Die mittelalterliche Wehranlage "Turmbauerkogel" bei Eibiswald (Ivnik), Bez. Deutschlandsberg, Weststeiermark1 Christoph GUTJAHR und Georg TIEFENGRABER Izvleček Utrjeni sedež Turmbauerkogel (Gem. Großradl, Bez. Deutschlandsberg), ki ga sestavljata dve vzpetini (Turmbauerkogel I in II) s predgradji, leži približno na pol poti med zgornjo dolino Saggau-a in Radelco/Radlberg (Radlpaß/Radelj 669 m n. v.), torej na pomembni - gledano regionalno - prometni poti v srednjo Dravsko dolino. Že več kot sto let je predmet zgodovinarskih in arheoloških raziskav. Članek predstavlja večinoma gradivo z izkopavanj Inštituta za prazgodovino in zgodnjo zgodovino dunajske univerze (Institut für Ur- und Frühgeschichte der Wiener Universität) leta 1968 na južno ležeči vzpetini (Turmbauerkogel II). Lončenina je razporejena od 12. st. do 15. st., največ pa je je iz 13. in 14. stoletja. Med najdbami so tudi predmeti iz železa (ključi, osti puščic samostrela, žeblji in skobe) ter kamnita topovska krogla. Zanimivo je, da so med gradivom - čeprav deloma ne pripada povsem zanesljivo najdišču Turmbauerkogel - tudi rimskodobna lončenina (npr. tera sigilata) in bronast obesek v obliki bikove glave ter nekaj posamičnih prazgodovinskih odlomkov. Ključne besede: Avstrija, Turmbauerkogel, srednji vek, grad, lončenina Abstract The fortified seat of Turmbauerkogel (Gem. Großradl, Bez. Deutschlandsberg), which is composed of two elevations (Turmbauerkogel I and II) with a suburbium, lies approximately halfway between the upper Saggau valley and Radelco/Radlberg (Radlpaß/Radelj 669 m asl), thus on an important transportation route - in the regional sense - in the central Drava valley. It has been the subject of historical and archaeological research for over a hundred years. The article presents the majority of the material from the excavations of the Institute for Prehistory and Early History of the University of Vienna (Institut für Ur-und Frühgeschichte der Wiener Universität) in 1968 on the southerly elevation (Turmbauerkogel II). The pottery material covers the span from the 12th to the 15th centuries, most being from the 13th and 14th centuries. The finds also include iron objects (keys, cross-bow bolts, nails and cramps) and stone cannon balls. It is interesting that the material also includes - although it partly does not belong to the entirely reliable site of Turmbauerkogel - Roman period pottery (e.g. terra sigillata) and a bronze pendant in the form of a bull's head, as well as some individual prehistoric fragments. Keywords: Austria, Turmbauerkogel, Middle Ages, castle, pottery 1. EINLEITUNG UND FORSCHUNGSGESCHICHTE Der wehrhafte Ansitz in der Katastralgemeinde Sterglegg, Gemeinde Großradl, der dem Befestigungstyp der Motte zugerechnet werden kann, liegt etwa auf halber Strecke zwischen dem oberen Saggautal und dem Radlberg/Radelca (Radlpaß/Radelj 669 m ü. A.), also an einem regional betrachtet wichtigen Verkehrsweg in das mittlere Drautal. Innerhalb der steirischen archäologischen Burgenforschung, aber auch generell in der steirischen Mittelalterarchäologie kommt der Burganlage auf den Turmbauerkogeln I2 und II3 1 Für die Erlaubnis zur Publikation gilt unser Dank Hon. Prof. Dr. Diether Kramer (Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum, Ur- und frühgeschichtliche Sammlungen = LMJ UF). Ein Dankeschön auch an den Leiter des Kloepfermuseums Eibiswald, Herbert Blatnik (Eibiswald) sowie an Peter Blunder (Graz), Hon. Prof. Dr. Erich Hudeczek (Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum, Provinzialrömische Archäologie und Antikenkabinett), Mag. Orestis Kustrin (Voitsberg), Günther Nograsek (Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum), Dr. Gernot P. Obersteiner (Steiermärkisches Landesarchiv), Doc. DDr. Andrej Pleterski (Wissenschaftliches Forschungszentrum ZRC SAZU, Laibach), Mag. Martina Roscher (Graz), K. F. Siami (Graz), Gerlinde und Rudolf Vanič (Großklein). 2 Am Fuß des Hügels I liegt das Gehöft vulgo Turmbauer. Für Radimsky 1883, 48, ist dies noch der eigentliche "Thurmbauerkogel". Lamprecht 1964, 94 zu Folge verdankt das Gehöft seinen Namen aber der Wehranlage auf Hügel II. 3 In der Folge wird für die Gesamtanlage (Hügel I, II, Vorburgen etc.) die Bezeichnung "Turmbauerkogel" verwendet. Abb. 1: Ausschnitt aus ÖK 1:50000, Blatt 206 (Eibiswald). Die Spitze des Pfeiles weist auf das Gehöft Turmbauer. Sl. 1: Izrez iz avstrijske karte 1:50000, list 206 (Eibiswald). Konica puščice kaže na domačijo Turmbauer. eine bedeutende Position zu. Immerhin fand 1968 auf dem Turmbauerkogel das erste größere mittelalterarchäologische Grabungsunternehmen in der Steiermark statt, das heutigen wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht wurde. Bereits im Jahre 1954 führte das Steiermärkische Landesmuseum Joanneum (damalige Abteilung für Vor-und Frühgeschichte und Münzensammlung) eine Untersuchung durch4, 1968 war es dann das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien/ Dunaj (Univ.-Prof. Dr. F. Felgenhauer), das sich in einer ca. zweiwöchigen Grabungskampagne dem Turmbauerkogel archäolo-gisch widmete5. Diese forschungsgeschichtliche Vorreiterrolle wird auch dadurch untermauert, daß der Turmbauerkogel als einzige einer Vielzahl derartiger Befestigungen in der Steiermark in der grundlegenden Arbeit über Abb. 2: Vermessungsplan der Wehranlage "Turmbauerkogel" (nach Modrijan 1981, Abb. 4). Sl. 2: Načrt utrdbe "Turmbauerkogel" (po Modrijan 1981, Abb. 4). Motten und damit verwandte Burgentypen von Hinz erwähnt wird6. Eindrucksvoll sind jedenfalls die Dimensionen der Burganlage, die sich über eine Länge von ca. 450 m erstreckt und nahezu exakt Nord-Süd ausgerichtet ist7. Im Norden (Turmbauerkogel I) und im Süden (Turmbauerkogel II)8 wird die Anlage von zwei Hügeln begrenzt, die mit Wall und Gräben verstärkt sind. Das weite Gelände9 zwischen den Hügeln fällt von Süden nach Norden in einer Breite von ca. 25-30 m in zwei Stufen sanft, im Westen und Osten jedoch steil ab, sodaß es bereits gute natürliche Vorraussetzungen für eine - archäologisch 4 Modrijan 1954a, 4. Modrijan spricht hier von einem zusammengehörigen Siedlungs- und Befestigungssystem. Auf dem TBK I vermutet er lediglich einen Holzbau. Modrijan 1954b, 117. Zu den Forschungen Walter Schmids im Zusammenhang mit dem Turmbauerkogel siehe Schmid 1922, 41 ff. und Schmid 1929, 33 f. 5 Modrijan 1981, 81 ff. 6 Hinz 1980, 64; 163, Nr. 6. 7 Der Turmbauerkogel steht seit 1991 unter Denkmalschutz, eine Folge massiver, unkontrollierter Eingriffe in die Geländesubstanz (vgl. Murgg, Hebert 1994, 53). Dazu auch Modrijan 1981, 82. 8 Der Rest eines Hügelwalls ebenso wie das Grabensystem sind auch heute noch im Gelände deutlich zu erkennen. 9 Ein Teil dieser Fläche wird heute landwirtschaftlich genutzt. allerdings noch nicht belegte - (befestigte?) Vorburg bot. Archäologische Grabungen in diesem Burgbereich haben bisher leider nicht stattgefunden, da diese sich auf die Hügel konzentrierten. Gerade dieses archäologisch sensible Areal wäre aber ebenfalls interessant gewesen, um Hinweise über eine Innenbebauung und Struktur der Vorburg zu erlangen. Dies hätte vielleicht weiterführende Aussagen zu sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen solcher Burganlagen des niederen Adels ermöglicht10. Die Grabungen des Steier-märkischen Landesmuseums Joanneum 1954 unter W. Modrijan betrafen vor allem den Turmbauerkogel I. Als fundrelevant erwies sich dabei der im Nordwesten unterhalb des Plateaus angelegte Suchschnitt G1, aus dem zahlreiche Keramikfragmente stammen11. Eine Auswahl dieser Funde wurde bereits von Modrijan vorgestellt12. Größere, zeitlich jedoch sehr begrenzte, Sondierungsgrabungen wurden im selben Jahr auch auf dem Plateau von Turmbauerkogel II unternommen, der von Modrijan als schon leidlich gestört beschrieben wurde13. Nochmals war dann von 25. 9. bis 9. 10. 1968 der zweite Hügel Ziel archäologischer Grabungstätigkeiten, bei denen ein "durchgehender, 54 m langer und 1 m breiter Suchgraben durch die gesamte Anlage vom Nordwall über Innengraben (Nord), Plateau, Innengraben (Süd), Südwall, [und den] südliche[n] Vorgraben geführt [wurde], der durchwegs bis auf den gewachsenen Boden abgetieft wurde. Zusätzlich wurde im Nordostteil des Mittelplateaus ein Winkelschnitt von 7 m und 6 m Länge geführt14." Gänzlich intakte Steinmauern konnten weder bei den Grabungen 1954 noch 1968 festgestellt werden15. Lediglich einige wenige Steine dürften sich nach Modrijans Beschreibung noch in situ befunden haben16. Meist waren die ehemals vorhandenen Steinmauern nur mehr indirekt durch Mörtelschutt und Steine in Versturzlage erschließbar. Während Modrijan noch auf beiden Hügeln je einen hölzernen Turm mit steinernen Fundamenten annahm17, konnte Felgenhauer aus den Ausgrabungsergebnissen keine sicheren Rückschlüsse auf den ehemals vorhandenen Gebäudetyp (Haus? Turm?) auf Turmbauerkogel II ziehen. Aus dem Befund erschloß Felgenhauer allerdings einen Steinbau auf Hügel II18 sowie die Einphasigkeit sämtlicher archäologisch erforschter Teile von Hügel II19. Das Keramikmaterial aus Schnitt G1 (1954) datierte Felgenhauer in das 13. Jahrhundert, die Scherben der Grabung 1968 vom Turmbauerkogel II setzte er hauptsächlich in das 13., teilweise auch bereits in das 14. Jahrhundert20. 2. ZUR GESCHICHTE DES TURMBAUERKOGELS/HISTORISCHE QUELLEN Von der historischen Forschung wird die Anlage Dienstmannen zugewiesen, die im Raum der heutigen Marktgemeinde Eibiswald (Ivnik)21, dem Zentralort im oberen Saggautal, ein landesfürstliches Amt und Landgericht innehatten. Amt und Landgericht in Eibiswald22 gehen aus einer Urkunde von 1265 hervor ("officium et iudicium provinciale circa Ybans- 10 Forschungsgeschichtlich offenbart sich, daß sehr oft lediglich die Kernwerke solcher Anlagen im Blickpunkt archäologischer Grabungstätigkeiten standen. Verständlicherweise rücken dabei Fragen ökonomischer Natur eher in den Hintergrund. 11 Vgl. dazu auch die eingezeichneten Grabungsschnitte im Geländeplan von Modrijan (Modrijan 1981, Abb. 4). 12 Modrijan 1981, Abb. 2 u. 3. Ein Teil der Funde vom Turmbauerkogel (Keramik, Schlüssel, Kanonenkugel) kann im Kloepfermuseum in Eibiswald besichtigt werden. 13 So auch Felgenhauer in seinem Grabungsbericht (Steinentnahmen und Raubgrabungen, Modrijan 1981, 86). Hügel I war ebenfalls bereits sichtlich durch landwirtschaftliche Nutzung und Raubgrabungen gezeichnet. Auf dem Turmbauerkogel I befand sich einst auf der Süd- und Westseite ein unterdessen aufgelassener Weingarten. Siehe dazu auch Abb. 3 und Radimsky 1883, 48. 14 Modrijan 1981, 86. Die Pläne der Grabungen von 1954 waren am Landesmuseum Joanneum leider nicht greifbar. Den Verf. liegen nur die Profilzeichnungen der Grabungen des Wiener Instituts für Ur- und Frühgeschichte von 1968 vor. 15 "Spuren eines in Mörtel gelegten Mauerwerkes" auf TBK II konnte Radimsky 1883 an der Sohle eines "hufeisenförmig geformte[n], gegen Norden offene[n], 1 M breite[n] und fast ebenso tiefe[n] Graben" feststellen. Offensichtlich wurde das Mauerwerk von "Schatzsuchern" oder für einen Bedarf an Steinen 1882 freigelegt. Siehe dazu Radimsky 1883, 48. 16 Modrijan 1981, 84. 17 Modrijan 1981, 81 ff. 18 Vgl. dazu das "geologische Gutachten" von Dr. Wilfried Teppner (Graz, am 9. September 1954). Dieser weist darin auf den stark erdigen Mörtel (von Turmbauerkogel II) des Unterbaus hin, der einen steinernen Oberbau nicht hätte tragen können (Modrijan 1981, 87). Daß auf Hügel II vermutlich doch ein steinerner Turm gestanden hat, ist einem Zusatz im Eibiswalder Urbar vom Ende des 15. Jahrhunderts zu entnehmen. Dort ist beim Eibiswalder Untertanen "Turner" vermerkt, daß "allda ein Turm gestanden, das Gemauer zum Schloß gebraucht." Siehe dazu Tscherne 1995, 30. " Modrijan 1981, 86. 20 Modrijan 1981, 86 f. 21 Eine Kirche zur hl. Maria im Gebiet des Radlberges wird schon 1170 als Besitz der Pfarre Leibnitz (Lipnica) in einer Urkunde genannt (Zahn 1875, Nr. 514). Abb. 3: Auszug aus der Riedkarte (RK 2144) des Franziszäischen Katasterplans der Gemeinde Sterglegg von 1825 mit dem Gehöft Thurmbauer und dem Bergzug "Hausleiten". Sl. 3: Izsek iz karte (RK 2144) franciscejskega katastra katasterske občine Sterglegg iz leta 1825 z domačijo Turmbauer in grebenom "Hausleiten". walde"23), die gleichzeitig das erste Zeugnis für den Namen Eibiswald liefert. Mit großer Wahrscheinlichkeit war der Turmbauerkogel auch Sitz des für Eibiswald namensgebenden - in den historischen Quellen zu Eibiswald allerdings nicht faßbaren - Ritters Iwein24. Unklar ist, ob sich die Nachricht vom "hovs ze Ibanswalde" von 1294 noch auf die ältere Anlage25 in Sterglegg bezieht oder schon auf die später zum Schloß26 ausgebaute Burg nahe des neu errichteten oberen Marktes Eibiswald27. Die Vermutung liegt nahe, daß die Verlegung der Burg mit der Erweiterung bzw. Neuanlage des Marktes in Verbindung zu bringen ist. Allerdings belegen die Fundobjekte vom Turmbauerkogel eine wie auch immer geartete Nutzung der älteren Anlage noch bis in das 15. Jahrhundert. 3. BESCHREIBUNG DER ANLAGE Die gesamte Anlage "Turmbauerkogel" erstreckt sich in annähernder Nord-Süd-Richtung über eine Länge von fast 450 m. Kaum einmal wird dabei eine Breite von 50 m überschritten, sodaß ein äußerst langgezogenes gestrecktes Erscheinungsbild entsteht. Der Platzwahl und Konstruktion kommt hierbei die natürliche Ausbildung eines vom Remschniggzug (Remšnik) nach Norden hin herabziehenden Riedels entgegen28, wobei besonders die relativ steilen West-und Osthänge in das Anlagenkonzept miteinbezogen wurden. Den jeweiligen Nord- und Südabschluß der Anlage bilden die beiden zusätzlich durch Wall und Graben verstärkten Motten Turmbauerkogel I (Nordmotte) und II (Südmotte). Diese beiden Motten liegen knapp 350 m auseinander, der dazwischenliegende sanft abfallende Bereich, der heute durch landwirtschaftliche Nutzflächen und das Gehöft Turmbauer geprägt wird, könnte einen ausgedehnten Vorburgsbereich dargestellt haben, jedoch fehlt hierfür der archäologische Nachweis. Auch eine Nutzung als Felder oder Gärten wäre hier denkbar. Beiden Mottenhügeln ist jeweils in ihrem Südbereich ein ca. 30 x 15-20 m großes 22 Der Ortsname Eibiswald ("Ybanswalde") rührt von einem "Wald des Yban oder Iwein" her. "Iwein hieß jener berühmte Artusritter, der in damals vielgelesenen Werken Hartmanns von Aue und Wolframs von Eschenbach als Verkörperung ritterlichen Lebensideales verherrlicht wurde und dadurch im 13. und 14. Jahrhundert in der ritterlichen Welt als Ruf-(Tauf-)name weiteste Verbreitung erlangte. Den Namen ihres Helden hatten die beiden Dichter aus dem französischen Ritterepos übernommen, indem sie dessen französische Schreibung Yvain, Ivain als Iwain, Iwan verdeutschten. Dieses Ivan ist also romanischer Herkunft und hat mit dem slawischen Taufnamen der Neuzeit eben nur die Schreibweise gemein." Siehe dazu Lamprecht 1964, 90 ff.; bes. 92. 23 "Der mittelalterliche Örtlichkeitsname ,Wald des Iwein' hat sich also ursprünglich wohl auf den Radlwald selbst bezogen. Seine Benennung nach einem Ritter namens Iwein aber bedeutete, daß dieser im Auftrage des Landesfürsten hier als Pfleger oder Forstmeister und dergleichen gewirkt hatte." Siehe dazu Lamprecht 1964, 93. 24 Lamprecht 1964, 96. 25 Einen Anhaltspunkt für die Existenz einer größeren Burganlage bilden auch die diversen Namen mit dem Wort "Haus", die in unmittelbarer Nähe westlich des Turmbauerkogels anzutreffen sind. Lamprecht 1964, 95 zählt auf: den "Hausleitengraben", den Bergzug "Hausleiten" und das Gehöft "Hausleitner" mit dem umliegenden "Hausleitengehülz" genannten Wald. Siehe dazu auch den Auszug aus der Riedkarte (RK 2144) des Franziszäischen Katasterplans der Gemeinde Sterglegg von 1825 (Abb. 3). 26 Siehe dazu Lamprecht 1964, 93 f.; Roth 1973, 173 ff.; Ebner 1981, 26 ff. 27 Die Entstehung des oberen Marktes wird für die Zeit König Ottokar Premysls angenommen (Tscherne 1995, 29). 28 Geologisch betrachtet, bilden die tertiären "Oberen Eibiswalder Schichten" aus dem oberen Karpat den Untergrund der Anlage. Dabei handelt es sich um eine Wechsellagerung mächtigerer fossilführender Ton- und Sandlagen, sowie Feinkonglomeraten. Vgl. dazu Flügel, Neubauer 1984, 21. flacheres und abgesetztes Areal vorgelagert, in dem man die eigentliche Vorburg zu suchen haben wird. Während hiervon heute die Vorburg des Turmbauerkogels (TBK) I als Ackerfläche in Verwendung steht und dementsprechende Veränderungen der Oberfläche aufweist, liegen TBK II und seine Vorburg gänzlich im Wald, sodaß letztere deshalb ungestört wirkt. Direkt südlich dieser Vorburg treffen nun vier Alt- bzw. Hohlwege aufeinander, von denen einer den Altweg über den Radlpaß (669 m ü. A.) in das heute slowenische Drautal darstellt29. Im Falle des TBK I dürfte der Verlauf des heranführenden Altweges mit der heutigen Straße zum Gehöft "Turmbauer" großteils übereinstimmen. Hinsichtlich ihrer Anlage können sowohl TBK I als auch TBK II als weitestgehend autarke Motten betrachtet werden. Für die Anlage der Motten an dieser Stelle wird zweifelsohne die strategisch günstige Lage am alten Weg über den Radlpaß ausschlaggebend gewesen sein, aber auch die erhöhte Position mit Einblick in das gesamte Eibiswalder Becken sowie der ausgezeichnete Fernblick. Turmbauerkogel I Die Motte TBK I (490 m ü. A.) bildet den Nordabschluß der Gesamtanlage Turmbauerkogel30. Nach Westen, Norden und Osten hin fällt das Gelände steil ab, teilweise dürfte es künstlich abgeböscht worden sein. Nach Süden hin ist - wie oben erwähnt - ein flacherer Vorburgbereich Abb. 4: Der Turmbauerkogel I von Süden (Bildmitte). Im Bildvordergrund das Gehöft Turmbauer (Photo: Ch. Gutjahr). Sl. 4: Turmbauerkogel I z juga (sredina slike). V opredju domačija Turmbauer (foto: Ch. Gutjahr). angeschlossen, der im Süden durch das heutige Gehöft "Turmbauer" begrenzt ist, welches wiederum eine davorliegende Senke und den Gegenhang ausnützt. In diesem Bereich könnte ein teilweise verfüllter Graben o. ä. vermutet werden. Die Motte selbst besteht in ihrem Kern aus einem ca. 5 m hohen Mottenhügel (Plateaugröße ca. 15 x 20 m), dessen Westbereich rezente Störungen durch einen Fahrweg aufweist. Mehrere größere Bruch- und Rollsteine deuten auf nunmehr zerstörte Steinkonstruktionen (Mauer oder Gebäude?). An drei Seiten (West, Nord und Ost) zieht sich ein 10 bis 14 m breites Plateau um den Mottenhügel, das wiederum im Westbereich noch von einem Wall eingefaßt wird. Außer an dieser Stelle sind keine weiteren Wallreste mehr erhalten, diese dürften entweder abgerutscht bzw. aberodiert oder überhaupt zur Erleichterung der landwirtschaftlichen Nutzung abgeschoben worden sein. Im Südwestbereich ist der Wall von einem wohl späteren Fahrweg durchschnitten, der sich als bereits erwähnte Fahrspur auf den Mottenhügel hinauf fortsetzt. Ob man in diesem Weg den Altweg in die Anlage sehen kann, ist fraglich. Im durchschnittenen "Wall" selbst lassen sich keinerlei Reste einer Steinkonstruktion ausmachen. Von den Ausgrabungen 1954 im Bereich von TBK I liegen keine Unterlagen mehr vor, man ist hierbei also auf die Angaben und den Plan von W. Modrijan angewiesen, den dieser 1981 publizierte. Diesem läßt sich entnehmen, daß damals drei Schnitte angelegt wurden, von denen sich zwei auf dem Plateau des Mottenhügels befanden, ein dritter Schnitt G1 wurde nordwestlich davon über das tiefergelegene Plateau und den Wall gezogen. Dabei erbrachten die Schnitte auf dem Mottenplateau den Nachweis von Steinbauten bzw. -substruktionen, über das Ergebnis des "Wallschnittes" G1 ist nichts bekannt, die Masse der Funde dieser Grabungskampagne stammt jedoch aus Schnitt G1. Abgesehen von den bereits von Modrijan 1981 vorgelegten Stücken31, einem prähistorischen, wohl spätur-nenfelderzeitlichen Bandhenkelfragment (Taf. 6: 89), einem mittelalterlichen Randstück (Taf. 6: 87) und dem Bruchstück eines Tellers (Taf. 5: 88), dürften auch die beiden heute im Kloepfermuseum in Eibiswald aufbewahrten restaurierten Teller (Taf. 6: 91,92)32 sowie die Lampe (Ta^. 6: 89)33 aus dieser Grabung stammen. 29 Die Staatsgrenze verläuft hier heute auf der Wasserscheide des West-Ost verlaufenden Remschniggzuges. 30 Siehe dazu auch Radimsky 1883, 48 u. Fig. 18. 31 Modrijan 1981, Abb. 2 u. 3. 32 Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum, Inv. Nr. 16.675 und 16.677. 33 Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum, Inv. Nr. 16.676. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch noch die Information des Grundbesitzers, daß dessen Vater nach dem Krieg bei der Anlage eines Gartens am Fuße des Mottenhügels im "Vorburgbereich" mehrere Töpfe fand und diese in einer Kiste in das Landesmuseum nach Graz schickte. Diese Funde müssen heute als verschollen betrachtet werden. Turmbauerkogel II Knapp 350 m südlich von TBK I und rund 15 Höhenmeter höher gelegen, befindet sich die Motte TBK II (505 m ü. A.). Gleich wie TBK I besteht auch TBK II aus einem umwallten Mottenhügel und einer südlich vorgelagerten kleinen Vorburg. Der Kern der Anlage wird durch einen Mottenhügel (mit einem Plateaudurchmesser von 15 bis 18 m) gebildet, der heute noch knapp 4 m aus dem verfüllten Graben herausragt. Wie die Ausgrabungen 1968 nachweisen konnten, war die Unterkante dieses Sohlgrabens noch einmal 1,5 m tiefer, sodaß sich eine Höhendifferenz von fast 7 m ergibt. Der umlaufende Graben selbst trennt den Mottenhügel von einer durchgehenden Umwallung mit einem Durchmesser von über 40 m, die im steilen Ostbereich heute teilweise abgerutscht ist. Von einem weiteren, archäologisch nachgewiesenen, im Süden vorgelagerten Graben34, ist heute im Gelände nichts mehr zu sehen. Auch der äußere Abschnittswall im Süden zur Bergseite hin, ist allenfalls noch in seinem westlichen Teil als flache Erhebung zu erblicken35. Das Hügelplateau stellt sich dem heutigen Abb. 5: Turmbauerkogel II. Wall und Graben im Norden und Nordwesten (Photo: Ch. Gutjahr). Sl. 5: Turmbauerkogel II. Okop in jarek na severu in severozahodu (foto: Ch. Gutjahr). Betrachter als zerwühlter bzw. zerstörter Bereich dar. Lediglich die am Plateaurand umlaufenden Mauer- bzw. Mauerausrißreste sind noch erhalten, das Innenliegende wirkt ausgeschachtet. Nach großflächigeren Grabungen 1954 wurde 1968 in einer Ausgrabung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien unter der Leitung von F. Felgenhauer ein 54 m langer und 1 m breiter Schnitt über den gesamten TBK II gezogen, mit Ausnahme der Vorburg im Süden. Abgesehen von der Struktur von Wall und Graben erbrachte dieser Schnitt eher wenig Aufschlüsse über die Bebauung des Mottenplateaus selbst. Dieses hatte bereits derart unter Steinraub gelitten, daß keinerlei ursprüngliche Steinkonstruktionen bzw. -bauten mehr in situ vorhanden gewesen wären, sondern lediglich als mit Mörtel und Bruchsteinen bzw. Schutt verfüllte Ausrißgräben. Aufgrund dieser Befunde schlossen Modrijan und Felgenhauer auf die Fundamente eines Holzturmes bzw. auf die Reste eines Steinbaus, der von einer umlaufenden Mauer eingefaßt war36. Das Fundmaterial aus dieser Grabung wird in dieser Arbeit vorgelegt. Von Interesse ist hierbei, daß neben mittelalterlichen Funden auch römerzeitliche Keramik vorliegt, vereinzelt finden sich sogar latenezeitliche Fragmente (Taf. 3: 49-50) im Fundus. Wenn auch die Zuweisung der drei qualitätvollen Terra- Sigillata-Fragmente (Taf. 5: 72-74) zum Turmbauerkogel nicht unbestritten ist, so deuten der Fuß einer Dreifußschale (Taf. 1: 11) und ein Schüsselfragment (Taf. 3: 47) dennoch auf eine römerzeitliche Nutzung des Areals. Diese stratifizierten römischen Scherben lassen schlußendlich die Zugehörigkeit des bronzenen Stierkopfanhängers zu dieser Fundstelle realistisch erscheinen. Der Anhänger stellt einen Altfund dar, der - wie auch der Gabelbolzen (Taf. 5: 75) - um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in das Steiermärkische Landesmuseum Joanneum gelangte und vom Turmbauerkogel stammen soll. Auf jeden Fall unterstreichen selbst diese wenigen römerzeitlichen und prähistorischen Funde die (verkehrs-?)günstige Lage der mittelalterlichen Anlage. 4. ERGEBNISSE DER AUSGRABUNG 1968 Von den Ausgrabungen 1968 (F. Felgenhauer) existieren heute noch elf Profilzeichnungen, wovon neun den Schnitt 137 durch den Turmbauerkogel 34 Siehe dazu Kap. 4. Ergebnisse der Ausgrabung 1968. 35 Radimsky 1883, 48 u. Fig. 19. Grabungsbericht von Felgenhauer (Modrijan 1981, 86). 36 Vgl. Kapitel 4: Ergebnisse der Ausgrabung 1968. 37 Schnitt 1 ist auf dem Plan Abb. 2 nicht eingezeichnet. Er entspricht aber ungefähr der Querschnittangabe E '-F ': Modrijan 1981, 84. 0 m 10 m 20 m 30 m 30 m 40 m 50 m 55 m Schicht 1 Schicht 2 Schicht 3 ^ Schicht 4 ^ Schichte ^ Schichte ^ Schicht? : Schicht 8 : Schicht 9 : Schicht 10^ Schicht 11 = Schicht 12 = Schicht 13 = Schicht 14 = Schicht 15 = Schicht 16 = Schicht 17 = Schicht 18 = Schicht 19 = Schicht 20 = Schicht 21 = Schicht 22 = Schicht 23: Schicht 24: Schicht 25^ Schicht 26: Schicht 27^ Schicht 28^ Schicht 29: Schicht 30: Schicht 31 : Schicht 32: Schicht 33: Humus Gewachsenes, streifig von Süd nach Nord faiiend struicturiert: Gmndmaterial iehmig, mehr oder weniger mit sandigem oder schottrigem i\^ateriai vermischt. Graue, leicht humose Schicht. Heilgeiber Kegei aus sandigem Lehm. Bröckeiiger, lcci