-^F^ _^^^ ^ ^< Sammlung neuer und merkwürdiger zuWasscrundzuLande. Sechster Theil, o. Johann Georg Gmelins, der Chemie und Krauterwiffenschaft auf der hohen Schule zu Tübingen öffentlichen iehrers, Reise durch von dem Jahr 1738 bis zu Ende i74o< Drimr Theil. Mit Römisch Rapsirt. aucb Rönigl. poht. und Churf. Sacbsi allergnädigsten /Nn/^///. " G ö t t i tt g e N, ^ verlegts Abram Vandenhoccks seel. Wittwe, 175^. - » V o r r e dm D ieser dritte Theil meines Tageregi-sters enthalt die Jahre 1738. 1739- 1^40. Es ist nichts leichters, als auf die Gedanken zu kommen, er werde nicht viet neues enthab ten, als etwa solche Begebenheiten, die bey allen Menschen nach Befthaffenheit der Umstände, darin sie sich bejwden, sichereignen können. Niemand aber wird darauf neugierig seyn, weil ein jeder, der weiß, daß er ein Mmsch ist/ auch wohl weiß, daßer nothwew a 4 dig Vorrede. dig vielen Begebenheiten unterworfen seyn muß. Man hat nämlich aus dem zweyten Theil ersehen / daß ich, nachdem ich eine Zeitlang in IakUtzk gewesen, wegen ganz besonderer Umstände, besonders aber wcgm der noch nicht genügsamen Anstalten, um den vor unsere academische Gesellschaft nöthigen Vorrath von Lebenswitteln nach Dchotzk und Kamtschatka überzubringen, in Gesellschaft des Herrn Prof. Müllers zurückgereiset bin. Man wird auch aus der Vorrede zum ersten Theil der k'Ioiae 8idincaE und aus dem Anschlag zu meiner hiesigen luauFmÄ-Oranon verstanden haben, daß ich die von Iakutzk aus angefangene Rückreise immer weiter nach Westen fortgesetzt habe, weil die Hindernisse, diederobengemclde-tcr Ueberbringung von Lebensmitteln im Wege gestanden waren, nicht bequem haben überwunden werden können, und man endlich auf Mittel verfallen ist, wie dasjenige/ yas nm in Kamtschatka zu erfüllen obgelegen, hätte, auf M der Casse höchst vor-,;/ - " theil- »ir Frantz von Gottes Onaden erwaklter Römischer Kaysty zu allen Zeiten Meh-rer des Reichs in (3erm2men und zuIerusalem König, Herzog zu Lothringen und Bar, Groß-Herzog zu ^c,5cana, Fürst zu^karlevilie, Marg^ graf zu ^somen^, Graf zu Falckenstein^c.L^c:. Bekennen öffentlich mit diesemBriefund thun kund allermanniss« lich. Wasmassen Uns weyland /Vdradam Vsn^enlweck« Buchhändlern und Buchdruckern zu Göttingen hinterlassene Wittib demüthigst vorgestellet, daß sie des Johann Georg Gmclms Reise nach und durch Sibirien und nach Kamt-sthatka mtt Kupfern in Französisch -undTeutscher Sprach im Druck zu befördern willens seye. Gleichwie aber dieselbe daw) viele Unkosten aufzuwenden habe, und nicht unzeitig oeforchte, es dörften gewinnsüchtige Leute sothanes Werck;u lhrein nicht geringen Schaden, nachdrucken; Als bittet selbe demüthigst, Wir Gnadigst geruheten, Ihr, ihren Erben und Nachkommen über Eingangs gedachte Reise - Beschreibung em Kanserliches Druck-pi'!vileZium auf zehen Jahr zu ertheilen- Wann nun Wir solche der 8uppiic»inin demuthigste ittmliche Bitte mildest angesehen; Als haben Wir Ihr Van. clenliaeck« Wittib, ihren Erben und Nachkommen, dieGnad gethan und Fmiheit gegeben; thun solches auch hiemit wls-scntlich in Krasst dieses Briefs also und dergcstalten, daß gedachte Vl,,iilei^c)ect<8 Wittib, ihre Erben und Nachkommen, obbesaqte G,nelins Reusen nach «nd durch Sibidien und nach Kamtschatka mtt Kupfern in Französischer und Teutscher Sprache in ossmcmDruck auflegen, ausgehen, hin und wieder ausgeben, feilhabcn und verkauffen mögen, auch ihnen solche niemand ohne ihren consei«. Wissen oder Willen in< ncrhalb zeheli. Jahren von ä^ro dieses Kayserlichcn ?rivil«. 8n anzurechnen, im Heiligen Römischen Ncich weder in Fran« zösisch-odcr Teutscher Sprach, weder unter diesem noch andem Titul, noch ganz noch Uxuatl weis, weder im grösseren noch kleinern Forin nachdrucken und verkauffm solle. Und ge-bicten darauf allen und jeden Unsern und des Helltgm Wchs Unterthanen und Getreuen, insonderheit aber allen Buchdruckern, Buchführern, Buchbindern und Buchhanb-leren, bey Vermeidung einer Poen von fünf Marck lo- thlÜM ibigen Golds, dl< tin ieder, so oft « freventlich hierwider, thäte, halh in Unsere Kayserl. Cammer, und den andern hal-^ bcn The?! mehr besagter Vanäenkoeck« Wittib, oder ihren Erben und Nachkommen unnachläßig zu bezahlen verfallen seyn solle, hicmit ernstlich :tnd wollen, daß Ihr noch einiger aus Euch Msi oder jemand von euertwegen obenqeregle Gmo« lms Reise nach und durch Sibirien und nach Kamtschatka mit Kupfern in Französisch und Teutscher Sprach innerhalb den ^stimmten zehen fahren obvcrstcmdncr masscn nicht nachdrucket, äitti^irer, feil habet, mmraget oder verkauffet, poch solches andern zu thun gestattet in keinerlen Weise noch Wege, alles bey Vermeidung Unserer Kaiserlichen Ungnade und obbestimuner Posn der füufMarck löthiacn Golds, auch Werlierung desselben euern Drucks, den vielgenteldete ttoeck» Wittib, oder ihre Erben und Nachkommen, oder deren Be< MHabm mit Hüiffulid Zuthun eines ,'edesOrts Obrigkeit, »vo sie dergleichen bey euch und einem iedcn finden werden, «lso gleich aus eigenen Gewalt owe Verhinderung mannia-lich zu sich nehmen und darmit nach ihrem Gefallen handeln Mb thun mögen , hingegen solle, sie ttoeck Wittib schuldig und verbunden senn, bey Verlust dieserKayscrlichen Freyheit die gewöhnlichen Fünf Lxempiuri» in jeglicher Sprache zu Un, serm Kayserlichen Reichs-Hofrath zu liefern und dieses ?«. vile^ium vorandrucken zu lassen. Mit Urkund dieses Briefes besiegelt mit unsern Kayserlichen aufgedruckten ^e^et In-siegel, der geben ist zu Wien den Eilfftm OäoKi-1« »751. Mas Reichs im Siebmdey. Franz Vt Graf Colloredo. (1^.8.) Ad Mandatum Sacrac Cacsareae Majeflatis proprium. Match, Wilhelm Haan. Vorrede. furcht davon / lassen auch wahrender Zaube^ ny keinen Hund in die Jurte/ weil sie dafür halten, ein Hund seye ein unreines Thier/ Und müsse von allen Heiligtlmmern ausge« schloffen seyn. Auch sind die Ceremonien / so dabey vorgehen, bey verschiedenen Völkern verschieden, und die Kleidung eines Zauberers ist nicht durchaus einerley. Die fast allgemeine Art ist sich bey dem Zaubern der Trommel zu bedienen. Die Buräten aber haben sich an zwccnen verschiedenen Orten einer Art mit zweenen langen Stöcken statt der Trommel bedienet, die sie ins Kreuz zusanv nun schlagen. Ja es giebt Zauberer, die weder der Stöcke noch der Trommel sich bedienen, sondern vorgeben, sie hätten bishe-ro von den Teufeln weder zu dem einen noch zu dem andern Erlaubniß bekommen. Die fast allgemeine Kleidung der heydnischen Zauberer ist sonst ein lederner Rock, mit vielem Eisen behängt, und auf allerley Art ausgezierte und ausgenehete lederne Strümpfe, nebst einer aufvielerley Art dem Pöbel furch' tcrlich gemachten Mütze. Ein Katschinzi- ' scher Vorrede. scher Zauberer aber thut keinen ledernen Rock an, sondern muß währendem seinem Zaubern in einen Rock von einem baumwollenen Sinesischen Zeuge (Kitaika) gekleidet seyn, an den er doch allerley lächerliches Zeug anzuhängen nicht unterläßt. Auch ein solcher Kittel hat keine bestimmte Farbe. Ich habe mit dunkelblauen/ auch mit weißen und rothbcbramten Kitteln spielen sehen, und ich vermuthe/ so wie es allerley Farben von diesem Zeuge giebt/ so seyen auch diese Farben ganz willkührlich, habe auch dieses von Zauberern selbst bestätiget erhalten. Ich sahe eine Zauberinn dieses Volkes ihr Spielwerk machen / welche eben einen solchen baumwollenen Kittel zu ihrem Zauber? kleid hatte, der mit Venus «Muscheln häufig behängt war/ worin ich sie in meinem Sinne lobte/ weil die Muscheln kein solches Gewicht geben/als das Eisenwerk. Das war «aber besonder/ daß sie eine Leibbinde um den Leib hatte, welches sonsten verheiratheten Weibern beyden Tataren nach ihren Gebrauchen nicht erlaubt ist. Nur die Vorrebe? theilhafte Art, mit wmigeren VeschMrlck, auch weit geringeren Unkosten hat zu Stan-le gebracht werden können. Man wird also leicht anf die Gedanken kommen, dieser und der folgende letzte Theil können wenig neues enthalten/ weil sie nichts anders als diese Law der, die in den zwey ersten Theilen beschrie-ben sind, in der Rückreise enthalten werden. Es ist an dem) daß ich von Iakutzk an bis Kirenskoi ostrog keinen anderen Weg genommen, als den ich auch in der Hinreise gemacht. Die Städte Irklltzk, Ienisttsk, Krasnoyarsk und Tomsk, die in diesem dritten Theile vorkommen, süid auch schon in dem ersten Tbeile meines Tageregisters beschrieben. Ich könnte hier die allgemeine Anmerkung machen, daß man gar oft, wenn man eine Reise mit mehrerer Bequemlichkeit und Behutsamkeit macht, aufderselben mehr wahrnehmen kan, als auf zehen andern, die wan vorhero in der Geschwindigkeit zurück« gelegt hat; daß man öfters, besonders in fremden Landern, da man so viel neues sieht/ a 5 Mwe- Vor re d e. entweder etwas übersieht, oder auch wohl siehet, aber das erstemahl keiner Aufmerksamkeit würdig achtet, bis eine mehrere Ue-berlegung bey einer zweyten Reise dessen Wür-digkeit hierzu entdecket; daß man auch nicht selten etwas, was man vorher beschrieben^ besser zu beschreiben/oder das zweifelhafte, das etwa in der Beschreibung ist, zu erläutern und in mehreres Licht zu setzen / Gelegenheit sindet. Allein dazu sehe ich in mir nicht Kräfte genug/ allgemeine Wahrheiten vorzutragen ; vielmehr verweise ich auf gegew wattigen Theil/ der besondere Exempel an die Hand geben wird/ woraus man ersehen lann/daß die doppeltenWege,so ich genommen, auch die mehrmaligen Aufenthalte in einerley Städten meinem Reiseregister in der Veränderung der Materien nicht den geringsten Abbruch gethan haben. Ich habe dadurch nach und nach gelernt/ daß bey denen so berühmten heydnischen Zaubercyen gar keine Teufelskünste mit untertaufen/ sondern daß die Leute dieselbe so gar einem Heiligthnm gleich achten« Sie sprechen mit vieler Ehr-5 ^ furcht Vorrede. verzeOn"^'gchee W^M Jakute« ohne Schlachtung eines Thieres vorbey, bey dm Vuräten aber und Tataren müssen gemeö ntglich ein bis zwey Schaaft dabey geschlachtet werden. Ich glaube, die Ursache dazu ist, weil letztere Völker mit Schaafm vetfe> hm sind, da sie den erstett mangeln. Dit Jakuten halten für die Whlingsfeste besondere Leute/die nicht deü gewöhnlichen N^ men der Zauberer führen; Mein bey dm Buräten, Tungusen und Tataren, thut alles eine Person, wodurch bestätiget wird, was ich vermuthet, daß dieses Fest mehr Vie Teufel als die Götter anM. :-^ Aber nicht nur HM ich mehrere Eiw sicht in die mir vorher bekannten Feste und Ct» remoniett der Heyden bekommen / sondern ich habe von einem neuen vernommen, das mir vorher verborgen war. Die Buräten sagten, es wäre den Göttern der Erde gewidmet, und nannten es Tailga. Es muß* ten an demselben neun Thiere geschlachtet werden, nämlich acht Schaaft und ein Füllen; Moored?. letl; HM murden-verzehret/ ihre Knochen aufneun Gerüste geleget/ und neben einander verbrannt. Ich habe auch einer Einweihung eines Pfcpdcs beygewohnet/ die ich vordem nicht geschell hM. Alle Hiese Völ-W) wann sie Viehzucht haben, haben im Gebrauch / besonders von Pferden eines oder das gndere lMNNlichen Geschlechts/, ich weiß nicht/ wem/ zu widmen/ Ceremonie dieses zv verstehen zu gebett/ dasi selbige Pferd von selbiger Zeit ast zu keiner Arbeit zu gebrauchen/auch nicht einmahl darauf zu reiten./ Wenn aber der Herr des Pferdes stirbt/ so muß es geschlachtet/ und der nächsten Freundschaft zu einer Leichen-Mahlzeit gegeben werden. Die weiße Farbe der Pferde wird hiebey am meisten belieb^ Man glaubt insgemein/ sie führe etwas Heiligkeit bey sich. Bey eben diesen Bu-zMn habe ich auch das Fleisch eines Thieres in seiner eigenen Haut braten gesehen, welches ich unsern Köchen zu. lieb aufgezeichnet habe. Wäre ich nicht vorher in Irklltzk und an der Gränze gewesen/ ich würde taum daran die Dirnen und Mnnnsknlte kö'nM ecke Leibbinde tragen. Die Jakutische» Zauberer sind gewohnt alle ihre Prophezeyungen, oder was sie ihrem Volke zu sagen habett, dcut^ lich und mit vernehmlichen.Wortemchnzusa^ gen, die Tataren aber singen alles her. Eben diese letzteren haben das Guckucksthrey-en wahrenden Zaubereyen viel im Gebrauch. Davon hört man nichts bey den Jakuten. Einige setzen ihren Zaubereyen viele Vasthew ßmlerstreiche zu; diese haben auch insgemein mehreren Glauben, und sind, M ^mgÄmiü kraftige Helfer unter dem Pöbel bckackit. Von dieser Artend das < Einstoßen eines Messers in den Leib, das Waschen mit Feuer/ das Gehen auf glühenden Kohlen. Einige euthalttn sich dieser Dinge, weil sie entweder zu ehrlich oder zu ungeschickt dazu find; Man könnte Hieher noch einige Possen zählen, die einige Zauberer oder Zauberinnen wah^ rend ihrem Spiele machech"'Ich habe eine an dem IeNisei gesehen, welche siebett Tobackspfeiffen dabey ausgeraucht, siebett Echstalen desjenigen abgeschmackten Wassers PMC web Vor re be. welches nach Abziehen des Branntweins im Brennkesscl zurücke bleibt/ ausgetrunkenZ sieben Spähne nacheinander angezündet/ mit sieben Mannsleuten/ und mit sieben Frauen? zimmern nacheinander gctanzet/ u. w. tu Possen mehr. Die Tataren an dem Ielck sei, die Tungusen und Buräten jenstit des Baikals, bedienen sich eiuerArt vonStatw wurZ/ die sie ins Feuer werfen, um entwck der den Teufeln ein Rauchopfer zu brmgm> oder die Ohnmachten/ die der Zauberer von der Teufel Herannäherung zu bekommen von giebt/ oder durch die seine Kräfte überjM gende Sprünge sich zuwege bringt / zu vertreiben. Bey den IakUtM, die dergleichen wohlriechende Kräurer nicht haben / chur ein' wenig Sinesischer Toback eben diese Würs kung; bey allen wird, wann die Ohnmacht sehr groß ist/ ein Feuerschlag gegen das Ge« sicht hin/ oder ein Reiben der Strumpfsohle' mit einem Messer angebracht. Das bey als len Sibirischen Heyden im Frühling gewöhw liche Fest/ wobey sie ihre vorräthige PfertB milch oder den daraus gebrandtmBrandtwetn verzeh- Vorrede. daran gedacht haben, ein neues Negistervott Ginesischen Waaren und ihrem Preise zu machen / womit ich doch allerhand Nutzen verschaft zu haben hossc. Auch die Tatarischen Lieder und Melodeyen habe ich meinem abermaligen Aufenthalt unter denen Tataren zu danken. Die Ofsiansksthe unter-indische Höhle am Ieniftt, deren eine ich schon in dem isten Theile dieses Tageregisters S. 375. beschrieben, würde auch nicht mit einer zweyten vermehrt worden seyn. Wie nun hieraus zu ersehen, daß ich auch diejenigen Wege, die ich mehrmalen betreten, und die Oerter und Städte, darinnen ich mich mehr als einmal aufgehalten, zu meinem und auch des gemeinen Besten Nutzen anzuwenden gewußt: So wird man ttoch weniger an Neuigkeiten zweifeln können, tz wann ich sagen werde, daß ich meistens aw derc Wege zur Rückreise erwehlt, als die ich in der Hinreise betreten, auch manche Neben-teism in solche Ocrter angestellt habe, da ich vorhero nicht gewesen bin. Ich habe dm b Lena- Vorrede. Lena'Fluß, zu dem ich in der Hinreise erst bey W-Ilga gekommen, nunmehr bis Wercholensk und Katschek verfolgt, und den Weg über die Felder nach Irkutzk gemacht. Die Lander an dem meisten Theil der Angara und Tunguska, so ich auf der Wasserreise von Irkutzk nach Ieniseisk zu besehen das Glück gehabt, konnten lauter neue Erkenntniß geben, die mir vorher verborgen gewesen ist. Der ganze Fluß Ienisei, der 1739. bereiset worden, und die Felder der oberen Gegend des Ienisei Flusses, was hatten sie nicht vor Merkwürdigkeiten? Die Reise nach denen Flüssen Tasseewo und Mana, so 1740 geschehen, und die letzte Reise dieses Jahres, so von Krasnoyarsk nach Tomsk führte, hat lauter Anmerkun gen zuwege gebracht, die in den vorderen Theilen nicht stehen können. Man wird daher hier von den bemahlten Steinen an den Flüssen Tunguska und Mana Nachrichten finden, die von den alten Tataren, zum Denkmal ihrer ehemaligen Wohnungen nach' gelassen Vorrede. gelassen sind; auch von andern alten Tatarischen Ueberbleibseln, von ihren verschiedenen Grabmalen, von ihren Verschanzungen/ aufgerichteten steinernen Säulen, (als von einem steinernen Bären am Bache Nina, von einem Bruststücke eines Menschen, Oho-sain - Kiß / in den Feldern des schwarzen Ijuß/Und von dem großen und kleinen KW tujak in der Gegend des Flusses Abakan;) von den alten Mühlsteinen, besonders von einem sehr großen, so zunächst dem Flusse ToM sich an einem Baume angelehnt befindet; von allerley Wasserfallen in den Flüssen Angara, Tunguska, Ienisei, Ma^ na, von den Wirbeln im Ienisei und un--tern Tunguska, von dem Anwachsen verschiedener Flüsse, von einem Marienglas-bruche am Tasseewo, von natürlichen uu^ terirrdischen Höhlen in denen Bergen dem Basinskischen und Koxinskischen Kupfer- gruben, wie auch in den Manischen Gebir-i Nn>' von dem ganzen Bergwesen in demk Kraslwjarskischen Bezirke, nemlich dml ^Aw> Basins? Vorrede. Bastnskischen/ Koxinskischen, Omch inskischen Grubm, und dm Lukasinski^ schen und Irdinskisthen Hütten / die mei-' stensjcnerwegen angelegt sind, wie auch von einem neuen Kupfererze am Bache Koschuk mch tinem alten Silbererze am Bache Ohaschtat, welche beyde in dem Tomski-schen Gebiete liegen/ von einem Alaun Schiefer am Flusse MaNtt, und der davon auswachsenden sogenannten Steinbutter/ von allerley Salzseen / und von einem in der Nähe des einen befindlichen Gesundbrunnen/ der der Natur des Selzer Waffers ganz nahe kommet von allerhand Salzquellen an der Angara, Tunguska und Ussolka, mit oder ohne SalMhen/ von einem Gebirge zwischen dm, Ieniseischen nnd Maw gaseischen Gebiete/ dem man die Kraft zuschreibt, daß es alle von ihm nach Norden gelegene Ländereyen vor dem kalten Fieber bewahren solle/ von einem Berge an dem Fwsse Irkut, (Schamanskoi kamen) dem, wie vielen andern/ die Buräten be- cm Dorfe Skobolska brachten. Und weil auch hier die Pferde schon bereit stunden, als ich ankam, so fuhr ich mit frischen Pferden weiter, Und kam des Morv ens gegen 8. Uhr in poropovskaja d. an, woselbst ich Thee trank, und mein Mittagseffen zurecht machen ließ. Bey dem vorerwehnten Dorfe Skobolska muß ich noch ge« denken, daß die Störe und Sterlede in dem L.cna-Flus-se nicht höher, als bis an dieses Dorf zu steigen pflegen. Des Abends um 5. Uhr erreichte ich das Dorf Niarko-wa, welches nächstens zu einem Flecken erhoben werden wird, weil man verwichenen Sommer eine Kirche darin erbauet hat. Es fehlt nur noch ein Priester, der dazu verordnet werden muß. Sonst ist dieser Ort wegen der gelben Himbeere (Morosihka) berühmt. Ohne mich lan» ge aufzuhatten, reijete ich mit frischen Pferden weiter, und kam des Abends um neun Uhr nach dem Dorfe Na« sarorva, wo keine frische Pferde wegen der geringen Anzahl Bauren zu bekommen waren, und folglich gefuttert werden muste. Den Zten des Morgens um drey Uhr kam ich nach dem Dorfe Tajurskaja, woselbst ich mit frischen Pfer« den versehen ward. Ich hatte die Postgelder zu meiner A 2 Rei- 4 «758 den 3ten Merz. Reise aus Irkuyk hohlen lassen, und zugleich einen Roi sacken, der sie auszahlen sollte, verlangt. Den darnach geschickten Soldaten, und den von der Kanzley verordne-ten Aojacken fand ich hier mit den Geldern vor mir. Ich wollte sie nicht inRirmM erwarten, da scholl alleS eingepackt war, und schoß das Geld indessen vor. In diesem Dorfe ist seit dem verwichenen Herbste eine kleine Brandtweinbrennerey von drey Kesseln, und zwar von einem hieher ins Elend verschickten, Namens Glajunon? angelegt. Dergleichen leuten gereichet eine solche Ver. Weisung öfters^ zu ihrem grösten Glücke. Es sind gemeiniglich verarmte und in Kronschulden verfallene Kaufleute. Wenn diese nach Sibirien geschickt werden, ft ist ihnen nicht verboten etwas zu erwerben, und es wird ihnen darin nicht die geringste Hinderniß in den Weg gelegt. ' Ein Mann, der es wohl mit sich selbst meint, und eine Begierde hat sich ehrlich durchzubrin< gen, findet hier mehrere Gelegenheit als in Rußland, etwas zu verdienen, und sich nach und nach wieder aufzuhelfen. Für solche leute ist es kein Elend, sondern ein Freudenort. Ich machte mich von hier bald wleder auf ben Weg, und kam noch vor Mittage in dem Dorfe podp« machinskaja an, woselbst ich zu Mittage aß, und die Pferde wechselte. Ich sprach hier mit einem sieben und achzig- Iakimmovskaja D. 22z N>ersie. 5 achzigjahrigen Mann, der noch ein gutes Gesicht hatte, viele Munterkeit besaß, und bey völligem Verstand war, der sein lebtage viel Brandtwein getrunken, auch darin noch recht wohl Bescheid that, und viele Kinder gezeugt, von welchen er eine gute Anzahl Kindeskinder erlebt hatte. Er sott mit einem Kröpfe auf die Welt gekommen seyn, wie er dann auch noch jeßo einen sehr ansehnlichen um den. ganzen Hals herum hat, und dieses schönen Aussehens wegen von seiner Kindheit an den Namen Aorol (Kö« nig) führet- Vermuthlich hatte er diesen Beynamen hauptsächlich von dem Russischen Worte Rorolki, wel, ches KoMen, die man in Nüstern um den Hals zu tras gen pfleget, bekommen, weil es ein kleines Wortspiel aus-mache. Von allen seinen Kindern und Kindeskindern ist nur eines kropficht. Gegen vier Uhr des Abends erreichte ich Iakurimovskaja d. woselbst ich wegen Mangel frischer Pferde futtern muste. Ich sahe hier wieder einen «chzigjährigen Mann, der den völligen Gebrauch seiner Sinnen hatte, und in Munterkeit und gutem Verstande cinem fünfzigjährigen gleich war. Er hatte im übrigen an seinem leibe keinen Fehler. Es giebt in diesen Gegenden viele alte ieute, welches billig für ein Zeichen eines gesunden Himmelsstrichs zu halten ist. Von Rirenga bis Hieher klagten die Bauren, daß die Frucht, und vor« nehmlich der Rocken, den sie fast einzig und allein bauen, verwichcnes Jahr übel gerathen wäre. Man soll fast kei. A 3 ne 6 l?z8 den ztm Merz. ne Blüte gesehen haben; die Halme waren zwar schön auegeschossen, die Körner aber klein geblieben, und daS Mchl davon sehr schwarz geworden. Diese Klage fängt in ^irenga an, und gehet eine Zeitlang in einem fort; je nader man aber Ust-Auyk kommt, je mehr nimmt sie ab. In Ust-Ruykoi Ostrog kam ich des Abends ge< gen sieben Uhr an. Die Pferde zur Abwechslung waren hier noch nicht beysammen; deswegen muste ich mich hier wider meinen Willen verweilen, und bey dieser Gelegen« heit besprach ich mich mit den Einwohnern über allerley Sachen, und erfuhr die Neuigkeit, daß diesen Winter Häher bey ihnen überwintert hätten. Bey meinem er« sten Aufenthalt in diesen Gegenden hatte ich vernommen, daß sie selten an der Ama weinr als nach Orlengska-ja Slododa kamen, welches mich damahls einiger maßen in Verwunderung setzte, da ich wüste, daß sie in mehr westlichen Gegenden sich so gar über neun und fünfzig Grade nordlicher Breite wagten, und daselbst über« winterten. Es ist aber gewiß so. In dem vorerwehn« ten Iakumirovskaja d. hat man mich versichert, daß sie zuweilen daselbst austögen, aber nimmer rasteten, noch vielweniger überwinterten; hingegen in podymachins--kaja, welches doch nur fünf und zwanzig Werste entfernt ist, hat man es vor acht Jahren für eine grosse Seltenheit Ust - Ruykoi Gstrog 248. w. 7 ^eit gehalten, als man daselbst einen Häher sahe. Entweder muß die Ursache darinnen stecken, daß die mehr östlichen länder, die mit mehr westlichen unter einerley nördlichen Breite liegen, kälter sind, oder cs müssen ei« nige Vögel aus andern uns unbekannten Ursachen sich in ewige Gegenden noch nicht gewaget haben, in die sie sich aber doch nach und nach hinziehen. Die erste Ursache ist wohl möglich, ob ich gleich keine genügsame Ueberzeugung davon habe; wenn sie aber auch wahr wäre, so ist noch nicht ausgemacht, ob diese mehrere Wärme der west« lichen iander dem vor sich selbst wärmeren tande oder den mehreren Einwohnern desselben zuzuschreiben sey, wiewohl solches den Vögeln gleich viel gelten könnte. Wenn sie einen gewissen Grao der Warme nöthig hatten, ohne welchen sie nicht leben konnten, so würden sie nicht in das iand gehen, das kälter wäre, die Ursache dieser Kälte möchte stecken, wo sie wollte. Die andere Urjache kann auch statt haben. Es soll dieses würklich mit den Hähern an der Lena geschehen seyn; sie kommen immer mehr dieLe-na hinunter, doch sehr langsam. Wir sehen es auch anei< nigen Insecten, die sich immer mehr nach Osten ziehen, wie ich es voll den Mehlkäfern wahrgenommen habe, s) deren Zärtlichkeit nickt Schuld ist, daß sie noch nicht in allen 5 S. dieses Tageregisters ersten Theil. S. g. in der An-merk. A4 « ?7Z3 den 6ten Merz. allen östlichen ländern sind, sondern vornehmlich der Mangel der Flügel bey dem einen Geschlechte, wodurch sie verhindert werden über die Flüsse zu kommen. Bey den Hähern können andere Ursachen seyn, die uns nicht bekannt sind. Daß bey ihnen die Kälte etwas vermöge, siehet man daraus, daß man auch in westlichen ianocrn, hie allzu kalt sind, z. E. in Niangcsia, keine findet; ja auch daraus, daß sie,wieder da sind, sobald die angrenzende iänder um ein merkliches warmer werden. Der große Landstrich zwischen Nst«Ru;k bis an das östliche Weltmeer bey Ochozk, wie auch der ganze Strich längst dem Eismeere bis über das Tschuktschische Vorgebürge hinaus, beherberget keine Hahn i in R^mcschatka aber sind sie wieder vorhanden. Wir giengen aus Ust'RuzkHl Ostrog den 4tm Merz des Abends um vier Uhr ab, und kamen des Nachts um acht Uhr in Schangma Simowje an. Dieses Haus ist erst seit dem verwichmen Herbsie von einem Ir, kuzkischen Axojaken Namens Schangin angelegt, wel« cher damahls die Verpachtung des Brandtweins für die Orlengische Wolost s'Vezirck) auf sich genommen hatte. In ehemaligen Zeiten, und noch vor vierzig Jahren, war hier Ackerland, das man nun verlassen hat, weil es ohne Düngung nicht mehr hat tragen wollen. Ich mu« ste hier sehr lange auf meine nachgebliebene Fuhren warten, weil Bassowa d. 407. Wcrsie. « Weil die Ust-kutischen Pferde überhaupt sehr elend sind. Haber war hier nicht zu bekommen, weil es hier sowenig, als in andern Orten Sibiriens, nur wenige ausgenommen , der Gebrauch ist mit Haber zu futtern; und denF noch musten die Pferde eine Hcrzstarkung haben, um sick wieder zu erhohlen. Eil, jedes bekam also eine Schale Brandtewein; davon schienen sie wieder ieben zu bekom, men, und ich konnte um Mitternacht abfahren. Es war aber in der That nur wie ein kleiner Anstrich, der kaum auf wenige Augenblick würkete; denn wir erreichten erst den folgenden Morgen gegen acht Uhr mit sehr ermüdeten und kraftlosen Pferden das Dorf Gmolaewa. Die Poststation pfleget sonsten auf fünf Werste weiter unten, w Ginuschkina Simowje zu seyn, und wir hätten sehr gewünscht, daß unsere ausgemergelte Pferde eher Ruhe bekommen hätten. So aber waren daselbst voriges Jahr alle Häuser abgebrannt, daher indessen die Poststation hie" her hatte verlegt werden müssen. Wir hatten Ursache dl'e Pferde, so uns von hier wegbrachten, zu loben; sie zogen uns wacker aus dem Felde, und wir erreichten das Dorf Skoknina kurz nach Mittage, wo ich futterte, und zu Mittag aß, und dadurch schon des Abends um sieben Uhr in dem Dorfe Carassowa ankam. Ich gieng in einem paar Stunden mit frischen Pferden wieder ab, und kam den 6ten eine Stunde nach Mitternacht in Bajsowa d. an, woselbst ich futterte, und dm Tag erwartete. Des Vor< to «7zz den 9 u. ,oten nierz. Vormittags um zehen Uhr kam ich nach Tomschina ei^ ner neuen Poststation. Ich aß hier zu Mittage, und reisete weiter, erreichte auch mit untergehender Sonne das Dorf Boww. Zwar hatte ich hier wieder eine Post-station zu hoffen, allein die Einwohner konnten nicht mehr als siebenzehen Pferde zusammen treiben, welche nicht zureichten uns fortzubringen. Deswegen musten die alten gefuttert, und den srifchen zu Hülfe mitgenom« nien werdcn, welches uns cine gute Zeit aufhielte. Den 7ten des Morgens um zwey Uhr kam ich nach Nst-Ilglnskaja, und nach zwoen Stunden gieng ich mit frischen Pferden ab, da ich dann vormittags um 9. Uhr Tumrskaja Sloboda erreichte, und meine Mittags/ Mahlzeit hier einnahm, worauf ich die Reise weiter fort< schte, und des Abends um halb sechs Uhr in dem Dorfe Marka worobjcrva anlangte. Ich bekam hier ohne langen Aufenthalt frische Pferde, und erreichte des Abends um neun Uhr wcrcholenskoi Ostrog, woselbst ich die Mahler', die ich zween Tage vor mir abgelassen hatte, noch antraf. Sie mustcn sich hier aufhalten, wcil sie vernommen hatten, daß von Niansjurka aus der Weg über die Steppe aus Mangel des Schnees sehr schlecht zu befahren wäre. Ich aber hatte die Räder zu den Wa/ gen alle bey mir, weil sie bcy ihrer Abreise noch nicht gepackt waren. Da nun der hiesige Ort groß war, und an Ratschega 66i werste. « an Handwerksleuten einen ziemlichen Vorrath hatte, so war wohl das rachsamste die Wägen hier auf Rader sehen zu lassen, aus Beysorge, wir mögten diese Hülfsmit' tel weder in Aarschcg noch Mansjurka haben. Diese Ursachen bestimmten mich auch hier so lange zu vcrwci« len,bis mein Reisewagen, der bisher auf einem Schlitten stund, auf Rader gesetzt seyn würde. Den yten wurden alle Vorbereitungen zur ferneren Reise fertig. Ich gieng demnach mit meiner ganzen Gesellschaft des Abends um drey Uhr ab, und um halb acht des Abends erreichten wir Ratscheg, oder wie es die meisten aussprechen Ratschega. Und weil in diesem Dorfe Pferde genug waren, so giengen wir nach einem zwey-stülidigeu Aufenthalt mit frischen Pferden weiter, und kamen den lojen des Morgens frühe um vier Uhr zu einer Mühle, die von dem Waffer des Baches Niansjur» ka getrieben wird. Die Pferdewaren sehr müde, so daß ich mich hier etwas aufhalten, und sie futtern lassen muste. Wir erfuhren aber mit ihnen, was wir mit allen elenden Pferden bisher erfahren haben, daß ein so schlechtes Fut-ter ihnen keine Starke geben könnte. Wir meinten sie genug gefuttert zu haben, und hatten ihnen noch gerne einen A, st ich von Brandtwein dazu gegönnt. Es war aber keiner zu haben. Sie sahen unsern guten Willen, und brauchten anfanglich alles, was sie noch an Kräften übrig M «738 den lQttn Merz7 übrig hatten,aber endlich giengen sie Schritt vor Schritt, u. traten mit uns vormittags um zehen Uhr ganz langsam in Bolschaja Mansjurskaja Slododa ein, allwo sie abgelöset wurden, weil hier eine genügsame Anzahl frl« scher Pferde war. Nicht weit von der Mühle fuhren wir alls dieser Reife zum letztenmahl über den Lena - Fluß. T asclbst theilt er sich gegen seinen Ursprung hin in drey Theile, den nördlichen, südlichen, und mittlern. An dem nordlichen ist ein schöner Kloster-Flecken, der dem Kirengischen Kloster gehört, AmZinskaja Slododage» nannt, weil derselbe Theil der Fluß Amga heißt. Der mittlere hat keinen Namen, und wird eigentlich für den Ursprung des Lena-Flusses gehalten, hat aber ohnge, fähr auf funftehen Werste oberhalb des Einflusses des Amga eine tressliche SlobodeBirjnlskaja genannt. Der südliche heißt der Fluß Mansjurka, welcher auffunfze/ hen Werste unterhalb demAmga in die Lena fällt. Von der Slobode, darin wir jeßo sind, mag es bis an die Mündung des Manojurkazur Lena auf dreyßig Wersio seyn. Dieses sind die drey nicht gar großen Flüsse, aus denen die Lena zusammen fließt, die hernach zu einem so großen Fluß wird, und so viele iänder durchströmet. Wir hielten uns in Mansjurka bis nachmittags um vier Uhr auf, und fuhren endlich ab. Der Weg gieng durch ein ziemlich freyes Feld, das zu beyden Seiten Ielmkorva Simowje 750 u. eine halb. N>. 15 ten, jedoch in weiter Entfernung nicht sonderlich hohe Ber? ge hatte. Ungefähr zehen Wersie von der Slobode war auf der Steppe das Dorf eines Bauren Philip Tfther« kaschinin, das wir vorbey fuhren. Ehe wir zu dem in den Mansjm-ka fallenden Bache, ChaZotai kamen, fieng sich eine dünne Waldung von lerchenbaumen an, die auf acht Werste lang währete. Man sahe auch hin und wie-» der einige Bäume von dieser Art; und so kamen wir dcS Abends um eilf Uhr in Ielnikowa Simorvje an, die ihren Namen von dem Manne hat, der darin wohnt, vor diesem aber wegen der ierchenbäume, die man von der Slo< bode aus vorbeyreiset, Listwennijchnoje geheißen hak Es ist hier zu iande durchaus nicht gebräuchlich an einem Ort zu bauen, da kein Wasser ist. Hier aber war keines zu haben. Der Wirth erzählte uns, daß eine Quelle ganz nahe sey, die aber verwichenen Sommer von großer Dürre ausgetrocknet wäre. Es hätte das ganze iand umher gebrannt, und der Brand erst im Wintermonate aufgehöret. Der Torf, welcher die Erde dieser Gegend bedecke, hätte dem Feuer so viele Nahrung gegeben, und es wäre einigermaßen vortheilhaft, weil die vielen Sümpfe und Moraste, die sich gegen die Berge hin befanden, bey dieser Gelegenheit ganz ausgetrocknet wären. Die Bu-> rären oder so genannte Brarski hatten so viele Pferde Hieher zu Beyhülfe getrieben, daß wir über die Hälfte der Mans« 14 '738 den iieen Merz. Mansjurskischen ablassen könnten. Wir giengen ein paar Stunden nach Mitternach wettert. Der Weg war so gar schlimm nicht, und ohnge< fahr von der Beschaffenheit, als wie derjenige, auf dem wir bis nach der leztern Simowje gefahren waren. Al< lein weil unsere meiste Gerathschaft auf Schlitten geführt wurde, und fast kein Schnee war, so kam es den Pferden, besonders den BraMchen, sauer an sie fortzuziehen, so daß wir erst den uten des Morgens nm neun UhrAo-korina Simowje erreichten, welche auf einem Hügel, Bcrejowoi Chrebec, ganz anmuthig liegt. Von diesem Hügel hatte sie vor diesem den Namen Bere> sovskoje; jcho ist der Wirth so ehrgeizig, wie der vorige, daß er sie nach sich gencnnt haben will. Dieser Simowje zur Seiten liegt in einer kleinen Entfernung ohn-gefähr von einer Werste eine große Quelle, die den Som« mer hindurch in Gestalt eines Baches vorbey läuft, und gutes Wasser führet. Diese aber sowohl als die vorige Simowje stehen des Sommers leer, weil sie auf dem Sommerwege zur reckten Hand liegen bleiben. Wirfanden hier wieder sechzehen frische Bratskische Pferde, welche uns auch gut zu statten kamen, weil wir noch viel mehrere ermüdete hatten. Doch sahen wir wohl, daß der weis tereZug sehr beschwerlich seyn würde, und deswegen schick« tt Ust-Ordinskoje Simöwje 825 u. eine halb. w. 15 te ich schon von Mansjurka, nicht nur wegen der bis» herigen Brazkischen Pferde voraus, sondern hauptsächlich, um aus den Russischen nicht gar zu weit entlegenen Dörfern nach Nst-Ordinskoje Simowje Pferde zu bekom» men. Also vertröstete ich mich vornehmlich auf diese, und hinkte mit den bisherigen, und den neuen Bratskischen weiter. Es gieng überaus langsam. Doch kamen wir des Abends um neun Uhr in Nst-(drdinskoje Simovvjean, woselbst ich aber nicht ein einziges Pferd vor mir fand. Dieses Haus liegt an dem Auda,der bey diestr Simon?« ^ den Bach Orda zu sich nimmt. Das Wasser von bey« den hat einen üblen Geruch und Geschmack, und ist fast nicht zu genießen. Es fallen viele kleine Salzbäche hinein, wovon es diese üble Eigenschaften annimmt. Und weil keine Quelle von besserem Wasser in der Nähe ist, so muß man mit diesem vorlieb nehmen. Zwar könnte man sich im Winter des Schnees bedienen, wie ich auch gethan; aber zur Sommerszeit ist kein Rath. Man bat auch bisher keinen bequemern Ort zu einem Hause für die im Sommer reisende ausfündig machen können. Des« wegen ist sie auch allezeit bewohnt, und zwar gegenwar-tig von einem Schweden, der ein Stockholmer von Geburt ist, und ziemlich gut Deutsch sprickt. Der Fluß Allda ist hier noch sehr klein, wie man dann von hier bis zu seiner Quelle leicht in einem Tage zu Pferde kom-Men kann« Wir tS 1738 den I2ten tNerz. Wir ließen unsere abgematteten Pferde futtern, und da keine zur Ablösung sich melden wollten, jo wagten wir es, den i2ten dieses des Morgens um vier Uhr mit ihnen abzufahren. Wir waren kaum einige Werste von der Simowje, als uns frische Pferde entgegen kamen, die uns noch vormittags um neun Uhr nach Ojezkaja Slo-doda brachten, woselbst wir uns nicht lange verweilten, sondern nur die Pferde wechselten, und um ein Uhr nach-» mittags Rudinskaja Sloboda erreichten. Ich hatte das Vergnügen den Hr. Prof. Müller bald darauf mir hieher entgegen kommen zu sehen, und zwar in viel beffe-rer Gestalt, als ich ihn aus Airenga abziehen gesehen hatte. Wie es bey guten Freunden gcht, so frcueten wlr uns bey unserer Zusammenkunft; wir erzählten einander unsere seit unserer Entfernung gehabte Schicksale, und eilten also mit der weiteren Reise nicht so gar sehr. Ich bekam eine Abwechselung von Pferden, und ob wir gleich erst um sieben Uhr abfuhren, so waren wir doch schon um neun in der Stadt Irkutzk. Die Fuhren aber, welche die Geräthschaft aufhatten, und erst bey unserer Abreise aus Rudinskaja Sloboda daselbst ankamen, trafen um Mitternacht bey mir ein. Ich kam ganz krank an. Unterwegens stunden wir oft heftige Stürme aus, die mich durch und durch wehe- Irkuyk 892 u. em halb. W. l? weheten, und dabey hatte ich in Vergleichung meines vo< rigen ruhigen iebens in Rirmga fast nichts als Unruhe, und meine Krankheit lösete sich bey Empfindung der Wärme in einem heftigen Schnupfen mit Ohrenstecken und etwas Taubheit auf. Sie besserte sich aber in einem paar Tagen dergestalt, daß ich den dritten Tag nach mei< ner Ankunft schon wieder ausgehen konnte, da sich sowohl die Ohrenschmerzcn als die Taubheit verlohren. An dem Unterstatthalter Bibikow fanden wir e5> Nen freundlichen und verständigen Herrn, dem wir nun mit unserm vereinigten Zuspruchs anlagen; die Ueberbrin« gung unsers Proviants nach Ixamtstharka zu besorgen. Gewiß wir giengen ihm so zu leibe, daß ich glaube, er hätte uns, wann es in seinem Vermögen gewesen wäre, gerne abgefertiget, um nur unsers unverschämten Bittens enthoben zu seyn. Er zeigte uns deutlich, was nur das Seecommando von ihm foderte, dem er doch auch zu Willen seyn muste. Dieser Vorrathaber war so groß, daß man sehr wahrscheinlich einsehen konnte, wie es kaum künftigen Sommer möglich seyn würde, ihn nach Iakuyk zu überbringen. Er gab uns endlich so viel zu verstehen, daß er zuerst das Seecommando versorgen müste, und daß hernach unsere Gesellschaft seine erste Sorge seyn sollte. B Zu» Ramsch. R. 5 Th.. i8 . ^7)8 den i2ccn N7erz. zugleich machte er uns Hoffnung, es wäre möglich, daß er von dem Proviant, den das Scceommando gefordert hatte, etwas an uns abgeben könntc, wofern die iieferung, die dieses Frühjahr auf dem llrak geschehen sollte, glücklich ablaufen würde. Wir sahen nach und nach ein, daß sich unsere Neise ungcmcin in dic iänge ziehen würde; dann es gieng schon in das sünfte Jahr, daß wir darauf begriffen waren,und wir hatten dem ungeachtet noch keine Hoffnung bald an denjenigen Ort zu gelanget,, von dem wir wieder zurücke reiben dürften. Wir konnten daher leicht schließen, daß vielleicht mehr als sechs Jahre, vom An« «fange der, Reise an zu rechnen, verstießen mustcn, bis wir dahin t'ämen, und daß wir hernach zum Dableiben und zur Rückreise auch wieder auf sechs Jahre zu rechnen, folglich kaum jemahls eine Erlösung aus diesem lande zu hoffen hatten, da man uns doch bey unserer Abfertigung aus Petersburg mit der Hoffnung geschmeichelt halte, daß wir in fünfIahren wieder zurücke seyn könnten. Die Begierde viel neues zu sehen, bewog uns zu dicscr weiten und beschwerlichen Reise. Wir waren in solchen Jahren, da wir hoffen konnten, das damit verknüpfte Un. gemach auszustehen. Die Begierde hatte sich noch nicht verlohren; die Kräfte waren, zum wenigsten bey mir, noch zureichend. Nur allerley kleine Widerwärtigkeiten, die kein lmerfahmer voraus sehen konnte, die aber von un« serer Reise unzertrennlich waren, begegneten uns zuwei« len. >. Irkulzk 892 u. eine lMbe w. 19 len. Diese greifen zuerst das Gemüth, und hernach den teib an, wiewohl nicht bey allen Menschen auf gleiche Weise. Sie würken bey dem einen viel geschwinder, als bey dem andern. Ich schrieb die Krankheit des Herrn Prof. Müllers denen Widerwärtigkeiten zu, die ihm auf der Reise begegnet sind. Mein Gemüth hatte weniger Empfindlichkeit; dieses machte, daß ich den Widerwärtigkeiten langer widerstund, und zum wenigsten in dem Körper von ihnen keine Veränderung litte. 'Doch konnte ich weder ausrechnen noch ausmessen, wie lange meine Unempfindlichkeit wahren würde. Mcin Hr. Col« lege, den eine würkliche Krankheit dazu nöthigte, (dann sie war noch nicht vorbey, ohngeachtct sie sich in etwas gelindert hatte,) ich aber aus Besorgnis; vor Ven künftigen Zeiten und ihrem Ausgange, kamen also auf den Ein-fall, bey dem hohen regierenden Senai Ansuchung zu thun, daß man uns die Rückreise nach Petersburg er? lauben mögte. Ich hatte mir schon in dem Frübjakre von der Academic einen Gehülfen ausgebtten, weil ich mich nicht im Stande befände, in der kurzen Zeit^ die7ch mich öfters an einem Orte aufhielte, alles wcrkwürdige zu beschreiben, und weil auch die Mannigfaltigkeit der Sachen so groß ware, daß diese einen erfoderte. Ich hatt^ schon Nachricht, daß man auf diese meine Bitte den Hrn. Scellcr dazu erwählt, und daß dieser schon zu Ende des Jahres 1737. von Petersburg diese Reise zu mir ange-^ B 2 treten ?o i738 den 2zsten N?ay. treten hätte. Ich stellte also in der Bittschrift vor, es könnte, das was ich in Ochoyk und Ramrschacka zu thun hatte, theils durch den Hrn. Prof. Rrajcheninni--kow, der würklich dort wäre, theils durch denHrn.Scel-ler, der mit neuen Kräften ankäme, und dahin reisen könnte, verrichtet werden. Ueberdem waren noch so viele Gegenden, von Sibirien von mtr im Sommer noch nicht bereiset worden, die doch aller Untersuchung würdig waren, und im Winter nicht hatten untersucht werden können; diese alle erböte ich mich im Fall einer gnädigen. Willfahrung meiner Bitte allenfalls noch zu bereisen, und die natürliche Geschichte davon aufzuzeichnen. Der Hr. Prof. NIÜller konnte sich der meisten erstgemeldeten Vor-? stellungen auch bedienen, und er hatte die wichtigste, der er zwar gerne überhoben gewesen wäre, ich meyne, seine Krankheit vor sich, die ich auch mit einem kräftigen Zeug" „iß unterstützte. Von Ramrscharka hatte Er schon selbst viele historische Nachrichten gesammlet; er konnte sich aucb vieles von gedachtem Hrn. Araschminnikow versprechen; daher gab gieng Brawkisiche Junen 1056 u. eine halb. NX 31 gieng er hinein und schwizte, und dcr Erfolg zeigte, daß es nicht übel gethan war. ' Man rechnet von Irkuyk bis Hieher nach dem ge. raden Wege sechzig Werste. Der Tclma ist ein Bach, der des Winters nicht frieret, da alle übrigen Flüsse und Bäche dieser Gegenden sonst zufrieren, folglich ist er zu allen Wasserwerken, die man in diesen Gegenden an» legen will, vor andern geschickt. Als man demnach das Eisenerz, das in dem Dorfe Basthmakowa schon vor langen Zeiten her in Handöfen geschmolzen worden, zum Behuf der Kamtschatkischcn Reise im Großen schmelzet» wollte, so konnte in der That kein besserer Bach zu Anlegung einer Eisenhütte vorgeschlagen werden, als der BachTelma. Es wurde also daselbst zuförderst cinDam Nebst einigen Häusern gcbauet. Als aber die Hütte bald zu Stande war, wurde das Eisen dieser Gegenden schlecht hingegen das an der Lena besser und bequemer befunden. Man schickte also einenBefehl dicseHütte eingehen zu lassen.' Die Unkosten aber waren schon aufgewandt. Anstatt der Eisenhütte legte man daher zwo Mühlen an, die eine zu. nächst bey den Hausern, die andere weiter oben. Diese Mühlen sollen fast alle Unkosten wieder eingebracht haben, die auf den Damm, und auf den Bau der Häuser, haben verwendet werden müssen. Den Einwohnern dcr Stadc 3« 1738 den 27sien Iun. Irkuyk sind diese Vortheile wohl bekannt gewesen. Deswegen reiferen ihrer vier nach N7osiau, welche diese Wer< ke, nebst der Freyheit eine Tuchfabrik hier anzulegen, vo-riges Jahr von der Sibirischen Prikas vor tausend und fünf hundert Rubel erhalten haben. Wenn sie die Sache recht angreifen, und es ihnen nicht am Verlage fehlt, so können diese Werke mit der Zeit in einen blühenden Zu-stand gelangen. Man legt würklich die dritte Mühle an. Schon seit dem vorigen Herbste wird Wolle gesponnen, und jcßo schon Tuch gemacht. Nur fehlt es nock an eitlem tüchtigen Farber. Eben jeßo wird auch eine Mühle, darin das Tuch gcwalket wird, fertig. Nur ist Schade, daß der T?lma ein so kleiner Bach ist, daß die Räder nicht anders als von dem oben aufschießenden Wasser getrieben werden können. Vielleicht aber kann auch dieser Unbequemlichkeit mit dcr Zeit, durch Anlegung einiger Teiche und Versammlung einer größern Menge Wassers/ abgeholfen werden. Es regnete die ganze Nacht, und den ganzen Vormittag des andern Tages, welches uns leicht bewegte, auf dieser Fabrik so lange zu verweilen. Da es zu regnen aushörte, so giengen wir am^sten wieder nack unsern Bratski,von denen wir noch nicht Abschied genommen hatten; sie hatten uns gestern verspro-chen heute ein Pferd einzuweihen, damit wir auch die< st Bratsktsche Junen 1056 u. eine halbe W- 33 se Ceremonie sehen konnten. Sie erwarteten uns dcswe« gen sehnlich. Zwar stehen sie in den Gedanken, daß diese Einweihung,wofern sie anders kräftig seyn soll,vor Mittag« geschehen müsse; es war aber schon fünf Uhr nach Mittage. Hier äußerte es sich, was der Glaube bey einfältigen ieuten vermag. Es war genug, daß der Götzendiener sagte, es wäre noch nicht Mittag, so stunden sie in aller Andacht da, und sahen der Einweihung mit einem gerührten Herzm zu. Es war ein Schimmel, (dann die; weiße Farbe hat schon vor sich etwas heiliges an sich,) über welchem einige Worte von dem Götzendiener gemuv« Melt wurden, und der indessen von einem Kerl gehalten ward. Endlich gab ihm der Götzendiener mit der Hand einen ganz gelinden Streich, und der Kerl, der ihn hiel-s te, muste ihn laufen lassen. Dieses Pferd wird sein leb^ tage nicht geritten, und hat immer gute Tage. Stirbt der Herr, der es hat einweihen tasscn, so giebt es ein Hpfer ab, ich weiß nicht für die Götter, oder für die Teufel, zum wenigsten lassen der Götzendiener und die übrige lebenden, sich gute Brocken davon abschneiden, und wohl dabey seyn. Nun waren wir der Bratskischen Merk-Würdigkeiten vor dieses mahl satt, und eilten unsere Rückreise anzutreten. Wir gicngen noch bey gutem Tage über den Ritoi, aber wegen der hurch häufigen Regen C und RamtsthR-I.TH. H4 1738 den 28sten )un< und den dadurch verursachten Einfall der Brücken über^ aus verschlimmerten Wege, kamen wir erst um Mitter« nacht in Schilkina d- an, woselbst wir in Archireisi toi dworez übernachteten. Den 28sten vormittags aber waren wir wieder gesund und wohl in der Stadt Ir-kuzk. Noch vor unserer Mreise empfahlen wir dem Hrn. Unterstatthalter unsere Angelegenheiten wegen der liefe-rung des Proviants auf das beste, und baten ihn, uns eine schriftliche Erklärung zu thun, was wir dieserhalb zu hoffen hatten. Diese Erklärung fanden wir bey unserer Zurückkunft vor uns, und sie bestund darin, daß die Ir-kuhkische Kanzley keine Mittel wüste, binnen Jahres Frist die Anstalten dazu zu machen; folglich wenn alles gut gehen würde, so vermöchte sie uns keine Versicherung zll geben, daß sie uns vor zwey Jahren abfertigen könnte; sie wollte uns also rathen, bis zu der Zeit, da sie die Erfüllung unseres Verlangens in das Werk setzen könnte, wenn wir etwa hier nichts mehr zu verrichten, oder keine Untersuchungen weiter anzustellen hatten,uns an solche Oer-ter Sibiriens zu verfügen, wo wir noch nicht gewesen wären, oder nicht genugsam Zeit gehabt hätten, die daselbst nöthige Wahrnehmungen zu machen. Das war wie-der ein Kantzleytrost! aber wir musten es dabey bewenden Irkuyk i'4" u eine halb. Werst. 35 den lassen. Die Ursachen der Kanzley waren so trifftig, daß nichts dagegen zu sagen war, und wir konnten uns genugsam vor denen rechtfertigen, welchen wir Rechen-fchaft zu geben hatten, warum unsere Reise so lange verzögert worden. Nun hatten wir zu berathschlagen, wohin wir gehen Men. Die ganze Gegend des Angara-und Tunguska - Flusses unterhalb Irkurzk war mir, was die natürliche Geschichte derselben betrifft, bisher, so wie die ganze Gegend des Icnisei noch unbekannt. Dem Hrn. Prof. Müller fehlten ebenfals viele historische Nach« richten von diesen ländern, besonders aber hoffte er von den Bratski, die wir auf dieser Reise noch besuchen konnten, allerley zu erfahren, was wir entweder wegen des kurzen Aufenthalts unter denselben, oder wegen des bey dem ersten Anfange gemeiniglich fehlenden Vertrauens noch nicht erfahren hatten. Wir wurden hierüber auch bald eins. Wir entschlossen uns, im Herbste eine Wasserreise durch diese iänder, de« ren mehrere Kenntniß wir für nöthig und nütz. lich befanden, zu thun, und forderten von der Kanzley drey Doschtscheniken, welche, wie wir hofften, für uns und unjere Gerathschaft zulänglich waren, nebst der da. zu gehörigen Anzahl Arbeitsleute. In der Stadt Ie- ni" C 2 g6 1738 den 28sten Iun. nisiisk wollten wir anlanden, und den Winter daselbst zubringen, um, wann es «twa mit den Anstalten zu der Kamtschatkischen Reise mittlerweile ein besse« res Ansehen bekäme, nahe bey der Hand zu seyn, und dieselbe so sehr als möglich, zu beschleunigen. In dem ersten Theile dieses Tageregisters habe ich vott S. 451 bis 455. den Preis der Smesischen Waaren, wie er damahls an der Grenze war, gemeldet, auch augemerkt, daß er damahls sehr wohlfeil gewesen sey. Unser gegen-wärtiger Anfenthalt in Irkuczk hat mich davon überzeugt; und um dcm iescr hievon einen Begriff zu geben, so sehe ich hier ein Register von dm jchigen Preisen auf, welches derselbe mit dem ehemaligen Register zusammen zu halten beliebe. Ich würde zwar verständlicher senn, wenn ich eben dasselbe Verzeichniß der Waaren, die im vorigen Jahre stehen, wieder Hieher setzen könnte, um eine genaue Vl'rgleichung machen zu können: da ich aber selbst nicht die Zeit hatte dergleichen Dingen nachzulauffen, so habe ich mich auf diejenigen verlassen müssen, denen ich die Erkun digunq der Preise aufgetragen hatte. Man muß abe/ wie'es in dergleichen Fällen geht, mit demjenigen zufrie, den jcyn, was man einem ohne Entgeld zu gefallen thut-Man wird statt dessen viele Waaren finden, die im vorigen Register gar nicht stehen. Ich habe mich auch be- stiffen Irkutsk 114c) u.einehalbw- 37 stiffen dieses Register darin vollständiger zu machen, daß 'ch die Mongalische und Chinesischen Namen der Waaren beygeseht,woraus sich gewiß auch gar vieles alsz. E.der Ursprung mancher Russischen Wörter lernen laßt. Des« wegen ich auch hin und wieder die Namen hingesetzt habe wenn ich gleich den Preis der Waaren nicht hatte in Erfahrung bringen können. C3 N?aa- 38 «+ * *X+ SD^amt mit 3Dcutsd)e»t ob. ttlit ttTöngalisc&ett Čvujjtfdjen. vlamen« # * * * Nowo maniernie pod/Wi Tadsclü Nowo maniernie podstawi Nege - ungu - chuartai einfarbige ©lasse Gros de tour UnSßtuujl ju 20 tiö 24 Qrsien. Gros de tour mit SMunttli ' 5U 1$ <£Utn. Ooli GxSoli PoluGoli s Dunda-Goli Odno - portischtschnie polu Dsacha Gooli goli . Seini-lannie . Ljanchua Swistimi, fd;fcc^fer ©soff Bass - torogoi ©satte Bassi ) fj« »« Chiiar - ugei - Bas* ©ebtumfeBassi Jf^nf Chuar-tai-Basi Pjatilaunie Chuaschin Schtilannie g^an n>ei^ nidjf ©(after Wat (Oft) fökc)* Chiiar - ugei - uesu ten <8crte ©cbliimff t Atlas ( anfa ) Chuartai - Chanfu ©latter Atlas, gufe-©ortt» Chuar-ugei chanfu Atlas mit metallenen 2Mu» Altai-chanfu men- tttit 33 Mit Chinesischen Schanduang • Chuadnang . •. S6u Gontschau 4 Chuat Gontschau G6oli - • . El-Gooli - , Dampcho Gooli Ljanchna Gontschau tschaudfa S6u-Bass Chuar - Bali Chuasjang Dschuljang S6u-uss Chuar - Chansii Sou - chanfu Er-Sadscliin ...„ • fisch. Chinesisch- Grenze. 11 bis 12. Rubel, gleich mit dem vorigen. 18 bis 2O. Rubel. 12 bis 15 Rubel. li bis 12. Rubel, «bis?. Rubel. 4 Rubel. 4 Rubel. 6. Rubel. S.Rubel, Ein-rley. ! Rubel 80 Kopeken. 'Rub.8c>Kop. bis 2. Rub-»Rub. 5sKop.bis4R. ' ,2 bis 15 Rubes. Einerley Die größere Sorte zu 20 bis 22 Rub. Die kleinere s Rub. Waa 49 XO&Artnmit $?eüts($eti ob. Kttflstfcfren tfl&msn. : Tunchai otW Chagrin mit Chagrin'. . ;>:•', Fanza Donti«trBe(!«n@orfe -. - mitttäcv ©atfuncj 5fot Ksep .. v r, . , Solomjan^ . ; Lensy ©cosier Kitaika SWiftler Kitaika \ /'_ '; ^feiner Kitaika Kitaika Skladnaja Kitaika W^lkov^jÄ ■ Kiitaik& odnoportischtschnat' ja ":..-■ ■ ■ .:. UngepwgfW Kitaika Kitaika semüannaja ttöttUtt^ Kitaika iSatnjtowsja lammet ^rä'h; ttltt NfonMisch«,, Chuartai- Tunchai Baibert - .. - - Ike-Fansa Dtmda-Fanß» Baga - Fansai \ ■ ■ ■ Satorgö Durdün Fanfa Altatai-torg* Lensa Ike- Tunchai-busi Dunda - tunchai - bufl Baga - Tunchai - bus$ Chaptalai-buss Schanchai ^ buss Okin" buss ', Tuukei-busi Z6chor-busB'^«rf^'i ZochorSamz* 41 Mtt Chinesischen - < - « Chuar - tunchai m--> Sanduang • da - tfchaudsa " Panta - tschaudsa A-: Sjau - tfchaudsk • öibuo - tschojii ; Lin - Dschimbu t Choidsebu Sjausubu * Uadschua ' - Schanchäifbu Dsjiirbu Moobu ; - ■ Schainua - bin Jenchua-bu. tTudang Aasten 1738. an der Russisch - Chinesisch. Grenze. 5 bis 6. Rubel. Eben so. ' z Rüb<56K«^« 4Rub> ^ 2Rub.5o. Kop. 1 ' ^ i Rub.zo.Kvp.bis2.Aub/ ^ s breite zu 12. Rub. 5 < mittlere zu 6 bis 7 Rubel V kleme 5 Rubel, H bis 5 Rubel. - ,, ., l größere Sorte F-ic^ Rub,' X kleinere l^orte 4 - 8 Rub. 1 Rub. 8O.Kop,bis2RuH'' 5 Rub. / > 4 Rub. 8c> Kop. 4 Rub. 50. Kop. Ein Stück 4O bis 45 Kop.' Ein Stück 45. bis 50 Kop, Das^tück i R. ic>Kop. bjs i.R.2O. Kop. Das <2tück 6o bis 70. Kop. Ein ^jun. 6 Rub. Die Elle 30 bis 4Q Kop. C 5 Ge- 42 Waaren mit Deutschen od. Russischen Name»» Geblümter Sammet Weißer Cotton, (Daba) , Feine Chinesische ieinwand Chinesischer Toback Gelber Chinesischer Toback. Schwarzer Weißer Puderzucker Schwarzer Puderzucker Zuckercand Trockner Ingwer ^ ^ Eingemachter Ingwer ' ' ' Pomeranzen Sternanis Den5m Runde Perlen Halbe Perlen Halber 8^^lck.^wisst^ Weizenmehl Bisam . TiegerseA Pantherthierfelle. MongMsch«^ Chuartai - Kileng Däbu Junzuntm .; , Tamaki «^hrntfcV. Schura,- Tamaki Chara-Tamaki Zasii - Siita Chara • Sata Musu - tschikk Cliuoräi iiyndschang Mindschang man meig i$ md# Dendfa* Berankui - tana Chaptagai-tana Narin-ZagaaGurU Dsar " i?a6e ni^t ctfa^tcn f onne». Irbifr Bar . " -' ■ 43 Mnesischen Chuar-Uudang Dabu Junziinbu' • Jang Choaiu Chaii Sata - » Chatcha ^intan'g . * Gandi-Mindschang Mindichang Dsclmpjang Dalju J - Dendsa Chadfchuii Cho - dschuii Sjati Dschuildla loo Dschuu Schiefioo Pbnpi Loucli Achsten 17; 8 ün derRusisch-CHMesischen> Grenze. Das Stück weißer zu 70. K. blauer zu 30. Kop. Das ^I'jun zu 16 - 2O Rub. Das'/MK 26--3Q Rub. Das Llckcscwl zO Ksp. ist unbcwust. Das l3W 25 Kop. Das Pud 2. Rub. 32 Kop. Das 6in «5 bis 27. Kop. Das 6m 40 Kop. Das 6i" 2O-?25.Kop, Das Stück 5. Kop. , Das Qin ZO bis 4O Kop. Das StenHelein 4-5 Kop. Das tausend zu 25-30 K. Das Tausend zu 20-50 K< Das tausend 4«? Kop. Ein Kästlein darinnen 5 Perlen 1. Kop. Das Pud. 3 Rub. Das Pfund 2O - 25 R»lb. , Das Pfund 60 Rubel. Das Stück 4 bie 6. Rub. Das Stück 12-16. Rub. Ma- 44 Waaren mitDemschcn Hd, Russischen Name»;, WeißKupsev Gold''"' ' Silber Seide Brandtwem I ^arafun eine Art Chinesi« schen BierS. Baumwolle Pfeffer DKliulgn-Ttze« l.uZ3n-Thee Thee-Voo z(ir^ilHncu-Thee ^lonicliu ^ Thee Thee in Päcklein Mottgalischeft • Schara-Modži Z/agan - Goli Alta Mungu Utastt Arakl Darasii Kobung Chalnng-ubussUf Dschulan - Zai Sftfltt voti$ t$ ni$b f Shachamol*Zai Schara-Z«i 45 Sinesischen ChuČMTlO BaUtchong Indsa . Sjang * Dsegu ^janchua Choudschäu ^schulan-Za Lanchua Moudschan Lungan Ui-za Tschuandscha Monichua-Xa Quio - 1ft Nostenl? ? ssanderRusstsch-Chinesisch- Grenze. Ist nicht zu verkaufen. Ist unbewust. Ein ian iO bis i8 Rub. Deriani.R-4oK.-iR. 60 Kop. Das Gin4R.-4R. 5c>K. Große kortlckjaßen zu 3 u. ein halb.>V^ra i6R,kl. zu )viert.XVo6r. 2R.55K. Der Kortsclija^a zu 2.Rub^ 50 Kop. Der Bund 9. Kop. Das Gin 40 --50 Kop. Der /.idick 75-80 Ruk Das Gin zu 30540. Kop^ Ein Körbl. V0Ü25-ZO K. EinPack von fünf Viertel bis anderthalb.Pud,4Rub. Das Gin zu 30,40 Kop. Der Zibick von 21, Ziegelt, iZ Rubel. . Ist unbewusi. Der X.ibik von HoO. P^^ zu l2 bis iZ Rubel. Stein« 46 Waaren mit Deutschen od. Russischen Namen Stein < Thee oder I'ena lüa» wcliu Messingene Chinesische To/ backspfeifen. Markblumen Blumen von I^llnla Auf Papier angeklebte seidene Blumen Merfeinste Nadeln Dickere Nadeln Kamme Scheermesser Scheeren Bürsten Messer ^ ' Gabeln Chinesische Bibeln ieibbinden Band Korallen verschiedener Farben Schlangenköpfe Windfacher von k»»ßl MonFalischen Tscholon-Zai Gansa Zarssung Zyzyk Fanfang - Zyzyk Utafim Zyzyk Narichang - dsu Budiuig - dsu Sam Tongoriik Chaitschi Ereke Chutaga Sapch^ Man weiß es nicht Buse Choscho-utasii Man weiß nicht Ist unbewusi 47 Slnesischen Jandai - Tsisy - chuar Tschaudsa - Chuar Sijan - Chuar Sau*tschang £>aa-tfchang Schüudsa Titantaii Tsjandfo Soudsclm Taudsa Knaidsa Tschongürl • Taiza w Sjampjanfa Liouli Chai - baaza Tschaudsa Schandsa Vosten 1738. an der Russ. Chinesischen Gränz«. Ist unbewust. Das Stück zu iQ -30K0P. IOO0 Stück 7. Rub. Ist unbewust. Ein Stück zu 5-6K0P. Das Papier von 50 Nadeln 3K0P. Das Papier zu 4-5. Kop. Das Stück 3 Kop. Das Stück iO Kop. Das Stück 12 bis 16. Kop. Das Stük 7 bis ic? Kop. ? zusammen 20 .ZO Kop. 3 "5 Rub. 25-30. Kop. Das Stück 3 Kop. Das Pud io«iZ. Rub. Ist unbewust. 4s Waaren mit Deutschen od^ Russischen Namen Nindfächer von Papiet Große Wagen Kleine Wagen Haarzangen Vorhänge Compare Schlöffer Nudeln Confect ' Rechentafeln Kleine Brandtweinschaalm von Coeus Schüsseln von Cocus lackirte Schüjsclchen Zvoche Prcscntirtcller iackirte Presentirteller Mit Perlenmutter ausgelegte Schüsselchen Geflochtene Schüffelchett Rothe Schüssclchett Schwarze lackirte Schüssel. Silberne Theekännchen Mongalischen Ike - dense Baga- dense Tschimkar Kefchigu Tfödschi Unberoujf Naring-Ide Sainpa Z6clior-Chnnddga Zochor-njaga unbewujl Ulan - Tabak unbemft & . * Ulan-Ajaga Cluiu 49 Chinesischen Tsyfy-Scliandsa Da-Demise * Sjau - Dendse * Dschaza Wandschö Deng - Nandsching . Suadsa Gnamja * Tschede-Eule Sampcha * Sioutfchundsa Soitssysy - uang Idsdiin-Sjausa * Pchansa Idschin-Pchaiisa itnbemujl * Pchansy-uang •• Chun-nang ■* Idschin-uang Cliüu dosten i?;8. an der Ros-fisch-Chinesisch- Grenze- Das Stück 5 Kop. 8O Kop. bis l. Rub. 4Q-5OK0P. 6 - 7 Kop. 12 bis!0Q Rubel. Ist unbewust. ^ V^ejsingene 15 Kop. V Eiserne io Kop. Das Gin zu 8 Kop. Das Gin 1V-50K0P. unbewust. 50 bis 70. Kop. unbcwust. 25 bis 5Q. Kop. 52 bis 70 Kop, 25 Kop. unbewust. 8 bis IQ Kop. ' 40 Kop. noch einmahl soviel Silber. D Ein Ramtsck). R.3.TH. 5" Waare»» mit Deutschen od. Rllsststhen Namen- Ein kupferner Thertopf mit geschmelzter Arbeit, am Rande verguldet Feiner Porcellan Ein Dutzend Theetassen von mittlerem Porcellan mit Unterschaalen u. Deckeln, Schlechte Porcel. Schüsseln, Ein Thectopfvon schlechtem Porcellan, und goldenen Blumen. Figuren" von schlechten Pop ccllan Irdene Figuren Arzneyen Chinesischer Calender. Mir Mongalischet, unbewust Schaudsaiig-piJsj Schaadfangar- Kiseng - Kutff Schabarar-KisengKnn Em 5l MltChjnesischen unbemuftt Ssi-Sytschi (bürnw tyvwU (an) wn6emufj Tsy-Pchang r Tsy-Schang ^VuSchang 8 Rubel Ein paar Theetassen 30 bis tzoKop. 7 Rub. 2c> his 3 gen, das Malz aber das Wasser durch und durch annehme, worauf die Wanne wieder zugedeckt wird. Und auf diese Weise wird mit dem Aufgießen des kochenden Waft sers, und mit Anrührung des Malzes fortgefahren, bis man Irkurzr 1140 u. eine halb. N> 55 man wahrnimmt, daß das auf dem Malze flehende Wasser von demselben so viel ausgezogen habe, daß es stark gefärbt, und klcbrich worden, als wie ohngefahr der dnt, te Ablaß bey dem Bierbrauen zu seyn pstegt. Man laßt es darauf erkalten, und wenn es so weit erkaltet, daß es nur noch lau ist, so gießt man das Malzwasser in ein engeres Gefäß ab, welches in die Erde vergraben wird, und thut etwas von Chinesischem Hopfen dazu, welcher i,l Formen gepreßt ist, wis ohngefahr die Ziegelsteine aus-schen, (so wie sie mich eine Gattung Thee(Rirplschnoi tjchai) haben, die in dergleichen Formen gepreßt ist,) und deckt das in die Erde cingegrabene Gefäß wohl und fest zu. Sodann last man eS gahren. Weil der Chinesische Hopfen in Formen gepreßt ist, so hat er durch diese Zubereitung schon den Zusatz der Gährung bekommen, "aß nian also nicht nöthig hat eine besondere gährende Materie noch dazu zu thun. In unsern ländern, da wir Elchen zubereiteten Hopfen nicht haben, wird man sich ^cht halfen können, wenn man etwas von gekochtem Hopfen, doch nicht zu viel, damit keine Bitterkeit entste« he, dazugießt, die Gährung aber zu erwecken, etwas Weißbrodt mit ein weltig Bierhefen, oder Bierhefen allein, daruntermischt. Dieses wird ohnsehlbar eben diese Würkung thun- Sobald nun die Materie auf eine oder die andere Art in die Gährung kommt, so siehet manflci- D 4 ßig 56 ins ben 28sten Inn. ßig nach, ob die Gahrung nicht bald aus ist, welches man erkennet, wann die aufgeschwollene Materie sich wic/ der zu setzen beginnt: da ist es Zeit, sie in dicke leinene mittelmaßige Sacke zu schütten, silbige fest zuzubinden, und unter einer Presse den Saft auszupressen, w^lchm man ohne Verzug in ein Faßlein gießen, und selbiges wohl zugespundet in den Keller legen muß. Die (5hme-sir bedienen sich hierzu besonderer Pressen, davon ich hicr eine Zeichnung gebe, wann es auch um nichts anders zu thun wäre, als die Verhältniß der Chinesischen Künste gegen die unserigen zu zeigen. Man siehet aus dieser Beschreibung, die ich gar leicht mehr ins kürzere hätten ziehen können, aber mit Bedacht ohnverändert habe lassen wollen, daß dieser Trank eine Art von Bier ist, und wenn er recht, und in sauberen Gefäßen gemacht wird, so gut schmecken kann, als etwajdas Schwedische Doppelbier, welches außer iandes gcsührct, und im iande selbst we/ nig getrunken wird; oder aucli ft gut, als das Englische starke Bier, das auch außer iandes verführt wird. Jedoch wollte ich dieses oder das Schwedische Bier dem Ta-ralllN weit' vorziehen. Das würde ein Chineser nicht thun. Ich lasse ihm aber gerne seinen Geschmack, halte auch dafür, daß das Englische und Schwedische Bier der Gesundheit vertraglicher sey, weil das Chinesische picht recht ausgegärct, und noch in vollem Jest ist. Eben '<6 Irkutzk 1140 u. ewe halb. W. S? Eben dieser lehrbegierige Priester hat mir auch dis Beschreibung mitgetheilt, wie die Chincsir ihren Brandtwein machen, welche Art zwar wiederum so beschaffen ist, laß wir die unscrige wohl dagegen zeigen dürfen; doch w^l sie Chinesisch ist, so gedenke ich meinen lcsern mit dtt'en Beschreibung einen Gefallen zu thun. Man nimt Malz von Sommerfrüchten, z. E. von Habev oder Gersien, oder, welches die Chinesir für besser halten, von beiden gleiche Theile. Dieses Malz 'wird noch gröber a!s zum Tarasim gemahlen, darauf in eine Wanne^ge« schüttet, und nach und nach, wie bey dem Tarasun an-5nühtt, auch sorgfältig, wie dort, zugedeckt, worauf matt es wieder kalt werden läßt. Indessen kocht man Hopfen wit Wasser, wozu man nicht vieles Waffer nö-lAg hat, damit der Hopfen dick bleibe. Zu diesem ge-^chttn Hopfen mischt man eine ziemliche Menge guts He-^'", und läst es erkalten. Wann die Materie so weit ^'kaltct ist, daß sie in dem Grade der Warme ohngcfähr "" angerührten Malze gleich ist, so mischt man beydes "^einander, und leert es in eine andere Wanne aus, le ausdrücklich dazu in die Erde eingegraben werden muß, welch« man, nachdem alles darin ist, so fest vermacht und zudeckt, als man immer kann. Man giebt acht, wann dic Materie zu gären anfängt, und läßt sie alsdann noch zum wenigsten sechs Tage, oder auch langer in dcr Erde liegen. Je länger sie säuert, je mehr Brandtwein D 5 hat O 1733 den 28sien Jim. hat Man davon zu erwarten. Indessen wird der Ofen zU rechte gemacht, in welchem nian den Brandtwcin von der Materie absondert, und in demselben ein großer nicht tiefer Kessel von gegossenem oder geschmiedetem Eisen ein-gemauret, oder sonsten befestiger. Hat die Materie ihre gehörige Zeit gegahret>so gießt man besagten Kessel ganz voll Wasser> und macht Feuer darunter, um das Wasser zum kochen zu bringen. So bald eS zu kochen an^ fängt, wird auf den Kessel ein Rost von Eiseil gelegt, auf diesen Rost aber ein anderer hölzerner, enger geflochtener Rost, wie man in den Apotheken zu Sieben zu gebrauchen pflegt, endlich auf diesen ein um ein gutes nach Verhältniß des Kessels engerer Cylinder von Holz, der ziem" lich hoch seyn darf, und eund um mit dem Rost wohl verschmieret wird. Das angerührte und gegährte Malz wird alsdann aufbesagtt Roste geleget, doch nicht mehr auf einmahl, als ohngefahr drey Werschok dick, wora^ man ihm etwas Zeit last, damit der Dampf von dem inl Kessel kochenden Wasser durchdrinqen könne. So bald man dies siehet, so wird wieder eine iage von ohngefähr eben solcher Dicke eingelegt/ und wieder gewartet, bis der Dampf durchdrlnge, und so fahrt Matt fort, bis bergan« ze Cylinder angefüllt ist. Hiernächst wird ein Deckel, der wohl schließt, darauf befestiget, und alle Fugen wohl verschmieret; der Deckel aber ist mit einer kupfernen Röhre versehen, worunter ein mittelmäßiger Kübel g<' setzt ^^ /^.2. F^. ^ H c' Irkuyk 1140. u. eine halb. N>. 55 seht wird, darin man kalt Wasser gießt, oder noch über dieses in das Wasser Eis legt. In dieses Wasser wird tin zinnernes Geschirr gesetzt, das den Brandtwein empfangt. Man unterhalt wahrender Arbeit das Feuer im Ofen so, baß das Wasser mäßig koche, wobey auch der Brandtwein ziemlich dick, und wle aus einem Röhrchen fiic-ßen wird. Wann er etwa anfangen sollte sehr wasserigt zu werden, so nimmt Man das Feuer aus dem Ösen, macht das Desiillirgefäß aus, nimmt das destillirte Malz heraus, und legt neues und frisches aus vorbesagte Welse hinein. Sodan destillirt man wieder, und Mrt auf diese Weise fort, bis man aus allem gegahrten Malz den Brandtwcin aus-Itzogen hat. Man bekommt auf diese Art sogleich lauter Men und starken Brattdtweln. Damit man dieses desto besser begreifen könne, füge ich cbcnfals eine Zeichnung davon bey, sowie der obgedachte Priester dieselbe mir Mitgetheilt hat. Ich habe schon bey anderer Gelegenheit angemerkt, daß die heydnischcn Nationen, welche ihren Brandtwein aus nichts anders als aus Milch dcstillircn, anfänglich im? mer was schlechtes bekommen. Wann sie ihn bester haben wollen, welches sie aber gar selten, und nur in dem grösten Ueberfiuß von Milch verlangen, so ziehen sie ihn noch einmahl über, und haben nimmer zu besorgen, dasi er sH 1733 dm -3stm Iutt. er' anbrennen werde. In denen landern, wo man viel Fruchtbrandtwein macht, als wie in Rußland, Liefland, Churland, Preußen, pohlcn, Holland:c. ist diese Borge etwas wichtiger. Man macht ihn aber in allen diesen iandern auf einerley Art; nämlich ein Malz von dem Korne, das man am meisten hat, wird mir Wasser angerührt, in Gahrung gebracht, und aus dem gegähr-ten der Brandtwein abgezogen. Nicht nur in Verschiß denen iändern, die ich gencnnct habe, sondern auch in einem einzigen, ist in Ansehung der Menge des Wassers, das man gebrauchet, um das Malz anzurühren, rin Unterscheid. In Rußland wird gemeiniglich viel Wasser gebraucht; man hört aber daselbst die Klage gar selten, daß der Brandtwein angebrannt wäre. Man vermeidet nämlich, indem man viel Was" fer untcr das Malz mischet, daß dieses nicht zu dick werde, und bringt dadurch zuwege, daß es sich bcym Anftn" ge des Destillircns leickt rühren last, folglich sich nicht am Boden ansetzet. Kann es sich aber da nicht ansetzen, ft fann es auch nicht anbrennen. Und eben ein solcher Brandt« wein ist für Rußland der zuträglichste, weil man ihn da am meisten liebt, wann er nicht stark ist. Zum we< w'asten der gemeine-Mann verlangt keinen andern, als schleckten; und gewiß, es wäre zu wünschen, wann man ja Brandtw'ein trinken muß, daß man allenthalben aM schlechten und schwachen einen größeren Geschmack finden mogte, Irkutsk »4O u. eine halbe W. sl mögte, als an dem starken. Die Verdauung leidet bey dem Gebrauche des starken Brandtwcins gar sehr. Die Fäjern des Magens werden verharret, und würken nichts wehr, sondern die meisten Speisen gehen unverdauet ab. Man verliert auck dabey altes Verlangen nach den Spei-sen. Hingegen ist ein beständiger Durst da, weil vor der Hartiqkeit der inneren Magenhäute wenige Absonde« rung flüssiger Safte in dem Magen geschiehet. In andern iandern, da man den Brandtwein gerne etwas stark trinkt, sucht man ihn gleich anfänglich so herauszu« bringen, daß er schon ohne writeres Destilliren stark ge? "ug jeyn möge. In solchem Falle nimmt man zu dem Malze weniger Waffer. Hier aber muß man sich aut die "Ute, die man zum Brennen gebraucht, sehr verlassen kön< wn. Man beobachtet noch hin und wieder den Vortheil/ daß man im Destillirkessel etwas weniges Wasser aufko« Hen last, welches gewiß gar viel thut, um zu verhindern, daß das angerührte und gegährte Malz nicht an-brenne, wann man es nach diesem Kochen des Wassers «st in den Kessel thue. Doch wanu das Malz so angerührt wird, daß kein frisches Ey darin sinket, wie es i« Hollandzu geschehen pfieget, so muß keine Mühe im An« fange des Destillirens gespart werden, wofern man das Anbrennen verhindern will. Gebraucht man aber die vorgemeldete Vorsicht mit dem Wasser nicht, so kann mau A 1738 den 28jttli Jun. man sich des Anbrcnncns fast gar nicht erwehren. Die Herren solcher Brandtweinbrennereyen geben sich selten die Mühe selbst dabey zu seyn; vielweniger logen sie selbst dabey Hand an; sie überlassen es den Dienstboten, unter welchen sie selten solche finden, die es aufrichtig und von Herzen redlich meynen. In diesen iändern giebt es vie« len angebrandien Brandtwein, und da dünkt mich, daß sich in denenselben die Chinesische Art, die ohnfehlbar in vielen Kleinigkeiten zu verbessern wäre, vortrefflich schickte. Es ist dabey nicht leicht möglich den Brandtwein anzubrennen. Doch wollte ich rathen, daß man sich nicht leicht anderer Früchte, als obgemeldetcr dazu bedienen mogte. Je mehr s,e nährende Theile in sich haben, best«? zäher werden sie, und ob sich gleich diese Zähigkeit in der Gährung einiger maßen verliert, so verliert sie sich doch z. E. bey dein Nocken nimmer so, daß es nicht noch eine Hinderniß im DeMiren gebe; es wäre dann etwa, daß man Spreu oder etwas dergleichen untermischte, wovon ich jedoch noch keine Proben habe. Ich kann die Chinesische Seltenheiten noch nicht Verlassen. Mein besonderer Freund, der mehrgemeldcte Priester, erzählte mir noch etwas von einer Sache, welsche die Chinesir bey ihren Speisen gar viel gebrauchten, «und sie unter ihre Brühen mischen. Sie sollcn sich auch Mselben öfters bey kalten Spciscn bedienen, um sie desto schmack- Irkulzk 1140 u. eine halb. N>. 63 schmackhaffter zu machen. Er sagte mir, daß ihm der Geschmack davon angenehm gewesen sey, und beschrieb mir denselben so, daß es mir vorkam, als redete er von der Soja, welche mir ehedem auch nicht so gar übel geschmeckt hat. Ich erfuhr ferner, daß die Chincscr ih« ren Safft NMm nennten; jedoch merkte ich bald, daß " nicht aus eben demselben Gewächse als die Soja, sondern aus einer Art Kohl gemacht werden müste. So wie " iy Mittheilung der bisherigen Merkwürdigkeiten gegen wich freygebig gewesen war, so war er auch hiemit nicht geheim. Man salzt kine Art von blauem ganz schmal« blätterichten Kohl sehr stark ein, und behält ihn in der Stube, biß er saure, und Wasser gebe. Dieses Was-s" gießt man ab, und kocht es sehr stark. Sobald es ein wenig dick wird, wie ungegährtcs Vier, so wird cs, nachdem es erkaltet, in Flaschen gegossen, die man des Sommers in die Sonne, des Winters aber auf den Ofen seht, wodurch cs immer dicker, und dem Wesen des gedachten Saftes ähnlicher wird; und je länger man es in der Sonne oder auf dem Ofen hält, desto dicker und besser wird es auch werden. Nach der Meinung des Urhebers dl> ser Beschreibung wird man diesen Saft auch aus dem gewöhnlichen Kohl auf obcnbeschriebene Wcise machen können ; dann auch unser Kohl wächst in China, wie der ihrige; er schießt in keine Köpfe, woran nicht die besondere Art, sondern das Erdreich, oder auch ein gar kalter 64 l7Zz den 2gstm Ilm ter Himmelsstrich schuld ist. Es ist eine bekannte Sachs/ daß unser Kohl in Archangel in keine Köpfe schießt; er keimet aber, und wächst in sehr zarte Pstanzen aus, welche überaus schmackhaft zu essen sind; und wann man den Saamen dieses Kohls jammlet, und ihn an warme? ten Orten unsers Europens säet, so giebt er Köpfe. Icb habe bey unserem Aufenthalt in Iakuyk vergessen zu melden, daß wir einsmahls daselbst ein Gericht von sechzig Kohlvfianzen im Herbste gegessen haben, da der Kohl gänzlich ausgewachsen wär, so daß er bey uns Köpfe Würde getrieben haben, davon einer drey bis vier Pevjo? Nen gcsattiget haben würde; vorher hatten wir schon eine Suppe gegessen. Das Kohlgerichte schmeckte uns sehr gut. Ohngeachtet wir aber so gar große Ej^ec nicht waren, st waren wir doch, nachdem wir die sechzig Kohl? köpfe verzehrt hattcn, noch sehr hungcrig. Gegen das Ende dcs Julius wurden drey Fahrzeug die wir zu unserer Wasserreise nöthig hatten, fertig, und waren mit allem Zugehör versehen, daß wir damit abgehen konnten: auch die dazu nöthigen Arbeitslcute waren schon ernannt, nämlich auf jedes Fahrzeug sechzchcn Man, und noch zween zu den Steuerrudern. Für alle drey Fahr« zeuge aber zusammen wurden uns zween iotsen gegeben» Hier in Irkuyk ist es nicht schwer, Arbeitsleute zusani^ men zu bringen. Man darf nur auf den Markt schicken, und die leute um ihre Geleitsbriefe fragen, so werden sich allzeit Irkulzk 1140 u. eine halb. N>. 65 allezeit einige finden, welche keine haben. Nun aber ist die Verordnung durck das ganze Reich, daß niemand ohne Paß reisen soll. Wer also keinen Paß hat, muß angehalten, Mid nach dem Orte, von dem er her ist^ wie, der zurücke gesandt werden. Es fanden sich ieute genug, die aus der Ieniseischen und Tobolokischen Provinz weggelaufen waren, und die bcy dieser Gelegenheit wieder ohne E'ttgcld nach ihrer Heimath kommen konnten. Die drey 3ahl"^uge, die uns gegeben waren, theilren wir so ein, daß das eine der Hr. Prof. Nniller, das zweyte ich mit den Studenten, und das dritte die Mahler mit dem Feld-weffrrlehrling einnahmen. Den Iisten Iul. des Abends bezog ein jeder von uns sein Fahrzeug, wir blieben aber den isten Aug. noch beyder Stadt liegen, weil die Arbeitsleute noch keinen Proviant eingekauft hatten. Vielen war es auch wegen der bevorstehenden kalten Wasserreise um eine genügsame Erwärmung ihrer Magen zu thun. Dann den 2ten Aug. welches der Tag der Abreise seyn sollte, muste man sie mit großer Mühe zusammentreiben, so daß wir erst kurz vor Mittage abgehen konnten. Viele kamen wohl bezecht zu uns, und legten sich schlafen, konnten auch zum Thcil bey der Abfahrt nicht erweckt werden. Wir waren nur ohn« E . ge, Ramtsih.R3.TH. 66 1738 dcn 2 u. ztcn Aug. gefahr cine Stunde abgereiset, so fand ma» einen Arbeiter auf meinem Fahrzeuge todt. Die icute sagtet,, daß, wie er auf das Fahrzeug gekommen, er stark bctrmckm gewesen wäre, hatte sich aber nicht erbrochen, auch slber nichts geklagct, und müste noch nicht lange todt seyn. Es warete lange, ehe er auf dem icibe erkaltete. Ich ließ ihn stark rütteln, auch auf beyden Armen versuchn ihm eine Ader zu öffnen; es wollte aber kein Blut laufen, noch sich sonst ein Zeichen des iebens äußern. Man wollte llm nach iandesgebrauch noch selbigen Abend begraben, ich iieß es aber nicht geschehen. Da er aber dcn Morgen darauf völlig erkaltet war, jo ließ ich ihn als--dann bey der Tuchfabrik, deren ich oben gedacht habe, begraben. Wir waren des Nachls dahin gekommen, und blieben daselbst stehen. Den zten vormittags um neun Uhr giengen wir wei' tcr, und kamen bald nach Ilssolle, welcher Ort sieben Wcrste unterwärts liegt. Wir fuhren zwischen zwoen Insuln durch; auf derjenigen, die zur rechten Hand liegt, ist ein Dorf mit einer Kirche, auf der linken aber sind die Salzkothen. Es sind aber zwo Salzkothcn auf der Insel. Diejenige, welche dem Dorfe am nächsten ist, gehöret einer Irkutzkischen Wittwe, Namens Pkvowari-cha, die andere dem Wosnesenskischen Mönchcnkloster in Irktttzk. Wir besahen sie beyde, und befanden, daß beyde Ussolio I2II u. cinc haldo wcrste 67 beyde Salzlaken schr scharf waren; doch hatt^ die O.ncl« le des Klosters den Vorzug. Die Kothe war gleich, falls größer, und wir vernahmen,' daß auch viel mehr Calz darin gekocht würde; die Wittwe muß daher den Priester des Orts von ihren Einkünften unterhalten. Die Quellen sind übrigens ordentlich wie Ziehbrunnen eingefaßt, und das Waßer wird aus denselben nach der Ko« the durch Rinnen geleitet. An das Gradiren oder andere Vortheile, welche die Einkünfte vermuthlich verdop» peln könnten, wird gar nicht gedacht. Man kocht aber doch jahrlich soviel Salz, daß der Irkutzkische Bezirk kein fremdes Salz bedarf, sondern mit diesem reichlich versehen werden kann. Die Natnr ist in dieser Gegend an Salz« schr reich, aber dabey nach der ieute Meinung et« was mißgünstig. In dem Arme des Flusses, welcher der Klosterkoche hart zur linken ist, stehet man an etlichen Orten Salzquellen durch das Flußwasser hervordringen, worunter mir eine besonders merkwürdig schien, die aus einem im Flusse liegenden Fclsensteme hervorquillet. Gegen zwey Uhr nachmittags giengen wir weiter, und trieben des Nachts auf eine Sandbank, kamen aber ohne Gefahr davon wieder ab, und noch vor Tage nach ^dmekoi Dstrog, allwo wir etwas anhielten, um jemanden zu bekommen, der uns zu den in dieser Geqe: d berühmten Eisengruben den Weg weisen mögte. Es war E 2 aber 68 1738 de»! 4lM 3lllg. aber hier nichts zu thun, und also giengen wir den ^ten vormittags gegen sechs Uhr wieder ab, bis zu den Bratski-schen Jurten, die auf dem lmken Ufer stehen. Sie sind gerade gegen über der Aasacstchja Sloboda, die aufdem gegenseitigen rechten Ufer liegt, aber vor den vielen Inseln nicht gesehen werdet» kann. Daselbst nahm ich Pferde, und ließ mein Fahrzeug an eben diesem Orte halten; Hr. Prof. Müller aber gieng mit seinem Fahrzeuge bis Balaganskoi (l)strog voraus. Ich muste über bergichte, theils waldichte, theils kahle Gegenden reiten, bis ich zu den Gruben kam, die auf siebenWerste landeinwärts liegen. Dieselben sind anf zween Bergen, die neben einander liegen, und in Ansehung dcs Flusses Angara, der obere und untere genannt werden können. Jener bat vor einiger Zeit den Vorzug bekommen, weil man sein Erz ergiebiger befunden hat, als das in dem andern« Ich traf darauf ganz nahe an einander acht Gruben an, deren einige auf zehen iachter gerade in die Tiefege/ hen. Von ihnen sind auch viele Oerter auf zwölf bis Vierzehen iachter weit getrieben. Das Erz bricht in Schich-ten,die zuweilen fünf Viertel Arschin ins Gevierte halten, und siehet alles braun aus, außer daß es hin und wieder mit gelber Farbe unterloffen ist. Einiges ist drusicht und dabey doch derb, anderes fast wie Schiefer, und dabey sehr mürbe; und endlich giebt es eine dritte Art, die der iht gemeldeten in Ansehung des mürben Wesens gleicht, aber Balagansk 1529 u. cine halb. NX 69 aber das völlige Aussehen wie vererztes Holz hat. Man laßt die Bauren, welche das Erz södcrn, an Stricken in die Gruben", und die Hauptföderung gcjchiehet im Herb< ste, wenn die Erndte vorbey ist. Man hat sich bisher nicht unterstanden, die Oerter weiter zu treiben, weil man ^sorgte, der Berg mögte einfallen. Den Bau aber verstehet man gan; und gar nicht; dann man hat bisher gar keine Bergverstandige dabey gehabt, und man bekümmert sich auch deswegen nicht so viel darum, weil, wenn man auch nur die geringste Sorge wegen des Einfallcns hat, Nan denselben Ort verläßt, und tausend andere findet, da es gutes Erz giebt, man mag graben, wo man will. Der untere Berg ist eben so, nur sind wenigere Gruben darauf, und zwar daher, weil die Erzschichten dünner sind, und das Erz überhaupt nicht von so reichem Gehalte befunden wird. Bcy beyderley Gruben sind kleine Hüt« ten und Oefen gcbauet, in welchen letzteren Grißen von zwey bis zwey und einem halben Pud ausgeschmolzen wer-dcn. Es war hier so gar viel nicht zu sehen,und ich kam bey meilmn Fahrzeuge gleich nach Mittage wiederum an, säumte auch nicht lange wieder abzufahren, und langte ohne alle Hinderniß des Abends um sechs Uhr vor Ba-laganok an, woselbst ich den Hrn. Prof. Müller schon vor mir^fand. Wir bestellten hier alles, was wir uns E 3 , näch 7 ten. Es trat ein Zauberer mit der Trommel auf, der in Rührung derselben, in scincm fürchterlichen, und mit dem Ton der Trommel einsttmmenden Brummen und Zischen , in der Kunst scin Gesicht mannigfaltig zu verdrehen, in künstlichen Sprüngen, und in dem Gerassel, das er durch Hülfe der an seinem ledernen Rocke angeneho ten Eisen und einigen Rollen in die bisherige Töne mit einzubringen wüste, auch in der Fertigkeit stillen leib E 4 je« 72 1738 den 7ttN Aug. jeden Augenblick in eine andere Stellung zu bringen, nicht viele seines gleichen haben mag , und uns gleich anfänglich in Schrecken und Grauen setzen sollte. Ja hätten wir diese Schauspiele nicht mehrmahls gesehen, so mög-te der Zauberer seinen Endzweck vielleicht erhalten haben. So aber sahen wir alles dieses als gleichgültige Dmgp an. Nach diesem Vorspiele sollten ihm die Teufel zu Gebote stehen; und alle Brarskl glaubten es mit der g östm Zuversicht. Er wusch sich mit Feuer, und lief auch auf dcm Feuer mit bloßen Füßen herum. Es gieng aber alles ganz natürlich zu. Er nahm die Hände voll Ascke und glüende Kohlen durcheinander, und wüste, in dem er sich damit dem Gesichte näherte, die Asche und Kohlen so in der Geschwindigkeit von einander zn scheiden, daß er sich mit der Asche allein wusch, und die Kohlen fallen ließ-So kam uns dic Sache vor, wie wir sie ohne Vorurckeile und ohne Aberglauben ansahen. Ich meyne, wann un-l sere Taschenspieler vor diesen Heyden spielen sollten, sie würden von ihnen noch für künstlicher als die Teufel gehalten werden. Das Ausstehen des Feuers auf den bloßen Fußsohlen ist meines ErachtenS von keinem künstlich zubereiteten Wasser oder Safte , wie insgemein da» für gehalten wird, herzuleiten. Man darfgcwiß bey diesen ieuten dergleichen Künste nicht suchen. Theils durch ihre Sprünge, die sie bey ihrem Handwerke machen, theils durch ihr öfteres barfuß gehen, machen schihre Fußsohlen dick' Balagansk 1309 u. cine halb. N). 73 dickschwartig, und verlieren dadurch beynahe alle Empfindung, so daß sie so gar vor siedendem Wasser nicht bange seyn dürfen. Die Bratski waren hier so aufgeräumt, daß wir hofften, wir könnten hicr zu guter lezte alle ihre Ce« remonien, die wir bisher noch nicht gesehen hatten, zu scheu bekommen; wir ließen uns also unseren Aufenthalt allhicr nicht leid seyn, und wohnten den ?ten vor Mittage einem Brarokischcn Feste bey, welches unter ihnen den Namen Tailqa hat. Es soll den Göttern der Erde zu Ehren gehalten werden, wie mich unser Dollmctschcr versicherte, der cm überaus schlauer und listiger Kerl, auch aller Brats-kischcn Ceremonien uugemein kundig war. Und wenn ich nicht aus gar vielen Proben seine Aufrichtigkeit gegen uns erfahren hätte, so würdeich geglaubt haben, er hätte uns, aus iiebe zu den Bratski, die er so wie sich selbst zu lieben schien, etwas weiß machen wollen, weil er wohl wu-sie, daß er sie uns durch Feste, die sie den Göttern zu Ehren feyerten, beliebter machen könnte, als durch diejenigen , die den Teufeln gewidmet waren. Ich lasse die Sache auch noch völlig dahin gestellt seyn. Ich will das Fest beschreiben, und mich nicht um seine Deutung bekümmern. Es wurden acht Schaafe und ein Füllen aus die schon oft erwähnte Art geschlachtet, und eben ft, als wie das E5 "74 I'M dcn ?tcn?lllg. das Schaaf an dem Ixuda verzehret. Dcr aus Pferde milch und Vrandtwein zusammen gemischte Trank wur^ de wie bey dem Feste, das sie im Frühjahre den Göttern Zu geben pflegen, verschwendet. Sie selbst vergaßen sich keineswegs dabey, ja sie waren auch gegen das schöne Geschlecht freygebig , und gönnten demselben nicht nur einige Züge, sondern auch die übrigen sonst gewöhnlichen iustbarkeiten, die ich deswegen nicht beschreiben mag, weil sie schon öfters vorgekommen sind. Die abgenagten Knochen wurden nicht in Gruben geworfen, sondern auf ein besonders darzu erbautes hölzernes nicht hohes Gerü^ sie, und unter die Knochen noch etwas Brennholz gelegt, und sodann das Gerüste mit den Knochen verbrannt. Dies war das Ende des Festes. Weil die Brarski hier herum an allerley Vieh keinen Mangel hatten, jo wünschten wir noch eine Art Braten zu sehen , weiche jenseit dem See Baical sehr gebräuchlich ist, und darin bestehet, daß das Fleisch eines Thieres in der Haut eben desselben Thieres gebraten wird. Die hiesigen Bratski wußten nichts davon; aber unser Dollmetschcr hatte es genug bey den jenseit deS Sees wohnenden Brarski gesehen und mit verzehren helfen, so daß er sich gleich anböte, bey diesem Gerichte Koch zu seyn. Er nahm ein Ziegenlamm, und drehte ihm etliche mahl den Kopf herum, bis kein icbcn mehr in ihm war. Alsdann lösete er ihm die Haut ab, dergestalt, daß kcinc Wunde darein kam. Er sieng von den Balagansk i^c>9 u, eine h.übe Wcrste 75 ben Hinterfüßen an, und löscte solche gegen den Kopf zu ab, welchen er daran schen'ließ, nachdem er das Wirbels bein davon abgeschnitten hatte. An der Haut ließ er fast übeM etwas Fleisch, um derselben dadurch eine größere Dicke zu qcben. Das von der Hallt abgelösete Fleisch und Knochen wurden nach den Gelenken in viele kleine Stücken geschnitten. Netz, ieber und Brustbein legte wcm besonders. Mittlerweile wurden Kieselsteine alls ei. uem Holzfeuer heiß gemacht, doch nicht so starck, daß sie geglüct hätten. Nach diesen Volchereitungeil wurde das abgezogene Fell so gehalten, daß der Kopf gegen unten <"he, und ein großer kalter Kiesel Hineingelaffen; hart an diesem ward das Fell zugebunden, welches deswegen geschiehet, damit der Kopf gänzlich geschloffen sey und kei-' ne Wärme durch ihn herausgehen könue. Alsdann goß man ein paar Schaalen kalt Waffer in das Fell, warf . darauf heiße Sreine ein, nach denHlben Fleisch, dann wieder Steine u. s. f. bis das FcllHWr als hald voll war. Dann wurde dasselbe bey dem Hinteren fest zugeschnürt, und hin und her gezogen, und gewergelt. Es brannte aber bald ein ioch durch, welches man, so gut es sich thun ließ, mit Steinen zuhielte; mit dem Hin-und Herziehen desselben aber fuhr man noch eine Weile fort, bis die Haare gelb und los zu werden anfingen. Der Koch hat« tc es darin versehen, daß er nicht allenthalben Fleisch ge-nug an der Haut hatte sitzen lassen; dann dardurch würde 76 l738 den 7 u. 8ten Aug. de er verhindert haben, daß das Fell nicht so geschwinde durchgebrannt wäre. Diesen Fehler gestund er selbst, und wo er nicht geschehen wäre, so würde, wie er hinzusetzte, nach einigem Hin-und Herziehen des Felles ein großer Knall entstanden seyn, ivelcher seiner Versicherung nach anzeiget, daß das Fleisch gar sey. Hier wurde es ohne diesen Knall gar. Die Haare wurden um und um an dem Felle ausgezogen, und der ieib aufgeschnitten, in welschem man einiges Fleisch gekocht, anderes gebraten, bey, des aber in einer guten fetten Brühe schwimmend fand. Das gebratene und gesottene mit der Brühe und dem Felle, darin es zubereitet war, wurde alles zusammen verzehrt, der Kopf aber weggeworfen. Während die« ser Zubereitung wurde das Fleisch, das nicht in das Fell hinein gieng, wie auch das Eingeweide, in einem Kessel gekocht. Das Brustbein und die ieber wurden jedes be-sonders an einem kleinen Stocke, der in die Erde einge-steckt, und gegen dasWeuer geneigt war, durch öfteres Umwenden gebraten, und ersteres als ein Leckerbissen verzehret, die ieber aber in kleine Stücken geschnitten, und je zwey oder drey Stücklein in einige abgeschnittene Stü" 77 Russische aufgenommen ist; Culunit aber ist die Nussi« sche Endigung elnes daraus gemachten Zeitworts. Wir verließen die Braeski mit vieler Zufriedenheit, weil sie uns so angenehm unterhalten halten. Noch denselben Tag nämlich den 7ten nachmittags gegen drey llhr nahmen wir von ihnen Abschied, und fuhren ab, kamen das Dorf Talkinskaja, welches von einem von der linken Seite einfallenden Bache Talkin, den Namen hat, vorbey, und zunächst oberhalb demselben auf eben der Seite bemerkten wir ein rothes hohes Ufer, worin recht guter Gyps bricht, der auch zu den steinernen Gebäuden Nach^rkuyk verführt wird, weil man daselbst keinen na? Hern hat. Schon in der Nacht giengcn wir das Dorf Schirverskaja vorbey, und kamen auf der Seite des Dorfes glücklich über den dasilbst befindlichen klippichten Grund ^Schivvera> Unsere lotsen machten uns aus dieser Ursache die Ueberfahrt nicht schwer, weil das Waff ser gegenwärtig hoch, und der Grund des Flusses von der Seite, da das Dorf liegt, ganz eben war. Bald unterhalb diesem klippichten Grunde, wo wir keine Gefahr zu stranden besorgten, kam eines unserer Fahrzeuge auf eine Sandbank zu sitzen, welches uns etwas aus-hielt. Nachdem aber das Fahrzeug wieder flott geworden, giengen wir weiter, und hatten die Nacht hindurch keine Hinderniß, ft daß wir den 8ten des Morgens gegen 78 I'M dM9U.ic>ten Aug. gen sieben Uhr Iendinskoi Gstrog erreichten, allwo wlr ein paar Stunden stehen blieben. Wir hatten einen fthc schönen warmen Tag, und die Reise gieng trefflich von statten. In der Nacht gegen zehen Uhr fiel ein solcher Nebel ein, daß man nicht sechs Schritte weit vor sich si> hen konnte. Wir fuhren dem ungeachtet die ganze Nacht hindurch,ohne daß die Fahrzeuge viel aufden Grund gesto-ßen, oder lange auf einem Orte sihen geblieben wären. Sechs Werste unterhalb dem Dorfe Denissowa, das ohngefahr achzig Werste unterhalb Icndinsk liegt, sa< hen wir an dem Flujse drey Inseln nacheinander, die wir alle drey zur rechten liegen ließen. Wegen der Felsen, daraus sie bestehen, heißen sie Ramcnnie Ostrowa. Die erste ist ohngesähr sechs, die andere drey, die dritte sieben Werste lang. UebrigenZ sind seit Jen, dinsk schon sehr viele bewohnte Inseln. Den 9ten kamen wir ebenfalls ohne Hinderniß sort/ und hatten die Nacht wieder einen starken Nebel, so daß wir zuweilen kaum wüsten, ob wir mit dem Stron« oder wider den Strom giengen; ja die Finsterniß war Ursache, daß wir Bracskoi (!>strog vorbey giengen, und schon »en, wegen eines Aufruhrs, den sie wider den hiesigen ^strog und die Dörfer an der Angara geschmiedet hat. ten, in Verwahrung gehalten. Was sie eigentlich vorgehabt haben, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Man redete ganz in der Stille davon. Hin und wieder soll man mehr Schießgewehr, und Schießpulver bey ihne^ gefunden haben, als ihnen gebühret. Man sagte, daß sie ihren Anschlag in drey verschiedenen Zeiten, als Pe-tn Pauli - undElias-Tag und den isten Aug hatten aus« führen wollen. Ein kleiner Bratskischer Knabe, der ohnlangst getauft worden, soll es entdeckt und angegeben haben. Die zu dem Bratskischen Ostroge gehörigen Brars, ki und Clmgusin sollen dic Rädelsführer seyn,'und sich mit andern Udinskischen Bratski und Ilim skischcn Tun-Msen vereiniget haben. Zween von den bey dieser Gelegenheit gesanglich eingezogenen Aufrührern, die zusam-wen in einem Blocke saßen, haben sich in dem Gefängnisse 82 1738 den Uten Aug. niffe erhenkt. Hierzu batten sie sich eines Riemens, den sie bey ihren Hoscn zu gebrauchen pstegen, bedienet, an welchem sich der eine zuerst aufgehenkt, der andere aber den enhenkten Körper herunter geworfen, das Band losgemacht, und es für sich zu eben einem solchen Endzwecke, als der erstere gebraucht hatte. Woher aber hat mandie^ se Mordaeschichte erfahren? Man hat dey lchtern aufge-henkt angetroffen, und seinen Camcraden nahe bey ihm liegend, auch an demsclbigen einige Merkmahle der Erdrosselung um den Hals gefunden, und das übrige errathen. Eb heißt daß sich unter den Ilimskischcn Tungu^ sin auch einige Misvergnügte befänden, die aber nicht zu der Rotte der gedachten Gefangenen gehörten. Vor drey Jahren sollen eben solche Unruhen unter den BratS-ki gewesen seyn, da man nämlich viele als schuldig angegebene Bratski gefangen nach Irkuhk geführt hatte, die jedoch, nachdem sie eine Mang im Gefängniß gchs-sen, wieder in Freyheit gesetzt worden, und dadurch desto mehr Herz bekommen haben sollen, diesen Aufruhr anzuspinnen, in Hoffnung, daß wann man sie auch wieder entdeckte, sie schon wieder Mittel finden würden los zu kommen. Ich kann mir in der That nicht vorstellen,daß sie im Stande seyn sollten mit allen ihren bösen A«^ schlagen das geringste auszurichten; man kau sie allzusehr von allen Seiten im Zaume halten. Jedoch wollte ich auch nicht rächen, ihre Bosheit ganz ungestraft hingehen zu lassen' Bratskoi Ostrog l67o N>crste. s« lassen. Sie wollen wie Kinder gehalten seyn, denen man zuweilen die Ruthe geben muß, wenn sie gur thun sollen. Den i^ten blieben wir den ganzen Tag stille liegen, und hen Uten gegen Mittag gicngm wir ab. Hier bekam ein jedes Fahrzeug seinen ivtftn, der die Fahrr über die "ahe gelegene Wasserfalle wüste. Eben diese lotsen sorgten auch sir die Vorbereitungen die nöthig sind, wann man über diese Wasserfälle fahren will. Vor allen Din« 3n, wurden die Abtritte, auch die Eingänge von dem Verbecke nach dem inneren des Fahrzeuges mit ihren Dcckcln versehen, und alle Fugen mit Hanse wohl zugeschlagen/ daß kein Wasser dadurch eindringen könnte; das Verdeck des Schiffes wurde aufgeräumt, damit nicht irgendwo etwas unnöthigcs ware, wodurch man in einer oder andern Verrichtung gehindert werden könnte, und endlich wurden zu jedem Steuerruder vi?r ieute gesetzt, welche hinlänglich waren das Schiff so geschwinde zu lenken, als man eS verlangte. Wir merkten bald, nachdem wir abgefahren waren, daß die Bewegung des Wassers sehr langsam war, und die Angara sahe mehr einem See als Flusse ähnlich. Wir hklten uns auf der rechten Seite des Flusses, und kamen nach vier Wersten zu dem Wasserfalle, fuhren ihn auch glücklich hinunrcr. Wenn man den Fluß aufwärts gehet, erwählet man die andere Seite, weil daS llfer sol« F cher Ramrsch.R.ZTHcil. 82 !7Z8 den Uten )lug. cher Seite für diejenigen, welche die FahrMge ziehen, weit bequemer ist, indem sic allenthalben gut Fuß fassen können, und man im Heraufgehen Zcit genug hat, die Klippen zu vermeiden. Del, Vortheil auf der rechten Seite aber hat man vor zwey Jahren fast nach der äußersten Scharfe bewiesen, indem sich ein tiebhavcr gefunden, wcl« cher die Tiefe des Flusses in dieser Gegend in verschiedenen Jahreszeiten einige Jahre nach einander gemessen, und nachdem er dieselbe ill verschiedenen Jahren zusamm n gehalten hatte, befunden hat, daß die gröste Tiefe allemahl auf der rechten Seite gewesen sty. Seit zwey Jahren also fahrt man immer auf dieser rechten Seite. Es ist zwar erst in diesen: Jahre ein Kaufmanns Fahrzeug auf dieser neuen Fahrt im Frühlinge zerscheitert, und wir sahen noch die Ueberbleibsel davon: allein dem ohngeachtet Zweifelt man nicht an den genauen Wahrnehmungen des vorgemeldeten Liebhabers, und giebt dem damahls über die Maßen seichten Wasser, auch dem allzu bcladenen Fahrzeuge die Schuld. So lange wir auf dem Falle waren, ruderten acht Arbeiter beständig und ohngefahr mit gleichen Kräften i>» einem fort, und man sagt, dieses helfe gar viel zu einer glücklichen Fahrt. Der iots stund auf dem Vordcrtheil des Schisses; und weil man seine Reden vor dem Gcrä"-' schedes Wassers nicht verstehen konnte, so hatte er ein Schnupf' Brarskoi Ostrog 167» wersie. 8^ Schnupftuch in der Hand, mit dem er die mit den Steuerte«, ten schon vorher abgeredete Zeichen gab, welches Steuer, ruder bewegt, oder nicht beweget werden sollte, wodurch dann eine gute Ordnung erhalten wurde. Der ganze Fluß ist in dieser Gegend aus eine Werste lang mit Felsen steinen be« legt, und wir fuhren auch zwischen zweenen dergleichen durch. Von dem Geräusche, welches das Waffer durch das An' stoßen an besagte Felsen macht, habe ich oben geredet; es giebt auch starke Wellen auf diesem Falle, welche den darauf gehenden Fahrzeugen von Zeit zu Zeit tüchtige Stöße geben. Das Wasser lauft sehr schnell, doch kann man mit bloßen Augen keinen merklichen Fall wahrnehmen. Indessen heißt dieser Fall pochmclnoi porog (der Haarweh>Waffersall.) Nachdem wir drey Werste von dein unteren Ende des Wasserfalles zurückgelegt hatten, kamen wir nach Besft. nowa oder pjanovskaja. D- so auf der linken Seite des Flusses liegt, und zwo Werste weiter unten, zu einem andern Falle, pjanoi porog(derbetrunkene Wasserfall), welchen wir auf der linken Seite des Flusses vorbey fuhren, und es war wohl zu merken, daß der Strom des Waffers und der Zug desselben mehr dahin gienge. Auch die den Strom hinaufgehende Fahrzeuge erwählen eben diese Seite, weil die rechte zu seicht ist. Dieser Fall ist ungefähr eine Wer« ste lang, ober vielleicht noch etwas kürzer, es sind aber _ F 2 nicht 85 l73ä den lim, Aug. nicht so viele Klippen darin zu sehen. Die Wellen darauf sind größer, als aufden vorigen,man halt ihn aber für nicht so gefährlich. Er hclßt der beirunkene Wasserfall von den ersten Ieniseiskischen Rosackcn, die von Icnisiisk aus hen Stron: heraufgekommen, und dadurch gelommen sind. Sie fanden in selbiger Gegend ein Kraul, das ihnen !un« genkraut (Mcdum;a) so wohl den Blättern, als Blumen nach zu seyn schien. Sie mischten diese Blätter davon unter eine Krautersuppe, und die Wurzln unter einen Brey, wurden aber alle davon wie betrunken, so daß sie nicht wüsten, was sie thaten ' Ale sie wieder zu sich selber ', Diese Gcschichte hat mir Gelegcuhcit gegeben das schöne Kraut zu c»td»ckcu, wclchcs vor mir noch kciurm Kräll' tcrvt'lständigcu bekamtt sslwcscn - l^/ul yan^« lo!.,5 ..va. Dps. 44' 2. WclUl inan dic Vlättl'r, vdl'r auch die klcin gcschnittcncn Wlnzcln dcsscldc» rittwcdcr am Blnc sichln, odl-r lvclches nl^ch lnsfer ist, mit dcm Bicrc, wa„n dirscs »:ärt, auch ssärc» laßt, so lst ein Glas dicses Bu-is vcrmöqcnd eu»l'N Mruschru >^l'c,a«s ' narrisch zu machcu, baß er ein wu«ldcrl«chlö Gnväschc macht / aller Sinncn bcraubct wird, odcr zlim w^lngsim in dcn Slnncn mnkllchc Fchlcr bekömmt, dsiß er z. E klciue Sachcn für ungclnclll großc, cmm Strohhalm für dl'» dicksten Valkcn, eitm, T' opfcn Wasscr ft,,' ritt uncrschöpfiichrs Mccr/ ritte ^anö sür clnnl Eilphalttcn hall. Brawkoi Ostrog ,67^ vpersie. 85 selber kamen, nannten sie diesen Fall den betrunkene»; und weil man nach einem Rausche auch Wehen hat, so niußte der andere daraus folgende pochmelnoi oder der Haarwehfall seyn. FünfWerste unterhalb dem pjanoi porog fuhren wir auf eben der linken Seite p.ldlMskoi Byk vorbey, wo das Wasser des Fluffes auch ein starkes Geräusche macht; die hält. Wo er geht, komlmn ihm unüberwindliche Hin, dmussc ;,, übersteigen vor. Er macht sich alle Angcn« blicke dir Mnisamstc» und smchtcrlichsten Vorsicllmun'N vo» eiot'ln ihin bevl'istt'hllldcll lmvmmidllchen Todl', nud wic cs schcinct, allce dtcjcs dlswcgen, lvcil ftine S-nucn vcikchrt wmkc» : nüe denn, wenn »n der THat jümaud nbrr rincn ValklN zu schrcitcn hat, cr ciucn Schritt fasftn wird, welcher der Größe dcs Val« kcus qcmäß ist, ydcr cin'r, der cin ticfcs Waffer vor sich sicht, sich in dasselbe nicht gerne wagen wird. Die Einwohner hicsjgcr Gegenden bedienen sich dieser Wmvln vst, wenn sic cinandcr cincn Possen thun wol« Kn. Dlc Nusslfchcn Kausicntc sollen bey ihnr Nückrcise nach Rußland dicse Wurzeln oft mit sich führen, wcil sic cnn' wldcr dic fließende cjüldcnc Ader, und widcr das Blutharncu eigentlich qcrichtcte Arzney seyn solle»/ wo-vo» ich abcr kcine Probcn anzuführen weiß. 33 35 ,738 den,2ten Auy. die Fahrt davon ist nicht mit dcr geringsten Gefahr ver« knüpfet. Hart an dem Felsen, der dcm Byk den Na< men giebt, bemerkt mau eine Art eines Wirbels, in welchem allcs, was darein geworfen wird, in die Nunde her« um laust. Zwölf Würste unterhalb dem B^k kamen wir zu dcm an dem linken Ufer liegenden Dorfe Oadunskaja, woselbst die Fahrzeuge, um den Fall padun hinunter gehen zu können, ausgcladen, und bis padunskoi Nmis, die fünf Werste unterhalb liegt, zu lande gebracht werden müssen. Wtt' lichcn also noch des Abends alle Geräth-schast aus den Fahrzeugen ausladen, und noch eben diesen Abend auf Karren packen. Der Herr Professor Müller und ick) hielten in Gczcltcn, die wir uns bey dcm Dorfe aufschlagen ließen, Nachtlager, und dieses deswegen, da< mit wir dic Schiffe noch selbigen Abend näher zum Falle gchcn laffcn könnten. Die Mahler, Studenten nebst den übrigen, die bcy uns waren, hatten lust die Beschaffenheit dieses Falles selbst zu erfahren, sie blieben also auf den Fahrzeugen, und giengen noch denselben Abend dahin ab' Sie ruderten nach einer Insel Intel, deren unterstes Ende dem Dorf? gegen übcr liegt, längst welcher dieFahrzcu-ae aus drey Werste ,i gcn den Strom gezogen wurden; von da ruderten sie nach einer andern Insel gegen die rech' te Seite der Angara, und langst derselben wurden sie wieder auf eine halbe Werst gcgcn den Strom gezoge"-Daselbst aber übernachteten sie. Bratskot Osirog 167a N>erste. 8? Wir, die wir bey dem Dorfe übernachteten, ließen den l2tcn dcs Morgens ganz frühe alle unsere Geräthschaft nach crwchlttem padunskoi llAüs abgehen , und folgten zu Fuße nach, traffen auch die drey Fahrzeuge schon daselbst an, welche alle den Fall, ohne den geringsten Schaden gelitten zu haben, glücklich herunter gekommen waren. Die von unserem Gefolge, so darauf übernachtet, verlie, ßm ihr Nachtlager ebenfalls mit frühem Morgen, und ftt'engen mit den drey Fahrzeugen ohne Aufenthalt dem Falle zu, und eines nach dem andern herunter. Der Fall soll aus drcy Absätzen bestehen, davon der mittlere der höchste ist. Diese Absätze werden mit einer Ruffischen Benennung Salavki, der obere Aoryto (die Multe), der mittlereArmoi nskoi sder steile schmale), der dritte Rossoi (der schiefe) genennet. Alle drcy Fahrzeuge sollen sowohl auf dem oberen als mittleren Abfaße gegen hinten zu, oder, wo die Fahrzeuge am breitesten sind, auf der linken Seite angestoßen haben, nachdem das Vordertheil schon unter dem Falle gewesen ist. Man muß nämlich, wenn man diese zween Absähe herunter laust, zwischen zwoen nahe bey einander liegenden Klippen durchgchen und da hatten die Fahrzeuge an die Klippe zur linken gestoßen. Der ganze Fall währt auf eine Werste lang und mag in seiner ganzen Höhe etwa zwey bis zwey und ein halbes lachter ausmachen. Dieser Fall, der für den grösten in der Angara gehalten wird, siehet auch am fürch« F 4 ter- 85 1738 den l2tcn Aug. tcrlichsten aus, wcil das Wasser darauf am meisten schäumet , im übrigen aber ist er bey dcr Vorsicht, welche man hat, die Schisse auszuladen, so gar gefährlich nicht. Es geschiehet zwar öfters, und ist erst vor zween Tagen ge» schchcn, daß ein herunter laufendes Fahrzeug mitten auf dem Falle auf den Seilen besagter Klippen stehen geblieben; es hac aber keinen Schaden gelitten,- und dieses ge^ schicht niemahls, weil die Klippen glatt und ohne Ecken sind. Das Fahrzeug kann auch durch einen Hebet leicht wieder losgemacht werden. In dcr Gegend, da dasselbe stehet, wird ein Balken, (Baba) etwas weiter hinten und hart an dem Fahrzeuge, in das Wasser gelassen, und so gut als möglich, auf dem Grunde des Flusses senkrecht befestiget. Eb ist aber doch an dieser Befestigung so gar viel nicht gelegen; denn damit der Balken nicht hinter sich fallen könne, wird sein oberes Ende durch einen Strick an dem Vordcrsheile des Schiffes befestiget, vorwärts aber kann er nicht fallen, wie gleich erhellen wird. Hin und wieder wird er etwas eingehauen, und ferner wird gerade über der Stelle, da das Fahrzeug ausstehet, durch einen krummen Balken, dergleichen von dem Kiele des Fahrzeuges zu beyden Seiten herausgehen, (Fxokor) eindicker Strick (Gusch) gegen umen zu durchgezogen, dessen Enden zusammen gebunden werden. Der Hebel ist ein Balken , der parallel mit de.n Fahrzeuge hart an dem aufrecht stehenden Balken, in einem Emschmtte desselben,durch Hülfe eines Bach Erclde 17^5 werste. 89 emes daran hangenden zusammengebundenen Strickes seine Haltung bekommt, und mit dem anderen Ende durch den Strick durchgesteckt wird, dcr durch einen Balken unten am Fahrzeuge durchgezogen ist, wodurch der H^bel denn nicht parallel mit dem Fahrzeuge, sondern etwas schiefgegen dasselbe und gegen das Waffer kommt. Wird nun auf das obere Ende dieses Hebels gedruckt, so muß sich das Fahrzeug in die Höhe heben, welcheL gleichsam an dem Stricke, worin das Ende des Hebels eingesteckt ist, hangt. Will es noch nicht losgehen, so wird der Strick, dcr den ^uhepunkt des Hebelsausmacht, etwas verkürzt; oder Man zieht ihn nur nach einem höheren Einschnitte des auf» "cht stehenden Balkens, oder man verkürzt auch den Strick, daran das Fahrzeug ha»gt» welche Vortheile insgl'scimt den Hebel etwas langer machen, daß er alsdann mehr Kräfte ausüben kann. Man begreift j?zt auch, warum dcr aufrecht siehende Balken unmöglich vorwärts weichen kann. Um neun Uhr vor Mittage hatten wir alle unsere Ge-räthschaft scholl wieder in die Fahrzeuge eingeladen, und gicngcn so gleich wieder ab, und sünf Dörfer vorbey, und , kamen zum Bache Ercldc. Fünf Werste oberhalb, nämlich in Dudynina oder Iliina D. wechselten wir den iots von padmwkaja D-, und nahmen von hier einen mit, der uns über den zunächst vorseyenden Dolgoi po- s 5 rog 9« l73Z ben l2ten 2luZ. rog bringen sollte. Der Wiild wehetc ziemlich siark, und der neue lots getraucte sich nicht, diesen Wasscrfall hilum-ter zu gehen, weil man seincm Vorgeben nach, niä/ Kräfte gcnug hätte die Steuerruder zu lenken, und aus gleicher Ursache vor zweyen Jahren ein Fahrzeug auf diesem Falle zer scheitert sey. Wir konnten die Größe der Gefahr nicht beurtheilen, und mußten glauben, was man uns sagte, hielten auch deswegen an dem User an. Nach einer kurzen Verwcilung schien dcr Wind etwas gelinder zu seyn, zum wenigsten kam er dem iotstn gelinder vor-Wir stiesien also nach seiner gegebenen Einwilligung ab, und kamen nach zurückgelegten drey Wersten an diesen Dolgoi V^rog, (langer Fall) bey dem wir anfänglich d,'e Mitte des Flusses, nachgehcnds aber mehr das linke Ufer hielten. In der Gegend dieses Falles ist der Flliß enge, und ohne Inseln, da er doch sowohl zuvor, als kemach sehr breit und voller Instln ist, und die Ufer sind an vielen Stellen steile ganz kahle Felsen. Dcr iauf des Wassers ist auf demselben schnell, doch habe ich keinen merklichen Absatz darauf sehen können. Man theilt diesen Fall sonst in drey Absäße, nämlich die drey Stellen, da cr am schnellsten läuft, hält man für so viele Absäße. Hie/ von heißt der obere Rossoi. tder schiefe) Der mittlere, dcr auf zwo Wersie von dem oberen entfernt ist, hat keinen Namen, der dritte oder untere wird Rnttoi (dcr steile) genannt, und ist vier Werste von dem mittleren abgelegen. Hi" Uß-Wecharevskäja,?35 Wersie. 9, Hm und wieder, jedoch uicht häufig, ragen Klippen aus dem Wasser hervor. An sehr vielen Stellen brudelt das Waffer ungemein, und wird gleichsam in die Runde herum getrieben, so daß viele kleine Wirbel durch die ganze iänge des Falles zu schen smd. Durchaus aber slnd die Wellen, wie bey einem frischen Winde auf dem Meere. Der Fall wahrt auf scchs Wersie lang, denen einige noch vier Werste zugeben; dann in der That daS Wasser der Anqara lauft, wider die Art der vorher berührten Wasserfalle/ zwo Wcrsie, ehe man auf den Fall kommt, sehr schnell, und die es nicht zum Falle rechnen wollen, nennen diesen Strich Nadporoschniza (Anfang des Falles,'. Das Wasser läuft auch unter dcm Falle auf zwo Werste schneller, als in dem Anfange des Falles, und wird deswegen podporosthniza (Ende des Falles) genennt. Aus der verschiedenen iange, die man diesem Falle zuschreibt, man mag annehmen, welche man will, ist zu begreifen, warum man ihn den langen Fall nennt. Das ist das beste an ihm, daß er wegen keiner Unglücks-falle, die darauf geschehen seyn sollten, beschrien ist. Wirgicngen in einem fort, und kamen gegen« Uhr des Abends bey Mwccharcvskaja D- an, woselbst wir wegen eines sehr dicken Nebels, vor dem man nicht sehen konnte, stille zu halten gezwungen waren. Mit der untergehenden Sonne sahen wir eine Barenhetze an. Man erblickte einen großen Varen, der über den Fluß schwamm. Diesem <^ 1738 den iztcn und 14t«, Aug. Diesem sitzten unsere Jäger in einem Kahne nach, und nach etlichen aul ihn gethanen Schüssen erlegten sie ihn m«ch. Bald darauf kam ein starkes Ungewitter. Jedoch nichc dieses, sondern ein Nebel war Ursache, daß wir still lie« gen lnusten. Den iztl'n Aug. mit Anbruche des Tages sehten wir unsere Reise sort, und kamen »mch zurückgelegten wenigen Wersten nach wicharcvskaja Schirvcra, über die wir auf der linken Scite des Flusscs gimgcn, so wie auck die den Fluß heraufkommende slch auf cben dieser Seite ziehen lassen, und kamen hernach Blici^noiva u»td Gritfol ja Sci)amanpk^jc> oder wevchn^aadarmynekie Buki genannt werden. Der erste liegt wehr zur rechten und der andere mehr zur linken Seite des Flusses. Das Wasser war darin ziemlich unruhig und schäumete. Gleich darauf erreichten wir Badarminska« ja D. darauf Sisych, und endlich Aaraptschanka oder Aaraprschanskoi pogost. Wir kamen hier ein paar Stunden nach Mitternacht an, und erwarteten den Tag weil wir nun lotsen mit uns nehmen musten. Den i;ten frühe begaben wir uns weiter, und gien-gen nach ohngefahr vier Wersten einige sclsigte Gegenden vorbey, (Schivveri) die mit dem Beynamen Lossi von Alters her belsgt sind. Kurz vorher, ehe wir diesen Ort erreichten, hatten wir zur linken Hand einen überaus schönen Wiederhall. In seiner Nachbarschaft waren drey felsigte Inseln; sie fiengcn schon vorher an, ehe derGrund felsicht ward; dagegen währte der selsigte Grund fort, als die Inseln schon aufgehört hatten. Bald darauf halten wir Nevvonskaja D. im Gesichte. Wir konnten ohnp Hinderniß weiterfahren, und stlwn um Mittagszeit gjen-gen wir day Dorf Tuschamskaja vorbcp, nachdem wir schon 96 l?38 dcn izte,: Aug. schon acht Werste vorher TlisiHamskoi dyk hinter uns gelassen hatten. MeistemhcilS ist ein Byk nichts anders, alo ein Felsen, der sich von dem Ufer etwas in den Fluß hinein erstrecket, und in seiner Gegend die Fahrt etwas schnell macht. Sein nxsemliches besteht also in einem den Fluß hinein laufenden Felgen, er mag hernach noch wcirer unter dcm Wasser weglc.ufcn oder nicht. Hü'r lief dcr Felsen durch den ganzen Fluß. Man hält dafür, die gröste Tieft sey an dem rechten Ufer, und dies ist schon genug di? reisenden zu vermögen, daß sie sowohl im Her' aus-als Hinuntergehen die rechte Fahrt erwählen, da sie noch inbbesondere auf solchcr Seite ein gutes User haben. Bald nach Mittage acht Werste unterwärts sichen wir Aculskaja, dreyzehen Werste weiter Aukundmow.i, und schon um Sonnen Untergang noch drcy^hen Wcrste weiter unten, Cschcrnowych D. Es sicng nunmehr an auf dem Wasser kalt zu werden, wir giengen deswegen auch dcs Nachts, um den Allsenthalt zu verkürzen, und kamen endlich Rarskaja und Iedomskaja D- gegen über. Ersteres lag uns alls der rechten Seite der TnN' auska das andere etwas mehr auf der linken, auch etwas mehr unten. In Rawkaja D. werden Eisengrihcn, aufzwel/Pud ft)wer, aus eiiu'M sthr guten Erze geschmol, zen,' das an dem Rara in dcr Gegend der darein fastenden Bache polcv^, Muria und Ropaicwa fallen soll. Eb follcn hin und wieder kleine Gegenden seyn, da ha6 Iedomskaja 2049 werste. 9? das Erz von dem Wasser ausgespült wirb. Man gehet darnach in Kähnen, und wenn man Erz gefunden hat, worin man jedoch nicht alle Jahre glücklich seyn soll, so bauet man Flöße dazu, und bringt es so den Rara herunter. Bis an den Ropaiewa soll es aufachzig bis neunzig Wcrste seyn. Das Erz ist in ziemlich gro< ßen Stücken, und sehr derbe, siehet braun aus, ist aber von außen öfters gelb überzogen. Ich hatte nach AatS? kaja D' geschickt, um von besagtem Erze einige Proben zu bekommen; die ausgesandten ieute aber blieben sehr lange aus, ohngeachtet wir deswegen mit Fleiß unsere Fahrzeuge ohne alle Ruder gehen ließen, damit sie uns besto gewisser bald einhohlen mögten. Sie höhlten uns erst gegen morgen um zwey Uhr ein. Eine Stunde her» nach als wir werchinaja Rcschemskaja oder pa-novekaja D. und eine große Insul Irinda vorbey gefahren waren, erhob sich ein so heftiger Wind, Haß wir gezwungen waren, an einer zunächst unterwärts gelegenen kleineren Insel gleiches Namens anzuhalten, und daran. W den iSten aus den Abend stehen zu bleiben. Wir hatten keinen zureichenden Grund liock diese« Abend wegzugehen, denn der Wind hatte sich noch gar nicht gclcget; es war uns aber gar zu verdrießlich an ei-Nem solchen elenden Orte, wo auch kaum die Natur etwas . G für Ramtsch. R. Z. Theil. 93 1738 den men Aug. für sich behalten zu haben schien, nur einen Augenblick länger zu bleiben. Im übrigen aber ist der Fluß in dieser Gegend schon ohngefähr so groß, als der Lena-Fluß bey Olekma; und wann auch nur ein mittelmäßiger Wind ist, so wirft er schon starke Wellen. Wir hatten uns mehreren Zufälligkeiten ausgesetzet, weil wir sie nicht so genau wüsten. UnsernArbeitern verursachte der Wind nicht geringere Mühe; unsere Fahrzeuge empfanden die Stöße, die sie von den Wellen bekamen, gleichfalls, und wir kamen erst nach Mitternacht bey Reschemskaja Glvboda an. Den i7ten mufien wir uns gefallen lassen, den ganzen Tag stille zu liegen. Der Wind tobte noch. Dieses aber war, weil wir uns an einem erträglichen Orte be--fanden, noch wohl auszustehen. In dem Dorfe zählet man über vier und zwanzig Baurenhöfe, und an lebens-mitteln ist hier gar kein Mangel. Die Slobode liegt an der Mündung des Backes Bolschaja Reschma, cm welchem man sechs Werste oberhalb seiner Mündung ein Eisenerz grabt, woraus treffliches Eisen geschmol« zen wird. Man findet das Erz hin und wieder nested weise in ganz kleinen braunen, nicht sonderlich derben Stücken. Es liegt am Tage, und es ist selten ein Raun» über zwey Klafter ins Gevierte davon erfüllt. Die Tiefe ist ohngefähr von einer Arschin, dabey ist es noch mit kleinem ReschemskajaSloboda 2146 u. einehalbeW. 99 kleinem wilden Gesteine vermengt. So lange wir bey diesem Flecken stunden, so lange waren die icute desselben meistens betrunken. Es waren aber die Nachwchen des vorhergehenden Tages, an welchem sie Kirchcnbier getrunken hatten. Diesen Abend kamen hter zwey Fahr« zeuge mit Hanf an, welcher für die Kamschatkische Reisegesellschaft bestimmt war. Hier hörten wir auch, daß man noch immer fort" fuhr die Tunguscn aufzusuchen, und nach Ilimsk zu bringen, weil man sie für Aufführerhielte. Ich kann mir fast nicht einbilden, daß dieses Volk, welches zwar hin und wieder allerley Zeichen seiner Rauhigkeit von sich gegeben, etwas böses wider die Obrigkeit im Schilde führte. Nichts ist in diesem Fall leichter, als sie zu paaren zu treiben, welches gleich und ohne Verzug mit einer ernstlichen und nachdrücklichen Bestrafung geschehen kann. Dies wird zum wenigsten weit besser seyn, als wenn man sie viel herumschleppt einige befreyt, einige einzieht, und ohne genügsamen Sckein vor der Welt ei« nige straft, und einige ohngestraft hingehen laßt. Sollte man sie gar unschuldiger Weise in Verhaft bringen und sitzen lassen, so könnte dieses fürwahr den Untergang des ganzen Volks verursachen, wie man dann auch sagt die Ilimskische TunZusen wären bey weitem nicht mehr das zahlreiche Volk, das sie gewesen sind. G2 Diesen «oö MM5 17)8 hm I8een Aug. Diesen und den vorigen Tag hatten wir fast bö-> ständigen Regen. Den iZten des Morgens um sechs Ilhr schien uns der Wind ein wenig mehr als bisher günstig zu seyn; wir giengen deswegen weiter; kaum aber waren wir zwölf Werste gefahren, so musten wir wieder an dem Ufer anhalten. Nachdem wir ein paar Stunden stille gelegen hatten, legte sich die Wut deS Windes ; wir fuhren wieder ab, und waren sechszehn Werste von der Slobode, als wir an dem rechten Ufer 'Igrenkov-lNuis vor uns liegen sahen, und zwo Wersts lhernach kamen wir zu Igrenkowa Schiwera, fünf Werste weiter aber zu Senkina oder Mojchnina Schi« wera, welche beyde sich durch den ganzen Fluß erstreb cken. Die erste wird sowohl im herunter, als heraufge-lhen auf der rechten Seite vorbey gefahren, und die 'Fahrt ist sehr krumm, die Steine aber sind nicht sonderlich groß. Die andere wird im hinuntergehen zur linken^ im heraufgehen aber zur rechten Seite befahren. Sechszehn Werste weiter unten kamen wir zu einer gro^ ßen Insel, die man auf vier und zwanzig Werste lang schätzet. Sie heißet Turgenew oder wasiliew Ostrow, und auf ihrem oberen Ende ist Wasilewa Saimka, und auf dem untern das Dorf Nlkicina-Ohngefähr sechs Werste unterhalb dem oberen Ende «rwehnter Insel hatten wir auch an dem linken Ufer N^ kiphora Saimka, in welchem Dorfe an sich nicht das gsk Wasileew Osirow 2736 u. eine halb. w. ni geringste merkwürdige ist; aber es hat einen merkwürdigen Mangel, den man nicht leicht bey einem Dorfe wahr« nehmen wird, nämlich an einer Kuh. Schon nach Son-Nen Untergange ungefähr acht Werste unterhalb N>asi« leew Oftrorv sichren wir auf der linken Seite Aureis-kaja Schivrcra hinunter; im Hinaufgehen aber wird die rechte Seite gehalten. Gegen neun Uhr des Abends stunden wir. zwo Stunden oberhalb Aplmskoi porog stille, weil die iotsen sich nicht getrauten, diesen Fall bey Nachtzeit hinunter zu gehen. Den ganzen Tag hatten wir fast nichts als Regen, und fast gar keinen Sonnenschein. Der Abend schien etwas besser zu werden ; der Himmel heiterte sich auf, die Kälte aber war uns desto empfind« licher. t^Ätn y?6 fy.'^cm n ^ Den iMn noch ehs die Sonne ausgeMM wckr, machten wir uns gleich auf den Weg, und giengcn M Kurzer Zeit de^ Wasserfäll Mcklich hinunter, ausm'daß Wein Fahrzeug zur rechten Seite an eine Klippe anstieß,, wovon es aber doch mcht den gmngsicn Schaden litte. Die Fahrt wax zunächst und tzark an dem rechten Ufer, 'öngst einem seht steilen und kahlen Felsen. Man kann ihn auch im Heraufgehe» nicht anders vorbeykommen. Der Fall währt nicht lange, auch die Wcllcn danufßnd schr Wn, Wit waren kaum den Fall Henmier, so trafen wir zwey.dcn Fluß Herauskommende, Fahtzsugeian, "l G3 und 102' /I I7Z8 den I9«n Aug. und noch selbigen Vormittag vier andere. Vierzehen Werste unterhalb dem Falle war Gorochowa Schi-wera, die zwo Wcrste lang in einem forewahrete, und die wir bey dem rechten Ufer vorbey fuhren, wie man denn auch im Heraufgehen eben auf dieser Seite überzugehen wünscht. Sechs Werste weiter hatten wir Röwmskaja D. und hiemit erreichten wir das erste Dorf des Ieniseischen Gebietes. Man siehet hinter dem Dorfe einen großen Berg, Rowinskaja gora genannt, hervor ragen, den man für den höchsten an der ganzen Cunguska hält. Gerade dem Dorfe gegen über musten wir wieder über eine Schiwera (RHwinskaja) fahren. Wir kamen sie an der Dorf-? oder linken Sei-te glücklich vorbey; bey niedrigem Waffer hält man auch im Heraufgehen eben diese Seite, bey hohem aber die recht«. Sechs Werste unterhalb demDorfe war Medwe-schja Schiwera, ohngefähr vier Werste weiter Aossoi byk, gleich darauf Balwrinskaja Schiwem, welche alle drey sowohl im Hinunter- als Heraufgehen auf hem nördlichen Ufer befahren werden müssen. Die Niedweschja Schirvera ist nicht lang, allein unter diesen dreyen rauscht sie am stärksten. Um die tage dw Balmrinskaja Schiwera desto gewissek zu bestimmen)' melde, daß von der linken Seite einfalte. Etwas über vier Werste unterhalb diesem BacheM dtr rechten Seite ist das Klo^ 1...' c ^ ster Rloster Raschlnskoi 2263 u. eine halbe N> löz ster Raschinskoi. Ohngeachtet es nicht über vierzig Jahrs alt seyn sols, so siehet es doch überaus schlecht aus, welches man als etwas ungewöhnliches ansehen könnte, wenn es nicht in Sidmen wäre,indem man sonst nach dem heutigen Geschmack für die Geistlichkeit gewiß besser bauen würde. An statt eines Abts ist hier ein frommer Haushalter, und drey bis vierMöncke heben die Hände mit ihm auf/Zu den Haupteinkünften des Klosters gehöret billig das Eisen, welches von dem an oberwehn-tem Schelesnaja-Bach geföderten Erz geschmolzen wird. Ohngefahr sechs Werste oberhalb der Mündung dieses Bachs ist an der linken Seite desselben eln Jar oder hohes User, auf zwo Klafter hoch, in welchem in der Tiefe von ohngefähr eines halben Klafters eine Schichte ist, welche nnistentheils aus Eisenerz bestehet, nur daß man dazwischen hin und wieder viele rundllchte Sandsteine findet. Alles Erz derselbigen Schichte siehet braun aus, außer daß es hin und wieder wie fast allenthalben gewöhnlich, gelb überzogen ist. Einiges ist sehr hart, einiges bald hie bald dort drusicht; anderes gleichet wahrem Holze so genau, daß man es davon gewiß nicht wohl unterscheiden wirb, wo man es nicht sehr genau gegeneinander hält, da man so gar zuweilen die Aeste daran soll unterscheiden können. Die Stück^ sind selten über vier Tschetwert ins Gevierte, wie denn «uch die Schichte nicht Ger eine halbe Arschin dick seyn G4 soll- lv4 l738 den I9ttn Autf. soll. llebrigens' soll es sich ganz horizontal in den Berg hinein erstrecken, ohne irgendwohin im "geringsten abzuweichen. Hier in dem Kloster sollten wlr lotsen nehmen, um Aaschmna Schiwera damit hinunter zu fahren. Es war aber nur ein einziger vorhanden; nach einem andern wurde geschickt, und der dritte war nicht zu bekommen. Dieses machte uns einem sehr großen Aufenthalt. Die alten iotsen, die bisher bey uns gewesen waren, weger ten sich durchaus die Fahrzeuge ohne hiesige lotsen durch diesen gefährlichen Ort zu führen, zum wenigsten sollte es nichdaufihreGefahr geschehen. Der andere lots,nach dem geschickt wurde, und den wir vier Werste unterhalb demKlo^ sier erwarteten, kam sehr lange nicht. Gegen fünfUhr desA« bends, als nochkein anderer lots vorhanden war, ließen wir mit dem einen ein Fahrzeug hinunter. Mittlerweile kam der andere, und führte das andere Fahrzeug; der erste wurde indcssm zurücke geschickt, um das dritte Fahr^ zeug zuchiMn, welches in der Demmerung, Gott sey Dank, bey den übrigen ankam. Die Fahrt war mchc zur rechten Seite des Flusses, und ehe man auf die eigentliche Schlwera kommt, ist die schlimmste,Stell^, welche so seicht ist, daß man hie Steine im Wasser sehr deutlich siehet. Auf der Schiwera oder dem klippichtet, Gmnh« ist der Strom. schnall. ßie hinauf zu gehe" Rlosier Rasihinskoi 2268 u. eine halb. W ^^ halt ebcn so schwer, als wenn man denpadunskoi p<^ . rog hinauf fährt. Die halbe Fracht wird aus dem Fahrzeuge ausgeladen, und wenn das Waffer hoch ist, hält man eben diesen iauf, den wir hielten , bey niedrigem Waffer aber die linke Seite.. , .In beyden Seiten braucht man auf hundert und zwanzig Klaftern lange Stricke zum ziehen, weil ganz nahe bey dem Ufer kein Fahrzeug gehen kann. Vor diesem ist man allezeit zur rechten Seite gegangen, und die Fahrzeuge wurden im Hinaufgehen den Strom hcraufgerottt. Die Zieh, stricke nämlich wurden um eine Welle herum gewickelt. Es geschahen aber viele Unglücksfälle dabey. Diejenigen, welche den Baum druckten, durch dessen Herum< drehung der Strick umgewunden, und das Fahrzeug auf^. gezogen wurde, hatten nicht selten das Unglück, wan« das Fahrzeug dem Scrom hinunter getrieben wurde, daß sie von dem zurückprallen-» den Baume todt geschlagen wurden, weswegen auch un< gemein viele Kreuze bey der Schiwera stehen, weil man bey einem jeden Grabe ein Kreuz aufgerichtet hat. Die Schinxra ist von keiner großen länge, und man brauch«; dennoch öfters drey Tage, um dieselbe wider den Strong herauf zu gehen. Zuweilen glückt es mit einem srarfen Winde hinauf zu seegcln,da es dann öfters Schlägereien, giebt, wann etliche Fahrzeuge beysammen sind, und sich untereinander zanken, welches vorangehen solle; oder O 5 wenn w5 -^ ^'" ^738 den 2Osten Aug. ^ wenn die nachkommende den vorderen den Wind bench-men. Wir hatten diesen Abend ein starkes Donnerwet« ter, so kalt es auch dann und wann zu seyn schien- Ich glaube aber, es werden wenige mehr nachkommen. Sie sind gemeiniglich etwas fürchterlicher, wenn sie Abschied zu nehmen pflegen. Wir mogten gehen, oder stille liegen, so waren wir dem Regen an allen Orten gleich ausgesetzt. Wir fuhren also, nachdem wir die Schiwera herunter, wa, ven, weiter, und kamen nach zurückgelegten sieben Wersten zu einer Birken-Insel, die wir zur linken liegen ließen, und giengen längst derselben tn einem Arme. Noch vor dieser Insel, und langst derselben, vornehmlich aber bey ihrem unteren Ende sind in dem Fahrwasser hin und wieder kleine, theils verborgene, theils aus dem Waffer her< vorragende Klippen, die in hiesiger Sprache Aarma-kulniki genannt werden, und diese Fahrt etwas beschwer-lich und nicht allzu sicher machen. Nach einer andern Gegend des Flusses aber laßt sich nicht fahren, weil der Hauptftuß, dcr zur liliken Seite der Insel ist, eine so ftichte Schiwera hat) welche man nicht einmahl mit Kähnen befahren kann, weswegen sie auch den Zunamen Gluchafa Schiwera (steinigter Grund ohne Ausgang) gekommen hat. Weil es nicht allzuhelle war, hatten wir ' " ^ " ' '' ' '^ ' ^ " ' -" Ur- Cschadobskaja d. 2356 u. emehalbelw .107 ltysache, ettvas bang zu seyn; wir kamen aber glücklich durch, und giengen in der Nacht Monastirskaja d. ohn Schaden vorbey, so daß wir schon schliefen, als wir das Dorf prostichina vorbey fuhren. Den 2«sien des Morgens kamen wir Rodanskaja, und sihon gegen Mittag bey überaus gutem Wetter Sp< romolotowa d. vorbey. Vier Werste unterhalb iht-besagtem Dorfe ließ die Natur etwas artiges an dem rechten Ufer der Tunguska, in der Gegend eines Felsen, welcher Pop genannt wird, sehen. Zunächst ob erhalb demselben ist und entspringt aus einem andern kleinen Felsen eine Salzquelle, die sich sogleich in die Tun-IUSka wieder ergießt, als hätte sie den Menschen gleichsam nur von weitem weisen wollen, was sie für Schatze zu schenken im Stande wäre. Jedoch sie weiser dieselben nicht so sehr von weit«m,daß man sich ihnen gar nicht nähern könte. Denn die Bauren der Nachbarschaft bedienen sich dieses Salzwaffers zu vielen Sachen/ die einzusalzen sind, vornehmlich aber zu den Gurken. Sieben Werste unterhalb besagtem Berge war Cschsdobskaja d. allwo wir neue iotsen zu nehmen Willens waren. Ob es gleich nunSon-tig war, und das Dorf bey sechs Baucrhöfe.hat,io fand' man doch keinen einzigen Bauren zu Hause; dann wie die Bösewichte unsere Fahrzeuge ankommen saßen, so fio-hen^ie davon, und dachten, der Sonntag mögte enthei- ' . li- log (NMi 1738 bett 2istm Aug. N65H53 liget werden, wann sie verhindern sollten, daß uns keitt Unglück widerfahren mögte. Wir nahmen daher acht Weiber aus dem Dorfe mit, um vielleicht ihrer Männer einen auf die Fahrzeuge zu bekommen; allein es ließ sich keiner sehen, und sie konnten sich leicht vorstellen, daß wir die Weiber von scllsi wieder aehcn sassen würden. Wir waren schon das auf acbt Wcrste unterwärts'-' gelegene Dorf Rlimowa vorbey, es fand sich aber noch keiner ein. Hier ward mit großer Mühe cln einziger Bauer erhäscht, weil die übrigen ebenfalls das Reißaus HenomMn hatten. Hatten wir die Weiber noch weitet' genommen, so hatte das Fahrzeug, worauf sie waren/^ leicht von ihrem Gewichte tlef gehen, und auf den Grund gerathen können Wir ließm fie demnach im Friede« ziehen." ^ ^ öl,m ^lMo. la^ bc^en,um desto bequemer und sicherer über die etwas ml/ techalb gelegene kleine Schiwcra fahren zu können. Ze« hen Werste weiter unten giengen wir das Dorf N7urs« taja oder 2^!lM0wa vorbey, welches man, weil es hin, ter den Inseln auf der rechten Seite des Ufers versteckt ist, nicht sehen konnte. Und well wir dorther lotsen haben musten/ um den Wasserfall hinunter zu fahren, ft hielten wir etwas weiter unten an, als es schon stark» Demmerung war, und erwarteten die lotsen, welche crsi um Mitternacht ankamen. Fast den ganzen Tag aber hatten wir ziemlich starken und widrigen Wind, sonsten hätten wir vermuthlich noch heute den Fall hinunter ge< hen können. Wir begegneten vier den Fluß hinaufgehen-' den Fahrzeugen. Die Nacht war sehr helle; wir mustert aber doch stille liegen. Und da sich gegen den Morgen, als den 2istcn Aug.ein dicker Nebel erhob, welcher sich erst gegen sieben Uhr etwas vcrdünnete, so musten wir auch so lange stille liegen. Um besagte Zcit giengen wir ab, und kamen nach zurückgelegten drey Wersten zu dem lHutskoi porog', welcher sowohl im Herauf-als Hinuntergehen allzeit zur linken Seite des Flusses befahren wird. Er ist sehr wasserreich, und die Wellen darauf sind nicht sonderlich stark; man siehet auch wenige oder gar keine Klippen darin. Er wahrt zusammen mit dem Ende des Falles (podpo« no 1738 den 22sten Aug. ! roschniza) ohngefähr drey Werste lang, und der StroN» ist darauf schnell. Er hat den Namen von dem Flujse Mura, der von selbiger Seite dem Falle gerade gegen über einfallt. Eine Werste oberhalb dem Falle an dem linken Ufer ist ein Berg, peschrschanomRamm- Er besiehet aus einem Steine, welcher sich in das schönste weiße Schreibsand zerreiben läßt. Vier Werste un/ terhalb dem Falle ist das Dorf Goltjawina, und etliche Werste weiter unten eine Schiwera, von geringer Er* hcblichkeit, in deren Gegend doch ein heraufgehendes Kaufmannsfahrzeug vor vier Tagen großen Schaden go litten hat. Es seegelte mit starkem Winde auf eine Klippe, die das Fahrzeug vorne durchbohrte. Die Stelle war seicht; deswegen gieng kein Mensch verlohren, die Güter aber wurden meistens naß. Itzt sahen wir die teute mit Trocknung der Güter und Ausbesserung des Fahrzeuges beschäftiget. Etwas nach Mittage kamen wir Bukotschanskaja otjeschaja chlednaja Saimka vorbey. Wir verweilten uns hier gar nicht lange, und gien-gen gleich weiter, und musten achtzehen Werste unterwärts eine Schiwera Rofsaja, und eine Ovsjannaja, welche eilf Werste weiter entfernt ist, heruntergehen. Die erste war auf der rechten, die andere auf der linken Sei" te des Flusses. Die Fahrt wird in Ansehung des Auft oder Olsjanskafa t>. 2567 N>- m oder Heruntcrgehens nicht geändert, woraus leicht zu schließen ist, daß die Beschaffenheit der Ufer unverändert und besonders keinen Verschlemmungen unterworfen seyn muffe. Die Ochiwera Rossaja ist ziemlich lang, die andere aber hat nicht allzu kleine Wellen. Des Abends in der Demmerung etliche Wersie von der Schiwera kamen wir Bukmschani oder Bukmschanskaja d^ vorb'ey. Wir fuhren die ganze Nacht hindurch, und gien« gen die Dörfer Bieliejarki oder Bielo;arskaja,pintsch- und es wird schwer seyn, die Zufälle z« '«rrnchsn, wodurch eine solche Furcht, die mit dem gesellschaftlichen leben der Menschen gänzlich streitet, erreget worden sey. Wann wir ohne lotsen weiter gegangen wa-"ren, so hatten wir uns wegen der klippichtcn Gründe, womit der Fluß weiter untel: erfüllt ist, in nicht geringe Gefahr begeben. Es verweilte sich bis Abends um sie-den Uhr, ehe wir einen einzigen Menschen bekamen / ohngeachtet wir lange vorher in das Dorf darnachgeschickt hatten. An dem Bache Osljanka, der zunächst ober/ halb diesem Dorfe in die Tunguska fällt, werden Pro-biersteme gefunden, wovon so wohl der Bach als das Dorf den Namen hat. Wir qiengen mit unserm neuen iot-sen noch des Abends ab, kamen aber nicht weiter, als et" wa sechs Werste, weil sich derselbe nicht unterstehen wollte, durch die zunächst unterhalb gelegene Schiwora Oladina in der Dunkelheit der Nacht zu fahren. Deswegen lagen wir die Nacht stille. Den 25st«n AM des Morgens üni fünf Ithr gteW Zen wir ab, und fuhren gedachte Schirvera zur rechtest Seite des Flusses hinunter. Es scheinet doch, als wanft diesen steinigten Grund zu befahren einige Sorgfalt nöthig wäre. Eines unserer Fahrzeuge, welches ohne lot" sm war, blieb mitten in der Schiwcra auf einem Stei» ne ein wenig sitzen: allein der Strom machte es wieder los, Rübenskoi Ostrog 2644 wer-sie. 113 los, ohne menschliche .Hülfe dabey zu gebrauchen, und cS kam mil den übrigen glücklich hinunter. Vierzehen Wer» ste weiter unter kamen wir zu Wydolnokoi B^k, den wir auf der linken Seite des Flusses hinunter liefen. Er Ichct in die Quere über den ganzen Fluß; jedoch weil die rechte Seite im Strome nicht so schnell, zugleich aber noch wasserreich genug ist, so erwählt man im Heraufgehen lieber selbige Scitc. Eine Stunde vor Mittage kamen wir das Dorf Aokuiskaja vorbey. Una/fahr zchcn Würste unterhalb diesem Dorfe ist auf dcm rechten Ufer ein Berg, Totschilnoi Aamcn, daraus gar gute Schleifsteine gebrochen werden. Hicrauf kam das Dorf )^ndc»l netting odcrpogorucwa, und noch verschiedene nach einander, als Sodoll'owa, Saipkowa oder Volcnowa, Non.'0-pasi-i)ennaja, und endlich eilf Werste weiter Rübcnokoi (VstroZ, woselbst wir nach Mittage um vier Uhr anlangtten. Wir musicn wohl drey Stunden lang stille licgen, she wir einen einzigen iotsen bekamen. Mittlerweile besahen wir den Ostrog welcher rund, und gegen die Flußseite offen ist. Auf der ' südwestlichen Seite hat er einen Thurm, auch stehet eine Kirche darin, nebst drey Kornhäusern, zwey öffentlichen Gebäuden und einem Privathause. Die Gerichtsstube ist außerhalb dem Ostwge, und überdem sind noch sechs? zehen Wohnhauser daselbst. Ein historisches Denkmahl ' H ist Ramtsch. R. 3. Theil. "4 '738 den 2zsten Aug. ist an dem Ostroge durch den Namen dcs Berges, dar« auf der Ostrog stehtt, beybehalten. Der Berg heißt Rrowewoi, (der blutige) weil die Russen, als die von ihnen auf diesem Berge angegriffene Tungusin sich mit ihnen nicht in Güte vergleichen, noch sich ergeben wollten, ein wenig darein geschlagen, daß es Bluc gegeben hat. Mit der Demmerung giengen wir von dem Ostroge ab, und fuhren die Dörfer pastuchowa und Smera« Nina vorbey. Vierzehen Wersie uttterhalb diesem Dorfe fällt von dcr linken Seite der Bach Bicla ein. Der Mündung desselben gegen über sind auf der andern Seite der Tunguska viele säulonförml'chte Felsen, die sich auf ein paar Werste weiter hinunter erstrecken, und von dem an dem unteren Ende besagter Felsen einfallenden Werch-naja Nim'osihnaja-Bachc, iNuroschnie Srolby ge^ nannt werden. Wir konnten sie, weil wir langst dem linken Ufer giengen, cs auch ohne dem nicht sehr heiter war, nicht sehen. Drey Werste unterhalb besagtem Bache, von eben selbiger Seite, fallt der NischnajaMu-rosthnajä ein, wo an derselbigen, nämlich an der rechten Seite, Muroschnaja Schnvera ist. Dieser steinigte Grund aber erstrecket sich nicht über den ganzen Fluß, und wird vermieden, wann- man die linke Seite desselben halt. Dagegen aber muß man durch den Muroschnoi Buik fahren, welcher der Schiwcra gerade gegen über ist, und einen Bach Bicla 2666 werste. 11^ einen überaus strengen Strom hat. Wir sahen auch, als wir dcn Bpk herunter waren, in dem Flusse zur rech. ten viele Klippen, welche vermuthlich die Durchfahrt auf selbiger Seile unsicher machen. Etwa drey Werste unterhalb jezt gedachtem Buik, fuhren wir den Fluß Tafseewo vorbey, der von der lin« ken Seite einfällt, und verdienet, daß ich seinetwegen ein wenig still stehe. Seine Größe ist nicht so ausnehmend, daß man sich deswegen aufzuhalten Ursache hätte. Er hatMzahlige Mitbrüder, die ihm hierin im geringsten nicht Nachgeben. Ohngesähr hundert und vierzig Werste auswärts gegen seinen Ursprung, fällt in denselben der Bach Iljsolka^von der linken Seite ein, an welchem auf sechzig Werste oberhalb sejner Mündung eine Salzkothe ist, und zehen Werste weiter herauf noch eine. Die eine ge< höret dem Mangaftischen Kloster zur heiligen Dreyfaltig« keit, die andere dem Ieniseischen, welches unserem Hey-lande gewidmet ist. Beyde Klöster liefern alles Salz, das sie jahrlich auskochen, durch die Assolka, Tasscewo und Tunguska alle Jahre nach Ienijeisk in die Kasse. Es wird in Barken dahin gebracht, die bis fünfhundert Pud aufnehmen, wo die besondere Vorsicht zu beobachten ist, daß man ja das Wasser im Frühjahre nicht versäume. Denn versäumt man es, so muß man wieder ein ganz Jahr warten, bis man die Barke abschicken kann, als H 2 welche 5l6 1738 den 2^sten Aug. welche ohne ein hohes Wasser, aus einem Fluss.', der nicht größer als der Ussolka ist, nicht herausgebracht werden kann. Aber menschliche Vorsicht hilft nicht allemahl. Man war diesis Jahr fast allzu sorgfaltig gewesen, uM die rechte Zeit nicht zu versäumen. Man harte die Barke abgelassen, als noch etwas Eis in der Ussolka trieb. An statt, daß die Ussolka ihr Eis nach und nach hätte Verlieren sollen, nahm es in einer Nacht so zu, daß die Barke zwischen dem Triebeise zu Grunde gehen mußte, ehe sie heraus in den Casscewo gekommen war. An eben diesem Cajscewo, ungefähr zwanzig Werste oberhalb seiner Mündung, hart an dem linken Ufer, hc^ man in alten Zeiten gutes und schönes Maricnglgs in ziemlicher Menge gebrochen. Zwar findet man keine Spuren daß jemahls mehr als eine Grube da gewesen scy. Aber auch diese einzige hatte ein desto größeres Verlangen nach mehreren erwecket. Endlich kam man mit dem Graben so tief, daß man vor dem Wasser nicht weiler in die Tiefe gehen konnte, und alle Arbeit aussetzen muste. Vor acht Jahren hat man in Moscau wieder an diese alte Arbeit gedacht, und darauf befohlen die Grube wieder zu reinigen und das Wasser auszuschöpfen. Die ieute, die dieses zu verrichten angewiesen waren, sollen hierauf berichtet haben, daß kein Ausschöpfen etwas helfen wollte. Es ist kaum glaublich, daß in einer Gegend, da sich würkllch ft Bach Biela 2666 werfie. "7 ft schöne Proben von Marienglase gezeiget haben sollen, fast nicht mehr als ein einziger Karren voll seyn soll. Dielleicht fehlt es nur an dem Suchen, oder vielleicht auch nur an iiebhabern dieser Arbeit. Endlich ist in Ienisiisk einem Woewoden Bog« dan Danielowicsch Glebow von zween Iemseiski-'chen Rosacken schon 1703. angezeiget worden, daß Trip« pcl und Schmergel, und zwar dieser in der Gegend des Flusses Tasscerro an der Tunguska, jener auch an der Dmguska, aber noch oberhalb Rübcnskoi Gstrog vorhanden wäre. Nun ist M Trippel zwar keine sonderbare Seltenheit, weil man ihn nicht nur fast allenthalben, sondern auch so gar an unterschiedlichen Orten Sibirens, besonders am Irtischsund Ob, und in den Bergen um Ieravrna genugsam findet. Doch ist, es für eine jede Gegend einiger Vortheil, wennauch eine solche Kleinigkeit daselbst nicht mangelt. Und Schmcrgel muß doch nach Sibirien von Moscau, und nach Moscau aus Holland gebracht werden, wann man ihn gut haben will, so daß der Fund davon eben so schlecht nicht wäre. Ich wüste von diesen Umständen nichts, als ich in dieser Gegend reisete, sonst würde ich mich darnach an Ort und Stelle erkundiget haben. Sobald ich aberinIeniseikk «twas davon in Erfahrung gebracht, habe ich durch gute Freunde sowohl von dem einen als dem andern etwas H 3 ef. "8 '738 den 24sten Aug. s' erhalten, da ich dann freylich am Trippel nichts auszusetzen hatte, den Schmergel aber nur, um gar weiche Stei, «e zu schleifen, gebrauchen konnte. Es fehlte ihm noch sehr viel an der gehörigen Härte. Der Fluß Tasseewo diente uns gegenwärtig zu keinem Aufenthalte, zwo Werste unterhalb desselben ka' men wir zu dem Dorfe podkamcnaja, welches wir um Mitternacht vorbey giengen. Den 24sten giengen wir noch fort, und kamen in einem paar Stunden nach L.i-pakowa Saimka, und gleich darauf nach Rulakorra, mit dem Tage aber erreichten wir den Bach Olefthina, an dessen Mündung Romarorvo Simowjeist. Kurz vorher ließ uns die Natur noch wie in der Demmerung etwas schönes sehen. Wir waren etwas unwillig, daß wir die obenangeführte Muroschnie Srolbp vorbey gefahren waren, ohne sie zu sehen. Unser lots vertröstete uns auf diese, und sagte dabey, es wäre diese jener so gleich/ . wie ein Ey dem andern. Sie heißen Schelemewwy Groldy, fangen zwo Werste oberhalb dem Bache Ole-schma an, und stehen bis dahin ununterbrochen, Säule an Säule. Wir hatten hier einen iots nöthig, der uns den Gtreloschnoi powg herunterbrachte. Wir bekamen ihn auch ganz wacm aus dem Bette, und giengen mit ihm weiter- 2xo»narowo Simowje 2699 werstc. 119 weiter. Er führte uns das Dorf Tararskaja vorbey, und eitle Wcrste weiter den Cararskoi buik hinunter, Welcher durch den ganzen Fluß zu spüren ist. Im Hinuntergehen hält man die linke, im Heraufgehen aber die rechte Seite des Flusses, weil an dieser der lauf deS Stromes etwas gelinder ist. Zehen Werste weiter unten ttaftn wir zwar wieder ein Dorf an Gari oder Garevs-kajü D. genannt, aber es wohnte keine lebendige Men« schenseele darin. Ihr Ackerland soll so unfruchtbar gewe->en seyn, daß sie keinen zureichenden Grund gehabt, langer ^ zu bleiben, sondern lieber den Entschluß gefaßt hatten sich mit den Bauren des unten zu benennenden Dorfes ^trielevskaja zu vereinigen, allwo sie freyer wohn« ten, und das Brodt nicht so schmal zugeschnitten fanden. Wir giengen demnach fort, und kamen nach zehen Wersten zu dem lezten Wasserfall der Tunguska, welcher Srre« löschnoi porog genannt wird. Zunächst unterhalb diesem Falle läuft eine schmale landspihe aus zwischen den CttN« guska-und Iemsci-Flüssm. Diese hat dem Falle den Namen gegeben, weil eine jede iandspitze zwischen zween Flüssen in Russischer Sprache Srrielka heißet *. Wir hatten den * Wie ich schon in M!, ersim Theil S.- 460. angezeigt habe. H 4 l2G l733 den 24sten Aug. den Fall schon um zehen Uhr vormittags glücklich überwunden. Große Wellen sind nicht darauf, nur sehen die Ufer sehr fclsicht tmd wild aus; auch in dem Flusse liege« Men die Seiten viele große Steine und Klippen. Dct Snom gchet schnell, und di? Fahrt darauf ist nur deswegen beschwerlich, weil sie viele Krümmungen hat ,und an ei» liem Ortt ziemlich enge zwischen Klippen eingeschränkt ist. Um Mittagszeit erreichten wir die Mündung des Tun-guskü zum Icmsii. Wenn man beyde Flüsse zugleich ansichtt, könnte man gar leicht auf die Gedanken gera^ then, als wenn derIemsti in dcn TunIUska, und nicht der Tlmyueka in dez» Jenisci fiele. Zum wenigsten ist man in der Natur gewohnt, daß, wann man entscheid den will, welcher Fluß in den andern falle, man darauf stehet, welcher der kleinste ist. Der gröste wird alsdann ols der HiUiplftuß angesehen, und in ihn fällt der kleinere. Siehet man nun djcss beyden Flüsse zugleich an, so ist es unstreitig, daß die Clmguska vor ihrer Vereinigung mit dem Menisci großer ist, als der "jcnisci vor seiner Verel« nigung mit dcr Timguska. Und jo sollen die Heyden auch urtheilen. Ich habe schon oben gesagt, daß sie die Flüsse Angara und Tunguska sür einen halten. Wo mir recht ist, so halten sie den Icnisti von der Mündung der Tunguska an bis an das Eismeer hin mit der Anga« ra und Tunguska noch für einen Fluß; hingegen der Ienisei oberhalb der Mündung des TunZuska heißt bey ihnett Ust Tlmguskoi pogost 2737 werste- H2I ihnen Rem. Doch hieran ist nicht viel gelegen. Die Erdbeschreibung wird dadurch weder gebessert, noch ver« schlliinnet't. Es scheinet den Russen eigen zu seyn, daß sle öfters zwcen Hauptfiüsse, die zustimmen la ss n, m,'c einem dritten Namen benennen. Die Flüsse Ingoda »md (Dnon laufen in den Scbilka, dieser und der Ar« Mn in den Ainur, der AiMN^ und Ililn in den ^lMguskä zusammen. Hingegen bey denjelligen Flüssen, bie eine gewisse Richtung von ihrem Ursprünge an bis an ihre Mündung behalten, verandern sie nicht leicht die Namen. Der Gb, Ienisei und Z^ena fiießcn von Süden nach Norden. Deswegen muß dcr Erlisch in den Db, und der TunZuska in den Icnifti fiießcn, ob sie gleich beyde so groß, oder größer sind, als die Flüsse, in welche sie hineingehen. So bald wir in dem Icmsti waren, hatten wir su beyden Seiten große sreye Felder, und es war uns, als wann wir aus einer finstern Hole an das Tageslicht ge. kommen waren. Wir konnten uns kaum so plötzlich zu der freyen rdrüßsiche Begenheiten erlebet haben, so werde ich dieselben, wcnn sic so beschaffen sind, das; der ieser aus ihrer Erzählung einigen Nutzen schöpfen kann, nicht vorbcyge-W^ Ich werde darunter auch einiges, das die hiesige" Gegenden betrifft, oder gute Nachrichten von einer oder andern Sache, die ich irgend woher bekommen habe, mit eilnnischcn, und es wird dabey noch hin und wieder verschiedenes vorkommen, das zur Ergänzung des Tageregi« sters von meiner Reise gehöret. So bald es anfieng Winter zu werden, suchte ich Nekanntschast uu't den ieuten zumachen, welche in den unteren Ieniscisk 2825 wersie. - ^ unteren Gegenden dcS Ienisii, besonders aber gegen die Soe zu, sich viel aufgehalten hatten, vornehmlich, um et« was zuverlässiges von der natürlichen Geschichte selbiger tänder zu ersahlen. Was ich also hier anführen werde, .bernhet au? der Erzählung solcher ieute, die in diesen Ge, grndon einiqe Jahre zugebracht haben, und die ich durch allerley freundschaftliche Mittel zur Entdeckung der wah-rcn Umstände, die ich zu wissen verlangte, zu bereden qe, lucht habe. D>'e Ufer der See, die sich von dem westli« cbcn Ufer des Icnisti längst der Iurazkischen Küste er» strecken, sind hoch, aber nicht bergicht, und bestehen mei. sle!nh?,'ls aus ieimen und Sande. Die Inrazkische Küste wird diejenige genannt, welche zwischen den Flüssen Gd und ^lcnijci ist. iangst dieser Küsi.? sind sehr viele Unuefcn in der See nahe bey dem Ufer. Man findet hin und wieder, doch selten Wallroßzähne, die eben nicht von den kleinsten sind. Man erinnert sich einsmahlS znxen von dorther gesehen zu haben, die zusammen drey-s,iq Pfund gewogen' hab?n sollen. Das User hingegen, dae nach Ost?n läuft, soll sehr steinicht seyn, und wie ich ,ckon anderswo a/meldct habe, lagen von Steinkohle haben. Es soll auch sehr bergicht und hüglicht scyn; von den Brrgen smd mir einige beschrieben worden, die dcn Wicimischen ganz gleichen müssen, und dorten «Vronz genannt werden. All dieser Küste nach dcm Pjastda, hin heißen sie Rckuri. Sie sehen aus, als wann sie in unendlich «6 1738 del» 26sten 2ll!I. endlich viele Stücke zerschmettert wären; doch ist dieses hier ehcreine Spaltung zu nennen, die noch nicht so groß ist/ daß die Felsen ganz zersallen seyn sollten. Nur geschiehet es zuweilen, daß sie zerfallen, und mit cinemungemeinen Getöse in die See stürzen. Oestlich von Rersichischno-. je Simorvjc, langst der Secküste, giebt es in den Bergen viele Steinbutter, (Sory ^Xa^i-lx^) die, wenn sie noch frisch in den Bergen ist, weiß ausstehet, in einiger Zeit aber eine gelbliche Farbe bekommt. Auf dem Gipfel der Berge, welchä im übrigen von keiner ausnehmenden Höhe sind, findet man allenthalben große Haufen von Muscheln, die noch ihr natürliches Muschelwesen und Farbe an sich haben', auch mit nichts angefüllt, sondern hohl sind. Die meisten sind von der Sonne sehr mürbe und zerfallen. Die dortige See wirft sonst dergleichen Muscheln nicht aus. Die grösten sind auf einen Werschok breit, die meisten schmaler, es giebt aber auch sehr kleine-Ich habe ein paar davon gesehen, und sie schienen mir zwar Seemuscheln, und zwar von der Art die man ^"^ cina nennt zu seyn. Doch ist nichts aus der neueil Welt daran zu lernen. Sowohl gegen denpjasida, Camura und <5h^ tanga, als nach der Iuratzkischen Seite hin ist dieses allgemein, daß an gar vielen Stelle«: große Haufen von aufgcthürmtem Holze, meistens aus Balken oder ganzen Bäumen Icniscisk 2805 werste. 127 Bäumen bestehend angetroffen werden. Dieses Holz be» stehet aus lerchenbäumen, Zedern und Tannen. Un« ter diesem aufgethürmten Holze ist zwar vieles sehr frisches, aber dasjenige, was frisch ist, ßndet man harr an dem gegenwärtigen Ufer der See, da hingegen anderes, das schon ganz ausgedörret, auch schon zuweilen einiger Maßen verfaulet ausstehet, weit von dem Ufer, da zu diesen Zeiten kein Seewaffer hinkommt, gefunden wird. Oest« lich von der Ienijeischcn Mündung, und auf funfzehen Werste nordlich von Niraschovskoje Simowje, ist ein sehr merkwürdiger Ort, welcher an Höhe die ganze Ge« gend übertrifft, und an solchem aufgethürmten Holze einen großen Ueverfiuß hat. Die See geht gemeiniglich auf, wann der Ie-Nisi'i bey seiner Mündung aufgeht, welches um Ono« phriew Tag (am i2teu Iun.) zu geschehen pflegt, nach welcher Zeit die See auch bald rein wird, wenn nur die Winde von dem iande wehen, daß das Eis weggetrieben werden kann. Hiebey aber ist dieses ein merkwürdiger Umstand, daß in der Gegend von Retjchijchnoje Si« »nowje, woselbst einer von denen, welche mir diese Nachrichten ertheileten, einige Jahre lang gelebet hat, wann die Winde auch vier^hen Tage lang von dem iande beständig w einem fortgewehet haben, so gleich doch wieder Eis an den Ufern ist, wann der Nord.oder Nordwcstwind nur .vier «23 l?38 den 26stcn Aug. vier und zwanzig Scunden, obgleich nicht mit der gröM Heftigkeit gegangen ist, welches ein gewisses Merkmal zu seyn scheinet, daß die Quelle dieses Eises nicht weit scyN kann, und daß es eine große Insel oder festes land, oder gar die gefrorne See seyn muß; zu w lcher letzteren Muthmaßung dic bis in deu acht und siebzigsten Grad nördlicher Breite einigemal fortgeschte Schiffahrten, wo die Schiffe vor dem Eise nichr weiter kommen konnten, genügsamen Anlaß geben. So fpäc die See aufgeht, so früh geht sie doch wieder zu» So bald der Augusimonat sich dem Ende nähcrt, so ist mall keinen Tag sicher, daß sie nicht zufrieren sollte. Es darf nur ein mäßiger Frost einfallen, und zugleich eine Windstille seyn, so ist es in eincr viertel Stunde geschehen. Doch ist man auch in solchem Falle, da die See so früh zugehet, den ganzen Herbstmonat nicht sicher, daß sie von nun an den Winter hindurch gewiß gefroren bleiben werde. Das Eis pstcgt im Anfange des Frostes dünne zu seyn; ein gewaltiger Sturm bricht cs leicht wieder entzwcy, wie man dieses in der That aus der Erfahrung weiß. Man kann als einen gewissen Saß annehmen, daß das Eismeer niemahls spater, als den er' sten des Weinmonats, aber die meiste Zeit früher zufriere. I" Jen iseiks 2305 wcrstc 129 Im Frühjahre ist selten Reqen, und im Sommer' hat man auch meistens heiteres Wetter. Der Donner 'st hier etwaS sehr seltenes, von dem Blitze aber weiß man M nichts. Im Herbste sind beständige Nebel, und wo Hütten oder Häuser sind, da schlagen die Wände beständig aus; der Reif ist ebenfalls sehr gemein, und im Winter hat man sehr viele Stürme. Für einen gewis-'kl! Vorboten eines bevorstehenden großen Sturmes in der See, oder auch in den unteren Gegenden des Jenisei wird dieses gehalten, wenn Inseln oder jähe Felsen, die ^y stillem Wetter niedrig aussehen, größer als gcwöhn-l'ch Zu seyn scheinen. Hicbey will ich zu mehrerer und gewisser Nachricht von dem Wetter in diesen Gegenden ^n Auszug eines Tagcregisters, welches in diesen Gegenden von Tage zu Tage gemacht worden, mittheilen, 'veil hierin gewiß keine Irthümer vorkommen können, nur daß man den Schluß von einem Jahre deswegen nicht auf viele zu machen hat. Im Aug. 1735 waren die meisten Winde zwischen Süden und Westen; dazwischen hatte man doch auch nördliche und östliche, doch gar selten Nordwesten. Der Wind war zuweilen so unbeständig, daß er alle Auqcn-blicke anderswoher wehete. Auch waren einiqe, aber we« w'ge Windstillen. Den meisten Theil des Monats war I das Ramrsch.RZ.TH, 132 7?5tt dsN25sicnAttI. das Wetter-trübe. Den itten war Nebel, Regen und Schnee, den i2ten aber-häusiger Schnee; den Iistcn Regell und Schnee durcheinander. Im Herbsimonat 17^5 qicngen die Winde am meisten zwischen Süden und Westen, besonders vom i6ten bis zum 25sten; darauf stunden sie zwischen Ostsüdosten und Ostnordosten; zwischen Westell und Norden waren wenige, und aus andern Gegenden gar keine. Heftig Winde gab es gar wenig ; ja es waren sogar auch einige Windstillen/ Mehr als den dritten Theil des Monats fiel Schnee, und es war fast nicht ein Tag dieses M>." nats hell. Die. Flüsse gicngcn den sechzchenden zu, und wurden den lyten bey einer Flut wieder aufgerissen; nachdem aber das Wasser wieder gefallen war, so gien-gen sie wieder zu, und blieben 135 Vom Anfange desWcmmonats bis umWeihnach-ten sind viele Nordlichter, welche überaus gleichförmig, und vornehmlich von zwey Hauptarten seyn sollen. Bey ber einen Art ist zwischen Nordwcstcn und Westen cm holler Bogen zu sehen, daraus viele helle Säulen herauf, wiewohl nicht sonderlich hoch steigen; sie breiten sich auch nimmer nach vielen Himmelsgegenden aus. Unter dem ^ogen ist der Himmel pechschwarz; doch siehet man zuheilen durch diese Schwärz die Sterne scheinen. Die ^ute dieser Gegenden meynen, daß meistens auf der« wichen Nordlichter große Sturm folgen. Bey der an-^'rn Art zeigen sich anfänglich gegen Norden etliche ein-^'le helle Säulen, und fast zu gleicher Zeit eben derglei-chm auch in Nordostcu, die sich nach und nach vermehr ^'n, und einen großen Naum am Himmel einnehmen, NNt unglaublicher Geschwindigkeit hin- und herfahren, und endlich fast den ganzen Himmel bis in das Zenith hinauf gleichsam bedecken. Da siehet man die Strahlen in dem Zenith zusammen kommen, und cs läßt, als wann in dem Himmel ein großes Gezelt ausgespannt wäre, dessen Zeug von Golde, Rubin und Sapphir schimmerte. <>ür das Gesicht kann uichts schöncrs gemahlt werden. Wer aber ein solches Nordlicht zum erstenmahl zu sehen bclommt, wird nicht ohne Schrecken dabey seyn. So schön auch die davon entstehende große Erleuchtung dem ^sichte immer vorkommen mag, so ist doch wie ich aus I 4 der iZ6 1739 Nionac Jan. dcr Erzählung dieser leute vernommen habe, dabey ein solches Zischen, Krachen und Geräusche in dcr ganzen luft, als wann das größesteFeuerwcrk abgebrannt würde-Vielleicht wären sie glücklich, wenn sie sich eben dicse Vcrgleichung machen könnten; sie würden solchergestalt den Strecken nicht haben, welchen sie bey einem jcdcn solckcn Nordlichte ohnfehlbar empfinden müssen. Unt , dasjenige auszudrücken, was sie alsdann hören, sagen sie5 Spolochi cbodjat, d.i. das wütende Heer gehet. Mal' soll es sogar dcn Thieren anmerke::, daß sie sich unge-mein davor entsetzen. Die Jäger, welche dcn weißen und blauen Füchsen, die sich in der Gegend des Eismeeres aufhalten, nachstellen, werden öfters auf ihren Jag' den von solcken Nordlichtern überfallen. Die Hunds sollen darüber in die gröste Bangigkeit gerathen, nicht weiter aus dcr Stelle fort wollen, sondern sich so lange auf die Erde legen und liegen bleiben , bis das Getöse völlig vorbey wäre. Auf dergleichen Nordlichter soll ge-mei ' lick klares und stilles Wetter folgen. Ich habe dieses mcht von einer Person, sondern von vielen icuten, die in d'>len sehr nördlichen Gegenden zum Theil viele Iah' re gelebt, und von dem ^jenisii an bis zu der Z.cna, an verschiedenen Orten gewohnt haben, einstimmig bekräftigen hören, so daß kein Zweifel dabey übrig bleiben kann. Es scheinet hier der Nordlichter wahrer Ge^ burtsort zu seyn, und gedachte Erzählungen können noch z« Ieniscisk 2325 w- 137 Zu allerley Gedanken Gelegenheiten geben, wobey jedoch der Witz des tiefsinnigen Herrn Niairan nicht im geringsten einigen Verlust seines Ruhms zu besorgen hat. Die Wahrheit aller dieser oben erzählten Dinge, °dcr ihren Unrund hoffte ich durch den Prof. De L'Isle be la Croycre, der in diese nordlichen iander gcreiset war, ;u erfahren. Wir hatten in langer Zeit von ihm kein? Nachricht. Seitdem wir uns getrennet hatten, ^arcn wir fast immer in entgegen gesetzte Gegenden ge-reiset, folglich mustcn wir immer weiter von einander kommen. Den i^ten Jan. 1739 erhielte ich seit unserer ^rcnnung die erste Nacln-icdt von ihm, da er mir in ei-"em nicht datirten Briefe meldet: Er wäre noch zu Ende des Aug. Monats 1737 von Iakuyk zu Wasser ab-Zegangen, und hätte das Glück gehabt noch Siktak oder Siktakskojc Simowje, welche über zwölfhundert Werste unterhalb Iakutzk liegt, zu erreichen. Von^da hätte er zu Anfange des Christmonats eine Reise mit Schlitten nach dem Glenek gethan, und zwar nach solchen Russischen Wohnungen, die in gleicher Höhe mit Sikcak liegen, und er wäre daselbst den i8ten Ienner 2738 angekommen; er wäre hier bis den 5ten April geblieben, und wieder auf Winterwcgen bis Sikrak zurück Weiset, allwo er zu Ende des Aprils zurückgekommen by- Dem Feldmesser Alexander Iwanow, den er I 5 mit 533 ' '739 5Nonar ^Iun. mit sich nach den: Glenek genommen, hatte er befohlen im Anfange des Merzen nach dem Anabara, und wenN cs sich thun ließe, noch etwas weiter zu gehen. Dieser aber sey, ehe er die Reise hätte antreten können, nach. ciner Krankheit von zween bis drey Tagen, da er über Seitenstechen, und daß ihm innerlich nicht wohl ware,ge-Naget hätte, gestorben. Sobald die Kena von Eise frey war, und er dabey überlegte, daß es sehr nützlich seyn würde, wenn er, da cr nun in diesen nördlichen Ge^ gendcn wäre, entweder selbst die User des Meeres besuchte, oder doch besuchen und alles sammlcn ließe, was entweder die Natur auf der Erde an Gewachsen hervorbrachte, oder von Dingen, die daraus gegraben werden, als Knochen oder gebildeten andern Körpern insichschlöf' ft, oder was die See von Muscheln und Insccten, oder Geschöpfen aus dem Pflanzenreiche auswürfe; so ernannte er den Studenten Lucas Iwanow mit dem Schiganischen Amtmann zu diesem Geschäfte, schickte sie von Sikrak aus nach der Mündung der Lena, und be-? fahl ihnen die dortige Seeküste zu untersuchen und zu beschreiben, wobey er sie mit ciner weitlauftigen Anweisung, was sie in allen und jeden Fallen wahrzunehmen hätten, versähe. Er selbsten aber glaubte ein wichtiges Geschäfte zu unternehmen, wann er gerade bis nach dew Wilui-Flusse zurücke, und in demselben so weit herauft giengen , als cs die Jahreszeit erlauben würde; denn er nahm Icn isiisk 28^5 N?erste ,59- lwhm sich vor, diesen Fluß sowohl nach seinen geographische!, als physikalischen Umständen auf das genaueste 3u beschreiben , weswegen er auch einen Studenten, (ich glaube Fcdor popow) und einen Feldmesser-lt'ln'linq ^sw^n Schawirm zu ^>ülfc nahm. Er kam -^"^.'rcbo wüuiökoi Astrog, und befürchtete, er mög-tc ^n ischen dem Eise sitzen bleiben, wem, er sich weiter wagen Würde, Was also an dem Flusse sy'bst, und an dessen Ve-'chreibnng abgicng, suchte er durch andcreHülfsmittcl zu er-setzen. Er fertigte gedachtcnFcldmesscrlchrlingvondanach ^lekniinskoi (l)strog ab, mit dem Befehle den ganM ^eq nach den Resieln der Feldmesserkunst zu beschreiben, wodurch er denjenigen Punkt des wüui,wo wercho-^llttiskoiiDstrog stehet,zum wenigstm gewiß bestimmen zu können hoffte, welches auch allerdings in der Erdbc-<")rcibung dicHauptsache ausmacht,man mag sie nun durch steißige Aufzeichnung des laufes der Flüsse, und damit verknüpften Ausmessungen, oder durch Abnehmung verschiedener Winkel, oder durch Suchung der Polhöhe oder durch dic Wahrnehmung der Finsternisse in dcn Iu-piterstrabantcn, oder der Sonnen-und Mondfinster-"issen, oder durch würkliche Ausmessungen, oder durch alles zusammen zu bestimmen suchen. Der Hr Professor stlbst brachte mit der Wiluijchen Reise den ganzen "ugustmonat zu, kam auch erst gegen das Ende des Herbst. »45 1739 Monat-Ianuar. Hcrbstinonats nach Iakuyk zurücke, und musie die letzte siebenzig Werste zu Pferde thun, weil der Fluß schon stark mit Eist trieb. Er ließ zwar seine übrige Gesellschaft in dem Fahrzeuge zurücke, damit sie, so weit als es möglich wäee, auch zwischen dem Eije durchgehen mögte. Sie erreichte aber die Stadt in einer Tagereise nicht, und ihre nebst des Herrn Professors Gcrathschaft musle nach-gchends vollends zu lande übergebracht werden. Au^ ßer dem Feldmesser Alexander Iwanow, hatte der Herr Professor noch auf dieser Reise einen Soldaten, welcher in einer an der Mündung des willli erbaueten Brandt Weinschenke plötzlich todt niederfiel, und einen Sluschl-woi, welcher sich, ohne daß man die geringste Ursache davon wüste, die Gurgel abgeschnitten hatte, verlohrcn. Noch ein Soldat, welchem auf dieser Reise siine Glieder so erfroren, daß er zu allen Diensten untüchtig gemacht worden, gehört zu den lebendigtodten , und mu-sie folglich nach seinem Commando zurücke geschickt werden. Der Hr. Prof. selbst hat auf dieser Reise ungemcin viel ausgestanden, und ist gar oft in iebensgefahr gewesen. Seine zur Sternkunde gehörigen Werkzeuge hatten so vi^ Schaden gelitten, daß er besorgte, es würde schwer halten, sie wieder in Stand zu setzen. In seiner Gesund' heit aber hatte er so viel eingebüßt, daß er wegen seiner Brust damahls große Sorge zu tragen Ursache zu haben glaubte. Wenn doch nur dasjenige, welches aus dieser Icnisi'lsk 28O5 w . i4l gefährlichen und langweiligen Reise geleistet worden, zu de,n großen Vertust, den man darauf erlitten, auch nur einiger maßen eine Verhältniß hatte. Der Hr. Professor gcräth in einem Schreiben vom 17 Iu». 1739- in eine heftige Gemüthsbewegung, da er meldet, es schiene, als ^ sich Himmel und Erde wider ihn verschworen, und al< ^Elemente sich wider ihn erhoben hätten,um ihm in allen sei-"cn Unternehmungen, die er so herzlich gerne zum gc-wcincn Besten, und zur Aufnahme der Wissenschaften, so 5ar mitGcringschatzung seinestebens auszuführen gewünscht hätte, zu widerstreben, und ihn aufalle nur mögliche Weise öln-in zu hindern. Fast in einem fort wäre der Himmel mit Wolkon überzogen gewesen, die Kalte hatte ihm seine Ba» romcter, besonders aber seine Thermometer verdorben, von welchen letztern er keine mehr, als dicjcnia/n übrig hätte, die von ihm in Jakuyk zurückgelassen waren; von solchen aber, die eine recht große Kälte anzeigten, habe er kein einziges mehr, indem er von allen dergleichen Dingen, so viel ihm nur möglich gewesen sey, mitgenommen hätte, damit es ihm ja nicht an Werkzeugen fehlen mögte, mit welchen er die Kälte in ihrem Geburtsorte belauschen könnte. Er gestehet, vier vortreffliche Thermometer vcr« lehren zu haben, mit dem Beyfügen, die Erde hätte sich Hleichsarn an ihm zu rächen gesucht, weil sie gemeint, er triebe seinen Spott mit ihr. Er hätte slch bloß zu erfah-len bemühet, wie tief die Erde gefroren sey, und sich dazu eines 142 l?39 Nwnat I.'.!!. eines Brecheisens bedienet. Sic hätte sich nicht als El-de bearbeiten laffen, sondern die Hätte des Marmors an-Zel'.omNieil; vielweniger hätte sie die Natur des Sandes/ welche ihr angebohren sey, behalten; sie hätte sich durchaus nirgends theilen lassen wollen, jondern die dicken eisern«! Werkzeuge waren darüber zerbrochen. Als derHr. Profe^ die erste Probe machen ließ, und ihm scmeicute sagten, daß ein Brecheisen darüber in Stücken zersprungen, u"d sie dennoch liu Graben nicht weit gekommen wären, ^ hielt er diests Vorgeben bloß für eine Erdichtung, w^ durch sie sich von weiterer Arbeit befrcycn wollten, gieng also selbst mit ihnen, und ließ sie mit einem neuen Breche eisen arbeiten. Das geschahe zwar eine Weile, allein die Arbeit würkte gar schlecht in die Tiefe; und als er sie ermähnte besser zuzustoßen, bekam er zur Antwort, sie mü< sicn befürchten, daß das Eisen wieder zerbräche. Er nahm demnach selbst das Brecheisen zur Hand, unv wollte seine eigenen Kräfte versuchen, die er auch hintt^ chend fand dasselbe uach etlichen Stößen abermahl z" zersprengen allein zu cmem unwiederbringlichen Schadcll, weil kein Schmid und kein neues Brecheisen zu habe" war. Man kann demWerkzeuge hierin keine Schuld ge' ben, als welches von dem sogenannten weichen Eisen war, wie ich um so viel gcwisjcr wüste, als ich es ausdrücklich in Iakunk dazu hatte schmieden lassen. Das W"^" halle ihm ebenfallb st ine Tücke bewiesen. Er ließ in dc>" At" Icnisiisk 2855 N>. U3 Anfange des Hornungs cm icch in das Eis bis an das ftiessende Wasser hauen, um zu schen, ob nicht das Wasser in diesen Gegenden ohne Verlust seiner Flüssigkeit einen größeren Grad der Kaltt annehmen würde, als in andern ländern, da man nach der von seinem Hrn. Bruder gemachten Eintheilung des Thermometers, den hundert und zwey und fünfzigsten, nach der Fahrenheitischm den zwey und dreyßigsten Grad wahrgenommen hatte. Er hlcng das einzige Thermometer, das er noch übrig hatte, ohngcachtet demselben wirklich zwey Drittel von seiner iänge abgiengen, in dieses ausgchaucne ioch, und nahm sich nicht mehr Zeit, als nach Hause zu laufen, um sich einen Augcnblik zu warmen, in der Absicht, so gleich wieder bey dem Thermometer zu seyn, worüber aufs höchste zehm l'is zwölf Minuten verlaufen konnten- Als er aber zurückkam, fand er das Thermometer, welches ohngc-fähr dreyßig Klafter von feinem Hause aufgehängt war, so fest eingefroren, daß er dasselbe, so vorsichtig er auch damit umgehen mogte, nicht mehr ganz und unbeschädigt heraus brmgen konnte, und vermuthlich deswegen, weil es binnen dieser wenigen Zeit auf drey Zoll und zehen ii, mm eingefroren war. Er kriegte es endlich in Stücken wieder heraus, und ist selbst nicht gewiß, ob die geschwinde Erzeugung eines so dicken Eises, oder die durch die fast unerträgliche Käke verursachte Unvorsichtigkeit, mit welcher er das Eis durch Hülfe des Messers durchgestoßen, 149 *73^ Monat Jan. ßcn, um das Thermometer vom Eise zu befreyen, für die wahre Ursache der Zerstückung zu halten isi. Denn die Kalte soll so groß gewesen seyn, daß er die Hand unmöglich zwo Minuten lang in dcr freyen iust hätte halten können, ohne sich in Gefahr zu setzen, daß sie erfröre. Er versicherte, daß so lange er sich in diese« kalten Gegenden aufgehalten hatte, die Winde drey Vier^ tcl von solcher Zeit aus Norden, oder, genauer zu sagen, zwischen Nordwcst und Nordnordost gewesen waren, und daß mait selten Himmel oder Erde gesehen hatte, wenn der Wind aus einer Gegend, daraus er eine zeit" lang geblasen, sich in eine andere derselben entgegen gesetzte gewendet hatte. Er soll öfters solche Schnccgestö< ber mit sich geführt haben, daß ein Mensch bey deren Er-blickung hätte glauben sollen, die ganze iuft wäre Schnee. In solchen Umstanden hätte ihm auch das Feuer, von dem man sich mehr gutes als von allen ubn'qcn Elementen hatte versprechen können, nicht die gehörige Dienste gethan, indem ihm auch ganz in der Nahe desselben gar oft die Fingcr erfroren wären. Die iuft wäre auch wäh^ rend seinem Aufenthalte in diesen Gegenden von so ü-bler Beschaffenheit gewesen, daß ungefähr die Hälfte der Einwohner, die doch daselbst gebohrcn und erzogen wa^ ven, von Krankheiten wären aufgerieben worden. Dics ist alles, was jemahls von dieser Reise kund geworden ist, und was auch vielleicht jemahls davon bekannt wer- den Ieniseisk 28^5 werste. 145 den wird. In dem letzt angeführten Briefe schreibt zwar der Hr. Professor La Croyere, daß er ungeachtet aller dieser Widerwärtigkeiten doch etwas ausgerichtet hatte, es wäre aber kaum der zehende Theil von demjenigen, was er gehofft hätte. Ich wünsche, daß es etwas sey, und dieses Etwas der gelehrten Welt dereinsten bekannt werden möge; ick habe aber große Ursache daran zu zweifeln. In seinen iebzeiten ist nichts davon bekannt, oder an die Academic der Wissenschaften eingeschickt worden. Er hatte das beste Herz von der Welt, und die stärkste Neigung etwas gutes und den Wissenschaften ersprießliches auszurichten. Man siehet augenscheinlich, daß er nicht nöthig gehabt hatte sein ieben solcher Kleinigkeiten we« gen in Gefahr zu setzen, und doch hat er es würklich ge-than. Zwar waren es in der That keine Kleinigkeiten ge-Wesen, wenn seine Hoffnung genug gegründet gewesen wäre. Hatte er die einzige iänge des Ortes, da er sich aufgehalten, durch gewisse und unzweifelhafte Wahrnehmun« gen aus der Sternkunde bestimmet, so wäre dieses gewiß eine wichtige geographische Entdeckung gewesen, die sei« Nen Namen verewiget hatte. Er konnte aber voraus se< hen, daß dieses nicht geschehen würde: denn erhalte kei< nen Menschen bey sich, dem er nur so viel zutrauen durfte, daß er die Secunden bey der Penduluhr recht zah° K len Kän,tsch.R.3.LH '46 1739 Monat Jan. len würde; er war mit keinem Menschen versehen, der die allergeringste Wahrnehmung aus der Sternkunde machen konnte; seine Werkzeugewaren schon alle bescha" digt, wie sie hingebracht wurden, und niemand war da, der sie wieder herstellen konnte. Alles kam einzig und al, lein auf ihn an. Nun weiß ein jeder, der nur ein wenig dergleichen Sachen mit angesehen hat, daß es ansei-nem zu den Wahrnehmungen am Himmel besonders bestimmten, und wohl bestellten Gebäude, einem einzigen Menschen nicht möglich ist, die Verfinsterung eines Trabanten des Jupiters, ohne irgend einige Beyhülfe, M mal mit elende», nnd schadhaften Werkzeugen, und an einem unbequemen Orte wahrzunehmen, was konnte also großes geleistet werden? Die Aufzeichnung der einzigen iänge der Pendul,und einiger Thermometrischen Wahrnehmungen hat es wohl nicht verdient, daß man darum ftin icbcn wägete; dann dieses scheinen Kleinigkeiten zu seyn. Aber auch diese Kleinigkeiten sind vielleicht wegen der unglücklichen Verknüpfung, worin die Dinge sich be^ fanden, verborgen geblieben. Die Verschickung desStu^ denten Iwanows nach der See hat der natürlichen Ge-schichte nicht den allergeringsten Vortheil zuwege gebracht. Es ist weder etwas gesammlet, noch aufgeschrieben worden» An dem wllm ist zuvor schon würklich viel mehr geleistet gewesen, als von der Eilfertigkeit des Hrn. Professors)" hoffen war,unh die Reise des Feldmesserlehrlings Scha- rvirill Iemseisk. -47 tvirm von werchowiluiskoi nach Olccminskoi . 149 nun ein Kayserlicher Befehl ergangen wäre, daß man dergleichen Sachen sammlen und einschicken sollte, sobä-ke er, man mögte seinen Sohn mit ihm nach Wjans« koje Gimowje und nach der See abfertigen, weil erwe-äkn seiner schlechten Augen und schwachen Gedächtnis«? ses, woran sein Alter schuld wäre, sich nicht allein getrauenden Ort wieder zu finden, damit zufolge gedachtem Befehle diese Köpfe nachIakuyk geliefert werden könnten. Der Woewode schickte also diesen gleichfalls dahin. Im 5ahr ,724. gab abermahl ein Iakutzkischer Sluschiwoi Iwan Riprjanow, bey eben dieser Kanzley eine Bitt« schnft ein, und stellte vor, er hatte im verwichenen 172HM Jahre von dem am ^ndiglrka - Flusse gelegenen Sa« schtwerokoi Gstrog ans, zur Sommerszeit nach dem Ulcht weit von der Mündung des Indigirka in diesen einfallenden Fluß Jelon eine Reise gethan , und das Glück gehabt in einem hohen Ufer des gedachten Jelon - Flusses einen frischen Mamontbkopf mit einem Hörne und allen Theilen desselben zu finden; er hatte denselben ausgcgra-ben, und dort liegen lassen, damit er ihn daselbst, wann es nöthig wäre, wieder finden könnte: daher bäte er, wan mögte ihn mit noch einem paar leuten, die solche Sachen in diesen Gegenden auszusuchen pflegten, dahin abgehen lassen. Auch darin willigte der Hr. Woewode. Dcr Rosak «isete bald darauf nach Sasthiwcrskoi ab, "nd kam nach zween Monaten daselbst an, da er sick K 3 denn ,5° «739 Monat Januar. dann alsbald nach gedachtem Flusse Ielon begab, auch den angegebenen Kopf mit allen Gliedern wieder fand: allein jctzo meldete er nur von einem halben Hörne, da «r vorher doch ein ganzes angezeiget hatte. Er brachte das halbe Horn nut dem Kopfe zu Wasser nach Saschl" «verskoi, und schickte es im Augustmonat zu Pferde nach Iakulzk an die Woewodenkantzley. Er meldete zugleich, daß er an selbigem Flusse Ielcm im Brachmonat noch zwey ganze frische Hörner des Thieres Ma--mont gefunden hätte, die er auf seine Kosten nach Ja-kuyk bringen, und an die Casse Ihro Kayserl. Majestät abliefern würde. Seinem Berichte zufolge ist der Kopf, und das halbe Horn angenommen, und ihm zugeschrieben worden, daß er die zween Hörner, davon er Bericht gethan hatte, nur nach Iakuyk bringen sollte. Den Iakutzkischen Rosacken gefiel es, daß sie unter dem Vorwande Mammontsknochen zu suchen, st treffliche Reisen thun konnten; man bewilligte ihnen fünf bis sechs Postpferde zur iieferung derselben, da eines ge' vug gewesen wäre, und sie gebrauchten also vermuthlich die übrigen zu ihren eigenen Waaren. Das mustc ihnen unfehlbar Muth machen, und daher bekam einer nach dem andern lust, dem Verlangen des Kayscrs ein Genügen zu thun. Ein jeder wünschte das Gerippe eines frischen Mammoms zu haben; dann sie fanden große Vortheile le dabey. Das Gerippe des MammontS war ein heiliges Gerippe, das niemand anrühren durfte; ja was nur den Namen eines solchen Gerippes führte, es mogts seyn, was es wollte, war niemanden zu berühren erlaubt. Die Zollbedienten fürchterm sich, es nur von wei-lem zu besehen. Genug, das Gerippe war für den Kayftr selbst, und die Aosacken glaubten, ein Zoll, bedienter würde ein Verbrechen der beleidigten Majestät begehen, wann er sich unterstünde viel nach «twas zu fragen, das dem Kayfer selbst gehörte. Eins Zeitlang wollte demnach jederman Mammontsgerippe su-Hen. Es ist zu vermuthen, daß der Iakutzkische Woe-wode Ismailon? es endlich gemerkt haben würde, wan« kr daselbst langer geblieben ware; er gieng aber im Frühlinge des listen Jahres nach Irkutzk ab. Kaum war er weg, so gab ein Iakutzkischer Rosäck, Namens Iwan Schkulew ben der Iakutzkischen Kanzley eine Bittschrift ein,man mögte ihn nachSasthiwerskoi O-sirog,und nach den Alaseischen und Kowymischcn Si-niowjen abfertigen, um daselbst dergleichen Knochen gleichwie auch achten Krystall zu suchen, weil er sich schon ehedem in gemeldeten Simowjen aufgehalten, und in selbigen Gegenden verschieden merkwürdige Dinge aufgesucht, auch schon würklich einige gefundene Knochen nach Ir-kuizk gesandt hätte. Nichts schien wichtiger zu seyn, als diese Abfertigung. Man fand schon genug Exempel vor sich, und dieser Schkulew ward den 2isien April 1725. 'n die verlangten Platze abgeschickt. Im «52 »739 Monat Jan. Im Iabr 1723 sandte der Indigirskische Commissa« rius N"asi:r Rolesthow nach Jakuyk und von da nach Irkutzk das Gerippe eines Kopfes von einem bewundernswürdigen Thiere, welches zwo Arschin, weniger drey Werschok lang, eine Arschin hoch, und mit zwey Hörnern und einem Zahne von einem Mammonthiere versehen seyn soll. Dieses Gerippe ist den iH.Dctober 1723. in Irkuizk angekommen, und ich habe die Nachricht davon in der Irkußkischen Kanzley gefunden. Von obgemeldetem Schkulew soll ebenfalls in"> September 1724 ein Horn von einem Mammonthiere in die Irkuß" kische Kanzley geliefert worden seyn. Alles dieses, was ich von dergleichen Nachrichten gesammlet habe, betrifft meistentheils einerley Art Knochen, und zwar i) alle diejenigen, die in der kayscrlichen Naturalienkammer in Petersburg unter dem Namen Mammontsknochen vorhanden sind, welchen kein Mensch/ der sie mieden Elephantcnknochen zusammen halten wird, eine vollkommene Aehnlichkeit mit diesen absprechen kann. 2) Siehet man aus dcn obigen Erzählungen, besonders des Spiridon pormjagm, daß man zuweilen auch Köpft von einem ganz andern Thiere, als von einem Elephant ten, in der Erde gefunden habe, welche insonderheit in Ansehung der Gestalt der Hörner, eher einem Ochsen, als einem Elephantenkopfe ahnlich gewesen sind. Dieses Thier kann auch . Ienlseisk 2305 werste ,)3 auch nicht so groß gewesen seyn, als ein Elephant, wle ich dann einen Kopf davon in Iakuyk gesehen habe,, welcher aus Anadirskoi Ostrog geschicket, und dem bvl! Vortn^Hjn gefundenen vollkommen ahnlich gewesen seyn soll, Ich habe auch einen von Ilainskoi -739 tNonac Januar.. mehr oder wenig gelbe, braun, oder bekommt auch an< dere Farben, nachdem noch zu der luft eine Feuchtigkeit kommt, die darauf wirket; ja das schwarzblaue wird oft, wie auch Herr von Srrahlenberg sagt, von vermoderten und verfaulten Zahnen ausgeschnitten, wie es an Wurzeln zu geschehen vfiegt,die meistens verfault sind, aber noch einige Stücke von besonderen Farben in sich haben, die zum Auslegen des Schreinwerks taugen. Für die natürliche Geschichte wäre zu wünschen , man wüste fül die andere Art Knochen, die in Sibirien gefunden we? den, die Art des Thieres eben so groß, als für die Mamontsknochen, wozu aber keine Hoffnung ist, als wenn man die Gerippe allerhand fremder Thiere, besondersaus dem Ochsengeschlechte fieißig mit diesen Knochen zusammen hält. Unterdessen empfehle hierzu vor andern die Bisamochsen, welchen Hr. Ieremie zwischen der riviere vanoise und riviere 6u I^ouj) marin, die beyde in Hudsons Meerbusen fallen, ihren Wohnplaß a«< weiset, die kleiner als die Europäischen Ochsen sind, hingegen eine unvergleichliche Wolle haben sollen. " Ich * Relation du datroit & de la baie de Hudson par M« Ic' remie p. 9, dans lc rnueil des v»iages m W"' " tom. VI. Yeniseisk 2805 werste. i6l Ich habe aber doch noch nicht alles gesagt, was bey Gelegenheit dieser Mammontsknochen entdeckt worden ist» In dem Jahre 1724 den ,6ten April meldete ein Ja« kuhkischer Sit» Bojarskoi Seinen Rurilow in der Iakuhkischen Woiwoden-Kanzley, daß ein Iakutzkischer Sluschiwoi, Iwan Tstherncjew, in der am IndlIirka gelegenen Njandinskoje Sinwwje ein ge< wundcncs Horn eines ganz unbekannten Thieres liegen hätte, worauf ein Befehl nach Saschiwerskoi Ostrog trgieng, solches Horn mit einem Boten aus Njandins-kose Slwowje abholen zu lassen, und nach Iakuyk zu schicken. Es kam solches schon den 29sten Octobr. dcssel« ^en. Jahres in Iakuyk an, und wurde so gleich nach Irkuizk weiter geschickt. Vermuthlich ist dieses Horn in der Gegend des Indigirka in der Erde gefunden worden , obwohl in den davon sowohl in dcr Iafuhkischen als Irkuhkischcn Kanzley vorhandenen schriftlichen Nachrichten nicht das geringste von diesen Umständen bcsi'ndlich ist. Von diesem gewundenen Hörne habe ich durch Nachfragen sowohl in Irkuyk als Iakuyk so viel herausgebracht, daß es vollkommen, als das Horn des Wallfisches Nach» Wal ' ausgesehen habe, welches in alten Zeiten in der ganzen * Wonodon Art, Monoceros & un'tcornu alüs. Narh\ril Worm, & Klein, v. I. T. Klcip.ii Hist. pisc. nat. prom. Miss, 11, §. 18. . . Tab U. C. l Ramtsch.R.Z.THeil. i62 1739 Monat Januar. ganzen Welt sehr hoch geschähet ward, ehe man wußte, daß es das Horn eines Walisisches war. Es mußte daS Horn des Einhornes seyn, dessen die heilige Schrift an st unterschiedlichen Orten gedenket, und ihm erstaunliche .Kräfte zuschreibet, so daß auch Moses von GOtt sagt, daß seine Kräfte, wie des Einhornes seyn. Auch in der Arzneykunst hielte man es damahls sehr hoch, und glaubt?, daß es nicht nur allen Gistcn auf das kräftigste widerstünde, sondern auch in allen giftigen Krankheiten ein gewisses Mitte! sie zu vertreiben wäre, wie denn besonders das Zeugniß der Augspurgischen Aerzte, so XVormius anführt, einen fast hiervon überführen sollte. Man hat es deswegen schon von alten Zeiten her in der mareria me^ica unter dem Namen wahres Einhorn (umcornu veruln) und alle Apotheker und Materialisten, die es auS Holland unter diesem Namen verschreiben, bekommen dafür den Zahn des Nachwal. Das Horn zu Sr. Denis, das so viele Wunder in Frankreich gethan haben soll, ist kcin anderes Horn, als der Zahn dieses Fisches. In Rußland, Engelland, Holland, Italien und Deutschland hat man eben diesen Zahn gar lange Zelt für das Horn des Einhornes ausgegeben. Aber endlich bat man aller Orten die wahre Beschaffenheit erfahren» Schon im Jahre 1645. ist die obenangeführte Erzählung von Grönland geschrieben worden, worin gemeldet wN'^, daß ohnlängst die Gesellschaft von Neugrönland z" Ieniseiok 2305 werste. 163 (oppenhagen jemand nach Mosiau mit allerley auserlesenen Stücken voll crwchnttm Hörne an den Groß« fürsten gesandt hätte, bey dessen Vorfahren diese Hörner in großem Ansehen gewestn waren; der Großfürst hätte sie ftinem )lrzte gewiesen, und dieser ihm so gleich gesagt daß es Stücke von gewissen Fischzähncn wären, worauf auch der Gesandte zurück gegangen wäre, ohne daß er das geringste verkauft hätte *. In Sibirien scheint es doch, daß man es für das Horn eines überaus seltenen Thieres gehalten habe, und daß dieses Thier in den dor. tigcn Meeren sich nicht aufhalten müsse. Herr Fischer, jetziger Professor bey der Kayserlichen Academic her Wissenschaften in Sr. Petersburg, hat mir 1741 aus Iakurzk geschrieben, daß cm solches Horn, dessen Wen, düngen von der rechten gegen die linke Seite gegangen, nach Jakutzk aus Anadirskoi (Ostrog gebracht worden sey, allwo man es im Morast in der Erde liegend gefunden hätte; es wage eilf Pfund, und sey fast aeaen drey Arsckin lang, und man habe es nach Irkuyk geschi« cket. Dieses nun dienet zur Bestärkung des Beweises daß dieses Horn, oder vielmehr dieser Zahn wirklich auch in Sibirien in der Erde gefunden worden sey, wiewohl es vielleicht sehr zweifelhaft ist, ob er aufeben die Art, als die * Rccueil des voiages au Nord Tom. 1. $, 114, i 2 if'4 ,739 Monat Januar. die Elephantenknochen dahin gekommen sty. Denn da mir nicht mebr, ase diese zwey einzige Exempel vom Iw digirka und Anadir-Flusse bekannt sind, welche beyde man für Flüsse eben derselben See halten muß, so wäre ich fast geneigt zu glauben, es sey auch vor diesem ein Narh-wal, vielleicht nur als ein Fremdling, dann und wann in der See gewesen, der elwa seinen Zahn abgestoßen hätte. Denn dieses habe ich schon oben gesagt, daß viele Spu« ren vorhanden smd, daß das Eismeer sich vor disftm viel weiter nach Süden erstrecket habe, als in jetzigen Zeilen; folglich ist es kein Wunder, wann man heul zu Tage Ue-berbleibsel von Seethiercn weit von der See im trockn nen findet. Ich habe aber noch etwas von dergleichen Knochen beyzufügen. Als ich mich in Iakuyk aufhielt, erfuhr ich bald, daß ein Aojack daselbst wäre, welcher von einer gewissen Art Knochen, die man aus Anadirskor «Dstrog brachte, Täftem schnitte, womit er Kästlein überlegte, die ein überaus schönes Ansehen hätten. Ich ließ mir solche Kästlcin weisen, die ziemlich weiß, aber wie gcmarmelt auesahm; ich erfuhr auch bald, da h sie von Wallroßzähnen gemacht wären, die man von Zeit zu Zeit aus Anadirskoi OstroZ brächte. Ich schaffte mir selbst derglcicken Zahne an, und ließ ein solches Kästlein für die kayserliche Kunstkammer verfertigen. Das Thier, davon Iemseisk 23^5 wersie. 165 davon diese Zähne sind, wird in Ruffischen Morsit), von den Samojcdcn, die an dem Tajseewischen Meerbusen bey der Mündung des (l)b wohnen, Time, von den Deutschen Wallrosi, von den Franzosen Vacke ma. rme genannt *. Sie sind um ^c»wa Semlja, um dic Meerenge weigay und auf allen Inseln bis an den Ob hin, wovon schon oft berührter Kecueil <1e5 voices au I^orä ^om. I. ^?. Zy. I7ciin. II. j). 269. 274. I^om. IV. ?. II. ^). 61. <^ p. ^2 nachgesehen werden kann. Es soll auch lloch bis in die Gegend des Ienisei«Fluffes emi< ge geben; ja man sott vor diesem bis an den pjaslda hili zu Zeiten einige gesehen haben, jetzo aber soll an letzt berührtem Ort keines mehr zu sehen seyn. Sie sind her« nach wieder häufig um die Spitze Schalagmskoi bey den Schuktschi, wo sie so groß fallen, daß diese Völker von den gröstm Zähnen dieser Art Schlittensohlen zu machen pflegen; von den kleinen aber sehen sie Stücken in die Backen zum Zierrath, oder, wann sie, wie z.E.r.n Kriege, fürcbterlich aussehen wollen, zum Schrecken ein, machen davon auch Messer, so wie von den großen Aexte und dergleichen Hausrath. Es ist glaublich, daß sie von dort aus bis an den Anadir-Fluß in einem fort häufig sind, wie * Linnaeus in fciltfflt Systemate naturae ttCilllf ftC : Phoca dcmibus canini» cxserti«- lZ i66 1739 Monat Januar. wie dann alle diejenigen, die man nach Jaklwk zum Ver« kaufe bringt, von Anadirskoi herkommen. Man fm< det sie auch in der Hudsonischen Meerenge aus der Insel Phellpeaux, wo sie eine Ellen lang, und so dick wie ein Arm seyn, un d auch beynahe so schönes Elfenbein als der Elephant haben sollen '. Die Anadirokischen werden im gemeinen Handel und Wandel in Cschetwernje, pja-» temje, Schcstcrnje :c. eingetheilt, das ist, in solche, deren vier, fünf, sechs:c. auf ein Pud gehen. Es giebt such solche, von denen acht Stücke ein Pud ausmachen, nicht daß es noch viel kleinere geben sollte, sondern weil es nicht der Gebrauch ist dergleichen kleine Knochen zween bis drey Monate lang zu iande zu führen, in welckcM Falle die Unkostsn des Uebcrbn'ngevs nicht bezahlt würden. So wie es aber kleinere giebt, als acht auf ein Pud, so giebt es zu Zeiten auch noch größere, als vier auf ein Pud. Auch solche, von denen nur drey auf ein Pud gehen , sind nicht so gar selten. Ja man hat mich bey meiner Anwesenheit in Iakuyk versichern wollen, daß man daselbst einmahl einen Zahn gehabt, welcher fünf und drey" M Pfund gewogen hätte. Ich habe selbst nicht wenige, die auf fünf viertel Russische Ellen, und ein paar die anderthalb Ellen lang waren, gesehen. Sie sind meistenlheils breiter als d ick. Diejenigen, welche von erwähnter bange sind, kann man wohl in der Dicke mit einem mageren Arm vergleichen; sie sind • Recueil des voiages au Nord Tom, VI. Jeremie Relation de la baie de Hudson p. 7. smdaber aufvier Zoll breit und nocWreiter, besonders gegen das untere Ende.' Das maserichte (Schtschadrma) an dies'n Knochen ist fast dasjenige, was in Rußland und Sibirien am höchsten geschäht wird. Es siehet gelblich aus, und ist mit weißlichen sehr harten auf allerley Art durch einander laufenden Adern untermengt. Dieses allein wird auch nur zu denjenigen Täselein gewählt, wo-. mit man die obgemeldete Kästlein auflegt, und man sm-det es von den Wurzeln dieser Zähne an bis ohngesähr zwey dritttheil gegen dieSpiße hin, odcr auch etwas weiter hinaus; die Spitze aber und die äußere Rinde rund herum 'st ganz weiß und sehr hatt, so daß es an Weiße und Härte auch das Elfenbein übertrifft. Aus diesem werden in. Rußland gemeiniglich Schachspiele gedrchet; in Frankreich, Angclland und Deutschland aber dienet es wegen der großen Harte zu falschen Zähnen, die davon geschluttcn und eingesetzet werden. In den Zusätzen zu dcn Ncisen der Hauptleute Wood und Frid. Niartens " liesct man, aus der Erzählung eines Norwe-' gcrs Namens Octhcr, die er seinem Obecherm Alfred, Königin Engclland that, daß der Wallroßfang schon vor acht hundert Jahren, bloß wegen der Zähne, die man sehr hoch geschähet tzabc, üblich gewesen j?y. In dem Jahre * Wclchc in dem kecuci! 6« voiax.« »u d^olä T'am. !I. stl'hc«. 68 1739 iNonar Januar. 1754. hat mau auf einem Schiffe, das einem Englischen Kaufmann Welden zu gehörete, bey der «Insel Cherr? unter dem vier und siebenzigsten Grade fünf und vierzig Minuten nördlicher Breite eine solche Menge Wall^ ro.se angetroffen, daß sie wie die Ferkel auf einander qclegen hab»',,. Die Sckissleute aber hatten unter mehr als lausenden, die bey einander gewesen waren, mit drey Flinten nicht mehr als funfzehen Stücke erlegt, doch aber cine große Menge einzelne Zahne gefunden, womit sie cm ganzes Faß hatten anfüllen können. Noch ehe der izte Iul. vorbey war, haben sie noch bey hundert dergleichen Thiere erlegt, davon sie aber nichts, als die Zähna mit sich nahmen. In den fol^ genden Jahren haben die Engellönder viel mehrere Gcfchicklichkeit erlanget, diese Thiere zu erlegen, als wovon sie auch das Oel zu nutzen lerneten. Im Iah, re 1705, wie es an eben diesem Orte heißt, haben sie den 6ten Iul. eine große Menge, 1706. in sechs Stunden sieben bis acht hundert, 1708. in sieben Stunden über neun hundert, 1710 in einem Tage achthundert Wallrojse erlegt. Ein einziger Mann tödtete ganz allein in einem Tage vierzig Stücke mit elller lanze. Ich habe nicht gehört, daß man bey Anadirs« koi Gstrog jemahls auf den Wallroßfang ausgegange» sey, um die Zähne, die man so häusig von daher bringt, zubekommen, sondern daß man sie auf niedrigen Ufern des ^ Ieniseiok 2825 wersie. 169 des Meeres von dem Körper» der Thier? abgelöset findet, und also nicht nöthig hat die Wallrosse vorher zu erlegen. Entweder müssen diese Thiere ihre Zähne in gewissen Zeiten ihres Alters schieben, und gewisse Oerter des Mce-rcs erwählen, da sie dieses am liebsten zu thun pflegen; oder sie müssen sich dieselben zu Zcittn auo Unvorsichtigkeit oder vielleicht gar im Kämpft abstoßen. Mall könnte vielleicht auch noch dieses sagen, daß von allen Thieren, wann sie in diesen Gegenden umkommen, die Zähne lie, gen bleiben. Ich bin nicht im Stande zu bestimmen, was wahrscheinlicher ist. Ich habe kurz zuvor angeführt, daß die Engcllander auf der Insel Chcrry auch dergleichen einzelne Zahne liegend gefunden haben; ich weiß auch aus mündlichen Erzählungen der Jakutischen Rosac^m, daß auch bey den Tschuktscbi einige Stellen seyn, wo dieje Zahne in solcher Menge gesunden werden, daß sie bey ih< Ncn nicht nur zu allerhand HauSgeräthe und zu ihren Ba-ckcnzierrathen, sondern auch zu Opfern gebräuchlich waren» Sie sollen große Haufen derselben zusammenwerfen, um sich ihren Göttern oder Teufeln beliebt zu machen. Es scheinet, daß sie hierin eine gleiche Gewohnheit mir den Lappen haben. Denn so wie diese ihre Ncnnthierknochen zu allerley Hausgerathe und zu Opfern anwenden, so machen es jene mit den Wallroßzähnm, die sie fast so häufig haben müssen, als jene ihre Rennthierknochcn. Schon verschiedene Uebhabcr natürlicher Dinge haben mich sowohl schrift- i 5 !ich I?o l7ZZ nionat Januar. lich als mündlich befragt, ob ich nicht dafür hielte, daß die AnadirSkischen Wallrosse eine ganz andere Art von Wallrossen waren, als diejenige, die sich m der Nordsee und im westlichen Eingänge des Eismeers befände? Da man von dem pjasida an, längst der ganzen nordöstlichen Küste, um die Flüsse Tamura, Charanga, Glcnek, Lena,' Raraulach, Iana, Indigirka, bis Row^ »na niemahls Wallrosse gesehen har, so scheinet es wohl, daß die Grönlandischen und bey dem westlichen Eingangs des Eismeeres befindlichen Wallrosse mit denjenigen, die sich östlich vom Aolyma und bey der Spitze Schale gmskoi, und weiter hin bey Anadirskoi aufhalten, gar keine Gemeinschaft haben, und nicht zusammen kow< men, folglich läßt sich hieraus keine Wahrscheinlichkeit erzwingen, als waren sie von einerley Art. Allein ebctt so wenig darf man hieraus schließen, daß es zweyerley Arten seyn. Ich sehe auch keine Möglichkeit, wie die Wallrosse von der Meerenge Hudson zu den Anadirskischen oder Tschuktschischen kommen können, und deswegen läßt sich auch nichts von ihrer Aehnlichkeit oder Unahnlichkeit b^ stimmen. Ueberhaupt ist dieses gewiß, daß die meiste", welche man in Deutschland in den Naturalienkammcrn ausweiset, und die meistens von Grönland herkommen, in Ansehung derer sehr klein sind, nxlche aus Anadirok gebracht werden. Auch diejenigen, die von Archangel gebracht, und m der Gegend von Rola gesammlet wer^ den, , Icnisiisk 28la her. Nun sind dergleichen Plätze, da man viele Wallroßzahne, wie um Anadirsk, beysammen fände, nicht bekannt, und aus den übrigen gemeldeten Orten bat man keine andere, als die Zähne von erschlagenen Thieren. Ziehen sich nicht die Wallroffe, wann ihre Zahne anfangen groß und wankend zu werden, in gewissen Gegenden, woselbst sie bleiben, bis sie ihnen ausfallet, oder sie dieselben abstoßen können? Sobald ihnen aber neue gewachsen, wagen sie sich auch wieder an die Orte, da sie mit ihren Zahnen mehr Widerstand thun können? Sind also nicht vielleicht deswegen die Zahne erschlagener Thiere, als ,72 1739 iNonat Januar. als die sick auf die Stärke ihrer festen Zahne verlassen, und sich nirgends zu verstecken Ursache zu haben meinten, immer kleiner, als diejenigen, die von Thieren liegen ae< blieben sind, welche sie, als sie sclblgc in ihrer gröstm läu' ge geschoben, abgeleget haben Man kann hicrwider einwendet»: So müßte man doch in Grönland , uni Rola und in der Meerenge weygay dergleichen zahn' reiche Stellen finden'. Es kann wohl seyn, daß dergleichen da sind, wie ich dann oben auf der Insel Cherry cine" solchen Ort angezeigt habe. Wie viele Inseln aber tön-nen noch in diesen Mccm, seyn, die uns noch gar nicht bekannt sind? Bey den vielen Nachfragen, die ich wegen der nord' lichen länder gethan, habe ich mich verwundert, wenn ttil'r die Jäger der weißen und blauen Füchse, auch die Jäger der Rennthicre, sagten, daß sie oft auf vierzig, simfzig, ja bis auf hundert Werste wcit von ihren Wohnungen giengcn, wenn sie nur in einer solchen Weite eine gute Jagd vermuthen könnten; und doch meldeten sie zugleich, daß besonders in den Wintermonaten, da ihre meisten ^aaden seyn, öfters so entsetzliche Sturmwinde entstünden, daß man nicht den geringsten Weg mehr sahe, und g^ zwungen wäre da, wo man stände, zu bkibcn, bis der Sturm vorüber wäre. Sie sehten noch hinzu, daß ew jeder ein kleines Zelt mit sich nehme, welches ihm und seinem Hunde zum Aufenthalt oiente, und welches in der' 5 S ^ ^ ^ ^2 ^, 1 ^ ^ ß Iemscisk 2805 wcrste. i?z dergleichen Fällen so gleich aufgeschlagen würde. Es gicnge Mich keiner ohne Proviant aufotliche TageFür sich und seinen ' Hund aus, und sie könnten alsoemen solchenSturm wohl ein °der zween Tage, auch im Nothfall, wcnn sie sich die Theile verringerten, etwas länger aushalten. Ich fragte, wie sie, wenn der Sturm vorüber wäre, hernach den Weg zurücke fänden? Sie antworteten mir: cs gehe keiner ausdic Jagd, ^neslch mit einem Compaffe zu vevschen, welcher ihn immer Wiedec auf den rechten Weg bringen könnte; wenn wegen vieles aufgehäustenSchnees derWeg,den der Compaß wiese, Nicht wohl zu gehell wäre, so waren sie mit Schneeschuhen versehen, mit denen sie über allen Schnee hlnrutschen könnten. Ich verlangte einen solchen Compaß zu sehen, welchen mir auch der Jäger, den ich darum bat, ohne Verzug brachte, und erklärte. Er war von Holz, die Magnetnadel aber wiese ganz richtig. Es sind auf dem Compaß acht Hauptwinde gezeichnet, davon ein jcder sei« ncn eigenen Namen hat: Sicwer, (Norden,) Lieto (Süden,) N)stok, (Osten) Sapod, (Westen,) polu^ nosihnik, (Nordost) Objcdnik (Südosi) Scholonnik (Südwesi) Glubnik 5 wcrste. 175 einem Mahler, Namens Decker, zu uns abgeschickt waren, um mir in meinen Geschäften, denen ich mich nicht dllein gewachsen befand, beförderlich zu seyn, wie ich schon ehe dcm angezeiget habe. Wir bekamen zu dem Ende des Jahres Briefe von dem Mahler Decker aus Tomsk daß sie beyde im Spätjahre daselbst angekommen waren 5 ehe sie aber Schlittenbahn bekommen hätten, um sich zu uns zu begeben, wäre Hcrr Srcller an einem hitzigen Fieber so schwer krank geworden, daß jedermann «n seinem Aufkommen gar sehr gezweifelt hatte. Nun sey zwar die gröste Heftigkeit des Fiebers vorüber; sie vernahmen auch, daß die Schlittenbahn schon ganz gut wäre, Herr Stcllcr aber sey noch so matt, daß er aug Furcht seine Krankheit wieder zu bekomme::, sich von dan-nen nicht abzureisen getrauete. Einen Mann, der schon so weit gekommen war, wünschten wir je eher je lieber bcy uns zu haben, und schrieben schleunig zurücke, daß, so bald Herr Scellcr stiner Genesung völlig gewiß senn und keinen neuen Anfall von stincr Krankheit zu fürchten ha. bcn würde? er uns die Freude gönnen und auf das go schwindcste zu uns kommen mögte; so lange er aber noch die geringste Unpäßlichkeit verspüren würde, sollte er bleiben, wo er wäre, auch den Mahler, bis sie mit einander reisen könnten, nicht von sich lassen, um eine gesicherte Person bey sich zu haben. Gegen den 2asten Jan. l?39 kam er endlich zu unserer unaussprechlichen Freude bey i?6 1739 Monar ^mnar. bey uns an. Wir blieben bey unserm schon zuvor gs< faßten Entschlüsse, den Herrn Stcller da/u zu gebrauche«, daß er nebst dem Herrn Rraschenmnikow, von dessen schon im Herbste daselbst geschehenen Ankunft wir erst Nachricht bekommen halten, die völlige Beschreibung der natürlichen Geschichte von RamtjclMka zu Stande brachte, so wie es Ihw Kayscrlichen Majcstat Bcfchl ha^ ben wollte, und die weisen Maaßregeln der Academic der Wissenschaften es erforderten. Unser Gemüth wurde sehr aufgemuntert, da der wackere Mann nach wenigem Auf' enthalt bey uns genugsam zeigte, daß er der Sache ge-wachsen wäre, und da er sich von freyen Stücken zu die^ sem großen Unternehmen anboc. Wann ich diese Reise selbst hätte thun sollen, so ware sie Ihro Kayserlichen M"' jestat, wie ich freymüthig bekennen muß, viel höher z" stehen gekommen. Ich hätte zur Verrichtung meiner Geschäfte viel mehrere ieute zu mir genommen, welche nebst mir weit mehreren Proviant, folglich auch cine star' kere Lieferung desselben nölhig gehabt hätten. Und doch war bisher noch nicht die allergeringste Nachricht vonIl-klltzk eingelaufen, ob einige Hoffnung zu Ueberbringung des Proviants für unsere Gesellschaft übrig wäre, oder ob das Seecommando uns etwas von dem seinigen abge' ben wollte? Wir Meten zwar dem Herrn Steller vor/ daß er viele Noth zu besorgen hätte; er würde sich aber vielleicht, wann er sich in die Herren des Seecommando schicke" Imisiiek 2305 werste. ,77 schicken, mid sich vor ihnen schmiegen würde, welches wir wegen der uns von dm, regierenden Senat ertheilten Be» schle, und gnädigst gegebenen Erlaubniß, nicht wohl thun könnten, mit Gattes Hülfe durchbringcn können. Wir mochren ihm übligens das Ungemach so groß vorstellen, alb wir wollren,so war dieses für ihn nur eine desto größere Aufmunterung zu dieser beschwerlichen Unternehmmig, zu welcher er sich durch seme bisherige Reise schon gleichsam den Weg gcbahnet hatte.Er war mit keinen Kleidern beschweret. Weil man die Haushaltung durch Sibirien mit sich füh. ren muß, so hatte er sie so klein, als immer möglich, ein« gerichtet. Sein Trinkgefaß zum Bier war eines mit dem Trinkgefaß zum Meth und Vrandtwein. Wein Verlangte er gar nicht. Er Hütte nur eine Schüssel, daraus er speisite, und in welcher cr alle seine Speisen anrich» tete. Zu diesen gebrauchte cr keinen Koch. Er kochte alles selber, und dieses auch wieder mit so wenigen Um« standen, daß Suppe, Gemüse und Fleisch in einem Topfe zugleich angesetzt und gekocht wurden. Er konnte den Qualm davon in der Stube,da erarbeitete, gar leicht ertragen. Er brauchte keine Perücke und keinen Puder; ein jeder Schuh und ein jeder Stiefel war ihm gerecht; er hatte bey allem diesem keinen Verdruß über die elende tcbeneart; cr war immer gutes Muths, und je unordentlicher alles b< y ihm zugieng, desto frölicher war er. Er hatte nicht die gering« M ste Namrsch.R.z.Cheil. ,78 l?39 Nionat Januar. .sie Sorge, als eine einzige, deren cr sich aber eben durch diese Reise entschlagcn wollte, und die ihm folglich mehr zur Anjrischung diente, alles zu unternehmen, wodurch er sich die Vergessenheit dieser Sorge verschaffen könnte» Dabey merkten wir, daß ohngeachtet aller der Unordnung, die er in seiner Lebensart von sich blicken ließ, cr doch in Anstellung seiner Wahrnehmungen überaus pünktlich, und in allen seinen Unternehmungen unermüdet war, so daß wir deswegen nicht die geringste Sorge tragen durften. 'Es war ihm nicht jchwer, einen ganzen Tag zu hungern und zu dursten, wann er etwaS den Wissenschaften ersprießliches ins Werk richten konnte. Es lag uns abet noch außer diesem ein großer Stein auf dem Herzen, den nir gerne abgewälzt gesehen hatten, welches wir aber von niemand als von ihm hoffen konnten. Herr Axrasit)^ Ninnikorr meldete uns in seinem Berichte, daß er zwar hon Ochoyk nach Ramcscharka übergekommen wäre, aber nicht anders, als mit der allergrößesten lebensgefahr, weil das Schiff unterwegens leck geworden wäre, so daß man sehr viel von der Geräthschaft derer icute, die mit hemFahrzcuqe übergegangen waren, auch allem seinemVor< inthe von Mehl, womit er auf zwey Jahr versehen gewc< sen wäre, bey der großen Noth, worinn sie sich befunden/ hätte in die See werfen müssen, und daß endlich doch eben dasselbe Fahrzeug auf einer Sanddank, an dem Ufer vM Kamtschatka, noch ehe sie Bolfthcrezkoi Ostrog. -' ' Hä4tcn Ienisiwk 2805 Werste. 179 hatten erreichen können, gestrandet wäre; da sie denn zwar alle ihr ieben davon gebracht hätten, aber mit vicler Noth l,nd Kummer an das land und nach Bolscherezkot ^stron gekommen wärcn. Er konnte von diescm Un» glück nicht eher als im Frühjahre 173« einen Ben'ckt an uns abschicken, und auch dieser kam nicht eher zu uns, als 'm Anfange des Jahres 1739. Nun suchten wir zwar ohnverzüglich durch schriftliche Vorstellungen an die I> kutzkische und IatuhlMe Kanzcleyen ih,n schleunige und bestmögliche Hülfe zu verschaffen : allein wir wußten auch aus langer Erfahrung wvhl, was dergleichen Schriften zuwege brächten, wann man nicht gegenwärtig ist, uny die Sachen selbst bttreiben kann. Er hatte Klciocr und hauptsächlich Proviant hochsinöthia., und einem Manne, d.r sich so gut wie Herr Araschcmnniww, von Anfange der Reise bl'y uns aufgeführt hatte, wollten wir gewjß gerne >^holftn schen. Wir achtren de,l nach dksee für cinm ihm überaus günstigen ^sammenhang der Umftin-de. Kcmm hatten wir scinelweqcn aeschrieben und Anstalten gemacht, so muste Hcll. Stel:rr ten uns ankommen, und sich zu dcr Kamlschalki^cl en Rcije von ftll'st anbieten. Wir selbst schafnn ihm c.ift vo:: Kl idcrn allcs nöthige an, und packten es zusammen, daß es gegen Herrn SroUcrs Abreise senlg seyn könnte, dem Herm Srcllcr aber trugen wir auf alle Vorsorge zu tragen,daß unserm wegen heb Proviants und der Besoldung bey den M-. Kan. 'A) 1739 Monat Merz. Kanzcleycn gethanen Ansuchen auf das schleunigste ein Ge-nügcn geschehen mögte. Ucberdem setzten wir uns unver^ züglich nieder, unt arbeiteten Tag und Nachc dem Herrn Stcller eine schriftliche Anweisung zu ertheilen, nach welcher er sich auf der ganzen Reise zu richten hätte, was und wo etwas von ihm wahrzunehmen wäre, gaben ihm auch ein Verzeichnis; von allem dem, was wir schon in Sibirien in der natürliche,; Geschichte gethan halten, theilten ihm alle Vortheile mit, die wir bey unsern Wahrnehmungen nach und nach erlangt hatten, eröffneten ihm, wie weit seine Reisen gehen sollten, wie wir ihm dann auch mit gutem Bedacht meldeten, daß wir Professoren der politischen und natürlichen Geschichte, und alle, die zu uns gehörten, von d^r weiteren Reise zur See von Aaml? schatka aus durch einen gnädigen Befehl entlassen wären, und was dergleichen Sachen mehr sind, die zu seinem und der Wissenschaften wahren Nutzen abzielen konnten und mustcn. Mittlerweile schickte e5 sich bey uns zu einem nicht geringen Unstern an. Der Dollmetscher Ilia Iachomow, der von Anfange der Reise bis jetzo bey uns gewesen war, und sich allezeit so aufgeführet hatte, daß ich nicht weiß, daß er uns jemals nur den geringsten Verdruß vorschlich gemacht hatte, und der uns allezeit mit vieler Treue und Redlich' keit zugethan gewesen, wurde bald nach dem H. drey Kö^ nigs- Yeniseisk 28^5 N>erfte. 18 l nigstag krank; jedoch schien seme Krankheit von keiner son« derlichen Gefahr zu seyn. Er hatte anfanglich einen starken Catharr, der sich aber, als cr sich einige Tage zu Hause hielte, bald legte, so daß er wieder ausgehen konnte. Er lw'ste aber nact) einem paar Tagen wieder zu Hause blei« ben, bekam nach und nach starke Hitze, wowider ihm in kurzer Zeit zweymahl eine Ader geöffnet, auch Blaser gezogen, und die gehörige innerliche Arzneyen eingegeben wurden. Es schien zuweilen eine Besserung vorhanden zu seyn. Endlich aber bekam er einen Schmerzen, den en unten in dem rechten Auge zu seyn vorgab, wozu bald auch ein Harnbluten,und endlich eine völlige Verstopfung des Harnes kam. Ein Brennen durch den ganzen icib und ein paar darauf erfolgte gichterische Anfalle, auch eine lang« ' same Erstarrung der Glieder, und zuletzt ein Schlag-fiuß, machten ihm den vierten Merz den Garaus. Das Angedenken dieses wohlgesitteten, Christlichen und redlichen Menschen, der jedermann geliebet, niemand vorschlich beleidiget, in seinem Amte treu und fleißig gewesen, und GOtt über alles geehret und gefürchtet hat, soll bey mir allezeit im Seegcn bleiben. Dieser Tod war uns sehr empfindlich. Wir konnten uns diesem Menschen in allen Ueberseßungen wohl vertrauen. Wir hatten allerley ieute unter uns, auf deren verschiedene cin wachsames Auge zu halten nöthig war. M 3 Der I32 I7IY N7onat lNcrz. Der verstorbene war sowohl bey seinen landesleuten als bcy dl n DeutsiHcn beliebet; jedermann konnte ihn leiden, und d^wegen wußie cr immcr die Handlungen eines jeden am besten. Er war viel zu k!ug, als daß er diesen odcr jenen halte angeben sollen. Er ermähnte lange, und strafte mit Worten in der gröstcn Sanftmuth mit Bitten, ohne die geringste Anmaßung einiges Vorzugs, welchen er we« gen seiner amen und „nsträftichen tebendart in der That allezeit genoß. Wenn cr nichts mehr ausrichten konnte, so sahe cr, wie cr es uns beybrachte, doch immcr mit der grösten Vorsicht, daß wir nicht wahrnehmen mogten, daß es von ihm herkäme. Viele verdrießliche Sachen sind dadurch abgewendet worden. Ach diesen Menschen hatten wir nun verlohrcn ! S-'ine Sorgfalt im Abschreibe« und der Fleiß in Suchung der Russischen Wörter, die ein Deutsches Wort ausdrücken sollten, hatte siims gleichen Nichr. Unsere Schuften mit dem regierenden Senate und allen Kanzelcyen in Sibirien wurden alle in Rl lsi-schor Sprache gewechselt. Dieses konnten wir nicht ändern. Mit dcm guten Iachomorv giengen uns alle Hl'Fsmim l ab. Zwar hatten wir noch,einen Studenten, Alexei Gorlanow, der sowohl das Russische als lateinische lerlig schrieb, aber die Russische Wortfügung ver< stund cr nicht aus dem Grunde, und gab sich auch dis Mühe nicht den Wörtern nachzufotschm. Jedoch da er hierin nach dem Iachoncow der beste war, 5 wel sie. '83 hielten wir für nöthig, ihn dem Herrn Sreller mitzugeben, und wollten nach jenes Tode unser Wort nicht zurü« 6e ziehen. Wir nahmen uns von der Zeit vor uns selbst darauf zu legen, daß wir Russische Aufsäße machen könn» ten, und dieses gelung uns auch in kurzer Zeit sowohl, daß man unsere Aufsätze bald verstehen konnte; die bestän» dige Uebung brachte auch in kurzem mehrereGeschicklichkeit zu wcge. Wir suchten jetzo nur den Herrn Srcller völlig abzufertigen. Von den Maaßregeln, dir wir ihm zu ge« ben für nöthig befanden, habe schon oben etwas gemel« det. Wir mußten ihm auch ieute mitgeben, die ihm in seinen Verrichtungen hülfiiche Hand zu leisten geschickt wa» ren. Es blieb bey dem Studenten Gorlanow, den er zum Abschreiben seinerW ahrnehmungen,zu dem Briefwech« sel mit den Kanzeleyen, zum Verzeichniß der Wegcregister, zur Aufzeichnung historischer Nachrichten, und dergleichen Dingen gebrauchen konnte. Das nöthigste, womit wiv ihn zu vcrfthcn hatten, war ein Mahler. Nun hatte er zwar einen mit sich gebrackit. Wir wünschten ihm aber einen zu geben,, der eine besondere Fertigkeit im Zeichnen hatte, und dem die Arbeit von der Hand gienge, damit Herr Steller auch des Mahlers wegen nicht etwa gezwuns gen seyn möchte, an emcm Orte wider Willen lange zu blei, ben. Hierzu aber war kein besserer auszulesen, als der M4 Mahler i84 '?39 Monat Merz. Mahler Bcrkhan. Diesen gaben wir ihm also mlt, weil wir das gemeine Vcsie und nicht das unsere suchten, und noch überdem hofften, daß unsere und der Mahlen die bey uns blieben, zukünftige Reise nicht von so langcr Dauer, als des Herrn SteUers scinc seyn würde. Wir hielten es also für billig den fertigsten und geschickte« sten bey ihm zu lasscn. Wir fertigten ihn und seine Ge< scllschaft noch im Merzen ab, damit er noch auf dcn Winterwegen ^srtlltzk errcichell, und wo es möglich wäre, die Abreise nach Ramcjcharka künstigen Sommer antreten möa/e. Ich habe oben erzahlt, was für einen Schaden der Herr Professor de l Isle de la Croyere auf seiner Reise nach dem Flusse Olmek erlitten harte. Er ersuchte uns daher auf das inständigste schriftlich , daß wir ihm einen Künstler verschaffen mögien, welcher seine Arbeit verstünde, und besonders Pcnduluhren etwas zurecht bringen könnte. Er schlug einen vor, dessen gewöhnliche Woh. nung in Lodowk war. Schon einige Jahre her aber ist er mit der Russischen Caravans auf Befehl des Hofes nach China geganqen, weil man an ihm eine Begierde bemerket hatte, allerley in die mechanische und metallurgische Künste cinschlagelw? Dinge zu erlernen. Aus eben dieser Ursache aber konnte er nicht nach Ramrsibatka gelassen werden. Doch wagten wir es die von dem Herrn Prof. Iemsiisk 2805 werste 185 Prof. La Croycre aufgesetzte und uns zugeschickte Bitt« schrift nach Cobolek zu befördern, und begleiteten sie unserer Seits mit den triftigsten schriftlichen Vorstellungen, bekamen aber bald die Antwort, daß es wegen anderer in An» sehung diesesMenschen vorhandenen Befehle nicht geschehen könnte. Zu allem Glücke kam noch vor Abfertigung des Hrn. Adjunct Stellers ein Mensch in Imiseisk an, welcher bahin wegen einiger wollüstigen Verbrechen in das Elend verwiesen war, von dem wir bald erfuhren, daß er in d«M Uhrmachen, und anderen mechanischen Künsten ziemlich erfahren wäre. Wir foderten ihn kurzum von der Ieniseischen Kanzley, und verlangten, daß sie ihn mit bem Hrn. Adjuncto Sreller an den Hrn. Prof. La Croyere abschicken mögte, um ihm in Wiederherstel« lung seiner Uhren und Werkzeuge beförderlich zu seyn. Unsere Vorstellung hatte ihre Wirkung, und wir fertigten diesen Menschen noch mit dem Hrn. Greller ab. Weil wir zu Ende des Jahres 1734, bey unserm er, sien Aufenthalt allhier eine so strenge Kälte empfanden Y so hielte ich für rathsam auch diesen Winter Wahrneh« mungen über das Wetter anzustellen. Ich bin hieraus belehret worden, daß die Winter, so wie an andern Orten, also auch hier in Sibirien, nicht gleich seyn, und sin. de 5 S. dieses TagercMers ersten Theil S- 355 356. M5 »86 1759 Monat Merz. de fast nicht nöthig, sie Hieher zu setzen. Es wird genug seyn, wann ich einen Auszug aus den thermometrifchen Wahrnehmungen mittheile. Im Weinmonat wiese den 22sten umMitternacht dasDelislische Thermometer iyo,dett Tag darauf vormittags um 9. Uhr 197 und einen halben Grad. Den )ten Christmonat in der Nacht 193, den 4^ 205 und 2O2. den Iisten des Nachts 199. Gerade mit dew Anfange des Jahres 1739 war es bis an den 26sten fast in einem fort kalt zwischen 19O bis 215. Auch die zween letzte Tage dieses Monats brachten das Thermometer bis 198. hinunter. Vom Ienner an war keine rechte Käl^ te mehr, daher auch der Frühling in diesem Jahr früher kam, als man nach dem hiesigen Himmelsstriche vermu« then konnte. Im Merzen gab es hier viele CatarrheN und Husten, auch unterweilen hihige Fieber, Seitenstechen, und Fieber, die nicht über einen Tag währeten. Es fiengen auch die Masern in der Mitte dieses Monats all «inzureißen. Wir selbst musten auch darauf bedacht seyn, was wir künftigen Sommer anfangen wollten. Wir glaubten nicht, daß Icnisiisk allein uns den Sommer hindurch genug beschäftigen könnte. In recht nördlichen Gegen' den waren wir noch in keinem Frühjahre gewesen, und daher richteten wir unsere Absicht auf die Stadt Man-gasia, welches die nordlichste in Sibirien ist. Auf per Ienlscisk 23^5 wersie. »87 ^eise nach derselben, bekamen wir beyde Ufer des Jem- »ei - Flusses zu betrachten, und was wir im Hinuntergehen nichr wahrnehmen und beschreiben konnten, konnte 't! der Rückreise geschehen. Glcichcrqestalt konnten wir auch «n der Stadt Mangafta vicle Nachiichcen von dem ^llschnaja Tllnguska, die uns noch fehlten, ergänzen; und da wir auch Nachricht hatten, daß gegen Pttri und ^auli eine?lrt eines Jahrmarktes oder zum wenigsten einer Versammlung seyn würde, da alle heydnische Völ-^ dortiger Gcgellden zusammen kämen, so war auch die, ses eine erwünschte Gelegenheit sür dcn Hrn.Prof. Müller allerley Umstände, welche die Geschichte dieser Völker in vollkommenen Stand zu setzen tauglich seyn mög-ten, bey einander zu finden. Sodann hofften wir auch gegen unsere Rückkunft nach Icmscisk einige Entschlie» ßungen des hohen Senats auf unsere schon 1738« eingeschickte Bittschriften, oder vielleicht einige Nachrichten wegen der verlangten Absendung des Proviants von der Irkuhkischcn Kanzley für uns zu finden. Wir hatten viele natürliche Dinge, auch unterschiedliches von Kleidungen fremder Völker, und andere zur Völkergeschichte gehörige Sachen beyeinander, auch Waren seit unserem Berichte von dem Jahre 1737. überaus viele wichtige Sachen bey uns vorgefallen, davon wir dem hohen dirigirenden Senat einen vollständigen Bericht «88 '739 tNonat May. richt vor Antritt unserer Reise abstatten muste«. Des' wegen fanden wir für nöthig bey den Anstalten, die wlr zu unserer Reise machten, auch die eben berührten S^ chen zusammen zu packen, den Bericht an den Senat ab' zufassen, und alles dieses durch einen Curier M«t ersten offenem Wasser abzuschicken, wobey wir dann auch nack» der Abfertigung des Herrn Srellers G^ legenhcit hatten unsere ehemaligen Bittschriften zu wie-verhohlen, und besonders die Zurückberufung des HrN» Professor Niüllcrs, der verwichenen Winter abermahl starke Allfalle von seiner bisherigen Krankheit erlitten hat' ersie. «8, ben 27sten May aufdieselbcn. Schon seit dem Men April war der Imisii-Fluß aufgegangen, und schon den i2ten von Eise ftey worden, so daß wir beynahe einen Monat her das schönste Frühlingswetter allhier genossen hatten, wel, ches uns Hoffnung gab, daß wir auch schon in den un« teren Gegenden den Frühling vor uns finden würden. Schon beynahe drey Wochen lang waren die Felder grün. Es stunden schon ziemlich viele Krauter in ihrer Blüte da, "nd diese hoffte ich auch weiter hin zu finden. Wir hat« ten fast den ganzen Tag zu thun, bis wir alle nöthige Gerath, Waft eingepackt hatten, und bis alle Arbeitslcute versamm« let waren. Also stießen wir erst gegen Abend um 8- Uhr und zwar bey ziemlich starkem und widrigem Winde ab. Wir hatten die Ehre von dem Meister der Flotte, Herrn Roschelon?, welcher sich.noch seit seiner Obischen Reise all« hier aufhielt, und ohne Unterlaß den freundschaftlichen Umgang mit uns gehalten hatte, bis an die Mündung dee Rem-Flusses begleitet zu werden. Wir aber gicngen noch selbigen Abend bis an Tuschowa Saimka, so auf dem linken Ufer liegt. Das stürmische Wetter ließ uns nicht weiter gehen, und wir waren gezwungen hier zu übernachten. Der Zyste war uns zu unserer Reise nicht günstiger. Wir konnten vor zehen Uhr vormittags wegen des «YüMenden Sturmes nicht abfahren. Um berührte Zeit legte l9o 1739 den 29sten und zosten May. legte er sich, und wir glengen ab, mußten aber um ei« Uhr nachmittags bey dem Dorfe pogadalewa auf den» linken Ufer schon wieder anlegen. Hier fieng aufs ne^ tin so heftl'qer Sturm an, daß wir große Waghalse ha^ ten seyn muffen, in demselben, wann er uns auch günstig gewesen wäre, weiter zu reisen. Doch des Abcn^ gegen sechs Uhr legte er sick,p daß wir nicht nur diega'^ ze Nacht, sondern auch den ganzen folgenden Ta>) hl'"" durch ungehindert fortgehen konnten, bis wir den 2<)sten desAbendS gegen fünfUhr in die Gegend von Iarzow p<^ gost, der auf dem linken User liegt, kamen, allwo wic an dem Ufer Cungusin und Gjtjakcn stehen sahen, die uns bewegten hier anhalten zu laffen, weil wir vielleicht etwas neues, und uns dibher unbekanntes, von ihnen zu erfahren hofften. Sie kamen gleich ohne Anstand zu uns, und waren ht'er, um den gewöhnlichen jährlichen Tribut zu bezahlen, und wir konnten in der Russischen Sprache ziemlich mit ihnen zu rechte kommen, ob sie gleich freilich nicht fertig sprachen. Doch vermochten wir nichts sonderlich gescheutes mit ihnen zu reden. Sie pflegen gemeiniglich sich an dergleichen Tagen etwas zu gute zu thun, und zuviel Brandtwein zu trinken. In ihrer kauderwelschen Spr^ che klagten sie uns, der Russische Tributeinnchmcr hälts kemen Schreiber bey sich, könnte auch selbst nicht schrei ber, (sie brauchten das selbständige Nennwort (LublliM« üvulv) Dubtscheskaja Sloboda ZiZ- werste. 19? tivum) für das Zeitwort, (Verbum) und sie wären folglich gezwungen worden, den Tribut ohne Quittung abzugeben. Wir hielten nicht für nützlich und rathsam so lan, 3k zu warten, bis sie wieder nüchtern wurden, und fuh' ren daher bey Sonnen-Untergange mit trübem Wetter ab, konnten uns aber bald darauf des Seegels bedienen, wcl« ches wir bis Mitternacht mit sehr gutem Erfolge gebrauch« ten. Als sich der Wind legte, fuhren wir mit Rudern, und kamen den zosten vormittags gegen zehen Uhr in die Gegend des letzten Fleckens, vierzehen Werste unterhalb dem Flusse Dndcsches, welcher wie der Fluß am linken Ufer liegt, und Dudtscheokaja oder WovoZorva Elododa heißt. Herr Prcf. Müller hatte das Glück an die Slobode zu kommen, entweder weil sein Fahr^ zeug leichter zu regieren war, oder weil die Arbeiter darauf besser arbeiteten, um dem Winde zu widerstehen, wel« cher uns gegen das rechte Ufer trieb. Wie ich schon an dem rechten Ufer war, so war es bey dem bis in den spa« ten Abend anhaltenden hejtigen Sturme keine Möglich, keit auf das linke Ufer zu kommen, auch nicht einmahl i„ einem Kahne, weil die Wellen in dieser Gegend des Iemsii, Flusses schon so groß sind,daß sie auch aufdie großen Fahr« zeuge, in denen wir fuhren, eine ziemliche Würkung thaten. Ich sahe bey dem gegenwärtigen Sturme merkliche Proben davoniDie Wellen trieben das Fchrzeug.stark gegen das iand iy2 1739 den Zysten May. land; und wann das Ufer, daran wir stunden, nichtsehr weiches Erdreich gewesen wäre, und ich nicht übcrdeM das Fahrzeug mit vielen Stützen hatte verwahren lassen, so würde es große Stöße auszustehen gehabt, und viele Noth gelitten haben. Mein Standlager gefiel mir g^ nicht, da ich das volkreiche Dorf vor mir sahe, worin man sich wärmen konnte, dahingegen ich die allerelendtt sie Gegend auf dem Ufer vor mir hatte, und dem cleN" den stürmischen Wetter, wider welches ich im Sch'O keinen Schutz hatte, auch anderswohin nicht ausweichen konnte. Man sahe nichts als Berge vor sich. Ich wag' te es mit dem Mahler Lürsenius einen Berg anzuklet' tern, da war aber der unsicherste Tritt wegen der Fich^ tennadeln, womit der Berg bedeckt war, die öfters mach-ten, daß man, wann man eine Klafter hinauf war, eben so weit wieder herunter glitschte. Endlich, als wir mit der grösten Beschwerlichkeit die Höhe des Ber, aes erstiegen hatten, trafen wir nichts als Morast an. Die Waldung war ganz ausgebrannt, und die Bäunie lagen in gröster Verwirrung über einander, so daß wir uns mit großer Beschwerlichkeit forthelfen musten. Da^ bey war es sekr kalt, und kein Vogel zu sehen; die Er-len waren noch nicht in ihrer völligen Blüthe, an vielen Orten lagen noch große Haufen Schnee, und bey aller unsäglichen Mühe, die ich mir gab, fand ich nur sehr wenige Krauter. Doch muß ich gestehen, daß ick die wenige" Dubtschcskaja Slododa 313« N>- 193 >, nlgcn die ich fand, mit großer Dankbarkeit gca/n Gott abgebrochen habe; da vielleicht ein anderer in einer so unangenehmen Gegend, bey so verdrießlichem Wetter, in die allerbitterstcn wiewohl vergeblichen Klagen würde ausge« brochen seyn. Sö lange ein Krauterkenner nur noch we« nig Krauter um sich hat, kann er alles Unsternes vergessen. Wenn er also in Gesellschaft eines Geschichtschreibers reiset, und von demselben durch Sturm und Wetter verschlagen wird, so laßt der weise GOtt nur den Krauterkenner das bitterste des Sturmes erfahren, weil er ihm Krauter erschaffen hat, welche die Kraft haben ihn gegen Sturm und Wetter unempfindlich zu machen. Die Reise den Berg herunter gieng am allerbesten rutschend an. Das Mlttagsefjen, und die Betrachtung meiner Krautlcin vertrieb mir die Zeit; ich gieng hernach einige Zeitlang an dem Ufer spazieren, konnte abor wegen der großen Eibschollcn, die hin und wieder darauf lagen, nicht gar weit kommen, fand auch nicht ein einiges Krautlein zu meiner Erquickung, als das Kräutlein ?3ricuti2, womit ich mich schlafen legte. Den Kisten vormittags um 6. Uhr war das Wetter ganz stille, und wir stießen ab, und ohngefähr um Mittagszeit fuhren wir über den Wassersall, von welchem N man, Ramtsch.R.I. Thek 194 l7)h dcnZlsten May nian, ehe wir dazu kamen, viel Wesens gemacht haltt. Da wir aber darauf waren, so hieß es, wegen dcs ho^ hen Wassers wäre nichts zu sehen. Es schirn mir so gar, als wenn der lauf des Flusses daselbst nicht strenger als anderswo wäre. Gln'ch darauf kamen wir an das berühmte Gebirge, das auf der rechten Seite des Ienisci-Flusses zu sehen war, und weit in das land hin-einläuft,welches gleichsam dadurch in zwoGegenden getheilt wird, und dadurch zu einer gewissen in Icmsiisk üblichen Redensart Gelegenheit gegeben Hal. Man sagt in Jenisiisk öfters, dieser oder jener sey jenseit des Gebirges; ( Sä Amnemloni) das heißt: er sey in ManZasca, weil Mangasta jenseit dieses Gebirges liegt. Man hat auch von eben diesem Gebirge, ich weiß nicht, eme wahre oder fabelhafte Erzählung, daß es noch vor dreyßig Jahren jenseits kein kaltes Fiebergelitten, und daß einer, der es diesseits gehabt hätte, nur jenseits ,ge-rciset, und gleich gesund worden wäre. Ich sollre das eine fast so sehr wie das andere glauben , weil vielleicht die jenseit dieses Gebirges mehr'durchstreichende und frey' ere lust gemacht hat, daß die Fieber daselbst nicht st viel herrschen könnten, als diesseits, da die dickste Wal' dung war. Weil ich aber nicht gerne von eincr Sache urtheile, ehe ich eine gewisse historische Erkanntniß habe, so lasse ick es an seinen Ort gestellet seyn, um mich gegen die Beschuldigung «u verwahren , als wMe ich, ^'^ Tungttska podkammenaja 3212 N>erste. «95 sem Gebirge eine heimllHe Kraft das Fieber zu vertreiben zuschreiben. Der Fluß ist sowohl bey dem Anfange als bey dein Ende des Gebirges, das eine Breite von ohngefähr fünf Wersten haben mag, ziemlich enge. So lange das Gebirge währt, smd darin hin und wieder viele Wirbel, die ungemein merklich sind, weil man gar deutlich wahrnehmen kann, daß ein Fahrzeug, welches ^hnen nahe kommt, zu ihnen gezogen wird. Man rudert und steurt mit Fleiß von ihnen ab, und erwehrt sich dadurch dec Gefahr. Es geht aber nicht allemahl wohl an, sich weit davon zu halten, weil man sonst öfters einem andern Wirbel desto näher kommen würde. Iht, da das Wasser groß ist, sollen sie bey weitem nicht so merklich als bey klelnöm Wasser seyn. Als wir ihr Ende zu Ende des Gebirges erreichten, kamen wir zwo felsichte Inseln vorbey, die wiv hart zur linken ließen. Weil die Inseln so nahe an dem Ufer sind, so war das Fahrwasser für uns nur ein schmaler Arm des Flusses. Des Abends um fünf Uhr fuhren wir den Tun-Zuska podkammmaja vorbey, der von der rechten Seite einfallt, und seinen Ursprung nur etwa um eitlen Grad südlicher, und in wenig unterschiedenem Grade de? iänge nach, von dem Nijchnaja Tunguska hat. Es wohnen auch Dtmguien daran, und er ist wögen des Zvbelfaliges,^ivk derNischnajaTungnslv. berühmt. -^ N2 NW '96 l739denistenund2tenIttn. Wir konnten uns diesen Tag zuweilen der Seegcl bedienen, des Abends aber wurde es windstill; daher hatten wir um so viel weniger Bedenken, die ganze Nacht fort-zugehen, welches auch ohne alle Hinderniß geschahe. Den isten Iun. vormittags um neun Uhr, wurde der Wind heftig und uns zuwider, und trieb uns so stark an das rechte Ufer, daß wir, so viel sich auch die Arbeiter befiis-sen demselben nicht zu nahe zu kommen, dennoch gleichsam überwältiget, daran geworfen und gezwungen wurden daselbst anzuhalten. Unser iager war vier bis fünf Wcrsie oberhalb des Flusses Bachta, der von eben dieser rechten Seite einfällt. Der Wind blies mit solcher Heftigkeit in einem fort, daß wir den ganzen Tag und eilte ganze Nacht nicht von der Stelle kommen konnten. Ich wüste nicht das geringste von dem andern Fahrzeuge. Den 2ten Iun. vormittags um acht Uhr, als sich der Wind etwas legte, Hoch aber den Rudcrknechten ncch ziemlich beschwerlich fiel, ließ ich eincnVersuch thun, um von dem Ufer abzukommen, welches uns auch gelunge-Als wir aufzwo Wcrsie fortgerücket waren, trafen wir das andere Fahrzeug an. Wir waren beyderseits erfreuet/ daß wir wieder von einander wüsten, wie dann dem andern Fahrzeuge ebenfalls nicht das geringste von uns, auch nicht einmal durch eine Vermuthung bekannt war. Die Ittdatskoje Simorvje 3413 wersie 197 Die Wälder an den Ufern sind gegenwartig so vollerMo-raste, und so mit verfallenen Bäumen belegt, daß schwerlich ein Ort z'., finden ist, da man nur auf zehen Klafter weit gehen kann, ohne sich ill Gefahr zu setzen zu versinken, oder Arm und Bein entzwey zu fallen. So ist cuch das Wasser des Flusses jetzo so hoch, daß man langst ^'m Ufer nicht gehen kann; folglich konnten wir keine Nachrichten von einander einziehen. Zu Wasser gieng i und Nikola toi Schar, und in den Turuchan; bey niedrigem ist der Fluß aus dem Turuchan iu Nikolskoi Schar und BolstHoi Schar. Was aber von Nikolskoi Schar sich noch westlich oderhalb der Mündung des Dl' ruchan erstrecket, das alles ist des Sommers so seicbte, daß man auch nicht mitKahuen dadurch fahren kann. N>^^ diesseit des Flusses Turuchan geht aus dem Nikolskoi Schar ein Arm aus, der sich fast gerade nach Nordc" erstreckt, und sich erst nach ohngefahr funfzchen Werste" in die WanImskaja Rllrja verläuft. A- ^iWkowa Schar al, der östlichcil Seite des Bolschoi Sch^r, drcn Würste von der Mündung des ^ikol?koi Schar ist die untere Mündung dcs oben-ücnamum Armes podujew. Schoricha reka fällt von der östlichen Seite m ben Ienlsii auf zwanzig Werste unterhalb dem Kloster. Die Mündung des großen oder Bolschoi Schar lst ohngcfähr eine Werst unterhalb Schoricha rcka. Iorschow pesok an dem westlichen Ufer des Ie- ni'sti, eine Werst unterhalb der Mündung des Bolschoi ^char ist eine Sandbank, die zum Fischfange überaus bequem ist, weswegen sich des Sommers gemeiniglich nicht nur viele von den hiesigen Russischen Einwohnern, sondern auch Hcyden daselbst aufzuhalten pficgcn. Rrasnoi pejok ist eben so eine Sandbank, ( nur daß der Sand gelber ausstehet,) an demselben Ufer, und eine Werste unterhalb dem obigen. Sie dienet gleichfalls zum Fischfange. Seliwanow Schar, eine Werste unterhalb gedachter Sandbank an eben dem Ufer. Er macht eine große wohl auf zehen Werste lange Insel, die aber nicht viel über eine Werste breit ist. Bey der unteren Mündung dieses Armes ist Se' «V4 !739 ben 6tcn Jun. Seliwanowych Simowje. wangütskoi pcsok fängt bey voriger Simons an, und erst»eckt sich bis an die Mündung der wangmskaja Rurja ohngefahr ein viertel Wcrstt unterhalb obiger Simowje, ein blinder Ast aus delN Ienifti auf dem linken Ufer, der sich auf zehen Werste landeinwärts erstrecket. Dieser Ast nimmt ungefähr bis sechs Werste oberhalb seiner Mündung von der südlichen Seite einen Arm des Nikolskoi Schar ein, dessen oben bey der Stadt gedacht worden. Ferner stehen an diesem blinden Ast noch drey Simowjen, Aostino Si^ inowje an der Mundung, und ohngefahr drey Werste obcrhaA der Mündung liegen die andern beyden Bert" ftowo und Moroschkowo, nahe bey einander. Zu mehrerer Erläuterung dieser Nachrichten füge ich «ine Zeichnung dlls Ienisil-FlusseS bey, wie er mit seinen Armen von dem Turuchanskischcn Kloster an bis etliche und dreißig Werste unter demselben aussiehet, nicht zwar , nach einer einem Erdbeschreiber zukommenden Pünktliche keit, (denn ich hatte keine Gelegenheit ihn ausmessen zu lassen,) aber doch so, daß man sich einen deutlichen Begriff davon machen kann. Der Anblick von Manssasea kam mi? ganz fremde vor. Diese Stadt liegt auf dem nördlichen Ufer des Mangasea 37'5 N). 2b5 Nikolskoi,Schar, unh theils langst diesem Arme, theils aber auch landeinwärts. Die Häuser der Stad^ sind nicht sonderlich nahe beyeinander ; doch nehmen sie "uch keinen großen Raum ein, indem die. guten mit den schlechten kaum hundert an der Zahl ausmachen werden. Die Festung der Stadt liegt hart an dem Nikolskischen Anne ohngcfähr in der Mitte, und ist viereckicht, hat aber kaum etwas von einer Festung außer dem Namen. Die Wände sind von Holz, und einige Thürme darein ange« brache, wie auch einige Schießlöcher. Das besteist, baß man von keinem Feinde was zu befürchten hat. In der Festung ist auch die Gerichtsstube, wozu von der Je« luseischen Kanzley aus den Dworjanin oderDieribo-jarskie ein Commissar oder Amtmann abgeschickt zu werden pflegt. Meines Wissens sind noch keine Woiwo« bcn hier gewesen, und es ist auck heutiges Tages schwerlich nöthig, weil die Stadt in ihrem ehemaligen Glänze lind der Anzahl ihrer Einwohner um ein merkliches abgenommen hat, nicht eben deswegen, als ob die Gegend schlechter geworden wäre, als sie vor diesem war, sondern 'veil sich die Zeiten um vieles geändert haben. Die meisten Inwohner sind von alten Zeiten her Rostcken gewesen, 'veil man mit denenselben die heydmschen Völker dieser legenden, nämlich die Tungusen und Samojeden theils zu überwältigen, theils im Zaume zu halten suchte. Dieses ?3ö6 173Y dcn loecn lmd men Inn. 'Dieses hat nun aufgehört. Es ist eine viel geringere Anzahl Aojacken nöthig, und zwar fast gar keine andtt re, als die man etwa zu Verschickungen, Schreibern, Tributeinnehmcrn u. d. g. gebraucht. Folglich hat ma" viele aussterben lassen, ohne ihre Stellen wieder zu b^ setzen ; andere hat man abgedankt, und diese sind etwas weiter hinunter gezogen. Dann so kalt auch die unters Gegend des Ienisei ist, so ist sie doch ungemein bewohnt, wei! die gütige Natur diesem so verschrienen lande g^' viele Vortheile mit großer Freygebigkeit zugetheilt hat» Der Amtmann hat selne Wohnung in der Festm^, 'worin sich auch einige Häuser zu Pelzwerken, ein Brandt' Weinkeller, ein Pulvermagazin nebst noch einigen verfallenen Hütten befinden. Die Hauptkirche aber, welche jedoch nur von Holze gebauet ist, nimmt den vornehmsten Platz derselben eil,. Außer der Festung ist noch B Klosterhof, welcher dem Ieniseischen, folglich auch dein Turuchanskischen Mönchenkloster zugehöret, da die A^ chimandriten, wenn sie in hiesige Stadt kommen, ein^ kehren. ^So sind auch noch zwo Pfarrkirchen, ein pa^ Schenken und alte Wohnhäuser außerhab der Festung' Noch bishero habe ich nicht gesagt, warum mir der Ä'^ blick von Mangasea so fremd vorgekommen sey. MnN ich zurücke nach Icmseisk dachte, allwo ich doch erst vor Men Tagen gewesen war, so war mir nicht anders, ^ wäre " bN^llgasca 37l5worjte. 207 ware ich vox dem Sommer nach dein Winter ge-reisct, da ich doch dem Eintritt der Sonne in den Som-mcrpllnkt zureisete, und auch da schon unter einem ziem? lich kalten Himmelsstriche, nämlich unter 58 ^ 26^ nördlicher Breite war. Bey unserer Abreise aus Icnisiisk habe ich der grünenden und blühenden Felder in der Ge-Iend dieses Orts erwähnt. Hier, da ich zehen Tage später ankomme, treffe ich Noch alle Straßen voll Schnee an. Man sahe nirgends Gras auf dem Felde, als welches meistens noch mit Schnee bedeckt war. Wir "ahmen wegen der Kälte sogleich Wohnungen ein, und lasen uns solche aus, welche hell waren. Wir fanden verschiedene dergleichen, doch ohne Oefen; wir hofften aber, daß wir dennoch, wann man sie verschlossen hielte, dar-'n würden ausdauren können; die warmen Stuben, die wir haben konnten, waren keine andere, als gewöhnliche ^chwarzstubm, die immerdar voll Rauch und Ruß sind die wir auch wegen der Finsterniß, die immer darin ^n-schct, nicht ohne die höchste Noth beziehen wollten. "en iQtcn Iun. als den 2isten nach dem neuen Catena ^r fiel noch Schnee, und erst den uten nach Mittage sahen wir seit unserm Aufenthalt m Imiseisk den Him, Nlel zum erstenmahl wieder heiter. Nocb den neunten War das Wasser den ganzen Tag zu einer merklichen Die ck« auf den Straßen gefroren. Wir konnten also in ""fern kalten Stuben, ohne eine gemachte Wärme nicht "5 aus» 208 !?39 den I2ten bis zum I4ten Iun. ausdauren ; deswegen ließen wir von Zeit zu Zcit Kohl-" pfannen, in dieselben tragen, wodurch wir uns zwar erwärmten, aber von dem Kohlendunst großes Ungemach und empfindliche Kopfschmerzen leiden musten. Zwar wollten uns die leute gleichsam zu unserm Troste sagen, daß der Frühling dies Jahr später als gewöhnlich eingefallen wäre. Was konnte uns aber dieses chelfcn? Beft scr wäre es für uns gewesen, wann er sich früher hättt spüren lassen. Unsere verdrießlichen Tage wahrten nicht lange, und in unsern Augen war die Veränderung, die sich so ge' schwinde einstellte, ehe wir darüber nachdachten, gewiß kein geringes Wunder. So wie sich der Himmel aufgeheitert hatte, so blieb cr auch heiter. Me Dämpft und Nebel, womit die luft verhüllet war, verschwanden plötzlich und zusehends. Schon den i2ten hatten wir nicht mehr nöthig, uns der Kohlpfannen wider die Kälte zu bedienen; dis Schwalben kamen schon den iZten ang^ flogen, und,ob sie sich g eich dm i6tcn wegen einiger auf gezogenen Wolken und starken Winde wieder verlohtt"/ so kamen sie doch Yen dritten Tag wieder, und bliebe" von der Zeit an vermuthlich bis zu dem Herbste. D>e Sonne wärmte trefflich; den i4ten war nicht das gering" sie von Schnee weder auf den Straßen, noch auf dcM IMe^lnM^zu. sehen; das Gras wüchse zusehends, ""d Mangafta 3725 Werste 209 wenn jemand jemahls hat Gras wacbsen sehen, so ist es vermuthlich hier geschehen. Doch glaube ich, daß die wenigsten , die stck dessen berühmt haben, hier gewesen sind. Den iItcn sahe ich die Violen, die sonsten nur in den Schweizer- oder andern hohen Gebirgen wacksen, * in ihrer völligen gelben Blüte. Sie wuchsen sehr häufig auf den niedrigen Gründen zwischen Buschwerke. Das Gras war gegen Petri und Pauli über eiuen, hin und wieder auch auf anderthalb Schuh lang. Von dem Men an war kein merklicher Unterscheid unter Tag und Nacht. Man konnte um Mitternacht so gut kleine Schrift lesen, als in andern mehr südlichen iändern des Mittags, wann der Himmel ein wenig mit Wolken überzogen ist. Man sahe die Sonne die ganze Nacht hindurch über dem Horizonte. Um Mitternacht ließ es zwar, wenn man auf einem niedrigen Orte stund, als könnte man das ganze Bild der Sonne nicht völlig sehen; aber auf dcm Thür-lNe, der nicht hoch war, konnte man dasselbe ganz und deutlich wahrnehmen. Man konnte in dieselbe, ohne geblendet zu werden, gerade hinein sehen, auch nicht die Ien'ngstcn Strahlen unterscheiden, die doch gegen halb Nn Uhr schon ganz deutlich waren. Wir konnten uns nicht * Viola alpina rotundifolia lutea B, pin. i9£* o Ramtlch.R.I.Tl) 210 1759 bell I^tm Inn. nicht enthalten, eilmiahl die Nachtstunden diesem sch^ ncn Himme'sschein, dcn wir noch nicmahlö so spat gesc^ heu hatten, auch vielleicht nickt wieder zu scheu bekommen werden, aufzuopfern und gänzlich zu widmen. Wit sichten uns an eine Tafel auf die Straße, wandten un-scr Angesicht nach Norden, sahen die Sonne mit unverwandten Augen an, und rückten uns mit derselben heruilU Wir hatten auch einige Trinkglaser bey uns, welche, so' bald sie von dcn Sonnenstralen zu sehr zu funkeln an^ singen, uns endlich zu dem Entschluß brachten, unseren! Feste ein Ende zu machen. Ich bin noch an keinem Orte in der Welt gewejech da ich mehr Vögel beyeinandcr gesehen hätte, besonders aber Wafservögel, eine ungeheure Menge und verschiedene Arten von Gänsen und Enten, von Wasserhühnern, vonMeewen, denStrom-Iagcr dcs Marrens nicht aus--nomen,vonStrandläufcrn,von Schnepfen, von Brachvögeln, vonKranichen, schwarzen Storchen, von Tauchern :c> die mich nebst der natürlichen Geschichte von dcn Kräutern fast keinen Augenblick den Tag über ohne Arbeit ll> ßen, wie ich dann auch das Glück hatte, eine überaus reiche Sammlung von Wahrnehmungen über die Vögel an diesem Orte zu machen, die ich schon untcrwegens zwi^ schcn Jemjeisk und dM hiesigen Orte angefangen ha^ te. In den Kräutern war eben keine allzugroße Verschiß Mangasia 3715 N>. 211 sckiedenheit. Es warctl meistentheils seltene Krauter, die an andern Orten wenig vorkommen, aber man konnte sie leicht zählen. Gegen Pctri un5 Pauli sihien die Flora würllich alle ihre Schätze aufgethan zu haben; dieFeidre waren voll, Doch war es angenehm den Kräutern ein großes Vergnügen nicht nur aN ihnen allein, sondern auch an den unzählbaren Vögeln, die in selbiger ganzen Gegend, da die Winde nicht so heftig als auf dem gro» ßen Flusse wüten können, allenthalben anzutreffen sind, und an ihren unendlichen , bald einzelnen > bald vervielfältigten, bald harmonischen, bald nicht harmönirenden Tönen. Ich hätte sie nicht gegen die schönste Musik vertauschen wollen > otzngcachtet ich diese auch in Ehren halte. Mangasta ist lm Anfangs, als es angeleget worden, nowa N7angastä genennet worden. Denn voe kiner Erbauung war ein kleines Städlein Mangafta fast an der Mündung des Cas-Flusses, welcher westlich don dem Ienlsii in das Eismeer fallt. Das Elsnieec 'Nacht daselbst in das feste land hinein einen großen M^er-busenj der sich gegen das iand in zween vertheilt > dis k"st bis zum acht und sechzigsten Grade nach' Süden laufen,und in deren östlichen sich der FlußCas, in den west^ llchen aber der Ob ergießet- Diesem Cas kommt sowohl O 2 We 212 1739 ben l4tm Ittn. der Turnchan als der Ielagm'-Fluß nahe; daher ist von dem Tas, folglich auch vom (l)b> Fluß leicht in den I«misei zu kolnmen. Den ehemahligcll Einwohnern des alrcnSrad-leins N?angasta hat es nicht länger gefallen wollen, unter einem so kalten Hiniclsstriche zu wohncu; und da s«e denjeni^ gcnOrt, da)eho N7angasta ist, ausgekundschaftet und zur Wohnung milder befunden hatten , zogen s:c hicher, und baueten eine neue Stadt, der sie eben der Namen gaben, welchen die alte gehabt hatte. Es soll sonstcn der gemeinen Sagen nach in alten Zeiten ein großer Handel von Archangel aus nach Aust-osirsk, einem Stadt/ lein an der Mündung des Actschora, der auch ill das Eismeer, oder vielmehr in die Nordsee ( dann diese Er, gießung ist noch westlich von der Meerenge Weygay^ fällt, von da aber nach Gddorskoi C»strog, undrm, hler nach alt Mangasia getrieben worden seyn, welchen die Mangasier nicht zu verlieren hofften, wann sie auch gleich ein wenig östlicher fortrücken würden. Nun kommen zwar gewiß jahrlich einige Heyden, auch Rus^ fische Tributeinnehmer, die von hieraus dahin geschickt werden, gegen perri und pauli hieher, ich zweifle aber, ob sie viel weiter als etwa vom
, fehlt HI4 l?39 ben 2ystcii Iun. fchlt es deswegen nicht an Heyden, weil es hier gebräuchlich ist, von dl'l^'n versthiedcnen Völkern allemahl einige Geisel (3l,nanan) hierzubehalten, dic man nicht eher weg" läßt, als bis um selbige Zeit des Jahrs wieder anderes hracht werden, da man dann die alten wieder ihre W^ ße gehen laßt. E's ließ sich alles gut dazu an. Die Jäger von Chamaika waren hier. Die tzom Charanga hatten ihren Priester in ihrem Namen abgefertiget, derdeN Abend vor 1)em und pauli ankam. Die Tungusischcn Geiseln warm mit hen Tributeinnehmern schon im Früh' iahr angekommen, die nicht weit von der Stadt wohnende Salyojedcn brachten den Tribut zu unserer Zeit nach yer Stadt,- Yie Tributeinnehmer von dem Tas kamen ets ftche Tage vor Pcfri und pauli an. Auch waren VW fchiedfns Russische und Tunguslsche Kausinite aus der Stadt Ienistisk angekommen, die ihren Kran: in etli-5 chen Kramläden auslegten. Sobald verschiedene Par« teyen bey einander waren, gieng der Handel an, aber al-les heimlicher und fast verstohlncr Weise, theils, damit kin Kaufmann dem andern etwas vor der Nase wegschnap" pen könnte, theils auch, damit es niemand in Sinn kott^ men möchte, einen oder den andern, der etwa mit viclM Waaren käme, seines Reichthums wegen anzufechten' Die meisten Waaren, welche man hiehcr zum Verkaufe bringt, sind Zobel, weiße und blaue Fümsc ^pcszi) dergleichen junge Füchse, die noch nicht ausgewachsen su'd/ (ne- Niangasea. 3715 N? 21; (nedopeski mid nomiki) weiße Wölse, Bärenfelle, meistemheits weiße, oder Seebären, zu Zeiten auch von dem NM)naja Tunguska junge Bärenfelle fast wie silberfarbe, ebendaher auch Felle von Vielfraßen, gemeine Füchse, auch zuweilen schwarze und graue:c. Noch eine Waare psiegt vc<> dem Awam zu kommen, nemlich Cemisch leder,das die dortige Heydcn von jungen Renn-thicren gerben, und das in Weiche nicht seinem gleichen haben soll. Die Acszi, weisie Wölfe und Seebären, die man an dem ^fcmjel fängt, haben den Ruhm, daß sie alle die, so von andern Orten herkommen, an Größe um ein merkliches übertreffen; deswegen sind sie auch al-lemahl im Preise höher, a!s diejenigen, welche vom (t)b oder von dem Aena herkommen. Man schreibet ihnen auch bessere und dickere Haare zu; daher kommt es, daß sich dieAufsöN an keincmFlusse mehr,üederlaffen,a!s an dlcstm. Von tNangasca bis an dis See, ja gar an dem Ufer der See bis an den pjasida, und bis an dm Bhutan« 3a und langst dem ChatanZa,sind allenthalben häufige Russische Wohnungen, die einige zuweilen verändern, ei-'uge aber auf ihr lebtage behalten, und mit ihren ganzen Aarnilien dafelbst wohnen. icdige ieute ziehen auch in großen Parteyen dahm; dann der Fang obgcdachter Thiere ist sehr vorcheilhaft, und ein junger Kerl, der sich etwas verdienen will, und ein wenig sparsam ist, wann er gleich ganz bloß, und halb nackend dahin geht, be/ O 4 , kommt 2i6 1739 den 29ten Jun. kommt leicht einen Herrn, der ihn annimmt, ihn kleidet,' ,md ihm cincn guten lohn, oder etwas gewisses von dem Fange statt des Lohnes giebt, so daß er in etlichen Jahren was gutes vor sich bringen kann. Des Sommers aber, da außer den Rennthieren nichts zu jagen ist, kann man einen schönen Vorra:!) von Fischen fangen, wobey allenfalls auch Weider und Kinder helfen konnm. Und obwohl der Icmjei so gar fischreich nicht ist, wie z. E. der Ü)b, so kann man sich doch auch da' mit einen guten Theil der Nahrung verschaffen. Wer sollte glauben, daß noch auf zweyhundcrt und achtzig Werste unterhalb Mangasia ein Russisches Kirchspiel wäre? Dicscs ist Chancaiskoi pogost. Es liegt unter 58 und einem halb. Grade nördlicher Breite, und be-siehet zwar nebst der Kirche und dcs Priestershause nur aus etlichen Bauren-und einigen leeren Höfen; aber es hat vielen Zulaufvon den herumliegenden hausigen Höfen, darin lauter Jäger wohnen. Diese Höfe sind meisten-theils nur einzelne Hauser, damit keiner dem andern in seiner Jagd hinderlich fallen möge; deswegen heißen sie auch nur Simow^n. Simowje ist eigentlich cin Haus, das nur dcs Winter gebraucht wird. Dergleichen Häuser sind besonders, wenn wcit und breit kein Dorf ist/ für die reisenden angelegt, allwo sie Futter für die Pfer/ de finden, dergleichen ich schon viele angeführt habe. Hier in. Sibirien hat man hernach diesen Namen allen denen Häu- Niangasea 3715 Worsie «17 Häusern gegeben, die einzeln an einem Orte stehen, ohn« geachtet sie Jahr aus Jahr ein bewohnt sind. Ich komme wieder auf den Jahrmarkt zurücke- Ich höre, daß ein starker Handel getrieben worden jey, ich selbst aber konnte mich nicht viel darum bekümmern, weil ich was anders zu thun hatte. Wir durften uns wegen unserer andern Geschäfte, die wir uns den Sommer über zu verrichten vorgesetzt hatten, nicht gar zu lange aufhalten. Ich will also nur noch kürzlich melden, daß ich schon den i2ten Iun. eine Mittagslinie gezogen habe,mn die Abweichung der Magnetnadel wahrnehmen zu können, die ich noch selbigen Abend zu verschiedenen mahlen beobachtete, und von acht Graden gegen Osten befand. Eben so fand ich sie auch den i9ten dieses zn einer Zeit, da der Wind von Osten, und nur ein wenig schwacher war, als ein mittelmäßiger Sturm zu styn pfleget,welches ick) deswegen besonders anführe, weil ich sonst an allen Orten Sibiriens, wo ich noch gewesen bin, nicht die geringste Abweichung habe finden können. Seit dem mosten hatten wir etliche schwereDonnerwetter, die aber doch ohne allen Schaden abgiengen, wie mir denn auch so/ wohl Bussen als Samojedcn erzählten, daß man sich keines Exempels besinne, als ohngcfähr vor fünf und zwanzig Jahren, da der Donner eitlen Samojcden nicht weit von der Stadt gctödtct hatte. Baume aber soll cr doch zu- H,3 1739 den 3 u. 4tcn Iul, zuweilen in viele Splitter zerschlagen. Mats nimmt wahr, daß je näher man dem Eismeere kommt, je weni? ger man von dem Donner höre. Er soll bey der See so schwach seyn, daß man ihn nicht hören kann, altzwann man wohl darauf ack't giebt, und soll cs einem so vorkommen, als wenn etwas unter der Erde brummte. Dm Blitz aber soll man auch hey der See deutlich schen, Noch ehe ich aus der Stadt abreisctc, ordnete ich an, daß man hier, weil dieses doch der nördlichste Ort ist, da man noch bequem so etwas anordnen kann, Wahr" nehmungen vom Wetter ins künftige machen sollte. Es fand sich hier auch eben ein verstandigerRojack, der le< sen und schreiben konnte, und überdem eine Begierde hat' te etwas zu beobachten. Alle Werkzeuge, die zu Wahrnehmung des Wetters gebraucht werden, wurden nach der Festung gebracht, woselbst das Barometer nicht über drey Klafter höher hieng, a!s die Oberstächc des Wassers in dem Nikolokoi Schar war. Es ward auch an ei' ye Wand gehängt, deren innere Seite erhißt war, da--mit etwas Warme an dasselbe kommen möchte; das Thermometer aber hicng an einer Wand, die gegen N>rden sahe, und das Gehäuse darum hatte viele Einschnitte, damit die freye iust darauf wirken konnte. Damit der Windweiser allen Winden ausgesetzt seyn, und ftuch in deren Aufzeichnung nicht so leicht eine Irrung voi> gehen Turuchanskoi-Troiykoi Monasiir ,3743. N>. 3,9 gehen möcht?, so war derselbe an dem höchsten Orte d?r Stadt angemacht. Ich wurde mit diesen Anstalten den Zteil Iul. fertig. Also konnte ich Mang^sw ruhig verlassen. Allein Herr Prof. tiiüllcr war mit seinen Geschäften noch nicht zu Ende. Die Taffkische Geiseln Von dem Awam waren noch nicht hier. Sie haben aber eine besondere Sprache,an deren Kenntniß dem Hrren Professor sehr vieles gelegen war. Ich dachte, es wäre l" dieser Gegend von Vögeln, die schon meist verfiogcn ^aren, auch von Kräutern, die schon gelb zu werden anfingen, nicht viel mehr zu hoffen; ich war auch mit d"n, was ich gesehen hatte, sehr zufrieden, und hoffte l'n einem andern Erdreiche, wenn es auch schon nicht M weit von hier entfernt wäre, zum wenigsten andere Kräu-ich hatte indessen hier ein angenehmes und von dcm Man- gase- H2O l739 deN4tmIul. gaseischen ganz verschiedenes Feld, darauf ich vieles für die natürliche Geschichte zu hoffen hatte, und welches M<'ä) auch mit einem erwünschten Ausgange erfreuete. I«H gieng denselben Tag, da ich hier ankam, mit dem Mahler Aürscnius, dcr mit auf meinem Schiffe war, nach den Strudeln, die in dem tTlisthnaja Tunguska, ohn-gefahr sechs Werste oberhalb der Mündung sind. Da wo sie sind, werden die Fahrzeuge längst dem Ufer dcN Strom aufwärts getrieben, wie ich es auch durch die Erfahrung bcstättiget fand. Es sind zu beyden Seiten des Flusses viele, und bey hohem Wasser ist zwischen ihnen, wie man sagt, eine Durchfahrt nur etwa voll sechs Faden. Kommt man auf die eine oder die andere Seite, so wird das Fahrzeug zuweilen in einer Breite von sechzig Klas" tern in die Runde herumgetrieben, bis man sich endlich mittelst der Ruder, und ungemeincr Arbeit heraushilft. Es soll Bäume, die mit dem großen und hohen Waffer dahin getrieben werden, in den Grund ziehen, und die/ selben in viele tausend kleine Splitter zerschmettert, nach einer viertel Stunde wieder herauswerfen. Die Fischer erzählten, daß sie zur Winterszeit einmahl so neugierig gewesen wären an einem Orte, da der gröste Strud^ ist, einen Strick, an welchen zur Beschwerung ei" Stein gebunden war, in das Wasser zu lassen ; s^ hatten gemerkt, daß der Stein zuweilen auf etwas gefallen Turuchanskoi-Troiykoi Monastir 3743 w. 22, fallen sen; wann man aber nur geschüttelt hätte, sowa« re er weiter hinunter gefallen, und dieses hätte solange gewähret, bis sie ihn endlich auf neunzig Faden weit hin, unter gebracht hätten, da es ihnen an Stricken geman» gelt, und sie daher den Versuch damahls nicht weiter häti ten fortsetzen können. Wo ich Strudel sahe, da erblick? te ich auch Ringe, und das Wasser lief daselbst, als wann Man in einen Trichter Waffer qießt. Ich ließ einen kleinen Kahn auf einem dieser Strudel aussetzen, welcher schen Möncheicklostex, und hatte vor diesem große Ein» küuste, weswegen es auch sehr mildthätig gewesen war> Niemand konnte den Icmsei herunter kommen, und niemand hinaufgehen, der nicht entweder für die be^mö glück' zjch geschehene, oder.für die. künftige Reise ein Gebet vcr> nchtcn ließ. Dafür würde den ieuten gemeiniglich auä) Brodt ausgetheilet, welches desw mehr gucee stiftete, weil has von einem solchen Otte kommend« Brodt allezeit et< was höher und werthe gehalten ward, und die ieute folg^ ^ich zu mehrerer Freygebigkeit gegen das Kloster antriebt Gegen qndere Fremden bezeigte, man sich eben so. ieute die auf die Jagd gchm wollten, meldncn sich, um cil5 Oebet für den glücklichen Fortgang ihrer Jagd; andere -verlangten eine Danksagung für die schon würklich g^ scheheye Jagd. Sie wurden gespeiset undgetränkt, und sis stellcten sich dafür mit gutcn Geschenken ein, Jetzt haben mit der Freygebigkeit des Klosters auch die Geschenke auhc« höret; ja eS dünkt mich, daß man der Mönche Gebete nicht Mehr so stark, als ehemahls verlange. Ich vermuthe, daß Aer Heilige, den man vor diesem unter dem Namen N?^ M Turuchanskoi iil dicscm Kloster verehrt, und der uni das Jahr i?^c. von einem Tobolskischen ErMchose be? «rdiHtt worden ist, weil er keine genügsame Aichen der ^ , . Heiligkeit Tllrllchanskoi'Troilzkoi Nionastir 3743 N>. 223 Heiligkeit an ihm entdeckt hatte > die Hauptmjachs der Aufnahme diesem 5(losicrs gewesen sey, und daß Me Beerdigung das Kloster in die gogmwäm'ge Armuth herunter gesetzt habe. Man kann es den Mönchen deutlich anmcr-ken, daß sie gerne ihren Hciligcn noch haben mögten. Er hatt? sich auch säion unter dem gemeinen Manne so beliebt gemacht, daß Man ihm zu Ehren von Iakuizk aus durch den 57?ischnaja Tu?iguska Wallfarthen that, und sich einander noch beständig von ihm Nachrichten dringt. Derob-gedachte ToboiskischeErzdischof hatte ihn ganz in der Stills an einem Otte begraben lassen,welchen sic auch nicht einmahl lm Kloster anzugeben wissen ;, allein die gläubigen Scelctt wissen ihn schon zu finden, und ich habe noch bey meinem Aufenthalt an dem Aena-Flusse gehört, daß unter dem gemeinen Manne die Rsde^gche^ der Stein, der über den' Heiligen gewalzt word'n, wäre schon aus der Erde von bcm Hlliliqen stlbst gehobcn worden, und der Heilige wü> de nächstens wieder zmn Vorschein kommen, welches diö 3e,'t lehren wird. Den 6slen brachte ich den ganzen Tag mit Betrachtung "^ Kräuter in hiesigen Gegenden zu; den 7ten aber kam Herr Prof. Müller aus ManZafcU dcs Morgens mN s^'bcll Uhr bey uns an. Die Taffti> worauf er gewartet hatte, kamen schon "en vierten in Mangasta an> folglich hatte er Z?it das Wörs 224 !?39 ben ?tcn bis zum tItcn Iul. Wörterbuch, das er von ihrer Sprache zu machen sich Vorgenommen hatte, zusammen zu schreiben, und die Nach^ richten, die ihm von ihren Umständen zu wissen nöthig waren, zu sammlen. Wir verweilten uns demnach nicht lange, und giengen um Mittage mit gutem Winde ab, welcher uns bis zu dem steinichten und ftlsichten Ufer, so hier zu iande Rarmakulnik heißt, und noch längst deM' selben etwa eine Werst weit brachte. Von da an mußten die Fahrzeuge gezogen werden. Es ist in allem acht Werst^ zang; wir brachten aber bis in den späten Abend zu, ehe wir es vorbey kommen konnten, weil die Klippen schr steil, hoch und unwegsam sind. Ich that diesen Weg mit den Arbeitsleuten, die die Fahrzeuge zogen, zu Fuße, und muß bekennen, daß dieser Gang auch ohne Arbeit beschwerlich genug war. Man muß öfters die Klippen auf alle»! vieren auftund abkriechen. Wir fuhren die ganze Nacht hindurch, den 8^' aber gegen Mittag ließen wir die Arbeiter ein paar Stun' den ausruhen. Der Wind wurde uns ein paar Stundest nach Mittage günstig, und wir konnten unter Seegel g^ hen. Dieses Vergnügen genossen wir bis um zehen Uhr des Abendb; von dieser Zeit an mußten die Fahrzeuge lvi^ der gezogen werden. An dem westlichen Ufer waren h<" und wieder Ostjakische Jurten zu sehen, womit wir u^ aber nicht aufhalten wollten. Den 9tcn wurden die Fahr' Tunichanskoi Troiykoi Monastiv 3743 w. 225 Fahrzeuge beständig gezogen. Den loten des Morgens gegen achr Uhr kamen wir der Mündung des pakulicha gegeil über, wohin ich mit einem Kahne führe» denn man sagte mir, es wären in selbiger Gegend allerley figurirte StMe. Ich gieng mit großer Beschwerlichkeit das eine Ilfer des paklilicha ungefähr drey Werste aufwärts, vnd das andere abwärts; von dort verfolgte ich das westliche Ufer dcs Ienisci aufwärts auf fünf Werste lang, , tonnte aber zusammt fünf leuten, die mit mir sucdten, nicht das geringste als einige elende Kiesel finden, woraus ich endlich abnahm, daß die ieute, die mir von figurirtev Steinen gesagt hatten, nichts anders als Kiesel von verschiedener Figur darunter verstunden. Um ein Uhr nach Mittage kamen wir zu unseren Fahrzeugen zurücke, die den ganzen Tag gezogen wurden. Den ltten gegen Mittag fuhren wir die neue Inbazkoje Simovoje vorbey, und hielten etliche Wcrste oberhalb derselben ein paar Stunden lang an, um dic leute etwas ruhen zu lassen. Gegen Abend bekamen wir Wind, und segelten damit die ganze Nacht in einem sort, his wir den folgenden Morgen um su'ben Uhr die enge iandspitze Aangatorv erreichten. Wir hielten hier eine Zeitlang still, weil lch von dieser ^pihe gehört hatte, daß darauf figurirte Steine vorhanden wären. Insbesondere hatte man mir gesagt, daß hier öuchbstcine gefunden würden, wozu ich also schon mehr P Hoffnung Ramrsch. R. 3. Theil. 226 l?39 den ween Iul. Hoffnung als bey dem pakulicha haben konnte. Wir gienqen von ohngefähr zwanzsq ieuten begleitet auf diese Spitze, und suchten vier Stunden lang, fanden aber nichts hauptsächliches von figunrten Steinen, als vier luchssteinS und ein Corallcngcwächs. Dock ist vermuthlich cine ungeheure Menge Steine von dem Waffer Hieher ange» spült, die auch ohnfchlbar von demselben meistentheils eine belondere Gestalt bekommen haben, und deswegen in weit" zäuftigemVerstande genommen alle sigunrte genannt zu wer-hen verdienen. Ich fand I. ein sehr reiches Eisenerz, das überaus schwer, außen roth, inwendig braun aussähe, i) in Form von Kugeln, die jedoch nicht vollkommen rund warcN/ und anderthalb bis dritthalb Zoll im Durchmesser hatten, 2) als ncnnt,ge< formt, die an ihrer unteren Flache fast auf zween Zoll breit waren, z) Als wie rauhe Knöpfe, die unten etwas erhaben waren. 4) Stücke voll keiner regelmäßigen Figur, die aufei'n viertel Pfund bis drey und vier Pfund wogen. Hierunter sind einige, die wie ein Krebsschwanz aussehen, andere länglicht-oval. Es giebt auch Stücke, die mit Grieß und Kieseln vermengt sind, endlich solche, die wegen ihrcr Glätte und Hartigkeit einem Blutsteine gleichen. 5) wie versteinertes Holz. II. Ein ockerhaftigcs und gleichsam aus Rinden zusammen gesetztes gelbliches Eisenerz, das bald die Gestalt einer Scherbe hatte, die aus vielen dü> neren lagen zusammen gewachsen schien, bald wie hohle theils Turuchanskoi. Troirzkoi Monastir 3743 w. 227 theils krumme, theils gerade, und mannigfaltig gestaltete Röhrlein aussähe, welche alle den hölzernen dünnen Aesten, um welche sich eine Ocker angesetzt hatte, ihren Ursprung zu danken hatten; bald aber war es auch Kichssteinen ähnlich, weil es aus solchen dünnen Schaalen, wie in den iuchssteinen sind, bis auf die Mitre zusammengesetzt schien, so daß man keine Höhle darin unterscheiden konnte. III. Einen schwarzen glänzenden Talk, in einem schwärzlichen Steine, der fast einem Schiefer gleich sahe, und hin und wieder mit feinen Aederchen eines Schwefelkieses durchlaufen war. IV. Einen überaus harten Stein, welcher Feuer schlagt, grau und schwarzlich wechselsweise gestreift?, von einem Viertel bis zu anderthalb Pfunden schwer, davon man allerhand Abänderungen sehen kann. Einige sind um ein merkliches weicher, bey einigen siehet man an statt der grauen weiße, und an statt der schwärzlichen violette Streifen, bey anderen sind sie von gleicher Farbe l bey einigen sind ganz schmale graue oder weiße Streifen, die zwischen breiten schwärzlichen hervorschimmern *. V. Einen aus dem rothen in das violette fallenden Stein, ohn-gefähr in der Härte wie ein Mergel. VI. Einen Horn-stein, von außen grünlich und glänzend, inwendig bräunlich. * Einem geheimnisivollcn Manne könnte es vorkommen, er hätte dem luäum ?«aceia gesunden. P 2 »28 l?39 den wcen Iul. lich. VII. Blaßblaue Steine, in der Harte eines Marmors. VIII. Durchsicht,'^ gelbliche und weiße Steine, die fast die Härte eines Agates haben. IX. Kalkstein wie aus Fasern zusammengesetzt " X. Flußkiesel voN allerley Farben,, roth, weiß, grau, braun. XI. Einen groben Sandstein, auf einer Seite wie verbrannt, und schwarz, auf der andern roth ". Man pflegt diese auf e:n viertel Pfund, schwer auch kleiner zu finden. Xll. Einen Stein aus grobem Sande und kleinen Kieseln zusammengebacken. XIII. Emcn langlichten und etwas platten Stein, der an beyden Enden rundlich aussahe, dabey gelblicht, und durch und durch mit ganz kleinen Punkten gleichsam durchsäet, und so weich war, daß es schiene, als wann er nicht vor so gar langer Zeit aus einem lelte verhärtet wäre. Er siehet auch einem so genannten Regen« stein gleich. XIV. Schwarzen Bernstein in kleinen Stü^ cken, brüchig und mit vielen Sprüngen. XV. Ein Stück eines Knochens, dessen inneres Wesen dem von einem Wallfischwirbelbeine beykommt. XVI. Ein anderes Stück eines hohlen Beines, von eils Zollen in der länge und drey i,Z rr nebst « Mlmor 6xu5,, sikmenttt p«pencl,'cuwi!)U5 xar^!elk I^ia«, HK nat. ,5». eä. 5ta«kl,. 1748. Die Corallengewächse pflegen oft dergleichenMrallde-rungm der Farbe vurzunchmen, wann sie eine solang in drr Erde liegen. Cm'uchanokoi Croiykoi Monasiir 3743 W. 229 nebst einem halben in der Breite. XVII. Steine von allerley Gestalt, aschenfärbig, ihrer Härte und Wesen 'nach den Steinen gleich, welche an vielen Flüssen aus dem Schleime, der sich im Grunde setzt, erzeugt zu werden pflegen, einige linsenförmig', von drey viertel bis dritthalb Zoll breit, eim'ge ganz rund, einige zwar linsen« förmig, aber rund herum mir einem Rande verschm; dieser Nand ist zuweilen rund herum von gleicher Breite; zuweilen aber verlängert er sich nur uach der ein?n Seite hin, entweder breit oder schmal. Es giebt auch einige von dieser Art, die auf ihrer Oberfläche' wie fchup-picht sind; oft liegen einige rundliche Steinchn aufcman« der, und hangen zusammen, so daß der unterste der qröste »st, und die übrigen nach und nach kleiner werden; sie hängen auch hin und wieder, auf den Seiten, wie kleine Kügelchen daran. Zuweilen findet man sie einöln auf einer Seite erhaben, auf der andern platt; dergleichen sind auch oft drey bis vier auf einander gebacken, da dann der oberste immer erhaben, und der unterste platt ist. Ich habe einen einzelnen gesehen, der aus bloßem gelbem Sande fest zusammen gepreßt war, und noch einen andern, der zwar ebenfalls von obgemeldetem Wesen, aber an einen schwärzlichen Stein angewachsen war. Endlich habe ich buch solche gesehen, die auf der einen Seite erhaben, auf ber andern aber in der Mitte wie ausgehöhlt waren. ^Vlii. Noch andere dergleichen Stcmverhärtungcn, die P 3 länglicht, 23<2 »739 den izten Iul. länglicht, nierenförmig, luchssiein-wurzel ingwer-fia« schenchodenförmig waren. Ullter den wurzelförmi-gen kommen auch rauhe vor. XtX. iuchssteme oder Alpschoßen. Sie sind halb durchsichtig und gegen die Spitze hin gefurchct, wiewohl an den kleinsten dieser Gattung die Furchen kaum zu sehen sind. XX. Eine Art von Meerschwammen. Hievon ist nur ein Stück ge, funden worden, doch scheinet sein Ursprung aus dem Meere gewiß zu seyn. Zwar habe ich unterschiedliche diesen ähnliche zusammen gelesen. Es ist aber in dergleichen Fallen immer besser das ungewisse abzusondern. Zum Spiele, und den Liebhabern eigener Meinung zu gefallen, muß ich noch etwas anführen, das ich ziemlich häufig gefunden habe. Das waren hausige hölzerne Aestchen, ungefähr so qroß wie ein Finger, die von dem Wasser so geglättet und gebildet sind, als wenn es wirkliche Alpenschoßcn waren. Diese sind inwendig, oder an ihrem einen Ende, das auch, wie bey den Belemniten, allezeit wie entzwey ge, brochen ist, von dem Umfange gegen die Mitte hm, wie gestreift, eben so wie man dieses bey den Belcmniten wahrnimmt. Wann man sich unterstanden hat, die Belemni« ten von Zahnen und Wurzeln herzuleiten, so wird es nicht gar verwegen seyn, ihren Ursprüngen den Holzasten zu suchen. Es wird aber wohl schwerlich eme von diesen Meinungen vielen Beyfall finden. Die Inbatskoje Simowje 4^7 wersie. 2Z1 Die Mücken machten mir das Suchen meiner Steine so sauer, als sie konnten, und waren den ganzen ^ag überaus beschwerlich; weswegen auch die Arbeiter,da sie die Fahrzeuge nach der zu den Steinen vorgenommenen Reise den ganzen übrigen Tag ziehen mußten, sehr wenig Freude hatten. Die vorige Nacht gieng bey uns ein Kahn vorbey, welcher aus Tobolsk, durch den von der westlichen Seite einfallenden Fluß Ielogm, zwischen welchem und dcmwachra, so in den Ob fallt, ein ganz kleiner Erdstrich ist, in den Jemfti gekommen war, und seine Reise nach Mangasia fortsetzte. Den izten in der Morgendämmerung giengen wir die alte Inbarskose Simorvje vorbey, woselbst ich auf der Hinreise nach Mangasia eine Capelle angezeigt habe, da die leute ihr Geber zu verrichten pflegten. Ich hätte auch melden sotten, daß man wirklich im Begriffe ist, für die neu getauften Gsijaken eine Kirche zu bauen, nachdem die zuerst und im Anfange ihrer Bekehrung erbauere vor einigen Jahren abgebrannt ist. Die Bekehrung ist in dem Jahre gescbe« hen, da der Heilige des Turuchanskischcn Klosters abge« schasst worden, daß also dieser Verlust durch so viele mue zugebrachte Schaftein reichlich ersetzet worden ist. Wir halten den ganzen Tag widrigen Wind, kamen aber doch, weil wir die Fahrzeuge ziehen ließen, immer etwas weiter, welches wir auch die Nacht hindurch thaten. Die Mücken ließen uns auf den Verdecken der Fahrzeuge Ruh?, P4 in 2Z2 1739 dm iMn dis zum l?ten Jul. in den Kajüten aber und anfdem iande war man vor ihnen niemahls sicher, als des Nachts, da es ziemlich stark regnete. Den i4ten war den ganzen Tag bey Abwechselung «ines Regens stilles Wetter, so daß das Ziehen der Fahrzeuge, welches wieder den ganzen Tag in einem fort wahrte, den Arbeitern nicht so gar sauer ward. Ungefähr um sieben Uhr des Abends kamen wir zu dem Flusse Bachra, den wir eine Weile aufwärts Aengen, um desto leichter an das jenseitige Uftr zu gelangen. Dies verlohnte sich wohl der Mühe nicht; dann wie wir das andere Ufer erreicht hatten, so kamen wir gleich zu einer Sandbank, längst welcher wir weit in den Iemsei hineingehen, nnb um dieselbe einen weiten Umweg nehmen musten, und wir kamen erst in der späten Nacht davon los. Den izten vor Mittage bekamen wir etwas Wind, wurden aber dadurch auf das westliche Ufer des Icnisei verschlagen, und konnten nicht so bald wieder davon abkommen, weis darauf eine völlige Windstille einfiel. Das westliche Ufer ist zum Ziehen der Fahrzeuge bey weitem nicht so bequem, als das östliche; allein wir konnten so geschwinde nicht Rath schaffen. Etwas nach Mittage kamen wir den Bach Enserowa vorbey, und nachdem wir den Iemsii noch sünsWerste weiter auswärts gegangen waren, sitzten wir wieder mic Rudern darüber, um an das östliche Uftr zu Tungllska podkamennaja 4238 Werste. 233 zu gelangen. Auf dicsiin hatte man wieder alle Bequem« lichkeit zum Ziehen der Fahrzeuge, die auf dem westlichen mangelte. Dicsm Tag war eine sehr große Hitze, welche auch den ,6ten nebst den, stillen Wetter fortwahrete, welches die Hitze vermehrte, und verursachce, daß wir über bl'e Maßen langsam fort kamen. Die Mücken plagten uns des Abends nicht wenig. Sowohl die Hitze als die Mücken machten einigen unserer Arbeicsleute, welche davan krank wurden, eine große Beschwerlichkeit. Die Rcise ficng daher an etwas verdrießlich zu werden, weil die Krümmungen des Flusses hier schon merklich waren, und man zuweilen des Abends die Oerter noch wohl sehen konnte, daman des Morgens vorher gewesen war. Zwi« schen dem >6ten und iM, sahen wir seit einem paar Monaten zum ersten mahl wieder Sterne, weil es bisher fast niemahls Nacht gewesen war. Den t7tcn ließ die Hitze des Tages noch nicht nach. Gegen Mittag kamen wir zum TunZuska podkamcn« naja, den wir etwas aufwärts giengen, und hernach darüber ruderten. Etliche Stunden hernach fuhren wir Gchaitma -Siniowje vorbey, und mit dem Abend erreichten wir das in der Hinreise gemeldete berühmte Ge< birge, welches das Ieniseische und Mangaseische Gebiet so deutlich von einander scheidet. Wir giengen diesen Abend etwa noch vier Werste längst diesem Gebirge, in PH welcher 234 l?39 den IMN und 19cm ^lul. welcher Fahrt wir einen großen etwas in den Fluß hervor/ stehenden Felsen Vorbeygehen mußtem Hernach landeten wir an und hielten Nachtlager. Den igten giengen wir mit anbrechendem Tage wei< ter, und stunden wegen der vielen sehr schweren Stellen großes Ungemach aus, welches aber doch durch die ziem" lich gute Bequemlichkeit, womit man die Fahrzeuge zie' hen konnte, um ein merkliches erleichtert wurde. Etwas nach Mittage verließen wir das Gebirge, und kamen gegen vier Uhr den so genannten Wasserfall hinauf. D"s Wasser schaumete auf demselben, ohnfehlbar wegen der vk'len in dem Grunde liegenden Steine sehr stark, und der Strom war überaus schnell, so daß zu jedem Fahrzeuge nicht weniger als Vierzehen ieute zureichten, um seiner Heftigkeit so zu widerstehen, daß die Fahrzeuge dadurch nicht überwunden werden mögten. Etwa anderthalb Stunden hernach giengen wir durch den Arm Aisselowa, welches nicht zu jeder Jahreszeit angehet; wir aber verrichteten diese Fahrt glücklich/ weil hohes Wasser war. Außer diesem Umstände ist dieselbe nicht zu wagen, ohngeacb" tet der Weg dadurch in Ansehung des andern, den man sonst von einer Insel zur andern durch viele Umschweife und mit großer Mühe nehmen muß, ungemein verkürzt wird« Zwar legte man den Weg, den wir nahmen, so kurz er auch ist, wcgcn jehr vieler schneller Stellen des Fl">s^ nicht Worogowa Sloboda 4316 werste. 2^5 nicht ohne Mühe zurücke, wir kamen aber noch eine Stunde vor Sonnen-Untergang heraus, und ließen die Fahr» zeuge die ganze Nacht, wie auch am i!)ten bis ohngefahr eilf Uhr vor Mittage ziehen. Um diese Zeit bekamen wir einen schwachen, doch günstigen Wind. Wir segelten damit über den Fluß, und bis worogowa Sloboda, da wir ohngefahr um zwey Uhr nach Mittage anlan-geten. Wir lagen hier kaum ein paar Stunden stille, und fertigten von hier jemand nach Jeniseisk voraus ab, der dio Zubereitungen zu unserer weiteren Reise vonIeni» seisk den Fluß weiter hinauf bey der Kanzley besorgen sollte. Wir hofften, der günstige Wind würde so lange anhalten, bis wir den Boten abgefertiget hatten, und sich da er vorher schwach war, verstärken. In dieser Hoff« nung stießen wir ab; kaum aber waren wir etwas fort« gesegelt, als sich mit einem Donnerwetter, welches das erste war seit dem wir Mangasea verlassen hatten, der Wind wandte., und in einen heftigen widrigen verwandelt wurde. Dies machte unsern Arbeitern wieder viele Mühe; dann die seichten Stellen in der Nähe des Ufers, da das Fahrzeug gehen muß, wann es gezogen werden soll, nahmen nun immer zu. Das Donnerwetter wahrte bis gegen die Nacht, war aber nicht stark, und die iuft wurde ganz still. Kurz vor bem Einbrüche der Nacht giengen wir den Fluß Dudrscdco, und in der Nacht das zwcy Werste oberhalb gelegene Dorf Sonnich vorbey. Den 2)6 l759 den 25ten bis zum 22t«m ^suli' Den 2->sten des Morgens gegen acht Uhr bekamen wir guten Wind, mit welchem wir bis nach Mittage uM zwey Uhr segelten, und zwo lange schmale Sandbänke, die weit in den Fluß hineinliefen, ohne große Mühe vorbey giengen. Es sieng an zu donnern, und der Wind legte sich gänzlich; auch ließ daS Donnerwetter bald nach, und endigte sich mit einem starken Regen, der abcr nicht über eine halbe Stunde daurte. Wir mußten uns von dcw Anfange des Donnerwetters an, die ganze Nacht hü'-durch ziehen lassen. Den 2isten vor Mittage gegen neun Uhr giengen wir das Dorf Mikulün; vorbey. Weil der Tag sehr heiß und eine immerwährende Windstille war^ so beklagten sich die Arbcltsleute sehr. Nach Mittage donnerte es wieder ein wenig, doch dieses Gewitter hielt nicht an. Gegen A, bend erhob sich ein Wind, wodurch die Arbeiter etwaS abgekühlt wurden. Dem ohngeachtet musten sie noch weiter ziehen, welches ihnen sehr sauer ward, weil nicht nur die Kräfte zur Arbeit fehlten, sondern auch die Füße von unten so beschädigt waren, daß keiner sich recht unter-siund darauf zu treten. Den 22sten des Morgens um sechs Uhr kam ich bey Iarzow Pogost an, allwo das andere Fahrzeug sch»" «in paar Stunden zuvor angekommen war. Bis Hieher hatte Scrcdrcnikowa D. 4^23 berste. 237 hatte mit der Müdigkeit auch die Schwermuth der Arbei« ter zugenommen; und weil man in denen Dörftrn, die wir inekünftige Vorbeygehen musten, keinen großmMan^ gel an Pferden hatte, so ließe» wir hier vor ein jedes Fahrzeug vier Pferde anspannen, und gedachten damit bis nach der Stadt, odcl so weit es sich thun lassen würde, furtzufahrt'n. Um ein Uhr nach Mittage kam ich mit meinem Fahrzeuge zu Screbremkonia D. an. Ich war weit zurück geblieben, weil dir Pferde davor schr ermüdet waren. Da ich mich also in der Gegend dieses Dorfes be« and, so schickte ich nach frischen Pferden, und ließ die alten verwechseln. In ohngesahr zwoen Stunden höhlte ich mit meinen frischen Pferden das andere Fahrzeug ein, welches eben bey einer großen Sandbank, die bis m die Mitte des Flusses hineinlief, noch disseit des Raß.FluffeS beschäftiget war. Kaum war ich mit meinem Fahrzeuge angekommen, so erhob sich plötzlich ein Wind, dcr uns ohne Aufenthalt über die Sandbank sowohl als über den Raß brachte. Dieser Wind war so heftig, daß er bey meinem Fahrzeuge einen Kahn entzwey schmiß. Er half auch den Bauren und Pferden wieder nach ihren Dörfern. Ohngeachtet wir die Bauren noch nicht von uns gelassen hatten, weil wir noch nicht wußten, wie lange wir uns des Windes würden bedienen können, so hielten sie es doch für ein Zeichen zur Heimreise, da wir sie abspannen hießen. Der Wind half uns bloß über den Raß-Fluß, und in.' dessen 2)8 1739 den 2zsten und 24sien Iul. deffen waren die Bauren durchgegangen. Die leuts mußten also wieder an die Arbeit. Ein Gewitter, welches sich den Nachmittag zuweilen erhob, und die von demsel^ ben zugeführten Regenwolken, linderten die Hitze und machten die Arbeit erträglich. Des Abends kamen wir schon zu dem Dorfe Schadrina, da wir wieder Pferde zum Ziehen der Fahrzeuge haben konnten. Wir mußten bey diesem Dorfe etwa eine Stunde liegen bleiben, bis man die Pferde zusammen gebracht hatte. Die Reise ^ von hier aus gieng nicht sonderlich geschwinde, weil st viele Sandbänke in dem Flusse waren, und die Pferde so oft übergesckwemmt werden mußten, indem bald dieses bald jenes Ufer nicht bequem war, daß sie darauf hätten gehen können. Bey diesem oftmahligen Ueberschwimmcn der Pferde ersoff eines davon. Ich hörte, daß dem Bau< ren,dcm das ersoffene Pferd zugehörete, von dem andern ein doppelter Trost eingesprochen ward. Man sagte ihm, es gehe kein Jahr vorbey, daß nicht dergleichen an diesem Ort geschehe, und er wüßte ja wohl, daß dieses ein unreiner Ort wäre, worunter der Teufel wohne, und die Pferde zu sich herunter ziehe, wie er dann die Gewalt anl besten empfunden haben würde, mit welcher man ihm vott unten das Pferd aus der Hand gerissen hatte, wie sie denn auch selbst wohl gesehen hatten, daß er derselben mit allen seinen Kräften nicht hätte widerstehen können. Diese wohl ausgesounene Trostgründe schienen den guten Bau- rett Gergeevra D. 4457 Werste. 239 ren stattlich aufzurichten. In der Mückenplage spürten wir an dem heutigen Tage eine merkliche linderung. Den TZfien des Morgens um sieben Uhr kamen wir bey dem Dorfe Sergcewa an, und giengen «lit frischen Pferden weiter, und kamen um cin Uhr nach Mittage bey Nasimowa D. an, nachdem wir kurz vorher cine schr schnelle Stelle des Flusses langst einer kleinerInsel heraufgekommen waren. Die Bcmren dieses Dorfes Nasimo« wa hatten sich mit ihren Pferden versteckt, weil sie nicht lust hatten uns Vorspann zu geben. . Wir hatten sie aber nöthiger, als sie glaubten, und ließen sie also suchen; und als man ein paar gefunden hatte, so wußten diese noch ein paar andere anzugeben. Damit wir aber diesen Bauren das Herz nicht zu schwer machen mögten, so behielten wir von den alten Pferden die noch brauchbare, Und nahmen von ihnen nicht mehr frische, als wir unumgänglich nöthig hatten, welches sie als eine Großinuth von uns auslegten, und nach und nach immer williger wurden. Sie fuhren mit uns gegen drey Uhr nach Mit, tage ab, und wie es anfieng dunkel zu werden, musten wic um eine lange schmale Sandbank, die ohngefahr bis in die Mitte des Flusses hineinlief, gehen, womit wir ei« Ne ziemliche Zeit zubrachten. Gleich nach dieser Sandbank giengen wir TschistoLctnich D- vorbey, und den 24sten eine Stunde nach Mitternacht erreichten wir das Dorf 24? 1739 den 25stm und 26sten Iul. Dorf Ponomarewa, in welchem wir frische Pferde b^ kamen. Des Morgens um sieben Uhr erreichten wir Aolmogorowa D. und wechselten die Pferde abermahls. Etliche Stunden hernach kamen wir zu Gsiiarskaja D-und ein paar Siundcn hernach zu Sawma D- da wie wegen der weiten Entfernung der künftigen Dörfer wis-derum genöthiget waren, frische Pferde zu nehmen. Hier? auf kamen wir del» Fluß Rij, (in den Russischen iand^ charten heißt er Rnja) der von der rechten Seite einfällt, und des Abends um sechs Uhr den von eben selbiger Seits einfallenden pit vorbey, in einer halben Stunde aber langten wir zu Gurina D. und wie es schon später Abend war, zu pjamizkoi pogost an, allwo wir wieder eins Abwechselung von Pferden bekamen. Die Ufer waren diesen Tag allenthalben vortrefflich beschaffen, daß die Pferde im Ziehen alle Gemächlichkeit hatten; wir trafen auch keine große Sandbänke an, und das einzige, was uns einige Hinderniß machte, waren hin und wieder Bache, wenn sie so tief waren, daß die Pferde durchg^ schwemmt werden mußten. Den 2zsten des Morgens kamen wir nach Anzift" row lug, woselbst die Pferde abgewechselt wurden. Urtt neun Uhr vor Mittage fuhren wir Baschenowa D- und gegen cilf Uhr Ilijmch D. vorbey, und kamen des Abends gegm fünfUhr nach Tuschowa T>. Hier ließen wir die Pferde Mang.'.sia 4672 wersie. 2.st Plesde von uns, weil mnn bis zu dcr Stadt bald auf dem cincn, bald auf dem andern Ufer des Flusses fahren muß, da man dann die Pferde nicht allezeit hin und her treiben kann. Wir giengcn, da wir die Fahrzeuge theils MM, theils rudern lnßin, langsam fort, und erreichten ti> Stadt kurz nach Mitternacht> fuhren aber längst derstlben bis an die ieder-Fabrike des 3xoftc?cN'Obristen, unseres guten Freundes, Herrn Samoilow herauf, woselbst wir den 25slen des Morgens llm zwey Uhr ankamen, und hiemit unsere Mangaseische Reise endigten. Schon des Abends um acht Uhr schickte uns dte Kan^ lcy einige Packele entgegen, welche in unserer Abwesenheit aus Petersburg angekommen waren, auch andere, wel^ che Herr Steller aus Irkuyk an uns abgefertiget hntte, und wir hatten Zeitvertreib genug, bis wir an den Ott kamen > da wir anlanden wolltet Der Herr Prof. Niüllcr wurde durch Briefe und Befchle von einee weiteren Rcift durch Sidlricn befrcyct, znik abrr bes fahl man länger ill Sldmcn zu bleiben, und so bald als möglich, nach Aawlscharka zu rechn. Ich kann nicht ausdrücken, wie sehr mir dich Nachricht bey lW bcrlegung a!kv schon oben gemeldeter Umstände zu He«,'« M gegangen sey. Die Freude über meines FrelM-des Glück, dcr die Erlaubniß brkcmmcn hatte zurü- Q' cke Ramrsch.R. 3. Thcil. «42 »739 bell 26sten Iul. cke zu reisen, war groß. Ich habe die vielen und schweren Zufalle seiner Krankheit mit angesehen, und war überzeugt, daß sie nicht verstellt waren. Hat dieser, dachte ich, mit Vorstellung seiner erbarmungswürdigen Umstände durchgedrungen, sollte ich nicht etws dergleichen erdichten, um auch gegen mich Barmherzig« teit zu erwecken? Dergleichen Gedanken hatte ich nicht lange. Ich wollte keine andere, als wahrhafte Bewegungsgründe anführen. Bald redete ich dein Herrn Pr«H Müller zu, er möchte seine Rückreise oh< ne Verzug antreten, und durch seine mündliche Vor» stellung die meinige zuwege zu bringen, und die Ein-Wendungen, die man darwidcr machell könnte, zu wi» derlegen suchen. Es überfiel uns endlich der Schlaf, welcher unsere Unterredung die,en Abend unterbrach, mir aber doch nicht die geringste Ruhe ließ. Ohnge-achtet ich mich zu Bette legte, so konnte ich mich doch der Gedanke» wegen meines künftigen widrigen Schicksales nicht entschlagen, bald reisete ich nach Ramt« ftharka/ bald nach Petersburg; bald kam ich an den< ersten Orte an, und litte Noth an der Nahrung, bald trieb mich mein gutes Glück nach Petersburg; man schickte mich aber eben dahin zurücke, woher ich gekommen war, und wie ich den andern Morgen er< wachte, so befand ich mich so matt, als hatte ich die ganze Nacht die schwerste Arbeit verrichtet; so sehr waren Icniseisk 4672 N)ersic. 243 ren die Sorgen über mich Mester geworden. Jedoch waren wir beyderseits des Morgens schon etwas gelassener, als da wir schlafen giengen. Wir merkten., als wir recht nachsahen, bald, daß man zu der Zeit, da man aus Petersburg diese Packele an uns abschickte, noch nichts von der Abfertigung des Herrn Stcllers und von den Schwierigkeiten wußte, welche die Kanzlcyen wegen unserer Abfertigung zu machen fortfuhren. Ich halte also wieder gute Hoffnung, GOlt würde etwa die Herzen derjenigen, die etwas hiebey zu sagen hätten, noch len. ken, daß sie nach Erwegung aller Umstände eine günstige, re Entschließung für mich fassen mögten. Ich schrieb also von hieraus wieder, bezog mich auf meine vorigen Bittschriften, und erklärte mich, daß, weil ich auf selbige noch keine Antwort hätte, ich die Reise nach Ramtsthae« ka so lange, bis ich solche Antwort erhalten würde, auf. schieben, indessen aber nach unserem gemeinschaftlichen Vorhaben diesen Sommer noch die obere Gegenden des Imisei bereisen, von dort nach Rrasnojarsk zurück-gehen, und daselbst gtiädigen Befehl erwarten wollte. Dem Herr», Professor Müller war auch die bloße Erlaubniß, die er hatte zurücke zu gehen, höchst angenehm, und belebte ihn gleichsam von neuem. Er wollte dasjeni« Je, was noch in dem eigentlichen Sibirien zu untersuchen nöthig war, gerne mitnehmen. Er hatte nun «inen Befehl, kraft dessen er seine Rückreise alle Augenbli. Q2 cke 244 1739 den 2^sicn Jul. cke antreten konnte. Ein Maln,, der sich etwas von sci< ner vollkommenen Freyheit :nit seinem guten Willen be« geben hat, bildet sich nicht ein, seine vollkommene Frey« heit wieder zu haben, ehe er nicht eine zulängliche Versicherung davon hat. Ehe er dicst bekommt, zieht er sich den geringsten Schein cinl's Zwanges zu Herzen, und giebt seiner Krankheit fast alle Augenblicke neuen Zunder, welcher nut der schon vorhandenen Materie sich vrrcim'gek, und bey der ersten Gelegenheit in ein Feuer ausbrichk. Ganz anders ist es mit ihm, wann cr von semcr wieder erlangten Freyheit eine Versicherung hak. Er läßt sich durch keinen Schein betrügen, die Versicherung, die er hat, vernichtet allen Schein; das Herz wird jrölich; j^ der Schein, den man für einen falschen Schein erkennt, giebt ein Gegentheil vom Zunder nb ; wie wann ma„ bey einer großen Glut, um sic nach und nach zu löfchen, nicht ,mr keine weitere brennende Materie zulegt, sondern auch von Zeitjzu Zeit Wasser zugießt, damit man auch der noch vo?« haudenen brennbaren Materie alle übrige Krch benehme. In dem zweyten Theile meiner Reisen habe dem ie-sir cine Tabelle von dem täglichen Wachsthum oder Abnahme des Wassers in^dem Lm^Flusse mitgetheilt, dc,' mit man daraus ersehen mögte, ob nicht etwa eine besondere Ordnung darin wäre, woraus man die Ursache deS Zunder Abnchmens beurtheilen könnte, und welche vielleicht eine" Icmsciok 4672 wcrstt. ,45 cinen Kcsonhem Ginsiuß anf dem Bau unserer Erde, entweder überhaupt oder besonders dieser Gegenden, haben mögte. AuO den mitgetheilten Wahrnehn:ungen hat man, so viel erftnen, daß, wann schr große R^gen gefallen, oder häufiger'Schl^a gesthmolzcn, n die Wahr>-mhnmngen'dalnit nicht üdcrcin kommen s-Mn, Urftche ha-den, cinen Schritt zurücke zu gchen. So wie also der Fluß^jcmsii, wi^ ich schon oben gesagt, den Mn April aufgicng, a!jo ''besorgte iä) sogleich die tägliche Aufzcich« nung der Ab-und Zunahme des Wassers. Diese Auf-zcichr.unq gcsihahc nicht nur bis zu mciuer Abreise von dan-nctl, sondern auch nach derstiben b:'H jcho, welches die Ur-sachc ist, warum ich dc.mahls meine Wah'l'nchmm'.aM jnchr mitgetheilet, ftndcrn ft his hicher verschoben habc. Sie folgen demnach hiebey, mit der Vechchörui'g, daß y:an ihnen voWmmen trauen darf. Q 5 Zu- 246 3u-und Abnahme des I en i set-Flusses 1739 vom 8ten April an. Tag Hat in 24 Stunden zugenommen. Sasch Fuß Zoll 9 , « - ' 2H JO ^ « - " l^ II « - ' ' ^ !2 Hat weder zu«nock abgenommen, " ' 'I Hat in 24. Stunden zugenommen. - " 2^ ,4 - - - . 3 15 Hat weder zu-noch abgenommen. 16 Hat in 24 Stunden zugenommen. ' - 9 17 « - - - 9^ l3 - . 'i 5 '9 ^ , » 1 6 20 .5 - 1 4 21 - « < z 8 22 » -» 2 4 N 23 « - l 3 l 25/ Hat in 24, Stunden weder zu noch - abgenommen. - 26 Hat in 24. Stunden zugenommen. - - 25 27 , , . , 2 28 - . . , l 29 « « » 2 5 ' Hat in 24 Stunden abgenommen. - ^ 6 2 - « - . ll 24? 3u - und Abnahme des Ienisii - Flusses 1739. Tag Fuß 3o« 4 Hat in 24. Stunden abgenommen. - 8 5 " - 13 6 - « ^4 7 Hat in 24 Stunden zugenommen. i io 8 - - r z 9 - .27 10 - « 24 11 - - 3 - ?2 ! - - 2z !Z . «> » I IO 14 ' s - 2 10 »5 Hat in 24. Stullen abgenommen. - 6 16 , « ^2 17 « - 3 5 »8 - , 24 '9 < « ,10 20 , . l l 1 21 ^ « l » ?Q^ 21 - . l 2 23 - . I ^ 24 - . '2^ 25 . - 1 iz ^ Hat in 24. Stunden zugenommen. " ^ ^ , ^ '5^ -9 - - - ?^ ^ - - ' 3- Hat in 24. Stunden abgenommen. ' ^ ^4 3u- M 3u -üttd 3lbnahnwdes Ienisei - Flussw vo,L l. "Inn- an. Tag ^ Fuß Zoll 1 Hat ill 24. Stunden abgenommen. - 6 2 ' i - - - 8 6 - - ^ 1 7 -. , < 6 K . ^ ,6 9 « - - - 11 '5d.!'''- ' " 1 ^31 !' - ls , " I - ^3 i ^ ; ? « I 4 15 ^ ^ !^ ' - -^ lo 'i6 - - - 5 17 , ^ ^ ^ -"5 . 18 l - - ^ - ? 2O - e ^4 2' - - - 3 22 ^ - ^, , s Z2- 2) Hat in 24. Stunden zugenommen. I - ^ 24 ' ^ - ^ l - 3^ '25 »Hat in 24. Stunden abgenommen. ! - I l 27 - - . - 5'5 Z8 - ..« - .4^ 29 ^ ^ , 5^ 3"- 249 Bu «und Abnahm? des Ienisii-Flusses i/^^vom i Iul. an. Tag , Fuß Zoll 1 Hat in 24. Stunden Zugenommen. 1 ^ 2 Hat in 24. Stunden abgenommen. - 4 3 ' ' ^^ , ' 4^ 4 " ' .'.^ 5 , " ', -3 7 Hat in 24. Stunden zugenommen. - '>!' i' , 25 - ' ' ' ^ , ,^ ' 1 ' , l4 Hat in 24. Stunden, abgeunommen. . - - ^ 3 ^. . , > „ . ,, ! ..... , , , , .<.s>. ,< -,,?4, '7 Hä5w 24. Stunden zugenommen. - zz '9 ,^ ,— - . -^s^; 20 Hating. Stunden abgenommen. - i^ 21 " - , ,4 22 > , ,2 23 Hat in 24. Stunden zugenommen. - ^ 24 Hat in 24, Stunden abgenommen. . 1 25 > ' - l^ 26 _ .. , 8' ^7 Hat in 24 Stunden weder zu noch ab -genommen. 28 Hac in V4. Stunden abgenommen. - « 29 . . - 3 A5 3m «52 1739 den 26stm Iul. Ich habe nicht für nöthig gehalten, diese Tabelle weiter fortsetzen zu lassen. Man siehet aus derselben i. daß von dem Aufgehen des Flusses an das Wass« länger als einen Monat fast beständig zugenommen ha-l be; denn vom 8ten April bis auf den Vierzehenden May ist es in allem auf acht Klafter und sechs Zolle in seiner Höhe angewachsen, und nur fünf Tage lang bis dahin zu verschiedenen mahlen in einem stehen geblieben; nur vom ersten bis sechsten May hat es um vier Schuh unv neun Zoll abgenommen, daß also noch ein Zuwachs von sieben Klaftern zween Schuhen und neun Zollen übrig blieb. Dies war aber eben die Zeit, da sich der Schnee von den herumliegenden Bergen und Feldern verlohn H. Daß das Wasser nach Verftuß dieses Monats meisten-theils immer abgenommen habe, weil es nämlich außer setnen natürlichen Quellen keinen weitern Zufluß hatte 3. Daß es zu Ende des May wieder ein wenig zugenommen, wovon die Ursache vermuthlich von dem Schnee in dicken Wäldern und der nordlichen Seite der Berge herzuleiten ist, weil der Zuwachs nicht so gar groß war, und nur einen Schuh und ein Drittel betragt. 4. Daß es den ganzen Vrachmonat fast immer abgenommen, weil es keinen Zufiuß weder von Schnee noch Regen hatte. 5. Daß es hingegen den Heumonat hi"' durch gar oft zugenommen, woran die Donnerwetter und Donnerwolken Ursache waren, welche schon zu EndedeS Brach' Ienistisk 4672 werste 25t Brachmonats anfiengen, und häufige Regen fallen lie. ßen. 6. Daß das Wasser vom ttten April bis den zc>sten Iul. überhaupt zu reden, zugenommen ; denn innerhalb dieser Zeit hat es in allem eilf Klafter, sechs Fuß und drey und einen halben Zoll zu- hingegen fünf Klaftern, vier Schuh, zchen Zoll abgenommen; ist also noch Zuwachs sechs Klaftern, ein Schuh, fünf und ein halber Zoll, welches vermuthlich nicht alle Jahr gleich seyn dürfte. Dle Nachrichten von dem Hr. Adjunctus Steller, deren ich oben gedacht habe, waren höchst erwünscht. Mit dem ersten Frühlinge ließ er sich die natürliche Geschichte der Gegend um Irkuyk nach allen Theilen derselben auf das äußerste angelegen seyn, und überschickte verschiedene artige Beschreibungen natürlicher Dinge. Er merkte aber bald, daß, sowenig wir auch von der Irkutz-tischen Kanzley für ihn verlanget hatten, und so viel er noch davon, damit er ja der Kanzley nicht zu beschwerlich fallen möchte, nachließ, daß er diesen Sommer seine Abfertigung noch nicht erhalten würde. Er suchte also, seine Zeit indessen nühlich zuzubringen, und zwei« felte, ob er den ganzen Sommer hindurch so viel neue Sa» chen um Irkuyk entdecken könnte, weil ich auch schon da gewesen war. Er entschloßt sich also, in der Mitte des Sommers über den See Baikal zu gehen, sein süd« liche< liches Ufer und das Bargusinische Gebirge zu durchstrel-» chen, und imHcrbste wieder nachIrkuyk zurücke zu kehren, um daselbst nicht uur die gemachten Beschreibungen ins reine zu bringen, sondern auch die Anstalten der Kauz» ley zu seiner künftigen Sommerrcise betreiben zu hclftlU Wir wollten, da wir eben jctzo in ^cnisilsk waren, auch den hiesigen Jahrmarkt mit ansehen, der hier jahrlich mit dem Anfange des Augustmcnats scinm Anfang zu nehmen pstcget. Die Russischen Kaustmte, welche von der Grenze Hieher zu Schiffe gehen, kommen gemeiniglich so früh q», daß sie sogleich eine Reise nach, Mangasi'4 thun, einige von ihren Chinesischen Waaren, und was ihnen noch von den Russischen übrig geblieben ist, daselbst vertauschen, und von ha mit den Mangaseischen Pclz-werken Hieher zurückkommen können. Diese haben demnach Chinesische und Mangaseische, und zuweilen auch noch einige Russische Waaren, Andere Russische und Tatarische Kaufleute kommen yon Tobolsk zu Wasser durch den Irrisid, Ob und Rcc über das iand Ma-kovskol, so zwischen den Flüssen Rer und Ienistt ist. Diese pficgcn gegen den Anfang des Augustmonats hier zu seyn, und haben meistens Russische Waaren, Iuch^ ten, Tücher, Tscherkassischen Toback, ieinwand, gewalkte Strümpfe, allerley Russische Zeuge, Messer, .Gabel, Schuhe, Vtiefel, Honig, Weine- Endlich komwe" auch Icnlsiisk 4272 wörste. 253 auch Kaufleute von Rrasnojarsk.mlt schlechten Zobeln, ferner die Icniseiokische aus Mangasca zurückgekommen ne Kaufleuten, allerley prompschlcnie von Ulttett und vben , so daß zuletzt cine große Menge von iculen versammlet, und ein guter Handel zu seyn Psiegt. Wir blieben in Yeniseisk bis den Mn Aug^ da der Jahr-» markt würklich seinen Anfang genommen hatte, doch aber noch nicht in seinem besten war, weil noch einige Fahr« zeuge aus N^ancfasea und andere aus Tobolsk fehlten. Man meinte aber doch, daß er ohngefahr gegen den i2tett schon zu Ende seyn müsse. Dann die aus Tobolsk kommen, dürfen sick nicht verspäten, weil sie noch gemeiniglich nach Iaktttzk gehcn, da sie dann, wann sie zu rechter Zeit ankommen, diesen dreyfachen Vortheil haben. 1. Sie können ihre Fahrzeuge, auf denen sicaus Tobolsk angekommen sind, an die Kaufleute, die dahin zu reisen gedenken, verhandeln. Eben so können sie 2. die Irkutzkischcn Fahrzeuge, mit denen sie nach diesem Orte gehen können, an sich handeln, oder die ihrigen gegen solche vertauschen. 3. Sie verspäten sich nicht mit der Irkuhkischen Reise. Wir konnten uns endlich leicht vorstellen, wie der weitere Handel gehen würde, und fanden nicht für rathsam, unsere fernere Reise des Jahrmarktes wegen aufzuschieben. Daher giengen wirmit unscrn zweyen Fahr« Zeugen, 254 »739 den 5tm ll. 6sten Aug. zeuge, deren wir uns bedient hatten, weiter den Fluß aufwärts, nachdem wir von der Kanzley auf ein jede S Fahrzeug zwanzig frische Arbeiter, und zween Steuerleu* te bekommen hatten. Wir fuhren den 4ten August des Abends um fünf Uhr in Begleitung des schon mehrmah« len erwehntcn Meisters Roschelorv, und einigen Ieni' sciskischen Einwohnern ab, und hatten die Ehre, sie ziemlich lange bey uns zu behalten, weil sie sich vorgenommen hatten, uns bis werchnaja d. zu begleiten. Der Wind war überaus widrig, und unsere Reise gieng über? aus langsam, so daß wir erst mit der Nacht bis an den bestimmten Ort kamen. Der Wind wehete zwar die ganze Nacht hindurch in einem fort, wir sahen aber ger-pe, daß der Anfang unserer Reise schwer war, weil ins-gemein aller Anfang schwer zu seyn psieget. Um ihn also schwer zu machen, giengen wir die ganze Nacht durch, und den Sten August nachmittags um drey Uhr fuhren wir erst Gorodischtsche Sloboda, die uns zur linken liegen blieb, und eine Stunde darauf Moklokowa d. vorbey. Wir wurden den ganzen Tag noch von eben dem widrigem Winde verfolgr, der bey unserer Abreise wehete: weil er aber unsere Sündhaftigkeit merkte, ward er etwas gelinder. Wir ließen wiederum die ganze Nacht die Fahrzeuge in einem fortziehen. Am Ust-Cunguska pogost 4721 werste. 255 Am 6sten gieng es eben so schwer her. Der Wind tobcte dm ganzen Tag über gewaltig, und blies uns noch allzeit entgegen. Etwas vor Mittage musten wir einen ziemlich weit in den Fluß hervorragenden Felsen, (Buik) längst welchem der Strom überaus schnell war, Vorbeygehen. Ungefähr dreyßig leute wurden an das eine Fahrzeug gespannt, um es hinauf ziehen zu helfen, welches sie auch glücklich thaten. Bey dem andern gieng es nichc so gut von statten. Ein dicker Strick, (Burunduk^ durck welchen der Ziehstrick gieng, brach, und das Fahr-, zeug wurde von dem Strom zurücke getrieben. Der dicke Strick wurde wieder ergänzt, und die leute noch einmahl angespannt. Man kam ihnen auch mit Stan« gen von dem Fahrzeuge zu Hülfe, und brachte es endlich gleichfalls hinauf. Ein Dorf Ramenka genannt, stehet zunächst dem Flusse auf diesem Felsen. Um eilf Uhr in der Nacht kamen wir nach Ust-Tunguskoi pogosi. Der Wind hatte sich seit einem paar Stunden gelegt, fieng aber um Mitternacht mit eben der Wut an, womit er uns gestern den ganzen Tag verfolgte, welches nebst den beständigen Sandbänken, um welche wir immer gehen musten, Ursache war, daß wir den 7ten des Morgens den Flecken noch im Gesicht hatten, und erst gegen Mittag zur Mündung des Flusses Tunguska kamen, welchen wir nicht anders als mit vieler Unbequemlichkeit und mit großer Mühe unserer Arbeiter vor- 2ZZ 1739 ben 7ten bw Zllln Ivrcn 2lllg. bey kamen, weil uns der Wind ft gar ungünstig und zu^ wider war. Den 8tcn etwas vor Tage kamen wir das Dors Nptschkorva vorbey, woselbst die Hälfte Weges von dem Flecken U st-Tlinguskoi bis Casacschi lug gerechnet wird. Wir hatten die vorige Nacht und den heutige« Nachmittag vielen und starken Regen, und immer widrigen Wind, auch eine Sandbank übet die andere. Des Abends kamen wir Padcrma d. vorbey, und der Regen währte fast die ganze Nacht hindurch. Den 9ten des Morgens erreichten wir den Flecken Casarschi lug unter beständigem Regen und widrigem Winde. Wir hatten den ganzen Tag von Zeit zu Zeit Regen und heftigen Wind, und in unserer Fahrt schlimme Sandbänke und viele seichte Stellen. Die Arbeiter meinten, es wäre besser an der rech« ten Seite des Flusses bis an den Wasserfall zu gehen; die Steuerleute aber blieben aufihrcr Meinung, daß die linke besser, wäre, und diesen musien wir beypstichten. Ill der spaten Nacht kamen wir bey podporoschnajä d-woselbst wir etwas anhielten, und ieute aus den nachs" liegenden Dörfern vcrsammlcn ließen, die uns den Fa^, her zunächst oberhalb diesem Dorfe ist, hinauf ziehen h<^ sen sollten. Mit dem Tage giengen wir vier Wersie weiter bis an eine Mühle, und daselbst hielten wir wie-der an, um mit Gemächlichkeit alle Vorbereitungen zu machen, die um den Fall heraufzugehen nöthig waren. Ms poidporoschnaja d. 4827 tVerste 257 Kurz vorher, als wir diese Stelle erreichten, war der Strom ungemcin heftig, weswegen dieselbe auch der Nachsäst (podporoschniza ) genennt wird. Die leute, die uns helfen sollten, versammleten sich hier, und es ka-men außer unsern Arbeitern hier über dreyßig Mann zu« jammen. ) Den iQten vormittags um neun Uhr wurde mitdem «jnm Fahrzeuge der Anfang gemacht, an welches einsehr dicker Strick (Gosche) und an denselben ein Ziehstrick angebunden wurde; an diesen spannte man alle unsere Arbeitleute, wie auch alle zu diesem Geschäfte versamm« lete Bauren an. Sie wurden damit bald fertig, und brachten das Fahrzeug ohne Anstand hinauf. Sobald es über den Fall war, giengen sie zurücke, und verfuhren Mit dem andern auf gleiche Weise, und mit eben so glücklichem Erfolge. Es wahrte doch bis nachmittags um vier Uhr, bis sie alle beyde herauf waren. Der Fall ist nicht so gar groß, und mag etwa mit dem Srrielosit)-noi an der Tungüska verglichen werden. Er bestehet sus drey Absätzen, davon man den untersten für den schwersten , und den obersten für den leichtesten halt. Nach" dem man dieselben alle drey hinauf ist, so kömmt man Nach einem paar Wersten in eine Gegend, da der Grund ^1^!! ..-^ ..,^ R des, ^Ramcsch.R.3.eheil. ^ 258 ' i7Zl, dell iiten Aug. des Flusses ftlsicht ist, (zu einerSchiwera) über welche zu gehen zwar nicht gefährlich, aber wegen der vielen aus dem Flusse hervorragenden Steine mühsam ist, wcil sich die Stricke m denselben sehr verwickeln. Dieser Ort war Ursache, daß wir hier so lange verweileten; dann matt höhlte das andere Fahrzeug nicht eher, als bis das erster« diesen Ort hinauf gegangen war; vermuthlich, weil man ihn auch mit zum Falle rechnet, wiewohl ich hierin keine Gewißheit habe erlangen können, indem der eine so, mW der andere wiederum anders redete. Hierin stimmen di« meisten überein, daß der Wasserfall aus vier, und nicht aus drey Absäßen, wie ich oben erwähnt habe, bc< stehe. Daß sie also urtheilen, glaube ich um' desto m eh", weil sie für alle diese Absähe Namen haben. Sie nenne« den oberen GülMlillik, den anderen Arecscher (weißer Falk) den drinen Orcl (Adler) den vierten Sokok (Falk) Ich hätte fast geglaubt, daß man den felsichtcni Grund für den vierten Absaß gehalten hätte; allein es ist wahrscheinlich, daß man sie in der Ordnung erzahlt h<" he, und ich weiß, daß derjenige, den wir unter den dreyett obgenannten zuletzt heraufgiengen, und von dem ich sag", daß er der leichteste sey, der Gumenmk ist, und folg/ lich über ihm kein Fall geglaubt wird. Es muß also die Podoporoschniza, wie es scheinet, den vierten Absah machen, u-.d der Sokol seyn. An dem linken Ufer der Schiweva ist ein Flecken, und zwar der>ersted?s,A'as- " " " no- Salcvskaja d. 4845 N> ^59 nojarskischen Gebietes, Namens V^udporofthnaja Spaskaja Sloboda. Wir hatten des vormittags öf° tercn Regen, nachmittags aber leidlich Wetter, und fuh? ten die ganze Nacht hindurch. Den uten des Morgens gegen acht Uhr kamen wir Salcvskaja t>. und ohngcfahr um zwey Uhr nach Mittage den Bach Bobrovka vorbey. Sechs Werste weiter erreichten wir in der Dcmmerung Bystraja Rossa, welche für eine Sandbank ausgegeben wird, um welcke der Strom überaus schnell seyn soll, wovon sie auch wohl den Namen bekommen haben mag. Sie liegt so weit in den Fluß hinein, daß sic beynahe das gegenseitige Ufer er, reicht, folglich ist die Entfernung so groß, daß weder die Zichstricke zureichen, noch die Kräfte der Arbeitsleute hinlänglich sind. Deswegen wurde der längste Strick des Fahrzeuges (Mcschumna) zur Hand genommen, Lind an einen Baum des linken Ufers, da wir wieder hin« musten, angebunden, und nach und nach wieder aufge« wunden, so daß das Fahrzeug endlich an das linke Ufer kam, eben wie man in großen Flüssen, wann die Ufer unwegsam sind, oder auch zur See, wann man kein U> fer hat, den Anker öfters an eine Stelle ausführt, in wel« che man das Fahrzeug hin haben will, und an den An« ker eine» Strick anbindet, welcher hernach auf dem Fahr« Mge wieder aufgewunden wird, wodurch dann dasselbe ^ R 2 au« H6o 1739 den I2tm bis zum I4ten Allg' aus seiner vorigen an diese neue Stelle kommt. Man nennt dieses in der RussischenSprache Savvosom gehen. Das schlimmste bey dieser Bank bestund darin, daß sie nicht ganz sandicht, sondern auch felsicht war. Das Fahrzeug gericth einmahl auf kleine Klippen, wo es ganz zitterte, und über die es seiner ganzen länge nach gezogen werde« muste. Es würde davon auch nicht so leicht losgekommen seyn, wofern man nicht einen Strick von dem ander« Fahrzeuge Zu Hülfe genommen, und es damit loszuziehen gesucht hatte. Uni Mitternacht erreichten wir, nach einer sehr schnellen Gegend dcs Flusses, Bpstra d- Ww fuhren die ganze Nacht hindurch. Den i2ten gegen neun Uhr vor Mittage kamen wir nach Iwanovschma d. woselbst wir eine halbe Stunde lang anhielten, um neue Wegweisir zu bekommen. Hier wird die Hälfte Weges zwischen Ienisiisk und Aras/ nojarsk gerechnet. Es that uns überaus leid, daß wir bisher so langsam gegangen waren. Es war auch für has Kräutersuchen in Ansehung derjenigen Gegenden, d^ wir diesen Sommer noch zu bereisen hatten, zu langst' Wir hielten uns deswegen keinen Augenblick langer auf, als die höchste Noth erforderte. Bald, nachdem wir abgestoßen waren, mustcn wir zwischen einer Insel und dem festen lande eine sehr schnclleGegenddes Flusses he^ aufgehen, die doch nicht lange währte. Weil es dengan' Busimskoje 4930 werste 26r M Tag beständig regnete, so konnte,» wir uns nur wc- nig auf dem iande umsehen. Es war uns nicht möglich, das Ufer zu betreten, und wir kamen die Dörfer Simo-novschma, Saldarowa und Brcdivna vorbey,deren letzterem wir erst um Mitternacht gegen über waren. Den iZten gegen acht Uhr vormittags giengcn wir podj^m« na d, um Mittagszeit Juxeewa, und des Abends Tas-kma d. vorbey. Wir hatten auch den i4tcn gar vicle Hindernis in unserer Reise. Ohngeachtet wir uns die Nacht durch beständig ziehen ließen, so kamen wir doch erst des Morgens nach acht Uhr das Dorf pawlovschi-na, und etwas nach Mittage Gorkych d. und den Fle^ ckenNachwalnoi, vorbey, welche zwey letztere ohnge-fähr eine Werste vom Ufer liegen. Schon bey spatem Abend sahen wir den Flecken Busunskoje, der hart an dem Ufer stehet, wo wir aber doch nicht anhalten wollten, sondern für rathsamer hielten weiter zu gehen, wie wir dann noch bis Mitternacht uns ziehen ließen. Weil aber der Regen schon seit Abend in einem fortwährte, und die Nacht stockfinster war, wir auch um eine große Sandbank, die ganz nahe war, gehen musten; so blieben wir stille stehen, und erwarteten den Tag. Mit R 3 ^62 1739 den iSren 3lug. Mit diesem qicngen wir den i^ken ab, und fuhM hie Sandbank durch Hülfe d?r Seegel vorbey, die uns auch bis geqcn Mittag von Zeit zu Zcit zu statten kamen, so oft nämlich die Krümmung des Flusses es verstattete. Gegen neun Uhr fuhren wir den Aan-Fluß vorbey, der von der rechten Seite einfällt; demselben gegen über, nämlich auf der linken Seite, da wir fuhren, hatten wir ein Dorf Nst-Ranskaja genannt, zur Seite; eine Stunde darauf giongen wir ein anderes Sarvasslanow^ t>. um drey Uhr nachmittags Chlopttmovechma d. und und eine Stunde hernach Sedclmkowa d.vorbey. Diesen Tag waren wir ziemlich gut, und in Ansehung der vorigen Tage geschwinde gefahren, weil wir uns zuweilen dcS Windes bedienen konnten. Mit dem Abend kamen wir zu Attumanowad., gleich darauf zu einem andern klei< nen Dorfe und hart dabey zu Tmncnzow Bmk, wo< selbst wir anhielten, um die Zubereitungen zu veranstalten, daß wir ihn ohne Gefahr Vorbeygehen mögten. Es war wie gewöhnlich, ein hoher jäher Felsen, der sich etwas in den Fluß hinein erstreckte, und längst welchem der Fluß einen schnellern Strom hatte. Es gehörten also große Kräfte dazu, um dieser Strenge des Flusses zu widerstehen, und wir hatten recht gute Stricke nöthig,auf die man sich verlassen, und versichert seyn könnte, daß sie nicht entzwey gehen würden. Hätte aber auch allenfalls ein Strick brechen sollen, so war deswegen doch keine iebensgefahr vorhanden. Alles was man befürchten durf^ Atmmanowa d. 4962 w ^3 :r war, stund in der grösten Gefahr. Als das Schiff auf der schnelle-sicn Stelle des Stromes war, schrien die Arbeitsleute, sie könnten das Schiff nicht langer halten. Als wir diese Stimme hörten, war kein Mensch aufdem Fahrzeuge, der nicht gerne alle Kräfte angewandt hätte das Fahrzeug zu halten. Wir ließen Stangen in das Wasser, und steiften sie gegen den Grund an; die Arbeitsleute spürten diese Hülfe so gleich, und bekamen wieder Muth, so daß unsere mit den ihrigen vereinigte Kräfte das Schiff erhielten. Wofern man dasselbe dem Strome überlassen hätte, so hatte es entweder an diesem, oder an dem nächsten unteren Felsen zerscheitcrn müssen, da dann die wenigsten !eute auf dem Fahrzeuge, ihr leben nicht anders, als durch «ine ganz außerordentliche Vorsehung des Höchsten hätten retten können- Nach dieser ausgestandenen Angst konnten Dodonswa d. 4982 wersie. 265 konnten wir mit dem gewöhnlichen Ziehstrick weiter gehen. Zunächst dem Ufer, da wir fuhren, hatten wir einige In-, seln vor uns, unter welchen wir eine von der Seite des Flusses umgehen musten; und dadurch wurden wir ziemlich aufgehalten. Den isten vormittags gegen zchn Uhr kamen wir erst zu Eukünowa Gchiwcra, woselbst uns lcute aus Schiwcrskaja d. entgegen kamen, um die Fahrzeuge über diese fclsichte Gegend ziehen zu helfen. Ein Fahrzeug wurde nach dem andern hinauf gezogen, und bey jedem wurden auch die leute des andern mit zur Arbeit gebraucht. Diese Gegend des Flusses hat zween Absätze, welche beyde einen sehr sirengen Strom haben. Der iots war trefflich gut; denn wir stießen nirgends auf dem Boden an, waren auch schon gegen Mittag mlt beyden Fahrzeugen aus diesem schlimmen Orte heraus, und kamen bald darauf zu Schiwers^ kaja d. welches aus zween Dörfern besteht, die bey zwo Werste von einander liegen. Bis Hieher fuhren wir von Ieniseisk aus bestandig an dem linken Ufer des Flusses, aber etwas oberhalb des oberen Schiwerskischcn Dorfes ruderten wir über den Fluß, und blieben von dort an am rechten Ufer, woselbst wir bald das Dorf Dodo-novva fanden, dem das Dorf Barabanowa auf der linken Seite gerade gegen über liegt. R 5 Ehe «66 I7Z9 den 17 und Men Aug. Ehe wlr noch Dodonowa erreichten, so gieng ich ln einem Kahne voraussetzte- nachdem ich etliche Werste zurückgelegt hatte, über den Fluß, und gieng in einen Arm desselben, und aus diesem in einen andern zur rechten Hand, und so nach und nach bis in den vierten, den man ein^ Zeitlang hinauf ruderte, doch so, daß der Kahn hin und wieder über Sandbänke gezogen werden muste. Endlich gicng ich zu Fuße landeinwärts etwa fünfzig Klaftern und kam zu einem engen Thale, das zu beyden Seiten bergicht war. In dem Berge, welcher der nach/ sie am Flusse ist, bricht hin und wieder Rölhcl und Umbra. Es war schon starke Demmerung, wie ich dahin kam, und man konnte den Röthel kaum von dem andern damit vermengten Gesteine unterscheiden. Von hier hatte ich kaum eine viertel Werste bis zu dem Dorfe Ruwarschma, welches sechs Werste von Barabano-wa entfernt ist, von welchem ich mich zu meinem Kah/ ne zurücke begab. Ich fuhr damit bis m den dritten Arm, und denselbigen herauf, und in den Jemsii, über den ich setzte, und die Fahrzeuge in der späten und dunkeln Nacht ohngefähr um eilf Uhr erreichte. Mit diesen fuhr ich die ganze Nacht hindurch, und gieng bald nach meiner Ankunft auf denselben Rolzowa d. vorbey- Den Iess'.aulow pdgost 5^^ w. 26? Dm i7ten vormittags um neun Uhr kamen wir Tjchastie ostrowa (öftere Inseln) vorbey, in deren Ge. Md auch ein Flecken gleiches Namens liegt. So wie aber der Flecken auf dem linken Ufer ist, so liegen auch die Inseln diesem Ufer näher. Bald nach den Inseln musten wir um eine lange schmale Sandbank gehen, die uns, weil wir zugleich heftigen und widrigen Wind hat« ten, ungemein aufhielte, so daß wir erst bey spätem Abend Icss;aulc»w pogost erreichten. Wir hatten diesen Tag auch vielen und öfteren Regen. Der widrige Wind b'elte mit gröster Heftigkeit auch die ganze Nacht hindurch an, weswegen wir, um die Arbeiter nicht gar zu sehr zu Martern, um Mitternacht an dem Ufer anhalten ließen, und mit Gedult den Morgen erwarteten. Den folgenden Tag konnten wir das Seegel ein wenig gebrauchen, und um acht Uhr vormittags fuhren wir Iermolae-Wa d. vorbey. Gleich darauf aber erfuhren wir die Unbeständigkeit des Windes, welcher uns nicht mehr günstig war; im Gegentheil verursachten uns die vielen Sandbänke, noch mehr aber die öfters damit verknüpfte Schnelligkeit des Flusses, und die große Krümmungen, womit er lief, viele Hindernisse, so daß wir sehr langsan? leiseten. Ungefähr um drey Uhr nachmittags hatten wir das Mönchenkloster an dem Bache Beresovka gegen uns über; es war aber schon zwey Stunden Nacht, als wir Lodeika t>. erreichten, wo wir stille hielten, um dm ?6z ' l739den24stenblS zum26stm Aug.. den Tag zu erwarten. Als dieser ankam, giengen wir noch längst dem rechten Ufer aufwärts, bis wir in die Gegend einer der Stadt Arasnojarsk gegen über gelegenen Insel kamen. An diese setzten wir über, und giengen auf der Seire des Flusses an ihr oberstes Ende, vsn welchem wir uns dann vollends bis nach der Stadt be-gaben, die wir den i9ten vormittags um acht Uhr erreichten. Ich suchte in der Gegend um diese Stadt alles ft viel möglich zu bctrackten, was der natürlichen Gosckichte vorcheilhaft seyn konnte; allem der fast beständige Regen erlaubte mir nicht viel auszugehen, und außerdem hatte ich ein wichtigeres Geschäfte. Da ich diesen ganzen Sommer beydes zu Waffer und zu iande herumgereiset war, ja wehr auf dem Wasser, als auf der Erde gelebet hatte, so erforderten es jeho die Umstände meiner Reist, daß ich von nun an eine Zeitlang ganz aufder Erde leben sollte. Also muste ich meine Gerathschaft jetzo in Kaste" packen, die ich bisher bald da bald dorthin auf de>" Schiffe versteckte. Dieses erforderte Zeit, und we"" auch gleich dasWetter meinen zur natürlichen Geschichteg" hörigen Untersuchungen günstiger gewesen wäre, so würde mir doch diese Arbeit viele Zeit dazu geraubet haben- Den iAostowaja Simowje 5700 w 269 Den 24sten Aug. wurden wir endlich mit unsern Anstalten fertig, und konnten die landreise antreten, welches doch erst nach Sonnenuntergang' geschahe. Wir kamen des Nacht l,m eils Uhr in dem Dorfe Ro- stovzow an, und erwarteten hier den folgenden Tag, wit dem wir so gleich weiter giengen, aber wegen der dicken Wasdunq elnen überaus schlimmen Weg hatten als welcber sehr enq, und von den Baumwurzeln sehr höck- n'cht war. Als wir vierzehen Werste von dem Dorfe an zurückqelegs hatten, fuhren wir durck den flemen Rar« scha, und kamen eine Stunde nach Mittage bey Tolstht« sibino Simowje an. Wir musten die Pferde hier wohl ausruhen lassen, weil sie von dem schlimmen Wege sehr er« m5d?t waren, und fuhren also erst eine halbe Stünde bor Sonnenuntergang wieder ab, kamen bald darauf die Q,Me des größeren Raeftha vorbey, ulid erft in der Nacht um essf Uhr erreichten wir durch den schlimmsten Weq von der Welt den kleinen Remtschik. Wir waren nicht weit gekommen; doch war es uns lieb, baß wlr uns wieder ausruben, und hier übernachten konnten. ' Den 26sten etwas vor Mittage kamen wir nach ^lostowaja r. und Simowjr, und hatten zwar keinen wnderlich schlimmen, doch wegen vieler Bache, deren Ufer ^weilen stell waren, beschwerlichen Weg. Me bisherige Gegenden waren an Kräutern sehr unftuchts bar, dsswcgen hielten wir uns auch hier nicht län üep auf als »70 ,7)9 dm 27 und 28sten Aug. als bis die Pferde durch das Futter wieder etwas zu Krägen gekommen waren. Eine halbe Stunde nach Sonnet Untergang« hatten wir schon den großen Ixcnuschik ^ reicht, durch welchen wir fuhren, nm bey der jense^ des Flusses gelegenen Simorvjc Nachtlager zu hallet Wir hatten auch auf diesem Wege keine andere M" schwerlichkeit, als daß wir über eine Menge kleiner Bächlein fahren musten. Den 27sten kamen wir gegen M^ tag durch merklich bessere Wege als vorher zu demitjuA f wird meistentheils Ijuß geschrieben) über welchen wir auf zusammengebundenen und.gedrückten Kähnen setzten« Wir hofften, hier würden alle unsere ermüdeten Pferds abgelöst werden; dann ^ wir hatten Tatarische Pscrde zum Vorspann zusammen treiben lassen. Inzwischen aber, daß uns der Tatarische Dollmetscher die Nachricht davon überbrachte, nahinen die Tararm alle das Reiß' aus< Doch bekamen wir von einem oberhalb gelegenen Russischen Dorfe einige wenige Pferde zurAbwechjelung. Wir vertrösteten uns auf die nächste Station, dahin wir abermahl Tatarische Pferde bestellt hatten. Des Abe^s um zehn 'Uhr kamen wir durch einen guten Weg, bel unsern Pferden nicht sauer ward, nämlich über Steppt/ zu einem Bache Akacük genant, allwo aber die micihre« Pferden Hieher zusammen getriebeneTararen wiederumdls Flucht genomen hatten. Wir hofften indessen, daß wenn wtr diese ieute ein wenig besser würden kennen lernen, wll auch Bach Soksi 5223 N). 271 auch schon Mittel finden würden sie zu halten. Wir nahmm es also nicht übel, daß sie uns durch die Erfahrung klug machen wollten. Eine solche Erfahrung haftet besser. Der Bach, daran wir unser Nachtlager hatten, fällt in den Borsja, dieser aber in den Ujuß. Wir fuliren den 28sten über lauter ebene Steppen mit unsern müden Pferden bis an den Bach Tschercsch/ allwo auch eine Simowje ist. Die Steppe, über welche wir giengen, war mit überaus schönen, und seltenen Krä'.ttern bewachsen. Die gemeinsten Blu-men darauf waren das in den Garten Deutschlands unter dem Namen Jerusalems - Blmne bekannte Gewächses und die Pfingstviolcn. Auch schössen ..ir die Jäger einige zierliche kleine Vögel. ' ^'Endlich, damit ich die Fülle der'Freude, der wir hier theilhaftig wurden, nicht verschweige, so fing hier unsere Erfahrung mit dem Tata« rischen Vorspann schon an einige Früchte zu trage»,. Wir wüsten eine ziemliche Anzahl Tatarijcher Pferde hie-Her zusammen zu treiben und auch zu behalten, so daß uns nicht eines entlief. Kurz, ehe wir von hier abfuhr lcn, hatten wir ein schweres Donnerwetter. Wir gien^ ^ erst nachmittags nach drey Uhr writer, und kamen wieder über lauter Steppen des Nachts um zehen Uht zu dem Bache Soksi, der in den Tscheresch fällt. H'kr ist auch eine Postsiation angelegt, und wir waren bisher auf dem Wege,der von Rrasnojarsk nach Tomks süh- 2?2 1739 den 29sten und zosten Aug. fülirct, gereiset; von hier aus aber musten wir deu Tomskischen Weg verlassen, und demjenigen folgen, der nach den Krasnojarskischen Bergwerkshüttel! geht. Den 29sten also wandten wir uns nach diesem Wege, und ohngefahr sünf Werste von uliscrem Nachtla^ ger, nämlich bey der Mündung des Sokst musten wir über den Tchcresch - Fluß gehen, hierzu ware eine Brücke nöthig, welches wir erst bcy dem Flusse erfuhren ; denn sonsten würden wir voraus geschickt haben unt dieselbe zu machen. Wir ließen so geschwinde daran ar-beiten, als möglich war, fanden aber dabey doch so viele Hindernisse, daß wir erst um S ße5 Hamrsch.U.Z.THcll. 274 1739 den Zlsten Aug.' ßes langlichtes Viereck von aufrecht stehenden Fliesen, welche jedoch ziemlich weit von einander gestellt waren, vorstellte. Das Grabmahl innerhalb dem Viereck war bey einigen ganz platt, bey einigen aber ließ eS, als wä" re darauf ein Hügel aufgeworfen. Außerhalb des Vieri eckes, in einer Entfernung von drey bis vier Faden stund, zuweilen ein großer Stein aufgerichtet, der gerade auf die Mitte des Grabes zusähe, und gegen dasselbe, etwas geneigt war, nämlich nach Südostcn, gegen welche Himmelsgegend auch die Vierecke, und folglich alle Gräber gerichtet warcn. Wir öffneten einige derselben, und fan? den verschiedene noch so, wie sie vermuthlich in der Zeit waren, da sie errichtet worden. Wir hielten uns hier eine geraume Zeit auf, und ich konnte vor der Menge der natürlichen Dinge, so hier zu sehen waren, kaum Zeit gewinnen, zu Mittage zu speisen. Als wir aufbrachen, giengen wir gedachten Salzsee und einige süße Seen vorbey, hernach einen kleinen Salzsee, und nach sechs Wersten fuhren wir durch den Bach Betschistl). Wir fuhren von da zwischen zween Gebirgen, und erreichten end^ lich des Abends um neun Uhr Rara-Ijüß reka, wohi" wir schon von dem vorigen Mittagslager voraus geschickt hatten, damit noch bey guter Tageszeit ein Floß gemacht werden könnte,aufwelchemwie unsereGeräthschaft,Schlaf" wagen und Karren den andern Morgen möchten überbrin^ gen können. Wir fanden ihn bey unftrer Ankunft auch schon Rara-Ijüß-Reka 5306 N> 275 schon fertig vor uus. Die Gegend war hier für einen ilcbhaber der natürlichen Geschichte erwünscht, und die Gebirge in der Nahe hielten überaus seltene Kräuter in sich. Wir eilten also des andern Tages mit Ueberbrln« gung unserer Sachen nicbt zu sehr, sondern thaten dieses mit vieler Bequemlichkeit, UM mittlerweile die schö, ne Gegend zu nutzen. Wir waren auch erst gegen Mittag mit aller Gerathschaft über. Nachdem wir zu Mittage gegessen hatten, machten wir einen Spatzierritt zu der in diesen Gegenden sehr berühmten Bildsäule von Stein, welche noch eine Nachbleibst! von den ehemahligen Tataren, die das land bewohnt haben, seyn soll-Sie ist unter dem Tatarischen Namen Cl)ojam-3xiß be< kannt, und an dem Wege in der Steppe ein paarWerste von dem Flusse zu sehen. Sie ist ein bloßes Bruststük drey Theile eines Mannes hoch, hat ein langes plattes Gesicht mit einer platten Nase, und einem Stußbarte, und etwas wie eine Mütze auf dem Kopfe. Die Stirne ist tief eingedrückt. Der Kopf hängt nicht mit dem übrigen leibe zusammen, sondern kann nach Belieben abgenommen werden. An dem leibe ist ein Gürtel von Bratskischer Arbeit, und daran auf der linken Seite ein Säbel, auf der andern ein Beutel, vermuthlich ein Tobacksbeutcl, zu sehen. So siehet man auch zwo Hände, deren linke auf S 2 das 2?5 z7H9den lstctk Sept. das Gefäße des Säbels zugeführt ist, die rechte aber halt eine Art von Töpflein in der Hand. Die Bildhaucrcy daran ist schlecht und so grob, daß wohl schwerlich heutiges Tagcö cin Bildhauer gefunden werden könnte, der slch nicht einer solchcl, Arbeit schämen würde. Wir lie? sie:« dieses Bild abzeichnen, um eil, Denkmahl der alten Tatarischen Bildhaucrey zu haben. Die Zeichnung nahm nicht vicl Zeit weg, und wir kamcn bey glttcr Zeit nach unserm lager wieder zurück, woselbst .oir übernachteten- Den isicn Sept. mit anbrechendem Tage giengm wir ab und kamen über Steppen nach ohngcfahr zehen Wersten nach Zagan-Ijusi, (der weiße Ijusi,) wo wir ungefähr sechs Wersie unterwärts fuhren, ulid den Floß erreichten, den wir gestern durch besonders dazu abgefertigte ieute schon hatten machen lassen, um unsere Gerathschaft auf demselben überzubringen. Dieser Ort, da wir überfuhren, ist ohngefahr drey Werste oberhalb der Vereinigung des schwarzen und des weißen Ijnß' Hatten wir noch einen oder zween Kahne gehabt, st hatten wir unsure Gerachschaft geschwinder überbringen können. So aber gieng es langsam; wir fuhren als" voraus, um mit den Kastinzischen Tataren, die jenseits dcs Flusses stunden, einen etwas längeren Umgang z" haben. Wir traten eine große Menge Jurten von diesen Taran'n an, die zum Krasnojarskischcn Gebiete g" hören. Zagan Ijus) 5326 Waste 27?' hören. Die bisherigen gehören unter dasTomMchcGebiet, und unterscheiden sich auch von den andern darin, daß sie nicht ein cinigcsSchaaf halten; denn siegeben vor, daß ihre Hunde alle Schaafe zerreißen; da hingegen wir bey den Kastl'nzischcn Tararcn cine große Menge Schafe gewahr wurden. Es konnten hier nicht so geschwinde frische Pferde zur Abwechselung zusammen gebracht werden, auch war unjere Gcrathschast erst gegen zwey Uhr nachmittags vollends herübergebracht; wir entschlossen uns also hier zu übernachten. Mit anbrechendem Tage glengcn wir weiter, unk nach ohngefähr vierzehen Wersten hatten wir zur rechten einen kleinen gesalzenen See, und ohngefähr zwo Wersie hernach einen zur linkcn, der ebenfals gesal-zm , und an Gehalt so reich war, daß sich das Salz im Sommer von selbst darin zu sehen pfleget, daher or euch in dcrRnssisch?nSprache S<6lcnnojcSamosadnc>je hat man ihn vof diesem Azik-NÜl geheißen; 'jeßo aber hcißt er Ttisw» Rül. Er ist ohngefähr drey Werstc lang, aber sehr schmal und hat keine regelmäßige Figur, 'l ' Das Salz schießt nicht in Würfeln an, sondern fast wie Salpeter^ Was wir sahen, war nur am Ufer; indem Grunde hatte sich dieses Jahr wegen des vielen Regens keines geschet. Hart au dem Ufer ist die Quelle, die ein Gesundbrunnen zu seyn scheinet. Zum wenigsten schmecket dasWasser davon vollkommen wie «Scherwasser. Die Umstände der Reise S 3 vcr 273 «739 ben 2 u. 3t?n Sept. verstatteten keine genauere Untersuchung, welche ich auch zu gegenwärtiger Zeit nicht für sonderlich nöthig achtete, da man auch zum allervortreftichsten Gesundbrunnen wenig liebhaber zu hoffen hatte. Nach ohngefähr zchen Wersten hatten wir zur linken einen großen gesalzenen See, Bply-Apl, (der Schleifstein See) und gleich darauf kamen wir zu einem guten QucllwafferTargl>t>il)ul, daran wir stille hielten, um zu futtern. Dem geraden Wege nach ist die Entfernung zwischen dem weißen Ijuß, qllwo wir uns vorher aufhielten, und zwischen dieser Quelle nicht über vicrzehen Werste, Weil wir aber von erst gemeldeten Seen Nachricht hatten, so wollten wir sie doch auch besehen, und ließen uns diesen kleinen Uni< weg nicht verdrieße«. Wenn wir an diesem Orte nicht alte Ucberbleibsel von Jurten gefunden hatten, so würden wir kein Holz gehabt haben, zumahl weit und breit kein Baum zu sehen ist, als eine anderthalb Spannen hohe Weide, Wir trafen artige Salzkräuter an obigemBs-ly-Rpl cm, dergleichen an wenigen Salzseen gefunden werden, Eben diesen Nachmittag giengen wir noch wei< ter und fuhren nach ohngefähr zehen Wersten über den Bach Tojum, bald darauf über den Rarysch, «nd bey dem See Wkun und anderen kleineren Seen vorbey, u"b kamen übrigens über lautcrSteppen desAbends um acht Uhr zu dem Bache Rarysth.An Waldung war hier kein Man- gel» EBsyll, wenn man eine Tagereise von dem Arle, .,, . ha NündunI dcs Bprs 5441 lVerstc. 379 ba wir den Tojum durchführen, den Bach aufwärts reiset, ein großer Mühlstein an einem Baum angelehnt aufrecht stchcn.Die jetzigen Tararen halten ihn auch für ein Ueberbleibsel aus dem ehemahligen Tatarischen Alterthum. Den 3ten Sesil. nach angebrochenem Tage sehten wir unsere Reise fort, und kamen nach ohngefahr zwanzig Wersten zn dem Ursprünge des Aarysch, von da wir einen ziemlich hohen Berg hinauf, und auf leiner Höhe bis zu dem See Hir fuhren. Der Weg gieng durch terchenwaldung. Kleine in morastigen Gegenden gewöhnliche Hügel, und liegende Bäume, machten ihn auch beschwerlicb. Er ist auch zum Fahren nicht sonderlich geschickt ,und die Tataren wissen sich allein desv. Messer-schmlds,und sonst keines Mensihen zu erinnern, der ihn vor uns befahren hätte. Ohngefahr um zwey Uhr nach Mittage reiseten wir wieder ab, und kamen nach zwölf Wersten zum Bache Gorock, über welchen wir jcho zum ersten, und nach ohngefahr acht Wersten zum an-dernmahl fuhren. Wir kamen endlich zum Flusse Dyr, in welchen der Soroch fallc, ohngefahr zehen Wersse oberhalb der Mündung des Byrs, bey welcher >vir unser Nachtlager aufschlugen, welches wir ziemlich kalt befan-Heni^ Denn als wir des Abends bey einem angelegten Feuer Theel tranken, so froren uns die Ober-an die Unter-" S 4 lassen, 2ijo 17^) den 5tcn u. 6ton Sept. tassen, auch des Morgens darauf als am vierten Sept.' fiel ein sehr großer Reif, während welchem wir den B?r abwärts bis an seine Mündung giengen, die cv in den Itybar hat; dieser aber fallt in den Abakan-Fluß^ Die fruchtbare Gege,w hielte uns hier etwas langer auf, ale sen-sien das bloße Futtern der Pferde gethan haben würde. Wir fuhren also ohngefähr um zwey Uhr nachWittags ab, und kamen etwa zehen Werste davon über den Np-dar, von demselben zehen Werste weiter über den Bach Be, noch zchcll Werste weiter über den Bach Nma, und gleich darauf zu den Kußnetzkischen Tararcn, die sich S^gai nennen, bey denen wir stillt hielten. Der Wez gieng meistens über eine ganz ebene Steppe, auf welcher wir wieder cine Menge after Graber zu Gesichüe bekamen. Ein paar Werste vorher, ehe wir den Nina .erreichten, kamen wir einen stcmcrncn Götzen vorbey, welcher ohngefähr eine Elle hoch war, und einen auf dcn Hinterpfoten sitzenden Bären vorstellte. Er hat vielleicht um das Heiliqthum zu vermehren, in einer Höhlung des Felsen, die vermuthlich auch durch Kunst gemache ist/ feinen Platz- Die Bildhauerkunst war ohngofahr von Men dem Geschmacke, als die hcy dem Chofain-Alß Diese Gegend war in Ansehung dcr Krauter überaus vortheilhaft, und ich beklage nur, daß die Jahreszeit schon ,so spät war, daß die meisten Samen der Kräuter bereits zerstreuet waren. Wir sahet, wieder eine Veränderung bey Dach Nina '5451 werste äFt bey diesen Tataren,' als welche Ziegen 'hielten > da sich die vorigen, bey selchen wir gewesen waren, üm diese Art der Viehzucht garnicht bekümMeM'-'« ^niM^''^!-^ Ich hatte den Abend noch'IM M mtchck Mfte Geqend umzuschcn, und also reiseten wir den sten des Magens mit dem Tage ab°, und giengen durch eine Steppe, die auf den Seiten bergicht war. Wir kämm über den Bach Hok, der in den Abakan fällt, und wi-chen etwas rechts aus wm Wege, um zu dein Bachö Rirschi Syr fter kleine Syr) zu kommen,'^owiiwik «inige Häuser für BergliM, auch einige ieute, bieda« selbsten wohnten ^antrafen. Der Ort / da- die Hauste siehe«, ist mit Spanischen Reutern umqeben. Zunächst lammen heißen Oirinskoi mdnik. Wir besahen sie alle, und kamen nach und nach zu dem Bache Nlu Spl', f großer Syr) zu einer Zeit, da unsre Wagen und Kar« ?en, die wir den ebenen und graden Weg hatten gehen lassen, daselbst ankamen.. Wir fanden hier Holz und Wasser genug, um bequem zu futtern, und machten deS-wegen Halte. Vorher, besonders bey dem Bergwerksdor-ft, fehlte es uns besonders an Holze, als welches ohnge-fahr sieben Werste weit hergchohlet werden muß. Im übrigen hatten wir weder über den gestrigen noch heutigen Tag wcgen'der Kalte zu klagen. Nach dem Reife, der den vqrigen Morgen gefallen war, hatten wir beständig angenehmes und warmes Wetter. Des Nachmittags zilw viP.^hr ließen wir Hih Wagen und Karren in die Steppe nach dem Askijch fahren, wir aber giengm über das Gebirge zu Pferde nach dem Basischen Bergwerke, (Basinskoa rudnik) welkes sich in einem Berge djcfes Gebirges befindet. An ejnem Orte desselben ist es als wie ein Stollen, ungefähr ein paar Klafter lang, g""^ in den Berg hinein gejrieben,auf welchen von oben zw^" BachBnsannw- 3535 niedrige Schachte abgesunken sind, mit deren einem man< noch nicht zum Durchbruche gekommen ist. Die Erzschicht ten streichen nach Südwesten, und sind bisher noch un, gefähr mwerthalb Klaftern breit. Das Erz ist grün, und bricht zwischen emcm jchonen weißen Quarz, der svnst bey hen Bergleuten für ein gutes Zeichen gehalten wird. Unten andiejem Berge sind für die Bergleute einige Häuser, und eine Badsmbe gebauet. Wir fanden aber keine lebendige Seele darin, und ich kann also weiter nichts' sagen, als was ich aus eigenem Augenschein erzahlet h und, Vertiefungen hat, daß »ine verkehrte Einbildung sich in demselben ein altes Weib vorstellt. Deswegen heißt dieser Stein auch auf Tatarisch Anrmjak. Hierneben ist noch ein kleiner Gipsstem. von dieser Gattung, wet-chen man, weil er so klein ist, und also mit zureichend ein Grunds, ohne verkehrte Einbildungskraft, für ein Kind hält. ! Vor diesen Steinen liegen allerhand FluststeilW, die meistens, einerley Gestalt haben, und mit vielem Flci^ ßtz wegen'dieser Aehnlichkeit, ausgelcfen zn jeyn scheinen-Die Bilder, sehen gegen Süden. Außen herum sind Gc-strauche fest gemacht, woran cm gläubiger Tacar, der von Gott beynahe keinen Begriff hat, zu Bezeugung seiner Andacht allerley Fetzen hangt, ohne daß er sich auch nur durch die aller,dunkelsten Begriffe vorstellen könnte, ob ihm dafür gutes oder böses wiedersahen lverde. Wir «ilten ohne sonderliches Vergnügen von dtoser Stelle zu unserer Gcräthschaft zurücke, und hatten mehrere Freude an dem Mitklgtzesftn. ' ' . Nachmittags um drW'Uhr gingen wir von linstre'ltt iager mit einem Theile der Gcräthschaft ab, und ließen das, übrige hier. Wir kmncn übcr eine ebene Steppe zu dem Bachc OeS, über welchen wir fuhren, unb hierauf nach dem ^iö, Worein Ver H)cs fallt.. An eben dem Bach Clö 5564 WcrstV 555 Tiö aber hatten dic Beltirische Tacarcn ihr lager,' Ve« rcn iebeilsart wir anch sehen wollten; wir fanden aber, -daß sie nicht viel von der Kastinzischen unterschieden war.' Aie Steppe, auf welcher wir reifeten, war voller Süß« holz. Die Bclarcn haben vor allen Tararen des Kuß« nehkischcn Gebietes diese beschwerliche Auflage, daß sie auch an die Aalmucken Tribut bezahlen müssen, als welche ihnen denselben, wann sie sich nicht gutwillig da« zu bequemen wollen, meisterlich abzupressen wissen. Sie selM an jeden Backen ein Stäblein an, wovon gegen hinten nach dem Kopfe zu Schnüre gchcn, die man zusammen bindet, und durck Hülfe eines Bengels die Schnüre so lange spannt, bis die Backen von dem Stablcin em« psindlich zusammen gedrückt werden; und dies geschiehet bis auf einen solchen Grad, daß der Tatar endlich giebt, was der Kalmuck haben will. Diese Art der Marter bringt mir eine andere Art in das Gedächtniß, deren sich die von Jakttlzk aus nach weit abgelegenen Ostrogen gehen? de geringere Befehlshaber bedienen sollen. Sie binden eine Binde um den Vorkopf und am Hinterhaupte zusammen, die sie ebenfalls mit Hülfe eines Bengels soft-« sle zusammen ziehen, bis der gefolterte das herausgiebt, was man verlangt, oder gestehet, was man von ihm wis-stn will. Ein Theil des Tributs, den die Beltiren an ^ Aalmuckctt abqeben, bestehet in Eisen, der andere "ber in Juchten, und ist sehr leidlich. Verwichenes Iahr wur? 236 1739 ben 8 u. yren Sept. wurden von den Sagaischen Tararcn die Kalmuckischen Tribuleinnehmer aufgefangen, und nach Abakansk gesanglich eingebracht. Man hat sie zwar daselbst eine Zeitlang behalten, aber, vermuthlich auf erhaltenen Befehl, wieder losgelassen. Den 8ten vormittags um zehen Uhr ließen wir die Wagen und kleine Geräthschast, so wir bey uns hatten, zu unserem Hauptlager an dem Askijch zurück gehen. Wir aber ritten auf einer schönen ebenen Steppe langst dem Abakan herunter» Wir waren ohngefähr fünf Werste geritten, so kamett wir zu allerley alten Gräbern-Bey deren einem war ein Gesicht in Stein ausgchauen. Der ganze Stein ist keine Elle hoch, und wird deswegen RltschiklN'Mjak genannt. Daselbst sind auch hin und wieder, lange etwas mehr als eine Klafter hohe Stetne zu sehen, aus welchen Schriften, auch Kreuze, Zirkel, Pferde und allerhand Zeug, alles sehr rauch und unförmlich, Md einiges so dunkel eingekrihelt zu seyn scheinen, daß man nicht unterscheiden kann, was es eigentlich ist. Wir folgten von hier aus dem Abakan noch weiter unterwärts, und nach acht Wersten nicht weit von dem Abakan wa* ren wieder, so wie auf dieser ganzen Steppe, viele Gräber , bey deren einem abermahl ein Weibskopf, wie es schien, mit einer sehr hohen Mühe von Stein ausgehml der Gegend der andern Mündung,, und ganz hinten dcr dri-tten Mündung gegen über, welches anzudeuten jAM net, daß ehemals jemand durch einen besondern Z"f"^ in Basinskoi Rudnik 5622 N>erste. 293 «n dieser Höhle gewohnt haben mag; zu dessen mehreren? Beweise man vielleicht auch die Eycrschaalen, die ich dar« in antraf, anführen könnte. So wenig als es uns das erstemal, da wir das Bergwerk besahen, geglücket hatte einen Menschen von den Bergleuten anzutreffen, so glück« lich warm wir jctzo, daß, da wir keinen suchten, sich doch cm paar einfcmden, welche, da sie mich mit der Höhle so b« schattigst sahen, mir noch von einer andern erwählten, die mich, wann ich sie selbst in Augenschein hätte nehmen wollen, zu weit von dem Wege qeführec haben würde. Sie wußten sie mir aber so zu beschreiben, daß ich glaube, ich sey im Stande eine Beschreibung davon zu machen; daher ich kein Bedenken trage dasjeni' ge, was ich davon gehöret habe, hier mitzutheilen. Ein Bach Aoxa ist umcr den bergvt'rstatidigen des Krasno« jarokischen Gebietes sehr berühmt. Voi, dies m sagt man, daß er aus süus verschiedenen Acste» zusammenstieße. Diese Aeste, welche dcn Ursprmiq des Aoxa ausmachen, nennt man hier zu iande Rossochi. Der Roxa fällt in den Abakan-Fluß Sie sagten, an d«r fünften, oder in Ansihung Abakanok weitesten Rossocha des Roxa, wäre il» dem Gebirge eine Höhle, ill die man sich fünf Klafter senkrecht gegen den Berg herunter lassen müsse; biese soll im Bodm sehr weit und wie ein großes Zimmer seyn. Man soll auch Gcstelle, die ebenfalls von dem T ehe- Ramtsch. R. 3 Theil. 2(,6 17)9 den l^ren Sept. ehemahligen Aufenthalte einiger Msnschm eine VcrMU, thung geben, darin gefunden haben. Ich habe schon gesagt, daß wir endlich bcy dem Syr ankamen, und dasilbst futterten. Wir brachen nach dem Abakan auf, und reisiten übft- eine Steppe, die hin und wieder bergicht ist. Ohngefähr auf dem halben Wege in der Steppe war ein Morast, ü^er welchen un-lere Wagen und Karren durch Menschen gezogen werden mußten, weil die Pferde sihr tief hineinfielen. Es war hier zwar ein Anzeichen clncr Brücke; allein man dürfte ihl nicht trauen. Wir hatten uns schon bey dem Syr vorgenommen, von da nach den Krasnojarskischen Berghütten zu gehen. Wir erreichten auch endlich den Abakan an der Stelle, da die gewöhnliche Ueberfahrt zu den Berghütten zu seyn pfteget; aber die Anstalten zur Uebcrfahrt waren ziemlich schlecht. Zween Kerls halten sich dabey auf, welche in der Nähe in einer unterirrdischen Hütte wohnen. Zur Ueberfahrt wurden zween Kähne gebraucht, welche aber so leck waren, daß beständig Waffer ausgeschöpft werden mußte. Dicse Käh' ne, so schlecht sie auch waren, wurden zusammen gebunden , und albdann konnte man darauf einen Wagen oder zween Karren auf einmahl über den Fluß bringen. V^r eilten damit so viel, als möglich; dann es war schon 2l< benh, als wir ankamen, und unsere ieute waren von der großen Berg Omai Tura 57^2 wcrsic. 29,, großen .hihe des Tages ziemlich ermüdet. Wir gicngen auch bis auf eine Person von unserem Gefolge, die sich in der Nachtzeit in keine Gefahr wagen wollte, mit aller Gerätbschafc noch vor d« völligen Nacht über, und blieben auf dem jenseitigen Ufer, um den Tag zu erwarten. Weil wir aber nicht wußten, ob wir dort frische Pferde bekommen würden, so nahmen wir unsere Pferde mit hinüber. Als wir den loten des Morgens abfahren wollten, kamen zwar die Kabalischen Tataren mit einer großen Heerde Pferde; wir fuhren aber mit den alten die schon vorgespannt waren, bis zu der nächsten Station, und ließen die neuen bis dahin ledig treiben. Wir schlugen unser iager am Bache Ral auf, der sich ohnweit dem Abakan in der Erde verliert, und blieben da bis ge, gen Abend um drey Uhr. Die Tataren brachten uns hier eine Art Forellen (Ruskusch in Tatarischer Sprache genannt) die nicht weit hievon in dem Abakan gefangen werden, und die uns im Geschmacke nicht schlimm dauch-ten. Ich sahe hier auch einen Tararen, der mit der wstseuche im höchsten Grade angesteckt war. Wir ließen neuen Vorspann aus der Kabalischen mit uns hie» her gekommenen Heerde aussuchen, und setzten darauf un« sere Reise fort. Nach Mittage kamen wir noch bis zu deni Anfange des Sajanischen Gebirges, in welchem auf der östlichen oder rechren Seite des Ienisti-Fluffes ein hoher Verg zu sehen ist, den die Tataren «Dinai Tura nennen. T? Hier »92 »739 den men Sept. Hier übernachteten wir, und hallen in dieser Nacht einen ungcmein großen Sturmwind auszustehen. Den nten vor Mittage gegen acht Uhr ritten wir nach einem Bergwerke, welchem man von dem erst gemel- deren Berge den Namen geben wollen, aber unglücklicher Weise den Buchstaben O auegelasscn und «'s Niaiskol rudmk genannt hatte. Es liegt auf dem westlichen Ufer des"Isnisei in dem Anfange des Gebirges, und in dem höchsten Berge selbiger Gegenden. Wenn man den Berg gerade hinaufgeht, hat man wohl eine Werste zu gehen' Wir nahmen aber einen Umweg, um zu Pferde hinaus zu kommen. Unten am Berge sind Hauser für die Bergleute gebauet. Oben ist eine Hütte für die lcute, die in und bey der Grube arbeiten, oder eine Zeche. Man siehet einen Schacht von ohngefähr acht Klaftern tief, der ohn- gefahr drey Absähe hat, von welchem Oerter ausgetrieben sind, und in dem untersten Orte ist noch Erz vorhanden» Ferner ist von diesem Schachte ein kleiner Stollen aus" getrieben, der aber verfallen ist, weswegen man gcgett^ wärt.'g an der Ausräumung und Wiederherstellung dellel- bcn arbeitet. Di, je mehr dergleichen Gründe zusammen kommen, je mehr wird meine Meinung wahrscheinlich» Jedoch ich befürchte, ich möchte denen gelehrten Weltweit sen, die sich so viel um den ersten Zustand unserer Erde bekümmern, tust machen nach Sibirien zu reistn > es hat aber jetzt eher leute nöthig, die das iand bauen, als die es nur anschauen. In diesen gelehrten Betrachtungen giengcn wir dm steilen Berg hcrunter, deffm ich anfänglich erwähnt habe,und diesen schreibe ich es zu, daß wir keinen Fehltritt thaten, wie mondsüchtige, die sich ohne das ge« ringst? Nachdenken der allergrösien Gesahr aussehen, und doch nur selten darin umkommen. Es reuete mich zum weniastcn nicht, wcil ich noch überdem manches schöne K,äu chn mit nach unserem iagcr brachte, das ich daselbst zu ^schreiben Zeit und Gelegenheit hatte. Wir kamen zu Mittage bey unserem lager an, und nachdem wir uns durch eine Mittagsmahlzeit wieder erhohlt hatten, fuhren wir längst dem Icnisii abwärts bis in die Gegend von Sajanskoi Gstrog, wohin wir voraus geschickt hatten, daß man für uns einen Floß bauen mögte, mittelst dessen wir mit unsern Wagen und Karren über den Icmsti gehen könnten. Der Floß war bey unserer Ankunft fertig ; aber wir erfuhren erst hier, daß der Weg langst dew west« Sajanskoi-2ten gegen Mittag kamen die um Brodt zu backen nach demOstrog gcschicktrn ^eute wieder s«lrücke, und nachdem wir zu Mittage gegessen hatten, fuhren wir ab. Ich will aber, ehe mich von hier begebe, auch erzählen, was ich von dem Ostroge gehört habe. Er ist 1709. wegen der Kirgisischen Fxojackcn angeleget worden, von denen Man das land vollends zu saubern suchte. Man legte deswe. gen hundert Russische Aosackcn dahin zur Besatzung. Diese haben es in kurzem dahin gebracht, daß man nxit und breit von keinem Kirgisischen Rojackcn etwas mehr höret. Nachdem nun diese Sicherheit schon so lange ge-danret hatte, hat man endlich vor wenigen Jahren die Anzahl der Besatzung auf funhig vermindert. Es scheint, zur Sicherheit habe man auch diese nicht einmahl nöthig; Und eine iandmiliz von Vauren würde dazu genug, zugleich aber nützlicher seyn. Dann jetzo wohnen in dem Ostroge T 4 nicht 396 1739 ben i2tm Sept. nicht mehr, als fünf Rostckcn, und sie bewachen den Ostrog tresslich. Die übrigen fünf und vierzig, welcl)s noch da seyn sollten, wissen ihre Zeit anderswo nützlicher anzuwenden, und derjenige, der die Macht, hat sie von dieser Verschickung loszusprechen, wcisi cu>ch, daß er da' durck keine Verantwortung auf sich ladet, wann er s^ wirklich davon losspricht. Zum nxniasten ist der Befehlshaber, der sich daselbst aufhält, gan^ sorgloe; er legt sich alle Nacht mit seinen sünf Rosackcn ruhig schlafen. Wir fuhren über eine beständige Steppe, und in einem heftigem Sturme der fast bis an den Abend wahrte, bis unterhalb Aamcnnoi Ostrow, (felsigte Insel) die wegen des vielen darauf wachsenden Hopfens sehr berühmt ist, und nachdem wir über ein paar Inseln gefahren, kamen wir mit der Abenddemmerung zu der Ueberfahrt, deren sich die Hüttenleute bedienen. Hier übernachteten wir. DeS andern Morgens waren wir bedacht uns und unsere Ge> rachschaft gut über den Fluß zu bringen. Wir fanden zur Ueberfahrt drey an einander gebundene Kähne vor uns. Der Fluß war hier nicht breit, und hatte auch kei< nen schnellen iauf. Und weil wir die Arbeit mit anbre< chendem Tage anfangen ließen, so waren wir gegen drey Ukr nack Mittage schon alle herüber, und kamen noch wr fünf Uhr zu den iukasischen Hütten. Dicsi Lukasische Hütten 5761 werste. 297 Diese Hütten licgcn an dem Bache Lukast, neun Wersie oberhalb der Mündung, wo sich der Bach in dm Denlsei ergießt, und sind angelegt, um die in diesen Gegenden häusig vorhandene Kupfererze zu schmelzen. Der Back cmspn'ngl aus einem See, der das ganze Jahr hindurch einen Ucbcrstuß am Waffcr habcn soll. Man bauet noch beständig an cincm Damme, dcr quer durch das Thal, in welchem der Fluß,seinen tauf hat, geführt ist, und ohngefahr sechzig Faden lang, und zwölf breit ist. Er wird dieses Jahr noch nicht fertig werden, folglich ist auch noch an kein Schmelzen zu gedenken. Es ist hicr ein Hüctcnverwalter, (Sawodskoi Upranmel) ein Cassier (Axasnarschei) und ein Schmelzer, einige neu« geworbene Soldaten, und über hundert gemeineieute, die ine Elend verwiesen sind, über welche alle ein Lieutenant von dcr Artillerie die Oberaufsicht har. Von Gebäuden sahe man schon zu unserer Zeit eine Kirche und viele Wohn< häuser,die nach Art dcr Häuser in Cachanncnburg gebauet und sich von diesen nur darin unterscheiden, daß sie voller Wandläuse stecken, ob sie gleich nur zwey Jahre alt sind. Außerdem ist noch ein Spital, eine Werrstube sür die Tischler, und dabey eine Schmiede und Werkstatte, eine Kanzley, eine Schenke u. d. g. Der Spital ist unter dcr Aufsicht eines Feldscheer-iehrlings -, damit er aber niemand schaden zuzufügen im Stande sey, so soll er ohne alle "rzneyen seyn- Alle diese Gebäude sind auf dem linken T5 oder 293 !73y ben i4ten llnd izren Sept. oder nordlichen User des Flusses. Um die zu den Hütten gehörigen Häuser, und um die Kirche sind Spanische Reu» ter zu beyden Seiten bis an das Thal gesetzt, welche so scharf bewacht werden, daß kein Mensch, er sey Ritter oder Knecht eingelassen wnd, ehe er bey dem lieutenant angemeldet worden, und Erlaubniß zum Einlaß bekommen hat. Es ist zu bewundern, in welcher kurzen Zeit dieses alles gebaut worden; doch wäre für das allgemeine Be' sie der Iemseischen Provinz -,u wünschen, daß dieseHüttw bald zu Stande kamen. So lange dieses nicht geschiehet, so ist dieser Ort eine immerwährende Plage für das land, aus welchem weiter als acht hundert Wcrste her ieute Hieher geschickt werden, von denen viele aus Brodtmangel durchgehen, und durch das öftcrc Hin.und Herreisen, und wegen der Kosten, die sie haben, um der Strafe zu entgehen , den letzten Heller anzuwenden gcnöthia/t find. Sie müssen mit Pferden und Karren Hieher reisen,von welchen letzteren nichls, von den ersteren aber selten etwas zurücke kommt. Sie müssen sich auch selbst mit Essen versorgen. Nun ist zwar hier an Rindvieh ein so großer Ueberfiuß, daß das Pud gutes Fleisch hier nicht mehr als dreyßig Kopeken zu stehen kommt; aber an Mehl ist ein dcsto größerer Mangel, weswegen die Verordnung gemacht ist/ daß ein jeder Bauer dasjenige, was er zu seinem Unter' halt« Luc^sischc Hütten 576, Mcrste. 2^<> halte nöthig hat, mit sich bringen soll. Was er aber auf einem Pferde mit sich führen kann, das verzehrt er, wann er etwas weit reisen muß, unterwegens. Und da die Casse kaum so viel zusammen bringen kann, daß sie den eigentlich zu den Hüim' gehörigen ieuten den ihnen angewiesenen Gekalt zu gcben vermag, so kann folglich nichts daraus ver« kauft werden. Der Ackerbau wird hier gar nicht getrie« ben; denn obgleich iand genug vorhanden ist, so findet man doch keine Bauren, die dasselbe bauen wollen. Mit der Zeit kann wohl allen diesen Unbequemlichkeiten abge» holfen werden, wann man die Abslcbt des gemeinen Be« sien allezeit vor Augen hat, und die Sache redlich und wohl treibt. In der Gegend dieser Hütten siehet man hin und Wieder im Walde Vertiefungen in der Erde, die theils ungefähr von einer Klafter ins Gevierte, einige auch werklich kleiner, beyderley Arten aber in sehr großer Men-A sind. Bey den ersteren siehet man gemeiniglich Steine hervorstehen, welche man in dem Anfange ihrer Entde-ckung für Ueberbleibsel von den Schmelzöfen der alten Einwohner hielte. Den i^ten dieses hatten wir die Neu-Mrigkeit, einen dieser Schmelzöfen völlig räumen und Zudecken zu lassen, um einen deutlichen Begriff davon zu bekommen. Er war von Gestalt langlicht und von Fliesen zusammengesetzt, die ohngefähr eine Elle hoch, ebenso breit, und zoo l7;l) den i6ten und iMn Sept. und anderthalb Ellen lang waren. Die Füqung der Fliese« war mit Erde und Sand gemacht, und hieraus siehet man leicht die Ursache, warum dte O^en in die Erde haben ge< bauet werden müssen, um nämlich von der umliegenden Erde eine Halte zu haben, weil sie diese durch den ieimen nicht hatten. Die hintere Wand des Ofens gieng nicht so tief, als die auf den Selten, und hatte welter umen hin bloße Erde. Die vorderen Ende der Seiten waren, damit sie fester halten mögten, an beyden Seiten mit gro» ßen Stücken Schlacken und Steinen beworfen. Der Ofen bestund also aus drey Wänden. Ob nun die Blas« bälge hinten oder vorne angebracht wordcn sind, davon ist keine Spur übrig. Man könnte sich vorstellen, die hintere Wand wäre deswegen nicht so tief gemacht wor» den, damit unter derselben der Blasbalg noch Raum hätte. Dem sey, wie ihm wolle, die Schmelzung muß sehr mühsam gewesen seyn. In der Gegend dieser Oefen finden sich große Haufen von Schlacken, deren die meisten Eisen-einige wenige Kupftrschlacken gleichen. Niemand hat bisher die Ncugierigkeit gehabt zu versuchen, ob oie Schlacken noch etwas halten. Daß eine große Anzahl von Jahren, seit welchen die Schmelzung geschehen ist, verflossen sey , kann man auch daraus abnehmen, daß sich zwischen den Steinen , daraus die Oefen zusammengesetzt smd, große durchgewachsene Wurzeln von Fichtenbäumen befinden. Wir Lnfasische Hünen 576« wcrste. gor Wir durften uns hier nicht gar zu large aushalten, weil die Jahreszeit schon spat war, und wir dem ohngeachtet noch verschiedene Dinge vor Beziehung unserer Winterwohnungen zu besehen gedachten. Ehe wir nach Abakansk reiseten, wollten wir noch gerne die Irbischen Hütten besuchen. Wir fanden hicbcy nicht nöthig misn ganzes Gefolge dahin mit zunehmen, und vamdnetm t.a-her, daß die zween Mahler, und der mehreste Theil un« serer Gerathscdaft von hier nach Adakansk voraus gehen, und uns daselbst erwarten sollten; zu welchem Ende wir vier Flöße für sie bauen ließen, welche an der Mün» dnng des Lukasa in dem Ienisii Flusse wirklich fertig lagen. Die Tatarischen Pferde, mit denen wir hier an-gckommen waren, schickten wir sogleich, bey unserer Ankunft '" diese Hütte, zurücke; bey unserer ferneren iandreise aber ließen wir frische hohlen, welche uns auch den Men des Abends aus Beikoronskoi uluß von dem Geschlechte dev ^aibalen zugeführet wurden. An diesem Tage regnete es des Morgens stark, und des Abends gegen acht Uhr blitzte es von Osten. Den i7ten vor Mittage gegell etls Uhr stießen bte Flöße ab; wir aber setzten unsere landreist nach Mittage, um zwey Uhr fort, und kamen über Taß-Rul, (Russisch Ramennoje Osero, felsichter See) Wk'Rul, (Ruf. sisch Teploje «Dsero, warmer See) und einen steppichten Weg Z22 1739 den lgten und l9ten Sepc. Weg unter fast beständigem Reqcn, des Nachts um ""w Uhr zu dem Flusse Tuba auf Tatarisch Ubsja.) Kurz vorher musten wir eine steile Gegend abwärts, und hcr< nach über kleine Hügelchen in morastigem Erdreiche fah^ ren. Wir fanden hier ein Haus, mit zwoen Stuben, in deren einer der Ofen noch nicht völlig fertig war; d«e andere war eine geineine Russische Schwarzstube. Es wohnen auch hier einige leute von den Irbischen Hütten, um Heu zu macken, damit die des Winters zwischen die« sen und den iukaslschen Hütten reisende Futter für ihre Pferde finden mögen. Seitdem die Irbischen Hütten angelegt worden sind, wohnt hier bestandig jemand, der die Reisenden über den Tuba führt, welches jetzo einer aus der Zahl der ins Elend verwiesenen ist. Bey der Ankunft an diesem Orte vermißten wir den Studenten Trccjakow, weswegen noch in der Nacht cm Tatar um ihn zu suchen abgefertiget wurde. Als wir den folgenden Tag bey un« sercr Abreise, von ihm noch keine Nachricht hatten, fertigten wir noch einen Jäger nach ihm ab. Wir aber fuhren auf einem großen Kahne, der zw-en Schlafwagen zugleich aufnehmen konnte, über den Tuba, und setzten von da unsere weitere Reise fort. Der Weg gicng theils durch Steppen, wo er ziemlich erträglich war, theils über Berge, die ihn dagegen sihr beschwerlich machten. D»e Pferde wollten nicht weiter gehen, als bis an den in den Irda fallenden Bach Eneder verscharren soll, weil er vielleicht besorgt, es möcht? ein and rer Oelenga nach ihm kommen, dem sie 'auck -o viele Mühe als ihm machen würden. Die Ca^ taren qlaubsn, es sey eine Strafe für ihn, daßerdasje« N'P', w'k-weqen er dis Ruhe ihrer Voreltern störte nicht lanq? bekaltt'n könne. Er hingegen glaubt, Ueberbleibsel von Cararen m verwahren, gereichte einem Christen zur Sünde. S?'t ohngefahr zehen Iahre«l ist ihm die linke Hand vertrocknet und lahm geworden; da riefen die Ta* raren aus : hier sähe er cm göttliches Gericht über sich! Warum er ihre Voreltern nicht ruhen lasse? Er kehrt sich aber nicht daran, sondern bindet die Schaufel an den Arm, Und stößt sie mit der Brust iu die Erde, und meint so gar, daß ihm seine Brust mit dem lahmen Arme bessere Dienste thun, als der gesunde Arm allein. Ich hatte diesesmahl nicht Gckftmheir diesen Ort zu besihen, ohngeachtet ich ßhr nahe dabey und fast hart an demTeß war. Ein mir zugestoßener heftiger Catharr verbot mir, mich in die freye tuft zu wagen, wie ich hätte thun müssen, wenn ich zu Pferde dahin gegangen wäre. Der Fluß Teß verliert sich kurz vorher, ehe er den Iemsei erreicht, in derCrde, und man siehet über ihm in dem Raume zwischen dem Iemsei, und wo er in die Erde geht, einm kleinen Gra, ben/ Abakanskoi Ostrog 5945 Wcrste. 3» ben, wie man dann auch neun Werste oberhalb Abakansk einen andern Fluß Bira, einige wenige Klafter vorher, eh« er zu dem Ienifti kommt, sich in die Erde stürzen siehet. Mein Herr College besähe gemeldete Graber zu Pferde, doch nicht alle. Er hatte die Güte mir vieles davon zu erzchkn; und ein Kerl, der ihn auf seinerReisi beglmete, und der seit vielen Jahren in diesem Graberges schafte g übt ist, thcilcte mir noch vielerley allgemeine Anmerkungen mit, die er nach und nach dabey gemacht harte, aus wclchcm allem ich folgendes aufgezeichnet habe. Einige Gräber sahen sehr prachti; aus, und werden des-wegen Nlajaki (Gedenksäulen, Okvlilci) genannt. Sie sind rund herum mir großen aufgerichteten langlicht vier« ectiglen Steinen umgeben, und haben einen großen Be» zirk. Von den Wänden smd gegen die Mitte hin viele liegende Steine auf einander geworfen; in der Mitte aber »st das Grab, welches mit stchcnoen Fliesn umgeben ist. Dieses Grab ist von keiner großen Tiefe, sclten betraget s« von der Erde an bis an den Körper über eine Klafter. Der in der Mille liegende Körper ist gemeiniglich ganz, doch sind selten alle Knochen zu sehen, und unter denselben stnd die Hüften und Schienbeine meistens unter allen übrigen noch im besten Zustande, und insgemein von einer gewöhnlichen Größez man soll sie aber doch zuweilen auch U 4 außer. g!5 1739 den 2zsten Sept. außerordentlich groß finden. Außer dem Körper, de» in der Mitte des Grabplatzes ist-, soll man zuweilen noch in jeder Eck? desselben Platzes entweder einen Köwcr, oder die Asche desselben, wiewohl nicht durchgängig bey allen finden. l.!l!d die Cacarcn,welche diele Gräber durchsu« chcn, ssie werden hier zu lmlds AmssantsclM genannt, weil man emcn solchen Todtenhügel Ixtlrgan nennt) ha? ben schon hievon ihre Kennzeichen, sl? graben in diesen Eck«'n nur etwa eine Elle tief; und wann das Erdreich sehr fest wlrd, und ausgerichtete Fliesen zu sehen sind, so graben sie weiter, weil s,e bey diesen Kennzeichen immer entweder einen Körper oder Asche finden. Wenn aber diese Kenn» zeichen nickt da smd, sondern das Erdreich vielmehr locker ist, so vermuthen sie da aus einer langen Erfahrung, nichts weiter. Eb giebt ferner teuse, welche vorgeben, man 'fände zuweilen noch langst den Seiten dieser Grabmahle Körper, von denen zuweilen einige verbrannt, eini« ge ganz smd. Noch habe ich von jemand vernommen, daß er einmahl außerhalb den großen aufgerichteten Feld« steinen, jedoch hart daran zwo kupferne Platten gefunden, welche die Gestalc von Flügeln gehabt hätten, auf welchen Bärenfiguren zu sehen gewesen wären. In dieser Art Gräber findet man sclccn was anders, als Gold und Sil-ber, theils in Gefäßen, theils in Gürteln, theils in Ohrringen, theils in Armbandern. An den Ohrringen ist fthr oft cine große Perle, d« Ohrringe und Armbänder , „ aber Abakanskoi Ostrog 5945 werste. ,,3 aber sind allezeit von Golde. ' Man findet zuweilen Gür« tcl, da der untere Theil icder ist, der obere grüner Sam« met. Darauf sitzen viereckichte Plättgen, deren jedes' aussieben bis acht Solotm'k halt; divse sind vermuthlich' bey dem galten unv unverm'odcrten Gürtel auf dem Sam« n et angei'chet gewesen. Von Gefäßen sind Schüsseln' dic seltensten. Silberne Töpsgen rundlich mit oder ohn2 Deckel sind die gemeinsten. Die meisten sind glatt, auf einigen siehet man ausgeschnittene Fiauren. Einige sind vcrgüldet, einig? aber von lauterem Golde. Bey gangen Körpern stehen die'Gefäße allemahl bey dem Kopfe: Man findet auch irdene Töpfe, einige, wie Schmelztiegel ge< staltet, doch unten platt, einige wie die Sinesischen großen Töpfe mit engen Halsen. Diese letzteren sind von einer sehr festen und guten Erde, und einige davon, so diel ich aus der Beschreibung lesen kann, sind mit einek Glasur überzogen. Ja man soll Stücke von Porcellan gefunden haben, hergleichen ich auch unter dem Schut? von den ehemaligen sieben Pallästen am Iniscl? änge-n^erkt habe Bey dem Kopfe eines Körpers, findet man öfters zur rechten Seite einen Pftrdekopf, dessen Rüssel in die Erde gesteckt st, in dem Munde des Pferdekopfcs aber öftere einen Zaum, und zwar einen Stangenzaum, 'lvic ohngefähr die Deutschen Zäume gemacht sind, daran der Riemen mit silbernen Puckeln beschlagen zu seyn pfiea/. Dttglcichen Pferdcköpfe findet man auch ohne Zaumes ^ U 5 Zuweilen 5l4 1739 den 25j?m Sept. Zuweilen liegt auch neben dem Gerippe des Kopfes daS Gerippe eines Schaafkopfes, das zuweilen mit einer goldenen Platte wie mit Flittergolde bedeckt ist. Die Körper liegen mit dem Kopfe gegen Mitternacht. Man si"' der zuweilen Steigbügel, welche allzeit von Eisen sind, und in ihrer Gestalt mit den Steigbügeln bey Deutschen Satteln auf das genaueste übereinkommen; diese sind zu« weilen mit dicken Silberblechen überzogen, welche nur wie angcküttet zu seyn scheinen. Einer von denen, die diese Gräber durchsuchen, versicherte mich, daß er in einem mit vielen Reichthümern erfüllten Grabe einmahl ein eisernes Messer von Sinesischer Form gefunden hätte, auf dessen Klinge eine güldene Schlange angelötet gewesen wäre. Außer den Gefäßen, die jedesmahl um den Kopf herum gel gr sind, liegt alles übrige bey den Füßen zur linken Seite. Bey verbrannten Knochen ist das Gold in kleinen Stangen öfters mit den Knochen vermischt, öfters aber an der linken oder östlichen Seite des Grabes mit andern Sachen zusammen geworfen. Es giebt noch etne andere Art von Grabmahlen, welche man Slanzi nennt. So nennt man sonsten in Rujsisther Sprache ein Gestein, das in dünnen Schich' ten bricht. Ein solches Grabmahl ist über und über mit horizontal liegenden Fliesen bedeckt, und man siehet von außen keinen einzigen, aufrecht stehenden Stein. Uncer den Abakanskoi Gstrog 5945 Werste. z^z ben Fliesen ist etwa einer Hand hoch Erde, und darunter hm und wieder Gräber, die mit aufrecht stehenden Flie« sen umgeben sind, deren Höhe etwa anderthalb Ellen be' trägt. In dergleichen Gräbern sind gar selten andere als verbrannte Knochen; doch sollen zuweilen auch ganze Körper darin gefunden werden. Der obgedachte Selen« Ja hat sich lieber an diese Arc Gräber als an andere gehal« ten, weil er vieles Gold und Silber und zwar meistens in gegossenen Stangen darin gefunden, und nicht so gar viele Mühe mit dem Graben gehabt hat. Man findet aber auch, wiewohl selten, Gefäße darinnen, auch irdene Töpfe und Steigbügel, und zwar diesi letztern mehr in denjenigen Grabern, da verbrannte Knochen liegen. Als eine große Seltenheit führen diese ieute an, daß sie die Knochen auch zuweilen in einem schlechten Topfe zusammen geworfen gefunden hatten. .^ Die dritte Art der Gräber ist unter dem Namen ^emljanie Rurganie lTodtenhügel von Erde) bekannt. Es ist elne Art eines Erdhügels, ill welchem ein. zwey bis drey Gräber sind. Ein solcher Hügel ist. rund herum in einer großen Weite in it sehr hohen Feldsteinen um« geben, und es sollen zuweilen ein bis zween Mühlsteine darauf liegen. Die gewöhnliche Tiefe dieser Gräber ist von zwo bis vier Klaftern, man soll aber auch schoy einige zwölf Klaftern tief gefunden haben. Die Nach. forscher Il6 ^ l?39 den 25sien Sept. forscher dieser Hügel stellen sich vor, daß bey Anlegung derselben in jeder Ecke hölzerne Pfeiler wären einge< lassen worden, zwischen welche man den' Todten gelegt hätts." Diese Pfeiler waren nachgeh ends durch Quer* balken verbunden, und darauf Birkenrinde geloqt, auf die Birkenrinde aber Erde geschüttet, und endlich dadurch dem Hügel scine äußerliche Gestalt gegeben warden. Sie Versichern hicvon deutliche Spuren und Merkmale wahren« dem Aufgraben Pfunden zu haben. In diesen Gräbern sollen dte Körper ganz gelegt worden seyn, wie man denn auch'in verschiedenen Särge von lerchcnbau'nhol^e, die Mt eistnien Nageln versehen gewesen, und worin die Korper gelegen, a/funden hatte. Weder in den Sar« gen aber,' noch in der bloßen Erd? hat man jemahls hie geringste Spur von Silber gefunden, öfters aber viele dünn geschlagene vlsreckichte Platten Gold, merk. lich dicker als Flittergold, welche wie es scheint, an dem Körper zuweilen rund herum angelehnet worden; zuweilen soll auch das Gesicht damit wie bedeckt gefunden worden seyn. Man findet auch in diesen Gräbern gegossene wilde .Schlafe *, theils von. Glocken, speise, theils von Kupfer und verguldet, kupferne leuch« «er auch zuweilen kupferne Messerplattcn, wie die Si-' ^ ^ ^ItI' , , ^ biri^ > S. dichs Tagcrcg^stcrS ersten Thcil S. H.6.3. u. f. Abakanskoi Ostroy 5945 wcrsie. 317 bmschen Zauberer auf ihren Veruftkleidern tragen, miz, kleine Fetzen von seidenem Zeuge. Unker der vierten Art werden die Cworilnie Rm-Iani vorstand?«, wobey ich keine Ursache deS Vl-yworrs Tn orilnic anzugeben vermag. Ein Platz von vier bis sünf Klaftern ins Gl'vic tte ist mit aumcht stellenden Fliegn umqcben, die aber bey nahe elwa eine Klafter lief in die Erde eingesunken ftyn sollen, daß man selten übsr dcr Erde etwas davon hervorstehendes sehen soll. In der Mitte dieser Fliesen ist ein Grab, das fast ohnfMhr in eben der Ebene liegt, als die Fliesen weil Hin-Unter gehen; zu dcn Seiten aber hat man noch niemahlcn eines wahrgenommen. Zwischen dem wirklichen Grabe, da der Körper liegt, und den Fliestn pflegt man gar selten was von Steinen zu sehen, eS ist meistens alles Erde. Das Grab aber ist zuweilen mit Flk'sm belegt, zuweilen auch nicht. In dieser Art Gräber smd keine andere als ganze Körper zu finden. Sie ist an dcm Abakan un« terhalb dem Tastüp sehr gemein, aber auch bey dem ge» weinen Mann in großer Verachtung, wcil man meisten» Heils nichts als Kupfer darin findet, vornehmlich kupfer-"e Spieße und Streithammel-, auch irdene kleine Töpfe ln Tiegelform. Zwar sollen in der Gegend des Kopfes auch zuweilen dünn geschlagene Goldbleche gefunden wer« den, die aber so klein und dünne seyn sollen, daß man die viele ZI8 '733 ben 25sten Sept. viele Mühe, die man mit dem Graben habe, nicht bezahlt bckomme. Wem daran gelegen ist, daß er nach seinem Tode ungestört bleibe, kann hieraus lernen, was er für eine Verordnung dieserhalb zu machen habe. Er könnte allenfalls auch die^ kupferne Werkzeuge und das Gold weg lassen. Die fünfte Art wird mit dem Namen Rirgiskie Mogili belegt, weil man vermuthlich dafür halt, daß dieses Grabmähler der Kirgisen seyn, die man alle für gemeine ieute, und für eine Art der Rojackcn gehalten hat. Hier ist das Grab vom Körper an bis zuoberst an die Oberfläche der Erde noch mit einer Zugabe von Steinen angefüllt, so daß das Grab noch über der Erde etwas erhaben aussiehet, und einem kleinen Hügel gleichet. Alles, was man darin findet, sind Ueberbleibsel von Stiefeln und Pfeilen *. Folglich schicken sich die bey der vori gen Art gehabte zufällige Gedanken auch hieher. Wie aber die Naturforscher in ihren Untersuchungen nicht gerne einen Zufall, den sie in der Natur wahrnehmen, vorbey lassen mögen, ohne ihn mit anderen zusam- mett » S. dicses Tageregistl'rsjerstcn Theil S. 241. 242. wo cin dcrglnchm Grab am Irnsch-Flusse bcschrkben wird. Adakanskoi Ostrog 5945 Werste. 3,9 men zu halten, um, wo es möglich, einige allgemeine Gesehe derselben herauszubringen : also habe ich gemerkt, baß die Graderforscher auch einige allgemeine Gesetze wahr« genommen, nach welchen die alten ehemaligen Tataren mit ihren Todten zum wenigsten in dieser Gegend verfahren sind. 1. Sie haben die armen ieute nahe bey Wäldern , die reichen aber auf freyen angenehmen Feldern bc« graben; diejenigen Felder aber kamen ihnen angenehm vor, die eine freye Aussicht besonders nach Flüssen haben. 2 Je naher der Abakan dem Iemsei ist, je reicher wa« ren die leute, die man dahin begraben hatte; je weiter er aber davon entfernt ist, desto ärmeren leuten hat die Gegend zur Grabstätte dienen müssen. Von dem Aöpön-Raragai wandttn wlr uns zu bein Flusse ^oxa; des Abends aber verlohren die Fuhr» leute den Weg, und wir kamen erst in dunklcr Nacht an ben 2xc»xa, und zwar an einem so morastigen Orte, daß Wir nicht darüber fahren konnten. Hiernächst war daS Wasser so trübe, daß man es ohne Eckel nicht genießen konnte. So war auch keine andere Holzung vorhanden, als von dünnen Weidenreisern, und doch war es sehr kalt. Wir schickten deswegen aus, um eine bessere Stelle an dem Fxoxa zu suchen, fanden sie auch weiter aufwärts, und fuhren noch in der spaten Nacht dahin. Hier hatten wir so viel Holz, daß wir uns wärmen, und so gutes Nasser, Z25 1739 ben 26sten Sepr. :. Wässer, daß wir unsern Durst loschen konnten. Der Roxä hatte sich in dieser Gegend schon gegen seinen Ur< sprung vertheilt, und wir befanden uns an dem ersten Ao me, oder dem ersten Backe, der ihm seinen Ursprung giebt, Mos^ocl)a perwaja) über welchen wir mit anbrechenden! Tage fuhren. Bald darauf giengm wir über den andern, und etwa eine halbe Werst vorher che wir an d^n drittm kamen, hatten wir hart an dem Wege zur linken, das Bergwerk, welches verwichenen Sommer seinen Anfang genommen halte, weswegen wir daselbst stille hielten. Ein ohngefahrer Zufall halte einen Steiger von dein Sirins-kijchcn Bergwerke nach Adakansk geführt; derselbe fand auf diesem Wege ein reiches Kupfererz am Tage liegen. Man siehet in einem dunkelbraunen Gesteine, das zwar hart, von Natur aber in viele kleine Stücke zerspalten, und also leicht zu gewinnen ist, die schönsten so blauen als grünen Kupferblumen. Man hat vier Schürfe ganz nahe beysammen geworfen, in deren einem, der doch etwa eine Klafter tief ist, sich nicht die geringste Erzspur zeiget. Die drey übrigen aber weisen alle einerley Erz, und darunter ist einer, den man am weitesten, (ohngefähr auf ändert« halb Klaftern) verfolgt, da die Erzader am Tage alif zwo Ellen breit ist, allein sie fällt fast senkrecht, nur sehr wenig von Norden gegen Süden, in die Tieft, und hat in besagtem geringen Zuge schon sehr an Dicke abgenommen, welches zur Bestätigung dessen dienet was Bergwerk M dem,MßeMra^^8c> N>< M W^ ich fchM.öfters,!md erst kurz zuvor angemerkct.h4bc,daß ^i.e Erze hier zu iaude gleichsam auf die Fläche der ^rde an W^H'ten hingestürzt sind, sich aber nicht tief hinein, seukfii,, ,Ma» kann ohn^^iele^Mühc eine Menge zusamt WW lesey^ohne daß ma-»> chen, oder sem leben in gefährliche Bergwerke wagew bqr^ Doch muß mau fich wohl bedenken, eh^lyan g^ro^ ßeHütten dazu anlegt'^ besonders an^e'rtern,.da.fein^ großer Von'ath von Holz ist. In der Nähe dieser Er^ ze i^gar'5<;iue WalduM, und d.äs Bergwerk ist wle auf emem Mel das ^war^ein wenig höher liD,'als'bie'Vc.l? te^u^^ aznAox^ liegenpellIelder, ab^r, es ^a^sichlnr^. gend^ev,l.HtMn zu Abführung des Waffcrs.^^^ij)^ jst^.als pieHr^e ^^'h^ reHcFallen., Sollen /ie auch mächtig.in die.Ticj'c fott^ l^en l. so wuche man dle Unhequemllchkcit vom Wafer Nur gar zu liaiv Huren. Bey v^csi'^ Erzen ist elne Hlit« te von Reisern imt'yeu^gMtt^ei'b^ue^ 'M WeU'tti V,^ '.l^ö.'i!^:,.:"^l^^^!,'^t /"s »'?>, 'M verwiesenen sind vor elingcr Zeit durchgangen, UM ver Berghauer wallte allHn auchnjcht zurücke plewen, bleich ftmden^ wir m'cht einen ^ellmgenMeyRen, ^ey uns Mrere Umstände, as die wlr ohnqefahr von. Flchnm- Wlr fuhren zu dem dritten Bache,M'Am Rö^ seinem Ursprung giebt, speiseten daselbst zU Mittage, und schieden hier von einander. Die völlige Absicht^ meiner Reise war nun erreicht. Hr, Prof. Müller aber hattS von einigen Merthüiyern an dem Nybar Nachricht, wo- hin er also, wenn er etwa etwas merkwürdiges^ das ^ nlcht wurde wegnehmen können, finden sollte, den Maß- ler-Decker mitnahm, um es.allenfalls zeichnen zu laßen. Ich nahm meinen Rückweg dahin, wo ich'hergekommen war^ und nachdem ich über den Ienlfti"gsfahren, lanqts ich kurz darauf, als es dunkel geworden, wiederum gluck< lich in Abakanstoi Ostrog an. Zween Tage hernach/ nämlich den astendes 2lbcndskam auch Hr. Prof.Nlül-' ler von dem Uybat zurücke. Er war in/sein^tt Ünterft- chungen mcht unglücklich gewesen, hatte aber in?er Nach/ tey einem Sturme eiiunahl den Weg'verfehlt) ß baß el/ ohne Holz und Wasser übernachten muste.. ^.,, ^ . .: Es. war wenig mehr mit Krautern zu thun. Die ^it Mo, welche mir dieseund die Beschreibung 6erVogel in'^ MDapsk übrig ließen^ wandte ich z^ dem Hingänge mit, folcbm !euten an, die in der Ralmückep, mersie. ,5z Gebirges mit einem andern Bach so nahe zusammen komt, daß sie fast miteinander in den Imisei zu fallen scheinen» In dem iandstriche, der zwischen diesen zweenen Bächen ist, stehen zween Männer, einer gegen dem andern, ei« jeder mit einem runden Sinesischen Hute, ein Buch m der Hand haltend, mit einem schwarzen Stußbarte und rothen iippen. Zu den Füßen eines jeden Mannes soll ein großer löwe liegen, der den Schwanz auf den Rücken desjenigen, bey welchem er liegt, schlage, und neben ihm soll noch ein kleiner^öwe liegen. Oderhalb der Mündung des 2)arM,solI ein Berg,Ongc»n-Aaja genannt, unterwärts abvr ein steiler Felsen, und darin eine Höhle ausgehauen seyn, in welcher ein steinerner Tisch stehe, auf dem ein Czaar oder Chan, oder sonst eine Art eines Behen* schyrs sjtze, zu dessen Füßen sehr viele Schriften in einem steinernen Kosten liegen.^ Neben diesem Beherrscher soll auf jeder Seite ein Kerl Mit einem bloßen Säbel, und bey dem Eingänge auf jeder Seite ein Kerl, der eine NUt «inem Spieße, Verändere mit einem bloßen Säbel ste« f S. hievon 6. k'. l^tüUeii (üommentatlonem äe lcri" ptiz lüu^mici« in 3idina «peniz, lom, X. Com- mem. ?eri-Opoilt. p. 454. 455. wo die Beschreibung der Hohle, auch.w'lad. vil. mitgetheilte Zeichnung . ,^ v..^ < davon 524 M9 ben ^osten Sept. n. isien Gecob. Den 2Zsten nach Mittage ritten.wi;' zu dem Bergs 1tnjnk,jo an dem rechten Ufer des Icnisei ungefqtzr acht Werste von hier liegt. ,Hojcher ist an der Seite,deisD« nisii oder an der Abakanökischen Seite so steil, daß man zu ihm^von dort nicht kommm,kann, an der gegen übe^ stehenden aber ist er gegen den Sida hm schief abhängig-.Fast von der obersten Spitze der jähen Gegend um den Berg herum, bey nahe bis an den Sida, ist ein jeho lwch .zicMlich tiefer Graben zusehender aber vor diesem wohl ^Mie'ich die hier aufgezeichntte BeMMM'ju'Pa- ellm ^^^M'!lgcbrckht/he ich'vermuchlich vcrgcM sic dein ,s,m 5nk '^nLN'of,zMnili:l- zu^zilZen. Und als evHi^ait- ^ch köt^lls!^?^^ ^^lft drucken^ ließ, habe ich^ mich^nWr.er- " ' in'M'', daß ich etwas davon aiifge!etMt halte. Ich finde aber Ursache seiner BeschmbM /.' ^ weit »lehr Glauben zuzustellen, als der Mtinigen, weil ich vermuthe, daß die Zcichnima,,d!e zr mit-< '"^'^"'WlcNllsw'sWstlbst gemacht WMn.' Was '"^ '^ 'Mr 'v'M' M Mnen Weltwcifcn ^ den Lb, ''' '"^'^cn oberhalb bem'da^H Nt bältck übcrlaffe ^.'M^ltts Lasers Nrthcltt. Nr, welcher mik'^i Nachricht ^^6 ^^y,^ gegeben, hat sie auf seinem GeM-sm, Ungefäh/fü„f und zwanzig bls dreyßig Klaftern östlich von diesem Graben ist>einandeM gezogen, der ungefähr l'n der Mitte des Berges anfangt, und kaum bis an den Gida reicht. Dieser ist sehr ttntief. Man giebt diese zwccn Grab?,» für eine Art einer uralten VerschanZung ode» Befestigung aus. Wir erfreuten uns so ein altes Tata« risches Kunststück geschcn zu haben, und kämet,, wie es dunkel wurde, nach Hause, allwo ein IarinskischerZau« berer, der oberhalb am Sida wohnet, auf uns wartete, und uns seine Gaukelcyen zcigen wollte. Er erschien in einem über die maßen schweren Rocke, der mit gar vielem Eisen bchangen, auck mit besonders vielen Hcnnclinfellen, welche ihm eine fremde und vornehme Gestalt gaben, ausgeziert war. Scin Hauptgeschäfte bestund darin/dast er'sowohl Zrosie als kleine Kapriolen nach dem Tacte machte, wornach er auch sei-, ne Trommel rührte. Ueöerh her bis in den folgenden Tag dauerte; wir blieben aber ynterdem Zeltctrcckm^ ^ - , , „ , ,^. .^,.. ..^ Den 2ten mustcn wir wegen des sehr heften uns widrigen Windes, den die Flösie nicht ertragen konnten bis aeM eilf Uhr vormittags stille liegen. Wie sich aber der Wind etwas qeleget hatte, gienqen. wir ab. 7lußer vbcn besagtem Belyzkaja d. so hinter einer Insel liegt, kamen wir dcn Bach pyskar, der von der rechtet, Seif te einfällt, vorbey, und bald darauf saqte man uns, daß hier diejenige Gegend des Iemsei anfienge, in welcher bis zu Ende des Berges Irdschi, sowohl im Sommer als Winter ein beständiger Wind herrsche, der im Winter auch dicse Würkung habe, daß in dieser Ge^ gend kein Schnee auf dem Iemsci-Flusse hafte, und der .Fluß hier mit unbeschlagenen Pferden nicht zu befahren sey. Bey sehr großer Kalte soll der Wind ungcmein heftig seyn, und von der Steppe der westlichen Seite, wie aus einem Blasebalge blaicn. Bey trübem Wetter in Sommottagen,, soll auch gemeiniglich der Wind stark gehen , und bey jeder Beschaffenheit des Wetters in dieser Gegend allezeit Wmd, bey etwas starkem Winde aber die Wellm hier größer seyn, als an einem andern Orte, der dicse Eigenschaft nicht habe. Wir hatten trübes Wetter, und hätten Ursache gehabt bange ju seyn; allein wir w!r Mn kclM'Weslen^^und der Wind war nicht son» berlich heftig. Ich bllde mir jedoch deswegen nicht ein,' baß dicMWSrgvbcn ohlie allen Grund sey; nur wäre zu ^vünfthcln, daß Gigenschäftm/d?e man einer Gegend vo/ stt'A- aWern i^sbeftndM z^Hdeibt, etwas genauer nach> illlen Umständen bsstimmt siyn mögten. n: '^ » ^::Zu MrMngen einen Frlfen'petschlcha (der bichnk Nmnm.von s,iner? Gestalt hat, wsil er wie em Ofen «usgchöhltt isi,) Ällfdcm rechten Nftl> Bmondw NniV cuf dem linlm.Ufer, MGich Sojbey. Oberhalb de^ letzteren zur srchren HmG silid sehr 'viele zertrümmert^ Felsen und Wirbel In dem Flusses Irdschi-Raja, deft sen ich oben Macht habe/'liegt hart an dem lmken Ufer und dreyW^chü ohngcßahr unt^halb-Bacen^w 2)Uit>, und wahrt etliche Werste lang. Auch diesen kamen wir ganz gut vorbey. Zwischen demselben und dem Buik hat D. Messn'siHmidt bey seiner Vasserreife in diesen legenden Scliissbi-uch gelitten ; man soll aber doch die Kähne, worm er gefqhrW, an das iand gebracht und das meiste gerettet,haben; von lenten soll auch m'omand umgekommen seyn. Nach dem Iröschi kamen wir bald zu der worovskaja Protoka (Dlebsarm) die M dem linken Ufer und eiq Arm des Flusses jst, der seM" Namen von den Rirgisen hat, die in alten 'Zeiten langst demselben gewohnt haben. Die Insel, die cr ein-, X 5 schließt Po .vM9 bey 2ten Gcwb. ^ schließt, und die wir ebenfalls zur linken liegen ließen, O ohngefähr acht Wcrste lang., Unterhalb dem Ende dieser Insel, jenseit des gedachten Armes, fuhren wir an das iand, woselbst wir ankamen, als es ansieng dunkel zu werden. Daselbst stunden Kastinzische Jurten, und wir hatten dahin einige Zauberer und Zauberinnen be/ stellet, von welchen aber nur ein Zauberer verste. 331 Bctrügereyen machen, und um alle ihre Handwerks« brauche so viel möglich zu beschreiben, die zuweilen einer Von ungefähr nicht alle ausübt, oder auch aus Scdalk, heit zu verbergen sucht. Sowohl der gegenwärtige Zau« berer als Zauberinn hatten ihr Ehrenamt noch nicht lan« ge bekleidet, welches man auch aus ihren Kleidern ab« nehmen konnte, die noch beynahe neu waren. Des Zau, berers Vater war von eben diesem Handwerke, so wie der Zauberinn Großmutter. Sie hielten sich auch deswegen für vornehmer, und wollten uns einen Stammbaum aufzeichnen, worin sie uns vielleicht ihren Zauberstamm bis in das siebende Glied hatten beweisen können. Es ist in der That ein sehr ansehnliches Amt in den Augen des heydnischen Pöbels, dessen nur hohe Geister windig smd ; und in welchem das Blut so vieler würdigen Ah« nen wallt, derselbe wird dazu immer für geschickter gehal-ten. Aber wir waren nach diesem Beweise nicht sonder« llch begierig. Die Kleider waren von den bisherigen wenig unterschieden; sie hatten dieselben mit einer Men« 3e kleiner Thierfellcn, Adlersklauen, und einem paar Pud von eisernem Klapperwcrke über und über behängen. Die Mütze des Zauberers war mit unter sich stehenden Federn, so wie die Mütze der Zauberinn mit ungemein vielen Fäden gezieret, die so lang herunter hiengen, daß wenn sie selbige auf hatte, ihr daS Gesicht bey nahe ganz davon bedecket wurde. Die ledernen Strümpfe, (Unti^ die N» d739 dm 2tm Ocwbr..' ^ die zu diesem Anzüge gehören, und niemahls ohne ihn angezogen werden, waren bey der Zauberinn vorne derl iänge nach mit rothem wollenem Zeuge benehet, unö an den Seiten dieses wollenen Zeuges mit Roßhaaren ge^ stickt; des Zauberers seine halten oben auf dem Fuße eins solche Zicrrath in Form eines Krcuzes. Der Zaubcriinr Trommel war kleiner als des Zauberers seine. Die Trommelschlägel waren bey beyden breiter, als gewöhn-lich, und auf der oberen Seite, welche die Trommel nicht berührte, viele eiserne kleine Ringe zum Zierrathe, welche währendem Trommeln das Geraffel, so von dem? Eisen des Kleides und der Trommel verursache würde/ um ein gutes vermehren halsen. Die Zauberey hatte etwas an sich, das von den vorigen, die wir gesehen' hatten, abgehet. Ich bitte mir von meinen iesern so viel Geduld aus, es zu lesen, als ich habe, es zu beschreiben.' Sie spielten einer nach dem andern. Beyde siengcn da-' mit an, daß sie sich nach ihrer gewöhnlichen Tatarische« Art auf die Erde sehten, und zwar der Thüre gerade gegen über. Die Trommel hielten sie aufrecht vor das Gesicht, und rührten sie ohne großes Gerassel, und mit einem leisen Brummen, welches sich nack und nach vermehrte , und wie es zu einem ziemlichen Grade gekon^ men, gleichsam das Zeichen zu der gleich zu erzählenden Raserey war. Sie sprangen plötzlich aus, und blieben auf eben der Stelle, da sie vorher saßen, stehen, ohne die Belpzkaja d. 6ö6l W. M bieMommel ruhen zü lassen^ die sie vielmehr'aufbin« 'fukchtMche' Weise nn't mancherley Sprüngen, ver-' ^GlMOv::alVmwrcn «die,, Teufel durch .diefts .Mquchloch hßreiüFeköckmcn. .D^z,uUauenden ^at>n-e)) zpri^ten sogleiH Mchs?- Toffel .^D^^egeu dieThmeyflf Iurte,BlchM^H^ z^eufe^ ifuttcpn>,.. Ydyr ^ trqlLen^ yBMt^ ste >sichch«tsto: leich-,teH zu tziner (l^^roedung M,ihM liehen. ,Fj?LMdm/den ^3gu^ber^n h^oogen lassen nwgten., Hierqu^Mphs getzau" .H ul^'gewaltig gcjpruWN, .mch die Gayfler^rackM ^uu^eH^en ^ie slNM^ hLrvor. Dieses'MeHas^W-^iI^?^W ZWber^rsund der.ZMeril;Mt dm H!"W ^- ^s^KZM^er.^sbchn^reahm^ Dln^we eines Huckucky^sg^ ^znd einige> TatareMM-^ w^ittt^n Hm ^onH^iten/ lyit cHn der^. Ztimme. DM« lei^ schrie ihln em^TaM diese Mimlne ühUla.ut iu^Q^, p»e er ftlner Seits beantworte, jedoch den Ton so wun< derbar Z34 !?39 ben 2ten ^Vetobr. derbar herauszubringen wüste, daß es lassen sollte, als hätte ihn cin Teufel von sich gegeben. Nach langem Kau« kcln sprang der Gaukler und die Ganklerinn zu der Iu^ hinaus, welche hinter ihnen zugemacht wurde. DieZu' schauer aber blieben alle, weil es der Gebrauch und viel" leicht auch der Aberglauben so haben will, in der Jurte isißen. Die Abwesenheit daurte nicht lange. Bis Hieher waren die Handlungen des Zauberers und der Zauberinn , in keinem wesentlichen Stücke von einander untersch^ den; von nun an aber wurden sie auf eiM verschiedene Weise verrichtet. Nachdem der Zan6ere> noch ein wenig horumgesprungen war, fieng er an semen Trow-melschlägel einem der Zuschauer zuzuwerfen, welcher ihtt ihm wieder^ zurücke gav, worauf er prophczeyett, daUel' biqe Person^l'ns künftige gesund seyn würde. DUeFZu-werfen und Zurückgeben des Schlägels geschHeibey Mn in der IüM vorhandenen leuten. Nuniiahete sich das Ende des Spiels heran. Nach einigem'Springen und Trommslrühren fiel dem Zauberer die Muße hon dent Kopfe. Die Cararen behaupteten, dieses geschehe durch ' die bloße Kraft der Zauberey, well wW bep Zauberer Mbff/ noW^einaftd von dwWDäuern^ sie lös gemacht -Wte«. - Der Zallberer legt^seinen Zauberanzug aV, ün)> fetn^gewöhnlichen Kleider an. >Ve3nn ihr Opiel an, und verriMte es bis nufden H^ puW^ Vm tch'schönMMOijM, ausgleiche Ark aw der ZaubM! Sie lief nicht nur einmahl aus M Hütte hinaus, und kam wieder -herein, sondern sie W tWsMchemal, st spra^und rMte beständig dai MsW^uYd wie sie'M WMchl hereinkam, so'fang sie^ dH^si^eute lange Wbem und lustig Pyn'wllrdc, chatM es nur den Zufthaüern angenehm Me^ Hessen sie Mn ^rMrswurde/'Diest^rklarung'thüi sie einige mäUe, und es wurde die Versicherung alleM wiederhohlt. Darauf wurde eine Art Mes wohlriechenden WermuthS iDM täe!) tkß Feuer'geworfen, wodurch mehr S«-PN zu d^kunftigen Handlung, dle noch vorgehen Me, nach ber Aacaröss Meinung zu hoffei^ wM < Nach und H) M Gn"^ Zmlberinn Wen SchMM vön dem DaKr' basnäch derOWllrung des MlWäiwtweins Wcke bleibt, zukrinM, Md sie ftra.g nach dem Aus-Gfen elne^eden Schaale^'r Jurte hiMus.. Hierauf Wm ße sieben ChinesistheTobackspftiftn (GMft)mit WWem Taback aHeM, zu raucW^ 'Zwisthm Me^pe ebenfalls Mwchl zur IurteHinaus'ilprang/ chrF'WwindV als M ^ z" fückeM/ t3ey der Wen Hift ste^ sich an, att ^DM ohnmächH, sie wurde verwegen gehalteu^ kmM' bald wieder zu sich stlber. EinÄP) güb sie vor^Mß'ihr die Pfeift ^eg^tlotMw wHrdett/Wwoll'' ^onMelfs ^de^egcn bey all^^exum, .^n^^H^eb.M AAH'.Mt e«tpMlt.,HM^ch^ lief.^ch^Mrik^^h welche,ß>inuner eitMMrMM,.hq^n sollcn^ ^ ElH ^ch D)url?eu siebe»; Holz^qye nach her Veihe^angeM^ M Splw'MtM lzie Txoiy^^Hm-M^en^ H Iurrr, Wgst Her Iurje. tzin^ mjd s^ss^ YH,^M M«ht>luW.s. H3? Köpfe durch den von den Händen eingeschlossenen Raum dreymahl schwungen, wie öfters bey Deutschen Tanzen zu geschehen pfleget; alsdann sprang der Tänzer dreymahl Um die Zauberinn herum, und gieng ab. Auf eben diese Art tankte sie mit noch 6 andern Männern, und so auch mit 7 Weibsbildern. Es waren zwar nicht so viele da, sie tanzte aber dafür mit einigen, die da waren, doppelt, da« mit sieben Tänze heraus kamen. Weil einige der Tanzer und Tänzerinnen sehr ungeschickt waren, dieZau« berinu aber sich ungnuein aufgeräumt befand, so hatte sis mit diesen ieuten viele Possen, die auch'einen Caw aus eine kurze Zcic zu belustigen vermochten, weil doch ein Europäischer Caro, wenn er noch so ernsthaft ausstehet, aa Asiatischen Narrenpossen wegen der Neuigkeit ein Vergnügen finden kann. Nach diesen Tanzen nahm unsere Zaube» rinn wieder die Trommel hervor, und rührte sie. Eswur-de wieder von dem obgedachten Kraut etwas in das Feuer geworfen, und die Zauberinn räucherte ihre Kleider und Trommel damit durch und durch; sodann sprang sie wieder ttwas und trommelte, und warf endlich, wie ihre Vorgänger, den Trommclschlägel einem jeden Zuschauer drey« Wchi zu, und sang auf eine etwas kunstmäßigere Art> üls ihr Vorgänger, ebcn dergleichen Wcißagungen he^ Sie stellte sich endlich überaus lächerlich hm, und erwar^ ttte, ob etwa ihre Mühe nicht von sich selbst vom Kopfe Ramrsch.R-Z.TH. 338 1739 dm ) u. 4ten (vctob. fassen wollte, und um ihren Vorgänger noch lächerliches zu machen, schüttelte sie mit dem Kopfe, so viel sie konnte. Als aber die Kappe noch nicht herunter siel, soweit te sie, sie würde zu lange darauf warten müssen , nahw sie also selbst ab, legte auch ihre Kleider weg, und ma^ te hiemit dem Schauspiele ein Ende. Ob sie gleich bey vier Stunden lang in beständiger Bewegung gewesen war, so konnte man bey ihr doch keine sonderliche Müdigkeit wahrnehmen. Sie mogte uns wohl angemerket haben, daß wir genug hatten; denn es war schon Mitternacht; weswegen sie das Spiel klüglich endigte, ehe man es ihr befehlen möchte. Die Zauberer, die wir noch außer duselt hier erwarteten, auch die nach ihnen voraus geschickte" ieute waren noch nicht angekommen. Daher giengen wn' endlich schlafen- Den Mi Weinmonat des Morgens war, so wie deli vorigen Tag, ein ungemein starker Wind, welcher zwar den ganzen Tag fortwährcte, aber mit Sonnen AufganZ etwas gelinder ward, und unserer Reise meistens günstig war. Wir dachten zwar zum wenigsten unsere icute z« erwarten; wcil sie abcr bis gegm eilfUhr vormittags noch nickt angekommen waren, und der Ort, da wir stunven/ wüst und leer, und besonders ohne Holzung war, die nM doch wegen der Kälte Nöthig halten, so ließen wir jemand voll von unsern ieutm zurücke/ der die Zauberer in das Dorf Iankowa bringen sollte, wo wir zu übernachten aedach-tcn. Wir giengen den ganzen übrigen Tag ohne Hinderniß fort, fuhren ein paar Dörfer, und hernach den Bach und eincia Zclrc rine klein^ Hütte gemacht, vor welche ein kkmcr Feuecheerd angeleget wurde. Gegen neun Uhr des Abcnos kam plötzlich «ein Wind> der unsere Hütte umwehet?, das brennends Feuer auf dem Floße zcrstreuete, und eines und das ande^ re in das Waffer warf. EZ blieb aber bcnm bloßen Schrecken. Das Feuer wurde bald ausgelöscht, und die ins Wasser gefallencnSachcn wieder aufgefischt. Diese Nacht ^amcn unsere nach Zauberern geschickte icute zurück, brachten aber keinen Zauberer von dergleichen Art, die wir verlangten / sondern nur eine Kaibalische Zauberinn; Den 4ten stunden wir frühe auf, um nöch vörSoN-^en 7lufganq die in der Nacht anbekommenen Zauberinn" spielen zu jehen, weil diese lcüte allett übrigen Vienstheü bis Z4o 1759 den 4tcn ll zren (l)ctob. die Meinung beyzubringen suchen, daß das Zaubern, so lange die Sonne über dem Horizont ist, keineswegs angehe. An ihrem Wesen war nichts seltenes. Sie sang beständig unter Rühnmg der Trommel in Tatarischer Sprache. Die iieder waren lauter Einladungen an dls Teufel, die ihr aber ihrem Vorgeben nach dicsesmahl keinen Gehorsam leisten wollten, womit wir auch sehr wohl zufrieden waren. Mit aufgehender Sonne legte slch der Wind etwas, es war aber eine durchdringende Kälte, welche uns ermähnte unsere Reise z',! beschleunig gen, um bald die Winterwohnungcn beziehen zu könnet Wir stießen also ab, und hatten kurz darauf zur rcchtM Hand ein ohngefähr fünf bis sechs Klaftern hohes, doch in der Höhe ziemlich gleiches Ufer, welches aus horizontal aufeinander liegenden Fliesen bestehet, und den leutcn als eine Festungsmauer vorkommt, weswegen es auck itt Russischer Sprache Gorodowaja Srcna benennet wird-Fünf Werste unterhalb unserem Nachtlager am linken lifer kamen wir ein großes Dorf Nowosilowa vorbc'y, welches uns aber, weil es hinter einer großen Insel liegt, nicht zu Gesichte kam. Seit einem Jahre hat es eine Kircl'e und emeu eigenen Schultheißen ^Prikasthrschtk) be-kommen. Dl'csir abcr hat dm Baurcn nicht angestanden, und sie haben nun erhalten, daß man ihn abgesetzet hat, so daß sic null wieder, wie vorher, unmit^ telbar unter dem Befehlshaber des gleich zu ucmiendctt Ostr" wcrchnoi Roranlnoi Gstrog. 6146 N>. Z4l Ostroges stehen. Wir fuhren noch verschiedene Dörfer und die Vache Rom-, ilnd Ubci vorbey. In der Dem« mcrung hatten wir auf dem linken Ufer Charol-Aaja, oder den Wachfclscn, (auf Russisch Raraulnoi ^a,nm) welchem gegen über der Bach Sisnn einfallt; ohngefähr acht Werste n>citcr unten war an dem linke»! Ufer Wcrchnci 2v:raulnoi Gstrog, woselbst wir wegen der Seichte des Flusses nicht anlanden koi'.nten, und gezwungen waren, eine Werste weiter unten anzulanden. Wegen vieler Versuche, die wir machten, weiter oben an das iand zu kommen, verspäteten wir uns so, baß cs bey unserer Anlauvung schon Nacht war. Dit ganze Gegend des Flusses hier hcrum ist voller zerschmetterter Klippen (Rofsipi) und Sandbänke. Wir schick-len so gleich in den Ostrog nach neuen Arbeitern, welche «Me Stunde darauf ankamen, und die aus Nowosclo« Wa ablöseten. Die ganze Nacht hindurch roar ein sehr heftiger Wind, welcher sich mit anbrechendem Tage wieder legte. Deli 5ten reiseten wir mit dem Tage ab, qienyen bl'e Bache pogromna und Ogur, das Dorf Daurs-kaja, den Bach Cschcrcmchowa, das Dorf Icrino- laowa, und den Bacli Jugdet vorbey, und kamen ge» sen cilf Uhr nach potapowskoje Sclo, einem Kirchen-» doch von scchzchen Höfen, das auf dem rechten Ufer Y3 liegt. Z4- 1739 ben 6 u. ?fcn Gctob. /ic^. Wir hielten uns vernicht au^, Indern fuhren noch ferner den Bach Taldar, das Dorf Derbina, den Bach Bolsihasa D3rdina,das Dorf Icsagasihkaja, die Bäche Icftgajch, Malaja Dorbina, und Talowa vorbey, bis an das Dorf Dvimkonm, welches wir des Abends um fünf Uhr erreichten. Acht Wcrste hievon giengen lvir Srrtlnoi N^men oufdem rechten Ufer vorbey, fuhren M ^hniVelahr r.eu:> U!)r in der Nacht, und landeten ober-balb Allidatskie gori am rechten Ufer und oberhalb AosienalHl pljöß an. Diese Nacht hatten wir einen fben so, heftigeil Wind, als dic vorige, und dazu starken Regen der mit dem Winde bis in den Morgen sorwäh^ sfte, aber mit dem Morgen aufhörte. Nl'r konnten den 6ten wieder mit dem Tage abfa^ pen, und hatten zur linken Bogdanskoje Saimoschtt sche, zu deren Ende der Bach Ossmowa war, worauf birdie Bäche RulukundSchumicha,daraufzwo unterirdische'Hohlen oberhalb, und vier unterhalb dem Flujft Birjttss: 1) vorbey fuhren, und endlich bey dem D^' ft Birjusswskaja anlandeten, und in demselben zu M«^ taae as'en,um uns ein wenig zu trocknen und zu wärme"' Denn der Regen, der aufzuhören schien, kam gar bald ylcdcr, und benetzte uns nicht wenig. Wir hielten m's doch ^ S.diefts Nciseregiflerv'ersten Theil S.;75-'3^ Rrasnojarsk 6294 w. 343 doch nicht viel über eine Stunde auf, und fuhren weiter, und die Bäche Schmnicka, drey von einerley Namen, Listwmnaja, Billi-dZjul, und des Abends den Fluß ^Mna vorbey, bis wir endlich, wie es dunkel wurde, ^ey dem Dorfe Gwojanskaia ankamen, woselbst wir bcr Dunkelheit wegen anzulanden gezwungen waren, und hier übernachteten. Mit Anbruche des folgenden Tages giengen wir ab, kamen die unterirdische O'sianskische Höh-!e, f) die Bache I,araulna, zwcen von einerley Na-men Slisncwa, Sadakina, die Saimka Tropmo, die Bäche Lalctma und Bassucha, das D->rf Dassa» 'Ha, Grcmjacschaja gora und nuschci 5ein schnell lluftlUer lleiner Bach,) vorbcn, und endlich des Vor-Mittags um zchcn Uhr zu dcr Stadt Arasnojäwl'. Wer war froher, als wir, daß wir nach einer be-ständigen, und öfters mit großen Bcsckwn-lichkcitcn verknüpfte:,, und fast auf fünf Monate in einem sort gedau^ reten Reise, endlich zur Ruhe kamen? Die letztere Rel-se auf den Flöße 1 war die empfindlichste, wegen der Kalte und Naffe, die wir darauf auszustehen hatten, und ich glaube, daß wann wir e'nize Tage langer darauf hatten zubringen müjscn, wir ein wenig dafür würden gebüßt haben. f wovon an jtzt angezogenem Orte- S-375-Y 4 344 l?39 den 7ten Octob. baben. Wlr konnten unsere Wintcrwohnungen ohne Verzug beziehen, und nahmen uns vor, an diesem Orte unst l'e i-aSolNmer verrichttteGeschäfteinNcYnung zubrir.gen. Wl'.i uns die Einwohner schon ehcdcm gesehen hatten, u: d mit unserer Aufführung zufrieden waren, so waren wir ihnen willkommen, ohngcachtet ich nicht zwe!ß?,sie wür^ hcn sich auä) nicht gegrämt habcn, wann wir sie vorbey gegangen wärcn, welches ich ihnen nicht so sehr verargen kann, weil maü fast iu der ganzen Welt nicht gcrnc Eiw» (Mttirungcn hat. Die häufigen Tararcn, unter welchen wir dieses' Spatjahv gewcftn, sind überhaupt von einer Gcsichtsbit-dung, welche einem Europäer lu'cht mißfallen kann-. Sie haben die Augen nicht tief im Kopfe, keine platte o-derbste Gesichter, kleine platte Nasen, und kommen fincm Europäischen Gesichte am nächsten. Sie sind met-siens wohl gewachsen. Man findet nicht leicht einen krüppelichten unter ihnen, auch nicht leicht einen, der sonderlich fett wave. Sie,sind meistens hager, dabey mmi-tcr und aufgeweckt, zu Geschäften aufgelegt, leutseclig, umgänglich, ziemliche Schwätzer, jedoch redlich und aufrichtig. Im Handel allein hat man sich, wie man sagt, vor ibnsn in acht zu nehmen; dann sie halten es für eine Kunst, wann sie jemand betrüaen können, und jagen, es wüffe sich keiner unterstehen cine Waare zu handeln, die , ' «r. Krasnoyarsk 6294 Wersten Z45 nrsch. R, 5> Theil. 354 '739 den!4ten Nov. bis zuln 6ren Dec. Bckehrungywcrk gebrauchte, emen aufrichtigen und hciligclV Eifer dasselbe «ach allem Vermögen zu befördern, und keine zeitliche Nebenabsichten dabey hätten. Den iHlen des Wintermonats wurde hier ein ge< meines Weib wegen eines an ihrem Manne begangenett Todschlages lebendig in die Erde, und zwar stehend bis an die Brust, und den Hals eingegraben, auch die Erde neben ihr etwas, wiewohl m'chc gar feste eingestampft, weil noch viele ieute Hoffnung hatten, daß man ihr noch Gnade wiederfahrcn lassen würde. Sie saß sihon zwölf Jahrs deswegen im Verbast, und hatte, wie es schien, viele Gönner, welche ihr Urtheil st lange verzögert hatten. Es ist das gewöhnliche Urtheil, welches nach dem Russische" Gescßbuche allen dencrjenigen Wcibern gesprochen wird, die sich an ihren Männern auf gleiche Art versündigen, pctcr der Große hat diese Strafe ebenfalls an den Kin-dcrmörderinnen vollziehen lasjen, und kurz vor seinent Absterben hat man ein sehr erlauchtes Erempcl davon gehabt. Ich war begierig, weil ich dergleichen Art dee Todes noch nicht gesehen hatte, von Zeit zu 3^ zu erfahren, wie sich die eingegrabene Person befände vernahm auch zu verschiedenen malen, daß, ohngcachtet eme Wache dabey gesetzet war, welche unter andern ver< hindern sollte, daß ihr nichts von Essen und Trinken a>" reichet werden mögte, sie doch immer bald eine Schale voll Rrasnojarsk 6294 Werste. 355 voll Brandtwein, bald etwas Bier, bald auch etwns zu essin von mitleidigen Seelen bekommen hatte. Doch die« ses alles hat nickt verhindert, daß sie nicht nach und nach an Kräften abgenommen hätte, und ich vermuthe, daß man durch die Speisen und Getränke, die man ihr zuweilen gereichet, ihre Marter nur verlängert und keines« Wegs ertraglicher gemacht habe. Etliche Tage vor ihrem Ende bekam sie eine Art von Unempfindlichkeic und bey ihrem Tode, welcher den 2?sten des Abends erfolgte, schien es, als wann sie von einem Schlaf wäre überfallen worden. Ich gieng den 6ten des Christmonats zu einem guten Freunde, um den Abend bey ihm zuzubringen, und verschloß die Thüre meiner Wohnung mit einem Schlüssel, den ich zu mir steckte, und ließ, wie ich vorher gewohnt War, einen Soldaten zür Wache vor der Thüre, den Corporal über und einen meiner Bedienten in einem Zimmer, das weiner Stube gegen über war, und kam des Nackls um tilf Uhr wieder nach Hause, traf auch eben diesen Soldaten, den ich zur Wache gesetzt hatte, noch auf seinem Po« sten an. Als ich meine Stube wieder eröffnen wollte, so befand ich, daß sich der Schlüssel nicht wohl dazu fügete; Und da ich mit dem licht weiter nachsahe, so merkte ich, daß dasBand von der Thüre losgebrochen war. Der Soldat, den ich darüber befragte, versicherte, er wäre seit meiner Abwesenheit allzeit allein auf dem Posten ge. Z 2 standen, 356 .-) l?53 den 9ten Dec. standen, uud könnte nicht begreifen, woher diese Gewalt-gekommen jeyn müste. Der von mir Muckge" lassene Corporal und der Bediente sagten, es wäre ihnen etliche mahl vorgekommen, al5 würde in dem Vorhauss. geklopft, waren auch sogleich darüber hinausgegangen, hätten aber niemand in dem Vorhause gesehen, als ven Soldaten, welcher die Wacht hielte. Endlich brachte ich doch mit dem Schlüssel die Thür« auf. Ich war kaum in die Stube getreten, so merkte ich, daß ein kleines Käst« gen, worin ich das Geld zu meinen taglichen Ausgabe»' verwahret hatte, mit Gewalt erbrochen wäre, und es kam mir vor, alö wann sich in den» Sacke, darin ich daS Geld verwahret hatte, weniger Geld als vorher befand^ Sogleich ließ ich den Soldaten, der die Wache gehalten hatte, ablösen, und nach einigem Befragen, das unter einer kleinen Züchtigung geschahe, bekannte er mir endlich, daß er die Stube sowohl als das Käsigen erbrochen hätte, zeigte mir auch die Werkzeuge, mit welchen er es verrichtet, und endlich auch den Ort, worin er das gestohlne Geld geleget hätte. Solcher war in dem Hofe des Hauses, der mit Dielen gebrücket war; da hatte er eine aufgehoben, und das Geld darunter versteckt. IchD'^ den Soldaten des andern Tages unter einer Wache an dis Krasnojarskische Kanzley, und verlangte, daß er nach den Gesehen bestrafet würde, und die Kanzley schickte ihn z" seinem Regiment nach Tobolsk, allwo er seinen ver- "' ' ' dienten Rvasnojavsk 6294 wcrste. 357 dienten lohn emrsieng. Ich war indessen froh, daß ich ohne Schaden davon kam. Den yten des Christmonats hörte ich von einer über-Mäßigen Sauftrey, wobey cinc Weibsperson so viel Brandtnx'in zu sich genommen hatte, daß sie davon auf der Stelle gestorben war, dergleichen ich auch jchon hier, wie auch an andttn Orten gehöret, und auf meiner Ab-leise von Irkuyk nach Iemseisk in eben diesem Tage-^Mer gegenwartig crlcber zu haben gemeldet habe. Bey-läufig will ich nur noch gedenken, daß ich dasjenige, was einige Polnische Schriftsteller von polen, wo das Brandtwemsaufen auch ziemlich im Schwange geht, berichten, als wann bey einigen Personen, die eine allzuü«, bermaßige Menge Brandtwein zu sich genommen hätten, kurz vor ihrem Ende eine blaue Flamme zum Munde heraus, führe, auch nach ihrem Ende eine kleine Weile fort währete, "uch hin und wieder nicht nur in Slblrien, sondern "uch in Rußland bekräftigen gehört habe; jedoch habe lch es, ohngeachtet ich mir deswegen viele Mühe gegeben, "lemahls zu sehen bekommen können. Es wäre in der ^hat cine sehr merkwürdige Sache, wann ein so schlechter Brandtwein, als wie der gemeine Russische albeit jst, sich von selbst entzünden könnte. Dann sollte «s durch ein electrisches Feuer geschehen, so müßte baWe von großer Starke seyn, oder es müßte cine Z 3 un- 553 ,739 Decemb. 1740 Jan. ungemeine Hitze in 'dem Magen, und zugleich der untere Mund des Magens auf ein« etwas krampfigte Art zugeschlossen seyn, damit daS electrische Feuer den Brandt, wein hier sogleich entzünden, und derselbe nicht fortge* hm, noch seine beste Kraft in die Höhe steigen könnte. Aber wo kommt das eleclrische Feuer her, und wovon wirk es nach dem Munde odcr nach dem Schlunde bl'st'mms, daß es daselbst entzünden, und zum Munde herausfahren kann? Den Men des Christmonats als an dem andern Chrisifeyertage sahe ich eine große Anzahl von >HebaM-wcn in der grösten feyertaglichen Pracht aus den Kirchen fomn'M, und ich hörte den Abend, daß es nicht nur die ^chammlt, der Stadt, sondern auch von vielen benach-batten Dörfern wären, welche besonders Hieher gekommen , um dem Gottesdienste in der Stadt beyzuwohnen, und sich hier lustig zu machen, weil sie sich einbildeten, dieser Tag c^ienge sie vor allen übrigen Hauptsache lick an, indcm den Tag vorher der Herr aller Welt ge* hobren wäre, wobey nothwendig ihre Vorfahrinnen auch vieles würden zu thun gehabt haben, und ihnen verniucht lich dm Tag darauf eine Ergöhlichkeit würde vergünstige, gewesen seyn. Sie giengen in der That des Abends zieM" lich bezecht nach Hause, welches eine neue Erfindung »^ den Feyertag zu entheiligen. Gewiß, wäre es nicht gut' wenn Rrasnojarsk 6294 wersie. 55^ wenn man auf alle Feyertaqe noch dergleichen Nebenurja« chen der Entheiligung ausfinden wollte! Weil ich cden jctzo angefangen hab', von den hiesigen Gebrauchen etwas zu melden, so will noch anführen, was ich hier in die, !"' Feyertagcn gehöret habe, inzwischen aber es nicht für Gebräuche ausgeben, welche diejcr Stadt eigen wären, sondern nur für solche, die hier auch üblich seyn. Vol; bem sieben und zwanzigsten des Christmonacs an, waren umer jungen leuten sowohl männlichen als wci bliche i^W, Hechts bis auf den Heil. drcy Königstag, al» welchem von der Griechischen Kirche die Taufe in dein Jordan ^Yerlich begangen wird, bestandige Lustbarkeiten, große Zusilmmenkünfte, Gesänge, und Spahiergan^e, Spatzier-farthen in Schlitten und andere Ergötzlichkeitcn, deren einige ich auch schon anderswo angeführet habe. Doch war der 5te Ienncr einer der merkwürdigsten Tage, an weichen» dee Abends oder Nachts eine Ceremonie zwischen ledigen Personen vorzugehen pftegt, die mit einem Russischen Wor-te Gluschic (hören) ausgedruckt zu werden pfiegt. Un< ^erheirathete Magdgen gehen entweder in Kreuzqassn in ^er Nacht, oder an einen sinstern Ort in einem Keller oder Badstube, zwey, drey oder mehrere zusammen, und geben "cht, ob sie nichts von ihren künftigen Schicksalen hören können, davon auch obige Ceremonie ihrcn Namen hat. Sie glauben vermuthlich, baß die iuft von eines jcden Menschen Schicksalen in dieser Nacht ertöne, daß sich Z 4 aber 35v ' : 1740 !17ol?ar Ian. aber diese Töne in Kreuzwegen oder an finstern Orten besser unterscheiden lk'ßcn, und daß diese Weise die künftigen Schicksale zu erfahren, den ledigen Mätzdgen oder auch l^digel, Gesellen vorzüglich gegeben wäre. Zum wenigste" haben sie mchrere Begierde diese Narrheit abzuwarten. Diejenigen Mägden, ?>ie für keusch angesehen si-yn wollen, ged?n gan^ allein, ohne Begleitung lediger Gesellen; wann aber junge Kerls den Ort ihrce Auftnthalts wissen, verstecken si> sich auch wohl daselbst, jagenden Mägdgen man-cken Strecken ein, und treiben allerley Spaß mit ihnen. Diejenigen Mäqdgen aber, welche die Keuschheit nicht so hoch halten, daß sie das Vorurtheil hätten, als wüsten sie dieselbe auch mit Worten und Gebcrden auf das heiligste beobachten, vertrauen cs auch wohl zuweilen denen jungen Kerls, mit welchen sie bekannt sind, wo sie hinzugehen Willens seyn, und versprechen ihnen sie mit zu nehmen, und daß, so wie sie, die Mägdchen, begierig wären ihre künftige Bräutigams zu erfahren, sie sich auch die Mühe geben wollten, den jungen Kerls ihre Bräute vorzustel" len. Zu dem Ende pflegen sie gemeiniglich ein schr altes Weib zu miethen, und dasselbe an einen finstern Ort des Kellers oder der Badstube, mit entblößtem Hintern z" stellen, und die Kais, welche sie begleiten, einen nach dnn andern an diesen finstern Ort zu schicken, mit dem Bedeuten, sie sollten nur nach dem Orte hingreifen, so würden sie ihre Braut in dem Gesichte zu fassen kriegen. Eben st Krasnoyarsk 6294 N>erste. z6« ft psiegcn auch die jungen teute allhier,sowohl inMser, alS 'n der Nacht vor dem Christtage, wie cs auch in vielen Orcen Deutschlands gebräuchlich ist, Zinn in Wasser Zu gießen, und aus den verschiedenen Figuren und den verschiedenen Farben, welche die Figuren im Gusse annehmen, den Mägdgen ihre Bräutigams nebst ihrer Hand« tuning, den Junggesellen die Braute, jmgleichcn das ^ben odcr den Tod eines Menschen, zu prophezeyen. Der Herr Prof. Müller bekam hler völlige lust Agon Petersburg noch etwas naher, und also nach Tonwk zu relstn, vermuthlich, weil der Winter doch wieder auf ihn würkte. Und als ich wegen des gar freund« schaftlichen Umganges, den wir bisher mit einander ge« habt hatten, seine Abreise nicht allzu gerne sahe, weil ich als ein Mensch auch zuweilen hypochondrische Aufblähungen harre, so suchte ich ihn von einem Tage zum andern durch allerhand Kleinigkeiten aufzuhalten. Es kam end-I'.ch eine Hmdcrm'si, die zwar an sich überaus verdrießlich war) mich abcr heimlich doch crfreuete, weil der Herr ^'of. Müller dadurch nothwendig ausgehalten wurde. ^'s gieng den 2otcn Ienner 1740. durch Arasnojarsk' cm Sosdat, der von dem Herrn Adjunctus Srcller von Hrkuyk an dcn hohen regierenden Senat nach pcrers-bln-g abgefertiget war, und der einige Kisten, Fasser und Päcke mit natürlichen Seltenheiten, die er verwichs- 3 5 nen Z62 1742 !77onat Januar. nen Sommer i7Z9- gesammlec hatte, bey sich führte. Diese schickte Herr Stcller mit den Beschreibungen der« selben, und einer Erzählung von seinen gehabte, Reisen und fernerem Vorhaben an del' hohen Senac; mir abcr schrieb er nur einen kurzen Brief, daß er dicse Sache" wegen Kürze der Zeit nicht an uns hätte senden können, und daß er uns also nur bäte zu veranstalten, daß der da/ mit abgeschickte Soldat von der Kanzley nicht uufgchal-ten würde. Dies war ein schr freyes Unternehmen oes Herrn Aojuncti. Er war vornehmlich nach Siblncn ge-schickt, um mir in meinen hausigen Geschäften Hülse zu leisten, und dasjenige zu vollbringen, was wir ihm ge" meinsckaftlich befehlen würden. .Nachdem wir seine freye Erklärung hatten, daß er gerne nach Ramrschacw rei, sen wollte, so befahlen wir ihm dieses, und gaben ihnt schriftliche Maaßregeln, worin ihm unter andern auch be< fohlen wurde uns beständig zu schreiben, was er etwa neues gefunden hätte oder finden möchte, auch uns dasjenige, und was er von natürlichen Dlngen für würdig achten würde erhalten zu werden, uns zu überschickcn, da-mit wir es dahin befördern könnten, wo es hingehörte, dafür ich ihm, um zugleich den Nutzen für das gemeine Beste zu zeigen, eine Abschrift von meinen bis dahin genial ten Entdeckungen, und ein Register von allen bey mir g^ machten Zeichnungen mittheilte, und alle Jahre damit fortzufahren versprach, damit keiner vvn uns sich mit einer Arasnojärsk 6234 wersie. Z6^ Beschreibung einer natürlichen Sache beschäftigen mögte, die der andere sckon gemacht hätte, uud keine Zeichnungen Von einer Sache doppelt gemacht werden dürtten. Diefts unterbrach er hiemit auf einina^l, hod dadurch den gemei« Ucn Nutzen, den unsere Arbeiten und folglich auch das ge-Meine Beste davon yadcn toniucn, auf, und wcnf zugleich alle Subordination, die so wie in allen gesuucen ^clchcn "lso auch in Rußland, üblich ist, völlig zu Bod'.n, ohne daß wir die geringste Ursache dieses Verfahrens nMMi. »^ch hatte ihm schon von hier aus v,eles von meinen Wahrnehmungen im vorigen Sommer geschrieben, auch die neuen irockenm Kräuter nächstens zu übcrschlcken versprochen, und mit ihm so freundschaftlich in allen Sacken gehandelt, daß er aus keinem einzigen Geschäfte irgend ein vorzügliches Ansehen, das ich mir über ihn angemaßt hät» te, hatte merken können, als was der eingeführte Kanz-leygebrauch erforderte. Guter Rath war theuer. Ka« sien und Packele an den hohen Senat aufzumachen, die mit dem Irkußkischcn Kanzleysiegel und Herrn Srellers Petschafte versiegelt waren, wollte uns etwas bedenklich fallen. Die Sachen aber wegzuschicken, ohne sie durch« zusehen, war wider das gemeine Beste. Die Irkuhki-she Kanzley, welcher wohl bewußt war, daß die Abfcr« tlgung des Herrn Sttllers nicht von dem hohen regierenden Senate, sondern von uns geschehen war, konnte den von Herr^ Steller begangenen Fehler wohl einsehen, und des- - 564 ,74a nionat Jan. deswegen dursten wir auch wohl ihr Siegel erbrechen. Das einzige Packtt also, das dle Schriften an den hohen Smat und an die Academic der Wissenschaften enthielte, ließen wir unaufgebrochen; den Pack abcr, darin dle Stellmschcn Wahrnehmungen wäret,, und die mit Kräutern und andern natürlichen Dingen angefüllte Kasten erbrachen wir, reinigten sie von dem übcrftüßigen, bchiel' ten einiges bcn uns, um es bey einer bequemern Gelegenheit zu überschicken, und das Fuhrlohn zu ersparen; das übri« ge packten wir in der Geschwindigkeit wieder zusaM« men, und fertigten den Soldaten den ^?sten Ienner an den hohen regierenden Senat damit ab, dem wir unter» chanigst berichteten, was wir gethan, und warum wir es gethan hätten, ohne den geringsten Umstand zu verheelen, baten auch um eine gnädige Verfügung, wie sich der Herr Adjunctus wokünftige zu verhalten hatte *. Diese ' Ich habe nicht anders als mit großem Verdruß diese Sache hier ciugcrücket, indem ich wünschte, daß sie nie geschehen sto» »nögtc, oder da sie ja geschehe» ^ in eine ewige Vergessenheit gcstellet wäre. Aber ci«e Act von Eigensinne mein Tagcregistcr nicht zu vcr» siummeln, cr!anbte mir nicht, etwas ausjulasscn. H"'^' Steiler hat cs überaus zeitig bereuet, daß er Mals dergleichen unternommell, und mir zu Bezeugung s"» ner Unschuld versprochen bey meiner Wicdettullst alle Tlicl,, Arasnojarsk 629 <. N)el ste. ZZ5 Diese Beschäftigung hielt den Herrn Professor !Mlier eimge.Tage länger auf, als er und ich vermu« ^'^- „ , . s'-^^^^en, Triebfedern treulich anzuzeigen, wodurch er veranlaßt worden wäre, sich wider uns emiger ,maßcn zu erbeben. Ich wünschte, daß er das Lebcn behalten hätte/ ob ich gleich die Ursachen seines Verfahrens nicht zu wis» sen verlangte, anch ihn daher schon gebeten hatte, mir davon nichts zu entdecken, weil vermuthlich mein Ge, znüth in noch größere Unruhe würde gesetzt worden seyn, wenn ich sie genau gewußt hätte- Als er mir in dem Jahre 1741- aus Ramtschatka zuschrieb, und nur seinen Entschluß von da weiter zu Schlsse zu gehen, wovon er würklich vollkommen frey erkläret war, meldete , so verbarg er nicht, wie ihn eine Art von Ver« zwcifelung zn diesem Vorsatz gebracht hätte, weil er entweder seinen völligen Untergang/ ode, durch w^chtlgü Md seltene Entdeckungen einen Weg zu seiner völli, gen Aussöhnung zu suchen gesonnen Ware. Er hat das Glück, gehabt gesund und wohl nach Ramtsckaeka zurückzukommen, und viele Proben sowohl von der besondern göttlichen Vorsorge für ihn, so auch von seinem erliaunlichcn Fleiße und Gefchicklichkeit mit sich zu briuWl, wie ich schon an einem andern Orte erwähnet habe. Er fand auch bey seiner Zurückknnft ein Schreiben von mir, worin ich ihm zu seinem Vorhaben Glück wünschte, auch ihn versicherte, daß sein ehemahliges Verfahren mich niemahls gegen ihn zu einigem Groll verleitet hättc, und daß es allezeit meine Gewohnheit gce Wesen wäre/ Personen ,,nd Aemter zn lmMscheiden. Was Z66 i?4o Monat Jan. und Febr. then konnten. Ich hätte qewünschet nur einige G?w«ß-heit von meinem künftigen Schickftlc vorher zu wissen, ehe wir uns trennen würden. Aber es war auf unsere von Was ich ihm also in AnseKung meines Amtes schuldig gm'rscn wäre, dav^u wäre er auf keincrley Wcift ' ' und durch kcjn V.rf.lhrcn im Etandc gewesen, mB / Dluhalten. Wenn ich im ubrigrn nach scinemV^'fah< ren lncht mchv mit dcrjcnigcn Vertraulichkeit, wic che' Mals nut ch,n umgegangen warc, so hatle er sich die' scs stll'st zuzuschreiben, indcm cr es nicht anders verlangt hätte; ich versicherte chn zugleich, daß ich die ganze Sache in VcrMenbeit stellen, und ihin mit derjeni' gen L»ebc, Frcnnrschasc und Aufrichtigkeit insknnftige begeglie«, wollte, d«c sciue Erklärung ge^en mich crsor-dcrt^. Ich empfieug hierauf wk'dcr eine Antwort Von ihm in den verbünd!ichsten Ausorücken, worin er , mir zu erkennen a,ab, daß er über meine Erklärung höchst vergnügt wäre. Er hat auch von dieser Zeit an bis au seinen Tod nicht nachgelassen, bey aller G^ lcgenhcit seine aufrichtige Gesinnung gegen mich an ven Tag zu lcgen, wie ich solches nut vielen Briefen voll seilm- Ha»d dazuthun im Stande lun. Es hat abcc freylich hernach un'ere weite Entfernung von eilmnt"''', indelll Hcrr Glcllcr gegen Ostell und ich qeqcn We« sicn rclsete, dich Art der Verknüpfung, worin wir hätten stehen st'llen, von sich selbst miterbrochsN. Der hohe Senat hatte die Gnade für uns unser Verfahren in dieser Sache auf keinerley Weise zu ahnden. . Rrasnojarsk 6294 N>crsie. Z67 Den isiisk aus im venvichenen Frühjahre und Sonick^r ykmachl^ Vorstellungen noch nicht die geringste Antwort vorhanden; vielmehr gaben mir einige Freunde in l^e-ter^durg die Nachricht, daß man sich bey dem Mm Senate fcmm noch entschließen könnte mir die Rückreise zu l>r!aubcn. Ich dürfte also nicht weiter nach Wesicn zu-u'lckychen, damit wen,« ich vielleicht noch dm Befehl bekommen sollte mich nach Aanuscharka zu verfügen, ich "'He nötlchl haben mögte, so viele Wege hm und her zu thun. Dem Herrn Prof. Müller aber konnte ich auch "'cht zumachen seine Rückreise meinetwegen aufzuschie, ben. Er versprach mir zwar, daß wann ihn nicht dl? "ußcrste Noth triebe, er seine Nückr.ise nicht so shr beschleunigen wollte, Zumahl ee noch verschiedenes, in der Völkergeschichte, besonders in Ansehung der Gsiiaken zu untersucbcn gedächte, welches ihn zum wenigsten noch künf. tl'gcn Sommer in Sibirien aufhalten würde; mittlerwei-^ wüste vermuthlich eine deutliche Erklärung meinetwegen ^laufen, und zufolge derselben würden wir unsere künfti« ^ Reisen einrichten können. Ich mußle also den Herrn Prof. N^üller den 2ten Hornung 1740. nachMittage um sunf lihs ^^, ^^ ^'^^ l^n, wodurch meme Gesell-, 'Mft ziemlich vermindert wurde. Denn theils wegen sei« kl eigenen Geschäfte, theils wegen derjenigen, die er in ""wem Namen auf sich zu nehmen die Güte hatte, blieben '" seinem Gefolge, der Mahler Deckcr, der Student Trcr> M i74<5 iNonac Febr. Tretjakow, der Feldmeffer.5ehrlilig Niakscbcew, ein Schütze, und zur Bedeckung vier Soldaten. Er reisett nach Tomsk, und gab mir auch nach vierzehen Tagen in «mem Schreiben Nachricht, daß er daselbst glücklich ang" kommen wäre. Er wollte daselbst, währendem Winter die Untersuchung des Archivs, die er schon im Jahr '?^' angefangen hatte, fortsetzen, und die nöthigen Abschriften, die zu der Vblkergcschichte dienen könnten, verfertigen lassen, wahrender Zeit aber alle Anstalten vorkehren, da« mit er bey erstem offenem Wasser auf den beyden FlüsseN/ dem Tom und Ob, bis Bercsow heruntergehen, und von da durch den Gb undInisth noch vor dem Wmttr die Stadt Tobolsk erreichen möchte, auf,welcher Reise er sich vornahm die Ostiakische Geschichte durch Bcsu-chung dieser Völker in ein völliges iicht zu setzen, auch Krauter zu sammlen, Vögel schießen zu lassen, Registes von Fischen und vierfüßigen Thieren selbiger Gegend z" verfertigen, auch, wenn was seltenes unter Krautern, Vö' gcln, Fischen, und vicrfüßigen Thieren vorkommen ftll' tc, dieselben ausstopfen oder in Brandtwein erhalte»'/ und Zeichnungen davon machen zu lassen, nachdem cs die Umstände erlauben würden., , Hicrbey gelobten wir u'^ einander an einen fieißigen Briefwechsel zu unterhalte", und uns währender Trennung von unsern Verricht""' gen von Zeit zu Zeit Nachricht zu ertheilen, So Rrasnojarsk 6294 wersie. 36g, So wie nun Hcvr Prof. Muller sich verbündlich machte mir in meinen Geschäften behülstich zu s?yn; also versprach ich ihm dagegen, alle die Erdbeschreibung, oder die alte und neue Völkergeschichte betreffende Nachrichten, die ich zu entdecken Gelegenheit haben würde, mit möglichstem Fleiße zu sammlm und aufzuzeichnen, und ihm enuveder zu schicken, oder, wann das gute Glück un5 wieder vereinigen würde, persönlich mitzutheilen. Ein Mr von uns beyden bekam hicdurch mehr zuthun, als ihm auferleget war; doch thaten wir es mit Freuden, in der Hoffnung, wir würden unftre Sibirischen Tage dadurch verkürzen, und, wann inzwischen ein gnadiges schreiben, wodurch ich Erlaubniß bekäme nach pe« tersburg zurückzureisen einliefe, uns einander beyderseits Manche Reise ersparen können. Die Zeit wurde mir in Fxrasnojarsk gar nicht lan-ze. Ich hatte nicht nur mit meinen den Sommer über Zumachten Wahrnehmungen gcnug zu thun, sondern auch der fleißige Briefwechsel mit dem Herrn Prof. Müller gab mir eine Art von Beschäftigung. Da ich auch noch einen Dollmetscher bey mir hatte, welcher in den Sprachen, die den hiesigen Völkern wie auch den Binaren eigen sind, wohl erfahren war; so kam ich auf dcn Einsah zu wissen,, wie die Musik und Poche dieser Voller Aa ' be< Ramtsth. R. 3. Theil. Z7<2 ' t?49 Monat Febr. beschaffen, und ob solche nicht von der bey andernVölkcrn üblichen in dem Geschmacke etwas unterschieden wäre. 3" diesem Ende habe mir einige Bratskische, einige Katschlt^ zisihe, einige Kamaschinzische und einige Kotowzische iie< terror singen fassen, und von jeder Art eines in Note« gesetzt, auch den Text derjenigen, welche ich habhaft werden konnte, aufgeschrieben und mir erklären lassen, wodurch ich im Stande zu seyn hoffe sowohl von ihrer MU' sik, als von dem Geschmacke ihrer iieder und Poesie mei/ nen lcscrn einen Begriff beybringen zu können. Die M' lodien sind aus einer besonderen Kupferplatte zu erst^ hm. Das Bratskische iled lautet m BratSkischcr Spra« che mit der buchstablichen Übersthung also: X. Kemniche borgofline nacholchadfi baineze Auf dem Flusse Acsie sich hin und her treiben n. Köllebachcm beemmene arichiu dogalTiba Junger Mensch ich lbin) vom Brandtwein beftM 3. Dallanaicn adon doni zara scrdi belele Ulltepsichenzig achzig * Pferden (ist) cm suchsU" biger Paßgänger 4, Abe tčJne baricschcK o ogcitschlne mordom'? Vater diesen fange: der Sohn setzt sich (zu PserbH 5. VN"' 5 Ist vermuthlich eine Vratskische poetische FnMit, ^ so Viel bcdeuttt als hnndert und fünfzig ^?6,^.H 7nsk 6294 wcrste. 373 Unter fünf mahl dreyßig Pferden fang den Fuchsen aus der Heerde, Vater, jencs Pferd im Paß, jetzt setzt sich der Sohn zu Pferde. M ttter, lang mir aus dem Schrank meine schöne Zu» beHorde, Melne rothe ieibgurt her; jcht sitzt sich der Sohn zu Pferde, Sechzig Pfeile, schnell zum Streiten, stehn im Winkel auf der Erde Vater bring mir di Stets soll meine iiebe glimmen. O mein lieber DjHB nargusch. Ich Heirathe keinen schlimmen. O mein lieber Dsch" nargl^sch, ^ In den Himmel nah« ich Flü^, o mein lieber Dsche» nargusch, Wenn ich HablchtSschwinqen trüge. O mein liebes Djchenargusch! Sobald sich der Merzwonat clnfand, merkte ich, was fücy. Ich wciß al'cr noch nicht grwcß, ob sie lntt d^.1«, nigrn cincrlcy Art sly, die Hcrr ^.innäeu« Harulttc» Aa 4 175 l?4a Monat Febr. vorkamen, so erfroren sie gewiß im Winter. Wenn sie im Frühling hervorkamen, so wuchsen sie schön, bls etwa ein Regen einffel, oder eine Feuchtigkeit von Schnee sich darum gesammlet hatte. Eine sseschwinde darauf einfallende Kälte vernichtete das ganze Psianzleitt gewiß. Wann keine Kälte einfiel, so brachte entweder d?e Feuchtigkeit eine Faulm'ß, oder eine große Hitze eine Vcrdorrung in der zarten Wurzel zuwege, und man war glücklich, wann man unter fünfzig Pflänz-chen etwa eines zur Vollkommenheit brachte, daß es' Blüche und Früchte trug. Im Mistbette, auch in Töpfen, gehet es zwar leichter an sie zur Keimung zu bringen, uNd sie bis zur Blüthe zu erhalten. Sie lieben aber nichts gezwungenes, und der Saame gerath selten ft wohl, als bey denen, die im freyen iande wachsen. Der-gleicken bergichte und freye Gegenden sind also gewiß von der Kunst schwer nachzumachen; wiewohl ich nicht zweifle, daß es möglich sey. Auch die nahe bey solchen Gegenden liegende Walder, ja auch die tiefen Gründe haben was besonders; eine solche Gegend in der Nahe hat gewiß sehr großen Einfluß auf sie. Der Winter hört allenthal-ben ftüher aus, und fanget später an. Man siehet in der« gleichen G'.'genden allenthalben sowohl mehrere, als auch vollkommnere Psianzen; man genießet auch diesilben län« ger, nicht daß eine Art länger dauren sollte, als an an-dc^tt Orten, sondern weil viel mehrere vorhanden sind, welche Rrasnojawk 6294 Wersie. 377' Welche nlcht alle an andern Orten di?si frühe und' späte' Jahreszeit mit den übrigen Vortheilen der wge genießen' können. Ein hief durchreisind^ Soldat Zeittmq, daß der Herr Adjunctus Srcllcr den sechstes Morz von Irkutzk nuch der Lena aufgebrochen siy, und' wit erstem offenem Wasser seine Reise nach Iakurzk die ^cna herunter amreten würde, und daß er gesonnen wäre "uch diü Reife nach Ochoyk noch diesen Sommer zu unternehmen. Ich brachte wahrenden Spaßiergangm, die ich in diesem Frühlinge wegen der Krauter that, auch die Wahrnehmungen von den bcyden vorigen Jahren ins reine und in ihre völlige Richtigkeit. Herr Prof. Müller berichte« te mir im Anfange desVrachmonats, daß er nächstens von Tomsk zu Wasser abreisin würde, wie er sich vorgcnom« mcn hätte. Dies veranlaßte mich auch darauf zu denken, was ich diesen Sommer vornehmen sollte. Meine Ergö-hung und Beschäftigung war hier angenehm und groß; ich konnte aber hoffen, daß ich viele der hiesigen Krauter "uch anderswo in einer nicht gar zu entfernten Gegend an< tnffcn, und wenn auch einige der Gegend dlesir Stadt kigm waren, sie ohnfchlbar bey meiner Wiederkunft noch sndcn würde. Denn anders konnte ich es nicht machen, A a 5 als V3, ^-'M« Monat Febr. -' «ls daß.ich Rrasnojarsk zu meinem festen Wohnsitze bestimmte, bis ich neue Befehle erhalten würde. Ich erwählte hierzu die Gegend der Assanisihen Tararen, und Salzkolhen, die daselbst in der Nähe sind, weil ich auch gerne einen richtigen Begriff von allen Salzkothen in Sibirien zu haben wünschete. Dazu kehrte ich also in kurzer Zcit alle Anstalten vor. Ehe ich nun auf die Reise gehe, muß ich noch eines Vogels qcdcnkcn, der mir in den Wintermonaten einige-mah! lebendig und todt gebracht worden, und von den Russen Wassersperling, (N>odmnoi worodei) ge« nannt wird *. Man hat mir davon gejagt, daß er sich des Winters fleißig in Quellen, und Quellenbächen tau« He, • iieruk aquatica Gem. Jonst. Will. Raj- Syn, Cf>. n. i> '" Motacilla pector* aibo, corpore nigro Linn, Faun. Suec. *, S1», n. *i«S. Turdus aquaticus Klein, prodr. liiÄ. «v,p, 43. ks ist iu cbcn angeführtem Buche ?. l!l. ^5..xxlv. p.,««. zu bl'wulldcru, daß der HerrWerfass"> dcr szcwlß wic i» dcr gn::;cn natürlichen Geschichte,alz,»o« s«u cllerlilea nv,5 ^eli. oder die blauköpfige rothe Amsel rnlck. I'urä. "1^^ lV. tnc 0^,. 32. I^v2r^. I. p. ,^. einerley Vogel styn, unv ich bin dichs zu glauben nicht schr abgeneigt, weil Fnjci) in her von ihm au« Dresden erhaltenen Erzählung ihn«' einerley Nahrung zuschreibt, auch die Größe «nd Gestalt einerley ist, ja auch in eben der Frischischen Beschreibung gemeldet wird, daß er des Winters etwas unscheinlicher werde. Es ist merkwürdig, daß sowohl die Rlljsen als alle Tararen in Sibirien den Köm'gsfischer oder Eisvogel « wit eben dem Namen Wasfcrspcrling und Abdochara biegen, als wie den obigen, da doch wenn mal, sie beyde, Hegen einander hält, offenbar erhellet, daß sie auch in der äußerlichen Bildm^g so schr von einander unterschieden smdj g8» . ,74c, N^HNat Febr. smd, baß es nicht wohl möglich ist sie zu einerley Geschlechte zu zahlen. Vielleicht hat das Wass"/ worin sie beyde öfters zu sehen sind, Gelegenheit gegeben, sie zu vereinigen. Sonst halten sich die letzteren Vögel s» wie in ganz Sibirien, also vermuthlich auch am Aaß^ Flusse häufig auf, woher sie mir ein Ostjak brachte-Sie werden in ihrer Sprache Rok twas auch D.örb!' dilgd^m genannt. Dieser Vögel Federn werden auch sowohl von den Tataren als Ostjakcn zu allerley abergläubischen Dingen gebraucht. Die Tataren rupfen ih^ nen die Federn aus, und werfen solche ins Wasser » was oben schwimmt, verwahren sie sorgfältig, und halten dafür, daß, wann sie mit einer der oben geschwommenen Federn ein Frauenzimmer oder nur etwas von ihrem Klei' de berühren, sie denjenigen, der sie berührt habe, uN-fehlbar lieben müssen. Ein Ostjak erzählcte mir, es sey bey ihnen der Gebrauch, daß, wenn jemand dieses Vo" gels habhaft werde, er ihm das Fell mit dem Schnabel und Füßen abziehe, und es in seinem Beutel nehe. So lange man dlefts Fell habe, sey man glücklich. Er fie"s darauf au bitterlich zu weinen; und als ich ikn um die Ursache fragte, gab er vor, er hatte durch den Verlust eines solchen Felles, siin Wttb, und Haab und Gut ver-lohren. Ich sagte ihm, dieser Vogel könnte doch nicht so etwas seltenes seyn, weil mir einer seiner Mitbrüder einen noch in seinen Federn, mit Fleisch und allem gebracht hätte- Hier, Rrasnojarsk 6294 werste. 38' hierüber verwunderte er sich sehr, und setzte noch hlnzu, daß wann er wieder so glücklich wäre einen zu bekommen, kr ihn g.'wiß niemanden geben würde. Diese Vögclmährlein erinnert mich noch an ei-"era andern, welches mir an dem Nischnaja Tim« 3Uska die dortige CunZusin von der Kraft des Blau» spechtes * erzählet hallen. In Russischer Sprache wird er der kleine Specht (maloi Djcrel,) auch der tumme Blinde (Slicpusthka) das Oechslein) (Büt> 5-hok) der Kriecher, (Polsyk) genannt. Auf Jakutisch heißt er Rököbyka, bey den Arinzischen Tataren OkudHng, bey den Gstjaken am I^aß der klei« Ne Specht Gctjalgcd, bey oberwähnten Tlmgllscn Gcbondokon. Die Tungusen braten diesen Vogel, stampfen ihn, und mischen Fett darunter, nur kein Ba. renfett, wril dieses leicht fault, und schmieren mit dieser Vermischung die Pfeile, deren sie sich zum Schie« ßen des Wildes bedienen. Auch die Jakuten habe« ""r gesagt, daß sie mit dem Blute oder Fleische die« s" Vögel die sich selbst losschießenden Pfeile " beschmie° ren. Ein Thier, das mit einem solchen Pfeile gctrosi» fen " S. dichs NeistnMrs andern Theil. S. 342 245.^ ßFä 174a den i6ten Febr. fen werde, falle gleich auf der Stelle nieder, und kön«e nicht einen Schritt weiter fortgehen. Meine Abreise von Arasnojarsk geschah den l6lett des Brachmonats um sechs Uhr des Abends in Gesellschaft des Mahlers Kürsenius, emes Schuhen, eines Ro^' cken,und etlicher Soldaten. Wir giengen in einem ziemlich großen Fahrzeuge über den Jenisei-Fluß, und nah' men unsere Wagen und Pferde mit; jenseit des Flusses aber fchten wir uns ill die Wagen, und fuhren durch Lodeika nach Bereftwa D. woselbst wir des Abends um neun Uhr ankamen, nachdem wir kurz vorher eine Mühle, die einem Innwohner des besagten Dorfes zugehörcte, vorbey, und durch den Bach Berejöwa gefahren waren. Gleich nach unserer Ankunft fiel ein großer Platzregen, der uns veranlassete hier zu übernachten. Des Morgens um fünf Uhr fuhren wir weiter, und kamen übcr das Dorf Botoi gegen Mittag zu Pem Ba« cbe Icssaulovka, woselbst ein Dorf von fünf Höfen 'st, welches von einem Einwohner Rarabemikowa, und vo>» dem etliche Werste davon liegenden Bache Ausg"" Mwglwskaja D- genannt wird. Wir futterten daselbst und aßen zu Mittage, trockneten uns auch ein wsmg, well wir dsn ganzen Vormittag vielen Regen, wicwoh y,it etwas abgewechseltem Sonnenscheine hatten, dergleichen Aarabeinikowa 6542 Wel-stez z^ ^^ Wetter auch in unserm Mlltagslager noch anhielte. "llein das größeste Ungemach, welches uns dieses Wette« verursach^ waren die häufigen sowohl größeren als kleine» "n Mücken, (Raman mch MoMa) " die es schwarmwekse herführte. W^ll es unter dem Regen auch zuweilen donnerte mck blitzte, so verweilte ich etwas län-3ev in unserem MittoKFlgHer, als ich sonst Ktthan haben würde. Als aber daz Ungewittcr nachzulassen schien, so "ollts ,'ch- gegen fünf lHr de< Abends abfahren. Ich ^'ßte <,h?r wieder abspannen lassen. Dann als ich mich, eben in den Wagen sehen wollte, kam eln großer Sturntz >^'^ einem heftigen Donnerwetter wie angeflogen, und dabey, war ein solcher Platzregen, daß man nicht davor seh?» konn< te Das heftigste Gewitter war indessen nach einer hak ben Stunde vorüber, llnd ich schts mein« Reift sort. In. dieser kurzen Z,it, die ich noch zu verwelkn' gezwungei, ward, hörte ich die ieut, hier noch klagen, haß der hle« sige Himmelsstrich viel kälter, als in Arasnojarsk wa^ l^e, und ein hiesiger Bauer soll wirtlich Wlll742 den lycen Febr. geschehen sollen, wcil das Wasser dieses Baches damahls um ein merkliches höher war. Nach ohngefähr sechb^ hen Wetsten ricte ich über den Bach Terjchesch, der von der rechten Seice in den Iessaaulovka fällt. Von da musten wir einen hohen Berg heraufgehen, und kamen etwas nach Sonnen Untergange zu dem Bache Cengin.;, der gleichfalls in den Iess'.aulovka stießt, und daselbst hielten wir Nachtlager. Der Weg gieng über lauter Felder, die zwar gutes Erdreich hatten, aber hin und wieder sehr morastig waren. Den »8tm nach Sonnenaufgange giengen wir wei< ter durch den Bach Icschindat bis zu dem Bache 2)^' lai, woselbst auch eine Simowje, oder ein einzeles Haus war, wo die Reisenden einkehren können. Der Issi-Htndac ist fünf und eine halbe Werste von dem Bache Tmgina entfernt, und fällt in den Balai von der linkm Seite. Der Balai führt iacheforcllen, Hcchce, Barsche, Rothaugen und eine Art kkiner Salmen ^, deswegen hiel' te ich ihn wohl für würdig, daran zu futtern, und z" Mittage zu speisen, zumahl hier ohnedem ein Futterplatz ist, den wir aber vorigen Tages wegen derDunkelheic der Nacht uns nicht zu erreichen getrauet hatten. Der Ort gefiel mir so wohl, daß ich crst des Abends um drey Uhr wieder abfuhr. Wir musten so gleich über einen hohen Berg # «almuluJ Witt. 6c Raj. Bach Balai 6375 wcrstc. 383 Berg, und hernach auch über bergichte Felder, die übrigens hin und wieder mit Birken bewachsen, und mit frucht. var?m Erdreiche bedeckt sind, fahren, und wir kamen des Abends um sieden Uhr bey den: Bache Ujar an. Die Mit Birken bewachsene Plätze zwischen dem Balai und "lar waren meistens rund, und hattm auch hin und bieder Espen, und in der Mitte gemeiniglich ein schönes Rosengestrauch, woran gewiß die Kunst nicht den gering» sten Antheil hatte. Dieser Bach führte eben die Fische "ls der vorige, nur keine iachsforellen. Den meisten Theil des Tages war heiteres Wetter, und wir «hatten überaus wenig Regen. Die Mücken und Bremsen plag/ ken uns und die Pferde gewaltig, die Nacht aker hatten wir Ruhe, weil die Nächte gemeiniglich noch kalt sind.. Hier ist eine Poststatlon, und der Herr Posthalter, welches der Innwohner dieses Hauses ist, und in RussWer Spracke Smnvtschik heißt, war sehr gesprächig. Ich 'lagte ihn, wie es doch käme, daß so schöne Gegmdcn, als diese sey, unbewohnt wäre? er antwortete mir, daß emige Bauren Bittschriften eingegeben hatten, man mögte "Mn erlauben, hier cmzubaucn, es war ihnen aber abge« plagen worden. Man kann hierin nicht allemahl glau« ben, was die leute sagen. Es schien, als wollte er die schuld einem Krasnojarskischen Woiwoden beymessen, von welchem in der That die Rede gegangen, daß er nicht B b allezeit Rannsch. R. 3. Theil. z86 1742 den lyten Jun. allezeit das beste des gemeinen Wesens vor Augen gehabt habe, entweder weil er dachte, daß dieses ihm zu viele Mühe machen würde, oder weil er fürchtete, daß ew reicher Bauer, wenn er an einen andern Ort versitzt würde, vielleicht in seiner Nahrung zurück kommen, und nicht int Stande seyn mögte ihm die gewöhnlichen Opfer zu bn'l" gen. Jedoch ein redlicher Mann kann auch oft gedenken, ein Bauer habe nicht genug bey sich selber überlegt, was zu seinem besten diene; er sieht vielleicht besser ein, daß der Bauer sich durch eine solche Veränderung verschlimmern würde, er williget also aus einer guten Ursache nicht ln sein Begehren ein; und man muß zuweilen von seiner besten Absicht, als einer eigennützigen, oder zum wenigsten dent gemeinen Besten widerstrebenden Sache, reden lassen. Den i9ten des Brachmonats giengen wir mit Son-nen.Aufgange weiter, und kamen um neun Uhr vor M<^ tage zu dem Bache Rüdna, woselbst abermahl eins Poststntion ist, die wir, weitste auf dem rechten Ufer liegt, und nur einen Floß zur Ueberfahrt hat, vorbey fuh' «n, und etwa eine halbe Werst weiter oben anhielten, woselbst zween Brüder, stit der großen Fasten, ein Haus um sich daselbst niederzulassen, zu bauen angefangen ha-ben. Sie haben auch, da sie hoffen diesen Ort noch »n kurzem von mehreren Familien bewohnt zu sehen. Erlauf niß erhalten, daseist eine Kirche zu bauen, wozu sie siw vor Bach Rübna 6401 wn-sie. 387 vor andern teuten berechtiget zu seyn glauben, weil sie wirklich beyde in Kirchenbedienungen sind, da der eine ein Meßner,(Diaestbok,)der andere ein Küster (Ponomar) ist. Sie sammlen schon Gelv zu dem Bau, und geben Noch eine stärkere Ursache des Baues au, als ich ange« führet habe. Ihr Vater, sagen sie, hätte ein Gelübde gethan, hier eine Kirche zu bauen, cr ware aber gestorben, ehe er den Anfang darzu hätte machen können; sie hielten sich verbunden dessen Ehre zu retten, und hosscen, daß sie auch für sich ein GOtt wohlgefälliges Werk thun würden. Dieses kann man voraus sehen, daß dieser Ort in kurzem anqebauet werden wird; denn er ist eben so wie die benachbarte Gegenden überaus angenehm, wie ich obeli schon angemerkt habe. Er ist auch sehr räumlich, um alles dabey zu bauen, was zu einem stattlichen Flecken nöthig ist. Ueberdem hat er schönes Bauholz, besonders von Fichten, welche auf meiner ganzen Reise von Arasno« jarst bis hiehev kaum zu sehen waren. Die meiste Wal, dung unterwegens bestund aus Birken, und hin und wieder waren einige ierchenbaume. Als wir hier zu Mittage aßen, so kamen Krasnojarskische Fuhrleute mit leeren Pferden aus Ranskoi Gstrog zurücke, davon einer durch den R^dna bey der Simowje reiten wollte. Der Mann ersoff, aber das Pferd rettete sich. Nach elnge. llommener Mlttagsmahlzeit fuhren wir gegen zwey llhr nach Mittage über die Brücke, welche gemeldete zween BbV Ein« Z88 l?42 den -Pen und 2-sten Iun. Einwohner des anfangenden Fleckens über dcu ^ybn^ geschlagen hatten, und setzten uilsere Reise durch.überaus angenehme Felder fort. in welchen bey weitem nicht so viele Baume, als in den vorigen waren. Des Abends u«N slebm Uhr kamen wir zu einem QuellwaMr, das wegen sciner Trefflichkeit, und weil cS gut zu trinken ist, schlecht hin die Quelle genennt wird. Hier ist hauptsachlich, n>e< .qcn dererjmigen, die dcZ Winters reisen, ein Haus g^ bauet, worin auch des WilUers ein Mann wohnt, der Hm an die Reisenden verkaust; im Sommer aber stcht cs leer, um so viel mehr, da hier kcme Poststation »st» Außcr dcr Annehmlichkeit der Felder, die wir auf dc>N Wege Hieher fanden, ist auch der Weg zu loben, der sehr trocken und fast gar nicht bngicht ist. Wir hatten auch heiteres Wetter; allein dis Plage die wir von beyderley Arten Mücken und von Bremsen ausstunden, war nicht geringer, als gestern. Den mosten des Brachmonats fuhr ich mit Sonnen Aufgange ab, und kam um sieben Uhr vor Mittage zu dem größeren Nra-Flusse, der ohngcfähr fünf und zwanzig Wcrste von hier in den Ran-Fluß fällt. Ein Kanski^ scher Einwohner, Namens Fcdor Gosnin, hat verwi-chenen Herbst hier ein Haus zu bauen angefangen, un sich hier würklich niedergelassen. Die Gegend ist besonders angenehm und fruchtbar; die Felder würden für mehr olS hundert hundert Familien zureichend seyn. Der fischreiche Fluß, und ein See in dcr Nähe des ostlichen Ufers eben dlchs Flusses, der voll von kleinen Karauschen ist, vermehren ble Vortheile der Einwohner dieser Gegenden. Der gegenwärtige Einwohner ist auch nut diesen Schätzen der Natur wohl zufrieden, und wünschte nur, daß sie etwas freygebiger in Austheilung deS Bauholzes gewesen wäre. Er glaubt, dich Gegenden wären für hin.und herziehende Völker, welche ihre Häuser immer bey sich führen, so bc> c>uem, daß mau keine bessere ausfündig machen könnte. Nach Mittstge um drey Uhr gieng ich weiter, und war kaun, zehen Werste gefahren, als die Kanskischen Acker« felder ansiengm. Acht Wersie weiter sahen die Felder ziemlich trocken und steppenartig aus, nämlich sehr weit ausgedehnet, fast ganz kahl, und mit niedrigem Grase be-wackstn, wie sie denn diese Gestalt bis gegen Ranskoi OstroZ behielten, allwo wir des Abends um 6 Uhr ankamen. Nun hätten wir zwar, wenn nur allen: auf die Pferde wäre zu sehen gewesen, gleich des andern Tages dle Reise von hier weiter fortsetzen können, weil wlr statt der von Arasnojarsk bis hiehcr sehr abgematteten Pferde allhier frische bekamen: allein die leute waren eben so sehr entkräftet, als die Pferde; jene konnten wir nicht verwechseln, und musten ihnen also Ruhe lajsen. Sie trugen zwar alle eine Art von Sieben über dem Gesichte, welches keine Mücke oder Bremse nahe dazu ließ, und dies ist schon Bb3 em Z9o '74" dcn 2zsten Iun. ein großer Vortheil, weil man darin von aller Ge^ schwulst frey bleibet; viele ieute abcr leiden auch davott große Beschwerde, waul, sie keine freye luft sä)öpfty koni nen, besonders in heißen Tagen, wie die jehigcn waren. Denn die Siebe verhindern den freyen Durchzug der iuft, welche Unbequemlichkeit auszustehen mir jedesmahl saurer angekommen ist, als die Plage der Mücken und Bremsen. Ick ließ die'ieute also bis zum 22sten Abends aus-rasten, denselben Abend abcr die Geräthschast und Reisen wagen auf einem Floße über del» Ran bringen; ich folgte auch noch selbigen Abend mit meiner Reise-Gesellschaft nach, so daß wir alle zusammen an dem jenseitigen User desAkan-Flusscs übernachteten. Diese Ansialten brach' ten mir den Vortheil zuwege, daß ich den 2zsten dcs Brachmonats ungehindert abfahren und meine Reise fort-sehen konnte, welches ich dann mich that, undmeisicntheils durch ziemlich dicke Waldung auch einige Felder, bald an den Bach Rurisch kam, der zum Unterscheide des Wal^ Rmisch (Cschornoi oder Caijoschnol) der Steppe"' Aurisch genannt wird. Er ist bey dem Orte scmer Ue^ verfahrt ohngefähr auf vier bis fünf Klaftern breit, und so tief, daß kein Karren durchkommen konnte, ohne Gefahr zu laufen, daß alles, was auf die Karren gepackt war, naß werden mögte. Bey diesen Umstanden und bey Erma" gelung Bach Mosiowaja 6524 wcrste. 39« gelung eines Floßes, ließ ich die Gerathschaft, weil sie nicht groß war, auf Pferden überbringen, dencn jedoch das Wasser bis an die Brust stieg. Jenseit des Backes trank ich indessen meinen Morgenthee, bis die Gcrath« schaft wieder auf die Karren gepackt war. Der Weg bon hkr gicng über lauter fruchtbare Felder, worunter einige Gegenden mit fast keinem andern Kraute, alb dem hoch zinnoberrothen Türkischen Bunde übcr und über bewachsen waren, der in Deutschland eine große Zierde der Gärten ist, diesen Feldern aber auch eine vorMli^ He Pracht n'itcheilte. Endlich kamen wir zu einem Sumpfe, welcher einem Bache, der auf Assanisch Gche-tasch heisit, und in den Tanai fallt, seinen Ursprung giebt; und weil die Pferde noch gut liefen, ft fuhr ich noch weiter bis zu dem Bache iHostowaja, aus Assanisch Alp, ft ohngefähr ein paar Werste von demselben ent« springt, und ohngefähr sieben Werste von dem Orte un« scrs lagcrs in den Intcrgas fallt. Dieser Bach ist mit lauter Tannen bewachsen, da sonsien die meiste Waldung aus Birken und ierchenbaumen bestehet, Fichten aber sind nur selten, und mehr auf höheren Gegenden zu sehen. Er führet ein sehr reines kaltes Wasser. Wir lagerten uns zwischen Bäumen, um von der Hitze, die heute sehr groß war, nicht so viel zu leiden, und durch den etwas eingeschlossenen Rauch die Mücken und Bremsen, die uns erbärmlich geplagt hatten, ein wenig zu vertreiben, welche Bb 4 Vor« Z^H I74Q den 23stcnIun. Vorsicht uns einige Ruhe zuwege brachte. Nahe bey unserem lager war ein lerchenbaum,ohngefahr zehen Klafter hoch und etwa drey Schuhe dick, aus welchem der Donner vor wenigen Tagen, wie es schien, ein Stück von oben bis an die Wurzel Schlangen weise herausg^ Magen hatte, so daß der Baum, welcher noch aufreckt stehet, hin und wieder durchsichtig ist. Diesis herausgeschlagene Stück liegt zunächst am Baume, und noch viele kleine Splitter in der Runde herum. Der Baum aber ist noch ganz grün, und die Blatter daran sehen frisch aus. Des Abends um fünf Uhr fuhr ich weiter, und verfolgte den Bach ohngefahr eine Werste lang, zuletzt fuhr ich dadurch, und hatte ihn noch eine Weile im Gesichts. Sieben und eine halbe Werste von dem Mittagslager musten wir einen Sumpf, und anderthalb Werste weiter einen noch größeren vorbey fahren, welche beyde für den Ursprung des ^nrergas gehalten werden, der sich eine Tagereise von demsilben in den Wald Flunsch ergießt. Drcyzehen Wer-sie von dem letzteren Sumpfe war wieder ein Morast, der dem Bache Tmmk seinen Ursprung giebt, welcher ohngefahr acht Werste davon in den Tanai fällt. Bald dar' aufkommt eine Quelle Nlpatan genannt, die nicht weit davon auch in dcnTanai stießt, und nahe dabey fängt der Schtswecoke, wie ein trockener Graben an, der hin und wieder mit kleinen Tannen bewachsen ist, und nach cbcn dcm Tanai läuft. Die Ajsancn halte», dafür,daß dick? , Graben Bach Srschi 6539 Wttste. 39, Graben unter seiner Oberfläche dem Tanai Wasser zufüh« ke, l;nd wollen in diesen Gegenden viele dergleichen unterirdische Bäche wahrgenommen haben. Wenn man von dem Sumpfe des Tinmk'Baches drey und eine viertel Werste w'sct, so kommt man a?«f der rechten Seite des Wcgee zu Icrsiha, wel« chcr sich ohngcfähr scchs Werste davon in den mehr erwähn^ ten Tanal ergießt. Ich fuhr zwar bis hichcr schon in den Abendstunden, da die Sonne sich zu neigen ansieng; sie wirkte aber dennoch auch bey ihrem niedrigen Stande, und brachte bcy mir einen solchen Durst zu wege, daß das Wasser, das hier vorhanden war, und für gut gehalten wurde, mich vcranlassete, hier Thee zu trinken, um den Durst zu löschen. In diesem Abendlager ließ sich der Vogel Schreck, oder wie man ihn anderswo nennt, der Wachtelkönig, auf Russisch Dcrgatsch gar viel hören, und die Tararen, die bcy mir waren, fiengcn von dem« selben ein Gesprach an, in welches ich mich auch mit einließ. Ich fragte sie, wohin dieser Vogel im Winter zöge, da man wohl sehen könnte, daß Fliegen seine Sache nicht wäre, weil er bloß durch laufen einem Feinde, der ihn verfolgte, zu entgehen suchte. Er ließ sich in der That von den icuten, die bcy mir waren, und dic ihn, wiewohl vergeblich zu sangen trachteten, hin und her jagen, ohne dcch er sich ein cinzigmahl durch den Flug' zu retten ge/ sucht hätte. Sie antworteten mir darauf einmüthig: sie Bb 5 die Z94 '74^ dm 24sten Iun. die Afsanm so wohl, als alle Tataren des Krasnojars« kischen Gebietes wüßten wohl, daß er durch seine Kräfte nicht in andere iander ziehen könnte; sie hielten daher alle da« für, daß, wenn die Kraniche im Herbste wegzögen, «in jeder derselben einen Wachtelkönig auf seinen Rücken nähme, und ihn in wärmere iander führte. Der Thee war getrunken, und ich gieng selbigen Abend noch weiter, und kam nach drey viertel Wersten zu dem Bache Upijct), durch welchen ich fuhr. Er entspringt aus einem zunächst bey der Uebcrfahrt gelegenen kleinen See oder eigentlich Quellwasser, und läuft in den Lapol. Zunächst diesem Bache fieng ein kleiner Fichtenwald an, der ba!d mit einem freyen Felde abwechselte, so wie dieses mit einem Birkenwäldlein, wvrin auch lerchenbäume waren. Die Gegend ist ganz besonders, und ich glaube, daß dieses daher kommt, weil sie sehr wasserreich ist. Nachdem ich den Npisch verlassen hatte, fuhr ich schon wieder ein paar Bache durch, die einerley Namen pukmasthu haben,bcyds fließen in dcn Tanai. Der erste ist von dem Ilpiscl) zwo Werste, vor.sich selbst aber sind sie gleich weit entfernt. Schon ein paar Stunden nach Sonnenuntergang erreich' M! wir den Bach Manganaskar (der Hengst) auf Russisch Mangayovskie dolota, der zur linken Seite deü Weges war, und bey dem wir zu übernachten uns mußten gefallen lassen. Die Reise gehet wegen des nassen Erdreichs, das hin und wieder auch einsinkend ist, nicht jo g^ schwinde, Roschdcstwenskoje Siels 6575 wersie. 395 schwinde, wie an andern Orten, und außerdem kann man auch des NachtS wegen der vielen Sümpfe nicht so sicher r«sen, da man allezeit mit gutem Bedachte den Weg auszusuchen hat, dcn man über die Sümpfe nehmen muß. Des Manganc.stars Ursprung ist bey vier Wersle von hier. Er ist, wie alle diese Quellen und Bache, mit Tannen bewachsen, und stießt in den Npisch,mit welchem cr sich fünf Werste von hier vereiniget. Dcn 24stm Brachmonat fuhr' ich des Morgens welter, und kam nach ohngefähr vier Wersten über Tin« kalaischu, einen schmalen abhangigen Strich iandes, der sich nach dem Tanai hinzieht, und dcn die Ajsancn auch für wasserreich halten. Drey Werste davon war der Bach Ntschaitjcha, so in den Npisch stießt, und uns schon eii ne Werste lang immer zur linken war. Sieben Werste davon zeigte sich Taganai log, ein meistentheils trockener und nicht breiter Graben, der m den l!jA>lka gehet, ben der Mündung abcr sehr sumpficht ist. Zwo Werste von hier verließ ich dcn gemessenen und bisher mit Werst« säulm besteckten Weg, und kam endlich nach Roschdcst-wcnskojc Siclo, auf dem westlichen Ufer des Njsolk^. zwischen den Bachen Ixotela und Uljchit gelegen, wo ich Willens war einige Tage zu verweilen, und das um so viel mehr, weil dipscs Dorf meinem Freunde, dem schon oft gedachten Icniseischm Kosackcn-Obristen zugchö- ret, Zyg ,742 den 24sim IllN. ret, der mir, seit dem ich mit ihm in Bekanntschaft siehe, sihr viele Proben seiner Freundschaft so wohl als seiner Bereitwilligkeit, mir in Untersuchung natürlicher Ding« un die Hand zu gehen, gegeben Hal. ^ Das Dorf hat seit ohngefäh» zehen Jahren seinen Anfang genommen, und bestehet gegenwärtig aus zehen Baucrhöfen, einem Wohnhaust für den Herrn des Orts oder seinen Befehlshaber, und einem Pfarrhause. Die Klrche zur Geburt Christi (Roschdestwa Chrtt stowa> ist vor anderthalb Jahren angeleget, verwichs nen Herbst zu Stande gebracht und ettlche Tage vor dem Christtage eingeweihet worden. An dem unteren Ende des Dorfes ist eine Mahlmühle, die verwichmeö Frühjahr von dem hoch angelaufenen W«sser des Usi solka, und von dem Triebcise großen Schaden gelitten katte, jeho aber wieder in den vorigen guten Stand ge-, setzt wird. Das Wasser des Ujsolka friert übrigens dcs Winters in dieser Gegend fast bis auf den Grund aus, und das wcm'ge, welches nachbleibt, nimmt einen ganz widrigen Geschmack an, so daß cs zum Trinken nicht tauglich ist, auch dem Viehe, welches davon trinkt, zuweilen Krankheiten, ja gar den Tod zuzieht. Sonst ist die Gegend angenehm, und hat sehr viele Felder von schwarzer fetter Erde, mit Waldung untermengt, welche zum Ackerbau überaus dienlich sind, wie dann der Winces rocken Rosihdchwcnskoje Sielo 6575 wer-sie. ,y> rocken hier sehr wohl, der Sommerrocken und Weizen hingeben mittelmäßig fortkommen. Sie isi fast gar nicht bewohnt. Die Assanischt Tataren sind mehr zur Seiten in entfernteren Gegenden. N„r ungefähr sechs Worsts oberhalb diesem Dorfe sichet man einig« Jurten dichy Tararen, die aber erst seit einem paarIqhren aus gutem Zutrauen zu den Russischen Einwohner.; hkr stehen., Ditz Weide ist hier unverbesserlich, und so wohl das glößery als kleinere Hornvieh gedeihet hier sehr wohl, nur daß die Wölfe, so wie in ganz Sibirien, also auch besonders, hier als in einer Gegend, die erst zu bewohnen angefangen worden) zuweilen großen Schaden thun. Der Beil« tzer des Ortes hält hier keine andere, alt Kalmuckische Schaafe ", welche sich hier nickt nur sehr wohl befinden, sondern sich auch stark fortpsianzen und ihre Art beybehal« ten. Sie haben zwar eine gröbere Wolle, als die gemeinen Russischen Schaafe, obwohl auch dich sehr strode ist, smd aber viel größer, ihr Fletsch ist weit schmackhafter, und daher in der Haushaltung weit vorthcilhafter. Die Bauren in Sibirien haben daher schon viele Versuche angestellt, um dleseArt statt der andern anzuziehen, es hae ihnen aber niemahls damit gelingen wollen. Sie sind entweder nach und nach ausgeartet, oder es ist eines nach dem andern verreckt, so daß fast zu glauben ist, sie müssen freye. ' Ov^z WicauäH. kaj. 87N. anuNHl. yuksrup. p. 74, Ws l?4o den listen Iun. freye und weillauftlge, vielleicht auch auf einen gewissenGrad warme iander zu ihrer Wohnung haben, wenn sie gedei« hen sollen. Das Ausarten aber kann vielleicht von der Vermischung mit der gemeinen Art herkommen, worin wie ich vernehme, die Sibirischen Bamen gar keine Vorsicht tlgkeit gebraucht hatten. Es hat mich zwar ein Tobols' kischer Freund ehemahls versickert, er wüßte gewiß, daß yian vor diesem auch dergleichen Schaafe beyderley Ge-schlechts nach Rllßland gesühret, und sorgfaltig Acht gehabt, daß sie sich nicht mit den gemeinen Russischen Schaafen, sondern sich nur unter sich belaufen mögten; sis waren aber dennoch nach etlichen Erzeugungen aus' geartet, und ihre Schwänze nach und nach dünner, der ganze leib aber kleiner worden, welches ich an seinen Ort gestellt seyn lasse. Es kann wohl seyn, daß die freye tust in weitlauftigen Feldern, die von der Sonne überall frey beschienen werden, und gewisses Gras, das auf dergleichen Feldern wachset, nebst mehrerer Wärme den Schaafen einen starkem Wachsthum geben, und ihre Schwänze in eine größere Breite ausdehnen könne. Ni^ mand wird leugnen, daß eine Schweizerkuh von eben der Art sey, als eine andere Kuh in Deutschland. Es ist auch überall bekannt, daß mau schon viele Proben gemacht hat, diese Kühe unter einem andern Himmelsstrich fortzu' pflanzen, und daß man sie sorgfältig nur von ihrer Art be-springen lassen. Sie sind aber nach einigen Erzeugungen aus« Roschdcstwenskoje Sielo 3575 wcrste. 339 ausgeartet, und dem übrigen Hornvieh derjenigen Gegen-den,dahin man sie gebracht hatte, gleich geworden. Hieraus siehet man, daß das verschiedene Futter, und ein an, ^ever Himmelsstrich, in welchem eine andere iu ft herrschet/ in der Art des Viehes vieles ändern könne. Wir sehen dergleichen Veränderungen auch deutlich an uns Menschen, an den schwarzen Afncancm, an den braunen Americanischen und Asiatischen Völkern, an dm weißen Europäern, an denen außer der Farbe auch noch ein mannigfaltiger Uliterschied bemerket wird; warum wollen wir sie denn an dem Viehe leugnen? Der Einwurf, daß derglelchen Veränderungen bey dem Viehe in nahe gelegenen iändcrn bemerket werden, und dit Veränderungen bey den Menschen nur in sehr entlegenen iändern geschehen, ist nicht erheblich;'dann man findet auch bey Menschen, die ganz nahe bey einander wohnen, merkliche Veränderungen, welche ich hier nicht erzähle« mag, weil sie theils von viele«,, die darauf Acht gsge^ ben, bemerket worden, theils auch von jedem, der siH deswegen Mühe geben will, bemerket werden können. Den 25sten Vrachmonat ritte ich des Abends mit meinem Reisegefährten, dem Mahler Lürsenius, langst den hiesigen Ackerfeldern vier Wcrste gegen Osten, um cine sehr dicke Birke zu besehen, die von einem Don-nerschlage, der den 2c>sten dieses geschehen seyn soll, ei« ne 4«o 1740 den 2)stcn Iun. ne besonders außerordentliche Gestalt bekommen hatte. Diese ist ohngefahr zwo Klaftern, von der Wurzel dcr« gestalt entzwey geschlagen worden, daß die Splitter, die von verschiedener Größe ßnd, gleichsam in einem stehenden und auf dem Stamme schwebenden ^ unordentlichen Dreyecke zerstreuet, der obere Theil des Htammes aber, so noch etwas an den Splittern anhangt, bis auf dis Erde herunter gebogen worden ist. Ferner ist der sie^ hende untere Theil des Stammes von oben bis an die Wurzel von aller Rinde entblößt, welche in unzähligen Stücken rund um den Baum incinervecschiebmen,undslch ohngefahr auf vler Klaftern erstreckenden Entfernung lag, und mlt Splittern von dem Baume vermischt war. Zunächst dabey gegen Südwcstcn war eine an, here Birke etwas höher als die vsriae an dem AtaM' nie getroffen, und von da bis unten gleichsam platt gedruckt,, so daß der ganze Stamm etwas gegen Sü< den gebogen, und der länge nach in der Mitte gespalten war, daß man das iicht dadurcl, sehen konnte. An dem obersten Ends der Verletzung aber war die Rinde weg, und viele kleine Splitter von dem Holze des Baumes abgeschlagen, die noch ctwaö daran hienge"' So wohl bey diesir als bey der ersteren, kaw mir auch dieses merkwürdig vor, daß sie nicht s^, als wie die andern getroffenen Bäume, sondern n>«e aus dem folgenden erhellen wird, recht nach der Gegend Roschdesiwmskoje Siclo 6575 wersie. 4^ gefallen sind, woher der Donner gekommen war. Die« ser Birke folgten noch drcy gegen Süden in einer weite» den Entfernung, die immer etwas höher getroffen waren, die weiteste ausgenommen, welche bey nahe mit der mitt« leren in einerley Höhe beschädiget war;von dieser ent-ferntesten war auch nur ein Ast abgeschlagen, da die übn« gen morsch eutzwey waren. Die ganze Entfernung vol» der ersten biß zur fünften Birke beträgt ohugefahr zwan« zig Klaftern. Als abgemeldeter Donnerschlag geschahe, sollen Bauren in der Nahe geackert haben, welche vors geben, daß das Donnerwetter sich aus Süden aufgezogen hätte. Sie behaupten, daß alle fünf Bäume nach der Reihe durch elnen einzigen Schlag getroffen worden, und wollen wissen, daß der Schlag da, wo er aufhöre, allezeit die gröste Gewalt zeige, als wie bey dem Baume, den ich zuerst beschrieben habe, geschehen sey. Sie hoffen auch, nach Verfiuß dreyer Jahre den Donncrpfeil oder Kcil zu finden, welcher sich innerhalb solcbcr Zeit nach und nach durch seine eigene Kraft, oder vielleicht durch die Kraft der Erde, die dergleichen fremdes Zeug in sich nicht leiden könnte, herauf kommen soll, eben so, wie sie dafür halten, daß die Heiligen, die unschuldiger Weise zu tief verscharret worden, nach Verfiuß einiger Jahre, deren An» zahl sie sich jesoch nicht zu bestimmen getrauen, sich nach und nach von selbst in die Höhe heben sollen. Diese Ramcsch. R.I.THcil. C c Mei- ^4O2 174O den 26 und 27sten Iun. Meinrng von den Donnerkeilen oder Pfeilen ist, so wit durch ganz Sibirien, also auch in Rußland, so viel mir wissend, bey dem Pöbel allgemein, und man hat mir aucy hill und wieder einige so genannte Donnerkeile gezeigt, die aber gewiß nichts anders als allerhand harte wie Pfel" le geformte Steine waren, deren sich vermuthlich die altw Einwohner Sibiriens bey dem damahligen Mangel des Eisens, in ihren Kriegen bedienet haben, weswegen ich s^ auch nicht verwahret sondern an den Hrn. Prof. Müller, der die Schatzkammer aller Sibirischen Alterthümer hatt" abgegeben habe. Die Sibirischen Einwohner halten der^ gleichen Steine in Ehren, und verwahren sie, weil sie die^ selben für ein gewisses Mittel wider die Seitenstiche ha^ ten, in welchem Falle sie dieselben in ein Gefäß legen^ BraMwein darin gießen und ihn eine Zeitlang daran sie-hen lassen. Wer diesen ausmnkt, verliert sein Seitenjw chen,wann cr nur einen guten Glauben dabey hat. Es - soll hier viele und heftige Donnerwetter geben, wozu vermuthlich die vielen Sümpfe und Moräste hiesiger Gegcl^ den auch das ihrige beytragen. Vor ohngefähr vierzehn Tagen soll hier in der Nahe ein Hagel, so groß' als das gelbe vom Ey, gefallen seyn, jedoch die Ackerfelder jeh^' wenig berührt haben. Beygehende Zeichnung stellet d»e obenbeschriebencn Birken vor, wie sie nach der Natur aussahen. Roschdesiwenskoje Sielo 6575 N>. 4"3 - Den 26ten Brach'nonat schickte ich nach Tasseevokoi-mit aucb der Boden der Kirche belegt ist; und etwa zwan;m, Wt'rst oberhalb dem Dorfe giebt es Mühlensteine. Aber v^n Erzen , und so gar Von Eisenerzen, hat man noch nicht die geringste Spur gefunden. Ich packte also den 26stnd cndliä) fuhren wir auch über den Ixoion selbst, dcr kaum drey Klaftern breit ist, durch Hülfe eincr andern Brücke. Von den ersten Sümpfen an bis an dicse Brü^ cke beträgt die Entfernung nicht mehr, als eine halbe Werst. Eine Werst weiter war zur rechten Seite des WegeS, ohngefähr eine Werst davon,das DorfAolonS^ kaja an dem Uffolka, cinc Werste unterhalb des 3><^ lons Mündung. Hier fanden wir schon freyes Fcld uu schö- Tapö'lowä d. 659z w 42 i schönes Ackerland, das zu besagtem Dorfe gehöret. Neun, Werste von dem Bache Aolon war das Dorf Bakc-ft^eskaja, wel6)es, ,uä)t an der Bandstraße licgt. Dann ohlWfähr cine Werst vorher, che wir zum Dorfe kalncn, liesim wir dieselbe zur ^jnkm-liegelu Sie soll sehr, sumpficht seyn, und wird her mittlere Weg genannt.. Es giebt also noch einen dritten Weg, welcker linker Hand von der landstraße liegt, und weit mn ist,den man. aber im Frühjahre zu nehmen sich gefallen laßen muß, weil es alsdann schwer ist, über die Ilssoltv? zu kommen, worüber man auf den beyden andern Wegen nothwendig gehen muß. Ungefähr eine halbe Wcrste von dem Dorfe war eine zicmlich gute Brücke über diesen Fluß geschlagen, welche uns eine sehr leickle Uebcrfahrt machte; von da aus war der Weg sehr trocken, und mci-stemheils Fichtcnwaldung mit Birken vermischt. Dieser Wog brachte uns nach, zehen Wersten wieder zum Nssolka, woselbst ein Floß fertig lag, den man von einem Ufer zum andern ziehen, und, folglich die Reijewa«? AN, Kanen und ganze Geräthschaft in kurzer Zeit über« bringen konnte. Jenseits, nämlich auf dem linken Ufer, , ist das Dorf Chandalskaja, das den Namen von einem ? ges fällt Allislniow rurschci in den Ussolw. Vc yde Eloboden so wohl, als die Häuser zu beyden Seiren des Baches Amsimorv sind durch Brücken vereiniget Auf der andern Seite des Ussolka, dem unteren Ende der Nasatschja SlobodH gegen über, stehon noch etliche Häuser, die ebenfalls zu dem Osiroge gerechnet werden. DerOstrog ist laut des mündlichen Berichts eines al^ ten Einwohners in dem Jahre nach der Erschaffung der Welt 717V/und also vor acht. und siebenzig Jahren angelegt, wozu die Chromowic oder Solovarowy, die sich bey der dreyßig Werste unterhalb dem hiesigen Orte erbauten Salzkothe niedergelassen, durch eine Bittschrift Gelegenheit gegeben haben sollen. Denn als, diese eine Zeitlang hier wohnten, sind sic von den in dieser Gegend streifenden Tataren öfters überfallen und geplünderr »vor-den. Die hohe Obrigkeit abcr hat ihnen durch Anlegung dieses Ostrogs eine vollkommene Sicherheit vevschassel. In dem Jahre 7201 oder nach Christi ^rbmth ig^ den isten Heumonat wurde hier laut der Innschrift, die noch jetzo zu sehen,, eine Nicolao dcm Wundcrthater gewid« mete Kirche eingeweihet. Von dieser Zeit an ist der Ort sehr angewachsen, so daß sich nach dem Seelenregister welches wo mir recht ist, 1722 gemacht worden, hundert und sieben und vicrhigIxosackl.'n und Kojackenlindcr,wel-che Ackerland bauen, l"Bielo mcstnie) und hundert und Cc 4 , zwan- 403 ^40 den 27sten Ilm. ^ zwanzig würkliche Bauven hier beftmden haben. Weil du' gemeldete Kirche sehr klcin war, so wurde in dem Jahre 1722 eine neue räumlichere Kirche ohngefahr dreyßig Klaf« tern wcstltchvon dem Ostroge angelegt,welche in dem folgenden Jahre darauf den sechsten Christmonat eingewer^ her worden. Sie hatte aber 1729 den siebenden Imner' das Unglück, durch einen ganz unversehens von den in der Mrche brennenden lichtern entstandenen Brand zufammt' den darin gewesenen heiligen Bildern und Meßgnyandeft in die Asche gelegct zu werden. DcrOstrog wurde nach-und nach auch ziemlich alt, und aus Veranlassung einiger Nachrichten aus Außnegk, nach welchen man we» gel, dcr I^allnuckc,: ii; Sorgen stuud, wurde im Iah" re 1733 ein ncuer Ostrog, der größer als der vorige war, owgefähr funzehon Klaftern westlich von dem alten angelegt, und der alte völlig abgebrochen. Der jetzige Ostrog ist ins Viereck gebautt, und die Fluß-oder östliche Seite nebst dcr gegen überstehenden, zwey und dreyßig Klaftern, die südliche und nördliche abcr stoben und sechzig Klaftern lang. In der südlichen Scite, »licht gar in der Mitte, ctwas näher gegen die östliche Seite ist ein Thurm mit einem Thorwege darunter, und gegen über in der nord? lichen Seite ein Thor, auf dem Thore adcr so wohl als auf gemeldetem Thurme eine Kapelle. Zwischen der west-« lichen und nordlichen Seite in dem Winkel ist ein Schieß« thurM' Tesseevskoi Ostrog 66is Merste. 409 thurm. An statt der obenerwähnten verbrannten Kirche hat man an ebcn derselben Stelle eine andere gebauet, und° sie dem vorigen Heiligen gewidmet, weil man ihm die' Schuld des geschehenen Brandes nicht hat geben können-Sie ist »7Z5 an eben dem Tage, an welchem die Einweihung der vorigen geschehen war, eingeweihet worden. Sie stehet in Bezirke des gegenwärtiges Ostrogcs zunächst an der östlichen Seite etwas oberhalb der Mitte. Ferner befin« den sich in dem Ostroge ein Salzhaus und ein Pulverkeller, beyde nahe bey dem Winkel zwischen der südlichm und westlichen Seite, und ein Zeughaus nicht wÄ't von dem Winkel, welchen die westliche und nördliche Seilen ausmachen.' Ocstlich von dem Thore der nordlichen Sei-« te zunächst dabey ist ein Wachthaus. Der Befehlshaber (prikatschfMk) wohnt außerhalb dem Ostroge weiter Wttcn hin, und in seinem Hause ist auck die Gerichtsstube. Er stehet so wie der ganze Ort unter Ioniseisk. In dem Zeughause sind zwo eiserne Canonen, eine eiserne sehr grcßs Handbüchse tGannnaja) sechs und dreyßig Musketen und Flinten, und die dazu gehörige Kugeln, Pulver und Bley. Ich glaube aber nicht, daß jemahls ein Stück hievon gebraucht werden wird, weil dk hierum sich auf« haltenden Tararcn und Tnngnstn von.Tage zu Tage in ihrem Umgänge leutseeliger werden, und das wilde Wesen ablegen. Sie sind nun in Ordnung gebracht. Vo^ lNahls hatten sie von ihrer Oberherrschaft keinen rechten Cc 5 Begriff z 4l<5 5740 den 28stl'n Illtt. Begriff,- alles was nicht aus ihrem Volke war, sahen sie, als ihre Feinde an, welche zu berauben sie für ein gutes Werk hielten: allein jetzo geschicht ftlches nicht mehr. Zwischen dem 27sien und 28sten in der Nacht, und den 23stcn zwischen drey und sechs Uhr nach Mittage waren hier schwere Donnerwetter. Es scheint, diese Gegcnd sey überhaupt allm schweren Gewittern sehr Unterworsen- Ich habc besonders von erschrecklichen Sturmwinden in diesen Gegenden gehört; ich-will aber dem ieser mit keiner Nachricht davon beschwerlich fallen,, sondern nur die Geschichte eines einzigen solchen Sturm, windes mittheilen, die gleich zu der Zeit, als er getobetj hatte, schriftlich verfasset wordeil: denn sonsten setzet, matt, gerne einige abendcheurliche Utnstäube dazu, um die Wclh mit Wundergeschichten zu unterhalten, besonders wenn die Entlegenheit derOerter schon an sich selbst zulänglich ist «ine Begierde darnach zu erwecken. VerwicheneS i?39sie Jahr den 27sten May gleich nach Mittage soll man zwo Wolken, die fast wie Regen< wölken ausgesehen hätten, und zwar die eine von Mittage, die andere aber von Abend haben fahren seherz, Dicse sollen sich,nach einer kurzen Zeit in eine einzige vereiniget haben, und von ihnen etwas in die Höhe gestiegen sey", welches wie eine Säule ausgesehen hatte; bicst ware aus beyden Seiten überaus sinstcr, in der Mitte aber fast >" dutch« C^crskoi OstroI 6614 wersie. 4" durchsichtig als Marienglas gewesen. Zu eben der Zeit K'y ein erschrecklicher Sturm mit einem großen Zischen, Sauftn und Brausen in der wft gcwesm, und man habe vor Staude und Düsterheit zur Zeit des Sturmes nicht das geringste sehen können. Er habe abcr doch nicht langer als etwa ein Achtel einer Stunde gcdau» rct. Nachdem er aufgehöret, habe man wahrgenommen, daß davon die Waldung ohngefahr hundert Klaftern breit, und bis an den Bach Schumicha hin, allwo dieselbe aufhöre, beschädigt worden sey, und daß dieser Sturm sowohl die großen als kleinen Bäume, und unter andern sehr dicke, gesunde und hohe ierchenbäume * mit der Wurzel ausgerissen, und einige ohngcfähr eine Werste weit,einige noch weiter, einige auch so weit weggeführet hatte, daß man sie auch nicht einmahl habe wieder finden können. Ein Rojack Namens plechanorv hat gemeldet, daß ihm zween Morgen Ackerland, so er mit Rocken besäet gehabt, in diesem Sturme mit zerbrochenen Bäumen bcdcckt worden. Der Sturm hatte die Baume entweder in der Mitte oder bey der Wurzel, einen wie den «ndern sowohl die dicken alo die dünnen, nachdem er sie gefaßt, entzwey geschmissen: einige hatte er in zwey oder drey, oder auch in sehr viele Stücke zerbrochen, und also weg» * Man wird nicht leicht ein zäheres und festeres Hol; als dieses mikfitldcn können- Dic Zimmerleute und Tisch, lcr verarbeiten rs a«s dieser Ursache sehr ungcrnc. 412 v^',7^ ?den VFstm Iun. weggeführt. Merkwürdig ist cs, dafi viele schwache und verfaulte Bäume stehen geblieben, und von d«m Sturme nicht berührt sind, da sie doch unter dm andern mitten in* m stunden» Wie hoch er die Bäume qeworsen habe, kann man nicht sagen, weil man zur Zeit dcs'Slur^ m?s nicht halse schcn können; man wciß auch nicht, l«ach was sür ei!«em Sm'6)e- der Sturm gegangen fty. Em jeder hatte sich in ftin Haus begeben, worm slch piels thcils unter die Bünke-,'theils unrer den B>dtn:?? Mkro/ chm, um den Sturm Nicht anzuftfte»,, oder'anzuporcn,-und vor den.Wirkungen desselben sicher zu siylu - Viele haben grhört ilnd gesehen, daß der Stm m ihre Häi'.str be» schädigte ; wo er aber Schaden, zu thun angefangen o^^r anfgehöret habe , ist keinrm bekannte doch an den Ober-theilen der Bauechauftr ist der Schade» am merfilckstcn gewesen, wie denn derselbe vl^'r Btturen, die sich Body» lew schreiben, also getroffn hat, daß das Dach von des Mm Haus!' mit dem oberen TPil der Stube sStubendecke) anfgchoden, und so weit'weg^führet worden, daß man -'"' , '- ^ ^ Aches' 1'^'Iu ^'^'^u^schen Stude» gcmciner Lcute pstczt dcl: ^js, . Stuhcül odcu unten hohl zu fcyn. Es ist auch vo« ' /der Stube nus ciuc Thürc dazu gcmacht. M<1» bc' dicltt sich dichr Höhlc statt cines Kola's, dari» man jvlwhl im Sommer als Winter ?as Gctvälikc, Milch, elngcmachtcn K»hl uud del^lrichen vmuahrt. Wcil stc ulltcr drin BydcnLt/ wird sic Po0pol,'s geWlntt. nichts wehr davon gefunden hat. Dem andern hat der Enirm die Swbcndlcke weggeführt. In dem Hause dts drilteu ist die Smbmdcckc bloß auf die Seite gekeh. r« '.v,^den. Von des vierlen seinem aber wurde daS Dach mit der Rinne und den Schindeln weggeführet, wo« von man vieles nicht mehr smden können, auch nicht er^ fahret-, hat, wo eL hingekommen sey. Es ist auch mehr ale die Halste des Hachs von dem Sturme bewegt, und etwas fortgcfchobm, der Hauptbalken, worauf das Haus whttc,entzwey gebrochen und herausgeschmissen worden, die Scheune aber von Grund aus fortgeführet, und dieBal. ken, darauf sie stund, ausgerissen, und einzeln fortgetrie« bcn worden. Dieses Schicksal haben auch acht einzelne Konchäuser und Vonathskammern (Andaren) cbcn die« ser Bauren erfahren müssen. AuS den Korlchäusern ist zu« Aick alles Korn mit fortgeführet worden, ohngefähr vier hunoert Pud Wlntcr^und bey fünfzig Pud Sommcrrocketl und a^'gcn hundert Pud Nockenmchl. Mit dem Korn und Mehl smd noch allerley andere Sachen, wctch? dabey Verwahrer gewesen, verlohren gegangen, zum Erempel drey Säcke von Rehfellen, worin zwanzig Schafhäute, fünf paar lederne Strümpfe und zween Pud Schaafwolle waren, davon man verschiedenes nicht hat wieder finden können. So hat auch der Sturm aus einem cbcn dieser Hauser eine mir Kleidern angefüllte Kiste fortgeschleppet. Einige dichr Kleider adcr ganz in kleine Fchcn zerrissen, hat ^4 ,742 den 28sic,i ^fun. hat man eine bis zwo Werste davon in dem Walde hi" und wieder auf Stumpen gefunden, das wmiqste aber hat man wieder finden können, und ist GOtt bekannt, w» dasselbe hingeführet worden sey. Einige Balken der abgemeldeten Scheune und der Vorrathskammcm hat man nach dem Sturme auf der andern Seite der NWka,o)t!< gesähr eine bis zwo Wersten von den Wohnhäusern, wieder gefunden; die andern aber hat man niemahls wieder fin< den können. Eil, anderer Bauer Borodin hat ang'.j^ ben, daß von zwoen seiner Vorratskammern die Dächer abgehoben und weggeführet, in seinem Hause aber nahe bey seiner Stube ein Schleifstein zerschmettert, das Dach von dem Vorhause.abgeworfen, und auf dem H nise die Rinne gespalten worden sey. Ein Bauer "jlj" Schawrygin klagte, daß das Dach seines Hausw abgehoben worden, und theils in den Nssolka gefall.n, theils jenseits dem Iljsolka etwa eine Werste wcit gefunden worden sey ; der Sturm habe auch das Dach emer Vorrathskammer aufgehoben, und die Schindeln davon nebst einem Bunde Hanf und einer Sense alls diejer Kammer so weit weggeführt, daß man nirgends eine Spur mehr davon hätte finden können. Dem Iwan Gch^ wryZin hatte dieser Sturm das Dach seiner Vorraths" kammer mit einer Rinne und den Schindeln abgehoben, ohne daß er weiß, wo die Schindeln hingekommen sey"« Bey dem Bauren Iwan Ivropiwnych wurde das Dach seines Hauses abgeworfen und fortgeführet, ohne daß ma" die Tasscevskoi Osirog 6614 ^vcrste. 4,^ die geringste Spur sehen konnte, wo es hingekommen sey. Einem untern Kirchenbedienten (Trapcsnik) der eben zur Zeit dcs Sturmes herumgegangen Brodt und Küchlein für sich zu sammlen, ist in den» Hause des prokopi Do» bylew, der Sack, der damit angefüllet gewesen, aus dem Vorhause nach dem Nssolka fortgeführet worden. Ein Bauer Namens Semen D.jukow klagete, daß das Dach stines Hauses abgeworfen und mit der Rinne fort. geführet, gleichwie ihm auch das Dach zwocr Vorraths» kammern ebenfalls weggenommen, und allerley Sachen aus denenselben mit fortgeführet worden wären. So sey auch die Vadstube bis an die Decke völlig cntzwcy gerissen, und meistens fortgeführet worden, wohin aber, wisse man nicht. Eines Rosacken Sohn wasilci Micbailow berichtete, daß der Sturm in dem Felde einen fünfzig Klaftern langen Zaun ausgehoben hätte. Die Halste einer Vorrathskammer des Bauren Jaklm 'Jusaew ist weggeführet, und dabey ein Mensch, der eben damablg in der Kammer war, von einem Balken so beschädiget worden, daß er Hören und Sehen und alle Sinnen ver, lohren, und bey drey Wochen krank gelegen hat. Sa lag auch ein Bauerwcib bey acht Tage krank, welchem der Sturm durch die weggeführte Balken auf der Gassen ein paar Stöße in den Kopf gegeben, und zugleich den Ring nus den Ohren, und alles, was sie auf dem Kopfe hatte weggerissen hatts. Die Scheune des Bauren Tichon Osta' 4l6 1740 den 28sim Iull. I (l>sic;siew ist von Grund ans zerm'chltt und fortgeführet, und einige Grundpfostm davon theils herausgezogen, theils krumm gebogen, auch die Dächer seines Hauses, scim'r Vorrathskammcr und Nebenkammcr abgeworfen worden. Eines andern Baurm Frau erzählete, daß der Sturm das Dach ihrcs Hauses abgehoben, und dasselbe mit den Hauptbalkcn und mit der Nüme f^rtgesührec habe, wcl' che5 eben auch bey vicr Vorrathskammern geschehen wave. Die Hälfte der einen Vorrathskammcr isi dabey völlig zcr« nichtet, und daraus zwo Senfen, zwey Schaasfelle, zwey Rchfelle und allerley anderer Hausrath weggeführet wor-den, den mau nicht hatte wieder fmdcn können. Ei:»e andere Bauerfrau klagte, daß das Dach ihres Ne> benhauslcin abgehoben, und aus demselben zwey Schaaf-fclle mit fortgeführet worden wären. Ein anderes Bau« erweib hat ausgesagt, daß der Ctunn das Dach ihrcs Hauses weggerissen und weit weggeführet, auch ein paar hölzerne Nägel, welche die obersten Hauptbalkcn gehalten, ausgehobcn und fortgeführet habe, ja daß eine Kammer hinttr ihrer Stube auf drey und einen halben Balken von unten auf, aus ihrer Stelle bewegt, und auf die Seite ge< neigt worden, so daß es wenig gefehlt hatte, daß nicht die ganze Kammer umgestürzt wäre; es wäre auch aus dieser Kammer ein ganzer mit Schriften angefüllm Kaste"/ nnd alle eiserne Werkzeuge, sowohl Sensen als Sicheln, mit fortgeführet worden, von welchem allen man nichts wieder gefunden» Tassecvskoi Ostrog 6614 wersie. 4N 3?fundcn habe. Einc Wieqc aber, worin ein Kilid gelegen, und die in dieser Kammer gehangen hatte, sey bloß mit vielem Staube bedeckt, und dem Kinde nicht der geringste Schaden zugefüget worden; die Wiege wäre mit einem Frauenkittcl bedeckt gewesen, und die Mutter hätte da-neben auf einer birkcnrmdenen Schachtel gesessen, welche von dem Sturme gleichfalls weggeführet worden sey t; man habe zwar die Rinde, woraus sie gemacht gewesen, gefunden, aber das Schloß habe man nicht finden kön-nen. Um die Wiege herum hatten lauter Balken von dem cntzwey geschmissenen Hause gelegen, ohne daß das Kind im geringsten davon wäre beschädiget worden. Der Hindcrtheil des Hauses sey völlig von dem Sturme ent> zwey gegangen, und die Pfähle, darauf es gestanden, ousgcrisscn und entzwey gebrochen, einige abcr in wei^e Ocrtcr weggeführet worden, daß man nicht erfahren kön« nen, wo sie hingekommen wären. Es sey auch dic halbe Vorralhskammer und mit ihr alles Korn, so darin gewe« sin, fortgeführet worden. Das Dach einer andern Vor« rachbkammcr fty mit den Sckindeln abgehoben und weie weg^ t Es stehet in der Erzählung nicht, ob die Mutter vorher von ihrem Sitze aufgestanden, oder die Schachtel unter ihr fortgeführt worden sey. VtlllMthlich aber ist das erstere geschehen. ui-^lip Ramtsch. R. 5. Lh. 4^8 ^! 174V b^: 2<or sich an, mit der Anzeige, daß dem einen davon der Rüssel abgeschlagen worden,den er nicht wieder hätte finden könne»,; das andere habe der Sturm völlig in zween Theile zerschlagen, das dritte hätte zwar keine äußerliche Verletzung gehabt, wäre aber doch gctödtet worden. Dem Bau« ren Iwan Scharvrygm ist ein Schaas durch zwo Wunden in den Seiten von eben dem Sturme umgekommen. Einem Bauren Djukow hat er drey Hüner weggeführt, daß er nimmermehr hätte erfahren können, wohin sie von dem Sturme geworfen worden. D^m jungen Aosacken/Peter Michailow, sind zwey Stücke Rindvieh von diesem Sturme erschlagen worden, so wie dem Bauren (Dstafiew zwey Schaafe. Einer Bauet»« frau sind alle Hüner weggeführet worden, außer dreyen, Dd 2 die 420 1740 den 2.9 erstreckt habe. Im übrigen muß man auch dieses zugeben, daß seine gröste Wirkungen vermuthlich in der Gegend dieses Ostroges gewesen seyn müssen, weil man nirgend woher dergleichen erstaunliche Wirkungen berichtet hat. . Die Einwohner von Tassccvekoi Gsirog sind wie es scheint, ganz eigene ieute, weil sie fast keinen Umgang haben. Sie leben unter sich und unter den hiesigen Hcydcn, kommen nirgends hin, werden auch nicht leicht wohin verschickt, und ich glaube also, baß, wann man die Sibirische iebensart deutlich sehen und cincn klaren Begriff davon bekommen will, man nicht besser thue, als daß man eine Zeitlang hicr wohne. Man wird bald erkennen, daß diesen ieuten die Jagd stark im Kopse steckt. Sie habm zwar das schönste Ackerland, daß sie sich vollkommen davon Mnahrcn könnten. Es darf aber nur ein wenig Mißwachs kommen, so können sie sich leicht entschließen einige Jahre lang der Jagd allein nachzugehen, bis sie etwa durch ein oder anderes Exempel wicdcr zum Kornbau aufgemuntert, oder durch eine unglückliche und uicht ergiebige Jagd von der Jagd abgehalten werden. Sie haben großen Umgang mit den Tunguscn an dem d)na und an der Tlmguska, von denen die ärmsten bey ihnen fast Jahr Dd 4 aus 424 574V dm 28sten und 29sten Inn. aus Jahr ein arbeiten, wofür der Bauer sie nicht ttur in Essen und Kleidung umerhalt, sondern auch den jäh^ lichen Tribut, dei- sie der Krone bezahlen müssen, für sie entrichtet. Dieser Umgang trägt, wie es scheint, das y'esstc dazu bey, daß es hier so Sibirisch ausstehet. So ^roß, ansehnlich und angebauet auch der Ort ist, so sollen doch hier nicht über fünf Karren senn, weil die Bauren ihr Korn nicht im Sommer nach Hause zu führen pfte-s/n. Sie dreschen es erst im Winter auf dem Felde aus, Md führen das gedroschene auf Schlitten nach Hause. Den 28stcn Brachmonats eine Stunde vor Sonnen Aufgang ritte ich mit zween Schützen, einem Schreiber, und zween Aosi^cken längst der Ujsolka unterwärts. Ich gieng gleich über obgedachten Anisimow-Bach und über einen andern ohne Namen, kam durch das Dorf Tschernejga, den Bach Mura, das Dorf Murskaja, welches, so wie das vorige, dcm Mangaseischen Troißkifchen Kloster zugehörig ist, ferner die Bächlein Glukokoi und Grjaonoi, durck das Dorf und den Bach Iakowlewa und roch vier kleine Bache, so dann durch die Vächlein N)erchnei undNiscbneiSkoroömn und Skorodmn-noi/und langte in der Abenddemmcrung der Niangascis-koje Troitzlfojo Ussolje gegen übcr an,wcsclbsi eine schmale Brücke über den Ussolka gelegt ist, worüber ich zu Fuße H'eng. Ich hielte nnch dajelhst nicht auf, sondern ritte, nachdem Mangasiiskoje Troizkoje Ujsolie 6642 ry. 425 dem ich einen Wegweiser bekommen hatte, weiter, und kam über das Bächlein Rokornoi, das mir cincr Brücke verje, hen ist, ohngefähr acht Wcrste weit längst der iandstraße, von wannen sich der Weg nach der Ujsolio rechts wandte. Wir waren schon eine Wcrste vorher den Salzkothcn gegen über; sie liegen aber so im Moraste, daß man geradeH Weges nicht dazu kommen kann, sondern einen Umgang zu nehmen nöthig hat. Nach ohngcfahr zwo Wersten von der iandstraße erreichten wir den Ussolka, dem Bache Sftttjaga gerade gegen über, woselbst ich um Mitternacht ankam, und über den Ussolka durch Hülfs eines Kahnes fuhr, und von da ohngefähr eine halbe Werst weiter unten, einen Klosterhof des Iemseiskischen Mönchenklosters 5Spaskoi) erreichte und daselbst ü-berna6)teke. Dieser Hof bestehet aus cim'gen bey nah« verfallenen Häusern, einem mit einer Stube für Men Prälaten, wanner clwa aus dem Kloster Hieher kommen sollte, einem andern für einen Mönchen, der die Aufsicht hat, zwey Provianthäusern, drey Häusern für die Arbeitsleute und einer Schmiede, deren kein einiges etwas merkwürdiges an sich hat. . Den 29sten als ich mich des Morgens ganz früht? nach der Salzkothe verfügen wollte, schienen vie Kloster-Me sehr zu wünschen, mich vorher mit ihrem Bier bc- Ad 5 ^./. ^, 425 1742 den 2t)sten Iun. ^n-.rt^ wirthen zu können, welches, wie sie sagten, nicht mit dem gewöhnlichen Hopfen, sondern mit einem andern, der bey ihnen wachse, und Schasta heiße, gebrauet sey. Er soll dem Bier eben einen solchen Geschmack geben, als der gewöhnliche Hopfen; denen aber, die es trinken, soll der Kopf davon weher thun, als von deM gewöhnlichen. Das Anmuthen war meiner Natur sehr zuwider, weil ich keinen gegährten Trank in dem nüch" lernen Magen ^idcn mag. Ich überwand mich aber, und kostete das Vier, und konnte in der That keine" widrigen Geschmack daran wahrnehmen. Ich ließ mir das Kraut weisen, welches ein besonderer Tannenmoß ist, der übrigens in den meisten Gegenden Sibiriens, so wie auch m dem größcsten Theile Europens wachst, nur mit diesem Unterscheide, daß er in Europa mehr an Eichen und Buchen gefunden wird, welche beyde A^ ten Baume it, Sibirien gar nicht sind. In Deursc^ land nennt man ihn ieberkraut, t woselbst aber dieser Nutzen davon noch nicht bekannt ist, und es mag wohl sey", daß der von den Eichen und Buchen eine mehr zusammen ziehende Kraft hat. Mir kam dieser Sibirische M»ß/ der + LicheHoides pulmoneum reticulatum vulgäre, »nargu11 bus peltifeiis Dill, Hist. mule. p. 212. Tab. XX1*'! A. B. C, n. 1 j. Pulmonaria Doist. Lou. Fuclil-* alior. Mangasiiskoje Troizkoje Ussolic 6642 N). 427'- ber an den Tannen wachst, sehr bitter vor. Diej^ -Viitcrkelt wird auck wohl die Sache seyn, worin er mit d?m gewöhnlichen Hopfen übereinkommt. ' Nach diesem Frühstücke verfügte ich mich zu der Salzkeche, und kam' bald dal'sft an, nachdem ich über den Nffolka gefahren war. Sie liegt, wie schon oben gemeldet, mitten im Moraste, der aber doch kemesweges gesalzen ist. Zu dieser Koche gehören drey Salzquellen, die nur auf wenige Klaftern von einander, und hart an der Ussolka licgcn. Eine derselben ist als ein Ziehbrunnen eingefaßt, welche Rossolnaja Trttba heißt. Die oberste ist erst vor ohngefahr zwölf Jahren eingefaßt worden, und ist gegenwartig voll süßes Wassers, folglich unbrauchbar, Wiewohl sie, wann sie auch in dem besten Zustande wäre,' zu jetziger Zeit doch nicht gedraucht werden würde; dann die ieutc geben vor, es sey jezt und den ganzen Sommer Unmöglich das Holz zuzuführen,welches man zu dem Kochen des Salzes nöthig hat. Ich habe schon an einem andern Orte gesagt, daß dieGradirung hier zu lande noch ganz ^unbekannt sey, und daß man von der Kunst das Holz zu sparen noch gar wenig wisse; daher darf man sich auch nicht verwundern, daß man bey dem gro, ßen Aufwands im Winter so viel nicht zuführen kann, daß man damit im Winter und Sommer kochen könnte. Es ist demnach von alten Zeiten her der Gebrauch nur bloß 428 l?4<2 den 29sten Iun. bloß des Winters Sa lz zu kochen. Auf den alten Ge-brauch aber halt man in Sibirien viel. Die untere Salzquelle wird für die beste gehalten. Wann alle drey im besten Zustande sind, so sind sie doch so arm, daß man die Salzpfanne, die zwo Klaftern ins Gevierte hält, yicht beständig mit einer genügsamen Menge Salzwaffers daraus versorgen kann. Man muß von Zeit zu Zeit l'ill paar Tags warten, bis wieder Vorrath vorhanden ist. In vier und zwanzig Stunden werden zwanzig bis drey' ßig Säcke voll Salz gckocht, und in jedem Sacke sind zwey und ein viertel Pud. Das Salz ist schnei weiß, aber ftlten ohne Sand; es salzet folglich nicht so gut, als ein anderes. Der mittleren Salzquelle gcgM Über ist Yie eigentliche Salzkochl', nach welcher. Rinnen pon jedem Salzbrunnen geleitet sind. Darin ist auch ihtt gemeldete Salzpfanne. Pon Gebäuden gehöret noch dazu ein Derben oder Stube für die Arbeitsleute, zwey Salzhauscr (Solenme Anbari) und ein Haus für den Salzficdsr. Nachdem ich alles besehen hatte, so nahm ich den Mückweg über die Salzkothe des Mangaseischen Troitzki-schen Klosters, weil ich dieselbe Tages vyrher nicht best« hcn hatte. Ich kam daselbst noch» vor Mittage um zehen Vtzr qn. Kiese Kothe hat nur eine Salzquelle, die aber so Mangaseiskoje Tröizkosc Ujsolie 66^2 w 42H. so reick) ist, daß es niemahls M Salzwässer gcbriä)t, tvalm matt Huch beständig in einem sort kochen wollte; wiewohl aus der oben angeführten Ursache hier ebenfalls im Sommer nicht gekocht wird. Das hieraus gekochte Salz lst nicht so weiß, als das vorgemeldete, salzet aber weit besser, und führet weniger Sand. Dl'c Quelle ist hatt an der Ustolka, und wie gewöhnlich, in cinen Ziehbrunnen emaefaßs, wovon das Wasser durch cine NiNne zu der m'chr weit davon befindlichen Koche geleitet, wird. Diese Koche hat eme Salzpfanne, deren eine Seite sieben und ein viertel, die andere sechs und ein viertel At« schm breit ist. Zu dieser Kothe gehören 1. eine Kirche, welche, nachdem die ehemahlige verbrannt, 1755 den Z8stett Brachmonar emqeweihct, und der Geburt Iohannis des Vorlaufers Christi gewidmet ist. 2. ein Klosterhof. 3. sieben Wohnhäuser für die Arbcitsleute und Klosterbedlenre. 4. eine Schmiede. 5. ein Salzvor? rathehaus. 6. eine Kornmühle, so von dem Wasser der Ufsolka getrieben wlrd, und auf dem rechten Ufer hart oberhalb den Wohnhäusern steht. Ohngefahr vier Werste von dannen in das iand hinein gehöret noch hierzu. 7. ein Vichhaus, darin das Vieh gehalten wird, weil es dort in der Nahe seine Weide hat. Mein Aufenthalt war hier nicht lanqe. Dcnn weil ick mich schon in der Herreise zur Erkundigung des iandes allenthalben genug« sam :4Z0/'/.,' ' 174G'den. 29sten Iut^,!?',n . .s,ach Mittage nach Tasscevskol w^ strog wieder zurücke. ^.". 2l')^ Ich hatte hier Befehle hinterlassen, alles ;ur Ab-< reise auf den heutigen Tag fettig zu halten, welches ich .auch, bey meiner Ankunft bewerkstelliget fand. 'Nm we-> gen des Fleischessens, das heute wegen deZ eingefallenen Feyertages der heiltzen Apostel petri uno pauli wi^er seinen Anfang nahm, kostete es Mühe die ieute in Ordnung zu brmgen und sie darin zu erhalten. AlleS trank, was eine Gurgel hatte, und ich habe zum wenig- ' sien von den Menschen dieses Ostroges gehöret, daß sie alle damit versehen seyn sollen. Ein hiesiqer Misbrauch -kommt den Liebhabern des Trunkcs hier auch zu statt, n< Ich habe schon in den vorigen Theilen bw Geleq^nheit gemeldet, daß in den Kirchendörfcrn der Gebrauch sey an dem Einweihungstage einer Kirche, der jährlich geft'H« ret wird, und der eigentlich der Deutschen Kirchmt'sss ist, Bier zu brauen, und es auch an diesem Tage zu vel? zehren. Es ist so viel ich weiß, ein kleiner Gewinn für den Küster, der etwas mehr davon löser, als man in den Schenken dafür bezahlt, weil die Bauren auch aus Ebrs furcht gegen die Kirche ihre milde Hand aufthun. ^ wird auch gewiß alles ausgetrunken, weil die Bautt« l'^j ^ dafür Casscevskoi Gsirog 668! w. 43» dafür halten, es habe etwas heiliges an sich, und könne ihnen der Ueberfiuß desto weniger schaden. Mail brauet hier aber nicht bloß an den Kirchweihcn, sondern an ak len Feycrtagen, sie mögen Namen haben, wie sie wol« lcn, Kirchenbier. Die an dem Gna Herumstre16)ende Tttnqusen, welche Pferde haben, wissen dergleichen Fey^ ertage so wohl, daß, wann sie gcgcn ftlbige Zeit nur etwas ersparen können, sie familienweise zu Pferd? angezogen kommen, um die Feyertagslustbarkeiten mit zu genießen. Ich glaube, wann das Christenthum blost darin bestünde, sie würden ohne den geringsten Anstand «inwüthig Christen werden. Ich hatte Gelegenheit cini" ge davon zu sehen, unter denen so gar ein säugendes Weib mit ihrem Kinde war, die mit den übrigen herum« zog, und es sich wohl schmecken ließ. Sie trug das Kind auf dem Rücken in der Wiege herum, und wo sie war da befand sich auch das Kind, so wie sie sich auch gar kein Bedenken machte dasselbe, wenn es die Brust Verlangte, vor der ehrbaren Welt öffentlich zu säugen; es soll sich auch das Kind durch das große Geschrey/welches in der Schenke herrschet, in seiner Ruhe keineswe" ges haben stören lassen. Diese Tungnsen reden wegen des vielen Umganges mlt Ven Russen meistentheils Russisch; ja es kam einer zu mir in die Stube, der nach Russischer Weise das Zeichen des Kreuzes machte. Ich stellte 45« ' 1746 den losten Inn. stellte ihn deswegen zur Rede, und fragte ihn, ob er ge< tauft wäre. Er verneinte aber dieses, und wandte vor er thäte es, weil man ihn, wann er in die Schenke M me, dazu anhielte, und er hätte daher geglaubt, er müßte es in allen Stuben beobachten. Diejenigen, so ich ge< sehen habe, so wohl Mannsleute, als Weiber und Mägdgen, trugen insgesammt Russische Kleider; sie waren aber theils durch die Gestalt, theils durch die eingenehettl! Figuren des Gesichtes leicht von den Russe,, zu unter-, scheiden. Sie sind auch in ihrer Kleidung nicht gar zierlich, und wcil sie sich eben wie die übrigen Heiden nicht w<^ schen, so sehen sie ziemlich garstig aus, und verrathen sich. sogar auch durch den Geruch, weswegen sie von den Russen angehalten werden, ihre eigenen Trinkgefäße ,nit> zubringen, zumahl ihnen in der Schenke fein Gefäß gegeben wird, woraus Christen trinken. Ein solches Saufen an den Feyertagen ist nicht nur hier in dem Ostro" ge, sondern auch in dieser ganzen Gegend gewöhnlich, auch die Klosterhöfe nicht ausgenommen, wohin die Baureü sich so häufig an solchen Tagen wegen des Trinkens bei" geben, als die Tungustn nach demOstroge, woran sif mehr gewohnt sind; daher man die meisten HMrM dieser Zeit von Bauren leer fiudes. '''"" ,,,^ Des Ratsch.M Ersthö 6764 V0. 4^- Dc^ Abends um ftchs Uhr rcisttc ich ad, und l^in ^urch die vorigen Dörfer dctiftlben?lbendum zchen Uhr in lcm Dorfe Topolowa an, wosrlbst ich übc^nachttte. Gleich nach meiner Ankunft fiel ein sehr heftiger Regen, ^er fast bie ganze Nacht durch daurete, und auch den andern Morgen noch heftig anhielte, weswegen ich, obgleich frische Pferde zur Reise bereit stunden, erst um neun Uhr vormittags, da der Rcgcn etwas nachließ, abgieng, und Wiederum dcn vorigen Rückweg nahm, nur daß ich jcho Noschdestrvcnökoje Sielo zur linken ließ, und es völ< l«g vorbeyfuhr. Ich kam gegen ein Uhr nachmittags zu den Ursprünge des Manganaskar, wcvon ich il? der Hinreise etwas gemeldet habe. Wir aßen hier zu Mittage, und hatten noch,nachdcm wir gefuttert hatten,etwas born Tage zu hoffen ; deswegen gienqen wir noch bis an Ratschaga-Erschö (großer Erschö) dessen ich auch schon oben unter dem Namen Erjlhö gedacht babe Hier aber mußten wir wegen der Dunkelheit übernachten.' Den ersten Heumonat mseten wir mit anbrechendem Tage weiter, und kamen vormittags um zehen Uhr zu dem Sumpfe Ochemsch , der etwas zur rechten einen kleinen See macht, wohin wir von dem Wege ei» wellig abwichen, und daselbst das Mittagsmahl einnahmen. Nach dessen Einnehmung Machten wir uns wieder auf ^l Ee h«, Ramrsch. R-3. Theil. 434 l?4o dcn 2 uttd 3. Iul^ dl'n Weg, und kamen des Abends uin drey Uhr zu dcnl Bache I.urisci) Srepnoi, zu welcherZeit ein so entsttz-licher Platzregen fiel, daß er fast einem Wolkenbruche ähnlich war. Seit meiner Hinreise, nämlich seit fu'ifze-hen Tagen, war dieser Bach so angewachsen, daß, wo er am tiefsten war, das Wasser einem großen Pferde bis aN> den Kopf gicngo. Also war es nicht möglich dadurch' zufahren. Kein Floß war vorhanden, auch kein Holj, daraus man einen hätte bauen können. Es wurde schon beschlossen eine Trage zu machen, aufweicher die weni--ge Geräthschaft, die ich bey mir hatte, dergestalt übergebracht werden sollte, daß vier starke ieuce die Trage auf den Köpfen tragen sollten. Wahrend diesen Rathschlägen und Sorgen wurve ein Kahn erblickt, der uns bald auf andere Einfälle brachte. Wir fanden ihn zwar vol-ler iöcher, aber dieselben wurden bald mit lumpen verstopft, und indejsm doch auch die Trage zurcchte gemacht. Durch Hülfe des Kahnes und der Trage wurde also die Geräthschaft in weniger als drey viertel Stunden über, und nach dem jenseits aufgerichteten Gezelte gebracht/ auch dadurch von der Wirkung des Regens etwas be-freyet. So bald der Ncgen ein wenig vorüber war, packten wir die Gerätschaft wieder auf, und kamen noch bcy sehr guter Zeit dcm Ostroge gegen über, bey dem Dor^ st Kanskaja, an dem Aan-Flusse an, allwo ein Floß fer- Ranskoi . 435 fertig lag, mit dem wir eine gute Weile aufwärts wider den Strom gehen musten. Etwa eine halbe Stunde vor Eonnen Unterqang waren wir in Aanskoi Ostrog, wohin von demRurisiH an, nach dem Winterwege, der etwas näher ist, zehen und eine halbe Werste gerechnet werden. . Ich war genöthiget hier einige Tage stille zu liegen, so wohl um oic ieute ruhen zu lassen, als um dio hiesige legend noch etwas zu betrachten. Ueberdem war meine Ge-^chschaf^ Me auch derer ihre, die bey mir waren, voin ^M« Heraus oft und sehr naß geworden, und musts daher, getrocknet werden, wozu zwar das Wetter wenig bauf.chafte Sonnenblicke gab. Von Zeit zu Zeit donner-^ !,eb>,und dieser Donner wurde gemeiniglich von düste? ren Wolken und kleinem Regen begleitet. Zwischen dem dritten und vierten aber in der Nacht war ein großer Platzregen, welcher auch ein allgemeines Anlaufen aller Flüsse und Bäche verursachete. Ich sehte dem ohngeachtet meine Reise fort. weil die ieute ausgerastet hatten, und ich nicht wissen konnte, wenn das verdrießliche Wet» tcr aufhören würde, als dessentwegen ich meine übri> sen Arbeiten, die ich noch diesen Sommer auszuführen gedachte, nicht versäumen wollte. ^: . ,Es2 Der 4Z6 I74O den 6ccn Juli ^^ Der vierte Heumonat war:der Tag meiner )lbreife, den ich dazu sawn bestimmt hatte, chc ich von de,n Plaß^ regen voriger Nacht etwas w»»sen konnte. Ich rcifete vormittaas um neun Uhr ab,und bekam bald darauf einen großen Psahl-eqen und ein schweres Donnerwetter, welches so lanqe anhielte, bis ich den Bach Ura bolsihaja erreichte, da ich mein Mittagslager aufschlug, und allhler die meiste Zeit über zu meinem nicht geringen Verdruß auch fast beständiges Regenwetter hatte. Ob ich meine Geräthschaft hier oder auf dem Wege beregnen ließe, konnte mir gleich viel seyn; ich fuhr also nach cingcnoM" mener Mahlzeit wieder ab, und kam etwas nach^Son--nen-Umergang zu derjenigen Quelle, die lch in der Hinrei" se nach Aanskoi Gstrog gerühmet habe. Die ganze Nacht blitzte es sehr stark; wobey es zwar wenig donned te, aber ungemein regnete. Den fünften geschahe der Aufbruch vor Sonnen-Auf^ gang, und ich kam um zehen Uhr vor Mittage bey Rybmskoje Silnowje an, woselbst ich die Mittags-Mahlzeit einnahm. Des Abends um fünf Uhr, nachdem wir einen sehr starken Regen ausgestanden hatten, erreich? ten wir Ujar Simowje, woselbst ich die Pferde wiedee etwas ausrasten ließ, und nach Sonnen Untergang fuh^ ich noch weiter bis zu einem Quellwasser, das acht V^" ' ^ sie Aus^unskaja 6951 NX 437 sie von bannen zur rechten Seite des Weges befindlich ist. Hier übernachtete ich, und hatte bey der großen Nässe ei. ne kalte Nacht auszustehen. Desto lieber stund ich frühe auf, um eher aus dem kalten Neste zu kommen, und fuhr den östen noch vor Sonnen Aufgangc ab, so daß ich schon um acht Uhr bey dem Vachc und Simowj^ Balai war. Ich hielte bey der Simowjc, welche etwa ein Achtel Werste jenseit des Baches ist, cin wcni3 an, um Thee zu trinken, welches keine lange Zcit erfor. dcrte. Daher fuhr ich bald wieder ab, und deswegen kam ich noch ein paar Stunden vor Mittage zu dem Ba» cde Tcngina, über den ich durch Hülfe eincr Brücke suhr. Ich lagerte mich jenseit desselben , und ließ mein Mittagsmahl hier bereiten. Der heutige Tag war sehr heiß, und ich fand für nöthig so lange hier zu verbleiben bis die gröste Hihe vorüber gegangen seyn wmdc, wozu die Pferde auch ihre Stimme gaben; dcmn sie futterten bey der großen Hitze, sehr langsam, und wurden sehr von den Mücken geplagt, welche Plage ihnen erträglicher war da sie ausgeschirrt waren, als wenn sie zugleich hatten ziehen müssen. Bey dergleichen Umstanden aber «st es billig fast mehr auf das Vieh als auf sich selbst zu sehen. Ich gieng also erst um drey Uhr nachmittags weiter, und erreichte schon dcs Abends gegen stchö Uhr das Dorf Auogunskaja, wosiibst ich übernachtete. E e 3 Den 438 1742 den 7ttn Juli Den 7ten reifte ich abermahl ganz frühe ab,Md ^^ vormittags um ncun Uhr in dem Dorfe Bcnsovka an, woselbst ich das Mittagsmahl einnahm. Das atthier an der Mündung dcs Bcresovka stehende Mönchskloster ist gegenwartig beschäftiget ohngefahr eine halbe Wcrste weiter oben eine Kornmühle anzulegen, welche von derje- > tiigen, die i6) in der Hinreise an eben diesem Beresovka angeführt habe, nicht weiter als zweyhundert Klaftern entfernt ist. Dem Besitzer dieser Mühle schwahnt nichtS gutes von der Klostermühle; er besorgt, es werde ihm dadurch nicht geringer Schaden zugefügt werden, wodurch er in Armuth gerathen und gezwungen seyn werde, seine Mühle eingehen zu lassen: Er glaubt nämlich, der Macht eines Klosters sey nicht leicht zu widerstehen. Nach eingenommenem Mittagscssen fuhr ich weiter, und kam nach fünf Uhr zu dem Ienifti in der Gegend, da man darüber zu fahren pflegt, wenn man nach der Stadt reiset. Die Wege von Rusgunskaja d. bis Hieher waren viel trockener als in der Hinreise, und als sie von Ranskoi (Dstrog bis dahin waren, woraus zu schließen ist, daß hier viel weniger Regen gefallen sty" müsse, als gegen den gemeldeten Ostrog. Gegen se^s 4lhr nach Mittage kam ich bey der Stadt Rmsnojarsk Nun Rrasuojarsk 6999 Werste- 43^ Mun konnte ich wieder etwas ausruhen, welches zwar nicht völlig geschahe, jedoch wurden meine Geschäfte, mit Minderer Bewegung dcsleibcs, als eine Zeit her vcrichtet. Das Kräutcrreich traf ick sehr schon an. Es waren einige Kräuter hervorgekommen, die ich bey meiner Abreise von hier nicht gesehen hatte; die aber bey meiner Abreise vorhanden waren, befanden sich nun meistens in reifem Samncn. Die Reije von hier hatte demnach meinen hiesigen Untersuchungen nicht den geringsten Nachtheil gebracht. Sie geschahen eben so, als wenn ich beständig bier gewesen ware,welches mir meine Tassccwische Reise desto vergnügter machte. Eine einzige Sache reucte wich. Ich hatte gewünscht, auch bey den hiesigen Tataren ihren Frühlingsceremonien zuzuschauen, wann sie den Göttern ihr Opfer bringen. Ich habe schon in dem zweyten, so wie auch in diesem Theile, dieses Festes bey den Jakuten und Burätcn gedacht, und angemerkt, daß man immer bey ememVolke etwas erfahre, das man bey dem andern noch nicht wahrgenommen hatte, weil sie es nicht mit einander verabreden können , wie sic sich qe-gen die Christen verborgen wollen , und es folglich leicht geschehen kann, dasi ein VM etwas geheim halte, welches andere nicht geheim zu halten sucht. Ich glaubte, dicse Ceremonie würde hier schon ganz vorbey seyn ; jedoch gab ich gleich bey meiner Ankunft verschiedenen Tatari- E c 4 schen 44o 1742 den iHten Iul. fchen Dollmetschern Bcfthl, mir, wenn sie hören sollten, daß so etwas vorgehen würde, davon Nachricht zu heben. Sie machten mir dazu Hoffnunq, weil ihrer Meynung nach noch nicht a"e mit den Zubereitungen fertiq waren, und versprachen sich deswegen acnau zu erkundigen» Z>n i2tcn kam auch einer mit der Nachricht, dasi in et> , em paar Taqen bey den Katschinzischen Tataren ein sol< ches Fest, das in der Tatarischen Sprache Uryß heißt, seyn würde, weil sie nun erst die gehörige Menge Milch dazu zusammen gebracht hätten. Den iHten Hcumonat ritte ich zufolge den mir gcge« benen Nachrichten mit einem Tatarischen Dollmetscher noch vor Sonnen Aufgange über den Ratscba langst dem Icnisei bcrunter, und kam über Tcrong ösen (das tiefe Thal) ncch Sch:loschm Uiusi, die an Caschmk.öscn (das siache Thal) ihrc wandelbare Wohnungen hat, woselbst icb cine ziemliche Mrnge Tacaren antraf. Als ohngefcchr die Sonne gegen Osten s'am, gienqen die Ta^ ta cn nmnnlichen Geschlechts unter Anführung ihres Zau-bercs etwas südlich von ihren Jurten bis zu dem Fcueh das vor meinem Gezelte brannte, um welches sie kerum-stunden. Nach einer kurzen Verwcil'ing nahm der Zau' derer etwas Sincsischen Toback in die Hand, und warf rund um das Feuer etwas davon in die luft, und als^ dann Amsnojarsk 6999 1AX 44l dann auch ein wtmg in das Feuer. Dieses kleine Opfer that er, wie mir der Dollmctscher erklärte, um in der bevorstehenden Feyrung des Festes ein geneigteres Gehör bey denen Geistern, die sich dazu einfinden würden , zu habm. Er that es aber bey dem Feuer, das. vor meinem Gezelte brannte, weil ein jedes Feuer in der freyen iuft da;u geschickt ist, und man, da dieses schon brannte, kein anderes dazu anzulegen für nöthig befunden hatte. Der Zauberer hatte ^sein Amtskleid an, das ist, weil er den Katschmzischen Tataren dient, cinen Kittel von Kitaika, welcher hier von weißer Farbe mit roch bebrähmt war; sein Haupt bedeckte eine Mütze mit aufgesteckten Eulenfedern. Von dem Feuer giengen sie, dieTararen,als die Sonne ohngefähr in Osten stund, etwas von demG^elte abwärts, und drey Kerls hatten dies besondere Amt, daß «in jeder derselben ein Gefäß trug, worin gesäuerte Pfcrdemilch war. Damit giengen sie zu einem hohen Ufer des Flusses Ienisei, woselbst sie still stunden, alle gegen den Fluß mit den Angesichtern gekchret , der Zau» bercr zur rechten, die drey Kerls mit der Pferdemilch zur linken, und der übrige Schwärm hinter ihnen. Der Zauberer hielte drey Fetzen Kitaika von unterschiedlicher Farbe, etwa drey Viertel Ellen lang in seiner rechten Hand. Nach etlichen Neigungen des leibes gegen Osten, da- Ee 5 H42 i74d dcn i4ten Iul. dahin er sich mit dem Angesichts wandte, reichte ihm et^ ner scincr Glaubensgenossen eine hölzerne Schaale, worin Pferdemilch war, und einen löffel dabey, davon er ersie^ re in die linke, letzteren zusammt den Feßen in dic rechts Hand nahm, und mit dem löjfel gegen Osten ctlichemahl etwas Pferdrmilch in die iuft spritzte, welches er etliche rnahlc wiederhohlte. Von da wich er mit seinem Ana/-sichte immer näher gegen Süden, und weiter hln gegen Westen und Nordm, bis er wieder gerade gegen Osten sahe, wobey er beständig Pferdcmilch in die iuft spritzt te, und von den Dingen, welchen er das Opfer brachte, ^ür seine Gemeine ferneres Glück und Scegen, bat. Das erste Opfer geschahe an die Sonne und den Mond, die übrigen an alle in der Nähe liegende merkwürdige Oerter, so wie si al^ sonst dem WeihMsset zugeschrieben werden.' Im übrigen sollen diese Cnearm,'so wie die übrigell Hcl> den^diesen Festtag mit Saufen zubringen , > so lange sie saufen können ww zu saufen haben. Das noch übrige Gezänke sollen sie nicht weiter einsegnen lassen' Diese iustbarkeit kommt über an dem'Fesitage mir de'N MnnlichcnGeschlechte zu gute; für dieWeibsr soll W<^ sientheils aussen ^ndcrtt Tag etwits aufgehoben werden,, die sich alsdann damit lustig machen. Man hat mick bey dieser Gelegenheit wiederum heilig versichert, daß W wohl Männer als Weiber, wenn sie nur von solcher ge? sau- Araftiiojarsd 7011 N). 447 säuerten Milch genug zu trinken bekommen, so berauscht werden, als es vom Bier, Wein oder Brandtwein geschiehet, und daß nicht das allergeringste von irgendeinem' Geträide unter die Milch gemischet werde. Eine solch^' gesäuerte Milch hat auch gewiß etwas von einem Wein-' geruche bey sich, folglich ist kein Zweifel, daß sie nicht einen Geist geben sollte, der dem Brandtwein ganz' gleich wäre. Zum wenigsten sehe ich nicht, wie einer,der glaubet, die Milch sey derjenige Saft,der dem Nahrungssafte der Thiere sehr nahe komme, und unter allen übrigen Säften am wenigsten verändert sey, nicht auch zugleich Klauben solle, daß vie Milch solcher Thiere, die nichts als Pflanzen zu ihrem Futter haben, einen Brandtwein gebenkönne; es wäre denn, daß er mit verneinenden Erfahrungen des Gegentheils völlig überzeugt wäre, woran? ich aber sehr zweific, weil ich bejahende Erfahrungen habe. Nach vollendeter Ceremonie, nahm ich meinen, Rück^ weg nach der Stadt, weil ich mir das Saufen wohl vor-» stellen konnte, und kam vormittags um zehen Uhr in dieselbe zurücke. /, ^ Den i^ten Heumonat sahe ich hier eben das Todes Urtheil an einer getauften Tacarinn, die fünf und zwanzig Jahr alt war, vollziehen, das ich verwichenen Winter gesehen hatte. Sie ward lebendig eingegraben, weil sie ihrem Manne vor einem Jahr? q«s Eifersucht den Kopf abZeschmt« 448 i?4o den izren und löten Iul. abgeschnitten hatte. Den 2vsten srüb morgens starb sie schon. Ob ihr so ftuhcr Tod von der Plage der Insteien, die des Sommers großer, als im Winter senn music, oder Vielleicht von der ihr gänzlich entzogenen Nahrung, die der vorigen ziemlich zugetragen wurde, hergenchret habe, lasse ich an seinen Ort gestellet seyn. Die Tataren Haltes dafür, daß die Geister sie angetrieben hatten ihrem Man-, ne den Kopf abzuschneiden, damit sie daj ür gesirafet würde, daß sie dcm Glauben ihrer Vorfahren abgesaget uttd den Christlichen angenommen hatte. Dies ist zu bcwun' dcrn,daß sie mir dcm Christlichen Glauben die Eifersucht angenommen haben sols; denn man höret sonst von diesem schändlichen iastcr unter den Heiden nicht, wovon sie durch die erlaubte Viclweibercy abgehalten zu werden scheinen. Schon seit dem iQten Heumonat waren immer viele Tataren in der Stadt, um den gewöhnlichen Tribut die» ses Jahres der Krone abzutragen. Kraft eines alten Herkommens wird ihnen , wenn dieser Tribut abgetra^ geN ist, eine Ergöhiichkeie von Brandtwein und Bier, «nd einem Pferde gegeben. Weil sie nun nicht asse zugleich kamen, so mußcen die ersteren warten, damit die letzter« den Schmauß mit genießen mögten. Derselbe gieng den ,6ten in der Festung vor sich, und ich wohnte ihm auch bey, Arasnojarkk 7011 werste. 4^9 bey, um mit anzusehen, wie cs darauf hergienge, ohne doch einen Alttheil daran zu nehmen. Weil ich so viel seltsa« mcs darauf wahrnahm , so kann ich nicht umhin, meine ieser auch mit einer Beschreibung desselben zu ergötzen. Nachdem die gemeldeten Tataren von dem Getränks schon sebr berauscht waren, so wurde ihnen das Pferd gegeben, auf welches sich so gleich einer schwang, dem bald darauf cm anderer folgte. Sie ritten in dem Ho^ der Festung so schnell herum, als das Pferd laufen konnte. Keine Sporen waren nöthig, um das Pferd anzutreiben, und man weiß auch von diesen Werkzeugen in Sibirien nichts. Eine große Anzahl Tataren stunden mit Prügeln da, und schlugen auf das Pferd, und besonders auf seinen Kopf aus aller Macht. Zuerst flogen die beyden Reuter herunter, und endlich fiel das Pferd zu Boden, da dantt die Tararen mit etlichen wohl angebrachten Streiche» ihm geschwinde den Garaus machten. Und damit die gichtcrischen Bewegungen, die ks in der Todesangst machte, sie an dem Metzeln nicht hindern mögten, so setzten und legten sich fünf Tacarm darauf, um ihm alle Kraft sich zu bewegen zu nehmen. Mittlerweile wurde ihm der Kopf abgeschnitten, das Fell abgezogen, und das Fleisch wit den Knochen in viele Stücken zerschnitten. Sodann stel dcr ganze Schwärzn auf einmahl daraus, und was ei»! Ff jeder Aamtsth. R. 3 Chcil. 45<) 1740 den 4m: 3lllg. jeder erhäschen, und mit sich forttragen konnte, das war sein. Eb wahrte keine halbe Stunde von dem Anfange so war das Pferd todt geschlagen, zerschnitten mil) ft zerrissen, daß nicht ein Knochen mehr davon zu sehen war. Denn so bald ein jeder das seinige weg harte, trug er es nach dem Orte, da er es kochen komtte, und verzehrte es. Ja ich glaube,daß,es in eben derselben halben Stunde auch verzehrt worden ist. Ich hatte diesen Monat Zeit genug übrig mich nu't Wahrnehmunzen über die Kräuter zu beschäftigen. Wenn etwa andere Geschäfte mich hinderten ftlbst auszugch:'«/ so hatte ich einen ^ftcketl, den ich zu diesem Geschäft« chon seit einigen Jahren gewöhnet hatte, welcher nich^ leicht ein Krautlem vorbcyließ, ohne es zu sammleN Dlcjn schickte ich fleißig aus, und für ein jedes neues Kraut,dab ich das Jahr vorher,da er auch mit mir war,nicht gefthcn hatte, bekam er eine Belohnung, wodurch sein Mt'ß undAusmcrksamkeit umso vielmehr geschärst wurden,dacr selbst schon eine Freude an Kräutern hatte. Dieses brachte mir den Vortheil zuwege, daß, wann ich auch noch e'"^ kleine Reise in eine der hiesige» Gegenden thun müste/ '"lr doch auch hier in Kenntniß dcr hiesigen Kräuter nichts abgehrn würdc,um so viel weniger, wann ich hichcr wieder zurückkäme, da ich das^ übrige von den Herbstpftan;en noch . " Krasnojarsk 70,1 Wcrste. 45^ noch naMohlcn könnte. Ich erwählte also zu einer solchen Reist den Mana-Flnß, den der seel. D-Mefserschmld zu cülcrlcy Untersuchungen in der Naturgeschichte für sehr bequem hielre.und ich wollte meine Reist mit dem Anfang« des Augustmonacs antreten. Zu dem Ende verlangte ich von dcr Krasnojarbkischen Kan^lcy ohngefähr vierzehen Tage vorher, nur zween große Kähne mit allem Zubehör, und die nöthige Anzahl Ardcittlcute und Wegweiser auf dcn ttslen August fertig Ul den 5 und 6cen Aug. kleines Gärtchen angelegt hatte, worin Kräuter vorhanden warm, welche ^während meiner Abreise gezeichnet werden sollten, daß also der Mahler seine Znt nicht unnütz zubringen durfte. Ich ließ um Mittagszeit von den» User abstoßen. In der ersten Stunde der Nacht kam ich bey dem Dorfe Ovojanskaja an, das am linken Ufer des Ienisei liegt. Der Kahn, worin ich fuhr, wankte dergestalt, daß ich nicht anders, als mit der grösten Beschwer-lichkeit darin schreiben konnte; und wenn nur ein Mensch aus der Stelle gieng, so schien es, als wollte der Kahn umschlagen. Es gieng auch nicht an diesen Kahn mlt (inem anderen zu vertauschen, weil ich mir unterschiedliche Bequemlichkeiten zur Reise darin hatte machen lassen, die ich so gleich, aus Mangel der hierzu nöthigen 5eute, auf einem andern nicht bekommen konnte. Ich wußte zwar diesen Fehler des Kahns schon lange; allein ich ließ mich von den ieuten bereden, daß, wenn er seine iadung bekon^ men würde, das Wanken gleich aufhören würde, welche aber nicht geschahe. Also blieb ich den 5ten stille liegen, und ließ an meinen Kahn zu beyden Sciten noch einen Balken (porubcn) schlagen , wodurch ich dem Uebel ein wenig zu stcuren hoffte, weil ber Kahn hiedurch ^^ breiter, theils schwerer werden mußte. Zu gleicher 3^ zeigten die Wegweiftr,dle ich hier erst bekam, an, daß unsire Taue oder Stricke, deren der eine Kahn sechs und drcyW, der Ovsjanskaja 7034 N>« 453 her andere dreyßig Klaftern hatte, zu kurz wären,weil man, wegen der seichten Stellen hin und wieder fast in der Mitte des Flusses würde fahren müssen, der an einigen Stellen über hundert und funftig Klaftern breit wäre. Ich fertigte daher diesen Morgen ganz frühe jemand nach Ixrasno» jarsk an die Kanzley ab, der noch für einen jeden Kahn auf dreyßig Klaftern Taue von derselben fordcrn sollte» Die Besserung meines Kahnes war "gegen dr?y Uhr nach Mittage gcschehen,und hatte die erwünschte Wirkung 5 aber die Taue kamen diesen Tag nicht an. Dm 6sten des Morgens bekam ich Nachricht, däß keine fertige Taue zu haben waren, und daß der Seiler eben mit der Erndte beschäftiget g?w?scn, als der von mir abgesandte Soldat in die Stadt gekommen wäre. Die Seile würden aber heute früh gemacht, und mir auf den Abend zugeschicket werden. In der Hoffnung, dasi dieses ohnfehlbar geschehen würde,entschloß ich mich,in der Mana heute bis an das Ackerland der hiesigen Vauren aufwärts zu gehen, weil der landweg, durch welchen die Taue von dem Dorfe bis an dieses Ackerland gebracht werden können, nicht acht Wcrste betragen sollt?, und also der Soldat, dec die Taue zu überbringen hatte, fast noch eben so bald des Abends zu lande dahin kommen könnte, wohin der 5eute Aussage nach, ich schwerlich zu Wasser zu gelangen im F f 3 Stan- 451. I74Q den 7tcn Alig. Stande seyn würde. Ich gieng also ohngesähr um zehen Uhr vormittags ab und den Imisii aufwärts bis an die Manische Mündung , welche bcy hundert ,u,d sunlzig Klaftern breit ist. Bis Hieher war von dem Dorfe an allezeit cm kleiner Regen. Ich gieng kurz vor Mittage in die Mana, und nach dem linken Ufer über. Die, Fahrt par auswärts beschwerlich. Die Kähne wurden längst dem linken Ufer gezogen; und weil die Reise sehr langsam yieng, so licß ich auch längst dem linken Ufer den Weg,d!M wir machtcn,mit einer Meßkette meffen.ltnter den merkwürdigen Oerten,die wir vorbey fuhren,war Magmt Ramcn, eine runde Klippe, so etwas naher gegen das rechte Ufer aus dem Wasser hervorragct,und um welche sich das Wasser rund herum drehct.Mmiche Flößll können sich im Herumcrsahrett des Zerschelterns an dieser Klippe nicht crwchren.Die ersten Floßbauren, welche in diestm Flusse Flöße führetcn, haben sich also. vorgestellet, daß die Flöße von dcr Klippe angezogen würdcn, und ihr daher den obgedachtcn Namen beygelegt. Gleich oberhalb dieser Klippe ist die Man6 ohngefähr cuie halbe Werste lang,schr schmal und ungclnct'n schnell. Wester oben ist der Vach r^lst-hna^, dcr ohnqefähr aufder Hälfte des Wcgcs zwischen der Manische" Mündung.und dem Ackerlande einfällt. Hicranf kamen ein paar klippichte Gegmdm (Schiweri) in dem Flusse nahe zusammen, die beyde auf hundert Klaftern ausma-, chen, allwodas Wasser sehr schnell läuft. Ihnen folgt der' NAla BolfHaja ?a65 w. 351 glasiern. 455 her Bach Wcrchnaja, und noch em paar kleine Bache. S?it dem wir in der Niana waren, wies man mir hin und wieder in dem Flusse langlichte Steinhaufen, die im Wasser auf dem Grunde lagen, als wann man sie mit Fleiß hineingelegt hätte, und die man, weil man geglaubt hat» te, darin eine Aehnlichkeit mit den Backöfen zu schm, in hiesiger Russischer Sprache Acrschki nennet. Mit dcm Abend erreichte ich das Owfianskische Ackerfeld, wobey zw^'y iandhäuscr . (Dtjcfcht'e Isbi) erbauet sind. Die Taue waren bey meiner Ankunft noch nicht hier. Etwas oberhalb den Häusern gieng ich auf das rechte Ufer hin, über, woselbst die Häustr stehen. Den 7 ten ohngefahr des Morgens um sieben Uhr ka-Men die Taue an, und so gllich ließ ich abstoßen, und gicng bis etwa eine Stunde, ehe es dunkel ward, in einem fort, nur daß gegen Mitlag um Essen zu kochen etwa eine Stunde lang angehalten wurde. Ich würde auch den, Abend so frühe nicht habe anhalten lassen, woftrn nicht der den meisten Theil des Tages anhaltende Regen die Arbeiter durchaus naß gemacht hätte, welche sich folglich, trocknen mußten. Der schnelle iauf des Flusses, der fast den ganzen Tag anhielte, und die dcs jchüzcn hohen Wassers ungeachtet vorhandenen vielen seichten Stellen, waren Ursache, daß ich nicht weiter als eine Werstc über den Bach Mila Bolsthcha hinaus kam. Der Fluß hatta Ff 4 hier 456 »740 den 8te»l AtlI. ^ hier auch bestandige Krümmungen, worunter emc von vier Wersten vierzig Faden war, da der gerade Wcg zwischen den Krümmungen nur sechs und achzig Klaftern beträgt In dieser Krümmung mustcn wir zwo klt'ppichte Gegenden (Schiwera) hinauf gehen. Es zeigten sich auch ver» schiedene Inseln. Die in den Fluß fallende Bäche wa' r?n I^irina, Lalowaja, bolfchoi tder große) und nialoi (der kleine) Aarakusch, Ixamennaja Vesjac« Anm Besjat, Soßnorvka, malaja und bolstha-ja Mila. Oberhalb bolschoi Rarakusch waren Ackerfelder, die sich über anderthalb Wersie aufwärts erstreckten. Weil außer hohen und jähen Felsen ftlst nichts am N7ana zu sehen, und eS selten ist, außer diesen und dem Wasser etwas anders zu sehen, so haben die niedrigen Gründe oder Felder, die zwischen zwey Gebirgen längst dem Flusse sind, einen besondern Namen, und heißen Samüschtjche. Wir kamen also diesen Tag viele Saimischtsche vorbey, nämlich Alcrca Iuschkowa, Ronskoje, Bereiowoje, Milskoje. Dieses letzteren oberes Ende erreichten wir noch nicht völlig. Es betragt in allem auf vier Werste, und es würde ein sehr schönes Ackerland seyn^ wenn es nur nicht so weit entlegen wäre- Den 8ten glengen wir mit anbrechendem Tage weil ter, und hatten fast bis zehen Uhr vor Mittage beständigen starken Regen, den übrigen Tag aber dunkeles Wetter Mala chaja Garali 7^83 W. 201 Rlaftern. 45? ter ohne Regen. Die Fahrt war nicht so mühsam, als die gestrige -, jedoch hatten wir auch sowohl seichte als schnelle Stellen in dem Flusse. Von Bächen fuhren wir-den Nagala, Ncgdjet, Rydazkaja, Ossmowaja, Listwennaja, mjchnaja (der umere) und werchnaja (obere) Siranskaja, Sosnowka, Bercsowa, ma« laja Cjudjul und malaja Sarali vorbey, und übernachteten etwas oberhalb dem lehtercn. Eine Krümmung des Flusses war wieder ungemem groß, und erstreckte sich von dem Bache dolschaja Mila, oberhalb welchem wir übernachteten, bss Bjolskoi 2^amcn, so auf dritt-halb Werste oberhalb'dem Bache SoZnowka ist. Dich Krümmung macht in allem siebenzehen Wcrste u»d hundert und funfzchen Faden aus; übcv aMchcen Bjolskoi 3^amcn aber gerade nach dem Mila ist es nur ohngcfähr zwo Morste. Ich vermuthe, daß wc^n diestr großcn Krümnwng der seelige D- Nirssnichn'.id' den Mana-Fluß in lateinischer Sprache nicht leicht genennet, ohne ihm das Beywort amditioli, (eines ehrsüchtigen) zuzusetzen, weil er sich bey aller Gelegenheit gern sehcn lassen will. Bjolskoi Ramen ist so viel, als iachsftrcslcn-felsen. Der Ursprung dieses eigenen Nennworts ist weic hcrgehohlt. Ein Tatar hatte in ehemaligen Zeiten an dem bolschaja Mila siine Jurte; oberhalb dem Bjols» koi Ramm aber, der damahls noch keinen Namen hat-» te, fischte er in dem Mana, und halte das Glück eine Ff 5 lachs« 453 !?4^ den 9ten 3lug. iachsforelle, welche auf Russisch Taimen, auf Tatarisch Bjol heißt, zu fangen. Mit dicftr lirf er geschwinde über gedachten fclsichten Berg nach scmcr Jurte, und brachte siL lebendig dahin. Diese Art FijHe aber haben ein zar< tes iehell, und sind gemeiniglich gleich todt, ft bald si^ nur ans deni Wasser kommen. Zum immerwährenden Gedächtniß dieser Begebenheit hat also der Tatar piesew .Berge dcn Namen davon gegeben, als wenn die iaclM> rclle durck die Kraft dieses Berges so lalige am ieben geblieben wäre. Dcn Mi gieng ich wieder mit dem Tage ab, und hatte den ganzen Tag Sonnenschein, so daß sowohl die Kähne als die Geräthschafr, die ich mit mir führte, etwaS austrocknen konnten. Besondere Beschwerlichkeiten wa' ren heute nicht, nur ward die Reist durch das öftere Hin-und Herfahren von einem User zum andern etwatz ver;ö^ gert. Von Bachen kamen wir den dolschaja (der gro-ßc) Tjubjul, dolschaja Savali, malaja lder kleine) Ixyndy, Tym, Maslcnokaja, Gssnowa, Isyk, Fxysydzchlll, Tjusdzchjul, Raidpmak vorbey, ober' halb welcheln wir übernachteten. In der Gegelw. def Bachcs malaja Ryndy,, etwa eine halbe Werst u^ terhalb dem Bache Cpctt erhebt sich an dein rechten Uftr des N^ana ein hoh^s Gebirge, das sich längst einer Krümmung deS Flusses, die vier-Merste, drey hundert und vierzig ^'.ch Raidyncak 7^«7 W- 322 Rlasicrn. 4^9 vierzig Klaftern nach der Krümmung, nach dem geraden Wege aber nur drcyhuudcrt und fünfzig Klaftern beträgt, erstrecket, und noch oberhalb derselben ohngefähr hundert und dreyßig Klaftern weiter auslauft. Es heißet Mas? Knskoi 2xamcn und bestehet aus einem schwärzlichen Alaunschir^r, aus welchem, wo. er von Erde und Gras clublößt ist, zwischen denNißen ein gelbliches Alaun, das ganz fett und weich anzufühlen, und wie Tropfstein gestaltet ist, ausbringt, welches, wenn es nur, wie es scheinet, wenige Tc-ge an Vcr iuft gewesen, weißer und hart. wird. Die Fcttiakcit hat ihm bey dem gemeinen Manne dcn Namen Stcinbuttcr, (Ramcnnojo Maslo) zuwege gebracht, und er wird von ihncn weit und breit v?r< führet, weil der gemeine Mann einen starken Glauben daran hat, und besonders im Durchfalle sich nicht leicht cmor and^n Arzney bcdimct. An cmem Orte diefts Ge-birges ist eine klcme Vertiefung in Form eines Ofenlochcs, darin sich vor andern Orten viel von diestrMaterie befand, weil sie dort vom Regenwaffer nicht abgüfpühk werden ka-.'N ; auch war sie daselbst meistens gelb, weil die iuft und die Sonne darstuf nicht so leicht wirken konnten. Man kann solche in kurzer Zeit pudwcist sammlen. Nur das Gebirge ist sehr steil und überaus schwer zu besteigen, so daß ich mit großer Mühe und vielem Schweiß habc heraufklettern müssen. Ein tiefsinniger Alchymist jollte sich leicht einbilden, daß er in diesem Zeuge die erste Materie seines 4 la 1740 den yten Aug. seines GchcimniA's finden würde. Einem solchen aber wollte ich wünschen, daß er sie selbst in ihrem Geburtsorte abholen, u-.ld den Berg ein paar Jahre auf» und abklettern müßte, weil doch diese Art icute ihre gehabte Bcmühun^ gen gerne hoch erheben. Ich befürchte aber, cs mögte eine ähnliche Bemühung mit dem Steinwälzen der Poe< ten styn ". Ich habe auf meiner Wafferreist schon hin und , * Jedermann der den Artikel Ramina Masla, so der Har von Gtrahlcnberg in seinem oft ^lobten Buche S Z84. unter diesem übel^eschriebeneu Namen einge«' rücktt hat, mit meiner Veschreibnug zusammen halten wnd, muß fast auf dcn Einfall tommcn, daß ich von ctwas anders rcdc, als cr, weil cr von einer gemachten, ich aber von ciner natürllchcn Sache rede. Ich muß lwch mehr sagen, daß ich an angeführtem Orte den Herrn von Strahlenbcrg nicht einmahl verstehe. Ich habe wohl ill Comgk vo» einer Steinbutter gehurt, dic dastlbst aus cinem Alaunschieser gemacht wc»de/ urd der Herr Verfasser erzählet fast den ganzen Plcneß, nur daß cr statt der nassen Erde vcrfaüciicn Alaun-schlcfcr hätte fetzen solk». Cr hat also vcrmnthllch die Erzählung, die ,nan ihm davon gemacht, nicht wohl ver-standen, folglich auch den Verfasser des veränderten RManoca ganz unrecht getadelt. Man findet die Stchlbutter in sehr vielen Gebirqen Sibiriens, ans die Art wie ich erzählt, und auch das vcrändcrte RlMno angiebt, z E. in dem Uralischeu Gebirge, in dcm Al, taiische" Bach Raidpmak 71^7 W. 322 Rlasiern. 461 und wieder einiger Gebirge und Felsen erwähnet. Doch will ich hier ein vor allemahl angemerket haben, daß von der taiischcn, indem Ieniseischen, Baifalischen, Vargusi. Nischen, kenischen,lc. Ich habe von dieser Steinbulter «n der Mana cine ziemliche Menge gesammlet 5 und als ich von weinen Reistn zurücke und zur Nuhe kam/ die Natur derselben zu erforschen? allerley Versuche damit augestellt, dic ich hier cvMcu will. Ich nahm cinc Unze derselben, und lösete sie mit acht Unzen destillirtcn Wassers auf, welches davon blaßroth gcfärbci wurde, und nachdem sie durch Fließpapier ge, laufen war, klar aussahe. Diese vermischte ich Mit «mterschiedlichcu Macericn, und bemerkte die Vcrände' nmgcn, die dabey eutfllmdcn. Von i'rni Vitriolgnste wm de sie qan; blc.ß; der Salpctergeisi machte sie nicht ft geschwind/ aber doch endlich eben so blaß: von dcm Salz, gcisie wurde sie citroncugrlb, und blicb auch so. Allfgclö, sctes Elsrnviniol machte darin gar keine Veränderung hingegen von dcm abgelöseten Cyprischcn Vitriol wurde sie gleich grasgrün, ohne dnsi sich ctwas auf dem Boden setzcte; nachgehcnds wurdc sie meergrün, und setzte sich ein wenig. Aufgelöseter weißer Vitriol schien kcine Ver' ändernug zu mache», jedoch schtc sich cr.dlich eine po-mcranzeufärbige Wolke ans dem Grunde. Mit ausge, löstten Alaun blieb sie sehr lange unverändcrt, nach vier und zwanzig Stunden aber ward sie ttudc, und ließ nach m.d nach ein gelbes Pulver fallen, das aber so fein war, daß es lncht ganz bi^ an den Boden. 322 Rlasicrn. 46^ Güstern gicnqen wir eines vorbey, das Smci Iv'inen (das blaue Gebirge) gcnenut wird. Es besiehet ganz und machte gleich nach vorhergegangener Aufbrausimg gleichem einen leimichten Nicdcvschlag, der in das rölh llchc fiel. Nach einiger Zcit lckeb Iwar die Farbe des NlcdMchlagcs ! cr war abcr wic gekörnt. Allft geiüsclN' fi>)lrtcr Caipcter > l.i<^u«s nini «xi) nachte fast eillc gi.ichc V^rätl^rultg, nur dab der Nicdci sching etwas hühn- a>, F^rde war, und fast wic Molken aus-fahe. Der mit Weinslcmsal; alis^cttlelnlu- Salmiak, gcist »lachte gleich ciileu häßlich grnncn Nieberschlail, das überstl'lxllde Wasser aber war rüthlich aus dem yclbl'll. Iu Salz^cist aufgelüsttes Zinr bracht^ an-fällglich kciil'c Veränderling heroor, nachgehends wur.-dc dlc Vcrmijchilug »n-lchlcht, mid machte cinenNic-de,s6)la., v»n Wrißli' F^nbe. D-c Farbe dcr Vililen« tiuctur wuroc davon erhöhet u»d fast schwärzlich. Das Wasser vo» elnqewässertt» Gallapfel^ m^Na KAlklum) wurde wir Dmte. Das Wasser cillgcwasl serttr Granatenblüthe wurde gleichfals schwarz, aus dem wthc.l. Mit Lacmits gefärbtes Wasser wm-de dlllikelruch. Das Wa,jcr wn un^'lözchtcm Kalkc litte ,!l,d maclie aüsangs kciuc Verandallt'^- ciuc viertel Ctuude hemach wurde dic Vernnschmlg trübe, und pulln-ran^nfarbilis nach vier und jwan;ig>SliMl 'den zeigce sich auch ein Nicdcrschla., von lcsaattr Farbc. Ferner hal'e ich ol'i.jcs Gewicht Steinbutter in cl^n so vickiu dchillllttm Wasser aufgelöset, und das tUlfaclü. setc 464 1740 dcn yten Aug. und gar aus einem grünen, sehr mürben, metallischen Flusse, dergleichen von weißer Farbe, man in obenberührtem sete durch ein Fließpapier laufen lasscn. Die in dcM Fiicßpapicr naclMblicbene Matcrie trocknete ich; sie sahe nach der Trocknung als wie kleine Schicftrstückll'ist aus,»lnd wog ein Quintlein und vier und zwanzig Gran. Das durchgelaufene fttzte ich in Sand, und ließ es in einer glüsalu'u Schaale bcy gelindem Feuer abrauchcn. Ich erwartete ein Häutlcin. Es wollte sich aber nach langem Abrauchen kcincs zeigen. Also setzte ich das nachgcbllebene in eben der Schaale, darin ich es hatte «brauchen lassen? nur an das Fenster, wostldst es ge, linde ausdünstete, und in weißliche, weiche und schup' pichte, aus den allerkleincsten giänzcnden weißen Schup< pen zusamlncngesctzte, ctwas schmierige Schwulsten auswuchs. Was der Wirkung der äußeren Lust M ausgcsctzt war, das wurde gelblich. Das untere dieser Materie, wo sie den Boden der Schaale berührte, s,che ein klein wenig aus dcm gelben grünlich «us. Ich bekam von dieser Matcrie fünf und ein hal< bes Qumticin, lösete sie nachgehcnds wieder mit Wasser auf, ließ sie wieder abrauchcn, und abmnahls aus-wachsen; und so nahm ich einerley Proceß wohl j" zwölfmahlen vor/ in Hoffnung immer noch ein Salz zu bekommen. Bey der dritten Auflösung setzten sich in der Mute des Zuckcrgiascs, worin die anfgclösctt Matrne war, Flocken von gelbbrauner Farbe an» Dlch sclMen sich völlig ab, und an statt ein Salz l« be« Bach Raidymak 7'o? N>. 322 Rlasiern. ^65 rühnttem Alaun sä l>.'ftr hin und wieder eingesprengt findet, der abcr vicl hättcr ist. Den bcMMicn/ wurde dic Materie immcr schmieriger/und br«ahm mir nach mld nach dic Hoffnung auf dicseMt cin Salz heraus;ul'ringett, so daß ich endlich «ach der zwölften Anslöslltu; alle Hoffnung fahrai licß, uni sü ric! mchr/ da dcr Mattric immcr wmigcr wurdc, als lvclchc sich thcils vcrschmictt^ihcils abcr dlnch dic vi^lcli Aufiösungcn und durch das öften Allsrallchcn vrrnmch« lich lhr^s Salzcs uach Mld nach l'tt'aubtt wuM', wll^ ches alfo Mchtigcr als das schmicrichte Wcscn ist. Ich vn-suchtc dcslvcacn tincn ündcrn Wcg das Sa!; hm ausznlockclt. Ich nahln zchcn lm»e U>iM Stcinbuttcr, löstte sir m dcsilüirtrm Wasscr auf, mit cbcn dcr Vcr^ hälluiß dl's Wassers, wie die obige? und lich das mit der Stcinbutttt- Usattiglc Waffvr durch Fli^ßpapice lanf^n. Was im Flicsipapior zurück gcl>!icbcn waz> trockurte ich,und faud nach dcr Austrvcku'.nlg anderthalb Ulncn Cchieftr und gclbc Erde, und aljo im Verhältniß gegen das olien ubcrgcblicbcue etwas mchr, vcrniuch^ lich, weil sich bey cmcr größcrn Mcngc Mütcric wc,w grr zu vtrschlnicrr» pft^t. Die mWlöscte utld durch, actaufcne Stcinlmtt^ sahe schön dunkelt och, hrll und klar aus, Dicft ließ ich nan; gclmde bcl) cincnl ganz RaNltsih. R. 3. Theil. 4Ü6 !74o den ictcn Äug. Den lote» setzten wir unsere Reise eben so frühe, als bisher fort, und hatten diesen Tag sehr wenige Hindernisse. Nur geringen Feuer in einer gläsernen Schaalc abrauchen, und nahm endlich wahr, daß sich ein Häutlein darauf setzte,da ich dann die Schaale aus dem Sande uahm und an ei-. ucn kühlen Ort fetzte, damit, wann sich ja KnMÜca ansetzen wollttu, ich daran nicht hinderlich wäre. Es hatte sich nur etwas gelbes ganz dünn in dem Boden der Schaale angelegt, und war an den Seiten cln wc^ mg wie blasicht aufgeschossen. Allcs dieses nahm ich w eine Retorte zusammen, und zog die wassenchte Fl'lichtigkcit davon ab, ohne die G!ünng der ganzen Nttutte zu erwarten: der Bodcn aber glln'tc würklich. Ich beilNN eine wWrichtc Feuchtigkeit (p^eZM2) vier Uu;en, wcniger ein halbes Quintlein. Diese brauete mit drin von der Feuchtigkeit der Luft zerflossenen Wemstcinsa!;e, wurde mit dem in Scheidewafser aus-gelösitcn Qurcksilbl-r stracks weiß, gab mit aufgelöst tcm V!tt)z>icker einen wrißen Nicderschlag, veränderte die Farbe dcs Violensafts in roch Purpur, machte mit aufgcMtcm Zinlu' kelne Veränderung, trübte den mit Weilistcinsaize anfgclösttcn und mit Wasser vermischt"' Schwefel, und brachte einen großen Gcstank herM'; dcn mit Kalk aufgelösten und mit Wasser verdünnet"! Schwefel aber machte sie in einem Augenblick trübe und gelb, und brachtc ebenfalls bey ihm kcinen geringl'« Gcstank zu wcge. Mchrere Versuche wollte ich nicht anM" Bach Raidymak 7W7 N) 32^ Rlasicrn. 467 Nur hielte ich um Mittagszeit etwas länger, als gewöhn» lich, an, weil der Tag heiter und heiß war. Von Bächen cmstellen, da aus diesen dic Natur dieser wässerjchtm Feuchtigkeit schon zur Genüge erhellet. Die von diesen Versuchen übrige Feuchtigkeit verwahrte ich. Die m der Netorte zurück gebliebene Materie war sehr auf, gelaufen, und gegen die Mitte über einen Zoll aufge, schwollen, dabey lüchericht und hin und wieder gespak ten, und glänzte, als wann sie mit Zuckenvasser ange« strichen worden wäre. Im Grunde sahe sie aus dem braunen blaßröthlich aus, gegen oben zu aber weiß-graulich. Sie wog vier Unzen und sechs Qmntlein. Dlcse zerstieß ich, und that sic in eme irdene Netorte, ließ vier und Manzig Stunden Feuer geben, und aus die letzte ließ ich die Netorte auch von oben mit Kohlen bedecken, und gab ein so starkes Feuer, daß auch der Hals der Retorte davon glüete. Die weißen Nebel, die bey vermehrtem Feuer gleich überzusteigen anfingen, und bey funszehcu Stunden lang zu gehen fort,, fuhren, hörten endlich auf. Das vermehrte Feuer preßte darauf einige braune Tropfen aus, welche auch bey dem stärksten Feuer, das ich aeben tonnte, nicht vermehret wurden. Und da ich auch sonst weiter keine Wcrandcrung wahrnehmen konntc, so ließ ich das Feuer Msgchcn. Die lvässenchte Feuchtiytnt/dic j,n Ai:fan< ge dieser letzteren Destillation übergicog, und besonders üesammltt wurde, schmeckte, wie sic abgenommen wur, de, Gg2 4^8 17-jo den i^ren 3lllg. Bächen fuhrell wir diesen Tag den Bjurlju, 'Jasy (glatt) Berec, Boijchaja (groß) Berec, SjoksM vorbey, und de, süßlich, wurde aber bald sauer, und lvog sieben Qllllttlri::. D^s Ocl l.>derder schwcre Gcist, der bn) dcm jläl'stcn Feuer giemi, wog zwey Qnintlein, ui'd dcr Tud^ukops, dcr Ivcker war und zicgelwch anssahr, war am Grwichte zwo Unzc» <'lzc durch Alislmlglmg mit warmein Waffrr zu be» raubcn. Gleich allfanB liachdcnl das warme Wasser darauf gcstanden und mit ihm gekocht wordril, konlitc man i» dem Wajscr nichts wahrnchmcn, a!s fthr wc» mg lvcißc zavtc Erd^.- doch schcmct cs, daß außcr dic^ str z«u lcn Erdc, dic sich aus der Lauge v»u selbst wieder abs^i)ci'tt'/ dclN ! odtcllkopft noch etwas müsse abgc-llollttnen wurden sty«. Dcim als «lau ihn hcniach wirier trocknttc, »var uuhr Abnahmc dcs Gewichtes zu mcrk'll, als man vo» dcr wrnigrn Erde vmmlche« durste. Uni n:ni von der Natur dcs üdcrgcst.egcneil Geistes zu nrthcll'.i!, goli ich so wohl das l»cy dcr erstcll und lciztmDcMasiW l!bcmcgal?genc Wasser, als t"'N Gnsl vl'n der Irtztcu Destillation zusammen, l»cß s'^ durch Flln Fcurr dis Nl Bach Raidpnlak 7107 w. 322 Rlasicm. 469 und giengon bis an den so genannten Wasscr»all, nahe unter welchem wir übernachteten. Unter dcn Krümmungen Entstehung eines Häntleius anrauchen zu lassen, darauf j„ l'iucn kühlen Ort, um Krystallen z» befom'ncn, lvor^lf ich selche bcl^m , 5ie nach allcn Eigenschaften, ziämlch nach dm blattmchtem W^sen und «hrcm I'Mi? gcn Echn'clzn in dcm Fc,^-, Glauo^g Wl'.ndcrsal;c schr nahc keinen. D^ch nulß ich ^kcnncn, daß sic nicht so bald als gcd.ichtts Salz fiosscn. Es gab My Qllinllcin, sill!cn inw zwanzw, Gran. Das üdcrglblicbl'lU' Wasser licß ich wicdcr ctwas abranchcn ,md setzte cs dcr Krystallisation aus; es qab noch a6)t ,md ;wcn';il) Gran Krystallcn. Dic crstcrcn ''ahm nn-tcr dem V^c,lößcr!tNsisa!asc länglich und ftchsrckicht, an ll-ydm EM'» ^lünftf ln»d wic absichaucll aus, sie waren durchsichtig, ulw firli, ,.m ans d«,'n ;u clitstlhi'l.ü^« Veränderungen auf die Natur dcs auslill^llsi^n Wesens richtig schließen zu können. Mit ans^Iösetem Gg 3 704 i?4o den lotM 5lllg. gen des Flusses war die Berctische die vornehmste, welche sich nach dem lifer ohngefähr eilfWerste zwey hundert UUd Bleyzucker wurde diese kaugc so gleich dick uud wciß, und gab in kurzer Zeit einen weißen, feinen Nicdcr' Wag, als cm Brey gestaltet Mit aufgclö'sttcni S>^ ber brachte ich anfangs keine Veränderung zuwege, nach clncr halben Stunde aber setzten sich in dem B"' den dcs Glases, worin die Vermischung geschahe, klein-spiele Krystallen an. Mit dem in Schcil'ewasscr aufgelöseten Quecksilber schlug sich so gleich ein weißes -Pulver zu Boden. An statt der Lauge vermischte ich mit eben diesem aufgelöseten Quecksilber aufgelöseten A< laun, nnd cs trug sich eben diese Veränderung N«, doch setzte» sich bald darauf langspißigle Krystallen, wie Salpeter an.Mit Salzgeiste geschahe gar keine Vcrändenmg' nnd als ich eben den Salzgclst auch mit aufgelöset Alaun vermischte, konnte ich auch nichts wahrnehme»' Mit dem von der Feuchtigkeit der Luft zerstossencn Weinsteinsalze wurde sie gleich ganz weiß, und sie scsM sich bald als weiße lockere Flocken zu Boden. Schofel der in Weinsteinsalze aufgelöset und mit Ml^ verdünnet ist, wird so gleich mit einem starken Gestade von der Lauge zu Boden geworfen. Schwefel, der w" Kaik aufgelöset uud mit Wasser vttdlmnct ist , l"d^ anfänglich keine Veränderung ; „achgehcnds setzt M oben eine starke Haut, und nach und nach fallt au) etwas zu Boden, und cs entstehet ein Gestank- ll" eben dieses that auch an statt unserer kaugc der <"'t Bach Kaidyntak 7^7 N> 322 Klaftern. 471 und achzig Klaftern erstrecken, nach dcm geraden Wege aber über zwo Werste nicht ausmachen soll. Syinin nie gori, lösetc Alaun, nur daß dieser die Veränderung gc, schwlnder jliwcgl'l'lingt. Mlt Kalz Wasser geschlchct anfällglich keine Veränderung: hernach saliell nach uud «ach weiße Flocken zu Boden. Weder der Violensast, «och das Wasser dcr elll.jcwäss^rtcn Gaüapfc!, lcidcn die alla'gerinljstc Vcnu,denu,g tü dcr Falk. Ich .rollte genie das Eiscn, wo^uu ich so vicle Spule» hattc, in dcr That hcrausln ilM», und uahlll etwas von mcmer Stcinbuttl haben , als daß sie etwas von dem mineralischen Laugensalze in sich 474 l74^ den ictcn Aug. gemerkt wird, daß ohngeachtet in diesen Gegenden des Winters ein sihr tiefer Schnee fällt, jedoch auf diesen Bergen wenig davon zu sehen seyn soll, und daß das Gras> auch die Blumen des Frühjahrs auf diesen Bergen, vor jder ganzen übrigen Gegend, am ersten hervor kommet Deswegen soll eS zur selbigen Zeit eine ungemeine Menge Hirsche darauf geben, von welchen auch an dem oberen Ende dieser Berge deutliche Merkmale zu sehen waren, da sie nämlich viele Erde gefressen hatten, wovon hin und wieder ziemlich tiefe Gruben nachgeblieben waren. Dicss Erde hat einen etwas salzigen Geschmack, welcher wie vie-len Thieren, also auch besonders den Hirschen ein le/ ckerdissen ist. Oberhalb gedachten Hirfchbergen warett wieder große Berge, die, weil sie unterhalb dem obere» Ende der Beretischen Krümmung anfangen, und langst derselben stehen, pcrerroloschnoi priluk genannt werden. Nicht weit von dem unteren Ende dieser Berg^ war wieder zwischen ihnen ein Alaunschieser, der zwar von dem, den ich am vorigen Tage gesehen hatte, nicht unter- ^ schieden genommen hatte; dann die Materie wuchs mchr"" dcn Scitcn des Glases aus. Oben abcr warcn eben solche Schwulsten, als bcy dcr «anz allem aufgelöst« und daranf Mgcdunsictcll Stcinbttttcr, und cbcn s" ^ lc K!l,mpm wie kleine Nadcln zu schcn. Und cs schien dijs gqnzc Wcscn noch schmieriger als vorher i' stvn. . /0/^,^ 7F-. /^^.^2,2.. , ^. 322 Klaftern. 475 schieden war, aber nicht cinen so großen Raum einnahm, und daraus ebenfalls die vorhin beschriebene Smnbutter gleichsam auswuchs. Nicht gar cine halbe Wersts unter dem Bache Sjokjul war in demFeljcn des westlichen Ufers cine natürliche Höhle zu sehen. Der Felsen, worin sie ist, reichet hart an den Fluß, und sie ist ganz an dem Fuße dcs Felsin, so daß das Wasser dicht bis an die Mündung geht. Die Mündung ist bey drey Klaftern breit, die Höhe be» tragt dritthalb Klaftern. Die Höhle erstreckt sich etwas schief aufwärts in den B"rg hinein, und gehet nicht wei» ter als etwa drey Faden hinein, wird auch gleich von der Mündung an enger, und ist zuhinterst nicht über einen halben Faden hoch, und eine Arschine weit. Eine Werste und hundert und achzig Klaftern ober« halb dem Bache Sjok-jul war in einem steilen Felsen, der hart all dem Flusse hervorragte, auf einem runden Vorstande desselben, welcher ohngefähr eine Arschin ins Ge> vierte hielte, und nicht weit oberhalb dem Fuße des Felsen war, die Figur einer Tatarischen Zaubertrommel roth ge-mahlt zu sehen, von Größe wie der Stein nach dem hie-bey gezeichneten Nisse. Der Stein, worauf die Figur gemahlt war, ist ein schwärzlicher sehrcharter Stein, mi^ untermengten sehr feinen Spathblättlcin, und es scheinet, daß 4?5 174c) den ic>cen Aug. baß da, wo der Stein bemahlt ist, er wie mit einer weißen Kütte ganz dünn bestrichen gewesen sey, worauf die Farbe getragen worden, die jcßo sehr blaß als wie Ziegelstein?, pnd so rauh, wie eine Bicnenwappe ausstehet. Der Fall ist von keiner sonderbaren Erheblichkeit. Er ist ohngesthr slmfzig Klaftern lang zu merken. An dem nordlichen Ufer hat er steile Felsen, die auch von der Steinbutter ' schr reich « Diese Steinblttter ist wcit schöner und viel weißer, als die vorige, und siehet vollkommen so aus, als wie emi^ Schröder dcr nalürlxhcn Geschichte dm wmklich gc' wachsc«;cn Muu, dcn slc den F^delalau» lmuml, b>!' schmben. Doch ,st d>c Muctcr, daraus cr wächsct, auch ein schwarzer Alaunschni'cr. Vcy dichr vcrnilithl'l te ich wcit wcnigcr ftttcs Wcftn, als bc>) der odW'», wcswcgen ich auch zu gleicher Zeit, da ich mit jnicr Vcrsuche machte, einige mit dicscr anstclltc. Eiln' Un;e lösete ich in acht Unzn, rcmcm Utld dchillittl», Wasstt' auf. Alks lüsttc sich nlcht auf, sondern es blicbrn Sllk'b lein von schwarzem Schiefer nach. Das Wasscr, so d^ Sa'z aufgelöset hatt^', sahe draungclb aus, und zog drn Mund schr zusanunru/ lvubcy rs doch cunge Süßigkeit hatre. Mu Vltrlolgrisi wird es blasser, und nach zwccn Tagcn sch'ägt cin wc ^s Pu'.ocr niedcr/wclchrs ich dM'ch ein VcrgrößrruuMias fur Krvstallen hielte. Es war innerhalb dieser Zeit auch etwas von dcm Wasser vw raucht. Vom Sa.'pettrgezstc wird cs auch blasser, hrrucch «bcr wieder ctwqs gelher ohne Nieder fch'aq. Von, Sa!zgclsie lcidct cs eben 0ie Vcr' «nderung alo vom Vitriolgcijic. Von ^ul^^" Bach aidymak 7^7 N). 522 Rlasiern. 477 reich sind; aü selbigem Ufer ist m,ch der Fall vollerKtippcn welche kein geringes Geräusch verursachen. Ja es entstehen daß tcm Eisenvitriol entstehet anfänglich keine Vcrändcrnng. hernach aber wird es dn^kler. Eisin, das in Scheide, Wasser aufqclöset ist, will anfänglich ttnbe werden, abcr hernach klärt cs sich ganz auf. Von anfgrlöfctem Cypri-schrn Vitriol wird es grasgrün. Vvn aufgelösetem wei-ßcn Vlttiol und auMlöfctcm Alaun leidet es nichts. Von auf^lösctcm V!cy;z,cker wird cs gleich garsiia wci^ lick), und in der Oberfläche röthlich/ d»>ch erfolget dcr Niederschlaq «icht aeschwindc. Endlich erfolgt cr in Gestalt eines wel< fangs keine Veränderung/ hernach ward es milchicht, Md schlug sich endlich zu Boden. Violcntinctur wil^ viel dunkler, doch fällt sie weder ins grüne, noch «"6 rothe, sondern mehr ins blaue. Mit GMpfcln ein

. Z^^Rlasiern. 47^ wankete und krachete, daß ich wenig Ruhe hatte. Das südliche Ufer hingegen ist von Klippen ganz frey, wcswe. gen Ich habe eine Unze dieser Steiilbutter in cincr genügsamen Menge von reinem drstillirtcn Wasser auft gelüstt, das aufgelösete rein abgegossen, nnd bey gelin. der Wärme abrauchen lassen. Es blieb achzig Gran unauMIlchcr Materie nach/ die in kleinen Schiefer stücklein bestund. AIs das aufgelösete fasi bis znr Tro> ckene abgcraucht war, wog es sieben Ouintlein, und sahe weiß, und hin und wieder grünlich aus, und war in seiner Oberfläche, wie in eine traubenförmigc Schwulst aufgelaufen. Es war von einem zärtlichen, weichlichen Wesen, und man sahe hier und da kleine Krystallen, an, derwärts dünne Scheiblein, wie bey dem Sperma Mcr? curii. Es ließ sich in acht Unzen destillinen Wassers rein auftöftn,- und da man das aufgelösete dnrch Fließpapier lauft« ließ, so blieb in dem Fließpapier nichts nach. Nachdem cs klar dm chqelauseu war, so wurde reines Weinstcmsal; dazuycwurft'n, bis es damit gesättiget war, wozu sechs Qumtlei» Weinsteinsalz vonnöthen waren. Man ließ diese Vermischung wieder durch Fließpapier laufen, und gelinde abrauchen, hernach in der Kalte stehen, da es dann eben eine solche Art Wundersames g.,b, als wie von der ersten gelblichen Steiubutter. Die zwcyte KrystMsation «ab viel weniger, als sie bey der gelblichen Steinl'utter gegeben hatte, nämlich nicht mehr als smfzchcn Grau. Die Figur dieser Krystallen war nicht deutlich zu unterscheiden. Vielleicht könnte man sie 485 ,74" den icttl! Aug. gen man auch ohne alle Beschwerlichkeit darauf geh^ kann. Ich schließe auch,daß der Fall nicht sehr hoch sey" kam»; ft platt' Md achrttkicht nennen. Man sahe dünne Blättlcm und viele Winkel; und da die Krystallen anfänglich gantz hlll warm, so winden sie «ach einig^ Zl'it ein wenig vcrändcrt, dergestalt, daß sie ins g^ fielen. Nach sehr langer Zeit wurden sie etwas feucht und noch gelber. Nach dein Exempel der ersten Untersuchung lüscts ich ;chen Unzen dieser weißen Strinbutter in cinek genügsamen Menge deMirte» Wassers auf, da daiul drey Unzen nnd zween Scrupel von schwarzem un"ut' gelöstt^'m Schiefer nachblieben, Welches eine gavz ai^ dere VcrlMtniß des Schiefes zu der allfiüslichc« Materie giebt, wie kurz gemeldet lrovdön. Es solstt aber weiter nichls daraus, als daß in einigen Stücken Schiefer mehr Stcmluuler stecke, als in anderen, oder daß einige Stembutttr mehr Schiefer enthalte, als we andere, welches in unsere Untersnchllugcn keinen Einsts hat. Die aufgelöste Materie ließ ich bey gclindc'" Fcucr alirauchen. Währendem Abranchen lrgte sich ci« Nieser Satz aufdcin Voden an.Daaber Wn vielWasscr weq war, so bekam die gauze Materie die Gcstalt "'ncS gekörnten Hmngs, zwischen welche,n ein schmieriges braunes Wesen zu sehen war. Die darauf sichle finssige Materie war dullfelljrautt. ?lls ich aber «lies hatte erkalten lassen, sv wurde auch allcs zusauiniell W. S«, «vie cs lvar/ that ich cö in rjne Retortt, "«» Bach Kaidynrak 7127 N> 322 Klaftern. 48< kann ; dcnn eben die Anzahl der ieute, welche die Kahne an andern Stellen bisher gezogen hatten, war auch hier zurei- zog die wasserichte Flüchtigkeit davon ab, von welcher drcyUntzcn,scchs Quintlein, fünfzig Gran übcrgiengen. Dieselbe walletc mit dc«n von dcr Luft zerlassenen Wein» sicinsalze auf, die letztern fünf Onintlein mehr, als das erst übergegangene. In Scheidewassn' anfgclüsctes Quecksilber ward davon.weißlich und trl«be. Aufgciö' sctcr B!ey;uckcr wurde im Hincingil'ßl'il weißtl'übl'/lmd hlcich darauf ficl ei» dicker wcißcr Satz zu Boden. Vwlcnsast wurde davon purpurfarbig; anfgclösttcs Ziilll liitc kcine Vcründcrnnss. Im Wcinstcinsalze und Wasser aus^clüstter Schwcftl trübte sich davon uuß' brachte cincn Gestank hervor. Mit Kalk liud Wasser ausqc» lösctcr Schwefel wurde gleich dick und machte cbcn sol» chcnG.stauk. ' '1^>i D-c in der Retorte nachgebliebene Materie wo.l vier Unzen, sahe im Boden röthlich, gcgcn oben zü hj» und wieder safranfärbig, qanz oben weißlich aus, mid war so löchmcht als ein Vlmscnstein, „nd viel lockcrer els wie sie hinein gethan wurde, wie sie bann Mer einen halben Zoll höher zu seyn schien. Diese wurde zu Pnlvcr gestoßen, in eine irdene Netorte gethan, und ihr vier und zwanjigStunde nach einander mit starkem Feuer zugesetzt, daß man a»ch auf die letzte von oben zu fcucrtt, bis der Hals der Retorte gluete. Im W,fan, yc gieug noch etwas lMmchtc Feuchtigkeit/ welche, da -n Hh sie Hamtsch,N, Z.Theil. 482 . 1740 den Uten Aug. zureichend, wle die Probe auswiese. Den eilstm des Morgens, als es Tag wurde, gicngcn wir den Fall hin« auf- sie zu gehen aufhörte, besonders verwahret wurden Darauf ließ ich das Feuer vermehren, uud es folgten weiße Dämpfe, dic ohngefähr vierzchen Stunden laus immerfort aufstiegen, doch ft, daß sie schult nach acht Stunden immer weniger wurden, bis sie sich endlich Verlohren. Endlich sielen bey vermehrtem Feuer, Tropfen, die ctlvas gefärbt waren, und da ohncden» «lies zusammen alnete, so ließ ich das Feuer ausgehen. Es schien sich auf die letzte ctwas wie ein Sublimat in die Höhe zu begeben. Die llbergcgangene Wässerich' te Feuchtigkeit war klar, und wog sechs Quintlein, ze< hen Gran, und schlug sich mit dem aufgelöseten Silber gleich als Käsemolken nieder, deren sich doch viele ball darauf wieder von selbst aufiösete. Dic gefärbte , Säure, ft übergegangen war, und im Gewichte zwey Quintlein ausmachte, und die wässerichte Feuchtigkeiten alle zusammen, dieicmgen so wohl, die noch von der er-fieuDeMation übrig waren, als dic von der letztere", wurden zusammen gegossen, und ich ließ sie durch Mhpapier laxftn, und sättigte sie mit gereinigte«" Wcmsteinsalze, dessen ich siebe:, Scrup?! dazu nötM hatte. Damit verfuhr ich, wie bisher, daß ich les nam» lich abrauchen und in Krystallen anschießen ließ- I;en: auf ich goß auch et, konnte al^r nicht dn> mindeste Vcraudrruug wahrnehmen. Der Todte»' köpf, der iu der Retorte nachblieb, war locker und ziegelrot!) und wog anderthalb Uu;cn. Ich laugte ihn Nut reinem drMirtcm Wasser aus, nach dieser Aus-lauguug aber lrvckntte lch ihn wicder, und ftnd im Gewichte keinen Abgang, ohngeachtct ich auch etwas weißes in meiner Lauge beinerkte, a!s rinc zcirfe Eldc, die ünfäiu-lich wegen ihrcr kcichtigfeit in dem abgegossn nen Wasser schw.imll,, sich Mr uachgchends in dcm Gcfaßc, so dic l'augc euthiclte, zu Boden setzte. Es war aber davon auch sche wenig, und es ist wohl ebm diejcuigc,dic in dcr Netorte bcy dem stärksten Feuer wegen ihrer Lcichtigkeit iu die Höhe gestiegen War. Daß die Lauge aus dem Tudtenkovfe wenig oder nichts enthielte, davon überführten mich das von der Feuchtigwt der Luft ;crstosMe Weiusteiusal,, der SallMst, das ach yclüfcte Eilbcr, das im Schcidewassrr aufgelösttc Quccksilber, und der mit Kalk und Wasser aufgrlosete Schwefel, dcrcn keines von meiner Lanqe auch nur dic allergcriugste Veränderlülg litte. Der einzige auf-gelöstte Bleyzucker ward davonz et!vns trüdc und in ci< . HhH ner 434 !74<2 den "ten Aug. des Wassers Mana war unter dem Falls ohna/fahr westnordwestlich und oberhalb demselben nördlich. Wir hatten die/ ner halben Stunde setzte sich in dein Gläslcm etwas weniges von einem weißen PnlvcrMraus fast nichts an-dels geschloffen werden kann, als daß etwa noch in der Lauge etwas von der obgcmeldeten sehr zarten Erve geschwommen hade,wclchc diese Erscheinung verursachet hat. Hierin wurde ich auch durch den folgenden Versuch bestärket. Ich ließ die noch übrige Lauge ziemlich lange abrauchm, und setzte sie an eiüm ftuch' ten Ort zum frystallisiren , konnte aber keine Krystal' len zuwegedringen,- dahero ließ ich sie ganj abranchen, da dann eine zarte weißliche Erde vier Grau schwer zurücke blieb. Ich versuchte aus dem Todtenkopfe durch eine Probe im kleinen das Eisen auszuschmelzen. Zu diesem Ende nahm ich Myhuudert und zwanzig Pfund dieses Todtenfopfes nach dem Probiergewich, lc, und röstete ihn zum Ueberstuß in einem reinen Scher, lien unter beständigem Umrühren. Ich konnte keinen Nauch davon aufsteigen sehen, und die Materie blieb so locker als vorher/ sie wurde aber doch etwas rö' thcr, ich fand sie auch mn sieben Pfund im Gewichte verringert. Ich machte einen Fluß dazu von tm'l) Theilen weißen FlusscS oder Drcßdnischcn Salzes, "-mm Theile geflossenen Glases, Glasgalkn und Kohk'w siaub jedes einen halben Theil. Ich dermischte drcy Centner dieses zusammengesetzten Flusscs mit "biacr Menge des gerösteten Todteukopfes. Die Materie stoß iwar im Tiegel recht schön, ich bekam aber lein Else«- Bach Aaidyncak 7107 N). 322 Klafter« l. 485 biefen Tag wieder sehr gutes Wetter, abcr die Reise gieng wegen der vielen schnellen Stellen sehr langsam« Wir körn. Ich versuchte also aus der rohen Stcinbuttcr dergleichen zu bcwmmen,aus die Art, wie bcy dercrst^ beschriebenen Stcinbuittr; es wollte nur abcr nicht besser, als mit selbiger gelingen. Ich bediente mich eben derjenigen Flüsse und eben des Ofens, als bey der «rstcn, und hatte noch dazu das Unglück, daß die Materie mit dem N. 2 beschriebenen Flusse nicht wohl stießen wollte. Die bey der eisten Sttinbulter crzähltcnVcrsuche mit Eisenscilc uudMtriolsm:re w,eder-höhlte ich auch mit dieser, zu welchem Ende ich eine Un;c Steinbutttr mit einer Unze Eisenseile vermischt in cm Glas that, W^jscr darüber goß, und es zusammen Viele Tage in cmcr gelinden Wärme stehen liest. Ich goß endlich das Wasser ab, ließ es durch Löschpapier laufen, und bcy gelindem Feuer vieles davon wieder abrauchen. Allein es wollten sich keine Krystallen an-sttzcn, und cs schien sich auch nichts von der Eisenscile aufgelöset zu haben. Zu cincr Unze eben dieser Stein-butter nahm ich ftchs Qmutlein Mriulöl, welches ich ouch ein paar T.ige in gelinder Warme hielte, cm lvcickz abraucheu liefl, und cs hernach an das Feusicr setzte. Es wuchs an den Seiten des Glases auf, und bekam hin und wieder iu seincr Oberfläche Schwulsten, und eü waren auch hie und da Päcke gleichsam kurzer Nadeln angehängt zn sehen, als wie ctwa dem Magne, H h 3 tcu 486 1745 den i2rcn Aug. Wir fuhren die Bäche Taschjul, Tustat, ma-laja und dolschaja Togurga, Sosnovka vor^ bey. Der Fluß war ven ganze,» Tag über voller Inseln, von denen die merkwürdigsten diejenigen sind, unterhalb deren oberem Ende, ohngefahr eine Werste davon, ich das Nachtlager hielte; weil sie durch den Beynanicn Bobrorvie das Andenken der Biber erhalten , die vor diesem in diesen Gegenden gewesen sind. icute von achzl'3 Jahren, welche sich ihr iebtage in diesen Wildnissen auf/ gehalten haben, wijscn sich kaum zu besinnen, daß sie von Tamrcn gehört haben, wie drey Biberfamilien sich in dieser Gegend ehemals niedergelassen hätten. EZ ist keines" Weges zu zweifeln, daß vorher viel mehrere daselbst gewohnet haben. Und so ist es mit diesen Thieren fast durch ganz Sibirien, daß es heißt, sie seyn da gewesen« Fast an jedem Orte wüste man noch aus alten ErzähluN" gen, daß Vieber daselbst gewesen wären; weil man aber ihre künstliche Wohnungen leichtlich entdecken kan, so h^^ man sie auch gar bald auszurotten gewußt. Das aller" unschuldigste und dem Menschen auf keinerley Weist schä^ liHc Thicr ist ausgerottet wordcn,weil es durch seine Woh' nunge" ttn dic Eisl'nscile auzchangcn pflegt. Ich goß dic '"ß^ daß man ihn zu seiner Zeit der Sklaverey wieder erlassen « An oft belobtem Orte S- 34. Bodrowie-Inseln 7151 N>. 167 Glasiern. 489 sollte; denn wir wissen nicht, ob es geschehe. Was soll man aber nicht von so leutseeligen Geschöpfen hoffen ? Allein ich will in meiner Reisebcschreibung fortfahren. In der Gegend gedachter Bibermscl ist der Fluß zum wenigsten eii,c Wcrsie bm't. An dem südlichen Ufer des Mana drey Wcrste mttcchalb des Baches Sosnovka war wieder ein bemahlter Stein zu sehen; allein die Witterung hatte bey nahe alle Figuren daran unsichtbar gemacht, und es ist außer einigen ungestaltm Umrissen von Bäumen und einigen Ringen nichts daran zu sehen. Zwischen die-!em bemahlte«: Steine und dem Bache Sosnovka waren an dem linken Ufer zween klippichte Gründe im Flusse, über die wir gehen musten. Sie waren aber von keiner Er« heblichkeit. Zwo und eine halbe Wcrste oberhalb dem Bache Bolschaja Togurga war an dem rechten Ufer abcrmahl an dem Fuße des Berges eine kleine Höhle, zu sehen, welche an der Mündung zwo Arschinen hoch und zween Faden breit war, welches Maaß sie einen Fade« lang in den Berg hinein behielt, allwo sie sich endigte. Wenn alle unterirdische Höhlen nicht größer als diese wa< ren, so würden sie kaum dem Namen nach bekannt seyn. Den i2ten machten uns die vielen Inseln in dem Flusse und das öftere Hin-und Herfahren nebst dem schnellen Strome viele Hindernisse in der Reise; doch die gröste Hinderniß wurde von den bösen Ufern verursachet, die an Hh 5 vielen 492 17 ln den l2ttll 2lllg- vielen Stellen dergestalt mit kleiner Waldung bewachsen waren, daß die Ziehstrickö weit umgetragen, und dic Käh' ne meisicntheils mit Stangen fortgestoßen^ werdell musteN. Die Bäche, die wir vorbey giengcn, waren der große und kleine Gpikovka, und nach zurückgelegten sieben Wersten und ein und neunzig Klaftern von den: letzteren, kamen wir uach Mittags ohngefahr um zwey Uhr Zu dem Flusse UrjU' N m„a,Vcr von der südlichen Seite einfällt. Dlcscr ist zwar'an der Mündung bey zwölf Faden, aber ein paar Werste oberhalb derselben nicht über vier oder fünf breit. Seme Mündung war vor alten Zeilen drcylumdert und zwanzig Klaftern weiter oben;- seit welcher Zeit cr aber diese Veränderung ill jcinem iaufs gelitten hade, weiß niemand zu sagcn, ohngeachtet ich ieule darüber befragt habe, die vor vierzig Jahren an diesen Gegenden gewesen sind. Der landwcg zu Pferde von Rrasnojarsk nach Adakansk gchet den Mana aufwärts, und ohn-gesähr eine Wcrst unterhalb dem Urju-Mana seht man über den !17ana, den man bey seichtem Wasser durchrei' ten kann. Von hier gehet die Reise den UrjwMan.! aufwärts bis Dcrbma D. das an dem Ienisti - Flusse liegt. Bey der Mündung des Uvju-Mana aber wird die Hälfte des Weges bis Derdina gerechnet, und diese kann man zu Pferde in einem Tage zurücklegen. Oberhalb Urju-Mana auf dem nordlichen Ufer des Mana ist ein schr angenehmes erhabenes Feld zwischen den Bergen und Bodrowie-Inseln 7151 NX 167 Masicrn. ,M und dem Flusse, welches sehr gut zum Ackerbau wäre. Es würde sich auch wohl schon lange jemand darüber gemacht haben, weil es den Bauren in den Dörfern (l)vsjanskaja, Corgosthma, Lodeika, Bcrcjovka nicht unbckanm ist, als welche hieher stark auf die Jagd gchcn, und in dieser Gegend vielen Hopfen sammlcn; aber es liegt gar zu wcit von ihren Dörftrn, welche sic cine Zeitlang verlassen müstcn, um das hicsige Ackerland abzuwarten. Sousten pslcgcn hier Tatarische Jurten zu stehen; die jetzige Emdtczeit aber hat sie alle weggetrieben, und sie sollen isich jcho meistens in dein Dorfe Bercsowka aufhalten, und Korn schneiden helfen. Ich hatte mir völlige Rechnung darauf gemacht, hier zum wenigsten einen oder ein paar zu bekommen; dann dieRuWhen Wcgwei« ser hatten mir schon, im Dorfe Ovsjanskaja gesagt, daß sie die Fahrt und die einfallenden Bäche oder merkwürdige Ocrter an dem N7ana nicht weiter als bis Hieher wußten. Ich hatte als» hicr viel zu thun, bis ich sie bereden konnte, mir weitere Hülfe zu leisten. Gurc Worte mit unter« mengten Drohungen drangen endlich so weit durch, daß sie sich entschlossen weiter zu gehcn, und versprachen mir alle vorkommende Merkwürdigkeiten,'die ihnen bekannt wärcn, getreulich anzuzeigen. Ich gieng also ohne mich aufzuhalten weiter, und brachte bis auf den Abend in einer Krümmung des Flusses zu, die ich nicht ganzlich zurücke legen konnte. Denn es war von da noch bey sieben Wcrste 492 ,74o dcn ,2len Aug. Werste bis zu dem oberen Ende der Krümmung. Etli" che Wersie unterhalb meinem Nachtlager hatte ich eine Kurzwelle. Die Arbeitsleute, welche an dem Ufer mit dem Ziehen der Kahne beschäftiget waren, sahen von wei« tem ein Thier ganz ernsthaft und gleichsam mit abgemejse' llen Schritten kommen, welches einige für einen Bären/ andere für einen Vielfraß hielten. Sie giengen hart bis an das Thier, welches sie endlich deutlich für einen Viel^ fraß erkannten, und nachdem sie ihm ein paar guteStrei' che beygebracht hatten, sicngcn sie es noch lebendig; es schien abcr, als sie es zu mir brachten, daß es nicht viel leben übrig hätte, deswegen gestattete ich, daß man es vollends todt schlagen mögte. Da mir die Sibirischen Ja» ger einmüthig die große list dieses Thieres, und seine be< sondere Gchhicklichkcit theils den Thieren nachzuschleichen, damit es dasjenige durch list ausrichten mögte, wozu eS die Kräfte nicht hat, theils auch die Nachstellungen der Menschen zu vermeiden, schon seit vielen Jahren geruh-mtzt hatten, so wunderte ich mich sehr, daß es hier gleichsam mit Vorbedacht seinem grösten Feinde, dem Menscht entgegen gegangen war, um sich von ihm todtschlagen zu lassm. Isbrand Ides nennt es ein bösartiges Thier/ das bloß auf den Raub ausgehe, und von nichts anders lebe. Es soll sich, sagt er, wie der luchs auf den Bäumen ganz stille aufhalten, und sich zwischen den Zweigen vcr- bergen, bis ein Hirsch, Elend, Reh oder Hch vorbey- gehet Bobrowie-Insiln 7^1 w 167 Rlasicrn. 493 gehet, oder in der Nähe, wo der Vielfraß lauret, weidet; alsdann schießt es, wie em Pfcil, mil vielcr Geschick-lichkcit auf das Thier los, und packt es mit den Zähnen M dcr Mitte des leibcs, daraus es so lange frißt, bis das Thier zu leben aufhört, da es ihm hernach mit Haut und Haar und ohne Widerstand zu Theil wird. Ein Woiwode, der einen Vielfraß zur k'.st dcy sich hatte, ließ hn einmahl in das Wasser werfen, und hehte ein paar Hunde auj- ihn. Allein der Vielfraß packte den einen geschwind am Kopfe, den er unter das Wasser tauchte, und ft lange darunter hielte, bis er völlig erstickt war. Als« dann lief er nach dem andern Hunde und würde mit ihm unfehlbar nicht besser umgegangen styn, wenn nicht einer der Zuschauer zwischen ihm und dem Hunde ein Stück Holz geworfen hätte, welches den Vielfraß ein wenig aufgehalten, dem Hund abcr Zcit zur Flucht gegeben hätte. So weit HcrrIsdrand Ides. Die iist, mit welcher er den Thieren, wie schon oben gesagt, nachstellet, wird von allen Jägern bestattiget, nur daß mir gcsagt wurde, der Vielfraß suche den Thieren von den Bäumen aus auf den Nacken zu springen, und selbige anzupacken, da es dann um die Thiere bald geschehen seyn soll. Was insbesondere die Hirsche anbetrifft, so ist mir davon erzahlt worden, daß er nicht leicht andere als jährige anfalle. Rcnnthie« re, Bisamthiere sind ihm auch Leckerbissen, wiewohl ihm alles ein Leckerbissen ist, was Othem gehabthat, oder noch 494 l/4" ben I2tcn Aug. noch hat, wenn cr es nur bekommen kann. Hast"/ Eichhörner, rothe, weiße und blaue Füchse, Rebhüner, Auerhänc, Birkhüncr, Moraschüner, Haselhüner hat cr eben so gerne auf seiner Tasel, als große Herren. ^^' richtet aber mit allen seinen Kräften auch fast gegen die kleinsten Thiere nichts aus; die großen Thiere überfällt er am liebsten auf obcnerzälM Weise, wie ein Straßenrad der, oder sucht sic in ihren ia^ern, wann sie schlafen/ 5" überrumpeln; die Nennthiere sull er auch öfters eine Weile in der Runde herumjagen, und sodann geschwinde auf einen Baum springen > unter welchen seiner Vermuthung nach das Reimthier gewiß kommen wird,- denn er weiß, daß dasselbe durch das Jagen m die Runde betäubt wird, und noch cine ziemliche Zcic hernach in der Meinung sieht, er sey hinter ihm, weswegen er auf einen Baum springt, welcher in dem Umkreise des Zirkels ist, da cr gcjagethat» Dieses lhut er als ein listiger Schelm. DaS Federvieh, auch Füchse und Hastn woiß er lebendig nicht anders zu kriegen, als durch straßenräuberische Streiche, daß er sie nämlich in den iagcrn überrascht. Da ist er aber so vorsichtig, daß er nicht gerade zulauft, sonder" vorher gleichsam viele Zirkel um solche Thiere krieche"" macht, bis er durch ihre Unbeweglichkeit ihres Schlafes überzeugt wird. Ist cr nun ganz nahe dabey, so weiß er sie so zu fassen, daß sie nicht lange A' haben sich zur Gegenwehr zu stellen. Er ist aber auc' nic»" Vobrowie-Instln 7151 w- 167 Rlasicrn. 49; nicht so cckclicht, daß cr Aeser oder todtgcschlagene Thiere verachten sollte. Was er ohne Mühe belong men kann,' ist, ihm desto angenehmer. Er schleicht denen verschiedenen Fallen, welche die Iägcr ftr allerley Thiere machen, nach, und geht nicht leicht in,eins hinein, dle gerichtet ist; sicht cr aber cm zerdrücktes Thier darin, so wciß cr es entweder ganz hcrallszuzie« hen, und läßt es sich wohl schmecken, oder frißt dasjenige davon, was aus der Falk noch heraussieht-Die Jäger der weißen und blauen Füchse, die sich in der Gegend des Eismeeres aufhalten, klagen überaus sehr, daß ihnen diese Diebe so vielen Schaden thun. Dieses bringt mich auf eine neue Eigenschaft dichs Thieres. Von keinem einzigen Thiere, als von dem eigennützigen Menschen, kann man sagen, daß es allenthalben leben könne, wie unter der iinie, also auch bey dcm Nordpole. Dcr Vielfraß ist auch allenthalben, er laufet von Süden nach Norden und von Norden nach Süden, wenn er nur zu fressen findet. Die Kälte stärket seil^ Fasern, und machet die Verdauung der Speisen leicht. Die Wärme treibt seine Säfte mit mehrerer Geschwindigkeit herum, er kann in kurzer Zeit mehr Säfte zur Auflösung der Speist absondern , als unter cmem kälteren Himmelsstriche. Er gedeihet, so sehr auch sein Gedeihen den Säßen der Phy^ fiologie widerspricht , an die cr sich gar nicht kchret, und wodurch cr sich in seinem Gedeihe,» nicht stören läßt. Man nennet 496 17^2 dm lzten Aug. nennet ihn mit Recht Vielfraß, weil er unglaublich fres' sei, kann. Ich habe aber niemahls gehört, ohngeachtet jch leute darüber befraget habe, die fast Tag und Nacht unter dem Wilde sind, daß er sich jemahls zwisch^ zween Baume begeben sollte, um den Unflalh auszupressen, damit er neuem Futter Plaß und seiner Unersättlichkeit Raum machen mogte. Diests scheinet also die Erdichtung emcs Poeten, öder eines fabelhaften Geschichtschreibers der Natur, oder vielleicht die Erfindung eines Kunstmahlcrs zu seyn; (weilman schon Gemählde davon hat,) denn wer weiß, welche unter diesen drey Gattungen von leuten die andere verführet habe. Nach Ueberlegung aller ober zahlten Umstände fällt es nur noch schwerer die Handlung unsers Manischen Vielfraßes recht zu begreifen. Vielleicht wissen wir noch nicht allä Eigenschaften der thierischen Seelen! Konnte es nicht zuweilen geschehe:,, daß das Thier in Gedanken gienge, wie der Mensch? Den izten rcistte ich des Vormittags glücklich fort' allein nach Mittage waren wieder sehr viele Hindernisse, absonderlich von derjenigen Art, die ich vcrwichenclt Tag angetroffen hatte. Ich kam ziemlich frühe zu deM oberen Ende dieser Krümmung, in welcher ich Nachtla" ger hielte. Selbige macht in allem eilfWerste dreyhundert und drey Klaftern aus; es ist aber nur ein Berg da zwischen, und die gerade Entfernung beträgt nicht mehr Bobrowic.Insiln 7151 N>. '67 Rlasien:. 49? als nemwq Klaftern. Nach dieser Krümmung war der Flusi gleichsam niit Inseln besäet. Von Bächen aber hatte ick oberhalb dieser Krümmung den Nischnaja und Wcrchnaja Bogaraja, Aksichep, Ndat, Hveler, Ossmowa, unter welchen Ndac und Ilxelet die gwstcn^ i^id jener ohngefähr drcy, dieser zwo Klaftern an der Mülldung breit waren. Ohngefahr hundert Faden oberhalb dem Bache Ossmowa übernachtete ich. BoIcua< ja (reich) ist als ein Beyname des Baches zu betrachten weil in der Gegend der zwcen Bache, welche diesen Na-men führen, der Fluß Mana vor andern sehr fischreich gehalten wird, auch weil die Elende sich sehr gerne cm ihnen aufhalten, und diese Gegenden also reich an Elenden sind. Aksi-Hep, welches so viel ist, als die weiße Wurzel der rothen iilien *, hat den Namen vo» einem Berge in der Nahe gleiches Namens, worauf viele der? gleichen lilien wachsen. In der Gegend dk'scs Verge» ist auf dem nördlichen Ufer ein schr groß^ Feld, wclches wohl für sechs Familien zum Ackerbau hinlänglich ftyn würde. Sonsten waren hier auch viele Sadorschki, welches niedrige Gründe sind, die gemeiniglich in dem Flusse ziemlich weit hervorstehen, und hin und wieder mit einigen Bäumen bewachsen smd. Sie sind del, Ueber« schwem- ' IM sullureo'crccri. Ii Ramcsch. A. 2. V)«l, 4Y3 i?4^ dell 14 und IM, Augl^?^^ schwl'nnnunqcn unterworfen, ' worin sie sich hauptsächlich von den Saimirsi^lsiHc unterscheiden. Kug ist nach der hiesigen Sprache ein niedriger mit Grase bewachsener Grund ohne Bäume, welcher auch Luschok genannt wird, wenn der Platz klein isi, wie er gemeiniglich an deM t17ana zu ftyn pstegt. Den i^ten waren die Hindernisse.größer, als bis< her; doch rührten sie nicht von der Seichte des Flusses, sondern von den schlimmen Ufern her,die an vielen Stellen theils mitHolz bewachsen, theils beworfen waren, daß man die Fahrzeuge abermahls nicht anders als mitStt'sicn sort« bringen,konnle. Der Fluß fängt an schmaler zu werden, wie er dann M vielen Orten diesen Tag nicht über sechzig Fadm breit war. Die Krümmungen gehen a»lch forö und es waren noch immer viele Inseln darin. Wir sich« ren heute die Bäche Rcsch dsjltl, sden Rehbach) RyD' dsjul, (den Zobelbach) und Ictovka lden Tannonbach) vorbey, von denen die zween ersteren vsn der südlichen Seite finfallen,unv der erstere ungefähr zween, der andere vier 'Fadcn,, der dritte nicht über eine Arschin breit ist. Ei'" Werst, drcyhundert mch dreyßig Faden oberhalb RcjW' dsjul ist auf dem linken User m drey Faden von dem Fuße desselben, wieder eine Höhle, deren Mündung gegen den Fluß rund, und ungefähr cincn Faden brcic ist. Inwendig ist sie zwar cben so breit, - - - - ilber Bach Gssmowa 7201 N> 25 Klaftern. 4^9 aber zween Faden hoch, und erstreckt sich auf zween Fa« den schief in den Berg hinein. Das merkwürdigste daran ist, daß das Gebirge daselbst aus keinem Kalksteine, sondern aus einem wilden harten schwarzlichen Fclsensteme bestehet, der hin und wieder mit Spathblechen unter« sprengt, und mit dünnen weißen Ouarzadern unterlauft« ist. Nicht gar cine Wcrste oberhalb Msw-dsjul hatte sich der Fluß ft gcdrehet, daß sein lauf vollkommen süd« lich war, welchen er beynahe eine Werste lüttg von da behielte, und nach diesim Striche ist alls dem westlichen Ufer ein schönes und erhabenes Feld, welches sich ziem» lich weit in das land hinein erstrecket, und sihr gut zu beackern wäre. Das Wetter war bisher gut, nur daß wir alle Morgen Ncbcl hatten, doch niemahls so dicke als heute. Wir übernachteten zwcyhundcrt und zwanzig Fa-den oberhalb dem letzteren Bache, den wir heute vorbey gicngen, indem wir unsere Reise so lange fortfttzeten, als die Finsterniß der Nacht uns darak nicht hinderlich war. Der iztc August war meiner Reise nicht mchr beförderlich , als die vorigen Tage. Ein ungemem dicker ' Nebel machte, daß ich erst ein paar Stunden nach Son« neu Aufgang abfahren konnte; dann rmine Wegweiser bethcurtcn hoch, daß sie m dicsen Gegenden nur zu iande gewesen wären, und'die WaPrfahrt mcht wüsten. Ich I i 2 hielt! 5oo 1742 den!6tcn Aug. hielte es folglich für gefährlich vor dem hellen Tage ab, zugehen. Eine große Menge Inseln, zwischen welchen wir oft hiwund herfahren musten, ehe wir dadurch zu koM-men vermogten; jähe oder mit Bäumen bewachsene Use''/ da die Fahrzeuge nicht gezogen werden konnten, sondern mit Stangen fortgestoßen werden musten, hielten uns m der Reise gewaltig auf. Wir giengen die Bäche Aa« mennaja, Ielowaja, Dshir-dsjulskaja, und M^ laja Nlkuc und noch überdem den von der rechten Seite «infallenden Fluß Dshlr-dsjul vorbey, der auf fünfte hen Klaftern breit ist. Dcm Bache Dshirdsjlllokaj^ gegen über auf dem linken Ufer war abermahl ein schönes erhabenes Feld, das sich beynahe eine Werste in die lano ge erstreckte, und zum Ackerbau sehr tüchtig war. Man fand auch auf diesem linken Ufer (auswärts zu rechnen) Spuren von Thiergruben, und die Arbeitsleute sagten, daß die Baurcn aus Lodeika ehemals dem Wilde bis hichcr nachgestellet hätten, welches sie aber schon seit viclen Iah" ren ausgegeben haben sollen. Die Krümmungen dcs Flusses waren heute ebenfalls sehr merklich, und der imif desselben war einmahl südsüdwestlich. Oberhalb dew Bache UlkM hatten wir an dem südlichen User einen klippichteu Grund im Flusse, der wohl bey dreyßig bis vierzig Faden währte, wie denn auch obcn der iauf des Flusses sehr schnell ist. Ich übernachtete fast zwo Wcrste oberhalb dem Bache Malcha Ulkul. Den i6ten hatte ich Bach Malaja Ulkur 7229 N>. 316 Alaftern. 50» ich einen Tag, der an Beschwerlichkeit der Reise alle vor« hergehende übertraf. Schnelle und überaus seichte Stel» len des Flusses, und das immerwährende Hin.und Her« fahren von einem Ufer nach dem andern, wozu ich mich bequemen mußte, um nur durchzukommen, hielten die Reisi so auf, daß ich den ganzen Tag nicht einmahl funf-zchen Werste zurücklegen konnte. Ich kam auch nicht mehr als zween Bäche nämlich den Boljchaja Nlkm, drey Werste und zwey und vierzig Faden oberhalb dem gestrigen Nachtlager, und einen andern ohne Namen, fünf Werste zwey hundert und drey und sechzig Faden unterhalb dem heutigen vorbey. Etwas unterhalb dem letzteren Bache muste ich üb?r eilten klippichten Grund nahe an dem westlichen Ufer des Flusses gehen. In dem Flusse waren hier viele Inseln, und eS befanden sich auch sonsten an den Ufern hin und wieder Stellen, die sich gut zum Ackerbau schickten. Bey dem verdrießlichen Fortgang der Reise war mir doch der heutige Tage höchst erfreulich. Ich bekam einen Boten aus Rrasnojarsk mit einem Packele und Briefen aus Petersburg, darin man mir vollkommene Hoffnung zu meiner Rückreise nach pcccrs, bürg machte, und mir anricth, mich nach und nach näher gegen Petersburg zu begeben, weil die völlige Zu, rückberufung nächstens erfolgen würde. Ferner bekam ich mit dicsim Packele auch ein Schreiben voll Herrn Alex« ander NAlhclm Manini, der mir von der Academic Ii 3 i«' )02 1740 den l?tm Aucf. zugeschickt war, um ihn vor einen Coolsten lateinischer und deutscher Schriften zu gebrauchen, weil es mir an ei/ ner solchen Person fehlte, und ich jemand verlangt hatte. Er war eben in Petersburg, als mein Verlangen daselbst bekannt wurde. Er gab sich also, weil er große lust zu reisen hatte, selbst dazu an, und begleitete den Herrn Prof. Fischer, der wie ich schon gcmcldet habe, als Ad» junctus in der politischen Historie statt des Herrn Prof. Müllers nach Sibirien geschickt ward, fast bis in die Gegend der Stadt Narym. Daselbst verließ er ihn, und kam den !4tcn August nach Arasnojarsk, woselbst die Kanzley auf des H?rm Martini Verlangen mir ob« gedachten Bolen zusandte. Wäre der Ort, worin ich mich bey Erhaltung dieser guten Nachrichten befand, auch in der grösien WilVmß gewesen, so hatten sie mich doch erfreuet; dann es ist mit den guten Nachrichten, die man «n den Wildnissen bekommt, wie mit dem Manna, das in der Wildniß vom Himmel fallt. Den i7tcn konnte ich sehr frühe abgehen, weil der Morgen ohne Nebel war. Gegen sieben Uhr gicng ich den Bach Aciba vorbey, der von der nördlichen Sei^ einfällt, und bey der Mündung auf dhey Klaftern breit ist; gegen Mittag aber kam ich zu dem Flusse Aolba, der von der südlichen Seite herkommt. Er ist an stinek Mündung bey fünf und zwanzig Faden breit und ohnge- fahr Bach Malaja lUcm 7229 N>. 56 Klasicrn 503 fähr cine Al schm ticf. Unterhalb sowohl als oberhalb dieses Flusses sind zu beyde», Seiten des Ni^na schöne Felder, wie dann auch die Tararcn sich derselben l',l bedienen pfiegcn, davon abcr jcßl, außer einigen Merkmal)-» lcn, daß daselbst Jurten gestanden haben, aus obm angeführten Ursachen nichts zu sehen ist. Ich gimg zwar nach Mittage weiter; allein der iauf des Flusses war un, gemein schnell, und meistcntheils keine Gelegenheit die Kähne zu ziehen, weil die Ufer so bewachsen waren, mit Stangen aber war cs kaum möglich, sie in einer Snmdü nur vierzig Faden weit fort.zubrmg«'!,, weil man zuweilen w.'gen der Tieft nicht alle Stangen gebrauchten konnte; daher die Kahne öfters so weit zurücke getrieben wurden, als man vorwärts gestoßen hatte. Ich glaube wohl,das^ wenn man auf nichts, als die Tiefe des Flug's schen wollte, ohne die cmdcrn Um« siönde, die doch aucb nicht völlig aus dcn Aussen abseht werden dürscn, dabcy in Erwegung zu zichen, es möa« lich wäre, dirjen Fluß noch hundert Werste lang auft wätts zu gehen,- denn ohngcachrtt cr immer weniger Wasser hat, je höher man ihn aufwärts gehet, so wird er doch auch immer schmäler. In einem schmalen Fluß kann wenig Wasser cme Tiefe machen, dahingegen in einem breiten Flusse zu cin?r gleichen Tiefe weit mehr Wasscr erfordert wird. Aber ich sahe zugleich wohl ein, daß, da die Wildniß dicscr Gegenden den Arbeitsleutm Ii 4 nicht 5«4 «740 den l8ten bis tcstcn 3lug. nicht gestattete, die Fahrzeuge langst dem User zu ziehen, sie mich gleichfalls verhindern würde an dem Ufer zu gehen. Was konnte ich aber nützliches thun, wenn ich mich im" merdar in meinem Kahne aufzuhalten gezwungen war? Ich besann mich also nicht lange, und faßte den Entschluß von dem Nachtlager, zu welchem ich diesen Abend mit vi-'ler Beschwerlichkeit gelangte, zurücke zu kehren. Ich licß demnach selbigen Abend und den darauf folgenden Morgen alle Anstalten zur Rückreise machen. Den iyten also gegen neun Uhr vor Mittage, da ein großer Ncif gefallen war, trat ich die Rückreise an, und um zehen Uhr ließ ich etwas oberhalb dem Bache Leiba anhalten. Nach eingenommenem Mittagsessen und Bcsuchung der Ufer fuhr ich wieder ab. EtwaS oberhalb dcm Bache Dschir-dshul licß ich etwas an< halten, um die Berge selbiger Gegend zu besuchen, und die Gewächse, die etwa darauf seyn mögten, in Augen, schein zu nehmen. Nach einer Stunde gieng ich aber« mahl weiter, und wie es anfieng etwas dunkel zu werden, hielte ich ohngefähr sechs Werste oberhalb dem Bache Relcc an, woselbst ich mein Nachtlager nahm. De" ,yten gieng ich wegen des sehr dicken Nebels erst gegen acht Uhr ab, und landete ohngefähr um ein Uhr nach Mittage hart unterhalb der ehemaligen alten Mündung des Urju.Mana an, woselbst ich mir wegen der sehr an« genehmen Bach Malaja Ulkut 7229 w- 3^ Klaftern. 505 genehmen Gegend das Vergnügen machte, unter einem Gezelte an dem Ufer meinen Aufenthalt zu nehmen. Nach Mittage gieng ich auf der andern Seite des Flusses auf die dortigen steilen Gebirge, und kam des Abends wieder zu dem Standlager, woselbst ich übernachtete. Den 2c>sien muste ich aus eben der Ursache, dtt mich gestern aufhielte, bis gegen acht Uhr in meinem Nachtlager verziehen, bis sich der dicke Nebel etwas vertheilet hatte. Ich gieng in einem fort bis an die Splninnie gori, da ich ohngesähr um ein Uhr nach Mittage ankam, und stille hielte, um das Mittagses« sen kochen zu lassen, und die dortigen Berge zu besu« chen. Ich hielte mich hier bis gegen fünf Uhr auf. Von da gieng ich ungehindert fort, und kam mit dem Mondenschein nicht gar eine Wersie unterhalb dem Wache Maslcnskaja, da mir die Wegweiser anzeig, ten, daß sie wegen vieler Klippen, die im Flusse lä' gen, sich nicht weiter zu gehen getrauten. Ich ließ also anhalten, um hier zu übernachten. Sonst merke ich noch an, daß den ganzen Tag über von Zeit zu Zeit viele Stellen vorkamen, da es ohr.moglich war die zween Kahne, die ich bey mir hatte, anders fortzubrinz« gen, als daß man sie über die Sandbänke ziehen mußte, welches zuweilen nicht geringe Stöße gab, und I i 5 mich 506 174" dcn 2 sten Aug. mich an der Neise auf dem Flusse Tom wieder erinnerte. Das Wasser war in dem Flusse, seic dem ich diese Oerter aufwärts gegangen, ohngefähr eine halbe Arschin gefallen, und siel noch beständig. Wenn ich also diese Reise >n«r eine Woche spater gethan hatte, wie es gewiß geschehen wäre, wann ich hundert Werste weiter aufwärts hätte ge< hen wollen, so würde ich entweder auf der Rückreise zu Wasser nicht durchgekommen seyn, oder es würde doch ungemein viele Beschwerlichkeiten dabey gestht haben. Den 2istcn gieng ich ohngeachtet des dicken Nebels, wcil das Fallen des Wassers meinen Kähnm die Spornen gab, frühe ab, und wir reiscten mit ziemlicher Geschwindigkeit ; endlich vergieng auch der Nebel völlig, und es ward sehr schöncs Wetter. Ich war mit meinem Kahne, der vorausging, dem Bache Berct gegen über, als hinter nur cin großes Geschrey vernommen wurde. Der Kahn mit den Arbeitsleuten stieß an eine Klippe, und zerscbeiter-te, und sank vor meinen Augen. Es war ein Glück, daß der Fluß daselbst keine sonderliche Tieft hatte, so"st würden auch wohl manche leute, die dieKunst zu schwimmen nicht gelernt hatten, dabey ihrieben eingebüßet h" ben. Alles, was in dem Kahne war, wurde naß, n?or« unter sich auch einiges von meiner Gerathschaft, und eim'ge auf dieser Reise gesammlete und getrocknete Kräuter besän* .den. Doch ward GOtt sey Dank alles gerettet. I^ befahl Bach Malaja,Nlkm 7229 w- 3'ö Klaftern. zc>? befahl dcn gesunkenen Kahn, nachdem er ganz ausgeleert war, an das Ufer zu zichcn, um ilm zu besichtigen, ob er nicht nur in so weit ergänzet oder hergestellet werden könnte, daß man die Ncise bis Rrasnojarsk noch zur Noth darin verrichten kömtte. Allein der Boden und die Querbalken waren von der Klippe völlig zerschlagen, und die Herstellung desselben konnte mit den Zimmerge. rächsihaftcn, die wir bcy uns hatten, nicht geschehen. Weit lcichtcr war es bey dem Vorrache des Holzes, das allenthalben an dem Mana war, einen Floß zu bauen, und die Geräthschast darauf nach dem Dorfe Ovsjanskaja zu bringen. Die lcute, die etwa der Floß nicht zu tragen vmuogte, konnten zu Fuße gchen. Nach dichr Vcrathschkgung befahl ich also cincn Floß zu bauen. Ich aber hatte nicht nöthig darauf zu warten, sondern ich fuhr nach Verweilung einer halben Stunde weiter, und muß bckcnncn, daß die Fahrt auf dcm N1ana bis zu d?r Mündung nicht gar ohne Schrecken gewchn sey; dein, es lagen noch in dem Flusse ungemcm vielen Klippen zerstreuet , die man zuweilen vor den Wellen nicht schcn konnte', und ich habe es gewiß einer besondern Vorsorge GOttes zu-Mrciben, daß ich mit meinem Kahne so glücklich durchkam, zumahl er viel tiefer, als der an den Klippen zerschmetterte Kahn gieng. Die Gcschicklichkeit der Wegweiser hilft zwar etwas; ich kam aber viele Klippen vor, bey, da keine halbe Elle fehlte, daß nicht das Fahrzeug, wenn 5^3 »740 den eisten 3lllg. wenn es der einen Seite nur um diese geringe Entfernung näher gekommen wäre, hatte zerscheitern müssen. 5" dergleichen Fällen merkt man am besten die unsichtbare Kraft, welche eine fast augenscheinliche Gefahr abwenden hilft. Die Wegweiser betheuerten hoch, daß sie von der< gleichen vielen Klippen, als wir auf unserer Fahrt hätte«, und die man nicht eher, als bis man ganz nahe dabey war/ zu Gesichte bekam, vorhin weder etwas gehört noch gesehen hatten. Bey nahe hatten sie mich, ehe wir die Mündung des Mana erreichten, so schüchtern gemacht, daß ich ausgestiegen wäre, um mich nicht einer offenbaren Gefahr auszusetzen. Denn sie sagten, das wüßten sit wohl, daß der Mana in seiner Mündung sehr oft ver> schlämme wäre, und daß sie deswegen öfters mit ganz klei« nen Kähnen schwer durchkommen könnten; aber so viele Klippen hatten sie ihr lebtag weiter oben nicht gesehen. Ich konnte nirgends bequem aussteigen, und sie versichere ten mich auch, daß, wann ja die Mündung verschlammt wäre, wir etwa nur auf den Sand zu sitzen kommen würden, daß aber keine Klippen vorhanden wären, u"b baß wir uns von dem Sande, wie ich wohl wüste, leichtlich losmachen könnten. Ich ließ also ohne weiteren Zweifel nach der Mündung zufahren, die ich um ein Uhr nach Mittage erreichte. Sogleich bemerkte ich zwischen dem Manischen und Ienlscischen Wasser eine deutliche Ver« «ndcrung der Farbe; das Wasser in dem Mana sahe vi«l Bach MalajaUlkut 7229 NX 316 Rlasiern. 5^9 viel schwärzer aus, als in dem Ienisti, und an dem Orte, da sie sich vermischten, war es sehr lrübe und schäumicht. Ich kam durch oie Mündung ganz glücklich und ohne irgend einen Aufenthalt, und fand den Ienisii sehr angelaufen, welches vermuthlich die Ilrjache ist, warum uns keine seichte Stelle in der Mündung des Mana aufgehalten hatte, weil uns das Waffer des Yenisei durch seinen Anlauf zu Hülse gekommen war- Von hier gicng die übrige Fahrt bis an das Dorf Ovsjanskaja ohne alle ängstliche Sorgen ab. Ich kam daselbst schon um halb zwey Uhr an, und mußte hier verweilen, um zu Mittage zu speisen, auch einige naß gewordene Kräuter und andere Sachen der Geräthschaft, an denen mir gelegen war, bey dem schönen Sonnenschein, den wir hatten, zu trocknen. Jedoch versäumte ich auch die Gelegenheit nicht mich nach denen Höhlen, die auf der andern, nämlich der rechten Seite des Iemsei waren, zu verfügen. Die obere davon habe ich schon in dem ersten Theile meines TageregisierS S. 374,3^5- beschrieben, und es wurde mir damals von keiner andern Nachricht gegeben. Ietzo aber hörte ich, daß zwo in einer geringen Entfernung von einander waren. Man konnte sie beyde mit einem guten Gesichte vom Dorfe aus sehen. Sie sind deswegen in dem Gebirge, worin sie sind, zugleich vorgestellt; die erste ^ zeiget sich von dem Dorfe aus, deßen unterem Ende sie gerade gegen über ist, nach beygehender Figur 1 die andere L ist der Mitte 5'6 l7qo dm 2istcn Aug. Mitte dieses Dorfes gerade gegen über, und siehet so aus, wie die Figur ausweiset. Die Höhle ^. ist dieje' nige, deren ich in bemeldeter Stelle gedacht habe. Sie ist an ihrer Mündung eine Arschin breit, und att der» selben so wohl als die ganze lange hindurch, welche s«s-ben bis acht Faden ausmacht, zween Faden hoch, nur inwendig ist sie um eine halbe Arschin breiter, als an der Mündung. Die Höhle L ist hundert und fünfzig Klaftern höher an dem Ienisei, und an ihrer Mü"" dung einen Faden breit und zween Faden hoch, in' wendig aber nur drey Viertel eines Fadens breit, und nur anderthalb Faden hoch; die länge aber in de» Berg hinein beträgt fünf Faden. Man kann von dieser nicht sagen, was ich bey ^ wahrgenommen ha' be, daß sie nur gleichsam eine Spalte des Berges, die von außen hineinginge, wäre. Man konnte in dichv kein anderes lickt sehen, als welches durch die Mündung h'"' einfiel. Aber ich konnte auch keinen Tropfstein dari" finden/ Es ist, als wann in dem Berge Materie gcst^ hätte, um dieses loch ganz auszufüllen, wie alle die H^ len sind, die ich auf der Manischen Neise angetroffen habej haher auch der Boden der Höhle nicht ft gar cbcn w", »wie in der vorigen, sondern bald ein wenig gegen obcn z erhöhet, bald gegen unten zu vertiefet war. Bey "eln^ Zmückkunft aus diesin Höhlen, licß ich mir die Mittags Mahlzeit wohl schmecken; Yenn es war schon gegen d^ Krasnojarsk 75^9 Mersie. 51» ^lhr; ich sahe auch mit lust meine naß gewordene Geraihä schaft trocknen-, denn der Himmel halte keine Wolke, und? es gleng nick)t der geringste Wind. Gegen die Zeit, da ich abgespeiset hatte, konnte ich alles, was zum trocknen ausgelegt war, wieder einpacken, und mick zu der R^'ise nach der Stadt rüsten, die ich noch vor vier Uhr antrat. Ich kam ohne einigen Anstand und ohne einige Hinderniß noch eben mit dem Untergänge der Sonne inch dcr Stadt Krasnojarsk zurücke.^ NiHm .^ch gleichen Wurzeln, als er dem Kranken gegeben hatte, nebst dem Kraute hohlen, und da war nicht schwer zu erkenne", daß es die Wurzel des Bilsenkrauts war. Den Mahl^ ließ ich gleich einen guten Becher voll des rothen Johann^ beersaftes nach und nach austrinken, und blieb noch et"^ bey ihm, da er mir dann, nachdem« damit fertig war, sagte, daß er um ein gutes erleichtert wäre; >orauf ich ih" zu mir in «nein Haus bat, um die völlige Cur an ihm i" vollenden. Er erschien in kurzer Zeit, und ich machte el< neu Krasnojarsk 7^9 w. 513 Nen kleinen und leichten Punch aus Wasser, ohngefas>r dem vierten Theile Brandtwcin, und eben so viel rothen Jo-hannisbecrsaft, der für mich wegen der großen Hitze, die ich den Tag übcr ausgestanden hatte, auch erfrischend war, und trank davon dem Kranken, und meinem Pcterbdurgi« jchi'n Gaste zu, bis wir alle drey ganz vergnügr auseinander giengen, und jeder sich schlafen legte. Ich freuete mich Zu gleicher Zeit, da ich an dcm Herrn Mamni, ohngeachtet er in ^lulipsburtt gebohren war, doch einen halben ^andsmann antraf, weil er sich ill dem Wüncmderger iande vieie^asn-e aufgehalten hatt?, und nicht nur von vie« len Umständen desselben sondern auch von Petersburg gute Nachrichten zu ertheilen wußte. Ich schlief ganz ruhig, und wußte den andern Tag mich nichi gar vieler Nachte zu besinnen, welche ich ruhiger zu« gebracht hätte. Auch d?r gewesene Kranke sagte mir den andern Tag, daß er schr wohl geruhet hätte, und nicht das geringste mehr von seinen gestrigen Umstanden in sich em< pfände. Gea/n eilf Uhr vor Mittage kamen auch die von dcm gestrandeten Kahn.' an der Mana nachgelassene leute an. und brachten auf dem von ihnen erbaueten Flosse alle übrige Gcrathschaft mit. Sie mußten wegen Erbauung des Flosses an dem Orte, da ihr Kahn gesunken war, über« Kk nach- Ramtsch.R.Z-Thcil. 5l4 l?4" den ?.2st!'n ?lug. nachtön; denn sie wurden mit dein völligen Bau erst ,l aller Zeit des Jahres zu ereignen: dasjenige aber, dchcn ich ehemahls in der Argunischen Provinz gedacht habe, und welches sich alle Frühjahre einfinden soll, * ist doch von den übrigen Erdbeben, nach dem Vorgeben der icute, ganz umevschieden. An der Lena und VAschnaja TlMAwka sollen sie sehr selten seyn. Ich habe schon eines angeführt, das 1725 an beyden Oertern zugleich gcwc-sm ist, dieses aber soll ander Lena nicht wcitcr hinunter als bis Tjcyetschuiskoi (l)strog verspüret worden seyn. Es soll eine viertel Stunde lang angehalten, und von Zeit zu Zeit starke Stöße gegebm haben. Jedoch wird gesagt, daß zuweilen auch in NAcimskaja Sloboda, und also weiter unten, als iu Tschcrschuisk, die Erde gebcbet habe. Ein alter Witimskischer Einwohner hat mir im Jahr 17^ erzählt, daß an diesem Orte siid fünfzig'Jahren dreymahl Erdbeben verspürt worden, und daß das letzte vor fünf Jahren geschehen sey. Es Habe keines auch das stärkste nicht über zchcn Minuten gedauret, und dic Erde si'y nur gleich« 5 S. dicscs Ncifcregisicrs2ten Theil S. 97/ k- K k 3 51 z l? 4n Augttstmonat. gleichsam gewieget worden, wovon niemahls ein Schorsteln, viclweniger em Halts umgefallen wäre; einmahl hatte man nur bey einem, das im Merzen entstanden, wahrgcnom' men, daß das Eie auf dem Flusse davon hin und wieder geborsten wäre. Es scheinet, als wenn alle die Sibirische Erdbeben von dem Eingeweide der Erde, dao unter unö um den See Bmka l ist, ihren Ursprung hätten, denn «.sind sie nur in dem-n Ol'rtern ;u verspüren , die um diesen See und nicht gar zu w eit davon gelegen sind. 2< Spürt man sie heftiger in d?r !Nahe des S?ös, als weiter von ihm ab. z. Giebt es um ds Bargusin^FlusseS das so genannte Berqtherr, (Malrha*) sehr häusig au^ welches die dortigen Einwohnerin dcniampen brennen. ^ wird in großen Stücken, ohngesähr in der Größe eines Menschenkopfs ausgeworfen, und ist allezeit mit einer weiß- lichenMaterie,d,'e dem äußerlichenAnsehm nach dem lerch"'^ schwämme gleichet, vermengt, welche aber leicht davon ,U» scheiden ist,wenn man ein solches ausgeworfenes Stück ""r in einer Pfanne bey gelindem Feuer zergehen läßt, da M die- 1748. S. i 68. uz. bicst weiße Malaie oben hinauf als ein Schäum b?gl,'bt, und mit einem löffcl abgenommen werden kaim. Es ist endlich merkwürdig, was Isbrand ^jdes erzahler, daß oberhalb Irkutzk von der östlichen Seite zunächst dem Klo, sier, das der Mündung dcs Irkuw gegen über liegt, in einem ebenen Erdreiche eine große Ritz? wäre, durch welche vor diesem Feuer ausgekommen sey. Er merket hiebey an, daß noch etwas Wärme herausgehe, wenn man einen Stock bis auf den Grund dieser Ritze stoße, und die Asche rühre. Ich habe zwar diese Ritze zu meiner Zeit niche zu schon bekommen können, obngcacbtcc ich, mich darnach c>r< kündiget habe. Einige lcute, die ich darum befragte, gestunden auch etwas davon gehöret zu haben. Der jeßige Umerstatchalter in Irkuhk, Herr Lange, hat mir gejagt, daß ihm jemand im Jahre 1717 dicscn Ort gewiesen; kaum aber sey eine solche Niße mehr zu unterscheiden gewesen, und cr bab? auch keine Wärme dabey empMdcn. Jedoch hatte man ihn versichert, daß sie da gewesen wäre; und wch Isdrand davon,als von einer zu seiner Zeit sehr bekannten Each« rcdet, die er selbst so gar gesehen zu haben scheint, so kommt sie mir auch nicht unglaublich vor, um so viel. mehr, da ich, wo ich mich recht besinne, m Rul ric>uis Reise durch die Tararcy, odcr im Baco^auch etwas von eben dieser Höhle gclescn hab^ Diese Bücher habe ich iht nicht bey der Hand, daß ich sie nachschen könnte. In Iarurzk und von da weiter b«s an das östliche Weltmeer, Kk 4 so 525 l742 Allgustmonat. so wie auch in den Gegenden Sibiriens, die in Ansehung dcs Flusses JemK a/'gm Westen liegen, will man von keinem Erdbeben wissen. In Kamtscharka aber slnd bey dem qrosien darin vorhandenen feuerspeymdeu Berge auch wie qcwökmljch, erschreckliche Erdbeben, die dmen Itali^ niWen nicbt viel nn sollen; und weil auf denen Inseln , die von Kamrfcdarka fast in einem fort bis nach Japan ll>qen sollen, hin und wieder auch, wie gesagt wird/ feuerlpfyende Berge swd , so ist glaublich , do.ß auch die ganze Geqend zwischen Japan und Kaml-schmka dcm Erdbeben unterworfen sey. Daß zum wenigsten die benachbarten Inseln und das angränzende iand der Kurilen der< gleichen in keinem geringen Grade auszustehen haben, da« von zeuget die oben eingerückte Erzählung. Gedachter Freund, dem ich die gemeldete Erzählung zu danken habe, hat mir auch einen Chinesischen markt' schmMl'schen Zettel, welcher von einem m Chinesischer Sprache gedruckten abgeschrieben war, nebst der Uebcrse- ßung zugesandt. Es sind darin die Kraft und Tugenden des Bezoars von Goa beschrieben. Ich hosse zwar, daß solche geschickten Aerzten nicht unbekannt siyn. W"l aber die Marktschreyerey auch schon in die gelehrten Zünfte aufgenommen ist, so will ich die deutsche Uedec^ setzung davon hieherschcn, um zu zeigen, daß der Mark^ schrcyer-Stilus dcr Chmcscr mit der Schreibart aller Europas Arasnojarsk 7509 N>. 5^t Europaischen Marktschrcyer einerley sey. Doch ehe ich Zum Werke selbst schreite, muß ich vorher sagen, daß dieser Goische Bezoarstein in Chinesischer Sprache Boo-sin-schi heiße, und daß dieses Wort im Deutschen einen herchowchrendcn Stein" bedcutb. Wann man diesen Bczoar gebrauchen will, muß man ihn so fein als Mchl sihabcn. Es gilt gleich viel, ob mau ilw iy Tarasiln t oder schlechtem Waffer einnimmt. Einem Kinde kann'man ein bis zwey Fun 1t geben, einem Erwachsenen drey bis fl'mf Fun. Es hei-ltt alle Arten von kalten und hitzigen Fiebern, vertreibt alle Ohnmachten und Herzklopfen, ist vortrefflich bey etwa sich ereignender Anfechtung oder großer mlt Sorgen verknüpfter Vetrüblu'ß; es vercheilct bey Kindern das Gift der Pocken und heilet alle bösartige und giftige, auch die im Sommer von großer Hitze sicb erzeugende hitzige Krankheiten, vertheilet das Gift von einem schlechten Wasser sff, auch eine jede Krankheit, die von vieler Ar-beu entstanden ist, cS heilet das Vrechcn, ist gut wider den Durchfall, Mt die vcrlohrnc und verdorbene Kräfte wieder t S. von diesem Gelranke oben. ^ Ein kleines Sincsischcs Gewicht. - M Diß ist ein allgemeines Uebel in China, besonders in pel'm, da gutes Trinkwasser schr ftlten ist. Kk5 522 1740 AugUsimoNät. wieder her, treibet aus dem Magen alle sich erzeugende Saure. Vey einer Seuche thut man wohl, drcy bis fünf Dosen zu nehmen. Ein Weibsbild aber soll sich vordem Gebrauche dieses Steines hüten, ehe sie fünf und vierzig Jahre zurücke gelegt hat. So bald sie das fünfzigste Jahr erreichet hat, so kann sie ihn auch mit Nuhen gebrauchen. Als ich von meiner Manischen Reise nachRrasii0< jarsk zurück kam, so hatte sich mein Tatarischer Doll^ nietscher, den ich schon oben gerühmt habe, noch mehrere iieder der Tatarischen Völker bekannt gemacht, womit er spornstreichs zu mir kam, und sie mir vorsang. Un-tvr diesen waren besonders zwey, die ich vor andern f^jsen uud musicalisch aufzeichnen konnte, von denen mir auch der Dollmetscher selbst sagte, daß diese Völker besonders darin verliebt wären, und sie ganze Stunden singen und darnach tanzen könnten. Ich theile sie also hicbey mit, um die Sammlung vollständiger zu machet Die Melodey davon folget auf einem besonderen Kupfer* blattlein. Der Tert aber ist folgender: iied der Sagaischen Tataren. H^ctteln cilHiine derclni ticl^k, '/.ana i^u 5 Bey dem weißen Pferde ist eine Mahne schwanger f,2on3l 6u soll ein Freudengcschrel) seyn, als wic bey da« Pöbel inDsurschl3 sc^a ui Z.^ile ts(,'1:ct5cliec1er (Zwischen^) dcn Aussen und Buraren ist Krieg; In dein Thale stechen sie unterwärts, Oi nelclidol^in ä5cjijlin amnZ (ill il)Za led nün«an^l<. Ich würde (mit dir) spieen, wcni» du mein Herz (dabey wärest) ohn e Verzug, und nähme (dick) in die Jurte und gienge nach Hause. Dieses lied soll ein Kerl gemacht haben, der nach «incm gewisjen Mägdgen sehr stark getrachtet, vom Va-ter bcs Magdgens aber schlecht angesehen worden, indessen ober doch in diesem iiede seine ieidenschast stark zu erken« ncn gegeben hatte. Augrn und Augenbraunen einander verschreiben ist bey verliebten Tatarischen Seelen das grö-sie Unterpfand der liebe. Die emm Naben bedeutet, so muß seine Schöne i!"" Kranich werden. Ich zweifle, ob sich uM schönes Geschlecht in diesen Vogel gerne verwandt lassen würde, es ware dam,, daß es die schöne Tu' genden auch wüßte, und di eicnigm für wahr hielte, welche ihm die Carareü zuschreiben; oder daß es auch gerne wachsam ware, wenn es sich lieber a" die Eigenschaften des Kram, hs hielte, die wir ihm^ zuschreiben pfiegen. S- obe, t . Rrasnojarsk 75^9 ^' 527 Dle poetische Ueberschung dieses iicdes ist diese: Iu! Bcy Oesell, bey Oesell, bey Oesell, will ich scharf Achtung geben, Osocha, dein sind meine Augen mchAugbraunen, ja mein leben Ich siiege, trie ein Rab, den Kranich dort in dem Nch zu sehen, laß Russen und Brayki im Thale sich stechen und in Tod gehen. Dich mein Herz! nähme ich spielend in die Jurte, und entliefe! Als ich meinen Petersburgischen Briefen etwas nachgedacht hatte, so bekam ich nach und nach Muth. Der Herr Präsident versicherte mick, daß die Academic be, schloffen meine Rückreise nach Petersburg aus alle Weise zu befördern, und deswegen bey dem hohen Senat nebst dem, was von mir daselbst vorgestellet worden, auch ihre eigene Vorstellungen gethan hatte. Sie würde nicht unterlasse», eine günstige Antwort auszuwürken, und ich könnte in der gewissen Hoffnung, einen Befehl aus dem Senat nach meinem Wunsch zu bekommen, mein« Reise so einrichten, daß ich Petersburg immer etwas naher käme. Nun war es einerley, ob ick) hier m Arasnojarsk den Winter erwarten und mit Schlitten/ bahn nach Tomsk gehen, oder ob ich noch im Spät- jähre 528 5742 den zcen und 9tm Sepr. jähre mit Sommerwegen diese Reise verrichten wollte. Ich entschloß mich aus der folgenden Ursacke zu dem letzteren. Ich wünschte einige Oerter, die unterwegenS zwischen hier und der Stadt Tomsk waren, zu besich" tigen. Dieses ließ sich im Winter nicht thun, und doch wollte ich auch nicht gerne, bis zum künftigen Frühjahre hier bleiben. Nachdem ich also die Gegenden der Stadk Hxrasnojarsk noch fleißig besuchet hatte, worin n^'r von dem Hcrm Martini aller Beystand war geleistet worden , so packte ich meine Sachen zusammen. Den 8ten des Herbstmonats Abends gegen vier Uhr reisete ich mit meiner Academischen Gesellschaft bey sehr gutem Wetter ab, und kam des Nachts um zchen Uhr in dem Dorfe Jelowaja an, woselbst ich cine Gesellschaft von zween hundert ins Elend verwiesenen m,d nach den Krasnojars-kischen Berghütten abgesandten gemeinen leutcn schon in dem Quartier fand, mit denen ich folglich einerley Nachtlager bekam- Den 9ten des Morgens führ ich mit ausgebender Sonne ab, und kam auf einem sehr trockenem, aber w^ gen der tiefen Ausfahrten dennoch imgcmem beschwer^ chm Wege, gegen Mittage bey Malaja Rarjcha cm-Ich fuhr nach Mittage um drey Uhr wieder ab, konnte aber bis an den Bach Maloi Remtschuk nicht anders als Schritt vor Schritt fahren, und kam deswegen erst daselbst Rrasnojarsk 7509 w, 5«9 daselbst an, wie es Nacht zu werden anfieng. Und weil der Weg weiter hin noch schlimmer beschrieben wurde, so ' war es wegen der Nacht nicht rathsam, weiter zu gehen. Eine halbe Stunde ohngefähr vor Mittternacht erhob sich gerade in Norden wie eine helle Wolke nahe bey dem Ho« rizont, welcher sehr düster war; und ob gleich der Him« mel vorher ungemein helle aussähe, so wurde er dock hin und wieder zwischen den Sternen mit ganz schwarzen Wolken überzogen. Bald veränderte sich die Helle in eine Feuerrothe, die jedoch nur einen kleinen Raum einnahm. Man sahe bald darauf gegen Osten ohngefähr drey helle Balken beynahe dreyßig Grade in die Höhe steigen,welche aber bald verschwanden. Die feurige Wolke veränderte sich zn unterschicdlicheStuffen derKlarheit,und nach einer Viertelstunde fieng sie an sich gegen Osten auszubreiten, wobey sie zugleich blasser wurde. Es wahrete aber auch nicht lange, so überzog sich der Himmel mit lauter düstern Wolken, und es erhob sich ein starker Wind aus Südwesten, der anfänglich das ganze Nordlicht unter den Wolken vcr« barg. Der Himmel aber heiterte sich bald wieder unter «intm fortwährendem Winde auf, so daß man gegen Nor» den abermahl eine sehr deutliche Helle gewahr wurde, wel« che den ganzen Himmel so erleuchtete, daß man hatte glau« ben sollen, als wäre es heller Mondschein. Dies alles il wahrte Ramrlch.R.M). 550 !74^ dcn iO u. lucn Sept. wahrte bis gegen halb zwey Uhr nach Mitternacht, und alsdann wurde der Himmel mit dickem Gewölke übcr'.o-gen, doch so, daß noch immer eine ungewöhnliche Helle nachblieb. Der Wind blies heftig , und endigte sich endlich des Morgens gegen fünf Uhr mit einem Regen, worauf ein ungemeiner Sturm gleichfalls aus Südwestcn erfolgte, welcher bey zwey Stunden lang mit untermischtem Regcn anhielt. Der Wind wurde zwar nachgehends geliüdcr, blies adcr noch in einem fort, und brachte auch noch zuweilen Regen, so daß, je schöner der gestrige Tag war, der dem schönsten Sommertage glich, einen desto unfreundlichern Anblick der heutige hatte. Doch heiter-? te sich das Wetter gegen Mittag auf, nur daß der Wind noch immer anhielte. Ungeachtet des ungestümen Wetters reisete ich den loten mit der Morgcndemmerung ab; denn ob ich dem Wetter stillestehend oder fahrend ausgesetzt war, konnte mir und den Fuhrleuten gleich viel gelten, die sich durch' wehen, und naß machen lassen musten, sie mochten liegen oder stehen oder zu Pferde sitzen. Vier Werste lang war der Weg so schlimm, daß die Wagen und Karren fastgc' tragen werden musten. Sie waren an einigen Ortcn !» tief, daß man fast hatte glauben mögen, die ins C'lenb verwiesenen lcute, deren ich in dem ersten Nachtlager ge" dacht Bach Ijuß 7633 und eine halb. N>> W dacht habe, hätten hier schon aus Versehen Schachte abge« funken, um Erze zu suchen, weil sie doch zu dieser Arbeit ver» wiesen waren. Nachgehcnds aber wurde der Weg besser, und ich kam vor Mittage um neun Uhr bey dem Bache Mostowaja an. Nachdem ich hier zu Mittage gespeiset hatte, so gieng ich weiter,und je näher es-gegcn Abend gieng, desto stiller wurde das Wetter. Nach Mittage hatte ich mit den in der Brunst lausenden Rehen allerley Vergnügen , und meine Jäger schössen auch eines. Die Gegend, dadurch wir fuhren, war überdcm voller Aur-Hahnen und Birkhüner, und ich bekam auch etliche dieser Vögel in meine Küche. Ich hielte mich aus diesen Ursachen in der Reise viel länger auf, als ich nöthig gehabt hätte, und kam erst bey Nachtzeit zu dem Bach Bol-schoi Remrschuk. Den ltten gieng ich in ungestümem Wetter, das sich gegen Mitternacht erhob, mit anbrechender Dem« merung ab; und weil der Weg gut war, so konnte ich auch schnell reisen: nur brachen die baufällige Kar-rcn öfters und machten uns viele Hindernisse, v Dem ungeachtet kam ich noch vor eilf Uhr vor Mittage bey dem Flusse IjUß an, über welchen ich durch Hülfe eines Floßes schon um ein Uhr nach Mittage mit der ganzen Gerathschaft herüber war. Ich schickte von ll- hier 5Z2 >742 del» I2cen Ulid lZttll Sl'pt. hier in ein benachbartes Dorf, um einige Karren zu be-kommen, die mit den fast ganz verfallenen verwechselt werden könnten, und erhielte deren auch zween. Dis übrigen wurden, so viel möglich, ausgebessert, und wir niusten uns noch weiter damit brhelfen. Der Nachmittag war gegen das bisherige ungestüme Wetter, das beynahe zwey Tage lang fort gewahret hatte, überaus angenehm. Da die icute ein paar Stunden mit dem Ucbcrbringcn der Gcräthschaft über den Fluß beschäftiget waren, so mußte ich mich wegen des Mlttagsessens, und wegen der Karren, bis gegen vier Uhr des Abends.aufhalten. Sodann fuhr ich ab, und kam um halb neun Uhr in der Nacht bey dem Bache Agatyk an. Die Nacht war schr hell und kalt, und die ieute welche keine Betten bey sich hatten, musten ziemlich frieren, weil kein trockenes Hol; in dcr Nähe zu finden, und die Nacht uns auch nicht günstig war, uM jolches suchen zu können. Den i2ten brach ich aus mcincm kalten Nachtlager noch vor Sonnen Aujgang auf, und kam um zehe" Uhr vor Mittage bey dem Bache Scherejch an. I^ hatte etliche Tage vor meiner Abreise aus der Stadt ein paar Tatarische Dollmetscher Hieher abgcfertiget,umTatarischen Vorspann zusammen zu treiben. Dicje hatten ihr Geschäfte Back Uchlp 775' n^ 553 schafte sowohl verrichtet, daß ich Pferde genug vor mir fand, und die Russischen Pferde, denen die Müdigkeit sti^on ziemlich anzusehen war, nach der Stadt zurücke schicken konnte. Gleichcrgcstalt waren auch von dem Dorfe an dem Iftlß, das zwanzig Werste unterhalb der Ucberfahrt ist, fünf Karren gebracht, womit die baufälligen wieder abgewechselt werden konnten. Nachdem nun alles völlig eingerichtet war, welches nach Mittage um drey Uhr geschahe, so fuhr ich ab, und kam des Nachts um acht Uhr bey dem Bach Sjuxe an, woselbst auch eine Poststation ist. Weil aber kcmc Dörfer in der Nahe smd, so hattc ich von der Station weiter keinen Nlchen, als daß sich die ieutc in der warmen Stube daselbst wärmen konnten, welches ihnen bey der sehr kalten Nacht wohl bckam, indem das Wasser diese Nacht so stark gefroren war, daß es die Pferde trug. Den izten des Morgens mit Sonnen Aufgange reisete ich weiter, und kam gegen zwey llhr nach Mittage zu dem BacheUrjnp, woselbst ich mein Mittagslager zwar aufzuschlagen gedachte, weil ich auch hier neuen Tatarischen Vorspann antraf, indem eben die ieutc, die den vorigen zusammengetrieben, auch hier ihren Fleiß nicht gesparet hatten. Aber erstlich fand ich hier die Ucberfahrt über den Fluß sehr beschwerlich, weil der Floß, worauf die Geräthschaft übergebracht wcrdcn mußte, sich in einem U 3 über- 534 I?4b den!4ten Sept. überaus schlechten Zustande befand, und hin und wieder erst verbunden werden mußte, um die Gerächschaft nicht i» Gefahr zu setzen, Hiernachst fieng es bald nach meiner Ankunft heftig an zu regnen, wodurch wir gleichfalls aufgehalten wurden. Dann einige Karren musten ausgebessert, und folglich vorher bepackt werden, welches aber der Regen nicht zuließ. Kurz um, ich mußte mir gefallen lassen, in dem anhaltenden stürmischen Regen hier zu übernachte!,. Ich schlug zwar das Zelt auf, hatte aber wegen des nassen kalten Wetters nicht viele Freude darin. Der Regen ließ das Feuer vor dem Zelte nicht gut brennen, uüd der Wind setzte es fast alle Augenblicke in Gefahr; weswegen ich mich zeitig schlafen legen mußte, und nicht'genug Zeit hatte, mich von dem verdrießlichen iicgen etwas zu erhöhten. Den i4ten etwas nach Sonnenaufgange ließ vee Regen und Sturm ein wenig nach, und ich sehte meine Reise fort, hatte aber einen ungemein verdrießlichen und beschwerlichen Weg, weil man durch sehr viele Moräste fahren muste, wodurch die Wagen nicht ohne viele Arbel gezogen werden konnten. Diese Beschwerlichkeit wahr^ bey vierzig Werste, und acht Wcrste hernach kam ich an dew Tttss-jul bey Ralmazkie jutti an, welches erst des ?" bends um fünf Uhr geschahe, so daß das Mittagsesien eben um dich Zcit bereit war, als es Nacht zu werde an" Ralmazkie Juni 7799 W- 535 ansieng. Ohngcachtet also Tatarische Pferde zur Abwech^ selung fertig stunden, so muste ich hier doch übernachten. Einem Kerl begegnete kurz vorher, ehe ich mich schlafen legen wollte, ein unglücklicher Zufall. Er band die Kasten auf einen Karren zusammen; der Karren aber wurde von des Kerls Gewichte überwogen, und schlug hinter sich, worauf der darauf beschäftigte Kerl rücklings auf die Erde geworfen wurde. Dieses beraubete ihn sogleich aller Sinnen. Ich lief sogleich hinzu, schmierte ihm Hirsch-horngcist unter die Nase, brach ihm den Mund auf, und goß ,'hm auch von dicscm Geiste etwas ein, merkte aber darauf noch keine Aenderung. Außer dem Athem Und einem schwachen Puls war keine Spur eines lcbens zu merken. Ich konnte nirgends an dem Kopfe eine Wunde entdecken. Doch, ehe ick ihn verließ, schlug ich ihm eine Ader an dem Arme, und liest ohngcfahr zchcn Unzen Blut aus. Hierauf sing er an heftig aus dem Munde zu schäumen. Ich befahl ihn die Nacht über mit dem Hn'schhorngcist öfters anzustreichen, und alle drey Stun« den ihm davon zwanzig Tropfen einzugeben. Den folgenden Morgen fieng er an sich zu rühren und zu wenden, und einige Wörter zu reden; allein man konnte bald merken, daß cr in dem Verstände etwas verrückt war. Der Kopf war hinten sehr aufgeschwollen. Wäre es kein Tatar gewesen. so hatte ich ihm daselbst einen Einschnitt U 4 ge. 536 1740 den!MN Sept. gemacht; weil ich aber mit keinem Trepan verschen, auch zu schüchtern war, die Operation vorzunehmen, so ließ ich ihm einen guten Theil des Hirschhorngeistes, und ihn selbst in der Jurte zurück. Ich verordnete ihn warm zu halten, empfahl ihm Gott, und wünschte, daß die Ein-saugung des auf seinem Gehirne vielleicht liegenden ausgetretenen Blutes ganz kräftig bey ihm seyn möchte, hinterließ auch ein paar Purganzen, davon man ihm die ei< lie den folgenden, und die andere ein paar Tage hernach geben sollte, wenn er etwa bis dahin das ieben behalten sollte. Wegen seiner Jugend und guten ieibesbeschaffen/ Hcit hatte er noch einige Hoffnung. Die Gcräthschast ließ ich schon des Morgens um 6. Uhr mit meinem, und des Hrn. Marrini Reisewagen gerade nach dem Ria gehen. Ich aber nmste einen Umgang nehmen, um ein gewisses Erz zu sehcn , welches vielleicht eines der ersten ist, das in Sibirien zu den Erzuntcrsuchungen Anlaß gegeben hat. Einige Griechen nebst andern Arbeitslcu-ten haben sich wegen dieses Erzes bey drey Jahre von 1798. bis 1751. hier herum aufgehalten, und so viele durch dieje Gegenden reisende hatten Mr so mancherley Erzählungen davon gemacht, daß ich schon lange reckt begierig gewesen war die wahren Umstände davon zu erfahren. Um diesen erzhaltbaren Ort zusehen, ritte ich ungefähr um neun Uhr, nachdem ich bey meinem Kranken alles bestellet hatte, mit dem Hrn. Martini von den am Tuß- Ralmazkie Juni 7799 w. 537 jul gelegenen Kalmatzkischen Jurten auf fünf Werste weit nach einem Berge, der etwa vierzig bis fünfzig Klafftern hoch war, und sich mehr als eine Werste von Südosten nach Nordwesten erstrecket. In diesem Berge waren ei-luge Schürfen in verschiedener Höhe, die ich wieder auf-schürfen, auch noch ein paar neue Schürfe werfen ließ. Gleich unter der Erde war wie ein Geschulte eines sette't Mergels, gelb, roth, zuweilen braun und grünlich, in großen und kleinen Stücken, mehrcntheils weich, zuweilen hart, meistcntheils in unförmlichen Stücken, zuweilen "uch wie Schiefer. Dieses Geschüttt erstrecket sich etwa «ein paar Schuhe in die Tiefe. Darauf folgt tiefer ei,: gelb« licher lett, aber nickts mehr von gedachtem Mergel. So ist der ganze Berg von oben bis unten. Der Berg siehet meistens kahl aus, wie man es insgemein von einem Erzberge haben will. Unten am Fuße des Berges siehet man ein paar Mppen, die aus hartem und gutem Kalksteine bestehet?. Auch sindct man hin und wieder große Spathsteine. Das Erz kann mit bloßem Hauen gar leicht ycfödert werden. An dem Fuße des Verges läuft der Bach Chaschtar nach eben dieser Richtung als der Berg, dessen ich jezt crwehnt habe, und auf dessen südlichem U< fer, dem Berge gegen über, ist ein erhabener Viereckich, ter Plah mit einem Graben umgeben, der bey siebcnzig Schritte ins Gevierte halt, und gegenwärtig ganz bewach, sen ist. I« dem Winkel, der von der westlichen und ll 5 nord^ 5z8 - i?4^ den i5tt'n Srpt. °" nordlichen Seite gemacht wird, waren Ueberbleibsel des Schmelzofens zu sehen, nämlich Ziegelsteine und Schlau cken. Hin und wieder fand man vertiefte Stellen, wo« selbst Häuser gestanden zu haben schienen. Man sahs auch hin und wieder den Stump eines verfaulten Bal-kens hervorragen. Dieser Ort hat eine ziemlich Vortheil/ hafte iage zu einer Festung; denn an der nordlichen Seite fließt, wie gedacht, der Bach Ccbaschrat, so etwa drey Werste davon in den Tus-jul fällt; auf der westli" chen aber ist ein Morast, der den Zugang sehr schwer machen würde. Jenseit dieses Morastes ist noch ein Berg, der eben so, wie der vorbeschriebene ausstehet. In demselben waren auch ein paar Schürfen von weitem zu se-5 hen, dahin ich mich aber nicht wagen wollte, um mich in meiner Reift, die ich mir noch heute bis an den Rija vorgesetzt hatte, nicht zu verspäten. Ich will aber doch diese Untersuchungen, weil sie, wie ich schon gemeldet habe, fast die ersten in Sibirien ge-wejen sind, von ihrem Anfange an erzählen, da sie überdies auch vieles von der Geschichte selbiger Zeiten erläutern helfen. Vor allen Dingen muß ich melden, daß damahls die Gegenden zwischen Tomsk und Rrasnojarsk noch sehr unsicher waren, und daß die Tararen dieser Gegenden einige Jahre den Tribut bezahlten, einige Iah- re Ralmaz kie Iurn?799 w- 539 re aber nicht, so wie es ihnen beliebte; daß besonders die Kirgisische Rosacken, welche meistentheils dem Kalmückischen Chan zinsbar waren, viele Unruhe machten, so daß man endlich sür gut fand, sie wegen ihrer unruhigen Nachbarschaft mit Gewalt aus Sibirien zu vertreiben, und mittelst gütlicher Vertrage an die Kalmücken ganzlich zu überlassen. Ein Tomskischer Sin bojarskoi, Namens Seepan Tupalskoi ward 1696. von der Tomski-schen Kanzley in die verschiedene bergichte Tatarischen Gebiete, die damahls an der Gränze waren, (/' F^me /^5^we n^oM') verschickt, um den Tribut einzusammlen. Diesem hatte bey der Ein« sammlung ein Rjnasez von der Schuiskaja Wo« lost Mysthan Railaeschakow ein Erz gegeben, und alle Tacarcn in dieser Gegend bezeugt, dass man bey dem Kalmuckischen Fürsten Boschtuchan eben dieses Erz geschmolzen, und Silber herausgebracht hatte. Der damalige Tomskische Woywodewasili Rschevskoi sandte gedachten Tupalskoi gleich wieder zu dem Anjascz, daß er den Ort des gedachten Erzes weisen mögte, wcl< ches er ohne Anstand that. Er führte den Tupalskoi an den Bach Roschmk, * woran das Erz befindlich war *) Sv heist der Name in dem Memorial, das der Woy-wode bey den ZaarenIwan und peeerAlexirrcirsch hitvon 54 O 1742 den!5tm Sept. ' war, und Tupalskoi brach gleich auf der Stelle acht Pud dieses Erzes, welches er sowohl, als den RnjastZ mit sich nach Tomsk nahm. Dieser letztere bat hier ultt Erlaubniß von den Rirgisen wegzuziehen, und sichln das iand und unter den Schuß Ihro Zaarifchen Maje-siät zu begeben, welches ihm auch bewilliget ward. In eben diesem Memorial erwähnte der Woywode etwas von zweyen andern Erzen, von einem, das für ein Silbererzgehaltenwürde, und an einem Berge an dem Tow-fiusse, nur eine halbe Werste von der Stadt bräche, und von einem andern, an dem Bache llschaika, nur drcy Werste von der Stadt, das man für ein Kupfererz hielte. Um von den Erzen in Mostau urtheilen zu lassen, schickte er von jedem zur Probe zwey Pud dahin. Man hielte sich sogleich an das Koschtakische Erz, und zeigte es einem in tNoscau besindlichen Erzschmelzer, Alexan^ der Lewandjan, einem Griechen, welcher gleichsam mit Verwunderung sagte: wo hat man dieses Erz gefunden? Wird man in die Tiefe graben, jo wird man ein recht eigentlich Silberz bekommet,. Zu gleicher Zeit sandte matt von diesem Erze etwas auf der Post nach Riga , und verlangte ein Urtheil davon. Es ward aber von daher geant- httvon eingegeben; has k wirb in Rußland sehr leicht in 5li und»in 0 verwandelt. Wie sich aber das^lM km in ein k verändert habe, weiß ich nicht zu sagen. Ralmazkie Iurei 7799 W 54» «ntwortet, daß, weil man nickt wisse, ob dieses Erz von vben oder aus der Tiefe genommen sey, man nichts ge-> wijses davon sagen könnte. Wenn man es schmelzen wollte, würde das herausgebrachte Silber nicht die Kosten, ja nicht einmahl die zur Scheidung nöthige Materialien bezahlen; man glaube, es wcrde in der Tiefe besser seyn. Man gab dem Griechen vier Pfund, einem Deutschen aber, Namens Timothms Levkin,fwey Pfund zur Pco-be. Der Grieche brachte aus seinen vier Pfunden einen halben Solotnik fein Silber heraus; Levkin sagte, daß er etwas Silber bekommen hätte, und nach seiner Aus« rechnung müsten dreyßig Pud Erz zwey und siebenzig Solotnik Silber geben; wenn man aber tiefer graben sollte, so hoffte er besser Erz. Der Probiermeister Niklas Miller aus Riga schrieb, daß das Erz gut zu seyn schiene, und daß es in der Tiefe sehr reich seyn würde, weil sich die Erze in der Tiefe veredelten; er hatte es auf Silber probirt, und eine Silberspur gefunden; woraus er die Rechnung machen könne, daß in einem Centner drey loth, oder nach Russischem Gewichte in drey Puden fieben und ein halb Solotnik rein Silber sey. Wenn man in andern iandern dergleichen Erz fände, so besinne man sich nicht lange die Sache mit der besten Hoffnung zu unter-^ "chmen. Was konnte der Monarch anders, als diesen 542 l?4<> den l5tm Scpr:/" icutcn glauben? Alle sagten einmüthig^ es ware eitt Silbererz, und würde in der Tiefe sehr reich werden. Der Rl, gische Probierec setzte noch hinzu, in andern ländern besinne man sich nicht einmahl einem dergleichen Erze weiter nachzuspüren. Ohne Verzug also, nämlich noch in selbigem listen Jahre den isten Christmoi^at wurde ein Befehl ertheilt, daß obbesagter Grieche Lewandja" mit zehen andern Arbeitern, die er sich hatte zugeben lassen, nach Tomsk reisen sollte, unddemTomskischen Woy-wodcn befohlen, daß, sobald der Grieche mit seinen leurett sn Tomsk ankommen würde, man ihn, um mit einem klci-« nm Anfange zu erfahren, ob das Erz einträglich seyn würde, oder mcht, zum Schmieden der eisernen Werkzeuge mit zweenen Schmieden und dreyßig Arbeitsleuten vel" sehen, und zur Sicherheit vor dem Feinde, sowohl von den Pferd - als Fußkosacken, so viel zur Sicherheit nöthig seyn würden, zur Begleitung mitgeben, an dem Orte, da das Erz wäre, ein Haus bauen, es mit stehenden Balken einfassen, und so viel möglich befestigen, den Silbererzgän' gen fleißig nachspüren, und mit äußerster Begierde trachten sollte, wie man bald ein reiches und einträgliches ^ finden und ergründen mögte. Wie tief aber ein jed^ Erz läge, was es für Proben gäbe, und ob es sich '" ei' ner größern Tiefe veredle, und um wle viel, Yavon Me per' !S RalmaM Ium 7799. N>. 545 der Grieche dem Tomskischen Woywoden von Zeit zu Zeit Nachricht geben, und ihm sowohl von den Erzen als von dem daraus geschmolzenen Silber von Zeit zu Zeit etwas zuschicken; dieser aber sollte es an die Sibirische Kanzley weiter gelangen lassen. Wenn man nun endlich auf ein treffliches Erz kommen, und aus demselben Silber herausbringen würde, das der Casse weit unter den gewöhnlichen Preise zu stehen käme, so sollte der Woywode von dem Griechen hierüber eine schriftliche Nachricht nehmen, wie viel Erz man mit mehreren leu-ten in einem Jahre födern, wie viel Pud Silber man daraus schmelzen könne, und wie hoch das Pfund Silber der Casse zu stehen kommen würde. So dann sollte man dem Griechen hundert und mehr Arbeitsleute, nach Beschaffenheit der Umstände geben, und zum Holzfällen und Kohlenbrennen eben so viele bereit halten, zu deren aller Bezahlung man zugleich fünf hundert Rubel schickte. Der Grieche sollte mit den ieuten, die bey ihm waren, außer den iebensmitteln,die ihnen gereichet wurden, von jeden iv Pu^ ^l^'zw^y lnwn,. Uocnn jich nachAlüunzc cevkriechen in Tomsk binnen einer halben Jahres Frist ein reiches Ertz finden würde, so sollte der Grieche diesen Contract vier Jahre lang genießen, und innerhalb dieser Zeit das Sil< berschmelzen und alles dazu gehörige drey Rujsen lehren, die lust dazu hatten. Nach Verfluß dieser Jahre sollte ' Man 544 '740 den lztM Gepc./ man voll ihm die Hütte und die Russischen Meister, die er gelehrt hätte, nebst allen Werkzeugen, die bey der Hütte seyn würden, in Empfang nehmen, und ihn mit allen bcy sich habenden icuien und feinen Haabjeeligkeitcn nachN10' scan zurücke lassm. Wenn man aber an dem Bachs Koschtak und andern Ottcn binnen einer halben Jahres Frist kein ergiebiges Erz fände, oder das Erz in geringer Menge entdecket würde, so daß die Ausgaben viel höh"', als die Einnahme wären, und mehr als tausend oder funf< zehen hundert Rubel darauf giengen: si sollte der Gne< che Lcwandjan dem Woywoden hievon ein en umstänp^ lichen Bericht geben, welcher die Hütte in Empfang nehmen und dcn Lewandjan mit seinen leuten nach Moscau, die Arbeitsleute aber nach Hause gehen lassen, hiernachst aber dem Lewandjan und stlnen icutcn auf so vicle Monate, .als die Ncise nach Mostau erfordern würde/ Tagegeld auszahlen sollte. ' .So'lautete der Befehl, womit der Grieche Lewand» jan nach Tomsk abgefertiget wurde. Es verweilte sich ober bis m den 2isten Hornung des 1697 Iahrcs,bl's er mit den ihm mitgegebenen leuten aus Moscau abgieng. ^^' kam daselbst den siebenden Heumonat 5597 mit seine« andern ieuten an. Schon vorher hatte der Woywode Rsckevskoi auf erhaltenen Befehl zwey Tomskiscl^' DittidoMskie, Srepan Tupalowskoi und N?olod" mer Kalmazkic Juni 7799 N>. 5^5 mcr Alpatore mit vierzig Kosackcn abgefertiget, daß sie von allcn vorhandenen Adern des Erzes Proben bringen jede ill besondere Sacke binden und an dieselben Zettel anheften sollten, von welcher Ader jedes Erz, und wie viele Arschinen die Ader dick wäre oder in die Ticfe gienge. Von dergleichen Erze hatten sie bey funfzehen Pud gesammlet und nach Tomsk gebracht. Sie hatten die Erzader an zwenen Orten oberhalb der Erde in der iange von snnfze» hcn und ein viertel Arschin,bey zwey Arschin breit, und zwey Arschin dick befunden. Unterhalb dieser Erzadcr liegt eine Schichte rothen, und unter dieser eine Schichte weiße« ieimens, jede eine halbe Arschin dick. Unter dem wei« ßcn ieimm liegt wieder eine Erzader, von der man aber keine genügsame Nachricht geben kann, weil die Gegend des Verges dasi lbst schr feucht ist, und die Kosackcn dergleichen Arbeit nlcht gewohnt sind, als welche weder zu graben, noch zu besichtigen, noch das Wasser abzuleiten wissen. Denn etwas höher oberhalb der Erzader soll ein kleiner Morast mit kleinen Grashügeln darauf bey zwanzig Klafter lang und bey fünf Klafter breit seyn, an welchem die Erzadcrn anliegen. Das vorhandene Kaschtakische Erz welches bey zwanzig Pud betrug, wollte der Woywode Rschcvskoi dem neu angekommenen Griechen so gleich zu schmelzen geben. Den 8ten Heumonat lieferte er ihm schon die zween Schmiede und die dreyßig Arbeitsleute und Mm ft Ramrsch.R Z'Theil. 546 I74O den^ren Sept. so gleich darauf machte der Grieche alle Zurüsiungen so wohl am Koschrak zu arbeiten, als die Schmelzprobe in Tomsk zu bewerckstMgen; er bezeuget aber, er hätte noch nichts zum Stande bringen können, weil noch vieles ani Bau nicht fertig ware. Indessen hatte er dem Tomski< schen Tatarischen Obristen Semen Lawrow und seineitt ganzen Regimente befohlen sich zum Abzüge fertig zu halten, damit diescs Regiment zur Bedeckung in der Gegend des Koschtaks stehen möchte, weil die KirZisi,, der Arbeit sonst beständig hinderlich fallen möchten. Den iStcn Auqustmonat würde er das Regiment abgehen lassen, vorher aber könnte es nicht geschehen, weil er der Grieche mit seinen Anstalten nicht ehender fertig werden würde. Indessen gieng es an das Schmelzen. Der Woywode hatte vermuthlich vergessen, daß er schon nach Moscau berichtet hatte,er wollte eine Probe mit zwanzig Puden Erz* vornehmen. Als eS zum Schmelzen gekommen war^ g"b er die neu gebrachte funfzehen Pud und ein Pud von dew Erze des vorigen Jahres, also zusammen sechzehen Pud, zum Schmelzen. So bald der Gneche diesis Er; sal/, siyte er gleich, dieieute, die das Erz gehöhlt, hatten cs nicht vorstanden. Ohngeachtet tressliche Anzeigen zu eineM guten Erz wären, so wäre doch noch nichts rechtes darin vor« ' Ev halte nähmlich von dmumst gefödertennoch sechs P"^ bcy sich übrig. Kalmazki Juni ??99 w. 547 vorhanden; s»e hätten es ganz^ oben genommen, wenn sie nur etwas tiefer gegangen waren, so würde das Erz anders aussehen, und auch eine andere Pr»bc Herauekommen Diese sechzehen Pud wurden in Gegenwart des Woywo den geschmolzen, und es kamen fünf und zwanzig Solomik des feinsten Silbers davon heraus. Als diese Probe gemacht war, so verzog es sich bis m den Men August, bis der Grieche Leroandjan mit al« len seinen mitgebrachten, und in Tomsk ihm zugegebenen ieuten, seine Reise nach dem Bache Kaschcak antrat. Mit ihm zogen zu siiner und seiner Arbeiter Bedeckung der obgmamue Kojacken Öbriste Lawww, mit ftincn Kojacken, und Ditti Bojawkle, so wohl Fußvolk als Reitt'rn, mit den Tschadischen Marsen und weißen Kalmuckeu, und andern TamrcN, in allem achthundert Mann, denen befohlen wurde, an dem Orte des Silbererzes eineArt eines Ostroges und an statt der Häuser Thürme mit Ocftn zu bauen, dahin so wohl die Griechen als Arbeitbleut!', und die übrige Mannschaft im Falle eines feindlichen Anfalles sich flüchten könnten, weswegen auch befohlen ward, Schießlöcher in die Thürme zu machen, daraus man mit Canonen und mit kleinem Gewchrcaufdcn Feind schießen könnte. Zu gleicher Zeit wurden auch alle nöthige Materialien und Werkzeuge unv der für so viele Mm 2 z^e 548 ^740 dcn l5tcl» Sept. teute nöthlgc Proviant nach cben diesem Chasw.k theils zu tande, theils zu Wasser gebracht. Sie kamen mit ihren: Gefolge den iM, Herbstmonat bey dem Bache Kaschcak an, und die Griechen ersahen gleich, daß das angegebene Silbererz in einer morastigen Gegend brache. Sie siengen aber doch gleich an zu graben, «nd einen Stollen unterhalb dem Erze z»l treiben , woocy ihnen die Kälte bald sehr große Hinderniß veruvftchete, jo wie auch das v/cle ans den Morasten zusammen gelaufene Wasser ihre Beschwerlichkeiten vermchrete. Deswegen kämm sie, nachdcm sie sich untereinander berathschlaget hatten, auf den Einfall, auf den zwecncn nächst gelegenen Bergen eben diese Erzader zu suchen, die denen Erzadern darin sie bisher gearbeitet hatten gegen über lagen, und wo sie ungehindcrtStolien treiben könntcn.Nachdem sie an dieser Arbeit drcy Tage lang gcnxsen waren, so wurden sie von den Kirgisin überfallen, bey welchem Ueberfall cmcr von diesen Griechen, Namens Simeon sich kaum aus dc»n angefangenen Stollen nach dem Osirog hatte flüchten können. Es wurden auch leute verwundet, und zween die aus den Wiesen waren,gefährlich geschlagen, auch viclePserd^ weggetrieben. Die Kirgisen zogen sich zwar nach zweene" Tagen wieder zurück? allein den Tag daraufnahm auch , das hier stehende Kosacken Regiment siincn Weg wieder nachComsk. Denen Griechen ward hicbey Angst ""d hange. Das Haupt derselben der Lervamjan ließ seine Kamera- Kal'.nazkie Iurti?799 N>. 549 Kameraden in dcm Ostroge mit dcn Arbeitsleuten zurück, und fiüchtctc nach Tomsk, unter dem Vorwande, daselbst Vorstellungen zu thun, daß man ins künstige besser für ihre Sicherheit sorgen mögtc. Bey seinem Weggehen befahl er stincn zurückgelassenen Griechen die Arbeit da,wo sie dieselbe angefangen hattcn,fortzusetzen,weil sie dort ganz nahe an dcn Ostrog waren. Als cr in Tomsk ankam, und dem Woywoden seine gehabte Angst, und die damit verknüpfte Zufälle cr^hlct hatte, vielleicht auch seine Meinung, wie sür die künftige SiHcrheit zu sorgen wäre, eröffnet hatt?, so nahm dcr Woywode Rschevskoi st gleich Anlaß an den Zaaren cine Bittschrift abgehen zu lassen/worin er vorstellte, daß der Grieche Lewamjan von dem Käsi'htak zu ihm gekommen wäre, und ihn gebeten hätte bey dem Ost"0genoch ein paarWachthürnezu bauen, und denPlaß von dcm Ostroge bis an diese Wachthürne befestigen zu lassen, weil die Adern des Silbererzes von dem Ostroge an sich in drey Theile, die nach zweenen Bergen hinlie. sen, getheilt hatten, der Sin bojarskoi aber, Semen Lawrow, auf diese Berge keine gcbauct hätte, wie cs ihm aus der Tomskischen Kanzlcy befohlen worden wäre. Dcr Grieche hätte seinc Arbeit mit einem.Stollen ange, fangen, * Dn'Gmchcn schreiben i» ihrcni Memorial qn dcn ZM'cn, daß sic dui27slrnqusTomsk aögcgqngcn. Mm 2 Ad 1740 den izrcn Sept. fangen, welchen cr würklich bey fünfzig Arschin geg sen das Wasser mit kleinen Kübeln aus, wobey sie oicfts gewonnen hätten, daß das Erz würklich edler würde, und der Grieche hatte aus einem Pud Erze, wie es in! Anbruch stünde, vicr Solotm'k rein Silber hcrausge/ bracht t; Der ^cwamian aber stgte, so bald cr nur mic dem.Stollen an den Berg kommen würde, so würde es noch besser werden, worauf man fest und sicher hoffen könnte -ff; von dem besseren Erze aber habe cr dre) Pfund in die Sibirische Prikas geschickt. Der L^ wamjan wäre der Meynung, daß, wenn man auch nur 5 Hievon siehet nicht das geringste in dem Memorial des Griechen, das cr zu gleicher Zeit nach Mo scat» schickte, sondern vielmehr das Gegentheil, daß das Ecj sich nicht im geringsten noch verändert habe, und vollkommen so, wie die erste Proben desselben sey. Es muß also der Woiwode einen besondern Vortheil dabcn gesucht haben,da er ohnedem auch den Kirgisischen Einfall verschwiegen, und viele Umstände anders gemeldet, als sie der Grieche angegeben hatte. -ff Vorher sagtm alle Kunstverständige, wenn man das srl nur tiefer hohlen tonnte, so würde es weit edler sey»« Itzt aber muß das in den Bergen besser werden. Ralmaykt Iu"l 7799 w. 55^ nur aus diesem Anbruche in einem Ofen schmelzen wollte, man in vier und zwanzig Stunden dreyßig Pud würde durchsetzen können, woraus man hundert und zwanzig So-lotnik Silber bekäme. Nun sollte man den Solotnik im Werthe zu drey Altin und einen Kopeiken rechnen, so würde man aus einem Ofen in vier und zwanzig Stunden zwölf Rubel bekommen. Hievon gehörten den Griechen vier Rubeln, der Casse acht Rubeln, und das würde in vier und zwanzig Stunden mit einem einzigen Ofen verdient. Wann man aber in fünf Oefcn schmelzen sollte, so würde die Casse in eben diesen vier und zwanzig Stunden um vierzig Rubeln reicher werden, die Griechen aber würden in eben dieser Zeit noch zwanzig Rubel vor sich verdienen. Allein, heißt es in dem Memorial gleich darauf, die Griechen mögen und werden auch nicht auf solckie Art schmelzen. Sie wollen mit dem Erzbau fortfahren, damit sie mit ihrem Stollen sich bald dem Berge nähern mögten, zu welchem Ende er der Woiwode den Griechen Lewantjan wieder nach dem Aoschtak abgefertiget , und befohlen hätte, den gesammten Bergbau rund herum mit Nadolobi t und einem Graben zu befestigen. Indessen hatte der Grieche auch gesagt, gegen den Frühling brauche er bey zweyhundert und fünfzig Mann me^,r Arbeitsleute und Ihro Majestät möchten befehlen s Was Nadolobi sch, davon S. dieser Reisen istc« Theil S. 2Z3. Mm 4 55» 174" dcn i5ten Scpr. befehlen, was er für ieute dazu nehmen sollte? Es fan« den sich keine iicbhaber dazu. Jedoch wären in Tomsk viele Abendtheurer und aus andern Gebieten abgelassene, und ins Elend verwiesene und unverheirathcte ieute und 2xosi;cken Kinder. Diese aber würden ihm ohne einen besondern Befehl nicht gehorchen. Der Proviant könnte im Frühlinge durch Arbcitslcute auf dcn Flüssen in Fahr^ zeugen so weit überbracht werden, daß nur eine halbe Tagereise bls zu dem Erze übrig bleibe, wohin mau ihn vol< lends mit Pferden zu. führen gar leicbc vermögend scyn würde. Er wolle da, wo man anlanden müste, Provt> anthäuscr bauen,Mld dieselben mit einem Zaune von stehenden Balken umgeben, nnd den Proviant in die Pro-vianthäuscr aufschütten lassen, bis die Ueberbringung zu iande geschehen kö.ynte. Wegen so vieler ieute aber, die auf den Frühling daselbst gehalten werden müsten, sey eine Kirche an dem Rojchtak höchst nöthig, indessc« aber habe er würklich eine Kapelle daselbst angelegt-Hierauf hat der Woiwode unter dem i2ten Heumonat 169« wieder einen Befehl bekommen, er sollte mit alleM Fleiß und eifrigstem Bestreben die Arbeit fortsetzen oder dieselbe auch eingehen lajfen, so wie ihm die Umstand vorkommen würden. Insonderheit ward er angewiesen, daß, wann sich große Beschwerlichkeiten äußerten, und öftere Anfalle von feindlichen Parteyen gcjchähen, wovon die RalmaMe Ium 7799. w. 553 die leute todtgcschlagen oder Pferde weggetrieben, oder dm Arbcitsleuten Hindernisse in ihrer 7lrbeit verursacht, und Schrecken eingejaget würde; oder wenn sich in den Gruben viel Wasser fände, oder die Erzadern in der Tiefe auf Moräste fielen, und das-Erz sehr fest und mit Schwcsclkieß vermischt, und nicht besser als das vorige wäre, so dasi die Ausgaben bey derArbcirzusammt dem Proviant und dcm Taglohn der Arbeiter den hievon zu hoffenden Nutzen weit überstiegen, er hierüber schriftliche Nachricht von den Meistern einziehen, und mit der Arbeit aufhören, im Fall sich aber besseres Erz fände, damit noch fortfahren sollte. Wenn es hierauf einen Anbruch von einem würklichen Silbererze gäbe, das ohne eingemengten Kieß und ohne derbes Gestein, sondern weicher als dasjenige wäre, das man im Anfange bekommen hätte, wem, ferner auch das Erz im Schmelzen er» giebiger befunden würde, so sollte man davon zwey bis drey Pfund, und ctwa cin Pfund des daraus geschmolzenen Silbers nach Moscau schicken und davon wcitlanf-tig nach allen Umständen berichten, inskünftige aber kein hartes Kicher' dahin senden, und überhaupt mit vie-ler Behutsamkeit in dem Werke verfahren, und wofern sich ein vergeblicher Aufwand ergäbe, oder mall wahrnehme, daß den ieuten vergebliche Mühe dadurch verursachet Mm 5 554 1740 den iMn Sept. ^ msachet würde, es nicht einmal anfangen f. In eben diesem Jahre den iM, Herbsimonat ließ der Woiwode auf eingesandte Bittschrift des Aewamjan einen Grie^ chen Namens Spiridon Manuilow, den Hewant-san vorher mit bey semer Arbeit hatte, nach N^oftatt wegen Bejorgung einiger eigenen Geschäfte reisen, und schickte mit ihm wieder einen Bericht vom Kaschtakischen Bergwesen, worin er meldete, daß die Griechen schon seit vorigem Jahre in vier Stollen arbeiteten, und daß sich in dem Berge von neuem drey Erzgänge gewiesen hätten, welche die gröste Hoffnung einer nächst bevorstehenden Besserung gaben. In dem einen Stollen waren zween dergleichen neue Gange aufgehauen worden, von derem jeden er eine Probe von zweyen Pfunden schicke, Der Slollcn aber, welcher in dem Morast gelegen, wäre Verlassen worden,wcil die Erzader immer weiter in die Tiefe, und f Es muß dieser Kieß so sehr eingeschürft worden seyn, nml schon in dem Jahre 1696 eben dieser Woiwode zwey Pud eincs vermeinten Silberne?, und eben so viel eines Kupfererzes, die so viel als nichts gehalten, und vermuthlich kicsigte Erze gewesen seyn, nach Moi-cau geschickt hatte. Es war damahls die Zeit, daß sich ein jeder Woiwode durch Einsendung gefundener Er^e bey dem Zaaren in Gnade setzen wollte, wie dann dieser Tomskische Woiwode nicht der einzige zu selbiger M war, sondern viele'Mitbrüder hatte- Doch scheint es nicht, daß es allen ein großer Ernst dabey gewesen sey. Ralmaykie Iurti 7799 N>. 555 und noch tiefer als der nah gelegene Bach giengs,auch das viele Quellwasser eine weitere Arbeit nicht zuließe. Die Griechen versprächen sich aus allen Anzeigen, nächstens große Reichthümer t. Ihre eigentliche und mit Nachdruck 'gesührre Arbeit wäre erst vom May dieses Jahrs an zu rechnen. Endlich schickte der Stolnik und Woiwode Rschevskoi unter dem zweyten Ienner des iQ^sicn Jahres abcrmahls einen Bericht nach Moscau dcs Inhalts, daß sich die Griechen bis auf den 2?sten August dcs vorigen Jahres bey einem einzigen Gange des bisherigen Silbererzes aufgehalten, und einen Stollen von mehr als hundert Klaftern gelrieben hätten, und es hatten sich in dreyen Bergen Spuren von Silbererz gezeiget, jedoch wäre in keinem einzigen Stollen eme Anzeige zur Verbesserung des Erzes entdecket worden. Rund UM die Erzgange herum sey häufiges Qucllwaj^er. Wenn f Wider diese Neden hat der Grieche Spiridon im Nahmen dcs Lewantjans protestirt; dann in einem Zaarischcn Befehle vom i;ttn Hornung 1699 wird dem Woiwoden vorgeworfen, daß der Lewa,man dergleichen Neden nicht geführt habe- Es schonet auch hier die Ursache bekannt zu ftnn, warnm der As« rranrjtm den Spiridon Manmlon' nach Moscäu gesandt habe. Er hatte gemerkt, daß der Wotwode seine Berichte non dem Bergbau nach seinem eigenen Kopfe, und nicht nach der Wahrheit abfaßte. 5;6 1740 den i5ten Sept. man aber ins künftige tiefer graben sollte, würde es, wie man dafür hielte besser werden; weswegen er Woywode befohlen habe, noch auf diesem Gange fortzuarbeiten, bis man besseres Erz anträfe. Es gehe bey dieser Arbeit nicht viel Geld auf; der Proviant, den die Griechen bekämen, betrüge das meiste. Er habe befohlen jen' seit des Baches die Arbeit einzustellen; sie sey aber disseits desto eifriger getrieben worden, und man hätte wegen de^ vielen Qucllwajsers so viel Pumpen angelegt, daß oft in vicr und zwanzig Stunden zu acht hundert bis tausend Eimer Wasser ausgepumpt wären, und dennoch hätte sich das Erz weder in dem Berge noch in der Tiefe ver/ edelt. Aus zwanzig Pud von dem Erz des größeren Stollens wären vierzig Solotnik, aus zehen Pfunden eben dergleichen Erzes , das von besserem Gehalt gewesen, ein Solomik, und ein Kopek, aus zehcn Pud Erzes eben die-scr Grube, aber aus einem andern Orte, funfzehen So-lotm'k, aus zchen Puden der Grube über dem Flusse a>^ dcrthalb Solotnik fein Silber ausgeschmolzen worden. Dics hat endlich dem ganzen Bergbau ein Ende gemacht» Den izten Febr. 1699 ward der Befehl in Mosc^t ertheilt: daß, nachdem die Griechen das schriftliche Zeug' 5iß 'gegeben haben würden, daß sie nach vielen gehabten Bemühungen, und vielen auf diesen Bau verwandten Unkosten kein besseres Erz gefunden hatten, man den Bergbau Kalmazkie Juni 7799' 5V> 557 bau völlig eingehen laffen, den dicscchalb gebauten O-strog aber, wann es beschwerlich ieute darinnen zu halteil, und er von Tomsk oder gen weit entfernt wäre, zerstören,-und die Arbeitsleute nach ihrcn Häusern zurückschicken sollte. Die Gcräthschast aber und das übrige Bley sollte in Tomsk in einer besondern Kammer biß auf weiteren Befehl verwahret.-endlich auch die Griechischen Schmelzer Alexander Le-wantjan mit zween Cammeraden Mch Nertschinsk zum Schmelzen eines dort befindlichen Silbererzes, die übrigen sieben, Alexander Simeon selb siebende nach N70" scau abgelassen werden. Er aber, der Woywodo Rschcvskoi sollte von dem Stolnik und Woywoden Grigorii petrow Solowogo " befragt werden, wa-° rum er in seinen Berichten immer so-gute Hoffnung gemacht, und wider den gehabten Befehl der Casse so viele Unkosten gemacht hätte, ohne die Griechen von Zelten zu Zeiten darüber zu befragen. ,. . > j , ,. 3i6 n" Ich " Aus was vor Ursachen aufgchsslten habc, ob er etwa des Woywoden ^scheva-koi Nachfolger im'Amte giwcftn'sci),odcr was sonst für eine Ursache vorwalte, ist mir nicht bekannt. Fb mich dieser Solowogo dw Rschevskoi befragt, davon habe auch keine Nachricht,, wohl ,aw.diese, haß ... er den Griechen Lcwamja.l befragt, warum er das Bauwesen so lanae damen lassen. 558 1740 den i5ten Sept. Ich hoffe meinem Versprechen ein Genügen gethan zu haben, und kann also wieder zu meinem Reiseregister zurücke kehren. Doch ehe ich dieses thue, will nur noch mit wenigem meine Meinung von dem bisherigen Erze sagen. Ich habe das Erz, so ich auf dem ersten Berge fand, darauf ich gewesen bin, probirt und durch Hr. Niamni probiren lassen, wir haben aber beyde nichts als das Bleykorn in der Probe gefunden. Die vorige Erzählung aber giebt es, daß man auch auf diesem Berge Erz gefödert, welches dem, so ich fand, vollkommen gleich gewesen. Die Griechische und Müllcrische Proben in Nioftau und Riga sind voller Wind, und vermuthlich die Silberkörner, die herausgekommen, meistens von deM Zusätze des Bleyes, und wer weiß, wo noch her gewesen. Die Griechen hatten große iust, nach Sibirien auf des Zaaren Unkosten zu reisen. Den Woywoden Rjchevs-toi gefiel verschiedenes bey der Sache. Er konnte ieute zu dieser Arbeit zwingen, und sie ihnen auch für Geld erlassen, die Kosacken begnadigen, u. s. w. Mehrcres stehet mir nicht zu, von der Sache zu muthmasscn. Von dem oben ersehnten erhabenen viereckichtew Plcche ritte ich ungefähr um Mittagzcit ab, und nach z^ hm Wersten kam ich wieder in die landstraße, an einem Orte, der von den Jurten gerade sechs Werste entfernet ' war. Bach Kosihuk 7861 wcrste. 559 war. Von da gicng der Weg noch bis an den Back Aalba, wo ich meinen, und des Hrn. N?anmi Reise« wagen zu warten bestellt hatte. Von hier auS also fuh» ren wir in Wagen, die uns überaus wohl zu statten kamen, weil des Nachmittags vieler Regen fiel. Der Weg von dem Aalba war wegen vieler Sümpfe und schlimmen Brücken einer der elendesten, der gefunden werden kann; jedoch kamen wir noch, ehe cs ganz finster wurde, an den Aija, über den wir durch Hülfe eines Flosses giengen. Die Karren waren bey unserer Ankunft noch nicht alle übergebracht. Doch kamen sowohl- die Wagen als der Rest der Karren noch vor der völligen Dunkelheit der Nacht glücklich über, und wir übernachteten auf der westliche« Seite dcs Flusses. In der Nacht siel abermahls ein heff-tiger Regen, der bis an den lieben Morgen währte, Hier muste ich an den andern Ort gedenken, den ich auf dieser Tomskischen Reise zu besehen hatte. Solcher ist an einem in den Rija von der westlichen Seite ein« fallenden Bache Roschnk, woselbst theils Silber'theils Kupfererz brechen sollte. Ich durfte nicht lange bey den Tataren nachfragen, so wüsten sie mir zu sagen, daß diese Stelle nur etllche Werste oberhalb des Roschllks Mündung wäre, allwo das Kupfererz bräche; und einer unter ihnen erboth sich gleich, mein Wegweiser zu seyn. Er Söc> «74O den l6ten Sepr.^5 C" beschrieb den Ort als eine starke Tagereise von unserm Nachtlager, und wenn ich also die Karren und Wagen an cben diesem Orte wieder hätte einholen wollm, so hat" te ich keine Hofnung eher als den dritten Tag wieder da zu styn. Ich erfuhr aber, daß man von dem Ao-sclmk gerades Weges bis an den Bach Tlmda kommB könnte, wohin der iandweg von derPoststation ebenfalls führet. Um mick nun in meiner Relse nach Tomsk nicht allzusehr auf;uhalten,ordnete ich an, baß die Fuhren und Wagen bis an gedachten Tunda gehen ^ und mich daselbst erwarten ftllten; ich aber hoftc sie den dritten Tag zeitig wieder einzuholen. Ich «nachte meine Reisege, ^qchschast "gan^ leicht, und nahm auf nicht mehr als zween Tage zu essen mit mir. Meine Gesellschaft bestund aus dem Hrn. N7artt'ni, einem Soldaten, einem Schü^ Hen, emem Aosacken, einem Bedienten und dem V>eg-tveiser,, welchey allen ich auf eben so viele Tage Proviant mitzmlchmen^befahl, als ich für mich hatte einpacken las-W>,^^ch.muste übcr dm.Aij^ wieder.all.cöell dem Orte gehet), als Abends vorher, weil dieReife > auf dem östli^ cheftUstr. bequemer ftyn ftll. >' ,^I^> ,^.. „ , H^Del^Men unl eilf Uhr vornn'ttags reisete ich dem 3^' schub zu,, meine Gerathschaft aber, und was nicht hey Mir lr»ar,. Mch dem Bache Cunda. Ich muste den ,V ' ..... ° 3"hr. Bach Koschuk 79O1 wi 561 Fuhrweg gegen Kras,lojarsk bey fünfWerste zurückreiten ; von do'.'t aber gieng es bestandig längst dem ösili« cheü Ufer des Kija, welches doch meistenthcils auf ein bis zwo Wcrste von dem Wege entfernet war, über ein ebenes und trockenes Feld, mit untermengten großen Morästen und wenigen Bergen. Wir hatten alsdann zur rechten auf dem westlichen Ufer des Kija, (auf Tatarisch Kea) einen einzeln stehenden Berg, der ohngefähr einem Vack< ofcn gleich war, den die Tararen Tobachleu nennen, weil er ihnen wegen seiner länglichen Runde als ein Stock vorkommt. Zur linken aber in der Feme war ein großes Gebirge, welches sich nach ohngefähr acht Wersten ganzlich an den Kija zog. Daselbst ließen wir uns auch auf das steinigte Ufer des Kija hinunter, und ritten langst demselben noch ein paar Werste aufwärts, und kamen zn einer elenden Tatarischen Hütte, woselbst sich Tacaren mit ihren ganzen Familien wegen des WildfanZes aufhiclttu. Von dannen verfolgten wir das Ufer des Kija auf ändert, halb Wcrste aufwärts, und kamen dem Bache Kosihlw gegen über. Daselbst wurden ein paar Kähne zusammen ge-bunden,womit wir uns über denAlja bringen ließen,dl'ePfer. de aber wurden durchgetrieben, und wir ritten alsdann den Kosthuk ohngefähr anderthalb Wersic aufwärts, und trafen abermahls cinc solche Tatarische WohnunH an. Nn ' Ich Rannsih. R. 3. Theil, <5 562 l746> den i6lm Sept.' Ich will dieselbe beschreiben, weil sie von den qcwöbnli-chen Wohnungen unterschieden ist. Sie bestehet aus ei< ncr Wand von schief zusammen gelehnten ein paar Arschinen hohen Brettern, und hat noch schmale Seitenwande. Oben ist sie mit dünnen Stöcken und vlclem Heu bedeckt, damit der Regen nicht durchschlagen könne. Hierin woh^ net die Tatarische Familie, und vor der Hütte brennt Tag und Nacht ein Feuer, wovon die Kälte der iust etwas milder und erträglicher gemacht wird. Eine solche Hütte wird in Russischer Sprache Schelasih genannt, und die Russen bedienen sich derselben gemeiniglich bey dem Wild-oder Zobelfange, auch in dem Hartesten Win? ter, und in den rauhesten Gegenden. Sie ist sowohl bey der Russischen als Tatarischen Nation so gebräuchlich, daß man nicht wissen kann, welcher von beyden diese Art von Wohnungen ihren Ursprung zu danken hat. Die Tataren ziehen in diese Gegenden zur Herbstzeit, da die Rehe aus den Wäldern nach der Steppe zu laufen pste-gen, da sie dann nothwendig über die Flüsse schwimmet» müssen. Weil man nun von langer Zeit her wahrgenommen hat, daß sie über den Rija und Aoschuk in diesen Gegenden von dem westlichen nach dem östlichen Ufer ge^ hen, da wo jeßo die angezeigte Hütten sind, so laurt man daselbst auf sie, und was von ihnen über die Flüsse kommt, das wird, sobald es das östliche Ufer erreicht, todt geschossen. Als wir zu der Hütte am Roschuk ka- me", Nach Koschuk 79V1. w- 563 men, so fieng cs eben an dunkel zu werden ; ich ließ daher das Zelt aufschlagen, und übernachtete daselbst. Es regnete abermahls die ganze Nacht hindurch gewaltig, und dabey war ein starker Sturm, so daß ich mich auch unter dem Zelte nicht gar sicher befand. Solches stund gerade unter einem Berge, von welchem das Wasser stromweise auf das Zelt zuschoß. Ich konnte es aber nirgends anders aufschlagen lassen, weil das Thal sehr enge war. Deswegen ließ ich auf der Seite des Zeltes, die gegen den Berg war, cinen kleinen Graben machen, und ihn zu beyden Seiten nach dem Flusse führen, damit ich trocken unter dem Zelte liegen mögte. Dieses Mittel half auch dergestalt, daß, ohngeachtet der Sturm und das Herabschießen des Wassers von den Bergen die ganze Nacht ein unerhörtes Gerassel und Toben verursachten,' ich doch ziemlich ruhig schlaffen konnte. Von dem Erze, das ich besehen wollte, bekam ich folgende Nachricht. In dem Jahre 1735 hatte ein Ta« rischer Einwohner dem nach den Krasnojarskischen Berg» Hütten abgefertigten Hüttenvcrwalter (Uprawitel) Arzi-baschcw ttwas von einem Silbererze an dem Kosthuk, gesagt, welches derselbe sich in seiner Hinreise nach den Hütten weisen lassen wollte. Folglich kam er Hieher an dm Aoschuk, und unterwegens erblickte er das Kupfererz von weitem. Abcr auch schon vor fünf Jahren soll ein Nn, Schmied, 564 l74o den i6tm Sepu ^ Schmied, welcher in der Gegend des Ischimes wohn/ ^aft ist, etwas von diesem Kupfererze gefooert, und auf dem östlichen Ufer des Aija, der Mündung des Ko? schuks gegen über, eine Probe damit gemacht habcn. Es war aber nicht dieses Erz, das der Tarische Ein? wohner verstanden hatte. Der Weg, welcher den Ko« sihttk weiter hinauf aieng, führte nur nahe an diescin Erze vorbey. Nun solle zwar der Hüttenverwalter den Ort des Silbererzes besehen, und nach eingenommener Besichtigung sich haben verlauten lassen, der angewiesen ne Stein sey für kein Erz zuhalten, und hatte ich mich also in Ansehung derselben wohl enthalten dürfen, eine nochmahlige Untersuchung anzustellen, um so viel mehr, daman gar nichts mehr nach diesem Erze fragt,sondcrn bloß um das Kupfererz bekümmert ist, wovon gedachter Hüttenverwalter Arzibaschcw güldene Berge versprechen soll. Doch war ich begierig zu wissen, was dann das für ein Stein ware, den man für ein Silbererz angegeben hatte. Mail sagte mir,' cr sähe ganz weiß aus. Ich hoffte, es könnte vielleicht eine ganz besondere Art von einem Steil» seyn , die wenn sie schon kein Metall hielte, doch in der natürlichen Geschichte überhaupt zu mehrerer Kenntniß der Mineralien nützlich seyn könnte. Endlich wollte ich auch gerne von dem Vorwürfe frey seyn, daß ich so nahe bey dem Orte des angegebenen Silbererzes gewesen wäre, ohne es doch einer Untersuchung zu würdigen. Den Bach Kosichnk 79^ wcrste. 565 Den iiten des Morgens als ich aufwacht?, sahe ich, daß das Wasser die Nacht über stark angelaufen war, tind noch immer anwuchs. Mein Wegweiser aher stellte mir vor, daß, wann ick) zu dem Ort des angegebenen Silbererzes kommen wollte, ich nick)! imnnr in einem fort und auf einem Ufer längst dem Kofchuk reiten könnte, sondern wegen der öfters an dem User in den Bach selbst hervorragenden Fclscn, verschiedene mahle hin ur.d wieder über d^n Fluß setzen müste, um ein Ufer zu haben, wor/ auf zu reiset, wäre. Schon jetzo aber gieng das Wasser den in diesen Bach eingelassenen Pferden bis an den Sattel. Mir fehlte es an Geschick!ichkeit einen dergleichen Ritt zu unternehmen, und er war für mich mit vieler Gcfahr verknüpft, da überdem das Wasser noch immer zunahm, und zu besorgen war, daß cs bey anhalten-dem Regen noch um ein großes anlaufen könnte. Mit Kähnen war auch wegen der großen Schnelle des Stroms, der fast wie ein Pfeil schoß, nichts anzufangen; zumahl die hiesigen Kähne nicht über cln?n Mann tragen; und ich würde also, wenn ich in einem Kahne hätte fahren wollen, genöthiget gewesen seyn, ihn selbst zu regieren, welches ich nicht gelernet hatte, Die obenangeführte Ursachen aber riechen mir doch hie Sache nicht völlig liegen zu lassen. , Ich thcille daher meine Berginstru-menten in zween Theile, davon ich den einen dem Wcq-weiser m,d dem Soldaten und Kojackm gab, n clche N n Z ich 566 1746 den !7tM Sept. ich die Reise nach dem angegebenen Silbererze thun ließe. Diese waren dergleichen beschwerliche und gefährliche Reisen eher als ich gewohnt, und konnten sich bey dem allzugroßem Anlaufe des Wassers allenfalls in daS Gebirge flüchten. Ich befahl ihnen mir nicht nur von dem Gesteine, welches das Silber enthalten sollte, son^ dem auch überhaupt von allem dort befindlichen Gesteins Proben zu bringen, und ich blieb zurücke, um mit denen übrigen meiner Gesellschaft das nicht so weit entfernte Kupfererz zu besehen. Zu dem Ende gieng ich an dem östlichen Ufer des Kofthuks noch bey anderthalb Werste aufwärts, und setzte daselbst in einem Kahne darüber. Ich fand einen schon von weitem grün aussehenden Berg vor mir, dessen Schichten ungefähr ein viertel Arschin dick und verwirrt durch einander lagen; denn einige sind beynahe horizontal, einige bey nahesenk-' recht, doch etwas schief gegen Osten fallend. Die länge ist ungefähr fünfzig bis sechzig, die Höhe aber ohnge-fähr zehen bis zwölf Fädeln. Weiter oben an dem K<^ schttk, etwa eine Werste davon ist ein sehr hoher Berg, den die Tacaren eben wegen seiner Höhe Nsun-TastP choher Berg) nennen. Der grüne Verg bestehet von obe« ans einem schwärzlichen harten Steine, der mit rothem Spath und dünnen Kießadern, die an Farbe einem Wasser" kieß gleichen, durchwachsen ist. Aufdiesein Steine sind grüne Kupferblumen, als wie eine Berggrüne, die sich ""^ zwischen Bach Kosi-httk 795! wcrstc. 56? zwischen den besondern iagen des Steines hill und wieder sehen lassen. Vielleicht sind es die kiestchte?ldcrn, die zu der Verggrüne ?lnlaß geben. Es ist deswegen doch sehr zu vermuthen, daß das ganze Erz nicht viel Kupfer enthalte, und ich glaube, dasi der Centner nicht liber ein halb Pfund halten könne. Ohngcfähr etliche Klaftern oberhalb dem Fuße des Berges hat der erwähnte Hüttenvcrwalter Arzibaschcw ziemlich tief in dcn Berg, soll ich lagen, hineinschürftn oder hineinhaucn lassen, woraus, so wie auch aus andern verschiedenen Stellen, da ich Stücke abhämmerte, zu ersehen war, daß der ganze Berg einerley Art des Gesteines enthalte, welches nirgends weder edler noch unedler ist. Es ist ein Stockwerk, das einen ganzen Berg ausmacht. Es könnte hier eine treffliche Schmclzhütle angelegt werden, weil von hier sowohl gegen dcn Ivija hin als den Ao-schuk aufwärts dicke meistcnthciis aus Tannen bcsiehcn-de Waldung ist. Hier aber, wo das arme Erz bricht, sind meistens Fichten ; allein der Roschuk ist zu dcm Treiben der Wasserwerke viel zu groß. Ich hielte mich bey dcm Erze bis gegen eilf Uhr vor Mittage auf, nachdem schon eine Stunde lang ein heftiqer Regen gefallet» war, unter welchem ich cmch gegen Mittaq an dcm lxija bey oben erwehnter Tatarischen Hütte zurück anlangte-Etliche Stunden vorher hörten wir ein Donnerwetter von ferne. Den übrigen Theil des Tages und die qanze N n 4 Nachr M »742 den i?tM Sept. Nacht hindurch ficl ein großer Platzregen, welcher well zugleich ein gewaltiger Sturm dabey war, mir nicht er" laubte, einen Schritt aus dem Zelte 'zu thun; denn im übrigen war die Gegend einem Kräutcrsuchcr ziemlich günstig, wie ich aus einigen gesammleten Kräutern schon hoffen konnte. Wenn ich nur etwas hätte herumgehen können, so würde ich einen Zeitvertreib gehabt, und auch por'Kalte nicht geschliatter«- haben. Dem Herrn Martini wollte dieser Ausritt auch nicht gefallen. Er schnatterte auch. Ueber unsre Rückreist »nachte ich be-trübte Ueberlcgungcn. Noch wusitc ich nicht, wann ich aus diesem kalten finstern loche, da das Zähnklappen schon zur Mode worden war, heraus kommen würdc. Der zweyte Tag unserer Reije gieng zu Elide, und mit ihm auch unstr Verrath an lcbcnsmitteln. In cl> ner so elcndcn Wüsiency aber, als diese war, unter einem Zelte zu schnattern und Zähne Zu klappen, dabey aber wenig zu Essen, und wenig außer Wasser zu trinken zu haben, mußte ehrlichen icuten schwer fallen, Wenn wir noch übcrdem überlegten, daß die Rückreise, wann auch die Umstände sich endlich dazu schicken mögtcn, wegen des schlechten Weges beschwerlich und langwellig siyn würdr, so befürchtet? ich, cs mögt? zu dem Zahnklappen auch düs Heulen s'ommen. Jedoch vertrieb die gute Hossnur.g bcy mir von Zeit zu Zcit solche schwermütige Gedanken, Den Bach Koschuk 7901 Wersten 569 Den men des Morgens war ein schweres Don^ nerwctter, auf welches abermahl ein häufiger Plahre^ gen folgte, der bis um eilf Uhr vor Mittage währte, die Flüsse aber liefen in einem fort ungemein an, so daß ich wegen der nach d?m Silbererze abgefertigten leute große Wekümmerniß hatte, welche die kurz angeführte um ein großes übertraf. Ich konnte auch diesen Ort nicht vcr« lassen, ehe ich von ihrem Schicksal zuvcrlaßigc Nachricht hatte. Wie ich aber ihrentwegen in den stärksten Sor-» gen war, so ließ der Regen etwas nach, der mir bisher so viele Klagen erwecket, und man sahe sie von weitem hertraben, wodurch nun auck viele meiner Sorgen und Klagen wegfielen. Sie thaten gleich ihre Schatze auf; Es war aber nichts als ein weißer Quarz, den man für Silbererz gehalten hatte. Der Wegweiser wußte alls Stollen des Gebirges genau anzugeben, zu welchen dcr Tcm'sche Bergunverständige gcführet, und brachte mir Proben von allen diesen Stollen, die aber in der Art dcs Gesteines nichr den geringsten Unterschied zeigten. Sie hatten noch allerley Gestein bey sich, um meinem Verlangen ein rechtes Genügen zu thun. Es war aber nicht das geringste merkwürdige darunter, und ich hatte Ursache GOtt zu danken, daß ich mich selbst nicht dahin verfüget, sondern die'Veschwerll'chkeit der Reise ieutcn überlassen hatte, welche mehr Vermögen als ich hatten, nicht nur dieselbe sondern auch das elende Wetter auszustehen, Nn 5 Schon 572 174a den!8tcn Scpt. Schon diestn Mittag würde ich die Portionen sckmal ausgetheilt haben, wann mich nicht die Zmückkunft dieser ieute in den Stand geschet hätte meine Rückreist anzutreten. Doch bin auch nicht zu freygebig gewesen; denn es mochte auch so glücklich gehen, als es wollte, so konnte ich doch nicht hoffen, daß so sehr ich auch eilen mögte, ich noch heute bey meiner Gerathschaft seyn würde. Bey diesem allen war der mitgenommene Pwviant diesen Mit" tag bey nahe auf, so daß nur nock ein Nothbrodt da war. Ich kehrte also ungesäumt alle Anstalten zur Rückreise vor. Doch musite ich die Pferde der erst vor einem paar Stunden angekommenen leute vorher futtern imd ausruhen lassen. Denn, ohngcachcet sie nach der Rechnung ihrer Reuter von dem Orte des Erzes, das sie gesucht hatten, und davon sie heute Herkamm, nicht viel über zehen Werste gegangen waren, ft hatten sie doch bey dem hohen Wasser über sechsmahl durch den Fluß gehen, und sich auch in dem Gebirge schr abmatten müssen. Ich mußte mich also noch bis um ein Uhr nach Mittage unter meinem Zelte aufhalten. Endlich gieng es an das Abschicdnchmen. Das thaten unsere hungrige Mäge" alle mit gröster Freude. Wir mustcn über den R'»^ Zum voraus ließen wir etliche Werste Unterhalb des Ko-schuks Mündung die Pferde durchschwimmen, und die !eute in Kähnen übersäen. Ich aber und H^' Martini sehten uns auch in einen Kahn, und ebcn, als wir Tomsk 7944 u. cine halbe n>. 57! wir abstoßen wollten, kam der Herr Bcrgmeistcr Cleo-pin mit einigen ieutcn an, ein guter Vergverständiger, mit dem ich schon im Jahre 1734 bel> meinem Aufenthalte in Cacharmenburg Gelegenheit hatte bekannt zu werden. Wir waren beyde erfreuet, einander so unvermuchet wie» dcr zu sehen, und er erzählte mir kurz, daß, weil der Herr Hüttenvcrwalter Arzibaschew obgemeldetes Kupfererz dem Sibirischen Oberbcrgamt als ein schr reiches Erz ange» priesen, er Befehl bekommen hätte, cs in Augenschein zu nehmen. Ich machte ihni schlechte Hoffnung davon, preßte ihm einige Seufzer wegen des schlechten Wetters aus, stärkte ihn mit einer Schaale Brandtwein, und nahm von ihm Abschied, setzte mich darauf mit meinem Gefährten wieder in den Kahn, und gcgcn Zwey Uhr, als wir alle ouf dem westlichen Ufer dcs Kija, und die Pferde gesattelt warm, trat ich die Rückreise nach dem Bache Nndc v^öß an. Mittlerweile hatte sich auch der Himmel stark aufgeheitert, so daß ich nun meine Reise mit allcr Bequemlichkeit fortzusetzen hoffte, und mir vor nichts mchr, als nur vor den Sümpfen und Morästen bange war. Ich ritte längst dem Ufer des Kija bis an obberührten Berg Tobachleu, von da aber wandten wir uns in die Steppe, welche bey funfzehen Werste lang schr gut und trocken zu bereuten war. Endlich kamen wir in den alten Tomsli-schcn Weg, den man wor diesem nicht anders als zu Pferde bereiset hat; derselbe aber war so verwachsen, daß man 5/2 I? auch einige, wel. che, da sie gewiß wissen, daß das Bild nach Tomsk kommen wird, alle Andacht bis dahin vnsparen, emwe-der weil sie nicht gut zu Fuße sind oder vielleicht nicht A 0 2 ^«"N, viel zFo 1740 den 22stm Sept: viel auf die Wallfahrten halten. Nachdem ein ^eder seiner Andacht ein Genügen gethan hat; so wird endlich das Blld auf eben die Art, als es hingebracht worden, zurücke getragen. Gegen Anbruch des Tages, welches der 22ste war, waren alle Karren und Wagen versammlet, und Pferde angespannt, und alles zur Abreise bereit. Ich sehte also die Neise fort. Der Weg war gegen den bisherigen sehr erträglich, und ich kam gegen zehen Uhr vor Mittage in der Stadt Tomsk an, wohin ich schon um Wohnungen zu bestellen, voraus geschickt und Hoffnung hatte, solche zu bekommen, dlc mir anständig seyn würden, um so viel mehr, da ich wußte, daß der HerrAdjunctus ' Fischer schon daselbst war, von dem ich mich versichert hielte, daß er mein Vor« sprecher bey dem Woiwoden gewcsin siyn würde. Weil ich fast die ganze Nacht und den gegenwärtigen Tag in el« nem fort auf der Reise war, und wenig geschlafen hatte, so seufzete ich nach einer baldigen Wohnung. Ich wurde aber gleich in eine hingeführt, wo mir eine sehr finstere Stube angewiesen war, worin ich bey dem allerklarstem Wetter kaum ohne licht hätte seyn können. Ich bezog sie daher nicht, sondern lag demWoiwoden so lanqe an, bis er mir eine bessere anweisen ließ, worin Hcrr Martini zugleich eine Stube bekam. Und so ist mir bisher der Eintritt in jede Stadt eine der verdrießlichsten Sachen gewesen, weil es mlr immer viele Mühe gekostet hat, ein mir anständiges Quartier zu erhalten. Tomsk ist voll guter Häuser; aber es gehet hier so, wie an allen Orten der Welt. Kein Mensch hat gerne ieute, absonderlich die eines andern Glaubens sind, )m Hause, weswegen ein jeder, der ein gutes Haus hat, den Woiwoden überläuft, daß * Jetziger Professor bey der kaiserlichen Academic in St. Petersburg , A Tomsk 8l6H wcrsie . 58, daß er ihn mit der Einquartirung verschonen möge. Es tragt auch dem Woiwoden etwas ein; dann der Bescher des Hauses läßt es, um sich eincr solchen iast zu entledigen, an Geschenken nicht ermangeln; jedoch, da sich der Wol, wode einem, der in rayserlichen Geschäften reiset, nicht allzu plump widersetzen darf: so ist es eine Kunst, beydes den Bürgern und den Reisenden zu Gefallen zu seyn, und zu-gleich sich in seinen Einkünften nichts zu vergeben. Ich bekam eine Wohnung, womit ich zufrieden war, und es kam mir vor, als wann mein Wirth mich nicht gerne ein« genommen hätte. Es geschah erst des Abends um fünf Uhr, daß ich die Wohnung bezog. Herr Fischer kam schon den 26sten des vorigen Mo-' nats hier zu Wasser an, er war bereits bey Ausgange des Winters in Tobolsk, und mit dem Anfange des Jahrs aus Petersburg abgefertiget. Er sollte dasjenige, was an des Herrn Prof. Müllers Untersuchungen in der Geschichte der Sibirischen Völker noch fehlte, er, ganzen. Er hatte auch das Glück gehabt, Herrn Prof. Müller auf dem Ob unterhalb der Stadt Narim zu begegnen, und sich mit ihm zu besprechen, er empfing von ihm alle Hülfsmittel schriftlich aufgezeichnet, die er durch eine vieljahrige Erfahrung ausgefunden hatte, u. denen man auch mit gutem Grunde zutrauen durfte, daß sie einen Schreiber dieserGeschichte tüchtig machen könnten, in das innere derselben zu dringen.Es war hauptsächlich aufdie Geschichte von Ramtschatka angesehen, von welcher Hn Fischer Hoffnung hatte schon vieles, das von den Her« ren Rraschennikow und Sreller gesammlet war, da« selbst vor sich zu finden, und bis er dahin kam, hatt« er Gelegenheit sich zu diesem Werke tüchtig zu machen. Er blieb auch einige Monate in Tomsk, dem Orte meines Aufenthalts, da ich dann auch das Vergnügen hatte mir seme Gesesschaft zu Nutze zu machen, und ihn dagegen 55s 1740 den 22ten Sept. von einigen Sibirischen Umständen zu unterrichten, welche ihm noch nicht sonderlich bekannt waren. Ich war noch nicht lange hier, so kam ein Kayser«-llcher Befehl an, worin kund gethan wurde, daß Ihro Kayserliche Majestät Schwestertochtcr, Anna, vermähl« te Prinzessinn von Braunsihweig-LünebmI von ei< nem Prinzen entbunden worden, der Ivan genannt wurde, und den Ihro Majestät zum Großfürsten und künftigen Thronfolger erklärten; wobey zugleich anbefohlen wurde, daß alle Inwohner des Ruffischen Reichs ihm huldi« gen sollten. Diese Huldigung wurde auch ohne Anstand in dcr Tomskiscben Hauptkirche verrichtet. Etwa zwanzig Tage hernach kam die betrübte Nachricht von dem Ableben Ihro K'ayscrlichen Majestät Anna Joannyvvna, Mrwürdigsten Anbcnkws und zugleich die Ankündigung dss neuen Kaystrs Ivan Fcd^owttscl) nebst der testamentlichen Verordnung der verschiedenen Käyferinn, wodurch der Herzog von (inland, Ernst von Biron, zum'Regenten des Ruffijchen Reichs wahrender Minder-jähn'hkeit des Kaysers ernennet wurde. Ein jever mü< ste also nun wieder von neuem huldigen. Man sahe aus pen Gesichtern, daß nicht jederman M dieser Verordnung zufrieden war. Doch war meines Wissens das Murren pur heimlich , und öffentlich gieng doch alles ohne Widerrede ab. Nach zwanzig Tagen kam wieder ein neuer Befehl an, worin kund gethan wurde, daß de^ Herzog von Curland von der Regentschaft des Rusi^ schm Reic!)es aügescht, und nach Sibirien verschicket wate, und daß man ihm also in keiner Sache mehr zu ge> horchen hätte. Als dieser^Bcsehl auch in der Kirche be-kö^ ^^ s/3 W ,X^ ^ ^ >^ ^ O ^ '^^-., > ^ N » >, U.X. ^ ^MH ^v iN5 "A' ^ M<