Zünser 'lnmz im k. k. ^reisgerichirgebäucle Marburg. Die festliche Einweihung der KrenzKapelle im neuen k. k. Kreisgerichts-Gebäude zu Warburg. Von Dr. Michael Napotnik, Fürstbischof von Lavmit. Marbnrg, 1SV3. Im Selbstverläge des Verfassers. — St. Cyrillus-Buchdruekerei. 113317 So hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn hingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt ge¬ sandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde, (lloan. 8, 16. 17). Meine Lieben, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Wenn aber jemand gesündigt hat, so haben wir einen Advokaten oder Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten, und dieser ist die Versöhnung für unsere Sünden; doch nicht allein für die unsrigen, sondern auch für die Sünden der ganzen Welt. (I. -Ioan. 2, 1. 2). ine so seltene wie erhebende Feier fand am 18. Jänner 1903 in der anmutigen Kapelle F' des kreisgerichtlichen Gefangenhauses zu Marburg statt. Infolge freundlicher Einladung vonseiten des sehr löblichen k. k. Kreisgerichts-Präsidiums nahm ich nämlich die kirchliche Weihe Les schönen Oratoriums, des Altars, der Meßgewänder und aller übrigen beim Gottesdienste benötigten Gefäße und Ornamente vor. Nach vollzogener Weihehandlung richtete ich in Gegenwart der Festteilnehmer an die anwesenden Sträflinge eine der Einweihungsfeier angemessene Ansprache in deutscher und in slowenischer Sprache. Zum bleibenden, frommen und freudigen An¬ denken an diese so seltene wie ergreifende Festfeier veröffentliche ich Liese Kroschüre und widme sie vor r* 4 allem Seiner Hochwohlgeboren, Lem hochverdienten Herrn k. k. Kreisgerichts-Präsidenteu, k. k. Hofrat Robert Geeiftorfer, zum Zeichen meines innigen Dankes für Lehen bei der Herstellung und Ausstattung der schmucken Kapelle gehabte Mühewaltung und zugleich als ein kleines Angebinde zu Lehen am 6. Juni 1903 zuvollendendem 70. Lebensfahre.* Sodann widme ich die kleine Schrift den hoch¬ wohlgeborenen Herren Staatsanwalt Dr. August Remanie und k. k. Gberingenieur Anton Ritter von Spinler; ferner allen richterlichen und staatsauwali¬ sch aftlichen Beamten des hiesigen k k. Kreisgerichtes, insonderheit dem Herrn k. k. Landesgerichtsrate Dr. Gustav Wokaun als meinem lieben Gymnasialstndien- Genossen, weiters dem sehr verehrten Herrn k. k. Oberbezirksarzt Vr. Adalbert Leonhard als Gerichts¬ und Gefangenhaus-Arzt und dem Vorstadtpfarrer zur Hl. Maria als Gefangenhaus-Seelsorger, sowie allen Teilnehmern an der bedeutungsvollen kirch¬ lichen Feier. * Der Herr k. k. Hofrat war am 6. Juni 1833 im Schlosse Nr. I zu Gonobiz geboren und am gleichen Tage vom Kaplan Jakob Westermayer getauft im Beisein der Paten: Joseph von Schwamberger, vertreten durch den Bezirksarzt Joseph Repolusk, und Frau Franziska Nagi, k. k. Post- meisterin im Markte Gonobiz. Der Täufling erhielt die Namen Robert, Joseph, Franziska. Die im Herrn selig ruhenden Eltern hießen: Herr Karl Greistorfer, Oberamtmann der Fürst Windischgrätz'schen Herrschaften Gonobiz und Seitz, und Frau Anna, geborene Rospini. Für Letztere besteht eine fromme Messenstiftuug zu Sankt Anna ob Gonobiz. 5 ZQ-- Möge -er allgütige und gerechte Gott Las neue Gerichtshaus, in dem Recht gesprochen und die Gerechtigkeit gehandhabt, sowie die neugeweihte Kapelle, in der seine allerbarmende Liebe ihres Amtes matten wird, segnen und seinen Cngetn be¬ fehlen, -ah sie die beiden Stätten besuchen und be¬ wachen und deren Bewohner vor ewigem tlnhelle beschützen! tzui 86ciuitür iustitium st miLeri- eorcliam, in verriet vitam, iu8tiliunr et gloriam. Wer nach Gerechtigkeit und Barmherzigkeit strebt, der wird Leben, Gerechtigkeit und Ehre finden. (Lrov. 21,2l). Marburg, am Feste des heil. Johannes von Matha, den 20. Februar 1903. -st Michael, Fürstbischof. Das neue k. k. Kreisgerichtsgeb äude in Marburg. ie Bewohner der mächtig aufblühenden Drau- stadt Marburg bemühten sich sehr viel um die Erlangung eines eigenen Kreisgerichtes. Nachdem ihrem Wunsche willfahrt, und am 1. Jän¬ ner 1898 in einem provisorischen Gebäude das k. k. Kreisgericht in Marburg eröffnet worden war, mußte an die Erbauung eines neuen entsprechenden Gerichts¬ hauses gedacht werden. Die Stadtgemeinde besorgte hiefür einen geeigneten Bauplatz im Ausmaße von 8700 Quadratmetern, von welchem Grnndkomplepe 3740 Quadratmeter verbaut siud. Der bewilligte Bau wurde am 20. März 1900 begonuen und so emsig fortgesetzt, daß das stattliche Gerichtshaus bereits am 25. Juli 1902 bezogen werden konnte. 7 Das Amtsgebäude und das Gefangenhaus bilden zusammen ein geschlossenes Rechteck, in dessen freiem inneren Raume der Schwurgerichtssaal samt Neben- räumlichkeiteu eingebaut ist. Das gesamte Bauwerk ist zweistöckig, ausge¬ nommen jenen Teil des Gefangenhauses, in welchem die Kapelle mit der Sakristei uutergebracht ist. Dieser nämlich ist dreistöckig. Das Jnstizgebäude hat überdies ein Tiefpar¬ terregeschoß, in welchem sich die Dienerwohnungen und die Archive befinden. Im Amtsgebäude ist das k. k. Kreisgericht samt dem k. k. Bezirksgerichte Marburg und die k. k. Staatsanwaltschaft unterge¬ bracht. Im Gefangenhause können bis 350 Sträf¬ linge in Gewahrsam gebracht werden. Außerdem enthält dieses letztere Gebäude ein Spital für beiläufig 20 Kranke, dann die Anlagen für Kochzwecke, Bäder, Werkstätten und Magazine, fowie alle Räume für die Aufnahme der Straffälligen und für die sonstigen dienstlichen Verrichtungen. Das Waschhaus bildet für sich einen eigenen kleinen Ban und enthält auch die Desinfektionsanlage. Sämtliche Räume sind mit Niederdruck-Dampf- Heizung, elektrischer Beleuchtung und Signalanlage versehen. ^-> 8 Das große Bauwerk ist im modernen Sezes¬ sionsstile gehalten und wurde insbesondere auf die Ausstattung der im Mittelpunkte des Amtsgebäudes gelegenen Hauptstiege großer Wert gelegt, da dort das vom Bildhauer Emanuel Pendl in Wien her¬ gestellte Kaiser Franz Josef-Standbild aus Carara- Marmor Platz finden soll. Am tO. Februar d. I. gelaugte im Vestibüle des imposanten Kreisgerichtsgebäudes diese um den Kostenpreis von 8000 Kronen verfertigte Statue zur Aufstellung. Der Kaiser ist überlebensgroß im präch¬ tigen Toison-Ornate dargestellt. Die Ähnlichkeit ist vortrefflich gelungen, die Draperie meisterhaft aus- geftthrt. Der Gesammteindruck ist überaus imponierend. Unterhalb der zwischen Kunstporphier-Sänleu stehenden Kaiserstatue befindet sich die Legende: ^kllillcnlnm sub uuspieu8 auZU8ti88imi Imperntorm llranemoi Ü086plli I. NON-»III* Die Architektur des Geschworeneusaales ist gleich¬ falls in moderner Art anfgefaßt. Der Eingang in diefe Stätte, an der über die Freiheit, über Leben * Das Clichä für die dem Titelblatte vorgesetzte Abbildung der Marmorstatue Seiner Majestät hat die k. k. fotochemigrasische Hof- Kunstanstalt von Husnik L Häusler in Prag—Wkov nach einer vom hiesigen Fotografen Heinrich Krapek nm 14 I( gemachten Aufnahme zum Preise von II IL 80 d im Wege der Autotypie hergcstellt. — Eine andere Beleuchtung dieses Standbildes läßt der Bau nicht zu. 9 und Tod der Mitmenschen entschieden wird, befindet sich unter dein überwältigend wirkenden Kaiser-Stand- bilde und ist rechts mit dem Richtschwerte und links mit der Brandsakel, beide von Lorberzweigen umrankt, geziert. Die dem Hanpteingange gegenüber stehende südliche Schmalseite des rechteckigen Saales ziert ein großes, auch im Sezessionsstile gehaltenes, auf die Wand ausgespanntes und befestigtes Ölgemälde des Malers A n t o n Novak aus Wien, eines gebürtigen Marburgers. Die auf dem Richterstuhle sitzende Justitia hält in ihrem Schoße einen schneeweißen, noch ungebrochenen Stab. Zu beiden Seiten der thronenden Justitia stehen zwei Frauengestalten mit den Symbolen der richterlichen Tugenden: der Gelehrsamkeit und Wahr¬ heit, der Stärke und Milde. Die erste der beiden links vom Beschauer stehenden Frauen hält in der rechten e i n o ff e n e s Buch mit der Inschrift: Irmtitm nrs et boni, und in der Linken ein gesenktes Schwert. Die zweite derselben hält einen Spiegel dem Beschauer zugekehrt. Von den beiden rechts ausgestellten Frauen trägt die der Justitia näher stehende einen geflochtenen Halfter oder Zaum, die letzte in ihrer Anken einen Lorberzweig. Hinter der zwischen zwei Säulen thronenden Justitia hängt eine gelbe Fahne herab, auf der ein schönes k. k. österreichisches Wappen zu sehen ist. 10 Im Vordergründe steht links der unerbittliche Ankläger, vor welchem ein Missetäter an die Stufen des Thrones der Justitia hingeworsen sein Antlitz verhüllt; rechts dagegen plädirt lebhaft der Verteidiger — der gleich dem Ankläger mit wallendem Talare und mit dem Barete angetan ist -- siir die Milderung des Urteilsspruches oder gar Freisprechung des Beschul¬ digten, dessen unglückliche Frau mit dem starr in die bewegte Szene blickenden Kinde zur Rechten ebenfalls kniend um Erbarmung fleht. Uber dem 3x4m großen, ober dem Richter¬ tische angebrachten allegorischen Bilde erglänzen in Gold die sezessionistischen Buchstaben: NON—NONU, die die Zeit der Erbauung dieses Justizpalastes an- geben. Das äußerst elegant und solid aufgeführte Ju¬ stizpalais, dessen Gesamtbaukosten gegen t,200.000 Kronen betragen, steht mit seiner nach Norden ge¬ kehrten Hauptfront in der Mariengasfe, die mit der vom Hauptbahnhofe in die Stadt führenden Tegett- hofstraße parallel läuft. Es ist von allen Seiten von breiten Gassen umschlossen und zwar im Süden von der Wildenrainergasse, im Westen von der Gerichts¬ hofgasse, aus welcher der kürzere Zugang zum Schwurgerichtssaale, zu den Untersuchungsrichtern und zum Gefaugenhause führt, und im Osten von der in Aussicht genommenen Kaiserfeldgasse. ^2 11 Die Farade wird von zwei ehernen einköpsigen Adlern mit ausgespannten Fittichen nnd von je einer- gewaltigen Kaiserkrone geschmückt. Die auf der Attika symetrisch nebeneinander aufgestellten Adler veranschaulichen den österreichischen Doppeladler, welcher am besten die Bestimmung dieses gewaltigen Baues kennzeichnet, der nächst der monu¬ mentalen Borstadtpfarrkirche zur heiligen Maria, Mutter der Barmherzigkeit, gewiß eine besondere Zierde der Grazer-Borstadt bilden wird. ?ux lluie llomui! Friede sei diesem Hause! (lme. 10, 5). Und Friede sei allen seinen Bewohnern! Die neue Kapelle im krewgerichtlichen Gefangenhause;u Warburg. MAeim Neubau des obeu flüchtig beschriebeueu Kreisgerichtsgebäudes uud bei desseu Ausstat- tuug wurde besonders auf die Kapelle Rücksicht genommen, iu welcher die Sträflinge des Gefangen¬ hauses ihrer heilige« Christenpflicht nachzukommen Gelegenheit finden sollen. Man war bestrebt, dnrch die Anlage und Ausschmückung des Oratoriums einen seinem erhabenen Zwecke entsprechenden, Ernst und Würde gebietenden Eindruck zu erzielen. Die Kapelle bildet ein Rechteck und ist mit Rücksicht auf die dünnen Mauern der obersten Etage nach Art der Basiliken mit einer getäfelten Holz¬ decke versehen, deren Zwischenfelder fehr hübsch gemalt sind. Die Wände wurden dem Plafond ähnlich ge¬ halten und sind mit einem Lambris oder mit einer Holzbekleidung abgeschlossen. 18 Die ansprechende Malerei der Deckenfelder und der Wände besorgte die Wiener Firma Winter und Richrer. Die Tischlerarbeit für den Plafond und das Lambris wurde von der Firma Franz Derwuschek in Marburg ansgeführt Das Licht erhält die Kapelle von der Nord¬ zugleich Evangelieuseite durch drei hohe, von der Marburger Firma Macher mit verschiedenfärbigem Kathedralglase in sehr gefälligen geometrischen Figuren mit Blei verglaste Fenster. Durch die iu lieblichen Farbentönen gehaltenen Bleiglassenster erhält der vom Grazer Kunstmöbeltischler Johann Roßmann im Renaissaneestil musterhaft ausgesührte Altar mit dem Tabernakel ein sehr stimmungsvolles Licht. Als Altar¬ aufsatz dient ein großes Kreuz mit dem Gekreuzigten, zu dessen Rechten die schmerzhafte Mutter Gottes und zur Linken der hl. Apostel Johannes stehen. Die stilgerechten Altarleuchter und Kanontafeln, die Altarampel und die heiligen Gefäße: der Kelch mit der Patene, die Monstranze, das Ciborium, die Versehpypis und das abgesonderte Gefäß für das heilige Krankenöl wurden vom Marburger Gürtler¬ meister und Silberarbeiter Franz Kager sertiggestellt. Zur Unterbringung der männlichen Sträflinge, deren Stand am 18. Jänner 258 betrug, sind im 14 Schiffe, welches durch die vorgeschriebene Kommnnion- bank von: Presbyterium abgesondert ist, zwei Reihen von Bänken angebracht. Die weiblichen Häftlinge, deren man an diesem Tage 39 zählte, gelangen über eine eigene Treppe ans das einer Mnsikempore gleichende Chor, wo für sie gleichfalls Sitzplätze eingerichtet sind. Die Tischlerarbeiten des hölzernen Chores und sämtlicher Bänke wurden von der be¬ reits genannten Marburger Firma Derwuschek in solider Weise ansgesührt. Auf der Evangelienseite des Altares im Pres- byteriumraume steht eine entsprechende Kanzel. An der Epistelseite ist eine geräumige Sakristei angebaut, die bereits mit einem Paramentenkasten, einem Bet¬ schemel und zwei tragbaren, in Form von Betschemeln verfertigten Beichtstühlen ausgestattet ist. Die erforder¬ lichen verschiedenfärbigen Paramente mit der nötigen Kirchenwäsche wurden teils von den Marburger ehr¬ würdigen Schulschwestern teils von Wiener Firmen geliefert. Der Fußboden der Sakristei und der Kapelle hat einen warmen und leichten Brettelbelag. Sämt¬ liche Räume stehen mit der Zentralluftheizung in Verbindung. Für die elektrische Beleuchtung ist die Anlage auch schon durchgeführt und in Tätigkeit gesetzt. So ist denn die Gefangenhauskapelle würdig ansgestattet und macht auf den Besucher eineu auf- erbaulicheu Eindruck Auch von diesem Heiligtum gilt das Schriftwort: O uu m tsrribilt868t I o- eu8 i8to! sst llie uliucl uisi äomu8 Deist portu cosli! Wie furchtbarist die¬ ser Ort! Hier ist nichts anderes denn GottesHaus und die Pforte desHimmels! (6sir. 28, 17). Es möge sich aber hierorts auch die trostvolle Verheißung Gottes immerdar erfüllen: O e uI i m e i srunt upsrti et uure8 meue ereetue uck orationem ein 8, cjuj in loeo i8to oruverit! LIeZi enim et Zanetil! eu vi loeum i8tum, nt 8 i t n o m e n m e u m i b i .. el permu nennt oenli mei et eor meum i 5 i enneti8 ciiebus. Meine Augen sollen offen und meine Ohren a n f m e r k s a m s e in auf das Ge b e t d e s j e n i g en, der da betet an diesem Orte. Denn ich habe diesen Ort erwählt und geheiligt, daß mein Name da sei . . und meine Au¬ gen und m e i n H e rz sollen d a b l e i b e n alle Tage. (ll. Durulip. 7, 15. 16). Ja, wenn jene, die gesündigt haben und ge¬ fangen gehalten werden, sich vom Herzen bekehren, Buße tun und in ihrer Gefangenschaft reumütig 16 seufzen: Wir haben gesündigt, gottlos ge¬ handelt, unrecht getan, so wolle der unendlich barmherzige Gott an dieser seiner heiligen Stätte ihr Gebet erhören, ihnen vergeben und sie begnadigen! ltl. ?aralip. 6, 36—39). Die Einweihung der Gekangenhauskapelle. in so würdiger Weise ausgestattete Kapelle hat die hehre Bestimmung, daß in ihr die dem Arme der Gerechtigkeit Auheimgefalleneu zum gemeinsamen Gebete, zum heiligen Meßopser, zum 2obe Gottes, zur Anhörung des göttlichen Wortes und zum Empfang der heiligen Sakramente Zusammen¬ kommen sollen. Sie können zwar auch in ihren Zellen und an anderen Orten beten, aber nirgends werden sie so gesammelt und andächtig beten, wie in der Kapelle, wo das gegenseitige gute Beispiel, die Majestät der kirchlichen Ceremonien und die Spendung der inneren Gnade ihre Seele mächtig ergreifen und zur Andacht stimmen werden. Damit nun diese Kapelle zur Feier des Gottes¬ dienstes, zur Abhaltung der kirchlichen Andachten und zur Versammlung der Christgläubigen geeignet sei, mußte sie nach den hiefiir geltenden Rubriken geweiht werden. 2 18 Als Tag der Herz erhebenden und Geist anregenden Ceremonie wurde der 18. Jänner lausenden Jahres auserkoren, an dem zugleich das Fest des heiligsten Namens Jesus gefeiert worden ist. Und so fuhr ich denn an diesem lieblichen Feste um acht Uhr früh unter dem mächtigen Glockengeläute der nahe» herr¬ lichen Muttergottes-Vorstadtpfarrkirche bei dem neuen Kreisgerichtsgebäude in der Mariengasse vor, wo ich in der Eintrittshalle von der hochwürdigen Geistlich¬ keit und vom Herrn k. k. Hosrate empfangen und begrüßt worden bin. Wir zogen in feierlicher Prozession durch die mit frischem Reisig und Blattpflanzen geschmückten Gänge des Gerichtsgebäudes zu der in der obersten Etage des Gefangenhaufes eingerichteten Kapelle, vor¬ deren Eingänge der k. k. Staatsanwalt Herr Dr. August Nemanie mit sämtlichen Herren k. k. Landes¬ gerichtsräten, dem Bauleiter dieses Gerichtsbaues, Herrn k. k. Oberingenieur Anton Ritter von Spinler und dem Herrn k. k. Oberbezirksarzt Dr. Adalbert Leonhard Aufstellung genommen hatte. Nach gegenseitiger freundlicher Begrüßung legte ich die bischöflichen Gewänder an und nahm die Weihe der neuen Kapelle nach den im Diözesan- Rituale vorgeschriebenen, sehr sinnreichen Ceremonien vor. Bor dem Kapellentore verrichtete ich das Ein- 19 leitungsgebet, in welchem ich Gott den Herrn bot, er wolle unseren Handlungen mit seiner Gnade zuvorkommen und selbe durch seine Hilfe fortsetzen, damit alle unsere Gebete und Werke von ihm jederzeit anfangen und durch ihn angefangen geendigt werden. Nachdem ich hierauf die Antiphon ^8p6rZ68 me und den tiefernsten Psalm Niserere ange¬ stimmt hatte, und während ihn der assistierende Klerus wechselweise rezitierte, besprengte ich mit Weihwasser zur Rechten und zur Linken zuoberst und zuunterst die äußeren Mauern der Kapelle. Nach Wiederholung der obgenannten Antiphon verrichtete ich ein längeres Gebet, in welchem ich Gott den Herrn, den zwar Himmel und Erde nicht fassen können, der sich aber doch würdigt eine Woh¬ nung auf Erden zu haben, in welcher sein Name immerdar angerufen wird, bat, daß er diese Stätte besuchen, sie durch seine Gnade von jeder Befleckung reinigen nnd stets rein erhalten und alle unsere Wunsche bezüglich dieses Werkes erfüllen möchte. Darauf zogen wir unter Abbetung der Aller¬ heiligen-Litanei in die Kapelle ein bis hin vor den Altar, wo ich kurz vor den: Schluffe der Litanei Gott den Herrn anrief, daß er diese Kapelle und 2* ^-s 20 diesen Altar znr eigenen Ehre und zur Ehre des heiligen Kreuzes reinigen, segnen und weihen wolle. Nach Beendigung der Allerheiligen - Litanei, eines kürzeren Gebetes und neuerlicher Anrufung des gött¬ lichen Beistandes flehte ich in einem längeren Gebete den allmächtigen und erbarmungsreichen Gott an, er möge dieses Heiligtum besuchen nnd es benedeien, so daß die bösen Geister daraus fliehen und die Engel des Friedens Einzug halten. Sodann begann ich die Antiphon 8sneck io, Domina, ckomum ist um mit den drei schönen, Schmerz und Furcht, aber auch Hoffnung und Freude einflößenden Psalmen 119, 120 und 121, welche der Priesterchor zu Ende betete, während ich die inneren Kapellenwände von der Evangelienseite an- gefangen bis zurück zum Altäre zuoberst und zu¬ unterst mit Weihwasser besprengte, indem ich hiezu immer die Worte sprach: Besprenge mich, o H e rr, m it H y s s o p, so werde ich gereinigt; wasche mich, so werde ich weißer als der Schnee! Daraus folgte das Schlußgebet, in welchem ich den Dreieinigen bestürmte, daß er sich Aller huldreich erbarmen möge, die an dieser Stelle seinen Namen anrnfen werden 21 Nach vollzogener Weihe der Kapelle wurde der Altar, über dem ein großes Kreuz mit dem Gekreu¬ zigten und die Statuen der Naler ckoloro8a und des hl. Apostels Johannes emporragen, dann der zier¬ liche Tabernakel, die Altartücher und die Altarleuchter, die Lampe für das ewige Licht, die schönen Para¬ mente und das Rauchfaß mit dem Weihrauchschiff- chen geweiht. Der Kelch und die Patene wurden von mir bereits am 16. Jänner laufenden Jahres in der fürstbischöflichen Residenzkapelle konsekriert und das Ciborium und ebenso die Lunula für die nette Monstranze geweiht. Der wichtigste Gegenstand der Kapelle ist der Altar, als jene Stätte, wo das Opser des neuen Bundes dargebracht, die heilige Messe, die die Seele und das Herz aller gottesdienstlichen Hand¬ lungen ist, celebriert wird. Der Altar vertritt die Stelle jenes Tisches, an welchem der Heiland sich mit seinen Jüngern zum letzten Abendmahl ver¬ sammelt hat. Darum hat er die Form eines Tisches und muß mit drei leinenen Tüchern bedeckt sein. Da der Altar dieser Kreuzkapelle kein fixer oder- fester ist, befindet sich in demselben eingelassen eine geweihte, tragbare Steinplatte, in welcher die heili¬ gen Reliquien eingeschlosfen sind. Zur Feier der Messe muß auf dem Altäre ein Kruzifix mit wenigstens zwei Leuchtern samt Wachslichtern sich befinden. Darnm habe ich auch das schöne große Altarkreuz, welches die Besucher der Kapelle an das blutige Opfer Jesu am Kreuze heilsain erinnern wird, in besonders feier¬ licher Weise benediciert, es dreimal mit geweihtem Wasser besprengt, mit geweihtem glühenden Weih¬ rauch beräuchert und es sodann mit dem assistieren¬ den Klerus demütig adoriert oder begrüßt. Durch ein besonderes Weihegebet wurde das mit weißer Seide inwendig bekleidete und mit ver¬ goldetem Schlüssel versehene Tabernakel zur Auf¬ bewahrung des allerheiligsten Altars-Sakramentes würdig und dienstbar gemacht. Aus Ehrfurcht vor Jesus Christus, der im Liebessakramente wahrhaft, wirklich und wesentlich zugegen ist, wird vor dem Tabernakel das ewige Licht brennen, wie sich ja Jesus selbst das Licht der Welt genannt hat, das da alle zum ewigen Lichte, zur Verklärung in Gott führen will. Vor dem Tabernakel, in welchem konsekrierte Hostien aufbewahrt werden, soll der katholische Christ immer die Knie beugen, um so seinen Dank und sein Lob dem göttlichen Herrn und Heilande Jesus Christus zu bezeugen. Nachdem nun die Kapelle und der Altar mit den erforderlichen Geräten durch die erfolgte Ein- Weihung für den gottesdienstlichen Zweck tauglich gemacht worden waren, hielt ich in Anwesenheit der Festteilnehmer an die in Strafhaft Befindlichen, welche mit ihrem Kerkermeister und den ihm zuge¬ teilten Aufsehern teils im Schiffe teils auf dem Chore aufgestellt waren und dieser Geist und Gemüt ergreifenden Ceremouie beigewohnt haben, die nach¬ folgenden zwei Exhorten. Ansprache, gehalten nach vollzogener Einweihung der Rreurkapellc im k. k. Rrelsgerichtsgelmudc ru Marburg, am 2. Sonntage nach -er Erscheinung des Herrn als am hohen keße des helligücn Namens Jesus, den 18. Jänner 1903. Spiritus Domini evaugolirmro paupsrikms misit ms, suuars eon- tritos ooräs, praeäiesrs esptivis rsinissionem, äimittere eonkraetos in rsmissionem. Der Geist des Herrn sandte mich den Armen das Evangelium zu ver¬ kündigen, die zerknirschten Herzen zu heilen, den Gefangenen Erlösung zu pre¬ digen, die Gefesselten in Freiheit zu entlassen. (Ime. 4, 18. 19). Im Herrn andächtig Versammelte! (VtlAn freudiger Anlaß hat uns heute am hohe» Feste des heiligsten Namens Jesu hier ver- -Ä- sammelt. Es ist die Vornahme der kirchlichen Einweihung der ernst und würdevoll ausgestatteteu Kahelle in diesem neuen staatlichen Kreisgerichts- 25 gebäude. Die heilige Handlung habe ich unter sehr sinnreichen Cereinonien soeben vollzogen und so den früher profanen Ort in ein Heiligtum umgewandelt, in dem das hochheilige Meßopfer dargebracht, das Wort Gottes verkündet, Sakramente gespendet und Gebete werden verrichtet werden: alles zur Ehre Gottes, zur Erbauuug und zum Troste und Heile derjenigen, die daselbst ihrer religiösen Pflicht obliegen werden. Ehevor ich nun das erste heilige Meßopfer an dieser einladenden neugeweihten Stätte Gott dem Herrn darbringe, will es mich bedünken, daß es würdig und gerecht, billig und heilsam wäre, den Teilneh¬ mern an der erhebenden Feier das Wort Gottes zu verkündigen. Geliebte im Herrn! /Hl^brab drängt es mich als Diöcesanbischof meinen oberhirtlichen Dank abzustatten für die Er- richtung dieser schmucken Kapelle zum Seelen¬ heils der dem Arme der weltlichen Gerechtigkeit Anheimgefalleuen. Und so sage ich meinen verbind¬ lichsten Dank dem hohen k. k. Justiz-Ministerium sür die gütige Bewilligung der nötigen Geldmittel zur Anlage der Kapelle und zu ihrer würdigen Ausschmückuug und Ausstattung. Ferner entbiete ich meinen herzlichsten Dank dem hochgeehrten Herrn Kreisgerichts - Präsidenten, k. k. Hofrat Robert Greistorfer sür die bei der Herstellung der heute von mir feierlich eiugeweihten Kapelle gehabte Mühewaltung und für die große Bereitwilligkeit, mit welcher Seine Hochwohlgeboren allen Wünschen des hiesigen Vor¬ stadtpfarramtes zur hl. Maria bezüglich der An¬ schaffung der liturgischen Paramente und Geräte entgegen gekommen ist. Außerordentliche Verdienste um das Zustande¬ kommen des seinen: Zwecke vollauf entsprechenden Ora¬ toriums hat sich auch der hochgeehrte Herr Bauleiter 27 der Gerichtsbauten in Marburg, k. k. Oberingenieur Anton Ritter von Spinler erworben, hochwelchem ich hiefür gleichfalls den geziemendsten Dank zolle. Schließlich danke ich ans dem Grunde meines Herzens allen sehr verehrten richterlichen und staats- anwaltschaftlichen Beamten und sonstigen sehr ansehn¬ lichen Anwesenden, die sich zur heutigen denkwürdigen Feier in diesem Heiligtums eingefunden und so ihre erbarmende Liebe gegen die unglücklichen Inhaftierten bekundet haben. Hentehatsich hier das Wort des gekrönten Psalmen¬ dichters David bewahrheitet: Niserieorckia et veritu8 okviuverunt 8ibi: iu8titia e t p ax O8eulutue 8unt. Barmherzigkeit und Wahrheit haben sich begegnet: Gerechtig¬ keit und Friede haben sich geküßt. (?8. 84, 11). Teuerste im Herrn! er Pracht- und kunstvollste Tempel, den man zur Ehre des göttlichen Herrn und Heilands Jesu Christi erbaut hätte, würde dem Sohne Gottes nicht so zum Ruhme gereichen, wie dieses schmucke, doch bescheidene Heiligtum. Denn, meine 28 Lieben, der wahre Ruhm des göttlichen Erlösers ist seine herablassende Liebe zu den Menschen: zumal zu den ärmsten und unglücklichsten, insbesondere zu jenen, die die menschliche Gesellschaft aus ihrer Mitte, wenn auch nur zeitweise, auszuschließen sich genötigt sieht. Als König Salomon das Wunderwerk, den Tempel zu Jerusalem, erbaut und Jehova, die göttliche Majestät, in demselben unter den Fittichen der Cherubime ober der Bundeslade zu wohnen sich gewürdigt hatte, da rief der König im Entzücken seiner Dankbarkeit und Bewunderung aus: LrZons ereäibils 6 st, ul bubitst Deus eum Iro minibus super terrumIWie, ist es denn glaublich, dass Gott mit den Menschen aus Erden wohnt! (II. ?nral. 6, 18). Wenn nun Salomon und die Israeliten sich mit Recht wunderten, daß Gott der Herr im Tempel zu Jerusalem Wohnung genommen, was sollen wir, katholische Christen, von der Güte und Liebe des Sohnes Gottes sagen, der da wohnt und thront in den Domen der Städte, in den Kirchen der Märkte, der Dörser und Weiler; ja, der da wohnen will an jeder Stätte des menschlichen Elends. Überall, wo es Spitäler, Kranken- und Siechenhäuser gibt, da befindet sich auch ein Tabernakel, ein Gezelt, in dein 29 sich der göttliche Arzt verbirgt, um den Leidenden und Bresthaften Trost und Linderung zu bringen. Aber noch mehr! Meine lieben Zuhörer, wir stehen im Weihnachts-Festkreise, der da geweiht und gewidmet ist der Erinnerung an die gnadenreiche Geburt des vielersehnten Messias, der auf die Erde kam, um die Menschen aus den Banden der Sünde, aus der Finsternis des höllischen Kerkers, dem sie verfallen waren, zu befreien. In den Gebeten, welche die Kirche zu Weihnachten verrichtet, werden die Menschen als Gefangene erkannt, die der Heiland aus ihrem Kerker erlöseu soll. In der vierten großen Antiphon vor Christi Geburt fleht die Kirche: O Schlüssel Davids und Szepter Israels, der du öffnest und niemand schließt, der du schließest und niemand öffnet, komme und führe aus der Haft des Kerkers den G e f e s s e l t e n , d e r d a s i tz t i n F i n st e r n i s u u d im Schatten des Todes! Gilt das schon von allen Sündern, wie beziehungsreich ist diese Sehnsucht nach dem Erlöser siir die der Gefangenschaft der weltlichen Strafgewalt überantworteten Gefallenen? Darum hat die Kirche von jeher die Straffälligen stets in die Freuden der Erlösung einbezogen. Nach ihrer Gesetzgebung und Justiz kounte kein Schuldner von 30 seinem Gläubiger in der Weihnachtswoche verfolgt werden und auch sonst ruhten die Gerichte in der Gnaden- oder Nachsichtswoche. Bis zum 6. Jänner waren die Gerichtssitzungen eingestellt und von einer Hinrichtung war da schon gar keine Rede. Und woher schöpfte die Kirche diese ihre Milde, diese ihre Nachsicht? Bon ihrem göttlichen Stifter, der nicht gekommen ist, Gerechte zu berufen, sondern Sünder, der deshalb mit Zöllnern und Sündern umging. Und nach vollbrachtem Erlösungswerke sind dem ver¬ klärten Heilande selbst die gefürchtetsten Orte, wo die Gerechtigkeit ihres Amtes waltet, sind ihm die Kerker und Gefängnisse nicht fremd. Auch in die¬ selben reicht seine Liebe, um die Unglücklichen und Bedauernswerten aufzusuchen. k^ppuruit beni- ZnitÄ8 6t llumnnituZ 8 n I v a. t 0 r i 8 NO 8 tri U 6 i. E r s chi e n e n i st d i e Güt e n n d M e n s chen- sreundlichkeit Gottes, unseres Heilandes, ruft mit Recht der für seinen Erlöser in Banden geschlagene Weltapostel Paulus in seinem tiefen Dank¬ gefühle aus. (Iit. 3, 4). Ähnlich verhält sich die Sache in diesem statt¬ lichen Gerichtsgebäude. In einem Trakte waltet die Gerechtigkeit, diese Grund- und Tragsäule jedes ge¬ ordneten Gemeinwesens, ihres Amtes; in dem anderen Teile büßen die von der Gerechtigkeit verurteilten 81 ihre Schuld ab und sühuen sie — hier aber weilt der Erlöser und Richter aller. Hierher also vor den Tabernakel, in dem die gekreuzigte Liebe wohnt, wird jener eilen, den Gewissensbisse qnälen, um Buß- und Reuetränen zu vergießen und dadurch dem gefolterten Herzen Ruhe zu verschaffen. Hierher wird derjenige kommen, welchen das Schwert des Gesetzes zu treffen bereit ist oder schon getroffen hat, um vom ewigen Weltrichter Berzeihung und Erbarmung zn erlangen; hierher wird der sich führen lassen, dem keine andere Aussicht mehr offen steht, als Bande und Kerker, um beim Gekreuzigten die Hoffnung auf Befreiung vom ewigen Kerker der Hölle und die Hoffnung auf himmlische Freiheit zu schöpfen. Geliebte im Herrn! er göttliche Heiland sorgt für die Unglücklichen auch dadurch, daß er reichliche Belohnung den § treuen Dienern verspricht, die ihnen und durch sie ihm selbst Liebesdienste erweisen. Der Herr leidet in einem jeden dieser Verlassenen. Daher ist es ihm getan, was den Gefangenen getan wird. In enreere srnin, et venistis ucl nie... ^.rnen ckieo Z2 vobis: quam 6 in koristi s uni ox kis kru- tridus m 6 i s m i n i ni i s, niillikeeistis! Ich iv ar im Gefängnisse, und ihr seid zu mir gekommen . . . Amen, sage ich euch, was ihr Einem dieser meiner ge¬ ringsten Brüder getan, das habt ihr mir getan! (Nat. 25. 36—40). Und hierher gehört die berühmte Weissagung des großen Pro¬ pheten Jsaias, die Christus der Herr in der Synagoge zu Nazareth als an ihm in Erfüllung gegangene bezeichnete, indem er zur Menge rief: D e r Geist des Herrn hat mich gesendet, den Armen das Evangelium zu verkündigen, z n h e ilen, die z e r k n i r s cht e n H e r z e n s s i n d, den Gesungenen Erlösung zu predigen, d i e G e f e s s e l t e n in Freiheit zu entlassen. (Uno. 4, 18. 29). Dieser feierliche Ausspruch Jesu war es, der barmherzige Seelen gebildet hat, die sich der Gefan¬ genen aller Art und aller Orte annahmen. Der Bischof von Nola, St. Paulinus, verteilte seine Güter unter die Armen und verdingte sich als Sklaven, um andere Gefangene aus ihren Banden zu befreien. Der hl Johannes von Math« widmete sein ganzes Leben der Befreiung der Christen aus der Gefangen¬ schaft. Er befreite Unzählige aber auch aus der ZZ Sklaverei der Sünde und wilder Leidenschaften. Und jener gefeierte Apostel der christlichen Charitas, St. Vinzenz von Paul, diente einst den Unglücklichen, die die Gerechtigkeit auf den Galeeren ans Ruder fesselte, uud begehrte keinen anderen Ehrentitel, als den eines Dieners aller Missetäter des Reiches. Ähnlich diesen Heroen der christlichen Nächsten¬ liebe ahmen die Barmherzigkeit Jesu nach alle jene, die die Missetaten zwar rächen, aber nicht aushören, mit den Schmerzen der Übeltäter Mitleid zu fühlen; die für den Trost der Häftlinge und ihre Bedürf¬ nisse Sorge tragen; die die Gewalt des Schwertes, womit sie Gott selbst zur Sicherheit und Wohlfahrt aller bewaffnet hat, milde gebrauchen; ferner jene, die die Sträflinge pflegen und unterrichten, sie auf¬ richten nnd zu Gott führen Die Barmherzigkeit Christi übten die weisen Vorstände, die diesen Ort des Friedens für die wahrhaft unglücklichen Menschen, welche in dem hiesigen Gefangenhause ihre Ver¬ gehungen zu büßen haben werden, errichtet haben. Diese Kapelle ist und bleibt ein Denkmal der er¬ barmenden Liebe gegen die von der zeitlichen Gerechtig¬ keit Getroffenen, an die ich mich nun ganz besonders wende. 3 Fm Ramen Fesu Geliebte! wie für euere Bedürfnisse gesorgt wird! Die Gesellschaft, von welcher euch die Ge- rechtigkeit getrennt hat, hat euch nicht ver¬ stoßen ; sie ist gegen euer Leiden nicht unempfindlich. Die zur Ausrechthaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit verpflichtete Obrigkeit ist nach Er¬ füllung ihrer traurigen Pflicht nunmehr euere Be¬ schützerin. Die Richter, die euch verurteilen, lieben euch und erleichtern durch ihre Menschenfreundlichkeit euer Elend. Zum Beweis dessen sind sie heute zur feierlichen Einweihung dieser Gefangenhaus-Kapelle erschienen. Zudem ist zu eurer Seelsorge ein Priester des Herrn bestellt, der euch das Wort Gottes verkünden, die Christenlehren halten, die heilige Messe celebrieren und euch im heiligen Bußgerichte von der ewigen Schuld und Strafe lossprechen und so vom höllischen Kerker befreien und mit Gott aussöhnen wird. So fasset denn Mut und kommet gerne hierher zum göttlicher: Erlöser, zur Maria, der Trösterin der Betrübten, zum hl. Johannes, dem Apostel der Liebe! Bekennet da demütig und aufrichtig, voll Reue und Vertrauen eure Sündenschuld, wie Z5 es einstens Dismas getan, der rechte Schächer, welchen die Kirche als Heiligen verehrt und sein Fest jährlich am 26. März feiert. Als sein Mitgenosse Iesuin lästerte, verwies er ihm dies und sprach: Fürchtest du Gott nicht, da du doch dieselbe St rase erleidest! Wir zwar mit Recht; denn wir haben empfangen, was unsere Taten ver¬ dient haben. Dieser aber hat nichtsBöses getan. Und zu Jesus sprach er: Herr, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst. Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Pa¬ radiese sein! (Ime. 23, 40—43). Fasset aber auch den ernstlichen Vorsatz gründlicher Bekehrung und Besserung, wie ihn der verlorene Sohn, die heilige Maria Magdalena, Sankt Petrus und andere gar große Sünder gefaßt und auch treu und unentwegt sestgehalten haben! So wahr ich lebe, spricht der Herr, ich will nicht den Tod des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wege und lebe, (Umsatz. 33, 11). Und aus diese gute und heilige Meinung will ich nun auch das hochheilige Meßopfer zu Ehren des Lammes Gottes, das die Sünden der Welt hinweg nimmt und uns mit seine in s* kostbaren Blute am Kreuze erlöst hat, celebriereu und euch am Schlüsse den sakramentalen Segen spenden. So möge denn mittels dieser geheiligten Stätte dauernder Segen den Straffälligen, wahre Freude ihren christlichen Freunden, dem Gemeinwesen aber und deil Behörden eine Minderung der Sorge und Mühe ob der Schuld und Verbrechen in der Bevöl¬ kerung gebracht werden! — Amen. So geschehe es! Qovoi- xo d1rtssO8lavIj6iijit Kaxelk 8V6l6M Lrißg, v noveill 6. k. nkroE-soüuiMein xoslMii v Narlboru, äruxo iitzäkljo po rL2^lL88Ilju 6O8POäOV6w, llg, pr^MtK ll^8V6t6^'86A9, IW6IIL I62U80V6AL, 6ne 18. lanuarja 190Z. tjuoäoumPio äixerit vobis, tiwite! Xsikoli vsm poreoe, storite! (^an. 2,5). V 6rO8poäu ribrani Kristani! 8 anes, äruZo neäeljo PO svetib treb Kralpb ali po rariZIasertM 6ospo6ov6m, oddajamo preveseli pravnik naDvete^seZa imeoa -le^usoveZa. Ime ^U8 pomenka: Vrrveliear, Oäresenik, kakor ^e anZel rekel ^o^eko o Nariji: koäila do Lina in imenuj n^eZovo iwe ile^ns: on do narnree ocireSil svoje l^uclstvo n.jid Zredov. (Nat. I, 21). ^e^us )e V^veliöar eloves- keZa roän, )e resitel) i-i ve^i Zrelia. In v nobe¬ nem clrnZem ni v^veliean^a. 2laka) no- 38 beno drugo ime pod nebom ni dano ljudem, v katerem bi mogli mi biti vzvelieani. (Oejauj. apoet. 4, 12). Ime dezue je premagalo ve8 8vet: kajti v imenu dezueovem 80 8ii apoetoli po evelu, in 80 premagali kraljevetvo teme, kakor jim je dezu8 napovedal, rekoe: V mojem imenu boclo budies izganjati, nove jezike govorili, kabe prijemali; in ako bodo k a) 8tru- pen ega pili, jim ne bo škodovalo; in na bolnike kodo roke pokladali in bodo Zdravi. (Nark. 16, 17. 18). 4o pre8veto ime se dandan68 pomaga V8sm, ki ga izrekajo pobožno in epostljivo, pa ga klibejo verno in zaupno, odkritoerc no in ponižno. IIe 8 nie n o, re 8 nie n o vam povem: ^ko bote Obeta k a) pro- 8ili v mojem imenu, vam bo dal... ?ro8ite, in bote prejeli, da bo vase veeelje popolno! (dan. 16, 23. 24). In 8lavni opat Klara valčki, 8veti öernard, piše o pre8ladkem imenu dezusovem kaj navdušeno, rekob: »4o ime je zdravilo zoper V86 dušne bolezui. Oe 8te žalo8lni, 8pominjajte eedezuea; izrecite 8veto ime dezu8, in oblaki 86 bodo razpršili, in mir nebeški 86 bo povrnil! Le 8te padli v grebe in 86 v 8vojem obupu bojite 8mrti, kličite ime dezueovo, Zg in kmalu boto čutili, da 86 vam vrača 2iv!j6nj6! Mkdar 86 ui elovok, ki jo bil v 8ti8ki ali jo 26 omaZoval, toza im6ua na pomoe klical, da N6 bi bil naool kropko podporo. Dano nam jo v pravilo V86b nasib nadloZ; ?akaj ono pomiga silno jo^o, kroti buclo po2oljivo8t napuba, bladi nam skoloeo rano, Zasl 2ojo Iakomno8ti, brrida našo 8tra8ti in M686N6 2oljo.« lo jo toroj čudovita moe v^visonoZa imona do/usovoZa! Kdo jo 86 ni izkusil in i^voclol? kavno današnji nodoljski ovanZolj, ki Zovori o V686li 26nitnini v Kani Kalilojski, nam ra^odovljo V80 moö in V80 kroposl toZa najsvolojsoZa imona. Ko jo namroo gostom umanjkalo vina, ^apovo Marija, ki jo v toj xadrogi iskala pomoči pri svojom ljubom 8inu, 8tro2nikow, rokoe: Karkoli vam lo^us poroco, to storito! In 8tr62niki 80 Marijo ubogali, tor 80 storili, kar,jim ^6 volova! ^6-!U8; in tako 80 bili Z08t^6 ooroconi 8 prvim eu- 6o26m, ki Za .jo 8toril lo^us, ko jo saLol javno ubiti. V Oo8po6u äraZi kriotjani! ^ar: 86M 6an68 po8votil to-lo lopo kapolo, kjor bot6 molili, ea8tili in 8lavili Io^u8a, V^volibarja 8vota. In baotili in na pomoL bot6 klieali tudi Narijo, ki vao bo N6pr6sts.no opominjala: Karkoli vam poroeo 40 de z us, to storite! In zdaj tudi jaz vas, ki se nabajate po razsodbi pravice v jecab, prijazno vadim in milo prosim, cla vedno to delajte, kar Leli in vam veli hubi dezus. Doda, kaj vam, kaznjencem, zapoveduje dezus, Vzvelicar sveta? Do, kar je veleval mladeniču, ki je pristopil in Za vprašal: Dobri učenik, kaj naj storim d obre Z a, da dosežem večno Življenje? In dezus mu je rekel: ^ko boces iti v Življenje, izpolnjuj zapo¬ vedi! Da mu reče: Katere? dezus mu je rekel: ble ubijaj, ne presestuj, ne kracli, ne pričaj po krivem, ne Z olju tuj (Mark. 10, 19), spostuj svojeZa očeta in svojo mater, ter ljubi svojeZa bližnjeZa, ka¬ kor sameZa sebe. (Nat. 19, 16). bjubi moji, izpolnjujte tucli vi te božje zapovedi, in srečni kote časno in vedno! Kaj vam dezus se pravi, da bi po nasvetu Narijinem storili, izvršili? Do vam pravi, kar je Zovoril množicam na Zori blaženosti: 8 la Z or uboZim v dubu, ker njib je nebeško kraljevstvo! DlaZor krotkim, ker oni bodo zemljo posedli! LlaZor žalostnim, ker oni bodo oveseljeni! LlaZor lačnim 41 in Lednim pravice, ker oni bobo nasi- eeni! LIagor usmiljenim, ker oni bobo usmiljenje bosegli! LIagor njim, ki so čistega sr e a, ker oni bobo Loga gle- bali! Llagor mirnim, ker bobo otroei božji imenovani! Mat. 5, 3 —9). premišljujte rabi in pogosto te vzvelieavne nauke bezusove ter se ravnajte po njik, in božji Vzvelibar vas bo vebno spl-emljal s svojim vsemogočnim blago¬ slovom ! Kaj vas bezus se uei, ba storite? Veli vam: tloclite pokorni oblastim, ki so postavljene ob Loga! lubi on je bil pokoren staršem, pa je bil pokoren oblasti, kateri je bavek plačeval in ga plačevati zaukazal, je bil pokoren svojemu nebeškemu Obetu bo smrti, smrti pa na križu. 2 ato gaje tubi Log povišal in mu je bal ime, katero je nab vsa imena; ba se v imenu bezusovsm pripogne vsako koleno teb, ki so v nebesib, na zemlji in pob zemljo, in ba vsak jezik izprieuje, ba je Oospob bezus Kristus v časti Loga Obeta. (Kiliplj. 2, —11). Kaj vam mili .lezus se naroba? Apoznavajte svoje zmote in pregrebe prav poblevno in po- 42 niLno! DotrteZa in poniLneZa srca ne Zaničuje 8 o Z. (?s. 50, 19). Irkajte 8 ponižnim cestninarjem na svoje prsi, rekoč: 6 o Z, bodi milostljiv meni, Zresniku! (Kuk. 18, 13). Iva) terja de^us se od vas? Kesale se svojid dudobij odkritosrčno in Zaupno, kakor 86 je kesala Narina Nazdalena, kateri D rekei dexus: Ivoji Zredi 80 ti odpuščeni. Iv oj a vera ti je po¬ mazala. ?ojdi v miru! (Kuk. 7, 50). ^li kakor 8V. ?eter, ki je sicer dudo zresil, pa 86 je resniöno Ke8al in .je dobil odpuscenje. in je pormej p08ta! eelo Zlavar cerkvi, ki je bila usta- novljena od de^usa ravno r^a zresnike, pa je bil po a n Želu čudovito resen i? jede. (Dejanj. apO8t. 5, 19). ludi 9ude2 Iskarijot in levi razbojnik bi bila ladko rešena, ko bi bila skesano in Zaupno prignala svoje dudodelstvo. lako pa 8ta ostala nespokorna in veLno nesrečna, dl id e e se ne p o Zu bi, kdor sam noče. Kaj vam Oe^us se ukazuje? Drinasajte vreden sad pokore! Iva^en, ki vam jo je odloöila pravica, nosite in pretrpite voljno, in koristna vam do v casnosti in večnosti! Vklenite nadalje trdno in resno, da se dote poboljšali, in da bote po svoj id moeed radostili sa vse storjene krivice, dudobije, xloöine in preZrede. O Lvedskem kralju Ivarolu XII. 43 pripovedujejo njegovi Livljenjepi8ei, cla je nekega äne, vinjen, bu6o racali! svojo ljubo mater. ?a Le 6rugi 6an je 8po^nal svojo pregrebo, ter je k sebi povabil vso osebe, v katerib prieujoenosti je tako bu6o racali! svojo blago mater. lbu6i milo mater je prosil, 6a je prišla v ärustvo. Ko 86 je /goclilo to, je 8topil kralj v dvorano, in je mater javno pro8il o6pusö6nja. Kato 8i je äal prinesti kozarec vina, ga je i^pil, potem pa je razbil na KO866 kupo in je 8l0V68N0 obljubil, 6a ne bo nikoli veö vina pil, ker je v pijanosti tako bu6o grešil, 6a je ra/Lalil ljubljeno mater. Krepostni moL je 6o svoje 8mrti ve8tno izpolnjeval storjeno prisego! ?reäragi v Oospoän! Sprejmite V86 te Zve¬ ličavne nauke raäovoljno i^ U8t ^le^u8ovib ter jib izpolnjujte natanko in 8tanovitno! In Karija bo vaša mogočna priprosnjiea pri 8vojem Sinu, ki noče 8inrti grešnika, temvee 6a 86 8pokori in xivi. Olejte, tu na altarju 8toji 8veti Kri2, in Ie^u8 ima raxpro8trte roke, äa va.8 objame in resi, ako 86 8pokorite, kakor 6e8ni ra/bojnik! ^ko bi pa O8tali tr6o8röni, bi va8 riavrgol, kakor jo navrgel obupanega 4u6eLa lßkarijota in levega trdovrat¬ nega razbojnika. 44 V vase v^veiiean^e bom 26^ sluzil 8veto maso te? bom prosil troeclinega LoZa, Za posta- nete po n^eZovi milosti /opet 6ob?i elani öloveske 6ruzbe, in to 8oZu v ca8t, 8ebi v 8?e6o in bbL- n^emn v Ko?i8t in vesele, ^men. Schluß der Feierlichkeit. dem Vortrage der zwei Exhorten celebrierte ich unter Assistenz der hochwürdigen Herren -b'- Domkapitularen Josef Najesn und Bartholo¬ maus Voli, der Franziskaner-Patres Kallistus klene und Petrus äs ^lünnturn Lertune, sowie mehrerer Priesterhausalumneu die erste heilige Messe in der ueugeweihten Kapelle. Bei der heiligen Handlung konsekrierte ich eine zweite heilige Hostie für das schöne Ostensorium. Zum Schlüsse des heiligen Meßopfers wurde das hochwürdigste Gut ausgesetzt, vor dem ich den Ambrosianischen Dank- und Lobhymnus Io Osuna kauäninus anstimmte. Nach Absingung der mit diesem herrlichen Hymnus verbundenen Gebete wurde das wunderliebliche Segenlied 8 n uetu 8 dreimal gesungen, worauf ich mit der Monstranze feierlich den sakramentalen Segen erteilte. 46 Damit war die erhebende kirchliche Feier beendigt, und die neugeweihte Stätte ihrer hohen und hehren Bestimmung übergeben. Den sonn- und festtäglichen Gottesdienst wird in der Kapelle ein Franziskaner- Ordenspriester halten und die Seelsorge im kreis¬ gerichtlichen Gesangenhanseversehen Im Einvernehmen nnd ans Vorschlag des sehr löblichen k. k. Kreisgerichts- Präsidinms wurde laut Berichtes des Vorstadtpfarr- amtes Heiligen Maria in Marburg, vom 2 t. Jänner 1903, die Seelsorge derart geordnet, daß an jedem Sonn- und Festtage in der Kreuzkapelle die heilige Messe celebriert und darauf jedesmal im Anschlüsse an das vorgelesene heilige Evangelium eine Christen¬ lehre vorgetragen werden wird. Die zweite allwöchent¬ liche Religionsstnnde findet aber im Schulzimmer und dies jeden Dienstag in Verbindung mit dem Schulunterrichte statt. Durch diesen Vorgang wird der kreisgerichtlichen Gefängnisordnung, wonach der katholische Religionsunterricht wöchentlich zweimal stattzufinden hat, Rechnung getragen. Nach beendigter Kirchenseier geleitete mich mit¬ samt der Priesterschast der Herr k. k. Hofrat in sein Präsidialbureau und dankte mir in Gegenwart der geladenen Festgäste für die Vornahme der Kapellen- weihe, sowie für die hiebei gesprochenen tröstlichen Worte. Die herzlichen Begrüßungsworte erwiderte ich mit geziemender Gegenbegrnßung des hochverdienten Herrn Kreisgerichtsvorstehers und seiner Herren Räte, wie auch des Herrn k. k. Staatsanwaltes, des Herrn k. k. Oberingenieurs und des Herrn k, k. Gerichts¬ arztes. Hierauf wurde in dem elegant ansgestatteten Präsidialsalou allen Festteilnehmeru ein Frnhmittags- mahl dargereicht. Am Feste der heiligen Familie von Nazareth, den 25. Jänner 1903, lud dagegen ich die vor- genannten Herren in meine Residenz zu einem stillen Liebesmahle ein. Es erschienen: der Herr k. k. Hofrat Robert Greisdorfer mit den Herren k. k. Laudes¬ gerichtsräten Dr. Josef Fraidl, Anton Liebisch, Karl Martinak, Anton Morocntti, Dr. Ignaz Pevetz, Viktor- Verderber, Dr. Franz VouSek und Dr. Gustav Wokaun. Ferner der Herr k. k. Staatsanwalt Dr. August Nemaniö mit den Herren k. k. Staatsanwalt-Stell¬ vertretern Dr. Ferdinand Duchatfch und Dr. Adolf Roschanz. Weiters der Herr k. k. Oberingenienr Anton Ritter von Spinler und der Herr k. k. Oberbezirks¬ arzt Dr. Adalbert Leonhard. Sodann die Herren k. k. Kreisgerichts-Sekretäre Dr. Wilhelm JaneLie, Alfons Kapun, Albert Kokol und Ludwig Wenedikter. 48 Bon der Geistlichkeit waren geladen : die hoch- würdigen Herren Domkapitularen Josef Nchosn und Bartholomäus Vok; der f.-b. Konsistorialrat ?. Kallistus blsrie 0. 8. bn, Vorstadtpfarrer zur hl. Maria, und ?. Franz Josef Schmid Orck.-k'i'g.sck, Couventual-Prokurator des Dominikanerklosters in Graz und zu dieser Zeit Prediger in der Vorstadt¬ pfarrkirche zur hl. Maria, Mutter der Barmherzig¬ keit, in Marburg. Da mich bei diesem Anlasse der hochverehrte Herr k. k. Kreisgerichts-Präsident neuerlich mit lieben Dankes- worteu siir die vor acht Tagen in der Gefangenhaus- Kapeüe abgehaltene Festfeier beehrte, sprach ich als Erwiderung ungefähr folgende Worte: Sehr ansehnliche Gäste! .s/destatten Sie mir gütigst, daß ich an die soeben vernommenen Worte ein dreifaches anknüpfe. Zum ersten gebe ich Ausdruck meiner innigen Freude ob der erhebenden unvergeßlichen Feier, die am verwichenen Sonntage im neuen, fo stattlichen Kreisgerichtsgebäude stattfand. Ich habe schon viele und verschiedene Feierlichkeiten in der Diözese und außerhalb derselben mitgemacht, aber 49 einen so nachhaltigen Eindruck hat kann: eine ans mich ausgeübt, als die kirchliche Einweihung der anmutigen Kapelle im neuen Gerichtsgebäude zu Marburg. Als Oberhirt der Diözese muß ich alle Bistumsangehörigen lieben, sür sie arbeiten, beten und opsern. Allein, einen ganz besonderen Kummer- bereiten mir die ungeratenen Diözesanen, zumal jene, die dem Arme der weltlichen Gerechtigkeit auheim- fallen, so daß sie von der menschlichen Gesellschaft getrennt werden müssen. Diese meine Betrübnis und Bekümmernis ist ganz natürlich und deshalb leicht erklärlich. Ist doch in jeder Familie das ungeratene Kind ein Gegenstand besonderer Sorge sür die liebe Mutter und den teueren Vater. Wenn die guten Eltern nun ersahren, daß für das unglückliche Kind irgendwo und irgendwie gesorgt wird, so fassen sie Hoffnung und trösten sich. Ähnlich freue und tröste auch ich mich, daß für das Seelenheil der Straffälligen in Marburg so gut und so weise gesorgt ist. Zum zweiten sage ich meinen verbindlichsten Dank allen, mit deren Hilfe das so zur Andacht einladende Oratorium errichtet und ansgestattet worden ist. Zudem danke ich herzlichst für den freund- lichen Empfang und für die gastliche Aufnahme am 4 vergangenen Sonntage. Desgleichen danke ich für die Freude, die mir die lieben Gäste heute durch ihr Erscheinen beim frugalen Liebesmahle bereitet haben. Wenn ich mitunter in stiller Einsamkeit die Leiden und Freuden meines schwierigen und ver¬ antwortungsvollen Oberhirtenamtes abwäge, so finde ich, daß es der unangenehmen Eindrücke mehr gibt, als der angenehmen. Aber der Tag, an dem wohl¬ wollende Gäste in meinem Hause weilen, ist ein Tag ungetrübter Freude. Da erfahre ich die Wahrheit des alten Sprichwortes: tzui llospitnlitg-tem exercet, 6M8 68t pnrg.äi8U8. Zum dritten offenbare ich meinen lebhaften und sehnlichen Wunsch, daß der allgütige und allmächtige Gott die Mühen und Arbeiten des verdienstvollen Herrn k. k. Hofrates, hochwelchen ich als geborenen Gonobizer, also als lieben Landsmann, noch besonders schätze und lieb habe, wie auch das Walten und Wirken aller übrigen sehr ansehnlichen Gäste im laufenden Jahre reichlichst segnen möge! In diesem Sinne erhebe ich den Becher voll feurigen Reben¬ saftes und trinke ans das beste Wohlergehen des Herrn k. k. Kreisgerichtspräsidenten und der lieben Gäste! Gott erhalte, Gott beschütze Sie alle für und für! bükt! Inhalt. Seite Mottos. 2 Widmung. 3 Das neue k. k. Kreisgerichtsgebäude in Marburg ... 6 Die neue Kapelle im kreisgerichtlichen Gefangenhause zu Marburg 12 Die Einweihung der Gefangenhauskapelle .... 17 Ansprache, gehalten nach vollzogener Einweihung der Kreuz¬ kapelle im k. k. Kreisgerichtsgebäude zu Marburg, am 2, Sonntage nach der Erscheinung des Herrn als am hohen Feste des heiligsten Namens Jesus, den 18. Jänner 1903 24 6ovor po blazoslovlsensn kapsle svsteZa XriLa v uovem e. irr. okroLno-sollnisskem poslopju v ülariboru, llrugo uellslso po rs^glasenju (lospollovem, na prašnik naj- svstessueZa imena llsrusovsga, elue 18. januarja 1903 . 37 Schluß der Feierlichkeit.45 M WW HL WM