Nr. 21. Wien, den 30. Juki 1909. n m 17. Jahrg. er M Zentralorgan ©esterreiebieeben Etsenbabn-Dersonnles. Redaktion: Wien, Y/u Zcntagasse Nr. 5. Rcdaktionsschlufi vier Tage bot dem Erscheinen bei Blatte». Sprechstunden Jini jeden tag mit Ausnahme der Sonn» und Stictingt von 10 Uhr vormittag» bis '/,« Uhr nachmittags. JnsertionSprciS: Sie zweimal gespaltene Nonpareillezeile oder deren Raum <0 Heller« Bei JahreSaustrag Rabatt. Abonnements. Bedingungen r Halbjährig .............................. Sfr. 2 83 Ganzjährig..................................... S 78 Bür daS Deutsche Reich ganzjährig Mk. 6.—. Für das übrige Ausland ganzjährig 9 Franken. Telephon Wv. 2325. Gvsche!nt jeden J., JO. und 20» im Monat. Wahlspruch: War wir begehren von der Zukunst Fernen: Daß Brot und Arbeit uns gerüstet stehen. Daß unsere Kinder in der Schule lernen Und unsere Greise nicht mehr betteln gehen. K. Kerwegh. Arbeiter und Arbeiterinnen! Wähler! Wiederum ist die Tagung des Reichsrates geschlossen worden, ohne daß die Volksvertreter auch nur die geringste Errungenschaft dem arbeitenden Volke bringen können. Nichts hat das Parlament gegen die furchtbare V e r-Neuerung der Lebens mittel getan, nichts zur Milderung der Wirtschaftskrise, keinen Fortschritt der Arbeiter schütz gesetzgeb ung können wir verzeichnen, die Verhandlung der Sozialversicherung ist über die ersten Schritte nicht hinausgekommen. Voll des Zornes der enttäuschten Hoffnung berichten wir euch über die letzte Tagung des Parlaments. Wir standen im Parlament einer Negierung gegenüber, die es geduldet hat, daß die Heeresverwaltung Hunderte Millionen Kronen s ü t das bosnische Abenteuer vergeudet Hat, ohne die Volksvertretung zu fragen, und die die Mittel dazu durch ein v e r f a f f u n g s w i d r i g e s Geschäft mitden Rothschild-Banken beschafft hat; einer Regierung, die die armen bosnischen Bauern dem Budapest er Wucherkapital ausgeliefert hat; einer Regierung, die das Recht der Volksvertretung mißachtet und die alten Methoden des Polizeistaates zu neuem Leben erweckt. Wir find im heftigsten Kampfe gegen diese Regierung nicht gestanden und haben ihre. schlimmsten Pläne vereitelt. Es ist ihr gelungen, die S t e u e r v o r l a g e n durchzupeitschen, durch welche den Aermsten der Armen unerhörte Lasten aufgebürdet werden sollen, und trotz der feigen Knechtseligkeit der deutschen, polnischen und italienischen bürgerlichen Parteien, die allen Schandtaten dieser Bureaukratenregierung die Mauer gemacht haben, ist sie nur mit einer erbärmlichen Fünsstimmeninehrheit dem verdammenden Urteil der Volksvertretung entgangen. Aber auch im Kampfe gegen die Regierung haben wir alle Muhe daran gewendet, dein Parlament seine Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Nachdem Ser Staatsooranschlag verfassungsmäßig verhandelt worden war, sollte eine ganze Reihe von wichtigen Gesetzentwürfen auf die Tagesordnung gesetzt werden. Die Regierung hat dem Abgeordnetenhause einen Gesetzentwurf vorgelegt, durch den die Handelsbeziehungen zu Rnmänien und zu deu slawischen Balkanstaaten geregelt werden sollten. Durch neue Handelsverträge soll erstens die Einfuhr von Fleisch aus diesen Ländern gestattet und dadurch die Leben s-inittelteuerung bekämpft, durch dieselben Verträge soll zweitens unserer Industrie die Ausfuhr ihrer Waren in diese Länder erleichtert und dadurch Tausenden arbeitsloser n n d Tausenden ungenügend beschäftigter Arbeiter Arbeit und Verdienst geschaffen werden. Diese Handelsverträge sollte das Parlament nach der Beendigung der Budgetdebatte beraten. Wir haben im Parlament schon während der Budgetberatung einen Antrag gestellt, durch welchen die Regierung aufgefordert wurde, die Getreide-zölle anfzuhebe», um der furchtbaren Verteuerung des Getreides und der Futtermittel, des Mchlcs und des Brotes entgegenzuwirken. Damals hat der deutschnationale Berichterstatter durch einen Verschleppungsantrag, der von der christlichsozial-agrarischen Mehrheit angenommen wurde, die Abstimmung über unseren Antrag vereitelt. Jetzt sollte auch dieser Antrag, dessen Annahme den LebLNsmittelwucherern und Getreidespekulanten freilich nicht sehr erwünscht war, nochmals auf die Tagesordnung kommen. Der Verwaltungsgerichtshof hat viele Taufende von Bauarbeiter« aus der Unfallversicherung ausgeschlossen. Etwa tausend Zimmerer, Bauschlosser, Bautischler, Bausvengler erleiden alljährlich Unfälle bei der Arbeit, ohne einen Heller Rente zu bekommen. Wir haben im Parlament den Antrag gestellt, daß diese Arbeiter in die Unfallversicherung eil:bezogen werden, und der Volkswirtschaftliche Ausschuß, hat diesen Antrag angenommen. Auch dieses Gesetz sollte jetzt vom Parlament beschlossen werden! Das Handlungsgehilfengesetz und das Gesetz über die Arbeitszeit im Handelsgewerbe sind vom Herrenhause abgeändert worden Auch diese Gesetzentwürfe sollten im Parlament jetzt nochmals beraten luetocn, damit sie endlich Gesetzeskraft erlangen. So harrten des Parlaments wichtige Arbeiten, die im Interesse des arbeitenden Volkes hätten geleistet werden müssen. Und in diesem Augenblick haben die tschechischen Agrarier und die slowenischen Klerikalen mit der Obstruktion begonnen nnd dadnrch zur Frende der hochfenöalen Feinde des gleichen Wahlrechtes jede Arbeit im Parlament ««möglich gemacht! Sie haben nicht Obstruktion gemacht, als der Negierung ihre Steuern und ihre Refnitm bewilligt werden sollten. Als aber die Handelsverträge, die Aufhebung der Getreidezölle, die Sorgen armer Bauarbeiter, Handlungsgehilfen und Handelshilfsarbeiter, die Ordnung der Petroleumindustrie beraten werden sollten, haben sie mit hundert Dringlichkeitsanträgen alle Arbeit im Parlament verhindert ! Kfme Ohstruktiou gegen die Regierung, aber Obstruktion gegen die Bolkssürderuugen — das ist die Politik der tschechische« Agrarier und der slowenischen Klerikale», und diese Politik haben auch die t s chech.ischen Radikalen, der R u t h e n e n l l u b ' und die P o l n i s ch e Volkspartei unterstützt! . Seit dem 3. November liegt die Vorlage über die Sozialversicherung noch immer stockt die Arbeit an dem großen Werke. Wir endlich während des Sommers der Sozialversichernngsaus-damit im. Herbst das Abgeordnetenhaus die letzte Hand an im Parlament und haben verlangt, daß schliß fleißig arbeite, .lg a, . , _ . . das große Werk legen könne. Aber anch diese Arbeit ist durch die klerikal-agrarische Obstruktion verhindert worden! Die Schuld an diesem Verbrechen tragen zunächst die Agrarier. Was kümmert es sie, daß Tausende von Arbeitern teuren Lebensmittel nicht mehr kaufen können, daß die Absperrungspolitik eingeschnürte Industrie Tausenden Arbeitern die durch ngefchmirtc Industrie Tausenden Arbeitern keil kann t? Sie wollen nicht, daß Fleisch aus Rumänien eingcsührt werde, die Vieh- und " l e i s Ep r e wollen nicht, daß die Getreidezölle unerschwinglich die agrarische :etnc Arbeit geben damit i s e noch w c i t e r steigen; sie ;C aufgehoben werden, damit sie die Preisedes G e t r e i d e s und des Mehl.es' noch weiter in die Höhe treiben können. Darum haben sie die Arbeit im Parlament verhindert I Gegen billiges Brot nnd billiges Fleisch haben sic obstruiert! Die Negierung hat es anfangs versucht, den Agrariern die Zustimmung zu den Handelsverträgen a b z u k a u s e n. Für hungernde Schulkinder, für die Spitäler unserer Kranken, für unsere Witwen und Waisen, für unsere Arbeitslosen hat der Staat kein Geld — den Agrariern aber hat man für alle möglichen Subventionen und Prämien vierundfünfzig Millionen Kronen angeboten, damit sie gnädigst gestatten, daß das Parlament die Handelsverträge annehme. Aber auch das war den überfütterten Brotwucherern nicht genug; das Geschäft ist nicht perfekt geworden. Darum muß das Volk auf die Erfüllung seiner Forderungen warten! Mit der agrarischen Teuerungspolitik hat sich weiter die erbärmlichste persönliche Streberei verbündet. Einige bürgerliche Abgeordnete können es nicht erwarten, den M i n i st e r f r a ck und den M i n i st e r g e h a l t zu bekommen; sie wollen das Parlament an aller Arbeit hindern, bis das Ziel ihrer Sehnsucht erreicht ist! Sie behaupten, daß ihre Obstruktion yus nationalen Gründen notwendig gewesen sei. Die chauvinistische .Hetze der Nationalisten hüben und drüben hat uns so weit gebracht, daß sich die erbärmlichste Selbstsucht der Teueru«gspatriote« und die niedrigsten Ränke der Ministerstreber hinter nationalen Borwänden verstecken können! Dieser frivolen Obstruktion gegenüber haben sich die Regierung und die bürgerlichen Parteien gleich unfähig gezeigt. Wir haben verlangt, daß das Parlament den Kampf gegen die Obstruktion aufnehme. Nach langem Schwanken und Zögern, als schon die Regierung daS • Parlament mit der Schließung der Session bedrohte, haben sich in der allerletzten Stunde schließlich auch bürgerliche Parteien unserer Forderung angeschlossen. Da sich die Negierung als unfähig erwiesen hatte, die Arbeit des Parlaments zu führen und zu fördern, nahm das Parlament seine Sache selbst in die Hand. Alle Parteien ohne Unterschied der Nationalität, der sozialen und politischen Tendenzen vereinigten sich der Volksvertretung ihre Arbeitsfähigkeit miederzugeben. Bei dieser einmütigen Kundgebung des ganzen Parlaments wurde den klerikal-agrarischen Obstruktionisten vor ihrem eigenen Treiben bange. Sie suchten nur noch nach einem Vorwand, um die Dringlichkeitsanträge, mit denen sie den Weg zur Arbeit verrammelt hatten, wieder zurückzuziehen. Es war keine Rede mehr von wirtschaftlichen, politischen oder nationalen Zugeständnissen an die Obstruktion — für ein paar Redensarten über die Bosnische Agrarbank wollten die Obstruktionisten ihre Obstruktion aufgeben. Im letzte» Augenblick aber, i» dem ein Ausweg bereits so gut wie gefunden schien, verweigerte die Regierung ihre Zustimmung, weil sie mit Recht annahm, das; ihr Ende gekommen ist, wenn das Parlament ftch ermannt. Nicht weniger als die Obstruktionisten ist auch die Regierung an der Lahmlegung des Parlaments schuld! Sie will nicht, das; das Parlament arbeite: Herr v. Bienerth findet es viel bequemer, ohne die Kontrolle der Volksvertretung zu regieren! Mitschuldig an der Lahmlegung des Parlaments sind aber auch die Christlichsozialen und die Deutschnationalen. Sie hatten sich bereits mit den Obstruktionisten geeinigt. Dann aber sind sie zu Bienerth gelaufen, und weil der Ministerpräsident den Frieden nicht wollte, haben die feigen Regierungsknechte ihre Zustimmung zurückgezogen. So ist das Parlament gescheitert! Arbeiter! Wähler! Wir Sozialdemokraten glauben unsere Pflicht getan zu haben. Deutsche und Tschechen, Polen, Ruthenen und Italiener, sind eure Abgeordneten treu und einig zusammengestanden gegen die Volksfeinde auf der Regierungsbank wie gegen die Volksfeinde auf den Bänken der Abgeordneten, gegen die Torheit von links wie gegen den Wahnwitz von rechts, gegen die industriellen Scharfmacher wie gegen die agrarischen Brotmuchcrer, gegen die deutschen Regierungsmamelucken wie gegen die slawischen Obstruktionisten. Aber wir bilden nur ein Sechstel des Parlaments! Unser Versuch, das Parlament zu fruchtbringender Arbeit zu bringen, ist an dem Widerstand der Regierung und an der Unfähigkeit der bürgerlichen Parteien gescheitert. Tie bürgerlichen Parteien haben sich als unfähig erwiesen, diesen Staat zu regieren! Sie habin es versucht, sich gegen die Sozialdemokratie zu vereinigen — aber sie konnten sich miteinander nicht vertragen. Dann haben sie begonnen, einander zu bekämpfen — nun können sie nicht arbeiten. Das Volk fordert Arbeit und Brot — sie vergeuden die Zeit mit unfruchtbarem Zank. Sie können nicht miteinander und nicht gegeneinander regieren, der Nationen Recht nicht erstreiten und den nationalen Frieden nicht herbeiführen, unb wenn ihr von ihnen fruchtbare soziale Arbeit fordert, antworten .sie euch mit unfruchtbaren nationalen Phrasen. Von ihnen könnt ihr keine Hilfe erwarten 1 Hilfe kann nns nur werden ans den Massen des arbeitenden Volkes selbst. Jeder von euch muß nun zum Agitator werden, der seine Nachbarn, seine Arbeitskollegen die Ursachen des Scheiterns des Parlaments verstehen lehrt! Ihr müßt die Schuldigen zur Verantwortung ziehen. Ihr müßt das ganze Volk erkennen lehren, daß nur eine Partei den Kampf führen kann gegen die agrarische Wucherpolitik! gegen die Zerstörer des Parlaments! gegen die volksfeindliche Regierung! Sammelt euch unter der roten Fahne zum Kampfe für Brot und Arbeit, für das Recht unserer Greise und Krüppel, für der freien Völker freien Bund. Hoch die internationale Sozialdemokratie! M MO 6er WMmlmWn igeoritieten im WWW» Mimt. Der Wahnsinn des Kapitalismus. f, Wir wissen aus früheren Zeiten, da das Kapital noch Handelskapital war und seine Zusammensetzung aus Raub und Wucher offen auf der Münze trug, daß die holländischen und englischen Kolonialgesellschaften große Mengen Gewürze verbrannten, um ihre Preise hochzuhalten. Die Industrie brachte einen anderen Grundsatz auf: die billige Ware, den Massenabsatz. Das Geschäft erwies sich als vorteilhafter. Aber im 20. Jahrhundert kehrt das Kapital zu seinen alten Methoden zurück. Die Preistreiberei ist in vollem Gange. Durch ein ausgeklügeltes System von Schutzzöllen werden die Waren planmäßig verteuert, durch Kartelle werden sie „Hoch" gehalten, durch förmliche Verschwörungen auf der Börse wird der Preiswucher organisiert. Und nun sehen wir, daß das Kapital zu seiner ältesten Methode zurückkehrt — der Vernichtung von Konsumartikeln. Die brasilianische Regierung hat in Aussicht genommen und ihr europäisches Gläubigerkomitee hat diesem Plan zugestimmt, den zehnten Teil der in Brasilien angesammelten Kaffeevorräte zu verbrennen. Es soll damit eine Preissteigerung des Kaffees erzielt werden, da Brasilien den weitaus größten Teil des Kaffees für den Weltmarkt liefert. Der Vorgang ist interessant schon wegen der charakteristischen Weltzusammenhänge des modernen Kapitals. Die Kaffeevorräte sind Privateigentum der brasilianischen Pflanzer. Und wer verfügt über sie? Die Brasilianische Regierung. Von wem hängt die Gültigkeit des Beschlusses ab? Von einem europäischen Bankronsortium. Und auf wessen Kosten wird das Geschäft gemacht? Auf Kosten der europäischen Kon-supienten! Die äußere Veranlassung dieser tollen Maßregel ist das Sinken der Kaffeepreise. Wie kam es dazu? Die brasilianischen Kaffeeplantagen beruhten auf Sklavenarbeit. Es war eine elende Negerschinderei — so groß, daß die Plantagenbesitzer überzeugt waren, freiwillig würden sie nie die genügende Anzahl Arbeiter- erhalten können. Lange Jahre verstanden sie es, die Aufhebung der Sklaverei zu hintertreiben. Erst 1871 kam cs zu einem Gesetz über die „Freiheit des Mutterlmcs", das heißt, die Neu-gebornen sollten nicht mehr Sklaven sein. Die Grundherren setzten es aber durch, daß diese Neugebornen bis zu ihrem 21. Lebensjahr unter ihrer Vormundschaft verbleiben sollten, Obwohl sie frei geboren wurden, blieben sie also doch Sklaven. Im Jahre 1888 wurden die letzten Sklaven in Brasilien freigegeben — cs waren ihrer noch immer 700.000. „Jede Hoffnung, eure Kulturen (Kaffeekulturen) zu wahren, ist nunmehr verloren!" rief dazu ein brasilianischer Landjunker im Parlament. Es wurde aber ganz anders. Die Kaffeeproduktion Brasiliens, die 132.500Tonnen im Jahre 1870, dann 330.000 Tonnen im Jahre 1880 betrug, stieg auf 490.000 Tonnen im Jahre 1890 und erreicht jetzt fast eine Million Tonnen jährlich. Wie wurde das ermöglicht? Die Reger verließen tatsächlich die Plantagen; sie kannten das Land und siedelten sich deshalb in den Wäldern an, wo sie ein armseliges, aber unabhängiges Dasein führen. Doch an Stelle der Neger kamen die Weißen. Sie kamen freiwillig und in Scharen. Es war der große Zug europäischer Auswanderer. Die Einwanderung nach Brasilien war in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts rund 3000 Personen jährlich, 1855 bis 1885 dagegen 16.066 und von 1886 bis 1892 sogar 98.415 im Durchschnitt jährlich! Die Plantagen füllten sich mit Arbeitern, die Grundherren hatten keine Sorge. Die Kaffeeplantagen sind wahre Latifundien. Die Arbeiter werden in ganzen Familien angcsiedelt, wobei die gesamte Familie Arbeit leisten muß. Ein Reisender, der jene Gegend in den Neunzigerjahren besuchte, faßt seine Eindrücke wie folgt zusammen: „Das Personal, das zu den landwirtschaftlichen und industriellen Arbeiten der Latifundie gebraucht wird, umfaßt Hunderte von Familien, die in Dörfern wohnen, deren gewöhnliches Aussehen an die schlimmen Tage der Sklaverei erinnert." Dagegen erwiesen sich die Lohnsklaven aus dem zivilisierten Europa — es sind meistens Italiener — viel intelligenter als die Neger Afrikas und ermöglichten deshalb die weitgehende Anwendung des maschinellen Betriebes. Die Ernten stiegen, die Produktionskosten des Kaffees sanken. Doch dieselben europäischen Verhältnisse, die den brasilianischen Plantagenbesitzern billige Arbeitskräfte lieferten, verhinderten es, daß der europäische Kaffec-konsum den steigenden brasilianischen Ernten folgen konnte. Obwohl die kapitalistische Ausbeutung der Bauernfamilie die Milch entzog, um sie an die Molkerei abzuliefern, und sie durch einen Kaffeeaufguß ersetzte, obwohl man in der Arbeiterhaushaltung die Milch überhaupt nur noch als Färbungsmittel für den Kaffee kennt, obwohl für die Ladnerinnen, Fabriksmädchen und oft für den erwachsenen Arbeiter der Kaffee das Mittagsmahl ersetzte, so mußte man doch auch au dem Kaffee sparen, und es fanden sich auch noch für diesen Ersatz eines Nahrungsmittels durch ein Reizmittel billigere Surrogate, die zum Teil sogar nahrhafter sind; das billigste ist freilich der Wasserausguß, der auch reichlich augewendet wird. Ileberdies wurde der Kaffee auch andernorts gepflanzt, zum Teil durch europäische Auswanderer, an denen es nirgends fehlt, zum Teil durch angelernte Eingeborene. Und ein Uebriges geschah durch die Kaffeezölle, die die Entwicklung des Konsums hemmten und die jetzt noch erhöht werden sollen. Um die Kaffeepreise hochzuschrauben, schuf man in Brasilien ein Handelsmonopol und eine Kontingentierung der Kaffeeausfuhr, so daß nur eine bestimmte Quantität jährlich ausgeführt werden durfte. Die europäischen Banken halfen mit, den Preiswucher zu organisieren, indem sie der brasilianischen Regierung Geld vorschossen und sich dafür die Kaffeevorrätc verpfänden ließen. Allein es half nicht. Die Opulenz der Kaffeecrnte ist zu groß und die Armut der Massen in Europa ist noch größer. Man konnte die Preise nicht in dem gewünschten Maße in die Höhe bringen und die Pflanzer klagen — geradeso als wären sie deutsche Agrarier. Deshalb entschloß man sich jetzt zu einer radikaleren Maßnahme und will den Kaffee verbrennen. Die Arbeiter auf den Plantagen werden bis aufs Blut ausgebeutet, ein Konsumartikel wird vernichtet — es sollen fast eine Million Säcke Kaffee, 60 Kilogramm jeder Sack, ztt Asche gebrannt werden — das alles geschieht, um die Plantagenbesitzer in Brasilien und die Banken in Europa zu bereichern. Das ist die kapitalistische Welt. Von der Nordsee zur Rdria. Zur Eröffnung der Tnnernbahn. (Eigenbericht des „Eisenbahner".) S a l z b u r g, 8. I u l i. Am 5. Juli wurde das letzte Stück jener kühnen Alpenbahnen eröffnet, die zwei Meere und zwei Weltreiche verbinden und die bisherige Verbindung zwischen Hamburg und Triest um 250 Kilometer abkürzen. Es ist der kühne Geist der Neuzeit, der mit dem Adlerflug wetteifert und ein Riesenwerk vollbrachte, wie es in der Geschichte der modernen Technik selten überholt wurde. Drei neue Bahnstrecken waren notwendig, die Wocheiner-, Karawanken- und Tauernbahn, um das stolze Werk durchzu-sühren. Und jede dieser Strecken wetteiferte mit der anderen in der Fülle der Schwierigkeiten, die sich dem Bau entgegenstellten. Hunderte von Menschenleben sind durch d e n B a u d e r T u n n e l s a m B o s r u ck, des Karawankendurchbruches bei Aßling und des B ö ck st e i n - M a l l n i tz e r Durchbruches der Verwüstung durch Wasser, schlagende Wetter, F e l s st ü r z e u n d L a w i n e n z u g r u n d e gegangen, und wie viele als Krüppel und Sieche vom Schlachtfeld dieser Arbeit zurückkehrten, das hat der Kapitalismus nicht gebucht. Bevor jedoch die Naturgewalten die Vollbringung des Werkes hinderten, widerstrebte der heilige Bureaukratius der Durchführung desselben und länger als dreitzigIahre mutzte überhaupt gekämpft werden, bevor der Bau mit dem G e s e tz v o m 6.1 u n i 19 01 e n d l i ch s i ch e r g e st e l l t werden konnte. Einer im Ministerium stand mit ganzer Seele für die große Idee ein und seine schöpferische Kraft und treibende Energie sichert ihm ein bleibendes Angedenken. E s istdiesderverstorbeneSektion sch e f W u r in b, der dem aufreibenden Schaffen und den Widerwärtigkeiten, die ihm im Ministerium bereitet wurden, erlag und mitten in seinem Werke dahingerafft wurde. Wenn dieser warmherzige und geniale Mann seine Leiden erzählen könnte, wir würden so manches darüber erfahren, wie man d i e P l ä n e des w e i t s ch a u e n d c n Technikers den militärischen Interessen und bureaukratischen Schrullen opferte und wie so manches an dem Werke noch besser und den allgemeinen Interessen zuträglicher geworden wäre. Endlich wurde das Werk doch vollendet und am 6. I u li wurde die letzte Strecke der Gesamtlinie, die T a u e r n b a h n, mit großen Feierlichkeiten eröffnet. Ein Hofzug und vier Sonderzüge aus Wien, Salzburg und Klagenfurt führten den Kaiser, die Minister, Landeshäupter und hohen Staatsbeamten über Villach nach Spittal an der Drau und von hier über die neue Strecke bis nach Salzburg. Schaugepräge und Vorstellungen, Ansprachen und Toaste wechselten in schier endloser Reihenfolge. Vom Bau zur Eröffnung hatte sich das Bild vollständig verändert. Verschwunden war daS wetterharte Heerlager der Arbeit, das mit Bohrer, Spitzen und Schaufeln, mit Spreng-material und Maschinen gegen die furchtbaren Gewalten zu Felde zog und mutig das Leben hingab für kargen Lohn. Verschwunden und — vergessen. An seine Stelle traten die Goldkrägen und die ordensgeschmückten Herren in Frack und Uniform und machten sich gegenseitig Komplimente. In der Presse ließen sich die Politiker, die sonst jede neue Idee auszutreten gewohnt sind und den Fortschritt von hinten anfangen, als die Erfinder und Förderer des Werkes feiern und in den Reden strudelten sie von der großen Tat, kaum daß einer der Ingenieure gedachte, geschweige denn der Arbeiter, die in Glut und Rauch, in Wasser und giftigen Dämpfen nahezu c i n I a h r z e h n t den m ö r d e-r ifch.cn Wide r ft finde n getrotzt hatte n. Sorget dafür, datz der „Eisenbahner" auch vom reifenden Publikum gelesen werde! "ML Wir mußten den 79jährigen Kaiser, trotz seines frischen Aussehens, bedauern, als er am herrlichen Morgen, mitten in der schönen Alpenlandschaft in die Eröffnüngsstation Spittal einfuhr und schon von allen Seiten zur Anhörung so vieler Förmlichkeiten erwartet wurde. Wie einen Gefangenen nimmt ihn die Welle der Redner auf und läßt ihn nicht los, bis er sich endlich vor die malerischen Trachten der Kärtner und Kärtnerinnen flüchten und das bunte Bild frischen Volkslebens wie einen taufrischen Blumenstrauß auffrischen kann. Vielleicht die erste Erleichterung nach langer Fahrt und nach den vielen Reden. Und wären es nur diese ersten! In Böckstem und in Badgastein erwartet ihn ein neuer Redestrom, Politiker drängen sich vor, darunter der widerlich greinende Tr. Stölzel aus Salzburg, die alle in die Zeitung kommen wollen, die den „denkwürdigen" Augenblick festhalten, wo der armselige Winkelpolitiker vom Kaiser durch eine Ansprache ausgezeichnet wurde und mit seinem Spreech staatsmännifch antworten konnte. Die Tauernbahn wird dadurch vielleicht zur kompliziertesten Bahn Europas, daß sich auf einer Strecke von 62 Kilometern eine Flut vo n Hinder-n i f f e n e n t g e g e n st e l l t e n, wie sie wohl noch bei keinem Bahnbau anzutresfen waren. Der alte Römerweg von Venedig in die Ebenen des Rheins ist wieder her-gestellt, aber er geht jetzt nicht mehr über die mit ewigem Eis und Schnee bedeckten Alpen, sondern hat sich eine Bahn durch dieselben gebohrt! Siebzehn Tunnels muhten auf der kleinen Strecke durchgeschlagen werden, darunter j e n e § 8 5 2 0 Meter lange T au ern tu n n e l, dessen Vollendung erst nach ungeheuren Opfern, wie sie bisher kein zweiter Bau erforderte, möglich war. Nicht minder schwierig gestalteten sich die anderen Kunstbauten, deren Zahl die Höhe von 440 erreicht. Trotzdem hat die Bahn von ihrem Ausgangspunkt Schwarzach-St. Veit bis Badgastein eine Steigung von 25 3 Promille zu überwinden, bildet von Böckstein durch den Tauerntunnel bis Mallnitz die Scheitelsohle und fällt von hier in rapider Senkung aus einer Höhe von 1200 Metern an der Mölltaler Lehne hinab auf 600 Meter bis zur Talsohle bei Spittal. Die Bahn, welche die Alpenriesen durchbohrt, beschreibt durch ihre aufsteigende durch den Tauerntunnel gerade rollende und durch das Mölltal tief fallende Linie selbst einen Bogen, der die Ge st alt eines Gebirges annimmt. Die Eröffnungszüge gingen nicht von der nördlichen, bereits eröffneten Ausgangsstation, sondern von der später fertigge st eilten Südseite Spittal an der Drau aus. Dadurch erhielten die Mitfahrenden den gewaltigen Eindruck des Mülltalaufstieges. Eine keckere Anlage kann es fürwahr nicht geben und was hier Oesterreichs Technik geschaffen hat. kann sich den kühnsten Schöpfungen der Neuzeit an die Seite stellen. Die Bahn verläßt von Spittal aus gehend bei Lehndorf die Pustertallinie der Südbahn und steigt zu der 140 Meter über der Talsohle liegenden Station Kolbnitz auf. Zur rechten Seite über dem Vellachtal steigen die Berghäupter empor. Zunächst der 2493 Meter hohe Sulzkofel, dann der 2697 Meter hohe Kreuzeck, der Schroneck und Schrameck. Gegen die Station Penk zu übersetzt die Bahn die tiefe Schlucht des Rückenbaches, zahlreiche Tunnels überwinden die Gevirasformation, bis wir die Station Obervellach erreichen, die bereits 3 6 0 Meter über demMöll-tal liegt. Noch gilt c8 aber zu dem nahen Mallnitz nahezu 800 Meter zu überwinden. Immer kühner wird der Bau. An der östlichen Lehne des Mallnitzbaches übersetzen wir zunächst einen Riesenviadukt, der zu den größten Werken der Technik gezählt werden kann, blicken in den von hohen Bergen umgebenen Dösengraben hinein und gelangen durch den 736 Meter langen Dösentunnel auf den Boden deL Mallnitzer Tales. Immer reichere Aus- und Ansichten ^Feuilleton. Die elektrischen Dahnen. Eins der Gebiete, aus das die Fortschritte der Verteilung elekrischer Energie den größten Einfluß ausgeübt hat, ist sicherlich das der Personen- und Güterbeförderung. Eine kurze, interessante Betrachtung über die heute aus diesem Gebiete herrschenden Bestrebungen gibt der bekannte französische Physiker L. Poin-carö in seinem soeben in deutscher Uebersetzung erschienenen gemeinverständlich geschriebenen Werke „Die Elektrizität". *) Die städtischen Straßenbahnnetze entwickeln sich mit staunenswerter Schnelligkeit. Mehr als 100.000 Kilometer sind gegenwärtig in Amerika im Betrieb, und wenn auch in anderen Ländern die Fortschritte etwas bescheidener sind, so bleiben sie dennoch im höchsten Grade bemerkenswert. Die Lösung des Problems ist überall nahezu die gleiche; der Strom, und zwar Gleichstrom von 500 bis 600 Volt, wird entweder mittelst srci durch die Luft geführte Oberleitungen zu-geführt, oder durch Leiter in unterirdischen Kanälen, oder endlich durch Kontakte im Straßenniveau, sogenannte Blockkontakte (plots), die nur in dem Augenblick Strom sühren, wo der Wagen sie passiert. Der Strom, welcher durch die Trolley-Rolle oder durch Schleifbügel entnommen wird, kehrt zurück durch die Schienen, die durch einen möglichst kleinen Widerstand verbunden sein Müssen und häufig sogar aneinander geschweißt werden. Die Motoren sind Hauptstrommotoren, deren Vorzug darin besteht, daß ihr Drehmoment proportional der Belastung ist. daß sie sich selbsttätig regulieren, geringen Umfang und mäßiges Gewicht haben und einen guten Wirkungsgrad besitzen. Im allgemeinen führt jeder Wagen eine Ausrüstung mit zwei Motoren von ungefähr 30 Pferdestärken. Da die Anker viel zu schnell rotieren, so werden sie nicht unmittelbar auf die Wagenachse gesetzt, sondern wirken auf diese durch Vermittlung eines verlangsamenden Zahnradvorgeleges. Zur Regulierung der Geschwindigkeit benutzt man Apparate, welche den Rainen Fahrschalter oder Kontroller führen und die durch einfaches Drehen einer Handkurbel die Zusammen- *) Geheftet Mk. .'i'80, in Originalleinenband Mt. 140. üücrlaa von Quelle u. Meyer in Leipzig.) in rtuh und fern eröffnen sich. In der Richtung, wo der Möllnitzbach in den Möllfluß mündet, erhebt sich der 2780 Bieter hohe Polinik, diesem gegenüber, zur rechten Seite des Bahnkörpers, steigt der 3253 Meter hohe Ankogel und neben diesem der 2775 Meter hohe Plattenkogel auf, wir sind in der Region der Gletscher a n g e l a n g t! Am besten zu erfassen sind die weißstrahlenden Firnen des 2855 Meter hohen Feldfee- und des 2958 Meter hohen G e i s e l k o v ses. In Mallnitz steht noch das Barackendorf und mahnt die ordensgeschmückten Festgäste im gepolsterten Zuge an die Arbeit derjenigen, die mit ihrer Hände Fleiß das gewaltige Werk, das sic soeben bewundert, geschaffen haben. Die meisten der Arbeiter find fort gezogen um denselben Kampf mit den Titanen in anderen Gebieten aufzunehmen, und nur ein letzter Rest von ihnen feiert heute im schlichten Sonntagskleide den Eröffnungstag. Italienerinnen mit ihren Kindern an den Geländern und rufen den Vorüberfahrenden laut ihr „Evviva!" zu. Dasselbe Bild haben die Gäste in allen Stationen Reizende Kindergruppen und wetterharte Männer und Frauen des Kärntnerlandes standen in allen Stationen und brachten den einfahrenden Eröffnungszügen ihr „Hoch!" dar. Gleich hinter der Station Mallnitz donnert der Zug in die Finsternis hinein. Wir fahren durch den berühmten Tauerntunnel, das schwierigste Werk der ganzen T a u crn str e ck e. In der Ausstellung im Salzburger Bahnhofpalast ist ein Kunstwerk zu sehen: die Zeichnung eines Ingenieurs, der die mörderische Arbeit im Bilde festgehalten hat. Arbeiter lenken in der durch Berglampen erleuchteten Finsternis die Bohrmaschine ins harte Gestein. An den halb entblößten Leibern tritt die ganze Muskulatur hervor und in den Mienen spiegelt sich die Furchtbarkeit der Arbeit. Unter gewaltigerDetonation plötzlich und unerwartet herab stürzendes Knallgestein, jähe W a f s e r e i n b r ü ch e. Dynamit-sprengungen und eine Hitze von 36 Grad Celsius bei anstrengender Arbeit haben die Schaffenden dezimiert. SchlechtesLager führte z u m A u s b r n ch einer Epidemie auf der Mullnitz er Seite und als der Tunnel nach jahrelanger ra st loser Arbeit bereits durchbrochen war und die letzten Minie-rungen durch geführt wurden, tötete eine S ch n e e l a w i n e bei B ö st ck e i n siebenundzwanzig Mensche« auf einen Schlag, die nach wochenlangen Bergungsarbeiten von den Kameraden und unter dem Geleit ihrer Brüder zu Grabe getragen wurden. Nun rauschen wir gefahrlos durch die Finsternis. Bei der Stelle, die zwischen Kärnten und Salzburg die Grenze bildet, leuchtet es plötzlich auf. Sind es die Geister der Tahingeschiedenen, die einen Gang durch die Stätte ihres Unterganges antreten? Nein, kein ruheloser Geist schreckt unsere aufgeklärte Zeit mehr, ein Doppeladler, zusammengesetzt aus Glühlampen, flammt in der Finsternis auf, während vielleicht über dem Bilde und den schneebedeckten Firnen ein lebender Genosse schwebt. In 8*/a Minuten haben wir den 8‘/3 Kilometer langen Tunnel durchflogen und als uns die lachende Sonne wieder umfängt, sind wir im Salzburgerlande angelangt, der Zug braust an der Station Böck-st e i n vorüber und über das Stuhlalpviadukt, von welchen noch an den Spuren des durchbrochenen Bergwaldes die Stelle wahrnehmbar wird, an welcher die verhängnisvolle Lawine die 27 Arbeitsgenossen begrub, herunterbrach. Es war Kriegsgefahr im Reiche und die Arbeiten mutzten beschleunigt werden, um im Ernstfälle unsere Brüder im Soldatenrock auf dieser neuen Strecke znm grausigen Waffentanz zu führen.... Doch es ist keine Zeit zu weiteren Betrachtungen, schon sind wir in die Station Bad gastein eingefahren, schaltung der beiden Motoren hintereinander oder parallel, mit oder ohne Hinzufügung von Widerstand ermöglichen. Nachdem die Elektrizität aus kurzen Strecken die Probe bestanden hatte, ließ man sic, anfangs nicht ohne mancherlei Widerstand, weiter in das Gebiet des Transportwesens cin-dringen, und sie begann nunmehr sich auch aus längeren Linien einzurichten. Zuerst spielte sie schüchtern die bescheidene aber nützliche Rolle des Zwischenhändlers; so werden zum Beispiel bei der Heilmannschen Lokomotive, von der vor einigen Jahren viel gesprochen wurde, die Räder durch Elektromotoren bewegt, die ihre Energie von der Dampfmaschine der Lokomotive entnehmen. Bei vielen Automobilen findet man heute noch ein analoges System; der Wagen besitzt eine stromliesernde Maschine, die von einem Petroleummotor in Bewegung gesetzt wird. Dian sah sich jedoch bald vor die Frage gestellt, ob eS nicht in den Fällen, wo die Benutzung von Dampflokomotiven ernste Unannehmlichkeiten mit sich bringt, zum Beispiel bei Untergrundbahnen, möglich sei, längs der Linie entlanggesührten Strom zu benutzen. Ratiirlich wählte man bei den ersten Anlagen das System, welches sich bei den Straßenbahnen so gut bewährt hatte. Handelt es sich jedoch darum, einen Zug auf weitere Entfernungen laufen zu lassen, so braucht man eine viel größer« Energiemenge, und um in diesem Falle die Lösung vom wirt-schastlichen Standpunkt aus brauchbar zu machen, muß man notwendigerweise hohe Spannung benutzen. Da aber solch hohe Spannungen schwer direkt zu verwerten sind, so muß man zu dem HilsSmittel der Unterstationen greisen. In fast allen Anlagen, die schon durch einige Jahre alt sind, wird die Energie diesen Unterstationen mittelst einfachen oder dreiphasigen Wechselstromes hoher Spannung zugeführt. Hier erniedrigen Transformatoren die Spannung, und rotierende Umformer liefern Gleichstrom, der alsdann einer parallel den beiden Fahrschienen liegenden und sehr sorgfältig isolierten LeitungS-schiene zugesührt wird. Breite, federnde Bürsten nehmen von diesem dicken Leiter den starken Strom ab, den eine gewöhnliche Speiseleitung nicht auShalten könnte. Jedoch werden die Anlage- und Unterhaltungskosten dieser Unterstationen, deren Maschinen dauernd in Bewegung sind und ständige Ueberwachung erfordern, sehr hoch, sowie die,Linie einigermaßen lang ist, und infolgedessen ergibt sich natürlich daS Problem, den fahrenden Zügen direkt den hochgespannten Strom zuzusühren. in jenem Weltkurorte, wo sich inmitten einer unsagbar prächtigen Natur die radiumhältigen Heilquellen in die in allen Hotels aufgestellten Fangarme ergießen, und Hunderten Kranken die Genesung bringen. Bisher war dieses Sommerparadies nur der Anziehungspunkt der Mächtigen und Reichen, die uns die reichen Geldquellen, welche sich um Gastein im Mittelalter sammelten, nicht ersetzen konnten. Hoffentlich bringt uns die neue Verkehrsader den allgemeinen Fremdenstrom und den Armen die Möglichkeit, für weniger Geld hier Heilung zu suchen! Die Endstrecke von ©astein bis Schwarzach-St. Veit, die bereits vor 1 Vj. Jahren dem Verkehr übergeben wurde, bot ebenfalls große Schwierigkeiten. Sie führt durch bas Angerer- und Gasteinertal mit der großartigen Aussicht auf dem Gamskarkogel über kühne Viadukte an dem durch Geschichte und Sage berühmten Weitmoserschloß vorüber nach dem Kurorte H o f g a st e i n. Vor dem Orte Dvrsgastein übersetzt die Bahn den Lugauerbach, wobei sich die Aussicht aus den Jodlkopf eröffnet und gelangt bei der Haltestelle Klammstein in die wildromantische Klammschlucht durch Tunnels und über Brücken im starken Gefall in das Tal der Salzach nach Schwarzach-St. Veit. So schwer das Werk der Vollendung war und so gewaltige Summen investiert werden mußten, so steht doch sicher zu erwarten, daß diese gewaltige Verletz r s e r l e i ch t e r u n g für unsere Volkswirtschaft Früchte tragen wird. Der Aufschwung unserer Handelsschifffahrt wird den Triester Hafen endlich aus seinen kranken Zustande befreien und unserer gesamten Volkswirtschaft neue Wege ebnen. Wie notwendig eine Hebung des Handelsplatzes Triest ist, verweist die Tatsache, daß Triest von 1860 bis 1889 seine Gütersörderuim nur verdoppelt hat, während Venedig diese Seeförderung verdreifacht, Genua vervierfacht, Fiume seit 1870 v e r f ü n f-f a ch t und Hamburg versieben facht hat. Triest war am Gesamtverkehr der genannten Häsen 1860 noch mit 115 Prozent beteiligt. Heute ist es auf 6 Prozent herabgesunken. Dagegen steigen: Fiume von 2 2 Prozent auf 4 5 Prozent; Genua „ 16 , , 17 „ Hamburg „17 „ „ 20 „ Nach dem Regieruugsberichte über Handel und Schiff- fahrt vom Jahre 1906 betrug der Gefamtvertehr tn Triest 47 Millionen Kubikmeter im Werte von zwei Millionen Kronen. Die Einfuhr betrug 19, die Ausfuhr jedoch nur 18 Millionen Kubikmeter, worin nach dem Berichte das Hemmnis für die gesunde Entwicklung liegt. Es fehlt an Ausfuhr. Die Schiffe, die Güter bringen, müssen mit wenig Fracht oder leer ausfahren, wodurch sich der Seetransport verteuerte. Die neue Verbindungslinie dürste die Ausfuhr erheblich steigern und damit unserer Handelsflotte einen neuen Impuls geben. Es ist aber auch eine industrielle Hebung der volkswirtschaftlich dar nieder liegen den A l p e n l ä n d e r z n erwarten, die mit einer Hebung des Fremdenverkehres der Arbeiterschaft neue Erwerbsquellen und den Alpenländern dadurch eine allmähliche politische Umgestaltung bringen dürste. Wo die Eisenbahn eindrinat dort verschwindet ein Stück des alten Adams, der durch die verkümmernde Wirtschaftslage der Bevölkerung archaftet. Neue Menschenmassen werden m dem allgemeinen Verkehrsstrom hineingerissen, der ihnen neue Gedanken bringt. Wrr begrüßen die neue Verkehrsader im Namen des menschlichen Fortschrittes, der uns in die sonnigen Gefilde einer höheren Menschheitskultur führt. Seit dem Jahre 1893 kann man bei Lugano, nicht ganz so lange auch bei Evian mit Dreiphasenstrom getriebene Motorwagen fahren sehen; aber erst von 1902 ab bürgerte sich das System wirklich in der Praxis ein und wird gegenwärtig mit Erfolg auch im Veltlin» und beim Simplontunuel benutzt. Es schien im Prinzip zunächst sehr kühn, die zur Bewegung eines ganzen Zuges nötige beträchtliche Leistung mit Schleif-bügeln von den Leitungsdrähten abnehmen zu wollen; erst die berühmten Versuche auf der Militärbahn von Berlin nach Zossen zeigten, daß die Lösung nicht unmöglich ist. Bei diesen Versuchen erhielt jeder Motorwagen Strom mit einer Spannung von 10.000 Volt; dieser wurde im Wagen selbst in Strom von 3000 Volt Spannung transformiert und trieb direkt die auf den Achsen fitzenden Dreiphasenmotoren an. Bekanntlich erreichte man auf diese Weise die unheimliche Geschwindigkeit von 200 Kilometer in der Stunde. Um in dieser Weise zu fahren, braucht man eine gewaltige Leistung, schon allein um den Widerstand der Lust zu überwinden, die vor den Wagen einen Druck von ungefähr 200 Atmosphären auSübt. Das Dreiphasensystem hat unbestreitbare Vorzüge; es scheint sich ganz besonders für Gebirgsbahnen zu eignen wegen der Leichtigkeit, mit welcher die Motoren als Generatoren arbeiten und auf abfallender; Strafe Energie wieder gewinnen können. ES hat aber auch seine Nachteile; eS macht drei Leitun.gs-drähte nötig und erfordert zur Erzielung eines guten Leistungsfaktors Motoren mit schmalem Jnterserrikum, also von ziemlich empfindlicher Konstruktion; außerdem haben diese Motoren säst unveränderliche Geschwindigkeiten und man muß recht komplizierte Anordnungen treffen um die Fahrgeschwindigkeit zu ändern. Daher bemerkt man auch seit zwei bis drei Jahren ein ziemlich ausgeprägtes Bestreben, die Bahnlinien mit Einphasen-strom auSzurüsten; die Erfindung der neuen Motoren für gewöhnlichen Wechselstrom hat dieS System praktisch brauckb« gemacht. Die erste derartige Anlage ist in Amerika ausgeführt worden; gegenwärtig gibt es in Deutschland und Belgien ziemlich viele, die sehr befriedigend funktionieren. Dabei ist nur ein einziger Draht erforderlich, da die Rückleitung durch die Erde erfolgen kann; in gewissen Fällen wird freilich die Rückleitunz durch einen zweiten Draht vorgeschrieben. Die Energie kamt unter sehr hoher Spannung zugeführt werden, und zur Ver- Besucht nur Lokale, in welchen der „Eisenbahner" anfliegt! Eine Spezialaustteilung der Tauernbahn. (Originalbericht des .Eisen bah ne t".) Wer in dieser Sommersaison zum erstenmal Salzburg aufsucht und in den Bahnhof einfährt, wird auf das angenehmste überrascht sei». Das alte, den steigenden 'Berkehrsverhältnissen längst nicht mehr entsprechende Bahnhosgebüude, das 1860 errichtet wurde, ist verschwunden und an seiner Stelle steht ein den modernsten Anforderungen entsprechender Berkeyrspalast, der schönste Bahnhof Oesterreichs. Allerdings sind die inneren Einrichtungen für das Hotel- und Bahnpersonal nicht so praktisch und fehlerfrei wie das Aeußere, denn es haben auch bei den Bauanlagen die Bureaukraten mehr zu reden als die Praktiker. Der Passagier, der jedoch in diese Einzelheiten nicht eingeweiht ist, kann sich aber der angenehmen Empfindung über den gerechtvollen Bau ganz hingeben. Der Frachtenverkehr entwickelt sich auf einer eigenen Anlage außerhalb der Bahnhofanlagen, der barirische Verkehr ist vom österreichischen getrennt, die Geleise für Ankunft und Abfahrt laufen nicht mehr wirr durcheinander, ein prachtvolles Vestibüle, in dem die Kassen untergebracht sind, macht jedes Gedränge überflüssig. Die Aufgänge ersparen den Raum für einen großen Perron, dieNestaurations-lokale und Wartesäle sind stylvoll und mit luxeriöser Pracht ausgestattet. Luftige Räume umfangen den müden Gast. Bis auf den Mitteltrakt, der als Neugebäude emporragt, dient das geschmackvoll restaurierte alte Bahnhofgebäude dem Kanzleiverkehr. In demselben ist nun auch seit Eröffnung der Tauernbahn die Spezialausstellung untergebracht, die uns den Werdegang des nun vollendeten Riesenwerkes unserer Ingenieur- und Baukunst veranschaulicht. Die Tauernbahn! Nun begeben sich die Begnadeten dieser Erde bei einer Fahrt von Salzburg nach dem sonnigen Triest in ihre Salonwagen und rollen dahin über rauschende Wildbäche, gähnende Abgründe, durch wildromantische Hochtäler und durch Gletscherberge den laufenden Gestaden der Adria entgegen, ohne der Riesenarbeit zu gedenken, wiche die angenehme Reise möglich macht. Um dieses Werk der Oeffentlichkeit in seiner Größe verständlich zu machen, sie in die enormen Schwierigkeiten des Bauens einzuweihen und den Genius der Arbeit näherzusühren, ist wahrlich ein verdienstliches Unternehmen. Der Geist Wurmbs ist noch einmal umgeganaen in unserem Eisenbahnministerium, das sonst und namentlich in Personalfragen einen so engstirnigen Gesichtskreis hat und schuf diese Spezialausstellung. Die Raumgestaltung derselben oblag dem Architekten und Inspektor Ladislaus V. Dioszeghy, das Ausstellungsarrangement hatten Professor Ludwig Mi ch al o tt, Oberinspektor Karl Z ecz m i e n i o w s k i und Ingenieur-Richard Piekarski. Im ersten Raume, rechts vom Eingang der Ausstellung sind Bohrmaschinen und Modelle ausgestellt, welche uns die gewaltige Arbeit des Tunneldurchbruches veranschaulichen. Unterstützt durch eine Kreidezeichnung, die einen Tnnnelourchschlag festhält, begreifen wir die mörderische Arbeit und die Gefahren, mit welcher der Durchbruch erkämpft wurde. Die neue österreichische Tunnelbaumethode wird uns durch citt Modell gezeigt. Das in 1:30 der natürlichen Größe ausgesührte Modell stellt den Arbeitsvorgang beim Bau des Wocheiner-, Karawanken- und Tauerntunnels vor und wurde nach dem Entwürfe des Oberrevidenten der k. k. Eifenbahnbau-direktion Oskar Mille r für die Weltausstellung St. Louis 1904 angefertigt. Das Modell veranschaulicht in seinen einzelnen verschiebbaren Teilen die Ausbruchs-, Gerüstungs-und Mauerungsstadien von der Inangriffnahme bis zur Vollendung des Tunnels. Zahlreiche Detailzeichnungen von M i ch a l e k Ver- teilung lassen sich gewöhnliche feststehende Transformatoren benützen. Zur gleichen Zeit, da der gewöhnliche Wechselstrom auf diese Weise wieder in Gunst lant, erhielt auch der Gleichstrom dank den Verbesserungen, welche die Benützung hoher Spannungen gestatten, in den Augen seiner Anhänger die Ueberlegenheit wieder, die er verloren zu haben schien. Im Jahre 1903 baut« Thury in Frankreich die Linie von Saint-Georges des CommierS imch La Mure, bei der ein Strom mit 2400 Volt Spannung Schleifbügel vier hintereinander geschalteten Motoren zugeführt wird; die beiden Leitungsdrähte und die Fahrfchienen bilden zusammen ein Leitungsnetz mit zwei Ueberbrückungen. Seitdem sind noch andere Linien in Jföln, in Saint-Marie-aux-CheneS rmd in Bellinzona in gleicher Weise ausgebaut worden. Bei mehreren dieser Anlagen hat man, gleichviel welche Siromart im übrigen benützt wird, die von einer einzigen Lokomotive bewegten Züge durch solche aus lauter Motorwagen zu ersetzen begonnen. Die Vorteile dieses Tausches sind zahlreich und ganz augenfällig; man vermehrt auf diese Weise die nutzbare Adhäsion, vermindert das Zuggewicht beträchtlich und verteilt die gesamte erforderliche Leistung aus mehrere Motoren, die leichter zu regulieren sind als ein einziger übermäßig großer und kräftiger Motor allein. Unerläßlich ist es, daß die Regulierung für alle diese Maschinen zusammen ganz gleichmäßig erfolgt; man hat deshalb mittels Relais wirkende Fahrschalter angebracht, die ziemlich einfach funktionieren und mit welchen jeder dieser Wagen versehen ist; diese Fahrschalter können, da sie nicht mehr direkt aus den Betriebsstrom wirken, geringe Abmessungen haben und man kann dabei nur bewundern, ,daß sich eine so große Leistung mittels so kleiner Apparate regulieren und verteilen läßt. So scheint cs, daß dank den Fortschritten der Elektrizität die Transportmittel, die durch die Erfindung der Dampfmaschine bereits einmal von Grund aus umgestaltet waren, in eine neue Phase lebhafter Entwicklung eingetrcten sind; nicht nur in besonderen Fällen wie im städtischen Verkehr oder bei Eisenbahnen in Tunnels tritt die elektrische Beförderung an die Stelle der Dampskraft, das Problem der vollständigen Elektrisierung der Eisenbahnen macht sich heute bereits in feinem ganzen Umfange geltend. ________ anschaulichen die verschiedenen Arten von Bohrungen. Die verschiedenen Werkzeuge und Transportmittel ergänzen den Einblick in die Arbeitsmethoden. In ausgezeichneten Photographien sind die einzelnen Episoden des Baues der Wocheiner-, Karawanken- und Tauernstrecke sestgehalten, worunter besonders die Bilder über Tunneldurchschläge zu erwähnen sind. lieber den Brückenbau liegen die Pläne zur Einsicht auf. Außerdem sind hierüber zahlreiche äußerst gelungene Zeichnungen in der Ausstellung ausgelegt. Alle Hindernisse, die furchtbaren Wirkungen des Knallgesteins, die Wassereinbrüche und die Gegenmaßregeln sind in Bildern sestgehalten. Die geologische Formation zeigt eine reiche Sammlung von Gestein. Entzückende Landschaftsbilder machen uns mit den großartigen Szenerien der Bahnstrecke bekannt. Eine Reihe von Gemälden in Del, Tempera, Pastell und Guache von Ludwig M i ch a l e k, Gustav Jahn. E. T. E o m p t v n, Otto Barth, G. Holub, Otto H e i l m a n n, F. M ü h l-b ach er, Bilder nach Aquarellen von H. Darnaut, zwei gewaltige Dioramen der Karawanken-Wocheinerbahn nnd der Tauernbahn mit den Ansichten von Triest und Badgastein, angefertigt von den Wiener Künstlern Georg I a n n y, Leopold R o t h a u g (Maler) und Fr. Joses Pa tri des (Bildhauer) nehmen unser Auge gefangen. Haben wir die Details des Bahnbaues bewundert, so versenken wir uns in die Längenprofile und Situationspläne des Ganzen. Jeder Blick bereichert unsere Einsicht in das schöne Werk. Wir finden auch die Personaltabellen der bei dem Bau in Verwendung gestandenen Bediensteten der k. k. Staatsbahn. Der geniale Schöpfer des Werkes, Dr. Ing. Karl Wurmb nimmt einen wohlerworbenen Platz unter den Ausstellungsobjekten ein. Wir sehen ihn aus einem Oel-gemälde M i ch a l e k s, wir schauen seine Totenmaske, kleinere Arbeiten über ihn und eine Ausstellung der zahlreichen Ehrendiplome der verschiedenen Städte und Höhenorte sowie das Diplom der k. k. Universität Wien, die ihn zum Ehrendoktor erhob. In der Ausstellung ist auch eine reiche Eisenbahn-litcratur vertreten, so die Geschichte der Eisenbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß auch zahlreiche Bilder aus dem Volksleben, Bilder aus dem Leben der Eisenbahnarbeiter die Ausstellung schmücken und deren Reiz erhöhen. Wer nicht nur als flüchtiger Wanderer durch die Ausstellung geht, sondern eine Genußstimmung aus den Hunderten von Einzelheiten herauszuziehen vermag, der wird ergriffen von der Größe und Tragik der Arbeit, die aus all diesen Darstellungen spricht. Sie ist's, die Meere überwand, Die alle Elemente spannt In starke Eisenjoch. Bevor sie aber die gewaltigen Hindernisse bezwingt, sollen auf ihren Schlachtfeldern Taufende Opfer. Auch dieser Weg ist mit warmem Menschenblut gezeichnet. Ergreifend wirken die im Bild festgehaltenen Katastrophen, mie_ daS Lawinenunglück von Böckstein, das Begräbnis von 27 gefallenen Kämpfern und andere traurige Erinnerungszeichen. Viele sind ins Grab gefunken, weil die Fürsorge fehlte und viele unserer Eisenbahner, welche nun die neue Strecke befahren und auf ihr schuften, werden noch dahin-sinken. Ein Trost bleibt uns aber: wo solche Werke möglich sind, da werden auch die Vorbedingungen geschaffen für die Befreiung der Arbeit. Jedes große Menschenwerk ist ein Schritt näher zur Verwirklichung unserer Menschheitsziele. __________________ Ein eifenbahnerfag der llordbahnbediensfefen. Zwecks Beschleunigung der Einreihung des Personals der B. N. B. in den k. k. Staatbahnenstatuts sowohl als auch einer Protestkundgebung gegen die Verschleppung der Regelung der Nebengebühren analog den k. k. »staats-bahnen auch bei den Bediensteten der ehemaligen B. R. B. Berief die Organisation auf Wunsch des Personals der B. N. B. für den 11. Juli l. I. »ach Böhmisch-Leipa einen Bedienstetentag des oben erwähnten Personals. Den eigentlichen Verhandlungen der Kundgebung ging vormittags eine Konferenz der Personalkommissions-Mitglieder mit den Vertrauensmännern und den Vertretern der Organisation voran. Bei dieser Konferenz wurden nach einem ausführlichen Referate des Abgeordneten Genossen T o m s ch i k alle in den Bereich der Einreihung gehörenden Fragen eingehend diskutiert und die Taktik des Vorganges der Personalkommission für die baldnächste Zeit beschlossen. Nachmittags um 3 Uhr wurde im großen Sommersaale der bürgerlichen Bogenschützen in Böhmisch-Leipa die eigentliche Kundgebung eröffnet. Zirka 1000 Bedienstete der ehemaligen B. N.B., alle Bedienstetengruppen Angehürenden sind hier eingetroffen, um gegen die unwürdige Verlängerung in der Entscheidung der Existenzfragen des Personals zu protestieren. In das Präsidium wurden folgende Mitglieder gewählt: Genosse Knöchel (Böhmisch-Leipa). Genosse Schwab. Obmann der „Gewerkschaft" (Wien) und Herr Prell (Wien) für den Eisenbahnbeamtenverein. Tagesordnung: 1. Die Durchführung der Zugeständnisse aus den k. !. Staatsbahnen und die Durchführung derselben auf der B. N. B. 2. Die Einreihung des Personals der B. N. B. in den Status der k. k. Staatsbahnen. 3. Anträge und Anfragen zu obigen Punkten. Nachdem die zwei ersten Punkte der Tagesordnung zusammengezogen wurden, ergriff zur Tagesordnung als erster Referent, mit Bravorufen und Händeklatschen begrüßt, das Wort Reichsratsabgeordneter Genosse Toin-schik. Der Referent bespricht eingehend die Frage der Einreihung des Personals der verstaatlichten B. N. B. in den k. k. Staatsbahnenstatus und hebt einige speziell markante Ungerechtigkeiten hervor, die mit der Einreihung beseitigt werden müssen. Der Redner streift dann die Frage der Regelung der Nebengebührei: bei den k. k. Staatsbahnen und kommt zum Schlüsse, daß die Einreihung des Personals der verstaatlichten B. N. B. in den k. k. Staatsbahnenstatuts, so auch die Regelung der NebengebttHren | analog den k. k. Staatsbahnen bei dem Personal der i B. N. B. rückwirkend auf den 1. Jänner 1909 durchgeführt werden muß. Nachdem der Abgeordnete Tomschik noch in einer treffenden Weise auf einige künstliche und natürliche Schwierigkeiten hingewiesen hat, die den Bestrebungen der Organisation nach einer Beschleunigung der Regelung der Verhältnisse der Bediensteten in Weg gesetzt werden, endet er unter großem Beisall der Anwesenden mit einem Appell an die Stärkung der Organisation. Koalitionsausschußmitglied Herr Prell aus Wien bespricht den Vorgang der Einreihung bei den Beamten hinsichtlich der automatischen Vorrückung, die bei den k. k. Staatsbahnen nur innerhalb der Gehaltsklassen existiert, beiin Uebergang von einer niedrigeren in eine höhere Gehaltsklasse aber verschwindet und rät deshalb zur Vorsicht und zur festen Zusammenhaltung des gesamten Personals unter dem Banner der Koalition ohne Unterschied der Kategorie. (Beisall.) Genosse BrodcckK (Prag) behandelt eingehend die Arbeiterfrage bei den Bahnen, erklärt den Vorgang der Organisation in dieser Frage und spricht die feste Hoffnung aus, daß es nun schließlich gelingen wird, die Verhältnisse sämtlicher Arbeiter bei den Bahnen zu festigen und sich einer festeren Existenzsicherheit des gesamten Eisenbahnbahnpersonals zu »ähem. Der Redner ging dann zu der Frage der Taktik der Eisenbahner bei den österreichischen Bahnen über und schließt seine Ausführungen unter dem Beifall der Versammelten mit dem Appell zur Mobilmachung aller Organisationskräfte. Mitglied der P erfo nalkommiffion der B. N. B. Janisch (Bodenbach^) erklärt, daß sich die Per-sonalkonimlssionsmitglieder verpflichten, die Interessen sämtlicher Verwendungskategorien der Bediensteten und Diener zu vertreten, wenn auch zufälligerweise einzelne dieser Kategorien eine direkte Vertretung in der Personalkommission nicht haben. Der Redner weift weiters auf die unehrliche Art und Weife hin, mit welcher die an der Spitze der Bewegung stehenden Genossen seitens der Gegner sür ihre ehrliche und ausopsernde Tätigkeit bekämpft werden, und verurteilt unter allgemeinem Beisall solche Vorgangsweise, die nicht nur geeignet ist, das Leben und die Arbeitslust der einzelnen Vertrauensmänner des Personals zu vergiften und zu unterbrechen, sondern die für das gesamte Personal, ob organisiert oder indifferent, einen enormen Schaden mit sich bringt. Diese Vorgangsweise muß als eilte schädigende aus das schärfste verurteilt werden. (Beifall.) Im gleichen Sinne spricht auch der Genosse Schiller (Bodenbach), der, gestützt auf konkrete Fälle, die schädigende Wirkung der Hetzereien der „Nationalen" darlegt. Unter anhaltendem Beifall fordert der Redner die Anwesenden zur eifrigen Organisationsarbeit auf. Vorsitzender Genosse Knöchel resümiert dann die Ausführungen der Vorredner und gibt einzelne Aufklärungen auf die an das Präsidium gerichteten Anfragen und bringt zum Schluß folgende Resolution zur Verlesung : „ , „Der am 11. Juli 1909 in Böhmisch-Leipa stattgefundene, von sämtlichen Bedienstetengruppen der ehemaligen B. N. B. besuchte Bcdiensletentag verurteilt auf das schärfste und einmütig die Verschleppung der Einreihungsfrage. Mit Rücksicht darauf, daß die B. N. B. mit 15. November 1908 in Staatsbetrieb übernommen wurde, den Bediensteten alle Pflichten der k. k. Staatsbahnen ansgebürdet wurden, während wir die Rechte bis heute vermissen, beauftragt der heutige Eisenbahner» tag die Personalkommission hinsichtlich ihrer ersten Tagung am 19. Juli 1909: _ . . 1. die Einreihungsgrundsätze zur Kenntnis zu nehmen und ihr Gutachten erst nach Anhörung der Vertrauensmänner abzugeben: , t 2. der Einreihung der Bediensteten der ehemaligen B. R. B. nur mit Rückwirkung vom 1. Jänner 1909 zuzu-stimmen, mit welchem Datum auch selbstredend die Nebenbezüge der k. k. Staatsbahnen rückwirkend in Recht zu treten haben, und ersucht weiter die anwesenden Vertreter der Koalition, beziehungsweise die Abgeordneten, diese Forderungen an maßgebenden Orten mit Nachdruck zu vertreten." Diese Resolution wurde bei der Abstimmung ein« m ütig angenommen. Nach Beantwortung einzelner an das Plenum gestellter Anfragen seitens der Referenten schließt der Vorsitzende die in allen Hinsichten gelungene Manifestationskundgebung mit einem warmen Appell zur weiteren Arbeit an die Anwesenden. Die Cage des Zugbegleitungs-perfanals der b. k. Hord-bahn. Diese unleidlHen Zugsverspätungen, sie bilden einen Teil, der sich immer tiefer und tiefer zwischen die Zugsexpedienten und Zugsbegleiter treibt. Und doch hätten gerade diese beiden Kategorien alle Ursache alles aufzu-bieten, um ein gedeihliches Zusammenarbeiten nicht nur im Interesse der glatten und raschen Abwicklung des Dienstes, sonder,i vielmehr im ureigensten Interesse zu ermöglichen. Aber um den eigenen Kopf ans der Schlinge zu ziehen, sucht ein leider nicht unbeträchtlicher Teil der Zugsexpedienten immer und immer wieder alle Schuld au Verspätungen mit Entstellung des wahren Sachverhaltes dem Zugbegleitungspersönal aufzubürden. Und die Direktion, sie stellt sich ans die Seite der Zugsexpedienten schon der dreimal geheiligten Autorität willen. So kommt es, daß einem Erlasse, der den dringendsten Wünschen des Zugs-begleihmgspersonals teilweise entgegenkommt, sofort ein anderer folgt, der den ersten widerruft. So wurde mit Erlaß der k. k. Nordbahndirektion Nr. 158.965 vom 29. Oktober 1908, einer dringenden Forderung der LastzugSsührer Rechnung tragend, die Bestellung eines Dienstwagens bei Güterzügen ungeordnet. Am Schluffe des Erlasses war noch ausdrücklich hervorgehoben, daß es gänzlich ausgeschlossen bleibt, Güterzüge ohne Dienstwagen in Verkehr zu setzen. Das Zugbegleitungspersonal ist gewohnt, alle dienstlichen Anordnungen jederzeit strenge zu befolgen, und so verlangten denn auch die Güterzugssührer die Beistellung der im zitierten Erlasse angeordneten und laut Artikel Nr. 26 der Instruktion Nr. 21 vorgcschriebencn Dienstwagen. Aber die löbliche Nordbahndirektion denkt und der Herr Zugsexpedient lenkt. „Dieser Erlaß muß unter allen Umständen gebrochen werden, und ivcnn ihn niemand bricht, ich werde ihn brechen", so äußerte sich ein Zugsexpedient gegenüber einem Zugsführer. Und der Feldzug gegen diesen Erlaß wurde eröffnet. Wenn gleich Dienstwagen zur Haird waren und die Beistellung höchstens zu zehn Minuten gedauert hätte, wurden Züge bis drei Stunden verspätet, Züge, die zur Abfahrt bereit standen, abgesagt, die Lokomotive ins Heizhaus gestellt und Zugsführer abgelöst. Dienstwagen wurden aber trotzdem keine beigestellt. Dafür folgte aber Anzeige auf Anzeige mit Entstellung des wahren Tatbestandes und die Folge war, daß die mit Erlaß 158.965 angeordnete unbedingte Beistellung von Dienstwagen bei Güterzügen dahin abgeschwächt und gleichsam widerrufen wurde, daß nur dann Dienstwagen beizugeben seien, wenn durch die Beistellung desselben eine Verspätung nicht erfolgt. Im sonstigen Falle ist der Zugsführer ohne Dienstwagen weg-zufahren verpflichtet. Die querulierenden Zugsexpedienten haben nun ihren Zweck erreicht, sie können Dienstwägen beigeben, wenn es ihnen beliebt. Der Zugsführer muß aber zufrieden sein, wenn er eine schlechte Bremse als Leinenwagen beigestellt erhält. Dasselbe Kapitel bildet die Frage der Dienst- und Ruhezeit des Fahrpersonals, lieber Einschreiten der Personalkommission und mehrerer Deputationen, welche sowohl bei der Direktion der Nordbahn als auch beim Eisenbahnministerium die bestehenden krassen Mißverhältnisse schilderten und um Abhilfe ersuchten, wurde vom Eisenbahnministerium mit Erlaß Nr. 23.170 vom 18 März 1908 angeordnct, daß dem Zugbegleitungspersonal bei unregelmäßigem Zugsverkehr nach einer länger als dreißig-stündigen Dtensttour mindestens eine Ruhezeit von achtzehn Stunden und nach zwei nacheinander im Dienste zugebrachten Nächte die dritte Nacht in der Domizilstation freizugeben ist. Auch diese zugunsten des Zugbegleitungspersonals erlassene Anordnung wurde von der Nordbahn-direktion widerrufen. Hierbei wurde dem beteiligten Personal bedeutet, daß es nicht berechtigt ist, wenn es nach zwei hintereinander im Dienste zugebrachten Nächten in der früh nach Hause kommt, die darausfolgende Nacht bis nächsten Tag früh frei zu verlangen, da, so heißt es im Widerrufungserlatz weiter, es niemanden einfallen kann, daß ein normaler Mensch, wenn er noch so ermüdet ist, 24 Stunden oder noch länger zum Ausruhen benötigt. Vom 1. Mai 1908 wurde von der k. k. Nordbahndirektion für einen Teil des Lastzugspersonals im Einvernehmen mit den Vertrauensmännern des Personals ein Fahrturnus erstellt. Mit diesem ist nun das Personal zufrieden, es mußte aber zu seinem nicht geringen Leidwesen wieder erfahren, daß auch gegen diesen Turnus von gewisser Seite Einspruch erhoben wurde und daß deshalb die Nordbahndirektion plant, wie im Erlaß Nr. 81.872 vom 21. Mai 1909 bekanntgegeben wurde, mit Rücksicht auf die auf Grund der ab 1. Mai 1909 bestehenden Fahrordnung gemachten Erfahrungen die Fahrturnusse der Güterzüge einer Aenderung zu unterziehen. An der Notwendigkeit einer solchen Aenderung ist natürlich wieder nur das Zugbegleitungspersonal schuld, weil es darauf besteht, daß der ihnen von der Direktion bewilligte Turnus eingehaltcn tverde, was aber natürlich wieder jenen Herren, die jedes zur Aufrechterhaltung des regelmäßigen Verkehrs notwendigen Ordnungssinnes bar sind, nicht recht ist. Sie trachten auch, diesen kleinen Erfolg des Personals zunichte zu machen. Und schon hat die Direktion mit Erlaß Nr. 81.872 vom 21. Mai 1909 angeordnet, daß Turnuspartien auch unregelmäßige Züge führen müssen, wenn hierdurch die vom Eisenbahnministerium festgesetzte Ruhezeit, das ist 10 Stunden Ruhe in der Domizil- und sechs Stunden in der WendHtation, nicht gekürzt erscheint. Wir fragen nun eine löbliche k. k. Nordbahndirektion: Hat denn das Zugbegleitungspersonal sonst keine Bedürfnisse als Menst machen, schlafen und wieder nur Dienst machen? Hat der Zugsbegleiter der Nordbahn keine Familie, der er sich von Zeit zu Zeit widmen soll ? Sämtliches Personal im Staatseisenbahn- und Staatsdienst hat in seiner Diensteinteilung die Ruhezeit derart bemessen, daß er sich auch auszuruhen vermag und außerdem noch einige Stunden zur Erziehung seiner Kinder oder Widmung seiner Familie übrig hat. Will man derart schon im Interesse der Sicherheit des Verkehrs gelegene Notwendigkeiten ganz übersehen und den Zugsbcgleiter zur toten Maschine machen? Unter dem berüchtigten Regime des Jeitteles hatten die Zugsbegleiter als kürzeste Ruhezeit in der Domizilstation 12 Stunden festgesetzt. Und nun nach der Verstaatlichung soll diese ohnehin nach einer 24- bis30stün-digen Diensttour viel zu kurz beyiessene Ruhezeit noch uin 2 Stunden gekürzt werden? Nachdem die Instruktion II, Nr. 21, ausdrücklich verlangt, daß nur gesunde und kräftige Leute zum Fahrdienst ausgenommen werden dürfen, so glaubt das Zugbcgleitungs-personal, daß die Staatsbahnverwaltung in logischer Folgerung verpflichtet ist, die Gesundheit dieses Personals zu schonen, nicht aber durch Dienstesüberbürdung in kurzer Zeit zugrunde zu richten. Dieser Appell, wie so viele, ist wohl vergebens; aber die Zugsbegleiter selbst sind eben auch schon zum Bewußtsein gelangt, was für schweren, verantwortungsvollen Dienst sie zu leisten haben, und im Interesse sowohl der Bahnverwaltung als der ganzen Gesellschaft, insbesondere tm ureigensten und im Interesse ihrer Familien werden sie nun nicht früher ruhen, als bis sie menschenwürdige Diensteinteilungen und menschenwürdige Zustände überhaupt erringen. Dieses Ziel zu erreichen, würden sie weder einzelne Querulanten noch der Fiskus dauernd zu hindern vermögen. Protokoll bahnen. I e a c it ft a n b des ZentralausschusseS über die neuenBestiIn- der Einholung eines Gutachtens „uffeS über automatischen Vorrückung der mung en Diener. Anwesend: Der Besitzende: Sektionsrat Dr. Hermann Boeß; als Referent: Ministerialsekretür Dr. Ludwig Paul; sämtliche Mitglieder der Dienersektion des Zentralausschusses: als Schriftführer: Bahnkommissär Dr. Rudolf Feiler. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit einer kurzen Ansprache und erteilt sodann dem Referenten Ministerialsekretär Dr. tzudwig Paul das Wort, welcher den Entwurf der neuen Bestimmungen Über die automatische Vorrückung der Diener den Zentralausschußmitglikdern zur Kenntnis dringt und die von einzelnen Mitgliedern diesbezüglich gestellten Anfragen beantwortet. Bei der darausfolgenden Debatte tritt Mitglied Sommerfeld für eine Berücksichtigung der Diener mit längerer Dienstzeit ein, welche Berücksichtigung umso. notwendiger sei, als ja eine Erhöhung der Endgehalte im neuen Schema nicht vorgenommen worden sei. Zu der vom Mitglied Kurtag gegebenen Anregung, dass die Endgehalte erhöht werden sollen, bemerkt der Vorsitzende, daß eine solche Erhöhung mit Rücksicht aus die vorhandenen Mittel dermalen nicht in Aussicht genommen werden konnte. Zum Antrag des Mitgliedes K u r t a g, daß bei Besetzung der Werkführerposten nicht auf die Anzahl der zugeteilten Arbeiter, sondern auf das Dienstalter der für die Ernennung in Betracht kommenden Partieführer Rücksicht genommen werden möge, bemerkte der Referent, daß die Ernennung von Werksührern nach den allgemeinen für die Ernennung zum llnterbeamten gültigen Grundsätzen erfolgen werden. Es werden demnach in erster Linie die rangsälteren Partieführer berücksichtigt werden; die jeweilige dem Partieführer unterstellte Arbeiterzahl könne für die Ernennung nicht ausschlaggebend sein. Die Mitglieder König und I d l befürworten die vom Mitglied Sommerfeld angeregte Berücksichtigung der länger Dienenden, welche durch Kürzung der Vorrückungssrist in der Gehaltsstufe von 1000 Kr. auf zwei Jahre, welche Kürzung ja dem Personal im Oktober 1908 in Aussicht gestellt worden sei, erfolgen könne. Der Vorsitzende erklärt hierauf, daß eine solche Zusage vom Eisenbahnministerium nicht abgegeben worden sei, vielmehr sei nur ganz allgemein erklärt worden, daß die Verbesserung der Automatik sich auf die Erhöhung des Anfangsgehaltes der Diener und der erste Anstellungen bildenden Unterbeamtenposten, Abkürzung von Borrückungsfristen und Ueberstellung mehrerer Kategorien in höhere Gruppen erstrecken soll und daß sich das Eisenbahnministerium die nähere Durchführung dieser Maßnahme Vorbehalten müsse. Die Mitglieder König, Jdl, Sommerfeld und Kurtag erklären hierauf, baß bei Belastung der dreijährigen Frist in der Gehaltsstufe von 1000 Kr. die vorliegenden Normen unannehmbar erscheinen, worauf die Mitglieder Jdl und Pradler dafür eintreten, daß diese Kürzung der Vorrückungsfrist in der Gehaltsstufe von 1000 Kr. wenigstens den bis zum 1. Jänner 1909 angestellten Dienern, welche die Gehaltsstufe von 1100 Kr. noch nicht erreicht haben, gewährt werde. Der Vorsitzende erklärt hierauf, baß dieser Antrag vom Eisenbahnministerium berücksichtigt werden wird und daß dasselbe es sich auch angelegen sein wird, die hinsichtlich des hieraus erwachsenden Mehraufwandes erforderliche Zustimmung der Finanzverwnltung zu erlangen, zu welchem Zweck die nötigen Verfügungen umgehend in die Wege geleitet werden sollen. Nachdem noch die Mitglieder Sommerfeld, Kurtag, Eßn er, Anspach und Sklenovsky über einzelne Details gesprochen hatten, wurde nachfolgendes Gutachten abgegeben: Die Mitglieder der Dienersektion des ZentralausfchuffeS können sich mit der Einführung der ihnen mitgeteilten Normen über die automatische Vorrückung nur unter dem Vorbehalt einverstanden erklären, daß die Vorrückungsfrist in der Gehaltsstufe von 1000 Kr. für jene Diener, welche vor dem 1. Jänner 1909 bereits definitiv angestellt wurden und die Gehaltsstufe von 1100 Kr. zu diesem Termin noch nicht erreicht haben, mit zwei Jahren festgesetzt werden. Die neue Automatik bei den k. k. Staatsbahnen. Im nachstehenden bringen wir den Erlaß des Eisenbahnministeriums vom 10. Juli l. I., enthalten im XXXVII. Stück des Amtsblattes zum Abdruck, welcher die neue Regelung bezüglich Ernennungen und Vorrückungen der Unterbeamten und Diener der k. k. österreichischen «staats-bahnen enthält. Bekanntlich sah sich die Negierung im Vorjahre durch die tiefgehende Erregung, welche unter dem Staatsbahnpersonal herrschte, weil der 20 Millionen-Antrag des Genossen Dr. E l l e n b o g e n durch die bürgerliche Mehrheit im Parlament abgelehnt wurde, gezwungen, eine Gesetzesvorlage einzubringen, wonach zur Aufbesserung der Bezüge des im Staatsdienst und in staatlichen Betrieben verwendeten Personals ein Betrag von 18 Millionen Kronen in das Budget einzustellen sei. Von diesem Betrag entfielen auf die Eisenbahner 8-3 Millionen Kronen, welcher Betrag als Nachtragskredit für das Jahr 1908 in das Budget des Eisenbahnministeriums eingestellt wurde. Mit diesem Betrag und dem in das Budget des Jahres 1909 eingestellten Betrag von 1-7 Millionen Kronen für die Beamten, wurde seitens des Eisenbahnministeriums eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der mißlichen Lage des Staatsbahnpersonals in Aussicht gestellt, die wir m der Nr. 30 des „Eisenbahner" am 20. Oktober 1908 zum Abdruck gebracht haben. Darunter war auch die Kürzung der Vorrückungsfrist in der Gehaltsstufe von 1000 Kr. von 3 auf 2 Jahre bei den Dienerkategorien in Aussicht gestellt worden. Dieser dringenden und von dem gesamten Dienerpersonal erhofften Verbesserung hat nun das k. k. Eisen-bahnministerium bei der Erstellung der neuen Automatik nicht Rechnung getragen. Wie aus dem im nachstehenden zum Abdruck gebrachten Protokoll der Sitzung der Diener-sektion des Zentralausschusses der Personalkommission hervorgeht, ließ das Eisenbahnministerium durch den Vorsitzenden der Personalkommission. Sektionsrat Dr. 33 o cs, erklären, daß eine diesbezügliche Zusage seitens des Eisenbahnministeriums nicht abgegeben worden sei und daß vielmehr nur ganz allgemein erklärt wurde, daß die Verbesserung der Automatik sich nur auf die Erhöhung des Anfangsgehaltes der Diener und der erste Anstellungen bildenden Unterbeamtenposten Abkürzung vonVorrückungs-fristen und Ueberstellung mehrerer Kategorien in höhere Gruppen erstrecken soll und daß sich das Eisenbahnmiiuste-rium die nähere Durchführung dieser Maßnahmen Vorbehalten müsse. In dieser Erklärung mutz eine ganz ungerechtfertigte Ausrede des Eisenbahnministeriums erblickt werden. Denn die vorstehende Erklärung wurde seitens des Eisenbahnministeriums erst im Verlauf der Verhandlungen mit dem Exekutivkomitee der koalierten Organisationen betreffend Punkt 4 der Forderungen des überreichten Memorandums „Verbesserungen der Automatik der Unterbeamten und Diener" abgegeben. Auf Grund dieser Erklärung verwahrten sich die beiden Abgeordneten Genosse Tomschik und Genosse Müller sehr energisch dagegen, daß durch diesen Vorbehalt, beziehungsweise durch eine Aenderung der bereits bekannt-gegebenen Verbesserungen Verschlechterungen der bereits dekanntgemachteii Zugeständnisse erfolgen, worauf die Vertreter des Eisenbahnministeriums, welche die Verhandlung?» mit dem Exekutivkomitee führten, ihrer Meinung auch dahingehend Ausdruck gaben, daß Verschlechterungen selbstverständlich nicht beabsichtigt sind. Es wäre somit wohl nur eine billige Ehrensache des Eisenbahnministeriums gewesen, bei der Durchführung der Zugeständnisse betreffend die Verbesserung der Automatik auch diese einmal gemachte Zusage der Kürzung der Vorrückungssrist in der Gehaltsstufe von 1000 Kr. von 3 auf 2 Jahre der Erfüllung zuzuführen. Der Zentralausschuß unserer Organisation hat sich bereits mit dieser Sache befaßt und haben die Abgeordneten Genosse Tomschik und Genosse Rudolf Müller im Auftrag desselben wegen der ehesten Gewährung der zweijährigen Vorrückungssrist in der Gehaltsstufe von 1000 Kr. für alle Diener im Sinne der gemachten Zusicherung die nötigen Schritte beim Eisenbahnministerium bereits unternommen und wird selbstverständlich die Organisation alles daransetzen, daß auch diese allgemein erhoffte Verbesserung durchgeführt wird. Vor Schluß des Blattes kommt uns noch folgende Mitteilung zu: Auf die in den letzten Tagen stattgefundeuen wiederholten Interventionen der beiden Abgeordneten Genossen Tomschik und Genossen Müller hat das Eisenbalmministerium die offizielle Erklärung abgegeben, daß es mit allen Mitteln trachten wird, die zur Durchführung dieser weiteren Verbesserung erforderliche Zustimmung des Finanzministeriums zu erlangen. Wir bemerken zu dieser Erklärung des Eisenbahn-Ministeriums, daß wir mit Sicherheit darauf rechnen, das; die zugestandene Kürzung der Vorrückungssrist in der Gehaltsstufe von 1000 Kr. für die in Betracht kommenden Bediensteten ehemöglichst, und zwar mit Rückwirkung auf den 1. Jänner 1909 seitens des Eisenbahnministeriums zur Durchführung gebracht wird. Hier folgt nun die neue Automatik: Amtliche Anordnungen und Kundmachungen Erlast des Eisenbahumiuisteriums vom 8. Juli 1909 Z. 14.535, an alle Organe, betreffend die Regelung de, Bezüge sowie die Ernennungen und Vorrückungen bei llnterbeamten und Diener der österreichischen Staatö-0 bahnen. Im Grunde der Bestimmung der §§ 6 (Punkt 2) und 19 des Organisationsstatuts für hie staatliche Eiscnbahlivcrmaltung werden nach gepflogenem Einvernehmen mit dem k. k. Finanzministerium unter Aufhebung der mit dem Erlaß des Eisenbahnministeriums vom 30. April 1907, Z. 23.200 (verlautbart im XXIV. Stück des Amtsblattes ex 1907), getroffenen Bestimmungen die Bezüge sowie die Ernennungen und Vorrückungen der Unterbeamten und Diener der österreichischen Staatsbahnen mit Wirksamkeit vom 1. Jänner 1909 geregelt wie folgt: 1. Die Verwendungskategorien der Unterbeamten sowie das für die einzelnen Kategorien festgesetzte Ausmaß des I a h r e s-gehaktes und des Wiener QuartiergeldeS sind in der nachstehenden Tabelle enthalten: Gehaltsfchema für die Unterbeamte«. A Verwendungskategorie Werkmeister in Haupt-, Betriebs-und Signalwerkstätten sowie in elektrifchenAnstalten,Maschinenmeister 1. Mit einem AnfangL-gehalt von1200Kr.: Lokomotivführer, Maschinisten, Offizianten, Schiffsmaschinisten, Skottisten, Stationsmeister (Stationsexpedienten), Wagenmeister, Wagenrevisoren, Wertführer, Zugsrevisoren 2. Mit einem Anfangs-gehalt von 1400 Kr.: Bahn-, Brücken-, Gebäude- und Signalmeister, Werkmeister in Beleuchtungs- und Jmprägnie-rungsanstalten Beleuchtungsmeister. Dolmetsche. Hafenmeister, Kanzlisten, Magazinsmeister, Oberkondukteure, Platzmeister, Steuermänner, Untrrsteuermänuer «-ha» Quartier» 0-ld in Wien Kronen 3400 3200 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1300 1200 1000 600 700 600 500 1000 800 700 600 600 400 2600 2400 2200 200Q- 1800 1600 1400 1300 1200 800 700 600 600 400 An Stelle der bisherigen „Werkmeister in Blockwerkstätten" treten die „Werkmeister in Signalwerkstätten": durch die Schaffung der neuen Verwendungskategorie der „Werkführer" ist die Möglichkeit gegeben, als Partieführer verwendete Oberwerkmänner, beziehungsweise Werkmänner im Rahmen der Normierung und nach Maßgabe der diesfalls freien Posten zu Unterbeamten zu ernennen. 8, Die Verwendungskategorien der Diener sowie das für die einzelnen Kategorien festgesetzte Ausmaß des JahreSgehalteS und des Quartiergeldes in Wien find in der nachstehenden Tabelle enthalten: Gehaltsschcma für die Diener. > V erw endungskat egorie Gehalt Ouartier-geld in Wien Kronen . 1800 600 > Beleuchtungsausseher, Brückenschlosser, Drucker, Kanzlei- 1700 1600 600 gehilfen, Lokomotivsührer-anwärter, Magazinsaufseher, Maschinenaufscher, Oberheizer, Oberwerkmänner, Pumpen-iwürter, Schisfsrnaschinistenan- 1500 A 1400 500 1300 wärter, Signalschlosser, Ber-, schubausscher, Wagenaufseher 1200 400 1100 1000 350 1600 600 Bahnrichter, Blocksignaldiener, 1500 Hausaufseher, Kanzleidiener, Kondukteure, Lokomotivheizer, 1400 500 B Matrosen, Motorführer, Oberverschieber, Portiere, Schiffsheizer, StabUkesselheizer, Sta-tionsausseher, Wächterkoutrol-lore, Wagenschreiber, Werk- 1300 1200 400 1100 männer 1000 350 900 1400 500 Ladescheinschreiber, Lampisten, Magazinsdiener, Stations- 1300 c 1200 400 diener, Verschieber, Wagenputzer, Werkgehilfen, Wächter 1100 <5 1000 350 . 900 Die bisher bestandenen Kategorien der Fahrkartendrucker, StationSmeisteranwärter und Türsteher werden ausgelassen, jene der Brückenschloffer neu geschaffen. 3. Im Wege der Erstanstellung nach Beendigung eineS vom Anstellungswerber im Taglohne zurückzulegenden Vorbereitungsdienstes werden besetzt: a) die in die BerwendungSkategorien der Unterbeamten ein-«ereihtenPostenderBahnmeiner, Brückenmeister, Dolmetsche, Gebäudemeister, Signalmeister, Stationsmerster, Werkmeister .in H a u p t-, ,B e-triebs- lirfd Signalwerlstätten, in elektrischen, B eleuchtungS-u-n dJmprägnierungs-a n st a l t e n; b) die in die BerwendungSkategorien der Diener eingereihten Posten der Bahnrichter, Brückenschlosser, Dreher, Hausausseher, Kanzleidiener, Kanzleigehilsen, ffloi*uRcnte, Ladescheinschreiber, Lampiften, LokomotwsühreranwSrter, Lokomotivheizer, Magazinsausseher.MagazmSbienerMaschnren-ausseher, Matrosen, Motorfiihrer, Oberheizer, Punipen-wärter, Schiffsheizer, Schiffsmaschinistrnamvärier, Signal» schlosser, Stabikkesselheizer, Stationsausseher, Stationsdiener, Verschieber, Wächter, Wagenaufseher, Wagenputzer, Wagenschreiber, Werkgehilfen und Werkmänner. Im Wege der Ernennung nach zufriedenstellender Verwendung auf einem enHprechenden unteren Posten des niederen Eisenbahndienstes werden besetzt: ») die in die Verwendungskategorien der Unterbeamten ein-gereihten Posten der Beleuchtungsmeister, Hafenmeister, Lokomotivführer, Magazinsmeister. Maschinenmeister, Maschinisten, Oberkondukteure, Offizianten, Platzmeister, ^chiffsmaschinisten, Skottisten, Steuermänner, Untersteuer-männer, Wagenmeister, Wagenrevisoren, Werkführer und Zugsrevisoren; d) die in die BerwendungSkategorien der Diener eingereihten Posten der Beleuchtungüaufseher, Blocksignaldiener, Ober--verschieber, Oberwerkmänner, Berschubausseher und Wächterkontrollore. Die näheren Bestimmungen über die abzulegenden Dienstprüfungen enthält die Prüfungsvorschrift. Die Posten der Kanzlisten sind ohne Prüfung grundsätzlich nur durch solche Unterbeamte zu besetzen, welche, obwohl an sich diensttauglich, den Anforderungen des exekutiven Dienstes nicht mehr gewachsen sind und infolge einer längeren, guten Dienst-letfmfrQ besondere Berücksichtigung verdienen; die in die Diener-kategone reihenden Posten der Portiere im Stationsdienste sind ohne Abnahme einer besonderen Dienschrüfung der Besetzung durch verdiente, den Anforderungen des Fahrdienstes nicht mehr gewachsene, jedoch an sich diensttaugliche Zugsbegleiter vorzubehalten. Für den exekutiven Dienst untaugliche, jedoch an sich dienstfähige Diener der übrigen Verwendungskategorien sind ohne vorgänßige Prüfung nach Möglichkeit in die BerwendnngS-kotegorien der Portiere (Stationsdienst ausgenommen), Kanzlei- diener, Magazinsdiener /1~--------------------------------------u—-- — aMeher, W solche Bediel , , . ... ________________o_ kategorien die Erreichung entsprechender höherer Posten anstreben, haben sie vorerst die vorläufig erlassene Dienstprüsung für die vorbenannten Posten abznlegen. 4. Dienstalters person alz »lagen werden gewahrt : a) den Unterbeamten der Gruppen B und C nach fünf in der für ihre Benvelidungskategorie vorgesehenen höchsten Gehaltsstufe vollstreckten Dienstiahren im Betrage von jährlich 10« Kr.; t>) den Dienern der Gruppen B und C nach fünf in der für ihre Verwendungskategorie vorgesehenen höchsten Gehaltsstufe vollstreckten Dienstjahren im Betrage von 100 Kr. 5. Die besonderen» früher mit der Zugehörigkeit zu den «meinen Gehaltskategorien verbundenen Rechte bleiben an die der bestandenen Einteilung nach Gehaltskategorien entsprechenden Gehaltsstufen geknüpft. 6. Die Einreihung der Aushilssunterbeoniten und AuS-liiljSdicnet in die Kategorie der Unterbeamten, beziehungsweise Diener, die Versetzung der Unterbeamten und Diener in eine andere Berwendungskategorie, welche die Erreichung eineS höheren EndgehalteS ermöglicht, sowie die Versetzung der Dienet in die Kategorie der Unterbeamten erfolgt im Wege der Ernennung. 7. Die Versetzung der Unterbeamten und Diener in eine höhere Gehaltsstufe innerhalb derselben Verwendungskategorie findet im Wege-der bestimmt befristeten Vorrückung statt, und es find die Fristen sür diese Vorrückung aus den nachstehenden Tabellen ersichtlich: norriiiknngsschema für die Unterbeamten. G e h l t Verwen- dnngs- kate- gorien 8 § 1 1 | 1 1 N 1 1 1 8 1 5t t 0 11 e > I a h r e Gruppe A > • 3 3 3 3 3 3 3 3 5 5 R Gruppe B 3 3 3 3 3 3 3 3 5 5 R • • Gruppe C 3 3 3 3 3 3 3 3 R • • • lnmerkuiig: K --- Rest der Dienstzeit. Jenen Bediensteten, welche sich vor ihrer Ernennung zu Unter» beamten mindesten« fünf Jahre im Dienerstande befunden haben, werden die drei» und fünfjährigen Fristen um ein Jahr gekürzt. Vorrückungsschema für die Diener. Gehalt Verwen-dungs-kote-gorien zufolge der oußertourlicheu Beschreibung vorzunehmende Kürzung dieser regelmäßigen Frist bei der nächsten, innerhalb der Quali-.fikationsperiode in Betracht kommenden Vorrückung einzutreten. Die Vorrückung wird insolange gehemmt, als die Klassifikation des Unterbeamten oder Dieners in der Qualisikations-deschreibnng auch nur eine Note des vierten Grades (nicht genügend) aufweist oder sein dienstliches Verhalten nicht entspricht. Durch jede der im § 91, Absatz 3, Punkt 1 bis 3 der Dienstordnung für die Bediensteten der k. k. österreichischen Staatsbahnen angeführten Disziplinarstrafen werden die zwei-und dreijährigen Fristen sür die Vorrückung um ein Jahr verlängert; bei den fünfjährigen Fristen tritt eine gleiche Verlängerung nur im Falle der Verhängung der im § 91, Absatz 3, Punkt 3 der Dienstordnung vorgesehenen Disziplinarstrafe ein. 9. Die Ernennung eines Aushilssunterbeamten oder Aushilfsdieners zum Unterbeamten, beziehungsweise Diener, die Ernennung eines Unterbeamten oder Dieners in eine andere Berwendungskategorie, welche die Erreichung eines höheren EndgehalteS ermöglicht, sowie die Ernennung eines Dieners zum Unterbeamten darf nicht vollzogen werden, insolange das Klassifikationsergebnis auch nur eine Note dritten Grades (genügend) aufweift oder das dienstliche Verhalten nicht entspricht. 10. Während der Dauer eines anhängigen Disziplinarverfahrens darf eine Ernennung oder Vorrückung nicht vollzogen werden. 11. Die Vorschriften über die Verleihung von Anstellungen elben Beschreibung findet nicht statt, jedoch hat in jenen Fällen, m welchen die dem Termine der oußertourlicheu Beschreibung nächstfolgende Vorrückung mit dem regelmäßigen Abläufe der in -Frage kommenden Borrückungsfrist zusammenfällt, die Mhere Bezeichnung der BerwendungSkategorien 1 Einreihung Normale Vorrückung 1. Sännet 1009 in die Gehaltsstufe von Kronen 1006 | 1100 1300 | 1600 in die Seh-Mstus-8on Kronen e m Bah n-,B rücken-. Gelb ä u d e- und S i-gn almeist er sowie WerkmeisterinBe-leuchtungs- und Jmpräanierungs-a n st a l t e n welche die Gehaltsstufe von 1400 Kr. am 1. Jänner 1909 nach den bisher gültigen Normen erreicht « haben 1400 • » • 1. Jänner 1911 welche nach den bisher gültigen Normen am 1. Jänner 1909 die Gehaltsstufe von 1400 Kr. nicht erreicht haben, an diesem Termin jedoch länger alS ein Jahr in der Gehaltsstufe von 1300 Kr. gestanden sind 1400 • • • 1. Juli 1911 welche die Gehaltsstufe von 1300 Kr. am 1. Jänner 1909 nach den bisher gültigen Normen erreicht haben oder an diesem Termin noch nicht länger als ein Jahr in der Gehaltsstufe von 1300 Kr. gestanden sind 1400 • • 1. Jänner 1912 welche nach den bisher gültigen Normen am 1. Jänner 1909 die Gehaltsstufe von 1300 Kr. nicht erreicht haben, an diesem Termin jedoch länger als ein Jahr in der Gehaltsstufe von 1200 Kr. gestanden sind 1400 ‘ • . 1. Juli 1912 welche am 1. Jänner 1909 noch nicht länger alS ein Jahr in der Gehaltsstufe von 1200 Kr. gestanden sind 1400 • • • 1. Jänner 1913. Anstellung der vorstehend bezeichneten Bediensteten mit dem neuen Ansangsgehalt von 1400 Kr. Anstellung tim 1. Jänner 1909 - . - • 1. Jänner 1913 Anstellung am 1. Juli 1909 und 1. Jänner 1910 - - - 1. Juli 1913 Anstellung am 1. Juli 1910 und später - - - • nach der neuenTabelle StationSmeister- anwärter ■1 welche die Gehaltsstufe von 1200 Kr. am 1. Jänner 1909 nach den bisher gültigen Norme» erreicht haben 1200 - 1. Jänner 1911 ■ i welche noch den bisher gültigen Normen am 1. Jänner 1909 die Gehaltsstufe von 1200 ffr. nicht erreicht haben, an diesem Termin jedoch länger als ein Jahr in der Gehaltsstufe von 1100 Kr. gestanden sind 1200 • 1. Juli 1911 * welche die Gehaltsstufe von 1100 Kr. am 1. Jänner 1909 nach den bisherigen gültigen Normen erreicht haben oder an diesem Termin noch nicht länger als ein Jahr in der Gehaltsstufe von 1100 ffr. gestanden sind 1200 • • 1. Jänner 1912 welche nach den bisher gültigen Normen am 1. Jänner 1909 die Gehaltsstufe von 1100 Kr. nicht erreicht haben, an diesem Termin jedoch länger als ein Jahr in der Gehaltsstufe von 1000 Kr. gestanden sind 1200 • • 1. Juli 1919 • ; welche die Gehaltsstufe von 1000 Kr. am 1. Jänner 1909 nach den bisher gültigen Normen erreicht haben ober an diesem Termin noch nicht länger als ein Jahr in der Gehaltsstufe von 1000 Kr. gestanden sind 1200 • ' • 1. Jänner 1913 • ^welche nach den bisher gültigen Normen am „1. Jänner 1909 die Gehaltsstufe von 1000 Kr. nicht erreicht haben, an diesem Termin jedoch wenigstens ein halbes Jahr in der Gehaltsstufe von 900 Kr. gestanden sind 1200 ■ ! v 1. Juli 1913 • T1 . »1 . .•> .1,- T_..l . ■- 1 ' ... _ Rßhere Bezeichnung der BerwendungSkategorien Einreihung Normale Vorrückung 1. Jänner 1909 in die Gehaltsstufe von Kronen 1000 | 1100 | 1300 | 1600 in die Gehaltsstufe von a m Kronen ——! - ©iaticnSmeifier Anstellung am 1. Jänner und 1. Juli 1909 und 1. Jänner 1910 • • 1. Jänner 1914 • Anstellung am 1. Juli 1910 und 1. Jänner 1911 • - - 1. Juli 1914 • Anstellung am 1. Juli 1911 und später • > • nach der neuenTabellc . Diener im bisherigen Anfangsgehalt. von 900 Kr. (außer Stationsmeisteramvärter) welche die Gehaltsstufe von 1000 Kr. am 1. Jänner 1909 nach den bisher gültigen Nor-: men erreicht haben 1000 1 1. Jänner 1912 • • welche nach den bisher gültigen Normen am 1. Jänner 1909 die Gehaltsstufe yon 1000 Kr. nicht erreicht haben, an diesem Termin jedoch länger als ein halbes Jahr in der - Gehaltsstufe von 900 Kr. gestanden sind 1000 • 1. Juli 1912 • • welche am 1. Jänner 1909 noch nicht länger als ein halbes Jahr in der Gehaltsstufe von 900 Kr. gestanden sind 1000 • 1. Jänner 1913 1 • Anstellung der tn der vorhergehenden Rubrik bezeichnten Bediensteten mit dem neuen Ansangs-gehalt von 1000 Kr. Anstellung am 1. Jänner 1909 . . 1. Jänner 1913 ' • Anstellung am 1. Juli 1909 und 1. Jänner 1910 • 1. Juli 1913 • Anstellung am 1. Juli 1910 • c- . 1. Jänner 1914 . . Anstellung am 1. Jänner 1911 und später • - nach der neiienta&eßc • . Bisherige Drucker, Kanzleigehilfen, Oberheizer »> Pumpenwärter welche die Gehaltsstufe von 1000 Kr. am 1. Jänner 1909 nach den bisher gültigen Normen erreicht haben 1000 1. Jänner 1912 » welche nach den bisher gültigen Normen am 1. Jänner 1909 die Gehaltsstufe von 1000 Kr. nicht erreicht haben, an diesem Termin jedoch länger als ein halbes Jahr in der Gehaltsstufe von 900 Kr. standen 1000 ' 1. Juli 1912 • welche die Gehaltsstufe von 900 Kr. am 1. Jänner 1909 nach den bisher gültigen Normen erreicht haben oder an diesem Termin noch nicht länger als ein halbes Jahr in der Gehaltsstufe von 900 Kr. gestanden find 1000 • 1. Jänner 1913 • welche nach den bisher gültigen Normen am 1. Jänner 1909 bie Gehaltsstufe von 900 Kr. nicht erreicht haben, an diesem Termin jedoch länger als ein halbes Jahr in der Gehaltsstufe von 800 Kr. standen 1000 1. Juli 1913 • welche am 1. Jänner 1909 noch nicht länger als em halbes Jahr in der Gehaltsstufe von 800 Kt. gestanden sind 100» 1.'Jänner 1914 ' • Anstellung der in der vorhergehenden Rubrik bezeichnten Bediensteten mit dem neuen AnfangS-gehalt von 1000 Kr. Anstellung am 1. Jänner 1909 und 1. Juli 1909 • • . 1. Jänner 1914 . . Anstellung am 1. Jänner 1910, 1. Juli 1910 und 1. Jänner 1911 • > 1. Juli 1914 » Anstellung am 1. Juli 1911 • • 1. Jänner 1916 . Anstellung am 1. Jänner 1912 unb später • • nach der neuenTobeUe * ' . Diener im bisherigen Anfangsgehalt von 800 Kr. (außer Drucker, Kanzleigehilfen, Oberheizer und Pumpenwärter) welche die Gehaltsstufe von 900 Kr. am 1. Jänner 1909 nach den bisher gültigen Normen erreicht haben 9C0 1. Jänner 1911 • • welche noch den bisher gültigen Normen am 1. Jänner 1909 die Gehaltsstufe von 900 Kr. nicht erreicht haben, an diesem Termin leboch länger als ein halbes Jahr in der Gehaltsstufe von 800 Kr. gestanden find 900 1. Juli 1911 • • . welche am 1. Jänner 1909 noch nicht länger als ein halbes Jahr in ber Gehaltsstufe von 800 Kr. gestanden sind 900 1. Jänner 1912 » • Anstellung der in der vorhergehenden Rubrik bezeichneten Bediensteten Mit dem neuen Anfangs« gehalt von 900 Kr. Lnmerkung: D ex 1908, Nr. 63), en Anstellung am 1. Jänner 1909 • 1. Jänner 1912 • . • Anstellung am 1. Juli 1909 und 1, Jänner 1910 • 1. Jnli 1912 > . - . i' Ir t> Anstellung am 1. Juli 1910 ' 1. Jänner 1913 • . . Anstellung am 1. Jänner 1911 und später e im Erlaß des Eisenbahnministeriums vom 5. Ju thaltene Tabelle ist, insoweit sie mit den vorstehen abzuändern. li 1908, Z. den Norme nach der neue»T»btlle 30.000 (A n in Wider mtsblatt X fprnch steh XXVIII. S t, entjprcch tuet enb .Ab.,Woweit durch die Bestimmungen dieses Erlafles eine Aenderung der in Geltung stehenden Personalvorschriften nicht bedingt ist, Bleibett dieselben in Kraft. Wrba ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Von der Südbahn. Bericht über die Personalkommissionsverhaud-lurrgen am 8. und 9. Juni 1909, Gruppe der Zugsbegleiter. (Schluß.) Zu dem Bericht in der Nr. 20 des „Eisenbahner" vom 10. Jul, ist noch folgendes ergänzend nachzutragen: Am 6. März I. Z. wurden von der Zentrale des Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsverelnes die gewählten PersonalkommissionSmitglieber (ohne Ersatzmänner) zu einer Besprechung nach Wien in das Arbeiterheim im X. Bezirk einberufen, um sich über die Schritte zu beraten, die einzuschlagen feien, um mit Erfolg die Verhandlungen in der Perlonalkom-mission wieder aufzunehmen und fortzufetzen. Ueber Antrag des PersonalkommisstonSmitgliedeS Genossen Scherbaum wurde eine Deputation gewählt, welche sich zum Vorsitzenden der Personalkommission, Herrn Direktor der administrativen Direktton Dr. Alfred Kaiz 1, zu ksgeben hatte, um die den Gewerkschaftsvertretern Abgeordneten Genossen T o m f ch i I und Genossen Weigl bereits gemachte Zusage zu urgieren, damit die Personalkommission noch im Laufe der zweiten Hälfte des Monates März einberufen werde. Diese Deputation hqtte unter Führung des Genossen Scherbaum noch nachmittags am 5. März bei dem obge-nannten Herrn Vorgesprächen und die Zusage erhalten, das; die Personalkommisston zu dem angegebenen Termin einberufen werden wird. Gleichzeitig hat unter Führung des Genossen G r ü ll eine Deputation die Ausschreibung der Wahl zu Arbeiterausschüssen urgiert, welches auch zugesagt wurde. Mit hoffnunggeschwellter Brust fuhren die Vertreter des Personals nach Hause, daß ihnen bald die Gelegenheit eröffnet werden wird, um über ihre Standeslage vor dem richtigen Forum in Gegenwart der Vertreter der Direktionen ihrc berechtigten Klagen, Wünsche und Beschwerden Vorbringen zu können in der Anwartschaft, daß dieselben auch die gebührende Berücksichtigung finden werden. Dieser Zeitpunkt wurde deshalb gewählt, damit noch genügend Zeit vorhanden sei, die vorgebrachten Wünsche gehörig zu überprüfen und beim Juliavaneement zu berücksichtigen. So wohlgemeint als jedoch die Intention der Personalkomnnssions« Mitglieder war, so kam es doch zu der versprochenen Einberufung nicht im Monate März, auch nicht in den Monaten April und Mai, sondern es wurden die Verhandlungen gegen den Willen der Personalvertreter bis zum 8. und 9. Juni hinausgeschoben. Als Grund dieser Verzögerung wurde angegeben, daß zuerst der Vorsitzende der Personalkommission Herr Direktor K a i z l an einem Fußleideu erkrankte, noch feiner Genesung der Herr Oberinspektor Dr. D o rn e n e g o erkrankte und dann später wieder eine Deputation bet gewählten Seqmtcnvertreter erschienen sei und die Wahl von Delegierten und Ersatzmännern angeblich verlangt habe, wodurch sich neuerlich die Ausschreibung der Wahl verzögert habe. Nachdem dieses Begehren im Sinne des Artikels 16 des Perfonalkommissionsstatuts begründet sei, so mußte die Wahl von Delegierten und Ersatzmännern in jeder Gruppe vor» genommen werden. Der Artikel des Personalkoiiimisslonstatuts bestimmt folgendes : Der Vorsitzende der Personalkommission hat über die an diese gemäß § 6 des Statuts erfolgte Zuweisung einer Angelegenheit zunächst (abgesehen von dem im folgenden Artikel 17 behandelten Fall) nach § 7 des Statuts die Wahl von Delegierten der gewählten Mitglieder zu veranlassen. Zu diesem Zweck wird derselbe die gewählten Mitglieder und Ersatzmänner derjenigen Gruppen^ von Angestellten (§ 2, lit. a bis o des Statuts), welche an der betreffenden Angelegenheit interessiert sind, unter kurzer Angabe der wesentlichsten Punkte der Verhandlungsgegenstände auffordern, binnen längstens 14 Tagen von der Zustellung ab einen Delegierten und einen Ersatzmann unter sich zu wählen. In jeder Gruppe wird eines der Mitglieder mit der Leitung und Durchführung dieser Wahl vom Einberufer betraut. Jedes gewählte Mitglied und jeder Ersatzmann hat hierbei eine Stimme und es entscheidet die einfache (relative) Stimmenmehrheit, bei Stimmengleichheit das Los. Das Ergebnis der Wahl wird von den mit der Leitung und Durchführung der Wahl betrauten Mitgliedern unter Anschluß der gesammelten Stimmzettel dem Einberufer bekannt-gegeben und ivird derselbe im Falle der Stimmengleichheit durch das Las die Entscheidung veranlassen. Der Vorsitzende der Personalkommission wird die ihm demzufolge namhaft gemachten Delegierten zur Verhandlung, welche in solchen Fällen in Wien stattzufinden hat, einberufen und derselben auch die drei ernannten Mitglieder der Sektion für Beamte, Unterbeamte oder Diener beiziehen, je nachdem Delegierte aus Gruppen der Sektion für Beamte, Unterbeamte oder Diener berufen worden find. Falls ernannte Mitglieder verhindert find, treten fallweise deren Ersatzmänner der Reihenfolge nach an ihre Stelle. Durch eine später mit den Beamtenvertretern gepflogenen Aussprache wurde festgestellt, daß die Wahl von Delegierten nicht von ihnen direkt verlangt, sondern auf Grund eines ihrer Gruppe anläßlich einer Vorfprache gemachten Vorschlages nur zugestinnnt wurde, um den Verhandlungsapparat zu vereinfachen und um nicht alle Personalkommissionsmitglieder zu den Verhandlungen einberufen zu müssen. . „ . Wiewohl nun seslstand, daß der Delegierte und deficit Ersatzmann einberufen werden wird, hat man sich später wieder geweigert,'.auch den Ersatzmann einzuberusen mit der Motivierung, daß nach dem Statut der Ersatzmann erst nach dem Ausscheiden des Delegierten an seine Stelle zu treten habe. Alle diesbezüglichen unternommenen Schritte vom Perso-»alkoinmissionsmitglsed Sch er bannt und Genossen Weigl als Vertreter der Kontrolle blieben erfolglos. Diese ablehnende und den Vertretern des Personales nicht int geringsten entgegenkommende Haltung der Südbahnsunktio-itnre gab gleich nach Eröffnung der Sitzung auch den berechtigten Anlaß zu einer herben Kritik. Man wollte trotz der den Vertretern gemachten Zusage die Sitzung so lange als möglich hinausschieben und als dies absolut nicht mehr ging, hat man den § 16 des Statuts mit der Wahl von Delegierten entdeckt, welcher dieses unaufrichtige Spiel noch etwas verlängern half. Daß die Südbahnverwaltung im Jahre 1908 nahezu neun Millionen Defizit hatte, ist allbekannt, ebenso daß es bei der heurigen Generalversammlung der Südbahn am 29. Mai sehr stürmisch zuging. Ein großer Teil der Aktionäre, unter Führung des Herrn Aktionärs Lueiatt Brunne r, machte bei der Generalversammlung Krawall, weil die Herren schon feit Jahren mit Rücksicht aus den schlechten finanziellen Stand keine Dividende erhalten. Der Futtertrog ist daher für alle, die nicht direkt im Verwal-tungörat sitzen, lt»r ,-nv das können die Herren Aktionäre nicht verwinden. Es ist ziemlich naheliegend, daß die rnoWevenoe» Funktionäre der Südbahn zuerst die Generalversammlung der Gesellschaft hinter ihren Rücken hoben wollten, bevor sie sich mit den Vertretern des Personales zusammenfetzten und bereit Klagen anhören wollten, die ja doch nur wieder daraus binau8lau|en, der Gesellschaft neue Lasten anszubürden; auch ist ein jeder solcher hoher Funktionär noch lieber Direktor re. in Aktivität als im Pensionsstand. Diese vorstehende Argumentation hat man den Perfonaitommifsionsmitgliedern anläßlich ihres Zusammentrittes zwar nicht angegeben, aber es ist unschwer, sich die Sache selbst zusammenzureimen. Allerdings hätte es die Personalvertreter angenehmer berührt, wenn man von vorneherein gleich die Wahrheit einbekannt und uns nicht zuerst monatelang gefoppt hätte. Daß man bei einem Neun Millionen-Defizit keine großen und umfassenden Reformen schaffen kann, sieht ja auch der Dümmste ein, und daß in einer solch kritischen Situation der Verwaltung die Pflicht erwächst, sparsam zu sein und keine unnötigen Ausgaben zu machen, auch das wird ein jeder einsichtsvolle Mensch begreiflich unb berechtigt finden. Unsere unmaßgebliche Meinung über die Betätigung der Sparsamkeit geht nur dahin, daß, wenn man zu diesem Schritt durch die Macht der Verhältnisse gezwungen wirb, daß aber diese Sparsamkeit sich gleichmäßig über alle Schichten der Bediensteten erstrecken soll und nicht, daß man zuerst unten bei den Aermsten der Armen zu sparen beginnt. Wenn die Verwaltung fortwährend über ihren Geldmangel jammert, dann soll sie eben gleichmäßig bei allen sparen, und es wird dann niemand über eine Bevorzugung eines anderen und seine gleichzeitige Benachteiligung klagen können. Wette Genossen! Am besten haben nur diejenigen abgeschnitten, die bei der allgemeinen Regulierung den Mund am weitesten aufmachten und sich nicht bescheiden tn die Ecke druckten. Ein altes Sprichwort sagt: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr." Alles, was nicht auf den ersten Ansturm errungen wurde, sondern nur in einem Versprechen gipfelt, welches innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zu regeln versprochen ivird, ist nichts wert, wie Sie sich aus Grund des Zirkulars 385 selbst überzeugen können. So heißt es im Punkt 5 der allgemeinen Bestimmungen: Im Laufe deS Jahres 1903 ivird eine' neue Einteilung der Stationen, beziehungsweise Strecken in die einzelnen Qnartiergeldgruppen erfolgen, so weit dies durch die gepflogenen Erhebungen begründet erscheint. Eine neue Normierung der Urlaube, Diäten, UebcfficbtimgSpnufchalieit und Zehrgelder wird im Laufe des Jahres 1908 erfolgen. Was ist von allen diesen Versprechungen eingelöst worden? Bis auf ein im Vorjahre erschienenes Zirkular, welches die U»* laube neu normierte, nichts Nennenswertes. Welchen Sturm b# Entrüstung dieses neue Urlaubsnormale in allen Kreisen der Bediensteten, mit Ausnahme der Herren Beamten des Status I, ausgelöst hat, ist gewiß noch in aller Erinnerung. Es wurden sogar Protestversammlungen gegen dieses Machwerk abgehalten. Dasj sich nach einer jeden Regulierung bei einem solch großen Stand von Bediensteten mit allen möglichen Jahrgängen und langen vorherigen Vorrückungssristen große Mängel, Härten und Zurücksetzungen ergeben, respektive Vorkommen, ist eben unvermeidlich, wenn man nicht einen jeden Bediensteten aus Grund seiner zurückgelegten Dienstzeit in das neue Schema einreiht, sondern ganz schablonenhaft in die nächsthöhere Gehaltsstufe versetzt und dabei die Anzahl der Dienstjahre des in derselben Gehaltsstufe schon länger dienenden Bediensteten unberücksichtigt läßt. So haben alle vom Jahrgange 1882 zurückliegenden Oberkondukteure nur 2000 Kr. Gehalt, ebenso auch die Zugsrevisoren bis auf zwei oder drei Ausnahmen. Die 2000 Kr.-Stufe bildet für die Oberkondukteure gegenwärtig überhaupt die höchste erreichte Stufe trotz 37jähriger Dienstzeit. In anderen Dienstkategorien wird dieser Gehalt in der Hälfte der Dienstzeit erreicht, was wir imstande sind, sofort nachzuweisen. In zehn Jahren hat ein Untecbeamter einer anderen Diensteskategorie 1600 Kr. Gehalt erreicht, die Oberkondukteure mit 22 Dienstjahren haben noch 1400 Kr. Dieses Argument, daß die Verwaltung kein Geld hat, klingt daher für die Zugsbegleiter wie ein Hohn. Wenn man kein Geld hat, dann soll man eben gerechterweise für alle keins haben, aber nicht nur für eine Kategorie, die den schwersten vev antwortungs- und gesahrvollsten Dienst leistet. Die Ausgleichung dieser Härten und Berücksichtigung aller dieser älteren Jahrgänge in den gleichen Gehaltsstufen durch rin außertourliches Avancement wäre nur ein Gebot der Gerechtigkeit, ohne daß es nennenswerte Lasten der Gesellschaft aufbürden würde. Die ausständige Regelung der Quartiergelder wurde urgiert, wobei eventuell die Berechtigung dieses Verlangens durch die gezahlten teuren Mietpreise und schlechten Wohnungen kom-missionell durch die Beiziehung eines Vertrauensmannes des Personals erhoben werden können. Und nun, Kollegen, fragt euch, warum gerade ihr so stiefmütterlich behandelt worden seid. Die Antwort könnt ihr euch gleich selbst darauf geben. Weil die Organisation der Zugsbegleiter viel zu schwach und zu wenig ausgebaut ist. Von den Oberkondukteuren und Zugsrevisoren ist nur ein ganz kleiner Prozentsatz in der Organisation, dasselbe ist bei den Personenzugskondukteuren der Fall. Gerade diejenigen, die den Monatsbeitrag am ehesten zahlen könnten, die zahlen nichts und überlassen die Aufbringung von Monatsbeiträgen zur Erhaltung und Leistung der Organisation den armen und minderbemittelten Bediensteten des Standes. Kollegen, wenn ihr haben ivollt, daß eure gerechten und berechtigten Wünsche endlich einmal von seiten der Verwaltung Gehör finden, dann gibt es kein anderes Mittel, als daß ihr sosort alle ohne Ausnahme der Organisation beitretet, und zwar diejenigen, die es bis jetzt noch immer verabsäumt haben. Wenn ihr eine feste geschloffene Masse bildet, die hinter euren gewählten Vertretern steht, dann werdet ihr künftighin bei einer kraftvollen Itigimg »iensteS energischen Vertretung eurer Interessen gewiß jene Berücksiö erfahren, die euch veru ' ' . . - _ - gebührt. vermöge eures verantwortnngsvollen Inland. Sorgen der Tüdbahnprioritiire. Den Herren Südbahnprioritären erwachsen aus der Defizitwirtschaft der Südbahn schwere Sorgen. Herr L a c o m b e, der an der Spitze der französischen Geldmänner steht, findet es daher angezeigt, in der „Neuen Freien Presse" folgenden Stoßseufzer von sich zu geben: »Ich bin weit davon entfernt, zu glauben, datz die Ausgabenbudgets der Südbahn nicht reduziert werden könnten, man kann vielmehr annehmen, das; die Südbahnverwaltung, wenn sie sich durch die Notwendigkeit gezwungen sehen wird, die Mittel finden wird, um S.ewlfse Ersparungen zu machen, damit auf diese Weise die Opfer vermindert werden könnten, welche man den vierprozentigen Obligationären auserlegen muh." Heu- Lacombe wünscht also, datz bei der Südbahn gespart werde, damit die Geldmänner umGottes-willen befriedigt werden. Glücklicherweise wird das organisierte Personal dafür zu sorgen wissen, datz die Spar-theorie des Herrn Lawmbe nicht allzu reife Früchte zeitigt. , ,, Ans dem Staatseisenbahnrate. Unter den der letzten Sitzung dieser Körperschaft vorgelegeneu Anträgen »erlangt auch ein solcher die Aufstellung eines mehrjährigen Programms für die W o h n u n g s f ü r f o r a e-0 n Zug nn st endesStaatsbahn Personals nuf die bisherige Rückständigkeit der nordöstlichen Linien und Durchführung dieses Programms nach Sicherstellung ausgiebiger Geldmittel. Sektionschef Dr. R ö l l erklärte, datz bisher für die Beschaffung gesunder und billiger Mietwohnungen für das Eisenbahn-personal der Staatsbahuen ungefähr 12 Millionen Kronen „worden seien, und datz die für die Periode 1909 bis 1913 ent umfassendes Programm für die Fortsetzung der Wohnungssttrsorgeaktion aufgestellt worden sei. Dr. Ellenbogen richtete an das Eisenbahn-mmijtemun das Ersuchen, in die Direktionseisenbahnräte T^^^ter. der Arbeiter zu berufen. Sektionschef i » * erklärte, hierzu, das; das Eisenbahmninisterium nach Inkrafttreten des Statuts für die Direktionseiscn-bahnräte bei Ausübung seines freien Erneunungsrechtes aus die Wahl von Persönlichkeiten Rücksicht nehmen werde, denen der Beruf zuerkannt werden könne, die Interessen man das Parlament mitten in der Arbeit nach Hause schickt, und die „Arbeiter-Zeitung" kennzeichnet die Situation zutreffend, wenn sie wie folgt urteilt: Das Parlament repräsentiert den Willen von mehr als fünf Millionen Wählern und die Partei des Herrn Schusterschitz wird, wenn cs hoch geht, hunderttausend Wähler besitzen. Und weil Herrn u. Bienerth die Vor- und Zudringlichkeit des Herrn Schusterschitz nachgerade zu viel geworden war, deshalb müssen die Völker ihr Parlament verlieren, um seine schaffende Tätigkeit kommen, ihrer Ansprüche auf die Tätigkeit der Volksvertretung verlustig gehen? Was wäre auf das Begehren des Herrn Schuster-schitz die richtige Antwort gewesen? Nachgeben? Nein! Davonlaufen? Noch weniger! Sondern ein Ministerpräsident. der sich seiner Verantwortlichkeit bemüht ist und seiner Würde eingedenk, der hätte für Herrn Schusterschitz die einzig richtige Antwort wohl gesunden: datz ihm seine unverfrorene Obstruktion gründlich heim gezahlt wird. Die ganze Welt sagt es: Eine so mutwillige Obstruktion hat man noch nie erlebt; denn Herr Schusterschitz hat, wie wir es gleich definierten, die Dringlichkeitsanträge einfach eingebracht, weil sich ein Preis für die Zurückziehung schon finden werde. Die herau?fordernde Frechheit dieser Arbeitsstörung war es ja, die den Herrn Schusterschitz immer kleinlauter und kleinmütiger gemacht; er pfiff wirklich schon aus dem letzten Loch. Ein Stotz noch, und er wäre fertig gewesen, feine Obstruktion wäre in nichts zerfallen. Hätte Herr v. Bienerth, statt das Haus» das doch nichts verbrochen und zu genau siebenundneunzig Prozent für die Arbeit war, statt dieses arbeitswillige und arbeitsfreudige Haus nach Hause zu jagen, Herrn Schusterschitz den Sumpf erklärt: in einer Sitzung wäre diese lumpige Obstruktion zusammengebrochen, wenn sie den Beginn des Kampfes überhaupt abgewartet hätte. Niemals war die Situation für die Arbeitswilligen günstiger. Aus der Obstruktion der Slawischen Union war zum Schlutz die Schusterschitz-Obstruktion geworden; von den hundertzwanzig Obstruktionisten blieben ausgerechnet siebzehn übrig. Das Obstruktionsheer war desorganisiert und demoralisiert: kein Wunder, denn für eine so ungerechte Sache wie die, die sie vertrat, ist ja Elan, Leidenschaft, Disziplin nicht zu mobilisieren. Dann hätte Herr v. Bienerth seine Auffassung wirklich durchgesetzt: der Obstruktion nicht einmal den Finger zu reichen, ihr keinen Futz breit entgegenzukommen, mit ihr aber doch sertig zu werden. Dann wäre er ein Mann gewesen und hätte sich als Staatsmann erprobt: w c n n er der frivolen Obstruktion den Herrn gezeigt hätte. Das ist nicht immer möglich, denn eine Obstruktion kann auch so stark sein, datz gegen sie weder Entschlossenheit noch die sachliche Notwendigkeit aufkommt. Aber diese Obstruktion war spielend zu bewältigen, diese Obstruktion hätte eben nicht fortgeführt werden können, wenn man nur ein lutzchen Airs baue r, nur einen unken entschlossener Kraft gehabt hätte, or der Schusterschitz-Obstruktion davonzulausen: oaS ist, iveitz Gott, eine rechte Affenschande. Mit Ausnahmsmatzregeln kann jeder Esel regieren, meinte Cavour. Mit der Obstruktion nur fertig werben ■ zu können, indem man das Parlament nach Hause schickt — das trifft auch jeder, dazu mutz man nicht Bienerth heitzen. Ueber djc BildunaSarbcit der Wiener Parteiorganisation veröffentlicht der Sekretär des von der Parteileitung subventionierten Unterrichtsausschusses, Genosse R. Danneberg im „Kampf" einen sehr interessanten Artikel, dem wir folgendes entnehmen: In Wien existieren heute in 16 von den 21 Bezirken (Stadtteilen) Bezirksunterrichtsorganisationen, von denen 13 eigene (gemietete) Lokale besitzen,. die jährlich 20.000 Kr. kosten. Diese Unterrichtsorganisationen heben von den angeschlossenen politischen, gewerkschaftlichen und anderen Organisationen Beiträge ein. die zwischen 1 H. per Mitglied und Monat und 2 H. per Mitglied und Woche schwanken. Wer in einem Bezirk einer den Unterrichts-beitrag entrichtenden Organisation angehört, ist zum Besuch aller in irgend einem der Bezirke stattfindenden Veranstaltungen berechtigt. Der zentrale Unterrichtsausschuh, der seit November 1908 besteht, bestreitet seine Verwaltungskosten aus den Subventionen der Reichs- und der niederösterreichischen Landesparteivertretung sowie der Differenz zwischen den Vortragshonoraren, die er einhebt iind die er auszahlt. So werden auch die Spesen für die den Jugendlichen kostenlos vermittelten Vorträge gedeckt. Der Unterrichtsausschutz, der die Vortragsvermittlung immer mehr „monopolisiert" hat, vermittelte von Anfang November 1908 bis Ende Juni 1909 insgesamt 1216 Vortrüge/ wovon 869 an Gewerkschaften, 338 an die Unterrichtsorganisationen und die wenigen noch bestehenden Bilduttgsvereine, 140 an Jugendorganisationen. Die Vorträge verteilten sich nach Themen: Sozialismus und Sozialpolitik 309, Geschichte und Politik 174, Rezitationen 115, Philosophie, Jurisprudenz n. s. w. 103 und so fort. Fxrner veranstaltete der Ausschutz 60Vo rtra g sznklen, wovon 46 in den Unterrichtsorganisationen, 53 tu Wien und 7 in der Provinz. An Elementar UN Ausland. Die griitzte Gewerkschaft der Wett. Der deutsche Metallarbeiterverband in Deutschland zählte am Ende des Jahres 1908 nicht weniger als 362.073 Mitglieder, die in 436 Verwaltungsstellen (Ortsgruppen) organisiert waren. Im Berichtsjahr 1908 erfolgten 98.178 Neubeitritte, 6670 Uebertritte und 3459 vom Militär Znrückgekommene, insgesamt ein Zuwachs von 108.407 Mitgliedern. Die Gesamteinnahmen betrugen im letzten Jahre 10,254.659 Mk., die Gesamtausgaben 10,914.833 Mk. Das Verbandsver-mögen in den Haupt- und Lokalkassen betrug 5,883.290 Mk. oder 16 24 Mk. per Kopf und Mitglied. Infolge der wirtschaftlichen Krise in Deutschland, die im Jahre 1908 ihren Höhepunkt erreichte, verdoppelten sich nahezu sämtliche Ausgaben und stehen natürlich an erster Stelle die Ausgaben für die verschiedenen Unterstützungszweige. So sind die Unterstützungen von 3,917.355 Mk. im Jahre 1907 auf 7,126.544 Mk. im Jahre 1908 gestiegen. Vor allem ist die Arbeitslosenunterstützung gewachsen; sie stieg von 952.820 Mk. auf 3,093.559 Mk., dag heitzt auf mehr als das Dreifache und mutzte diesmal an 20 Prozent aller Mitglieder gewährt werden, gegen 8 5 Prozent im Vorjahr. Die Krankenunterstützung wuchs von P.52.565 Mk. auf 3,049.748 Mk. Der wirtschaftliche Kampf unserer deutschen Kollegen stand im Jahre 1908 fast vollständig im Zeichen der Abwehr; die Unternehmer wollten von den Riesengewinnen der verflossenen Jahre auch im Krisenjahre nichts missen und benützten die für die Arbeiter schwierige Situation und sperrten in 36 Fällen 21.517 Metallarbeiter aus. Trotz des schlechten Geschäftsganges in der deutschen Metallindustrie .und trotz der grotzen Fluktuation der Verbandsmitglieder konnte der gewaltige Riese „der deutsche Metallarbeiterverband" nicht niedergerungen werden. Im Gegenteil, durch die verschiedenen Bewegungen des Verbandes wurden im letzten Jahre für 9247 Beteiligte Lohnerhöhungen von insgesamt 15.022 Mk. pro W och e erreicht und Lohnkürzungen in Höhe von 22.834 Mark abgewehrt. Außerdem wurden aber noch für 6156 Personen Arbeitszeitverkürzungen in Gesamthöhe von 10.130 Stunden per Woche und für weitere 725 Mitglieder die Abwehr von Arbeitszeitverlängerung um 3258 Stunden wöchentlich erkämpft, das sind 696.176 dem Kapital im Jahre abgerungene Stunden. Nebenbei wurde noch eine ganze Reihe von Erfolgen errungen, respektive Mihstände beseitigt, Tarife geschlossen u. f. w., so datz die Gesamterfolge nahezu 2,000.000 Mk. Lohngelder betragen. Noch gewaltiger als die Anzahl der Mitglieder ist die Auflage des allwöchentlich erscheinenden FachblatteS Metallarbeiterzeitung', das eine Auflage von 383.800 Exemplaren hat. Welch kolossale Fülle von geleisteter gemeinsamer Arbeit drücken sich in diesen imposanten Zahlen aus! Eine gut organisierte und gut geleitete Armee von 362.073 Metallarbeitern steht kampfbereit, um für sich und die Seinen Arbeit und Verdienst für die Zukunft zu sichern. Das schäften. 3M85* I S5«Sa"“S L »-, wm-r-i Seit mit SÄftÄ L" Ä . „ längerer Zeit mit dem Ministerium für Kultus nnd Unterricht eingeleiteten Verhandlungen hinsichtlich der Sur Vor- und Fortbildung der Eisenbahn-beamten notwendigen Einrichtungen führte Sektionschef Dr. Röll aus, datz die in einer früheren Session des Staatseiseiibahnrates angekündigte Enqueti über die Frage der Vorbildung des Personals für den mittleren Eisenbahnbetriebs- und Verwaltungsdienst im Vorjahre stattgefunden habe. Auf Grund der Ergebnisse dieser Enquete sollen einjährige Kurse für Abiturienten der Mittelschulen nt der erforderlichen Anzahl, und zwar am Sitze der Staatsbahndirektidn errichtet werden. Die sukzessive Errichtung solcher Kurse ist vom Schuljahre 1910 «b m Aussicht genommen. Der Schlich der Parlamentssession, das ist nun das Ergebnis der die neue Parlaments' November beginnen dürste. hechischagrarischen Obstruktion, sswn wahrscheinlich erst wieder Da : im Völker Oesterreichs neuerdings einer' lä,iger?n Gedu?dprobe unterworfen, Datz die Herren Schusterschitz und Prasch ek in so frivoler Weife alle Volksnotwendigkeiten unterbinden konnten, daran trägt freilich auch die Regierung einen guten Teil der Schuld. Bei einiger Energie und staatsmänmscher Klugheit des Herrn v Bienerth hatte es nämlich durchaus nicht dazn kommen müssen, daß Der Unterrichtsausschutz verfügt über 50 bis W geschulte und verläßliche Referenten. Seit 1904 besteht die vom wissenschaftlichen Verein ..Zukunft" gegründete und geleitete Wiener Arbeiterschule, eine Fachschule für Sozialwissenschaften mit sorgfältiger Auswahl der Schüler. Die Schule wird von der Gewerkschaftskommission und ben Gewerkschaften erhalten, die Teilnehmer zahlen 2 Kr. Schulgeld per Semester. Der Kurs nmsatzt zwei Jahrgänge — vier Semester, in denen allgemeine Staatsund Gewerkschaftslehre. Volkswirtschaftslehre. Geschichte des Sozialismus und österreichisches Recht gelehrt werden. Als Lehrer fungieren unter anderen die Genoffen Abgeordneter Dr. Renner und Dr. Otto Bauer Am Unterricht nehmen insgesamt etwa 100 Schüler teil, die im Alter von unter 20 bis zu 60 Jahren stehen. Die e Schüler sind Funktionäre der Partei- und Gewerkschaftsorganisation. auch sind mehrere Gewerkschaftsbeamte darunter. Man wird dem Wiener Unterrichtsausschutz das Zeugnis nicht versagen können, in der kurzen Zeit seines Bestehens sehr viel für die in Oesterreich doppelt notwendige theoretische Durchbildung der Genossen geleistet zu! haben. türkische Parlament gegen die Getverk-. . . Mit großer Mehrheit hat die türkische Kammer nach lebhafter Debatte einen Gesetzentwurf beschlossen, der den türkischen Arbeitern die Gründung von Gewerkschaften verbietet I Die kraftvolle Demonstration, die am 19. Juni in Saloniki von 23 gewerkschaftlichen, sozialistischen nnd genossenschaftlichen Organisationen veranstaltet wurde, hat auf die jungtürkische Regierung also keinen Eindruck gemacht. Der Minister des Innern. Ferid Pascha, der ,m Parlament gegen die Koalitionsfreiheit der Arbeiter sprach, hat den Sieg davvngetragen über die armenischen Abgeordneten, die sich sofort mit aller Energie gegen Ferid Pascha gewandt hatten. Die reaktionäre Haltung der Regierung und der Parlamentsmehrheit wird über kurz oder lang schon die erforderliche Korrektur bilden. Dafür bürgt die Kraft, die in der türkischen Arbeiterschaft schlummert. Existieren doch bereits Gewerkschaften der griechischen Zigarettenpapierarbeiter, Seifenarbeiter, Handlungsgehilfen, Schneider. Buchdrucker, Tischler, Marmorarbeiter, Schuhmacher, Tabakarbeiter, Arbeiter der Staatsmonopole, städtische Arbeiter, ferner der jüdischen Seifenarbeiter. Handlungsgehilfen. Schneider, Tischler, Marmorarbeiter, der bulgarischen Buchdrucker, türkischen Eisenbahnarbeiter, Gasarbeiter u. s. w. Den Fortschritt des Proletariats werden Ausnahme- und Knebelgesetze in der Türkei ebensowenig aufzuhalten vermögen. wie das in anderen „Kulturländern" der Fall gewesen ist. Aus der deutschen Eisenbahnerbetuegnng. Die Eisenbahner in Baden, die bisher in zwei Verbanden getrennt waren — dem Süddeutschen Eisenbahnerverband (den freien Gewerkschaften entsprechend) und dem Badischen Eisenbahnerverband (unter christlichem Protektorat) — haben letzt den Weg zu einem gemeinsamen Vorgehen gefunden: die badische Eisenbahndirektion hat es mit ihrer finanzpolitischen Taktik dahin gebracht, datz die beidcnsichbisherscharfbekä mpfenden Organisation en nunmehr, wenn auch nicht formell, so doch faktisch, znsammengeschw eitzt find. Lebhaften Beifall verzeichnet der Bericht an der «stelle, ivo vom Genossen Schwall, dem Gauleiter des süddeutschen Verbandes, gesagt wurde: Die Arbeiter müssen wisse,i, datz sie eine Klasse bilden und als solche den Klassenkampf zu führen haben. Die Freude darüber, datz es den bisherigen proletarischen Widerparten der Be* rufsorganisation endlich gelungen ist, gemeinsam eine Aktion gegen die Regierung wen. allen Red Und „ M unternehmen, klang aus hinweisend auf die empörenden Vor- gänge mt Volksbrandschatzungstempel zn Berlin, riefen d e badischen Eisenbahner: Schreiten wir auf dem gcfimbeiun Weg weiter, so bilden die Eisenbahner eine Macht, mit der die Generaldirektion rechnen mutz! Ihr nächstes Aktionsprogramm formulierten sie in nachstehender Forderung: I. l Aurch das Festhalten der Großherzoglichen Generaldirektion an dem § t>. Absatz 1. sind eine große Anzahl von Arbeitern gegenüber ihrem lehigen Einkommen empfindlich geschädigt. Sämtliche Arbeitervertreter bedauern lebhaft diese Stellung-nähme der ©lotzhmoatichcn Generaldirektion und ersuchen bm$ Grohherzogliche Ministerium, einer Schädigung der Einkommen dieser Kategorien seine Zustimmung zu versagen. II. Trotz der verschiedenen Ausführungen der Großhuzoglicher» 3tr. 21 . wm I I »Wer Sette » Generaldirektivn über die Nützlichkeit der Mkordarbeit auch für die Arbeiter» sind die Arbeiteroertreter dennoch der Ansicht, daß für die Eisenbahnwerkstätten als Reparaturwerkstätten das reine Taglohnsystem daS vorteilhafteste sei. Die Arbeiteroertreter ersuchen deshalb daS Großherzogliche Ministerium, das reine Taglohnsystem ohne Kürzung der derzeitigen Bezüge eintreten zu lassen, solange dieses nicht möglich ist, das neue Akkordsystcm unseren Anträgen entsprechend ein» zusühren. Diese öffentliche Kundgebung schloss sich unmittelbar an eine Konferenz an, die der Generaldirektion der badischen Staatseisenbahnen endlich einmal mit den Arbeiterausschüssen aller Eisenbahnwerkstätten in Karlsruhe abgehalten hat, insbesondere um über die Frage der Abschaffung der Akkordarbeit zu verhandeln. Diese wurde von den Arbeitervertretern, nachdem die Direktion in der neuesten Werkstättenordnung das reine Stücklohnsystem als Regel festlegen wollte, als ein Schwindelsystem charakterisiert. Die Regierung hatte nämlich am Schluß des vorigen Landtages wieder einmal — durch die wuchtigen Anklagen der der seit sechs Jahren gegen die schlimmen Zustände in den Werkstätten kämpfenden sozialdemokratischen Fraktion gezwungen — eine Besserung versprochen. Beim Licht besehen, entpuppte sich dieser reformierte Akkordtarif, wie er von den Betriebsleitern in der Praxis angewendet wurde, als eine neue materielle Schädigung der Arbeiter. Und welche Antwort gab nun die Generaldirektion den endlich zur Audienz zugelassenen Arbeiterausschüssen? Die mißliche Finanzlage des badischen Staates gestatte nicht eine Verbesserung der Einkünfte der Arbeiter. Man mußte hören, wie die Eisenbahner, ohne Unterschied der Partei, die volkswirtschaftliche Unfähigkeit der badischen Eisenbahnverwaltung, für1 die die Arbeiter büßen sollen, geißelten. Dann wird man verstehen, daß es der Auffassung dieser Proletarier entsprochen hätte, wenn unsere badische Kammerfraktion nach wie vor gegen das Budget gestimmt haben würde. Die Regierung unterließ es sogar, vielen Arbeitern der Betriebswerkstätte selbst denjenigen Teil des zu erhöhenden Einkommens im Effekt zuzuwenden, den selbst die bürgerlichen Parteien zu bewilligen sich bereit erklärten, weil es mit Rücksicht auf die erhöhten Beamtengehälter ein Gebot der Gerechtigkeit war. Jetzt ist die Arbeiterschaft an der praktische» Arbeit l Die Alterspenfionen der Eisenbahner in Frankreich. Der Senat nahm mit 251 gegen 7 Stimmen die Vorlage betreffend Alterspensionen der Eisenbahnarbeiter an. Bei der Beratung eines Abänderungsantrages, der den Arbeitern im Falle eines ungerechtfertigten Kontraktbruches einen Teil der Pension entziehen wollte, stellte Ministerpräsident Clemenceau unter Hinweis darauf, daß dieser Abänderungsantrag das durch das Gesetz gewährleistete Recht zum Ausstand beschränke, die Vertrauensfrage. Als infolgedessen der Antrag zurückgezogen wurde, zog auch Clemenceau die Vertrauensfrage zurück. Nus dem Gerichlssaal. Karambol auf einer Wegiibersetzung. Der Strecken-Wächter Franz Weinzettel der Südbahn hatte am 9. Februar 1909 bei der Wegübersetzung nächst Liesing-bei seinem Posten Nr. 10 Dienst. In einem Intervall zweier Züge von 6 Minuten öffnete er für. einen aus neun Wagen bestehenden Leichenzug den Schranke». Ein mit Schotter beladener Wagen wollte gleich-falls noch über die Wegübersetzung.herüberkommen, blieb jedoch mit deck linken rückwärtigen Rade flm Geleise stecken. Weinzettelwollte ihm aufhelfen, doch gelang ihm dies nicht, und er eilte daher dem aus Liesing herannahenden Personenzuge entgegen. Er legte, das Haltsignal mit her Fahne gebend, 226 Schritte zurück- Der aus Liesing kommende Zug war zwar noch weit entfernt, doch nahm der Lokomotivführer das Haltsignal nicht wahr, und wurde der Eisenbahnzug trotz Betätigung der Bremse nicht mehr rechtzeitig zum Stillstände gebracht. Der im Geleise stecken gebliebene Wagen wurde von der Lokomotive erfaßt und zertrümmert. Weinzettel wurde nun beim k. k. Bezirksgericht Mödling mit der Beschuldigung angeklagt, er hätte im Sinne des Artikels 47 der Vorschriften für den Weichenwächterdienst sofort den aus Liesing herankommenden Zug decken, nicht aber mit der Behebung deS Verkehrshindernisses sich weiter beschäftigen sollen. Er wurde vom Bezirksgericht Mödling schuldig erkannt und zur Strafe des Arrestes von 24 Stunden verurteilt. Bei der Berufungsverhandlung vor dem k. k. Landesgericht Wien wurde jedoch Weinzettcl von der ihm zur Last gelegten Uebertretung gegen die körperliche Sicherheit frei* esprachen. Im Sinne der vom Verteidiger des Angeklagten, r. Leopold Katz, ausgeführten Berufung nahm der Gerichtshof an, daß Wetnzettel an dem Vorfall subjektiv kein Verschulden treffe, da er alles tat, uni den Eisenbahnzug zum Halten zu bringen, und auch mit Grund annehmen konnte, daß ihm dies gelingen werde. Insbesondere hob das Berufungsgericht hervor, daß Weinzettel auch im Sinne der Instruktion gehandelt habe, als er vorerst, bevor er den Zug zum Halten zu bringen versuchte, sich um dieBehebungdeSVerkehrS-hindernisseS bemühte, da die Instruktion ausdrücklich sagt, daß bei der Verschiedenheit der Verkehrshindernisse cs d e m richtigen Verständnisse der Bahnorgane überlassen bleiben muß, in jedem einzelnen Falle jene Maßregeln zu ergreifen, durch weiche einerfeits die Sicherheit deS öerkchrsgewahrt, andererseits die Störung so lasch als möglich behoben werden kann. Streiflichter. Nachklänge zur Tanernbahncröffuung. Die stolzen tlnenden Ansprachen sind verklungen, die Herrschaften sind in ihren bequemen Salonwagen wieder heimgekehrt, nur für die Eisenbahnbediensteten ist neue vermehrte Arbeit und — neues vermehrtes Elend zurückgeblieben. Insbesondere die größeren Domizilstationen bekommen ihren Teil davon ab. Wartet die Gesamtheit der Eisenbahnerschaft bereits mit großer Ungeduld aus die Durchführung'der vorjährigen Zugeständnisse — neue Automatik — endliche Durchführung der Lohnregulierungen für das Taglohnpersonal rc., so harrt das Salzburger Personal außerdem noch mit stummer Verzweiflung der endlichen Erledigung einer Lebensfrage: Der Erbauung von Persoyalhäufern. Seine Exzellenz der Herr Eisenbahnminister hat die schönen großen Hallen des Salzburger Bahnhofes besichtigt. Er hat in den luxuriös hergerichteten Restaurationsfülen, umgeben von einer Schar frohgelaunter Festteilnehmer, die Eröffnung dieses Braßen Bahnhofes gefeiert. Daß aber jene Elemente, die die dienstlichen Obliegenheiten hier besorgen, die diesen Hallen erst Leben und Wert geben, in stummer Angst jedem Monats- und 2uartalswechfel entgegensetzen, weil dies entweder ZinSstcigeruiig )der Kündigung und damit vermehrte Not und Entbehrung dringt, dar mag Seiner Exzellenz nicht zum Bewußtsein ge-lornmen sein. Sollte vielleicht doch eine Erinnerung daran, daß die Salzburger Bediensteten unter dem krassesten Druck der Verhältnisse seit Jahren mit Petitionen. Gesuchen und Deputationen um Erbauung von Personalhäusern Sittlich waren, Seiner Exzellenz gekommen fein? Wahrlich, würdiger könnte die feierliche Eröffnung de§ Salzburger Bahnhofes nicht gefeiert werden als mit der ministeriellen Erledigung des fest anderthalb Jahren ausständigen Gesuche? der Salzburger Eisenbahner im günstigen Sinne. Freilich, um das Unkengekrächze unserer bürgerlichen Politiker darf sich da? Eisenbahnministerium hierbei nicht kümmern. Dieselben sind in ihrem blinden Haß gegen alles, was mit der Arbeiterschaft in Verbindung gebracht werden kann, gegen jeden Fortschritt. Jede? sozialen Empfindens bar find die Herren Dr. S t ö l z e l und Dr. S y l v e st e r, lediglich auf die Sicherung ihrer Macht bedacht. Während andere Städte die Erbauung von Wohnhäusern mit allen Mitteln fördern, Baugründe herschenken, ja selbst finanzielle Opfer bringen, in der richtigen Erkenntnis, daß dadurch auch die ansässigen Gewerbe- und Handelsleute Nutzen ziehen, stehen die Vertreter Salzburgs und der Vororte der Angelegenheit nicht nur tatenlos, sondern direkt feindlich gegenüber. Das Personal erwartet vom Eisenbahnministerium mehr soziale Einsicht als von Dr. S t ö l z e l und Konsorten und knüpft insbesondere an den letzten Besuch de§ jetzigen EifenbahnministcrS die Hoffnung einer günstigen Erledigung feines Gesuches. Die Mietpreise, hauptsächlich in den in Betracht kommenden OrtenJtzling und Gnigl, steigen von Monat zu Monat und für familienreiche Bedienstete ist es gänzlich unmöglich, eine Unterkunft zu finden. Dabei sind die Eisenbahner den Brutalitäten einzelner Hausbesitzer wehrlos ausgeliefert. Rasche und auSgiebige Hilfe tut not, zumal jetzt durch den vermehrten Verkehr da? vermehrte Personal absolut keine Wohnungen mehr finden wird. Möge das k. k. Eisenbahnministerium endlich dieser Misere ein Ende machen, wenn eS nicht zur Katastrophe kommen soll. Diese Frage ist überreif zur Entscheidung und bis zur ausgiebigen Erfüllung wird nie der Ruf verstummen: Heraus mit den Personalhäusern! —nf—. Zustände bei der Salzkannuergut-Lokalbahn. Man schreibt uns: In der letzten Nummer des .Eisenbahner" erschien ein, von einer Frau verfaßter, Artikel, welcher die menschenunwürdige Behandlung des Personales der S. K. G. L. B. von seiten der Vorgesetzten beleuchtete. Es ist für das Personal zwar feine Ehre, daß die Oeffent-lichkeit erst durch die Mitteilungen einer Frau, von der geradezu an die Sklaverei erinnernde Behandlung der Bediensteten Kenntnis erhält. Daß von seiten der Bediensteten in dieser Weise bis jetzt nichts geschehen ist. hat seinen Grund darin, daß die Bediensteten bis jetzt noch immer von den Gedanken beseelt waren, es könne doch vielleicht einmal einer der Herren von der Generalinspektion kommen und auch beim Personal Nachfrage halten, wie es eigentlich um die Verhältnisse desselben bestellt sei. Aber leider erwies sich diese Hoffnung als trügerisch. Es waren zwar schon einigemal solche Herren aus einer Jnspektionstour hier, aber ob dieselben, überwältigt von den Naturschönheiten, darauf vergessen haben, oder ob sie derartiges nicht zu ihrem Ressort zu rechnen haben, darüber sind sich die Bediensteten nicht klar. Sicher ist nur das. eine, daß die Bediensteten jedesmal um eine Enttäuschung reicher waren. Nun aber, nachdem, schon die Passagiere auf die Zustände aufmerksam werden, sehen sich die Bediensteten veranlaßt, die Oeffentlichkeit' einigermaßen von den Verhältnissen zu unterrichten. Ist die Behandlung von seiten des Herrn Direktors schon eines Menschen unwürdig, so ist erst die Art und Weise in welcher der noch fast neugebackene Kontrollor Burock den Bediensteten entgegenkommt, geradezu empörend. Kommt zum Beispiel ein Bediensteter mit irgend einem Anliegen zum Herrn Direktor, so wird er von demselben, wenn es gut geht, zuerst angehört (was aber nicht „nmer der Fall ist) und dann auf alle mögliche Art gestozzelt und schließlich zum Herrn Kontrollor geschickt, welcher dann einfach, nach einigen hochnäsigen Bemerkungen und kurzen barschen Worten demselben die Türe weist. Vollkommen ungerechtfertigte Abzüge an Kilometergeld, Diäten ec., sind bei diesen Herren keine Seltenheit und es scheint, als ob der Herr Direktor auch bezüglich der Strafen ganz unter dem Einflüsse dieses Herrn steht, da seit dem Regime desselben die Strafen ganz willkürlich und ohne jede Rechtfertigung zudiktiert werden. Auch haben sich schon Fälle ereignet, daß ein Bediensteter, iverni er sich schon aufraffte, urwsich wegen nicht erhaltener Diäten :c. zu beschweren, ihm vom Direktor die Antwort zuteil wurde: .Ja wenn es ihnen nicht paßt, so kündigen sie halt den Dienst, übrigens wenden Sie sich an den Herrn Kontrollor". Dieser Ausdruck ist so ziemlich die einzige Antwort, welche man vom Herrn Direktor in jeder Angelegenheit haben kann. Ging dann der Bedienstete zum Kontrollor und verlangte sein ihm laut Dienstordnung gebührendes Guthaben, so war die Antwort die: „Wissen S' was, die Dienstordnung ist mir nichts, es wird einfach nichts gezahlt und damit basta. Uebrigens Hab ich nicht Zeit, mich mit Ihnen herumzustreiten, schauns daß Sic weiterkommen". Ja, ist denn die Dienstordnung überhaupt nur geschaffen, um die Bediensteten bei der geringsten Ursache auf Grund derselben zu bestrafen und zu schikanieren, oder enthält dieselbe auch Rechte für das Personale? Diese Frage zu studieren, iväre für unsere Herren im Interesse des Betriebes viel wichtiger, als vieles andere. Aus der Bahnerhaltungssektion Friesach. Von Tag zu Tag nimmt die enorme Teuerung aller Lebensmittel und sonstigen Bedarfsartikel zu und allerorts hört man darüber Klagen. Man suchte teilweise auch das unter den Arbeitern herrschende Elend durch kleine, natürlich ungenügende Lohnaufbesserung zu lindern. Aber immer, ob es freiwillig oder zwangsweise geschah, immer tat man zu wenig. Und ivenn irgend jemand unter den gegenwärtigen Teuerungsverhältnissen zu leiden hat, so die Eisenbahner und unter diesen wieder die Oberbauarbeiter, diese Stiefkinder des geflügelten Rades, ganz besonders. Zu dem wird gerade diese Kategorie von Eisenbahnern oft ganz und gar der Willkür einzelner Sektionsleitungen preisgegeben, wo dann wieder Protektion und Liebedienerei eine große Rolle spielt. Die Vahnerhaltungssektion Friesach ist eine jener Arbeitsstätten, wo die Oberbauarbelter unter den herrschenden Teuerungsverhältnissen furchtbar zu leiden haben; und doch finden sie kein Erbarmen. Vom 1. Jänner wurde eine Lohnerhöhung auf den 1. Juli verschoben, nun ist der 1. Juli schon vorüber, aber die Arbeiter haben noch immer nichts erhalten. Die leeren Versprechungen haben in ihnen- wenn auch geringe so doch Hoffnungen erweckt, die schließlich zur furchtbaren Enttäuschung führten. Hier haben die Arbeiters einen Schichtlohn von Kr. 2'20 bis Kr. 2'30. Wie soll damit eine Familie mit mehreren Kindern auskommen? Sind denn die Herren bei den rünen Tischen bar jeder menschlichen Regung? Oder aben sie ganz vergessen zu rechnen? Und merkwürdig! Während man dem geschulten, einheimischen, deutschen und ständigen Arbeiter bei einer Dienstzeit bis zu 15 Jahren Kr. 2 20 höchstens, Kr. 2.40 an Schichtlohn bezahlt, bekommen die eingewanderten kroatischen Arbeiter, wo oft Leute dabei sind, die das Gleichgewicht eines Schlagkrampens nicht aufwiegen, Kr. 2-80 an Schichtlohn. Und gerade in dieser Sektion besteht wieder der Usus, daß in dem seltenen Falle von Lohnaufbesserungen die älteren Arbeiter mit mehreren Dienstjahren leer ausgehen, junge Leute aber, solche, die Protektion haben oder sich zur Liebedienerei hergeben, vorrücken. Das muß den Eindruck erwecken, als wenn die Herren des Glaubens wären, die älteren Arbeiter kaufen die Lebensmittel billiger ein. als die Prodektionskinder. Wie weit gerade in der Bahnerhaltungssektion Friesach die Ausbeutung der Oberbauarbeiter geht, zeigt auch die bestehende Gepflogenheit bei Rampenwacht bei Verkehr von Hofzügen. Diese verkehren in hiesiger Strecke meistens um Mitternacht herum und da müssen die hierzu bestimmten Oberbauarbeiter eine Stunde vor Ankunft des Hofzuges auf dem ihnen zugewiesenen Posten sein. Eine Stunde benötigen sie, um auf ihren Posten zu gelangen, eine Stunde um wieder nach Hause zu kommen, und für diesen die ganze Nachtruhe raubenden Dienst bekommen sie dann drei Stunden geschrieben. Gerade als wäre es für einen Oberbauarbeiter ein besonderes Vergnügen, nach schiverer Tagesarbeit die Nachtruhe für diese miserable Bezahlung zu opfern, um dann wieder an mühevolle Tagesarbeit zu gehen. Nur selten dringt ein Notschrei der Arbeiter dieser Sektion in die Oeffentlichkeit; mögen diese Zeilen Herrn Inspektor Fenzl zu Gesicht kommen, und möge er sich endlich aufraffen und für diese seine Untergebenen, die sich unleugbar in verzweifelter Notlage befinden, einige Verbesserungen schaffen. Dringende Hilfe ist hier wirklich am Platze. Aus der deutschradikalen Küche in Oberleutensdorf. Aus D e r s ch a t t a 8 Gnaden wurde K r o y Inspektor der Salzburger Straßenbahnen, warum soll nun er nicht auch mit seinen Gnaden zu Nutz und Frommen der deutschen Organisation anderen helfen? Und so geschah denn, daß ein Herr fl ö II n er, Sekretär und Landesvertrauensmann des Reichsbundes — seinerzeit. einmal Kassier des Arbeiter-BildungSvereines in Teplitz, noch in frischer Erinnerung wegen feiins Unvermögens, zu unterscheiden zwischen Vereins- und Eigengeldern — ein ähnliches Plätzchen erhielt, wie gesagt, zu Nutz und Frommen des Reichsbundes. Denn Herr flöllner kennt überhaupt und braucht auch, dank der Busensreundschaft des Inspektors Kraus der Bahnerhaltungssektion Komotau mit K r o y, wo ihn dieser unterbrachte, Dienststunden nicht zu kennen. Einmal fängt die Woche um 9 Uhr früh, aber erst Mittwoch, ein anderesmal gar erst um 1 Uhr nachmittags und dazu am Freitag an. Das richtet sich nach dem Bedürfnis von Regiekarten für die nächsten Tage. Ja meist blieb unser deutsche Sekretär gar zirka ein halbes Jahr krank, natürlich alles zu Nutz und Frommen des Reichsbundes deutscher Eisenbahner und seiner eigenen Tasche, aber zum Schaden der Krankenkassemitglieder der k. k. Staatsbahnen. Ungeniert macht er sowohl während seines Krankenstandes, als auch während der eigentlichen Arbeitszeit seine Agitationsreisen, nimmt als Berichterstatter sowohl an Gemeindevertretungssitzungen, die Tage lang dauern, als auch bei verschiedenen Festlichkeits-gschnas teil, trotzdem er schon seit 2. Februar 1909 Krankengeld bezieht. Von einem Oberkonduktenr Groß mann, Obmann des Reichsbundes, erzählen böse Zungen bezüglich Stundenpaßverrechnung noch schlimmere Dinge.s Da braucht es einem wirklich nicht wundern, daß bei Festlichkeiten Bier- und andere Buden von k. k. Vahn-bediensteten gebaut werden. Auf allen Ecken und Enden Korruption. Leute am Oberbau können jahrelang treu dem Staate dienen, sie finden bei diesen Herrschaften keine Ausnahme. aber wenn man Schwiegersohn eines deutsch-nationalen Magazinmeisters ist. und hieße er auch nur Seemann, da kann man heute noch bei dem Bohr-unternehmer Thiele in Ossea sein, so ist man morgen bei Herrn Kretschmer in Wieso, der ja auch zu dieser Gruppe gehört, Bremser. Die Herren vertragen sich überall großartig, nur in der Station Eisenberg nicht. Hier belegen sie sich, angeblich mit Berechtigung, mit allen möglichen schönen Titulaturen, klagen sich bei Gericht, leisten gegenseitig demütig Abbitte, um sich vom frischen wieder zu beschimpfen. Aber den bekannten .Kuhhandel betreiben auch sie alle zu Nutz und Frommen des Reichsbundes und der eigenen Tasche fröhlich und einig fort. Zum diesjährigen Avancement auf der Südbahn wird uns fast gleichlautend von mehreren Lokomotivführern geschrieben: Wer das letzte Avancement näher betrachtet, kommt unwillkürlich zur Ueberzeuaung. daß man Höherenorts absichtlich bemüht ist. den alten Lokomotivführern, die jederzeit sehr wässerige soziale Fürsorge in oer nachdrücklichsten Weise fühlbar zu machen. Soviel uns aus den Berichten der Personalkommissionsmitglieder bekannt ist. waren diese immer bestrebt, den alten Dienern, die noch in den Jahren 1884 und 1885 angestellt wurden und die bei den Regulierungen in den Jahren 1897 und 1907 übergangen wurden, einige Vorteile in der Anrechnung von den angebrachten Dienst-jahren zu sichern, um den erlittenen Schaden ivcttzumachen. Trotz aller Bemühungen und förmlicher Bittgänge wurden wir abermals bitter enttäuscht. Dies alles als Dank und Lohn, daß wir uns durch das ganze Leben ehrlich für die Südbahn geplagt haben und bei dem aufreibenden Dienst in Ehren grau und alt geworden sind. Bei einer demnächst stattfindenden ärztlichen Untersuchung wird man uns mit den dermaligen kleinen Bezügen pensionieren und sehen wir infolgedessen einer traurigen Zukunst mit unseren Familien entgegen. Dieses Kapitel der so oft gerühmten „väterlichen Fürsorge" der Südbahngesellschaft, die gerade durch das diesjährige Avancement so recht zum Ausdruck gebracht wird, zwingt uns, den Kollegen allerorts, insbesondere den jüngeren Kollegen folgendes zuzurufen: Verlaßt euch nicht auf Bitten und auf das Wohlwollen, sondern schart euch viel ernster um die Fahne der Organisation. Nehmt euch an uns ein Beispiel und daraus könnt ihr euer Urteil füllen. Laßt euch nicht durch kleinliche Spenden und dergleichen weiter täuschen, denn es könnte euch in den alten Tagen daun genau so ergehen, wie es uns gegenwärtig geschieht. Wenn man alt und ausgepreßt ist, dann ist man für die Südbahn wertlos. Unser letzter Ruf muh sein: Alles hinein in die Organisation! Der Streik bei dem Bahubau Friedberg-Aspang. Bei der Wechselbahn haben zirka 500 Arbeiter der Bauunternehmung Chicrici und Picha die Arbeit eingestellt, iveil denselben bei der Auszahlung von den ohnedies niedrigen Löhnen noch Abzüge gemacht wurden, wozu die Firma nicht berechtigt ist. Außerdem wird die l-ltügige Auszahlung, und mit Recht, verlangt. So erhielten die Arbeiter erst am Montag ihren schwer verdienten Lohn für Juni ausbezahlt. So weiß ein Arbeiter, der anfangs eines Monats mit der Arbeit beginnt, nie, was er eigentlich verdient, und auch nach der Auszahlung wird er noch im unklaren gehalten, wieviel er per Schicht verdiente und welche Abzüge gemacht wurden, weil den Arbeitern keine Lohnzettel rc. eingehändigt werden. Daß cs bei solchen Auszahlungen immer zu Krawallen kommt, ist leicht begreiflich. Eine Deputation von 50 Mann ging zum Bezirksrichter nach Friedberg und ersuchte denselben um Abhilfe der vorerwähnten Uebelstände. Der Bezirksrichter versprach sein möglichstes zu tun. Da diese Arbeiter leider keiner Organisation angehören und es die Firma noch versteht, eine Nation gegen die andere auszuspielen, dürfte die ganze Bewegung resultatlos verlaufen und die Aufregung wird sich bald wieder legen, bis zur nächsten Auszahlung im August. Bon den Organen der Aufsichtsbehörde erwarten wir jedoch, daß sie sich dieser Leute, die nicht nur vom Unternehmer, sondern auch von den Kantineuren und Bauern ausgebentet werden, annehmen und daß auch die wenigen Arbeiterschutzgesetze, die wir habe», wirklich eingehalten werden, denn die Unfälle mehren sich kolossal. Der Streik wurde nach zweitägiger Dauer beendet. Sparsystem bei der Südbahn. Bor uns liegt ein vom Dezember des Vorjahres datierter Erlaß der Baudirektion der Südbahn, bei welchem es sich um eine seitens einer Bahnerhaltungssektion angesuchte Erhöhung der normierten Oberbaukosten handelt. Das Schriftstück ist ein eklatanter Beweis dafür, daß man bei der Südbahn offenbar daran denkt, die Finanzen auf Kosten der Arbeiter zu sanieren. Das Schreiben lautet nämlich: I. Oberbau. . Tie angesuchte Erhöhung der Normierung wird nicht genehmigt und werden Sic nqmcnS der Baudireklion angewiesen, im Hinblick auf die vorgeschriebene Winterperiode nur mehr die al l e r d r i n g e n d st e n und unaufschiebbar st en, lediglich nn Interesse der Anfrechterhaltung der Betriebssicherheit gelegenen Erhaltungsarbeiten vorzunehmen. Sollte sich wider Erwarten eine größere ^Überschreitung geneljuiigten Nurinicrungsbetrages ergebe», so haben Sie sich stichhältig zu rechtfertigen, wobei die Baudirektion schon heute bemerkt, das; in jenen Fällen, wo eine erschöpfende, beziehungsweise stichhältige Begründung hierfür nicht erbracht werden kann, ne mit den strengsten Maßnahmen vmzugehen bemüßgt sein wird. Die Baudirektion bemerkt ferner, daß sie bedauerlicherweise cholt wahrnehmen mußte, daß die Oberbaunvrmierung viel- wiederbolt fortgesetzt werden, d i c.S uur aus dem Grunde, um die Arbeiter überhaupt beschäftigen zu f??',1.6)1' bereu Stände in Berken NU ttg des tat-sachlichen Bedürfnisses und in zn weit gehender kJotficht gegenüber eventuellen, ans dem Win* c r.,r.V r 1 e b, sich ergebenden Vorkommnissen größtenteils viel zu hoch bemessen werden. Sie wollen daher die im Interesse der Oekonömie zur unabweisbaren Notwendigkeit gewordenen tunlichsten Reduktionen der h o h e n A r b e i t e r st ä u d e bewirken. Rücksichtlich der von Ihnen angesnchten Erhöhung der Oberbannornnerung wird bemerkt, daß dieses Verlangen jede r Berech11gung entbehrt, weil Ihre Sektion nicht die geringste Strcckenvermehrung erfahren hat, und werden Sie daher namens der Baudirektion hiermit angewiesen, tunlichst sparsam vorzugchen. Hinsichtlich der von Ihnen beantragten Umkontierungcn gewisser a conto normierter Erhaltung bereits verrechnet« Beträge auf das Baukonto (II. Geleise Bozen-Branzoll und Atzwang-Blumau) behalt sich die Direktion vor, noch vor dem diesjährigen Rechnungsabschluß hierauf zurückzukommen. II. Hochbau. Der Vorlage der detaillierten Kostenanschläge für den Hochbau rück,ichtl!ch derjenigen unaufschiebbaren Arbeiten, welche aus Betriebs- und Sicherheitsrücksichten dringend geboten find, steht die Direktion entgegen. Die Baudirektion wünscht also, daß der Arb eiterst a n d i,n W inter reduziert wird. Sie lveiß sich frei von Humanitären Gefühlen und findet, daß „die Arbeiten überhaupt nur fortgesetzt werden, nm die Ar-beiter b e s ch äfti g e n zu k ö nn e it." Jedenfalls find solche Erlässe ivert, auch vom reisenden Publikum gelesen zu werden, damit es weiß, wie es mit der Verkehrssicherheit auf einer Bahn aussieht, wo nach solchen Grundsätzen vargegangen wird. Ä Zur Lohnaufbesserung der Oberbauarbeiter der Oesterreichi,chen Nordwestbahn der Strecke Wien-Dtockera». Unter diesem T'tel brachte „Der deutsche Eisenbahner" in der „Folge" vom 10. Juni 190!) unter „E i n g es en d e t" eine Notiz, nach der unser Genosse Engelmann, Obmann der Ortsgruppe Stockerau. in verschiedenen Versammlungen über die Bahnmeister wüst geschimpft und den Oberbauarbeitern Gesuche „um Lohn-16 oUri,1 1 l‘nScn" (!!) zur Unterschrift vorgelegt hätte, ums selbstverständlich auch bewilligt worden iväre, wenn nicht durch Einflußnahme von einer anderen Seite (natürlich dentfchnationaler) eine Schädigung der Oberban-arbciter hmtangehalten worden wäre. Diese vvn Anfang bis Ende erlogene, verleumderische Notiz wird samt dem Einsender selbst von der Schristleitung des „Deutschen Eisenbahner" am besten charakterisiert. Ihr mußte wohl der Inhalt schon von vornherein nicht ganz zimmerrein vorgekommen sein, und obwohl sie, wo es gilt, unsere Genossen zu beschimpfen »md zu verleumden, nicht gerade wühlerisch ist, ließ sie diese Notiz wohl auch mit nicht geringer Würdiauna der Charaktereigenschaften des ihr bekannten Einsenders nur unter „Eingesendet" einrücken, für welche Rubrik die Schriftleitung keine V e r a n t w Ortung ü berni m m t. Es ist klar, die Schriftleitung hatte den Wert der Notiz erkannt, um aber dem Einsender dem Gefallen dennoch zu erweisen, brachte sie sie zum Abdruck, indem sie gleichzeitig beteuerte, weder moralisch noch sonstwie eine Verantwortung für die Verleumdung zu übernehmen. Dies würde den ganzen Fall schon genügend illustrieren. Natürlich ist auch uns der famose Berichterstatter des „Deutschen Eisenbahner" bekannt. Wir wissen auch, daß der Zweck der Notiz eigentlich eine kleine Denunziation aus persönlicher Rachsucht ist. Sonst hätte der feine Herr doch auch in den Versammlungen, wie es Männern geziemt, offen gegen Engelmann auftreten können. Nein, aber dazu war doch keine Ursache, denn, wie schon gesagt, die Notiz ist an A bis 3 erlogen. Wie aber der Einsender diese Lügen erfand, ist nicht uninteressant. Genosse Engelmann besprach in der Versammlung in Korneuburg einen besonderen drastischen Fall von Arbeiterfreundlichkeit (!) eines deutsch-nationalen Streikbrechers in Stockerau, der tatsächlich ein Gesuch um Lohnreduzierung verfaßte und einige unwissende Arbeiter zur Unterschrift bewog, mit dem Bemerken, daß sie (natürlich die deutschnationalen Streikbrecher) eine Organisation nicht brauchen und sich selbst zu helfen verstehen; und in diesem Falle mußte erst das Eingreifen anderer die armen Teufel vor Schaden bewahren. Das die Wahrheit, aus der der deutsche Recke eine so famose Verdrehung zu fabrizieren versteht. Wirklich, er dürfte zu den Jesuiten in die Schule gegangen fein. Natürlich schimpfte Genosse Engelmann auch nicht über die Bahnmeister im allgemeinen, die ja mit uns koaliert sind, sondern unterzog nur das Benehmen einiger in der Umgebung StockerauS bekannter dcutschnational sein wollender Bahnmeister gegenüber ihren Untergebenen einer verdienten Kritik. Und nun der Schluß: der Beamte Nieder in Spil-lern entblödet sich natürlich nicht, den ganzen werleumde-rischen Kohl dieses „Ei n g e s e n d e t" auszugreiscn, um damit die Oberbauarbeiter das Gruseln vor Genossen Engelmann zu lehren. Es ist ja schließlich seine Sache, wie er dies macht, aber wir meinen, daß diese Art zur Hebung seiner Achtung wohl nicht beitragen wird. Denn erstens waren ja die meisten Arbeiter in den Versammlungen und haben mit eigenen Ohren die Ausführungen Engelmanns gehört und zweitens hat die Direktion Genossen Engelmann, der auf der ganzen Oesterreichischen Nordwestbahn-strecke bekannt ist, durch Versetzungen und andere Maßregelungen ja förmlich geeicht. Bant aber der Herr Beamte auf die Dummheit der Arbeiter, dann hat er eben schlecht gerechnet — und sich nur an sich allein ein Beispiel genommen. Wie Unglückssällc entstehen können. Ein Reisender schreibt uns: Ich fuhr Sonntag früh mit Zug 313 von Wien weg; um mein Fahrziel zu erreichen, mußte ich in der Station Hadersdors Lokalbahn auf Zug 3844 umsteigen, um ins Kamptnl zu gelangen. Als Zug 313 von der Richtung Wien aus in die genannte Station einftchr und die Passagiere im Aussteigen begriffen waren, ertönte der Ruf „Achtung!" von einem Kondulter des Zuges 313. Im selben Moment fuhr der Zug, der von Krems kommt, auf das Geleise ein, das von den Reisenden des Zuges 313 unbedingt überschritten werden muß. Ich hatte meine zwei kleinen Töchter mit und außerdem noch Gepäck zu tragen. Die Folge war, daß ich, itm die Kleinen vor einem Ueberfahren zu schützen, das Gepäck zur- Seite schleuderte und die Kinder aus dem Geleise reißen mußte. Der Assistent, der zur Zeit auf dem Bahnhof Dienst machte, gab, als ich ihn auf diesen Vorfall aufmerksam machte, daß eS doch nicht erlaubt sein kann, daß zwei Züge zugleich ei »fahren dürfen (Meines Wiffens ist es nach der Instruktion verboten oder nur dann gestattet, wenn ein Begleiter im Schritt dem Znge vorausgeht), mir folgende Antwort: „Dann machen Sie Verkehrsdien st." Diese Antwort kann man als Reifender erhalten. Damit wird die Sache abgetan, ohne Rücksicht darauf, daß ich zwei Tage infolge der erlittenen Aufregung krank war. Ich glaube, daß bei einer vernünftigen Anordnung, und zwar, daß der Zug, welcher von KrcmL kommt, der doch im ganzen 9 Kilometer von seiner Ansgangsstation zurückzulegen hat, gewiß zur Zeit in Hadersdorf cintreffcn kann, wenn feine Fahrzeiten um zwei Minuten nach vorne verlegt werden. Es »vird dadurch vermieden, daß sich die dienstmachenden Beamten mit dem Publikum herumstreiten muffen, aber auch den Reifenden werden dadurch viele Aufregungen erspart, welches gewiß im Interesse des Verkehres gelegen ist. Wir hoffen, daß eine löbliche k. k. Gcneralinspektion diese Kalain .ät endlich einmal abschaffen wird, da wir wissen, daß sich in dieser Station der geschilderte Vorfall wiederholt ereignete. Postbefördermig durch Mauipulationökonduktcure. Die ManipulationSkoildukteure von Leoben (Staatsbahn) überreichten am 26. Mai 1908 ein Gesuch an die Direktion Villach mit 38 Unterschriften. Es enthielt die Bitte um die Anordnung, daß der Postwagen in der Strecke Kleinrejfling-Amstetten wie im Wmterturnus bei Zug 918, auch im Sommer bei diesem Zug bei-geftellt werde und nicht bei Zug 928. Hierdurch würde der Mani-pulationskondnktcur von der Postmanipulation befreit. Die Direktion Villach erkannte die Notwendigkeit der Entlastung des MauipulationSkondukteurs von der Post an und ordnete mitZirkularNr. 20019/5, vom 30. Mai an, daß in der Strecke Kleinreifling-Amstetten die Post durch den Leobencr Zugsflihrer besorgt wird. Im Winterturnus lief wieder wie alle Jahre der Postwagen in dieser Strecke bei Zug 918 und Heuer im SOtai wieder bei Zug 928. Nun erhielten aber die Amslettcner Zugsführer den Zug 918. Diese setzte» alles daran, die leidige Post wieder abzn-fchüttcln. Und siche da, was voriges Jahr ungeordnet wurde, wird Heuer mit Zirkular Nr. 1010/öa, vom 26. Juni, wieder nahezu annulliert, obwohl die Verhältnisse ganz dieselben geblieben sind. Dieses Zirkular sagt: daß die Manipulatiouskoudukteure in genannter Strecke die Post zu besorgen haben. „Nur in der Hochsaison, während welcher Zeit der Manipulant durch Gepäck und Eilgut voll in Anspruch genommen ist, wird die Postbeförderung dem Zugsführer übertragen. Die Zeit, in welcher die letzte Verfügung in Straft tritt, bestimmt der BahnaintSvorstand von Amstetten." „Wasch mir den Pelz und in ach ihn nicht naß," so kann man den letzten PassuS bezeichnen. Der Herr Verkehrs-kontrollor l und der Vorstand von Amstetten haben dies zustande gebracht, letzterem sind die Manipulanten von Leoben ganz sicher so schnuppe, daß er es nicht schwer zuwege bringt, diese „Zeit der Hochsaison" zu übersehen. Kann er überhaupt beurteilen, ob der Manipulant im Zuge neben seinem Dienste der Eilgut- und Gepäcksmanipulation die Post noch anstandslos besorgen kann? Ihm ist cs gewiß die Hauptsache, daß er die alljährlich von der Post bewilligte Remuneration sicher bekommt, welche die anderen verdiene» müssen. Wir erkennen den Vorstand von Amstetten nicht als unparteiisch an und erwarten von der Staatsbahndirektion Villach die Aushebung des Zirkulars 1010/5 vom 26. Juni 1909. Auch den Zugsführern soll die Post nicht aufgebürdet werden, der Postwagen mit Postorgan soll auch im Sommer mit Zug 918 laufen und hiermit würde die Sache am besten erledigt. Dieses Hin- und Herfchwankcn der Vorgesetzten Dienststelle in ihren Anordnungen Bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen macht unter dem Personal einen sehr üblen Eindruck, es scheint dort nur auf den Zufall anzukommen, wie die Sache erledigt wird und welcher Beamte eine Zuschrift von der Strecke zu erledigen hat; das hat sich in diesem Falle deutlich gezeigt. Die Forderungen des Verschubpersonals. Das Verschubpersonal bei den Eisenbahnen ist das am schlechtesten bezahlte, trotzdem gerade diese Kategorie von Angestellten einen ebenso anstrengenden |wie gefährlichen Dienst hat und nur allzuhäufig ihr Leben riskieren muß. Die Unzufriedenheit unter ihnen ist deshalb groß. Am 15. Mai d. I. hat eine Abordnung des Verschubpersonals der Staatsbahnen beim Eisenbahnminister vorgesprochen, um ihre Wünsche und Forderungen darzulegen. Mittwoch den 7. Juli d. I. fand im Hotel Union in Wien eine sehr zahlreich besuchte Eisenbahnerversammlung statt, in der das Deputationsmitglied Oberverschieber Decker über das Resultat der Unterredung mit dem Eisenbahminister berichtete. Der Referent gab bekannt, daß am 11. April eine Konferenz des Verschubpersonals stattgefunden habe, die beschloß, einzelne Fachfragen des Verschubpersonals, deren Durchführung heute ganz gut möglich wäre, aus den allgemeinen, in einem Memorandum niedergelegten Forderungen loszulösen und dem Eisenbahnminister zu unterbreiten. Es sind dies:_ Gewährung einer Dien st eszn läge von 24 Kr. für jeden Mann, Anrechnung der anderthalbfachen Dienstzeit für die im Exekutivdienft zugebrachten Dienstjahre, Verbesserung der Normierung der Posten für das Ver-sch ubp er sonn!, Aenderung der P r ü s u n g s v o r s ch r i s t e N analog denen der Kondukteure, Kürzung der Tragzeit für die einzelnen Uniformstücke und endlich Einführung eines Tuch-und eines Regenmantels. Der E i s e n b a h n m i n i ft e r erklärte der Deputation, wie der Referent berichtete, daß die Kredite für das Personal erschöpft seien und eine Diensteszulage derzeit deswegen nicht gegeben werden könne. Die Forderung nach der anderthalbfachen Dienstzeit bezeichnete er gleichfalls als nicht diskutabel. Bezüglich der Normierung der Posten für das Verschubperfonal erklärte er, daß eine solche im nächsten Jahre in ausreichendem Maße erfolgen soll. Was die Prüfungsooefchriften anlangt, so meinte er, daß in dieser Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Der Referent legte dann dar, wie begründet die einzelnen Forderungen des Verschubpersonals find. Er verwies auf den harten und schweren Dienst, auf die große Zahl der Unfälle, die dabei Vorkommen und von denen nicht wenige einen tödlichen AuSgang nehmen. Seine Ausführungen wurden mit Beifall ausgenommen. Abgeordneter Müller bezeichnete die vorgebrachten Forderungen des Verschubpersonals als gerecht und billig. Wer den harten Dienst dieser Angestellten kennt, wird sich nur wundern, daß die Oberbehörden noch nicht in ihrem eigenen Interesse darangegangen sind, das traurige Los dieser Leute zu mildern. Dabei wird die Verkehrsdichtistkeit auf den Bahnen immer größer, das Personal aber bleibt dasselbe. Es gib! Bahnhöfe, die man direkt als Mördergruben bezeichnen kann. Würde das Verschnbpersonal bessergestellt werden, so könnte es auch seinen Dienst nchiget und mit mehr Ueberiegung verrichte». Die Staatsverwaltung würde dabei nur gewinnen. Denn was sie auf der einen/Seite ausaeben würde, würde sie auf der anderen Seite durch größere Schonung des Eifenbahn-rnaterials beim Verschubdienst zehnfach gewinnen. (Stürmischer Bcifall^achdem jofc(mn n0tjj mehrere Redner gesprochen Hatten, wurde eine Resolution angenommen, in der bedauert und dagegen protestiert wird, daß der harte und lebensgefährliche Dienst des Verschubpersonals so wenig gewürdigt wird. Es heißt dann darin weiter, daß schon manche Argumente dem Elsenbahnministerium gezeigt haben, daß der Verschubdienst den Verkehr aufrecht erhält.. Wenn das Verschnbpersonal gezwungen wird, die Instruktionen einzuhalten, so kann es ihn auch ft ü r e n. Es fordert daher in Bezug der Zulage die Zentralper>onal-kommission und bezüglich der anderthalbfachen Anrechnung der Dienstzeit den Ausschuß des Provisionsfonds auf, alles daran zu setzen, um di? Forderungen des Verschubpersonals zu verwirklichen. ’ _ , Die Versammlung glaubt daher, daß das Verschubperfonal dem Eisenbahnministerium keine anderen Beweise mehr erbringen muß, um die Wichtigkeit sowie lie Anstrengungen dieses Dienstes glaubwürdig zu machen. Weiter spricht sich die Versammlung dahin aus, daß das Verschubperfonal nach wie vor auf der Erfüllung der genannten Forderungen bestehen muß. Aus dein Bereich der f. k. Staatöbahudirektiou Olmiitz. Wie die k. k. Staatsbahndirektion Olmütz das Zugs« personal stiefmütterlich behandelt, soll folgendes beweisen: Im Amtsblatt Nr. 16 vom 31. März 1909 sind ausgeschrieben: 1. Posten eines Magazinsmeisters, beziehungsweise Maga-zinsanfsehers beim k. k. Bnhnbetriebsamt Olmütz Stadt mit Naturalwohnung. . „ , Die Besetzung erfolgt mit Anspruch auf UebersiedlungS-gebühren. Im gleichen Amtsblatte wurden 20 Zngsführerposten ausgeschrieben, bei diesen 20 Posten steht eS ausdrücklich, tue Besetzung dieser Posten erfolgt ohne Anspruch auf Ueber-siedkungs gebühren. Im Amtsblatt Nr. 29 vom 7. Juni 1909 heißt es wieder: Erledigte Posten. 1. Posten eines zugeteilten Beamten bei der * ", Staatsbahndirektion, Abt. 7. , ’ Bewerber sind bcrichtlich binnen acht Tagen anher nam-hast zu Machen. Die Besetzung erfolgt mit Anspruch aus UetierficdlungS« gebühren. Zirkular Nr. 31 im D. 21. Bl. 7 1907 genau zu beachten. . , 2. Um den rangälteren Kondukteuren, welchen in diesem Amtsblatt keine Zugssührerposten verliehen wurden, die Gelegenheit zu bieten, sich nochmals um Zugssührerposten bewerben zu können, gelangen nachstehende Zngsführerposten neuerdings zur Ausschreibung: 1 beim k. k. Bahnstationsamt Mährisch-Schildberg 2 „ Körnitz 1 » Sknö 1 „ „ Hotzcnplotz 1 „ „ Poliöka 2 „ „ Zuckmantel 1 „ , Triebitz 2 ., „ Proßnitz Den Bewerbern wird nahegelegt, sich um mehret' Posten zu bewerben, damit der k. k. Staatsbahndirektion db Möglichkeit geboten wird, unter Berücksichtigung der individueller Pcrsonaloorhältnissc sämtlichen sich meldenden rangsälteren Kou-hutteuren Zugssührerposten zn verleihen. Die Besetzung dieser Posten erfolgt ohne Anspruch quf U e b e r s i e d l ii n s g e b ü h r e n. Bewerber sind benchtlich.bi,»ren.acht Tage anher namhaft zu machen. Zirkulär Äc. vl iu D. A. Bl. Nr. 7 ex 190« genau zu fceaeätm. 9tv. 21 GistttvayE.- Seite' 11 Im Amtsblatt Sir. 83 vom 23. Juni 1909 ist ein Bahn-weijterposten in Grulich ausgeschrieben, wo cs wieder heißt: Die Besetzung erfolgt mit Anspruch aus licbersiedlungS-gebühren. AuS diesen Posienausschrcibungen wird jeder Laie ersehen, daß cs die f. k. Staatsbahndirektion Olmütz nur aus das Zug-bcgleitungspersonal abgesehen hat, dasselbe stiefmütterlich zu behandeln, sonst würden entweder sämtliche Posten ohne Anspruch auf Uebcrsiedlungsgcbühren oder sämtliche Posten mit Anspruch auf Uobersiedlungsgebühren ausgeschrieben werden, nicht daß bei dem ZugbegleitungSpersonal eine Ausnahme gemacht wird. Zn beurteilen, wie streng eS die k. k StaatSüahndirektion Olmütz mit ihrer Gerechtigkeitsliebe nimmt, überlassen wir getrost unseren geehrten Lesern. Konferenz der Bahnrichter der k. k. Staatsbahnen lind der k. k. Nordbahn. Am Dienstag den 29. Juni tagte in Wien im Arbeiterheim eine von 46 Delegierten beschickte Konferenz der Bahnrichter unter dem Vorsitz des Perjonalkommissionsmitgliedes Genossen Holzer. Zum ersten Punkt der Tagesordnung: Die Lage der Bahnrichter erstattete Genosse amitsch das Referat, in welchem er die Entwicklung der Kategorie der Bahnrichter, sowie die Dienstverhältnisse als auch die materielle Lage in eingehender Weise besprach. Nach einer lebhaften Debatte wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: Resolution. .Die am 29. Juni 1909 in Wien, X., Laxenburger-straße Nr. 8—10, im Arbeiterheim tagende Konferenz der Bahnrichter der k. k. Staatsbahnen und der k. k. Nordbahn beschließt: In Bezug auf die Verbesserung der sozialen Lage der Bahnrichter hält die Konferenz fest an jenen Wünschen lind Forderungen, welche durch die Per-sonalkummissionen bereits eingebracht und begutachtet wurden. Nachdem jedoch die Durchführung aller dieser Wünsche und Forderungen eine längere Zeit in Anspruch nehmen wird, stellt die Konferenz das Verlangen, daß nachstehende, binnen der kürzesten Zeit durchführbare Verbesserungen noch in dcii Bereich der per 1909 in Aussicht genommenen Reformen ciubezogen werden: 1. lleberstelluiig der Bahnrichter von der II. in die I. Dienerkategorie: 2. Einführung eines Streckenpauschales von jährlich 300 Kr.; 3. Festsetzung einer genauen Diensteinteilung, ebenso der freieil Tage und volle Bezahlung der geleisteten lieber-stunden; 4. Ausfolgung von Zwilchkleidern ohne Verlängerung der Tragdauer der anderen Montur; 5. Ausfolgung der Amtsblätter; 6. Zulassung zur Bahnmeisterprüfung bei 1200 Kr. Gehalt nach einjähriger Einschulung als Bahnmeisteranwärter und Ernennung zum selben nach abgelegter Prüfung. 7. Einbeziehung der Visiteure in die Kategorie der Bahnrichter. 8. Die Stabilisierung soll bei der Nordbahn in demselben Maße wie bei den übrigen Staatsbahnen vorgenommen werden, und zwar mit Berücksichtigung der Dienstjahre. , Zum zweiten Punkt der Tagesordnung, „Orga ni-s a t i o n und Vertrauensmänner!" t) ft c in", erstattete Genosse Adolf Müller das Referat, in welchem et bemerkte, daß die vorher besprochene schlechte Lage der Bahnmeister darin auch seine Ursache habe, daß sich der größte Teil der Bahnrichter niemals gekümmert hat und cs nötig ist, daß diese Gleichgültigkeit, die bereits zum großen Teile einem regeren Interesse Platz gemacht hat. behoben werde. Nach erfolgter Debatte wurde nachstehende Resolution einstimmig angenommen: „Die heute in Wien tagende Konferenz der Bahnrichter der k. k. StaatSbahneil und der k. k. Nordbahn erklärt mit Rücksicht auf die dringend notwendige Verbesserung der Lage der Bahnrichter, daß sofort unter der Kategorie der Bahnrichter an einen entsprechenden Ausbau der Organisation zu schreiten ist. Demgemäß wird die Zentrale beauftragt, ehestens im Einvernehmen mit allen Ortsgruppen und Zahlstellen, wo sich Bahnrichter befinden, durch geeignete Maßnahmen dafür Sorge zu tragen, daß das Vertrauensmännersystem analog wie bei den übrigen Kategorien, wo selbes bereits eingesührk ist, ausgebaut, beziehungsweise eingesührt ivird. Nur mit einer kräftigen Organisation wird es möglich sein, die berechtigten Forderungen der Bahnrichter zu einer entsprechenden Durchführung zu bringen und erachtet deshalb die Konferenz den Ausbau der Organisation, beziehungsweise die Einführung des Verlrauensmänuerstistems zur Schaffung der Organisation unter den Bahnrichtern für unbedingt notwendig." Zum Schluß der Tagesordnung wurde eine Deputation gewählt, welche die allsälligen Schritte zu unternehmen hat. Zngszusammeustoß in Feldkirche». Am 4. d. M. um 5 Uhr nachmittags fließ der teere Hofzug, welcher zur Dekorierung für die Eröffnung der Tauernbahn bestimmt war, mit einer Personenzugsmaschine bei dem Einfahrtswechsel zusammen. Der Anprall war derart, daß der im Dienstwagen deS leeren HofzugeS befindliche Adjunkt Patsch und der Zugsführer Brunnsteinc r schwere Verletzungen erlitten. In dem leeren Hofzug befanden sich auch ein Kondukteur und drei Wagenwärter aus Wien, welche glücklicherweise mit dem Schrecken davon-gekommen sind, ebenso ein Kondukteur, der sich im letzten, Salonwagen befand. Der Heizer der Personenzugsmaschine ist am 5. d. M. seinen Verletzungen erlegen. Der Heizer des Hof-zuges und die beiden Maschinensührer haben Nervenchok und der Adjunkt schwere innere Verletzungen erlitten. Der Materialschaden ist sehr groß, da ein Salonwagen, beide Maschinen und ein Dienstwagen sehr stark beschädigt sind. Nur der Geistesgegenwart beider Maschinensührer ist es zu danke», daß kein größerer Schaden entstanden ist, da sie beide sofort Kontradampf gegeben haben und der Maschinenführer des.Hoszuges (Nr. 1007) die Baktnlinbremse in Tätigkeit setzte, sonst wäre eine Explosion der Dampfkessel unvermeidlich gewesen, die wahrscheinlich allen Bediensteten des HofzugeS das Leben gekostet hätte. Warum muß Der Stationsvorstand von Feldkirchen den Verkehrsdienst versehen, ohne daß ihm das notwendige Personal zur Verfügung gestellt wird? Wenn der Mangel an geschultem Personal in Feldkirchen bloß auS Sparwut vorhanden ist, dann ist e8 von der Direktion unverantwortlich, denn die Bediensteten müssen diese Sparmnt mit dem Lebe» bezahlen. Abhilfe tut dringend not. Das Zngspersonal fuhr mit dem Zuge 916 in ihr Domizil »ach Knittelseld und Leoben. 0 M ll MM lit „fti-Mito Korrelpondrm Wiener-Neustadt. '(Heizhaus). Wir befassen unsanft nicht gerne mit Leuten, denen Verleumdung und Denunziation zum Lebenszweck geworden sind, doch wenn eine gewisse Grenze überschritten wird, wirst jeder dem kläffenden Hund zur Abwehr einen Stein entgegen. Ein solch a»S der Art geratener Charakter ist der Lokomotivführer Friedrich Fuchs, selbstredend ein strammer Christlichsozialer. Abgesehen, daß er einer jener Wenigen ist, die jeden Erfolg unserer Organisation bekritteln, doch immer wie ein hungriges Raubtier sich gierig aus die von den anderen errungenen Verbesserungen lechzend stürzt, ist er ein Meister der Denunziation und Verdrehungskunst. Zwar wäre es für seine Person sehr notwendig, wenn er sich hübsch ruhig verhalten würde, denn er hat so viel am Kerbholz, daß die Direktion, falls Ifie davon Kenntnis hätte, kurzen Prozeß machen würde. Herr Fuchs fuhr bis vor kurzem im Sekundarpersonen-zugsturnnS. Dieselben haben eine tägliche Dienstleistung von zwölf Stunden. Dies ivar Fuchs zu wenig und er wurde deshalb beim Heizhauschef bittlich, nur jeden zweiten turnusmäßigen freien Tag, das ist jeden zwölften Tag, einmal frei zu sein und den dazwischenliegenden freien Tag außergewöhnlich fahren zu dürfen. Dies wurde ihm selbstverständlich bewilligt, da hierdurch ein Führer erspart wird. Am zweiten Tag seiner außergewöhnlichen Fahrt hatte er schon da§ Malheur, bei der Station Sauerbrunn ein Fuhrwerk zusammenzuführen, wobei der Besitzer schwer verletzt, das Pferd getötet und der Wagen ganz zerbrochen wurde. Außerdem wurde die Lokomotive stark beschädigt. Es ist ja auch nicht anders denkbar. Wie kann ein Lokomotivführer, der volle elf Tage im Dienste stand, am zwölften Tage noch jene Aufmerksamkeit und Geistesgegenwart besitzen, um im gegebenen Moment einen Unfall verhüten zu können? Hiebei können wir nicht umhin, jenen Vorgesetzten, welche dem wucherischen Treiben, somit dem Verbrechen, Vorschub leisteten, einen gewissen Teil an dem Unfall zuzuschreiben. Weiters wurde Kollege Preis), welcher aus eine anstandslose Dienstzeit von 32 Dienstjahren als Lokomotivführer zurückblicken kann, in der Restauration in einer unkollegialen Weise herumgezerrt. Als ihn Kollege Preist auf die Unanständigkeit seiner Handlungsweise aufmerksam machte, gerieten selbe in einen Wortwechsel, in welchem ihn Kollege Preist einen Schuft nannte. Dieser Bezeichnung für seine Handlungsweise schließen sich sämtliche Kollegen des Heizhauses Wiener-Neustadt an. Nun setzte Fuchs dem Ganzen die Krone auf, ging zum Heizhausches und verleumdete Kollegen Preitz in einer derartigen Weise, baß selbes zur protokollarische» Einvernahme führte und beide an Ort und Stelle vom Herrn Oberinspektor Krauß vom Personenzugsdienste entfernt und zum Lastzug eingeteilt wurden. Nun, wir wissen ja, daß hinter dieser Maßregelung der Herr HeizhauSches Dluhy mit Herrn Oberinspektor Krauß steht. Wir fragen die löbliche Maschinendirektion: Ist sie mit dieser Maßregelung eines alten Führers, wie eS Kollege Vreiß ist, der sich 25 Jahre beim Lastzug abgerackert hat und nun neuerdings zu selbem eingeteilt wurde, einverstanden? Wir glauben alle, daß dieselbe höchst ungerecht ist und nur dem Hirn unseres personalfeindlichen Heizhauschefs entspringen konnte. Wir ersuchen den Herrn Maschinendirektor, diesen Maßregelungen, wie sie nun unter dem Herrn Oberinspektor Krauß auf der Tagesordnung sind, Einhalt zu tun, denn die Erregung unter dem Lokomoiiv-personale ob dieser Zustände ist schon derart, daß sie für die Folgen nicht mehr verantwortlich gemacht werden können. lleberdies verweisen wir auf den Reserveturnus, bei welchem außer den langen Dicnsttouren noch 20 bis 21 Nächte im Monat entfallen. Dieser Reserveturnus erfordert eine notwendige Erleichterung. Wir lehnen jede Verantwortung für diese Dienstleistung ab und ersuchen um Abänderung, widrigenfalls wir uns an die Generalinspektion wenden müßten. Denjenigen Kollegen, welche heute noch der Organisation ferne stehen, rufen wir zu: Hinein in die Organisation, damit derartige Sachen ein Ende finden. Attuang-Puchheim. Durch die Versetzung des Wagen« meisters Genossen Wenzel Z a y e nach Passau verliert die hiesige Ortsgruppe einen der tüchtigsten und fähigsten Mitarbeiter. Genosse Zaye war nicht bloß bestrebt, feinen Dienst in der gewissenhaftesten Form auszuführen, sondern hat in seiner freien Zeit die oft zahlreichen Arbeiten der Organisation stets mit Aufopferung verrichtet. Seinem nie rastlosen Eifer haben wir manches Gute zu verdanken. Während seiner mehr als zehnjährigen Tätigkeit ist die hiesige Ortsgruppe von 20 aus 300 Mitglieder gestiegen. Wir rufen dem Genossen Zaye und seiner Familie ein herzliches Lebewohl nach und erwarten und wünschen, daß es demselben in Passau ebenso gelingen möge, die Achtung seiner Kollegen und Freunde zu gewinnen, wie es hier in Attnang der Fall war. Wiener-Neustadt. lDicnstjubiläu m.) Begünstigt vom herrlichsten Wetter fand am Sonntag den 4. d. M. im Arbeiterheim von Wiener-Neustadt die Feier des 40jährigen Dienstjubiläums unseres Genossen Franz D e i in e l des Heizhauses Wiener-Neustadt statt. An dieser Feier beteiligten sich von feiten der Maschinendirektion die Herren Oberinspektoren Piber und Kraus und der Heizhausches von Wiener-Neustadt Herr Dluhy. Eingeleitet wurde diese Feier durch die vortrefflichen Leistungen der Musikkapelle I a n t s ch und durch die außerordentlichen Leistungen des Arbeiter-Gesangvereines ,,F r e i l i g-rath". Hierauf hielt Abgeordneter Genosse Pcrnerftorfer feine mit großem Beifall aufgenommene Festrede, in welcher nicht allein die Verdienste deS Jubilars, sondern der Wert der Arbeit und der Organisation überhaupt in sehr treffender Weise zum Ausdruck gebracht wurde. Anschließend an diese Festrede sprach Genosse Franz L i l l, welcher als Vertreter des Allgemeinen Rechtsschutz- und GemerkschaftSvereineS erschienen war, und schloß mit kernigen Worten die offizielle Feier. In Anerkennung seiner 40jährigen Dienstzeit erhielt der Genosse D e i m c I von der Maschinendirektion den Tag vor der Feier im Heizhaus in Anwesenheit der Vertrauensmänner eine Spende von 100 Kr. in Gold. Der Besuch des Festes war ein außerordentlich zahlreicher, und dankt das Komitee allen jenen, welche zur Verschönerung dieses Festes beigetragen haben, aufs beste. Olmütz (k. k. Staatsbahnen). (Die Verkehrs-Verhältnisse auf der ehemaligen Mährischschlesischen Z e n t r a l b a h n.) lieber diese Zustände könnte man Bände schreiben, aber wir begnügen uns nur mit einem kleinen Auszug, um den kompetenten Stellen vor Augen zu führen, wie bei uns gewirtschastet wird. Als voriges Jahr auf der Nvrdbahn die Erweiterungen und die neuen Geleise gelegt wurden, da hieß es bei uns, jetzt kommt die ganze Fracht zu uns, wir werden einen Niesenverkehr zu bewältigen haben, und c8 wurden zu dem Zwecke in aller Eile Stationen vergrößert, Geleise gelegt und ivaS die Hauptsache war, eine große Anzahl von Beamten und Maschinen- wie Zugbegleitungspersonal miS allen Direktionsbezirken hierher kommandiert. Dieses Personal mußte kommen, ob es wollte oder nicht. Es gab für sie keine Wohnungen und es gab für sie auch nichts zu tun. Biele wandten sich gleich an uns mit der Bitte, ihnen zu ihrer Rückkehr zu verhelfen. Man ging zm" Direktion; da gab man uns zur Antwort, wer zurück will, braucht sich nur bei seinem Dienstvorstand zu melden. Und da meldeten sich viele von ihnen, aber sie hätten halt sollen jetzt aus eigene Kosten zurück übersiedeln. Trotzdem sind einige gleich abgegangen, nur wenige sind noch hier geblieben, die sich schon in das Mißverhältnis hineingefügt haben oder denen hier besonderes Glück leuchtete, zum Beispiel Herr R e i s i m e r, der gleich zum Oberkondukteur vorrückte und unseren Kollegen den Platz wegnahm. Allerdings ist daS einer von der Jednotta, der kaum nach ein paar Wochen unsere Vertrauensmänner schmutzig anfiel und beschimpfte, wofür er dann allerdings demütig Abbitte leistete. DieS nur nebenbei. Die Hauptsache ist der Vorgang der Direktion. Da es ja gar nichts zu tun gab, wurden drei Partien ausgelöst, die Leute in alle Winkel verstreut und trotzdem fahren die übrigen wie die Narren in der Welt herum. Regie hin, Regie her. Trotz der Erhöhung der Stundengelder ist cs ein Glück, wenn da ein Mann beim Güterzug aus 40 Kr. monatlich kommt. Wir würden uns wünschen, wenn unsere Stundcnbücheln seit September 1908 bis jetzt gründlich untersucht würden, da möchte man finden, daß bei einer solchen Wirtschaft nichts erspart werden kann. Aber unsere Direktion sieht das nicht ein, im Gegenteil, jetzt blüht erst der Weizen für gewisse verkrachte Existenzen. Da sind die ganze Zeit drei bis fünf Beamt: herumgefahren und frug man jemanden, zu welchem Zwecke, da erhielt man nur die Antwort: Diäten schneiden. Wie der Dienst zum Beispiel Olmütz (Filiale, gemacht wird, soll auch beleuchtet werden. Da werden Züge oft tags« vorher schon abgesagt, dann häuft sich Brutto an, schießlich ist kein Platz u. f. w. DaS Personal ist da, die Maschinen sind da, aber der Zug ist bereits abgesagt und darf nicht mehr verkehren. Oder ein anderes Beispiel: Kam da eines TageS eine Partie Regie von Jägerndorj nach Olmütz zur Uebernahme eines ZugeS. Der Zug stand fertig, wurde vom Zugsführer ausgenommen, ausgerechnet, Stundenpaß angelegt und vom Beamten abgefertigt. Der Beamte begab sich selber in den Hüttelwagen und wartete auf die Maschine. Die Abfahrt war da und nun frug der Zugssührer, was denn mit der Maschine ist? In einer Weile kam ein Verschieber mit der Meldung, daß die Maschine kalt steht und Personal überhaupt keines da sei. Nun mußte die Partie wieder in Regie abdrueten. Und solch ähnliche Fälle gab's und gibt'S heute noch genug. Aber wie die Direktion kopflos im Fache ist? so barbarisch geht sie gegen jede Lappalie von seiten der Bediensteten vor. Wegen jeder zerrissenen Kuppel oder Kette wird ein förmliches Gericht abgehalten, werden eine Unmasse Akte zusammengeschrieben, zu welchem Zwecke eine stattliche Zahl von Beamten fungiert. Einer von diesen Herren ist wert- ihn zu erwähnen. Herr Verkehrskontrollor Stuz. Sein Wissen und Können bewegt sich zwischen sekkieren und anzeigem Woher er kam, ist uns fremd, sowie er hier ganz fremd ist, weder Dienst noch Leute kennt und nur darauf ausgeht, die Leute zu provozieren, um sie dann, falls sich einer vergißt, sofort wegen disziplinlosen Benehmens anzuzeigen. Freitag nachts sollte der Zirkus Sarasani nach Troppau befördert werden, alles ivar vorbereitet, Abfahrt war da als jemand vom Personal auf eine Brücke aufmerksam machte, die in Reparatur ist. Dort konnte man nicht fahren, da das Profit zu niedrig ist. Run war der Teufel los. Jetzt wurden alle Teufel aufgeboten, damit sie Rat schaffen. Schließlich mußte der Zirkus über Prerau nach Troppau fahren, versäumte die Vorstellung und präsentierte der übergescheiten Direktion eine Rechnung auf 30.000 Kr. O du heilige ©utmacherSrnutterl Krems an der Donau. (Die Zustände bei dem Verschubpersonal und Stationsarbeitern.) Es ist Tatsache, daß überall dort, wo widerliche, unleidliche und unerträgliche Verhältnisse für die Bediensteten bestehen, naturgemäß Erscheinungen zutage treten, welch letztere nachteilige Folgen für die Bediensteten und nicht wenig auch für die Bahnverwaltung in sich bergen, welche aber nur durch einheitliches Vorgehen selbstverständlich bei strenger Diensterfüllung beseitigt werden können. So steht eS mit den genannten Bediensteten dieser Station. Die Wurzeln dieser Zustände sind noch unter dem früheren Regime des Herrn Manko zu suchen. Damals wurde das Personal aus dem ff ausgenützt (obzwar dies heute auch der Fall ist) und zwischen Vorgesetzten und Untergebenen herrschte damals eine Umgangsform, welche mit den bestehenden Vorschriften in keiner Weise in Einklang zu bringen war. Herr Manko kannte und duldete mit Absicht die Schwächen dieses Personals, um gegebenenfalls etwa von dem Personal gestellten gerechten Forderungen mit dem Hinweis zu verneinen, daß diesem Personal in Ausübung thteS Dienstes verschiedene Fehler anhasten, daher selber gar nicht berechtigt sei, dies ober jenes zu fordern. Wenn manche Sache zu arg wurde und die Schweinerei des Herrn Manko nichts mehr half, wurden Strafen diktiert. So bestand dieses Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen bis zum Ausscheiden W a n k o s aus dem aktiven Dienstverhältnis. , , t m t Die Zeit und der steigende Verkehr, so auch der Vorstandwechsel brachten e8 mit sich, daß sich so manches geändert hat, und wie immer, nicht zum Vorteile des Personals. Früher herrschte Korporation in Ausübung ihres Dienstes und jetzt wird die Sache mit mehr Ruhe behandelt und wo notwendig, Strafen diktiert. Jene Bediensteten, welche dies noch nicht ein-sehen gelernt haben oder wollen, werden dies bei verschiedenen Anlässen direkt ober indirekt zu verspüren bekommen. Nicht genug oft haben wir unseren organisierten Eisenbahnern eingeschärft : .Tuet eure Pflicht und beharrt aus eurem Recht". Nur eine gut organisierte Eisenbahnerschaft vermag den Anforderungen gerecht zu werden, um nachteilige Folgen abzuwehren. — In jahrelangen Kämpfen hat sich die Eisenbahner« schast dieses Recht erworben, und diejenigen, welche von diesem Recht nicht Gebrauch machen, haben eS sich selbst zuzuschreiben, wenn ihnen kein Recht oder anständige Behandlung ec. zuteil wird. Wenn es heute noch Vorgesetzte gibt, welche sich ein unwürdiges Benehmen gegenüber den Untergebenen zu Schulden kommen lassen, ist dies zwar sehr bedauerlich, und darf überhaupt nicht geduldet werden, aber Schuld «an diesem hat das Personal selbst, weil dieses nicht versteht, ihre Vorgesetzten zu erziehen. Tatsachen beweisen, baß oft Vorgesetzte mit modernen Anschauungen und Wohlwollen gegenüber dem untergeordneten Personal durch die Unverständlichkeit und Indolenz desselben entweder ihre Fürsorge für dasselbe vernachlässigen oder aber die Schwächen des Personals auSnützend, zu dem bewährten Mittel der ArbeitSüberbürdung und unangebrachter Sparerei mit dem Personal greifen. Daß das hiesige Verschubpersonal besonders letzt während des Bahnhofumbaues nicht zu beneiden ist, ist jedermann einleuchtend, um so mehr, da mit unzulänglichen Einrichtungen und Mitteln der Dienst versehen werden mutz, überdies mit nicht ausreichendem und auch nicht praktisch geschultem Personal und obendrein mit nicht hinlänglicher Ruhezeit. Dann wird daß Verschubpersonal noch zu anderen Diensten, wie zum Beispiel Nachtwächter, Wagenputzer u. s. w., herangezogen. In der Reichskonferenz der Verschieber wurden Beschlüsse gefaßt, welche als Richtschnur zu dienen haben und es wäre traurig bestellt ob im 20. Jahrhundert mit einem System, das dem Personal zum Nachteil ist, nicht gebrochen werden könnte. Das Personal selbst hat eS in der Hand und die Organisation steht schützend hinter selbes. Mit Gewalt läßt sieh unter Umständen nichts erreichen, auch das übliche Aufdrahn ist verwerflich auS dem Grunde, weil der Untergebene fachfällig wird. Wenn etwas vorkommt, was nicht in Ordnung ist, ist bei der Organisation um Abhilfe zu ersuchen. VoitSbera. (Sin ungemütlich er Statt onS che f.) Zu wiederholten Malen sind die unleidlichen Verhältnisse in den Stationen der Gra z-Küflacher und jLiSba ch-Wief er Linie gekennzeichnet worden. Trotzdem tauchen immer wiedn-Herren auf, die, wie es scheint auS lauter Langweile, »ich s besseres zu tun wissen, als ihre Bediensteten auf die uilliützigste teette 12 ,.Der Ersettbaynev." Nr. 21 Art und Weise zu schikanieren. Hierbei fehlt aus dieser Linie nur noch das Ohrseigensystem, wie es aus der Hnnpüinic schon bereits modern geworden ist. Ob der Herr Stationsches in Voitsberg auch noch zu diesem Mittel greisen wird, kann zwar heute noch nicht bestimmt gesagt werden. Die Anlage hierzu scheint er aber zu haben. An Schimpfen Jin Gegenwart des Publikums läßt er nichts zu wünschen übrig. Die Folge davon ist, daß in VoitSberg immer neue Leute, die in keiner Weise geschult sein können, vorhanden sind. Diese werden zu allen möglichen Dienstesver-eichtungen herangezogen und macht dann einer oder der andere irgend ans Unkenntnis der Vorschriften einen Fehler, dann begnügt sich der Stationschesnicht damit den Betreffenden zu verreißen, sondern er macht auch das angestellte Personal dafür verantwortlich. Es ist auch begreiflich, wenn den Arbeitern jede Lust zur Arbeit fehlt, iveil sie doch täglich über die normale Arbeitszeit am Bahnhof bleiben müssen und Arbeit verrichten, wofür sie keinen Heller an Entschädigung bekommen. |t)ie Folge davon ist, daß kein Arbeiter bleibt und das angestellte Personal, welches den Uebelständen nicht nusweichen kann, unter den schwierigsten Verhältnissen zu leiden hat. DaS sind traurige Stationsvorstände, die die vorhandenen Arbeiten nur durch rohe und brutale Be-handlungs der Bediensteten zu bewerkstelligen vermögen. Vernünftige Beamte wissen, daß ein Bediensteter oder Arbeiter, der mit Vorliebe und Lust arbeitet mehr richtet, als zwei andere. Es mag fein, daß ein gewisser Druck zur Antreiberei auch von oben kommt, aber immerhin sind den Stationsvorständen gewisse Rechte eingeräumt, von die er Gebrauch machen kann. Jedenfalls aber steht fest, daß keiner der Vorstände dazu verhalten wird, das Personal unnütz zu schikanieren und roh zu behandeln. Gewöhnlich wird daS Personal nur von solchen Beamten und Vorständen auf die gemeinste Art behandelt, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind. . Es ist wirklich eine wahre Schande für die Südbahn, daß diese so wenig Energie aufbringt um ihren Beamtenkörper endlich einmal nahezulegen, daß solche barbarische Zustände für ein solches Unternehmen geradezu gefährlich werden kann. Durch das Herumschreien mit den Stute« werden sie nicht gebessert, sondern zu Anarchisten gemacht. Auch die Beamtenschaft verschafft sich damit in der breiten Öffentlichkeit kein Renommee, vielmehr setzen i sie sich samt ihrer Unternehmung den größten Hohn und Spott aus. Wir erwarten, daß die Südbahndirektion ihren Herrn Stationschef in Voitsberg anständige Manieren beibringt, wie man Bedienstete und Arbeiter, die ihrer Pflicht in jeder Richtung Nachkommen, zu behandeln hat. Daß dies vom Grazer Betriebs-inspektoryt nicht zu erwarten ist, ist selbstverständlich. Waidhofe» a. d. Ibbs. Laut Direktionsamtsblatt Nr. 31 vom 20. Juli 1908 wurde den Weichen- und Streckenwächtern monatlich ein freier Tag gewährt, das heißt, daß die Weichenwächter eine 48stündige, die Streckenwächter eine 38ftün-dige ununterbrochene freie Zeit im Monat haben. Dieses wurde auch bis jetzt durchgesührt. Nun siel es dem neuen Herrn Bahn-erhaltungsvorstand M o l t k e ein, daß sich durch Entziehung oeS freien Tages etwas ersparen läßt und so erließ er folgendes Diensttelegranun: Diensttelegramm. 51. k. Bahn erhalt ungSsektion Waidhosen an der Ibbs, 2. Juli 1 909. A n alle B a h n m e i st e r! Infolge des herrschenden Arbeitermangels und wegen der vielen rückständigen Arbeiten auf der Strecke müssen bis auf weiteres die dienstfreien Tage für die Wächter entfallen. Urlaube können nur in dringenden Fällen gegeben werden. Hiervon ist das Wächterpersoital zu verständigen. Auch den Stationen wird mitgetetit, daß für die dienstfreien Tage der Weichenwächter keine Substituten gestellt werden können. Moltke. Wie man sieht, versteht es der Herr Sektionsvorstand sehr gut, das Sparsystei» in voller Blüte zu erhalten. Angesichts des so miserablen Dienstverhältnisses, besonders auf der Strecke (16 ©tunbett Dienst, 12 Stunden frei), und des starken, immer mehr steigenden Zugsverkehrs, getraut sich der Herr Sektions-vorstaud mit einer Verfügung zu kommen, die dieses bißchen Begünstigung vollständig über den Hausen wirst. Auf Arbeitennanael wird hingewiesen. Das mag ja richtig sem, aber sollen dasüt die Wächter büßen? Wer ist schuld ait dem Arbeitermangel, vielleicht die Wächter? Zahlen Sie die Arbeiter besser und geben Sie ihnen eine Arbeitsordnung, dann bekommen Sie Leute genug. Oder glauben Sie denn noch immer, daß ein Taglohn von Kr. 2'30 angesichts der teuren Lebensmitt?! und der unerschwinglichen Mietzinse gar so verlockend ist? Es ist wirklich nicht zu verwundern, wenn Leute, welche den Leidensweg als Oberbauarbeiter eine Zeitlang gegangen smd, wieder davonlausen, weil sie als Ochsenknechte beim Bauer oder als Taglohner mehr verdienen. ^ Day sind die Gründe, warum Sie Arbeitermangel haben und diesem Hebel wäre leicht zum abhelsen, nur etwas Menschen-ireundlichkeit un dguter Wille gehörten dazu. Wir Wächter müssen gegen die Entziehung des freien Tages protestieren und zivar in unserem eigenen und iln Interesse unserer Familie und deö Verkehrs. Sollen denn immer wir Bediensteten diejenigen sein, welche die Zeche bezahlen Müssen? Da Hilst ja kein DirektionSerlaß, ivenn ein Streckenvorstand denselben illusorisch mache» kann. Herr Oberingenieur Moltke, hier sei Ihnen folgendes gesagt: Wir Wächter wollen nicht büßen für Ihren Arbeitermangel. Lassen Sie uns das bißchen gewährten freien Tag, denn wir brauchen ihn zur Erholung und für unsere Familie. Wien (k. k. Nord bahn). Da sich die Arbeits- und Lohnverhältnifje der Wagenputzer in Wien immer mehr verschlechtern, so wurden in mehreren abgehaltene» Versammlungen die Vertrauensmänner der Wagenputzer beauftragt, ein Memorandum auSjuaruciteii und dies der Direktion behufs rascher Äbhiljr vorzulegen. Das Memorandum hat folgenden Inhalt: Memorandum. Die Wagellputzir der Station Wien, deren Akkord- und Lohtwerhältnisfe durch eine vor zirka 20 Jahren geschaffene Norm bestimmt werden, die den gegenwärtigen Lebensbedingungen durchaus nicht entspricht, bitten eine k. k. Direktion um Berücksichtigung und Durchführung nachstehender Wünsche: 1. Erhöhung der Minimaltaglöhne von Kr. 260 aus 3 Kr. und Gewährung von bezahlten Urlauben in dringende» Fälle» (Todesfall in der Familie rc.), wie dies früher üblich war. 2. Die gegenwärtig aus dem Akkordverdienst der Wagen-Putzer bezahlten Schlauchheizer (6 Mann), Wagenkuppler (3 Mann), Auf>ichtspersonen (2 Mcunch unu Schloßschmierer (1 Mann) mögen fernerhin auf eigenen Listen verrechnet werden, da die Arbeit der vorgenannten Personen nicht als Reinigung der Wagen betrachtet werden kann. 3. Erhöhung des Akkordsatzes für Postwagen. Diese Wagen wurden früher mir von außen, müssen jedoch jetzt außen und innen gereinigt werden, ohne daß die hierbei nötige Mehrarbeit entschädigt wird. ' 4. Gleichstellung des Akkordsatzes der zweiachsigen Klassen-wagen neuerer Type mit den dreiachsigen Wagen, da die Arbeitsleistung der Heiden Typen die gleiche ist. 5. Bis zur endgültigen Neuregelung der Dienstzeit möge der heute bestehende 12- und 24stündige Dienst vorläufig in einen 24slüi>ditzen geändert werden, da auch während der Nachtstunden die Reinigung vorschriftsmäßig durchgeführt werden muß, jedoch zu dieser Arbeitsleistung nur eilt Drittel bps Personals zur Sei* füguitg steht und durch den 24stündigen Dienst die Arbeitsteilung gleichmäßiger durch geführt werden könnte. 6. Bei Durchführung der angeführten Wunsche mögen die Vertrauensmänner der Wagenputzer beigezogen werden. Die Wagenputzer der Station Wien. Tanuivald. Aus T a n n w a l d wird uns geschrieben: In der Station M o r ch e n st e r n sind unter dem gegenwärtigen Stationsvorstand Herrn Petrzilka Verhältnisse eingerissen, die jeder Beschreibung spotten. Als vor nicht langer Zeit das Personale wegen zwei freier Tage beim Herrn Inspektor intervenierte, ward dies Herrn Petrzilka höchst ltnangcneljm und zwei Tage daraus äußerte er sich wie folgt: „dafür werde ich schon Sorge tragen, das; das Personal das nicht erreicht, um was es angesucht hat." Weiters bildet sich Herr Petrzilka ein, daß die Bediensteten seinem nationalen Eigendünkel huldigen müssen, ja ergeht damit so weit, daß er diejenigen, die sein nationales Empfinden nicht teilen wollen, zu protokollarischen Einvernahmen und eventuellen Strafen bringt. Eine, wahrscheinlich auch nationale Einrichtung ist die Heranziehung der Arbeiter in den Zwischenpausen zu den verschiedenen privaten Hausarbeiten. Unter dem persönlichen Kommando des Herrn oder der Frau Vorstand muß der Bedienstete die Hühner füttern, Küche und Hausflur reinigen, Wäsche gießen u. s. w. Die Leute in Morchenstern sagen allgemein: So eine Vorstandsfamilie hat es sehr gut: da stellt die Bahnverwaltnng gleich das Kindermädchen, den Hausknecht, Gärtner und Aufräumen» in Form eines ober mehrerer Arbeiter bei." Erlaubt sich ein Arbeiter gegen die Verrichtung gewisser häuslicher diskreter Arbeiten nur die geringste Einwendung, so hat er bei dem Herrn mit samt der Frau Vorstand ausgepfissen. Für heute genug. Sollte diese Ermahnung dem Herrn Vorstand zu keiner Besserung in der Behandlung führen, dann kommt nächstens bedeutend mehr. Trantcnan. Das Lokomotivpersonal des Heizhauses in Trautcnau erlaubt sich auf diesem Wege an die löbliche Direktion die höfliche Anfrage zu stellen, ob die Station Altpaka (S. N. D. V. B.) mit einem Turnus für das Heizhauspersonal beteilt ist, und wenn ja, warum derselbe nicht respektiert wird. So wird unter anderem verlangt, daß das mit dem Zug Nr. 567 in Altpaka ankommeiide Personal, trotzdem dasselbe eine mehr als zwölfstündige Dienstleistung hinter sich hat, in ganz überflüssiger Weise zum Verschilfe herangezogen wird. Als nun am 19. Mai l. I. nach Ankunst des Zuges Nr. 567 in Altpaka der Lokomotivführer genannten Zuges, mit Hinweis auf feine vollbrachte Dienstleistung gegen die ganz überflüssige Verschiebung protestierte, und die Einhaltung des genehmigten Tnrntisses verlangte, war dies Anlaß genug, daß der diensthabende Beamte, ganz in einem Maierhoftone schrie: „Von einem Schlossergesellen werde ich mir keine Vorschriften machen lassen, ihr Turnus geht mich einen Dr.. k an". Wir wissen zwar nicht, auf welchem Bauernhof er sich diese Ausdrücke ungeeignet hat, aber immerhin hat er bewiesen, daß er dem „Schlossergesellen" an Bildung nicht voraus ist. Hoffentlich wird die löbliche Direktion den Standpunkt dieses Beamten nicht teilen, und ihm über den Verkehr mit Untergebenen belehren. Nicht genug an dem, der Lokomotivführer wurde, weil er — natürlich ganz fälschlich — gegen den Artikel 8, Punkt 8 der Instruktion XXI handelte „mit Rücksicht" auf feine gute ffonduite mit einem Gehaltabzug von 4 Kronen Bestraft. Artikel 8 der Instruktion XXI lautet: Verpflichtungen zur Dienstleistung nach Anordnung der Vorgesetzten. Punkt 8. Abgesehen von dieser Bestimmung muß aber das Lokomotivpersonal feinen Berus auch mit erhöhter Anstrengung erfüllen, wenn die Regelmäßigkeit des Zugsverkehrs gestört worden ist, oder sonstige Umstände es erheischen. In solchen Fällen sind Lokomotivführer und Heizer verpflichtet, zu jeder Zeit ohne Verzug auf ihren Posten zu erscheinen, wenn ihre dienstliche Mitwirkung von ihren Vorgesetzten in Anspruch genommen wird. Also, wenn der Zugsverkehr gestört ist, haben Lokomotiv-sührer und Heizer ohne Verzug aus ihre» Posten zu erscheinen u. s. w. Dieser Fall, und auch alle ändern Fülle, haben jedoch mit dem oben zitierten Punkt der Instruktion XXI gar nichts zu tun, den genannten Tag und an allen vvrhergegangeneu Tagen war der Zugsverkehr nicht im geringsten gestört, infolgedessen die Anordnung bezüglich Durchführung nur einer schlechten Laune entspringen konnte und eine ganz überflüssige Schikane ooit feiten des diensthabenden Beamten bedeutet. Da aber solche Fälle, wie oben erwähnt, sich schon des öfteren wiederholten, und das beteiligte Personal nicht gesonnen ist, sich aus diese ganz willkürliche Art und Weise ihre wohlverdiente Ruhezeit beschneiden zu lassen, ersucht das betroffene Personal, die löbliche Direktion möge im Interesse des Dienstes und des gedeihlichen Zusammenwirkens, eine strenge, ober gerechte Untersuchung dieses Falles anordnen. Bruck a. d. Mur. (Zustände im Heizhaus.) In diesem Heizhaus haben sich für die Dauer unhaltbare Zustände eingenistet und das Personal wird in unerhörter Weise ausgebeutet. Hier einiges zur Illustration: Zum Putzen der Lokomotivkessel werden in allen Heizhäusern auch auf der Südbahn eigene Kesselputzer bestellt. Nur in Bruck a. d. Mur nicht. Hier soll der wohl schon auf der Lokomotive genug in Anspruch genommene Heizer noch in seiner freien Zeit auch die Lokomotivkessel reinigen. Käme einer ober der andere diesem Verlangen nicht nach, so hat er seitens des sehr gestrengen, aber leider nicht gerade gerechten Heizhauschefs Ehega die empfindlichsten Bestrafungen und Abzug vom Fahrdienst zu gewärtigen. Auf diese billige Art will man im Heizhaus Bruck a. d. Mur auf Kosten 6er so gering bemessenen Ruhezeit der Heizer die Reinigung der Lokomotiven bewerkstelligen. Man könnte glauben, daß man diese in keiner Vorschrift begründete Leistung an Mehrarbeit durch anderweitiges Entgegenkommen auszugleichen wenigstens versucht. Aber nein. Die Heizer werden höchstwahrscheinlich zum Zeichen der Anerkennung ihrer ganz besonderen Qualifikation zur Ausbeutung noch um etwas mehr schikaniert, als das sonst bei Arbeitern der Fall ist. So wird bei Aussall eines Zuges hiervon wohl der zuständige Lokomotivführer, nicht aber der Heizer verständigt. Der letztere hat jedenfalls an Ueberfluß von freier Zeit zu leiden, und da schadet ihm nicht, wenn er eventuell auch bei Nacht, Sturm und Regen auf die Station hatscht, um zu erfahren, daß sein Zug nicht verkehrt, er also Punkt 7 Uhr früh im Heizhaus zur Arbeit zu erscheinen hat. Den Dienst selbst aus der Lokomotive hat man den armen Teufeln durch Neueinführung, der C-Kohle nach Mürzzuschlag erschwert, die aber nicht, wie dies im Heizhaus Graz der Fall ist, non den Kohlenarbeitern zerkleinert nnd aus dem Tender ausgeschlichtet wird, lediglich um die Vermehrung von Kohlenarbeitern zu ersparen. Ja, eigentlich hätte man die Kohlenarbeiterpartien ohne weiteres entsprechend vermehrt, aber der Lohn müßte aus dem Akkord der Kohlenarbeiter gedeckt werden, das heißt mit anderen Worten, daß die Kohlenarbeiter die Verstärkung ihrer Partien mit eigenem Geld bezahlen hätten müssen. Als sic ein derartiges Ansinnen entsprechend zuriickgewiescn haben, blieb für den Heizer wieder nichts anderes übrig, als m den saueren Apfel zu beißen und während der Fahrt diese Arbeit zu verrichten. Dabei wird selbstredend der Lokomotivführer feinem Schicksal überlassen, der wieder die Heizerarbeit machen, aber auf die Strecke vergessen muß. Wie es da mit der Sicherheit bestellt ist. kann sich wohl jedermann denken. Aber das macht nichts. Irgendwelche daraus resultierende Versehen und Anstände können ja bestraft werden, und man hat dabei gespart an Geld und bekommt hierzu noch bares Geld an Strafen. Für all diese und andere Mißstände, die wir nächstens einmal besprechen werden, hat Herr Heizhauschef kein Verständnis, hört auch noch so begründete Beschwerden gar nicht an. Wir hätten durchaus nichts einzuwenden, wäre Herr Chega streng, sehr streng, vielleicht zu streng, aber er sollte auch gerecht fein, strenge Zucht und Ordnung halten. Aber er hat immer ein williges und geneigtes Ohr für alle Zuträger und deren Zuträgereien, nie aber für berechtigte Beschwerden. Die Zuträgerei nimmt übrigens schon erschreckende Dimensionen an, baß schon jedem anständigen Menschen unter diesen Individuen zu leben eine Qual wird. Jede noch so harmlose Aeußerung wird an den richtigen Ort mit notwendiger Verdrehung gebracht. Wie demoralisierend dies auf das ganze Personal wirkt, begreift jedermann, nur Herr Chega nicht. „Der größte Schuft im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant." Dieses Wort ist wahr, paßt ans nur zu viele Individuen im Brücker Heizhaus, es muß aber doch einmal anders werden. Es wird dies eine schwere, aber notwendige Ausklärungsarbeit sein. Leoben. Seit dem Unglück in der Station Feldkirchen scheint im Villacher Direktionsbezirk eine Aufregung sondergleichen zu herrschen. Die Aufregung in manchen Stationen ist so groß, daß die Güterzüge überhaupt nicht mehr verschieben dürsten, sondern die abzustellenden und beizugebenden Wagen sollten förmlich aus den Händen aus ihren Platz getragen werden. Die Schuld am Feldkirchner Karambol bemüht man sich durchaus dem Zugspersonal zuzuschieben und weicht der wirklichen Ursache konstant aus. Einen großen Teil der Schuld trägt wohl die Verwaltung selbst, die wegen jeder Anhaltung eines Personen- oder Schnellzuges vor der Scheibe, weil in der Station ein Güterzug manipuliert, mit Mangelsnoten und unter der heutigen Wagner-wirtschast mit empfindlichen Strafen antwortet. Kein Wunder, daß unter solchen Umständen jedes diensttuende Organ aus purer Angst vor Strafen die Einfahrten nur oft zu kurz einleitet und es muß einem Eingeweihten wunder», daß eigentlich nicht noch mehr Unglück geschieht. Auch der Kontrollor II trägt viel zur kopsloseren Aufregung der Bediensteten bei. Jeden Schmarren zeigt er an und befürwortet auch gleich für die Außerachtlassung ganz bedeutungsloser Meldungen 2 Kr., ja sogar, wie manche behaupten, 10 Kr. Strafe. Die Bediensteten sehen demnach in diesen Herren nichts anbered als einen Polizeimann, der trachtet, recht viel und empfindliche Strafen zu erwirken. Daß man auf das Personal zumindest bei ganz kleinem Vergehen viel besser mit Belehrungen cinimrkcn kann, ist natürlich für einen solchen Polizeigeist nicht einleuchtend, Erst kürzlich wurde eilt Zugsbegleiter wegen Unterlassung einer Meldung, welche er selber krankheitshalber auszuführen nicht imstande war, mit 5 Kr. gestraft, vorher um schuldigerweiser mit 10 Kr. wegen Nichteinhaltens eines Befehls. Das find gewiß Strafen in einem Ausmaße, das geeignet ist, auch auf das Zugsbegleituugsperfonal kopfscheu zu wirken, und ivenn diese Strafe dazu noch ohne richtigen Grund verhängt werden — denn viel untersucht wird da nicht — so wirkt dies umso schlimmer. „ „ , Die wirkliche Sicherheit des Verkehrs ist bei der k. k. Staatsbahndirektion Villach eben Nebensache, dafür Strafen und Sparen Hauptsache. Wie wird es nun mit der Sicherheit bei Gütereilzügen und Güterzügen, welche keine Manipulanten zugewiesen haben, ausseheit, wenn der Zugsführer gleich kiloweise Verrechnungen in Behandlung zu nehmen hat. Von den vier Kondukteuren bei einem solche» Zuge, wenn es auch das letzte Zirkular erlaubt, einen zu Manipulantenarbeit zu verwenden, ist doch ein unsinniges Verlangen, das zeigt, daß die Herren vom Falle Feldkirchen nicht viel gelernt haben. Natürlich, wenn der Zugssuhrer infolge Beschäftigung mit den Manipulationspapieren ein Einfahrtssignal übersieht und wirklich ein Malheur geschieht, so kann man ja die Schuld immer noch aus diesen wälzen. Opfer zu finden war für unsere Bahnverwaltnngen nie schwer, aber die in der Steigerung des Verkehrs bedingte Verbesserungen zu schassen, verstand sie nie. Es wird erst ein größeres Unglück lehren müssen, daß die Zugsführer von allen Nebenarbeiten abzuhalten sind und sie nur für die Sicherheit ihres Zuges Sorge zu tragen haben. Zu diesem Zweck ist aber die Einsührung der Manipulanten notwendig, tvaS wieder Geld kostet, ergo wird es hinaus-geschoben, so lange es eben geht. . , ... Gmünd. (Eine öcutfchnationale Gemeinheit.) Wie alljährlich veranstalteten auch im heurigen Jahre die Sozialdemokraten ein großes Volksfest, welches trotz der heftigsten Gegenagitation der Christlich-Deutschnationalen massenhaft besucht war und in der schönsten Weise verlies. DaS Stcgenwetter, welches Tage vorher in ausgiebiger Weise sich eingestellt hatte, mußte den heiteren Strahlen der Sonne an diesem Tage weichen und lud mit freundlichen Blicken die Genossen und Gäste zum Besuche des Festes ein. Der Aerger über den imposanten Zug bei diesem Volksfest und das disziplinvolle Verhalten unserer Genossen, welches diesem Massenzug einen würdigen Eindruck verlieh, artete bei den deutschnationalen Geßmannbrüdern in Gemeinheit aus. Daß dieser maßlose Hatz selbst vor Menschenopfern keinen Halt gebot, um ihren gewohnten nationalen Gelüsten freien Lauf zu lassen, beweist nachstehender Vorfall, bei welchem es nur der Geistesgegenwart mehrerer Genossen zu danken war, daß ein großes Unglück verhütet wurde. Ms sich die Festgäste (meistens Eisenbahner) am Abend in einem mächtigen, jedoch geschlossenen Zuge durch Böhmzeil nach Wielands am Heimweg befanden, sprengte plötzlich vom Lokal der deutschnationalen Eisenbahner ein mit zwei feurigen Rössern unbeleuchteter Wagen mitten in die Menge, in welcher sich auch eine große Anzahl Kinder befanden. Je näher die völlig angesessenen Heilbrüder dem Zuge kamen, desto mehr brüllten dieselben und spornten zu einem schnelleren Tempo an. Schon schien ein Unglück unvermeidlich, als es einigen beherzten Genossen noch gelang, die Kinder rasch zur Seite zu drängen und der schnellen Fahrt Einhalt zu gebieten. „ . . Während dieser Szenen „heilten* absichtlich tn provokatorischer Weise die Insassen des Wagens, unter denen sich auch der Staatsanwalt von Gmünd, Herr Wenzel Schälls, befand, weiter und rasten in der Dunkelheit der Stadt zu. Dieses Benehmen hat neuerdings bewiesen, welche Gemeinheit jene die Kultur fördernde christlichsozial-deutschnational-Partei besitzt, welche vor einer Barbarei selbst an Kindern nicht zurückschreckten. Es ist nur dem außerordentlichen Taktgefühl der Sozialdemokraten zuzuschreiben, daß diesen frechen Herren die nötige Züchtigung nicht sofort zuteil wurde, wie es ihnen gebührt hätte. Für die Folge wird jedoch die Rechnung für solche Herren, wenn es auch Staatsbahnbeamte sind, sehr kurz sein. Diese Rohlinge waren Besucher des Trutzkonzertes der deutschen (!) Eisenbahner, und es mag wohl einem Staatsbetrieb keine besondere Ehre machen, wenn sich unter der Flagge dieser Barbaren nebst unter Kuratel! stehenden Säufern und Analphabeten auch Dberingetticure und Beamte der k. k. Staatsbahnen befinden, welche sich auch anmaßen, in später Nacht, nach ihrem Saufgelage Mädchen und Frauen auf offener Straße zu besiegeln. Und solche Gesellschaften wollen sich kulturell hochstehend neimeit, bei denen Anstand und Bildung eine verlorene Tugend ist. Mit dieser Kampfcsart wird das Deutschtum unter der Führerschaft der Herren M i ck) ä 1 c k, H o s s tn a n n (I) und Wenzel Sä 18 bald im Sumpfe erstickt sein. Heil! Mürzzuschlag. (Achtung, Eisenbahner von Mürzzuschlag und Umgebung!) Der Bäckermeister Ludwig Fritsch ist gegenüber seinen Arbeitern vertragsbrüchig geworden und hat die Vertrauensmänner der Organisation beschimpft und ansder Wohnung geworfen. Die organisierte Arbeiterschaft von Mürzzuschlag hat daher ln einer jüngst abgehaltenen PröteftvdrsaMnIung den Beschluß gefaßt, aus dieser Bäckerei so lange kein Gebäck zu kastfen, bis dieser Streitfall beigelegt wird. Es ergeht daher an die Genossen die Aufforderung, kein Gebäck aus der Bäckerei Fritsch zu kaufen, so auch in den Gasthäusern, wo Brot oder Semmel von dort zum Verkauf aufliegen, nicht zu verkehren. Wir appellieren an das moralische Pflichtgefühl der organisierten Eisenbahner, diesen Beschluß strenge zu beachten. Die Vertrauensmänne v {der organisierten Eisenbahner. Greifcnbnrg. (Machinationen hinter de n Kulissen.) In Greisenburg war bis vor kurzem Herr Stationsvorstand Kos!er stationiert, dein ein junges Bürschchen namens v. Fritz als Beamtenaspirant zugeteilt war. Dieser v. Fritz muß aber einen tüchtigen Onkel draußen bei der Südbahndirektion haben, der ihm über alles hinweghilft. Dieses kaum den Federn entschlüpfte Bürschchen hatte noch keine Verkehrsprüfung abgelegt, durste aber schon selbständig Berkehrsdienst machen. Wie er den Dienst versah, wollen wir an einigen Beispielen zeigen. Wenn Parteien ihr eingelangtes Gut abholen kamen, wußte der Mensch nicht, soll er der Partei den Frachtbrief oder das Aviso belassen. Bei frankierten Sendungen hatte er das Rezepisse ausgefolgt, ohne Geld einzuheben. Bei Zugskreuzungen kam er aus der Kanzlei gesprungen und ordnete dem Wächter an, den Kreuzungszug aus ein besetztes Gleis ein-fahren zu lassen; die Wächter mußten stets auf der Hut sein, damit nicht Unfälle herbeigesührt wurden. Und so verstand dieser Mensch von der lieben Eisenbahn gar nichts, hatte sehr wenig Interesse daran. Er legte sich des Nachts einfach nieder und beauftragte den Wächter: „Sie, ich lege mich jetzt nieder, wecken Sie mich zur rechten Zeit auf." Er äußerte sich selbst: „Sie (die Direktion) können mir nichts machen, ich darf selbständig keinen Dienst machen, weil ich keine Prüfung habe." Für all bas können wir Zeugen namhaft machen, und doch machte der Mensch selbständig den Verkehrsdienst. Wir fragen die Generalinspektion: „Ob denn die armen Bediensteten der Südbahn wirklich ihre Knochen riskieren müssen, damit so ein Bürschchen seine Existenz findet. Müssen wirklich Reisende so unverläßlichen Leuten auf Leben und Tod ausgeliefert werden, damit so ein Protektionskind irgendwo untergebracht werden kann?" , Wir hätten uns nicht gerührt, wenn dieses unwissende Protektionskmd nicht Taten vollbracht hätte, die selbst ein dummer Junge nicht tut. So erlaubte sich dieser Mensch eine Anzeige über den humanen und menschenfreundlichen StationSches zu erstatten, daß im Frachtenmagazin Pulver und Dynamit ausbewahrt werden, was gesetzlich unstatthaft ist und was auch nie Borge kommen ist, da sämtliche Bediensteten der Station sich auf einen diesbezüglichen Fall nie erinnern können, was zur Folge hatte, daß der menschenfreundliche Herr StationSches versetzt wurde und der Aspirant dort belassen, aber vom Verkehrsdienst abgezogen wurde. Das Protokoll über diesen Fall, welches der Herr Stationschef verlangte und auch ausgenommen wurde, wurde von seiten des Jnspektorats in den Papierkorb ■geworfen. Es sind Gerüchte im Umlauf, daß das Bürschchen einen guten Bekannten im Personalbureau der Südbahn hat und diesem einen Brief geschrieben hat, daß er hier Blut schwitzen muß, während der Herr .Stationschef mit seiner Frau spazieren geht. Es war auch der Kontrollor Poll and nach Greifenburg dirigiert, die Station zu kontrollieren, fand aber nichts vor bei der Revision. Das Personal der Station Greifenburg wie die Zugsbegleiter der Station Lienz rufen dem Herrn Stationschef ffoflcr, der wegen der Intrigen des Herrn Fritz nach Marburg versetzt wurde, ein vom Herzen kommendes „Lebewohl" nach, und wir werden diese Intrigen, das versichern wir Ihnen, Herr Vorstand, immer bekämpfen, mögen noch so hohe S o u k u p s, Pittcr e tutti quanti daran partizipieren. Graz. (Aus dem Lager der christlich sozialen Aerk ehrsbündler.) Am I. Juli d. I. erschien bei einem unserer Vertrauensmänner ein Mitglied des christlichsozialen „Verkehrsbundes" und bat, mau möge sein Mitgliedsbuch an die Leitung des Verkehrsbundes nach Wien einsenden. Auf Befragen, aus welchem Grund er dies wünsche, erzählte derselbe, daß er seit 1. September 1904 ununterbrochen Mitglied des Verkehrsbundes war, seine Mitgliedsbeiträge und die Beiträge für die Sterbeabfertigungen stets pflichtgemäß bezahlt hat und jetzt, als er das Unglück hatte, krank zu werden und 9 7 Tage das Bett zu hüten gezwungen war und um eine Unterstützung bat, fei er nahezu hinausgeworfen worden und deshalb trete er aus dem Verkehrsbund aus, er habe es satt, sich noch länger zum Narren halten zu lassen. Der Mann erzählte weiter, daß er durch die lange andauernde Krankheit in eine sehr mißliche Lage gekommen sei und sich deshalb an eine Vertrauenspersvn des Verkehrsbundes gewendet habe, man möge ihm eine Unterstützung zukommen lassen. Dieser schickte ihn zum Herrn Kassier W e i n g r u b e r. welcher an ihn die Frage stellte, ob er eine Unterstützung beanspruche. Als er diese Frage mit „ja" unter Berufung auf den § 7, Punkt b, der Statuten beantwortete, schrie er ihn an: „Schauen Sie, daß Sie hinauskommen, gehen Sie zum Hern« R e u h e r z nach Eggenberg." Den Weg nach Eggenberg unterließ das Mitglied jedoch, weil es sich einen zweiten moralischen Hinauswurf nicht mehr holen wollte. In einer späteren Zeit darauf fand eine Versammlung der Verkehrsbündler statt, und das in Rede stehende Mitglied besuchte auch diese noch im festen Glauben, daß vielleicht in der Versammlung eine Unterstützung für ihn beantragt und beschlossen werden könnte. Auch da war nichts zu holen. Es wurde wohl tüchtig loSgeschimpst über die Sozi, daß sie sich ihre Säcke mit den Arbeiterkreuzer!« füllen u. s. «o. Ihr Mitglied jedoch wurde aus ein besseres Jenseits vertröstet, aber von einer Unterstützung geben war keine Rede. Schließlich mußten die Versammlungsteilnehmer von ihrem eigenen Mitglied hören, dast die Sozi doch mehr Menschlichkeits-gejüljl in sich verbergen als die guten Ehristen beim Verkehrs-lmnd, weil die Mitglieder der sozialdemokratischen Eisenbahner-Organisation seines Wissens schon nach vier- bis fünfwöchiger Krankheitsdauer Unterstützungen im Betrage von 15 bis 20 Kr , in dringenden Fällen auch das Doppelte, erhalten haben. Der Mann war 58 Monat Mitglied des Verkehrsbundes, hat Kr. 40 60 au Mitgliedsbeiträgen und Kr. 31°25 für die Sterbeabsertigung, also zusammen einen Betrag von Kr. 71'85 beigetragen, das ergibt per Monat um 2 H. mehr, als beim Allgemeinen Rechtsschutz- und Gelverkschaftsverein bezahlt wirb. Sü schaut's also mit der Unterstützungsmethode bei der christlich-sozialen Organisation aus. Ein moralischer Hinauswmf der Petenten und die Geschichte ist abgetan. Nun, Herr Verschubmefftcr Brunnegger inWieS,was sagen Sie dazu? Werden Sie mit diesem Artikel nicht auch hausieren gehen? ' K. St. Pölten. Ein Glückspilz, der sich der besonderen Gunst einiger Vorgesetzten zu erringen weiß, ist der hiesige Portier Jäger. lFreilich ist die Bevorzugung Jägers nur dessen hündischer Ergebenheit zuzuschreibei«. Ueberdies ist er ein Genie im Denunzieren. Bei Herrn Inspektor Weidner ist er bereits unentbehrlich geworden, da er die Rolle des Kindermädchen spielt, indem er den Sohn des Inspektors spazieren führt und Zuckerln kauft. Von der Frau Inspektors» übernimmt er galant die Reiseutensilien und schleppt alles in die Wohnung. Dabei ist dieser vielseitig Verwendbare jederzeit in der Lage, über alles, was in der Station vorkommt, sei es beim Verschob oder wo immer, ja sogar über die diensthabenden Beamten nach seiner Art zu berichten. Dafür steht er bei Herrn Inspektor Weidner utld Ober-offiziell Herrn Stipek hoch in Gunst und wurde, trotzdem er ein noch junger und kräftiger Mann ist, zum Portier und als Aussichtsorgan über die Waaenputzer bestimmt. In anderen Stationen finden wir ältere, verdienstvolle Bedienstete oder solche, die einen Unfall erlitten haben, als Portier angestellt; hier sind die alten Kondukteure Türsteher, ein junger, gesunder Mann ist Portier. Diese allzu dicke Freundschaft der beiden .Herren Vorgesetzten soll einen besonderen Grund haben und wird über diesen intimen Verkehr bereits vielfach gemunkelt. Uns geht die Sache vorderhand weiter nichts an, doch warnen wir den Portier Jäger, seine verwerfliche Rolle als Angeber und Denunziant weiterzuspielen, sonst könnten wir dieser Herrlichkeit ein schnelles Ende bereiten. Olmiitz. Die höhere Technik der k. k. StaatSbahndirektivn hier hat sich «Dieder einmal im ganzen Lichte gezeigt. War da der Zirkus Sarasaui sieben Tage lang und ging von da nach Troppau. Und zwar sollte er über Jägerndorf, also auf der ehemaligen Mährisch-Schlesischen Zentralbahn, befördert werden. Es wurden frische Fahrordnungen ausgearbeitet, die Strecke darüber in Kenntnis gesetzt, Maschinen sowie Personal wurden von Jägerndorf nach Olmiitz requiriert, einige höhere Beamten von der hohen Direktion erschienen am Platze, um als Begleiter zu fungieren. Nun «var die ^Abfahrt da, da sagte einer vom Personal: „Ja wie werden roir mi t den 2B ä g e n in Lobnig unter der Brücke d u r ch k o n« m e n?" Jetzt war alles baff. Die Herren Begleiter rannten herum, als wären die Sarasani-Löwen herausgelassen worden. In größter Not wandte man sich an den Herrn Verkchrsches Inspektor Lateiner, damit er Rat schaffe. Nach Mitternacht weckte man ihn ans und teilte ihm die neueste Blamage und Hilflosigkeit mit. Jetzt was tun ? Da ging's im Galopp aus der Stadt aiis den Bahnhof hinaus und wurde wieder der Vorstand der Nordbahnstation geweckt und Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die zwei Zirkuszügc über die Nordbahn, da§ heißt über Prerau, Schönbrunn nach Troppau zu bringen. Und eS ging. Leider versäumte Särasani die Vorstellung in Troppau an dem Tage, ivosür er der hochlöblichen Direktion eine schön geschriebene Rechnung auf 30.000 Kr. präsentierte. Nun fragen wir, was geschieht mit einem armen Teufel, der nur irgendeine Lappalie begeht? Was bekommt derjenige Kondukteur dafür, der die Herren aus die Brücke aufmerksam machte? Er hat ja doch auch die Wahrheit gesagt! Uns ist da ein Fall von Jägerndorf bekannt, wo ein Zugsführer einem Kontrollor nur die Wahrheit sagte, einen Beamten wegen falscher Zugsexpedition in den Stundenpaß eintrug und dafür vom ZugSsührer am Stock zum Güterzug degradiert «vurde. Gar mancher Aushilfsbremser sagte schon: „M au weiß nicht, dient man bei einer k. k. Staatsbahndirektion oder in einem Narrenhaus." ?iigcrndorf. (Wieder ein verurteilter Per-c r.) Bereits in jeder Nummer unseres Blattes finden wir ein oder mehrere Berichte, wo christlichsoziaie oder deutschnationale Gegner von den Gerichten als Verleumder bestraft werden. Nach den« in unserer Redaktion eingelaufenen Material und nach den richterlichen Urteilen zu schließen, muß sich schon ein entsprechend höher Prozentsatz gerichtlich gebrondmarkter Ehrenmänner in den Reihen der gegnerischen Organisationen befinden. Und da nun sowohl beim „Neichsbund deutscher Eisenbahner" als auch beim chrisllichsozialen „Verkehrsbund" sehr viel auf den Titel gehalten tvird, so könnte doch manchen „ehrenhaften, treudeutfchen Kameraden" oder „st r c n g christlichen Gesinnungsgenosse n" das Prädikat, „gerichtlich G e b r a n d m a r 11 e r" taxfrei beigesetzt werden. Oder sollen nur die Parteigrößen von« Schlage der Bergan! oder Wolf daraus ein Anrecht haben? Dies würde nur eine Zurücksetzung der deutschchristlichen Arbeiterbewegung bestätigen. Als neuestes Glied zu den Reihen dieser Ehrenmänner ist der Oberverschieber Alois Schäfer in Jägerndorf zuzurechnen, der in einer am 7. Juli l. I. stattgestmdenen Gerichtsverhandlung verurteilt «vurde. Dieses schwarze Brüderchen hat cs nur der Nachgiebigkeit des Klägers zu danken, daß er für diesmal mit eine de- und wehmütigen Ehrenerklärung samt Bezahlung der Kosten davon» kam. Für die Herren Denunzianten und Verleumder soll dies als Warnung dienen. In Zukunst werden wir jedoch die gesetzliche Strafe fordern, da diesen Herren das Handwerk gelegt «verden muß. Den Kollegen in Jägerndorf raten wir, den Umgang mit solchen bekannten Individuen zu meiden, da man Gefahr laust, als Freund oder Parteigenosse eines Verleumders zu gelten, «vas natürlich anständigen Mensche» höchst unangenehm wäre. Wie««. (Au die Direktion der O est er reicht» scheu Nordwestbahn in Wien.) Durch eine öffentliche Schmähung seitens des Saaldieners L a n e k in Wien wurde das gesamte Zugbegleitungspersonal der De. N. W. B. beleidigt. Nachdem S a n e f wegen dieser Aeußcrung im dienstlichen Weg nicht zur VeranNvortung gezogen wurde und sieh das Personal derartige schwere Anschuldigungen durchaus nicht ungestraft bieten lassen kann, so verlangen die Zugsbegleiter der Oe. N. W. B., daß hier die Direktion gegen den Saaldiener S a >« e k einschreite und denselben zur Verantwortung zwingen möge. Leoben. Den Mitgliedern aus dem Zugsbegleiterstand diene zur Kenntnis, daß nachstehende Genossen als Vertrauensmänner in die TurnuSangelegenbeite» gewählt wurden: P e r s o n e n z u g: die Genossen P f a s ch b a cf) c r und Fritz; Manipulant: Genosse Linöez; Güterzug: Genossen Karl Sternath und Hörndl. Ferner werden die gesamten Mitglieder aufmerksam gemacht, daß Genosse L i e r s ch a s t d i e K a s s i e r st e l l e über-«tommcn hat, und Genosse Hörndl mit einen Block beteilt wurde. Obertraun. Von dort tvird uns geschrieben, daß die Bahnerhaltungssektivn Aussee eine Arbeiterfrau als Substituten für den Wächte rdienst verwendet. Aus Posten 32, wo sonst ein Ablösewächter den Dienst versah, paradiert nun in der Sommersaison eine Frau. Dabei wird diese Frau als GraSputzerin in der Station Steg mit einem Taglohn von Kr. IVO verrechnet. Durch diesen Vorgang «vill die Bahnerhaltungssektion wahrscheinlich beweisen, daß man auch in Aussee zu sparen versteht, denn die Frau kom»«t doch um 60 bis 7 0 tz. täglich billiger >v i e ein Ablösemächte r. Da uns ein derartig gleicher Fall aus den Linien der k. k. Staatsbahnen bis jetzt unbekannt ist und die Oberbau-arbeite«: recht gerne diesen Dienst versehen würden, so ersuchen wir eine k. k. Staatsbahndirektion dieser Verwendung von Frauen als Bahnwächter ein besonderes Augenmerk zu widmen. Wir bezweifeln, daß die als Bahnwächter fungierende GraSputzerin etwas von dem Aussichtsdienst des Bahnwächters, geschweige von den Signalvorschristen versteht. Klaus. (K. k. StaatSbah n.) Hier treibt sich ein Individuum namens Bichl er herum, dessen Umgangssormen gegenüber seinen Untergebenen durchaus nicht im Interesse einer k. k. StaatSbayndirektion gelegen sind. B i ch l e r, seines Zeichens Bahnrichter, brachte es zuivege, daß infolge seiner Anslegclcicn so mancher tüchtige Arbeiter den Bahndienst verließ, um diesem Menschen, aus dem Wege zu gehen. Daß ein solcher Personalwechsel bei dem hierortigen Mangel an Arbeitskräften nicht zun« Vorteil der Bahnverwaltung sein kann, ist augenscheinlich, und kann nur damit entschuldigt werden, daß eine k. k. Staats-bahndirektion über das Tun und Lassen ihrer niederen Aussichtsorgane in keiner Weise informiert sein kann. Wie alle Leute, die von ihren Pflichten keinen blauen Dunst haben, meist mit grobem Benehmen ihren Untergebenen gegenüber ihre Ueberlegenheit zeigen wollen, so auch bei Sichle r. Schimpfwörter sind ihm am geläufigsten, zudem hat sich dieser Gernegroß ein Protektions wesen zurecht gelegt, wie man eines suchen muß. Jedenfalls könnte er selbst so manches über Protektion erzählen; hat er doch einen hübschen Bauernhof mit mehreren Kühen und es ist nicht ausgeschlossen, daß ihm sein Besitz zu feiner heutigen Stellung verholfen hat. Auch über den Vorarbeiter E i ch h o r u wäre so manches zu berichten, doch davon ein andermal. Für heute wollen «vir nur einer k. k. Staatsbahndirektion nahelegen, hier Ordnung zu schaffen, Beschwerden bei dem Bahnmeister oder Bahnerhaltungsvorstand sind ersolgslos und erzielen nur eine erhöhte Sekkatur des Beschwerdeführers. Rasche Abhilfe tut hier not, widrigenfalls «vir selbst einen passenden Stiel zu dieser Hacke suchen müßten. Bodcnbach. (W e r k st ä t t e der k. k. S t a a t s b a h it.) In der letzten Zeit gelangte von seiten der k. k. Staatsbähn-direktion in Prag ein Erlaß Z. 46.596 herab, welcher inhaltlich das Verbot trägt, daß die Angehörigen der Werkstättenarbeiter auf keinen Fall den Rayon der Werkstätte betreten dürfen. Dieses mag jener Herr, welcher den Erlaß zusammenstellte, sehr leicht gemacht haben, aber wie dieses durchgeführt werden soll, kümmert den Herrn, die Direktion und auch Sie Werkstättenleituna nichts. Gleichzeitig ist auch enthalten, daß jene Arbeiter, welche Mittagessen geschickt bekommen oder sich dasselbe von zu Hause mitbringen, zum Einnehmen desselben das Schulzimmer im Heizhaus, „so weit Raum ist, benützen könnet«"; _ also, fo weit als Staun« vorhanden ist. Betrachten «vir nun einmal dieses Schulzimmer l Dasselbe ist 9 Meter lang und kaum 4 Meter breit, direkt an das Heizhaus angebaut, von allen Seiten mit Rauch und Kohlenstaub umgeben. Dieses soll jenen Leuten als Speise-raun« dienen, welche den ganzen Tag so wie fo Stauch und Staub genügend verschlucken können. Die Anzahl der Leute, welche nicht nach Hause gehen können, setzen wir nicht fest, aber das eilte ist sicher, daß von den über 400 beschäftigten Werkstättenarbeitern ein ziemlich großer Teil gezwungen tfhjitbcr Mittag in der Werk-statte zu bleiben. Es ist direkt ein Skandal, daß die löbliche Direktion bei den ganzen Umbauten und Neubauten nie der Arbeiterschaft gedenkt, daß ein Raum für das Mittagmahl-einnehnien geschaffen würde. Die Wagen,verkstätte «vurde vor einigen Jahren neu erbaut und die Arbeiter hatten sich der großen Hoffnung hin-gegeben, daß mit der Erbauung wirklich _ etwas Modernes geschaffen und auch bezüglich eines Speiseraumes Stück ficht genommen «verden tvird, Dasselbe Hoffen war auch bei der Erbauung des Verwaltungsgebäudes vorhanden. Doch alles Hoffen mar umsonst. Trotzdem jahraus jahrein Tag für Tag geändert und repariert tvird, müssen immer noch viele Arbeiter im Freien bei jeder Witterung arbeiten und es kommen wiederum jene Plätze zum Fehlen, welche zum Trocknen der nassen Kleidungsstücke gehören. Im Sommer mag es gehen, weil es überall erträglich ist, cS ist aber jetzt die Zeit, wo es der Direktion noch möglich wäre, für den Winter diese Uebelstände abznschaffen. Wenn man für zwecklose Sachen viele Tausende hinaustverfen kann und auch genügend Geld für die Lausende Kronen von Tantiemen aufbringt. muß es doch etwas Leichtes sein, für die Arbeiter etwas Vernünftiges zu schaffen. Zugleich wollen mir heute an dieser Stelle den Herrn Bahnarzt Dr. Menzel noch einmal erinnern, den Arbeitern mit behilflich zu sein, «nenn sich die Marodei»ahl nicht vergrößern soll. Er möge der Werkstättenleitung und Direktion sein Gutachten über die Verhältnisse abgeben. Er möge sich weiters einmal die Mühe nehmen und das Trinkwasser untersuchen. Daß es nicht gut ist, beweist, daß die Herren Vorgesetzten ihr Trinkwasser aus dem Pumpenhaus holen lassen. Hier wäre genügend angeführt, welches keine großen Summen kosten würbe, jedoch der Arbeiterschaft gegenüber wäre etwas Gutes geschaffen. Klagenfurt. (Eine parlamentarische Aktion in d er Qnarticrge Idsrage.) Die Abgeordneten Lukas und Riese haben einen Antrag betreffend die Erhöhung des Quartiergeldes sür die Beamten und Bediensteten des k. k. Bahnbetriebsamtes Klagenfurt in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 7. Juli 1909 mit folgendem Wortlaut eingebracht: „Die hohe» Wohnnngsmieten in Klagenfurt und in den umliegenden Orten veranlaßten die Beamten und Bediensteten des k. k. Bahnbetriebs-amteS in Klagenfurt schon in« Jahre 1906 an das k. k. Eiset«-bahnministerium mit einem Memorandum um Erhöhung der Qtmrtiergeldprozcntc heranzutreten. Trotzdem die in dem Memorandum angeführte Begründung vollkommen zutraf, wurde bisher dem berechtigten Verlangen nicht entsprochen. Nun sind seit dem Jahre 1906 nicht nur alle Lebensmittel, sondern auch die Wohnnngsmieten in Klagenfurt und den umliegenden Orten im Preise ständig und ganz bedeutend gestiegen, o daß sich das Gcsamtministerium veranlaßt gesehen hat, mit Verordnung vom 2. August 1908 die Stadt Klagenfurt von der dritten in die zweite Aktivitätszulagenklasse einzureihen. Nach dieser Einreihung beziehen die Staatsbeamten und Staatsdiener ein erhöhtes Ouartiergeld, indes die Beamtet« und Bediensteten des Bahnbetriebsamtes bei ihren früheren 70 Prozent vom Wiener Quartiergeld verblieben sind. , Daß in Klagenfurt für die Beamten, und Bediensteten ganz besonders schmierige finanzielle Verhältnisse bestehen, geht auch daraus hervor, daß auch die Südbahn dem Klagenfurter Personal 80 Prozent des Wiener Quartiergeldes und überdies eine Teuerungszulage von 48 Kr. jährlich zur Auszahlung bringt. Da das Onartiergeldprozent der Bahnbeamten und Bediensteten bisher stets ortsweise in Uebereinstimmung mit den Aktivitätszulagenklasse«« für die Staatsbeamten festgesetzt wurde, stellen die Unterzeichneten den Antrag: Das hohe .Haus wolle beschließen. DaS k. k. Eisenbahnministerium wird ausgefordert, das Quartiergeld für die Beamten und Bedienstete» des Bahn-betriebsnmtes Klagenfurt von 70 aus 90 Prozent des Wiener Quartiergeldes zu erhöhen." . ... In formeller Hinsicht wirb die Zuweisung dieses Antrages an den Eisenbahnausschuß beantragt. Witte«. Eine Schlamperei sondergleichen ist in Bezug auf Dienstkleiderpräliminare bei der Bahnerhaltungssektion Innsbruck usuell. Schon seit Jahren erhalten die Streckenwächter nicht „«ehr zur bestimmten Fassungszeit ihre Dienstkleider, ja sie erhalten bald gar nichts mehr. Auch die Kappen müssen die Leute aus eigenem zahlen. Damit die Streckcmvächter wenigstens ihre Blößen bedecken können, werden Jnventardienstkleider verteilt. Es ist uns unbekannt, ob Herr Inspektor D i r h c t ttt c r oder die Tintenburgleute an dieser Dicnstkleidermisere schuldtragend sind. Jedenfalls ist etwas faul in diesen« Staatsinstitute oder werden für Tienstkleiderverkürzungen auch Rcimmerationen bezahlt? Vielleicht gelingt cs Herrn Drahtschmidt, k. k. Staatsbahndirektor, aus diesem Gebiete endlich Rcmedur zu schaffen. Aßling. Tie ganze Welt bewundert bas Meisterwerk der österreichischen Jngcnielirkunft, die neuen Alpenbahnen, und alles erfreut sich des großartigen hierin geoffenbanen Fortschrittes, nur die dort postierten Eisenbahner nicht; eigentlich auch, nur freuten sie sich auch aus die Eröffnung der letzten Linie der Tauernbahn, in der.Hoffnung, daß bann mit Rücksicht aus die steigende Intensität des Verkehres eine Vermehrung der Personalstandes erfolgen werbe. Seit der Eröffnung der Rarawankenlinie hat sich für die meisten Kategorien die Arbeit direkt verdreifacht, und sie suchten deshalb auch schon tun Vermehrung des PersonalstandeS an. Aber man vertröstete sie bis zur Eröffnung der Tauern-bahn. Nun ist diese vorüber, aber statt einer Personalvermehrung ist eine empfindliche Personalreduziernug eingctretcit. Aut 10. Juli ivurden zehn Mann entlassen, und man spricht noch von weiteren Reduzierungen in großen Dimensionen. Auch die bestehenden Diettftturmtffe sollen gehörig zusammengeschraubt werden. . Unter solchen Umständen heißt's aus der. Hut zu sein. Jede Reduzierung ist sofort maßgebendenorts zu melden, damit dagegen energisch Protest erhoben werden kann. Schon im Interesse der Sicherheit des Verkehres muß jede Reduzierung des Personalstandes und Verschärfung der Dienstturnusse unterbleiben. Lienz. (6 i n> trinkfesteLanthippe.) Am Samstag den 10. Juli hatte ein altes 78jähriges Bäuerlein mit schneeweißem Andreas Hofer-Bart den Mittagspersonenzug versäumt, mit dem derselbe fahren wollte. Nun mußte er bis halb 4 Uhr nachmittags warten, welche Zeit er sich in das nächste Gasthaus begab, um ein Stamperl Schnaps zu trinken. Er brachte auch eine Flasche dieser Flüssigkeit ans den Bahnhof mit und der Zufall wollte es, daß er zur Entleerung dieser Flasche am Bahnhof sofort emcit Kompagnon in der Person der Fran Stations-chcf fand. Da diese Frau (eine Liebhaberin dieses Getränkes) an diesem Tage auch schon eine Portion dieser Flüssigkeit zu sich genommen haben mochte, so war die schönste Stimmung dieser beiden bemerkbar. ES ist, wie gewöhnlich, daß die gute Laune manchmal umschnappt und das Gegenteil bewirkt, so mag eS mich da gewesen sein, daß die Frau in förmliche Raserei aus-brach und den alten Mann mit Stößen traktiere, mit Trottel und Schweinkerl titulierte und das anwesende Stationspersonal um Hilfe rief, um diesen Mann aus dem Bahnhof zu entfernen. Der Bauer hatte eine Fahrkarte und war nicht so betrunken wie die Stationschesin und erwiderte ganz vernehmbar: „Ich habe ja nichts getan, wir haben ja nur mitsammen Schnaps getrunken und uns gebuht (geküßt)." Dieser Vorgang spielte sich am Bahnhof unter de» Augeu einiger Passagiere und des Personals ab, darunter befand sich auch ein Herr'in Touristenkleidung, welcher sich um diese Frau auch näher erkundigte. Die ganze Sache klingt russisch, kn nt aber in Tirol vor. Nun fragen wir, welches Recht hat so eine Frau StationSches: 1. Mit reifenden Passagieren herumzustvßen und zu schimpfen, wie leicht konnte sich dieser alte Mann beim Fallen beschädigen? 2. Welches Recht hat so eine Frau, sich in dienstliche Angelegenheiten hineinzumischen und so das Ansehen der Gesellschaft wie der Bediensteten auf das gröblichste zu verletzen? 3. Wcr ist denn in dieser Station der Vorstand, der solche Vorkommnisse duldet und weiter führt? Wir fragen die Berkehrsdirektion, ob sie von dieser Angelegenheit Kenntnis hat und ob sie die Sache der Mühe wert findet, hier Wandel zu schaffen. Dem Herrn Stationsvorstand aber raten wir, den Frauen-rock anzuziehen und sich in die Küche zu stellen, damit dort der Platz, der für die Frauen bestimmt ist, mit einer Figur besetzt ist. Penzing. (Verhüteter Z u s a m m e n st o ß.) Em 22. Juni verkehrte der Zug 7179 ab Penzing-Rangierbahnhos in zwei Teilen. Der erste Teil ist ab Penzing-Rangierbahnhos beim geschlossenen Ausfahrtssemaphor abgelassen worden, der zweite Teil beim auf „Frei" gestellten Ausfahrtssemaphor. Das Vorsignal und das Hauptsignal der Station St. Veit a. d. Wien standen, als der zweite Teil von Penzing abgelassen wurde, auf „Frei", da die Deckung des ersten Teiles seitens der Station St. Veit an der Wien noch nicht vorgenommen werden konnte, weil eben der erste Teil über den Schienenkontakt der Station St. Veit> stand. Tas Personal des zweiten Teiles bemerkte erst auf löO Meter den ersteil Teil des Zuges 7179 in der Station St. Veit stehen, der zweite Teil konnte nur mit Anwendung aller Gewaltmittel knapp vor dem ersten Teil angehalten werden und dadurch wurde der Zusammenstoß verhütet. Run ist die Frage: wurde seitens der Station St. Veit an der Wien eine Rückmeldung von der vollständigen Einfahrt des ersten Teiles nach Penzing-Rangierbahnhos gegeben und warum wurde der zweite Teil beim auf „Frei" gestellten und der erste Teil beim geschlossenen AussahrtLsemaphor abgelassen? Bei der Expedition beider Teile war der Vorstand des Bahnbetrieböamtes Penzing, Inspektor Schneider, selbst anwesend, bei der Expedition des zweiten Teiles drängte er sogar selber aus die rasche Abfahrt des Zuges, ohne sich zu überzeugen, ob eine Rückmeldung des ersten Teiles von St. Veit eingelangt war. Mit solchem Leichtsinn heißt eö mit dem Leben und der Gesundheit des Personals ein Spiel zu treiben und man ist neugierig, ob die Direktion durch eine strenge und unparteiische Untersuchung den wahren Schuldigen finden wird. Das ist nur einer von den vielen Fällen, welche in Penzing Vorkommen und vertuscht werden. Dem Inspektor Schneider wird aber geraten einer jüngeren und tüchtigeren Kraft Platz zu machen. Versammlungsberichte. Rcichenbcrg. Die koalierten Organisationen der Eisenbahner Oesterreichs hielten am 10. Juli d. I. in Neichenberg eine allgemein zugängliche Eisenbahnerversammlung ab, um den Gegnern, insbesondere aber dem „Reichsbund deutscher Eisenbahner" Gelegenheit zu bieten, ihre verhetzcrischen Anseindungen gegen die Koalition öffentlich vorzubringen und zu vertreten. ' _ ' Trotz der erfolgten persönlichen Einladung zogen es diese Helden vor, durch ihre Abwesenheit zu glänzen und haben dadurch das Urteil über ihre Handlungen selbst gesprochen. Der Zweck der Versammlung war, die Eisenbahner und insbesondere die der verstaatlichten N. W. und S. 9t. D. V. 83; über ihre zukünftige Stellung im Staatsdienst auszuklären und über die bisherige, erfolgreiche Tätigkeit der koalierten Vereinigungen zur Erreichung und Durchführung der Zugeständnisse für die verstaatlichten Privatbahnen Ausschluß zu geben. DieserAufgabeentledigtensichdicNefetcntenGenosse Schwab Obmann des allgemeinen Rechtsschutz- und GewerkschastsvereineS sür Oesterreich und Herr Prell, Vizepräsident deö Österreichischen Eisenbahnbeamtenvereines in ausgezeichneter und erschöpfender Form und ernteten die beiden Redner für ihre gediegenen AuS> sühningen allgemeinen Beifall. Lie üunerft gut besuchte Versammlung war mit den Ausführungen vollauf befriedigt und billigte das Verhalten der Koa itiioii zur Erreichung besserer Lebensbedingungen. Besonders die Zugehörigen des Reichsbundes mußten zur Erkenntnis gelangen, daß alle jene Aktionen, welche der Reichs-bund zu unternahmen reklamehalber verkündet, durch die Tätigkeit der Koalition bereits erfolgreich durchgearbeitet und zur Befriedigung der Eisenbahner größtenteils der Erledigung r«»t«zegengehen. Darum stand diese imposante Versammlung sichtlich unter dem Eindruck und derUeberzeugung des hohen Wertesund der u n b edin gten Notwendi gkeit d er Koali tio n für die Eisenbahner und diese Ueberzeugung wurde noch bestärkt durch die vorzüglichen Ausführungen deS Herrn Reichsratsabgeordneten Schäfer, welcher den Appell an die Eisenbahner richtete, zur Erreichung wirtschaftlicher Besserstellungen ohne Rücksicht der ffatfr gonen zusammenzugehen und die hierzu geschaffene Koalition zu festigen. In markanter und drastischer Form legte Obmann Herr Galle nt (Oesterreichischer Eisenbahnbeamteiwerein) der Versammlung daS Entstehen, Wirken und den Wert der Koalition oar und geißelte die zersetzende Tätigkeit der Gegner, welche die Sprengung der Koalition zur Aufgabe gemacht haben, langanhaltende Beifall bewies dem inebner, daß die Versammlung mit ihm eines Sinnes und einer Ueberzeugung war. Offizial Herr Ettel referierte über die Tätigkeit der loa. lierten Vereine in der Statutenangelegenheit für tue Sterbekasse und die Versammlung genehmigte den Bericht und die geän-bertett ©totuteu. Einstimmig wurde nachstehende Entschließung angenommen : _ „Die rnt S tagende Versammlung . I k S. N. D. V. B. erklärt hiermit, nur reihung in den Personalstatus der t k. Staatsbahnen einwilligen zu können, wenn ihnen ausreichende Garantien geboten werden, daß sie nach der Einreihung zumindest in derselben Zeit automatisch jene Bezüge und jene Dienstklassen erreichen werden, welche sie nach dem VorrnckungSscheina der Oe. N. W. B. und S. N. D. V. B. unter Berücksichtigung der gekürzten Vorrückungs-sristen erreicht hätten. Sollten diese Garantien nicht geboten werden können, dann beanspruchen sie das Recht, sich erst in jenem Zeitpunkt einreihe» zu lassen, wo eine Schädigung des in Betracht kommenden Bediensteten ausgeschlossen ist. Ferner protestiert die Versammlung aus daS entschiedenste gegen die willkürlichen Eingriffe in die ihnen durch den Usus und durch die Dienstvorschrift 37 gewährleisteten Rechte auf Fahrtbegünstigungen, wie solche durch Neuregelung in Beteiligung mit Lebensmittelsreisahrtscheinen und durch Entziehung der Freikarten bei Absentierungen und ersuchen die Führer der Koalition gegen diese teils veralteten, teils nirgends begründeten Neuein-siihrungen an maßgebender Stelle energisch Einsprache zu erheben. Um halb 11 Uhr schloß der Vorsitzende mit Dankeswort-en an die Teilnehmer diese denkwürdige Versammlung, deren Jmposant-heit und Würde allen Teilnehmern anhaltend im Gedächtnis bleiben wird. Linz. Donnerstag, den 8. Juli nm halb 8 Uhr abends fand im städtischen Volksgartensalon eine allgemein zugängliche Eisenbahnerversammlung statt. Nach einigen Begrüßungsworten seitens des gewählten Vorsitzenden Genossen Weiser gelangte als erster Berichterstatter Genosse Hattinger zum Wort. Redner schildert in kurzen Worten das Wesen der neuen Automatik, wobei er hervorhebt, daß obwohl diese Automatik so manche Verbesserungen für die Unterbeamten in sich saßt, die-'elbe dennoch als unvollkommen bezeichnet werden muß, indem ie die im Eisenbahndienste grau gewordenen alten Unlerbeamten zum großen Teil unberücksichtigt läßt. Redner berichtet auch über einige Anträge, die in der letzten Sitzung seitens einiger Korn« misswnsmitglieder gestellt wurden. Er schließt mit der Aufforderung, die Organisation kräftig auszubauen, denn nur auf diese Weise, sei es möglich, Verbesserungen zu erzielen. Der zweite Redner Genosse Kurtag erwähnt gleich vor Beginn seines Berichtes, daß er leider nicht in der Lage sei, über eine halbwegs günstige Automatik für die Diener zn berichten. Auch er schildert in lurjen Umrissen das Wesen der neuen Automatik, die außer einige« Verschiebungen der einzelnen Kategorien in den Gruppen nur eine Erhöhung des AnsangsgehalieS sowie »ine Verkürzung der Wartezeit in den drei letzten Gehaltsstufen ändert, alle Übrigen mittleren Gehaltsstnsen jedoch völlig unberührt läßt. Auch über die zu nominierende Unterbeamtensposten in den Werkstätten sowie über einige in der Sitzung gestellten Anträge berichtet Genosse Kurtag. Mit der Ausforderung, sich an die Organi-"ation anzuschließeu, endet derselbe seinen Bericht. Zum zweiten Punkt der Tagesordnung wurden seitens der Referenten einige Anfragen in befriedigender Weise beantwortet. Während der Ausführungen der beiden Redner hatte sich der Anwesenden eine allgemeine Enttäuschung bemächtigt, die nun in treffenden Worten seitens eines Anwesenden zum Ausdruck kam. Der Redner betont, daß die nene Automatik nur ein getreues Spiegelbild unserer eigenen Zerfahrenheit sei. Sic könne uns in keiner Weise befriedigen, da die alten Diener wieder nur geschädigt werden. Dieses Produkt eines langjährigen Kampfes ordert uns auf, nicht zu ruhe», sondern um so kräftiger weiter >u kämpfen, denn nur durch den Kampf wird es möglich, unS bessere Existenzbedingungen zu erringen! Lebhafter Beifall bekräftigte, daß der Redner allen Anwesenden aus dem Herzen gebrochen hat. Darum: Hinein in die Organisation! Wien. Am 12. Juli 1909 um 2 Uhr nachmittags tagte im Gasthaus „zum weißen Rvßel" eine sehr gut besuchte Wächter- und Blocksignaldicnerversmninlung der k. k. Staatsbahnen, in welcher das Zentralperjonalkommissionsmitglied Genosse Sommerfeld über die neue Automatik referierte. Genosse Sommerfeld brachte in feinem einstündigen Referat einen ausführlichen Bericht und unterzog es einer scharfen Kritik, daß für die Mittelstufen der Diener bei dieser Automatik gar nichts gemacht wurde. Am Schlich seiner Ausführungen appellierte er an die Versammelten, womöglich zu trachten, daß jeder der Organisation noch fernstehende sich derselben anschließe, um der Sache den nötigen Nachdruck verleihen zu können. St. Pöltc». Am 13. Juni d. I. fand in St. Pölten eine sehr gut besuchte öffentliche Eisenbahnerversammlung statt, in welcher ReichsratSabgeordneter Genosse R. Müller ein ausge zeichucleö Referat über die Sozialversicherung erstattete. Der Redner zergliederte die einzelnen Paragraphen des Gesetzentwurfes, die eine Schädigung des Personals beinhalten, und erntete sür seine trefflichen Ausführungen lebhaften Beifall. Zum Schlüsse wurde eine diesbezügliche Resolution einstimmig angenommen. Bludcuz. Am 2. Juli d. I. fand hier eine öffentliche Eisenbahnervcr>ammlung statt, in welcher die beiden Vorstandsmitglieder der bernfsgenossenschastlichen Unsallversichernngsanstalt Genossen Hartl und Decker Bericht erstatteten. Beide Redner ernteten für ihre Ausführungen lebhaften Beifall. Marburg. Der Reichsbnnd deutscher Eisenbahner berief für den 28. Juni, 8 Uhr abends, wie an allen Ecken und Enden u lesen war, eine öffentliche Vereinsversammlung ein mit der Tagesordnung: 1. Die neue Sozialversicherung und die Eisenbahner. 2. Welchen Wert besitzen die internationalen Gewerkschaften? Separate Einladungen wurden nur an Vcrreinsmit-glieder und an solche Leute abgegeben, die man eventuell für ihre Organisation zu gewinnen hoffte. Aber merkwürdigerweise war aus diesen Einladungen nicht mehr von einer öffentlichen Vereinsversammlung, sondern von einer Vereinsversammlung schlechtweg die Rede. Vorsicht kann nie schaden und „öffentlich bei eschlosseiien" Türen läßt sich immerhin leichter argumentieren, jchon nach der Wichtigkeit der Tagesordnung sollte man auf einen Massenbesuch rechnen können und doch mußten, ivie immer, auch diesmal bürgerliche Elemente die deutsche Versammlung füllen. Zum ersten Punkt der Tagesordnung sprach ein Herr Matthe von der Hauptleitung des Vereines, zu seiner Ehre sei gesagt, in sachlicher Weise, und forderte zum Schluffe alle Organisationen ohne jeden Unterschied auf, gegen jene Punkte der Regierungsentwurfes, die die bereits erworbenen Rechte der Eisenbahner schmälern, energisch Stellung zu nehmen. Das alles wäre ganz hübsch, aber warum unterstützt denn seme Organisation die von uns eingeleitete diesbezügliche Protestaktion nicht? Warum fordert sie ihre Mitglieder auf, der sozialdemokratischen Protest-' aktion ihre Unterschriften zu verweigern? Mögen die Herren über die Aktion welche Meinung immer haben, aber nach dem -chützenhauS in Reichenberg am tnluno der Bediensteten aller 10. Juli I. I Kategorien der dann in die Ein Referate Herrn M a 11 fj c 8 und feiner Schlußaufsorderung müßten sie doch «mter allen Umständen jede, also auch diese zur Wahrung der bedrohten Rechte der Eisenbahner unternommene Aktion unterstützen. Zum zweite» Punkt der Tagesordnung zog ei» Ingenieur aus Innsbruck, namens S u s k e, gegen die Sozi zu Felde. Was der kuriose Herr für dummes Zeug zusammeiiredete, ist zum staunen. Der ganze alte Kohl an angeblichen Argumenten nmßte gegen die Internationale herhalten. Es gab immer und wird iminer Unterdrücker und Unterdrückte geben — daß die alten Germanen nach TacituS, Cäsar und anderen gleichwertige freie Menschen waren, die keinerlei Unterdrückung kannten, braucht ein deutscher Ingenieur ja nicht zu wissen. Herhalten mußte auch der französische Poststreik und die Mandatsniederlegnng des Abgeordneten Pagnin i, ja sogar unser armer Genosse R e s c l mußte sich's gefallen lassen, als Argument neuesten Stils gegen die internationale Orgamiationsmethode geführt zu werden. Interessant war auch das Bekenntnis dcS famosen Referenten daß alle jene Fabrikanten, die fremdsprachige Arbeiter beschäftigen ober eigene Volksgenossen Über's Maß mtSbcuten, keine Deutschen sind. Also, Herr S u s t e, die Herren Chiari, P e r g e 11, Schreiner c tutti quaiiti sind feine Deutschen, gehören nicht zu ihrer Mischpoche. Es scheint Helle zu werden in de» Kopsen der Dummen, aber doch noch nicht so, daß sie cinsehen würden, wie diffamierend es gerade für den deutschnationalen Arbeiter ist, Sheikbrecherdienste zu leisten, was der Herr Referent ganz und gar zu besprechen unterließ. Auf ein solches Referat muß doch auch irgend ein Clown auftretcn und er trat auf. Der bekannte Josef S ch m i e d e r e r, Mechaniker im Heizhause und ein von deutschimtionaleii Gnaden Gemeinderad von Marburg stand mit triumphierender Sieger-miene auf und donnerte in die Versammlung: „Jetzt sollen die Sozi reden!" Und siehe da, kein 9toter getränte sich zu, mucksen, denn sie haben — wir kennen ja diese Art „össe n t-(ich er" Vereins Versammlungen — es vorgczogen, zu H.iuse zu bleiben, als in die Versammlung nicht eingelassen zu werden Und sie haben recht getan! Bits den Organisationen. Prerau. (Ortsgruppe I.) Bei der aut 6. Juli stattgefundenen außerordentlichem Generalversammlung wurde ein provisorischer Ausschuß gewählt, und zwar: Franz Kostal, Kondukteur, Obmann; Karl Siber 1 e, Kondukteur, Kassier; Ferdinand Schmidt, Kondukteur, Alois Pötzer, Kondukteur, Joses Bartheldy, Kondukteur, Anton Oströil, Wcichen-ivächter, Joses K u n z, Weichenwächter, Anton Walter, Wagenuntersucher, Franz Soli na, Schlosser, Ausschussmitglieder; Emil FoItinek, Kondukteur, St. P a ft y r i k, 9t. E r 11, Ferdinand Kretschme r, Kondukteur, Ersatzmitglieder; Franz & r e jj 1, Kondukteur, Josef Brezovsky, Revisoren. Sämtliche Zuschriften in Bereinsungclegcnheiien sind an den Obmann Franz Kostal, Nerudagasse Nr. 6, Geldangelegenheiten an Karl Siberle, Kondukteur, im Zinz-hati 8 Nr. VI zu richten. Pcttan. Am 3. Juli hielt die hiesige Ortsgruppe ihre diesjährige Generalversammlung ab, wobei folgende Genossen in den Ausschuß gewählt wurden: Ludwig Jlleschitz, Obmann, Josef Emerfchitz, Stellvertreter; Alois Blagaz, Kassier, Josef Brunnflicker, Stellvertreter; Josef Furpaß, Schriftführer, Heinrich K o s in a t fj, Stellvertreter; Schegula und M a h r. Bibliothekare; Meie und N u c a k, Revisoren. In der Generalversammlung wurde beschlossen, daß von nun an alle Versammlungen im Gasthaus des Herrn S u p a n c i 6 abgc-halten werde». Alle Zuschriften find an dem Obmann Ludwig Jlleschitz, Tischler in der Südbahnwerkstätte in Pettau zu senden. Mitteilungen der Zentrale. Juli 1909. Entgegennahme glieder der Zentralpersonalkominission der k. k. Staatsbahn über die Herausgabe der neuen Automatik. Entgegennahme des Berichtes über die außerordentliche Generalversammlung der Ortsgruppe Prerau I und Beschlußfassung, über die Einsetzung eines Schiedsgerichtes. Erledigung der Zuschriften mehrerer Ortsgruppen. Beantwortung der von einzelnen Zentralausschuhmitgliedern gestellten Anfragen in Verein Zangelegenheiten. ,___________ Sprechsaal. Achtung! Ortsgruppen- ttttb Zahlstellen» lcituugen! Die saticm hat Versicherungs- . .. _ kräftige Agitation unterstütze und wurde zu diesem Zwecke ein Zirkularschreiben beschlossen und die Zentrale beau,'-tragt, dieses an alle Ortsgruppen und Zahlstellen mit der Weisung zu verschicken, diese zu ersuchen, aus ihrer Mitte ein Komitee zu wählen, welches die Agitation für dieses uns nächststehende Versicherungs- und Vorschnsjinstitut fördern solle. Dieses Zirkular ivurde bereits anfangs des Monates Mai dieses Jahres den Ortsgruppen und Zahlstellen zugemittelt, doch haben bis heute verhältnismäßig nur wenige Ortsgruppen die Namen der Mitglieder dieses Komitees namhaft gemacht und ivir ersuchen daher alle jene Ortsgruppen, welche über dieses Zirkularschreiben noch keine Sitzung abgehalten haben, eine solche ehestens einzuberufen. Die Namen nebst Adressen der in das Komitee gewählten Genossen sind dem „Flugrad" direkt bekanntzn-eben und wird dieses dann den Genossen alle weiteren nstruktionen erteilen und die nötigen Trucksorten und ~ ~ ' l(i Tarife übermitteln. Die Zentralleitnng. Gocrz TrlUder-Blnocles und FernglSser bester Pariser OptlJE Teilzählünjgen Grammophone Schallplatten Muelk-Spleldesen Automaten Zithern l aller Arten 1 u. Syiteme Mindo- llnen, Oultarren in allen Preislagen Violinen erstklassige Instrumente nach alten Meister» f Modellen j Bratschen Celli usw. Fhotogr. 1 Apparate I lieneete Modelle aller t modernen Typen f zu mUaslgstcn Preieen. Relchlllustrlerter Hauptkatalog gratis und frei. — Postkarte getilgt. Bial & Freund iu Wien,¥1/50 Marin hilf er st r. 95. | Ar. 21 w9** Glsenvaynev.- Bette 15 Achtunx Vereines . Mitglieder des Lebensverficherungs-für Ersenbahnbedienstete! (De Laglio.) Aus Anlaß der für das Wiener Zentralkomitee des Lebensversicherungsvereines für Eisenbahnbedienstete (De Laglio) bevorstehenden Ergänzungswahlen wurde von seiten der den koalierten Organisationen angehörenden Mitglieder nachstehende Kandidatenliste aufgestellt, und zwar: Als Mitglieder des Zentralkomitees: Friedrich Wiesinger, Oberrevident, M.; Franz Werner, Revident, C. Ersatzmänner: Josef Albertha, Oberrevident, M.; Rudolf Regensberger, Assistent. Stadlau. Rechnungsrevisoren: Rudolf Kneipp, Oberrevident, F.; Adolf Mötzmer, Oberrevident, F.; Alfred Freund, Assistent, Station: Wien XI, Simmering. Im vorigen Jahre ist es der Opposition gelungen, ihre Kandidaten durchzubringen und neues Leben in den „De Laglio“-93erem zu bringen und eine Tätigkeit zu in-apgurieren, die nicht nur das Interesse der Gesamtheit der Mitglieder zu wahren, sondern auch eine Veränderung der veralteten Statuten sich zum Ziele setzte. Diese Tätigkeit soll auch im kommenden Vereinsjahre fortgesetzt werden und die jungen, frischen Elemente, die im vorigen Jahre die Sitze im Ausschuß sich erobert haben, sollen nun durch neue verstärkt werden. Wenn es im Vorjahre einen Kampf gegen die erb-gesessenen alten Herren gab, die glaubten, einen lebenslänglichen Anspruch auf die Funktionen im Ausschuß zu haben und die gegen eine Aenderung dieses Zustandes mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln sich zur Wehr setzten, so gibt es diesmal Kampf gegen einige gewissenlose Streber, die nicht die Interessen der Mitglieder vertreten, sondern persönliche Vorteile und ihrem schrankenlosen Ehrgeiz frönen wollen. Unter diesen Strebern ist auch der bekannte lieber« laufet und Renegat Herr König zu finden, welcher mit Hilfe eines Herrn Wessely von der Domänendwektion Wien, der für König die Reschitzer Mitglieder zu mobilisieren beabsichtigt, gewählt werden will. Kollegen, Mitglieder! So wie ihr im vorigen Jahre geschlossen für die Kandidaten von den koalierten Organisationen gestimmt habt, so zeigt auch bei den diesjährigen Ergänzungswahlen die Geschlossenheit und Einheit und Strammheit der Organisation und laßt euch den Einfluß, der euch in der Verwaltung dieses Instituts gebührt, nicht entziehen. Die euch empfohlenen Männer sind Männer der Tat und arbeiten unermüdlich, unausgesetzt und mit Opfermütigkeit daran, um durch eine entsprechende Reorganisation aus dem „De Laglio “-Verein ein modernes, für die Mitgliedschaft segensreiches Institut zu machen. Gebet daher geschlossen eure Stimmen den oben angeführten Kandidaten! Keiner schließe sich aus! Keiner fehle Bet der Wahlurne! Das Wahlkomitee der koalierten Organisationen. An die Mitglieder der Ortsgruppen und Zahlstellen Obemeutensdorf, Klostergrab, Moldau, Dux, Bilin, Weitzkirchlitz, Postelberg, Obernitz, Komotau, Brüx, Görkau, Saaz und Teplitz! Laut Beschluß vom 4. Juli d. I. wurde die Sterbckasse mit sofortiger Gültigkeit beschlossen und sind an Eintrittsgcbühr 10 H. und für jeden Sterbcfall 20 H. per Person zu zahlen. Die Sterbequote beträgt für das erste Jahr SO Kr. Beitrcten kann jedes Mitglied samt Frau oder die den Haushalt führende Person als Mutter, Verwandte und dergleichen. Als Hauptkassier wurde Ernst Wodirka, Lokomotivführer in OberleutenSdorf, Franz JosesS-straße382; als Leiter Ignaz Schneider, Oberkondukteur inOberleutensdorf, Benkegasse 3 85, bestimmt. Näheres ist bei den Ortsgruppen- und Zahlftellenlcitcrn Ut erfragen. Achtung, Eisenbahner, Achtung! Um einem langgehegten Wunsche der verletzten Eisenbahner zu entsprechen, werden ab Juli d. I. in der berussge-nossenschaftlichen llnfallversicherungsanstalt der österreichischen Eisenbahnen in Wien, VI., Theobaldgasse 9, jeden Dienstag und Freitag von halb 6 bis halbSUHr abends Auskünfte und Informationen erteilt sowie Anzeigen über Unfälle entgegengenonnnen. Die Eisenbahner werden aufmerksam gemacht, von dieser Einführung regen Gebrauch zu machen. Für die gewählten Vorstandsmitglieder; Karl T a n t s i n. Taglohnarbeiter der k. k. Staatsbahndirektion Linz, Achtung! Am 12. Juli d. I. shat eine außerordentliche Sitzung des Arbeiterausschusses stattgefunden, wo über die Regelung des Taglohnes verhandelt wurde. Auskünfte in dieser Angelegenheit erteilen nachstehende iluSschußmitglieder: Gustav Ehart, Schlosser, Linz (Werkstätte): HeinrichDorn er, Kupferschmied, Attnang; ^Anton Leidinger, Magazinsarbeiter in Hfferre Anfragen. An die k. k. Staatsbahndirektion in Innsbruck! Obwohl für das Heizhaus in Bischvsshosen drei Oberheizer «8 dritten Oberheizers höchst notwendig, Dienstabwicklung zu ermöglichen. um rme anstandSIose An die k. k. StaatSbahndirektkon in Villach! Sie. Lokomotivführer und Anwärter, welche durch die Rangeintetlnng vom 1. Oktober 1908 geschädigt wurden, erlauben sich an die k. k. Staatsbahndirektton die höfliche Bitte ru richten, den Erlaß jNr. 70, Zahl 895/21, welcher vom f. k. «isenbahnministerium am 23. März 1909 an die Direktionen er-oaygen ist ehebaldigst zu erledigen. An die löbliche Direktion der Oesterreichischen Nordwestbahit und Südnorddcutscheu Verbindungsbahn in Wien! Die Arbeiter der Station Königgrätz haben am 6. Juni d. I. ein Gesuch um Regelung der elenden Verhältnisse an die Direktion cingefcndet, doch ist bis heute keine Erledigung hcrabgelangt. Die Unterfertigten bitten deshalb nochmals um eine baldige günstige Erledigung. Die Heizhausarbeiter der Station Königgrätz. An den Herrn Bahnerhaltnngschef der Staatseifenbahngefellschaft in Brünn! Die Bediensteten jder Station Hohenstadt haben bis jetzt für das erste Halbjahr noch keine alten Bahnschwellen erhalten, da die vorhandengewcsenen an Privatparteien vertäust wurden. Da nun auf den anderen Strecken genügend alte Bahnschwellcn die sich zu Heizzwecken verwenden lassen, vorhander sind, so ersuchen die Bediensteten von Hohenstadt um deren Zuweisung, damit selbe nicht in Brennstoffbezug gekürzt werden. An die k. k. Direktion der Kaiser Ferdinands-Nordbahn! Da8 Streckenpersonal der Strecke Olmütz-Wrbatek bekommt weder ein Amtsblatt noch wird eS über den Inhalt der verschiedenen Amtsblätter in Kenntnis gesetzt, obwohl wichtige Anordnungen (und Kundmachungen darin enthalten sind, die für das betreffende Personal von größter Wichtigkeit wären. Um Abhilfe wird gebeten. An die k. k. Direktion der Kaiser Ferdinands-Nordbahn! Bor einem Jahre suchten die Olmützer Zugsbcgleitcr um eine Lokalzulage als teilweise Vergütung für den äußerst strengen Dienst an. Herr Direktor Baron B a n h a n S sagte zu, daß diese Angelegenheit vom Eisenbahnministerium günstig erledigt wird und daß eS nur noch einer Durchberatung von feiten der Direktion bedürfe. Wörtlich wurde der Deputation gesagt: „Fahrt nur ruhig nach Hause, nächste Woche bekommt ihr schon eure Lokalzulage." Da nach sechs Wochen von der versprochenen Lokalzulage nichts mehr zu hören und zu sehen mar, wurden abermals zwei Mann im Namen der Lastzugsbegleiter bei Herrn Oberinspektor C h a w r a k sowie bei Herrn Inspektor V o j t i s e k bittlich, wobei diesen Delegierten von beiden Herren die besten Hoffnungen aus die Bewilligung der Lokalzulagc gemacht wurden. Ebenso machte ein höherer Funktionär dein Vertrauensmann gegenüber die Zusage: „daß die Lokalzulage so sicher ist wie das Amen im Gebete". Nun sind feit diesen Tagen bereits über elf Monate vergangen und die Olmützer Lastzugsbegleiter haben bis heute noch keine Lokalzulagc. Die ergebenst Unterzeichneten erlauben sich daher, an die k. k. Direktion die höfliche Anfrage zu richten: wie lange sollen wir aus die von so vielen und kompetenter Seite zugesprochene Zulage noch warten? Die La st zugsbegleite r der Station Olniütz. Ausweis. An die k. k. Staatsbahndiiektion in Innsbruck! Das Personal der Station Hallein erlaubt sich die höfliche Anfrage, warum die Wohnung, welche Herr Assistent R. von Scheibenhof wegen Platzmangels nicht . annehmen konnte, nicht an einen Unterbeamten oder Diener vergeben wird. Bei der in Hallein herrschenden Wohnungsnot sind die Bediensteten oft gezwungen, in feuchten Wohnungen, dieffrüher als Stalldngem benützt wurden, zu wohnen. Wann gedenkt man das verspro-Z chene Personalhaus zu bauen? Allgemeiner Rechtsschutz- und Gewerkschaftsverein für Oesterreich. Ortsgruppe II, Lienz. Sämtliche Zuschriften sind an den Obmann Adolf Ho mann, Lokomotivführers M ess i n g g a sse Nr. 104, zu richten. In Geldangelegenheiten mögen sich die Genossen an den Kassier, Genossen Till, R e i ch st r a ß e, wenden. Ortsgruppe Hauuersdorf. Sonntag den 25. Juli 1909 um 2 Uhr nachmittags findet in Herrn Hunds Gasthaus „zur guten Laune" in Grulich eine freie, für jedermann zugängliche Eisenbahnerversamnilung mit folgender Tagesordnung statt: Die Zugeständnisse vom Eisenbahn mini ft erium und deren Durchführung. Referent: ReichsratS-abgeordncter Genosse Hieronymus Schloßnickel aus Sternberg. Genossen von Grulich und Umgebung erscheint zu dieser wichtigen Versammlung zahlreich und bringt euere Frauen mit. Die Genossen von HannSdorf werden ersucht, mit Zug Nr. 313 zu fahren. Ortsgruppe Kchreckeusteiu. Laut Beschluß der letzten Ausschuhsitzung bleibt die Bibliothek für den Monat August geschlossen. Die nächste Ausgabe der Bücher erfolgt Mittwoch den 1. September, abends 7,7 bis 8 Uhr. Ortsgruppe Wels. Die diesjährige Generalversammlung findet am 24. Juli d. I. im Gasthaus „zu den drei Kronen" statt, wozu aus Linz ein Referent bestimmt kommen wird. Die Mitglieder werden ersucht, recht zahlreich zu erscheinen und die Frauen mitzubringen. Ortsgruppe Atzttug. Die Generalversammlung findet am 26. Juli d. I. um 7 Uhr abends im Hotel „zur Post" statt. Die Mitglieder wollen in Anbetracht der Wichtigkeit der Tagesordnung vollzählig und pünktlich erscheinen. Ortsgruppe Htltu. Zu der am 1. August d. I. stattfindenden Monatsversammlung werden die Mitglieder freundlichst eingeladen. Referent au» Prag. Ortsgruppe Pragerhof. Jene Mitglieder, die im Besitz von Jnterimskarten sind und welche bereits ein volles Jahr unserer Organisation angehöre», wollen ihre Jnterimskarten behufs Ausstellung von Mitgliedsbüchern an den Ortsgruppenkassier abgcüen. Ortsgruppe Leoben. Jene Mitglieder, welche bereits ein Jahr unserer Organisation angehören und noch im Besitz der Jnterimskarte sind, werden freundlichst ersucht, dieselbe gegen Aussolgung des Mitgliedsbuches abzngeöen. Ortsgruppe Saaz. Montag den 2. August d. I. findet im Vereinslokal die Mitgliederversammlung statt. Pflicht jedes einzelnen ist es, diese Versammlung zu besuchen. Bestellungen aus den „Eisenbahner-Taschenkalender" für 1910 sowie auf das „Gebührenregulativ der k. k. österreichischen Staatsbahnen" und den größeren Privatbahncn sind bei dem Kassier der Ortsgruppe baldigst anzumelden._______________ Briefkasten der Redaktion. Bon bet Nordsee zur Adria. Ter Artikel war für die vorige Nummer bestimmt, langte jedoch infolge einer Schlamperei der k. k. Post verspätet in unserer Druckerei ein, so daß er a»8 technischen Gründen nicht mehr gesetzt werden konnte. — XSonrotbiiv plast. Nichts gezogen. — Rentner. Pensioniere haben so wie so Regiekartcnlegitimationen. Gewesene Arbeiter (Rentner) müssen im Dienstwege „Ansuchen um Verabfolgung von Fahrscheinen für einzelne Fahrten" einreichen. Freikarten werben nicht gegeben, sondern nur halbe oder Regiekarten, Weil das Zugssüh. in Brüx nicht weiß, wie man am unrichtigen Geleise einen Zug signalisiert, ist eine Krone __________in den Agitationsfonds spaziert. Erklärung. Endesgesertigter erklärt den Lokomotivsührerauwärter Josef H e i n z e l II und den Heizhausarbeiter Robert Vogler in Halbstadt so lange als Verleumder, bis dieselben imstande sind, über die angeblich vom Gefertigten gemachten Aeußcrungeu den Wahrheitsbeweis zu erbringen. ________________________Karl Hoffman«, Bahnrichter. Danksagung. Gefertigter da»It allen jenen Genossen, die bas Fest anläßlich seine! Arbeitsjubiläums veranstaltet habe», ebenso allen jenen, die bei demselben erschienen sind, namentlich de» Herren Oberinspektoren Plber, Kraus und Herrn Hcizhaus-teiter Dlouhy, ebenso dem Herrn ReichSratsabgeordneten Perne r st orser uiiz unserem Redakteur Genossen Fr. Lill. Wiener-Neustadt, im Juli lSQS.______Josef Edl. Erklärung. Ich Endesgesertigter Johann Wrana, Lokomotivführer der f. f. Nordbahn, habe den Lokomotivführer Johann S ch rn i d in einer Eisenbahnerversammlung im Deutschen Hause in Mistek am 16. Juni 1909 grundlos als Denunzianten bezeichnet. Ich bedaure, dies getan zu haben, bitte den Herrn Johann S ch m i d hiermit öffentlich um Verzeihung und danke ihm dafür, daß er mir vergeben und die Ehrenbeleidigungsklage gegen mich zurückgezogen hat. Johann Vrana. Danksagung. Außerstande, mich bei jedem einzelnen sür die so zahlreiche Beteiligung aw Leichenbegängnisse meiner leider so früh verstorbenen Gattin z» bedanken, spreche ich lamt meinen Kindern aus diesem Wege allen jenen, die meine innigfigeliebti Gattin zur letzten Rube begleitete», meinen tiesstgesühüen Dank aus. Ferner bitte ich meine Freunde, Kollegen und Genossen sür die herrliche Kranz-sfund Geldspende meinen herzlichsten Tank entgegenuehmeu zu wollen. Standing, am 6. Juli J90D. 211 ois Fritsch, Kondukteur der Sk.-St. 8. B. KQS-TEN-LQS F einen selbstspielenden Konzert-Apparat Schallplattensystem mit Blumentrichter. Der Versand erfolgt gratis, jedoch unfrankiert innerhalb der Staaten Europas. Näheres auf Anfrage I Exporthaus Hannidi WIEN 55, Margarethenstrasse 122 E. 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Wie gesund wird! man „Wessen Blut leicht durch die Adern rollt, der ist \ gesund an Leib und Seele, der fühlt sich glücklich, denn hat Heiterkeit, Lebens- und Arbeitslust im Gefolge/ rx- xv schlechter Verdauung, Appetitlosigkeit, Angstgefühl, leichter Erregbarkeit, Mattigkeit,Bleichsucht, Energielosigkeit, andauernden Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit, Nachtschweißen, gewöhnlich Gesundheit , ____ sagt ein medi- zinischer Schriftsteller, Dr. W. Teschen. Folglich ist der, dessen 1 Blut träge und schwer zirkuliert, krank an Leib und Seele. Wer z.B. an j kalten Füßen, Hämorrhoiden(goldene I Ader), Beinsehäden, Flechten, j Ausschlägen, Pickeln, Rheumatismus, Gicht, Zuckerkrankheit, Blutandrang nach dem I Kopf, Katarrhen des Halses, der | Nase oder der Ohren leidet, hat ungesundes Blut, das einer gründlichen Auffrischung I und Reinigung bedarf. Hier heißt es, den Stoffwechsel gehörig an-regen, damit die im unreinen Blute enthaltenen Selbstgifte ausge- I schicden werden und das Blut wieder befähigt wird, genügenden I | Sauerstoff in sich aufzunehmen, neue Zellen zu bilden und die An- | Sammlung von Giften mit Sicherheit zu verhindern. j Dr. med. Schröders Blutselznahrtmg „Rctiascln“ ist von Ärzten und vereidigten Chemikern als ein zu diesem Zwecke vorzüglich I geeignetes Präparat anerkannt. Es verursacht keinerlei unangenehme Nebenwirkungen, vor allem niemals Diarrhöe, und da es in Tabletten-' form hergestellt ist, so ist es leicht und bequem einzunehmen; auch der schwächste Körper verträgt es. Einen guten Erfolg garantieren wir laut Garantieschein. Durch eine große Anzahl Dankschreiben können wir den I Beweis erbringen, daß weit über tausend Personen nach Gebrauch ] unseres „Renascin” ihre Gesundheit wiedererlangt i haben. Damit sich jedermann von der Richtigkeit unserer Angaben I überzeugen kann, senden wir an jeden, der uns darum ersucht, eine Probeschachtel ganz umsonst I