, vo" dem Geräusch und der Zersireunng dcr Hauptstadt entfernt. Wir verweilten eine .acraume Zelt an be?' Thüre der Kirche, um Abbildungen der Hölle, des Fegefeuers und Paradieses zu betrachten, obgleich sie sehr schleckt gemahlt waren. Die Hölle war mit Türken, Bischöfen, Erzbischöfen und reichgekleibetcn Grieben angefüllt; das Fegefeuer aber und das Paradies bevölkerten nur Mönche, Popen oder Priester und ein« fach gekleidete Griechen. Wir befragt«« ble Mönch«, die uns begleiteten, ol> ihnen nicht vor Händeln mlt den Türken bange wäre, weil sie diese so ohne Umstände in die Hölle schickten. Sie erwiederten aber, es wärc ihnen nur einmahl begegnet, daß sie deßhalb, Verdruß gehabt hätten, d«r ganze Handel aber durch Geld beigelegt worden. Sie setzten hinzu, ihr Gemählde hätte einen großen Werth für sie, lind sie würden es zu er? halten suchen, so lange es ohne zu große Gefahr geschehen könnte. Im südöstlichen Theil der Insel findet man noch eln Kloster, welches wegen verschiedener schönen Alleeu ' von Cypressenbäumen, eines Fichtenwaldes, eines weit-läuftigen Gebäudes und derÄnzahl der Mönche, merkwürdig ist. Dieses hat zwar auch eine angenehme Lagt, aber keine so schöne Aussicht als das erstere. 3u Prlnklpos sind ebenfalls zwey Klöster in ^ty höchsten und einsamsten Gegenden dec Insel. Dle Mönche beschäftigen sich mit der Bearbeitung der Felder, die zu ihren Klöstern gehören, ober mit irgenb tlnem für das Ganze nützlichen Geschäft. Ihre Be» dlirfnisse find sehr eingeschränkt, n eil sie dem kuxus d«n Zugang versperrt haben: wenige Arbeit, Ruht der 90 Seele und Massigkeit erhalten ihnen lhre Gesundheit bis »ns spättste Alter, und ihr größtes Glück lst, daß dle Türken sich um sie n!cht bekümmern, und sie lhre Ruhe ungestört gemessen tonnen. Chalkis lst welliger beträchtlich alsPflnkivos,und «uch das Dorf ist von geringerem Umfange; die Pro» dukte sind mchrenthells die nähmlichen, und der Boden zeigt überall Spuren von vulkanischer Beschaffenheit. Auf der Anhöhe zunächst am Dorfe findet man «inen harten, brüchig««, eisenhaltigen Stein; und gegen das südöstliche Cnte der Insel eine Kupferader, dle man ehedem bearbeitet hat: wahrscheinlich rührt daher der Nahme Chalkis, von dem griechischen Worte, welches Kupfer bedeutet. Wir haben aber nichts bemerkt, was die Goldader andeutete, von der Aristoteles und Stephan von By.anz sprechen. Wenn dle Türken lm Stande waren einzusehen, daß sie sich vermittelst der Maaßregeln, die man in Europa nimmt, ebenfalls gegen die Pesi schützen könnten, sd wäre dle Lage der Prlnzeninseln zur Erreichung dieses Zwecks, und um die Hauptstadt zu bewahren, unschätzbar: man könnte auf Prota oder Antlgona eln kazareth anlegen, well diese Inseln wenig bevölkert find, und Schiffe dort in aller Sicherheit vor Anker liegen könnten. Man findet noch auf der ersteren dieser beyden Inseln, dle Ruinen von einem Dorfe m,d von zwey Klöstern, welche beweisen, daß sie des Anbaues fchlg ist. hi "^"Eilfcer Abschnitt. ^ Besnch in einem Harem. Helrüthcu der Türken. VKK weibcrey; Folgr,» derselbe». Einfiuß dcr Weiber in al» le Geschäfte. ^)wey tage nach unserer Zurückkunft von den Prinzen« lnseln, erhielten wtr von einem Kapidgl- Bascha ein« Einladung, uns an den Bosphorus, zu seiner seit gee raumer Zeit kranken Mutter zu bcgchen,um ihrem griechischen Arzt unsern Rath zu ertheilen, und dle Art, wle sie behandelt werden sollte, vorzuschreiben. Der Gesandte de? Republik, bey dem wlr uns eben befänden, sehte uns fthr ernstlich zll,einemManne, der in großem Ansehen bcy dem Sultan staub und duher den Franzosen in der Levante sehr nützlich seyn konnte, diesen Dienst zu erweisen. Wir willigten um so leichter eln< da wir außer dem Vortheil, uns clnen mächtigen Man« zu verbinden, noch Gelegenheit hatten, unsere Neugierde zu befriedigen. In der That hatte ich schon feit langer Zelt gewünscht, das Innere einer türkischen Haushaltung zu scheu, und mit dem Blick eines Beobachters bis ln die Harems zu drlngen, um ihre Einrichtung kenne» zu lernen, und die dort eingeführten Gebräuche zu bemerken. Die Arzneykunbe hat mir wahrend unser« Reise öfterS diese Gelegenhelten verschafft, und mich l« de>, Etano gesetzt, wahrzunehmen, baß die Weiber, trotz ihrer Riegel und Hüter, noch immer Mlttel fan« ,siä>:blg fmib, indem alle Theile besKölpers dadurch genauer bezeichnet werden, als sie bey den weiten Klebern ihrer Männer zu sehen Hewohnt sind. Wir ve, ordneten d«r Kranken eil» beruhigendes Opiat und andere Arzneyen. Der Caplkg! drang sehr w uns, sie noch einmahl zu besuchen, welches auch nach einigen Tagen geschah. Als wlr hinaus waren, erzählte uns der griechische Arzt, daß der Harem dieses Mannes aus einigen drlf einem erhabnen für sie eingerichteten Sitz Platz »lehmeu. Einen Augenblicks nach. nackKer begeben sicb ass« fremden Weiber hwweq, und es blelben nur die Verwandten beyder Eheleutt bey ihr. Mittlerweile ist der Mann ln einem andern Ammer, wo seine Verwandten und die jungen Leut, die »gflauscl aft der jungen Frau sehen, die Wchmulter wuif die Schwachheit ihres Herrn übermüthig werben, und die Achtung gegen die Frauen aus den Augen schcn ; alsdann kann pur die Entfernung dieser unbe-sonnten Sklavinnen, und dl< aufrichtige Wiederkehr dcs Mannes zu seinen Frauen, dtc Ruhe wieder her? sicllcn. Ails dcr Elmichtlmg der türkischen Haushaltungen siehtman, daßdie Frau die Sklavinnen bewacht, weil es ihr lieb sey» wüde, f,e auf unrechten Wegen zu ertappen, um bcn Mann gegen sie einzunehmen; und die Sklavin wiederum, die die Gunst des Herrn besitzt, ist dtr gefährlichste Argus für die Frau: diese gcht nie ,c>5 aus, ohne von jener begleitet zu werden, und dieses Wacht die Untreue d-r Weiber zlemlicl, selten. Einige Weiber aus btn geringern Stunden, über» lassen sich aber doch trotz der Strenge der Regierung, Mit ziemlicher Leichtigkeit den Männern. Unter den Angesehenern kennt man, wie in Europa, dte verlieb-ten Intriguen: aber freylich versteht sich, daß sie in elnem Lande, wo die Frau selten ausgebt, wo sie von den Verwandten des Mannes und Sklavinnen umge« ben ist, die tln eignes Interesse zu Aufpasserinnen macht, seltner, und mlt mehr Schwierigkeiten verbunden sind. Beynahe jedesmahl thut die Frau die ersten Schritte; wenn sie elnen wohlgestalteten Mann erblickt, der ihr geMt, so schickt sie eine dienstfertige Matrone aus, die sich nach allem was sie interessirt, erkundigen muß. Ist sie nun sicher, daß der Mann ihrer Liebe begegnet, so wirb «ine Zusammenkuli ft veranstal? tet; sie geht mlt ihrer gewöhnlichen Begleitung aus, und begiebt sich zu einer Verwandtin, Freundin oder freygelaßnen und verheil atheten Sklavin: von dort begiebt sie sich unter irgend einem Vorwande zu einer andern Sklavin oder Jüdin, oder auch noch zu einer dritten Person, entweder allein oder von einer Vertrauten begleitet. Hier ist der Liebhaber mittlerweile eingeführt worden, zuweilen aber als Weib verkleidet. Die Zusammenkünfte werben um so öfter wiederholt, als die Umstände es erlauben, ohne sich zu großer Gefahr aus' zusetzen. Man benutzt «ine Abwesenheit des Mannes, oder den Augenblick des Gebets in der Moschee. Wenn sich die Frau auf ihre Sklavinnen verlassen kann, welches aber selten der Fall ist, so wird der Günstling auch wohl ln den Harem eingeführt; doch wehe ihnen, wenn 4r entdeckt würde, Her Tod ist beynahe unfehlbar ihr. W6 Das Bad ist auch ein Ort, wo eln Renbez-vous Statt haben kann, wenn man sich der Leute mit Geld versichern kann, welche ble Aufsicht darüber haben. In Constantinopel und den großen Städten giebt «hen Vollkommenheit gebracht, baß zwey Liebende das thätigste Einverstänbntß mit einander haben können, ohne die Aufmerksamkeit eines eifersüchtigen Gatten zu reizen, oder sich den spähenden Blicken ihrer Wach, ter zu verratheu. Die türkischen Weiber habe« einen weit betracht!!, chern Einfluß ln die öffentlichen Geschäfte, in die Ernennung der Reglerungsbeamten, und die Ertheilung der Strafen uud Gnadenbezeigungen, als man aus ihrer elngezognen Art zu leben, schließen sollte. Dl, Harems sind den Mannern unzugängliche Versammlungsort« , wo der Reihe nach alle interessante Stadt« und Land-Anekdoten verhandelt werden, alle Reuige leiten cirkullren, und alle Ränke und Plane auSgelon» nen werden. Horthin kommen Weiber von jedem Ale ter und Stande/ unl Gnad«llbezeigung«n für chr« Manner und Verwandten auszumitteln: ober fie gehen auch hin, um sich Schutz gegen einen tifersüchtigen ober zu sirengen Ehemann, oder irgend «ine macktiqe Person zu verschaffen. Eine Sache geht zuweilen durch ben Canal mehrerer Weiber, ehe sie zn ihrer Bestimmung gelangt, und eine frcygelaßne Sklavin, eine Person aus den niedrigsten Volkstlassen erhält durch lhre Patronie einen solchen Elnftuß, daß man sich von allen Selten um lhr« Protektion bewirbt. Die Mahomedanerlnnen unterstützen sich treulich unter einander, und sind immer berett, gemeinschaftliche Sache zu machen. Sie sind unversöhnlich ln ihrem Haß, und versäumen beynahe nle, sich fü>l jede etwas bedeutende Beleidigung nachdrücklich zu rächen. Ihr Einfluß wirb durch die Gewalt noch verstärkt, wel« che gewöhnlich eine Lifblingssklavin oderdl« Sultanln Valide über den Sultan ausübt. Zwölfter Abschnitt, Vpndeft Geoxgierinyon unh Cirl«ss>rrinnen. Von dem'Skla» veilstande. Besuch des weiblichen Sklstvenmarltts. Gebrauche der Weiher bey dem Säugen und der Unfruchtbar, l«it. Von be» Harems und Bädern. ^an röhmt im osnzen Myrgenlante tie Vchönhelt der Weiber aus Cirtassien und Georgen, die in der frühsten Jugend nach Constantinopel gebracht, pestauft, U>,b von dort in alle Theile des Reichs zerstreut weroen, z»n» in bin Harems zu dienen, oder ihren Herren Kinde«? zu gebären. Diese Weiber haben nach den BerlchttR der Christinnen, die mit ihnen umgehen, ,wd nach den wenigen, deren Anblick uns ble Arzneykunbe verschaffte, zu urtheilen, eine ganz europäische Gesichtsbildung. Beynahe alle haben schwarzes Haar und Augen bey einer weißen Haut, einige weni,,e sind blond ober braun; alle sind in der Jugend schön geformt, aber durch das viele Sitzen, durch das Wohlleben und den häufigen Gebrauch der Bäder bekommen sie gewöhnlich eine Fleischigke't, die höchst reizend für die Türken ist, obgleich sie bcy weitem das Maaß der schönen Verhältnisse überschreitet. Die Türken haben beynahe die nämlichen Begriffe von weiblicher Schönheit, als die Europäer, nur daß sie im Ganzen die Schwarzhaarlgten den Blonden und Braunen; und die übermäßige Fettigkeit der Magerkeit vorziehen. Man darf sich nicht wundern, daß dlcsc Weiber mchrentheils schön gebaut sind, da die Auswahl alles Schönen von den Eltern selbst, an die türkischen Kaufleute abgeliefert wird. Aber nie kann man genug erstaunen , daß der Geldgelz alle religiösen Vorurthcile überwindet; daß ein Vater und «ine Mutter bey dem Anblick des Goldes ihr Herz den stärksten Regungen der Natur verschließen, daß sie ohne Gewissensbisse ihre Kinder hingeben, um in einer fremden Religion erzogen zu werden, und zu den Vergnügungen eines jeden der sie kaufen will, zu dienen. Der Preis dieser Sklavinnen aufden Märkten von Constantinopel ist verschlcden, wie einer jeden andern Waare, und hängt von ihrer Anzahl und der jedesmahligen Käufer ab. Gewöhnlich gelten sie 500 bis iQoo Piaster, welches l«w his 2000 Franken beträgt. Aber eine Sklavin von außerordentlicher Schönheit lay steigt zu einem ungeheuern Preise, ohne baß man nöthig hätte sie zum Verkauf auszustellen, well die mek sten Reichen immer berelt sind, sie um jeden Preis zu erlangen. Die Ehrgeizigen und Staatsbeamten wett» eifern, wer sie kaufen soll, um damit entweoer dem Sultan oder irgend einem mächtigen Beschützer zu hul« digen, und sich eine Fürsprecher!« auszumttteln, die für ihr Interesse sorgt. Auf jeden Fall wirb eine Sklavin demjenigen der sie kaufen will, ntt nackend gezeigt: dieses streitet mit der Anständigkeit und den morgenlönbischcn Sitten, aber wenn sie mannbar ist, schickt der Käufer oft eine Matron« ab, welche untersuchen muß, ob sie noch Jungfrau ifi. Man würbe sich ewensehr unrichtigen Begriff von dem Sklavenstande tn der Turkey und in Persien machen, wenn man ihn nach dem belirtheilen wollte, wie die Europäer ihn in ihren Colonien eingeführt haben: oder nach den Erzählungen der ungliiclllchcn Gefangenen auf der Küste der Barbarey, die auf tausendfache Art gemartert werden, um die mahomedamsche Religion anzunehmen. In der Turkey und in Persien werden die Sklaven beyderley GescllechtS, die man gewöhnlich vor oder um die Zeit der Mannbarkeit kaufs, im maho« mebanlschen Glauben erzogen, und beynahe mit eben der Güte und Sorgfalt als die Kinder deS Hauses ge^ halten. Selten vertauft ein Türke einen Sklaven,mit dem er unzufrieden ist; er begnüge sich damit, ihn zu bedrohen, oder auch ihn zu bestrafen, wie er einen Svhn strafen winde. Nach einer kürzern oder lmigern Diensibarkeit, je nachdem ein Türke ein mchr oder min« der strenger Beobachter der Vorscl'listen MahomedS ist, der die Sklao wie er es für seinen eignen Eohn thun würde; und man muß gestehen, daß im Allgemeinen dle Sklaven ihren Herren mehr anhängen, und ihnen treuer dienen, «s sey im Haus« ober lm Gefecht, als bloße Domestiken thun würben. 5 Jedermann weiß in der Turkey, baß die Kunst sei, nem Herrn zu gefallen, Klugheit, Muth und Haupt-sächlich Geld zu allem führen, und schnell zu den ersten Uemtern gelangen lassen. Dle mehrsten Paschas und Großen des Reichs, die durch Glück und Cabale von bem Etande^des Sklaven oder des bloßen Privatmannes zu ihrem nachmaligen Range gelangten, stnt» für jeden Türken ein thätiger Sporn, der fit aufmuntert und antreibt. In allen Civil-und Milltairstellenrechnet man Talen« für nichts; sie find beynahe immer unnütz, und zuweilen sogar gefährlich. Da lm Morgenlande die europäischen Vorurtheile, in Abficht auf Geburt, ganz fremd sind, hetrathen dle meisten Türken ohne Bedenken ihre Sklavinnen, oder lassen ihre Söhne sie heirathen. Eben so geben sie ohne Widerwillen ihre Töchter den männlichen Sklaven, mit denen sie zufrieden sind, zu Gattinnen; sie lassen sie frty, verschaffen ihnen Bedienungen, ober gcben lhnen Geld, einen Handel oder sonst «in Gewerbe damit anzufangen. M ^ öle Gefangenett, welche lm Kriege beniuriüli»^ ble Hände fallen, unh nlcht sogleich nach der Schlacht ausgewechselt, welches aber selten geschieht, öder nieder-^ gchauin werden, welches sich häufiger ereignet, sind ^klaren, unb gehören demjenigen zu, der sie gefangen» genommen hat. Dkse werden zuweilen weggeführt unv Welt vom Schauplatz des Krieges verkauft, damtt si« nicht enrfilehen oder ausgewechselt werben möge^ Diese Sklaven, welche oft schon über die erste Jugendzeit hinaus sind, weigern sich häufig, lhrer Religion zu entsagen; und alsdann genießen sie nlcht ble An? nehmlichteitcn , die ben mahomedanlschen Sklaven M.^ theil werden, man behandelt sie auch mit weniger Scho« nung. Man gebraucht sie zu den härtesten, niedrigsten Arbeiten, und sie haben keine Hoffnung, ihre Frcyheit zu erlangen, wenn sie sich nlcht loskaufen können; welches lhnen beynahe immer unmöglich ist, da sie selten Mittel haben, thren Verwandten Nachricht von ihrer Lage z» geben. Wären sie auch arbeitsam genug, um etwas Geld zu erwerben, und sparsam genug um eS zusammen zu halten, so würden sie doch unfehlbar von ihren» Herrn oder ihren Mitstlaven ausgeplündert werden, wett ein Türke sich allemahl für berechtiget halt, gegen tlnen Christen oder Juden die Gesetze der Gerechtigkeit und Redlichkeit bey Seite zu setzen, die er gegen einen Glaubensgenossen zu verletzen, erröthen würde. E,z ist schon oben bemerkt worden, dass Juden unb Christen in der Turkey der Handel mit Sklaven unter« sagt ist. Man erlaubt nur denjenigen Mahomedanern, welche zum Kaufen hinkommen, den Zutritt zu den» Basar, wo die Weiber zum Kauf ausgestellt werde». Di« Europäer können nur durch «inen ausdrückliche» Firman des Sultans dort eingelassen werden, unb ole» s«n f«ri!g< mall nnr für die Gesandten und Agenten der fremden Mächte aus, wenn fte lm Begriff find, dle Türke,) zu verlassen. Mr benutzten mlt Freuden, we-nlg« Tage vor unserer Mrelse, emen Firman zu Gun» sien des Bürgers Carra, Saint Cyr lc., um unsere Neuglerde ln diesem Stück zu befriedigen. Wir besahen in seiner Gesellschaft, ble Monumente, welche der B.nbarcy, der Zeit und den Feuersbrü'nslen entgangen find, die vornehmsten Moscheen, das Irrenhaus, die Menagerie und den weiblichen Stlavenmarkt. Aber entweder hatten die Kaufleute unsere Ankunft erfahren, und die Sklavinnen fortgeschickt, oder es war nicht dle Jahreszeit, wo sie am häufigsten find, denn wir fanden nur wenige ln dem Basar, und unter diesen waren dle meisten verschleyertuub in ihren Kammern verschlossen, so daß wir sie nur eine» Augenblick durch ein Fensicr neben der Thür sehen konnten. Wir blieben stehen, um vorzüglich drey zu betrachten, die uns durch ihre Schönheit, »nd die Thränen, dle sie vergossen, besonders auffielen. Sie waren alle groß, wohlgebaut unb kaum fünfzehn Jahr alt; eine von ihnen, welcke sich mit dem Kopf unb dem linken Arm an die Wand lehnt?, stieß Seufzer aus, die uns das Herz zerrissen: nichts tonnte ihren tiefen Schmerz zerstreuen, Die beyden anderen hielten sich bey der Hand,inbem wir sie betrachteten; Ne warfen Blicke auf uns, die ohne Zweifel den Kummer l'iber ihre Verlorne Freyheit und über die Trennung von ihren Eltern unb Gellebten ausdrückten, denen das Schicksal sie auf ewig entrissen hatte. Die Kaufleute furchten aus e!nem locherlichen Vor-urtheil, lim bösen Einfluß der Blicke eines Christen oder Europäers; ein Weib kann „icht von ihnen gesehen werden, ohne von ihrem Werth zu verlieren, ohne Gefahr zu lausen, Mttr ihrem bösartigen Einfluß zu let? den. den. Uebrlgens besorgen sie, baß diese Sklavinnen, die noch Christinnen sind, sich plötzlich in einen ihrer Glau« bensqenossen verlieben und «tttftiehen möchten, oder daß die übermaßige Betrübniß, die durch den Anblick etnes Menschen erregt wird, der sie an ihre ehemaligen, theuern Verhaltnisse erinnert, eine Krankheit veranlassen möchte, die ihrer Schönheit nachtheilig seyn könnte. Das Gebäude hat nichts auszeichnendes, und kommt a„ Schönheit den Caravanserais nicht gleich, denen es übrigens an Gestalt und Bauart gleicht. Auch Übertreffen es die anderen Basars bey weitem. Man findet hier eine Reihe von kleinen, kahlen Zimmern, die das Licht durch die Thür, und durch ein kleines, mlt Gittern versehenes Fenster neben derselben empfängt. In jeder von diesen Kammern sind die Weiber, die einem Kaufmann angeboren, zusammengedrängt; dort erwartet jede ihr Schittsal, welches sie in die Hände eines alten oder jungen Mannes führen kann, eines gesunden oder schwache», sanften oder rohen, guten oder bösen, um seine Gattin, Beyschläferin oder Llufwärterln ln seinem Harem zu seyn. Die Regressen, welche der Ha,,del jahrlich aus Ethloplen oder Nubien einführt, werden eben wie d!e weißen Sklavinnen in der mahomedanischen Religion erzogen, und mit eben der Güte wie die andern behan« dell; da sie aber eigentlich zum Dienst des Harems bestimmt sind, gelangen sie selten zur Ehre das Lager des Herrn zu theilen. Nach einigen Jahren der Dlensibar-kett, werden sie gewöhnlich an weiße Sklaven oerhetra« «het. Beyde werden freygelassen, und man giebt dem Manne eine Summe, um einen Handel, oder sonst ein Gewerbe anzufangen. Zuweilen behält man sie quch im Hause ohne sie freyzulassen; die Frau dient im Nothfall den Kindern ihrer Frau als Amme, und behält ihre I. B»n> H "4 Geschäfte im Harem bey: der Mann bleibt bey sel? nem Herrn mid verrichtet d!e nähmlichen Diensie als zuvor; er begleitet ihn auf seinen Handels.Reisen oder anderen Zügen. Was die Neger anbetrifft, so swb diese vielleicht nock unglücklicher, als in den amerikanischen Kolonleen; frühzeitig werden sie verstümmele, und werden beynahe alle gebraucht, die Weiber des Sultans oder d!e Harems der Großen zu bewachen. Zuweilen gelangen einige zu einem ausgezeichneten Ansehen und großen Reichthümern , aber kann fie dieses für alleS, was sie entbehren müssen, schadlos halten? *) Die Weiber lm Morgenland« haben glücklicher« weise noch nlcht gelernt, baß, sich ihren heiligsten Wichten zu «ntzlehen, und die kostbaren Pfänder ihrer ehelichen kleb: lohnsüchtigen Miethlingen anzuvertrauen, «ln Mittel wäre, ihre Reihe länger zu erhalten, und die zauberischen Vergnügungen der Geselligkeit ungestört zu genießen. Sie finden das Lächeln eines Kindes, welches fie mit ihrer Milch tränken, weit süßer, weit belohnender, als den Beyfall einer verberbten und treu« losen Welt. Wenn daher auch ihre kebenswtlse einfacher und weniger tumultuarlsch ist, wenn auch ihre Vergnügungen weniger lebhaft, weniger reihend find, so werden sie dafür doch reichlich durch dle Ruhe der Sinne, den Frieden der Seele, und die dauerhaft« Gesundheit «ntschcibigt, die sie ftlbst genießen, und lhren Kindern mittheilen. Im Morqenlande sind alle jene Krankheiten, die auS zurückgetriebener Milch und *) Nnjwello Versichert, S. 7,. l»^ Verschnittenen wäre die Ehe erlaubt, und zu sti«rr Zeit hätten einig» mehrere Weiber gehabt. Milchhersetzungen entstehen, und so viele Europäerinnen ln der Blüthe des Lebens wegraffen, beynah« unbekannt. Nenn durch irgend eine ungewöhnliche Veranlassung «ine Frau ihre Milch verliert, und sich genöthigt sieht, eine fremde Amme anzunehmen, so «lmmt sic diese ln ihr Haus, und läßt sie m!t eben der Achtung und Aufmerksamkeit behandeln, die man ihr selbst erzeigt. Sie sey Mahomedanerln vder Christin, so hängt es von dieser zweyten Mutter ab, von nun an immer bey ihrem Säugling zu bleiben, ihre mütterliche Sorgfalt für lhn fortzusetzen, und zeitlebens von ihm und selnen Verwandten dle lebhaftesten Beweis« der Dankbarkeit zu empfangen. Durch einen für die Aermeren vottheilhaften Luxus, aus dem übrigens keine üblen Folgen entstchen, halte» die meisten reichen Mütter, um nicht thre wohlbeleibte Gestalt zu verlieren, und des Nachts r,chiger zu schlafen, und ihren Kindern eine reichlichere Nahrung ju verschaf, sen, ihm noch eine zweyte Amme. welche t>as mühsamere Geschäft übernehmen muß, sie des Nachts zu sä»»» gen, und bey Tage zu belustigen und zu zerstreuen: nichtsdestoweniger sorgt auch die Mutter für die Gesundheit ihres Kindes, sängt es mit ihrer Milch, h'lft allen seinen kleinen Bedürfnissen ab, und trägt alle Sora/alt für dasselbe, welche sein zartes Altec noth, wenblg macht. Die Unfruchtbarkeit der Weiber wird im ganzen Morgenlande, als eines der größten Uebel betrachtet, welches sie treffe kann : dcnn ungerechnet, d«6 eine un« fruchtbare Frau niche das Ansehen genießt, welches ihr als Familien - Mutter zukommen würde, wlrl) sie gewöhnlich vvn ihrem Manne vernachlässigt; sie sich« lhn !n die Am« «lner andern Frau übergehen, sie ist genöthtge, H 2 l>6 die Scheidung, dl< er verlangt, zu unterschreiben, und um ihr Unglssck zu vollenden, erlangt sie ln diesem Fall höchst selten einen zweyten Gemahl. Auch betrachtet matt dle Unfruchtbarkeit als die Folge einer fehlerhaften Organisation , welche für solche sehr demüthigend ist, die sich in diesem Fall befinden. Sobald die Symptomen der Schwangerschaft fich ntcht einige Monate nach der Hockzeit einstellen, ermangelt die Frau in ihrer Ungeduld ule, sich an alte Weiber und Aerzte zu wenden, um von lhnen irgend einen Trank, oder eine andere Arzeney zu erhalten, die den Augenblick der Empfüngniß beschleunigt und erleichtert. Diese bereiten ihr Mutterzcipscken sd« r«-.«!«^«), ln welcke sie dle hitzigsten und reißendsten Ingredienzien, als Milskus, Ambra, Bezoar, Aloe, Cardamum, Ingwer, Pfeffer, Zlmmt, Nelken und dergleichen mischen. Nuch müssen die meisten dies« Dinge, als Oplate oder mit den Speisen einnehmen, und erregen dadurck» nicht selten irgend ein inflammatorlsches oder anderes Uebel. Wenn die Frau noch jung lst, und nach einem oder mehreren Wochenbetten nlcht sogleich wleder schwanger wird, so bedient sie fich sobald als möglich vernähmt!, chen Mittel, es sey denn daß der Mann sckon vlele Kinder hatte, oder sein Vermögen ln sehr zerrütteten Umstanden wäre. Die Griechinnen, dle weniger fromm, aber abergläubischer als die Mahomedanerlnnen sind, brwaln außerdem der h<'l!oenI,mgfra,> Opfer, scblcken Kerzen ln dle Kirche, lassen Messen lesen, und flehen olle Helllge" deS Paradieses um Beystand an. Die Hciuftr der Türken sind dergestalt angelegt, daß die MoknuNg der Welder ogemakl vrn derwännll-chen abaesondert ist: die erstere be'st Harem, oder der helllgeOrt,uno "e zweyte ^elamlikoder die Wohnung der Männer. Bey den Vornehmen sind dieses zwep Hauptgebäude, die durch Zwlschen-Zlmmer, von denen der Herr allein den Schlüssel hat, zusammen Hängens Der Zutritt zu dem Harem ist den Mannspersonen streng verboten; die Domestiken und die männlichen Sklaven kommen nle hinein, und selbst die Verwandten dürfen sich dort nlcht sehen lassen, es sey denn an den beyden großen jährlichen Festen, und bey Gelegenheit elner Hochzeit, eines Wochenbettes, und bey der Be-schneidung. Gemeinhin haben die Harems keine Fenster nach der Straße zu, ober wenn es dergleichen giebt, so sind sie so hoch angebracht, und so mit Gittern versehen, daß man von außen nichts sehen kann , waS inwendig vorgeht. I« denjenigen Ländern, wo jedeS H^us seine eigne Terrasse h«t, sind diese mit sehr hohen Mauern umgeben, die alle Verbindung nach außen zu unmög« lich machen. Wir haben auf unsern Reisen oft Verdrießlichkeiten gehabt, wenn wir hohe Orte ersteigen wollten, um von bort die Lvge einer Stadt und ihren Umfang zu übersehen, weil man besorgte, wlr hätte,, die Absicht, die Weiber zu belauschen, die in ihren Gärten spatzieren gingen, oder auf ihren Terrassen frische Luft schöpften. Bey diesen Gelegenheiten soll es sich oft ereignet haben, daß die Türken nach den Europäern schössen, l>eren Ab, sichten ihnen verdächtig schienen. Eine junge Mahomedanerin von einein gewissen Stande geht selten aus ihrem Hause, well es nicht zum guten Ton gehört, sich, wenn gleich ln ihren Schleyer verhüllt, auf den Straßen sehen zu lassen; das Gesetz befreyet sie vonder Verbindlichkeit, die Moschee zu besuchen , sie hat Bäder in ihrem eignen Hause, derm sie sich nach Belieben bedient, und wkd von Sklavinnen, die sie bewachen, und von Verwandtlnnen, die sie ein» schranken, umrl>gt. Ihrem Manne gefallen, lhn, ft Viel seine Gescl alte es erlauben, indem Harem festhalten , für ihre Kinder sorgen, sich sehr vtel mlt lhrem Puß und so wenig als möglich mit der Wirthschaft be-scl'lifugen, zz, den vorgeschobnen Stunden ihre Gebete »errichzen, einen Theil des Tages mlr Nichtsthun zu« bringen, und einen anocrn Tt)ei! »mt Rauchen, Caffee« trinken, und Besucde annehmen, von lhren Freundin» nen, Vcrwandtinncn mW Citeiltwnen, dieß sind die einzigen Pflichten uud Vergnügungen einer Mahcmeda? nerln. Sehr selten kann sie lesen, und schreiben beynahe niemals; sie hat nur Nahen und Sticken gelernt, Confitüren und Leckereyen bereiten, und einen Sorbet zusammen zu sehen; aber angenehmer als alles dieses findet sie das Nichtsthun ruhig auf ihrem Sofa zu fitzen, und «l«en Rosenkranz von Korallen oder Agat durch die Finger schlüpfen zu lassen. Sie hält es für den reizendsten Genuß, von Zeit zu Zeit tine Tasse Caffee in der einen Hand, und eine Pfeife Tabak ln der andern zu halten, nn.t> bald den wohlriechenden Dampf des einen einzuziehen bald das feine Oel des andern hinein zu schlürfen: a»ßer dlesem ist es ihre höchste Freude, vor den Augen der Frauen, die sie besuchen, ihre kostbaren Juwelen und reichen Gewänder schimmern zu lassen. Ein Tmte muß sehr dürftig seyn, wenn er nicht wenigstens elnige Sklaven für sein« Frau hallen kann, und diese muß wenig Geschictlichkelt besitzen, wenn sie nicht in kurzer Feit den größten Theil des Vermögens ihres Mulmes in Kleider und Juwelen verwandelt. Dieses seltsame, und für eine Familien-Mutter so un« schickliche betragen, scheint mir ln den Gesetzen und Gebrauchen oer Türken, gegründet zu seyn. Es ist be» lannt, daß du MouarH das Aecht hat, zum Vortheil "9 des kaiserlichen Schatzes, den Nachlaß seiner Osslclan« ten zu confisclren, und daß ln diesem Fall das Eigen, thum der Frau allemahl verschont bleibt. Ferner wenn «ine Scheidung Stattfindet, behält die Frau lhreIu« welen, ihre Garderobe, außer denen im Heirathskon» tratt festgesetzten Effekten. Die Frau hält ihre Mahlzelten entweder allein oder mit der Mutter und den weiblichen Verwandten ihres Mannes, die sie im Harem vorfindet. Der Mann hingegen speißt mit seinem Vater oder den Verwandten, die bey ihm wohnen; aber auch wenn er allein ist, und sich im Harem bedienen laßt, ißt die Frau nicht mlt ihm; sie bedient lhn entweder selbst, ober sorgt dafür, daß die Sklavinnen ihm aufmerksam aufwarten. Wenn die Mahlzelt vorbey ist, und Hände und Mund gewaschen sind, reicht sie ihm selbst Pfeife und Caffee. Hat ein Mann mehrere Frauen, so hat jede ihre Wirthschaft, ihren Tisch, ihre Zimmer und ihre Skla, vlnnen, obgleich ln dem nämlichen Gebäude. Nur sehr selten hat elne zweyte Frau oder Concubine ein anderes Haus: dieß ist nur beh den Oberhäuptern der Carava« nen der F«lt, welche die Hälfte des Jahres ln einer Stadt, und die andere Hälfte ln einer andern zubrln» gen und ln jeder eine Frau haben wollen. Unter keiner Religion, und unter keinem Volke, wird irgend ^lne Rellglonsvorschrift so gewissenhaft beobachtet, als bey den Türken das vorgeschriebene Wa« schen und Reinigen. Der Muselmann muß sich vor den fünf täglichen Gebeten, vor und nach den Mahlzelten, nach jeder Ausleerung, jedesmahl, daß er einen unreinen Körper berührt hae, zum Theil waschen; und ganz und gar, wenn er bey einer Frau geschlafen ober sonst «lne Befleckung erfahren hat: dte Frau lst außer bieftl, auch nack, jedem Wochenbett und nach jener periodischen Unpäßlichkeit dazu verpflichtet. Daher entstehen diel« beynahe unaufhörlich«« Bäder, denen sich jedermann unterzieht, dte für alle zum Bedürfniß geworden smd, und in denen beyde Geschlechter einen so angcneh« men Genuß finden. Der vornehmste Grund, warum die Weiber die Bäder s? le^cilsch'.fttich lieben, ist, weil sie sich dort fü, den Zwang eulsch^tgen, den ihnen die Gesetze und dle Sitten al.feriea.cn. In den Vädcrn treffen sie ihre Bekannten, oder verabreden Zusamiuentünfte mlt lh» nen; dorr unterhalten sie sich ohne alle Zurückhaltung, und überlassen sich ganz der süßesten Wollust. Dort können dle Reichen mlt dem ausgesuchtesten Putz, dem glänzendsten Schmuck prahlen. Sie lassen sich mit reinem Mota-Cassee bedienen, laben sich an den köstlichsten Herzst.irkungen, verschwenden wohlriechende Wasser und E alben; und das Fest wlrd rft mlt Musik, Tänzerinnen, und den sogenannten chinesischen Schattenbildern beschlossen: alsdenn aber bleibt das Bad dem übrigen Publikum den ganzen Tag über verschlossen. Die Armen finden hier auch, beynahe ohne alle Kosten, Vergnügungen, dle zwar weniger rauschend sind, aber vielleicht ebenso ledhaft empfunden werden. Gewöhnlicher Caffee und Sorbet, Tabak anstatt alles Parfums, Leckereyen, die sie selbst mitbringen, und einige Früchte der Jahreszeit, reichen hin, den Leib z»l erquicken, und dle Sinne zu vergnügen. Dabey wird thre Eitelkeit befriedigt, wenn sie ein feines Hemde, saubere Unterkleider, anständige Gewänder, Halsbänder, Ketten und dergleichen von Zechlnm, zel« gen tonnen. Endlich bleibt ihnen nichts zu wünschen iibrig, wem, sie am ganzen Leibe von allen Haaren be^ freyt., die Haupthaar ab«r gut geordnet., und ln Zöpfe geflochten, dlc Auqenbraunen und Wimpern schwarz gemahlt, »mb bie Nägel an Händen und Füßen Orange mir Henna gefärbt, sind. Dreyzehnter Abschnitt. Epazicrgang an bcll ssißen Gewässern. Vlcvüe einer türkischen Armee. Ursprung von Paswan Oglu's Empörung. Historischer Uebrrblick der Ereignisse derselben b»s auf diesen Tag. ^)wey Meilen von Constantinopel, wenn man längs dem kleinen Fwß hinaufgeht, der sich am obern Ende des Hafens ln denselben ergießt, findet man elnen angenehmen und einsamen Spazierort, den einzigen, den dle Kunst hier einigermaßen verschönert hat. Dorthin beglebt sich zuweilen der Sultan, um mit einem zahl^ reichen Gefolge den Tag zuzubringen: auch machen oft Europäer kleine Lusiplirthlen dahin, wobey sie doch dle Vorsicht beobachten, alles was sie brauchen, mitzunehmen, weil dle Türken, welche weder gewohnt sind zu spazieren, noch diesen Ort zu besuchen, nicht einmahl «ln Caffeehaus dort angelegt haben. Wenn man sich vom Hafen entfernt, läßt man Censtantlnopel hinter sich zurück: links erblickt man daS DorfEyub, wo die Sultanin Mutter eben eine Moschee und eine Tobtenkapelle, in der sie nach ihrem Tode ruhen will, hat errichten lassen: rechts sieht man ein türkisches Caffeehaus, vor welchem ein mil schönen Bau? men beschatteter Platz lji, unter welchen zuweilen türkische und arnttUilche Weiber Caffec trinken u,jd Tabak rauchen. Man kommt von hiec in ein frltchtbäres Thal, welches My kahle öde Schieferberge einschließen; der Fluß, der in der Mitte desselben stießt, ist an sei* ner Mündung btiit, tief und still; weiterhin verengt er sich allnl.ihlig. Das ganze Thal bestcht aus natürlichen Wiesen, in denen das ganze Jahr hindurch zahlreiche Heerden von Rindern weiden. Bald befitldct man sich vor dem Kiosk beS Groß, stallmeisterS Buyuk - Inlbrohor, welcheS an der linken Seile des Flusses liegt:mli>i geht unter einer hölzernen Brücke weg, welche hier wegen der Communication angebracht ist, und man gelangt zum Pallast des Großsultans, Jenseits desselben, welcher zierlich genug gebaut ist, nimmt ein großer Canal den Fluß! auf, und ans diesem stürzt er in einen Wasserfall über weiß mar» morne Stufen, bildet mehrere schöne Flächen, und ergießt sich dann wieder w sein Bett«. Schöne Bäume, werth w den herrlichsten europäischen Gärten zu prange», beschatten diese Gegend. Man bedauert nur, daß die beyden Hügel, dle das Thal einschließen, nlcht an» gebaut, und mit Landhäusern, Weingärten und Obst« bäumen geziert sind, deren Anblick diesen lieblichen Ort noch mehr verschönern würde. Den zoten Aprll im Jahre 6. Hingen wlr mit der französischen Legation und verschiedenen Bürgern hinaus, um in diesem Thal den Rest der Armee vorbey Marschiren zu sehen, die Sultan Selim gegen Pafwan Oglu von Wlbdln, aussandte, der seit langer Zelt sich gegen die Pforte aufgelehnt hatte. Schon waren fünfzehn bis zwanztg tausend Mann asiatischer Truppen nach Adrianopel, dem Sammelplatz der Armee, gezogen. Jetzt sollten noch fünf bls sechs' tausend Mann, die zuOk-Meldan kamplrten, die Mu> st«ru»lg vor dem Sultan passlren. Der Capuban- Pa^ «ha, der zum Seraskier oder General der Arme« ^ v ' . Hätte Palwan e^en so vim Angriff so g^oß^als zur Vertheidigung gewesen, so wäre ohne Zweifel der Scepter Selims Handen entwunden wor< den. Scho« weigerten sich die Ianitscharen zu mar» schieren, die ungeheure Volksmenge von Constantmopel streckte gegen ihm die Arme als setnem künftigen Be-freyer aus. Die meisten Großen waren seinem Interesse trgeben,aber immer noch wankte Paswan, welche Parthey er „ihmen sollte, endlich aber beschloß er, den Feind in Wlddln zu erwarten, fest überzeugt, daß dle Truppen entweder zu ihm übergehen, oder in den Cümpfen, welche die Dtadt umgeben, umkommen müßten. Mittlerweile aber gab die Pforte, welche endlich dle Gefahr elnsehen lernte, mehreren Pachas in der europäischen Türkty Befehl, ihre Truppen zusammen« zuziehen, den Rebellen blS in seiden letzten Sckutzort zu verfolgen, sich seiner Person zu bemächtigen, und seinen Kops nach Constantmopel zu liefern. Auch Mo Pacha oder Begler,Bey von Cutayeb, ein berühmter Kriegsheld, erhielt Befehl, mit allen Truppe» seiner Provinz, gegen Paswan zu marschieren. Die Grenz-Nädte wurden mit kebensmltteln versehen, und Pa? chas von geprüfter Treue und bekanntem Muth an» vertraut. Dlese verschiedenen Heere, welche zusammen vierzig bls funfzigtausend Mann ausmachten, rüclten ln dle Provinzen, welche Pas'vanS Generale besetzt hielten; anfänglich hatten sie über diese einige Vortheile, unter andern umringt«« fit eine Division, welcle Eereck« Chologln kemmandirte, hieben sie in Stücken, und schickten die Köpfe des Befehlshabers und seiner Offiziere nach Constantlnopel. Diese unbedeutenden Vortheile wurden bald durch die Siege der andern Generale Paswans liber die vereinigten Pachas ln Verqessenhelt gebracht. Belgrad, das Bollwerk dcs Reichs, wurde bedroht; Orsova, Ellistrle, Hersova und beynahe alle Städte an der Do-" nau waren vald ln Paswans Händen, welcher von Wlddw aus, das er beynahe nie verließ, die Marsche alter seiner Generale anordnete, und den Sieg beynahe ununterbrochen an seine Fahnen zu fesseln wußte. Vorzl'iqllch kam ihm zu statten, daß seine Armee Nie durch die vielen gelieferten Schlachten geschwächt wurde; dle Anjahl der Soldaten nahm immer lm Verhältniß mit dem erlittenen Abgang zu, dahingegen die Truppen der P,chas eben so viel Mannschaft durch Desertion als durch das Schwerdt des Feindes verlo, ren. Die I^ntscharen, wie schon oben gesagt worden, betrachteten PaswanS Sache als ihre eiqene, und seine besser genährte und regelmässiger besoldete Armee, dle der Sieg überall begleitete, lockte täglich eine Anzahl Malkontenten herbey. ^ . Der Fürst von der Wallachey, welcher gezwungen war, Paswan eine starke Contribution an Gelde, nebst tebensmitteln und Munition für die Armee zu liefern, Hel in Eelims Ungnade. Er ward abgesetzt und r.ach Constantlnopel zurück berufen; seine Stelle erhielt Khan» gerll, Dollmetscher des Capudan-Pacha, ein ranke« voller, schlauer, ehrsüchtiger Kopf, der ln dem Verdacht war, heimlich die natürlich«« Feinde des türkl» schen Reichs zu begünstigen, und für Gold eine stets offene Hand zu haben. Oie Pforte, welche sich nle vorgestellt hatte, daß Paswan lm Stande seyn würde, den vereinigten Pa-chas die Spitze zu bieten, erstaunte nicht wenig über selne Fortschritte, und zitterte wegen Belgrad, welches tr einzunehmen drohete. Eben so sehr besorgte man, ,«r möchte den Berg H ^ >'^.^ ^ . ^ >^^ul Ismael, Bey von Seres w Ober-Macedonle» führte fünf bls sechs tausend Spahis. Auch lleß man elnlg« Delaschementtr marschieren, die man in Salonlch, PhllipopnliS, Sophia nnd einie gen anderen Städten der europäische» Turkey angewor-,has andere Corps schießen ließ, als waren es Felnoe gewesen. Die Soldaten ergrimmten nicht weniger als ihr Anführer, und der Kampf borte nur auf, als dle dritte Division anlangte, und mildem Säbel ln der Fc,ust dle Streitenden auseinander brachte. Hieburch ward die Unzu-friedenhelt so groß, die Uneinigkeit so allgemein, und dte Desertion so unaufhaltsam, daß Hussein genb thlgt war, die Belagerung aufzuheben, und sich zu, rückzuziehen, um von Zeit und Umständen zu erwarten, was seine Waffen nicht hatten ausrichten können. Sobald sick bll Capudan-Pacha zurückgezogen hatte, berief Paswan seine beurlaubten Truppen zurück; «r^esetzte von neuem alle Plätze und bedrohte nochmahls » die nördliche Selte des Rslchs. Nach wlederbohlten Be-ratbschlagunqen des Divans, beschloß endlich die Pforte, einem Rebellen, dm sie nickt ,,,mrd'l'icken knimte, seine Beanad^aunq, das Goi«v«snement von Ntddin und die Wiirde eines Pad a rl-n die» ??oßsckweif?n anzubieten: unb da unttr dielen I'msiänden der T espof»>mns we^ »lgstels ein Orfer bel säte, so ward der Hsspodar der Wallachcy Hisse Vierzehnter Abschnitt. Lage nnd V^itlernnq ron Consiantinopel. Einrichtung der Hauicr. Gebranch drs Tandur uno der Pelze. Feucrsbrütt-/sie. Hund« uud Geyer. T^ie natürliche kage von Constantinopel, ist so vor« Neffllch, als man sick nur vorstellen kann. Bey der Fruchtbarkeit und Abwechselung des uncherlleqenbm Landes, den, Umsang, der Bequemlichkeit und Sicker-heit des Hafens, der kslclttwkeit, kel ensmitlel zu er-lanaen, genießt dlesc Stal>t nock die Vortheile einer MMen Temperatur der Luft ewes heitern Himmels „nd eines gesunden Klwia Da Conssantinopel 4l" i" Nördlicher Breite deleaen ist, so mißiqt der nordnord-östliche Wind, d«r deo Ta.qes reqelmcistig vom sckwarztn Meer h«r wehet, die hiye des Sommers, tiucl? zugleich die Winter-Kalte, wenn sie nickt allzu Kefttg ist. weil «r auf seinem Zuge tider das schwarze Meer. das «r »42 seiner ganzen Länge nach durchstreicht, sehr vieles von setner Rauhigkeit verliert. Im Winter sind die Winde sihr veränderlich und wehen von allen Ecken des Kompasses her, aber gemeinhin dreht sich der Nordwind nach Nordosten, oder der Südwind nach Cüowcsten. Im Winter fällt häufig« Regen und der Himmel ist trübe und nebllcht, hingegen führen die aus dem Meer vom Marmora und dem Archi, pelagus kommenden Wlnde heiteres Wetter herbey. Indessen regnet es häufig. Bey beyden Winden, weilde^ auf dem schwarzen Meere herrschende Nordwind die Wolken aufhält und conbensirt. Dennoch hat man lm Winter bey elnem leichten Südwind zuweilen vierzehn Tage laug einen klaren Himmel und milde Witterung. Der Nordwestwixd wehet gewöhnlich nach elnem starken Regen. Co bald er regiert, lst ble Luft heiter und die Kälte mäßig. Er hält aber nicht lange an, lst gewöhnlich der Vorläufer vom Südwind, drehet sich aber häufig nach Norden und Nordosten. Bey Tage friert es m Constantinopel selten und des Nachts fäUt das Thermometer nie über zwey bis drey Grab unter dem Gefrierpunkt. Es giebt z:lweiien Jährt/ wo viel Schnee fällt, aber gewöhnlich schmilzt er schon während des Herabsallens, und in der Nachbarschaft dieser Hauptstaor bleibt er selten einige Tage liegen, «bne zu schmelzen oder ganz zu verschwinden. Doch hat man uns erzählt, daß die Kälte zuweilen so heftig wird, so baß der Hafen zufriert, der Schnee einen Fuß hoch sich anhäuft, und etliche Tage liegen bleibt. In ältern Zeiten fror einmahl während der Negierung des KaisecS Conftantin Coprollymus die Meerenge von Constantlllo-pel ganz zu, so baß man zu Fuße darüber gehen konnte, und früher unter de«n Kaiser Arcaolus war das schwarze Meer Manzlg Tage lang zugefroren, und wie das Eis" aufthauete, sah man dasselbe in ungeheuren Massen vorbey schwimme». Auch im Frühlwg sind t>i< Winde veränderlich/ ober die Kälte ist gering. Oft entfalten sich bte Knospen der Bäume schon mit Ende Hornungs. Selten weht der Wind in den Gommermonathelff iwn Süden, im Gegentheil« meist von Norden. Der"' Himmel ist in dieser Jahreszeit rein und der Regen? selten. Mit Ende Julius kömmt der Wind aus Süden , vnd die Hitze nimmt zu. Nachdem sie einen aus«-serordentlichen Grab erstiegen hat, folgt ein sehr hei»'' Krer Herbst, der erst im Januar durch Kälte ver-Hlä'ngt wird. Im Winter ist das schwarze Meer sehr stürmisch. Die Morgenländer, w--'- ^ . ^ Ungeachtet der telchtigkelt, sich in Constantlnopet mit allen Materialien zur Aufführung von Stetnge-bäudet, zu versehen, sind doch alle Häuser von Holz, und z,var meist von eichenem, dessen 3'vischenräume mit Erde ausgefüllt werden, die mit Stroh oder gehacktem Hanf durchknetet ist. Die Wand« werden mit zlemllch schlecht zusammengefügten angestrichenen Brettern bekleidet. Nur die öffentlichen GebVi'ude,di< Bäder , Caravanserais und Besestem sind von Mamrstei" nen aufgefl'brt. ," '^ Die Moscheen sind mehrenthellS nach griechischer Hlcchenart erbaut, und durch ziemlich geschmackvoll angebracht« Säcken geziert, und die Minarets mache» fii, das Auge «ine sehr angenehm« Wirkung »44 Dle Dächer sind vornehmlich in den Provinz«« flach. Nur ln einigen Kaufmanns- dann Gesandten-Häusern findet man Schornsteine. Gewöhnlich erwärmt man sich durch den Mang aI, der neben die Sofas gestellt wird. Vey Griechen und Armeniern aber bringt man dieses kupferne oder irdene Feuerbecken unter ei-mm mit mehreren Teppichen und mit Atz bedeckten Tisch an, welcher Tan dur genannt, und von elner gepolsterteil Bank umgeben wirb. Hler hat bi« Kon-versazion Statt; Gespenstergeschichten und die Heldenthaten eines rebellischen Pacha werden der aufmerksamen Gesellschaft hier erzahlt, indeß dte galante Hausfrau oder Tochter durch die wohlverborgenen Fußspitze» sich mit ihrem Liebling unterhält. Bauart und Bchelhung machen ln den rauhen Monathe» warme Kleidung unentbehrlich. Daher ist der Gebrauch der Pelze allgemein, er ist sogar zu elner Verzierung der Kleldung geworden, die selbst im Sommer unentbehrlich ist. Der Hermelin ist dasjenige Pelzwerk, welches in dcr heissen Jahreszeit getragen wird. 5 Die Beschaffenheit der Mang als, die vielen Teppiche und hölzernen Häuser machen es natürlich, dliß hler die Unvorsichtigkeit leichter als anderswo die schrecklichsten Feuersomnste zur Folge h.,t. Zwey un« geheure Trommeln, auf eben so vielen Thürmen, verkünden den Ausbruch des FeuerS, bey dem, wenn es nicht binnen elner Stunde unterdrückt wird, der Sul« tan erscheinen muß. Hat aber die Flamme zu sehr um sich gegriffen, so werden die benachbarten Häuser nie, bergerissen, bamlt das Feuer nicht welter um sich grei-sen könne. Doch, die Nachtheile der Feuersbrunst sind bald ttseht; wenige Tage nachher erheben sich die Häuser eben ft wie sie waren, uno alle Mängel der schmalen trum« krummen Gassen werden sorgfältig beybehalten. Oft wird daher «in Feuer nur deßhalb angelegt, um Unzufriedenheit mlt Theuerung / Mißbrauchen, Ungerechtigkeiten und Neuerungen an den Tag zu legen. Zahlreicher als bey uns, Niemandem angehörend, laufen hier die Hunde ausgemergelt in den Strassen umher. Man duldet ihre beträchtliche Vermehrung, obgleich man sie als unreine Thiere weder besitzen noch berühren will, denn man hcilt ihren Koth zur Bereitung und zum Farben des Saffians für unumgänglich nöthig. Daher wirft man ihnen allerley Ueberresie von Brod und Speisen vor. Diese Thiere, welche sehr merkwürdiger Welse ln der so heissen Türkey von keiner Hundswuth befallen werben, vertheilen sich für bestimmte Gegenden der Stadt ln mehr ober minder zahlreiche Schaaren, je nachdem fie darin Nahrung zu erhalten hoffen; wagt sich aber ein Hund aus einem anderen Viertel ln «in anderes Gebiet, so fallen alle iiber ihn her, und jagen ihn fort. Es bleibt also einem Hunde der ohne Gnade von seiner Viertelsgesellschaft ausgestossen wird, nichts übrig, als sich auf6 land zu begeben. Die Katzen sind selten, und die Wegschaffung der Muse und Ratten wlrd dem Habichten, Eulen und anderen Raubvögeln überlassen, so Me die Wegräu-, mung des Unrathes einzig dem Regen überlassen bleibt, dessen Geschäft indeß durch den abschüssigen Lauf b«e Strassen erleichtert wlrd. l. Vand. K «46 Fünfzehnter Abschnitt. Von drr Pest und den Heilmittel« derselben. Zweifelsohne ist Consiantlnopel an sich sehr gesund/ und Fremde haben vom Einflüsse des veränderten Klimas kelne Nachtheile zu befahren. Mer dlePest würde Constantlnopel schon vorlängst gänzlich entvölkert haben, wenn nlcht immer aus allen Theilen des türkischen Reiches eine neue Menschenmasse zuströmte, um die Bevölkerung einigermassen zu erhalten. Vielleicht wird man einst auf das Resultat kommen, baß dieser ViruS dem der Krätze, der Pocken, der Hundswuth und all' jenen Krankheiten analog ist, wo die Ansteckung sich durch unmittelbare Berührung mittheilt. Aus Consiantlnopel und aus Smyrna verbreitet sich die Pest hauptsächlich, und zwar durch Waaren, vorzüglich durch Pelzwerk, welches die pestfangendste Materie und unglücklicherweise so beliebt ist, daß ste aus der Hauptstadt nach allen Theilen des Reiches mit Begierde gebracht wird. Ohne lanqe bey der Auseinandersetzung bleses oft besprochenen Gegenstandes zu verweilen, halte ich nur für nöthig, folgende erprobte Haßregeln gegen dieses fürchterliche Uebel anzuempfehlen. Bey der kleinsten Spur der Pest ist es nöthig fast Jedermann den Zutritt in sein Hans zu versagen, und Personen, die man unvermelblich sprechen muß, in einem völlig ausgeräumten Ammer vor sich zu lassen, ln '47 welchem man überdleß eine Scheidewand errichten kann, ble der Fremdö nicht überschreiten darf. Papiere, dle Man von ihm zu übernehmen hat, laßt man von ihm, innerhalb der Scheidewand, in ein Gefäß legen, wl» sie in einem heisscn, starkriechenbcn Dampf gereinigt werben können. Alle Nahrung laßt man sich durch einen Bekannten täglich bringen, und ln ein mit Wasser gefülltes Faß werfen. Es ist fehlerhaft, wenn man das kalte Brod von dieser Reinigung ausnehmen will. Bediente hat man zu entfernen, so viel man ihrer entbehren kann, den Rest aber lm Hause zu behalten, und zu hindern, baß sie bey dem Verbreiten der Krank» helt kelue Fremde,, in das Haus lassen. Mt Baumc hl, Butter am Leibe und ln den Handen bestricken seyn, ist ein vortheilhaftes Mittel gegen das Einbringen des Ansieckungsstoffes, tm Be-sorgnißfalle einer Ansteckung ist das Baden wo mög-lich, im fiiessenden Wasser vortheilhaft. Auch sollen Leute, welche gezwungen waren eben Merkurlalkurm zu gebrauchen , von der Pest verschont geblieben seyn. Hat aber das Pesiilbel die körperliche Maschine schon e.grissen; bann lst dermahl die Hellung nur möglich: Wen-, dte Mattigkeit noch nicht sehr groß; Wenn das Erbrechen noch nicht von den empfindlichsten M.igenschmerzen begleitet ist; Wenn der Puls weniger gepreßt, baS Fteber merklicher ist; Wenn das Phantasiren noch gar nicht oder nur in Zwischenräumen sich elnfand. In diesen Fällen zeigt sich die Pestbeult am ersten oder zweyten Tag. Ihre Eiterung zuweg« zu bringe» muß di« angeleMtllchstt Sorge seyn. Dieses «lrtz 14» besser durch eln ätzendes Mlttel over durch ew Brenn« eisen als durch daS Zugpflaster bew»rkt, »veil der Cr^ folg schneller ist, und nicht durch spanisch« Fliegen die Hitze beS Kranken vermehrt wird. Ferner muß das Brechen befördert werden, we, zu mlr der aufgelöste Brechweinstein (I'arte« «tibiö e» lav»8«) am deutlichsten zu seyn scheint. Das Aderlässen muß ganz unterbleiben, dagege» kann man am Tag nach angewandten Brechmitteln 56 f°^'???ü'????!' son meistens das feste kanl, von Europa verlassen, damit nlcht G.ihrungcn entstehen. Jährlich hat der Mufti dem Kaiser elne Liste l'ibtr die Besehung der wlchtigsiln gclstllchen Würben im Reiche vorzulegen, welche denn meistens nach der An? ciennita't besetzt werden. D«r Kadllcskieve sind ^rcy, der wichtigere ist je» ner von Romclien, welcher gewöhnlich diestlbc Würde ln Natolien bekleidet haben muff. Er allein hat einen Gerichtshof, ernennt abcr gemeinschaftlich alle K^dis ober Richter im Reiche, welches, da diese Stellen ver.-käuflich sind, ein sehr erträgliches Geschäft ist. Doch zur deutlichere» Einsicht, wie diese hohen religiösen Personen mit der Justiz sich befassen, muß man nicht übersehen, daß der Koran oder das heilige Buch dcr Mahomedaner zuglüch ihr bmgcrlicheS und peinliches Gesehbuch ist. Der Stambol-Essend!, Molla oder Richter der Hauptstadt, mit besonderen Gerichtshöfen in den ver-schledenen Quartleren Constantinopels, deren jedes unter einem Nalb ober Stellvertreter des Molla sieht, ßolgt nach den Kadilcskiers. Auch nber die Zufuhr der Leoensmittel führt der Molla die Aufsicht; seine Verwaltung dauert un Jahr, und erheischt, daß er sich persönlich vom Verfahren der Verkäufer von Vtktuatt-en überzeuge. Bey den Moscheen in Coustantiuopel befinden sich Madrtsses oder religiös.- juridisch? Schulen. Die ausgezeichnetsten Lehrlinge erhallen den Titel MuberlS oder Professoren, welche nach vollendeter Laufbahne Mol las, oder wenn sie «her unterkommen wollen, Kadl's werden. Gerichtshöfe der Mollys sind ln Colisianttyopel, Mppo, Jerusalem, Smirna, LarW, Solonlchl,. Scutari, Galala, Erzub, Mecca, und Medina, Brussa, Damask, Mrianopel und Cairo. Um ihr Vermögen gegen den Fiskus zu sichern, lassen vlele Grosse ihre Söhne im Hause unterrichten, worauf sie Muberls und endlich Mollas werden. Dadurch glebt es viele unwissende Personen« in dem überhaupt nicht mehr so geehrten Corps der Ulemas. In einigen Provinzialstadten sindec man Mufti von geringerem Grade, als die Mollas. Sie wer» den auf Lebenszeit ernannt. Die eigentlichen türkischen, Geistlichen gehören an sich nicht zu den Ulemas, und können nur nachgemachten Prüfungen unter sclbe aufgenommen werben. Den ersten Grad der türkischen Geistlichkeit behaupten die Scheits ober Prediger, welche Haupt« sachlich an Freytagen nach dem Mittagsgebet ihr Amt ausüben. Die KhatlbS haben an eben diesem Tag das öffentliche Gebct zu verrichten; sie werden vom Sultan ernannt, und beten ft'ir seine Wohlfahrt. Die Ima n' s haben ln der Moschee fünfmahl des Tags zum Gebet zu rufen, be,y Beschneidungen und Begräbnissen zugegen zu seyn, Der Muehzim hat fünfmahl des Tags vom Minaret oder dem Thurme der Moschee herab zum Gebet zu rufe», und an Feyertagen Hymnen zu singen. Seine Stimme muß stark, rein uyd wohlklingend seyn. Der Cap ml hat die Moschee auszukehren, die. Teppich« auszubreiten, und die Lampen anzuzünden. Die kleinen Moscheen heissen MeSjlds, ste b«, dürfen keines Khatibs. Ein Mehtemeh oder Gerichtshof besteht aus !*) Nach andcill bcstchtdas li'lrfische Ncich ans -z, Sau-giaks. Ihre Zahl ist aber nach del,Proomzen sehr vcrschie» drn.Eo enthält dasPaschalikTrebisonde vilr,Choiim ebe,i so viel Saligiuks. Natolie» hi»gegen besteht aus vierzehn, Diarbrlir aus ncunzekn, und DamasfuS a„s;r5cn. die Sieger sich au/lhren Eroberung-n behaupteten, ss führt«« sie eine Art von Lehnssystem ein, das für die Einwohner nicht mlndlr drückend, als in andern euro« paschen Reichen war. Herren des Vermögens, der Freyheit und des Lebens der unterjochten Einwohner, schalteten dle Sultane nach Wlllkühr mlt den eroberte» Ländern, und überließen, frey von allen Abgaben, besondere Distrikte!n der Nachbarschaft einer Stadt, ober ln der Nähe derselben, Osscleren sowohl als Soldaten, um ihre Tapferkeit zu belohnen. Andere Ländereyel« wurden den Geistlichen angewiesen, andere bestimmt« man statt des Gehalts für hohe und niedere Relchsbe» arnten, und wieder andere wurden nur auf Lebenszeit unter der Benennung Zalm und Timor dem Militär zur Belohnung und Aufmunterung verliehen. Fast alle reiche Griechen wurden aus ihren Besihun» gen verjagt, tobtgescklagen, und ihre Güter cnnfisclrl. Von diesen eingezogenen känbereyen, wurden kleinere Abtheilungen an Türken sowohl als Griechen vergebe«, ble sie vertauschen , verkaufen ober auf ihre Kinder ver« erben konnten. Sie mußten davon aber elne jährliche Abgabe erlegen, welche man bey den Ungla'ubtqen auf den zehnten Theil des Ertrages, bey den Tl'ilken aber auf den drltten Theil bestimmte. Die Besitzer eines Dmar oder?a!m führen den Cb-rentitel Aga, müssen persönliche Kriegsdienste leisten und eine dem Umfange und den Einkünften ihres kehns angemessene?M Reiter oder Infanteristen stellen, diese Heißen Gebells, und werden auf Koste» bes Zaimit be» waff'ltt. Die Timarloten haben geringere Einkünfte, stellen auch »venlgtr Soldaten, als ble ersi«rn*> *) Die Tiinarielcn sind von zweyerlev Klassen. Die eesse erhält yem Sultüil offeue Briefe üb« das ihn«n anver. In d«r europäischen Turkey zcihlt man9i43aims und ache tausend und dreyhundert und sechs und fünfzig Timars. Ungefähr eben so viel sind in Asien") Me zusammen stellen, die Gebells mit gerechnet, «in Heer von wenigstens 6u,ooc, Mann, welche aber geübter und trtegerlschlr, als dle Ianitscharen und Cpahis sind. Diese Lehnsmiliz war bisher der Kern des osmannischen. Heeres, lhr haben auch die ersten Sultane vorzüglich das erstaunende Waffenglück und die schnellen Fort» schritte ihrer asiatischen, europäischen und afrikanischen Eroberungen zu verdanken. Stirbt «in Zaimil oder Tlmariote, so zieht be? Sultan ein ganzes Jahr dle Einlünfl« von seinen, Lehn, muß es aber hernach dem Cobn eines Aaa, elnes Epa» his ober andern türkischen Kriegers wieder ertheilen, ober irgend jemanden, der sich in etner Echlacht durch tränte lehn, und haben »on 600«, bis ,9,999 Asper Einkünfte. Die andern erballrnihn Lehnbrirfe nur von den Statthaltern der Provinzen und ziehen a»e ihren Ländereyen wenigstens 3000 Asper des IichreS, höchstens aber 6000. Vie sollen auf jede 3«o Asper einen Reitrv sicllrn, doch viele stellen nur einen Rciler, uud sechs derselben ist die höchste Anzahl. ") Nach Businello war ei» größerer Theil dieser Miliz auf die asiatischen 'Provinzenvertheilt.Dennerberechnecdorl >4?? Zaims und 2s,2?6 Timars. Ein Zilimit hatte «l»,«««? ti oder wenn sie auch selber ins Feld ziehen, so finden sie doch immer Gründe, die Armee vor Ende des Feldzuges zu verlassen und zu thren Wohnungen zurückzukehren. Die eigentlichen tandlcute ober Bauern sind frey und bezahlen nur den si'insten oder siebenten Theil vom Ertrage ihrer Güter. Sie können auf< diesen bauen was sie wollen, und der Aga bnrfsie nicht beunruhigen. Doch nur zu oft mißbraucht er seine Macht, seine Reichthümer und die Prlizey, welche er ln seinem Dorfe be« sorgt. Er zwlngt mit der Gelfiel ln der Hand, dle lanbleute, daß sie setne Aecker unentgcldlich bestellen, vnb ihm ihre Produkte zu den niedrigsten Preisen über-» lassen müssen. Er bezahlt ihre Kopfsteuer gegen sehr hohe Interessen, und plagt auf tausendfältige Art, die kriechen, Armenier und Juden seines Dorfs. Seine eigenen Glaubensverwandten behandelt tr besser, well ihre Beschwerden leichter Gehör finden, und er gewiß abgesekt, oder noch Halter würde bestraft werben, wenn die türkischen Bauern, von einem Feind des Aga beschlitzt oder aufgehetzt, sich vereinigten und Gerechtigkeit verlangten. "Im türkischen Nelche find noch zwey Arten dlscipli-nirter Truppen, die Spahis und Ianitscharen. Diese lehtern sind in den Städten und auf dem platten Lande vertheilt, und meist angesessen und verhelrathet. Sie treiben verschiedene Gewerbe, auch selbst den kanboau, haben ihre eigenen Offiziere, und vereinigen sich auf den ersten Befehl g^üstet und bewaffnet unter der Fahne ihres Bezirks. Die SpahlS sind Mer, alS die Ianltscharen, k kommen elu«n höher« Sold, und man hqle sie für Ab.- k tömmllnge wohlhabender Muselmänner. Sie fechte« mit ben Zaimets und Timarloten unter denselben Fah« nen, und müßten eigentlich diesen ln ihren Lehen fol« gen, wenn man die Einrichtungen der ersten Sultane besser befolgte, vder das Natlonallltteresse genauer beobachtete. Unter den ersten Sultanen waren dle Spa« hiS der Kern dtr türtischen Armeen. Unter den Waffen abgehärtet, und angespornt durch Hoffnung der Beute, durch Ruhm, Rcligionselfer und das Beyspiel des Sultans, war es gar nlcht zu bewundern, daß Niemand ihren Waffen widerstehen konnte, und die Grie« chen durch Luxus und Reichthum geschwächt, und bloß mit Intriguen und theologischen Zänkereyen beschäftigt, besiegt und unterjocht wurden. Unter Amurath I. suchte man unter den Krlegsge» fangenen den fünften Mann aus, um unter dem Nahmen der Ianltscharen ein neues Korps Infanterie zu errichten. Aber die vielen Kriege veranlaßten bald andere Einrichtungen, daß man «in Zehntel aller Chrlstenkln-der dieser neuen Miliz einverleibte, und so blieb es blS zur Regierung Amurath IV. Unter SolimoW I. zählte man schon ln Constantlnopel hundert ein und sechzig Obas oder Kammern der Ianltscharen, von denen jede aus drey hundert bis fünf hundert Köpfen bestand. Jetzt nimmt man unter diese Infanterie bloß Mahome-daner auf, und sie ist durch alle türkischen Städte vertheilt. Diejenigen, welche sich unter dieses Korps aufnehmen lassen, bekommen täglichen Sold, und müssen sich auf Erfordern bey ihrer Fahne einfinden. In den großen Städten oder Festungen sind sie ordentlich tn Kasernen einquarttrt, und sie müssen patroullllren und die Thore bewachen. Sie find meistens beweibt, besitzen «iniges vermögen, und treiben verschiedene Gewerbt. Dl.se «oanciren nicht und finden hinlängliche Mtlel «mom MM»« l 6! Mittel, sich des Dienstes zu entziehen, wenn sie ln den Krleg gehen sollen. Viele reichen Leute ln den Städten, lassen sich unter die Ianltscharen anwerben, bloß ln der Absicht, um sicherer beschützt zu werden, und der Pllvllcgien blcser Truppen zu genießen. Sie erhulten keinen Sold, und werden leicht für Geld von allen Kriegsdienste« defreyet. Der Ianitscharen Aga ist ihr Befehlshaber, er hält sich immer in Constanttnopel auf, und besitzt große Macht und Ansehens steht lm Range aber unter dem Pacha. Iu den mtlsien Städten, wo sich Pachack von drey Noßsch'veifen aufhalten, befindet sich auch ein Ianitscharen Aga, der das Commands über dicse ln der ganzen Provinz zerstreute Miliz fi^hrt. Er sieh? aber unter dem Pacha und muß dessen Befehlen gehorchen. Verschiedene Regierungen durch machte religiöser Fanatismus und andere Ursachen dle Ianltscharen ciußerst furchtbar. Mit Elfer und Freude griffen sie zu den Waffen, so oft MahomctS Fahne aufgesteckt ward, und man die Ungläubige-! bekriegen wollte. Aber seit« dem europäische Taktik solche Fortschritte gemacht hat, welche die unwissenden Türken bey ihren Heeren weder einführen konnten noch wollten, und alle Bande ihres Reichs erschlafft oder zerrissen sind, ist die kriegerische Hitze der Ianltscharen erloschen. Sie sind jetzt nichts weiter, als eln unförmlicher Haufe von Hanr werter«, Krämern, Bauern und Matrose«, ohne Zucht und Bravour, allezeit bereit wegzulaufen oder Meuterey gegen ihre Offiziere anzufangen. Seit einiger Zelt hat man ein anderes Korps Infanterie von dreyßig tausend Mann, unter dem Nahmen TopchiS oder Artilleristen errichtet. Sle liegen ln der l62 Hauptstadt und andern Theilen deS Reichs zerstreut, bekomm«« einen maßtgen Eold und müssen auf die er-sie Ordre zusammen stoßen. Außer diesen Truppen befinden sich noch bey den türkischen Heeren die Settctars, eine Art Reiter, weniger zahlreich, auch nicht durch das ganze Reich zerstreuet, als die Spahis, lmgletchen die Delis oder Delibaches (Tollköpf«) eine Art freywlltiger Relterey im Dienste der Pachas. Die Delis, tapfer, entschlossen, unternehmend und immer bereit, dle Befehl« ihres Herrn h«y den Streifereyen zu befolgen, die er beordert, und ihn in seinen Erpressungen zu unterstützen. Sie begleiten ihren Herrn auf seinen Feldzügen, vertreten die Stelle der leichten Reiterey, fechten ohne alle Ordnung und Knegszuckt, halten die Flüchtigen aufederführen sie wieder ins Gefecht zurück , und stürzen sich kühn in die feindlichen Reihen, so daß fie diese zuweilen ln Verwirrung bringen und den Sieg entscheiden. Fälteln Pacha in Ungnade oder wird er abgesetzt, so verlieren seine Delibaches ihren Sold und bisherige Unterstützung, ln diesem Fall begehen sie die grausam» sien Räubcreyen, sie vertheilen sich aufs Land, in die Dorfer und selbst in die Städte, stehlen wo sie etwaS finden, brandschatzen und plündern dle Karavanen, bis sie etwa von einem andern Pacha in Dienst ge-»omwen, oder durch ausgeschickte Truppen aus elnan-der gejagt werden. Der Wille des Sultans ist dennoch ln dem am melsten despotischen Relche in Europa durch Gesetze und Gewohnheiten eingeschränkt, welche er ohne Gefahr nlcht übertreten darf. Als Nachfolger der Kalifen vereinigt er in seiner Person alle landesherrliche Gewalt. Er lst unumschränkter Souverain,Pabst und Oberhaupt der Kirche, er kann die Reichsgesetze nach Willführ «der Laune einrichten und verändern, er bestimmt Taxen und Abgaben, wenn er sie nöthig findet, er vergiebt nach Belleben die hohen Staatsmnter in der Kirche, bey den Finanzen, der Rechtspflege und der Armee, er ist Herr über Leben und Eigenthum aller selner Beamten, und dle von ihm Gehalt ziehen, dennoch würde er unüberwindliche Schwierigkeiten antreffen, wenn er die Grundsäye, welche das heilige Buch des Propheten enthält, oder alte Gewohnheitsrechte, anzugreifen wagte. Muß er neue Abgaben einführen, so sorgt er dafür, baß sie dem Volke nicht zu schwer falle», das immer zum Aufstand geneigt lst, den Kopf des VezlerS Verlangt, selbst den Sultan absetzen und die größten Ausschweifungen begehen kann. Er bcobachtetgewöhn-lich bey Anstellung de^ Oberrichter ihren bisherigen Rang und ihre Dienstzeit, weil er das angesehene und nichtige Korps derMemas z» beleidigen, und aufzu« bringen fürchtet. Auch kann er rechtmäßig keinen set» ner Unterthanen, die nicht in seinen Diensten stehen, ohne vorhergegangenen Prozeß, und ohne richterllche Entscheidung seiner Güter berauben, oder ihm das keben nehmen. Die Fälle sind wdeg nicht selten , baß dcr Groß* Herr, sein Vezier, dcr Capudan-Pacha oder Pachas vo« drey Rcßschweifen, Privatpersonen ohne weiter» Pro-zeß haben hinrichten lassen, allein dies geschieht nicht ohne die größte Gefahr, und man hat Beyspiele genug, baß Sultane und ihre Vezlere wegen schreyender Ungerechtigkeiten ober Bedrückungen ermordet oder abgesetzt wurden. Die Beschwerden ^6 Volks haben oft dm Sultan genöthigt, ftiner eigenen Sicherheit einen Minister, elnen Günstling aufzuopfern, dessen Verbrechen bloß darin bestanden, baß er den Willen seines Herrn "lchebingt od^ auS blinder Ergebenheit erfüllt«. «64 ^! Die Gegenwart des Landesherr«, «ine größere Aufklarung, getheiltes Ansehen und eben so Gunst und Gewalten, lasse» den Despotismus ln Constantinopelweniger fühlen, oder cr ist hier nicht so schrecklich oder zerstörend, als in den Provinzen. Denn der Sultan wacht über seine Minister, und das vereinigt? Volk lehnt sich gegen seine Unterdrücker auf, weil ls immer bey einem rechtschaffenen, eifersüchtigen oder ehrgeizigen Großen Schuh findet. Aber ein Pacha lst in seiner Provinz zu entfernt von der Aussicht des Sultans, und alS Befehlshaber aller Truppen mit fast uneingeschränkter Macht versehen, er findet daher in den Gerichtshöfen, bey den reichsten und angesehensten Einwohnern, auch in den Volksbewegungen nicht Wider-siand'genug, um innerhalb der vorgeschriebenen Gien» zen seiner Psilcht zu bleiben. Cln kühner, tapferer und angeschener Pacha bringt es bald dahin, daß die Richter, die Gesetze bey seinen Erpressungen schweigen, die gutcn Absichten dcs D'wan nicht zur Ausführung kommcn, und des Volk vor einen solchen Tyrannen zittert. Alsdann sind seine Gewaltthätigkeiten und Ungerechtigkeiten grenzenlos, vorzüglich wenn er im Dlvan Freunde mid Gömier hat, mib er eitle hinlängliche Anzahl Dellbaches «lnterhallen kann, die feine Befehle ungesäumt vrllstiecleil, und ihn im Fall eines Angriffs beschützen können. Errege,? aber selnc Ungerecl)tigkeiten allgemeine G.ch, l,»g, so fncht d«r Pacha diese dadurch zu stillen, daß er den Vollstrecker seiner Befehle Preis giebt, ihn entfernt oder sogar todten l,W. Die Christen leiden bcy selchen Bedrückungen am meisten, weil ihreKlcgeu selten bis zur Schwelle des Throns gelangen. Die Griechen, Armenier und Juden bilden zwar besondere Gemeinheiten, bereu Vorsteher sich zuweilen gegen den Pacha v«r?lni- ,65 gen, um dessen Bestrafung oder Absetzung zu bewirke», "ber gemeinhin sind ihre Bemühungen vergeblich, und ihre Lage wirb ärger, als sie vorher gewesen lst. Seit einiger Zeit hat sich die Straflo'siqkeit dtr Bässen so sehr gemehrt, daß die meisten viel mehr Truppen halten, als sie mit den Einkünften ihres Paschaliks besolden können, je mehr Soldaten sie also auf den Veincn haben, desto arger sind ihre Gewaltthätigkeiten. Durch Bestechungen haben sie alle Aemter und Bedienungen ihrer Provinz in ihrer Person vereinigt. Sie lassen sich jährlich in ihrem Paschallk bestcittlgen, und einige haben nach und nach solche Reichthümer, und solche Gewalt erlangt, daß der Sultan sie weder absehen noch auf andere Art bestrafen kann. Mein diese v-rwll-rtt, zügellose Verfassung muß endlich ihr Ende erreichen. Die Einwohner des platten Landes, durch Taxen ausgesogen und in bestandiger Lebensgefahr, ver» lassen ihre Felder, die ihnen nicht mehr den nöthigen Unterhalt reichen. Sie bcgeben sich nach den großen Gt^dtcll, um dort Ruhe zu finden, die ihnen ihre Hütten nicht gcben konnten, und sich mlt ihrer Familie zu 'u'ihren, welches bcym Feldbau nicht möglich war. Indessen fordert der Pacha die bisherigen Abgaben von den Zurückgebliebenen, und zwingt diese für die Ausgewanderten zu bezahlen, daher diese auch bald den «rsierp nachfolgen müssen, und daS ganze Dorf am Ende leer siehe. Man ftndet auch in jedem Theile des türkischen Reichs in einiger Entfernung von der Hauptstadt nichts anders als die vollkommenste Wüstenen, ausgedehnte Ebenen ohne allen Anbau, verfallene Hütten und zerstörte Dörfer ohne Einwohner. *) ") Zu diesem allgemeinen Gemälde des innern Verfalls nnb der steigende» Entvölkerung t>e« türkischen Reicht, ,66 Es ist kiln Wunder, daß ble Befehlshaber l« bin Provinzen ble türkischen Unterthanen auf alle mög/ llche Art aus.äugen, well sie ihre Stellen aufs theuerste bezahlen und mit Geld aufwiegen müssen, wenn sie solche lnnger behalten wollen. Zwar h^ wahrscheinlich das Mißtrauen die Gewohnheit eingeführt, daß jedes wi hligc Amt nur auf ein Jahr vergeben wird, und dcr Sultan nicht gern von dieser Regel abweicht, wenn er dazu im Stande ist. Allein durch Geld, Kühnheit und Gönner erbält der ungerechtere, habsüchtigste Pacha, wenn er seine Stelle etwa verlassen muß, eine einträglichere Provinz und die Würde der drey Noßsch'velfe noch dazu. Jetzt sucht er sich in seinem Posten festzusetzen, verhindert alle Klagen die über seine Aufführung nach Co>isiantinopcl gelangen könltten, und erfüllt bloß sein Versprechen, indem er prompt die vorher bedungenem Summen einsendet. Glückt es lhn» hingegen, wie den Bässen von Ecutarl, Bagdad, Jerusalem und andern, sein Gouvernement zu erweitern, oder seine Einkünfte so zu ver? liefert Eton im siebenten Abschnitt seines oben angeführten Werks, die nberzengrudsien Beweise. A„f dem Caravanrnwesse zwischen Constantlliopel und Angora berechnet er 40 Dörfer, wovon jetzt keine Spur mrh» Vorhanden ist. Auf einer andern Straße, welche nach Smirna führt, sind bloß seit 1763 zweylinndcrt Dorf-schaftrn eingegangen ,md von ihren Einwohnern ver, lassen worden. In den Städten vermindern sich die Einwohner auf gleiche Art. Aleppo unter and er», das in der Mitte des vorigen Jahrhundert? 250,000 Eimvoh, ncr hatte, zahlt jetzt kaum fuufzigtanscnd. Ganze Strafen «nd Marktplätze stehe« leer. In der Nachbarschaft dieser Sladl licge« 4° gr«ßc Dorfschaften in Ruine,,, welche vor sechzig Jahren sämmtlich bewohnt waren. bessern, baß cr eine kleine Arm« aufbringen und besolden kaun, so nmß der Sultan ihn gelinde behandeln, lhn jährlich ln setner Würde bestätigen, und bloß den Schein der Oberherrschaft zu erhalten suchen. Zwar bedient sich der Sultan unter diesen Umständen seiner beyden mächtigen Hülfsmittel, der Ast und der Nachsicht. Insgeheim und unter mancherley Vorwand werden sodann einige Capidgis nach einer solchen Provinz versandt. Ist der Pachanlchtaufseiner Hut ober mißtrauisch, ewcn jeden von seiner Person zu entfernen, der ihm verdächtig scheint, so empfängt er den todtllchen Stretch, der Capidgl zeigt hierauf den groß. herrlichen Befehl, welchen alle Umstehende ehrerbietigst küssen, und zum Zeichen der Unterwürfigkeit aufs Haupt leg«». Der völlige Ruin einzelner Provinzen wlrd nur durch die Ayams verhindert, welcheS Wort im Arabischen Auge bedeutet. Ihre Pflicht ist, für dle Sicher, heitund das Vermögen der Privatpersonen zu wachen, Ordnung und Ruhe an ihrem Orte zu erhalten, sich dem ungerechten Verfahren der PachaS und den Ausschweifungen der Soldaten zu widersetzen und die Abgaben gehörig zu vertheilen. Gewöhnlich ernennt das Volk zu diesen Stellen die redlichsten, tugendhaftesten Personen. In den großen Städten find mehrere Ayams, und einer ist gewöhnlich über verschiedene Dorfschaften bestellt. Für ihre Bemühungen haben sie keine andere Belohnung, als die verdiente Achtung ihrer Mitbür» ger und die Zufriedenheit, welche ein edler Mann genießt , wenn er andern nützlich gewesen ist. Die Ayams berusei. die Rechtsgelehrten und andere angesehene Einwohner ihres Orts, ln lhrem Divan, um wichtige Angelegenheiten zu verhandln, die Vorstellungen abzufassen, welche man demPacha über« l63 !?!!!???!!^ geben, und die Beschwerden zu überlegen, welche man gegen ihn bey der Pforte einreichen will. Sehr viel trägt noch zur Sicherheit solcher Einwohner bey, die nicht zum Mlitär gehören, oder nicht im Dienst bis Sultans stehen, daß sie vom Kaufmann bis zum geringsten Handwerter, zu irgend einer Gilde oder In« Mltlg gehören, deren Vorsteher die Gerechtsame des Ganzen oder etneS jeden Mitgliedes vertheidigen müssen. Wird ein Fleischer ober ein Obsivcrkmlfer von lr, gend einem Mächtigen angegriffen, so lassen b!e Vorsieher die Sache an den Richter gelangen. Sie erscheinen persönlich vor ihm, um dem Unterdrückten beyzu-stehen, zelgen, daß der Beklagte so und so lange in sei, «cm Quartier wuhnc, sich stets exemplarisch betragen habe, ein braver Muselmann, guter Vater und Gatte sey, und sind beym Zeugenverhör zugegen. Finden sie, daß der Beklagte wirklich schuldig lst, so treten sie'ab, und überlassen ihn der Strenge der Gesetze. Halten sie ihn aber unschuldig, so vertheidigen sie ihn mit Muth, berufen dle ganze Innung, um sich für ihn zu verwenden, und zwingen den Gegner, seiner Klage zu entsagen. Doch auf dem platten Lande findet diese Fürsprache nicht lmmer Statt. Der Landmann kann sich zwar an seine Ayams oder den Klasa des Dorfs wenden, den die Einwohner aus ihren Mitteln wählen, der alle Gemeinangelegenhelten, Geldsachen tc. besorgt, und sein Amt unentgeldlich verwaltet. Man beschuldigt diese Klajas zwar mit Necht, daß sie sich mit den Bässen clnverstehen, deren Cxpressungen begünstigen, und sich gewöhnlich auf Kosten derer bereichern, die sie vertheidigen und beschützen sollten. Dle Christen und Juden leben zwar auch ln ähnlichen Verbindungen, und lhre Vorsteher ermangeln »icht ihre Klagen laut werden zu lassen, aber gemeltu ,6y hin müssen fie die Abhelfung ihrer Beschwerden mlt Gelb erkaufen, wenn nicht ein Gesandter, ein euro, Päischer Consul, oder eln mächtiger Türke sich der Be, drängten annimmt. Dlese Unglücklichen sind im ganzen Reiche die Kühe, welche die Türken allezeit melken, wenn sie ihrer bedürfen. Achtzehnter Abschnitt. VomGroßvezier, den Divander «Pforte und dessen Gliedern, Von dcn Kodjakians und Vakufs. ^^er Großvezler oderVezler-Azem hat mit d" '77 Zustand des türkischen Reichs lmmer mehr, und es nähert sick) eine völlige Auflösung. Die Finanzen sind erschöpft, ein Aufrührer droht einen Fremden auf den Thron zu setzen, und erwartet d den Nacklaß der Staatsdiener zuck Besten deS Sultans zu konfiszlren, haben einen beträchtlichen Theil beS Prl' vatelgenthums in Vakufs verwandelt. Ohne die großen Ländereyen zu ber«'ihren, welche zur Bestreitung der Kosten bcs Gottesdienstes vermacht sind > oder die Dörfer, Städte und Distrikte zu nelineit, welche den Moscheen gehören, hinterlassen sehr viel Privatpersonen ihr ganzes Vermögen ober einen Thelt desselben, diesen türkischen Tempeln. Dazu werde» sie aber mehr aus Interesse/ als religiösen Absichten verleitet. Denn sie vermachen einer Moschee ihren Nachlaß und bedlligeli sich dabey eine bestimmte Summe Mls, welche ihnM die Moschee jährlich zahlen muß, ober sie erlegen der» selben jährlich etwas yewisstS, so dasi bey weitem der größte Theil der Erbschaft den rechtmäßigen Elbni zufällt, und die Moschee dann erst zum völligen besitz der ganzen Erbschaft gelangt, wenn die Erben ausgestorben sind. Dergleichen Vermächtnisse haben aber kcie "en andern 3'vcck, alö dcm Sultan die Erbschaft zu entziehen, und wenigstens einen Thlll seines Verulö» gcns seinen K'ndcrn zu hinterlassen. Bisher hat der Großherr die Legate in Ehren gehalten, allein d<, über kurz oder lang die Erben aussierbcn und die Verlassen-fchaft zuletzt doch der Moschee anhtim fällt, ft müssen endlich die Moscheen und religiösen Anstalten zUmBe-s;tz aller liegenden Gründe gelangen, wenn nicht et» M H «82 wa das Gesetz el,,mal diese Vermächtnisse einschränkt, oder die Regierung zu ihrem Vortheil an sich zieht. Ohne Bestellung elneS MutaveM oder Administrators , und eines Nazirs oder Aufsehers, finden dergleichen Verfügungen nicht Statt Der erste muß das Geld nach dem Willen des TestatorS verweben, unk der andere die Rechnung darüber nachsehen „nd abnehmen. Aber w einem Lande, wo so leicht Niemand den, Hange widersteht, sich Gelder zuzueignen, die ihm nicht gehören, so vereinigen sich beyde leicht, so viel davon siir sick ,u behalten, als sie nur können, anstatt die milde Sllstlmg unter die Armen zu vertheilen, Erspa-rungen zu machen oder das Kapital zu vermehren. Um zi, verhindern, daß dergleichen Vermächtnisse nicht von gierigen fremden Administratoren verschlungen werden, bestellen viele Türken dazu ihre nächsten Verwandten. S>e müssen aber wenlgstenszwey Drito tel ihres Vermögens in Vakuf verwandeln, sonst lau-ftn sie Gefahr, daß die Regierung, welche gar wohl bemerkt, man suche ihr auf diese Weise el»e Erbschaft zu entziche,,, solche tn Beschlag nimmt, und zum Nach« theil der Moschee an sich reißt. Neunzehnter Abschnitt. Ausfuhrhandel. Llbcnsmittel. Brenn - m,d Bauholz. "» er vorher beschriebene Zustand der Verfassung ist Ursache, daß liber alle Türkischen -oalidclsgcsa äste Miß-trauen verbreitet liegt, daß nur gegen übelmass»ge Zei. l»l chen gelosgf, baß nur zfti^en höchsten Preisen aufKredit gegeben wird. Europäer zahlen gewöhnlich acht bis zehn vom Hundert, Türkische, Armenische, Griecht» sche und Jüdische Kaufleute fünfzehn bis zwanzig, im Dienst des Sultans siehende Türken dreyßig bis fünf-^io, und andere Partlkuliers fmif und zwanzig bts dreyßig, jedoch müssen sie in den Städten ein Unter, pfand einlegen. Dagegen erfüllt der ktindmann sein gegebenes Versprechen pünktlich; der Geschäftsmann ist Sklave set-nes Wortes und der Kaufmann verweigert äusserst selten die Zahlung. Mit den Pachas und allen übrigen Grossen handelt man nur gegen baares Geld. Das Gold »st, Indien ausgenommen, ln diesemkande am häufigsten. Es füllt reichlich den Gürtel der Männer besserer Klasse, und schmückt zum Nachtheil des Handels Frauen und Kinder aufüberladene Art. Doch wandert viel von dem aus Europa kommenden Golde nach Persien und Indien. Nach Arnould bezog Frankreich von 1784 bis 1788 Ehrlich "us der Levante für 38.936,000 Lwres Waaren, und versandte weben diesem Zeitraume dahin ,»,,639,500 ktvres, nach dem Preise nämlich, welchen dle Waaren in Europa hatten, die aber in der Türkey um Vieles theurer verkauft wurden. Hierzu kam um de:, Vortheil für Frankreich zu entscheiden, daß die Einfuhr roher Produtte aus d«r Levante 27 Millionen Llvres betrug, wodurch man eine Menge Fabriken in Bewegung setzen, dann auch wieder für« Millionen einen einträglichen Zwischenhandel mit Levantischen Waaren treiben koimle» ' Die vornehmsten Ausfuhrsartikel sind folgende? °uN" Wolle; für sich allein taugt sie zu einfarbigen und feinen Tüchern nicht, mit feiner Wollt vermengt, ist sie vortheilhaft anwendbar. In diesem Falle macht man die ln ber keliante sehr belebten kon b rl n sbaraus^ die ehemals in London, jetzt aber von den Franzosen Hauptsschlich verfertigt werden. Kameelhaar>Angorisches3le genhaar, welches letztere vorzüglich zu Sarsche, Kamelot und Angora-Swahls verwendet wird; - m Baumwolle; sie gedeiht nur in dem wärmeren Hellespontischen Kltma; in Adrianopel wird sie auch roth gefärbt; die von Larjssa, Smlrna und anderen Min-Asiatischen Städten, ist geschätzter als dic aus Vdllanopel. ^ Püffelböut«, Büffelzungen, Hasen-feNe. ..: . i Saffian; die berühmtesten Sasswnfabrtkcn befinden sich in Galllpoli, den Dardanellen, und einige« Kleinasiatlschen Städten. Eie verarbeiten die Hmtte her in der Hauptstadt und Kleinasien geschlachteten Ziegen und Böcke. Die Juden und Armenier tragen die Schuhe yder Pantoffel von schwarzem oder violettem, die Grlee chen, die Ianitscharen und gemeinen Türken von rothem. Hie reicheren von gelbem Saffian. Ein Fell gilt 2H Li-vres. Ich konnte das Geheimniß des Türkische» Saf-fianfärbens nicht erfahren. (Herr Beauj 0 ur ist während seines Aufenthalts zu Thessalonlch glücklicher ge« Wesen.) ... Seide.InGhllan,Shirvan,Adtrbeizan,Vrussa, > Wriauopel und Bulgarien gedeiht sie häufig. Nlco-Mdlen, und die Gegend zwischen den, weissen Meer «nd dem Olymp ist sehr reich an wohlgepfiegten Mul-, H^erhäumen. ^, Mach s; hieran sind met/rere Provinzen der Eu« ^Maischen Tlirkey, worunter di< WaNachey undH'^ . '8s Mold.-m, wohlversehen. Auch in Kleinasien gewinnt man es zlemllch baufig. Kupfer; die Bergwerke bey Treblsonde in dlr Nackbarschaft von Tot at, dann andere in Kleinasien werfen so viel an dkl>m Metall ab, daß damit ein grosser Thell der Indischen Waaren bezahlt werden kann. Die Türkei« verbrauchen selbst hieran sehr viel, sowohl fl'ir Artillerie als für ihre Küchen-und Hausger äche. Getreide; hiermit versieht die Regierung die Hauptstadt oft mit grossen Opfern, um dem Aufruhr vorzubeugen, d?r sich bald weiter verbleiten würde. Es besteht die Eimichtunc,, baß die Getreldeprovinzen der Hauptstadt auf ihre Kosten «ine bestimmte Quantität Korn zuführen müssen, und daß die Bezahlung dafür nach der Ergiebigkeit der Ernbte und andern Umständen bemessen wird. Auch schickt die Regierung nach Volo, Thcssalonich und anderen Gegenden Griechenlands Leute ab, die so wohl die Quantität als den Preis deS abzuliefernden Getreides festsetzen, und sogleich bezahlen. Codann verkauft die Negierung wieder zu einem festgesetzten Prclse das Getreide an Bäcker und Private. In Konsianttnopel hat man dreyerley Brobarten, worunter Frangeole die beste, und für das Serall des Großherrn wird ein noch weisseres Brod gebacken. Das Getreide von den Donaugeg«nden wird für das beste, jenes von Egypten für das schlechteste gehalten. Arabischer Kaffee; er wird unter öffentlicher Aufsicht gebrannt, dann an Kaffeeschenker und Krämer verkamst. Bey schwerer Strafe darf unter den Moka-kaffee kein Westindischer gemischt werden, der aber t» den Donaulänbern beliebter als ersterer ist. Holz; hieran sind die Südküsten des Meeres von Marmora und die südöstlichen des schwarzen Meeres ,L4 reicl'. Gewolullicl» wirb Eichenholz gebramtt. IttN ^eqcl,dcn l'efern viel Bauholz, hli.ausund aus der Moldau übe? Galaz wird das Schissbaudolz gezogen. In der Niche von Ginope sind alle zur Ausrüstung el'ncr Flotte erforderliche» Artikel reichlich vnrhalidcn. Von dem Holz der Gegend wird nur das zu Kriegs» schiffen Untangllche htndangegcben. Dic Süd - Küste ocs schwarzen McereS erzeugt auch ichr viel Pech, Flachs und Hanf, welch letztere beyden Artikel auch aus der Moldau und der Walla-chcy gczogcll werden. Zwanzigster A b sch „ l l t. Von den Druac'mannl'N, d>,'n Baraltare«oder dcne«,die umcr drm Schllyder Gssandlen sil,'licn. Von den Heiralhen der Haustcule, dc» französischen Handwerkern in der Levantc und der paravane. 3> »^»^le Drogomannen verdienen vcn Seiten der Regierung alle Aufmerksamkeit, weil auf ihre Kenntnisse und Recl-tschasscnhelt der Erfolg allür Unterhandlungen und der ihnen anvertrauten Geschäfte beruhet. Man hat sich lange mit ihnen beschäftigt, ohne den vorgesetzten Zwccl z» erreichen. Man glaubte bisher, daß guter llnlm lci.t alit übrigen Eigenschaften überwöge und daß zu einem guten Dollmetscher weiter nichts gehö^, als Verstand und Kenntniß der französischen, türkischen und arabischen Sprache. Man wählt« vorzüglich jung« kcutc, dlc in der Türkey geboren waren, wejl sle,hjA ^5 msrgenlä'ndifchen Dialekte deutNcher aussprachen, auch sich überhaupt fc> tiger und richtiger ausdrücken konnten. Eie mußten hernach einige Zelt in Paris zubringen, um französisch und die Grundregeln der türkischen und arabischen Sprache zu erlernen. Endlich endigten sie ihr Studium m cinem Kapucinerkloster in Constantinopel wurden hierauf in die lcvantischen Handelsplätze vertheilt, und diejenigen, welche von ihnen die meisten Fähigkeiten zeigten, bey der französzschen Gesandtschaft abgestellt. Durch cw.c unliberdachlc Nachsickt pflegte man die französischen Dollmetscher aus vier bls fünf Familien zu wählen, welche seit langer Zcil in del Levante wohn, ten. Diese Leute, in der Türkey oou griechischen oder armenischen Müttern geboren, habe?! es während der Revolution bewiesen, wie wenig man ihnen und ihres gleichen trauen darf. Ob sie gleich den Franzosen ibre Erziehung und Beförderung verdankten, so traten sie dennoch in die Dienste unserer Feinde, und theilten ihnen die Kenntnisse mit, die sie bey uns erlangt Hütten. Einige beschuldigt man sogar, daß sie die Kanzelleyen gcplündertund wichtige Papiere entwendet hätten, kurz, sie haben in dieser merkwürdigen Periode bewiesen, daß man künftig nur geborne Franzosen, als Dlogomanns bey der Pforte bestellen müsse. Man wird sich vielleicht wundern, baß lch einen in der Levante gebornen Europäer, gesellschaftlicher Tugenden weniger fähig, und zu Geschäften weniger geschickt halte, die Rechtschaffenheit und Chre verlangen. Die Erfahrung hat uns zu häufig belehrt, daß ein im tür-ktschen Reiche gcborncr und erzogener Dollmetscher sich lein Gewissen daraus macht, das Interesse einzelner Privatpersonen oder fremder Höfe sMem eigenen Vor, Heile aufzuopfern. Man kann erweise, daß der Gt- sandte ober fremde Kaufmann häufig den Fallstricken unterliegt, dle ihm sein Drogomann stellt, ihn durch seine listigen Wendungen zum Stillschweigen bringt, oder ihn gar durch Geld, das er geschickt und zur rechten Zeit verwendet, ihn ganz für seine Absichten stimmt. Was kann man abe? auch von einem Mann erwarten, der Ntchtschaffenheit und Erfüllung sein« Pflicht, bloß in Beobachtung äußerlicher Religionscere-monlen setzt, der in einem Lande erzogen ist, wo man dem Herkommen gemäß, jeden Schritt, jeden Dienst bezahlen muß, wo Gerechtigkeit verkäuflich ist, der fesche Feuge bezahlt, ober der Mörder sich loskaufen kann, kurz, wo m«n ohne Bedenken, ohne -Schaam und Gewissensbisse, den niederträchtigsten Handel treibt. Die Gesandtschaft in Constantlnopel ist von der bey andern Höfen himmelweit verschieden. Bey diesen be« sorgt der Gesandte seine Geschäfte selber, kann seine Talente entwickeln, und alle Kräfte seines Geistes in Bewegung setzen. In Constantinopel hingegen hängt er ganz von seinem Drogomann ab. Ist dieser dumm oder ungescticlt , so erscheint der Gesandte bey der Pforte als etn Thor oder ganz gewöhnlicher Mann. Ist der Dollmetscher ein Betrieger, so wird der Gesandte bey aller Gelegenheit hinters Licht geführt, die klarste deutlichste Sach« nimmt eine verwickelte Wendung, täglich Haufen sich Schwierigkeiten und der Geschäftsgang «vlrd durch täglich neue Hindernisse verzögert, bis der Gesandte endlich bey dem ewigen Widerstände ermüdet, seinen Plan aufgiebt, und sich welter ln keine neuen einläßt. Iu Marseille und nicht ln Constantlnopel müßten Wutllche Schulen für dle griechische, türkische und ara- bische Eprache angelegt werben, bamlt junge für den levalttischen Handel bestimmte Leute, Schiffer, ble dahin fahren wollen, diese Sprachen gründlich erlernen konnten, um nicht betrogen zu wcrben und ihr« Geschäfte nach eigenem Gutdünken, und ohne alle Weitlauftlgkcl« ten bclrciben zu tonnen. Eine zweyte Schule, bloß für künftige .Dollmttscher Müßte in Paris vorhanden seyn, wo man nur geborn? Franzosen aufnehme. Hier würden sie in der gemeinen Volkssprache unterrichtet, aber auch zugleich in der türkischen, arabischen Büchersprache, deren man sich bey Hofe bedient, und in welcher Verordnungen, bc.-Regierung ausgefertigt werbet?. Bey «lnem Aufenlyalte von etlichen Jahren lm türkischen Reiche und nach einer eben so landen Anstellung bey den Handelsagenten und Commissavien, würde der zum Dollmetschcr bestimmte junge Mann g^viß die Aussprache und alle Wendungen der türkischen Sprache iune haben , um entweder in der Hauptstadt l der den Handelsplätzen von Griechenland und Syrleu gebraucht zu werden. Uebcrhaupt schadet es nicht, die europäische Aussprache beyzubehalten, weil die Türken immer einen Emop^er mit einiger Achtung behandeln, welche sie andern zu erweisen für unnöthig haltcn, die ln der Turkey geboren sind, und von ihnen nur als verkleidete Sklaven angesehen werden, -.... ^. ,^.59 ^"> Wenn die Dollmetscher zugleich als Pflanzschule ft'ir Handelsagenten in der Levante oder andere Geschafts-tt^gcr dienen tcnitte.l, so würde eine solche Anstalt die wichtigsten Vortheil« gewähren. Diese Zöglinge würden mchr Eifer, Kenntnisse, Rechtschaffenheit und Zu-lMgmig gegen das Mutterland beweisen, die Handelsgeschäfte würden besser betrieben und schneller beendigt seyn, wenn die dazu gebrauchten Personen dle Landes-. i Ft spräche inne hätten, unb durch lange Erfahrung dle Muselmänner oder überhaupt die Unterthanen genau hätten kennen lernen. Vor allen aber müßte man von der Pforte zu erlan« gen suchm, daß dle französischen Dollmetscher in euros palscher Kleidung und einer besondern Uniform össent. Itch ersclclnci, dmften, und von dem bisherigen Ceremonie! defteyet würden. Denn so lange der Drogo» wann sich für einen Pacha ober bloßen Schreiber der Pforte demüthigen muß, so lange er gezwungen ist, den Stock zu fürchten, für seinen Kopf zu zittern, ober den Zipfel de«5 Rocks der türkischen Beamten zu küssen, wie kann er die ln der Levante so nöthige Festigkeit des Charakters, eine eigene Meinung und Furchtlosigkeit behalten? Gewöhnliche Geschäfte, oder die von keiner Nichtigkeit sind , kann man wie bisher den eingebornen Dollmetschern überlassen; nur muß man diese durch die Schuhfreyheit ^Barat) in Ordnung zu halten suchen > und ein solches Privilegium mit Vorsicht er, theilen. Ich rede hltr nicht von den Griechen und Juden, die elnen Barat von irgend einem Gesandten ^kaufen, um türkische Sti.scln tragen, oder nur drey pro Cent Zoll erlegen zu dürfen, und dadurch ihr Leben und Vcr-mögen dem Schutz einer europäischen Macht überlassen. ES scheint mir unedel unb unpolitisch, daß Gesandte für elnen hohen Preis, Leuten ihren Schutz verkaufen, bt-sehr oft ihren Kredit untergraben, ihnen viele Zeit rauben, und dem europäischen Handel mancherley Nach» isielle verursachen. Die Barats müssen umsonst ertheilt werden, vor-? zügllch solchen kcnten, die sich ganz den Handelsgeschäften wldmen, die keine mühsame, unangenehme Dbelt scheuen, und die arm und ohn? Kedit, die be- fit« Unterhändler der fremden Kaufleute mit den Ein.-ftebornen sind. Well sie für den Schutz nichts bezahlt hab,n, kann man ihnen diesen nach Befinden der Um? stände wieder nehmen. n cnn sie sich sö lecht betragen, um lhnen die Vortheile zu entziehen, welche mit d?nß Barat verbunden sind. Eine lange Erfahrung hatte die französische Ncgle-rung belehrt, daß es weise wäre, den Kauftcuten und Handelsagenten die H,»rathen mlt Griechinnen ober andern morgenländlschen Christinnen zu mttersaqen. Dieses Geseh, welches Gulist und Empschlung^n bisweilen Imrchlrcherten, muß in seiner a^ten Kraft wieder hergestellt wcrden, weil das Wohl des Staats und Handelsvorthe'le solches verlangen. Dies Gesetz tst desto nochwentlaer, weil im tlnklschen Reiche die Kinder, wela e auS der Che oer Eurbpäer mlt Grlechmnm und a.idern Unterthanen des Kaisers erzeuget werben, dem Sultan das Kopfgeld bezahlen müssen, ober alS ztnspfiichtige R^'as behandelt werden. Ausserdem, baß «ine in der Levante geborne Frau orientalische Indolenz, der Besorgung ihrer Wirthschaft vorzieht, und in Putz, Juwelen und andern Frivolitäten große Summen verschwendet, so zeigt sie weder Alihmiglichkelt noch Erkenntlichkeit gegen den, welchem sie Ruhe und Wohlstand verdankt. Nach dem Beyspiel der türkischen Weiber verhindert sie vielmehr, wenn ee etwas ersparen wM, damit er an die Rüclkehr tn s«ln Vaterland nicht denken kann. Der Mann, der seine Gattin nie oahl,, bringt, «hm ln seine Helmat zu fol-gen, dem Sofa, warmen Badern und andern von Jugend auf gewohnten Beqnemllchteilen zu entsagen, »llmmt allmcihlig bic 3m,leslnsta»ti»opel nach dem Hafen Mundania. Auf, entHall in Ghemlek. Türkische Schiffswerfte. Bauholz. Ackerbau. Naturgeschichte. Inseln des Provontis. Gal» lipoli. LampsacuS. Anknllft bey den Dardanellen. ', und wir verließen Consta,!, tlxopel, gegen Ende des ^opeml»ersimIlchr Z, aufei« «em Ragusinuschcn 6chiffe, welches ein franzö!.scher Kaufmann oefrachret liattc. Der Capital» sollte in dun Meerbusen vo« Mundania ankern, um einige Balien. Seide von Brussa einzunehmen; von da sollte er nach Smlrnafahren,und uns dey den Oardaüllle» absehen. Der Tag war schön, und das Mccr vollkommen ruhig, und der Capita;« benutzte den ersten Nm dwlud, UM von Galata avzusea.«lu, und wir legten des Abc-,os N 2 bey dem Dorf« Prinlivos bey. Da wir uns der Winde stille wegen, zwey Tage aufhalten mußten, beschäftigten wir uns damit, Taucher, Schnepfen und Rebhühner zu schießen, und Gräser und andere Pflanzen zu sam» meln. Den 9ten kamen wir eine halbe Meile von dem Dorfe Ghemlek vor Anker. ^ Das Dorf Ghemlek, welches die Griechen Klos nennen, lllgt nördlich am Ende des Meerbusens. Es ist auf den Ruinen des alten Clus «baut, und hat etwa 2Qoc> Einwohner; sie bestehen größtenthells aus Griechen, und beschäftigen sich mit Ackerbau, und einige wenige mit der Schifffahrt. Einige müssen auf den türkischen Schiffswerften arbeiten. Bey unserer Ankunft war ein Fahrzeug von 24 Kanonen, unter der Aufsicht eines französischen Baumeisters, beynahe vollendet. Die Türken bauen einen Theil ihrer Schiffe an diesem Ort, well fit mit Leichtigkeit Bauholz in der Nähe des Olymps, von den Bergen zwischen Munbania und Nicomedkn und südlich vom See Ascamus erhalten können. Man gebraucht zwey Arten Eichen und zwey Arten Fichten dazu. dle ersten dienen zum Kiel, z„ den Balten, und der äußern Bekleidung; die Fichten sowohl zu den Balken als zu den innern Theilen. Die beyden Etchenarten, welche man zum Schiffsbau benutzt, sind die Quercus crin/ta, und racemosa. Die erste, welche Quercus cerris des Linnee zu seyn scheint, wachst häufig an oer Küste von Tocat, Slnope und Trapezunt. Es ist dieselbe Art, welche man w Constanllnopel zum Schiffsbau und zu Tischlerarbeiten gebraucht. Man findet sie auch in einem großen Theil von Syrkn und Klein - Asien; sie wächst zu einer großen Höhe und ttlfert vortreffliches Holz, Die Blätter sind tief gekerbt, glatt, oben dunkelgrün, und auf der un, t,m SeNe »eWch. Die Cupula ist mit langen spltz »97 zulaufend«» Fü'ben beseht Cqüesc" 8 orientÄ?i5,latif<,. l>a» koüi« a6 c08tan» pulcllre inc>5>5, ^l»u6e m^xi-wa,cusiul^ crinita. I'ournesort. (^oroll. paß. 40.) Die Quercus racemosa (nrientaliz I'oulneson. idiciem.) oder die Cicke mit langstieligen Elcheln ist noch häufiger bey Mundanla und Constantinopel; sie wird sehr hock, gerade und hat sehr hartes Holz, di« Blatter unterscheiden sich wenig von denen der Zürnelche, zeichnet sich aber durch die drey Zoll langen, sehr düns nen Stiele der Elcheln aus. Man bedient sich gewöhnlich der Pinus plneaunb einer Art, welche dem corsischen Laricio nahe kommt. Die erste wächst häufig an den Küsten von Kletn-Asien und Syrten, sowie auch ln ganz Griechenland, sie erreicht ewe beträchtliche Höhe, und das harte harzige Holz wird zu Mundania, den Dardanellen, Metelln und Rhodus häufig zum Schiffsbau benutzt. Die zweyte Fichtenart, welche hmifig um den Olymp und lm Innern von Kleln-Asien wachst, hat einen geraden Stamm und erreicht eine beträchtliche Höhe und Dicke. Die Saamen, welche ich nach Paris gebracht habe, sind ln dem Garten des Bürgers Cels, Mitglied des NatlonalinftitutS, sehr gut fortge, kommen. Der Golfo von Mundania ist tief, enge und mit hohen Bergen umgeben, die auf der Nordseite sind größtenthells Kalk, zum Theil Schiefer und zum Thtll Sandstein. Die Gandkliste besteht ganz aus harten Por» phyr und Aranitftlsen. Am Ende des Meerbusens »st eine sandige Ebene, und welter hinter eine fruchtbare Gegend, welche vom Klos und de« Hylas bewässert wird. In dieser Gegend werben verschiedene Gemüse gebaut, wle die Aubergine, die Ketmle, Wassermelo« nen und verschiedene Obstbaume, worunter wir de» >l)8 - ^'" '"^ Granatenbaum unb cine ylrtl.'i'nglichter Aepfcl bemerkten. Wir ve> schafften uns mehrere junge Apfelbäume und schickten sie nach Constantinopcl w den Garten des Gesandten, um sie nachher nach Frankreich selbst zu schicken. Ohne Zweifel wirb dieser Apfelbaum im südlichen Frankreich fortkrmmcn. de»n das Klima vcn Ghemlek ist wenigstens eben so heiß, als in den südlichen Departements, wo bekanntlich die Apfelbäume schlecht fortkommen. Die GianatenvonGhemlek werden so gesucht, daß die Griechen dlescs Dorfs lhrc Kopfsteuer in diesen Früchten bezahlen müssen, welche sie nach Constant!« nopel für den Harem des Großherrn schicken. Obgleich der Oehlbaum hmifig genug an diesen Küsten wächst, pflegen die Einwohner doch kein Oehl daraus zu pressen. Sle sammeln lieber ganz reife Oll-ve» im November und December, um sie einzusalzen ,mb nach der Hauptstadt zu schicken, wo dlc Griechen Armenler unb Juden das ganze Jahr hindurch eine un» geheure Menge verzehren. Die Zubereitung besteht darlnn, daß man Scelalz darauf wirft, und sie umrührt, b'ssic davon dmchbrunqen sind. Man legt sie darauf einige Ta^e lang in Körbe, und drückt sie sanft, damit die wiißrigen Tbelle ablaufen, worauf man sie ln irdenen Gefäßen aufbewahrt. Man ißt diese Oliven ohne andere Zubereitung, zuweilen auch mit Salz, Ochl und Esstg, mitunter werden sie aucb mit Auberginen, Pimento, Seller«), ln Essn, aelegten Fe,:ckel, Sardellen und andern gesalzenen F'schen zubereitet. ^ Man bauet ln Gbemlek, so wie ln der Gegenbvon Prusa, sehr häufig den weißen Maulbeerbaum zum Behuf der Seldenwürmer; aber man läßt ihn lMnlcht so hoch wachsen, wle bey uns: Mil« laßt ihn klein, und schneidet jeoes Jahr die Aesie ab, um sie, mlt den Blättern, den Seidenwürmern zu geben. Nach diesem Beschneiden treibt der Baum neue Zweige, welche im künftigen Jahre wieder abgeschnitten werben. Man pflanzt diese Bäume, nach der Beschaffenheit des Bodens, drey bls vier Fuß von einander; sie werben nicht gepfropft, well man, ohne Zweifel, bemerkt hat, baß die kleinen süßen Blätter des wilden Maulbeerbaums besser, als die großen und saftigen, stnd. Gewöhnlich werben sie nicht gedüngt, zuweilen begossen, aber bey allen wirb zweymahl die Erde um« gegraben, einmahl, wenn er alifängt ausznschlagen, und das andere Mahl zu Ende des Sommers. Auf diese 2lrt dauert der Baum sehr lange. Er macht einen Hauptnahrunaszwtig der Gegend von Prusa aus, und versorgt vlele Seldensabrlken in dieser Stadt, welche für den Orient arbeiten. Ein Feld mit ausgewachsenen Maulbeerbäumen bepflanzt, würde ohne Zweifel mehr Blatter liefern, als eins mlt kleinen Stämmen, obgleich diese letztern «lnander naher stehen; wenn man aber die Leichtigkeit, fich alles Laub durch Abbrechung der Zweige zu ver-schaffen, und den großen Vortheil, sie durch eine Wand ober Hecke vor dem Nordwind sctmhen zu können, in Betracht zieht: so wird man diese Bauart nicht tadeln können. ^ Dle Griechen sind große Liebhaber von Schnecken; sie verstehen aber nicht, sie durch «ine ausgesuchte Nah, tung fett zu machen, wie dle Römer. Vle begnügen sich damit sie aufzusuchen, und einige Tage ln Töpfen Mit Erde angefüllt aufzubewahren, damit sie all. Nah, lungsmlttel, die sie verzehrt haben, von sich geben mö-gen. Sie lassen sie mehrere Stunden hindurch lu Salz, H0a -"""""^T?"? wasscr kochen, wcrauf ste st< ml< elner Brühe t»on Knoblauch, Petersilie und Gewürze essen. Die Griechen in Constantlnopel und Ghemlek essn fast alle Arten europäischer Schnecken, vorzüglich aber die Helix easianea. Sie ist dicker als die Pomatia oder Weinbergs-sclinecke; aber die Oeftnung ist kleiner. Die ganz« Schnecke ist kastanleilbraun und gelb gestreift, und der oberste Stteifen weiß. Unter den Muscheln, welche wir tn der Gegend von Ghemlek faidcn, wollen wir zwey Sotten Bull, mus anführen, welche bis jetzt noch unbelanlit zu styn scheinen. Bullmus zebra ist glatt, wMlch »nd der länge nach röthlich gestreift: die zwölf Windungen sind ein wenig convex, die Spitze ist abgestumpft, und dl« Ren und bauen Wein, Oehl, Baumwolle und Korn. oder ProconnesuS weg«n der vielen Hirsche, welche sich bar, auffanden. Ich zweifle, ob sie jetzt noch vorhanden seyn mögen, da d»e Berge fast ganz kahl und dle Wälder ausgerottet sind. Beym Eintritt ln ben^Kanal hefteten wir unsri Bllcke mlf Vergnügen auf die europalsche Küste, wo wir einen, mit dcm Mcerufer gleichlaufenden, Berg und el» fruchtbares gut bebauetes Land saben. Die Küstc von Asien reltzte unsere Aufmerksamkeit noch mehr, fie lst flach, sumpfig bls zum Granlcus und an dem nlcht überschwemmten Stellen äußerst fruchtbar. Di« Berge ln der Ferne sind sehr waldig und höher als dle tnropä'jschell. Mir betrachteten lange den Olympus, welcher ganz mit Schnee bedeckt war, und nahmen Abschied von Consialttinopel, dem PropontiS und Cyzicus. Die Gegenwände, welche ssch, auf beyden Selten des Canals, unserm Auge darboten, verschwanden mlt der größten Schnelligkeit; wlr fuhren mit vollem Winde und dcr Strom deS Wassers beschleunigt« unsern Lauf: so daß wir um zehn Uhr Morgens vor Galllpoll anka-me». Diese Stadt, welche seht die ansehnlichste am Hellespont ill, kam unter Johannes Paläologus Regle» rung in die Hände der Türken, und wurde vom Solimann dem Sohne des Orchan erobert. Sie z>'ihlt ohn-geflihr i5 bis 16,00« Griechen, Türken und Juden als Einwohner und lieqt auf einer Felsenbank, welche das Meer ausgehöhlt ha«. Dies« bllbet «ine Art Vorgebirge, an dessen Spitz« ein eeuchtthurm für die Schiffe steht, welche des Nachts in den Canal einfahren. Fast gerade gegenüber lst, zu demselben Zweck, auf der asiatischen Küste cln zweyter erbauet. Der Canal verengt sich plötzlich bey Galllpoll, so, daß er nur eine Melle brelt «st, und bildet südlich von der Stadt einen kleinen Hafen. Das obenerwähnte Geblrge hat sich hler ln nackte Üllb unbebaute Hügel verwandelt; dle Berge ln Asten hingegen sind hler der Klisie näher, und zeigen eln sehr fruchtbares und schönes kand. kampsacus, wo wir bcynahe zu gleicher Zeit ankamen, liegt gleichfalls l„ elner sehr ftuchlbaren Gegend. Diese Stadt, ehedem bettächtlicherals Galllprll, war wegen seiner Gürten, Weinberge und vorzüglich durch denDtenstdes Prlapus berühmt. Jetzt ist es nur ein elendes Dorf, welches einige Griechen und Türken bewohnen. An den benachbarten Küsten giebt es Weinberge, aber dle schönen Garten sind verschwunden, und auf den Trümmern der Tempel stcht eine Moschee. Bis zur Spitze Nagara, wo man noch die Ruinen von AbydoS sieht, zeigt der Hellespont nichts Merkwür» diges, als die grünen und fruchtbaren Hügel längs den Küsten. Obgleich Abydos von Lampsacus fünfzehn Metten entfernt ist, kamen wir doch sch^n um ein Uhr Nachmittags bey diesem Cap vor Anker; wir etllen unsere Sache» auszuschiffen, und uns nich der, zwey Meilen entfernten, Stadt zu begeben. Der französische Vlce-Consul Bermonb erwartete uns seltj einigen Ta« gen; er hatte uns eine Wohnung im Ccnsularhause bereitet, und versäumte nichtS, uns unsern Aufenthalt in den Dardanellen angenehm m»d nützlich zu machen. Zweyter Abschnitt. Aufenthalt ili den Dardanellen. Beschreibung dr< Hellespont« ,md der Hüst«»städtc. Product? und Handel dieser Ve, gend. ____^«^.____ ' -^er Hellespont M heutiges Tagcs mehr unter dem Hamen Canal der Dardanellen bekannt; weil di« nem Stadt, wo wlr cbcn angekommen waren, von den Europäern die Dardanellen genannt wird, weichen Na-me» man ihr nach dem alten Dardunc», Oardania oder Dardanus gegeben hat, welches ewige Meilen weiser hin lag. Äcr Fluß Rhobius, anwelchcmble neueStadt er« baut ist, fioß in derMitte,zwischen Abydos unoDardanus. Diese Stadt hat höchstens 4,oOc»Elnwohner, welche aus Türken, Griechen «nd Juden bestehen. Ihre Lage lst sehr angenehm, und der Boden fruchtbar. Nördlich llegen Weinberge, und südlich eine Ebene, welche durch eineu niedrigen Berg begrenzt wird. Diese Ebene bildet gegen Osten ein sehr fruchtbares Thal, welches der Rhodius bewWr.. Am Ende des Thals sieht man Spuren von Vulkanen, und ungeheure Granit-Hlöcke, in denen der Quarz fast ganz verglajet lst. Weiterhin lst eine kleine Vertiefung, welche von waldigen Bergen eingeschlossen wird. Man bauet um die Dardanellen, Baumwolle, Sesam, verschiedene Gcunisc, Wem, Oliven uno Obstbäume. 2er Pomeranzen-Baum wachst hier in freier Luft. Getreide wird in Menge gewonnen, und die benachbarten Berge liefern Galläpfel u»d ^noppern für den Handel. Ber Hellespont strömt sehr stark ^egen die Festung am Ende ber Sta^t: so d^6 das Wacn wird, wo die Handelsschiffe, und zmveile,, auch Kriegssch'ffe unkern. Die letztern ziehen indessen den Hafen bcy N.'gara vor, wo sie mehr uor dem Nordwinde gcdeclt sind, und 'bessern Ankergrund haben. Der Hellespont ^hnett, auf dem ersten Anblick, einein majcliatischen St,om, der sicy in den Occan ergicßr; abcr niemahls üdetteltt er die Grenzen, welche rie N^tur ihli» bestilnmte, und man sieht nicht die zerstörenden Uebcrft!wemnlu,igen, welchen so ost Länder au groben Flüsse, aus^es.'^t sittd. Eber» so wenlg lrlsst man verpestende Sümpfe, die man gewöhnlich an ben Mündungen der Flüsse findet; sondern das Land ist biS zur Wasserfläche angebaut; und wenn auch das Wasser bcs Hellesponts keinen fruchtbaren Schlamm absetzt: so ist doch die Verbindung, die er zwischen dem schwarzen und mittelländischen Meere her« vorbringt, und die Bequemlichkeit des Transports für Handel und Ackerbau vielleicht von mehreren Nutzen, als die Nachbarschaft eines großen Flusses. Der Rhodlus entspringt nordöstlich vom Ida. Er Nimmt einige Bäche von den benachbarten Pergen auf, und nachdem er eine Fläche von zwölfbls fünfzehn Met« len durchströmt hat, ergießt «r sich, neben dem Darba» netten-Schloß, in den Hellespont. Im Sommer wirb sein weniges Wasser zum Begießen der Felder angewandt; aber im Winter sehen ihn die häufigen Negen in den Stand, den Namen eines Flusses zu verdienen. Nicht weit von der Mündung haben die Snwohtler der Dardanellen eine Brücke über ihn geschlagen, um zu den Feldern auf dem linken Ufer geladen zu können. Hinter dem Schloß, zwischen der Stadt l,„o dem Flusse, lst «in weiter, von hohen Platanen beschatteter, Spa, zlergcmg. Obgleich es an diesem Orte sehr kühl und angenehm ist, findet man doch niemahls Einwohner der Stadt hier, sondern nur Europäer, welche der Handel oder die Neugler in dicse Gegend geführt haf. ' Drey Meilen von den Dardanellen findet man gegen Norden, auf einer dreyecligten Ebene ei»igc Spuren von dem alten Abydos. Der Boden ist mit Schutthaufen bedeckt, unter denen man Ziegelsteine, gebran,,, ten Thon, Stücken Grämt und Marmor ron allen Arten findet. Man bemer-t eine unfölmlichc Mauer . länas der Südwestseite, und, bey dem benachbarten Hügel, «inen ttef ausgehöhlten Weg, auf welche, sich «08 13Ü???. ">??!? die Einwohner von Abybos nach einer fruchtbaren Ebene gegen Osten begebe». Die Stadt nahm den südlichen Theil des obenerwähnten Dreyecks ein, und «Mut« sich bis zudem Hügel dem Canal gegenüber. ,-) ^ »<» Es giebt auf den Vfern des Hellespont^ keine glück-lichere Lage für eine Stadt: denn die Aussicht über den ganzen Canal und selbst blS Tenedos, und die Leichtigkeit, die Stadt zu befestigen^ ungerechnet, «st derTn-kergrunb ohne Zweifel hier der sicherste im ganzcn Hellespont, und wenn die Tücken die Einfahrt in den Pro-pontis am wirksamsten hätten vertheidigen wollen, s« würde die Spitze von Nagara gewiß der schicklichste Ort für elne Pattcrie seyn; denn die Schisse müssen jedesmahl dicht an dieser Epttze vrrbeyfahren, mid der Canal ist hier beynahe eben so schmal, als beyden Dat» danellen. Zwey Meilen südöstlich von Abybos steht man den Silleis, «inen lle'nen Bach, den ich nicht erw/ihlien würde, wenn er nicht die Lage von Arisba bestimmte, bey welcher Stadt sich die Armee des Alexanders lagert«, während dieser große Eroberer die Ruinen Twja's be-silchte. ^ Die Geographen sind über dle Lage des altt» Dar-dailus nicht eini^: emige sehen es auf das Vorgebirge Trapezium und andere a,n Fuße des Berges Ida. Ich habe m der G.gend des Vorgebirges, welches gewöhnlich dle Barbierspiye gtnannt wlrd, nicht die geringste Spur einer Stadt gefunden, und weder Schult, noch Ziegel ober Bausteine bemerkt. Der Buden selbst ist uneven, bergig, unfruchtbar und ohne Wasser ? so daß er zu der L<:ge einer beträchtlichen Stadt wenig geschickt wäre. Ich vcrmutbe daher, daß sie tlefer tm Innern lag, da man in jcncn Zeiten die Vortheile des Sechan, dels »n'ch mcht so schölM tonnte, und sich oft absicht- Uch Nch vom Ufer entfernte, um vor den Scermibern sicher zu seyn. ^ Hinter dem Kap ist bk Kt'iste welß und kreldlgt> weßwegen die Matrosen diesen Ort die weißen Flecken nennen. Hier ankern gewöhnlich die Schisse, welch« einen günstigen Wind zur Hinauffahrt durch den Helle« fpont erwarten. Nicht glücklicher sind wir lnbcrAuf-Kndung von Ophrynium gewesen, welches man zwischen Dardanus und Rhoettum setzt. Wahrscheinlich I^g es zwischen dem Vorgebirge dleses Namens und bcm Grabmale des Ajax, nach den Brucl^i'icken von Backstetneit zu schließen, welche man daselb,^ )el; denn bekanntlich ist dieses die sicherste Anzeige von der Lage alter Städte. Die Denkmäler zerfallen, dic Steine werden weggeführt, und der Pfiug ebnct das Erdreich, aber nur Ziegel und Scherben widerstehen dcr Zelt und der Menschen Hand. Wenn man bey dem Grabe l^s Ajax, welches auf einem Hügel liegt. vorüber lst, ficht man blS hinter den Slmois eine flache, in der N^ihe deS Meeres sandige Ebene, die aber, tiefer lnS k»nd hwein, immer fruchtbarer wird. Aber eh« wir Troas durchstreifen, und die Ortc, welche durch die Geschichte so berühmt sind, besuchen, wollen wir zmn Hellespont zurück ge« hcn, nnb uns an die europäische Küste versetzen. ' Nach den Dichtern und den mehresten griechischen Geschichtschreibern lag Sessos gegenüber Abydos, an dem engste« Thtllc des Kanals, und die Liebe keandesS zur Hero har dicft Orte berühmt gemacht. ProcopiuS fetzt Sestos in den Hafen, welcher Abydos am nHchö sien liegt, und fügt sogar hinzu, daß dcr Kaiser Iu-silnian eine Citadelle dey der Eta^t hä'tce ausbauen,l.if-sm, wovon man die Spuren noch am üsersiehf. Man ufftel-sckcidet "dm ersten Absatz des Maulwerks »on II. Band. . O Hi« Quadersteinen, worauf die Mauer stand. Die Maue^ sieht fünfzehn Zoll welter zurück. Der Thurm liegt am Ende der Citadelle, ist rund und größtentheils zer« stört. Man bemerkt dle Uederblelbsel eines Schwibbo« gens, welcher das erste Stockwerk ausmachte. Die, Mauern bestehen, wie die Citadelle, aus verschiedenen Absätzen von Bruchsteinen, und mehrern Absähen von Ziegelsteinen, welche mit der breiten Flciche aufeinander Negen. Man findet innerhalb der Mauern Haufen Steine, worunter man Ziegel, Scherben, Granit und Marmor unterscheidet. Wahrscheinlich hat man diese Trümmer zusammeng^.mft, um jenes Erdreich, wor, auf sie lagen, urbar zu machen, und auf dies« Art die Monumente, dle sich vielleicht noch vorfanden, zerstört. Vier Metten von Sesios trifft man einen andern Hafen, wo man etn «lnfaches Derwischen - Kloster «r« blickt, welches drey blS vter türkische Mönche bewohnen. Diese Bucht ist elne der besten des Canals, aber wenig bekannt, weil die meisten Schiffer mlt Recht Na» gara vorzlehn, wo sie Maita und den Dardanellen, den, Orten der Verproviantirung näher sind. . Elne kleim Meile südwestlich von SesioS sieht malz im Grunde einer Bucht das Dorf Malta, welches auf den Ruinen von Madylos erbauet ist. Man findet noch Spuren von einer alten Mauer auf einem kleinem Berge, welcher das Porf bestreicht. Nahe bey Ma. dytos lag ehedem Celos-vortus, elne kleine Gtadt, bey welcker daS Seelreffen zwischen den Athenern und Spartanern vorfiel, worinn letztere besiegt und genöthigt wurden, der Herrschast über den Hellespont zu entsagen. Das Gebiet yon Malta ist zwar nlcht sehr fruchtbar/ ab«rliefert doch Frucht«, «was Korn, W«m 2,l und vorzüglich Baumwolle. Die mehlesten Einwohner sind Schiffer; dle übrigen beschäftigen sich mit Ackerbau und Verfertigung vcn Segeltuch, wozu sie ihrt Baumwolle benutzen, und dle, welche sie zu Gallipolt ober den Dardanellen taufen. Zwey kleine Meilen von Maita, den Dardanellen gegenüber, liegt an der schmalsten Stelle des Kanals «ln unbeträchtliches Dorf, welches unter dem Namen: des zweyten Schlosses von Europa bekannt ist. Die Citadelle, welche unten, am Meeres-Ufer liegt, und welche Tournefort abgezeichnet hat, ist eben so wenig zur Vertheidigung des Kanals geschickt, wie die in Asien. Beyde würden sich, im FaU eines Angriffes nur kurze Zeit gegen Kriegsschiffe halten können. Ihre ungeheu» ren Kanonen, ohne Lavetten, mlt Kugeln von Marmor oder Granit, von zwey Fuß Durchmesser, gcla? den, würden bald von den Artilleristen verlassen wer^ den, welche sie weder richten noch mit Bequemlichkeit laden können. Dieses Dorf, welcheS am Fusie elnes Hügels ltegt, bietet den Bewohnern der Dardanellen «ine sehr ang«» nehme Aussicht dar, welche durch das kständlge Vor-beysegeln der Schiffe verschönert wird. Die Bewohner desselben sind weniger betriebsam, als die von Maita, Dle meisten sind Dirken, welche zum Dienst der Citadelle gehören, oder sich damit beschäftigen , Reisende von emer Stadt zur andern ln Kähnen zu fahren. Die Griechen machen vorzüglich den Ackerbau z« ihrer Bcschäftignng. Hier sahe ich zmn erstenmal Bienenkörbe, welche nach der Mengeber Bienen, in großern oder kleinern Häusern standen. Man verschließt sie tn steinernen Geb.mden, um Nc im Winter vor der Kälte, vor der Hitze ln, Scm «e,-, und z» j«d« Zelt vor Dieberey zu verwahren. O H «12 Eine Melle von dem zweyten Schloß ln Europa liegt ein anderes Kloster, welches ewige türkische Mönche bewohnen, deren Beschäftigung darin besteht, die Schiff« und Kriegsschiffe, welche den Kanal passren, zu begrüßen, und von Zeit zu Zeit die türkische Flaqae wehen zu lassen. Von hier bis zum ersten Schloß von Europa ist die Küste unbebaut, und zeigt nichts Merkwürdiges, als ein Grabmal, welches man für kas der Hecuba hält, und eine Wasserleitung, welcke wahrscheinlich das nöthige Wasser nach dem alten ElscuS führte. Auf den Ruinen von Eloeus steht heutiges Tages ein türkisches Dorf, welcheS Elbahar, KV,lessi heißt, und unter welchen das erste Schloß von Europa liegt. Westlich von diesem Schlosse sieht man noch das Grabmal des Protesilaus, Königs von Thessalien, welchen Hektor erschlug, und einige Spurendes Tempels, den er sich durch seine Aufopferung erwarb. Er war der erste der griechischen Helden, welche Asien betraten ; obgleich das Orakel dreymal verkündigt hatte, daß der des Todes seyn würde, welcher zuerst in Troas landete. 'Von hier bis Crltia, elncm griechischen Dorfe ge« geu Norden, sind etwa zwey Stunden. Man weiß, daß ehedem eine Stadt gleiches Namens lm Thraclscheu Chersones lag, und wahrscheinlich befindet sich daS jetzige Dorf an demselben Ort. Man gelangt durch ein unebnes Erdreich und eine kleine lreldigte Cbne dahin. Nirgend sahen wir das rothe Rebhuhn so häufig, als auf dieser Ebene und ln den Fichtenwäldern umher. Die Hasen sind eben so häufig und von gutem Geschmack. Während des Winters findet man ln den unbebautcn, schattlgten und feuchten Thälern viele Schnepfen. Das wilde,Schwein ist auch nicht selten: uno da es bey Feldfrüchten großen Gckaben thuk, unb vorzüglich auf den Weln erpicht ist, so tobten dle Griechen zuweilen elne gsoße Anzahl davon. Aber am häufigsten i„ diesen Gegenden ist der Schakal, von dem ich noch öfter Gelegenheit zu sprechen haben werbe. "- Ich war «lneS Tages in der Gegend der Darda» Men Zeuge von der Art, wie die Griechen die Rebhühner jagen, weniger, um sich ein leckeres Wlldpret zu verschaffen, als um diese Feinde ihrer Erndte zu vermindern. Die Jagd besteht darin, daß man ein Ge« wehr und elne aufgewickelte Fahne mitnimmt, welche so bunt wie elne Harlekinsjacke bemahlt ist, sobald man von fern ein Volk Rebhühner bemerkt, wird dte Fahne aufgewickelt, und man nähert sich ihnen nach und nach bis auf elnen Büchsenschuß. Der Icigcr pflanzt darauf dte Fahne in die Erbe, und zielt darauf durch elne angebrachte Oeffnung nach den Rebhühnern, wek chc so erschl ocken sind, duß sie sich niederducken, und «ins nach dem andern todten lassen, ehe sie auffliegen. Am schwierigsten ist es hierbey, sie zu entdecken; der Jäger muß daher, lmmer hinter der Fahne versteckt, rund um sie herum gehen , und so bald orfe liegen zehn bis zwölf Wind» Mühlen, welche den Matrosen zum Zeichen die,«cn: ein^ halbe Meile weiter südlich richten sie sich nach dem' Grabmal oesAntllochus,weIche6 auf der ob>n cl-wähu ten. erhabenen Stelle der Küste liegt. Antilochus, der Coh« des weisen Nestor kam bey der Belagerung von Troja um, indem er den Hieb, den Memnon nach seinem Vater thai, abwenden wollte. Eme Meile weiter süd, wärts nach dem Cäp von Troja, findet man das Grab, mal des Peneleus, «ines Anführers der Thebauer: daS Grab des AiMtes lst «we Meile vom Njeer, östlich von der neuen MündungMScamanders. Vjufdem Gipfel dleses Grabmals wagtt Polltes, der Sohn des Prla^ H^4 lm,s, die Bewegungen der Grieche« auszuspähen; in^ dlnl er sich a«lf dle Schnelligkeit seiner Füße verließ. Dieses Grabmal ist zwey Meilen von Troja elitfclnt^ und drey bis zu der Stelle am Hellespont, wo bl«s Grieche» lan deren. " Indem wir ^n dem Scam^nber hinaufgehen woll" ten, kamen wir mehrmahls in Slimpfe, auS denen wir uns mlt Schwierigkeit heraus wanden, und wir waren genöthigt, den Weg zu nehmen, welcher nachBunar« baschi führt; elne Viertelmetle rechts lag das Dorf Bcs- keut. Am Ende der Ebene entsprang di« «rjle Quelle des Scamanders: derErtneos, oder Hiigel der wilden Felgen, lag auf der andern Seite. Wir glaubten die Ueberreste einer alten Mauer am Hl'igcl zu bemerke»; aber das, was wir für ein Gemäuer hielten, war bloss der Kalkfelscn selbst, der durch einen steinigen, rochen, festen Kitt zusammenhing. Am Wege fanden wir mehrere Quellen ; wlrsuch> ten vorzüglich die, welche Homer erwähnt, auch im Winter heiß ist und raucht: sie lst die nächste am Dorfe, die ein Bassin von Marmor und Granit hat. Wir steckten die Hand, im Märzmonate, hinein, da wir mit Ferrcgeau, Pampelone und andern Franzosen daS Land noch einmahl durchreisen wollten. Wir fanden damahls das Masser nur ein wenig lau; aber im Winter wares so, wie es Homer beschreibt: schr warm, ge« schmucklos , und ohne merklichen Ntederschlag. Nachdem es cim.i« Gärten gew.i'ssert) mid einkochtges LanH", durcl'ft«lscn hatte, wo Weiden, Mmen, Binsen uub Schilf wuchsen, vereinigten sich all« Quellen in iln' gemeinschaftliches Bett, dessen B«ile zwölf, fünfzehn^ bis höchstens zwanzig Fuß betrug und zwey bls drey i» dcr Tiefe hatte. Dies ist der/ßen'ihmte Ccc,mander, dcll ich erwähnt habe. " Bunar« , «25 Bunar - Vaschi liegt norböMch don bcr lauen Duelle, au°f einem sanft abh^iqlgcn Crdieich: dieses ' Dorfhat, ungeachtet des Uebeifiusses seiner Weldcn und seiner fruchtbaren Lage, höchstens zwcyhundcrt Einwohner. Wir eilten, den Hügel zu besteigen, worauf, nach Homer, baS alte Troja erbaut war: schon hatten wir auf einem steinigen Grunde zwey Grabhügel gefun« den, ohne eine Spur von der alten Stadtzuenldecken, und kämm auf eine erhabene Gegcnd, neben welcher der Slmols floß. Nahe vor uns halten wlr die. erste Berg« kette des Ida: vor uns floß in einem engen und fruchtbaren Thale der Simois zwischen Kalkbcrgcn, und wir sahen nördlich den Hellespont bis zum Vorgebirge Slgeum; sowie westlich die ganze Ebene. Wlr verfolg» ten den Lauf beyder Flüsse, und unterschieden die Grabhügel des AiMteS und Antllochus; wir waren, mit einem Wort, auf der Citadelle und dem Schloß des Priamus, und suchten noch Troja. Nach einer genaue« Forschung entdeckten wir einige, kaum bemerkbare, Spuren von Mauern und Scherben: aber man muß gestehen, daß wir ohne die Illade nicht die geringste Spur der berühmten Stadt gefunden hätten, welche zehn Jahre hindurch der vereinten Macht von ganz Griechenland widerstand. Le Chevalier glaubt, daß die Stadt den ganzen Raum zwischen Vunar-Baschi undHem AbHange, an dessen Fuße sich der Simois sÄMgelt, einnahm: er setzt olt Citadelle zwischen diesem AbHange und dent Scaeischen Thore, oder dem östlichen Thor des Dorfes; Q anschlage: ich nehme nicht einmahl beydes« Schätzung das erste Schloß von Asien aus, welches allein eln Drittel dieser Zahl enthalt. Dle Bewohner von Troas sind nicht sehr betriebsam ; sie begnügen sich damit etwas Korn, Gerste, Baumwolle und Sesam zu ihrem Bedürfniß zu bauen, «inige Heerden zu ziehen, und auf den benachbarten Bergen Galläpfel und Knappern zu sammeln. Die Eiche, welche diese Galläpfel liefert, ist dem Botaniker nicht bekannt. Sie ist in ganz Klein.Asien von Bosphorus biS Syrien, von den Küsten Archipelagus bis zu den Grenzen von Persien verbreitet. Ihr Stamm ist krumm; sie erreicht selten die Höhe von sechs Fllß, und zeigt sich häufiger unttr der Gestalt el« nes Busches als »nter der Gestüt eines Baums. Die Blätter sind kledrigt, auf duften Seiten bell» yn'in, und fitzen an einem turzen Stiel: sie smd g<« Mnt, und jeder Zahn ziemlich sp!h. Eiefallen jöhr« lick qeqen h<,s Ende des Herl stes ad. Di, Eichel ist la'nqltch glafr, und zw.'y bis dreymahl so lang als der Kelch: dme sitze fest, ist mit kurzer Woll« bedeckt, und Mit Schuppen befestigt ^ue^cuz ; it»t«ctt,sia ioiii« ovÄto-oblo,,^!.'; , klnu.No» llenwt»5, ßlaberjlni,, «leciams; tructlbu», «cziiilibus longizgimi«.) P H 22» Der Gallapfel tst hart, holzig und schwer. Er wächst auf den Stielen der kleinsten Zweige, und er» reicht vier bis zwölf Linien tm Durchmesser. Gewöhnlich tst er rund, und voll Unebenheiten, die zum Theil spitz zulaufen. DleOr Gallapfel wird höher geschätzt, wenn «r vor stiner Netfe, oder vor der Entfernung des Insek« teS, das ihn hervorgebrachlhat, gesammelt wi^d. Die Galläpfel, welche durchbohrt sind, oder aus denen das Thlcr heraus gekrochen ist, sind leichter und von hellerer Farbe. Die Einwohner des Morgenlandes wenden viel Aufmerksamkeit darauf, die Galläpfel gerade zur gü'n-stlgsien Zcltzu sammeln, d.h. dann, wenn dieser Auswuchs am größten und schwersten ist. Wenn sie mit der Einsalmuluna. zögern wollten, so würde die Larve, welche im Innern lebt, sich verwandeln, die Frucht durchbohren, und unter der Gestalt eines geflügelten Insekts erscheinen. Der Gallapfel würde vertrocknen, wenn er die Safte, die zum Wachsthum des Thieres nöthig sil'.d, verlieren sollte, und seine Brauchbarkeit zu färben einbüße«. Die Agas screen dafür, daß die Bauern im Julius die mit Eichen bedeckten Berge und Hügel durchsirei« chen; es ist nähmlich ihr Vortheil, wenn die Galläpfel von guter Beschaffenheit sind, wellsieeme Abgabe davon erhalten. Die ersten Galläpfel werden abgesondert: sie heißen im Orient Ierli, und im Handclgrüne oder schwarze Galläpfel; die, welche bey der ersten Einsamm« lung Übergängen sind, und die «was später gesammelt werden, heißen weiße Galläpfel, und sind von weit schlechterer Beschaffenheit. Die Galläpfel aus d«r Gegend Von Mossul u,lb Tocat, und überhaupt aus der östlichen Ge.qcnd ter «?3 Tür^y, sind weniger geschaht, als ble von Aleppo, Smirna, Magnesia, Karabissar, Dlarbekir, und im Innern von Anatolien. Von den erstern kostct l>» Gmirna und Aleppo der Centner zwey bis drey Piaster weniger, als die letztern. Man versäumt fast überall, ble Eicheln aufzulesen, welche den Schweinen und Ziegen zur Fütterung dienen. Diese tragen viel dazu bey, die Eichen zu verkrüppeln, lndem sie außer den Früchten auch die Blätter und jnne gen Zwelgc abnagen. Dle Diplolepls, welche die Galle cipfel verursacht, hat einen gelben Leib, dunkle Fühlhörner und einen glänzend braunen Rücken. Unter die, ser Gestalt findet man sie zuweilen in den ««durchbohr, ten Galläpfeln (6iplalep!8 ßallae tinctoriae). Auf derselben Eiche findet m^n elne Menge andre Auswüchse, welche, weil sie nicht zum Färben dienen, nicht gesammelt werden. Er zeichnet sich durch seine Größe aus, ist schwammig, lelcht, braunroth,und a» der dicksten Stelle mit Höckern beseht. Eben derselbe unterscheidet sich, wie man sieht, von der Tausineiche und dem Insekt, welches die Auswüchse hervorbringt. Bey dieser ist es «ine Divlolevis von schwarzgelber Farbe mit bräunlichen Fühlhörnern und Füßen. Die Eiche, welche die Knoppern liefert, wirb von den Griechen Velanl (von /Z lg< Enten, Retter, Schnepfen, Regenpfeifer und andern Wasservögeln. Wir sahen auch viele wlloe Schwäne. Puplnen Oa. oreule«) und Wasserhühner. Die Seeschwalven und Meven halten sich gewöhnlich am Canal auf. Im May sammelten wir eine ansehnliche Menge Pflanzen und Insekten: wir erstaunten dabey über die große Anzahl yon Schlangen, die wir antrafen. Da has Gras hoch und buschige war, glnge» wir mlt vie» ler Vorsicht, weil wir befürchteten, daß diese Amphibien glftlg seyn könnten. Wahrscheinlich war es die Zelt ihrer Begattung; denn wir fanden stets zwey und zwey beysammen; ohngeachtet ihrer Dicke, ihres Zl« schens und ihrer funkelnden Augen, welche Virgil erwähnt. Dtese flohen bey unserer Annäherung, und schienen kcineslv eges geneigt zu seyn, uns zu überfallen und uns den Tod des Laococon und seiner Söhne zu Perursachen. Vierter Abschnitt. Bemerkungen übcrAlexandriamd Eitlen der Bewohner. ^!5eml auch gleich Troja telne Spuren seiner Existenz mchr zeigt, wem, Prlamus-Burg, die Citadelle, die Tempel und Stadtmauern bls auf den Glund zerstört, wenn die Rullien einer so beträchtlichen Stadt auch ganzlich verschwunden sind: so lst doch an der Stadt, welche nqch vlelen Jahrhunderten Troja ersetzen sollte, ob sie gleich zerstört ist, noch der alte Glanz sichtbar. Man siehe an der Länge ihrer Mauern ihre Größe, und an den Ruinen ihre Pracht: die ungeheure Menge z«r» brochner Säulen, Capitale und Gesimse, die man zerstreuet findet, zeug«« von dem kllxus uud dem Relch« n einem zweyten Treffen um« kam, zog sich die venetlanlsche Flotte zurück, und dle Insel fiel von neuem unter die Herrschaft der Türken, welche si, his jetzt ununterbrochen besessen haben. Die Stadt wird von einem nicht sehr hohen, PY« ,amldenförmigen Perg« bestrichen, welcher durch vul< fanlsche Ausbrüche, von denen man Spuren auf dem ganzen nördlichen Theil der Insel antrifft, gebildet zu seyn scheint« Man findet in der Ge Tü'rk,n und Griechen zu Einwohnern, welche fast alle Ackerbau treiben. Es ist von vulkanischen Bergen umgeben, und stößt an die Ebene von Mollvo. Die griechischen Weiber dieses Dorfs tragen elnen sehr hohen Kopfputz, welcher einer Bischofsmütze ähnelt. Da wir keine Pferde zu Petra antrafen, schlugen mir die Ianitscharen vor, das Nachtlager in dem eine Meile entfernten Mollvo zu halten. DleseS Dorfllegt östlich von Petra, auf einem Hügel, nahe am Meer: 5« Dieses Oel i^qe vohnttch von mittelmäßiger Güte, well die Ei nvohner, denen es an Mühlen fehlt, genöthigt sind, die Oliven nach und nach zu sammeln. Diejenigen, welche abfallen und einige Zelt liegen blel« ben, verderben mehr oder weniger, nachdem das Wet^ ter feucht ist; überden, hat man den Gebrauch, die Olvei, ehe sie zur Mühle geschickt werden, dicht aufeinander zu halfen, und eine Menge Ceesalz darauf zu werfen, um die Fmllniß so vlel wle möglich zu verhindern. Ilatt'n erhalt von Mltylen«8ouoCentnemKnop.-pern, »oovon ein T^eil von der asiatischen Küste kommt; trockne F,?1 ^cn und Wolle sind nur ein unbedeutender Handels.ir?'kel. Man e'hl'ilt ln geringer Quantität, Baumwolle, Sesam, Se'dc, Ho.llg, Wachs und Getreide; da die» ses letztere aber fü'r die Einwohner nicht hinreicht, wird von Asien vlel Korn und Gerste eingeführt. Dorther kommen auch Ochsen, Pferde und Maulesel zum Ackerbau und Fuhrwerk, und Schlachthammel. Der Wein ist jetzt selten; weil eine große Menge Trauben zu Welnbeermuß von den T'irken verbraucht wird, und die Griechen aus dem übrigen Branntwein abziehen. Wir mußten uns, um welchen zu erhalten, an die reichsten Griechen wenden, und dieser btMlgte sebr schlecht den alten 5luhm !>es kesbischen Weins; cr war süßlich und von schlechtem Geschmack, wie fast alle Weine auf den Inseln des Archipelagus. Es giebt keine F'üsse >iuf kesbos : einige nicht sehr Zroße Regenbache führen im Winter das Rcg?>iwasser ins Meer; aber cs giebt eine große Menge O.nellen, dereu Nasser trwkbar, und hinlängNcs) ist, die Ebenen zu bewahrn, ui-d frucl tbar zu machcn. m Sechst er Absch«itl. Ankunft jil Scio^ Beschreibung drr Insel. Silt-» unv Industrie dcr Eiuwohncr. Prwilrqien. AllerMmer. Ilaturg^chichle. «Produkte uud Handel. <^>en ,6ten Febmar schOe« wlr uns, mil en«« scl'wachcn Osiwinde, bey he'term Himmel nnd ruhigem Meer um sieben Uhr Morqens, auf einem großen be-deäteli Kakne i^c!. Scies eln. Nir umfuhren bald das Voi-gebirge Malta und saken Ecios schon sekr deut-llck, als sich der Mnd plötzlich umsetzte: so, daß wir eiler P!..h trennt i« Häuser sind hoch alle massiv und größtenthells von Quadern, wozu man sich der Sand-oder Kalksteine bedient. Man erhält Don einigen Orten der Insel, einen harten, röthliche«, 'sehr feinkörnigen Sandstein, dessen man sich mit Vortheil zur Einfassung der Thüren und Fenster, zu Fußboden des untern Stocks, und zu den Vorderseiten der Kirchen bedient. Dieser Stein »st es ohne Zweifel, welchen man bey den Alten Jaspis nannte, und welchen Strabo, Plinlus und Cicero erwähnen. Man hat in Sclos die Gewohnheit, im Mittelpunkt des Hauses ein geräumiges, sehr hohes Zimmer anzubringen, welches man des Sommers während der heißen Stunden bewohnt. Des Morgens und Abends schöpft man frische Luft auf der Terrasse der Häuser und genießt zu gleicher Zeit die Ausßcht über die Insel und das Meer. Scios ist etwas kleiner als Lesbos. Dle l?ange t»er Insel von Norden nvch Süden beträgt etwa 5«, Meilen, und die Breite ist wegen der vielen Krümmungen der Küste sehr verschieben. An dem südlichen Ende beträgt sie etwa zwölf, und am nördlichen fünfzehn Meilen. Die Insel ist von Asien durch einen acht ^is neun Meilen breiten Canal getrennt. Die Stadt ist gegen Abend und Mitternacht vou Granit-und Schieferhügeln umgeben, welche ihrer Dürre ohngeachlet doch einiger Cultur fähig sind. 5>^'- ,. >/' 255 Nordwestlich von diesen Hügeln steht man nichts als kahle Kalkberge, zwischen denen nur sehr wenig mbares Land liegt, Südlich von der Stadt läßt man das Auge mit Vergnügen auf einer, zwey Meilen breiten, frucht« bare Ebene verweilen, welche mit schönen Landhäusern besäet, und kleinen und großen Gärten geschmückt ist, worin man fast alle europäische Gemüse und Fruchte antrifft. Pomeranzen, Citronen, sü'ß« Llmonen «nd Cedrat wachsen im lleberftuß und in ungekünstelten Gruppen, Feigen, Granaten und Pfiaumen sind etwas weniger häufig. Man erblickt auch Pfirschen, Aprikosen, Mandeln und schwarze Maulbeerdäume; Rosenstöcke werden »iberall angepflanzt. Aubergmnen, Ketmie, Melonen, Gurken und Wassermelonen füllen die nicht mit Bäumen besetzten Flecke aus. Diese Gärten werden durch Quellen von benachbar« ten Bergen, oder aus Brunnen bewässert, aus denen man das Wasser mittelst eines Rades und zwey Stricken herauszieht, an welche «ine Menge Töpfe hinter «inander gebunden sind. Hinter dieser Ebene, und fast durch den ganzen mittäglichen Theil der Insel, ist der Boden überall der Cultur fähig, aber nur von mi*eelmäßig«r Beschaf« fenheit. Das Erdreich ist weniger bergicht, alS ge-gen Norden, m,d die Bevölkerung größer. Nach den Neqierunasregisittn kann man dle Bevölkerung von Sctos auf,OO,ooo Seelen schätzen; mäk rechnet hievo» ZQ.ooa auf die Hauptstadt; nähmlich 3,500 Türken, 150«, katholische Griechen, 25,000 schis, Niatlsche Griechen und «twa ,00 Juden. Es giebt 68 Dorferaufder Insel, welche alle von Griechen bewohnt sind. Die 24 Dörfer, welche den Mastix Utfenl, stud »ie bevölkerfjw m,d mchsttn. Wchl g?^ Msien ist das größte unter aNen; Nlnlta, Calamott und Call, matia gegen Süden sind nach diesem dic bctlächtlichsten. Volisso am McereSufcr, der Insel Pscra gegenüber, zeichnet sich durch das rohe, beynahc wilbe, Wesen seiner Bewohner aus. Alle übrigen Dörfer, ohneNück-sicht auf Größe oder Lage, sind gutgebaut,und haben fast alle eine Mauer, welche im Stande ist, sie vor dein plötzlichen Anfall eines Seeräubers zu schützen. Der Gesetzgeber, welcher den Einfluß der Verfassung und Gesetze auf Charakter, Sitten und Industrie beobachten will/ muß seine Blicke vorzüglich auf «l,l Volk wenden, welches unter dem nähmlichen Himmels» strich, auf demselben Boden, derselben Religion zuge? Han, demohngeachtet so unter sich verschieden ist, daß Wan co kaum wieder erkennt. Ich glaubte hier in ein ganz anderes Land, in ein anderes Ciima zu kcmmctt. Ich halle den Griechen unter den fürchterlichsten Äes-potijmus gebeugt gesehen, und er war betrügerisch, roh, furchtsam, unwissend, abergläubisch und arm; hier genießt er einen Schatten von Freyheit, und ist rechtschaffen, höflich, dreist, fleißig, lebhaft, gebildet und reich. Ich fand hier nicht jene Mischung von Stolz und Niederträchtigkeit, welche dlc Griechen vott Constanli.wpcl und einem großen Theil der Levante cha« ratterisirt. Diese Furchtsamkeit, welche eine beständige Scheu odcr Schüchternheit verursacht, diese Bigotterie, welche kein Verbrechen hindert. Was die Einwohner von Sclos von den übrigen Griechen uils zwölften Jahre an, in eln Register «ingetragen, und in drey Classen vertheilt. Die von der crsten Classe bezahlen.ellf Plaster, die von der zweyten fünf und einen halben, und die der dritten zwey, «nd drey Viertel Piaster; dlf Weiber sind von dieser Abgabe befrcyk, und können nicht wegen ihrer Männer Nnd abweftndcn Kinder in Anspruch genommen werden. Man sieht Icicht, baß die Habsucht der Einsammler des ^opf^eldcs sie dazu bewegen könne, alle Steuerbaren zu vermengen, und so viel wie möglich die erste unb zweyte Class? zu vermehrc::, wenn di? Gcmcllldevorsteher nlcht das 5?ccht hlitten, die Klagen der Bedrückten anzubrin» gen > und ernstlich Gerechtigkeit zu verlangen. Außer diesen rechtmäßigen Abgaben, welche der Gouverneur als Muhassil oder Pächter fordern darf, erhebt er als Mutselim wlllkü'hrliche und unrechtmäßige Steuern, welche für jeden Einzelnen nicht sehr drückend sind, aber im Ganzen «ine ansehnliche Summe betragen. Diese Taxen, welche die Accidenzien seines Amtes ausmachen, werden von den meisten kebcnsmitteln und Vorzüglich vom Fletsch gehoben, welches zu Scios immer sehr theuer ist, unter dem Vorwande, daß die Un-ternehmer das Vieh von der asiatischen Küste holen lassen müßten. Jedermann lsi wdesseu überzeugt, dasi das ausschließende Privilegium, Fleischbänke zu halten, Von» Mutftlim theuer erkauft sey, und daß der Naib l»nd Ianltschm-c„-Aga sich ihr CtMschwclgen gleichfalls bezahlen lassen. Dle Privatleute, welche vom Mntselim Stellen, Aufträge, Moncpolien und klew? Pachte erhalln, müssen ihm gleichfalls jedes Jahr eine Abgabe, nach Ver-bält»<ß der Einträglichkeit und der Concurrenz, an der ihn eher für «inen trlcgeriscken Btfthiohader, als für einen bloßen Pachter gehaltcn b^ten, wmen wir nicht davon im voraus unttl-nchttt worden. Als Gesandte der Republik nahm er unS sehr hcfi'ch auf, beschenkte «ns mlt einigt!, Pfundcn des schönsten Mast«x, den er hatte, und gab uns Priese an die Wifsekcr der Dör« fer, weiche wlr besuchen wollten, durch diese Br^fe erhielten wir überall bequeme Wohnungen, alle kebtns« miltel, und die nöthigen Thiere zum Reiten. Eins der schönsten Vorrechte der Sckoten, welches die gerichtlichen Ungerechtigkeiten der Türken verhindert, ist die Befugnis, Notare von ihrer Reliawn zu haben, dercl, Akten. »n griechischer Sprache, in den tlirttsche,, Gerichtshöfen als gültige Dotumente angekommen werden. Die Katholiken haben nur einen, welcher sich einen apostolischen Notarius nennt; die weit zahlreichern Griechen haben mehrere. Nach diesem Privilegium ist das größte, fünf bis sechs Vorsteher a»>s ihrer Mitte zu evnemnn, deren Verrichtung darin besteht, d«e Rechtskrast dleser Akten zu vertheidigen, und in allen Cwllsachen zu entscheiden. Die Kriminalsachen gehören nicht vor ihr Gericht; da. sie indessen die öffentliche Rlige haben, hcrcn sie bm Kläger an, liefern den Schuldigen der Regierung aus, und vermitteln das UrtlM bey dem türkischen Tribunal. Die Verthellung und Einforderung der Auflagen lst ihrer Sorgfalt überlassen, sie liefern den Betrag in die Kasse des Muhatsil, ohne andere Bezahlung als die Besoldung der Elnsammlcr. Sie werden nur auf ein Jahr durch dle Stimmenmehrheit in einer allgemeinen Versammlung, erwählt; drey von ihnen werben aus t>cn Griechen, und zwey von den Katholik«« genommen. ts<5 ______^ Man ernennt sogleich die Protomasiosi, elne Art Richter, deren Geschäft darln besteht, alle Streitigkeit te»» über Kauf und Verkauf, über Manufakturen, und überhaupt was sich ans den äußern und innern Han? del' bezieht, zu untersuchen. Sie verhindern Vittiege» re^en und Contrebande, und bestrafen die, welche das Siegel des Gouverneurs nicht haben auf die auszu-fl'^nnden Stoffe setzen lassen, um den Stempelbetrag zu ersparen. In allen Fällen lst ihr Anspruch ohne Appellation rechtskmftlg; aber!n dem lcßttrn bestraft der Muhatsil den Uebertreter, ausser der Consiskatlon der ungestempelten Waare, noch um «ine Summe Geldes nach Proportion des Werths der unterschlagenen Waaren. Dleses Municipal-Gericht, welches die Türken sehr verehren, besieht aus drey Griechen und einem Katholiken. Das Amt lst auf ein, öfters noch aus zwey Jahr, und wlrd Niemanden anders, als elnsschtsv»!» len Handelsleuten von anerkannter Rechtsckassenhelt übertragen. Bic Einwohner von Scios haben anch das Recht, jährlich zwey Sanitätsbeamte zu erwählen, deren Zahl »m Fall der Pest vermehrt wlrd. Ihre Gewalt erstreckt sich auf Alles, was die Insel bewohnt, ober dort vor Anker liegt, ausgenommen dle Türken und Franken. Sle können einem Dorfe, worin die Pest herrscht, alle Verbindung mit der Stadt untersagen, wobey sie ihm »ndessen Lebensmlttel, und alle Hülfe, welche Menschlichkeit qebietet, zukommen lassen; aber wehe dem Bauer, welcher des Gewinnstes oder einer andern Ursache wegen , die zum Wchl des Ganzen festgesetzten Grenzen sberschrltte, «r würde verhaftet werben, und «lkL schreckliche Basionnade aushalten «Men. Diese Aufseher lassen kein verdächtiges Fahrzeug in den Hafen, sondern es muß auf der Rliede bleiben: sie erkundigen sich fleißig nach dem Gesundheitspaß und des Gchiffsoolks Befinden, und weü» ein Matrose von der Pest befallen wird, lassen sie ihn i«>ö kazareth bringen. Einer von ihnen geht mit einem Stocke voraus, womit er jedem, welcher sich nicht auf das laut gerufene Wort: Alarga! entfernt, einen Schlag giebt. Das Lazareth, welches wir zu einer Zelt, wo nlcht die geringste Gefahr der Pest vorhanden war, besahen, liegt, in einer großen Ringmauer am Ufer des Meeres, nördlich von der Stadt. Man gelangt dahin auf ek nem bedeckten Gange, welcher m!t bunten Kieseln be-streut ist. Es sind verschiedene Wohnungen darin, welche von einander getheilt, und theils für die Kranken, theils für die Genesenen bestimmt sind. Weml die Pest in der Stadt ist, machen dle Auf-seher abwechselnd die Nunde, sehen Wachen bey den angesteckten Häusern, um alle Verbindung mit der Stadt zu hindern, versehen die vermögenden Kranken mit Leu« ten zur Wartung und bringen die Aermern mit allen ihren Sachen, die sich durch Räuchern, reinigen lassen ins Lazarett). Ohngeachlet dcr Vorsorge, welche die Griechen nnd selbst die einheimischen Türken wider diese Krankheit brauchen, schleicht sie sich doch manchmal unter sie «in, wegen des großen Zuflusses der fremden Türken, den man nicht Hinbern kann, der häufigen Ankunft d«r Kriegsschiffe, vielleicht auch wegen der Nachlässigkeit, nilt der man die Schisse vifittrt, welche täglich unentbehrliche Nahrungsmittel aus Asien bringen. Die Pest von 3788, während welcher in kurzer Zeit i^ocioMelft» schen starben, wlrd noch lange als clne der traurig« ßeu Begebenheiten tn diesem kande erwähnt werde?. Dlese Aufseher haben sogleich ble Besorgung des Hospitals der Ällssii'tzlgen, welches, in einiger Entfernung von der Stadt, ln elnem engen Thale liegt. Jeder Kranke hat eine kleine Wchnung und ein ganz kleines Gärtchm, welches er bebaut. Ich habe mit Bebanern angesehen, daß m.in die Aussätzigen im gan» zen Morgenlands sin- Unheilbare ansiebt, und deshalb keinem die Hülfe, wodurch er vielleicht wieder herzu-stellen wlire, angebelhen läßt. Ich bitte jeden euro» pmschen Arzt, der nach Sclos kommen sollte, sich auf diesen interessanten Gegenstand einzulassen. Die Gemeindevorsteher, die SanitätS-Beamten und die Vornehmem der Sraot, werben ihnen die Beobachtungen und Versuche gern erleichtern. Die rm-kische Toleranz, welche den Scioten die Freyheit einer eignen Pollzey, eigne Gerichtshöfe, unb Richter gelassen hat, »st noch nachsichtiger ln Rücksicht auf ihre Religion. Die Griechen , welche bey weitem zahlreicher, reicher und mächtiger als die Katholiken sind, haben ungefähr 70» Kirchen auf der Insel, was ohne Zweifel übertrieben scheint, mir aber oon den un» terrlchtetsten Leuten zu ScioS versichert ist. Die schwa, chen Lateiner haben, von ihren Gegnern verfolgt, setzt nur noch vier Kirchen; eine ln der Stadr, und drey auf dem Lande. Die Anzahl der Priester ist, wie man leicht denken kann, dieser ungeheuern Anz chl Kirchen angemessen. Es ist äußerst auffallend, sie mitten unter den fanatischen Muselmännern alle Ceremonien der griechischen und römischen Religion zur SÄ'm, tragen zu sehen. Die Prozessionen und Begräbnisse ziehen eine ungeheure Folge von Begleitern hinter sich her; die Priester ziehen in Chorhemden, ln Stolen durch die Straßen, vorauf eln langes ^reuz mit einem ungeheure'« Gefolge von Gläubigen die Wachskerze in der 26y Hand. Der wilde Muselmann sieht sie ohne Murren elnhergehen, wcil sie den Moscheen Ehcerbicthung erweisen, beym Anblick dieser heiligen Orte ihre Gesänge verstummen lassen und daS Kreuz demüthig neigen. Das Recht, Glocken in den Kirchen zu haben, kömmt bloß den Eimvchüenl der Mastlx-Dl'lfer zu. Siebe» dienen sich ihrer, um zum Hochamt, zur Messe, zur Arbeit, zum Sammlen des Mastix und zur Gemeinde» Versammlung zu lauten; auch braucht man sie zum Sturmläuten, im Fall eines Ueberfalls, oder ln Feu« «rsgefahr. Außer den lateinischen Kirchen, welche lch erwähnt habe, giebt es drey Mönchsklöster unter französischem Schutz. Die Kapuziner halten sich für die Elgenthü» mer des Kvnsulathauses, welches elnen Theil ihres Klosters ausmacht. Die Mönche waren lange vor un» lsrer Ankunft zu Sclos ausgezogen, und die Kapelle war verlassen, seitdem der Konsul nicht mehr die Messe bezahlte. Das älteste und kostbarste Monument, welches diese Insel besitzt, ist, was man bl« Schule des Homers nennt. Vier Meilen nördlich von der Stadt, am Fuße des Berges Epos, findet man am Meeresufer elnen Kalkfelsen, dessen Gipfel platt gehauen ist, der Durch, Messer beträgt etwa zwanzig Fuß. Aufdem Gipfel ist «lne kreisförmige Bank, ln deren Mitte ein viereckiger Stein steht, welcher etwa anderthalb Fuß hoch ist, und auf jeder Seit« das Bild eines fast ganz verloschnen ' Sphinxes hat. Dies Denkmal hallen dle Einwohner für den Ort, wo Homer seine Landsleute belehrte und vergnügte; beim sie sind überzeugt, daß Scios sein Geburtsort war. Dies« Meinung wird von Einigen lebhaft unter« stützt, von Andern wieder heftig bestritt«», so, baß eS unttttschkden blelbt. Die gelehrtesten Einwohner von Scios führen unter andern ein Kunstwerk vou grauem Marmor an, welches man noch vor Kurzem zu Erythes als etuen alten Zierath des Hauses, worin Homer geboren sey, zeigte. Sie beruf« sich auch auf den vor. trefflichen Wein, welchen die Hügel von Erythes, die an die arvlsischeu Felder grenzen, hervorbringen, welcher seit den ältesten Zelten auf Sclos unter dcm Name» Homerischer Nectar bekannt ist. Wollte man ihnen Glauben beymessen, so hatte er diesen Nectar in seiner Jugend getrunken, und erwäreaufden Altaren vergossen, welche man dem Homer, als ihn seine Ge» dichte unsterblich gemacht hatten, errichtete. Zwey Meilen hinter der Schule des Homers liegt der Delphinen-Hafen, an welchem das alte Delphinium lag. Die Kriegsschiffe legen hier im Winter bey, indeß sielm Sommer es sicherer und bequemer finden, in der Nachbarschaft der Stadt Sclos zu ankern. Wenn man die spalmadortschc» Insel vorbey g<-lommcn ist, kommt man nach Cardamyla, wo man nach Tom'nefort, dlc Numen eines Tempels findet, welchen mau nach ihm dcm Neptun gewccht har. Wlr sind bey Cardamyla nicht ausgestiegen/' ader dm Tag nach unsrer Abreise von Mitylene, sehr nahe Ho, bey gekommen. Die Küste ist hoch und steil, der an mehrere,, Orten kahle Felsen schien uns durchaus kalkig. Westlich von der Insel siehl man, nahe bey Pirght, auf ei, ner kleinen Ebene an der Küste die Ruinen des alten Phanum. Dieser Ort, welcher heutiges TageS Phana heißt, zeigt Haufen von Schutt und behauenen Stcl-n<„; aber man findet weder Inschriften, noch Säulen, oder Basreliefs: derAnkerplatz würde wegen desNord-wesiwlndes lm Winter großen Fahrzeugen gefährlich scyil. Dle awlsischen Hügel und Felder, welche ehe» 27« bsien Julius (nach dem griechischen Kalender), in den Stamm und die Hauptäste des Baumes, leichte und zahl« reiche Einschnitte. Es läuft nach und nach aus dlesen Einschnitten ein flüssiger Saft, welcher sich unmerkllch verdickt, und entweder, in Tropfen von verschiedener Größe, am Baume sitzen bleibt, oder abfällt, und auf der Erde gerinnt, der erjie ist der gesuchteste. Man lö< set ihn mit einem scharfen eisernen Instrument ab, welches am Ende einen halben Zoll breit ist. Oft legt man Tücher unten an den Baum, damit der Mastlx, welcher abtraufelt, sich nlcht mit Erde oder Schmutz ver-mischen möge. Nach den Verordnungen, welche hlerübergemacht sind, darfdie erste Lese nicht vor dem^sten August geschehen; sie dauert acht Tage hinter einander, nach welchen man biS zum 25sten September neue Einschnitte macht. Hierauf wird zum zweyten Male gesammlet, welches abermahls acht Tage duuer,; wenn diese vorüber sind, macht man keine Einschnitte welter, aber man sammlet den Mastix, welcher noch nachquillt, jede»< Montag und Dienstag bis zum i9tcn November. Nach diesem Termin ist das Lesen des Mastlx verboten. Die Zucht des Mastixdaums ist einfach und leicht: sie besteht mehr in Reinigung, des Bcdens, als im Umgraben. Man beschneidet dlc Bäume nicht, und hütet sich sehr, ihin einen schönen Stamm zu verschaffen, well man 273 man bemerkt hat, daß die kriechenden Wume mch? Ma-stjx, als die gerade emporgewachftnen, geben. Er ist eigentlich mehr ein Strauch, alS ei» Baum; der Stamm erreicht kaum sieben bis acht Full im Durch' wtsser, und die Höhe betragt selten mehr als zwölsbts fünfzehn Fuß. Der Consul Digeon theilte uns eine Entdeckung mit, welche bekannt zu werden verdient. Da es verboten lst, den Mastixbaum außer den vorgeschriebenen Grenzen zu pflanzen, so glaubte ein Türke / das Gesetz zu umgehen, und dessen ungeachtet Mastix zu erhalten, lndem er Masiixzwelge auf junge Terpentlnbäume pfropfte; die Pfropfreiser kamen sehr gut fort; aber er erstaunte nicht wenig, als er einige Jahre daraufaus den Einschnitten eine Substanz lausen sah, welche den Geruch und die Eigenschaften des Mastix, aber die Flüssigkeit des Terpentins hatte. Man sammelt den Mastix in eln und zwanzig Dö'r, fern südlich von der Stadt; es liegen noch drey andere westlich, deren wenig ergiebige Pflanzungen verlassen sind. Sie haben nichts desto weniger ihre alten Name« und Vorrecht« behalten, und bezahlen ihre Abgabe in Kalk, seitdem sie keinen Mastix mehr liefern. Die Produktion besteht in gewöhnlichen Jahren aus 50,000 Centner und darüber. 21000 gehören davon dem Aga, welcher den Mastix in Pacht hat, und werden ihm von den Bauern als Abgabe entrichtet; vom übrigen wird ihnen der Centner mit 50 Paras Otwa »6 Sous) daS Pfund bezahlt, und es lst ihnen bey harter Strafe verboten, an einen andern als den Pachter ! in der Hand, auf mlch los, 279 und schimpften mich Hund und Ungläubiger. Ich hatte nur einen griechlsch-n Bedienten m!t mir, der mir, seiner Stärke ungeachtet, wenig helfen konnte; aber lch ent« blößte augenblicklich weinen Stockdegcn, und riefihnen Mit fester Stimme zu: sie sollten sich den Augenblick entfernen, ober lch würde ihnen b',rch den Aga von Tschesme fünfhundert Stockschlöge geben lassen. Diese Drohung, und vorzüglich mein Degen, wirkte auf die Türken : „Es ist ein Narr, «S tst eln Franzose," sagten si«, „laßt ihn gehen!" Ich kielt es indessen nicht für rathsam, die Rui« nen von Erytraea zu besehen., sondern sammelte einige Merkwürdige Pflanzen, und gleng zurück nach dem Hafen. Die Gegend nm Tschesme bringt Korn im Ueber-fiuß hervor. Man bauet etwas Oehl und viel Rosi» nen. Von diesem Hafen erhalt Sclos den größten Theil seiner Nahrungsmittel, und unterhält die Verbindung mit Smirna. Den folgenden Tag segelten wir mit einem schwachen Nordwinde nach Naxia, vor uns unterschieden wir deutlich Andros, Tine, Myconl, Ntcarla und Samos. Unser Fahrzeug fuhr auf Myconi zu, wo wir noch vor Nachts anzukommen hofften, aber gegen Abend erschle« nen nordwestlich einige Wolken, so, daß wir einen Sturmwind befürchteten. Er kam wirklich, war aber von kurzer Dauer. Als sich der Wlnb gelegt und die Wolken zerstreut hatten, verlangten die Matrosen Wein; Wir gaben ihnen etwas, und baten sie, mäßig zu trinken. Das Wetter blieb heiter; wir schliefen die Nacht lehr ruhlg, und fanden uns den Morgen beym Erwachen dicht bey Tine, wo wir ausstlegen, um uns einen Augenblick zu erholen. 28Q Wlr landeten östlich oc> Griechen und 5,800 Katholiken. Die Insel ist in 2,200 Feuerstellen, uud die Aecker l,l 474 «64 Asper getheilt. Der Asper gilt fünf Piaster, su baß cm Feld, welches loo Piaster werth ist, zwanzig Asper in den Registern geschätzt wird. Jeder Asper stiebt zwey Paras Abgaben, welche zur Besoldung einiger türkischer Aga's in Constantinopel angewandt werden. Um d!e Summe voll zumachen, welche dkPfor, noch für den Capudan. Pacha, für außerordentliche Ausgabe, und für die Äeglerungstosten verlangt, be» zahlt jcder Eluwohuel' nach Verhältniß seines Vermögens noch . H. O. zlH. ab« Hre Einfuhr ist in Frankreich verbaten. 28H Eben so geht alle Monat ein Schlffnach Constan» tinopel und alle Jahre eins ziacli Salonlch. Die Anwohner von Pyrgos, Isternia und Car, dianl bearbeiten den Marmor ln ihrem Gebiet füe Smirna, Salonich und Constantinopel. Sie verdienen dabey 20 bis 40 Para's täglich. Vlndros ist von Tine n^r durch elnen Canal getrennt, welcher eine Meile breit ist, und welchen große Fahrzeuge, wegen der Klippen und Untiefen, vermei» den. Diese Insel hat etwa neunzig Meilen im Umkreise, Tine hingegen höchstens sechszig. Sie ist zwar so ber« gig, wie diese letztere, hat aber verhältnlßmäßlg mehr zum Ackerbau taugliches Land. Die Ebenen sind etwas größer, und eben so fruchtbar und gut bewässert. Es «ntlM etwa fünfzig Dörfer; aber höchstens »2,000Be. wohner. '-> ^ Andros ist das Chatoullengut einer Sultanln: «ln türkischer Waiwode verwaltet die Polizey und sorgt für die Sicherheit der Insel. Sie giebt etwa 50.200 Pläsier, theils an die Sultauin, theils an den Capudan-Pacha. Die Seide ist das Hauptprodukt der Insel: man rechnet, daß jährlich 6000 Ocken ausgeführt werden. Man führt cine große Menge Pomeranzen nach Salo« nick, Athen und Morea. Das Korn, die Gerste, der Wein und das Oel relchen gewöhnlich für die Consum» lion der Einwohner hin. Die Insel bringt auch Gemüse, Krauter, Honig, Wachs, Obst und Baumwolle hervor. Den ^4ten May verließen wir San-Nicolo und landeten bey Myconi, welches etwa zwölfMeilen entfernt ist. Der Boden nördlich und südlich von der Stadt bestand ganz aus Granit« Felsen. Die Insel ist unfruchtbar und uneben, indeß nicht so bergicht als 2l.'4 Naxos, Anbros unb Tine. Die Stadt lkgt amMee, resufer, lst zie nlich groß und hat etwa 4«»« Einwohner, welche die ganze Bevölkerung der Insel ausmachen. Dle Einwohner sind theils Matrosen, thellS Ackerleute. Siebamn hinlänglich Gerste und Wein, so daß jährlich etwas ausführt wird. Dle übrigen kebensmit, tel werden auf der Insel verzehrt. Sle giebt 7,500 Piaster Abgabe. » Wir wollten desselben Abends nach Delos fesseln; aber unsre Matrosen wollten lieber dle Nacht in Myconl zubringen, wo sie guten Wein finden konnten, als am Meercsufer ober unter Ruinen, welche für sie nickt das mindeste Interesse hatte«. Sie behaupten hartnäckig, daß Delos und dle andern wüsten Inseln umher, der Zufluchtsort der Seeräuber wären, und daß es gefähr» lich sey, die Nacht darauf zuzubringen. Diese keut« sagten sie, begnügen sich nicht damit, die Reisenden auszuplündern, sondern sie todten dieselben, unb werfen sie, um nicht entdeckt zu werden, ins Meer. Dle» ser Grund war ohne Zweifel sehr triftig, da wir aber den folgenden Tag unter diesen Inseln zubringen woll» tcn, so war «s uns lieber, die Nacht bort zu schlafen. „Trinke, sagten wir zu den furchtsamen Hasen, damit ihr Muth erlangt, und dann fort!" Sie baten fich eine halbe Stunde aus, um von den Bergen umher zu spähen und gegen fünf Uhr Abends fuhren wir nach dem kleinen Delos ab, wo wlr noch vor Sonnenunt«* gang ankamen. Wir ankerten in dem kleinen westlichen Hafen der Insel: vor uns lagen zwey Inseln, Groß »und Klein» Rematlari unb eine halbe Meile weiter hin, das grosse Delos ober die Insel Rhenäa. Wir bewirtheten die Matrosen mlt unserm Wein von Tenedos, und unserm Munbvorrath von Tschcsme, um sie für dieungenosse- «85 »en Vergnügungen auf Myronl zu entschädigen: wir 'Mvfahlen ihnen vorsichtig zu seyn, und spatzierten bis zu Einbruch der Nacht. Die Unordnung und Verwirrung, welche dleRul» nen einer berühmten Stadt darbieten, die Trümmer von Tempeln und Paltasten sehten die Reisenbenin Er» staunen. Die Einbildungskraft verführt ihn auf einige Augenblicke; er sieht noch die Monumente, deren Spuren übrig sind, und verschönert sie in Gedanken. Jeden Augenblick bleibt er stehen; hier lst der Tempel der Diana, des Apollo, hier wohnten ble Priester. Nel-t:rhln entdeckt er ein Gymnasium, ein Theater, einen Smllengang, er findet einen Pallast, zertrümmerte Statuen: Bilder von Göttern, Helden, Wohlthätern beS Volks. Ueberall Säulen, Capitaler, überall Marmor-Granit u:id Phorphyr mit erhabner Arbeit und Inschriften. Er kann so viel Gegenstände nlcht auf «inmal überschauen, er hat nur ein Geftihi, alles zu bewundern. Aber was für traurige Gebanken drängen sich bald darauf jedem auf, welch« babarlsche Hand hat zuerst Mit Feuer und Scl'werdt in diesen verehrten Gegenständen gewüthet; welcher Gottlose hat diese Tempel zerstört, welche Frömmigkeit und Reichthum erbaueten? Wer konnte die Bildsäule eines wohlthätigen GotteS, «ines schützenden Helden oder eines glücklichen Erfinders zerschmettern? Diese Insel ist nicht so hoch wleTlne,Naxosund Nycon«; sie ist überall Schiefer und Granit, und zeigt l'irgenos eine Spur von Vulkanen oder was sonst d»e wunder dcr griechischen Erzählungen austlaren könnte Der Berg Cynthns «st nur ein Granit «Felsen, weicher bloß der Emmeruüc, wegen erwähnt zu werden rer? dient. Den »5ten May wollten wir auf unserer Fahrt nach Naxos die Ostküste von Groß-Delos berühren; wie fuhren zwischen der großen und kleinen Rematiari durch, und silegeil an dem Orte aus, wo der Boden noch mit Ruinen und Grabmälern bedeckt ist. Man weiß, dass die Insel der Begräbnißort für die Einwohner von De-losward, als man unter dem Archonten Ethydemus anfieng, es für unschicklich zu hülten, daß ein helliges Land die Überbleibsel menschlicher Körper bedecken solle. Groß-Delos ist niedrlg, fruchtbar und sehr geschickt zum Baue des Weinsiocks und Oelbaums. Ohn-geachtet ihrer Größe ist sie unbewohnt; die Einwohner von Myconl bestellen die fruchtbarsten Flecken, und weiden einige Heerden auf dieser Insel. Nirgends haben wir den Mastix-und Terpentlnbaum so schön und häufig angetroffen. Unsere Matrosen fällten mehrere von diesen Bäumen, um Vorrath von Brennholz zu haben. Eine Stunde nach Mittag sehten wir unsern Weg welter fort, und kamen um 5 Uhr in den Hafen Naxia an der Westküste der Insel, Parcs gegenüber, vor Anker. Dieser Hafen, welcher ehedem an Z" Galeeren fassen konnte, war durch einen Damm verschlossen, den man bey ruhigem Wetter deutlich bemerkt. Er liegt mehrere Fuß tief unnr dem Wasser; allein die kleinem Schiffe sind zu jeder Jahreszeit im Hafen sicher. Die größern Fahrzeuge können im Sommer außerhalb des Hafens, an dem Felsen, auf dem man die Ruinen des Backustempels sieht, ankern; aler dies dürfen sie im Winter nickt wagen, weil ein starker Nordwesiwind sie auf die Küste werfen würde. Dte Stadt liegt auf einem Hü'siel am Ufer: unter den venctianischcn Fmsm, ward j>e durch eine Citadelle und Mauern, welche dt« Türken größtenthells zerstört 287 hatcn, vertheidigt. Die Katholiken wohnen als ehemalige Herren des Landeck innerhalb der Mauern , die Griechen haben den Theil der Stadt, östlich vom Schlosse, welcher die neue Stadt, .v^o-^a^a, helßt, lnnc. Die alte Ctadt erstreckte sich gegen Norden nach der Quelle der Ariadne hln. Hinter dem Schlosse sind noch einige Spuren einer unterirdischen Wasserleitung, welche wahrscheinlich das Wasser eines Bacl^s. der vier bis fmifMellen östlich stießt, der Stadt zuführte, und heutiges Tages die Cbene von Naxia bewässert. Die Ouclle der Ariadne würde jetzt di« Aufmerk-snnkeit der Reisenden gar nicht reihen, wenn man sich nicht erinnerte, daß sich hier Ariadne der Verzweiflung überließ. Au diesem Ufer bemerkte sie das Schiff, welches ihren Geliebten hinweg führte, und hierher kam Bacchus, von ihrer Schönheit gerührt, sie zu trösten. Bacchus hatte einen Tempel zu Naxos. Man sieht noch die Thüre und die Grundlage auf einer kleinen In, sel neben der Quelle der Ariadne; eine Brücke vereinigte diese Insel mit der großen, und eine Wasserleitung führte den Priestern innerhalb des Tempels daS nöthige Wasser zu. Beym Graben, zur Grundlage eines Hauses, am Meeresufer hat man eine sehr schöne weibliche Statue gefunden; Kopf und Füße mangelten, der Leid hatte an einigen Theilen gelitten, aber der Busen und ein Theil des Gewandes waren ganz unversehrt. N ir fanden sie in einem Hofc unter einem Schutthaufen; der Herr des Hauses schützte sie nicht, und hatte sie schon Mehrmals zerschlagen wollen, um die Stücke zum Baue lu gebrauchen. Im nördlichen Theile der Insel liept eine kolossal!« sche Bildsäule dcs Apollo, welche der Bjldhauer nicht 288 vollendet hat: sie befindet sich in der Mhe des Steinbruchs, aus welchem der Block gebrochen ist. Naxos hat, wie die übrigen Inseln des Archipelagus, alle Veränderungen des Glücks erfahren, zu schwach , um lange unabhängig zu seyn, ward sie nach und nach mit den Atheniensern verbündet, von den Persern erobert und verwüstet, den Römern zinsbar, vom Marcus Antonlus an Rhodus abgetreten, daraufden griechischen Kaisern unterworfen, lange von venetiani» schen Fürsten beherrscht, und endlich unter Selimdem Zweyten mit dem türkischen Reiche vereinigt. Die Einwohner von Naxos haben den Vortheil, nach eigenen Gesetze» und von selbst erwählten Richtern beherrscht ;u werden. Die Unwlchtigk.it der Insel und ihre Entfernung von der asiatischen Küste war Ursach, daß die Türken sich nicht darauf festsetzten. Die Pforte begnügt sich einen Waiwodeu zur Ausübung der Poli-zey und Elnkassirung der Abgaben hierher zu senden. Obgleich Naxos freyer und unabhängiger als ScloS ist: so genießt es doch lange nicht das Glück jener Insel. Der Handel ist nicht lebhaft genug, der Ackerbau wird zu sehr vernachlWgt, und Kunsifieiß findet man fast gar »lcht. Sollte man die Ursache hiervon wohl der Abneigung gegen Arbeit zuschreiben können, welcher die Adelichen, die die besten Ländereyen besitzen, so sehr ergeben si»d, und beynahe allen Standen mitgetheilt haben? Stolz auf ihren alten Adel, arm und eingebildet, voll Abneigung gegen Handel und Acl erbau, lassen diese aus den ersten italiemschen Familien hersiammcnden Herren ihre zerstörte» Schlosser und fast ganz unbebauten Ländereyen nach und »ach in l>le Hände der Bürgerlichen gerathen, ohne daran zu denken, wie sie durch Fleiß diesen Verlust ersehen tonnten. Die Die Bevölkerung der Insel bettagt nach den Verzeichnissen, welche uns die vornehmsten Bewohner mitgetheilt haben, über ic»,vQo Eeelen. Die Abgaben der Grundstücke, die Kopfsteuer und die Zölle belaufen sich etwa auf 40 Beutel (40,000 Ljvres), die Taxen u^ge» rechnet, welche sie jährlich erlegen müssen, wenn der Capudan-Pacha mit seinem Geschwader im Hafen Trio auf Paros, vor Anker kommt. Die Anzahl der Katholiken nimmt täglich ab; ln der Stadt befinden sich kaum 6c?o. Dessen ungeachtet haben sie noch einen Erzblschof, einen Coadjutor, sechs Domherren, cincn Priester und mehrere Vicare. Sle haben auch ein Kloster zur Erziehung der Jugend, ein Capuzitter-, ein Franziskaner, und «in Nonnenkloster. Die Griechen nehmen hingegen zu, und ihre Geistlichkeit ist weit zahlreicher und begüterter als die katholl-sche. Alle Prunk und Freyheit. Die Pforte bekümmert sich nicht im geringsten darum, was auf der Insel vorgeht, wenn nur die Abgaben richiig entrichtet, und allen türkischen Beamten gehorsame wtrb. Der Aufenthalt in Naxos würde sehr angenehm seyn, wenn nicht dle müsstgen Bewohner stäts in Streit begriffen wären, woran häufig die Glauuensverschie-denheifen Ursache find.""'«' Diese Insel ist mtt hohen Bergen besäet, derm Grundlage aus Schiefer ober Granit besteht. Der auf lhn folgende welsse Marmor und der harte Kalk« stein erzeugen die gute Bewässerung des Landes. Als wir den höchsten Berg der Insel, Dia oder 3ia genannt besuchten, sahen wir den Marmor mit der Inschrift, deren Tournefort erwähnt. Wir siieqen in einen stellen Schlund und kamen zu einer weissen Marmorgrotte, welche von den Inselbewohnern für !. Band. T einen heiligen Ort gehalten wlrb, und worl» man nichts Merkwürdiges sieht. ,n ^ . < !, Vom Berggipfel genossen wir eine reizende Aus« sicht, gegen alle j Himmelsgegenden hln entdeckten wir Insel» und zerstreute Felsen... 5) '^ ^ ^. l-.^ ^ -" Die Weiber von Naxss kauen «lne geruchlose Substanz, welche die IM hervorbringt, unb die mir ein Harz, oder vielmehr «ine besondere dem Gummi elasttcum nahe kommende Substanz zu seyn scheint. Hier fehlt es nlcht an Myrten und Lorbeerbäumen^ unb wir fanden hier die Krelensische Staudennelke mtt purpurfarbnen Blumen. Korn liefert die Insel hinreichend, an Gerste wer« den jährlich gegen izco.a Zentner ausgeführt, dasOel ist mltttlmWg, die edlen Früchte sind nicht sehr häufig, kleines Vieh ist hinreichend vorhanden. Die Wolle ist zvle auf dem ganzen Archipelagus, schlecht. An Käse wird für beynahe lo.ooc) Llvres jährlich ausgeführt. Südlich von der Stadt liegt ein kleines Salzwerk. Nun besuchten wir das ehedem so wichtige, nur mehr von -no« Seelen bewohnte Paros. Es ist von Naxos. zwey Mellen entfernt, zwar welt kleiner aber tauglicher zum Acterbau, doch fehlt es an Wasser. ,^.,^!^,, - Der Hafen Naussa ist einer der schönsten im Archipelagus, aber der benachbarten Sümpfe wegen ungesund. . ,z,»ilk Bey dem Hafen Marmara llegt das Fort St. An-ton, ein wichtiger Platz. Die neue Stadt ist auf den Ruinen der alten ge-baut, und nur ein elendes Dorf. Noch hest.'ittlgen zerbrochene Eäu len. Kapitaler, und Gesimse den ehemaligen Glanz. 29« Der Marpeslls, westlich vom Hafen Marmara ist der höchste Berg der Insel. Er lieferte vorzüglich den Parischen Marmor. Antiparos ist durch seine grosse Höhle merkwürdig , von der man nicht weiß, ob sie natürlich ist, ober von elnem alten Steinbruch herrührt. Die Baumwolle ist das Produkt, womit dle Einwohner dieser Inseln ihre, etwa 8ir verließen Naxia ben 8ten July Nachmittags, ^nd nach einigen Stunden brachte uns der Nordwtnd, welcher gewöhnlich während des Sommers lm Archipe-lagus weht, in den Hafen zu Nios. Beyde Inseln sind höchstens vier Meilen von einander entfernt; man rech, N«t ab« acht derselben von elnem Hafen zum andern; b" auf Nios liegt an der Sü'dwestseite der Insel, ^"d Na>ia, wie schon erwähnt, Ml der Westküste. T2 Die Ctadt liegt iesier ge» stört, welche auf den Schutz eifersüchtig find, welchen Frankreich der katholischen Kirche gewährt. Ntes bezahlt dem Capudan-Pacha beynahe 9000 Piaster, mit Inbegriff der Geschenke und Unkosten. Ein griechischer Walwod, welchen die Pforte ernennt, erbebt diese Abgabe. Er wacht gleichfalls über die Po-llzey und verwaltet die Justiz mle sechS der vornehmsten Bürger, welche das Volk jährlich in einer allgemeinen Ver5,mmllMg erwählt. Da dicsc Insel zu klein ist, sich selbst zu erhalten, so har sie fast immer das Schicksal der übrigen Cycla-den erfahren. Die Geschichte würde wenig ron ihr ei" wähnen, wenn >.icht Homer, auf seiner Reise von Sa-moii nach Athen, hier gelandet, und einige Tage das-auf gestorben wäre. Die Einwohner entrichteten il)Nl e»n Grabmal, wovon aber seit langer Zeit schvn tcinl Spur mehr übrig ist. «93 Dle melsien Münzen von Nlo<< haben aufder Rück, feite einen Palmbaum; dleser Baum wird jetzt nicht wehr hier gebaut, und ist im ganzen Archipelagus sel-ten: bey denen, welche wiraufScio, Creta und Naxos yesehe,, haben, gelangen die Früchte nie zur Reife, da das Klima nicht helß genug ist. Selbst l„ Egypten reift die Dattel selten, wenn der Baumzusehr den küh-ltn Seewinden ausgesetzt lst. Fast alle Einwohner dieser Insel sind Llckerleute, Nur wenige von ihnen sind Matrosen und Handelsleute; da sie fleißig und arbeitsam genug sind, so machen sie benvon Natur schlechten Boden ziemlich ergiebig. Sie versäumen nichts, um sich Dünger zu verschaffen, und das zu Gemüsen und Früchten bestimmte Land zu beo gießen. Wenn die Feldarbeiten unterbrochen werden oder beendigt sind, beschäftigen sich die Weiber, die Baum-Wolle zu spinnen, welche sie gebaut haben, Etrüm« pfe oder Mützen daraus zu stricken, welche sie an die Kaufleute oder Fremde verkaufen. Eo oft wlr uns auf der Straße sehen ließen, liefen von allen Seiten Weiber herbey, um uns diese Waaren zum Verkauf anzubieten, und es war oft sehr schwer, sie lcs lu werden. Dleser Fleiß fetzt die Einwohner in den Stand, lhr« Abgabe pünktlich abzutragen, und verschafft ihnen Bequemlichkeit, dl'< man ihnen nicht aufden ersten Blick «nsseht. Eine lange u„d traurige Erfahrung hat sie, Wie alle türkischen Unterthanen, belchlt, daß sie nicht iu viel Wohlhabenheit und noch weniger Reichthum zcl» s«n müssen: die Abgaben würden nicht allein bald er« öüh«, sondern auch die Habsucht der türkischen Beam« ten könnte nur mit dem R,,ln derUtittrlbanengesöllla,t werden. Hie Türken laffcn di« Una.Uubia.ln recht gern 2Y4 leben, wenn sie nur Alles hergeben, «as nicht zu ben dringendsten Bedürfnissen gehört. Die Insel liefert New für alle Einwohner, so wle auch für alle hier ankernden Schiffe. In einem guten Jahre werden etwa 50,000 Ocken Oel von mittelmäßiger Güte gekeltert. Korn, Gerste und Gemüse sind gewöhnlich auf neun bls zehn Monate hinreichend. Man fühlt jährlich 8 bls io,ooa Ocken Baumwolle nach Ancona und Vene-big aus: hierzu kommt noch eine große Menge Mützen und Strümpfe, welche nach Italten und dem schwär-zen Meere gehen. Es werben auch einige baumwollene Zeuge verfertigt, welche auf der Insel verbraucht werden. Wachs und Honig wlrd nur wenig ausgeführt D»e Zahl des Viehes beträgt etwa 4000 kleine Och" sen, sechstausend Ziegen und 300 Schafe. Die Ausfuhr des Käses ist unbeträchtlich. Mr blieben nur drey Tage auf Nios: ein kleines ragusanlsches Schiff, welches nach Argenterla ging, bestimmte uns, mit nach dieser Insel zu fahren. Wir gingen den i2ten Julius bey Tages-Anbruch mit ewem schwachen Südostwind unter Segel, welcher gerade stark genug war, uns nördlich bey SMnos Vorbey zu bringen. Eine Windstille hklt uns über drey Stunden ln der Nähe dieser Insel auf, bls der Nordwind, welcher wie gewöhnlich wehte, Morgens um 9 Uhr, uns um sie herum brachte. Slkinosi liegt sieben bis acht Meilen südwestlich von Nlos. Es ist hoch, bergist, klein, und hat höchstens zweyhundert Bewohner. ES ist ohne Hafen und wird fast gar nicht von Europäern besucht. Die Produkte bestehen ln Korn, Gerste, Wein, Baumwolle und Obst. Sie bezahlt etwa 2oco Piaster an ben Capudali-Pach^ 2Y5 Südlich drey bis vler Meilen davon, entdeckten wir bald Policandro, ehedem Pholcgandros, wclchcs «was klelner und nicht so fruchtbar als Stkinos ist. Gleich darauf entdeckten wir die kleine wl'lste Insel, ehedem Lagusa, jetzt Cardlotissa genannt, welche ziemlich ln der Mitte von Sikinos und Policandro liegt. Wie fuhren darauf fünf bis sechs Meilen südlich vonSiphan-to, ehedem Siphnos, vorbey, und kamen um vier Uhr Abends in den Hafen von Argentcria vor Anker. Der Ankerplatz ist im Sommer sehr sicher, und zu allen Zelten durch dle verbrannte Insel, welche zwey Mcilcn davon liegt, gedeckt. ^'5 Am Abend begaben wlr uns mit dem Capital», zwey Bedienten und zwey Matrosen nach dem Dorfe, welches eine Meile von der Küste aufeinem Hügel liegt. Nir waren sehr erstaunt, daß wir die Einwohner bey unserer Ankunft unter Waffen fanden, welche überall "uf uns anschlugen, um unsre Annäherung zu verhindern. Wir fragten daher nach dem französischen Agenten , einem alten Matrosen, welcher den Kriegsschiffen zum kootsen dient. Wir wurden näher befragt, und nach unsern Antworten war keine Rede weiter vom Gefecht. Die Anführer legten ihre Waffen weg, kamen auf uns zu, entschuldigten sich, und luden uns nicht allein nach dem Dorfe ein, sondern boten uns Alles an, so weit es in ihren Kräften siähde. Wir waren neugierig die Ursache dieses allgemeinen AufstandeS zu hören: unsre Erscheinung vor dem Dorfe, so split gegen Abend, in einer Anzahl, welche die Furcht "erdoppelte, oder noch vergrößerte, hatte die unglücklichen Einwohner die Rückkehr der Räuber vermuthen lassen, von denen sie vor kurzem ausgeplündert waren. Man erzählte uns, daß etwa zwanzig Mainoten be an «wem Festtage überfallen hätten, während sie sich 2y6 beym Weine belustigten, und nachdem sie sich b«r kleinen Anzahl Männer versichert hatten, waren sie in. alle Häuser gedrungen , und hatten die besten Sachen ge< raubt. Ihre Grausamkeit war so welt gegangen, daß sie Welber, Grelse und Kinder auf tausend Arten peinigten, um die Orte vvn ihnen zu erfahren, wo ihr Geld verstecke wäre. Diese Schreckensscene dauerte el, n« ganze Nacht; das Fahrzeug, worauf d!e Maino< ten gekommen waren, segelte des Morgens ab, ohne daß die Entwaffneten etwas anders thun konnten, als chr Geschick zu beklage», und zu wünschen, daß die Räuber mit ihrer Beute und den Wellen verschlungen werden möchten. > ?i»ii>. Die Maiuoten oder Magnoten sind Griechen, welche den südlichen Theil des Pelopones, die Gegend um Sparta, und vorzüglich die Gegend zwischen Mlsitra m,o dem Vorgebirge Matapqn bewohnen. Als ein schwaches Ueberbleibsel der Lacebämonier sind sie so eif-rlg, wie ihre Vorfahren, ihre Freyheit zu vertheidigen, und ihre Unabhängigkeit zu erhalten. Die Türken haben zuweilen einen kleinen Tribut von ihnen bekommen, sie aber nie ganz unterjochen können. Sie find Feldbauer oder Hirten, Matrosen oder Seeräuber, nach ihren Bedürfnissen und Umständen, und stets bereit die kleinen Dörfer, welche sie an den Meerbusen Coron und Colokythla bewohnen, zu verlassen, um sich in das Innere des Landes auf die Berge zurückzuziehen. Bey dieser Kraft und Freyheltsliebe sieht man sie mit Bedauern als Räuber, welche nicht allein die unrechtmäßigen Besitzer ihreS Landes, die Tlirken bekriegen, sondern auch zuweilen die armen Griechen auf den kleinen Inseln des Archipelagus überfallen, die doch einerley Interesse und eine Religion mit ihnen gegen den gemelnschufllichen Felnd vttelmgcn sollte. «97 Argenteria, welches ehedem Clmolls hieß *), hat seinen heutigen Nahmen von einer Sllbermlne, welche seit langer Zeit mlt gutem Ertrag bearbeitet seyn soll. Um uns über diesen Punkt näher zu unterrichten, be, fragten wir den Agenten, ble Vorsteher und mehrere Einwohner: alle versicherten, daß sie dieß wirklich von alten Leuten hätten erzählen hören, daß aber ein Bliß, welcher die Miene getroffen, keine Spuren davon übriggelassen habe. Die Nachsuchungen, welch« wir darüber während unsers Aufenthalts, anstellten, waren fruchtlos. Wir fanden nichts, was die geringste Aehnlichleit mit einer Mine hatte, so daß wir ihre Existenz bezweifeln mußten, wenn uns nicht die unpassende Antwort der Einwohner von dem Interesse herzurühren schlen, welches sie haben, dieses den Türken zu verbergen, da diese gereiht werden könnten, nachzuforschen, waS denn leicht eine ewige Quelle von Streitigkeiten werden konnte. Die Geschichte dieser Insel hangt genau mit der von Milo zusammen, mit der sie immer gleiches Schicksal gehabt hat, da sie ihr so nahe liegt. Sie hat höchstens !8 Meilen im Umkreise und etwa 200 Einwohner. Sle ist unfruchtbar, bergig und vulkanisch; man sieht weder Cbenr noch Thäler, noch Wiesen, und mit einem Worte, nichts, was den Einwohnern ihren Auftnthalt angenehm machen könnte. Einige zerstreute Weinstöcke, ') Diesen Nahmen halte sie von der bey den Alten sehr berühmten cimolischc» oder unten beschriebenen Wall» erde. Der Nahm»! ist auch noch nicht verschwunden, denn bey den Griechen heißt sie a«ch Kimoli. Eben diese nennen jene Erde Pilo TsinniaS. «ach dem Orte wo sie gegraben wird. 298 sehr weniges Otl und Maulbeerbäunle, viel wüstes Land, und nur kleine Strecken, die fähig si lV Gerste, Weitzen und Baumwolle hervorzubringen, ist A'les, was man auf Argenteria sieht; aber das untcrlrdkscde sseuer, welches sich überall, mehr oder weniger heftig, gem,s» sert hat, verdient ohne Zweifel des Naturforschers Auft mertsamkekt. Die Stadt llegt auf einem rothen Porphyr-Felsen, welcher nur wenig vom Feuer gelitten hat; die Masse ist sehr hart und einer guten Politur fähig; aber der Feldspats), welcher in weißen Punkten darin zerstreut liegt, ist zum Theil verwittert. In der Gegend umher findet man hell - und dunkelgrünen Porphyr, welcher aber nicht so schoi? und hart als dieser ist. Westlich und südlich von der Stadt sieht man überall weiße und rothe Porphyr-Felsen, welche mehr oder weniger ver« wittert sind. Der, welcher am meisten gelitten hat, läßt sich zerreiben, ist weich und leicht: im Wasser läßt 0,04 Salzsaures Natrum Q,02 Wasser — — O,l0 'Die Matrosen, welche hier landen, unb die Einwohner bedienen sich dieser Erbe als Seife, und sie leistet in der That dieselben Dienste. Sie ziehen indeß die vor, welche man auf dem Meeresgrunde im Hafen findet, well sie reiner ist, sich schneller im Wasser auf- löst, und das Zeug besser reinigt. Diese enthält nach Vauquelin: Kieselerde — 0,63 Thonerde — 0,20 Salzsaures Natrum 0,05 Wasser — — 0,07 Die Terra Cimolea, welche man auf dem erwähnten Felsen findet, zeigt beym Bruch sehr deutlich den Antheil Trapp vom Feldspath abgesondert. Man findet darlnn unaufgelcste Krystallen von schwarzen Schörl; «nb was jeden Zweifel über den Ursprung des Felsens aufhebt, so trifft man alle Veränderungen, die er erfahren hat, von dem schönen rothen Porphyr bls znm gänzlich verwitterten an. Kein Felsen scheint hier vom Feuer umgeworfen zu seyn, die, welche tief gespalten sind, findet man stets ln grossen Massen, und zeigen weder Schichten, noch Flötze; indeß man an andern Theilen der Insel, z. B. an der Nordwestsejte überall regelmäßige Schichten sin« d«t, welche mehr oder weniger verändert, und mit vulkanischer Asche, und fester oder poröser Lava vermischt sind. Man findet Schichten von Bimsstein, welche größtentheils w Staub aufgelöst sind. Augenscheinlich ist ein Theil der Insel ehedem , durch die langsame und unmerkllche Wirkung des unterirdischen Feuers, oder seiner Dämpfe, verändert (wie wir es bald an Mllosehen werden); der andere durch Materien, welche ein Vulkan angeworfen und ln regelmäßigen Schichten angesetzt hat, bedeckt worden, wie man es gleichfalls auf Milo, und vorzüglich auf Ganturien finder. - Den folgenden Tag fiihrten uns dle Vorsieher, eine Melle von der Stadt, nach einem Ort am Meere, wo wlr Uebetbleibsel von Backsteinen und Scherben bemerk« ten. Diese zeigten unS hinlänglich die Lage der alten Stadt an; hätte die Tradition der Einwohner noch el« nlgen Zweifel übrig gelassen. Wir sahen auf einer Felsenbank von gelblich grauer Lava etwa 4« Vertiefungen neben einander, und etwas weiterhin aufeinemähnll» chen Hügel, andere Löcher, welche erst kürzlich gemacht zu seyn schienen: d!efe enthielten Kohlen, verbrannte Menschenknochen und Stücke von irdenen Gefäßen. Eine Oeffllung tn diesem Hügel führte uns tn eine Grotte, worin wir vier einfache Sarkophagen von un« gleicher Größe, aus weißer, porphyrähnllcher kaoa, die ziemlich hart, aber doch lelcht zu bearbeiten schien, an-t-afen. Der Deckel fehlte, aber sonst waren sie gut erhalten: sie wann fünf bis sechs Fuß lang. und zwey bis drittehalb breit. Die Grotte hatte die Gestalt eines länglichen Vierecks von fu'nfjehn Fuß Tiefe, und vor ihr war eine Art Vorsaal von acht Fuß Breite. Diese Entdeckung bewog uns, in den Hügel an den Stellen nachgraben zu lassen, wo es hohl klang, unser Versuch war glücklich. Beym ersten Nachgraben fanden wir einige plumpe Figuren aus gebrannter Erde, «lne Kröte, einen Sphinx, einen Hahn und eine kleine Vase mit einem Henkel, von der Gestalt der Hetrusci-schen. Da es spät war, und wlr nur einen Menschen hatten, den die Vorsteher von einem benachbartenFelde riefen, entschlossen wlr uns, für heute unsere Nachforschungen einzustellen, und des folgenden Tags mit eini» gen zwanzig Arbeitern wieber hin zu gehen, um den ganzen Hügel umzugraben, und vielleicht eine noch un« entdeckte Katakombe zu finden. Der Cavitain unsers Schiffs lud uns ein, auf seinem Boote zurückzufahren, wodurch wlr der Mühe überhoben wurden, zu Fuße zugehen, oder wie Taqs vorher auf Eseln zu reiten, welche weder Zaum noch Halfter, und nur schr unbequeme Saumsattel mir vle? lallgen Cnicken Holz hatten, so wie wir sie fast überull ln dem Archipelagus üllgetrcffen haben. 3lls wir das C^p, welches Milo gegenüber liegt, linM'fft hatten, wavd der Nordwind so heftig, daß wir an einem Orte aussteigen mußten, wo wir einine Klaftern über derMeeresfiäche, einc Erdlage aütrafen, welcke versteinerte, halb verwitterte M u sä eln rom Ge» sctl'chl Pernu enlh»elt, die den PKmontesischen, von Langlus abgebildeten, ähnlich sahen, und deren analoge Gattung den Naturforschern nicht bekannt i»I. Diese Muscleln sind sehr dick: man findet zuweilen beyde Cchalen zusammen, aber fast immer zerbrochen und im schlechten Zustande. Da es ziemlich spät war, verdoppelten wir unlre Schritte, um. sobald wie möglich Albeiter zum Graben zu erhalten. Durch die Hälfte ließen wir eine Kata. kombe aufgraben, welche wir nahe bey der ersten vermutheten, und durch die übrigen de„ Hügel durchwühlen, worin wir dle Figuren gefunden hatten. Als die Katakombe ganz geöffnet war, sahen wir lm Hintergründe einen Sarkophag, auS dem Felsen selbst gehauen, und eine plumpe irdene Vase mit engem Halse, die durch Ungeschick lichkeit des Arbeiters zerbrach. Die, welche den Hügel durchgruben, fanden tn «lner Tiefe von drey Fuß nichts als Kohlen, Knochen und zerbrochene irdene Vasen von jeder Gestatt Und Größe. Mr bedauerten ein großes braunes Gefäß von httruscischer Form sehr, wonmfmehrere Mc,,.-schenfiguren roll) gemahlt waren. Wir machten in der Gegend umher noch einige Versuche, aber, ohne etwas Wichtiges zu finden. W»r erfühln in der Folge, baß dlese ganze Ge« 9«nd schon mehr»,aplS bznHgegrftbin lep, theils von de» Einwohnern der Inseln, welche alte Schäyezu finden glaubte», theils durch Reisende, welche die Wißbegierde auf die Insel geführt hatte. Der Bürger Fauvel, den wlr einige Jahre darauf in Athen trafen, hatte auch, auf Befehl des Herrn von Choiseul, welck« damahls Gesandter zu Constantinopel war, mehrere Nachsuchung«,: auf Ctmolls angestestt, wodurch er einige Münzm und einige Aerachen der Frauenzimmer erlangt hatte. Außer der Tradition,den Begräbnissen und Schutt» Haufen, beweisen noch mehrere Ueberbleibsel die Lage der alten Stadt aufs deutlichste: man findet hier an der Küste Gräben, l» die kava gehauene Canäle undGrot-ten, wahrscheinlich um die Fahrzeuge vor Regen und Sonnenhitze zu schuhen. Zwey bis dreyhundert Klafter vom Meere sieht man in Bimsstein gehauene Höhlen, welche wahrscheinlich Wohnungen oder Begräbnisse, in einer unbekannten Epoche, gewesen sind. Wir werden noch öfter Gelegenheit haben, ähnliche Höhlen zu er' wähnen , und unsere Meinung darüber anzuführen. Die Einwohner dieser Insel sind so arm, daß es lhnen ost schwer fällt, die ,5 bis 16oc>Plaster jährll-che Abgabe, an den Capudan-Pachazu bezahlen. Die Baumwolle lst beynahe der einzige Artikel, wodurch sie Geld erhalten. Die Welder beschäftigen sich das ganze Jahr hindurch, wenn es die Feldarbeiten erlauben, Baumwolle auf dem Spinnrade oder der Spindel zu spinnen, oder Strümpfe für die Europäer zu stricken. Die Schiffer finden zu jeder Zeit Schweine, Fcoeruieh und Eyer für ihre Fahrzeuge; oft auch Vergnügungen, welche sie länger im Hafen aufhalten, als es lhrt Pflicht und das Interesse threr Herren erlaubt. Die Kleidung der Weiber auf dieser Insel isi so auffallend, wie fast auf allen Cyeladen. Der Rock reicht nicht bis ans Knie, das Hemd« bls unter ble Waden , so daß man lhre langen Hosen sieht, welche am Gürtel und unter dem Knie zugebunden werben. Sie tragen zwey paar Strümpfe, welche so ausgestopft sind, daß sie wie aufgeblasen aussehen. Der Busen wirb durch etn Leibchen von Fischbein bedeckt: ein Slück Bammel, Atlaß oder anderes Seldenzsug mlt ewer gold» Nen, silbernen oder ausgenahetcn Splhe, ziert ole Vor-berselte, und bey großem Staat werden zwey große ge-stlckteAermeln an dleS Leibchen befestigt, und hängen bcy. Nahe bls auf das Knle herunter". Dle Arme bedecken st« im Eommer nur mlt den Hemds Aermeln; der Kopf lst Nut einem Tuch umwunden, welches unter dem Klnn herumgeht, und ein gewöhnlich hübsches Gesicht ganz unbedeckt läßt. Pollno, welche gewöhnlich die verbrannte Insel 8«nannt wirb, zeigt dieselbe Organisation, als Cimo, lls. Man sieht überall verwitterten Porphyr, welße oder röthliche Felsen, und Spuren des Vulkans, wele cher auf diese, wie auf die benachbarten Inseln, gc, doirkt hat. Sie liegt südöstlich von Cimolis, nordösi, llch von Milo, ist klein, wüst und ganz ohne Wasser. c>b si« gleich mit Gras und Gebüschen bedeckt ist, so wagen die Bewohner vonCimolis nicht, ihr«He«rdm barauf zu weiden, well sie glauben, daß die zahlreichen schlangen sie bald todten würde». Dessen ungeaclfet bttslchencn sic, daß man wilde Ziegen, welche sich fthr '^ DiestArrmclsind vender übrige» Kleidung ganz abgc« sondert, stchcn wcit von der Schulter ub, »nd havrn die Fnrm einrs stcifc« llebcrzuflrs. Man kann siel» krilic» ab« gcschmackteru Anzug denkn,, „mso «nrhr, da diese la«, gen, obrn sehr »men Arrmrl deu Arm verhindern sich tu biegm. 304 ^,,,^.^,,.^ vermehrten, und das Gift der Schlangen nicht fürchteten, auf Polino fände. Es war interessant, zu erfahren, ob es wirklich wilde Ziegen auf dieser Insel gäbe, und ob die Schlangen so gefährlich waren, wie die Einwohner von Cimo-lis sie machten. Wir entschlossen uns daher, eine Iagd-parthie daselbst anzustellen, und zwey Griechen, die man uns als sehr geschickt empfahl, mitzunehmen. Die Vorsieher sagten uns im Scherz, daß sie ein Gesetz hätten, wornach man ohne Erlaubniß nicht auf Pollno jagen dürfe, und ihnen die Hälfte der Beute abgebe« müsse. „Mir unterwerfen uns gern diesem Geseh", antworteten wir, „wir wollen bloß die vlerfüßigen Thiere behalten, und euch das übrige gern überlassen." Allein dieses war die Bärenhaut verkauft, ehe wir den Bären hatten. Brussuiere, welcher die Beschwerden einer solchen Jagd nicht gut aushalten konnte, begnügte sich, Pflanzen und Lanbmuscheln zu sammeln, während ich die bergigsten Stellen der Inseln mehreremale du chstrlch. Meine Führer suchten, wie Spürhunde, überall umher, erstiegen alle Felsen, durchkrochen alle Gebüsche, und zeigten einen Eifer, welcher einen bessern Erfolg verdient hätte. Sie jagten zwar einige der gesuchten Thiere auf, aber ich konnte sie niemals erreichen, und oft nicht elnmahl von den Felsen unterscheiden. Ich schosl elnlgemahl mit Kugeln in einer großen Entfernung nach ihnen, ohne sie indessen zu verwunden. Ich glaubte lu diesen angeblichen Ziegen den Moufflon zl» erkennen, welcher bekanntlich auf Creta, Nax^s und im ganzen mittägigen Europa häufig ist. Unsere Schlangenjagd war glücklicher; ick schosi ein« mltten entzwey; gegen Abenb brachten meine Gefährten elne andere von elner verschiedenen Gattung, welcke zur Gat- 395 Gattung Boa gehörte. Aber dle Viper, welche wir suchten, und dle sich mehr oder weniger hciufis auf al, len Inseln des Archipelagus aufhält, konnten wir nickt entdecken. Die Boa turclca ^riseo-llavelic««», c»ulw l»r«vi88imÄ,«cutj5^055al!bu8M!N!Ml5rvluntwtiz8^l)» l»exa^am5) hat einen cyllndrischen K!)>p,r von gelb, grauer Farbe, welcher mir vielen schwärzlichen, unregelmäßigen Flecken gezeichnet ist. Der Kopf isi länglich rund und abgestumpft, dle Schnautze wirb durch eine dreyeckige, brette und kurze Schuppe gebildet; die bey. den nächsten Schuppen sind gleichfalls breit und kurz: die, welche den Leib bedecken, sind klein, rund, von gleicher Größe, beynahe sechseckig und sclileßen an ei, ander: dle Schuppen deS Unterleibs, i/2 an der Zahl, stnd kurz und enge. Dle Augen sind klein und tief« liegend, dle Zunge gespalten und die Unterlippe rund. Der Schwanz lst stumpf und sehr kurz. Die Schwanz-schuppen sind 22 an der Zahl. Diese Boa hat keine hakenförmigen Mnc, wes« halb sie unter die Unschädlichen gerechnet werde» muß. Neunter Abschnitt. Ankunft zuMilo. Beschreibung dieser Insel. Ihr V'llkan, ihrc Höhle» und mineralischen Qurllcn. Lag« det allrst Stadt; zahlreiche Katakombe»,» der Hegriid umher. ^"lr reisten den i6ten July »nie dem Fahrzeuge vo» Nmolls ab, welches die Verbindlmn nut Milo unter» hält, und dte Lcltte, welche häufig von der eln«n Insel t. Band. U go6 äuf die andere wollen, übersetze. Nach anderthalb Stunden landeten wlr bey Hpollonla, wo für uns dlt Maulesel bereit standen, welche die Vorsteher von Cüno-Us bestellt hatten. Die Ueberf«chrt betrat crwa zwey Meilen; obgleich die geringste Entfernung bcyder Inseln nur eine betragt. Die Küste, an welcher wir landeten, zeigte uns ein hartes gelbliches Erdreich, welches mit drey Gattungen versteinerter Seeigel, Terebratulithen, und mehrercrn anderen Attui Muscheln über^et war. In der Gegend umher fanden wir Bimssieln und verschiedene kave,,. Die ausgehauenen Grotten sind an< dieser Küste sehr häufig , und zeigen, daß dieser Theil der Insel ehedem bewohnt gewesen sey; sie sind, wieble aufCimolts,ln welchen Bimsstein gearbeitet. Wlr brauchten über drey Stunden, um aufewent schlechten Wege nach^ der Stadt zu kommen. Alles, was wir fahen, war vulkanisch. UeberaU trafen wlc aus mehr oder weniger verwitterte Porphyre, weiße Erbe, wie auf Cimolts, und graue schwere k.,ven in großen Stücken. Wir bemerkten an einigen Stellen kleine Eisenkörner und Adern von Schwerspalh, der mit einer rothen Erde vermischt war. Wir kamen über kahle, dürre Hügel, und über eincn ziemlich reißenden Bach , wo ungcheure kavafelsen über unsern Häuptern schwebten, die uns jeden Augenblick zu begraben drohten. Endlich kamen wlr an eine angenehme Ebene, auf deren Mitte dle Stadt, welche ehedem eine der «rsten des Archipelagus war; aber jetzt mchts als Trümmer zeigt. Wir erstaunten, als wlr hinelntralcn, überall verfallene Häuser, aufgedunsene oder schwindsüchtige Menschen, welche, wie Leichen umher wandelten, zusehen» «liberall bvt sich unserm Blick das B«ld der Zerziörnng 3c>7 Und des Todes bar. Höchstens vierzlg F<,mill schwerer schwarzgrauer Laven, und von da aufein zletn« lich fruchtbares kand, auf welchem das Kloster stand/ wo wir die Nacht zubringt» wollten. Eine Viertelmelle vom Klrstcr sahen wir schönen Gips ausgraben, in elner Erdschicht, welcher mit vulkanischer Asche, Bimsstein und Puzzolan vermilcht war. Diese Erdschicht osirectte sich sehr wett, und hatte an mehrern Orten Löcher, wo man zu verschiedenen Zelten Gips herausgeholt hatte. Die Mönche nahmen uns sehr gut auf, und be-' wirtheten u«ls aufs beste. Wir trauten bey ihnen s«hl gutes Wasser Ulid vortttfflichen Welnj und, ob sie gleich z»9 das ganze Jahr bmck, nichts als Käse, Oliven, Schnecken, Gemüse und Obst essen, so fanden wir doch Federvieh, Eyer und postrefflichen Honig: sie sehten Uns auch Pomeranzen, Aprikosen, Pflaumen und Wein« trauben vor. Man kann bey ihnen vortreffliches Ziegen-, Lammfleisch, auck Hammelfleisch belommen. DieMttch »st sehr gut, das Wtldpret lm Ueberftuß, und, was )loch mehr werth ist, die Lust ist hier sehr rein und gesund. Die frische Falbe aNer Mönche bewies deut« ljch, daß die schädlichen Ausdünstungen der Ebene sie Nicht erreichen. Den folgenden Tag glengen wlr bey Sonnenauf« K^.ig mlt dem Superior um das Kloster spazieren ; wir sahen dle Ochsen aus die Stoppelfelder zur Weide führen. Eine Heerde Schafe wurde auf die benachbarten Berge, und «!ne große Menge Aegen in die Wälder getrieben. Die Gerste und das Korn war lange schon abgemähet; ein Theil war schon eingefahren und das Uebrige sollte es in Kurzem werben. Wir durchstrichen einige Weinberge, Ollvengärten, und Baumwollenfel» der. Die Trauben fiengcn an, sich zu schwärzen, die Oelvcmme hiengen voller Früchte, und die Baumwollen« standen versprachen eine gute Aerndte. Sobald wlr uns von den Baumwollenfelbern ent-fernten, fanden wlr wieder überall vulcanische Produkte, und fast dieselben Gewächs«, welche wir auf den andern Inseln angetroffen hatten: die stachltchte Pimplnelle, Thymian, Quendel, Saturey, ElstuS, Erdbeere, Myrthen und Mastixbäume. Wir sammelten einigen Eaamen, und Landmuscheln, worauf wlr nach dem Kloster zurückkehrten. Der Superior flirte uns w den Garten: elnlge Mönche waren seit Tages« Anbruch mltBcgießlN beschäftigt, der Garten war groß und gut unterhalten. Ein Theil war mlt Orangen, I" Pomeranzen, Citronen, Felgen und andern Früchten beseht; der andere Theil war für die Gärtnerey be» "stimmt. Es war Zeit zu frühstücken, und abzureisen. Ma« trug eine junge Ziege auf, welche mit Fleisch, kleinge-basten Speck, Plnlen, Rosinen und Reis gefüllt war. Daraufkam ein Pillcm von einer sehr fetten Henne, Ho'iiq, einqemackter Cedrat und Früchte. Man setzt« uns einen delicaten weißen Wein und vortrefflichen Cassee vor. Wir hatten qern einige Monate bey die-sen guten Mönchen zugebracht, hätten wir nlcht noch andere Länder durchreisen müssen. Wir nahmen Abschleb von lhnen, nachdem wir die Kirche besehen und etwas !n baS Becken zm« Dank für dle liebreiche Aufnahme, gesteckt haben. W!r brauchten drey Stunden bls zur Stadt, wo wir schlafe» wollten, um dle Thonhöhlen, unbdeuVul» can von Calamo zu besehen, welche, wie tch glaube, noch kein Reisender beschrieben hat. Wir brachten diese Nacht, so wie die folgende, in einem gaumigen Ammer zu, wo wir von Zeit zu Zeit guten Weinessg, den wir vom Kloster mitgebracht hatten, auf glühenden Kohlen verdunsten ließen. Diese Vorsicht hat unslM-mer geschützt, wenn wir uns in sumpfigen und ungesunden Gegenden aufhalten mußten. Wenn wir sie nicht kurz vor der Rückreise ln unser Vaterland verabsäumt hatten, so würde der Tod uns vielleicht nlcht getrennt haben; ich würde vielleicht nlcht meinen Reisegefährten unt> besten Freund beweinen müssen. Den i »ten Julius begaben wir uns nach dem Berge Calamo, südwestlich von der Stadt. Er ist nicht sehr hoch, und der Weg ist nlcht so uneben, wle der oben beschriebene. Sobald man die Ebene verläßt, trijft »an unbebauetes, vulkanisches Erdreich mit BlmsM 3" vermlfcht, an: es schelnt erst vor kurzem verlassen zu seyn, wie man aus den halbzerstörten Hlwsern, und aus den Höhlen schließen kann, die man auf den meisten Fel» bern antrifft. Der Weg dauerte anderthalb Stunden. Ehe wir noch den Gipfel erreichten, machte unS der plötzliche Schwefelgeruch eine Oeffnung im Berge kund. Etwas unter dem Gipfel bemerkt man eine ic» Vchrltt große Vertiefung, welche mitten in etnem sthwe« ren etsenhaltlgen Lavafelsen entstanden ist: sie ist platt, und mit einer Salzrinde bedeckt, welche hohl klingt, ^. Und in welche man zuweilen bis ans Knle sinkt. Man sieht eine Rihe, aus welcher ein übelriechender Dampf hervorstelgt, und, man mag nachgraben wo man will, so findet man die Hitze so groß, daß man nicht im Stande lsi, die Hand einen Fuß tief zu halten, Wenn man die Rinde wegnimmt, so sieht man Schwefel, wel, cher sich in schönen gelben Nadeln sublimirt hat, der aber so zerbrechlich lsi, daß manj ihn nlcht aufbewah, een kann. Auch aus den Ritzen der benachbarten Felsen steig« Dampf; einige Schritte davon trafen wir eine andere Mündung, welche uns weiße harte Erhöhungen bemcr« len ließ, die der Cimolischen Erde gleichkamen, und Mchr oder weniger Alaun enthielten. Wir sahen nahe dabey noch drey andere, welche aus ähnlichen Eubstan» zen bestanden. Bald waren wir ganz von Schlünben umgeben. Wir sahen neben uns verschiedene Oeffnun» gen, aus denen ein so erstickender Schwefeldampf stieg, daß wir kaum athmen konnten. Die Hitze des Bodens war sehr merklich zu silhlen, die Erde tönte bey jeden» Schritt, wir versanken beyde zu gleicher Zeit und hielten unS schon fü'r verschlungen; weder Bediente noch Weg« weiser hatten uns zu folgen gewagt. Wir erkannten unftre Unvorsichtigkeit und entfernten uns schnell. Wir haben schwerlich alle Oessnungen gesehen; aber wlr find fest überzeugt, baß der Berg am Gipfel beträchtlich heiß isi, und daß blese Hitze, vorzüglich ln der Nähe der Oeffnungen merklich lst. Eine Merkwürdigkeit, die uns auffiel, war, daß der Gipfel des Berges aus elner Klafterblcken Lage Schiefer besteht, welche bls jetzt die Wirkung des Feuers noch nicht empfunden hat. Wlr wühlten an mehreren Stellen die Erbe «uf, und fanden in einer Tiefe von einigen Zellen eine weiße, feuchte und heiße Erde, die sich nach Willkühr kneten ließ: sie hat dieselbe Beschaffenheit, wie ble Ctmollsche Erde, und zeigt eben so den Trapp vom Feldspath ab- gtsondert. Ihre Bestandtheile sind nach Vauquelln: Kleselesbe — 0,66 Thonerde — 0,20 Elsenkalk — O,ol Kalk — — c>/04 Salzsaures Natrum — 0,0» Wasser — 0,06 Hlerbey ist o,ol auf den Verlust gerechnet. Wlr stießen unsre Spazlerstöcke überall mit btt größten Leiä tlgkelt sen ist grau, vulkanisch, porös, und scheint eine halbe Verglasung erlitten zu haben. Auf der rechten Gelte der ersten Grotte sieht man «ine fünf bis sechs Fuß hohe, und drey Fuß breite Gallerte, auf welcher man durch mehrere Abtheilungen in das innere Gewölb herabfiel» gen kann. Hier findet man rechts und links Kammern von acht bis zehn Fuß ins Gevierte, deren Gebrauch schwer zu errathen ist. Diese erste Gallerte geht nicht tmmer gerade aus: bald dreht sie sich, bald geht sie schief in die Höhe, und bald verbindet sie ftch mit andern Gallerten, welche drey oder vier Fuß tiefer lau, fen; dieses muß von jedem, welcher diesen Ort besucht, genau bemerkt werden; denn man läuft Gefahr, einen schweren Fall zu thun, wenn man ohne Vorsicht geht. Wir durchliefen, mit der Fackel tn der Hand, el-nige Zeit dlese dunkeln Gänge, als wlr plötzlich durch eine gemauerte Wand aufgehalten wurden, welche wahr« schelnltch alle Verbindung mit dem übrigen Gewölbe verhindern sollte. Wlr hatten einen Hammer und ziemlich viel Zeit vonnöchen, um eine Oeffnung darin zu machen; der We, erhob sich hinter dieser Mauer, und brachte uns nach einem großen Saal, welcher mit einem eben so großen, durch eine Thür und vier viereckige Oeffnungen, i» der Zwischenwand zusammenhing. Diese letzter« sind zwey Fuß hoch, wle eine Krippe ausgehöhlt und die Ecksteine durchlöchert, als wenn man dle Halfter der Thiere daran befestiget hätte, welche hier fressen sollten. Man bemerkt an ben Wänden dieser beyden Zlm-«^« das Loch) gehen, um über ihre Anzahl und Nahe bey einander zu erstaunen, so wie über die gute Benutzung dieses Orts, welcher nicht lm Stande ist, . twas hervorzubringen. Mau steigt acht bis zehn Stufen, durch eine zwey Fuß breite Oeffnung, herunter, und befindet sich in einer etwa dreyßig Fuß langen, zehn F«,6 breiten und neun Fuß Hohen Kammer. Jeder dielcr Katakomben enthalt in der Regel sieben Sarkophage, drey auf jeder Seite und elnen in der Tiefe; aber diese Regel ist nicht unabänderlich; denn wir haben welche angetroffen, welche nur fünfSärge, zwey auf jeder Celte und ewen ln, Grunde enthielten: andere viel kleinere hatten nur drey, und einige, wie wohl sehr wenige, acht Särge, wo« von zwey am Ende der Kammer standen. Die Oerter für die Todten bestanden hier nicht in Oessnungen , welche in den Wänden der Gallerlen hler-zu ausgehöhlt sind, wie zu Alexandria,, sondern ln wahren Gartophagen von 55 bis 6 Fuß Länge, einem Fuß bis »5 Zoll Tiefe, und mir einem Bogen bedeckt; baS Gauze war iu den Felsen gehauen. fischen dlcscm Bogcn und dem Anfang der Wölbung haben wir griechische Buchstaben gesehen; sie waren aber so verwischt, daß wir ntcht lm Stande waren, sie zu enttathseln. Wir zweifeln indessen nicht, daß fe« maub, der geschickter lm Inschriften lesen lsi, und die nöthige Zeit darauf verwendet, interessante Notizen «ntbecken könne, Nahmen, die lu der Geschichte bekannt s,»b, left», und wenigstens dl« Zeit bestimmen werd«, in -- 32 l w welcher die Griechen auf Milo ihre Todten hleher begruben. Wir saben, daß mehrere Familien auf diesen Katakomben wohnten: sie halten sich w Hütten auf. Und bebauen das Erdreich darüber; im Winter füllen si« diese Grüfte mit Regcnwasser an, womit sie im Erm-Mer lhre Felder tranken Wir sahen einen Ackers» mann beschäftigt, die Treppe einer Katakombe zn zerstören, um eine Cisterne daraus zu machen; ein anderer räumte aus derselben Absicht die Erde davon hinweg. Eln dritter brachte eine Thür an, dle er naä' Belieben öffnen und verschließen konnte. Die Katakomben moch, ken nun verlassen cder in Cisternen umgeschaffe»! seyn, alle enthielten die erwähnten Sarkophage. Man versicherte, daß beym Oessnen der Begräbnisse/ zuweilen irdene Vasen und andere Gerüche gefunden wür, den; es war uns indeß unmöglich, das Geringste anzutreffen. Mehrere, denen wir empfehlen waren, erzähl« ten, baß sie dergleichen im letzten russischen Krtege an die Russen verschenkt oder verkauft hätten. Wenn man die ungeheure Menge dieser Katalom« ben längs den ziemlich weitlauftiyen Ruinel, betrachte^' wenn man die festen Mauern, Säulen, Marmor und Granit-Quadern sieht, welche offenbar zu Tempeln und prächtigen Gebäuden gehörten, und die günstige kage der Stadt, nahe am Haftn, und fern von den gefährlichen Ausdünstungen der Süd-und Osisette der Inseln bedenkt, so wird man zugeben müssen, daß die« str ehedem der Ort war, wo lm Hauptstadt stand. Diese Insel ist, wie alle des Archipelagus unter dle Herrschaft der Römer und del gneckischen Kaiser g<- kommen. Marco Sanudo vereinigte sie mit allen Cycla, den in das Herzogthum Nafos; sie ward ln derF«ige, I. Band. 3 ' zu Gunsten Franz ssrlspo's davon getrennt, und endlich dem türkischen Reiche durch Barbarußa unter« worsen. Mllo hat etwa 60 Metten im Umkreise; seln Ha» sen ist einer der schönsten und größten des Archlpela« gus, und kann eine zahlreiche Flotte fassen. Er hat wie der Hafen Naußa auf Paros das Unbequem«/ daß er gegen Norden liegt, wodurch ble Ausfahrt erschwert wird, indem der Wind in dleser Gegend während des ganzen Sommers, und oft auch im Winter aus Norden weht. Obgleich der Ankergrunb überall gut ist, so bleiben die Schiffe in der schlechten Jahreszeit doch lieber hinter dem Vorgebirge, neben welchem die alte Stadt lag. Man sieht einige Basalt-Felsen am Eingang« des Hafens, woran sich die Wellen mit Ungestüm und einem sckreckltcken Tosen brechen. Die kleine wüste Insel, Nahmens Antimllo, zeigt sich ei« nlge Mellen nordwestlich, und scheint, wie Mtlo selbst, vulkanisch zu seyn. Die ganze Bevölkerung der Insel beträgt jetzt nicht über 500 Seelen, und diese Anzahl würbe stets abnehmen, wenn nicht jährlich von Morea arme Aus« wanderer ankämen, welche der Ackerbau nach Mllo lockt. Der Capudan Pascha hat Mühe 2500 Piaster zu erheben. ;2Z Zehnter Abschnitt. Hücklehr «ach Cimolis. Abreise nach Santorin, Beschreibung dieser Insel. Grsialt des HascnS und der drey Inseln darin. Fleiß der Eimvohner, Produkte, Abga. ben. Nalurgrschichtr. Größe des Hafens und Meercsticfe. Äm Morgen des sisien Julius reisten wir vonCasiro ab, fthr zureden, baß wir auf dieser Insel die zur Fork setzung der Reise Nsprol'ls,: unv nichts wunderbarer, als die Bildung deo HafcnS und der drey Inseln, welche in bekannten Zelten aus dem Meeresgrunde emporgestiegen sind. Dlt Kü>ie vo» Santorin, welche an einigen Stellen hundert Loiletl hoch ist, erscheint wle eln scharf abgeschnittn« Berg, welcher aus verschiedenen Schichten vulkanischet Materie besteht. Es ist schwer, einen gangberenWes nach Apanomeria und Phira zu finden: an jedem andettt Orte würde es unmöglich seyn<,hizistelle und unz»^ sangliche Küste zu bestllgen. > ^ 3-5 tlilchtllche lage von Pozzolan*) bemerkt, welche nach beyden Seiten zu an Dicke abnimmt, und d!e man, ln derselben Richtung ander OstklistevonTherasiawle« der entdeckt. Der Bischof, welcher Dalenda hieß, natzm ,ms Nlit vieler Artigkeit auf, ließ un^ Theil an selnen Tisch Nehmen, verschaffte uns eine bequeme Wohnung, und «Nes waS wir nöthig hatten: und trieb die Ge5iUlj,kelt soweit, daß er uns durch selnen Neffen bey unsern verschiedenen Wanderunaen durch die Insel begleiten licß. Den Tag nach unserer Ankunft, durchstrichen wir den aanzen nördlichen Tbeil, wir gingen nach Phiro. Vtephani und Merivelll: von da nach Ecauro, wclcl?es auf ewem hohen vulkanischen Felsen liegt, der sich ins Nleer hinaus erstreclt. DießistoerS>h des katholischen Bischofs: er bringt hier gewöhnlich den Winter zu, und geht nur in der schönen Jahreszeit nach Phka. Ecauro war stark befestigt, und gut bevölkert, solange die Insel den Herzogen von Naxos gehörte. Die Einwohner verlassen es jetzt nach und nach, um sich i,, ') Wir wlmdern »ns, daß der Verf. bey Gelcgenhl'it de« Pozzolaxs nichts von dcm Auftrage erwähnt, den rr vou ter Pforte hatte auf den griechische» Insel» diese Erdart «ufzusuchen, welche man zurErbauung rinesBass»l>s nach dem Musier von Toulon in dem Hafen you Consiantinopel erbauen wollte. Die Cinwob»er von Santoriu g.ibe» sich vieleMühe ihn zu bewegcn>iesesGeh«imniß nicht z« ver« rathen. Aber die Türkcn haben e^hrnnoch rrfal»ren, un^ seitdem sind türkische Beamte nach der Insel gekommen, das Graben der Pozzolane, und den Transport derselben nach derHauptstadtzu besorgen, und die Einwohner leiden jetzt sehr von mancherley Bedrückungen, die sie vorlier nicht kannlen, weil keine Türken unter ihnen wohnten. Lannini I'. II. O. zcho. Phlra mid Phiro-Stephanl anzubauen, welche beyden Dörfer rook« l»ald in eins zusammenfließen werden. Von hier kamen wir zum kleinen St. EllaSberge, welcher wenig höher als die Ebene vcn Scauro unb Merivel-li ist. Die Lage von welsiem Bimsstein, welche ble ganze Insel bedeckt, fehlt an dieser Stelle unb ist entweder vom Rsgen abgespült, oder der Hügel ist lange nach der Bildung dieser Lage ein Vulcan gewes-n. In der That bemerkt man an der Spitze des Berges mehrere Oeffnunqen, aus welchen e»- Feuer gespien hat. Man sieht überall umher schwärzliche Lava, welche wl« Hammerschlag aussieht, und einen harten, schwammlgten Stein von schöner braunrother Farbe, welcher sich längs der Küste bis Scauro befindet. An, Fuß des Hügels entdeckten wir denselben Pozs zolan, welchen wir den Tag vorher bey Apanomerla gesehen hatten, und da die Höhe dieselbe lst,so schloft sen wir, daß er zu beriefen Schicht gehören müsse. Mr untersuchten die folgenden Tage den mittägi« Ml Theil der Inftl bis zum Vorgebirge Acrotlri ztt Wasser unb zu Lande. Die Küste ist hier, wie an der Nordseite überall hoch, nach dem Hafen zu scharf abgeschnitten , und aus mehreren vulkanischen Schichten, beynahe wie bey Phlra, gebildet. Das Erdreich geht mehr oder weniger abhängig nach der andern Küste zu und ist mebrere Klaftern tief mit zerriebenen Bimsstein bebeckt, über welchem sich etwas Dammerbe erzeugt! hat. Die Berge St. Stephan und St. Eltas erheben sich über die ganze Insel, unb , ob sie gleich an einigen Etellen dünne mit dem erwähnten Bimsstein bedeckt sind, so sieht man doch, daß sie die Wirkung des Feuers nicht erfahren haben. Sie sind durchaus kalkig, und bestehen aus einem schlechten weißlichen Marmor. 3«7 Was hler von Thera, oder Santorin, gesagt ist, gllt auch von Therasia: diese lst, wle die anderen, inch, »«re Klaftern hoch mit Bimsstein bedeckt. Die Küste lst hoch, an der Hafenselte scharf abgeschnitten, und der Boden nach der entgegengesetzten Küste hln abhängig. Aspronlsi, welches ehedem Automate hieß, ist nicht so hoch; sie lst aber, wie die beyden übngen, ab, geschnitten und mehrere Klaftern tief mit Bimsstein bedeckt, wovon sie den Nahmen der weißen Insel (von «5^?° weiß und >"5i die Insel) hat, den sie heutiges Tages führt. Nachdem wir Thera, Therasia und Aspronlsi mit der größten Genauigkeit untersucht und unS überzeugt hatten, daß diese drey Inseln nur eine ausmachten, welche eln plötzlicher Riß trennte, so blieb uns nur zu bemerken übrig, ob die drey Inseln im Hafen eine ähnliche Bildung tMen. Wir wandten auf diese Unter, svchung einen ganzen Tag, und wurden vollkommen befriedigendem wir sahen, baß diese Inseln auch ohne Hülfe der Geschichte die Epoche ihrer Entstehung zeigen Würden. Wir stiegen von Phlra in den kleinen Hasen am Fuße der Küste herab; hier nahmen wir einen Kahn, Und fuhren nach der kleinen Camene, welche dl« Grle-«hen Mlcra Caimeni nennen. Man rechnet, daß sie zwey Meilen vom Hafen entfernt sty. Eie lst von Tonischer Gestalt, unb' von der folgenden Insel „ur durch einen sehr engen Canal getrennt, in welchem zu« wellen die Fahrzeuge beylegen. Man sieht aufdieser Insel nichts als «inen Haufen lsthltcher oder schwärzlicher vulkauischclAs«be,welckc nach allen Gegenden verstaubt, und aus dem Crater am Gipfel herausgeworfen ist. Unter dieser Asche sind Stücken Basalt, unb man l «merkt schon cwn Anfang von Z28 Vegetation: unler andern sieht man «in« kleine Gattung Felacnbäume und einige Gräser. Nm-Camene c.Nea-Cat!nenl) lst über elne Meile sang, und gewährt in der Nähe elnen fü> chteHchen Anblick. D^ Insel starrt von schwarzen Basalt Blöcken, welche zerbro^en, umgestürzt, und unregelmäßig über einander gehäuft sind. Wir landeten in einem kleinen Meei'busm, dessen Wasser eine grünlich gelbe Farbe hatte; es lst ganz undurchsichtig, so daß man bey einem Fuß Tiefe nicht den Grund entdecken kann. Man sieht die Farbe des Wass-rs sehr genau von Phlra aus, zu-mal, wcnn l>as Meer ruhig lst. Dicht am Ufer ist ein kleiner Pfuhl, dessen Wasser noch auffallender, als im Meerbusen, gefärbt ist. Da «r im Sommer nicht ab-fließen kann, so giebt er einen so scheußlichen Geruch von stch, daß mls aufoer Stelle übel ward. Nir ent» fc!nttn uns schnell von einem so verpesteten Ort, und versuchten, in das Innere der Insel zu brlngen; aber unsre Bünülnmg war vergebens, da es unmöglich war, aufden scharfen Basalt-Massen zu gehen, ohne sich die Füße zu zerschneiden, und die Glieder bey jedem Schritt zu zerbrechen. Oestllch von blesem Sumpf ist eln kegelförmiger Berg, auf ?em man noch dle verschiedenen Krater erblickt, aus welchen bey der Vllbung der Insel Feuer strömte. Er lst mit vulkanischer Asche von verschiedenen Farben, mlt verwitterten Basalt und Bimsstein bedeckt, aufwachen die Vegetation eöen anfängt. Der übrige Tbell der Insel lst flacher und zeigt weder Ecde, nock Ascl-e, nock irgend eln Gewäcks. Obgleich das Atzasser lm Meerbusen und ln be«! welche sich beynahe von eii,ew Cnde der Insel zum andern erstrecken; sie sind ohne Zweifel durch die häufigen Erdbeben verursacht worden. Wlr müssen jetzt von d«r Bildung der drey vulkanischen Inseln im Hafen sprechen, deren Epoche sowohl von ältern als neuern Schriftstellern angegeben ist. Tournefort hat nicht genau bemerkt, daß Therasia und Aspronist «inen Theil der großen Insel ausgemacht 1 3Zc» habin müssen, und daß M-undNeu-Camene, welche schon zu seiner Zelt da waren, auf dem ersten Blick ihre spatere Bildung zeigo,. Therasia, auf welches Psol?mä'us eine St.tbt seht, und welches sich wle Plimus mit Recht vermuthet, von Thera losgerissen hat, kann nlcht für Aspronlsi, oder dlest für jene genommen werden, wle Tournefort glaubt. Aspronlsi ist nicht beträchtlich genug, daß nur das geringste Dorf darauf stehen könnte; !ndeß Therasta groß und fruchtbar genug ist, um von jeher eine Stadt zu habe», so wie auch noch jetzt eine daraufliegt. Tour« ncfort setzt hinzu, daß Thcrasia damahls Hlera gehei, ßen habe. Die Lage von Hiera zwischen Thera und Therasta, wle sie die Schriftsteller bestimmen, beweist, daß Tournefom't sich geirrt hat. Die Einwohner von Santorln, welche in diesem Punkte auch eine Autorität sind, nennen die Inseln >wch jetzt sc>, Therasia, Aspro-nisi und P.ilaia- Cawicni. Die heilige Insel (kior^) ward den Hollengöttern geweiht, weil man sie feurig aus dem Meeresgrunde hatte empor stctgcn schen. Plinius sagt, baß dieses dreyßig Jahre nachher gcschchcn sey, als sich Thera von Thcrasia getrennt hatt«; Choiseul meint aber nach dem Pater Hardouln, daß es erst vierzig Jahre liachhcr ge, schchen sey. Der Icsuite Philipp Briet führt an, baß lm Jahre 47 nach Christ! Geburt sich eine klilne Insel bey Thera plötzlich aus dem Meeresgrunde hervorgehoben habe. Nach Justin entstand bey dem Erdbeben lm Jahre 196 vor Christi eine Insel zwischen Thera und Therasia, welche man die heilige nannte und dem Pluto weihte. Qio Cassius erwähnt die Erscheinung einer kleinen Insel bey Thera unter der Regierung des Claudius. Syncell',S flihtt daSIahr64 nach Christi an, und setz« 33 l fie zwischen Thera und Therasia; aber es scheint, daß einige Zeit darauf eine andere Insel, Nahmens Thia, hervorstleg, welche wieder verschwunden ist, oder sich mlt Hiera verewigte. Diese wird auch vom Plinius, Theophanes und Briet erwähnt. Es geschah bis zum Jahr 1427 nichts weiter, als plötzlich ein neuer Ausbruch den schon erwähnten slide östlichen Theil von Hlcra hervorbrachte, wie einige lateinische Verse auf einem Marmor zu Scauro bey der Iesuiter - Kirche bezeugen. Im Jahr l573 entstand, während einer neuen Explosion, Klein-Camene, so wie es noch heute zu sehen lst. Der Pater Richard, ein Jesuit versichert, daß zu seiner Zeit noch mehrere alte keute auf Santorin lebten, welche diese Insel mitten aus dem Meer hervorkommen sahen, und sie deshalb Mlkra - Caimenl, die klelne verbrannte Insel, nannten. Als Tournefort zu Anfang des vorigen Jahrhunderts auf Santorin war, existirte Neu-Camene noch nlcht: es entstand erst einige Jahre darauf von »707 bis 1711, wo es bey verschiedenen Erdbeben nach und nach in die Höh« stieg. Vor jedem Zuwachs dieser Insel ging ein fürchterliches Getöse voraus, und ein weißer, dicker, stinkender Rauch folgte. Ein Regen von Ba« salt-Stl'icken, Bimsstein undTsche machten den Beschluss. Die genauern Umstände sind weltläuftig in damaligen Zeitschriften und einer lateinischen Abhandlung, die ein Jesuit an Ort und Stelle entwarf, beschrieben *). *) Da ßerrO. diese merkwürdige Nalnrbegebeuheit nur t,«rz bernhrt, nuch nicht bestimmt angegeben helt, wo wan darübrr allsflchrliche Mackrichl finds» kann, s» »erweisen wir unsere Leser anf drn ebenfalls denlsch Wenn man die beträchtlichen Veränderungen von Santorw durch die Vulkane genau bemerkt, so wirb man 4 Hauptepochen unterscheiden. Bey der ersten war die Insel durch 5en St. Etepban's-undTllasberg begrenzt; bis nach Pirges undMessaria, den einzigen Orten, wclche nickt vulkanisch sind. Bey der zweyte« Epoche bildete sich der übrige Theil der Insel bis The» rasia und Aspronisi, der Hafen existlrte noch nicht, und die Insel war noch einmahl so groß, von länglich runder Gestalt: der Boden erhob sich, unv bildete in der Mitte eine Wölbung, welche an einem Ende durch die erwähnten Birge begrenzt ward. ^ Bey der dritten Epoche versank plötzlich der mltt» lere Theil der Insel und der Hafen entstand. Die vierte, und letzte begreift die Bildung der drey Inseln, welche nach und nach aus dcm Meere hervor stiegen. Vielleicht entstehen elnst noch mehrere, oder alle diese Inseln vereinigen sich mit einander, und der ganze Hafen wird ausgefüllt. Man kann nicht alle Veränderungen vorher sehen, welche möglich sind, so lange der Vulkan auf Santorln fortdauert. Ich habe gesagt, baß bey der einen Epoche die In» sel kleiner, als in der Folge gewesen seu. In der That, wenn man bedenkt, daß die drey Inseln, welche den Hafen bilden, ganz aus vulkanischer Materie bestehen, und genau dieselben Schichten haben, so muß manglau- vorhandenen Tonnini. (Th.li.S. 3'Z—337.)Er hat hieraus den levantischen Missions»Aelationen ein ausführliches Tagebuch über diese Reyolution eingeschaltet, welche für Santorin ebenfalls schädlich warb, weil der brennende Rauch in einer Nacht die beynahe reifen Trauben der besten Weinberge verbrannte. ben, büß alle diese Massen eine elnzlsse, fast g«nz rU^d« Insel, ausgewacht haben. Betrachtet man daraufden scharfen Abichnltt der Küste rund um den Hafen berum/ so wirb es klar, daß in der Folge ein plötzlicher Etn» stürz einen großen Theil der Insel vernichtet hat. Indem dieser Einsturz dte zirkelförmsge Oessnung rund um den Hafen bildet«, formte er zugleich aus «lner Insel drey, deren alte Namen, Thera, Therasia und Automate sind. Selbst, wenn uns die alten Schrift« steller nicht die Zelt von Hlera's Entstehung hinterlassen hätten; wenn wir auch nicht die Erscheinung von Klein» und Neu ^Camene genau wüßten, so wl'irbe uns der bloße Anblick schon zeigen, daß diese drey Inseln lange nicht so alt, als die drey vorigen, seyn könnten; denn sie haben nicht allein ganz andere Bestandtheile, sondern sie sind auch nicht mit der dicken Lage von weißen Bimsstein, wie jene, bedeckt. Diese Lage ist augenscheinlich ciltet alS Hiera und selbst als der Hafen, da man sie wedtr auf dieser Insel, noch auf den hervorragenden Stellen der Küste antrifft. Santorln erhielt nach Plinius, ben ihrer Entste-hung den Nahmen ssallisios oder der schönen Insel: sie hieß nachher nach einem ihrer Könige Thera; ihr heutiger Nahme ist aus sancta Il-cne, welcher Heiligen sic ml.-ter den griechischen Kaisern geweiht ward, entstanden. Wenn man Santorw, nach dem, was ks jetzt lst, beurtheilt, so muß eS bey seiner zweyten Epcche eine der schöl'sien und ftuchtbarsten Inseln des Archipelagus gewesen seyn. Die runde Gestalt, ein durchaus zum Ackerbau taugliches Erdreich, welches sich vom Meere allnwhltli erhebt, und die Berge St. Stephan und St. Elias, welche vielleicht ehedem mit Waldungen bedeckt waren, trugen dazu bey, dlcft Insel zu einer der ange« ««hmsten zu machen. Denn, wenn dic Berge mit Bäu« Z34 men bedeckt waren, so lieferten sie Holz und hatten auch wohl eine ergiebige Quelle, da das Erdreich, ehe ei vom Regen abgespühlt wurde, das Wasser in sich zog, und die kleine Quelle, an der Seite von Messaria, war vermuthlich viel ansehnlicher, als jetzt, da der MerH n den übrigen Inseln und vorzüglich von Scala« nova, in den Meerbusen von Ephesus eingeführt. Der Wein verschafft den Clnwolmern den größten Ertrag, und der berühmteste ist der sogenannte Vino-smlto. Eo ifen; ts schiint aber uniiölh'g zu seyn. Obgleich die Mate ie welch und zerreibNch ist, Meilen beträgt: so hätten wir uns lieber auf elnem europäischen als elnheimischenFahrzeug eingeschifft; aber es blieb >ms keine Wahl übrig. Die Kaussarthey-schiffe besuchen Santorin niemals im Sommer, und der regelmäßige Wind erlaubt in dieser Jahreszeit nicht, baß man sich ohne Gefahr einem schwachen Fahrzeug auvertrauen kann. 345 Wir fuhren des Abends vonSalttorin ab, um bey hellem Tag« in Candia anzukommen; rechts ließen wir die kleine Insil Christiana liegen, und fuhren ohne Compaß beynahe gerade slidwmts. Der Nordwind hörte, wie gewöhnlich, nach Sonnenuntergang auf, und war die Nacht durch schwach und veränderlich : so dasi wir uns des Morgens zehn b;s zwölf Meilen von Candia, nordöstlich von Dia, befanden. Da wir zu weit östlich waren, und der Wind von acht Uhr Morgens an, nordwestlich bliss, so erreichten wir erst den Zasten Iunlus gegen Mend den Hafen. Wir sagten dem Capitain, daß es besser sey, einen CstMpaß um Räch zu fragen, sobald man das Land ans dem Gesichte verliere, als Sonne und Sterne, welche nicht so genau den Weg bezeichnen; allein dessen ohugeachtet segelte er einige Tage darauf nach Egyp-ten, ohne einen vortrefflichen Compaß, den ihm ein Raqusanischer Matrose sehr wohlfeil anbot, kaufen zu wollen. Die erste Kette des Ida, welche sich südwestlich von Candla erhebt, dint den Schissen, welche hleher fahren, zum Führer; so wie die kleine Insel Dia, welche von den Matrosen Etandla genannt wkd: die drey Buchten, welche sie auf der Südseite hat, sind bey widrigen Wind, Zufluchtsortes. Der Hafen von Candia ist durch Felsen gegen den Nordwind gedeckt, auf welchen man einsn starke», mle der Küste parallellaufenden Damm erbaut hat. Er ist sehr sicher und könnte za bis 4a Kauffartheyschtffe fassen , wenn er ausgeräumt und gut unterhalten würde. Jetzt halt er höchstens acht bis zehn Fahrzeuge, welche noch dazu leer oder sehr leicht seyn müssen; denn im Innern hat er nur acht bis neun Fuß Tiefe, und am Eingänge fünfzehn. Die Türken, welche alles mit dcr GleichgMlgtelt «lnls Miethmanns gebrauchen, welche alles verderben, und nichts verbessern, lassen ihnt'iy-lich mehr versanden, welches zu verhindern doch sehr ielchr wäre, da der Grund aus Schlamm unl> Sand besteht. Links von der Einfahrt stehen Arsenale, die man eben so wenig ausbessert: sie sind von den Venetwnern im Fahr 1552 erbaut, w!e man aus der IahreszM unter dem venetianischen Wappen schließen kann. Sie haben sehr durch die türkische Vclagerilna ^on 1^67 bls 69 gelitten, und einige haben sogar einen Theil ihres Gewölbes verloren. Diese Arsenäle, zehn an der HM, sind eigentlich n,lr Wcrfte , welche dieses wdusirlöse Volk errichtet hatte, um Galeeren zu erbauen, und aufzubewahren. Man komm? von dem Hafen in die Stadt, durch ein Thor, welches bey Nacht geschlossen wird. Feste Mauern, ein tiefer Graben midAußcnwerke vertheidigen diese Stadtzu Lande; die H.ülftr sind besser gebaut, als alle, die wir bisher gesehen, hatten, auf Scios ausgenommen; aber die Bevölkerung ist der Größe des Orts nlcht angemessen. Man zöhlt kaum ,0 bis > 2,00« Türken. 2 bis3,uQo Griechen, und etwa 6c> Juden. Die Grieben, welche sie vor der Ueberqabe an die Tl'irken bewlchntcn, folgten den Venetianern, der Capitulation zufolge, oder retteten sich ins Innere des Landes. Jetzt sehen sie sich nur furchtsam in einer Stadt, wo ihr Leben beständig durch die I^nitscharen bedroht, und ihr Vermögen sehr oft ein Raub der Pacha's ist. Candla liegt auf einer, etwas erhabnen, Ebene; nach der Seeselte zu wird sievon einer starken,aufFelsen gegründeten , Mauer unterstützt, und aew.ihrt einen angenehmen Spatziergang. Man sieht hier mehrere Kanonen mit venetianlschen Wappen , wodurch die ?ü-?üüü!? 347 Stadt vor Angriffen zur See, geschützt wird. Das Serail des Pacha liegt auf der ander» Seite, an dem Ott, wo ehedem der Pallast des Proveditore stand. Die sckcmsten Kirchen, welche bey der Belagcruna beschädigt waren, sind ausgebessert und in Moscheen verwandelt; die vo„ den Venetiancrn erbauettli Häuscr sind langst vers^wuliden; abcrdle Fesillngswerke sorq-f^ltlg unterhalten, da der Pforte die Erhaltung dleser Insel sckr wichtig ist. Wir wollen nlcl l entscheiden, ob Canbia auf der Stelle des alten Cytöum liegt, wie einige Geograph«!, meinen, oder auf Malium, wle andere behaupten, und glauben bloß, nach Untersuchungen auf der zweyten Reise, dast dle T> iimmcr einer Stadt, vier Meile»l westlich, dle »on Cylömn seyn müssen, und setzen Ma.-tium zwey Mellen östlich von Candia, Dia gegenüber, wie es Pllnlus beschreibt. Hcraclä'a, welches der Hafen von C'ossus war, liegt noch vier bis fünf Meilen östlich, der Hafen Candla, der beste auf der ganzen Küste, scheint uns daher der von Panormus zu seyn, welcher, nach dem Ptolemäus, zwischen Cytcum und Heracläa belegen war. Den Nahmen Candia, dm diese Stadt jetzt führt, hat sie von dem arabischen Worte C)anda.v lmd Candax, welches Verschanzung bedeutet, well sich hier die Sara? c«nen verschanzten, als sie, unter dem Kascr Michael dem Zweyten, oder dem Stammler, die Insel errbcrttn. Die Türke» machten sich im Jahr 1645 von Ca-nä'a, Rethymo und ganz Creta Meister, al)cr derZc-st'ingcn Grabusa, Suda , Epina-longa und der Stadt Ccmdia konnten sie sich ntcht bemächtigen. Mahomed der Vierte, welcher etnsah, baß er dle Insel niemahls llchig besitzen würde, so lange die Vcnctialler Herren "oll der Hauptstadt wmcn, schickte im Jahre 4667 set.- 343 nen Vejier, Achmet Kuperll, mit elner beträchtliche« Armee hin, sie zu belagern. Die Venetlaner, welcde immer noch Meister des Hafens und des Meeres blieben, waren imEttinde, alle Art von Hülse einzulassen, und der gut befestigte nnd tapfer vertheidigte Ort wider-stand lanqe den 'Angriffen der Türken. Die Armee der Belagerer war mehrmahls verstärkt worden, und schon zählte man über looioo Türken, welche, durch das feindllche Feuernder durch gesprengte Minen, geblieben waren; die Venetianererlneltcn neue Verstärkung von Frankreich, welche ohne Zweifel die Türkm zum Abzug gebracht hatte, wenn nicht die Ctidt, unter dem Commando des Morisini, durch die List eines Griechen, im Dienste der Pforte, capitulirt hatte, nachdem sie während einer Belagerung von drit-lehald Jahren, zo,ooQ Mann Vcnetianer, Piemonteser und Franzosen verehren hatte. Als wir in Candia ankamen, war das Vice-Consular unbeseyt. Wir fanden nur einen Agenten, dem wir unsern Entschluß mittheilten, den östlichen und mittlern Theil der Inseln zu bereisen, ehe wir uns nach Rethynw und Canlia begäben. Der Drogman, ein Jude, kam dienstfertiger, als wir es verlangten, den folgenden Tag, um uns zum Pacha zu führen, wo» durch er, wie er sagte, seine Pflicht und das Verlangen dieses ehrwürdige» Greises erfüllte, welcher uns zu sehen , und wegen seiner Gesundheit um Rath zu fragen wünschte; dieser würde uns gleichfalls alle Bequemlichkeiten verschaffen, deren wir benöthigt w^ren, um ohne Gefchr die Insel zu durchreisen. Anfangs schlugen wir es aus, zum Pacha zu gehen, da wir nichts von ihm zu fordern hatten: „Wozu soll dieser Besuch helfen?—fragten wir den Drog/ man — «r ist ganz überflüssig. Zeigt ihm unsern Fir- 34V wan, sagt ihm, wer wlr sind, und was wlr hier wolle^: daß wlr keine Aerzte smd, ob wir gleich Pflanzen sammeln, und daß es rft sehr schlimm sey, wenn man gesund ist, Aerzte um Rath zu fragen." Der Drog-man bestand auf seinem Vorschlcge, und versiö.erte, daß wir keinen Schlttt auf der Insel thun könnten, wenn wlr nicht dem Willen des Pacha Genüge leisteten. Der Agent war seiner Meinung; eben so «lnlge C chiffs-capltalne, welche zugegen waren, und da die Ncugierde auch auf Celten des Drogmans war: sl'willigten wlr ein, und wurden dcs Nachmittags ins Serail gefiihtt. Wir wurde» von den vornehmsten Offizieren empfangen, welche uns sehr eiftlg nach der französischen Revolution und dem Kriege fragten, welchen wir wider die natürlichen Feinde der Pforte führten. Wlr beantworteten ihre Fragen mit Zurüclhaltung, da man dlese Materie in der Tmkey m^t Vorsia?t behandeln muß. Man bot uns Pfeifen, Cassee, Sorbet und Paifums an, worauf man uns meldete, daß der Pacha uns erwarte. Bey den Offizieren hatten wlr nur Sofa's gefunden; bey dem Pacha sahen wir zwey Etühle neben ihm gestellt. Wir begrüßten ihn auf orientalische Weise, welches er elwiedette. Er nöthigte zum Siyen, und dec Drogman und der Sohn des Agenten setzten sich auf et-Nen Teppich. Nach den gewevniichen CompUmfnttn über unsere glückliche Ankunft, fing der Pacha von sci-ller Gesundheit zu sprechen an, und bat uns, seinen Puls zu befühlen. Er war ein Greis von mehr als sieb-ltg Jahren, und von gutem Ansehen. Wir thaten, waa er verlangte, und versicherten thm, daß er sich wohl befände, und noch mehr als zwanzig Jahre zu tcden habe, womit cr sehr zufrieden lchien- Er fraate uns darauf, welches der Gegenstand un-ferer Reise ley? ,,Wißbegierde und das Verlangen uns zu unterrichte!:, antworteten wir, führt unsaufEure Insel. Nir haben uns eiilige Monate ill Constantino-pel aufgehalten, die mehrestcn Iüseln des Archipelagus besucht, und rollten das berühmte Land, welkes Ihc beherrscht, nicht Vorbeygehen, und einige der balsamischen Wanzen sammeln, welche der Himmel so reichlich darauf verbreitet hat." „Das geht nicht an, antwortete erkalt, lch kann dies nicht erlauben !" Wir zelten unsere Firmas, welche uns erlaubten, alle Lander des ottomannischen R«ichs zu durchreisen, allein dcr P.icha erwiederte beständig : „das geht nicht an !" Mr führten mehrere Reisende an, wir erwähnten die Seeleute, welche in der größten Freyheil überall auf der Insel umher gehen, und wohin es ihnen beliebt. Der Pacha antwortete beständig : ,,Das geht nicht an!" Euer Leben würde in Gefahr siehe»! Ich kann es nicht erlauben. Er erzählte uns von Räuberbanden, welche die Wege unsicher machten, und welcke uns ermorden würden, wenn wir, unserm Plangemäß, nach dcm Bel-ge Ida und Gortyne gingen. „Das ist unmöglich, antworteten wir, es giebt keine Räuberbanden in gut regierten Landern: die Strafe würde zu schnell auf das Verbrechen fola.cn, wenn solche Bösewichter, sich zu zchM wagen wmben?" „Ohne Zweifel, antwortete der Paclia, es giebt we zugestanden ward. _______ 35l Wlr waren sehr liber d»ese Strenge desPackaer^ siaunt, und suchten die Ursache zu enträthseln, als sic u.is durch einige Worte des Drogman rlar w rde. „Der Paäia, sagte er, macht blos deswegen Umji., war. Ein türkischer Mau'.lhiertreiber, gleichfalls ein Ianltschar, verschaffte uns Pferde und dieiuc zum Wegweiser. Wir wußten, daß nwn von Sctlc der Griechen nici ts zu ftirchten hat, und die bcydcn ansässigen und rerdeiralheten Ianitscharen, welche es öffentlich übernahmen, unS n^ch Can^a zu bringen, haftett'l binlmlglci) für unsere Sicherheit. Wlr stellten die Schiffer zufrieden, welche Unruhe zeigten, schiclttn "nsere Sach«» m'.t etnem Klicchischen Bcdteuttn zur See S52 h!„, und relsten allein und ohne Gepäck —bes andern Morgens ab. Diese IanitsHaren, welche auf der Insel gebor«« waren, verstanden sehr gut grlcchlsch, und noch besser Wein und Branntwein zu trinken. W'r waren sehr zufrieden mit ihnen, und hörten aus ihrem eignen Munde, baß der Packa nur von Räubern gesprochen habe, um Geld zu erhalten, unt, uns, aufllnsre Ko< sten, eine Bedeckung zu geben, welches lhm wieder ct-was eingebracht hatte. Ich wiirde diese unbebeuccnde ?1netdote unterdrückt haben, wenn ich nicht gl,,',i>te, sie konnte Reisenden nützlich scyn, und zu gleicher Zeit MM Beweise dcr Gcldgierde der türkischen Biamten dienen. Die Gegend um Canbia beilegt aus fruchtbaren, angebauten Ebenen und Hügeln, und andern Landstrichen, welche bebaut werden könnten. Südlich von der Stadt sieht man einen einzelnen pyramioalischen Berg, an dessen Fuß man vorbeykommt, wenn man die Rul» nen von Gortyne besucht: die Europäer kennen lkn unter dem Namen des Jupiter-Berges. Südwestlich laufen von Ida, welcher fast das ganze Iakr mit Schnee bedeckt ist, einige Bergrelhen nach der Stadt zu, und auf der andern Seite vereln'gt er sich mieden Bergen von Spbachta, welche glcickfllls acht bis neun Monate im Jahre mit Schnee bedeckt sind. Als wir die Stadt verließen, fanden wir «we niedrige, ziemlich große Ebene, we,lche bUsck zwey B(iche bewassert ward, und darauf Hiigel und ssalkberge, auf welchen die Venetianer gepflasterte Wcge angcl'gthatten, die siä? ziemlich gut erhalten haben; linker Hand lagen die ersten Bergketten des Ida fast nahe bey uns. Unter den Pflanzen und Sträuchern, welche wir schon auf den Inseln angttrossen hatten, fanden wir überall den 353 den Storax sehr häufig. Wir kamen sehr früh nach Damasta, einem unbeträchtliche»! Dorfe, wo wir den «übrigen Theil des Tages zubrachten. Am andern Morgen reisten wir vor Sonnenaufgang weiter, und kamen durch ebenere und besser bebaute Gegenden, als den Tag vorder; wir sahen viele Oelbäume, einige Wein» stöcl e, Maulbeerbmime, und mehrere Elc! en. Unter dem Platanus, welche Trurncsort em ahnt, ruhten w!r ausrebeneineransehnlillenQuelle,welche ln der Ncihe des Meelts entspringt. Wir blieben lange am Ufer des Meeres, und kamen früh nach Rethymo. Die Gegend um diese Etadt ist sehr mahle, isch: Orangen. Galten n>it einzelnen Dattelbaumen, Felder von Oelbaumen, und Küchengewächsen, Hügel, auf welchen Welnsiöcke, Feigen, Maulbeere und Mandelbäume unter einander wachsen; weiterhin Tafelberge; westlich kahle Felsen und nackte Hügel; nördlich die CicadeUe, der Hafen und das Meer; alles tra^t dazu bey, Rethymo znr angenehmsten Stadt auf der Insel zu Machen. Ste würbe vielleicht auch die reichste und be-völterteste seyn, wenn der Hafen> so klein er aucllst, unlnhalten wmde. Ihre Bevölkerung betragt 5 bis 6,Qou Einwohner, zur Hälfte Griechen, und zur Hälfte Türken: die Juden sind weniger zahlreich als zu Canbia< Rethymo, auf den Nulnen des alten Rithymnus erbaut, wurde, da es nach der Landselte schlecht vertheidigt war, von den Türken im Jahr 1572 ausgeplündert, während Eellm der Zweyte die Belagerung von Famagusta in Cypern mit Eifer betrieb; aber erst Unter Ibrahlms Regierung, im Jahre «645, wurden die Venetianer auf immer daraus vertriebene Ob wir gleich mlt unserm Führer in einer Caravans seral abgestiegen waren, so nahmen wir doch eine Woh« I. Band. 3 nung bey einem Juden, welchtl französischer Vntts.-Vlgent war. Den Abend führte uns sein Eohn durch die Stadt, den Hafen und einige Gärten, und erzählte uns die traurige Begebenheit, welche seinen Vater genöthiKt hatte, sich zu entfernen. Der Pacha von Rethymo, welcher aus dem niedrigsten Stande, durch Kabale und Geld zu diesem Posten gelangt war, ließ keine Gelegenheit uiibelnitzt, seine Unterthanen zu bedrücken, u>n selne Schulden zu tilgen, und neue Reichthümer, zur Erlangung eines größern Postens, zu erwerben; m.d wenn es chm an Gelegenheit fehlte; so forderte er geradezu von den Privatpersonen, welche für reich galten, greßere oder klel-nere Summen. Seit sechs Monaten, welche er regierte, hatten alle Griechen, Juden oder Türken mehr oder weniger bezahlen müssen. Abraham Maki, Agent der Republik, hatte geglaubt, baß der Pacha ihn verschonen würde; allein er hatte sich geirrt. Er galt für reich, und unmöglich tonnt« der Pacha kiese Beute entwischen las, sen; er forderte lQ,Qs)Q Piaster von ihm. und »>e sichert« ihn seines Schutzes, wenn er sie aufdel Stelle bezahlte. Der Jude weigerte sich, diese Summe zu geben, und als der Pacha drohete, benachrichtigte er den französischen Consul zu Canäa , Heinrich Mure, von feiner Lage. Dieser begab sich augenblicklich nach Rethymo, Der Pacha, welcher es erfuhr, ließ den Juden ergreifen, im Serail in Ketten leqen, und bedrohen, daß er zu Tode geprügelt werden sollte, wenn er nicht auf der Stelle die verlangte Summe bezahlte. Was sollte der Consul hier thun? Wenn er den Pacha um Gerechtigkeit ansprach, m>b Ausiibunq der Capitulation fordert«: so kam der Jude nichis desto weniger ums Lcbe.!. Jedermann stimmte damlt über- 355 os 22° bis 23°; indessen war dies in einer etwas spütern Jahreszeit. Während der drey Sommermonate wird die er-staunende Hiße den ganzen Tag über durch den Nordwind gemildert, welcher auf den Inseln des Archipelagus und auf Creta unausgesetzt weht. Dieser kühle Wind heißt Embat, und richtet sich im ganzen Morgenlande nach der Lage der Küsten, und der davorliegenden Meeresfiäche. Auf der Sübküste von Creta, Cypern und Caramanien kommt er von Südwcsten, in Smlr-na und Alexanbrien von Nordwest. 3« Tyrus, Sidon und ganz Syrien von Westen. In Athen kommt er von Westen, und es ist der, welchen die Griechen Zephyrus nannten, während der Nacht wehet der Wind von der entgegengesetzten Richtung vom Lande nach dem Meere zu. Er ist schwächer als am Tage, und erstreck^ sich nlcht über drey bis vier Meilen. . In den l'ibi-igen Jahreszeiten, vorzsialich gegen dle Tag-undNachtqlelchen, ist der Wlnd veränderlich. Ein 'Südwind , welcher zwey Taqe anbielt, brachte uns in der Mir« des Septembers . dc Windstille; aber bald darauf fing oer Westwind, einige. Tage hindurch, HMg an zu wehen. Die Elnwohner sagten uns, daß Erbbebe» bey ihnen nlcht selten waren, und die Insel hatanch, der Geschictitc zufolge, ziemlich starke erlttten. Das merkwl'lrdig»ie ist das von »4<>o? es erstreckte sich über die ganze Insel von Osten nach Ncsten, und verursachte großen Schaven. 36Ü Zwölfter Abschnitt. Einldcilung der Insel. Die Aga's; ihre Rechte über die Grundstücke, die Polizcy, welche sie ausüben. Bemcr-kungcll hierüber. Völker, »velche einander in Crcta gefolgt sind. Abadioten und Sphachiote». Historische Nachrichten von Lambr«» Cansiani- -^ie Insel Creta ist in drey Paschaliks ober Gsuverne-ments getheilt, deren Hauptstädte Candla, Calwa, und Rethym» sind. In der ersten ist ein Pascha von dreo Roßschweifen, un^ Serastier oder General aller Truppen auf der Insel; in den beyden andern Städten sind Pascha's von zwey Roßschweifen, welche von dem erstern was dle Regierung betrifft, unabhängiq, aber ihm in allen Militärsachen unterworfen sind. Alle drey müssen in ihrer Stadt und Provinz für Erhebung der Abgaben uno Sicherheit der Orte sorgen. Sie Müsse» ferner die Gerechtigkeit durch Cadt's verwalten, und ihre Urtheile, wie schon erwähnt ist, volisirecten lassen. Diese Paschallks stnd in Distrikte vertheilt, und jeder District enthält eine gewisse Anzahl Dörfer , von denen elnige den kaiserlichen Moscheen, andere der Sul, tanin Mutter, und die meisten, welche Maliklanesagassi heißen, den Aga's lebenslang gehören, welche für olt Investitur eineverhältnißmäßlqe Summe in den kaiserlichen Schatz, und Me jährliche Mgabe an den Schatz- 367 messier von Candla zur Unterhaltung der Festungen und Gruppen zahlen. Alle Eigenthümer, Grieben oder Muselmanner, bezahlen an den Aga, die Moschee oder d!e ^ultanln «in Siebentel des Ertrags ihrer kändereye,:; ferner Müssen sie ihre Oliven auf den Mühlen der Aga's, welcl c dlese allein das Recht zu erbauen haben, auspres» sen lassen. Vom Oel erhalten sie ebenfalls ein Siebentel, und was ein wichtiger Gegenstand für den Aga isi, er behält b'e Hülsen und dds ai.sgegossine Wasser zum Ersatz für die Arbeiter, welcke er auf der Mühle hält, und der Pferde, die er zum Pressen der Oliven herqiebt. Die Dorfpolizey führt der Aga; er ernennt dazu «inen Subaschi, welcher gleichfalls ein Muselmann, tin untergeordneter Tyrann, und stets noch habsüchtiger und harter als sein Herr ist. Er giebt Alles an, was er sieht und hört, spürt dem Vermögen elncs jeden nach, ist immer damit besänftigt, die Etnwobne, zu entzweyen, hl? Zwietracht zu nähren, und ist so das schädliche Wesen, welches die lülktsche Politik zum Unglück der Griechen erfunden hat. Der Aga bedient sich seiner, um die geringsten Vergebungen; ste mögen wahr oder falsch seyn, durch willkührlicle Geldbußen, Gefängniß, und oft auch durch den Stock zu bestrafen. Die Griechen ernennen unter slch einen Capltam, oder Vorsteher, welcher die entstandenen Etrelligteittn friedlich beylegen soll; er ist ein Friedensrici ter,den dic Hlüqern immer vorziehen, um die fürcl^teslichen Klauen des CM zu vermeiden, vor dessen Richlerstulil die Stl et-takelten immer gebracht werden müssen. Der Vorsteher wacht auch über das allgemeine Interesse; der Hga wendet stch an ihn, wen» er Befehle zu geben, oder For-dttm,gen zu machen hm, wenn er Arbeiter zur Bestellung 36» seiner Felder oder zu öffentlichen Arbeiten braucht. Die Griechen ernennen auch einm Dascalos oder Schreiber, welcher ein Register über die Einwohner, ihre Kopfsteuer und ihre Abgabe an den ilga, n^ch jeder Ecnd-te halt. Kein Grieche kann sich ohn« Erlaubniß des AgH verkeiratheü, und muß diese durch ein Lamm, elnen Hanvnel oder einige Hühner erkaufen. Wenn dle Schöne dem AZa geM, behalt er sie zuweilen für sich, ohne daß sich jemand widersetzen darf; der Stock ist immer bereit den widersprechenden Griechen zu treffen, und wehe dem Unglücklichen, der seine Klagen vor ben Pacha oder den Kaiser bringen wollte; er würde mit seinem Vermögen und oft mit seinem Kopfe diese Kühnheit befahlen müssen. Der Aga verheirathet sich in diesem Fall, Nach der freyen Einwilligung des Frauenzimmers, mit ih"< Die ottnmannlschen Sitten erlauben es nicht, baß er anders mit ihr umgehe, und wenn die Frau seine Hand durchaus verschmähte, so müßte der Ha, seiner Macht ohnerachtet, von seinem Vorhabe» abste» hen. Oft genug verabschiedet er die Griechinnen zwey bis drey Jahre darauf, und verhelrathet sie an einen Einwohnerdes Dorfs, welcher es nicht wagt, zuwider^ sprechen. Man versichert, daß sehr selten eine Griechin sich nicht geschmeichelt fühlte, das Laqer ihres Herrtt zu theiien, er möge alt oder jung seyn, und das Schicksal , welches sie über kurz oder lang erfährt, sey, welches es wolle: so, baß also AnseheNund Eitelkett hier, wie überall herrschen. Man erlaubt den verhelratheten Männern nicht, ble Insel zu verlassen, wenn sie nicht Seefahrer obet Handelsleute sind; und ein Karavokerrl, oder Schiffs-tapitcm, welcher heimlich einige dieser Unglücklichen nach Ephesus gebracht hatte, wurde am Mast seines Schiffs Z69 Gchlffs aufgehangen. Man erlaubt lsbessen ben unver-heyratheten Jünglingen nach Morea und andern Orten auf die Arbeit zu gehen; allein jeder muß vorher zwey Piaster entrichten. Wenn ein Mordlm Dorfe, oder dem dazu gehört« gen District begangen, und der Schuldige nicht entdeckt wird, muß der Aga dem Pascha eine Summe Geldes entrichten, welche er von allen Einwohnern erhebt; «ine» Theil davon behalt er für sich, wie es in der Turkey Gebrauch ist : niemahls geht Gelb durch die Hände eines Menschen, ohne daß er seinen Theil davon nimmt. Diese Abgabe ist immer willtührlich, und nach Verhältniß der Volksmenge, und dem Reichthum der Einwohner mehr oder weniger stark. Wenn der Ermordete ein Muselmann ist: so ist die Summe ungeheuer groß, weil die Religion in einem ihrer Glieder verletzt warb. Ein solcher Mord zieht überdem noch den Tod mehrerer Grie-chcn nach sich: die Freunte und Verwandten des Verstorbenen hallen es fürihrePfiicht, wiederum die ersten Einwohner, die ihnen aufstoßen, zu ermorden, und, ob sie gleich nach dem Gesetz straffällig sind: so spricht sie doch dtt öffentliche Meinung fast immer los. Wenn ein Grieche ein schweres Verbrechen begangen hat, oder desselben angeklagt wird, welches zugleich einerley ist: so tritt der Pascha dazwischen und verlangt den Schuldigen, um ihn zu richten uudzuverurtheilm. Er wendet sich deshalb an den Aga, der ihn auf der Stelle ausliefert, oder, bls nachdem richterlichen Aus» spruch des Cadi verweigert; oft hilft sich der Grieche aus seiner Übeln L"ge durch die Opfer, die er dem Aga Und dem Pascha bringt; wer nichts hat, bezahlt mtt seinem Kopfe, und wer etwas befiht, steht beständig in Gefahr, es zu verlieren. Dies hängt von der Willkühr des Aga's und oft auch des Subaschi's ab. I. Band. A a 97" Bey allen Mittel», welche das Recht des Senkern dem Aga in die Hand giebt, bedrückt er natürlich die unglücklichen Bauern, so seh,- er kann. So ke umgiebt, und der Felsen, welche sie vcvcheidigen. Die Crelcnscr wulen gll'icllich, so lange sieben Gesetzen eines tugendhaften Königs Unterthan waren, d»e er ihnen im Namen der Gottheit gegeben halt«; sie waren ee noch, als sie sich damit begnügten, ihren Unterhatt ^us bem Schooß olr Eldeunddem Ernag ihrer 37' Heerden zu zlehen, die sie auf ben Bergen welbeten, Womit die Insel bedeckt lst. Als sie aber nach Ueberftuß geltzten, und dle Verordnungen ihres Gesetzgebers veränterten, und jede Stadt einen unabhängigen Staat bilden wallte: als die 3le'ä en nach langen Kampf mit den, Armen sich der Herrschaft bemächtigten, da unterschltd man die Bürger, welche den Staat vertheidigen sollten, von denen, welche ihn ernährten; da überließ man den Ackerbau nur Sclaven; die öffentliche und häusliche Erziehung zweckten nur darauf ab, den Menschen stark, geschickt und mutklg zu machen; aber die Eilten kamen in Verfall, der Gemelngeist sank, und das Ansehen der Gesetze ward oft verkannt. Die Cretenser waren unruhig, «hrgcltzig und habsüchtig geworden, fübrten ungerechte Kriege, plünderten ihre Nachbarn und sich selbst unter einander. Bald war der Schauplatz ihrer Rö'ubereyen nlcht grofi genug; sie mackten mit ihren Schiffen die Meere unsicher, störte,, die Ruhe und den Handel der Völker de«j Archipelagus, sie würden sie ausgerottet haben, wenn sich nicht zum Besten Aller, ble Nhodier bewaffnet, und die Flotten dieser Seeräuber aufelnige Zeit vernichtet hätten. Nlcht klebe zur Freyheit, erhielt noch die ausgearteten Creter, sondern Liebe zur Ungebundenheit, und «in Ueberblelbsel ihrer alten Tapferkeit zeigte sich noch in ihren Gefechten. Sie widerstanden lange den Rö-Mern , welche schon Herren von einem Welttheile waren; ste schlugen sie soqar zuweilen, mußten aber den Talenten und dem Glück des Metcllus weichen; sie verloren ihre Flotten und wurden gezwungen, dle Gesetze lhrer Zieger anzunehmen. Als das Christenthum unter den orientalischen Kal-sttn auf diese Insel kam, war dle Freyheit schon langst A a 2 S7H verschwunden; der Muth der Einwohner, den eln fremdes Joch gebrochen hatte, ward noch mehr durch eine sanfte, tröstende Religion geschwächt, welche Gehorsam, Demuthund Verachtung der Welt predigt. Die Saracenen, von Eroberunassucht, und deni Verlangen, ihren Glauben auszubreiten getrieben, durften sich im Jahr 82z nur zeigen, um die Insel, trotz dem Widerstände dcs griechischen Kaisers, Michaels deS zweyten, zu erobern. Nicephorus Phocas, ein so unerschrockener Krieger, als schlechter Regent, vertrieb die Saracenen 961 von Creta, und verband diese Insel aufs neue mit dem griechischen Kaiserthum. Sie blieb dabey bis zur Eroberung Constantinopels durch die Kreutzfahrer 1204, der Marquis von Montferrat bezwang und verkaufte sie 1211 an die Venetlaner, welche sich schon auf einigen Inseln des Archipelagus festgesetzt hatten, und diese haben sie behalten, bis sie von den Türken vertrieben wurden. Unter den Völkern, wdche heutiges Tages Crela bewohnen, bemerkt man die Abadioten, Muselmänner von Religion und Ueberblelbsel der erwähnten Saracenen. Ihre Physiognomie, welche qanz von der tückischen verschieden ist, und die arabische Sprache, dle sie unter sich reden, laßt hierüber keinen Zweifel. Die Ababioten sind schwarzbraun, mager, von mittlerer Statur, mißtrauisch, boshaft und raM'ictuig. Sle gehen, wie die Türken, beständig bewaffnet, und todten einander bey der geringsten Beleidigung. Sie besitzen einige zwanzig kleine Dörfer, südlich vom Berge Ioa, und ihre Anzahl belauft sich auf etwa 4,000 Köpfe. Den Türken und Griechen, welche irgend eln Ver» brechen begangen haben, gewähren sie einen Zufluchtsort unter sich; aber verlangen, daß sie sich ruhis 373 verhallen, und nickt um ihre Geschäfte bekümmern. Wenn lhnen diese Verbrecher irgend elne Gelegenheit zur Unzufriedenheit geben, so todten sie dieselben, vm sie los zu werden; liefern sie aber in keinem Falle der Justiz aus, welche sie zurück fordert. Da die M^dioten von Türken und Griechen in Zaum ge-halten, und ron ihren Aga'S bewacht werden: so wagen sie es nlcht offentliä, zu rauben: sie fallen indeß zuweilen die griechischen Klöster, welche in der Nähe ihrer Dörfer liegen, an, und setzen dteMrnche in Con« trlbuticn. Sie waren es, welche im Jahr 1772 ein englisches Cchiff plünderten, nachdem siedle Mannschaft gemordet hatten. Der Capltaln, welcher lange aufder See gewesen war, wollte sich der Sübküste nahern, um sich mit Wasser zu versehen; der Anblick eines blühenden bedaueren Landes lockte ihn in elne Bucht neben den Paxlmaden, wo er mit Recht Wasser vermuthete. Eo-bald man den Anker ausgeworfen hatte, begab sich fast die ganze Mannschaft ans Land, um die gehoffte Quelle zu suchen: plötzlich überfallt sie ein Trupp Abadiottn, hauet sie nieder, und beglebt sich vermittelst der Schaluppe an Bord, ehe noch der Capltatn den Vorfall auf dem Lande vermuthen konnte. Die Bewohner der hohen Berge, südlich von Ca« näaundRethymo, sieht man als die wahren Abkb'mm« lingeder berühmten Creteran, welche, während solan« ger Zelt, Herren des Landes waren; sie sind unter dem Nahmen Cphagtoten bekannt, und zeichnen sich vor den übrigen Griechen durch ihre Größe, gute Bildung, ihre FreylMsliebe, Muth, Geschlckllchkeit und vorzüglich durch den Haß gtgcn ble unrechtmäßigen Befiher ihrer Insel aus. 374 ,!3^3? Die Gebirge sind von jeher bey allen Völkern der letzte Zufluchtsort der Freyheit, so wie dle Wohnung der Stärke und Gesundheit gewesen: ein dürrer, unfruchtbarer Boden, welcher wenig Lebenömittel erzeugt, und den Menschen zn schwerer Arbeit und der größten Mäßigkeit zwingt, lockt die erobernden Schaaren niemals, wenn noch dazu ein jeder Felsen zu einer Festung geeignet ist, und man Schritt vor Schritt mit tapfern Leuten kämpfen muß, welche hartnäckig den Boden vertheidigen, der ihnen Leben und Unabhängigkeit gab. Die Sphagioten hatten ihre Gesetze und Gebräuche unter den Römern, Saracenen und Türken zu behaupten gewußt; sie ernannten jährlich ihre Obrigkeiten in allgemeinen Volksversammlungen; sie waren von den Tlirken genöthigt, in, Sommer das nöthige Eis für die Einwohner von Canäa und Rethymo vom Gipfel ihrer Berge zu bringen, und bezahlten weiter keine Abgaben, hatten keine Aga's; sie sahen nie türkisch« Agenten unter sich; und bildeten, mit einem Worte, eine Art von unabhängiger Republik; als plötzlich russische Emlssarien im Jahr 1769 den Frieden störten, und das Glück, welches diese Griechen auf ihren Bergen genossen, änderten. Ob «mn Catyarina wirklich die Absicht hatte, die Tlirken aus Europa zu verjagen, und ihren Enkel auf Consianlin's Thron zu setzen; oder, ob sie nur die Aufmerksamkeit ihrer Feinde von den Orten, welche sie anzugreifen Lust hatte, abziehen wollte: so lstesdochge-wlß, baß alle Griechen von Morea, Macebonlen, Cpl-rus und dem größten Theil des Archipelagus bey Erscheinung einiger russischen Schiffe, lm Februar 1770, in der Gegend von Coron und Navarln, aus einmal zu den Wasscn cilten, und einen Muth zeigten, dessen man sie nicht für fähig gehalten halte. 20,000 gehörig vertheilte Gewehre, und io,ooo Russen, unter erfahrnen Generalen, würden damals gewlß in der europäischen Turkey eine Revolution hervorgebracht haben, welche die Griechen auf immer dem otlomannischen Joche entzogen hätte. Die Svhaaioten waren nicht dle letzten, welche hierbey die Waffen ergriffen; mehrere hundert der Ta» pfe'sien vereinigten sich mit ihren Freunden, den Malvoten, und boten dem Grafen Orlow ihre Dimste an; «ine noch größere Anzahl rüstete sich zur Abreise, als wan e,ful)s, das? die Russen, welche nckr drey kinlen-schl'ffe und zwey Fregatten, und weder Munition noch Truppen hatten, die Belagerung von Co^on aufbeben, und die Grlecken, welche sich schon,Navarln, Pattas, Misitra und einiger anderer kleinerer Orte bemäch:'at hatten, verließen. Die mahomedanischen Albaneser, gegen welche man bisher, weder zu Lande noch zu Wasser, einige Vorsicht gebraucht hatte, und welche auf den Isthmus von Co-rinth einige Batterien und ein paar schwache Fahrzeuge ln den daran stoßenden Häfen abgehalten hätten, nach Morea zu kommen, verbreitetm sich bald auf dieler Halbinsel, schlugen überall die Griechen, welche durch die Entfernung der Russen muthlos geworden waren, und richteten unter ihnen eine große Niederlage an.' Von den Verwüstungen, welche die Albancser damals anrichteten, wird sick) das unglücllkche Land nie wieder erholen, so lange die Türken Herren desselben sind, und die kaune einiger Oberhäupter, mit dem Vermögen und Leben der Einwohner, nach Belieben schalten kann. Der Pacha von Candia, welcher das Betragen der Spbagioten erfuhr, entschloß sich in demselben >77«sten Iuhre mit all!« D'Uppen ber Insel aeqen sie zu ziehen; er wollte sie ausrotten, um ein schreckliches Beyspiel für alle Griechen, welche sie nachahmen wollten, zugeben. Die Türken, welche immer zum Streit bereit sind, wenn es Christen zu tobten, Dörfer zu plündern, Knaben und Mädchen zu schänden, und Sklaven aller Art zu erHaschen giebt, versammelten sich bald unter ihren Fahnen; Soldaten und Bauern, Kaufieute und Handwerker, alles wollte an diesem Felbzuge Theil nehmen. 15,000 Mann, die auf all« Art bewaffnet waren, kamen in wenig Tagen bis zu den ersten Gebirgen , welche sie ganz verlassen fanden. Die Weiber und Kinder der Sphagloten waren mlt den Greisen auf die höchsten und unzugänglichsten Orte geflohen, die, welch« das Gewehr ohne den Degen führen konnten, hatte» sich, 2,000 an der Zahl, sehr vortheilhaft auf die zweyte Gebirgskette postirt, und vertheidigten muthig jeden Felsen, und hielten die Türken, welche in dieser Art Gefecht, wenig geübt waren, über, all auf. Sobald ein Paß gewonnen, oder «in Felsen erstiegen war, verschwanden ble leicht gekleideten und bewaffneten, so wie in Bergklettern geübten, Spha-gioten, indeß dle Türken, welche nur zu Pferde fech« tm können, dick gekleidet und schwer bewaffnet sind, nicht im Stande waren, den Feinden über die Klippen und Felsen ,u folgen. Die Türken zeigten den ganzen Sommer hindurch viel Eifer, die Sphagtoten zu bekriegen; doch endlich verlangten sie, über den unerwarteten Widerstand erstaunt, in ihren Hoffnungen betrogen, durch die herannahende Kälte erschreckt, und von dem beschwerlichen Kriegt ermüdet, nach Hause zurück geführt zu werden. Die Sphagloten hingegen waren aufs äußerste gebracht: fast alle ihre Dörser waren abgebrannt, ein großer Theil ihrer Weiber und Kinder fortgeschleppt. Sie hatten ihre Heerben und ihren Mundvorrath verloren, und da """'""^ 377 fie lhre Aecker nlcht bestellen konnten: so trugen sie lh, nen auch nichts; sie ergriffen daher mit Vergnügen die ersten Friedensvorschlage, willigten ein, den jahrlichen Tribut zu bezahlen, dem alleGrlechen unterworfen sind, unt> konnten nun zu ihrem Heerd zurückkehren, und ihren Verkehr mit den Seestädten wiederherstellen. Da die Türken keine Pferde und Lastthiere hatten mit sich nehmen tonnen, so bepackten sie drey bis viertausend Griechen mit ihrem Gepäck, und siellteninver« schleoenen Gefeckten dlese Griechen voran, damit sie lh-nen mit ihren Körpern zum Wall dienen möchten. Dlese Barbaren und Feigheit, welche uns von einer großen Menge Sphagioten erzählt ist, empörte dlese braven Bergbewohner am melsien, und trug vorzüglich dazu bey, sie in einen schreckliche» Zustand zu versehen: denn oft wagten sie nickt, nach ihren Feinden zu schießen, die sie noch für unglücklicher, alS sich selbst hielten. Obgleich ble Sphagioten ihre Kopfsteuer mit dem größten Widerwillen bezahlen, und gern die erste günstige Gelegenheit benutzen, das drückende Joch abzuschütteln ; so haben sie sich doch schr in Acht genommen, an den Zun'istungen des SchlffShauvtmanns Lambro zu Triest, während des letzten Krieges der Russen wider die Türken Theil zu nehmen. Eie sahen, zu ihrem Glück, den Erfolg besser, als das vorigemal, voraus; lndem sie unfehlbar ihre noch übrigen Privilegien verloren haben würden. kambro Casiani war zu Theben von armen Eltern geboren, und hatte sich von Jugend auf dem Seeblenst gewidmet. Er kannte früh alle Küsten von Griechenland und den Peloponnes, besuchte fast alle Inseln des Archl, Pelagus, hatte mehrmals Gelegenheit, alle Häfen und Buchten des schwarzen Meeres zu sehen; und, ob er gleich nur ein gemeiner Matrose war, so zeichnete er sich durch 37" M>»»»<«»>« Kopf, Muth und vorzüglich durch Haß gegen die Türken so aus, baß er, noch in seiner Jugend, als O5-ficler ln russische Dienste genommen wurde. Er nahm «»ls solcher im Jahre 1770 an der Belagerung von Coroü, und in demselben Jahre an der Verbrennung der türkischen Flotte be» Tschesme Theil. Er zeichnete sich auf rem 'sänvarzen Meer, bey Eroberung der Krim durch die Russn, so vortheilhaft aus, baß er endlich von der Kaiserin zum Obersien ernannt wurde. Der Krieg von 1737 brachte diesen unternehmenden Mann auf die Gedanken, eine große Rolle in seinem Vaterlande zu spielen. Er wu«te, l'ag die Griechen lmmer beym Worte Freyheit erwachen, daß sie der größten Anstrengung diese zu erlangen, fähig sind, u^o schmeichelte sich, sie vom türkischen Joche zu befreyen, weün der russische Hof ihn unterstützen wollte. Es scheint aber, daß Catharina nicht aufgelegt war, felnc Entwürfe, die sie vielleicht für zu gewagt hielt, zu begünstigen, ober daß sie der russische Adel daoon abhielt, welcher die Eroberung der europäischen Tlirkey, und die Befreyung der Griechen, als seinem Interesse zuwider betrachten soll. Denn sey, wie ihm wolle, Lambro entschloß sich, als er von der Kaiserin weder Gelb, noch schiffe erhalten konnte, nichts destowenlger zu Trieft auf Kosten seiner Freunde zwölf kleine Schiffe auszurüsten, deren Commando er übernahm, und die Erlaubniß erhielt, die russische Flagge darauf wehen zu lassen. So 'schwach auch diese Ausrüstung war, so beunruhigte er doch die Türken sehr; er begeisterte die Griechen von Morea und Eplrus: die vom Archipelagus begnügten sich, ihm helmlich Matrosen zu schicken; die Griechen von Constantinopel, Smlrna und Salonlch schienen keinen Thcil daran zu nehmen z aber alle versahen ihn unter dec Hand mit Geld. Schon hatte sich diese Flotte durch beträchtliche Prisen verstärkt: schon sahe sich kambro als den nahen Befreyer von Griechenland an; als plötzlich der Krieg sich änderte, und durch einen unerwarteten Frieden beendigt warb. Es war im Jahr »790 und 91 wickti-ger, die Fortschritte der Französischen Revolution aufzuhalten, als die Freyheit der Griechen z» befördern; die HöfeOesterrilch und Nußland waren, in einiger Rückficht, genöthigt, den Krieg aeqen die Türken aufzuschieben, zu einer Zelt, wo Frankreich zerstückelt und seine Macht vernichtet werben sollte. Nach gcschloßnem Frieden erhielt kambro Befehl, nickt mehr unter russischer Flagge zu kreuzen, und seine Schiffe zu entwaffnen. Er gehorchte für eine kurze Zelt; aber bald fing er wieder an, unter derselben Flagge zu rauben, und beunruhigte den Archipelagus und die Kü? sien von Morea aufs neue. Die Pforte beklagte sich bey dem russischen Gesandten, welcher sich aber vom Lambro lossagte: so, daß den Türken nichts übrig blieb, als sich schnell zu bewaffnen, um die Fortschritte eines so gut unterstützten Feindes aufzuhalten. Lambro, welcher damals mehrere Fregatten oder Ccrvetten und eine große Anzahl anderer, kleinerer, gut bewaffneter, und mit tapfern Leuten beschttr, Fahrzeuge hatte, widerstand durck seinen Muth und Geschicklich., keit den wider ihn ausgesandten türkischen Schlffeu lange. Aber endlich ward er von einer so beträchtlichen Macht Türken und Algierer angegriffen, daß er gänzlich aufgerieben wurde, und in die größte Lebensgefahr kam-Er bewies bey dieser Gelegenheit Wunder von Tapferkeit, und ob er gleick mit mehreren Linienschiffen zu kämpfen hatte, macl te er ihnen doch den ganzen Tag über, den Sieg streitig. Selne ganze Flottewar lhells genommen, theils versenkt, theils verbrannt, setn Cchlss war durchlöchert? 38a «?^»""w und drohte jeden Augenblick den Untergang; als glück« licherweise die Nacht diesem ungleichen Gefecht ein Ende machte, und ihm Gelegenheit gab, sich mlt sei« nen tapfern Leuten auf Schaluppen zu retten. Dieses Unglück schlug kambro's Muth nicht nie« der: sein Kopf und seine Thätigkeit verschafften ihm bald neue Hülfe. In kurzer Zelt hatte er eine neue Ausrüstung von beynahe gleicher Stärke, wie die erstere, womit er fich wieder im Archipelagus zeigte. Dieser außerordentliche Mann würde gewiß die Pforte lange beunruhigt haben, wenn er nicht fast alle Griechen wider sich aufgebracht hatte, indem er ihre Großmuth mißbrauchte, die Unterstützung, welche sie freywlllig gaben, gebieterisch einforderte, die Ausschweifungen seiner Matrosen duldete, und am Ende, wie ein wahrer Seeräuber, Kauffartheyschiffe angefallen hotte, um sich Geld zu verschaffen. Einige von seinen Schiffen wagten im May ober Iunius »792, zwey französische Schiffe, welche bey Napoll lnRomanien vor Anker lagen, anzufallen und zu verbrennen; ob sich gleich eine Division französischer Fregatten tm mittelländischen Aeer befand, den Handel zu beschützen. Die Pforte hatte indessen auf die Nachricht der neuen Rüstung Lambro'S und der Theilnahme der Mainoten die Flotte des Capudan-Pacha versammelt, und zu gleicher Zeit die Truppen von Morea ln Bewegung gesetzt, um die Malnoten von Misitra her anzugreifen, während das Geschwader tn den Buchten von Co-ron und Eolokytia, den Schlupfwinkeln Lambro's, kreutzte. Während der Graf Choiseul den Befehlshaber der Dlvlswn Salnt-Vallter von dem was vorging, benachrichtigte, war Vennel, Capital« der Modeste, zu Coron angekommen, um die Bcltidlgung der franzb'st- scken Flagge zu rächen. Da er hörte, baß Lambro lm Wachtelhafen vor Auler läae, segelte er augenblicklich dahln, um diesen gefährlichen Seeräuber ln seinem Schlupfwinkel einzuschließen. Vernel zelgte sich den ,?tenIuniusvor dem Hasen: er fand ihn befestigt und in gutem Vertheidigungs-zussande. In einer kleinen Bucht lag ew Cutter vor Vlnter, den zwey Batterien vom Lande deckten, und von hier beschloß Vennel, den Angriff anzufangen. Während er stch zum Gefecht anschickte, kam die Flotte des Hussein an, um gleichfalls Lambro's Geschwader anzugreifen. Die französische Fregatte hatte den Tag über zwey Gefechte, während welcher sie die Batterien und noch mehr den Cutter siark beschädigten. Gegen Abend geschah , in Verbindung mit einer türkischen Fregatte, ein dlitter Angriff, und für dle Nacht uberschlckte der Ca-pudan-Pacha eine andere Fregatte und drey Kerlanglsch, welche er Vennels Befehlen übergab, damit kein Schiff aus dem Hafen entwischen könnte. Den »8ten hörten die Batterien vom Ufer auf zu feuern, und der Cutter ward genommen. An demselben Tage griff die französische, mit den erwähnten türkischen Fahrzeugen den Hafen an. Lambro's Flotte bestand aus elfEchlffen, »on verschiedener Größe. Das Gefecht dauerte den ganzen Tag hindurch, und man bemerkte, daß alles Feuer des Feindes allein auf die Modeste gerichtet war. kam-bro glaubte ohre Zweifel, daß er dem Pacha leicht «ntwtschen würde, wenn er jene aus dem Gefecht entfernte. Bey Einbruch der Nacht hielt man eine Versammlung auf dem Admiralsschiffe, und beschloß, nach dem 3iatk des Cchlffehauptmanns Peyrrn, daß die französische Fregatte, wie die vorige Nacht, wlt den lmti« sch m Fahrzeugen umherzukreutzen und bch Tagesanbruch, in Verbindung mit der gangen Flotte, ln den Hafen vordringen sollte. Diesem Plan zufolge, fieng der Angriff den ^ten Morgens an. Man erstaunte über das Stillschweigen der Batterie und feindlichen Schiffe; aber man merkte bald, daß Alles ln der Nacht verlassen war. Lambro hatte sich mlt allen seinen Griechen unter die Mainotm geflüchtet, oder war in der Dunkelheit auf den Schaluppen entwischt. Der Capuban-Pacha schwor, über das gute Gelingen seines Auftrags entzückt, den Franzosen ewige Freundschaft, und ihren Seeleuten besondern Schutz: de nut einmahl, und düngen die Stöcke niemahls; sie benutzen den Dünger lieber zu Korn-und Gemüsefeldern. Wenn die Einwohner von Kissamos einen Weinstock pflanzen wollen: so begnügen sie sich, ein spitzes Eisen, zwey zwey Fußtlef, in die Erde z'l treiben, die Pfianzehln« tin zu stecken, und die Erde umher mit demselben Eisen umzulocker». Dlese Methode ist ohn« Zweifel schlecht, aber sie erspart dle Kosten bey der Pflanzung, und l» einem Lande, wo es gefährlich ist, reicher, als seln Nachbar zu seyn, wlrb Industrie beständig unterdrückt. Warum sollte auch der Grieche den doppelten Ertrag seines Feldes wünsche»? Er ist zuftleden, wenn er Brodt für seine Familie und zwey blS drey Tonnen Nela hat. Wenn er fünf bts sechs Tonnen hätte, würde es auffallen: der Cubaschi würde bald einen Vorwanb zum Angeben, und der Aga zum Pllmdern haben. Der Wein von Kissamos ist hellroth, stark und zlcmlich gut: da er keln Gegenstand des Handels ist, well der Transport nach Canäa zu tßeuer ware, so con« sumiren lhn ble Griechen und Tücken sehr stark. Die «rstern brauchen einen Theil zu Branntwein, well er sich besser halt, und weniger Platz als der Wein ein-nimmt. Die Weinlese fällt in die Mitte del» Julius, ws dle Trauben am reifste» sind. Man brlnal sie in eine gemauerte Kelter, die sich in der Mitte deS Weinberges befindet, und laßt ihn daselbst achl blS zehn Tage der Sonne ausgesetzt, liegen, darauf werden sie ausgepreßt und der Most.aufTonnen gcfl'illt. Man setzt gewöhn» llch 5 oder ^ Wasser zu, und die meisten Einwohner thun zu d.m Wein, der für Türken bestimmt ist, Ealz, GlpS unb sogar Kalk, um ihm einen scharfen Geschmack zu geben, den diese lieben. An b die Gerathe, welch« er braucht. Aber der Sphachiot hat auch die Kraft des unabhängigen Menschen behale ten, und die Thätigkeit dessen, der ungestört die Frucht seiner Arbeit genießt. Dle türkischen Dörfer zeigen nicht so viel Elend, als die griechischen; weil der sandman« seines Eigenthums gesichert ist, und es ohne Furcht nach Vermögen verbessern kann. Außer den geringen Abgaben und der Vefreyung von der Kopfsteuer erlaubt man sich auch selten eine zu große Ungerechtigkeit gegen die Türken, indem sie stets bereit sind, aufzustehen und den Bcdn'ick-ten w Cckutz zu nehmen. Dessen ungeachtet w^d der Ackerbau von ihnen nicht stark getrieben, dcn» da sie fast alle unter die Ian'ttscharen cnrollirtsinb, fo rcchnen sie auf ihren Sold , und eben so sehr aufbie PMückun» gcn , Mlche sie bey jeder Gelegenheit an de:l Griechen ausüben. Die Türken sind in der That, gleich den gefräßig«« und faulen Hornissen, w M f«,tiltauelleu Keltern bedienen, die man in d«n me«st«n Wemlmidern hat. Daoas Korn auf der Insel Creta zur Consumtto» nlcht hinreicht: so wird ^chrlich eine große Menge aus Volo, ^alouich, Morea, Syrien mOQ Piaster Holz geladoi bat, sie nehmen dagegen Oel und Seife. Die Crtter treiben selb-k einigenHandel: sie holen von Galonlch Korn, Ba,l,i,wolle, Taback, und Eisen, auS Constantlnopel Stoffe von Brüstt, angorische Betten, Schuke, Tücher zum Kopfputz der Weiber und kupferne Gerü'the. Von Swi na bringen sie Leber, Saffian, Vaumwolle, gest-ppte Decken, englischen Chalon, und «lnlge französisch: Waaren. -........— 407 Aus Gaza nebmen sie Ascbe sü'r 55^ Sc!f?nsie!>e-reyen, aus Äleppo seidene Zcuge: und vcubcr syrischen Küste, vorzüglich vicl Korn uno ^eide. Cgyptenliiftrt chn nKor,,, Reis, Flachs, 3«ugt und Asche. Derna und Btngazl auf der aftttinlschen Küste, schicken Butter, welche unter dem Na^en Man« tegua bekannt »st. Tunis uut> Tripoli, verlMlschm ihre Mützen unb Getreide zzegen Seife und Zechme,,. Man findet auf den Bergen Ida und Cphachia elne Art Tragacanchu^, welcher etwas Gummt Tra-ganth liefert; allein dieses Product tst uiä t häufig genug, um gesammelt zu werden, und in den Handel zu kommen. Das Laudanum lst ein unbedeutender Artikel: es geht eine sehr kleine Quantität davon nach Sm'rna und Constanllnopel. Die Wolle ist hier, wie auf den Inseln des Archipelagus, turz und grob; sie wird sämmtlich im Lande verbraucht. Jedermann kennt die Schleifsteine, welche aus Crera und CoS kommen. Erstere sind nicht so gut und fein alS die letztern, und werden südwestlich von Nerhymo, indem Bezirk der Sphacbloten gefunden. Man bringt s,e gewöhnlich in den Hafen von Can^a, von hter werden sie nach Marseille und einigen italiänischen Städten ausgefühlt, ^ .-K^N >