Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^U 4^ Vierter Jahrgang. 34. November K8GO. Adleraufschwung. ^v^enn Frührothschciu um Alpengipfcl zittert, ' Da rauscht dcr Aar empor ins Morgengrauen, Zu grüßen, die da segelt hoch im Blauen, Des Lichtgotts Purpnrgondcl, goldbcflittcrt. Das Licht begrüßt er, das sich Nachts zersplittert Als Stcrncnsaal auf weiten Himmclsaucn, Doch jetzt im Osten, flammend anzuschauen, Als Strahlcngarbc morgendlich gewittert. Einsam der Hohe seinen Kreis beschreibt, Wenn nntcr ihm des Tages Ingendaltcr Thanfrisch der Lcbcnswonnc Blüten treibt. Die Lerche schmettert, und es tanzt dcr Falter, Des Adleranffchwnngs Rauschen aber bleibt Der schönste Ton im Morgcnjubclpfalter! Im Moore. Erzählung von Fr. Friedrich. (Fortsetzung.) ^I^rfolglos kehrte Gretbe heim und setzte sich, ihren trüben Gedanken nachhangend, io das niedrige Zimmer der Hütte. Lange Zeit saß sie regungslos da. Ein junger schlank gewachsener Mann schritt vor dem Fenster vorüber, trat iu das Zimmer, aber sle bemerkte es nicht eher, als bis er sie anredete. Erschrocken fuhr sie in die Höhe, als sie aber den Mann erkannte, wich der Schreck a>^ ihrem Gesichte und lächelnd reichte sie ihm die Hand. „Woher kommst Du so zeitig, Klausen? Hast Du schon Torf genug für diesen Sommer gestochen, daß Du nicht mehr nöthig hast, solche heitere Tage zn benutzen? Dein Moor liegt ja trockener als der unsrige." „Nein, Grethe," erwiederte der junge Mann, indem er ihr herzhaft die Hand schüttelte, „ich bin zwar schon tüchtig am Werke gewesen, aber ich mich noch viel schaffen, ehe ich für diesen Sommer genug hab'. Mich führt eine andere Ursache hieher, ich erwarte meinen Bruder und glaubte, er wäre bei Dir vorgekehrt." «Den Heinrich?" unterbrach ihn Grethe, sichtbar freudig überrascht. „Ja!" „Und das sagst Du mir erst jetzt!" rief sie scherzend scheltend. „Geh', Du bist ein schlechter Freund!" „Hast Du mich doch selbst nicht dazu kommen lassen, es Dir früher zu sagen," erwiderte der junge Mann lachend, „und ich bin doch auch erst in das Haus getreten." „Und wie kommt es, daß Heinrich jetzt kommen rvill, und ich nichts davon erfahren habe? Du sagtest mir neulich, daß er erst später im Sommer Dich besuchen werde," fragte das Mädchen ungeduldig. „Das.hab' ich Dir freilich gesagt. Er wollte Dich nämlich überraschen. Unsere alte Vase in der Stadt ist gestorben und hat uns jedem an zwei Tausend Thaler ver» ! macht. Da ist er nun zur Stadt gereist und hat sein Theil ! erhoben, um — doch er wollte Dich ja damit überraschen und hoffte, durch das Geld Deinen Vater für sich zu stimmen und nun habe ich es ausgeplaudert.: aber weßhalb fragst ^ Du auch so dringend!" Er schlug sich bei diesen Worten, weil er das Ge« j heimniß seines Vruders verrathen hatte, vor den Kopf und j schien nun um so gewissenhafter schweigen zu wollen; aber Grethe war dadurch nur um so neugieriger geworden, ihr Auge strahlte vor Freude, und indem sie des jnngen Mannes Hand ergriff, fragte sie glücklich lächelnd: „Gelt, Klausen, Dn treibst nur einen Scherz mit mir? Das ist garstig von Dir!" „Nein, nein, — es ist Alles wahr, wie ich eö Dir gesagt habe," entgegnete der junge Mann. „Und an die zwei Tausend Thaler bat er geerbt?" „Ja, so viel ist es und ich bekomme eine gleiche Summe." „Und wann glaubst Du, daß Heinrich kommen wird? fragte Grethe weiter. „Ich hoffte ihn schon hier bei Dir zu treffen. Er hatte mir geschrieben, daß er schon gestern Abend kommen werde. Ich habe ihn gestern vergeblich erwartet, das schlechte Wetter — ..." „Gestern Abend?" unterbrach ihn daS Mädchen, indem sie ihn mit erschrockenen, starren Augen anblickte und das Blut aus ihren Wangen wich. „Gestern Abend sagst Du?" Ja, so hat er mir geschrieben." „Allmächtiger Gott!" schrie Grethe laut auf und sank bewußtlos nieder. 186 Der junge Mann sing sie in seinen Armen auf und trug sie bestürzt auf einen Stuhl. Er vermochte den Schrecken des Mädchens nicht zu begreifen, weil er nicht wußte, waö in ihrem Innern vorgegangen »rar. So viel er auch anwandte, um sie zum Bewußtsein zurückzurufen, es gelang ihm nicht, denn Freude und Schrecken waren einander zu schnell gefolgt und H.Uten dein Herzen des Madchens einen tödtlichen Schlag versetzt. Bestürzt stand der junge Mann über das bleiche, liebliche Mädchen gebeugt da. Ihre Hand ruhte in der seinen und ängstlich lauschte sein Ohr, um den wiederkehrenden Athem zu vernehmen. Er blickte sie traurig an, denn ihre großen, dunklen Augen, welche jetzt geschlossen waren, hatten ihm längst in's Herz hineingestrahlt, und wäre sie nicht ' seinem Bruder versprochen gewesen, kein schöneres Glück hätte er sich denken können, als sie heimzuführen als sein treues Weib. Bereits' seit mehreren Jahren war Grethe mit Heinrich, des jungen Mannes Bruder, versprochen. Er hatte bei ihrem Vater, als derselbe noch das Mirthshaus am Wege besaß, im Dienste gestanden; er war ein fleißiger, stiller Mensch, ^ und da hatten sich die beiden jungen Leute kennen gelernt und einander versprochen. Aber Grethe's Vater war dagegen gewesen, denn er dachte mit seinem hübschen Kinde höher hinaus, als daß er es seinem Dienstknechte zum Weibe gegeben hätte. Und als Heinrich endlich, da der Vater das Wirthshaus Schulden halber verkaufen mußte, dasselbe ge« kauft und sogleich von seinem mühsam ersparten Lohne die ! Hälfte der Kaufsumme bezahlt hatte, verweigerte ihm der Wirth sein Kind hartnäckiger als zuvor, denn er zürnte ihm, ! weil er, der frühere Dienstknecht, jetzt Besitzer des Wirthshauses war. Aber die Herzen der beiden jungen Leute hat» ten nicht von einander gelassen, sondern liebten sich noch eben so innig denn je, und hofften die Einwilligung ihres Vaters endlich doch noch zu erlangen. Wie sein Bruder erzählt hatte, hatte Heinrich von einer Verwandten in der Stadt fast zwei Tausend Thaler geerbt, und freudig war er zur Stadt geeilt und hatte das Geld in Empfang genommen. Mit dieser freudigen Nachricht wollte er seine Grethe überraschen und hoffte deren Vater sich geneigt zu machen, denn nun war er ja für jene Gegend ein reicher Mann, nun konnte er den letzten Schuldenrest, > der auf seinem Wirthshause haftete, abbezahlen, nun war er reich genug, um den Vater seiner Grethe zu sich zu nehmen und bis an sein Ende zu ernähren und zu pflegen. Mit solchen frohen Gedanken hatte er die Stadt ver» lauen und war zu seiner Geliebten geeilt, — um sie nie zu erreichen und nie wieder zu sehen. — Länger als zwei Jahre waren verflossen. An der Stelle, j wo einst die niedrige Hütte inmitten des Moores stand, erhob sich jetzt ein neues stattliches Gebäude, dessen rothes Ziegeldach und weiße Wände weithin über die grüne Moordecke schimmerten. Neben diesem Gebäude stand ein großer, geräumiger und bedeckter Schuppen, in welchem große Massen getrockneten Torfes aufgeschichtet lagen. Hinter dem Hause, dessen Grund erhöht war, befand sich ein kleiner Garten, in welchem einige junge Bäume angepflanzt waren und einige Herbstblumen blühten. Von dem Hause aus führte ein erhöhter und breiter Dammweg, zu beiden Seiten von breiten und tiefen Gräben eingefaßt. Die grüne Nasendecke des Moores selbst sah man durch lange uud breite schwarze Streifen geschieden; es waren Abzugsgräben und Kanäle an» gelegt, um deu Moor trocken zu legen und die Torfgewinnung zu erleichtern. Dadurch war nber der unheimlich bange Eindruck, welchen der unabsehbare Moor früher machte, zum großen Theil geschwunden, denn das Auge erkannte auf ihm nun sofort dag Wirken von Menschenhänden. Dieses Alles hatte der junge thätige Torfbauer Klausen vollbracht, der vor zwei Jahren die ärmliche Hütte von dem Torfbauer Stephan gekauft hatte. Klausen hatte mehrere Tauseud Thaler an die Erbauung des neuen Hauses, an die Verbesserung des Dammweges und die Nutzbarmachung des großen Moores gewandt. Er hatte nnn aber auch die Genugthuung, daß er mehr denn fünfzig Mal so viel Torf zu stechen vermochte, als früher der Torfbauer Stephan. Er hatte den großen Schuppen erbaut, damit der Torf trocken liege, uud täglich brachten zwei tüchtige, starke Gaule ein großes Fuder Torf in die Stadt. Klausen galt als ein reicher und angesehener Mann, und wenn ihn auch die Krb-schaft seiner Base in der Stadt bedeutend unterstützt hatte, so verdankte er doch das Meiste seinem eigenen Fleiße und der Einsicht, mit der er stets seine Arbeiten geleitet hatte. Wo er wirkte, herrschte ein fleißiges geregeltes Leben, und was er unternahm, das gelang ihm, weil er mit Ernst und Eifer daran ging und es zuvor reiflich nach allen Seiten hin überlegt hatte. Der junge Torfbauer, der Besitzer von all diesem Reichthum, schritt auf dem Dammwege dahin uud sein Auge schweifte über den Moor und über die Gräben und Kanäle. Dann und wann blieb er wohl stehen uud sein Auge haftete an einem bestimmten Gegenstände, gleichsam als ob er den-selbeu prüfe und über neue Verbesserungen, welche er mit dem Moore voruehmen könne, nachdenke; wer ihm aber aufmerksamer in's Auge geschaut hätte, würde bemerkt haben, daß ihn ganz andere Gedanken erfüllten und daß er mehr aus Gewohnheit sein Auge dem Moore zuwandte. Und so war es auch in der That. Klausen dachte nicht an Gräben und Kanäle, sondern ein ganz anderer Gegen« stand erfüllte ihn. Er ging zum Wirthshause am Wege, mit der Absicht, um die Grethe zu freien. Vor etwas länger als zwei Jahren hatte er noch nicht daran gedacht, aber welche Veränderung hatten diese zwei Jahre hervorgerufen! Der Moor war kaum wieder zu erkennen und die Bewohner jener früheren kleinen Hütte in demselben lebten jeßt in viel besseren und wohlhabenderen Verhältnissen. (Fortsetzung folgt.) 187 Der Psianzenschleim. Selten wird man im Frühling oder Sommer in einer Laube sitzen, ohne daß zuweilen ein Tropfen Flüssigkeit vom Gezweige fallt, wenn die Laube von Bäumen, besonders Weiden beschattet ist. Untersucht man die Zweige des Baumes, so findet man an denselben einen weißlichen Schaum, der schon vor alten Zeiten den Namen Kukuksspeichel trug, wcil nian glaubte, er käme von jenem Vogel; ergeht aber wahrscheinlich dem Insekt nach, das darin verborgen liegt und das man daher Schaum- und Gäschtwurm, auch Pftanzen-schlcim genannt hat. Man findet diesen Schaum auch auf Wiesen, wo er an Gräsern und Krautern hängt. Der Schaum ist wctß und uoll von Luftbläschcn, bisweilen häuft er sich so an, daß ein dicker Tropfen Feuchtigkeit, hell wie Wasser, darunter hängt. Die jungen, damit bedeckten Blatter rollen sich zusammen nnd kommen nicht zu ihrer völligen Größe, weil die Insekten ihnen viel Saft entziehen — denn gewöhnlich si"d ihrer 3 — 4 und mehr beisammen. So lange sie im Larven- und Puppenzustande sind, gehen sie nicht heraus, sie sind dadurch gegen die Sonnenhitze und Anfälle der Naubinsekten geschützt, besonders der Spinnen; ohne diesen Schaum sterben sie bald. Setzt man sie auf einen saftigen Stengel, sv saugen sie sich ganz voll, ziehen den Schnabel heraus, wenden den Hinterleib nach allen Seiten, bis an dessen Ende kleine schaumartige Wassertropfen erscheinen und zusammenfließen, solange als Saft im Körper ist. Diese luftreichen Tropfen bilden den Schaumklumpen, worin sie sich verbergen. Ist er nicht groß genug, so sau« gen sie wiederholt und geben wieder Schaum von sich, bis sie ganz davon bedeckt sind. C's ist daher gewiß, daß dieser Schaum kein wirklicher Speichel ist, sondern der Pflanzensaft selbst, der aber vorher durch den Leib des Insektes gehen und einigermaßen verdaut werden muß. An den Bächen, welche mit Weidenbamnen besetzt sind, ist die Erscheinung dieser Schaumballen am häufigsten. Ursprung der franMschen Sprache. Nachdem die Römer Gallien erobert hatten, gaben ihr Aufenthalt daselbst, so wie ihre Gesetze anfänglich der lateinischen Sprache den Vorzug; sobald jedoch die Franken ihnen nachfolgten, bestätigte die christliche Religion, welche ihre Grundlage auf jene der Monarchie baute, dieses Ucbergewicht. Man sprach lateinisch am Hofe, in den Klöstern, Gerichtshöfen und Schulen; allein die von dem Volke schlecht gesprochene Sprache verdarb nach und nach jenes Latein und ward auch ihrerseits wieder verdorben, so daß aus diesem Gemische jene Menge von Volkssprachen entstand, welche noch jetzt in den Provinzen sich erhalten hat. Eine davon sollte einstens die französische Sprache werden. Es wäre schwer, den Zeitpunkt zu bestimmen, in welchem diese verschiedenen Mundarten sich vom Kelitschcn, Lateinischen und Deutschen losmachten; man ersieht jedoch, daß sie um die Oberherrschaft in einem Königreiche streiten mußten, welches das Lehnsysiem in so viele kleine Reiche abgetheilt hatte, denn Frankreich, von Natur durch die Loire getheilt, hatte nur zwei Volkssprachen, die Pikardische und Provenyalische. Fürsten übten sich in beiden, sowie auch alle Nitterromane und kleinen Gedichte jener Zeit zuerst in diesen zwei Sprachen geschrieben worden sind. Im Süden blühten die Troubadours und im Norden die Tronveurs, und diese eigentlich gleich bedeutenden Wörter erklärten hinlänglich den Ausdruck beider Sprachen. Wenn der Provenyale, der nur volle Laute hat, den Vorzug erhalten haben würde, so hätte er der französischen Sprache die Reinheit der spanischen und italienischen verliehen, allein das mittägige Frankreich, immer ohne König und Hauptstadt, konnte die Mitbewcrbung des Nordens nicht ertragen, und der Einfluß der Vicardischen Volkssprache vermehrte sich mit dem Einfluß der Krone. Es ist also der klare nnd regelmäßige Geist dieser Volkssprache mit ihrer etwas dumpfen Aussprache, welcher heute in der französischen Sprache vorherrscht. Diese damals neue, von dem Hofe und der Nation angenommene Sprache, welcher ein italienischer Schriftsteller des IahreS 1260 so viele Reize zuerkannte, daß er sie der seii-.igen vorzog, wurde dennoch von der Kirche und den Parlamenten verworfen, und erst im 16. Jahrhunderte gelangte sie zu der Anerkennung, welche eine legitimirte Sprache verdient. S'eekno'del. In Zellersee (Pinzgau) wächst eine merkwürdige, den Algen beizuzählende Pflanze, welche man in der dortigen Gegend sehr passend mit dem Namen „Seeknödel" bezeichnet. Sie scheint nämlich eine ans Seetang gewobene Kugel zu sein, ist in ihrem Innern hohl und beständig mit Wasser gefüllt. Ihre grüne Farbe behält sie auch außerhalb des Wassers bei. Die Pflanze soll, außer im Zellersce, nur noch im Mclarsee in Schweden zu finden sein. Literatur. Das dcutsch-slove nische Wörterbuch, herausgegeben auf Kosten des Hochw. Herrn Anton Aloiö Wolf, Fürstbischofes von Laibach ic. :c. Gedruckt bei Ios. Vlasnik. Laibach. 1860. Besprochen von F. L......in S. (Schluß.) Man betrachte das Lerikon, wie man es will, so drängt sich immer wieder die Bemerkung auf, daß auch dasselbe dem Tadel, der unsere Gcsammtliieratur trifft, nicht entgangen ist, dem Tadel nämlich, daß die Slovenen, statt aus sich zu nehmen, Alles, sogar Wörterbücher aus dem Deutschen übersetzten. Man hat sich allerdings einen groben Fehler zu Schulden kommen lassen, daß man den ganzen deutschen Sprachreichthum einheimischer und erotischer Wörter aufmarschieren ließ, und daß man emsig bemüht war, diesem ungeheuern Schatze einen eben so großen slovemschen ent« 188 gegcnzusctzen. Was man nicht bat, damit soll man nicht prahlen. Man übersah, daß unser wetteiferndes Werk, über« häuft mit Neologismen, anch nach dieser Seite hin schielend werde; man vergaß, daß ein solcher Kampf, ans diese Art geführt, nicht anders als zum lächerlichsten Nachtheile einer jeden, nicht bloß unserer Sprache, ansfallen müsse. Wir gestatten dem Lexikographen, als dem Aehrenlcser in der Literatur, und wäre er der fähigste Mann, die Freiheit durchaus nicht, nch auf den Horaz'schen Spruch: „I^icuil zrmpci'lzuu Iic«1)it si^nalum s»rli050Ntu nol» praoucl^re nomen"^ zu berufen. Das Wörterbuch ist kein Tummel« platz der Wortschmiederci und der Vorschläge. Selbst bilden kann nur der sehr sprachkundige Schriftsteller, und wenn dieser das neue Wort bci der Nation zur Geltung gebracht, dann erst darf die gierige Lcrikographenhand die Frucht für ihren Sammelkorb vom Äste brechen. Im Wörterbnche treten, wie schon erwähnt, neben slovenischcn Ausdrücken auch die andern Mundarten entlehn» ten auf, und wir pflichten der Redaktion mit ganzer Seele ! bei, daß man beim Abgänge eines passenden slowenischen j Wortes dafür lieber ein entsprechendes aus diesem oder jenem Dialekte mit gewissenhafter Angabe anführen, als selbst bil« den sollte; nur betanern wir die nicht seltene ürscheinung, daß echt slovenische, in unserer Nation allerdings lebende Ausdrücke als nur den übrigen Dialekten eigenthümlich be« zeichnet werden. Daraus wird ersichtlich, daß keiner der Herren Mitarbeiter befähiget war, ein endgilliges Urtheil zu fällen, welche Wörter unserer Mundart eigentlich ab« gehen oder nicht abgehen, und daß man aller Wahlschein» ! lichkeit nach aus anderu Dialekten weniger aufgenommen ! hätte, wenn der eigene Ncichthum bckanuter gewescu wäre. ! Ueberdieß hätte man bei Aufnahme der Wörter aus andern ! Mundarten immer auf dem streng kritischen Wege bleiben ! sollen; man hätte falsche Neubildungen durchaus vermeiden ^ müssen. Wenn nch z. V. sn^l'l^l (schneeweiß) auch mit dem Zeichen der öechischcn Firma als neu geschmiedet prä« sentirt, so ist es doch nichtsdestoweniger ganz gegen den Gcist des Slavismus gebildet. Auch ist uns aufgefallen, daß z. V. bei dem Worte „Nemesis" zwischen Klammern der Beisatz „pri nll'8lvn" mit der Aomerknng: „Das Seiende unrichtig, ! Gott ist auch das Seiende, aber doch nicht die Natur," aus« gestattet. Derartige Betrachtungen wären, als mit dem >> Zwecke des Lexikons unvereinbar, viel besser weggeblieben. , Der Kleinigkeit, daß die Formen ign, imu, ie u. s. w. ! das Vorrecht erhielten, und daß neben dem altslauischen 8« z das nur obcrkrainische ä Platz fand, hat die Redaktion in ^ der Vorrede selbst mit Unwillen erwähnt, und das haben ! unsere Landsleute auch schon anderwärts als das einzig« ! Tadclnswcrthe hervorgehoben, deßwegen wollen wir uns ! damit nickt weiter bemengen. Wichtiger erscheint uus, daß l der im Slavischen eine so wichtige Rolle spielende Akzent ! gänzlich unberückstchtigct blieb. Freilich ist die Bezeichnung ! desselben gerade im Slovcnismns eine sehr schwierige, weil er je nach den verschiedenen Unterdialekten so sehr variert. ' Unserer Anstcht nach hätte man bezüglich des Worttones ! ein«: Untcrinundart als maßgebend annehmen sollen, wozu ! das Inncrkrainische am geeignetsten scheint, nicht nur weil ! es üch des geregeltsten Akzentes erfreut, sondern weil dieser i Akzent selbst dem der südlichern Slaven am nächsten kommt. ! Auch sollten unsere grammatikalischen und lexikalischen Schrift« ! stcller das uns noch immer abgehende Zeichen des dritten dovpcltgedehntcn Tones hinzufügen. Das Wort „dvül" < (Bruder) z. V. bat den scharfen, »vläl« (Hals) den gedehnten und »vlül," (des Thores) den doppeltgcdehnten Ton, den wir hier mit dem Zilkumfler angegeben haben, ohne behaupten zu wollen, daß in unserer Orthographie dieses Zeichen dazu taugen würde, weil wir ohncdieß damit das breite ö und ö kennzeichnen müssen. Wir nehmen uns die Freiheit, die Herren Mitarbeiter des slovenisch - deutschen Theiles auch auf diese Nebenumstände aufmerksam zu machen. Unter den gegebenen Umständen konnte also das Werk denjenigen Werth leider nicht erlangen, welchen ihm zu geben, sich die Slovencn zu einer heiligen Pflicht hätten machen sollen, um dadurch einerseits dem hohen Mä'cen auf die würdigste Art für die Deckung der Druckkosten zu danken, andererseits aber den Zeitbedürfnissen unserer Literatur zn genügeu. Ich glaube dargcthan zu haben, daß man bei der Ausarbeitung auf Abwege gerathen ist, auf die man unmöglich hatte gerathen können, wenn man die Aufgabe der Lexikographie eingesehen, und wenn man den slovenisch'deut-scheu Theil zuerst ausgearbeitet hätte, aber ausgearbeitet, wie ein Lexikon ausgearbeitet werden soll; dennoch bin ich weit entfernt zu behaupten, daß ein Werk von 2012 Seiten nichts Vortreffliches enthalten sollte, es ist trotz seiner Mangel bis jetzt unsticitig unser bestes Wörterbuch; auch darf man alle Fehler keineswegs der Redaktion zur Last lcgcn, wohl wissend, daß ihr die einzuschlagende Bahn nicht nur durch die überlieferten handschriftlichen Arbeiten, sondern wahrscheinlich auch von andern Seiten her wenigstens ange- , deutet wurde. Damit wollen wir jedoch nicht gesagt haben, als ob der verstorbene hohe Gönner Willens gewesen wäre, den Slovenen hierin irgend welche Scbraüken zu seyen. Auch der Umstand, daß die Nedaktion, wie sie in der oft erwähnten Vorrede selbst bemerkt, nur Eine Korrektur des Satzes bekam, ohne dann das Manuskript mehr gesehen zu haben, darf nicht ignorirt werden. Nun ja, das vorliegende Werk mag seine Fehler und Mängel haben — leider ünd die übrigen Slaven, mit Alls« nähme der Serben, auch eben nicht viel besser daran — es mag sogar große Fehler und Mangel haben; allein dein kaun ja noch immer durch den slovenisch-deutschen Theil abgeholfen werden. Allerdings könnte man abh/elfcn, nnr ist uns, aufrichtig gesagt, auch um diese Arbeit bange, weil unsere Anstcht dahin geht, daß man zuallererst im Volke noch sammeln und viel sammeln sollte; dann erst dürfte man zum Drucke schreiten. Ich bin fest überzeugt, daß man, wenn Geld und Zeit da wäre, um reisen zu können, ,'n verhältnißmäßig kurzer Zeit, ohne die größte Ansirengung, 60.000 Wörter sammeln könnte, von denen das vorliegende Lexikon noch gar keine Ahnung hat. Aus solchen echt volkZ-! thümlichen Bildungen würde den Slovenen erst klar werden, ! wie sie im Nothfälle selbst bilden sollen. Aber Alles drängt ! und schreit: „Heraus mit dem Wörterbuche!" Im bcu-l rigen Programme des Laibacher Gymnasiums macht der slo-^ vcnische Aufsatz die Schlußbemerkuug, daß das tausendjährige Fest der Slavenapostel (5yrill und Method bald gefeiert werden soll, und äußert zugleich den patriotisch-frommen ' Wunsch, wie schön eö wäre, wenn die Slovenen bei dieser ! Gelegenheit als ein Zeichen der Dankbarkeit die ganze "eu° ! übersetzte Bibel und das Lexikon in beiden Theilen den ! großen Slovenenbckehrern zu Füßen legen könnten. — Es ! wäre jedenfalls unaussprechlich schön, wenn es nur zugleich ! auch so uualissprcchlich leicht wäre, den heiligen Männein ! ein vollendetes Werk zu Füßen zu legen, woran mau aber ! mir für meinen Theil zu zweifeln erlaube. »^!»' va pilmc», ^ v« 8lmo, sagt das Sprichwort im römischen Nciche!" Druck Uüd Acrlag vcn Ign. v. «leinmayr i5 F. Bamverg in «albach. — Vcrantworlllchcr Ncdaclcur >s. wamverg.