Anakreon aus dem Griechischen übersetzt. Von Zranz peesenegger, Professor der Redekunst am k, k. Lyceum zu Laibach. Laibach, Dey Johann Georg Licht, lgc-g. ^»nakreon erscheint hier in deutschen Stoffen gekleidet, die aber nach dem alten griechischen Kostume zugcschnit- . ten sind. Man hielt sich strenge an das Original, und glaubte als Ue- bcrsetzer genug gechan zu haben wenn alles, was jenes griechisch sagt, gleich stark und gleich schön im Deut, !, schen gesagt würde, gleichviel, ob in Metro oder in Prosa. Man opferte vielmehr überall den Vers der Treue , der Ucbersetzung aus, und wo es diese nicht anders zuließ, übersetzte man in schlichter Prosa, oder be» A 2 4 gnügte sich mit einer Art Rhythmus, so viel sich dieser selbst ergeben wollte. Dennoch sind viele und wohl die meisten Stücke metrisch übersetzt, und man brauchte ein Metrum, in wel¬ ches der Drang des Gefühls, welches das Stück erwecken muß, von selbst ausbrach, unbekümmert, ob dieses Metrum schulgerccht befunden wer¬ den wird, oder nicht. . Für Pedanten hat weder Ana- krevn gedichtet, noch ich übersetzt. Gegenwärtige Lektüre ist nur einem Leser gewidmet, Dem noch hienie-en Ein tanzend Blut Und frohen Muth Natur beschieden. -------- s Ich wollte mein Original weder nach den Ausdrücken verschönern noch in den Gedanken und deren Wendung ergänzen. Wie Anakreon hier im Deutschen erscheint; so tA er im Griechischen, die Versark aus¬ genommen ; denn es schien mir un, erträglich, einen ganzen Band von Gedichten so verschiedenen Inhalts, alle in einerlei Versart zu lesen. Gez fällt er nicht, so hatte ich unrecht^ ihn zu übersetzen. Aber ich Hofe, er wird allen gefallen, die noch nicht abgestumpft sind, für die reinen Freu» den der Natur; und trüben ihnen manchmal drückende Sorgen den Duell der Lebensfreuden, so wird ganz gewiß Frohsinn und Freude bei A Z 6 dem Klang der anakreontischcn Leier in ihre Seele zurückkehren. Ist die¬ ses , so habe ich meine Absicht er¬ reicht , und meine Arbeit ist reichlich belohnt. Noch habe ich zu erinnern , daß ich bey meiner Uebersetzung der Les¬ art der Fischerischen Ausgabe des Anakreon von Leipzig 1776, gefolgt bin, und nach jener auch die paar Fragmente der Sappho und Theo- kritS Idylle mit übersetzt habe. Geschrieben zu Laidach den 21. Februar l8c>z. Der Uebersetzer. ist schon gewöhnlich? beinahe gesetzlich, die Ausgaben der alten Schriftsteller von Athen und Rom? mit historischen und biographischen Nachrichten zu begleiten. Es ist auch wirklich unangenehm, einen alten Auctor zu lesen, ohne zu wissen« wer er war, wo und wann er ge¬ lebt hat- Diesen Anstoß räumen wir itzt durch folgende kurze Nachricht au- dem Wege. Anakreon lebte zu TcoS, einer Stadt in Ionien, wo er auch geboh- A 4 8 ret» war. Suidas, ein alter und flei¬ ßiger griechischer Sammler, sezt ihn in die Zeiten des Cyrus, Solon, also nach der Zcitberechnung, in die 6r. Olympiade, ungcsähr zao Jahre vor Christus. Wer er von Geburt war, was er für einen Platz in der bürgerlichen Gesellschaft behauptet bat¬ te , darüber hat man keine Nachrich¬ ten. Aber der Geist des höchsten Frohsinne, der in allen seinen Ge¬ dichten herrscht, zeigt einen Mann, den Lebenssorgen nicht drückten, und der auch in einem hohen Alter noch Reiz für die Vergnügungen des Le¬ bens hatte, und sie in vollem Maaße Noch genoß. Ec mußte also Vermög gen genug besessen haben, uin die Vergnügungen des Geistes, die er in 9 der Dichtkunst sand, nebst den sinnli¬ chen Vergnügungen, so zu sagen, za seiner Beschäftigung zu machen. Einige Kritiker, die über Sacken , welche vor zwei Tausend und mehr Jahren geschehen sind, bestimm¬ ter und leichter entscheiden, als über Dinge, die unter ihren Augen Vorge¬ hen , und die sie, unter Büchern vergraben, fast immer nicht wissen, haben dem Anakreon die meisten Ge¬ dichte, die seinen Namen führen, ab- gcsprochcn. Allein wer wollte auch seine Zeit damit verderben, ihre sehr gelehrten, und oft sehr unnützen Dis¬ sertationen zu lesen ? Alle Gedichte, welche unter Anakreons Namen be¬ kannt sind, sehen sich zu ähnlich an A 5 o Geist und Körper, um nicht alle von dem nämlichen Vater zu seyn. Die Oden dieses Dichters wur¬ den zu erst von dem berühmten Zenri Etienne entdeckt. Er fand auf den Einschlag eines alten Buches die nie Ode dieser Sammlung: Es sagen die Weiber. Dis dahin hatte man nichts von Anakreon gesehen, außer was AuluS GelliuS, und die Grie¬ chische Anthologie von ihm aufbchal¬ ten hatten. Uebec einige Zeit fand der nämliche Zcnri Etienne zwcy Manuskripte, welche mehrere Stücke dieses Dichters enthielten. Er ver¬ glich sie sorgfältig mit einander, und brachte daraus eine Ausgabe zu Stande, die das erstemal zu Paris 1554, erschien. Er übersetzte auch n die Oden Anakrcons in lateinische und französische Verse; allein seine französische Übersetzung kam nie in Druck. Von den französischen Uebcrses tzungen des Anakreon spricht die Ma¬ demoiselle Le Fevre, die unter dem Namen der Madame Dacier viel be¬ kannter ist, in ihrem Anakreon, den sie zu Paris mit dem griechischen Texte zur Seite i68i, Herausgabe also.- Schon lange wurde Ana- kceon von Rc ni Belleau ins Fran¬ zösische überseht: allein außer dem, daß seine Uebersetzung in Versen, und also wenig getreu ist, ist auch die Sprache darin so alt, daß es unmöglich ist, einiges Vergnügen darin zu finden. 12 --! Außer Madame Dacier hat auch Lsngeplerre den Anakreon ins Fran- zöstsche übersetzt; allein diese Neber« sctzung hak wohl noch mehr, als die belleauscke, den von der Madame Dacier gerügten Fehler der Untreue an sich; außer dem aber, kann man ihr die Schönheiten dec französischen Sprache, und des poetischen Styls nicht absprcchcn. Von den deutschen Übersetzungen des Anakreon sind die zu Karlsruhe 1762 , die zu Erfurt von Wahl 17^, und die zu Leipzig 1776, die bekann« testen, über deren Werth ein Jeder selbst urchcilcn kann, der sie gele¬ sen hat- Anakreons Gedichte I. Auf die Lerer- ->^ch will von den Atriden, Ich will von Kadmus singen: Die Saiten dieser Leier, Doch tonnen nur von Liebs. Jüngst wechselt' ich die Saiten, Und selbst die ganze Leier; Und da sang ich die Kämpfe Des Herkules; die Leier Doch tonnte nur von Liebe- So lebt denn wohl hinsühro Ihr Helden; denn die Leier Tonnt immer nur von Liebe. 16 -------- II. Auf die Weiber, ^atur gab Stieren Horner, Den Rossen gab sie Hufe, Fußschnelligkeit den Hasen, Gezähnten Schlund den Löwen; Den Fischen gab sie Flossen, Und Fittige den Vögeln, Den Mannern Ueberlegnng: Nichts blieb ihr mehr für Weiber. Was giebt sie diesen? Schönheit, Anstatt der Schilde aller, Anstatt der Speere aller; Denn es siegt über Eisen Und Feuer, welche schon iss. l7 III. Auf den Amor. Einst um der Mitternacht Stunden, Als schon Arktos sich lenket Um die Hand des Bootes: Als alles sterbliche Geschlecht Niederliegt von Arbeit bezwungent Da kam der Liebesgott zu mir, Und schlug an die Riegel meiner ThSre. Wer, sprach ich, klopft an meine TZüre? Willst du mir die Träume ver¬ scheuchen ? Da sprach Amor: mach auf! 2ch bin ein Kind, erschrecke nicht; San; bin ich benetzt/ und in der mon- denlosen Nacht irr' ich herum. Ich hatte Mittleid / al- ich dieß horte/ Und geschwind ein Licht anzündend Dessnet' ich / und ein Kind Erblickt' ich / tragend den Bogen Und Flügel / und Kbcher. An den Heerd ihn setzend Mit den hohlen Händen seine Händchen Erwärmt' ich / und von den Haaren Drückt' ich triefendes Wasser aus. Dieser aber/ als der Frost nachließ/ Komm / sprach er/ laß uns versuchen Diesen Bogen / ob mir vielleicht itzt Beschädigt ist die benetzte Sehne. 79 Er spannte / und traf mich Mitten in die Leber wie eine Bremse. Dann sprang er auf, laut lachend: Gastfreund , sprach er, freue dich mit, Der Bogen ist unbeschädiget; Du aber wirst am Herzen stets leide«. 20 IV. An Sich Selbst. ys . ^uf welchen Myrtenzwelgen, Auf Lotus Kraut, Gelagert will ich trinken: Und Amor soll Mit aufgeschürzten Kleide, Am Hals mit Schilf, Nur lautern Wein mir reiche». Den» wie das Rad Am Wagen, läuft das Leben Im Kreise fort. Dann liegen wir, verweset, Ein Handvoll Staub. Was hilfts Len Stein zu salben? - —- 21 Wie eitel istS Ein Opfer auszugiessen, Zur Erde hin? So lang ich lebe / salbe Mich ein, und schmück Mit Rosen meine Schläfe, Ruf mir mein Kind. So lang ich nicht von hinnen, Kupido/ muß / Hin zu den Tanz der Schatten; So will ich froh / Hier leben / und die Sorgen Zerstreuen mir. 22 V. Auf die Rose. ^ie Rose den Liebesgöttern gewidmet Laßt uns zum Bachus gesellen; Die schön blättrige Rose Um die Schlafe uns windend Wollen wir lachen und trinken nach Lust- Rose, du der Blumen weit schönste / Rose des FrühlingeS Pffegkind , Auch den Göttern sind die Rosen zur Lust. Mit Rosen ist der Knabe Kythers's Um die schönen Schläfe bekränzet, Und tanzet mit den Charitinnen in Rcih'n. 2Z Bekränze du nun auch mich, Und auf der Leier spielend Will ich bey deinen Tempeln, o Bacchus Mit einem hochbuslchten Mädchen Mit Kränzchen von Nofen Tanzen geschmücket. 24 VI. Z e ch l i e d. ^ie Schläfe mit Kränzen , Von Rosen umwindend Zechen wir stattlich und frost. Es tanzet zur Leier Das Mädchen / den Tstyrfus Tragend, mit Epheu behängt. Fein ist sie vom Fuße; Der lvckichte Knabe Bläßt dann mit lieblichen Mund Die Flotte / und gießet Bey Spiel und bey Scherzen Reizende Tone hervor. Und Amor mit Loches Von Golde, und Bacchus, Venus die Schöne mit ihm. Beehren des Gastmahl, °Den Greisen willkommen, Wit ihrer Gegenwart Glück. 26 VH. Auf den Amor. einer Ruthe , von Hyazinthen geflochten, Trieb mich der wandelnde Amor Wacker, den Lauf mit ihm mit zu halten. Durch reissende Stromme, Durch Hecken nnd Klüfte So laufend, hat mich eine Schlange gehackt. «Ohnmacht stieg mir vom Herzen Ins Antlitz, ich wollte verloschen. Aber Kupido, streichelnd mein Antlitz, Mit zärtlichen Flügeln, versetzte : Du taugst mit Nichten zum Lieben. 27 VIII« Auf seinen Traum. schlafend zur Nachtzeit Auf Purpurtapeten, Freudig vom Bacchus, Glaubt' ich auf den Spitzen Der Füsse zu laufen, Und mit Mädchen zu spielen. Mich straften die Knaben, Schoner als Bacchus Mit beissenden Worten, Der Schönen da wegen- B 2 LZ Ätzt wollt' ich sie küssen — Weg war der Traum und sie alle: Verlassen ich Dulder, Wollte ferner noch schlafen. -s IX. Auf die Taube, liebliches Täubchen , woher , Woher kommst du geflogen? Woher so viel Balsam, den du, Die Lüfte durcheilend, Duftest und träufelst? Wer bist Lu? Was ist dein Geschäfte? Anakceon sendet mich hin Zu dem Knaben Bathyllus, Der alle längst schon beherrscht. Der aller Tyran ist. Kythere verkaufte mich ihm Für ein kleines Gedichte: Auf diese Weise kam ich B 3 / go Jn Anakreons Dienste. Und nun , wie du siehst , Bestell' ich seine Briefe : Und er verspricht mir wohl oft Bald die Freyheit zu geben; Ich aber , entläßt er mich auch, Will als Sklavin ihm dienen. Denn was brauch ich aus Berge Und hin auf Felder zu fliegen. Und auf Bäume zu sitzen , Von wilden Früchten zu leben? Itzt esse ich Brod, Das ich raube von den Händen Des Anakreon selber. Zu trinken giebt er mir Wein, Den er mir zutrinkt. -------- Zr Getrunken pfleg ich zu tanzen, Und den Greiß/ meinen Herrn, Mit den Flügeln zu decken. Eingeschläfert von ihm, Schlaf' ich ein auf der Leier. Da hast du nun alles; entferne dich nur: Geschwätziger machtest du mich, Freund, als eine Krähe. B 4 32 X. Auf einen wächsernen Amor. ^inen Kupido von Wach« Both ein Jüngling zu Kaufe : Da tratt ich hinzu und sprach: Wie theuer willst du mir wohl Dieß Kunstwerk verkaufen? Da verfezte dieser auf Dorisch: Nimm ihn hin, um wie viel du nur willst; Doch damit du alles auch wissest: Ich bin kein Künstler in Wachs; Ich wollte nur zusammen nicht wohnen Mit dem alllüsternen Amor.- Sieb denn, gieb ihn mir 33 Den schönen Bettgefahrten um eine Drachme. Du Kupido, mach mich nr:r schnell Entbrennen; wo aber nicht, So sollst du am Feuer zerschmelzen. B 5 84 - XI. An Sich Selbst. ^s sagen die Weiber: Anakreon, du bist alt, Ach, nimm doch den Spiegel,. Schau dich ohne Haare, Und kahl deine Stirn.- Doch ob noch die Haare Sind, oder entflohen, Nicht weiß ich's: dieß weiß ich Daß es mehr dem Greise Ziemt, lustig zu scha'ckern, Als Nahe dem Tode. 35 XII. Auf die Schwalbe. «E'as wirst du, daß ich dir thur. Dir geschwäziges Schwalbchen? Willst du, daß ich dich pack'. Und dir die leichten Flügel beschneide? Tder lieber dir von der Wurzel Die Zunge, wie jener Tcreus einst, ausschneide? Warum raubest du mir Durch dein Gezwitscher am früheste» Morgen Die lieblichen Träume, Vom schönen Bathyllus? Zü --' XIII. Auf -en Attis- die schone Äybebe Hat Attis der Jüngling, halb Weib, Auf den Bergen laut heulend,. So sagt man, geraset. Dort sind andere, trinkend Von der Duelle bey Älarus, Heilig dem Lorbeergekronnten Apollo Zungclosendes Wasser, Rasend und heulend gcirrct. Ich aber von Bacchus, Und riechenden Salben gesättigt, Und meine Geliebte in Armen, Mill, ich will ebenfalls rasen. Z7 XIV. Auf den Amor, ^>ch will, ich will lieben, Amor lehrt' es mich; Ungelehrig mar ich/ Fruchtlos mar sein Wort: Gleich nahm er den Bogen/ Das Geschoß von Gold / Rüste mich zum Kampfe In die Schranken vor. Wie Achilles rüstig/ Nahm ich Speer und Schild/ Und um mich den Panzer/ Gkeng so in den Kampf. Pfeil/ auf Pfeil/ ich flöhe; Zg -------- Als ihm nichts mehr blieb, Stürzt' er, ungehalten, Sich als Pfeil auf mich. Mitten mir ins Herz drang Er, ich war dahin. Weg dann mit der Rüstung, . Nimmer schlag' ich mich Ferner in den Schranken: Innen ist der Kampf. XV. Z9 Auf Sich Selbst» deicht Gyges Schätze kümmern mich/ Der Sarder Königes; Nicht reitzt mich Gold/ ich Neide nicht Tyrannen ihre Macht. Es kümmert mich/ daß stets mein Bart Von Balsam träufele; Es kümmert mich/ daß stets mein Haupt Ein Kran; von Rosen krön'. Der heut'ge Tag nur kümmert mich/ Wer weiß/ was Morgen wird? So lang' es denn schon Wetter ist. So trink'/ und spiele nur; Und leere zu Lyäus Ehr' 40 -— Die vollen Becher aus; Damit nicht eine Krankheit komm', Und sprech'; du trinkst nicht mehr. 4' XVI. Auf Sich Selbst. singst den Krieg von Theben, Und jener Troja's Brand; Lch sing die Niederlage, Die nur mein Herz betrifft. Nicht Reuterei, nicht Fußvolk, Nicht Schiff besiegte mich: Der Feind ist neu: er schlug mich. Mit seiner Augen Wacht. XVII. 42 Auf einen Wernen Becher. V^on getriebenem Silber, Schmide mir , Vulkan, Nicht Maffengeschmcide , Denn was hab' ich mit Kämpfen? Nein, Einen geräumigen Becher, Tief, so viel du nur kannst. Aber auf selben bilde mir denn, Nicht etwa Sterne, den Wagen, Auch nicht den trüben Nrion, Denn was frage ich nach den Plejaden Was nach Bootes Gestirnen? Den Weinstock bilde du mir Und Trauben auf selben; 4Z Und zierlich« Kcltertretter, Nebst dem schonen Lyä'us, Den Amor und den Bath Ms. 44 XVIU; Auf eben denselheu. künstlich bereite du mir, Den süssen Becher des Lenzes; Grabe zu erst mir darauf Die rosenbringende Jahrszeit. Von gehämmerten Silber Bereite mir den liebchcn Becher. Nicht heilige Bilder / unschicklich hier, Und verhaßt, bitt' ich / grab mir darauf. Lieber bilde mir drauf ZeyS Geschlecht/ Den lieblichen Bacchus: Die Hochzeit/ und KypriS, Dem Hymen so günstig; Und die unbcwafneten Amorn/ 45 Und die lachenden Grazien, Und den Weinstock mit Lande geschmiicket, Mit Trauben behängt, von Laube um¬ schattet , Und holdselige Knaben, wenn nicht selbst Phöbus mit der Leier erscheinet. 46 XIX. Auf das Gesetz zu trinken. Die schwarze Erde trinket. Es trinken sie die Bäume: Das Meer trinkt aus Len Lüfte». Die Sonne trinkt die Meere, Der Mond die Sonne wieder. Was keifft ihr mit mir, Freunde, Wenn ich wie alles trinke? 47 XX. Auf sein Mädchen. «^antalus Tochter stand emst Als Stein an Phrygiens Ufern: Pandions Tochter fliegt nun Befiedert als Schwalbe in Lüften daß ich nicht bin ein Spiegel, Daß du mich immer ansätest: 5) daß ich wäre ein Kleid, Daß du immer nich trügest: Wasser wollte ich seyn, Daß die Haut ich dir wüsche. Sache, Frau, wollte ich seyn. Daß ich lieblich dich salbte. 48 ----- Und Schleier auf deinen Busen , Und Perlenband an deinem Halse, Und Schnürschuh wollte ich sein, Daß du wenigst mit Füssen mich trättest. XXI. Auf Sich Selbst- Gebt mir, D Weiber, gebt mir Wein der Fülle zu trinken: Alle schon tranken mir zu: Seufzen muß ich vor Hitze. Kränze von Blumen gebt mir, Mir die Scheitel zu schmücken. Hitze schon sarbt mir die Stirn; Doch viel grössere Hitze Goß mir Kupido ins Herz, Wie kann ich sie ertragen? C co -—— XXII. An dsn Bathyllns. ^ort in den Schatten, BathyMs, Setze dich; schön ist der Baum, Er schüttelt das liebliche Laub Am zärtlichen Zweige. Zu ihm ladet dich ein Die sprudlende Lucle der Peitho. Wer kann ihn nun sehn, und vor¬ übergehn Vor solch einem Wvnneplah? XXIII. 5l Auf das Gold. -Nenn Schatze von Gold Das Leben fristen den Menschen: Noch wollt' ich's dulden, sie zu be¬ wahren. Daß, wenn der Tod kommt. Er sic nehme und gehe. Wenn aber nimmer zu kaufen Ist das Leben für Sterbliche, Warum seufz' ich vergebens. Warum stosse ich Klagen aus? Denn ist es zu sterben bestimmt, Was nützt dann das Gold.mir C 2 s- Mir werde denn Trinken, Und bei köstlichem Weine Mich der Gesellschaft meiner Freunds erfreuen, Und auf weichlichen Betten Opfern der holden Kythere. --------- 5Z XXIV. An Sich Selbst, sterblich bin ich gebohren, Den Pfad des Lebens zn wandeln; Ich kenne die Zeit, die vor mich ist vorüber; Die noch für mich lauft, die kenne ich nicht. Laßt mich denn ihr Sorgen; Ich will nichts mit euch. So lang mich der Tod nicht ereilet, Will ich schachern, und lachen und tanzen Bey dem edlen Lyäus. C 3 54 XXV. An Sich Selbst. Trink ich den edlen Traubensaft Dann schläft mein Kummer all; Nicht Arbeit, nicht Beschwerlichkeit Nicht Sorge drückt mich'mehr. Gern oder ungern, sterben ist Der Menschen leztes Ziel; So laßt uns nicht mehr irre gehn Zum ird'schen Lebensglüct. Und unsere! Lebens Balsam sey Lyäus edler Saft; Sind wir von seinem Geiste voll. Dann schläft der Sorgen Heer- 52 XXVI. Au Sich Selbst. 2benn Bacchus einkehret/ Da schlafen die Sorgen: Ich düncke mich Krösus Gleich reich/ und mit Epheu Bekränzet/ dann lieg' ich Süß singend/ und trctte Stolz alles mit Füssen. Es waffne sich/ wer nur Will; ich will nur trinken; So bring denn den Becher Hieher mir o Knabe.' C 4 5 6 - Denn Trunken zu schlafen. Ist ja wohl viel besser, Als tsdt da zu liegen. 57 XXVII. An den Bacchus. -Jupiters Sprosse Lyäus, Der her'erheiternde Bacchus, Kehrt er nur erst bey mir ein. Dann lehrt er mich fröhlichen Tanz. Doch was mich am meisten vergnügt, Das sind meine Freund« am Zcchtisch. Nach Lärm und Gesang Vergnügt mich noch Aphrodite; Dann kehr' ich zum Tanze zurück. C -> XXVIII. Auf seine Geliebte- Nus! bester der Maler/ Male mir / bester der Maler/ Fürst der Rhodifchen Kunst/. Die ich vermisse/ hart sprech' ichs aus Male mir meine Geliebte. Zu erst bilde mir ihre Haar'/ So weich und so schwarz: Und so viel es mit Wachs sein kann Bilde sie mir duftend von Balsam. Male mir die volle Wange Umschattet von den schwärzlichen Locken Und die blendende Stirn. ------ 59 Schneide mir den Raum, der die Au¬ genbraunen trennt, Ja nicht durch, noch zieh sie in eines zusammen. Es habe das Eemählde, wie sie, Unmerklich getrennte Augenbraunen, Und Augenlieder mit schwarzen Wim¬ pern umschattet. Das Auge dann selbst male so ganz nach der Natur Mit einem Blicke voll Feuer, Blau von Farbe, wie das der Athene, Und buhlerisch, wie das der Kythere. Male die Nase und Wangen, Gemischt von Rosen und Milch. Male die Lippen wie jene der Peiths, 62 ! - Zum Kuße einladend. Um das zärtliche Kinn, Und den Nacken von Marmor Sollen alle Grazien schweben. Das übrige decke von ihr Mit einem Schleier von Scharlach; Doch scheine ein Wenig hindurch Das Fleisch, als Probe des Leibes. Doch genug: ich sehe sie selber. Beinahe, Wachs, fehlt dir nichts als die Stimme. 6l XX X. Auf den Vathyllus, A^ule mir den Bathyllus Den Liebling, wie ich dichs lehre. Glänzend male sein Haupthaar, Schwärzlich im Grunde, Und blond an den Spitzen; Frei laß die Ringe Der Locken, kunstlos geordnet, Sich legen wie sie selbst wollen; Zärtlich und hold Bekröne die Stirne das Augenbraun, Schwärzer als die Farbe der Drachen. Das schwarze Auge blick' kühn, Mit heiterer Stille gemäßigt; 62 Jenes n-'mm von vem Ar-s, Dieß von -er schon >n Kythere: Daß, wen icnes erschreckt/ Von vies.m ziehe die Hoffnung. Rosicht nie den Apfel am Baume Male die wvllichte Wange. Bring/ wenn du kannst/ den Zug der Bescheidenheit an/ Wie ihn die Schamrothe zeigt. Und die Lippen/ selbst weiß ich es nicht/ Auf welche Weise du sie mir bildest/ So zärtlich und voll Ucbcrredung. Kurz cs scie dieß Machs Redend/ wenn es gleich schweiget. Maiestatisch sei das Gesicht. Es übertreff' der elfenbeinerne Hals 6Z Adonis blendenden Nacken: Bilde die Beust, und die Arme Wie jene des Hermes, Die Hülte von Pollux Und von Bacchus den Bauch, Und dann die zärtlichen Hüfte, Die Hüfte glühend von Feuer- Enthüll' ihn mir ganz wie er ist Lüstern bereits nach Paphiens Genüssen. Neidisch ist deine K mst, Wenn sie mir nicht auch den Rücken Zeichnen 'kann - noch köstlicher ist der. Was brauch ich dir zu sagen, wie du die Füsse malest? Nimm die Belohnung , die du dir aussprichst, 6-l Leicht machst du aus diesem Apolo, Nimmst du nur weniges weg, den Eathyllus; Und sodst du nach Samos einst kommen. So male den Phobus nach demBathrM«. 65 XXX. Auf den Amor. ^l'e Musen fesselten einst Den jungen Amor mit Äranzen, Und brachten ihn hin zu der Schönheit: Aythere, die zärtliche Mutter, Suchte mit Lösegeld itzt. Den Amor von Fesseln zu löse». Doch würde man ihn auch befrei'». Nicht will er aus selben, bleiben wird er. Denn er hat dienen gelernet. 66 XXXI. Au Sich Gelöst. ^aß mich doch, um aller Gotter Willen, Trinken, trinken lange Zuge fort, Rasen rrill ich, ich will rasen. So Alkmäon einst gerasct hat, Und Orestes einst von weißem Fuße, Als sie ihrer Mutter Leib zerfleischt. Doch ich, unbefleckt vom Mcnschenblute, Bei dem Becher, angefüllt mit rothen Wein, Rasen will ich, ich will rasen. So einst Herkules gerasct hat, Schüttelnd fürchterlich den Kocher Und auch des Iphitus Bogen. 67 So «inst Ajas rasete. Als er nebst dem Schilde Hektors Schwert geschwungen hat. Doch ich/ mit dem Becher nur gerüstet / Und mit diesem Kranze auf dem Haupt/ Vhne Bogen / ohne tödtend Eisen, Will/ ich will nur rasen itzt. 68 XXXII. Auf seine Llkksberftändnisse- kannst du aTe Blätter an Bäumen Zählen, kannst du den Sand Im Grunde der sämmtlichen Meere Finden, so kannst du allein Meine Licbcshände! berechnen- Zuerst nimm zwanzig in Athen Und noch fünfzehn andre dazu. Dann von Korinth Nimm eine Kette von Liebeshändeln; Denn Achaja ist das Land, Wo die schonen Mädchen zu Hause sind. Nimm noch jene von Lcsbus Und bis nach Ionien hin, 69 Und Karren / und Rhodus; So hast du der Liebcshä'ndel zweitausend/ Wie viel sagst du? — merk sie nur immer in Wachs. Noch hab ich nichts von den Mädchen von Syrien gesagt/ Nichts von den Genüssen zu Kanopus/ Nichts von Kreta / das alles besitzet / Und wo in den Städten dem Amor Feierlich gehuldiget wird- Wie willst du noch mit der Zahl fer¬ tig werden/ Wenn du meine Licbeshandel Bis außer Gades/ und Bactra Und Indien zählen willst? 72 --------- XXXIII. Auf die Schwalbe. Nu, liebliche Schwalbe Kommst jährlich zurücke; Bauest im Sommer das Nest, Verschwindest im Winter Hin an den Nil, oder nach Memphis. Immer bauet auch Amor In meinem Herzen das Nest. Von den Begierden wird eine befiedert, Die eine ist noch im Ey, Diese halb ausgcbrüttet. Immer hort man das Zwitschern der Lungen Mit aufgesperreten Schnäbeln. 7! So auch die kleinere» Amoretten Ziehen die großern auf. Kaum sind diese erwachsen. Bringen sie and're zur Welt. Was kann dagegen für Rath sein? Den» ich Li» zu schwach. Mich so vieler Liebesgötter zu wehr:». XXXIV. An sein Mädchen. 8liehe mich nicht/ wenn du siehst Die grauen Haare des Hauptes; Noch, weil dich zieret Die frische Blüte der Jugend, Laß dir meine Liebkosung mißfallen. Sieh, wie in den Kränzen Die weissen Lilien schimmern. Zwischen Rosen geflochten. -------- 7Z XXXV. Auf die Europa. d ieser Bulle, o Knabe, Könnte, dünkt mich, ein Jupiter sein: Denn er trägt auf dem Rücken ' Das schone Mädchen von Sidon: Er setzet weit hin durchs Meer, Schneidet mit den Klauen die Wellen. Nie hat noch ein anderer Bulle, Von der Herde gelaufen. Das Meer übersetzt. Wenn nicht jener alleine. D 74 XXXVI. Das sorgenfreie Leben. lehrst du mich die Gesetze, Und die Fesseln der Redner? Wozu mir all diese Lehren, Lehren von keinem Gebrauche? Vielmehr lehre mich trinken Den lieblichen Becher Liäus. Vielmehr lehre mich spielen Mit der goldenen Venus: Weisse Haare bekränzen das Haupt. Gieb Wasser, bring Wein her, o Knabe: Wieg mir dis Seele in Schlummer: Ist das kurze Leben dahin, begrab mei¬ nen Leichnam. Der Todte wünschet nichts mehr. 75 XXXVII. Auf den Frühling. ^ieh, wie bei wiederkehrcndem Frühling Unter den Füssen der Grazien Rosen sprossen. Sieh, wie die Mögen des Meeres Sich legen in ruhige Stille. Sich, wie die Ente rudert! Sieh, wie die Kraniche ziehen: Heller leuchtet der Titan: Der Wolken Schatten treiben sich fort. Es leuchten die Merle der Menschen: Schon zeigt sich an der Weide die Katze, D 2 76 ----- Schon zeigt sich des Delbaumes Frucht: Bromius Weinstock krönt sich mit Laube: An jedem Blatte, an jedem Zweige Blüht die heranstrcibende Frucht. ------- 77 XXXVIII. Auf Sich Selbst. Ein Greiß bin ich zwar; Doch trink' ich mehr als ein junger. Und müßt' ich auch tanzen. So nehm' ich statt des Stabes den Weinschlauch. Wer Lust hat zu kämpfen, (Frei steht es jedem) der kämpfe. Mir aber o Knabe, den Becher, Mit honigsüßen, lieblichem Wein« Fühlend, bring mir herbei. Ein Greiß bin ich zwar; Doch will ich unter den Reigen Den Silen vorstellend tanzen. D 3 XXXIX. Auf Sich Selbst. Em ich trunken vsn Wein, Froh schlägt mir das Herz dann, Und ich besinge die Musen. Bin ich trunken vsn Wein, Weg sind dann die Sorgen, Die sorgengehäusten Gedanken, Hin zu den meerdurchbrausenden Winden. Bin ich trunken von Wein, Dann treibt mich der nothloicnde Bacchus Wit klumenduftenden Lüsten, Und freut sich der trunknen Betäubung. Bin ich trunken von Wein, Kränze von Blumen dann flechtend 79 Und sie setzend aufs Haupt , Sing' ich die ruhige Stille des Lebens. Bin ich trunken von Wein, Mit Salben voll Wohlgeruch netzend Den Leib, und mit den Armen ein Mädchen Umfangend, besing ich die Kypris. Bin ich trunken von Wein, Mit den geräumigen Bechern Meine Gedanken erheiternd, Hab ich meine Lust an den Reigen der Mädchen. Bin ich trunken von Wein, Dieß halt' ich allein für Gewinn; Nur dieß nehm' ich von hinnen; Denn der Tod macht allen ein Ende, D 4 8o xxxx. Der verwundete Amor« Einst als Amor ein auf Rosen Schlafendes Bienchen Nicht sah, ward er verwundet. Im Finger des Händchens Gestochen/ weinte er laut. Er lief/ er flog hin Zur schonen Aythere. Ich bin verloren/ Mutter/ sprach er Ich bin verloren und sterbe: Eine Schlange mich hackte/ Klein und geflügelt, sie nennet Biene der Landmann. Und sie sprach: wenn der Stachel, Der Bienenstachel so schmerzet. Wie sehr, glaubst du wohl, leiden Amor, alle, die du verwundest? XI,!. Lr 2luf ein Gastmahl. Fröhlich zechen wir hier Bei Liedern zum Lobe des Bacchus, Der die frohen Tänze erfand, An vollstimmigen Gesang sich ergötzet, Ganz ähnlich dem Amor; Von Kytheren gelicbet; Er ist der Vater der trunkenen Freuden; Er ist der Schöpfer der Reize, Er macht der Trauer ein Ende, Er bringt den Kummer in Schlaf. Bringt denn ihr zierlichen Knaben Die Becher mit gemischtem Weine ge- fiillet; sz Entflohn ist der Kummer, Den die tobenden Stürme uns brachten. Lasset uns denn die Becher ergreifen; Laßt uns die Sorgen versenken in Wein : Denn was hast du für einen Gewinn, Du, der du sorgenvoll winselst? Wer kann das Künftige wissen? Dunkel ist der Pfad des Lebens dem Menschen. Trunken will ich denn tanzen; Ich will mich duftend von Salben Mit schönen Weibern vergnügen. Sorge, welcher da will; Er fühle ganz das Bittre der Sorgen. Wir aber, fröhlich zechen wir hier Bei Liedern zum Lobe des Bacchus. 84 XI.II. An Sich Selbst. <^ch liebe den Bacchus, Hold ist er dem Tanze: Mit lustigen Zechern Lieb' ich die Leier zu spielen. Mit Kränzen von Hyacinthe» Die Schläfe umwindend Lieb' ich vor allen Mit jungen Mädchen zu spielen. Neid kennt nicht mein Herz, Nicht kennt es den fressenden Neid; Ich fliehe die ohnmächtigen Pfeile Einer schmähsüchtigen Zunge: Ich haße Gezänk/ vom Weine erzeugt/ L5 Bei Schmauß und Gelagen. Mit knospenden Mädchen Tanzend zur Leier, Fliessen still mir die Tage Les Lebens. 86 7-- XU Auf die Heuschrecke. Glücklich preis' ich dich Grille , Die du aus dem Gipfel der Bäume, Wenig nur trinkend vom Thaue, Gleich einer Königin singest. Denn aRss jenes ist dein, Was du sichst auf dem Felde, Und was die Jahreszeit bringet. Du Freundin des Landmanns, Keiner Seele zum Schaden; Tu den Sterblichen wcrth, Des Sommers süsse Verkünderin: Geliebt von den Musen, Liebet dich Phvbus auch selbst. ---E 87 Der dir lauten Gesang gab. Das Alter m icht dir nicht Kummer; Weise, von der Erde gebohren, hold dem Gesänge, Leidenfrei, ohne Blut in den Adern, Bist du beinahe ähnlich den Göttern. 88 XHV. Auf seinen Traum. glaubte im Traume zu laufen, Mit Flügeln »ersehn an den Schultern, Und Amor beschweret mit Blei An den lieblichen Fäßchen Folgte mir nach und ergriff mich. Was soll dieser Traum denn bedeuten? Ich glaube, daß ich in viele Liebeshändel verstricket, Wenn ich auch allen andern entschlüpfe, In dieser einen Liebschaft bleibe ge¬ fehlt. L9 xr.v. Auf dre Pfeile des Amors. »Aythere's Gemahl Schmied'te von Eisen Die Pfeile des Amors In seiner Schmiede zu Lemnos- Die Spitzen bestrich Aphrodite Mit dem süssesten Honig. Doch Amor mischte Galle dazu. Ares kam einst aus der Feldschlacht zurücke, Schwenkend die wichtige Lanze, Und verschmähte die Pfeile des Amors: Doch Amor sprach: bald wirst aus Er¬ fahrung du wissen, 9-r -------- Wie schwer diese Pfeile verwunden. Und ein Pfeil traf itzt den Ares. Kypris lächelt dazu. Und Ares laut seufzend, Schwer, sprach er; zieh ihn heraus, l Doch Amor versetzte: behalte nur selben. !- '-7— 9l XI. VI. Auf ren Amor- ^art ist es zu lieben, Und hart nicht zu lieben; Doch härter als alles, Ist unglücklich lieben. Die Lieke sieht nicht auf Geschlecht, Tritt Weisheit und Anstand mit Küssen. Fast sieht man allein nur auf Geld- Der gehr zu Grunde zuerst, Der blos nur das Geld liebt. Geld kennt keinen Bruder, Geld kennt keine Eltern; s- F inde und Mörder stiftet das Geld. Doch das Schlimmste ist noch; verloren sind alle, Die ohne Geld lieben. 9Z XI. Vil. Ein anderes Liedchen. ^Zch lieb' einen munteren Greiß, Ich liebe den Jüngling, Der sich am Tanze ergötzet. Und wenn ein Greiß auch noch tanzt, Trägt er zwar das Alter am Kopf/ Doch die Jugend im munteren Geiste. 9; XI. VIII. Ein Anderes- ^ebt mir die Leier des Homers Doch ohne de» blutigen Saiten : Den Becher nach Trivkgelag Art, Den Becher gesezlich gemischt, bringet mir. Tanzen will ich bezecht, Und voll von weiser Betäubung Will ich die Leier anstimmend Mein Trinklied wacker herlciern. 95 XI.IX. Ein Anderes. e-^uf! bester der Maler, Verehrer der lyrischen Muse/ Und des Scherze liebenden Bacchus / Und hold dem Flottengeliespel / Male zuerst mir die Städte/ Den Sitz der Freud' und des Lachens: Und »renn du in Wachs es vermagst / Male mir die Gesetze des Trinkens. 96 I.. Auf den Bacchus. ^er Gott, der den Jünzlmg beim Trinkgelage Unbezwinglich, beim Becher furchtlos, Beim Wein geschickt zum fröhlichen Tanz macht. Der Gott stieg herab, Zärtlichen Liebestrank Und ermunternden Wein den Sterbli¬ chen tragend: Die Frucht des Weinstocks, den Wein Quellend von den Trauben, 97 An den Reken bewahrend, Daß, so bald sie die Traube geschnitten, Alle von Krankheit bewahret. Gesund am stattlichen Körper, Gesund am munteren Geist Wallen hinüber ins andere Jahr. E s 8 -------- n. Auf einen Teller mit dem Bil¬ de der Venus. dravo, wer den Pontus gebildet, Bravo, wer durch göttliche Kunst Die Wogen hin auf den Diskus gegossen, Dort auf dem Rücken des Meeres; Bravo, wer darüber die blendendweiße Zärtliche Kypris geformet! Ein Geist, zu den Gottern entzücket. Konnte nur bilden den Keim des Glü¬ ckes der Götter; Er zeigte sie nackend und bloß. So weit es sterblichen Augen erlaubt ist, sie also zu sehen: S9 Tas übrige decken die Wogen- Irrend dort an dem Ufer, Uebcr rvcißlichten Mecrgras, Bei Stille des ebenen Meeres, Den Leib zum Schwimmen gerichtet. Stoßt sie die Wellen vor sich hin: Obenher zeigt sich der rvsichte Busen, An dem zärtlichen Nacken, Und schneidet zu erst die mächtige Flut. In Mitte der Furche glänzet die Kypris, Wie die Lilie schwebend unter Violen, Auf dem Spiegel des Meeres. Noch aus dem Silber kommen geritten Auf tanzenden Delphinen, Liebe und Scherz, und belachen E 2 lO2 Den heuchlerischen Sinn derer/ Die die Liebe verschmähen. Der Chor der rückengebogenen Fische/ Auf den Spitzen der Wogen / Spielt um die Reize der Paphia/ Und so schwimmt sie lachend dahin. Lil. IO! Auf den Wem. Die dunkelgereiften Trauben Tragen in Körben die Männer Auf den Schultern mit den rosichten Mädchen Da werfen sie sie in die Kelter; Die Männer allein tretten die Trauben, Und pressen den Wein aus. Und preisen den Gott unter Lärm Mit Liedern an der Kelter gesungen. Wenn sie den neuen Wein anblicken. Wie er quillt in die ihn erwartenden Fässer. Trinkt der Grciß auch davon, E Z 122 Da tanzt er mit wankenden Füssen, Und schüttelt die schneeweißen Haare. Dort der liebende Jüngling, Vom Weine berauschet, Belauert das Mädhen, Menn sie sich hinwirft auf ein dichtes Bette von Blättern, Vom Schlafe bemächtigt. Und Amor zur Unzeit liebkosend, Giebt verrätherisch Versprechen der Ehe; Und kann er sie nicht mit Worten bereden. Dann zwingt er sie auch wider Willen. So treibet Bacchus sein Spiel Mit den Jungen, indem er sie trunken macht. mi. Ivz Auf die Rose. E^ach dem blumenbekcä'nzten Frühling Will ich die Nose/ des Sommers Zierde besingen. Ihr Freund«/ helft mir das Loblied vollenden. Denn nun wehen dieLüfte der Götter/ Nun sprosset die Freude der Menschen; Die Freude der Grazien in den Stunden/ Heilig dem blumenbekranzten Amor; Der Schmuck der göttlichen Äypris/ Angelegen den Dichtern/ Und die liebste Blume den Musen. E4 124 Süß dem, der sie bcrüchet, An den dornichten Wegen; Süß auch dem, der sie bricht Mit weichlichen Händen, und sanft Sie hält, die Blum? des Amors. Selbst dem Weisen macht sie Vergnügen, Bei den GZttermahlen und Mahlzeiten, Und bei den Festen des Bacchus. Was ist ihm denn wohl ohne Rosen? Die Morgcnrsthe heißt rosenfingerig, Die Nymphen rosenarmig, Aphrodite rosenleibig, In dem Munde der Weisen: Sie stärket die Kranken; Selbst den Tsdten kommt sie zu statten; Selbst die Zeit überwältiget fle. -------- io; Denn auch die gewelkte Rose Hat noch den lieblichen Geruch der grünen. Doch laßt uns erzählen, wie fle ge- sprosset: Als aus der himmelblauen Flut Die thauigte Kythere, Pontus vom Schaume gebildet, Da ließ die Krieg berühmte Athene Die Göttin, dem Olympus so furchtbar, Zeys aus seinem Haupte sprossen. Da brachte die Erde den neuen Rosen¬ stock hervor. Die Geburtsstätte der bewunderten Rose, Das schönste Erzeugniß der erfinderi¬ schen Natur. E 5 ro6 Die Schaar der glückseligen Götter, Wie die Rose entstand/ goß Nektar darauf/ Um aus dem Dornstrauch die stolze Blume/ Unsterblich wie Bacchus/ sprossen zu machen. I.IV. An Sich Selbst. Ein ich in Gesellschaft der Jungen, Sie anblickcnd verjüng' ich mich selbst. Dann, ja dann, obgleich weiß an Haaren Fliege ich hin zu dem fröhlichen Tanz. Hieher Kübebe, Bereite mir Kränze. Trotz der schneeweißen Haare Tanze ich unter den Jungen wie jung. Wer mir auch bringet die Auelle Vom Dionysischen Fruchtkorb hieher, Bald wird er sehen die Kräfte de» Greises, IQ8 -- Geschickt noch zu singen, Geschickt noch zu trinken, Und fröhlich im Zirkel der Jugend zu sein. —- Iü9 LV. Auf die Liebenden. ie Pferde werden mit Feuer An der Grupps gezeichnet. Die Parthischen Männer Sind am Hute zu kennen. Eben so kenn' ich die Liebenden gleich/ So bald ich sie sehe. Ein Kennzeichen/ fein in ihre Seele gedrückt/ Macht sie mir kenntlich. I.VI. Auf Sich Selbst, übelst sind meine Schläfe, Weiß ist schon mein Haupt; Dahin sind die Zähne / Mir lächelt Hebe nicht mehr. So wenige Tage Der Freude bestimmt / Das klage ich immer/ Bei Tartarus Furcht. Der Wohnsitz des Pluto Ist schrecklich/ und schwer Der Eingang zu selben; Und nimmermehr haucht Wer einmal dort landet Die Erdenluft ein. H 2 —rr- I.VII. Trinklied. ^sch auf/ bring mir o Knabe/ Den Becher/ um ihn in langen Zügen zu trinken. Dennoch vergiß nicht/ Den Becher mit Wasser zu mischen. Daß ich, vom Muthwillen fern. Der reinen Freude mich überlasse. Also schenket uns ein, daß ohne Lärm Und Geschrei, nach Art der trunkenen ScytheN, Wir bei frohen Gesängen Lyaus Gabe geniessen. - HZ I.VIII. Auf den Amor. >^en zärtlichen Amor Mit Kränzen von Blumen Geschmiicket, den sing' ich. Denn er ist der Gotter Und Menschen Beherrscher. H4 -77-----! llX. Auf den Amor. ^ls ich einst Kranze geflochten. Da fand ich Amor unter den Rosen. Zch faßte ihn bei den Flügeln , Und tauchte ihn unter in Wein, Und trank ihn hinunter. Und so in meine Glieder gegossen, Kitzelt er mich mit den Flügeln. -------- HZ n Auf die Diana. ex «vch umfasse deine Knie , Hirfchenerle- gerinn, Jovis blondes Kind, Regentin Der wilden Thiere des Waldes. Komm itzt aufLethä'us reissenden Wirbeln, Sieh günstig auf die Stadt der herzerbe- bcnden Manner; Denn nicht wild sind die Bürger, Die du Göttin beherrschest. I.XI. IlS An sein Mädchen. Thrazischcs Füllen, warum Blickst du schielend auf mich, Fliehest mich grausam und scheinst Von mir nichts gutes zu halten? Wisse, hübsch werde ich bald Enges Gebiß dir anlegen, Und die Zügel straf wenden, Hin in die Schranken der Rennbahn. 2zt weidest du dort ans der Flur , Und spielst bei munteren Springen. Denn noch nicht hat dich ein geschickter, Rsßerfahrner Bereiter bestiegen. I.XII. !>7 Auf die Myrilla. Äer Göttinnen Beherrscherin, Kypris, Und du Kupido, Beherrscher der Men¬ schen , Und du Hymen, des Lebens Bewahrer, Euch singen meine Lieder, Euch rühmen meine Gedichte, Dich Amor, Hymen und Kypris. Sieh das Mädchen o Knabe, laß sie nicht aus dem Auge, Sei wacker, daß dir nicht der Fang des Rebhuhns entwische. Stratokles, von Kythere begünstigt, Stratokles Myrilla's Gemahl, n8 ----------- Sich , wie lieblich das Weih ist ! Reif ist sie, und blühend, und hehr. So wie die Rose der Blumen Königin ist, So ist Myrilla die Rose der Mädchen. Die Sonne treffe dich immer im Bette; In diesem Garten sprosse dir bald eine Cypresse. - —- US I.XIII. Ein Fragment aus dem Hephäftion» Sterben, sterben will ich: Denn keine andre Erlösung Von allen Beschwerden, Nicht nur von diesen, Ist je, als vom Tode zu hoffen. I.XIV. 122 Em Anderes aus dem Athenäus« Bring Wasser / bring Wein her, o Knabe, Bringe uns Kränze von Blumen, Bringe mir Wein, daß ich nicht länger Gegen Kupido mich schlage. Theokritö Idylle auf den tobten Adonis, und Lob eines Ungenannten auf de» Anakreon. § ------ isZ Th e o k x itu § Idylle aufden Tod des Adoms. 1-tlS Venus den Adonis Entseelt vor ihr erblickte, Zerstört die schönen Locken, Und blaß die Rosenrvange: Hieß sie die Liebesgötter Den Eber vor sich bringen. Schnell eilten sie geflügelt/ Durch Wald und durch Gebüsche/ Da sanden sie den Eber/ Fs 124 Den wilden, den sie banden An Füssen, und mit Stricken Gefangen mit sich schleppten. Ein Amor trieb von hinten Das Thier mit Bogenschlä'gen. Ganz traurig gieng der Eber; Er fürchtete Kytheren. Zu ihm sprach Aphrodite: Grausamstes aller Thiere s Hast du verletzt die Hüfte, Und meinen Mann geschlagen? Das Thier versetzte also: Ich schwöre dir Kythsre, Wei dir und dem Geliebten, ---------- 1-5 Bei diesen meinen Fesseln, Und hier bei diesen Jägern, Den Mann, den du so liebtest. Wollt' ich ,'a nie verletzen. Er schien mir ein Gebilde, Die Glut könnt' ich nicht tragen, Denn nackt war diese Hüfte: Ich rafte nur von Liebe. Nimm denn, so seufzt der Eber, Nimm, Kypris, diese Zähne, Bestrafe sie, vertilge (Ich trage sie vergebens) Die so verliebten Zähne. Und wenn dir'S nicht genüget, F Z 126 Vertilg' auch diese Lippen, Warum wagt' ich zu lieben? Kythere trug Erbarmen, Befahl den Amoretten, Die Fesseln ihm zu losen, Seitdem folgt er der KypriS, Und fliehet alle Wälder: Und kommt er nah dem Feuer, Verbrennt er noch die Zähne. 127 Auf -en Anakreon. r LI 11. Auf die Siose roz Liv. An Sich Selbst 107 IV. Auf die Liebenden 129 LVI. Auf Sich Selbst no LVll. Trinklied ns Qvm. Auf den Amor uz Uix. Auf den Amor 114 ux. Auf die Diana uz UXI An sein Mädchen n6 LXii. Auf die Myrilla 117 uxiil. Ein Fgm. aus dem Hephästion 11S UXIV. Ein Anders aus dem Athenäus 120 Lheokrits Idylle auf den todten Adonis I2Z Auf den Anakreon 127 Der Sappßo Oden. !. Auf die Venus IZI u Auf ein Mädchen 134 Ul. Ein Fragment. igS Mit Leopold Egerschen Schriften, i -'v - a'D -I-L^ - °' h;.-rN?p,N VIXU . - »!'L - / r, _--i L. AL^