f,i r Vaterlands Kunst, Wiffcnschaft nnd geselliges Leben< N^ K9« 8««»8t«8 a<5" ii. FKiii«. 1847. Gin trüber Gedanke. ^>^ie Lockungen der Freude dringen Von allen Seiten auf mich ein, Mir aber will es nichc gelingen So rocht vom Herben froh zu seyn. Wie G.'isterstimmcn hör' ich's lieben Durch jede heit're Melodie: Hier Tanz und Spiel und Lust und Leben — Und — anderswo verhungern sie! II. Und zähl' ick meine kargen Bcha'tze. Und dank' icli meinem Gott im Geist. Das, ich getrost zu Tück mich setze, Woran mein Fleis; mich sattsam speist: So will das Vrot nicht recht mir munden, Was gnädig mir der Herr verlieh. Ich hab' es ohne Schweiß gefunden, Und — anderswo verhungern sie! lll. Und schling' ich liebend meine Arme Um Weib und Kind, uin meine Welt, Eo thu' ick's doch nicht sonder Harme. Ich fühle, daß mir etwas fehlt; Ick kann sie schützen vor Entbehren. Welck G.ück! sein Wcib. sein Kind zu nähren — Und — and'erswo verhungern sie! IV. Ich gönne Jedem seine Wonnen, Ich lasse Jedem jeinen Vrauch, Ick habe meinen Platz zum sonnen. Und wünsch' ihn jetem Andern auch. Ich denke mir nie: „Wär' ich reicher!« Dock war' ichs, o, ich wühle: wie? Ich dächte: ,.3)u hast volle Speicher Und — anderswo verhungern sie! V. Mir ist die Kunst ein Gast vom Himmel. Der Rosen uns auf's Leben streut; Nur bangt mir vor dem Kunstgetümmel. Es übertäubt den Ernst der Zeit; Es ist mehr Trunkenheit, als Segen, Ich such' umsonst die Harmonie: Hnr Vlumenyagel, Demantreg.n — Und — anderswo verhungern sie! ') Wir glauben durch Veröffentlichung dieses ausgezeichneten, gemüthreichen und zeitgemäßen Gedichles, welches wir aus der jüngsten > Nummer der Leipziger ,.Il!ustrirten Icilung" entlehnen, unsern l!c» lern eine willkommene poetische Spende zu bieten. Die Redaction. VI. Sie faseln viel von Menschenliebe. Gie streiten über Mein und lein; Sie greifen in das Weltaetrilde Mit Sckülerhänden meisternd ein; Sie streue» gold'ne Sukunftssaalen. 2ie rühmen prahlend, was gedieh, Gie schreiben, spreckcn und berathen. lind — anderswo verhungern sie! VII. Das cben scheucht mir von der Stirne Die eckte, rechte Fröhlichkeit. Was schläft in einem Dichterhirne Zum Troste für die Noth der Seit? Was halfen je noch Reim' und Lieder Dort, wo um Brot der Jammer schrie? — Aus jeder Zeile tönt mir 's wieder: »A ch!— anders woverhungernsie!" H. Gab. Seidl,. Mit und ohne Schnh. Russische Begebenheit, erzählt von L. I e n n , r. <^Iede Nation har ihi'e" bcsoiidl'N'!, Sitten und Ge-biäuchc, ja dieselben lassen sich nicht selten bis zum kleinsten Oic herab und selbst im Kreise einzelner Familien in wechselnden, mannigfachen Nuancen deutlich beobachten. Ueberall biirgern sich Vorurtheile ein, an denen man mit Leib und Seele hängt, und manche Personen sind in einem schädlichen Grade von ihnen eingenommen, verehren sie als prophetische Stimmen und berechnen hienach die Zukunft bis ins Lächerliche. So ist es besonders am heiligen Andreascage z. B. in Polen und Nußland gebräuchlich, daß die Mädchen eines Orres in einem bestimmten Hause zusammenkommen, um dem verführerischen Sterne des Aberglaubens die Enthüllung des Geheimnisses wegen ihrer einstigen Ehemanner abzulocken. Es werden z. B. einer Gans die Augen verbunden, sie sodann in den geschlossenen Madchenkreis gebracht und jene Jungfrau, welche von der blindcn Gans gezwickt wird, soll sich des Glückes erfreuen dürfen, noch im Laufe des Jahres in das Ehejoch zu kommen. In andern Häusern vertheilen die Mädchen unter sich ein gewisses Brot, dann werden die Stückchen rund um die Tischplatte gelegt; nun läsit man einen Hund herein, welchem befohlen wird, er solle jedes einzelne Brot beschnufeln und sich eines zur Befriedigung seines Gaumenkitzels erkiesen. Die Eigeuthümerin jenes 74 Stückes, das unser vierfüßiges Orakel sich erwählt, wird von ihren Eaineradinen als Diejenige begrüßt, «reiche vor Alle» in den Brautstand kommt. In einem polnischen Hause zu Volhynien in Rußland hatte sich am Tage Andreas eine Anzahl junger Madchen und Herren versammelt; man plauderte Anfangs von gleich.-gültigen Dingen, zog manchen ehrlichen Namen rücksichtslos durch die unerbittliche Hechel lind drosch die buntesten Aeh-ren mit der geläufigsten Zungentaktik. Hierauf erinnerte man sich an den eigentlichen Zweck der Zusammenkunft, nämlich, das; heute der Tag sey, der den verhängnißvollen Schlüssel zur Befragung der Zukunft mit sich führe. Es wm'de zum Werke geschritten. Jegliches Mädchen bückte sich, um den rechten, wie sich's versteht, zarten, kleinen Fuß seines Schu-hes zu entblößen, worauf ein sehr bereitwilliger Adonis die ganze lederne Sammlung in Empfang nahm und sie sammt und sonders aus dem Fenster warf. Schnell rannten die Herren, welche sich im Zimmer befanden, zur Thüre hinaus, und bald kamen sie, jeder mir einem dei Schuhe belastet, wieder zurück. Nun mußre jedes Mädchen ihren Schuh suchen und der Herr, bei welchem sie denselben fand, konnte sich nach Belieben der angenehmen Hoffnung hingeben, ihr künftiger Gemahl zu werden. Aber ach! manche Hoffnung ist ein Tranmvogel, ein Spinnengewebe, das der leiseste Westhauch zerrüttet. Unter sämmtlichen Schuhen kam ungeachtet des emsigsten Nachsu-chens ein einziger nich5 zum Vorschein, ein fataler Schuh, welcher gerade der Tochter des Hauses, die sich schon recht auf einen Lebensgefährten gefreut hatte, angehören Mllßte. Das Mädchen hegre zwar insgeheim den Gedanken, ein feiner Schelm gebe den Schuh aus gewissen Gründen nicht heraus und nahm es sich anticipando vor, den Frevler die-sen Spaß durch den ehelichen Pantoffel gewist büßen zu lassen; dennoch blieb sie einer peinigenden Verlegenheit bloß-gestellt, denn solch ein Ereigniß wurde von Jung und Alt im Orte als ein ungünstiges Omen betrachtet. So oft nun ein junger Mann in das Haus ihrer Aeltern kam, tanzce ihr immer das Herz voll seliger Hoffnung und Schadenfreude, indem sie gewißlich glaubte, daß sich der eingetretene Herr als redlicher Finder des abhanden gekommenen Schuhes bekannt geben werde, eine Erwartung, von der sie zu ihrem Leidwesen stets zum Besten gehalten wurde. (Fortsetzung folgt,) Das zweite Gesicht. NoveUete. ( S ci> l ü si.) »Von dieser Ecke aus lief ich nun Gallopv, so schnell ich vermochte, um meinem Freunde in dein blauen Mantel zuvor zu kommen. Als ich wieder in die andere Straße kam, sah ich, obschon ich wenigstens 2 — .', Minuten gewonnen haben mußte, die Gestalt, anstair sie vcn der Seite herkommen zu sehen, wo ich sie verlassen hatte, ganz unbefangen und bedächtig in der Richtung weiter gehen, die ich gewöhnlich nach meinem Hause einschlug. Wir hatten nun noch drei Straßen bis ;u dem Hause der Witwe Gent' ner und obschon sie sämmtlich ziemlich schmal waren, so schlug ich doch gewöhnlich die breiteste davon ein. Auf del linken Seite jedoch befand sich ein Gäßchen, welches a» dem schon erwähnten Material-Laden vorüber führte und durch welches man wenigstens um ein Viertel des Weges näher kam, und ich war jetzt von Empfindungen, die ich nicht beschreiben kann, so überwältigt, daß ich beschloß, den kürzesten Weg einzuschlagen und so schnell zu laufen, als ich konnte, nm nach Hause zu kommen und mich einzuschließen, ehe die Gestalt in dein blauen Mantel die Thüre erreichte. Fort schoß ich daher, durch das schmale Gäßchen hinab, wie der Blitz; als ich aber an die Ecke t>nn, wo sich der Material-Laden befand, da erreichte mein Entsetzen den höchsten Gipfel, indem ich dieselbe Gestalt schon an den geschlossenen Fenstern der Eisenwaren-Handlung vorüber geben sah, und ich blieb stehen, während mir das Herz klopfte, als wenn es mir die Nippen zersprengen wollte." »Mit fast ans dem Kopfe heraustretenden Augen und indem ich das Licht der Laterne in gerader Richtung auf die Gestalt fallen ließ, schaute ich nach ihr hin und sah. wie sie ganz gelassen nach meiner Thüre ging, still stai.d, sicl) nach dem Hause herumdrehte, die rechce Hand iu die Tasche steckte und den Schlüssel zu suchen schien. Der Schlüssel kain znm Vorschein, die Gestalt bückte sich, gerade wie ich es gemacht haben würde, nachdem sie ein wenig nach dem Schlüsselloch gesucht; die Thüre öffnete sich, die Gestalt ging hinein und die Thüre schloß sich augenblicklich wieder." »Wenn Ihr mir die ganze Welt geschenkt hättet, so hätte ich mich doch nichr entschließe» l-öinici,, der geheimniß' vollen Gestalt zu folgen, nnd ich rannte fast wie ein Wahnsinniger nach dem Hanse des Herrn S^'' zurück, in der Absicht, ihm zu sagen, was ich gesehen." „Auf mein Klingeln an der Hauschüre erschien das Hausmädchen jehr bald, welches mein wildes, verstörtes Gesicht mit Ueberraschmig betrachtete. Sie sagte mir jedoch, daß der alte Herr zu Bette gegangen und sie ihn nnter keiner Bedingung aufwecken dürfe, und da ich entschlossen war, nicht nach Hause zu gehen, aber auch nicht Lust hatte, die ganze Nacht hindurch auf den Straßen von Hamburg herumzulaufen, so überredete ich das Madchen, wiewohl mit Mühe, mich in dem Salon sitzen zu lassen, bis ich am Morgen mit Herrn S*^ sprechen könne. — Ich will Euch nicht mit der Beschreibung der Art anfhalten, auf welche ich diese Nacht hinbrachte; als aber mein Freund am nächsten Morgen eintrat, erzählte ich ihm Alles, was vorgefalle» war, und entschuldigte mich vielmals für die Freiheit, die ich mir genommen, die Nacht in seinem Salon zuzubringen." „Er hörte mich ernst an und seine erste Frage w^' sehr natürlich die, ob ich auch wirklich stracks nach Hanse gegangen wäre, ohne in einem der Häuser einzukehren, >ro starke Getränke verkauft wurden. Ich versicherte ihm feier--lich, daß nichts über nieine Lippen gekommen sei?, als die Tasse Kaffeh, die ich in seincm Hause getrunken. Das Mäd- — 75 — chen wird es bestätigen, sagte ich, daß ich nicht über drei Viertelstunden fort war, als ich wiederkam." „Nun, mein junger Freund," entgegnete er, „ich glaube Euch vollkommen; es passiren uns im Leben zuweilen seltsame Dinge, und dieß scheint eins zu seyn; jedoch wollen wir etwas frühstücken und dann gehen und nachforschen." »Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nnd gingen nach meinem Hause, während ich unterivegs alle mit meiner Geschichte in Verbindung stehenden Punkte andeutete. Als wir das düstere, alte Haus mit seiner verzierten Fa^ade erreichten, wollte ich gleich auf meine Thür zugehen, aber Herr S^^ sagre: „Wartet, wir wollen erst ein Mal mir Eurer Wirrhin sprechen." Dein gemäß gingen wir zur andern Thüre hinauf, zur Winve Gentner. Die Frau war ,ehr stolz auf den Besuch einer so ausgezeichneten Person, wie Herr S^^ ,v^ ^nd beantwortete seine Fragen mic gebührendem Respect. Die erste war eine in jener Gegend von Deutschland sehr häufige, nämlich: ob sie gut g^chlafcn habe? Sie versicherte ihm, daß sie vollkommen wohl gernhr habe, und er fuhr dann mir etwas eindringlicher Miene forr zu fragen, ob sie durch Nichts in der Nacht gestört worden sey? Sie schien sich nun plötzlich zu besinnen und antworrete: »Jetzt, da Ihr mich fragt, erinnere ich mich, daß ich etwa um l l Uhr, glaube ich, durch ein Geräusch auf der andern ^eire der Wand erweckr ward; ich glaubte aber, Herr Z-^' hätte seinen Tisch oder so Etwas umgestoßen und wendete mich daher auf die andere Seire und schlief wieder ein." „Da ein weiterer Aufschluß nicht zu erhalten war, so gingen wir wieder auf die Straße hinab, und ich nahm meinen Schlüssel heraus, öffnete die Thüre und wir rracen ein. Das Herz klopfte mir ein wenig, als wir die Treppe hinaufstiegen, aber entschlossen, keinen Mangel an Muth zu ven'athcn, offnere ich rasch die Zimmerthüre." — „Der Anblick, der sich mir nun darbot, bewog mich. gleich an der Schwelle stehen zu bleiben, denn auf meinem Bette, wo ich gelegen haben würde, lag die ganze Decke von diesem Theile des Zimmers, Genienbeine, Blumenkörbe, Waldgötter und Alles, und die Wucht, mir der die schweren Massen herabgestürzt waren, war so groß gewesen, daß sie die sehr dauerhafte Bettstelle zerschmettert hatte. Da ich nicht glaube, daß mein Kopf aus festeren Stoffen besteht, so ist es wahrscheinlich, daß ich eben so gut zerschmettert worden wäre, als das Bert, und ich danke Gott noch jetzt, daß er mich damals behütete. Alles, was mein gurer, alter Freund darüber >agte, war: „Sehr glücklich weggekommen ! Hattet Ihr gestern Abend in diesem Bctte geschlafen, so warer Ihr heuce todt!" — Obschon Doccor der Philosophie, wagte er doch nicht, Vermuthungen über die sonderbare Erscheinung anzustellen, die ich die Nachc zuvor tM'chcu, sondern Ind mich ein, meine Wohnung in seinem Hause zu nehmen, bis mein Zimmer hergestellt sey und erwähnte niema!s das Erscheinen meines Doppelgängers wieder." »Ich habe bloß hinzuzufügen, daß ich von dieser Zeic cm, bis auf den heutigen Tag, was nun zwischen 50 und 60 Jahre sind, mich niemals anders wieder gesehen habe, als in einem Spiegel." Der junge Mann hatte hiermit seine Erzählung beendet; die Gesellschaft debattirte noch eine Zeit lang über das wunderbare Ereigniß, nur der alte Doctor blieb stumm und wiegte ungläubig das Hauvi, als einige Damen lhn neckend fragten, ob nun sein Unglaube an übernatürliche Erscheinungen bekämpft sey? — ^ Brosamen aus der Vergangenheit. In der „Wiener Zeitschrift" lesen wir: Dasi schöne Frauen von vielen Männern zugleich angebetet werden, dergleichen Fälle har es zu allen Zeiten genug gegeben ; daß Frauen ihre Anbeier mit einem gewissen Tact von sich ferne halten rönnen, vorausgesetzt, daß sie wollen, davon liefert die ältere und neuere Zeit hinlängliche Beweise; daß aber Frauen ihre Courmacher ;um Besten des Staates verwendeten, davon wollen wir ein Beispiel erzählen: Um das Jahr 1575 lebre in Frankreich eine Dame, Magdalena Seneterre genannt; sie war die Witw? eines Herrn von Miraumont. Magdalena war eine der reizendsten Frauen und erfreute sich daher einer sehr großen Anzahl von Anbetern; obwohl sich keiner von Allen einer besonderen Gunstbezeigung rühmen konnte, so wußte sie doch die ganze Schaar so zu fesseln, daß Alle treu aushielten und jeder Einzelne sein Blut und Leben für sie geopfert hätte. Da zu jener Zeit das Land durch innere Kriege beunruhigt wurde, so gerieth Magdalena, die eben so tapfer, als schön und anmurhig war, auf einen sonderbaren Gedanken. Sie versammelte an einem Tage alle ihre Anbeter um sich und sagte zu ihnen: „Meine Herren! jeder Einzelne von Ihnen hat es mir nicht ein Mal geschworen, daß ich ihm das Theuerste auf dieser Erde sey und daß er mich nie verlassen werde; ich will mich nun überzeugen, ob Ihre Worte in der That der Dollmersch Ihrer Gefühle, oder nur yohle Redensarten gewesen Ich ziehe in den Krieg — wollen Sie mir folgen?" „Wir folgen!" riefen ohne Anstand die Herren. Die Dame nickte ihnen lächelnd den Dank zu und schritt augenblicklich zur Ausführung ihres Planes. Sämmtliche Liebhaber, sechzig an der Zahl— erschrecken Sie nicht, meine liebenswürdigen Leserinen — wurden in eine Compagnie rangirc, Magdalena stellte sich an ihre Spitze und führte sie als Befehlshaberin zur königlichen Armee nach Au-vergne. Das kleine Geschwader erhielt den Namen: „Die Liebhaber-Compagnie" (l'olnpnnine ll' ^mour) und verübte, selbst nach dem Zeugnisse des ' königlichen Commandanten Monral, Wunder der Tapferkeit. Wir wünschen, daß unsere liebenswürdigen Leserinen, nach dem Beispiele dcr schönen Französin, die Neigung ihrer Anbcrer, wenn deren Zahl auch etwas unter sechzig seyn sollre, auf eine eben so tugendhafte, als allgemein nützliche Probe stellen mögen. Es gibt unzählige Gelegenheiten zum Wohlthun und es wäre kein uninteressanter Anblick, wenn eine Dame jetzt mit ihrem Liebhaber - Geschwader im Thea-cer bei einer Wohlchätigkeils-Vorstellung erschiene, oder ihren Untergebenen den Auftrag ertheilte, die Stuben der ver-ichämcen, in Verborgenheit lebenden Armuth aufzusuchen und dorr alo Helfer in der Noch zu erscheinen. Auf sclche Weise könnten die Frauen am besten erfahren, ob die Leidenschaft der Herren eben so rein und uneigennützig sey, als sie es aewöynlich beschworen. W W - 56 - Der alte Held Blücher war nicht sonderlich der Feder geivachsen. Einst von oben herab aufgeforderr, die Verwendung von 109.000 Thalern näher zu begründen, fasire er seinen lakonischen Berichr in folgendem Sahe zusammen: „Einnahme 100.000 Thaler, Ausgabe »00.000 Thaler. Und wer's nichr glaubr, ist ein Schurke!" Feuilleton. Thalber^ — feierte kürzlich im Haag einen ^längenden Triumph. Er gab daselbst ein Concert für die Armen, und nie, sagt man, har das Thearer im Haag eine so zahlreiche und glaubende Gesellschaft gesehen, als an jenem ?lbe»de. Die gan^e königliche Familie war zligegen. Nachdem Thalberg ein Stück vorgetragen harre, trat er hinrer die Coulissen, wo ihn zwei Kanmierhcrren des König? erwarreren, die ihm eine mir Brillanten besetzte Ta-bali^re und einen ^)rden überreichten, den er, dein Wunsche des Königs gemäs;, sor'err anlegen sollr.'. T !><'l b e rg rhar es und als er mit dem O-den iin Kuopfloche vortrat, um ein anderes Stück zu wielc"?, bemerkten die Anwesenden, was geschehen war, erhoben sich wie ei» Mann, wendeten sich nach der königl. Loge und begannen so enthusiastisch ihre Freude zu äußern, wie man es vou den ruhigen Holländern nie erwartet härte. Bestrafter Nanbversuch. — Im Walde unweit Modern lebce ein wackerer Förster mit seiner Gattin allein. Als er sich unlängst Geschäfte halber entfernen mufue, übergab er ihr sein geladenes Gewehr mit dem Bedeuten, dasselbe abzuschieben, wenn sie seiner bedürfe. Bald darauf bar ein bärtiger Mann lim Einlast in da) H.niö, an dessen Stimme die Föisterin ihre Hebamme zu erkennen geglaubt harre. Der Barrige forderte die Försterin unter Drohungen zur Bezeichnung des Orres auf, wo ihre Habseligkeicen aufbewahrt seyen. Das obere Zimmer angebend, führrc die Frau den Räuber hinauf, welcher sogleich hineinsprang, worauf die Försterin hinter ihm zuschlosi, hinabeilre und das Gewehr abfeuerte. Ohne auf ein Gerausch drallsten zu achten, erwartete sie die Nückkunfr des Försters, welcher bald mir seinen Leuten erschien und einen Leichnam brachte, in den, man den Sohn der Heb-amme erkaunre, welcher uon der zum Fenster hinaus libgeschoffenen Kugel gerrosfeu war. Hierauf stieg der Forste', in da5 obere Srockwerk. Der verkappre .Räuber, der trotz d^ Barre) sicl) als die Hebamme erwies, harre sich an einem N,'.gel aufgehängt. Die Wiederbelebungsversuche an Mutter und Sohn waren erfolglos. Die könisslichc Burg in Ofen - wird aufs Großartigste renomrr und erweitert weiden. Es sollen hiezu 190.000 fl. C. M. angewieseu worden seyn. Eorrefpouden; vom Lande. K r a i n b u rg am h. Mär; l8?<7, Vor Itz Tage» ging an den, bekannten >,<'^>>!,x>ib< als inan sie s,it Menschenge-denken auf demselben nickt gesehen. — Im ersten Augenblicke wurde zwar die sogenannte Winterstraße durchgeschaufell und für die Passage ge-sorat; allein der Umst.ind, daß es mit jedem Tage zu erwarten steht, daß auch von der rechtieiligen Berglehne die Lawine herabstürzen wird, lies; befürchten, das» ein Eintreten dieses Falles die hier ohnebin cnge Thalschlucht ganz mit Hchnecmassen überdecken werde, welche entweder die Passage über den Loibl vielleicht auf mehrere Wochen gesperrt haben würde, oder es hätte die V>seiti„img einer so enormen sckneemasse un-verhältnisimäszig arosze Ausgaben erfordert. — Pei diescm kritischen Sacbueryalle hat sich nun daß strasien - Personale dahin entschieden, durch die felsenfeste, compacte erste, vor Itz ülagen gegangene Scbnee- lawine des linken Beraabhanges cincn Tunnel zu graben. Im erste« Auaenblicke scheint der Gedanke eines unterirdischen lunterschneeiscken) Ganges etwas Widersinniges zu haben, allein die Ueberzeugung in l!oc« lehrl es anders, und nur ein kleiner Peweis, wie fest der Schnee der Lawine iN, liegt in dem Umstand», das! an der Durchstollung von 60 Klafter durck volle 12 Tage gearbeitet wurde.— Die Passage ist, laut einer eben an das Slrasjen - Kommissariat zu Krainburg eingegangene« Anzeige, fertig geworden und dem öffentlichen Verkehre geöffnet, und Sonntag früh werden sich die k- k. Hlrasiencomimssariats - Beamten von hier dahin begeben, um diesen Eistunnel in l.'oco zu besichtigen, worüber dann ein Bericht folgen soll. — Uebrigens ist der Tunnel ganz gefahrlos und dürfte sich vielleicht bis Ende Mai d- I. erhalten. Wahrscheinlich wird im laufenden Jahre durch die Sommerszeit über die Ninterstraße gefahren werden, denn cs läßt sich nicht voraus bestimmen, bis wann die unermeßlich hohen Sckneemassen sch»,,lzen werden. — Für Jeder« mann, der Sinn für außerordentliche Naturereignisse hat, ilt dieser nor« discke Eispallast mit scinen schimmernden Eisstalaktilen interessant. H- Kronbcrg. Tlieater in Laibach. ! Daö Thcal.ilescrac dieser Woche kann nicht viel N^um einneh« men, indem das N>v>rtoir zwei Neprtten ausw.iöt. die wir billig über» gehen. Die erste dieser Reprisen war Schiller's „Jungfrau von Or° leane», g.-yeben Montag am 1- März. Dlle. Spengler debutirte in der Titelrolle, worin in der frühern Vorstellung Dlle. Kohrner auftrat, welche dießmal die Agnes Sorel vorstellt.; sonst blieb die Besetzung dieselbe Dlle. Spengler wurde nach jedem .'lctschlusse gerufen. Das; Agnes Sorel durch alle Acte in eine», und demselben Anzüge herumlief, wirkte etwas störend ein. ^- Dinstag am 2. März: „Die Müllerin von B»r-gos,« Vaudeville in 2 Acten, nach dem Französischen von I. Kuppel» wieser, Musik von E u p p «. Das nette Siugstücl ist une seit dein vo« rigen Jahre bekannt. Dlle- Antonie (öalliano war als Susanne wieder ganz an ihrem Platze, sowohl in gesanglicher, als darstellender Beziehung; aber auch Herr O r a m b a ct> machte aus seinem Atarchese von Earabas den drolligste», geitzigen Hagestolz- Glatt Herrn Gott< dank übernahm Herr Schnitzer die Rolle des E^lieutenaots Don Astolpho. Der Graf von Talaveras war durch Herrn Buckwald, d<< Donna Amarantha durch Mad. V l u >n a u e r entsprechend besetzt. --Mittwoch am 3. Mär,'. „Der dreizeknle November.» dramatisches Seec l.naemäli'e von C. (« u tz k o w- Wir haden uns bei der ersten Aufführung dieses Stückes über dessen Werth, !o wie über die DaNl.-Uer genügend ausgesprochen- Alle die drei genannten Stücke zäbilen nur mäßigen Theaterbesuch. — Donnerstag am ergetzliche Verwechselunge», leichte Schürzung und wirksame ^cenirung. selbst Gemüth nicht abstreiten. Es hat unendlich und zwar mit Recht gefallen, weil auch der Darstellung nichts Erhebliches eingewendet werden kann. Die zwei Wechselagenten mit ihren junge», verliebten Frauen sind recht gut gezeichnet. Herr Thon,«, a>5 Wechselagent Kreisl.r. ließ nichts z» wünsche» übrig und Clara, seine Frau. fand durck Dlle. A ! e r a n d r i n e E a l I i a n o eine sehr liebenswürdige Nerräsenlirung. auch Dlle. Kohrner, als Lucie, spielte nett und anständig. Herr Buckwald gab den August Waldheim mit salonmäßigem Anstande. Hierauf folgte das alle bekannte Vau« deville: ,,Ratavlan, der kleine Tambour," in > Aufzuge, von Pillwitz-D»e A n t on i e C a l l i a n o, die in der Titelvarlhie auftrat, entsprach diesimal den gehegten Erwartungen nicht. — Je nun. es gibt Rollen, die den besten Künstlern nicht zusagen, während weit minder Begabte sie zu», Entzücken darstellen, lluch war die Sängerin nicht a», besten bei Stimme. Dlle. Antonle Ealliano verliert durch den ihr minder gelungenen alten Knabe» Ratapla» nichts. Herr Grambach spielte und sang als der biedere, alle Hergeant Grosjkanon zu vielem Beifalle, un» Mad. Grambach nahm sich als Pfeifer Caprice recht gut aus. Aus Soldatenwitwe Malton, und Dlle. Mayerhof c r, als Therese, verdienen Erwähnung. Herl Moldt schien auf de« Wirth Tirebouchon nicht viel Aufmerksamkeit verwendet zu haben; der ^, gute Oastwirth schien dem Manne in >'l'usl,»(l'!!i nicht geringere A«^ merksamkeit zu schenken, als eine», verdächtigen Zecher, der mit der Zeche abzufahren sinnl. Das Theater war sehr ansehnlich gefüllt. Leopold Kordesä!. Verleger: Ignaz Alois Odl er v. Kleinmayr.