Illyrtsches Blatt" zum Nutzen und Vergnügen. Nro. 50. Fre^a" den ,o. Dezember '819. An den Fleiß» ^ohn des Hfmmels, goldner Fleiß! Glück dem Kinde wie dem Greis. Du, die nützlichste der Gaben, Die )vir von dem Schöpfec haben. Ewig sey dir Lob und Preis: Wenn dem ecllen Müßiggang Schon Minuten tödtend lang, Sind bey dir die frohen Stunden Wie ein Augenblick entschwunden; Nur ihr Fliehen macht dir bang. Du verleihst gesundeö Vwt, Frohsinn, Kraft und hohen Muth; Wenn wir dann der Arbeit Plage» Uns zum Nutzen übertragen, O wie ruyt sich's da so gut l Du erzwingst aus Felsßesiein Odle Früchte, süßen Wein; AU,tz, was zum bessern Leben ' Nutzlich-schöne Künste geben. Reifet bloß durch dich allem. Du bist mehr als Gut und Geld, Vielgeliebt in aller Welt: Telbst der Träge- muß d>ch schätzen^ Denn w^e sollte man ihn atzen, Wenn deö Fleißes Segen fthlt ^ «?n bewirkest, daß der Mann . Keinem sclavisch Unterthan, Und durch Ku.,st und nutzllch Streben Aller Orten wür^a lel'll', Gtol^en Thoren trotzen rcuul. Doch vor Allem hoher Preis Sey des Mädchens.schönem Fleiß, Die mit eig'ner Hand sich nähren. Jeden Wüstling abzuwehren, Gold auch zu verachten weiß. Dem von Schilf umwachs'nen Teich, Dicht bedeckt mit Krötenlaich, Welcher, nie durch Luft beweget. Giftig Ungeziefer hetzet, Ist d«5 Laster Faulheit gleich: Fleiß dem Strom, der silbern fließt, Seine grünen Ufer küßt, Jedes Hinderniß durchdringet, Hundertfältig Nutzen bringet, Jauchzend sich in's Meer ergießt. Sohn des Hlnu»eltz, goldner Fleiß! Glück dcm Kinde wie dem Greis. Solltest du auch nichts uns geben^, Du aUciu jchon ziehst das Leben In des Himmels Freudenkreis. Georg Edel.^ Fürchterliche Folgen des schlechten jugendlichen Umfang». Englgrav erzählt aus Niederlanden folgende Traucrgeschichte, die für die Jugend jedet Zeit^ cütcrb ihre warnende Moral bewahrt. , Emcü Morgens wurde ein sehr frommer Geist» licher in den Stadtkerker geruf n, einem zum Tod Vcructhc'tten Iü:igUng von 2^ Jahren bey;ust>'hen. Dc: Pc^er, tr«U in on ^ - ,-> ss-gd?.urb<., D« " :g^ " «itschrack d«r Unglilckliche und wußte fich kaum zu faft fen. Als er von seinem religiösen Tröster angeredet ward, brach er in einen Strom von ThraNen aus, Und fiel ihm zu Füssen. Der erstaunte Geistliche licß, Wie man beym Beichthören der Unglücklichen pjlegc, die Wache vor die Thüre treten, und hieß dcn Jammernden sich aufrichte«.— Kennen sie mich nicht? rief der Arme, und umklammerte scine Füsse. Er nannte ihm seinen Nahmen. Der Geistliche fuhr erschüttert zurück. Es war der Sohn eincr sehr ansehnlichen rei« chen Familie, einst scin Schüler an der Schule zn A***, wo er Neligionslehrer war. Um Gottes Willen Ludwig, wie find' ich dich wieder, rief nun erschrocken der Geistliche, der in den durch Verwilderung, Kerkerelend und Todesangst ent» stellten Zügen w'.rklich seinen damahls so guten hoffz nungsvsllen Schüler erkannte. W i e find' ich dich wie«^ der? Warum hat dich Gott verlassen? Weil ich ihn verließ, rief schluchzend der Bejammcrnswerthe, und stieß sich mit dem Kopf zu Boden. Schlechter Un»-gang, schleckte Bücher, Verführung zu Unglauben, Gvttes »und Pfiichtvergcsscnhe'.t in meinem Studentcnl leben hat mich daher gebracht. Großer Gott! meine «rmen, ehrlichen Eltern, mein jungcS Ledcn. > Der Geistliche, kaum fähig, sich selbst zn hallen, hob den Weinenden auf, und ermähnte il>n, sich zu fassen und in eine« Generalbeichte scine Verirrungen zu bekennen, damit ihm im Sacramcnte der einzige und letzte Trost seiner Todesstunde werde. Er verließ ihn, damit er sich vorbereite, und versprach wicdcr zu kommen. Selbst Mensch, und von solch Schmerzlichem bis ins Innerste erschüttert, warf sich dcr Priester zu Hause vor Gott ans öie Knie, bethete, las für ihn die Messe, und tam dann für den schweren Beruf gestärkt, wieder zu Ludwig zurück. Gott segnete des Beichtigers fromme Mühe und des Beichtenden Gemüth. Voll Fassung, seinen sterd» lichen Leib zur zeillichen Strafe für ftine Verbrechen hinzugeben, stand Ludwig, auf, dankte Gott und küßte dcm Priester die Hände. - Da meldete man, der damahligen Gewohnheit nach, den aus der nächsten Stadt verschriebenen Scharf' richtcr, der den Deliquentcn sehen und ihm für die traurige Pflicht seines Amtcs um Vergebung bitten wollt?. Ludwig entfärbte sich etwas. Der Geistliche wies auf das Bild des Gekreuzigten hin. Er komme in Gottes Nahmen, rief Ludwig gefaßt. Der Scharfrichter trat ein, nahte stch schweigend dem Tische. Plötzlich schrie Ltt Volk schauderte. ' , Auf der Gerichtsstätte wiederholte, wie Engl» > grav erzählt, Ludwig unter Thränen vor allem Volk j feine Bekenntnisse, ermähnte Eltern und Jugend mit ' Herzdurchbohrenden Wo-tcn, von feinem Unglück Bcy» spiel und Lehre zunehmen, und bath, ä Todes noch einmahl mit heilsamer Warnung >»u cr' zahlen. So starb er unter den Händen seines Schul» freundes, Verführers und endkchen Hent«s. Der Erfinder deS Kalenders. Das Jahr n^igetsich mählig seinem Ende zu, und dle Brauchbarkeit der gegenwärtigen Kalender ist nur »och von kurzem Dauer; schsn rücken beynahe un^ähl, bar u. allen Gestalten und Formen ihre Stellvertreter ' für das neue «n, und tausend Hände sind beschäftigt, ? sie einzubinden, zu versenden, zu kaufen und zu verkaufen; denn tein Puch ist so allgemein bekannt, un> al5 dcynahc unentbehrliches D'^g im Hause betrachtet, -'-! ber Kaltnder. Kein Buch hat 5ch so schr allen Stau« l !, aUen Bedürfnissen und jedem Geschmacke anbl-,nt, als d.escg. Wenn der einfache Bauernkalender . scinem ^shcn Holzschnitte, oder das win.uge Fin« ' :rtalcndelchen nichts als dit Festes Finstermsie, Mond^ ^ Wechsel v.nd Witterung angiebt, so befassen sich an» i ^' mit mehr vder minder genauen Motion über l ^cst-unvWcchsel'Enrs, Genealogie regierender Hau-! l« geschichtlichen, rpmantWeN s ökonomischen und naturhist-riscken Abhandlungen, Mode'Kupfern unv Theater-Scenen, Räthseln, Chavadcn und Anekdote», und so geht es stufenweise vollkommener oder reihende» bis zu dem braven breitschultrigen und dickleibigen vaterländischen Pilger, oder zum elegantesten Damen-kalender «uf Velinpapier, mit Kupsern von John uns Blatschke. in Maroquin gebunden und mit Spiegel versehen. — (3s ist doch der Mühe werth, das Alter und den Urheber dieser so weit verbreiteten nnd wirklich sehr nutzbaren Erfindung zu kennen, übrigens aber vom Ursprünge des Nahmens Kalender nur im Vor beygchen zn, melden, daß ^«nu Laa in Uuterösterreich; 1H42 starb er, und ward m der Stephanskirche begraben. Er schrieb meb-ere Werke, welche als alterthümliche Merkwürdigkeit m der kaiserlichen Bibliothek aufbewahrt sind. H ii u s l i ch e S L < b e n. ' Eine der Verbindungen ist der üoerttiedene Luxus, den unser zu verfeinerte Geschmack dem äußcrn Leben abtrotzt, und daher die meisten Ehen auä Hochmuth oder Geldgier abschließen läßt, statt solche auf personl.che Hoch« achtung ;u gründen. Ne.d, Eitelkeit und Kredit sino dic unadläßlichen Gegenstände; die Person selbst romnn . gar nicht in Anschlag. D'c kleine Anzahl derMN^-,. , selche dle letztere allen Glücksgütern vorziehen, unv . sich cincr blinden Lcidenschaft hmgcben, ist auch rncht . v'el besser daran, da dle hcsNge Liede noch schneller , vcrrarchr als der Wahn des Hockmuths,, der 0 tt-lwt , und dcr Geldg.cr. Wie genöhnlich, ist, v<^ Mmcl-> weg auch m diesen Fälleu d.r beste. ÜS 2c>a — Große Schönhe^r ist in der Ehe mchrentheilä lmehr zu fürchten, als zu fachen. Eine schöne Frau ^Zibt'Gelegenheit zu schönen Meubeln, Kleidern u.s. 'w.,'und wcnn ihre Reihe vergehen, folgt die Neue tzer Verschwendung aus ocm Fuße nach. ' ^ Ungleiche Hcirathen, in Stand, Rang oder Ver« mögen, fallen auch nur selten zum besten aus. Wer 'viel gibt, fordert viel. Gleichheit öes Standes trägt 'viel zum Gedeihen des hausUhen Lebens bey,-braucht von keiOe-r Seite Aufopferungen, und da beyde Theile Lns den in der Jugend gewohnten Verhältnissen nicht heraustreten, beglücken sie ähnliche Gefühle, Ansichten und Regeln des. m>t der Muttermilch eingesogenen !Lodens und der väterlichen Lehren. ! - Ein Herr von Z* fand die reiche Tochter eines Bauers oder vielmehr ihren Reichthum, nach seinem Geschmack, und vst daher würdig, scme Gemahlinn zu werden; aber der giM Vater schlug sie ihm ab, ungeachtet der Brautwerber ein braver Mann na». Der Baner sprach: »Mein bester Herr von Z*, ich bin über; zeugt, daß, meine Tochter nicht glücklich würde. Man wtrd ni« vergessen, daß sie eine Bauerstochter ist« und bey jedcr Gelegenheit wird man sie zurücksetzen. VS ist besser, .sie bleibt die erste in der Reihe ihres ^Standes, als dde letzte in den Ihrigen." l Der Bauer sprach hierauf 'mit seiner Tochter also : ^Du hast, Gott seyDanl, nicht nöthig, auf den Reichthum deines künftigen Mannes zu sehen. Heirathc Jakob, unsern Großknecht; er ist- ein braver, stiller, arbeitsamer, gottesfürchtiger Mensch, ist mit,dir er? zogen und, hac dich stets geliebt; der gute Zustand mi-ßerer, ViMsHaft ist sein Werk, und sein Fleiß, seine ^Ehrli.hkeil,, dnrqenfür sein künftigem Leben. Er >vird uic vergessen, d«ß du »!)n gläckliv gemalt." Ml nili folgte dem HlNische ihr-ö Otters, und ward eine glück^.chc Frau', die eF nie bereute, cm Kla>nzloscs Leben dem Leben dcr großen'Welt vorgezo^ Den zu haben. Erfnllte Prophezeiung. WWift, prophezeite emstj dgß wenn der Draä.p auf dem Thurme der Bow: Kirche, n, Cheap«Side ^ m London und die Heuschrecke auf dem Thurme der s dortigen Börse') je in Verährung kpmmen'sollten , hch zu dieser Zeit große und wichtige Dinge in England begeben würden. ! Die beyden Thürme find zwar einander im Ge« sichte, aber doch über ein« halbe «nglische Meile v»n emander entfernt; und der wi^ige Prophet hielt die ' Sache wahrscheinlich für ene platte Unmöglichkeit. Ader was geschah? — Beydk Thürme bedurften^ der Ausbesserung; zufällig ward diese zu gleicher Zeit vor-genommen — und die beyden fremdaltigcn Geschöpfe, deren Oestimmung ewige Trennung gewesen zu seyn schien, liegen nun friedlich unter einem Schoppen ue« den und nahe bey einander. —--------Welche wichtige Dinge sich in England neulich ereignet, ist bekannt, und noch wichtigeren darf man wohl entgegensehen. Für die lieben Ehefrauen. Ein Herr Koch aus Preslau macht gegenwärtig ' als Vlrt.ios auf der Maultrommel e.ne R^'se durch ! Deutschland. Ein geplagter Ehemann zu Berlin sagte zu seiner Eheliedsten, nackdem sie diesen Virtuosen ge? hört hatten: »Sieh, mein Schatz, welche süße TöM ein Brummeisen von sich geben kann. Du hast dich bis ! jetzt nur auf's Dur befleißigt; geh doch nun zum wei- , chcrn Moll über, und werde aus meinem Brumm^sen ! meine Mundharmonika." — Dle Anrwort der Frau darauf läßt sich leicht daraus errathen, well der Ehe; Mnn sie nicht bekannt machte. ! Frailen/mevkt'5 euch! ! In der Zeitschrift für physische Arzte liest man ! d^e Beobachtung eines Falles, wo eine Frau auf ei, i nen heftigen V?r>ruß in eincr Nacht völlig schwarz z wurde. (Unsere schönen Leserinnen werden dieß h^ i Herngen, und sich vor einer so gräulichen Verwand, < lung hüch.en.) i ') Zwey Gestalten, welch? cic^,-^:, dieser b,^ .i^.,, , me als Wetterfahnen zu zieren psscM,. «' .