.'ihm? 't Četico‘Uetriolo-Heilquellen S. m. b. h. Cevico-Siidtirol Berlin-Gbarlottenburg Die Gesellschaft ist mit einem vollgezeichneten Kapital Don zwei millionen Reichsmark ins Ceben getreten, um auf 0rund eines zwischen der Stadt Cevico und der Unterzeichneten ßeneral-Directiön zunächst auf die Dauer von 40 fahren abgeschlossenen Pachtvertrages <* » » vom l. Jänner 1900 ab » » die Uerwaltung der Quellen und Bäder von Cevico-Uetriolo zu handhaben. Bis zu dein genannten Zeitpunkte werden von Seiten der neuen Uerwaltung folgende Neubauten und fieuein* riebtungen fertiggestellt sein. 1. Tn tevico: »»•••»•» a) €in in Uerbindung mit dem Babnbof Cevico stehendes Uersandtmagazin für den €xport der Ccvico--Quellen. b) €in Reiseauskunfts* und Speditionsbureau am Babnbof. c) €in den vornehmsten Anforderungen der Cecbnik, der Badebygiene und des Komforts entsprechendes Kur* und Bade*6tab1i$sement. d) €in Kur*Restaurant. e) Park*, Spiel*, Sportanlagen. f) €ine TAustervilla. g) hygienische Anlagen. .».»»»» 2. Tn UetriolOi *»»»»»* a) Ein neues, sdjmuekes Bade-Etablissement. b) Sport* und Spielanlagen. €ine Reibe weiterer, durchgreifender üeueinriebtungen, darunter derHnsbau einer Gebirgsbahn von Cevico nach UetriOlO, bildet das Programm der nächsten Arbeitsjahre. Uor allen Dingen aber wird den verehrlicben Kurgästen und der unsere Badeorte besuchenden Couristenwelt eine sorgsame, individuelle Behandlung seitens aller dazu berufenen und verpflichteten Organe zugesicbert. Cevico im Frühjahr 1$99. Celegr.=Adr.: Pol ly, Cevico. Die 0enera1=Diredion: Er. H-Pelly-Pollacsek. DIE SÜDBAHN UND IHR VERKEHRSGEBIET IN OESTERREICH-UNGARN Herausgegeben von der k. k, priv. Südbahn - Gesellschaft unter Mitwirkung folgender Autoren und Künstler: Peter Rosegger, Vincenz Chiavacci, Dr. Theodor Christomanos Carl Domenigg, Regierungsrath Josef Erler, Arthur Foltin M. Freiherr von Jabornegg, J. C. Platter, Peter von Radies J. A. Rohracher, Jul. Scholze, Jos. Stradner, Carl Wolf J. C. Compton, Tony Grubhofer, W. Hummmer Gustav Schramm Photographische Aufnahmen: Bernhard Johannes, k. u. k. Hofphotograph, Meran Alois Beer, k. u. k. Hofphotograph, Klagenfurt Mit 197 Illustrationen, 4 Karten und einem Fahrplane für sämmtliche Linien der k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft Druck und Verlag von Rudolf M. Rohrer in Brünn. Inhalts -Verzeichnis. Seite Vorwort.....................................................................III Ein Schwalbenflug über das Bereich der Südbahn von Peter Rosegger......... V Der Werdegang der Südbahn von Julius Scholze.............................. 1 Wien von Vincenz Chiavacci.................................................. 13 Geschäftlicher Wegweiser durch Wien und Umgebung . . t............... 24 Linie Wien—Triest. Von Wien bis Semmering von Vincenz Chiavacci................................ 30 Redaktionell*? Ergänzungen und Hinweise................................ 40 Steiermark von Josef Stradner............................................... 50 Redactionelle Ergänzungen und Hinweise................................. 81 Steinbrück—Laibach—St. Peter von Peter v. Radies . . . ................... 99 Küstenland von Josef Stradner...............................................114 Redactionelle Ergänzungen und Hinweise ................................130 Inserate....................................................................140 Linie Marburg—Franzensfeste. Die Kärntnerbahn von M. Freiherr v. Jabornegg . ,.........................197 Redactionelle Ergänzungen und Hinweise.................................228 Die Pusterthalerbahn von J. A. Rohracher....................................247 Redactionelle Ergänzungen und Hinweise.................................278 Linie Kufstein—Ala. Das Unterinnthal von Arthur Foltin........................................ 290 Redactionelle Ergänzungen und Hinweise.................................322 Innsbruck-Franzensfeste von J. C. Platter...................................332 Redactionelle Ergänzungen und Hinweise.................................351 Von Franzensfeste bis Salurn von Carl Bomenigg..............................366 Redactionelle Ergänzungen und Hinweise ................................391 Auf der Fahrt von Sigmundskron nach Meran von Carl Wolf.....................408 Redactionelle Ergänzungen und Hinweise.................................419 Nach Trafoi und Sulden von Br. Theodor Christomanos.........................427 Das Trentino von Josef Frier................................................440 Redactionelle Ergänzungen und Hinweise.................................453 Dalmatien und Verkehrsgebiet des Oest. Lloyd................................466 Ungarische Linien. Budapest—Cz&ktornya.........................................................473 Szekesfehervär—Komarom......................................................482 Wr.-Neustadt—Nagy Kanizsa—Bares.............................................483 Bares—Pakrac.............................................................. 487 Marhof—Cziszek..............................................................489 Inserate .......................................................... Register............................................................. Fahrplan für sämmtliche Linien der k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft. WO T#'} CKy Karten: Wiener Localstrecke................................................ 49b 502 37 109 197 333 Vorwort, V or ungefähr Jahresfrist hat die Generaldirection der k. k. Südbahn-Gesellschaft den Entschluss gefasst, ein für das grosse internationale Reisepublicum berechnetes ofücielles Reisehandbuch in deutscher, ungarischer, italienischer, englischer und französischer Sprache in einer Gesammtauflage von 100.000 Exemplaren heraus-zugeben. Dieses in erster Linie der Belebung der Reiselust und der Förderung des Fremdenzuflusses nach den schönsten und interessantesten Landestheilen der Monarchie gewidmete Buch sollte aber auch den Reisenden als verlässlicher Führer und den an den Südbahnstrecke gelegenen Sommerfrischen, Curorten und Fremdenetablissements als wirksames Publicationsorgan dienen und trotz seiner Reichhaltigkeit um billigen Preis erhältlich sein. Die technische und geschäftliche Durchführung dieses mit grossen Schwierigkeiten und namhaften finanziellen Opfern verbundenen Unternehmens wurde von der Generaldirection der Südbahn unter voller Aufrechthaltung der ihr als Herausgeberin obliegenden moralischen Verantwortlichkeit der Verlagsfirma Rudolf M. Bohrer in Brünn übertragen. . Infolge der verschiedenartigen Aufgaben, welche diese Publi-cation zu erfüllen hatte, musste auch deren textlicher Inhalt eine Zweitheilung erfahren. Neben den von den schriftstellerischen Mitarbeitern gelieferten anregenden landschaftlichen, historischen und touristischen Schilderungen der Südbahnstrecke fanden die von Gemeinden, Curanstalten, Sommerfrischen und Etablissements zur Veröffentlichung übergebenen Daten in thunlichst objectiver Darstellung in den redactionellen Hinweisen Aufnahme. Im Hinblick auf den an den Südbahnlinien bestehenden regen Geschäftsverkehr durfte auch ein üblicher Inseratentheil nicht fehlen. Während sich eine Schar auserlesener heimatlicher Schriftsteller in den Dienst der erstgenannten Aufgabe stellte, haben zur reichen und vollständigen Ausgestaltung des zweiten Theiles Landesund Gemeindebehörden, Vereine, Curanstalten und Hotels moralischen und finanziellen Beistand geleistet. Die von bewährten Meisterhänden herrührende illustrative Ausgestaltung des Buches dürfte die Wirkung des Inhaltes bedeutend erhöhen, während die beigegebenen Karten, sowie der lose beigefiigte Fahrplan für sämmtliche Linien der Südbahn und des Oesterreichischen Lloyd für die praktischen Bedürfnisse des Publicums bestimmt sind. Wenn die vorliegende Publication auch nicht den Anspruch auf vollständige Beherrschung des überreichen Stoffes erheben kann, so dürfte sie doch ihrer Hauptaufgabe darin entsprechen, dem Reise-publicum eine anregende Lectüre und verlässliche Informationen zu bieten. So möge denn dieses Buch als Beitrag zur Hebung des Fremdenverkehrs in Oesterreich seinen Lauf durch die Welt nehmen und überall in beredter Sprache verkünden, dass unsere schöne, interessante, gemiithvolle und gastfreundliche Heimat dem Reisepublicum der fernsten Länder ein herzliches „Willkomm“ bietet. Die Redaction des officiellen Reisehandbuches der k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft. ^ =*r dl irj ^chWalbenfluj» über das Bereich der 5üdbahn. Heil euch Wanderer! Es hebt eine schöne Fahrt an. Sie geht über die Ostalpen gegen das Land, wo die Citronen blühen und die blauen Wässer dämmern unter der Sonne Homers. Welch ein vielgestaltiger, wundersamer Weg! — Wir reisen auf der schönsten und ältesten unserer Alpenbahnen. Sie erstreckt sich in ihren llauptlinien und zahlreichen Seitenarmen über zwei König- reiche, vier Herzogtümer und drei Grafschaften. Das Dampfross der Siidbahn bliist heute seine Rauchwolken empor in die Masten der Weltumsegler und pfeift morgen um die Wette mit den Gemsen des Hochgebirges. Heute spiegelt es sich in den weichen Wässern des Plattensees, morgen löscht es seinen Durst mit Gletscherwasser. Wenn im Ostende der Siidbahn, das ist dort, wo das magyarische Paris an der Donau liegt, die Sonne aufgeht, leuchten im Westende über den Thiirmen von Bozen und Innsbruck noch die letzten Sterne der Nacht. Damit ist das weite und mannigfaltige Bereich angedeutet, über das wir — ehe vorliegendes Buch alle schönen und eigenartigen Einzelheiten entfalten wird — nun einen flüchtigen Schwalbenflug unternehmen wollen, vorauseilend dem Zuge, der auf dem Wiener Siidbahnhofe zur weiten Reise bereits versorgt und gerüstet steht. Mählich versinkt die scldanke Nadel des Stefansthutmes im Dunstmeere Wiens. Von dieser gewaltigen Stadt aus zieht sich eine meilenlange Kette blühender Ortschaften und Städte, über denen freilich noch hunderte von Fabriksschloten ihre russigen Schleier spinnen. Aber schon hebt sich die Idylle der goldig grünen Weinberge von Gumpoldskirchen und Vöslau, und hinter den Kiefernwäldern des Steinfeldes blauen die Rücken des Wienerwaldes und die Höhen des Schneeberges. Die Alpen sind da. — Das erste Prachtstück der Siidbahn, das Semmeringgebiet, wird durch Schlangenwindungen fast schmeichelnd erobert, unversehens kommen wir hinan in die Hänge der Felsen, zu den blumendurchdufteten, vogelsang-umklungenen Almen und zu dem eigenartig schönen Sommer- und Winterfrischcurort, wie ihn in solcher Nähe nur unser Wien und keine andere Hauptstadt der Welt aufzuweisen hat. Der höchste und der längste Semmcringtunnel ist das Thor zur grünen Steiermark. Ueber thaufrische Matten des Hochthaies rollt es glatt dahin an den Ufern der Fröschnitz, der Mürz, der Mur, zwischen schattigen Waldbergen und den rosig leuchtenden Alra-kuppen. Die Ortschaften in weissen Mauern blinkend, die Einzelhöfe- VIT zumeist aus Holz mit steilen Bretterdächern, weissen Rauchfängen und malerisch durchbrochenen Söllern. Auf Hügeln graue Burg-ruinen, im Thale Eisenwerke und andere Fabriken, deren elektrische Lichter in der Nacht den reisenden solchen Glanzes ungewohnten Wiener fast erschrecken. Endlich im weiten Hügelkranz das frei hingebreitete Graz mit seinem Wahrzeichen, dem Schlossberg. Weiter südlich die kornreichen Ebenen der mittleren Steiermark, die Obst- und Weingärten der Windischen Büheln. Wir überbrücken die Drau, den grössten Fluss des Landes, aus dem uns schon graues Gletscherwasser grüsst. Hinter dem malerischen Thalkessel von Cilli das thermenreiche Sannthal, die Schluchten der Save. Vom Radgebrause der Industrie ist im Lande der Wenden nicht viel zu hören. Die Landhöfe sind kleiner als in deutschen Gegenden, zumeist gemauert, mit Stroh gedeckt und hocken bisweilen etwas kümmerlich da, unter Obstbäumen. Gerne schmückt so ein Häuschen seine Aussenseite mit den goldgelben Kukurutzzapfen und mit kanarifarbigen Riesenkürbissen. Von Berghöhen schimmern weisse Wallfahrtskirchen weit in die Gegend hinaus, denn die Wenden lieben es, ihrem Gott bis zu den Bergspitzen entgegen zu kommen. Ueber das Laibachermoor, auf welches die lichten Wände der Steineralpen herabgrlissen zur krainischen Hauptstadt, führen die Schienen zwischen herrlichem Tannenbestande hinan in die Steinwüsten des Karst — unserem staunenden Auge eine neue Welt. Und nach kaum zwölfstündiger Fahrt von der Donaustadt her taucht der Eisenbahnzug an Miramare, dem betrübten vorbei, nieder zu den Wellen des adriatischen Meeres. Weichen wir von dieser Hauptstrecke bei Nabresina nach Westen hin ab, so geht’s an dem balsam-athmenden Görz vorüber in das Seiden- und Weinland Italien. Biegen wir bei Divača gegen Süden ab, so rollt es über das Gebiet der Höhlen und unterirdischen Wässer dahin bis in die Marinestadt Pola xan der südlichen Spitze von Istrien. Und rollen wir bei St. Peter am Karst auf den Eisenschienen gegen Süden, so ist das eine Fahrt schnurgerade in den Orient hinein. Nicht viel mehr als eine Stunde dieser Fahrt, und man steigt nieder, wie etwa in Samaria an den Strand des mittelländischen Meeres. Da spielen die bewaldeten Hinterberge wie der Libanon. Der Karstboden mit den kümmerlichen Oel-bäumen, Lorbeerbüschen, Palmen und dem morgenländischen Bau der Dörfer und Steinhiitten erinnert thatsächlich an das heilige Land. Wir sind am Quarnero, im Paradiese von Abbazia! Das ist nun die Strecke von Wien bis zum adriatischen Meere. Wir könnten von ihr mehrmals nach links ablenken, so bei Wr.-Neustadt und Pragerhof nach Ungarn und bei Steinbrück nach Kroatien. Gewiss auch Wege mit vielen Merkwürdigkeiten, allein sie würden uns zu sehr abseits führen von unserem Hauptziele, den deutschen Alpen. Die armseligen Lehmhütten der. Puszta, sowie die stolzen Paläste von Budapest mit ihren strammen, stolzen Magyaren würden uns aus jener einheitlichen, idyllischen Stimmung bringen, die wir uns für die lieben Hochländer zu bewahren haben. Also setzen wir beiläufig in der Mitte der Ilauptlinie ein und fahren von Marburg drauaufwärts ins Hochgebirge. Zur Rechten haben wir noch die Weinberge, zur Linken die finsteren Wald-iiiinge des Bachergebirges. Hinter der Grenze Kärntens tauchen die kahlen Felsberge der Karawanken auf, und bei Klagenfurt erscheint das Prunkstückchen dieses Landes — der langgestreckte Wörthersee mit seiner Villenstadt. Hinter der aufbliihenden Draustadt Villach nordwärts nahen wir der Tauernwelt auf Sehweite, überbriicken die graue Moll, die herab von den Eisfeldern des Gross-glockners kommt, und biegen bald ein in das Tirolerland. Die Landschaft Kärntens weist wenig Fabriken, umsomehr Schlösser und Ruinen. Die Bauernhäuser, vielfach noch aus Holz, mit halbsteilem, an den Firstenden abgestuztem Bretterdache, dem steirischen Gehöfte ähnlich. In Oberkärnten die Berge wuchtig und steil, bis hoch hinauf von Häusern und Hütten.bestanden. Die Bauernwälder durch das landesübliche Schnaideln arg gelichtet. Die Hänge und Schluchten reich an Wasserfällen. Am Fusse der ersten Dolomiten fahren wir ins einzige Tirol hinein. Die Lienzerschlucht führt uns stets der wildstürzenden Drau entlang auf die sanften grünen Böden des Pusterthaies, wo selbst die Thalsohle in hoher Alpenregion gelegen ist. Im Norden die grossen einfachen Linien des Urgebirges, im Süden die berückenden Kalkgebilde der Dolomiten, an deren schauerlichem Thore das gastliche Toblach ruht. Ueberall baumlose Dörfer. Die Häuser stattlich, zumeist aus Stein, weiss getüncht, ein bis zwei Stock hoch mit langen Fensterreihen. Die Schindeldächer nach Schweizerart flach, mit rohen Steinen beschwert, geziert mit dem hölzernen Glockenthürmchen, in dem das Glöcklein zum Beten und Essen läutet. Kein Fabriksschlot trübt die Bergluft in dem Lande Tirol, hingegen zeigen unzählige Kirch-tliurmspitzen zum Himmel empor. Keine Häusergruppe, in der nicht eine Kapelle stünde. An den Strassen ragen heilige Standbilder und Martertafeln, auf Feldwegen hohe, rothangestriehene Schutzkreuze gegen böse Wetter und andere Höllenmächte. Auf dem Plane weiden friedlich braun- und weissgefleckte Kinder. Lebendige klare Wässer überall, und hinter grünen Waldbergen leuchten graue Felsen oder weisse Gletscher herüber. — So sieht es aus in Tirol, besonders im Puster-thale bis dorthin, wo die Eisenbahn durch Tunnels und über Brücken einbiegt in die düster gebettete Station Franzensfeste. Wir sind hier zur dritten Hauptstrecke der Südbahn gelangt, die Von der Grenze des Deutschen Reiches bis zur Grenze von Italien zieht. Wir nehmen gleich die südliche Strecke, am schäumenden Eisak entlang, kommen sehr bald in die historischen Gelände der Bischofstadt Brixen und durch unwirtlich dämmernde Schluchten zwischen dem Ritten- und dem Schlerngebiet hinaus in ein Thal, wo man hell jauchzen muss vor Entzücken. — Es grünt der Lorbeer, es fächelt die Palme, es reift köstlicher Wein. Im Spiegel der Etsch zittert der glühende Rosengarten, über die Gefilde Merans hernieder leuchten die winterlichen Passaierberge Andreas Hofers. Es ist das unvergleichliche Thal von Bozen. Weiter an der Etsch hinab bleibt die Gegend noch hoch alpin, allein in den mit rohen Steinwällen eingefriedeten Gärten gedeihen üppig hesperische Früchte; es kommen die castellartigen Dörfer mit ihren ebenen Dächern und massigen Campanilen, und in welscher Sprache voll weicher Grazie grösst uns der sonnengebriiunte Italiener. Bei Ala übergibt die Siidbalm den Weiterreisenden dem Königreiche Umbertos, und wenn das an einem frühen Sommermorgen ist, kann er ein-ziehen zu den Thoren Roms, bevor die Sonne sinkt.. Nein doch, anstatt einmal hinaus, wollen wir zweimal herein in die lieben Alpeü, die heimtrant-bald für jeden sind, und käme er auch aus hobeln-Norden oder aus fernem Westen. Also blicken, wir auf den Weg von Deutschland her. Bald ausserhalb Münchens schon frischt sich des Fremdlings Herz, wenn sachte die blaue Zackenkette auftaucht im Süden und im Westen und im Osten. Auf einmal ist er im Kranz der Berge. Die Festung Kufstein am Fusse des Kaisergebirges bietet ihm das erste packende Bild der österreichischen Alpen. Hier gleitet er nach einer nicht besonders schmerzhaften Zollrevision dem Inn entlang, es ist das Bereich der Südbahn, die sofort beginnt, ihrer Berge Herrlichkeit zu entfalten. Aus den Zillerthaleralpen her leuchten dem Fremden die ersten Gletscher zu. Und zur anderen Seite, ganz nahe oben zwischen dem Felsgebirge, durch einige Sprünge der Zahnradbahn leicht zu erreichen, dämmert der poesieumwobene Achensee. Dann entwickelt sich das grossartige Landschaftsbild von Innsbruck, dessen Lage nicht ihresgleichen hat. Der Reisende mache hier das Buch zu und die Augen auf. Sofort hinter der Hauptstadt Tirols, am Fusse des glorreichen Berges Iso], muss der Reisende dem gewaltigen Gesammtbilde entsagen. Er wird entschädigt durch das Wandelpanorama der Brennerbahn, das mit jeder Minute einen anderen Berg, ein neues Hochthal oder einen reizenden Aufenthaltsort zeigt. In dem Baustile der Häuser glaubt der fremde Gast bereits italienischen Einfluss zu verspüren und mit gehobener Stimmung blickt er hin auf die glatte, sich durch Schluchten und über Matten schlängelnde Reichsstrasse, wo einst Goethe gewandert ist gen die classische W die Schönheit Offenbarung’ dieser Schönheit hat des Himmels Gnade zur Erquickung dem gehetzten modernen Menschen aufgespart. — Endlich ist es still geworden, die Wässer rauschen nimmer, die Maschine pfaucht nimjner, ganz oben rollt der Zug dahin im grünen Wjesenthale. Wir sind auf der Höhe des Brenners. Gas Dampfross tliut einen frischen Trunk aus dem Bergquell, und .dann jodelt es einmal einen klingenden Almer. Der Reisende steigt aus und schlürft . uft, frische, prickelnde Alpenluft, die berauschend ist, wie in Eis gekühlter Sect — wenn man das iirofane Gleichnis verzeihen kann. An den Berghängen, wo einzelne Hütten kleben, singen und jauchzen junge Kehlen. Die Bergfreude ist so gross, nicht zu sagen, darum muss man sie singen. Südwärts hinab grüssen uns plötzlich — fast erschreckend nahe — die Gletscher des Stubaier-gebirges. Von den Sommerfrischstätten Gossensass und Sterzing aus thun sich nach allen Seiten die Tliore auf in das Hochheiligthum der Alpenwelt, wir sind im Herzen von Tirol. Wie drüben auf dem Berge Isel, so haben in den deutschen Freiheitskriegen auch hier auf dem Sterzingermoos siegreiche Kämpfe gegen die Franzosenherrschaft stattgefunden. In den nahen Eisakschluchten, gegen Franzensfeste hinaus, ist die Stelle, wo der Tirolerheld Peter Mayr, der Wirt an der Mahr, sein grauenhaftes Werk vollführt hat. Landes- und Geschichtskundige zeigen den Berghang, wo dieser Baucrnfiihrer eine Lawine schichten und dann niedergehen Hess auf den ins Land ziehenden Feind, wobei an fünfzehnhundert Franzosen zugrunde gegangen sein sollen. Aber nicht bloss hier im geographischen Centrum des Landes stossen wir auf Erinnerungen an die Tiroler Freiheitskämpfe, auch draussen an den Grenzen und Pässen stehen die Gedenksäulen, erzählend von der Grösse dieses armen Bauern- und Hirtenvolkes in jenem beispiellosen Streite. — Hinter den Eisakschluchten gelangt der Reisende aus dem s tv Norden nach Franzensfeste, wo er etwa die Südbahnstrecke durch das Pusterthal wählt oder die ins Etschland, um überall zu finden, dass alle Beschreibung die Naturschönheit dieser Länder auch nicht annähernd wiederzuspiegeln vermag. Um wieviel weniger kann meine flüchtige Uebersicht einen eigentlichen Begriff geben — sie soll ja nur zur ersten Orientierung dienen in der landschaftlichen Welt unserer Südbahn. Unzähligemale bin ich diese Strecken schon gefahren, und nie noch habe ich mich eigentlich satt schauen können, selbst an dem, was man aus den Wagenfenstern sieht. Dann erst das Hinterland! Die unzähligen Ausflüge, die von den Bahnhöfen aus sich bieten, die Erschliessung ungeahnter Naturschönheiten und eines noch ursprünglichen Volksthums. Dieses Volksthum stellt sich durchaus nicht an den Hauptstrassen zur Parade, da ist alles verwischt und verweltlicht; es hat sich zurückgezogen in die langen Seitenthäler, in die halbverlorenen Enggräben, in die Walddörfer und auf die Almen. Höfe, die so weit hinten und so hoch oben liegen, dass ein Sonntagskirchgang von ihnen aus eine Tagreise bedeutet, hüten noch Schätze eines grossen heiligen Volksthums. Dort sehen wir mit Staunen, wie Wio „ 11 ^ wiÖ feSthÜltig, wie tapfer und wie fröhlich,wie derb anfassend und wie mild gesinnt, wie entzückend heidnisch und wie rührend christlich zugleich! Die Südbähn durchzieht vier grosse Völkerschaften und ungezählte klei-ne.lch will bloss den deutschen Bewohnern nocheinenBlick zuwenden, und von diesen wieder nur jenem Theile, der im Kernpunkte unserer Runde steht: in Steiermark, Kärnten und Tirol. — Die wirtschaftlichen Verhält- nisse sind sich durch das ganze Alpengehiet ähnlich: Feldwirtschaft, Waldcultur, Bergbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau, Gewerbe. In Steiermark hat die Grossindustrie schon Boden gefasst, in Tirol herrscht noch das Kleingewerbe vor. In Steiermark überwiegt der Feld- und Obstbau, in Tirol die Viehzucht; Kärnten steht so ziemlich im Gleichgewichte zwischen beiden. Die Holzcultur blüht in der verkehrsstrassenreicheren Steiermark am meisten; die entlegenen Waldungen des Hochgebirges können kaum entsprechend ausgenützt werden. Die Berge sind auswendig in Tirol schöner, inwendig in Steiermark wertvoller. Hier das weltberühmte Eisen!— Die Häuserart haben wir schon gesehen. Der tirolische Bauer wohnt im ganzen schöner und würdiger als seine östlichen und südlichen Nachbarn, ln Bezug auf die Tracht geht die lederne Kniehose, die Lodenjacke, der Brustfleck, der gefederte Hut und der Bundschuh vom Semmering bis an den Ortler, an Form und Farbe natürlich verschiedenartig. Der Etschthaler mit der rothausgeschlagenen Jacke, dem mächtigen weit-krempigen Filzhut und dem breiten zierlich gesteppten Ledergurt sieht ganz anders aus als etwa der Ennsthaler in dem leichten Griinhütel, der grunausgebrämten Lederjacke und der weissen Gatie am Knie, wo die schwarze Hirschlederne und die dunkelgrünen Wadenstrümpfe sich treffen. Die nackten Knie und der Gemsbart sind nicht überall daheim, wie es Volkssänger und Salontiroler glauben machen wollen. Am wenigsten auffallend schliesstsich der alpinen Tracht dcrKärntner an, der überhaupt vielfach seine eigenen Wege geht. Nach meiner Wahrnehmung bleiben in Steiermark und Tirol lieber die Männer, in Kärnten (siehe z. B. das Gailthal) die Weiber der alten Tracht treu. Den Tiroler-innen könnte man ob ihrer Tracht allzugrosse Eitelkeit nicht zum Vor-wurfe machen, besonders denen nicht, die sich mit einem brett-steifen Fischbeinleibei den Busen verkümmern, wie man das im Puster-thale sehen kann. Diese Vorkehrung soll, wieder Herr Pfarrer meint, that-sächlich die reine Magd-lichkeit bewahren. Na, dann ist’s ja gut. Aber freilich noch lange nicht schön. Dass in Tirol das junge Menschengeschlecht noch nicht so aus trüben Nebenquellen spriesst, sondern aus der Hauptquelle, der Ehe, das ist auch was wert. Die Mundarten der drei Länder sind gerade so ähnlich, dass sie z. B. der Nord-1 deutsche kaum von einander unterscheiden kann, und gerade so verschieden, dass ein steirischer Waldbauer und ein tirolischer Almer einander nicht verstehen. Die steirische Mundart ist weich, geschliffen möchte ich sagen, die tirolische hart und eckig. Zwischen dem steirischen „Diandl“ und dem tirolischen „Dirrndl“ steht das kärntnerische „Diandle.“ Die steirischen „Büabla“ haben die kärntnerischen „Diandian“ gern, aber der tirolische „geweihte Buar“ jagt sie auseinander. Der Grundzug des Charakters ist beim deutschen Aelpler Alt-ständigkeit, Bedachtsamkeit und gelassener Frohsinn. Beim Steirer schlägt eine gewisse leichtlebige Gemüthlichkeit vor, eine Art von Gleichgiltigkeit und Unentschlossenheit, die trotzdem nicht immer frei von Eigensinn ist. Eine wortkarge oder unter nichtssagenden AVorten verdeckte Verschlossenheit, Misstrauen dem Fremden und Neuen gegenüber mag wohl davon kommen, dass den Leuten im Laufe der Zeit von aussen her oft recht schlimm mitgespielt worden ist. Uebrigens ist der Steirer sicher der gutmiithigste, weichherzigste und dabei der sinnigste unter den Alpenländlem. Der Kärntner ist radicaler angelegt, obwohl das Sprichwörtlein vom „lei lassen“ (gleich nur so gehen lassen, wde es geht) gerade bei ihm aufgekommen ist. Im Wesen ziemlich derb, im Handeln zielbewusst, hängt er, so viel mir aufgefallen ist, weniger am Althergebrachten, weshalb er leichter die Interessen der Zeit wmhrnimmt. Zudem erfreut er sich einer gesunden Sinnlichkeit, und die Prüderei ist ihm völlig fremd. Ein heller Kopf ist der Tiroler. Er ist der Frömmelei bei weitem nicht so ergeben, als der Ruf geht. Vielfach aus Klugheit hält er mit dem Clerus, an dem er stets eine verlässliche Stütze gehabt hat. Zu seinen Kirchen und kirchlichen Festen zieht ihn nicht bloss seine natürliche Frömmigkeit, sondern auch sein Kunstsinn. Wo aber Kirche oder Pfarrer seinem gut wahrgenommenen Interesse einmal entgegensteht, da wirft der Tiroler die „Rosenkranzbeten“ weg und ballt die Faust. Er kann ein gar unguter Geselle sein, wenn nicht Kunst-und Kirchsinn auf ihn einen sittigendenEinfluss nehmen. Ueber religiöse Unduldsamkeit wird sich der Fremde in Tirol wenig zu beklagen haben. Verlangt er Freitags nicht besonders herausfordernd sein Fleisch, lässt er dem Bergführer seine Frühmesse und macht sich dem Cultus gegenüber keiner auffallenden Frevelhaftigkeit schuldig, so mag er Jude, Heide oder Atheist sein, er wird nicht angefochten. In der kräftigen Dorfschaft Tirols, der man den altgesessenen Bauemadel anmerkt, gibt es noch Wirtshäuser, unter deren patriarchalischem Regiment der Fremde sich wohl fühlen kann. Ich pflege die neuen prunkhaften Hötels mit allem, was drum und dran ist, fernab liegen zu lassen und in solchen Dorfgasthäusern einzukehren, da ist es besser, billiger und heimlicher, man wird nicht wie eine Nummer behandelt, sondern wie ein Mensch, und das thut selbst auf Reisen wohl. — Was besonders den Kunstsinn der Aelpler anbelangt, so möchte ich dem Steirer vorwiegend die Dichtung, dem Kärntner die Musik, dem Tiroler die bildende Kunst zuschreiben. Nicht die Kunstdichtung meine ich heim Steirer, in der sind die Tiroler dem östlichen Nachbarn zu jeder Zeit voraus gewesen. Wenn es sich aber auf dem Tanzboden um Vierzeilige handelt, oder in langen Winterabenden um Märchen, da können die Steirer dichten, und ihre Poesien werden Gemeingut weit über die Grenzen hinaus. In demselben Falle ist der Kärntner mit seinem berühmten Kämtner-lied, das in aller Welt gesungen wird, aber freilich nirgends so gut und recht als daheim. Das Talent der Tiroler für Bildschnitzerei ist allbekannt, ebenso auch, dass uns dieses Land hoehberühmtc Bildhauer und Maler gegeben hat. Und ihre dramatische Kunst, die wohl von den kirchlichen Scenen und Umzügen ihren Ausgang nehmen mag. sehen wir in den Passionsdarstellungen, besonders in den Meraner Volksschanspielen zu einer Art Vollkommenheit gediehen. Der Tiroler ist unter den dreien der Selbstbewussteste und der Idealste, er hat unter ihnen das schönste Land, die grösste Geschichte und den weitestreichenden Ruf. Aber ein Fremder, der nach Tirol will und zufällig nach Kärnten oder Steiermark kommt, wird auf das allerangenehmste überrascht sein, auch hier vielfach das zu finden, was er sich von Tirol erwartet hatte. Unbedenklich kann er an jeder Station aus seinem Coupfi steigen, er wird, wenn schon nicht immer bei dem ersten Anklopfen, so doch bei näherem Zusehen, eine gute Statt finden. Bevor nun dem Leser dieses Buch mit seinen gewissenhaften und wohl verlässlichen Führern anheimgegeben ist, hätte ich noch ein kleines oder vielmehr grosses Anliegen vorzubringen. Man hat bisher gehört, dass sich überall in den Alpen Fremdenverkehrsvereine bildeten. Das war schön und kam nach beiden Seiten zustatten. Nun werden aber in neuester Zeit hie und da Stimmen laut, die von — Fremdenab wehrsvereinen sprechen! Es sei durch die Fremden nicht viel Gutes ins Land gekommen. Sie hätten allerlei neue Meinungen, Sitten. Gebräuche und Bedürfnisse gebracht, die Einheimischen auf ihrer Scholle gelockert, viele unzufrieden gemacht oder gar fortgelockt. Solches Weltgift richte bei weitem mehr Schaden an, als das bisschen Geld, das die Fremden daliessen, Nutzen brächte. Die Leute systematisch erziehen, bilden, das wäre ja schön, aber das Raisonnieren, Locken und unsinnige Proselytenmachen für den modernen Geist könne nur vieles niederreissen, nichts aufrichten. — Stimmen in diesem Sinne mehren sich von Jahr zu Jahr. — Darum möchte ich allen, die das Glück haben, aufs Land, ins Gebirge zu gehen, nebst meinen Glückwünschen noch das eine herzlich bittend zurufen: Schonet das Volksthum! Schonet eine alte Weltanschauung, mit der es noch möglich war. glücklich zu sein. Schonet eine Ueberzeugung, bei der noch Charaktere gediehen sind. Ihr seid in unseren Bergen die lieben willkommenen Gäste, die Erholung, Anregung, Erweiterung von Kenntnissen und edle Genüsse finden sollen — so freuet euch harmlos mit uns über die herrliche Natur und über die einfachen Menschen, die trotz des kümmerlichen Loses bisher zufrieden gewesen sind bei ihrer treuen Arbeit und schlichten Lebensweise, in einer Art Idylle lebend, wie man sie draussen in der Welt nicht mehr findet. Und soll schon Handel und Wandel sein, so traget nicht mit zu grosser Absicht Cultur in die Alpen hinein, freuet euch ihrer Natur und nehmet davon ein wenig mit in die Städte. Und nun Heil euch, Wanderer! Es hebt eine schöne Fahrt an. Peter Rosegger. Der Werde^an^ der Südbahrj. (Eine historisch-technische Skizze.) Zu unserer Elterviiter Zeiten war eine Eeise von Wien nach Triest oder wohl gar nach Venedig ein Wagnis, dessen sich nicht jeder unterfangen mochte. Galt es doch, sich nach Ueberwindung mannigfacher Passplackereien im schwerfälligen Postwagen auf oft nur allzuschlechter staubiger Landstrasse tagelang rädern zu lassen— und nicht umsonst gab der Volkswitz diesem Vehikel den Spottnamen „Schneckenpost“. Heute rasen mit Stunneseile die mit allen Bequemlichkeiten und vielfach mit raffiniertem Prunk ausgestatteten Schnell-, Express- und Luxuszüge dahin, St. Petersburg mit den Gestaden der Riviera, Norddeutschland mit dem sonnigen Italien, das neblige Albion mit der Küste der Adria und darüber hinaus durch einen eigenen Dampferdienst mit Aegypten und dem fernen Ostindien verbindend. Wer denkt noch jene Zeit, wo schwerbepackte Frachtwagen, von Wind und Wetter abhängig, unter Peitschenknall und derben Kutscherflüchen mühsam ihre Strasse zogen — jener Zeit (1828), wo die Thore von Schottwien im Semmeringgebiete geschleift werden mussten, um die Beförderung einer auf Frachtwagen verpackten, für Triest bestimmten Dampfmaschine zu ermöglichen! Was Argentinien, Japan, China, Indien, Aegypten im Triester Hafen an kostbarsten Colonialgütern aufstapeln, wird heute mit nie geahnter Schnelligkeit nach dem Innern Oesterreichs und des übrigen europäischen Festlandes verfrachtet; an den köstlichsten, unter Italiens mildem Himmel gereiften Südfrüchten erlabt sich der Gaumen, und frische Blumen von den Gefilden Nizzas umduften uns mitten im Schnee und Eis des rauheren Nordens. Die Eisenbahn — und insbesondere die Siidbahn als Vermittlerin zwischen den beiden Handelshäfen der Monarchie einerseits und den Mittelpunkten des Handels- und Verkehrslebens anderseits — war und ist jener Factor, welcher Oesterreichs Theilnahme am Welthandel ermöglicht. Die Anfänge dieser Weltverkehrslinie reichen in jene Zeit zurück, wo man die Eisenbahn noch vornehm zu belächeln wagte. Denn schon im Jahre 1839 schritt die k. k. priv. Wien-Raaber Eisenbahn-Gesellschaft, welche Wien vom Wiedener Glacis aus, u. zw. über Bruck a/L. und über Wr. Neustadt—Oedenburg, mit Raab zu verbinden plante, an den Bau des genau an den Grenzen der ehemaligen Ostmark nach Wr. Neustadt führenden Flügels. Schon dieser Bau war für die Eisenbahntechnik richtunggebend. Durch den mit der charakteristischen Umschrift „Recta sequi“ gezierten Tunnel bei Gumpoldskirchen wurde die mustergiltige österr. Tunnelbaumethode creiert; überdies stellte auch die Anlage des Wiener Bahnhofes die Ingenieure vor ein schwieriges Problem, sowohl deswegen, weil die Trače 7-6 m über dem Niveau der Umgebung hinführt und demzufolge grosse Erdanschüttungen nöthig waren, als auch wegen des Mangels an Druckwasser. Vorerst versuchte man mittels artesischen Brunnens Wasser in die Tracenhöhe zu schaffen und trieb zu diesem Zwecke unter grossem Kostenaufwande ein Bohrloch bis zu einer Tiefe von 208-5 to. Nach dem Scheitern dieses Versuches entschloss man sich zur Anlage eines weitverzweigten Sammelcanals mit stabilem Pumpwerk. Die Eröffnung der Linie erfolgte etappenweise, u. zw. wurde am 16. Mai 1841 die Theilstrecke Wr. Neustadt—Baden, am 29. Mai desselben Jahres die Strecke Mödling—Baden, endlich am 20. Juni 1841 mit besonderer Feierlichkeit die ganze doppelgeleisig angelegte Linie Wien—Wr. Neustadt dem Betriebe übergeben. Im Spätherbst 1841 begann der Bau der Fortsetzungslinie bis Gloggnitz, welche am 5. Mai 1842 eröffnet wurde. Am 17. September 1842 erfloss eine kaiserliche Verordnung, wonach unter anderem die Gesellschaft unter der Firma „Wien-Gloggnitzer Eisenbahngesellschaft“ beim niederösterreichischen Mer-cantil- und Wechselgerichte zu protokollieren war. Noch vor Fertigstellung der Wien—Gloggnitzer Bahn zogen auf Grund der den Bau von Staatsbahnen anordnenden kaiserlichen Entschliessung vom 19. December 1841 (Hofkanzleidecret vom 23. December 1841) die Ingenieure hinaus zum Bau der „südlichen Staatsbahnen“, deren 95 Tan lange Theilstrecke Mürzzuschlag—Graz einschliesslich der 3 Tan langen Badeiwandarkade bei Peggau am 21. Ob-teber 1844 unter dem Betriebe der Wien—Gloggnitzer Bahn eröffnet wurde. Damit begann der lebhafte Stellfuhrverkehr zwischen der „unteren“ und „oberen“ Linie über den Semmering. Diesbezüglich bestanden Vereinbarungen sowohl mit der Postverwaltung (Postgebür für einen Sitz im Eilwagen 1 fl. 55 kr. C.-M. = 4 K 2 h) als auch mit Privatunternehmern (viersitzige Kalesche5fl.40kr.C.-M. = \\K 90fc, ein Sitz im geschlossenen Wagen 1 fl. 30 kr. C.-M. = 3 K15 h, im offenen Wagen 1 fl. C.-M. = 2 K 10 h). Im August 1843 schritt die Staatsverwaltung an die Herstellung der 132 Tan langen Strecke Graz—Cilli, welche am 2. Juni 1846 eröffnet wurde, nachdem das Terrain für die Anlage des Cillier Balmhofes unter vielen Schwierigkeiten dem Sumpfboden der Vogleima abgewonnen worden war. Im nächsten Monate war auch bereits in der ganzen Strecke das zweite Geleise fertiggestellt. Mittlerweile hatte die Wien—Gloggnitzer Bahn im September 1845 den Flügel Mödling—Laxenburg, auf welchem für die Wintermonate animalischer Betrieb vorgesehen war, dem Betriebe übergeben und den Bau der Strecke Wr. Neustadt—Oedenburg so weit gefördert, dass diese Linie (31-9 km) am 20. August 1847 eröffnet werden konnte. Aber auch die Fortsetzungsarbeiten der südlichen Staatsbahnen schritten rüstig vorwärts. Die im Jahre 1845 begonnene Linie Cilli— Laibach bot mit ihren technischen Schwierigkeiten dem späteren Erbauer der Semmeringbahn eine tüchtige Vorschule. Bald wurde die Bahn in Felsen gesprengt, dann wieder führte sie auf hohen Stützmauern in schwierigem Gelände dahin; Wildbäche mussten in ihr Bett gezwungen, Tunnellierungen, gewaltige Erd-, Brücken- und g Hochbauten durchgefiihrt werden. Unter den Brücken nennen wir jene bei Steinbrück, welche, weil in den Krümmungshalbmesser fallend, drei schiefe Bogen erhielt, unter den Hochbauten den Bahnhof in Steinbriick, welcher in eingeengtem, von hochaufstrebenden Felsmassen umrahmtem Thale am Zusammenflüsse der Sann und der Save erbaut wurde. Ausser bedeutenden Felssprengungen, Abgrabungen und Steinfundierungen musste noch überdies infolge einer starken Felsrutschung das Terrain bis zu einer Höhe von 10 und sogar 15 m über dem Bahnplanum abgeböscht werden. Die Betriebseröffnung, die erste unter der Regierung Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef I., erfolgte besonders weihevoll am 16. August 1849 in Gegenwart des Herrschers; tags darauf wurde die Linie dem allgemeinen Verkehre tibergeben. Die Ereignisse des Jahres 1848 giengen nicht spurlos an der Eisenbahn vorüber. Bei Hetzendorf und Atzgersdorf wurden die Schienen aufgerissen, der Bahnhof in Wien durch Brand und Plünderung arg beschädigt, der Bahnhof in Meidling zerstört. Dagegen aber zeitigte die Noth der Zeit, die Nothwendigkeit, die in Wien sich stauende brodlose Menschenmasse einer productiven Thätigkeit dienstbar zu machen, den Entschluss zur Inangriffnahme der Semmeringbahn, jenes gewaltigen Bauwerkes, dessen geniale Con-ception und Durchführung die Aera der Gebirgsbahnen in zwei Welt-theilen eröfihete und eine vollständige Umwälzung im Eisenbahnwesen verursachte. Unter den verschiedenen vorgeschlagenen Altemativrouten war schon im Mai des Jahres 1844 jene Variante zur Ausführung bestimmt worden, deren Trace von Gloggnitz längs des Silberberges nach Payerbach führt, dort das Thal übersetzt und sodann mit einer Wendung gegen Eichberg über Klamm, die Weinzettelwand und die Adlitzgräben auf den Semmering führt, wo sie in dem 1430 m langen Scheiteltunnel ihren höchsten Punkt von 908 m erreicht. Die Trace führt mit Maximalsteigungen von 1 : 50 über 22 Via-ducte und durch 10 Tunnels, welch letztere, zusammen 3261 m lang, fast ein Zehntel der ganzen Bahnlinie betragen. Unter Ghegas Leitung begannen die Arbeiten. Ihm zur Seite stand ein Stab von tüchtigen Mitarbeitern, welche in der Uniform der aufgelösten akademischen Legion ihre Arbeitercolonnen auf dem Arbeitsfelde dirigierten. — Damals, just zur gelegenen Stunde, wurde in Oesterreich das seither weltberühmt gewordene Stampfer'sehe Nivellier-, Höhen- und Längenmessinstrument erfunden und erhielt beim Baue der „gemauerten Bahn“ — wie die Semmeringbahn wegen ihrer fast ununterbrochenen Folge von Kunstbauten genannt wurde — seine Feuertaufe. Die grösste Schwierigkeit lag in den Steigungsverhältnissen, denn zwischen Gloggnitz und dem Semmeringpass war bei einer Horizontaldistanz von kaum 11 km eine Höhendifferenz von 450 m zu nehmen. Hier zeigte sich Ghegas Meisterschaft, sowohl in der Art, wie er unter steter Berücksichtigung harmonischer Angliederung an die Landschaft sozusagen ein Stück Natur in die Natur hineinzubauen verstand, als auch in der Kühnheit und Originalität der Bauführung selbst. Thäler und Hänge, Abgründe und Sclilüfte tra versierte er mittels langgedehnter hoher steinerner Brücken und Viaducte; vom Grunde aus liess er gewaltige Mauern aufstreben, an welche sich seine Dämme lehnten, massige Futtermauem schützten die Böschungen gegen Abrutschung. Die aus den Tiefen des Adlitzgrabens schroff aufragende Weinzettelwand konnte überhaupt erst dann bezwungen werden, als unter steter Lebensgefahr ein schmaler Steig für die Arbeiter hergestellt worden war. Eines der stolzesten Bauwerke der Strecke war der bereits erwähnte Scheiteltunnel, den Ghega mit der Umschrift krönen liess: Franciscus Josephus I., Austriae Imperator, hominum rerumque commercio Adriaticum Germanico junxit mare. Jenseits dieses Tunnels wechselt die Landschaft. An bewaldeten Bergkuppen vorüber führt die Bahn in starkem Gefälle bis nach Mürzzuschlag, wo sie an die weitere Linie nach Graz ansehliesst. In die Bauperiode fällen auch die Versuche, eine geeignete Gebirgsmaschine zu construieren. Die aus diesem Anlasse ausgeschriebene Preisconcurrenz brachte vier Modellmaschinen nach Payerbach, welche wohl sämmtlich Mängel aufwiesen, dennoch aber den Anstoss zur Construction der alle Vorzüge dieser Modelle zusammen-fassenden Engerth’schen Locomotive gaben. • Dieses System wurde auch schliesslich angenommen und hat sich in der Praxis bestens bewährt. Damit war noch während der Bauzeit auch das letzte Problem glücklich gelöst, und so konnte — nach den Probefahrten des Kaisers am 16. April 1854, des Kaisers und der Kaiserin am 16. und 17. Mai 1854 — die Eröffnung der Strecke für den Gesammtverkehr am 17. Juli 1854 erfolgen. Dem Meister Ghega, welcher aus diesem Anlasse in den Ritterstand erhoben wurde, errichtete im Jahre 1869 der österr. Ingenieur-und Architekten-Verein auf dem Stationsplatze in Semmering ein Denkmal, sich selbst und dem grossen Manne zur Ehre. Während des Semmeringbaues war auch der Bau der Karstlinie Laibach—Triest in Angriff genommen worden. Diese Linie hat in ihrer Art keine geringeren Schwierigkeiten als der Bau der Semmeringbahn, denn vorerst musste der trügerische Sumpfboden des Laibacher Moors durchquert werden und dann galt es, die Oede des Karstplateaus, den Wassermangel, die unheimlichen Gewalten der Bora zu überwinden, der Gefahr der Schneeverwehungen entgegenzutreten. All diesen schwer zu bekämpfenden Feinden musste durch besondere Bauanlagen Rechnung getragen werden. Das Laibacher Moor wurde vor allem vollständig canalisiert, um dem Sumpfwasser Abfluss in die Laibach zu verschaffen. Darauf wurden als seitliche Begrenzung des durch das Moor zu führenden Dammes zwei gewaltige Mauern, 5'7 m hoch und 4 7 m stark, in einer Länge von je 2-2 km in den Sumpf versenkt und zwischen diese Mauern das Dammaterial, mehr als 50.000 ms3 Bruchsteine, eingestampft, wodurch endlich die nöthige Tragfähigkeit des Untergrundes erreicht war. An Adelsberg mit seinen berühmten Stalaktiten-G rotten vorbei führt die Bahn durch die unwirtliche, wildromantische Karstregion über St. Peter nach Ober-Lesece. Dort wurde im Thal- gründe eine Quelle gefasst und das Wasser derselben bis nach Divacca, Sessana und Prosecco geleitet. Das Terrain für den Triester Bahnhof (Grundsteinlegung durch den Kaiser am 14. Mai 1850) musste grösstentheils dem Meere abgewonnen werden. Ueberdies wurde das Gebäude auf mehr als 10.000 Piloten fundiert, zwei Wildbäche in überwölbten Canälen unter dem Bahnhofe durchgeführt, viele öffentliche und private Gebäude abgetragen, die Marineakademie verlegt, dem Wassermangel durch Erbauung der Auresina-Wasserleitung gesteuert. — Ueber die intact gebliebene Quarantaineanstalt hinweg führte auf 7 rn hohem, mit Glaswänden versehenem Viaducte die Bahnlinie. Der Unterschied zwischen Bahnplanum und Meeresniveau erschwerte nicht nur von Anbeginn den Verkehr zwischen Bahn und Schiff, sondern hinderte auch die Ausbreitung des Bahnhofes, bis endlich spätere Jahre hier Wandel schufen. Die Eröffnung dieses letzten Endes Weg zwischen Wien und der Adria erfolgte am 28. Juli 1857. Bereits durch Kaufvertrag vom 4. August 1853 und 31. Juli 1854 war übrigens die Wien—Gloggnitzer Eisenbahn mit den Flügeln Mödling — Laxenburg und Wr. Neustadt — Oedenburg vom Staate erworben und damit die ganze Linie von Wien bis Triest in einer Hand vereinigt worden. Mit der Leitung des Betriebes wurden die Betriebsdirectionen in Wien und Graz betraut. Ab 1. August 1857 verkehrte zwischen Wien und Laibach der erste Schnellzug Oesterreichs zweimal wöchentlich. Erst zehn Jahre später, am 15. April 1867, wurde eine tägliche Schnellzugsverbindung zwischen Wien und Triest eingeführt. Mittlerweile wollte die Idee einer Schienenverbindung zwischen Baiem und Italien im Transit durch Tirol nicht mehr zur Ruhe kommen, und durch die Staatsverträge vom 21. Juni 1851 und 12. April 1856 verpflichtete sich Oesterreich schliesslich zum Baue der Linie Kufstein— Verona. — Die Theilstrecke Kufstein—Innsbruck wurde im Jahre 1855 in Angriff genommen und am 24. November 1858 eröffnet, nachdem der durch das Hochwasser des Jahres 1856 angerichtete Schaden (theilweiser Einsturz der Innbriicke bei Bichlwang u. s. w.) durch langwierige und kostspielige Erneuerungsbauten gutgemacht worden war. Nach dieser Linie, der „k. k. Nordtiroler Staatsbahn“, kamen die „k. k. Siidtiroler Staatseisenbahnen“ zur Ausführung. Die Trace zweigt von der nach Brescia führenden Linie bei Santa Lucia ab, führt hinter Ceraino durch die Berner Klause, wo eine neue Strasse Zoll für Zoll in die Felsen gehauen wurde, überschient Thalschluchten und Bergrücken und führt durch lange und tiefe Einschnitte. Die Etsch musste verlegt und nach mühevoller Trockenlegung des verlassenen Bettes die Bahn in demselben geführt werden, mächtige Steindämme zur Sicherung gegen Hochw'asser, Schutzmaueru, Brücken, Viaducte und Tunnels in bunter Reihenfolge aufgeführt werden, bis endlich vor Bozen, dem vorläufigen Endpunkte, die Bahn auf eine Länge von 200 m in Porphyrfelsen eingesprengt wurde. Die Eröffnung der Strecke erfolgte am 16. Mai 1859. Dieses Jahr bringt in Fortsetzung des bereits im Jahre 1855 begonnenen, durch das riesenhaft anwachsende Deficit der Zeit von 1848—1854 bedingten Verkaufes der Staatsbahnen die Gründung der „K. k. priv. südlichen Staats-, lombardisch-venetianischen und central-italienischen Eisenbahngesellschaft“. Diese Gesellschaft umfasste die k. k. südlichen Staatsbahnen, die k. k. Nordtiroler und die k. k. Südtiroler Staatsbahn, die Kaiser Franz Josef-Orientbahn (welche den Anschluss von Pragerhof nach Ofen vermitteln sollte), die eben gegründete k. k. priv. Kärntner Bahn, endlich das Netz der k. k. priv. lombardisch-venetianischen und central-italienischen Eisenbalmgesell-schaft: insgesammt also Linien im Ausmaasse von 3133 km, wovon 1396 km bereits im Betriebe, 1105 km im Bau standen, während 632 km auf Projectslinien entfielen. Noch vor vollständiger Organisierung des Unternehmens brach der Krieg mit Italien aus. Während der Dauer des Krieges führte der Staat den Betrieb auf Rechnung der Gesellschaft weiter. Von Anfang Jänner bis Ende Juli wurden auf den gesellschaftlichen Linien in runder Ziffer 716.000 Mann, 57.000 Pferde, 7500 Fuhrwerke, 20.000 Rinder und 12.500 Tonnen Güter in 40.600 Wagenladungen befördert. Einen erhebenden Augenblick aus jener Zeit hat A. Schdnn mit künstlerischer Meisterschaft auf die Leinwand festgebannt: die Scene, da der greise Speckbacher, einer der letzten Ueberlebenden aus den Tiroler Freiheitskämpfen, die gegen den Feind ziehenden Freiwilligen auf dem Wiener SUdbahnhofe segnete. Aber auch an trüben Bildern fehlte es nicht; denn abgesehen davon, dass auf dem eigentlichen Kriegsschauplätze nicht wenige Objecte aus strategischen Rücksichten zerstört werden mussten, wurde im Frieden zu Zürich (10. November 1859) die Lombardei an Sardinien abgetreten. Dadurch war nun ein grosser Theil der gesellschaftlichen Linien im Auslande gelegen. Die hiedurch bedingten neuen Verhandlungen führten endlich zu der Vereinbarung, dass die Einheit des Unternehmens vorerst gewahrt bleiben solle; dagegen waren zwei getrennte Verwaltungskörper zu bilden, deren einer den Titel: K. k. priv. Südbahn-Gesellschaft, der andere den Titel: Lombardisch-und central-italienische Eisenbahn-Gesellschaft zu führen hatte, während zur gemeinsamen Vertretung beider Körper die „Vereinigte südösterreichische, lombardische und central-italienische Eisenbahn-Gesellschaft“ berufen war. Bei Uebernahme des Betriebes waren vorerst umfassende Reconstructionen, speciell von Hochbauobjecten wie auch des Oberbaues in der Strecke Wien—Triest nöthig. In die Zeit bis 1866 fallen der Umbau oder die Herstellung von 350 Objecten, 220 km Doppelgeleise, der Umbau des Administrationsgebäudes in Wien, der Bau einer Locomotivwerkstätte in Wien, einer Hauptwerkstätte in Marburg, des Walzwerkes in Graz und der Werkstätten in Graz und Stuhl-weissenburg, die theilweise Auswechslung der Holzconstructionen gegen Eisenconstructionen und die erste Erweiterung der in den Jahren 1856—1858 erbauten Hauptwerkstätte Wien. Ungefähr in dieselbe Zeit fällt der Bau und die Inbetriebsetzung der Industriebahnen zu den Holzverladeplätzen bei Matzleinsdorf, zur Wagemann'sehen Fabrik bei Liesing und zur Maschienenfabrik bei Wr. Neustadt. Weiters erfolgte in dieser Zeit die Eröffnung der Strecken: Pragerhof—Kanizsa (109 km) am 1. April 1860, Uj-Szöny—Stuhl-weissenburg (80 km) am 1. Juni 1860, Kanizsa—Ofen (220 km) am 1. April 1861, Steinbriiek—Sissek (126 km) am 1. Oetober 1862, Marburg—Klagenfurt (127 km) am 1. Juni 1863 und Klagenfurt— Villach (38 km) am 30. Mai 1864, endlich am 21. September 1865 nach Ueberwindung mancher finanzieller und Grundeinlösungsschwierigkeiten die Eröffnung der Strecke Oedenburg—Kanizsa (165 km) Nach Fertigstellung der Vollendungs- und Reconstructionsarbeiten der Tiroler Linie schritt die Gesellschaft auch an den Bau der Brennerbalm. Die allgemeine Bauart dieser Linie ist, obwohl auf der grundlegenden Leistung Ghegas fussend und auch alle seither gemachten Fortschritte sorgfältig berücksichtigend, dennoch grundverschieden von jener der Semmeringbahn. Der Bau sieht weniger kühn, weniger imposant aus, aber trotzdem ist gerade hier mit bedeutend geringerem Kostenaufwand ein gewaltiges Denkmal menschlicher Geisteskraft hingestellt worden. Bezüglich der generellen Bahntrace gab es keine Wahl. Die engen wilden Thäler der Sill und des Eisak wiesen den natürlichen, aber fürchterlich beschwerlichen Weg, der in den mannigfaltigsten Krümmungen bis zu einer Hühencöte von 1381 m aufwärts führt, dann den langgedehnten Brennersattel übersetzt und schliesslich dem steilen Gefälle des Eisack folgend in einer Seehöhe von 266 m Bozen erreicht. Der Bau selbst bot in reicher Fülle die schier unüberwindlichen, aber eben deshalb umso anregenderen Schwierigkeiten eines harten Kampfes und endlichen Sieges gegen die Tücken der bis dahin unbezwungenen Hochgebirgsnatur. Im Sommer waren es die Regengüsse und Hochwässer, im Winter die Lawinen und Schneeverwehungen, welche das Werk gefährdeten, Vollendetes beschädigten, Angefangenes zerstörten. Da die Horizontaldistanz zwischen Innsbruck und dem Brennersattel nur 32 km beträgt und überdies das langgedehnte Brennerplateau ein Herabdrücken der Höhencöte durch einen Scheiteltunnel (wie beim Semmering) unmöglich machte, musste das Heil in einer bedeutenden Längenentwicklung gesucht werden. Dies wurde erreicht durch die mittels eines Wendetunnels bewirkte Entwicklung der Trace im Schmirntliale bei St. Jodok und durch die bei Schelleberg in der Richtung gegen das Pflerschthal ausladende, mittels vollen Kehrtunnels an die Südlehne dieses Thaies rückkehrende Tracen-führung. Diese Tunnels waren späterhin die Vorbilder für die Schraubentunnels des St. Gotthard. Die ganze Anlage der Linie ist einfach, ökonomisch, bei vollster Bedachtnahme auf Sicherheit und Dauerhaftigkeit. Trotzdem aber mussten durch mächtige Steinsätze und Aufdämmungen, durch Bachtunnels, Flussbettverlegungen, Gefällsregulierungen, Stauwehren und andere Kunstbauten die tobenden Wässer gezähmt, durch kolossale Sprengungen, so z. B. am Sprechenstein bei Sterzing, die Wege geebnet werden. Die Tunnels selbst mussten wegen der unzuverlässigen Structur der rasch verwitternden Thonschieferformation ^anz besonders gesichert und zum Ausmauern derselben auf kunstvoll hergestellten Transportwegen andere Gesteinsarten herbeigeschafft werden. Für die Hochbauten der Brennerlinie wurden vielfach Bruchsteine und Hausteine in mannigfacher Verbindung mit schmuckem Ziegelrohbau verwendet, wobei die aus Holz gezimmerten oder in Holz und Eisen gefällig construierten Dachstiihle sichtbar blieben. Diese den Charakter der Landschaft in ihrer anspruchslosen und anheimelnden Durchbildung voll berücksichtigenden Bauten haben später weithin Schule gemacht. Zu den vielen natürlichen Hemmnissen des Baues kamen noch die Ereignisse des Jahres 1866, welche die Entlassung der italienischen Arbeiter nothwendig machten. Trotz alledem konnte die Strecke dennoch am 24. August 1867 eröffnet werden. Auch der Krieg des Jahres 1866 hatte wieder vielfache Zerstörungen im Gefolge, doch wurden auf dem derzeitigen gesellschaftlichen Netze nur die gemauerte Isonzo-Briicke bei Görz und der Tunnel von Sagrado zur Sprengung hergerichtet. Zur Sprengung dieser Objecte kam es jedoch nicht. Die kriegstechnische Wichtigkeit und Leistungsfähigkeit der südlichen Eisenbahnlinien Oesterreichs zeigte sich in diesem Feldzuge im hellsten Lichte. Im Zeiträume vom 1. bis 19. Mai wurde der ganze Transport der Südarmee bewältigt. Es handelte sieh hiebei um die Beförderung von circa 180.000 Mann, 7400 Pferden, 920 Geschützen und Fuhrwerken und 25.200 Tonnen Verpflegsgütem, welche mit 427 Zügen abtransportiert wurden, so dass täglich 22—23 Militärzüge zur Einleitung gelangten. Eine annähernd ebenso grosse Armee wurde in der Zeit vom 20. Mai bis zum 30. Juli nach Italien geschafft. Im Juli erfolgte überdies auch schon der Rücktransport grosser Truppenkörper einestheils über Verona nach Bozen, anderseits Uber Triest und Villach sowohl via Graz als über Pragerhof— Kanizsa—Oedenburg. In der ersten Hälfte August dagegen wurde wieder eine gewaltige Heersäule gegen Italien vorgeschoben. Die gesammten Transportleistungen der Südbahn in diesem Feldzuge beziffern sich nach officiellen Angaben mit 546.130 Mann, 55.030 Pferden, 8958 Geschützen und Fuhrwerken und 95.025 Tonnen Militärgütem, zusammen 45.201 Wagenladungen, welche in 1782 Zügen von durchschnittlich 50 Achsen befördert wurden. Auch dieser Krieg brachte trotz der glänzenden Waffenthaten der Südarmee und der Flotte für Oesterreich schwere Verluste. Wir haben für unsere Darstellung zu verzeichnen, dass durch den Frieden zu Wien vom 3. October 1866 Venetien und dessen Eisenbahnen (über 1200 hm) an Italien Übergiengen. Auf Grund der Artikel X—XII des Friedensvertrages schloss die Gesellschaft am 13. April 1867 mit der österr. Regierung einen Vertrag, durch welchen sie unter anderem den Ausbau des Priester Hafens auf Staatskosten, ferner die Verpflichtung zum Baue der Strecken Mura—Keresztur—Bares und Bruck—Leoben übernahm. Diese beiden Linien, deren eine das Fünfkirchner, die andere das Leobner BeAen zu erschliessen bestimmt war, wurden am 1. September 1868 eröffnet. In dieselbe Zeit fällt auch der Bau der Montanbahnen zu den Kohlenwerken bei Sagor und Römerbad (Brezno), sowie der Schleppbahn zur k. k. Zinkhütte bei Hrastnigg. Noch immer aber war die Kärntner Linie ein Torso, trotzdem deren Fortsetzung als südliche Verbindung mit Tirol in ihrer commer-ciellen und taktischen Wichtigkeit voll gewürdigt wurde. Nach langwierigen Verhandlungen wurde endlich im Spätherbst 1869 auch diese Strecke in Angriff genommen. In ihrem ersten Theile — von Villach bis Lienz — ist sie fast ausschliesslich Thalbahn, während sie in ihrem weiteren Verlaufe den ausgesprochenen Charakter einer Gebirgsbahn hat. Bis Toblach zieht sie im Thale der Drau, übersetzt sodann die Wasserscheide und läuft im Thale der Rienz weiter bis zur Einmündung derselben in den Eisack bei Franzensfeste. Die reichen Naturschönheiten des Glocknergebietes und vorwiegend der Dolomitenwelt bewogen später — im Jahre 1878 — die Gesellschaft zum Baue des seither verkauften Hotels in Toblach, durch welchen dem breiten Strome der Vergnügungsreisenden der Weg zu den herrlichen Panoramen von Landro, Schluderbach und Cortina d’Am-pezzo gewiesen wurde. Der Weg durch die wilde romantische Gebirgsnatur des oberen Drauthales und des Rienzthales musste freilich mit schwerer Mühe erzwungen werden. Hier begegnen wir wieder den mächtigen Uferschutzbauten, den Wildbachverbauungen und complicierten Briickenconstructionen. Unter den letzteren sind die bedeutendsten jene bei Spittal, Oberdrauburg, Percha, Olang und Mühlbach, sowie die einziehbar construierten Gitterbrücken beim Eintritte in die Franzensfeste und beim Ausgang aus derselben. — Die Bauwerke sind in ihrer Ausführung jenen der Brennerlinie gleichgehalten und wirken auch hier ausserordentlich anheimelnd und gefällig. Die 209 km lange Linie wurde am 30. November 1871 eröffnet. Zu gleicher Zeit mit den auf die Pusterthalbahn bezughabenden Specialgesetzen wurden auch jene in Betreff des Baues der Linie St. Peter — Fiume beschlossen. Hier sollte ein zweiter grosser Handelshafen dem Verkehre zugänglich gemacht werden. Widrige Terrain- und Schichtungsverhältnisse einerseits, das langsame Fortschreiten der Hafenbauten anderseits, endlich — und nicht in letzter Linie — die grossen Dammrutschungen in der Bittinje-schlucht verzögerten die Vollendung und Betriebseröffnung bis zum 25. Juni 1873. An den herrlichen Gestaden des Quarnero erstanden im Jahre 1884 in eigener Regie der Gesellschaft die Curanstalten in Abbazia, welche den Ruf der „österreichischen Riviera“ und ihrer herrlichen, fast tropischen Schönheit, ihrer heilkräftigen klimatischen Verhältnisse in die weite Welt hinaustrugen. Diese Curanstalten wurden im Jahre 1898 an die Internationale Eisenbahn-Schlafwagen-Gesellschaft verpachtet. In die Jahre 1867—1873 fällt der bereits erwähnte Ausbau des Triester Hafens. Nach Fertigstellung dieser Bauten war die ganze Anlage mit ihren mächtigen Lagerhäusern nebst entsprechenden Manipulationsgebäuden u. s. w. dem damaligen Freihafencharakter Triests vollkommen angepasst. Freilich waren durch die im Jahre 1891 ausgesprochene Aufhebung des Freihafens grossartige Ergänzungs-bauten geboten: damals aber konnte man in Vervollständigung der fast fertiggestellten Hafenbauten unmittelbar an die Tieferlegung des Triester Bahnhofes schreiten, dem man eine sehenswerte, imposante Vestibülanlage gab. Die Magazine blieben in Geleisehöhe liegen und wurden an den Enden durch einen als Querbau angeordneten Silo (Elevator), die erste derartige Anlage in Oesterreich, verbunden. Auch die heutige Form des Wiener Bahnhofes stammt aus jener Zeit. Das Problem einer praktischen und eleganten Bahnhofs-’anlage ist hier glänzend gelöst. Man vergegenwärtige sich nur das mächtige Vestibüle, aus welchem eine breite zweitheilige Aufgangstreppe zur Halle hinaufführt, welche eine Spannweite von 36 in erhielt. Die Hallengeleise sind in drei Gruppen angeordnet, welche von zwei Längsperrons, sowie von zwei Zungenperrons umschlossen sind. Diese Perrons gehen wieder von einem allen gemeinsamen Stirnperron aus und ermöglichen demnach die Abfertigung der Züge, unabhängig voneinander, in den kürzesten Zwischenzeiten, umsomehr als sämmt-liche Hallengeleise durch Weichenstrassen mit den Hauptgeleisen verbunden sind. — Dagegen mussten wegen der beschränkten Raum-verhältnisse die zur Endstation gehörigen Anlagen, z. B. Werkstätten, Gasanstalten, Heizhäuser, Wasserstationen, Magazine, Güterschuppen, Arbeiterwohnhäuser, endlich der Frachtenbahnhof in der Richtung der Bahnlinie bis nach Meidling vertheilt werden. Im Jahre 1872 wurde die zweite Erweiterung der Werkstätte Wien durchgeführt, am 18. Mai desselben Jahres der Betrieb auf der Leoben—Vordemberger Bahn aufgenommen, in den Jahren 1873, 1875 und 1879 die Marburger Werkstätte vielfach erweitert, sowie auch zwischen 1872 und 1879 das zweite Geleise in der Strecke Bruck a/M.— Spielfeld verlegt wurde. Am 3. November 1875 war die Wien— Pottendorf—Wr. Neustädter Bahn vollständig fertiggestellt; der bereits im Jahre 1872 eröffnete Flügel Ebenfurth—Neufeld wurde jedoch bis Ende October 1879 durch animalische Zugkraft bedient. Am 15. und 19. Jänner 1879 erfolgte der fürchterliche Bergsturz bei Steinbrück, der ungeheure Felsmassen in das Sannthal niedertrug, den Balmkörper auf eine Länge von 200 m vollständig rasierte und das Wasser der Sann derart staute, dass das Flussbett bis zur Einmündung in die Save trockengelegt wurde. Vor allem musste daher — noch vor Herstellung eines Bahnprovisoriums — ein Durchstich durch die bis zu einer Höhe von 7 m über dem Bahnniveau aufgehäuften Gesteinsmassen in Angriff genommen werden, um dem Stauwasser Abfluss zu verschaffen, und dann erst konnte an die Herstellung der Balin selbst gedacht werden, zu welchem Zwecke ein Einschnitt durch das Sturzmateriai geführt wurde. Vier Tage nach dem Elementar-creignisse wurden bereits die ersten Eisenbahnzüge Uber das Provisorium geleitet. Der bosnische Feldzug des Jahres 1878 erbrachte wieder den glänzenden Beweis für die Leistungsfähigkeit der Südbahn. In sechs lagen, vom 13. bis zum 18. Juli, wurden 19.000 Mann von Graz über Pragerhof nach Kanizsa, vom 10. bis zum 14. Juli 20.000 Mann von Triest über Laibach—Agram nach Sissek, endlich auf beiden Linien der grösste Theil der Reserven und Anstalten des 13. Corps befördert. Diese Transporte in Verbindung mit den bereits vorher nach Vukovar, Essek und Triest abgegangenen Ergänzungen, dazu die in die Zeit vom 28. August bis 7. September fallende Beförderung der 14. Infanterie-Truppen-Division von Oedenburg über Zakany— Agram an die Grenzen des Kriegsschauplatzes, müssen überdies ganz besonders von dem Gesichtspunkte aus in Betracht gezogen werden, dass gleichzeitig der regelmässige Personen- und Güterverkehr ohne Störung abgewickelt wurde. In das Kriegsjahr fällt auch die Betriebsübernahme der Graz—Köflacher Balm. Im Herbst des Jahres 1882 wurde Tirol und Kärnten von einer entsetzlichen Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Von Villach an bis über Franzensfeste hinaus und von Bozen bis Ala war der Bahnkörper an vielen Stellen, zwischen Oberdrauburg und Franzensfeste allein in einer Länge von 12 km, vollständig zerstört. Am schrecklichsten war, abgesehen von dem durch die Etsch hervorgerufenen Dammbruch zwischen Bozen und Branzoll, die Strecke zwischen Atzwang und Blumau hergenommen, wo der Eisak den mächtigen Stegerdamm in einer Länge von 570 m vollständig weggerissen hatte. — Die Wiederherstellungsarbeiten erforderten mehrere Jahre angestrengtesten Fleisses. Von dem beispiellosen Unglück, welches das ungezügelte Walten der Elementarmacht über die beiden so hart betroffenen Länder brachte, kann hier nicht die Hede sein. Des Siidbahnhötels in Toblach, sowie der Curanstalten in Abbazia wurde bereits a. a. Orte gedacht. Auch in der Nähe von Wien erstand im Jahre 1882 eine ähnlichen Zwecken dienende Anlage, das Siidbahnhötel Semmering. Damit war ein eminenter Höhen-curort, 1000 m über dem Meere, sozusagen an die Thore Wiens gerückt, der frohe und behagliche Genuss einer grandiosen Alpenscenerie ermöglicht. Um das Hotel, dessen Jahresfrequenz heute an 40.000 Personen beträgt, hat sich seither eine stattliche Villencolonie gebildet, welche in naher Zukunft noch bedeutend vergrössert werden dürfte — ein Beweis, dass die Anlage einem wirklichen und starken Bedürfnisse entspricht. Am 15. August 1883 erfolgte die Eröffnung der Vicinalbahn Güns—Steinamanger, am 18. desselben Monats jene der Localbahn Liesing—Kaltenleutgeben. Im Winter 1884/85 wurde auf der Localstrecke von Wien bis Mödling (später bis Vöslau) die elektrische Blocksignalisierung eingeführt; das Jahr 1885 brachte den Umbau der Stationen von Hetzendorf bis Mödling, die Eröffnung der Localbahn Spielfeld—Radkersburg (14. Juli) und am selben Tage die vollständige Betriebseröffnung der elektrischen Bahn Mödling—Hinterbrühl — der ersten mehrere Kilometer langen Anlage dieser Art — endlich am 18. August die Eröffnung der Bares—Pakräczer Bahn. In der Nacht vom 17. auf den 18. August 1891 löste sich infolge eines heftigen Gewitterregens eine mächtige Muhre von der Höhe des Gonderbachthaies los, lagerte sich nach theilweiser Zerstörung des Ortes Kollmann (bei Waidbruck) über die ganze Breite des Eisak und staute diesen wilden Gebirgsfluss um mehr als 12 m. Endlich brachen die Wässer gegen die linke Thallehne hin aus und vernichteten in ihrem rasenden Laufe gegen Süden den Bahnkörper vollständig in einer Längenausdehnung von 550 m. — Die Wiedergutmachung des Schadens und die Sicherung der neuen Anlage erforderte mehrjährige schwere Arbeit. Neben den in die folgenden Jahre fallenden sonstigen Reconstructionen, Uferschutzbauten, Wildbachverbauungen, Schneeschutzanlagen und Erweiterungsbauten sei noch der Eröffnung der Localbahn Radkersburg—Luttenberg (16. October 1890), Cilli — Wöllan (28. December 1891), der Schmalspurbahnen Preding—Wieselsdorf— Stainz und Pöltschach—Gonobitz (27. November, bezw. 30. December 1892), sowie Kapfenberg—Au-Seewiesen (9. December 1893), endlich der Legung des zweiten Geleises in der Strecke Wörgl—Innsbruck (1891) und Schelleberg—Gossensass (1898) gedacht. Im December 1898 erfolgte noch die Eröffnung und Betriebsübernahme der Ueberetscher-bahn (Localbahn Bozen—Kaltem). Schliesslich erwähnen wir noch die von der Gesellschaft errichteten und erhaltenen Schulen, u. zw. eine einclassige in Breitenstein am Semmering, eine vierclassige mit Oeffentlichkeitsrecht für Kinder von Arbeitern der Werkstätte Marburg, endlich die in Meidling und Marburg bestehenden Kinderasyle, welche zur Aufnahme von je 500—600 Kindern im Alter von zwei bis zu sechs Jahren bestimmt sind. Dem eisernen Jahrhundert hat die Eisenbahn das Siegel des Verkehres aufgedrückt; sie ist berufen, im 20. Säcillum als gigantisches, weltumspannendes Denkmal menschlicher Thatkraft und strengen Forschergeistes in stetem Fortschreiten ihre hohe Cultur-mission zu krönen. Sie hat Milliarden von Werten geschaffen, sie hat als mächtiger Factor des Weltverkehrs und der Socialpolitik binnen wenigen Decennien friedlicher Arbeit eine der grössten Revolutionen aller Zeiten siegreich vollbracht, aus dem mittelalterlichen Ruhrrecht heraus die heutige detaillierte Eisenbahngesetzgebung entwickelt und eine mächtige Organisation sowohl auf technischem und commerciellem Gebiete wie auch auf dem Gebiete des Associationswesens inauguriert. Und auf diesen beispiellosen Entwicklungsgang haben die Cyklopenbauten des Siidbahngebietes mächtigen Einfluss geübt — nicht nur für unser engeres Vaterland, sondern für den Erdball. In Oesterreich wurde dio Bergwelt unter das Joch der Locomotive gezwungen: was seither in den Alpen, im Kaukasus, in den Pyrenäen und Abruzzen, in den Anden und Cordilleren an Gebirgsbahnen geschaffen wurde, fusst auf der ersten, der grundlegenden Leistung dieser Art: dem Baue der Semmeringbahn, und auf den bei der Ueberschienung des Brennerpasses und des Toblacher Feldes gewonnenen weiteren Erfahrungen. — Als Saugader des Weltverkehrs war das südliche Eisenbahnnetz Oesterreichs gedacht — den kühnen Weg zum Aufblühen des Weltverkehres haben gerade diese Linien gezeigt und damit seine volle und gedeihliche Entfaltung gezeitigt. Julius Scliolze. Der Fremde, der auf einem Zuge der Siidbahn sich der Station Meidling nähert, geniesst von der Höhe des Eisenbahndammes einen ungemein fesselnden Ausblick auf die herrlichen Waldberge des Kahlen- und Leopoldsberges, des., Hermannskogels und Kobenzl; je mehr der Zug seiner Endstation entgegensaust, desto reizvoller entrollt sich das Panorama Wiens zu Füssen der genannten Berge. Wie von einer Aussichtswarte aus geniesst man einen freien Ausblick über das stattliche Häusermeer mit seinen Thürmen und mannigfachen charakteristischen Wahrzeichen. Da blickt der Fremde wohl mit neugierigem Blick nach dem vielgerühmten und vielbesungenen Stefansthurm aus und der Einheimische, der nach langer Trennung wieder zurückkehrt in seine Vaterstadt, zerdrückt eine Freudenthräne, wenn er den schlanken gothischen Thurm erblickt, an dessen Spitze der goldene Adler im Sonnenschein erglänzt. Der Kundige vermag sich bald zu orientieren, wenn er aus den einförmigen Häusermassen ein hervorragendes Gebäude als Merkzeichen ins Auge fasst. So findet er, von der mächtigen Kuppel der Karlskirche ausgehend, gar bald die gewaltige Häuserzeile der Ringstrasse; die beiden congruenten Kuppeln der HpXmuseen leiten den Blick zur Kaiserburg und weiterhin verrathen die gothischen Thürme der Yqtiv-kirche' und des Rathhauses den schönsten Platz der Welt, den Franzensring. Weit hinter der vielthürmigen „inneren Stadt“ ragen aus der grünen Oase des Praters der gigantische Trichter der Rotunde und das jüngste Merkzeichen Wiens, das Riesenrad. Aber ehe wir uns in der verwirrenden Pracht der architektonischen Wunder zurechtfinden, braust der Zug in die Halle. „Station Wien!“ ruft der Conducteur mit keinem grösseren Stimmaufwand, als mit dem er Baden, Mödling, Liesing gerufen hat. Und doch wird manchen, der zum erstenmal die vielgepriesene Kaiserstadt an der Donau betritt, ein ehrfürchtiger Schauer durchrieseln, wenn er das tausendjährige Wesen in unvergänglicher Jugend-schöne vor sich sieht. Er hat allerdings nicht Zeit zu historischen Ausflügen seiner erregten Phantasie. Das Wien der Römer, der Babenberger, das Wien der Türkenbelagerung und Karls VI. kann ihm erst später lebendig werden, wenn er in dämmerigen Gassen der inneren Stadt Zwiesprache hält mit den steinernen Zeugen einer grossen vielbewegten Vergangenheit. Gleich vor der Bahnhofhalle empfängt den Reisenden ein Wortschwall der verschiedenen Fuhrwerksbesitzer. — Fiaker, Ein- 3 spänner-Kutscher, Stell- wagen-Conducteure, auch Dienstmänner und Gepäckträger bieten ihre Dienste an. Unweit vom Ausgang ist die Haltestelle der „Tramway“. — Die Stell-wagenconducteure machen den Fremden sofort mit den Namen der einzelnen Bezirke vertraut, indem sie diese in ohrenbetäubendem Durcheinander den Ankommenden zurufen: „Wieden, M argarethen, M atzleinsdorf, Mariahilf, Alsergrund, Praterstrasse, Leopoldstadt, Landstrasse, Stefansplatz!“ Wer es aber vorzieht, in einem der weitgeriihmten feschen Fiakerzeugl seinen Einzug zu halten, der findet solche in hinreichender Anzahl vor der Ankunfthalle. Er wird damit gleich seine Localstudien beginnen können. Der Wiener Fiaker ist noch eine von den wenigen urwüchsigen Wiener Typen, welche uns das mit Riesenschritten der Weltstadt zueilende Wien gelassen hat. Er hat in der Regel das Aeussere eines behäbigen vorstädtischen Kleinbürgers, allerdings mit starker Betonung einiger auffallender Kleidemuan-cen; unter denen der „Stös-ser“, ein Cylinderhut mit gerader Krämpe, die „qua-drallierten“ Beinkleider, Stefansdom. auch einsammtener Flaus und die gewichtigen Bre-loques an der Uhrkette, sowie die eigenartig gefärbten und geformten Halstücher am meisten ins Auge fallen. Manchmal aber unterscheidet er sich auch nicht durch die kleinste Nuance von seinem „Gawlier“ (Cavalier, Fahrgast), dem er sich mitunter in erschreckender Weise auch in Sprache und Allüren anpasst. Der Fiaker ist höflich im Umgang, der mit einer gewissen jovialen Vertraulichkeit gemischt ist; er liebt das gute Trinkgeld und ist ein Casuistiker in Taxangelegenheiten, die übrigens ein Fremder auch mit Zuhilfenahme von Logarithmen niemals ergründen wird. Allerdings wird er dafür mit einer Gewandtheit und Schnelligkeit durch die engen, gewundenen Gässchen der inneren Stadt, und durch das Menschen-und Wagengcwiihle der Hauptstrassen gelotst, wie in keiner anderen Hauptstadt Europas. Als Mittelpunkt der Stadt gilt der Stefansplatz mit dem alt-ehrwürdigen Dome. Von ihm aus gelangt man über den Graben, die Kärntnerstrasse, die Schulerstrasse und die Rothenthurmstrasse nach allen Windrichtungen des grossen Stadtgebietes. Die genannten Strassen und Plätze bilden zugleich die stärksten Yerkehrsadern, denen sich noch die Plätze und Strassen „Freiuug“, „am Hof“, Heuer Markt, Kohlmarkt, Michaelerplatz, hoher Markt, Franzensplatz, Joaefs-platz, Fleischmarkt, Judenplatz anschliessen. Die innere Stadt, bis zum Jahre 1857 Festung, ist in ihrem alten Theile das Bild einer tausendjährigen Entwicklung. Das Ruprechtskirchlein reicht schon in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts und ist das älteste Baudenkmal Wiens. Gleich ehrwürdigen Alters sind der Stefansdom, die Salvatorkapelle und einzelne Theile 3* Parlament. der kaiserlichen Burg. An diesem letzteren grossartigen Baumonumente sind die grossen Kunstperioden, welche Wien in baulicher Beziehung durchgemacht, am anschaulichsten nachzuweisen. Die einstmalige Burg der Babenberger Herzoge stand am Hot' an der Stelle des jetzigen Kriegsininisteriuins. Erst LeopoJcTTII. verlegte im 13. Jahrhundert seine Residenz an die Stelle der heutigen Hofburg. Der sogenannte Schweizerhof ist der älteste Theil dtfr kaiserlichen Residenz. Die grosse Bauperiode des pracht-liebenden Karls VI. findet in der Bibliothek und in der herrlichen Reichskanzlei ihren Ausdruck, welche nach den Entwürfen des genialen Fischer von Erlach gebaut wurden. Seine weiteren Pläne fanden erst in neuester Zeit ihre Vollendung durch den Ausbau des herrlichen Tractes gegen den Michaelerplatz zu, während die neue, glänzende Bauperiode unserer Zeit in dem Ausbau des linken Burgfliigels ihren prunkhaften Ausdruck findet. Wir können sie nicht alle aufsuchen, die herrlichen Baudenkmäler, welche der Kunstsinn und der BiirgerHeiss der Wiener in dem verflossenen Jahrtausend zu Ruhm und Ehre der Stadt errichtet hat Ein Rundgang durch Radetzky.jionumeut. die zum I heile noch engen und gewundenen Strassen der inneren Stadt bietet für den kunstsinnigen Beschauer eine Eiille von Genüssen, die er in den modernen Weltstädten mit rascher Entwicklung vergeblich suchen würde. Auf Schritt Rathhaus. und Tritt fesseln ihn neue Eindrücke. Bald fühlt er sich in die früheren Jahrhunderte versetzt, bald steht er wieder vor einem raffiniert ausgeführten, mit dem Eklekticismus aus einer grossen Zeit geschmückten Bau. Die hochklingenden Namen Fischer von Erlach, Lukas Hildebrand. sowie die der Bildhauer Raphael Donner, Zauner und vieler anderer werden hier vor dem sinnenden Auge des Kunstverständigen lebendig. Ganz anders wird das Bild, wenn wir die innere Stadt verlassen und das mit durchaus modernen Bauten bedeckte Gebiet der ehemaligen Festungswälle und Glacis, das Stadtenveiterungsgebiet betreten. Die Ringstrasse! Jeder gebildete Europäer hat sie nennen gehört mit derselben Achtung, mit der man von den Uhamps-Elisee in Paris, von der Friedrichstrasse in Berlin, dem Newsky-l’rospect in Petersburg spricht; aber der Eindruck dieser schönsten und breitesten Strasse der Welt ist doch immer für den Fremden ein überwältigender. Der Burgring und der Franzensring gewähren ein architektonisches Bild von unübertroffener Pracht. Trotzdem die Monumentalbauten dieses Theiles der Ringstrasse den verschiedensten Stilarten angeÜoren, bilden die gemischten Bauformen in ihrer Totalität, doch ein harmonisches Ganze und man möchte sich daraus weder die hellenistischen Baulinien des Parlaments (Theophil Hansen), noch die gothisehen Zierformen des Rathhauses (Friedrich Schmidt) oder die herrlichen Renaissancemotive der Universität (Heinrich Ferstel) und des Burgtheaters (Baron Hasenauer) hin wegdenken. Die mächtige doppelte Häuserzeile, welche sich als Ringstrasse um die Stadt zieht, hat der modernen Architektur den "Anlass zur Ausbildung des „Wiener Stils“ gegeben, der in den zahlreichen m_ Prunkbauten dieser Häuserviertel zum Ausdruck gelangt. Die Namen Siccardsburg, van der Null, Theofil Hansen, Friedr. Schmidt, H. Ferstel, Semper, Hasenauer, Wielemanns, Fellner sind als Schöpfer dieser Monumentalbauten jedem Kunstkenner geläufig. Hier fesseln zahlreiche Staats- und Hofgebäude den Kunstsinn und die Wissbegierde der Fremden. Vor allem die herrlichen Hof-museen, zwei congruente, gewaltige Prunkbauten, die kunsthistorischen IS und naturiiistorisclien Sammlungen des Kaiserhauses enthaltend. Die Quer und das Burgtheater, das Kunstgewerbemuseum, die Votivkirche, die Börse und das Suhnhaus an Stelle des abgebrannten Ringtheaters, sind Gebäude von grossartiger architektonischer Wirkung. Das alles lockt zu längerem Verweilen, zu intensiverem Genuss. Wir aber müssen rasch durch die Strassen der schönen Donaustadt eilen; denn Wien nach Gebiir ausführlich zu schildern ist nicht unsere Aufgabe. Einen Blick werfen wir noch auf den im Frühjahr und Herbst so belebten Ringstrassencorso von der Ecke des Kärntner Rings bis zum Parkring mit seinem eleganten Gewiihle von Spaziergängern, seinen interessanten Typen und seinen schönen Frauen. Dann winken wir eines jener schmucken „Zeugei“ herbei, die so gewandt durch das Gewühle von Tramwaywaggons und anderen Vehikeln zu steuern wissen und lassen uns im raschesten Tempo durch die Stadt fahren Zunächst geht es über den.Kolowrat-ring und Parkring, dann über die Aspernbrüeke und durch die Praterstrasse in den Prater. Auf der Aspernbrücke werfen wir einen Blick auf den mit schönen Neubauten geschmückten Franz Josefs-Quai. Die festungsartige Franz Josefs-Kaserne gehört allerdings nicht zu diesen Neubauten. Sie harrt ihrer Demolierung und verdankt nur einigen Competenzstreitigkeiten zwischen Gemeinde und Aerar eine ruinenhafte Existenz. Der Donaucanal, ein künstlicher Seitenarm der Donau, bietet mit seinem spärlichen Schiffsverkehr kein allzu bewegtes Bild, ausser zur Zeit der Wettrennen, wo eine kleine Dampferflottille viele Tausende zwischen der Stadt und der Freudenau befördert. Wir sind in der Leopoldstadt. Der Fraterf Wer könnte dieses Wiener Volks-Epos erschöpfend beschreiben! Die Völkerwanderung an Sonntagen! Die grosse Symphonie des Wohlbehagens und der Freude! Hier im Volksprater kommen sie alle zusammen, die Völker von der Landstrasse, der Wieden, von Wlihring, Hernals, von den unteren Gründen, von Lichtenthal und Thury, vom Neubau und Spittelberg und sie verstehen sich prächtig in dem Gewühl des Wurstelpraters, bei den mannigfachen musikalischen Genüssen des Ringelspiels und der Fünfkreuzertänze. Wer das Wiener Volk von seiner liebenswürdigsten Seite kennen lernen will, der suche es hier bei seiner Sonntagserholung auf; da wird über die heiteren Ausbrüche der Volksseele noch mancher Schimmer goldigen Humors und erwärmender Gemiithliehkeit huschen — von jener sagenhaften Gemüthlichkeit, die in dem Wreltstadtgetriebe einer modernen Metropole immer mehr entschwindet. Die Wettrennen, die Ausstellungen, „Venedig in Wien“, der glänzende Corso mit vielfacher Wagenreihe an schönen Frühlingstagen in der Nobel-Allee, das Schauen und Bewundern der Zehntausende und das „sich bewundern lassen“ der Tausende, das alles gehört zum Bilde des Praters. Die neunzehn Wiener Bezirke weisen jeder des Eigenthiim-lichen und Sehenswerten genug auf, um eine separate Beschreibung zu verdienen. Wir können aber nur einen Blick aus der Vogelperspektive auf dieses Häusermeer werfen. Der belebteste und gewerbreich'ste Vorstadtboulevard ist die .Mariahilfers.trasse, Hier sind — die Hauptverkehrsadern der inneren Stadt natürlich ausgenommen — die reichsten und meistbesuchten Verkaufsgewülbe, insbesondere der Textilbranche. Von der Casa piccola bis zur ehemaligen „Linie“ reiht sich ein Verkaufsladen an den andern. Dieser riesige Geschäftsverkehr, der sich auch in der angrenzenden Kirchengasse und Neubaugasse zum Theile fortsetzt, wird von keiner Hauptstrasse der übrigen Bezirke erreicht. Der Bezirk Neubau enthält die berühmten Hofstajlgebäude, nach den Plänen Fischer von Erlachs erbaut und den von demselben Künstler erbauten Palast der ungarischen Leibgarde. Auch im angrenzenden achten Bezirk’Josefstadt ist ein herrlicher Bau des berühmten Architekten, das Fürstlich Auerspergische Palais. In demselben Bezirke befindet sich auch die Alt-Lerchenfelder Pfarrkirche mit den herrlichen, von Kupelwieser und Engerth nach den Cartons von Führich ausgefüKffeh Fresken und Ornamenten. Der neunte Bezirk Alsergrund enthält das riesige, den modernen Anforderungen leider nicht mehr entsprechende allgemeine Krankenhaus. die., Landesirrenanstalt, das städtische Versorgungshaus und das von Kaiser Josef II. erbaute Josephinum, eine medicinisch-chirurgische Militärakademie. An Palästen, besitzt der Alsergrund das grosse fürstl. Liechtensteinische Palais mit der berühmten Gemäldesammlung, das'Palais Cläm-Gallas, das moderne Palais des Grafen Chotek und das gräfl. Czemin’sche Palais mit reicher Gemäldesammlung. Das Landesgerichtsgebäude und das k. k. militärisch-geographische Lnstitut und viele andere monumentale Bauten zieren noch ausser den genannten diesen Bezirk. Der schönste und zierlichste Bau des Bezirkes ist jedoch die Votivkirche, von Erzherzog Ferdinand Max, zur Erinnerung an die glückliche Errettung des Kaisers aus Mörderhand, errichtet. Heinrich Ferstel hat sie gebaut. Ueber dem nunmehr eingewölbten Wicnfjuss, in dessen Bett die Züge der Stadtbahn verkehren, sind die Bezirke Landstrasse, Wieden, Margarethen gelegen. Dem Bezirk Landstrasse geben die zahlreichen Palais und umfangreichen Gärten ein vornehmes Gepräge. Der Schwarzenberggarten, im englischen Stile angelegt und terrassenförmig anfgebaut, gehört zu den schönsten und besuchtesten Erholungsorten Wiens. Das gleichnamige Sommerpalais ist von dem vielberiihmten Verschönerer Wiens, Fischer von Erlach. Das k. k. Lelvedpr£t_ ein Prachtbau Hildebrands, wird gegenwärtig als Residenz (tarUrzherzogs Franz Ferdinand umgebaut. Der ebenfalls terrassenförmig aufgebaute Garten ist im Zopfstile Le Nötre’s angelegt. Die Vorstadt Wieden weist die" herrliche Karls-Kirche, den schönsten Bau Fischer ~vön Erlachs auf. Ausser diesem Prachtbau sind nur das Polytechnicum, die protestantische Schule (von Hansen mit Statuen von Hans Gasser), das Theresianum und einige moderne Palais erwähnenswert. Hier ist auch der „Naschmarkt“, der Sitz der oftbesprochenen, in zahllosen Anekdoten verherrlichten „Fratschlerinnen“. Stadtbahn. Eine Wanderung durch die Vororte, welche seit 1890 mit Wien vereinigt sind, ein Ausflug in die reizenden Umgebungen Wiens würde auch zu einem, wenn auch nur flüchtigen Gesammtbilde der Kaiserstadt gehören. Wir aber wollen uns der neuerbauten Stadtbahn anvertrauen und im Flug die äusseren Stadtbezirke durcheilen. "Wir beginnen die Fahrt auf dem Heiligenstädter Bahnhof. Wenn wir die äussere Stadtbahnlinie benützen, so fahren wir zwischen Unter- und Ober-Döbling durch einen grossen Tunnel unter der Türkenschanze, dann zwischen Währing und Neugersthof über Hernals, Ottakring. Breitensee, Penzing nacli Hütteldorf; von wo wir auf der inneren Gürtellinie, an Hietzing und Schönbrunn vorüber, über Sechs-haus und Meidling längs der Giirtelsfrasse zwischen den westlichen Vorstädten und den Vororten wieder zum Heiligenstädter Bahnhof zurückgelangen. Eine dritte Linie, die Wienthal- und Donau-Canal-Linie, ist noch im Bau begriffen und dient dazu, ins Herz der Stadt zu führen. Die äussere Stadtbahnlinie gewährt einen freien Ausblick bis an die Grenzen des neuen, weitabgesteckten Gemeindegebietes. An das uralte Heiligenstadt, allwo S. Severinus geweilt haben und der römische Kaiser Probus die ersten Reben gepflanzt haben soll, schliessen sich die weitberiihmten Weingelände von Nussdorf, Grinzing, Neustift, Sievering, wo es die echten Weinbeisser an Sonntagen hinzieht. Zwischen Nussdorf und Heiligenstadt ist der Beethoven- platz, wo der TiUm zur Sommerfrische geweilt. Liebliche Villegia-turen ziehen sich längs der Hügelketten empor: Salmannsdorf, Pötz-leinsdorf, Dornbach, Neuwaldegg. Ueberall klingt es und singt es zur Sommerszeit von frohen Menschen, die die Waldgehänge des Kahlen-berges, des Kobenzl und Galizinberges aufsuchen, um ihren jedem Wiener angeborenen Natnrsinn zu befriedigen. Die Zahnradbahn befördert an Sonntagen Tausende auf die Hölie des KaTiIenberges, von wo die Wanderung auf schattigen Waldwegen zum Leopoldsberg mit seiner herrlichen Aussicht auf den Donaustrom und das Marchfeld bis zu den Karpathen angetreten wird. Andere wandern auf den Kobenzl, dessen Schloss in ein Hotel verwandelt wird, und der später ein grosses Villenviertel tragen soTl, oder auf die herrliche Aussichtswarte „Am Hwmel— Die Tßfkm-schanze, eine Anhöhe zwischen Döbling "umT Währing, besitzt einen schönen Park mit prächtigem Fernblick, dann die Sternwarte und die Hochschule für Bodenkultur. Daran schliesst sich das Cottageviertel von Währing, eine Anlage von Familienhäusern in allen möglichen Stilarten, von kleinen Gärten umgeben. Die lieblichen Sommerfrischen von Hacking, St. Veit, Hietzing, Lainz erhalten einen erhöhten Reiz durch die Nähe des kaiserlichen Lustschlosses> Schönbrunn mit seinem paradiesischen Park. Eine ganze Volke! wänden ing' bewegt sich an schönen Nachmittagen hinaus in den prachtvollen, im Stile Le Nötre’s gehaltenen Park mit seinen Grotten, Obelisken, Ruinen, mit seiner Menagerie, seinem botanischen Garten und seiner, gleich einem Feenschlosse weithinglänzenden Gloriette. Von dieser Gloriette geniesst man einen entzückenden Ausblick auf Wien. Weiterhin das volkreiche Meidling und der rasch emporgeblühte zehnte Bezirk Favoriten. Hier ITegl an der Priester Strasse das Kaiser Franz_ Josef-Spital, ein nach den neuesten Principien der Hygiene im Pavillonsystem erbautes Krankenhaus. Zu diesem Bezirk gehört auch das k. k. Artilleriearsenal, ein umfangreicher Bau von grandioser Anlage und mit grossen Kunstwerken der Plastik und Malerei geziert. Der Vorort Simmering geniesst die traurige Auszeichnung, durch seine Hauptstrasse eine ununterbrochene Colonne von Leichenzügen ziehen zu sehen; denn der unerbittliche Würger fordert täglich an hundert Opfer von der Millionenstadt, weil er sonst mit der Statistik ins Gedränge käme, die ihm vorschreibt, innerhalb dreiunddreissig Jahren einmal „aufzuräumen“. Was also in dem Häusermeer lebt und wirkt in Lust und Freude, in Schmerz und Krankheit, liebt und hasst, kämpft und duldet, das wandelt einmal durch diese traurige Strasse in die grosse Todtenstadt auf der Siinmeringer Heide — auf den Central-Friedhof! Wien, dieses grosse Gemeinwesen, das wir nur mit den flüchtigsten Strichen skizzieren konnten, zählte im Jahre 1894 ungefähr anderthalb Millionen Seelen. In Bezug auf Handel und Industrie nimmt Wien die erste Stelle unter den Städten der Monarchie ein. Insbesondere die Fabrioation von Bronzewaren, Gold- und Silbergegenständen, In- strumenten und Apparaten, die Ziegelfabrication, die Textil- und Seidenindustrie, die Erzeugung von Ledergalanterieartikeln, die Papierindustrie beschäftigen viel tausend fleissige Hände. Die wichtigsten Eisenbahnen der Monarchie gehen strahlenförmig vom Herzen des Reiches aus. Die älteste Bahn ist die im Jahre 1836 erölfnete Kaiser Ferdinands-Nordbahn. Nächst dieser sind die Südbalm und die österreichische Staatsbahn die ältesten und verbreitetsten Bahnen der Monarchie. Ein ebenso grosses Verkehrsgebiet haben die k. k. Staatsbahnen. Neben diesen mündet noch die Nord-westbahn und die Aspangbahn in die Hauptstadt. Von kleineren Betrieben ist noch die Kahlenbergbahn (Zahnradsysteml, die Dampftramway Wien—Mödling und Wien—Stammersdorf und die Localbahn Wien—Wiener-Neudorf—Guntramsdorf zu nennen. Den localen Verkehr besorgt die Stadtbahn, die sich seit der kurzen Zeit ihres Bestehens sehr popularisiert hat, dann die Wiener Tramway, die neue Wiener Tramway, endlich die Fiaker, Einspänner und Stellwagen. Eines der grössten und segenbringendsten Werke zum Wohle der Bevölkerung ist die Hochquellenwasserleitung, die im Jahre 1874 eröffnet wurde. Sie führt der Stadt das köstliche Quellwasser des Kaiserbrunnens und der Stixensteinerquelle am Fusse des Schneeberges in einem 95 km langen Aquäduct zu. Die Kosten dieser, mittlerweile durch das Pottschacher Schöpfwerk vergrösserten Wasserleitung belaufen sich auf 33 Millionen Gulden. — Ein ebenso gigan-tischesWerk ist die Donauregulierung, deren Kosten jedoch das Reich, das Land und die Stadt zu tragen haben. Durch dieselbe wurden die Schififahrtsverhältnisse gebessert und den fast alljährlich wiederkehrenden Ueberschwemmungen gesteuert, welche nicht nur viele Werke zerstörten, sondern auch Epidemien im Gefolge hatten. Die Wiener Verkehrsanlagen, welche seit dem Jahre 1893 ausgeführt werden, sollen ausser der bereits functionierenden Stadtbahn noch manche anderen wohlthätigen Einrichtungen hersteilen. Diese sind die Regulierung des Wienflusses, die Herstellung von Sammelcanälen zu beiden Seiten des Donaucanales und die Umwandlung des Donau-canales in einen Winterhafen. Unter den Unterrichtsanstalten ragt die von Rudolf IV. 1365 gestiftete Universität hervor. Neben dieser besteht noch die technische Hochschule, sowie die Hochschule für Bodencultur. Zahlreiche Gymnasien, Realschulen, Mädchenlyceen und Fachbildungsanstalten vermitteln den Mittelschulunterricht. An der Spitze der wissenschaftlichen Anstalten steht die kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Zahlreiche wissenschaftlichen Vereine und gelehrte Gesellschaften theilen sich in den grossen Gebieten der Wissenschaft. Riesige Bibliotheken (die Hoibibliothek mit 600.000 Bänden), Museen und Sammlungen bieten unerschöpflichen Stoff für den Forscher und Kunstliebhaber. Auch die zehn Wiener Theater bieten reichlichen Kunstgenuss und Unterhaltung. Das Hofburgtheater kann noch heute als die erste Bühne Deutschlands gelten. Die Oper bietet auserlesene Genüsse. Das deutsche Volkstheater besitzt schon wegen seiner freundlichen graziösen Bauart {Fellner und Helmer) die Sympathie der Wiener lind hat ein vortreffliches Künstlerensemble. Auch das Raimundtheater hat ein paar grossen Talenten zur Geltung verholten. Das Theater an der Wien und das Carltheatpr pflegen Operette, Posse und Schwank, das Theater in der Josefstadt hat den pikanten französischen Schwank zu seiner Specialität ausgebildet und das Jantsch-Theater im Prater pflegt mit anerkennenswertem Eifer das klassische Drama, das jüngst erüffnete Jubiläums-Stadttheater ist ein schönes, geräumiges Gebäude auf vortheilhaftem Platze. Welchen Platz es in der Kunstübung ausfüllen wird, lässt sich heute noch nicht sagen. Das Wappen der Stadt Wien ist ein doppelköpfiger schwarzer Adler im goldenen Felde. Auf der Brust trägt er ein weisses Kreuz im rothen Felde. Aus der wechselvollen und kämpfereichen Geschichte Wiens sei nur das Nothwendigste erwähnt. Wien war ursprünglich ein keltischer Ort, der von den Römern befestigt wurde. Es liiess Vindobona, Vindomina, auch Faviana. Die zehnte römische Legion hatte ihr Standquartier in der Gegend zwischen Graben und Rothenthurmstrasse. Im Jahre 180 starb in Wien Kaiser Marc Aurel. Im zwölften Jahrhundert wurde der Hof Residenz der Babenberger. Heinrich Jasomirgott legte im Jahre 1144 den Grundstein zur Stefanskirche. Leopold VII. verlieh der Stadt eine Rechtsurkunde und begann den Bau der jetzigen Burg. Im Jahre 1246 starben die Babenberger aus und nach kurzer Herrschaft Pfemysl Ottokars kam die Stadt unter Rudolf I. an die Habsburger. Rudolf IV. gründete 1365 die Universität. Im Jahre 1484 wurde Wien von Mathias C'orvinus erobert. Von Ferdinandi, angefangen war Wien die Residenz der deutschen Kaiser. Von den Türken wurde Wien zweimal belagert. Im Jahre 1529 vom Sultan Soliman und im Jahre 1683 von Kara Mustafa; beidemale vergeblich infolge der heldenmüthigen Ver-theidigung seiner Bewohner. Oft wurde Wien von der Pest heimgesucht. Am ärgsten im Jahre 1679. Im Jahre 1704 wurden die Linienwälle zum Schutze gegen die Einfälle der Kuruzzen errichtet. In den Jahren 1805 und 1809 wurde Wien von den Franzosen occupiert. Im Jahre 1815 wurde in Wien der berühmte Congress zur Wiederherstellung der alten Zustände abgehalten. Im Jahre 1848 kam die revolutionäre Bewegung, welche den Sturz Metternichs und die Gewährung einer Constitution zur Folge hatte. Im Jahre 1858 begann die Stadterweiterung mit dem Bau der Ringstrasse. Im Mai 1873 wurde die Weltausstellung eröffnet; kurz darauf kam der „Krach“, der einen wirtschaftlichen Niedergang im Gefolge hatte. Im Jahre 1874 wurde die Hochquellenleitung eröffnet. 1892 fand die Einbeziehung der Vororte in das Wiener Gemeindegebiet statt. Die Linienwälle fielen, die grossartigen Verkehrsanlagen wurden beschlossen und Wien trat in eine neue Periode der Bauthätigkeit und der weltstädtischen Ausgestaltung seiner Verkehrsverhältnisse. So hätten wir im Fluge Wien durcheilt und begeben uns wieder auf den SUdbahnhof, wo wir uns eine Karte nach Mürzzuschlag lösen. Yincenz Chiavacci, Geschäftlicher Wegweiser für Wien und Umgebung. Maschinenfabrik F. X. Komarek, Wien, X., Quellengasse 55, erzeugt Dampfmaschinen, Dampfkessel, besonders Wasserröhrenkessel, Pumpmaschinen für Wasserwerke, Dampfmotoren, Vorwärmer, Kiihl-werke, Heizungen aller Systeme, Einrichtungen für Bade- und Waschanstalten. Von der besonderen Leistungsfähigkeit dieses industriellen Etablissements zeigen eine grosse Reihe von Anlagen. Aus der letzten Zeit heben wir insbesondere das städtiche Wasserwerk Favoriten hervor. Zwischen dem Hauptbahnhofe der Südbahn in Wien und der Station Meidling gelegen, erhebt sich dasselbe bei dem Wahrzeichen von Wien, bei der Spinnerin am Kreuz. Diese Anlage, aus welcher der Wasserthurm mächtig hervorragt, hat den Zweck, die höchstgelegenen Häuser des Bezirkes Favoriten, welche über der Zone des Hochquellreservoirs liegen, mit Trinkwasser aus der Hochquellwasserleitung zu versehen. Das errichtete Pumpwerk drückt das Wasser aus dem Wienerberge-Reservoir in das am Thurme befindliche Hoehreservoir. Das imposante Maschinen- und Kesselhaus enthält 2 Verbund-Pumpmaschinen, wovon jede pro 1 Stunde normal 234.0001 Wasser fördert, und 2 Dampfkessel nebst allen erforderlichen Nebenapparaten. Der Wasserthurm ist vom Strassenniveau bis zur Thurmspitze 6 m hoch und enthält ein Hauptreservoir mit 10.000 und ein Hilfsreservoir mit 3000 hl Inhalt. Eine weiter von dieser Firma ausgeführte Unternehmung ist die nach ihrem Patente gebaute Schotterwasch- und Sortieranlage in Mariabrunn, welche nun über 400.000 m3 Schotter und Sand für die Wienflussregulierung geliefert hat. Wien ist nicht nur die Stadt der Lieder, sie ist auch die Stadt der Kleider. Nicht nur Chic und Eleganz der Ausführung, sondern auch die ausserordentliche Billigkeit der Herren- und Knabengarderobe haben es zustande gebracht, dass niemand Wien verlässt, ohne, sich hier mit Kleidungsstücken zu versehen. In allererster Linie können wir das sehr alte und renommierte Haus 31. & J. Mandl, Wien, I., Stefansplatz, Ecke der Rothenthurmstrasse, empfehlen, welches durch seine Solidität weltbekannt ist. Die Bedienung in den eleganten Verkaufslocalitäten ist zuvorkommend und spricht man daselbst die meisten modernen Sprachen. Ausser dem Verkaufe fertiger Kleider ist auch eine specielle Abtheilung für Bestellungen nach Maass mit reichhaltigem Lager von guten und schönen Stoffen vorhanden. Um die Entwickelung und Vervollkommnung der Clavier-erzeugung, in welcher Wien seit jeher voranschritt, hat sich Friedrich Ehrbar, der Nestor der österreichischen Clavierbauer, die grössten Verdienste erworben. Für jeden musikalischen Besucher Wiens wird es von grösstem Interesse sein, das Etablissement Ehrbar, IV., Mühlgasse 28, zu besuchen und dort die vollkommensten modernen Claviere zu sehen. Die Firma Ludwig Bösendorfer geniesst einen derartigen Weltruf, dass es wohl überflüssig wäre, an dieser Stelle noch Näheres darüber mitzutheilen. Nur die vielleicht noch nicht bekannte Thatsache sei erwähnt, dass das Präsidium der Kaiser Jubiliiums-Ausstellung nach Schluss derselben Sr. Majestät dem Kaiser Franz Josef I. zur bleibenden Erinnerung an die Ausstellung das oben abgebildete Bösendorfer’sche Kaiser Juliläums-Clavier überreichen durfte. Dieses Instrument wurde in den Gemächern der k. u. k. Hof- Für jeden Musikfreund ist die Besichtigung des Lagers der k. k. Hof-Harmoniumfabrik Teolil Kotykiewicz in Wien, V„ Straussengasse 18, von Interesse. — Der Besucher gewinnt einen Ueber-blick über die Vollendung, welche die Harmonium-fabrication erreicht hat und zugleich die Ueber-zeugung, dass in keinem musikalischen Hauseneben dem Claviere das Harmonium fehlen soll. Das Lager enthält alle Instrumente von dem kleinsten Schulharmonium bis zu dem grössten Concertwerk. Die Firma versendet auf Verlangen ihr illustriertes Preisbuch, welches im textlichen Theile die Behandlung und Instandhaltung des Harmoniums bespricht. Gebrüder Thonet, Erfinder der Möbel aus gebogenem Holz und Begründer dieser Industrie, besitzen zahlreiche Fabriken und Verkaufshäuser in allen Ländern der Erde. Der gute Ruf dieser Erzeugnisse ist zu einem Weltrufe geworden, nachdem die Gediegenheit in Form und Qualität, die Widerstandsfähigkeit und Preiswürdigkeit derselben bisher von keinerlei Erzeugnissen erreicht wurden. Die Thonet’schen Möbel finden wir in Theatern, Spitälern, Officiersmessen und in den hervorragendsten Hotels, wie Karrersee, Sulden,Trafoi, Meran, Semmering, Schneeberg, Görzer Südbahnhötel u. Abbazia. Die Centrale der Firma befindet sich in Wien, L, Stefansplatz; Verkaufshäuser in Budapest (Weiznergasse), Prag (Obstgasse), Brünn Thonetliof). Graz (Thorcthof) und in den gresften Städten der Welt. In der Nähe des k. k. Augartens und des Nordwestbahnhofes befindet sich das Etablissement von Hoerde & Comp., II., Taborstrasse 75, Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik, gegründet 1874, die grösste Fabrik dieser Branche in Oesterreich. Dieses bedeutende industrielle Unternehmen baut ganze Mahlmühlen nach dem neuesten Hochmahlverfahren, sowie Flachmühlen und liefert sämmtliche Müllereimaschinen eigener, bewährter Systeme. Das Absatzgebiet dieser Erzeugnisse verbreitet sich über die österr.-ungar. Monarchie, dann nach Deutschland, Russland, Italien und dem Oriente. — Eine besondere Specialität der Erzeugung dieser Firma sind die Einrichtung von Rollgerste- und Hirseschälfabriken, Cementmühlen sowie von Werkzeugmaschinen für Holz- und Eisenbearbeitung. Patentbureau Tbeodoroviß & Comp. Durch den Aufschwung der teclin. Gewerbe in den letzten Jahrzehnten ist eine staatliche Regelung des Patentwesens in Oesterreich zum unabweisbaren Bedürfnisse geworden und das Patentgesetz vom 1. Jänner 1899 hat diesem Bedürfnisse durch intensive Fürsorge für den Schutz und die Verwertung neuer Erfindungen Rechnung getragen. Auf diesem Gebiete ist das seit mehr als 20 Jahren bestehende altrenom. Patentbureau Tlieodo-rovič& Comp., I., Stefansplatz 8, besonders hervorzuheben, welches im In- und Auslande Patente für Erfindungen aller Art prompt, gewissenhaft und coulantest besorgt und die Interessen seiner Clienten in vertrauenswürdigster Weise zu wahren versteht. In diesen Thatsachen findet auch die Beliebtheit und das Ansehen genannter Firma ihre Erklärung. Karl Wassers Nachf. Speditionsbureau, I., Hohenstaufengasse 1. Dieses seit dem Jahre 1830 bestehende Speditionsgeschäft beschäftigt sich hauptsächlich mit den Eilgut- und Frachtenexpeditionen der k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft und hat sich seit Einführung des Wagenladungsverkehrs mit diesem in erhöhtem Maasse befasst. Die Firma ist bestrebt, die Begünstigungen der Wagenladungsgüter auch dem kleinsten Consumenten zukommen zu lassen. Durch die günstige Lage ihrer Arbeitsräume, Verladungslocalitäten und Magazine am Bahnhöfe in Matzleinsdorf, welche mittelst directem Schienenstrange mit den Geleisen der Südbahn verbunden sind, sowie durch Einstellung eigener Güterwagen ist die Firma in der Lage, auch den weitgehendsten Ansprüchen stets gerecht zu werden. Die russische Caviar-Grossbandlung G. S. Schirokoff & Co., kaiserlich deutsche Hoflieferanten, I., Akademiestrasse 3 (hinter dem Grand Hotel), ist die hervorragendste en gros und en detail-Bezugs-quelle für Astrachan-Caviar (Specialität „Malossol“ sogen, ungesalzener Caviar), aus ihren eigenen Fischereien in Astrachan. Ausserdem befasst sich die Firma mit dem Import von echt chinesischen Thee in eigener russischerOriginalpackung mit Zollbanderolle, welcheram ganzen Continente Verbreitung hat, und führt auch das Depot der bekannten Theefirma C. u. S. Popoff Freres in Moskau. Auch andere russische und franz. Delicatessen-Specialitäten von feinster und frischester Qualität sind stets am Lager dieser Firma, welche für den Bezug von vorzüglichen Liqueuren und Dessertweinen bestens empfohlen zu werden verdient. Die k. k. priv. chemische Productenfabrik von St.Fernolendt, III., Erdbergstrasse 32/34, Niederlage I., Schulerstrasse 21, gehört noch zu den wenigen alten Firmen, welche unter dem Namen ihres Begründers fortbestehen. Im Jahre 1832 gegründet, hat diese bestrenommierte Fabrik es verstanden, ihren Erzeugnissen nicht nur in der österr.-ungar. Monarchie, sondern auch im Auslande den wohlverdienten guten Ruf und eine Popularität zu erwerben, welche sich lediglich auf die erprobte Qualität der verschiedenen aus diesem Etablissement hervorgehenden Fabrikate gründet. Fast gibt es keinen Haushalt, in welchem Fernolendt’sclie Producte fehlen. Die Firma wurde wiederholt bei Ausstellungen prämiiert und auch gelegentlich der Jubiliiums-Ausstellung im J. 1898 wurde Herr Stefan Fernolendt von Sr. Majestät dem Kaiser durch eine Ansprache ausgezeichnet.— Unter den verschiedenen Fabrikaten dieser Firma heben wir deren Hauptspecialitäten hervor: Schuhwichse, Naturledercreme, alle Sorten Tinten, Leder-Conservierungspräparate, sowie Metallputzartikel. Alle diese Artikel sind beim Publicum sehr beliebt und gesucht. Ferner bringt die Firma einen neuen praktischen Artikel in den Handel, die auswechselbaren Bürsten mit Selbstspeisung von flüssigen Medicamenten und Salben zur Einreibung der Haut für Menschen und Thiere ohne mit den Medicamenten oder der erkrankten Stelle in directe Berührung zu kommen. Auch dieser Apparat findet gleich den anderen Erzeugnissen dieser Firma grossen Anklang. Die von James B. Hammond in New-York erfundene „Ham-m ond-Schnell Schreibmaschine“ zeichnet sich vor allen anderen Fabrikaten durch die constante Sichtbarkeit des Geschriebenen, sowie dadurch aus, dass die Schriftart mit einem Handgriff ausgewechselt werden kann und dass die Maschine für alle existierenden Sprachen (40 Schriftarten liegen bereits vor) verwendet werden kann. Den Alleinvertrieb hat F. Schrey, Wien, VII/1. Die k. und k. Hof-Schriftgiesserei Poppelbaum, V., Griin-gasse 16 a, im Jahre 1870 gegründet, ist die erste Anstalt dieser Branche in Oesterreich-Ungarn und liefert ihre Erzeugnisse nach allen Theilen der Monarchie und des Orientes. Die grossartigste Exposition dieser Firma in der Jubiläums-Ausstellung d. J. 1898 wurde auch von Sr. Majestät demKaiser besichtigt und der vollsten Anerkennung gewürdigt. Der in allen Culturstaaten patentierte „Sirius“-Luftgas-automat ist für jedermann, besonders für Hotels, Restaurants, Villen, Stationsgebäude, Gasthäuser und Orte, wo keine Gaswerke existieren, von sehr bedeutendem Interesse. Diese Apparate ermöglichen es jedem, sich sein Gas zur Beleuchtung, zum Heizen, Kochen, für motorischen Betrieb etc. selbst zu bereiten. Dieselben werden von der Oesterr.-Ungar. Luftgas-Industrie (G. m. b. H.), Vertreter: Fritz Bothe, IX., Mariannengasse 2a, fabriciert und in Typen von 10 bis zu mehreren hundert Flammen erzeugt. Der Betrieb ist iiusserst billig, die Handhabung höchst einfach, das Licht sehreffect-v oll und absolut gefahrlos. Hunderte von Apparaten sind im Betriebe. E. Rechner (Willi. Eiiller), k. k. Hof- und Universitäts-Buchhandlung, grösstes, reichhaltigstes Lager von Werken aus allen Gebieten der Wissenschatt und Kunst. Diese Firma führt den Commissionsverlag des k. und k. militärgeographischen Institutes, Specialkarten und Reisebücher. — K u. k. Hof-Manufactur für Photographie, photographische Apparate und Utensilien eigener Erzeugung. Der Naturblumen-Salon Richard Gebhardt, Rosa Fasse!, vis-ä-vis der Hofoper im Palais Todesko, I., Maxmilianstrasse 1, hat sich seit seinem Bestände durch eine Reihe von Jahren die Gunst eines sehr ausgebreiteten Kundenkreises erworben und versteht es, durch stetes Fortschreiten auf dem Gebiete der Blumenbindekunst, durch vornehmen Geschmack und aufmerksames Ei.tgegenkommen seine Clientel auch festzuhalten. Blumen in früheren Zeiten ein nur wenigen zugänglicher Luxusartikel, bilden heute in Wien auch für bescheidene bürgerliche Verhältnisse bei den verschiedensten Anlässen eine Nothwendigkeit. Die der Firma gehörige ausgedehnte Gärtnerei in St. Andrä-Wördern versorg t die Niederlage stets mit einer reichen Fülle frischer herrlicher Blumen, welche das Entzücken aller Besucher erregen. Die Silberwarenfabrik V. C. Dub, VII, Zieglergasse 65, gegr. 1838, ausgestattet mit den neuesten technischen Behelfen, erzeugt in geschmackvollster Form Luxus- u. Gebrauchsgegenstände, Essbestecke, Geräthe etc. Das Renommee dieser gediegenen Fabriksmarke ist weltbekannt und die ausgezeichnete Qualität der Erzeugnisse dieser Firma sichern ihr stets neue Absatzgebiete. In der mit der Fabrik verbundenen Niederlage befindet sich ein reich assortiertes Warenlager. Restaurant-Kellerei „zu St. Stefan“ (Stefanskeller), I., Rothenthurmstrasse 11. — Dieses altrenommierte Restaurant, welches durch viele Decennien am Stefansplatz und Stock im Eisen bestand und eine Sehenswürdigkeit des alten Wien geworden war, musste vor zv'ei Jahren wegen Demolierung des alten Hauses sein Domicil auf die andere Seite des Domes, Rothenthurmstrasse 11, verlegen und repräsentiert sich nun im modernen Stile auf das vortheilhafteste — freundliche, sehr gut ventilierte Speisesäle, Separees und Appartements mit brillanter Ausstattung und drei verschiedenen Entrees. Küche, Keller und Bedienung sind anerkannt das vorzüglichste, was auf diesem Gebiete geleistet werden kann. Das Restaurant zählt zu den beliebtesten der Residenz und erfreut sich einer Clientel aus der besten Gesellschaft. Unter den zahlreichen industriellen Etablissements in der Umgebung von Wien verdient die seit dem Jahre 1888 bestehende renommierte Lederfabrik der Firma Gustav Pollak in Atzgersdorf besondere Beachtung. Dieselbe beschäftigt über 100 Arbeiter und erzeugt Waschleder, Maschiifenriemen, Croupon, Knoppern, Terzen und Büffel. Ein zweites hervorragendes industrielles Etablissement ist die im Jahre 1842 gegründete Lackfabrik der Firma Leop. Gromann’s Sohn. Dieselbe ist in der Erzeugung von Lacken und Oelfarben eine der ersten der Monarchie. Die Firma wurde auf verschiedenen Ausstellungen mit zwei goldenen und neun silbernen Medaillen ausgezeichnet. Die Niederlage befindet sich in W’icn I, Ledererhof Nr. 2. Die renommierte Firma L. & R. II ö fl er in Mödling bei Wien erzeugt in ihrer Fabrik Prima-Eichenbrettel (Friesbrettel), sowie Buchenfriese in allen Dimensionen, Mauerfriese, Sesselleisten, Kehlleisten, Verkleidungen u. s. w. in jeder Qualität. Ferner gehören zu den Fabrikaten Tafelfussböden und Schiffböden, alle Gattungen Thüren, Fenster, Jalousien, Rollbalken in Holz und Eisen, Stiegenanlagen, Holzplafonds, Lamberien und sonstige Einrichtungen in jeder Holzgattung. Für Hochbauten werden alle Zimmermannsarbeiten geleistet. Als besondere Specialitiit heben wir hervor: Holzarchitektur für Villen u. s. w., complete Brücken- und Wehrbauten, Pilotierungen, Rostanlagen, Eishäuser, Eiskästen u. s. w. Röhrenkesselfabrik Mödling, vormals Dürr, Gelire & Comp., Actiengesellschaft in Mödling. Unter den vielen industriellen Etablissements, welche an der Südbahnlinie in der weiteren Umgebung von Wien unser besonderes Interesse erregen, zählt in erster Linie die Röhrenkesselfabrik Mödling, unstreitig die grösste dieser Art in Oesterreich-Ungarn. Dieselbe erzeugt alle Sorten von Dampfkesseln (Cornwall-, Tischbein-, Dupuis-, Fairbair-, Klein- und Zwergkessel), geschweisste und gewöhnliche Blecharbeiten, ferner nach eigenen patentierten und bewährten Constructionen: Wasserrohrkessel, System Dürr und System Gehre, letztere mit Emulsion, Dampfüberhitzer, Economiser, Vorwärmer und Wasserreiniger etc. Bis Ende 1898 waren über 3000 Dürrkessel im Betriebe, darunter mehr als 500 in Oesterreich-Ungarn. K.k.priv.Eisen- u.Metallwarenfabrik Kleiner u. Fleischmann in Mödling. Das Etablissement, gegr. im Jahre 1867, arbeitet gegenwärtig mit 700 Arbeitern und 24 Beamten. Der Betrieb erfolgt mit zwei Dampfmaschinen von 200 HP, einer bedeutenden Anzahl von Schnitt-und Zugpressen bis zu den grössten existierenden Typen, Dreh- und Druckbänken und Hilfsmaschinen aller Art. Zu den Erzeugnissen gehören emaillierte, verzinnte, vernickelte, geschliffene oder rohe Kochgeschirre, Molkereimaschinen und Geräthe, insbesonders Milch-Transportkannen, Militärartikel, Stock- und Heftzwingen, Spielwaren und viele Specialartikel. Das Etablissement wurde für seine Leistungen vielfach prämiiert und der alleinige Inhaber der Firma Herr Ferdinand Fleischmann durch Verleihung des Titels eines k. u. k. Hoflieferanten ausgezeichnet. In Perchtoldsdorf ist die bereits seit 50 Jahren bestehende Wachsbleiche der Firma Jos. Altmann jun. besonders hervorzuheben. Mit einer Wachswaren- und Pechfackelfabrik verbunden gehört dieses Etablissement zu den grössten und leistungsfähigsten der österr.-ungar. Monarchie. Wiederholt wurden die Erzeugnisse dieser Firma, welche sich überall eines guten Rufes erfreuen, prämiiert. (S. Inserat.) Das I. schulbehördlich autorisierte Convict Rossi in Baden verdient als moderne, von der Schablone abweichende, auf gediegenen, wohldurchdachten Principien gegründete Erziehungsanstalt für die männliche Jugend die Aufmerksamkeit der Eltern, Vormünder und Pädagogen. Dieses bestempfohlene Institut nimmt Knaben vom neunten Jahre an und Jünglinge zur Aufnahms-, Maturitäts- und jeder andern Prüfung an Gymnasien und Realschule auf. Es ist in Bezug auf liebevolles Familienleben, Geistespflege, körperliche Ausbildung, Hygiene und Verpflegung ein vorzügliches Heim. Das Honorar ist relativ minimal (keine Nebenrechnungen!), und ohne irgend weitere Sorgen ihrer Angehörigen sind die Zöglinge dort gut und sicher untergebracht. (Siehe Inserat.) Leobersdorfer Maschinenfabrik von Ganz & Comp., Eisen-giesserei und Maschinenfabriks-Actiengesellschaft. Hervorragendes Etablissement auf dem Gebiete der allgemeinen Maschinenindusrie, des Turbinenbaues, der Einrichtung vonPapiercellulosefabriken, sowie Holzschleifereianlagen, ferner Cement- und Gipsfabriken, ebenso elektrische Beleuchtungs- und Kraftübertragungsanlagen und Specialerzeugung der rühmlichst bekannten Schalengussräder und Hartgusskreuzungen nach amerikanischem Fabricationssystem. (Siehe Inserat.) Eine der grössten und hervorragendsten der zahlreichen Fabriken Ncunkirchens ist die 1802 gegründete k. k. priv. Neunkircliner Druck -fabrik-A.-G. Sie umfasst Bleicherei, Druckerei, Färberei und Appretur für Baumwoll-, Schafwoll- u. Seidenstoffe, und ihre Erzeugnisse erfreuen sich grosser Beliebtheit. Die Gesellschaft besitzt in Stuhlweissenburg (Ungarn) eine zweite Betriebsstätte. Niederlage Wien, I., Vorlaufgasse 1. Von Wien bis Semmering. Wer Wien in einem Zuge der Siidbahn verlässt, thut gut, rechts zu sitzen, weil er von hier aus das schöne Panorama der in die Ebene des Wiener Beckens abfallenden Berge des Wiener Waldes mit seinen romantischen Seitenthälern und seinen anmuthigen, mit uralten Kirchen und Schlossruinen gezierten Ortschaften geniesst. An der linken Seite dieser Bahnstrecke dehnt sich bis zum Wechselgebiet im Süden und bis zum Leithagebirge im Osten die Ebene des Wiener Beckens. Diese bietet zum Theile üppigen Getreideboden, wird aber gegen Süden steinicht und unfruchtbar und hat in dem sogenannten Steinfeld nur kümmerlichen Ackergrund. Gleich beim Verlassen der geräumigen Halle entwickelt sich das Panorama Wiens, dessen Kuppel und Tliürme, Gärten und Monumentalbauten uns noch einmal in berückender Lage vors Auge treten und uns den Abschied von der schönen Kaiserstadt schwer machen. Linkerhand erblicken wir die uralte gothische Denksäule, die Spinnerin am Krem, die jedem Wiener als ehrwürdiges Wahrzeichen gilt und über deren Ursprung und Bedeutung schon sehr viel Tinte geflossen ist. Bis vor ungefähr zwanzig Jahren war liier der Hinrichtungsplatz. Die stattliche Gebäudegruppe an der Triester Strasse ist das nach dem Pavillonsystem erbaute und mit den modernsten Behelfen der Wissenschaft ausgestattete Kaiser Franz Josef-Spital. Station Meidling ist eigentlich noch eine zu Wien gehörige Haltestelle, welche von den Bewohnern der südwestlichen Vororte als Einsteigstelle benützt wird. Helzendorf, welches nun folgt, liegt noch ganz in der Ebene. Das kaiserliche Lustschloss, unter Maria Theresia im Jahre 1744 erbaut, hat wenig Interesse. Im Hauptsaale befinden sich die sehenswerten Fresken des Daniel Gran. Der Ort ist durch eine prächtige Kastanienallee mit Schönbrunn verbunden. In neuester Zeit ist in Hetzendorf ein hübsches Villenviertel, eingebettet in einen Park mit uralten Bäumen, erstanden. Rechts von der Allee steht eine Kapelle, das sogenannte Moldauerkreuz. Es wurde zur Erinnerung an die zweite Türkenbelagerung Wiens im Jahre 1683 errichtet. An dieser Stelle stand das Lager des wallachischen Gospodars Katakuzen, eines christlichen Verbündeten des Erbfeindes, der hier ein Kreuz mit lateinischer Inschrift errichten liess, vor dem er täglich die Messe hörte. Atzgersdorf-Mauer und Liesing sind zweiBahnstationen, welche selbst wenig Bemerkenswertes enthalten; aber durch die angrenzenden überaus anmuthigen Sommerfrischen und durch den Anschluss der Zweigbahn nach Kaltenleutgeben grössere Bedeutung erlangen. Beide Orte entwickeln sich immer mehr zu Fabriksorten. Liesing besitzt bedeutende Fabriken und die grosse, von den Wienern massenhaft besuchte Brauerei, sowie ein stattliches Armenhaus der Stadt Wien. Die Orte Schellenhof (mit bedeutender Brauerei), Vösendorf und Maria Lanzendorf liegen in der Ebene. Letzterer ist der beliebteste Wallfahrtsort der Wiener, allwo es an den Marientagen gar hoch hergeht und ein interessantes Gewühle von tausenden mehr oder minder frommen Wallern herrscht. Die westliche Seite bildet ein malerisches Berg- und Hügelland, an dem sich zahlreiche Ortschaften in romantischer Gruppierung ansehliessen und das ein vielbesuchtes Wanderziel der Wiener ist. Die Höllensteinkette, der Parapluiberg und andere Erhebungen überragen mit ihren waldigen Kuppen das reizvolle Terrain, das die Ortschaften Bodaun, mit einem fürstlich Liechtensteinischen Schloss, Kalksburg und Perchtoldsdorf enthält. Kalksburg ist eine anmuthige Ortschaft am Ausgang des Liesinger Thaies mit einem uralten Schloss und einem Jesuitenkloster, das eine Erziehungsanstalt für junge Aristokraten besitzt. Von Kalksburg geht es nach den beliebten Ausflugsorten zum „Rothen Stadl“ (Backhendl), „Grüner Baum“ (Strohwein) und Breitenfurt (berühmter Millirahmstrudel), culinarische Wallfahrtsorte für den leckeren Gaumen der Wiener. Von Liesing zweigt eine Secundärbahn der Südbahn ab, die über Perchtoldsdorf, Bodaun in das reizgeschmückte Thal von Kaltenleutgeben führt, dessen weltberühmte Kaltwasserheilanstalt von Professor Wilhelm Winternitz ein zahlreiches internationales Publicum aus allen Welttheilen heranzieht. Auch die Wasserheilanstalten des Dr. Etnmel in Kaltenleutgeben und des Dr. Lötuy in der Snlz erfreuen sich eines zahlreichen Besuches, wodurch das ganze Thal einen Anstrich von Wohlhabenheit und curörtlicher Eleganz erhält. Perclitoldsdorf, ein sehr alter Ort mit einer prächtigen früh-gothischen Kirche und einem massiven, den Ort charakterisierenden Glockenthurm ist ebenfalls von Sommerfrischlern stark besucht. Der „Petersdorfer“ Umgang geniesst einen weiten Ruf und wird alljährlich von tausenden von Wienern mitgefeiert. In dem gewaltigen Glocken-thurm hatte sich im Jahre 1683 die Einwohnerschaft verschanzt, als der Ort von den Türken berannt wurde. Auf das Versprechen freien Abzuges verliessen sie, dreihundert an der Zahl, ihren Zufluchtsort, wurden jedoch von dem wortbrüchigen Pascha sämmtlich niedergehauen. Nur drei Personen retteten sich und brachten die Kunde von dem tragischen Schicksal ihrer Mitbürger nach Wien. Die nächste Bahnstation ist Brunn am Gebirge, mit dem stattlichen Wallfahrtsorte Maria Enzersdorf unmittelbar verbunden. Hier ruht auf dem kleinen Ortsfriedhof der berühmte Dichter Zacharias Werner. Von Enzersdorf aus geht es nach dem auf freier Höhe gelegenen Orte Giesshübel und über den „Liechtenstein“ in die Vorderbrühl. Der eigentliche Eingang in dieses pittoreske Thal ist jedoch von der Station Mödling aus. Mödling wurde erst im Jahre 1875 zur Stadt erhoben. Ihr Ursprung geht jedoch bis auf die Babenberger zurück. Die Stadt Mödling zählt gegenwärtig wohl 8000 Einwohner. Die Pfarrkirche zum heil. Othmar zählt zu den ehrwürdigsten Baudenkmälern des Kronlandes. Der „Herzogshof“ und das mittelalterliche Rathhaus sind ebenfalls Zeugen von dem hohen Alter des Ortes, der jedoch erst in neuester Zeit zu solcher Blüte gelangt ist und stattliche Neubauten, wie die Sparcasse, den Cursaal, die landwirtschaftliche Lehranstalt und viele andere besitzt. Von Mödling geht es in den zierlichen Wagen der „Elektrischen“ — nebenbei bemerkt der ältesten elektrischen Bahn in Mitteleuropa — durch die hochromantische Felsschlucht, die Klause, in die Vorderbrühl mit dem Liechtenstein’schen Schloss, der Meierei und den malerischen, zum Theile künstlich erbauten Ruinen. Auch zum Husaren-tempel auf der Kuppe des kleinen Anninger gelangt man von der Vorder-briihl aus. Es ist ein kleiner w eithinragender Tempel, von dorischen Säulen getragen, den man sogar von Wien aus sehen kann. Er bildet die Grabstätte von sieben Husaren, die in der Schlacht bei Aspern gefallen sind. Immer weiter führt der Weg zwischen prächtigen Villen in die Hinterbrühl, wo die elektrische Bahn einstweilen ihr Ende findet, und von da in die zahlreichen reizgeschmückten Thiiler, die überall verlockende Ruhepunkte für den Wanderer bieten. Von Mödling geht eine Zweigbahn nach dem herrlichen kaiserlichen Lustschlosse Laxenburg mit seinem grossartigen Park. An schönen Sonntagen wimmelt es hier von Wiener Ausfliiglern, die zwischen den hochstämmigen Baumgruppen lustwandeln, oder auf dem Schlossteiche gondeln oder in der Franzensburg die Schauer einer mittelalterlichen Romantik geniessen. Weiter geht es, an den Hängen des Anninger entlang, über Guntramsdorf, Gumpoldskirchen, Pfaffstetten nach Baden. Ein Land, in dem Milch und Honig fliesst. Guntramsdorf besitzt nämlich eine stattliche Meierei, deren Producte in Wien sehr gesucht sind und das Loblied der Gumpoldskirchner Weingelände zu singen, wäre überflüssig. Leider hat in den letzten Jahren die Reblaus in diesen gesegneten Weinstrichen ärger als der Türke gehaust. Hinter Pfaffstetten tauchen bakl die Kirchthürme von Baden empor und dann entwickelt sich allmählich das ziemlich ausgedehnte Panorama der Stadt mit seiner malerischen Umgebung und dem imposanten, das Helenenthal übersetzenden Aquäduct im Hintergrund. Der Bahnhof von Baden repräsentiert sich sehr stattlich. Leesdorf mit seinem hübschen Schloss und Park grüsst linkerhand herüber. Noch weiter links liegen Traislärchen und Tribuswinkel. Der Aquäduct überspannt die Strasse in das waldumrauschte, malerische Helenenthal. Den Eingang rechts und links beherrschen die romantischen Burgreste von Rauhenstein und Rauhenegg. An der linken Seite, in massiger Höhe blinken die Fenster der prächtigen Weilburg, einer Schöpfung Erzherzog Karls, des Siegers von Aspern, aus dem Walde hervor; weithin schimmern die Mauern dieses charakteristischen Palastes und bilden die schönste Zierde dieses mit allen Naturreizen geschmückten Thaleinganges. Ins Helenenthal führt eine elektrische Bahn und vermittelt den sommerlichen Massenverkehr. Hier befindet sich eine Kaltwasserheilanstalt und Sachers vielbesuchtes Hotel. Weiterhin geht es zur Krainerhütte und in die herrlichen Waldidyllen von Heiligenkreuz und Mayerling, sowie nach dem lieblichen Siegenfeld. Ueber der Weilburg steigt der bewaldete Bergrücken des Lindkogel empor, dessen Gipfel eine weithin sichtbare Aussichtswart#, das vielbesuchte „Eiserne Thor“ trägt, von dem aus man einen herrlichen Fernblick über die grünen Kuppen des Wiener Waldes, die Ebene des Wiener Beckens im Osten und die hochragenden Gipfel des Rax-und Schneeberggebietes im Süden geniesst. Baden besitzt seit uralter Zeit den Ruf seiner heilbringenden Schwefelthermen. Dies und die landschaftlichen Reize seiner Umgebung haben Baden zu dem gemacht, was es heute ist, zu einem Curort ersten Ranges und zugleich zu einer der beliebtesten und besuchtesten Sommerfrischen WTiens. Durch den Zufluss von tausenden Sommergästen und Leidenden aus aller Welt ist das Städclien beständig angewachsen und dürfte heute an 20.000 Einwohner zählen, abgesehen von den zwölf bis fünfzehntausend Curgästen, welche im Laufe des Jahres dort Hilfe für ihre mannigfachen Leiden suchen. Schon unter den Babenbergern wurden die Heilquellen Badens benützt und im Jahre 1480 wurde der Ort zur Stadt erhoben. Gleich vor dem Bahnhof befindet sich ein von Alleen durchzogener Park. Die schönste Gasse ist die Neugasse. Sie führt, von zahlreichen schönen Villen flankiert, in die Weilburgstrasse und ins Helenenthal. Auf dem Hauptplatz steht eine mächtige Dreifaltigkeitssäule aus dem Jahre 1714. Das Rathhaus, zu Anfang des Jahrhunderte erbaut, das,Kaiserpalais und das H&tel zur „Stadt Wien“ sind die bemerkenswertesten Gebäude des Hauptplatzes. Von hier geht es zum Park und auf den Kirchenplatz, wo die stattliche Pfarrkirche, ein oft renovierter Bau aus dem 16. Jahrhundert steht. Der Park bildet den Mittelpunkt des (Jurlebens. Hier ist der lebhafte Corso, der zu den dreimal täglich stattfindenden Concerten ein zahlreiches elegantes Publicum vereint. Im unteren Tlieile des Parkes liegt die Ursprungsquelle, das Theresienbad und der Cursalon. Auch die Arena befindet sich daselbst und weist an schönen Sommertagen einen zahlreichen Besuch auf. Weiter hinauf ziehen sich die englischen Anlagen. Hier stehen der Aesculaptempel und die Gebäude für Dampf- und Wannenbäder. Dieser Theil des Parkes schliesst sich an den Calvarienberg an, zu dem man über die Morisruhe gelangt. Hier war das Lieblingsplätzchen des seinerzeit so gefeierten Moris Saphir. Von der Höhe des Calvarienberges hat man eine herrliche Aussicht über Baden und die Ebene bis zum Leithagebirge. Einen bemerkenswerten Handelsartikel hat die Cultur des Weichselrohres geschaffen. Die Badener Weichselrohre geniessen einen Weltruf und jeder passionierte Raucher hält darauf, seinen Knaster aus einem echten Badener Weichselrohre zu dampfen. Man sieht diese eigenartigen Anpflanzungen von der Bahn aus längs der Strecke nach Vöslau, wo die schlanken Bäumchen, dicht nebeneinander gepflanzt, einen fremdartigen Eindruck machen. •Unmittelbar hinter Baden übersetzt die Bahn den Schwechatfluss und gelangt nach wenigen Minuten an dem Dorfe Soos vorüber nach Vöslau. Beide Orte haben sich als Weinmarke auch in der übrigen Welt einen Namen gemacht. Vöslauer wie Burgunder ist ein angesehener Tafelwein. Erst in der Mitte dieses Jahrhunderts wusste sich Vöslau neben Baden ein Plätzchen als Curort und Sommerfrische zu erobern. Die schwefelhaltige Therme wird als Bad gegen Scrophu-lose und Nervosität benützt. Vöslau besitzt herrliche Promenaden, eine hübsche Badeanstalt und angenehme Waldwege in die Berge der Umgebung. Schon von der Bahn aus fällt das charakteristische Bild des Cur-ortes auf, welches durch die schöne gothisghe Kirche, sowie durch das weithin schimmernde Hotel Back auf beherrschender Höhe bestimmt wird. Wenn der Zug Vöslau verlässt, treten auch die Berge rechter-hand allmählich zurück, ln einiger Entfernung von niedrigen Waldbergen flankiert, erscheint das Triestingthal; dahinter ragt das charakteristische Massiv des Schneeberges auf. Station Kottingbrunn hat in neuester Zeit durch den dort betriebenen Rennsport einen Aufschwung genommen. Hier wendet sich die Bahn gegen Südosten und entfernt sich immer weiter vom Gebirge.'Die nächste Station ist Leobersdorf, ein wichtiger Knotenpunkt der Siidbahn und der Staatsbahnlinien Leobersdorf—St. Pölten und Leobersdorf—Gutenstein. Der Ort Leobersdorf, der von der Station abseits liegt, hat bedeutende Fabriken. Die Balm durchschneidet den Park des Schlosses Dornau-, weiter gegen Osten liegt das Schloss Schönau. Die schöngezeichnete Mandlinggruppe, zwischen dem Triestnig- und dem Piestnigthale eingekeilt, wTird sichtbar. Station Solenan ist ein schöner Markt mit grosser gothischer Kirche. Von hier aus läuft die Aspangbahn längere Zeit’ parallel mit der Südbahn; dann geht sie auf das Geleise der Siidbahn über, das sie bis Wr.-Neustadt benützt. Hinter Felixdorf beginnt das Steinfeld, dessen spröder Boden nur der Schwarzföhre kümmerliches Fortkommen gewährt. Eine anmuthige Colonie inmitten dieser öden Ebene ist die Station Theresieufeld. Maria Theresia besiedelte diese Gegend durch tieissige Tiroler, welche dem undankbaren Boden einen Ertrag abzuzwingen wussten und die Ortschaft zur Bliite brachten. Von der Bahn aus sieht man einen Hügel mit einem Gedenkstein für die grosse Kaiserin und ihren Sohn Josef II. Wir nähern uns Wiener-Neustadt, der zweitgrössten Stadt Niederösterreichs. Vorher mündet die Wien—Pottendorfer Bahn, eine Seitenlinie der Südbahn, in das Hauptgeleise. Hechts taucht der Schneeberg hinter der Hohen Wand in imposanter Ausdehnung empor. Wiener-Neustadt, von der der Eilzugreisende kaum mehr weiss, als dass es eine beliebte Würstelstation ist, nimmt gleichwohl durch seine herrliche Lage, wie durch die Betriebsamkeit seiner Bewohner eine hervorragende Stelle unter den Städten Niederösterreichs ein. In die Ebene hingelagert, grüssen ringsum die mächtigen Bergkuppen des Schneeberges und des Wechsels herüber und gegen Westen lagertsich die sechs Stunden lange „Hohe Wand“ mit ihren steilen Felsenböschungen vor. Wiener-Neustadt ist eine sehr gewerbrciche Stadt mit zahlreichen Fabriken und einer Bevölkerung von nahezu 30.000 Einwohnern. Die Triesterstrasse durchquert den mit Laubgängen umgebenen Marktplatz. Der Hauptplatz weist noch eine Anzahl uralter Häuser, das sogenannte „Gretzl“ auf. Eine mit Granitsteinen gepflasterte Stelle erinnert an die hier im Jahre 1522 vollzogene Enthauptung der Rebellen Eitzing, Buchheim u. a. Ein schönes romantisches Baudenkmal ist auch die weithin sichtbare Pfarrkirche mit ihren hochragenden Kirchenthürmen. An der Aussenwand sieht man die eingemauerten Grabsteine der in Neustadtim Jahre 1671 enthaupteten Verriither Grafen Zriny und Frangi-pany. Ausser der grossen Arbeiterbevölkerung trägt auch die Garnison und die berühmte Militärakademie viel zur Hebung des Verkehrs bei. Auch Wiener-Neustadt besitzt eine Denksäule, ähnlich wie die Spinnerin am Kreuz. Sie stammt aus dem Jahre 1382. Man siebt sie von der Bahn aus, linkerhand bevor man in die Station einfährt. Von Wiener-Neustadt zweigt die Oedenburger Linie der Südbahn und dieAspangbahn ab. Nach allen Richtungen hat man von hier bequeme Ausflüge in die an Naturreizen reiche Umgebung. Wir nennen nur das Rosaliengebirge, die Neue Welt und die dahinter aufragende Hohe Wand. Bevor die Siidbahn den Glanzpunkt ihrer Strecke, das Semmeringgebiet erreicht, geht sie in kerzengerader südwestlicher Richtung durch das öde Steinfeld mit seinen langweiligen Föhrenwäldem. Als Vorbereitung fiir die landschaftlichen Genüsse wirkt dies wie ein raffiniert ausgedachter Contrast. Der Schwarzföhrenwald zu beiden Seiten der Bahntrace verwehrt jeden Ausblick. Rechtsab zweigt sich die jüngst eröffnete Linie der Schneebergbahn, welche nach Puchberg und von da als Zahnradbahn über Station Baumgartnerhaus bis nahe an die Kuppe des hohen Schneeberges führt, wo ein stattliches Hotel den Reisenden angenehme Unterkunft bietet. Nach langer Fahrt zwischen den Föhrenwäldern erreichen wir die Station Neunkirclien, einen bedeutenden Marktflecken, der ehemals den Knotenpunkt für den Verkehr nach Aspang und über Mönich-kirchen nach Friedberg und Hartberg, dann nach dem herrlichen Seebenstein und nach Haslach bildete. Von Station Ternitz an, dessen mächtige Eisenwalzwerke sich bei Nacht schon von weitem durch die aus den Schloten hervorbrechenden Feuergarben anktindigen, beginnt dieBahntrace zu steigen. Zwischen zahlreichen Terraineinschnitten gelangen wir im fruchtbaren Schwarzathale aufwärts zur Station Pottschach mit dem grossen Schöpfwerk, das eine Ergänzung der Wiener Hochquellenwasserleitung bildet. Endlich gelangen wir nach Station Gloggnitz, dem einstigen Endpunkt der Wien—Gloggnitzer Bahn. Hier ist der Ausgangspunkt der gewaltigen in seinen technischen Wunderwerken noch heute kaum übertroffenen Semmeringbahn. In Gloggnitz werden die Locomotiven umgetauscht, da die starken Steigungen nur von eigens construierten Berglocomotiven überwunden werden können. Auf einem bewaldeten Hügel liegt Schloss Gloggnitz über dem freundlichen Markte, rechts der Silberberg mit den letzten Reben; denn von hier ab macht sich schon der alpine Charakter d#r Gegend geltend. Bald wird es enger und hart an der krystallhellen Schwarza vorbei führt die Bahnlinie ins liebliche, von grossartiger Bergwelt umrahmte Schwarzau- oder Payerbachthal. Bei der Haltestelle Schlöglmühl, mit den grossartigen Papierfabriksanlagen, übersieht man das gegenüberliegende Bergland, in dessen Hintergrund sich der gewaltige Gebirgsstock der Raxalpe aufthürmt. Längs der Berglehne gegenüber gewahrt man die steil ansteigende Bahntrace. Später entwickelt sich das Payerbachthal mit seinem grossartigen Viaduct über das entzückend schöne Heiclienauer Thal. Die Steigung wird hier sehr beträchtlich und erreicht hinter Payerbach das Verhältnis von 1 :40. Station Payerbach ist die grösste Touristenstation Oesterreichs und vielleicht der gesammten Alpenländer, und an Samstagabenden sowie am Sonntagmorgen flutet von hier aus eine mächtige Völkerwoge in die mit allen Reizen der Alpenwelt geschmückten Umgebungen. Und an derselben Stelle flutet die Welle an Montagen wieder zurück in die Millionenstadt, allwo die Tausende von Touristen wieder wochenlang träumen von tosenden Bergwassern, schauerlichen Abgründen, lieblichem Herdengeläut und fröhlich jauchzendem Echo der Felswände. Von Payerbach ab beginnt erst die wunderbare Bahnstrecke, welche unter dem Namen Semmeringbahn einen Weltruf geniesst. Als die Bahn im Jahre 1848 unter der Leitung des genialen Ingenieurs von Ghega begonnen wurde, war der Stand der technischen Wissenschaft noch nicht so hoch und die gesammelten Erfahrungen noch nicht so gross wie heute. Daher waren die zu besiegenden Schwierigkeiten ungeheuer und die Kosten des Baues enorm. Die Viaducte, Damm- und Schutzbauten, die Tunnele und Brücken wurden mit grösster Sorgfalt und mit dem besten Materiale ausgeführt. Der Zahn der Zeit hat bis jetzt vergebens an ihnen genagt. Freilich würde heute ein solcher Bau keine Wiener Localstrecke Kl g ^^ kJ '1)1 1 Südbahn - Linien. ■ Fremde Bahnen. 22 Millionen verschlingen, welche die Semmeringbahn gekostet hat. Dafür ist der kühne Balmhau mit seinen zahlreichen Bauobjecten noch heute der schönste und romantischeste unter allen Alpenbahnen Europas. Diese Objecte sind zum Theile in eine grossartige Alpen-scenerie mitwildzerkliiftetenFelsengebilden hineingebaut und erscheinen dem Reisenden als wunderbares Wechselspiel zwischen den titanischen Naturkräften und dem sie bezähmenden Menschengeist. All die mächtigen Felsengebilde und Bergschluchten erscheinen erst durchgeistigt und menschlich fassbar, wenn wir sie in den Sclavenketten sehen, in die sie der Menschengeist geschlagen hat. Vom Payerbach-Viaduct geniesst man einen herrlichen Doppelblick in die Thäler von Payerbach und Reichenau. Der Zug braust bis zur Station Eichberg durch einige kleinere Tunnels und über den Abfaltersbachgraben. In starker Steigung um den Gotschakogel herum durch den Eichberg- und Geiereggertunnel an steiler Lehne über dem Weissenbachthale erreicht der Zug Station Klamm (790 m). Auf dem Wege dahin geniesst man herrliche Durchblicke nach Gloggnitz und dem Steinfeld und später auf die malerische Burg Wartenstein. Station Klamm ist einer der malerischesten Punkte der an Naturschönheiten überreichen Fahrt. In einem engen Felsendefilee tief unten im Thale liegt Schottwien mit seinen rothen Ziegeldächern in die schmale Thalspalte eingezwängt. Schottwien war vor dem Bahnbau ein wohlhabender Ort, fast nur aus Kurschmieden und Einkehrwirtshäusern bestehend; denn hier war die grosse Rast für das Fuhrwerk, bevor es die steile Passhöhe angieng, die jetzt das Stahlross so spielend bewältigt. Hinter diesem Felsenthale steigt der mächtige Kegel des dichtbewaldeten Sonnwendsteins (1523 m) empor, an seinem Abhange liegt die schöne Wallfahrtskirche Maria Schutz, welche das pittoreske Bild überaus wirksam abschliesst, 'Weiter steigt die Bahn bis Station Breitenstein in scharfer Curve an den Steilwänden des Adlitzgrabens entlang. Rückblickend gewahrt inan die malerische Ruine Klamm. Diese Strecke bot beim Bahnbaue die grösste Schwierigkeit. Der Klammtunnel, die Ueber-setzung des Wagner- und Gamperlgrabens sind grossartige Bauwerke; letztere in zwei übereinandergestellten Bogenreihen erbaut. Hier erblickt man bereits das Semmeringhotel und die Restauration am Wolfsbergkogel. Nachdem die Bahn den Rumpler- und Lechnergraben passiert, kommt sie zu der fast senkrechten gigantischen Weinzettelwand, welche wegen ihres wandernden, bröokelnden Gesteins unbesiegbar erschien. Man musste sie daher durchbohren und die Trace durch vier Tunnels und Galerien führen, die, von den Krümmungen der Bahnlinie aus betrachtet, einen überwältigend schönen, die Landschaft durchgeistigenden Anblick gewähren. Von Station Breitenstein windet sich die Bahn längs der Spiesswand über den, von einem 36 m hohen Viaduct überbrückten Krauseigraben und durch den Bolleroswandtunnel über die Kalte Rinne, einen gewaltigen Viaduct von 46 m Höhe. Endlich gelangt der Zug in fortwährender Steigung den Weberkogel, Wolfsbergkogel mA Karnerkogel in längeren Tunnels durch- bohrend, an der Haltestelle Wolfsbergkogel vorbei zum Stationsplatz Semmering (895 m). Neben der Station ist das in edlen Linien aus-gefiilirte Denkmal des genialen Erbauers der Semmeringbahn, Karl Kitter von Ghega errichtet. Von der Station Semmering führt eine bequeme Strasse in einer halben Stunde zum Hotel Semmering. Dicht an der Station befindet sich das Hotel Stephanie. Das Hötel Semmering ist ein grosser, mit allem Comfort ausgestatteter Bau in prachtvoller Lage und in einer Höhe von 992 m erbaut. Durch diese Höhenlage und durch die balsamische Luft seiner Waldberge eignet sich dieser Punkt zu einem alpinen Luftcurort ersten Ranges, und hat einen von Jahr zu Jahr sich steigernden Aufschwung genommen. Die milden Wintertage, welche sehr häufig diese Höhenorte auszeichnen, machen das Hötel auch zu einem stark frequentierten Winteraufenthalt und zu gewissen Zeiten ist der Andrang der Gäste ein so grosser, dass Wochen vorher alle Räumlichkeiten des Hotels und seiner Dependance bestel't sind. Der Ausblick von dem Parterre des Hotels aus ist ein entzückender. Man überblickt die Adlitzgräben und die Höhe des Kreuzberges und darüber hinaus das gewaltige Massiv der Raxalpe und des Schneeberges; weiterhin öffnet sich das Alpenthor in die weite Ebene des Wiener Beckens. Gegen Osten steigt der hohe Gostritz (Sonnwendstein) empor; daneben der Otter. Im Süden und Westen erscheinen die malerischen Waldhänge des Kartner- und des Pinkenkogels. Der um die Touristik und den Fremdenverkehr hochverdiente, seither verstorbene Generaldirector Friedrich Schüler hat die Anregung zu dieser Anlage gegeben; wie ja auch seiner Initiative der klimatische Curort Abbazia und das Siidbahnhötel Toblach ihre Existenz verdanken. Das Hötelgebäude enthält 60 mit grösstem Comfort ausgestattete Fremdenzimmer und all den Bedarf einer fashionabel eingerichteten Fremdenherberge. Weiter unten liegen die Wirtschaftsgebäude und noch weiter die Restauration am Wolfsbergkogel mit den Dependancen. Rings im Umkreise des Hotels erheben sich zahlreiche Villen, darunter als die zuerst gebaute die Villa Schüler. Zahllose Spaziergänge und grössere Ausflüge machen den Aufenthalt unendlich lohnend. Der schönste und lohnendste Ausflug ist die Besteigung des Sonnwendsteins. Am ehemaligen Gasthause Erzherzog Johann, jetzt der Hötelprachtbau des Herrn Victor Pilberer vorbei führt ein Fussweg längs des Grates durch Wald und über grüne Wiesen behaglich aufwärts bis zum Gipfel, auf dem sich das geräumige und behaglich eingerichtete Friedrich Schüler-Alpenhaus erhebt. Unweit des Semmeringhötels befindet sich das Hötel Panhaas, ein stattlicher Bau, auf halbem Wege zum Gasthaus Erzherzog Johann. Station Semmering bildet nicht den Höhepunkt des Passes, der vielmehr inmitten des 1430 m langen Haupttunnels sich befindet (897 m). Sobald der Zug diesen Höhepunkt erreicht hat, rast er auf starkem Gefälle thalabwärts. Der Ausgang des Tunnels ist bereits auf steirischem Boden. Ueber Station Steinhaus immer thalabwärts geht es nach Station Spital am Fusse des vielbestiegcnen Stuhlecks. Die steirische Seite dieses Alpengebietes hat wie durch einen Zauber- Semmering. schlag einen veränderten Charakter bekommen. Keine wildzerklüfteten Abgründe mehr, keine spitzen Felsengebilde, sondern sanfte grüne Matten und bewaldete Höhen, mit freundlichen Gehöften, Hammerwerken und Sagemühlen bestreut, machen das Landschaftsbild zu einer lieblichen Idylle. Selbst das Grün der Wiesen erscheint uns saftiger und tiefer — wir sind in der schönen grünen Steiermark. Bald ruft auch der Conducteur die Station Mürzzuschlag aus, welche den Endpunkt der Semmeringbahn und das Sonntagsziel zahlloser Wiener Vergnügungszügler bildet. Vincenz Chiavacci. Redactionelle Ergänzungen und Hinweise für die Strecke Wien-Semmering. Kaltenleutgeben, Curort und Sommerfrische, in reizender gebirgiger Gegend, 300 in ü. H., in 45 Minuten von Wien aus perSüdbahn zu erreichen, weltberühmt durch die seit 1865 daselbst bestehende Wasserheilanstalt des Kegierungsrathes Dr. Wilhelm Winternitz, o. ö. Professor an der Wiener Universität. Die Anstalt vermag 450 Personen auf einmal zu beherbergen und zu verpflegen. Jahresfrequenz 2000 Personen. Professor Winternitz leitet die Behandlung, die sich aus allen Factoren der physikalisch-diätetischen Therapie zusammensetzt (Wasser-Freiluftcuren, Sonnenbäder, Gymnastik, Zander, Massage, Douche-Massage, Elektricität, elektrische Lichtbäder, Heissluftbäder, Elektrotheom, diätetische Curen). Zur Aufnahme gelangen die verschiedensten Erkrankungen des Nervensystems, der Kespirations- und Circulationorgane, der Verdauung, des Blutes, der Geschlechtsorgane, Stoffwechselanomalien, rheumatische Affectionen u. s. w. Die Anstalt ist ganzjährig geöffnet, und ist nicht bloss für die Heilung und Erholung der zahlreichen Gäste, sondern auch für deren Anregung und Zerstreuung bestens gesorgt. Ausser den zahlreichen schönen Spazierwegen gibt es in Kaltenleutgeben eine tüchtige Curmusik, ein unterhaltendes Theater und eine Reihe geselliger Veranstaltungen, wie gemeinsame Ausflüge, Kränzchen u. s. w. Der nette Cursalon mit Clavier- und Spielzimmer erfreut sich gleichfalls grosser Beliebtheit bei dem Curpublieum. Dass in Kaltenleutgeben ein vorzügliches Quellwasser nicht fehlt, braucht wohl nicht besonders hevorgehoben zu werden. Trotz der Fülle des Gebotenen sind die Preise massig zu nennen. Die Stadt Mödling, in waldreicher, windgeschützter Lage am Eingänge in das Klausenthal ist infolge ihrer reichen historischen Erinnerungen und ihres modernen Aufschwunges, sowie wegen der pittoresken Schönheit der Umgebung als Sommerfrische und Curort ausserordentlich beliebt. Ausser der Südbahn erfreut sich Mödling noch anderer Bahncommunicationen: der elektrischen Bahn bis zur Hinterbrühl, der Dampftramwäy nach Wien und der Flügelbahn nach Laxenburg. Die Stadt zählt Uber 10.000 Einwohner, hat eine Reihe mustergiltiger Einrichtungen, Anstalten und Schulen, unter denen wir die Hyrtl’schen Waisenhäuser mit Kirche, die landwirtschaftliche Lehranstalt „Francisco Josephinum“ mit Gärtnerschule „Elisabethinum“ und Brauercurs u. s. w. besonders hervorheben. Ausserdem gibt es in Mödling eine grosse Anzahl von Schulen aller Art, ein öffentliches Krankenhaus, 2 Apotheken, 10 Aerzte, ein Eisen- und Mineralbad, Wasserheilanstalten, Schwimm- und Badeanstalten, schöner Cursalon mit Parkanlagen, Sommertheater, Parkmusik n. dgl. — Unter den herrlichen Spazierwegen, an denen Mödling besonders reich ist, erwähnen wir jenen auf den Liechtenstein (Burg und Schloss), zum schwarzen Thurm, ferner durch die Klause auf den Frauensteinberg zur Burg Mödling, der Residenz der Babenberger im 11. Jahrhundert, zum „Husarentempel“ und Anninger mit Schutzhaus und Aussichtswarte. Ein bequemer Weg führt durch das Villenviertel in das herrliche Priessnitzthal und durch dieses in die nahegelegene Meierei „Richardshof“, woselbst ein Stellwagenverkehr zu den Bahnhöfen in Mödling unterhalten wird. Ilötel Hajek, Station Vorderbrühl der elektrischen Bahn Mödling—Hinterbrühl, erreichbar in einer halben Stunde von Wien, liegt in der Mitte eines grossen Parkes, ringsum von Bergen und Wäldern eingeschlossen. Das allen Anforderungen der Neuzeit entsprechende Hotel umfasst 100 Zimmer und Salons, Lese-, Conversations- und Musikzimmer uud bietet seinen Gästen jeden denkbaren Comfort. Eine eigene Wasserleitung mit vorzüglicher Gebirgsquelle, sowie Bäder im Hause, ebenso eine Telephonstelle mit Anschluss an alle in- und ausländischen Telegraphenstationen. Hunde im Hause nicht gestattet. Die nächste bedeutende Station der Siidbahn ist die Stadt Baden, deren Thermen bereits den Römern bekannt waren. Durch die dem dolomitischen Boden entströmenden IS heissen Quellen mit reichem Schwefelgehalte bietet Baden als Trink- und Badecur ausser- ordentliche Heilwirkungen. Von öffentlichen Gebäuden erwähnen vir das kaiserliche Schloss, das Rathhaus, die Pfarrkirche, das Theater und Museum. Die reizenze Umgebung Badens enthält eine Fülle lohnender Spaziergänge und Ausflüge, so in das „Helenenthal“ mit der von Erzherzog Karl erbauten Weil bürg, den Ruinen Rauheneck und Rauhenstein, dann zur „Krainerhütte“ und zum „Eisernen Thor“ mit schöner Aussichtswarte. Am Endpunkte der elektrischen Bahn, welche von Baden ins Helenenthal führt, befindet sich das bekannte Sacher’sche Etablissement Helenenthal in herrlicher Lage. Das Haus bietet seinen Gästen jeden Comfort eines Hotels ersten Ranges. Die mit dem Etablissement verbundene Curanstalt (Wassercnren, Massage, Elektricität) steht unter der Leitung des Curarztes Dr. Carl Schwarz. Vöslau, 260 m ii. M., in herrlicher, waldreicher Lage, mit seinen Heilquellen, Bädern und Curanlagen, welche seit 1888 in das Eigenthum der Gemeinde übergogangen sind, erfreut sich als Sommerfrische und Curort seit Menschengedenken der grössten Beliebtheit. Die Heilquellen sind Akrathothermen von 24° C. und grossem Gasreichthum. Unmittelbar an den Quellen befinden sich, von schattigen Anlagen umgeben, die Bäder. Der grosse Schwimmteich hat einen Fassungsraum von 19.000 hl und wird ausschliesslich durch dieUrsprungs-quelle gespeist. Der untere Schwimmteich fasst 12.200 hl. Ferner sind vorhanden ein Vollbad, kalte Douchebäder, Wannenbäder u. s. w. Badeärzte: Dr. F. Kriscbke, Dr. J. Veninger, Dr. S. Brüssler. Die Communi-cation mit Wien bewirken täglich 30 Züge der Südbahn mit einstiindiger Fahrtdauer. Die elektrische Bahn verbindet Vöslau mit Baden. Hier liegt, inmitten seiner musterhaft gehaltenen Weingärten, das bekannte Weingut „Goldeck“ der Firma R. Schlamberger mit sehenswerten Kellereien. Der „Vöslauer Goldeck“, der beste österr. Roth-wein, hat über die ganze Welt Verbreitung gefunden, ebenso wie der genau nach französischer Methode erzeugte „Vöslauer Schaumwein“. Gainfarn, 300m Ü.M., vom Bahnhofe Vöslau—Gainfarn lOMin. entfernt. Beliebte Sommerfrische am Fusse des Harzberges. Nadelholz- Waldungen mit ausgedehnten Promenaden. Herrliche Aussichtspunkte; Post-, Telegraphen- und Telephonstelle. Wasserheilanstalt des ]>r. Friedmann. Eines der ältesten und besuchtesten Etablissements der Monarchie. Inmitten ausgedehnter Parkanlagen gelegen, bietet dasselbe modernsten Comfort. Anwendung sämmtlicher physikalischer Heilmethoden. Neueste technische Einrichtungen für Wassercur, Zander-Institut, schwedische Gymnastik, Kohlensäurebäder, elektrische Lieht-und Zweizellenbäder u. s. w., Elektrotherapie, Massage, etc. Das Salzerbad bei Hainfeld in Niederösterreich an der St. Pölten-Leobersdorfer-Bahn gilt vermöge seiner landschaftlichen und klimatischen Vorzüge mit Recht als ein Alpencurort ersten Ranges. Von besonderer Heilkraft sind die Soolqueilen von Salzerbad, welche bei Erkrankungen der Athmungs- und Verdauungsorgane, Gallen-, Leber- und Zuckerkrankheiten, Lungen- und Kehlkopfleiden mit bestem Erfolge angewendet werden. Die Soolbäder bewähren sich besonders gegen Frauenkrankheiten jeder Art. Das Salzerbad besitzt eine mit allem Comfort ausgestattete Wasserheilanstalt und ein vorzügliches, comfortables Curhötel. Ungefähr 300 Villenzimmer und auch schöne Sommerwohnungen mit Küchen zu massigen Preisen stehen zur Verfügung. Prospecte durch die Direction. Die Schneebergbahn. Die von der rühmlichst bekannten Bauunternehmung L. Arnoldi erbaute und seit dem Herbste 1897 mit der ganzen Strecke dem Verkehre eröffnete Schneebergbahn bietet den Wienern und allen Besuchern der schönen Kaiserstadt die seltene Gelegenheit, in wenig mehr als vier Stunden die herrlichste Hochgebirgsnatur zu erreichen und sich, entrückt dem schwülen Gewoge der Grosstadt, dem erquickenden Zauber der Alpenfrische hinzugeben. Die Schneebergbahn besteht eigentlich aus zwei verschiedenen Bahnanlagen, aus der Adhäsionsbahn Wr.-Neustadt, resp. Wollersdorf—Puchberg und aus der nach dem System Abt erbauten Zahnradbahn Puchberg—Hoch-Schneeberg. Von Fischau geht die Fahrt durch das Steinfeld, mit zeitweise schönem Ausblick auf den Schneeberg und das Semmeringgebirge, sowie die hohe Wand bis zu dem lieblich gelegenen Orte Grünbach. Nun windet sich die Bahn an waldigen Abhängen bis zu dem 674 m hohen Griinbachsattel hinan, von wo aus sich ein imposanter Anblick des Schneeberges darbietet. Dann gellt es abwärts in den weiten bergbekränzten Thalkessel von Puchberg, dem Ende der Adhäsionsbahn, wo wir den Aussichtswagen der Zahnradbahn besteigen. Es würde zu weit führen, die landschaftlichen Reize dieser Fahrt auch nur andeuten zu wollen. Zunächst geht es durch das waldige Hengstthal mit schönem Ausblick auf das Puchbergertlial. Je mehr die Bahn steigt, treten die engen Thalwände auseinander und bei der 1419 m hohen Station Kaltwassersattel öffnet sich ein köstlicher Blick auf das Mieselthal, auf Semmering und Wechsel bis zu den blauen Voralpen der Feme. In starker Steigung geht es nun zu der 1470 m hohen Station „Baumgartner“. Hier tritt die Bahn aus dem Hochwald in die Krummholzregion. Beim Verlassen des ersten Tunnels erblicken wir das Nordpanorama des Schneeberges. Durch den zweiten Tunnel gelangt die Bahn auf die Höhe der Küh-plake, wo die Kette der Voralpen bis Wien, das Leithagebirge bis zum Neusiedlersee und im Süden Eax und Semmering erscheinen. Auf dem Hochplateau des Waxriegel in einer Seehöhe von 1800 m endet die Bahn und in wenigen Schritten erreichen wir das an den schroffen Brunnwänden angebaute prächtige Bahnhötel „Hoch-schneeberg“, dessen modern ausgestatteten Speise-, Schlaf- und Gesellschaftsräume, Terrassen und Veranden, vor allem aber die Huster-giltigkeit der Küche und Keller selbst die verwöhntesten Ansprüche befriedigen. Die reiche Alpenflora auf den bequemen Spaziergängen in nächster Nähe des Hotels, oder die einige Anstrengung erfordernden Partien zu den höchsten Spitzen des Schneeberges, Kaiserstein 2061 m und Klosterwappen 2075 m Seehöhe, die herrliche Aussicht in die Bergwelt, die mannigfachen Ausflüge und Touren, vor allem aber die Frische und Eeinheit der Luft, gestalten den Aufenthalt auf diesem gottbegnadeten Erdenflecke als einen herrlichen Genuss, an den man sich immer wieder mit herzlichem Behagen erinnern wird. Pottschach, 431 m ü. M., in anmuthiger Lage im Semmeringgebiete, eignet sich wegen seines geschützten Klimas besonders als Sommerfrische und Aufenthalt für Reconvalescenten. Das in einem Thalkessel ausgebreitete Dorf wird auf 3 Seiten von Hügeln umsäumt, welche, mit Tannen- und Fichtenwäldern bedeckt, den rauhen Nord-und Ostwinden den Zutritt verwehren. Als Beweis des milden Klimas mag gelten, dass in dem benachbarten Buchbach alljährlich echte Kastanien zur vollen Eeife gelangen. Pottschach zählt 155 Häuser, besitzt eine alte interessante Pfarrkirche, ein ehemals fürstl. Liechtenstein’sches Schloss, eine fünf-classige Schule, Apotheke, Arzt, Post- und Telegraphenstation. In der Mitte des Ortes, 8 Minuten von der Bahnstation entfernt, liegt der ziemlich allen Comfort bietende Gasthof Rabensteiner mit guter Verpflegung und eigener Fleischhauerei, Speisesalon, Fremden zimmern und schattigem Garten. Auch Fahrgelegenheiten sind hier erhältlich. Dasselbe mit Ausnahme der Fleischhauerei und der Fahrgelegenheiten bietet der 2 Minuten von der Bahnstation entfernte Gasthof des R. Pichler. Von den zahlreichen Spaziergängen und Ausflügen erwähnen wir zunächst das auf schönem Wege erreichbare Schloss Vöstenhof, auf einer Anhöhe thronend, ernst über die Wipfel eines Laubwaldes in das lachende Thal niederschauend. In nächster Nähe breitet eine vielangestaunte Riesenföhre majestätisch ihre Aeste aus. Der 6 in umfassende Stamm theilt sich in einer Höhe von 3 m in 4 Stämme, daher der weithin sichtbare Baum „Die vier Brüder“ genannt wird. Von hier aus gegen Osten gelangt man sanft ansteigend auf die „Gefiederwarte“, von welcher sich eine köstliche Rundschau auf das Semmeringgebiet, die Rax, Schneeberg, Wiener-Neustädter Ebene, die bucklige Welt, Eosalien- und Leithagebirge darbietet. Reichenau, 485 m ii. M., von der Station Payerbacli-Eeichenau in 15 Minuten zu erreichen, Postwagen, Omnibusse und Lohnfuhrwerke in entsprechender Auswahl am Bahnhofe. Der Ort ist gegen Westen und Norden durch die Raxalpe und den Schneeberg mit seinen Vorbergen Gahns und Feuchter geschützt, mittlere Jahrestemperatur 8°C., von Wiildern umgeben, Curort, Sommerfrische, Sommeraufenthalt der Mitglieder des Allerhöchsten Kaiserhauses, der Diplomatie und Aristokratie, Fremdenfrequenz 5—6000, vortrefflich bewirtschaftete Hötel-anlagen. Fünf Med.-Doctoren, Curhaus „Kudolfsbad“ mit Dependancen, katli. Kirche, musterhaft eingerichtete Kaiser Franz Josef-Volksschule, Apotheke, Schwimmbad, herrliche Waldwege mit zahlreichen Ruhebänken und Aussichtspavillons, Curcommission, Verschönerungsverein, Section des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Post- und Telegraphenamt, Telephoncentrale mit zahlreichen öffentlichen Sprechstellen, Reichenauer Park mit Teich für Kahnfahrten, Spielplätzen, Scliiesstiitte, Restauration, täglich zweimaligen Promenaden-Concerten der vorzüglichen Curkapelle. Genussreiche Umgebung: Höllenthal, Selmeeberg, Raxalpe, Kaiserbrunn, Kletschkahügel, Haberg, Atzberg, Kammerwandgrotte, Edlach, Prein, Falkensteinerhöhle, Orthof, Hohlen-steinerhöhle, Erzherzog Otto-Haus am Jakobskogel, Klamm, Semmering, Nasswald, Reisthal. Von den zahlreichen Reichenauer Gaststätten wollen wir einige besonders hervorheben: Hotel Thalhof mit den Dependancen „Waldvilla“ und „Hubertusvilla“, Besitzer Karl Waisnix, in herrlicher, waldumsäumter staub- 5 Hotel Tlialhof. freier Lage, gegen Norden geschlitzt, bietet seinen Giisten einen gesunden," behaglichen Aufenthalt und allen erdenklichen Comfort. Das schöne, bei 1000 Joch Wald und Wiesen umfassende Anwesen ist bereits seit 200 Jahren im Besitze der Familie Waisnix. Das seit dem Jahre 1850 bestehende Hotel wird im Geiste seiner Begründer fortgeführt und erfreut sich der grössten Beliebtheit in den Kreisen der guten Gesellschaft. Vom Thalhof aus geht ein interessanter Aufstieg durch die „Engg“ auf den Schneeberg und die Eaxalpe. Das Etablissement ist das ganze Jahr geöffnet und sind für Frühling-, Herbst- und Wintersaison ermässigte Preise eingeführt. Hotel und Pension Fisclier in Reichenau, N.-Oe. (Besitzer Joh. Fischer). Dieses im Jahre 1896 den Anforderungen der Neuzeit entsprechend erbaute moderne Hötel erfreut sich infolge seiner reizenden Lage und seines Comforts grosser Beliebtheit. Eine eigene Hochquellenleitung, Centralheizung, schattiger alter Park. Milch aus eigener Meierei für Curbedürftige, sehr beliebt als Aufenthalt für Nachcur von Karlsbad etc. etc. Kräftige, staubfreie Hochgebirgsluft. Während der Sommersaison Omnibus am Bahnhofe. Im Hause stehen Equipagen und Gesellschaftswägen für Ausflüge in die herrliche Umgebung (Schneeberg-, Rax- und Semmeringgebiet) stets zur Verfügung. Für längeren Aufenthalt Pension nach TT~'—' ’---------- Semmering. Durch die im Jahre 1886 erfolgte Gründung des grossen Siid-bahn-Hotels wurde die landschaftliche Pracht des Semmeringgebietes mit seiner reinen und erfrischenden Gebirgsluft, seinen ozonreichen Wäldern, seinem wohlthätigen staub- und nebelfreien Klima zunächst den Wienern erschlossen, welche seither den Semmering als ein Wahrzeichen ihrer Stadt lieben und verehren und auf dessen sonnigen Höhen Erholung von den Anstrengungen der Arbeit, wie von dem Gewühle der Grosstadt und reinen erfrischenden Naturgenuss suchen. Wohl keine Stadt auf dem ganzen Erdenrund hat den unversiegbaren Jungbrunnen für die durch das Leben der Grossstadt angegriffenen Nerven so nahe wie Wien und es ist begreiflich, 5* Nach einem Original-Ölgemälde der Kunsthandlung V. A. Heck inVVien. dass auch die Fremden, welche die Kaiserstadt an der Donau besuchen, auf dem Semmering gerne verweilen. Nicht bloss den seltenen landschaftlichen Reizen, sondern auch den heilsam-klimatischen Verhältnissen verdankt der Semmering seine Beliebtheit als Höhen-Luft-curort. Die gleichmässige Temperatur, das Fehlen von Niederschlägen und Nebel, die belebende, anregende Bergluft und vor allem der klare sonnige Himmel üben auf erholungsbedürftige Menschen eine wunderbare Heilkraft aus. Auch als Wintercurort übt der Semmering mit seinem reichen Sonnenschein und seinem verhältnismässig milden subalpinen Klima eine grosse Anziehungskraft aus. Der wohlthätige Zauber der natürlichen Vorzüge findet eine wirksame Ergänzung durch die den neuesten Fortschritten entsprechenden Einrichtungen der Gaststädten auf dem Semmering. Das Südbahn-Hötel, welches als würdiges Haupt derselben anzusehen ist, liegt umgeben von herrlichen Nadelwäldern auf der höchsten Stelle einer Wiesenfläche, mit einer Aussicht, wie wir sie entzückender kaum in der Schweiz gemessen können. Vor allem fesseln die massiven Felsenformen der Raxalpe und des Schneeberges unsere Aufmerksamkeit. Auf der ersteren erblicken wir das Karl Ludwig-Haus. Weiters schweift unser Blick über die bewaldeten Vorberge in die Adlitz-Gräben, auf die WTeinzettelwand und andere Prachtbilder der Semmeringbahn. Dann hinüber gegen Osten zum Steinfeld, zum Leitha- und Rosaliengebirge bis nach Ungarn. Das Südbahn-Hötel, welches das ganze Jahr hindurch geöffnet ist und dessen heizbaren Räume auch für den Aufenthalt im Winter geeignet sind, besteht aus einem geschmackvollen zweistöckigen im Schweizerstile gehaltenen Bau, welcher sich von dem dunkeln Nadelwalde des Hintergrundes reizend abhebt. Mit gediegenem Comfort sind sowohl die 60 Fremdenzimmer mit Nebenräumen und Badeeinrichtungen, die prachtvollen Speisesäle mit Veranden und Terassen. ferner die verschiedenartigen Lese-, Spiel- und Con-versationszimmer ausgestattet. Etwas höher als das Südbahn-Hötel und von diesem einige hundert Schritte entfernt liegt der „Waldhof“ mit 50 eleganten und bequemen Zimmern. Hier befindet sich das Post- und Telegraphenamt, die Telephonstelle und eine kleine hydropatische Anstalt. Durch die ständige Anwesenheit eines Arztes, durch die Centralheizung auf Stiegen und Gängen und die Hochquellwasserleitung in allen Etagen der beiden genannten Häuser, sowie durch eine Reihe von anderen Einrichtungen ist für die Bequemlichkeit des Publicums in der aufmerksamsten Weise gesorgt. Von der Terrasse in der Richtung nach abwärts gelangt man in der Nähe des Wolfberg-Kogels zu den Dependancen I und II mit einfacheren, aber gut eingerichteten Zimmern, sowie zur Restauration „Wolfsberg-Kogel“, welche zur Bewirtung eines grösseren Publicums eingerichtet ist. Auf schönem Waldwege erreicht man in etwa 20 Minuten vom Südbahn-Hötel die zu demselben gehörige Meierei. Eine der Hauptannehmlichkeiten des Aufenthaltes auf dem Semmering sind die nur sanft auf- und absteigenden gut gehaltenen Spaziergänge, welche uns zu einer Reihe der schönsten Waldidyllen, sowie auch zu Aussichtspunkten von grossartigem Charakter fuhren. Wohl selten kann man die Poesie und den köstlichen Frieden der Waldeinsamkeit behaglicher geniessen, als auf den Höhen des Semmering. Von den mannigfachen lohnenden Spaziergängen und Ausflugsorten erwähnen wir das Hotel Erzherzog Johann, Steinhaus, Pinkenkogel, Bärenwirtshaus, Adlitzgraben, Mariaschutz u. s. w. Ausser den Hötelanlagen der Siidbahn verdient das 1025 m ii. M. am neuen Hochwege in windgcschfitzter reizender Waldlage befindliche Hotel Panlians hervorgehoben zu werden. Von den Balcons und Terassen dieses mit allem modernen Comfort ansgestatteten Fremdenetablissements ersten Ranges geniesst man eine weite interessante Aussicht, welche im Osten bis zum Neusiedlersee und zum Pressburger Schlossberg reicht. Für die Bequemlichkeit des Publicums ist durch eine Gebirgsquellwasserleitung, Centralheizung, Bäder und Fahrgelegenheiten gesorgt; auch dieses Hotel bietet eine beliebte Winter-Pension. Die nächste Umgebun g enthält viel reizende Waldwege und aussichtsreiche Ruheplätze. Von der Station Semmering ist Hötel Panhans in circa 20 Minuten zu erreichen. Unmittelbar gegenüber dem Stationsgebäude Semmering befindet sich das Hötel Stephanie, welches für bescheidenere Ansprüche zu empfehlen ist. An Stelle des alten gemütlichen Gasthofes „Erzherzog Johann“ ist das Grand-Hotel „Erzherzog Johann“ entstanden, ein vielversprechendes Unternehmen des bekannten Sportmannes Viktor Silberer. Am Semmering befindet sich auch die unter Leitung des Herrn Dr. Heinrich Ballmann stehende Wasserheilanstalt und Sanatorium Semmering. Man kann sich kaum eine behaglichere Heil- und Erholungsstätte denken, als dieses in 15 Minuten von der Station Semmering zu erreichende, in windgeschützter, nebelfreier Gegend, von herrlichen Waldbeständen umgebene Etablissement. Comfortable Zimmer, zumeist mit Balcons, freundliche, geräumige Speise- und Conver-sationszimmer mit Veranda bieten den Curgästen alle Bequemlichkeit. Zur Unterhaltung dienen die Anstaltsbibliothek, ein Clavier, Billard, Croquet- und Lawn-tennisplätze. Zu den gesunden, körperlichen Arbeiten findet sich im Freien, im Wald und Garten, auf Feld und Wiesen genügende Gelegenheit. Als Curmittel werden angewendet zunächst alle physikalischen Heilmethoden, Wassercuren, Lichtbäder, Sonnenbäder, Luftbäder, Kohlensäurebäder, Gymnastik, Massage, Elektricität, Mineralwasser-Trinkcuren und Diiitcuren. Alle Räume sind elektrisch beleuchtet. 5teiermark. (Semmering — Marburg — Steinbruck, Marburg — Unter - Drauburg.) Mitten im Semmeringtunnel betritt der Beisende steirischen Boden. Die Hauptlinie der Südbahn durchzieht das Steirerland von Norden nach Süden in seiner ganzen Länge, ihre Seitenlinien und die in ihrem Betriebe stehenden Localbahnen verzweigen sich nach allen Bichtungen und erschliessen seine mannigfaltigen Naturschönheiten : es hallt der Pfiff des Dampfrosses von schneebekrönten Hoch-gebirgswänden zwanzigfäch zurück, dann eilt der Zug an regsamen Industrieorten und idyllischen Alpendörfern vorbei, rauscht durch dunkelgrüne Tannenwälder, rollt über breite Flussthäler, in welchen der Weizen wogt und der Hopfen rankt, fliegt obstreichen Hügeln entlang und in das gesegnete Weinland hinein . . . Zuletzt umhüllt uns der Laubwald, und aus dem Gezweige der Buchen, Eichen und Edelkastanien sendet die Nachtigall ihr Lied den lauen Lüften zu. Aus dem Semmeringtunnel rollen wir zunächst in den Fröschnitz-graben hinab, der bei der Station Steinhaus den trägen Bach gleichen Namens aufnimmt und hoch über dem Dorfe Spital hinweg, wo die Pilger des Mittelalters, wenn sie wieder auferstünden, das Portal und den Thurm der Kirche wieder erkennen würden, in der sie ihr Gebet sprachen, ehe sie in dem vom Markgrafen Ottokar I. im Jahre 1160 gestifteten Hospitz Aufnahme fanden. Wo sich die Fröschnitz der Mürz zuschlägt, da liegt am Dreiwege der lebhafte Markt Mürzzuschlag, Industrie- und Curort zugleich. Die zahlreichen Hotels und die hübschen Villen sind im Sommer von den Gästen gefüllt und im Winter ist der Markt und seine Umgebung mit Freunden des Skisportes belebt. Der Ort besitzt vortreffliches Klima, eine neue Gebirgs-wasserleitung, eine unter ärztlicher Aufsicht stehende Wasserheilanstalt und ein Curhaus mit Park. Die beliebteste Promenade ist die Au, ein halbstündiger Thalweg durch die bis zum Mürzufer herabreichenden Nadelwälder des Kaiserstein. Von den zahlreichen Spaziergängen seien noch erwähnt die Ungerpromenade, der Aufstieg auf den Gansstein mit prächtigem Ausblick auf das Thal, auf die Schneealpe und die Bax, der Aufstieg auf den Kaiserstein u. s. w. Hochtouristen besteigen in 2 ’/, Stunden das Kaarl- und in 4'/2 Stunden das Stuhleck. Von Mürzzuschlag führt eine Staatsbahn das Mürzthal hinauf zunächst nach dem schön gelegenen Dorfe Kapellen, von welchem in 5 Stunden die Raxalpe und an dem uralten Bergwerksdorfe Altenberg vorbei die Schneealpe zu erreichen ist. Ueber den Nasskamp kommt man in 28/4 Stunden nach Nasswald. Den vorläufigen Endpunkt der Bahn bildet das am Fusse der Schneealpe gelegene Dorf Neuberg, eine beliebte Touristenstation und Sommerfrische. Das weitläufige Gebäude des durch Kaiser Josef II. aufgehobenen Cistercienserstiftes dient zum Theil Schulzwecken, zum Theile ist es in ein Jagdschloss des Kaisers umgestaltet. Die Stiftskirche ist ein grosser, dreischiffiger Hallenbau gothischen Stils mit schönem Fenstermaasswerk. Sehenswert ist der gothische Kreuzgang und der Capitelsaal, von welchem eine Stiege zur Gruft des Stifters Otto, Herzogs aus dem Gesclileclite der Babenberger, führt. Es würde den Rahmen unserer Schilderung überschreiten, wollten wir alle lohnenden '‘Thalwanderurigeti tiiid (S-etnrgstouren, deren Ausgangspunkt Neu-berg bildet, hier anführen. Es sei nur erwähnt, dass über Mürzsteg und beim Wasserfall „Das todte Weib“ vorbei eine neue Fahrstrasse und über Mürzsteg, Niederalpei, Gusswerk die Poststrasse nach Mariazell führt. Hinter Mürzzuschlag wendet sich die Bahn, der munteren Mürz folgend, gegen Südwesten. Das Thal wird zunächst durch den 872 m hohen Gansstein links und den 1169 m hohen, sanfter ansteigenden Stiirzer Kogel rechts eingeengt, öffnet sich dann links nach dem Gansgraben, dessen gleichnamiger Bach auf dem 1570 m hohen Moschkogel entspringt und vor seinem Eintritte in die Mürz mehrere kleine Mühlen treibt. Dann breiten sich zur Linken die Auen von Lechen aus, während zur Rechten ein Arm der Mürz Hammerwerke bewegt. Der Gewerksort Langenwang besitzt eine alte Pfarrkirche mit Grabmälern der Familie Schärffenberg aus dem 16. Jahrhundert. Auf einem Abhange des waldigen Sulzerkogels sehen wir die malerische Ruine Hohenwang. Ein Erdbeben im Jahre 1770 hat die Feste unbewohnbar gemacht. Am rechten Mürzufer, dicht an der Eisenbahn liegt Neu-Hohenwang. Im vorigen Jahrhunderte im italienischen Stil erbaut und gegenwärtig Eigenthum des Lothar Ritter von Waclitler. Von Langenwang kann man Ausflüge auf die Lammer-alpe und auf den Rosskogel unternehmen, ferner auf das zwei Stunden entfernte Kaarl, von welchem man ein prächtiges Gebirgs-panorama übersieht. Sind wir in Fortsetzung der Bahnfahrt unter Neu-Hohenwang vorbeigekommen, so sehen wir zur Linken den Treibach in die Mürz münden, welcher auf der Ratteralpe entspringt, ein langes, enges Waldthal durchfliesst und eine Menge von Hausmühlen in Bewegung setzt. Der Ausgang des Treibachgrabens wird von dem Assant (1074 m) und den Gilgberg (1175 m) beherrscht. Am rechten Ufer, am Ausgange des Feistritzgrabens, steht das epheuumrankte Schlösschen Feistritz, welches im Jahre 1680 die Fürsten von Eggenberg besassen. Unter den späteren Eigenthümern finden wir auch die Grafen Taaffe und gegenwärtig gehört es Herrn Kohn in Wien. Durch die dahinter liegende Gemeinde Malleisten führt ein Weg nach Neuberg. Nun weitet sich das Mürzthal zu einer sonnigen, wohlange bauten Niederung und mitten darin liegt das grosse, unregelmässig gebaute Dorf Krieglacli. Ein schöner Thurm schmückt seine alte gothische Pfarrkirche, an welcher Gedenktafeln an Türkennoth, Hagelschlag und Heuschreckenplage erinnern. Am Nordrande des Dorfes steht Roseggers Landhaus. Der Meister der süddeutschen Dialectdichtung und gefeierte Sehilderer des biederen Alpenvolkes weilt den Sommer über gerne in seinem Heimatsort, denn da qben in der Einschicht, 3 Stunden hinter Krieglach, auf dem Kluppeneggerhofe hat Peter Rosegger am 31. Juli 1843 das Licht der Welt erblickt. Die Umgebung hat viele angenehme Spazierwege. So gelangt man in acht Minuten zur Sessler Kuhhals, einem prächtigen Fichtenwald. Vom Siidende des Dorfes führt der Weg durch Wald in 20 Minuten zur Gilkkapelle mit dem Mausoleum der Familie Sessler-Herzinger. Von der Gilkkapelle führt rechts durch den Wald ein Weg zur Postmühle am Eingänge des Frassnitzgrabens. In zwei Stunden gelangt man durch den Frassnitzgraben zur Wildfrauen-lucke, einer Höhle, in welcher der Sage nach einst sieben wunderschöne Weiber hausten. Krieglach bildet auch einen der Ausgangspunkte zur Besteigung der Hohen Veitsch (1974 m), einer wegen der Schönheit der Scenerie besonders beliebten Hochtour. Seit 1880 besteht eine Viertelstunde unterhalb des Gipfels ein Schutzhaus. Der Gipfel der Veitschalpe, der sogenannte „Thurm“ gewährt nach allen Seiten hin prächtige Aussicht bis zum Dachstein im Westen, dem Wiener Becken im Norden, der oberungarischen Ebene im Osten und dem Bachergebirge im Süden. Die grosse Zahl der hier vorkommenden Alpenpflanzen sei besonders hervorgehoben. Grössere Touren kann man noch auf das Granegg unternehmen, wo man die Abstürze des Hochschwab vor sich hat, oder auf den Eosskogel, von dem man ins Mürzthal herabsieht, oder auf das Hocheck, wo man den Felsenmauern der Veitsch-, Schnee- und Eaxalpe am nächsten ist, oder endlich zu dem alten, von hohen Fichten umgebenen Bauernhaus in Alp], dem Kluppeneggerhof, in welchem, wie erwähnt, den Steirern ihr Eosegger auf die Welt gekommen ist. Ein wichtiger Verbindungsweg, die sogenannte Alpsteigstrasse, führt vom Miirzthale in 5 Stunden nach dem östlich im Feistritzthale gelegenen Orte Eatten, einer beliebten Sommerfrische der Wiener. In Mitterndorf am Eingänge des Veitschgrabens verlassen die Bergsteiger, die es auf die Hohe Veitsch abgesehen haben, den Zug und wir erinnern uns, dass auf dem Schlosse Pichl, das zur Hechten sichtbar wird, ein anderer steirischer Dichter, J. N. v. Kalchberg, am 14. März 1765 geboren wurde. Gegenwärtig gehört das Schloss dem Herrn Julius Leon Eitter von Wernburg. — Die Station Wartberg steht mitten in den ausgedehnten Hammer- und Walzwerken der Firma Vogel & Noot, welche 500 Arbeiter beschäftigt. Freundliche Beamtenhäuser und hübsche Villen umgeben den Ort, über welchem sich die stattliche Burgruine Lichtenegg erhebt. Vom Wartbergkogel geniesst man einen prächtigen Ausblick auf das obere und untere Mürzthal einerseits bis zum Semmering, anderseits bis Kapfenberg. — Während die Mürz hinter dem Wartbergkogel sich südwärts wendet, geht die Bahn über die Eeichsstrasse hinweg auf das linke Ufer und nimmt nach einem Ausbuge gegen Osten südwestliche Richtung an. Der Markt Kindberg zeigt uns wieder Eisenwerke und manches alter-thiimliche Haus. Das grosse Schloss gehört dem Grafen Friedrich Attems. Die windgeschützte Lage, die Nähe des duftigen Nadelwaldes und die guten Communaleinrichtungen (vortreffliches Triukwasser, Canalisierung etc.) machen den Ort zu einer beliebten Sommerfrische. Dazu kommt, dass die Umgebung viele angenehme Spaziergänge bietet. Grössere Partien sind jene auf das Troiseck (1468 m) mit grossartiger Rundsicht (Veitsch. Eax- und Sclmeealpe, Semmering, Sonnwendstein, Wechsel, Stuhleck, Fischbacher Alpen, Eennfeld, Hoch-lantsch, Gleinalpe, Mugel, Zirbitzkogel, Hochschwab) und durch das schöne Stanzthal auf den Teufelstein (1499 m). Die Aussicht ist sehr umfassend und reicht bis zur ungarischen Ebene und den Gebirgen Kärntens, bis zu den Tauern, der Schwabengruppe, der Hohen Veitsch, der Schneealpe, der Koralpe, dem Stuhleck, dem Pfaffen und dem Wechsel, sowie über das Feistritz- und Raabthal. Besonders schön treten die Wände des Hochlantsch hervor. Alljährlich im August wird auf dem Teufelstein ein Volksfest abgehalten, zu welchem die Bewohner von Kindberg, Stanz, Fischbach, Birkfeld etc. zusammenströmen. Auch der Hochschlag (1582 m), von Stanz aus zu besteigen, bildet einen lohnenden Aussichtspunkt; das Gebirgspanorama ist besonders in nordwestlicher Richtung noch umfassender als auf dem Teufelstein. (Das Fremdenverkehrs comitd in Kindberg hat einen Führer für die Umgebung dieses Marktes herausgegeben, in welchem 66 verschiedene Ausflüge angeführt erscheinen.) — Zwischen Kindberg-dörfl zur Linken und dem Werke Aumühl, zu welchem eine Schleppbahn führt, zur Rechten geht die Bahnfahrt in südwestlicher Richtung weiter. Gleich darauf haben wir zur Linken Allerheiligen und Miirzhofen zur Rechten, zwei Dörfer, die durch eine Brücke über die Mürz verbunden sind. Hinter Miirzhofen liegt am Berge das Rabengut, ein Schloss, das im 15. Jahrhundert denMiirzern, Herren von Mürzhofen gehörte. Dann kommt zur Rechten Herrenberg in Sicht, ein kleines Dörfchen auf freundlichem Hügel, undSchloss Spiegelfeld, das schon im 14. Jahrhundert bestand und im 18. Jahrhundert durch Umbau durch die Freiherrn von Spiegelfeld seine gegenwärtige Gestalt erhielt. Als geschichtliches Curiosum sei erwähnt, dass diese Herrschaft einst gemeinschaftlich mit den Burgfriedensherren zu Oberkindberg und Hohenwang die Verpflichtung hatte, wenn ein Stubenberg in türkische Gefangenschaft gerieth, denselben auszulösen. Weiter hinten an der Berglehne liegt in einem prächtigen alten Park Schloss Nechelheimb. Im Jahre 1691 kam das Schloss durch Kauf in den Besitz des Reichsritters Adam von Monzello, der darauf für die Nachkommen seines Neffen Franz Fraydt von Fraydenegg ein Fide'icommiss stiftete. Hinter Schloss Spiegelfeld breitet sich der Pfarrort St. Lorenzen aus, welcher als die älteste Pfarre des Miirzthales gilt, da seiner schon im 9. Jahrhundert Erwähnung geschieht. Unweit davon liegt das zwei Stock hohe Schloss Oberlorenzen mit zwei Erkerthürmen, das einst den Tempelherren gehört haben soll. Gegenwärtiger Besitzer ist Dr. Eduard Quittner. — Im Angesichte der weitläufigen Gebäude des Militär-Trainzeugsdepots fahren wir in die Station Marein ein. Knapp an der Bahn liegt das Dorf mit einer frühgothischen Pfarrkirche, in welcher die Chorstiihle in deutscher Renaissance Beachtung verdienen. Sehr interessant ist die spätgothische Sebastiankapelle am Eingänge des Friedhofes. — Eine halbe Stunde südöstlich liegt Schloss Graschnitz inmitten eines hübschen Gartens. Eigen-thiimer ist der württembergische Graf Eberhard von Zeppelin. — An dem Schlosse vorbei führt der Weg in zwei Stunden nach dem 941 m hohen Orte Frauenberg, von dessen Wallfahrtskirche Maria Rehkogel man eine wundervolle Aussicht hat. Man erreicht von hier in zwei weiteren Stunden das Rennfeld oder kann in l’/2 Stunden nach Kapfenberg oder Bruck absteigen. Ueber das Bucheck führt ein stark begangener Fussteig in die Breitenau. — Auf halbem Wege nach Kapfenberg sehen w ir links an der Einmündung des Angererwaldbaches in die Mürz von einem schönen Park umgeben das Schloss öber-krottendorf. Im 16. Jahrhundert gehörte es den damals reichen und mächtigen Herren von Racknitz und im Anfänge dieses Jahrhunderts war es kurze Zeit imBesitze des MaximilianProkesch, Vaters des bekannten Orientalisten Freiherrn von Prokesch-Osten. Gegenwärtige Besitzerin von Krottendorf ist die Witwe des Wiener Hausbesitzers Charles Jung. Hier setzt die Bahn auf das rechte Mürzufer über, kreuzt die Eeichsstrasse und geht knapp an dem Schlosse Wieden oder Wiedhof vorbei, welches zur Linken bleibt. Dieses wurde im Jahre 1739 von den Grafen Stubenberg erbaut, worauf sie ihre alte Veste Oberkapfenberg, seit sieben Jahrhunderten im Besitze der Familie, dem Verfalle Uberliessen. Nur die durch einen tiefen Graben von Oberkapfenberg getrennte Lorettokapelle mit einer vom Volke besonders verehrten „schwarzen Mutter Gottes“ ist noch erhalten. Ihre fensterlosen Mauern sind mit alten Fahnen geschmückt, welche die Stubenberge aus den Kreuzzügen heimgebracht haben sollen. In der Station Kapfenberg sind vor allem die grossen Fabriksanlagen der Tiegelgusstahlfabrik der Firma Gebr. Böhler & Co. bemerkenswert, wo der weltberühmte und viel exportierte „Böhlerstahl“ für Werkzeuge produciert wird. Der grosse, belebte Markt hat auf dem Hauptplatze ein interessantes Rathhaus im Stile der Spätrenaissance und eine aus Anlass der Pest im Jahre 1716 errichtete Mariensäule im Zopfstile. Mitten im Markte finden wir das Schloss Unterkapfenberg, einen einstöckigen, massiven Steinbau, der eine Schlosskapelle enthält. Im Pfarrhofe wird ein schöner Renaissancekelch gezeigt. Die spätgothische Martinskirche auf dem Friedhofe enthält Reste alter Glasgemälde, die Rosalienkapelle Grabstätten der Stubenberge. Kapfenberg, in dessen nächster vom Nadel-und Laubwald beschatteter Umgebung der Naturfreund viele angenehme Spaziergänge findet, ist der Ausgangspunkt für die meisten Hochschwabtouren und die Mariazeller Route. Eine schmalspurige Fliigel-balin, von der Südbahn betrieben, führt von hier bis Seebach-Au. Ein weites und an mannigfaltigen Reizen reiches Touristengebiet erschliesst uns die Landesbahn von Kapfenberg nach Au-Seewiesen. Hinter dem Fichtennadelbade Steinerhof tritt sie in den engen, malerischen Thörlgraben, der bei der Station Thörl mit zwei alten Hammerwerken (Pengg von Auheim und Fürst) und den Ruinen der Felsenburg Schachenstein, im Jahre 1471 zum Schutze des Wallfahrtsweges nach Mariazell erbaut, abschliesst. Viele Touristen verlassen hier die Bahn, um über St. Ilgen zum Bodenbauerhotel in Buchberg zu gelangen, von wo man durch das Trawiesenthal und über das G’haekte auf den Hochschwab steigt. Die nächste Bahnstation ist Aflenz, ein auf einem sanften Erdwalle im breiten ’Jaueringthale gelegener Markt mit spätgothischer Kirche, der wegen seiner guten Luft als Sommerfrische beliebt ist. Vom Bahnhofe in nordwestlicher Richtung führt eine Fahrstrasse in den wildromantischen Fölzgraben an dem neuen Touristenhotel vorbei zur Fölzklamm und zum Schwabenwirt, von wo man den Hochschwab besteigt. Die Bahnfahrt fortsetzend, gelangen wir zu dem von Wiener Sommergästen besuchten Orte Seebach und schliesslich zur Endstation Au-Seewiesen, von welcher das malerische Alpendorf Seewiesen an der Vereinigung des Seegrabens und des Dullwitz-grabens lJ/2 Stunden entfernt ist. Von dem letzteren steigt man auf den Hochschwab, auf die Aflenzer Staritze und auf den Hochanger, und fährt man im Wagen über den Seeberg, an dem Brandhof des im Jahre 1859 gestorbenen Erzherzogs Johann vorbei über Gollrad, Wegscheid und Gusswerk nach Mariazell. Beim Verlassen der Station Kapfenberg begibt sich die Südbahn auf das linke Ufer der Mürz, welche vor ihrer Einmündung in die Mur die grosse Diamant’sche Papierfabrik und das Andrieu’sche Eisenwerk in Diemlach betreibt. An den südlichen Ausläufer des Diemlachberges gedrängt, findet der Bahnhof in Bruck hier wenig Raum zu seiner Entwicklung. Die Stadt liegt in dem von der Mürz und der Mur beim Zusammenflüsse gebildeten Winkel, überragt von den Ruinen der Burg Landskron. Ihre grösste Sehenswürdigkeit ist das Kornmesserhaus, der schönste gothische Profanbau des Landes, aufgeführt um' das Ende des 15. Jahrhunderts von einem reichen Bürger namens Pankratz Kornmesser. Den Hauptplatz schmückt eine reichverzierte schmiedeiserne Brunnenlau.be aus dem Anfänge des 17. Jahrhunderts; ein berühmtes Werk der Schmiedekunst ist die spätgothische Sacristeithür der .Stadtpfarrkirche. Die Miaeritenküsbe, die Ruprechtskirche und die ausserhalb der Stadt gelegene, in ein Privathaus umgewandelte HgiligengeisLKapglle, sind ebenfalls Zeugen der einstigen Blüte dieser Stadt, deren Quelle im Salzhandel lag. Auch war Bruck wiederholt der Versammlungsort des steirischen Landtages und im Jahre 1520 fanden sich hier die Vertreter aller innerösterreichischen Kronländer zusammen in Angelegenheit der Erbfolge des Königs Karl von*Spanien nach Kaiser Maximilian. Heute hat Bruck als Knotenpunkt des Verkehrs und Touristenstandqmutier Bedeutung. Denn von hier führen die Wege auf das Madareck. einen nahen Ausläufer der HochschwabgruitPC, auf den lloning aen Hochanger, das Rennfeld untTTna Pragössthal. Die Stadt selbstbietet in ifirenParkan-lagen und in ihrerwäldrefcHenÜmgebung viele angenehmeSpaziergänge. Die Flii gelb ahn nach Leoben zieht, die Mur gleich nach Verlassen des Bahnhofes übersetzend, im weiten Bogen um die Stadt herum. An der ehemaligen Stadtpfarrkirche St. Ruprecht und dem Murinselparke vorbei erreicht sie die MiinduS^d® Utšchthales, in welchem das baulich interessante und mit alten GlaJtgÖfiäTdciT geschmückte Ulrichskirchlein sich verbirgt. Am gegenüberliegenden, linken Murufer ölfnet sich der Kotzgraben, dessen Eingang die Kirche mit dem schlossartigen £&rrhof von-*Stv Dionysen bewacht. Immer von der Landstrasse begleitet, erreicht die Bahn die Station Niklasdorf. Am jenseitigen Thalrande erscheint der schon im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnte Pfarrort Proleb und auf der Höhe über einem Kohlenwerke die um diöSblTfe'Zeit gegründete Kirche Veitsberg.. Dann setzt unser Geleis über die Mur und erreicht in Leoben einen Endpunkt der Südbahn. Die Stadt besass vom Jahre 1314 bis zur Zeit des Kaisers Josefs II. das Privilegium, dass alles in Vordern-berg erzeugte Roheisen nur nach Leoben gebracht werden dfflrftW' ti» erstvon hier an'‘die'Hammerherren abgegeben zu werden und auch heute noch ist sie die Metropole der obersteirischen Eisenindustrie. Die stattlichen Häuser, welche den grossen Hauptplatz umgeben, das stolze Rathhaus, der über dem Murthorc sich erhebende Mautthurm, dasiScBaüde 'des_ bürgerlichen WTrtsch'affsamtes, die alten Garten darunter der Rggomvalffietortii welchem Napoleon den Freden von Leoben Unterzeichnete — und dann die herrlichen, der besten Zeit der" Gothi k angeheifenden, Glasgemälde in der Waasener Vorstadtkirche verrathen uns alten Reichthum, während die breilen strasfeen und schönen Neubauten zwischen der Altstadt und dem Südbahnhofe, uns den modernen Aufschwung der~Bergstadt verkünden. Leoben besitzt einen schönen Stadtpark und ist, auf allen Seiten von Bergen umschlossen, reich an hübschen Spaziergängen in die Umgegend und an lohnenden Hochtouren. Belebt wird das freundliche Städtchen durch die Bergakademie und an Sonntagen durch die Knappen und Beamten der umliegenden Werke. Zu diesen gehören daS~Kohlenwerk der Alpinen Montangesellschaft in Seegraben-Miinzenberg, das Draschesche Kohienwerk im See- und Prentgraben, das Mayr von Meinhof- Loobcn. sehe Steinkohlenwerk im Tollinggraben und das grosse Eisenwerk der Alpinen Montangesellschaft in Donawitz. Leoben besitzt ein Lacaliauseum mit cultnrhisfcorischcn und.forstwirtschaftlichen Sammlungen. Dem Alterthumsfreunde ist der Besuch des eine halbe Stunde südlich von Leoben liegenden Stiftes Göss zu empfehlen. Es wurde im Jahre 1002 als Reichsstift für adelige Damen nach den Regeln des heiligen Benedict gegründet und Mnter Kaiser Josef II. aufgehoben. Seine Aebtissinnen hatten Sitz und Stimme auf der Prälatenbank des steirischen Landtages. Heute dient ein grosser Theil des Stiftsgebäudes als Brauerei. Es zeigt uns manche interessante Architekturdetails; das "Sehenswerteste sind jedoch die romanischen Messgewänder des Kirchenschatzes. Nun kehren wir nach dem Südbahnhofe zurück, um die Fahrt über den Erzberg anzutreten. Die Bahn schwenkt in das Thal des Vordernbergerbaches ein und wir sehen im Hintergründe den riesigen Stock des Reiting. Yon der Station Donawitz haben wir einen Ueberblick über die ausgedehnten Eisenwerke der Alpinen Mtfft’fangesellschaft, und später öffnet sich uns rechts für kurze Zeit der kohlenreiche Tollinggraben. Bei St. Peter-Freienstein fährt die Bahn durch ein von einer Kirche dominiertes, pittoreskes FfeTše'fff7io'r,'•"‘'hinter welchem sich allmählich das reizende Trofaiachthal erschliesst. Wir passieren zunächst Gemeingrube, wo sich ein Blechwalzwerk des Barons Mayr-Melnhof befindet. Tr o fabuli, ein uralter, landesfiirstlicher Markt, früher durch das Fuhrwerk zwischen dem Erzberge und Leoben und heute noch durch den Hochofen des Fürsten Schwarzenberg an der obersteirischen Eisenproduction betheiligt, besonders aber wegen seiner Lage inmitten einer grossartigen Gebirgsscenerie, seiner gesunden Luft und seiner zuvorkommenden Bevölkerung als Sommerfrische sehr beliebt. Zahlreiche schattige Spaziergänge in der Umgebung, sowie insbesondere in dem hübschen Schülerpark (dem verstorbenen Generaldirector der Südbahn, Friedrich Schüler, zu Ehren so benannt), im Kehrwalde und auf die Rudolfshöhe mit besonderer Aussicht. In dem von den rührigen Trofaiachern errichteten Bade sind die gegen Nervenleiden und Blutarmut heilsamen Eisenschlackenbäder, die bei Rheumatismus angezeigten Fichtennadelbäder und die gegen Neurasthenie wirkenden elektrischen Bäder erhältlich. Zur Annehmlichkeit des Aufenthaltes trägt auch ein Schwimmbad, Lesezimmer, Lawn-tennis- und Kinderspielplatz bei. Es folgen nun Ilafning mit dem G-löckelhofe, der einst dem Erzherzog Johann gehörte, Fridauwerk mit grossem Hochofen und Vordernberg. In diesem landesfürstlichen Markte standen seit dem 15. Jahrhunderte bis zur Begründung der Alpinen Montangesellschaft 15 Hochöfen im Betriebe. Seither sind einige niedergerissen, andere vergrössert worden, und die meisten Familien, welche die schlossartigen Radmeisterhäuser bewohnten, haben ihren früheren Reichthum wieder verloren. Von den Hochtouren, die man in Vordernberg anzutreten pflegt, seien hier nur jene auf den Reichenstein, auf den Trenchtling - Hochthurm und zur Frauen-mauerliöhle erwähnt. Letztere ist die grösste Höhle der nördlichen Kalkalpen und durchbohrt die Frauenmauer in einer Höhe von 1335—1560 m in der Richtung von Westen nach Osten. In Vordernberg beginnt die nach dem Abt’sclien System im Jahre 1891 erbaute Zahnstang.enbalin über den Erzberg. Diese begleitet zunächst die Präbichler-strasse bald über hohe Anschüttungen, bald durch tiefe Einschnitte gehend und wendet sich dann plötzlich westlich, wobei im Norden die zwischen dem Polster und dem Trenchtling aufsteigende Griesmauer sichtbar wird. Prebichel ist der Ausgangspunkt für die Besteigung dieser Berge, sowie für die Besichtigung des Erzberges. Ein Tunnel durchbohrt die Wasserscheide zwischen Mur und Enns in der Höhe von 1204 m und führt uns in dunklen Hochwald und in das Angesicht des Pfaffenstein. Es geht über den Weinzettelviaduct und den Hochbruckgrabenviaduct und durch den 1392 m langen Plattentunnel zur Station Erzberg, wo reges Bergmannsleben herrscht und der Blick auf den Reichenstein und das Fölzgebirge mit dem Kaiserschild uns entzückt. Nun geht es über den Weiritzgrabenviaduct zur Haltestelle Krumpentlial, wo man den ganzen Erzberg mit seinen Tagbauterrassen vor Augen hat. Noch besser überblickt man den gewaltigen Eisenberg und überdies den felsigen Pfaffenstein von dem nun folgenden Ramsaubachviaduct. Noch ein Tunnel und wir rollen an der Verladestelle Krumpentlial vorbei dem uralten Bergwerksorte Eisenerz zu. Der Markt liegt im Becken des Erz- und Trofengbaches an der Vereinigung dreier Thäler. Sehenswert ist die St. Oswaldkirche, der Sage nach auf der Stelle eines heidnischen Tempels erbaut, schon 1016 urkundlich erwähnt und von einem Tabor umgeben, ferner der mindestens 300 Jahre alte Kammerhof, Jagdschloss des Kaisers, und das culturhistorische Museum. Unter den zahlreichen kürzeren und weiteren Touren in die Umgebung, auf die wir uns hier nicht einlassen können, weil wir uns schon allzuweit von unserem eigentlichen Gebiete entfernt haben, sei der einstündige Ausflug zum Leopoldsteiner See besonders empfohlen. Hinter Bruck tritt die Bahn an das linke Ufer der Mur heran, zwischen dieser und deu steilen Waldhängen des Uebelstein und des Liesberges sich durchzwängend. Erst beim Dorfe Zlatten, das am rechten Ufer auf einer sanften Anhöhe liegt, weitet sich das Thal. In der Nähe des genannten Ortes entspringt eine eisenhaltige Sauerquelle, -die man im Dorfwirtshause „Zur Linde“ in einem Brunnen sammelt. Von da führt ein stark betretener Fussteig durch den Kaltenbachgraben über den Eisenpass (1195 m) nach Göss bei Leoben. — Ueber der Station Pernegg erhebt sich das Schloss gleichen Namens, das mit seinen altfranzösischen Gartenterassen sehr vornehm aussieht und stolz über das breite Thal hinausblickt. Es hat auch Ursache auf seine Vergangenheit stolz zu sein. Die Traun-gauer Markgrafen sollen die alte Burg, deren Ruinen in der Anlage des Hauptgebäudes an die berühmte Wartburg bei Eisenach erinnern, erbaut haben, im Jahre 1143 tritt dann mit Ulricus v. Bärneck das Geschlecht der Bämecker als Besitzer der Burg in den Lichtkreis der Geschichte, welches im J. 1532, reichen Güterbesitz hinterlassend, ausstarb. Ihre Erben wurden durch Heirath die Kaggnitz, deren Einer im Jahre 1578 das neue Schloss erbaute. Auch dieses Geschlecht erlosch (1618) und später sehen wir die Familie des berühmten Heerführers im dreissigjährigen Kriege, Walter Grafen von Leslie, im Besitze des Schlosses. Der General und der im Jahre 1805 aus dem Leben geschiedene letzte der Leslie ruhen hier in der Familiengruft. Eine Allee führt zum Schlosse hinauf, zwei Kapellen beschattend, welche ausgezeichnete Fresken von Molk enthalten. Gegenwärtig ist es Eigenthum des Amerikaners Alfred J. Lippitt. — Im Dorfe Pernegg stellt die gothische Wallfahrtskirche, vom Volke Klein Mariazell genannt und an derselben das interessante Grabmal des Gallus Freiherrn von Raggnitz, Erbauers des neuen Schlosses. — Gegenüber, am rechten Murufer und an einem Ausläufer der Hochalpe, den Ilaidenberggelehnt, grüsstunsKirchdorf, eine beliebte und gemüth-liche Sommerfrische der Grazer, mit der gothisehen Kirche und ihrem breiten, mittelalterlichen Thurmhelm. Unter den Ausflügen, die von Kirchdorf unternommen werden können, sei der einstündige Spazierweg auf den Predigtstuhl erwähnt, welcher einen schönen Blick auf die Hochschwabgruppe und den Hochlantsch gewährt und die starke Tagpartie auf die 1643 m hohe, wegen ihres grossartigen Gebirgs-panoramas berühmte Hochalpe. Von Pernegg gelangt man in dreieinhalb Stunden auf das Rennfeld und wenn wir dem Laufe der Mur abwärts folgen, so öffnet sich im Osten das lange Thal der Breitenau, durch welches eine Strasse, den 1170 m hohen Sattel Strasseck übersetzend, nach Birkfeld führt. An der Thalmündung, knapp an der Bahn liegt der kleine Ort Mautstadt mit dem hübschen Sommersitze der Opemsängerin Renard. In dem anmuthigen Thalc der Breitenau gelangt man zu dem Schaffer’schen Sensenwerke, von welchem ein Aufstieg nach Schlüsselbrunn führt. Am häufigsten erfolgt jedoch der Aufstieg auf den Hochlantsch von der nächsten Station Mixnitz. Der Ort besteht aus wenigen Häusern. In der Nähe befindet sich die sogenannte Drachenhöhle (951m Uber dem Meere), zu welcher mehrere Treppen hinaufführen. Ihre Länge beträgt eine Viertelstunde. Unter einer vier Centimeter dicken Sinterschichte fand man eine Feuerstelle mit Knochen des Höhlenbären, eines Wiederkäuers und eines Nagethieres, jedoch keine Steinwerkzeuge. — Durch den Mixnitzgraben geht es auf den durch seine Flora berühmten Hochlantsch. An dem wildromantischen Wasserfall der Bärnschutz kommen wir über Felsenstufen am Rande eines gähnenden Abgrundes zu dem unter einer überhängenden Bergwand klebenden Wallfahrtskirchlein Schiisserlbrunn. Name und Bedeutung des Heiligthums haften an der kleinen Quelle, die in eine Felsenmuschel rieselt. Neben dem Kirchlein hat auf der Bergwand auch ein Wirtshaus Platz gefunden. Von da blickt man in das Breitenauer Thal hinab und über zahllose Höhen bis zum niederösterreichischen Schneeberg. Nach einer weiteren starken Stunde hat man den Gipfel des Hochlantsch erreicht. Das Panorama gehört zu den schönsten Steiermarks und dessen Glanzpunkt bildet die lange in furchtbaren Wänden abstiirzende Hochschwabkette. Eine Stunde unterhalb der Spitze liegt östlich die Teichalpe, eine der schönsten Alpen Steiermarks, 1200 »s Uber dem Meeresspiegel. Ein einfaches Touristenhotel ermöglicht längeren Aufenthalt. Wir aber kehren in unser Eisenbahncoupe zurück. Durch den breiten Gschwendtkogel wird die Mur in eine südwestliche Richtung gedrängt, während am rechten Ufer die Lehne des Schiffallkogels das Thal verengt. Dann öffnet sich zur Rechten der Laufnitzgraben und die Bahn gelangt in dem erweiterten Thalboden der Mur an eine Stelle, wo man zwischen den Bergcoulissen hindurch einen flüchtigen Anblick des Hochschwab erhaschen kann. Während Bahn und Fluss zuerst östlich und dann südlich umbiegen, entwickelt sich auf einer das rechte Murufer beherrschenden Anhöhe das alterthiimliche Bild des Marktes Frohnleiten mit seinen Giebeldächern und dem Tabor, durch welchen man von der Murbriieke zum grossen Marktplatz emporsteigt. Dieser ist mit einer Allee bepflanzt, die zur Kaltwasserheilanstalt und zum Curhause führt. Promenadewege gehen bis zu dem eine halbe Stunde entfernten Schloss Weyer und zu einer Gloriette, von der man schöne Rundschau geniesst. Südlich von Frohnleiten liegt in der Ebene von einem weitläufigen Parke umgeben das Mayer-Melnhofsche Schloss Neu-Pfannberg. Am Ende des Parkes findet man den interessanten gothischen Karner des auf-gelassenen Friedhofes zu St. Mauritzen und den Bahndamm überschreitend gelangt man durch das Zinkenwäldchen und an einem zum Schlosse gehörigen Gewächshause vorbei zu der auf einem dichtbewaldeten Berge thronenden Ruine Pfannberg, von deren Thurm man eine reizende Aussicht hat. Westlich von Frohnleiten kommt man in zwanzig Minuten zu der interessanten Kirche von Adriach, einer der ältesten des Landes, bei welcher Reste einer römischen Niederlassung gefunden wurden. Am linken Murufer besitzt im sogenannten Thalgraben der märkisch-westphälische Bergbauverein zu Lethmathe ein Bergwerk, in welchem silberhältiges Bleierz gewonnen wird. Höhlenforscher erreichen in drei Stunden die Mathildengrotte, in deren rothem Lehm man Knochen gefunden hat. Frohnleiten ist der Ausgangspunkt mehrerer lohnender Hochtouren und eines Gebirgs-Überganges nach Leoben. — Die Bahnfahrt fortsetzend sehen wir auf dem rechten Murufer über einer lothrechten Felswand Rabenstein, eine uralte in der Neuzeit restaurierte Ritterburg, gegenwärtig Eigenthum des Herrn Fritz Reininghaus. Durch die Badelwand am linken und den Kirchberg mit dem Jungfernsprung am rechten Ufer wird das Murthal nun wieder so zusammengedrängt, dass für die Eisenbahn nur der Bau der kostspieligen Badelwandgallerie Raum schaffen konnte. Wir fahren unter einem 380 m langen, murseitig auf 35 gewaltigen Quaderpfeilem ruhenden Gewölbe durch, über welchem die Poststrasse liegt. Wo der Berg zur Linken wieder zurücktritt, sehen wir den Semriacher Bach aus dem Felsen hervorbrechen und die Kader einer Mühle in Bewegung setzen. Dann eilt er mit uns dem Markte Peggau zu, der sich unter eine pittoreske Felswand schmiegt. Zur Rechten sehen wir knapp an der Bahn die grosse Hufnägelfabrik des Karl Neufeld und jenseits der Mur an der Berglehne die Ludwigshütte des märkisch-westphälischen Bergbauvereines zu Letmathe, in welcher silberhaltige Bleierze verarbeitet werden. Dieses Blei- und Silberbergwerk soll schon in der keltischen Zeit ausgebeutet worden sein. Weiter südlich tritt dann am rechten Ufer der industriereiche Markt Deutsch-Feistritz mit seiner malerisch gelegenen Bergkirche hervor. Eine Murbrücke verbindet die beiden kaum einen Kilometer von einander entfernten Märkte. Peggau ist das Standquartier der Höhlenforscher. Gleich in der Kalkfelswand über dem Markte stehen ihnen zwei allerdings schwer zugängliche Grotten zur Verfügung und in der früher erwähnten Badelwand, 130m über der Mur, öffnet sich gross und breit, aber ebenfalls schwer zugänglich, der Eingang zur Badel-höhle, welche in den Dreissiger-Jahren dieses Jahrhunderts durchforscht worden ist. Professor Unger fand darin Knochen des Höhlenbären, der Höhlenhyänc und des Höhlenwolfes. Auch dem in neuester Zeit bekannt gewordenen Lurloch liegt die Bahnstation Peggau am nächsten. Diese Grotte ist wegen ihrer grossartigen Räume und Tropfsteingebilde eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Erscheint die Adelsberger Grotte unübertrefflich durch ihren Reichthum an Tropfsteinbildungen und deren Farbenpracht, so ragt die Lurgrotte vor allem hervor durch das hohe Alter und die übermässige Grösse sowie malerische Gruppierung ihrer Tropfsteingebilde. Der „Glockenstalagmit“ im „Grossen Dome“, dem gewaltigsten Raume der Grotte, und der „Riesenstalaktit“ in der „Belvederegrotte“ suchen ihresgleichen. Die sehenswertesten Tropfsteinräume der Lurgrotte sind noch ausser den genannten die „Bärengrotte“ mit dem „Silberschleier“, die „Brüdergrotte“ mit „Baldachin“, „OsterleuChter“ und den „Brüdern“, das „Fahnenplateau“ mit der transparenten „Regimentsfahne“, die „Schöne Grotte“ und die „Tartarusgrotte“ mit der „Ritterburg“ und dem geheimnisvollen Abstiege zur „Cascadenklamm.“ Eine Stunde südlich von Semriach ist ein pittoresker Wasserfall, der sogenannte Kesselfall, das Ziel der Grazer Ausflügler. Im Markte Peggau findet man einige hübsche Villen und das Denkmal des Dichters Fellinger (des „steirischen Körner“). Die Ruine Peggau liegt am Südauslaufe der Peggauer Wand malerisch auf schroffem Kalkfelsen. Im Anfänge dieses Jahrhunderts war die Burg noch bewohnbar und Prokesch-Osten verbrachte hier seine Kinderjahre. Sie gehörte zu den ältesten des Landes und kommt schon in einer Urkunde des 11. Jahrhunderts vor. Im 17. Jahrhundert gelangte sie in den Besitz des Vorauer Chorherrenstiftes. An der Ruine vorbei führt ein an Naturschönheiten reicher Weg über die Taschen nach Semriach. Hinter dem Markte Deutsch-Feistritz öffnet sich der Uebelbach-graben, in welchem die Bezirksstrasse an der Dynamitfabrik des Herrn Jahn vorbei zum Schlosse Waldstein führt, einem Besitz des Fürsten Moriz zu Oettingen-Wallerstein. Es enthält interessante alte Möbel und Erinnerungen an den Sohn Napoleons I., Herzog von Reichstadt, dessen Erzieher der frühere Besitzer des Schlosses, Moriz Graf Dietrichstein, gewesen ist. Die Ruine des alten Schlosses Wald- stein steht auf einem Hügel am Eingänge des Arzwaldgrabens. Von Deutsch-Feistritz lifo» entfernt, liegt der Markt Uebelbach mit Bergbau und mehreren Fabriken. Von hier führt der Weg in fünf Stunden auf die 1989?» hohe Spitze der Gl ein alpe, die eine grossartige Aussicht gewährt. Auf einer eisernen Brücke die Mur übersetzend, eilt die Bahn der Station Stiibing zu. Hinter derselben erhebt sich auf dunklem Waldhintergrund das neugebaute Schloss des Grafen Wilhelm Pälffy-Daun im Windsorstil mit Zinnenthftrmen und crenelierten Mauern. Vom Schlosspark gelangt man in l’/2 Stunden zum Aussichtsthurm auf dem 855?» hohen Gamskogel. Der Einmündung des langen Stiibing-grabens in das Murthal gegenüber führt zwischen dem Weisseckberge und dem Wiedenkogel eine Strasse über Friesach nach Semriach. Der Murfluss drängt nun die Bahn an die steilen Waldlehnen des Pfaffenkogel und des Gsöllerkogcl, den Blick gegen Osten auf die Vorberge des Schöekel freigebend. Auch St. Stefan am Gratkorn erscheint bald im Gesichtsfelde und die grosse Papierfabrik der Actiengesellschaft Leykam-Josefsthal. Der Markt Gratwein, dessen Pfarre schon in einer Urkunde des 9. Jahrhunderts erwähnt wird, ist einer der ältesten im Lande; mehrere Inschriftsteine, die man aus der Erde grub, beweisen, dass er auf dem Boden einer römischen Ansiedlung steht. Die Kirche enthält alte Glasmalereien. In einem waldumkränzten Kesseltliale, 2’/2fo» westlich von der Station, liegt das Cistercienserstift Kein, eine grosse Gruppe von Gebäuden, deren Hauptbau im 15. Jahrhundert nach dem Brande des alten Klosters entstand. Die Kirche wurde in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erbaut und mit Deckenfresken des Kitters Molk geschmückt. In der Sacristei findet man zwei prächtige Rococo-Schränke. Im südlichen Flügel des Stiftsgebäudes, von aussen unkenntlich, befindet sich eine zierliche gothische Kapelle aus dem 14. Jahrhundert mit Glasmalereien. Das Stift besitzt eine Bibliothek mit wertvollen Handschriften und Miniaturen, ein Archiv und ein Naturaliencabinet. Das alte befestigte Kloster, dessen kluge Bewohner allmählich grosse Ländereien erwarben, schliesst sich hinten an den Stiftsbau an und dient nun als Wirtschaftsgebäude. Darüber erhebt sich auf einem Hügel die Ruine einer Burg Runa, die man für eine der ältesten des Landes hält. Zahlreiche Münzen, Antiken und Inschriftsteine, im Reiner Thale gefunden, geben uns von einer Niederlassung der Römer Kunde. Westlich von Rein führt ein schmaler Pfad auf den felsigen Ulrichsberg, von welchem man eine schöne Aussicht auf das Stift, das Thal von Rein und den Schöekel geniesst. Von Rein gelangt man in 23/4 Stunden auf den Pleschkogel (1063m), der besonders gegen Süden und Osten grossartige Ausblicke gestattet. Während der Eisenbahnzug das breite Thal in südöstlicher Richtung durchquert, um die Station Judendorf zu erreichen, erfreut sich der Blick des Reisenden an den zierlichen Formen des auf einem Bergkegel thronenden Kirchleins Maria Strassengel. Es wurde 1331 bis 1355 erbaut. Der gothische Stil erfuhr hier die „edelste und reinste Durchführung in den elegantesten Verhältnissen und zierlichsten Formen, durch Lebensfrische und Harmonie überaus anziehend. Der Thurm läuft in einen leichten, durchbrochenen Steinhelm aus und macht einen überaus anmuthigen Eindruck.“ Drei Fenster enthalten noch die alten Glasgemälde. Judendorf ist eine beliebte Sommerfrische der Grazer. Der Waldesschatten birgt zahlreiche Villen und in den letzten Jahren öffnete sich dem Publicum ein hübscher Cursaal und wurde eine Wasserheilanstalt errichtet. Das vielverzweigte Netz der Grazer Spaziergänge hat in Judendorf seinen nordwestlichen Anknüpfungspunkt. Man wandert von hier durch lachende Fluren und rauschende Wälder über Rötz und Plankenwarth nach St. Oswald. Das malerisch auf einem Hügel thronende und von einem mittelalterlichen Schutzwalle umgebene Schloss Plan-kenwarth gehört zum Besitze des Freiherrn Wilhelm von Walterskirchen. St. Oswald besteht nur aus der Kirche und vier Häusern, wovon zwei Wirtshäuser sind. Der Ausflugsort erfreut sich wegen seiner landschaftlichen Reize einer grossen Beliebtheit. Ein hübscher Weg führt von Judendorf über den Frauenkogel nach Gösting. An den Frauenkogel und den Raacher Berg gedrückt und zuerst eine östliche, dann eine südöstliche Richtung einnehmend tritt die Bahn durch die sogenannte Murenge auf das Grazer Feld. Es ist begrenzt von lachenden Hügeln und immergrünen Bergen, über welche gleich weissen und rothen Blüten Villen und Schlösser ausgestreut sind: das Schloss St. Gotthard der Freiherrn Ecker-Eckhofen gleich zur Linken am Fusse der 564 m hohen Kanzel, dahinter das Kirchlein St. Veit, weiter westlich hinter dem Rosenberge der Aussichtsthurm der Platte, die Hilmwarte und hinter dem Ruckerlberge 488 m über dem Meere das reizende Waldschlösschen Lustbühel, Eigenthum des Wiener Fabrikanten Franz Nissl, und von da in die Ferne verlaufend die lieblichen Petersberge; auf der Westseite eine Reihe ernster Waldberge und die romantische Ruine der Burg Gösting als Wächterin der Murenge. Bei Gösting hüpft die Mur über einen Katarakt, die sogenannte Weinzöttl-Wehr, fröhlich hinab; weil sie nun der Fessel des Engthaies ledig ist, glaubt sie sich frei, wird aber alsbald in zwei Mühlgängen eingefangen und in das schwere Joch der Arbeit gespannt. Hundert Räder und Turbinen setzen ihren schäumenden Uebermuth in effective Pferdekräfte um. Von der Bahn aus gesehen, macht Graz hier den Eindruck einer Industriestadt; man hat eine lange Gasse von rauchenden Schornsteinen, weitläufigen Fabriken und Werksanlagen zu durcheilen, bis man im Südbahnhofe anlangt. Bedeutender noch als die Industrie ist das Kunstgewerbe in dieser Stadt, aber die eigentlichen Bedingungen ihres Gedeihens verdankt sie dem Kalkfelsen, der hinter den Fabriksschlotten mitten aus der Ebene aufragt. Ob in einem Keltendorfe, in einem römischen Castell oder in einer fränkischen Burg der Grundstein von Graz gelegt worden ist, immer musste das Plateau dieses Felsenhügels die Stätte der ersten Ansiedelung sein, deren Befestigung (slovenisch Gradec) der Stadt den Namen gab. Dieser Burg wegen verlegte der Traungauer Herzog Ottokar I. seine Residenz an die Mur und unter dem Schutze dieses Bollwerks begründeten die Baben- berger Herzoge die Blüte von Graz durch die Eröffnung des Handelsweges nach Italien, welchen schliesslich die Südbahn mit ihren Schienen belegte; an den Fuss des Schlossberges bauten die innerösterreichischen Herzoge ihre H< fbüfg."*Hr war es, der die Stadt vor der Türkennoth bewahrte und^äTs'Napoleon I. die durch Capi-tulation und nicht durch das Schwert in seine Hände gelangte Veste zerstörte, da erblühte aus ihren Ruinen neuer Segen den Bürgern der Stadt, welche dem Schöpfer der Parkanlagen auf dem Schlossberge, dem General Weiden mit Recht ein Denkmal setzten. Denn in seinem neuen, friedlit^en, 'blumengeschmücktenljfe'wände steht der alte Kalkfelsen heute erst recht im Mittelpunkte des eigentlichen Grazer Lebens, das dem heiteren Naturgenusse und der stillen Daseinsfreude des reiferen Alters gewidmet ist. Die Reize der Alpenwelt, welche die Stadt mit einem blühenden Kranze umgeben, locken einen grossen Theil jener Glücklichen in die steirische Landeshauptstadt, die durch materielle Gründe sich in der freien Wahl des Wohnsitzes nicht beschränkt sehen. Bald ward den neuen Bewohnern der Festungsgürtel zu eng; wie in Wien fielen die Stadtwälle, aber die Grazer bedeckten ihr Glacis nicht mit prächtigen Palästen, sondern ihr Bürgermeister, der unvergessliche Moriz Rittcr.v.on Franck, schuf an deren Stelle den ^tadtpark, die schönste’ Žierde der Murstadt. An diesen Park schliessf sich im Korden, Osten und Süden die Neustadt, die sich nach einem zwanzigjährigen Durchschnitte jedes Jahr um hundert Neubauten vergrössert. Auf diese Art hat sich das mittelalterliche Residenz- und Festungsstädtchen allmählich modernisiert, so dass man grosstädtischen Comfort mit den Annehmlichkeiten eines Landaufenthaltes vereinigt findet. Auch das günstige Klima und die sanitären Verhältnisse sind von wesentlichem Einflüsse C* auf den Zuwachs seiner Bevölkerung. Die Stadt geniesst den Rut der Immunität gegen Epidemie, wie Cholera, Blattern etc. und verdankt denselben wohl hauptsächlich der verhältnismässigen Reinheit ihres Grundwassers, von welchem durch die sogenannte Fasseiabfuhr alle Fäcalstoffe ferngehalten werden. Den Hauptreiz der steirischen Landeshauptstadt bildet aber, wie gesagt, ihre landschaftliche Umgebung, mit welcher in der That nicht bald die einer anderen verglichen werden kann. Wer einmal eine Bergtour im SchöckeL oder Gleinalpengebiet unternommen, wer zu Fuss, im Wagen oder mit dem Sfaülrade das Hügelland durchstreift hat, welches sich im Osten und im Westen an die Stadt herandrängt, der wird sich überzeugt haben, dass der Ruf, den Graz in dieser Beziehung geniesst, ein wohlbegründeter ist. Wir werden später einige der beliebteren Ausflüge in die Umgebung von Graz hier anführen; die Aufzählung aller lohnenden Spazierwege würde den uns zur Verfügung stehenden Raum weit überschreiten. — An alterthiimlichen Bau- und Bildwerken ist Graz nicht besonders reich. Die Römer haben uns mit Ausnahme einiger Sculpturen im Joanneumshofe, die aber auch nicht aus Graz, sondern aus Flavium Sblverse auf dem Leibnitzer Felde stammen, nichts hinterlassen und das frühe Mittelalter hüllt sich in vollständige Dunkelheit. Erst die gothische Zeit bietet uns einige ihrer Bauwerke: die Lechkirche, vom Deutschen Ritterorden im Jahre 1283 erbaut, die Jakobscapelle im Franciscanerkloster aus dem 14. Jahrhundert, die Stiegenkirche in der Sporgasse, die ursprünglich St. Paul im Walde liiess und im 17. Jahrhundert grösstentheils umgebaut wurde. Wer heute durch die schattigen Parkwege auf den Schlossberg wandelt oder sich mittelst der Drahtseilbahn hinauf befördern lässt, dem begegnen an vielen Stellen die Erinnerungen an vergangene Zeiten und er findet die Reste der alten Festungsbauten epheubekränzt oder hinter Rosenhecken am Wege stehen. Die Kunst des Gärtners hat die mittelalterliche Romantik ihrem Zwecke dienstbar gemacht, die Werke des Krieges sind in eine Stätte des Friedens verwandelt, von den Bastionen, deren Geschütze einst verderbendrohend ins Thal blickten, geniesst man das entzückende Rundgemälde der Landschaft, und zwischen den Casematten, in welchen früher politische Gefangene schmachteten, sitzen nun abends fröhliche Zecher. — Ein beliebter Erholungsort ist auch der waldumrausclite Hilmteich, über welchem von der Höhe des Lechwaldes ein Aussichtsthurm, die Hilm,warte, ins Land hinauslugt und ihrem Besteiger eine der schönsten Aussichten von Graz bietet. Das bedeutendste und schönste öffentliche Gebäude ist das Landhaus, von den alten Landständen fiir den Landeshauptmann ünä seine Kanzleien erbaut. Dem Palast der Landesautonomie ist von seinem Erbauer, Domenico de Lalio, der Charakter der stolzen, trotzigen Städterepubliken seiner Heimat aufgeprägt worden. An das Landhaus schliesst in der Herrengasse das Landeszeughaus, im Jahre 1644 im Stile der deutschen Renaissance erbaut. Zu beiden Seiten des Portals stehen in Nischen Statuen des Mars und der Bellona von einem italienischen Meister. Es enthält in vier Stock- werken 28.000 Söldnerwaffen des 17. und 18. Jahrhunderts. Das Joanneum, eine Schöpfung des um die Mitte dieses Jahrhunderts verstorbenen Erzherzogs Johann, hat sich in der Neuzeit zu einem grossen Landesmuseum ausgestaltet, das aus einem Münzen- und Antikencabinet, einer zoologischen Sammlung, einer botanischen und einer mineralogischen Sammlung, einer Bibliothek, Bildergalerie, einem culturhistorischen Museum und einem Kunstgewerbemuseum besteht. — Dem Unterrichtsbedürfnisse dienen die Universität und die technische Hochschule, mehrere Mittel- und Fachschulen, der Volksbildung im allgemeinen zwei Theater, fünf Volksbibliotheken, Bildungsvereine u.s.w. Wie bereits erwähnt, bietet die Umgebung von Graz so viele lohnende Spaziergänge, dass wir uns bei ihrer Schilderung die möglichste Kürze auferlegen müssen. Nach dem Schlossberge und dem Hilmteiche wird jeder Fremde zunächst den Rosenberg besteigen, auf welchem sich die östliche Villenvorstadt hinauf-zieht. Personen” welche schlecht zu Fuss sind, können die lohnende Partie bequem zu Wagen machen. Ueber den Rosenberg führen auch die Spaziergänge zu dem an einer Waldquelle gelegenen Kirchlein Ulrichsbrunn, auf den Rainerkogel und auf die Platte (644m\ auf welcher eine Gloriette prächtige Rundsicht ermöglicht. Im Sü(!enreic¥it der Blick über das Grazer Feld bis an das Sausaler-, Remschnig-und Bachergebirge. Selbst der kärntnerische Ursulaberg, der spitze Donati und das Matzeigebirge an der kroatischen Grenze werden sichtbar; über das Hügelmeer der Oststeiermark erheben sich der Stradnerkogel, die Gleichenberge und die Riegers-burg. Vom Kulmberg und dem Rabenwald bis zur Stubalpe umkränzt unser Gesichtsfeld im Nordosten und Nordwesten eine grossartige Hochgebirgskette und im Westen leuchten hinter dem Plabutschberge die beschneiten Spitzen der Schwanberger Alpen. Durch die elektrische Kleinbahn nach M ar i a t r o s t„ist eines der reizendsten Gebiete der Umgebung von Graz mit der "engere Verbindung gebracht worden. Das Kroisbachthal mit seinen in das Massiv des Plattenberges einschneidenden Seitenthälern und Schluchten, das Schafthal, die kleinen Waldschluchten jenseits der Wasserscheide zwischen Mur und Raab, die Quellen des Schöckelbaches, alle diese Örtlichkeiten waren bisher trotz ihrer mannigfaltigen Naturreize wenigen Grazer Spaziergängern bekannt, weil sie für dieselben nicht leicht zu erreichen waren. Die im Jahre 1898 eröffnete elektrische Bahn führt von der Zinzendorfgasse am Hilmteich vorbei und biegt hinter demselben in das Kroisbachthal ein. Hier ist die ganze Strecke auf der Südseite vom Walde begleitet, während man auf der Nordseite die Wechsel volle Aussicht auf zierliche Schlösschen und freundliche Vileggiaturen geniesst. Sind wir an der fast zwei Jahrhunderte alten Johanneskapelle vorübergekommen, so öffnet sich jenseits der Landstrasse der Eingang in ein romantisches Thal, das einen Naturpark umschliesst. Im Hintergründe auf mässiger Höhe liegt der Freihof St. Josef, einer der schönsten Edelsitze in der Umgebung. Ober diesem Schlösschen, auf dem Wege zur Platte, steht einsam das sogenannte Ritterhaus von alterthümlicher Bauart und mit dem Wappen der erloschenen Familie Adler von Gurnitz aus dem Jahre 1543 geschmückt. An der nächsten Thalbuclitung finden wir das Wirtshaus und die Villa St. Johann und bald erhebt sich nun vor uns die breite von Thürmen flankierte Barockfacade der Wallfahrtskirche Mariatrost auf dem Purberge. Kirche und Kloster enthalten nichts Sehenswertes. Den meisten Besuch erhalten die Paulanermönche in der Klostergruft, die da in offenen Särgen liegen. Die trockene Luft des Raumes hat ihre Körper in Mumien verwandelt. Ein beliebter Spazierweg ist jener durch das Stiffiji.g..t.hal bis zum Griesbauer, einen interessanten Blick auf Graz gewährt die mach Gleisdorf führende Bezirksstrasse auf der Ries (439 w). — Idyllische Thaleinsamkeit und erquickende Waldesruhe findet der'Wanderer im Raff nitz thal e, wenn er dasselbe bis zu den Höhen des Hönigthales verfolgt hat, welche1prächtige Ausblicke auf liebliches Hügelland gewähren. — Eine Wanderung über den Ruckerlberg und an dem Schlosse Lustbüchel vorbei zum Hirschenwirt und weiter entweder nach Authal hinab otterüber-' den Klinzelweg nach Hönigthal verschafft ebenfalls in wechselnden Bildern eine Fülle landschaftlicher Genüsse und die südlich verlaufenden Pet.e.r.shehge belohnen den Waldwanderer, der ihre Reize aufsucht. — Das im SücTen sich ausbreitende Grazer Feld gehört dem Radfahrer, als dessen nächstgelegene Ausflugsziele zu nenhetf' SiM Hausmannstetten am Fusse des Hühnerberges mit den Schlössern Klingenstein, Vasoldsberg und Pfeilerhof in der Umgehung; Fernitz mit interessanter Kirche in spätgotliischem Stile und dem Schlachtfelde, auf welchem der steirische Feldhauptmann Hanns Katzianer (dessen Haus in Graz Stempfergasse Nr. 3) im Jahre 1532 die Nachhut des grossen Heeres Solimans in die Flucht schlug und 8000 Türken tödtete; Kalsdorf an der Triester Reichsstrasse, mit Fernitz durch eine Murbrücke und einen angenehmen Auweg verbunden. Noch vor dreissig Jahren bildete die zum Schlosse Eggenberg führende Allee einen der beliebtesten Sonntagsspaziergänge der Grazer. Heute ist der Schlosspark nicht mehr dem Publicum geöffnet. Pas „alte Schloss“, von Balthasar Eggenberg im Jahre 1475 erbaut, liegt hinter dem Parke am Fusse des Gaisberges und dient nebst verschiedenen Zubauten gegenwärtig zur Beherbergung von Gästen der Eggenberger Kaltwasserheilanstalt. — Per Plabutsch (827 m) zeichnet sich durch reichhaltige und originelle Flora aus. In der Nähe der Pyramide fesselt eine Korallenbank dasC nteresse des Geologen. Am Fusse des Berges zeigen sich Spuren einer Römerstrasse. — Im Norden findet der Kranz von Waldhügeln mit der Burgruine Gösting einen malerischen Abschluss. Pas am Fusse des Berges liegende Schloss Neugösting ist ein Barockbau aus dem Anfänge des vorigen Jahrhunderts und Eigenthum des Grafen Franz Attems. Per 1446m hohe Schöckel ist der Grazer Wetterprophet; seine Nebelkappe bedeutet Thauwetter oder Regen. Pas grosse, schön eingerichtete Unterkunftshaus des steirischen Gebirgs-. Vereines, das sogenannte Stubenberghaus, nimmt den Touristen auf und lässt ihn mit Müsse die Aussicht von der Schöckelliöhe gemessen. Eine ausführliche Beschreibung des grossartigen Panoramas enthält der „Führer auf das Schöckel-gebirge“ von Pr. Mathias Macher. Es reicht vom österreichischen Schneeberg bis zum Triglav, von den obersteirischen und kärntischen Bergen bis in die ungarische Ebene. — Am Südostabhange liegt, 714m über dem Meere, die Kaltwasserheilanstalt Radegund mit 23 Curhäusern und Villen in prachtvoller Lage inmitten , ausgedehnter Fichtenwaldungen. Pen westlichen Theil der Steiermark, das wald- und obsti’eiclie Hügelland, welches der Koralpe vorliegt und auf dessen Südabliäugen der prickelnde Schillerwein (Schilcher) wächst, diesen Landestheil beherrscht die im Betriebe der Südbahn stehende Graz—Köflacher Balm. Am Fusse des Florianiberges,, vor dessen uralter Wallfahrtskirche jährlich am ersten Maisonntag ein Volksfest stattfindet, liegt der Markt Strassgang, dessen Kirche ebenfalls ein hohes Alter aufweist. Man steigt von hier auf den Buchkogel, von dessen 659m über dem Meere stehenden Aus-sichtsthurme man ein herrliches Panorama des ganzen Grazer Feldes, des breiten Kainachthaies und des Hochgebirges bis zum Hochschwab geniesst. Bei Prcmstettcn erhebt sich links auf den Ruinen einer von den Türken zerstörten älteren Burg das Schloss der ausgestorbenen Grafen Saurau, von einem hübschen Park umgeben. Auf der rechten Seite der Bahn beginnt unmittelbar beim Stationsgebäude der Waldweg nach Tobelbad. In einer waldumkränzten, weltabgeschiedenen Thalidylle entspringen die Quellen, welche seit sechshundert Jahren der Menschheit Heilung bieten. Es sind das zwei dem Kalkstein entströmende, indifferente Thermen, deren Temperatur 20° R. (Ferdinandsquelle) bis 23° R. (Ludwigsquelle) beträgt. Per Curort besteht aus einer Anzahl freundlicher Waldvillen, besitzt entsprechend eingerichtete Badehäuser, einen mit Fresken geschmückten Cursalon, eine Wandelbahn u. s. w. Pen Tobelbach übersetzend, schwenkt die Bahn in das fruchtbare, aber häufig Ueberschwemmungen ausgesetzte Kainachtlial ein, wo. bei Liboch der nach Wies führende Flügel sich abzweigt. Pie Hauptlinie führt uns, dem Flusse stromaufwärts folgend, bei Söding an die Mündung des Södingbaches. Ein breites Seitenthal zeigt uns saftige Wiesen mit munteren Pferdeherden, stattliche Gehöfte und das von wildem Weine umrankte Schloss der Freiherrn von Kellersperg. Auf der gegenüberliegenden Südseite der Bahn kommt man in einer halben Stunde zu dem Markte Mooskirchen, dessen hohes Alter mehrere Römersteine und der romanische Stil der Kirche beurkunden. Römischen Ursprungs ist auch die Hoch Strasse nach Krottendorf und Stainz, einer der beliebtesten Ausflüge der Grazer. Auf Hügelkämmen zwischen Laubwäldern, Obst- und Weingärten dahinwandelnd, geniesst man in reizender Abwechslung weite Ausblicke auf die bunte Saatfelder-Mosaik in den Thalböden der Kainach und der Mur, auf den schwellenden W’älder-teppich, der sich in weichen Falten über das Sausaler-, das Remschnigg- und das Radelgebirge schmiegt und in welchem, wie mit Seide und glitzernden Perlen eingestickt, Weingelände, Winzerhäuser und weissgetünchte Kirchlein im Sonnenlichte flimmern — dann darüber hinaus auf den Wildonerberg, den Rosenkogcl und die Schwanberger Alpe. D ent schlau dg!) erg. Von Krottendorf, einem der zwölf steirischen Dörfer dieses Namens, führt uns links ein Abweg nach dem freundlichen Markte Ligist, einer beliebten Sommerfrische der Grazer und berühmt durch den Schilcherwein, der rings auf den Bergen gedeiht. Ueber die bereits erwähnte Hochstrasse kommt der Wanderer nach Št. Stefan und Stainz. — Auf der Nordseite der Bahn liegt auf einer Anhöhe Schloss Hoclienburg und darüber die Kirche St. Johann bei Hochenburg mit schöner Aussicht auf den Hochschwab, die Aflenzer Staritzen, den Hochlantsch, das Stuhleck. den Speikkogel, die Gleinalpe, die Stubalpe und auf die ungarische Ebene. Grössere Ausflüge gehen von Krottendorf auf den Strausskogel, ins Teigitschthal und auf die Koralpe. Letztere, 2136 m hoch, ist eine der imposantesten und gewaltigsten Berggruppen Steiermarks. Bei der Station Krems sieht man auf hohem Felsenkamme eine interessante Burgruine. Das Eisenwerk ist eine Gründung des Erzherzogs Johann. Voitsbcrg ist die Hauptstadt des kohlen- und industriereichen Kainachthaies. Es spielte in der mittelalterlichen Geschichte des Landes eine bedeutende Rolle. An jene Zeit erinnert das von August Zang vollständig erneuerte Schloss Greissenegg im Süden der Stadt und die Burgruine Obervoitsberg auf der Nordseite. Diese Veste bildete den Witwensitz der Herzogin Gertrud von Mödling, Nichte Friedrichs H., und auch ihr unglücklicher Sohn Friedrich von Baden, der mit dem letzten Hohenstaufen im Jahre 1268 zu Neapel das Schafifot bestieg, hat hier einige Zeit gewohnt. — Von den Drau- und Muralpen, darunter der Hirschegger und Petereralpe, dem Speikkogel, Amering, Brandkogel, der Stub-, Teren-bachalpe und Gleinalpe erhält die Stadt einen landschaftlich bedeutenden Hintergrund. Schön ist die Gebirgstour über Kainach und Ruine Hauenstein auf die Gleinalpe. Fusswanderern bietet der „Weg über die neun Berge“, auf welchem man von Voitsberg in sechs Stunden Graz erreicht, mannigfache landschaftliche Reize. Köllach, ein lebhafter Industrieort, liegt in einem breiten Thalkessel und bietet interessante Ausflüge zu den Braunkohlenwerken, zu den Felshöhlen des Zigöllerkogels, nach Lankowitz, auf der Stubalpenstrasse nach Weisskirchen, auf der Weinstrasse zur Gössnitzhöhe, nach Edelschrott und in den industriereichen Krenngraben. Bei Lieboch zweigt die Flügelbahn nach Wies ab. Lannach, dessen stattliches Schloss ein weites Thal beherrscht, ist der Ausgangspunkt eines schönen Spazierweges auf die Ilochstrasse und des Aufstiegs auf den 1362 m hohen Rosenkogel. — Von der Station Preding • Wieselsdorf geht eine Abzweigung (Landesbahn) nach dem Markte Stainz, der wegen seines Schilcherweines berühmt ist. Auf einem Hügel steht das ehemalige Augustiner Chorlierrensfcift, gegenwärtig Eigenthum des Grafen Meran. Hübsche Ausflüge macht man von Stainz in den Brünnlwald, zum Engel-Weingarten, nach St. Stefan. Gams, Wildbach, auf die Hocli-strasse u. s. w. — Von Preding - W'iesclsdorf geht die Bahn weiter über den Deutschen Boden“, d. i. das Land zwischen Lassnitz und Sulm. Rechts auf den Hügeln die Dörfer Schönaich und Gussendorf und das freundliche Schloss Dornegg des Grafen Schönborn.Buchheim, links die Ortschaften Wohlsdorf und Wettmannstetten. — Station Grossflorian. Der grosse Markt wurde nach dem Brande von 1818 neu erbaut. In der Umgegend wächst der berühmte Burgegger Schilcher und liegt das dem Prinzen Alfred Liechtenstein gehörige Schloss Frauenthal. Dcutschlandsbcrg, am Fusse der Scliwanberger Alpen, ist ein freundlicher, von Grazer Ausflüglern vielbesuchter Markt, über welchen sich, von Wald und Weingärten umkränzt, eine romantische Bergveste erhebt. Der Aufstieg durch die Klause, eine malerische Schlucht mit prächtigem Baumschlag, gehört zu den beliebtesten Spaziergängen. Das Ziel fast aller Besucher von Deutschlandsberg aber ist das Liecktenstein’sche Schloss Hollenegg, dessen reich ausgestattete und manche Raritäten enthaltende Wohnräume bereitwillig gezeigt werden. Von den Fenstern geniesst man einen entzückenden Ueberblick der ganzen mittleren Steiermark. Hochtouristen unternehmen von Deutschlandsberg den Aufstieg auf die 2141m hohe Kor alpe, die eine der schönsten Aussichten in den Ostalpen bietet. An Hollenegg vorbei führt die Bahn nach Sclnvanberg, über welchem Markte auf ziemlich hohem Berge wieder ein Schloss des Fürsten Alfred Liechtenstein liegt. Von Schwanberg (oder auch von Deutschlandsberg) Aufstieg auf die Koralpe (Speik-kogel 2144 m). — In ihrer Fortsetzung geht die Bahn an dem Liechtenstein’schen Schlosse Limberg und an dem Schlosse Welsbergl, Eigenthum des Herrn Rudolf Dehne, vorbei und erreicht in Wies ihren Endpunkt. Ueber dem industriellen Markt steht auf einer Anhöhe Schloss Burgstall, ebenfalls ein Liechtensteinischer Besitz. Wir sitzen wieder in Graz im Waggon der Siidbalm, um unsere Fahrt fortzusetzen. Sobald der Zug sich in Bewegung gesetzt hat, kommt zur Rechten die grosse Reininghaus’sclie Brauerei in Sicht, dann haben wir zur Linken das Zellengcfängnis und den neuen Friedhof mit Hallen und Arcaden im lombardischen Stil, rechts, von einem Park umschlossen, die Landesirrenanstalt Feldhof und wieder links die Brauerei Pnntigam mit ihrer Bahnstation gleichen Namens. Die Mur schlängelt sich zwischen anmuthigen Auen dahin, die in wechselnden Bildern, wie sie ein grosser englischer Park bietet, vorüberziehen. Von der Haltestelle Abtissendorf bieten sich hübsche Spaziergänge in dieselben und von Raisdorf aus durchschneidet sie eine Fahrstrasse, auf vier Brücken die Murarme übersetzend und dem Radfahrer, der sie gerne benützt, reizende Stromlandschaften enthüllend. Auf der Westseite der Bahn breitet sich das Grazer Feld oder der sogenannte Murboden aus, ein theilweise mit Wäldern bedecktes vollkommen ebenes Wiesenland, das in der Umgebung des Thalerliofes als Uebungsplatz der Cavallerie dient. Dieser ist ein im 16. Jahrhundert erbautes Schloss, das gegenwärtig dem Grafen Heinrich Desenffans d’Avernas gehört. Im Westen öffnet sich allmählich hinter dem Dorfe Wundschuh das Kainachthai und über die Waldhügel taucht die Alpenkette wieder auf, die Steiermark von Kärnten scheidet. Das im Walde südöstlich von Wundschuh verborgene Neuschloss gehört dem Grafen Heinrich d’Avernas. — Bei Werndorf drängt das östliche Hügelland an den Fluss heran; dieser musste sich gewaltsam seinen Weg bahnen und an dem kahlen Berganbiss am linken Ufer erkennt man die Spuren dieses Kampfes. Von der Höhe blickt ein stolzes Schloss herab: Weissenegg. Es stammt aus dem 11. Jahrhundert und hatte mehrere Türkenbelagerungen zu bestehen. Sein gegenwärtiger Besitzer ist Karl Ritter v. Zoihony. Von der Schlossterrasse tiberblickt man das Grazer Feld mit mehr als zwanzig Ortschaften, begrenzt von der Koralpe und der Gleinalpe. — Zur Rechten im Schatten des Wildoner Buchkogels liegt Schloss Schwarzenegg des Dr. Josef Freiherr v. Neupauer. Die Bahn übersetzt den Kainachfluss oberhalb seiner Einmündung in die Mur und legt sich um den Fuss des Berges, an welchen die lange Häuserreihe des Marktes Wildon angebaut ist. Bemerkenswerte Gebäude im Orte sind das thurmgeschmückte Rathhaus und das Freihaus der früheren Herren von Oberwildon, das jetzt als Landessiechenhaus dient. Indem die Bahn die südliche Richtung wieder annimmt, öffnet sich uns das freundliche Leibnitzer Feld. Zur Linken in der Ebene sehen wir das freundliche Schlösschen Finkenegg; es wurde im 17. Jahrhundert erbaut und war einige Zeit im Besitze der Jesuiten. Unter den späteren Herren auf Finkenegg finden wir den unvergesslichen Grazer Altbürgermeister Moriz Ritter v. Franck. Die gegenwärtige Besitzerin des Schlosses ist Gräfin Karoline Woracziczlcy. Dahinter, an der Ausmiindung des lieblichen Stiefingthales, hält-das schon im 12. Jahrhundert genannte Schloss Neudorf (Besitzer Josef und Josefine Thftina) einen massigen Hügel besetzt und an der östlichen Thallehne liegt der alte Markt St. Georgen. Klosterähnlich an die Kirche gelehnt ist das Stammschloss der Edlen v. Stiven, die schon im 13. Jahrhundert verschwinden, von welcher Zeit bis zum 16. Jahrhundert wir zuerst das Salzburger Hochstift und später den Grazer Bischof im Besitze des Schlosses sehen. Letzterer verkaufte es, um die Türkensteuer aufzubringen. Gegenwärtig ist dessen Besitzer Karl Reichsfreiherr v. Binder-Kriglstein. Ausser einem Paar mittelalterlicher Wappen und einer Gedenktafel, auf welcher der Byzantinismus des 17. Jahrhunderts das.bedeutungsvolle Ereignis verewigte, dass Kaiser Leopold in der Gegend hundert Hirsche geschossen, enthält das Schloss nichts Bemerkenswertes. Eine Stunde davon entfernt finden wir an derselben Berglehne das Schloss Frauheim des Caspar Freiherrn v. Kellersperg und wieder eine Stunde weiter Laubegg, das stattliche Schloss des Herrn Karl Lehwohl. Auf der rechten Seite der Bahn öffnet sich, während wir nach kurzer Fahrt die Station Lebring erreichen, das Lassnitzthal. Der Buchkogel ist auf seiner Südlehne mit Obstgärten bedeckt, aus welchen freundliche Landhäuser hervorleuchten. Im Hintergründe verbirgt sich das Schloss Freibüchel des Grafen Dominik d’Avernas, ein Renaissancebau aus dem Jahre 1648 mit vier Eckthiirmen und einem Glockenthurm. Im Westen begleitet uns nun das weingesegnete Sausalergebirge, im Südwesten aber tritt eine weitläufige aus mehreren Baugruppen gebildete Bergveste in das Gesichtsfeld, — die Burg Seggau, von welcher der Bischof in Graz, der „Fürstbischof von Seggau“, Titel und Mittel bezieht. Am Fusse liegt der freundliche Markt Leibnitz, im Osten von Getreidefeldern und im Westen von den Auen der Sulm umgeben. In diesen Auen, sowie auf den Bergen jenseits der Sulm bieten sich viele angenehme Spaziergänge, so z. B. zum Schlosse Seggau, nach Kitzegg, einem Dorfe im Sausalergebirge mit prächtigem Panorama, auf den Kreuzkogel, auf den Frauenberg, den eine weithin sichtbare Kirche, von einem italienischen Meister im Jahre 1646 erbaut und später von einem deutschen Maler und Fresken geschmückt, krönt. An der Kirchhofsmauer sind zwei Römer-steine und zwei mittelalterliche Sculpturen beachtenswert. Vier Kilometer südlich von Leibnitz findet man bei dem Dorfe Aflenz einen interessanten römischen Steinbruch. Leibnitz war im 10. Jahrhundert iin Besitze des Erzbistlmms Salzburg und war damals ein bedeutenderer Ort als heute, vielleicht sogar eine Stadt. Damals bestand auch noch in nächster Nähe eine Stadt Ziub, wahrscheinlich das römische Fla-vium Salvense, dessen Hinterlassenschaft an Inschriftsteinen, Sculpturen u. dgl. theils im Schlosse Seggau, theils im Joanneum zu Graz aufbewahrt ist. Die Suhu übersetzend, lehnt sich die Bahntrace an den Kosenberg und geht an dem Dorfe Reznei vorüber, in dessen Nähe man eine römische Villa aufdeckte. Wenige Minuten darnach befinden wir uns in der Station Ehrenhausen. Ueber dem Markte erhebt sich malerisch auf einer massigen Anhöhe das Schloss, welches einst die Fürsten von Eggenberg und nach ihnen die Grafen Leslic und die Grafen Attems be-sassen. Gegenwärtig ist es Eigenthum des Freiherrn v. Salvi. Das neben dem Schlosse in reichen Barockstil aufgeführte Mausoleum enthält in Metallsärgen mehrere Mitglieder des Eggenberger Fürstenhauses. — Von Ehrenhausen führt ein hübscher Spazierweg an dem Gondola-Ghetaldi’schen Schlösschen vorbei über die Weinleiten nach dem von Wäldern und Weinhügeln umgebenen Dorfe Gamlitz. Das Schloss Obergamlitz hat sein gegenwärtiger Besitzer Herr Dr. Kobert Edler v. Hönigsberg vollständig restauriert und als Pensionistenheim eingerichtet. Die Pfarrkirche ist ein alter gothischer Bau, durch vielfache Restauration entstellt. Ein Theil des Karner ist noch vorhanden. An der Kirchenmaucr findet man mehrere interessante Römersteine. Weiter geht die Fahrt zwischen Berglehne und Murfluss in südöstlicher Richtung. Links sehen wir zwischen den hohen Pappeln der Reichsstrasse auf ein grosses, rothgetünchtes, schlossartiges Gebäude und eine Ortschaft dabei. Ersteres wurde im Jahre 1852 für eine Militärbildungsanstalt erbaut und beherbergt gegenwärtig, nachdem es in den Siebziger Jahren als Artilleriekaserne diente, wieder eine Cadettenscliule. Die Ortschaft ist der Markt Strass, zur römischen Zeit ein Municipium namens Strata via. Die Kirche haben die Fürsten von Eggenberg erbaut. Eine Brücke über die Mur verbindet Strass mit der Station Spielfeld, in welche wir jetzt einfahren. Das rechts auf massiger Höhe gelegene Schloss, welches seine Front dem Bahnhofe zukehrt, ist ein Besitz des ehemaligen österreichisch-ungarischen Botschafters am Qnirinal, Karl Freiherrn von Bruck. Erbaut hat es der kaiserliche General Graf Heister (derselbe, dessen von einem Türkenpfeil durchschossener Hut in der Ambrasersannnlung in Wien zu sehen ist) aus türkischer Beute im 17. Jahrhundert auf den Ruinen einer alten Burg. Von der Station Spielfeld zweigt die Balm nach Luttenberg ab. Auf einer hohen Brücke übersetzt sie die Mur und gelangt an den Ortschaften Oersdorf, Schwarza (Haltstelle) und Lichendorf vorbei zur Station Weitersfeld, von wo eine Strasse durch Hainsdorf zum Schlosse Brunnsee führt, welches seit dem Jahre 1831 im Besitze der Bourbonen ist. Station Mureck. Der Markt besitzt ein Rathhaus mit stattlichem Thurm und mehrere andere Häuser aus dem 16. Jahrhundert und ein neues grosses Sparcassagebäude. Das Marktarchiv enthält interessante Urkunden über die Gegenreformation, von welcher Mureck besonders hart betroffen -wurde. Das Schloss Ober mureck auf dem steilen Abhange deš Frattenberges jenseits der Mur gehörte einst den Grafen von Cilli und wurde in seiner gegenwärtigen Gestalt von den Grafen Stubenberg im 16. Jahrhundert ausgebaut. Eine Viertelstunde weiter auf dem Berge liegt das von den Stubenberg erbaute Schloss Neukühneck, von Obstgärten umgeben und von seiner Gloriette eine weite Rundsicht gewährend. — Es folgt die Station Gossdorf und dann die Station Purkla. Von dieser gelangt man mittels Wagen durch das an landschaftlich3n Reizen reiche Stradnerthal nach dem Curorte Gleichenberg. Gleichenberg. In einem Eruptivterrain, dessen Gestein, Trachyt, Basalt und Basalttuff, isolierte Berge bildet und das sieh von dem Klöchergebirge und dem Plateau des Hoehstraden bis zu dem gewaltigen Tuffblock der Riegersburg ausdehnt, entspringen die Heilquellen, welche den Ruf Gleichenbergs begründen. Es sind die Constantin-Emma-Klausen-stahlquelle und der Johannisbrunnen, welche alkalisch-muriatisclie Säuerlinge sind, und dann der Johannisbrunnen, der sich durch geringeren Kochsalz- und grösseren Eisengehalt von den früher genannten Wässern unterscheidet. Die Hauptindication des Curortes bilden Erkrankungen des Kehlkopfes, der Athmungsorgane und des Ver-dnuungstractes. Gegen-Indication: Schwindsucht. Der Curort besteht aus hundert in einem gemeinsamen Park zerstreut liegenden Villen, deren Mittelpunkt das Curhaus, das Vereinshaus, die Vereinsrestauration, das Theater und die grosse Wandelbahn bilden. Gleichenberg wird besonders als Uebergangsstation für Kranke geschätzt, welche den Winter im Süden verbrachten. Das Klima ist constant, massig und feuchtwarm, die mittlere Sommertemperatur beträgt 15° K. Gegen Nordwinde schützen die waldbedeckten Gleichenberge. An der Klause, auf einem fast senkrecht aufsteigenden Trachytfelsen, thront das Schloss Gleichenberg der Grafen Wickenburg, welche die Hauptactionäre des Curvereines sind. Als lohnende Ausflugsziele sind in der Umgebung anzuführen Schweizerei, Albrechtshühe, Bauernhansl, Gleichenberger und der Stradner Kogl, die Schlösser Kornberg, Hainfeld, Bertholdstein, Kapfenstein, Pöppendorf und die berühmte Riegersburg. Dur Curort ist auch von der Bahnstation Feldbach mittelst Wagen in l'/2 Stunden zu erreichen. Wenn wir von Purkla die Bahnfahrt fortsetzen, so gelangen wir zunächst zur Station Halbenrain, hinter welcher das stattliche Schloss der Grafen Stürgkh die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Wer die Kaltwasserheilanstalt Klöch besuchen will, verlässt in Halbenrain den Zug. Die Stadt Radkersburg liegt am südlichen Rande des breiten Murthaies eine Stunde von der ungarischen Grenze entfernt. Köstlicher Wein wächst auf den Hügelketten, die wie ein Kranz die Stadt im Norden umgeben, während auf den südlichen Berglehnen der Buchenwald rauscht. Langsam wälzt sich der Murstrom durch Auen von Eichen, Rüsten, Erlen und Espen, über die ein Hauch von Melancholie gebreitet ist. Nur selten stört ihre Ruhe ein Wasserhuhn, eine Moosschnepfe, ein Reiher oder eine plötzlich aus dem Schilfe aufflatternde Bande von Staren. In Radkersburg selbst ist von dieser Melancholie nichts zu spüren; ein Grundzug in dem Temperamente seiner Bevölkerung ist im Gegentheile die Fröhlichkeit, die wohl auch bald in das Gemüth des Besuchers einzuziehen pflegt, zumal wenn er dem Sorgenbrecher aus den Radkersburger Kellern nicht aus dem Wege geht. Die Murschiffahrt beschränkt sich heute auf einige Holzflösse und die adeligen Stadthäuser sind verlassen. Trotzdem geht es an Markttagen noch immer recht lebhaft zu und neuestens finden sich auch, angelockt durch die niedrigen Lebensmittelpreise, Ansiedler aus dem Pensionistenstande hier ein. Gärten und öffentliche Promenaden bedecken die Ueberreste der ehemaligen Festungswerke und geben im Vereine mit mehreren Neubauten der Stadt ein freundliches und wohnliches Aussehen. An vergangene Zeiten erinnert das Ratlihaus mit seinem 50 m hohen Thurm, dem Stadtarchiv und einer Waffensammlung, das Stammhaus der Fürsten v. Eggenberg, das ehemals Nadasdy’sche Palais (jetzt Bürgerschule), das Haus der Eisenhändlerfamilie Kodolitsch, die Herrschaftshäuser von Neuweinsberg, Altottersbach, das ehemalige innerösterreichische Proviant- und Zeughaus, das Bürgerspital. Das Schloss Oberradkersburg gehört dem steirischen Landeshauptmann Grafen Edmund Attems und zwei Gräfinnen Wurmbrand. Vom Balkone des Schlosses geniesst man, besonders bei Abendbeleuchtung, eine entzückende Aussicht. Westlich von Radkersburg tritt die Bahn auf das rechte Murufer über und hält sich bis zu ihrem Endpunkte in Luttenberg an dem Fusse der Radkersburger Weinberge, deren vorzüglichste Tropfen als Ratzenberger, Kapeller, Kerschbacher, Murberger, Nussdorfer, Herzogberger, Pö.llitschberger und Janiscliberger bekannt sind. Das Merkwürdige an der Gegend ist, dass die Natur hier fast überall auch gleich den als Beimischung zum Weine geschätzten Säuerling hervorbringt. Von der Mur bis Kapellen und im Stainzthale bis Negau ist fast jede Quelle ein Sauerbrunnen. Der bekannteste davon ist jener von Radein, der auch zur Einrichtung einer freundlichen Curanstalt Anlass gegeben hat. — Nach drei Stationen ist Luttenberg erreicht, ein alter Marktflecken, der wiederholt durch Feuer zerstört, keinerlei Alterthümer aufzuweisen hat. Hier und in dem an der Mur gelegenen Wernsee werden schöne Pferde gezüchtet. Die Luttenberger Gegend liefert die ausgezeichnetsten Weine Steiermarks: den Altenberger, Grünauer, Eisenthürer, Jerusalemer, Kummersberger, Nachtigaller, Tettenhengster u. s. w. Hinter Spielfeld betritt auch die Hauptlinie der Siidbahn das untersteirische Weinland, die sogenannten Windischen Büchein. Nach Passierung der Station St. Egydi und des Egyditunnels gelangen wir in das enge Zirknitzthal, welches hinter der Station Pössnitz in das Pössnitzthal mündet. Zu unserer Linken liegt das Schloss Pössnitz-hofen, einstmals Besitz der aus dem Uskokenkriege bekannten Grafen Rabatta und seit 1832 in den Händen der Benedictiner von St. Paul in Kärnten. Ueber das versumpfte und oft von Uebersclrwemmungen heimgesuchte Pössnitzthal führt in 64 Bögen ein 648 m langer und 20 m hoher Yiaduct zum Leitersberger Tunnel, der vor dem Bau des Semmeringdurchstiches der grösste Tunnel Oesterreichs gewesen ist. Er liegt 56 rn unter der Decke des aus Thon, Mergel und Sand bestehenden Berges und seine Länge beträgt sammt den Einschnitten 462 m. Von Weingärten umkränzt, tritt die Bahn wieder zutage; rechts das Potschgauer Weingebirge, links die berühmten Rebenhiigel von Koschak; das breite Drauthal ist erreicht und vor uns liegt Marburg. Das Rebengelände tritt im Norden bis an die Stadt heran, im Südwesten rauschen die Buchenwälder des Bachergebirges und im Südosten weitet sich das Thal zum Pettauer Felde. Marburg liegt mit Ausnahme der Magdalcnavorstadt am linken Drauufer. Die neue, breite Tegetthoffstrasse führt vom Bahnhofe in die innere Stadt und zur Burg, deren Hauptsaal mit Deckenfresken geschmückt ist. Auf dem Tappeinerplatze ist dem Admiral Tegetthoff, dessen Wiege in Marburg stand, ein Denkmal errichtet. Das Geburtshaus des grossen Seehelden findet man, durch eine Gedenktafel ausgezeichnet, in der Burggasse. Die aufstrebende Stadt, welche über 20.000 Einwohner zählt, weist viele stattliche Neubauten auf, von welchen hier die Oberrealschule, das Theater und Casino, die Gemeindesparcasse, sowie mehrere Schul- und Kirchenbauten zu nennen sind. Auf dem Hauptplatze ist einem Dragonercorporal, der im Jahre lb09 hier unter den Kugeln der Franzosen den Heldentod fand, ein Denkmal errichtet. Die gothische aus dem 15. Jahrhundert stammende Domkirche ist geschmackvoll restauriert worden. Der schöne Stadtpark mit den Monumenten des Kaisers Josef II. und Erzherzogs Johann bildet die grösste Zierde der Stadt. Lohnende Ausflüge unternimmt man am linken Drauufer auf den Sclilapfenberg, auf den Frauenberg, auf den Pyramidenberg, auf welchem einst die Burg Obermarburg stand, nach St. Barbara und nach Schloss Wurmberg, welches zahlreiche Sehenswürdigkeiten enthält und eine reizende Aussicht über das ganze Pettauer Feld bisWarasdin, zum Doneti, Wotsch, Bacher und Schöckel gewährt. Die gegenwärtige Besitzerin des Schlosses, das im 15. und 16. Jahrhunderte den Stubenbergen gehörte, ist Frau Karoline Troll. — In nordwestlicher Richtung führen Spazierwege durch den Stadtpark zu den Teichen und zur Schiesstätte, ferner auf die Höhe des Burgwaldes und nach Gams. Jenseits der Drau sind beliebte Ausflugsziele Schloss Windenau, Rothwein, Pickerndorf, Lembach. Einzelne davon werden im weiteren Verlaufe, unserer Schilderung nochErwähnung finden. Eine Reihe weiterer Ausflüge bietet dem Naturfreunde das Posruckgebirge (Heil. Geist, St. Urban, Heil. Kreuz, Pongrazen u. s. wo). Linie Marburg—Franzensfeste. Der Kärntner Zug schwenkt gleich nach Passierung der Marburger Draubrücke westlich ab und gelangt an dem eine förmliche Stadt bildenden Complex von Personalhäusern und Centralwerkstätten der Südbahn vorbei ins Drauthal. Uebcr den Fluss hinweg blicken wir auf die weingesegneten Siid-abhänge des Posruckgebirges mit zahlreichen Winzerhäusern und kleinen, weissgetünchten Kirchlein, zur Linken drängt sich das Bachergebirge an uns heran. Zuerst, bei Pickerndorf Lembach, Feistritz und Maria Rast, zeigt er uns ein freundliches Gesicht, und auf den Grauwackenhalden, die er sich vom Nachbar Posruck entlehnte, gedeihen edle Reben, dann aber kehrt er den feierlichen Emst des Urwaldes hervor, der seinen ganzen granitenen Centralstock bedeckt. Der Grossvater des Verfassers ist noch dem Bären und dem Luchs nachgegangen in diesen Wäldern, die heute von der Axt des Holzhauers wiederhallen. So hat der gegenwärtige Besitzer der Herrschaft Paal, Conte Zabeo aus Padua, den Wert derselben durch rationelle Anlage von Holzbringungseinrichtungen in den bisher unzugänglich gewesenen Wäldern nahezu verzehnfacht. Die Bahn unterfährt das Schloss mittelst eines 200 m langen Tunnels, folgt im Schatten majestätischer Buchen dem scharfen Nordausbuge des sich verengenden Flussthales und erreicht im Rückbuge St. Lorenzen. Der Markt befindet sich in einem abgelegenen Thale eine Stunde vom Bahnhofe entfernt. Solange es leicht schlagbare Wälder an den Hängen gab, befassten sich seine Bewohner mit Holzhandel, der die Drau und Donau hinab bis in die Türkei gieng, später lernten sie in der im Jahre 1835 errichteten Fabrik die Glasbläserei. Den Radibach, der zwanzig Sägewerke- treibt, übersetzend, rollen wir durch das enge, waldeinsame Flussthal fort, bis wir die Station Reifnig-Fresen erreichen. Hoch auf einem Plateau des Bacher, 2'/2 Stunden von der Bahn entfernt, verbirgt sich unter Obstbäumen das Dorf Reifnig, während Fresen am linken Drauufer liegt, durch eine Fähre mit der Station verbunden. Das Thal wird nun freundlicher und belebter und bei Unter-Feising treten die Berge vom linken Ufer zurück. In dieser Thalweitung liegt die Station Wuchern - Mahrenberg. Die beiden Orte sind durch eine Brücke über die Drau verbunden. Eigenthümer des Schlosses Mahrenberg ist Herr Karl Fritscher. Der Markt Saldenhofen ist ein belebter Stapelplatz für Holz; gegenüber am linken Ufer, dort wo die Feistritz sich in die Drau ergiesst, liegt der industrielle Markt Hohenmauthen mit dem einstmals kaiserlichen, jetzt der Barbara Heidler gehörigen Schlosse Kienhofen. Dann zeigt sich uns am linken Ufer der Grenzort Thörl mit dem Mohrenhof, dem alten Zoll- und Mautamte, an der Strasse. Auf der Triester Bahnstrecke haben wir, Marburg verlassend, zur Rechten den weitläufigen Kärntner Bahnhof, die Südbahnwerkstätten, die Cavalleriekaserne, das Zellengefängnis und die Cadettenschule, zur Linken den Thesenwald, durch welchen die Strasse nach Pettau führt. Später sehen wir zur Rechten das Schloss Win den au des Marburger Bischofs. Zur Zeit der Reformation gehörte es den Herberstein, welche hier eine evangelische Kirche erbauten. Die Gegenreformationscommission liess die Kirche sammt Schule und Pfarrhaus in die Luft sprengen und an ihrer Stätte einen Galgen aufrichten. —-Wir eilen weiter, an den Winzer- und Herrenhäusern des ausgedehnten Dorfes Rosswein vorbei zur Haltestelle Kötscli, von welcher rechts, die Strasse zum Haus am Bacher und links nach Rogeis führt. Das Schloss Haus am Bacher, der Gräfin Marie Nugent gehörig, hat eine der reizendsten Fernsichten Steiermarks. Der an Stelle eines alten Schlosses stehende Hof in Rogeis gehört den Herren Gustav und Karl Scherbaum. Zwischen Schleinitz und Nussdorf hindurch strebt die Bahn in gerader Richtung der Station Kranichsfeld zu. Das Schloss Kranichsfeld, Eigenthum der Herren Emanuel von Schiveinburg und Josef Kalaš, liegt in der Ebene und ist historisch merkwürdig als die Stätte der bekannten Zriny-Frangipani’schen Verschwörung, an welcher theilnahmen Nikolaus Zriny, Christoph Frangi-pani, FnyrzWcsselenyi, Nadasdy, Tököly und HansErasmusTattenbach. Der letztere wurde im Grazer Rathhause enthauptet. Von Kranichsfeld führt die Bezirksstrassc nach Frauheim am Fusse des Bacher, wo sich die spärlichen Reste eines alten Schlosses zwischen üppigen Weinhügeln verbergen. — In fortgesetzter gerader Richtung erreicht die Bahn Station Pragerhof, wo die ungarische Linie abzweigt. Der Ort und das westlich davon gelegene Schloss, gegenwärtig Eigenthum des Dr. Bartholomäus Glantschnig, erwecken keinerlei Interesse. Von Pragerhof schwenkt im rechten Winkel die Südbahnlinie nach Budapest ah. Ueber sumpfiges Niederland und durch den Wald von Sternthal gelangt man auf das Pettauer Feld, das zeitweilig den Schauplatz von Artillerie-Schiessübungen bildet. Bei dem Dorfe Haidin befinden wir uns auf dem Boden des römischen Poetovio, wo der Grazer Professor Franz Ferk seit einer Reihe von Jahren mit glücklichem Erfolge graben lässt. Die Fundgegenstände kommen theils in das Grazer Joanneum, theils in das Museum zu Pettau. Die Drau übersetzend, hält unser Zug in der Station Pettau. Die Stadt bietet mit dem grossen Bergschlosse Oberpettau dahinter ein schönes und imposantes Bild. An die alte Römerherrlichkeit erinnert, wenn man durch ihre Strassen schreitet, nur ein auf dem Hauptplatze stehender fast 6 m hoher Marmorblock mit interessanten Reliefs. Das biedere Mittelalter hat die Inschrift weggcmeisselt und das Denkmal als Pranger benutzt. Die Kirche zum heiligen Georg ist im 13. Jahrhundert an Stelle einer älteren aus dem 9. Jahrhundert stammenden erbaut worden. Sehenswert sind darin die Chorstühle aus dem 15. Jahrhundert. Im ehemaligen Dominicanerkloster findet man einen schönen gothischen Kreuzgang. Die Stadt besitzt mehrere andere interessante Gebäude und seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts ein hübsches Theater. Von dem Herberstein'sehen Schlosse Oberpettau hat man eine prächtige Aussicht nach Croatien, auf das Sau rits eher Weingebirge, das malerische Schloss Ankenstein, die Kollos (die „colles“ der Römer), die Berge Donati und Wotsch, die Sulzbacher Alpen und das Bachergebirge, die Schwanberger Alpen, die windischen Biichcln u. s. w. — An den Weindörfern von Moschganzen vorbei kommen wir zu Dorf und Schloss Grossonntag, welch letzteres seit dem Ende des 12. Jahrhunderts eine Commende des Deutschen Ritterordens ist, zur ehemaligen steirischen Grenzfestung Friedau mit einem das Städtchen überragenden Scldosse und erreichen schliesslich den Markt Polstrau, die östlichste Ortschaft Steiermarks, hinter welcher unsere Bahn Ungarn betritt. Von Pragerhof westlich abschwenkend, eilt die Bahn nun durch den Schrettenwald einer Hügelkette zu, welche als südöstlicher Ausläufer des Bacher zu den Kolloser Bergen hinüberzieht. Sie unterfährt dieselbe mittelst eines 240 m langen Tunnels bei dem Dorfe Kerschbach, das zwar ebenfalls guten Wein erzeugt, aber nicht den berühmten „Kerschbacher“, der in der Gegend von Radkersburg wächst. Die nächste Station, Windischfeistritz, ist von dem gleichnamigen, nordwestlich gelegenen Städtchen 4 Kilometer entfernt. Dieses liegt in eine Mulde des südlichen Bacherabhanges eingebettet, von Obst-und Weingärten umgeben. In den Weinkellern von Windischfeistritz sind der Rittersberger, der Brandner, der Stattenberger und der Schmitsberger besonders geschätzte Sorten. Die Burg Feistritz, ein weitläufiges Gebäude, in welchem Gericht und Steueramt untergebracht sind, ist ein Fidei'commissgut des Herrenhausmitgliedes Dr. Ignaz Grafen Attems. In Oberfeistritz, 1 Kilometer hinter dem Schlosse gelegen, unterhält die Stadt eine Badeanstalt. Hinter der Station Windischfeistritz biegt die Bahn in den Kreuzbergwald ein, passiert den 183 m langen Kreuzbergtunnel und erreicht die Station Pöltscliach, von welcher die Landesbahn nach Gonobitz abzweigt. Die Landesbahn hat Haltestellen hei Unterlasche am Eingänge des Litschenza-thales und Plankenstein an der Drann. Ueber den letzteren Ort erheben sich auf einem 394 m hohen Hügel die Ruinen des mittelalterlichen Schlosses Plankenstein. Es folgt die Station Heil. Geist in Loče („im Schilf“). Die Kirche stand einstmals, von einem See umgeben, auf einer Insel. Nördlich, einen halben Kilometer entfernt und mit der Bezirksstrasse durch eine Pappelallee verbunden, sehen wir auf einem massigen Hügel das Schloss Po gl et des Herrn Franz Possek, ein Bau des 16. Jahrhunderts ohne Interesse. Nordwestlich von Heil. Geist, 2 Kilometer entfernt, liegt Seizdorf, von wo in westlicher Richtung die Strasse nach den 8 Kilometer entfernten Ruinen des Karthäuserklosters Seiz abzweigt. Es folgt noch die Haltestelle Gattersdorf, hinter welcher sich die Bahn nordwestlich wendet und in der Station Gonobitz ihr Ziel erreicht. Der Markt Gonobitz liegt in einem reizenden Thale zwischen Wald und Weingärten. Letztere liefern ausgezeichnete Rotliweine, unter welchen besonders der Vinarier geschätzt ist. Ueber dem Markte erhebt sich die zerstörte Veste der Grafen Tattenbach, von welcher man eine entzückende Aussicht geniesst, und am Fusse des Berges liegt das Schloss Gonobitz. Nach der Confiscation der Tattenbach’schen Güter kaufte das Karthäuserstift Seiz die Herrschaft Gonobitz, welche nach der Klösteraufhebung durch Kaiser Josef H. an den Religionsfond kam. Aus diesem wurde Schloss Gonobitz mit 6460 Joch Grund dem Fürsten Veriand Windischgrätz verkauft. Oestlich an der Strasse nach Windischfeistritz liegt das Schlösschen Gollitsch, gegenwärtig im Besitze von Benedikt und Claudia Hertl. Von Gonobitz gelangt man über den Gonobitzberg auf einem landschaftlich schönen Wege in 2 Stunden zu den Ruinen des Klosters Seiz. Pöltscliach ist im Sommer ein sehr lebhafter Ort; Post- und Privatfuhrwerk rollt durch seine Strassen, um die Curgiiste nach Rohitsch-Sauerbrunn, Krapina und Töplitz oder zurück per Bahn zu bringen. Die Strasse nach Rohitsch-Sauerbrunn führt zuerst durch das Vollathal, dann über den Gabernikberg, aus dessen Innern mehrere Mineralquellen hervorspringen, durch Ober-Kostreinitz im Angesichte des Wotschberges und an Negaun vorbei. Der Curort Sauerbrunn besteht aus einer Anzahl um einen hübschen Park gruppierter Gebäude, welche Eigentlmm des Landes Steiermark sind. Der hiesige Säuerling scheint schon den Römern bekannt gewesen zu sein; seinen heutigen Ruf begründete es im 17. Jahrhundert; das Rohitscher Wasser gieng damals schon nach Wien, Polen und Italien. Im 18. Jahrhundert wurde den elf bürgerlichen Apothekern in Wien das Recht, Rohitscher Wasser zu verkaufen. zugesproclien, und im Anfänge dieses Jahrhunderts giengen die Quellen in den Besitz der steirischen Stände über, welche auch alsbald an die Einrichtung einer Curanstalt schritten. So entstanden nach und nach die grossen Wohngebäude mit 400 Zimmern, die Restaurationen und eleganten Kaffeehäuser, die Badehäuser, die hydropathische Anstalt, die Schwimmschule, die Reitschule, der grossartige Cursalon, die Wandelbahn, die ausgedehnten Parkanlagen, eine eigene Wasserleitung u. s. w. Die Umgebung bietet eine Reihe hübscher Spaziergänge und Ausflüge. Besonders lohnend ist die Partie auf den 883 m hohen Donatiberg, den „Rigi Steiermarks“, der eine überraschend weite Aussicht in acht Länder (Steiermark, Kärnten, Krain, Croatien, Bosnien, Ungarn, Niederösterreich und Salzburg) bietet. Pöltschach verlassend, durchläuft die Südbahn noch eine kurze Strecke das Drannthal, übersetzt im Angesichte der ernsten Ruine Plankenstein einen malerisch gelegenen Viaduct, passiert bei Lipoglau einen 237 m langen Tunnel und erreicht in einem nach Westen gerichteten Bogen Ponigl. Der unbedeutende Ort liegt freundlich zwischen Fichtenwäldern und Weizenfeldern auf einem Hügel; an dessen Fusse finden wir schon im 12. Jahrhundert ein Schloss Ponigl, welches gegenwärtig der Frau Anna Ernestine Auffahrt gehört. — Die Bahn zieht in südlicher Richtung nun eine Strecke am Slombacho fort und macht, die Strasse von Cilli nach St. Marein übersetzend, dann plötzlich eine Wendung nach Westen. Zur Linken erhebt sich an einem Waldsaume die malerische Burgruine Reichenegg, in deren Nähe sich die kaum mehr erkennbaren Spuren des Schlosses Siebeneck befinden. Die Kirche St. Achaz zur Rechten, St. Urban zur Linken lassend, zieht die Bahn über mehrere Brücken zur Station St. Geogen. Der hübsche Markt blickt von einer Anhöhe, ,248 m über dem Meere, auf eine freundliche Umgebung und hat lebhaften Verkehr in Landesproducten. Im Thale der Voglejna läuft die Bahn in westlicher Richtung fort, durchschneidet in einer Strecke von 200 m den Thonschiefer- und Mergelhügel von St. Stefan, setzt Uber den Fluss und erreicht Store mit dem grossen Eisenwerke der Herren Neufeld & Weitzer. Immer westlich weiterlaufend, strebt die Bahn an dem „Edelthum Tüchern“ vorbei der Stadt Cilli zu. Die Bewohner des Dorfes Tüchern, dessen freundliche und wohlgebaute Häuser zur Rechten hinter einem Hügel sichtbar werden, erhielten von dem Grafen von Cilli das Privilegium, dass ihrer alle zusammen in soli-dum einen Edelmann vorstellten. Kaiser Ferdinand hat den „Edlingen von Tüchern“ dieses Vorrecht im Jahre 1537 bestätigt. Cilli steht an der Stelle des römischen Municipiums Claudia Celeja. Die Geschichte zählt 24 Proconsule, die hier ihren Sitz hatten, darunter Pertinax, Septimus Sever, Valerian und Aurelian, welche später den Kaiserthron bestiegen. Die blühende Römerstadt brach unter der Wucht des alles zerstörenden Hunnenheeres zusammen und während des ganzen Mittelalters war sie vollständig aus der Geschichte verschwunden. Vom 14. Jahrhundert finden wir das Städtchen Cilli an die wechselnden Geschicke der mächtigen Grafen von Cilli gebunden, welche auf der Burg Alt-Cilli hausten. Die Drangsale der Türkeneinfälle und der Gegenreformation blieben auch dem Sann-städtchen nicht erspart und erst unser Jahrhundert hat es zu neuer Blüte erweckt. Gegenwärtig ist Cilli wegen seiner erquickenden Flussbäder (18—24° R.) und seiner reizenden Umgebung ein beliebter 7 Cilll, Schloss. Sommcraufenthaltsort und gleichzeitig Ausgangspunks vieler lohnender Touren durch die Sannthaler Alpen. Die Stadt, bei 6000 Einwohner zählend, liegt am linken Ufer des Sannflusses. Am rechten Ufer, der Stadt gegenüber, finden wir den ausgedehnten Stadtpark, durch welchen wir zu den Bädern und zur Mathes’schen Restauration gelangen. In den Sommermonaten entwickelt sich hier das Leben und Treiben eines Curortes. Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört das Museum mit reichhaltigem Lapidarium, grosser Münzensammlung und vielen prähistorischen und römischen Funden, unter letzteren die berühmte Silenmaske. Durch den schattigen Stadtpark gelangt man auf sanft ansteigenden und wohlerhaltenen Promenadewegen auf den 400 m hohen Nikolaiberg und auf den 471 m hohen Leisberg mit prächtiger Aussicht in das Sannthal. Vom Bahnhofe über die Voglejnabriicke führt ein Weg auf den 300 m hohen Josefiberg, von welchem man die Aussicht auf die Sannthaler Alpen geniesst. Auf dem 411 m hohen Schlossberge werden auf Kosten des Landes die malerischen Ruinen der Burg erhalten, in welcher einst die Grafen von Cilli hausten. Von den weiteren Partien gilt als die schönste Tour jene auf den 838 m hohen Dost, zu welcher zwei einhalb Stunden erforderlich sind. Man sieht vom Gipfel nebst den Sannthaler Alpen die Oistriza, den Petzen, den Ursulaberg, die Koralpe, die Seethaler Alpen, den Bacher, den Wotsch, den Danatiberg und in weiter Ferne den Krainer Schneeberg und den Nanos. Von Cilli zweigt, dem Oberlaufe der Sann folgend, die Landesbalm nach Wöllan ab. Hinter der Haltestelle Pletrovitsch kommen wir an dem im italienischen Stil erbauten Schlosse Neu cilli des Fürsten Salm-Reifferscheid vorbei zum Markt Sachsenfeld, dessen an der Südseite noch von einer Mauer geschützte Kirche einst einen festen Tabor gegen die Türken bildete. St. Peter besitzt eine Kirche, deren Gründung man in das Jahr 853 verlegt. Während das Sannthal sich verengt, erreicht die Bahn die Station Heilenstein-Fraslau. Am linken Sannufer liegt das Dorf Heilenstein mit dem ehemaligen Maltheserschlosse gleichen Namens und dem auf einer Anhöhe liegenden Schlosse Schönegg. Beide Schlösser gehören jetzt der Familie Pongratz. Der hübsch gebaute Markt Fraslau liegt am Ostabhange des Tschrietberges und ist durch eine Brücke über die Sann mit Heilenstein verbunden. Die Existenz dieses Ortes kann man bis ins 9. Jahrhundert zurück verfolgen. An der Einmündung des Packbaches in die Sann, liegt Rietzdorf, theilweise auf dem Westabhange des Oelberges gelegen und vo:a Weingärten umkränzt. Eine Strasse führt von hier nach dem westlich gelegenen Markt Prassberg. Von diesem gelangt man, dem Laufe der Sann folgend, bis zum Ursprünge dieses Flusses, der 1290m ü. d. M. in dem unvergleichlich schönen Logarthaie liegt. Zur Bahn zurückkehrend, dringen wir nun in das immer enger werdende Packthal ein. Uebet dem obstreichen St. Martin erhebt sich das Schlösschen Packenstein der Baronip Henriette Warsberg mit weiter Aussicht, und nördlich davon auf dem Berge träumt die Burgruine Alt-Packenstein von den Jagdgelagen der Grafen von Cilli. Sobald die Berge, zwischen welchen wir uns längs des brausenden Wildbaches durchwinden mussten, wieder zurücktreten, befinden wir uns dem Markte Schönstem gegenüber im breiten Schallthale. Auf einem bewaldeten Berge zu Füssen einer Burg und der Ruine Pustihrad liegend, blickt der Markt auf den weiten Kranz von schroffen Kalkbergen, der das liebliche und fruchtbare Thal umschliesst. Nordwestlich, 4 Kilometer vom Markte entfernt, finden wir in einem reizenden, windgeschützten Thalwinkel das kleine Heilbad Topolscliitz mit einer warmen Quelle von 23° R. — Theilweise über Moorgrund — ein See soll einst das Schallthal ausgefüllt haben — gelangen wir an der Haltestelle Hundsdorf vorüber zum Endpunkte der Bahn, dem Markte Wöllan, den die forellenreiche Pack durchfliesst und ein stattliches, epheuumranktes Schloss beherrscht. Eine Strasse führt von hier durch die Hudalukna, eine von der Pack durchbrauste Felsenschlucht, nach Win dischgräz. Wir aber wollen die Damen unserer Reisegesellschaft nach dem steirischen Franzensbad, dem Ciirorte Neuhaus geleiten. Es führt uns dahin die Schallthaler Bezirksstrasse von Wöllan durch die Weutschgegend an der Burgruine Eckenstein und dem von Weinbergen umgebenen Schlosse Gutenhart vorbei nach dem lieblich gelegenen Pfarrdorfe St. Johann im Weinberg, von welchem die Curanstalt noch l1^ Stunden entfernt ist. Wer aber keinen Umweg machen will, der fährt von Cilli direct auf der guten Strasse über Hochenegg in 2 Stunden nach Neuliaus. Hinter Hochenegg, bei dem mittelalterlichen Schlosse Weixelstätten, verlässt er die Reichsstrasse und schlägt mit einer Bezirksstrasse die westliche Richtung ein, kommt an der Felsenburg Lemberg und an dem Schlosse Neuhaus vorbei zur Curanstalt. Die Quelle, welche die Bäder von Neuhaus speist, hat eine constante Temperatur von 29-2° R. Ueppige Laubwälder umhüllen den Curort, der sich durch mildes Klima auszeichnet. Seit dem Jahre 1858 ist Neuhaus Eigenthum des Landes Steiermark, welches das ehemals kleine, unbekannte Bad zu einem stattlichen Curorte ausgestaltete, welcher besonders bei Nerven- oder Frauenkrankheiten empfohlen wird. Ueber demselben erhebt sich die Ruine Schlangenburg, wßlche eine schöne Rundsicht gewährt. Nach dem Verlassen des Bahnhofes in Cilli übersetzen wir zweimal nacheinander den Sannfluss, welcher hier die Voglejna aufnimmt und sich südlich wendend ein Knie bildet. Längs des linken Ufers folgen wir ihm einige Zeit, treten dann im Angesichte einer alten gothischen Dorfkirche und der langgedehnten Ortschaft Tremmers-feld wieder auf das rechte Ufer, übersetzen den aus einer Schlucht hervorbrechenden Škrlovjebach und drücken uns im engen Thale mit der Sann um einen Ausläufer des Dostberges herum. Verstreute Häuschen des Dorfes Kiinigost blicken auf uns herab. Eines hat ober der Kellerthüre einen Kömerstein eingemauert. Dann öffnet uns links ein Thal für kurze Zeit den Ausblick auf den Dost, während rechts des 934 m hohe Malitschberg in Sicht kommt. An einem hübschen Hof mit Park vorbei und beiderseits von Laubwaldhängen begleitet, gelangen wir zu der rechter Hand sich öffnenden Mündung des Ketschitzthales, durch welches man kurze Zeit das Kirchlein von Oberretschitz erblickt und dessen Eingang die hübsche Villa Carola 7* bewacht. Zur Linken tritt hinter dem breiten Rücken des Humberges zuerst das freundliche und vortrefflich eingerichtete „Franz Josefs-Bad“ und dann der Markt Tüffer hervor. Bemerkenswerte Gebäude in demselben sind die Kirche mit dem massiven Glockenthurm, welcher romanische Bauformen erkennen lässt und das Schloss des Grafen Vetter von der Lilie. Auf dem Humberge steht die Ruine Alt-Tüffer. Von Tüffer gelangt man in 2'/2 Stunden zu dem ehemaligen Karthäuser Kloster Gairach. Südlich von Tüffer setzt die Bahn wieder auf das linke Sann-ufer über und nimmt bei Mariagraz gleichzeitig mit dem Flusse in scharfer Biegung eine westliche Richtung an. Die beiden Seiten des Thaies sind fast bis zu den Höhen mit Feldern und Weingärten bebaut und zur Rechten grüsst uns eine Reihe freundlicher Dörfer mit ihren Kirchlein: St. Christoph, St. Katharina, St. Gertraud und St. Margarethen. Die Bahn, welche indessen mit sanftem Bogen sich wieder gegen Süden gewendet, erreicht Römerbad. In einem reizenden Thale, von einem weitläufigen Park umgeben, liegt am Fusse des bewaldeten Senoschegg der Curort, dessen Quelle, eine Akratotherme von 36 bis 38° C., wie mehreren Steininschriften zu entnehmen ist, schon von den Römern sehr geschätzt wurde. Zuerst in südöstlicher und dann in südwestlicher Richtung folgt die Bahn dem Sannfiusse bis zu seiner Mündung in die Save bei Steinbrück. Unterwegs sehen wir am rechten Ufer die Oelfabrik des Herrn Wertheim und eine Cementfabrik. — Die Station Steinbrück ist mit ihrem weitläufigen Bahnhof durch den Savefluss an eine steile Felswand gedrängt, welche im Mittelalter durch die das Thal beherrschende Burg Klausenstein gekrönt war. Davon ist heute keine Spur mehr vorhanden. Die Sannmündung ist von zwei steinernen Brücken überspannt, von welchen die Strassenbriicke über Anregung des Erzherzogs Johann im Jahre 1825 erbaut wurde — man hat aus diesem Anlasse auf dem rechten Sannufer in einem Tempelchen die gusseiserne Büste des Erzherzogs aufgestellt — während die Eisenbahnbrücke in den Jahren 1846 bis 1849 entstand. Ihr Erbauer war Eduard Ritter von Heider. Der Bau dieser Brücke und der Eisenbahn führte zur Gründung von Mailand, eines Dorfes am linken Sannufer, das lombardische Arbeiter erbauten und bewohnten. Von Steinbrück zweigt die Bahn nach Agram ab. Josef Stradner. Redactionelle Ergänzungen und Hinweise für Steiermark. Spital am Semmering, 788 m ü. M., Eilzugs-, Post- und Telegraphenstation, dessen Namen an ein vor mehreren Jahrhunderten nächst der Pfarrkirche bestandenes Hospital erinnert, liegt 7 hm von der Höhe des Semmering an der Reichsstrasse in einem gegen Nordwestwinde geschützten Thalkessel, umgeben von Wäldern, in welchen vom Verschönerungsverein bequeme Wege angelegt sind. Die würzige Alpenluft führt viele Sommerfrischler und Reconvalescenten nach Spital, dessen Gegend von Wiener Aerzten als vorzüglicher klimatischer Hühen-curort empfohlen wird. Neben der stärkenden Luft ist es das frische gute, aus den umliegenden Bergen entspringende Quellwasser, welches Kraft und Gesundheit verleiht. Durch schattige Wälder gelangt man auf guten Wegen zu den nächstgelegenen Alpen, und zwar zum Stuhleck, 1783 m, wo ein im Sommer bewirtschaftetes Schutzhaus sich befindet. Auf der höchsten Spitze des Stuhleck, in 3 Stunden erreichbar, steht eine Schutzhütte, vormals Gustav Jägerhütte, jetzt „Nansenhütte“ genannt, zum Schutze für Touristen und Skifahrer, deren Sport alljährlich beliebter wird. Auch die 1535 m hohe Kampalpe verdient erwähnt zu werden, zu welcher unter anderen Wegen jener bei der Räuberhöhle vorüber über das Fatschenbichler Gehöft mit sehr schöner Aussicht in das Mürzthal in 2 Stunden hinaufführt. Auch von dem in nächster Nähe des Semmering befindlichen Pinkenkogel, 1291 m, geniesst man eine sehr schöne Fernsicht auf den Wiener Boden. Von kürzeren Ausflügen seien genannt: Die Bärenwand, die schöne Aussicht, der Lärchenwald, der Kaltenbachgraben, der Steinbachgraben und das Fatschenbichler Gehöft. Im Orte Spital befinden sich der vor zwei Jahren zum Hotel Hirschenhof umgebaute, vorm, bestandene Gasthof „Zum Hirschen“, ferner die Gasthöfe „Zum weissen Schwan“ und „Zur Krone“ mit guter Küche und Keller, ferner noch die kleineren guten Gasthäuser der Herren Joh. Fossl, Georg Pollcrus und Alois Wittrich. Ein beliebter praktischer Arzt mit Hausapotheke, sowie das Gemeindebadhaus mit warmen Bädern seien noch hervorgehoben. Auch das von Spital in der Richtung gegen den Semmering in 40 Minuten Gehweges erreichbare zur Gemeinde Spital gehörige Steinhaus (Bahn-, Post- und Telegraphenstation), mit seinen beiden guten Gasthöfen „Zur Post“ und „Zum alten- Steinhaus“ ist als sehr angenehme Sommerfrische beliebt. Seit kurzem erfreut sich die Gemeinde Spital der elektrischen Beleuchtung,, welche von der Com-manditgesellschaft Albert Jordan hergestellt wurde. Auf der Reichsstrasso gegen den Semmering sind ferner zu erwähnen die kleinen Gasthäuser des Herrn Thomas Kudler in Jauern und jenes „Zum Weidmannsheil“, von wo man zu dem von Herrn Victor Silberer neu erbauten „Hotel ..Erzherzog Johann“ gelangt. Von Spital findet täglich über Steinhaus- durch das Fröschnitzthal nach Pettenegg und Birkfeld ein Landpostverkehr für Personen statt. Gegen Mürzzuschlag zu befindet sich, in 20 Minuten erreichbar, das hübsche Schloss Sommerau des Herrn G6za Graf Brunswick, welches eine sehr schöne, reichhaltige und wertvolle Bildergallerie enthält. In weiteren 20 Minuten liegt an der Reichsstrasse das Gasthaus „Zum Edlachliof“ mit schattigem Garten und Passagierzimmern. Von dort werden im Winter auch Skipartien auf das Stuhleck und Umgebung unternommen. In nächster Nähe befindet sich das Gasthaus der Frau Rosalia Sclieed. Mürzzuschlag, 676 m ü. M., an der Mündung der Fröschnitz in die Mürz in einem dichten Kranze von Hochwäldern und Almtriften gelegen, ist der echte Typus einer steirischen Gebirgslandschaft. Zwar finden wir hier nicht die unmittelbare Nähe des gewaltigen Hochgebirges, dessen Häupter nur von ferne in das liebliche Mürzthal Grüsse entsenden, auch nicht den übertriebenen Luxus einer nur allzu oft den Naturgenuss beeinträchtigenden modernen Cultur, wohl aber einen das Herz und Gemüth erfrischenden, von sonnigen üppigen Matten, kühlen Auen und schattigen Wäldern bedeckten idyllischen Erdenfleck, auf dem der dem Gewühle des Stadtlebens entfliehende Mensch körperliche Gesundheit, geistige Spannkraft, Ruhe und Frieden des Gemüthes wiederfindet. Schon dieser natürlichen Vorzüge wegen, zu denen sich in klimatischer Beziehung der Mangel rauher Luftströmungen, die Selten- Mürzzuschlag. heit von Niederschlügen und die Staubfreiheit gesellt, ist MUrzzušchlag seit Jahren eine der beliebtesten Sommerfrischen, deren Frequenz bereits eine stattliche Zahl erreicht hat. Durch die zielbewusste That-kraft der Gemeindevertretung und anderer berufener Factoren hat sich Mürzzuschlag, welches eine vorzügliche Hochquellenleitung, Terrainanlagen nach Prof. Oertl, ein öffentliches Krankenhaus, Voll-und Schwimmbad und eine Reihe anderer Wohlfahrtseinrichtungen besitzt, zu einem Curorte im eigentlichen Sinne des Wortes entwickelt, zu dessen Beliebtheit die renommierte, von Dr. Felix Urbaschek geleitete Kaltwasserheilanstalt des Yincenz Waldherr nicht wenig beiträgt. Der landesfürstliche Markt Mürzzuschlag enthält in seinem älteren Theile so manche historisch interessante Baulichkeit, wie das ehemalige Franciseanerkloster (jetzt Hotel Erzherzog Johann), die Heil. Geistkapelle im Grazer Vormarkte, das Haus gegenüber dem Marktbrunnen mit der Jahreszahl 1381 u. a. m. Die Entwicklung des Ortes hat die Richtung gegen die Abhänge des Kaarls nach Süden genommen, wo eine grosse Reihe hübscher Villen und moderner Privatbauten sich befindet. Mürzzuschlag ist Sitz eines Bezirksgerichtes, einer kais. Forst- und Domänenverwaltung, Post- und Telegraphenamtes, Telephonstelle, sowie anderer Behörden. Mehrere Aerzte und eine Apotheke stehen dem Publicum zur Verfügung. Auch in industrieller Beziehung ist Mürzzuschlag bemerkenswert, welches bereits zur Zeit Kaiser Maximilians I. Waffen und Harnische erzeugte. Heute sind die hervorragendsten Etablissements jene der Firmen Joh. E. Bleckmann, Karl Nierhans, Paul von Aigner’schen Erben, Brauhaus u. a. m. Zu den besonderen Annehmlichkeiten des Aufenthaltes in Mürz- Zuschlag gehören die reizenden Spaziergänge und Ausflüge in der näheren und weiteren Umgebung, von welchen wir nur einige der hervorragendsten erwähnen wollen: In die Au, den waldigen Abhängen des Kaisersteins und der Hochwand entlang bis zur Wehre, einem herrlichen Ruheplätze, dann weiter zum Hauzenbauer, zur grünen Insel, zum Brunnsteig und zur Abendruhe, zur Kanzel, zum Kaiserstein, zur Ganzsteinquelle, zum Schoberbauer u. s. w. Von weiteren Ausflügen nennen wir Neuberg, Mürzsteg, Zum todten Weib, Frein; von Bergtouren: Wechsel, Sonnwendstein, Nasskör, Stuhlek, Predul, Schneealpe, Raxalpe, Hohe Veitsch. Aber nicht bloss im Sommer, sondern auch im Winter herrscht in Mürzzuschlag ein lebhafter Fremdenverkehr, nachdem es in den österreichischsn Alpenländern keinen Ort gibt, der für die Ausübung des Skisportes geeigneter wäre. Seit dem Jahre 1891, wo dieser ebenso gesunde als anregende Sport durch die Initiative unternehmender Persönlichkeiten eingebürgert wurde, versammeln sich alljährlich, sobald die Schneeverhältnisse es gestatten, die zahlreichen Anhänger des Skisportes in Mürzzuschlag, um auf den vermöge der sanft abfallenden Hänge so vorzüglich geeigneten Bergen der Umgebung die edle Kunst zu üben. Zu den alljährlichen grossen internationalen Wettläufen kommen die Skifahrer nicht nur aus Niederösterreich und Steiermark, sondern auch aus dem Deutschen Reiche' und Norwegen. Im Clubheim „Hotel Post“ finden sich Karten und sonstige Behelfe des Sportes. Auf den Bergen sind Skihütten zur Aufnahme und Erholung der Schneeschuhläufer errichtet, so die Nansenhütte am Stuhlek, die Kleinosehegghütte auf der Schneealpe, die Washingtonhütte am Kaarl, die Roseggerhütte auf der Pretulaalpc, die Scheffelhütte auf der Hochreith, die Payerhütte auf der Ganzalpe. Mit voller Berechtigung kann sich Mürzzuschlag den Mittelpunkt des Schneeschuhsportes in den österreichischen Alpenländem nennen. Und noch eine Besonderheit zeichnet Mürzzuschlag vor anderen Orten aus, die pietätvolle Verehrung, die begeisterte Anhänglichkeit für deutsche Dichter und Künstler. Ein in unserer materialistischen Zeit seltener idealer Zug warmer Heimatsliebe und treudeutscher Gesinnung belebt jene Tafelrunde in der Roseggerstube in Toni Schaufs Gasthof „Zur Post“, an welcher gar mancher Sänger aus dem Dichterwalde Deutschösterreichs und Deutschlands theilgenommen, wo die Bildnisse, manch’ interessantes Manuscript und sonstige Reliquie von Scheffel, Hamerling, Dahn gleich Heiligthiimera bewahrt und geehrt werden. Hier ist der Sitz der Roseggergemeinde, welche nicht bloss in der begeisterten Verehrung für den bedeutendsten heimischen Dichter in der Verbreitung seiner Schöpfungen in den breiten Schichten des Volkes, sondern überhaupt in der Förderung und thatsächlichen Unterstützung heimatlicher Schriftsteller ihre Aufgabe erblickt. Diese in schlichter Art von einem kleinen Kreise edelgesinnter Mürzzuschlager Bürger gegründete Vereinigung zählt heute bereits gar manchen glänzenden Namen aus deutschen Ländern und kann an dieser Stelle nicht mit Stillschweigen übergangen werden, zumal es manchen unserer Leser gelüsten dürfte, ein Glied dieses edlen Bundes zu werden. Von den vielen Gaststätten Mürzzuschlags sei zunächst Josef Brunners Hotel „Lambach“ hervorgehoben, auf sonniger Höhe von 3 Seiten mit Fichtenwaldungen umgeben. Dieses grosse Alpenhötel, welches vom Bahnhofe 20 Minuten entfernt ist, enthält hübsch eingerichtete Zimmer mit Veranden, elegante Speise- und Conversations-räuine, eine eigene Hochquellenleitung und jeden erdenklichen Comfort. Man geniesst daselbst eine prächtige Aussicht auf Mürzzuschlag, das Fröschnitz- und Mürzthal, auf den Semmering, Sonnwendstein und Stuhlek. Die gesunde Lage, würzige Waldluft und die bequemen Einrichtungen des Etablissements empfehlen dasselbe für längeren Aufenthalt nicht nur im Sommer, sondern auch im Frühjahre und besonders im Herbste. Zur Saison besteht eine Omnibusverbindung mit dem Bahnhofe. Im Hause selbst sind Fahrgelegenheiten erhältlich. Demselben Besitzer gehört auch der im Markte befindliche renommierte Gasthof „Zum schwarzen Adler“ mit guter Unterkunft und Verpflegung. Im Markte selbst ist an erster Stelle das Hotel Post (Bes. Toni Schruf) zu nennen, in dessen freundlichem durch Zubau ver-grösserten Hause eine bequeme Unterkunft und vorzügliche Verpflegung geboten wird. Bäder und Fahrgelegenheiten stehen jederzeit zur Verfügung. Wie bereits erwähnt, ist hier das Heim des Wintersportes sowie der Roseggergemeinde und findet man im trauten Roseggerstübchen stets geist- und gemiithvolle Geselligkeit. Etwa 4 Minuten vom Bahnhofe befindet sich A. Steiners Gasthof „Zum weissen Bössl“ mit bequemen Zimmern und massigen Preisen. Lohndiener am Bahnhofe. Ausserdem noch zu erwähnen: Hotel „Erzherzog Johann“, Gasthof „Zum goldenen Hirschen“, „Zur goldenen Krone“ u. a. m. Einem zeitgemässen und hier sehr fühlbaren Bedürfnisse des Fremdenverkehres hat der um die Hebung desselben, in Mürzzuschlag seit Jahren eifrig wirkende Herausgeber des „Mürzzuschlager Wochenblatt“, Herr E. Hardegg, durch Errichtung eines k. k. conc. Verkehrs- und Vcrmittlungsbureaus mit Realitäten- und Hypothekenverkehr entsprochen. Daselbst erhalten u. a. auch Cur- und Sommergäste ausreichende und gewissenhafte unentgeltliche Auskünfte über die in Mürzzuschlag und dem ganzen MUrzthale sowie Semmeringgebiete verfügbaren Villen, Sommerwohnungen u. s. w., mündlich und brieflich. __________ Kindberg, 576 m ü. M., landesfürstlicher Markt, 1600 Einwohner, k. k. Post- und Telegraphenamt, Aerzte, Apotheke, Fahrgelegenheiten, Eilzugstation etc., in der Mitte des herrlichen Mürz-thales gelegen, ist die wahre Perle desselben. Der Markt, der sich durch seine breite, schöne Strassenanlage, seine hübschen Baulichkeiten ausserordentlich gut repräsentiert, wird malerisch überragt von dem Schlosse Oberkindberg, einem Fideicommissbesitze der Grafen Attems. Hier sang der berühmte steirische Tondichter Jakob Eduard Schmölzer seine herrlichen Weisen und ein künstlerisch ausgeführtes Denkmal am Marktplatze zeigt, wie unvergesslich er seinen Steirern ist. Gegen Norden und Nordosten durch das Gebirge geschützt, umrahmt von den duftigsten Nadelwäldern, besitzt der Ort ein mildes, angenehmes Klima, die reinste, waldeswiirzige Luft. Eine eben vollendete Wasserleitung spendet den köstlichsten Quelltrank und erhebt im Vereine mit einer neuen guten Canalisation den Ort in sanitärer Beziehung Uber die meisten. Ein reger thätiger Verschönerungsverein hat dem Touristen den Weg in die Berge geebnet und dem Beschauer wird das frische, überraschend schöne Bild, das ihm der Markt und dessen herrliche Umgebung von den Höhen bietet, ein unvergessliches bleiben, während dem bequemen Spaziergänger das Thal und die den Markt unmittelbar umgebenden Höhen die schönsten Spaziergänge bieten. Ueber die weiteren Ausflüge und Hochtouren s. S. 52. Gasthöfe: Bernhard, Gasthof und Lebzelterei. Ditlbacher, Gasthof. Gruber, Gasthof und Fleischhauerei. Hauser, Gasthof. Kappel, Gasthof und Fleischhauerei. Köberl, Bahnrestauration. Stocher, Gasthof. Wolfbauer, Gasthof, Brauerei und Badeanstalt. Im Markte ist in den meisten Privathäusern für die bequeme Unterkunft der Sommergäste zu entsprechenden Preisen gesorgt und ist in der That der Besuch ein sehr lebhafter, so dass es sich empfiehlt, möglichst frühzeitig für die Beschaffung von Unterkunft Sorge zu tragen, zu welchem Zwecke Gemeindeamt und Verschönerungs verein bereitwilligst entgegenkommen. Turnau, 784 m ii. M., im Hochschwabgebiete gelegen, Post-, Telegraphen- und Bahnstation (Seebach—Turnau der steiermärkischen Landesbahn Kapfenberg—Au— Seewiesen) mit waldreicher Umgebung, hübschen cultivierten Spaziergängen, ist schon seit vielen Jahren eine beliebte Sommerfrische und bekannter Ausgangspunkt für Hochtouren auf den Hochschwab, die hohe Veitsch, den Hochanger, Rauschkogel u. s. w. Nach allen Richtungen gibt es markierte Wege. Im Hotel Alexander Karlon und in den Gasthöfen Schöberl und Aigner findet man vorzügliche Unterkunft und Verpflegung. Bruch ajW., 487 m ü. M., am Einflüsse der Mürz in die Mur, mit fast 5000 Einwohnern, Sitz vieler Behörden und Aemter, eignet sich vermöge seiner schönen waldreichen Lage, seines gesunden Klimas (7-7° C. mittlere Jahrestemperatur) und seiner lohnenden Ausflüge als Sommerfrische und Touristenstation. Besonders hervorzuheben sind die schönen Anlagen auf dem Schlosspark, im Stefanieparke, die Friedrichsallee, Murinsel, Gloriette u. s. w. Für die gesellige Anregung sorgen eine Reihe von Vereinen, für bequemen Comfort eine Badeanstalt, Schwimmschule und mehrere empfehlenswerte nicht theure Gaststätten. Unter denselben erwähnen wir: Hotel „Zum schwarzen Adler“, freundliche Zimmer, gute Küche und Keller, aufmerksame Bedienung. Equipagen im Hause. Bes. Josef Bauer. Gasthof „Zum Lamm“, altrenommiert, Pilsnerbier vom Fass, eigene Weinkellereien, elegante Equipagen. Bundesgasthof der Radfahrer. Bes. Fritz Scherr. Gasthof „Zum Löwen“, nett eingerichtete Fremdenzimmer, gute Wiener Küche, reine Weine, Gösser Bier. Massige Preise. Bes. Hans Philipp. Bruck a/M. Gasthof und Fleischhauerei „Zum goldenen Ochsenvorzügliche Küche und Getränke, billige Preise. Bes. Franz Bauer. Cafe' Zechner, Mittergasse, ältestes Kaffeehaus der Stadt, elegant und gut. Drehbillards, beliebter Frühstücksort. Cafe Europa, am Hauptplatze, in schönster Lage, gute Bedienung, Rendez-vous der Radfahrer. Cafe Austria, nächst dem Bahnhofe, aufmerksame Bedienung, Zeitungen und Conversations-Lexikon. Auch in industrieller und geschäftlicher Beziehung zeichnet sich Bruck a/M. durch besondere Regsamkeit aus und lenken wir die Aufmerksamkeit des reisenden Publikums auf nachstehende Firmen: Friedrich Bruno Andricus Söhne erzeugen Martin-Eisen und. Stahl, Eisen- und Stahldrähte; Nägel,- Nieten, Geflechte u. s. w. Josef Brunegger, Holzstoffabrik, Kunstmühle und Bäckerei. A. & E. Kusclinisky, Eisen-, Blech- und Metallwaren, Jagd- und Fischereirequisiten, photographische Artikel, Bahnschienen, Traversen und Portlandcement. Franz Nagler, Nähmaschinen- und Fahrräder-Fabriksniederlage. Radfahrschule. Unterricht für Käufer gratis. Hermann Smrček & Comp., Buchdruckerei mit Motorenbetrieb und Verlagsanstalt. Ankündigungsanstalt. Druck und Verlag des „Obersteirerblatt“ mit mehreren Beilagen. J. Kottier, Realitätengeschäft, Verkehrsbureau, Vermittlung von Jahres- und Sommerwohnungen. K. Kuntcr, Landesproducte, Fett-, Salz- und Specereiwaren, Mehlniederlage. Jos. Racher, Droguen-, Specerei-, Material-und Farbwarenhandlung, gegründet 1765. Cognac, Delicatessen. Josef Felgitsch, Mode-, Manufactur-, Kurz- und Specereiwarengeschäft. Josef Opferkuch, reiches Lager von Mode- und Manufacturwaren, Porzellan- und Thonwaren, Nürnberger Galanterie- und Spielwaren. Anton Cerovaz, Weingrosshandlung und Champagner - Kellerei. Kostproben aut Wunsch gratis. Paula Itöschl, Damen- u. Kinderliüte. Wiener u. Pariser Neuheiten. Billige Preise. Anton Bergmann, Uhrmacher und Optiker. Lager von Gold- und Silberwaren. Franz Grill, Specerei-, Yictualien- und Delicatessenhandlung. Stets frische Waren. Leoben, Stadt mit 7000 Einwohnern, Sitz vieler Behörden, Aemter und einer Garnison, ist der Mittelpunkt der Montanindustrie von Obersteiermark und besitzt eine Bergakademie, eine Berg- und Hiittenschule, Realgymnasium, viele Vereine und Anstalten. Abgesehen von seiner landschaftlich reizenden Lage auf einer von der Mur umschlungenen Halbinsel mit seiner waldreichen, alpinen Umgebung zeichnet sich Leoben durch besondere Reinlichkeit und Nettigkeit der Plätze und Gassen, sowie durch seine schönen Stadtparkanlagen aus. Vorzügliche Wasserleitung, Canalisierung, Gasbeleuchtung und Schwimmschule sind noch hervorzuheben. Leoben erfreut sich eines regen Fremdenzuflusses sowohl als Sommerfrische als auch als Nachtstation für Reisen nach Italien und denBesuch derV ordernberg-Erzbergerbahn. Es besitzt im Grand Hotel Gärner am Franz Josefplatz eine wahrhaft moderne Gaststätte ersten Ranges, wie sie selbst einer Grosstadt zur Ehre gereichen würde. Sowohl das elegante Aeussere als auch der Comfort der geräumigen Zimmer, der vornehm ausgestatteten Speisesaal-Locali-täten, zeigt den Charakter eines den Anforderungen der Neuzeit entsprechenden Etablissements. Der Besitzer, Herr Joh. Gärner, ist persönlich unermüdlich thätig, um seinen Gästen in Unterkunft und Verpflegung das Beste zu bieten. Das Hotel Post (Bes. Hans Werhonig) am Hauptplatze, mit freundlichen Zimmern, altdeutscher Weinstube und grossem Concert-saale ist gleichfalls allen Freunden guter Küche und vorzüglicher Getränke bestens zu empfehlen. Auch noch mehrere andere Gasthöfe und Kaffeehäuser sind erwähnenswert. __________ Gras, 366 m ii. M., an beiden Ufern der Mur gelegen, mit über 100.000 Einwohnern, ist die zweitgrösste und wohl auch eine der schönsten deutschen Städte Oesterreichs. Dank seiner bereits ge- schilderten schönen Lage und Umgehung, seiner mustergiltigen, öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen und Anstalten, seines bewegten, fast an eine Grossstadt gemahnenden Strassenlebens ist Graz nicht bloss das Eldorado der Pensionisten und Kentiers, sondern eine bedeutsame Etappe für den Strom des Fremdenverkehrs in den Alpenländern der Monarchie. Hiezu trägt wohl nicht am wenigsten der verdiente gute Ruf bei, dessen sich die Gaststätten in Graz erfreuen. Da ist vor allen das altrenommierte, mit elegantem Comfort aus-gestattete Hotel Elefant am Murplatz. Dieses musterhaft geführte Haus besitzt ausser zahlreichen Speise- und Conversationsräumen auch einen schönen Garten (s. Inserat). Hotel „Erzherzog Johann“, Hotel ersten Kanges mit vorzüglichem Eestaurant (s. Inserat). Hotel „Goldener Engel“, neu erbaut an der Mur, Personenaufzug, elektrische Beleuchtung, elegante Zimmer und Speiselocalitäten (s. Inserat). Hotel „Goldene Birne“, nächst dem Stadtpark (s. Inserat). Ausserdem noch eine Reihe anderer Gasthöfe, Restaurants und Kaffeehäuser, wie Hotel Daniel, Hotel Florian u. s. w. Eine Grazer Specialität bildet Kleinoschegs altdeutsche Weinstube „hn Krug zum grünen Kranz“ in der Herrengasse 13. Die Kleinoscheg’schen Kellereien befinden sich in Gösting, unweit Graz. Dieselben sind sehr ausgedehnt, theils in 3 Etagen aufeinanderliegend, und wurden am 4. Juli 1883 durch den Besuch Sr. Majestät des Kaisers geehrt. Die seit dem Jahre 1849 bestehende Firma Brüder Kleino-scheg hat die durch sie begründete Champagner-Industrie in Steiermark zur grossen Bliite gebracht. Die Erzeugung erfolgt wie in Frankreich auf natürlichem Wege durch Flaschengährung und mehrjährige Kellerlagerung. Kleinoschegs „Goldmarke“ und „Herzogmantel“, ebenso wie in Ungarn die Kleinoscheg’schen Marken „Elysee“ und „Cupid“ erfreuen sich eines wohlverdienten guten Rufes und hat ihr Product die Concurrenz des französischen Champagners nicht zu scheuen. In der Herrengasse befindet sich auch die renommierte Firma M. Fitz, k. u. k. Hoflieferant, welche in- und ausländische Delicatessen, französisches Obst, Conserven, Wein- und Liqueurspecialitäten in vorzüglicher Qualität am Lager hat und daher allen Reisenden zur Versorgung ihrer Bedürfnisse bestens empfohlen ist. Wasserheilanstalt Eggenberg ist von der Südbahnstation Graz mit Wagen in 15 Minuten, zu Fuss in 30 Minuten erreichbar, auch führt vom Centrum der Stadt Graz eine reguläre Omnibus verbindung in 20 Minuten dorthin. Die Anstalt hat eine geradezu herrliche Lage am Fusse bewaldeter Höhen, gegen Norden durch hohe Berge geschützt und bietet eine schöne Aussicht auf die Stadt Graz und deren Umgebung. Schon der Anblick der saftig grünen Vegetation und die würzige Waldesluft wirken belebend und erfrischend. Das in Eggenberg rationell durch-geführte Heilverfahren ist für Krankheiten des Nervensystems, Ernährungsstörungen, Anämie u. s. w. geeignet. Sowohl in den 50 Wohn- Wasserheilanstalt Eggenberg:. zimmern, als in den Speise- und Conversationssälen, in den Ordinations-und Curloealitäten, Spiel- und Lesezimmern findet sich moderner Comfort, auch ist seit Jahresfrist die elektrische Beleuchtung eingeführt. Die im Interesse der Curgäste eingeführte Hausordnung wird mit grösster Gewissenhaftigkeit gehalten und ist die Anstaltsleitung eifrig bemüht, allen in dem Rahmen derselben erfüllbaren Wünschen und Ansprüchen jedes einzelnen Curgastes zu entsprechen. In der Anstalt kommen hauptsächlich zur Anwendung sämmtliehe Arten der wissenschaftlich begründeten Wassercur, ferner Dampfkastenbäder, Kohlensäurebäder, das Gärtner’sche elektrische Zwei-Zellenbad, sowie elektrische und Fangobäder. Besonderes Augenmerk wird auf eine der angewendeten Diät entsprechende sorgfältige Verpflegung gelegt. Graz besitzt auch eine Reihe sehr bedeutender industrieller Etablissements. An der Westgrenze von Graz liegt die Fabrik der Firma Brüder Reininghaus am Steinfeld. Im Jahre 1853 kaufte Herr Joh. Peter v. Reininghaus die damals bestandene Brauerei des Herrn Karl Königshofer, welche er im Vereine mit seinem Bruder Julius unter der Firma Brüder Reininghaus rasch zu einem grossen Betriebe entwickelte. Neben der Bierbrauerei wurde eine Spiritus- und Presshefefabrik, dann eine Essig- und Liqueurfabrik errichtet; dazu kam noch die Erzeugung von Weizenstärke. Im Jahre 1862 war die vormalige Biererzeugung von jährlich 2000 hl auf 32.500 hl gestiegen. Es war die erste Brauerei, welche in Steiermark für Dampfbetrieb eingerichtet war. Im Jahre 1863 erlag der in voller Manneskraft stehende, jüngere Bruder Julius einer damals in Graz herrschenden Typhusepidemie. Obwohl nun Herr J. Peter v. Reininghaus alleiniger Besitzer der Etablissements wurde, änderte er doch in pietätvoller Erinnerung an den dahingegangenen Bruder den Namen der Firma nicht. Der ausgezeichnete Ruf, dessen sich die Erzeugnisse des Steinfelder Etablissements erfreuten, verschaffte denselben nicht nur einen grossen Absatz in den Gebieten der österr.-ung. Monarchie, sondern es entwickelte sich bald ein reger Export nach Italien und der Levante. Im Jahre 1871 wurde eine vollständig neue Brauhausanlage mit grossen Mälzerei-Einrichtungen geschaffen. 1872 war die Biererzeugung auf 100.000 7(1 gestiegen, zehn Jahre später auf 157.000 7(7, und heute werden in der Brauerei am Steinfelde 284.000 hl Bier gebraut. In den Mälzereien werden jährlich 80.000 q Malz hergestellt. Bei der Brauerei besteht eine mechanische Fassfabrik und eine Harzöldestillation zur Erzeugung von Brauerpech und Wagenfett. Die Spiritusbrennerei und Presshefefabrik ist gleich der Brauerei die bedeutendste des Landes. Die Liqueur- und Essigfabrik sind in steter Entwickelung. Zur Kühlung der Keller besteht eine grosse Eismaschinenanlage nach dem System Linde. Zwei pneumatische Mälzereien liefern zusammen mit der Handmälzerei Malz für eigenen Bedarf, wie für den Verkauf. Sämmtliche Fabriksräume sind elektrisch beleuchtet. Die Etablissements sind durch eine Schleppbahn mit den Geleisen der Graz-Köflacher- und der SUdbahn-Gesellschaft verbunden. Die Brauerei Puntigam, welche seit dem Jahre 1772 besteht, liegt 5 km. südlich von Graz an der gleichnamigen Eisenbahnstation, mit welcher sie durch eine eigene, normalspurige Geleisanlage für den Frachtenverkehr verbunden ist. Die Brauerei wurde in den letzten Jahren den modernen Anforderungen entsprechend eingerichtet und durch viele Neubauten vergrössert. Dem oberwähnten Bahngeleise folgend, sehen wir zur Linken das Directionsgebäude und die neuen, vorzüglich ausgestatteten Arbeiterwohnungen, zur Rechten das Restaurationsgebäude mit schattigem Garten; weiterschreitend finden wir ein Beamten-Wohngebäude, in dessen ebenerdigen Räumen die Fabriksfeuerwehr, die Brantweinbrennerei, der Haustrunkschank und der Thorwart untergebracht sind. Vor diesem Gebäude befindet sich die Brückenwage für Eisenbahnwaggons, gegenüber eine solche für Strassenfuhr-werke. In dem neu erbauten Slaschinenhause stehen vier Dampfkessel (System Meunier) mit 630 m2 Heizfläche und zwei Betriebsmaschinen mit 300 und 180 Pferdekräften. Das Innere des Maschinenhauses gewährt mit seinen mächtigen Maschinen und deren blanken Metall- Brauerei Puntigam. bestandtheilen und seinen sonstigen eleganten Einrichtungen einen imposanten Anblick. Dem Maschinenhause gegenüber steht das neu und sauber eingerichtete Sudhaus, in 24 Stunden können daselbst 1200 hl Bier erzeugt werden. Die Gährkeller haben einen Fassungsraum für 12.000 hl, in den Lagerkellern können 120.000A1 untergebracht werden. In der Fasswäscherei und Fasspicherei erfolgt der Antrieb der daselbst aufgestellten Apparate durch eine eigene Dampfmaschine mit 20 Pferdekräften. Zum Schutze der Arbeiter sind besondere Vorkehrungen getroffen, welche den belästigenden Rauch beim Auspichen der Fässer vollständig abfiihren. Auch die Flaschenfüllerei ist mit bemerkenswerten, maschinellen Einrichtungen ausgestattet. Die jährliche Biererzeugung beträgt an 200.000 hl und wurde diese Ziffer in einzelnen günstigen Absatzjahren auch schon namhaft überschritten. Bei voller Ausnützung der Leistungsfähigkeit könnte eine Viertelmillion Hektoliter im Jahre erzeugt werden. Die Brauerei beschäftigt circa 400 Arbeiter. Das Absatzgebiet der Brauerei erstreckt sich auf Steiermark, insbesondere Graz und Umgebung, dann Kärnten, Krain, Küstenland, Dalmatien, Tirol, Ungarn, Croatien, Slavonien, Bosnien und die Hercegowina. Ausserdem hat die Brauerei auch einen bedeutenden Export nach Italien, der Türkei, nach Griechenland und Egypten. „Styria“-Fahrradwerke Joli. Puch & Comp. Wo noch vor ungefähr zehn Jahren ein kleines, schiefwinkliges Häuschen die Geburtsstätte der „Styria“-Fahrräder bezeichnete, steht jetzt ein mächtiger Häusercomplex, in welchem jedes Jahr ungefähr 20.000 Stück der über die ganze Welt bekannten und berühmten Maschinen fertiggestellt werden. Wir sagen fertiggestellt, denn die Fabrik ist infolge ihrer vollkommen maschinellen Einrichtung wie keine zweite der ganzen Monarchie, ja sogar des Continents in der Lage, alle Bestandtheile des Fahrrades bis auf die kleinsten, sogar die Kugeln, in eigenen Werkstätten zu erzeugen. Die zur Verwendung in fortschreitender Blüte begriffenes Gemeinwesen. Es besitzt mustcr-giltige öffentliche Einrichtungen und Anstalten, Gymnasien, Oberrealschule, Lehrerbildungsanstalt und eine Landes-Obst- und Weinbauschule. Marburg ist der Mittelpunkt des steirischen Obst- und Weinbaues sowie der Geflügelzucht und versendet diese Producte nicht nur nach dem Inlande, sondern auch in die fernsten Gegenden des Auslandes. In industrieller Beziehung sind die grossen Maschinenwerkstätten der Südbahn bemerkenswert. Begünstigt durch das gesunde milde Klima mit einer mittleren Jahrestemperatur von 9° R. gelangenden Rohmaterialien sind grösstentheils steirischer Provenienz. Bei der Auswahl der Rohmaterialien waltet die allergrösste Sorgfalt. Jeder neuen Sendung werden Proben entnommen und damit Versuche auf Zug- und Bruchfestigkeit, Verhalten beim Härten u. s. w. angestellt. Ein durch viele Jahre geschultes Arbeiterpersonal und die während der Fabrication ständige Controle durch eigens dazu ange-stellte Beamte machen es der Fabrik möglich, trotz der bedeutend erhöhten Fabrication für jedes einzelne „Styria“-Rad, das die gesetzlich geschützte Marke trägt, voll und ganz zu garantieren. Die bedeutendsten Rennfahrer, wie Gerger, Eros, Ellegard, Huet, Büchner, Jos. Fischer u. s. w. benützen seit Jahren nur das „Styria“-Rad und verdanken ihm ihre glänzenden Siege, wie die Meisterschaft von Europa, von Oesterreich, Dänemark, Russland, das grosse Strassenrennen Bordeaux—Paris, die grossen Preise von Hannover, Leipzig, Teplitz etc.> Näheres in dem von der Firma herausgegebenen Prachtkatalog (s. Inserat). _________ Die Stadt Marburg, deren Sehenswürdigkeiten und Umgebung wir bereits an anderer Stelle kennen gelernt haben, ist die zweitgrösste Stadt der grünen Steiermark und ebenso wie Graz ein und die vielen Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten dieser so reizend gelegenen Stadt haben sich in den letzten Jahren die Ansiedelungen fremder Familien vermehrt und neben dem lebhaften Handel und Verkehr beginnt auch der Fremdenzufluss sich in Marburg merklich zu heben. Unter den vielen Gaststätten heben wir hervor: Hotel „Zum Mohren“, Hotel „Erzherzog Johann“, Hotel „Meran“ u. a. m., Cafe Central, Cafe Nordstern und die besonders empfehlenswerte Casino-Restauration. Unter den Weinproducenten und Wcinhändlern nimmt die Firma J. & R. Pfrimer, k. u. k. Hoflieferanten, die erste Stelle ein. Das Absatzgebiet für ihre guten weissen und rothen Tischweine, sowie für feinere Tafel- und Flaschenweine geht weit über die Alpenländer hinaus, und finden die steirischen Sortenweine besonders in Deutschland viele Liebhaber. Unter den vielen Auszeichnungen dieser Firma erwähnen wir die Fortschrittsmedaille der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 und die grosse goldene Medaille der Pariser Weltausstellung im Jahre 1878. In Marburg befindet sich auch die renommierte Bierbrauerei Thomas Gütz, welche im Jahre 1861 gegründet wurde, mit allen modernen technischen Maschinen versehen ist und jährlich circa 50.000 Hektoliter Bier erzeugt.Das Hauptabsatzgebiet ist Steiermark, Kärnten, Krain, Ungarn, Croatien, Slavonien, Bosnien und der Orient. Der hübsche Bräuhausgarten mit seinem guten Restaurant bildet einen sehr beliebten Unterhaltungsort für Einheimische und Fremde. Pettnn, Stadt mit eigener politischer Verwaltung, unmittelbar an der Drau gelegen, 232 m Seehöhe, am südöstlichen Ausläufer des Posruk. Die Lage der Stadt, in deren Mitte sich das gräf'l. Herber-stein’sche Schloss Oberpettau auf einem Hügel hoch erhebt, dürfte an reizvoller Schönheit nur von Graz erreicht werden. Für die Unterkunft der Fremden ist aufs beste gesorgt (Hotel Osterberger, Deutsches Haus, „Stadt Wien“). Auch sind viele Privatwohnungen für die Aufnahme von Sommerparteien bestens eingerichtet. — Infolge der wesentlichen Besserung der sanitären und Verkehrsverhaltnissc (Wassergasbeleuchtung, Schlachthaus mit Kühlanlage und künstlicher Eiserzeugung, Badeanstalten etc. etc.) hebt sich der Fremdenverkehr von Jahr zu Jahr, wozu die anerkannte Billigkeit der Wohnungen und Lebensmittel nicht wenig beiträgt. Die Stadt hat schöne Gartenanlagen, den jüngst vergrösserten Stadtpark mit dem schönen Ornig-Quai, den bestgepflegten Volksgarten mit dem reizenden Schweizerhaus und Kahnfahrten am Teiche. Das Klima ist fast südländisch, im Sommer durch die Nähe des Drauflusses gemildert. Die Umgebung ist reich an abwechselnden Spaziergängen in Bergen und Ebene. Für Unterhaltung sorgen ein Wintertheater, die tüchtige Musikkapelle, Concerte, Feste etc. Für den Forscher bietet Pettau eine unerschöpfliche Quelle altrömischer Funde (Museum). Draubäder von heilkräftigster Wirkung. Obergymnasium, Musikschule etc. tec. Transportbesorgung: Jakob Matzun, Ziegeleibesitzer, Cementwaren, Spediteur undHandelsmann. Reiselectiire, Ansichtskarten etc. in der best eingerichteten Buchhandlung W. Blanke, Hauptplatz. Auskünfte bereitwilligst im Fremdenverkehrsverein, Obmann Bossmann. Von den Ausflugsorten der Umgebung sind nennenswert Schloss Wurmberg, Schloss Ankenstein, Schloss Trakostjan. Cilli, 2408 m ii. M., mit 7000 Einwohnern, beliebteste unter-steirische Sommerfrische mit heilkräftigen Sannbädern in nächster Nähe prächtiger Nadelholz- und Buchenwaldungen, mildes Klima; zu erreichen von Wien und Budapest mittelst Schnellzuges in 8 Stunden, von Triest und Fiume in 6 Stunden. Die reizende Lage der Stadt am krystallklaren Sannflusse und in unmittelbarer Nähe prächtiger, ausgedehnter Nadel- und Laubwaldungen, sowie das zuträgliche Klima und die günstigen Lebensverhältnisse haben schon seit langer Zeit Erholungsbedürftige hieher gezogen, und der Fremdenverkehr nimmt von Jahr zu Jahr zu. —• Ein Hauptanziehungspunkt ist das Sannbad mit einer Temperatur von 18—24° R. An beiden Sannufern befinden sich gut eingerichtete Badeanstalten, ebenso besteht ein best ausgestattetes Dampf- und Wannenbad. Der wohlgepflegte Stadtpark mit seinen schattigen Alleen und dem reizenden, von Anlagen und guten Wegen durchzogenen Hügellande im Hintergründe bietet einen wunderbar angenehmen Aufenthalt. Die Stadt selbst bildet den Ansgangspunkt einer Menge schöner näherer und weiterer Ausflüge über Berg und Thal. Ein Wahrzeichen der Stadt ist die in einer halben Stunde zu erreichende Burgruine, einst der Sitz des berühmten, weithin herrschenden Geschlechtes der Grafen von Cilli. Die Wege sind vom Fremdenverkehrscomitd gut und deutlich markiert. Die Badeorte Tüffer, Römerbad und Neuhaus bieten Gelegenheit zu angenehmen halbtägigen Wagenfahrten. Die Tour in die Sannthaleralpen und in das Logarthai kann von Cilli aus in zwei Tagen gemacht werden. — Fahrgelegenheiten sind zu billigen Preisen jederzeit zu haben. Die Bauart der Stadt macht einen freundlichen Eindruck, ebenso die herrschende Reinlichkeit. Die Beleuchtung der Stadt erfolgt durch Gasglühlicht. — Der Bahnhof ist unmittelbar an der Stadt gelegen. Cilli ist der Sitz eines Kreisgerichtes, einer Bezirkshauptmannschaft und verschiedener anderer Behörden. Die Stadt besitzt für ihre Verwaltung ein eigenes Gemeindestatut. An Unterrichtsanstalten bestehen ein Staatsobergymnasium, eine Landesbürgerschule, eine höhere Töchterschule, sowie die städtische Knaben- und Mädchenschule und zwei Kindergärten. Die Stadt besitzt ein hübsches Schauspielhaus. Das Localmuseum ist reich an Funden aus der Römerzeit und dem Mittelalter. Von den hier bestehenden Vereinen sind besonders zu erwähnen der Verschönerungsverein der Stadt Cilli, welchem die Erhaltung der öffentlichen Anlagen obliegt und der Eigenthümer der Sommerrestauration „Waldhaus“ ist. Der Musikverein unterhält eine Musikschule und eine leistungsfähige Musikkapelle, welch letztere regelmässige Parkmusiken und Concerte gibt; weiters bestehen zahlreiche deutsche Vereine. Das Lesezimmer des Casinovereines bietet eine grössere Auswahl von Zeitungen und steht Sommergästen nach vorheriger Anmeldung zur Verfügung. Rathschläge über Ausflüge in die Sannthaleralpen ertheilt die Section Cilli des Deutschen und österreichischen Alpenve'reines. — Für die Gesundheitspflege in der Stadt ist bestens gesorgt; in Cilli sind mehrere tüchtige Aerzte thätig, und es bestehen zwei Apotheken. In zwölf allen Anforderungen entsprechenden Gasthöfen, sowie zahlreichen guten Gastwirtschaften und Kaffeehäusern findet man bei billigen Preisen entsprechende Unterkunft und Verpflegung. Privatwohnungen stehen in ausreichender Menge zur Verfügung. Ausführliche Fremdenführer durch Cilli und Umgebung sind im Buchhandel zu haben. Das Fremden verkeil rscomitž stellt sich in allen Angelegenheiten seines Wirkungskreises den Sommergästen zur Verfügung. Empfehlenswerte Gasthöfe und Kaffeehäuser in Cilli in alphabetischer Reihenfolge nach den Namen der Eigenthiimer: Hotel Erzherzog Johann, Hotel Mohr, Hotel weisser Ochs, Cafe Mercur, Cafe Central, Cafč Hausbaum. Kaiser Franz Josefs-Bad Tüffer, Bes. Theodor Gunkel, (nicht zu verwechseln mit Römerbad) liegt in einer der schönsten Gegenden Steiermarks im Sannt'kale, 8 Stunden von Wien mit Eilzug erreichbar. Die hier zutage tretende Akratotherme beträgt 383/4° C. Sie ist die heisseste von den steiermärkischen Thermen und gleichwirkend mit Gastein, Pfeifers und Teplitz. Tüffer besitzt das grösste Marmorbassin sämmtlicher steirischer Bäder, sowie schöne Einzelbäder. Grösster Comfort, massige Preise, elektrische Beleuchtung. Elegante Equipagen und Reitpferde stehen zur Verfügung. Auch werden daselbst die so beliebten Sannflussbäder gebraucht und ist auch für Kaltwassercuren gesorgt. Die prachtvolle Umgebung bietet den Curgästen die schönsten Spaziergänge in der Ebene, sowie auch Bergpartien. Die ärztliche Leitung hat Dr. Ritter v. Ortynski. Thermalwasser und Thermalsiphons werden auch in Versandt gebracht. 5teinbrück-Laibach-St. Peter. Als ein „Morgenthor des Schönen“ stellt sich dem Freunde grotesker Felsbildungen der Engthaleingang am Zusammenflüsse der Sann und Save an der Station Steinbruck dar. Den Naturfreund erfreut hier bei hellem Sonnenschein die reizvolle Färbung des Dolomitmassivs, dessen röthlicher, an ein sanftes Alpenglühen mahnender Schimmer mit dem Malachitgrün der tief unten dahinrauschenden, in ein engstes Bett eingepressten Savefluten in schönster Harmonie zusammenklingt, welcher Effect durch das im vereinigten Gewässer scharf sich abhebende Mattengrün der nächst der stattlichen Eisenbahnbrücke in die Save sich ergiessenden Sann nur noch gehoben erscheint; ja selbst die im eisbrechenden Lenze oder nach heftigen Niederschlägen in den Alpenregionen im fernen krainischen Oberlande, beziehungsweise im benachbarten Sannthale gelb-gefärbt sich daherwälzenden Wasser wogen des einen und des anderen der beiden Flüsse bringen kaum einen allzu grellen Misston in dies eigenartig schöne Naturbild! Und zu dem mannigfaltig Interessanten dieses Naturbildes stimmt das Geschichtsbild dieser Gegend. Auf dem hohen steilen Felsabhange unmittelbar zu Bäupten des Stationsgebäudes stand im Mittelalter eine Feste, namens Klausenstein, als deren Erbauer der Babenberger Herzog Leopold VI. der Glorreiche angegeben wird. Dieser Fürst war es auch, der im Thale herunten bei der Sann-Einmündung genau an selber Stelle, wo schon die Römer eine Ueberbrückung vorgenommen, um 1222 eine „Stein-briicke“ über die Save legte, die er dann (1224) behufs Eröffnung eines neuen Handelsweges nach der „windischen Mark“ (dem heutigen Unterkrainerboden) mit verkehrsgünstigen Privilegien versah. In den Fehden der Cillier Grafen mit Kaiser Friedrich HL (im 15. Jahrh.) zerstört, später wieder hergestellt und wieder in Verfall gerathen, wurde diese alte Steinbrlicke in ihren letzten Ueberresten beim Baue dieser Südbahnstrecke (1847) blossgelegt. Von dieser alten Steinbrücke führen heute noch die „Station“ und die wenigen Häuser nebenan den Namen: Steinbrück. Zur Forterhaltung des Namens hatte übrigens eine zweite, die 1826 über die Sann gelegte, den Strassenzug von Römerbad her gegen Croatien verbindende, steinerne Brücke gedient, von deren rechtsuferigen Eingänge aus einer Tempelnische das Erzbild des grössten Wolthäters von Innerösterroich, des „Prinzen Johann“, zum Bahndamme heraufblickt. Folgtn wir dem hier abzweigenden Schienenstrange der croa-tischen Südlahnstrecke ■— zu kurzem Ausfluge — zunächst an der neuen, durch die krainische Landesvertretung mit einem Beitrage der kais. Regierung erbauten, imposanten Račahcr Eisenbrücke vorüber, soweit rechtsuferig des sich hier alsbald breiter ergiessenden Save-stromes Krainerboden herrscht, so entzückt unser Auge die immer weiter sich öffnende Landschaft und thronen da theils in fruchtbarer Ebene, theils von dunklen Forsten weisschimmernd und malerisch sich abhebend eine Reihe von Schlössern und Schlösslein. Der Station Videm gegenüber liegt die alte krainische Stadt Gurkfeld, in voller Länge knapp an Ufers Rand sich hinstreckend, so noch gegenwärtig ihre einstige Bedeutung als Schifferstation kennzeichnend. Unweit Gurkfelds dehnt sich die Fundstätte von Dernovo, der römischen Station Neviadneum, an der Strasse: Emona (Laibach)—• Siscia (Sissek) und vorher noch weiter dem landeinwärts ziehenden gar anmuthend von ihren Höhen herab das Graf Erwin Auersperg’sche Schloss: Thurn-am-Hart, der langjährige Sommersitz des deutschösterreichischen Dichters Anastasius Grün (Anton Alexander Grafen Auersperg), „des Sängers der Freiheit und der Rosen,“ der hier im eigens erbauten, einen Rosenhügel krönenden, weithin sichtbaren grossartigen Mausoleum die ewige Ruhestätte gefunden und das in den Tagen der Bauernkriege zerstört gewesene, schöne Schloss Arch des Herrn Felix Edlen von Lenkh, mit seinem herrlichen Ausblicke auf das Krain von Croatien trennende langgezogene Uskokengebirge. In der Thalweitung an der Ostgrenze Krains gen Croatien birgt das Baron Gagem’sche Schloss Mokritz den schönsten Park des Landes. Doch kehren wir von diesem unserem Excurse auf die Hauptstrecke der Südbahn nach Steinbrück zurück, um südwärts die Fahrt durch das Engthal der Save nach der Landeshauptstadt von Krain, dem „weissen Laibach“ des altkrainischen Volksliedes fortznsetzen. Dem bei Steinbrück beginnenden und bis zur Thalausweitung bei Littai fortgesetzt das linke Saveufer scharf flankierenden Massivzuge der in malerischen Windungen aneinander sich reihenden gewaltigen, nicht selten von imposanten Kuppen und schlanken Graten gekrönten Dolomitkegel, musste bei der Bahnanlage die Strecke durch Sprengungen und Aufdämmungen Schritt um Schritt schier abgerungen werden, so dass wir noch heute, durch nahezu eine Stunde, eingekeilt zwischen den, den Savelauf einpressenden Felsmassen, unten z>i Seiten die an das bekannte „Gesäuse“ in der Steiermark gemahnenden, seinerzeit abgestürzten Felsgerölle tosenden Wässer, ober uns eine enge Spaltspirale vom Himmelblau oder Wolkengrau, im sicheren Heim des dahinrollenden Waggons (comfortablen Galeriewagens) uns der Täuschung hingeben können, in angenehmster Weise die Rolle von Pfadfindern zu spielen! Aus dieser Illusion werden wir nur ab und zu an der. zwischen Steinbrück und Littai liegenden Stationen aufgescheucht, die an sich und durch die, ihnen die Namen gebenden, Stätten industriellen Fleisses (die Gewerkschaften von Hrastnigg, Trifail, Sagor) genug des Beweises dafür, wie der rührige Mensch auch hier sich Eingang zu verschaffen gewusst. Ja und wenn gar der ortskundige Coupžgenosse deinen auf die am rechten Saveufer drüben parallel hinziehenden, meist bewaldeten Höhenzüge gerichteten Blick auf die Bedeutung des an den Säumen unten in schmalen, häufig dem Felsfusse eingesprengten und ab und zu von der Felswand überdeckten, theilweise schon zu Trümmern gefallenen, dann wieder anmuthig die massig hohen Bergmatten empor sich schlängelnden einstigen Gangsteig der „Schiffzieher“, beziehungsweise ihrer Gespanne — den sog. „Treppelweg“ — aufmerksam macht, da belebt sich das Bild gar bunt und ein „Krahn fröhlichen Lebens“, das einst hier im alltäglichen Verkehre geherrscht, entwickelt sich vor deinem geistigen Auge. Da kommt die bald heftig strömende, bald ruhig dahinfliessende Save herabschwimmend so ein 25 bis 28 alte Klafter langer und verhältnismässig breiter, den antiken liburnischen Schiffen ähnlich, mit vorne und rückwärts hochaufragenden Schnäbeln versehener Savekoloss einhergefahren, wie man von dieser Form Miniaturexemplare noch heute hier an den freien Ueberfuhren der Uferländen ab Und zu sehen kann. Auf dem Schiffe selbst geht es lebhaft zu, denn die mit, jener Zeit entsprechendem Comfort ausgestattete Kajüte vereinigt eine, wenngleich kleine, so nicht minder heitere Reisegesellschaft, die — wie uns zeitgenössische Schilderungen zu erzählen wissen — sich an den culinarischen Genüssen des aus dem „Hafen bei Salloch“ vor Laibach mitgenommenen Mundvorrathes gar gütlich thun! Und auf Verdeck versammelt ein lustig loderndes Feuer des offenen Herdes die abwechselnd dienstfreien Ruderknechte, die von 40 derartigen Handelsschiffen zu Littai ihre eigene „Innung“ hatten. Die Save hinunter von Salloch bis tief nach Croatien hinein giengs ja verhältnismässig ganz leicht, abgesehen wohl von den durch die BergabstUrze hervorgerufenen Stromschnellen bei Prussnik und bei dem sogenannten „weissen Schwalle“, wo man, die Schiffahrt zu erleichtern, eigene Canäle durch Absprengung der Felsen, durch Einsenken von Steinkästen (Caissons) und durch Pillotagen hergestellt, deren Reste noch gegenwärtig bei geringem Wasserstande zwischen Trifail und Sagor sichtbar sind. Starkes Stück Arbeit hatten jedoch die Schiffleute mit ihren Import und Transito aus und Uber Steiermark und Croatien her vermittelnden Frachtschiffen, die Save aufwärts zu leisten, wo die das 80 bis 120 Klafter lange Zugseil leitenden „Schiffzieher“ mit ihren Gespannen, von 7 bis 8, an der Stromschnelle bis zu 24 Paar Ochsen, in Action traten. Da gab es denn bei diesem schwierigen Geschäfte, dem Temperament des Volkes entsprechend, ein gar lautes, durch hochauf-muntemde Zurufe an die Zugthiere, markiertes Getriebe und Ge-schreie, das an den Felswänden rechts und links ein vielstimmiges Echo fand. Heute ist dies Echo von einem noch weitaus mächtigeren abgelöst, von dem Echo der gewaltig dröhnenden Eisenbahnzüge, deren oft über das Halbhundert aneinander gekoppelte Lastwagen die einstigen Lastschiffe abgelöst haben in der Erfüllung der volkswirtschaftlichen Bestimmung des inzwischen riesig angewachsenen Warenverkehrs, denn mit der Eröffnung der Strecke Cilli—Laibach der Südbahn im Jahre 1849 war der Schiffsverkehr auf der Save durch Kram mit einemmale eingestellt. An diversen kleineren und grösseren Cascaden vorüber, die aus den Felsrinnen der Waldberge am rechten Ufer schneeig weiss zu den hellgrünen Fluten der Save herabstürzen — der grösste derselben, der Wasserfall Mitale, sendet seinen Gischt unter der 1781 künstlich hergestellten Brücke zur Tiefe — durchfahren wir die krainische Braunkohlenregion zwischen den Stationen Trifail und Sagor und es führen die hier in die Save mündenden kohlenrussig gefärbten Bäche das Merkzeichen ihrer Herkunft noch nach der Vereinigung der Gewässer mehr minder lang mit sich. Bei Trifail findet der Tourist den Ausgangspunkt zu beliebten Höhenfahrten, rechtsuferig auf den Kumberg (1219 m) — mit vielbesuchter Wallfahrtskirche — linksuferig auf die Merzlica Planina (1119 m) Uber die hl. Alpe (985 m) auf den Javor (1131m) und die Velika Planina (1206 m). An der Station Sagor erheben sich rechts und links zu Seiten der festgefügten Steinbrückc über den Mediabach riesige Kalkwände mit senkrecht abfallenden steilen Hängen und mit, dem Luginsland der alten Ritterburgen gleichenden, thurmartigen Aufsätzen, die im Sommerlichtglanze in allen Tinten von roth und violett schimmernd, bezaubernden Effectes sind. Zwischen durch windet sich die Strasse in das Mediathal (— zunächst rechts am Bühel die Ortschaft Sagor mit der schönen neuen Pfarrkirche in imposanter Lage herabgrüssend —) zur Gewerkschaft Sagor, und weiterhin durch hellgrünende Landschaft und an schönbestandenen Waldbergen vorüber, aus denen plötzlich Leithakalke der Tertiärablagerung ihre grotesken Felsspitzen empor-und herausrecken, nach dem Praschniker’schen Warmbad Gallenek und zum gleichnamigen Schlosse, dem Stammhause des berühmten krainischen Historiographen Freiherrn von Valvasor (1641 —1693), an dessen Parkwegen man sich an dem „Ausstemmen“ von fossilen Pflanzenresten und Fischabdrücken aus den Schotterbänken des prähistorischen Sees gar leicht erfreuen kann. Bei der Station Littai liegt (linksuferig) mit bequemer Zufahrtsstrasse vom Markte Littai aus auf weitaussehendem Bergplateau (523 m) das prähistorische Gräberfeld von Watsch, dessen grossartige Funde — darunter die berühmte Situla — die k. u. k. Hofinuseen zu Wien und das Landesmuseum „Rndolfmum“ in Laibach umschliessen. Rechtsuferig gelangt man (von Littai über St. Martin) zu Krains weihevollster Geschichtsstätte, zu Schloss Wagensberg, auf dominierender Höhe das Grün der umlagernden mässigen Berge und Bühel hoch-iiberragend in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, von 1672 bis kurz vor seinem Tode (1693) das Eigen des eben erwähnten Johann Weikhard Freiherrn von Valvasor, der hier nicht nur seine vorzüglichsten Werke, darunter die „Ehre des Herzogthums Krain“ geschiieben, sondern auch nebst einer Reihe wissenschaftlicher Sammlungen als Specialitiit eine eigene Anstalt für Herstellung von Kupferstichen eingerichtet und durch Jahre Zeichner und Kupferstecher unterhalten. Die Pietät der gegenwärtigen Besitzer — Excellenz Fürst Hugo Windischgrätz, k. u. k. Generalmajor und Familie — weist hier noch heute „ Valvasors Studierstube“ als, der ursprünglichen Bestimmung möglichst getreues, Interieur. Schon von der Station Sava her bis zum freundlich gelegenen Markte Littai erweitert sich das Savethal und man gewahrt da links-uf'erig in der Nähe des auf coulissenartig vorgeschobenem Bühel dem Blicke entgegengestellten wcissen, Franz Hren’schen Schlosses Pono-witsch ausgedehnte ebene Wiesengründe und am rechten Ufer das fruchtbare Littaierfeld. So lieblich die Gegend in normalem Zustande zu schauen, so betrübend äussem sich die Verheerungen, welche bei hohem Wasserstande die hier in einer Breite von 120 bis 160 m daher-fliessende Save durch Uferbrüche verursacht. Dank der Fürsorge der Staatsverwaltung wurden jedoch schon an mehreren bedrohten Punkten hier, wie auch weiter nordwärts, und bis in das nordkrainische Becken hinauf Saveregulierungsarbeiten mit Leitwerks- und Uferschutzbauten ausgeführt, welche Objecte hier namentlich zum grössten Theile von der Bahn aus sichtbar sind. Nach Passierung der Station Littai verengt sich abermals das Savethal bis zur Bahnübersetzung Uber den Fluss bei Poganek, wo jüngst erst die seit dem Bahnbaue bestandene hölzerne Howe’sche Brücke durch eine Eisenconstruction ersetzt wurde. Die scharf vorspringende Bergnase, von welcher das alterthümliche von Wolfarth’sche Schloss Poganek weit in das Savethal hinabblickt, wird mit einem kurzen Tunnel unterfahren und man erblickt dann ein herrliches Seitenthal mit der schon genannten malerisch gelegenen Ortschaft Watsch hoch oben auf einer der in dieser Bahnstrecke zahlreich mit weissen Kirchen und Kapellen gekrönten Bergkuppen. Aber nicht minder fesselt auch fortan der Savefluss die Blicke des Reisenden durch seine ungezähmte Wildheit. In viele Arme zertheilt, wälzt sich das hier smaragdgrün scheinende Wasser über den weissen Kies-grund, zahlreiche Schotterinseln bildend und tiefreichende Brachufer unterwaschend, obzwar auch in dieser Strecke an mehreren Stellen Uferschutz- und Correctionsbauten vorgenommen wurden. In der Nähe der Ortschaft Podgrad zeigt der Savefluss schon constantere Verhältnisse, indem seine Bewegungsfreiheit durch die Erbauung von linksufrigen Leit- und Absperrwerken, welche die Trockenlegung des früheren Flnsslaufes gegen Kleče und Dousko bezweckten, nur mehr 130 m in der Breite beträgt und durch die geplante vollständige Regulierung des Flusses für die Mittelwässer bis auf 70 m eingeengt werden wird. Diese Wasserbauten (aus den Jahren 1877—1883) sind schon grösstentheils verwachsen. Bei Podgrad verlässt die Trace der Südbahn das Savethal, um in jenes des Laibachflusses einzulenken. Wir umfahren den Osterberg, an dessen Fusse die Vereinigung des Laibachflusses, der Steiner Feistritz, der Vessnitz und des Saveflusses ein selten schönes Landschaftsbild bietet, und kommen an der Station Salloch (zu Seiten die Bahnschwellen-Imprägnierungsanstalt) in die Laibacher Ebene, einen Abschnitt des nordkrainischen Beckens, welcher von den Ausläufern der Steiner Alpen im Norden und Osten und vom Laibachcr Moor im Süden umsänmt wird. In dieser schönen Thalebene treffen Ober-, Unter- und Innerkrain mit ihrer so grundverschiedenen Bodencharakteristik der majestätischen Höhenzüge der julischen und karnischen Alpen, den vorwiegend laubholzbestandenen Vorbergen und Vorhügeln der unterkrainisehen Bergwelt und den in das saatendurchwogte prähistorische Seebecken von Laibach, das seiner endlichen völligen Cultivierung entgegensehende Laibacher Moor mit dem dominierenden 1106 m hohen Krim heraufragenden Karstgebilde zusammen. Hier liegt an den beiden Ufern des bei Oberlaibach entspringenden Laibachflusses, der Fortsetzung der in der Höhlenwelt des Karstes verschwindenden und später wiederholt zu Tage tretenden Laibach. Karstflüsse Pojk und Unz, und überragt von dem 364 m hohen in seinem nordwestlichen Abhange noch dicht bewaldeten Schloss- oder Castellberge die Stadt Laibach. „Laibach“ (slovenisch: Ljubljana), Landeshauptstadt vonKrain, das einstige Aemona der Römer, am Flusse gleichen Namens gelegen; 294 m Seehöhe, Knotenpunkt vier verschiedener Bahnen, 36.000 Einwohner, darunter 5/6 Slovenen und 1/8 Deutsche. Castellberg mit prachtvoller Fernsicht. Schloss Tivoli mit schönen Parkanlagen und Alleen, einst Eigenthum des Marschalls Radetzky, Congress im Jahre 1821, grosses Erdbeben im Jahre 1895. Seit dem Erdbeben ist die Stadt wieder vollkommen regeneriert und ist durch das neue m Wasserwerk, Elektricitätswerk, durch neue Hochbauten und sonstige moderne Anlagen eine der modernsten Städte Oesterreichs geworden, deren Strassenverkehr noch im Laufe dieses Jahres durch die Einführung der elektrischen Bahn wesentlich erleichtert und gehoben werden wird. Behörden: Landespräsidium, Landesausschuss, Landesgerichtspräsidium, Finanzdirection, Finanzprocuratur, Handels- und Gewerbekammer, Direction der Tabakregie, Oberpostverwaltung, Bergamt, Stadtmagistrat, Truppendivisions- und Brigadecommando, Advo-caten- und Notariatskammer etc., Sitz des Fürstbischofs von Krain. Schulen: Das fürstbischöfliche Diöcesanseminar, k. k. Obergymnasium, k. k. Untergymnasium, k. k. Oberrealschule, k. k. Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, städtische höhere Töchterschule, Fachschule für Holzindustrie und Spitzennäherei, Kunstwebereischule ä la Scherebenk, die erste derartige Lehranstalt in Oesterreich, Handelslehranstalt, Gewerbliche Yorbereitungs- und Fortbildungsschule, acht öffentliche und sieben Privatvolks- und Bürgerschulen, mehrere Privat-fachcurse und vier Kindergärten. Kirchen: Domkirche mit schönen Fresken, St. Jakobs-, St. Peters- (Mosaikbild auf Goldgrund), Francis-caner-, Ürsuliner-, Deutsch-Ritterordens-, Herz Jesu-und Tyrnauerkirche. Sehenswürdigkeiten: Das Landhaus, das Bathhaus, im neuen Rathssaale Bronzebiiste Sr. Majestät Kaiser Franz Josef I. von Tilgner, das Seminargebäude, das Landesmuseum „Rudolfinum“ mit reichhaltigen prähistorischen Sammlungen, der Bischofshof, das k. k. Postgebäude, das Lycealgebäude mit einer Uber öO.OOOBändc zählenden Bibliothek, das Oberrealschulgebäude mit einer seismographischen Beobachtungsstation, der „Narodni dom“, das „Casinogebäude“, die Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, das neue Regierungsgebäude, die Infanterie-, Landwehr- und Artilleriekaserne, das Landestheater, die Krainische Sparcasse, die Tonhalle der philharmonischen Gesellschaft (1702), die neue Schiesstätte, Bronzebiiste Sr.Majestät Kaiser Franz Josef I. von Femkom, das Landesspital, das Elisäbeth-Kinder-spital, die Laibachcr Studenten- und Volksküche in der alten Schiessstätte, das städtische Schlachthaus, die Irrenanstalt, das städtische Wasserwerk, das städtische Elektricitätsgebäude, die Tabakhauptfabrik, die beiden städtischen fünfclassigen Knabenvolksschulen, das Biirgerspitalsgebäude, die Tonhalle, das Palais Auersperg, das Palais Walderstein, der Philipphof u. s. w. Brücken: Die Franzensbrücke (1842), die Radetzkybrücke, die steinerne Brücke (1780). Standbilder: Robba’s Brunnenobelisk vor dem Rathhause (1733), Marmorobelisk in der Prula (1825), die Marienstatue am St. Jakobsplatze (1870 renoviert), die Dreifaltigkeitssäule an der Wienerstrasse (1843), Steinernes Kreuz am Poljanaplatz (1622), zwei Radetzkymonumente in der Sternallee und vor dem Tivolischlosse, Vodnikdenkmal (1890) am Vodnikplatz. Gärten: K. k. botanischer (1809—1813), k. k. Forstgarten, die Lattermannsallee (1814), die Sternallee (1821), der Tivolipark mit dem städtischen Garten, sehr zahlreiche Privatgärten. Hotels: Elefant, Stadt Wien, Lloyd, Bayerischer Hof, Südbahnhof und Sternwarte nebst vielen Restaurants. Fabriksanlagen: Hof-Glockengiesserei, zehn Ziegeleien, Canditenerzeugung, vier Thonwarenfabriken, Eisen- giesserei und Maschinenwerkstätte, drei Bierbrauereien, Drahtstiften-fabrik, Holznägelfabrik, Baumwollspinnerei, Gasfabrik, Städtisches Wasser- und Elektricitätswerk, Lederfabrik, Zündhölzchenfabrik, Knochenmehl- und Spodiumerzeugung, Torfmullfabrik etc., 157 handelsgerichtlich protokollierte Firmen, 2065 gewerbliche Unternehmungen, 148 Vereine und 17 Versicherungsanstalten. Nahe Spaziergänge: Tivoli mit Schweizerhaus, Unter- und Oberrosenbach, Šiška und Vič. Weitere Ausflugsorte in die Umgebung: St. Veit, Ježica, Kaltenbrunn (Farb-holzfabrik) und Josefsthal (Papierfabrik), Laverca, Zwischenwässern (Papierfabriken), bischöfliches Schloss Goriče; Bischoflak, Krainburg, Stein (Kaltwasserheilanstalt), Veldes (Lufteurort und Badeort), Oberlaibach, Grosslupp u. s. w. Hügel- und Bergpartien: Grosskahlenberg (671 m), St. Katharina (830 m), St. Jodoci (861 m), St. Lorenzberg mit der Königsblume Daphne Blagayana, Grintovec (2556 in), Triglav (2864 m), Stol (2232 m) u. a. m. Grosse Veränderungen am Städtebilde von Laibach, das noch bis vor wenigen Jahren auf dem sog. „alten Markte“ eine (Reihe von Häusern mit altdeutscher Giebelbedachung wies, hat die schreckliche Erdbebenkatastrophe derOsternachtl895 vorgenommen, ganze Strassen-zlige wurden in nächster Folgezeit mit modernen Neubauten versehen und namentlich auch aus der in gewundener engster Enge angelegt gewesenen Spitalgasse eine wunderschöne breite Avenue von der festgefügten steinernen Franz Karl-Brüche her nach dem Rathhausplatze geschaffen, dessen künstlerisch ausgeführter Brunnenobelisk von Robba nun schon von weitem sichtbar ist. In der breiten Zeile, zu Seiten des aussen und innen restaurierten Rathhauses (prunkvoller neuer Rathhaussaal) mit dem Monogramm Kaiser Karl des Sechsten auf dem Brustschilde des Doppelaars an der Hauptfagade, da entwickelt sich tagtäglich, am lebhaftesten jedoch an den Wochenmarktstagen (Mittwoch und Samstag) das wiederholt von Malern und Zeichnern zum Vorwurfe gewählte bunte Treiben des charakteristischen Gemüsemarktes — in erster Linie das auch einen wichtigen Exportartikel bildende „Krainer Kraut“ — während der Markt in der sog. Schulallee im Rücken des Domes zu St. Nicolaus am rechten Laibachufer den schon im Mittelalter mit ansehnlichen Privilegien ausgestattet gewesenen Fleischern als Standplatz für ihre treffliche Ware, namentlich an Kalb- und Schweinefleisch (Krainerwürste) dient. Dem Fleischmarkte vorgelagert winken die Fruchtkörbe voll herrlichen Obstes aus dem Wippacher Thale Inner-krains, wie sie abwechselnd die Saison mit sich bringt, zur Winterszeit aus dem weissen Schneegewande der Umgebung sinnerfreuend die Legion der Goldorangen! Auch die vernehmlichsten Repräsentanten der — Dank der Unterstützung der Staatsregierung und der autonomen Behörden — wiederauflebenden altkrainischen Hausindustrie, die durch die Güte des Stoffes wie die Nettigkeit der Bearbeitung gleich ausgezeichneten heimatlichen Holzwaren von den einfachsten Gegenständen für den Hausbedarf bis zu wohlgelungenen Erzeugnissen von mit Brandtechnik verzierten Luxusartikeln, haben hier ihre Niederlage, sowie auch die, Kaltenbrunn bei Laibach. selbst in auswärtigen Modehandlungen gerngesuehten Muster der .^geklöppelten „Idrianer Spitzen“ von einfachen Landfrauen in Körben da feilgeboten werden. Bei festlichen Anlässen (Processionen, Ostern, Frohnleichnam) bekommt der Fremde auch in den Gassen der Landeshauptstadt die restlichen Nationaltrachten Krains zu schauen, am häufigsten an den schönen wohlgew achsenen Gestalten der Oberkrainerin das charakteristische und so überaus kleidsame, am Scheitel hahnenkammartig gebundene liochaufragende weisse, mit zierlichen Spitzen umsäumte battistene Kopftuch (Peča), an dessen Stelle da und dort die stolzflimmernde Goldhaube tritt, dann das buntseidene Brusttuch derselben und das deren Oberrock ganz umhüllende seidene meist schwarze Vortuch, daran herabhängend der von Alterthumssammlern vielbegehrte Metallgürtel. In das romantische Hochgebirge Oberkrair.s hinauf, in die reben-umkränzten Unterkrainerberge hinab müssen wir wandern, um da noch des Volkes — der krainisch-slavischen (slovenischen) und krainisch-deutschen Bevölkerung — alte Art und Sitte in ihren spärlichen Ueberresten zu erkunden! Zu solchen Fahrten laden uns denn auch mit ein jene „Züge“ ’ der Staatsbahnen, die w'ir schon am Perron des Laibacher Siidbahn-hofes bereit finden und die uns in nordwestlicher Richtung zu den sehenswerten Seen und Wasserfällen Oberkrains und südöstlich in die dichten Waldregionen und zu den Weinbergen der alten „windischen Mark“ bringen, die uns an den Fuss der Steineralpen geleiten, gleichwie wir auf der jüngsten Schienenstrecke des Landes — der Strecke Laibach-Oberlaib ach in die liebliche südwestliche Bergwelt versetzt log werden — schier noch eine völlige terra incognita, und doch so reich an reizvoller Naturschönheit, so reich namentlich durch eine Fülle der Blumistik, wie sie schon auf den Wiesengründen um Laibach beginn! und in Thalgründen und auf Berg halden dieser Gegend üppig dahin zieht! Den Wasserfallen und Seen Oberkrains, dem Savicafalle in der Wochein, dem Peričnik bei Moistrana, dem Bothweiner Wasserfalle bei Veldes, dem See von Veldes — mit der alten Bergveste der Brixener Bischöfe, heute Eigenthum des Herrn Adolf Muhr, auf steilragender Höhe am Ufersrand und dem alten Marien-Inselkirchlein mit weithin tönender „Wunschglocke“ inmitten der Flut — dem See der Wochein und den Weissenfelser Seen, zu Füssen des gewaltigen Mangart; ihnen vermochte der berühmte Verfasser der * „Salmonia“, der englische Naturforscher Sir Humphry Davy, den es immer und immer wieder nach Krain zog, „nichts Herrlicheres in Europa an die Seite zu stellen“. Ins Gebiet der Steiner Sahn lockt uns vornehmlich die Kaltwasserheilanstalt Bad Stein mit ihrer embarras de richesse an landschaftlicher Anregung wie nicht minder historisch denkwürdiger Stätten, wo auf der „Kleinveste“ von Stein, mit den drei mittelalterlichen Kapellen übereinander, in ihrer Burg einst die Kärntner Herzoge und dann die Habsburger Landesfiirsten öfters Hof gehalten und in dessen Gemsrevieren schon der „letzte Bitter“ Kaiser Max I. des edlen Weidwerks gepflogen, gleichwie auch sein Nachkomme Erzherzog Karl II. von Innerösterreich 1564 in der Nähe der romantischen Naturbrücke in der Feistritz an einem noch bis in unsere Tage erhalten gebliebenen steinernen Tische mit seinen Gästen fröhlich Jagdmahl gehalten. In den UnterTcrainerhoden reizt die altdeutsche Enclave Goit-schee — in erster Linie eine Ansiedlung von Franken, Schwaben (aus der Mitte des 14. Jahrh.), von welcher die Fürsten Auersperg den Titel „Herzoge von Gottschee“ führen — nicht allein den deutschen Stammesgenossen zu einem Besuche, es trifft auch der Naturfreund eine hervorragende Specialitiit an den hier befindlichen Eisgrotten. In die Tage des Mittelalters zurück reichen auch die glanzvollsten Erinnerungen des Stammschlosses der Auersperge — der noch heute mit gewaltigen Bundthürmen versehenen Burg Auersperg des Grafen Leo Auersperg — sowie des Hauptortes von Unterkrain, der Stadt Rudolfswerth, einer Gründung des österreichischen Herzogs Budolf IV. „des Stifters“ (1365), in deren Nähe das fürstlich Karl Auersperg’sche Warmbad Töplitz sich seit frühen Zeiten heilkräftigen Marburg -Triest. itoVUlael Taoamm \ UffosaUb \R M.Tersadia .tbidan ülnisdf' \ ] OFtRudgt ' JariK Fei/ttrii ' ■ Swtrio \Onaro FbuJcHei Malbonjcih iegcrsüF Fontebba. •psavon MtSsrnio StMHlCll7'\ . y ra* iskM&Ms &£ ^SehwarzerK. Msstif./jfreoaU, Trn i zza Patzen v jWischb £ nccaltmo ^ "Vy/SSP Mf.Kanin KSHf* Jbbheiß& .ßrossK. Varzegnis illelbreih Strasef ;i.Flurian ~Jlr£eo9 )JnglavfTirjlju' fr , 2SK '( ff / BnJisi Boskovec ifoltimsicirit il’mmarkti C Storžič/ SrmJSJt^^S. 1 22J9 \ l yflfhaler FanJar l ^ L~ lu-uiel, Sä WcJJeasicw 'Ihunonfoi jfiemona• Osnppo Mt Raut •^1034 JhrnJdrbi ) Fe'Oxifä ■ffnchcnegg j Fonioie. X bradica 0 [SehcarA Munis FoTiand. Fanale Medno Verftovec ►* A w;« netto äj iffidhgmi tdamanojfirsaria/l ■'C'ffriUrio J7 ■StGenrgen Oniaea JnritdhaL Montglifino witsch i Rodökcm f-»‘Bistra r -V beatme^ ?J.aschiix .hnhrns lostrass liidolfswerlhj^^^ ^ 6orianc>>nr -p^^sL. - '-'"x:; , ■ Orndo ' y&tirsAb \Grnbav fSv. Pater teifhitx k-ViedtTilf (rascha TRIES’ Kombühei Fesseihal Schnee B. Cooedr?' lernet Casteloau Brod, Dehtite/ s-Apujp \v.Jbriote TisinadaJv Junhn -Vuh-nuinič t ilooic' | Roonnijora erboosko mtova •nsr. 0.10DS ■Südha h n Linien Fremde Uahncn. bohot '3 ^ ^ J V ) j /J >, Rufes erfreut und das gleichfalls fürstlich Auersborg’sche Schloss Ainöd, historisch denkwürdig. Zur Station Laibach der Unterkrainerbahn in der Karlstädter-strasse^ wiedergekehrt, kann der Besucher der Krainer Landeshauptstadt über die Zoisbrücke und durch die deutsche Gasse, vorüber dann an Anastasius Grüns (Grafen Anton Alexander Auerspergs) Geburtshause, dem Comthureigebäude des Deutschen Ritterordens — an der Kirch-umfriedung die Marmorgedenktafel mit dessen Bildnis in Bronze — vorüber an der sog. Römermauer des alten Aemona die neue Triester Ringstrasse entlang zum Südbahnhof zurückpilgern, um seine Weiterfahrt via Laibach-Triest fortzusetzen. Nach der Ausfahrt aus dem Südbahnhofe, zunächst an villenartig im Gartengrün geborgenen Industriestätten vorüberkommend, durchquert der „Zug“ die Lattermanallee, rechts lassend Schloss Leopoldsruhe — die einstige Stätte der Napoleonsfeste in den Tagen der französischen Zwischenherrschaft in Illyrien (1809—1814) — und nochmals das reizende Tivoli griissend, streift der Blick die westlichen Höhenzüge und zunächst nach den die saftigsten Wiesengründe um-schliessenden Billichgrätzcr Bergen, wohin einst der gekrönte Botaniker, König August von Sachsen, die Wunderblume „Daphne Blagayana“ an ihrem Standorte blühen zu sehen, eigens seine Schritte gelenkt! Südostwärts aber ruht unser Auge auf der, die Stadt Laibach mit seiner nördlichen Peripherie berührenden, in einer Länge von 23 km und in einer Breite von durchschnittlich 7 km sich erstreckenden, ein Areal von 16.000 ha umfassenden Moorebene — das „Laibacher Moor“ genannt — -welches in prähistorischer Zeit die Bewohner des 1875 durch Peruzzi und Custos Deschmann aufgedeckten, circa 200 m umfassenden Pfahlbaues besiedelt en—die überraschenden Funde daraus heute im Laibacher Landesmuseum „Rudolfinum“ — der dann von den Römern mit Ziegeleinlagen und Strassenbauten versehen worden, im Mittelalter jedoch durch Vernachlässigung des durchströmenden Laibachflusses und Stauungen an demselben in einen förmlichen Sumpf verwandelt wurde, bis nach vorangegangenen vereinzelten Versuchen, so im vorigen Jahrhundert unter der grossen Kaiserin-Königin Maria Theresia und zu grossem Theile auf ihre Kosten, erst unter Kaiser Franz I., der 1821 durch Monate dem „Laibacher Con-gresse“ angewohnt, die Arbeit der Moorentsumpfung und Cultivierung systematisch in Angriff genommen worden, so dass gegenwärtig auf den bereits cultivierten Moorflächen zwei Ortschaften mit 111 Häusern und einem Grundbesitze von circa 500 ha mit dem Reinerträge von 700.000 fl. vorhanden; der ansehnliche Rest freilich aber wohl noch der Trockenlegung und Cultivierung entgegensieht. Um jedoch noch vor der endlichen Durchführung eines grossangelegten kostspieligen Projectes möglichst thatkräftig einzugreifen, hat die Staatsregierung im Wege des Ackerbauministeriums vor wenigen Jahren am rechten Ufer des Laibachflusses eine Moorculturstation errichtet, um Cultur-versuche mit Kunstdünger anzustellen, die über Erwarten günstig ausgefallen und die schönsten Resultute in der Wiesencultur, den Kleegrasmischungen und dem Ackerbau im Moore zur Folge hatten. Als man seinerzeit den Bau der Südbalmtrace Uber den Moorgrund ins Auge gefasst hatte, sali man sich zur Erzwingung eines Üeberganges über denselben vor die Ueborwindung ungeheurer Schwierigkeiten gestellt, doch sie wurden in glänzender Weise besiegt; eine kolossale Dammanschüttung, deren Kosten allein sich auf iy2 Million beliefen, schuf einen in Europa einzig dastehenden Bau, von dessen Beschwerlichkeit heute freilich dem Auge des Passierenden nichts mehr zu sehen blieb. Die zwei grossen Brücken von amerikanischer Construction, die demnächst zur Auswechslung mit Eisen-construction gelangen und noch zwei weitere Brücken Uber den Moosthaler und Trauerberger Graben markieren heute die Bahnstrecke über die Moorebene. Allgemach gelangen wir bereits in die Karstregion, die ihre Ausläufer tu den Vorbergen des „Hexenberges“ Krim (1106 m) soweit nordwärts vorgeschoben und nachdem bei freundlichem Ausblicke in die Oberlaibacher Ebene hinüber ein paar Thalschluchten auf kürzeren Viaducten übersetzt worden, weist sich der grosse Franzdorfer Viaduct durch seine graziös geschweifte Anlage wie nicht minder durch die ihm zu Füssen liegende schöne landschaftliche Scenerie gleich fesselnd, und auf dem angelangt, wir noch einmal die Steiner Alpen und in weiter Ferne den Triglav griissen können. Der Viaduct, 500 m lang und 40 m breit, liegt im Bogen mit Radius 379’3 m in der Mitte mit einer Geraden von 75-7 m Länge. Er besteht aus zwei Etagen und es hat die obere Etage 24 Pfeiler mit 25 Oeffnungen, die untere Etage 21 Pfeiler mit 22 Oeffnungen. Im nördlichsten Ausläufer des krainischen Karstes, hier, wo unweit Oberlaibachs — der alten römischen Schifferstation Nauportus — der heute nurmehr zur Torf- und Steinverfrachtung benutzte Laibachfluss zutage tritt, sind wir auch schon in der Kegion der innerkrainischen Höhlenwelt und der sog. verschwindenden Flussläufe. Unter den, das reizvolle bewaldete, von prächtigen Buchen- und Tannenforsten bestandene Karstgebiet, südlich von den Laibacher Quellen über die Hochwälder von Loitsch bis zum Planinathal sich hinziehenden Höhlen- und Naturschachten ist eine der bemerkenswertesten die 225 m tiefe Teufelshöhle (Gradišnica) in der Nähe der Station Unterloitsch, ein runder Naturschacht von 85 m Tiefe mit 33 m im Durchmesser. — (Station Unterloitsch, Ausgangspunkt nach dem weltbekannten k. k. Quecksilberbergwerk Idria.) Landschaftlich und in geologischer Beziehung gleich anziehend erweist sich die Balcbachschlucht bei Station ßakek, welche eine Theilstrecke des unterirdischen Abflusses der Wässer des benachbarten, als „Naturwunder“ so oft beschriebenen und schon von Torquato Tasso besungenen Zirknitzer Sees bilden, dessen 2345 ha messende Fläche bekanntlich durch sein periodisches Kommen und Verschwinden im Verlaufe eines Jahres die verschiedenartigsten Benutzungen gestattet und zwar, wenn die Wasser vollständig verschwunden, während des Sommers der Landwirtschaft, im Herbst der Jagd auf Sumpf- und Wasserwild und während der übrigen Jahresabschnitte, wenn der See sich wieder gefüllt, vorwiegend der Fisch- zucht zum ergiebigsten Operationsfelde dient. Die also längst bekannte Naturerscheinung des periodischen Auftretens und Verschwindens dieser Seegewässer ist aber erst durch die im Aufträge des k. k. Ackerbauministeriums durchgeführten Untersuchungen des bekannten Höhlenforschers Forstcommissärs W. Putik klargestellt worden, nachdem sie bisher nur ein Gegenstand der Volkssage und von einander scharf abweichender Hypothesen früherer Forscher und Beobachter geblieben war. Sie beruht nur auf dem bestehenden Missverhältnisse von Zu- und Abfluss der Gewässer des circa 6 Quadratmeilen grossen Niederschlagsgebietes (20mal grösser als die Seefläche selbst); die grössten und wasserreichsten Zuflusshöhlen für diese Seefläche sind aber die „Suhadolca“ und die „Vranja jama“ nebst einer Unzahl kleinerer Höhlenquellen und dem einzigen oberirdischen Wasserlaufe des Zirknitzerbaches, der aus den dolomitischen Bergen der „ Slivnica-kuppe“ („Hexenloch“) herbeifliesst; der Abfluss des Sees erfolgt nur unterirdisch in der nordwestlichen Partie seines Ufers durch die beiden Höhlen Gross- und Klein-Karlovca. Der Höhlengang der grossen Karlovca mündet ungefähr 2'5 hm in nördlicher Richtung durch die Fürst Windischgrätz-Hölilen bei St. Cantian — hier eine Naturbrücke von überraschender Schönheit — in die schon erwähnte Rakbach-schlucht, welche also mit einer Höhle beginnt und mit einer Höhle endet und in welcher zwei sehenswerte Naturbrücken das seltene Wasserdefil6 überwölben. Wie zum Zirknitzer See und in die prächtig geschlossenen Waldcomplexe der Fürst Hugo Windischgräz'sehen Herrschaft Haas-berg, so bildet die Station Rakek auch den Ausgangspunkt in die, gleich sorgfältiger conservativer Waldwirtschaft sich erfreuenden und gleich den Haasberger Forsten auch noch Bären und Wölfe bergenden Forste um Schloss Schneeberg des Fürsten Georg Schönburg-Waldenburg, — dies Schloss selbst eine wohlerhaltene sehenswerte mittelalterliche Burg mit Thürmen, Erkern, Zugbrücke. Wieder der Betrachtung der innerkrainischen Höhlenwelt uns zuwendend, treffen wir bei Planina die Kleinliäuslhöhle, die eine seltsame Gabelung des unterirdischen Höhlenganges weiset, in welchem die Gewässer einerseits vom Zirknitzer See und anderseits der Pojk-fluss in der Richtung von Adelsberg her unterirdisch Zusammenkommen. Eine entschieden ausgesprochene Etappe wohl aller nicht mit gebundener Marschroute Reisenden ist mit Fug und Recht längsther Adelsberg zu nennen mit seinen, von 1816 anlässlich der Reise Kaiser Franz I. her, gangbar gemachten und seither jahraus jahrein tagtäglich von Scharen Fremder besuchten und bewunderten weltberühmten Grotten von unvergleichlich weiter Ausdehnung, mit ihren ganz eigenartigen, ausnehmend schön geformten, ihres gleichen suchenden Stalaktiken und Stalagmitenbildungen („Calvarienberg“, „Vorhang“, „Belvedere“, „Triester Leuchtthurm“, „Säulenallee“ u. s. w.) ihren kolossalen Wölbungen („Grosser Dom“), freien Plätzen („Tanzplatz“ traditionell alljährlich Volksfest in den Pfingstfeiertagen), dem schauerlich schönen Tosen des gewaltig einströmenden Pojk- fl* Adelsberger Grotte. Iltisses und zahlreichen andern Objecten mächtiger Impression auf Sinn und Geist des Naturfreundes, wie nicht minder jedes Wissbegierigen und Schaulustigen. Dazu die prächtige Instandhaltung der Gänge und Wege, die stete Verbesserung der Einrichtungen, Einführung des eleJctrischen Lichtes, einer Rollbahn und andern Comforts durch die unermüdlich tbätige, unter der Leitung des jeweiligen k. k. Bezirkshauptmannes von Adelsberg stehende Grottenverwaltungscommission. Schon 1213, wie Inschriften in der sog. alten Grotte bezeugen, besucht, wurden die Adelsberger Grotten zuerst gründlicher von Valvasor untersucht, und in seiner „Ehre des Herzogthums Krain“ (1689) einer, mit freilich dem Geschmacke seiner Zeit entsprechenden phantastischenWiedergabe der Kalksinterbildungen (Thierfratzen u. dgl.) versehenen, ausführlichen Beschreibung gewürdigt. Heute besteht über die von keiner der vielen im Laufe der Zeiten neu entdeckten und gangbar gemachten Grotten und Höhlen an Grossartigkeit und Schönheit übertroffenen Adelsberger Grotten und deren Nebengrotten (Grossottok. Magdalenenschacht, Črna jama, Pjuka jama), schon eine ziemlich ansehnliche Literatur, wie auch treffliche Abbildungen (Photographien), namentlich dem Reichthum an Abwechslung in den Adelsberger Formationen entnommen, die Eindrücke dieser unterirdischen Welt dauernd in dem Besucher festhalten. — Für den materiellen Comfort in Adelsberg ist in den Hotels: „Adelsberger Hof“, Hotel Ungarische Krone, Hotel National bestens gesorgt. Aus dem von bewaldeten und kahlen, höheren und niederen Bergzügen, von Kühn angelegten zum Schutze vor den Unbilden der stürmenden Bora stellenweise wohlummauerten Bahnböschungen umgrenzten, von freundlichen Ortschalten und weissen Kirchen markierten, in der Tiefe von Fruchtäckern und saftiggrünen Wiesenmatten durchzogenen Rundbilde von Adelsberg, erhebt sich im Westen der breit sich hinziehende, gegen Osten steil abfallende Berg Nanos, ein steinerner Naturleuchtthurm der Seefahrer in der Adria, denen sein wolkenumhtillter oder freier Anblick als wetterkündend gilt, in einem Winkel das fiirstl. Windischgrätz’sche Höhlenschloss Lweg bergend, mit der bekannten vielerzählten romantischen Geschichte vom Erasmus Lueger. Im Adelsberger Becken gewahrt man, bei Station Prestranek am linken Ufer des Pojkflusses auf einer Anhöhe, in vollkommen geschlossenem Territorium, die Filiale Prestranek des (1580 gegründeten) k. u. k. Hofgestütes in Lippiza mit reichen, hainartigen Waldculturen und umfangreichen Wiesenbeständen. Unweit der Station Prestranek erreicht man nach kurzem Fussgange die k. k. Gestütsalpe Wille, für mehr als 100 zwei- bis dreijährige Fohlen eingerichtet; die schönen jungen, flinken Thiere — in ihrer künftigen Bestimmung Zierden der k. u. k. Hofstallungen in der Residenzstadt Wien — Rappen und Schimmel, Braunen und Falben in allen Nuancen bunt durcheinander auf die Weide ausgelassen, bieten ein nicht allein hippologisch-inter-essantes, lebhaft bewegtes Bild, das dem berühmten Maler Hamilton in seinem 1727 entstandenen, im k. u. k. Hofmuseum zu Wien befindlichen Gemälde von Lippiza festzuhalten gelang. Der beim Aufstiege zur Alpe Wille im Ausblick als südöstliche Gemarkung des Karstalpenbildes erscheinende Krainer oder Laaser Schneeberg (in der unmittelbaren Nähe auch Schneekoppe genannt, 1796 m), gewährt trotz relativ geringer Höhe, namentlich ob seines auf viele Meilen in der Runde alle anderen Berge überragenden, ganz isolierten Gipfels, die prachtvollste Fernsicht, so namentlich westlich bis in die Dolomiten Tirols. An der Station St. Peter, dem Knotenpunkte der Strecken gen Triest und gen Fiume, wollen wir die Aufmerksamkeit nur noch auf eines lenken, auf die vom Bahnhofperron aus sichtbare, hier seitens der Staatsregierung im Wege der krainischen Karstaufforstungscommission (Oberforstrath W. Goll) vor zwei Decennien begonnene und schon so erfreulich gediehene Wiederbewaldung der so lange verödet gewesenen Karststrecke am gerade gegenüberliegenden Ossujnicaberge, welche Aufforstung, nach den festgestellten Erfahrungen schon heute imstande ist, die so schädigenden und verkehrsstörenden Schneeverwehungen früherer Tage in bedeutendem Masse abzuschwächen. Bei den im weiteren Karstgebiete wahrnehmbaren Aufforstungsresultaten, den Graf Ledebur-, Baron Hein- und Otto von Detela-Culturen, fährt man bereits in den „warmen Karst“ hinein, wo der vielbewährte College auf diesem Gebiete fachkundigster Führer sein mag! P. v. Radies. Küstenland. Hinter St. Peter theilt sich die Bahn in zwei Linien, welche beide dem Meere zustreben: die eine erreicht bei Fiume, die andere bei Triest die Küste. Wir folgen zunächst der letzteren, weil sie die Hauptlinie ist und von Nabresina weiter nach Italien führt. Auf hohen Dämmen und durch mehrere Tunnels rollen wir in die grosse Steinwiiste hinaus, die sich bis an das adriatische Gestade erstreckt. Der Ausblick ist hier nicht so häufig durch Schneewände und Einschnitte behindert, wie auf der Fahrt über den krainischen Karst. Wir sehen uns rings umgeben von versteinerten Wogenbergen und Wogenthälern. Welche Laune der Natur hat sie so wild und wirr aufgepeitscht, ehe sie erstarrten? Niemand vermag es zu erklären, niemand ein System darin zu finden. Folgen wir dem Laufe eines Baches, so verschlingt ihn die Erde vor unseren Augen, wandern wir über das bäum- und strauchlose Hochland, so öffnet sich plötzlich eine kreisförmige Vertiefung und wir sehen auf üppiges Gartenland hinab mit Weinranken, Mandel- und Pfirsichblüten oder wir stehen vor dem finsteren Schlund einer Höhle, in welcher das Wasser rauscht. Dann weht uns milde Seeluft entgegen, erfüllt von dem Dufte der Labiaten und den Sträuchem der Mittelmeerflora. Die Schneewände zum Schutze der Bahn während der Winterstürme werden immer seltener, einzelne Bestände von Schwarzföhren erquicken das Auge und verkünden die Thätigkeit der staatlichen Forstverwaltung in Hinsicht der Wiederbewaldung des Karstes. Durch eine tiefe Mulde windet sich die Rjeka, der geheimnisvolle Karstfluss, um in der Grotte von S. Canzian zur Unterwelt zurückzukehren. Bei der Statiou Oberlesece nähert sich die Bahn dem Rjekathale bis auf einen Kilometer, biegt aber bald darauf wieder weit gegen Norden aus, durchfährt eine trostlose Steinwüste und erreicht Divacca, wo die Staatsbahn nach Pola abzweigt und eine Strasse über Präwald auf den Nanos führt. Der Reisende, der sich um politische Landesgrenzen, um Sprachenstreit und nationalen Besitzstand nicht kümmert, sieht sich hier an der Schwelle Italiens. Vom Coupžfenster ans kann er bald jach der Ausfahrt aus der Station bei einzelnen Windungen der Bahn r'chts auf das weite friaulische Niederland hinausblicken. wo der Maulbeerbaum, von der Rebe umschlungen, in dichten Reihen die fruchtbaren Felder beschattet und wo uns jetzt im Morgensonnenscheine hundert blinkende Gloekentlnirme grüssen. Und steigt er gar auf den Nanos hinauf, den die Italiener den Königsberg nennen und dessen ernstes Angesicht unsere ganze Karstfahrt begleitet, dann wird er so wie einst der Longobardenkönig Albuin mit Entzücken auf das Land niederschauen, das sich zwischen den schneebedeckten Alpen und der blauteuch- tenden Adria wie ein blumenreicher mit Silberfäden durehwirkter Teppich ausbreitet. In dieses Land, schon in ferner vorhistorischer Zeit von einem Volke bewohnt, dessen hohe Cultur uns die Funde von Pizzughi, Vermo, Santa Lucia und Este verrathen und seither zu aller Zeit den Bewohnern der oberen Donauländer verlockendes Wanderziel, führt uns die Siidbahn. Vorher wollen wir aber einen Ausflug in die Unterwelt unternehmen, indem wir in eine der vielen Höhlen hinabsteigen, welche den Karst unterkellern, in die Höhle von S. Canzian, die grösste und berühmteste von allen. Es ist das dieselbe, in welcher die Rjeka verschwindet. Sie ist von der Station Divaeca 3 km entfernt, auf 500 Stufen steigt man in eine grosse Doline hinab um den Höhleneingang, ein gewaltiges Thor, zu erreichen. Man braucht zwei Stunden, um die bis jetzt erschlossenen Räume zu durchschreiten. Ueber fünfundzwanzig Wasserfälle tost der Fluss darin einem grossen Becken, dem See des Todes zu, in welchem sich das Wasser staut und in tiefere Erdschichten versickert. Im starken Gefälle eilen wir nun von dem Karstplateau dem Meere zu. Je mehr wir uns der Küste nähern, umsomehr gewinnt die Vegetation, wo ihr der Steinboden Raum gönnt, südlichen Charakter. In den Gärten von Sessana grösst uns schon die dunkle Cypresse und wer eine Vorstellung gewinnen will, wie es auf dem Karste vor seiner Entwaldung ausgesehen hat, der kann von dieser Station einen Ausflug nach dem fünf Kilometer entfernten Staatsgestüt Lippiza unternehmen, das rings von einem prachtvollen alten Eichenwald umgeben ist. Die Haltestelle Opčina ist von Triest nicht mehr als vier Kilometer entfernt, da wir uns aber noch in einer Höhe von 300 m über dem Meere befinden, so haben wir noch (äst eine Stunde Eisenbahnfahrt vor uns, bis wir den Triester Bahnhof erreichen. Wir müssen an Prosecco vorbei, dessen berühmte Weingärten wir jedoch erst später zu Gesicht bekommen und hinter Nabresina, wo die Hauptlinie nach Italien weiterfuhrt, wenden wir uns, die steile Felsküste anschneidend, dem österreichischen Handelshafen zu. Die letzten Karstcoulissen schieben sich zur Seite und zu unseren Füssen liegt die herrliche Bucht und der Hafen mit seinem Wald von Schiffsmasten, seinen Lagerhäusern und Marmorpalästen. Anmutliige Küstenlandschaften reihen sich im Süden an dieses Stadtbild und finden ihren Abschluss mit dem fernen Leuchtthurm von Salvore. Im Westen aber durchläuft das Auge eine lange Scala von Farbentönen, wenn die Sonne ihre Strahlen über die spielenden Wellen ausgiesst: vom dunklen Blau der Tiefsee und dem fliessenden Blei der Brandung bis zur Opalfarbe der Lagune und dem Gelb des Isonzosandes. Schliesslich haftet der Blick an denr tiefschwarzen Streifen, welcher den Horizont abscliliesst. Er bezeichnet das friau-lische Tiefland und wenn die Luft klar ist, sieht man deutlich den Thurm von Aquileja, die Insel Barbana und das Lagunenstädtchen Grado. Indessen ist tief unter uns am Strande das Pumpwerk der Aurisina-Wasserleitung für kurze Zeit sichtbar geworden und bald erreichen wir die Station Grignano. Unten in der Bucht steht ein kleines Hötel im deutschen Stil sämmt Badeanstalt. Es geniesst den Vorzug der unmittelbaren Nachbarschaft des weltberühmten Parkes von Miramar, der dem Publicum fast immer geöffnet ist. Schliesslich ist noch die Eisenbahnstation von Miramar zu passieren — das Miramar. einstige Schloss des unglücklichen Kaisers Max von Mexico ist schon früher für kurze Zeit von der Bahn aus sichtbar gewesen — und wir rollen in den stattlichen Bahnhof von Triest Der italienische Charakter des Strassenlebens und das geschäftige Treiben im Hafen bieten dem Fremden eine Fülle neuer Eindrücke. Auf Sehritt und Tritt sieht er fremdartige Trachten und Volkstypen: aus der nächsten Umgebung die Mandrieri und Bres-chizzen, Lebensmittel zum Markte bringend, und die Tschitschen, welche Holzkohle feilbieten, dann Männer aus Albanien, Montenegro, Dalmatien, Griechenland und Kleinasien als Vermittler des Triester Handels nach der Levante. Gegen sechzig Millionen Gulden sind in Triester Schiffahrtsunternehmungen investiert, der Oesterreichische Lloyd besitzt allein siebzig Dampfer im Buchwerte von sechzehn Millionen Gulden und der Wert der gesummten Warenbewegung im Triester Hafen wird jährlich mit 640 Millionen Gulden angeschlagen. Die Bevölkerung gehört in ihrer überwiegenden Mehrheit der italienischen Nation an; infolge ihrer geographischen Lage ist aber diese Seestadt in wirtschaftlicher und commercieller Hinsicht an Oesterreich gewiesen, welchem Staate sie sich vor fünfhundert Jahren freiwillig und unter Wahrung ihrer Municipalrechte anschloss. Wer das Triest der damaligen Zeit sich vergegenwärtigen will, der steige mit uns durch das Strassengewirre der Altstadt zur Höhe von San Qiusto hinauf. Wie in vielen anderen Ortschaften an der adriatischen Ostküste, z. B. in Pirano, Rovigno, Albona, Castua, Novi, Lussin piccolo gewährt der Kirchplatz auf der Höhe freien Ausblick auf das Meer; er ist der Lugaus der Heimgebliebenen, welche die Rückkehr der Seefahrer und Fischer erwarten. Der Platz auf der Höhe war der Mittelpunkt des karnischen und des römischen Tergeste, dessen Mauern kaum den Strand erreichten, er war der Sitz des capitolinischen Tempels, neben welchem die erste christliche Basilika und zwei Jahrhunderte später eine zweite erstand. Das baulustigc vierzehnte Jahrhundert brachte die beiden Nachbarkirchen unter ein Dach und schuf so die heutige fünfschiffige Kathedrale von San Giusto, berühmt durch ihre byzantinischen Mosaiken. Von dem alten Triest. Hcidentempel sind ein paar korinthische Säulen stehen geblieben; sie schmachten unter der plumpen Last eines mittelalterlichen Glocken-thurmes. Von hier giengen die engen Gässchen der Altstadt bis zu dem kleinen Hafen hinab, dessen Stelle heute der Hauptplatz einnimmt. In einem dieser Gässchen finden wir einen Thorbogen, den Arco Ricaro, als stummen Zeugen jener fernen Vergangenheit. Zur Neustadt legten Karl VI. und Maria Theresia den Grund, indem sie den Handelsplatz mit Privilegien ausstatteten. Die Theresienthaler der Triester Handelsherren erwarben sich bald in der ganzen Levante einen guten Klang und bilden noch heute die Handelsmünze in jenen Ländern. Die hervorragendsten Gebäude stehen im Dienste des Handels und des Verkehrs. Auf dem dreieckigen Platze, welchen das Denkmal des Kaisers Leopold 1. schmückt, steht ein Tempel dorischen Stils, im Jahre 1801 als Stätte des Börsenverkehrs erbaut, und daneben das im Jahre 1840 mit einem Aufwande von 750.000 fl. erbaute Tergesteum, dessen kreuzförmige, glasgedeckte Halle ursprünglich Verkaufsläden enthielt und als Vorläufer der bekannten Galerien in Mailand, Rom und Neapel anzusehen ist. Später zog die Börse, der es zwischen den gigantischen Säulen des dorischen Tempels zu eng geworden war, in diese Halle. Im Sommer sieht man die Rheder und Makler unter dem riesigen Zeltdache des Börsencafös, wo sie ihre Geschäfte mit orientalischer Gemächlichkeit abwickeln. Die Westseite Triest, Hafen. dieses Börsenplatzes wird durch das einige Jahre vor dem Tergesteum erbaute Teatro comunale gebildet, welches durch seine Operavorstellungen während des Winters berühmt ist. Die Schiffahrtsgesellschaft „Lloyd“, deren Kanzleien früher im Tergesteo untergebracht waren, hat seit zwei Jahrzehnten ihr eigenes Heim in dem nach Ferstls Plänen erbauten Palaste auf dem Hauptplatze, der zu den hervorragendsten Zierden der Stadt gehört. Wenn auch das städtische Leben hauptsächlich von dem Handel und dem Hafen seine Impulse erhält, so werden doch Wissenschaft und Künste keineswegs vernachlässigt. Zeugen hiefiir sind das Winkelmann-Museum auf dem Castellberge, das Stadtmuseum, die Stadtbibliothek, mehrere Wissenschaft- liehe Vereine, sowie ein italienischer und deutscher Leseverein. Zur Versorgung der Universitäten in Wien und Graz mit naturhistorischem Material aus der Adria besteht in Triest unter der Leitung eines tüchtigen Gelehrten eine zoologische Station. Die Kunstsammlungen der Stadt findet man in dem prächtigen Palazzo Kevoltella. Nebst dem Communaltheater besitzt die Stadt noch vier Theater und an volksthümlichen Vergnügungen fehlt es in Triest nicht. Im Sommer nimmt an Sonntagen reich und arm, jung und alt an dem Corso theil, der sich am Nachmittag in der Allee von S. Andrea oder auf der Strasse von Barcola entwickelt. Da zeigen die Kaufherren ihre Pferde und Equipagen, die Damen ihre Toiletten. Oder es wälzt sich der Strom von Fuhrwerken und Fussgängern durch die Via Bosetti hinaus nach Montebello zum Wettrennen. In den letzten Tagen des Faschings umtost uns vom Börsenplatz über die ganze Corso-strasse, unter den Lauben des Cafe Chiozza und die Aquedetto-Allee hinauf bis zum Politeama Bosetti echt italienische Carnevalslust. Der Maskenzug mit hunderten von grotesk aufgeputzten Wägen, deren Insassen Confetti und Blumen unter die Slenge werfen, die Scharen vermummter Fussgänger, die Musikbanden, das gedrängte Spalier von Zusehern, das Geschrei aller dieser von toller Lustigkeit erfassten Slenschen und dazwischen das Pfeifen, Zirpen, Quitschen, Tuten, Schmettern und Klappern von hunderterlei eigens für diese Gelegenheit erfundener Lärminstrumente, das alles vereinigt sich zu einem sinneverwirrenden Bacchanal; aber bei aller Ausgelassenheit ist das Volk wie in allen italienischen Städten immer liebenswürdig; es kennt den Badau nicht und achtet die Maskenfreiheit. — Im Sommer öffnen sich die beiden eleganten Seebäder „Fortuna“ beim Leuchtthurm und „Excelsior“ in Barcola und die Umgebung ladet zu lohnenden Land- und Wasserpartien ein. Ein beliebter Spaziergang führte schon im Anfänge dieses Jahrhunderts nach dem Stadtwäldchen (Boschetto), durch welches man zur Villa Bevoltella gelangt. Sie ist das Geschenk eines reichen Bürgers, der sie zum Sommersitz des jeweiligen Bürgermeisters bestimmte. Acht Kilometer nördlich von Triest liegt das bekannte Schloss Miramar mit seinem Zaubergarten, durch eine schöne dem Strande folgende Strasse mit der Stadt verbunden. Die Görzer Strasse, die in Windungen die Karsthöhe erklimmt, erfreut den Wanderer durch mannigfache malerische Ausblicke auf die Bucht und führt ihn nach Prosecco, dessen Wein schon zur Zeit der römischen Kaiser einen guten Namen besass. An dem Obelisk von Opčina vorbei, wo man einen prächtigen Blick auf die Stadt und Hafen geniesst, führt eine schöne Fahrstrasse zu dem bereits erwähnten Eichenwald Lippiza. Wegen seines Weines nicht minder berühmt als Prosecco ist das an der Bucht von Muggis auf einem Hügel gelegene Dorf Servola, zu welchem die Strasse über die Promenade von S. Andrea und an dem Lloydarsenal vorbeiführt. Diese grosse Schiffbauwerkstätte unterhält 25 Dampfmotoren mit 684 Pferdekräften. Auch Über Servola hinaus bis Zaule wandert man gern; das Wirtshaus aa der Bosandrabriicke, wo man vortreffliche Austern bekommt, ist dann das Ziel Bomantische Naturen, welche es lieben, zwischen pittoresken Burgruinen das Wehen der Vergangenheit zu vernehmen, wandern die Rossandra aufwärts durch das Dorf Dolina zu den zerklüfteten Trümmern der Castells S. Ser-vola, von welchen der Blick einen Theil der istrischen Halbinsel beherrscht. Zu grösseren Ausflügen bietet die Westküste von Istrien vielfache Veranlassung. Die Westküste von Istrien besteht aus sanft verlaufendem Hügelland, das jedoch stellenweise mit steilen Hängen nach dem Meere abfällt. Sie ist mit zahlreichen Ortschaften besetzt, welche durch ihr alterthiimlich.es Aussehen das Interesse des Vorüberfahrenden erwecken. Sobald wir den Triester Hafen verlassen und die Punta Čampo Maržo umfahren haben, öffnet sieh uns die Bucht von Muggia. Das Städtchen dieses Namens zeigt in seinen engen Strassen dem Besucher altvenezianisches Volksleben, während der Municipalpalast trotz der Umänderung, die er im Anfänge dieses Jahrhunderts erfahren, an jene fernen Zeiten erinnert, da Muggia Kammergut des Patriarchen von Aquileja war. Alt-Muggia auf der Höhe besteht aus einer von den Longobarden erbauten, kunsthistorisch interessanten Kirche und den Ruinen der im Jahre 1354 von den Genuesen zerstörten Ortschaft. Eine Viertelstunde westlich von Muggia liegt an der Küste die grosse Schiffbauanstalt San Rocco und von einem dominierenden Punkte blickt die Villa Zindis herab, Wohnsitz des durch die Herausgabe mehrerer schöner Reisewerke bekannten Erzherzogs Ludwig Salvator. Den am weitesten ins Meer vorspringenden Küstenpunkt nehmen die weitläufigen Gebäude, Höfe und Gärten des Seelazareths ein. Dann öffnet sich wieder eine grosse Bucht und wir sehen im Hintergründe auf einer Insel Capo-distria. Die Stadt bewahrt manche stolze Erinnerung aus der Zeit, da sie die Hauptstadt Istriens und der Sitz der venezianischen Provinzialregierung gewesen. Auf dem grossen Platze steht das maurisch-gothische Rathhaus, in welchem der Grosse Rath seine Sitzungen hielt, die gothische Domkirche, der Palast des venezianischen Gouverneurs, das im Jahre 1525 gegründete Pfandhaus und die Loggia. In den engen Gassen findet man manches interessante Gebäude aus dem Mittelalter und an dem Palaste des Conte Tacco einen metallenen Thürklopfer von grossem Kunstwerte. Ueppiges Rebengelände umkränzt die Bucht von Capodistria; der Wein vom Monte Moro wird besonders geschätzt. In S. Nicolo d’Oltra haben Bürger von Capodistria ein Seebad eingerichtet. Sieben Kilometer westlich von Capodistria liegt das Städtchen Isola. Die Bevölkerung befasst sich mit Fischerei, Spitzenerzeugung und Weinbau. Der Ribola von Isola war schon zur Zeit des Boccaccio berühmt. Der nächste bemerkenswerte Punkt der Küste ist das Wallfahrtskirchlein Madonna di Strugnano am Nordrande einer alten Saline und die Villa Tartini, von einem Bruder des berühmten Componisten der Teufelssonate erbaut. Indessen rückt uns das malerische Stadtbild von Pi rano in das Gesichtsfeld. Die hohen schwarzen Zinnenmauern einer mittelalterlichen Burg ragen im Hintergründe empor und werfen ihre Schatten über ein Gewirre von altersgrauen Häusern und engen Gässchen. Auf der äussersten Landspitze hoch über dem Meere und gegen dessen Ansturm durch gewaltige Stützmauern verwahrt, steht die grosse Domkirche und ein Baptisterium, welches die altchristliche Grundform zeigt, aber gleich dem Dome restauriert ist. Von dem geräumigen Kirchenplatze hat man eine prächtige Aussicht auf den Golf von Triest mit den julischen Alpen im Hintergründe. Der Platz am Hafen, in jüngster Zeit durch Verschüttung des Mandracchio (Innenhafens) vergrössert, ist mit dem Denkmale Tartinis geschmückt, der in Pirano das Licht der Welt erblickte. Interessant ist der alte gothische Palazzo am Eingänge der inneren Stadt mit seinem venezianischen Pergolo. Das Rathhaus enthält eine Bibliothek und ein Archiv, welches in das dreizehnte Jahrhundert zurückreicht. Eine Wanderung durch die engen häufig unter Schwiebbögen (solari) hindurchführenden Gässchen gibt ein anschauliches Bild mittelalterlichen Stadtlebens. Wie in Venedig, sind die kleinen Plätze (campi) mit Cisternen versehen; im vorigen Jahrhundert wurde übrigens ein grosses Reservoir gebaut, aus welchem die ganze Stadt mit Wasser versorgt werden kann. Oelwälder und Weingärten ziehen sich über die Berglehnen hinauf und geben der Umgebung von Pirano ein sehr freundliches Aussehen. Dieses landschaftliche Bild setzt sich auch in dem Gelände fort, welches die weite Bucht von Pirano umgibt. Diese zählt zu den schönsten Gestaden des adriatischen Meeres und ihr Hauptort, Porto rose, ist ein besuchtes Seebad. Nebst den Strandbädern erhält man hier auch heilkräftige Mutterlaugenbäder-vaus den grossen Salinen von Fisine und Sicciole, welche den Hintergrund der Bucht ein- nehmen. An dem südwestlichen Ausgange, bei Punta Salvore. soll die Flotte Friedrichs Barbarossa im Jahre 1177 von den Venezianern vernichtet worden sein. Auf der Punta Salvore steht einer der schönsten Leuchtthürme Europas, dessen Licht bis Triest, Grignano und Grado sichtbar ist. Das Ufer ist hier ziemlich flach und wir blicken über dasselbe hinweg auf Castel venere, welches das Thal des Dragognaflusses bewacht und Buje („la spia d’istria“), dessen Kirchthurm fast während der ganzen Fahrt an der Westküste Istriens sichtbar bleibt. Die Kirche ist zum Theil aus den Trümmern eines römischen Tempels erbaut. Umago ist ein verfallendes Städtchen von Olivenhainen und Weingärten umgeben, mit interessanten Sculpturen an seinen Häusern und Wappen aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Der Dom wurde im vorigen Jahrhundert erneuert, jedoch nicht vollendet. Drei Kilometer südlich davon zwischen Oliven und Cypressen das der Familie De Franceschi gehörige Castell Seghetto. In beiläufig gleichen Abständen folgen an der Küste das Dorf S. Lorenzo und das Castell Daila, letzteres von Benedictinern der Abtei Praglia (in den Euganeen) bewohnt. An der Mündung des Flusses Quieto empfängt uns das altersmüde Städtchen Cittanuova, dessen Blütezeit in das Mittelalter fällt. Die Reste eines Baptisteriums weisen germanische Ornamente aus der Völkerwapderungszeit. Cittanuova war die Residenz des fränkischen Herzogs Johann und seit dem Jahre 524 bis 1828 Sitz eines Bischofs. Fünf Kilometer südlich von der Quietomündung liegt auf einer sanften Anhöhe Castel Cervera, Eigenthum des Marchese Polesini, mit Spuren von römischen Landhäusern am Meeres strande. Während fast alle anderen Küstenstädte Istriens bereits bestanden haben, als die Römer das Land eroberten, gilt Parenzo als eine römische Gründung, die unter Nero die höchste Blüte erreichte. Ueberreste zweier prächtiger Tempel, des Comitiums, des plebejischen Forums und anderer Bauten sind aus jener Zeit erhalten geblieben. Ein höchst interessantes Baudenkmal hat uns die byzantinische Zeit in der Basilika hinterlassen, welche mit prächtigen neuestens kunstgemäss restaurierten Mosaiken geschmückt ist und einen hohen archäologischen Wert hat. Unter der bestehenden Kirche hat man die Fundamente und den Mosaikboden einer älteren, wahrscheinlich im 4. Jahrhundert erbauten aufgedeckt und daneben fand man die Reste einer altchristlichen, aus dem 2. Jahrhundert stammenden Basilika. Das an die Kathedrale angebaute Capitelgebäude (canonica) ist eine der ältesten Profanbauten der adriatischen Küste und schon 1251 renoviert und erweitert worden. Die auf der Landseite theilweise erhaltene Stadtmauer stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Stadt besitzt eine Bibliothek, eine historische Gesellschaft („Societk Istriana di archeologia e storia pastria“) und ein Museum mit wertvollen Gegenständen aus prähistorischer Zeit. Auch die Umgebung der Stadt hat für den Archäologen mehrfaches Interesse. An der aus der Römerzeit stammenden Strasse, die über Sbandati in das Innere des Landes führt, findet er Reste antiker Gebäude und Grabmäler; die Casellieri von Pizzughi, 6 km südöstlich von Parenzo, bilden eine reiche Fundgrube prähistorischer Gegenstände, welche mit den ebenfalls altistrischen Funden von Vermo, Ossero, Villanuova am Quieto und anderen Orten im Landesmuseum aufgestellt sind. Unser Cours führt nun an einer Kette von Inseln vorbei, welche die Küste begleiten. Die erste grössere ist S. Nicolö mit einem alten Thurm, der als Leuchtthurm gedient haben soll, und der schönen Villa Polesini, dann folgt nach zwei Seemeilen der Scoglio S. Pietro oder Regata mit den versunkenen Resten von Hafenmauern. Hinter einer Bucht liegt auf mässiger Höhe das Dorf Fontana und weiter südlich wird der Marktflecken Orsera mit dem die Gegend beherrschenden Palaste des Bischofs von Parenzo sichtbar. Der Hafen, in welchen der Küstendampfer einläuft, liegt, von der vorliegenden Insel S. Giorgio geschützt, an der Südseite Sobald wir wieder die hohe See gewonnen haben, befinden wir uns der Mündung des Leme-canals gegenüber, eines 12 km tiefen, von steilen Waldhängen eingeschlossenen Fjords, welchen im Winter Wildenten, Moosschnepfen, Wasserhühner und Reiher bevölkern. Die einzige Ortschaft in der ganzen Bucht, Cul di Lerne, liegt im Hintergründe, wo die Draga mündet. Zu erwähnen ist noch die künstliche Austemzucht im Canal. Wir nähern uns der Stadt Rovigno, deren hoher Campanile ganz jenem von S. Marco in Venedig ähnlich, schon lange sichtbar ist. Sie ist ziemlich belebt, besitzt zwei gute Häfen — Val di Bora auf der Nordseite und Porto di S. Caterina auf der Südseite — und zählt 10.000 Einwohner. Die Domterrasse gewährt schönen Ausblick auf das Meer. Eine Sehenswürdigkeit von Rovigno ist die Station des Berliner Aquariums, welche in ihren Behältern immer die verschiedenartigsten See-thiere zur Versendung bereithält. Für die Hochseefischerei besitzt die Station einen eigenen Dampfer, der den Namen „Rudolf Virchow“ führt. In der Yal die Bora, westlich vom Bahnhofe der Staatsbahn nach Canfanaro, befindet sich das Seehospiz S. Pelagio, eine Heilanstalt für scrophulöse Kinder. Die Fortsetzung der Seereise führt uns an einer Reihe kleiner Inseln, Scoglien, vorüber, zunächst an Santa Caterina, welche vor dem Hafen liegt, dann an S. Andrea mit einer schönen Villa des Consuls Hütterorth, Astorga, Marasso und S. Giovanni in Pelago mit Spuren vorgeschichtlicher Wohnstätten. Man nimmt an, dass südlich von der letztgenannten Insel die Bischofstadt Cissa lag, welche im siebenten oder achten Jahrhundert ins Meer versank. Ueber Auftrag des Contreadmirals Hinke stiegen im Jahre 1890 Taucher 300 m südlich von S. Giovanni in Pelago in die Tiefe. Sie fanden Gebäudereste, lange fortlaufendes Gemäuer und Ufermauem. Auf dem Hügellande, das sich |von Rovigno in südöstlicher Richtung ausdehnt, nistet 8 km von der Küste entfernt der alterthümliche Markt Yalle und bald darauf sehen wir uns in dem Bereiche der Hafenbefestigungen von Pola, die sich nördlich über den Canal von Fasana ausdehnen. Dieser Canal führt zwischen dem Pola. Arena, Blick auf Oliveninsel. Festlande und den Brionischen Inseln hindurch. Letztere bestehen aus einer grösseren und einer kleineren Insel und mehreren Scoglien. Brioni grande, bis vor kurzem eine unbewohnbare Wildnis, hat Herr Paul Kujipelivteser in herrliches Cultur-land verwandelt, und das Eiland eignet sich ausserdem in ganz hervorragender Weise für eine Winter Station. Schon jetzt findet man in einem kleinen Hotel am Hafen gute Unterkunft. Auf dem Festlande fällt uns das von montenegrinischen und bocchesischen Colonisten bewohnte Dorf Peroi auf und dann folgt Fasana, die Ueberfahrtsstation nach Brione. Bald kommt nun die Hafeneinfahrt von Pola in Sicht und das grossartigste Römerdenkmal der ganzen adriatischen Küste: die Arena. Auch zahlreiche andere Römerbauten sind uns in dieser Stadt erhalten geblieben: der herrlich*-Tempel des Augustus und der Roma, der Triumphbogen der Sergier, die in den Munieipialpalast eingebauten Reste des Tempels der Diana, die Porta Gemina, die Porta Herculis und die Reste des Theaters am Monte Zar, von dessen kostbaren Marmorsäulen u. a. vier die Salutekirche zu Venedig schmücken. Das Mittelalter ist durch das im Municipialpalast eingemauerte Steinbild eines gepanzerten Reiters vertreten, das einzige Denkmal der istrisehen Markgrafen. In der Gegenwart hat Pola als Kriegshafen neuen Aufschwung genommen; Sehenswürdigkeiten aus dieser Epoche sind das Marinearsenal, das Marine-OMcierseasino und die Marinevorstadt S. Policarpo, das Tegetthoff-Denkmal, das Maximilian-Denkmal. Von Pola gehen die Dampferlinien nach drei verschiedenen Richtungen: über Lussin nach Arbe, durch die Strasse von Farasina nach Fiume und längs der dalmatinischen Küste bis Corfü. Wir laden den Leser zu einem kurzen Ausfluge nach Lussin ein. Nach dem Verlassen von Pola begleitet uns nur kurze Zeit noch die istriSche Küste mit schroffen, zerklüfteten Felswänden, dann steuern wir beim Leuchthurme von Porer vorüber in die hohe See hinaus. Vor uns haben wir das rothe Blinkfeuer des Leuchthurm.es auf dem Scoglio Galiola, später kommt weiter rechts das Feuer der Punta Netak in Sicht, welches die Westküste der Insel Unie beleuchtet, und schliesslich blinkt zu unserer Linken das Feuer des Leuchtthurmes von Zaglava, der an der Westküste der Insel Cherso den Eingang in den Quarnero bewacht. Gegen Süden steuernd biegen wir in den Canal von Unie ein. Backbord haben wir den langen Rücken des botanisch interessanten und eine grossartige Aussicht gewährenden Monte Ossero, steuerbord die flache Inselkette von Unie, Canidole grande und piccolo und schliesslich steuern wir auf das weissrothe Licht von Mortar zu, das uns den Eingang des Hafens von Lussin piccolo bezeichnet. Die Insel Lussin ist als äusserst günstige Winterstation bekannt. Sie besitzt, begünstigt durch das Seeklima, eine niedere Wintertemperatur; ein Bew;eis hiefür sind die Palmen, Orangen- und Citronenbäume, die Agaven und indischen Feigen, die man an verschiedenen Orten dieses Eilandes antrifft. Im November und December blühen Rosmarin, Brombeere und Erdbeerbaum, im Jänner Mandeln, Veilchen, im Februar die Baumerika, im März schon alle Obstbäume. In Lussin piccolo bieten Hotels, Pensionen und Privatwohnungen entsprechende Unterkunft; Pensionen findet man auch in Lussin grande. Die grosse binnenseartig abgeschlossene Bucht (Val d’Augusto) an welcher Lussin grande liegt, ladet zur Ausübung des Segelspdrts ein und nach allen Richtungen der Insel bieten sich interessante Spaziergänge. Von den kurzen ist der beliebteste jener zur anmuthigen und mit besonderen klimatischen Vorzügen ausgestatteten Bucht von Cigale : weitere führen auf den Monte S. Giovanni, den Monte Asino, nach Chiunschi und über dieses Dorf hinaus längs der üppigen Ostküste über Neresine nach Ossero. Der Meerescanal, welcher die Inseln Lussin und Cherso trennt, ist der Schauplatz einer tragischen Episode der Argonautensage. Die Stadt Ossero war, an der Schiffahrtslinie zwischen Aquileja und Salona gelegen, im Alterthume ein bedeutender Handelsplatz. Die plündernden Saracenen machten ihrem Glanze und dem Wohlstände für alle Zeiten ein Ende. Heute zählt die Stadt kaum einige Hundert Einwohner, die von der Malaria sehr zu leiden haben. Der Fremde wird die uralten, epheuumrankten Stadtmauern, das kleine, aber nicht uninteressante Stadtmuseum und ein zum Kirchenschatze gehöriges gothisches Osten-sorium der Beachtung wert finden. Touristen und Botaniker besteigen den Monte Ossero, dessen» Aussicht über die Quarnerische Inselwelt von überwältigender Grossartigkeit ist und dessen artenreiche Flora der Professor Haracic beschrieben hat. „Nach Italien!“ ruft der polyglotte Portier der Station Nabresina und bald darauf rollen wir dem verheissungsvollen Westen zu. Zwischen Steinbrüchen und den Werkstätten der Steinmetze hindurch und auf schönem Viaduct die Keichsstrasse übersetzend erreicht die Bahn den rauhen Siidhang des Hermadagebirges. Von der Haltestelle Duino führt ein Fahrweg zu dem kleinen Seebade Sistiana hinab. Dieses verbirgt sich in einer kreisrunden von reichem Pllanzen-wuchs umkränzten Bucht, einer vom Meer bespülten Doline. Zwei Kilometer westlich ragt auf schroffem Felsen die mittelalterliche Burg Duino ins Meer hinaus, auf welcher die Walsee, die Hoffer und die Torriani hausten und deren Besitzer gegenwärtig Prinz Hohenlohe ist. Das im 17. Jahrhunderte erneuerte Schloss enthält eine wertvolle Bildersammlung und von seinem Balkone geniesst man eine grossartige Aussicht auf das Meer. In dem Hirschparke findet man den Eingang zu einer Grotte, in welcher man den Pfahlbautenfunden des Laibacher Moores ähnliche Gegenstände antraf. Folgen wir der Landstrasse weitere zwei Kilometer nach Nordwesten, so stehen wir am Timavo, dessen Ufer uns die Mythe mit den Gestalten von Castor und Pollus, Medea und Jason und Antenor mit seinen Trojanern belebt, in dessen Fluten sich einst die Tempel der Diana und des Diomedes spiegelten. Auf den Ruinen des letzteren steht die gothische Johanneskirche und vor derselben finden seit dem Mittelalter besuchte Pferdemärkte statt. Wir befinden uns hier bereits an der Lagune von Monfalcone, welche von der Eisenbahn, sich an das Karstgelände schmiegend, umgangen wird. Man sieht die schnurgerade Strasse durch den Sumpf zu den Thermen führen, die schon den Körnern bekannt waren. Die Stadt liegt am Rande einer sehr fruchtbaren Niederung, überragt von der Longobardenburg Falkenberg. Die befestigte Stadt gehörte den streitbaren Patriarchen von Aquileja und kam erst, nachdem der letzteren weltliche Macht im 15. Jahrhundert gebrochen war, in den Besitz Venedigs. Eine Baumwollspinnerei, eine Seidenspinnerei und eine Lederfabrik geben heute vielen Bewohnern des Städtchens Verdienst. Bis zum Hafen von Kosega führt vom Bahnhofe ein Geleise. Hinter Monfalcone zweigt links die Staatsbahn nach Cervignano ab, während unsere Linie unter dem prähistorischen Castellier von S. Polo vorbei die Station Ronclii erreicht. Hier oder schon in Monfalcone verlassen die Besucher von Aquileja und Grado den Zug. Eine gute breite Fahrstrasse führt uns durch fruchtbares Ackerland, über welches der Weinstock von Baum zu Baum seine Festons schwingt, an den Isonzo. Haben wir auf der langen Jochbrücke ihn und sein weites Ueberschwemmungsgebiet übersetzt, so befinden wir uns bereits auf dem Boden der untergegangenen Römerstadt Aquileja. Die auf dem alten Marsfelde stehende Villa Vicentina der Exkaiserin Eugenie zur Rechten lassend, wenden wir uns südwärts und nach einer Fahrt von 13/km befinden wir uns vor der Kathedrale des Patriarchen Popo mit ihrem das ganze friaulische Tiefland überschauenden Glockenthurm. Sein Geläute erzählt von längstvergangenen Tagen, von feierlichen Einzügen der streitbaren Kirchenfürsten mit ihrem Gefolge bewaffneter Mönche und betender Krieger, von dem wilden Wortstreit der Concilien, von den Gesängen und Litaneien der Menge, welche die weiten Räume der Basalika durchbrausten. Alles vorüber! Verschwunden ist längst die Herrlichkeit des longobardisch-fränkischen Patriarchenstaates, verstummt das Gezänke der Priester, verlaufen aber auch die Menge, die einst den grossen Christentempel füllten. Seine Heiligen scheinen die Wunderkraft verloren zu haben, denn das fromme Volk, das nach Gnadenquellen dürstet, wallt an dem grossen Gotteshause vorbei an den Lagunenstrand und schifft hinüber zur wunderwirkenden Madonna von Barbana. — Lauter als das glaubensstarke Mittel-alter spricht das römische Alterthum zu uns in den Trümmern, die im weiten Umkreise die Erde bedecken und in den Gegenständen, welche das Staatsmuseum anfüllen. Die Ausgrabungen, vom Professor Maionira in Görz geleitet, geben ein deutliches Bild von der Anlage und Ausdehnung der römischen Grosstadt und den culturellen Verhältnissen ihrer Bewohner. Schliesslich führt uns ein römischer Canal in die Lagune hinaus. Der Zauber der Einsamkeit umfängt uns auf der weiten Wasserwüste, man hört nur die hastigen Athemstösse unseres kleinen Dampf bootes und zuweilen das Geschrei eines Wasservogels. Auf den schwarzen Schlammbänken zittern die grauen zierlichen Tamariskenbüsche im Winde. Zuweilen beschatten sie den Eingang zu einer zeltförmigen von Fischern bewohnten Binsenhütte, die uns in die Zeiten Cassiodors zurückversetzt. Weit draussen, wo die Brandung auf die Düne schlägt, klingen vom hohen Campanile die Glocken der Kathedrale von Grado. Auch da stand der Stuhl eines Patriarchen. Dieser war das kirchliche Oberhaupt von Seevenezien, das seinen ersten Dogen unter seiner Aegide erwählte. In jene Zeiten des frühen Mittelalters fällt die politische und commercielle Bedeutung der Stadt, deren spätere Geschichte erfüllt ist von dem Gezanke der allzunahe nebeneinander wohnenden kirchlichen Amtsbrüder und ihren Abschluss findet in der Trennung der Streitenden. Der Patriarch von Aquileja zog nach Cividale, der von Grado nach Venedig. Jahrhunderte lang blieb die zu einem armen Fischerstädtchen heruntergekommene Patriarchenresidenz vereinsamt und vergessen, wie z. B. heute noch Caorle, einst eine bedeutende Bischofs- und Hafenstadt, bis vor etwa fünfundzwanzig Jahren der Strand von Grado für ein Seebad besonders geeignet gefunden wurde. Dabei wurde das Fischerstädtchen förmlich neuentdeckt. Bis auf die Kathedrale aus dem Jahre 454 mit einem Mosaikboden aus dem sechsten Jahrhundert und Stücken im Domschatz, die noch ein Jahrhundert älter sind, ist alle Herrlichkeit der mittelalterlichen Patriarchenresidenz verschwunden. Man sieht nichts mehr von den Palästen der Vornehmen, die den Hof des Kirchenfürsten bildeten, nichts von den festen Mauern, die der Amtsbruder von Aquileja mit seinen Söldnern so oft berannte. Das alles mit vielen Inselklöstern und dem römischen Strassendamm nach dem Festlande hat die Lagune verschlungen. Durch das Seebad, welches, was Wellenschlag und Weichheit des Strandes betrifft, mit dem Lido von Venedig rivalisiert, hat das Städtchen neue Lebenskraft gewonnen. Sein Besuch steigert sich von Jahr zu Jahr und damit Hand in Hand geht die Verbesserung der Unterkünfte und die Vermehrung des Comforts. Zur Rückkehr auf das Festland wählen wir eine Bootsfahrt über Barbana und Belvedere. Ersteres ist ein kleines Eiland mit einer Kirche, die eine wunderthätige Madonna besitzt und an gewisfeen Tagen des Jahres grossen Zulauf hat, und bei dem Belvedere finden wir einen der wenigen Reste des grossen Pinienwaldes, der einst den Lagunenstrand von Ravenna bis zur Isonzomündung beschattete. Bei Sagrado wendet sich unsere Bahn um den von einem Schlosse des Prinzen Hohenlohe besetzten westlichen Karstausläufer herum gegen Görz. Zunächst kommt auf dem rechten Isonzoufer gegenüber der Station Sdraussina die von den Venezianern angelegte Festung Gradišča mit den düsteren Hochbauten des seit 1818 bestehenden Gefängnisses in Sicht; bei Rubbia-Savogna übersetzen wir im Angesichte eines rechts im Walde halbverborgenen Schlosses des Freiherrn v. Bianchi die trag ihrer Mündung zuschlängelnde Wippach und nun geht es schnurgerade über den breiten Thalboden und den grossen Exercierplatz nach der Hauptstadt des österreichischen Friaul. Görz und Umgebung sind der Sitz vieler blühender Industrien und das Klima der Stadt, welches man mit jenem von Nizza zu vergleichen pflegt, lockt viele Ansiedler und Wintergäste an, welch’ letztere in dem grossen Hötel der Südbahn vortreffliche Unterkunft finden. Das alte Castell der mächtigen Grafen von Görz, von dessen Plattform man eine entzückende Aussicht geniesst, dient als Kaserne. In dem ausserhalb der Stadt gelegenen Kloster Castagnavizza haben die Bourbonen ihre Grabstätte; Karl X., Herzog von AngoulSme, eine Tochter Ludwigs XVI. und der Graf von Chambord sind hier beigesetzt. Neuestens hat Don Alfons von Bourbon die Villa Boeck-mann angekauft. — Die Umgegend, namentlich das obere Isonzothal, bietet viele lohnende Ausflüge. Von Görz eilt die Bahn, wieder die westliche Richtung einschlagend, der Reichsgrenze zu. Den Isonzo übersetzend sehen wir zur Rechten das Schloss Podgora und längs einer weingesegneten Hügelreihe geht es nach Cormons und dann weiter nach Italien. Neidvoll blickt der Autor, dessen Aufgabe hier beendet ist, den Weiterfahrenden nach, die in wenigen Stunden Venedig sehen werden. 10 Görz. Nach dem Verlassen der Station St. Peter in südlicher Richtung fortlaufend tritt die nach Fiume führende Flügelbahn durch einen Tunnel bei der Station Küllenberg an den Oberlauf der Rjeka heran. Sie ist hier noch ein schmächtiges Bächlein, das sich schüchtern im Thalgrunde verbirgt. Die Gegend ist ziemlich öde und gewinnt nur bei Dornegg-Feistritz für kurze Zeit ein freundlicheres Aussehen. Diese beiden ausgedehnten, von Gärten umgebenen Ortschaften lehnen sich an den westlichen Ausläufer des Krainer Schneebergs und werden von Fiumaner Familien gerne als Sommersitz aufgesucht. Bald nachher tritt die Bahn auf das westliche Gelände des Rjeka-thales über und entfernt sich von dem Flusse, indem sie kurz vor der Station Sapiaue den istrischen Tschitschenboden betritt. Auf dem baumlosen Karstlande, über welches unser Zug nun hinwegeilt, kann man hie und da einen Angehörigen dieses räthselhaften Volksstammes mit seiner Schafherde herumirren sehen. Er ist der Vornehmsten einer, den er braucht nicht wie seine Brüder auf dem kalten Schneeberg Kohle zu brennen oder mit dem Essigkarren in der Welt herumzuwandern. Bei Jurdaui beginnt der grosse Wald von Castua, der sich über Veprinac bis Lovrana erstreckt. Das uralte Städtchen Castua, „der Edelstein Liburniens,“ die sagenhafte Residenz der Königin Teuta, liegt 3 Tcvi östlich von der Bahn. Die Plattform, auf welcher an Sonntagen die Handelsflagge vom hohen Maste weht, liegt 377 m über dem Meere und gewährt einen vollständigen Ueber-hlick über den Quarnero und seine drei Einfahrten: Strasse von Farasina, Canal di Mezzo und Canal di Maltempo. An der Loggia und den Kuinen einer während des Baues eingestiirzten Jesuitenkirche vorbei treten wir aus der Vorstadt Dukiči durch das einzige Stadtthor ein um zu den Ruinen einer mittelalterlichen Burg mit zwei Thürmen zu gelangen, von welcher Stelle man weit ins Land hineinblickt. In Mattu gl ie verlassen die Curgäste von Abbazia und Lovrana den Zug. Während der Wagen durch den jungen Eichenwald auf der wohlgepfiegten Serpentinenstrasse dem Strande zurollt, enthüllt sich dem Blicke des Ankömmlings allmälig das herrliche Panorama der liburnischen Riviera. In starkem Gefälle eilt der Zug nach dem südlichsten Endpunkte unserer Bahn, der ungarischen Handels- und Hafenstadt Fiume. Fiume. Im Altertlmm stand hier die liburnische Stadt Oeneum, später Tarsatica genannt. Karl d. Gr. zerstörte sie im Kampfe gegen die Avaren und gab das Gebiet dem Patriarchen von Aquileja zum Lehen. Diese nannten den Ort lateinisch St. Veit am Flusse (Flumen) woraus die deutsche Bezeichnung St. Veit am Phlaumb und später die italienische Fiume entstand. Im Besitze folgten dann nach einander die Grafen von Duino, die Walsee und (1465) Kaiser Friedrich. Seither blieb Fiume österreichisch und seit Karl VI., der hier einen Handelshafen und in Portord einen Kriegshafen einrichten wollte, Gegenstand besonderer Fürsorge. Aber erst der zielbewussten Wirtschaftspolitik Ungarns verdankt der Handelsplatz seine heutige Bedeutung. Gegen 20 Mill. Gulden wurden auf den Ausbau des Hafens _ aulgewendet, den ein hhm langer Damm gegen die hohe See abschliesst. Wie in Triest liegt auch hier die Altstadt hinter den Palästen des 10* Corso verborgen. Durch das mit einem Uhrthurm, Wappen und Inschriften gezierte einstige Stadtthor tritt man in ihren allerältesten Theil, die Gomila, in deren engen Gässchen die Läden und das Strassenleben seit der Zeit der Uskoken sich nicht verändert haben. Am Nordostende dieses Stadttheiles tritt man durch einen römischen Thorbogen und gelangt zu den Kesten eines mittelalterlichen Castells. Der Geschichtsfreund mag an diesem wenigen sein Genügen finden, wer sich aber für den modernen Aufschwung Fiumes interessiert, dem wird ein Kundgang durch die Stadt manches Sehenswerte bieten. Es sei hier nur angeführt das neue schöne Theater, die Markthalle, die Fischhalle, die Villa des Erzherzogs Josef, die Marineakademie, der Volksgarten mit seiner exotischen Pflanzenpracht, die grosse Reisschälfabrik, die Petroleumraffinerie, das Schwimmdock, der Elevator, die Paläste der Schiffahrtsgesellschaft Adria, der Seebehörde, des Gouverneurs, der städtischen Sparcasse etc. Wer das Volksleben studieren will, der gehe an die Fiumara, den von riesigen Platanen beschatteten Hafen der Küstenfahrer. Da finden sich namentlich zur Zeit des Weinmarktes die Bewohner der sogenannten Poduiei, d. i. der Inseln Veglia und Cherso, dann der kroatischen Küste und der norddalmatischen Inseln auf ihren oft recht alterthümlich und gebrechlich aussehenden Trabakeln zusammen. Das gibt ein buntes Bild mannigfacher Volkstypen und Volkstrachten. Welch ein Contrast zwischen diesen Insulanern, deren Cultur-zustand sich seit den Tagen der Königin Teuta kaum verändert hat und der feinen internationalen Gesellschaft, welche in Abbazia bei den Klängen der Parkmusik unter Palmen und tropischen Coniferen lustwandelt! Ein hübscher Salondampfer bringt uns von Fiume in drei Viertelstunden nach diesem fashionablen Seebade, das seinem genialen Begründer, dem verstorbenen Generaldirector-Friedrich Schüler der Südbahngesellschaft, im Curparke ein würdiges und wohlverdientes Denkmal gesetzt hat. Der Autormüsste die Grenzen des ihm zugemessenen Raumes weit überschreiten, wollte er alle Factoren, welche den europäischen Ruf von Abbazia, sowohl als Seebad wie als Wintercurort begründen, in entsprechender Weise würdigen: den grünen Lorbeerwald, der ringsum seine würzigen Düfte aushaucht, den Eichenwald von Veprinaz darüber, der von dem Gesänge der Nachtigallen wiederhallt, den Curpark der an Menge und Pracht der exotischen Pflanzen mit den Gärten von Miramar wetteifert, die Strandpromenaden, die zwischen eleganten Villen und pittoresken Uferpartien einerseits bis Volosca, anderseits bis Lovrana führen, die Spazierwege, die den Lorbeer- und den Eichenwald nach allen Richtungen durchkreuzen und bis zur Kuppe des Monte Maggiore emporsteigen, die überwältigend schöne Aussicht, die man von diesem Berge über Land und Meer geniesst, dazu nun endlich den behaglichen Aufenthalt in den mit allem Comfort und den modernsten Einrichtungen ausgestatteten Hotels, die Seebäder, die Curmusik, das Theater, die Segelfahrten, Regatten, Radrennen, Tennisspiele, die gemeinschaftlichen Schiffsausflüge nach den interessantesten Punkten des quarnerischen Meerbusens u. s. w., u. s. w. Abbazia. Durch seine klimatischen Vorzüge ist natürlich nicht bloss Abbazia, sondern die ganze Küste von Volosca bis zur Medvea-Buclit südlich von Lovrana ausgezeichnet und so erstehen alljährlich neue Villen, neue Pensionen und neue Hötels an diesem glücklichen Ufer. Oberhalb von Lovrana, einem alten engen, theilweise noch mit Mauern umgebenen interessanten Städtchen, hat auf einem von gigantischen Edelkastanien beschatteten Plateau die ActiengesellschaftLovrana einen neuen Park mit Alleen, einem Teiche, schöner Zufahrtstrasse und breiten zum Meere herabführenden Steintreppen angelegt, in welchem ohne Zweifel binnen kurzem zahlreiche Neubauten erstehen werden. Wer über Lovrana hinaus die Fahrstrasse weiter verfolgt, der findet in dem auf hohem Uferfelsen gelegenen Dörfchen Kraj das phantastische Heim des venezianischen Malers Lucas und weiter südlich das von einer alten Feudalburg beherrschte Moschienizze. Dann windet sie sich längs der Steilküste zu den uralten Bergstädten Fianona und Albona empor, die von ihren hohen Felsensitzen stolz auf das Meer hinabsehen. Zu den beliebtesten Ausflügen der Curgäste von Abbazia gehört eine Seefahrt nach Lussinpiccolo (s. Seite 187). Abbazia ist auch der Ausgangspunkt von interessanten Ausflügen nach dem croatischen Litorale und den quamerischen Inseln. Das Dampf boot bringt uns an der malerischen Lazarethbucht von Martinšica vorbei zu dem Hafenstädtchen P o r t o r 6, welches von einem weithin sichtbaren, von vier massiven Thürmen flankierten Schlosse beherrscht wird. Das Schloss, einst Besitzthum der Frangipani, ist jetzt von einem französischen Jesuitencollegium occupiert. Den Hafen und die Schiffswerfte liess Kaiser Karl VI. in ihrer gegenwärtigen Gestalt bauen. An der Punta Lipica hat die Stadt ein kleines Seebad eingerichtet. Portorč liegt an der Einfahrt in die grosse Bucht von Buccari, in deren Hintergrund sich sehr malerisch auf einen Hügel gelehnt die königliche Freistadt Buccari zeigt. Ihr Ursprung fällt in das graue Alterthum, wo sie den Namen Volcera führte. Sie muss damals, nach den im Agramer Museum aufbewahrten antiken Glasfunden zu urtheilen, eine bedeutende und reiche Handelsstadt gewesen sein. Im Mittelalter unterstand sie der Dynastenfamilie Frangipane, ihre Bedeutung als Handelsstadt bewahrte sie aber bis zum Anfang dieses Jahrhunderts. Gegenwärtig ist die Stadt halb entvölkert und man wandelt in manchen Gassen zwischen menschenleeren, dem Verfalle preisgegebenen Häusern. Weiter südlich, am Canal di Maltempo liegt Cirkvenizza, Seebad und klimatischer Curort. Seine Vorzüge sind der sanft verlaufende, sandige Badestrand, der, abgesehen von dem hier fehlenden Wellenschlag, jenem von Grado und vom Lido gleichkommt, und ein 100 Joch grosser Hochwald, der, J/2 Stunde entfernt, den Boden eines breiten, mit der Küste parallel verlaufenden Thaies, des sogenannten Vinodol, bedeckt. Breite, mit Alleebäumen bepflanzte Fahrstrassen führen zu dem grossen Badepavillon, hinter welchem ein junger Park von Palmen und exotischen Coniferen den Berg hinansteigt. Dort, wo das fruchtbare Vinodol in seinem südlichen Verlaufe sich nach dem Meere öffnet, hält die alte Bischofstadt Novi die Küste besetzt. Hier wie in dem Nachbardorfe Selce finden Badegäste aus dem croatischen Hinterlande bescheidene Unterkunft. Dem croatischen Litorale gegenüber liegt die Insel Veglia, dem Festlande von der Bora zernagte Felswände zukehrend. Die westlichen Berglehnen und Ufer bedecken Buschwald und würzige Kräuter. Die Stadt Veglia ist noch mit den Mauern des Mittelalters umgürtet: Römerfunde erzählen uns von ihrer Bedeutung im Alterthume. Auf einer von Steineichen und Ahornbäumen beschatteten Insel, die 2*/4 Kilometer östlich von der Stadt in einer fast kreisrunden, seichten Meeresbucht liegt, schlummern in dem uralten Franciscanerkloster Val Cassione die Erinnerungen an die einstigen Beherrscher der Insel, die Grafen Frangipane, deren einer da begraben ist. Sein Sarg schwebt sozusagen zwischen Himmel und Erde, eingemauert in der Plafondhöhe eines Thurmzimmers. Die Mönche zeigen den Besuchern der Klosterbibliothek ein Paar glagolitische Messbücher. Im ganzen Quarnero weithin sichtbar ist Castelmuschiö, ein befestigtes Felsennest, dessen Mauern im Mittelalter manchem Sturme widerstanden. Auch Verbenico, die alte Frangipane’sche Residenz, liegt auf einem steil gegen das Meer abfallenden Hügel; die Stadtmauer, der Dynastenpalast und die Loggia erzählen uns von längstvergangenen Tagen. Am Südufer der Insel, in einem fruchtbaren, quellenreichen Thale, liegt der freundliche Ort Bescanuova. Ein Mosaikboden, den man aufdeckte, und andere Funde beweisen, dass die Römer die Annehmlichkeiten dieses Ufers zu würdigen wussten. Gegenüber auf dem Festlande am Ausgange einer engen Schlucht öffnet sich uns schliesslich der Hafen der königlichen Freistadt Zengg, überragt von der im 16. Jahrhundert erbauten Burg Nehaj. Von hier führt eine Strasse durch interessante Karstlandschaft zu den berühmten dreizehn Plitwitzer Seen. Josef Stradner. Redactionelle Ergänzungen und Hinweise für das Küstenland. Triest. Die Stadt bietet zur Bequemlichkeit der Reisenden ausgiebige Fürsorge durch grössere und kleine Hotels, Gast- und Speisehäuser. Weitaus übertroffen werden diese alle durch das „Hotel de la Ville“, eines der ältesten und bestrenommierten Hotels der Stadt, denn das „Hotel de la Ville“ besitzt vor allen anderen den Vorzug, dass es das einzige, direct am Meer gelegene ist und von seinen Fenstern die herrlichste Aussicht über den ganzen Hafen bietet, nur wenig entfernt vom Siidbahnhofe und zugleich im Centrum der Stadt. Das Hotel ist Eigenthum einer Actiengesellschaft. Gegenwärtig in den Händen der Herren Johann Caramelli & Söhne, wurde der gebotene Luxus und die zur vollsten Bequemlichkeit des Publicums getroffenen Einrichtungen noch in letzter Zeit wesentlich vermehrt. Das „Hotel de la Ville“ darf mit Recht als ein Hotel ersten Ranges bezeichnet werden. Ausser der herrlichen Lage ist auch hervorzuheben, dass es das einzige der Stadt mit Lift und elektrischer Beleuchtung ist. Neben dem eleganten Vestibüle liegen ein geräumiger Lesesalon, ein geschmackvoll ausgestatteter Saal zum Empfang hoher Persönlichkeiten, sowie zur Veranstaltung von Banketts und anderen Festlichkeiten, eine mit aller Eleganz und Bequemlichkeit ausgestattete Badeanstalt, sowie das anerkannt vortreffliche Kestaurant, das der Hötelier selbst leitet. In den zahlreichen Fremdenzimmern ist für allen wünschenswerten Comfort vorgesorgt und auch kleinere, billigere, aber doch geschmackvolle Zimmer zur Verfügung. Telephon, Omnibus und Equipagen sorgen für die weitere Bequemlichkeit. Man spricht deutsch, italienisch, französisch, englisch, ungarisch. Ausserdem sind nennenswert: Hotel Volpieh, Hotel Delorme, Hotel Europa. Die „Farm acia Serravallo“ zum Erlöser, gehört zu den Sehenswürdigkeiten Triests, denn sie ist unstreitig, eine der grössten und schönsten Apotheken Europas. Aber nicht nur der Sehenswürdigkeit halber sei diese Apotheke hier erwähnt, sondern auch ob der für den Fremden imBedarfsfalle praktischen Seite. Hier kann er jederzeit deutsch sprechende Aerzte finden, die in eigens der Apotheke beigegebenen separierten Zimmern ordinieren, hier kann er alle gebräuchlichen Medica-mente, alle ausländischen Specialitäten adf dem Gebiete der Pharmacie, wie therapeutische Neuheiten und chirurgische wie hygienische Hilfsmittel und Mineralwässer in frischer Füllung vorfinden. — Die Apotheke Serravallo war schon zu einer grossen, umfangreichen geworden, als es nach eingehenden Studien und Versuchen gelang, den jetzt weltberühmten „Chinawein Serravallo mit Eisen“ herzustellen. — Nun wurden allerdings die Bäume der Apotheke zu enge; mehrere Magazine, eine Fabrik für die Herstellung des Präparates in Barcola (Nebenort Triests), ein anderes Local am freien Hafen (für den ausländischen Verkehr) mussten hinzugenommen werden. Die berühmtesten, ärztlichen Autoritäten empfehlen und verschreiben den Chinawein, unter diesen: Prof. Dr. Braun, Prof. Dr. Dräsche, Prof. Dr. Englisch, Prof. Dr. Krafft-Ebing, Dr. Monti, Prof. Dr. Mosetig-Moorhof, Prof. Dr. Neusser, Prof. Dr. Schauta, Prof. Dr. Stoffelia, Prof. Dr. Weinlechner u. s. w., und ist es unstreitig, dass sich die Apotheke Serravallo durch die Herstellung des auf wissenschaftlicher Basis beruhenden Chinaweines ein hohes, in ärztlichen Kreisen anerkanntes Verdienst erworben hat und dass selbes auf dem Weltmärkte der Stadt Triest grosse Ehre macht. Unter den grossen Etablissements, die sich durch musterhaften Betrieb auf dem Priester Blumenmarkte einen geachteten und weitverbreiteten Namen erworben haben, ragt die Kunst- und Handelsgärtnerei Martin German hervor, deren prachtvolle, in der Via Michelangelo Nr. 17 gelegene Campagna schon wegen ihrer Treibhäuser eine Besichtigung verdient. Das Stadtgeschäft dieser Firma befindet sich in der Via del Ponterosso Nr. 1. Görs, die Hauptstadt des österreichischen Küstenlandes, liegt 12 km vom Meere entfernt am Fusse von Sandsteinhügeln, hinter welchen die mächtigen Massen der Kreidebilduugen und der Jura-erhebungen aufragen. Gegen Süden ist die Landschaft offen, nach allen übrigen Richtungen halbkreisförmig von höheren und niederen Wällen umrahmt. Die Lage der Stadt kann als das ideale Bild einer südlichen Voralpenlandschaft gelten. Licht und Luft des Südens werden hier von der Mauer des Gebirges aufgefangen, welche zugleich eine Schutzwehr gegen die Zuströmungen vom Norden bildet. Sttdbalinliötel Theodor Gunkel, Haus allerersten Ranges, elektrische Beleuchtung, grosser Comfort, prachtvolle Lage, im Mittelpunkte der Stadt, umrahmt vom Hausgarten, dem anstossenden Volksgarten und einem grossen staubfreien Platze. Omnibus zu jedem Zuge. Abbazia. An der Ostküste Istriens, 40 Minuten von der Südbahnstation Mattuglie-Abbazia, s/4 Stunden Seefahrt von der ungarischen Hafenstadt Fiume entfernt, nach Nordwesten von dem mächtigen Gebirgs-stock des 1396 m hohen Monte Maggiore geschützt, liegt Abbazia, umgeben von einer reichen Vegetation und ausgedehnten Lorbeerhainen. In südlicher Richtung eröffnet die Aussicht auf das von den quarnerischen Inseln, Veglia und Cherso, begrenzte Adriatische Meer (in dieser Umschliessung Quarnero genannt), wie in südöstlicher Richtung der Anblick der Dinarischen Alpen ein prachtvolles Panorama. Ein durch zahlreiche felsige Landzungen und Buchten malerischer Küstensaum wird hier von der bei jeder Witterung und jeder-Tageszeit durch Licht- und Farbenzauber fesselnden See bespült, deren blaue Fläche von Berglandschaften umrahmt und durch Inselgebilde unterbrochen ist. Das mit Kirchen, Dörfern, Einzelhäusern und Culturen geschmückte, lorbeerreiche Berggehänge des Hintergrundes schützt diese Küste vor dem Eindringen rauher Landwinde, während die gegen Süden offene Lage der warmen Seeluft ungehinderten Zutritt gestattet. Die mittlere Temperatur Abbazias im Winter ist höher als jene anderer Wintercurorte Oesterreichs und beträgt im Durchschnitt 10T° C. Die Sonne herrscht hier den ganzen Tag und erheitert mit ihren wohlthuenden Strahlen das Gemttth und die ganze Natur. Die Lorbeerhaine Abbazias sind berühmt, Citronen, Magnolien und Ca-melien blühen in grossen Mengen im Freien. Abbazia ist ein Erdenparadies, aus dem die Mücken, die Plage Venedigs und anderer Stationen, verbannt sind. Die Sommernächte erfahren hier durch Abströmen der Waldesluft nach dem Meere eine erquickende Abkühlung, so dass die Hitze auch in der warmen Jahreszeit nie unerträglich wird. Diese wunderbaren Eigenschaften des Küstenklimas gewähren Abbazia die doppelte Eignung als Winter-curort und Seebad. Nebst den von der Natur durch Luft und Wasser gegebenen Heilkräften 'sind die von der Südbahn geschaffenen, jetzt von der internationalen Schlafwagengesellschaft verwalteten Etablissements noch mit einer ganzen Beihe von Curmitteln ausgestattet. Hiezu gehören die Hochquellenleitung, die nach D. Oertel angelegten Terrainwege, der Warmbadepavillon mit gewärmten Seewasser- und Siiss-wasserbädern, elektrischen, galvanischen und Faraday’sclien Bädern, ferner eine hydropatische Anstalt mit allen hiezu erforderlichen Apparaten und Einrichtungen für Douche, Massage, Heilgymnastik u. s. w. In Abbazia können auch Milch-, Kefir-, Mineralwasser- und in der Campagna Colova, Eigenthum der Gesellschaft, Trauben- euren gebraucht werden. Für Seebäder im Freien sind am Strande sehr gute Einrichtungen vorhanden. Von unvergleichlichem Eeize sind die Spaziergänge in den immergrünen Parkanlagen mit ihren malerischen Baum- und Gesträuchgruppen und ihrem Reichthum an den seltensten exotischen Pfianzengestalten sowie in den 7 hm langen auf Klippen geführten Strandwegen, dem sogenannten südlichen Strandwege in der Richtung gegen Ika, und dem Friedrich Schüler-Strandwege gegen Voloska. Aber auch eine Reihe äusserst lohnender weiterer Ausflüge zu Fuss, zu Wagen oder mit Schiff sind von Abbazia zu unternehmen, so nach Yeprinac, Zatka, Voloska, Ika, Lovrana, Fiume u.s.w. // treichen Gästen dank der eifrigen Bestrebungen der Curvorstehung Vine Fülle von Zerstreuungen und Unterhaltungen: Theater, Künstler-concerte, Curmusik, Bälle, Reunions, Tombola, Unterhaltungsabende, Vorträge, Vorlesungen, Lawn Tennis- und andere Spiele, Jagd, Fischerei, Regattas, Wettschwimmen, Radfahrfeste, Kahnfahrten u. s. w., besonders beliebt sind die Gesellschaftsausflüge zur See nach den benachbarten Inseln des Quarnero, Lussin, dann nach Pola, Venedig und Dalmatien. Wer das heutige Leben und Treiben, die fluctuierenden Menschenmassen, die neuen Hotels, Villen, Gärten und Anlagen in Abbazia betrachtet, vermag es kaum zu fassen, dass erst 11 Jahre verflossen sind, seitdem dieser weltvergessene Küstenstrich durch den verstorbenen Generaldirector der Südbahn Friedrich Schüler dem internationalen Fremdenstrome eröffnet wurde. Mit welcher elementaren Gewalt Abbazia seine Bedeutung als Weltcurort erobert hat, ersieht man aus den statistischen Aufzeichnungen der Curcommission, nach welchen im Jahre 1888 2143 Personen, 1894 bereits 8266 Personen und 1898 13.705 Personen Abbazia aufsuchten. Die Einnahmen aus Cur- und Musiktaxe betrugen im Jahre 1890 fl. 4604, im Jahre 1898 bereits fl. 60.031. An der Spitze der Curcommission steht der Curvorsteher Herr k. k. Oberst d. E. Guido Wächter und dessen Stellvertreter Herr Prof. Dr. Julius Glax, k. k. Regierungsrath und dirigierender Curarzt. Nun wollen wir mit wenig Worten die empfehlenswertesten Gaststätten von Abbazia hervorheben. An erster Stelle sind die seinerzeit von der k. k. priv. Südbahngesellschaft gegründeten und jetzt in den Besitz der internationalen Sehlafwagengesellschaft übergegangenen vornehmen Etablissements zu nennen, und zwar: Hotel „Kronprinzessin Stefanie“, Hotel „Quarnero“ mit den Dependancen I, II und III, die Villen „Angiolina“, „ Amalia“, „Slatina“, „Flora“, „Laura“, „Mandria“ und „Schweizei'haus“. Alle diese Objecte sind elektrisch beleuchtet, jedes Stockwerk derselben mit ausgezeichnetemHochquellwasserversehen und alle Häuser telephonisch mit einander und mit den Bureaux der Direction verbunden. Das Ilulel Stefanie besitzt einen elektrischen Aufzug, Lese-, Conver alions-, Spiel- und Musiksalon, einen Theater- und Concertsaal. Die Zimmerpreise sind sehr verschieden und richten sich je nach der Grösse, Lage und Jahreszeit; in der Wintersaison sind Appartements von fl. 17v0 an per Woche, inclusive elektrisches Licht, erhältlich. Der Pensionspreis für Verköstigung allein (ohne Getränke) beträgt fl. 5’— pro Tag und pro Person. — Für Kinder, Bedienstete, Familien und solche Personen, welche einen längeren Aufenthalt zu nehmen gedenken, können besondere Vereinbarungen getroffen werden. Diejenigen nach Abbazia Reisenden, welche sich der gewöhnlichen Züge nicht bedienen wollen, können den Ostende—Wien—Triest-Luxuszug der internationalen Schlafwagengesellschaft und die grossen europäischen Expresszüge benützen. London, Abfahrt Montag................10 Uhr früh, Ostende...............................4 „ nachmittags, Wien (Südbahnhof), Ankunft Dienstag . . 6 „ 40 Min. abends, St. Peter, Abfahrt Mittwoch...........10 „ früh, Abbazia-Mattuglie, Ankunft ...... 11 „32 Min. vormittags. Sonstige Hötels der internationalen Schlafwagengesellschaft: Nizza-Cimiez: „Riviera-Palace“, Therapia (Bosporus): „Summer-Palace“, Lissabon: „Avenida-Palace“, Kairo: „G-hezireh-Palace“, „Shepheard’s Hotel“, Monte Carlo: „Monte Carlo-Palace“, Constantinopel: „Pera-Palace“, Brindisi: „Hotel International“, Ostende: „Hotel de la Plage“, Belgien: „Chateau Royal d’Ardenne“, Abbazia: „Hotel Stefanie“, Paris: „Pavillon de Bellevue“, „Elysee-Palace-Hötel“. Weiters heben wir in Abbazia hervor: Hotel Bellevue, Bes. Anton Griisser. Hotel Central, Bes. Em. Poinstingl. Grand-Hotel, Bes. Heinr. Peisser, in centraler Lage in der Nähe des Hafens und der Curanlagen in der Mitte des Hauptverkehrs. Modem eingerichtete Zimmer mit Balkons und zumeist Aussicht aut das Meer. Hötel und Restaurant werden persönlich vom Besitzer geleitet. Hotel Posthorn, Bes. Johann Smerdel. Hotel und Pension Quitta, Bes. Konrad Quitta. Pensionen: „Augusta“, Bes. Johann Pletersky. „Breiner“, Bes. Antonia Bremer (israelitische Küche). „Camilla-Penelope“, Bes. Schalk. „Hr. Ebers“ (Villa Agram), leitender Arzt Dr. Ebers. „Ertl“, Bes. F. Ertl. „Gisela“, Bes. Josef Lederer. „Hausner“ mit Dependancen Villa „Abbazia“ und „Istria“, Bes. Keglevich Ivö. „Vier Jahreszeiten“, Bes. Karl Klein. „Kinder-Sanatorium“, Eigenthümer und leitender Arzt Dr. Coloman Szegö. „ Quisisana“. „Schweizerhof“, Bes. Marie Lackner. „Wienerheim“ und Dependancen nebst Villa „Klein“, Bes. Friedrich Klein. Villen: „Aida“, Bes. Ida Willmitzer. „Arabella“, Bes. Peter Jurkovič. „Ceres“, Bes. Pius Kuben. „Erminia“, Bes. Helene v. Baröthi. „Jeanette“, Bes. S. Kelsen. „Nada“, Bes. Josefine Hartmann. Villen: „Petra“, Bes. Jul. Simonini. „Speranza“, Bes. v. Tscharnetzky. „Tomašič 17“, Bes. Paul Tomasid. „Victor“, Bes. Ivan Lettis. Empfehlenswerte Restaurants und Cafes: Hotel Stefanie. Hotel Central. Hotel Ertl. Grand-Hotel. Hotel Slatina. Hierhalle Mötz in Slatina. Cafe Quarnero. Cafe Hotel Bellevue. Empfehlenswerte Bezugsquellen: Apotheke, Gr. R. Cassius im Bazar Mandria. Blumenliaudlungen: Rosa Breisach, A. Krautih Buchhandlung und Leihbibliothek, Papierhandlung, Julius Kadisch. Fiuinaner Cacao- und Chocoladen-Fabriksniederlage. Fleischhauer Kundic. Friseur Josef Tejfölösy, Villa Habsburg. Frisier- und Toiletteartikel, Marie Mehlhofer, neben der Abteikirche. Fuhrwerke, Lohnkutschen u. Transportwagen für Möbel etc., J. Brückner. Goldarbeiter und Juwelier Josef Neuberger. Holz- und Kohlenhandlung des J. Priskic & Co. Kaufleute, Specerei- und Delicatessenhandlungen: Paul Tomašič, F. Steinacker, Jurkovič & Co. Mode-Confectionsgeschäfte, Kleidermacherinnen: Frau Brück - Freund, Bazar Mandria; Frau Grelles, Bazar Mandria; Frau Simonini, Villa Petra. Photographie und photographische Artikel, E. Jelussich. Schneider für Herren Franz Kohout, Villa Stiglich Nr. 57. Schuhwarenhandlung, Marie Suppantsch, Bazar Mandria. Tapezierer und Möbelhändler: Johann Stepanek und D. Brüll & Co. Weinhandlung des Santo Justi. Lussinpiccolo, südlich-klimatischer Wintercurort auf der Insel Lussin im österreichrechen Küstenlande; feuchtwarmes Inselklima; Frühjahr- und Herbstseebäder; mittlere Temperaturen in Celsiusgraden aus 17jährigen Beobachtungen an der k. k. nautischen Schule: October + 15*8°; November -j- 11'7°; December 9T°; Jänner + 7’2°; Februar-)- 81°; März-j- 10'0'; April-)- 13-2°; die Temperaturen in der Sonne bewegen sich zwischen 20° und 35°. Temperaturen unter Null sind äusserst selten, ebenso vergehen viele Winter ohne Schneefall. Jahresmittel der relativen Feuchtigkeit 71 mit äusserst geringen Schwankungen. Sonnenschein jährlich im Mittel 2407 Stunden, d. i. 57 Proc. der möglichen Insolationsdauer. Ein besonderer Vorzug Lussins ist dessen fast absolute Staubfreiheit. Die klimatolo-gische Bevorzugung der Insel findet ihren besten Ausdruck in der Flora: Orangen, Citronen, Mandarinen blühen und reifen auch im Winter im Freien und schone Exemplare von Dattelpalmen, Opuntia indica, Agave americana und Encalyptus gedeihen auch an wenig geschützten Stellen; Erdbeerbäume, Baumeriken und Glastix bilden an vielen Stellen der Insel einen schwer durchdringlichen Buschwald. Sehr gut gehaltene, ebene, staubfreie Promenadewege ermöglichen zahlreiche nahe und weitere Ausflüge in die reizende und abwechslungsreiche Umgebung. Fürs Radfahren sind selbe zum grossen Theile ganz besonders geeignet. Für die Pflege des Segelsportes bietet Lussinpiccolo Gelegenheit wie kaum ein anderer Ort im adriatischen und mittelländischen Meere, Lussinpiccolo und stehen vorzügliche Segelbote zu Ausflügen im Hafen und nach den benachbarten Inseln zur Verfügung. Die Jagd auf Schnepfen, Steinhiihner, Geier, Wasserwild etc. ist eine sehr abwechslungsreiche; ebenso die Fischerei. Tennisplätze stehen gleichfalls zur Verfügung, Hotels, Pensionen, Restaurants, Cafes. Hotel und Restaurant „Vindobona“ am nördlichen Ende der Riva, das älteste Etablissement in Lussinpiccolo. Pension „Veth“ an der Riva Arciduco Francesco Ferdinando, gegenüber dem Landungsplätze der Dampfer mit Bädern und schönem Garten. In diesem vornehm geführten Hause hat Erzherzog Franz Ferdinand von Este im Jahre 1895 durch 8 Wochen gewohnt. Pension „Pundschu“, am Wege nach Cigale, in prächtiger erhöhter Lage und Aussicht auf das Meer. Die Pension bietet ebenso wie jene in Velden am Wörthersee ihren Gästen eine mit allem Comfort ausgestattete Unterkunft, sowie vorzügliche Verpflegung und hat man daselbst die Empfindung, die Gastfreundschaft einer distinguierten vornehmen Familie zu gemessen. Pension „Fritzi“ zunächst der Riva, mit Dependancen an der Riva, in windgeschützter Lage, mit vorzüglicher Küche und Badezimmer. Beliebtes Fremdenheim. Restaurant Johnson an der Riva. Hötel und Restaurant „Central“ an der Riva. Restaurant Hofmann an der Riva. Preise in den Pensionen von 3 fl. per Person und Tag aufwärts. Cafe der Societd Unione an der Riva mit Lesezimmern im I. Stock. Ausser den Hotels und den Pensionen sind auch zahlreiche, mit Oefen versehene Privatwohnungen zur Aufnahme von Curgästen eingerichtet, Privatzimmer je nach Lage von 15 fl. per Monat aufwärts. Deutsche Aerzte und Apotheken! Nächste Verbindung mit dem Festlande: über Pola (4stündige), über Fiume (5—7stündige Seefahrt). Von Pola 8mal, von Fiume 3mal wöchentlich Dampfschifffahrten nach Lussinpiccolo. Anschluss in Pola an den von Wien um 8 Uhr 25 Minuten abends und von Budapest (via Pragerhof) um 8 Uhr abends abgehenden Eilzug der Siidbahn, in Fiume (Donnerstag) Anschluss an die obigen Züge der Südbahn; Mittwoch und Samstag an den 3 Uhr nachmittags von Budapest abgehenden Eilzug der k. ungar. Staatsbahnen. Fahrtdauer von Wien oder Budapest na-ffi Lussinpiccolo circa 21 Stunden. 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Gasthof „Hose“, bürgerliches Saus, schattiger Garten mit Glassalon, gute Weine, Club der Radfahrer. Ausserdem die Gasthöfe „Adler“, „Fisch“, „Traube“, „Th. Haber“, „Sonne“, „Lamm“, „Stern“ u. a. m., am Bahnhofe die Südbahn-Bestauration mit Fremdenzimmern. Sommerwohnungen sowohl in der Stadt als Umgebung vor-räthig, insbesondere im Schlosse Bruck (*/4 Stunde), Villa Gabrielehof (V4 Stunde), Bad Leopoldsruhe (20 Minuten), Leišach (72 Stunde) u. s. w. Die dem Bauunternehmer Fracaro gehörige, von demselben geschmackvoll erbaute „Villa Fracaro“, von Fichtenwaldungen umgeben, oberhalb der Schiesstätte mit herrlicher Aussicht über das Drauthal und Gebirge enthüllt eine Reihe eleganter Wohnungen mit completter Kiichen-und Zimmereinrichtung und ist mittelst Drahtseilbahn mit der Stadt verbunden. Etwa 20 Minuten von der Stadt entfernt befindet sich inmitten > eines schönen Naturpar-. kes der modern gebaute „Amlacherliof“mit Sool-bädern, Schwimmschule,-Villa Fracaro. herrlichen Spaziergängen in dem das Haus umgebenden Walde. Dieses exact geführte Etablissement ist vermöge seiner gesunden Lage und seines Comforts wie geschaffen zu längerem Aufenthalte für Familien, insbesondere auch als Uebergangs-station von und zu den Höhenluftcurorten. Eine ganz eigenartige Anziehungskraft in der Umgebung von Lienz bietet das der Familie Gasser gehörige Bad „Jungbrunn“ in der Gemeinde Triestach, welches von der Stadt in 1 Stunde, von der Station Dölsach in 20 Minuten erreichbar ist. Tief drinnen in einem herrlichen Fichten- und Lärchenwalde, entrückt dem Gewoge des modernen Lebens, stehen die schlichten aber freundlichen Gebäude des Bades, und schon die würzige ozonhaltige Luft, welche dem Besucher erquickend entgegenströmt, lässt die Heilkraft dieses Aufenthaltes ahnen. Das eisen-, Schwefel- und quecksilberhaltige Bad wirkt vorzüglich gegen Altersschwäche, Magen- und Nervenleiden. Durch Erbauung eines Wohnhauses mit 24 Zimmern und 40 Betten, durch eine Reihe von Adaptierungen und Verbesserungen der bis vor Jahren noch recht primitiven Bade- und Speiseräume ist der derzeitige Besitzer, welcher das Bad persönlich leitet, bestrebt, allen Ansprüchen seiner zahlreichen Gäste entgegenzukommen. Bad, Luftcurort und Pension Weitlanbrunn an der gleichnamigen Haltestelle zwischen den Stationen Silian und Innichen, 1120?» ü. M., rings umgeben von dichten Nadelholzwaldungen, windstill und staubfrei, eignet sich vorzüglich für Nervöse, Blutarme und Erholungsbedürftige. Bequeme Wohnungen, gute Hausmannskost. Bäder und Fahrgelegenheiten im Hause. Massige Preise. Reizende Spaziergänge und Ausflüge. Dieses jährlich von den besten Gesellschaftskreisen besuchte Etablissement steht unter der persönlichen Leitung des Besitzers Peter Jesacher. Es erübrigt uns nur mehr zur Charakterisierung von Lienz einiger der interessantesten Ausflüge von dieser Stadt zu gedenken: Venediger Warte mit prachtvoller Aussicht (1 Stunde), Galitzenklamm (5/4 Stunden), Lavant (ls/4 Stunden), Heidenhof (20 Minuten), Triestacher-see (1 V2_ Stunden), Nussdorf (3/4 Stunden), Dölsach (l'/j Stunden). Lienz ist auch der beste Ausgangspunkt für die Touren in die Lienzer Dolomiten und in die Grossglockner-, Grossvenediger- und Hochschobergruppe. Nähere Auskünfte jeder Art ertheilt bereit-der Stadtmagistrat in Lienz. Innichen, 1178»» ii. M., ist der höchstgelegene Marktflecken in Tirol, liegt knapp an ausgedehnten Lärchen- und Fichtenwaldungen mit einer Reihe besonders schöner Spaziergänge und schattiger Ruheplätze. Eilzugsstation, Post- und Telegraphenamt mit organisiertem Bestelldienst. Innichen zählt an 1000 Einwohner, besitzt Aerzte und eine elegant eingerichtete Apotheke (J. Stapf), vorzügliches Hochquellentrinkwasser. Die Musikkapelle der Bürger- und Feuerwehr besorgt zur Saison 2—3mal wöchentlich Promenadeconcerte, ausser- dem sorgen für Anregung und Zerstreuung der Verschönerungsverein, welcher Prospecte und Wohnungsverzeichnisse versendet, die Section des D. u. Oe. Alpenvereines, der Radfahrerverein. Pension Saxonia (vorm. Smolniski). Gasthof „Grauer Bär“ und Ddpendance (F. Hellenstainer), „ „Adler“ (J. Steinwander), „ „Stern“ (F. Angerer), „ „Sonne“ (F. Ortner), „ „Rössl“ (F. Kühebacher). Auch für solche Familien, welche Privatwohnungen'mit eigener Küche vorziehen, ist bestens gesorgt. Ungefähr 3/4 Stunden^ von Innichen entfernt befindet sich das altbekannte und beliebte, eine Schwefel- und Stahlquelle enthaltende Wildbad Innichen unter persönlicher Leitung seines'Besitzers Br. Scheiber. Dieser 1332 m ü. M. gelegene, vollkommen staubfreie und windgeschtttzte Höhencurort inmitten eines dichten Waldes bietet ausser der Heilkraft seines Wassers, ausser der nervenstärkenden reinen Luft und den Reizen einer herrlichen Umgebung seinen zahlreichen Gästen auch jeden Comfort in Unterkunft und Verpflegung. Das Sttdbahnliötel Toblach, seinerzeit von der Südbahn erbaut, jetzt der Frau Elise Ueberbacher gehörig, zählt unstreitig zu den grössten modernsten Fremdenstationen Tirols. In einer Höhe von 1223 m ü. M. angesichts einer an pittoresken Schönheiten reichen Bergwelt, geschützt gegen Wind und Staub, breiten sich am Fusse der Dolomiten, umsäumt von-duftigen Nadelwäldern und üppig grünen Wiesen, die im Schweizer Stile erbauten Anlagen des Hotels und der Dependancen aus und senden die ersten Willkommgriisse all jenen entgegen, denen es gegönnt ist, in der Dolomitenwelt von Toblach und des Ampezzothales Erholung und Erfrischung zu suchen. Das Innere des Hotels mit seinen 200 Zimmern, 90 Salons, seinen grossen eleganten Speisesälen, Hauch-, Conversations- und Lesesalons, Musikzimmern, mit seinen ausgedehnten aussichtsreichen Veranden und Spielplätzen ist so recht geschaffen für solche Gäste und besonders Familien, welche für längere Zeit den allgewaltigen Zauber der schönen Natur auf sich einwirken lassen wollen, ohne dabei auf den gewohnten Comfort, auf Geselligkeit und Zerstreuung gänzlich verzichten zu müssen. So ist denn das Siidbahnhötel Toblach seit vielen Jahren das Stelldichein der vornehmen Gesellschaft, und unter jenen glänzenden Namen, welche das Fremdenbuch dieses Hauses zieren, finden wir neben den Königen von Sachsen und Serbien, neben der Kronprinzessin-Witwe auch die Erinnerung an Kaiser Friedrich III. von. Deutschland, welcher wiederholt mit seiner Familie für längere Zeit hier wohnte. Den Principien eines wahrhaft grossen, modernen Hauses entsprechend ist die mustergiltige Aufmerksamkeit, mit welcher allen Wünschen der Gäste entsprochen wird. Die Bahnstation, sowie Post- und Telegraphenstation befinden sich in nächster Nähe. Im Hause selbst stehen Fahrgelegenheiten nach allen Eichtungen, eine Radfahrschule und Reparaturwerkstätte zur Verfügung. Täglich um 3 Uhr 7iachmittags Abfahrt des Omnibus nach Cortina d’Ampezzo. Hotel Germania, dem bekannten Hotelier Jos. A. Kohracher gehörig, im Jahre 1890 gegründet, Hegt 2 Minuten vom Bahnhofe in schönster Lage an der Einfahrtsstrasse ins Ampezzothal. Dasselbe enthält 60 Zimmer, elegante Speiselocalitäten und eine Veranda mit prachtvoller Aussicht. Das Haus bietet jeden möglichen Comfort bei massigen Preisen und ist für kürzeren und längeren Aufenthalt sehr zu empfehlen. Den Gästen steht ein Lawn-Tennis-Platz, Fahrradremise und Beparaturwerkstätte zu Gebote. Zum Hotel gehört ein eigener Wald. Im Hause sind gute Fahrgelegenheiten für das Ampezzothal, Misurina u. s. w. erhältlich, u. zw. sowohl Equipagen als Omnibusse. Auch der einfache aber gute Gasthof „Ampezzo“ ist erwähnenswert. In der Bahnhofstrasse Fabriksniederlage der I. Tiroler Gold-und Silberwaren- und Tiroler Glücksringefabrik. Cortina d’Ampezzo, 1219 m ü. M., ist eine grosse Dorfgemeinde (Magniflca Communitä) mit über 3000 Einwohnern. Nachdem wir die landschaftliche Lage dieser berühmten Fremdenstation bereits kennen gelernt, so wollen wir unseren Lesern auch Uber den Ort selbst und dessen Lebensverhältnisse das Wichtigste mittheilen. Cortina d’Ampezzo ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichtes, Post- und Telegraphenamtes. Es besitzt Arzt und Apotheke, Flussbäder, Sennerei und eine renommierte Fachschule für Holz- und Filigranarbeiten. An Sehenswürdigkeiten erwähnen wir die Pfarrkirche mit dem freistehenden, eine herrliche Aussicht gewährenden Glockenthurm (Campanile), die Kapelle alla Madonna della difesa zur Erinnerung an die Vertheidigung gegen die Longobarden, die mit hübschen Fresken geschmückte Dependance des Hotels Aquila nera, endlich die sehr sehenswerte permanente Industrieausstellung. Cortina d’Ampezzo ist seit vielen Jahren zur schönen Jahreszeit von einem zahlreichen internationalen Publicum, hauptsächlich von Engländern, besucht und sind daher auch die Gaststätten sowohl was Unterkunft als Verpflegung betrifft, derart eingerichtet, um allen Ansprüchen vollauf zu genügen. Wir heben besonders hervor: Hotel „Weisses Kreuz“ (Croce bianca), Hotel „Cortina“, Hotel „Schwarzer Adler“ (Aqaüa nera), Hotel „GoIdener Stern“ (Stella d’oro), Hotel „Victoria“, Hotel „Bellevue“, Hotel „Anlcer“ (Ancora) und das 20 Minuten ausser dem Orte befindliche Hotel „Faloria“. Ausserdem sind Privatwohnungen in mehreren Villen zu vermieten. Fabriksniederlege der I. Tiroler Gold- und Silberwaren- und Tiroler Glücksringefabrik vis-ä-vis der Post. Niederdorf im Pusterthale, 1154»» Ü.M., Höhcncurort, Sommerfrische und Station für den Besuch der Dolomiten von Prags, Ampezzo und Sexten, ist eine der ältesten Fremdenstationen Tirols und verdankt sein Entstehen und seine Bltite vor allem seinem gesunden Höhen- klima (mittlere Monatstemperatur im Juni 12-5, Juli 14-2, August 13-6, September 13-3° Celsius), ferner seiner günstigen Lage an der Bahn, den ausgedehnten Park- und Waldanlagen, sowie dem guten Rufe seiner Gaststätten. Der freundliche Ort zählt 1047 Einwohner, ist Station für sämmtliche Züge, enthält Garnison, Post- und Telegraphenamt, Arzt mit Apotheke, Hochquellenleitung mit vorzüglichem Trinkwasser. Sitz der Section Hochpusterthal des D. und Oe. Alpenvereins. Eine Musikkapelle concertiert regelmässig während der Saison. Gegen Osten erstrecken sich bis gegen Weiherbatl hübsche Parkanlagen mit Lawn-Tennis- und anderen Spielplätzen. Auch in den nahen Fichtenwaldungen zu beiden Seiten des Thaies führen schöne Wege, so in P/t Stunden zur Aussichtsstelle am Eggerberg mit schönem Blick auf die Pragser und Ampezzancr Dolomiten (Monte Cristallo, hohe Gaisl, Dürnstein u. s. w.). Weitere Ausflüge zu Fuss und Wagen nach Prags, Ampezzo, Sextenthal mit prachtvollen Gebirgs-scenerien. Für Partien nach Plätzwiese, Neuprags und zum Pragsersee sowie auch ins Sextenthal ist Niederdorf' als Standquartier sehr geeignet und sind die gleichen Wagentarife wie in Toblach. Ins Pragserthal besteht während der Saison täglich zweimalige Omnibusverbindung. Besonders hervorzuheben ist der für Wagen und Radfahrer sehr gute Zustand der Strassen. Von den renommierten Gasthöfen Niederdorfs erwähnen wir: Gasthof der Frau Emma, Gasthof „zur Post“ sammt comfortabler Badeanstalt, Gasthof „zum Stern“, Gasthof „zum goldenen Adler“, Gasthaus „zum Bräu“ (eigene Brauerei). Ausserhalb des Ortes, 1/i Stunde entfernt, am Ende des Rienz-parkes: Weiherbad mit schönem Schankgarten, 1/2 Stunde entfernt am Walde das grosse altbekannte Bad Maistatt. Das Pensionssystem ist überall eingeführt Privatwohnungen, vollständig eingerichtet, mit und ohne Küche, in mehreren Villen (Ebner, Bachmann, Kemater) und anderen Privathäusern. Fahrgelegenheiten zu behördlich bestimmten Tarifen in allen Gasthöfen und bei den Lohnkutschern (Franz Harrasser) erhältlich. Keine Curtaxe. Nähere Prospecte und Auskünfte beim Gemeindeamte und Verschönerungsvereine. Hotel „Wildsee Prags“ der Frau Emma, dessen Bild wir unseren Lesern zeigen, ist erst seit kurzem am Ufer des herrlichen smaragdgrünen Pragsersees erstanden. Aehnlich den Schöpfungen des Vereines für Alpenhötels in Tirol bietet dieses Haus ersten Ranges zwar keinen übertriebenen Luxus, aber den erdenklichsten Comfort. Es enthält 70 Zimmer und Salons, elektrische Beleuchtung, Gesellschaftsräume, Dunkelkammer, Billards, die neuesten sanitären Einrichtungen und vorzügliches Quellwasser. Post- und Telegraphenamt im Hause. Reizende Spaziergänge und Hochtouren, Seebäder, Ruderboote, Jagd und Lawn-Tennis. Es unterliegt keinem Zweifel, [dass dieses neueste Alpenhötel untei der Flagge der „Frau Emma“ in kürzester Zeit sich zu einer der beliebtesten Fremdenstationen des Landes gestalten wird. Bad Alt-Trays, das „Tirolische Gastein“, liegt in einer Höhe von 1377 m ü. M;, etwa Gehstunden von Niederdorf entfernt, in einem prächtigen, von der „hohen Gaisl“, dem „Dürnstein“ und „Rosskofel“ umschlossenen Hochgebirgsthale, dessen immer blühende und duftende Matten im Vereine mit dem rauschenden Pragserbache und den Fichten- und Lärchenwäldern an den Bergabhängen einen seltenen Zauber bieten. Durch die besondere Heilkraft seines Wassers, welches nach der neuesten Analyse des Professor Senhofer bei einer Temperatur von 8° C. hauptsächlich schwefelsauren und kohlensauren Kalk und schwefelsaures Magnesia enthält, ist Alt-Prags seit mehr als 400 Jahren bekannt und berühmt und wurde bereits 1491 von der Gemahlin des letzten Grafen von Görz besucht, welche zum Danke für ihre Heilung die Kirche in Moos bei Niederdorf gründete. Heute ist Alt-Prags nicht bloss eine der beliebtesten Sommerfrischen, sondern eine bewährte Heilstätte für Lähmungen, Gicht- und Unterleibsleiden. Sowohl in den dem Curgebrauche bestimmten Räumen, als auch in den Wohnungen, Speiselocalitäten, Veranden und Nebengebäuden linden wir bei Vermeidung von übertriebenem Luxus jenen Comfort, welcher den Aufenthalt für Gesunde und Erholungsbedürftige angenehm gestaltet und die Wirkung des heilkräftigen Wassers, sowie der stärkenden Waldluft naturgemäss ergänzt.— Alt-Prags ist auch ein sehr beliebtes Standquartier für Touristen. Welsberg mit Post- und Telegraphenstation, Sitz eines Bezirksgerichtes, Steueramtes, Notariates und einer Forstinspection, liegt, wie bereits an anderer Stelle erwähnt wurde, in einer reizenden Gegend unmittelbar an Nadelholzwaldungen im Angesichte der'grossartigen Dolomitenwelt, für deren Besuch hier ein äusserst günstiger Ausgangspunkt vorhanden ist. Für einen besonders angenehmen längeren Aufenthalt sind in Welsberg alle Bedingungen in reichstem Maasse vorhanden. Das Klima ist milde und dabei erfrischend und belebend. Ein sehr hübsch angelegter Park (Prenninger-Anlagen), sowie herr-. liehe Spazierwege und Ausflugsorte sind vorhanden. Arzt, Apotheke, Bad, Lawn-Tennis-Platz, eine bekannt tüchtige Musikkapelle, vor allem aber einige vorzügliche Gaststätten sorgen für die Bedürfnisse der in Welsberg sich sehr bald heimisch fühlenden Sommergäste. Ausser den Gasthöfen „ Weisses Lamm“, „Goldener Löwe“, „Goldene Bose“ stehen eine Beihe von bequemen Privatwohnungen zur Verfügung. Das Leben in Welsberg ist billiger, aber deshalb nicht schlechter als im übrigen Pusterthal. Ausser den von Welsberg sehr bequem und in gleicher Zeit, wie von Niederdorf ausführbaren Touren in das Pragserthal erwähnen wir noch folgende Ausflüge: Ortschaft Taisten, */s Stunde ober Welsberg, mit guter Gastwirtschaft des Michael Toldt, die Wallfahrtskirche Maria am Bain, zum Antholzersee mit dem schönen aussichtsreichen Touristenhause, Lutterkogel im Budelhorn, durch das Gsieser-thal nach St. Martin, Geburtsort des heldenmüthigen Kapuziners Haspinger, nach St. Magdalena und St. Jakob in Defereggen. Weitere Ausflüge auf den Brunstiedl (2000 m) in 2'/2 Stunden, zur Kaiserwarte (2144 m) in 3*/2 Stunden. Bruneek, dessen landschaftliche und historische Bedeutung bereits gründlich erörtert wurde, ist vermöge seiner günstigen klimatischen Verhältnisse eine der bevorzugtesten Sommerfrischen. Abgesehen von der herrlichen Umgebung und den zahlreichen Gelegenheiten zu Ausflügen und Hochtouren bilden die duftenden Nadelholzwaldanlagen in und neben der Stadt selbst erquickenden Naturgenuss. Das vorzügliche Hochquelltrinkwasser, 3 tüchtige Aerzte und eine modern ausgestattete Apotheke lassen den Aufenthalt in Bruneck auch für Leidende und Erholungsbedürftige geeignet erscheinen, zumal hier infolge Üeissiger Bespritzung absolute Staubfreiheit herrscht und geringe Temperaturschwankungen Vorkommen. Von den Gaststätten Brunecks, welche sich ob ihrer guten preiswürdigen Unterkunft und Verpflegung des besten Bufes erfreuen, heben wir hervor: Hotel „Zur Post“, Hotel „Bruneck“, Hotel „Goldener Stern“ und Hotel „Bayrischer Hof1. Die beiden ersteren besitzen neue, elegant eingerichtete Badeanstalten und Gärten. Am Bahnhofe: Niederbachers Gasthof. Ausserdem sind noch mehrere gute, bürgerliche Gasthäuser vorhanden. Bruneck. Zu erwähnen ist noch „Beferegger Wein- und Kaffeestuben“ des Conditors Mahl, die Schankgärten „Franzelins“, „Zum Steyer“ und „Blitzburg“. Auch eine grosse Anzahl bequemer Privatwohnungen stehen zur Verfügung. Bruneck ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichtes, einer Section des Deutschen und Oesterr. Alpenvereines und eines Verschönerungsvereines. St. JLorenzen, Marktflecken, 802 m über dem Meere, Haltestelle der Südbahn (St. Laurenzen), Post- und Telegraphenamt; in schöner, reizender Lage, umgeben von schattigen Anlagen und Nadelholzwaldungen; reichliche Auswahl an herrlichen Spaziergängen und Ausflügen in nächster Nähe und in das an beiden Seiten des Thaies sich hinziehende Mittelgebirge. In dem vom Nordwinde sehr geschützten Markte befinden sich mehrere gute Gasthöfe (Goldene Bose, Mondschein, Post, Löwe, Sonne), welche den Reisenden gute Unterkunft und Verpflegung bieten und auch für ständigen Aufenthalt von Gästen comfor-tabel eingerichtet sind. — Zahlreiche hübsche und bequeme Privatwohnungen. — Neu eingerichtete Badeanstalt in Villa Wildberg. Vorzügliches Trinkwasser. Guter Arzt. — Die gutgeschulte Musikkapelle concertiert wöchentlich zweimal während der Saison. — Der Markt ist im Jahre 1850 fast ganz abgebrannt, wieder neu aufgeführt und sehr reinlich gehalten. St. Lorenzem In l3/4 Stunden gelangt man in das grossartige Aussicht bietende und wegen seiner vorzüglichen Quellen allgemein beliebte und vielbesuchte Bad Bamwald. Sehenswert ist die alte Pfarrkirche (ursprünglich heidnischer Tempel), das Schloss Michaelsburg, welches auch als „Wiege Habsburgs“ bezeichnet wird. Der vom hohen Felsen stolz herniederblickende Bau ist leider dem Verfalle nahe. Das alte Benedictiner-Nonnenkloster Sonnenburg, gegründet 1018 von Volkhold Grafen von Görz, historisch durch die Kämpfe mit den Bischöfen von Brixen 1382—1459; wurde aufgehoben unter Kaiser Josef II. — Auf der Eeichsstrasse gegen Franzensfeste, v4 Stunde vom Markte, alter römischer Meilenstein mit Inschrift. St. Lorenzen ist auch bekannt aus den tirolischen Freiheitskämpfen 1809, wo am 10. April bei der hiesigen Rienzbriicke der erste französische Sapeur, von der feindlichen Kugel eines Bauern getroffen, die weiten Reihen der Todten cröffnete. ln dem sogenannten Klosterwald (*/2 Stunde von hier) befinden sich die Gräber vieler gefallenen Franzosen und Landesvertheidiger. Da^ Unterinnthal. Mit schrillem Pfiff hat der bayrische. Eisenbahnzug sich wieder in Bewegung gesetzt; nun nähert er sich in flüchtiger Eile der blauen breit.auslagernden Masse, die dort im Süden mählich emporsteigt, aus der sich ein Zacken nach dem andern, hier eine gelbgrüne Matte, dort ein waldiger Hügel loslöst. Dicht gedrängt stehen die Passagiere an den Fenstern, und aller Augen sind gerichtet auf die immer mächtiger emporwachsenden Bergkolosse, die Alpen. Vor uns öffnet sich ein Pförtlein, ein schmales kleines Thor in der Kiesenmauer; seine Eckpfeiler, der Pendling und der wilde Kaiser, treten immer weiter zurück, je näher wir herankommen, und durch die Oeffnung erblicken wir statt des unwirtsamen Gewirres von Spitzen und Felswänden, das manch einer erwartet haben mochte, weite sonnige Wiesenflächen, durchzogen von dem glitzernden Silberbande des Innflusses, waldgekrönte Hügel, von deren Hängen weisse zierliche Häuslein freundlich herüber blinken. Die Bergesspitzen aber, die das liebliche Bild überragen, sie haben wahrlich nichts Wildes und Aengstigendes an sich: die uralten Steinhäupter verjüngen sich im Glanze der Sonne, und mit stiller Behäbigkeit scheinen sie in das breite Thal zu blicken. So liegt das Unterinnthal vor uns, ein Stückchen köstlicher Lyrik im Rahmen eines erhabenen Schauspieles, ein leuchtender Garten, zum Frohsinn und zur Lust geschaffen. Hier ist Licht und Luft und pulsierendes Leben. Hier müssen die Menschen singen und fröhlich sein — ein kopfhängerisches verschlossenes Volk wäre in diesem Winkel der Erde ein Unding — eine absolute Unmöglichkeit. Die Unterinnthaler, im grossen und ganzen ein grosser, blonder, schlanker Menschenschlag, dem die bajuvarische Abstammung an der Stirne geschrieben steht, sind die Phäaken Tirols: leichtlebig, zu Scherzen stets aufgelegt, voll übersprudelndem Naturwitz, der nicht ängstlich ist in der Wahl seiner Ziele. Wer unter ihnen leben und mit ihnen in näheren Verkehr treten will, thut gut daran, jede Empfindlichkeit zuhause zu lassen — wenn der „Stadtier“ auch gerne gesehen ist und der Fremde geschätzt und geachtet wird, ein wenig Spott muss er doch ertragen, einen kleinen meist zutreffenden Spitznamen sich gefallen lassen und wäre er ein noch so grosser Herr! er mag sich damit trösten, dass es keinem besser geht. Uebrigens geht der Unterinnthaler mit seinesgleichen auch nicht glimpflicher um, und wenn just die zwei richtigen beisammen sind, vielleicht Rivalen, Angehörige verschiedener Orte oder auch nur kecke Bursche, denen die Hahnenfeder vom Hute nickt, dann kann man Spottreden hören, die, abgesehen von ihrer etwas derben Form, durch ihren köstlichen Witz unsere Lachmuskeln reizen. Ist die richtige Stimmung vorhanden, dann treten an Stelle der Heden die Spottlieder, Vierzeiler, die mit unglaublichem Geschick während des Singens selbst zusammengereimt werden; man nennt das „Absingen“. Es gibt aber noch eine weitere Sprosse in dieser Stufenleiter, und wer von dem andern erzählt, muss auch dies erwähnen. Wenn nämlich die zwei mit ihrer Singkunst zu Ende sind, vielleicht auch der Wein die richtige Temperatur in ihren Köpfen erzeugt hat, dann tritt die Kraft der Arme an Stelle der schlagfertigen Zunge und die Meinungsdifferenz wird „ausgeranggelt.“ Man denke nun beileibe an keine wüste Rauferei, in der vielleicht auch das Messer eine Rolle spielt — das Ranggeln ist eine veritable Kunst, die ihre Regeln hat und gelernt werden will; und wer anders thut, als erlaubt ist, hat alle gegen sich, die anwesend sind. Der Sieger aber wird von seinen Genossen und Freunden mit besonderer Achtung behandelt und als Titel seiner Würde trägt er, notabene wenn er schon mehrere solcher Ringkämpfe bestanden hat, den Namen „Hagmahr.“ Doch dienen Gesang und Musik natürlich auch friedlichen Unterhaltungen und ebenso wie jeder richtige Unterinnthaler Bursche und jedes echte Unterinnthaler Diandl geborene Natursänger sind, so setzt auch das kleinste Dorf seinen Stolz darein, seine eigene Musikkapelle zu besitzen. Heutzutage geht man manchenorts daran, bei den Musikvereinigungen die alten Costiime wieder einzuführen, was sehr schmuck aussieht — freilich fehlen dazu die alten derben Stoffe die die Hausindustrie seinerzeit geliefert hat und die den vierschrötigen kräftigen Gestalten der Männer und Weiber ihr eigenthümliches malerisches Aussehen verliehen. Schade um die alten Kleidungsstücke; wenn ihr Faltenwurf auch nicht ganz unsereih heutigen Schönheitsempfmden entsprach und speciell die Weiber oft plump aussahen, so hatten sie anderntlieils etwas so ursprünglich derbes in sich, dass sie schon um diese ihrer Volksthümliclikeit willen ein besseres Los verdient hätten, als ihnen beschieden ward. WTie schon erwähnt, wird das Unterinnthal mit seinen Seiten-thiilern von einem lebensfrohen Volke bewohnt, das im allgemeinen mit wenig Sorgen zu kämpfen hat; der Boden ist fruchtbar, Waldholz gibt es zur genüge, und die Bevölkerung ist nicht zu dicht, so dass es eine eigentliche Armut, wie der Städter sie kennt, nicht gibt. Selbst der Laninger, der Zigeuner Nordtirols, der mit seinem Weibe seine ganze Habe in einem Karren mit sich zieht, dem meistens noch die kleinen Kinder aufgeladen sind, fühlt sich nicht als Enterbter. Ihm ist das Wandern innerhalb der Grenzen seines Gebietes zur zweiten Natur geworden, und wenn er oder seine Familie auch bettelt, so thut es dies nur des Nebenverdienstes halber, seine eigent- liehe Beschäftigung ist das Korbflechten, zu dem ihm die häufigen Weidenbüsche Material liefern. Nur ausserhalb Tirols fühlt sich der Unterinnthaler arm. Er hängt an seiner Scholle, liebt sein Thal und empfindet Heimweh in der Fremde. Diese Eigenschaft theilt er auch mit den Bewohnern sämmtlicher Nebenthäler mit Ausnahme des Zillerthales. Der Zillerthaler ist vielleicht der einzige Tiroler, der gleich einem Zugvogel nach fernen Ländern strebt. Als Handschuh- und Lederhändler haben diese Leute die ganze Welt bereist, standen ihres trefflichen WTitzes wegen bei fremden Herrschern als Hofnarren in Diensten, haben ihre Sangeskunst hinausgetragen in weit entfernte Länder und Erdtheile und haben schliesslich und endlich überall erzählt von der Schönheit ihrer Berge und dadurch jedenfalls viel dazu beigetragen zum frühen Bekanntwerdon ihres Thaies. Obwohl nun die Liebe zur Scholle allen übrigen Nordtirolorn gemeinsam eigen ist, bestehen doch sonst zwischen den Bewohnern der einzelnen Thäler, ja sogar verschiedener oft einander nahegelegener Ortschaften im gleichen Thale Unterschiede, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Am schärfsten kennzeichnen sich diese im Dialect, und das vielgenannte „ischt“ und „bischt“ ist durchaus nicht allen Tirolern eigen. Am sonderbarsten von allen nordtiroler Dialecten mag dem Fremden wohl der aus dem Duxerthale klingen, indem seine Bewohner das u wie U aussprechen, also auch statt Dux Diix, statt Zucker Ziicker sagen. Diese Unterschiede, die sich bis zu einem gewissen Grade selbst auf die Lebensweise erstrecken, mögen wohl daher rühren, dass in früheren Zeiten — in manchen Hinsichten auch heute noch — jede Ortschaft und jedes kleinste Thal für sich ein abgeschlossenes Ganze bildete, wobei selbst die Nachbarn als fremde Elemente betrachtet wurden. Nur wenn dem ganzen Lande Gefahr drohte, schwand der kleinliche Hader. Dann erst fühlten sich die Tiroler als Angehörige desselben Landes und wiesen dem gemeinsamen Feinde energisch die Zähne. — Selbst auf die Bauart der Häuser hatte dieses Abschliessen der einzelnen Gemeinden gegen andere ihren Einfluss. Man findet im Alpbachthale zum Beispiel anders gebaute Bauernhäuser als in dem zwei Stunden entfernten Unterinnthal, im Zillerthal andere als in Brandenberg. Allen gemeinsam aber ist ein besonders entwickelter Sinn für Sauberkeit und Formenschönheit. Während von italienischem Einfluss auf die Haus- und Kirchenkunst im Norden Tirols verhältnismässig nur wenig zu bemerken ist, findet man oft bei den alten Zierstücken, Kästen, Vertäfelungen etc. eine Gothik, die durch ihre stilgerechte Zeichnung und richtige Ausführung unser Staunen erregt. Es scheint das Bedürfnis gewesen zu sein, das Haus, das während der langen Wintermonate den vorzüglichsten Aufenthaltsort der Familie bildet, zu schmücken und zu verzieren und mit derlei Arbeiten die Abende zu kürzen. An solchen langen Winterabenden, an denen der Kienspan sein spärliches flackerndes Licht in der Stube verbreitete und die Spinnräder surrten, hat sich auch ein anderer Sinn beim Volke ausgebildet: die Freude am Erzählen von Geschichten und Jagen. Tirol ist ungemein reich an Sagen und von dem östlichen Nordtirol ist es hauptsächlich das bei Brixlegg in das Innthal mündende Alpbachthal, das eine Fülle charakteristischer Volkssagen aufweist, der Doctor Praschtl, der mit dem vielgenannten Arzte Para-zelsus identisch sein dürfte, die Nörggelen, kleine Hausgeister, die dem Gesinde manchen Schabernak spielen, der Haselwurm, die Schlange der Erkenntnis, nach deren Genüsse die Sprache der Thiere und Blumen verständlich ist, die Berchtl, die nachts in langem Zuge die Seelen der ungetauften Kinder über Berge und Thäler führt, sind die vorzüglichsten Figuren.* Nachdem wir nun den Unterinnthaler und die Bewohner einiger Seitenthäler, soweit es durch eine im begrenzten Kähmen dieses Werkes sich bewegende Charakteristik möglich ist, kennen gelernt haben, kehren wir zum Beginne unserer Reise zurück. Während auf dem rechtsseitigen Innufer, also links in der Richtung unserer Fahrt die Landesgrenze gegenüber dem Oertclien Einöden, ungefähr in der Mitte zwischen den bayerischen Ortschaften Brannenburg und Audorf ins Gebirge einschneidet, rückt auf der rechten Seite das österreichische Gebiet bis zu jenem Punkte zurück, an dem das Gebirge bis an den Fluss herandrängt und nur noch der Strasse und dem Schienenstrange der Eisenbahn knappen Raum gewährt. Neben der Fahrstrasse steht an diesem Orte die gothische Ottokapelle, ein Denkmal an jenen Tag, an dem Prinz Otto von Bayern, im Begriffe den griechischen Königsthron zu besteigen, hier von seiner Mutter Abschied nahm. Kufstein, das freundliche Grenzstädtchen liegt vor uns. Fast drohend sieht die auf einem mächtigen, isoliert im Tliale stehenden Felsen erbaute Festung, die in früheren Zeiten den Namen Schloss Geroldseck führte, ins Thal hernieder; doch ihre Geschütze dienen heute nur noch friedlichen Zwecken und ihre Besatzung ist auf wenige Mann reduciert worden, nachdem infolge der Reformen im Geschützwesen ihr keine strategische Bedeutung mehr beigemessen werden kann. Aus den früheren häufigen Fehden, in welche Kufstein verwickelt war, seien nur jene erwähnt, durch welche der Name des Feldhauptmanns Pienzenauer der Nachwelt überliefert wurde. Von Kaiser Maximilian belagert, liess er, das wirkungslose Beschiessen der Festung verspottend, deren Mauern mit einem Besen abkehren, worüber Maximilian derart erzürnte, dass er schwur, Geroldseck zum Falle zu bringen und denjenigen zu züchtigen, der es wagen wolle, um Gnade für die Besatzung zu bitten. Die Kanonen Weckauf * Vgl. Tiroler Alpensagen von Arthur Foltin, Verlag von Greiner und Pfeiffer in Stuttgart. und Burlepauss thaten ihre Schuldigkeit, die Festung fiel. Nachdem Pienzenauer und einige seiner Genossen durch Henkershand gestorben waren, trat Herzog Erich von Braunschweig vor den Kaiser und bat für den Rest der Besatzung. Maximilian, seinem Schwure treu, berührte leise die Wange des Herzogs und schenkte den übrigen Ver-urtheilten das Leben. — Ihre letzte Rolle als umstrittene Grenzfestung spielte Geroldseck im Jahre 1809, als Speckbacher mit seinen Tirolerschützen die Veste den Händen des Feindes entreissen wollte. Heute ist sie nur noch interessant als decorativer Schmuck des Städtchens, dessen Häuser gleich Küchlein um die Henne .sich in ihren Schutz zu stellen scheinen, und durch die herrliche Aussicht, die man von diesem Punkte geniesst. Vor uns dehnt sich die Fruchtebene des Thalbodens aus, aus der sich der Kalvarienberg und Zellerberg als waldreiche Hügel emporheben. Vom jenseitigen Ufer grüssen die Gebirge der Pendlinggruppe herüber, an die sich der Maistaler und Thierberg anschliessen. Zu unsern Füssen lagert Haus an Haus gedrängt, das Städtchen mit seinen breiten Strassen und Plätzen und seiner hochgewölbten Brücke, unter der der Innfluss rauschend seine Bahnen zieht. Grüne Wiesenmatten unterbrochen von schattenreichen Waldpartien umgeben es im Halbkreise und füllen den Raum, der zwischen ihm und dem Stadtberge liegt. Als breites weisses Band hebt sich die Landstrasse von dem Wiesengrunde ab. Das eigentlich charakteristische Gepräge wird der Umgebung Kufsteins aufgedrückt durch das mächtige, in seiner Form an die Dolomiten Südtirols erinnernde Kaisergebirge, dessen spitze Zinken, zerrissene Felswände und Schutthalden dem Gedächtnisse eines jeden, der es einmal in seinem Leben sah, unauslöschlich eingeprägt bleiben. Es bildet sozusagen das Wahrzeichen Kufsteins und entbietet als würdiger Repräsentant des Alpenlandes den von den nördlichen Ebenen hereinkommenden Fremden den WTllkommgruss Tirols. Kufstein 487 m ü. M. ist ein altes Städtlein, das seinen Charakter als solches nicht eingebüsst hat, trotzdem es dem Zeitgeiste Rechnung zu tragen versteht; eine neuangelegte monumentale Wasserleitung versieht die Stadt mit gutem Quellwasser, durch eine ausgebreitete Canalisierung ist für die gesundheitlichen Verhältnisse in entsprechendem Maasse gesorgt und die Giebel und Erker der alten Bürgerhäuser haben durch die elektrische Beleuchtung wahrlich nicht verloren. Es ist eine gemüthliche, mit landschaftlichen Reizen gesegnete, von freundlichen Menschen bewohnte Stätte, die der Fremde am Eingänge Tirols vorfindet, Die würzige reine Gebirgsluft wird ihm den Aufenthalt noch angenehmer machen und die überreiche Auswahl von Spaziergängen setzt ihn in den Stand, ein an Abwechslung reiches Programm für eine beliebig lange Zeit des Aufenthaltes zu entwerfen. Es kann jeder nach seiner Faijon hier selig werden, dem Thalbummler stehen Ausflüge gegen die bayerische Grenze oder über dieselbe hinaus, offen; er mag auf dem zwischen Eisenbahnlinie und dem waldigen Thierberge eingezwängten schattigen Fahrweg nach der bekannten Klause pilgern und sich dort des guten Trunkes und der schönen Aussicht freuen. Ist er ein Freund des bayerischen Bieres, dann geht er über die schwarzgelben Grenzpfähle hinaus nach der Kiefer, wo er sich am braunen Gerstensafte laben kann. Oder er geht, die Innbrücke überschreitend, nach dem am jenseitigen Ufer gelegenen Oertchen Zell, dem alten Cellula, an dessen Stelle im 8. Jahrhundert eine geistliche Niederlassung gestanden haben soll. Auch in die Kienbergklamm, eine romantische Thalschlucht zwischen Stadtberg und Kienberg führt ein bequemer gut zu begehender Weg. Wer vor massigem Bergsteigen nicht zurückschrickt, wird die Zellerburg auch Nagglburg genannt, besuchen, welche auf dem vor Zell liegenden Hügel aufgebaut ist. Zu den interessantesten und lohnendsten Ausflügen von Kufstein gehört jener in das seenreiche Gebiet des Pendling, Maistaler und Thierberges; hier liegt der Thiersee, mit der durch ihre Passionsspiele bekannten Ortschaft Vorderthiersee und der Sagenreiche, landschaftlich hervorragende Hechtsee, der, wie man sagt, so tief ist, dass er mit dem Meere in Verbindung steht. Zur Zeit als Lissabon durch das Erdbeben zerstört wurde, stürmte und brandete der See ohne jede bemerkenswerte Ursache. An dieser Stelle wollen wir auch einen Ausflug als lohnend erwähnen, an dessen höchstem Punkte eine Aussichtswarte erbaut ist. Mitten im Grünen umgeben von rauschenden Wäldern kann hier der Städter die herrliche Natur in vollen Zügen gemessen, das abwechslungsreiche Bild, das ihn umgibt, wird ihn erquicken. Ebenso reich wie das linke ist auch das rechte Innufer an schönen Ausflügen, von denen wir das Tuxerküpfl kurz erwähnen wollen. Nördlich von diesem zieht sich reich an abwechslungsvollen Scenerien das Kaiserthal hin, dessen ernste Schönheit noch nicht genug gewürdigt ist. Als dessen Edelstein verdient Hinterbärenbad, der Ausgangspunkt zu den verschiedensten Hochtouren in das Gebiet des Kaisergebirges genannt zu werden. Jene aber, welche in die Berge gehen, um diese selbst kennen zu lernen, um Aug in Aug der gewaltigen Alpennatur gegenüber zu stehen, werden im Kaisergebirge ihre volle Befriedigung finden. (Näheres über Kufstein s. S. 322). Kufstein verlassend führt der Schienenweg in südwestlicher Sichtung an der Haltestelle Langkampfen vorbei, übersetzt den Inn-fluss und bringt uns nach der nächsten Bahnstation Kirchbichl, einem freundlichen Dörfchen in angenehmer Lage. Während durch die Baulichkeiten des Perlmoser Cementwerkes dem Oertchen, von der Bahnstrecke aus gesehen, der Charakter einer Fabriksstätte aufgeprägt erscheint, tritt dieser beim Betreten des Dorfes selbst vollständig zurück und die wald- und wiesenreiche Umgebung macht sich angenehm fühlbar. Auch die leiblichen Bedürfnisse werden in den Gasthöfen, unter welchen wir den der Frau Oberreiter besonders erwähnen wollen, vollauf befriedigt. Schattige Waldwege führen sowohl nach Wörgl als nach Häring und kann ein Ausflug nach dem. letztgenannten, durch sein Heilbad bekannten Orte nur als lohnend bezeichnet werden. Massig ansteigend führt uns die breite Strasse mitten durch einen prächtigen Wald empor zu dem ausgedehnten Hochplateau auf welchem Häring liegt. Auf der Höhe des Weges angelangt, befinden wir uns auf einer Fläche, die fast ebenso breit- ist als das Unterinnthal und welche auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls von waldreichen Bergen begrenzt ist; nur das breite Flussbett und die Scenerie der Berge” auf der anderen Seite fehlt. Zwischen Feldern und Angern stehen die gefälligen Häuschen des Ortes mit der Gaststätte des Karl Bachmayr, ettyas abseits davon, inmitten einer kleinen Gartenanlage das Bad. Nach Verlassen der Station Kirchbichl verengt sich das Thal, Böschungen und Wälder hindern den Ausblick und geben ihn erst fast unmittelbar vor der Bahnstation Wörgl wieder frei. Hier mündet die Staatsbahn in die Südbahnlinie ein. Als Knotenpunkt zweier wichtiger Verkehrsadern erfreut sich Wörgl eines regen Lebens. Lang hingestreckt an den beiden Ufern des Wörglerbaches ist die Ortschaft von der Bahnstation genügend weit entfernt, dass eine Belästigung durch den Rauch und Lärm de3 Eisenbahnbetriebes nicht stattfindet. Die Bewohner sind entgegenkommend, die Gasthäuser, von denen wir die Bahnhofrestauration, den Gasthof des Josef Steinbach, die alte und die neue Post, sowie den Gasthof zum weissen Lamm erwähnen wollen, gut. Die Umgebung Wörgls bietet viel Anziehendes. Der Wasserfall des Wörglerbaches sei an dieser Stelle genannt. In nächster Nähe des Ortes liegt Bad Eisenstein, ein freundliches Bauwerk mit Terrasse, Springbrunnen und Gartenanlagen; der Fussweg dahin führt theils zwischen Wiesen und Feldern theils am Ufer eines weidenbestandenen Bächleins, doch auch der Fahrweg ist, obgleich ein wenig weiter, doch nicht unangenehm. In unmittelbarer Nähe des Waldes gelegen und comfortabel eingerichtet — Wannen-, kalte und elektrische Bäder stehen zur Benützung — kann es als angenehmer Aufenthaltsort bezeichnet werden. Wörgl ist der Ausgangspunkt lohnender Spaziergänge. Eine gute Fahrstrasse führt längs des Wörglerbaches in die Wildschönau, eine andere nach Schloss Itter im Brixenthale am Fuss der Hohen Salve. Die Hohe Salve gehört zu den bestbekannten Bergen Tirols. 1829 m hoch, ist sie leicht und ungefährlich zu besteigen, und lohnt durch einen selten schönen Rundblick die geringe Mühe. Man sieht bis zu den Gebirgen des Pusterthaies, die Pinzgauer und den Gross-glockner. Von dem auf der Höhe des Berges stehenden Kirchlein erzählt die Sage, dass unter ihren Mauern das abgeschlagene Haupt eines berüchtigten Räubers vergraben sei, der sicli über Bitten seiner Mutter selbst den Gerichten gestellt hatte. Ein ebenso lohnender als angenehmer Spaziergang führt uns von Würgel nach Mariastein. Die Bahngeleise übersetzend gelangen wir durch büschereiche Auen an den Inn, über welchen uns eine an starkem Drahtseil befestigte breite Fähre bringt. Wiesen und Wälder folgen nunmehr in beständigem Wechsel, bis wir das auf einem Felsen aufgebaute Mariastein vor uns erblicken. Ursprünglich ein Schloss und Eigenthum des Edlen von Freundsberg, dient das durch seinen mächtigen Thurm auffallende Gebäude heute geistlichen Zwecken. In seinem zweiten Stockwerke befindet , sich eine Wallfahrtskapelle zu der 144 Stufen emporführen. In nahezu gradliniger Strecke führt die Bahn in der Mitte des Thaies von Wörgl weiter gegen Südwesten. Rechts und links sind waldreiche Höhen, die Thalsohle ist fruchtbar und wohlbebaut. Die nächste bedeutendere Bahnstation Kundl, liegt am Eingänge der Wildschönau, zwischen deren Felswänden der Kundlerbach tosend dahinbraust. Wildschön ist die richtigste Charakterisierung des Hochtliales, welches von dieser Seite leider noch schwer zu begehen ist, während seine beiden Hauptorte Thierbach und Oberau von Wörgl aus auf angenehmeren, wenn auch längeren Wegen erreichbar sind. Zur Ehre der Kundler und besonders des dortigen Brauereibesitzers sei es übrigens gesagt, dass das Project eines Strassenbaues in die Wildschönau seiner Verwirklichung nahegerückt ist. Kundl, welches einst, wie viele Orte des Unterinnthales durch seinen Bergbau wohlhabend war, ist heute in erster Linie bekannt durch seine Bierbrauerei, die ihr Product auch ins Ausland liefert. Das alterthiimliche Gebäude mit seinen modernen Maschinen, die durch Elektricität getrieben werden, ist sehenswürdig; der Trunk, der in dem schattigen Bräuhausgarten ausgeschenkt wird, ist gut. In nächster Nähe Kundls befindet sich ein historisches Denkmal, dieLeonhardskapelle. Die Sage berichtet, dass Kaiser Heinrich II. auf seinem Zuge nach Italien im Jahre 1004 an dieser Stelle unter freiem Himmel eine Statue des heiligen Leonhard vorfand; er gelobte zu ihrem Schutze eine Kirche zu bauen, wenn er wohlbehalten heimgekehrt sei, vergass jedoch später sein Versprechen. Als er im Jahre 1012 wieder an diese Stelle vorbeikam, scheute sein Pferd und drohte ihn abzuwerfen. Hiedurch erinnert, liess er sofort den Bau beginnen. Zunächst in romanischem Stil erbaut, später mit gothischen Zubauten versehen, wurde die Kirche von Papst Benedict VIII. eingeweiht. Heinrichs Gemahlin Kunigunde soll sodann häufig diese Gegend besucht haben und wird von manchen der Ortsname Kundl auf ihren Namen zurückgeführt. Oberhalb Kundl stand einst die Kundiburg, von welcher heute nur einige Trümmer Zeugnis geben. Jenseits des Inn liegt das Dorf Breitenbach, durch eine neue Brücke mit Kundl verbunden; von der Brücke aus geniesst man lohnenden Rundblick: Zu Füssen der breite Fluss, rechts und links das bunte, griine, mit Häuschen besäete Thal, weiterhin die mächtigen Bergkolosse, im Hintergrund der wilde Kaiser. Doch wir können nicht bei diesem Anblick verweilen — unsere Bahnfahrt führt uns weiter. In fröhlicher Hast eilt eines der Bauernhiittlein nach dem anderen an unserem Coupefenster vorüber und neue Bergzacken schieben sich vor, während andere hinter uns verschwinden. Dort steht ein Kreuz am Wege, den Christus haben bäuerliche Hände plump aus Holz geschnitzt, andere ihn, das Kreuzholz und das schmucklose Dächlein, das gegen Witterungsunbillen schützen soll, mit grellen Farben bemalt; doch die Natur ist die beste Künstlerin; sie duldet nichts unharmonisches. Wind und Wetter haben die Farben abgetönt und die Glieder des Gekreuzigten gebräunt, sowie die Züge des alten AVeibleins, das am Fusse des Holzes kniet; und Herz und Auge erfreuen sich an dem anspruchlosen lieblichen Bilde. Dort auf dem Fusspfad zwischen den Feldern schreitet ein Aelpler dahin mit weit ausgreifendem gleichmässigen Berglerschritt, in den Knien sich wiegend, den langen dünnen Haselstecken in der Hand, die wohlbeladene Holzkraxe auf dem Rücken, mit Bundhosen und blauen Strümpfen, dem kurzen Rocke und den Ledergurt um die Mitte; so geht er dem waldigen Berge zu. Er wird ihn emporsteigen, ohne das Tempo seiner Schritte zu mindern, sein Puls und sein Athem werden keine Anstrengung wahrnehmen lassen — die Last wird er wenig empfinden — dafür ist er Aelpler und das Bergsteigen gewohnt. Unser Zug hält und die Conducteure rufen „Rattenberg“ aus. Battenberg. Das kleine mittelalterliche Städtchen liegt vor uns mit seinen zum Theil auf dem Felsen oder in denselben hineingebauten Häuschen, seinem Stadtbrunnen und seinen Erkerfenstern: ein altes malerisches Nestchen, wie man sichs hübscher kaum denken kann. Eng geschart drängen sich die Häuser um den Felsblock, der die Ruine des Schlosses trägt, in welchem einst Wi 1 h e 1 m Biener, der Kanzler Tirols schmachtete und den Tod durch die Hand des Scharfrichters erlitt. Rattenberg ist als Stadt ebenso alt wie Kufstein und theilte mit diesem meist sein Geschick. Dicht am Inn, der vornehmsten nordtiroiischen Handelsstrasse des Mittelalters und unter dem Schutze einer nach damaligen Begriffen immerhin wahrhaften Veste erbaut, ausserdem theilhaftig der Segnungen des Bergbaues, fiel Rattenbergs Blütezeit in die Mitte des 15. Jahrhunderts. Heute sind die Erzadern versiegt, die Veste ist zur Ruine geworden und die altehrwürdigen Häuser sehen erstaunt in eine neue Zeit; der Inn trägt nur noch ab und zu ein Floss, aus rohen IIolz-stämmen gezimmert, in den Strassen des Städtchens glühen die elektrischen Lampen und durch den Schlossberg braust die Locomotive. Die Umgebung Rattenbergs ist reizvoll. Der Inn, durch die Felsen auf denen die Stadt erbaut ist, in seinem Laufe gehemmt, bildet hier ein scharfes Knie, zieht schäumend und brandend unter der hochgewölbten Brücke hindurch. Während Rattenberg, vom nahen waldreichen Stadtberg beschattet, vom Flusse umspült sich einer angenehmen Kühle erfreut, leuchtet draussen der sonnige Garten dos breiten Unterinnthales. Am besten geniesst man den Rundblick vom Schlossberge aus, von dem Platze, an dem eine in den Thurm eingelassene Gedenktafel an den Tod Wilhelm Bieners erinnert. Zu unseren Füssen liegt das Stiidtlein. Ein buntes Durcheinander von Dachgiebeln, Gängen, Freitreppen und Feuermauern stellt sieh unserem Auge dar, sogar Salettchen, Plateaus und offene Gänge, die ein Dachfenster mit dem anderen verbinden, sehen wir in dieser luftigen Region aufgebaut. Dort das Eckhaus mit den bunten Bildern ist das Geburtsbaus der hl. Nothburga. Jenes breite weitläufige Gebäude längs des Inn ist das Kloster. Doch kehren wir zu dem Städtlein zurück. An seiner Aussen-seite, dem freien Thale zugekehrt, liegen die Gärten. Dort sieht’s aus just so, wie es in den Erzählungen so oft geschildert wird; hier ein Gemüsegarten, dessen Beete von Buchs-stiiudlein eingesiiumt sind, dort von altersgrauen Planken umschlossen die farbige Blumenpracht eines Ziergärtchens, dahinter das winkel-und eckenreiche Mauerwerk der alten Häuser. Auch die Gasthausgärten der Ledererbräu und des Kronwirtes, in denen sichs an warmen Sonnnerabenden so kühl sitzt unter den schattenreichen Bäumen, schliessen sich hier an. Gegen die Mitte der Stadt zu gelegen steht das zweite Brauhaus Rattenbergs, der Krämerbräu, unfern davon das Gasthaus zur Post, dessen Besitzer in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes eine hübsche filiale errichtet hat. Jenseits des Inn durch eine Holzbrticke mit Rattenberg verbunden, liegt inmitten reicher Obstgärten und grüner Anger die bereits oben erwähnte weitausgebreitete Gemeinde Kramsach-Achenrain, ein beliebter Sommerfrischort mit besonders anziehender l mgebung. Die Dächer der Häuser, die fast alle als Fremdenherberge eingerichtet sind, ragen kaum über die Wipfel der Bäume empor, nur massive Gebäude des Schlosses Achenrein, Besitz der Grafen Taxis, errscht seine l mgebung; sein breites hohes Dach und die rothen Kuppeln seiner Thürmchen sind von weitem sichtbar. Wenn man auch keine architektonischen Verschönerungen bemerkt, so sind die Häuslein doch zierlich und anmuthig und schauen freundlich aus grünen Büschen hervor. Da ist vor allen das „Gapp eng asthaus“ mit seinen gemtithlich stilvollen Herrenstiiblein, in der Umgebung und bei den Sommergästen bekannt durch sein gutes Bier; unter den schattigen Kastanien des Gartens ist ein angenehmes Verweilen. Auch die übrigen Wirtshäuser thun ihr Möglichstes, den Fremden das Bleiben angenehm zu machen. Im „Glashaus“, beim „Zollhäuslwirt“, in der „Eiche“, ebenso beim „Luchner“ ist man gut aufgehoben. Eine Sehenswürdigkeit Kramsachs ist die k. k. Lende, deren bedeutende Holzvorräthe durch die periodischen Klausen aus dem Brandenbergerthale herausgetriftet werden. Es ist eine gefährliche Arbeit und mancher hat schon dabei sein Leben verloren. Donnernd und krachend drängen und pressen sich die riesigen Stämme von dem schäumenden Wasser getragen zwischen den Uferwänden, von denen aus die Männer mit langen eisenbewehrten Stangen die ungefügen Holzmassen dirigieren. Erwähnenswert sind ferner noch die altrenommierte Kramsacher Glashütte und das Messingwerk Achenrain, welch letzteres früher ein ärarisches Kupferwerk war. Die Umgebung Kramsachs zeichnet sich aus besonders durch seinen Beichthum an schönen Spaziergängen. Hauptsächlich erwähnenswert ist Mariathäl am Eingang des Brandenbergerthales. Dort ist es stets kühl, denn das Thal ist eng und verhältnismässig wenig Sonnenschein dringt über die waldreichen Höhen in die Tiefe herein, welche die krystallhellen Wässer der Ache durchziehen. Ein kurzes Viertelstündchen führt uns mitten durch den harzduftenden, rauschenden Föhrenwald zu den wenigen Häusern, dem Gasthause und der Kirche, die zusammen Mariathal bilden. In der Emporkirche befindet, sich ein von den Freundsbergern gestiftetes Bildnis des Georg von Freundsberg. In der gleichen Richtung einen andern ebenso wohlgepflegten Waldweg verfolgend, gelangen wir nach dem Orte Brandenberg, der weitzerstreut auf einem Hochplateau gelegen, sich als eine kleine weltabgeschlossene Idylle präsentiert. Uebrigens darf man die Weltabgeschiedenheit nicht allzuernst auffassen, Beweis hiefür die guten Speisen und Getränke, die uns die Ascher- Wirtin vorsetzt. Von Brandenberg, das übrigens durch seinen Wildreichthum und seine wohlgepflegten Jagden bekannt ist, führt uns ein wenig beschwerlicher Weg über das „Joch“ nach Steinberg, einem anmuthig alpenhaften Dörflein und von dort zum Achensee, andernseits gelangt man von Brandenberg übers Kaiserhaus, die Wildalpe, beim Sagenreichen, groteskgeformten Abendstein vorbei ins Bayerische. Nach dem Ausgangspunkte unseres Ausfluges Kramsach zurückkehrend, sei eines weiteren lohnenden Spazierganges Erwähnung gethan, deren Ziel die Bainthaler Seen und der Berglsteiner See ist. Durch ein waldreiches Mittelgebirge vom Innthal getrennt liegen die ersteren inmitten grüner Wiesenlnigeln und nur die nord- wlirts emporsteigende Felswand, von der der Schrei des Geiers nieder tönt, erinnert uns, dass wir uns im Hochgebirge befinden. In idyllischer Kuhe liegen die klaren blauen Spiegel vor uns; leuchtende Wasserrosen schwimmen darauf und in dem Röhricht am Ufer haben die Wildenten ihr Versteck. Nur zur Zeit der Fremden-Saison gehts lebhaft zu in den Fluten und an den Ufern; von den Dächern der Badehütten flattern die Fahnen und erstaunt horchen die jungen Geierlein im Neste oben an der Felswand auf das Lachen und Scherzen, auf all die ungewohnten Menschenstimmen, die zu ihrem luftigen Sitz hinauf dringen. Sind die Rainthalerseen so lieblich wie ein lächelndes Menschen-antlitz, so zeigt uns der Berglsteiner-See, den wir nach einer weiteren guten halben Stunde erreichen, ein ernstes, fast finsteres Gesicht, /.wischen Felswänden und dunkeln Tannenwäldern eingebettet sind seine geheimnisvollen Fluten von schwarzgrüner Färbung. Mächtige Baumstämme liegen auf seinem Grunde und ihre kahlen bleichen Aeste ragen bis an die Oberfläche des Wassers empor. Unweit den Ufern des Sees steht eine verfallene, unbewohnte Mühle und in seinen Tiefen soll, so erzählt die Sage, ein herrliches Schloss versunken ruhen. Am Rückwege unternehmen wir noch einen kleinen Abstecher nach den Ortschaften Mosen und Freundsheim, letzteres bekannt durch seinen Torfstich, und nachdem wir uns in Birkls Gasthaus zur neuen Fahrt gestärkt, wandern wir, eine Kette waldiger Hügel überquerend. nacli Kattenberg zur Bahnstation zurück. Nach kurzer Fahrt gelangen wir nach Brixleg'g. Friedlich liegen die reinlichen, freundlichen Häuschen in der Mulde, die das Umi hier bildet, zu beiden Seiten des Alpbaches, der aus dem gleichnamigen Seitenthale kommend sich an dieser Stelle in den Inn ergiesst. Auch Brixlegg ist eine gern besuchte Fremdenstation und findet man in den Gasthäusern zum Vogl, Herrenhaus, Hirschen, Selireycr, beim Neuwirt, sowie in der Bahnhofrestauration gute Verpflegung. Der Ort ist bekannt durch seine Passionsspiele, die in gewissen Perioden, abwechselnd mit Volksschauspielen, auf einer speciell für diese' Zwecke erbauten Bühne zur Aufführung gelangen, sowie durch das in seiner unmittelbaren Nähe gelegene Mineralbad Mehren, das, wenn es auch nicht mit modernstem Comfort eingerichtet ist, schon manchem Linderung seiner Leiden verschafft hat. I de 1 mgebung bietet eine reiche Fülle lohnender Spaziergänge und leicht zugänglicher Aussichtspunkte. Schon am Bahnhofe selbst zeigt uns der Blick in die Kunde ein reizendes Panorama. Vor uns cegen jsiiden das waldige Mittelgebirge, der kapellengekrönte Mühl-' .r 'v18 Denkmal Ludwig Steubs trägt, der Hochkapellen-."'.it ''‘lni‘r l'-msiedlerklause und dem dazugehörigen schmucken Kirchlein, dessen lhurmspitze über die Wipfel der Waldbäume emporragt; darüber hinweg erblicken wir die als Aussichtspunkt in der I ouristenwelt bekannte Gratispitz, an deren Fuss das Bergdorf Alpach, «ler Hauptort des gleichnamigen Thaies, dessen wir schon oben Er- wähn urig thaten, liegt; rechts von diesem, gegen Siidwesten uns wendend sehen wir den Reiterkogl, den Eckpfeiler des Zillerthales. Coulissenartig in immer luftigeren Tönen treten nun rechts und links des Inn die übrigen Berge des Innthales hervor, während als der decorative Hintergrund die aus blauer Ferne heriiberblickenden Oetzthaler, Stubaier und Seilrainerberge das Bild abschliessen. Gegen Norden blickend steht vor uns ein massiver, breitrückiger Koloss, das Sagenreiche Sonnwend joch. Da droben gabs einst Goldquellen und die Venediger Männlein haben dort ihre Reichthiimer geschöpft — da droben ist auch der Zireiner-oder auch Irdainersee; die mächtigen Felswände spiegeln sieh in seinen Fluten; an seinen Ufern wächst die Legföhre und aus seinen unmessbaren Tiefen dringt das Aveläuten von Mariathal empor. Goldene Fische schwimmen in seinen Wässern und zwei Fischer haben einst einen goldenen Wagen daraus in die Höhe gezogen, doch kamen sie in Streit wegen des Besitzes und der Wagen rollte in die hochaufbrandenden Fluten zurück. Oben an der Kante der Felsenabhänge blühen Edelweiss und Alpenrose, über die Steinhalden springt die flüchtige Gemse. Eine fremde Welt umschliesst uns hier oben; entrückt dem Lärm des Alltagslebens sehen wir staunend die ganze grossartige Schönheit der Älpenwelt vor uns ausgebreitet; in schier greifbarer Nähe bis in die weite duftige Ferne reiht sich eine Spitze an die andere, ein zackiger Felsgrat an den andern, zu unsern Füssen liegen weite Alpenmatten und das Läuten der Herden dringt durch die klare reine Luft zu uns herüber. Dicht am Fusse des Sonnwendjoch liegt die sogenannte Hagau: hier gibt es Marmorbrüche und der rothe llagauer Marmor wird so"-ar ins Bayerische hinaus verfrachtet. Doch der schöne Hagauer Wald hat auch seine bedenklichen Eigenschaften; lange weitverzweigte Irrwurzen durchziehen seinen Boden und manches alte Mütterlein, das dürre Aestlein suchend den Wald durchkreuzte, hat erst nach schwerem Suchen, miid und abgehetzt den Ausgang aus demselben gefunden _ sie ist eben unversehens auf eine Irrwurzel getreten. Wir kehren nach Brixlegg zurück; einladend blicken die weisscn Häuslein uns entgegen, aus ihrer Mitte ragt^ der schlanke spitze grüne Kirchthurm empor; hier gibts nichts eintöniges; die Häuser haben grün und roth gestrichene Jalousien und auf den I.aubengiingen, die sich balkonartig um die Häuser ziehen, glühen und blühen die bunten Sommerblumen in ihrer Pracht. Auch der Dortfriedhof. der die Kirche umkränzt, sieht einem freundlichen Garten gleich; über die nickenden, winkenden Blütenkelche fliegen zwitschernd die Schwalben und um die Kreuze flattern bunte Schmetterlinge. Und der bunten Blumenpracht wird kein Ende; haben wir das Dörflein mit seinen Gärten und geschmückten Hausfronten hinter uns, dann schliesst sich der grosse Park des Freiherrn v. Lipperheide an, ein Blütenteppich, umrauscht von stattlichen Wäldern, mit Teichen und Brücken, Stegen und Bänkchen, Lusthäuschen und Zierbauten, aus deren Mitte auf der einen Seite ernst und würdig Schloss Matzen, einst im Besitze der Kitter v. Pfeifersberg, jetzt Eigenthum des Oberstlieutenant Schnorr v. Karoisfeld, auf der andern Seite, das von einem Wald von Kosen umgebene Lustschloss des Freiherrn v. Lipperheide emporragen. An Alt- und Neuschloss Matzen reihen sich noch Schloss I.ichtwert und Schloss Kropfsberg an. Letzteres ist die einstige Schirmburg des Dorfes Gertraudi, einem getälligen an der von Brixlegg nach dem Zillerthale führenden Strasse gelegenen Dorfe. Ls ist ein hübsches Bild, das wir von dem Vorplatze des Ihumer sehen Gasthauses in beschaulicher Kuhe geniessen können. Besonders günstig wirkt hier die Abendbeleuchtuug; dann heben sich die pitoresken Mauertrüinmer Kropfsbergs gleich Silhouetten vom Hintergründe des lichten Firmamentes ab, während die Berge, von den Abendschleiern eingehüllt, immer mehr und mehr zurückzutreten scheinen. Hin ebenso lohnender Weg wie nach dieser Seite hin, führt uns von Brixlegg aus nach Ueberschreitung des Inn nach dem bereits oben erwähnten Dorfe Münster in der Nähe der Bahnhaltestelle Zillerth.nl. Mitten durch blumenreiche Wiesen führt der Fusspfad nach der in weitem Halbbogen vom Wald umsäumten Ortschaft am Fusse des >n„nwend.lochberges. Meint’» aber Frau Sonne allzugut und scheint ist. mögen wir dann rasten und uns stärken für den Heimweg, der in der Abendkühle besonders angenehm ist; vom jenseitigen Thalrande grüssen die vier Schlösser zu uns herüber und die altersgrauen Mauern von Matzen und Kropfsberg flüstern uns durch die unbeweglich stille Luft ihre Geschichte zu. Da erfahren wir, dass einst Ulrich von Freundsberg die erstgenannte der Burgen sieben Wochen lang gegen die Feinde Friedrichs mit der leeren Tasche erfolgreich vertheidigte, während in Kropfsberg anno 1417 der Friede zwischen Herzog Friedrich und seinem Bruder Ernst dem Eisernen von Steiermark abgeschlossen wurde. Nachdem wir von übrigen von Brixlegg aus zu unternehmenden Spaziergängen noch Bad Mehren, Dorf Reith, Stadt Rattenberg, ferner Kramsaeh, Alpbachthal und Brandenberg erwähnt haben, nehmen wir unsere Eisenbahnreise wieder auf. Auf der massiven steinernen Innbrücke den Inn übersetzend gelangen wir ans jenseitige Ufer, das wir bis knapp vor Innsbruck nicht mehr verlassen. Wir durcheilen das uns schon bekannte Terrain sehen links noch einmal die Schlösser Matzen, Neumatzen, Lichtwert und Kropfsberg, rechts das Dorf Münster und gelangen zur Haltestelle Zillerthal. Vor uns liegt der Eingang in das breite, vielgenannte, oft bereiste Thal. Während links der breitgekrönte Reiterkogel, rechts das hochgelegene Felsenkirchlein Brettfall als Wächter stehen, zeigt sich unseren Blicken eine von waldreichen Höhen umsäumte, vom weissschäumenden Ziller durchflossene sonnige, von zahlreichen Ortschaften, einzelnstehenden Gehöften und Hütten belebte Thalebene, in deren Hintergrund die schnee- und eisbedeckten Massen der Zillerthaler Berge sichtbar sind. Das Zillerthal hat ein für seine nördliche Lage auffallend mildes Klima, da es in den Hauptwindrichtungen von hohen Bergen umsäumt ist; seine Länge beträgt vom Eingang bis zur Berlinerhütte gerechnet, die im rückwärtigsten Theile des Zennngrundes liegt, 14 bis 15 Stunden. Ausgenommen eine einzige Verengung des Thaies vor Zell, die eine leichte Krümmung zur Folge hat, bildet die Thalsohle nahezu eine Gerade, von seinem Beginn bis zu den beiden Hauptorten Zell und Mairhofen. Erst von hier nimmt es einen ausgesprochen alpinen Charakter an, schneidet scharf in das Gebirge ein, dasselbe in manig-fachen Windungen durchziehend und von rechts und links Seitenthäler in sich aufnehmend. Auch das Bild, das sich uns darbietet, ist von Mairhofen ab wesentlich ein anderes. Während bis dorthin das Zillerthal mit dem Innthale wetteifernd, soweit unser Auge an den Berglehnen emporsieht, Bauernhäuslein, Felder und Weidegründe erblicken lässt, tritt im oberen Theile des Thaies die wilde Gebirgsnatur in ihre vollen Rechte. Die menschlichen Ansiedlungen werden immer seltener, an Stelle der schmucken Wohnhäuser treten anspruchslose Alpenhütten, mächtige Felsblöcke scheinen die Zugänge zn versperren und nach jeder Biegung des Weges, nach Passierung jeder Höhe sehen wir uns einem neuen grossartigen Bilde gegenüber. Hier zeigt sich die Alpenwelt in ihrer ganzen majestätischen Schönheit und mitleidig lächelnd scheinen die Spitzen der Schneeberge auf den zwerghaften Erdenpilger niederzuschauen, der so tollkühn und so mühselig an ihren Riesenleibern in die Höhe klimmt. Ein Gefühl kindlicher Andacht überkommt uns, die Alltagssorgen und Alltagsgedanken sind dort draussen geblieben im Thale, sie sind zurückgeblieben in den Tiefen wie Bodensatz; weit, weit unten ist alles, was sonst an uns herandrängt; unsere Seele ist frei und unser Herz ist leicht. Die Poren unseres Geistes sind geöffnet und saugen all die tausend Eindrücke in sich auf, ein süsses Schauern durchzieht uns und wenn wir’s unten vergessen haben, hier oben wird’s uns wieder klar, dass wir all unserer Weisheit zum Trotz nichts sind als ein winziges Theilchen unserer gewaltigen Mutter Natur. Wir stehen in ihrem Tempel, wir fühlen ihren Hauch und im Kauschen des Waldes, im Donnern des Wildbaches hören wir ihre Stimme! Doch kehren wir zu unserem Ausflug ins Zillerthal zurück. Nachdem wir die Ortschaften Strass und Schlüters passiert, gelangen wir zu dem in einer Thallichtung am Fusse des Berges gelegenen Orte Fügen gerade gegenüberliegend dem Wiedersberger llorn, hinter welchem das Alpbachthal sich hinzieht. Fügen ist der Sitz eines Bezirksgerichtes; das gleichnamige Schloss gehörte einst dem Grafen Füger. Als nächste bedeutendere Gemeinde folgt Stumm jenseits des /aller mit dem alten, gut renommierten Pinzgerwirtslmus, während die Hauptstrasse am diesseitigen Ufer bleibend, nach Zell führt. Hier beginnt das Zillerthal allmählich den Charakter eines Hochgebirgsthales anzunehmen. Die Schneefelder der Reichenspitz und Gerlosspitz werden sichtbar; gerade vor ihnen ragt das Thürmchen der Maria Rastkapelle aus dem \\ aide hervor. Im Hintergründe erblicken wir südlich die Eisfelder des Ingentkar, den Floitenthurm, den Ahorn- lind Tristner-spitz, westlich das Pangartjoch und den Marchkopf. Vermöge seiner geschützten Lage und seines guten Trinkwassers eignet sich Zell, das an beiden Ufern des Ziller gelegen, über eine bedeutende Anzahl stattlicher Häuser verfügt, zum erquicklichen Sommeraufenthalte. Zell liegt inmitten einer an Spaziergängen reichen Umgebung. Am Eingänge des Gerlosthales liegt, landschaftlich erwähnenswert, das ehemalige Goldbergwerk des Hainzenberges, dessen Betrieb, wie man sagt, wieder aufgenommen werden soll. Als lohnend ist zu bezeichnen ein Ausflug in den „Rosengarten“; ein angenehmer Weg führt nach den Weilern Rohr und dem etwas höher gelegenen ehemaligen Knappenhause des Zeller Goldbergwerkes oder nach der Rohrer Mühle, wo, nach Dörler, der Teufel einen Eingang zur Hölle hatte; inmitten des herrlichsten Hochwaldes führt der Weg zum Bauerngute Muggengruben. Ebenfalls empfehlenswert ist ein Spaziergang nach Hohenried mit schönem Blick auf die Gebirgswelt und das Thal mit seinen Dörfern und Gehöften. Erwähnenswert ist ferner der vom Verschönerungsverein mit grossen Opfern angelegte Weg zum Erzherzog Ferdinand Karl-Wasserfall. Derselbe führt uns durch die schluchtartige Gerlosklamm; wildtosend stürzt die Gerlos über die Steinblöcke dem Thale zu. Das Gerlosthal auf unserer Fusstour weiter verfolgend gelangen wir zu dem Dorfe Gerlos und von dort auf fast ebenen Wegen nach Ronach, dem ersten Orte im Salzachthaie oder Pinzgau, oder über den Plattenkogel nach Krimml an der Krimmler Ache, die uhfern der Dreiherrenspitze ihren Ursprung nimmt. Ein angenehmer, grösstentheils neu angelegter Weg führt uns zu den Thalbach-Wasserfällen am linken Zillerufer in südwestlicher Richtung von Zell. Auch das Dörflein Hippach, mit dankbarer Aussicht auf den Ahornspitz, ist einen Ausflug wert. Als Glanzpunkt gilt jedoch der von der Section des Oesterr. Touristenclubs und dem Verschönerungsvereine hergestellte Reitweg auf den Aussichtspunkt „Klöpflstaudach“, woselbst man das herrliche Panorama von Zell bis Mairhofen überblickt. (Näheres über Zell s. S. 323.). Der letzte Ort im unteren Zillerthale, der Ausgangspunkt für die meisten Gebirgstouren ist Mairhofen (s. S. 324), welches infolge des stets zunehmenden Touristenverkehrs rasch emporblüht. Ein Stück Acker oder Wiesgrund nach dem andern wandelt sich in Baustätten, auf denen binnen kurzem wohleingerichtete Fremdenherbergen entstehen. Der Rundblick von Mairhofen ist ein doppelt lohnender, das Bild, das sich vor unseren Augen entrollt, von seltener Manigfaltigkeh Während gegen Norden das untere Zillerthal in seiner ganzen LieV' lichkeit vor uns liegt, während auf dieser Seite jeder Berg vom Ftis 7 bis zum Gipfel mit Wäldern und Feldern bedeckt, mit weissblinkend ■ Häuslein übersäet ist und die Natur dort alles Rauhe und Kal ■ zurückzuweisen scheint, ändert sich, wenn wir uns gegen Süd wenden, mit einemmal das ganze Bild. Unermessliche Schneefelc p sehen wir leuchten, nackte zackige Felsen ragen daraus empor, r ® • • . • ' . ~ i Jggf Malrhofen im Zillerthale und Ahornspitze. gegen SUdwesten hin erblicken wir das helle Grün der Wiesen; dort zieht es ich, aus dem Thalrunde emporsteigend, bis auf Mittelgebirgshöhe fort und bildet eine onnige heitere Terrasse, auf deren gegen uns geneigten Fläche wir de Häuser und Hütten von Finkenberg erblicken. Mairhofen bildet den Knotenpunkt von vier Thälern, die an lieser Stelle mit dem Hauptthale sich vereinen. Das Thal, das bei Finkenberg einmündet, ist das Duxerthal. Links neben diesem gewahren wir den Eingang in den Zemmgrund, daneben das Stillupthal und als letzten vor dem Ahornspitz in das Gebirge einschneidend den Zillergrund. Jedes dieser Thäler ist reich an Schönheiten und zeigt seine eigenthümliche Charakteristik. Ueber Finkenberg führt uns der Weg in das Thal der Nassen Dux und zu dem Hauptorte von Vorderdux Lanersbach. Die Felsenketten zu unserer linken wachsen höher an, die Waldungen werden spärlicher und vor uns liegt der Thalboden von Hinterdux mit seinen weitverstreuten Bauernhütten, ein Alpenwiesenplan, zu dem die herrlich blauen Eisfelder der gefrorenen Wand niederreichen. An der gefrorenen Wand vorbei den Weg weiter verfolgend gelangen wir über das Duxerjoch und Schmiren nach Steinach, der Bahnstation der Brennerlinie. Das zweite der vor Mairhofen sich öffnenden Thäler ist der Zemmgrund, der in seiner Verlängerung durch das Zemm-, Zamser-und das Pfitscherthal nach Sterzitig (ebenfalls Station der Brennerbahn) im Eisakthaie führt. In Zemmgrund entfaltet sich die Pracht der Zillerthaler Gebirgs-welt am grossartigsten. In rascher Aufeinanderfolge reiht sich Bild an Bild. Bald fesselt uns der tosende, schäumende Wildbach, der über mächtige Felsentrümmer dahinbraust, bald entzückt uns der Hochwald mit seinen moosüberwachsenen Riesen stammen, seinem schier undurchdringlichen Dach von Aesten und Zweigen, oder aber wir treten heraus auf grüne Alpenmatten, die dichten feinen Gräser verleihen dem Boden eine angenehme Elasticität und während wir weiterwandern, sieht unser Auge die Eisriesen des Zillerthales in schier greifbarer Nähe. Hier und in den Seitenthälern dieses Grundes haben an besonders durch Schönheit hervorragenden Punkten mehrere Alpen-vereinssectionen ihre Schutzhütten erbaut; so liegt am Ende des Zemmgrundes am Fusse des Schwarzensteingletschers, des Schönbichler Hornes und der Waxeggalpe die bekannte, modern eingerichtete, gut bewirtschaftete Berlinerhütte, im Zamserthal, das vom Zamserbach einem Nebengewässer des Zemmbaches durchflossen wird, die Domi-nicus-Hütte am Fusse des Olperer, und die Pfitscher Hütte unweit des Pfitscherjoches. Das Stilluppthal, das wir als nächstes in der Reihe der Hoch-thäler erwähnt haben, ist streng genommen ein Seitenthal des Zemmgrundes, das Finkenberg gegenüberliegend südlich der Ahornspitze gegen die Eisfelder der Löfflerspitze sich hinzieht. Bei „Haus“ bildet der Stilluppbach einen schönen Wasserfall. Während der erste Theil des Weges durch die Klamm steil emporführt und uns die Berglehnen den Ausblick verdecken, weitet sich allmählich je höher wir gelangen die Fernsicht, bis endlich sich die ganze Hochlandsscenerie unserem Auge erschliesst. Der letzte der bei Mairhofen einmündenden Seitengründe ist der Zillergrund, der zwischen Ahornspitz und Thorhelm gegen die mächtigen Eisfelder der Reichenspitze führt. Auf angenehmen schattigen Wegen emporsteigend, erreichen wir in weniger als einer Stunde eine kleine Kapelle, von der wir einen prächtigen Ausblick auf die Berge des Zillergrundes geniessen; über den Weiler „Häusling“ führt uns dann der Steg am rechten Ufer des Zillerbaches bis ans Zillergründel oder von Bärenbach uns rechts wendend über das Joch „der Hundskehle“ ins Ahrenthal, das an das Taufererthal sich anschliessend bei Bruneck in das Pusterthal einmündet. Nun wenden wir uns wieder unserer Innthalreise zu. Die Halte- stelle Zillerthal passierend erblicken wir auf der linken Seite zu Füssen der altehrwürdigen Ruine Rottenburg das Dörfchen Rotholz (s. S. 325) und in unmittelbarer Nähe des Inn das vom Lande Tirol zu einer s—_______ . Ug landwirthschäftlichen Schule umgewandelte Schloss Thumeck. Und nun fährt der Zug in der Station Jenbacli ein (s.'S. 326). Jenbacli. Als Mittelpunkt des Unterinnthals, als Ausgangspunkt für den Besuch des Zillerthals und Achensee’s, als Industrieort und Sommerfrische ist Jenbacli von hervorragender Bedeutung. Hier zweigt die Achenseebahn ab, welche uns über die steilen Leimen des Kasbachthaies an herrlichen Landschaftsbildern vorbei über Eben zum Seeufer führt, wo bereits das Dampfschiff auf uns harrt. Die Achenseebahn ist nicht nur landschaftlich, sondern auch technisch eine der interessantesten Bergbahnen Oesterreichs, nachdem sie je nach der Beschaffenheit des Terrains das Zahnradsystem und Adhäsionssystem abwechselnd in Anwendung bringt. Infolge des Umstandes, dass die Achenthalbahn an der Berglehn e hinzieht, während die Fahrstrasse uns in der Thalsohle empor führt, ist die Aussicht, die wir aus dem Eisenbahncoupe mühelos geniessen, eine weit lohnendere. Rasch in die Höhe steigend überschauen wir schon nach wenigen Minuten das zu unseren Füssen liegende Thal. Hier liegt an beiden Ufern des Kasbaches das arbeitsrührige Dorf Jenbacli mit seinen Sensenwerken und seinen Schmieden, seinen Gärten und seinen Villen. Ins Unterinnthal blickend, sehen wir den Eingang des Ziller-thales. Die zierliche wohlerhaltene Burg Tratzberg mit ihren Thiirmchen und Mauern, die über jäh abstürzenden Felsen erbaute Wallfahrtskirche Brettfall, rechts davon die landwirtschaftliche Anstalt Rotholz und zwischen alldem das breite weissglänzende Band des Innfiusses, der in leichten Windungen hinzieht in die duftigblauen Fernen. Immer rascher steigen wir empor und in gleichem Maasse weitet sich unser Blick. Wir übersehen das Zillerthal bis an die Ferner und das Innthal bis zum Kaisergebirge bei Kufstein. Bei der Station Eben, wo die Grabstätte der heil. Nothburga Die Gipfel der den Achensee lumkrär.zenden Gebirge werden sichtbar, immer höher recken sie ihre I Häupter empor in gleichem Maasse, wie wir selbst hinansteigen und Ijetzt — in seiner herrlich tiefen Bläue, in seiner ganzen erhabenen Majestät liegt das Kleinod Nordtirols, der Achensee vor uns. Von Eben bis zur Haltestelle Maurach geht die Bahn ganz eben und senkt sich dann bis zur letzten Station Achensee, wo wir den Zug verlassen und in wenigen Minuten den Landungsplatz bei Seespitz erreichen. Und nun überblicken wir den herrlichen See. Schroff ansteigend, drängen an seinen westlichen Ufern die Berge bis an das Gestade heran, auch die östlichen Ufer geben nur der gut gepflegten Fahrstrasse knappen Raum. Dort zur Linken glänzt ein hellgrüner w'eiter Wiesenfleck zu uns herüber, mit zahlreichen Häusern bestanden, das liebliche Pertisau mit den Gebäuden des Fürstenhauses und Hotel Stephanie. Während ein bequemer Waldweg von Seespitz nach Pertisau führt, zieht am jenseitigen Ufer die theilweise auf Piloten in den See eingebaute Peststrasse, die Jenbach mit dem am nördlichen Ende des Sees gelegenen Orte Achenkirch verbindet, in ihrer Fortsetzung nach Bad Kreut und Tegernsee führend, die Landverbindung zwischen den am rechten Seeufer liegenden beliebten Fremdenstationen herstellt. Auf einer in den See drängenden Landausbuchtung liegt der Seehof, der gastliche Ansitz der Tiroler Sängerfamilie Rainer. Die Poststrasse weiter verfolgend gelangen wir nach dem in der Nähe des nördlichen Seeabschlusses gelegenen Gasthofe zur Scholastika, einer altrenommierten Fremdenherberge, deren Gründer, ein gewisser Aschbacher, sich anno 1809 in den Tiroler Freiheitskämpfen auszeichnete. Erwähnt sei noch der am Ende des Sees gelegene Gasthof Maier. Krystallklar liegt der See vor uns, seine Spiegelfläche nur durchbrochen von den glänzend weissen Wellenstreifen, die der Dampfer auf seiner Fahrt zurücklässt und von den bunten Wimpeln und blinkenden Segeln der Ruderboote, die über die Fluten dahingleiten; den Rahmen dieses lieblichen Bildes geben die Berge mit ihren dunkelgrünen Wäldern und ihren vielgestalteten Felsenkämmen. lind hier wollen wir Abschied nehmen von dem herrlichen Stück Natur, das uns die Fahrt zum Achensee erschlossen und wollen zurückkehren zu unserer Innthalreise. (Näheres über den Achensee s. S. 327.) Die Südbahnstation Jenbach verlasserd, führt uns der Schienenweg dicht an die Ufer des Inn. Während zu unserer Linken die Ortschaften St. Margarethen und Buch in rascher Aufeinanderfolge an uns vorbeifliegen, fesselt rechts das gelegentlich der Achenthaler Fahrt erwähnte Schloss Tratzberg unsere Aufmerksamkeit. Isoliert auf einem mächtigen Felskopfe stehend grüsst es stolz herüber. Einst den Gaugrafen des Innthales gehörig, gieng es später an die Landes- fürsten über, von denen es in den Besitz der Freundsberger, Friedrichs mit der leeren Tasche und der Fugger kam. Auch die Sage weiss über das herrliche Schloss ein Geschicht-clien zu erzählen; wenn wir ihr glauben dürfen, wurde einst ein Ritter, der auf Tratzberg mehr schlecht als recht hauste, bpi lebendigem Leibe vom Teufel geholt, weil er faul und dumm im Bette lag, während in der Schlosskapolle nebenan die Messe gelesen wurde. Auf der gleichen Seite folgt nunmehr die Ortschaft Stans, während links an der Berglehne emporgebaut, die ersten Häuser des Marktfleckens Schwaz sichtbar werden. Am jenseitigen Innufer ist noch ein scharfer Thaleinschnitt bemerkbar, aus dessen Hintergrund, über den Wald hinweg, wir ein thurmartiges Gebäude, die Wallfahrtskirche Georgenberg emporragen sehen; das weitläufige Gebäude des Fiehter Klosters huscht an uns vorbei, dann fährt unser Train, die Ufer des Flusses verlassend, in die Station Sclnvaz ein (s. S. 330). Terrassenförmig ansteigend und hiedurch den Ueberblick erleichternd liegt der ganze breite Häusercomplex mit seinen stilvollen Kirchen und Thürmen, seinen Erkern und Laubengängen, seinen Obstangern und Anlagen vor uns. Stadt und Land vereinigen hier ihre Vortheile; während eine reiche Auswahl guter Gasthäuser uns zur Verfügung steht, die Strassen und Gassen reinlich und gut gepflegt sind, mangelt es nicht an wohlthuendem Grün und würziger Waldesluft. Selbst inmitten des Marktfleckens finden wir schattige Kastanienalleen und mit Bäumen bepflanzte öffentliche Plätze, während anderntheils die vom Flusse herüberwehende Kühle sich besonders in den Sommermonaten angenehm bemerkbar macht. Dass Sclnvaz auch über eine Fülle von angenehmen Spaziergängen verfügt, davon wird uns ein Blick auf seine nächste Umgebung überzeugen und seien hier die Schlösser Mitterhart und Friedheim, sowie der Thurm von Freundsberg und die Pension Freundsberg hervorgehoben, welche man auf schattigem Wege Uber den Birkanger erreicht. An weiteren Ausflügen erwähnen wir den Weiler Koglmoos, der durch seine die Strecke von Kufstein bis Innsbruck umfassende Aussicht bekannt ist. • Das breite Innthal mit seinen Dörfern und Weilern zu unseren Füssen, erblicken wir vor uns die ganze Riesenkette der Kalkalpen mit ihren Zacken und zerklüfteten Felswänden in ihrer sanft sich abtönenden, ungemein zart wirkenden Färbung, die gegen die Ferne allmählich in ein fein nuanciertes Blau übergeht. Ein solches stimmungsvolles Bild, das muss man sehen, doch nicht mit den Augen allein, auch unser Herz und unsere Seele müssen an dem Schauen ihren Antheil nehmen. Gerade die Kalkalpen zeigen einen Reichthum an Stimmungen und Farbenübergängen, der uns staunen macht, jede Beleuchtungsänderung ändert das ganze Bild und die halbtriiben Tage sind^in dieser Hinsicht nicht immer die undankbarsten. Wenn die Nebel hinwallen, an den Berglehnen bald auf- bald niederwogen und im duftigen Reigen die Felsen umziehen, wenn dann ein kräftiger Windstoss mit einemmale die luftigen Gebilde über alle Höhen treibt und von der Masse abgetrennt kleine Nebelflöckchen hier und dorthin huschen, dann kommt uns wohl die alte Volkssage von den Saligen Fräulein in Erinnerung, die auf den Höhen der Berge sitzend, ihre Silberfäden spinnen oder ihre Feenreigen aufführen. Doch der Riese, der mit seinen Meilenschritten durch die Lande zieht ist ihr Erbfeind. Brüllend und tobend jagt er sie vor sich her und wehe der Saligen, die von ihm gefangen wird, mit gellendem Lachen reisst er sie in Stücke und wirft ihre Theile in die Luft. Die Nebel haben sich verzogen, ein Strahl der Sonne bricht durch das Gewölk und küsst die grüne Halde auf halber Höhe des jenseitigen Gebirges, dass sie wie ein glänzender Smaragd unter duftigem Schleier zu uns herüber leuchtet. Wir aber steigen hernieder in den alten Knappenmarkt, der uns als Gast aufgenommen hat. Von allen in früheren Zeitläuften am Bergbau betheiligten Orten war Schwaz der wohlhabendste. Die Sehwazer Knappen waren über die Grenze des Landes hinaus als ausnehmend geschickt bekannt, ja sie spielten sogar eine politische Rolle; bei der Tiirken-belagerung Wiens sollen sie der Kaiserstadt wertvolle Dienste geleistet haben. Zum Bau der Sehwazer Pfarrkirche, deren Dach aus 15.000 massiven Kupferplatten hergestellt ist, soll die Knappenschaft die Mittel beigesteuert haben. An die Zeit des Bergsegens erinnert auch das mit alten Fresken gezierte Fuggerhaus und die oben erwähnte Burg Freundsberg, deren Thurm heute noch erhalten ist und Schwaz beherrschend, die Waldbäume der Umgebung überragend, von der Anhöhe niederblickt. Den Zeiten der Bliite folgten Jahre des Niederganges. Das tückische Bergmiinnlein Hess die reichen Erzadern versiegen, und wo der Hammer des Bergmannes pochte, traf er taubes Gestein. Ein Theil der Knappen zog von dannen, der andere, der im Orte blieb, verarmte. Zu diesem Unglück gesellte sich ein zweites, die Pest brach herein und entvölkerte den Ort; um das Maass voll zu machen, brannten im Kriegsjahre 1809 circa 300 Häuser des Marktfleckens nieder. Doch der Unterinnthaler ist energisch und zäh. Gehts hier nicht, muss es an einer anderen Stelle gehen, so hat auch Schwaz sich wieder emporgearbeitet zu behäbigem Wohlstand, seine Häuser sind neu erstanden und schmucker denn je steht heute der Marktflecken da und die Fremden, die Schwaz besuchen, finden sich inmitten eines freudig pulsierenden Lebens. Es erübrigt uns noch, einige Spaziergänge am linken Innufer zu erwähnen. Vor allen sei die prächtige Waldpartie nach Georgenberg, genannt; am Kloster Viecht vorbei führt uns der Weg, durch ein schluchtartig enges Thal rasch emporsteigend, stets kühl und schattig zu dem Bergkirchlein, das im 9. Jahrhundert als Einsiedelei von einem Baiern erbaut worden war. Ebenso hübsch ist ein Ausflug in das durch seine wilde Romantik berühmte Vomperthal, dessen Eingang westlich der Ortschaft Vomp sich befindet. Der Vomperbach liefert die Kraft für die elektrische Beleuchtung des Marktes. Als lohnender Ausflugsort muss auch das gleichfalls am jenseitigen Innufer gelegene Dörfchen Stans bezeichnet werden. Hier befindet sich in erhöhter Lage unmittelbar am Walde die Kneipp’sche Kaltwasseranstalt des Alois Gürtler, welche seinerzeit vom Pfarrer Kneipp selbst empfohlen wurde und sich grosser Beliebtheit erfreut. Die Bahnstation Schwaz verlassend, führt der Schienenweg in gerader Richtung wieder an die Ufer des Einflusses. Unweit der Ortschaft Vomp rechts in der Richtung unserer Fahrt sehen wir Schloss Sigmundslust von der Höhe hernieder-grüssen, das im 15. Jahrhundert erbaute Jagdschloss des Erzherzog Sigismund. Wir nähern uns nun der rechtsseitigen Bergwand, an welcher auf einem Plateau das Dorf Terfens steht und gelangen zur Haltestelle Terfens-Weer. Den Inn auf einer breiten, auch für Fuhrwerksüberfuhren geeigneten sicheren Fähre übersetzend, auf ebenem angenehmen Fuss-weg das Innthal durchquerend, kommen wir zunächst nach der Ortschaft Weer. Wenn auch der Weg selbst durch Wiesen und Felder führend, wenig Abwechslung bietet, so ist dafür das Panorama, das wir während des kurzen Marsches geniessen, ein umso reizvolleres. Im Norden die pittoresken Formen des Hochnissel mit der Mittags- und Steinkaar-spitze, im Nordwesten der Walderkamm, beide den Kalkalpen angehörig, gegen Westen der freie Ausblick auf die Seilrainer und den Rosskopf bei Flauerling, gegen Südwesten der meist beschneite Spitz des Hirzer, der über die waldreichen Vorberge hinwegragt. Gegen Süden der Gilferts und gegen Südosten das Kellerjoch, im Vordergründe auf halber Bergeshöhe die Gemeinde Weerberg mit den beiden an der Kante der Hochebene stehenden, ins Thal niederblickenden Kirchen. Erwüihnt sei hier der herrliche Rundblick, den man von den Fenstern des Pfarrvidums aus geniesst. Unmittelbar unter Weerberg liegt die Ortschaft Weer, ein mit frischen Kräften emporstrebendes Dörflein mit guten Gasthäusern, elektrischer Beleuchtung, Post- und Telegrafenamt und einem sehr rührigen Verschönerungs verein, der sich die Verbesserung der Wege angelegen sein lässt. Obwohl erst vor verhältnismässig kurzer Zeit, wenn man so sagen darf, für den Fremdenverkehr entdeckt, gehört Weer heute schon in die Reihe der beliebten Sommerfrischen und gilt als Ausgangspunkt lohnender Gebirgspartien. Während der Städter, der nur gute Luft und Ruhe sucht und dem Alltagsgewerkel entfliehen will, an den hübschen schattenreichen Spaziergängen an der Berglehne in die Kunte, gegen Weerberg oder in den an Schönheit so reichen Naturpark des Achenwaldes Gefallen findet, stehen dem Touristen dankbare Hochtouren offen; wir wollen nur den ungefährlichen Uebergang über den Loossattel nach Uderns bei Fügen im Zillerthal und den markierten Weg über das Geissler-joch nach Lauersbach und von dort nach Hinterdux erwähnen. Auf einem abgeschrägten Plateau des jenseitigen Bergzuges liegt Terfens, ein freundlich anspruchloses Dörfchen. Zu unserer Innthalreise zurückkehrend, führt uns die Bahn zwischen Fluss und Berglehne eingezwängt an der linksseitig liegenden Ortschaft Kolsass und der oberhalb derselben befindlichen Ruine Rattenberg vorbei nach Fritzens-Wattens; die beiden Orte liegen genau wie Terfens und Weer, das erstere rechts an der Berglehne, das letztere am jenseitigen Innufer, am Eingänge des Wattenthaies, welches den Anschluss an das bei Matrei sich öffnende Naviserthal bildet. Auf einer Alm im Wattenthale spuckt, wie man erzählt, ein Kasermandl — so nennt man in Tirol die kleinen, meist harmlosen, manchmal aber auch boshaften Almgeister, die, wenn die Senner mit dem Vieh die Almhütten verlassen haben, von diesen Besitz ergreifen und die Hütten als Unterkunftsorte benutzen. Die Kasermandln thun genau so wie die Senner, machen Feuer in der Hütte und kochen, doch was sie hantieren ist nichts rechtes, und wenn die Geistermännlein fortziehen, steht alles so, als wäre es von ihnen nicht berührt worden. Mit dem Wattenthale gleichlaufend mündet bei der Ortschaft Volders, gegenüber der nächsten Eisenbahnhaltestelle Volders-Baum-kirchen, das Volderthal in das Unterinnthal ein. An beiden Seiten der Thalöffnung befinden sich die Schlösser Aschach zur linken, Friedberg zur rechten Seite; letzteres war vorübergehend im Besitze Herzog Friedrichs, der es auch durch einige Zeit bewohnte. Vor dem Eingang des Volderthales erblicken wir das einstige Jesuitenkloster mit der dazu gehörigen Kirche, deren Kuppelform und übrige Bauart von der im Unterinnthal üblichen auffällig abweicht. Die Ortschaft Volders ist auch bekannt durch die thätige Antheilnahme seiner Bewohner an den Tiroler Befreiungskämpfen. Alljährlich halten die Volderer „Senseler“ (Sensenmänner) einen feierlichen Umzug, zu welchem die alten malerischen Kostüme und Waffen der Vorfahren hervorgeholt werden. Zur Erinnerung an die Heldenthaten der Väter und vor allem ihres Hauptmannes Anton Reinisch, der im Jahre 1797 bei Spinges den Seinen dadurch zum Siege verhalf, dass er sich todesmuthig in die feindlichen Bajonnette stürzte. Gegenüber von Volders liegt auf einem Plateau des Mittelgebirges die Ortschaft Baumkirchen, bekannt durch ihr Heilbad, ein idyllisches Dörflein inmitten von Obstangern und Wiesen. Trotz der verhältnismässig geringen Entfernung der Eisenbahn, herrscht hier oben eine wohlthuende Stille und ist die gedeckte Veranda des 22 guten Gasthauses der Anna Scliindl ein Ruheplätzchen, wie es traulicher kaum gedacht werden kann. Als lohnend verdient ein Ausflug nach dem Volderbad durch eine der schönsten Waldpartien des Mittelgebirges erwähnt zu werden. Von Volders-Baumkirchen führt uns der Bahnzug an der zur rechten Hand liegenden Ortschaft Müs vorbei, der Salinenstadt Hall entgegen. Das ganze Terrain der Haller Umgebung baut sich auf einem seinerzeitigen, heute wieder mit Humus bedeckten, mit Wiesen und Bäumen bepflanzten Schuttkegel des Weissenbaches auf, und diesem Umstande hat Hall das Auf- und Absteigen seiner Gassen und seiner schiefen Plätze zu verdanken. In einer modern angelegten Stadt würden derartige Unebenheiten störend wirken, in Hall jedoch bilden sie nur eine stimmungsvolle Ergänzung des ganzen altvaterischen Bildes, das uns die Stadt bietet. Eng aneinandergereiht stehen die hohen einst durch Wälle und Mauern eingeengten Häuser mit ihren Erkern und Gitterfenstern, ihren Winkeln und Ecken, ihren Giebeln und Thürmchen. An der Stätte, an der heute die Enkel und Urenkel friedlichem Erwerb nachgehen, wohnte einst ein wehrhaftes Biirgerthum, das manchen Sturm tapfer zurückschlug und in manchem Kampf den Ausschlag gab. Das reiche Salzwerk stach fremden Fürsten oftmals in die Augen, doch die Hader waren stets gewappnet und als in den Kriegsjahren anfangs des 19. Jahrhun-dertes der Feind die Stadt besetzte, da waren es die Haller, die grossen Kehraus hielten und die ungebetenen Gäste aus ihren Mauern jagten. Hall. Aber auch der Segnungen des Friedens war Hall in reichem Maasse theilhaftig. Wann der Salzreichthum des Gebirges entdeckt wurde, ist unbekannt, jedenfalls wussten schon die Römer von diesem Fundorte. Die ersten Aufzeichnungen datieren aus den 740 n. Chr.; anno 1303 wurde Hall zur Stadt erhoben und dürfte um diese Zeit sein Wappen, eine gefüllte Salzkufe mit goldenen Reifen im rothen Felde erhalten haben. Dasselbe wurde 1501 von Kaiser Maxmilian I. mit 2 goldenen Löwen geziert. Im Jahre 1449 gründete Herzog Sigmund die Haller Münze, welche 118 Jahre später in das Schloss Haseck übersiedelte, dessen Thurm heute noch der Münzthurm genannt wird. Hall trägt seine Geschichte an der Stirne geschrieben, seine Häuser, Kirchen und Schlösser sind historische Denkmale, die dem Geschichtskenner und dem Künstler ein gleich dankbares Feld bieten. Der Münzthurm, die alte aus dem 13. Jahrhundert stammende Pfarrkirche, das Rathhaus mit seinen Zinnen und Wappen, das früher Königshaus benannt worden war, und viele andere Gebäude sind für beide gleich sehenswert. Doch auch der Sommerfrischler, dem ein reinliches Bett und ein gutes Essen lieber ist als historische Erinnerungen, der ein lichtes Wohngemach und angenehme Spaziergänge dem malerischesten alten Gerümpel vorzieht, wird in Hall befriedigt werden, denn die Vorfahren der heutigen Haller haben auch die Bequemlichkeit geschätzt und das Licht geliebt und ihre Enkel haben sich als würdige Nachfolger erwiesen, haben den guten Ruf der Gaststätten, von denen wir nur auf das Beste die Gasthüfe zum „Bären“, „gold. Engel“, „gold. Stern“ und „Post“ (Zeindl) empfehlen, erhalten, das elektrische Licht eingeführt, für eine Dampftrambahnverbindung mit der Landeshauptstadt Sorge getragen und ein heilkräftiges Soolenbad errichtet. Auch das im Norden der Stadt befindliche Villenviertel, das anlässlich des Kaiserjubiläums von der Stadt neu erbaute Gymnasium, sowie eine neue Kunstanstalt für Bildhauerei sind erwähnenswert. Das meiste jedoch, Hall auf das Niveau zu bringen, auf dem es heute steht, hat Mutter Natur gethan; ein reiches schimmerndes Gewand von Bergen, Wiesen, Auen und Hügeln hat sie dem Städt-lein umgebunden und hat wie zum Abschiedsgrusse alle Vorzüge des herrlichen Unterinnthales hier noch einmal vereinigt, das sonnige Thal, das sich an dieser Stelle besonders ausweitet, den glänzenden Fluss, der in behäbiger Ruhe seine Bahnen zieht, die waldreichen Höhen auf der einen, die grotesken Spitzen der Kalkalpen auf der andern Seite, das alles setzt sich zu einem lieblichen Kranze zusammen, dessen kostbarer, antik gefasster Edelstein die Stadt Hall ist. Eine Fülle von Ausflügen nach allen Richtungen der Windrose stehen uns zu Gebote. Im Westen, kaum mehr als eine Viertelstunde entfernt, liegt Heiligkreuz, eine kleine Ortschaft mit einem sehr bekannten alten Mineralbade; sein Wasser enthält kohlensaures Eisenoxydul, kohlen-und schwefelsaure Magnesia und Kalkerde und leistet besonders bei 22* rheumatischen und Frauenleiden gute Dienste; ferner» Ampass und Thaur. Nördlich von Hall liegt Absam, ein vielbesuchter Wallfahrtsort, in dessen Kirche wohl die meisten Ehen in Tirol geschlossen werden. Es gehört zum guten Ton bei der einheimischen Bevölkerung Nordtirols, in Absam getraut zu werden. Doch auch landschaftlich ist Absam, die Geburtsstätte des berühmten Geigenbauers Jakob S tainer, bemerkenswert. Da es höher als Hall liegt, geniesst man von hier einen lohnenden Blick auf die alte Salinenstadt, die umliegenden Ortschaften, das ganze weite Thal gegen Innsbruck, die Waldberge am jenseitigen Innufer mit dem prächtigen oft genannten Schloss Amras und die imposante Reihe der Kalkalpen. Ein Sommerabendspaziergang von Hall nach Absam ist reich an stimmungsvollen Bildern; ein Maler, der alle diese feinen Farbennuancen vom tiefsten Dunkelviolett bis zum hellen Gelbgrün zwischen Firmament und Thalebene mit dem Pinsel festhalten wollte, fände wenig Glauben; diese leuchtenden und doch so zarten Töne würden unnatürlich scheinen. Doch wie viele Blinde gehen an solch einer Scenerie vorbei! Mit verständnislosen Augen sehen sie nichts als grüne Bäume, gelbe Felder und blaue Berge und fühlen nichts von all dem, was man die Seele der Natur nennen könnte. In nächster Nähe von Absam liegt auf einem isolierten Hügel die Burg Melans, ein prächtiger gut erhaltener Bau von malerischem Aussehen. Nordöstlich von Hall in einer durch das Mittelgebirge vom Innthale getrennten Waldbucht erstreckt sich der Gnadenwald, einer der schönsten und ausgedehntesten Nadelwälder Tirols, in dessen Mitte das Hötel Wiesenhof auf einer Lichtung erbaut ist. Von Hall aus in ungefähr dreiviertel Stunde, auf angenehm schattigem, anfangs sehr mässig ansteigendem, später ganz ebenem Waldfahrweg erreichbar, bietet das Hötel mit seinen Dependancen allen jenen, die Ruhe und Stille suchen, den Wald lieben und trotzdem modernen Comfort nicht entbehren wollen, volle Befriedigung ihrer W ünsche. Die köstliche Waldesstille, die hier lagert, lässt uns kaum ahnen, dass wir in so kurzer Zeit Hall und von dort mittelst Eisenbahn oder Dampftrambahn die Landeshauptstadt erreichen können. Das Panorama, das von Wiesenhof aus sichtbar ist, kann als Gebirgspanorama im reinsten Sinne des Wortes bezeichnet werden, denn während das Thal durch den waldreichen Vorberg verdeckt ist, blicken die Berge des Unterinnthales, die Stubaier, ja sogar einige Oetzthaler Spitzen neugierig in unsere Weltabgeschiedenheit. An Gehwegen ist kein Mangel. Nach allen Richtungen durchqueren gut angelegte Fusswege die Waldebene oder steigen allmählich zu Aussichtspunkten und Sitzplätzchen empor. Ein anderer Spaziergang führt uns von Wiesenhof in zwanzig Minuten nach St. Martin, wo sich eine Kaltwassercuranstalt befindet; von dort zieht die Fahrstrasse weiter nach St. Michael. Bevor wir den Gnadenwald verlassen, sei noch erwähnt, dass Speckbacher, der bekannte Tiroler Held, hier im Jahre 1767 geboren wurde. Als er heiratete zog er nach Kinn am jenseitigen Innufer und starb zu Hall im Jahre 1820. Von den wesentlichsten Ausflügen an dieser Seite dos Inn bleibt noch das Hallthal und der Salzberg, ferner Mils, und von weiteren Ausflügen Baumkirchen, Fritzens und Terfens zu erwähnen. Doch auch das gegenüberliegende Ufer bietet viel Beachtenswertes. An der Berglehne emporsteigend gelangen wir, uns nach Osten wendend, auf einem herrlichen Wege an dem seinerzeit berüchtigten Glockenhof, wo anfangs des 17. Jahrhunderts Johann Gatterer, seines Zeichens Glockengiesser und Räuberhauptmann hauste, vorbei ins Volderthal. Nordwestlich unter dem Glockenhofe, knapp am Waldessaume, liegt der comfortabel eingerichtete „Volderwaldhof“ mit reizender Aussicht auf das Innthal von Innsbruck bis Schweiz. Wenden wir uns, nachdem wir die Hallerbrücke passiert haben, direct gegen Süden und steigen in dieser Kichtung ins Gebirge empor, so gelangen wir nach einer wenig beschwerlichen, an Aussichtspunkten reichen Fusstour auf ein weitausgedehntes Hochplateau mit Feldern, Hügeln, Wiesen und Wäldern, auf dem die Ortschaften Tulfes, Rinn und Aldrans beliebte Ausflugsorte der Bewohner Halls und Innsbrucks gelagert sind. Von Aldrans führt uns ein kurzer Weg nach Schloss Amras. Als weitere Ausflugsorte auf dieser Seite des Inn mögen noch Volders und Wattens erwähnt sein. Noch einmal wollen wir im Eisenbahn waggon unsern Platz einnehmen, verlassen Hall, die letzte Station des Unterinnthales und eilen der Landeshauptstadt zu. Auf der weiten, gegen den Innfluss abgeschrägten Thalebene sehen wir rechts in der Fahrtrichtung die Dörfer Thaur, Bum und Arzl vorüber fliehen. Unweit hinter Hall kreuzen wir den Schienenweg der Dampftrambahn, die nun fast parallel mit der Bahnstrecke ein gutes Stück auf der Landstrasse hinzieht. Hinter Arzl beginnt sich die rechtsseitige Bergeshöhe mit Häuschen und Häusern zu beleben, während links Schloss Amras stolz zu Thale blickt. Den Inn übersetzend beschreibt die Bahnstrecke hier eine scharfe Curve und während die Berge auf allen Seiten zurücktretend der Hauptstadt des Landes platzgeben, ist es uns vergönnt, noch einen Blick auf unser schönes Unterinnthal zu werfen. Von weiter blauer Ferne winken die Schwazer und Jenbacher Berge den Scheidegruss zu uns herüber, noch einmal sehen wir das breite lichte Thal im Glanze der Sonne vor uns liegen mit seinen schlanken Kirchthiirmen, seinen blanken weissen Häusern und seinen fröhlichen Menschen. Rasselnd und polternd fährt der Zug über den breiten Viaduct, jetzt passiert er die Einfährtswechsel der Station, die Bremsen legen sich an die Räder, draussen am Perron wogt eine geschäftige Menschenmenge auf und nieder — wir sind in Innsbruck. Arthur Foltin. Redactionelle Ergänzungen und Hinweise für das Unterinnthal. Kufstein, dessen historische und landschaftliche Eigenart an anderer Stelle beleuchtet wurde, gewährt seinen Besuchern und Gästen das anmuthende Bild einer von herrlichen Bergen umrahmten alten deutschen Stadt, in welcher wir neben den treu erhaltenen Wahrzeichen der Vergangenheit auf Schritt und Tritt modernen Wohlfahrtseinrichtungen, den Errungenschaften und Fortschritten eines nach vorwärts strebenden Bürgerthums begegnen. Kufstein zählt 4000 Einwohner, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichtes und bietet in reicher Fülle alles dasjenige, was von einer hervorragenden Sommerfrische beansprucht wird: Hochquellenleitung, Schwimm- und Badeanstalt, Aerzte, Apotheke, Musikkapelle, Fahr- und Reitgelegenheiten. Für die Hebung des Fremdenverkehres wirken, von dem Stadtmagistrate thatkräftig gefördert, eine Alpenvereins-und Fremden- verkelirssection, welche auch bereitwilligst alle gewünschten Auskünfte ertheilt. Geradezu vorzügliche und in ihren Ansprüchen bescheidene Gaststätten sorgen für Unterkunft und Verpflegung. „Hotel Gisela“ am Bahnhofplatz, „ Gasthof Auracher“ am unteren und „Gasthof Egger“ am oberen Stadtplatz dürfen wir als die grössten und besten Gasthöfe im Innern der Stadt bezeichnen. Dabei soll durchaus nicht gesagt sein, dass nicht eine Reihe anderer, wenn auch kleinerer Gasthäuser gute Unterkunft und Verpflegung bieten, wie „Beim Hirschen“, „Traube“, „Gräfin“, „Drei Könige“, „Stern“, „Löwe“, „Waldl“ u. s. w. In der nächsten Umgebung ist das bereits erwähnte „Hotel und Bad Kienbergklamm“ an erster Stelle zu nennen. Unter den Eisenbahnsteg: an dem beliebten Gasthof „Birenberg“ vorbei, gelangt man links nach „Zellerburg“, rechts zum Edschlössl. Hinterbärenbad. Als Tagesausflug empfiehlt s ch besonders ein Gang nach dem Hinterbärenbad im wildromantis: he i Kaiserthale. Zell am Zitier, 575 m ü. M., zählt circa 1000 Einwohner, ist Sitz eines Bezirksgerichtes, Notariats, eines Decanatpfarramtes und einer k. k. Forstverwaltung, besitzt Post- und Telegraphenamt, zwei Aerzte mit Apotheken, ein öffentliches Spital und sorgt durch ein Lesecasino, Gesangsverein, Dilettantentheater für Anregung und Zerstreuung seiner Gäste. Auch die eifrige Thätigkeit des Verschönerungsvereines, sowie der Section des Oesterreichischen Touristenclubs kommt dem freundlichen Orte sehr zugute. Nachdem wir die Hauptmomente der landschaftlichen Ecize von Zell und seiner nächsten Umgebung bereits an anderer Stelle geschildert haben, können wir uns hier auf die Hervorhebung der Thatsache beschränken, dass Zell nicht bloss für Sommerfrischler, sondern auch für Touristen eine bevorzugte Station bildet. Einerseits sind die zahlreichen lohnenden Ausflüge und Hochtouren in die Gerlosgruppe von hier aus am nächsten und leichtesten zu unternehmen, anderseits ist aber mit Rücksicht auf die geringe Entfernung von Mairhofen, welche durch den projectierten Bahnbau auf ein Minimum reduciert wird, die Möglichkeit geboten, auch von Zell aus die vielfachen Bergtouren in den Zem-, Stillup-, Tuxer- und Zillergrund zu unternehmen. Die Unterkunft und Verpflegung in Zell ist allgemein gut und preiswürdig und heben wir besonders hervor die Gasthöfe „Zur Post“ mit Veranda und Speisesalon und schöner Aussicht, „Zum Bläu“ mit schönem Gartenspeisesalon und Kegelbahn, „Zum Welschen“ mit Garten, Veranda und Kegelbahn, „Zum Baviter“ mit Garten, Veranda und Kegelbahn, „Zum Neuwirth“ mit Garten und Veranda, „Zum Tuscher“ mit schönem altdeutschen Saal, „Zum Metzger“ mit eigener Fleischhauerei und altdeutschem Stübchen, „Zum Stern“. Auch seien hier die bequeme Badeanstalt Bengg mit warmen, kalten und Sool-bädern, sowie die Conditorei Greidler erwähnt. Fast in jedem Gasthofe sind Fahr- und Eeitgelegenheiten, sowie Bergführer erhältlich. Auch eine Ecihe schöner, eingerichteter Privatwohnungen mit und ohne Küche stehen zur Verfügung und ertheilt hierüber der Verschönerungsverein bereitwilligst Auskünfte. Mairhofen, 630 m ü. M„ dessen Lage und Umgebung bereits an anderer Stelle geschildert wurde, besitzt Post- und Telegraphenamt, Arzt, Apotheke und vorzügliches Trinkwasser, vor allem aber eine Reihe guter Gasthäuser und freundliche Privatwohnungen. Hiedurch stellt sich Mairhofen nicht bloss als touristischer Knotenpunkt ersten Ranges, sondern auch als eine sehr empfehlenswerte Sommerfrische dar, in welcher Familien mit Kindern gesunden, bequemen und geselligen Aufenthalt finden. Der nahe Wald bei Mairhofen, die reizenden abwechslungsreichen Spaziergänge zu beiden Seiten der Ziller, die Ausflüge nach Brandberg, Finkenberg, Lindthal, die Klammen und Wasserfälle des Horbergbaches, Stillupbaches, der Zemm u. s. w. führen selbst den bequemsten Fussgänger ohne Anstrengung in unmittelbare Nähe hochalpiner Scenerien. Ausser den Alpenvereinshütten bieten auch gastliche Jägerhäuser allenthalben Schutz und Bewirtung. Von den zahlreichen Gasthöfen und Privathäusern in Mairhofen und nächster Umgebung nennen wir als besonders empfehlenswert: Ludwig Wildauer, Post- und Sternwirt in Mairhofen. Andrä Geissler, Strasswirt in Strass. Gottfried Eder, Conditorei, Bäckerei mit hübschen Wohnungen in Strass. Friedrich Dengg, „ Alte Post“ in Mairhofen. Johann Prosser, Bichlwirt in Mairhofen. Franz Eberharter, Stillupklammwirt. Josef Brugger, Privatwohnungen. Andrä Fleidl, Privatwohnungen. Johann Eberl, Noilwirt in Finkenberg. Simon Hauser, Perssalwirt in Finkenberg. Peter Geissler, Krapfenwirt in Finkenberg. Georg Stock, Unterwirt in Tux. Franz Wechselberger, Brückenwirt in Tux. Simon Funkhäuser, Lindenwirt. Georg Pßester, Klammwirt im Zemmthal. Franz Hörhager, Schlief steinwirt im Zemmthal. Michael Thanner, Wirt in Brandberg. Josef Wegscheider, Wirt im Bärenbad. Die Ortschaft 1lotholz gegenüber von Jenbach liegt am Fusse eines von der Buine Bottenburg gekrönten Bergvorsprunges, wo vor 50Ü Jahren die heilige Nothburga, eine der lieblichsten Gestalten der Legende in treuer unverzagter Ptiichteriüllung schaltete und waltete. Nebst den landschaftlichen Beizen dieses anheimelnden Ortes und seinen historischen Beminiscenzen ist die Thatsache zu erwähnen, dass sich seit vielen Jahren hier zur Sommerszeit die namhaftesten Münchner Maler ein Stelldichein geben. Von der Meisterhand Grütz-ners, welcher hier ein eigenes Heim besitzt, rührt das Bild der heiligen Nothburga auf einem Bildstöckel am Wege zur Bottenburg her. Für Unterkunft und Verpflegung sorgt in vorzüglicher Art das neu erbaute und geschmackvoll adaptierte Gasthaus „Zum Ester-hamer“, welches unter der Leitung seines Besitzers Norbert Grauss seinen zahlreichen Gästen allen Comfort und dabei die Vorzüge alttirolerischer Gastlichkeit bietet. Jenbach, 559 m U. M., seit jeher ein rühriger gewerbefleissiger Ort mit 1400 Einwohnern hat sieh in der letzten Zeit zu einer beliebten Sommerfrische entwickelt. Die günstigen klimatischen Verhältnisse eignen Jenbach als Uebergangsstation im Frühjahre und Herbst vom und zum Süden. Naturgenuss, Comfort und Zerstreuung wetteifern, um den Aufenthalt der Gäste so angenehm als möglich zu gestalten, welche hier den besten Ausgangspunkt zum Achensee und in das Zillerthal finden und auch in kürzester Zeit Innsbruck erreichen können. Jenbach besitzt Arzt, Apotheke, gutes Trinkwasser, elektrische Beleuchtung, preiswürdige Einkaufsquellen, vor allem aber viele bequemen Gasthöfe und reizende Spaziergänge und Ausflüge (Burgeck 3/4 Stunde, Tratzberg D/2 Stunden, St. Georgenberg 2l/2 Stunden, Rothenburg, Brettfall, Exelthal, Kellerjoch u. s. w.). Unmittelbar gegenüber dem Bahnhofe befindet sich das geschmackvoll im Schweizerstil erbaute Bahnhof hotel des Herrn Franz Prantl mit dem in erhöhter Lage einen schönen Ausblick gewährenden schattigen Garten. Dieses Haus verdient, vermöge seiner Ausstattung und Führung als Hotel ersten Ranges bezeichnet zu werden. Etwa 200 Schritte davon entfernt liegt der demselben Besitzer gehörige alte Gasthof „Toleranz“, ein beliebtes Standquartier der zahlreichen in Jenbach sich einfindenden Touristen. Nebenan inmitten eines grossen Gartens in ruhiger Lage befinden sich die 2 Dependancen, welche zu längerem Aufenthalte fiir Familien vorzüglich geeignet sind. Der Gasthof „Zur Post“ inmitten des Ortes mit Post- und Telegraphenstation enthält freundliche Zimmer sowohl für längeren als auch kürzeren Aufenthalt. Das elektrisch beleuchtete Haus wird gut bürgerlich geführt. Hier erhält man Fahrgelegenheiten ins Zillerthal. Im oberen Theile des Ortes befindet sich auch die vor 3 Jahren vollständig umgebaute und mit den neuesten Maschinen und Apparaten eingerichtete „Brauerei Jenbach“, deren Keller mit einer Linde’schen Kältemaschine gekühlt werden. Das hier erzeugte Bier hat sich bereits ein gutes Renommž erworben, so dass der Bierabsatz seit dem Jahre 1894 um das Dreifache gestiegen ist. Der Gasthof „Zum Brauhaus“ in schönster Lage in unmittelbarer Nähe des Waldes besitzt eine vor Wind geschützte Terrasse mit entzückender Aussicht über das Innthal und die Stubaier Gletscher, einen schattigen Park, 28 helle und bequeme Zimmer und wird von einem tüchtigen, freundlichen Wirte geleitet, welcher seinen Gästen auch an Küche und Keller das Beste bietet. Alle diese Vorzüge lassen diese Gaststätte auch für längeren Aufenthalt besonders geeignet ercheinen. Am Ende des Ortes ist noch der neu renovierte Gasthof „Prinz Karl“ mit schöner Aussicht zu erwähnen. Der Achensee und seine Umgebung, Wenn es auch innerhalb des Rahmens dieses Buches nicht möglich erscheint, den Achensee, diese Perle der österreichischen Bergwelt auch nur annähernd derart zu schildern, wie er es verdient, so wollen wir doch in Ergänzung der an anderer Stelle gebotenen landschaftlichen Beschreibung die Aufmerksamkeit unserer freundlichen Leser auf einige wesentliche Momente hinlenken, welche beim Besuche des Achensees beachtenswert sind. Wie bereits erwähnt, erreicht die Zahnradbahn in der Station Eben ihre höchste Steigung. Hier ist es auch, wo man zuerst den See erblickt. Das Dorf Eben, die Ruhestätte der heiligen Nothburga, ist ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Dort beginnen auch bereits ruhe-bedürftige Sommerfrischler sich anzusiedeln. In dem Kirchen-Gasthause des biederen Wirtes Ledennaier findet man zwar keinen welt-städtischen Luxus, aber gesunde Kost, echten Wein und freundliches Entgegenkommen. Auf ebener Bahn erreichen wir nach wenigen Minuten die Haltestelle Maurach, in welcher viele Reisende den Zug verlassen, um den kurzen, aussichtsreichen Weg über Felder und Wiesen zum Landungsplätze der Dampfschiffe zu Fuss zurückzulegen. Maurach, ein kleines Dorf in herrlicher Lage, besitzt in dem Gasthause „Zum Neuwirth“ eine mit Recht beliebte Gaststätte, in welcher die Besitzerin Frau Huber mit ihren Töchtern den zahlreichen Gästen freundlichst Unterkunft und gute Verpflegung bietet. Von hier aus unternimmt man am besten den Aufstieg zu der 1895 vom D. und Oe. A.-V. errichteten Erfurterhütte. Auf dem Wege von der Endstation Achensee zum Landungsplätze begrüsst uns als erste Gaststätte am Gestade des Sees die Hötclrestauration Seespitz, ein einfaches aber gut geführtes Haus, von dessen Terrasse man den köstlichsten Anblick des dunkelblauen Sees geniesst. Hier sind auch bequeme Zimmer, Fahrgelegenheit und Ruderboote erhältlich und der Besitzer Herr Brunner, ein echter Tiroler Wirt kommt seinen Gästen mit der grössten Aufmerksamkeit entgegen. Und nun, bevor wir uns dem Dampfboote anvertrauen, wollen wir einen Blick werfen auf den eigenartig schönen See mit seiner unvergleichlichen Umrahmung. Währed auf der rechten, also östlichen Seite das Tälfazer Gebirge, die festungsähnlichen Wände der Koth-alpe, das Spiel- und Kögljoch und alles überragend das von der germanischen Göttersage umwobene Sonnwendjoch unsere Aufmerksamkeit fesseln, erblicken wir gegen das Nordende des Sees den unheimlichen „Unutz“. Auf der linken, westlichen Seite gewahren wir den Bärenkogel, welcher uns die Pertisau verdeckt, den Raaben-spitz und Seckaar. Alsbald nach der Abfahrt wendet sich das Dampfschiff dem östlichen Ufer zu und hält bei der ersten Station Buchau, einem anmuthig inmitten üppiger Vegetation gelegenen Orte, welcher dem Fremdenverkehre bisher noch entrückt zu sein scheint. Das Gebäude in unmittelbarer Nähe mit dem barockartigen Aeusseren ist das sogenannte „Prälatenhaus“. Nun durchqueren wir die Breite des Sees gegen Westen und nähern uns dem Glanzpunkte des Seeufers, der vielgerühmten, vielbesungenen „Pertisau“. Während in dem düsteren Hintergründe die schauerlichen grotesk geformten Felsmassen des „Stauserjoches“, der „Tristener Spitze“, der „Falzthumer Berge“ und des „Sonnjoches“ gen Himmel ragen, dehnt sich bis knapp an das Seeufer, immer breiter werdend, eine herrlich grüne Mattenflur von unvergleichlich sonniger lachender Schönheit. Für die Unterkunft der alljährlich anwachsenden Scharen der Besucher dieses gottbegnadeten Erdenfleckes sorgt in erster Linie das dem Stifte Viecht gehörige und von ihm in altherkömmlicher Weise bewirtschaftete „Fürstenhaus“. Weit entfernt von dem Luxus modernen Hotelwesens, ist die den zahlreichen Gästen gebotene Unterkunft und Verpflegung leicht charakterisiert: „Schlicht, derb, aber gut“. Das gleichfalls hart am Seeufer nicht weit vom Fürstenhause und daher in nächster Nähe des Landungsplatzes gelegene Hotel Stefanie vermag höheren modernen Ansprüchen in jeder Hinsicht zu genügen. Das Hötel mit seinen aussichtsreichen Veranden und Balkons besitzt eine Reihe hübsch eingerichteter Zimmer mit allem Comfort, sowie warme und kalte Bäder in eigenem Badehause. Die Küche ist anerkannt gut und gewählt, die Bedienung freundlich und aufmerksam. Eine grosse Anzahl von Booten steht den Gästen zur Verfügung. Trotz der Qualität des Gebotenen sind die Preise dieser von Frau Therese Bäcker mit kundiger Hand geleiteten Fremdenstation mässig. Ausser den genannten sind im Orte landeinwärts auch noch einige andere Gasthäuser und Privatwohnungen. Auch geht bereits das Gerücht von der Anlage eines neuen grossen Hotels. Besonders reich ist die Pertisau an herrlichen Spaziergängen und Ausflügen. Wir erwähnen hier: Mariensteg über die Geisalpe zum Nordende des Sees, Lebenberg, Ursprung, Tristenauthal, Falz-thurnertlial, Plözachalpe, Hinterriss u. s. w. Von der Pertisau geht die Dampfschiffahrt zuerst quer über den See und dann längs dem östlichen Ufer. Während der Fahrt können wir mit Müsse die romantische Schönheit des felsigen Westgestades betrachten. Eine reizende grüne blumenreiche Oase in dieser düsteren Staffage bildet die Geisalm, auf welcher seit kurzer Zeit ein kleiner netter Gasthof seine Pforten eröffnet hat. Nun nähern wir uns dem „Einfang“, jener zwischen finsterem Bergwald und Felsgeröll in den See hinausragenden wiesenreichen Halbinsel, wo der „Seeliof^ mit seinen malerischen Gebäuden, seinen Seehof Rainer am Achensee. weinumrankten Veranden und Balkons uns freundlichen Willkomm-gruss entgegenwinkt. Hier ist das Reich der in aller Herren Ländern bekannten und berühmten Sängerfamilie Rainer, welche ihren Gästen neben modernem Comfort in Unterkunft und Verpflegung auch gesellige Anregung und Zerstreuung in reichem Maasse bieten. Im Seehof findet man hübsche elegante Zimmer, eine gewählte Küche, frisches Bier und guten Wein. Eine besondere Anziehungskraft bieten die allabendlich im Kaffeehause am See, dem sogenannten „Süssen Löchl“, stattfindenden Gesangsproductionen, bei welchen auch der Tiroler Nationaltanz, der richtige „Schuhplattler“ nicht fehlt. Vom Seehof führen herrliche schattige Spazierwege zum Alpen-eosensteg, zum Gemspavillon, zum „Kraxfell“ u. s. w. Die letzte Station der Dampfschiffe ist die „Scholastika“, eine altbekannte Gaststätte, welche seit einigen Jahren die Metamorphose aus einem patriarchalischen Gasthofe in ein den modernsten Anforderungen entsprechendes grosses Hotel erfolgreich durchgemacht hat. Von den alten Gebäuden steht nur mehr die in den See hineingebaute Cafe-Restauration. Auf der anderen Seite der Strasse erhebt sich ein ganzer Complex von stilgerechten Prachtbauten, in welchen elegant ausgestattete Zimmer, hohe, luftige, geschmackvolle Speise- und Gesellschaftsräume selbst verwöhnte Grosstädter befriedigen müssen. In einem separaten Gebäude ist die Badeanstalt untergebracht, deren Einrichtung gleichfalls nichts zu wünschen übrig lässt. Die „Scholastika“ ist unstreitig das modernste Etablissement am ganzen See. Von der Scholastika aus wird der „Unutz“, der „Seekar“, der „Tuifen“ und das „Pfansjoch“ am besten erstiegen und gibt es auch eine Reihe ebener schattiger Wald- und Strandwege. Einer derselben führt zum Gasthof Maier am iiussersten Nordende des Sees. Schweix, 535 in ü. M., mit 7000 Einwohnern, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichtes, des Landesschützen-commandos, einer Forst- und Domänenverwaltung sowie eines Post-und Telegraphenamtes. Der interessante angesehene Markt, dessen Erhebung zur Stadt in kürzester Zeit zu gewärtigen ist, erfreut sich, abgesehen von seinem bereits angedeuteten landschaftlichen Vorzügen mustergiltiger Einrichtungen und Anstalten, welche die Wahl desselben zu längerem Aufenthalte sehr empfehlen. Eine reiche elektrische Beleuchtung, mehrere Aerzte, Apotheke, Badeanstalt, Schwimmschule, vortreffliche Schulen, Sparcasse, Alpenvereins- und Fremdenverkehrssection, Musikkapelle, Liedertafel, Lesecasino u. s. w. seien an dieser Stelle hervorgehoben. Von der bewegten historischen Vergangenheit von Schwaz erzählen viele hochinteressante Baulichkeiten wie die grossartige gothische Pfarrkirche, daneben die Jlichaelskapelle mit der sehenswerten Treppe, das Franciscanerkloster mit dem freskengezierten Kreuzgange, das Fuggerhaus u. s. w. In Schwaz, dem langjährigen Sommersitze des norwegischen Dichters Björnson finden die Gäste ausser landschaftlichen Reizen, gesundem Klima und behaglichen Lebensbedingungen eine freundliche entgegenkommende Bevölkerung, welche einen Stolz darein setzt, dass die Fremden alsbald auch Freunde werden. Die Gaststätten sind durchwegs gut und preiswürdig, für kürzeren und auch längeren Aufenthalt geeignet. Wir führen dieselben in alphabetischer Reihenfolge an: Gasthof „Zur Brücke“, Besitzer Josef Junker. An der schattigen Innallee gelegen, Glaspavillon, schöne Gebirgsaussicht, Speisesaal, Garten, 20 Fremdenzimmer. Gasthof „Zum Freundsberg“, Bes. WitwTe Junker. 12 Zimmer, Glasveranda, Speisesaal, Aufstieg zum Kellerjoch, Spaziergang nach dem Bürkanges. Gasthof „Zum goldenen Adler“, Besitzer H. Pfund. 4 Zimmer, Speisesaal, Garten mit Veranda, Kegelbahn. Gasthof „Zum Stern“, Besitzer Z. Heiss. Comfortabel ausgestattete Fremdenzimmer, altdeutsches Speisezimmer, Conditorei, gute Küche. Brauerei und Gasthof „Zum Kirehbräu“, Besitzer J. Dillers-berger. Gasthof „Zum rothen Thurm“, Bes. Witwe Unterberger. 12 Zimmer mit Garten, Glasveranda, Speisesaal, altdeutsche Trinkstube, Wiener Küche, Zeitungen. Pension „Freundsberg“, Bes. Henle, in hoher aussichtsreicher Lage. Badegelegenheit im Hause. Als Restauration erfreut sich besonderer Beliebthet das „Landbräuhaus“ des Herrn A. Wagner am Inn gelegen, mit hübschem schattigen Garten, Veranda und Kegelbahn. Eine grosse Anzahl bequemer Privatwohnungen steht gleichfalls zur Verfügung; über dieselben ertheilt die Fremdenverkehrssection bereitwilligst Auskunft. Innsbruck—Franzensfeste. Innsbruck. Wenn irgend von den hevorragendsten Städten und sonstigen Orten der Alpen die Rede ist, so zählt Innsbruck heute ganz sicher zu denjenigen Punkten, welche dabei in erster Linie miterwähnt und besprochen werden, müssen. Nicht nur, dass die Stadt mit ihren Vororten: Wüten, Hötting etc. reichlich 40.000 Einwohner zählt und dabei auf eine ruhmvolle Vergangenheit als Hauptstadt der gefürsteten Grafschaft Tirol zurückblicken kann, gehört sie auch vermöge ihrer Lage zu den meistbegünstigten Knotenpunkten für den internationalen Reiseverkehr, der sich seit Erbauung der Brenner- und Arlbergbahn in diesen Gegenden mit nahezu phänomenaler Schnelligkeit entwickelt hat. So wurde für das Jahr 1898 in Innsbruck nach den amtlichen Meldungslisten ein Fremdenbesnch von rund 100.000 Personen constatiert. Wie ferner ein bekannter Reiseschriftsteller mit vollem Rechte hervorhebt, besitzt keine Stadt in den Alpen eine ähnlich schöne Lage, wie sie der Tiroler Hauptstadt eigen ist, denn das dürfte wohl nur in Innsbruck möglich sein, dass jemand, etwa vor dem Schaufenster dieser oder jener grosstädtisch ausgestatteten Kunsthandlung stehend, sich eine alpine Photographie beschaut, welche ein wildes, schneereiches Felsenkar zur Darstellung bringt — und, wenn er sich halb umdreht und in die Höhe blickt, dieses selbe Felsenkar kaum drei Kilometer weit über sich erspähen kann. Der bevorzugten, gegen Norden geschützten Lage entsprechend ist auch das Klima der nahezu an 600 m hoch am Innfluss sich ausbreitenden Alpenstadt als ganz ausserordentlich günstig zu bezeichnen. Im Winter trocken und nebclfrei, gewöhnlich von langen Reihen heller Sonnentage verschönt, hat die Stadt und deren Umgebung auch im Sommer über nicht allzugrosse Hitze zu klagen, da die verhältnismässig hohe Lage, dann die mitten durchströmenden Berggewässer der Sill und des Innflusses, sowie endlich die durch Mittellandschaft und Thalniederung streifenden Alpenlüfte stets für Abkühlung sorgen. Mit den klimatischen Vorzügen zusammenhängend, aber auch durch die vortrefflichen sanitären Einrichtungen mitbedingt, zeigt sich der Gesundheitszustand in jeder Hinsicht zufriedenstellend, wie auch die Sterblichkeitsziflfer thatsächlich eine überraschend niedrige ist. Schwindsucht ist sehr selten, die Cholera vermochte ein einzigesmal, vor mehr als sechzig Jahren, in Innsbruck einige Opfer sich zu holen und sogar an Pocken ist seit mehr als 20 Jahren kein Todesfall mehr vorgekommen. Zahlreiche Gärten und öffentliche Parkanlagen, wie auch dichte Wälder ringsumher sorgen für ozonreiche Luft, deren Circulation in den neuen Stadttheilen wieder durch die breiten freien ‘ätrassenanlagen in zweckmiissigster Weise vorgearbeitet erscheint. Seit Kufstein - Ala !•*!.< itFThaL Südhahn■- Linien. . . Fremde Bahnen. einigen Jahren beginnt Innsbruck auch als Winterstation mehr und mehr Anklang zu finden, wofür der berühmte französische Kliniker Professor Jaccoud in einer geradezu begeisterten, eingehend begründeten Abhandlung die Stadt und Umgebung ob der sonnigen, nordwind-geschützten Lage etc. als ganz vorzüglich geeignet erklärt hat. Reges Leben zeigt sich zu jeder Jahreszeit im Innsbrucker Bahnhofe, besonders aber, wenn die internationalen Expresszüge Berlin—Kom und Wien—Paris die Stadt passieren und sich in Innsbruck kreuzen, woraus dann zur Hochsaison im Bahnhofe nicht selten ein Sprachendurcheinander sozusagen aller Zungen sich bemerkbar macht. Seit einigen Jahren besitzt Innsbruck auch eine vom Berg Isel an den Vorort Wüten und die ganze Stadt durchziehende Dampfstrassenbahn, welche die Landeshauptstadt mit der nahegelegenen Salinenstadt Hall und vom Jahre 1900 an auch mit dem Höhencurort Igls verbindet. Ebenso hat hier der „Landesverband für Fremdenverkehr in Tirol“ seinen Sitz und sein Centralbureau, eine Einrichtung, wie sie in dieser Art und vollendeten Ausgestaltung in keinem anderen unserer Alpenländer zu finden ist. Dieses Fremdenverkehrsbureau, in welchem das ganze Jahr hindurch in den vier Hauptsprachen amtiert wird, erfreut sich denn auch besonders in der Sommersaison einer ausserordentlichen Frequenz und wird alljährlich von vielen tausend Reisenden zur Lösung von Fahrkarten, zur Gratisentnahme von Broschüren und Prospecten etc. sowie zur Einholung der denkbar verschiedensten Informationen in Anspruch genommen. Dass in einer Provinzhauptstadt, welche in mehreren Jahrhunderten als Residenz der Landesfürsten diente, eine grosse Zahl von hohen Civil- und Militärbehörden, Dutzende von Aemtern, Lehranstalten der verschiedensten Art, dann bedeutende Humanitätsinstitute u. s. w. ihren Sitz haben, ist wohl selbstverständlich und bedarf keiner weiteren Auseinandersetzung. Es ist dies auch z. B. bezüglich der diversen Steuerämter und dergleichen für das Reise-publicum schwerlich besonders interessant. Dafür besitzt an Sehenswürdigkeiten aus alter und neuer Zeit die Hauptstadt am Inn eine bedeutende Anzahl, von welchen die Hofkirche mit dem berühmten Mausoleum des Kaisers Max I., den 24 grossen Bronzestatuen ringsherum und der silbernen Kapelle, ferners die prunkvollen Stadtsäle, das goldene Dachl, das Herzog Rudolfs-Denkmal, der Leopoldsbrunnen, die permanente Kunstgewerbeausstellung, dann die einzig in ihrer Art dastehende Riesenreliefkarte Tirols im Garten des Pädagogiums, die Triumphpforte und das Colossalpanorama der Iselbergsehlacht speciell erwähnt werden sollen. Ganz besondere Beachtung verdient ferners der Berg Isel selbst mit dem Andreas Hoferdenkmal (Kolossalstatue in Bronze von Heinrich Katter), dem Kriegsmuseum des Kaiserjägerregiments und der Tiroler Heldengallerie, ebenso das durch die schöne Augsburger PatrizierstochterPhilippine Welser besonders berühmt gewordene Schloss Ambras mit seinen Waffen- und sonstigen Sammlungen und über alledem das Landesmuseum „Ferdinandeum“, welches geradezu eine wahre Fundgrube bildet von kostbaren, sowie von wissenschaftlich und historisch 23 Innsbruck. wertvollen und interessanten Schaustücken aller Art. Hervorragende Schätze besitzt das „Ferdinandeum“ auch in hohem Maasse in seiner für Provinzverhältnisse ungemein reichhaltigen Gemäldesammlung, zu der u. a. der „Defreggersaal“ mit den Bildern aus den Tiroler Freiheitskriegen gehört. Dass bei dem Eifer, den die Yorstehung des Museums seit jeher entwickelte, auch eine entsprechend ausgestattete Bibliothek nicht vergessen wurde, ist wohl selbstverständlich-, eine weitere allgemein zugängliche Büchersammlung mit manch kostbarem Unicum besitzt Innsbruck in seiner Universität, welch letztere heute überhaupt einen sehr geachteten Platz unter den österreichischen und ausländischen Hochschulen einnimmt und Studenten aus aller Herren Ländern in ihren Käurnen vereiniget. Um nun auch noch anderweitige Einzelheiten aus der Stadt selbst kurz zu berühren, sei erwähnt, dass in Innsbruck — obwohl die Bevölkerung bekanntlich in ganz Tirol weitaus vorwiegend katholisch ist, doch auch evangelischer, anglikanischer und israelitischer Gottesdienst abgehalten wird, dass Theater, Militärconcerte, sowie Musikvereins-, Liedertafel- und Stadtorchester-productionen, dann Bälle und alle Art Sportveranstaltungen (prachtvoll gelegener Eislaufplatz, grosse erstclassige Eadrennbahn etc.) für Unterhaltung sorgen, und dass femers drei Badetablissements mit modernsten Einrichtungen bestehen, indes die Preisverhältnisse für längeren Aufenthalt in der Stadt und Umgebung in gar keiner Hinsicht als unbillig bezeichnet werden müssen. Betreffs Unterkunft für das Reisepublicum ist in der mannigfachsten Weise vorgesorgt, indem von Hötels wirklich allerersten Ranges bis zu den einfach guten Touristengasthöfen eine ganze Stufenleiter von alten und neuen, von grossen und kleinen Gaststätten (mit zusammen fast 1800 Fremdenbetten) in Innsbruck besteht, so dass hier der Alpenfahrer so gut wie nur irgendwo sein Wanderzelt aufschlagen kann, sei es dann zu kurzer Rast oder für längeren Aufenthalt (s. S. 351). Die Umgebung von Innsbruck bietet reiche Gelegenheit zu prächtigen Waldspaziergängen, zu Wagenfahrten auf hochgelegenen aussichtreichen Alpenstrassen und ebenso auch zu lohnenden Bergpartien und Hochtouren verschiedenster Art. Ueberall trifft man auch die Ergebnisse einer eifrigen zielbewussten Thätigkeit des Verschönerungsvereines, sowie der alpinen Vereine, von welchen hier u. a. je eine Section des deutschen und österreichischen Alpenvereines und österreichischen Touristenclubs sowie auch der „akademische Alpenclub Innsbruck“ ihren Sitz haben. Besonders beliebterscheinen Ausflüge auf daswaldreicheMittelgebirge, nach Aldrans, Lans, Sistrans, Igls (s.S.356), wo allenthalben und zwar besonders in letzterem Orte vielbesuchte Sommerfrischstationen bestehen. Darüber hinauf führt der Weg zur berühmten Wallfahrt Heiligwasser und weiter — als ungefährliche und fast gar nicht beschwerliche Damenpartie — zum 2248 m. hohen, aussichtreichen Patscherkofel, unter dessen Kuppe das Kaiser Franz Josef-Schutzhaus des Oe. T.-C. behagliche Unterkunft bietet. Das Haus sowohl als eine Gedenktafel auf der Höhe selbst erinnert daran, dass vor 51 Jahren der damalige Erzherzog Franz Josef nebst seinem Bruder, dem späteren Kaiser Max von Mexico den Patscherkofel bestieg. 23* Gerade gegenüber zieht wie eine starre Felsenmaner die Kette der nördlichen Kalkalpen gegen das Oberinnthal hinauf, die sagenberühmte Frau Hitt und die mächtig aus der Thalsohle zu schwindelnder Höhe aufragende Martinswand mit dem Solstein dahinter ragen daraus besonders hervor. Auch im Oberinnthal, an der Arlbergbahn, eröffnen sich nach allen Richtungen geradezu ideale Touristengebiete. Auf der einen Seite der Weg Uber Schamitz oder Leutasch ins bayerische Hochland, auf dem Mieminger Mittelgebirge oder an Imst vorbei über den romantischen Fempass zum Plansee, nach Reutte und zu den bayerischen Königsschlössern, während auf der Südseite das Sellrain-thal, das Pitzthal und in der Mitte zwischen beiden besonders das gletscherreiche Oetzthal zum Besuche einladen. Von Landeck aus geht die Fahrt einerseits durch den Arlberg hinüber ins Schweizerland und zum Bodensee, anderseits ziehen am obersten Inn entlang allsommerlich ganze Scharen von Alpenfahrern durch die Seenlandschaft der Malserhaide in die firnprangende Wunderwelt am Ortler und hinauf zum Stilfserjoch. Südwärts von Innsbruck rollen die Züge der Brennerbahn seit nunmehr über dreissig Jahren zum wichtigsten sämmtlicher Alpenpässe, über welchen weitaus die meisten der deutschen Kaiserfahrten des alten Reiches nach Wälschland giengen und zurück. Am stattlichen Klostergebäude von Wilten vorbei geht die Fahrt zunächst gegen die stolze Siegeshöhe Tirols, den schlachtenbertihmten Berg Isel, von dessen Abhängen im April, sowie am 25. und 29. Mai und am 13. August 1809 die Stutzen knallten zur glücklichen Abwehr aller feindlichen Stürme, bis an jenem Unglückstage im November der Sandwirt nach tapferer Gegenwehr schliesslich zurückweichen musste vor der feindlichen Uebermacht. Zur Linken grösst noch Schloss Ambras herüber, wo Erzherzog Ferdinand mit Philippine Welser ein glückliches Familienleben führte, das in der gemeinsamen Gruftstätte in der silbernen Kapelle der Innsbrucker Hofkirche seinen friedlichen Abschluss fand. Neben dem jetzigen Kaiserschlosse liegt tief versteckt im grünen Walde der unter dem Namen „Ambraser Tummelplatz“ bekannte und vielgepriesene Ehrenfriedhof des Landes Tirol, in welchem Tausende von Kriegern, aus den Freiheitskämpfen bis herauf zu den lombardischen Feldzügen um die Mitte unseres Jahrhunderts, zum ewigen Schlummer gebettet wurden. Noch einen Blick zur Rechten auf das grüne Thal und die Martinswand, und nun empfängt den Alpenfahrer plötzlich tiefes Dunkel ringsumher. Mehr als 600 m weit geht es unter dem Berg Isel hinweg, beim Austritt aus dem Tunnel ist die Stadt und das Innthal vollständig verschwunden, Wald und Wiesenhänge, starre Schieferwände da und dort, und hoch oben der blaue Himmel griisst hernieder, unten aber in schmaler Enge rauscht das Berggewässer der Sill. An steilen Hängen dahin, über Brücken und Dämme, bald über, bald unter der Erde keucht der Zug durch die Sillschlucht pustend bergan, der bewaldete Schlosshügel der längst zerstörten Veste Sonnenburg wird gleichfalls in einem Tunnel durchfahren, nach kurzer Zeit ist Unterberg, die erste Haltestelle, erreicht. Jenseits der vom Brenner kommenden Sill liegt breit-behäbig eine kleine Häusergruppe: „die Schupfen“, wo Andreas Hofer zur Zeit der Berg-Isel-Schlachten sein Hauptquartier hatte. Heute noch wird dort ein kleines Kämmerlein mit alterthtimlichem Hausrath als Hofer-Zimmer gezeigt. Unweit davon mündet der aus dem Stubaithal kommende Ruetzbach in den Sillfluss ein, und darüber hinweg wurde für die Brennerstrasse die Stefansbrücke gebaut, deren einziger Bogen eine Spannweite von 43 m besitzt. Oberhalb der Strasse liegen auf einem Hochplateau die als Sommerfrischorte vielbesuchten Dörfer Mutters und Natters zwischen Wiesen und Obstgärten am Waldesrand, und darüber erhebt sich die 2406 m hohe Saile oder Nockspitze, der südwestliche Eckpfeiler des Stubai-thales, während als der östliche Thorthurm dem Alpenfahrer die Serles- oder Waldrastspitze entgegenglänzt. Letztere, eine aus dem Glimmerschiefer mächtig aufragende, spitzenflankierte Kalkpyramide wird vielfach als der „schönste Berg im Lande“ gepriesen. Weiter geht die Fahrt durch die einsame Bergwildnis hin, wie an den Felsen klebt das Bahngeleise hoch Uber den weisschäumenden Sturzwellen der Sill, und drüben, jenseits der Schlucht, fast zum Greifen nahe schlängelt sich die Strasse wie eine hellgraue Wellenlinie auf dunklem Grunde in kurzen und längeren Windungen am Berge entlang das Wippthal hinan. Das letztere verlässt nun auch die Bahn im allgemeinen nicht mehr bis hinauf zum Brennerpass, ja auch jenseits desselben hinunter, wo der Eisak niederfliesst, galt in früheren Zeiten allgemein der Name „Wippthal“, so dass sich dieses also vom Berg Isel durch das ganze Gebiet der Sill, und am Eisak bis zur Brixener Klause bei der heutigen Franzensfeste erstreckte. Die Bewohner des Doppelthaies, besonders nördlich vom Brenner, hatten auch eine eigenthiimliche, farbenprächtige Volkstracht, von welcher heute noch bei feierlichen Aufzügen und sonstig festlichen Anlässen die kurzen Hosen, Bundschuhe und Ledergurt, die violetten Joppen und die mit mächtigen breiten Krempen versehenen Rundgupf-hüte berechtigtes Aufsehen erregen, umsomehr, wenn dazu etwa auch die weibliche Tracht mit dem faltenreichen Wifling und der zuckerhutartigen Fatzelhaube kommt. — Nachdem der Zug mehr als ein Halbdutzend grösserer und kleinerer Tunnels passiert hat, erreicht derselbe 10 Tim v.on Innsbruck entfernt die 783 m über dem Meere gelegene Station Patsch. Einsam steht der kleine Bahnhof mitten in der romantischen Schluchtwildnis knapp am steilen Bergabhang, das Dorf gleichen Namens befindet sich viel höher (zur Linken) oben am Mittelgebirge, ist aber von hier aus nicht sichtbar. Vom Bahnhofe führt ein steiler aber gut eingehaltener Pfad hinunter zur Sill, dort über eine Brücke und jenseits hinan in etwa 35 Minuten nach Schönberg, zum Eingang ins Stubaithal. Von Touristen -wird dieser Weg sehr stark begangen, die Stubaier-Fahrstrasse dagegen benützt von Innsbruck aus die Brennerstrasse und zweigt bei Unterschönberg von dieser ab. Stubai ist das wuchtigste Seitenthal des Wippthaies und bildet den Zugang zu einem grossen Theile der weitausgedehnten Gletscherreviere der Stubaiergruppe. Das Thal bildet für sich einen Gerichtsbezirk und Schützenwesens und durch die jetzt neuerlich aufblühende Eisenindustrie, zu deren Förderung erst vor ein paar Jahren eine eigene Fachschule in Fulpmes, dem Hauptbetriebsorte, errichtet wurde. Seit neuerer Zeit wird das im Durchschnitt 1000 m hoch gelegene und mit Postämtern, Telegraph und regelmässigen Wagenverbindungen wohlversehene Stubaithal auch zum Sommerfrischaufenthalte stark besucht, und zwar sind es besonders die Orte Schönberg und Mieders sowie das Heilbad Medraz und Dorf Neustift, welche in dieser Hinsicht eines bedeutenden Hufes sich zu erfreuen haben. Schönberg gewährt ob seiner freien Lage am Thaleingange eine herrliche, weithin reichende Aussicht (besonders von der Wittingwarte aus), es befinden sich dort gute Gasthöfe, und der Yerschönerungsverein vermittelt auch Sommerwohnungen in Privathäusern; Mieders dagegen, von Schönberg etwa dreiviertel Stunden entfernt, ist als Sitz des Bezirksgerichtes und der übrigen Aemter des Thaies der Hauptort desselben. In schöner, freundlicher Lage, mit reichen Waldungen in der Nähe, rings von Wiesengrün umgeben, gewährt das Dorf einen angenehmen idyllischen Eindruck. Für gute Unterkunft ist durch Hotels, Pension und auch durch grössere und kleinere Gasthöfe vorgesorgt, ein Badetablissement steht gleichfalls zur Verfügung (s. S. 358). Medraz und Neustift liegen weiter drinnen im Thale. Ersteres ist ein beliebtes Curbad, dessen Mineralquelle hauptsächlich kohlensauren Kalk und Magnesia sowie Spuren von kohlensaurem Eisenoxydul führt. Neustift ist der letzte Ort im Stubaithale und sowohl Sommerfrische als auch hauptsächlich Touristenstation. Hier haben besonders die meisten Bergführer dieses Gebietes ihren Wohnsitz, von Neustift führen die Wege hinan in die Hochregionen der weithin sich dehnenden Firnmassen und zu den weissblinkenden Kuppen und Spitzen, welche im 3511 m hohen Zucker-hütl ihren Culminationspunkt finden. Hier hat auch der Alpenverein ein ungemein lohnendes Feld seiner Thätigkeit gefunden, wovon neben zahlreichen Weg- und Steiganlagen die Franz-Sennhütte der Alpenvereinsscction „Innsbruck“, dann die erst kürzlich vergrösserte Niimbergerhütte und die gleichfalls vielbeniitzte Dresdenerhütte rühmliches Zeugnis geben. Oberhalb Patsch passiert die Bahn den nahezu ein Kilometer langen Mühlbacher Tunnel, dann noch eine kurze Strecke, und nachdem der Zug neuerlich unter einem Schlossberg durchgefahren, ist der uralte Markt und in wenigen Augenblicken auch die Station Matrei erreicht. Matrei, zum Unterschied von dem (übrigens ebenfalls gut deutschen) Windisch-Matrei im Pusterthaler-Iselthale auch: „Deutsch-Matrei“ genannt, liegt 993 m über dem Meere und bildete, hervorgegangen aus der Bömer-Mansion Matrejum oder Matreja, von alters-her eine belebte Verkehrsstation, da hier die am rechten Sillufer von Hall herziehende Ellbögenerstrasse sich mit der Brennerstrasse vereinigt. Heute bietet der Ort einen stillen, angenehmen Sommerauf enthalt, besitzt Post, Telegraph, gutbürgerliche Gasthöfe, Arzt und Apotheke. Die Kitterromantik von einstmals ist durch das malerisch gelegene Schloss Trautson vertreten und als modernstes Gegenstück dazu wurde unmittelbar nebenan ein grosses Elektricitätswerk errichtet. Auf der Ostseite des Thaies grüsst ein eigenthümlich geformter Thurm hernieder, vor Zeiten war dies der Edelsitz Ahmholz, heute hat dort am kühlen Walde, unmittelbar neben dem kleinen Debemsee, eine reizende, idyllische Sommerfrische Platz gefunden. Westlich dagegen von Matrei führt in 11/2 Stunden der Weg hinan nach Maria-Waldrast, einer Stätte der Andacht, die aber ob ihrer hohen, luftigen Lage (1641m) mit Kirche, Gasthaus und Klosterhalbruinen auch für zahlreiche Ausflügler und Touristen ein sehr beliebtes Wanderziel bildet. Von der Waldrast geht es bequem hinab nach Mieders und Schönberg, während anderseits ungefährliche Steige hinanführen zur 2719 m hohen Serles und auf den um 500 m niedrigeren Blaser, der besonders wegen seiner reichen alpinen Flora einen wohlbegründeten Kuf geniesst; werden ja doch hier oben auf grünen Matten Arnika, Edelweiss und Brunellen mit dem duftenden Alpengrase in bedeutenden Mengen alljährlich niedergemäht. Von Matrei weg gegen Süden erweitert sich das Thal, ruhig fliesst die Sill auf ebenem Wiesenboden neben der Strasse und dem Bahndamm hin, zur Linken erblickt man das Navisthal, am Eingang desselben winkt von steiler Höhe das Katharinenkirchlein freundlich herüber. Gegen Westen öffnet sich bald darauf das Gschnitz-thal, und quer davor hingelagert präsentiert sich Steinach als ein stattlicher Ort, dem es von weitem schon anzusehen, dass hier reges Leben herrscht, dass man eine im volkswirtschaftlichen Aufschwung begriffene Gemeinde vor sich hat. Steinach (s. S.359) ist heuteim ganzen nördlichen Wippthal weitaus die besuchteste Sommerfrischstation, was der Ort wohl in erster Linie seiner ausserordentlich glücklichen Lage zu danken hat. 1049 m über dem Meere in einer herrlichen Gebirgsgegend am Sillufer hingebettet, vereiniget Steinach eben alle Vorzüge, die einen Ort zum Ilöhencur-platz im vollen Sinne des Wortes machen. Vor der Sommerhitze schützt die von den Gletschern herauswehende Hochgebirgsluft, an den Bergabhängen bieten kühle Wälder angenehmen Schatten, wie nahezu überall an der Brennerbahn, so findet sich auch hier vortreffliches Trinkwasser und in Bezug auf den Verkehr mit der Aussenwelt ist durch Eisenbahn, Post und Telegraph genügend vorgesorgt. Ausserdem befindet sich in Steinach der Sitz des Bezirksgerichtes für das Wippthal bis hinauf zum Brennerpass. Dass Arzt und Apotheke, ein Verschönerungsverein und eine Alpenvereinssection, eine Badeanstalt sowie gute, auch grösseren Ansprüchen Rechnung tragende Gasthöfe mit Pension u. s. w. nebst einer grossen Anzahl von behaglich eingerichteten Privat-Sommerwohnungen nicht fehlen, möge hier nur nebenbei kurz erwähnt werden. Steinach bietet ausserdem noch in manch anderer Hinsicht Interesse; in der Pfarrkirche befinden sich sehenswerte Bilder der im Orte geborenen berühmten Maler Martin Knoller und Georg Mader, und beim „Steinbock“ zeigt man ein Porträt des Volkshclden Andreas Hofer, der dort oftmals zu Gaste war und bei seiner letzten Einkehr am 3. November 1809 im genannten Gasthofe (den später zu seinem Unglück annullierten) Unterwerfungsact gegenüber dem napoleonischen Heerführer Unterzeichnete. Steinach. Auch als Touristenstation übt Steinach mehr und mehr eine bedeutende Anziehungskraft aus. Abgesehen von den Partien in das Navisthal, dann auf das hochgelegene Nösslach (mit herrlichem Blick auf die Zillerthaler Gletscher), ins nahe Padasterthal, auf den schon vorhin erwähnten Blaser, den Pendelstein u. s. w. führen von hier aus die Wege in das vier Stunden lange, von den Dörfern Gschnitz und Trins belebte Gschnitzthal mit seinen lohnenden Uebergängen und den directen Aufstiegsrouten zu so manchem der Gletscherriesen im Stubaier Ilochgebirgsstocke. Hier möge davon zunächst das 2364 m hoch gelegene Pinisserjoch erwähnt werden, an welchem die Touristen-clubsection „Innsbruck-Wilten“ ihre geräumige, trefflich eingerichtete „Innsbruckerhütte“ besitzt. Von der Innsbruckerhütte aus führt ein durch die genannte Touristenclubsection erbauter Fussteig in drei Stunden auf die 3280 m hoch gelegene Spitze des Habicht, der mit Recht als einer der lohnendsten Aussichtberge weit in der Runde gefeiert wird. In welchem Ansehen der Habicht, früher „Hager“ genannt, seit jeher beim Volke gestanden, davon gibt der Umstand Zeugnis, dass er bis zum siegreichen Vorschreiten der touristisch-wissenschaftlichen Alpenkunde mit zu den drei höchsten Bergen im Lande gezählt wurde. Hiess es doch damals allgemein: „Der Hager im Gschnitz und der Villerspitz, Und die Martinswand sind die höchsten im Land’!“ Das Pinisserjoch wird auch von Stubai aus erstiegen, anderseits führen aus dem Gschnitzthal lohnende Uebergänge nach Vinaders und Obernberg, und von der in wundervoller Lage an der inneren Wetterspitze erbauten „Bremerhütte“ über das Pflerscher Hochthal zum östlichen Feuerstein (3272 m) und auf die Schneespitze (3176 m) sowie zur „Magdeburgerhiitte“, über die Nürnberger Scharte oder über das Simmingjöchl nach Stubai, ja auch bis hinüber zum firnumschlossenen Kaiserin Elisabeth-Haus auf dem Bechergipfel werden vieljach Touren unternommen. Von Steinach weg zieht die Bahn in dem sich wieder verengenden Sillthal aufwärts, bald sind die Gschnitzerberge mit der nebst dem Habicht besonders schön sich zeigenden Kirchdachspitze dem Auge entschwunden und nach kurzer Fahrt biegt der Schienenweg scharf gegen Osten ab, um mit Hilfe des Seitenthaies Schmim-Vals den bis zur Station Gries ungefähr 200 m betragenden Höhenunterschied zu überwinden. Das Dörflein St. Jodok mit seinem spitzen Kirchthurm und ebenso die gleichnamige Haltestelle sind bald passiert und nun wird in einem fast 500 m langen halbkreisförmigen Tunnel der Höhenrücken durchfahren, an dessen Fusse sich der rauschende Schmirnerbach mit dem aus Vals kommenden Gletschergewässer vereinigt. Durch das Schmirnthal führt ein sehr stark benützter Uebergang über das 2340 m hohe Tuxerjoch nach Hintertux ins altberühmte Badl sowohl als zur „Weryhütte“ und auf die eisgepanzerte Kuppe' des nahe an 3500 m hohen Olperer. Vom Valserthale heraus griissen mächtige, weiss blinkende Bergeshäupter, und drinnen im Thale selbst haben sich die fürstlich reussischen Alpinisten ein prächtiges Arbeitsfeld geschaffen, indem sie dort, im Gebiete des Schrammacher, des Fusstein und ähnlicher Gipfelkolosse, an der ins oberste Zillerthal hinüberführenden Alpeinerscharte (2960»») die schmucke „Geraerhütte“ erbauten. Nach dem Austritt aus dem Tunnel strebt der Bahnkörper, wieder in westlicher Richtung scharf ansteigend, dem Sillthal zu; das kleine beliebte Sommerfrischdörfchen St. Jodok bleibt bald zurück, tief unten erblickt man das Bahngeleise, auf dem kurz vorher der eigene Zug gefahren, die Häusergruppe Stafflach mit der Brennerstrasse grösst vom Ufer der Sill herauf, ein Augenblick — und alles ist wie in die Erde versunken. Ein neuer Tunnel, und nach dessen Ausgang ein gänzlich verändertes Bild! Wieder geht’s an einer felsigen, scharfgeneigten Berglehne hin, Bach und Strasse, Dörfer und Gletscher, alles ist ringsum verschwunden, dafür ziehen weit rückwärts die grauen Riesenwände der Innsbrucker Kalkalpen nochmals auf wenige Minuten am Auge des Fahrgastes vorüber. Station Gries! ruft der Schaffner, der Zug hält vor dem welt-einsam an die Bergwand sich schmiegenden Bahnhofgebäude. Fast senkrecht darunter strebt ein Kirclithurm mit seiner Spitze möglichst nahe herauf zu dem hier oben, hoch über dem Dorfe sich abspielenden Massenverkehr. Es nützt nichts; Dorf und Kirche und auch der Thurm bleiben wie in einer Versenkung im tief eingeschnittenen Thale. Dafür erfreuen sich die an Zahl von Jahr zu Jahr zunehmenden Sommerfrischgäste von Gries trotz der Nähe des Bahngetriebes eines ruhigen, vom Eisenbahnlärm und Kohlenrauch unbelästigten Daseins, was von vielen auch wieder als eine ziemliche Annehmlichkeit betrachtet wird. Jenseits des Dorfes Gries öffnet sich gegen Südwesten das noch viel zu wenig besuchte Obembergthal. Ein schmales Strässchen führt am lustig niederwärts tanzenden Bache zwischen grünen Matten thal-einwärts an der Kirche von Vinaders vorüber in l'/2 Stunden nach Obernberg mit seinen zerstreuten Häusern und Höfen. Von dort gehts dann noch etwa ll/t Stunde bergan, und dann steht der Wanderer am Gestade zweier wunderschönen Hochalpenseen, in deren klarem Gewässer stillfriedlich das Bild des mächtigen Tribulaun sich spiegelt. Zwischen Gries und dem Brennerpass windet sich die Bahn streckenweise knapp an der Steilwand des darüber hochaufragenden Padaunerkogels bergaufwärts. Unten im engen Thale erinnert ein einsames Kirchlein an die Zeiten von einstmals, wie dort noch im „Pass Lueg“ ein Schloss gestanden, dessen längstverschollene Herren es wohl nothwendig hatten, durch eine fromme Kirchenstiftung für mancherlei nach Faustrechtssitte an fahrenden Handelsleuten verübte Buschkleppereien möglichst Sühne zu leisten. In dieser Gegend zeigen sich bei näherer Beobachtung, wie so manchmal auf der Brennerbahn, ganz besonders die grossen Schwierigkeiten beim Bau und Betriebe derselben; weithin ist die Fahrbahn mühsam der massigen Felswand abgerungen, dann mussten wieder nach unten riesige Stützmauern eine solide Grundlage schaffen, und erst oben in der schwindelnden Höhe über der Steilwand an den scharfgeneigten Lehnen des Berges, da wurden allerlei starke Schutzvorkehrungen quer über die Felsenhänge errichtet, um die Züge vor Steinschlag und Lawinen zu schützen. Solcher Sicherheitswerke gibt es an vielen Stellen auf dieser den Felsen und Schlünden, den Wildwassern und sonstigen Bergtücken abgetrotzten Gebirgsbahn, welche in jeder Hinsicht als ein Triumph moderner Kunst und Wissenschaft gepriesen zu werden verdient. Von der Sorgfalt des Betriebes aber gibt wohl die eine Thatsache genügend Zeugnis, dass nämlich seit der Eröffnung, d. i. seit mehr als dreissig Jahren, auf der Brennerbahn noch niemals ein Fahrgast durch Zusammenstoss, Entgleisung oder irgendein Unglück sein Leben verloren hat. Doch wenig Zeit nur bleibt für solche Betrachtungen; unten zur Hechten verträumt der grünlich und weiter am Berge tintenblau schimmernde Brennersee ein melancholisch-einsames Dasein, zur Linken dagegen blinkt es weiss aus einem Thälchen, dem Venna-thal, in dessen Hintergründe der knapp 3000 m hohe Kraxentrager mit seinem Gletscher vorwitzig herausspäht. Aus dem Vennathal kommt in hübschen Cascaden der Weissenbach, der zwischen den Bezirken Innsbruck und Brixen, und damit zwischen Nord- und Südtirol, die amtliche Grenze bildet. In ein paar Augenblicken fährt der Zug auf einer kurzen Brücke darüber und bald darauf hält die Wagenreihe an der 1370 m hoch gelegenen Station Brenner, welche von Innsbruck 40 hm entfernt ist. Der Brennerpass wird durch ein ziemlich enges, alpenhaft grünes Hochthal gebildet, dessen mehr oder minder steile Seitenhänge zum Theile auch mit Wald bedeckt sind. Anf der Ostseite entspringt im Griesbergthale die Sill, während am Westabhang knapp hinter der Station das Quellbächlein des Eisak als ein zierlicher Wasserfall die Landschaft belebt. Das eine der beiden Gewässer zieht nordwärts zum Inn und zur Donau, und weiter ins schwarze Meer, der Eisak dagegen strebt gegen Süden dem Etschland zu und findet das Ende seines Laufes in den Wellen der Adria. Das kleine Brennerdörfchen mit seinem dem heiligen Valentin geweihten Kirchlein und der aus einem ursprünglichen Jochhospiz im Laufe der Jahrhunderte grossartig ausgewachsenen „Brennerpost“ (s. S. 360) ist heute zu einem weitbekannten Höhencurort geworden, wozu indes wohl auch die Nähe des altberühmten Breijnerbades beigetragen hat. Hier oben auf der den Norden und Süden verbindenden Passhöhe weht freilich auch zur heissesten Sommerszeit kühle, stärkende Alpenluft, dazu das ewig frische, hellklare Quellwasser, treffliche Gaststätten, Spaziergänge und gute Verbindungen mit der Aussenwelt lassen es vollauf begreiflich erscheinen, dass das ganze Brennergebiet von der „Post“ bis zum Bade allsommerlich eine ausgedehnte Fremdencolonie bildet. Dazu kommen dann auch für Touristen lohnende Hochreviere, von denen hier ausser dem schon erwähnten Vennathal mit dem Kraxentrager die Partie auf den eine herrliche Aussicht bietenden Wolfendom (2775 m), sowie über den Landshuter Weg zum Wildseejoch mit der neuen Landshuterhütte und weiter zum Pfitscherjoch besonders erwähnt werden möge. Bei der Ausfahrt des Zuges aus der Station Brenner widmet wohl jeder der Alpenfahrer im Anblick der Denkmalbüste des Erbauers der Bahn: K. v. Etzel, dem genialen Manne ein kurzes ehrenvolles Gedenken, dann geht die Fahrt schon merkbar abwärts durch das Hochthal dahin zur 4 hm entfernten Haltestelle Brennerbad (1326 in ü. M.), Post- und Telegraphenstation. Das Wildbad am Brenner bildete schon vor Jahrhunderten eine bekannte Heilstätte im Lande und hat seine Ausgestaltung einer Stiftung des Sterzinger Patriciers Geizlcoflcr und dann später der Stadtgemeinde Sterzing zu danken. Die Heilquelle hat stets eine Temperatur von -J- 23° C. und führt als Hauptbestandteile kohlensauren und schwefelsauren Kalk. Das Wasser wird sowohl zu Bädern als auch zu Trinkeuren verwendet und besitzt einen grossen Ruf betreffs Behandlung von Rheumatismen, Gicht, Neuralgie, sowie bei Katarrhen des Magens u. dgl. Das Brennerbad zählte zu seinen aus allen Kreisen sich recrutierenden Gästen u. a. wiederholt die Königin Carola von Sachsen, welche auch vieles zur Erbauung des hübschen Badekirchleins beigetragen hat. Der verstorbene Erzherzog Heinrich von Oesterreich hat ebenfalls häufig den Sommer im Brennerbade verbracht und sich dort auch zu diesem Zwecke eine Villa käuflich erworben, welche jetzt noch von der Tochter des Brennerbad. Erzherzogs, der Fürstin von Campo-Franco, zu gleichem Zwecke beniitzt wird. Das Hotel „Sterzingerhof“ bietet für anspruchsvollere Gäste Unter-kunft, während das „Geizkoflerhaus“ und das „Bürgerhaus“ geringeren Ansprüchen genügen. Das ganze Bade- und Hötelwesen geht am 1. October 1899 durch Kauf von der Stadt Sterzing an die „Brennerbad-Gesellschaft“ über, welche neue zeitgemässe Höteletablissements, eine Restauration, eine Wandelbalm u. s. w. erbauen lässt, um das Ganze zu einem mit allem Comfort versehenen Curorte ersten Ranges zu gestalten. Das Brennerbad steht nahezu am südlichen Rande der etwa eine Stunde langen Einsattelung des Gebirges, dann sucht die Eisenbahn an der westlichen Berglehne, bald knapp an den Felsen und dann wieder durch kleine Tunnels, ihre Wege zu finden. Sie will und kann es dem Eisak und der Brennerstrasse nicht gleich thun, welch letztere knapp nebenan in beängstigend steiler Linie niedereilt, während das Bächlein in kleineren, freudig hüpfenden Sprüngen thalwärts stürmt. Durch Jahrhunderte sind viele dutzendmal Kaiser- und Königsfahrten die gefährlich steile Strasse gegen Norden und Süden dahin gezogen, auch Goethe benützte anno 1786 bei seiner italienischen Reise in einer Riittelkutsche von dazumal denselben Weg, heute dagegen sitzt der Alpenfahrer weich und bequem in seinem Coupe und scheut dafür auch den Abstecher ins Pflerschthal nicht, der nothwendig ist, um das grosse Gefälle bis hinunter nach Gossensass zu überwinden. Plötzlich hält der Zug an einer frei gelegenen Höhe, einem wahren Luginsland, von welchem der Ausblick sich öffnet auf die Berge im Süden, indes tief unten eine stattliche Dorfsiedelung aus grünem Aecker- und Wiesenplane heraufgrüsst. Ein helles Wasser fliesst durch die Landschaft, auf engem Geleise scheint ein Bahnzug, fast so klein wie ein Spielzeug aus der Kinderstube, dahin zu zappeln. Die Haltestelle heisst Schelleberg und das Dorf weit unten im Thale ist Gossensass. Manche Passagiere verlassen den Zug und legen den Weg hinunter nach Gossensass zu Fuss zurück, sie haben unten gerade noch Zeit ein Glas Bier zu trinken, bis der Train den weiten Umweg in das Pflerschthal durchfahren hat. An der Wendesteile in diesem Seitenthale gibt es wieder einen gegen 800 m langen Kehrtunnel zu durchfahren, am Ausgang desselben eröffnet sich vor der Haltestelle Pflersch ein herrlicher Blick auf bläulich schimmernde Firnmassen und auf den finster drohenden Kiesenthurm des Tribulaun. Nach kaum viertelstündiger Fahrt ist Gossensass erreicht, und die von Schelleberg zu Fuss herabgekommenen Gossensass. Reisenden können nun wieder nach dem vergnüglichen Intermezzo den Zug besteigen, das heisst, falls sie denselben nicht etwa bei einigen Krügeln Gossensasser Eigenbräu glücklich — versäumt haben. Gossensass (s. S.362) liegt nahe an 1100 m hoch in der ersten, am Südabhang des Brennerpasses sich öffnenden Thalweitung und muss entschieden im ganzen inneren und äusseren Wippthale als derjenige Ort bezeichnet werden, wo man zuerst nach Eröffnung des Bahnverkehrs den neuen Zeitverhältnissen Rechnung trug, den Wert des Fremdenverkehrs voll erfasste und dadurch die ganze Gemeinde vor dem drohenden Niedergang bewahrte. In alter Zeit war Gossensass eine weitbekannte Bergknappencolonie, indem die Silberstollen im Pflerschthal reiche Ausbeute lieferten; später, nach dem Auf hören des Berg- segens, brachte der Fuhrwerksbetrieb auf der Brennerstrasse noch guten Verdienst, und als auch dieser mit Eröffnung der Brennerbahn sein Ende fand, da machte die Familie Gröbner die herrliche Lage, Luft und Wasser dem Orte zunutze, es entstanden Hötels und Pensionen, Villen und Promenaden, der Verschönerungsverein schuf reizende Waldwege und Spielplätze, sogar ein Schwimmbad wurde errichtet und die elektrische Beleuchtung eingefiihrt — heute ist Gossensass ein internationaler Höhencurort ersten Banges, sowie auch eine Touristenstation von grosser Bedeutung. Ringsum grenzen Wiesen und Wälder an das stattliche Dorf, in welchem nach der Sage Weland, der Schmied, seinen Hammer schwang; vom Pflerschthal her weht kühle Gletscherluft, auf der Ostseite des Thaies führt bequem und gefahrlos der Weg hinan zum Höhnerspiel, einer Aussichtswarte von europäischem Rufe, welche vor vielen Jahren schon zu Ehren des verdienstvollen Alpenschriftstellers Eduard Amthor den Namen „Amthorspitze“ erhielt. Auch ein auf dem Anstieg zur Spitze gute Unterkunft bietendes Schutzhaus wurde nach Amthor benannt. Ein zweiter Patricier von der Feder erhielt in Gossensass in anderer Weise ein Denkmal; es ist dies der Dichter der Amaranth: Oskar von Redwitz, dessen Büste auf hohem Sockel einen der schönsten Waldplätze schmückt. Wem die Aussicht von der Amthorspitze, wo man u. a. gegen hundert vergletscherte Bergspitzen sieht, noch nicht genügt, der wandere hinein in das Pflerschthal, dort mag er unmittelbar die Wunder der Eiswelt schauen und hinansteigen, am rauschenden Wasserfall, der „Hölle“ vorüber zur „Magdeburgerhütte“, wo der Stubenfemer und die blanken Feuersteingletscher an eine ganze andere Reihe von mächtigen Hochgipfeln sich schmiegen. Die Schneespitze, die beiden Feuersteine, die Weisswandspitze u. s. w., durchaus Kolosse von mehr als 3000 m Höhe, werden alljährlich von zahlreichen Touristen schneidig „genommen“, womöglich noch grösseres Ansehen geniessen aber die Meister der Kletterkunst, welche den äusserst schwierigen, 3100 m hohen Pflerscher Tribulaun glücklich zu bezwingen vermögen. Dies alles gilt natürlich nur vdn der Sommerzeit, neuestens ist aber Gossensass vermöge seines milden Klimas, infolge der kräftigen Insolation und windgeschiitzten Lage am sonnigen Südabhange des Brenners auch zu einem rasch aufblühenden Wintercurort geworden, dem mit Recht von hervorragenden Aerzten der Name: „das österreichische Davos“ verliehen wurde. Statt Waldpartien und Hochtouren blühen dann im Winter nebst Concerten und Bällen etc. Eislauf und Skisport, Schiittagen und Rodelfahrten, ja der letztere, in Tirol alteinheimische Kleinschlittensport hat auch bei den Fremden so allgemein Anklang gefunden, dass die alljährlichen Gossensasser Preisrodelfeste das Hauptereignis im Wintercurleben des Ortes bilden. Noch einen Blick vom Bahnhofe hinein in das Pflerschthal, wo silberblinkenden Säulen gleich die in der Sonne glitzernden Firn-spitzen das blaue Domgewölbe des Himmels zu tragen scheinen, dann ein schriller Pfiff, und weiter zieht die Bahn unter der hochragenden, düsteren Burgruine Strassberg hinweg nach Süden. Zur Rechten strömt der weisschäumende Thalbach aus einem Tunnel wie durch die Pforte der Unterwelt stürmisch ins Freie, dann links ein Dörfchen, wieder rechts die Kirche von Tschöfs auf sonnigem Abhang, und bald darauf dehnt sich die Landschaft zu weiter Fläche, in welch mehrfach stattliche Thäler münden. Der Fahrplan zeigt kurz und knapp den Namen Sterzing; Landes- und Culturgeschichte, sowie die Annalen der Kunst, der Touristik u. s. w. wissen etwas mehr davon zu erzählen. Sterzing(s. S. 364) ist mit 949 m Seehöhe die höchstgelegene Stadt Tirols und bildet inmitten mehrerer der wichtigsten Alpengebirgsstöcke ein Haupt-Touristencentrum im Lande, wie auch schon in alter Zeit das Städtchen, das aus der Römerstation Yipitenum entstanden sein soll, eine Art Bozen, Augsburg oder Nürnberg in Taschenausgabe gewesen war. Sterzing wurde schon vor 600 Jahren als Stadt bezeichnet, und seitdem blühte Handel und Gewerbe, Bergbau und Kunst, wozu sowohl der Verkehr über den Brenner und den Jaufenpass, als auch der Erzreichthum der Gegend und der hiedurch wesentlich geförderte Wohl- stand ganz ausser- schem Marmor, die Pfarrkirche mit wundervollen Altarfiguren, Epitaphien u. s. w., der Ansitz Jüchelsthurm, mit seinem vielgepriesenen geschnitzten Plafond und das jetzt als Krankenhaus dienende Deutschordensgebäude, in welchem das Grafenzimmer, der Rittersaal und die Conventstube eine Reihe von Sehenswürdigkeiten enthalten. Zahlreiche andere Edelsitze, wie: Die Wildenburg, dann Idlingsfeld, Heidenschaft, Fuchsthurm, Löwegg, Thumburg waren von Sterzinger Patricierfamilien bewohnt und ausserdem spielten auch die behäbigen Gasthäuser eine bedeutende Rolle. Thatsächlich gibt es kaum ein bunteres Bild in den Städten des Landes als Sterzing vom Portal des mitten in der Hauptstrasse aufragenden Zwölfthurmes aus betrachtet, mit seinem Laubengange, den vielen Dutzend Erkern und Dachaufsätzen, Zinnen und Thürmchen und all den vielfarbigen Wirtshausschildem, die sich mit ihren Thiergestalten im Winde bewegen. Das Städtchen zählt heute 1612 Ein- wohner, ist Sitz eines Bezirksgerichtes, hat Post und Telegraph, Aerzte und Apotheke, elektrische Stadtbeleuchtung, Lesecasino, Schwimmbad, eine Alpenvereins- und Touristenclubstation, Verschöne-rungsverein und Musikkapelle. In neuerer Zeit ist Sterzing auch in die Beihe der tirolischen Saisonorte eingetreten, und zwar mit vollem Beeilte, indem das stärkende Höhenklima, die geschützte Lage, das ausgezeichnete Trinkwasser, die staubfreie Luft und die waldreiche Umgebung das uralte Verkehrsstädtchen am Ufer des Eisak zu einer prächtigen Sommerfrische, zu einem wirklichen Höhenluftcurort machen. Dazu kommt noch speciell zu erwähnen, dass auch in Sterzing, ausser den gutbürgerlichen Gasthöfen und Einkehrhäusern aus älteren Zeiten, jetzt moderne Touristen- und Pensionshötels ihre gastlichen Pforten geöffnet halten. Die Umgebung der Stadt zeigt in Wald- und Wiesengrün idyllische Dörfchen und Weiler an den Abhängen der Berge ringsumher, Spitzthürme von Kirchen und Kapellen, Schlösser und Burgruinen grüssen zu den Thoren herein und von weiterher locken die Höhen zu fröhlicher Bergfahrt. Auf ebenen Spazierwegen wandelt der Fuss zunächst über blutgetränkten, historischen Boden, denn hier hat Andreas Hofer am 11. April 1809 seinen ersten Sieg errungen und nach heftigem Kampfe die ganze bayerische Besatzung gefangen genommen. Knapp vor den Mauern der Stadt standen die feindlichen Kanonen aufgepflanzt, welche den Sturmlauf der Passeirer Schützen hemmten und den Erfolg des Tages für die Tiroler in Frage stellten, bis diese auf den Einfall kamen, beladene Heuwagen als Schutzwehren gegen die Feuerschliinde ins Treffen zu führen. Zwei muthige Sterzinger Mädchen lenkten die Wagen und hinter denselben hervor knallten die niemals fehlenden Stutzen, so dass die Kanoniere bald an ihren Geschützen zusammensanken und dann nichts mehr den Tirolern den Sieg entreissen konnte.------- An weiteren Ausflügen kommt zunächst die Partie auf den nordwestlich von Sterzing, 2191 m hoch sich erhebenden, durch Beit-weg und ein Unterkunftshaus bequem zugänglich gemachten Bosskopf in Betracht, der eine sehr schöne, umfassende Aussicht gewährt. Daran reihen sich die Touren auf den Zinseier, auf die Amthorspitze, Wilde Kreuzspitze (mit der Sterzingerhiitte des Oe. T.-C.), gegen Osten führt der Weg an Schloss Moos vorüber nach dem Orte Wiesen und hinein ins Pfitschthal zum vielbegangenen Pfitscherjoch und mit Benützung der „Wienerhütte“ des „österr. Alpenclubs“ auf den 3523 m hoch aufragenden Hochfeiler, den in jeder Hinsicht erhabensten Gipfel der Zillerthaler Gletschergruppe. Gegen Westen zieht ein Striisschen in das Mareit- und Kidnaunthal. Südlich zweigt der uralte Uebergang über den Jaufenpass von der Strasse ab, im Thale selbst bildet vor allem die Gilfenklamm (Kaiser Franz Josefs-Klamm) eine hervorragende Sehenswürdigkeit. Diese von mächtig hohen Wänden aus reinem Marmor gebildete Felsenschlucht mit ihren Kanzeln und Wölbungen und den schauerlich schönen Wasserstürzen des smaragdgrünen Tlial-baches ist seit einiger Zeit dank der Fürsorge der Alpenvereinssection „Sterzing“ durch Galleriewege, Treppen und Brücken bequem und gefahrlos zugänglich gemacht und wurde in den letzten Jahren von vielen tausend Fremden besucht. Wer sich weiter für Marmorindustrie interessiert, dem bieten die ertragsreichen Marmorbrüche im nahen Ratschingesthale hiezu Gelegenheit, und zu Sterzing selbst gewährt das mit den vollendetsten Betriebsmitteln ausgestattete Etablissement der Tiroler Marmor- und Porphyrgesellschaft mit seinen Werkstätten und Hallen für die Marmorsägen, Schleif-, Polier-, Dreh-, Hobel- und Bohrmaschinen einen ungemein lohnenden, lehrreichen Einblick in dieses Productionsgebiet. Tiroler Marmor von Sterzing wurde schon in römischer Zeit vielfach verwendet, und heute ist derselbe neuerlich wieder zu Ehren gebracht, wovon u. a. die Monumente für Walther v. d. Vogelweide, Tegetthoff und Grillparzer, sowie die prachtvollen Marmorarbeiten im Wiener Hofburgtheater und im dortigen neuen Rathhause Zeugnis geben. Tiefer im obenerwähnten Seitenthale liegt das Dorf Mareit mit seinem Spitzthurm an der Kirche und dem stattlichen Schlosse Wolfsthurn der Freiherren von Sternbach, dann geht es hinan ins Ridnaunthal, das in den letzten Jahren durch die Thätigkeit der Alpenvereinssectionen „Teplitz“ und „Hannover“ und des Postmeisters Stefan Haller zu einer förmlichen Massenwallfahrt für naturbegeisterte Alpenfreunde geworden ist. Ridnaun mit seinem waldumschlossenen Sonklarhofe und der Höhenlage von 1.350 m bildet nicht nur eine hochalpine Sommerfrische in des Wortes wahrster Bedeutung, sondern hier finden sich auch ungemein bequeme Anstiege mitten hinauf in das Silbergefunkel der Eispaläste, zu all den Kuppen und Gipfeln im blinkenden Firn. In vier Stunden erreicht man auf sicherem Steige Uber die Grohmannhiitte das neue, in jeder Beziehung vortrefflich eingerichtete „Teplitzer - Schutzhaus“ und in weiteren 3*/2 Stunden steht der Tourist auf dem rings von Gletschern umschlossenen 3173 m hohen Bechergipfel der vom geräumigen, als eine Musterleistung im Schutzhüttenbau zu bezeichnenden Kaiserin Elisabethhause gekrönt wird. Ringsum ragen aus weiten Gletscherflächen die Riesenhäupter u. a. des Freiger, Botzer, Zuckerhiitl und die Sonklar-spitze scheinbar geradezu in den Himmel hinein. Von Ridnaun-Maiem führt auch über die (jedoch nur mit besonderer Erlaubnis benützbaren) Aufzugsbahnen, genannt „Bremsberge“, durch das Lazzachthal und den tunnclgleichen Kaindistollen der bequemste Zugang hinüber zum Staatsbergwerk Schneeberg, das mit seiner hohen Lage von 2.341 m über dem Meere als das höchstgelegene Bergwerk des Continents bezeichnet wird. Von Sterzing weg fährt der Bahnzug auf ebener Fläche über das einst berüchtigte, jetzt aber vollständig trocken gelegte „Ster-zinger Moos“ zwischen den malerisch das Thal flankierenden Schlössern Sprechenstein und Reifenstein hindurch zur Station Freienfeld (s. S.365), zu deren Linken der berühmte Wallfahrtsort Maria-Trene von der Berglehne lierniedergrüsst. Jenseits des Eisakflusses liegt das Dorf Stilfes, und hoch darüber führt der besonders von Wallfahrern stark benützte, touristisch jedoch in der Hauptpartie nicht sehr lohnende Uebergang über das Penserjoch nach Sarnthal und auf dem kürzesten Wege nach Bozen. Unterhalb Freienfeld ist am rechten Eisakufer zwischen Wiesen und Waldesrand das kleine Frauenbad Mädcrs gelegen, während zur Linken auf steilem Rasenhügel das Kirchlein Valgenäun mit seinem schönen schlanken Thurm die Vallis Genaunorum, das Thal jener Genaunen zu bezeichnen scheint, für deren Besiegung der Römerfeldherr Drusus von Horaz einst besungen wurde. Wenig Augenblicke, und wieder tauchen malerische Zinnen und Erker knapp am Flussufer auf, es ist Schloss Welfenstein, das mit seinem mächtigen Berchfrit und mit all den Thoren und Thiirmchen im zierlichen Mauerkranze aus Ruinen wieder erstanden, als ein prächtig ausgestatteter Sommersitz auf felsigem Bühel thront. Knapp unterhalb führt von der Haltestelle Mauls der Weg hinüber zum idyllisch gelegenen Sommerfrischdorf gleichen Namens, in dessen Hintergründe im wildromantischen Senges-thale wohl vor Zeiten eine römische Ansiedlung bestanden haben mag. Man schliesst darauf aus mancherlei Anzeichen; so z. B. wurde im Maulser Bache jener berühmte Mythrasaltar gefunden, der sich jetzt in Wien befindet, und am Zollhause in Mauls war durch viele Jahre ein römischer Gedenkstein eingemauert, der nun aber gleichfalls nicht mehr dort, sondern im Innsbrucker Landesmuseum zu suchen ist. Durch das Rizailthal führt ein Uebergang über das Valserjüchl in das unterste Pusterthal. Diesen Weg nahmen am 1. April 1797 die nordtiroler Schützen, als sie auszogen zum blutigen Tage von Spinges, der den Franzosen einen Vorgeschmack brachte von den zwölf Jahre später diese Gegend durchtobenden Kämpfen. Von Mauls weg gegen Süden beginnt die berühmte Sachsenklamm, jene waldumschlossene Enge zwischen den himmelanstrebenden Granitwänden, welch letztere einst das Material geboten haben für die schauerlichen Steinlawinen der Freiheitskämpfe. In diesem schluchtartigen Thale hat sich im sogenannten „Sack“ kürzlich auch schon eine Gaststätte für Sommerfrischler aufgethan, ebenso liegt hier rvelteinsam unweit eines ergiebigen Granitbruches die Bahnstation Grasstein (s. S.365). Dann folgt die Haltestelle Mittewald und das Dörfchen Oberau, wo in der ersten August-rvoche anno neun jene schrecklichen Kämpfe sich abspielten, an deren Schlüsse die vom hinterwärts gedeckt stehenden Marschall Lefebre dem „duc de Danzic“, als Todesopfer vorangeschickten Sachsen nach tapferster Gegenwehr den Tirolern erlagen. Steinlawinen und Stutzenfeuer und zuletzt der wilde Ansturm mit geschwungenen Biichsen-kolben machte jedem Widerstande ein Ende, die Sachsen starben den Heldentod oder wurden gefangen und der stolze Marschall retirierte über den Brenner nach Innsbruck, um dort in der grossen Iselberg-schlacht des 13. August erst recht zur Flucht aus dem Lande gezwungen zu werden. Bei Mittewald und Oberau ruhen Hunderte von tapferen Kriegern — Freund und Feinde von damals — zu friedlichem Ehrenschlummer gebettet. Die Thalenge heisst davon bis heute die Sachscnklemme oder die Sachsenklamm, und dort, wo die Augustkämpfe des Jahres 1809 gegen Süden hin ihren Abschluss fanden, wo in jenen heissen Tagen die Tiroler Schützen ihre Hauptsammel-stätto hatten zum Ansturm gegen die Häuser von Oberau, dort dehnt sich heute weithin mit ihren Haupt- und Nebengebäuden und mit einem ganzen Netz von Geleisen die Station Franzensfeste. J. C. Platter. Innsbruck, Maria Theresiaplatz. Am Zusammenflüsse des Inn und der Sill gelegen, von Osten das Unter-Innthal, von Westen das Ober-Innthal, v >n Süden die Brennerstrasse aufnehmend, ist Innsbruck, wie der bewährte Reiseschriftsteller Noe treffend bemerkt, ein Verkehrsmittelp nkt nicht nur von den Alpenländern, sondern auch von Mittel- und Südeuropa, vom Rhein- und Donaugebiet. Von allen Seiten ist die Stadt von himmelaufragenden Bergen begrenzt, im Norden von der Kette der Kalkalpen, im Süden von Redactionelle Ergänzungen und Hinweise für die Strecke Innsbruck-Franzensfeste. Tnnsbrucle ist vermöge seiner geographischen Lage, seiner malerischen Schönheit, seiner günstigen klimatischen Verhältnisse, seiner historischen Erinnerungen und Sehenswürdigkeiten, seiner bequemen und billigen Lebensverhältnisse, seiner wissenschaftlichen und Kunstanstalten, seiner anregenden Geselligkeit das beliebteste und besuchteste Centrum des internationalen Fremdenverkehrs in den österreichischen Alpenländern. den Centralalpen mit dem vorgelagerten Mittelgebirge, im Osten vom Urgebirge mit dem Kellerjoche, im Westen von den Felsenmassen der Martinswand. Und diese herrliche Bergwelt, welche überall in die Strassen, Gassen und Plätze der Stadt förmlich hineinragt und den Blick des Fremden — mag er wo immer gehen oder weilen — mit magischer Gewalt dem Hochgebirgszauber zuwendet, ist auch die Ursache der ausnehmend günstigen klimatischen Verhältnisse von Innsbruck. Trotz der hohen Lage von 579 m ü. M. beträgt die mittlere Jahrestemperatur 8'3° C. Gegen Korden und Osten geschützt, ist die Stadt den durch den Einschnitt im Brenner von Süden streichenden Windströmungen zugänglich. Das Klima, welches im Hochsommer seinen belebenden und anregenden Charakter nicht verliert, ist im Winter massig kalt, trocken und fast immer windstill. Die grosse Anzahl der sonnigen, wolkenlosen Tage im Winter, die Gleichmässig-keit des atmosphärischen Druckes, die Möglichkeit eines längeren Aufenthaltes im Freien und des Genusses der Natur qualiflcieren Innsbruck nach dem Ausspruche berühmter Autoritäten (Professor Jaccoud) als bevorzugte Winterstation. Von den vielen Sehenswürdigkeiten Innsbrucks, deren erschöpfende Schilderung den Rahmen dieses Buches weit überschreiten würde, erwähnen wir nur als besonders hervorragend: die Francis-caner- oder Hofkirche, die k. k. Hofburg, das goldene Dachl, die Stadtsäle mit dem Leopoldsbrunnen, den Hofgarten, das grosse von J. v. Sieberer gegründete Waisenhaus, die Universitätskirche, das Kapuzinerkloster, das Ferdinandeum (Tiroler Landesmuseum), die Pfarrkirche St. Jakob, die Innbrücke, die Triumphpforte u. s. w. Von den Bildungsanstalten und geselligen Veranstaltungen wurde bereits an anderer Stelle gesprochen. Schon der Anblick des bewegten Strassenlebens, in welchem sich inmitten der einheimischen städtischen Bevölkerung und des Stromes des internationalen Reisepublicums die Landbevölkerung von den benachbarten Bergen und Thälern in ihrer kleidsamen Tirolertracht bewegt, ist ein ganz eigenartiger Genuss. Das blühende Aussehen, die stramme Haltung, die kraftstrotzende Gestalt der Männer, Weiber und vor allem der Kinder ist der sprechendste [ieweis für die gute, gesunde Luft der Landeshauptstadt und ihrer Umgebung. Und noch einer Erscheinung sei gedacht. Innsbruck ist nicht bloss eine sonnig schöne, es ist auch eine fröhliche, heitere, lebenslustige Stadt, in welcher auch der ernsteste, moroseste Fremdling seinen Grillen entrissen wird, Humor und Lebensfreude wieder findet. Hier fühlen sich die aus fernsten Gegenden kommenden Fremden gar bald heimisch, ob Deutsche, Engländer, Franzosen, Russen und Holländer, sie alle können sich des Zaubers der herrlichen Alpenstadt nicht erwehren, sie kommen gerne und ziehen ungern wieder fort. Der Grund dieser von dem reisenden Publicum der Landeshauptstadt Tirols bewährten treuen Anhänglichkeit liegt wohl nicht am wenigsten in der hohen Stufe, welche das Hötelwesen in Innsbruck einnimmt. Von Innsbruck gieng jene modere Auffassung von dem Berufe der Gaststätten aus, welche im ganzen Lande Schule gemacht und zur Hebung des Fremdenverkehrs so mächtig beigetragen hat. Das Ge- lieimnis dieses in volkswirtschaftlicher Beziehung nicht hoch genug anzuschlagenden Erfolges liegt nicht bloss in prunkhaften Gebäuden, sondern in der Eintheilung ünd Ausstattung der innern Bäume, in der Anwendung der neuesten technischen Vorrichtungen, in der Schaffung jenes Comforts, welcher selbst den verwöhntesten Gast befriedigen muss. Dem internationalen Berufe eines grossen Hötels entsprechend, muss die Biicksicht auf die heimischen Gebräuche und Lebensgewohnheiten der Gäste aus fernen Ländern nicht bloss in den Wolinräumen, Speiselocalitäten, Conversations- und Lesesalons, sondern auch in Küche und Keller zum Ausdrucke gelangen. Der richtige Geist eines vornehm geführten Hauses bewährt sich darin, dass unter all diesen dem fortschreitenden Zeitgeist Rechnung tragenden Einrichtungen, die Gemüthlichkeit und Heimlichkeit der Gaststätte nicht leiden darf. Diese Principien haben zu einer Zeit, wo der Fremdenverkehr noch lange nicht die heutige Entwickelung erreicht hatte und wo es eines bedeutenden Scharfblickes, rastloser Arbeit und namhafter materieller Opfer bedurfte, die Hoteliers Karl Landsee im „Hotel Tirol“, Johann Reinhart im „Hotel de l’Europe“, Karl Beer im „Hotel zur goldenen Sonne“ und Johann Kreid im „Hotel Kreid“ zur Geltung gebracht und noch heute bestehen diese Häuser, nachdem an Stelle des verstorbenen Johann Reinhart Herr Anton Hanreich getreten ist, als Musterbilder des Tiroler Hotelwesens. Aber auch ausser den genannten vier Hötels gibt es in Innsbruck eine grosse Reihe sehr empfehlenswerter Hötels, Gasthöfe, Pensionen, Restaurants und Kaffeehäuser, welche wir in folgendem anführen. Hötels: Hotel Stadt München, Landhausgasse; „ Habsburger Hof, Museumstrasse; „ Victoria, Bahnhofplatz; „ Goldener Adler, Herzog Friedrichstrasse; „ Kaiserhof, nächst der Innbrücke; „ Goldener Stern, Innstrasse; ,, Zur Tost, Maria Theresienstrasse. Gasthöfe: Gasthof Rother Adler, Seilergasse; „ Grauer Bär, Universitätsstrasse; „ Delevo, Erlerstrasse; „ Goldener Hirsch, Seilergasse; „ Weisses Kreuz, Herzog Friedrichstrasse; „ Goldene Krone, nächst der Triumphpforte; „ Goldener Löwe, Seilergasse; „ Zum Mohren, Mariahilf; „ Zur Alpenrose, Bürgerstrasse; „ Zum Mondschein, nächst der Innbrücke; „ Weisses Rössl, Kiebachgasse; „ Goldene Rose, Herzog Friedriehstrasse. ir^ , if otd ctirol BttitwCGarUjanäm. » BdfrerTTnKKaTirei^. I! mm i Besilier Johann JTrcid rs-s :■"■'■■■' - ■> ■■'■.v' sto: f, Pensionen: Pension Kayser (Cederfeld); „ Schloss Weiherburg. Restaurants und Kaffeehäuser: Stadtsäle, Restaurant mit Cafe; Bahnhof, Cafe und Restaurant; Cafe Baumann, Herzog Friedrichstrasse; Deutsches Cafe und Restaurant, Museumstrasse; Central-Cafe mit Restaurant, Erlerstrasse; Hierhamer, Cafe und Restaurant, Museumstrasse; Anich, Restauration, Anichstrasse; Andreas Hofer, Cafe und Restaurant an der Innbrücke; Stockinger, Cafe, Margarethenplatz; Dornauer, Cafe, gegenüber der Servitenkirche; Katzung, Caf6, Herzog Friedrichstrasse; Maxmilian-Cafe, Ecke der Maria Theresia- und Anichstrasse Biergärten: Breinössl, nächst der Annasäule; Bürgerliches Bräuhaus, Viaductgasse: Bierwastl, Innrain; Löwenhaus, Ferdinandsallee. Bäder: Bade- und Waschanstalt, Adamgasse; Kaiserkrone, Herzog Ottostrasse; Büchsenhausen (Schwimmschule); Städtische Schwimmschule am Giessen. An dieser Stelle wollen wir unsere Leser noch auf das vorzügliche Stadttheater, in welchem vom September bis Mai gespielt wird, aufmerksam machen. Auch das Bauerntheater in Pradl ist sehenswert. Sehr mannigfach sind die musikalischen Genüsse in Innsbruck. Ausser den dreimal in der Woche im Hofgarten stattfindenden Promenadeconcerten gibt es im Sommer täglich Concerte von Militär-und Civilkapellen, sowie Productionen von Tiroler Nationalsängern. Zum Schlüsse sei erwähnt, dass auch in Innsbruck mehrere Niederlagen der Ersten Tiroler Gold- und Silberwaren- und Tiroler Glücksringfabrik bestehen, u. zw. Landhausstrassei, Herzog Friedrichstrasse 6 und Burggraben. Ifjls, 970 m ü. M., eine Stunde von Innsbruck entfernt, in wunderbarer, vor Nordwinden geschützter Lage, ist einer der beliebtesten klimatischen Hühencurorte von Tirol, welcher sich vermöge seiner geringen Temperaturschwankungen nicht bloss als Sommer-, sondern auch als Frühjahrs- und Herbstaufenthalt vorzüglich eignet. Schon die Zufahrtsstrasse nach Igls durch ein waldiges, romantisches, vom Gletscherwasser durchrauschtes Engthal, enthält gar viele Naturschönheiten. Ueberraschend wirkt jedoch der Anblick der nahen Bergwelt, sobald man das waldumsäumte Hochplateau erreicht, auf welchem Ig'ls liegt. Das herrlichste Panorama der Stubaier Glel scher, der Ober-nnthaler Berge und der nördlichen Kalkalpen mit dem 2675 m hohen Grossen Solstein liegt ausgebreitet vor uns, ganz nahe ragen die schönen Lanserköpfe und der Patscherkofel in den re nen Aether. Den Mittelpunkt dieser gottbegnadeten Gegend bildet der dem bekannten Hoflieferanten und Hoftraiteur Ad. Zimmer gehörige und von demselben persönlich geleitete „Iglerliof“ mit seinen Dependancen und Nebengebäuden. Unmittelbar an die schmucken, im Schweizer Stile gehaltenen Gebäude dieses vornehmen Fremdenetablissements, grenzt ein herrlich schöner schattiger Wald mit reizenden Spazierwegen und Ruheplätzen. In 20 Minuten erreicht man den am Fusse der Lanserköpfe liegenden Lansersee, in dessen moor- und eisenhaltigem bis 23° E. in der Temperatur ansteigendem Wasser mit Vorliebe gebadet wird. Hotel und Pension Iglerhof, ein Haus ersten Ranges, ist mit seinen zahlreichen geräumigen, meist heizbaren Wohnzimmern, seinen Frühstücks-, Restaurations- und Conversationssälen, seinen Lese-, Rauch-, Bibliotheks- und Spielzimmern, seinen Lawn-Tennis- und anderen Spielplätzen so recht geeignet zu längerem Aufenthalte für distinguierte Familien. Neben der mit Recht renommierten deutschen und französischen Küche hat der vollendete Comfort und die gewissenhafte aufmerksame Führung dieses Etablissements dazu beigetragen, eine den höchsten und vornehmsten Kreisen angehörende Clientei zu gewinnen. Unter den Gästen des Iglerhofes in den letzten Jahren finden wir die Königin Wilhelmine der Niederlande mit ihrer Mutter, der früheren Königin-Regentin, die Erzherzogin Alice Grossherzogin von Toscana, Herzog und Herzogin von Alengon, Prinz von Orleans und viele andere Fürstlichkeiten, Generiile, Diplomaten und Staatsmänner. In der Vor- und Nachsaison werden die Preise bedeutend ermässigt. Das Stubai ist einer der herrlichsten, lohnendsten Tagesausfliige von Innsbruck, welchen wohl niemand versäumen soll, der Sinn und Verständnis fiir die Wunder der eisbedeckten Hochgebirgswelt hat. Nachdem das Thal ähnlich wie das Zillerthal bis zu seinem gletscher-reichen Abschluss nicht nur bewohnt und bewirtschaftet ist, sondern eine Anzahl von Ortschaften mit guten Gasthöfen besitzt, so kann auch der Bequemste zu Wagen sich auf eine geringe Distanz den erhebendsten Bildern der Schnee- und Eisregion nähern. Der beste Weg führt über die Stephansbrücke nach Schönberg, von wo man den ersten Anblick der Gletscher geniesst. Der Ort ist als Sommerirische weit und breit bekannt. Nun kommen wir zum bedeutendsten Orte des Stubaithales, nach Mieders, 982 m ii. M., Bezirksgericht, Post- und Telegraphenamt. Dieses am Fusse der Serles von ausgedehnten Waldungen begrenzte Dorf ist nicht bloss als Touristenstation, sondern auch als Sommerfrische sehr besucht und beliebt. Von hier geniesst man bereits eine prachtvolle Aussicht auf die den Thalschluss bildenden Gletscher. Im Hotel Lerclienliof besitzt Mieders ein geschmackvoll erbautes, mit allem Comfort versehenes modernes Etablissement,, welches im Besitze des Herrn Josef Peer sich zu einer vielbesuchten Fremdenstation entwickelt hat. Neben dem Hauptgebäude ist auch eine neu erbaute Dependance mit hübschem Garten zur Aufnahme der zahlreichen Gäste bestimmt. Gnsthof undPension „Zur alten Post“, Bes. F ranz v. Debern, ein altbekanntes, gut geführtes Haus mit Kestaurationsgarten und Veranden, bietet gleichfalls seinen Gästen in Unterkunft und Verpflegung das Beste Zum Gasthof gehört auch das etwa 5 Minuten entfernte Mineralbad Mieders mit kalten und warmen Bädern aller Art. Auch der Gastliof „Zur goldenen Traube“ ist recht empfehlenswert. Von Mieders führt der Weg über Medratz nach Neustift, wo ähnlich wie bei Mayrhofen im Zillerthal mehrere Hochthäler gabelförmig auseinandergehen, das Alpeinerthal, Unterbergthal, Mutterbergthal und Langenthal. Hier beginnt das Gebiet der Hochtouristik, welchem wir nicht weiter folgen können. Steinach am Brenner. Her an anderer Stelle gebotenen Schilderung der landschaftlichen und touristischen Bedeutung Steinachs fügen wir noch nachstehendes zur Orientierung für jene lieisenden bei, welche kürzeren oder längeren Aufenthalt daselbst zu nehmen beabsichtigen. Für Unterkunft der im Sommer den Ort belebenden 5—600 Fremden sorgen nicht allein eine grosse Anzahl von Privathäusern, in welchen sowohl gut möblierte, einzelne Zimmer, als auch ganze Wohnungen erhältlich sind, sondern auch die nachstehend angeführten Hotels und Gasthöfe, in welchen selbst verwöhntere Gäste Befriedigung ihrer Ansprüche finden werden. Es sind dies Steinacher Hof vis-ä-vis dem Bahnhofe und im Dorfe selbst Gasthof „Zur Tost“, Gusthof „Zum Steinhock“ und Gastliof „Zum wilden Mann“, welche alle zugleich Pensionen sind, ferners die Gasthäuser „Zur Rose“, Kramerwirt, Rössl und Karlsbad, letzteres mit neu hergestellter, zum Curgebrauch dienender Badeanstalt. Sämmtliche Gasthöfe sind elektrisch beleuchtet, die Preise durchwegs massige. Für die Behandlung Kranker sorgen zwei Aerzte, welche auch Apotheken führen. Schon nach kurzem Aufenthalte fühlt sich der Fremde in dem durch Eeinheit der Luft und Milde des Klimas ausgezeichneten Orte wohl, wozu der Verkehr mit dem zwar ernsten und wortkargen, jedoch biederen Gebirgsvolke nicht wenig beitragen mag. Auskünfte ertheilen: der Verschönerungsverein, Kaufmann Franz Ilürtnagel, und die angeführten Gasthöfe. JTöhencurort Brenner auf dem höchsten Punkte der Brennerbahn, dem Brennerpass, 1372 m ü. M. gelegen, bietet infolge seiner prächtigen landschaftlichen Lage und seines anregenden und nervenstärkenden Alpenklimas nicht bloss ein äusserst lohnendes Standquartier für Touristen, sondern eine der herrlichsten und gesündesten Sommerfrischen des Landes. Hier kann man in vollen Zügen die reine ozonreiche Luft schöpfen, welche den Appetit steigert, die Kräfte belebt, die Wangen rosig färbt. Mit selbstgepflücktem Edel-weiss und duftenden Alpenrosen begriisst man sich zur Mittagszeit und bespricht schon wieder einen neuen Ausflug für den Nachmittag. In Girtlers Hotel „Zur Post“, wo 1768 Goethe auf der Keise nach Italien übernachtete, herrscht unter den zahlreichen distinguierten Gästen stets heitere Stimmung und ungezwungener Verkehr, man sieht es den Bewohnern dieses trauten Alpenheims an, dass sie sich wohl und heimisch fühlen. Das Hotel, welches am Fusse des über 100 m herabstürzenden prachtvollen Eisakfalles und ganz nahe der Bahnstation liegt, bietet mit seiner Dependance und Baulichkeiten eine mit allem Comfort versehene Unterkunft, sowie eine vorzügliche Verpflegung. Den Lieblingsaufenthalt des Publicums bildet die grosse schöne Veranda mit dem luftigen Speisesaal, dem anstossenden Musik-und Billardsalon und der geräumigen gedeckten, nach allen Seiten offenen Wandelbahn, welche auch bei Eegenwetter den Genuss der frischen Luft und des Anblickes auf die alpine Umgebung gestattet. Und eine kleine Strecke weiter erhebt sich bereits ein prächtiger neuerbauter Hötelflügel, welcher seine Fortsetzung bis zum bestehenden Hotel und mit diesem eine direete Verbindung erhalten soll. Der alle Jahre sich steigernde Fremdenverkehr auf der Brennerhöhe und die Beliebtheit der Brennerpost hat eine Vergrösserung der Girtler’schen Gaststätte schon lange nothwendig gemacht, und so werden jetzt viele den wunderbaren Sommeraufenthalt hier gemessen können, welche sonst wegen Platzmangels weiter wandern mussten. Von den vielen reizenden Ausflügen und Spaziergängen, welche man vom Brenner unternehmen kann, erwähnen wir zunächst das romantische Vennerthal, durch welches man in sanfter Steigung bis zum Fusse des Kraxentragergletschers gelangt; das wild zerrissene Griesbergerthal mit dem Ursprung der Sill und seinen hohen steil abfallenden Felswänden, an deren Hängen Alpenrosen blühen, dann weiter bis zur Griesberger Sennhütte inmitten der erhabensten Hochgebirgswelt, weiters die Postalpe, die Steinalpe der Brennersee und St. Jodok. Auch eine Eeihe der schönsten Hochtouren lassen sich vom Brenner günstig unternehmen. Gossensass, 1100 m ü. M., ist, wie bereits an anderer Stelle erörtert wurde, eine der hervorragendsten Touristenstationen und Sommerfrischen der österreichischen Alpenländer und geht unzweifelhaft auch einer bedeutenden Zukunft als Wintercurort entgegen. Von all den vielen Landschaftsbildern, deren Schönheit den Eei-senden auf der Brennerfahrt entzückt, erreicht wohl keines jenen eigenartigen Zauber, welchen der Anblick von Gossensass mit seinen herrlichen Fichten- und Lärchenwaldungen, sowie üppig grünen Wiesenmatten, seiner Gletscherwelt bietet. Und die schmucken Häuser, Gehöfte, Hotels, welche, überragt von dem malerischen Pfarrkirchlein, am sanften Bergabhange lehnen, blicken uns im hellen Sonnenschein so freundlich entgegen, als wollten sie uns zuflüstern: „Hier lass’ dich nieder, hier findest du Gesundheit, Kraft, Geistesfrische, Ge-müthsruhe, hier ist gut sein.“ — Wer immer diesem Willkommgrusse gefolgt, er hat es gewiss nicht bereut, denn Gossensass bietet eine reiche Fülle von Annehmlichkeiten aller Art, Naturgenuss und modernen Comfort, Geselligkeit und ungestörte, vor allem würzige Waldesluft, köstliches Wasser, freundliche, gute Menschen! Die doppelte Eignung von Gossensass als Sommerfrische und Wintercurort gründet sich zunächst auf das seltene Klima, welches die Hitze des Sommers durch belebende Alpenfrische mildert, dagegen in der kalten Jahreszeit die kräftige Insolation ermöglicht, so dass Gossensass. man von 9—4 Uhr im Freien sich nicht nur bewegen, sondern auch sitzen und ruhen kann. „Das sind,“ wie Noe poetisch sagt, „die Tage, die mit ihrer Luft den Griesgrämigen erheitern, den Müden stärken, dem Verdrossenen Freude am Dasein zuhauchen.“ Diesen schönen Erdenfleck mit seinen natürlichen Vorzügen dem internationalen Fremdenverkehre erschlossen zu haben, ist das unbestreitbare Verdienst der Familie Gröbner, deren mustergiltig angelegten und modern geführten Etablissements den gesunden wie den erholungsbedürftigen Gästen jeden erdenklichen Comfort, sowie die Möglichkeit bieten, sich ungestört dem Genüsse der herrlichen Alpennatur hinzugeben. Die unmittelbare Nähe der Station, an welcher alle Züge, auch Eilziige, der Siidbahn das ganze Jahr hindurch halten, Post- und Telegraphenamt, Arzt, Apotheke, eine ärztlich geleitete Wasserheilanstalt, ein com’fortables Schwimmbad mit erwärmtem Wasser, Parkanlagen, Lawn-Tennis- und Kinderspielplätze, Curmusik u.s. w. gewähren dem Publicum besondere Bequemlichkeit und Anregung. Hotel Gröliner, von dein Besitzer Herrn Ludwig Gröbner persönlich geleitet, enthält 100 Zimmer, grosse Speisesäle, Restauration, Bibliothek, Conversations-, Spiel- und Rauchzimmer, sowie aussichtsreiche Veranden und hübsche Paruanlagen. Alle Räume sind elegant nnd bequem eingerichtet und elektrisch beleuchtet und mit Centralheizung zu erwärmen. Dass nicht bloss die Unterkunft, sondern auch die Verpflegung selbst die verwöhntesten Ansprüche befriedigt, bedarf bei diesem weltbekannten Etablissement ersten Ranges keiner besonderen Erörterung. Hotel Wiclandliof, in etwas erhöhter Lage, mit prächtigem Ausblick auf das Hochgebirge, erregt schon durch seine geschmackvolle Bauart unsere Aufmerksamkeit. Auch hier finden die Gäste ein mit allem Comfort ausgestattetes, musterhaft geführtes Fremdenheim. Die zu obigen Hotels gehörigen Dependancen Villa Baspenstein. Wolfenburg und Leopoldhof stehen gleichfalls zur Aufnahme von Gasten bereit. Villa Dr. Maenner, eingerichtet mit dem modernsten Comfort, elektrische Beleuchtung, geheizte Corridors, Quellwasserleitung, bietet alle Arten von Bädern und Wasseranwendungen, Massage, elektrische und Diätcuren, Luft- und Sommerbäder. Zimmer mit und ohne Pension. Prospecte durch Dr. Maenner. Abgesehen von den herrlichen Waldwegen mit Ruheplätzen in unmittelbarer Nähe von Gossensass, gibt es eine grosse Anzahl von äusserst lohnenden Ausflügen in der weiteren Umgebung. Hier ist auch der beste Ausgangspunkt für die Hochtouren ins Pflerschthal, Stubaithal, auf den Tribulaun und für den Aufstieg auf die bereits erwähnte berühmte Amthorspitze iHülinerspiel) mit Unterkunftshaus und Reitweg. Durch das bereits gesicherte Project einer elektrischen Bahn und zweier Berghötels in der Höhe von 2000 und 2750 m ii. M. dürfte in kürzester Zeit dieser einzig schöne Höhenpunkt dem Strome des Fremdenverkehrs nähergerückt werden, zumal eine directe Verbindung mit der Südbahn hergestellt werden soll. Es wird dies die höchste Bergbahn Oesterreichs sein. Sowohl die Alpen vereinssection Eisacktlial als der Vcr-schönerungsverein in Gossensass ertheilt in allen touristischen Fragen bereitwilligst Auskunft. Sterzing. Im Nachhange zu der an anderer Stelle gebotenen eingehenden und ausführlichen Schilderung der interessanten, als Touristenstation und Sommerfrische gleich hervorragenden Stadt Sterzing wollen wir hier jene Gaststätten anführen, in welchen man gute Unterkunft und Verpflegung findet. visteii- und Pensionshotel, geschmackvoll im Schweizerstile erbaut, in vollkommen freier Lage mit schöner Aussicht auf das Hochgebirge. Die elegant ausgestatteten Zimmer mit Balkons und Veranden, der hübsche Speisesaal mit Glasveranda, sowie die Lese-, Musik- und Spielzimmer sind elektrisch beleuchtet und bieten allen Comfort. Kalte und warme Bäder, sowie ein Schwimmbad stehen zur Verfügung, ebenso Wagen und Keitthiere. Das Hotel ist von ausgedehnten schattigen Parkanlagen umgeben. In der Stadt selbst befinden sich: Hotel „Zur Hose“, Bes. Ludwig Obexer, und Hotel „Zur alten Post“, Bes. Ludwig Regiert; ferner die Gasthöfe „Zum Mondschein“, Bes. Zoller-Heidegger, „Zum schwarzen Adler“, Bes. Josef Biess. „Zur Krone“, Bes. Peter Seeber, „Zum HirschenBes. Johann Nunwarz, und „Zur neuen Post“, Bes. Alois Obexer. Gasthäuser: Maria Witwe Oberleitner: „Zum goldenen Löiven“; Franz Heidegger: „Trauben- oder Stöcklwirt“; Joh. Seidner: „Flammen-und Goldener Adlerwirt“; Alois Keiner: „Kreuzwirt“; Jakob Mader: „Lammwirt“; Johann Frick: „Bösslwirt“; Mathias Schwarz: „Bärenwirt“; Koman Knollenberger: „Sonnenwirt“. Apotheker: Johann Kofler. Aerzte: Dr. Alois Liebl und Dr. Stanislaus Pivocki. Gasthof „Zur Sachsenklemme“ in Sack bei Grasstein, etwa 10 Minuten von der Station Grasstein entfernt, bietet insbesondere jenen, welche Erholung und Naturgenuss dem übertriebenen Luxus und dem Getriebe der modernen Welt vorziehen, einen herrlichen Aufenthalt. Der neu erbaute schlossartige Gasthof enthält freundliche luftige Zimmer, zum Theil mit Erkern und Balkons und einen grossen hübschen Speisesaal. Der herrliche Hochwald in unmittelbarer Nähe des Hauses, sowie die weitere Umgebung bieten reizende Spaziergänge und Aussichtspliiize. Lectiire und Bäder sind im Hause vorhanden und kann man in */2 Stunde das romantische Wildbad Moders erreichen. Die freundliche Aufnahme und das aufmerksame Entgegenkommen, welche die Gäste bei dem Herrn Alois Fischer, dem Besitzer dieses schönen Anwesens finden, sowie die mustergiltige Verpflegung tragen zur Annehmlichkeit des Aufenthaltes wesentlich bei und so wird es gewiss niemanden gereuen, in dieser auf historischem blutgetränktem Boden erstandenen Gaststätte Aufenthalt genommen zu haben. Auskünfte und Prospecte für Sterzing ertheilt und versendet der Verschönerungsverein, sowie die Besitzer der Hotels und Gasthöfe; für Riednaun Stefan Haller, Besitzer des Sonklarhofes. Freienfeld. In schöner Lage, etwa 5 Minuten von der Station entfernt, befindet sich der Gasthof „Zum Neuhaus“ des Joh. Blieger mit 18 comfortabel eingerichteten Fremdenzimmern und guter Restauration. Der Aufenthalt in diesem aufmerksam geführten Gasthofe, in welchem den Gästen Bäder zur Verfügung stehen, ist insbesondere auch wegen der angenehmen Spaziergänge und schattigen Waldanlagen in der Nähe des Hauses empfehlenswert. Miissige Preise. 25 Von Franzensfeste bis 3a*urrt- Aus den Wildnissen der Eisakengon ins Land des Weines und des Minnesanges, hinab zu den Geländen der Etsch bis zur Salurner Klause soll ich dich geleiten! Ins märchenhafte Reich der südtirolischen Dolomiten geht die Fahrt, nach jenen Gauen, in denen die Ueherlieferung einer farben-und thatenprächtigen Geschichte, das Andenken an so manche von der Dichtung verklärte Gestalt sich um das Felsgerüste der Berge schlingen. — In der Thalebene von Bozen halten wir Rast, die schon im Dämmerschein der Vorzeit magische Anziehungskraft auf die Völker Germaniens geübt, als sie von den Alpenhöhen herniederstiegen, die Weltherrschaft Roms zu zertrümmern. Während wir bewundernd das südliche Tirol durcheilen mit seinen Gegensätzen an wilder Hochgebirgsnatur und lieblichen, weingesegneten Fluren, mit seinen ritterlichen Burgen und stolzen Kunstdenkmalen, lebt in uns die Erinnerung auf an die Sagen dieses gepriesenen Landes, an Dietrich von Bern und König Laurin. So ergötzt sich hier Auge und Herz an dem ewig sprudelnden Born reicher Naturschönheit und poesievoller Romantik, der nirgends köstlicher quillt als in der Grenzlandschaft, welche eine der schönsten in den Alpen ist zwischen Deutschland und Italien. Wer sie einmal geschaut diese Bilder südlicher Zone in ihrem unbeschreibbaren Dufte und Zauber, dem werden sie immer in der Erinnerung bleiben. Er wird noch in späten Tagen jener glücklichen Stunden gedenken, die er am Strande des Eisaks und der Etsch verlebt: zwischen der Brixener Klause und den deutschen Grenzmarken von Salurn. — Und nun, lieber Fahrgast, blicke um dich! Wohin du schaust, ist es schön. Es soll ein lustiges Fahren werden längs des rauschenden Eisaks. Glückauf zur Reise! Franzensfeste! — Dunkle Schatten ruhen an den ernsten Waldlehnen, welche die Station einengen. In der Tiefe fliesst der glashelle Eisak ungeberdig und wild, als könnt’ er den Sprung nach dem Süden nimmer erwarten. Es liegt eine melancholische Ruhe über der ganzen Landschaft. Ein greller Contrast zu dem hastigen Treiben der vielköpfigen Reisegesellschaft, die sich von diesem Knotenpunkte nach Nord, Ost und Süd vertheilt. Franzensfeste (783 m) ist eine der bedeutendsten Stationen der Eisenstrasse, die Deutschland mit Italien verbindet und den kürzesten Weg zwischen dem Norden und Süden bildet. In wenigen Stunden führt der Schienenstrang den Reisenden aus der Region des Krummholzes und des Gletschereises zu den WTeinlauben und Obstspalieren, durch die Thore des Südens in das Herz Italiens. Während wir die Neubauten der welschen Arbeitercolonie passieren, blicken wir zwischen den beiderseits gelegenen Fortifica-tionen der Franzensfeste hinaus in die Pustererthalüffnung. Ihr schiebt sich der klotzige, steilrinnendurchfurchte Spingeser Kofel vor, den die Bahntrace in dem sich weitenden Thale umzieht. Blutgetränkt ist sein Gehänge. Der ruhmvollsten einer von den Tiroler Befreiungskämpfen wurde hier geschlagen und stolz stieg der rothe Adler von den Spingeser Höhen zum Aether empor. Zu unseren Füssen ruht die Häuserrotte Unterau mit der anheimelnden, breitdachigen Gaststätte. Gleich darauf fahren wir in die Militärhaltestelle Franzensfeste. Sie liegt hart an den Granitquadern der gleichnamigen Festung, die sich herrisch und breit vor die Zugänge der auseinanderstrahlenden Thäler lagert und aus zwei Theilen besteht, aus dem oberen rechts und dem unteren links der Bahn. Beide vereinen sich zu einem der interessantesten Bilder der ganzen Strecke. Hier zweigt die Pusterthaler Linie der Südbahn ab. An den Cyklopenmauern schleppt uns die Locomotive vorbei. Wir werfen einen Blick auf die sich unmittelbar an die Bollwerke schliessende hochgespannte Eisenbrücke, die mit der tiefeingerissenen Eisakschlucht und mit dem pittoresken Waldhintergrunde als bedeutungsvoller Eindruck sich in der Erinnerung des Reisenden festsetzt. Von den Spingeser Lehnen grösst das den Tiroler Helden von 1797 geweihte Denkmal herab auf die grünen Wiesenböden mit dem Kirchlein und den Häusern von Eicha und herüber zu dem aus grauer Vorzeit in die Gegenwart ragenden rothgelben Wartthurm der Brixener Klause. Die Bahn senkt sich rasch in südlicher Richtung. Noch blauen die Bergkämme über dem Pusterthale, doch schon umfängt uns dichtstehendes Nadelgehölz, das den Zug beiderseits an den Vorbergen begleitet. Wir nähern uns Vahrn. Die ersten Kastanien bewillkommen uns als Vorboten einer reicheren Vegetation und ahnungsvoll dringt der Blick hinüber zu den noch halbbeschatteten Schluchten, die zu den Wundern des Südens führen. Zur Linken steigen drüben die mächtigen Höhen der Brixener Plose in das reilie Blau des Himmels, zur Rechten zeigt sich knapp über Vahrn als Staffage der Menschenhand die Ruine der im 13. Jahrhundert von Bruno von Brixen erbauten Burg Salem. Vom Eingänge des walddunklen Schaldererthales winkt sie — ein Zeuge längstvergangener Tage, ein trauriger Ueberrest fürstbischöflichen Glanzes — herüber zum Bahngeleise, auf dem ein neues Geschlecht seinen Wanderzielen zustrebt. Die über die Sohle des Hauptthaies erhabene Situation des als Sommerfrische berühmten, von der Haltestelle nur wenige Minuten entfernten Dorfes Vahrn (652»») (s. S. 391) am rechten Ufer des Eisaks, die kühlen, würzigen Lüfte, die aus dem Schaldererthale herniederstreichen, die schattigen Spaziergänge, auf welchen man neben der Tanne und Lärche, der Rebe und der Edelkastanie 25* Yalirn. begegnet, die ’-i mannigfachen lind wechselreichen Landschaftsbilder ringsum, bewogen schon die Altvorderen, hier Burgen und Ansitze zu bauen. Keine Geringeren als Steub, Noe, Johannes Nordmann haben den Ruhm Vahrns in die Welt hinausgetragen und mit prophetischem Blicke die Bedeutung dieses Erdenfleckes als dimetische Uebergangsstation anerkannt. Gross ist die Zahl jener Familien, welche in treuer Anhänglichkeit stets wieder nach Yalirn kommen und mit jedem Jahre vermehren sich dessen Freunde und Anhänger. Wem ein Gang durch den thaufrischen Grund genügt, der wandle zum vielbesuchten Alpenbade Schalders (1108 m), einem einladenden buen retiro für Anspruchslosere; wer nach Höherem strebt, wird auf den aussichtsreichen Kämmen der Sarnthaler Alpen, die in ihren Gipfeln Schrotthorn, Blankenborn, Geishorn, Gertrum-s.pitze und Kassianspitzc über 2500 m hoch aufragen, Stunden reinsten Naturgenusses verleben; wer einsame Piade begehen will, steige über das 2337 m hohe Schaldererjoch hinüber zum malachit-farbenen Durnholzer See, in dessen Flut die himmelblauen Gentianen ihre Kelche spiegeln. Einzelne von den oben genannten Berggipfeln zeigen sich bei der Ausfahrt von Vahrn über dem Schalderer Thaleinschnitte als ernste Felshäupter. Jenseits des Eisak taucht in der Weitung Brixen auf, die uralte Bischofsstadt in reizvoller Gegend. Mehr als ein Bändchen müsste ich anfüllen, wenn ich ihrer anmuthsvollen Lage gerecht werden wollte. Hier beginnen bereits die Reize der südlichen Gegend mächtig auf uns zu wirken, hier mengt sich die aus den Tobeln der Rodenecker und Kranebitter Berge kommende Rienz mit den Wellen des stahlgrünen Eisak, hier blühen oft im grünen Becken die Bäume, während die Höhen des Brenners und die Felder des Innthales noch hoher Schnee deckt. Immer weiter und weiter dehnt sich die Landschaft, immer näher tritt der weisse Dom, die alte Bischofsburg mit den stattlichen Häuserreihen von Br ixen, und wo immer wir hinblicken, schimmern an den Lehnen des coulissenartig verschobenen Mittelgebirges am linksseitigen Eisakufer verstreut bis hoch hinauf in die waldigen Flanken der Plose weisse Punkte aus gritner Umrahmung: Kirchen und Siedelungen, Castelle und Höfe, Edelsitze und wehrhafte Burgen. Mit jedem Badumschwunge ändern sich die Schaustücke zur Beeilten und Linken. Im Kückblicke sehen wir die häufig schneebestäubten Berge von Vals und Pfunders und die Zillerthaler Eisspitzen als wirksamen Thalabschluss; später, wenn wir den Bienz und Eisak scheidenden Bergwall hinter uns haben, tritt der imposante Brixen. Bau der Chorherren von Neustift hervor, der eine Nachbildung der römischen Engelsburg sein soll und als Buhestätte des Minnesängers Oswald von Woll-enstein gilt. Nachdem wir die Brixener Häuserfront, die durch schmucke Villenbauten belebt erscheint, zur Linken gelassen, fahren wir in den Bahnhof, dem gegenüber sich eine kleine Villen-Colonie erhebt. Die 6000 Einwohner zählende, schon von Fallmerayer in seinen „Fragmenten“ besungene Stadt Brixen (561 m), das „liebliche Coblenz der Bhätier“ ist nicht nur eine sehr [beliebte Sommerfrische und Touristenstation, sondern eignet sieh wegen ihres milden und gesunden Klimas auch in hohem Masse als Frühlings- und Herbstaufenthalt. Seit kurzem versucht sie sich sogar als Wintercurort. Brixen, als ehrwürdige Beliquie für die Kunst- und Weltgeschichte bekannt, besitzt eine kath.-theol. Lehranstalt, ein Priester-Seminar, zwei Gymnasien, Garnison, 12 Kirchen, darunter den 1754 vollendeten, jüngst prächtig restaurierten Dom mit sehenswertem Kreuzgang, das historisch interessante Johanneskirchlein, die Stätte des Concils des Jahres 1080, einen Walthersaal im Sparcassagebäude, ausserdem eine sehr bekannte Wasserheilanstalt nach Kneipp’schem System. Um sich ein Bild von dem landschaftlichen Kaleidoskop der Brixener Gegend zu machen, muss man einen der Höhenorte seiner Umgebung aufsuchen. Da gibt es nach allen Richtungen etwas zu sehen: Hoheitsvoilesund Liebliches, Tannenschatten und Weingelände, Burgen und wasserdurchflossene Alpenschluchten. Aus der Fülle seiner Ausflugsziele seien nur einzelne herausgegriffen: de'r Ansitz Krakofel, Seeburg, Köstlan und Tschötsch am Mittelgebirge, letzteres der Geburtsort des Orientalisten Fallmerciyer, Neustift, Schabs an der Pusterer Bahnlinie, Burg Rodeneck, weit und breit südlich der Wasserscheide bekannt, Schloss Velthurns wohlerhalten und vielbesucht u. s. w. Den „Rigi von Brixen“, die Plose (2505m), auf deren Höhe eine Alpenvereinshtitte steht, sollte von hier aus jeder besteigen, der auf mühelose Weise sich ein Bild der Bergwelt verschaffen will, nicht ein solches, wie man es durch das Viereck des Waggonfensters geniesst, sondern eine Ueberschau über Höhen und Tiefen, über Eis und Fels, über schwellende Mattenböden und lachende Thäler. Aus dem östlich von Brixen zu den Dolomithäuptern streichenden Lüsenthal, das „von der Rebe bis zur Zirbe“ reicht, gelangt man ins Enneberg’sche oder ins Villnöss, oder aber hinauf zur Plose und zum Peitlerkofel. (Näheres Uber Brixen s. S. 392.) Brixen mit den Höhen ringsum grüsst uns bei der Ausfahrt noch längere Zeit nach. Hüben und drüben Kirchthürme und Schlösser, wie Puppenspielzeug im Grünen aufgestellt. Die Anmutli dieses Theils der Eisakenge wird hier durch besonders liebliche Bilder auf engem Rahmen dargestellt, Es ist sozusagen ein poetischer Auszug des landschaftlichen Gesammtcharakters. Uns gegenüber am Plose-hang St. Leonhard, mehr rechts St. Andrä, links unten im Thalboden Milland, drüben die alte Feste Pallaus, wie auf Verlangen eines Decorateurs in das Thal gestellt, ihr zu Füssen das Schlösschen Camp an, unweit diesem der Kirchthurm von Sarns und Schloss Rumei. Wer zur Rechten aus dem Coupefenster blickt, sieht am Fusse der von Hundskopf und Anger überragten Gehänge'des Pfefferberges das Bergkirchlein „In der Mahr“, in dessen Nähe die Bahn die Eisakthalerstrasse übersetzt, und hoch oben die Berggemeinde Tschötsch. Drüben an der Strasse das Wirtshaus „in der Mahr“, berühmt durch den „Wirt in der Mahr“ Peter Mayr, der seine Brust heldenmüthig den fränkischen Kugeln preisgab, als man ihm das Leben gegen eine Lüge anbot. Wir schauen in den klaren Eisak und auf die saftgrünen Ufer zu beiden Seiten mit Erlengebüschen und Obstculturen. Dann entdecken wir wieder die Strasse, die sich an die Ein- und Ausbeugungen der Berglehne anschmiegt und in ihrer Vergessenheit einen seltsamen Eindruck macht im Vergleiche zu dem Leben, das da in Gestalt von Dampfwagen und mit neugierrigen Gesichtern besetzten Fenstern an ihr vorübersaust. Zur Linken grüssen uns Waldgehänge, zur Rechten ab und zu Reben. Der Eisakthaler Wein schmeckt hier schneidig und resch. Es ist der richtige Bergwein, der selbst in den höchsten Lagen trefflich gedeiht. Klimmt doch die Rebe an manchen Stellen über 800 Meter Seehöhe hinan. Wir halten in Albeins (617 m). Den Namen hat die Haltestelle von dem zur Linken am Eingänge des engen schluchtartigen Aferserthales gelegenen Dorfe, das jenen als Ausgangspunkt dient, welche einen Blick in die Felsenpracht des mitten aus ladinischein Lande ragenden Peitlerkofels und der trotzig wilden Geislerspitzen zu werfen gedenken. An der Thalmündung geht’s vorüber. Wir sehen die ersten Vorposten der Dolomitenwelt. Ein grandioses Bild! Die Riesenfinger der hohen Geiseln, die kühnsten der Viilnösser Dolomite, thürmen sich dort auf, gespenstig und gross, durch wilde Scharten voneinander getrennt. Furchetta und Sass Rigais nennt sie das ladinische Volk. Wenige Augenblicke, dann verdecken grüne Vorberge neidisch das seltenschöne Gemälde. Der Charakter der einsamen Landschaft bleibt ziemlich lange unverändert, hier gut bewaldete Gehänge, dort nur in den höheren Regionen bestockte, sonst ziemlich kahle, stellenweise felsdurchsetzte Steillehnen, im Thal Obstpflanzungen, an den Ufern des Eisak Erlen-gesträuch. Bald tritt rechts oben Velthurns in Sicht, mit wunderreichen Blicken in die Bergwelt begnadet. Schloss Velthurns war einst der Sommerpalast der Brixener Kirchenfürsten und ist noch heute durch herrliches Getäfel geziert, welches im Lande seinesgleichen nicht haben soll. Die üppigen Matten dehnen sich von den Velthurnser Hochflächen bis in das Gebiet der Alpenrosen, und es dürfte im Berglande kaum ein anmuthigeres Mittelgebirge gefunden werden, wenn man es in seinem Maienschmuck betrachtet. Unterhalb Velthurns lehnt die Häusergruppe von Schrambach mit spitzem Thurm am Berghang. Hier schiebt sich die linksseitige Thallehne hart an den Eisak, dem Geleise knapp Raum gewährend, um sich zwischen Fluss und Fels durchzuzwängen. Wenn wir zur Höhe lugen, trifft der Blick über den Velthurnser Höhen den kahlen Rücken der Kiihbergeralm. Ehe der Zug die Haltestelle Villnöss erreicht, umspielen die murmelnden Eisakwellen einen cyklopischen Felsblock, auf den man ein Kirchlein und einen Gasthof gebaut hat. Die Gegend heisst hier „die Klamm“. Gleich darauf sind wir in Vilnöss (539 m). Hier öffnet sich das Vilnösserthal. Die stille Pracht dieses auch für den Geologen und Mineralogen hochinteressanten Alpenwinkels sollte sich auch derjenige betrachten, der nicht gesonnen ist, vom Hauptorte St. Peter zu der am Kreuzkofeljoch (2348m) gelegenen Schlueterhütte und von dort auf den wolkenstürmenden Peitlerkofel (2827m), den nördlichsten Markstein im Dolomitengewirre, zu steigen oder über eine der Scharten hinüber zu wandern nach Groden oder Campill. Noch ehe die Doloinitenschwärmer Vi 11 nöss unsicher machten, hat der jüngst verstorbene Ilochgebirgs-Photograph Bernhard Johannes durch sein berühmtestes Bild „Geislerspitzen von Vilnöss“ den Ruhm dieses Hochthaies in alle Welt getragen. Wir fahren thalaus. Weit hinauf an den Hängen zur rechten klimmen die freundlichen Höfe der Aelpler, ihre breiten Dachgiebel dem Sonnenlichte zuwendend. Mit ihnen rankt sich das Laub des Bacchus zur Höhe hinan. Auf den fetten Matten über den Lehnen weiden die Herden, und in jauchzender Lust hallt der Jodler des Hirten zum langgezogenen Knall der Geisel. Die Thallehnen rücken auseinander, eines der stolzesten Bilder tritt uns entgegen: Klausen mit der Akropole des Eisakthaies: Schloss Seben. Dahinter die blühenden Gelände von Villanders mit dem gleichnamigen Kirchdorf, darüber die Wälder und Hochflächen des Bittens und der Villandereralpe, uns zur Seite hart am Schienenstrang Burg Anger mit weissrothen Fensterladen, in unserem Rücken am linken Ufer Theiss, rechts oben der massige Thurm von Verdings. Klausen (525 m) (s. S. 393) ist für den Reisenden eine der markantesten Ansiedelungen des Landes. Die wunderlichen Lauben mit romanischen Bogen und kühlen Hausgängen, die zerborstenen Burgtrümmer von Branzoll, die lauschigen Erker und bizarren Dachhauben, die uralten Ueberlieferungen aus weltlichen und geistlichen Geschichten, das dunkle Weingeflecht um verwitterte Mauern — das alles gibt ein Bild, wie es so voll und gestaltenreich selbst im sonnigen Etschlande nicht vorkommt Keine der Burgen des Eisakthales hat eine für den Fremdling so auffallende Lage, wie das alte Sabiona. Hoch über dem Fluss und der Stadt erhebt es sich auf steilem Gefels als Wahrzeichen der ganzen Gegend. Seltsame Sagen umgeben seinen Ursprung. Als Sitz des Heidenkönigs Arostages, dessen güldene Schätze noch immer an unzugänglichem Orte vergraben liegen, als Tempel der Isis Myrionyma, als rhätische Burg, dann wieder als römisches Castell und schliesslich als Veste der Bischöfe von Brixen hat sich das Mauerwerk allen Wandlungen angeschlossen, welche die Völkerschaften in der Tiefe des Thaies bewegten. Seit zwei Jahrhunderten dient Seben als Nonnenkloster. Klausen selbst mit seinen 750 Einwohnern ist eine der kleinsten, aber auch allerliebsten und malerischesten Städte Tirols. Sein mildes Klima und seine Umgebung, auf welche die Natur den herrlichsten Alpensegen in Fülle ausgegossen, sichern ihm als Fremdenstation eine vielversprechende Zukunft, als Künstler- und Dichterheim hat es einen Ruf, seit der „Walthergarten“ am Eisak steht. Wanderlustige möchte ich auf die vielen nach allen Richtungen der Windrose zu unternehmenden Ausflüge aufmerksam machen. Hier seien genannt: die Tinebachschlucht, durch welche zur Zeit der Blüte Klausens als Bergort die Erzstrasse hereinführte, die Schlösser und Edelsitze Fonteklaus, Gerstein, Gravetsch und Lusenegg mit der poesieumwobenen Sommerburg, Villanders auf grünem Plan mit prächtigem Dolomitenbliek, der Layener Ried und der V ogel weidenhof, als wahrscheinlicher Geburtsort des Minnesängers Klausen. Walther von der Vogelweide bekannt. Der Bergsteiger versäume nicht den Anstieg über Latzfons zum Latzfonser Kreuz (2302m) und zur Kassianspitze (2582m) zu wählen oder zum 1200m hohen Schwefelbad Froy und zur Raschötzeralm (2283m). Diese beiden wundersamen Hochwege der Alpen zu schildern, wäre eines eigenen Buches wert. Einzig schön ist die Rückschau auf Seben. An der dem Gestein mühsam abgerungenen Berglehne dampft der Zug knapp ober der schäumenden Ache dahin. Unmittelbar bei Klausen wirft sich der ungestüme Tinebach aus den Porphyrpforten der gleichnamigen Schlucht dem Eisak in die Arme. Wer auf der rechten Seite des Wagens sitzt, kann auf der Weiterfahrt gegen Waidbruck hin manchen Blick in das Thal hinein thun, der von den Kunstjüngern der Klausener Malercolonie festgehalten worden ist. Rebe schlicsst sich an Rebe. Aus dem Traubengehänge ragen die Spitzthiirme von Valentin, Villanders und Sanders ins Himmelblau, und wenn du gegen Süden auslugst, siehst du scharf vom Horizonte abgegrenzt hoch droben am Rittenkamm die Silhouette des Kirchleins von St. Verena. Es ist das älteste Heiligthum des Rittenerberges. In der Zeit der Kriegsnoth flammten auf dem Verenakogel die „Kreidefeuer“, wie auch drüben am Peter-biichel ob Völs, vor der Trostburg und auf Schloss Prösels. Im Fluge gelits an der Steinmuhre vorüber, die der Zargenbach zur Rechten aus einer Schlucht der Villanderer Alpe ins Thal wälzt, gleich darauf erscheint an der höchsten Stelle der Eisak-strasse, dem „hohen Weg“, der „kalte Keller“, in alter Zeit die berühmteste Fuhrmannsherberge weit und breit, und nun kommt ein Schaustück herangerückt, das auch dann vielfach besungen und ab- gebildet worden wäre, wenn es dem Reisenden nicht in die Coupefenster blicken würde: die Trostburg, ihr zu Füssen Waidbruck. Aus den südlichen Fernen schaut über den sich coulissen-artig gliedernden Bergreihen die breite Kuppe des Weisshorn (Joch Grimm) herein, im bläulichen Dunste des Aethers verschwimmend. Waidbruck (471 m) (s. S. 394), das römische Sublavione, die bedeutendste Ausgangsstation für Touristen zwischen Franzensfeste und Bozen, gruppiert sich malerisch am Fusse der Trostburg, deren Gemäuer, im Gegensatz zu manch anderer Veste des deutschen Siid-tirols ebenso wohl erhalten ist, wie das uralte Geschlecht ihrer Besitzer, der Grafen von Wolkenstein. Wie aus einem Roman des 14. Jahrhunderts hervortretend, schaut sie mit ihren Zinnen und Thürmen weit hinaus in das Eisakthai und auf das grüne Mittelgebirge zu beiden Seiten des Flusses. Ihr ist der Minnesänger Oswald von Wolkenstein entsprossen, dessen Ruhm die Geschichte deutscher Dichtkunst verkündet. Die Wechselfälle seines romantischen Lebens, die ihn aus dem Orient nach dem fernsten Norden, vom Fürstenhofe in die Nacht der Burgverliesse führten, werden unvergessen fortleben im Lande Tirol, so lange seine Berge stehen. Wer von Waidbruck zum Völkchen der Ladiner wandern und dessen wundervolle Felsenwelt anstaunen will, wende sich von hier in das Grödenthal, auf welches der Autor einen Dithyrambus schreiben möchte, wenn es der Raum dieses Werkes gestatten würde. Es ist ja ohne Zweifel das berühmteste Seitenthal des Eisaks und was noch mehr, es verdient seinen Ruhm. Die hochentwickelte Holzindustrie, welche tausende von schaffensfreudigen Händen beschäftigt, die phantastischen Dolomitzacken und teppichgleichen Almböden zu beiden Seiten des Thaies, die Touristenstationen St. Ulrich (1336m), Christina (14'J8m) und Wolkenstein (1563m), die als Sommerfrischen stark in Mode sind, das sportliche Treiben (Ski und Rodel), das auch zur Winterszeit dieses Thal belebt, der eigenartige Klang des aussterbenden ladinischen Idioms haben Grödeu populär gemacht. Auf eng umgrenztem Gebiete zeigt sich hier die Grossartigkeit der vielfarbigen Dolomiten, und man begreift den Ausspruch, dass, wer länger in den Südtiroler Kalkalpen gelebt und sie studiert hat, diese Landschaften selbst jenen der Gletschenvelt vorzieht. Drei der wildesten und umworbensten Dolomitgruppen birgt das Innere des Thaies: die (leislerspitzen, den Sellawall und den Langkofelstock. Wollte ich all die Namen aufzählen, welche ihre Zinnen und Zacken tragen, so gäbe es ein Kegister, das langweiliger würde als der Schiffskatalog weiland Homers. Dass die höchsten der drei Gruppen, der Sass Rigais (3027 m), die Boö (3155 m) und der Langkofel (3178 m) sind, sei nur nebstbei erwähnt. Nicht vergessen will ich jedoch der mühelosen und entzückenden Aufstiege zu der Regensburgerhütte am Tschieslesböden (2050m), zur Langkofelhütte der Wiener akademischen Alpenvereins-Section (2150 m), zum Grödner- und Sellajoch (2137m und 2218m) und zur „schönsten Alpe der Welt“, der Seiseralm (1788—2176 m), einem grünen hochwelligen Meer, ans dessen Aufruhr die Dolomite des Langkofels und des Schiern sich himmelhoch aufbäumen. Waidbruck ist auch der Ausgangspunkt für Wanderungen in das Schlerngebiet. Ein bequemes Striisslein führt aus unserer Station auf das Kastelruther Hochplateau, wo am Fusse der Riesenmauern des sagenumwobenen Altvaters Schiern, die renommierten Sommerfrischen Kastelruth (1093 m), Seis (1002 m) mit dem als Frühjahrs- und Sommerfrischstation weitbekannten Liebl’schen Seiserhof (s. S.395) und das vom dunklen Tann umschlossene Bad Ratzes (1205m) liegen. Darüber leuchtet der Schiern, ein Riesen-walflsch aus neptun’scher Vorzeit, ihm zur Seite starren niederer, doch kühner wie er, die Schlernzacken: Santner- und Euringer-spitze (2416 und 2480m). Der Schiern (2565 m) ist der Favoritberg aller Besucher Südtirols. Sein Panorama lässt sich mit wenigen Hochwarten im Dolomitenrevier vergleichen. Dabei ist ihm als Ueber-gangspunkt kein anderer zur Seite zu stellen. In seinem Geschröff blüht Edelweiss und Alpenraute, auf den Mattenböden wuchert duftender Speik, auf seinem Haupte tanzen zur mitternächtigen Stunde Elfen und Zwergmännlein wundersamen Reigen. Aus seinen wolkenstürmenden Wänden holt der kletterlustige Senior der Božene r Alpinisten Johannes Santner in seinen Mussestunden balsamisch duftende Bergblumen, die niemand im Tirolerland so zart zu binden und so lebensfrisch zu conservieren versteht, wie dessen berggewandte Tochter Toni in der Bozener Bindergasse. Dem Alpenverein hat die Touristenwelt ein wohl eingerichtetes Unterkunftshaus zu verdanken, das sicli unter dem Gipfel (Petz) erhebt. Wer das liebliche und anmuthige dem grossartig Wilden und Erhabenen vorzieht, überschreite in Waidbruck den Eisak und wende dem Ritten seine Schritte zu. Wenn jemand in diesem noch vom Hauche der Ursprünglichkeit umwehten Gebiete frohen Muthes zur Höhe streben und dabei die Dolomitenfront als vis-ä-vis sehen will, dem sei der Gang nach dem idyllischen Bade Dreikirchen (1120m) empfohlen, und so einer sonder" Beschwerde die Höchsten des Landes Tirol im Morgenschimmer oder Abendglanze zu betrachten und sich am der Farben- und Formenfülle einer unbegrenzten Rundschau zu begeistern wünscht, so steige er auf das Eittnerhorn (2261 tn). Ein grosses Alpenhaus des Oesterreichisclien Touristenclubs öffnet ihm dort oben gastlich seine Thore. Wir verlassen Waidbruck, übersetzen den durch die Gröduer-thalspalte schaumenden Dirschenbach und sehen drüben an den rebenumwucherten Barbianerleiten Bauern in der Tracht des Rittens — kurzer brauner Rock, schwarze Kniehose, weisse Strümpfe, schwarzer breitkrämpiger Hut mit weissen Hahnenfedern — die sonnigen Lehnen zur Eisenbahn niedersteigen. Von den Höfen, aus denen sie kommen, schaut man schon in die blaue Weitung, in welcher „der Garten Tirols“ liegt. Düstere Erinnerungen werden in uns wach. Wir sehen am rechten Ufer Kollmann, die Stätte der furchtbaren Hochwasser-Katastrophe des Jahres 1891, welche das ganze Eisakthai bis über Bozen hinab verheerte. Die hohen Trauerweiden, die den kleinen Gottesacker schmücken, senken ihr Gezweig auf die Gräber der amen Opfer, graues Trümmerwirrsal verkündet heute noch den vernichtenden Process der Naturgewalten. Aus dem einsamen Hochthale aber, durch welches von der am Siidostfusse des Rittnerhorns eingebetteten Rothlahn sich das Verderben gegen den Eisak wälzte, stürzt der Fall des Gonderbaches über die rothe Wand. Und gleich daneben, hart bei den Denkmälern der Verwüstung, öffnen sich wieder Blicke auf schattige Kastanienhaine und blühende Weinspaliere, auf stolz ragende Bauernhöfe und auf den zwischen den Porphyrwänden thalaus eilenden Strom. Aus seinem Murmeln und Brausen, aus seinem Branden und Rauschen klingt es wie laute Sehnsucht nach dem sonnigen Süden. Eine gedeckte Eisenbrücke vermittelt den Uebergang auf das jenseitige Ufer. Gleich darauf haben wir zum erstenmal den bleichen Schiern vor uns, hoch über den grünen Vorstaffeln der linken Thallehne. Fluss, Schienenweg und Strasse bleiben immer knapp nebeneinander. Nachdem sich das Eisak-thal hei der Mündung des Flissergrabens für kurze Zeit erweitert, erreicht es bei der alten Holzbrücke „Törgelle“ seine schmälste Stelle. Wir halten in Kastelruth (Törgele-Bruck). Zur linken und rechten erschliessen sich von dieser Haltestelle Aufstiege in das Mittelgebirge. Diesseits weisen Farbenstriche nach den Vorlagen des Schiern, jenseits beginnt unmittelbar beim Schienenstrang der von der Clubsection Bozen erbaute Touristensteig, der über den Penzlhof (855 m) in wenigen Stunden zum fernsichtsreichen Rittnerhorn leitet. Mit wildem Schäumen stiirtzt der Eisak aus der Törggeler-klause. So wie die Porphyrmauern etwas auseinanderrücken, schiebt sich eine der imposantesten Veduten in das Berggemälde: der Schiern. Seine Gipfelmauern haben wir für Augenblicke schon vorher erspäht. Flammende Sonnenglut vergoldet oft sein Gewände, das dann in allen Tönen und Tinten zauberhaften Colorits glüht und gleisst. So wie der Rosengarten ist auch der Schiern ein Berg der Sage. In seinen Gewölben flimmern unbehobene Schätze, aus seinen Klüften dringen oft schallende Lieder der engelsschönen Bergfräulein zum Taglicht empor. Nackte Steilwände, woran nur spärlicher Waldbestand haftet, enge Felsspalten, aus denen sprühender Gischt dem Eisack zueilt, öde Geröllhalden auf der einen, dürftiges Nadelgehölz auf der anderen Seite, verfolgen den Zug bis zu der am Fusse des wuchtigen „Kofels“ gelegenen Station Atzwang. Vorher mengt sich das Eisakwasser mit dem Krystallquell des Schwarzgriesbaches, der von Schiern und von der Seiseralm herniederströmt. Station Atzwang (372 m> wird in den Reisebüchern deshalb besonders erwähnt, weil hier die ersten Cypressen dem Italienwanderer den wärmeren Süden verrathen. Auf der westlichen Thalseite liegt auf saftgrünem Rasenteppich zu Füssen des Schiern das Dorf VÖls, 908m, eine Sommerfrische für solche, die sich vor der Welt und die Welt vor sich verbergen wollen; die westliche Thalbegrenzungbildet der Ritten, von dem man allenthalben bezaubernde Ausblicke in die südliche und östliche Bergwelt geniesst. Dort oben lässt sich manche Stunde im Banne der Mutter Natur verträumen. Für denjenigen, welcher seine Staubferien nicht in den Bergen eingezwängt verbringen will, der es vorzieht, wenn sich seine Zufluchtstätte über denselben erhebt und ihm der Himmel nach allen Seiten unbeschränkt bleibt, finden sich schwerlich günstigere Standquartiere, als die Sommerfrischen des Rittens. Die hervorragendste derselben: Klobenstein (1149 m) (s. S. 935) lässt sich von Atzwang aus am raschesten erreichen. Doch ziehen es viele vor, den längeren, aber bequemeren Anstieg von Bozen zu wählen. Klobenstcin, eine der ältesten Erholungsstätten Tirols, besitzt in dem Hotel Mair eine Fremdenstation, die mit balsamischer Luft, Waldesschatten und Hochlandspracht reich gesegnet ist und deshalb von Sommergästen und Touristen mit Vorliebe aufgesucht wird. Von den übrigen Hochstationen, die auf dem Rittenplateau im Grünen verstreut liegen, nenne ich nur Oberbozen (1193m), das Sanssouci der Patrizier der Talferstadt, Unterinn (908 m), Lengstein (974m), Lengmoos (980 m.\ als Niederlassungen des deutschen Ritterordens bekannt, Bad Süss (1449m), ein altes Bauernbad und Pemmern (1532m), die Rast der Rittnerhornfahrer. Sie alle gewähren eine wundervolle Schau auf die Dolomiten und bilden die grosse Bühne, in deren Coulissen und Hintergrund „das weisse, wie das grüne Südtirol“ sich ausbreiten; sie alle überragt das Rittnerhorn (2257 m), von dem aus das Auge Tirol zwischen dem Ortler und dem Glöckner, zwischen den Dolomiten und den Bergen am Lago di Gardo umfasst. Die Räder setzen sich in Bewegung. An dem Auslaufe des unwirtlichen Finsterbaches, der von den merkwürdigen Erdpyramiden des Rittens herabkommt, trägt uns der Dampf vorüber. Im Einschnitte der Schlucht erscheint das am Ritten postierte Kirchlein von Siffian, um zu verschwinden, ehe wir bis drei gezählt haben. Nun beginnt die via Mala des Eisakthaies, der „Kunters-weo-“, ein Corridor von Porphyrschluchten, in denen sich der Donner des^Gletscherstroms auffängt und von der Wildheit der Heimat all’ dieser hastenden Wellen erzählt. Mit dem ersten Tunnel, der hinter Atzwang die in den Eisak ragende Felsnase durchbohrt, gewinnen wir eine Ahnung der Schwierigkeiten, welche sich der Anlegung eines Schienenstranges durch diese Thalenge entgegenstellten. Durch brüchige Felsen, an deren morscher Sohle die Bergwasser nagen, musste der Raum für das Geleise gebahnt werden. Des übermüthigen Eisaks tolles Wellenspiel, die rothbraunen Steincoulissen und das sich am rechten Ufer hinschlängelnde Strassenband bleiben dem Reisenden auch nach Verlassen des zweiten Tunnels (Atzwanger Tunnel) als treue Genossen zur Seite, bis nach Passierung zweier weiterer Tunnels „Unter- und Ober-Deutschen“ in dem sich mählich weisenden Thale die einsam gelegene Haltestelle Steg (343 m) erreicht ist. Von einem grünen Bühel hoch über dem engen Mühlgraben schaut zur Linken ein herrliches Schloss herab zum Reisenden und hinüber zum miirchenumwobenen Schiern und zum Mittagskogel: Burg Prüsels. Sie hat eine reiche Geschichte. Ihr letzter Besitzer liess das Gemäuer mit gewaltigem Aufwande wieder herstellen und einrichten. Mit ihrer inneren künstlerischen Ausstattung können sich wenige Schlösser Tirols messen. Und doch wird mancher den Blick durch die hohen Bogenfenster als das reizvollste finden, was Prüsels besitzt. Ihm gegenüber am Rittenhange starrt der Wartthurm der alten sagenhaften Veste Stein in die Lüfte, „wo sich am hellen Tage um drei Uhr eine weinende Jungfrau sehen lässt“. Freier wird der Blick auf die hehre Bcrgwelt des Schiern, kühler und frischer wehen die Lüfte. Die Hochgebirgsscenerie über der .Mühlbachschlucht tritt immer imposanter in das Thalbild. Die Berglehnen zur Linken, von denen Gehöfte mit Aeckern und Wiesen herabgrüssen, zeigen milderen Charakter im Gegensatz zu den rechtsseitigen Hängen des Rittens mit ihren zerrissenen Felsrinnen, phantastischen Klippen und dunkelgefärbten Schluchten. Kein Mensch würde vermuthen, dass sich über diesem öden Gehänge schwellende Mattenböden dehnen mit Ortschaften von Wäldern umgrünt, von welchen die Bergwasser durch die Schattenflächen breitkroniger Kastanien zu Thal stürzen. Noch haben wir uns nicht satt sehen können an dem unendlich schönen Bilde des Schiern mit dem Zwillingspaar Santner- und Euringer-Spitze zur Seite, und schon präsentiert sich drüben über dem Einschnitte des Tierserthales der berühmteste aller Berge der „dolomitischen“ Welt: der Rosengarten, anfangs freilich nur für Augenblicke. Heilige Andacht erfasst dich, wenn sein Felsgerüste zur Stunde, wo die Sonne zur Ruhe geht, in Purpur getaucht verglüht, als wären seine Zinnen aus feuriger Esse erstanden. Das Eisen klirrt fort und fort und bald befinden wir uns in Hl um au (305 m), den durstigen Bierseelen bekannt wegen seiner grossen Brauerei. Von hier geht es in das Tierserthal hinein, dessen Namen zauberkräftig auf all’ diejenigen wirkt, die von ihrem Reisestern einmal dahin geführt worden sind. Der Fremdling findet dort kühle Lüfte, donnernde Wasserstürze, blumendurchwirkte Matten, freundliche Aufnahme und die phantastischen Dolomitgestalten der Berge Laurins: die schönsten auf Erdenrund, wenn auch die höchsten nicht. In ihren Klüften hielt der mächtige Zwergkönig Hof. Er war der Herr eines Gartens voll Rosen, wie sie jenseits der Felskolosse, die dieselben gegen die gehassten Menschen und gegen die Winter-stiirme schützten, nicht gefunden werden. Ein goldener Faden, den er um sie alle ausspannte, diente als Mauer des unterirdischen Gartens. C. Tucker, einer der berühmtesten englischen Bergsteiger, nennt das Tierserthal ein „Zauberthal“, dem kaum irgend etwas in den Alpen gleichkommt. Der Maler findet hier Motive für jahrelange Arbeit. Ueber Tiers (1019 m) geht es am wundersameu Kirchlein von St. Cyprian vorüber zum vielbesuchten Weisslahnbad (1179 m), dann weiter im Anblicke bleicher Dolomiten durch das einzig schöne Tschaminthal in die Grasleiten, wo eine Unterknnftshiitte der Leipziger Alpenvereinssection (2165»») als bestes Nachtquartier für solche steht, die mit Entschlagung der Bequemlichkeiten des Thaies die Felswildnisse des Rosengartens durchstreifen wollen. Wenn es auch nur Auserwählten gegönnt sein kann, den höchsten des „Korallenriffes von Tirol“, dem Rosengarten (2998 m) selbst oder einen seiner Vasalen, dem schaurigen Vajoletthurm, den Nagelschuh auf das Haupt zu setzen, so werden doch die vielen leicht erreichbaren Aussichtspunkte, an denen dieses Gebiet so reich ist, und vor allem die für den Touristen so bequem zugänglich gemachten Pässe und Ueber-gänge für die aufgewendete Mühe vollauf entschädigen. Von Blumau nimmt das Eisakthai eine entschiedene Wendung nach Westen. Die Strecke, die der Dampfwagen durchsaust, wird mit jeder Umdrehung der Räder interessanter. Vorerst trägt die Gegend einen tiefernsten Charakter. WTir nahen uns der wildesten Stelle des Kuntersweges, dessen Namen die einen von dem Bozner Patricier Heinrich Runter ableiten wollen, der seiner Vaterstadt im Jahre 1314 durch die Schaffung dieses Zuganges eine Verbindungsader aus dem Norden sicherte, während der Volksmund die Bezeichnung „Runter“ für etwas Gespenstiges, Spuckhaftes gewählt hat. Noch winkt — wenn wir uns rückwärts wenden — das offene Eisakgelände, von der Völser Hochfläche ragt der Warttlmrm von St. Peter und über die grünen Höhen schauen aus der Ferne Raschötz, Puflatsch und Tschavon, deutsche Berge mit ladinischen Namen, nebst dem Schiern herein; noch zeigen sich ober den eisakumspülten Felslehnen zur Rechten friedliche Höfe und Hütten, doch schon schieben sich die düsteren Steinfronten beiderseits enge zusammen und der Gletscherstrom zwängt sich tobend zu unseren Füssen durch das röthliche Gestein, welches er im Laufe der Zeiten von der Felsenbrust des vielgestalteten Gebirges losgerissen. Der Zug bohrt sich am linken Ufer in den 389 m langen Hochklausener Tunnel, und aus demselben wieder zutage getreten, sieht der Reisende die Landschaft so verändert, wie es überhaupt nach einer Fahrt von einer Minute nur denkbar erscheint. Verschwunden ist die erdrückende Einsamkeit der Enge, gemildert das Wogengetriebe des Wildstroms, freier die Umrandung des Thaies an beiden Ufern; es nahen die Rebengründe von Bozen, es winkt im mythenreichen Etschlande die Perle Tirols. Mit stillem Entzücken schauen wir hinaus in die blaue Weitung des Südens. Dort schliessen sich für den Blick Strom und Ufergelände mit dem Vordergründe der Traubenhügel von Justina und Magdalena und dem Kirchthurm von. Karneid von dem im weichen Dufte verschwimmenden Berghaupt des in kühnem Rhythmus aufstrebenden Alten überragt, wie in einem Bilderbogen zusammen. Je näher wir Bozen rücken, desto dichter reiht sich im Thalgrunde Spalier an Spalier, desto näher drängt Rebe an Rebe. In allen Farben der Palette schimmert die Landschaft, goldig leuchtet die Sonne über die Berge und über die ganze reiche, üppige Welt zur Rechten und Linken. Riesengross hebt sich im nördlichen Hintergründe der Schlern-Koloss in das tiefe Blau des Himmels. Fröhliches Treiben belebt die Rebenscenerie zur Lesezeit. Von den Lehnen der Leitach tönen dann die Lieder des Winzervolkes, dröhnen die Freudenschüsse der Saltner und erklingen die Glocken von Justina und Magdalena. Gross und stattlich sind die Häuser und Höfe zwischen den dichtbelaubten, gesegneten Weinpflanzungen. Ein neues Bild! Von einer Bergnase der Leitach begrüsst den Touristen der St. Georgener Kirchthurm, über der Tbalerweitung dehnt sich der silbernfarbige Mendelzug wuchtig und breit, und thront, alles überragend, der Gipfel des Laugen, oft noch im Sommer mit gleissenden Schneelagern bedeckt. Drehst du dich um, so siehst du den Rosengarten, das vielbewunderte Schaustück der Bozner Gegend, mit seinen Trabanten, den Thiirmen von Vajolett, gleich einer Gralsburg aus Fels und Firn. Wieder eine andere Staffage! Dort über dem Eingänge des von zerklüfteten Wänden himmelhoch ummauerten Eggenthaies erhebt sich Karneid, eine stolze Ritterburg, unversehrt und unverwittert, durch ihre Position auf erhabenem Felskogel den Vorrang andeutend, der ihr ebenso von Künstlern, wie von Historikern zugestanden wird. Ihre Geschichte erzählt von Kämpfen des Tiroler Adelsbundes gegen Friedrich mit der leeren Tasche, von der im 14. Jahrhundert erfolgten Erstürmung der Veste durch diesen Regenten und von schweren Pesttagen, welche für die damaligen Besitzer, die Liechtensteiner verhängnisvoll wurden. Dem jetzigen Schlossherrn, Erzgiesser Oslcar v. Miller verdankt Burg Karn eid seine stilgerechte Wiederherstellung. Weit bescheidener präsentiert sich am jenseitigen Eggenthaler Hange Schloss Kampenn mit dem gleichnamigen Dörflein. Vollends im Banne der Rebe eilen wir mit ununterbrochenem Prachtblick auf die Dolomiten gegen Kardaun (289 m). Die sich nächst der Haltestelle — der letzten vor Bozen — öffnende Porphyrschlucht des Eggenthaies mit der aus ihren Gründen zur Höhe des Karerpasses ansteigenden „Dolomiten-strasse“ ist berühmt ob der Mannigfaltigkeit und Buntheit der auf dieser Strasse auftretenden Landschaftsbilder. Die Kunststrasse er schliesst die vielgestaltete Alpenwelt auch für solche, die sich gewohnter Bequemlichkeit nicht entschlagen wollen. Pirchabruck (863m) und Wölschnofen (1178m), das eine im Thale, das andere am freien Berggehänge, beide beliebte Standquartiere, bilden die Zwischenstationen auf der Wagenfahrt zum Karersee-Hötel (1670 w), dessen Monstrefront der Reisende mit Staunen in dieser hochalpinen Umgebung aufragen sieht. Mit seiner grossartigen Lage auf sainint-weichem Almboden am Fusse des Rosengartens und Latemar, von urwaldähnlichen Nadelforsten umsäumt, lässt sich ausser den beiden zu Füssen des Orders von Sulden und bei den drei Brunnen von Trofoi gelegenen grossen Fremdenherbergen keine andere vergleichen. Als Alpenhotel ersten Ranges bildet es während der Sommerszeit den Aufenthalt der vornehmen Reisewelt, als Touristenstation hat es einen wohlklingenden Namen, seit man die phantastischen Dolomitberge ringsum durch Steigbauten und Schutzhütten bequemer zugänglich gemacht hat. Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, Karersee mit Latemar. die feinsinnige Naturfreundin, verbrachte einen grossen Theil des Sommers 1897 im Karersee-Hötel. Auf dieser Hochfläche plätschert der träumerische Karersee, über dem in wolkentragender Steilhöhe der Latemar, von Schnee-runsen durchrissen, emporsteigt mit seinem Zackendiadem bleich, starr und seltsam über dem wundervollen Blau des Gewässers und dem spriessendem Grün der Alpen und Wälder dastehend. \ om Karerpasse (1758m), wo das Fremdenhaus „Rosengartenhof“ einladend winkt, entrollt sich das Bild einer noch gewaltigeren Dolomiten-welt, über welcher das „Matterhorn von Primör“, der „Cimon della Pala“ emporragt. Jenseits des Passes führt die Strasse im Anblicke des Langkofels und der Marmolata hinab ins eigenartig schöne Fassa-thal, wo die Kunststrasse vorläufig ihr Ende erreicht. Für jene, welche aus dem Zauberkreis des Rosengartens zu den Wundern der Palagruppen eilen wollen, empfiehlt sich von hier der Weg nach Predazzo (1018m) und durch das Travignolthal zum weitbekannten Rollepass (1989 m), von dem man hinübersteigt nach Martino di Castrozza (1444m), dem als Sommerfrische und Touristenstation gepriesenen Eldorado aller Freunde der Pala-Dolomiten mit dem grossartig gelegenen Panzer’schen Dolomitenhötel (s. S. 404). Auf einer Doppelbrücke geht’s hinter Kardaun über den Eisak in den „Bozener Boden“ hinaus. So heisst das ausgedehnte Rebenfeld, das sich bis an die Berglehnen hinaufzieht und aus dem halbversunken in das Meer von Weinlaub die alte traute Stadt Bozen mit dem durchbrochenen gothischen Pfarrthurm hervorlugt. Von ihr sagt Heinrich Noe, dass sie „als Mittelpunkt des gesammten Landes festgehalten werden muss, so lange es ein Tirol gibt“. Dieser Ausspruch ist schon durch ihre glückliche Lage begründet, die Wohlhabenheit ihrer Bürger, der Reichthum ihres Bodens, ihr milder Himmel und die edlen Formen ihrer Landschaft treten empfehlend hinzu. An diesem von der Natur so begnadet angelegten und durch der Menschen Fleiss zu so hoher Blüte gelangten Wein- und Obstgarten hat das Auge seine Freude, wohin es blickt. Hier gedeiht der edle „Bozenäre", dran schon Herr Walther sich gelabt, und der auch heute noch zu den besten Tropfen zählt, die das deutsche Sonnenland unter dem Himmel Italiens zeitigt. Bevor wir in der Waltherstadt landen — rasch noch einen Blick um uns! Zur Linken haben wir den dunkelbewaldeten Kohlererberg mit dem sich zurEisakflut vorschiebenden Virgl, daran den grauen Kampiler Kirchthurm, zur Rechten an der Strasse das weinfröhliche Dörflein Rentsch, darüber die Ritten-liänge mit dem Oberbozener und Signater Kofel, an ihren Flanken die Weingärten von St. Magdalena und Ilörtenberg, wo Görres sein wundervolles Buch über die Mystik des Christenthums schrieb und an den Gewölben der Weinlauben jene blauen Stalaktite hängen, deren Saft man in Bozen, der Stadt des Weins, dem Fremden so köstlich schenkt. Während wir uns hinausneigen, um Uber dem Wunder südlicher Vegetation den schneeüberglänzten Rosengarten in seiner ganzen Grösse zu erspähen, donnert der Zug über die den wüsten Rifelaunbach übersetzende Brücke, dann fährt er zwischen den grünen Weinlauben vollends hinaus in den sonnigen Thalkessel_ wir passieren die Häuserreihe der Gemeinde Zwölfmalgreien und halten in Bozen-Gries (s. S. 396). Die an der Einmündung der Talfer in den Eisak gelegene südlichste deutsche Stadt des Landes (265 m), im Mittelalter der Hauptstapelplatz des Handels, zwischen der Lagunenrepublik an der Adria und den Kaufmanrisplätzen des Nordens, ist noch heute die bedeutendste Handelstadt Tirols. Die Geschichte Bozens verliert sich im grauen Alterthum, wird ihr Name (Bauzanium oder Bauzana. ) doch schon im Jahre 378 erwähnt. Rhiitische Volksstämme, römische Bozen mit dem Rosengarten. Legionen, longobardische, 'bsijuvarische und fränkische Kriegerscharen wechselten an den Ufern von Etsch und Eisak. Ihres Besitzes erfreuten sich die Welfen als kaiserliche Gauherren, später die Bischöfe von Trient und die Grafen von Tirol, deren letzte, Margarethe von Maultasch, 1363 hier das Land an die Salzburger abtrat. Unter diesen erblühte Bozen als Hort deutschen Blirgerthums, als Emporium des Handels. Was es im gegenwärtigen Jahrhundert in letzterer Beziehung durch die Erschliessung von directeren Handelswegen eingebüsst, wurde ihm durch das ungeahnte Entstehen einer bedeutenden Einnahmsquelle, durch die Entwickelung des Fremdenwesens und Touristenverkehres auf das reichlichste ersetzt. Als Touristenstadt hat sich Bozen einen Weltruf gesichert, im Vereine mit dem Nachbarcurorte Gries bildet es eine Fremdencentrale ersten Hanges. Für Dolomiten-und Gletschertouren gleich günstig gelegen, bildet Bozen das Centrum für die Ungezählten, die jahraus jahrein aus allen Richtungen der Windrose des Naturgenusses wegen nach dem sonnigen Süden kommen. All’ die in diesem Buche angegebenen Touren, die das Eisak- und Etschthal von Waidbruch bis Salurn in so unerschöpflicher Fülle bietet, werden zumeist von Bozen unternommen, und so darf es nicht wundemehmen, dass das reisende Publicum die Touristenstadt Bozen als den Schlüssel für die Excursionen in Südtirol betrachtet. Das Klima der Landschaft von Bozen-Gries ist ein gottbegnadetes, der Pflanzenwuchs zeigt hier eine subtropische Ueppigkeit, die der Fremdling erst in den Gauen der bella Italia zu finden wähnt. Diese überraschende Erscheinung erklärt sich durch die Stellung, welche die Berge hier einnehmen. Sie umfassen das Thal in Form eines nach West geöffneten Halbkranzes und zur Verstärkung dieser Schutzwehr baut sich gegenüber jener Oeffnung, an der das Etschthal vorüberstreift, die hohe von Norden nach Süden ziehende Mendelwand auf, so dass auch diese Seite vor dem Eindringen jedes Sturmes gesichert ist. Bozen, die Stadt mit den malerischesten Bauten Südtirols, zählt 12.000 Einwohner und ist der Sitz einer k. k. Bezirkshauptmannschaft, eines autonomen Magistrates, einer Handels- und Gewerbekammer und eines k. k. Kreis- uud Handelsgerichtes für das deutsche Südtirol; es besitzt ein Obergymnasium, eine Realschule, Lehrerbildungsanstalt, Handelsschule, eine höhere Töchterschule und eine Fachschule für Holzindustrie. Die Stadt ist der Sitz eines De-canates und hat zahlreiche gemeinnützige Vereine, von denen hier nur der Curverein von Bozen-Gries, der Museumsverein, die Sectionen des Alpenvereines und Touristenclubs genannt seien. Bozen hat eine ständige Garnison. Mit der Nachbargemeinde Zwölfmalgrein und dem Curorte Gries zählt es mehr als 20.000 Einwohner. In den beiden letzten Decennien hat die Stadt durch die Angliederung der Neustadt, des Cottageviertels Bozens, eine bedeutende Ausdehnung erfahren, wie überhaupt für die Verschönerung des Stadtviertels und für die Verbesserung der Communicationen in jüngster Zeit viel geschehen ist. Vom Bahnhofe führt an der hübschen Anlage des Stadtparkes, in dem — wenn die Mittel aufgebracht werden — noch in diesem Jahre das Heinrich Abe-Denkmal aufgestellt werden soll — eine schattige Kastanienallee zum Johannsplatz mit dem 1889 errichteten Marmordenkmal Walthers von der Vogelweide, einem Werke Heinrich Natter’s, und der aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammenden gothischen Pfarrkirche mit dem graziösen 62 Meter hohen Thurrae von durchbrochener Arbeit, einem lombardischen Säulenpalast, einem marmornen Prunkaltar von 1716 und beachtenswerten Reliefs. Den-Mittelpunkt des Verkehrs bildet die Laubengasse mit ihren alter-thümlichen kühlen Bogengängen, durch die man zum Magistratsgebäude und zum Mercantilgebäude, einem Prachtbau in Renaissance (im Parterre Erzeugnisse der heimischen Hausindustrie) gelangt. Von besonderem Interesse für die Fremden sind ferner: das Museum mit alten Tiroler Volkstrachten, Gemälden und Antiquitäten, das Francis-caner-Kloster mit grosser Bibliothek, der Friedhof mit sehenswerten Arcaden und Grabdenkmalen, der Obstplatz mit ehrwürdigen Patrizierhäusern, Schloss Weggenstein, auch Deutschhaus genannt, das gräfl. Sarnthein’sche Palais, der erzherzogliche Garten, das naturhistorische Museum des Malers Gasser, die Ueberbacher’schen Anti-quitiitensammlungen, das „Batzenhäusel“ und „Torgglelhaus“, wo die beliebten Südtiroler Weine der Firma Al. Tschurtschenthaler ausgeschenkt werden, der Walthersaal im gleichnamigen Hotel u. s. f. Auf dem commerciellen Gebiete nimmt natürlich der Obst- und Weinhandel den ersten Platz ein. Es ist bekannt, dass die Bozner Gegend als das Schmuckkästchen der österreichischen Obstproduction gepriesen wird. Einen gewaltigen Aufschwung hat im letzten De-cennium die durch zwei grosse Etablissements vertretene, von Karl Iiingler und Al. Tschurtchenthaler begründete Conserven- Industrie genommen. Bozner Obst und Bozner Conserven gehören zu den Specialitiiten der Talferstadt. Dem Fremdenverkehr entsprechend stehen natürlich die Hotels und Gasthöfe auf einer hohen Stufe, sie gelten als Musterwirtschaften im Lande. Auf das angenehmste wird jeder Fremde durch die splendide elektrische Beleuchtung überrascht, daran sich Bozen erfreut. Sie wird aus den Etschwerken ober Meran heruntergeleitet und versorgt die Städte Meran und Bozen mit der nöthigen elektrischen Kraft. Der Curort Gries (273 m), von Bozen nur durch die Talfer getrennt, verdankt seine grossen Vorzüge vor allem seiner bevorzugten Lage am Südfusse hoher Porphyrberge in dem eine klimatische Oase darstellenden Alpenbecken, welches gegen alle aus nördlicher Richtung kommenden Winde geschützt ist. Gries erfreut sich von jahr zu Jahr einer steigenden Besucherzahl, es hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer der berühmtesten klimatischen Cur- und Ueber-gangsstationen herausgebildet und concurriert mit seinen Hotels und Villen schon jetzt erfolgreich mit Meran. Wie wohlthuend ist in diesen mit so überquellendem, verschwenderischem Pflanzenluxus bedachten Regionen die milde Luft in den rauhen Tagen der Spätzeit; es ist, als ob man sich in einem Eden befände, so reich, so fruchtbar, so blühend, so gesegnet ist dieses Stück Land. Kein Wunder, dass es seine Verehrer als den mildesten Luftcurort auf deutschem Boden bezeichnen. Und wie herrlich sind nicht die Berge, die aus der Ferne herein griissen! Vor allem der Rosengarten, der den Curgästen in das Fenster blickt und als grandiose Feerie im Feuerzauber erglüht, wenn über denKofelklötzen des Etschthaies im Süden schon tiefe, weiche Schatten ruhen. Bozcner Obstmarkt. Die landschaftliche Umgebung von Bozen-Gries sucht ihresgleichen. Von den gleich versteinerten Blitzen aufzuckenden Klippen des Rosengartens bis zu den Pinien am immergrünen Guntschna, von den sagenuraklungenen Mauern der Burgen und Schlösser bis zu den t.raubenbehangenen Wölbungen der Bogengänge vereint der Bozner Thalkessel alles,1 was'man von der ewig schönen Natur verlangen kann. Die aus der^Ferne gekommenen Gäste finden hier Verwirklichung Bozen-Gries. ihrer ver-schieden- artigen Wünsche und Erwartungen . wie kaum wo im Aipenland. Die einen postieren sich auf der Talferbrücke und lugen nach den hundert Burgen, Edelsitzen und Kirchen, die man von hier aus zu Füssen der Bergwelt mit einem Rundblick erfassen kann; die anderen erfreuen Auge und Herz bei einem Gange über die wundervolle Erzherzog Heinrich-Promenade in Gries, wo Palmen, Cypressen, Feigenbäume, Myrten und Agaven in die reine, würzige Luft streben; wieder andere verfolgen denWeg über die Talfermauer, welchen viele als den schönsten Spaziergang Bozens rühmen oder steigen zum Virgl (448 m) hinauf, von dessen Warte man weit hinein sieht in das Etschthal und auf die Dolomiten, und wo sich’s auf Weinegg wohl ruhen lässt (s. S. 401). Das Mittelgebirg um Bozen — das schönste Tirols — ist unerschöpflich an prächtigen Motiven, wie dies die ungezählten Malerstudien aus dem alten Burgen- und Weinlande beweisen. Ein ganzes Buch Hesse sich darüber zusammenschreiben. Hier sei nur einiges in flüchtigen Federstrichen hervorgehoben: das weingesegnete Ueberetscher Hochplateau „der Rheingau der Alpen“ im Westen der Stadt, seit kurzem durch die touristisch und volkswirtschaftlich bedeutsame BahnSigmundskron-Kalternbequem zugänglich gemacht, mit den stolzesten der Burgen des Etschlandes Sigmundskron, auch Formigar genannt, Boimont, Freudenstein, Korb, Gandegg. Englar, St. Valentin, Wart und Hocheppan, der Königin der Ritterburgen des Landes, darüber der classische Zug der Mendel, über deren Passhöhe (1354m) man in’s welsche Nonsthal hiniiber-steigen kann, wenn man es nicht vorzieht, gleich oben zu bleiben, um inmitten der grossartigen Bergnatur die Annehmlichkeiten zu gemessen, die ein Erholungsaufenthalt in einem der weitgerühmten Hotels dieser von den Stationen Epp an oder Kaltem durch eine abwechslungsvolle Kunststrasse zugänglich gemachten Höhenstation bietet. Spretters „Mendelhof“ (s. S. 402), eine der ältesten und besten Fremdenherbergen Tirols, und Schrotts neues, auf das modernste eingerichtete Hotel „Penegal“ (s. S. 403) sorgen im Vereine mit der kleineren Unterkunftsstätte Spittkos für die Bequartierung der Mendelfahrer. Pene gal (1733 m) und Monte Roen (2205 m), die zu beiden Seiten des Mendelpasses aufragen, gehören zu jenen Höhen, die von den modernen Alpinisten mit herablassendem Lächeln als „Damenberge“ bezeichnet werden. Ein Grund mehr für den wahren Alpenfreuad, sich ihr bezauberndes Panorama näher anzusehen. Ueberetsch, „das lieblichste und fruchtbarste Stück der deutschen Erde“, birgt weiter das Naturphänomen der Eislöcher am Fusse der Eppaner Gand, die krystallklaren Seespiegel von Montiggl und den fischreichen Kalterersee, an dessen Ufern die Sonne jenen feurigen Purpursaft zeitigt, der den gleichnamigen Markt zur Centrale des siidtirolischen Weinhandels gemacht hat. Ueber Tramin, dessen Gelände der seelische Hauch der Eebenblüte umkost, gelangt man aus dem Kälterer Naturparadiese bei den Stationen Auer oder Salurn abwärts ins breite Etschthal. Von lohnenden Mittelgebirgstouren, die sich von Bozen aus unternehmen lassen, seien hier noch erwähnt: Der Kohlererberg, auf dem von Nadelwalddüften und Lenzodem umhaucht die Sommerfrischen Bad St. Isidor (912 m) mit heilkräftigem Wasser, Herrenkollern (1180m) und Bauernkollern (1154 m) liegen. Von dort gelangt man über die Titschenhöhe in das Gebiet des noch unverfälschten Keggelberges. Auf seinen Alpenböden finden wir den berühmtesten Wallfahrtsort Südtirols Maria Weissenstein (1520m), die Höhenstationen Deutschnofen (1355m), Aldein (1225m) und den wald-, quellen- und aussichtsreichen Zirmerhof in Radein (1562 m) zu Füssen der aus purpurnem Porphyr-Piedestal aufstrebenden Kalkkegel Weisshorn (2312m) und Schwarzhorn (2444m). Der Schönheiten des Rittens, der sich auch von Bozen erreichen lässt, wurde bereits auf der Fahrt durch das Eisakthai gebürend gedacht. Eine Besteigung des Rittnerhorn (2257 m), das über Ober-Bozen oder Klobenstein besucht werden kann, sei hier nochmals allen als Wallfahrt in die Herrlichkeiten der Bergwelt bestens empfohlen. Wer die Wald- und Bergeinsamkeit liebt, steige zum Jenesierberg empor und über die Altenhöhe auf den Salten oder wandere nach dem Bergdörflein Glaning (720 m), wo die Anmuth der Landschaft des Bozner Mittelgebirges durch besonders liebliche Bilder auf engem Rahmen dargestellt wird, und zum pittoresken Felsenschlosse Greifenstein (746 m), im V olksmunde auch „Sauschloss“ genannt. Den Abstecher in das sich nördlich von Bozen öffnende, elf Stunden lange, schattige Sarnthal möge kein Tourist versäumen. Man sieht darin in bunter Folge Wasser- und Felsbilder, von steilen Porphyrwänden eng eingezwängt, Cascaden und Brücken, Schnellen und herabgewetterte Blätter. Seinen Eingang bewacht hoch über der Talfer Runkelstein, das Kaiserschloss, die durch Lied und geschichtliche Ueberlieferung gefeierteste Burg des Landes. Auf ihr dichtete Konrad der Vintler zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts seine „Blumen der Tugend“ und ihre Wände wurden zur selben Zeit mit den herrlichen Fresken geschmückt, welche Scenen aus Gottfrieds von Strassburg Tristan und Isolde darstellen. Diese Gemälde sind bis heute eine Wallfahrtstätte begeisterter Kunstfreunde geblieben. Kaiser Franz Josef I. schenkte die Burg im Jahre 1893 der Stadt Bozen. Die Ruinen Ried, Rafenstein, Fingell und Wangen, der düstere Maeknerkessel und der schroffe Johanneskofel bilden die malerischesten Schaustücke der Strasse an der Talfer bis Sarnthein (966m), dem Hauptorte des Thaies, einer gemüthlichen Sommerfrische in stiller Weltabgeschiedenheit. Die Sarner zählen zu den originellsten Volksstämmen Tirols. Von hier führen Jochiibergänge in das Passeier-, Jaufen- und Eisakthai; nicht minder schön sind die Bergfahrten, die sich von den oberhalb Sarnthein mündenden Thälern von Pens und Durnholz in das ausgedehnte Revier der Sarnthaler Alpen unternehmen lassen. Und nun ist es Zeit, dass wir uns wieder nach unserer Bahnstrecke umschauen; es gilt Abschied zu nehmen von der Stadt Walthers und vom Rosengarten! Wir fahren der abfallenden Thalenge zu, in die man schon hineinblickt, wenn man von Bozen gegen Süden schaut. Die Strecke von hier bis Salurn bietet Sehenswertes in Hülle und Fülle. Hochgebirge und Hügelland, Weinspaliere und Fruchtgelände, immergrüne Gärten, Flachland, Wasserfalle, lebhafte Ansiedelungen, Felswildnisse wechseln diesseits und jenseits des Etschstromes. Die welsche Zunge rückt näher und näher. Doch erst die Salurner Klause, wo einst die Herrschaft der Bayern an die der Longobarden grenzte, bildet die eigentliche Scheide zwischen der deutschen und romanischen Zunge, sie trennt das deutsche von dem italienischen Südtirol. Südlich von Bozen übersetzen wir den Eisak, der nächst Sigmundskron sich mit der Etsch vereint. Wir sehen den Felsabsturz des Bozener Calvarienberges, lugen nach den zerbröckelnden Trümmern der Haselburg aus, blicken mit Wonne in das von hohen Schneegebirgen umrahmte paradiesische Thal von Meran, um am Fusse der Porphyrfelsen, welche Schloss Sigmundskron krönt, den majestätisch durch die Auen ziehenden Etschfluss zu erreichen, dem wir bis zum Ende unserer Fahrt als treue Genossen zur Seite bleiben. An der Haltestelle Leifers vorüber, die im Osten durch das steilabfallende Brantenthal den Zugang zur Hochfläche des Reggelberges und im Westen über Pfatten und Montiggl den Weg nach Kaltem und Ueberetsch vermittelt, eilt der Zug der ersten Station südlich von Bozen, Branzoll (238 m), zu, wo die Etschschiffahrt ihren Anfang nimmt und sich über dem gräflich Thun’schen Stadthof eine reiche Fundstätte etruskischer Alter-thiimer befindet. Wir sehen rechts drüben die zerborstenen Mauern von Leuchtenburg und in der Ferne die Mendelstrasse mit den Coulissen des wie in eine classische Landschaft gehörenden Monte Roen. Branzoll ist ebenso wie Leifers Einbruchstation für Al dein (1225 m), Radein (1562 m), Petersburg (1389 m) und die übrigen Höhenorte des Reggelberges, wie für die Gegend am Kalterersee, deren Hochfläche hier in steilen Wänden zum Etschthal abbricht. Von der Station Auer (217 m) geht es in einer Viertelstunde nach dem gleichnamigen Dorf, hinter dem die Bahn auf das rechte Etschufer tritt. Hier verflachen sich die schroffen Flusslehnen zur Rechten. Zur Linken aber steigt eine stolze Bergstrasse am Castell Feder zum Schloss Enn empor, die sich bei Montan mit der Fleimser Kunststrasse vereinigt, welche von der Station Neumarkt hinauffuhrt und über Fontane Fredde (Kaltenbrunn 950 «), nach Cavalese (1002m) streicht. Die selten schönen Dolomitthäler von Fassa und Primör lassen sich von da aus am besten erreichen. Bei Predazzo (1017m) theilt sich das Fleimsthal in das nordwestlich verlaufende Fassathal mit den Orten Yigo, Campitello, Gries und Cassagei, aus welchen Passübergänge in die Rosengarten-, Schiern-, Langkofel- und Sellagruppe uns nach Enneburg und Ampezzo geleiten, und in das östlich streichende Travignolthal, durch welches die Strasse über den Rollepass 2032 m nach San Martino di Castrozza 1765 m, dem Touristen-Hauptquartier für die herrliche Palagruppe mit dem H. Panzer’schen Dolomitenhötel und weiter durchs Cismonethal nach Primiero (715m) fuhrt. Wenn man von Auer aus die Etsch übersetzt, gelangt man nach dem von einem gothischen Campanile überragten, bereits stark an Welschland gemahnenden Tramin (272 m), der Heimat des edelsten aller Etschländerweine, des Marzemin. Hier mengt sich die Rebe schon mit dem matten Laube des Oelbaumes, der sich nun hüben und drüben immer mehr ausbreitet. Der Etschstrom ist in diesen Geländen umklungen von Waffengetös und altem Liede. Um seinen Besitz ist in allen Jahrhunderten zwischen Deutschen und Romanen gerungen worden. Hier schlugen sich die Cimbern mit den Consuln Roms, Stilicho mit Alarich, die Franken mit den Longobarden, die Armeen Oesterreichs mit den Heeressäulen des Corsen. Den Etschfluss abwärts liegen die noch vollkommen deutschen Dörfer Margreit, Kurtatsch und Kurtinig, zur Linken sehen wir Castell Feder (403 m), darüber am Abhange des Berges Cislon (1559 m) Montan mit Schloss Enn. So gelangen wir nach Neumarkt-Traniin, einst ein wichtiger Handelsplatz, heute noch ein bedeutender Marktflecken, der als Ausgangspunkt für die Ausflüge nach Fleims, Fassa und Primör von grosser touristischer Bedeutung ist. Heinrich Noe nennt das letztgenannte Thal das Cortina der Zukunft, und wer die dämonisch wilde und doch so ergreifende Dolomitenwelt Primörs geschaut, wird diesem berühmten Schilderer Recht geben müssen. In Salurn (217 m), dem letzten Orte deutscher Zunge, heisst es vom Südlandfahrer Abschied nehmen. Es ist eine der ältesten und malerischesten Ansiedelungen des Etschlandes. Die Feste Salurn, die ernst und feierlich vom Geiersberg herabsieht, der Katarakt des Titschenbaches mit der uralten Steinbrücke im Vordergründe und den in den Fels gehauenen Wegserpentinen geben ein romantisches Bild, würdig des Abschlusses unserer Fahrt. Möge sie dich nicht gereut haben — die Reise von Franzensfeste bis Salurn. — Und nun Glückauf zur Fahrt ins Welschland! Karl Domenigg, Redactionelle Ergänzungen und Hinweise für die Strecke Franzensfeste-Salurn. Vahrn, dessen landschaftliche Reize wir bereits kennen gelernt haben, ist infolge seiner geschützten Lage, seines eigenartig milden und doch erfrischenden Klimas, eine der beliebtesten Ueber-gangsstationen, welche den Aufenthalt vom Vorfrühling bis zum späten Herbste gestattet. Durch vorzügliches Trinkwasser und Bad, sowie durch eine Reihe guter Gaststätten und bequemer Privatwohnungen ist für die Ansprüche der zahlreichen Gäste bestens gesorgt. Inmitten eines stattlichen Parkes erhebt sich die dem Brixener Ilötelier Herrn Hans Heiss gehörige altbekannte,, Villa Mayr“, welche ihrer anziehenden Lage wegen als ständiger Sommeraufenthaltsort sich grosser Beliebtheit erfreut. Hart an der Strasse bietet der renommierte Gasthof „ Waldsacker“ neben anderen Gasthäusern des Ortes angenehme Unterkunft und gute Verpflegung. Umschlossen von schattigen Kastanien- und blühenden Obstbäumen, stehen mehrere reizende Villen mit Privatwohnungen zur Aufnahme von Gästen bereit. Auskünfte hierüber ertheilt bereitwilligst der Gemeindevorsteher Herr Anton Kinigadner. Brixen, einst Hauptstadt des gleichnamigen reichsunmittelbaren Fürstenthums, ist Station der Brennerbahn, von Wien in 16, Budapest in 17, Berlin in 19, München in 7, Rom in 18 und von Paris in 24 Stunden zu erreichen. Die Stadt liegt 550 m über dem Meere, in einem reizenden, fruchtbaren und reichbesiedelten Thalkessel am Einflüsse der Rienz in den Eisak. Das Klima hat ausgesprochen milden Charakter und ragt hervor durch gleichmässige, plötzlichen .Schwankungen, nicht aus-gesetzte Temperatur- und Luftdruckverhältnisse, ausnehmend viele heitere, vollkommen sonnenhelle Tage, durch Windstille und geringe Niederschläge. Die Trockenheit der Luft wird gefordert durch die natürliche Trockenheit des zumeist schieferigen Bodens und die kräftige Besonnung gewissermaassen pa-ralisiert durch die nördliche Lage und die Nähe der Gletscher. Das Klima ge-niesst den Vorzug, von allen Extremen frei zu sein, zeigt massig warme Sommer und milde Winter, ladet daher in jeder Jahreszeit zu wirklich angenehmem Aufenthalte ein. Brixen zählt 6000 Einwohner, ist der Sitz eines Fürstbischofs, sowie der k. k. Bezirksbehörden. Daselbst befinden sich ein Priesterseminar, zwei Obergymnasien, wovon das eine — Vincentinum — mit einem Schülerconvicte verbunden ist, ein Mädchen-Erziehungsinstitut und eine sorgfältig geleitete höhere Töchterschule. Für den Privatunterricht in den modernen Sprachen und Musik ist reichlich vorgesorgt. Es gibt zahlreiche gute Handelsgeschäfte, zwei Buchhandlungen und zwei Apotheken. Die Gewerbe sind in voller Entwickelung begriffen. Besonders hervorzuheben sind die weithinbekannte kirchliche Bildhauerei, die äusserst rührige Möbeltischlerei, die Tiroler Lodenfabrication, eine Kirchenparamentenanstalt, sowie die Schlosser-und Schuhwarenbranche. Im Süden der Stadt befindet sich inmitten hübscher Anlagen die Fischzuchtanstalt, wo Gelegenheit zum Kahnfahren und Schlittschuhlaufen, im Norden, nächst Zinggen, die städtische Schwimmschule und am linken Eisakufer eine Dampfbrauerei mit reizend gelegenem Felsenkeller. Für Unterkunft und Verpflegung ist bestens gesorgt: im altrenommierten Hotel „Elefant“, in den sehr empfehlenswerten, zumeist mit hübschen Schankgärten ausgestatteten Gasthöfen „ Goldenes Kreuz“, „Zur Sonne“, „Goldener Adler“, „Goldener Stern“ und „Strasser“, sowie in der Bahnhofrestauration „Jarolim“ und in den Pensionen Br. Pircher, Villa „ Victoria“ und Villa „Edelweiss“. Ausserdem stehen den Fremden in verschiedenen Privathäusern stets möblierte Wohnungen zur Verfügung. Eine beliebte Restauration ist „Villa Ostheimer“, im Burgfrieden gelegen. Die Stadt besitzt Hochquell- Wasserleitung und ist aucli durchaus canalisiert. Die Wasserheilanstalt (nach System, Kneipp) des Br. Otto v. Guggenberg erfreut sich hohen Ansehens und ist von weither besucht. Sehenswürdigkeiten der Stadt sind: die mächtige Bischofsburg und der stattliche im 18. Jahrhundert vollständig umgebaute, erst jüngst glänzend restaurierte Dom mit neuer, prächtiger Orgel und Gemälden von Schöpf, Raul Troger, Michael und Christoph Unterberger; daranstossend der kunsthistorisch berühmte, mittelalterliche Kreuzgang mit Fresken aus dem 14.und 15. Jahrh., das Johanneskirchlein, in welchem 1080 auf Veranlassung Kaiser Heinrich IV. ein Concil abgehalten worden, und die Erhardskirche mit einem Gemälde des venctianischen Meisters Cosroe Dusi; aus neuerer Zeit die Kirche des Vincentinums mit Bildern von Felsburg u. s. w. Cur- und Erholungsbedürftige finden zahlreiche angenehme Spaziergänge in der Umgebung der Stadt, sei es im Thale gegen Vahrn, Kloster Neustift oder Millaud und ganz besonders entlang des regulierten Eisakflusses oder aber in das nahe waldige und rebenbekränzte Mittelgebirge mit den vielen Aussichtspunkten, Ansiedlungen und Ortschaften. Freunden einer grösseren Bergtour kann die Besteigung der 2500« hohen, mit guter Unterkunftshütte versehenen Plose nicht genug empfohlen werden. Nähere Auskünfte über alle die Fremden interessierenden Angelegenheiten ertheilt aus Bereitwilligkeit der Curverein. Klausen, 538 m ü. M., ein ungemein interessantes, altehrwürdiges Städtchen mit 711 Einwohnern, besitzt Post- und Telegraphenstation, Arzt, Apotheke und Badeanstalt und ist Sitz eines Bezirksgerichtes, eines Bergamtes und einer Section des D. und Oest. A.-V. Klausen ist seit jeher das Stelldichein einer ganzen Colonie von Malern und Gelehrten und als Sommerfrische, wie als Uebergangsstation sehr beliebt, wozu die Güte und Billigkeit seiner Gaststätten nicht wenig beiträgt. Gleich gegenüber dem Bahnhofe begrüsst uns in reizender Lage der äusserst geschmackvoll und neu erbaute Gastliof „Zur Krone“, Herrn Job. Vonmetz gehörig. Ein hübscher Garten und schattige Spazierwege umgeben das Haus, von dessen Veranda man eine herrliche Aussicht auf die romantische Landschaft geniesst. Die schönen, luftigen Zimmer, wie nicht minder die gute Verpflegung, die echten Weine aus der eigenen Kellerei des Besitzers lassen diesen Gasthof für längeren Aufenthalt sehr geeignet erscheinen, zumal auch Badegelegenheit vorhanden ist. Die freundliche Zuvorkommenheit, mit welcher hier allen Gästen begegnet wird, muss an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden. In der Stadt selbst ist der als Fremdenherberge rühmlichst bekannte Gasthof „Zum Lamm“ des Herrn G. Kantioler hervorzuheben. Im ersten Stocke dieses Gasthofes befindet sich der urkundlich erwiesene, aus dem 15. Jahrhundert stammende Eathssaal, welcher jetzt als Speisesaal benützt wird und zahlreiche Erinnerungszeichen bekannter Künstler aufzuweisen hat. Zum „Lamm“ gehören 2 Gärten für Sommer und Herbst, sowie das etwa 10 Minuten entfernte Landhaus „Gamp“ mit guten Fremdenzimmern. Auch sonst gibt es in Klausen noch eine Reihe von Gasthäusern. Waidbruck, 471 m ii. M., mit Post- und Telegraphenstation, ist der beste Ausgangspunkt zum Besuche von Kastelruth, Seitz, Eatzes, Dreikirchen und des Grödnerthales. Oberhalb des Ortes erhebt sich die berühmte Trostburg und nicht weit davon ist der Vogelweidenhof, der muthmaassliclie Geburtsort Walthers von der Vogelweide. Waidbruck besitzt Arzt und Apotheke und eignet sich mit Rücksicht auf seine guten Gasthöfe und Privatwohnungen als Sommerfrische. Waidbruck ist Einbruchstation für das berühmte Dolomitenthal Groden, für das aussichtsreiche Hochplateau des Bittens und für die Kastelruther und Seiser Hochfläche. Das dem Bahnhofe unmittelbar gegenüber gelegene Hotel „Krone“ des Josef Hetzis ist ein mit dem entsprechenden Comfort eingerichteter Gasthof, der zugleich die Abfahrtstation der Post- und Personenfahrten nach St. Ulrich Kastelruth, Seis, Bad Satzes bildet. Für Touristen und Sommerfrischler ist dieses altrenommierte Haus eine empfehlenswerte Aufenthaltsstätte mit guter Küche, echten Getränken und Fahrgelegenheiten nach allen Richtungen. Nicht weit davon im Centrum des Dorfes liegt der Gasthof „Zur Sonne“ des Florian Vonmetz, welcher ausser dem Hauptgebäude jenseits der Strasse eine hübsche, neu erbaute Restauration mit Garten, grossem Speisesaal und grosser Terrasse enthält, von welcher man sowohl gegen die Trostburg und den Eingang ins Grödnerthal, als auch gegen Klausen eine herrliche Aussicht geniesst. Die freundlichen, bequemen Wohnzimmer, die bekannt gute Küche wie nicht minder der Keller des auch als Weinhändler sich des besten Rufes erfreuenden Herrn Florian Vonmetz bewirken es, dass die „Sonne“, wo Fahrgelegenheiten nach allen Richtungen, besonders ins Grödnerthal z,ur Verfügung stehen, von Passanten und Sommerfrischlern mit Vorliebe aufgesucht wird. Hotel und Pension „Seiserliof“ (Besitzer J. Liebl), ist auf ■ bequemer Fahrstrasse von den Bahnstationen Waidbruck und Atz-wang per Wagen in 21/2 Stunden, zu Fuss in 3 Stunden leicht erreichbar. Seis liegt, vollkommen wind- und staubfrei, im waldreichen Mittelgebirge am Fusse des Schiern, 1004 m über dem Meere, und ist ob seiner herrlichen Umgebung und der frischen, nervenstärkenden Alpenluft zu einem von Jahr zu Jahr zahlreicher besuchten Sommerfrischorte geworden. — Von Seis bester Aufstieg auf den Schiern und die umliegenden Berge. Hotel und Pension Seiserhof ist das ganze Jahr geöffnet, enthält 40 comfortabel eingerichtete Zimmer, Speisesaal, Billard, Lesezimmer, sowie geräumige, offene Speiseveranda und einen grossen Garten mit prachtvoller Aussicht auf die Mendel und die Ortlergruppe etc. Post-und Telegraphenamt, sowie Bäder im Hause. Klobenstein. Mairs Hotel „Zur Post“ in Klobenstein. Zwischen Alpenmatten und Hochwald in sonniger Lage hingebettet, bietet Klobenstein mit seinem milden Klima für Lengmos. Gesunde und Leidende einen angenehmen, zuträglichen Aufenthalt, welcher vom Frühlingsanfang bis zum Spätherbste genossen werden karm. In der Ilötelpension „Zur Post“ finden die Gäste jeden Comfort in Unterkunft und Verpflegung, Lese- und Musikzimmer, Bäder, Fahr-und Reitgelegenheiten. Die schönen, schattigen Anlagen in unmittelbarer Nähe des Hauses, besonders die „Föhnpromenade“ mit Aussichtspunkten und Kuhepiätzen erleichtern auch dem bequemsten Gaste den Genuss der herrlichen Natur. Aber auch weitere Spaziergänge und Ausflüge durch Wald und Wiesen auf dem landschaftlich so bevorzugten Gebiete des Kittens, darunter die Partie auf das 2257 m hohe Kittnerhorn können von Klobenstein leicht unternommen werden. Als Haupttouristenstation bietet Klobenstein auch im Winter für die Aus- ------------------------------------ iibung des Skisportes auf den Matten und Abhängen des Kittens eine vorzügliche Gelegenheit. Die Stadt Bosen ist, wie bereits erörtert wurde, vermöge ihrer historischen Traditionen, ihres Klimas, der unvergleichlich schönen landschaftlichen Lage, sowie durch ihre Wohlfartseinrichtungen, durch Regsamkeit auf dem Gebiete des Handels, der Industrie und der Gewerbe eines der blühendsten Gemeindewesen der österreichischen Alpenländer, dessen Anziehungskraft auf das reisende Publicum aus aller Herren Länder, besonders aus dem Deutschen Reiche, mit jedem Jahre sich steigert. Fast zu allen Jahreszeiten ist der Aufenthalt in Bozen angenehm, für viele Tausende ist der BesuGh und längeres Verweilen im Frühjahre, Herbst und Winter eine liebgewonnene Gewohnheit geworden, aber selbst im Hochsommer, wenn die südliche Sonne es gar zu gut meint, finden sich zu Bozen in hellen Haufen Passanten und Touristen, um von hier aus nach allen Richtungen in das Hochgebirge zu wandern. So erscheint denn Bozen als eine ebenso belebte als beliebte Fremdenstation1 allerersten Ranges und versteht es auch durch mustergiltige preiswürdige Gaststätten dieser Mission gerecht zu werden. Alt-Boznerin. Das reizende Centrum des Fremdenverkehrs bildet der Johannesplatz mit dem schönen Standbilde Walthers von der Vogelweide, wo allabendlich im Glanze der reichen elektrischen Beleuchtung an den vielen von fröhlichen Gästen besetzten Tischen ein unbeschreiblich buntes und lebhaftes Gewirre herrscht. Am Johannesplatz befindet sich auch das weltbekannte, mit dem modernsten Comfort ausgestatteteHötel„Schwarzer Greif“, in dessen eleganten Speise- und Conversationsräumen zu jeder Jahreszeit das distinguierteste Publicum zu finden ist. Eine besondere Anziehungskraft übt der schöne Wintergarten aus, von dem man eine entzückende Aussicht auf den „Rosengarten“ geniesst. Zu den vielen Bequemlichkeiten, welche den Gästen dieses Hauses geboten werden, gehört eine eigene comfortabel eingerichtete Badeanstalt mit Schwimmbassin. Auch befindet sich hier die Abfahrtstelle für die Fahrten auf die Mendel. Im Frühjahre 1900 wird das von dem Besitzer des „Greif“ Herrn Franz Staffier neu erbaute „Hotel Bristol“ eröffnet, welches wir unseren Lesern im Bilde zeigen. Dieser moderne Prachtbau mit seiner gediegenen künstlerischen Ausstattung und seiner den neuesten Fortschritten entsprechenden inneren Einrichtung verspricht unter der, zielbewussten Leitung seines Besitzers ein Glanzpunkt des Tiroler Hötelwesens zu werden. 27 Von den übrigen Gasthöfen in Bozen erwähnen wir: Kräutners „Hotel de l’Europe“, gleichfalls am Johannesplatz (siehe Inserat). Hotel „Walther von der Vogelweide“ (siehe Inserat). Hotel „Mondschein“, 5 Minuten vom Bahnhofe, altbekanntes Haus mit guter Küche und reinen Weinen. Von der freistehenden Dependance schöne Aussicht auf die Dolomiten: Settern- und Kosengarten. Veranda und Terrasse. Hier ist auch die Einschreibestelle, Ankunft- und Afahrtsstation der k. k. Post nach Sarntheim, die Dolomitenfahrt zum Karersce. Auch sonstige Fahrgelegenheiten im Hause. Gasthof „Zum Eiesen“, Besitzer Josef Staffier, gegenüber dem k. k. Hauptpostamte. Omnibus am Bahnhofe. Ausserdem „HotelKaiserkrone“,„ Victoria“,„ErzherzogHeinrich“, „Stiegl“ u. s. w. Von den Gastlocalen in Bozen, deren es eine schwere Menge gibt, heben wir hervor: das „Torggelhaus“ am Obstplatze, wo die besten, garantiert naturechten Weine Südtirols zum Ausschank kommen, Cafe-Restaurant „Walther von der Vogelweide“ im gleichnamigen Hötel, Cafe'-Bestaurant Schgraffer mit schattigem Garten und Fremdenzimmern, Cofe Kusseth am Musterplatz u. a. m. Von den empfehlenswerten Bezugsquellen in Bozen heben wir die nachstehenden hervor: Obsthandlung Anton Steinkeller, Bindergasse 7 und Ranigasse 3, versendet nur Tiroler Obst en gros und en detail. Die Firma wurde infolge ihrer vorzüglichen Leistungen bereits wiederholt prämiiert, darunter in St. Petersburg im Jahre 1894 mit der grossen silbernen Staatsmedaille. In dem Detailgeschäft vis-ä-vis Hötel „Bristol“ befindet sich die reichste Auswahl an Sommerfrüchten zu billigen Preisen. Bei Versandt wird ausgezeichnete Verpackung in Postkistchen ä 5 kg zugesichert. Fahrräder, Sportartikel und Möbel Wachtier & Torelli, Karnergasse 12, en gros und en detail. Grösste und besteingerichtete Reparaturwerkstätte. Conditorei und Cafe Anton Rizzi, Laubengasse, nächst dem Obstplatze. Glasausschank vom Fasse der Continental-Bodega. Juwelier A. Dinzl, Laubengasse 19. Specialität: Tiroler Adler aus Gold und Silber als Broche, Nadel etc. Schirmfabrikant Joh. Hucca, Laubengasse, nächst Obstplatz. Reichhaltiges Lager von Sonnen- und Regenschirmen. Photograph H. Waldmüller, Fleischgasse 50. Ansichts- und Postkarten, grösstes Lager bei F. Amonn. Antiquitätenhandlung Alois Ueberbaclier, Hintergasse 6. Stadtapotheke zur St. Anna, Musterplatz 15, Paul v. Aufschnaiter. Zahnatelier des Ig. R. v. Mersi, Silbergasse 18, I. Stock. Schuhwarengeschäft Ham Knabl, Fleischgasse 4L Fabriksniederlage der I. Tiroler Silberwaren- und Tiroler Glücksringfabrik, Johannesplatz 10. Alois Tschurtschentlialers Erste Sttdtiroler Dampf-Con-servenfabrik ist ein industrielles Etablissement, dessen Ausdehnung, Einrichtung und Leistungsfähigkeit das grösste Interesse erregt. Die Verpflegung mit Conserven bildet bei dem heutigen Stande der stehenden Heere im Hinblick auf die Unmöglichkeit rechtzeitiger Zufuhr von frischen Nahrungsmitteln eine Lebensfrage des Staates, welcher bereits im Frieden die grösste Aufmerksamkeit zugewendet werden muss. Unter jenen Fabriken, welche die Heeresverwaltung mit der Deckung des Militärbedarfes betraute, ist die Conserven-fabrik des Herrn Alois Tschurtschenthaler in Bozen eine der hervorragendsten; dieselbe befasst sich aber ausserdem noch mit allen übrigen Arten von Frucht-, Fleisch- und Gemiise-Conserven und versorgt auch die Schutzhütten des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereines mit Proviant. Die Firma vermag in 24 Stunden 28.000 Dosen Fleischconserven zu erzeugen, eine Leistung, welche ausser den zweckmässigsten, neuesten, zumeist englischen und französischen Maschinen ein vorzüglich geschultes Arbeiterpersonal und vor allem eine zielbewusste Leitung des gesummten umfangreichen Apparates zur Voraussetzung hat. Von besonderer Wichtigkeit ist auch die Auswahl der zur Verarbeitung gelangenden Natur-producte, welche auf den eigenen Gütern und Plantagen der Firma in Bozen und Umgebung, an der Etsch und im Gebirge gewonnen werden. Es würde zu weit führen, alle die in diesem Etablissement erzeugten Specialitäten anzuführen, aber es gibt wohl kaum eine Fleischgattung, Gemüse, Obst und Delicatesse, welche unter den Fabrikaten dieser Firma nicht vorkommt. Das Absatzgebiet dieser mannigfachen Producte erstreckt sich nicht bloss über alle Theile der österreichisch-ungarischen Monarchie, sondern umfasst auch ganz Deutschland, Russland, die Balkanstaaten und zahlreiche überseeische Gebiete. Die Fabrik ist in allen ihren Räumen elektrisch beleuchtet und mit ausgedehnten Lager- und Magazinslocalitäten versehen. Der Inhaber der Firma, Herr Alois Tschurtschenthaler, eine um die Hebung der industriellen und commerciellen Verhältnisse Tirols hochverdiente Persönlichkeit, welche auch dem Fremdenverkehr das lebhafteste Interesse zuwendet, ist gleichzeitig Besitzer des weitbekannten Torggelhauses am Obstmarkte in Bozen, in dessen feuchtfröhlichen stilgerecht ausgestatteten Räumen die besten Tiroler Weinsorten in naturechter Qualität ausgeschänkt werden. Wrir bringen an anderer Stelle das Bild des Torggelhauses, welches seit jeher ein Lieblingsziel aller nach Bozen kommenden Fremden ist. In den mit Butzenscheiben geschmückten Erkern, sowie in den mit originellen Bildern und Zieraten ausgestatteten Trinkstuben fühlt man sich so recht heimlich und wohlig, zumal der freundlich credenzte Trunk dazu angethan ist, Lebensfreude und Humor zu wecken. Am schönsten ist es aber in dem Kneipzimmer unter dem Thurmdache, von wo man einen entzückenden Ausblick in das Eisak-, Etsch- und Sarnthal geniesst. 27* Der Curort Gries bei Bozen. Der von den ersten medicinischen Autoritäten Oesterreichs und Deutschlands empfohlene Curort Gries bei Bozen verdankt sein rasches Emporbltthen zunächst seiner äusserst günstigen klimatischen Lage in einer der herrlichsten Gegenden der Alpen, dem „Garten Tirols“. Dieser wunderbaren, geschützten, windfreien Lage entspricht ein mildes durch das Fehlen jäher Temperatursprünge ausgezeichnetes Klima und eine reiche an Süd-Europa gemahnende Vegetation. Die Saison in Gries umfasst 9 Monate und zerfällt in 3 Perioden: 1. September—November Traubencur, auch Uebergang zum tieferen Süden. 2. December—Februar: Luftcur mildester Art auf deutschem Boden. 3. März—Mai: Frühjahrsaufenthalt (Milch-, Molken-, Kephir-cur) vermittelt den Uebergang zu irgend e'nein Somniercurorto. Hotel und Pension „Austria“. Von den mit allem modernen Comfort ausgestatteten Fremdenetablissements des Curortes Gries, seien hier nur die bedeutenderen hervorgehoben: J. T. OberiniiIlers Hotel und Pension „Austria“, grösstes und schönstes Etablissement in Gries am Fusse des Guntsehnaberges inmitten ausgedehnter Parkanlagen, vollkommen windgeschittzte Promenade, prachtvolle Fernsicht. Bäder, Lift, geheizte Corridors, Lawn-Tenuis-Platz, Equipagen. Pensionsliötel „Bellevue“, der uns bereits von Toblach wohl-bekannten Frau Elise Ueberbacher. Dieses mit allem Comfort, Bädern, Gartenanlagen versehene Haus ersten Ranges erfreut sich grosser Beliebtheit in den höchsten Kreisen der Gesellschaft. M. Trafojers Hotel „Hartl“ nahe der Stadt Bozen und der Talfererbriicke, sowie der Parkanlagen neu und elegant eingerichtet mitzahlreichenSüdzimmern. Das auch während des Sommers geöffnete Hötel besitzt eine eigene Badeanstalt. Zur Saison für Curgäste bestens geeignet, zur Sommerszeit beliebtes Standquartier der Touristen. Pension Ronacher in unmittelbarer Nähe des Centrums des Cur-ortes in freier, offener und sonniger Lage mit herrlicher Aussicht auf Schiern, Rosengarten, Mendel und das Ueberetscher Hochplateau. Dieses von Frau Marie Ronacher geleitete Haus eignet sich sowohl für Erholungsbedürftige und Reconvalescenten als für gesunde Gäste zu längerem Aufenthalte. Die meisten der Zimmer sind gegen Süden gelegen, geräumig und luftig, was für die Athmungsverhältnisse nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Eine besondere Annehmlichkeit gewährt den Gästen die Nähe des Curhauses, der schönen Promenaden und des Curparkes mit den täglichen Militärconcerten. Im Hause steht Telephon, Clavier und Bibliothek zur Verfügung. Pension Navratil. In dem der sonnigsten und geschütztesten Lage des Curortes Gries sich erfreuenden Viertel „Pagen“ liegt die bestrenommierte Pension Navratil, nach allen Richtungen frei, mit ausgedehnten Gartenanlagen und prachtvoller Aussicht. Die Pension wurde unter Berücksichtigung der neuesten Erfahrungen auf dem Gebiete der Fremdenetablissements und Sanatorien eingerichtet und eignet sich vorzüglich zu längerem Aufenthalte für Erholungsbedürftige und Reconvalescenten. Die Pension Navratil besitzt in der Villa „Mon sejour“ eine vorzüglich eingerichtete Dependance. Ausserdem gibt es in Gries noch eine Reihe von Hötels und Pensionen wie „Grieserhof“, „Germania“, „Habsburg“, „Sonnenheim“, „Kreuz“ u. s. w. Hof Weinegg, den Brüdern Hofer gehörig nächst der Virglwarte bei Bozen ist ein idyllisch gelegener neuerbauter mit guten Fremdenzimmern versehener Gasthof, welcher mit der Stadt telephonisch verbunden ist. Die schöne gesunde Lage, sowie die gute Unterkunft und Verpflegung, endlich auch die aufmerksame Bedienung empfehlen Hof Weinegg sowohl für kürzeren als auch längeren Aufentl alt. __________ Hotel „Hendelhof“ auf dem Mendelpass. Sowie die Mendel zu den berühmtesten klimatischen Höhenstationen Tirols zählt, so gehört der auf der Passhöhe gelegene „Mendelhof“ zu den hervorragendsten Fremdenetablissements des Landes. Den 1351 m hoch gelegenen „Mendelhof“ hat der Besitzer Herr Speter zu einem auf das vornehmste und bequemste ausgestatteten Alpenhotel gemacht, das mit seiner in unmittel-barerNähedes Hauses gelegenenDdpendance mehreren hundertPersonen gastliche Unterkunft gewährt. Das Haus enthält über hundert elegant möblierte Zimmer, ferner Speisesäle, Damensalon, Badezimmer, Post-und Telegraphenamt, Bibliothek u. s. f. Vom Hotel und dessen Terrassen und Veranden bietet sich ein entzückender Ausblick gegen das Nonsthal und auf die Gletscher der Brenta-, Presanella- und Ortlergruppe. Die klimatischen Verhältnisse sind die denkbar günstigsten, so dass sich die Mendel einer so langen Saison erfreut, wie wenige Stationen von dieser Höhe. Der „Mendelhof“ wird schon mit Ostern eröffnet und erst im Spätherbst geschlossen. Unter den illustren Gästen, welche im Spreter’schen „Mendelhof“ längeren oder kürzeren Aufenthalt nahmen, befanden sich Seine Majestät Kaiser Franz Josef und Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, Erzherzog Franz Ferdinand d’Este, Kronprinzessin Witwe Erzherzogin Stefanie u. a. m. Der Mendelaufenthalt kann schon in den ersten Frühlingsmonaten, namentlich jenen Personen empfohlen werden, welche die rauhe Jahreszeit in den nahen Wintercurorten Südtirols oder an der Riviera verbrachten. Grand Hotel „Penegal“ auf dem Mendelpass. Das 1364 m hoch gelegene „Grand Höfel Penegal“ wurde von Herrn Alois Schrott im Jahre 1896 erbaut und hat sich in der kurzen Zeit seiner Eröffnung durch seine vorzügliche Lage, vortreffliche Einrichtung-, vornehme Bequemlichkeit und besonders durch die fürsorgliche Leitung einen sehr guten Ruf in den Kreisen der Alpenfahrer erworben. Dieses grosse Alpen- und Familienhötel ersten Ranges kann 200 Personen bequem Unterkunft gewähren und hat ausserdem in seiner Dependance „Touristenhaus“, das billigeren Ansprüchen Rechnung trägt, noch weiteren Raum für zahlreiche Gäste. Der zum Hotel gehörige ausgedehnte Waldbesitz bietet reiche Gelegenheit zu Spaziergängen im Wiesengrün und kühlen Schatten. Das hervorragende Klima dieser Alpenstation ist von ärztlichen Autoritäten längst anerkannt, denn kaum ein anderer Höhenort weist so viele zusammenwirkende hygienische Vorzüge auf, wie dieser gesegnete Erdenfleck. Gleichmässige, milde und trockene Temperatur und das ganze Jahr hindurch sonnige Tage sind vorherrschend, so dass das Hotel „Penegal“ insbesondere nervenleidenden und blutarmen Personen, sowie Herzleidenden bestens empfohlen werden kann. Die Saison dauert vom April bis November. Dass der Name des Hotels „Penegal“ bereits bis in die höchsten Kreise gedrungen ist, beweist der mehrwöchentliche Aufenthalt Ihrer k. u. k. Hoheit der Frau Kronprinzessin-Witwe Erzherzogin Stephanie im Jahre 1897. San Martino di Castrozza, 1500 m über dem Meere gelegen, ist eine der berühmtesten Dolomiten-Touristenstationen von Tirol und einer der beliebtesten Luftcurorte der Alpen. Das „Hotel des Dolomites“ des Herrn H. Panzer befindet sich in grossartiger Lage am Fusse der herrlichen Primörgruppe, welche die elegantester! Gipfelformen besitzt, umschlossen von ausgedehnten, ozonreichen, schattigen Nadelholzwaldungen mit bequemen, genussreichen Promenaden. Die Touristenstation liegt einzig schön inmitten waldum-säumter Bergwiesen, und ungehindert schweift der Blick über die schöngegliederte Palakette vom Cimon bis zum Sasso Moar. Panzers Hötel ist mit allem modernen Comfort ausgestattet und hat k. k. Telegraphenstation und Post im Hause. Für Hochtouristen ist San Martino ein ausgezeichnetes Hauptquartier, da alle Excursionen in die Palagruppe von hier aus in kleineren Tagesmärschen ausgeführt werden können und im HOtel des Dolomites die berühmtesten Bergführer der Paladolomiten zu erfragen sind. Der „Verein für Alpenhötels in Tirol« hat sich zur Aufgabe gemacht, die an Naturschönheiten reichsten Hochthäler Tirols durch Errichtung von Hochalpenhäusem ersten Ranges auch für das verwöhntere, besten Comfort liebende Publicum zugänglich zu machen. Die neuen Hötels des Vereines sind daher mit allem modernen Comfort, jedoch als Alpenhäuser mit Vermeidung alles unnöthigen Luxus ausgestattet. Elektrische Beleuchtung, Dampfheizung, Bäder, grosse Speise- u. Restaurationssäle, ausgedehnte Hallen und Gesellschaftsräume mit Damen-, Musik-, Lese- und Billard- salen, photographische Dunkelkammer, Tennis- und andere Spielplätze, eigene Bäckerei und Wäscherei, sowie vorzügliche Küche und Keller sollen die Hötels zu Häusern ersten Hanges gestalten. _ Die Grösse dieser Häuser mit 160—170 Zimmern ermöglicht die Führung derselben als feine Familien-Hötels und sind die Preise trotz allem Gebotenen und der verhältnismässig kurzen Saison keine übertriebenen. Die Hotels I. Banges des Vereines sind bequem per Wagen zu erreichen, besitzen eigene Post- und Telegraphenstationen und einen regelmässigen Post- und Omnibusverkehr mit den nächsten Eisenbahnstationen: Bozen, Meran und Landeck; eben diese Stationen liegen an den Hauptlinien des europäischen Verkehrs mit allerbesten Express-Zugsverbindungen und Schlafwagenverkehr. Arzt und Hausapotheke sind in jedem Hause des Vereines zu finden und ebenso ist für katholischen und englischen Gottesdienst Vorsorge getroffen. Der Verein hofft durch diese seine neuerbauten Häuser im Anschlüsse mit den schon bestehenden vorzüglichen Hötels in den Städten Tirols und den bereits bestehenden altrenommierten Fremdenstationen des Landes das herrliche Hochalpenland Tirol dem bequem reisenden Publicum als angenehmes Reiseziel zum längeren abwechslungsvollen Aufenthalte empfehlenswert zu machen. Wochenlange herrliche Eundtouren zu Wagen und zu Pferde in bequemen Tagereisen von einem hervorragenden Punkte zum anderen, wie solche in Tirol mehr als in jedem anderen Gebirgskunde möglich, sollen insbesondere Liebhaber dieser Reiseart nach Tirol führen. Die Errichtung von einfacheren Touristenhäusern zweiten Ranges mit billigeren Preisen soll den Bedürfnissen anspruchsloserer Gäste Rechnung tragen. In gleicher Weise ermöglichen auch schon derzeit in den Hötels ersten Ranges ausserordentlich reducierte Getränke- und Speisetarife in der sogenannten „Schwemme“ (Touristen- und Fiihrer-Restaurant) im Vereine mit billigen Touristenzimmern einen denkbar billigen Aufenthalt in denselben. Die Häuser des Vereines sind derzeit: I. Im Gletschergebiete der Ortlergruppe: Das Trafoi-Hotel. Hotel und Pension ersten Ranges, 1570»» über dem Meere, eröffnet 1896. (Am Fusse des Orders und an der berühmten Stilfser-jochstrasse in nächster Nähe der grossartigsten Gletscher.) Man erreicht das Trafoi-Hötel von den Eisenbahnstationen Meran oder Landeck per Wagen in einem Tage. Hötel-Eilfahrt: Meran—Trafoi-Hötel, sowie Landeck—Trafoi-Hötel (elegante Mail-Coaches); ab Bahnhof Meran und Hötel Graf v. Meran täglich 8 Uhr 30 Min. früh; ab Landeck, Hotel Post, 7 Uhr früh. Fahrpreise: Meran—Trafoi-Hötel 6 fl., hoher Coupösitz 7 fl.; Landeck— Trafoi-Hötel 9 fl. 40 kr., hoher Coupesitz 11 fl. 20 kr., ausserdem gute Fiaker zur Verfügung. Telegramm-Adresse während der Saison (Anfang Juni bis Ende September): Trafoihötel-Tirol. II. Im Gebiete der Bozener Dolomiten: Das Karersee-Hötel. Hotel und Pension ersten Banges, 1650m Uber dem Meere, eröffnet 1896. Auf einem lieblichen Hochplateau am Fusse der gross- Kwb^ef_-H<5tel ' ■ w. . ■ _____________________________________________________ artigen Dolomitgebirge des Rosengartens und des Latemars gelegen, mit ausgedehnten ebenen Spaziergängen auf aussichtsreichen Alpenmatten und in schattigen Nadelholz-Hochwäldern. Man fährt von der Eisenbahnstation Bozen zum Karersee-Hötel in leichtem Landauer 5 Stunden (Fiaker zur Verfügung), dieselbe Strecke zurück in 3 Stunden. Von Bozen nach Karersee-Hötel verkehrt zweimal täglich Brief- und Personenpost und dreimal täglich directe Omnibusfahrt (ab Hotel Greif und Hotel Europe). Telegramm-Adresse während der Saison (Anfang Juni bis Ende September): Karerseehötel-Tirol. Preistarif für Trafoi-Hötel und Karersee-Hötel: Pensionspreise (bei Aufenthalt von mindestens 7 Tagen): Frühstück und zwei Mahlzeiten für eine Person per Tag 3 fl. 50 kr. Logis je nach Lage und Grösse des Zimmers für ein Bett von 1 fl., für 2 Betten von 2 fl. aufwärts. (Ge-sammtpension daher von 4 fl. 50 kr. aufwärts.) Bei kurzem Aufenthalte mässige Hötelpreise: ein Bett von 1 fl. 50 kr., zwei Betten von 2 fl. 50 kr. aufwärts. Yor und nach der Hochsaison (5. Juli bis 5. September) Ermässigungen. Das Touristenhaus Weisslahnbad (Dolomitenhaus), 1136m über dem Meere am Fusse des Schiern und Rosengartens im Tierserthale (umgebaut 1895). Einfaches aber altberühmtes Tiroler Bad für Gicht, Rheumatismus etc. (Magnesia und Schwefelquellen) vom Vereine für Alpen-Hötels zu einem einfachen aber comfortablen Touristenhause umgebaut; mit herrlichem Tannen- und Föhrenwald und unvergleichlicher Aussicht auf den Centralstock der Rosengartengruppe. 3 Stunden von der Eisenbahnstation Blumau bei Bozen (3 Stunden vom Karersee-Hötel). Zimmerpreise von 80 kr. per Bett aufwärts; Pensionspreise (bei mindestens 7 Tage Aufenthalt) von 3 fl. aufwärts (für Zimmer sammt 3 Mahlzeiten). Auskünfte für alle Häuser des Yereines: S.Pötzelbergers Buchliandl. in Meran, Tirol. jAuf der Fahrt Von 5'e.Šmuncl5krorj nach Merar]. w irft der Reisende, ausfahrend aus der Station, einen Blick nach Norden, so grüssen aus der Ferne die Spitzen und Zacken der Texlgruppe, welche den Thalkessel von Meran hoch überragen. Der Lodner, die Hoch-weisse, das Rotheck mit der Hoch wilde, dem mächtigen Eckpfeiler derOetzthalerAlpen. Wie einV orhang schiebt sich rechts der Guntsch-ner Berg, die Rosengartengruppe, Bozen und Gries verdeckend, vor, während links der Thurm der St. Paulser Kirche hinter dem Rebhügel, welcher sich zur Ebene niedersenkt, hervorguckt. Der Bahndamm verfolgt das linke Etschufer und immer deutlicher treten die Segnungen der Regulierung dieses Flusses hervor. Aus der sumpfigen Erlenau, aus dem mageren Maisfelde sind nun Obstanger, mit Weinreben umsäumt, entstanden. Ganz entgegen dem südlichen Wälschtirol bemerkt man hier, dass der Obstbau rationell, nach der neuen Culturart betrieben wird, welcher die Tiroler es schon nach -wenigen Jahren verdanken, dass ihr Obst jenes der französischen Züchter mindestens erreicht, wenn nicht überflügelt. Rechts, dem Bergstöcke entlang, zieht die alte Landstrasse. Hoch auf einem steilen Felsenkegel, fast in der Mitte zwischen dem spitzen Thürmchen von Morizing und dem durch die Ziegeleien erkennbaren Siebenelch steht die alte Ritterburg Greifenstein. Als Herzog Friedl mit der leeren Tasche einst die Burg belagerte, liess Graf von Starkenberg, als Zeichen der guten Verproviantierung, eine gemästete Sau über die Mauern werfen. Im Volke wird noch heute die Burg „Sauschloss“ genannt. In kurzer Zeit passiert der Zug das über der Etsch am Berge liegende Andrian mit dem auf schroffen Felsen stehenden Schloss Festenstein. Nun kommt die zweite Station vor Bozen, deren Name bei allen Weinkennern einen guten Klang hat. Terlan, mit dem ehemals schiefen, nun umgebauten Thurm * und den hochinteressanten Freskogemälden in der Kirche, welche augenscheinlich zu den ältesten Denkmalen dieser Kunst gehören. Rechts zwischen Siebeneich und Terlan schaut man mitten in den herrlichen Weinbergen viele grosse Edelsitze, zumeist mit der Cypresse an der Südseite der Häuser. Südöstlich von Terlan ragen auf einem Felsenvorsprunge die Ueber-reste der Burg Maultasch, ein früherer Lieblingsaufenthalt der Tiroler Landesherrin Margarethe Maultasch. Am 16. November, als Andreas Hofer auf dem Küchelberge den letzten Entscheidungskampf schlug und den General Rusca * „A gar fein’s Jungferl ist amal des ‘Weg’s kummen,“ so erzählt man im Volke, ,da hat der Thurm aus purlauter Respect a Buckerle g’macht. Und schau, der alte* Kerl hat si nimmer in d’Höch bracht. Jetz grad thät er schon wieder werd’n, wenn halt auf der Oberseit’n wieder amal a Jungferl des Weg’s kummet. — Aber mail“ — mit seinen italienischen Garden aus Meran hinauswarf, besetzten die Maiser Schützen, den Feind verfolgend, die Burg und schlugen endlich, einen Ausfall machend, eine grosse Abtheilung des französischen Heeres, welche aus Bozen angertickt kam. Weiter thalauffahrend steht links das Dorf Nals mit den Ruinen der Schlösser Peyrsberg und Schwannburg und erreicht man nun die Station Vilpian, mit einer grossen Brauerei, rechts in der Schlucht einem hübschen Wasserfall. Ausfahrend aus der Station, bemerkt man rechts über der Brauerei, scharf eingeschnitten in den kahlen Berg, einen Gebirgspfad. Der führt hinauf auf die herrlich bewaldete Hochebene, mit den Dörfern Mölten, Vörau und Hafling. Es ist ein ganz eigener Menschenschlag, der dort oben wohnt. Mundartlich und in der Tracht ganz verschieden den Thalleuten, züchten sie die berühmten Haflinger Bergpferde. Die Männer sind kecke Reiter, kennen nur Schritt und Galopp als Gangart des Pferdes. Benützen sie dasselbe als Tragthier, auf dem Holzsattel links und rechts die ledernen Tragsäcke, so wickeln sie einen Büschel der Schwanzhaare mehrfach um die Hand und lassen sich gemächlich bergan ziehen. Die Frauen reiten wie die Männer und die jungen Burschen fliegen wie die Indianer auf ungesattelten Thieren über die ausgedehnten Alpenmatten. Die Bewohner dieser Hochebene nennt man im Volksmunde „Hessen“. Die Sage erzählt, in alten Zeiten sei ein hessischer Stamm aus Deutschland eingewandert und habe dieselbe bis hinunter ins Samthai und Eggenthal besetzt. Vom Dorfe Nals, durch eine tiefe Schlucht, führt der Weg auf die Ebene des Mittelgebirges, mit den Dörfern Prissian, Tisens, Völlan. Am Rande des Bergabfalles sieht man erst das Kirchlein St. Christof und weiter oben, auf einem Felsenstock, St. Hyppolyt. Einer der schönsten und angenehmsten Tagesausflüge führt über diese Hochebene. Mit der Eisenbahn von Meran kommend, besteigt man den Berg, zeitweise durch Weinculturen, dann durch Kastanienwaldungen wandernd und gelangt so nach Völlan mit der prächtigen Ruine Majenburg. In Völlan befindet sich auch ein echtes Tiroler „Bauernbadl“, wie sie der behäbige Burggräfler aufzusuchen liebt. In den Frühstunden legt er sich in eine sargähnliche Holzwanne und der „Badebastl“ giesst Wasser zu, schiebt einen Deckel über, dass nur mehr der Kopf herausschaut. Dann kommen wohl auch Bekannte herein, um einen Besuch zu machen oder den Badenden zu necken. Der Rest des Tages vergeht fröhlich und curgerecht mit Kartenspielen, Kegeln, gut essen, viel trinken und lang schlafen. — An einem romantischen Weiher vorüber, sieht man auf einer Anhöhe das Kirchlein St. Hyppolyt. Von dort hat man eine unvergleichliche Fernsicht Uber das ganze Etschthal von Meran bis Bozen und auf die Dolomiten von Deutschenofen. In einer halben Stunde erreicht man Tisens und Prissian, mit einem bequemen Abstieg nachNals zur Station Vilpian Am Wege nach Völlan steht ein „Marterl“ mit folgender Inschrift: „Von sieben Stichen todtgebohrt, Starb Peter Kofler hier am Ort, Die Gerechtigkeit im Himmel, Wird strafen diese Lümmel.“ Aus einem Einschnitte der dicht bewaldeten Yorberge schauen der grosse und kleine Laugen hervor, das Ziel vieler Hochtouristen, welche, die Gefahren einer Hochgebirgsfahrt meidend, eine herrliche Aussicht suchen. An der rechts der Fahrt gelegenen Baltestelle Gargazon rinnt der Aschler-bach, in den nahen Abhängen einen prächtigen Wasserfall bildend, in die Etsch.Erbezeichneteim JahrelSlOdieGrenzezwischenBayernundltalien. Hattenbisher Häuser undEinwohner mehr den wälschen Charakter, so beginnt nun die Landschaft mit dem deutschen Tiroler Haus und dem deutschen Tiroler Bauer. Das Burggrafenamt, wie die Umgebung Merans von der Zeit des Herzog Friedl mit der leeren Tasche genannt wird, ist einer der wenigen Districte, in welchem sich die nationale Tracht, die alten Sitten und Gebräuche fast ungeändert erhalten haben. Der Meraner Bauer trägt weisses Hemd, rothe Weste, griin-seidene Hosenträger mit eingewirktem Adler. Die braune Lodenjoppe zeigt an der Brust breite, rothe Aufschläge. Ein breiter Ledergurt, mit Pfauenfederstreifen gestickt, umschliesst die Hüften, die kurzen ledernen Hosen lassen die Knie frei und die weissen, an hohen Feiertagen blauseidenen Strümpfe sind in prächtigen Zeichnungen gestrickt. Nun aber der Hut. Ein junger lediger Bursche trägt um den Hut gewunden circa fünf Meter rothe Schnüre, manchesmal auch eine Goldlitze — aus dem Mieder seines Diendle. Als junger Ehemann trägt er rothe und grüne Schnüre, wird ihm das erste Kind getauft, nur mehr grüne und stirbt ihm das Weib, bekundet er die Trauer mit einer schwarzen Schnur. Das Mädchen und das Weib tragen knappes, schwarzes Mieder mit schönem seidenem Tuch. Die bauschigen Aermel des Hemdes fallen bis zumEllbogen und sind dort mit Spitzen besetzt. Die Schürze ist meist hellblau, rosa oder lila, der schwarze Rock hat unzählige Falten und die rothbestrümpften Fiisse stecken in ausgeschnittenen Schuhen. Unterscheidung zwischen Diendl und Weib haben sie nicht. Eine originelle Figur ist der Saltner (Weinhüter) mit seinem Federhute, dem ledernen Wams und der Hellebarde. Mit all’ den Sitten und oft sonderbaren Gebräuchen, welche das ganze Jahr hindurch durch Tradition genau eingetheilt sind und pünktlich gehalten werden, könnte man ein Buch füllen. Für das milde Klima Merans spricht am meisten der Umstand, dass in der nationalen Tracht kein Unterschied zwischen Sommer und Winter besteht. Nur die Frauen tragen über den Hemdärmeln „Tschoapen“ (Jacken). Auffallend ist der Unterschied zwischen „welsch“ und „deutsch“ auf der Station Lana-Burgstall. Das rechts gelegene Burgstall ist fast ganz verwelscht und Lana — die Strasse führt von der Station aus über die Etschbrücke quer durch die Auen — ist das Bild eines behaglichen, deutschtirolischen Dorfes. Langgestreckt, besteht es aus drei Theilen. Hinter den Bäumen der Au sieht man den Thurm der Pfarrkirche von Niederlana. Diese gothische Kirche hat einen prachtvollen geschnitzten Hochaltar. Links darüber das Schloss Brandis auf sanfter Anhöhe und höher die Ruine Leonburg, der Stammsitz der Grafen Brandis. Dann folgt Mitterlana, mit einer Ansiedelung des Deutschen Ordens, und Oberlana, mit dem stadtähnlichen Theil des Dorfes. Tief schneidet die Gaulschlucht in den Berg ein und die wilde, forellenreiche Falscliauer schäumt heraus, gar oft die herrlichen Fluren übermuhrend. Den Eingang zum Ultenthale, mit dem berühmten Mitterbade, die eisenhaltigste Quelle Europas, bewacht auf sehroffen Felsen das Schloss Braunsberg. Sowie man bei Fortsetzung der Fahrt rechts die vorstehende Nase des Bergstockes mit den grossen Steinbrüchen passiert hat, öffnet sich der Thalkessel und man schaut das herrliche Panorama von Meran. Amphitheatralisch bauen sich die Dörfer — Villenstädte könnte man sie füglich nennen — Ober- und Untermais auf. Im Hintergründe Schloss und Mausoleum Schenna. Erstere bilden mit der Stadt Meran, von der nur der Thurm der Pfarrkirche hinter den alten Alleebäumen hervorschaut, den Curort. Links vom Zuge aus gesehen, erhebt sich der schön bewaldete,bei dem freundlichen DörfchenTscherms von einer mächtigen Muhre angerissene MarlingerBerg. Auf einem Bebenhügel steht, wie ein kleines Bergstädtchen fast, das Schloss Leb enb erg und an der Etschbrücke, wo die Bahn bei der StationUntermais rechts gegen die Stadt abbiegt, das Dorf Marling. Bald rollt der Zug über dieBriicke, welche die Passer überspannt, die eine kurze Strecke unterhalb sich mit der Etsch vermählt. Die Conducteure stellen sich an die Wagenthüren, ein langer Pfiff —: Station „Meran!“ Aus der alten, einst mit festen Thtirmen und Mauern umgebenen Landeshauptstadt von Tirol ist ein Curort mit- allen modernen Einrichtungen eines solchen geworden. Zeugnis von jener Zeit geben nur noch das Bozner Thor neben dem Hötel Erzherzog Johann und das Passeirer Thor im Steinacher Stadttheil, sowie die alte landesfürstliche Burg im Magistratshofe. Diese wurde in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts vom Erzherzog Sigismund erbaut. Nach demselben residierte dort Kaiser Maximilian I. Im Jahre 1564 grassierte eine böse Seuche im nördlichen Tirol und deswegen Ubersiedelte die Familie des Kaisers Franz Ferdinand I. nach Meran, da sich die gelehrten Hofärzte für diesen gesunden Ort entschieden. Mit Geschick und Sachverständnis restauriert, wird die Burg von Kennern und Autoritäten ein Juwel genannt. Die Altstadt selbst besteht aus dem Bennweg, eine breite Strasse mit dem Gymnasium und dem Kapuzinerconvent. Hier wurden einst die Turniere abgehalten. In dem in dieser Strasse gelegenen Hötel Graf von Meran wurde am 28. November 1810 Andreas Hofer von General Huard verhört, und im Hause nebenan gefangen gehalten. Bechtwinkelig auf diese Strasse lauft die Laubengasse, der Bazar Merans, mit sehr interessanten, alten Häusern. In die Mitte derselben mündet die Marktgasse mit der Obsthalle. Am Ende der Laubengasse ist der Pfarrplatz mit der katholischen St. Nikolaus-Pfarrkirche, welche den höchsten Thurm im Lande hat. Sie wurde 1305—1367 erbaut und zeigt sich jetzt, nach der glücklich durchgeführten Bestaurierung, im schönsten, gothischen Stile. Sehenswert sind die prächtigen, gemalten Fenster und ein Crucifix an der Südseite der Kirche, ein Meisterwerk des heimischen Künstlers Johann Baptist Pendl. Interessante Fresken schmücken die Aussenwände des Gotteshauses. Die alte Kapelle hinter dieser Kirche, mit der darunterliegenden Todtengruft, war früher die Pfarre der Stadt. Oberhalb der Kirche münden die engen Strassen von Steinach, der älteste Theil der alten Hauptstadt mit dem Passeirerthore. Das junge Meran hat sich hinausgedrängt aus den beengenden Stadtmauern, welche in den fünfziger Jahren niedergerissen wurden, als letzte Spur noch das Bozenerthor neben dem Hötel Erzherzog Johann hinterlassend. Am Sandplatze vor diesem Thore, bezeugt uns ein schönes Standbild, eine künstlerische Marmorstatue der Madonna, die vielfachen Feindesnöthen, von denen Stadt und Land 1703, 1796—97 bedroht waren. Der Bahnhof, welcher erst ganz einsam in den westlichen Wiesen stand, gab die Richtung zur Erweiterung der Stadt an. Zuerst entstand die langgestreckte Habsburgerstrasse, als Villenviertel, die Häuser mitten in Gärten. Bald folgte Strasse um Strasse bis hinaus an die Stephaniepromenade an der rauschenden Passer. Dort steht auch die aus behauenem Granit erbaute evangelische Christuskirche. Auf den einstigen Holzlagerplätzen vor den Stadtthoren findet man nun elegante Fremdenhäuser an beiden Ufern der Passer. Das Cur haus mit seinen Sälen, Lesehalle, Restaurant und Cafe, sowie der Badeanstalt, den Inhalatorien und pneumatischen Kammern etc. wurde dorthin gebaut und wenn in den Wintermonaten die Sonne warm herniederscheint, sitzen die fremden Gäste auf der Terrasse bei Kaffee im Freien und lauschen den Klängen des Streichorchesters. Der Curort besteht aus den Gemeinden Meran, Obermais, Untermais und Grätsch mit einer gemeinsamen Verwaltung. Aus den einstigen Bauerndörfern Mais sind Villenviertel geworden und die Bauernanwesen sind an die Peripherie des Ortes verdrängt. Die vielen alten Edelsitze und Schlösser geben Zeugnis, dass man schon in alten Zeiten die sonnigen Gefilde von Mais zu schätzen wusste. Einige Jahrhunderte vor Christi Geburt befand sich, nach der Geschichte, im heutigen Thalkessel von Meran die römische Ansiedelung Maja. Eigentlich eine Militärstation als Stützpunkt für die Strasse durch das Thal der Venosten, dem heutigen Vintschgau. Ein fürchterlicher Bergsturz, durch welchen sich das heutige Naifthal bildete, zerstörte die Station, und auf dem Schuttkegel steht das heutige Mais. Früher wurde Meran nur von Kranken, zumeist Lungenleidenden besucht. Die neuere Medicin hat nun aber ganz andere Heilmethoden für dieses Leiden im fortgeschrittenen Stadium in Anwendung gebracht, und sendet man die Schwerkranken zumeist in Sanatorien oder in ein südlicheres Klima. Es kommen selbstverständlich auch heute Kranke nach Meran, hauptsächlich aber Reconvalescenten, Nervöse, Halskranke, überarbeitete Menschen etc., welche hier Ruhe und Erholung suchen. Ganz besonders eignet sich Meran als Aufenthalt für schwächliche Kinder. Den Höhepunkt der Frequenz bildet das Frühjahr und bildet Meran dann ein wahres „Stelldichein“ zahlreicher aristokratischer Familien und der Finanzwelt. Neben ihnen wählen aber eine Menge Gesunder Meran zu längerem oder kürzerem Aufenthalt. Besonders viele Gäste aus aller Welt lassen sich hier dauernd nieder, und sieht man von den Villen und Häusern bei festlichen Anlässen Flaggen aller Nationen wehen. Das beste Zeichen, wie thörieht Gilfpromcnado. die Furcht ist, welche da und dort gegen den Aufenthalt in einem klimatischen Curorte platzgreift. Das Klima Merans ist kein südliches, sondern ein gemässigtes. Es ist der höchstgelegene Curort am Süd-abhange der Alpen und hat mit Ausnahme von Cairo am wenigsten Regen- und Windtage. Durch 2—3000 m hohe Gebirgszüge gegen Norden abgeschlossen, ist es gegen rauhe Luft geschützt. Einem herrlichen Herbste folgt ein kurzer Winter, in welchem aber selbst empfind-* liehe Gäste, täglich mehrere .' Stunden im Freien zubringen können. Den richtigsten Namen hat das „Frühjahr“. Gar bald wecken die warmen Sonnenstrahlen allenthalben die Natur. Nicht selten erreichen die letzten Rosen die ersten Veilchen und die duftenden Blüten des Gewürzstrauches. In den herrlichen Anlagen und Pro- menaden Merans,welche eineLänge von über 3 lim erreichen, und mit Recht einen Weltruf haben, gibt die Vegetation das allerbeste Zeugnis von dem ausserordentlich milden Klima des Thalkessels. Die Gilf bildet einen förmlichen botanischen Garten für jene Freilandpflanzen, welche in öffentlichen und Privatgärten zu finden sind. Die persische Pyramidalcy-presse, mächtige Exemplare der Wellingtonie, der indische Tulpenbaum, die baumartige Mignolia grandi flora, überall sieht man sie das ganze Jahr grünend. Den Eindruck des Winters verwischt der japanische Spindelbaum, der hier förmlich strauchartig wuchert und alle Anlagen, Wege und Gärten einsäumt. Ebenso klettert der Epheu (die Bauern füttern im Winter damit ihre Ziegen) wild an allen Mauern und Felsen empor. Kirschlorbeer, die Palmenlilie, der Oleander, Goldbambusrohr, Cratägus glabra, Calycantus, die prächtige Fächerpalme, alles blüht und gedeiht ohne Winterschutz im Freien. Neben den von der Curvorstehung sauber und gut gepflanzten Anlagen hat Meran, anderen Curorten des Südens gegenüber, den einen eminenten Vorzug, dass Felder und Gärten nicht von Mauern eingefasst sind, und jedermann ungehindert die Privatwege durch Obstund Weingärten, durch Wiesen und Felder gehen kann. Der Bauer von Meran zeichnet sich durch sein freundliches, entgegenkommendes Benehmen den Fremden gegenüber aus. Er fragt nicht nach Stand, Name und Herkunft des Fremden, verlangt aber, dass dieser auch ihm seine religiösen Anschauungen und Sitten belasse. Will man den ganzen Curort überschauen, so steigt man am besten die sanft abfallenden Serpentinen der Gilfpromenade in die Höhe bis zum alten, viereckigen Pulverthurm, ein Rest der Befestigungen der Stadt. Ein herrliches Panorama breitet sich vor dem Beschauer aus. Weit unten im Süden schliessen die Trientiner Alpen das Etschthal ab und scharf wie eine Nase ragt die Spitze des Mendel in den Himmel. Rechts ziehen sich die bewaldeten Vorberge des Laugen thalauf und aus dem Einschnitte des Ultenthales flutet das Licht über die Ebene. Links sieht man die Höhen des Haflinger Berges, im Einschnitte des Sattels das uralte Kirchlein „Katharina in der Scharte“. Das „Burggrafenamt“ nennt man den Bezirk Meran und den „Burgenreichen“ könnte man ihn nennen. Ueberall Burgen und Schlösser, wohin sich das Auge wendet. Am Marlinger Berge das Schloss Lebenberg, gegenüber links auf hohem Vorsprung die Fragsburg und darunter Katzenstein. In gerader Linie durch das Mittelgebirge zieht sich der kastanienbewaldete Frauberg mit den stattlichen Höfen bis dort, wo den Thaleinschnitt der Naif die Schlösser Labers und gegenüber Gojen bewachen. 28* In den Weinbergen steht das epheuumsponnene Schloss Planta und wo sich die Passer aus der Gilf-schlucht drängt hoch auf dem Felsen die Zenoburg. Auf dem Schutthügel der Naif breitet sich das Dorf Ober- und Untermais aus, jetzt ein elegantes Villenviertel mit schönen alten und neuen Herrschaftssitzen,derrussischen Kirche, der englischen Kapelle und der sehenswerten gothi-schen Spitalkirche, durchzogen von Promenaden und Anlagen. Gegen Westen über dem stattlichen Kirchdorf Algund mit dem an der Etsch liegenden Steinach, am linken Ufer die trotzige Burg Vorst, das Schloss Thurnstein mit dem uralten Kirchlein St. Peter. DasDörfchenGratsch mit seinen Villen in den sonnigen Weingeländen, auch zum Curorte gehörend, schmiegt sich enge an den Hügel, auf welchem das stolze Schloss Tirol, die einstige Residenz der Landesherren steht. Im Einbrüche des Berges steht die Ruine Brunnenburg. Mitten in den Wiesen sieht man eine grosse Bretterbude. Wie ein kleines Dörfchen schaut sie aus. Sie ist das Volksschauspielhaus, in welchem im Frühjahr von über dreihundert Bauern und Einwohnern aus der Umgebung die Heldengeschichte Andreas Hofers und seiner Mitkämpfer dargestellt wird. Dort wo sich das fruchtbare Vintschgauthal öffnet, ist die Toll mit den 180 m abfallenden Cascaden der Etsch. Das Wasser dieses Flusses haben sich die Städte Bozen und Meran nutzbar gemacht und die elektrischen Etschwerke mit einer Kraft von sechstausend Pferden, die eventuell verdreifacht werden kann, erbaut. Die Strassenbeleuchtnng ist daher auch im Curorte eine ausgezeichnete, und sind alle Häuser für das elektrische Licht eingerichtet. Ebenso sind schon verschiedene Projekte für Strassenbahnen und Bahnen in die Umgebung in Ausarbeitung. Die Stadt selbst, mit ihrem Gewirre von Giebeln und Dächern lehnt sich knapp an den Küchelberg, über welchen in einer Höhe von 60 m der Tappeinerweg, eine wohlgepflegte Promenade eben hinführt, um endlich in sanften Serpentinen gegen die Stadt zu, an der landesfürstlichen Burg vorbei, abzufallen. Ringsum breiten sich die Obstanger und grünen Wiesen aus; dann folgen die Rebenhügel mit den stattlichen Dörfern und den einzelnen Gehöften bis hinauf zu den Vorsprüngen des Mittelgebirges. Dort beginnen schon die Kastanienwaldungen, denen bald die Tanne, Fichte und Föhre folgt. Aber auf allen Blossen, bis hoch hinauf in den Bergen haben sich die Menschen angesiedelt, und die Hütten und Häuschen kleben wie die Schwalbennester an den abschüssigen Wiesen. Ober Holz kommen nun die Alpenmatten, prächtige, saftige Viehweiden, und alles überragt das Hochgebirge in den mannigfaltigsten Bildungen der Zacken und Zinnen und den prächtigsten Formationen. Die Auen, welche sich längs der regulierten Etsch ausbreiten, sind ein beliebter Tummelplatz des Keitclubs, in den Untermaiser Wiesen wird baldigst ein Radsportplatz entstehen, und die Passer, Etsch und Falschauer locken den Angler. Der Meraner Jagdclub theilt bereitwilligst seine Jagdkarten aus, gelüstet es jemand, ein Häslein abzuschiessen, einem Füchslein nachzuspüren oder dem mannigfaltigen Federwilde. Auch Gemswild findet sich oben in den Schrofen und Gewänden des Lodner. Lustig knallen jeden Sonntag die Stutzen auf dem Schiesstand da drunten neben der Eisenbahnbrücke und der städtischen Schwimmschule. Meran hat einen Namen im Lande, als der „vergnügungssüchtigste“ Ort. Und gerade darum kommen die Leute von allen Gauen und Thälern zu den Meraner Frühlings- und Herbstfesten. Eine gute Gesellschaft führt wöchentlich viermal Operette oder Lustspiel im Curhaustheater auf, hervorragende Kunstkräfte kommen für Concerte, Productionen von Nationalsängern, Bauernmusiken, Regimentskapellen etc. etc. finden alle Augenblicke statt und das gesellschaftliche Leben in den Hötels und Pensionen ist ein allgemein anerkannt angenehmes. Der fremde Gast hat eine seltene Auswahl von Ausflügen. Kleine Touren von einer bis mehreren Stunden finden sich nach allen Seiten, und überall gibt es Interessantes zu schauen. Schlösser und Burgen, sehenswerte Kirchen, Bauernhäuser, in welchen der Fremde ein gern gesehener und freundlich bewillkommter Gast ist. Fast in jedem Hause findet sich ein guter Tropfen Tiroler im Keller und im Spätherbste wird bald eine dampfende Schüssel mit gebratenenKastanien auf dem Tische in der getäfelten Stube stehen. Halb- und ganztägige Ausflüge führen den Fremden schon mittten in die Hochgebirgswelt hinein, in die Schluchten der Masul oder des Spronserthales, aus welchen der Curort das herrliche Trinkwasser in neu erbauter Wasserleitung bezieht. Oder hinauf auf die Höhen von Gesteier am Fusse der Abstürze der Ifinger u. s. w. Die Fruchtbarkeit des Meraner Thalkessels hängt grösstentheils von den vielen Wasserleitungen ab, welche stundenweit in den Hochthälern beginnen, um die Gelände des Mittelgebirges bewässern zu können. Diese Wasserleitungen gehören zu den entzückendsten Ausflügen der Umgebung Merans. Auch für den Hochtouristen, sowie solchen Fremden, denen die Ersteigung eines Berggipfels bisher nur ein Wunsch war, bietet sich hier die Gelegenheit zu schönen Touren, und veranstaltet die Seetion Meran des D. und Oest. Alpenvereines eine Reihe von ebenso interessanten als fröhlichen Ausflügen „Steig nach Dorf Tirol“, so ist eineW egabzweigung vom Tappeinerweg markiert. Es ist den Fremden gewiss interessant, jenes Schloss zu besuchen, von welchem das ganze Land seinen Namen hat. Dieses Schloss, zur Zeit der Römer zum Schutze der Römerstrassen durch Vintschgau und dem Jaufen, der Sitz des Präfecten der III. Legion, war der Sitz der Herrscher von Tirol. Interessant ist das Portal der St. Pankratius-Kapelle und der Rittersaal. Von den Fenstern des Kaisersaales hat man einen herrlichen Rundblick, der allein schon den Aufstieg zu dieser historischen Stelle lohnte. Weit sieht man hinauf in das fruchtbare Vintschgau, und weit oben, wie Silber blinkend, grüssen die Laser Ferner, die Ausläufer des Ortler hernieder. Ein herrliches Panorama liegt das Burggrafenamt ausgebreitet zu Füssen der Herrscherburg, welche im Volksmunde heute noch „’s Hauptg’schloss“ genannt wird und welches heute auch Eigenthum des Kaisers von Oesterreich ist. Die Bauern sagen: „Lei der Herr vom Gschloss, kann Herr des Landes sein.“ Und mit welcher Treue die Tiroler an Kaiser und Vaterland hängen, das haben sie am 16. November 1809 gezeigt. Auf den Höhen des Küchelberges, auf dessen Rücken das Schloss steht, haben im letzten Kampfe die Helden unter Andreas Hofer die Uebermacht des General Huard gründlich geschlagen. Auf dem Segenbüchel, den heute ein Wetterkreuz schmückt, war der Kampf am heftigsten. Von dort aus ist auch der schönste Blick in das Passeierthal, welches heute in Fortsetzung der Kaiserstrasse nach Dorf Tirol mittelst der neuen Strasse bis St. Leonhard mit dem allgemeinen Verkehre verbunden ist. Ein wahrer „Lug ins Land“ ist das Schloss Sch'enna, der Ansitz der Grafen von Meran, Söhne und Enkel des Erzherzog Johann, welcher in dem prächtigen Mausoleum unterhalb des Schlosses neben der alten Pfarrkirche mit seiner Gemahlin und dem ältesten Sohne beigesetzt ist. Links gegenüber imThale sieht man die Dörfer Kuens und Biffian. Die Wagenfahrt auf der neuen Strasse von Meran bis St. Leonhard, der Hauptortschaft des Passeierthaies, bietet eine Fülle von landschaftlichen Reizen. Bequeme Omnibusse legen die 22 hm lange Strecke in vier Stunden zurück. Die Strasse berührt erst das Dorf Riffian, dann den Schildhof Saltaus, das Dorf St. Martin und Andreas Hofers Haus, „das Wirtshaus zum Sand“, wie es im Volksmunde genannt wird. Bei St. Leonhard scheint das Passerthal scheinbar ganz abgeschlossen zu sein. Doch gabelt sich hier dasselbe rechts ansteigend über den Jaufen, den Uebergang nach Sterzing. Die Strasse über diesen Pass wird in nicht zu ferner Zeit in Angriff genommen werden. Links zweigt das Thal nach Hinterpasseier mit den zahlreichen Wasserfällen und Schluchten und den Uebergängen Schneeberg— Ridnaun oder Timmls—Oetzthal. Auf dem Segenbüchel aber muss der Beschauer gestanden sein, der, seinen Blick in die Runde schweifen lassend, ausrief: „Burggrafenamt, Paradies von Tirol!“ Carl Wolf. Redactionelle Ergänzungen und Hinweise für Meran. Der lieblichste, schönste und am besten eingerichtete klimatische Winter-curort Oesterreichs „Meran“ hat im Laufe der Jahre die führende Stellung festgehalten und behauptet. Vor Decen-nien, fern abliegend von dem Schienennetz, hat Meran seinen Ruf begründet. Als die Südbahn das Land Tirol von Nord nach Süd eröffnete, als endlich auch eine Bahnverbindung von Bozen nach Meran erstand, wuchs Meran vom kleinen Curstädtchen zum weltbekannten Curorte. Es sind nun nicht mehr bloss Schwerkranke, die beim Eintritte des nordischen Winters nach Meran flüchten; der Curort ist ein „Buon retiro“ für Jedermann geworden. Wer sich in der Grosstadt überarbeitet, wer Sehnsucht hat statt wintergrauen Himmels die helle goldene Sonne zu schauen, wer auch im Winter schöne Spaziergänge und Ausflüge liebt, kommt gern zum Winter nach Meran und kehrt — dankbar für das Gebotene — gern wieder. Dabei hat Meran den Charakter eines Curortes nicht aufgegeben! Es bietet neben seinen klimatischen Vorzügen, nebst seinen landschaftlichen Reizen an modernen Curmitteln sehr Gutes. Im Herbste ist es die schon altersberiihmte grossbeerige Vamatscher Traube, welche die Traubencur gerade in Meran so angenehm macht. Es ist ein immerhin nur kümmerlicher Ersatz, eine Traubencur mit auf dem Wiener oder Münchner Obstmarkte gekauften „Meraner Trauben“ zu machen. Das der frisch geschnittenen Traube Eigen-thümliche fehlt doch! Molken-, Milch- und Mineralwassertrinkcuren können wohl kaum in so vorzüglicher Weise in einem anderen Curorte während der kälteren Jahreszeit vorgenommen werden. Eine Inhalationsanstalt mit pneumatischer Kammer ist für viele mit Katarrhen der Luftwege behaftete ein wirksames Heilmittel. Eine gut geleitete Kaltwasseranstalt, die verschiedenartigsten Bäder (darunter Kohlensäure- und elektrische Lichtbäder), Anstalt für Massage vervollständigen die Reihe der Curmittel, welche Meran bietet und die insbesondere Curhaus Meran. für Nervenkranke und Anämische einen überaus wertvollen Behelf bilden. Dass Meran die erste und älteste von Hofrath Oertel eingerichtete Terrainstation ist, ist wohl allgemein bekannt. Von Jahr zu Jahr mehrt sich die Reihe jener Patienten, welche wegen Fettansatz oder Herzschwäche hier die Terraincur durchführen. Es lässt sich auch nicht leicht eine Winterstation finden, welche eine solche Anzahl lohnender Spaziergänge von geringer, mittlerer und stärkerer Steigung bietet wie Meran, das Wandern ist hier wirklich eine Freude, ein Genuss. Die sanitären und hygienischen Verhältnisse Merans sind mustergiltig. Hochquellen-Wasserleitung, strenge Desinfectionsmass-regeln, grosse Sauberkeit und Reinlichkeit. Für Vergnügung und Unterhaltung ist gut gesorgt, zweimal täglich Curmusik, ein gutes Theater, Concerte und Reunionen, Reitclubs, Bicycleclubs, Herrenclub, Croquet-, Lawn-Tennis-, Fussballspielplätze etc. Die Frequenz Merans ist in ununterbrochenem Anstiege; die Zahl der Curgäste — Passanten nicht mitgerechnet — betrug im letzten Jahre 12.000. Für Erziehung und Ausbildung der Jugend bestehen renommierte Anstalten. Meran besitzt ein Obergymnasium, zwei Mädchenpensionate, einen Fröbelischen Kindergarten und vorzüglich qualificierte Lehrer für Gymnasial- und Realschulfächer, für Malen, fremde Sprachen etc. In Meran ist auch eine evangelische, eine englische und russische Kirche; israelitischer Gottesdienst wird im Gebäude der Königswarter-Stiftung abgehalten. Humanitäre Stiftungen bestehen mehrere, so „Borodine“ für kranke Russen, die „Kaufmannstiftung“ für Deutsche, das „weisse Kreuzspital“ für Militärs. Die natürlichen Heilfactoren Merans erfahren eine vortheilhafte Ergänzung durch die seit Jahren bestehende Wasserheilanstalt in der Villa „Aurora“ an der Giselapromenade. Besonders Nervenkranke und Erholungsbedürftige finden hier die beste Gelegenheit, bei den günstigen klimatischen Bedingungen Merans auch im Winter unter bewährter fachmännischer Leitung sich einer Wassercur zu unterziehen und damit eine Steigerung der klimatischen Cur zu erzielen. Arzt der Anstalt ist Dr. Heinrich Ballmann (im Sommer im Sanatorium und Wasserheilanstalt „Semmering“). Hotels, Pensionen und Restaurants im Curorte Meran. Das Hötel- und Pensionswesen in Meran hat sich dem, von den meisten Curorten und speciell Sommerfrischen ganz verschiedenen Charakter des Fremdenvehrkehrs vollständig angepasst. Im Gegensatz zu den Hotels der Schweiz oder jener Gegenden, welchen die Aufgabe gestellt wird, in einer verhältnismässig kurzen Zeit einen Massenandrang von Fremden zu beherbergen, meist nur auf wenige Tage, häufig nur zur Befriedigung culinarischer Bedürfnisse, musste hier der längere Aufenthalt des Gastes und ganz speciell auch der Familien in Betracht gezogen werden. Vor allem bemerkt man in den Fremdenhäusern Merans nicht jene Hast in der Bedienung, welche geeignet ist, dem Gaste den Genuss einer guten Mahlzeit zu verleiden, sondern die vornehme Ruhe des Privathauses, und dieser Umstand macht die Speiseräume unserer Hotels etc. behaglich. Eine ganz besondere Sorgfalt wird auf gute, gesunde Küche verwendet, und wenn auch im allgemeinen der mit Recht so beliebte österreichische Charakter vorherrscht, so hat man es doch verstanden, mit Hinzuziehung der Zubereitungsweisen anderer Länder eine gelungene Abwechslung zu schaffen, wie selbe wohl nirgends geboten wird. Allgemein wird das beste Rohmaterial verwendet, zu dessen Bezug Tirol und seine Nachbarländer vorzügliche Quellen liefern. Ebenso findet der Gaumen in den Meraner Kellern in jeder Weise volle Befriedigung. Die Einrichtung der Häuser entspricht vollständig den Anforderungen für einen längeren Aufenthalt über mehrere Jahreszeiten. Schon die Bauart aus massivem Bruchstein bedingt absolute Trockenheit und Schutz gegen die Einflüsse der Witterung. Obgleich Meran ein gemässigtes Klima hat, findet man doch überall Doppelfenster und Thüren, sowie Holzjalousien. Die Heiz Vorrichtungen sind vorzüglich, und werden in den meisten Häusern Stiegen und Gänge etc. temperiert; in den Zimmern begrüsst uns der deutsche Kachelofen, und als Brennmaterial wird allgemein Holz verwendet. Der ganze Curort ist in grossartigster Weise elektrisch beleuchtet und mit vorzüglichem Quellwasser versorgt, ebenso fehlen in keinem Hause alle modernen sanitären und hygienischen Einrichtungen. — Die Fremdenhäuser haben an der Südfront grosse gedeckte Balkone, um den Aufenthalt in freier Luft zu jeder Jahreszeit zu ermöglichen, und es sind wenige, welche nicht auch schöne, mit immergrünen Sträuchern und Coniferen bepflanzte Gärten haben. Was den Verkehr der Fremden in Hötels und Pensionen anbelangt, so ist derselbe ein höchst angenehmer zu nennen, da es sich die Wirte zur Aufgabe gemacht haben, ihren Gästen die Heimat möglichst zu ersetzen; auch die Einrichtung der Fremdenzimmer mit so mancherlei kleinen, sonst entbehrlichen Gegenständen erinnert an das Privathaus. Ueberall herrscht absolute Reinlichkeit vor, und die Betten sind den Anforderungen der Neuzeit vollständig entsprechend. Es kann in Meran Jedermann im Hotel oder in der Pension ungestört seinen heimischen Gewohnheiten und seiner Gesundheit gemäss leben, sowie auch einzelne unselbständige Besucher und Besucherinnen überall Anschluss und Schutz finden. Für den Fremden, welcher es vorzieht in einem Privathause zu logieren, findet sich eine Auswahl von gut geführten Restaurants. Wir glauben unseren Lesern einen guten Dienst zu erweisen, wenn wir in nachstehendem die empfehlenswertesten der im Cur-rayon Meran bestehenden Hötels, Pensionen und Restaurants anführen : l- HOTEL ‘Habsburgerhof. Vornehmes Familien-Hotel. Das ganze Jahr geöffnet. Vis-ä-vis dem Bahnhofe und den Cur-anlagen. iuwijUllMIfji i^lsnFis 1 ^ ^ ^ Josef Fuchs, Besitzer. Familien-Hötel I. Ranges. Civile Preise. Keine Lungenkranken im Hause. A. Ellmenreich. Pension „Villa Aders“ in Obermais. Bes. M. Ho n eck. In gesunder freier Höhenlage. Bekannt schöner Garten. Wandelhalle. Elektr. Licht. Lawn-Tennis. Hotel und Restaurant „Andreas Hofer“ in Meran. Bes. A. Zel-linger. Zimmer incl. Licht 1 fl. Omnibus. Bader. Pilsner Bier vom Fass. Schattiger Garten. Ganzjährig geöffnet. English spoken. On parle frangaise. Hotel nnd Pension Anstria, Dependance Pensionsviila „Imperial“ in Obermais. Bes. Ferd. Langguth. Beides Familienhäuser I. Ranges in herrlichster Lage. Moderner Comfort. Sorgfältige Verpflegung. Elektr. Beleuchtung. Bäder etc. Curhaus-Restaurant u. Kaffeehaus. Bes. L. Spitko. Vornehmstes Cafč. Täglich Concert. Terrassen. Billards. Spielzimmer. Aufliegen der gelesensten Journale. Flaschenbierdepöt. Pension Deutsches Haus. Bes. Petermichl & Hampel. Altrenommiert. Inmitten der Curanlagen. Comfortable Südzimmer. MässigePreise. Hotel Erzherzog Rainer in Obermais. Bes. Josef Drassl. Altrenommiertes Haus. Sommersaison: „Weisses Rössel“ in St. Wolfgang im Salzkammergut. Hotel und Pension Euchta in Meran. Freie Südlage an der Promenade. Zahlreiche Balkonzimmer. Lift. Elektr. Beleuchtung. Bekannt gute Küche. Altes Renommee. Hotel Europa in Meran. Bes. Blaas-Ladurner. Herrschaftshotel und Pension nächst der Promenade und dem Curhause. Elektr. Beleuchtung. Ganzjährig geöffnet. Mitgliedern des Alpenvereines und Handlungsreisenden Ermässigung. Hotel und Pension Finstermünz in Meran. Bes. Jos. Geiger. Stephaniepromenade. Beste Verpflegung, Mässige Preise. Aufzug. Elektr. Licht. In der Nähe des Bahnhofes. Im Sommer: Alpen-hötel Hochfinstermünz in Tirol. Hotel-Restaurant Forsterbräu in Meran. Bes. A. Herlitschka. Vis-ä-vis dem Curhause, nahe der Post. Schattiger Garten. Echtes Pilsner Bier. Oesterreichische und Tiroler Weine. Französische und Wiener Küche. Gasthof zum Goldenen Stern. Bes. Alois Walser. Bürgerliches Haus mit freundlichen Gastlocalen und hübschem Garten. Ausschank von Fassbier. Station der Trafoier Omnibusse. Hotel zum Grafen von Meran. Bes. Gustav Kelz. Touristenhötel. Grosser Garten. Gesellschaftslocalitiiten. Gute Restauration. Echte Tiroler Weine. Pension von 3 fl. an. Zimmerpreise massig. Geschäftsreisende Ermässigung. Mail-Coach, Salden, Trafoi, Stilfserjoch. Hotel und Pension Hassfurther. Bes. C. Hassfurther. Mit Garten. Geschützteste Lage im Centrum des Currayon und an der Promenade. Aufzug. Elektr. Licht und Bäder im Hause. Anerkannt beste Küche. Vorzügliche Weine. Omnibus am Bahnhof. Tension Kessler vorm. Holzeisen in Meran, Mainhardstrasse 12. Schöne Südzimmer mit Balkon. Kuhi ge, sonnige Lage. Schöner Garten. Maendlhof, Hotel und Pension in Obermais. Bes. Kosa Maendl. Schönste und ruhigste Lage am Winklweg in nächster Nähe des Franz Josef-Parks. Herrliche Fernsicht. Besonders für Erholungsbedürftige geeignet. Maiserhof, Hotel und Restaurant. Bes. H. Leipold. Ausschank von Original Münchner Löwenbräu. Im Sommer: Alpenhötel. Plätz-wiese, Pusterthal 2000 m. Yilla „Pension Maja“. Bes. Fritz Himmelstoss. Bozner Reichsstrasse. 30 Zimmer, darunter 20 mit Balkon. Grosser Garten. Freie Lage. Mässige Preise. Meraner Weinstube. Bes. Jos. Marchetti. Restaurant-Gaß. Ausschank vorzüglicher Tiroler Weine. Schönster Schankgarten Merans mit prachtvoller Aussicht. Elektr. beleuchtet. Sehenswerte Kellereien. Weinversandt in Flaschen und Gebinden. Hotel und Pension Ortenstein. Bes. A. Müller. An Merans schönster Promenade, Tappeinerweg, gelegen. Grosse Cafeterrasse mit herrlicher Aussicht. Ausschliesslich Siidzimmer mit zahlreichen Balkons. Elektr. Licht. Parkkötel in Obermais. Bes. H. Panzer. Sehr comfortables, neu eröffnetes Pensionshotel I. Ranges. Lift. Dampfheizung. Sommersaison: Dolomitenhötel in San Martino di Castrozza. Hotel Sonne in Meran. Bes. C. Abart. Altrenommiertes Touristen-und Passantenhaus. Pilsner und Münchner Biere. Altdeutsche Weinstube. Auf- und Absteigestation der Eilfahrten ins Ortlergebiet. Touristenfahrt nach Sulden und Passeier. Stadtbräuhaus Meran (Schwechater Bierhalle). Bes. Georg Köhler. Im Mittelpunkt der Stadt gelegen. Gute, billige Küche. Eigene Metzgerei im Hause. Pension Stephanie. Bes. L. v. Smolinski. Centrale Lage. Grosser Garten. Nahe zur Promenade. Alle Zimmer mit Balkon. Hotel und Pension Tirolerhof in Meran. Bes. Ludw. Auffinger. Elektr. Beleuchtung. Personenaufzug. Am Bahnhofe, kein Omnibus nöthig. Das ganze Jahr geöffnet. Pension Tschoner nächst dem Kaiser Franz Josef-Park. Grosser schattiger Garten. Warme Lage. Elektr. beleuchtet. Mässige Preise. Yilla von Weinhart in Obermais. Erste Pension Merans. Pension Wolf. Bes. Carl Wolf. An der Hauptpromenade, nahe dem Curhause. Das Tiroler Glücksringlein. Das Tiroler Gliicksringlein, von alt und jung getragen, wurde ursprünglich schon dem neugebornen Kinde in die Wiege gelegt und später als ein Heiligthum getragen und gehütet. Bei allen Gelegenheiten, als Taufen, Firmungen, Verlobungen, als Fest- und Geburtstagsgeschenk, als Andenken an Freunde und Bekannte spielt es auch heute eine grosse Holle. Es ist nicht der Aberglaube, dass dasselbe dem Träger Glück bringen müsse, dem es seine Beliebtheit verdankt, sondern nächst der Sage, seiner symbolischen Bedeutung, indem der Geber schon durch die Gabe den Wunsch ausspricht, dass der Empfänger glücklich sei. Seit die Gliicksringlein durch die I. Tiroler Landesausstellung 1893 in weiteren Kreisen bekannt wurden und durch die Zusammenstellung solcher Ringe zu den verschiedensten Schmucksachen und Nippes sich eine gan^ eigenartige Landesindustrie entwickelt hat, wandern jährlich Tausende davon als „Mitbring“ in das Ausland. Wer vermöchte aber auch ein sinnigeres, reizenderes und praktischeres Geschenk seinen Lieben mitzubringen? Besser als Gold und Edelgestein, Bringet Glück dies Ringelein. Im Jahre 1898 wurden allein 130.000 Glücksringe in Gold und Silber erzeugt und zu den verschiedensten Schmucksachen, Nippes und Gebrauchsgegenständen verarbeitet. Die echten Tiroler Glücksringe, sowie der daraus erzeugte Schmuck werden ausschliesslich von der I. Tiroler Gold- und Silberwarenfabrik des Josef Maier in Obermais bei Meran angefertigte und werden sämmtliche Erzeugnisse nur in den einzelnen Fabriksniederlagen Bozen, Johannesplatz Nr. 10, Toblach, Bahnhofstrasse, Cortina d’Ampezzo, vis-ä-vis der k. k. Post, in Innsbruck, Landhausstrasse Nr. 1 bei Herrn Otto Wilfling, Juwelier, ferner Burggraben und Herzog Friedrichstrasse Nr. 6 bei Herrn Hans Duftner, Juwelier, Mendelpass bei Herrn Pleticha zu Originalpreisen und in Originalpackung mit Broschüre „Ursprung der Tiroler Glücksringe“ verkauft. Alle in anderen als oben bezeichneten Geschäften ausgebotenen und ohne Originalpackung verkauften Ringe sind nur rohe ausländische Nachahmungen. Die Fabrik wurde von weiland Ihrer Majestät der Kaiserin von Oesterreich mit allerhöchst Ihrem Besuche und zahlreichen Aufträgen auf Tiroler Glücksringe und den daraus gefertigten Schmuck beehrt, wie aus nachstehender Copie hervorgeht: Herrn Josef Maier, Juwelier in Obermais. Bitte Sie, sobald möglich, noch zwei schöne Hutnadeln aus Gold, zwei ineinandergezogene Glücksringe, wie Sie selbe gemacht, sammt Etui herzustellen und mit dem Goldkreuzehen (aus Glücksringen) sofort nach Budapest, Kammer Ihrer Majestät der Kaiserin, zu senden. Wie Sie sehen, hat Ihre Arbeit grossen Anwert gefunden. Achtungsvoll Gräfin Sztaray m. p. Die Fabrik versendet ihre Erzeugnisse nach allen Orten des In-und Auslandes. Preisverzeichnisse gratis und franco. JNfach Trafoi (und Sulden). Eine Wagenfahrt in die Eiswelt der Ortlergruppe. Wenige Stunden von den in südlicher Ueppigkeit prangenden Gärten Merans erheben sich die gewaltigen Schneeregionen der Oetztlialer- und Ortlergruppe und hoch aufge-thiirmt ragt an der Westgrenze Tirols der höchste Berg auf deutscher Erde, der Ortler. Tiefblauer südlicher Himmel umwölbt seine blendend-weissen eisigen Firne. Eine kühne Kunststrasse, die Stilfserjoch-Strasse, führt am Fusse des Berges in einer Höhe von 2756 m nach Westen in die weingesegneten Gefilde des Valtelins (Yeltlins) und durch dieses hinaus an die Ufer des Corner-Sees; gegen Osten aber nach dem deutschen Süden in das sonnige Etschland der Städte Bozen und Meran. Bis vor wenigen Jahrzehnten waren die herrlichen Hochthäler der Ortlergruppe, Trafoi und Sulden, eine terra incognita; selbst vom nahen Meran kamen nur selten Leute in diese weltvergessenen Gegenden, und gar die übrigen Tiroler hatten nur dunkle Vorstellungen von denselben. In einem alten Jahrgange des „Innsbrucker Wochenblattes“ wird es das „Sibirien Tirols“ genannt, „allwo die Bauern mit den Bären aus einer Schüssel essen und die Kinder auf Wölfen daherreiten“. Die Bauern der Umgebung nannten aber die Gletscher des Suldenthales das „Ende der Welt“. Als im Jahre 1818 der grosse Suldengletscher mächtig zu wachsen begann und seine Eismassen bis in die Nähe der letzten Gehöfte des Suldenthales vorschob, berichtete sogar die ernste hochofficielle „Wiener Zeitung“, „dass sich der Gletscher unter furchtbarem Gebriille den menschlichen Wohnungen nähere“, und wenn nicht Erzherzog Rainer noch im selben Jahre Sulden besucht und der „Tiroler Bote“ das „Gebriille des Ferners“ auf ein weithin hörbares Getöse der sich häufig abtrennenden Eisbriiche des Gletschers rectificiert hätte, so gälte der harmlose Suldenferner officiell vielleicht noch immer als ein raubgieriges Ungethiim. Selbst nach dem Erwachen des Alpensportes in England, Deutschland und Oesterreich wurde die Ortlergruppe erst verhältnismässig spät, Mitte der sechziger Jahre, von den Alpinisten besucht; der Engländer F. F. Tuckett, der Mappierungsofficier und spätere Nordpolfahrer J. v. Payer und und der Geologe E. v. Mojsisowics brachten die ersten wissenschaftlichen Berichte über dieselbe, und J. v. Payer nahm überdies aus eigener Initiative die ersten guten Karten der Gruppe auf. Durch Jahrzehnte blieb die Ortlergruppe seither ausschliessliches Reservat der Hochalpinisten. Wetterfest und abgehärtet freuten sich dieselben der Strapazen langer Bergfahrten und wohlgemuth nahmen sie vorlieb mit der guten, aber damals sehr einfachen Unterkunft und Bewirtung, die ihnen die Geschwister des gastfreundlichen Curaten Eller in Sulden und die energische Postmeisterin Rosa Ortler von Trafoi boten. Glänzend bewährte sich hiebei die Maxime, dass „Hunger der beste Koch“ und „gethane schwere Arbeit das beste Ruhekissen“ sei. Erst die Erbauung der Suldenthalstrasse durch den D. und Oe. Alpenverein und das Entstehen grosser, mit allen modernen Comfort ausgestatteter Hotels in Sulden und Trafoi brachte den grossen Strom des verwöhnten und grösseren Comfort liebenden internationalen Reise-publicums. Sulden, das „Sibirien Tirols“, avancierte zum „Chamonix Tirols“ und Trafoi wurde von nun an das „Grindelwald Tirols“ genannt. Die bisherigen Alleinherrscher der Gegend, „die Bergfexen“, die sich schon früher über die „Jochfinken“ und „Thalbummler“ geärgert, die einfach den Thalwegen nach oder Uber die leicht gangbaren Jochübergänge in die Eisregionen vorgedrungen waren, ohne grössere Besteigungen vorzunehmen, mussten nun noch grösseren Kummer erleben; arme Bemitleidenswerte, die infolge körperlicher Ungeübtheit nicht „kraxeln“ können oder gar infolge vernachlässigter Erziehung dem Grundsätze huldigen, „die Berge principiell lieber von unten als von oben anzusehen“, fahren in bequemen Wagen bis hart an die Gletscher heran oder lauschen aus ihren wohleingerichteten Hotelzimmern dem Sturze der Lawinen und dem Tosen der Gletscherbäche; ja selbst die Gefahren einer „wirklichen Hochtour“ können dieselben bequem mit dem Fernrohre in der Hand, in den schattigen Waldgründen in der Nähe des Hotels ruhend, miterleben. Um diese Gegensätze zu mildern, war der Verein für „Alpen-hötels in Tirol“, der diese Häuser erbaute, bestrebt, denselben trotz allem modernen Comfort den Charakter gcmüthlicher alpiner Heimstätten zu wahren. Angenehm vermisst man daselbst die schwarzbefrackten Kellner, und Aufwärterinnen in schmucker Meraner Landestracht besorgen den Dienst. Kein Toilettenzwang stört die Bequemlichkeit und in wohl-thuender Weise herrscht das alpine Costum der Bergsteiger vor. Selbst, die Directoren dieser grossen Häuser, deren Collegen in den Städten mit würdevollem Ernste und gemessener Strenge nicht nur ihr zahlreiches Personal, sondern selbst das P. T. Publicum in strenger Zucht zu halten und nach dem Reglement zu „erziehen“ bestrebt sind, entpuppen sich hier als einfache „Sterbliche“, die sich in zwangloser Weise bemühen, sowohl den „Bergfexen“ als auch dem verwöhnten Mode-publicum den Aufenthalt gemüthlich und angenehm zu machen. Architekt Otto Schmid aus Wien, der diese Hötels erbaut und mitbegründet, hat es wohl verstanden, die Aussenseite derselben der Landschaft anzupassen und den banalen Stil der leider anderwärts üblichen grossen Hotelkasernen zu vermeiden. Die besten und schnellsten Verbindungen mit der Ortlergruppe besitzt Meran. Die eleganten Mail-Coaches des Vereines für Alpenkötels fahren jeden Morgen vom Bahnhofe in Meran und vom Hotel „zum Grafen von Meran“ mit fünf Pferden, die auf jeder Station gewechselt werden, in 8 Stunden zum „Trafoi-Hötel“, und gar lustig klingt das Schellengeläute der Pferde und gar bequem sitzt es sich auf den hohen aussichtsreichen Coupesitzen. Ausser diesen Coaches verkehren noch 6mal des Tages theils schwarzgelbe Post-Eilwagen mit uniformierten Postillonen, theils offene Touristen-Omnibusse, theils altväterliche Vinstgauer Stellwagen, nach Trafoi und einmal des Tages auch ein offener Touristenwagen in elfstündiger Fahrt direct nach Sulden. Zahlreiche fesche Fiaker, die ihre Lehr- und Wanderjahre zumeist in Wien absolviert und ihren berühmten Wiener Collegen an Schneidigkeit kaum nachstehen, stehen überdies in Meran zur Verfügung. Im Verlaufe der nächsten drei Jahre soll eine normalspurige Localbahn von Meran bis Spondinig und Mals die Ortlergruppe noch näher an Meran ketten und den Besuch Trafois zu einem Tagesausfluge von Meran ausgestalten. Die Beichsstrasse von Meran nach Trafoi führt meist dem Etschflusse entlang aufwärts. Herrlich ist der Blick von der Höhe der Töll oberhalb Merans auf die Etschschnellen und den Thalkessel von Meran zurück. Wuchernde üppiggriine Rebgelände, dunkle Kastanienhaine, verstreute malerische Einzelhöfe mit vorspringenden Holzgiebeln und weissen Erkern, halb versteckt unter Feigen-, Mandel- und anderen Obstbäumen, freundschaftliche Ortschaften mit buntbemalten spitzen Kirchthürmen, zahlreiche wohlerhaltene epheuumrankte Burgen und poesievolle Ruinen schmücken die Landschaft und ziehen an unserem Auge vorüber; in blendender Weisse glänzt ab und zu der Schnee der Berge in die sonnige Landschaft und eine Fülle von Licht und schimmerndem Golde umflutet Thal und Höhe und taucht das All in prunkende Farben. Auch manche historische Reminiscenz und allerlei Merkwürdigkeiten verleihen der Gegend höheren Reiz. Zunächst der ersten Poststation Naturns mündet am linken Ufer der Etsch das Schnalserthal mit seinen vielbegangenen Gletscherübergängen über das Hoch- und Niederjoch ins Oetzthal. In den obersten Höfen des Schnalserthales, den Finailhöfen, hoch oben hart am Gletscher soll Friedrich mit der leeren Tasche, Herzog von Tirol, als Flüchtling lange bei mildthätigen und treuen 29 Hirten versteckt gelebt haben, als ihn seine Widersacher, die iibcr-miithigen und kampfeslustigen adeligen Herren vom Elephant.enbunde, bedrängten und verjagten. Eine Stunde thalaufwärts am rechten Ufer der Etsch mündet das Martellthal, an dessen obersten Thalstufe die vorgeschobene breite Zunge des Zufallferners von Zeit zu Zeit das Thal versperrt und den Abfluss des dahinter gelegenen Langenferners zu einem mächtigen zwischen den beiden Gletschern eingebetteten See aufstaut, der schon wiederholt plötzlich ausgebrochen und im Thale arge Verwüstungen angerichtet, einmal sogar einen ganzen Weiler von 15 Häusern glatt weggefegt hat. Am Fusse des Zufallferners hat die Section Dresden des Alpenvereines eine ihrer Hütten errichtet, welche schöne, überaus grossartige Gletscherübergänge nach Sulden vermittelt und überdies die Besteigung der Zufallspitzen (oder wie sie die Italiener nennen: des Cevedale) selbst für minder Geübte leicht ermöglicht. Am Ausgange des Thaies über den gewaltigen Schutthalden, die der Martellerbach daselbst abgelagert, erheben sich die Reste des Schlosses Montan, von dessen bäuerlichem Besitzer im Jahre 1834 der Meraner Professor Beda Weber nebst anderen kostbaren Handschriften auch eine, wie er berichtet, „schöne Handschrift der Nibelungen auf Pergament vom Jahre 1323“ um den Preis von zehn Gulden erwarb, die später allein um den Betrag von 3000 fl. nach England und von dort um eine noch viel höhere Summe nach Berlin verkauft worden sein soll und jetzt als „Berliner Handschrift“ bekannt und berühmt ist. Oberhalb der Poststation Schlanders, wo Mittagsrast gehalten wird, stehen die letzten Edelkastanien und Rebgelände; die Gletscher der Laasergruppe, der „hohe Angelus“ und die „Fernerwand“, schieben ihre Gletscherströme schon tiefer gegen das Thal herunter und die Gehänge nehmen einen öderen Charakter an. In Laas, dem nächstgelegenen Orte, fährt man an den Marmorwerken der Unionbaugesellschaft vorüber; in diesen w'ird der schöne Laaser Marmor verarbeitet, der in den hochgelegenen Brüchen des Martell- und Laaserthales am Fusse der Laaserspitze und der Jenn-wand gebrochen wird, wo auch eine Schutzhiitte der Section „Troppau“ den Besuch der Laaser Ferner und schöne Uebergänge nach Sulden erleichtert. In Spondinig, 45 Kilometer von Meran, verlässt die Route das Etschthal und zweigt die Stilfserjochstrasse gegen Trafoi, Sulden und den Ortler ab. Allmählich im Thale des Trafoibaches aufsteigend führt sie am schäumenden Glctscherbache entlang durch enge w'aldige Schluchten gegen Gomagoi. Ober der Stilfser Brücke an üb i a ts steilem Hange hängt das Dorf Stilfs, dessen braune Häuser der steilen Lehne angepickt zu sein scheinen. Der Volkswitz berichtet, „dass im Winter in Stilfs selbst die Hennen (Hühner) Steigeisen tragen“. Bei Gomagoi, eine halbe Stunde weiter, überrascht uns der Anblick eines Miniatur-Festungswerkes, einer kleinen Strassensperre, deren Gefährlichkeit zwar für den Feind kaum eine grosse sein dürfte, dem harmlosen Touristen aber, der in dessen Nähe zeichnet oder photographiert, furchtbar werden kann. Sofort wird derselbe arretiert und unter Militärbedeckung nach dem allerdings malerischen Städtchen Glurns escortiert, um daselbst den P. T. weltlichen Gerichtsbehörden seine Unschuld darzuthun. Unter den Kanonen des Forts — wie stolz das klingt — zweigt bei Gomagoi das Suldenthal ab; Denksteine zu Beginn der Strasse erinnern an deren Erbauung durch die Alpenvereinssectionen „Austria“ und „Meran“ und an den ehemaligen Beichsfinanzminister Baron Hoffmann, der als langjähriger Besucher Suldens und begeisterter Alpinist ein Legat von 12.000 fl. zu diesem Zwecke hinterliess und dadurch den ersten Anstoss zum Strassenbau gab. Da der Weg nach Trafoi aber bedeutend kürzer und wir von der Reise ermüdet sind, ziehen wir es vor, vorerst nach dem kaum 3/4 Stunden entfernten Trafoi und von dort erst an einem späteren Tage bequem nach Sulden zu fahren. Kurz vor Trafoi an einer Strassenkrümmung entfaltet sich plötzlich das überraschend grossartige Bild des lieblichen Alpendorfes Trafoi mit seinen malerischen rothbraunen Holzhütten und weissen Häuschen, seinem Kirchlein und den Hotels, die auf einem weiten von dunkeln Wäldern umsäumten Wiesplan verstreut liegen. Ein hoch aufragender blendend weisser Eiskamm, die „Trafoier Eiswand“ genannt, sendet gewaltige blaugrüne Gletscherströme ins Thal, die zwischen grauen Felswänden bis in die Wälder der Thalsohle reichen und unmittelbar hinter dem neuen grossen Hötel das Thal zu berühren scheinen. Der höchste Gipfel des Orders ist von Trafoi selbst nicht sichtbar und tritt erst weiter oben an der Stilfserjoch - Strasse hervor. Trotzdem fesselt der Ortler selbstverständlich das Hauptinteresse aller Besucher Trafois. Galt er doch durch Jahrhunderte als einer der höchsten Berge Europas und hielt ihn doch selbst noch der berühmte Tiroler Kartograph Peter Anieli (Ende des vorigen Jahrhunderts) für einen ebenbürtigen Collegen des Montblanc und für unersteiglich. WTenn auch seither rücksichtslose Geographen und pedantische Erdmesser ihm diesen Nimbus geraubt und feststellten, dass derselbe bloss eine Höhe von 3905 m besitzt, so hat derselbe sich doch immerhin den Rang als • höchster Berg der Ostalpen und als höchster Berg auf deutscher Erde gewahrt und wird als solcher wie alle Höchstgestellten alljährlich von vielen Tausenden ehrfurchts-vollst bewundert. Ein Passayrer Jäger, Josef Pichler, war es, der mit zwei kühnen Zillerthalem über Auftrag des Erzherzog Johann am 27. September 1804 die erste Ersteigung des Ortler vollführte; ein für damalige Verhältnisse überaus kühnes Wagestück, das auch dadurch nicht an Wert verliert, dass heutigen Tages, wo die Bergtechnik, das ehrsame Handwerk des Bergsteigens, so grosse Fortschritte gemacht, der Ortler alljährlich von vielen Hunderten, selbst Mindergeiibten, erstiegen wird und jeder „bessere Tourist“ kaum mehr den gewöhnlichen Aufstieg, sondern irgend eine aussergewöhnliche schwierigere Route benützt, um mit Ehren auf den Gipfel zu gelangen 29* Hat der Ucbermutli der Hochtouristen doch den gewöhnlichen Anstieg geringschätzig den „Kuhweg“ getauft und gleicht doch der Gipfel des Ortlers an solchen Tagen, wo er oft von 40—50 Besuchern beinahe zu einer Plattform zusammengetrampelt wurde und mit Speiseresten, Eierschalen, Papierhülsen, leeren Flaschen und Conservenbüchsen förmlich besät ist, mehr einer unaufgeräumten Wirtsstube nach einem Kirchweihfeste, als einem makellosen Firndome, als welcher er von den Dichtern besungen wird. Zwei schöne geräumige Schutzhütten, die Payerhütte der Section „Prag“ am Tabarettakamme errichtet unter der Leitung des bekannten verdienstvollen Alpinisten Johann Stüdl in Prag, und die Berglhütte der Section „Hamburg“ oberhalb Trafoi erleichtern die Miihsalen der Besteigung, und junge kräftige Trafoier Führer, die es den berühmten Suldnerführern bestens nachzumachen bestrebt sind, geleiten jeden nur halbwegs Schwindelfreien, der ein paar Stunden steilen Steigens nicht scheut, ohne Bedenken zur Spitze. Von Trafoi oder Sulden zur Payerhütte 3—4 Stunden, von der Payer-hiitte über den Kuhweg bis zum Gipfel ebensoweit. Die nähere Umgebung Trafois bietet manch schönen Spaziergang und abwechslungsreichen kleinen Ausflug. Insbesondere das Thal der heiligen drei Brunnen, welches sich unmittelbar hinter dem neuen Trafoi-Hotel gegen die Gletscher zu hinzieht, mit seinem einsamen Wallfahrtskirchlein mitten in gross-artigster Gletscherwildnis, seinen Wasserfällen, schattigen Waldplätzen und gut angelegten Steigen kann als ein Spaziergang allerherrlichster Art genannt werden. Diese reizvolle nähere Umgebung Trafois lassen dasselbe im Vereine mit seiner hohen (1570 m über Meer) aber aussergewöhnlich geschützten und windstillen Lage und der reinen, milden Luft des Ortes gewiss als eine zukunftsreiche Höhenstation und für längeren Sommeraufenthalt iiberans geeignet erscheinen. Schon jetzt verkehrt in den grossen Speise- und Restaurationssälen, in den eleganten Musik-, Spiel- und Gesellschaftsräumen des Trafoi-Hötels ein vornehmes internationales Publicum, wie es bisher bloss in den besten Fremdenstationen des Engadins zu finden war, und viele Familien, die früher Trafoi nur auf der Durchreise berührten, um die comfortablen Fremdenstationen der Schweiz aufzusuchen, wählen Tirol nun auch zum längeren Verbleiben. Ein gar farbenprächtiges eigenartiges Bild bietet an Abenden der Hochsaison das grosse behagliche im Stile einer alttirolischen Halle eingerichtete Vestibül dieses Hötels. Elegante Damen und Herren in lichten Sommertoiletten, Touristen im Bergcostume und sonnverbrannte Führer sitzen plaudernd im bunten Durcheinander im Scheine der farbigen elektrischen Lampen und zu Füssen eines riesigen aufrechtstehenden, Bären, der seinerzeit in der Ortlergruppe erlegt wurde, erklingen alle Sprachen Europas. Neugierig lauschen die „Hücker“, wie die Sommerfrischler despectierlich von den Führern genannt werden, den Erzählungen der „Hochtouristen“, und manche schöne Dame, die bisher nie andere als die feinsten Pariser Schuhe getragen, lässt sich durch die begeisterten Schilderungen der „Bergfexen“ verleiten, sofort beim Hötelschüster „Grobgenagelte“ (wie die Bergschuhe sportlicli genannt werden) zu besteilen, um auch ihrerseits eine grössere Tour zu wagen. Die Besitzer des Trafoi-Hötels, die ein ebensolches glänzendes Hotel auch hart am Fusse der sagenumworbenen Felswände des Rosengartens und Latemars am Karersee in den Bozener Dolomiten errichtet, können sich rühmen, auf solche Weise den Bergsport in ihren Häusern „salonfähig“ zu machen. Für die Bequemen und Verwöhnten, die „unverbesserlichen Hücker“, bleibt allerdings die Haupttour von Trafoi die Fahrt zum Stilfserjoche. Schon ein Reisender, der zu Anfang dieses Jahrhunderts kurz nach Eröffnung der neuen Strasse das Stilfserjoch besuchte, schrieb über dieselbe: „Kunst und Natur vereinigen sich, um aus der Stilfser-joch-Strasse ein Wunderwerk zu schaffen, wie seinesgleichen in ganz Europa nicht aufzuweisen; die neue Strasse ist nicht nur die höchste aller europäischen Strassen, sondern auch die schönste; sie erreicht eine Höhe von 2814 m über dem Meere und überragt den St. Gotthard und Splügen um mehr als 700 m.“ Auch heute noch ist das Stilfserjoch oder der „Stelvio“, wie die Italiener den Pass nennen, die höchste europäische Strasse und überragt den nächsthöchsten Alpenpass „die Furka“ um 320 m. In 38 kühnen Serpetinen erreicht die Strasse, welche unter Kaiser Franz I. zu Militärzwecken erbaut wurde und die kürzeste Verbindung zwischen Mailand, Tirol und Wien herstellte, die Passhöhe; der Bau derselben verschlang eine Summe von 2,900.000 fl. Während der ganzen Fahrt geniesst man in immer wechselnder Scenerie den Anblick des Ortlermassivs, mächtige Eisströme hängen in die tiefe Schlucht des Trafoibaches hinunter, auf deren Grund das schwindelnde Auge die heiligen drei Brunnen gewahrt. Hoch über den Eiskämmen, von welchen die Eisströme hor-uiederfliessen, ragt der weisse Fimrücken des Ortler empor und an schönen Tagen kann man von hier aus, zwischen 8—10 Uhr vormittags, auch mit freiem Auge die jeweiligen Ortlerbesteiger wie Reihen kleiner schwarzer Punkte sich dem Gipfel nähern oder von derselben herabsteigen sehen. Die schönsten Punkte der Strasse sind am sogenannten „weissen Knott“, eine Stunde von Trafoi, und die Franzenshöhe, noch eine Stunde weiter, woselbst auch ein kleines Hotel steht, das der Hotelier von Spondinig, Herr Peer, bestens bewirtschaftet. Von der Franzenshöhe aus führt ein bequemer Fussteig sanft ansteigend über blumenreiche Alpenmatten .zu den Ufern des breiten prächtigen Madatsch-Gletschers. Ganz mühelos und ohne die geringste Gefahr kann man hier einen Blick in die wildzerrissenen Spalten des Gletschers werfen und sich rühmen, eine Gletscherpartie ausgeführt zu haben. Beinahe noch leichter lässt sich eine solche Gletscher-wnnderung von der Passhöhe der Stilfserjoch-Strasse, der Ferdinandshöhe unternehmen, woselbst das Firnfcld des „ebenen Ferners“ bis zur Strasse reicht. Ortler, lludijo.h. Ueber denselben erreicht man in leichten zwei Stunden die Geisterspitze, 3476 m, und selbst Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren haben diesen „Zehntausender für Kinder“ an der Hand von Führern ganz gefahrlos erreicht. Dass Ungeübte aber selbst so harmlose Ferner wie diesen nicht führerlos begehen sollen, erweist der traurige Unglticks-fall des Jahres 1898, bei welchem auf diesem Ferner ein führerloser Tourist durch einen Sturz in eine halbverdeckte Gletscherspalte zugrunde gieng. Hilflos stand sein leiblicherBruder neben der Spalte und musste, bergunerfahren wie er war, statt zu helfen, das beide verbindende Seil durchschneiden, um sich selbst zu retten. Auf der Jochhöhe baut der Postmeister von Trafoi, ein Namensvetter des Ortler, er heisst nämlich Josef Ortler, ein neues kleines Berggasthaus, das zur willkommenen Rast einlädt. Schon derzeit werden daselbst an der Grenze zwischen Tirol und der Lom- bardci Erfrischungen verabreicht und kann man mit schäumendem Asti oder dunkeln, von Scheffel besungenem Veltliner dem Ortler zutrinken. Wer eine unüberwindliche Abneigung gegen die Gletscher besitzt, besucht die sich an der linken Passeite erhebende „apere“, das heisst schneelose, felsige Spitze der Dreisprachenspitze, 2843 ot, und blickt von der Höhe derselben in das schweizerische (romanische) Muranzathal und in das italienische Veltlin hinüber, deren Grenzen hier mit der österreichischen zusammenstossen. Die ganze „Bergtour“ erfordert den Zeitaufwand einer halben Stunde und wird auf ganz sicherem, gebahntem, kiesigem Pfade zurückgelegt. Jenseits des Joches senkt sich die Strasse gegen die vierte Can-toniera, wo das italienische Zollhaus steht und eine im Bau begriffene Fahrstrasse über das sogenannte „Wormserjoch“ abwärts in die Schweiz führt, während die Stilfserjoch-Strasse durch die wilden Felsschluchten des Brauliothales nach Bormio weiterläuft. Durch kühne Felsgalerien und unter wohlerhaltenen Lawinenschutzdächern hindurchziehend, erreicht die Strasse endlich das comfortable gute Hotel der „neuen Bäder“ bei Bormio, dessen naturwarme Heilquellen schon den Körnern bekannt waren und von Plinius gerühmt wurden. Wer jedoch Zeit hat und die Ortlergruppe ganz kennen lernen will, besucht vor allem das Suldenthal. Das „Chamonix Tirols“ ist das Herz der Ortlergruppe und war schon lange vor Erbauung der Suldenthalstrasse das Eldorado der Hochtouristen. Und gar oft genügte der Raum in den kleinen Hotels des Curaten Eller und des Postmeisters Angerer nicht mehr, um all die „Spitzenstürmer“ zu fassen, den überdies oft „Sommerfrischler“ als ungebetene Gäste beengten. Nun haben letztere wohl im geräumigen, mit allem Comfort ausgestatteten Sulden-Hötel gute Unterkunft gefunden, doch die Zahl der Besucher hat sich seit dem Baue der neuen Strasse beinahe verzehnfacht und trotz aller Vorsorge und immer wieder vorgenommenen Vergrösserungen mangelt es in der Hochsaison oft an Platz und selbst Badecabinen müssen oft als Nachtherberge benützt werden. Der „Clou“ von Sulden ist die Königsspitze, die schlanke Gefährtin des Ortlers, sie ist der zweithöchste Gipfel der Ostalpen und der schönste Berg der deutschen Alpen, sie übertrifft sogar den Grossglockner an Höhe und Schönheit der Form. Von den zahlreichen Schutzhäusern aus, die der Deutsche und Oesterreichische Alpenverein in der Umgebung Suldens errichtet hat, bildet dieselbe stets den Mittelpunkt herrlicher hochalpinen Landschaftsbilder, die ihresgleichen in der gesammten Alpenwelt suchen. Ganz besonders charakteristisch für Sulden sind die Ausflüge zur Schaubachhütte der Section „Hamburg“ am grossen Suldenfemer und zur Düsseldorferhütte der gleichnamigen Section im Zaythale. Auf guten Keitwegen, entweder gemächlich zu Fuss wandernd oder auf bergsicheren Mulis (Maulthieren), erreicht man dieselben in anderthalb bis zwei Stunden von Sulden aus und kein Besucher des Thaies darf es versäumen, diese Glanzpunkte der Gegend in Augenschein zu nehmen. Kiistige, wenn auch minder geübte Bergsteiger können diese Königsspitz. Ausflüge sogar als „Frühstückspartie“ behandeln, thun aber noch besser daran, von der Schaubachhütte aus auf ebenfalls gebahntem Wege zwei Stunden weiter in die Eisregion vorzudringen, um die Halle’sche Hütte am Eisseepasse aufzusuchen. Hoch ober dem Sulden-ferner hat die Alpenvereinssection „Halle“ diese ihre Hütte errichtet, und der brave Tourist, der vielleicht Tags zuvor auf der Düsseldorfer-Hütte sich an Mosel und Rheinwein ergötzt hat, kann sich daselbst sogar bei reichbesetzter Tafel an verschiedenen Sorten Sect von den Mühsalen seines Ausfluges erholen. 0 tempora o mores! Ausgedehnte Eisfelder breiten sich rings um die Hütte aus und als schlanke Eispyramide erhebt sich in imponierender berückender Schönheit die Königsspitze neben Ortler und Zebru, während im Süden die Zufallspitzen (Cevedeja) in edelgeformten sanften Linien die mächtigen Eiswüsten des Langen und Zufallfemers krönen. Der Eisseepass ist wohl der schönste Punkt der Alpen und kann selbst mit dem berühmten Gornergrate in Zermatt rivalisieren. Zu allen diesen Ausflügen, sowie zu den zahlreichen schwierigen Hochtouren stellt die Bevölkerung Suldens ein Elitecorps von Führern, dem derzeit fast alle Männer des Thaies angehören. Von der Einfachheit dieser wetterharten Bergsöhne und von den ärmlichen Verhältnissen, in welchen dieselben früher gelebt, erzählen die alten Führer manches Interessante. Brot wurde in früheren Zeiten von diesem Hirtenvolke nur an hohen Festtagen und als Leckerbissen von den „Wohlhabenden“ unter denselben genossen. Milch, Käse und reines. Quellwasser waren nahezu die einzige Nahrung der Suldener, die lediglich vom Ertrage ihrer Heerden lebten. Wein kannten sie bloss als Arzneimittel und noch heute erzählt man sich die Geschichte, wie einstmals ein junger Suldener, dem man anlässlich eines Marktbesuches in Schluderns im Vinstgaue ein Glas Wein aufgedrängt hatte, als er die Wirkungen dieses ihm unbekannten Getränkes verspürte, der Meinung war, er sei vergiftet worden, seinen Gastgeber weidlich prügelte und nur mit Mühe verhindert werden konnte, denselben ganz zu tödten. Trotz ihrer Weltabgeschiedenheit und trotz dieser ihrer Bedürfnislosigkeit waren die Suldener, ein Fall der in den Hoehthälern Tirols nicht selten, in drückende Verschuldung gerathen und wenn in Jahren des Misswachses durch Dürre oder Frost das Wachsthum auf den Alpenweiden vernichtet war oder die Viehpreise durch Jahre nieder standen und das Vieh im Herbste zu Schleuderpreisen verkauft werden musste, da dachten die armen Hirten gar oft daran, Haus und Hof zu verlassen und durch Auswanderung in die Ferne ihr Glück zu versuchen. Heute im „verdorbenen Sulden“, wie es manche sentimentale Gegner des Fremdenverkehres nennen, gilt das Brot nicht mehr als Leckerbissen und gar mancher während der Fremdensaison verdienter „Hunderter“ hat die Schuldenlast gemildert. Die Suldener denken nicht mehr daran, ihre schöne Heimat zu verlassen und sehen voll Zuversicht der neuen Saison entgegen. Die „verwöhnten Suldener“, die sich in den eleganten Hotels von Sulden und Trafoi ebenso heimisch fühlen wie in jenen der Schweiz und sich für ihren harten und mitunter auch gefahrvollen Beruf einen Tagespreis von 6—7 fl. durchschnittlich bezahlen lassen, haben sich aber trotz aller eingedrungenen Cultur die Tugenden ihrer Ahnen bewahrt und ihre Bedürfnislosigkeit und Nüchternheit zeichnet sie ebenso aus wie ihr Muth und ihre Besonnenheit, zu denen sich, wie bei den meisten Tiroler Bergbauem, Freundlichkeit und vornehme Gelassenheit gesellt. Die ruhige Sicherheit und selbstbewusste Bescheidenheit, mit der diese Bronzegestalten sich im Verkehre mit dem vornehmsten Publicum, ja sogar mit „wirklichen Ex-cellenzen“ in den luxuriösen Bäumen eleganter Hotels bewegen, könnte sogar manchem feinen Städter zur Richtschnur dienen. Wer den klaren, harten Verstand und das lediglich praktische Fühlen kennt, das in diesen stahlharten Körpern wohnt, und das feine ironische Lächeln beobachtet, mit dem diese Bauern die Modethorheiten und die Schwächen der vornehmen Welt betrachten, der braucht nicht zu fürchten, dass diese Männer, welche sich die Kraft ihres Körpers und ihres Geistes im Kampfe mit den Schneestürmen und den Naturgewalten ihrer Berge stets erneuern, durch die modernen Ideen angekränkelter Städter ihr Volksthum verlieren. Nur schwer trennt sich der Besucher von den herrlichen Plätzen in Sulden und Trafoi; in flotter fünfstündiger Thalfahrt führt ihn die Mailcoach nach Meran zurück; will er aber die Eisenbahn in Landeck erreichen, um nach Innsbruck zu kommen, so fährt er ebenfalls mit Mailcoach-Verbindung Uber Spondinig und Mals und die Felsengen von Hochfinstermünz dahin. Noch lange grüssen Ortler und Königsspitze über die Malser Heide und spiegeln sich in den Fluten der kleinen einsamen Seen von St. Valentin, Graun und Besehen. Am Passe von Reschenscheideck, wo die Etsch als kleines Brunnenbächlein entspringt, senkt sich die Strasse gegen Hochfinstermünz, woselbst sich der Inn durch wilde Felsschluchten den Eintritt nach Tirol erstreitet. In Hochfinstermünz wird in Geigers freundlichem Hotel Mittagsrast gehalten. Herr Geiger ist nicht nur ein trefflicher Wirt, sondern auch ein kühner Jäger, dem die Adlerhorste und Gemswechsel der Umgebung genau bekannt sind. Gar oft kann man daher im „Geflügelhofe“ des Hotels junge Adler gewahren, die er mit seinen Freunden in gefahrvoller Jagd von den unzugänglichen Wänden der Finstermünz aus ihren Horsten geholt, und mancher Erzählung lauschen, die an die besten Zeiten längst entschwundener Jägerromantik mahnt. Ueber Pfunds, Bied und Prutz, an der kampfumtobten historischen Brücke von Pontlatz vorüber, die nun in moderner Eisenconstruction gar nüchtern in die Welt blickt, erreicht man Landeck. Postmeister Müller, der sein altehrwürdiges Haus zu einem modernen grossen Hotel umgestaltet, bietet treffliche Unterkunft. Beizende Ausflüge in die Umgebung und die kühnen Bauten der Arlbergbahn laden auch hier zum längeren Aufenthalte. Bedauernswerte eilende Stadtmenschen aber, die von der unerbittlichen Zeit gehetzt werden, können noch nach kurzer East mit dem Nachtzuge in zwei Stunden die Landeshauptstadt Innsbruck erreichen. Dr. Theodor Christomannos. Das Trentino. (Salurn—Ala.) Salurn ist die letzte Bahnstation auf dem Boden des deutschen Südtirol. Allerdings nur nach der officiellen Bezeichnung dieses Landes-theiles, dessen Grenzen durch die fortwährende Ausbreitung des italienischen Elementes thatsächlich längst verrückt worden sind. Von Salurn ab gewinnt aber auch die ganze Gegend einen ausgesprochen italienischen Charakter. Wohin sich das Auge wendet, fällt der Blick auf üppige Weingelände, die sich weit die sonst kahlen Bergeshöhen hinanziehen. Die Etsch fliesst träge zwischen sumpfigen Wiesen hin, welche nur zum Theile mit Maulbeer- und Weidenbäumen bepflanzt sind. Die Bauernhöfe (Masi), aus Stein zumeist mehrstöckig aufgeführt, machen, — so vernachlässigt sie auch gewöhnlich sind, — wenigstens aus der Ferne gesehen, einen stattlichen Eindruck. Die Volkssprache ist ausschiesslich die italienische mit dem eigenartigen Trientiner Dialect. Auch die Kleidung, Sitten und Gewohnheiten der Bevölkerung sind echt italienisch und grundverschieden von denen ihrer unmittelbaren deutschen Nachbarn. Der ganzen landschaftlichen Stimmung entspricht auch der Charakter der Bevölkerung. Dieselbe ist aufgeweckt, freundlich und gutmüthig, dem Fremden gegenüber, soferne er die leicht erregbaren nationalen Gefühle nicht verletzt, stets zuvorkommend und liebenswürdig. Die natürliche Grenze des „Trentino“, wie die Trentiner ihren Landestheil, für dessen Autonomie sie bereits seit fünfzig Jahren einen unentwegten Kampf führen, auf Grund der historischen Tradition benannt haben, bildet gegen den deutschen Landestheil die Salurner Klause. Hier soll der Sage nach der Römer Marius seinen denkwürdigen Sieg über die Cimbern erfochten haben. Zu Beginn des Mittelalters war die Klause die Gebietsscheide zwischen den Bajuvaren und Longobarden und Zeuge manchen blutigen Strausses, den diese beiden kriegerischen Völkerschaften miteinander ausgefochten haben. Kurz nachdem der Bahnzug die Klause passiert hat, weitet sich das Thal und rechts erscheint zwischen Weingeliinden ungemein freundlich gebettet die erste grössere italienische Ortschaft Mezzo-Tedeseo (Deutschmetz). Hoch über derselben liegt romantisch in einer Felsenhöhlung gleich einem unzugänglichen Adlerhorste die Ruine der theils aus dem Felsen selbst gehauenen, theils künstlich * Der einheitlichen Behandlung des Gegenstandes halber wurde das zum 9Trentino* gehörige Fleims- und Fassathal zur Strecke Bozen—Salurn genommen. Dr. S. V. aufgebauten Burg Mezzo-Corona (Kronmetz). Es war dies die grösste und wichtigste, durch ihre Lage uneinnehmbare Burg im Fürstbisthume Trient. Wahrscheinlich zu Anfang dieses Jahrtausends erbaut, gieng dieselbe im Jahre 1293 von der Familie Mezzo-Corona käuflich in den Besitz des Grafen Meinhard von Tirol über, von welchem sie der später germanisierten Familie wieder als Lehensgut trotz des Protestes der Trientiner Fürstbischöfe verliehen wurde. Im 15. Jahrhunderte kam die Burg in den Besitz der Grafen Firmian und Wolkenstein, welch erstere unterhalb derselben einen Neubau aufführen Hessen. Im Jahre 1400 wurde, wie eine Legende erzählt, zum Danke für die Befreiung der Gegend von dem Unheile eines grausen Basilisken, in der Burg dem hl. Gotthard ein Sanctuarium geweiht, welches von Eremiten verwaltet und zu einem vielbesuchten Wallfahrtsorte, von welchem die Burgherren nicht geringe Vortheile zogen, emporgebracht wurde. Ein Deutscher, namens Pater Paul, war dortselbst zu Anfang des laufenden Jahrhunderts der letzte Klausner und auch der letzte Bewohner der stolzen Burg. Der Ortschaft Mezzo-Tedesco gegenüber liegt der grosse Marktflecken Mezzo-Lombardo (Welschmetz) mit 3500 Einwohnern. Zwischen beiden Ortschaften öffnet sieh gleich einem prächtigen Theaterprospecte das Val di Non (Nonsthal), von ganz eigenartigem wildromantischen Charakter. Die Einbruchsstelle fiir dasselbe ist die Bahnstation. San Michele. Das Dorf gleichen Namens, bekannt als Sitz der vorzüglich geleiteten und stark frequentierten landwirtschaftlichen Landesanstalt und Weinbauschule, welche in einer ehemaligen im Jahre 1145 gegründeten Augustinerabtei untergebracht ist, liegt jenseits der Etsch, zwei Kilometer weit von der Station entfernt. Das Nonsthal wird in nächster Zeit dem grösseren Fremdenverkehre durch den Bau einer elektrischen Localbahn, deren Vorarbeiten bereits vom Municipium der Stadt Trient durchgefiihrt wurden, erschlossen werden. Gegenwärtig führt eine gut fahrbare Poststrasse, auf welcher ein regelmässiger Messagerieverkehr eingerichtet ist, durch dasselbe am Fort Rochetta vorüber zur Ortschaft Tajo, dann in das Val di Noce nach dem Hauptorte Cles. Hochinteressant ist auf dieser Strecke die im Jahre 1888 über den in einer tiefen Schlucht dahinbrausenden Wildbach Noce von den Ingenieuren Hager und Lenk ungemein kühn erbaute eiserne Santa Giustina-Brücke. Von Cles zieht sich die Strasse durch Lärchen Waldungen in das liebliche Val di Sole (Sulzthal) über Mal6 nach Dimaro. Eine neuerbaute fahrbare Strasse stellt die Verbindung mit dem Alpencurorte Madonna di Campiglio (s. S. 456) her, während eine andere Strasse über Mazzana und Fucine nach dem durch seinen Säuerling bekannten, 1390 Meter hoch gelegenen Bade Pejo führt. Von Tajo findet die Poststrasse ihre Fortsetzung über die am Eingänge des San Romedio-Thales gelegene Ortschaft San Zeno nach dem schönen Markte Fondo. San Zeno, dessen gothische Kirche sehenswert ist, hat seinen Namen von dem Heiligen Sisinius erhalten, welcher hier mit seinen Genossen Martyrius und Alexander im Jahre 397 n. Chr. von den heidnischen Anauniern erschlagen wurde. Die Gräber der drei Märtyrer bilden eine beliebte Wallfahrtsstätte. Landschaftlich von ganz besonderem Reize ist aber die kaum eine Stunde von San Zeno entfernte, auf einem Felskogel zwischen zwei Schluchten friedlich lagernde Einsiedelei San Romedio, deren Gründung einem deutschen Busser im fünften Jahrhundert zugeschrieben wird. Die Station San Michele bildet auch den Ausgangspunkt für eine sehr lohnende Tour über Fai nach dem träumerischen Bergsee von Mol veno, in dessen kry stallklaren Fluten die schmackhaftesten Forellen des Trentino hausen. Hochtouristen finden von hier aus die Gelegenheit zu einem keineswegs schwierigen Uebergange über das Eisfeld der Bocca di Brenta nach Madonna di Campiglio. Von San Michele führt die Bahn über die Etsch, an alle Nave vorüber nach Lavis. Die Ortschaft ist am Eingänge des Cembrathales gelegen, aus welchem der seinerzeit überaus gefährliche, nun aber durch eine kunstvolle Sperre regulierte Avisiobach fiiesst. Das Geröllbett, welches die Bahn auf einem 920 Meter langen Viaducte übersetzt, zeigt heute noch die Spuren der furchtbaren Zerstörungen, welche dieser Wildbach, der sich gewöhnlich nur als harmloses Wässerlein durch das weite Steinfeld schlängelt, angerichtet hat. Während auf der linken Thalseite die Berglehnen immer mehr durch Villen und Gehöfte belebt werden, taucht zur Rechten ein mächtiger Felsblock auf, den Giganten in prähistorischer Zeit vom Gipfel des Monte Bondone mitten in das Thal geschleudert zu haben scheinen. Es ist dies der Boss di Trento, das charakteristische Wahrzeichen der Stadt Trient, der Hauptstadt des Trentino. Trient (Trento) ist eine uralte Stadt, die schon auf der bei Cles aufgefundenen römischen Tafel aus dem Jahre 46 v. Chr. als „splendidum municipium“ bezeichnet wird. Ihr Name wird von den Einen von den tre denti oder dossi (drei Zacken der Bergrücken S. Agata, S. Bocco und Boss di Trento), welche dieselbe umgeben, von anderen vom Dreizacke des Wassergottes Neptun, welcher einst als ihr Schirmherr galt, abgeleitet. Auf dem alten Municipalpalaste finden wir zur Erklärung unter dem Trientiner Adler die lateinische Inschrift: Montes argentum mihi dant nomenque Tridentum. Die Stadt ist reizend, zum grössten Theile am linken Ufer der Etsch, 192 Meter über der Meeresfläche gelegen, zählt 22.261 Einwohner, ist Sitz des Fürstbischofes, eines Kreisgerichtes, der Bezirkshauptmannschaft, eines Polizeicommissariates, des Festungscommandos, der Finanzbezirksdirection, der zweiten Section des Tiroler Landes-culturrathes etc. und ist der Mittelpunkt des geistigen und wirtschaftlichen Lebens des Trentino. Die Stadt hat einen ausgesprochen italienischen Charakter. Die ganze Anlage derselben mit zahlreichen noch gut erhaltenen römischen Thürmen und Baudenkmälern, die eigenartige Bauart der Häuser, die prächtigen Paläste der Hauptstrassen, die engen Gässchen der Altstadt haben ihr denselben unverkennbar verliehen. Die Bevölkerung ist rein italienischer Nationalität, nur ein Theil der Beamtenschaft und Geschäftswelt, sowie die starke Garnison deutsch. Dem Fremden fallen aber von der Eigenart einer italienischen Stadt hier nur die Licht-, nicht die Schattenseiten in die Augen. Man hat es durch die Beseitigung eines grossen Theiles der alten Stadtmauern verstanden, Licht und frische Luft in die dumpfen Strassen zu bringen, durch Pflasterung der Plätza und Strassen den lästigen Staub von denselben zu bannen, durch strenge sanitäre Verfügungen die hygienischen Verhältnisse günstig zu gestalten. Die elektrische Beleuchtung wurde überall eingeführt, freundliche grüne Anlagen und öffentliche Gärten an verschiedenen Punkten der Stadt geschaffen. Auch dem Handel und der Industrie, welche in den Trient Castell, Burg des guten Ratheg. letzten Jahrhunderten stark im Niedergange begriffen waren, wurde in jüngster Zeit ein neuer Impuls gegeben. Der Weinhandel, die Seidenzucht, Marmorbrüche, Obstexport etc. bilden die Hauptgebiete der commerciellen Thiitigkeit. Durch das bereits in Angriff genommene Project des Baues verschiedener elektrischer Localbahnen beabsichtigt man einen regen Verkehr mit den entferntesten Thälern und Ortschaften herzustellen, um dieselben auch an den Segnungen des erhofften wirtschaftlichen Aufschwunges theilnehmen zu lassen. Es ist ein grosser Contrast mit jenem Trient, das Heinrich Heine als eine alte gebrochene Stadt in einem Kreise von blühendgrünen Bergen beschrieben hat, die wie ewig junge Götter auf das morsche Mauerwerk herabsehen. Jetzt sind (leider) die Wälder von den Bergen verschwunden und kahl und altersschwach blicken dieselben selbst auf die Stadt, in welcher frisches jugendkräftiges Leben pulsiert, und welche sich zu wirtschaftlichem Wohlstände emporzuarbeiten sucht. Das Trient von einst ist nur so weit erhalten geblieben, als es die Pietät erfordert, und trotzdem muss man über die Fülle von Sehenswürdigkeiten staunen, welche beinahe bei jedem Schritte unser Interesse erwecken. Wir heben davon nur einzelne hervor: das Castello del buon Consiglio, die Burg des guten JRathes, die berühmte Residenz der einst so mächtigen Fürstbischöfe von Trient, mit ihren theilweise noch gut erhaltenen Prachträumen und Fresken, ein stolzer historischer Bau, der bedauerlicherweise durch seine gegenwärtige Trienter Dom. Verwendung als Kaserne nicht wenig gelitten hat; der herrliche Dom, ein monumentaler Prachtbau, in mehreren Zeitperioden zwischen dem 11. und 15. Jahrhunderte theils im longobardischen, theils im deutschromanischen Stile aufgeführt, mit dem kunstvollen Neptuns-Brunnen auf dem so malerischen grossen Platze vor demselben; die vom Fürstbischöfe Bernardo Clesio aus Trientiner Marmor erbaute Kirche S. Maria Maggiore, berühmt durch ihre melodienreiche Orgel des Meisters B. Antegnati und historisch bekannt als Sitz des Trientiner Concils (1545 bis 1563); die zahlreichen hochinteressanten Paläste (Tabarelli, Galasso oder Teufelspalast, Sardagna, Salvadori, Municipal-palast mit reichem Museum etc.), im Besitze der alten Trientiner Geschlechter, alles Denkmäler einstigen Prunkes und entschwundener Herrlichkeit, viele davon mit noch gut erhaltenen Fresken der Meister Bmsasorci, Dossi, Romanino u. a. m. an ihren Fagaden. Von neuen Denkmälern verdient in erster Linie das im Jahre 1896 enthüllte Dcmte-Monument auf dem Stationsplatze (Piazza Dante) erwähnt zu werden, ein Werk des Florentiner Bildhauers Cesare Zocchi, das „die Trientiner mit Beihilfe der Nation“, wie auf dem Sockel verewigt ist, dem grossen Sänger der göttlichen Komödie errichtet haben. Eines Besuches wert ist auch der Campo Santo (Friedhof) in seinem alten und neuen Theile. Während nur unter den Ar-caden prächtige Marmordenkmäler die Patriziergrüfte schmücken, bringt die übrige Anlage des Friedhofes mit den einförmigen Grabsteinen den Gedanken zum Ausdruck, dass die Umarmung des Todesengels den Unterschied aller Classen aufhebt. Eigenthümlich berührt es, wenn man die deutschen Tannen vor der Friedhofsmauer sieht, welche der italienischen Erde entsprossen sind und mit ihren Wipfeln den unter Cypressen und Bosenhecken Buhenden geheimnisvolle Schlummerlieder zurauschen. Doch verlassen wir die stille Stätte des Todes, um uns wieder der Stadt, die an das Leben alle Ansprüche stellt, zuzuwenden. Wir Anden dort für unsere Unterkunft, die ja für den Fremden eine gar wichtige Frage bildet, unter Berücksichtigung aller Wünsche vom Hotel ersten Banges bis zu den kleinen italienischen Gasthäusern herab, die bei bescheidenen Preisen auch bescheidene Bedürfnisse zu befriedigen vermögen, gesorgt. Freundliche Biergärten laden im Sommer zum Aufenthalte in ihrem Schatten ein, während an Kunstgenüssen das grosse, sehr hübsch restaurierte Teatro Sociale alljährlich und besonders während derZeit der traditionellen Vigiliusmesse vorzügliche Aufführungen italienischer Opern und Komödien bietet. Ueberdies wird noch der Neubau eines Poli-teama, eines iäshionablen Sommertheaters, geplant. Trient hat mithin entschieden alle Vorbedingungen für eine Fremdenstadt. Der Kunstfreund und Forscher ündet in den Mauern derselben beinahe bei jedem Schritte wahre Schätze interessanter Denkwürdigkeiten, der Naturfreund reiche Gelegenheit zu lohnenden Ausflügen und Touren in die nähere und weitere Umgebung. Trient ist die Ausgangsstation für die im Jahre 1896 er-öffnete Yalsugana-Balin, welche südlich der Stadt nächst der Brücke über den Wildbach Fersina von der Südbahnstrecke ab'zweigt und über einen langen Viaduct die Höhen der Sommerfrischorte Villa-zano, Povo und Sal6 gewinnt, von denen sich ein wundervolles Panorama auf die Stadt und deren Umgebung erschliesst. Von der Station Pontalto mit der gleichnamigen für die Stadt so wichtigen Wassersperre und einem vielbewunderten 40 Meter hohen künstlichen Wasserfalle, führt die Bahnlinie hart an den Felsen und denselben nur mit Mühe abgerungen, durch die wilde Fersinaschhccht, welche bei der unteren Strassensperre auf ein freundliches mit Beben und Obstbäumen bepflanztes Plateau mündet. Auf demselben liegt, von dem grossen bischöflichen Castelle beherrscht, Pergine, einer der schönsten Marktflecken der Valsugana, in welchem sich die Landesirrenanstalt befindet. Die Gegend gewinnt nun einen ungemein lieb- 30 Caldomzzo-Sec. berühmte, besonders von Frauen besuchte Bade- und Curort Levico mit schattigem Parke und freundlichen Gartenanlagen und auf dem Monte Fronte über demselben in einer Höhe von 1490 Meter der klimatische Bade- und Luftcurort Vetriolo, zu welch beiden sich würdig als dritter im Bunde das eine Bahnstation von Levico entfernte Curetablissement Roncegno gesellt. Einst haben die Berge der Valsugana in ihren Schachten der Bevölkerung Silber geboten, nun sind es die heilkräftigen Mineralquellen, in denen blinkendes vollgewichtiges Gold verborgen liegt, zu dessen Gewinnung in den letzten Jahren von unternehmenden Kreisen die ersten lohnenden Schritte gemacht wurden. In wenigen Minuten erreichen wir den inmitten grüner Wiesenmatten reizend gebetteten und von den romantischen Ruinen der alten Burgen Castel Ivano, Castel S. Pietro und liehen Charakter, die Höhen sind rebenüberdacht und von Kastanienwäldern beschattet, die Erde aber, aus der so üppig die Producte des Südens hervorspriessen, ist getränkt vom Blute österreichischer Helden. Hie grünen Berglehnen waren schon Zeugen so manches heissen Gefechtes und der glänzenden Tapferkeitsproben unserer Linientruppen und der Tiroler Scharfschützen. In traumhafter Bläue lächelt uns der Caldonazzo-See, die Perle der Valsugana, entgegen. Kein Dampfer, nur vereinzelte Kähne durchschneiden seine Fluten, sogar die Lüfte halten hier ihren mit den aromatischen Wohlgerüchen einer südlichen Vegetation erfüllten Athem ein, um die Klarheit seines herrlichen Spiegels nicht zu trüben. In der Nähe eines zweiten kleineren Sees liegt der durch seine heilkräftige Eisenarsenquelle Castel Telvana umgebenen Hauptort der Valsugana Borgo, das Ausugum der Römer, der, wiederholt durch Feuer und Wasser zerstört, nunmehr zum grossen Theile neu aufgebaut, einen sehr freundlichen Eindruck macht. Von Borgo nähert sich die Bahn rasch, stets am linken Ufer der Brenta, über Castelnuovo und Villagnedo-Strigno bei der Cima Basta, an deren schroffer Felswand wir das eigenartige Schauspiel einer natürlichen Felsenbrücke, der sogenannten Teufels- oder OrcobrücJce bewundern können, vorüber, der Endstation Tezze, dem letzten tirolischen Dorfe der Valsugana. Von den zahlreichen Ausflügen, die von der Strecke der Valsugana-Bahn unternommen werden können, sind die beliebtesten: von Pergine aus nach dem waldreichen Hochthale von Pine mit den beiden Gebirgsseen Lago della Seraia und Lago delle Piazze und dem berühmten Wallfahrtsorte Madonna di Caravaggio, sowie in das Mocchenithal mit seinen interessanten vielbekiimpften deutschen Gemeindeoasen; von Caldonazzo aus auf einer neuen, oft aus den Felsen gesprengten Kunststrasse nach dem Bergplateau von Lavarone, das uns wie durch einen Zauberspruch in eine Nordtiroler Alpengegend zu versetzen scheint; von Borgo in das Sellathal mit seiner klimatischen Wasserheilanstalt und der sehenswerten Tropfsteingrotte Crotta di Costalta■ von Grigno in das landschaftlich ungemein fesselnde und durch die charakteristische Volkstracht seiner Bewohnerinnen bekannte Tesinotlial; von Tezze nach dem einsam gelegenen Primiero. — Die Valsugana ist das von der Natur im ganzen Trentino am reichsten mit entzückenden Sommerfrischorten bedachte Thal. Aber der Trientiner schätzt dieselben nicht, er liebt es nicht, sich im Sommer den heissen Strahlen der Sonne, die er für gesundheitszuträglich hält, zu entziehen, sondern ist gewohnt, erst zu vorgerückter Jahreszeit die mehr in den Niederungen gelegenen campagne-umkränzten Villegiaturen zu beziehen und dort bis spät nach der Weinlese Aufenthalt zu nehmen. Erst den Fremden wird es beschieden sein, alle landschaftlichen Reize der Valsugana zu entdecken und sich an denselben zu erfreuen. Aehnlich wie im Osten das Valsuganathal, erschliesst sich im Westen der Stadt Trient durch eine wildromantische Schlucht, das Buco di Vela, das Sarcathal. Aehnlich und doch grundverschieden! Dort die Anmuth eines südlichen Gartens, hier die tieftraurige Oede einer Karstlandschaft. Ernst stimmt uns schon das Felsenthor der Strassensperre bei Ca di ne. In demselben erblickt man links den Abdruck einer starken Hand. Die Legende erzählt, dass hier der Schutzpatron von Trient, der hl. Vigilius, um sich auf der Flucht vor seinen heidnischen Verfolgern einen Weg zu bahnen, die Felsen auseinander geschoben habe. Der zwischen Steintrümmern gelegene See von Ter lag o erinnert an das todte Meer, kein grünes Fleckchen Erde erfreut unser Auge. Dem ernsten Charakter der Gegend entsprechen auch die Ortschaften, die wir passieren, baufällig sind die Häuser, arm ihre Bewohner. Erst bei Vezzano ändert sich das Bild. Es grüssen uns die ersten Olivenhaine und der Toblino-See, von Wein-geländen und Laubwaldungen umrahmt, blinkt uns entgegen. Seine 30* Nambino-See bei Madonna di Campiglio. Fluten umspülen das alte pittoreske Schloss der Madruzzo, dessen graue Zinnen und ThUrme üppiger Epheu und duftende Syringen umranken. Es erinnert an das Märchenschloss, in welchem Dornröschen den Zauberschlaf gehalten. Statt der Märchenprinzessin findet aber der wissbegierige Fremdling in den Kellern des Schlosses den schon von Virgilius besungenen feurigen Vino Santo, der an den Ufern des Sees wächst und erst zur Weihnachtszeit, wenn die Beeren getrocknet sind, gekeltert wird. Bei Le Sarche zweigt sich die Strasse zum Gardasee und nach Judxkarien. In steilen Serpentinen erklimmt letztere das hauptsächlich von Italienern besuchte Bad Co mano, lässt rechts in der Höhe die Ortschaft und das Schloss Stenico, den Sitz der einst berüchtigten Richter von Judikarien, und erreicht am rechten Ufer der Sarca, oft unter Felsentunnels und Holzschutzdächern, den Hauptort Tione, der im Jahre 1895 zum grossen Theile ein Opfer der Flammen wurde. Bei Tione beginnt das liendenathal, die Schweiz des Trentino, ein fruchtbares Thal mit Alpenwirtschaft und bestbekannter Viehzucht. Dessen Hauptort Pinzolo ist ein vorzüglich gelegener Ausgangspunkt für Hochtouren in die Adamello-und Presanella-Gruppe. Auf dem Wege von Pinzolo nach Čampi gl io liegt die S. Vigilius-Kirche mit dem berühmten, von Simone de Averaria im Jahre 1519 gemalten und noch sehr gut erhaltenen Todtentanze an der südlichen Fagade. Ueberwältigend ist das Gebirgs-panorama, das sich uns von der Fahrstrasse aus auf die blendenden Schneeflächen der Brentagruppe bietet. In Madonna di Campiglio (1515 M.), einem einstigen Hospize, finden wir den bekanntesten klimatischen Höhencurort des Trentino, welcher sich mit Recht eines Weltrufes erfreut. Inmitten einer Alpenmatte gelegen bietet er zwar keine unmittelbare Gebirgsrundsicht, dafür aber bei allem Comfort der Neuzeit eine seltene Gelegenheit zu den herrlichsten Ausflügen und lohnendsten Hochtouren. Die Namen so mancher Spazierwege und die zu den Wolken ragende Kaiser Franz Joseph-Spitze erinnern an die schönen Sommertagc des Jahres 1894, in denen unsere unvergessliche Kaiserin Elisabeth an der Seite ihres erlauchten Gemahles in den rauschenden Tannenwäldern und auf den lichten Bergeshöhen der Brentagruppe den Weltfrieden gesucht und gefunden hat (s. S. 455). Von Trient findet der Schienenstrang der Siidbahn, am linken Ufer der Etsch sich haltend, in dem von kahlen Dolomitfelsen gebildeten Thale seine Fortsetzung nach Mattarello. Ein Blick auf die Gegend zurück zeigt uns den Festungscharaktcr der Stadt Trient, die wir eben verlassen haben. Cimo Tosa bei Madonna di Campiglio. Alle Höhen ringsum sind befestigt, die beiden grossen Forts S. Bocco und Bomagnano beherrschen unmittelbar vor uns das Thal. Wir erreichen die Station Calliano, mit der Ortschaft gleichen Namens, hinter welcher sich das alte Castell Beseno erhebt. Hinter dem Schlosse führt eine Fahrstrasse in das Hochthal Folgaria (Folgreit), welches einst zum Theile von Deutschen bewohnt wurde, gegenwärtig aber rein italienisch ist. Wir fahren nun durch einen wahren Rebengarten in das weingesegnete Val Lagarina. Auf verschiedenen erhöhten Punkten fallen uns kleine Häuschen auf. Dies sind die Boccoli (Vogelhütten), ohne welche sich der Italiener seinerzeit keine Villeggiatur denken konnte. Jetzt sind viele derselben verfallen oder verlassen. Ein erfreuliches Zeichen, dass der Trientiner auch als Vogelsteller nicht mehr so schlimm ist, als er im Rufe steht. — Vor uns liegt Rovereto, der Hauptort des Lagarinathales, eine Stadt mit 9030 Einwohnern, Sitz eines Kreisgerichtes und der Bezirkshauptmann-schaf't, einst durch ihre reiche Seidenindustrie, die ganz zurückgegangen ist, weit bekannt. Was aber Rovereto nicht verloren hat, ist sein freundliches Aussehen, die schönen breiten neuen Strassen, die malerische Altstadt mit dem interessanten Castelle und vor allem die wundervolle Umgebung. In der Nähe der Stadt liegt die grosse k. k. Tabakfabrik Sacco, jedem Raucher durch die vorzüglichen Virginiacigarren, welche dort erzeugt werden, bestens bekannt. Von den Höhen jenseits der Etsch blickt freundlich das Dorf lein Isera hernieder, das durch die Perle seines Weines einen Weltruf erlangt hat. Die Station Mori hat eine besondere Bedeutung als Einbruchstelle für den Gardasee. Von dieser Station führt die schmalspurige Localbalin Burg Arco. Mori—Arco—Ewa, mit Benützung der Fahrstrasse angelegt, an dem Schlosse der Grafen von Castelbarco und dem Loppio-See vorüber am Fusse der Kalkhänge des Monte Stivo nach der Station Nago, hinter welcher sich bald ein grossartiger Ausblick auf den blauen Garda-See, die gesegnete Thalebene der Sarca, den merkwürdig gebildeten Monte Brione und die Felswände des Monte Giumella, sowie den mächtigen Bergrücken des Monte Baldo erschliesst. Rechts liegt der freundliche sonnenüberflutete Curort Arco mit einem stattlichen Curhause in einem Garten von Lorbeer-, Oliven-, Palmen- und Orangenbäumen, ein wundervolles bereits echt südliches Fleckchen Erde, den Leidenden die ersehnte Heilung, oder doch Linderung verheissend. Zwischen Tropengewächsen lugt die Villa des Erzherzogs Albrecht, des einstigen hohen Protectors des Curortes, hervor. Ueber der Stadt erhebt sich auf einem griinumrankten Felsen die Ruine des von den Franzosen im Jahre 1703 bombardierten und niedergebrannten Schlosses Arco (s. S. 457). Eine kurze Bahnstrecke verbindet Arco mit Riva, der ersten Hafenstadt am Gardasee, dem Eldorado so vieler Neuvermählten, welche hier die Welt vergessen und den Himmel offen sehen. So wenig das von 6556 italienischen Einwohnern bevölkerte alte Städtchen selbst in seinen Mauern bietet, so herrlich ist seine Lage am Lacus Benacus, dessen Reize in allen Sprachen der Welt besungen wurden (s. S. 460). Die herrlichen Ausflüge, die von Riva aus zu Wasser und zu Land auszuführen sind, aufzuzählen, würde hier zu weit führen. Wir erinnern nur an den grossartigen Pönale-Wasserfall mit der Ledro-Schlucht, den tiefernsten Ledro-See, die lieblichen Citronen-gärten von Limone, an das reizende Torhole u. v. a. m. Sobald wir mit dem Südbahnzuge die Station Mori verlassen, erregt sofort eine grosse trostlose Steinwüste unsere Aufmerksamkeit. Es sind dies die „Slavini di Marco“, gewaltige Steinblöcke, deren Ursprung unbekannt ist und die nach Noriller einen Flächenraum von über zwei Millionen Quadratmetern bedecken. Dieselben bieten stellenweise ein geradezu schauerliches Bild und sollen dem grossen Sänger der göttlichen Komödie Dante Alighieri den Vorwurf für die Schilderung seines Hölleneinganges geboten haben. Die Annahme, dass Dante selbst auch im Trentino gewesen sei, scheint erwiesen, da wir an verschiedenen Orten, wie den Schlössern Lizzana bei Rovereto, Castelbarco etc. seinen Spuren begegnen. Von Mori bis zur Landesgrenze behält die Gegend einen rauhen unfreundlichen Charakter. Durch die Thalsperre Seravalle erreichen wir die internationale Grenzstation Ala, in welcher wir uns der, übrigens in jüngster Zeit sehr erleichterten Gepäcksrevision zu unterziehen haben. Die Stadt gleichen Namens liegt am Eingänge des wilden Eonchithales mit seinen berüchtigten gefährlichen Schmugglerübergängen. Tabak und Spiritus sind hauptsächlich die Waren, für deren zollfreie Beförderung nach Italien hunderte von Menschen jährlich die Freiheit, oft sogar ihr Leben auf das Spiel setzen. „Partenza perlTtalia!“ rufen die nunmehr italienischen Schaffner und nachdem wir die letzte österreichische Südbahnstation Avio, mit dem gleichnamigen jenseits der Etscli am Fusse des Monte Baldo gelegenen, vom Schlosse Castelharco überragten Dorfe passiert haben, übersetzen wir die Grenze, um durch die historisch berühmte Chiusa di Verona (Berner Klause) das rebenumsponnene Zatfberland, wo die Goldorangen glühen, zu begrüssen. Salve, bella Italia! Der Schienenweg durch das Trentino ist kurz. Die letzten Strahlen der Sonne klis en zur gleichen Zeit die Firnen der deutschen Alpen im Eisakthaie und die italienischen Grenzberge, unbekümmert um die nationalen Kämpfe, welche seit Jahrzehnten in dem Ländchen, welches der kleine Horizont begrenzt, stürmische Wellen geworfen haben. Aber nach dem Ausbruche der Elemente kommt stets die Zeit der Ruhe. Das Gewitter reinigt die Luft und die Abendröthe verklärt nach demselben mit rosigem Hauche das Firmament. „Rosso di sera, bel tempo si spera“. lautet einTrientiner Volksspruch. Die Hoffnung der Bevölkerung des Trentino ruht in der mit allen Kräften angestrebten wirtschaftlichen Wiedergeburt des Landes. Möge dazu das grosse Reisepublicum auch freundlich seine hilfreiche mächtige Hand bieten, indem es dem Trentino jenes Interesse entgegenbringt, das dieser von der Natur so begnadete Erden-u inkel thatsächlich im vollen Maasse verdient, leider aber bis heute noch nicht gefunden hat! Josef Erler. Redactionelle Ergänzungen und Hinweise für das Trentino. Die Curorte Levico, Vetriolo. Mit allen Reizen der Natur verschwenderisch ausgestattet, inmitten der Hochalpen, auf einem waldumsiiumten Hochplateau, erhebt sich Levico, einer der heilkräftigsten Curorte in Siidtirol, der für das ganze Erdenrund eine kaum schätzbare Bedeutung hat. Nicht nur, dass seine heilspendenden Quellen Tausenden und Abertausenden Genesung von schweren Leiden bringen, es ist auch die ozonreiche, balsamische Luft, welche den Gesammtorganismus des Menschen erfrischend und wohlthätig belebend, das in seiner pittoresken Eigenart einzige Städtchen weit über den Wert localer Bedeutung erhebt. In der gesummten Aerztewelt ist anerkannt, dass die Arsenik und Eisen enthaltenden Quellen die vorzüglichste Eignung besitzen, eine lange Reihe von Krankheiten aus der Welt zu schaffen, oder zumindest dort, wo das Leiden schon zu sehr vorgeschritten, Linderung zu bewirken. Levico ist von allen Seiten mühelos zu erreichen. Durch die im Jahre 1897 erfolgte Eröffnung der Vcilsugana-Bahn wurde der Verkehr mit einem Schlage mächtig gehoben. Es ist eine lange Kette von abwechslungsreichen Naturschönheiten, ein landschaftliches Gemälde voll anmuthigster Romantik, das sich da dem schaubedürftigen Auge eine grosse Strecke entlang entrollt. Während man früher fast drei Stunden brauchte, um Levico von Trient aus mittelst Wagen zu erreichen, durchquert jetzt die Locomotive in kürzester Zeit den ganzen so schönen Landstrich. So sehr nun Levico durch die Yalsugana-Bahn schon heute gewonnen hat, ebenso wertvoll ist die in nahe Aussicht gestellte Eröffnung der Eisenbahn von Tezze Uber Bassano nach Padua, bezw. Venedig, so zwar, dass Levico von hier aus in 2—3 Stunden zu erreichen sein wird. Doch das ist nicht alles. Schon demnächst wird eine Strecke für eine elektrische Bahn traciert werden, die Levico mit Vetriolo, dem Ursprungsorte der Quellen verbinden soll. Dies bildet einen Hauptpunkt des ganzen Programmes, die Zukunft der Levico-Heilstätte, denn nunmehr wird es möglich sein, die Benützung der Curmittel in den heissen Monaten nach dem kühlen Vetriolo zu verlegen, wohin man mit der elektrischen Bahn in 20—25 Minuten gelangen wird. Die Bedeutung und das gegenwärtige Aufblühen Levicos, dessen Name bekannter als der vieler anderer Städte ist, beruht hauptsächlich auf den zwei bereits vor dem 16. Jahrhundert bekannten kalten, in ihrer Zusammensetzung ziemlich verschiedenartigen Mineralheilquellen, welche aus dem M. Fronte hervorsprudeln. Auf diesem befindet sich auch das schon erwähnte Vetriolo, das im Vereine mit Levico einen vollständigen und in seiner Art ganz einzigen klimatischen Bade- und Curort bildet. Dieselben entspringen in zwei übereinander befindlichen Grotten, zwischen denen Vetriolo liegt. Die obere Grotte heisst „Vitriolgrotte“ und in der selben tritt die sogenannte Badequelle (auch Starkwasserquelle) zutage. Die etwas tiefer gelegene Grotte führt den Namen „Ockergrotte“, aus dieser stammt die, an Mineralbestandtheilen ärmere, sogenannte „Schwachwasserquelle“. Von Vetriolo wird das Wasser durch eine aus Lärchen und Föhrenholz bestehende Leitung nach Levico dirigiert. Die Levico-er Quellen enthalten vorzüglich Arsenik und Eisen und sind in diesem Belange wohl die reichsten in der ganzen Welt. Die Cur besteht ans Bädern in Arsen-Eisenwasser, in Trinkeuren, Schlammbädern, kalten und warmen Douehen, kalten Einwickelungen, Dampfbädern, vollständiger Kaltwasser-Heilmethode, Massage, Anwendung von Elektricität etc. etc. Die Heilwirkung der Quellen ist eine ganz ausgezeichnete und auch erprobte. Die Zahl der Krankheiten, gegen welche die Cur angewendet wird, ist eine sehr grosse. Es sind alle jene Krankheiten, die auf fehlerhafter Blutmischung beruhen. Wenn nun Levico trotz seiner wunderwirkenden Quellen bis nun nicht jene Prosperität erlangte, die ihm vermöge seines therapeutischen Wertes mit Recht zukiime, so ist die Ursache einzig und allein in dem Mangel an jenem Comfort zu suchen, an welchen der moderne Mensch vom Hause aus gewöhnt ist. Es liegt einmal im Wesen des Grosstädters, unwirtlichen Stationen im weiten Bogen auszuweichen, selbst auf die Gefahr hin, einen minder heilkräftigen, aber immerhin mit mehr Luxus ausgestatteten Curort aufsuchen zu müssen. Wohl war man, wie schon oben erwähnt, in Levico auch bisher gerade nicht schlecht aufgehoben gewesen, allein ein an modernen Comfort und an Behaglichkeit gewöhnter Mensch konnte bis jetzt nicht auf seine Rechnung kommen. Bas alles soll nun auch in Levico anders werden. Eine neue Gesellschaft, welche sich die Exploitierung des Ortes angelegen sein lässt, will gründlichen Wandel schaffen. Dieselbe hat es sich zur Aufgabe gemacht, alles daran zu wenden, um Levico zu einem Cur-orte zu gestalten, in dem nicht nur die natürlichen Quellen das ihrige thun, sondern wo man auch alles antreffen soll, was Comfort, Luxus, Bequemlichkeit zu leisten vermögen. Es besteht kein Zweifel, dass das neue Unternehmen alles Erdenkliche thun will, was zur Erreichung des angestrebten Zweckes nur irgend dienlich erscheint und noch weniger zweifelhaft kann es sein, dass in diesem Falle Levico in kürzester Zeit jenen ersten Platz einnehmen wird, der ihm in der Reihe der klimatischen und quellenspendenden Curorte mit Fug gebürt. Das erste, was die neue Gesellschaft ins Auge gefasst hat, ist die Errichtung eines grossartigen Curhauses, das mit dem raffiniertesten Luxus ausgestattet werden soll. Dann wird für eine elegante Ausstattung der Bade-Räume gesorgt werden. Weiters ist die Erbauung vieler Villen und Privathäuser geplant, in denen der Fremde ein behagliches, angenehmes Heim finden soll. Schliesslich wird auch für gesellige Anregung und Zerstreuung der Curgäste in ausgiebigster Weise gesorgt werden. Wir wollen nur noch bemerken, dass die neue Verwaltung, welche rastlos an der Arbeit ist, weder Mittel noch Mühe spart, ihr Reformwerk im grossartigsten Stile durchzuführen. Die Curgäste werden dann ein total umgestaltetes Levico vorfinden, und so darf man denn annehmen, dass Levico in kürzester Zeit als Curort allerersten Ranges seine Anziehungskraft auf die weitesten Kreise des internationalen Publicums ausiiben wird. Grand Hotel des Alpes Madonna di Campiglio. Klimatische Hochgebirgsstation ersten Ranges, im Nambino-tliale des westlichen Südtiro!, 1553 m über der Meeresfläche, in der Einsattelung zwischen der Brenta-Dolomitgruppe und dem Massiv der Presanellagruppe auf saftigen Alpenwiesen, von ausgedehntem Fichten-und Lärchenhochwald umrauscht, reizend gelegen. Einzig in seiner Art der überraschende Gegensatz im Gebirgsaufbau, — auf der einen Seite die der Kalkformation angehörigen bizarren Dolomiten, auf der anderen das aus Tonalit aufgebaute Urgestein der gewaltigen Schneefelder der Presanella. Infolge dieser glücklichen Lage eine ungemein abwechslungsreiche Alpenflora. Schöne staubfreie Spaziergänge durch schattigkühlen Hochwald mit prachtvollen Ausblicken auf die wildzerrissene Dolomitkette der 'Cima Tosagruppe, die weiten Schnee- und Eisfelder des Adamello-stockes und der Presanella, romantisch gelegene Hochgebirgsseen, Madonna di Cainpiglio. grossartige natürliche Wasserfälle, bequeme Gelegenheit zu den lohnendsten Hochtouren. Verschiedene Schutzhütten in nächster Nähe. Saisondauer vom 1. Juni bis 30. September. Grosse Zahl klarer Tage bei fast gänzlichem Fehlen der Nebel. Unterkunft für 300 Personen mit allem modernen Comfort. Neu erbauter grosser Spoisesaal mit Wandgemälden von Gottfried Hofer, Lese-, liauch-, Spiel- und Gesellschaftsräume. Elektrische Beleuchtung, vorzügliches Hochquellwasser, Bäder etc. Curarzt kaiserlicher Kath Dr. Max Kuntze aus Arco. I’reis des Zimmers je nach Lage, Grösse und Ausstattung 1 fl. 50 kr. bis 4 fl. pro Bett. Gute internationale Küche, ausgezeichnete Weine, Weisshäckerei im Ilause. Pensionspreis (mit table d’hote) pro Tag für die Person 3 fl. 5U kr. Im Juni und September Preisermässigung. Auswahl auch ä la carte. Campiglio ist k. k. Post- und Telegraphenstation. Postverbindung mit Trient, Arco—Riva täglich dreimal. Reisegepäck bis zu 5U kg befördert die Post. Jedwede Fahrgelegenheit, Landauer etc. besorgt die Hötelleitung in Trient und Campiglio. Zufahrten: Trient, Castell Toblino, Alle Sarche, Comano, Tione, Pinzolo, Campiglio: Postfahrt bei 12 Stunden Dauer 5 fl. 50 kr.; Landauer mit Pferdewechsel in 1U Stunden 30 fl. San Michele, Cles, Male, Dimaro auf grossartiger neuer Kunststrasse nach Campiglio: mit Post 5 fl. 50 kr.; Landauer mit Pferdewechsel bei 7 stündiger Fahrdauer 26 fl. Mendel, Campiglio: Landauer 30 fl., Fahrzeit 8 Stunden. Campiglio, Dimaro, via Tonalpass, Ponte di Legno: Landauer 35 fl., nach Edolo 45 fl., Tirano 60 fl., Bormio 80 fl., Trafoi 110 fl. Weitere Zufahrtsmöglichkeiten • Von Bozen auf die Mendel, sodann Fondo, Male, Dimaro, Campiglio: mit Landauer 45 fl. bei 14 Stunden Dauer. Auch Postverbindung gut. Von Riva durch das Ledrothal über Storo, Condino, Tione nach Pinzolo und Campiglio, sowie von Riva über Balino, Fiave, Ponte delle Arche, Stenico, Tione, Pinzolo nach Campiglio. Am empfehlenswertesten ist die Fahrt von San Michele über das Nons-und Sulzthal, sodann die heue Strasse Dimaro—Campiglio und retour durch das Rendenathal und Vorderjudikarien nach Trient oder viceversa. Es ist dies eine der interessantesten, grossartigsten Rundfahrten in ganz Tirol, ja vielleicht in der ganzen Alpenwelt! Arco. Arco. ein freundliches Städtchen von 3000 Einwohnern, liegt im reizenden Sarcathale, nahe am Fusse eines steilen Kalkfelsens, 90 m ii. d. M. Gegen Nord, Ost und West ist das Thal von 2 bis 3000 m hohen Gebirgswänden umschlossen, während sich nach Süd die freundliche Thalebene, die mit ihren Olivenhainen, Feigen-, Maulbeer- und Mandelbäumen einem Parke gleicht, bis zum tiefblauen Gardasee öffnet. Die Vegetation ist eine vollkommen südliche. Das Klima Arcos ist nicht nur für den Herbst- und Frühjahrs-, sondern auch für den Winteraufenthalt das denkbar günstigste. Da das Thal gegen Süden ganz offen ist, so haben die wärmenden Sonnenstrahlen ungehinderten Zutritt — im strengsten Winter 7 Stunden. Infolgedessen und durch den absoluten Schutz vor Winden von Nord, Ost und West besitzt Arco eine verhältnismässig sehr bedeutende Mitteltemperatur. Der Winter hat vorwiegend heitere Tage. Temperatur durchgehends in den zwei kältesten Monaten December und Januar -|- 4'7 und 4 — die anderen Monate -f- 6, —(— 8 bis 14-4° C., daher eine viel grössere Wärme, als an allen österreichischen klimatischen Curorten. Diese überaus günstigen klimatischen Verhältnisse bieten dem Kranken die Möglichkeit eines achtmonatlichen Aufenthaltes inArco. Der Oelbaum kann als eigentliches Wahrzeichen der klimatischen Vorzüge des Thaies von Arco angesehen werden. Keine andere Gegend Tirols kann sich seines Fortkommens rühmen. Er gedeiht an der sonnigen Lehne bis auf eine Höhe von über 300 m in ausgedehnten Hainen. Arco besitzt eine nach den neuesten Anforderungen der Wissenschaft hergestellte Curansta.lt mit geräumigem Wartesaal, isolierte Soolzerstäubungscabinen und ebensolche für abgekiihlte Fichtendampf-Inhalationen. Wannenbäder aller Art, hydropatische Apparate mit Hocli-druckdouche, Dampfstrahl- und Schwitzkasten, pneumatischen Apparat, Elektrotherapie und Massage, Trauben- und Kefircuren. Kuh-, Ziegen-und Eselinnenmilch. — Wege zu Terraincuren. — Hochquellenwasser. Curärzte: Bresciani, Carmelini, Gager, Gerke, Heisler, Kuntze, Mezzena, Navratil, Spitzmüller, Weiss, Wollensack. — 2 Apotheken. Curmusik täglich zweimal, Concerte, Bälle. Lese-, Conver-sations-, Spielsäle. Post- und Telegraphenamt; eine deutsche Schule, Bank. Katholischer und protestantischer Gottesdienst. Telephonnetz. Elektrische Beleuchtung der ganzen Stadt. Reiseverbindungen: Kürzeste Verbindungen mit Arco resp. der Brennerbalmstation Mori sind: von Wien per Courierzug (Siid-bahn) in 20 Stunden bis Mori; dieselbe Linie stellt auch die kürzeste Verbindung mit Graz, Budapest, Agram etc. her; von Berlin aus benutzt man den directen nach Eom gehenden Wagen bis Mori (25 Stunden); von München per Courierzug über den Brenner in 9!/2 Stunden nach Mori. Von Mori erreicht man in reizvollster Fahrt auf der 1891 eröffneten Secundärbahn Mori—Arco—Kiva Arco in V/t Stunde. Das natürliche Centrum dieses gottbegnadeten Curortes bildet das Hotel und Curhaus von Nelböck, ein vornehmer weitausgedehnter Bau inmitten eines Parkes, dessen reizende Anlagen mit ihren Lorbeer-, Palmen-, Orangen- und Cedernbäumen ein entzückendes Bild südlicher Vegetation gewähren. Dieser immergrüne, zuweilen in den leuchtendsten Färben erblühende Garten ist nicht bloss ein berechtigter Stolz seines Besitzers, sondern ein wahrer Schatz für die Gäste des Hauses sowie für das distinguierte Curpublicum, welches auch bei regnerischem Wetter in den hübschen Wandelgängen den Klängen der Curmusik lauscht, oder in behaglicher Siesta den Blick über die tropische Umgebung auf die schneebedeckten Höhen der allseits em,porragenden Bergriesen schweifen lässt. Das Innere des Hotels und Curhauses mit seinen zahlreichen Gesellschafts- und Conversations-raumen, seinem vornehmen und dabei doch gemiithlichen Speisesaale, seinem grossen eleganten 300 Personen fassenden Concertsaale, mit seinen hohen luftigen jeden Comfort der Neuzeit vereinigenden Wohnzimmern repräsentiert sich selbst dem verwöhntesten Kenner als das Musterbild eines nach Anlage und Führung für Leidende, Genesende und Erholungsbedürftige bestimmten Aufenthaltsortes. Das Geheimnis Hotel Nelliöck. der bedeutenden Anziehungskraft, welche Herr Nelböck seit vielen Jahren in seinem Curhötel in Arco sowie auch in seinem altbekannten Pensionshötel in Salzburg auf eine angesehene, den höchsten Kreisen der Aristokratie sowie dem distinguierten Bürgerthum angehörende Clientei ausübt, liegt vor allen in jenem vornehmen ruhigen und gemüthvollen Geiste, welcher hier herrscht, in dem Bestreben mit jedem Gaste auch einen Freund des Hauses zu gewinnen, in der gewissenhaften Aufmerksamkeit, mit welcher alle berechtigten Ansprüche des Publicums befriedigt werden. In einem solchen Hause ist es gut zu sein, hier kommt das Gefühl der Fremde, des Heimwehs nicht auf, man geniesst die Lichtseiten modernen Comforts, ohne unter den Schattenseiten geräuschvollen Hötelwesens zu leiden, man fühlt sich heimisch und behaglich — ist’s doch ein germanischer Herd, ein deutsches Dach, dessen Gastfreundschaft man geniesst. Als ein weiteres vornehmes Haus ersten Hanges verdient Hotel und Pension Olivenheim hervorgehoben zu werden, welche an der Berglehne sonnig, staubfrei und vollkommen windgeschützt gelegen ist und von dessen sämmtlich nach Süden gelegenen Zimmern sich eine prachtvolle Aussicht auf das Thal, Gebirge und auf den Gardasee darbietet. Elektrische Beleuchtung, Telephon, Bäder und Equipagen sorgen für den Comfort der Gäste, welche hier bei massigen Preisen eine vorzügliche Pension geniessen. Den Besitzern Trafte-lini & Kick gehört auch das renommierte Hotel „Zur Sonne“ in Riva. Von den übrigen zahlreichen Etablissements in Arco empfehlen wir: Hotel und Pension Schweizerhof, Pension Quisisana, Pension Reinalter u. a. m. Bevor wir Arco verlassen, wollen wir noch einige der vielen herrlichen, lohnenden Spaziergänge und Ausflüge anführen, welche zur Annehmlichkeit des Aufenthaltes nicht wenig beitragen. Es sind dies: die erzherzogliche Villa mit dem selten schönen Park, der Olivenhain mit dem Marienblick und der Aussicht bei den Steineichen (Camera), der Schlossberg mit seiner wunderbaren Aussicht, Chiarano, Vigne, Varignano, Casa bianca, Stephänieweg, der romantische Toblino-see, Nago, Tenno u. s. w. An uer uoruwesuieiieu -iAiisuuciiLung ues iitjiniciieii urartuiiset;» liegt dicht am Fusse der steilen Eochetta inmitten einer an landschaftlichen Schönheiten sehr reichen Umgebung die über 6500 Einwohner zählende Stadt Riva. Von den vielen an eine bewegte historische Vergangenheit mahnenden interessanten Baulichkeiten erwähnen wir den Hafenplatz mit seinen Laubengängen und Terrassen, den aus dem 15. Jahrhundert stammenden Palazzo municipale mit den eingemauerten Römersteinen, den Palazzo Pretorio, den ehrwürdigen bereits 1273 bekannten Wartthurm Rivas, das jetzt als Kaserne dienende Castell la Rocca und die Kirchen Santa Maria Assunta, die Inviolatakirche und die Rochuskirche. Neben der wunderbaren Lage, den geschichtlichen Erinnerungen und den vortrefflichen Einrichtungen dieses lebhaften Handelsstädtchens ist es vor allem das überaus günstige Klima, welches auf Gesunde und Erholungsbedürftige eine grosse Anziehungskraft ausiibt und nicht bloss_ ein stetes Anwachsen des Fremdenverkehres, sondern auch zahlreiche bleibende Ansiedelungen in Riva bewirkt. Während nämlich die hoch aufragenden Berge den rauhen Winden aus Norden und Osten den Weg versperren, sorgt die vom offenen Süden herströmende „Bora“ für die nöthige Bewegung der Luft, mildert die hochsommerliche Hitze und lässt im Winter Frost und Schnee nicht aufkommen. In Biva vermag der Fremde sich nicht zu langweilen. Die prächtige landschaftliche Staffage, die Eigenart des südlichen Strassen-lebens, die vielen interessanten Sehenswürdigkeiten, wie die Gelegenheit zu Ruder- und Segelsport, zu Ausflügen mit Wagen oder mit den 2—8 mal täglich verkehrenden Dampfschiffen bieten eine Fülle von Anregungen und Zerstreuungen. Den Mittelpunkt des Fremdenverkehrs in Riva bildet das wenige Schritte vom Landungsplätze gelegene Grand Hotel Imperial und Pension »Zur Sonne“. Mit grossem Geschick und bedeutender Thatkraft haben es die Besitzer Traffelini & Rick, welchen auch die vornehme Pension „Olivenheim“ in Arco gehört, dieses in einer stattlichen Front am Seeufer sich ausdehnenden Etablissements ver- standen, den zahlreichen nach Riva kommenden Gästen ein mit allem Comfort ausgestattetes Heim zu bieten. Von der Terrasse aus dem Garten des Hötels geniesst man einen prächtigen Ausblick auf den schönen See und das denselben umrahmende Gebirge. Die meist gegen Süden gelegenen Zimmer sowie die Speisen- und Conversationsräume sind elegant ausgestattet und alle Räume elektrisch beleuchtet. Alle diese Momente vereint mit den anerkannten Vorzügen der Verpflegung und der aufmerksamen, entgegenkommenden Bedienung lassen dieses Haus als Hotel ersten Ranges erscheinen und erklären dessen Beliebtheit. Das Hotel „Zur Sonne“ nennt sich mit voller Berechtigung ein deutsches Haus, nachdem daselbst durchwegs deutsches Personal angestellt ist und die Besitzer einen besonderen Ehrgeiz darein setzen, den Bedürfnissen und Lebensgewohnheiten ihrer zahlreichen aus dem deutschen Reiche kommenden Clientei gerecht zu werden. Durch einen in günstigster Lage am Ufer des Sees unternommenen Zubau erfolgt eine Verlängerung der Südfront des Hötels und eine stattliche Erweiterung und Vermehrung seiner Räume. Riva enthält auch noch eine Reihe anderer empfehlenswerter Gaststätten. Hotel und Pension „Riva“ mit Dependance und Garten in schönster Lage, ist ein von dem Eigenthiimer Franz Witzmann musterhaft geführtes deutsches Haus, welches in allen Räumen elektrisch beleuchtet ist und sowohl in Unterkunft als Verpflegung seinen Gästen das Beste bietet. Besonders hervorzuheben ist die grosse Reinlichkeit und aufmerksame Bedienung. Omnibus am Bahnhofe und am Landungsplätze. Bäder im Hause. Ausserdem sind zu erwähnen: Giardino S. Marco, Bairischer Hof, Musch und Hotel du Lac ausserhalb der Stadt. Eine ganz besondere Attraction in Riva bietet die hygienisek-ärztliclie Pension Dr. v. Hartungen mit Naturheilverfahren (diä-tetisch-physik «lisclie Behandlung). Ruhig, gesund, windgeschützt und staubfrei gelegen, von üppigen immergrünen Gärten umgeben, befindet sieh diese Pension „Villa Christophoro“ in dem höchstgelegenen vornehmsten Stadttheile am Corso Inviolata. Dieselbe hat durchwegs elektrisches Licht, eigene Hochquellenleitung, englische Anlagen und centrale Heizung aller Räume nach neuestem Systeme. Wannen-, Dampf- und Sonnenbäder, sowie Douche im Hause. Der heilsame Einfluss des oceanischen Klimas von Riva mit seinen 200jährigen Oelwäldern auf den Organismus Nervenkranker, Blutarmer, Blut-, Magen- wie Nierenleidender ist von ersten ärztlichen Autoritäten anerkannt und wird von keiner anderen klimatischen Station übertroffen. Man beachte diesbezüglich das „Handbuch der klimatischen Heilkunde“ von Dr. v. Hartungen (Berlin, Issleib-Schuhr). Ungemein mannigfaltig und genussreich sind die Spaziergänge und Ausflüge in der Umgebung von Riva. Da ist vor allem in nörd- licher Richtung das untere Sarcathal gegen Arco, von wo man zu jenen Orten gelangt, welche bei Arco erwähnt wurden. Der Glanzpunkt in dieser Richtung ist unstreitig der von Riva in 3/t Stunden, von Arco in l'/4 Stunden zu Fuss zu erreichende grossartige Yarone-Wasserfall, eines der interessantesten Naturschauspiele der Alpen. Auf einer in der Runde ansteigenden Gallerie gelangt man in die von Felstrümmern behütete schauerliche Schlucht, wo das Wasser mit furchtbarer Gewalt unter geradezu betäubendem Getöse auf die Felsblöcke herabstürzt, an denselben zerschmettert und sich in den Schluchten und Höhlen der Grotte verliert. Noch gewaltiger wirkt der Anblick, wenn man auf der über die Schlucht führenden Brücke etwa 30 m über der ersten Gallerie in den von den Besitzern in den Felsen getriebenen Wellen tritt. In diesem Tunnel übt das Schauspiel des aus einer Höhe von 100 m in die Felsschlucht stürzenden Wasserschwalles mit seinen dichten Dampfwolken und seinem nervendurchzitternden Lärm einen geradezu unbeschreiblichen Eindruck , welcher am Abend durch das mit Reflectoren versehene elektrische Licht zu einem phantastischen Feenzauber sich gestaltet. Den Besuchern des Varonefalles steht auch ein Cafe-Restaurant zu massigen Preisen zur Verfügung. Ein Gegenstück zum Varonefall bildet der Ponalefall, welcher auf der hochinteressanten Ponalstrasse am westlichen Ufer des Gardasees erreicht wird. Die Ponalstrasse, welche in den 50er Jahren vollendet wurde, bietet mit ihren Gallerien und Tunnels an den steil gegen den See abfallenden Felswänden der Rochetta, mit ihren herrlichen Aussichtspunkten auf das Gebirge und den See einen sein-genussreichen Ausflug. In weiterer Fortsetzung führt dieselbe in das Ledrothal nach Preve di Ledro. Ponalstrasse. Es würde zu weit führen, alle die verschiedenen Ausflugsorte bei Riva zu nennen, geschweige denn zu schildern, nur des Ma-gnonethales, des Monte Brione und Monte Baldo sei hier noch gedacht. Nun aber wollen wir uns dem berückend schönen Gardasee zuwenden, dessen Lob und Preis bereits römische Dichter gesungen haben. Der „Lacus Benacus“ hat seit den Zeiten Virgils und Catulls bis zur Schwelle des 19. Jahrhunderts an seinem Zauber nichts ein-gebüsst, noch heute üben der tiefblaue Wasserspiegel, dessen windbewegte Wellen gar oft an den Anblick des offenen Meeres erinnern, die zwischen düsteren Felsen in den leuchtenden Farben südlicher Vegetation erglühenden Gestade, die milde und doch so belebende Seeluft auf die Sinne und das Gemüth des Menschen einen gar wunderbaren Einfluss aus. Torbole. Umrahmt vom Monte Baldo im Osten und von den Ausläufern der judicarisehen Alpen im Westen, erstreckt sich der Gardasee 16 Stunden weit gegen die ober-italienische Ebene. Im nördlichen Tlieile herrscht der wildromantische Charakter der felsigen Küste vor, bald aber zeigen sich die schönsten Bilder südlicher Vegetation und gegen Süden verwandeln sich die Ufer in ein anmuthiges von Citronen- und Orangenanlagen, Aloen, Cypressen und Lorbeerbäumen bedecktes Hügelland. Auf den comfortabel eingerichteten Dampfbooten der ihren Sitz in Mailand habenden Gardasee-Dampfschiffahrts-Gesellscliaft kann man eine ebenso bequeme als genussreiche Rundfahrt längs den Ufern des Sees unternehmen. Die erste Station am östlichen Ufer ist Torbole an der Mündung der Sarca in den See. Das kleine Fischerdorf liegt ungemein malerisch und bildet einen Lieblingsausflug von Riva aus. Aber auch von der Station Nago der Mori-Rivabahn führt ein reizender aussichtsreicher Fusswegnach Torbole. Das am Seeufer liegende Hotel Gardasee mit freundlichen Zimmern, geräumigen Restaurationslocalen und grosser Veranda hat sich unter der Leitung seines jetzigen Besitzers Franz Schwingshackl vermöge der vorzüglichen Unterkunft und Verpflegung ein sehr gutes Renomme zu verschaffen gewusst, so dass Torbole nicht bloss als Ausflugsort, sondern als Standquartier für längeren Aufenthalt von vielen Familien gewählt wird. Von Torbole wendet sich der Dampfer dem westlichen Ufer zu und erreicht in dem durch seine reichen Citronenculturen und seine liebliche Lage berühmten Limone die erste italienische Station. Nun geht es wieder an die Ostküste zur Station Malcesine, einem alten am Fusse des Monte Baldo gelegenen von einem interessanten Seeschlosse überragten Orte. Abermals steuern wir der Westküste zu, die wir nun nicht sobald verlassen. Ein überraschendes Bild gewahren wir bei der Station Tremosine. Vergeblich suchen wir an den knapp vom Rande des Ufers aufragenden Felsenhöhen eine Spur menschlicher Ansiedlungen, nur mit Mühe erkennen wir in dem unwirtlichen Steinkolosse einen in Zickzack sich aufwindenden Fusspfad, welcher zu dem eine Stunde weit auf der Höhe liegenden Dorfe führt. Auch bei der folgenden Station Tignale sehen wir den Ort nicht, dafür aber reizende Citronengärten. Nun halten wir bei dem von Citronenanlagen und Olivenwäldern umgebenen Markte Gargnauo, von wo eine Fahrstrasse nach Gardone und Salö führt. Der Charakter der Gegend ist hier bereits ein anderer geworden, die niederen Ufer mit ihrer überreich prangenden Vegetation sind an Stelle der gewaltigen Felsmauern getreten. Gargnano mit seinem Hafenplatz und interessanten Rathhause ist neben Gardone und Salö die beliebteste Winterstation der Westküste. Das Gasthaus „Albergo al Cervo“, zu deutsch „zum Hirschen“, mit Dependance, Garten und Terrasse am See in unmittelbarer Nähe des Landungsplatzes, bietet vorzügliche Unterkunft und Verpflegung und erfreut sich grosser Beliebtheit. Nun fahren wir an der schönen „Vila Bettoni“ vorbei nach dem stattlichen Toscolano und hierauf zum Landungsplätze von Maderno, einem historisch interessanten und landschaftlich reizend gelegenen Marktflecken. Auf der Fortsetzung unserer Fahrt sehen wir am Ufer eine ganze Kette von herrlichen Villen und Gärten, welche sich bis Salö erstreckt. Besonders die Villen Bagazzi und Zanardelli bei Fasano erregen unsere Bewunderung. Nun erreichen wir Gardone Riviera, den besuchtesten Wintercurort am Gardasee. Die wunderbare Lage, das ausserordentlich milde Klima und die mustergültige Qualität des nach Schweizerart geführten grossen Hotels Gardone Riviera üben von Jahr zu Jahr eine grössere Anziehungskraft auf Gesunde, Leidende und Erholungsbedürftige aus, und eine zahlreiche Colonie reichsdeutscher Gäste verleiht dem Leben und Treiben an diesem echt italienischen Gestade einen deutschen Anstrich. Auch die nächste Station Salö ist ein bekannter Wintercurort. Nun fahren wir an der idyllisch schönen Insel Isola dl Garda und an dem ob seiner historischen Erinnerungen interessanten Orte Mancrba vorbei zu dem auf einer Landzunge weit in den See hinausragenden Sermione mit dem alten Scaligerschlosse, den Grotten des Catull und den schwefelhaltigen Heilquellen. Nach kurzer Fahrt erreichen wir in Desenzano die letzte Dampferstation des westlichen Ufers. Weit weniger schön und interessant als das soeben flüchtig berührte westliche Gestade, aber immerhin sehenswert, ist das Ostufer des Gardasees, welches man auf der Dampferfahrt Riva—Peschiera kennen lernt. Die Hauptpunkte des Ostufers sind ausser Torbole und Malcesine das alterthümliche Magugnano, Castelletto di Brenzone, Torri del Benaco, das historisch interessante Städtchen Garda, Bardolino, Lazise und Peschiera, in dessen Nähe die Schlachtfelder von Sommacampagna und Custozza liegen. Dalmatierj. Durch die regelmässigen Fahrten der Dampfschiffahrts-Gesell-schaften des „Oesterr. Lloyd“ in Triest, der „Ungaro Croata“ in Fiume, der „Ragusea“ in Ragusa, „Seraf. Topič & Co.“ in Lissa, „Fratelli Rismondo“ in Macarsca und „Pio Negri & Co.“ in Sebenico nach Dalmatien ist dem reisenden Publicum Gelegenheit geboten, ein Land kennen zu lernen, dessen geschichtlicher Boden des Schönen, Interessanten und Originellen in solcher Menge und Abwechslung bietet, wie kaum ein anderes von breitgetretenen Touristenstrassen durchzogenes Land. — Durch die neue dalmato-albanesische Linie des Oesterr. Loyd ist auch eine wöchentliche Verbindung zwischen Dalmatien und Bari sowie Corfu hergestellt. Die zweckmässigste Art von Dalmatiens Naturschönheiten und Denkmälern des Alterthums und des Mittelalters in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu sehen, ist die Reise mit Benützung der für alle Schiffe aller Gesellschaften gütigen 30tägigen Bundreisebillete ab Triest, Fiume oder Pola bis Cattaro (45 fl. öst. W. einschliesslich eines zweitägigen freien Aufenthaltes im Hotel Imperial in Ragusa). Hie kürzeste Seelinie bietet die Eillinie des Oesterr. Lloyd, ab Triest Donnerstag 10 Uhr vormittags, ab Pola 21/2 Uhr nachmittags, in 22y2 Stunden bis Gravosa (Ragusa), 26 Stunden bis Cattaro. Ab Fiume die Eilfahrten der Ungaro Croata (beste Schiffe Pannonia und Hungaria) Dienstag 10*/2 Uhr vormittags, an Cattaro Mittwoch 1 Uhr nachmittags; ferner ab Fiume Sonntag 1 Uhr nachts, an Cattaro Montag 21/2 Uhr nachmittags und ab Fiume Freitag 10 Uhr vormittags, an Gravosa (Ragusa) Samstag 8y2 Uhr vormittags. Vergleiche die publicierten Fahrordnungen aller Gesellschaften. Nach schöner Fahrt an der istrianischen Küste ab Triest, beziehungsweise durch die Canäle zwischen den quarnerischen Inseln, falls die Abfahrt von Fiume stattfinden sollte, gelangt der Dampfer nach Lussinpiccolo (klimatischer Curort, Rhederei, Manora-Sternwarte) und der Insel Selve. Zara, Landeshauptstadt; interessante enge Gassen, Dom mit wirkungsvoller Fagade, schöne Chorstühle, Reliquien von S. Simeone. Sebenico. Einfahrt durch engen Canal, überraschende^ Bild. Dom von 1443 bis 1536 erbaut, nebst jenem von Trau wohl der schönste Dalmatiens. Nebenan Loggia. Ausflüge zu den Kerkafällen bei Scardona, in 6—7 Stunden ausführbar mit Boot oder Localdampfer der Firma Pio Negri & Co., auch zu Wagen. Grossartiger Anblick, dem Rheinfall mindestens ebenbürtig. Trau, mittelalterlich venetianische Stadt, Dom, mit prachtvollem Portal, Kanzel und Chorstühlen. Von Trau bis Spalato zieht sich das schöne Gestade der Sette Castelli. Spalato. Palast des Dioeletian, eines der grössten aus der Römerzeit erhaltenen Bauwerke aus dem 4. Jahrh. n. Chr.; Porta aurea, Dom, Vestibulum, Aesculaptempel mit Prachtthor. Archäolog. Museum, Sphinx. Schöner Ausflug zu den Ruinen von Salona (in 2 Stunden zu Wagen ausführbar). Almissa, Macarsca, MetJcovich. Endpunkt der Bahn nach Mostar und Serajevo. Bis Mostar 1 Stunde 55 Min., Mostar nach Serajevo 8 Stunden 22 Min. Fahrpreis Metkovich—Serajevo I. PI. fl 7-12, II. PI. fl 5-34, III. PI. fl. 3-56. Lesina, die freundlichste aller dalmatinischen Inseln, mildes Winterklima, Loggia, jetzt Cursalon. Schöner Campanile, Dom. Lissa, Denkmal der Gefallenen in der Schlacht von Lissa 20. Juli 1866. Blaue Grotte von Busi nächst Comisa. Curzola, sehr malerisch gelegen, alte Kathedrale; Insel Meleda mit Porto Palazzo, in 3/4 Stunden nach dem Binnensee Lago di S. Maria mit Klosterinsel, von Wald umgeben. Gravosa, der schöne Hafen von Ragusa. Geräumige Bucht, mit schön bewaldeten Bergen im Hintergründe umgeben, sicilianische Vegetation. Von hier über die weltberühmte Bella Vista in 20 Min. nach Ragusa, unzweifelhaft der schönsten und den angenehmsten Aufenthalt bietenden Stadt des Landes. Ein vollkommen erhaltenes Stück Mittelalter. Malerische Lage der Stadt. Klima: Wintertemperatur höher als Nizza, keine Bora; Seebäder vom Mai bis Mitte October; die Luft im Sommer stets um mehrere Grade kühler als im Golfe von Triest. — Bester Ausgangspunkt für mannigfaltige, schöne Spaziergänge und Ausflüge zu Lande und zur See, z. B. Insel Lacroma, Kloster S. Giacomo, Cannosa, mit den tausendjährigen Platanen, Ombla-Ursprung, Wasserfällen von Breno, Trebinje, Castelnuovo, Bocche di Cattaro, Cettinje. — Windgeschützte sonnige Strandplätze und Strandpromenaden fünf Minuten vom Hotel Imperial. — Franciscaner-Klosterhof, Dominicaner-Klosterhof, Rectorenpalast, Dogana, Hauptwache, Stadtbrunnen, Rolands-Säule, Portal der Votivkirche, vis-ä-vis Kirche S. Biagio, dessen Fest am 2. Februar mit grossem Gepränge und Volkszulauf (von ethnographischem Interesse) gefeiert wird. Gundalic-Denkmal, Mincetta-Thurm. Für längeren comfortablen Aufenthalt zu allen Preisen ist durch das moderne Hotel Imperial vor dem Pille-Thore, einer Schöpfung des Lloydpräsidenten Baron Kalchberg, bestens gesorgt. Das Hotel Imperial in Ragusa ist das ganze Jahr geöffnet. Zum Aufenthalte in jeder Jahreszeit höchst comfor-tabel und modern eingerichtet. — Aerzte des Landesspitales und Privatärzte. Tennisplatz. Dampfbarcasse für Ausflüge und Wagen behn Hotel. Bocche di Cattaro. Einfahrt zwischen den Forts Punta d’Ostro und Mamula, im Hintergründe das malerische Castelnuovo. Canal von Kombur, durch den man in die Bai von Teodo (Station der k. u. k. Kriegsmarine) gelangt. Ganz schmaler Schiffahrtscanal Catene (Ketten), hinter welchem der Golf von Risano und jener von Cattaro liegt. Grossartige Scenerie. Cattaro, von gewaltigen kahlen Bergmasseu überragt, darauf die Serpentinen der Strasse nach Cettinje. Dom, Wagenfahrt oder Ritt nach Cettinje in 48 Stunden ausführbar. Auf der Fahrt nach Cettinje grossartiges Bild auf die wilde Gebirgswelt. Einkehrgasthaus, neues Fürstenpalais. Interessante Volkstypen. Fahrordnungen des Oesterr. Lloyd ab Triest. Jeden Dienstag 7 Uhr früh (Dalm.-Albanes. Linie) mit Berührung von Rovigno, Pola, Lussinpiceolo, Selve, Zara, Sebenico, Spalato, Milnä, Lesina, Curzola, Gravosa (.Ragusa), Castelnuovo, Teodo, Risano und Cattaro, mit Verlängerung nach Bari und Brindisi, Cattaro, Antivari, Dulcigno, Medua, Durazzo, Valona, Sti. Quaranta und Corfu. Ankunft in Cattaro Donnerstag 71/2 Uhr abends. Jeden Mittwoch 7 Uhr früh (Metkovich-Linie A) mit Berührung von Pola, Lussinpiceolo, Zara, Zaravecchia, Sebenico, Trau, Spalato, S. Pietro, Almissa, Macarsca, Gradaz, Trapano, Fort Opus und Metkovich. Ankunft in Metkovich Freitag 41/2 Uhr nachmittags. Jeden Donnerstag um 10 Uhr früh (Eildampfer nach Cattaro „Graf Wurm-brand£<) in Verbindung mit dem Schnellzuge von Wien, mit Berührung von Pola, Zara, Spalato, Gravosa (Ragusa) und Cattaro. An Cattaro Freitag 12 Uhr mittags. Ueberschiffung in Cattaro für Passagiere, Post und Wertsachen nach Bari und Brindisi. Jeden Freitag um 7 Uhr früh (Cattaro) mit Berührung von Rovigno, Pola, Lussinpiceolo, Selve, Zara, Sebenico, Rogosnizza, Trau, Spalato, Carober, Milna, Cittavecchia, Lesina, Lissa, Comisa, Vallegrande, Curzola, Orebich, Terstenik, Meleda, Gravosa (Ragusa), Ragusavecchia, Castelnuovo, Teodo, Perasto, Risano, Perzagno, Cattaro, Budua und Spizza. An Cattaro Dienstag 3 Uhr nachmittags. Jeden Samstag um 7 Uhr früh (Metkovich-Linie B) mit Berührüng von Pola, Lussinpiceolo, Zara, Zlarin, Sebenico, Trau, Spalato, S. Pietro, Postire, Pucischie, Macarsca, S. Georgio di Lesina, Trapano, Fort Opus und Metkovich. An Metkovich Montag 5 Uhr nachmittags. Fahrordnung der Ungaro Croata ab Fiume, in Verbindung mit den von und nach Wien verkehrenden Schnell- und Personenzügen. Jeden Sonntag um 1 Uhr früh Eildampfer nach Zara, Spalato, Curzola, Gravosa (Ragusa), Castelnuovo und Cattaro. Ankunft Cattaro Montag 21/2 Uhr nachmittags. Jeden Montag um 1 Uhr früh Postdampfer nach Zara, Sebenico, Spalato, Macarsca, Trappano, Metkovich, allwo Ankunft Dienstag 7 Uhr früh. Anschluss an den Personenzug nach Mostar. Jeden Dienstag um lO1^ Uhr vormittags Eildampfer nach Zara, Spalato, Gravosa (Ragusa) und Cattaro. An Cattaro Mittwoch 1 Uhr nachmittags. Jeden Mittwoch um 91/2 Uhr abends Postdampfer nach Zara, Sebenico, Trau, Spalato, nach den Inseln, und über Lesina, Lissa und Curzola, weiter nach Ragusa bis Cattaro, allwo Ankunft Samstag 6 Uhr abends. Jeden Donnerstag um 1 Uhr nachmittags Postdampfer nach Abbazzia, Lussin-piccolo, Selve, Zara, Sebenico, Trau, Castelvecchio, Spalato und Insel Brazza, Postire und Pucischie. Jeden Freitag um 10J/2 Uhr vormittags Eildampfer nach Zara, Spalato und Gravosa (Ragusa). An Ragusa (Gravosa) Samstag um 8% Uhr vormittags. Jeden Samstag um 5 Uhr früh Postdampfer nach Zengg, Besca, Arbe, Novaglia, Valcassione und Zara; Ankunft Zara 7 Uhr abends. Fahrordnung der Ragusea ab Triest. Jeden Montag um 41/, Uhr nachmittags (Eildampfer nach Cattaro), berührend Pola, Zara, Spalato, Curzola, Ragusa, Castelnuevo, Cattaro. Ankunft in Cattaro Mittwoch 31/* Uhr nachmittags. Jeden Donnerstag um 4 Uhr nachmittags nach Fiume, Spalato, Ragusa, Cattaro, Brindisi, Barletta und Bari. Ankunft in Cattaro Sonntag 2 Uhr nachmittags, in Brindisi Montag um 6 Uhr früh. Fahrordnung des Serafino Topič & Co, Ab Triest nach Metkovicli und Cattaro jeden Donnerstag um 7 Uhr früh, berührend Pola, Zara, Spalato, Lissa, Metkovich, Gravosa. Ankunft in Cattaro Montag 1/2 Uhr nachmittags. Ab Spalato nach Curzola jeden Samstag um 5 Uhr früh. Ab Triest nach Curzola jeden Sonntag 7 Uhr früh, berührend Pola, Zara, Spalato und Lissa. Ankunft in Curzola Dienstag 1/a Uhr nachmittags. Ab Spalato nach Comisa jeden Mittwoch um 7 Uhr früh, „ „ „ der Insel Brazza jeden Donnerstag um 5 Uhr früh. Ab Spalato Rundreise um die Insel Brazza, Berührung von Geisa, jeden Dienstag um 53/4 Uhr früh. Ab Spalato nach Almissa jeden Montag um 2 Uhr nachmittags. Fahrordnung der Frate11i Rismondo, Ab Triest jeden Donnerstag um 4 Uhr nachmittags, berührend Pola, Zara, Spalato. Ankunft in Metkovicli Samstag um 5 Uhr 10 Min. nachmittags. Ab Triest nach Metkovich jeden Dienstag um 7 Uhr früh, allwo Ankuuft Freitag 61/* Uhr vormittags. Ab Spalato Postdampfer nach Metkovich jeden Sonntag 5 Uhr früh. „ „ „ „ Macarsca „ Samstag 5 „ „ „ „ „ „ Metkovich „ „ 12 „ mittags. „ „ „ „ Macarsca „ Montag 1 „ nachmittags. „ „ über Geisa „ Macarsca „ Donnerstag 11 „ vormittags. Fahrordnung des Pio Negri & Co. Ab Triest jeden Freitag um 9 Uhr vormittags. „ „ „ Dienstag um 10 Uhr abends, berührend Zara, Sebenico, Metkovich. Ankunft in Metkovich Donnerstag um 8 Uhr früh. Ab Sebenico nach Zuri jeden Dienstag und Samstag um 9 Uhr früh. Diese Dampfer stehen in Verbindung mit den Postdampfern, welche von Sebenico nach denKerkafällenund die nahen Inseln bis Zara und Obrovano verkehren. Alles Nähere siehe die publicierten Fahrordnungen aller Gesellschaften und Waldheims „Conducteur“. _____________ Empfehlenswerte Rundreisen. Zehntägige Reise. Ab Fiume Sonntag 1 Uhr früh (Samstag abends an Bord) mit Eilschiff der Ung. Croata bis Cattaro, wo Ankunft Montag 2% Uhr nachmittags. Besichtigung der Bocche di Cattaro und Ausflug nach Cettinje. Ab Cattaro Mittwoch 3 Uhr nachmittags mit Eilschiff der Ungar. Croata bis Gravosa, wo an Mittwoch 6*/2 Uhr abends. Aufenthalt in Ragusa zur Besichtigung von Lacroma, Canosa etc. Ab Gravosa mit Eildampfer des Lloyd „Graf Wurmbrand“ Freitag 6 Uhr nachmittags. Ankunft in Spalato Samstag 1/l Uhr früh. Besichtigung wie oben. Ab Spalato Sonntag 3*/a Uhr früh (abends vorher an Bord) mit Lloyddampfer (Warenlinie Triest—Cattaro) und an Sebenico Sonntag 9J/2 Uhr früh. Dort Besuch der Stadt, Ausflug nach den Kerkafällen etc. Ab Sebenico Montag 91/* Uhr früh mit Lloyd-schiff '(Triest—Metkovich A) bis Zara, wo Ankunft Montag 3 Uhr nachmittags. Kurze Besichtigung der Stadt und Weiterfahrt nach zwei Stunden mit gleichem Lloydschiffe um 5 Uhr nachmittags. Ankunft in Triest Dienstag 1% Uhr nachmittags. Von Fiume aus am Dienstag mit dem Dampfer „Pannonia“ bis Cattaro und retour nach Ragusa; nach zweitägigem Aufenthalt in Ragusa mit demselben Dampfer zurück nach Fiume. Für knappen Aufenthalt empfiehlt sich die Fahrt mit dem Eildampfer „Hungaria“ ab Fiume Samstag nachts via Zara, Spalato und Ragusa nach Cattaro mit genügendem Aufenthalt zur Besichtigung der Städte. Rückreise mit Berührung derselben Häfen; Ankunft in Fiume Mittwoch 3 Uhr nachmittags. Kürzeste Reise. Ab Triest Donnerstag 10 Uhr früh mit Eilschiff des Oesterr. Lloyd „Graf Wurmbrand“ bis Cattaro, dort an Freitag mittags. Ab „Graf Wurm-brand“”Freitag 2*/2 4Jhr nachmittags nach Gravosa. Dort Ankunft 5% Uhr abends. Aufenthalt im Hotel Imperial in Ragusa behufs Ausflügen nach Lacroma, Canosa etc. bis Dienstag. Abfahrt per Eilschiff der Ungaro Croata Dienstag 101/* Uhr früh bis Spalato, dort an Dienstag 8 Uhr abends. Aufenthalt in Spalato zur Besichtigung der Stadt, des Domes, Ausflug nach Salona und 7 Castellen. Abfahrt von Spalato Donnerstag 5 Uhr früh mit Eildampfer der Ungaro Croata bis Fiume, Donnerstag 5 Uhr abends. (Reisedauer 8 Tage.) Längere Reise. Ab Triest mit Lloyddampfer Dienstag 7 Uhr früh oder, ab Pola um 31/, Uhr nachmittags nach Lussinpiccole, Ankunft Dienstag 8 Uhr abends. Ab Lussinpiccolo Mittwoch 8 Uhr abends mit Lloyddampfer bis Zara, Ankunft Donnerstag 2 Uhr früh. Besichtigung der Stadt und Abfahrt von Zara Freitag 5 Uhr früh mit Ungaro Croata nach Sebenico; Ankunft Freitag 91/* Uhr vormittags. Aufenthalt l1^ Tage zur Besichtigung der Stadt, des Domes, Ausflug nach den Kerka-fällen etc etc. Ab Sebenico Samstag l1/, Uhr nachmittags mit Lloyddampfer über Spalato nacli Lissa, Ankunft Sonntag B1^ Uhr nachmittags. Comisa, Grotte von Busi. Ab Lissa Dienstag 5 Uhr früh mit Dampfer Topic & Co. nach Curzola, Ankunft Dienstag J/2 Uhr nachmittags. Ab Curzola Mittwoch J/2 Uhr früh mit Ragusea-Dampfer nach Ragusa (Gravosa), Ankunft ö1^ Uhr früh. Aufenthalt 2 Tage im „Hotel Imperial“, Ausflüge nach Ombla-Ursprung, Lacroma, Canosa etc. Ab Gravosa Freitag 9 Uhr vormittags mit Lloyddampfer „Wurmbrand“, Ankunft Cattaro mittags. Aufenthalt B Tage zur Besichtigung der Bocche die Cattaro; Ausflug nach Montenegro, Cettinje etc. etc. Rückfahrt von Cattaro Montag 11 Uhr vormittags mit Lloyd-dampfer bis Spalato, Ankunft Dienstag 8J/2 Uhr früh. Besichtigung der Stadt, Ausflug nach Salona etc. Abfahrt von Spalato Mittwoch 11 Uhr mittags nach Trau, Sebenico, Zara mit Rismondo-Dampfer. Ab Zara Donnerstag l1/* Uhr nachmittags mit Topic & Co.-Dampfer über Lussinpiccolo und Pola nacht Triest, Ankunft Freitag 6J/2 Uhr früh. (Fahrtdauer 17 Tage.) ____________ Dampfschiffahrts-Gesellschaft des Oesterr. Lloyd Triest. Levante- und Mittelmeer-Dienst. Linie Triest—Venedig. Abfahrten von Triest nach Venedig jeden Montag, Mittwoch und Freitag um Mitternacht. Ankünfte in Venedig jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag früh. Abfahrten von Venedig nach Triest jeden Montag, Dienstag und Freitag um 11 Uhr nachts. Ankünfte in Triest jeden Dienstag, Mittwoch und Samstag früh. Anmerkung. Während der günstigen Jahreszeit werden an Sonn- und Feiertagen Vergnügungsfahrten sowohl nach Venedig als von Venedig unternommen. Vom 1. Mai bis auf weiteres finden Abfahrten von Triest und Venedig zu obigen Stunden jeden Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag statt. Fahrpreise. Triest—Venedig: Tour..............Li C1’ öst‘ W' fl' f -' V11- n » n *• Tour und retour / I. „ „ „9.—, (15 Tage giltig) \ll „ „ „6.—. Eillinie Triest—Brindisi—Alexandrien. Hinfahrt wöchentlich Rückfahrt Mittwoch 12 ||| ab Triest . . . A an Mittwoch 12 Donnerstag 2 |1 an Brindisi . . gt| an Dienstag 5 Sonntag 6 f an Alexandrien . Pi ab Samstag 4 Anschluss in Alexandrien an die Syrisch-Caramanische Linie sowohl auf der Hin- als auf der Rückfahrt. Anschluss in Triest an die Abfahrt und Ankunft des Luxuszuges Ostende— Wien—Triest und in Brindisi auf der Hinfahrt an den Eilzug von 11 Uhr früh und auf der Rückfahrt an jenen von 7 Uhr früh. Fahrpreise. „ . . ., , . . _ / I. CI. Gold fl. 118.50, Triest—Alexandrien: Tour . . . ^ 80 70 Eillinie Triest—Constantinopel. Hinfahrt wöchentlich Rückfahrt Dienstag uv. i | ab Triest . . . . , . an Freitag 4 Mittwoch IO1/. 1 | an Brindisi . . . an Donnerstag 3 Donnerstag IV. an Corfu .... an Mittwoch 11 Freitag 4 v, an Patras .... an Dienstag 4 Samstag 10 an Piräus . ... f | an Montag 4 Montag 6 ' ' an Constantinopel . f 1 ab Samstag 4 Anschluss in Piräus, sowohl auf der Hin- als auf der Rückfahrt, an die Griechisch-Orientalische Linie und auf der Hinfahrt nach Candien etc. Fahrpreise. Triest—Piräus: . . . Tour C1' GoId fl' Triest—Constantinopel: „ J,!' ” ” ” 90.70, 61.80. 125.40, 85.60. Syriscli-Caramanisclie Linie (wöchentlicher Dienst vom September bis Ende März, vierzehntägiger Dienst vom April bis Ende August) zwischen Alexandrien und Constantinopel über Syrien und Caramanien. Ab Alexandrien am Dienstag. Griechisch-Orientalische Linie A und B. Wöchentliche Verbindung zwischen Triest, Fiume, Corfu, Patras, Syra, Smyrna und Constantinopel. Ab Triest jeden Sonntag. Thessalische Linie A und B. Wöchentliche Verbindung zwischen Triest, Albanien, Corfu, Candien, Piräus, Salonichi, Constantinopel und Zwischenhäfen. Ab Triest jeden Donnerstag. Linie Constantinopel—Batum. Wöchentliche Verbindung zwischen Constantinopel, Ineboli, Samsum, Krassund, Trapezund, Rizeh und Batum. Ab Constantinopel jeden Samstag. Linie Constantinopel—Odessa. Wöchentliche Verbindung zwischen Constantinopel, Burgas, Varna, Küstendje und Odessa. Ab Constantinopel jeden Donnerstag. Donaulinie. Wöchentliche Verbindung zwischen Constantinopel, Küstendje, Sulina, Braila und Galatz. Ab Constantinopel jeden Donnerstag. Zweiglinie Corfu—Preveša. Wöchentliche Verbindung zwischen Corfu, Sajada, Parga, Sta. Maura und Preveša. Ab Corfu jeden Freitag. Auf Tour- und Retourkarten 15% Rabatt. Indo-Chinesisch-Japanischer Dienst. Directer Dienst Triest—Bombay. Elf Fahrten im Jahre, u. zw. ab Triest am 3. Jänner, Februar, am 3. und 12. März, 3. April, Mai, Juli, September, October, November und December über Port-Said, Suez, Aden. — Fahrtdauer Triest—Bombay 17 Tage. — Rückfahrt von Bombay am 1. Jänner, Februar, März, 1. und 15. April, 1. Mai, Juni, August, October, November, December mit Berührung der gleichen Echellen. Anschluss in Bombay in beiden Richtungen an die Dampfer der Indo-Chinesisch-Japanischen Linie. Indo-Chinesisch-Japanisclie Linie. Dreizehn Fährten im Jahre von Triest und Fiume, u. zw. ab Triest nach Berührung von Fiume am*23. Jänner, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli, August, September, October, November, 8. und 23. December, über Port-Said, Suez, Aden, Karachi, Bombay, Colombo, Penang, Singapore, Hongkong, Shanghai, Yokohama und Kobe. (Auf der Ausfahrt kann Venedig facultativ angelaufen werden.) Linie Triest—Calcntta. Neun Fährten im Jahre, u. zw. ab Triest am 15. Jänner, Februar, April, Juni, August, September, October, November, December über Fiume, Port-Said, Suez, Massaua, Aden, Bombay und Colombo. (Das Anlaufen von Bombay und Massana auf den Hin- und Rückfahrten, sowie von Venedig auf den Rückfahrten ist facultativ.) Dienst nach Brasilien. Warenlinie. Acht Fährten im Jahre, u. zw. ab Triest am 10. Jäner, 30. März, 30. Maf, 15. Juli, 12. August, 10. September, 7. October, 18. November, mit Berührung von Fiume, Pernambuco, Bahia, Rio de Janeiro und Santos. Zara. Die Maraschinofabrication ist bekanntlich eine Dalmatien eigene und für das Kronland ausserordentlich wichtige Industrie, die darum ohne Wettbewerb dasteht, weil die zur Erzeugung des Liqueurs verwendete Weichselart (Prunus Marasca Host.) nur in Dalmatien und da auch nur in einigen Strichen gut gedeiht. Wie so manche andere berühmte Specialität ist auch der Maraschinoliqueur in irgend einem klösterlichen Laboratorium zuerst hergestellt worden, doch sind Zeit und Ort der Erfindung unbekannt. Soviel steht aber fest, dass der Maraschino bereits im sechzehnten Jahrhundert von Mönchen erzeugt und wie ursprünglich auch die aqua vitae als köstliche Arznei gegen die mannigfachsten Beschwerden des Leibes und wohl auch gelegentlich als Herzstärker verabreicht wurde. Eine industrielle Bedeutung gewann die Production in den ersten Decennien des vorigen Jahrhunderts, da man in Zara nach dem alten Klosterrecepte Maraschino zu destillieren begann. Bei der sich lebhaft entwickelnden Concurrenz wurde das Herstellungsverfahren nach und nach vervollkommnet und in Bälde bürgerte sich das Zaratiner Product so ein, dass die Bezeichnung „Maraschino“ selbst mit dem Namen der Stadt untrennbar wurde, sowie sich heute neben diesen die Vorstellungen „Maraschino“ und „Luxardo“ decken. Die k. und k. Hof-Maraschinofabrik „Excelsior“ Girolamo Luxardo in Zara blickt schon auf einen 78jährigen, ehrenreichen Bestand zurück. Ursprünglich war die Liqueurfabrication in der Familie Luxardo, einer uralten aus Genua nach Zara eingewanderten Adelsfamilie, nur als Hausindustrie zur Erhöhung der Einnahmen der Familie betrieben worden. Die Güte des Product es erhöhte aber alsbald so sehr die Nachfrage, dass die Unternehmung auf fabriksmässiger Basis fundiert werden konnte. Das industrielle Etablissement hat sich seit seiner Errichtung fort und fort entwickelt und vergrössert, und im Geiste der ersten Gründer arbeiten auch die jetzigen Besitzer Demetrio und Michelangelo weiter. Streng solide Geschäftsprincipien, weise Umsicht und rastloser Fleiss der Brüder haben der Maraschinofabrik Luxardo einen weiteren Aufschwung verliehen, und heute hat sie im Export ihrer Producte die Führung inne: im Jahre exportiert sie allein mehr als alle anderen Zaratiner Fabriken zusammengenommen. Und mit Fug und Hecht kann man behaupten, dass es heute keinen bewohnten Punkt des Erdballs gebe, wohin die allbekannte grüne, strohumflochtene Flasche mit dem delicat duftenden und mundenden Maraschino Luxardo nicht gedrungen wäre. Tausende und Tausende von Flaschen nehmen alljährlich aus den Luxardo’schen Lagerräumen in Zara den Weg in alle Welt, nach allen Ländern Europas und über die See, nach Mexico und nach Chile, nach Aegypten und nach Natal, nach Ceylon und nach Japan, nach Australien und den weltentrückten Inseln des Stillen Oceans..— Die Firma besitzt eine grosse Menge Anerkennungen und Auszeichnungen und wurde auf fast allen Ausstellungen mit den höchsten Preisen bedacht. Wer nach Zara kommt, versäume nicht, der Luxardo’schen Fabrik einen Besuch abzustatten. Budapest-Csäktornya. Wenn wir aus dem Centrum der rasch emporgeblühton Metropole der auf eine tausendjährige Vergangenheit zurückblickenden ritterlichen und gastfreundlichen ungarischen Nation, aus der Haupt-und Residenzstadt Budapest, dem auf dem rechten Donauufer gelegenen Siidbahnhofe zuschreiten, von wo uns das schnaubende Dampfross der Südbahn zur österreichisch-ungarischen Landesgrenze nach Csaktornya (Csakathurn) bringen soll, — verweilen wir gerne noch Budapest. einen Moment auf der vermöge ihres künstlerisch zarten Baues schönen und doch so imposanten Kettenbrücke, um uns an dem entzückend malerischen Bilde zu ergötzen, welches sich uns dort darbietet. Die beiden mit zierlichen, aber auch mächtigen Bauten geschmückten Quais, dazwischen der Donaustrom, von zahlreichen Schiffen, Localdampfern und Propellern befahren, vor uns die mit zahlreichen Villen besäten Ofener Berge, die königl. Burg, die an eine ruhmreiche Vergangenheit erinnernde Festung und die Wasserstadt; zur Rechten die Margarethenbrücke, zwischen deren Pfeilern uns die ob ihrer Parkanlagen und w armen Thermen berühmte Margarethen-Insel zuwinkt, zur Linken die im Milleniumsjahre (1896) erötfnete Franz Josefs- und die Eisenbahn-Verbindungsbrücke; auf der Pester Seite das Parlamentsgebäude, die Akademie, die Redoute, das Hauptzollamt und der Elevator: dies alles, unterstützt von der Schönheit der Natur, gibt ein bezaubernd fesselndes Bild, welches man nicht leicht vergessen kann. Budapest, das pulsierende Herz Ungarns, der Brennpunkt ungarischer Cultur, ist nicht allein Hauptstadt von Ungarn, sondern nach der 25. Jahreswende der Krönung des gegenwärtigen apostolischen Königs der ungarischen Nation, seit dem Jahre 1892 auch Residenzstadt. Wie die Geschichte besagt, haben sich diese Gegend schon die dem indogermanischen Volksstamm angehörigen Kelten zum Wohnsitz auserkoren. Als später die Römer hier sesshaft wurden, haben sie dieser Statte (III. Bezirk), als der Hauptstadt des sich zwischen der Donau und der Theiss hinziehenden Pannoniens, den Namen Aquineum gegeben. Zur Zeit der Völkerwanderung wechselten hier die Hunnen, Ostgothen, Longobarden und Avaren im Besitze, bis schliesslich im Jahre 799 nach Besiegung der Avaren durch Karl den Grossen das Land unter deutsche und slavische Herrschaft kam. Aus dieser Zeit datiert der Name Pest des am linken Donauufer gelegenen Stadttheiles, während der rechtsufrige Stadttheil von einem Bruder des Hunnenfürsten Attjjla „Buda“ benannt wurde. Die Eroberung dieser Stadt erfolgte unter der Führung Arpäds im Jahre 889. Königsschloss in Budapest. 100 Omnibus zu allen Zügen. GUSTAV yiLG, vorm, langjähriger Oberkellner und Restaurateur im „Kaiser von Oesterreich“ in Klagenfurt. Einem p. t. reisenden Publicum u. den Herren Geschäftsreisenden mache ich die höfliche fl. 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Es gibt wahrhaftig nichts Wertvolleres als die Kraft des Körpers und den Adel der Seele. Nichts aber stählt die Gesundheit und veredelt den Geist so sehr wie das Wandern im Hochgebirge, wo wir, in tiefen Zügen die reine Luft ein-athmend, Muskeln und Nerven durch angestrengte Arbeit kräftigen, wo die Ueber-windung von Schwierigkeiten und Gefahren den Sinn uns öffnet und wo der Anblick der grossartigsten Naturerscheinungen uns mit freudiger Andacht erfüllt. Verfasser und Maler fühlen das Bedürfnis, sich dafür dankbar zu erweisen, dass es ihnen vergönnt war, die Herrlichkeiten des Hochgebirges kennen zu lernen und sie mit Verständnis zu gemessen. — Wie können sie diesen Dank besser abstatten, als indem sie — durch ein Buch — die Kenntnis von dem Hochgebirge verbreiten und möglichst viele Mitmenschen zu einer Alpenfahrt anregen ! Der Verfasser, feiner der ersten Deutschen, welche Schweizer Hochgipfel bestiegen haben, kennt die Alpen, wie wenige. Seine vielseitige Bildung hat ihn befähigt, aus der unendlichen Fülle der eigenen, auf zahlreichen Alpenfahrten gewonnenen Eindrücke, sowie der Angaben in der alpinen Literatur scharfen Blickes das wichtigste und interessanteste herauszufinden, und sein Schilderungstalent hat ihn in den Stand gesetzt, dies mit urwüchsiger Kraft in klarer und packender Weise darzustellen. Die von Comptons Meisterhand stammenden Landschaften sind ebenso vollkommen naturgetreu wie künstlerisch schön und gehören zu dem Besten, was dieser unübertroffene Alpenmaler bisher geleistet hat. Gleich naturgetreu sind Heys Genrebilder. Die Art der Reproduction der Bilder, das Papier und der Druck sind vorzüglich und machen das Buch zu einem Prachtwerke ersten Ranges, während es durch sehr ausführliche Inhaltsverzeichnisse als alpines Nachschlagebuch erhöhte Brauchbarkeit erlangt. Das Werk „Aus den Alpen“ führt den Leser durch die ganze Alpenkette, von der Riviera bis zum Semmering, schildert die interressantesten historischen Ereignisse, welche sich in den am Wege berührten Orten abgespielt haben, sowie die topographischen und geologischen Verhältnisse der wichtigsten Gebirgsgruppen. Manche Bergspitze wird darin erstiegen, mancher Grat überklettert und auch die Ersteigungsgeschichte und das Panorama der wichtigsten Gipfel skizziert. Wechsel voll sind die Bilder, die an dem Leser vorüberziehen. Am Brenner umschwebt ihn der historische Zauber der alten deutschen Kaiserzeit; aus den Schlachtfeldern von Sempach und Frastanz erheben sich die Morgensterne und Hellebarten der einstigen Schweizer Helden; an den Innbrücken hört er das Knallen der Gewehre der Tiroler Scharfschützen und das Poltern stürzender Steinbatterien. Vor seinem Geiste sieht er den finsteren Calvin in Genf jenes starre Regiment führen und den biederen Hofer Tirol von dem Erbfeinde säubern. Am Montblanc verfolgt er die gewaltigen geologischen Störungen, welche dieses mächtige Massiv aus der Tiefe emporgedrängt; in Südtirol untersucht er den Bau und die Entwicklung der alten Korallriffe, deren Reste die Dolomiten sind ; am Rigi stellt er Betrachtungen über die Entstehung der Schweizer Seen an ; am Aletscheisstrome studiert er jenes grossartige Alpenphänomen, die Bildung und die Bewegung der Gletscher. VERLAG VON F. TEMPSKY in WIEN u. PRAG. | G. FREYTAG in LEIPZIG. In lauer Mondnacht gleitet sein Kahn über den glatten Spiegel des Lago Maggiore; wüthender Wintersturm umbraust ihn an der Königspitze ; vom Gipfel des Monterosa geniesst er den Sonnenuntergang. Das Werk umfasst zwei Bände: I. Die Westalpen, enthaltend: I. Die Alpen und das Meer: i. Die Riviera. 2. Die Seealpen und der Monte Viso. II. Von Turin in die Dauphine: 1. Turin und der Mont Cenis. 2. Pelvoux und Meije. III. Das Iserethal und die Grafischen Alpen: 1. Der Annecysee und das Iserethal. 2. Der Kleine St. Bernhard und das Aostathal. 3. Die Graji-schen Alpen. IV. Genfer See und Montblanc: 1. Der Genfer See. 2. Chamonix und der Montblanc. 3. Aigullle Verte und Dent du Geant. V. Die westlichen und südlichen Thäler der Penninischen Alpen: 1. Der Grosse St. Bernhard. 2. Das Bagnesthai und seine Berge. 3. Die Südabdachung der Penninischen Alpen. VI. In der Monterosa-Gruppe: 1. Vom Macugnagathale nach Zermatt. 2. Matterhorn und Weisshorn. 3. Von Zermatt ins Saasthal. VII. Am Vierwaldstätter See: 1. Von Zürich nach Luzern. 2. Pilatus und Rigi. 3. Urner See und T itlis. VIII. Im Berner Oberlande: 1. Von Bern ins Kanderthal. 2. Interlaken und Grindelwald. 3. Wetterhorn und Schreckhorn. IX. Im Firnreiche des Finsteraarhorn: 1. Die Jungfrau. 2. Der Aletschgletscher und das Finsteraarhorn. X Die Rhone und der Rhein: 1. Vom Genfer See zur Oberalp. 2. Das Rheinthal. 3. Säntis und Tödi. XI. Ueber die Alpen zu den italienischen Seen: 1. Der St. Gotthard. 2. Die italienischen Seen. 3. Splügen und Albula. XII. Bernina und Engadin: 1. Der Piz Bernina und seine Gletscher. 2. Veltlin und Bergell. 3. Den Inn hinab. Mit 1 Farbendrucktafel und 186 Text-und Vollbildern. Lex.-8°. XII und 488 Seiten. Preis geheftet 15 M. =-= 9 fl. In Originaleinband 20 M. = 12 fl. II. Die Ostalpen, enthaltend: I. Von Baiern ins Innthal: 1. Das Unterinnthal. 2. Innsbruck und Umgebung. 3. Acbenthal, Scharnitz und Fern. II. Von Vorarlberg nach Innsbruck: 1. Lechthal und Algäu. 2. Bregenzer Wald und Bodensee. 3. Die Arlbergbahn. 4. Rätikon und Silvretta. III. Die obere und die untere Strasse: 1. Der Brenner. 2. Die Stubaier Berge. 3. Von Franzensfeste nach Bozen. 4. Die untere Strasse. IV. Die Oetzthaler Firnweit: 1. Das Central massiv. 2. Die Thäler. V. Der König Ortler und seine Vasallen: 1. Die Stilfserjochstrasseunddas Centralmassiv. 2. Martell und Ulten. VI. Im welschen Süden: 1. Die Tonalstrasse. 2. Trient und das Suganathal. 3. Vom Gardasee zum Adamello. VII. Das Pusterthal und die Dolomiten: 1. Das Ppster-thal. 2. Höhlenstein und Ampezzo. 3. Die westlichen Dolomiten. VIII. Das Ziller-thal und seine Bergwelt: 1. Das Ziller-thal und der Hauptkamm. 2. Ahrnthal und Hochgail. IX. Im Gebiete des Gross-glockner: 1. Von Wörgl nach Gastein. 2. Vom Pinzgau nach Lienz. 3. In der Glocknergruppe. 4. Das Pinzgau und der Venediger. X. Königsee und Dachstein: i. Von Salzburg ins Pongau. 2. Das Steinerne Meer und der Königssee. 3. Von Gmunden nach Aussee. 4. Der Dachstein. XI. Vom Semmering zum Wörthersee: 1. Vom Semmering nach Hieflau. 2. Vom Ennsthal nach Graz. 3. Das Kärntner Seengebiet. XII. Von der Adria zum Triglav: 1. Vom Meere über den Karst nach den Sannthaler Alpen. 2. Im Gebiete des Triglav. Mit 1 Farbendrucktafel und 217 Text-und Vollbildern. Lex.-8°. XII und 512 Seiten. Preis geheftet 15 M. =9 fl. In Originaleinband 20 M. = 12 fl. Der Einband wurde nach einem Entwurf von E. T. Compton ausgeführt. Das Werk ist auch in 30 Lieferungen a 1 M. = 60 kr. zu beziehen. REGISTER Abbazia 128,129.132' 133. 134, 135, 136J 137 Absam 320 Abtissendorf 68 Achensee 312, 327, 328, 329, 330 Aehenseebalm 310 311 Acsäd 485 Adelsberg 111, 112 Aflenz 54 Afritzersee 216 Agfälva 484 Agram 489 Ahornspitze 309 Ala 452 Albeins 371 Aldrans 335 Aldein 388 Allerheiligen 53 Almadi 481 Almissa 467 Alt-Prags 268 Amlach 252 Ampezzo 261 Ampezzothal 257 Amthorspitze 346, 363 Antelao 261 Antholzerthal 270 j Antholzersee 287 Apfaltersbach 253 Arco 450, 457, 458, 459 Atzgersdorf-Mauer24 Atzwang 377 Aner 389 Auenhof 207 Anfkirchen 2G6 Auronzo 260 Au-Seewiesen 54 Avio 452 Babresa 487 Baden 27. 42 Bad A!t-Prags 286 Bad Eisenstein 297 Bad Isidor 388 Bad Maistatt 266 Bad Yellach 2UU Balaton-Földvar 481 Balaton Szt. Györ-gv 481 Bares 487 Bas taji 488 Bellano 265 Berglsteinersee 301 Berzeneze 486 Birkenkofel 266 Bjstriza 78 Bleiberg 216 Bleiburg 198, 199 Blumau 378, 379 Boche di Cattaro 467 Bodajk 483 Bodenbauer 211 Bodenthal 211 Boglär 481 Bozen 396, 397, 398, 399 Bozen-Gries 382,383, 384, 385, 386, 387 Brandenberg 301 Branzoll 389 Breitenau 58 Breitenstein 31 Brenner 360, 361 Brennerbad 343, 344 Brennkogel 222 Brennerpass 342, 343 Brennerpost 343, 360 Brentagruppe Brettfall 305 Brixeii 368, 369, 370, 391, 392, 393 Brixlegg 302, 3o3> 304 Bruck a/M. 55, 87 Brunn am Gebirge25 Bruneck 271, 272. 273, 274, 287, 288 Bück 485 Buchau 328 i Buchenstein 264, 275 j Budapest-Csaktor-' nya 473 j Burggrafenamt 410 j Cadini 261 j Caldonazzo See 446 Calliano 449 Canalthal 216 Cavalese 390 Christin» 374 Cilli 77, 96, 97 Cortina 261 Cortina d’Ampezzo 283 Cristallin 258 Croda da lago 261 Cs4ktornya 482 Dalmatien 466 Deutsch-Feistritz 60 Deutschlandsberg 68 Deutschnofen 388 Defereggenthal 251 Dellach 226 Desenzano 465 Dinnyes 478 Divacca 114 Dobratsch 216, 239 D ominienshütte 309 Donawitz 56 Dölsach 221, 248 Dömötöri 486 Dreischusterspitze 254 Dürrensee 258 Dürrenstein 258 Dürnholzersee 368 Eben 327 Eggenberg 66, 90 Eggenthal 380 Ehrenburg 276 Ehrenhausen 70 ! Eichberg 30 Einfang 329 Eisenerz 57 Eisenkappel 200 Eisseepass 438 Enneberg 271 ! Ennebergerthal 275 Erzberg 56 Faakersee 214, 238. 939 Faal 74, 197 Fassa 390 Fassathal 382 Feistritz 74, 211 Felixdorf 28 Feldsee 216 Ferleiten 225 Finkenberg 308 Fischleinthal 255 Fleissthal 222 Föderlach 214 Fonds 441 Fonyöd-Fürdötelep 481 Fragant 221 Franzdorfer Yiaduct 110 Franzensfeste 277, 289, 350, 366 Franz Josefshöhe 225 Frauenstein 205 Freienfeld 349, 365 Friedau 75 Fridauwerk 57 Fritzens -Wattens 317 F rohni eiten 59 Fügen 306 Gainfahm 43 Gardasee 451, 464 Gardone Riviera 465 Gargnano 465 Geisterspitzen 371 Gelse 486 Gemärk 265 Gertraudi 304 Glanthal 204 Gleichenberg 71 Glocknerhaus 221, 225 Gloggnitz 29 Gnadenwald 320,321 Göla 486 Gomagoi 430, 431 Gonobitz 76 Gossensass 345, 346, 361, 362, 363 Gösting 62 Gottschee 108 Grafen stein 201 Grasstein 350 Grattenthal 222 Gratwein 61 Gravosa 467 Graz 62, 63, 64, 89 Grazer Feld 62 Graz-Köflacherbahn 66 Greifenburg 225, 226 Gries 341, 400, 401 Grignano 115 Grintouz 200 Grödenthal 374 Grossflorian 68 Grossglockner 220, 221, 222 Grossontag 75 Gsieserthal 270 Gumpoldskirchen 26 Guntramsdorf 26 Gurkfeld 100 Gyekenyes 486 Györv&r 486 Gyulaves 488 Gutenstein 198 Habicht 340 Hafling 409 I Hafning 57 Hall 318,319, 320, 321 Hasel bürg 389 Heclitsee 296 Heiligenblut 224, 246 Heiligen 3 Brunnen 433 Heil. Geist 76 Heilenstein-Frašlau 79 Helenenthal 42 Herman 486 Hetzendorf 24 Hochlantscli 58 Hochnarr 222 Hochobir 2UU Hochosterwitz 205 Hochpusterthal 254. 255 Hoclistuhl 211 Hofmannshütte 225 Hohe Gaissl 268 Hohe Salve 297 Hohe Yeitsch 52 Hohe Wand 29 Hohenwang 51 Höhlenstein-Landro 258 Höhlensteinthal 257 Huben 251 Hugelmann 107 Hundsdorf 79 Hühnerspiel 363 Igls 335, 356, 357 Innichen 255,280,281 Innsbruck 332, 333. 334, 335, 336 Iselsberg 221 Iselsbergerbad 221 Iselthal 250 Jaufen 418 Jenbach 310, 326 Judendorf 61 Judenpalfe 222 Judikarien 448 Jungfernsprung 222 Jungbrunn, Bad, 28i Kaarl 50 Kalksburg 25 Kais 225 Kalsdorf 68 Kaiserthal 251 Kaltenleutgeben 25. 40 Kaiserthal 323 Kalterersee 388 Kampalpe 81 Kapfenberg 54 Karawanken 209,210 Kardaun 380 Karersee 380, 381, 406 Karlsberg 205 Karnberg 204 Karneid 380 Kastelruth 376 Kelenföld 477 Kenese 481 Kindberg 52, 85 Kirchbichl 296 Kirchdorf 58 Kisber 483 Kis-Szabadka 482 Kirschentliauer 212 Klagenfurt 201, 231 Klamm 30 Klausen 372, 393 Klausenkofel 221 Kleblach-Lind 225 Klobenstein 377. 396 Klopeinersee 229 Kluppeneggerliof 52 Köflach 67 Kolm-Saigurn 222 Komarom 482. 483 Komarvaros 482 Koncanica-Zdenci 488 Königsspitze 436 Koralpe 78 Kotor Also Domborü 482 Kötsch 74 Kötscliach 226 Kottingbrunn 28 Kövesd 485 Kramsach 300. 301 Kranichsfeld 75 Krems 67 Krieglach 51 Krottendorf 67 Krumpendorf 207, 212, 231 Kufstein 293, 294, 295, 296, 322 Kundl 298 Laibach 104, 105, 106i Lajta Szt. Miklös 483 Lana-Burgstall 410 Lannach 67 Langenwang 51 Langkampfen 296 Langkofel 382 Lans 335 Lavant 247 Lavis 442 Laxenburg 26 Lebring 69 Ledro-See 451 Legrad 486 Leibnitz 69 Leifeos 389 Leitach 380 Leiterfall 225 Leisach 252 Lekenik 489 Lelle 481 Leoben 55, 56, 89 Leopoldsruhe 252 Lepesfalva-Somfalva 484 Lepseny 479 Lesina 467 Levico 446, 453, 454. 455 Lembach 74 Liboch 66 Lieboch 67 Lienz 248, 249, 278, 279 Liesing 24 Limone 465 Lippitybach 198 Littai 102 Loibl 211 Loppivsee 450 Lövö 485 Lukac 487 Lurloch 60 Luttenberg 71 Lutschariberg 216 Madonna di Cnm-piglio 441, 448, 455, 456, 457 Maderno 465 Mairhofen 307, 308, 309, 324, 325 Malcesine 465 Malnitzer Thauern 220 Maltathal 219 Marburg 73, 74, 94 Marburg-Franzensfeste 73 Marcz-Nadasd 484 Marhof 489 Marein 53 Maria Enzersdorf 25 Maria Lanzendorf 24 Maria Loretto 2U7 Maria am Rain 287 , Maria Rast 74 Mariastein 298 Maria Strassengel 61 Mariatelep 481 Mariathal 301 Mari atro st 65 Maria Wörth 205, 207 Markt Tüffer 80 Marling 411 Marmolada 261 Martino di Castrozza 382, 390 Martinswand 336 Martonväsar 478 Mattarello 449 M»trei 339 Matzen 3u4 Maurach 327 Maultasch 408 Mauthen 226 Medraz 338 Meidling 24 Meiernig 207 Mendel 387 Mendelhof 402 Meran 411, 412, 413, 419, 420, 421, 422, 423, 425 Mezzo-Corona 441 Mezzo-Tedesco 440 Mieders 338, 358 Miklautzhof 200, 229 Millstatt 218 Millstätter See 217, 218, 243 Miramare 115 Misurinasee 260, 261 Mittagskogel 239 Mitterndorf 52 Mittewald 216, 241 Mittewald i. P. 253 Mixnitz 58 Mödling 25, 41 Moha 483 Molnäri 486 Möllthal 220 Monte Cristallo 258 Monte Durano 261 Monte Piano 258 Mori 450 Moor 483 Mühlbach 276, 277 Münster 304 Murek 71 Mürzzuschlag 33, 50, 82, 83, 84^ Mürzhofen 53 Mura-Keresztur 482 Mura-Kiräly 482 Nabresina 115 Nagy-Czenk 485 Nagy-Gorica 489 Nagy-Igmand 483 Nagy-Kanizsa 482, 483 Nagy-Marton 484 Neuhaus 79 Neumarkt 390 Neunerkofel 266 Neunkirchen 29 Neu-Prags 268 Neustift 338 Neu-Toblach 257 Niederdorf 266, 283 Niklasdorf 55 Nikolsdorf 247 Nonsthal 441 Nuvolau 261 Nyek 478 Ober-Bozen 388 Ober-Drauburg 198, 226, 247 Oberferlach 212 Oberkrain 107 Oberlesece 114 Obermais 416 Obere Möllthal 221 Olang 270 Olperer B09 Opcina 115 Ortler 429, 431 Oszko 486 Pakrac 488 Palagruppe 382 Passerthal 418 Pasterzengletscher 224 Paternion 217 Patsch 337 Payerbach 30 Pedrazzo 382 Peggau 60 Penegal 403 Peitlerkofel 371 Pelmo 261 Perchtoldsdorf 25 Pergine 445 Pernegg 57 Pertisau 312, 328 Peschiera 465 Pettau 75, 95 Pettend 478 Petzen 78 Petzeck 222 Peutelstein 265 Pfaffstetten 26 Pfitscherjoch 309 Pflersch 345 Pirchabruck 380 Pickerndorf 74 Plankenstein 76 Plätzwiese 268 Plecken 226 Plose 369 Podsused 489 Polgdrdi 479 Polstrau 75, 482 Pöltschach 76 Pomagognon 265 Ponalstrasse 463 Ponigl 77 Pontafel 216 Popenathal 260 Pörtschach 207, 218. 209, 212, 233 Posruckgebirge 73 Pottschach 29, 45 Pragerhof 75 Pragser Wildsee 268 Prävali 198 Prednig-Wieselsdorf 68 Premstetten 66 Primor 390 Pritschitz 212 Promontor 477 Prosecco 115 Prössnitz 72 Puchberg 44 Puntigam 68 Purkla 71 Pusterthal.Bahn 247 Pabenstein 59 Radegund 66 Radein 72 Radkersburg 72 Raggaklamm 221 Ragusa 467 Rainthalersee 301, 302 Rajk 486 Rakek 110 Rangersdorf 221 Rattenberg 299, 300 Rechberg 200 Reichenau 30, 45 Reifhitz 207 Reifning-Fresen 74 Reinthal 274 Rennfeld 58 Retfalu-Siklos 484 Rienz 368 Rietzdorf 79 Ritten 377 Rittnerhorn 376 Riva 451, 460, 461. 462 Rodaun 25 Rohitsch-Sauer-brunn 76 Rollepass 382 Römerbad 80 Römerquelle 198, 228 Roncegno 446 Rosaliengebirge 29 Rosengarten 378,379, 382 Rosskofel 268 Rosskopf 348 Rothenthurn 217 Rotholz 310, 325 Rothwand 259, 265 Rovereto 450 Runkelstein 388 Sachsenfeld 78 Sachsenburg 220, 225 Sagor 102 Saldenhofen 74 Salo 465 Salloch 103 Salurn 390, 440 Salzerbad 43 San Martino di Ca-strozza 404 San Michele 441 Sannthal 78 Savanyukül 483 Sarcathal 447 Schabs 277 Schalders 368 Schenna 418 Schelleberg 344 Schiern 376 Schiitters 306 Schloss Tirol 416 Schlöglmühl 30 Schluderbach 259 Schnalserthal 429 Schneebergbahn 44 Schöckel 66 Scholastika 312 Schönberg 338 Schönstein 79 Schottwien 31 Schrambach 371 Schüsserlbrunn 58 Schwalbenkofel 258 Schwanberg 68 Schwarza 71 Schwarzenstein 309 Schwaz 313, 314,330. 331 Seebach 54 Seebach-Au 54 Sebenico 466 Seeboden 243 Segenbüchel 418 Seehof 312 Seiserhof 935 Sekiru 207 Seekofel 265 Semmeringbahn 29 Semmering 31 Seravalle 452 Sermione 465 Sessana 115 Sextenthal 255 Sigmundskron - Kaltem 387 Silian 254 Siöfok 481 Sistrans 335 Sittersdorf 200 Slatina 488 Södnig 66 Solenau 28 Sonnblick 222 Sonnenburg 289 Sonnwendjoch 3> 3 Sorapis-Gruppe 261 Sopron 484 Spalato 467 Spielfeld 70 Spinnerin a. Kreuz 24 Spital a. S. 33, 50, 81 Spital 217 Spitzkofel 248 Spondinig 430 St. Egydi 72 St. Georgen 77 St. Jodok 341 St. Laurenzen 275 St.Leonhard i. P. 276 St. Lorenzen (Steiermark) 53, 74 St. Lorenzen 288, 289 St. Mihaly-Pacsa 486 St. Peter 113 St. Peter-Freienst. 56 St. Ulrich 374 St. Vigil 275 Stans 316 Steinach 339,340,341, 359, 360 Steinbrück 80, 99 Steiner Bahn 108 Steinhaus 33, 50, 275 Sterzing 347, 348, 349, 364 Stilfserjoch 434, 435 Stillupthal 309 Store 77 Strass 306 Strassen 253 Stubai 358 Stubaithal 333 Stübing 61 Stuhlek 50 Suldon 427 Supljalipa 488 Szabad-Batthyan 47 Szäntod 481 Szärszö 481 Szekesfehervär 478, 482 Szemes 481 Sziszek 489 Szombathely 485 Taisten 287 Tanzenberg 205 Tarnok 478 Tauferer v. Ahren-thal 274 Terezovac-Suho-polje 488 Terfens-Weer 316 Terlago 447 Ternitz 29 Teteny 477 Teufelstein 52 Teufelsbrücke 211 Tezze 447 Thal-Assling 253 Theresienfeld 28 Thörl 54 Tiers 379 Tierserthal 378 Tilliacher Thal 254 Toblach 282, 283 Toblacherfeld 256 Toblacher-See 257 Toplitsch 200 Torbole 464 Tormds 485 Toscolano 455 Trafoi 405, 427 Tramin 390 Trafoier Eiswand 431 Tratzberg 313 Trau 466 Tre Croci 261 Tremosine 465 Trentino 440 Trient 442 Triest 116, 117, 118, 119 Trifail 102 Trofajach 56 Troisek 52 TsehaukofäUe 211 Tiiffer 98 Turnau 87 Ueberetscli 388 Unterberg 337 Unter-Drauburg 197 Unterinnthal 290 Unterloitsch 110 Unter-Mais 416 Vahrn 367, 391 Vajoletthurm 379 Val Lagarina 449 Valsuganabahn 445 Varonefall 463 Vasvdr 486 Velden 207, 209, 212. 214, 235 Velencze 478 Vetriolo 446, 453 Viktring 204 Villach 214, 215, 216, 239 Villanderer-Alpe 373 Vilpian 4u9 Vilnöss 871 Villnösser Dolomite 371 Vintl 276 Virgl 387 Viro vitica 487 Voitsberg 67 Volders 317 Volders-Baumkir-chen 317 Völkermarkt 229 Völkerinarkt-Kühns-dorf 199 Völlan 409 Vorderbrühl 41 Vorder- und Hinterbrühl 26 Vordernberg 57 Vorderdux 309 Vorderthiersee 296 Vöslau 27, 42 Vöstenhof 45 Waidbruch 374, 375 Waidbruck 394 Walthergarten 372 Warmbad Villach 240 Wartberg 52 Waxriegel 44 Weer 316 Weiherbad 268 Weinegg 387 Weisslahnbad 379, 407 Weitlanbrunn 254, 280 Welsberg 268, 269, 287 Werndorf 68 Wien 13 Wr.-Neustadt35, 483 Wr.-Stadtbahn 20 Wies 67 Wiesenhof 320 Wildbad Innichen 256, 281 Wildensteiner Wasserfall 201 Wildfrauenluke 52 Wildon 69 Wüten 336 Windisch-Bleiberg 211 Windischfeistritz 76 Windisch-Matrei 250 W indis ch-Matr ei 252 Winklern 221 Wolfsbergkogel 31 Wolkenstein 374 Wöllan 78, 79 Wölsclmofen 380 Wörgl 297 Wuehern-Mahren-berg 74 Zakany 486 Zala Szt. Ivan 485 Zapresič 489 Zara 466, 472 Zell 306, 307 Zellthal 212 Zeller Thal 211 Zell am Ziller 323, 324 Zemmgrund 309 Zillergründ 309 Zillerthal 305, 306, 307, 308, 309, 310 Zirknitzersee 110 Zirmsee 222 Zölfeld 204 Zufallferner 430 EOS §2--- v Wiens schönster, populärster u. bequemster Ausflugsort ist unstreitig der —^ Kahlenberg. Die Fahrtverbindung von der Stadt bis auf den Kahlenberg nimmt kaum eine Stunde in Anspruch, und kann man hiezu die Neue Wiener Tramway, die Kaiser Franz Josefs=Bahn oder die Donaucanal» Dampfschiffahrt bis NUSSDORF benützen. Von da ist die Fahrt auf der nach dem Systeme der Rigibahn erbauten Zahnradbahn prachtvoll und bietet grosse Reize und herrliche Fernsicht auf Wien. Der Kahlenberg, auf welchem Kaiser Ferdinand II. 1628 ein Kloster und eine Kirche erbaute und welcher insbesondere durch die Türkenbelagerung Wiens im Jahre 1683 historisch berühmt geworden ist, stehen jetzt zahlreiche Villen sowie die Hotelanlagen der Kahlen» berg-Eisenbahn-Gesellschaft, welche zusammen den Ort Josefsdorf bilden, welcher ein äusserst beliebter und sehr besuchter Ausflugsort ist. Ausser dem Hotel Kahlenberg (480 m Seehöhe), welches bei 60 FREMDENZIMMER von fl. 1*40 per Tag aufwärts und eine im Stile I. Ranges geführte Restauration mit grösseren Speisesälen, Frühstück» und Musiksalon besitzt, elektrisch beleuchtet und telephonisch (Nr. 9160) verbunden ist, befinden sich in nächster Nähe desselben noch einfachere Restaurationen. Von der grossen Terasse und dem Gartenplateau des Hotels geniesst man einen fesselnden Ausblick auf Wien, den Lauf der Donau und das durch seine Schlachtfelder historisch bekannte March» feld. Einen überaus interessanten Anblick gewährt von hier aus die Stadt Wien zur Nachtzeit durch das Meer von Lichtern. Im Restaura» tionsgarten des HötelsKahlenbergwerden während derSommer=Saison (Mai -September) an Sonn- und Feiertagen mittags und nachmittags, sowie an Donnerstagen nachmittags MIL1TAR-CONCERTE bei freiem Eintritte abgehalten. Auch stehen den Besuchern des Kahlenberges noch andere mannigfaltige Belustigungen zur Verfügung. Nächst der Endstation der Zahnradbahn befindet sich die Kronprinzessin Stephanie-Warte, von deren Plateau (520 m Seehöhe) man einen überraschend schönen Fernblick über das ganze Donaugebiet mit der Stadt Wien, dem Wienerwalde, dem Manhartsgebirge bis an das Leithagebirge, den kleinen Karpathen und den steirischen Alpen geniesst.