für Vaterlands Kunst, Wissenschaft und geselliges Heben. Wediqirt von Leopold Kordesck. «H^ FO. Dinstng den 6. Mär; FOAO. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern. Dinstag und Samstag. Der Preis des Blattes ist im Comptoir aanlialirii, 5 i, knil, jährig . fl. 30 kr. Durch die Post ganzjährig 5 fi. , halbjährig 2 fl. L. M. "«ayrig ^ fi., halb,. Der geprellte Banquier. Skizze aus der Zeit des französischen Kaiserreiches. «^er Marschall Herzog vo» R. brauchte Geld. Er ging daher zum Banquier P., dessen Gömicr er spielte und klagte ihm, daß die Ausbezahlung seiner Einkünfte sich auf eine Art verzögere, die ihn gewaltig genirte. Der Banquier schie», Anfangs nicht zu verstehen, was der Marschall wollte, bezeugte sein aufrichtiges Bedauern, entfernte sich dann einen Augenblick und kam mit einem Portefeuille zurück, das 30.000 Franken in Bankbillcts enthielt, die er dein Marschalle, bis dessen Gelder eingekommen seyn würden, anbot. Letzterer dankte sehr und versprach, die Summe in kurzer Frist zurückzugeben; da er aber eigentlich nichts wiederbezahlen wollte, redete er bei Napoleon dem gefälligen Banquier ernstlich das Wort. Der Kaiser lachte.ihm aber ins Gesicht und veibot ihm, iö bieder von dieser Sache zu sprechen. Der Bittsteller war indeß ein hartnäckiger Mann, der seinem Gönner wohl zwanzig Visiten wöchentlich »nachte und da ihm dieser 30.000 Franken schuldig war, so fürchtete er nicht, lästig zu seyn. Der Marschall dagegen hielt den Banquier mir schönen Worten hin, erwiederte seine Besuche und fand ihn im Besitze einer reizenden Frau. I„ der That war Madame P. eine der vollkommensten F-.auen von Paris: Jugend, Geist, Frische, Anmuth, Schönheit, nichts fehlte ihr. Der Marschall machte sich nun zum Hausfreunde; aber seine Mühe war vergebens, wenigstens bei Madame;, die Festung konnte nicht mehr genommen werden, weil sie es schon war. Sofort nahm der Marschall zu einer etwas kühnen Kriegslist seine Zuflucht, die ihm aber glückte. Er hatte nämlich bemerkt, daß die schönen Augen, die ihn gleichgültig betrachteten, mit unbeschreiblicher Güte auf den General F... S... blickten. Der Plan des Herzogs von R. war bald fertig. „Bester Freund," sagte er eines Tages zu P., «der Kaiser hat Sie zum Generalschatzmeister an die Stelle des Grafen Esi^ve ernannt, dessen Narrheit täglich zunimmt." »Lassen Sie sich umarmen, bester Marschall; Sie sehen in mir den glücklichsten Sterblichen. — Ich will sogleich mein Costume bestellen---------nicht wahr, der Manrel ist gold, mit Silber gestickt---------und wann werde ich den Eid leisten?" Der Marschall, die Folgen dieser Freude und dieses Eifers fürchtend, erwiederte: »Für den Augenblick müssen Sie sich mäßigen; ohne Zweifel sind Sie Generalschaßmeister aber unter einer Bedingung " „Welche ist das, wenn ich bitten darf? Sobald ich sie weiß, werde ich sie erfüllen." «Sie ist aber so besonderer Art, so grausam - bestcr Freundlich habe nicht den Muth, sie auszusprechen." «Sprechen Sie nur; was kann es am Ende seyn? Ge-»eralschatzmeister! — das überwiegt Alles. Also die so arau-same Bedingung?" ^ " »Nicht Sie erhalten eigentlich das Amt, obgleich Sie es verwalten werden, sondern der Kaiser begnadigte damit Ihre Frau — er spricht von ihr mit einem Enthusiasmus________>> »So so — zum Teufel! das ist fatal! Ich mag nicht Generalschatzmeister seyn. — Gleichwohl ist das Costüm herrlich, nicht wahr?" »O! prachtvoll, und es würde ihnen zum Entzücken stehen." »Sie haben recht, Marschall; allein der Kaiser bestimmt einen Preis seiner Gnade ..." »Willigten Sie darein, so würde, denke ich, die Gunst des Souverains noch weiter gehen und das große Band der Ehrenlegion dürfte nicht lange auf sich warten lassen." »Das große Band der Ehrenlegion? Marschall!" »Ja, das große Band, ungerechnet noch die Beweise von Achtung, die Sie in Gegenwart des Hofes erhalten würden. Herr P., Sie haben Herz, Gefühl'und sind Philosoph. Übrigens bedenken Sie, daß es der Kaiser ist und zahlen die Menge der klugen Männer, die auch nichts gesehen haben. Es waren Leute von gesundem Verstände; machen Sie es auch so und man wird eifersüchtig auf Sie seyn." 74 Der Banquier war schon halb überwnnden, als der Marschall, dieß errathend, hinzufügte: »Wie ich Ihnen sagen muß, sieht der Kaiser mit eifersüchtigem Auge den General S.,. F... Ihrer Frau den Hof machen." „Das mißfallt mir auch; ich werde ihn ersuchen, wegzubleiben." »Sie werden wohl daran thun: handeln Sie aber in Ihrem Namen, der Kaiser liebt das Geheimniß." Nach diesem Wink entfernte sich der Marschall. P. ging ungesäumt zu seiner Frau und erklärte ihr ohne Umstände, daß die Besuche des Generals ihm, als dem Hausherrn, außerdem einem wahren, väterlichen Freunde und endlich — Napoleon selbst mißsielen. „Dem Kaiser!" rief die Frau außer sich. »Ja, dem Kaiser, und kann ich dafür, wenn Sie die Aufmerksamkeit Seiner Majestät gefesselt haben?" Im Grunde war Madame P. nicht mehr werth, wie ihr Gatte, und was sie eben gehört, war daher nicht umsonst gesprochen. In ihrem Kopfe kreuzten sich tausend ehrgeizige Entwürfe und da Offenheit eine schöne Sache ist, erzählte sie Alles, was vorging, dem General F... S... Dieser, voller Respect für seinen erlauchten Herrn, blieb mit den Beweisen seiner Ergebenheit nicht zurück und wußte es so einzurichten, daß sein Bruch mit der P. Aufsehen machte. Unterdessen sagte der Banquier seiner Frau, daß der Marschall den vertrauten Auftrag erhalten, sie am Hofe vorzustellen, an dem Hofe, welcher Gegenstand ihrer heißesten Wünsche,war, und den sie bisher nur gesehen hatte, wenn er an Festtagen vorüber zog. Die dem Marschall anvertraute Mission änderte die Gesinnung von Madame in Bezug auf den edlen Krieger; kurz, sie machte ihn zum Nachfolger des Generals F... S..., um seiner Verwendung sicher zu seyn; allein kaum hatte er sein Glück einige Zeit genossen, als er vom Kaiser plötzlich Befehl erhielt, sich nach Spanien zu begeben. El reis'te ab und überließ es dem Schicksale, die höchst verwickelte Intrigue zu entwirren. Der Banquier, verlegen über die übereilte Abreise des Marschalls und ungeduldig, das Abentheuer beendigt zu sehen, beschloß einen Hauptstreich zu wagen. Zu diesem Zwecke ließ er durch den Großmarschall des Pallastes um eine geheime Audienz bei dem Kaiser bitten, die ihm nach vielem Zögern auch bewilligt wurde. Der Banquier sah sich endlich im Cabinet des Kaisers. „Was ist Ihr Anbringen?" fragte Napoleon mit seinem gewöhnlichen Ernste. „Sire, ich wollte Ew. Majestät an das unterthänige Gesuch erinnern, das der Marschall von R. Ihnen in meinem Namen überreicht hat." „Sie wünschen eine Anstellung an meinem Hofe; für den Augenblick ist aber keine erledigt." „Ew. Majestät haben mir aber Hoffnung gemacht, mich zum Generalschatzmeister zu ernennen." „Dieß Amt ist nicht vacant; auch bin ich mit dem Inhaber desselben zufrieden." „Ach! Sire, meine Frau wird untröstlich seyn über den Verlust unserer Hoffnungen." „Das thut mir leid." „Sie hat so viel Respect für den Kaiser." „Ich bin dafür sehr verbunden." „Und, um es zu gestchen, sie liebt ihn so sehr." „Herr P.," erwiederte Napoleon, „so lange ich regiere, werden Amrer und Würden nicht der Preis dessen seyn, was Sie mir zu verstehen geben; Sie sind sehr kühn!" „Sire, der Marschall sagte mir — —" „Was? — Sprechen Sie gefälligst." Der Ton des Kaisers, sein Feuerblick schüchterten den armen Mann zwar ein, gleichwohl erzählte er stammelnd, was wir schon wissen. „Gehen Sie, mein Herr," anwortete Napoleon, „und verlangen Sie vom Marschall die Stelle als Schatzmeister seiner Ersparnisse." — Damit wandte ihm der Kaiser den Rücken. Man denke sich die Beschämung und den Zorn des Betrogenen! Halb todt kam er nach Hause und machte seiner Frau schreckliche Vorwürfe, welche diese aber ruhig anhörte und am Ende darauf erwiederte: „Beklagen Sie sich ja nicht, wenn ich Ihnen rathen soll! Sie wollten mich dem Herrn verkaufen und ich übelließ mich dem Diener: wer von uns Beiden war der Strafbarste? Machen Sie ein Aufsehen, dann bringen Sie mich auf's Äußerste, so schreibe ich dem Marschall, der sofort einen seiner Adjutanten als Stellvertreter schicken wird und dann Gnade Ihnen Gott!" Seitdem gab es in Paris kein besseres Ehepaar. Einige Zeit nachher sprach der Kaiser zum General F... S... „Ich bin Ihnen verbunden, daß Sie schon vor mei. nem Namen das Feld räumen; dieser Beweis von Respect gefällt mir, und an Ihrer Stelle wäre ich dessen nicht fähig gewesen." „Sire, weil Sie nicht dazu geschaffen sind, je mein Unterthan zu seyn." „Sie haben recht, General; Gott bestimmte mich von Ewigkeit her zu Ihrem Vorgesetzten und Sie zu dem, was Sie sind." Diese Antwort entzückte den General, worüber der Kaiser aber entrüstet wurde und es ihm auch nicht verbarg. Als indeß bald darauf ein bedeutendes Ann erledigt wurde, so gab dieß Napoleon, trotz Titeln, Rechten und mächtigen Empfehlungen derer, die darum anhielten, dem Grafen F... S..., der kein Recht darauf hatte und auch von Niemand unterstützt wurde. Die iungen Dichter als Vorleser. Episode aus Alexander Dumas Leben, (Schluß.) Dumas lag am andern Morgen im Bette; es regnete in vollen Strömen. Da rumort etwas vor der Thür, Dumas blickte freundlich auf, es wird wohl seine Chocolade gebracht — die Thüre geht auf — wehe! wehe! es ist der Autor von gestern. 73 »Ich dacht' es ja gleich," spricht er durchnäßt, »Sie könnten heute unmöglich auf die Jagd gegangen seyn, und ich werde demnach so frei seyn, mit Ihnen ein Paar Stündchen über mein Drama zu plaudern. — Dumas war außer sich, er erholte sich indeß bald von dem tödtlichen Entsetzen, welches ihm des Unglücklichen Worte eingeflößt, und erklärte ihm, daß er auch im Regen jage, indem er nämlich den Regenschirm rückwärts hinter den Rockkragen hinab ein^ schiebe. Doch der Autor hörte nichts. Dumas zeigte ihm Papier und Tinte und die frisch geschnittene Feder: er müsse augenblicklich einen dringenden Artikel schreiben; der Autor setzte mit der freundlichsten Miene, als ob er taub wäre, sein Gespräch fort. Der Autor meint, weil Dumas sein Stück in seinem Briefe :nir oberflächlich berührte, er dürfte es wohl nicht so ganz aufgefaßt haben, und er wolle es ihm ganz im Zusammenhange vorlesen. Dumas deprecirte fürchterlich; der Autor that, als ob Dumas kein Wort gesprochen hätte und begann sein Manuscript aus der Tasche zu ziehen. lind wäre es ein Dolch gewesen, der gegen Dumas hätte hervorgezogen werden sollen, also bebte der Unglückliche vor dem »bedrohlichen" Papier. Der Autor schob immer das Manuscript hervor, Dumas schob es immer zurück. Gelangte ein Mal das Manuscript aus der Tasche, dann war Dumas verloren. So hantirten Beide unter fortgesetzten Compli-menten fünf Minulen hindurch. »Bemühen Sie sich nicht. .." »Oh! es soll mir eine Ehre seyn , Ihnen mein Werk vorzulesen..,." »Doch, das Stück ist zu lang — das Vorlesen strengt Sie zu sehr an..." »Nicht im Mindesten — ich kann Sie versichern. . " »Das Stück ist vortrefflich, ich las es ja gestern genau ..." »Ich werde Sie nur auf die feinen Schattirungen aufmerksam machen ..." »Ich bin aber für den Augenblick sehr pressirt. .." »Wir sind ja gleich fertig. . ." „Aber fünf Acte, mein Herr !!" »Ihre bekannte Gefälligkeit. . .» »Ja, meine verdammte Gefälligkeit..." So gelangte Dumas und sei» Verfolger unter den gefühlvollsten Höflichkeiten bis vor die Zimmerthür. Dumas war in Verzweiflung. Errief: Ich h'öre kommen und öffnete schnell die Thüre. Rasch schob er den Schreckensmann hinaus und schloß geschwind die Thür zu. Dumas war gerettet! Drausieu polterte es ziemlich stark. Der Autor caram-bolirte mit einem alten Herrn, der für sein Album von Dumas Verse haben wollte, auf der Treppe. Beide schimpften auf einander; dumpf und dumpfer hallten ihre Töne und, Gott sey Dank! sie waren aus dem Hause. Doch meint Dumas, früher sey es ihm selbst nicht viel besser gegangen und er als Jüngling habe Picard be.-sucht und ihm ein Manuscript gegeben. Er erhielt die Wei- sung, in acht Tagen wieder zu kommen. Pünctlich erschien Dumas; Picard empfing ihn recht freundlich. Der junge Dichter sah sein Manuscript auf des Altmeisters Pulte liegen; da rollte es dieser zusammen, band es mit einem Bindfaden zu und fragte Herrn Dumas: »Haben Sie vielleicht andere Aussichten, als für das Theater zu schreiben, junger Freund?" Dumas entgegnete: er habe eine Anstellung mir zwei Tausend Franken. „Schön" sagte Picard, indem er ihm das Manuscript in die Hand drückte, »begeben Sie sich in Ihr Bureau!" — Daß solche unheilvolle Schreckensscenen dem französischen Dichter nicht allein begegnen, wissen Viele, die an Ähnlichem leiden. Solche geheime Schriftsteller sollten ihre Pro.-ducte nur einander vorlesen, Gleiches dem Gleichen, statt daß sie sich die Matadore zu ihren Opferlämmern auserkiesen. Wer von uns übrigens im Publicum hat nicht schon derglei. chen Vorleser geahnt oder gefühlt, in Kaffehhäusern, in Speisesälen , im Freien, hinrer Hausthoren und auf Treppen.— Weh', wenn er Fuß faßt ohne Rast — wenn er saugt wie ein Vampyr an der menschlichen Geduld, wenn er euch Dinge lies'c, daß euch Hören und Sehen vergehen — dann bleibt euch kein Hilfsmittel, als ihr —- flieht, ihr entflieht dem Tintenbösewicht, damit er euch nicht in seine Tinte führt. R. H. Feuilleton. Interessante Begebenheit. — In einer Bergstadt des Budweiser Kreises trug sich folgende interessante Begebenheit zu. Ein Wuldbereiter war in den nahen Holzschlag gegangen, um bei dem gefällten Holze Nachsicht zu pflegen und hatte sein fünfjähriges Kind, ein blondgelocktes, liebliches Mädchen bei sich, das, während der Vater seinem Geschäfte nachging, bei einem Haufen von Baumü'ndei, spielte. Man denke sich jedoch den Schrecken des Vaters, als dieser nach dem Verlauf von etwa einer Stunde nach Hause rück-kehren wollte, und sein Kind nicht mehr an Ort und Stelle fand. Der Mann durchsuchte den Forst nach allen Gegenden; er schrie und rief das Kind bei dem Namen, — doch vergebens war all' sein verzweifeltes Mühen, von dem armen Wesen war keine Spur zu finden. Da die dem Fürsten Schwarzenberg gehörigen Waldungen daselbst noch größten Theils in Urwäldern bestehen, so war die Gefahr für das Verlorne Kind um so größer, und man fing bei Zeiten an, die Nachforschungen im Großen zu betreiben. Ganze Schaaren von Menschen wanderten nach dem Walde und halfen den trostlosen Aelcern suchen. Ein Glück kann man es nennen, daß schon einige Tage Thauwetter herrschte und die frühere strenge Kälte einer angenehmen Warme gewichen war, sonst hätte das noch zarte Geschöpf in der kürzesten Zeir erfrieren müssen. — Es verfloß die ganze Nacht und der nächste Tag bis zur Mittagszeit, ohne daß das Kind gefunden oder nur dessen Spur zum Vorschein gekommen wäre, und man war bereits darüber einig, daß die kleine Unglückliche wahrscheinlich in irgend eine Schlucht gestürzt sey, und wollte einige der dem Holzschlaq zunächst gelegenen, Behufs der Auf-sindung des Leichnams, durchsuchen. Da fiel einem Adjunkten des Forstamtes ein, noch höher in den Wald zu dringen, wo sich eine ungeheure Wiese befindet. — Er stieg bei 7(3 «iner Stunde Weges aufwärts, bis er zu jener Ebene gelangte, und — man denke sich die Freude — hier fand er das Verlorne — und zu seinem größten Erstaunen — in Gesellschaft eines großen Hirschen, der das Kind im Kreise ganz stolz umging und gleichsam sein Wäch.er zu seyn schien, denn das Thier entfernte sich nicht bei dem Herannahen des Mannes, sondern vertrat ihm gleichsam den Weg, bis es durch einen Griff nach dem Gewehre, welches derselbe bei sich hatte, verscheucht wurde. — Hier saß der liebe, kleine Engel im Grase und spielte harmlos mit den Rinden, die es mitgenommen. Das Kind erzählte, daß es zufällig beim Verfolgen eines Baumläufers (Gattung von Waldvögeln) Hieher kam und nicht mehr ausfand. Es habe viel geweint um den Vater, besonders, als es dunkel wuroe, und sey dann darüber eingeschlafen. Als es Morgens erwachte, war ihm sehr kalt; da kam plötzlich das große gehörnte Thier (so nannte die Kleine den Hirschen) aus dem Walde und schritt auf sie zu. Da habe sie sich wieder sehr gefürchtet und wollte davon laufen; allein das Thier lief ihr nach, that ihr aber gar nichts, sondern habe lange Zeit mit ihr gespielt, bis sie nicht mehr laufen konnte. Sie setzte sich daher ins Gras, und das Thier ging immer herum uno wollte weiter spielen. Auf die Frage des Jägers: ob ihr wohl sey? sagte die Kleine: »Ja, ietzt sey ihr wieder warm, aber hungern thut es sie stark." Der glückliche Finder nahm nun die Kleine am Arm und brachte sie wieder wohlbehalten'den überglücklichen Ael-tern zurück. Louis Philipp, — welchen deutsche Blätter bereits eingesargt wissen wollten, ist durchaus nicht gefährlich erkrankt. Sein hohes Alter und der Kummer des vergangenen Jahres haben seine ehedem mächtige Gestalt gebeugt, und davon dürften einige Notizler den Stoff zu der Sage seines erfolgten Ablebens nehmen. Ludwig Philipp lebt in Nich-mond und führt dort einen zurückgezogenen Haushalt. Man schildert ihn als außerordentlich geizig, wodurch er die Volks-thümlichkeit bei uns verwirkte. Jener Dieb, welcher während der Februar-Revolution' die Pretiosen des Exkönigs, im Werthe von ^0.000 Pfd. Stcrl., stahl, wurde unlängst im Lan-de, als er solche verkaufen wollte, festgenommen und verhaftet. Papierkorb des Amüsanten. Eine Annonce von seltener Naivetät bringt die jüngste »Pesther Zeitung": »Wer eine frisch milchende Eselin m iethe n wi l l, melde sich bei mir. EliseWirrh." Wir können natürlich nichts dagegen haben. Ein Tanzmeister wollte diesen Fasching in Wien ecwas recht Originelles vorführen, und ging damit um, durch seine Schüler an einem öffentlichen Orte Barricade n - Ta nze aufführen zu lassen; der Saal-Inhaber bemerkte ihm aber, dasi hierauf S tockha us-R a st stu n den erfolgen könnten, und so unterblieb die Ausführung des Projecces. Auch nicht übel! — Kossuth hat seinen Anhängern die Nachricht, daß die Regierung Steckbriefe zu seiner Verfolgung ausgefertigt habe, als ein Bör sen gerücht vorgestellt. Korrespondenz. Marbura am 25, Februar. Der Carneval ist so vorüber gegangen, wie er zu uns gekommen, ohne Sang und Klang, ernst und stumm. Wahrend sonst jeder Tag in Fasching schon weit voraus feine bestimmten Färbungen hatte, zogen sich heuer Geselligkeit und Heiterkeit in die innersten Kreise häuslicher Unterhaltungen zurück, und die ernste Zeit trug hier — in der geselligsten Stadt von Innerösterreich, ein ernstes, beinahe eisernes Gepräge. Ein Ball der anwesenden jungen Krieger vom 5. Bat. uon Kinsky, einer ler Garden van Marburg und Kölsch, im letzteren Orte, waren die einzigen Symptome des sonst so reichen Pulsschlagcs ter Freude in unserer Stadt. Desto eifriger ist unsere Warde in ihrem angestrengten Dienste der allnächtlichen Wachen, desto emsiger in ihrem Semmeln freiwilliger Beitrage für die Verwundeten unseres Helden-Regimentes Kinsky. Die hier besonders »in Jahre 1858 sprüchwörtlich bekannte Harmonie zwischen Civile und Militär war bis nun selbst der böseste Wille nicht im Stande zu storcn. — Eben so wenig wüßten wir heuer von größeren geselligen Vergnügen unserer Nachbar- und gewissermaßen Schwester - Städte Cill, »nd Feistritz zu melden. Momus schien die Stelle des Lichtmeß-Bären zu übernehmen, Unsere Vühne bot beinahe die einzige Entschädigung für die erstarrte Geselligkeit, und es that ordentlich wohl, wenigstens im Theater mehr als einen Bekannte» guten Abend und gute ^'acht bieten zu können. Das Repertoir brachte Vieles < darunter manches Neue und auch manches recht Gute. Wir erwähnen nur: Die Neise nach Gratz (Schwank in 3 Acten von Schickh). Prinz und Schuster (Posse von P I ö tz)- Domi, der amerikanische Affe (gegeben von Grotesk-Tänzcr H aj e k), Sylphide (von Therese Kr ones). Der Postillon von Enzersdorf (von Schick b). Dcr Vauer als Millionär (von N a i m u n d). Der tolle Geiger (5^n ll u f fe n b e r g). Die Larlsschülcr (von Laube) «tc el,c. Ein willkommenes Intermezzo bildeten di» lebend.n Bilder der Ge» sellschaft des Herrn Louis Wal ch. Die Gruppirungen: wie Hercules und Omphale: Orest von Eumeniden verfolgt; Ujar und (Zassandra <:lc meist Antiken oder pompejanischen Gemälden nachgebildet, erregten eben so sehr durch die drastische Wirkung der Form und Haltung, als durch den Reichthum und Farbenschwuck des Costumes die lebhafteste Theilnahme. Aber auch diese Proluctioncn fanden vor mehr Raum als Personen, die ihn einnahmen, Statt. Wo sind die schönen Tage Marburgs, in denen bloß auf den Ruf: „Graf Wickenburg dürfte einer Vorstellung beiwohnen," die Eintrittskarten wie Vörsenactien stiegen, wo die Abende. Feicrlichreil ein oder der andern nachrückenden Division oder selbst nur einem Eraänzungstransport unseres heimischen Regimentes am nächsten Morgen das Geleite zu geben? Die Kunstreitergesellschafl des Herrn Emanuel Veranek, Chren-slallmeister Sr. H. des türkischen Sultans, weilte längere Zeit in unsern Mauern und gab im neuen—Tl'eaterban, den sie zum inprovisirten Cir-cus auf das schnellste und sinnigste umstalt.te, 6 Vorstellungen, halb so viele im alten Schauspielhaus?. Daß sich mit einem Personale von mehr als einem halben Hundert Individuen, mit ,„^r als /,0 Pferden, hei dcr glänzendsten Ausstattung an Scenerie und Garderobe etwas Großartiges darstellen läßt, werden mir die verehrten Leser auf das Wort glauben. Leistungen, wie sie Verdier, Wenzlaw, Klein-Perzival. P e-terka. Walter. Hager, Parte. Martini; die Damen Walter. Martini, Perzival. Hajek. Peterka zu Wege dringen, dürften vielleicht im Osten Europa's üaum von der Gesellschaft eines cl« L-i L l,, L u e i'l--,, Knulici'« ele. et<:,, uerjucht wordcn seyn. Zu den gelungensten Gesammtvorstellungen zählen wir Mazeppa, die Räuber in den Abru^n. Napoleon Vuonnvarte. das Zigeunerlager etc.. dann die Jongleur- und athletischen Productlonen und Vcrdiers Exercitien auf dem unge« sattelten Pferde. Herr Joseph Verdier, als brasilianischer Affe Ioko gesehen, erweckt durch die höchste Tauschung wirklich tie Frage: ob die Natur sich nicht eine kleine Verwechselung oder einen Irrthum in der Person erlaubt habe. Ob Herr Veranek seiner hier öffentlich geleisteten Zusage, taK Marburger Theater sammt Lasino ausbauen und übernehmen zu wollen, ' auch in der Ferne entspreche» werde, ist eine Frage, tie wir lieber an den Menschen, a