Die Nacht. Wie schön hier zu verträumen Die Nacht im stillen Wald, Wenn in den dunklen Bäumen Das alte Märchen hallt. Die Berg’ im Mondesschimmer Wie in Gedanken stehn Und durch verworrne Trümmer Klagend die Wellen gehn. Denn müd’ ging auf den Matten Die Schönheit nun zur Ruh’; Es deckt mit kühlem Schatten Die Nacht das Liebchen zu. Die Stern’ gehn auf und nieder; Wann kommst du, Morgenwind, Und hebst die Schatten wieder Von dem verträumten Kind? Das ist das irre Klagen In stiller Waldespracht, Die Nachtigallen schlagen Von ihr die ganze Nacht. Schon rührt sich’s in den Bäumen, Die Lerche weckt sie bald. So will ich treu verträumen Die Nacht im stillen Wald. Eichendorff. Der Feuerreiter. Sehet ihr am Fensterlein Dort die rote Mütze wieder? Nicht geheuer muß es sein, Denn er geht schon auf und nieder. Und auf einmal welch Gewühle Bei der Brücke, nach dem Feld! Horch, das Feuerglöcklein gellt: Hinterm Berg, Hinterm Berg Brennt es in der Mühle! Schaut! da sprengt, er wütend schier, Durch das Tor der Feuerreiter, Auf dem rippendürren Tier, Als auf einer Feuerleiter! Querfeldein! durch Qualm und Schwüle Rennt er schon und ist am Ort! Drüben schallt es fort und fort: Hinterm Berg, Hinterm Berg Brennt es in der Mühle! Der so oft den roten Hahn Meilenweit von fern gerochen, Mit des heil’gen Kreuzes Span Freventlich die Glut besprochen — Weh! dir grinst vom Dachgestühle Dort der Feind im Höllenschein. Gnade Gott der Seele dein! Hinterm Berg, Hinterm Berg Rast er in der Mühle! Keine Stunde hielt es an, Bis die Mühle barst in Trümmer; Doch den kecken Reitersmann Sah man von der Stunde nimmer. Volk und Wagen im Gewühle Kehren heim von all dem Graus; Auch das Glöcklein klinget aus: Hinterm Berg, Hinterm Berg Brennt’s! — Nach der Zeit ein Müller fand Ein Gerippe samt der Mützen Aufrecht an der Kellerwand Auf der beinern Mähre sitzen: Feuerreiter, wie so kühle Reitest du in deinem Grab! Husch! da fällt’s in Asche ab. Ruhe wohl, Ruhe wohl Drunten in der Mühle! LJUBLJANA Ed. Möricke. Zur romantischen Ouvertüre: Romanze. Träumt dem Ritter eine Krone, Hüllt er sich in schwarzen Stahl, Schwingt er sich auf seine Mähre, Trabt er über Berg und Tal. Wo ihn lockt die blaue Blume, Und wo Trutz ihm beut der Dorn, Springt er klirrend aus dem Sattel, Stößt er schmetternd in sein Horn. Und die Blumen bricht er linde Und die Dornen bricht er rauh: Fällt den stärksten seiner Feinde, Küßt die allerschönste Frau. Und noch heiß vom letzten Siege, Und vom Ritte noch bestaubt, Schmückt er mit dem gold’nen Reife Sein geweihtes Lockenhaupt. Fritz Neff. 3237 10