Sehlusswort nach der Consecrationsfeier der neuerbauten Vorstadtpfarrkirche zur hi. ALaria in Marburg. Ein kirchenhistorischer Beitrag zur Localgeschichte der Stadt Marburg. Von Dr, Josef Pajek, Mit Druckerlaubnis des hochwiirdigsten F.-B. Lavanter Ordinariates vom 19. August 1900, Nr. 2985. Marburg, 1900. Im Verlage des Verfassers. — St. Cyrillus-Buchdruckerei. Sehlusswort nach der Consecrationsfeier der neuerbauten Vorstadtpfarrkirche zur hi. Maria in Marburg. Ein kirchenhistorischer Beitrag zur Localgeschichte der Stadt Marburg. Von Dr. Josef Pajek. Mit Druckerlaubnis des bodiwurdigsten F.-B. Lavanter Ordinariates vom 19. August 1900, Nr. 2985. /V\arburg, 1900. Im Verlage des Verfassers. — St. Cyrillus-Buclidruckerei. Nr. 2985. Kirehliehe Druekerlaubnis. An den hochwurdigen Herrn Dr. Josef Pajek, Domcapitular Fur das mit geschatztem Begleitschreiben vom 15. August vorgelegte Manuscript: «Schlusswort nach der Consecrations- feier der neuerbauten Vorstadtpfarrkirche zur hi. Maria in Marburg« wird im Sinne der apostolischen Constitution »Offici- orum ac munerum« ddo. 8. Kal. Februar. 1896 die erbetene kirehliehe Druckerlaubnis recht gerne ertheilt. F.-b. Lavanter Ordinariat in Marburg, am Feste des hi. Joachim, des Vaters der allerseligsten Jungfrau Maria, den 19. August 1900. m Marburg. f Michael, Fiirstbischof. Dedication. »Was kann ich entgegenthun dem Herrn fiir Alles, was er mir gethan? Den Kelcli des Heiles will ich ergreifen, und den Namen des Herrn ausrufen. Meine Geliibde will icli losen dem Herrn angesichts seines ganzen Volkes. Kostbar in des Herrn Augen ist der Tod seiner Heiligen. Ja, o Herr, denn ich bin dein Knecht und Solin d e in er Magd.« (Psalm 115 , 12 - 16 ). iti i j Sehlusswort, gesprochen am 12. August 1900, nach unter dem 11. August 1900 erfolgter Consecration des Hochaltares und der Kirche, und nach Vollzug der Consecration der beiden Seitenaltare am 12. August 1900, als das allerheiligste Sacrament mit dem Gnadenbilde Maria, Mutter der Barmherzigkeit, um 4 Uhr nach- mittags in feierlicher Procession aus der provisorischen Noth- kirche in die neuerbaute Marienkirche feierlich ubertragen wor- den war. Leitspruch: »Allen hier fromm Eintretenden und andachtig Betenden sei, o Maria, im Leben der Meeresstern und im Tode die Himmelspforte«. Diese Insclirift befindet sicli auf dem Marienbikle, welches im Goldglanze stralilend den An- kbmmling vom Giebel der neuen Marienkirche zu Marburg schon in die Ferne grufit. G-egenstand: Geschichtliche Ubersicht iiber den Werdegang des nun zum Abschlusse gelangten monumentalen Kirchenbaues hi. Maria zu Marburg. I. Kirchliche Mafinahmen zur Abwendung der Christen- verfolgung in China. Das Viti. »Kirchliche Verordnungs-Blatt ftir die Lavanter Diocese« vom 1. August 1900 brachte unter Nr. 50 das Schrei- ben Seiner Heiligkeit Papst Leo XIII. vom 10. Juli 1900, ge- richtet an den Cardinal - Generalvicar Respighi, welches also beginnt: »Die traurigen Ereignisse in China, die einander fol- gen, erfiillen nicht nur Unsere Seele mit Schmerz ob so vielen vergossenen Menschenblutes, sondern machen Uns liber alle Maben besorgt um das Loos der dort bestehenden aposto- lischen Vicariate, und wegen der Gefahren ftir die Missionare -S- 8 und Christengemeinden, die sieh den hartesten Priifungen, und dem Opfer ihres Lebens ausgesetzt sehen ... Es ist darum Unser lebhafter Wunsch, dass Sie Herr Cardinal, sich an alle religiosen Genossenschaften wenden, und sie an die Noth- wendigkeit, demiithige Bitten an den Allerhochsten zu richten, erinnern, auf dass Er, Gedanken des Friedens und der Ein- tracht einflofiend, den Verheerungen und dem Gemetzel ein Ziel setze«. Hierauf folgt nachstehende Anordnung des hochwiirdig- sten fiirstbischofliscben Ordinariates: »Dementsprechend wird hiemit auch fiir die Lavanter Diocese die Anordnung getroffen, dass beim Sonn- und Festtaglichen Gottesdienste bis Ende August 1900 nach der Predigt gemeinschaftlich ein Vaterunser und Gegriifiet seist du Maria auf die Meinung gebetet werde, dass sich Gott der bedrangten Kirche in China erbarme, die frommen Bekenner des Glaubens starke, und endlich jenen Frieclen wieder gewahre, den uns Jesus Christus zu geben versprochen hat.« II. Die ersten Missionsversuche in China. Der erste, der in China das Christenthum mit Erfolg ge- predigt hat, war der Franciscaner Johannes de Monte Corvino; er wurde vom Papst Clemens V. zum Erzbischof von Peking ernannt und starb 1330. Nach ihm wollte das Werk der Bekehrung Chinas der hi. Franciscus Xaverius aufnehmen. In Navarra in Spanien 1506 geboren, war er mit allen naturlichen Anlagen eines Volkerapostels ausgestattet. Franz besafi einen kraftigen Korper- bau, ein lebhaftes und feuriges Temperament, einen hohen, Alles erfassenden Geist, grobe Liebe zur Wissenschaft, eine bewunderungswtirdige Energie des Willens, kiihne Uner- schrockenheit, heiteren Sinn, und ein einnehmendes, grazioses Wesen, verbunden mit entschiedenem Abscheu gegen Alles Gemeine. An der Welt hieng er freilich noch. III. S. Ignatius gewinnt den hi. Franz von Xaver fiir die Ausbreitung des Reiches Gottes unter den Heiden. Wie Gott sein grobes Werkzeug fiir die Mission in In- dien und China auch davon frei gemacht, das erzahlt uns P. Franz Hattler S. J. in seinem »Wanderbuche«, II. Bd., Dussel- dorf 1884 auf S. 116 und 117 also: 9 »Es war in Pariš. Da ist ein junger spanischer Edelmann iiber die Gasse gegangen; kommt ihm ein Mann entgegen, der etivas krumm geht. Wie sie bei einander vorbeigehen, schaut der Mann ernst und tief dem Jiinglinge ins Auge und sagt nur: — Franz, was niitzt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaden leidet? — Sagt es und geht weiter. Der junge Herr lacht und geht auch weiter. Nach einiger Zeit begegnen sich die zwei wieder und der Mann schaut ernst und tief dem Jiinglinge ins Auge und sagt nur: Franz, was niitzt es? — Der junge Herr lacht und geht weiter. Aber er lacht nicht, wie er ein drittes Mal dem Manne in die Niihe kommt, sondern er weicht unwillig aus und will nichts horen von der ernsten Frage: Was niitzt es? Aber wie er aus- weicht, hort er die Frage von seinem Innern heraus an sich gestellt: Franz, was niitzt es? — Er geht rechts und geht links, geht unter die Kameraden und dann wieder ins stille, einsame Zimmer; aber uberall ist es, als hore er wie geheimnis- volles Lauten aus der Tiefe die Frage: Was niitzt es? — Tie- fer Ernst legt sich wie ein Schleier um sein junges Angesicht und je langer er der Frage nachsinnt, desto siifier scheint ihm der Ton des stillen Glockleins und desto langer muss er ihm zuhoren. Bald nachher sucht er den krummen Mann auf, lasst sich von ihm noch Weiteres sagen und fragen, steigt noch tiefer hinab ins eigene Herz und hoher hinauf zum Himmel, um Gott zu gewinnen und ins Herz zu bringen; und wie er ihn gewonnen, lasst er Vater, Mutter, Spanien und Europa hinter sich und tragt und bringt Gott zu den Heiden hiniiber nach Indien und Japan, sich selbst aber nach seinem Tode in den Himmel, und wir sagen jetzt zu ihm: Heiliger Franciscus Xaverius, bitt fur uns, und zu jenem Anderen: Heiliger Ignatius, bitt fiir uns!« IV. Missionsthatigkeit und seliger Tod des hi. Franciscus Xaverius. Mit einem Glocklein in der Hand sammelte er die Jugend zum Unterrichte und gewann durch dieselbe auch die Herzen der Eltern. Er durchzog die weiten Strecken Indiens und durch- wanderte die benachbarten Inseln, allein, dies Alles geniigte ihm nicht. Sein gewohnliches Gebet war: »Herr, gib mir Arbeit, recht viel Arbeit, noch mehr Arbeit!« Von einem Japanesen, den Franz Xaver getauft hatte, liefi er sich bewegen 1549 Japan zu besuchen. Wohl bekehrten sich Viele: allein die Japanesen fanden es auffallig, dass eine Religion, die walir und vorziiglich sei, in China unbekannt ware. Dies bewog den Heiligen, nach China zu gehen; allein er starb angesichts des Reiches der Mitte auf der Insel Santschao, in der Bucht siidostlich von Kanton. Sein Leib wird bis auf den heutigen unversehrt zu Goa in Indien aufbewahrt. * V. Heiligsprechung des Franciscus Xaverius; die Sprachenfrage. Xavers Beatification geschab durch Papst Paul V. den 25. October 1619, seine Heiligsprechung durch Papst Gregor XV. den 12. Marž 1622. Da der Tod diesen Papst an der Aus- fertigung der Canonisationsbulle hinderte, so wurde diese erst durch seinen Nachfolger Urban VIII. den 6. August 1623 publiciert. Ausdriicklich wird in den Canonisationsacten neben den vielen anderen Wundern, die Gott durch Xaver wirkte, auf die ihm verliehene Sprachengabe hingewiesen, die sich in mannig- facherWeise auSerte, bald so, dass er die zur Predigt nothigen Sprachen wunderbar schnell erlernte, bald so, dass er die Spra- chen von mehreren Volkern so rein und fertig sprach, als ware er bei ihnen geboren und erzogen worden, bald, dass, wenn Leute verschiedener Nationen zugleich ihn predigen horten, Jeder in seiner Sprache ihn verstand. Jawohl, wo christliche Nachstenliebe herrscht, da ist die Sprachenfrage bald gelost. Wo aber der christliche Glaube gleichsam verwelkt ist, und an Stelle der Liebe die Fntfrem- dung getreten ist, dort versteht man sich nicht, weil man sich nicht verstehen will. Der Heilige Vater Papst Leo XIII. betont im Rundschreiben »Sapientiae christianae« vom 10. Janner 1890 diese Wahrheit sehr nachdriicklich. »Die Ruckkehr zu den weisen Lehren des Christenthumes und eine vollige Umgestaltung der Lebensweise, Sitten und offentlichen Einrichtungen nach seinen Vorschrif- ten werden taglich dringender . . . Mit dem Verfalle der christ- lichen Einrichtungen und Sitten stiirzen auch nothwendiger- weise die starksten Fundamente der menschlichen Gesell- schaft ein«. VI. Erbauung der Xaverikapelle am Dom von Marburg. Die Verehrung des hi. Franciscus Xaverius verbreitete sich alsbald auch in unsere Gegenden. So wurde im Jahre 1715 die Xaverikapelle an der Siidseite des Domes von Mar- * Einen eingehenden Bericlit brachte darilber das »Vaterland«, Nr. 322 des Jahres 1890. -i-11 -i- burg angebaut, und mit einem schonen Olgemalde ausgestattet, welches auch noch gegenwartig als Altarblatt unter den Kunst- schatzen des Domes einen hervorragenden Platz einnimmt. Das Bild stellt den Heiligen dar, wie er mit der Priesterstola geschmiickt vom Himmel herab schwebt und der durch Pest, Hunger und Krieg heimgesuchten, in Ruinen liegenden Stadt Marburg als Retter Hille bringt. Im Rahmen des Bildes befinden sich drei Medaillons: 1. Links. Ein Krebs bringt dem Heiligen das verlorene Kreuz. 2. Rechts. Xaverius predigt den Heiden. 3. Ober dem Hauptbilde: Tod des Heiligen am Seegestade. Zwischen diesem Medaillon und dem Hauptbilde liest man des heiligen Lieblingsspruch: «0 Deus meus, ego amo Te« »O mein Gott, ich liebe dich«. Die Wande der Kapelle sind mit folgenden Fresken und Spruchen geziert: I. S. Ignatius sendet den hi. Franciscus nach Indien. II. S. Franciscus besteigt das Schiff nach Indien. III. S. Franciscus predigt den Kleinen in Goa. IV. S. Franciscus tauft Indianer. V. S. Franciscus erwecket vier Todte zum Leben. VI. S. Fran¬ ciscus besucht in Meli Apur das Grab des heiligen Apostels Thomas. VII. S. Franciscus taucht das Kreuz in das Meer und der Sturm legt sich, die Welle entreibt ihm das Kreuz. VIII. Ein Krebs bringt das Kreuz. IX. Fahrt des hi. Franciscus nach China. Als ich am 10. August 1900. um 9 Uhr vormittag bei bester Beleuchtung das Hauptgemalde genauer besichtigte, gewahrte ich auf der Kreisflache einer ungesturzten Saulenbasis einen osterreichischen Doppelaar mit folgender Aufschrift, die vorn zum Theile vom Rahmen verdeckt ist: S. H. V. H? E? R. K. M. R. I? R? R? V. H. P. M. Die letzten zwei Buchstaben schei- nen allenfalls auf einen Parochus Marburgensis hinzudeuten. Am Scheidebogen der Kapelle liest man die Inschrift: »In ho- norem divi Francisci pestis et ignis patroni nostri ornata«. »Zu Ehren des heiligen Franciscus, des Patrons gegen die Pest und das Feuer geziert.« Diese Kapelle diirfte Johann Paul Strassegg gebaut haben, der in Marburg von 1709? bis zum 13. Juli 1731 als Pfarrer die Seelsorge ausiibte. Unter ihm wurde im J. 1710 auch die grosse Domglocke durch Konrad Schneider in Cilli gegossen, was sich aus der Inschrift ergibt, die an der Glocke angebracht ist: »Im Namen Gottes bin ich durch grosse Hitze und Feuer- flammen geflossen. Konradus Schneider von Cilli hat mich gegossen 1710« »Existente D. Joan. Paulo de Strassegg Con- siliario ac Commissario Gurcensi et Parocho Civitatis Mar¬ burgensis« »Als D. Johann Paul Strassegg Rath und Commissar von Gurk und Pfarrer von Marburg war.« Strassegg’s Grabstein befindet sich auf der Evangelium- seite des Xaverialtares. -I- 12 -f~ VII. Einiges iiber den frommglaubigen Sinn der Bevvohner von Marburg. Man muss gestehen, dass alles Gute und Edle in Marburg sehr leicht Eingang fand, und dass es mit frommen Gemiithe erfasst und festgehalten wurde. Die Grundziige aber, die sich im Geschichtsbilde des religiosen Lebens der Stadt Marburg besonders deutlich ausgepragt haben, sind eine innige Ver- ehrung des Leidens Christi, die Andacht zur unbefleckt empfan- genen Himmelskonigin Maria, zum allerheiligsten Sacramente, und zum Heiligen Geiste, dem Vater der Armen, und dem Troster der Betriibten. Am 10. August des Jahres 1189 stellte Herzog Otakar von Steiermark zu Graz eine Urkunde aus, unter welcher an dritter Stelle als Zeuge angefiihrt erscheint »Chunradus ple- banus de Marhpurch, Konrad Pfarrer von Marburg«.* Das ist eine der ersten sicheren Nachrichten iiber die kirchliche Ver- gangenheit von Marburg. Imjahre 1284, also 95 Jahre nach dieser Nachricht, wurde die Kirche und das Minoritenkloster zu Marburg erbaut, und zwar unter dem Titel »Gotteshaus unserer lieben Frau«, wie es in einer Urkunde vom St. Irchentage d. J. 1338 heifit, mit welcher Margaretha Pobersacher, Btirgersfrau zu Marburg, dem Minoriten Convent ihren Weingarten in Kainsberg in St. Peter schenkte. Das alte Stadtbuch von Marburg, welches im Steier- markischen Landesarchiv zu Graz aufbewahrt wird, berichtet S. 385—392 weitlaufig iiber die Stiftung »Sanct Thoman von Kandelberg« aus dem Jahre 1454. Das Altarblatt dieser Kaplanei gehort zu den altesten Beispielen der einheimischen Malerei und soli dasselbe im f.-b. Diocesan-Museum seinen Platz finden. Es ist fiir den Kirchenhistoriker und Dogmatiker von besonderem Interesse zu erfahren, dass das »Stift« errichtet worden ist »Gott dem allmechtigen zu Lob, und der unver- mailigten (-unbefleckten) Jungkhfrawen Marie« zu Ehren. Damit bekannte der fromme Stifter seinen Glauben an die Wahrheit, dass das Muttermal Evas, die Erbsiinde, auf Maria nicht iiber- gegangen sei. Am 12. juni 1637 stiftete der Burger Mathias Haas, dessen marmornes Relief sich an der nordlichen Aussenseite des Presbyteriums der Domkirche befindet, und dessen Behausung * »J. Zahn, Urkundenbucli d. Herzogih. Steiermark«, I. Bd. 1875, S. 685. -•£— 13 •—§- wir hochst wabrscheinlich in der Karntnerstrasse Nr. 15, gegemvartig Fraulein Marie Schmiderer gehorig, zu suchen haben, fur die Pfarrkirche 500 fl.; er hat aber auch seine nachste Nachbarschaft, die Kirche unserer lieben Frau bei den Minoriten nicht vergessen, sondern beigesetzt: »Den Herren Patribus Conventualen alhier verschaffe ich zur Erhebung Ihrer Khirchen hundert Gulden«. Bald darnach diirfte die Barockisierung der Kirche erfolgt sein; auch wurde das Presbyterium von Osten nach Westen verlegt. An der Siidseite sind noch Spuren eines goth. Strebepfeilers zu sehen. Vlil. Letzte Verherrlichung der Marienkirche der Patres Minoriten. Eben diese Kirche solite vor ihrer 1784 erfolgten Adaptierung zum Montursmagazin noch Wunder erleben, und zwar gerade durch diese Statue, die wir soeben in feierlicher Procession aus der provisorischen Kirche in dieses neue, heilige Gottes- haus iiberbracht haben. Damit ist es aber also zugegangen. Josef Karl Hofrichter erzahlt uns in seiner »Chronik der Pfarre Maria Rast«, Marburg 1872, S. 57, dass im Jahre 1695 am ehemahligen Rastergymnasium unter Anderenauch: »Ren- zenberg, fratres praenobiles« studiert haben. Im Jahre 1698 wird unter den Studierenden von Rast ein »Ranzenperg praen. aus Cilli« angefiihrt. Im Jahre 1716 kam Johann Balthasar von Renzenberg, wie mir Herr M. S. freundlich mitgetheilt, als Kurmeister nach Pettau, wo er bis zu seiner Bestellung als Hauptpfarrer in Kotsch im Mai 1728 wirkte. Auf diesem Posten verblieb Renzenberg bis November 1737. Um diese Zeit besass die benachbarte Herrschaft Haus- ambacher Anton von Balcon de Scalda Sole, der sein Testament am 2. December 1740 machte. Er war vermahlt mit Maria Jo- sefa Francisca geb. Grafin von Khiinburg, welche ihr Testament am 22. Februar 1751 gemacht hat. Ich vermuthe, dass M. J. Fr. geb. Grafin von Khiinburg eine Schwester jener Johanna Feli- citas von Stubenberg, geborenen Grafin von Khunberg gewesen ist, welche am 11. Juni I755 zur Kirche »Unserer lieben Frau« zu Marburg 1100 fl. auf 4 hi. Messen und fur Kreuzweg- andachten gestiftet hat. Ist meine Vermuthung richtig, dann ist es sehr glaublich, das sie anlasslich ihrer Besuche auf Hausam- bacher den Hauptpfarrer von Kotsch, Johann Balthasar von Renzenberg kennen und hochachten gelernt hat. -S— 14 —§~ Im Jahre 1737, Ende November, iibersiedelte J. B. von Renzenberg nach Gonobiz, allwo er bis zu seinem am 22. De¬ cember 1758 erfolgten Tode als Hauptpfarrer gewirkt hat, und wo sein gar imposantes und ernstes Bild im Hauptpfarrhofe noch erhalten ist. In Gonobiz solite J. F. geb. Grafin von Khiinburg mit J. B. von Renzenberg noch einmal zusammentreffen. IX. Erbauung der St. Xaverikirche zu Straže bei Oberburg. Wie die Annales ecclesiae s. Francisci, welche im Pfarr- archive in Xaveri aufbewahrt werden, berichten, und Ignaz Orožen im 2. Bande, 2 Theile, S. 85 seines »Bisthum und Diocese Lavant« meldet, herrschte im Jahre 1715 in der Ge- gend von Oberburg eine Hungersnoth, welche eine grosse Sterblichkeit zur Folge hatte. In dieser Bedrangnis rieth der damals im Marianischen Collegium zu Oberburg lebende Priester Johann Michael Mačeradnik, spater Pfarrer in Rietz, dem heiligen Franciscus Xaverius einen Altar zu errichten, und zu ihm, hi. Franciscus, die Zuflucht zu nehmen. Diesen Rath befolgend bestellte Achaz Stržiner, damals Kommissar in Oberburg, nach eingeholter Ordinariatsbevvilligung, ein Bild des hi. Franciscus, um dasselbe in der St. Barbarakirche »Na stražah« aufzustellen. Dieses von Michael Reinwald in Laibach gemalte Altarbild wurde am 2. December 1715 in spater Abendstunde nach Oberburg iiberbracht, und von da noch in derselben Nacht in Begleitung des Kommissars Achaz Stržiner und der Priester Johann Michael Mačeradnik und Josef Setej zur St. Barbara¬ kirche iibertragen und dort sogleich auf dem Seitenaltare auf der Epistelseite aufgestellt, so, dass schon Tags darauf, am 3. December 1715 das Fest des hi. Franciscus Xaverius allda gefeiert, und an dem darauf folgenden St. Barbaratage das hier in grosser Menge versammelte Volk auf das Leben und die Wunderthaten des grossen Indianerapostels aufmerksam gemacht, und auf seine Hilfe gewiesen wurde. Hieriiber fasste das Volk ein grosses Zutrauen zum hi. Franciscus Xaverius, und je weiter sich die Kunde hievon verbreitete, desto zahl- reicher kamen die Glaubigen herbei nach Straže zur Ver- ehrung des neuen Gnadenbildes. Dies veranlasste den Kommissar Stržiner zuerst schon 1717 eine neue Kapelle an die St. Barbarakirche, und zwar an der Epistelseite anzubauen, welche vom Michael Reinwald ausgemalt wurde, und in welcher ein neuer Altar mit dem Gnadenbilde des Heiligen zur Aufstellung gelangte. Im Jahre 1721, am 8. Juni hat aber Furstbischof Wilhelm Graf Leslie aus Laibach den Grundstein zu einer neuen Kirche gelegt, und wurde diese Kirche 1725 vollendet, und in eben diesem Jahre die alte St. Barbarakirche, tiber welcher sich der Neubau erhob, abgetragen. Die feierliche Consecration der Kirche erfolgte am 28. October 1728 durch den Fiirstbischof Felix Grafen von Schrotenbach. Von Straže aus verbreitete sich die Verehrung des heiligen Franciscus Xaverius nach allen Seiten. Fast in allen groiSeren Kirchen wurden Kapellen und Altare mit Copien des hier in Straže verehrten Gnadenbildesdes heiligen Franciscus Xaverius errichtet. Auch die S. Aloysiuskirche in Marburg besitzt ein solches. X. Inschrift und Relief des hi. Franciscus Xaverius auf dem Sockel der Mariensaule zu Marburg. Der im Jahre 1715 an den Marburgerdom angebauten Xaverikapelle haben wir bereits Erwahung gethan. Marburg besitzt aber noch ein drittes Denkmal, an die von Straža um die Mitte des 18. Jahrhunderts ausgegangene geistige Bewegung. Es starben namlich im Jahre 1680 in Marburg, welches damals 3526 Bewohner zahlte, vom 8. Juli bis Ende December 158 Menschen an der Pest. Zum Danke fiir das endliche Schwinden dieser schweren Heimsuchung errichteten die Burger von Mar¬ burg auf dem Hauptplatze der Stadt eine schone Denksaule zu Ehren der unbefleckten Empfangnis Maria. Am Sockel desselben befindet sich ein Chronogramm, welches auf 1743 hindeutet und also lautet: »In honorem sine labe conceptae Virginis ex voto a piis civitatis incolis haec statua erecta fit.« »Zu Ehren der unbefleckt empfangenen Jungfrau ist in Folge eines Geliibdes diese Statue von den frommen Bewohnern der Stadt errichtet worden«. — Unter dem Chronogramm bemerkt man ein vergoldetes Reliefbild des hi. Franciscus Xaverius, und auf einer Anhohe eine barocke Kirche, etwa S. Xaveri in Straže bei Oberburg. XI. VVeihegeschenke fiir S. Xaveri. In kurzer Zeit war S. Xaveri bei Oberburg einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte geworden und wurde von allen Seiten mit Weihegeschenken bedacht. Solche spendeten: 1733 Juliana Grafin von Athems aus Graz, und 1734 P. Clemens Winter S. J. aus Prag; 1735 berichtet P. Albert Graf Purgstall S. j., welcher durch die "VVidmung eines Capitals von 45.000 -8-16-8- Gulden, mit Beihlife der friiher genannten Johanna von Stuben- berg, geborenen Grafin von Khtinburg der Begriinder des 1758 errichteten Gymnasiums in Marburg geworden ist, dass die Xaveribilder an den Hofen von Lissabon und Madrid mit grofier Verehrung aufgenommen worden seien. Im Jahre 1735 erhielt Xaveri vom Grafen Karl von Stubenberg 500 fl. 1737 spendete der allerhochste kaiserliche Hof in VVien 200 fl. durch Hannibal Alfons aus Marburg. 1738 traf eine Spende der Ko- nigin von Polen ein. 1739 fertigte die Kaiserin Maria Theresia ein Messkleid fur Xaveri eigenhandig an. 1745 spendete Konig August III. von Sachsen 400 Stiick Ducaten fiir die Erbauung eines neuen Hochaltars in Straže. I749 schickte die Konigin von Neapel in Folge eines Gelobnisses ein aus reinem Golde gefertigtes Bild ihres glticklieh genesenen Prinzen; das Bild wog 140 ’/ 2 Loth. XII. P. Ignaz Parhamer S. J. geht in die Mission und lasst auf seine Meinung beten. Nun kommen wir unserem Gnadenbilde schon naher. Es war im Jahre 1746, als der sehr verdiente P. Ignatius Parhamer S. J., der auch in Marburg als Missionar gewirkt hat, woran noch ein im Franciscaner-Kloster zu Marburg aufbewahrtes Olgemžilde, eine Weiheprocession aus dem Jahre 1754 dar- stellend,* erinnert, eine neue Mission in Ungarn beginnen wollte. Um fur das vorgehabte Werk reichlichen Segen zu erbitten, begab sich die fromme Grafin Johanna Felicitas Khunburg,, verwittwete Stubenberg, eine geistliche Tochter des P. Ignatius. Parhamer, zum beriihmten Gnadenorte des hi. Franciscus Xaverius bei Oberburg in Steiermark. Auf ihrer Heimreise kam sie, wie uns dariiber P. Nicasius Leber aus dem Mino- riten-Orden in seiner alten »Gnadengeschichte des marianischen Bildnisses, Mutter der Barmherzigkeit«, und nach ihm P. Robert Lixel, Franciscanerordens-Priester, in seinem 1892 erschienenen Biichlein »Maria, die Mutter der Barmherzigkeit... zu Marburg in Steiermark« erzablt, auch nach Gonobiz, einem Markte Unter- steiermarks, und begab sich in die dortige Pfarrkirche, um der hi. Messe beizuwohnen. Die Grafin hatte schon lange den * Das Gemalde stellt das Gnadenbild Maria im schwarzen, roth- gestickten Mantel, in den Luften schwebend dar. Darunter entfaltet sich eine von P. Parhamer gefiihrte Procession mit 39 verschiedenfarbigen Kirchenfahnen. Die Inschrift lautet: »P. Ignatius Barchamer S. J. Missio- narius Belilcht sich mit ali seiner unter dem Kreytzfahn Christi streittenden Jugend, die sich auf melir als 30000 erstreckhet, in den schutz der mutter der Barmherzigkeit im Jahre 1754.« Parhamer \veiset mit der linken Hand auf das Gnadenbild, mit der rechten stiitzt er sich auf einen Pilgerstab. -*§— 17 —i* sehnsiichtigen Wunsch, einmal in den Besitz eines alten Marien- bildes zu kommen. Als sie nach beendeter hi. Messe in die Sacristei trat, fiel ihr Blick auf ein altes Bild, welches die jungfrauliche Gottesmutter mit dem Jesukinde darstellte. Sogleich ftiblte sich die Grafin zu diesem Bilde machtig hingezogen ; denn ausserordentlich gross fand sie die Schonheit und Lieb- lichkeit desselben.* In den Besitz dieses Bildes zu kommen, koste es, was es wolle, war nun ihr einziger Gedanke. Sogleich verfugte sie sich zu dem hochwtirdigen Herrn Hauptpfarrer Johann Balthasar von Renzenberg und stellte an ihn die Bitte, er moge ihr dieses Bild giitigst iiberlassen. Die Grafin hoffte umsome.hr, die Gewahrung ihrer Bitte zu erlangen, als das Bild, in die Sacristei gestellt, wenig Beachtung zu finden schien, und dessen fruheren Platz eine neuangefertigte Statue eingenommen hatte. XIII. Vermuthung iiber die Herkunft des Gnadenbildes. Es scheint mir hier der rechte Ort zu sein, um iiber das Bild und dessen vermuthliche Herkunft Einiges zu sagen. Die Statue ist aus Lindenholz geschnitzt und ist nach der Form der Barockzeit eine freie Imitation des Mariazeller Gnadenbildes. Die Entstehungszeit desselben ist also etwa das Jahr 1640. Mit papstlicher Bewilligung vom 4. December 1704 ist die Pfrrinde Gonobiz mit dem Kloster Seiz zu dessen leich- terer Subsistenz vereinigt worden. Es ist also moglich, das um diese Zeit das in kunsttechnischer Hinsicht anspruchslose Gnadenbild aus Seiz nach Gonobiz gekommen ist.** Wenn wir nach dem Meister forschen, der es verfertigt, so bieten uns die Matriken von Gonobiz folgende Daten: Ani 25. November 1650 fungierte als Taufpathe Herr Georg Hein- rich Schmidt, pictor, Maler. Am 16. Februar 1628 wurden die Zwillingsschwestern Maria und Gertraud getauft. Als deren ehelicher Vater wird genannt Daniel Lapidicida in monasterio Saiz. Als Pathe fungierte bei diesem Taufacte Maler Wolph. Vielleicht bedeutet lapidicida nicht blofi Steinmetz, sondern auch Bildhauer? XIV. Anton Jankovič und der Xaverialtar in Gonobiz. Suchen wir uns auch die Frage zu beantvrorten, aus wel- cher Ursache das Bild vom Altare weg in die Sacristei iiber- * Vgl. J. Snežki, die Neue Franciscaner-Vorstadt-Pfarrkirche zurheiligen Maria, Mutter der Barmherzigkeit in Marburg. Marburg, 1895, S. 37. ** Vgl. F.-B. Dr. Jakob Max. Stepisclmegg , Das KartMuser-Kloster Seiz, Marburg 1884, S. 93. 2 tragen worden ist. Moglicherweise wurde dieses gerade durch die Aufstellung einer Statue des hi. Franciscus Xaverius be- dingt. Den Stiftungs-Acten der Hauptpfarre Gonobiz entnehme ich namlich dieses. Am 14. September 1745 hat Josef Anton Jankowitsch, presbyter curatus, also Seelsorgepriester in Go¬ nobiz fur die bessere Besorgung des Gottesdienstes in der Hauptpfarrkirche in Gonobiz 3000 Gulden gestiftet und sub Nr. 2 angeordnet, das die Frtihmesse, »wenn die Kapellen oder Altar S. Francisci Xaverii aufgerichtet werde, intra novenam eiusdem Sancti, also neun Tage vor dem Feste des Heiligen bei demjenigen Altar« soli gehalten werden. XV. Hauptpfarrer Johann Balthasar von Renzenberg iiber- lasst das Gnadenbild der Grafin Johanna Felicitas von Khiinburg. Die frtiher angefuhrten Auctoren berichten uns weiter, dass Hauptpfarrer von Renzenberg gerne der Bitte der Grafin Khiinburg entsprochen habe. Welch eine Freude fiir die fromme Grafin, ihren innigsten Herzenswunsch erfiillt zu sehen, und dieses Bild der Gnadenmutter ihr eigen nennen zu diirfen. Sie brachte es nach Graz, wo es restauriert und reich geschmuckt werden solite. Nach Vollendung der Renovierung brachte die Grafin ihren Schatz nach dem Gute Freibichl bei Leibniz. Kaum hatten die Leute der Umgebung dieses in Erfahrung gebracht, als sie auch schon betend und singend zu dem Gnadenbilde eilten und reich an Gnaclen und Segnungen zuruckkehrten. Gebetserhorungen, auch wunderbare, mehrten sich von Tag zu Tag. Bald biirgerte sich unter den Besuchern der neuen Wall- fahrt allgemein die Bezeichnung des Gnadenbildes als Mutter der Barmherzigkeit ein. Nun brachte Grafin Khiinburg ihren Schatz nach Marburg und iibergab ihn daselbst dem Minoritenconvent, welcher den- selben in seiner Kirche Maria Himmelfahrt am 25. Janner 1747 zur offentlichen Verehrung aufstellte. XVI. Das Gnadenbild wird in Marburg von Gott durch Wunder, und vom Heiligen Vater durch eine Ablass- bewilligung ausgezeichnet. Den zahlreichen Gebetserhorungen entsprechen fast gleich zahlreiche Weihegeschenke, welche der Mutter der Barm¬ herzigkeit gewidmet wurden. Besonders bemerkenswert ist, dass vor diesem Bilde dreifiig Irr- und Unglaubige die Gnade des alleinseligmachenden heiligen katholischen Glaubens erlangten. Papst Benedict XIV. ertheilte angesichts dieser Thatsachen ara 17. Mai 1747 unter den gewohnlichen Bedingungen den andachtigen Besuchern dieser Gnadenstatte einen vollkom- menen Ablass, welcher einmal im Jahre gewonnen werden konnte. XVII. Uberbringung des Gnadenbildes in die ehemalige Kapuzinerkirche in Marburg. Im Jahre 1787 bracbten die P. P. Minoriten dieses Gna- denbild nach erfolgter Aufhebung ihres an der Drau gelegenen Klosters in ihr neues Heim, in die Klosterkirche der P. P. Kapuziner vor dem Grazerthore in Marburg, die sodann unter dem Namen Franciscaner-Vorstadtpfarrkirche hi. Maria in Marburg bekannt geworden ist. XVIII. Einige Nachrichten liber die alte Franciscanerkirche zu Marburg. Es geziemt sich, dass wenigstens Einiges auch liber die gedachte Kapuzinerkirche gesagt werde, welche im J. 1787 fur die Mutter der Barmherzigkeit zur neuen Heimat geworden ist. D as Kapuzinerkloster vor dem Grazer Thore wurde von Jacob Khisel, Grafen von Gottschee im Jahre 1612 gegriindet. Diesem frommen und sehr kunstsinnigem Geschlechte verdankt Marburg auch die Loreto-Kapelle an der ehedem landesherr- lichen, dann Khiselschen, spater Graf Brandisschen, nunmehr aber Baron Twickelschen Burg. Dieselbe hat Georg Bartholo- maus Khisl Graf zu Gottschee, Freiherr zu Kaltenprun und Gonowiz im Jahre 1655 getreu nach dem Vorbilde des Hauses der Mutter Gottes zu Loreto in Italien erbaut. * * Das Khiselsche Wappen findet sicli audi am Giebel der Vorhalle der St. Annakirche bei Gonobiz. Dasselbe ward nocli Sigel IV. C des Hanns KieseJ, Freiherrn zum Kaltenprun und Gonowiz d. d. Graz 20. Februar 1592 erganzt und Irildet ein Geviert mit Herzscliild. Dieser ist gespalten, vorn in Schwarz ein weifier Spickel, hinten in Roth ein Pardel. Die Felder 1 und 4 sind gespalten, 1 vorne und 4 hinten in von Gold iiber Roth getheilt, eine im untern Part von drei (2, 1) goldenen Kugeln oder Kieseln begleitete farl)engewechselte Schlange, das Stammwappen der Kiesel. 1 hinten 4 vorne in Rotil, ein oben mit drei weifien Lindenblattern besteckter weifier Schragbacken (Kolnitz). 1 und 4 in Gold ein einwarts gewendeter liegender Stier. Drei gokriinte Helme. Vgl. Zacharias Bartsch, Steiermarkisches Wap- penbuch, Graz 1893, S. 166). 2 * -fr- 20 -I- Der Grundstein zum gedachten Kapuzinerkloster in Mar- burg legte der apostolisch eifrige Thomas Chron, Bischof von Laibach am 1. Mai 1613. Jacob Eberlein, der Neffe des grofien Martin Brenner, 1615—1633 Furstbischof von Seckau, hat die dazu gehorige Kirche am 28. October 1620 eingeweiht. Im J. 1786 wurde hier die sogenannte »Windische Pfarre« errichtet, die Klosterkirche wurde Pfarrkirche und die Seelsorge wurde 1786 den Minoriten anvertraut. Im J. 1812 wurde die Pfarr- seelsorge von VVeltpriestern iibernommen. Am 7. October 1818 wurde der Minoritenconvent aufgehoben und am 23. Jiinner 1819 das Klostergebaude dem Weltgeistlichen iiberlassen. Am 22. April 1833 nahmen die Redemptoristen aus Wien Besitz vom Kloster und der Pfarre; zur Zeit des Revolutionsjahres 1849 haben dieselben Marburg leider verlassen. Das Kloster sammt Pfarre gieng 1849 wieder an Weltpriester iiber, bis beides am 1. Mai 1864 dem Franciscanerorden iibergeben wurde.* * Dr. Rudolf Gustav Puff berichtet in seinem »Marburg; in Steiermark«, Graz 1847, I. Bd. S. 103: »Im Langenraum der Pfarrkirche der Grazer- Vorstadt sehen wir das Bild des Grafen Jakob von Khisl zu Gottschee etc., Herrn zu Marburg . . . Griinders des hiesigen Kapuziner-Klosters; er starb 1637 und liegt hier in der Gruft«. Als in Folge des Neubaues von Kirche und Kloster die alte Gruft aufgelassen werden musste, wurde der Metall- sarg des Griinders des Kapuziner-Klosters, im Presbyterium der neuen Kirche, zwei Meter nOrdlich von der Sacristeithiire beigesetzt. Eine am Sarge angebrachte Kupfertafel bezeichnet der Sarg als Ruhestatte des Gra¬ fen Hans Jacob Khiszl. Neben Khiszl fanden in Presbyterium iliren Platz, Heinrich Graf Brandis, Inhaber der Burg Marburg, gestorben am 10. August 1869, Josepha Grafin Brandis, Gemalin des obengenannten Grafen Heinrich Brandis, eine geborene Grafin Welsersheimb, gest. 17. Marž 1869, und die sterblichen Uberreste der in der gedachten Gruft beerdigten Kapuziner. Im Chorumgange liinter dem Ilochaltare finden sich in der Wand 4 Denk- steine eingelassen. Einer betrifft das grafliche Ehepaar Heinrich und Jo¬ sepha Brandis, deren Hauskaplan ich, der Bericliterstatter, im J. 1867 ge- wesen bin. Der zweite berichtet uns, dass die ehemalige Kapuzinerkirche im J. 1620 am 1. Sonntag des Monates November consecriert worden sei. Das schone gemalte Altarblatt der einstigen Kirche Mariae Himmelfahrt nacli Tizian, wird im Kloster bewahrt. Zwei Grabsteine betreffen ehe¬ malige Kapuziner, und zwar den am 3. September 1680 an der Pest verstorbenen P. Marian von Traburg, den am 12. September 1680 gestorbenen Frater Isidor aus Klagenfurt, und den am 3. Juli 1682 der Pest erlegenen P. Aegydius aus Graz. Das erwhhnte Bild des Grafen Khiszl ist ein stark beschadigtes Olgemalde und wird gegen- wartig im Franciscanerkloster zu Marburg aufbewahrt. Es ist zwei Meter lang, und 1Meter hoch, und stellt den Grafen auf der Todtenbahre dar. Nach der Darstellung des Bildes war derselbe ein hagerer Mann, dessen gescheiteltes Hauthaar silberweifi herunterwallet. Auch Schnurr- und Kne- belbart sind vom Alter gebleicht. Die Schultern und die Brust sind mit einem breiten, mit Spitzen besetzten Linnenkragen bedeckt. In den Handen lialt er das Kreuz und den Rosenkranz, der sich iiber den schwarzen Talar hin ausbreitet, mit welchem die Leiche bekleidet ist. An der Wand ober der Leiche ist das farbige Wappen der Khiszel angebracht, an dem aber Alles ganz undeutlicli gehalten ist. Zu Fiiften der Leiche stellt ein silbernes Kreuz, zu Haupten aber rechts und links eine Barockleuchter mit einer brennenden VVachskerze. Ober dem Haupte stellt geschrieben: »Aetatis -I- 21 -S~ XIX. Einleitende Schritte fiir den Bau einer neuen Marien- kirche. P. Callistus Heric, Pfarradministrator und Quardian in Marburg, richtete am 24. Juni 1890 an das hochw. f.-b. La- vanter Ordinariat seine erste, den Neubau der Kirche betref- fende Eingabe. Der lobliche Stadtrath von Marburg hatte am 1. Juni 1891 an Ort und Stelle eine Commission abgehalten, und es steli te sich die Nothwendigkeit eines Neubaues heraus. XX. Kirchenbau -Verein. Der Verein zum Baue der neuen Kirche erhielt von der hohen k. k. Statthalterei in Graz unter dem 14. Juli 1891, Z. 15343 die erbetene Genehmigung. Die Mitgliederzahl dieses Vereines ist bereits liber 60.500 angewachsen. XXI. Bauplan und Baufiihrung. Die Bauplane entwarf Herr Richard Jordan, k. k. Baurath und Architekt in Wien. Nach dem Voranschlage sollten die Baukosten fiir die Kirche 201.915 fl. 43 kr., und fiir das Kloster- gebaude 63.476 fl. 47 kr. betragen. Mit den Erlassen vom 8. August 1892 und 29. September 1892 hat das hohe k. k. Mini- sterium fiir C. u. U. die Zustimmung zum Baue ertheilt. Die Aufluhrung des grobartigen romanischen Baues iiber- nahrn der k. k. Hofbaumeister Josef Schmalzhofer aus Wien. * * Die Geschaftsleitung besorgte unter Beihilfe des Maurermeisters Julius Glaser Herr Anton Schiiftner aus Wien. Der Bau des Klostergebaudes wurde am 4. Juli 1892 be- gonnen. suae 73. 1637«, d. h.: Er starb im Jahre 1637, im Alter von 73 Jahren. Unter dem Bilde verlauft nachsteliende Legende: »Hannfi Jacob Graff Kifil graff zu Gottsche, Freyherr zu Kaltenbrunn und Herr zu Purckt Mar- burg, Erbland Jagermeister in Crain und der Windisclien Marcli, Erbdruck- sass der fiirstl. Graffschafft Gortz, weyland der in Gott abgelebten Kay. KOnig. May. Ferdinandi II. geheimer Rath, Oberst-Cammerer und Obrist Zeigmeiister auch Sclilosshaubtmann zu Gratz, Fundator dieses Capuciner Kloster zu Marburg 1612, gestorben den 23. Juny 1637«. * Der Gliicksradkalender fiir das Jahr 1893 brachte auf S. 58 das Bild und die Lebensbeschreibung des genialen Mannes. der sich durch ehrliche Arbeit vom landlichen Maurerlehrling zum k. k. Hofbaumeister emporgeholfen hat. -*i - 22 — 2 — Der erste Spatenstich fiir den Kirchenbau wurde von Seiner Fiirstbischoflichen Gnaden, dem hochvviirdigsten Fiirst- bischofe Dr. Michael Napotnik am 26. Juli 1892 vollzogen. Am 2. Juli 1893, am Feste Maria Heimsuchung, wurde das hochheiligste Sacrament und das Gnadenbild Mariae in die provisorische Kirche iibertragen. Am 10. August 1893 wurde von Seiner F.-B. Gnaden der Grundstein geweiht. Am 16. Juli 1895 wurden die vom Marburger Schlosser- meister Karl Pirch angefertigten Thurmkreuze und das First- kreuz von Seiner Fiirstbischoflichen Gnaden geweiht. Der hochwiirdigste Oberhirt erwahnte in der Ansprache mit be- sonderem, ehrfurchtsvollsten Danke der Gnadengabe Seiner k. u. k. Apostolischen Majestat im hohen Betrage von 2000 Kronen. Die hohe k. k. Regierung hat ihrerseits 50.000 Kronen fiir der Bau in hochsinniger Weise fltissig gemacht. XXII. Das eherne Giebelbild Maria. Um diese Zeit wurde auf dem Giebel der Front ein aus Kupfer getriebenes, reich vergoldetes Bild der Mutter der Barmherzigkeit angebracht, welches ein alteres Bild von glei- cher Darstellung in sich schliefit, das sich ehedem auf dem Giebel der Minoritenkirche an der Drau befand. Dieses Bild nun tragt die bedeutungsvolle Inschrift, welche ich zum Vor- spruche meiner Ansprache gewahlt liabe. XXIII. Glockenweihe. Am 13. October 1897 wurden von Seiner Fiirstbischof- lichen Gnaden die fiinf neuen, von den Gebriidern Franz und Georg Gobner in Wien gegossenen machtigen Glocken feier- , lich eingeweiht. XXIV. Glasmalerei, Polychromierung, Altarunterbau, Orgel, Thurmuhr und Kirchenstuhle. Die dem romanischen Stile entsprechenden nur massig grossen Fenster der Kirche, wurden durchwegs mit Glasmale- reien versehen, welche im Presbyterium Scenen aus dem Leben des heiligen Franciscus von Assisi, des heiligen Ludwig, Kiinig von Frankreich, der lieben heiligen Elisabeth, Landgrafin von ♦S-* 23 Hh Thiiringen, und des heiligen Antonius von Padua darstellen. Im Schiffe der Kirche ist der Fensterschmuck nur ornamentiert. Man kann mit der Leistung der Firma Karl Geylings Erben in Wien schon recht zufrieden sein. Die Polychromierung der Kirche besorgte Herr Josef Kott, k. und k. osterreichischer und koniglich rumanischer Hof- Decorationsmaler in Wien. Das Presbyterium ist nach musivischer Art gehalten. Das Relief des gottlichen Heilandes im Schluss- steine wird von in den wirksamsten Farben strahlenden Cherubim und Seraphim umgeben. Der verschlungene Namenszug Maria wiederholt sich wie bunter Blummenschmuck auf der heiteren Fruhlingsau. Auf dem Quergurt liest man den Vertrauen- erweckenden Gruss: Salve Regina, mater misericordiae, Sei ge- griisst Konigin, Mutter der Barmherzigkeit. Der Triumphbogen ist in der Laibung als Regenbogen gehalten und bedeutet derselbe die unbegreiflich grofie, uns zur Busse anleitende Barmherzigkeit Gottes. Am Triumphbogenfelde prangt das Bild der thronenden Himmelskonigin, so dass sich beim Eintritte in die Kirche das Auge der Andachtigen unwillkiirlich zur Mutter der Barmherzigkeit erhebt. Auf den Gewolbefeldern sind die Anrufungen und Lobpreisungen Maria, wie sie in der Lauretanischen Litanei aufeinander folgen, mit gliicklicher Auswahl angebracht. Daneben finden sich aber die Bilder der heiligen Propheten und Evangelisten, die liber die Himmels¬ konigin so Herrliches niedergeschrieben haben. Die Ausmalung der Kirche kam auf zwanzig Tausend Gulden zu stehen. Die- selbe wirkt zugleich mit der Glasmalerei wie slifie Musik auf das Gemtith des Beschauers erhebend und Andacht erweckend ein. Die Durchfiihrung der Entwiirfe des Herrn Hofbaurathes Richard Jordan fiir die marmornen Altarunterbauten Iibernahm Herr Karl Kocijančič, Steinmetzmeister inMarburg; die Leistung muss als ganz gelungen bezeichnet werden. Die herrliche Orgel ist ein Werk des Herrn Josef Brandl, Orgelbaumeisters in Marburg. Herr Moriz Kern, Chordirector an der Landesfurstlichen Propstei-Stadtpfarrkirche zu Wiener Neustadt ausserte sich als Fachmann liber das Meisterwerk also: »Die gewaltigen Tonmassen des vollen Werkes ergreifen die Besucher des Gotteshauses mit geradezu liberwaltigender Ma- jestat und Wlirde, aber wohlthuend und wie aus einem Gusse empfindet das Ohr die herrlichen, erhabenen Harmonien dieser Konigin der Instrumente, wie man die Orgel mit Recht ge- nannt hat... Die Disposition dieses Werkes, dessen 34 klin- gende Stimmen auf 2 Manuale und ein Pedal vertheilt sind, ist eine zutrelfende ... Das Ohr ist entzuckt, hingerissen von dieser Macht der Tone; das Auge aber weidet sich an dem Anblicke des prachtigen Gehauses, das nach einem Entwurfe des k. k. Baurathes Richard Jordan in Wien angefertigt, sich 24 ~§~ in Form und Malerei der romanischen Kirche vollkommen an- schmiegt. Die Ausfiihrung derselben in steirischem und sla- vonischem Eichenholz wurde dem genannten Orgelbauer tiber- tragen, wahrend die Vergoldung Herr Josef Kott aus Wien besorgte... So geschaffen kann und muss das Werk seine erhabene Bestimmung erfiillen, muss mit seiner Tone Zauber den Horer zu Gott hinftihren, dessen Ehre es besingt«. In der ersten Etage, unter den Glocken des siidlichen Thurmes, ist eine Pracisionsuhr von der Firma Emil Schauer in VVien aufgestellt worden; eine Transmission reguliert iibrigens auch die Zeiger des nordseitigen Thurmes, in dem sicb die grofie Glocke befindet. Die prachtigen und bequemen Kirchen- sttihle sind von Flerrn Johann Rossmann, Kunsttischler in Graz, angefertigt worden. XXV. Dimensionen des Baues, Architectonisches und das Baumateriale. Die neue Marienkirche zu Marburg ist im romanischen Stile des zwolften Jahrhundertes gebaut, auf welches das Eck- blatt an den Saulenbasen hinweist, jedoch unter Anwendung der Vortheile des gothischen Strebensystems. Die Kirche ist von aussen gemessen 57 ] / 2 m lang und 24 m breit. Die Flohe der Thtirme betragt bis zur Kreuzspitze 58 m. Die Spitze des Dachgiebels bei dem Flochschiffe ist 24‘/ 2 m hoch. Die ganze innere Lange der Kirche vom Haupt- portale bis zum Endrande des Presbyteriums betriigt 50 l / v vi, und die Gesammtbreite der inneren Kirche 22 m. Das Mittel- schiff hat eine Lange von 34 l / 2 m, eine Breite von 9 m und eine FIbhe von 17 1 / 2 m. Die beiden Seitenschiffe haben je eine Lange von 31 m, je eine Breite von 6'/., m und je eine Hdhe von 9 m. Das Presbyterium hat eine Gesammtlange von 16 m und ist im vorderen Theile 9 m breit und 1 3 1 / 2 m hoch; die Apsis ist 8 m breit und 12 J / 2 hoch. Die Kirche hat an der Front drei Portale, fiir jedes der drei Schiffe eines. Am rechten Seitenschiff befinden sich ftinf grofic Rundfenster, am linken ftinf grofi e Chorfenster mit Saulenstellungen. Das Presbyterium erhtilt sein Licht durch ftinf Fenster. Das Hauptschiff ztihlt zehn Fenster. Das Mittelschiff wird von den Seitenschiffen durch 8 frei- stehende Steinpfeiler getrennt, welche die Hauptmauern des Hochschiffes und die Seitenschiff-Kreuzgewi)lbe zu tragen haben. —f— 25 —!— An den Sockel dieser Pfeiler sind von zwei Seiten Dreiviertel- saulen angebunden, welche sich iiber dem Kapital der Pfeiler im Inneren des Hochschiffes fortsetzen und mit einem zweiten Kapital abschliessen. Sodann geht jede Saule in eine gemauerte Lisene iiber, an welche wieder drei Saulen aus leichtem Aflenzer- stein gestellt worden sind. Ausser diesen Steinpfeilern finden sich in der Architectur noch 16 Wandpfeiler, welche zum Tragen der Gurten, Streben und der Gewolbe der Seitenschiffe bestimmt sind. Acht von derselben setzen sich in einer Dreiviertelsaule fort. Die Apsis, welche sternformig gevrolbt ist, hat sechs recht- eckig profilierte Rippen. Diese ruhen auf Kapitalen, welche auf Wanddiensten ihre Stiitze finden. Der Schlusstein zeigt uns, wie gesagt, das Relief des gottlichen Heilandes. Ftir denKirchenbau wurdenverwendet: 1,100.000 Mauerziegel aus Rotbwein, 160.000 Verkleidungsziegel aus der Wienerberger Fabrik in Wien, 16.000 Dachfalzziegel aus der namlichen Fabrik, 210.000 kg. Weifikalk aus Sagor und Riez, 2000 Kubikmeter Sand, 300 Kupferplatten fiir die Thurmdacher, 38.000 Kubikmeter Aflenzerstein, 8400 Kubikmeter Brunnerstein, 3600 Kubikmeter Hundsheimerstein und s. w. Das Geriistholz wurde von Maria- Rast, St. Lorenzen, Maria Wiiste und Wuchern bezogen. Die Steinmetzarbeiten lieferte der k. k. Hofsteinmetzmeister Eduard Hauser aus Wien. Die Gesammtkosten des Baues mit der zum Theile noch fehlenden inneren Einricbtung werden sich auf rund eine Million Kronen belaufen, die durch freiwillige Spenden auf- gebracht worden sind, und mit Gottes Hilfe noch wpiter ge- sammelt werden. XXVI. Ansprachen Seiner Fiirstbischoflichen Gnaden, des hochvviirdigsten und hochgeborenen Oberhirten an- lafilich der wichtigsten Momente des Monumental- baues. Bei allen 6 wichtigeren Anlassen des Kirchenbaues haben Seine Fiirstbischoflichen Gnaden ergreifende Ansprachen ge- halten, und dadurch den Fortgang des Baues sehr ausgiebig gefiirdert. Sammtliche Ansprachen sind in Drucke erschienen und unter die frommen Glaubigen vertheilt worden. So sind Gott zu Ehren zwei unvergangliche Monumente entstanden, welche der Nachwelt die Kunde uberbringen sollen, dass auch das Ende des 19. Jahrhundertes die Liebe zur hi. Kirche und zur Kunst treu bewahrt hat. ■*§— 26 -4- XXVII. Programm der Consecrations-Feier. Am 11. und 12. August des heurigen Jubeljahres 1900 hat endlich die Kirchenweihe nach dem nachstehenden ge- druckten Programme stattgefunden: Consecrations-Feierlichkeiten in der Vorstadtpfarrkirche zur HI. Maria, Mutter der Barmherzigkeit, in Marburg am 11. und 12. August 1900. Opus namque grande est, neque enim homini praeparatur habitatio, sed Deo (I. Par. 29, 1). Das Werk ist grofi: denn nicht fur einen Menschen wird die Wohnung bereitet, sondern fiir Gott. Fest-Programm: Freitag den 10. August: 6 Uhr abends: Ankunft Seiner Furstbischoflichen Gnaden; Uberbringung der hi. Reliquien; Matutinum cum Laudibus; HI. Segen. Samstag den 11. August: T / 2 7 Uhr morgens: Ankunft Sr. Furstbischoflichen Gnaden; Weihe der neuen Jungfrauen-Fahne; Consecration der Kirche und des Hochaltares; Weihe der neuen Orgel. 10 Uhr: Ankunft der geladenen hohen Gaste; HI. Pon- tiflcalmesse auf dem neuconsecrierten Hochaltare und darauf hi. Predigt. 1 Uhr: Klostertisch bei den PP. Franciscanern. Sonntag den 12. August: 8 Uhr morgens: Ankunft Sr. Furstbischoflichen Gnaden; Consecration der zwei Seitenaltare: HI. Antonius von Padua und HI. Filumena. 10 Uhr: Pontifical- amt in der alten Kirche und darauf hi. Predigt und Te Deum laudamus. 3 Uhr nachmittags: Slovenische hi. Predigt in der neuen Kirche. 4 Uhr: Feierliche Ubertragung des Gnadenbildes und des Allerheiligsten in die neue Kirche und darauf deutsche hi. Predigt und Te Deum laudamus. * XXVIII. Schlussgebet. Da wir nun am Schlusse dieser erhebenden Feierlich- keiten angelangt sind, und auch ich mich von meinen andach- tigen Zuhorern zu verabschieden habe, kann ich dieses nicht besser thun, als indem ich an Maria, die Mutter der Barm- * Die Procession bewegte sich iiber den Sopliienplatz, durch die Park-, Biirger-, Bahnhof- und Tegetthofstrafie. -I- 27 -i- herzigkeit, das von der hi. Kirche mit reichen Ablassen aus- gestattete, unter dem Namen »Memorare« bekannte Trostgebet richte. Sprechet und betet es Alle laut mit mir, Wort fiir Wort! Memorare, gedenke o mildreichste Jungfrau Maria, dass es von Ewigkeit her nicht gehort wurde, dass Jemand, der zu dir seine Zuflucht nahm, deinen Beistand anrief und um deine Fiir- bitte flehte, von dir sei verlassen worden. Durch solches Ver- trauen ermuntert, eile ich zu dir, o Jungfrau der Jungfrauen und Mutter: Zu dir komme ich, vor dir stehe ich armer Sunder, seufzend und zitternd; o Mutter des ewigen Wortes, verschmahe doch nicht meine Worte, sondern hore mich gnadig an, und erhore mich. Amen. * * Decret der hi. Congregation der Riten vom 11. December 1846. Inhalts-Verzeiehnis. Seito Kirchliche Approbation. 3 Dedication. 5 I. Kirchliche Mafinalimen zur Abwendung der Christenverfol- gung in China. 7 II. Die ersten Missionsversuche in China.8 III. S. Ignatius gewinnt den hi. Franz von Xaver fllr die Aus- breitung des Reiches Gottes unter den Heiden.8 IV. Mlssionsthatigkeit und seliger Tod des hi. Franciscus Xaverius 9 V. Heiligsprechung des Franciscus Xaverius; die Sprachenfrage 10 VI. Erbauung der Xaverikapelle am Dom von Marburg . . .10 VII. Einiges iiber den frommglaubigen Sinn der Bewohner von Marburg.12 VIII. Letzte Verherrlichung der Marienkirche der Patres Minoriten 13 IX. Erbauung der St. Xaverikirche zu Straže bei Oberburg . 14 X. Inschrift und Relief des hi. Franciscus Xaverius auf dem Sockel der Mariensaule zu Marburg.15 XI. Weihegeschenke fiir S. Xaveri.15 XII. P. Ignaz Parhamer S. J. geht in die Mission und lasst auf seine Meinung beten . 16 XIII. Vermuthung iiber die Herkunft des Gnadenbildes .... 17 XIV. Anton Jankovič und der Xaverialtar in Gonobiz . . . .17 XV. Hauptpfarrer Johann Balthasar von Renzenberg uberlasst das Gnadenbild der Grafin Johana Felicitas von Khiinburg 18 XVI. Das Gnadenbild wird in Marburg von Gott durch Wunder, und vom Heiligen Vater durch eine Ablassbewilligung aus- gezeichnet ... . . .18 XVII. tJberbringung des Gnadenbildes in die ehemalige Kapuziner- Kirche in Marburg.19 XVIII. Einige Nachrichten iiber die alte Franciscanerkirche zu Marburg 19 XIX. Einleitende Schritte fiir den Bau einer neuen Marienkirche . 21 XX. Kirchenbau-Verein.21 XXI. Bauplan und Bauftihrung.21 XXII. Das eherne Giebelbild Maria.. . 22 XXIII. Glockenweihe.22 XXIV. Glasmalerei, Polychromierung, Altarunterbau, Orgel, Thurm- uhr und Kirchenstuhle. .22 XXV. Dimensionen des Baues, Architectonisches und das Baumate- riale. 24 XXVI. Ansprachen Šeiner FtirstbischOflichen Gnaden, des liochvviirdig- sten und hochgeborenen Oberhirten anlafilich der wichtigsten Momente des Monumentalbaues.25 XXVII. Programm der Consecrationsfeier.26 XXVIII. Schlussgebet ..26