A jr/zž ^if c./ ^, Uammtltng neuer und merkwürdiger Weisen zu Wasser und zu Rande, aus verschiedenen Sprachen übersetzt/ und mit pielen Kupfertafeln und Landkarten versehen, Zweyter Theil. MeueMlsen nach Kuiana, Gern und durch das MicheWmmca, Worin die Merkwürdigkeiten dieser Länder nebst den Sitten und Gewohnheiten der Einwohner beschrieben werden, aus dem Französischen der yerren Barrere, Bouguer und de la Coudamine übersetzt. Mit vielen Kupfertaftln und landkarten. Verlegts Abram Vandenhöecks seel., Wittwe, l?5l. Mic Räm'Zl. Pohln unv Churf. Sachs. aUergnaVig.Privilegio. Vorrede des Uebersetzers. KM3ey der neulichen Herausgabe der aus dem H^A Tnql'Nm! übersetzten Reist na1, Httd-^-^ sons Meerbusen, welche den ersten Theil dieser Sammlung aufmacht, hat man die Fort-seßlMst derselben versprochen/ und diesem zufolge elschelnee nunmehr der zweyte Theil des Werks. Der genciqte Lcser findet darin des yerrn Barrere Beschrelblmg von Guiana lind des yerrn de la Condamille Reise durch Süd America den Amazonen-Fluß herunter/ Mlchcr man noch einen Anhang aus des Herrn Bouguers Peruanischer und in die I^iKoire cic 1* ^caciemie l<0^le de8 sciences äe I' 3nnäc 1744, pIF. 249. et<:. eingerückter kllrzer Rcifedcschrcibnng beygefüget hat. Von dem Werthe dieser Schriften will ich hier nicht vlcl gedenken. Der Ruhm und das Ansehen, ^. wcl^ Vorrcdc. welches ihre Verfasser schon so lange in der gelchr, ten Wclt besitzen / überhebet mich dieser Mühe. Die dadurch ungezwcifclr ein desto größer Gewicht erhalten, daß sie von Männern herrühren, deren Einsicht und Wissenschaft so weltbekannt ist/ und die wärend ihres langen Aufenthalts in dicstn entfcrneten Ländern hinlängliche Gelegenheit gehabt haben dasjenige, was sie beschrieben, mit der nöthigen Sorg, fält zu betrachten und zu untersuchen. Der yerr Barrerc hat eine geraume Zeit zu Cayenne als Kdnigl. Französischer Botaniste zugebracht/ und die Herren de la Condamme und Bouguer sind verschiedene Jahre in Süd-America herumgcrcft set/ wohin sie auf Befehl des Königs von Frankreich zu Ausmessung der Erdgrade unter der Mit, tellinic geschickt waren; eine Rcise deren Frucht die Bestimmung der wahren Gestalt der Erde gewesen ist- Der yerr Barrere hat sich mit Beschreibung der Französischen Colonie in Cayenne, am meisten aber mit Abbildung der Sitten und Ge< wohnheitcn der dortigen wilden Völker beschäftiget ; der Herr de la Condamiue hat sich dieGeo-graphic und eine nchtlge Abzeichnung des Laufes des Vorrede. des Amazonen-Flusses zu seinem vornehmsten Gegenstande erwehlt, und bey Gelegenheit verschiedene zweifelhafte und ungewisse geographische und historische Punkte erörtert; und was man aus des Herrn Bouguers Arbeit übersetzt hat, enthält lnehrentheils schr lesenswürdige Betrachtungen, über einige sonderbare in die Naturlehre gehörige Begebenheiten. Diese Abwechselung der st mannigfaltigen w dem Werke vorkommenden Sachen wird hoffentlich den verschiedenen Ncigmlgen der Leser nicht unangenehm seyn; und man schmeichelt sich/ daß dasjenige/ woran der eine kein Vergnügen finden dürfte, dem andern gefallen und folglich allen einiger maßen ein Genügen geschehen werde. Um diesen Endzweck desto eher zu erreichen UNd zugleich für die äußerliche Schönheit des Buches bestcrmaßen zu sorgen, smd auch alle in den Origiualfchriften deftndliche Kupftrtafeln und Landkarten zierlich und richtig nachgesiochen und demselben beygefüget worden. Wofern das Unternehmen des gemeinen Bey, falls würdig geschähet werden sollte; so wird künftige gjwmcsse diesem zweyten Theile der dritte nach- Vorrede. nachfolgen, in welchem man des Herrn Grangers RNse Nach EgYPttN, und eines ungenannten Vcr< faijcrs Reise nach dem glückseeligen Arabten lu ltcftrn gedel.tet. Wegen der hic und da emgcschlichel,en Druck« fehler bittet man den geneigten Leser um Perge, bung, Die Eilfertigkeit des Druckes hat nicht gestattet darin sorgfältiger zu seyn, als man gewesen ist. Diczenigcn indessen / welche von einiger Erheblichkeit zu seyn scheinen/ sind am Ende des Wcrkcs angezeiget worden, nach welchem Vers zeichniß man dieselben gütigst ;u verbessern bittet. Göttingen/ am ^Septemb. 1750. Neue Wem Beschreibung von O u i a n a, Worin von den Küsten dieses Landes und der Insel Cayenne/ von der dortigen Handlung, von den verschiedenen daselbst vorgefallenen Veränderungen und von den Sitten und Gewohnheiten der wilden Völker/ welche darin wohnen/ ausführliche Nachrichten gegeben werden/ verfasset von Peeer Barrere/ Vorrefponbenten der Königl. Academic der Wiffenschas« ten zu Paris, Doctorn und Professor» der Arzeneywis, ftnschaft auf der Universität zuPerpignan, Arzte d«5 Kriegshospitalo in dieser Stadt und ehemahls Königl. Botanisten auf dcr Insel Cayenne. Mit verschiedenen Kupfertafeln, die auf der Stelle gezeichnet sind. « Borberlcht. verschiedenen Veränderungen/ welche H^/ slch tttit der Landschaft Guiana, dic ins-^" gemein Frankreich unter der Mittellinie* genannt wird/ zugetragen haben / hat An/ laß zu Verfertigung dieses Wcrkes gegeben. Und ohne auf die Gefälligkeit der Leser ein allzuqro-ßes Vertrauen zu setzen, getrauet man sich zu sagen, daß diese neue Beschreibung richtig und nach der Natur gemacht/ ja daß sie sogar umständlicher sey, als die von diesem Lande bisher an das Llcht gcstellete Nachrichten. Weil diese Beschreibung verschiedene Gegenstände in sich hält, so hat man, um dieselben mcht in einander zu mengen/ für nöthig erachtet dieselben in einige yauptstücke einzutheilen, damit dem Leser die Arbeit erleichtert werden möge, wenn er sich bey einem gewissen Punkte aufhalten will. Anfänglich wird untersucht, auf was Weise die Franzosen sich zuerst in Guiana ftstgeseßt haben. Hernach werden die Küsten dieser großen Provinz von dem Amazonen-Flusse an bis zu dem Vorbericht. dcm Suriname, wo dic Holländer eine Colonie haben / beschrieben. Sodann folget eine ziemlich weitläuftiqe Beschreibung der Inscl Cayenne, ^ worin man zugleich der vornehmsten Begebenheiten, die slch daselbst zugetragen haben, gedenkt. Man ertheilt endlich eine Nachricht von dem ge« genwämgcn Zustande dieser Colonie; man meldet etwas von der Handlung, und bringt Mittel in Vorschlag um dieselbe blühend zu machen. Die natürliche Ordnung erfordert hiernächst die Sitten und Gewohnheiten der Wilden in Guiana zu beschreiben. Man hat davon sehr umständlich gehandelt, weil die Beschreibung der Sitten cm wcitlüuftiger und wichtiger Gegenstand ist. Ob man sich aber gleich gcnöthigtt gesehen hat von der Religion, den Heiraten, derTrml-er und andern Gebräuchen dieser barbarischen Völker zu handeln; so hat man dennoch für billig erachtet nur das merkwürdigste anzuführen/ damit man dcm Leser durch eine allzulange Erzählung nicht beschwerlich fallen mögte. Ucbrigcns wird in der Beschreibung der Gemüthsart und der Sitten der Indianer in Guia-tla mchts vorgetragen, als was man auf der - . Stelle Vorbericht. Stelle gesehen oder in dem oftmahligen Umgänge mit einem eifrigen Missionario gelernct hat, web cher seit vielen Jahren in einer Mission bey den Galibis an der Bekehrung dieser Volker arbeitet. Man schließet endlich diese Nachrichten mit einem Verzeichnisse der verschiedenen in der Land-schaft Guiana zersireuetcn Indianischen Nationen, welche den in Cayenne wohnenden Franzosen am meisten bekannt sind. Vielleicht wird man sich verwundern/ wenn man in dicscm Werke keine Beschreibung der merkwürdigen Thiere, der seltenen Pflanzen und ihrer Tugenden und vicler andern Sachen, die dieses Land hervorbringt, sindcn wird. Der Verfasser glaubte nicht/ daß hier der Ort wärc davon zu handeln. Denn außerdem, daß diese Dinge nicht nach jedermanns Geschmack sind, und diesclben hiernachst diese Beschreibung schr vergrößern würden, hat er für gut befunden davon ein besonderes Werk zu machen, und man kann das kurze Verzeich «iß-, welches er an das Licht gcstellet hat/ als einen Vorläufer dieses Werkes ansehen. Die *) Llki sut 1' Moi« N2tul«Uy «je lz lwnce kyui. Vorbericht. Die Schreibart in dieser Reisebeschreibnng ist vielleicht ein wenig gar zu nachläßig. Allein man hat nicht so viele Vorsorge für die Reinigkeit der Sprache, als für eine richtige Abhandlung der Sachen getragen. Ueberdem aber ist es etwas seltenes bey Personen, die in der Provinz/ ohne den Beystand eines Aristarchus erzogen worden/ diese Zierlichkeit im Ausdrucke zu besitzen, welche gefällt, wclchc man bewundert und welche oft ei? nem Werke den meisten Beyfall erwirbt. Man schmeichelt sich also, daß man die Fehler von dieser Art, die sich etwan in dasselbe nlögcn einge-schlichen haben, übersehen werde. Inhalt Das erste Capitel. Beschreibung der Guianischcn Küste von dem Amazonen-Flusse bis nach Suriname. Das zweyte Capitel. Bcschrcldullq der Insel Cayenne. Das dritte Capitel. Von der Handlung der Colonie. Das vierte Capitel. Von den Stttcn der Wilden in Guiana. Das funfre Capitel. Vcrzeichniß der verschiedenen Nationen, welchem der Landschaft Guiana wohnen. Karte von dem laufe des Maragnon oder, Amazonen,: Flusses so rüeztvr Sdmbar irt) vorv(§aerv de, cBrcuuurwroj arv his % jaruer c/tfuncLuva, rrdckc aztck, ctit Igridfduzß QuTTO und && KÄsfe van CrUIANA von dem, c/Vard-Cap Ins Cfie^LcM. he^retft, in. denQJakrervlffZ und l^f vcrßrtiaet tail naJv (Äytrorvontückcri cBeobackttmaen, eingerichtet von aUm c^errrv DEJsA L/ONDAMINE, Aet- cJCatuL'cJ. QJlcaxb»^ ^ £aufi, « D^l merica war kaum von den Spamern en^. /HIM/ deckt worden, als ganz Europa dabey auf« 3/VsH^ merksam ward. Die überaus großen Relch« ^13^ thümer, welche man daher brachte, erreg« ten die Begierde aller Völker, und viele legten sich nunmehr mit großem Eifer aus das Seewesen. Insonder« heit wandten die Franzosen diejenige Geschicklichkeit, welche sie zur Schiffahrt hatten, bey dieser Gelegenheit zu ihrem Vortheile an; sie thaten verschiedene Reisen in diese neue Welt, und theilten so gar mit den ersten Ero" berern derselben die Schätze von Peru und Neu «Spa« men. Dle landschaft Guiana lag diesen neuentdeckten län« dern allzunahe, als daß sie dem Fleiße der Franzosen hätte entwischen sollen; sie thaten viele Schiffahrten dahin; und nachdem sie lange Zeit mit verschiedenen wilden Völ« A kern 2 Reise nach Guiana- kern qehandelt hatten, so setzten sie sich endlich vor mehr als hundert Jahren auf dieser Küste feste. Die Franzosin nennen dieses land gemeiniglich Frank« reich unter der Mittellinie, weil es zum Theil unter der-, selben liegt. Die Spanier geben ihm den Namen el Dorado, d. i. das goldene, weil sie beständig geglaubt ha« ben, daß der berühmte See parima darin läge, dessen Sand vieles Gold in sich hält. Eigentlich macht diese Provinz dcn Thcil von America aus, welcher sich von der Mittellinie bis zum neunten Grade der nördlichen Breite erstreckt, und wird von dem Amazonen-Flusse, (welchen die schlechten Erdbeschreiber aus einem gemeinen Irrthum tNaragnon genannt haben,) und dem Flusse <3)re> nok eingeschlossen. Daher muß dieser große Strich ian« des eigentlich als eine Insel betrachtet werden, weil diese beyden berühmten Flüsse ihn auf allen Seiten umgeben, und von dem übrigen festen iande absondern. Brasilien, Peru, Nm-Granada grenzen an die iandschaft Guiana, deren Gestalt man mit einem Dreyeck vergleichen könnte, wenn die Küste, welche die grösseste Seite ausmacht, etwas mehr geradelinigt wäre. Es war gleich nach der großen Entdeckung von Ame« rica, als die Französin sich in Guiana fest setzten. Die Begierde Reichthümer zu erwerben, war sonder Zweifel der vornehmste Bewegungsgrund zu Anlegung der Colons en, und die Freundschaft, mit welcher die Indianer sie aufnahmen, reizte sie an mit ihnen Handlung zu treiben. Johann Laer, der durch seine Sammlung von langen Rei« Reist nach Guiana. 3 Reisen und Beschreibungen fremder länder bekannt ist, mel« bet, daß sie daselbst Färbholz und unter andern eine Gat« tung von Brasilischen Holze zu laden pstegten. Kurz, die Franzose,: thaten fast beständig Reisen in diese entfernten länder, und fiengen bald hernach an sich allda niei der zu lassen. Im Jahr 1624. schickten einige Kausteute von Rou« en eine Colonie von sechs und zwanzig ieuten ab, welche sich an dem Ufer des Flusses Sinamary, der sich in der Gegend von fünf und einem halben Grade nordlicher Brei? te in das Meer ergießet, festsetzten. Zwey Jahre hernach ward eine neue Pftanzstatt an dem Flusse Conamama nicht weit von dem Sinamary angelegt, und daselbst ein Befehlshaber mit einer bewaffneten Barke gelassen. Man führte in der Folge mehr leute dahin, wodurch diese angehenden Colom'en augenscheinlich zunahmen. Einige Zeit her. nach errichteten verschiedene Normandische Kaufleute eine Gesellschaft, und erhielten von demKönlgeLudewigdem Drevzehncen einen offenen Brief, worin ihnen allein die Handlung und Schiffahrt nach Guiana verstattet ward. Denn diesesiand war damahls von keinem andern christlichen Prinzen besetzt, und in dem Briefe werden der Amazonen« Fluß und der Orenok als dessen Grenzen bezeichnet. Die« se Gesellschaft ward die Gesellschaft von Nord - Cap genannt, welches das Vorgebürge ist, das an der linken oder nordlichen Seite des Amazonen-Flusses liegt. Diese Gesellschaft ward nachgehends noch berühmter,weil viele vornehme ieute daran Theil nahmen, welche, nachdem A 2 sie 4 Reist nach Gm'ana. sie neue Privilegien, kraft deren ihnen dieses ganze iand gegeben ward, erhalten hatten, zu verschiedenen mahlen acht hundert Menschen auf vielen Schiffen dahin schickten, so wohl um die bereits angelegten Colonien zu verstärken, als auch neue Bänder zu entdecken. Nachdem endlich Ludcvvig der Vierzehnte eine West-Indische Gesellschaft errichtet hatte: so gab er derselben aufs neue das Eigenthum aller von den Franzosin in dem südlichen America bewohnten Inseln und iänder. Diese Gesellschaft ließ die Insel Cayenne und die angrenzenden Provinzen in Besitz nehmen. Man rechnet die tänge der iandschast Guiana, oder vielmehr der ganzen Küste von dem Nord - Cap bis zu dem Flusse Paria oder Orcnok insgemein auf drey hundert Meilen. Denn von diesem ganzen überaus grossen lande hat man bisher nur sehr unvollkommene Nachrichten. Man muß die Provinz Guiana, sagt Walter Raleigh als ein land betrachten, welches noch Jungfer ist. Niemand hat es noch berühret, und kein christlicher Prinz hat bisher gesucht es zu erobern. Die ganze Küste von Guiana bekommt durch ihre Grüne eln wunderschönes Ansehen. Dieser Strich iandes wird überall von dicken Waldern bedeckt, die aus mancherley immer grünen Bäumen bestehen, und das grosse Gehölze erstreckt sich so weit in das land, daß man dessen Ende nicht sehen kann. Das Regenwetter, welches drey viertel Jahre fast beständig anhält, macht die luft ziemlich maßig. Man muß zu weile» Reise nach Guiana.' 5 ten so gar Feuer machen, weil die Kälte insonderheit des Morgens sehr empfindlich ist. Der gröste Theil des iandes langst der Küste liegt insgemein sehr niedrig, und wird von der Flut überschwemmet: hingegen weiter hinein ist es ziemlich hoch; und es sind dorten so gar Gebürge, welche den pprenäisthen und den Alpen an der Höhe wenig nachgeben. Ob man gleich fast überall meistens nur Holz antrifft, so ist das iand jedochziemlich flach, und an verschiedenen Orten unbewachsen, allwo nur überschwemmte Savannen, oder, um mich deutlicher zu er« klären, morastige Wiesen smd, welche nur mitten im Som« mer trocken werden. Hier findet man öfters Crocodile, die sehr gefährlich sind. Dem ungeachtet aber kann man sagen, daß dieses ganze land vortrefflich seyn würde, wofern es angebauet ware. Es hat einen Ubcrfluft an lebensmit-teln, als Mayz, (Indianisch Korn) Maniok und vielen Wurzeln und Früchten, die sich zur Nahrung der in dem lan. de gebohrnen Einwohner sehr wohl schicken. Alle grossen Wiesen, die in dieser Provinz sind, könnten unzählige Heer-den Vieh ernähren; und die Wälder haben reichliches Holz, sowohl um Hauser als Schiffe zu bauen. Mit einem Worte nichts würde, wie ich glaube, leichter seyn, als dieses iand anzubauen, und darin gute Colonien anzulegen. Ausser der Fruchtbarkeit dec- Erdreichs giebt es daselbst auch einen Uebersiuß an Wild. Man findet da Hirsche, Schweine voll vielen Gattungen, Maypuris ", Paks'", A 5 Reb< * Schweine, die theils im Wasser und theils auf dem Lauve lcben. ** Eine Art von Caninchen. 6 Reist nach Guiana. Rebhühner, wilde Enten, Fasanen, Holztauben, Turteltauben und eine Menge anderes Wildpret. Die Küste ist sehr fischreich: man fängt da vortreffliche Meer°Eschenund Meer-Barben, Seehechte und andre niedliche Fische. Der Meer-Ochs wird häufig in allen Flüssen gefunden, deren Wasser mitten im lande, wo die Fluten nicht hinreichen, und folglich das Seewasser nicht hinein treiben können, vortrefflich ist, indem dieses das Wasser in den Flüssen entweder salzig, oder brach macht, Diest Fluten bringen zuweilen eine so grosse Menge Schlamm mit, daß man nicht an das iand kommen kann: man ist so gar an gewissen Oertern ge-, nöthiget unter den Mangle-Bäumen* und so zu sagen in dem Schlamme liegen zu bleiben, allwy man von den Flie« gen und Mücken grausam geplagt wird. Die Klippen, welche man in den Flüssen findet, sind den Reisenden nicht weniger beschwerlich. Diese großen Felsen , welche gemeiniglich den ganzen Canal verjperren und sich zu weilen über eine siarkeviertel Meile erstrecken, zwingen sie an das iand zu gehen, die Kähne aus dem Wasser zu ziehen, und sie so weit zu iande fortzubringen, bis man diese Stellen ganzlich vorbey ist, wofern man sich nicht der Gefahr eines unvermeidlichen Schiffbruchs bloß stellen will. Das Wasser macht durch die Heftigkeit, mit welcher es herunter fallt, starke Wirbel, welche zu folge der Höhe des Erdreichs entweder grösser oder kleiner sind. Es giebt Indianer, welche damit sie die Mühe ersparen mögen, ihre ladung zu lande fort. * H^anF« aquatics, loliig iubrotunck« A punKatk. /'/». Reisi nach Guiana. 7 fortzuschleppen, diese Kappen herunter fahren, ohne zu ersaufen, ob gleich die Heftigkeit des Wassers unglaublich ist: aber dagegen kommt dieses auch öfters vielen andern, wie geschickt sie auch immer in dem Gebrauche ihrer Kähne seyn mögen, sehr theuer zustehen, insonderheit aber den Französischen Kausteuten, welche die Verwegenheit haben, sich an so gefährlichen Stellen ihren Kähnen auf eln Gcrathe wohl anzuvertrauen. Man kan sich nicht genugsam nachdemAb-undZustuffe deS Meers richten, wenn man in diesem iande zn Wasser reiset, und wenn man langst der Küste jegcln will, insonderheit gegen den Amazonen-Fluß, wo man die so genannte Barre sorgfaltig vermeiden muß. Diese Barre ist eigentlich nichts anders als das ungestüme Wasser, welches eine Menge Schlamm mit sich führet, odee die hohe und große Flut, welche die stärksten Pprogen* sehr leicht umstürzet, auf welchen man hier die Reisen verrichten muß; denn sie können die Gewalt der starken Wellen nicht aushalten, welcheim vollen und neuen Mon. de allezeit schr hoch sind. Ganz Guiana wird von einer grossen Anzahl Flüsse durchströmet, wovvn die Meisten nur für kleine Fahrzeug« schiffbar sind. Der grösseste, den man antrifft, nach dem wan das Nord-Cap vorbey gesegelt ist, heist Cachipur» Dieser Fluß entspringet aus den weit in dem iande liegenden Gebürgcn, und ergießt sich unter dem zweyten Grade nord? licher Breite in dasMeer. Gegen seine Quelle wohnen In« C 4 diani< » Dieß sind große Invilunsche köhnc/ worin fünfzig Pcrlo-neu Naum haben. « Reise nach Guiana.' dianisthe Völker, welche palicurerundtTloragerheissew Diese leztern sind untcr allen Wilden die grösten Menschen^ Fresser. Jenseits des Cachipur siehet man auf der Küste weiter nichts als einiqe Arieken '. Aber wenn man hernach ein wenig vorwärts an der Küste fortsegelt, so entdeckt man das Cap Orange, welches ein ziemlich erhabenes iandist und sich nicht weit in das Meer erstreckt. Ganz nahe bey die« sem Vorgebürge findet man einen kleinen Fluß, der eben nicht viele Aufmerksamkeit verdienet, und welchen die Indianer <5oupiribo nennen. Wenn man darauf längst der Küste von Osten nach Westen segelt, so kommt man in die Mündung des Gyapoks. Dieß ist der größeste Fluß auf die< ser ganzen Küste; und er ergießt sich unter dem dritten und ei« nem halben Grade nordlicher Breite in das Meer. Die zer-sthrete Schanze, welche die Hollander, als sie sich hier i5?6 festsetzten, angeleget hatten, liegt auf einer Höhe zur Rechten, wenn man in den Hafen kommt. Dieser Fluß hat in jeiner Mündung nicht allein eine sehr gute Rheede für große Schiffe, sondern auch einige Plätze, welche gar wohl befe« siiget werden könnten. Eine so vortheilhafte läge hatte sonder Zweifel die Holländer angereizet eine starke Colonie Hieher zu schicken und den Eingang des Flusses zu befestigen. Das Erdreich ist hier allenthalben sehr gut, und verspricht, wenn es angebauet würde, einen Ueberfiuß von allerhand Waaren. Dieses ist auch Ursache * Kleine Flüsse. Cs find auch Canäle, welche dazu dieneu, daß man aus den Psianzstätten eine Genleiuschaft mit den . Fläzsen haben kann. Reise nach Guiana. 9 Ursache gewesen, daß man seit langer Zeit den Entwurf ge« macht hat dieses ganze iand zu besehen und darin ein neues Fort zu bauen. Im Jahr 1726. ward dcr Anfang gemacht solchen Entwurf auszuführen, welcher auch seitdem nicht aus der Acht gelassen worden ist, weil man einen Befehls» Haber mit einer Besatzung dahin geschickt hat. Im Jahr ,735. hat man auch verschiedene Indianische Nationen, die längst dem Flusse « quouas, welche durchbohrte Wangen haben. Diese Wilden stecken in die Oeffnungen, welche sie sich mit Fleiß machen, Federn von Papagayen oder andern Vögeln, die ihnen zum Zierathe dienen. Sie durchbohren so gar die Wangen ihrer Kinder, so bald sie gebohren sind. Dieser Fluß lauft durch sehr schöne lander. Man glaubt, daß darin reiche Gold« und Silber «Gruben sind; und man sagt so gar, daß man vormahls einige entdeckt habe. Vielleicht ist dieses die Ursache gewesen, daß man einen von den höchsten Bergen, die man auf der Küste siehet, den Silberberg genannt hat, wor« in die Hollander dem Ansehen nach zu der Zeit, da sie von dem oŽSe&tkctr* "j Reise nach Guiana. i< dem ganzen lande Meister waren, hatten graben lassen. Achtzehn Meilen unter dem Flusse Oyapok ist ein an< derer befindlich, welcher den Namen Apruak hat, und auf welchen die Franzosin die meiste Schissart treiben. Die Nähe der Insel Cayenne, und die verschiedenen Indianischen Nationen, welche längst diesem Flusse wohncn, ziehen öfters die Kaufieute dahin um dort zu handeln und Meer« Ochsen und Schildkröten zu fangen. Die Hollander hatten diesen Ort ehemahls sehr schön befunden, und die Güte des iandes wohl erkannt, auch aus dieser Ursache allda eine Colonie angelegt. Man siehet noch die übrigen Stücke von einer Schanze, welche sie an dem Eingan» ge dieses Flusses hatte bauen lassen, so wohl um die Fahrt zu versperren, als auch die wilden Völker, welche sie bczwun« gen hatten, im Gehorsam zu erhalten. Ganz nahe an der Mündung des Apruaks ist eine Sandbank, vor welcher man sich nicht genugsam hüten kan. Die Reihen Klippen, > welche sich in dem Canal dieses Flusses befinden sind nicht so gefährlich als die in dem Gpapok, und man vertrau« et sich der Heftigkeit des Waffers in diestn Stellen mit meh« rerer Dreistigkeit an. Sieben Meilen von der Mündung des Apruaks, in dem Striche von Süden nach Norden, findet man mitten im Meer einen Felsen, der gar nicht bei wachsen ist und fast die Gestalt eines runden Daches hat. Man nennet ihn insgemein den grossen Conneradle, um ihn von einem andern kleinern zu unterscheiden, welcher fast mit dem Waffergleich hoch ist, und daher der kleine Conne« table «2 Reise nach Guiana.' tadle genannt wird. Diese Klippe, welche fast cine viertel Meilc im Umkreist hat, thut den Schissen, welche in allen diesen Gegenden segeln, grosse Dienste, und sle pfiegcn gemeiniglich nach derselben auszusehen, um sich desto besser ihres iauss zu versichern. Es kostet hier wegen der Ströme, welche die Schisse nach dem weiten Meere treiben, viele Mühe zu landen, und übcrdem ist die See daselbst insge« mein sehr ungestüm. Einige alte Einwohner von Cayenne versichern, daß eine süße und mineralische Wasser-Quelle auf diesem Felsen sey, welchen man die DöZel-Insel nennen könnte; denn man siehet allenthalhen darauf fast nichts als eine unbeschreibliche Menge Gölands oder Me» ven, Fregatten", die so genannten Narren-*" und andere Vögel, welche dahin kommen, um Eyer zu legen, und die beständig dort herum stiegen. Nach dem Flusse Apruak findet man gleich einen andern, welcher Caux genannt wird. Einige Franzosin von Cayenne hatten sich vordem auf seinen Ufern niedergelassen, wel< che heutiges Tages nur von einer sehr kleinen Anzahl Indi« dianer bewohnet werden. Das iand inzwischen ist nicht weniger, als bey den andern Flüssen geschickt denen, welche sich entschliessen mögten, hier Wohnungen zu bauen, die Noth« wendigkeiten des iebens zu verschaffen. Das Wild ist hier im Ueberfiusse, und man kan hier in weniger Zeit eine Menge Fische ** Eine Art See-Vögel, deren Schmalz für den Schlag oder Lähmung, die von einer Verkältung herrühret, sehr gut ist. Reist nach Guiana. ,Z Fische fangen, wie denn auch die Einwohner der Küste Ramira, von welcher dieser Fluß nur fünf bis sechs Mei« len entfernet ist, öfters ihre Sklaven zur Fischerey Hieher schicken. Aus dem Flusse Caur kommt man so dann ill den yak, welcher Cayenne von dem festen lande scheidet. Seine Mündung ist in einer Spihe der Insel, die man insgemein Mabury nennet. Man hat im Jahr 1724. cine Pfarre, genannt Rura an den Ufern des Flusses Oyak zur Bequemlichkeit der ent» fernten Einwohner von Cayenne angelegt, von denen sich sehr viele längst diesem Flusse niedergelassen haben. Unge« fehr acht Meilen von seiner Mündung nimmt er die Flüsse der Grafschaft Gennes und Ourapeu zu sich. An dem En< de dieser letzten landschaft hatte man vor diesem einen Weg angefangen um zu lande bis zu dem Amazonen-Flusse rei« sin zu können. Man hatte dabey die Absicht nicht allein die Portugiesen zu vertreiben, welche sich in den zu dem Gebie-te von Cayenne gehörigen ländern festgesetzet hatten, son. dern man suchte auch Bergwerke zu entdecken und mit den unzähligen Indianischen Völkern zu handeln, welche in allen diesen Gegenden zerstreuet sind. Das land, welches von diesen beyden Flüssen, deren Wasser vortrefflich ist, durch« strömet wird, ist nicht genugsam im Stande angebauet zu werden. Es ist ganz voller dicken Walder, worin man cine Menge Eben- Violet- Rosen- lettern- Eisen- und anderes ge< farbtes Holz antrifft. Die Vanille und die CopamBau-me wachsen daselbst auch von selbst. Die meisten Gebürge sind mit Eisengruben ängefüllet, welches man sogar auf der Fläche »4 Heist nach Omattä. Flache der Erde entdeckt. Der Talk' ist dorten nicht festen; allein er besteht aus kleinen Stücken, welche ziemlich weiß sind. Es gicbt allda auch eine weiße weiche Erde, welche man im Waffer löschet, und die Hauser damit weisset. Man findet hier auch eine Gattung von Bolus, oder eine rothbraune Erde, welche die Sklaven gebrauchen um ihre Tabackspfeifen daraus zu machen. Die Portugiesin zu Para verfertigen daraus vortreffliche Töpfer-Arbeil, und insonderheit die so genannten Bardacken, oder Krüge, worin man das Waffer abkühlet. Man könnte solches eben so wohl in Cap-enne thun. Ferner ist hier ein schwarzer, feiner und sehr schwerer Sand, welcher Eisen in sich hält. In diesem ganzen festen lande, welches mit Brasilien eine Aehnlichkeit hat, fehlet es nicht an Mineralien. Und wofern man sich ein wenig Mühe geben wollte, so zweiste ich im geringsten nicht, daß man dereinsten reiche Erzgrube« entdecken würde, welche den Vorschuß, den man aufwenden dürf. te um sie zu suchen, gewiß belohnen würden. Ausser demOy-ak giebt es noch andere kleine Flüsse, an welchen die Franzosin viele Pflanzstätte haben, und wo die Schiffe Holz und Waffer einzunehmen pflegen. Alle diese Flüffe ergießen sich in einen andern, welchem man von dem Berge Senery den Namen giebt. Dieser vereiniget sich mit dem Oyak und macht den eigentlich so genannten Fluß Cayenne aus. Wenn man der Küste weiter folget, findet man sieben Meilen von dem Flecken Cayenne ejnen kleinen Fluß, Na» mens * Eine Gattung durchsichtiger Steine, welche sich in Bläh tern oder Schuppen von einander theilen läst. Reise nach Gm'an.:. 55 mens Makuvia, welcher sehr schlammige ist, weil die Eb« be und Flut alle sechs Stunden daselbst einen tiefen Schlamm nachläßt. Seine Ufer sind ganz mit Mangle - Bäumen eingefaßt, woran sich die Austern zur Zeit des hohen Wassers hangen. Unten an diesen Bäumen wird auch eine Menge Arabben gefangen, welche den Sklaven und armen leuten zur Nahrung dienen. Es giebt daselbst vortreffliche Weide, und das Vieh wird davvn ungemcin fett. Dieser Ort ist in der ganzen Colonie am meisten geschickt grosse Heerden zu unterhalten, und auf dieser ganzen Küste bis nach Fxuru ist nichts schöncrs zu sehen, als die Pflanzstätte und Meyerey-en, welche die Franzosen daselbst angelegt haben. Die Bäume, welche die Franzosen Roth-Holz und die India« ner Coumcry ' nennen, wachsen häufiger an dem FlussetNa-kuria, als an den andern Flüssen. Diese Baume sind sehr harzig, und geben in einer ziemlichen Weite einen sehr starken und angenehmen Geruch von sich, welcher dem Sto-rar nahe kommt. Von dem Stamme dieses Baumes sticht ein rother Saft herunter, der als Wein aussiehet, und ein vortrefflicher Balsam für allerley Wunden ist. Die Schlan. gen und insonderheit die so genannten Klapper-Schlangen sind in allen diesen Gegenden sehr gemein. Der Fluß Auru ist acht Meilen von dem Makuria. Der Eingang desselben ist wegen einigerSandbanke undKlip-pen, welche zur Zeit des niedrigen Meers sichtbar sind, sehr beschwerlich. Das Seewasser, welches die Wogen auf die großen ziemlich stachen Felsen werfen, die nahe bey seiner Mün- * I'elebilttbu, piocera, ball^mlier», rubr». »6 Reise nach Guiana. Mündungsind, wird cristallisirt und verändert sichln Salz. Allein dießgeschichl nur in der grossen Hitze, und insonderheit, wenn der Nordwind bläset. Dieser Fluß nimmt in seinem iauf einige kleine Flüsse zu sich, als den Zkarua, Aoüssa, passoüra und viele andere Krieken, welche alle sehr sisch-reich sind; und das Erdreich, welches sie durchströmen, giebt durch seine Fruchtbarkeit einem grossen Haufen Indianer ihren Unterhalt. An dem Ufer des Flusses Au« ru, eine Meile von seiner Mündung, haben die Jesuiten im Jahr 1714. eine Mission gestiftet, und daselbst viele her-umschweifende und in den Wäldern zerstreuen Indianische Völker versammlet. Man kan den Eifer nicht genugsam loben, mit welchem diese guten Vater diese Kirche an« bauen und mehr als fünfhundert Indianer, welches gemeiniglich fast auf sechzig Meilen technct) antrifft, sind der Sinamary, Rarua, Conamama, Ira-ku, Organa, Ammana und Marony. Der Fluß Smamary ist ein wenig grösser als der Ruru, von welchem er nur zwölf Meilen entfernt ist. Auf dessen Ufern haben die ersten Colonien der Franzosen ihren Anfang genommen. Die Meer« busen zwischen di'sen beydett Flüssen sind zu der Zeit sehr ungestüm, wenn die Schildkröten gefangen werden, wel, ches von dem Merzen an bis zur Mitte des )unius ge« schicht, da diese Thiere ihre Eyer auf dem Sand zu legen pflegen. Man findet an dem Synamary grosse Austern, welche die Indianer Maypa nennen, und de- B ren 1« Reise nach Gmana. ren Schalen bis auf acht Zolle im Durchmesser haben: allein sie sind nicht so gut, als die kleinen Austern, die man an den Klippen findet, und dich übertreffen auch die bey weitem, welche sich an die Mangle-Bäume hangen. DerRarua, oder, wie die Französischen Kauf« leute es aussprcchen, Karuabo, ist etliche MilenvonSi» namary. Man siehet dastchst einige Dörfer der Gali« bis, welche an seiner Mündung wohnen, nach welcher man in den Conamama kommt. Die Franzosen hatten sich ehedessen an diesem Flusse stark fest gesetzt und einige Jahre nach einander viele ieute dahin geschickt um die daselbst angelegten Colonien zu vergrößern. Heutiges Ta-> ges siehet man dort gar keinen Franzosen, sondern nur die Galibis, welche jeßo allein an diesem Flusse Wohnungen haben. Jenseit des Conamama ist der Fluß Ira-ku, an welchem die Tayras wohnen. Man giebt diesen Namen den Wilden, welche an den Mündungen der Flüsse ihr lager aufschlagen, um sie von den Imranes zu unterscheiden, welches in der Galibisthen Sprache so viel heißt, als Einwohner der Gebürge. Nach demIraku findet man den OrZana insgemein Organabo genannt. Grganabo heist in der iandes» Sprache eigentlich eine große Rrieke, und es haben sich an demselben einige Indianer niedergelassen. Der Amana ist einer von den großen Flüssen nach dem Auru. Die Breite seiner Mündung betragt über eine halbe Meile. Das land, welches er durchströ. met Helse nach (suiana. »9 inet, giebt den Indianern, welche auf dessen Usertt woh» nen, ihren reichlichen Unterhalt. Sonsten ziehet die Fi^ fcherey, welche hier sehr ansehnlich ist, viele Indianer dahin, zumahlen sie fast das ganze Jahr hindurch von Fischen leben. Nun ist, um die Beschreibung der Flüsse längst der Küste von dem AlNazonen« Flusse an bis nach Suriname zu endigen, der einzige tTiarony übrig, vott welchem wir noch etwas sagen müssen. Der Fluß Marony dient den Französin zur Grän-ze, und scheidet das Caycnnische Gebiete von denHollän« bischen iändern. Seine ziemlich grosse Mündung ist unter dem siebenden Grade nordlicher Breite. Verschie, dene andere Flüsse, welche sich darin ergießen, schwellen denselben sehr auf. Dieses land haben die Galibis ziem« lich bevölkert. Die Ufer des Marony so wohl, als Der andern Flüsse liegen sehr niedrig, und werden von dem hohen Meere überschwemmet. Ja, die ganze Küste ist sehr niedrig; und so gar gelter in dem iande siehet man nichts als die so genannten Savannas oder Wiesen, welche im Winter Moraste sind, und nur mitten im Sommer austrocknen. Durch diese Savannas kann man zu iande von 2xuru bis nach Suriname reisen. Die Franzose» sthen Ausreisser, welche keine Kähne haben, wissen sich diesen Weg, welcher den Wilden in diesen Gegenden wohl bekannt ist, vortrefflich zu nutze zu machen. Die In«' dianer, welche längst allen diesen Flüssen wohnen, und welche überdem sehr dienstfertig sind ^ ermangeln nicht auf das geringste Zeichen, das man ihnen macht, diejenigen^ B 2 welche ao Reise nach Guiana. welche es verlangen, ln ihren pyrogen abzuhohlen. Man hängt insgemein ein Schnupftuch oder einen weissen lumpen aüf den Ast von einem Baume, um ihnen zu ver« stehen zu geben, daß jemand überzufahren verlange. Dieß ist eine kurze, aber aulrichtige Beschreibung der Küste von Guiana und aller derjenigen Dinge, die dar« auf merckwürdig find. Diese grosse Provinz, die wir zuerst eingenommen haben, ist heutiges Tages getheilet und verschiedenen Eu, ropaischen Seemächten unterworfen; und Frankreich besitzet eigentlich nur den dritten Theil davon. Die Hollander machen uns, ungcachttt der von dem Flusse Marony bezeichneten Gränzen, noch das iand streitig, welches dies-seit dieses Flusses ist/ Die Portugiesen thun bestandig bis nahe bey Cayenne neue Streifereyen und bemächtigen sich unvermerkt aller unserer iandereyen. Sie habcn im Iah« «1723. auf einem Stückelndes bey dem Oyapok um es zum Ackerbau tüchtig zu machen, Holz abgehauen, auch daselbst einen Pfahl mit dem Wapen des Königs von Portugal! aufgerichtet und solches so gar in die Felsen gegraben. Das Gebiete der iandschaft Guiana ist also heutige! Tages zwischen den Flüssen Marony und Ooyapok, d. i in einem Strich iandes von achtzig bis hundert Meile,' eingej^ssm; und das kleine Stück von dem festen iande welches deil Franzosin von Cayenne übrig geblieben ist kann ihnen g^:z und gar nichts nutze seyn, weil die Anzahl der zwischen d^ sen beyden Flüssen befindlichen Indianer so geringe ist, und sie ein gar schwacher Beystand seyn wür- Reise nach Guiana.' 2t würden, im Fall man die Waffen ergreifen müste. Ausserdem kann man weder zum Ackerbau noch zur Anschaffung anderer Nothwendigkeiten des lebens Sklaven be« kommen, weil man die Freyheit nicht hat weiter in das land zu dringen. Die Indianischen Weiber sind sehr wohl zur Haushaltung, und die Männer zur Jagd und Fischerey geschickt. Die Französin sind also eines Vortheils gänzlich beraube, welcher vormahls del, vornehmsten Reichthum des tandes ausmachte und Kauffahrtcy-Schiffe dahin zog. Es würde übrigens den armen Indianern, welche das Unglück gehabt im Kriege gefangen und folglich zu Sklaven ge« macht zu werden, ein grosser Dienst geschehen, wenn man ihnen so zu sagen das ieben schenkte, indem man sie von ihren Ueberwindern handelte, welche sie oft aus Mangel einer guten Gelegenheit dieselben zu verkaufen, hinrichten. Die Herren dieser Sklaven würden hierin einen doppelten Vortheil finden; denn sie würden sich dieser armen Schlachtopfer ^ die ihnen öfters zur 5ast sind, entledigen, und sich dafür Stücke Eisen, Leinwand und andere ihnen sehr nüh< liche Sachen, welche sie begierig suchen, verschaffen können. Außer dem Sklaven - Handel würde man noch tausend kleine Gefälligkeiten von diesen Wilden zu genießen haben; denn sie lieben die Franzosen mehr, als eine andere Europäische Nation, und sie wurden durch die gute Begegnung, womit man sie empfieng, angereihet oft nach Cayenne zu kommen um daselbst mit Hamaks,») V 3 Käh- 2) Hangende Bttten oder Hangmalten, die von Baumwol. 5» Reist nach Guiana, Kähnen,!)) Körben, c) Reiben, ä) Sieben, e) Fillrir« Säcken, t) Copau-Oehl, Schildkröten, Meer-Ochsen, Papagayen und andern sonderbaren Thieren zu handeln. Aber es ist nicht zü hoffen, daß die Colonie sich von diesem Verlust so bald erhohlen werde, und sie darf sich nach aller Wahrscheinlichkeit nicht schmeicheln wieder in den Besitz eines iandes zu gelangen, welches sie seit langer Zeit angebauet hat, und dessen andere sich unrechtmä» ßiger Weise angemasset haben. Indessen wäre sehr zu wünschen, daß man diesem Uebel, welches diest ganze Colonie empfindet, abhelfen und die porugiesen hindern mögte sich hinführo an Oertern, die den Französin zuge-hören, fest zu setzen. Meiner Meynung nach sollten sie sich mit den Pflanzstätten, die sie an dem nordlichen Ufer des Amazonen-Flusses haben, begnügen, an statt daß sie sich gleichsam vor den Thoren von Cayenne nieder-lstssen und die freyen Indianer, die ihrer Herrschaft niemahls le oder Pins gewebt und sieben oder acht Fuß weit sind. b) Auf Indianisch Pyrsgen. c) Pagaras/Körbe worin der Proviant ausRcisen getragen wird. «l) Grages Diese werden aus kleinen Kieselsteine«/ die in Holz cingcfaßt sind, gemacht, e) tNanaretg sind Siebe, welche von dem Stamm eines Paimbauins gemacht werden, k) Diese werden von eben dem Baume gemacht und ge< braucht den Maniok dadurch zu gicssen. Reise nacb Guiana. 23 niemahls unterworfen gewesen sind, in die härteste Skla-verey schleppen. Denn mit einem Worte, nach dem wir über hunderl Jahre in dem Besitze dieses iandes gewesen sind, welcher durch die würkliche und beständige Wohnung in demselben bestättiget, und auf verschiedenen Frey» briefcn unserer Könige gegründet ist: so kann man nicht begreifen , aus welchem Grunde sie das Gebiete von Cayenne in einen so klcin?n Raum einschränken und sich eines landes anmaßen wölkn, welches ihnen erst nach den Franzosen bckannt geworden ist, und dessen Kenntniß Philipp der Vierte ihnen so sorgfältig zu verbergen gesucht hat. Denn ihre zwo Pflanzstätte zu Corruppa und Destierro, welche am nördlichen Ufer des Amazo-ucn-Flusses weiter als hundert Meilen von dem Nord-Cap liegen, sind jünger als unsere Colonien, und können folglich unsern Ansprüchen nicht nachtheilig seyn, die wir auf ein land haben, in dessen rechtmäßigem Besitze wir am ersten lange Zeit gewesen sind. Im übrigen, was für scheinbare Vorwände man die« sem auch entgegen sehen mögte; so würden ihre Ansprüche doch durch verschiedene Gründe, die deu Spanien? vortheilhaft sind, entkräftet werden. D.nn diese letztem haben noch jetzo viele Pflanzstätte an diesem Flusse in den Gegenden wo er entspringt, und haben sie bey nahe hundert Jahre vor den Portugiesen gehabt. Kurz, die Franzosin hatten sich nicht allein vor den Portugiesin in Guiana fest geseht, sondern auch in Brasilien, zu Uio Janeiro, zu Tamarica, zu Rio Grande, z" B 4 Ma- b, Reift nach Guiana. HNaragnon, allwo wir ein Fort gebauet hatten, welches sie noch heutiges Tages das Fort Louis de MaraZnon nennen, und welches wir im Jahr 1615. zu verlassen genö-thiget wurden. Wir haben also hinlängliche Gründe die« ses ganze 5and von dm pormgiescn zurück zu fordern, oder. zum wenigsten zu verlangen, daß sie uns dagegm dasjenige abtreten sollen,, was sie an dem nordlichen Ufer des Amazonen-Flusses und in allen übrigen Theilen von Gliiana besitzen, wo die Franzosen sich yor ihnen fest gesetzt haben. Das zweyte Capitel. Beschreibung der Insel Cayenne. /T^ayenne ist eine Insel, welche sechszehn Meilen im Um-V^ kreise hat. Sie liegt an der Küste von Guiana unter dem 4ten Gr. 56, Min. nordlicher Breite und dem 33sten Gr. 2 Min. westlicher iänge, und ist von dem festen lande durch zweene Flüsse abgesondert, welche sich wieder vereinigen und solchergestalt einen Haftn ausmachen. Diese Insel ward vor diesem von den Arikarcrs und andern Indianischen Völkern bewohnet, welche die. Franzosen, seitdem sie sich dort 1664. M erst fest setzten, vertrieben haben, und welche nunmehro fast gänzlich ver« tilget sind- Ihre Figur ist fast ein längliches Viereck dessen Winkel so viele Buchten sind, welche von den Felsen formiret werden, die sich mit einer Spitze nordwärts in hie See erstrecken. Die Franzosen ließen sich in Cayenne zu erst aus der \ r . Reift nach Guiana. 25 her Küste von Rcmira nieder, welchesMe angenehmste und fruchtbarste Gegend der Insel ist. An diesem Orte wohnten nicht allein die Franzosen, sondern auch viele Juden, welche diese angehende Colon« in Aufnahme brachten, sie aber verlassen musten, als die Hol« lander aus Cayenne vertrieben wurden. Die meisten von ihnen entschlossen sich nach Suriname zu gehen, all« wo sie jetzo in starker Anzahl sind. Die Colonie zu Re-mira ward hernach verlassen und an den Ort versetzet, wo heutiges Tages der Flecken Cayenne gebauet ist. Dieser Flecken, welcher einen gleichen Namen mit der Insel hat, liegt an einer Spitze an dem Ufer des Meers, fast bey dem Eingänge des Hafens. Hier pflegt man sick insgemein zu Schiffe zu begeben, we„n man nach dem fe» sten lande überfahren und die Pflanzstätte besuchen will, welche um die Insel herum liegen, damit man solcherge. stall die Ströme vermeiden möge, welche auf der Küste überaus heftig s"d. Der Hafen ist eigentlich nur eine Rhede, die nicht allzuwohl bedeckt, sondern dem Nordwinde bloß gestellet ist, der hier zu weilen entsetzlich stürmet und tobet. Der Eingang, welcher gegen Norden liegt, ist wegen der Sandbänke und einiger Klippen, die fast mit dem Wasser gleich hoch sind, sehr gefahrlich, und daher werden die Schiffe öfters gezwungen zwo Meilen m hem weiten Meere Anker zu werfen und einen Piloten zu suchen, um sie sicher hinein zu führen. Man ist so gar genöthiget sich dicht an hem lande zu halten und zu weilen B 5 einen »6 Reisi nach Guiana. einen Pistolenschuß weit von den Mauren des Fleckens Cayenne die Fahrt zu verrichten. Es sind wenig über hundert und fünfzig Hütten oder Häuser an diesem Orte, die alle sehr elend aussehen, und davon die meisten, oder besser zu reden, fast alle von Erde aufgebauet sind. Man bekleidet sie inwendig mit Kuhmist, und so dann beweißet man sie. Einige davon sind von Holz aufgeführet und zwey Stockwerke hoch. Vor diesem wurden sie mit Blattern von Palmen-Bäumen gedeckt. Aber weil sie öfters durch Feuer grossen Schaden litten, und sie befürchteten, daß einsten der ganze Flecken in einen Aschenhaufen verwandelt werden mögte: so haben die Einwohner sich seit einigen Jahren genöthiget gesehen sie mit Holtz oder Schindeln zu decken. Und ob gleich die Häuser ohne Schorsteine sind, und man das Feuer ohne grosse Vorsicht anzündet; so hat sich doch seit solcher Zeit selten ein Unglücksfall ereignet. Das Haus des Statthalters in dem Flecken ist zur Wohnung bequem und ziemlich wohl eingerichtet. Zu der Zeit, da die Hollander Herren von Cayenne waren, hielte sich der Statthalter gemeiniglich in dem Forte auf. Dieses Fort, welches von sechs Mann, die man in vier und zwanzig Stunden einmahl ablöset, bewachet wird/ liegt an dem Ufer des Meers auf einem Hügel, von wel, «hem man die Rhede und die ganze Insel bestreichen, auch in einer ziemlichen Weite die Schiffe entdecken kann, welche nach Cayenne gehen, oder welche nur das land zu ent- decken Reist nach Guiana. «7 decken suchen. Es ist ein Pulver-Magazin da, und ill der Mitte eine ganz verfallene Cisterne, welche noch von den Werken der Holländer übrig geblieben ist. Die Jesuiten haben eine ziemlich gute Wohnung; zum wenigsten kann man sie in einem iande so nennen, wo die Häuser insgemein nur von Erde sind. Im Jahr 1736. befanden sich zehn Priester und drey iayen«Brüder da, welche nicht allein den Gottesdienst in den Pfarren, die auf der Insel und dem festen iande smd, abwarteten, sondern sich auch mit großem Eifer beschäftigten das Christenthum unter diesen Wilden auszubreiten und in den Pflanzstätten das Sacrament den kranken Sklaven zu reichen. Die Kirche in den: Flecken ist eben so schlecht und klein, als alle übrigen Gebäude. Inzwischen aber kann man doch sagen, daß diese kleine Pfarre das beste Gebäude im iande ist. Nur wird die iuft durch den üblen Geruch, der aus den Cörpern der Negern ausdünstet, zu weilen angesteckt, und man würde sich kaum rühren können, wenn die ganze Co-lonie daselbst versammlet wäre. Der Wall um den Flecken Cayenne ist sehr niedrig und stellet ein ungleiches Sechseck vor. Er ist mit füns schlechten Bastionen befestiget, worauf viele Canonen auf. gesühret sind, davon die meisten keine iavetten haben. Die Besatzung hat fast allezeit aus 202 Mann regulir-ter Truppen bestanden, welche vier Compagnien auS« machten, die ein Ausschuß von See-Soldaten waren. Im Jahr ,724. ward sie mit zwo Compagnien vermehret. Auffer dem Regiments-Stäbe vesindet sich auch ein hoher Räch H8 Reise nach Gukana.' Rath daselbst, in welchem der älteste Commissarlus in Abwesenheit des Statthalters vorsitzet, dessen Gmcdtbar-keit ehemahls in seinen Händen war. Dieses Gerichte spricht in allen Sachen, welche die Einwohner betreffen, ohne daß davon appelliret werden kann. Die Nothwendigkeit das iand zu bauen nöthiget alle Franzosin slch in den Pflanzstätten aufzuhalten, und dies ist die Ursache, daß der Flecken Cayenne insgemein leer stehet. Man siehet zu weilen so gar keine Seele in den Gassen; und man könnte so zu sagen am hellen Tage jemand todt schlagen, ohne daß man Gefahr liefe von einem Menschen gesehen zu werden. Der Ort ist also nur in den großen Festen oder zur Zeit der Musterungen bevölkert. Man siehet, alsdenn. die Einwohner in ihren Kähnen, und zu weilen die Creolen in ihrem Hamak mit ei« nem Gefolge von Mohren und Mohrinnen kommen. Diese tragen Feder-Vieh, Cassave, Tafia*, Wurzeln und die andern lebensmittel, deren sie wärend der ganzen Zeit, die sie da bleiben, nöthig haben. Die Einwohner zu Cayenne sind sehr leutseelig und freygebig. Sie nehmen die Fremden freundlich auf und erweisen ihnen alle mögliche Gefälligkeiten. Ob sie gleich alle Französisch reden, so verstehen ihre Kinder doch kaum zwey Worte von dieser Sprache. In ihrer unverständlichen Rede ist viel Mohrisches, insonderheit was dieAubsprache betrifft. Die Mohrinnen, welchen man die Erziehung der Kinder anzuvertrauen genöthiget ist, haben eine große Menge *) Einen von Zucker gemachter Brandtwein. Reise nach Guiana- 29 Menge Wörter aus ihren! lande eingeführet. Unterdessen ist die Creolische Sprache zu Cayenne nicht so sehr lä< cherlich, als auf den Inseln. Die Kreolinnen sind auch besser gebildet, als an andern Oertern, und sie haben keine so gelbe oder blasse Gesichtsfarbe, als die zu Mar« tinique und zu St. Domingo. Sie haben von Natur vielen Wiß, welches man insonderheit an denen wahrnimmt, die in Frankreich erzogen worden sind. Die Rein« lichrcit, die ihnen natürlich ist, und welche zu der glücksee« ligen Gesundheit, deren sie gemessen, nicht wenig beyträgt, würde sehr lobenswürdig seyn, wenn sie nicht die rechtmä« ßigen Gränzen überschritte. Denn sie sind der Pracht ganz ungemein ergeben; und Cayenne hat dieses mir den andern Inseln gemein , allwo die Manner, um die Eitel« keic ihrer Weiber zu vergnügen, bey jedem ankommenden Schiffe ihren Geld-Beutel auf thun müssen; und dieses verursacht ihnen in ihrem Hauswesen großen Nachtheil. Wenn also der Verschwendung, die bey einzelnen Familien herrschet, durch ein Gesetz Einhalt gethan würde: so würde dadurch der Reichthum und das Aufnehmen der Colonien überhaupt befördert werden. Die verschiedenen Veränderungen, welche in Cayen« ne seit der Zeit der ersten Besetzung des tandes, vorgefallen sind, haben diese Colonie sehr von ieutm entblößt. Die Franzosen suchten im Anfange mit so großem Fleiß, als Geschicklichkeit ihre Pftanzstatte in Aufnahme zu brin« gen. Der Vortheil, welchen die Kauffahrer aus der Handlung zogen, die sie in diesen entfernten iändern trie/ ben, 35 Reise nach Guiana. ben, machce die Hollander eifersüchtig, welche schon lan, ge Zeit her ein großes. Geld aus Eß- und andern Waaren löseten, welche sie den FranzöslMxn Colonien ver-kauften. Sie wandten daher alles, was in ihrem Vermögen war, an um sich in den Besitz derselben zu sehen, und schickten im Anfange des Jahrs 1676. eilf Schiff» ab, um Cayenne weg zu nehmen, welches sie auch durch einen Uebsrfall thaten. Sie Meten so dann nicht nur die Festungs« Werke wieder her, sondern vermehreren sie auch mit neuen Pallisaden und Katzen, sie führten an verschiedenen Oer-tern Canonen auf, und mit einem Worte, sie befestigten den Ort mit allem Fleiß. Sie legten eine Besatzung von 40«. Mann regulirter Truppen dahin, und vergaßen auch nichts, was zum Vortheil ihrer neuen Pflanzstätte gereichen konnte, welche von ihnen zu Gpapok und Apruak ohne Vorwissen der Franzosen, die sich auf der Küste von Remi-ra festgesetzet hatten, angelegt waren. Die Güte und die Größe des landes, die Bequemlichkeit der Flüsse worin die Schiffe gute Ankerstcllen fanden, die Hoffnung Goldoder Silber-Bergwerke zu entdecken, welche nach dem falschen Vorgeben der Indianer dort befindlich seyn sollten, hatten ihnen die Gedanken zu dieser Unternehmung einge-geben. Allein sie besaßen dieses land, welches wir zu erst besetzet hatten, nicht lange; und sie musten es den 2osten December desselben Jahres wieder verlassen, als der Herr Marschall von Errees, Vice- Admiral von Frankreich daselbst mit einem Gefthwader von sechs Schiffen, vier Reift »mch Guiana. 3« vier Fregatten und einem Brander erschien, und sich davon Meister machte. Nach dem Angriff und der Eroberung von Cayenne würben die angehenden Colom'en zu Oyapok und ApM' ak zerstöret, und man siehet noch jetzo die überbliebenen Stücke der Schanzen, welche sie dorten gebauet hatten. Die Entlegenheit dieser beyden Flüsse von Cayenne, und das den dort angelegten Französischen Colonien begegnete Unglück, als welche sich durch ihr übles Betragen gegen die Indianer das Verderben zugezogen hatten, war ftnder Zweifel den Holländern zu Anlegung ihrer Pflanzstätte beförderlich gewesen. Die Franzosen ließen sich also nunmehr mit allem Fleiße angelegen seyn sich auf der Insel und dem festen iande Cayenne recht fest zu st» tzen. Man legte sich mit großem Eifer auf alles, was dem Handel vortheilhaft seyn konnte; man zog viele Kauffahr, tey-Schisse dahin um dort ein Gewerbe zu treiben; und eine gute Anzahl Familien ließen sich daselbst nieder. Die Freybeuter trugen gleichfalls nicht wenig bey um die Colo-nie zu verstärken; ja sie bereicherten dieselbe so gar durch eine ansehnliche Summe von Piastern, die sie aus der Süd-See dahin brachten; denn der geringste von ihnen hatte nicht unter acht bis zehn tausend Französische Pfunde. Cayenne war demnach ziemlich bevölkert, ehe der Herr Ducafse daselbst im Jahr 1638. anlangte, in der Absicht Suriname weg zu nehmen. Dieser beredete eine große Anzahl der Einwohner zu Cayenne, daß sie z2 Reist nach Guiana. sie mit ihm zu Schiffe giengcn, weil er ihnen diese reiche Colonie zur Plünderung zu geben versprach. Nachdem also einige Truppen angeworben und alle nöthige Anstalten gemacht waren, so gieng Man unter Segel. So bald als sie bey der Mündung des Flusses Suriname angekommen waren, allwo die Hollander eine Patache, oder große Barke zu hallen pstegten, um von weitem die auf dieser Küste.segelnde Schiffe zu beobachten und dem Statthalter, davon so gleich Nachricht zu geben: so beschmierten sich einige Caymmjche Einwohner den leib mit Roucou und legten die Camiza - an. Wie sie sich nun solchergestalt vollkommen in Indianer verkleidet hatten, so begaben sie sich in ein Fahrzeug, um die große Barke, welche nur mit fünf oder sechs übel bekleideten Soldaten besetzt war, zu überfallen und dadurch zu verhindern, damit sie keine Nachricht von ihrer Ankunft nach Suriname überbringen mögte. Bisher gieng alles ganz wohl von statten, und das Vorhaben sich von Suriname Meister zu machen würde sonder Zweifel gelungen seyn, woferne man an statt einige Meilen von dem Or« te verschiedene Tage vor Anker zu liegen, jeden Morgen und Abend die Trommel zu schlagen, und den gewöhnli, chen Canonen« Schuß zu thun, so wie es auf dem Schiffe des ?) Ist ein Band von Baumwollener Leinwand, welches mit viereckigten Figuren bemahlt ist, so wie das Kupfer solches vorstellet. Die Indianer bedienen sich desselben nm vor den Augen das/enige zu verberge«/ was die Ehrbarkeit verletzet. Reist nach Guiana. 33 des Herrn Dueasse geschahe, alle Segel beygesetzet und die Hollander zu Waffer und iande unvermuthet angegriffen hätte. Allein durch diese Verzögerung und Beobacht tung der gewöhnlichen Zeichen gaben wir den Feinden Zeit alle ihre Macht zusammen zu ziehen, sich sorgfältig zu vel> schanzen und die Zugänge Tag und Nacht auf das beste zu besehen. Wir wurden demnach, so bald wir uns ihnen näherten, herzhaft zurückgetrieben; und die tapfere Ge< genwehr der Belagerten, die man nicht vermuthet hat« te, kostete uns nicht allein einige ieute, die wir verlohren, sondern setzte uns auch in die Nothwendigkeit, die Unternehmung aufzugeben und uns zurück zu ziehen. Viele von den Freywilligen wurden hieben, weil man sie nicht unter« stützen konnte, zu Kn'egesgefangencn gemacht und nackden. Französischen Inseln geschickt, allwo die Güte des tan» des und die Hoffnung ihr Glück zu machen sie zu bleiben veranlaßte. Von dieser Zelt an hat sich Cayenne von dem Ver. lust, den es an seinen Einwohnern gelitten, nicht wieder erholen können. Es sind jeßo nicht viele über neunzig da. Vor einigen Jahren zahlte man in der allgemeinen Mu» sterung ein hundert und fünf und zwanzig Indianische Sklaven an Mannern, Weibern und Kindern; ftmfzehn hundert Mohren, welche arbeiteten und Kopfsteuer bezahl« ten; sechzig Werkstätte, wo Rolicou, neunzehn, wo Zucker, und vier wo Indigo zubereitet wird. Alle Sklaven unter stchszig und über vierzehn Jahre entrichten der Königlichen Kammer sieben und ein halb Pfund als eine C jähr. 34 Reise nach Guiana. jährliche Kopfsteuer, welche sich überhaupt auf sechs oder siebell tausend Pfunde belaufen soll, und in den Waaren, die das iand hervor bringt, bezahlet wird. Fast ganz Cayenne ist ein jandigtcs iand, worin sich viele Berge und Hügel befinden, wo man Zuckerrohr, Roncou, Indigo, Cacao, Caffee, Baumwolle, große Hirse, Maniok und andre Wurzeln bauet, welche die Einwohner von geringem Stande und die Sklaven zur Speise brauchen. Der übrige Theil der Insel liegt sehr niedrig, und ist an gewissen Stellen so morastig, daß man zu iands nicht von einem Ende zum andern kommen kann, welches die Einwohner nöthiget fast um die ganze Insel zu gehen, wen« sie sich nach ihren Pflanzstätten begeben pollen. Es giebt daselbst viele Pferde, seitdem die Engländer von Boston und Neu-Fork allda zu handeln angefangen haben. Sie kosten nicht viel zu unterhalten. So bald man davon herunter gestiegen ist, nimmt man ihnen den Sattel und Zaum ab, und läst sie in völliger Freyheit weiden; denn sie werden gar niche eingeschlossen. Man halt hier auch Hammel und Ziegen und viele Heerden Ochsen. Um diesen ihr Futter zu verschaffen ist man genöthiget die Savannas oder Wiesen in den Monaten August und September anzuzünden, um dieselben fruchtbar zu machen und sie in gute Weide zu verwandeln. Dieß Erdreich, das solchergestalt ausgebrannt ist, bringet mit dem Anfange des regnichten Wetters vortreffliche Kräuter hervor. Das Hammel- und Rindfleisch zu Cayenne ist daher auch besser, als auf den andern Inseln, allwo Reise nach Guiana. 35 allwo das Fleisch, welches man in den Schlachtbanken antrifft, recht abscheulich ist. Die Nothwendigkeit dieses Vieh zu einer beträchtlichen An;ahl anwachsen zu laffen, ist Ursache, daß wenig davon geschlachtet wird; und man muß übk-dem eine Erlaubniß von dem Statthalter dazrr haben. Inzwischen vermehrt sich dasselbe ungemein, und es würde von Tage zu Tage viel zahlreicher werden, wenn nicht die Tyger zuweilen darunter so übel hauseten. Diese Thiere, unter welchen die dunkelrothen die gefährlichsten sind, schwimmen von dem festen lande nach der Insel herüber um ihren Fraß zu suchen. Dieß verursacht den Einwohnern einen ansehnlichen Schaden, und man ist zuweilen genöthiget alle Mohren und die Indiamsthcn Jäger zu versammle», und dieses grimmige Thier zu verfolgen. Der Srätthalrer pflegte vor diesem einem Indianer oder einem Mohren, welcher einen Tyger aetödtet hatte, einen Boukanicr oder große Flinte zu geben. Es gehen noch heutiges Tages in den Pflanzstätten leute mit den Kinnbacken von Tygern herum, wie man es in gewissen Französischen Provinzen mit der Wolsshaut macht; und ein jeder giebt ihnen etwas, entweder Tasia, lemwand oder gesalzen Fleisch. Der Herr de la Barre, welcher Statthalter zu Cayenne war, nach dem diese Insel wieber unter den Gehorsam des Königs gebracht worden, hat diesen Gebrauch zuerst im lande eingeführt, um dadurch die Jäger aufzumuntern, daß sie die Tyger ausrotten mög-ten, welche so häufig und der angehenden Colonie so schad, lich waren. Der Verfasser der Anmerkungen über eine C2 ' 'Ab- 36 Reist inch Guiana. Abhandlung von dem Amazonen-Fluß meldet, daß sie in den Jahren 1665. und «666. erschrecklich gewütet haben, und die größeste Geißel der Colonie zu Cayenne in ihrem Anfange gewesen scyn. Die Tyger, sagt er, kamen von dem festen iande, und holeten den Einwohnern ihr Vieh so gar aus den Stallen mit solcher Dreistigkeit weg, daß die» silben fast in Bereitschaft stunden alles zu verlassen, wenn nicht ihr Statthalter, der Herr de la Barre denenjenigen eine Belohnung versprochen hätte, welche diese Thiere erlegen würden. Er ließ ihnen die Flinte, womit sie solches gethan hatten, und außerdem das Fell des Tygers geben, wie er denn auch Anlaß zu der Mode in Frankreich gab die Tyger-Felle zu Muffen und Pferde-Decken zu gebrauchen. Wie sie nun solchergestalt eine gangbare Waare geworden waren: also hatte er die Absicht durch diesen doppelten Vortheil die Einwohner aufzumuntern, daß sie diese grausamen Thiere bekriegen und vertilgen möchten. Dieses Mittel ist ihnen so wohl gelungen, daß sie von denenselben nicht mehr beunruhiget werden; und man kann jagen, daß der Herr de la Barre die Colonie wieder her-gestellet hat, so wie er kurz zuvor ihr Stifter gewesen war. Ob gleich Cayenne eine bergigte und mit Wäldern angefüllete Insel ist, so hat sie dem ohngeachtet an einigen Orten Mangel an Holze, insonderheit an der Küste; denn man ist daselbst genöthiget in den Zuckersiedereyen die Bagasse«, d. i. das Zuckerrohr zu brennen, welches zwey? mahl durch die Mühle gegangen, und woraus man nichts mehr Reise nach Gm'ana. 3? mehr pressen kann. Auf dieser Insel mangelt es nicht an WildpretV Man siehet allenthalben Papagayen, Holz« tauben und Indianische Caninchen, die hier Aguchys genannt werden. Diese letztern vermehren sich stärker, als die Caninchen in Frankreich. Man schießt hier auch Fasanen, Rebhühner, Hirsche, Schweine und zwo Gat» tungen anderer Thiere, welche die Einwohner Tachous und Paks nennen. Diese letztern sind ihre besten Gerich, te; und in der That ist der Pak das niedlichste Wildpret auf der Insel, und giebt dem Hasen fast gar nicht als nur in der Grösse nach. Der Aufenthalt in den Pflanzstätten ist sehr angenehm, und man wohnt daselbst mit größerem Vergnügen, als in dem Flecken Cayenne. Man hat dorten bey den reichen Einwohnern an nichts einen Mangel, insonderheit, wenn öfters Kauftchrtey-Schisse ankommen. Man macht sich daselbst einen guten Tag und man hat alles bey der Hand. Insgemein haben sie eiuen geräumigen Hof, allwo Hüner aufgezogen werden, welche vortrefflich smd, wenn man sie schlachtet, nach dem sie eine Zeitlang mit Hirse gefuttert worden. Eben so halt man auch wel» sche Hühner, Tauben, Enten und Schweine. Ueberdem hat man einen und wohl gar mehr Jäger und Fischer. Die Papagayen schmecken sehr gut in dep Suppe, und wenn sie gedämpft sind. Die wilden Enten sind vortrefflich: allein die Rebhühner und Fasanen haben einen schlech« ten Geschmack; ihr Fleisch ist sehr zähe, und überhaupt muß man das Speck bey Zurichtung de5 Wildprets nicht C 3 schonen 38 Reise nach Guianal schonen. Zu Cayenne werden die besten Fische in der Wclt gefangen. Außer einigen Gattungen, die den andern Inseln gemein sind, giebt das Meer und die Flüsse noch viele andere Attcn, die auf denselben ganz und gar uilbckannt sind. Man legt auch insg-mein Garten an um sich einige kleine Näschercyen zu verschaffen. Die Fruchtbäume, welche man aus Frankreich bringt und die man fortzu» pfianzen gejuckt hat, wollen in diesem Himmelsstriche nicht gedeihen. Dahin gegen aber gerathen die Küchen - Krauter desto besser; und man hat hier gute Salate von iattich, Kerbel, Pimpinell, Andivien» und Sellery. Man bvuet kleine Erbsen, große und kleine Kürbisse und Wasser-Melone,,, die einen niedlichen Geschmack haben, und womit man in großer Hitze den Durst löschet. Man thut sich auch mit verschiedenen Früchten des iandes, die nicht übel sind, was zu gute, dergleichen die weisse und gelbe Ananas, die Gayave, Corrossol, der. im Ga«en gebauet wird*> die papaye" und einige andern sind, die in Zucker eingemacht werden. Man achtet hier Citronen und Pomeranzen gar nicht, welche man in Frankreich für etwas kostbares halten würde. Man macht in Fasttagen ein gutes Eßen aus Spinale, der im iande wächset. Dieß v •) Gunabanus fructu virescente, reticulato Plumeni nova plant, rfmeric* genera* **) Papaya fructu maximo Cucumeris effigie. Reise nach Guiana 39 Dieß sind die Blätter von dem Tayouc') dessen Wur< zeln den Sklaven zur Nahrung dienen. Man bcrcitct un» ter dem Namen Spinat auch eine Pflanze zu, welche man auf dem neuen von dem Holze gereinigten tande findet, und welche von der ordentlichen phyrol^cca fast gar nicht, außer durch ihre kleine Frucht unterschieden ist. Ich glaube, daß dieses nur.eine besondre Art von eben der Pflanze ist, welche die Verschiedenheit des Himmel.ilichs ein wenig verändert hat. Man hathier treffliche Feigen, und ver Weinstock gerath vollkommen gut. Aber es ist johr schwer die Trauben zu erhalten, weil die Vögel und in< sonderheit die Ameisen sie ganzlich verderben. Man kann in seinem Garten mit leichter Mühe zu allen Jahreszeiten reife Trauben haben. Man darf zu dem Ende in der Wein-iatte nur zwo Abtheilungen machen und sie wcch^ sels weise beschneiden, nämlich die eine Hälfte einen Monat, und die andere den folgenden. Wenn man dieses beobachtet, so wird man den Weinstock alle Monate des Jahrs Früchte tragen sehen. Jedoch werden die Trauben im Winter wegen des starken Regens kaum reif, und da« her kommt es, daß sie alle Zeit einen ctwas sauren Ge-schirlack behalten. Man hat verschiedene mahle versuchet aus den Trauben des landes Wein zu machen, und eS ist allezeit gelungen. Dieser auf solche Weise wachsende Wein ist gut, urd kann so gar eine Zeitlang dauren, C 4 wenn •) Arum maximum, Aegyptiacum, quod vulgo Colocasia. Ca/pari Banhint Pinax Ibeatri he» tanici. 40 Reise nach Guiana: wenn man ihn nur sieben oder acht Tage gähren läßt, ehe man ihn in Flaschen thut. Es wäre zu wünschen, daß man genügsamen Wein pstanzte, damit man davon einen V rrath im Nothfall haben mögte, so wohl zum Gebrauch in der Messe, als auch zur Erquickung derjenigen, welche das Unglück haben zur Zeit einer Theurung krank zu werden, da der Wein gemeiniglich am ersten zu mangeln pstegt. Die Creole« bewirthen sich oftmahls mit vielen besondern Gerichten, und unter andern mit einer Brühe von 3gniame', imgleichen Tapoue-Wurzeln, oder Ra-rulu- Saamen", so sie mit vielem pimenro kochen; und diese Art von Brey essen sie mit grosien Händen voll. Die Creolen mögen die Frucht des pimenw, welche sonst Indianischer Pfeffer genannt wird, ungemein gerne, ob sie gleich den Mund sehr erhitzet. Diese Frucht dienet ihnen statt aller andern Gewürze, und sie können nichts, insonderheit aber keine Fische essen, wenn s« «icht wohl pimentiret sind. Sie haben so gar die Gewohnheit so wohl an Fleisch» als Fast-Tagen allezeit etwas von der Pimento-Frucht auf die Salzfasser zu legen, insonderheit aber die Gattung, welche sie Pimento Bouc heiffen. Die Cre. *) Polygonum scandens, cJcuIentum, radiee alba craililTima« **) Ketmia Brasilienfis, folio ficus, fructu pyranjida. to /ulcato. Injtitutitnes Ret Herbariae lofephi Pit. i Un Toumtjort. Reist nach Guiana. 41 Creole« ziehen auch die Cassave dem besten Brodte von der Welt vor; sie essen dieselbe selten trocken, sondern weicken sie allezeit in Waffer oder in eine Brühe ein. Dich Speist giebt ihnen sonder Zweifel ihre so blaffe Farbe, und ist Ursache, daß sie gar nicht roth und lebhaft im Gesicht aus« sehen. Die Coake wird zu Cayenne sehr selten, oder vielmehr fast niemahls gegessen. Dieß ist die gewöhnliche Speise der Portugiesen ;u para und tNaragnan, im« gleichen der Völker die an dem Amazonen - Fluffe woh« nen. Die Coake ist eigentlich nichts anders als das Mehl von dem Maniok, welches man auf einer eisernen ' oder irrdenen Platte ausbreitet und darunter Feuer macht, eben so, als wenn man Cassave machen wollte. Man rühret dieses Mehl um, wenn die Hitze in dasselbe dringet, um zu verhindern, damit es nicht anbrennen möge, und es bekömmt gemeiniglich die Gestalt kleiner Körner. Wenn die portugiesischen Indianer ihre Mahlzeit einnehmen wollen, so thun sie eine Handvoll Coake in die hohle Hand, welche ihnen statt eines Tellers dienet, und von da bringen sie dieselbe auf eine geschickte Weise in den Mund. So dann trinken sie darauf eine gute Schale Waffer und anderes Getränke; und das ist ihre ganze Mahlzeit. Auf diese Weise ernähren sich insgemein nicht nur die Wilden, sondern auch die an dem Amazonen-Fluß gränzende Portugiesen. Sie sind zu dieser sparsamen iebens«Art aufgelegt und schicken sich daher ungemein wohl zur Entdeckung der lander und zu langen Reisen, wo man sich so wenig, als es möglich ist, beschweren und nur die noch- C 5 wcn- 42 Reift nach Guiana. wendigsten Sachen mit sich führen muß. Die Coake hat diesen Vorzug über die Cafsave, daß sie sich ungemein wohl hält, wenn sie nur von dem Wasser gesichert ist; da« hingegen die Cafsave nicht lange dauren kann ohne zu verderben. Die portugiesischen Schiffe, die in diesen Gegenden handeln, nehmen davon einen guten Vorrath zu ihrem Gebranch ein, insonderheit wenn das Schiffe-Volk an iebens-Mitteln zu kurz kommt. Es würde eine unnütze Arbeit seyn allhier von dem Maniok so wohl als von der Art und Weise dle Cafsave zu machen eine Beschreibung zu geben. Dies ist heutiges Tages gar zu wohl bekannt, und befindet sich in so vielen Reisebeschreibungen, daß ich mich dabey gar nicht aufhalten darf. Ich will nur mitzweyen Worten melden> wie diese Pflanze gebauet wird. Man theilet den Maniok in verschiedene Gattungen, nämlich in ästigs Holtz, gesteckt, Weiden-Holz, weiß, grau und roth Holz; und diese verschiedene Benennungen bekommt er von der Farbe des Stammes oder der Wurzel. Dieß sind die Arten des Manioks, welche den Einwohnern des iandes bekannt sind, und sie werden bey nahe auf einerley Weise gebauet. Man macht nämlich in erha-, benes Erbreich löcher, in welche man ein oder zwey Stü« cken Holz, die ungefehr einen halben Fuß lang sind, ein wenig schräge leget und hernach mit etwas Erde bedeckt. In niedrigem und flachem Erdreiche wirft man, um zu verhüten, daß der Maniok nicht faule, Hügel aus, worin man gemeiniglich vier Stücken Holz pflanze?. Man Reise nach Guiana. 43 Man pflegt diese löcher ziemlich dichte an einander zu machen, und bey dem ästigen Holz alleine erfordert die Noth» wendigkcit, daß es vier Fuß von einander gepftanzct wer? dc. Die beste von allen dlcsm Arten des Manioks ist das gesteckte Holz, welches den Namen von den Indianern hat, von denen es zuerst hergebracht worden. Das Wei« dcnhosz, welches insgemein nur in sandigtem Erdreiche gepftanzetwird, kommt zu einer aufferordentlichen Dicke. Die Wurzeln so wohl von dieser als dm andern Gattunacn, sind eben so dick, als große gelbe Rüben, und eine jede von denenselben ist zuweilen anderthalb Fuß lanq, und drey oder vier Zolle dick. Ueberhaupt wird der Maniok ft wohl als gewisse Früchte, nach Beschaffenheit des iandee, worin sie gepfianzct sind, mehr oder weniger dicke. Er vermehrt sich weit bcsier, wenn er mittelst abgeschnittener Zweige gcpflanzct, als wenn Körner gesetzt werden. Fünfzehn oder achtzehn Monate nach der Zeit, da er ge< pflanzt worden ist, pflegt man ihn aufzuziehen. Nach derselben wird' er iNapu, d. i. er verdorret ganz in der Erde. Jedoch die Einwohner, welche Mangel an lebens-mitteln haben, warten nicht, daß der Maniok achtzehn Monate alt werde, sondern ziehen ihn aus, wenn er nur eben ein Jahr gestanden hat. Der Maniok ist ein tödtliches Gift, nicht allem den Menschen, sondern auch den Thieren, und insonderheit den iastthieren, obgleich diese seine Blatter und Wurzeln mit gröster Begierde fressen, ohne davon ein merkliches Unge, mach zu empfinden. Es ist was wunderbares, daß eiltz Wur- 44 Reisi nach Guiana. Wurzel, deren Saft dem Menschen und allen andern Thie» ren, ja so gar dem Ungeziefer so schädlich ist, daß zwo Un« zen desselben ihnen den Tod zuziehen, gleichlvohl unzahlbaren durch das große feste iand von America zerstreueten Nationen zur Nahrung diene. Die rohe Wurzel ist den Thieren im geringsten nicht schädlich; sie macht im Gegentheil dieselben, und insonderheit die Hirsche darnach so begierig, daß sie ganze Stücken Maniok verderben, womit viele Sklaven ernähret werden könnten. Es giebt auch Ungeziefer, welche dieses Gewächse verwüsten, wenn es anfängt auszuschlagen; und es entstehet daher so gar cm Mangel an lebensmitteln. Man ist zu weilen genöthiget, gewisse Stücken tandes, ob sie gleich vortrefflich sind, wegen der Ameisen zu verlassen, welche alle bepflanzten Aecker gänzlich verwüsten. Unter allen Ameisen sind die so genannten rothen Ameisen die gefährlichsten; sie sind fast einen Zoll groß; sie haben vorne zwo Scheeren, die anderthalb iinien lang und sehr hart und scharf sind, indem sie Zacken wie eine Sage haben. Mit diesen Scheeren thun fie ft großen Schaden und schneiden die jungen Blätter von dem tNaniok und andern Gewächsen herunter. Bisher hat man noch kein ander Mittel dagegen gefunden, als daß man große löcher in den Ameisenhaufen macht und darin ein großes Feuer anzündet. Man vertilget dadurch einen Theil von ihnen: allein sie kommen dem ohngeachtet einige Zeit nachher wieder und thun eben so vielen Schaden, als zuvor. Derjenige würde der Colonie eine große Wohl« that Rnst nach Guiana^ 45 that erweisen, der den Einwohnern das Geheimniß zei« gcn könnte diese Thiere gänzlich zu vertilgen. Außer denen Gattungen des Manioks, welchen man bauet um die Cajsave zu machen, und welche insgejammt sehr gefährlich sind, findet man noch eine andere Art, die wilder Maniok heißt. Dieß Gewächse ist dem obigen an der äußerlichen Gestalt ganz ähnlich; aber seine Wurzel ist ganz und gar nicht schädlich. Die Mohren und die In« dianer essen dieselbe gebraten oder gesotten, eben so als die Batares und IZnyames *. Der Himmelsstrich, unter welchem Cayenne liegt, ist sehr regnicht, sonst aber sehr gesund; und man kann mit Wahrheit sagen, daß sie in diesem Betracht unter de»» Französischen Inseln eine der besten ist. Man weiß auch hier nichts von der Syamischen Krankheit, welche so viele ieute zu Martinique und St. Domingo aufreibet, und welche man mit Recht den Kirchhof der Franzosen nennt. Die Flecksieber,' die Blattern und so viele andere Krankheiten, welche oft in Frankreich regieren, sind hier etwas seltenes. Eben so wenig empfindet man hier die heftige Hitze, die in den Inseln so beschwerlich ist- Und obgleich Cayenne unter dem vierten und el« nem halben Grade nordlicher Breite liegt: so ist doch die Hitze daselbst im Sommer sehr ertraglich. Dieß rühret von *) Sind Arten von dicken und knoltigten Wurzeln in Ost, und West-Indien, die an statt des Brodts gegessen werden. 46 Reise nach Guiana. von dem Osiwinde her, welcher sich alle Tage um neun Uhr des Morgens zu erheben pfiegt. Jedoch ist so wohl die Dürre als Nässe hier überaus groß; denn es regnet neun Monate lang im Jahre. Diese Zeit nennet man insgemein den Winter. Der Anfang dieser Jahreszeit äufsert sich durch den kleinen Regen, welchen man gemeiniglich un Monat October bekommt, und welchen man in dem iande den Regen von Acajou nennet, weil die Früchte dieser Bäume " alsdenn reif werden; worauf jo dann alsbald ein beständiger Regen zu folgen pfiegt. Da es gemeiniglich neun Monate nach einander und sehr stark regnet: jo können die Einwohner nichts von ihrem Haus-geräthe in ihren Hütten erhalten, weil dieser ungemein große Regen darin warend der übrigen Zeit des Jahres eine bestandige Feuchtigkeit verursachet. Ob nun gleich diese ^ große Regengüsse sehr beschwerlich smd: so befindet sich doch das Vieh sehr wohl dabey, weil es so dann überall eine fette Weide findet; dahingegen die Dürre im Sommer zuweilen so groß ist, daß die Fel< der ganz verbrannt sind, und es sterben öfters sehr viele Pferde und Ochsen so wohl aus Mangel der Wcide, als auch weil sie nicht einen Tropfen Wasser zu trinken finden. . Außer *) Acajou - Aepfel. Die Indianer brauchen sie so wohl zur Nahrung, als zur Arzeney wieder den Durchlauf. An dem Apfel hängt eine grüne Nuß welche gegessen wird, und die Hülle derselben fuhrt, wenn sie reif ist, ein beizendes Oel bey sich. Reist nach Guiana. 47 Außer dem so häufigen Regen hat mall noch andere Beschwerlichkeiten auszustehen, und man wird von einer Menge Ungeziefer, als von verschiedenen Arten Mücken, die man dort Mustiken, Marangomen und Maks nennet, von kleinen Flöhen, welche Chiken, von Schaaf-lausen, welche Tiken und einer andern Art, welche Agu« tische lause heißen, ferner von Ameisen, Holzwürmern, Käfern und Kröten geplagt. Diese leßtern aber sind im geringsten nicht schädlich, obgleich das land ganz damit angefüllet ist, so daß sie auch in die Gemacher kriechen. Ja sie sind so gar nühlich, weil sie die Ameisen fressen, welche in del. Hausern so beschwerlich sind. Diese Ungeziefer leben in beständiger Feindschaft und reiben sich unter einander selbst auf. Allein nichts ist so bewundernswürdig, als eine Gattung von Ameisen, die sich nur eine gewisse Zeit sehet, lassen, und die man insgemein laufende Ameisen nennet. So bald diese Thiere an einen Ort kommen, so todten sie alles Ungeziefer, als Fliegen, Wespen, Käfer, Spinnen, und reinigen die Häuser von allen andern Unbequemlichkeiten. So gar die Ratten, wie groß sie auch seyn mögen, können ihnen nicht wiederstehen und sie machen daraus ein vollkommenes Gerippe. Kurz, es ist ein Glück für diejenigen Häuser, wodurch dieses herum« wandernde Ungeziefer gehet. Warend zween oder dreyen Tagen, da dieselben an einem Orte zu bleiben pftegen, muß man das Haus räumen, weil man sonst von ihnen auf das heftigste geplagt werden würde. Eines 43 Reise nach Guiana. Eines von den Hausungeziefern, welche man am meisten zu fürchten hat, sind die Holzläuse. Man kann sich unmöglich vorstellen, was dieselben in kurzer Zeit für Schaden thun. Denn innerhalb vier und zwanzig Stun« den verwandeln sie einen Kleiderschrank, so sehr derselbe auch mit leinwand und anderm Zeuge angefüllet seyn mag, in kleine Zäserchen. Sie fressen und durchlöchern alles, was sie finden, und greifen so gar das Kupfer an. Dieß kleine Thier ist nur anderhalb linien lang, und hat einige Aehn« lichkeit mit den Ameisen, den Kopf ausgenommen, welcher sich mit einer schwarzen und sehr hatten Spihe, welche eine halbe linie lang ist, endiget. Mit dieser kleinen Spitze verderben sie gleich als mit einer Feile oder Pfriemen alles, was sie vor sich finden. Eines von den besten Mitteln ein so schädliches Thier aufzureiben ist das Rattenpulver, wovon man etwas weniges auf die Gange, welche es sich gemacht hat, streuet. Der Geruch dieses Minerals ist ihnen so schädlich, daß sie darnach auf lange Zeit verschwinden. Ich habe angemerket, daß diejenigen, aus welche ich nur ein wenig Rattenpulver streuete, davon sehr aufschwallen und kurz darauf barsten. Was die Mustiken, Marmgoinen und NIaks be> trifft, womit die iuft zuweilen dergestalt gefüttet ist, daß man sie, gleichsam zerhacken könnte: so ist kein besser Mit« tel sich gegen dieselben zu verwahren, als daß man die Thüren und Fenster in den Häusern, so bald die Sonne untergangen ist, wohl zumache. Man ist so gar genö« thiget Feuer zu machen, wenn man von diesen Thieren nicht Reife nach Guiana 49 nicht grausam gequalet seyn will, welche daS Blut aussau« gen und einen die ganze Nacht kein Auge zuthun lajsen. Es ist weit empfindlicher, wenn man von denlNaks, als von den tNaringoinen gestochen wird. Der iNak ist eine Gattung von lNaringoinen, aber etwas größer. Er hat vorne zween lange steife Stacheln, mit welchen er bis in das Fleisch sticht, gleich als wenn es mit einer Schuster« Aale geschehen wäre. Auf einen jeden Stich folgt eine Entzündung mit einem unerträglichen Iücken. Ich glaube nicht, dasi man eine schmerzlichere Art des Todes erdenken könne, als diejenige seyn würde, wenn man ei» nen nackten Menschen den grausamen Anfällen dieses Ge, schmeißes Preis gäbe. Unterdessen habe ich doch gehöret, daß ehemahls einige Einwohner so grausam gewesen sind und ihre Sklave,, durch eine so entsetzliche Marter haben sterben lassen. Die Tlken, die Aguchyschen läuse und die Chiken sind nicht so beschwerlich, aw das Ungeziefer wovon wie grredet haben. Allein man kann sich im lande dafür nicht hüten. Die Tike ist sehr klein, und gemeiniglich sind die Sckaafe und Hunde davon voll. Dieß Geschmeiß besin« det sich auf den Blattern verschiedener Gewächse. Man bekommt deren eine Menge auf den leib, wenn mal» im Vorbeygehen nur den Zweig von einem Baume oder sonst einen Ort, wo dieselben sind, anrühret. Sie hängen sich jehr fest an die Haut, wovon man sie mit heißem Wasser trennen muß; sie lassen aber allezeit ein Gift nach, welches man viele Tage empfindet. Die Aguchyschen läuse, D welche 52 Reise nach Guiana. welche zu Martinique und auf den andern Inseln wegen ihrer Farbe rothe Thiere (Bete rouge) genannt werden, nisteln sich zwischen der obersten Haut und dem Felle ein, und verursachen ein so starkes Iücken, daß man sich noth» wendig kratzen muß, ob man gleich wohl weiß, daß man sich dadurch ein Ungemach zuziehet, dessen man sich nicht anders als mit großer Mühe entledigen kann. Man muß sich gleichfalls in warmem Wasser wajchen und mit Citronen «Safte reiben, um dieses Ungeziefer, womit zuweilen der ganze leib bedeckt ist, los zu werden. Die Chike ist eine Art von Flöhen, denen sie auch an Gestalt und Farbe ähnlich sind, und anfänglich kleiner, als eine Miete. Dieses Geschmeiß nistelt sich allezeit unter der Fußsohle, und nsonderheit zwischen dem Nagel und dem Fleisch ein. Anfänglich fühlt man es nicht: aber es wird in weniger Zeit merklich groß, und nach Verhältniß der Zeit, diees an einem Orte ist, gräbt es immer weiter vorwärts. Es legt mein Sacklein, womit es allenthalben umgeben ist, eine unendliche Menge Eyer, welche man sonst nicht als mit Hülfe eines guten Vergrößerungs-Glases erkennen kann. Wenn man eine Chike bekommen hat, wird man es durch das Iücken, welches man am Fuße fühlt, ge« wahr. An eben demselben Orte, welcher jücket, und un, ter der Haut erblicket man einen schwarzen Punct, welcher zufolge der Größe der Chike größer oder kleiner ist. Man muß sie den Augenblick ausziehen, welches die Mohren und Indianer sehr geschickt zu verrichten wissen. Sie können nicht wohl ausgerottet werden, insonderheit, wenn sie Reist nach Guiana. 5t sitz ties zwischen den Nägeln eingewurzelt sind, ohne einen gvoßen Schmerz zu verursachen, weil diese Glieder so°un' gemein empfindlich sind. Man fährt mit einer großen oder kleinen Nadel, oder welches noch beffer ist, mit der S piße eincs kleinen Messers rund herum, und man nimmt solchergestalt das Sacklein, und die Chique auf einmahl hin, WG Wenn dieses Sacklein worin die Eyer sind, und das ihnen zur Bahrmutter dienet, unglücklicher Weise bersten und davon das geringste in dem Fleische zurück bleiben soll« te, so leidet man so lange, bis sie ganz heraus sind. Us-berdem entstehet daraus ein Geschwür, welches einen oft hindert zu gehen. Es ist nicht möglich sich vor dergleichen Ungemach! ichkeiten auf den Inseln zu hüten, insonderheit aber m den Häusern, welche nur ein Stockwerk haben, und welche ganz und gar nicht gepflastert sind. Inzwischen bekommt man nicht so viel von diesem Ungeziefer wenn man allezeit Schuh und Strümpfe an hat, und wenn man an Oertern wohnee, wo der Boden mit Holz ausge« zegt oder wohl gepflastert ist. Ich habe gesehen, daß Sklaven sich die Fußsohlen mit Rarapa-5e! gerieben haben, um davon nicht so sehr geplagt zu werden. Die, sem ohngeachtet aber sind sie damit beständig überhäufet, und sie haben öfters von den Chiken faule Beine, wel» chec» um so viel mehr geschicht, weil sie barfuß gehen unh auf der Erde wohnen. Das Wetter war vormahls zu Cayenne weir regnich, ter und unangenehmer, da man das Erdreich auf der In» sel zum Ackerbau noch nicht zubereitet hatte, und die Ein» wohner waren sehr beschwerlichen Krankheiten unterworfen. D 2 Die 52 Reise nach (6uiana. Die Sklaven wollten sich im Anfange lange mchr vermeh, ten, weil es unmöglich war ein Mohren-Kind lebendig zu erhalten; denn sie starben fast so bald, als sie auf die Nelt kamen. Noch heutiges Tages sind diese armen binder mit dieser Krankheit geplaget, die man in dem lande, wie wohl sehr uneigentllch einen Catarr oder Hauptfiuß zu nennen pstegt. Sie bestehet in einer Verzückung aller Glieder, oder in einer würklichen Gicht, und man kann sie die Geißel der Kinder Nennen. Sie greift dieselben insgemein kurz nach ihrer Geburt an, und reißt sie fastal« le in drey oder vier Tagen dahin. Ja sie verschonet auch nicht erwachsene ieute, in welchem Alter sie auch seyn mögen. Man hat niemahls, oder zum wenigsten sehr selten gesehen, daß ein Weißer, wie man im lande redet, davon angefallen worden sey. So viel hat die beständige Er« fahrung gezeiget, daß die Kinder diewrey oder vier ersten Tagenach ihrer Geburt, biß zum neunten, diesem Uebel am meisten unterworfen sind; wenn sie aber neun ganze Tage, ohne davon etwas zu empfinden, überstanden ha« ben, so glauben die Weiber, daß sie außer Gefahr sind, und setzen sie dreist in die luft. Einige bringen diese Krankheit, wenn sie gebohren werden, mit sich auf die Welt und sterben davon den Augenblick. Insgemein erkennet man dieselbe an der Schwierigkeit zu säugen und an der Verzückung der Kinnbacken; wie denn auch ihr Ge« schrey sehr gezwungen klingt, und von dem ganz unterschieden ist, welches man bey andem Kindern hört. Die Kinnbacken schließen sich endlich immer mehr und mehr zu- sam> Reist nach Guiana, 53 sammen; die äussersten Enden werden starre, st dann folgen verschiedene verzückende Bewegungen, welche die Vor« boten des Todes sind, aufeinander, und reißen den Kran« fen dahin. Die erwachsenen leute halten zwar länger aus, als die Kinder; aber sie haben allezeit einerley Schicksal mit ihnen. Die Krankheit äußert sich bey denselben in einer gewissen Verdrehung des Halses, oder einem Schmerze, welchen man daran empfindet; und »velchen die Kranken mit einem Seile vergleichen, welches darum fest gefthnü« ret wird. Darauf schließen sich die Kinnbacke«, zusammen, und hindern sie Speise zu genießen; die Arme und die Schenkel werden so steif, daß, wenn man den Kranken bey einem Fuße oder dem Kopf ergreift, man ihn gleich wie ein Stück Holz aufheben kann. Jedoch hält diese Steife der Glieder nicht beständig an, sondern es erfolget darauf etliche Mahle des Tages eine gewaltsame Zusam-menzichung der Nerven. Diese Zufälle matten die Kran. ken dergestalt ab, daß sie laut schreyen. Sie bitten daß »man ihnen Hülfe leisten solle, und man ist so gar genöthi. get ihnen den Kopf ein wenig in dir Höhe zu halten, damit man ihnen daS Othemholen, welches ihnen sehr fthwer fällt, erleichtern möge. Das sonderbarste in dieftr Krankheit ist ein unersättlicher Hunger, welcher den Kranken zuweilen dermaßen zusetzt, daß sie alle Augenblicke essen wür-hen, wenn man ihnen darin zu Willen ftyn wollte, und wenn sie sonsten nur schlucken könnten. Es schlägt allezek «n Fieber dazu; der Schweiß bricht über den ganzen leib D 3 aus 54 Reist nach Guiana. aus, und die Krankheit wird immer stärker, so daß der Kranke endlich mit den entsetzlichsten Verzückungen stirbt. Das sicherste Mittel den Fortgang derselben zu hin< dern ist dieses, daß man die Kranken verschiedene mahle des Tages mit so frischem Wasser, als man bekommen kann, begieße, und insonderheit so bald, als man merkt, daß den Kindern das Saugen schwer fällt, und daß ihre Kinnbacken anfangen sich zusammen zu schließen. Dieses Begießen muß so oft wiederhohlt werden, biß daß die schädlichen Zufälle vertrieben, und die Glieder wieder so geschmeidig geworden sind, als sie zuvor waren. Es ist nöthig die Kräfte der Kranken, insonderheit wenn es erwach» sene teute sind, durch gute Brühen zu starken, davon man ihnen oft ein wenig, und dazwischen einige löffel voll Wein geben muß. Man kann auch verftßeten Mercur oder das schwarze Mineral gebrauchen, wenn man es mit abführenden Sachen, als Rhabarber, zubereitetem Scammonio und derIalap-Wurzel vermischet. Der Aloe-Ertracc hat mir in diesen Zufallen auch gute Dienste gethan. Und wenn der Kranke auch nicht im Stande seyn sollte eine iat« werge herunter zu schlucken, so kann man statt dessen doch den Saft von eingeweichten Senesblattern mit Manna und andem abführenden Arzneyen gebrauchen. Die Skla' «en, welchen ich in der Colonie glücklich wieder zu ihrer Gesundheit geholfen habe, sind Zeugen von den Vorzügen und dm Nutzen dies r Methode. So bald die Mohrinnen jeßo merken, daß ihre Kinder von dieser Krankheit etwas zu befürchten haben, baden sie dieselben ohne weitere Um« Reise nach Guiana. 55 Umstände, und begießen sie mit großen Schaalen voll Wasser *. Ausser dieser besondern Krankheit giebt es noch andere in dem lande, welche nicht weniger merkwürdig sind, als z. E. der Makake «Wurm- Derselbe ist so dick, als ein Feder-Kiel und einen Zoll lang; er siehet rochbräunlich oder dunkelbraun aus, und hat seiner Gestalt nach eine Aehi'lichkeit mit der Raupe. Er wachst unter der Haut, zwischen dem Felle und Fleisch, und gemeiniglich in dm Beinen bey Yen Gelenken , ferner in den Schenkeln, in. sonderheit aber an dem Knie. Anfanglich empfindet man ihn durch ein Iücken, welches in der Haut entstehet, und worauf alsbald eine Blatter folget, die unvermerkt zu« nimmt. So bald als man dieses kleine Geschwühr öffnet, findet man den Wurm darin, welcher in dem Eiter sei, nen Aufenthalt hat. Wenn man ihn herausziehen will, so drückt man die Haut, und saßt ihn so dann zwischen ein klein Stückchen gespalten Holz Einige legen auf dieStel« le wo er sich befindet, etwas von der Unreinigkeit, die in den Tobacks «Pfeifen zurück bleibt, um dadurch den Wurm desto geschwinder herauszubringen. Insgemein heilet die Wunde von selbst ohne einiges Arzney »Mittel zu. Die Indianer, die Mohren und die Creolen werden von dergleichen Würmern geplagt; die Fremden aber zie« hen sich diese Krankheit durch ihren Aufenthalt in demlan- D 4 Bey *) Diese Schaalen machen sic von großen Kürbissen, die in der Mitten von einander geschnitten und ausgehöhlet werden, und nennen sie Couyen. 56 Reise nach Guiana. Bey den Sklaven, die erst neulich von der Asricani-schen Küste angekommen sind, findet man zuweilen die so genannten Guincisihen Würmer; allein die Crcoli-sihm iNohren sind diesem Ungemach ganz und gar nicht unterworfen. Diese sonderbare Gattung von Würmern nistelt sich au verschiedenen Stellen des leibes ein, als an dem Halse, am Rücken, an den Armen und an del, Beinen, wo sie der iänge nach in einander geschlungen sind, oder in der Runde auf einander liegen. Dieses garstige Gewürme, welches ich einmahl Gelegenheit hatte zu sehen, ist sehr dünne, fast wie ein Zwirnfaden, und hat zuweilen sechs Ellen in der länge. Ehe der Wurm eine Oesf-nung in der Haut macht, erkennet man ihn an einem Geschwüre, welches an der Stelle entstehet, wo eines von seinen Enden aufhöret. Man läßt dergleichen Geschwüre insgemein von dein Wurme durchbohren, und so bald, als er heraus kommt, windet man ihn um ein Stöckgen rundes Holz, bis daß man einigen Wiederstand antrifft. Den folgenden Tag windet man den Wurm weiter, und fähret auf gleiche Weise verschiedene Tage nach einander fort, bis man ihn ganz herausgebracht hat. Jedesmahl werden Baumwollen blätter mit etwas Aoüra-Oel darauf gelegt. Diese Salbe befördert den Ausgang des Wurmes. Wenn derselbe, indem man ihn aufwindet, unglücklicher Weise zerreißt, so verursachet das Stück, wel« ches zurück bleibet, ein Geschwür, woran der Kranke viele und heftige Schmerzen ausstehen muß, die er, so weit die iänge des ganzen Wurmes reicht, empsinyet. Uebrigens heilet Reise nach Guiana. 57 heilet die Wunde schwer zu, und die Kranken bekommen gemeiniglich eine Art von Schwindsucht, welche sie zuwei« len zum Grabe befördert. Ich kann die Beschreibung der Insel Cayenne nicht besser endigen, als wenn ich zugleich etwas von fünf kleinen Eylanden anführe, welche vier iand» Meilen davon entfernet sind, und der Küste von Remira gerade gegen über liegen. Einige Wilden erzählen, wie wohl ich nicht weiß, woher sie die Historie haben, daß diese Eylande vormahls mit der Il,sel Cayenne zusammen gehangen haben. Unterdessen ist es gar wohl möglich, daß die Sache wahrer sey, als sie vielleicht selbst denken. Denn die See, welche allezeit weiter auf die Küste einbricht, kann das meiste nordwärts liegende Erdreich gar wohl weggeführet, und daraus verschiedene kleine Inseln gemacht haben, welche den Franzosen unter dem Namen der Inseln von Remira bekannt sind. Die zwo entfernetesten heissen die zrro brüste oder die Söhne, weil sie fast voll gleicher Grösse sind, und von weiten neben einander wie zween Zwillinge und als Spitzen von Warzen aussehen. Die drey andem heissen der Vater, die Mutter und der Rränkliche. Alle diese Eylande, von denen das größeste nicht mehr als drey oder vier Meilen im Umkreise hat, sind Berge oder große Felsen, welche durch eine Menge Ameisenhaufen gleichsam durchlöchert sind. Im Anfange der Colonie wurden diejenigen, welche was großes verbrochen hatten, dahin verwiesen. Alles ist darauf mit Holze bedeckt, und has Wild findet sich daselbst sehr häufig. Allenthalben hö« D 5 rtt 53 Reise nach Guiana. ret man fast nichts, als das Geschrey der Holz. Taube», die hier in einer so großen Anzahl sind, daß ein Jäger in weniger als einer Stunde deren so viele schießen kann, als zu einer Mahlzeit für vier oder fünf Personen nöthig smd. Die Einwohner, welche sich auf der Küste niederge« lassen haben, pflegen bcy diesen Felsen den Schwerdt-Fisch und die großen See«Schild - Kröten zu, fangen. Diese letztem halten sich insgemein nahe bey den Klippen auf, an welchen sich die großen Meerwogen brechen, und die Fi« scherey wird mit einem Netze verrichtet. Solches ist ohn« gefehr vierzehen oder zwanzig Schuhe breit und vierzig bis fünfzig Klaftern lang. Die Maschen halten einen Fuß im Gevierte, und der Faden, woraus es gemacht ist, hat nicht über anderthalb iinien in der Dicke. An jeder zwo-ten Masche werden zwo Flotten befestiget; diese sind einen halben Schuh lang, und von dem dornigten Stengel eines gewissen Gewächses gemacht, welches die Indianer Mu-kU'Muku ' nennen und statt Kork-Holzes gebrauchen. Man bindet an die unten am Netze befindliche iinie vier oder fünf große vierzig bis funfzigpfündige Steine, damit dasselbe wohl ausgespannet werden möge. An den zwey Enden, die so hoch al« das Wasser liegen, werden zween Wachter gebunden. Diese bestehen auch aus eini« gen großen Stücken von N7uku«Muku, und die, nen den Ort genau zu bezeichnen, wo das Netz ausge« worsen ist. Man thut dieses insgemein ganz nahe bey den *) 4rum arbolelceu« iMvlum. Reist nach Guiana. 59 den Eylanden oder bey einigen Steinklippen, welche mit dem Wasser gleich hoch stehen, weil die Mannchen von den Schildkröten (denn mit dieser Art von Netzen fängt man niemahls die Weibchen,) dahin kommen, um ein gewisses Meergras * zu fressen, welches auf diesen Klippen wachset. Man muß auf die Netze von einer Zeit zur ani Hern genau Acht haben, und wenn sich etwas darinnen be« sindet, so erkennet man es daran, daß eS an einem Orte tiefer sinkt, als an dem andern; und so dann wird das Netz mit demjenigen, was man gefangen hat, geschwinde in die Höhe gezogen. Ob gleich diese Thiere ungemein groß sind, so können sie sich doch nicht leicht aus dergleichen Ne» tzen losmachen, weil die auf einander laufenden und an diesen Orten ziemlich hohen Meereswoaen die zwey En« den des Netzes beständig von einer Seite zur andern ziehen; und dieses erschreckt die Schildkröten noch mehr, und setzt sie in größere Verwirrung. Allein der Schwerdt-Fisch ar-heilet, sobald« sich gefangen siehet, dergestalt, daß er zuweilen große Stücken an dem Nctze zerreiffet, und also entwischet. Wenn man das Netz besichtiget und besindet, daß einige Maschen weggerissen sind, so ist dieses ein Zeichen , woran man erkennen kann, daß ein solcher Fisch durchgegangen ist. Wofern man, nachdem einige Schild« tröten gefangen sind, etwas lange verziehet das Netze durch zu suchen, so wird man sie insgemein erstickt und ganz todt finden. Die eigentliche Zeit deS Schildkröten«Fanges dau- ret ^ *) 5ucu5 opuutioiö« ^meiicznu« minor. 6s Reist nach Guiana. ret vom Ienner bis den May. Der Schwerdt- Fisch aber muß im Anfange des Winters gefangen werden, und insonderheit, wann der Nordwind wehet, welches insgemein im Christ-Monat, Ienner, Hornung und März geschicht. Dieser Wind ist zuweilen so ungestüm, daß er die Gewächse durch seine Kalte verzehret und mit der Wurzel ausreißet; ja es dürfen sich so dann auch keine Schiffe von der Rhede zu Cayenne wagen. Die Schwerdt - Fische kommen nicht so nahe an das iand, als die Schild« tröten, und daher pflegt man auch die Nehe ein wenig weiter in dem hohen Meere auszuwerfen. Man ist mit großer Sorgfalt bedacht die Nase oder den Zahn dieses Fisches mit einer Axt abzuhauen, ehe man ihn in das Boot ziehet, insonderheit, wenn er sehr groß ist, damit er nie« manden verwunden oder tödten möge. In Betracht seiner Grösse ist noch anzumerken, daß zuweilen einige gefangen werden, von denen die kleinesten zween und diegrö-ßesten dreyßig Fuß lang sind. Sein Fleisch taugt gar nichts, und außer den Mohren und Indianern isset keiner davon. Die leber allein ist brauchbar, weil man eine Menge Thran daraus macht, welcher in den Zucker« Siedereyen gebrannt wird. Ganz anders verhält es sich mit der großen See »Schildkröte, welche im Indiani. schen Uyamury heißt. Das frische Fleisch davon ist vortrefflich, und man salzt es auch ein, um es desto länger zu erhalten. Ausser den Schwerdt - Fifth und den See, Schildkröten wird auch zuweilen dieft schöne Gattung von Schildkröten gefangen, davon die Schaale so hoch geschä- Htt Reise nach Guiana. 6» het wird. Vielleicht ist dieses Thier nicht so seltsam, als man es sich einbildet; und vielleicht könnte man einen ordentlichen Schildkröten Fang in dem iande anstellen, wenn man sich die Mühe geben wollte die desfalls nöthigen Un« tersuchungen zu verrichten. Die Schaale, welche wegen verschiedener Arbeiten, wozu sie gebraucht wird, so schatzbar ist, könnte einen wichtigen Theil der Handlung zu Cayenne ausmachen, wovon wir im folgenden Capitel handeln wollen. Das dritte Capitel. Von der Handlung der Colonie. A)achdem die meisten See «Machte in Europa verschie« 3l dene Colonien nach America geschickt hatten: so konnten sie nichts bessers thun, als diese neu - angebaueten iänder durch Einführung des Handels zu bereichern. Aus diese Weise haben wir nicht allein aus wüsten und unbe-wohnten tändern wohl bevölkerte Colonien gemacht, son-dern auch zwischen uns und so vielen wilden Völkern, die anfänglich so grausam und unumgänglich schienen, ein Verständniß errichtet, welches noch heutiges Tages be« stehet König Ludewig der Vierzehnte war insonderheit bedacht diese den Französischen Colonien so nöthige Handlung zu befördern. Er suchte daher den Kauffahr« tey» Schiffen, welche auf ihren Reisen beunruhiget wurden, Sicherheit zu verschaffen; und damit alle seine Unterthan nen die Freyheit und Vortheile dieser Handlung genießen möqten, 65 Heist nach GuiättH. mögten, so schassete er im Jahre ,s'74> die West-Indische Handlungs-Gesellschaft, welche 1660. war errichtet wor« den, wiederum ab. Darauf sahe man in diesen Inseln eine weit größere Anzahl Schiffe, als zuvor, anlanden. Das Königreich entledigte sich dadurch seiner überfiüßigen rohen und gemachten Waaren, und das Geld blieb in den Händen der Königlichen Unterthanen. Dle nöthi, geil Waaren wurden um einen guten Preis verkauft, und ieute welche keine Arbeit und keine lebensmittel hatten, fan» den so wohl das eine als das andere. Die Inseln beka, men zuletzt über fünf und zwanzig tausend Einwohner, und diese Colonien sind heutiges Tages die reichsten und treiben unter allen die stärkste Handlung in America. Die glückliche iage der Insel Cayenne und die Nähe des Amazonen. Flusses erregte bey vielen Franzosen so gleich nach der im Jahr 1664 geschehenen Anlegung der Colonie ein Verlangen sich in diesen entfernten iändern niederzulassen. Die Güte der Waaren, welche man von dorther brachte, und der Gewinn, den man sich inskünf-tige von dieser Handlung versprach, munterte viele Kauf, leute auf Schiffe dahin zu schicken. Der Erfolg stimmet« mit derHoffnung der See-Fahrer überein; denn weil sie mittelst der Waaren, die sie dahin, und durch diejenigen, die sie von daher zurückbrachten und in Frankreich verkauften, einen doppelten Vortheil erhielten; so gab ih. nen dieses genügsame Bewegungs. Gründe ihr angefangn nes Gewerbe daselbst fortzusetzen. Die heutige Handlung dieser Colonie bestehet insonderheit Reist nach Guiana. 6z heit in vielem Roueou, einer ziemlichen Menge Zucker und ein wenig Indigo, Caffee und Cacao; ehemals aber, ehe der Roucou" eine gangbare Waare ward, tonnte sottst nicht« als, der Zucker die Kauffahrer dahin zie« hen. Der Centner von dem schönen geläuterten Zucker wird auf der Stelle für zehn Thaler verkauft, und der rohe gilt insgemein nicht Mehr, als sechszehn bis achtzehn Französische Pfunde. Man liefert den Kaufleuten gemeiniglich nur von dem lehtern, weil die Einwohner den feinsten, gleich wie die andem Waaren des tandes aufih« re Rechnung den Correspondent««, welche sie in Frant« reich haben, zu schicken pflegen, zumahl diese dieselben zu größerm Vortheile der Eigenthümer verkaufen. Ob gleich die meisten von den ansehnlichsten Elnwoh, nern sich blos mit dem Zucker. Sieden beschäftigen, weil dieses gleichsam das sicherste Mittel ist reich zu werden: so ist es jedoch nicht so leicht dadurch sein Glück zu machen, als man wohl denken mögte; und es sind wenige leute ge, schickr aus diesem Gewerbe einen rechten Vortheil zu zie, hen. Wenn man zu Cayenne eine Zucker - Siederey an« legen will, kommt es bey nahe auf folgende Haupt« Um« 'stände an. Erstlich und insonderheit muß man sich ein Stück land anweisen lassen, welches ein festes, schwarezes und mit Sande vermischtes Erdreich hat. Man braucht ferner zum wenigsten fünf und zwanzig arbeitende Mohren, und *) Eine Materialisten-Waare nnd Art vott einem dickn Hefen, den die Färbn brauchen. 64 Heist ttach Guianä. und eben so viele Mohrinnen, dreyßig Zug »Achsen und eine gleiche Anzahl Pferde, eine gute Savanne oder Ebe-ne, wo dieselben weiden, und vornehmlich Wasser, ws sie in der großen Hitze trinken können. Die Aufsicht über diese Thiere muß einem guten Mohren anvertrauet werden, welcher auf dieselben sorgfältig Acht haben und die Sa« vanne allezeit rein halten könne, damit es dem Viehs nicht an Grase fehle. Zweene getreue ieute sind unum« gänglich nöthig, wenn man eine Zucker-Siederey in Aus« nähme bringen will, nehmlich ein arbeitsamer Haushalter, um alles darin anzuordnen, und ein guter Aufseher, um die Mohren anzuhalten, daß sie ihre Arbeit gehörig ver< richten. Die guten Eigenschaften eines Aussetzers beste« hen darin, daß er dem Eigenthümer der Zucker« Siederey getreulich ergeben sey, daß er dem Haushalter alle Tage eine genaue Nachricht von dem, was zu thun ist, ertheile; daß er die Sklaven zu ihrer Arbeit anhalte, daß er sie strafe, wenn sie es verdienet haben, sie ferner des Morgens und des Abends, wenn sie zum Gebet versammlet sind, zahle, die Wache gehörig von ihnen verrichten lasse, mit einem Worte ihnen allezeit so viel, als billig z« thun gebe, und sie niemahls aus den Augen lasse. Z« der guten Einrichtung dieses Werks gehöret auch eil, bequemes Wohnhaus. Dieses muß weder zu nahe, noch zu weit von der Mühle seyn; es muß insonderheit offene Zimmer haben, damit man von seinem Bette oder Ha, mak sehen könne, ob die Mühle gehe; ferner, damit man im Stande sey auf die Mohren, welch« in der Zucker- Reist nach Guiana. 65 cker>Siederey aus« und eingehen, imgleichen auf diejeni« gen, welche das Rohr mit Schubkarren zufahren, ein wachsames Auge zu haben; und endlich, damit man al, les genau beobachten und die Sklaven auf diese Weise in ihrer Schuldigkeit erhalten könne. Nächstdem ist auch ein Vorraths <-Haus eine sehr nothwendige Sache, um den Brandtwein, den Proviant des Herrn und das nöthige Hausgeräthe zu verschließen, folglich dadurch zu verhüten, damit die Mohren, die von alter Zeit her zur Dieberey und zum iügen gewohnt sind, ihn nicht bestehlen mögen. Ausser diesem Vorraths-Hause ist es sehr dienlich, noch ein anderes zu haben, welches weit größer seyn muß, in» sonderheit, wenn man viele Sklaven zu erhalten hat, wie man denn solches auch zur Verwahrung der iebensmittel, als das großen Mills, Manioks und anderer Wurzeln sehr nöthig braucht- Bey dem Hause muß auch eine Kammer oder Hospital für die kranken Mohren und Moh. rinnen gebauet werden. Die Vorsicht erfordert ferner sich mit einer guten Kiste auserlesener Arzeney»Mittel, und unter andern mit einem Vorrathe von Quecksilber z« versehen > damit man denen mit den Franzosen behafte^ ten > womit die Pflanzstätte allezeit angefüllet sind, hülsi. liche Hand leisten könne> Man muß überdem eine oder zwo Mohrinnen halten, welche ft wohl den Kranken aufwarten, als auch für die bey den Hausern befindlichen Hüh« ner, Enten, Tauben, welsche Hähne? Schweine und alles, was zum lebens'Unterhalte nöthig ist, Sorge tra« gen können. Der gute Haushaltir muß endlich auch nicht E umer« 66 Rcisi nach Guiana. lassen ein richtiges Tagebuch zu halten, um alles, was in der Pflanzstätte vorgehet zu verzeichnen; insonderheit aber muß er anmerken, wie viele Hüte Zucker täglich gemacht werden. Gemeiniglich giebt es in einer ansehnlichen Pftanz-statt, ausser den arbeitenden Mohren noch andere, welche Töpfer, Wagner, Stielmacher, Maurer und solche Handwerker sind, die einer Zucker-Siederey nützlich seyn können. Diefts find die wichtigsten Dinge, welche dazu erfordert werden. Was die Pflanzung des Zucker-Rohrs betrifft, so müssen jedes Jahr Platze, welche vier hundert Schritte ins Gevierte haben, von dem Gehölze gereiniget werden. Und wenn das Erdreich feste und bestandig bleibt, das ist, wenn jährlich gleich viel Rohr geerndtet wird, oder der Unterscheid nicht sehr merklich ist, so ist mall nur in den ersten beyden Jahren genöthiget Holz abzuhauen. So wie nun dieses auf das spateste am Ende des Heumonats geschehen muß; also muß es auch in den dreyen Sommer-Monaten verbrannt werden. Und endlich muß man sich so wohl bey dieser Arbeit, als bey der Pflanzung des Roh« res nach dem Regenwetter richten. Insgemein pflegt man es von dem Winter-Monat bis zum Ende des Merzen zu pflanzen. Man braucht dazu Stücken voll dem ober-. sten Theile des Rohrs, die einen Fuß lang sind. Diejenigen, welche viele Knoten haben, werden dazu ausgesucht und ziemlich dichte neben einander gesetzt, so dann aber mittelst einer Hacke mit ein wenig Erde bedeckt. Dieses Rohr wird achtzehn Monate nachdem es gepflanzt worden Reise nach Guiana. 67 worden ist, und die jungen Sprossen ein Jahr darauf ab« geschnitten. Man führet es hernach auf Schubkarren nack der Mühle. Wenn dieselbe von den Pfianzstellen ein wenig zu weit entfernet ist, so hat man Vorspann, um den iast-Viehe eine Erleichterung zu verschaffen. Die Zuckermühlen, deren man sich zu Cayenne be« slent, sind fast eben so, wie auf den andern Instln beschaffen. Es sind drey Walzen, welche senkrecht auf einem Gestelle von Balken stehen. Die größeste davon ist zwölf, und die beyden kleinen nur fünf Fuß lang. An jeder Wal« ze befindet sich ein eiserner Cylinder, welcher einen Zoll dicke und zween Schuhe lang ist. Sie sind oben an platten Balken und unten an vier kleinen Ständern befestiget, deren jeder mit einem kupfernen Angel und vier hölzernen Keilen versehen ist, welche mit einer eisernen Kolbe fest zugedrückt oder losgelassen werden. An die Flügel der Müh« l'e, welche fünfzehn Fuß lang sind, werden zween Ochsen öder drey Pferde mit ihrem Joche und Zugriemen gespan« net. Das Holz zu diesen Mühlen muß hart und feste siyn, ünd man legt sie gemeiniglich unter einer Hütte oder einem Gebäude an, welches dreyßig Schuhe im Gevierte, und fechs Sckuh breite Gänge hat. Wenn die an den beyden kleinen Walzen befindlichen eisernen Cylinder dicht an den großen gedruckt werden; so zerquetschen sie das dazwischen gelegte Zuckerrohr mit aller Gewalt. Unter dem Gest'lle ist ein großer Kahn oder Trog, um den ausgepreßten Saft aufzufangen, welcher mittelst einer hölzernen Rinne in die Zuckersiederey geleitet wird. E 2 Eine 6s > Reise nach Guiana. ' Eine Zuckersiederey bestehet aus einer großen Kammer, dichte bey der Mühle, worin sechs große küpferne odcr ei« ferne Kessel smd. Alle diese Kessel, außer dem ersten, welcher nur dazu dienet, daß der Saft aus dem Rohre dahinein laufen kann, sind eingemauret, und darunter befinden sich zwo oder drey Oessnungm, durch welche man das Holz hinein thut, und auf diese Weift den Zucker sie» det. Man gießet mit einem großen kupfernen iöffel den Saft des Zuckerrohrs, so wie er kocht, aus einem K«ffel in den andern 7 von dem ersten bis zum letzten. In die beyden erstem von diesen fünf Kesseln wird der grobe Schaum gethan. Ill den dritten gießet man von einer Zeit zur andern, und insonderheit, wenn der Schaum star» ter wird, Kaskwasser oder Seife, welche aus der Asthe ei« nes gewissen Holzes, welches Canonen-Holz Heisset, ge« macht wird. Unter dem vierten Kessel wird bestandig ein großes Feuer unterhalten, und in dem fünften der Zucker völlig gekocht. So dann thut man ihn, wenn er noch in demSyruv ist, in ein grosses kupfernes Gefäß, und wenn er darin ein wenig kalt wird, in ein anderes, welches «inen . krummen Schnabel und zween Handgriffe hat. Aus die» sem wird er von den lHohren in irdene und in der Ge« stall elnes Kegels gemachte Formen gegossen, welche einen Schuh und neun Zolle lang, sieben imien dick, und un« ten bey nahe etnen Schuh weit sind. Wenn der Zucker ungefehr zwölf Stunden in den Formen gewesen ist, so er« öfnet man das kleine an der Spitze einer jeden befindliche loch, und setzt sie so dann auf einen Syruptopf. Diese Töpft Reist nach Guiana. 69 Töpfe sind an den Seiten weit und ungefehr einen Schuh und drey Zolle hoch. In diesem Zustande laßt man den Zucker vierzehn Tage, nach welchen er zu der ersten lau-terung geschickt ist. Zu Cayenne ha( man seit langer Zeit die Gewohnheit gehabt den dort gemachten Zucker zu lau» tern. Die Einwohner sinden darin einen doppelten Vors theil; denn der Zucker wird nicht allein sehr weiß^ sondern verlieret auch dadurch das schmierige Wesen, welches von dem allzuvielen Syrup herrühret.. Insgemein sehet man mit einer Maurerkelle emes guten Fingers dick Erde auf jede Form^ Diese Erde ist eine Gattung von Thon, oder vielmehr von Mergel, welche, wenn sie was nühm soll, weder zu fett, noch zu mager seyn. muß. Nach Verlauf der ersten acht Tage nimmt man die erste Erde von den Formen hinweg, und thut andere darauf, welche man zum wemgstendrey Wochen lang da läßt, weil in dieser Zeit der Zucker von stillem Syrup völlig gereinigt wird, ft daß man ihn aus den Formen nehmen kann. Man setzet ihn so da,m an die Sonne aufTücher von. grober lein» wand, und wenn er wohl getrocknet ist, wird er in große Kisten oder Fässer gepacktt. Aus dem Syrup> welcher aus den Formen gelaufen ist, wird auf eben die Weise, als wir zuvor gedacht ha. ben, wieder Zucker gemacht. So wohl diesir, als jener mW» mit großen kupfernen Schaum-Ketten wohl abgeschäumet werden, damit der Zucker so weiß werde, als es möglich ist. Seit einigen Jahren hat man das Geheimniß erfunden den Schaum und den letzten Syruv, wor< Ez aus 5 braucht gelbe, rothe und andere Farben zu machen. Ich will nur mit wenigen Worten anzeigen, wie man ihn bauet, und auf was Weise man ihn zurichtet. Anfänglich wird ein Stück land von dem Gehölze gereiniget. Solches hat zween oder drey hundert Fuß im Gevierte, wiewohl es zuweilen nach dem Vermögen dieses E 4 - oder ?2 Reise nach Guiana. eder jenes Einwohners auch größer oder kleiner ist. Wenn man dasselbe zu gehöriger Zeit angezündet hat, ft gräbt man die Erde an den Ort, wo der Roucou gesäet weroen soll, ein wenig mn. Insgemein werden fünf oder sechs Körner zusammen, welche man zuvor mit Wasser wohl waschen muß, zehen Schuhe von einander gesehet. Dari aus wird eine Baumschule, und man versetzt die jungen Stamme, wenn sie fünf oder sechy Monate, oder aufs höchste ein Jahr alt sind, zween gute Schritte von einander, dergestalt, daß ihrer zwey und zwey beysammen stehen. Man muß auch von einer Zeit zur andern das Unkraut um dicselhen ausgäten und damit so lange fortfahren, bis sie so hoch slndz daß sie dayon nicht mehr erstickt werden können. Diese Stauden wachsen acht bis zehn, und auf der Küste so gar zwanzig Fuß hoch. Achzehn Monate yach dem sie gepfianzet woxden sind, fangen sie qn Früchte zu tragen, welche im iande (abochen genannt werden. Man nimmt dieselben mit langen Hacken, womit man die Zweige niederbeuget, herunter, ft bald, «ls sic in ihrer Reife sind. Dieses aber erkennet man daran, wem, sie anfangen roth zu werden, oder vielmehr, wenn sie hart anzufühlen sind; denn es gibt einige, welche, wie reif sie auch immer seyn mögen, doch nur gelb werden. So bald die Früchte von den Stauden herunter sind, werden sie ausgehülset. Am besten laßt sich dieses mit den Handen thun (man setzt voraus, daß sie zu trocken seyn um die Körner davon abzusondern,) man legt sie haufenweise zusammen und schlägt mit großrn Stöcken darauf. Mau C■ Jt^tuzfiic/ej- J^cccru- • it........ D. (ftn O/rn rrrtč2.Jas/&^ BcL . « \G-. J&inar-eč <>£&;**/le& i^w cZen Jfoi*. iff. fC^n£ TTurmZr vfr/Ä' t^m. d&l tz^ ]I. fine oLTic£rr-izvi welche sie einige Schritte von dem Rarbet auf den Nothfall ver< stecket hatten. Kurz, wenn der Kauftnann sich gegen sie gut bezeiget, und insonderheit, wenn er keine Geschenke sparet, so bekommt er nach und nach alle diese armen und unglück« Reist nach Guiana. ltt unglückseeligen leute. Die Wilden in Guiana treiben ih« ren Handel mit aller Arglist und Betrügerey, die sie nur erdenken können, und man muß ziemlich wohl mit ihnen umzugehen wissen, wenn man nicht betrogen werden will, und wenn man die Waaren, welche man bey sich hat, und nach welchen sie überaus begierig sind, vor ihren Hän« den sicher stellen will. Im Jahr 1721. hat man in Cayenne angefangen Caffee zu bauen. Einige Französische Ausreißer, weli che nach Suriname geflohen waren, und nach Cayenne wieder zurück kamen, glaubten, daß sie Gnade erhalten würden, wann sie etwas von der Frucht der Caffee-Bäume , welche die Holländer bereits vor vielen Jahren in dieser Colonie gepftanzet hatten, mit sich brächten. Gleich nach der Ankust dieser Flüchtlinge steckte man diese Frucht in die Erde, welche aufging und drey Caffee-Stämme hervor brachte, wovon man die Saamen> Körner unter verschiedene Einwohner austheilete. Die Caffee-Bäume zu Cayenne wachsen insgemein nur zehn Fuß hoch. Die Wurzel treibt einen geraden Stamm hervor, welcher unten zweymal so dick als ein Daume, und von Anfang voller Zweige ist. Diese Zwei« ge, von denen je zween und zween kreuzweise gegen einan« der stehen, und rundherum drey bis vier Fuß lang sind, machen einen ziemlich dicklaubigten Baum aus, der fast die Figur einer Pyramide hat, und wegen seiner Schönheit, noch mehr aber wegen seiner vortrefflichen Frucht F schätz- 82 Reise nach Guiana. schätzbar isi. Die Blätter, welche einen halben Schuh lang und drittehalb breit sind, wachsen je zwey und zwey wsammen, so wie die Blatter auf einem lorbeer-Baum, der in einem Garten gewartet wird, wiewohl sie etwas größer sind. Oben haben sie eine dunkel- und umen eine blaß-grüne Farbe, und sind am Rande ein wenig ge° flammet. Da, wo die Blätter hervor kommen, wachsen verschiedene Blumen ziemlich dichte zusammen über einander , die fast gar keinen Geruch haben. Eine jede Vlu-me bestehet aus einer kleinen weissen Röhre, die sechsihalb tinien lang, und der kleinen Jasmin-Blumen einigermassen ähnlich, oben aber in fünf Theile zertheilet ist. Der untensitzende Knopf ist platt und grünlich; über demselben siehet man ein dünnes zackichtes Faserlein, und endlich wird daraus eine länglich runde Oessnung, welche anfänglich grün ist, in ihrer Reife aber eine Kirsch - Farbe hat. In derselben findet man zwey Saamenkörner, welche auf einer Seite erhaben, auf der andern aber platt, und beyde in einem weißlichen Gehäuse eingeschlossen sind. Diese Baume blühen und bringen ihre Frucht insonderheit zur Zeit des Regenwetters. Im Anfange, da man sie pflanzte, schiene es, als wenn sie in diesem lande nicht gedeihen würden. Die ungemeine Dürre des Som? mers verdarb viele von ihnen, und der übermäßige Regen im Winter ließ die Frucht nicht reif werden. Ja die Wurzeln verfauleten so gar, so wie dieselbe nach und nach in die Erde drangen. Man konnte auch die neugepftanzten Caffee-Baume sehr schwer wieder die ungeheure Menge der Reist nach Guiana. 83 der Ameisen und anderes Ungeziefer, welches sie auffraß, beschuhen. Endlich aber hat man alle diese Schwürig« keilen überwunden. Die jungen Bäume gerathen heutiges Tages vollkommen wohl; und wenn sie herangewachsen sind, so tragen sie insgemein jedcs Jahr zwölf Pfund Caffee-Bchnen. Es wäre zum besten der Colonie zu wünschen, daß noch mehr Caffee gebauet würde, um da» mit einen desto starkern Handel treiben zu können. Der« jenige, welchen man hier bauet, ist vortrefflich, und wenn er ein wenig alt ist, würde man ihn für Bohnen von Mo« ta ansehen. Uebrigens trägt der Caffee-Baum jährlich zweymal Früchte. Die erste Ernte ist im Brachmonate, und die an, dere gegen Weihnachten. Die Zweige, welche im Brach« monate blühen, bringen Frucht im Christmonate, und diejenigen, auf welchen man in dieser Zeit die Blüte siehet, tragen ihre Frucht im Brachmonate. Er gerath besserin dem Kohen als niedrigem Voden, und wächst lieber in einem schwarzen und fetten Erdreich, welches aber in der Colonie sehr selten ist als in sandigtem tande. Zuletzt ist noch zu merken, daß es leichter ist, diese Baume durch Saamen-Körner, als durch abgeschnittene und in die Er« de gesteckte Zweige sortzufianzen. In Cayenne wird auch Baumwolle gebauet, welcbe weit schöner und feiner, als die in den Inseln ist, obgleich der Baum zu eben der Gattung gehöret, die man dort sin- §2 ' det, 84 Reisi nach Guiana. det, und welche in der Kräuter-Wissenschaft der kleine Baumwolleu-Baum genennet wird, weil er nur zehn bis Zwölf Fuß hoch wachst. Es ist Schade, daß man nicht mehr bauet, um damit eine ordentliche Handlung treiben zu können. Die Kauffahrer nehmen die wenige, welche sie zu kaufe bekommen, mit sich, und sie würdm gerne mehrere laden, wenn nur genug in dem iande wäre. Das wenige, wäs davon auf der Insel, oder dem festen iande gebauer wird, wird von den Einwohnern verbraucht. Die Indianer machen ieinwand, um sich damit ;u bedecken, und schöne Hangmatten daraus: aber nichts kommt der Schönheit der baumwollenen Strümpfe und Handschuhe bey, welche zu Cayenne gestrickt werden. Die Baumwolle wird jedesIahr gleichfalls zweymahl, nemlich im Sommer das ist im Herbst- und Weinmonate, und im Winter, das ist im Ienner und Hornung geerntet. Die pitte, welches eine Gattung von Ananas * ist, giebt ebenfalls eine gute Art von Flachs. Der Faden da« Von ist stärker und feiner als Seide. Die Portugiesen machen Strümpfe daraus, welche, wie man sagt, an Güte und Feine den seidenen nichts nachgeben sollen. Man glaubt, daß wenn die pitte in Europa Mode wäre, sie den Seiden-Manufacturen schaden könnte. Die Indianer brechen dieses Gewächse wie den Hanf, und brauchen es gemeiniglich zu Stricken und Hangmatten. Seit *) ^N2N28 N0N 2cl,1k2tU8 , ?itt2 (iltW«. ^/"i^tis/l Reije nach Guiana. ss5 Seit einigen Jahren ist man zu Cayenne auf den Ein» fall gerathen Cacao zu pflanzen, welcher sehr wohl bekommen ist, und daher der Colonie große Hoffnung zu einem ansehnlichen Vortheile gegeben hat. Schon im Iahs re 1735. hatten einige Einwohner drey große Fässer von diesem neuen Cacao gemacht. Woferne er eine gangbare Waare warden sollte, so wird man ihn in weniger Zeit in der Colonie sehr häufig bauen. Wenn diese Bäume einmal gerathen sind, so entstehet daraus hernach ein Wald, und es ist sehr angenehm, an diesen mit Cacao bepflanzten Ottern zu spatzieren. Ausser diesen Waaren, welche jeßo die ganze Handlung zu Cayenne ausmachen, könnte man sich noch auf den Anbau vieler andern Gewächse legen, welche das iand von selbst hervor bringt, und die mit der Zeit in dem Handel was wichtiges zu bedeuten haben würden. Derglei« chcn sind die Vanille, der Copahu-' und der rothe Balftm, die weiße Ipecacuanha, Gummigutta, Abun, Sassaparitte, Gayac, Rrabben-, Eisen-Violen-, Eben-, Rosen- und Ferol-Holz. " Fz Zu *) Dieser Balsam wird also genannt von dem Baume, von welchen cr stießet/ und welcher sonst auch Copaiba heißt. Er hat vortreffliche Eigenschaften und wild von dcn Indianern nicht allein äußerlich, sondern auch innerlich gebraucht. Sie beobachten viele aberyläubi, schc Ceremonien, wenn sie den Copahu-Balsam cin-sammlen. Dlchs Hylz hat den Namen von dem Herrn de Fcro- lcs, ss Reise nach Guiana. Zu allen diesen Materialisten-Waaren, die an und Vor sich selbst in dem Handel wichtig sind, könnte man noch eine Menge anderer hinzusetzen, welche zwar nicht von selbst in dem lande wachsen, aber dennoch vollkommen gut gerathen würden, wenn man sich die Mühe geben woll« te, sie zu bauen, als Zimmet, Pfeffer große Brasilische Raßia und eine andere Art,dieaufden Inseln wachset, der Tamarinden « Baum, die Jalappa - Wurzel, Scammomum,Drachen -Blur,Scc»rax,Campfer und sehr viele andere Sachen. Der gr^ßeste Handel derColonie wird heutiges Tages eigentlich nur mit Zucker und Roucou getrieben. Die Schiffe, welche Hieher kommen, bringen nichts mit sich, als Wein, Mehl, gefalzen Rmdfieijch, grobe und inson» derheit gedruckte leinwand, allerhand eiserne Werkzeuge, Schuhe, grobe Hüte, glästrne Corallen und andere Waaren, die den Einwohnern unentbehrlich sind. Jedoch muß die ladung davon nicht allzugroß jeyn, weil eS ihnen sonst schwerfallen würde, sie zu verkaufen, so wie es mit den Seiden-Waaren, Brandtwein und andern eisernen und kupfernen Kleinigkeiten zu geschehen pstegt, die in der Colon« schlechten Abgang haben. Die wenigen Mohren, die es im iande giebt, sind Ursache, daß nicht viele Schiffe Hieher kommen, und sie müssen oft lange auf ihre ladung warten, weil nicht Waaren genug zur Ein« schiffung fertig sind. Wie les, Statthaltern l« 5aye»!ne, in dessen Pflanzstätte es zuerst gefunden worden ist. Es ist voller rothen, ww ßen und gelben Adern gleich dem Marmor. Reisi nach Guiana. «7 Wie gering inzwischen auch der Handel zu Cayenne seyn mag, so werden doch die Waaren, die man dore jährlich macht, auf zweymal hundert und fünfzig tausend Pfunde oder ein hundert tausend Thaler gerechnet. Die Einwohner würden aber damit ein weit größeres gewinnen können, wenn es ihnen nicht an Sklaven fehlete. Daher kommt es, daß man so viel iand in dcrColonic gebraucht, weil man dasjenige beftanzet, welches wenig anzubauen kostet, und daß man die niedrigen Oerter auf der Insel ungebauet liegen lässet, welche unvergleich seyn würden, wann man sie zur Anpflanzung bereitete. Daher sind auch wenige Pflanzstätte auf der Insel. Die meisten sind ziemlich weit in dem iande angelegt, attwo man jedes . Jahr neue Platze um Zuckerrohr und Roucou darauf zu bauen, von dem Holze reinigen muß, weil die Fruchtbarkeit des iandes nur eine kurze Zeit dauret, Diese Entlegenheit der Pflanzstätte ist sehr beschwerlich , weil es nicht allein viel tostet die Waaren von da fortzubringen, son-dem auch, weil die Einwohner sich nicht geschwinde genug nach Cayenne, im Fall dort ein iermen entstehen sollte, begeben können. Das iand, welches die Holländer zu Suriname so wohl nutzen, und woraus die dortige Colonie so große Vortheile ziehet, ist nur ein niedriges Erdreich, welches von dem hohen Meere überschwemmet ward. Sollten wir denn nach ihrem Exempel auch nicht im Stande seyn die iander zu Cayenne welche überschwemmet sind, auszutrocknen und daselbst neue Pflanzstätte an< zulegen? Allein dazu würden Mohren von Nöthen seyn, F 4 und hz Reift nach Guiana. und eben daran hat die Colonie Mangel. Es wäre dem« nach sehr zu wünschen, daß nach Cayenne Schiffe mit Nlohrcn geschickt würden, um den Abgang der Sklaven zu ersetzen, woran es den Einwohnern seit langer Zeit ge-fehlet hat. Man würde viele Zuckersiedereyen wieder her« stellen, so aus eben dieser Ursache zu Grunde gegangen und nicht wieder hergestellet sind; man könnte so gar neue anlegen und so dann mit leichterer Mühe alle diejenigen Waaren bauen, von denen sich ein Vortheil in der Handlung hoffen laßt. Dieses würde sonder Zweifel viele Kauffahr, tey-Schiffe dahin ziehen, und man würde also nicht mehr so große Theurungen zu befürchten haben. Mit einem Worte, dieses wäre das einzige und sicherste Mittel, wodurch man der Colonie eine neue Gestalt geben, und darin so wohl den Ueberfiuß erhalten, als die Handlung blühend machen könnre. Das vierte Capitel. Von den Sitten der Wilden in Guiana. Dtt^ie sehr auch alle wilden Völker, die in dem grossen <^V festen iande von America zerstreuet sind, sich einander ähnlich seyn mögen: so giebt es doch gewisse Gebräu» che, welcher einer jeden Nation insbesondere eigen sind. Die Wilden in Guiana unterscheiden sich durch ihre na» türlichen Neigungen und Gewohnheiten nicht weniger von den Indianern in ihrer Nachbarschaft, als von andern nordlichen Völkern, und man uimmt bey ihnen gewisse Ge- Reist nach Guiana. 8y Gebrauche wahr, die so sonderbar sind, daß sie die Neu-begierde derjenigen reizen können, welche ein Verlangen haben, die Menschen und den Character der Völker eines jeden iandes von Grunde aus zu erkennen. Alle diejenigen, welche uns Nachrichten von Guiana gegeben, haben von den Neigungen und den Sitten dieser Völker nur obenhin etwas berühret, und wie sehr sie sich auch bemühet, dasjenige, was sie insbesondere von ihnen angemerket haben, ausführlich zu beschreiben, so smd dennoch sehr viele Sachen ihrer Aufmerksamkeit entwischet. Man kann so gar mit Recht sagen, daß die Sitten der Galibis, welches die ursprünglichen Einwohner des große-sien Theils dieses iandes sind, nur sehr unvollkommen bekannt seyn. Ich habe demnach gsglaubet, daß dasjenige, was ich davon melden werde, wohl aufgenommen werden dürfte, ob gleich einige Schriftsteller schon vor mir davon kürzlich gehandelt haben. Die Wilden in dem lande Guiana gehen ganz na« ckend, uud sind in den Wäldern zerstreuet; ihre leibcegestalt ist klein, sie sehen röhtlich aus und haben insonderheit einen dicken Bauch und schwarze gerade Haare. Einige an dem Amazonen - Flusse wohnende Nationen gehen voll« kommen nackend, und sie sehen es so gar als ein sicheres Zeichen eines künftigen Unglücks und des noch in ebendemselben Jahre bevorstehenden Todes an, wenn jemand dasjenige bedecken wollte, was die Schamhaftigkeit uns zu verbergen verbindet- Diejenigen hingegen, welche es für F 5 nöthig 95 Reise nach Guiana: nöthig halten, dasjenige, was der Sittsamkeit zuwleder ist, dem Gesichte zu entziehen, bedecken sich vorne mit einer Camiza oder einer baumwollenen Binde, worauf sie mit Roucou, oder dem Saft eines andern Gewächses verschiedene viereckigte Figuren gemahlet haben. Diese Binden sind vier bis fünf Schuhe lang und sieben Zolle breit. Sie binden solche als einen Gürtel mit einem baumwollenem Bande um, und lassen sie zwischen den Schenkeln hangen. Die Männer glauben, daß sie galant aussehen, wenn sie dieselben bis auf die Fersen herunter hangen lassen. DieWeiber gebrauchen eineSchür-ze, die fast dreyeckicht, und oben fast einen Schuh breit, " sonst aber mit gläsernen Korallen besetzet ist. Die entfernten Völker, welche nicht leicht Gelegenheit haben mit den Europaern zu handeln, bedecken sich mit einer Muschel, oder mit einem Stück Schildkröten-Schale, die sie mit einem Faden um den leib binden. Ungeachtet null alle diese Wilden so nackend gehen, als sie gebohren sind, so kann man doch zu ihrem lobe jagen, daß sie mit Vorsah nichts ungebührliches sehen lassen; man siehet keine geile' Geberden bey ihnen, und sie enthalten sich so gar aller unanständigen Vertraulichkeit. Was ihre Gemüths-Eigenschaften anbetrifft, so sind alle Indianer überaus abergläubisch, feige, weibisch und faul. Dem ohngeachtet fehlet es ihnen nicht an Geschick-lichkeit und Witze; und wie kaltsinnig sie auch zu seyn scheinen, so ist doch vielleicht keine Nation, welche mehr ieb-haftigkeit besitzet. Man könnte daher folgende Befchm- , bung Č?tccct/?zc& Reise nach Guiana. 9» bung von einem Mlianer überhaupt geben, daß er ein Mensch sey, welcher von außen in Ansehung aller Sachen vollkommen unempfindlich zu seyn scheinet, und dessen lei« denschaften jedoch überaus heftig smd. Sie treiben auch in der That alles bis zur Ausschweifung. Sie sind im höchsten Grade unkeusch und dem Trunk über alle Maße ergeben. Ihr Haß ist unsterblich , und ihre Rachbegicr« de kann nicht anders als in dem Blute derjenigen gclöschec werden , von welchen sie beleidiget worden, und welche das betrübte Schicksal haben in ihre Hände zu fallen. - Wenn man der Trunkenheit nicht gedenken will, so sind die Guianisihcn Indianer überhaupt, und insonderheit die Galibis, die ich am bestm kenne, ziemlich gute leute. Ihre Sitten sind nicht so verdorben, als man wol denken sollte; in ihren Handlungen herrschet eine gewisse natürliche Billigkeit, und in ihrer Aufführung nimmt man gewisse Grundsätze der Redlichkeit wahr; ja sie haben so gar ungeachtet dem gräßlichen Begriffe, den man sich von einem Wilden machet, eine Art von Höftichkcit und ieutseeligkeit. Wenn sie mit einander sprechen, so geschicht es stets mit Mäßigung und Vorsicht. Sie wiederspre-chen und erhitzen sich niemahlen in ihren Unterredungen, außer, wenn der Wein sie toll gemacht hat. Ihre Ge« spräche sind ohne Abwechselung und nach meinem Geschmacke sehr verdrießlich. Wenn zwo Personen einmahl eine Unterreduna angefangen habm, so wiederholet derjenige, mit dem man spricht, alles von Wort zu Wort, was der andere zu ihm gesagt hat, und fügt endlich hinzu: so 92 Reisi nach Gmana. so sagtet ihr Baba, das ist mein Vater, ober Zao, oder Bamouby, welches so viel heißt, als mein Vater-oder Mutter-Bruder, mein Vetter :c.«. Der andere wie« herholet darauf gleichfalls dasjenige, was man ihm geant« wottet hat, und vergißt nicht am Ende eines jeden Satzes hinzuzusetzen: fo sägtet ihr mein Sohn; denn wenn man ihn z. E. Baba genannt hat, so bedienet er sich as. lezeit eines solchen Worts, welches eine Verhältniß zu dem Namnen hat, den man ihm gegeben. Nichts ist angenehmer und gefälliger, als die Art und Weise mit der sie sich in ihren Gesprächen begegnen. Sie dutzen sich selten, und sagen sich m'emalen etwas, wodurch einer beleidigt werden könnte; sie brechen niemahls in Scheltworte aus, auch so gar, wenn sie einander übel wollen. Son-sten können sie sich unter dem äußerlichem Scheine dev Freundschaft sehr wohl verstellen; oder wenn sie von unge< sehr in dem Umgänge ihre Empfindlichkeit äußern, so ge. schicht es allezeit mit kaltem Blute und so gar ohne den Ton ihrer Stimme zu erheben. Ihre Höflichkeit gegen einander ist nicht weniger bewundernswürdig. So bald sie sich alle des Morgens in dem großen Aarbec versammlet haben, welches mitten im Dorfe ist, und woselbst alle Männer gemeinlich den Tag zubringen, wenn sie nicht in das Feld ausgehen: so ermangeln sie niemahls, sich untereinander zu grüßen. Der Herr des Rardets redet einen jeden insbesondere an und sagt zu ihm: Uarigado, das ist: Guten Morgen mein Vetter, mein Rind, mein Bruder :c. ic.; und ein jeder antwortet: Io. Wenn ihrer Reise nach Guiana. 93 ihrer gleich tausend da wären, so muß man sie alle nach einander grüßen und sie alsogleichsam durch die Musterung gehen lassen; und eben dieses thun sie auch, ehe sie des Abends aus einander gehen. Wenn Fremde da sind, so fangen die Complimente allezeit bey ihnen an. Ucberhaupt sprechen die Indianer sehr wenig, insonderheit in Gegenwart der Fremden, vor denen sie gleichsam eine gezwungene Sittsamkeit annehmen. Ganz an» ders verhält es sich mit den Mohren, welche unbarmherzige Plauderer sind. Diese beyden Nationen sind von ganz verschiedener Gemüthsart, obgleich die CreolisthenMohren unter eben dem Himmels-Striche, als die Indianer, gebohren werden. Diesen muß man gleichsam die Worte aus dem Munde reißen; jene hingegen muß man mit Schlagen zum Stillschweigen bringen, und öfters kann man es auch nicht einmahl durch dieses Mittel von ihnen erhalten. Es giebt Nationen, welche sich eher in Stücken zerhauen ließen, ehe sie wieder aufhörten zu reden, wenn sie einmahl angefangen haben. Diese elenden Tröpfe opfern ihrem Kitzel zu plaudern selbst die Ruhe der Nacht auf, welche sie doch billig hoch halten, und worin sie dem Ansehen nach einen großen Trost finden sollten, weil sie so dann ihr trauriges Schicksal vergessen könnten. Obgleich die Indianer nicht viel sprechen und eine große Kaltsinnigkeit zu haben scheinen; so besitzen sie doch eine Neigung zur Galanterie und ein natürliches Geschicke zur 94 Reise nach Guiana. zur Satyrs. Sie machen alle Augenblicke über die gering, sten Vorfalle lieder, und wenn sie einmahl auf dem Zuge smd, so ist kein guter Einfall und kein beißendes Wort, das sie nicht gebrauchen sollten. Wie gräßlich sie auch den Europäern vorkommen mögen, so sehen sie sich doch als teute an, die weit über dieselben erhoben waren. Inson, derheit aber verachten sie die Mohren, sowohl wegen ihrer Schwärze, als wegen der Sklaverey, worin sie all« gebohren werden. Aber dieses alles hindert diese letztern nicht, sich eben so hoch, als die Indianer zu halten; ja sie haben so gar eine weit bessere Meinung von ihnen selbst, wie man aus den Vorwürfen sehen kann, welche einMoh« rischer und Indianischer Sklave sich einstens machten. Der erstere sagte, in dem er von sich silbst sprach: ich Zucker, ich Roucou, ich Geld. Du, indem er sich zu dem Wilden wandte, Messer, du Garten-Messer, du Glas-Rorallen, du Ramiza. Der Mohr wollte dadurch so viel sagen, daß er ftinen Zustand wohl kennete; aber daß, wenn er ein Slave wäre, er für Geld, Zucker oder Roucou wäre gekauft worden, welches weit bessere und kostbarere Waaren, als Glaß-Koralleu, lein-wand, Messer oder Garten-Messer wären, mit welchen man Indianische Sklaven zu kaufen vstegt. Alle Wilden sind bey dem geringsten Vorwurf, den man ihnen mit einer Bitterkeit machet, ungemein empfind« lich. Sie fallen öfters darüber in Verzweifelung, und es giebt zuweilen einige, welche eine erlittene Beschimpfung nicht überleben wollen, so daß s« sich oft wegen einer Klei« nig- Reise nach Guiana. 95 nigkeit aufhangen. Ich habe eine junge Indians« rinn gekannt,welche mit ihrer Schwester in einen Wortwechsel gerathen war. Wie nun die Mutter die Partey ihrer Schwester nahm, so machte sie die Stricke von ihrem Hamak los,und wolte sich an einen Baun» aufhän« gen,wenn nicht ein Missionarius, der davon Nachricht erhalten, dazu gekommen wäre und sie von ihrem Vorhaben abgehalten hätte. Die Indianerinnen sind klein und sehr zärtlich; sie haben eben eine solche Gesichtsfarbe als die Männer, klei« ne Augen und pechschwarze Haare. In ihrer Gesichts« Bildung ist eine gewisse Freundlichkeit, welche eben nicht was wildes anzeigt. Einige sind gar so beschaffen, daß sie einem wol iust machen könnten, und sie haben sonst nichts wildes, als ihren Namen. Sie Haffen die Französischen Kaufleute nicht; allein ihre liebeshändel sind gefährlich:« denn die Männer würden sie ohne Barmherzigkeit todt schlagen, wenn sie den geringsten Verdacht auf sie hat» ten. Diese unglückseeligen Weiber sind eingentlich Sklavinnen ihrer Manner. Ausser der Haushaltung die ihnen auf dem Halse liegt, müssen sie die von dem Holze gereinigten Oerter bestanzen und ausgäten, die Wurzeln, wel' che sie zu? Nahrung gebrauchen, aufziehen, Cajsave und irdene Gefässe machen, Holz hohlen und für die Kinder Sorge tragen; mit einem Worte, sie müssen sich mit al« lem, außer der Jagd und Fischerey beschäftigen. Ja zu« weilen sind sie so gar genöthiget, lebensmittel fiir ihre Männer 96 Reise nach Guiana. Manner zu suchen, wenn dieselbe faulenzen und ohne die geringste Bekümmerniß in demHamak liegen. Die Indianer bringen fast ihr ganzes leben im Müs-sigqange zu, und man trifft sie beständig il» dem Hamak an. Di.'ses ist für ihre Faulheit eine gar angenehme Sa« che, welche sie noch träger machet. Sie bringen darinnen ganze Tage zu, ohne was anders zu thun, als zu plau« dern, sich in einem kleinen Spiegel zu besehen, die Haars aufzuputzen, sich den Bart auszureißen, oder andern der« gleichen Zeitvertreib vorzunehmen. Diejenigen, welche in der Musik ihr größestes Vergnügen finden, mögen gerne beständig auf der Flöte blasen, oder vielmehr heulen. Eine richtigere Verleichung kann ich davon nicht geben; denn ihre großen Flöten machen ein Gcthöne, welches einigermassen dem Brüllen eines Ochsen gleichet. Nichts als der Hunger kann sie aus ihrem lager bringen, und sie würden darin in Ewigkeit liegen bleiben, wenn sie das Essen entbehren könnten. Es scheint, als wenn diese armen Trö« pfe sich eine Ehre aus ihrer Traaheit machten, und man kan mit Grunde sagen , daß die Faulheit und der Müs-slggang den Haupt-Character aller dieser dem Stillsitzen so ergebener Völker ausmachen. ,^ Die Arbeitsamsten unter ihnen, oder vielmehr diejeni« gen, welche am wenigsten faul sind, deren es aber nicht gar viele giebt, machen Körbe, Filtrirsicke, Reiben Bogen und Pfeile; sie gehen auf die Jagd und Fischerey, und bauen auch pyrogen oder Kahne. Diese pyrogen, mit ^Ss?>ačcccrz.eAjc&e *y%r,r*(?C£&7i' <**. Qtnc tStsriritt Trtiž einem. ~Z&c7r£c? Reise nach Guiana. H» Nile denen man überaus geschwinde fahren kann, sind aus dem Stamme eines ausgehöhlten Baumes und aus einem einzigem Stück gemacht; zuweilen aber werden sie auf den Seiten durch einige Stücken Holz etwas erhöhet. Es gibt pyrogen, die dreyßig bis vierzig Schuhe lang sind, und andere, die man Couillaras nennet, und von denen das eine Ende ganz spitzig zuläuft, welche so klein sind, daß sie kaum zwo oder drey Personen halten können. DaZ her schlagen sie auch oft um; allein die Indianer achten dieses wenig: denn weil sie gut schwimmen können, so wen« den sie solche so gleich wieder um, und setzen sich, nachdem sie das Waffer daraus geschöpfet haben, aufs neue hinein. Die Bauart, welche sie dabey beobachten, ist gar nicht künstlich. Sie suchen einen neun, zehn, oder zwölfSchu, he dicken Baum und den geradesten aus, den sie finden können. Sie machen darin eine Oeffnung von neun ober zehn Zollen in die länge. Darauf hauen sie von innen auf beyden Seiten das Holz weg, und machest dieselben so eben, als sie können, um ihm cine Runde zu geben. Wenn dieses geschehen ist, wenden sie den Baum um, damit er auch von außen seine gehörige gestalt bekomme. Gemeiniglich behauet man ihn vorne am meisten; jedoch sind die beyden Enden sich zuweilen an her Größe vollkommen gleich. Insonderheit suchet man lhm allenthalben eine gleiche Dicke zu geben, und daher Macht man alle drey Schuhe weit von einander kleine lö-cher darin, in welche man kleine Stücken Holz steckt, um die Dicke mit desto größerer Gewißheit zu erkennen. Ein G ge- 9s Rcise nach Guiana. geschickter Kahn-Baumeister hat jedoch nickt nöthig die pyrogen durchzubohren; denn wann er nur seine beyden Hände gegen einander darauf legt, so weiß er gleich, an welchen Stellen man noch mehr Holz weghauen muß. Ein Kahn ist insgemein auf dem Boden zween Zolle, an den Seiten anderthalb, und an dem Rande nur einen Zoll dick. Wenn alles dieses geschehen ist, so ist nichts mehr übrig, als dem Kahne seine Oeffnung zu geben. Zu dem Ende fetzet man längst dem Werft, welches etwas erhaben ist, einige Pfähle, welche drey oder vier Schuhe von einander stehen. So dann wird so wohl von außen als innen Feuer angezündet, und wenn der Baum recht heiß ist, jo zie« h«n sie mit einem Stücke Holze, welches wie eine Zange gemacht ist, den Rand des Kahns, mit verschiedenen Ansätzen von einander, so daß cr innerhalb drey oder vier Stunden seine völlige Oeffnung bekommt. Aus Vorsicht halten sie allezeit Wasser in Bereitschaft, um damit das Feuer zu dampfen, wenn es überHand nehmen sollte, und zu verhindern, damit der Kahn nicht verbrennen möge. Ein Baum welcher zehen Schuhe in der Runde dicke ist, wird insgemein sechsthalb Schuh weit. Wenn seine Di< cke aber nur neun Schuhe beträgt, so ist die Weite nur finfthalb, u. s w. Die Indianer machen an ihren pyrogen selten ei« nen Bord, weil man dazu Nägel, Bretter und andere Sachen nöthig hat, welche ihnen und insonderheit denen« jenigm, welche weit in dem lande wohnen, ganz unbekannt sind. Reist nach Guiana. 93 sind. Sie begnügen sich daher die Seiten von dem Vorder- bis zum Hintertheile mit einigen Stücken Holze von einem gewissen Palmbaume, welchen sie Bache * nennen, ungefehr einer halben Faust dick zu erhöhen. Sie befestigen dieselbe so gut auf einander an den Kahn, daß daS Wasser nicht hinein dringen kann, wofern nicht die Wel, len darüber schlagen. Eben einen solchen Bord machen sie auch mit andern dergleichen Stücken Holz in die Queere, welche eine Ruderbank abgiebt. Hinten befestigen sie ein Steuerruder, oder sie gebrauchen auch statt dessen eine Art von Rudern, welche sie pagaye nennen. Diese Ruder sind von einem leichtem Holze, fünf bis sechs Fuß lang und den Beckerschaufeln ähnlich. Der Stiel endiget sich ge. meiniglich als ein Kreuz, damit man ihn mit der Hand desto besser fassen könne; die andere Hälfte, welche im Wasser ist, ist sehr dünne und gegen das Ende immer kleiner. In großen stürmischen Gewässern ist eine pagaye einem gemeinem Flußruder und allen andern Arten von Rudern vorzuziehen, weil man hier die großen Wellen aus das geschwindeste durchschneiden muß; und dieses kann man mit der pagaye augenblicklich thun; dahingegen man mit einem Flußruder immer zwo Bewegungen mas chen muß. Die Wilden gebrauchen nicht allein die pc> gaye, sondern sie segeln auch. Ihre Segel sind fast vier« eckicht und aus Stücken Bache, Holz gemacht, welches G 2 in •) Palm» daclylifera » radtiia major, glabra, Plumt* rii nova Pimtarum Amtritanarum grmrat loc> Heise nach Guiana. is» die lange gespalten und gleich wie latten gehauen ist. Sie sind nett an einander gefügt und mit kleinen Lianne, Halmen", oder Garne von pitte befestigt. Eines von dem nützlichsten Hausgeräthe, welches von den südlichen Indianern ausgesonnen worden, sind die Hamats oder hangende Betten. Insgemein werden sie von Baumwolle gemacht, und zu dem Ende bauen sie die« jelbe auch. Einige sind voll pitte gewebt, aber nicht so bequem, weil die kleinen Stricke, woraus sie gewebt sind, so wohl sehr hart smd, als auch, weil man sich darin am Tage gegen die Stiche der Mustiken und Marangoi-nen nicht sicher befindet. Der Weberstuhl, auf welchem sie dergleichen Betten machen, bestehet nur aus vier dicken Stangen von fünf oder sechs Schuhen, die an jeder Ecke mit einem hölzernen Nagel, oder einem Stückgen Lian« nr befestiget sind. Auf diesem Weberstuhle, welcher ein wenig gegen die Wand gesenkt stehet, ziehen sie viele Baum» wollene Fäden in die länge an beyden Seiten auf. Hernach machen sie zwischen diesen beyden Reihen Fäden mit einem Weberschiffe den Einschlag Jedesmal, wenn die« se< geschicht, schlagen sie darauf mit einem hatten und scharfen Stück Holze. Wenn der Hamak fertig ist, se« ßen sie Bander daran, um ihn allenthalben, wo sie wollen, befestigen zu können. Die Indianer beschmieren ihre Hamaks öfters mit Roueou, oder einem gewissen Harze, .„.,*) Lienne oder Llanne werden in den Amerikanischen In< seln alle Gewächse genannt, welche sich um Pfähle oder Bäume schlingen und so in die Höhe wachsen. ^ <^ .e^ ^"^<-^,.^ ,. ^^" ^,-».«?. Reist nach Guiana »o» Harze, welches sie in Copau-Balsam, oder einem an» dern Oele aufiöjen. Sie machen auch allerhand Gattun« gen von Figuren, gleichsam als zum Zierath und mit einer bewunderliswürdigen Symmetrie darauf. Einige dersel« ben sind durchsichtig; aber die beste Art von allen, worin man sehr bequem lieget, ist ein weißer Hamak, welcher wohl ausgestopft ist und sieben Schuhe im Gevierte hat. Unsere Guianer mach«, sie jehr schön und von allerhand Größe. Die Brasilianer haben in dergleichen Arbeiten eüien unqemein guten Geschmack; Mld sie übertreffen ft gar die Galibis darinnen. In den wärmen ländern sind dergleichen Betten sehr nützlich. Man empfindet die Hihe darin bey weitem nicht so stark, als in den gewöhnlichen Betten- ieute dje am Fieber krank sind, bekommen eine merkliche Erleichterung, wmn sie darin einige Stunden am Tage oder in der Nacht zu« bringen. Ich zweifle nicht, daß diese Mode bald nach Frankreich kommen würde, wem, man die Vorzüge die. ser Amencanlsthen Betten erkenuete, welche sie insonderheit in der großen Hitze des Sommers, da man in den Betten fast brennet, haben. Und außerdem empfindet man auch darin nicht die geringste Beschwehrn'chkeit von Flöhen und Wanzen, sondern geniefset stets einer angeneh« men Kühle. Endlich muß man auch sagen, daß der Ha« mak in America ein unvergleichliches G?räthe für Rei» sende ist; denn man findet auf dem Wege weder Mirths, Hauser noch Betten, insonderheit, wenn man etwas weit in das land hinein kommt. Man hangt den Hamak ""> Gz wo lO2 Reise nach Guiana. wo man will, man mag in einem Walde, oder ,'n einem Dorfe seyn; und man führt ihn ganz bequem mit sich. Man siehet daher auch selten einen Indianer über Feld gehon, der nicht seinen ^amak mit sich nimmt, vornehmlich wenn er glaubt, daß er nicht zu Hause schlafen werde, und es ist auch so gar unter den Einwohnern zu Cayenne eine beständige Gewohnheit, niemals auszureisen, ohne den Hamak in einer pagara oder Korbe mit sich zu nehmen. Die Matten sind bey den Völkern in Guia» na fast gar nicht gebräuchlich. Ich habe einige gesehen, welche von Palmblattern gemacht waren, und welche ih» nen statt einer Bettdecke in dem Hamak, oder statt einer Tapete dienen, wenn sie sich auf die Erde schlafen legen. Die Geschicklichkeit dieser Wilden ist nicht allein in diesen hangenden Betten, sondern auch in ihren Tragkörben bewundernswürdig. Sie machen dieselben viereckicht, cy-lindrisch, rund, oder auch in der Gestalt einer pyroge. Sie bemahlen sie mit rothen und schwarzen Figuren welche wie die Glasscheiben in einem Fenster unter sich abgetheilet sind. Diejenigen, welche man am meisten braucht, sind ein längliches Viereck und allenthalben doppelt. Dazwischen werden Baroulou-* oder Ahouai-Blätter *" gestopfet, damit das Waffer nicht hinein dringen könne. Diese Tragekörbe sind auf den Reisen ungemein nützlich, und sthr leicht; sie dienen so wohl zum Speisefthrank, als auch *) d»nn2cosU5 l^lusae folia st facie. ,' l Reise nach Guiana. '03 auch statt eines Kasten und eines Kellers; denn man verwahret darin sein Zeug, den Hamak, das Küchengeräthe und den Proviant, welchen man auf der Reise am no« thigsten braucht. Außcr den Tragekörben machen sie auch Filtriersäcke, (Couleuvres,) Siebe, (Manarets,) Reiben, (Grages) um Cassave zu machen. Diese Reiben sind Brettcr, wel« che zween Schuhe lang und acht Zolle breit, und mit kleinen spitzigen Steinen in rautenförmigen Figuren bescßet sind. Aber nichts komme der Schönheit der Schmalen (Coupes) bey, welche die Indianer an dcm Amazonen-Flujse zu machen pstegen. Sie schneiden nämlich die Frucht vom KürbiSbaum in zwey Stücke, welche sie her-, nach sehr nert lackieren, und Figuren von Blumen und an« dem schönen Sache« darauf drucken. Dergleichen Schaa. len sind zuweilen ganz, und zuweilen länglich rund. Ei-nige haben ein Netz wie Melonen, und man gibt der Frucht dergleichen Figuren, wenn man sie, da sie noch grün ist, mit einer Lianne fest zusammen bindet. Eben diese Indianer machen auch Ballonen,. Ringe und Sprühen, eine andere Art von Ballen, dle von den Liebhabern rarer Sachen sehr gesucht wird. Alle diese Dinge werden aus der Milch einer Lianne gemacht, welche in Ansehung der G.sialc der Frucht und der Blume zu einer Art von Krautern gehöret, welche unter dem Namen Apocpnmn bekannt sind. Sie sammlen einen Verrath von diesem Milchsast und lassen ihn ungefehr eine gute vicrrel Stunde kochen, um ihm ein dichtes Wesen zu G 4 geben te>4 Reift nach Guianä. geben; sie stellen darauf die Formen in Ordnung, welche sie zu verschiedenen Sachen zubereitet haben. Diese bestehen insgemein aus ein wenig Thon, ivelchen sie mit Sande durchkneten, damit man sie leicht zerbrechen könne. Die Formen zu den Splühen haben die Figur einer Perle oder einer großen Birne, die fünf oder sechs Zolle lang ist. Ueber diese Formen streicht man verschiedene lagen von dem oben gedachtem Brey, und zeichnet darauf mit ber Spitze eines Meßers, oder einem Gradstichel verschiedene Bilder; man trocknet sie hernach bey einem kleinen Feuer, und schwärzt sie endlich an dem Rauche, worauf die Form entzwey geschlagen wird. Man macht aus eben demselben Stoffe auch Stiefeln und Eymer, welche dem Wasser besser wiederstehen, als das gemeine leder. Die Ballonen sind sehr elastisch, und thun fünf bis ftchs Sprünge nach einander, ,venn man sie einmal geworfen hat. Die Ringe aber sind noch weit bewundernswürdiger; ihre ausdehnende Kraft ist ungemein, und sie erweitern sich überaus stark- Insgemein sind sie so dick als ein kleiner Finger, und haben in Durchmesser anderthalb Zolle. Ein Ring z. E. welcher sich feste um die fünf Finger der Hand schließt, wenn sie dicht zusammen sind, kann sich so weit ausdehnen, daß nicht allein der Arm, sondern auch der ganze teib da» durch gehet. Sodann ziehet er sich wieder zusammen und kommt durch ftine eigene elastische Kraft wieder in seinen vorigen Zustand. Diese Dinge dienen den Indianern zu einem kleinen Zeitvertreibe. Aber was sie auf eine ernsthaftere Weise beschaf- ^ ,5 Reise nach Guiana. "5 beschäftiget, lst die Erbaumig ihrer RarbetS, welche sie um sich so wohl wieder das böse Wetter, als auch die wil« den Thiere Sicherheit zu verschaffen, nöthig haben. Die« ses sind elende Häuser oder vicreckichte Hütten, die jcdoch langer als breit sind. Einige davon, welche sie Sum nennen, sind ein Stockwerk hoch; die andern aber sind dem Erdboden gleich und heißen Rubuya, welches auf Indianisch ein niedriges Haus bedeutet. Diese letztem bestehen aus zween dicken Pfosten, auf welchen eine große Stange lieget, welche das ganze Gebäude tragt. Auf diesen Forst sind an beyden Seiten Zweige von Bau» men gelegt und alles ist mit Ahouai ° Blättern bedeckt, man gehet durch eine kleine Thüre, welche man auf der einen Seite angebracht hat, in dieses Haus hinein. Das hohe Haus bestehet eigentlich aus verschiedenen in die Erde gerammelten Pfosten, die ohngefehr acht bis zehn Fuß hoch sind. Auf denselben legen sie einen Fuß-Boden von kleinen latten, die aus dem Stamme eines Palmbaums gemacht sind, welchen die Französin pineau" und die Wilden Ouassai nennen. Dieses Holz laßt sich sehr leicht zerspalten. Man macht diese latten, welche sieben oder acht Fuß lang, und zween oder drey Zolle breit sind, auf einer Seite ein wenig eben. Sie werden gegen einander gelegt und an Querbalken, über welche man ge« hen muß, befestiget, welches einen ziemlich festen Boden abgiebt. Das Dach ist so wohl hier als in den niedrigen G 5 Häu- *) Palma dattylifera caudice fiffili, vaginas textiles Jongissimas deferens. • - lo6 Reist nach Gmana. Hausern von Palmblattern gemacht. Man steigt in diese Häuser auf zween Balken, die nicht sehr gebogen, und worin einige Tritte befestiget sind, herauf. Dieft dienen statt einer ieiter; allein die Tritte stehen gar nicht feste, sondern sinken bald auf die eine, bald auf die andere Sei, te herunter. Man steigt also mit der grösten Beschwerlichkeit, wenn man Schuhe an hat, hinauf: aber es kostet noch weit größere Mühe, wieder herunter zu kommen. Die Galibis wohnen in diesen kleinen Rarbets hau? fig bey einander. Die Größe der Wohnung bestimmet die Anzahl der Personen, welche darinnen wohnen können. In einigen Rarbets zählet man zuweilen zwanzig bis dreyßig Haushaltungen. Die Sicherheit, mit welcher diese Wilden untereinander leben, ist Ursache, daß sie nichts in ihren Häusern verschließen. Die Thüren sind in dem Rarbet beständig offen, und man kann da hineingehen, wenn es einem beliebet. Bey den Mohren aber siehet es ganz anders aus. Gleich wie sie selbst große Die» be sind: also trauen sie sich einander im geringsten nicht; und daher sind ihre kleinen Hütten oder vielmehr Fuchs» löcher beständig verschlossen, damit sie ihren Proviant und kleines Hausgeräthe sicher verwahren mögen. Sie gebrauchen dazu ein hölzernes Schloß, welches auf eine ganz sonderbare Weise gemacht ist. Dieß bestehet aus dem Stücke von einem dicken Brette, welches einen halben Schuh im Gevierte hat, und in dessen Mitte sie eine sechs Zolle breite und eben so tiefe Hölung machen. In derselben wird ein gewisser krummer Haken eingefaßt, der au Reise nach Guiana. »o? an verschiedenen Stellen durchbohret ist, und in jedes toch füget sich ein hölzerner Zahn, welcher anderthalb Zolle im Gevierte und eine stumpfe Spitze hat. Jeder Zahn ist wie in einer Fuge, welche man inwendig in dem Schlosse angebracht hat, vermittelst deren er frey auf und niedergehen kann. Die Thüre ist nur mit einer Klinke zugemacht , welche zwischen dem Schlosse und dör Thüre sitzet, und auf einem hölzernen Einwürfe feste liegt. Wenn die Spitze der Zähne auf die töcher des krummen'Hakens fällt, so druckt sie die Klinke dergestalt nieder, daß man sie un« geachtet der kleinen draußen an der Thüre befindlichen Schnur nicht ohne einen Schlüssel in die Höhe ziehen kann. Dieser Schlüssel ist sechs Zolle lang; er hat vier nach der länge gesehte Spihen oder Knöpfchen, und wird neben dem Schlosse, woselbst ein merklicher leerer Raum ist, hm« eingesteckt. Wann Ms Knöpfchen in die <öcher gehet, so schiebt es die Zähne zurücke; und weil so dann die Klinke nicht mehr niedergedrückt wird, so kann man sie leicht aufziehen und folglich die Thüre öffnen. Das größcste unter allen Indianischen Gebäuden ist der Caboui, so die Franzosen insgemein das große Ixarbet nennen. Dieses ist eigentlich der Sammelplatz der Wilden von einer Nation. Hier halten sie ihre Zusammenkünfte; hier empfangen sie die Fremden, und hier begraben sie ihre Todten; kurz, hier feyren sie ihre Fest, oder vielmehr Freß» und Sauf-Tage. Ein Cadoui oder gemeines Haus einer Nation bestehet demnach aus einer los Reise nach Guiana einer kleinen Halle die fünfzig bis sechzig Fuß lang, unh zchett bis funfzehen breit ist. In der Mitten und an den zwey Enden des Rarbets, welche allezeit offen sind, und woman hineingehet, sind große Pfosten, oben wie eine Gabel gestaltet, aufgerichtet, und auf dieselben werden große Stücken Holz gelegt, welche den Forst ausmachen. Sodann werden Sparren aufgesetzt, welche von dem oberstem Thej. le des Gebäudes bis ganz herunter reichen, wo sie aus kleinen gabelförmigen Hölzern ruhen, welche vier bis fünf Schuhe lang, und in einer gewissen Weite von einander die ganze länge herunter gesetzet sind. Inwendig werden einige lange Queerbalken mit Lianne befestiget, an welchen die Hamaks der Männer gebunden sind. Denn die Weiber haben nicht ein gleiches Vorrecht; sondern sie sitzen entweder gebücket auf den Fersen, oder auf einer großen Bank. Das Dach ist eben so, wie bey den andern Häusern gemacht. Wie groß auch diese Wohnungen seyn mögen, so ist die Baukunst daran doch eben so einfältig und schlecht ausgesonnen , als an den kleinen Rardets. Diese Indianischen Häuser sehen ungemein armselig aus, und geben uns eine vollkommene Abbildung von den ältesten Zeiten. Man dars sie nur anfthen, um sich einen Begriff von den» ersten Alter der Welt zu machen, und ich zweifie sthr, ob unsere Vorfahren elendere Wohnungen, als diese armen Wilden gehabt haben. Alle diese Häuserchen oder Hüt« ten sind insgemein auf einer Höhe, oder an dem Ufer eines Fluft Reise nach Guiana. tog Flusses ohne die geringste Ordnung durch einander gebauet, und verursachen einem den traurigsten und unangenehm/ sten Anblick. Man siehet daselbst nichts, als was gräß« lich und wild ist, und die ganze landschast hat gar nichts reizendes. Die Stille selbst, welche in allen diesen Oer« tern herrschet, und welche nur zuweilen durch das unangenehme Getöne der Vögel und das Schreyen des Wildes unterbrochen wird, muß einen nothwendig mit Schrecken erfüllen. Einige Reisende, welche uns Nachrichten vonGuia« na gegeben haben, erwehnen gewisser Völker, welche in der luft wohnen und sich gleich den Vögeln Häuser auf den Bäumen bauen, um sich so wohl, wie sie sagen, vor den Tygern und Schlangen zu verwahren, als auch um sich der Herrschaft der Portugiesen zu entziehen, welche gro« ße Grausamkeiten an ihnen ausübeten. Dergleichen ungewöhnliche Wohnungen sind den Indianern in Guia-na, und insonderheit denMgen, welche an den Küsten und vorne an den Flüssen wohnen, noch unbekannt; und wenn es ehemahls dergleichen Wohnungen gegeben hatte, so sind sie doch wenigstens jetzo nicht mehr vorhanden. Un« terdessen ist es wahrscheinlich, daß, wenn die Sache auch ihre Richtigkeit hätte, dergleichen Wohnungen würden erhalten worden seyn, weil die Indianer noch jetzo von den Portugiesin, ihren Nachbarn beunruhiget werden, und sich vor den wilden Thieren auch eben so sehr, als vor« mals zu fürchten haben. Ich habe mich bey den India« neru am Amazonen-Flusse und bey denen, die an dem tto Reist nach Guiana. Grenok wohnen nach diesen Umstanden erkundiget, um gewisse Nachricht einzuziehen, ob dasjenige, was gewisse Schriftsteller von diesen Wanderungen gemeldet haben, wahr wäre. Sie versicherten mich, daß sie nicht allem nickts dergleichen gesehen hatten, sondern daß sie sich auch nicht einmahl erinnern könnten jemahls etwas von der« gleichen Wohnungen gehöret zu haben. Unterdessen hat der Herr de la Barre in seiner Beschreibung von Guia» na gemeldet, daß eine ganze Nation, welche seinem Vo« geben nach zwischen der Insel Cayenne und dem Amazonen. Flusse wohnet, von der Grausamkeit der porm» Zieftn gezwungen worden diese erbärmliche Freystatte zu suchen. Walter Raleig versichert gleichfalls in der Nachricht, die er von Guiana herausgegeben hat, daß er an dem Meerbusen von Paria, der an der Mündung des Flusses Orenok lieget, eine gewijft Nation Araot« ten genannt, gefunden hatte, welche um der Verfolgung der Spanier zu entgehen, vor mehr als hundert Jahren ihre Zuflucht auf die in der Mitte des Meerbusens be« findliche Baume genommen, auf welchen sie Häuser oder Hütten gebauet hätten, und darin mit ihren Familien lebs ten; und daß diese Nationen sich daS Eigenthum, wel« cheS den Vögeln von Rechts wegen zugehörete, sich der gestalt hatten gefallen lassen, daß sie bis Hieher den Besiß dieser belaubten Hauser behalten hatten. Er fügt noch hinzu, daß die Bäume, auf welchen diese Wilden woh. nen, eine Art von Palmbäumen sind, welche in den morastigen Oertern gegen den Ausstuß des Orenoks in großer Men- Reise nach Guiana. »n Menge wachsen; daß die Indianer diejenigen unter die« ftn Bäumen fallen, welche sie zu ihrem Unterhalt bestimmet haben, und daß sie ans ihrem Mark ein niedliches* Mehl machen, welches ihnen statt des Brodts dienet, und wobey sie keine andere Zubereitung, als die folgende nöthig haben. Nachdem sie den Baum gefället haben, so hau« «n sie ihn wie kleine Tröge aus> in welche dieses Mark hinein rinnet und sich feste setzet, so, daß daraus das Brodt wird, welches zu ihrem Unterhalte dienet. Sie heben die Zweige des Baumes, wovon sie Bündel machen, nebst den Blättern desselben, als einen Vorrath auf, um daraus, wenn eS nöthig ist, ihren Trank zu machen. Zuletzt lassen sie diejenigen Stämme, die sie zu ihrer Nah« rung gebraucht habe.1, stehen, damit sie ihnen nach ihrem Tode zum Begräbniß dienen mögen. Ich kann nicht umhin mit Erlaubniß des Ritters Raleig hiebey anzumerken, daß alles, was er von diesen Indianern sagt, ganz unwahrscheinlich, oder zum wenigsten zu weit getrie« ben sey. Und eben diese Beschaffenheit hat es mit den unglaublichen Erzählungen, die er uns von verschiedenen abscheulichen Völkern giebt, welche er in Guiana gesehen haben will. Es ist kein Palmbaum in dem ganzen lande, der zu diesem vorgegebenen Gebrauche dienlich wäre; und die Indianer auf dem ganzen festem lande halten sich nie« mahls auf den Bäumen auf, als wenn sie auf die Hirsche, Schweine, die Maypuris oder anderes grosses Wild lauren. Die us Reift nach Guianä. Die größeste Arbeit der Galibis bestehet darin, daß sie Stücken iandes von dem Holze reinigen. Die Noth/ wendigkeit für ihren Unterhalt zu sorgen nöthiget sie unum-gänglich zu dieser jährlichen Arbeit, wozu sie wegen der ungemeinen Faulheit, worin sie von Kindes« Beinen an sind erzogen worden, sehr ungerne gehen, und ihren Hamak, welcher ihnen die beste Gelegenheit zu einer be« ständigen Faulenzerey gibt, nicht anders, als mit dem grösten Wiederwillen verlassen. So klein indessen auch die Plahe seyn mögen, welche sie jährlich reinigen, so verbrauchen sie doch in kurzer Zeit einen großen Strich landes. Denn sie bepflanzen einen Ort nimmer zweymahl, und daher pflegen sie, wenn sie nahe bey dem Rarbec keitt iand mehr anzubauen haben, eiuzupacken und in eine andere Gegend zu ziehen. Das Erdreich, welches ein In« dianisches Geschlechte in fünf oder sechs Jahren verbraucht, würde sonsten ein ganzes Dorf sehr lange ernähren können, wenn man sich die Mühe gäbe, es wohl anzubauen. Die Mühe das land zum Ackerbau zu bereiten lst den Mannern eigen; sie würden aber dieselbe herzlich gerne den Weibern aufbürden, wenn sie nicht wüsten, daß diese arme Sklavinnen ausser Stande waren es ins Werk zu richten. Die Nachbarschaft der Franzosin hat ihnen viele Arbeit erspahret und zugleich die Zeit, die sie daraus wenden musten, merklich verkürzt, indem sie ihnen Beile und Gartenmesser, die zu dergleichen Arbeit so nöthig sind> ver- Reist nach Guiana. nz verschaft haben. Diejenigen, welche weit ln dem lande wohnen, und kein Verkehr mit den Europäern haben, bringen sehr viele Zeit zu, wenn sie ihr land reinigen, ob sie gleich nur das kleine Holz umhauen. Denn große Bau« me können sie nicht anders fällen, als wenn sie den Stamm mit Feuer anzünden; welches aber sehr beschwerlich ist und viele Zeit wegnimmt. Einige gebrauchen an statt des Feu« ers kleine steinerne Beile, welche ihre Geschicklichkeit er, sonnen hat, um den Mangel des Eisens, dessen Gebrauch sie gar nicht kennen, zu ersetzen. Diese Beile sind unge, sehr vier oder fünf Zolle lang, und aus einem schwarzen sehe harten Steine gemacht, welchen sie aus einer gewissen Art von Sandstein so lange reiben, bis er die Gestalt eineS Beils bekommt. Diese Beile versehen sie mit einem Stiel, welcher ein Stück sehr hartes Holz ist, worin sie eine kleine Spalte machen und das Ende des Beils mit pme-Garn und Many befestigen. Dieses letztere ist ein Harz, welches sie schmelzen und statt Peches gebrauchen. Wenn das Holz auf einem Platz einmahl gefallet ist, so bekümmern sich die Männer weiter um nichts, und alle übriqe Arbeit fällt den Weibern zur tast. Sie müssen nämlich das ge« faltete Holz verbrennen, das iand bepftanzen und gathen, und endlich auch zu gehöriger Zeit die Früchte und Wurzeln, die sie gebauet haben, einsammlen. Die Jagd und Fischerey gehören indessen auch noch zu den Verrichtungen der Manner. Allein, nichts als der Hunger bringet sie zu dieser Arbeit; denn die Indianer H thun »4 Reise nach Guiana. thun fast nichts mit iust, injönderheit, wenn es eine Sa« che ist, die ein lvenig Vtühe kostet. Insgemein halten sie sich in den Waldern ganz stille und verborgen, «nd warten bis das Wild sich lagert, damit sie es alsdenn schießen können ; oder sie steigen auch wol auf einen Baum, und lauren auf dasselbe. Sie pflegen zuweilen einige iienne« Ranken durch kleine Überzwerg gehende Zweige aneinander zu binden, welche ihnen so dann statt der Sprossen in einer iei-ter dienen. Nachdem sie deren zwo oder drey befestiget haben, so steigen sie herauf und setzen weiter oben mehrere Sprossen ein. Auf diese Weise machen sie eine leiter, auf welcher sie sich mit ihren Bogen und Pfeilen so lange aufhalten, bis sie das Wild erleget haben. Die Indianer an dem Ama-. zonen-Flusse haben eine Gattung von Blaseröhren, welche zehen bis zwölf Schuhe lang sind, und deren Weite ungefehr neun iinien im Durchschnitte hat. So bald sie das Wild vorbey laufen sehen, blasen sie aus allen Kräften durch das Rohr kleine Pfeile, welche nur einen Schuh lang und mit großen Fischgräten gespißet sind. Diese Art das Wild zu erlegen ist nur in der Jagd der AZu» tys, der Paks und der kleinen Schweine gebrauchlich. Sie bedienen sich auch der Hunde, welche vortrefflich und zur Jagd wohl abgerichtet sind, so daß sie auch damit einen Handel bey den Franzosen treiben. Diese Hunde, wel« che die einzige Art sind, die man im iande siehet, sind be« ständig mager und sehr häßlich; ihr Haar ist ungemein garstig; sie sehen ganz wild aus, und haben viele Aehnlich-kcit mit einem Wolfe. Die Einwohner zu Cayenne nennen Reist nach Guiana. «5 Nen sie insgemein Indianische Hunde. Sle sind vor. trefflich die Lachous, die Agutys, die Hirsche und andere Arten von Wild zu fangen: Uebrigens erschrickt daS Wild nicht so sehr vor den Indianern, als vor den weis» sen, wie man die Europäer dorten nennet, so daß es scheinet, als wenn alle Thiere vor gekleideten Personen ei-ne gewisse Furcht hätten. Ob es gleich Wild genug ln dem lande giebt, so gehen doch die Indianer lieber auf die Fischerey, als aufdie Jagd, und legen sich darauf mit allem möglichen Fleiße; rs mag nun seyn, daß es ihnen weniger Mühe kostet Fische zu fangen, oder daß sie dieselben lieber als Fleisch es« sen mögen. Uebligens haben sie längst der Küste und in den Flüssen, an welchen die meisten von ihnen wohnen, Gelegenheit genug die Geschicklichkeit, welche sie zur Fi-fcherey haben, auszuüben. Unter allen Fischen sind vielleicht die Krabben dl'ejeni« gen, welche die Wilden am meisten zu ihrer Nahrung gebrauchen ; ja bey vielen Französischen Colonicn machen sie aleichfalls einen beträchtlichen Antheil von ihren Eßwaa» ren aus. Diese Thiere vermehren sich ganz ungemein, und überdem wenden die Indianer eine besondere Auf» merksamkeit an, um nur die Männlein zu fangen, und lassen die Weibchen wegen der unzählbaren Mmge Eyer, welche sie bey sich haben, allezeit leben. Man unterscheidet das Männchen von dem Weibchen insgemein durch die Untersiäche, welche bey diesen wie ein Herz, und bey je? H 2 nen "6 Reist nach Guiana. ncn längliche rund ausstehet. Die Krabben leben etliche Tage ohne zu fressen; aber man kann sie nicht so lange ers halten, als die Schildkröten. Die Wilden besitzen auch das Geheimniß diese letztern so fett zu erhalten, als sie im Anfange waren, da sie gefangen wurden. Sie machen zu dem Ende in einer überschwemmten Savanna* ei« nen Zaun, von vielen in die Erde gesteckten Pfählen. In diese Fischbehälter setzen sie die Schildkröten, wie sie solche fangen. Die gemeine Gattung, welche sie auf diese Weise verwahren, ist eine zween Schuhe große Schildkrö» te, deren Fleisch sehr niedlich ist.' Die Franzosen nennen sie die Amazonen-Schildkröte, weil sie am meisten in den Gegenden dieses Flusses gefangen werden, und weil die dasigen Indianer sie alle Jahre den Einwohnern in Cayenne zum Verkaufe bringen. Alle Wilden fischen mit der Angelschnur und dem Wurfpfeile, oder sie betäuben die Fische im Wasser. Der Gebrauch der Netze ist ihnen schlechterdings unbekannt. Die Erfahrung hat sie die Regeln der Dioptrick ungemein wohl gelehret, und sie üben dieselben sehr geschicklich aus, wenn sie einen Fisch schießen wollen. Sie wissen nämlich, daß sie niemahlen etwas treffen würden, wenn sie ihre Pfeile nach dem Orte, wo der Fisch erscheinet, abschießen wollten. Die Indianer wissen sehr wohl mit dem Bo» gen umzugehen, und sie geben hierin den nordlichen Völkern nichts nach, woferne sie dieselben nicht gar über« treffen. Reise nach Guiana. ' "7 Wenn sie die Fijche betäuben wollen, so versperren sie zur Zeit des hohen Waffers eine Rrieke mit einer Hölzer» nen Wehre. Diese bestehet aus einigen Stücken Arru« ma-Holze, welche sieben oder acht Schuhe lang und ziem? lich dichte, jedoch so an einander gebunden sind, daß matt sie so, wie z. E. einen Feuerschirm zusammen legen oder vielmehr zusammen rollen und sie solchergestalt bequemlich und ohne große Beschwerde in einem kleinen Kahne fort» bringen könne. Diese Maichine legt man vor die Mündung der Rrieke, oder wenn man will, noch weiter heraus , und sucht die ganze Oeffnung dadurch dergestalt zu versperren, daß die darin befindlichen Fisthe nicht heraus, gehen können. Wenn dies geschehen ist, schlägt man in das Wasser mit einem Scheit oder Stück des betäubenden Holzes,' welches an den Enden zerquetschet ist. Die Indianer nennen dasselbe Ineku. Das solchergestalt vergiftete Wasser tobtet die Fische noch gesthwinder, als die tevantijche Hülse. So bald die Fische dieses Wasser getrunken haben, sterben sie und schwimmen auf dem Was» ftr, von da man sie weghohlet. DieFranzosen verrich. ten ihre Fischerey auf diese Weift, und fangen ohne viel« Mühe öfters mehr Fische, als sie verzehren können. Wenn der Fang gut gerath, so bekommen sie zuweilen einen gan» zen Kahn voll. Allein die Wahrheit zu sagen, diese Fi» sche dauren nicht lange, und haben keinen so guten Geschmack, als diejenigen, welche man mit Pfeilen geschossen oder mit dem Angel gefangen hat. H 3 Ausser •) Bignonia scandcns, venenata, ipicata, purpurca. »3 Reist nach Guiana. Außer diesem betäubenden Holze bedienet man sich auch der Frucht eines gewissen Gewächses, welches die India« ner Conamy nennen, und der Wurzeln von einer Art Wirbelkrauts, welches ihnen unter dem Namen Sma-pu bekannt ist. Diese Frucht und Wurzeln zerquetschen sie gleichfalls und werfen sie in das Wasser, um die Fische, zu betäuben: allein das voraMchte Holz thut seine Wür-kung weit geschwinder. Die Wilden brauchen die Wurlpsnle nicht viel, wenn sie die großen Schildkröten und Nicer«Ochsen fangen wollen, welches sie ordentlicher Weise jedes Jahr zu thun pflegen. Dieser letzte Fisch wird in den ganzen Amazonen-Flusse, wie auch zu Cachipur, Oya-pok, und zu Apruak sehr häusig gefunden. Die In« dianer nennen ihn Cuiumuru, und die Portugiesen in Brasilien Pege.Buey, daß ist Ochs-Fisch, wegen seiner Größe und Gestalt, die sie mit einem Ochsen vergleichen; und in der That werden auch zuweilen einige gefangen , welche fünf bis sechs hundert Pfunde wiegen. Der Kopf dieses Fisches siehet einem Kalbskopfe etwas ähnlich; sein leib ist mit einem kurzem aber ziemlich steifem Haar bedecket; insonderheit aber ist das Maul an beyden Seiten damit am meisten bewachsen. Er hat gattz nahe am Kopfe zwo Floßfedern, welche, wie eine Schaufel, oder vielmehr wie die Handschuhe ohne Finger, deren sich die Matrosen bedienen, aussehen. Sein Schwanz, welcher gegen das Ende immer dünner wird, ist rund und platt. Das Weibchen hat zwo große Zitzen, mit welchen sie ihre . Jungen siuget. Insgemein wirft es nur eins, und jähr« lich Reist nach Guiana. "9 lich nur einmahl. Wenn es ein Mannchen ist, so behalt die Mutter es so lange bey sich, bis es so groß wird, um sl^) von ihm belegen zu lassen. Der Meer-Ochs hält sich allezeit in den Flüffen auf^ so wohl um dem Rckm aus dem Wege zu gehen, welcher darnach sehr begierig ist, und welcher ihm ganze Stücken aus dem ieibe reißt, wenn er ihn erwischen kann, als auch um desto bequemlicher die Blätter des weissen ManglebaumS, welcher an den Ufern der Flüsse häufig wächset, zu fressen. Wenn es stark regnet und es sehr viel süffes Wasser giebt, so bleibt dieser Fisch in den kleinen Seen, wo er sich mit Mucu - Mu-cu - Blattern ernähnrt. In dem Heu- und August - Mo< nate pftegt man ihn insgemein zu fangen. Drey oder vier Indianer sehen sich in einen Kahn; sie rudern ganz jach-te fort, und sprechen nur durch Zeichen mit einander, da. mit der Fisch nicht durchgehen möge, wenn er eln Geräusche köret. Sie begeben sich so dann nach denjenigen Stellen, wo sie wissen, daß derselbe geweidet hat. So bald sie ihn gewahr werden, steuren sie auf ihn zu, und schießen zugleich mit dem Wurfpfeile, wenn sie so nahe sind, daß sie ihn treffen können. Darauf lassen sie die iinie, welches) dick als ein kleiner Finger, und dreyßig oder vierzig Klaftern lang ist, gehen, damit er inzwischen matt wer-den möge. An das Ende der iinie binden sie ein Stück Holz, welches auf dem Waffer schwimmet und den Ort anzeiget, wo der Fisch sich befindet. Wenn man die iim'e findet, so ist es insgemein ein Zeichen, daß dcr Meer-Ochs ermüdet ist. Man schießt ihn so dann noch einmahl H 4 um l2G Reise nach Guiana. um ihn völlig zu tödten; und es giebt zuweilen einige, wek che man fünf oder sechsmal mit dem Wurfpfeile schießen muß. Wenn er alle Kräfte verloßren hat, bindet man die linie hinten an dem Kahne feste und ziehet ihn an dastand. Der Meer-Ochs ist von, allen Fischen der nahrhafteste. Seine Haut, welche drey Queerfiuger dicke ist, schmeckt eben so als Ochsenfüße, wenn sie gekocht sind, und sein Fleisch als Schweinefleisch. Man würde es würklich für Schweinefleisch halten, wenn man nicht wüste, daß es Fisch wäre. Das Fleisch wird zweymal gesalzen und in Stücken von zwey oder drey Pfunden geschnitten. Wenn man es aufgehangen und das Waffer daraus hat laufen las« stn, so packen die Französischen Kaufieute es in Faffev ein. Die Indianer, bey denen das Salz rar ist, be< gnügen sich es wie andere Fische z« dürren; und dieses ist bey allen Wilden die einzige Art Fische und Fleisch zuzurichten. Daher haben sie auch in allen Rarbets große Werkzeuge, worauf sie Fische und Wildpret, dem sie nicht einmahl die Haut abziehen, rösten oder vielmehr räu? chern. Ich zweifte nicht, viele würden ihre Speisen auf eine andere Art zuriHten, wenn das Salz ihnen so bekannt wäre, als den ikuropäern. Unterdessen giebt es doch viele weit in dem iande wohnende Nationen, welche die Geschicklichkeit besitzen, Salz zu machen, indem sie aus der Asche des Maripa-Pineau- und andern Palmbäumen die iauge ziehen. Andere aber sparen diese Mühe und salzen ihren Fisch nur mit schlechter lauge, welche sie jedoch mit» Reise nach Guiana. ni mittelst elnes in der Gestalt eines Kegels gemachten Kor» bes, der ihnen statt eines Filtrier-Sackes dienet, fil-triren. Die natürliche Sparsamkeit der Indianer, zu wel« cher sie seit ihrer Kindheit gewöhnet sind, ist Ursache, daß s,e gut fasten können, und daß sie viele Sachen so effen, wie sie aus der Hand der Natur kommen. Sie haben wieder die Zärtlichkeit und die vielen Gewürze, welche die sinnliche iust bey uns eingeführet und fast zur Nothwendig« kett gemacht hat, sehr vieles einzuwenden. Sie gebrau« chen also ganz und gar kein Gewürz, ausser dem Piments oder Indianisihen Pfeffer, von welchem sie ungemein viel halten. Sie haben davon allezeit einen Vorrach, und wenn sie eine Reise antreten, so dürren sie ihn, damit er sich desto besser halten möge. Aus dieser Frucht und dem Safte des Manioks, so sie wohl zusammen kochen lassen, machen sie eine Vermischung, mit welcher sie ihre Fische zurichten, um ihnen einen hohen Geschmack zu geben. D'ie-ser Mischmasch ist eine abscheuliche Brühe, welche die Zunge und den Hals durch ihre Sckärfe verbrennet und «inen starken Durst verursachet. Die Indianer speisen niemahls mit ihren Weiber» zusammen. Diese essen für sich und außer der Gesellschaft der Männer, welchen sie nach jeder Mahlzeit Waffer zum Waschen reichen. Wenn diese faulen Kerle nicht in dem Hamak liegen, oder auf der Reise sind, so schen sie ge« meiniglich gebückt auf den Fersen; ja sie setzen sich eben st H 5 gekrüm- 6, Reise nach Guiana.! gekrümnlet wie die Weiber nieder, wenn sie ihr Wasser lassen wollen. Man siehet einen Indianer sehr selten , spazieren, und sie können sich des lachenS nicht enthalten, wenn sie die Franzosen auf einem Wege hin und her ge« hen sehen. Sie haben also keine andere Spaziergange, als die Reisen, welche sie über land thun. Zu solchen giebt ihnen zuweilen der Krieg, die Handlung, oder ein Tanz Gelegenheit. An der Tapferkeit, wodurch die nordlichen Völker und die Mericaner und Peruaner so berühmt sind, haben die Gmaner ganz und gar kein Belieben. Sie geben nichts um dieft Tugend, und machen sie andern Nationen auch nicht streitig. Sie sind von Natur sehr feige, und die verzagtesten Kerle auf der Welt; daher sie auch selten aus dem Hause gehen, um sich herum zu schlagen. Wenn sie zuweilen unumgänglich zum Kriege gezwungen werden, so gehen sie nicht als wackere ieute,hem Feinde . entgegen und sehen der Gefahr dreist ms Gesichte, sondern sie legen sich vielmehr in einen Hinterhalt, und lauren daselbst auf ihre Feinde, auf welche sie, wenn sie ihre Gelegenheit absehen^ zu einer Zeit, da sich dieselben «ichts befürchten, einen Hagel von Pfeilen regnen lassen; oder sie verstecken sich auch in den Wäldern, und warten auf eine bequeme Zeit, um ihre Weiber und Kinder im« mittelst zu überfallen, da die Manner auf die Jagd oder die Fischerey ausgegangen sind. Die Guianer umzäunen ihre Dörfer nicht im geringsten; sie wissen nicht, was Fe- stun- Reise nach Guiana. 123 siungen oder Verschanzungen bedeuten. Die Wälder sind ihre gewöhnlichen Sichtrheitsplähe, worin sie von aller Gefahr frey sind. Ob gleich die Wilden in Guiana überhaupt sehr feige sind; so giebt es doch einige Nationen, welche eine ziem» liche Herzhaftigkeit bezeuget und die Gefahr in verschiedenen Gelegenheiten nicht gescheuet haben. Die Arruuas behaupten noch heutiges Tages den Ruhm, welchen sie sich in ihren Gefechten mit den andern Indianern, und in« sonderheit mit den Portugiesen erworben haben; und eben so berühmt sind sie auch durch ihre Geschicklichkeit in den zur See von ihnen unternommenen Reisen, als wcswegcn man sie gemeiniglich See-Wölfe zu nennen pfiegt. Die Fran» zösischen Kaufleute hglten sich in stürmischem Wett« nicht sicher, wenn sie nicht durch einige von dieser kriegerischen und arbeitsamen Nation geführet werden. Die Raran-nes, palicurs und Arikarees haben sich ebenfalls in verschiedenen Gelegenheiten hervorgethan. Dicsc letzten, welche die ursprünglichen Einwohner zu Cayenne waren, smd im Anfange der dortigen Colonie die Geißel der Fran» zosin gewesen. Sie lagen ihnen durch ausgeschickte Parteyen beständig in Eisen, und machten ihnen viel zu schaffen. Es sind noch jetzo fünf oder sechs Indianische Wei» ber in der Colonie, welche sich mit einigen Einwohnern ver« heirathet haben. Und dieses ist der ganze unglückliche Rest dieser Nation, welche von den Franzosen gänzlich vertilget worden ist. Die «24 Reist nach Guiana. Die Entführung ihrer Weiber, eine harte Beschiß pfung, oder ein Todtschlag, welcher an einem unter ihnen von einer andern Nation begangen worden, sind die gewöhnli« . chen Ursachen des Krieges. Aber sie haben nicht allezeit so rechtmäßige Bewegungsgründe, wenn sie mit andern Völkern brechen. Eine Kleinigkeit ist bisweilen hinlang, lich, viele Nationen gegen einander in Harnisch zu bringen. Eine schlechte Bewillkommung z. E, die Abschlagung ei" nes Tanzes, welchen eine Nation der andern angeboten hat, und andere dergleichen iumpereyen erbittern die Gemüther bis aufs äußerste, und veranlassen einen Krieg, in welchem sie plündern, brennen, schänden und allerhand Grausamkeit«« begehen. Zuweilen ist auch der Trunk ei" ne Ursache ihrer Händel. Die gewöhnlichen Waffen der Guianer sind Bogen und Pfeile, worin sie sehr geschickt sind, nebst dem Butt,. Die palicurs gebrauchen eine halbe Picke oder Sponton, welche sie Serpo nennen. Diese halbe Pike welche aus letternholz bestehet, ist ein vornehmes Gewehr, und gleichsam nur den Häupterrn der Nation eigen. Zu ihrer Vertheidigung haben sie einen Schild, der von einer überaus leichten Art Holz gemacht ist, und den sie von außen mit verschiedenen Farben beklecken. Dessen Figur ist fast viereckicht und inwendig ein wenig hohl. In der Mitte hat er einen Handgriff, um ihn desto bequemer zu halten. Der Bum, welchen die Franzosin sonst Casie-Lete nennen, weil die Indianer lhn vornehmlich brauchen, um ihren Feinden damit den Kopf einzuschlagen. j . č° trt S/5crart?r?.. ,$. Clene (i6t^c~mc /tcrZ/> welchesdreyodervierZollelangist, in das Mark des Rohrs, um ihm eine geschwindere Bewegung zu geben. Das andere Ende versehen sie mit andern Stücken hartes Holzes, die sehr spitzig, oder wie ein Säbel gemacht sind, oder mit großen Fischgräten, und unter andern mit denenjeni« gen, die man in den grösten Floßfedern findet. Zuweilen ist ihnen eine Spitze nicht genug, sondern sie machen wohl gar fünfe daran. Dergleichen Pfeile, welche sie pHjsi-ru nennen, thun ihnen nicht allein gute Dienste im Kriege, sondern sind auch bey ihrer Fischerey sehr nützlich, weil sie damit auf einmal so viele Fische schießen können, als Spitzen dran sind. Sie pflegen ihre Pfeile auch mit der Frucht von dem Cururu-, Pison-, oder mit der Milch von 126 Reise nach Guiana. von dem bey ihnen so genannten Puguly-Baum* zu ver-giften. Diese Milch ist so scharf, daß sie dieHautdurch. frißt und heftige Entzündungen verursachet. Wenn daher die Indianer an einem Orte, wo viele solcher Bäume wachsen, das Holz abhauen, so bedecken sie sich aus Vor« ficht mit iaube, damit sie sich keinen Schaden zufügen mögen. Die Franzosen nennen diesen Baum einen wilden Feigenbaum, weil seine Frucht die Gestalt einer Feige hat, und weil so wohl dessen Holz sehr weich, als auch eben so voll Milch ist, wie der Feigenbaum. Diejenigen, welche in dem Kriege die Oberhand be< halten, unterlassen nichts, um sich ihren Feinden fürchterlich zu machen, und sie ihren Zorn in voller Maße empfinden zu lassen, so daß sie mit denen sehr unmenschlich umgehen, welche ihrer Wuth nicht haben entfliehen können. Die Noragues, Rarannes und einige andere Völker wissen nicht, was Quartier geben heißt. So bald der Feind sich zurück ziehet, laufen sie als unsinnige ieute in die Fxarbecs und zerschlagen und zerbrechen darin alles, was ihnen in die Hände fallt; kurz, sie opfern alles ihrer barbarischen Wut und Raserey auf. Der gemeineste Weg die Gefangenen hinzurichten ist dieser, daß sie die« selben an einen Pfahl oder Baum binden, und nachdem sie alle mögliche iasterungen gegen sie ausgespien haben, eine Menge Pfeile an verschiedenen Stellen des ieibes auf fie schießen, auch sie in diesem Zustande zuweilen sterben las. *) Ficus venenata Puguly Indorum dicta. Reisi nach Guiana. «? lasse». Diejenigen, welche eine Begierde haben, ihre RachVegierde in dem Blute dieser unglücklichen Schlacht» opfer zu sättigen, zerreiffen sie in kleine Stücken, und dür« ren sie bey einem schwachen Feuer. Die Köpfe der vor» nehmsten unter diesen unglückseligen leuten pfianzen sie oben aus ihre Häuser als ein Siegeszeichen und Ehrenmahl, wel» ches bey ihren Nachkommen das Andenken ihrer Tapferkeit erhalten soll. Einige machen aus einem gleichen Trie« be der Eitelkeit aus den Beinen der Schenkel und Arme ihrer Feinde Flöten. Kurz, sie suchen eine Ehre darin, daß sie mit dieser von ihren Feinden erhaltenen Beute prah« len können. Wenn das Fleisch gedürret ist, so theilen sie es unter einander, um es hernach zu verzehren. Und dieses geschicht mehr aus Rachbegierde, als aus sonst einem Be. wegungsgrunde. Denn, wie sie selbst gestehen, so finden sie gar keinen Geschmack an dergleichen Gerichten; und viele sind gewissermaßen gezwungen wieder ihren Willen davon zu essen, damit sie ihren Feinden, welche eine nicht si> barbarische Begegnung sonder Zweifel kühner und tro» tziger machen würde, ein desto größeres Schrecken einjagen mögen. Es giebt so gar Weiber, welche, um ihren Abscheu vor einem so grausamen Verfahren zu bezeigen, sich mit ihren Kindern aus dem Rarber wegbegeben, und bey ihrer Zurückkunft die irdenen Gefäße, Schaalen und alles, was die Manner in diesem unmenschlichem Feste gebraucht haben, verbrennen und in Stücken schlagen. Diejenigen, welche mit ihren Gefangenen nicht so grausam umgehen, begnügen sich dieselben, ohne daß sie sich lange quälen dür« sen, l28 Reise nach Guiana. fen, hinzurichten. Ja, wenn auch jemand sich erbieten sollte ihnen etwas für ihre Gefangenen zu geben, so verkaufen sie dieselben; und diese unglückseeligcn werden dadurch den Martern, welche sie sonst auszustehen hätten, entrissen. Pie leutseeligsten unter diesen Indianischen Völkern suchen im Kriege nur vornehmlich Gefangene zu machen, in der Absicht, sie Zeit tebens als Sklaven zu gebrauchen, oder ein so großes iösegeld, als sie bekommen können, dafür zu nehmen, oder dieselben andern Nationen, mit welchen sie in gutem Verständnisse leben, zu verhan« deln und auf diese Weise ihren Vortheil zu machen. So bald ein Indianer im Kriege gefangen worden, wird er für einen Sklaven gehalten; und manschneidet ihm aufder Stelle die Haare ab, um ihm dadurch anzudeuten, daß er es würklich ist. Denn die Haare sind bey ihnen ein Merkmahl der Freyheit; weil allein freye leute dieselben wachsen lassen, und sie niemahls, es sey denn, daß sie Trauer haben, abschneiden. Das Kriegesfeuer ist sehr schwer bey den Indianern auszulöschen, wenn es einmahl, es sey aus welcher Ursa« che es wolle, angezündet worden, weil ihre Rachbegierd« «wig fort dauret. Sie flößen so yar ihren Söhnen von ihrer zarten Jugend an, den Haß und die Erbitterung ge« gen ihre Feinde ein, und es ist gleichsam das einzige Vermächtniß, welches sie ihren Kindern, wenn sie ster-hen, nachlassen, daß sie nach ihrem Tode Rache an ihren Feinden ausüben und dieselben bekriegen sollen. Es sind die Indianer demnach gewißermassen verbunden alle Grau« Reise nach Guiana. 129 Grausamkeiten zu begehen, welche von dem Kriege un, zertrennlich sind, und welche das böse Exempel der Väter auf die Söhne vererbet und in den Familien verewiget. Daher wird von den Wilden selten ein Waffenstillestand oder Friede gemacht Ich will noch dasjenige, was bey ihren Friedensschlüssen, worin sie vieles mit den nordlichen Völkern gemein haben, merkwürdig ist, kürzlich anführen. Eine Partey von demjenigen Volke, dessen Umstände es erfordern, den Krieg zu endigen, begiebt sich zu den Feinden. Insgemein marschiret der Hauptmann mit den vornehmsten der Nation und aller jungen Mannschaft als eine ordentliche Armee dahin, und sie sind mit ihren Bk« gen, Pfeilen, Bums, stnnernen Beilen und andern kriegerischen Werkzeugen wohl bewaffnet. Wenn sie eine oder zwo kleine Tagereisen von dem feindlichen Dorfe ent-ftrnet sind, so schicken sie einige aus ihren Mitteln dahin ab, und lassen ihnen die Erklärung thun> daß sie mit ihnen in Freundschaft und einem guten Verständnisse leben wollen. Wenn der Vorschlag wohl aufgenommen wird, so melden sie denen, welche Halte gemacht haben, herün-zurücken. Beyde Nationen stellen sich darauf in Schlachtordnung und Machen solche Anstalten, als wenn sie ein Treffen liefern wollten. Sie stoßen so kmn allerhand Scheltworte gegen einander aus, Und rücken sich die Grau-ftmkeiten vor, welche sie gegen einander begangen haben. Ihr habt unsere Weiber entführt, sagen diese: ihr habt meinen Vater, meinen Vetter, melnen Bruder gefangen, I getöd« lM Reisi nach Guiana. getödtet, erschossen, sein Fleisch gedinret und gefressen, antworten jene. Endlich werfen sie nach allen diesen hefti« gen Vorwürfen alle mit einander zu gleicher Zeit die Waffen nieder; sie machen ein großes Freudengeschrey, und be« geben sich darauf in das große Rarbec, und richten, um den Frieden desto mehr zu befestigen ein großes Freuden-«nahl an, worin drey oder vier Tage lang wacker getrunken wird. ^ Die Handlung, wodurch das gute Vernehmen unter allen diesen Wilden erhalten, und wodurch gewisse Vor« theile, die nur diesem oder jenem iande eigen sind, allen mit einander zu theile werden, wird bey ihnen mittelst des Tau« sches getrieben. Sie verachten das Geld ganz ungemein, w,e sie denn auch den Franzosen nichts verkaufen, sondern ,hneu alle ihre Waaren gegen andere, die sie mit ihnen vertauschen, überlassen. Ihr Verkehr bestehet in Sklaven, Hamaks, Pyrogen, Thieren, trockenen Fischen, Sieben, Filtriersäcken, Reiben, allerhand irdenen Geschirren, Hausrath, Camizas, Kleidern, Gürteln, Halsbändern und grünen Steinen. Bey Gelegenheit dieser letztern muß ich hier gedencken,j daß die Galibis nichts für -kostbarer hasten, als diese Steine, welche sie Takuravas nennen, und sie höher, als Gold und Diamanten schätzen. Jedoch diese machen nicht allein so viel Wesens davon, sondern alle andern Nationen in Guiana Halten sie eben so hoch als die Türken, Persianer und pohlen thun, welche sie gerne kaufen und als einen Schmuck bey allerhand . Reist nach Gmana. iz« Hand Sachen gebrauchen. Diese Steine haben eine Oli« ven-, eine etwas blaßgrünere und fast eine Perlfarbe. Ich habe aus Guiana einige von allen diesen Far^ ben mitgebracht. Die gemeinste Figur, welche man die-sem Steine giebt, ist cylindrisch; seine iange ist zween, drey,' bis vier Zolle, und ganz durchgebohret, so daß der Durchmesser sechs oder sieben Wien halt. Ich habe einige gesehen, welche viereckichtund länglich-rund waren, und andere, welche die Gestalt eines halben Mondes hatten, und worauf sich die Fignr einer Kröte oder anderer Thiere befand. Dieser Stein ist den FraNzösljchen Iuwe« lierern Unter dem Namen Jade bekannt. Er ist sehr glatt und so hart, daß man ihn mit nichts als Diamantenstaube bearbeiten kann. Man hat mich versichert, daß es ein gemachter Stein sey, und daß die Tapuyes, eine Nation, welche ungefehr hundert und fünfzig Meilen von para wohnet, denselben verfertigen, und daß sie daraus so aar Mörser, kleine Stühle und andern Hausrath machen. Man hat mir ferner gesagt, daß der Stoff dieser Steine ein weicher und weißlicher Schlamm sey, welchen sie kneten und darin solche Figuren, als sie belieben, dru» ckem Sie weichen hernach alle zubereiteten Stücke während einer gewissen Zeit in einen Fluß ein, und nach Ver» tauf derselben nehmen sie solche wieder heraus. Dieses Wasser, sagen sie, giebt allen diesen Stemm die Farbe und die Glatte, welche man bey ihnen wahrnimmt. Die weite Entlegenheit der Oerter nöthiget die Indi« aner zuweilen lange Reisen zu thun; aber dieses lassen sie I 2 sich !)2 Reise nach Guiana. sich gar nicht aufechten, weil sie alle eine» starken Trieb zu reisen haben. Sie thun zuweilen mit großer Freude Reisen voll hundert oder zwo hundert Meilen, um blos einen Hamak zu verhandeln, oder einem Tanze beyzu-? wohnen. Sie gehen insgemein mit großer Geschwindig/ keit, und klettern die Berge mit elner erstaunlichen Behen» digkeit heran. Was sie noch hurn'ger macht, ist dieses, daß sie sich mit gar wenigen Sachen beschweren. Sie thun in einen Rurkuru oder Korb ihre Hamaks, einige Schaalen, und etwas Tapano oder Vicu im Teige, um daraus ihren Trank zu machen. Dies ist ihr ganzes Reisegeräthe, welches sie wechselswcise tragen. Sie jagen und fischen den ganzen Weg hindurch, jedoch ohne einen großen Umweg zu nehmen. Ucbrigens aber bekümmern sie sich nicht sehr viel um das Essen, wenn sie nur genug zu trinken haben. In denen ländern, wo sie zuweilen kein Wasser finden, schneiden sie Lienne, und insonderheit eine Art von Arumkram*, welches längst den Bäumen herauf wachset, in die Queere entzwey. Aus dem Stam« me dieses Gewächses lauft in we'.n'ger als zwo Minuten so viel Saft, daß man ein großes Glaß damit anfüllen kann. Auf diese Weise pflegen sie in diesen beschwerlichen Reisen für ihren Unterhalt zu sorgen und sich was zu trinken zu verschaffen. Ihre Art Feuer zu machen ist nicht weniger sonderbar. Sie verrichten dieses mit zweyen Stücken Holz, wel» che *) Arum fcandens angustifolium, aquam manans. ^'^7.^/<^>«^' Relse nach Guiana. »33 che zween Schuhe lang und einen Finqer dick sind. Das eine halten sie auf die Erde mit ihren Fußsohlen feste, und stecken das andere in ein ioch, welches sie vorher in das erstere gemacht haben. Diese beyden Hölzer drehen sie hernach aus allen Kräften gegen einander herum, und durch dieses Reiben oder Bohren, gerathen die kleinen daraus kommenden Spane leicht in Brand, und zünden trockene Blätter, Reiser oder Zunderholz, so man daran legt, so gleich an. Man braucht zu dergleichen Feuerzeugen insgemein Cacao- Roncou- und insonderheit Maho-Holz. Die Indianer nennen alle Arten Holz, welche zu diesem Gebrauche dienlich sind, Nalo Vhebe, das ist: Feuerholz. In den Reisen, welche die Wilden zu Wasser oder iande thun, dienen ihnen Sonne und Sterne zu Wegweisern. Sie kennen einige der vornehmsten, als den großen Bar und das Siebengestirn, welches sie Xerik nennen. Auf diestS geben sie>in ihrer Zeitrechnung acht; sie zählen ihreIah-re darnach und fangen sie auch damit an. Wenn ein freyer Indianer sich bey einem Franzosen nur auf ein Jahr in Dienste begiebt, so bleibt er bey ihm so lange, bis das Siebengestirn mit der Sonne von neuem über dem Horizon erschei« net. Und dieses ist eigentlich ihr Sonnenjahr. Sie rechnen auch ihre Zeit nach dem monatlichen Umlaufe desMondes. Aber diesem ungeachtet können sie niemahls sagen, wie alt sie oder ihre Kinder seyn. Außer der Sonne und den Sternen, welche ihnen in ihren Reisen den Weg zeigen, dienen auch die Bäume ihnen zum Compaß. Sie halten allezeit I z die- lZ4 Reise nach G«»ana. diejenige Seite, an welcher der Wipfel am meisten äbhängt, für die südliche. An denen Oertern, wo sie niemahls gewesen sind, und durch welche sie ihren Rückweg zu nehmen gedenken, schneiden sie unterwegenS zur Rechten und linken gewisse Zeichen in die Stämme der Bäume ein, und hauen oaran auch die Aeste ab. Wie oft auch die Indianer auf einen Wege hin und her reisen, so kann man doch die kleinen Fußsteige, welche sie machen, kaum erkennen. Denn die Behendigkeit, mit welcher sie gehen, ist Ursache, daß ihre Fußstapfen sich nur sehr wenig in die Erde eindrücken. Ueberdem ist alles mitLienne und umgefallenen Bäumen so angefüllet, daß man sehr oft genö-thiget ist von einen Baume auf den andern zu springen 5 an statt ordentlich z« gehen. Wenn sie auf den Flüssen fahren, so folgen sie gemet. niglich dem Strome nach, und sie haben nicht so viele Mühe und Arbeit, als wenn sie ihren Weg zu lande ver« richten müssen, daher sie auch diese Reisen jenen vorziehen. Wenn sie von weiten eine pyroge gewahr werden, ft rufen sie derftlben mit einem Sprachrohre zu, welches man sehr weit hören kann, und aus zwey Stücken, die mit Li-enne zusammen gebunden sind, gemacht ist. Mittelst dieses Sprachrohres geben sie auch Nachricht von ihrer Ankunft, wenn sie sich dem Rarbet oder Dorfe nähern, wo sie an das land steigen sollen. Außer demselben haben sie auch verfthiedene Flöten, welche zu eben dieser Absicht dienen, und unter andern eine, welche des pans jeiner - - ätzn« Reise nach Guiana. 135 ähnlich ist, und ein solches Getöne von sich giebt, als die in Nieder-Languedoc und Roußillon von einem Dor« fe zum anderugehende Schweinschneider zu machen pfiegen. Wenn sie wegen des niedrigen Wassers auf den Flüft ftn nicht weiter kommen können, so ziehen sie den Kahn an das iand. Sie suchen so dann in den Waldern ganz nahe an dem Meere oder Flusse einen Ort, wo sie an einigen Ae-sten der Baume ihre Hamaks befestigen. Ein jeder macht Feuergegen sein lager; und ob sie gleich oft von dem Rauche fthr vieles ausstehen muffen und gleichsam geräuchert werden, so können sie doch niemals ohne Feuer seyn. Ja sie tragen große Sorge, es nicht einmahl in der Nachl aus« gehen zu lassen, nicht so wohl um den Teufel zu vertreiben, vor welchem sie, wie einige Schriftsteller gemeldet haben, sich sehr fürchten, als um sich vor der unerträglichen Be, schwerlichkeit, die sie sonst von den Mustiken, Maks und MarinZoms, ausstehen müssen, zu beschützen. Ohne das Feuer würden sie an dem Orte nicht aushalten kö»men. Insgemein lagern sie sich jeden Abend etwas zeitig, da» mit sie im Stande seyn mögen, sich eine Wohnung zu bauen, insonderheit, wenn es in den nassen Iahrszeitcn jst. Sie pflanzen hie und da einige Pfahle in die El5e, und stechten einige Zweige darüber, welche ihnen statt bes Daches dienen. Auf diese Weist bringen sie die Nacht in dergleichen elenden Hütten zu, welche sie jedoch vor dem großen Rcgen, der indem ganzen lande so gewöhnlich ist, wenig beschützen, I 4 Wenn iz6 Reise nach Guiana> ^ Wont, sie Anstalten zu einer Reise machen, so mmmt das Haupt der Nation vor der Abreise ein kleines und dün« gesSeil, und schlagt darin so viele Knoten, als er Tage zu verweilen gedenkt. Bey ihrer Ankunft binden sie dieses kleine Seil, welches sie Careta oder Rcry nennen, mitten in dem großen Ixarber feste, und jeden Tag lösen sie daran einen Knoten auf. Nach diesem Scite nimmt also kin jeder seine Maßregeln, um sich zur Abreise fertig zu ma, chen. Einige bessern ihre pyrogen aus; andere machen Ztuder, und die Weiber bereiten den Proviant, dessen sie Vahrend der ganzen Reise nöthig haben; denn sie müsien wegen Maugel der Wirthshauser alles mit sich nehmen. Ob sie sich gleich am Tage der Abreist am frühen Morgen fertig machen, so begeben sie sich doch gemeiniglich sehr hat auf den Weg. Der Tag vergehet, ehe sie in dem Rarbet ihre Unterredungen geendigetund ihr in den Cuyen vorräthiges Getränke ausgeleeret haben, daß sie also nicht vor drey Uhr Nachmittags abreisen. Sie rücken auch diesen Tag wenig fort, und kommen nicht viel weiter als über die Mündung ihres Flusses.. Die abergläubischen Indianer beobachten während lhren Reisen gewisie Gewohnheiten auf das heiligste, und handeln ihnen nicht leicht zuwieder. Insonderheit hüten sie sich verschiedene Dinge bey ihrem rechten Namen zu nen> nen> Wenn sie z. E. von einem Felsen ftrechen müssen, so sagen sie: derjenige der hart ist; wenn die Rede von «iner Eidechse ist, so bedienen sie sich gleichfalls einer Um- schrei- Reise nach Guiana. «3? schreibung und sagen: dasjenige was einen langen Schwanz hat. Eben so gefährlich ist es auch, die Rricken uad kleinen Inseln, ungleichen die pyayes zu nennm. AlleS dieses verursachet ihrer Meinung nach wenigstens einen Re« gen, oder man kommt dadurch wohl gar in die Gej'ahr Schissbruch zu leiden; ja sie befürchten, daß einerschreckliches Ungeheuer aus der Tiefe des Wassers heraufkommen und die Schiffleute auffressen werde. Einer von meinen guten Freunden, welcher einsten mit ungefehr zwanzig Indianern auf einen Flusse ziemlich weit herauf gefahren war, gerieth auf den Einfall die Indianer um den Namen einer Rrieke zu fragen, welche von dem Orte, wohin man zu reisen gedachte, nicht weit entfernet war: allein niemand antwortete darauf, und sie stelleten sich alle taub. Diejenigen inzwischen, bey welchen er mit fragen anhielte, und welche nicht umhinkonnten zu antworten, versicherten ihn, daß sie es nicht wüsten; andere sagten zu ihm: Fraget jenen, und also verwiese ihn einer zu dem andern. Er merkte alsbald, warum sie so viele Schwierigkeiten mqckten, und fing daher an sie heftig aufzuziehen, daß sie sich ein so großes Bedenken machten, diese Rrieke in ihrer Sprache zu nennen. Endlich setzte er einem unter ih« nen dergestalt zu, daß er ihn nöthigte das unglücklich« Wort auszusprechen und die Rrieke zu nennen. Kaum hatte er dieses gethan, so bekamen sie einen starken Regen, welcher die ganze Nacht anhielte« Da hätte man sehen sollen, wie lustig sie sich nun über ihn «lachten. Er mog-te ihnen so viel sagen, als er wollte, daß dieser Regen im I 5 ge« lzß Reise nach Guiana geringsten nicht die Würkung des ausgesprochenen Wortes sey; so glaubten sie ihm nicht, und dieser Regen war bey ihnen eine Ueberzeugung und ein augenscheinlicher Beweis von der Wahrheit dieser von ihren Vorfahren auf sie fortge-pfianzten Meinung. Sie giengen demjenigen, welcher die Rrieke leichtsinniger Weift genannt hatte, stark zu leibe, und machten ihm die bittersten Vorwürfe, daß er ihnen allen durch seine allzugroße Gefälligkeit diesen beschwerlichen Regen zugezogen, von welchem sie die Nacht hindurch so viel hätten ausstehen müssen. Wenn die Indianer auf eine Gesandschaft gehen, so begiebt sich der Vornehmste der Nation, zu welcher sie abgeschickt sind, so gleich, wenn sie an dem bestimmtem Orte anlangen, zu der iandungsstelle, oder schickt auch wohl jemand in seinem Namen mit aller jungen Mannschaft dahin, um sie zu empfangen und in das große Rarbet zu führen. Allda bewillkommet sie das Haupt der Nation auf das freundlichste, weiset den vornehmsten unter iknen Sitze an, und grüßet sie einen nach dem andern, welches die Indianer im Rarbet ihm gleichfalls nachthun. Nach allen diesen Höflichkeitsbezeigungen, welche verdrießlich geZ nug sind, schickt der Hauptmann des Dorfes allenthalben einen Indianer, welcher gleichsam sein zugeordneter ist, herum, und läßt die Ankunft der Gesandten, nebst dem, was er ihrentwegen anzuordnen vor gut befunden, jeder« mann kund thun. Diesen Zugeordneten ist auch aufgetragen vor das Essen und Trinken der Fremden warend ihrem Reise nach Guiana. «33 rem Aufenhalte zu sorgen, weil sie in allem frey gehalten werden. Insgemein kommen sie ziemlich wohlfeil darvon; denn sie werden alle mit einander nur mit Cassave, Vi« cu oder einigen Stücken von gedürreten Fischen bewirthet; ja öfters essen sie die Cassave trocken, und man muß zum lobe der Indianer sagen, daß sie sich mit dem begnügen, waS nian ihnen giebt. Man setzet demnach eine kleine Anzahl Stühle, vor welchen auf Schüsseln oder Auaris»anaris (welches eine Gattung von Feuerschirmen oder Fächeln ist, die von Palmblättern gemacht sind), Cassave, Fische oder Fleisch, wenn man es har, aufgetragen werden. Die vornehmsten lassen sie auf Stühlen sitzen, die übrigen Fremden aber stellen sich um sie herum, und setzen sich ge< meiniglich gebückt auf ihre Feejen nieder. Wenn die Mahlzeit vorbey ist, laßt der Hauptmann Tabackspfeifen fertigmachen, welche ihnen in ihren Unterredungen zum Zeitvertreibe dienen. Diese Pfeifen sind nichts anders, als gedürrete Tabacksblätter, welche in Stücken Baumrin« den eingerollet sind. Der Baum, von dem man sie hernimmt, und den die Indianer Nlemary nennen, ist von außen mit einer braunen, ziemlich ebenen und anderthalb iinien dicken Rinde umgeben. Diese hat inwendig verschie« hene Haute, oder dünne und gelblichte Blätter, aus welchen man eben so, wie auf Papier schreiben kann. Sol« the dünne Haut wird von der Rinde abgesondert, um dar« aus Pfeiffen zu machen, welche sehr bequem sind; denn man raucht sie zugleich mit dem Tobacke auf, und sie las/ stn einem nicht den scharfen Rauch in dem Munde empfin« den, «4 die aus den feinsten Pftaumfedern und den schönsten Farben bestehen, die ma:: sich einbilden kann. Das ro, the ist eine glänzende Feuerfarbe; das gelbe siehet wie eins schöne Ionquille aus, und das blaue ist das feinste auf her Welt. Außer diesen Zierathen binden sie auch untee die Knie und um die Schenkel Bänder, an welchen eine Men« ge Steine aus der Frucht des Ahuai-Baums befestiget sind. Mit diesen Kniebändern schlagen sie den Tact, in« dem sie den Fuß stark bewegen. Es ist unmöglich das erschreckliche Gttöne auszudrucken, welches diese Art von Schellen verursachet. Die weit in dem lande wohnenden Indianer bauen diesen Baum einzig und allein deswegen, damit sie die Steine davon bekommen mögen; denn die Frucht ist ein tödtliches Gift. Die Weiber bey welchen die Glahkorallen nicht gebräuchlich sind, besehen damit K ihre l46 Reise nach Guiana. ihre. Schürzen. Sie tragen auch Halsbander, wel« che von Tygerzahnen gemacht und sehr nett zusammen gesehet sind. Sie machen dergleichen auch von anderm Stoffe, und insbesondere von Muscheln, welche sie auf einem Sandsteine poliren und ihnen die Gestalt eines Kegels geben. Diese Gattung von Halsbändern nennen sie in iürer Sprache Aurarari. Aber die kostbarsten Edelstei« ne und welche sie am höchsten schätzen, sind die grünen Steine; daher halten die Indianerinnen sich auch für schöner, wenn sie viele davon am Halse hängen haben und sie ihnen auf die Brust herunter fallen. Sie tragen sie auch an dem Nasenknorpel, der bey ihnen von ihrer Kindheit an durchbohret ist. Dem ohngeachtet macht alles dieses einen sehr jammerlichen Schmuck aus. Die Indianer an dem Flusse para ziehen einen Rock oder vielmehr ein Hemde ohne Ermel an, welches von Baumwolle aus zwey Stücken gemacht und an den Seiten sehr nett zusammen genehet ist. Dieses Kleid, welches den Häuptern die« jer Nationen eigen ist, reichet nicht weiter als bis auf die Knie, und ist nur drey Queerfinger weit vorne an der Brust offen. Es ist von außen mit Zusammensetzung verschiedener Figuren bemahlet, und hat verschiedene Farben, wel« che nicht von dem Waffer ausgehen. Das letzte, womit die Wilden ihren Ausimtz vollkom» men machen, bestehet endlich darinnen, daß sie ihren leib entweder ganz oder zum Theil mit Genipa oderRoucou, von welcher Farbe sie am meisten halten, und die sie be« ständtz ^ i^ ^' c^v^«>? /'- Reist nach Guiana. «47 ständig bey det Hank haben, bemahlen. Ste gebrauchen auch darzu den Rariaru, welches ein Saft ist, der dem Spanischen Zinnober nichts nachgiebt, und den sie auS den Blättern einer Lianne pressen, die den Weinrebenet' was ähnlich ist. Aber alle diese Farben vergehen bald, weil sie eigentlich nur Wasserfarben sind. Wenn sie sich auf eine lange Zeit anstreichen wollen, so bemahlen sie sich gleichsam mit Oelfarben. Sie gebrauchen darzu ein weis-fes Harz, welches aus einem Baume Sipo * genannt, herabstießet. Nachdem sie solches all dem Feuer ein wcnig haben erweichen lassen, so machen sie eS schwarz, indem sie die verbrannten Blatter von dem Marakupi», BaNllu» oder einem ,anderm Baume damit vermischen. Um dieses Harz noch weicher zu machen, so lassen sie es in etwas Rarapa. Oele zergehen. Von dieser Farbe nehmen sie etwas mit dem Stückchen eines Bettes von dent Culmm (welches ein Palmbaum ist) und mahlen damit vorne auf der Brust, auf hen Armen und insonderheit auf dem Gesichte verschiedene Striche oder Abtheilungen, fast nuf eben die Weise, als sie ihre Schürzen ansireichen. Diest Indianer brennen sich keine Figuren auf dett ieib, wie die nordlichen Wilden thun. Sie begnügen sich nur die oberste Haut des ieibes auf eine zuweilen sehr selt« same Weise zu bemahlen. Oft beklecken sie sich nur ein Auge, zuweilen die Spitze der Nase und die Helfte des Gesichts, das Kinn, oder ein Ohr, sowie es ihnen ein, fällt. Sie glauben sich ein schönes Ansehen zu geben, K 2 wentt *} Tercbinthus, pistaciae fructu, hon eduli» Plum l4s Reise nach Guiana. wenn sie sich auf die Weise ausstafieren, ob sie gleich ln der That dadurch lächerlicher und von den Vernünftigen für wunderliche Tröpfe gehalten werden. Sie tragen nicht weniger Vorsorge für ihre Gesichtsfarbe, und die Männer noch mehr, als die Weiber. Sie reiben sich daher auch oft mit Rarapa-Oele, damit sie nicht, wie sie sagen, von der Sonne verbrannt werden mögen. Sie haben mich versichert, daß dieses Oel ihre Haut abkühlete und sie die allzugroße Sonnenhitze nicht empfinden ließe. Wenn nun die Indianer sich auf diese Weise ausgeputzet und zum Tanze fertig gemacht haben, so begeben sie sich an den Ort, wo er gehalten werden soll. Ich will kürzlich anführen, wie sie dieses einstens verrichteten, da ich mich ungefehr unter ihnen befand. Sie fingen diesen berühmten Tanz ohngefehr um fünf Uhr des Abends an, und höreten nicht eher als bey Aufgange der Sonne wieder auf. Ich ward gleich anfangs durch die verschiedenen Gattungen ihrer Tänze inVerwun, derung gesetzet. Der Anfang ward mit einer Sarabande gemacht, und darauf folgten einige andere Melode.yen, die nichts wildes in sich hatten, und die man vielleicht mit einem Menuet hätte vergleichen mögen. Ihre Flöten, welche aus einem ungefehr drey Schuhe langem Stücke Rohr gemacht sind, waren mit verschiedenen Pstanzen gezieret, und hatten einen ziemlich wohlklingenden Ton. Und gleich wie ihre Größe nach einer gewissen Verhältniß eben so wie die Pfeifen in einer Orgel, unterschieden sind; also mach- Reise nach Guiana^ ^4^ machtel, sie allezusammen acht Töne aus. Eine z. E. war das Re, die andere das Mi, die dritte das Fa, und ^ so die übrigen. Die Musicanten stimmten vollkommen wohl zusammen, und ein jeder von ihnen hielte zu rechter Zeit ein, und sieng wieder an. Di? Tanzer giengen cincn Flintenschuß weit von dem gross, n Rarbcr, damit sie alle ihren Putz aufsitzen und so dann ihren Einzug halten mög-ten. Dieser Anblick setzte mich in Bestürzung. Der erste, welcher den Haufen anführte, hatte in der Hand eine halbe Pike von einem sehr harten Holze, an dc^'n Ende eine Reihe Schellen oder Abuai - Steine bcscstigct waren, welche ein Getöne machten, wovon einem der Kopf hätte zerspringen mögen. Ein anderer in der Mitte hatte Kniebänder, welche mit eben solchen Sreinen gezieret waren. Alle Tänzer folgten in einer Reihe nach einander; ihre Köpfe waren mit verschiedenen Federbüschen gczieret: der leib war bemahlet, und an den Armen und Beinen hat« ten sic Bander von verschiedenen Farben. In diesem An« zuge kamen sie auf dem Platze des Rardets an, allwo keine Seele war, und alles sich verstecket hatte. Die Indianer bilden sich aus Aberglauben ein, daßderjenige, welcher die Tänzer am ersten auf dem Platze ankommen ft« hen würde, in demselben Jahre sterben müsie. Sie verstecken sich daher mit großer Sorgfalt, so bald die Tänzer ihren Zug anfangen wollen. Kaum sind dieselben angelanget, so gehen sie alle auf einmahl aus ihren Schlupfwinkeln mit einem entsetzlichen iermen und einem rasenden Geschrey heraus, und wohnen dem Tanze bey. Alsdann gesellen K 3 st« :5v Reift nach Guiana. sich die jungen Mägdgen des Orts, die auf das beste ats ihnen möglich ist, ausgeputzet sind/zu den Tänzern. Ihre Art zn Tanzen ist ganz sonderbar, und mehr ein Gang als ein Tanz. Dieser bestehet vornemlich darin, daß sie mi( dem Fuß nach einem gewissen beständigm Tacte auf die Erde treten, wozu eine Bewegung des 5cibetz kommet, die mit derjenigen eine große Aehnlichkeit hat^ die ein Hinkender macht. , > Wenn der Tanz zum Ende ist, begeben sie sich nach dem Rarbet, und endigen daselbst das Fest mit einem Schmause, welchen die alten Weiber schon lange zuvoy zubereitet haben. Auf demselben wird drey oder vier Tage nach einander beständig getrunken. Alle ihre Getränke, in welchen der vornehmste Stoss allezeit der Maniok ist, sind von sthr schlechtem Geschmacke; jedoch machen sie auch einige, welche nicht übel sind, als der Trank von der Anana-, Acayu- und einigen andern Früchten, welche zerquetscht und darnach durch ein Haarsieb gegossen wer» den. Die Getränke aber, deren sie sich in diesen großen Festen bedienen, sind der Vicu, der Paya oder der Gua-chiry; und von der Art und Weift dieselben zuzurichten wird in verschiedenen Reifebeschreibungen gehandelt. Sie füllen mit diesen Getränken verschiedene große irdene Ge-fässe an, welche die Französischen Kaufleute Canarys, und die Galibis Turuas nennen. Alle diese Canarys, wovon das kleinste zum wenigsten hundert Kannen hält, sind von einem Ende des Aarbew bis zum andern pcr- svecti- Reisi nach Guiana. «5^ spectivisch in Ordnung gestellet. Die Weiber tragen den Männern das Getränke in großen Schaalen zu, welche sie, so wie sie nach und nach ausgetrunken werden, wieder anfüllen. Diese elenden Tröpfe martern sich drey oder vicr Tage lang gleichsam fteywillig, und trinken in einem so lange fort, bis sie dasjenige, was sie zu sich genommen hüben, wieder von sich geben; und kaum ist dies geschehen, so fan» gen sie voll neuem an zu saufen und eben so wie vorhin ^u speycn. Es ist unbegreisiich, wie sie so viel trinken können; denn Manner, Weiber und Kinder überschreiten darinn alle Maaße, und es ist vielleicht kein Volk auf dsm Erd, boden, das mehr saust, als diese Wilden. Kurz, sie machen sich eine Ehre daraus, alle Canarys auszuleeren, wenn ihrer auch gleich mehr, als gewöhnlich verhanden seyn sollten. Ein jeder Indianer trinkt in den dreyen oder vier Tagen, welche diese Schwelgcrey dauret, so vi'öl als ein groß Faß Wein ausmacht. Der Mangel des Getränkes endiget aljo diese Ceremonie, und die Fremden nehmen darauf Abschied von ihren Wirthen, lvelchm sie jedoch ihre Flöten lassen. Denn es ist bey den Guianern ein Gesetz ihre Flöten und Tanze in andere Rarbets mitzunehmen, von da sie hernach noch weiter gebracht werden. Die erwünsihte Gesundheit, deren die Gmanischm Indianer insgemein genießen, gab mir Anlaß mich zu erkundige»,, wie die Arzeneykunst bey ihnen getrieben würde, und insonderheit fragte ich sie oft, auf was Weise sie K 4 gewls' 152 ' Reise nach Guiana. gewisse Pstanzen gebrauchten, und was dieselben für Tugenden hatten? Ihr« ganze Arzneywissenschaft bestehet dar-ln, daß sie eine sehr große Mäßigkeit im Essen und Trinken beobachten, das ist, nur etliche Schaalen trinken, sich öft«rs den leib waschen und Kn Saft aus gewissen Pstanzen, die zerrieben werden, trinken. Mit einem Worte, die Indianer sind elende Aerzte, und ver« stehen sehr wenig von der Kunst. Unterdessen hab?» wir ihnen doch einige ArMymittel zu danken, welche ihnen aber mehr ein ungefährer Zufall, als ihr Nachdenken ge< zeiget hat. Sie gebrauchen in der rothen Ruhr, die bey ihnen so wohl als in Frankreich viele leute dahin reißet> die Simarumbe'Wurzel mit gutem Erfolge. Die Wurzel eines Baums den sie Xuroquuy nennen, heilet auch eben dieft Krankheit, indem sie chen so wohl als die Si-marumba»Wurzel ein Brechen verursachet. Es giebt einige Nationen nicht weit von dem Amazonen-Flusse, welche sich Klystiere mit den Sprühen oder Ballonen setzen, davon wir oben Meldung gethan haben; allein ich glaube daß sie dieses von den Portugiesen und den Europäern gelernet haben. Die Indianer bedienen sich auch verschiedener Früchte und mancher Arten von Gummi, um sich in ihren Krankheiten eine Erleichterung zu verschaffen^ Sie bezeigen sonsten in denselben eine abgehartete Geduld; ein Indianer klagt niemahls, und was für große Schmerzen er auch ausstehen mag, so laßt er doch nicht den gering« sten laut, ja nicht einmal einen Seufzer hören. Ihr Heldenmuth ist so wohl in den Krankheiten als in den Mar< Reise nach Guiana. '55 Martern bewundernswürdig, welche sie im Kriege aus« stehen müssen. So vortreffliche Arzneymlttel auch die Wilden haben, und so gute Würkungen sie davon in verschiedenen Gelegenheiten spüren mögen; so gebrauchen sie doch dieselben sehr wenig; weil sie alle im höchstem Grade abergläubisch sind, und in der Einbildung stehen, daß der Teufel die Ursache an allen ihren Krankheiten sey. Sie wenden sich daher mit einer vollkommenen Zuversicht zu ihren Hexen« meistern oder Gaucklern, welche sie piayes nennen, und welche, wie sie sagen, die Kraft besitzen den Teufel zu erbitten oder ihn aus den ieibern der Kranken zu vertreiben, deren er sich unrechtmäßiger Weise bemächtiget hat. Dieses den Gaucklern so vortheilhafte Vorurtheil, welches die Wilden so wohl in dem süd« als nordlichen America ge« mein haben, trägt sehr vieles bey sie in Ansehen zusetzen, und sie besitzen die Gesckicklichkeit die armen leute in sol-, cher ieichtgläubigkeit zu erhalten und ihre Einfalt zu miß. brauchen. Die Indianer geben dem Teufel verschiedene Namen. Die Gallbys nennen ihn Hyorokan, die Arruas A-Mlgnao; die weit in dem lande wohnenden Völker Ana-anh/ und die Caraides, Maboya. Unsere Wilden theilen die Teufel in verschiedene Gattungen, deren Namen anzuführen was unnützes seyn würde. Derjenige, den sie am meisten fürchten, heißt Chinay. Dieser frißt, wie sie sich einbilden, würklich die Indianer. Er erneyrt K5 sich »54 Reisi nach Guiana. sich nur mit ihrem Fleische, und saugt ihnen alles Blut aus. Das ist die Ursache, sagen sie, warum wir in un-fern Krankheiten so mager sind. Der Hyorokan erwürgt den einen, verdirbt.das Gcblüte bey andern; er überhäuft bey diesem den leib mit Geschwüren, und jene steckt er mit der Gelbsucht an. Kurz, der Teufel ist der einzige Urheber alles Unglücks, welches sie ausstehen. Was vor nar« risches Zeug sie inzwischen auch von dem Teufel sagen mögm, genommen werden, unwiedersprechliche Proben von einer ungezweifelten Herzhaftigkeit ablegen. Zu dem Ende wird ein großes Fest oder Saufgelag angestellet, und die Gaukler aus der Nachbarschaft darzu gebeten. Der junge iehr« ling aber bekommt nichts davon zu schmecken, sondern statt dessen bringt man ihm in einer großen Schaale ungefehr zwey Maaß Tabackssaft, welche er in einem Zuge vor der ' ganzen gegenwärtigen Facultät auStrinken muß. Gemei-niglich fallt er nach diesem Tränke in Ohmacht. Man tragt ihn sodann in seinen Hamak, damit er wieder zu sich selbst kommen möge. Wenn er nach diesem starken Brechmittel nicht alsbald speyet, so stirbt er, oder fallt zum wenigsten in erschreckliche Convulsionen, welche von einem kalten Schweiße, Reißen in den Gliedern und an» dern traurigen Zufallen begleitet werden; und nach diesem leben sie zwar noch etwas in einem kraftlosen Zustande, der sich aber allezeit mit ihrem Tode endiget. Wenn ein Indianer , der sein leben solchergestalt auf die Probe gesetzt hat, aus dieser so großen Gefahr entwischet, so wird er in die Zunft aufgenommen, und jedermann erkennet ihn für ei« nen t58 Reise nach Guiana. nen rechtmäßigen Arzt. Von dieser Zeit an nun hat er das Vermögen die Teufel mit Güte oder Gewalt aus dett ieibern der Krankett zu treiben, ohne daß ihm einer wieder-siehen kann. Jedoch muß er die Kraft, welche ihn zum Arzte macht, dann und wann durch einige Glastr Tabackssaft wieder erneureN. Aber die Dosis ist nickt so stark, als diejenige, die er am Tage seiner Einweihung bekommt. Er muß sich auch mit der grösten Sorgfalt hüten, gewisse Fische und Höildpret zu essen. Wenn er dieses nicht beobachtete , so würde er seine Kraft ohnfehlbar verlieren, und seine Gaukeleyen würden gewißlich ohne Würkung seyn. Ein jeder Arzt stellet sich an, als wenn er mit einem gewissen Geiste, oder vielmehr einem vertrauten Teufet in einer genauen Gemeinschaft stünde, durch dessen Beystand er alles, was er wollte, verrichtete. Dieser ver-meynte Geist ist ihm nicht allezeit so gehorsam, sondern läuft zuweilen, wenn er es für gut befindet, davon, und fügt den Indianern alles mögliche Uebel zu; so dann aber findet er sich wieder an seinem Orte ein. Der vornehmste Nutzen, den die Gaukler von diesem Geiste haben, bestehet darin, daß sie ihn als ihren Abgeordneten brauchen, entweder um die Teufel auszutreiben, oder auch nach ihrem Belieben Schaden zu thun und die Indianer, welche sis für gut befinden, zu todten; denn sie besitzen eine gleiche Gewalt so wohl die Kranken zuheilen, als auch denjenigen, an welchen sie sich rächen wollen, Krankheiten zuzuschicken. Wenn daher einer stirbt, so ist allezeit ein Gaukler Schuld an ftinem Tode; und sie sterben also niemahls eines Reist nach Guiana. '53 eines natürlichen Todes. Die Indianer sind von die« ser Meynung so sehr eingenommen, daß sie einen Gaukler öfters ermorden und in Stücken zerhacken, welchem sie den Tod eines von ihren Anverwandten oder Freunden zuschreiben. Nichts dcstowcniger dienet die kleine oder große Anzahl Indianer, welche der Gaukler der Vermu° thullg nach hingerichtet hat, ihm dazu, daß man ihn in ftinec Kunst für geschickt hält; und sein Ansehen wird da» durch desto größer. Die Galibis bedienen sich verschiedener Arten dle Kran« ken zu heilen. So bald jemand unpäßlich ist, rufet man den Arzt, oder trägt den Kranken zu ihm, um ihm den» Gang zu ersparen. So gleich ni.nmt der Doctor Besitz von dem Kranken, imdem er unter den Hamak desselben eine schöne Schüssel setzet, in welche er seine Kürbisfiasche oder Maraka legt. Wenn er den Kranken darauf be« sucht so saugt er ihn an den Stellen des ieibes, wo es ihm am wehesten thut. Bald blast er ihn mit aller Gewalt an, und die Backen dergestallt auf, als ein Trompe« ter; bald streicht er nur mit seinen beyden Handen über den Kranken, und schlägt, in dem er sie darauf zusammen fügt, mit einer gegen die andere. Hernach bläset er in die flache Hand, um den Teufel zu verjagen, welcher sich darein gesetzet hat, und welchen er seinem Vorgeben nach, dem K. anten aus dem leibe gezogen hat. Outers ergreift er seine eigene Haut, und indem er sich mit beyden Handen kneipet, preßt er daraus Fettigkeit und Gesundheit, welche ,6o Reise nach Guiana. che er hernach hem Kranken mit ganzen Fäusten voll mittheilet , indem er ihn mit den Händen überstreicht. Allein die prächtigste und ansehnlichste Art zu heilen, und welche bey den Indianern den grösten Eindruck macht, ist diejenige , welche sie MtamanZary nennett. Man bauet ba;u indemRarbec wo der Kranke liegt/ eine kleine Hütte; und da den Gauklern sehr vieles daran gelegen ist, ihren Ruhm durch das Wunderbare zu erhalten und diese verblendeten Völker in ihrer lhörigten leichtgläubigkeit zu stärken; so lassen sie allezeit daS Feuer auslöschen, sonder Zweifel, damit man ihre offenbare Betrügereyen nicht ent^ decken möge. Kaum hat der Docter sich in sein kleines Gemach eingeschlossen, da er seinen Maraka, welchen er in einer Hand halt, heftig schüttelt. Hernach fängt er an zu singen, zu pfeifen und auf das entsetzlichste an zu heu< ten. Er ahmt allerhand Stimmen nach. Bald redet er, bald sein Geist, und bald beschwöret er den Teufel, web chen er von Zeit zu Zeit kräftig anredet, und ihm besie-let auszufahren, dabey aber denselben alles was ihm beliebet, antworten lasset. Oft verlaßt er seine Hütte, um den ieuten weiszumachen, daß der Teufel ausfahre. Er läuft in dem ganzen Rarbet herum, und kratzet an den Has maks, worin die Indianer liegen, wodurch er ihnen großes Schrecken einjagt. Zuweilen sagt der Gaukler, daß er in den Himmel fahren werde, und nimmt von den Anwesenden Abschied, verspricht ihnen aber zugleich, daß «r bald wiederkommen werde. So dann verändert er sei« ne Stjmme und spricht immer leiser, bis er endlich gar auf? Reise nach Guiana. '6t aufhöret zureden, damit er ihnen dadurch andeuten möge, er wäre würklich nach dem Himmel abgereiset. Hinten in dem lande und gegen den Ober-Opapok ist bey den Indianern eine andere schr besondere Gaukeley gebräuchlich. Sie machen aus einem sehr weichen und einen gewissen Klang von sich gebenden Holze ein Bild des Teufels. Dasselbe ist drey oder vier Fuß hoch, und siehet wegen des langen Schwanzes und der großen Klauen, welche sie ihm geben j abscheulich aus. Sie nennen es Anaan-Canha, das ist, Ebenbild des Teufels; denn Tanha bedeutet ei^ ne Gestalt, und Anaan so viel als Teufel. Nachdem die Gaukler die Kranken angeblasen haben, so tragen sie diese Bildseule aus dem Narber. Allda reden sie solche an, und schlagen darauf derbe mit Prügeln, gleich als wenn sie durch dergleichen Beschwörungen, welche sie in der Nacht, und nachdem alle lichter ausgelöschet sind, vor. nehmen, den Teufel zwingen wollten auch wider seine,: Willen den Krankett zu verlassen. Die Indianer, welche m ihren Hamaks liegen, beobachten inzwischen ein tiefes Stillschweigen, und zittern so gar vor Furcht und Schrecken. Wentt der Kranke ungeachtet aller Mühe des Gauklers stirbt, so ermangelt er nicht dessen Anverwandten zu üb^r« reden, daß es unmöglich gewesen ware einen Teufel aus dem ieibe zu treiben, der darin so feste säße und darauf so erpicht wäre. Unterdessen aber vergißt er nicht sich sei« ne Reise und Besuche wohl, und öfters poraus bezahlen l zu !62 Rcise nach Guiana. zu lassen. Gemeiniglich bestehet die Gebühr dieser Docto-ren in einem Gartenmesser, einem Beile, einigen Pack-chen Glaskorallm, einer Camiza oder andern dergleichen Sachen. Wenn der Kranke, zu dem sie gerufen werden, nichts hat, so lassen sie sich lange bitten; hingegen laufen sie desto geschwinder zu ihm, wenn sie wissen, daß er et« was zum besten hat. Diese Herren suchen keinen Ruhm in Beobachtung der Billigkeit ; sie sind ziemlich unverschämt, und fordern allezeit dreist. Mit einem Wor'te, sie saugen die Kranken ohne Aufhören, und verlassen sie nicht eher, als bis sie ihnen nichts mehr zu geben haben. Ge« meiniglich fangen sie es folgendermaßen an. Sie sagen zu dem Kranken: mein Freund, der Teufel sagte gestern zu mir, daß er nicht von dir ausfahren würde, wofern du ihm nicht ein Gartenmesser giebst; wenn nämlich der Gaukler solches gerne haben will. Wenn der Kranke sagt, daß er keines habe, und ihm statt dessen ein Messer, einen kleinen Spiegel oder Roucou um sich damit anzustreichen, anbietet: so antworten sie: gut, ich will ihn diesen Abend fragen, ob er damit zu frieden sey? Den folgenden Tag er« scheinen sie gewiß im Rarbet und bringen dem Kranken des Teufels Antwort, die allezeit in einem Ja bestehet. So dann giebt man ihnen das Messer oder den Spiegel, um solches dem Teufel zu überliefern; wohl zu verstehen, daß der Gaukler es sich selbst zu Nutze macht. Auf diese Weise spielen sie mit diesen armen Wilden, und mißbrauchen ihre Einfalt auf das höchste. Wie grob indessen auch alle diese Streiche seyn mögen, so können sie diesen verblendeten leu« Reise nach Guicun. >5z leuten doch nicht die Auge» öffnen. Es kommt ihnen nie« Mahls in den Sinn im geringsten daran zu zweifeln, ob die Gaukler auch mit dem Teufel geredet hatten. So groß sind ihre Vorurtheile in Betracht dieser Aerzte, von denen sie allezeit geäffet werden. Was die Religion betrifft, so stecken die Wilden in Guiana in einer erbärmlichen Unwiffenheit. Sie haben gar keine deutliche Erkenntniß von Gott; ja in ihrer Sprache ist nicht einmahl ein Wort, mit welchem sie die Gottheit, und noch weniger die Pfiichten und Ehrerbie« tung, die man ihr schuldig ist, ausdrucken könnte. Ich will mich begnügen, nur dasjenige, was ich selbst in diesem wichtigen Punkte angemerkt habe, anzuführen. Ich muß also eben so, wie ein gewisser tugendhafter Miffiona-rius, welcher sich dreyßig Jahre nach einander umer verschiedenen Nationen aufgehalten hat, und folglich ihren Character bcsicr, als sonst jemand in der Welt, kennet, sagen, daßalle diese Völker in einer ganz viehischen Tumm-hcit leben; daß sie nicht einmahl einen Begriff von Gott, wie sie billig sollten, haben; sondern daß sie sich denselben nur als den Aeltesten unter ihnen vorstellen, lvelchen die Galibys in ihrer Sprache Camussi, das ist Großvater, nennen, und daß nicht der geringste Gottesdienst muer ihnen angeordnet ist. Wie sehr isi es zu bedcmren, daß so viele in diesem großen Theile von America zerstreuen Völker nicht durch das Ucht des Evangelii aufgekläret sind? Denn im übri' 5 2 gen l64 Reise nach Guiana. gen sind alle diese Indianer ziemlich gelehrig um die Wahrheiten unserer Religion zu hören, nnd sie scheinen so gar auch ziemlich geneigt zu seyn, sich dieselben zu Nutze zu machen. Die Galibps und andere Wilden, welche den Miffionarien näher waren, um von ihnen unterrichtet zu werden, sind sehr gute Christen geworden. Einige darunter sind so eifrig, daß sie ohngeachtet der starken iiebe, welche sie von Natur zu allem ihren Aberglauben haben, doch nicht die christliche Religion verlassen und zu ihrem wilden ieben zurückkehren würden. Die Bekeh. rung dieser Völker hat man den Jesuiten zu danken, welche in diese iänder seit langer Zeit viele Reisen gethan ha? ben und noch ehun, «m so viele verirrete Schaafe in den Stall zu führen. Von den Heiraten der Indianer ist nichts besonders zu melden, außer daß sie solche .ms der Stelle und ohne Ceremonie vollziehen. Gemeiniglich machen die Weiber dazu den ersten Anfang bey den jungen Mannspersonen. Insonderheit suchen die Mütter die jungen leute aus, welche sich am besten vor ihre Töchter schicken. Wenn ein Indianer die Fischerey wohl vorsteht, wenn er gut schießt, wenn er ein guter Jäger und ein wenig arbeitsam ist; so wird er sehr eifrig gesucht. Wenn die Mägdgen ihre Mütter verlohren haben, eheste verheiratet sind, so trägt ihre nächste Anverwandtinn dafür Sorge. So bald ein Mägdgen ihre Augen auf einen Indianer geworfen hat, reicht sie ihm zu trinken dar und bietet ihm auch Holz an, um Reist nach Guiana. '^5 um es bey seinem Hamak anzuzünden. Wen» der junge Kerl solches ausschlägt, so ist es ein Zeichen, daß er sie nicht will; dahingegen, wenn er es annimmt, die Heirat für geschlossen angesehen wird. Eben denselben Tag bindet das Mägdgm ihren Hamak neben ihres künftigen Mannes seinem an. Sie legen sich darauf ohne weitere Um-' stände zusammen. Den folgenden Tag bringt die junge Frau demjenigen zu essen und trinken, der ihr die Nacht hindurch Gesellschaft geleistet hat; sie sorget von nun an für die Haushaltung, und dienet ihrem Manne in allem, wo eS nöthig ist. Wenn die freyen ITloragcr heiraten wollen, und alles seine Richtigkeit hat, so reißen tzie beyden Theile sich nach dem Bericht der Französischen Kaufleute, einander eins von ihren Haaren aus, und werfen es, ich weiß nicht aus was vor einem Aberglauben, in die lust; sie binden hernach ihren Hamak auf einem Bau« me fest, und vollziehen darin die Ehe. Alle Indianer lieben dl'e Vielweiberey, wiewohl dle-dieselbe bey ihnen mehr aus Gewohnheit, als einem andern Bewegungsgrunde ün Gebrauchs ist. Die Anzahl der Weiber ist nicht bestimmt, sondern es stehet jedem frey deren so vlele zu nehmen, als er untechalten kaun- Ja, die Männer haben jo gar das Recht, wenn es ihnen gefällt, sie wieder von sich zu jagen und sie in einem hülstoftn-Zustande zulassen, so daß sie sich nicht im gerinsten um den Unterhalt dieser unglücklichen Weiber bekümmern. Je-doch nehmen die Vater in. dem Falle einer Ehescheidung, '66 Reift nach Gulana. gemeiniglich die Sorge für die Erziehung der Kinder auf sich, welche sie mit einander gszeuget haben. Die Wilden sind sehr eifersüchtig und verabscheuen den Ehebruch. D'e Männer richten ihre Weiber ohne Barmhertzigkcit hin, ft bald sie des Verbrechens überführet sind, oder wenn man auch nur einen Verdacht auf sie hat. Gleichwie die Männer in einer völligen Unabhanglichkoit leben und ihre Weiber allezeit in dem Gehorsam und der Furcht erhalten ; also würden diese nicht das Herz haben jenen den ge« ringsten Vorwurf wegen ihrer Untreue zu machen, wenn sie auch so gar auf der That wären ertappet worden. Gemeiniglich heiraten die Indianer nicht aus ihrem Stande; sie nehmen allezeit ihre Anverwantinncn, so gar in dem zweyten Grade der Blutsfreundschaft zu Weidern; und die jungen Mannspersonen sehen ihre Mühmchen an, als wenn sie zu denselben mittelst der Geburt ein gewisses Recht erlanget hätten. Sie heiraten dieselben also oft, ob sie gleich nur zwey oder drey Jahr alt sind. Mittlerweile nehmen sie eine andere Frau, welche sie wieder von sich laffen, wenn das Mühmchen genugsam erwachsen ist, um bey dem Manne zu schlafen. Die Schwiegervater sehen ihre Schwiegersöhne auch als Diener an , die ihnen zu Befehle stehen, und von der Zeit an arbeiten sie gar nicht mehr. Den neu verheirateten Indianern liegt es also ob das Holz auf dem Felde umzuhauen und Hütten zu bauen. Sie muffen auch auf die Jagd und die Fischerey gehen, und mit einem Wor- Reise nach Guiana. «6? Worte für den Unterhalt des Weibes, der Kinder und des Schwiegervaters sorgen, welcher indcmHamak seine Han< de in den Schooß leget. Die neuen Ehemänner sind auch noch einem andern sehr harten Gesetze unterworfen, wel» cheS dari.' bestehet, daß, wenn ihre Weiber zum ersten mahle niederkommen, sie in dem Hamak bleiben müssm, welcher an dem Forste des Hauses aufgehangen wird. Man giebt ihnen daselbst fast nichts zu essen. Ein Bissen Cassave und ein wenig Wasser ist ihr einziger Unterhalt. Nachdem sie solchergestalt etliche Wochen hindurch eine sehr strenge Fasten haben ausstehen müssen, so laßt man sie Hemmer und ftclangirt sie, wie die Crcolen speech'n, das ist, man giebt ihnen mit großen Fischgräten, oder ^ mit Zähnen von dem Aguty einige leichteStiche, oder fthröpftsie vielmehr an verschiedenen Stellen des ieibes; ja öfters bei kommen ste auch eine gute Anzahl Streiche mit der Ruthe. Nach dieser Ceremonie, welche nicht sehr kitzlich ist, ist der neue Vater dennoch nicht gänzlich erlöset. Er muß bey einem alten Indianer in Dienste treten und seine Frau auf etliche Monate verlassen. Während dicser ganzen Zeit muß er gehorsam seyn, und sich als einen würklichen Sklaven betrachten. Er muß sich auch des Hirsch-und Schwel« nefieisches, imgleichen alles großen Wildprecs enthalten. Ferner darf er mit seinem Beile kein großes Holz hauen; denn alles dieses würde wenigstens dem Kinde schaden. Wenn die Zeit seiner Sklaverey zu Ende ist, gehen sie auf die Krabbcnfischerey aus, und fangen dcren eine gute Menge. Sie stellen darauf ein Sausgelag an, und Gott i 4 weiß, ,6z Reise nach Guiana, weiß, was sie in diesen Schwslgereyen vornehmen. So dann wird der Mann seinem Weibe mit großem Gepran« ge wieder gegeben. Fast eben so verfährt man mit denen Mägdgen, welche zum ersten mahle ihre monatliche Zeit habcn, und sie können ohne diese Ceremonie nicht davon kommen. Man hangt sie auch in ihrem Hamak ganz oben in dem Rarbet auf. Sie müssen eine gewisse Zeitlang eine sehr strenge Fasten beobachten, und nach Verlauf derselben macht man ihnen verschiedene blutige Schnitte auf dem leibe, eben so wie oben von den Mannern gemeldet worden ist, ohne daß die Aeltern von Mitleiden gerühret werden, und ohne daß es den zärtlichen Müttern nahe gchet ihre Kinder so gemartert zu sehen. Fast eben diese Ceremonie ist auch bey den palicurs gebrauchlich, wenn sie das mannbare Alter erreichet haben. Es ist weder dem einen noch dem andern Geschlechte erlaubt die Camiza und den Cuyu oder Schürze anzulegen, ehe sie dergleichen Proben ausgehalten haben. Hernach aber werden die jungen Kerle für voll« kommene und herzhafte Manner angesehen, und die Magdgen sind nunmehr mannbar und können heiraten. Die Männer enthalten sich freywillig der Ergötzlichkeiten des Ehestandes, wenn die Weiber ihre gewöhnliche Zeit haben. Sie vermeiden ihren Umgang so gar mit großer Vorsicht, und geben nicht zu, daß sie ihnen daß Essen zubereiten , oder sonst das geringste anrühren, gleich als wenn ihr Athem vergiftet wäre. Die Weiber halten sich indessen ganz stille in ihrem Hamak, bis daß die Unpäßlichkeit vorüber Reisi nach Guiana. «69 über ist. So dann waschen sie sich erst recht reine ehe sie sich ihren Mannern zeigen. Diese Indianischen Weiber waschen sich alle Tage etliche mahl, und so gar gleich nach ihrer Niederkunft, ohne daß sie davon eine große Beschwer« lichkeit empfinden. Die beständige Arbeit, zu welcher die Manner sie gewöhnen, trägt nicht wenig zu ihrer glücklichen Entbindung bey. Sie sind in diesen Umständen al^ lezeit allein, woferne sich nicht ein besonders schwerer Fall ereignet, welcher sie wieder ihren Willen nöthiget ein altes Weib zu Hülfe zu nehmen. Wenn sie merken, daß sie bald niederkommen werden, verstecken sie sich in einem Wal« de, oder einer kleinen Hütte. Das Schicksal des Kindes wird so gleich nach seiner Geburt bestimmet. Wenn es z. E. ein schadhaftes Auge hat, oder seine Schenkel, Arme, oder andere Glieder ungestalt sind, so todten und begraben sie es ohne Barmherzigkeit, weil sie glauben, daß ein un« gestalter Mensch nicht werth sey zu leben. Daher kommt es daß man bey den Indianern niemahls Zwerge, buck-lichte, hinkende und einäuigte siehet. Ein Krüppel wird bey ihnen sehr verächtlich gehalten und mit großem Mißfal« len angesehen, und daher fertigen sie ihn bey guter Zeit ab. Die Gewohnheiten, welche die Wilden in Guiana in Ansehung ihrer Todten beobachten, stimmen mit dem sehr überein, was man in diesem Puncte bey den Brasilianern, Caraiden und andern nördlichen Völkern wahr« nimmt. Daher will ich ineüur Sache, die von vielen rei- t 5 finden l?5 Reist nach Guiana. senden so umständlich beschrieben worden, nicht weitläuftig seyn. So bald einer gestorben ist, versammle» sie sich ins" gemein alle mit einander in dem großem Rarbet, ft wohl Weiber als Männer, Aeltern, Freunde und Kinder. Allda vergießt ein jeder heiße Thränen; jedoch ist diese Mühe gleich wie fast aller Orten, vornehmlich den Weibern ei» gen. Die nächsten Anverwandtinnen verrichten demnach ihr Wehklagen nach einem ordentlichen Tacte, oder reden vielmehr den verstorbenen singend an; denn das Weinen dieser Weiber klingt fast eben so, als wenn jemand singt. Sie sitzen insgemein gebückt auf ihren Fersen, und streichen ihre beyden Hände sachte über den ieichnam von dem Kopfe bis zu den Füßen, wobey sie ihn ausfilzen, daß er gestorben sey. Wärest du nicht mit uns zu frieden? sagt die eine. Was haben wir dir gethan, daß du uns sover-lassen hast? spricht die andere. Sie fahren darauf fort: du wärest ein so guter Jäger! du singest so viel Fische und Krabben! du wärest so geschickt das tand von dem Holze zu reinigen! Tausend solcher armselig-n Possen bekommt man zu hören, und auf diese Weis" gehen sie seinen ganzen iebenslauf durch. Die Indianer wiederholen alles dieses, was die Klageweiber von den verstorbenen sagen. Wort für Wort. Man kann leicht denken, wie schön die-fts klingen müsse. Darauf wird der leichnam, der mit allen seine Juwelen gezieret ist, in das große Rarbec ge^ tragen; denn dieses ist der gemeine Kirchhof, wo alle von einer Nation begraben werden. Sie machen eine ganz runde und gar nicht tiefe Grube, in welche sie ihn ganz ge- krüm- Reise nach Guiana. i?' krümmet und in seinen Hamak eingewickelt legen, so daß er fast in einer solchen Stellung ist, als die Kinder im Mutterleibe haben. Man wirft so dann auf ihn ein we« nig Erde, und unterhält hernach vierzehn bis zwanzig Tage ein beständiges Feuer, AM den Gestank nicht zu empfinden, welcher ohne diese Vorsicht daraus entstehen würde. Die nächsten Anverwandten des Verstorbenen, und diejenigen Personen, welche ihm am liebsten waren, legen seinentwegen die Trauer an. Diese bestehet darin., daß sie sich die Haare dichte am Kopse wegscheeren und nicht den geringsten Schmuck am leibe tragen. Einige Ratio» nen brauchen so gar wärend dieser ganzen Zeit keine Cami» za. Sie verbannen sich in die Einsamkeit, und beobachten solche schr strenge. Die Weiber insonderheit halten sich sehr verborgen, und gehen nur sehr früh am Morgen, oder spät in der Nacht aus, um bey dem Grabe zu weinen, welches sie eine lange Zeit hindurch thun. Sie enthalten sich ferner auf das genaueste gewisser Speisen, sie hauen auch kein dickes Holz, und beobachten viele andere dergleichen Gebrauche. Wcnn auf der Reife ein palicur stirbt, und sie viele Tagereisen von dem Rarbct entfernet sind, so lassen sie den Körper in einem großen irdenen Gcfäße (Canary) kochen; sie nehmen so dann das Fleisch von den Gebeinen und verwahren diese leßtern in eincm Rmkuru. Sieneh. men dieselben warend ihrer ganzen Reise sorgfältig in acht, und i?2 Reist nach Guiana. und lassen sie niemahlen aus dem Gesichte. Zuweilen be» graben sie den ieichnam, um sich diese Mühe zu ersparen, und suchen einige Zeit hernach die Gebeine zusammen, so wie die Juden es vormals machten. Bey diesem traurigen Anblick erneuret sich ihr Schmerz, und das Weinen fängt eben so wieder an, als an demBegrabnißtage. Die Weiber unternehmen zuweilen lange Reisen, um auf dem Grabe der unterwegcns verstorbenen zu weinen, welche mit ihnen in ihrem ieben entweder durch das Geblüt oder durch Freundschaft verbunden waren. Weit in dem lande sind Na« tionen, welche sich versammle«, um die Gebeine auszugraben, wenn sie glauben, daß der leichnam bey nahc verfaulet sey, und nachdem sie solche calcinirt haben, trinken sie die Asche, welche sie in Roucou einweichen, und glauben, daß sie den todten dadurch ein anständigeres Begräbniß geben, als wenn sie dieselben den Würmern und der Faulniß überliessen. Der Tod eines Hauptmanns oder anderer vornehmen Personen von eben demselben Volke, rühret die Indianer, insonderheit wenn sie glauben, daß sie allzufrühzeitig gestorben sind, so sehr, daß sie einpacken und andere Wohnungen suchen. Außer diesen abergläubischen Ceremonien, die sie bey den Todten beobachten, giebt es noch eine unaussprechliche Menge anderer, welche anzuführen unnütz seyn würde. Die Indianer thun fast nicht das geringste, woran nicht der Aberglaube einigen Antheil habe. Sie unterstehen sich z. E. nicht Hühner und gewisse sehr niedliche Vögel zu essen, weil Reise nach Guiana. «73 weil sie sich einbilden, daß diese Thiere mit ihren Schnäbeln und Klauen aus Rache den Magen zerreißen, die Gedärme zerfteffen und ein erschreckliches Bauchgrimmen verursachen würden, wenn man auch gleich nur das Fleisch allein davon äße. Dahingegen essen sie gewisses Gewürm, und unter andern zerbeißen sie ich weiß nicht, aus was vor einer lacherlichen Gewohnheit, das Ungeziefer. Einige glauben, daß sie sich dadurch diese beschwerlichen Gäste vom Halse schaffen können; allein ohngeachtet dieser Vorsicht und der Mühe, welche sie sich geben, ihre Haare mit Oe< le und den ieib mit Fette einzuschmieren, sind sie beständig voller iäuse. Die Sonnen- und Mond-Finsternissen seßen die Wil« den in große Traurigkeit. Weil sie nicht genug von der Naturlehre verstehen, um die Ursachen davon zu begreifen, so bilden sie sich ein, daß ein erschreckliches Ungeheuer diese beyden Gestirne verschlingen wolle. Wenn es eine völlige Finsterniß ist, oder dieselbe ein wenig lange dauret, so sehen sie solches als etwas unglückliches für sich an. Sie schreyen so dann aus vollem Halse und schiessen eine große Menge Pfeile in die iuft, mit dem Vorsaß dieses vermeyn-te Ungeheuer wenigstens wegzujagen. Sie fürchten sich nicht so sehr vor dem Donner, und einige werden dadurch ganz und gar nicht erschrecket. Sie glauben, daß einer von ihl cn Gaucklern in den Himmel fahret und dieses entsetzliche Getöse verursachet. Das 574 Reise nach Guiana. Das fünfte Capitel. Verzeichniß der verschiedenen Nationen/ welche in der Landschaft Guiana wohnen. A^achdem ich die Sitten und abergläubischen Gewohn-^)( heiten der Indianer beschrieben habe, so will ich dieses Werk mit einem Verzeichm'ß der in Guiana hin und her zerstreueten Völker endigen. Die Anzahl aller in diesem Theile von America wohnenden Nationen muß ohne Zweifel sehr groß seyn: allein ich will bloß die Namen derjenigen, welche den Franzosen würklich bekannt sind, anführen. Man macht insgemein einen Unterscheid zwischen den Indianern, die sich an den Küsten, und denen, die sich weit in dem festen lande niedergelassen haben. Man kann weder die Anzahl, noch die verschiedenen hie und da mitten in Guiana zerstreuetcn Völker genau bestimmen, weil sie gar zu welt von einander entfernet sind. Ueberdem erlaubet diese Entlegenheit der Oerter nicht weil in das land hinein zu gehen, und folglich ist es nicht wohl möglich die Nationen in diesem großen Striche iandes, worinn sich erschreckliche Wüsteneyen von mehr als achzig bis hundert Meilen befinden, von Grunde aus kennen zu lernen. Die Reise würde sehr beschwerlich seyn, nicht allein wegen der iänge und der Schwierigkeiten des Weges, und der Verschiedenheit der Sprachen; sondern auch wegen der Gefahr, die Reise nach Guiana. «75 bie man in einem iande nothwendig laufen müste, wo der überaus große und fast beständige Regen die Fahrt über die Flüsse gefährlich macht, und wo die Einwohner, welche keine Europaer gesehen haben, Thiere sind, die sehr wenig Vernunft besitzen. Sie würden einen Menschen, so wohl aus Begierde seine Kleider zu bekommen, als sein Fleisch zu fressen todt schlagen; denn sie sind alle Men-ßhcnfreffer. ' Was die Indianer auf den Küsten betrifft, so schätzt man ihre Anzahl auf zwölf bis fünfzehn tausend. Alle diejenigen, welche wir heutiges Tages in unsern ländern sehen, (außer den Galibys welche die einzigen sind, bieder Krieg nicht aufgerieben hat, und bie sich von Cayenne bis jenseit des Flusses Orenok erstrecken,) sind portugiesi' sche Indianer, welche ihre eigene Gewohnheiten mitih« nen in das Vaterland der Gallbys gebracht haben. Ob gleich die Aihahl der Nationen überaus groß ist; so beste,, het doch eine jede insbesondere nur aus sehr wenig Geschlecht tern. Die Namen derjenigen, von denen wir jeht am meisten wissen, sind folgende: Die Galidys, eine Hauptnation und die zahlreichste in der Nachbarschaft von Cayenne, deren iand sich von Cayenne bis nach Orenok erstreckt. Die Cussanis, Maraones und Aruas. Dieft letztem sind sehr kriegerisch und arbeitsam. Man siehet einen l?6 Reise nach Guiana. «inen Haufen Indianer von diesen vier Nationen in der Mission zu Ruru versammlet. Die Tairas haben ihren Namen daher, weil sie ' an den Mündungen der Flüsse wohnen. Die Raranes sind Menschenfresser. Die Rariakupur, Onayas oder Ouens, wie die Französischen Kaufleute es auiprechen. Die Pali» curs haben sich nahe bey Cayenne 1723. niedergelassen. Sie graben schwarze Zirkellinien auf ihre Gesichter, welche von einem Ohr durch das Kinn zum andern gehen und von den Creolen palicurisihe Bärte genannt werden. - Die Aramapons, die Norager, welche an dem Flusse Apruak wohnen, die pirimr, die Macuanis, die Maurimr, die Tokopennes, die palanques, die Tareupis, eine sehr zahlreiche Nation, die Cussa-nis, die Armagums, die Mapruanes. Alle diese Indianische Nationen sind hie und da längst den Rrie-ken oder den Flüssen, welcke sich in den Opapok ergies-sen, zerstreuet. Die AkoqUdüas, welche sich die Wangen durchboh« ren, und in die iöcher Federn von Pavageyen oder andern Vögeln stecken. Sie wohnen längst dem Flusse Ramopt. Die Reist nach Guiana. 177 Die Mayers, die Marakupis, die Maykas, die 3xaranariutx, die Arikarets, welche die ursprünglichen Einwohner zu Cayenne waren> Diest Nation ist fast ganz vertilget worden. i Die'ItManes, Makapes, Gyünpis und Im-ranes: das ist, leme die in den Wäldern vder weit m dem lande wohnen. . Dl« AyoümqueS, Caicuciams, Machw chuens. ! Dle Nationen, welches dee Mündung des Am<5» zonm-Flusses wohnen, heissen: Aruakaanw, Aroüa« ques, Cumaurx, Maykianes, Amacidous, Ou-» rudas,Ameneymx, ApiaHÜas, Akuchiens mch die-Fapuyranas. Diese glauben, daß ihre Schönheit darinnen besteht, daß sie eine sehr platte Stirne und Hinter« köpf haben. Die Mütter bemühen sich den Köpfen ihrer Kinder von der Geburt an diese Gestalt mittelst zweyer Bretter zu geben, welche sie sehr stark zusammen binden» Die MarupiS, Manamx, Cereanes, Aru-kaymx und die Calipurns. Diese Nation redet ein« Sprache, die eben den Namen hat, und welche fast in M ganz !?3 Reise nach Guiana. ganz Brasilien, und dem größten Theil des südlichen America gewöhnlich ist. Die Sakaques, Barikurns, Makes oder Anchions, Ayes, parakoüaris, Cayas, Salines, Supayes und Tapuyes, welche die Indianer sind, von denen man die grünen Steine bekommt: und zu» lezt die pakaxes. Kurze Kurze Beschreibung einer Reise in das innerste von WdDnmica, Von den Küsten der Südsee bis nach Brasilien und Guiana, den Amazonen Fluß herunter/ Welche am 28ten April 1745. in öffentlicher Bersamm« lung der Academic der Wissenschaften verlesen worden V0K dM Herrn de la Condamine, gemeldeter Academie Mitgliede. Aebst einer von ihm verfertigten neuen Karte von dem Maragnon oder dem Amazonen-Flusse. . M2 » «k Vorrede des Verfassers. U^^s jst Obermann bekannt, daß vor zehen ^2^ Iak>ren verschiedene Sternkundiger in der <2^ Acadcmie der Wissenschaften auf Befehl des Königs untcr die Mittellinie und nach dem Polarzirkel geschickt worden sind, um daselbst die Grade der Erde zu messen, da inzwischen andere Mitglieder der Acadcmie eben diese Arbeit i» Frankreich verrichteten. Unter einer andern Regierung, hätten dieß Reisen, die so viele Werkzeuge und einen so grossen Haufen Beobachter erforderten, nur die Frucht eines langen Friedens ftpn können. Unter Lllde-wig dem Fünfzehnten sind sie während dem Laufe zwcener blutiger Kriege entworfen und ins Werk gerichtet worden; und mittlerweile daß die Kriegs- Ende Emopens bis zum andern zu Hülfe cile-ten / waren seine Mathematiker auf der Fläche der Erden zerstreuet/ und arbeiteten in dcm heißen M 5 und t62 Vorrede des Verfassers. > und kalten Erdstriche an dem Fortgange der Wissenschaften zum allgemeinen Vortheile der Völker. Als eine Frucht ihrer Bemühungen haben sie die Entscheidung einer berühmten Frage zurückge, bracht, eine Entscheidung, an welcher die Erdbeschreibung/ dic Sternkunde, die allgemeine Naturlehre und die Schiffahrt gleichen Antheil nehmen. Sie haben einen Zweifel in ein helles Licht gescßet, wobey es auf das Leben der Menschen ankam. Diese Bewegungsgründc verdienten, daß man sich alle die Mühe gab, welche es gekostet hat, diese Unternehmung auszuführen. Die Academic hatte dieselbe seit ihrer Errichtung beständig vor Augen gehabt; und nunmehr hat sie die letzte Hand daran gelegt. Ich will von den unmittelbaren und äugen« scheinlichen Folgen nichts gedenken, welche man aus der richtigen und genauen Erkenntniß der Durchmesser der Erde ziehen kann, um die Erdbeschreibung und die Sternkunde vollkommen zu machen; sondern nur dieses anführen, daß der Durchmesser der Mittellinie, welcher länger be-futtden worden ist, als derjenige, der von einem Pole Vorrede des Verfassers. 185 Pole zum andern gchct, cinen neuen Grund, ich will nicht sagcn einen neuen vollkommenen Beweis von der Umdrehung der Erde um ihre Achse an die Hand giebt/ einer Uindrehung, welche in dem ganzen yimmelsgebäude statt hat. Die Arbeit der Acadcmistcn so wohl in Ansehung der Ausmessung der Grade/ als der zu einer größern Vollkommenheit gebrachten Erfahrungen des Perpen-diculs/ welche mit einer so genauen Bcstim, nmng in verschiedenen Breiten angestellet sind, setzet die Theorie von dcr Schwere, welche in unsern Tagen zuerst aus ihrer Dunkelheit hervorgegangen ist, in ein ncuesLicht. Diese Arbeit bereichert auch die allgemeine Naturlehrc mit neuen Aufgaben/ die bisher unaufiöslich gewesen sind, von der Größe und Richtung der Schwere an verschiedenen Oertern der Erde. Sie zeigt uns auch endlich den Weg zu noch wichtigern Entdeckungen, wohin / z. E. die Entwickelung der Beschaffenheit und dcr Gesetze der allgemeinen Schwere gehören, dieser Kraft, welche die himmlischen Körper belebet und alles in der Welt regieret. Sind die Irrthümer, welche die Erkenntniß dcr Figur dcr Erdcn den Seefahrenden vermelden M 4 helfen 534 Vorrede des Verfassers. helfen kann, deswegen weniger Irrthümer, weil noch andere vorhanden sind/ denen wir bieher noch nicht abhelfen können? Nein / keincswcges. Je mehr die Schiffahrt zu ihrer Vollkommenheit gelangen wird/ desto mehr wird man den Nutzen von der Bestimmung der Figur der Erde wahrnehmen. Vielleicht sind wir dem Augenblicke näher, in welchem dieser Nutzen von den Seeleuten merk, lich gcspüret werden wird. Allein würde derselbe deswegen geringer seyn, wenn dieser Augenblick noch enfcrnet wäre? Zum wenigsten ist dieses gewiß, daß, je mehr Ursachen man gehabt hat, M zweifeln, ob die Erde länglicht oder platt wäre, es ein desto wichtigerer Punkt auch inBctrachtung der practischen Folgen sey, zu wissen, woran man sich nunmehr nach einer entscheidenden Ausmessung haltensolle. Unter dreyen Reifen, welche neulich die Ausmessung der Erdgrade zum Vorwürfe gehabt haben, ist die nach der Mittellinie zuerst entwon fen und am letzten geendiget worden, und sie ward im Jahr,735. von dem Hrn.Godin, Bou-guer und von mir unternommen. Die Wclt ist seit verschiedenen Jahren von dem Fortgange der Bemühungen der Academisten, welche unter dem Vorrede des Verfajftrs. '85 dem Polarzirkel und in unsern Gegenden gear, beitet haben, unterrichtet worden;" und der Hr. Bouguer, welcher eher als ich nach Frankreich zurückgekommen ist, hat in der öffentlichen Versammlung der Academic am ,4ten November,744. von dem aus unsern Beobachtungen unter der Linie gemachten Schlüsse, und von der Uebereinstimmung desselben mit demjenigen, den man aus den in Norden und Frankreich angestelleten Beobachtungen gefolgert hat / einen Bericht abgestattet; und wenn ein jeder dieser Schlüsse mit einem von den beyden andern verglichen wird, so beweiset er die platte Gestalt der Erde gegen die Pole. Eine umständlichere Beschreibung ist für die Historie unserer Ausmessung der Erde bestimmet/ d. i. unserer astronomischen Beobachtungen und trigonometrischen Arbeiten in der Landschaft Quito in dem südlichen America; denn hiervon müssen wir der Academic und der Welt Rechenschaft geben/ weil wir eigentlich zu dieser Arbeit ausgeschickt worden sind. M 5 Nach, *) Man sehe dic Abhandlungen dcs Herrn vm, Nlauper» mis von der Figur der Erde, und des Hcrrn Cassmi von der Mittagslinlf. ,86 V.orrede des Verfassers. Nachdem die Frage von der Figur der Erde ausgemacht war, und die gemeine Ncugierigkeit in diesem Punkte nachgelassen hatte, so glaubte ich, daß ich dieselbe in der am 2<5ten des verwi-chencn Aprils gehaltenen öffentlichen Versammlung durch einen Auszug aus der Beschreibung meiner Reise noch ferner erregen konnte / welche ich den Amazonen - Fluß herunter von dem Otte, wo er anfängt schiffbar zu werden, bis zu seiner Ergießung in das Meer gethan habe/ und welche mehr als looo. Meilen betragt. Allein da der Uebcrftuß der Sachen mir nicht erlaubet hat/ mich genau in die Grenzen der zu meiner Ablesung vorgeschriebenen Zeit, welche überdcm noch mehr eingeschränkt war, einzuschließen: so ward ich genöthiget hie und da, indem ich meinen Auffaß ablast, von neuem etwas auszulassen; und dieses unterbrach nothwendiger Weise die Ordnung und die Folge meines ersten Auszuges. Ießo lasse ich ihn in eben der Gestalt erscheinen, welche ich ihm anfanglich gegeben hatte. Um die Hoffnung derjenigen, welche in einer Reisebeschreibung nur außerordentliche Begebenheiten und angenehme Abschilderungen fremder Vorrede des Verfassers. 187 der Sitten und unbekannter Gewohnheiten suchen, nicht zu bctricgcn, muß ich ihnen melden / daß sie in dicser sehr wenig, was ihnen ein Genügen thun dürfte, antreffen werden. Ich habe darin nicht die Freyheit gehabt den Leser ohne Unterscheid zu allen Gegenständen zu führen, welche geschickt waren seiner Ncugierigkeit zu schmeicheln. Ein historisches Tagebuch, welches ich wahrend zehen Jahren mit großem Fleiße geschrieben habe, würde mir hierzu vielleicht den nöthigen Stoff haben geben können. Allein hier war es weder der Ort noch die Zeit solchen zu diesem Endzwecke zu gebrauchen. Es kam auf die Karte an, welche ich von dem Laufe eines Flusses, der überaus große und unsern Erdbeschreibcrn fast unbekannte Länder durchströmet, verfertiget hatte. Ich sollte davon einen Begriff in einem Aufsäße geben, welcher bestimmet war in der Academic der Wissenschaften abgelesen zu werden. In einer solchen Beschreibung, worin ich weniger bedacht seyn mu-ste zu ergötzen, als zu unterrichten, würde alles, was nicht die Erdbeschreibung, die Sternkunde oder die Naturlehre betroffen hätte, nothwendig als eine mich von meinem Gegenstände entfernende Ausschweifung angesehen worden sepn. Allein es i8s Vorrede des VerMrs. es war ebenfalls nicht billiq die Geduld des grös ße Vorrede des Verfassers. schaften lieben, nützlich und angenehm seyn mögen. Die Vorsicht, so ich gebraucht habe, den Inhalt an dem Rande anzumerken, wird einem jeden Gelegenheit geben diejenigen Sachen zu weh-len, welche an meisten nach seinem Geschmacke sind. Die kleine Karte von dem Laufe des Amazonen-Flusses, welche ich dieser Beschreibung beygefügt habe, wird hinlänglich seyn die Einbildungskraft des Lesers festzusetzen, bis daß ich ei' ne größere und umständlichere in unsern Denkschriften Herausgeden könne, allwo ich von den Mitteln, die ich gebraucht habe, sie zu verfertigen, Rechenschaft abstatten werde. Allein sie wird nicht eher erscheinen, als bis ich sie so richtig, als es mir möglich ist, werde gemacht hawi. hierzu aber ist nöthig alle meine Rechnungen von den Wegen und der Entlegenheit der Oerter vorher in Ordnung zu bringen und sie durch meine astronomische Beobachtungen zu verbessern. Dieses würde ich jetzo nur unvollkommen thun können, iw dem mir noch die unter einem gewissen bekannten Mittagszirkel gemachten Beobachtungen der Läw ge fehlen, wodurch der Abgang derjenigen ersetzet Vorrede des Verfassers. «^ tzet werden muß, welche in Gleichförmigkeit mit den meinigen an verschiedenen Oerrcrn meiner Reise, zu Paris nicht haben angestellet werdel! können. Ich habe zu dem Laufe des Amazonen-Flusses die Topographie der Landschaft Quito beygefüget/welche aus der Karte der Triangel unserer Mittagslinie hergenommen ist. Die Beschreibung der Küsten eben dieser Provinz, den Weg von Quito nach Lima und von Quito nach Popayan habe ich aus meinen und des Herrn Bouguers besondern Reisen hergenommen. Ver übrige Theil der Karte ist aus verschiedenen Denkschriften, Tagebüchern und Anmerkungen, welche mir in dem Lande von verschiedenen Missionarien oder verständigen Reisenden mitgetheilet wurden, zusammen getragen. Der ycrr Danville Königlicher Erdbeschreiber, dessen Geschicklichkeit bekannt ist, hat mir eine ungemeine Hülfe geleistet diesen verwirrten Stoff in Ordnung zu bringen und zu vereinigen, folglich meine Kar, te dadurch zu bereichern. I« '92 Vorrede des Verfassers. Ich bin der Spaniichen und Portugiesischen Rechtschreibung so wohl in Ansehung der Namen dieser, beyden Sprachen/ als auch der Indianischen Namen der diesen beyde« Kronen r_s$czjtc7rit/, cert z/s&č - /-' Kurze Beschreibung einer in das innerste von Süd-America, Von den Küsten der Südsee bis nach Brasilien und Guiana/ den Amazonen - Fluß herunter gethanen Reise, welche am 28ten April 1745. in der Academic der Wissenschaften von dem Herrn de la Condamine, gemeldeter Academic Mitgliede, abgelesen worden. bem Auegange des Merzens 1743. ^3>?^M «ach dem ich sechs Monate ill einer Wü-«^/Z^ steney zuTarqui, bey Cuenca in dem Kö-nigreiche Peru zugebracht und Tag und Nacht wieder einen der Sternbetrachtung gar nicht günsti« gen Himmel gestritten hatte, erhielte ich von dem Herrn Bouguer die Nachricht, daß er bey (Duiw, an dem nordlichen Ende unserer Mittagslinie zu verschiedenen mahlen einen zwischen unsern beyden Zeniths gestandenen Stern betrachtet hatte, da ich inzwischen densclben in ver« schiedenen Nächten zu eben der Zeit an dem südlichen Engt de, '94 Reist durch Süd America. de eben desselbcn Mittagslinie wahrgenommen hatte. Durch diese zu gleicher Zeit angestellete Beobachtung, deren Wichtigkeit ich stark behauptet hatte, erlangten wir den besondern Vortheil, daß wir unmittelbar und ohne einen angenommenen Grundsatz die wahre Weite eines Bogens von drey Graden des Mittagszirkels, dessen lange uns geometrisch bekannt war, bestimmen und unsre Rechnung sest setzen konnten, ohne daß wir etwas von dcn Veränderungen, sie mögten optisch, oder würklich, oder auch in den Bewegungen des Sterns unbekannt seyn, zu befürchten hatten; denn derselbe war in eben dem Augenblicke zweenen Beobachtern an den zweyen Enden des Bogens zu Gesichte gekommen. Der Herr Bouguer, welcher etliche Monate früher, als ich, in Europa wieder angelanget ist, hat von unserm daraus gemachten Schlüsse in unserer letzten öffentlichen Versammlung Nachricht gegeben. Dieser Schluß kommt mit demjenigen überein, welcher aus den unter dem Polarzirkel geschehenen Ausmessungen" gezogen ist. Er stimmt nicht weniger mit den in Frankreich " unlängst gemachten Entdekungen zusammen; und alles läuft darauf hinaus, daß die Erde eine kugelförmige ^ ' ' Figur *) Diese haben < die Herren von Maupcrtuis, Clairam, Camus und le Nlonnier, Mitglieder der Acadcmie del Mssenschaftell zu Paris, ferner dcr Herr Abt Ouchier, Correspondent dieser Academie, und der Hcrr Celsius, Professor dcr Astronomie zu Upsal, verrichtet. "*) Von dem Hcrru Cassmi de Thury , und dem Abt de la Caille. Reist durch Süd-America. 195 Ugur habe, welche gegen die Pole platt ist. Wir waren im Monat April 1735. und also ein Jahr vor den nach Norden abgeschickten Academisten abgereiset, und wir sind sieben Jahre zu späte zurück gekommen, um Europa etwas neues voll der Gestalt der Erde zu lehren. Seit die« ftr Zeit ist dieser Gegenstand von so vielen geschickten Hän« den abgehandelt worden, daß ich hoffe, man werde es mir Dank wissen, wenn ich die ausführliche Beschreibung meiner besondern Anmerkungen darüber in die Denkschriften der Academic aufbehalte und mich des wohlerworbenen Rechts begebe diese Versammlung damit heute zu unterhalten. Ich will jeßo auch keinen tyeitlauftigen Bericht V0't den andern academischcn Arbeiten machen, welche von der Ausmessung der Erde unterschieden waren, und womit wir uns so wohl insgesammt, als ein jeder insbesondere beschäftiget hakn, so wohl auf unserer Reise aus Europa nach America, in den Orten, wo wir uns aufgehalten haben, als auch nach unserer Ankunft in der Provinz Ouiro, wo wir so mancherley Verhinderungen antrafen, welche den Fortgang unserer Unternehmungen nur gar zu oft aufgehal» ten haben. Ich würve, wcnn ich dieses thun wollte, einen Auszug aus einer großen Menge Nachrichten machen muffen, welche seit siebett oder acht Jahren der Academie übersandt worden, von denen einige noch nicht einmahl in Frankreich angekommen, unddergröste Theil der andern noch nicht in unsern Sammlungen, auch nicht e^mahl N 2 au?« iy6 Reise durch Süd - America. auszugsweise erschienen sind. Ich will also hier nicht von unstrn astronomischen oder geometrischen Bestimmungen der iange und Breite einer großen Anzahl Oerter reden; eben so wenig will ich von der Beobachtung der zwoen Sonnenwenden im Christmonat 1736, und im Brachmonat 1737, noch von der Schiefe der Eccliptic, welche daraus folget, etwas erwehnen; ich will auch nichts von unsern über das Thermometer, und Bearometer, über die Abweichung und Annäherung der Magnetnadel, über die Geschwindigkeit des Schalles, über die anziehende Newtonianische Kraft, über die iänge des Perpendiculs in der Provinz Ouito, auf verschiedenen Höhen, die alle größer, als die Horizontallinie des Meeres waren, gedenken; ich will mich ferner mit demjenigen,, was ich bey der Ausdehnung und Verdickung der Metalle angemerket habe, und mit den zwo Reisen nickt aufhalten, welche ich 1736. von den Küsten der Südsee nach Quito, den Smaragden-Fluß herauf, und 1737' von GuitO nach Lima verrichtet habe. Ich will auch hier nicht die Geschichte von den zwoen Pyrami« den beschreiben, welche ich aufrichten ließ , um die zwo Grenzen der Grundlinie aller unserer Ausmessungen auf ewig festzusetzen, und dadurch den Ungemäch° lichkeiten vorzubeugen, welche man in Ermangelung einer gleichen Vorsicht unr gar zu oft in Frankreich empfunden hat, als man die Grundlinie des Herrn pt> cards mit Gewißheit anzeigen wollte. Die In« schrift, welche in der Academic der schönen Wissen« schaften vor unserer Abreise war entworfen und hernach auf Reise durch Süd America 197 auf diese Pyramiden mit den Veränderungen, welche die Umstände des Orts und der Zeit erforderen, gesetzt wor« den, ward von den zweenen Schissslieutenantcn des Königs von Spanien, dieman uns zugeordnet hatte, als eine so wohl der Ehre Seiner Cacholischcn Majestät, als der Spanischen Nation nachtheilige Sache bey der Regie« rung angegeben. Ich habe zwey Jahr lang den Proreß, welchen man mir persönlich wegen dieser Sache an den Hals geworfen hatte, geführct, und ihn endlich vor der Regierung zu (OuitH, nachdem beyde Parteyen völlig wa» ren gehöret worden, gewonnen. Dasjenige, was sich bey diesem Vorfalle zugetragen, und die verschiedenen andern merkwürdigen Begebenheiten unftrer Reise, welche die Entlegenheit der Oerter in den Nachrichten, welche da^ von hiehcr gekommen sind, sehr verstellet hat, geben mehr den Stoff ;u einer historischen Erzählung, als zu einer aca-demischen Denkschrift ab. Ich will mich also begnügen, nur von demjenigen, was meine Zurückreise nach Europa betrift, etwas zu melden. Damit wir desto mehr Gelegenheit haben mögten, aller« ley Anmerkungen zu machen, so hatte der Herr Godin, Herr Bouguer und ich schon seit langer Zeit die Abrede genommen, auf verschiedenen Wegen nach Hause zu rei« sen. Ich entschloß mich einen zu wehlcn, der fast ganz unbekannt war, und welchen, wie ich gewiß versichert seyn konnte, mir niemand mißgönnen würde. Dies war der Weg den Amazonen«Fluß herunter, welcher das ganze N 3 feste iy8 Reise durch Süd - America. feste land des südlichen America von Abend gegen Mor« gen durchströmet, und welcher mit Rechte für den größer stcn Fluß in der Welt gehalten wird. Ich hatte den Vor, sah auf dieser Reise den gemeinen Nutzen zu befördern, und eine Karte von diesem Strome zu machen, auch aller, ley Anmerkungen, wozu ich in einem so wenig bekanmcn lande Gelegenheit haben mögte, zu sammlen. Die Nachrichten von den Sitten und besondern Gewohnheiten der verschiedenen Völker, welche an den Ufern dieses Flusses wohnen, würden zwar die Neugierigkeit des großen Haufens der leser weit mehr reizen: allein ich habe dafür gehalten, daß es mir in der Gegenwart einer öffentlichen Gest ll. schaft, welcher die Sprache der Naturkündiger und der Erdmesser bekannt ist, nicht gar zu wohl erlaubet seyn würde mich in Vorwürfe einzulassen, die in Ansehung der Absicht dieser Academic fremde sind. Unterdessen aber habe ich, um mich desto verständlicher zu machen, mich nicht enthalten können einige vorläufige Nachrichten von dem Flusse, davon hier gehandelt wird, und von denenjenigen zu geben, welche ihn am ersten beschiffet haben. Man glaubt insgemein, daß Franz von Orellana der erste Europäer gewesen sey, welcher den Amazonen« Fluß entdecket hat. Er gieng im Jahr 1539. nahe bey (Quito, auf dem Flusse Coca, der weiter unten den Namen Napo annimmt, zu Schiffe; aus diesem kam er in einen andern, welcher größer war, und als er ohne einen andern Wegweiser mit dem Strome fortlief, langte er bey dem Reist dltrch Süd - America. 199 dem Nordcap auf der Küste von Guiana, nach einer Schiffahrt an, die seiner Rechnung nach achtzehn hundert Meilen ausmachte. Eben dieser (Orellana gieng zehn Jahre hernach mit dreyen Schissen, w?lchc ihm in Spanien waren anvertrauet worden, zu Grunde, ohne daß er die rechte Mündung dieses Flusses halte wieder finden können. Man sagt, daß er, da er denselben herunter fuhr, einige bewaffnete Weiber angetroffen hatte, vor denen er slch nach dem Rath eines Indianischen Cariken hätte in acht nehmen sollen, und daß dieses die Gelegenheit gewesen sty denselben den Amazonen-Fluß zu nennen. Einige haben ihm den Namen Orellana gegeben; allein er ward schon vor dem Orellana, Maranon " von dem Namen eines andern Spanischen Schissshauptmamics gcnennet. Die Erdbeschreiber, welche aus dem Amazonen-Flusse und dem Maranon zween ver« schicdcne Ströme gemacht haben, und hierin, gleich wie Laor durch das Ansehen des Garcilasso und Herrcra betrogen worden sind, wüsten sonder Zweifel nicht, daß nicht nur die ältesten Spanischen Origmalschriftsteller den Fluß, von dem wir reden, seit dem Jahre »5,3. !V3aran-non genannt haben, sondern, daß auch Orellana selbst in seiner Reisebeschreibung sagt, er hätte die Amazonen, als er den Maranon herunter gefalln wäre, angetrofi sen, worauf nichts geantwortet werden kann; und dieser Name ist ihm auch in der That bestandig bis auf den heu« N 4 tige« *) Dlcs Wort wird w aus^iprvchm, als die Fran^sen Maragnon aussprcchcn. Zoo Reise durch Süd- America. tigen Tag, seit mehr als zwey hundert Jahren, von den Spaniern in seinem ganzen laufe und von seiner in Ober, pcru liegenden Quelle an, beständig erhalten worden. Allein, die Portugiesin, welche sich siit dem Jahre 1616. zupa« ra einer an der östlichsten Mündung dieses Flusses gelegenen bischöflichen Stadt, festgesetzet haben, kennen ihn nicht anders, als unter dem Namen des Amazonen-Flusses. Weiter hinauf nennen sie ihn Solimoes, und sie habcn den Namen Maranon , oder in ihrer Sprache Niaranhaon einer Stadt und einer ganzen Provinz, in der Nachbarschaft von para gegeben. Ich werde ihn ohne Unterscheid bald Niaranon«, bald den Amazonen« Fluß nennen. Als im Jahr,565. Pedro deUrsoa von dem Unter, tönige zu Peru ausgeschickt ward, um den berühmten Goldsee parima und die Stadt del Dorado ;u suchen von welchen man glaubte, daß sie nicht weit von dem Ufer des Amazonen«Flusses lägen; so gieng er in diesen Strom durch einen Fluß, welcher von Süden kommt, und von dem ich an seinem Orte reden werde. Nrjoa hat» te noch ein weit traurigcrs Schicksal, als sein Vorgänger Orellana. Nrfta verlohr sein leben durch die Hand des Aguirre, eines auftührischen Soldaten, welcher sich zum Könige erklären ließ. Dieser fuhr hernach den Fluß her« unter, und nachdem er nach einer langen Reise, von welcher man noch nicht genügsame Nachrichten hat, sich al-leythalben als einen Mörder und Räuber aufgeführet hat« te. Reise durch Süd - America. 201 te, so ward er endlich auf der Insel der Dreyeinigkeit geviertheilet. Solche Reisen gaben von dem laufe des Flusses kein großes iicht, und einige Statthalter an besondern Oeriern siclleten hernach verschiedene Versuche mit eben so wenigem Erfolge an. Die Portugiesen waren darin glücklicher als die Spanier. Im Jahre 1638, hundert Jahre nach dem Orel-lana ward Pedro Tereira von dem Statthalter zu pa-ra an der Spitze einer guten Anzahl Portugiesen und Indianer dahin abgeschickt. Er gieng den Amazonen. Fluß bis zur Mündung des Napo, und darauf den Napo selbst herauf, welcher ihn in die Nähe von Quito führte, wohin er sich mit einigen Portugiesen zu iande begab. Er ward von den Spaniern sehr wohl aufge« nommen, weil beyde Nationen damahls einen Herrn hatten. Ein Jahr hernach gieng er nach para auf eben demselben Wege in Begleitung der beyden Jesuiten d' A« cuna und d' Anieda zurück, welche ernannt waren dem Hose zu illadrit Nachrichten von den Merkwürdigkeiten der Reise zu überbringen. Sie schätzeten den Weg von dem kleinem Dorfe Napo, dem Orte ihrer Einschif. sung bis nach para auf 1356. Spanische Meilen, wel. che mehr, als 1500. Seemeilen, und über 1920. gemeine Französische Meilen ausmachen. Die Beschreib ing dieser Reise ist zu lNadrit 1640. gedruckt worden. Die Französische Uebersetzung, welche der Herr von Gom- N 5 der» 202 Reist durch Süd America. berville 1682. herausgegeben hat, ist in jedermanns Händen. Die sehr fehlerhafte Karte von dem laufe dieses Flusses, welche Sanson zu folge dieser blos historschen Reise« beschreibung verfertiget hat, ist hernach von allen Erdbe-schreibern aus Mangel neuer Nachrichten nachgezeichnet worden, und wir haben erst im Jahr »717. eine bessere bekommen. Damahls erschien zum ersten mahle in Frankreich in dem zwölften Theile der erbaulichen Briefe" eine Nachzeichnung von der Karte, die 1727. zu Quito ge» stochen und seit 1690. von dem Pater Samuel Fritz, einem Deutschen Jesuiten war verfertiget worden; denn dieser war an den Ufern des Maranon Missionarius gewesen und hatte das ganze iand langst demselben durchgestrichen. Aus dieser Karte lernte man, daß der Napo, welcher noch für die wahre Quelle des Amazonen-Flusi seszu der Zeit gehalten ward, da der Paterd' Acuna seine Reise that, nur ein Nebenstuß war, welcher durch sein Wasser-den Amazonen» Fluß vergrößerte; und daß dieser unter dem Namen des Maranon aus einem See bey Guanuco, 3"» Meilen von Lima herkäme. Uebri» gens hat der Pater Friy ohne Perpendicul und ohne Sehrohr keinen Punkt in Ansehung der länge bestimmen können. Er hatte nur einen kleinen halben Zirkel von ^ . Holz' •) Lettres edsfiantes & curieutes. Reise durch Süd-America. 20z Holze, mit einem d«y Zolle großen halben Durchmesser, zu Ausrechnung der Breiten, und uberdem war er noch krank, als er den Fluß bis nach Para herunter fuhr. Man darf nur die Handschrift seines Tagebuchs lesen, da« von ich eine Abschrift' besche, so wird man schen, daß viele Hindernisse ihm so wohl damahls, als bey der Zurückreise nach seiner Mission nicht erlaubten die nöthigen Beobachtungen anzustellen, um seine Karte insonderheit gegen den untersten Theil des Flusses vollkommen zu machen. Bey dieser Karte befinden sich nur etliche wenige Anmerkungen auf eben demselben Blatte, und es ist fast nichts mit einer historischen Ausführlichkeit beschrieben, so daß man von den iandern, durch welche der Amazonen-Fluß läuft, heutiges Tages in iLuropa fast nichts weiß, als was man davon vor mehr als hundert Jahren aus der Reisebeschrei« bung des Jesuiten d' Acuna" gelernet hatte. Nachdem der Maranon aus dem See, woher er gegen den eilften Grad südlicher Breite seinen Ursprung hat, gegangen ist, so lauft er nordwärts bis zu Iaen de Bracamoros sechs Grade. Von da nimmt er seinen tauf *>> Sie ist nach dem in dem Archive des Collegii zu Gnito verwahrten Original gemacht, und dem Versasser von Don Iasepb Pardo y Figueroa, Marquis de Valleumbroso, dcr CormMl zu Cuseo und Verge« lehncn Wtlt wohl bekannt ist, mitgethcllct wurden. »*) Ei« gcwisses Buch untcr dem Titel: l-.l l^2«lmvn 6 ^u.iiLvm ist einzusammkMrafftts unförmliches Werk. 204 Reise durch Süd - America. lauf ostwärts fast parallel mit der Mittellinie bis zum Nordcap, wo er sich in den Ocean recht unter der Mittellinie ergießt, nachdem er von Iaen, wo er anfangt schiffbar zu werden, dreyßig Grade in der länge, oder sieben hundert fünfzig gemeine Meilen, welche durch die Umwege auf tausend bis eilf hundert anwachsen, gelaufen ist. Er nimmt von Norden und Süden eine erstaunliche Menge anderer Flüsse zu sich, von denen viele fünf oder sechs hundert Meilen weit laufen, und unter welchen einige der Donau und dem Nil nichts nachgeben. Die U-ser des Maranon waren noch vor hundert Jahren von einer großen Menge Völker bewohnet, welche sich tiefer in das tand gezogen, so bald sie die Europaer gesehen haben. Man findet daselbst heutiges Tages nur kleine Flecken, worin die Eingebohrnen des iandes wohnen, welche, oder deren Väter theils von den Spanischen Missionarien an dem obern Theil des Flusses, und theils von den portugiesischen in dessen untersten Gegenden ohnlängst aus den Wäldern gezogen worden sind. Es sind drey Wege, auf welchen man aus der land» schaft Quito nach der Provinz tNapnas, von der die Spanische»; Missionen an dem Maranon ihren Namen bekommen, reisen kann. Diese vrey Wege gehen durch die berühmte Reihe Gebürge, welche mit Schnee bedeckt und unter dem Namen Cordilleras de las Andas bekannt sind. Der erste ist fast unter der Mittellinie ost« wärts von Quico und gehet durch Archidona nach dem Napo. Reise dnrch Süd - America. 205 Napo. Diesen Weg nahm Lereira, als er von Qui» to zurück kam, und der Jesuit d' Acuna. Der andere gehec durch eine Tiefe unten an dem feucrspeyendem Berge Tonguragua unter dem ersten und einem halben Grade, südlicher Breite. Auf dieser Straße kommt man in die Provinz Canelos, und man muß über viele Bache setzen, welche sich vereinigen und so dann einen Fluß Namens pa» stafsa ausmachen, welcher sich hundert und fünfzig Mei« len weiter herauf als derNapo in den Niaranon ergießt. Diese zween Wege nehmen insgemein die Missionarien von Quito, die einzigen Europäer, welche diese lander besuchen, und denen die Gemeinschaft mit der benachbarten iand« schaft Quito fast ganzlich durch das Gebirge abgeschnitten ist, weil man über dasselbe nur in einigen Monaten des Jahrs reisen kann. Der dritte Weg gehet durch Iaen de Bracamoros unter dem fünften und einem halben Gra. de südlicher Breite, allwo der Maranon anfangt schiff» bar zu werden. Dieser letzte ist der einzige unter den dreyen, auf welchem man iastthiere bis zu dem Orte der Einschiffung mit sich führen kann. Auf den zween andern muß man viele Tage zu Fuße gehen, und alles von den Indl« anern auf den Schultern tragen lassen. Unterdessen wird dieser unter den dreyen am wenigsten gebraucht, so wohl we« gen des langen Umweges und des bestandigen Regens, welcher die Wege auch in der schönsten Jahreszeit fast unbrauchbar macht, als wegen der Schwierigkeit und der Gefahr in einem berühmten engen Paß pongo ge« nannt, welchen man, wenn man aus den Gebürgen kommt, an 2o6 Reist durch Süd - America. antrifft. Ich erwehlte den letzten Weg vornehmlich deswegen , damit ich diesen Paß, von welchem man zu Quito mit einer Bewunderung, die mit Furcht vermischet war, redete, kennen lernen, und damit ich in meiner Karte den ganzen Strom, so weit er schiffbar ist, begreifen mögte. Ich reisete von Tarqui, welches das südliche Ende unserer Mittellinie war, und fünf Meilen südwärts von <5uenca liegt, am «ten May 1743. ab. Auf meiner Reise nach Lima 1757- war ich der gemeinen iandstraße von Cuenca nach Loxa gefolgt; diesesmahl nahm ich einen durch Zaruma gehenden Umweg, um diesen Ort auf meine Karte zu setzen. Ich lief einige Gefahr, als ich über den großen Fluß Los Iudones, welcher damahls sehr aufgeschwollen war und allezeit sehr schnell ist, mittelst einer Fuhrt gieng: allein durch diese Gefahr entgieng ich einer größern, welche mir auf der landstrasse nach Lora be« vorstund. * Man ») Ich habe nach der Air erfahren, daß Leute, die dazu von den Urhebern oder Mitschuldigen des an unserm Wundarzte, dem Herrn Seniergues begangenen Mor« des bestellet waren, auf der Landstraße von Cuenca nach Loxa auf mich lauretcn. Sie wüsten / daß ich eine rcchtsbestsndige Abschrift des Criminal - Processes, welchen ich als Testamentsvollzieher des verstorbenen wieder sie angestellet hatte, mit mir nach Europa nahm; und sie befürchteten mit Grunde, daß das in der Audt'eus zu Guiro wieder allc Rechte gisprocheue und mit Nullitäten angefüllete Urtheil in dem Spani, schen Nathe vernichtet werden mögte. Reise durch Süd - America. 207 Man siehet von einen Gebürge, über welches ich auf idem Wege nach Zaruma gieng, Cumbez, einen Hafen an der Südsee, wo die Spanier nach der Eroberung von Peru, jenseit der iim'e ihre erste landung thaten. Hier war eigentlich der Punkt, wo ich anfieng, mich von der Sndsee zu entfernen, und von da ich das ganze feste tand des j üblichen America von Abend gegen Morgen durchwanderte. 3aruma, welches unter dem dritten Grade vierzig Minuten südlicher Breite liegt, giebt einer kleinen iand« schaft westwärts von Lora den Namen. So richtig auch Laet ist, so thut er davon in seiner Beschreibung von 2l» mcrica nicht die geringste Meldung. Dieser Ort war vor Zeiten einigermaßen durch seine Bergwerke berühmt, die jeho fast ganz wüste liegen. Das Gold in denselben ist von geringem Werthe, und hält nur 14 Karat; es ist mit Silber vermischt, und dem ohngeacktet unter dem Ham< mer sehr weich. Ich fand zu Zaruma die Höhe des Barometers 24. Zolle und zwo linien; man weiß, daß diese Höhe in dem heißen Erdstriche sich nicht, wie in unsern Gegenden ver« andett. Wit haben zu Quito in ganzen Jahren angemerket, daß der größeste Unterscheid nicht über anderthalb iinien ausmachte. Herr Godin hat zuerst beobachtet, Vaß die Veränderungen desselben, welche bey nahe eine ii-nie in 24 Stunden betragen, sehr ordentlich abwechseln; und da dieses einmahl bekannt ist, so giebt es Gele- 2O8 Reise durch Süd - America. Gelegenheit von der mittlern Höhe des Quecksilbers aus ei-ner einzigen Erfahrung zu urtheilen. Alle diejenigen, wel« che wir auf den Küsten der Südste gemacht, und dieje« nigen, welche ich auf meiner Reise nach Lima wiederhoh-let, hatten mich gelehret, welches die mittlere Höhe auf der Horizontallinie des Meeres war; daher konnte ich mit ziemlicher Richtigkeit schließen, daß das Erdreich bey 3a-ruma ungefehr 700. Klaftern erhaben war, welches noch nicht die Helfte der Erdhöhe zu Quiro ist. Ich habe mich bey dieser Rechnung der von dem Herrn Bouguer verfertigten Tafel bedienet; sie ist nach einem angenommenem Grundsätze gemacht, welcher bisher besser als sonst ein an« derer mit unsern mittelst des Barometers auf verschiedenen Höhen, welche geometrisch bestimmet waren, angestelleten Beobachtungen eingetroffen ist. Ich kam von Tar-qui, einem ziemlich kalten lande, und empfand eine große Hitze zu Zaruma, ob ich mich gleich hier an einem nicht viel niedrigern Orte befand, als das peleischc Gebürge zu Martinique ist, allwo wir eine strenge Kalte aus« stunden, als wir aus einem niedrigen und warmen iande kamen. Ich setze hier voraus, man werde schon wissen, daß während unserm langen Aufenthalte in der Provinz Quico unter der Mittellinie, wir beständig wahr« genommen haben, daß, nachdem die Erdhöhe kleiner oder größer ist, dieselbe den Grad der Hitze fast vollkommen bestimmet, und daß man nicht 2020. Klaftern heraufsteigen darf, um aus einem von der Sonnenhitze verbrann« tem Thale zu dem untersten Theile eines Schneehaufens zu Reist durch Süd - America. 209 zu gelangen, welcher so alt als die Welt, und womit ein benachbartes Gedürge bedecket ist. Ich fand auf meinem Wege viele Flüsse, über welche man auf Brücken von Seilen, von Baumrinden, oder von einer Gattung Weiden, die man in unsern Ameri« canischen Injeln Li^ne nennt, gehen muste. Diese Lianen, welche wie ein Neh in einander geflochten sind, machen von einem Ufer zu dem andern eine Galerie in der iuft, welche a» zweyen großcn Taucn von eben demselben Stosse hängc, deren Enden auf jedem Ufer an dcn Acsten der Bäume befestiget sind. Dieses zusammen siehet eben so als ein Fischernch, oder noch besser, als ein Indiani« l0H öe 1' ^caöemie «73z, pp. »26. öl »28. /i,? ? ^^e beyden Ufcr des Flusses mit wildem Cacao bedeckt, welcher dem gebaueten nichts nachgiebct, und welchen die Indianer nicht höher als das Gold schätzen. Auf der vierten Tagereise seit meiner Abfahrt von Ia-en, gieng ich ein und zwanzig mahl über den Chuchun-ga durch eine Fuhrt, und zum letzten mahle in einem Fahrzeuge. Die Maulesel, welche sich ihrem Nachtlager näherten, warfen sich, so beladen als sie waren, in den Fluß, so daß meine Instrumente, Bücher, Schriften und alle übrigen Sachen naß wurden. Dies war das vierte Unglück von dieser Art, welches ich, seit dem ich in den Gebürgen gereiset war, ausgestanden hatte, und meine Schissbrüche höreten nicht eher auf, als bis ich mich auf die See begab. ^ Ich fand an den Chuchunga ein kleines Dorf von zehn Indianischen Familien, welche von ihrem Caciken regieret wurden, welcher bey nahe so viele Spanische Wörter verstund, als ich von seiner Sprache wüste. Ich war genöthiget gewesen, mich zu Iaen zweener im dem lande gebohrner Bedienten zu entledigen, welche mir zu Dolmetschern hätten dienenkönnen. Die Noth ließ mich ein Mittel finden ihrer zu entbehren. Die Indianer zu Chuchun' ga hatten nur kleine zu ihrem Gebrauch bequeme Kahne, und das Boot, welches ich von St. Iago durch einen Boten hslen ließ, konnte in. 14 Tagen nicht ankommen. " Ich Reift durch Süd-America. 215 Ich beredete den Caciken, von seinen ieuten eine Flöße oder Balsc machen zu lassen, (diestn Namen giebt man so wohl ihnen in diesem icmde, als dem Holze, woraus sie gemacht sind;) und verlangte eine solche, die groß genug wäre mich mit meinen Instrumenten und Geräthe fortzu» bringen. Die Ze< t welche erfordert ward, die Balse zu verfertigen, setzte mich in den Stand meine Papiere und Bücher Blatt für Blatt zu trocknen, welche Vorsicht so nöthig als beschwerlich war. Die Sonne zeigte sich nur gegen Mittag, und dieses war genug, um ihre Höhe zu messen. Ich befand mich unter dem fünften Grade ein und zwanzig Minuten südlicher Breile, und ersähe aus dem Barometer, welches sechszehn linien niedriger, als an dem Ufer des Meeres stund, daß es -^Klaftern über der Ho-rizontallinie desselben Flüsse gäbe, welche beständig schiff» bar sind. Ich will gar nicht behaupten, daß sie es in einer größern Höhe nicht seyn könnten, ich führe blos die Folgen an, welche ich aus meiner Erfahrung gezogen habe. Inzwischen ist es ziemlich wahrscheinlich, daß der Punkt, wo ein Fluß anfangt schiffbar zu werden, welcher, von diesem Orte anzurechnen, mchr als tausend Meilen läuft, höher seyn muß, als derjenige, wo die gemeinen Flüsse anfangen schiffbar zu werden. Den 4ten des HeumonatS nach Mittage begab ich mich jn ein klein Boot mit zween Rudern; die Balse giengvor-her, und ward von allen Indianern in dem Dorfe begleitet. Sie giengen bis an die Mitte i?eS leibes im Waj O 4 ser, 216 Reise durch Süd America. scr, damit sie dieselbe an den gefährlichen Stellen mit der Hand führen und sie zwischen den Klippen und in den kleinen Fafferfällen wieder die Heftigkeit des Stroms halten mögten. Den folgenden Tag am Morgcn kam ich nach Vielen Umwegen in den Maranon, ungefehr vier Meilen nordwärts von dem Orte, wo ich in das Fahr^ug gestie-gen war. Hier fängt er an schiffbar zu werden. Die Noth-» wendigkeit erforderte die Flöße, welche dem Bette des kleinen Flusses, auf welchem ich Heruntersuhr, nur gemäß gewesen war, zu vergrößern und starker zu machen. Die Nacht darauf wuchs der Fluß um zehn Fuß an, und man muste die laube, die mir zum Sonnenschirme dientte, und welche die Indianer mit einer ungemeinen Gefchicklickkcit und Geschwindigkeit machten, eiligst darauf bringen. Ich ward an diesem Orte drey Tage nach dem Rctth, oder viel. mehr nach den Befehlen meiner Wegweiser aufgehalten weil ich mich nach ihnen richten muste. Sie hatten also Zeit genug die Balse fertig zu machen, und ich konnte mittlerweile Beobachtungen anstellen. Ich maß die Breite des Flusses geometrisch, und befand, daß sie iZ5.Klaftern betrug, ob sie gleich schon 15. bis 20. Klaftern kleiner geworden war. Viele Flüsse, welche er über Iaen zu sich nimmt, sind breiter, und ich muste daraus schließen, daß er ungemein tief seyn müste. Ich fand auch in der That mit einer Schnur von 28. Klaftern nur in dem Drittel sei/ ner Breite Grund. Ich konnte in der Mitte des Bettes die Tiefe nicht erforsch?«, weil dort die Geschwindigkeit eines dem Stronle überlaßenen Boots so groß war, daß es Reist durch Süd - America. 217 es in einer Secunde eine und ein viertel Klafter fortlief. Das Barometer, welches vier iinien höher, als in dem Hafen war, zeigte mir, daß die Horizontallinie des Waft fers von Chuchunga an, von da ich nur acht Siunden auf der Herunterfahrt zugebracht hatte, ungefehr 50. Klaf« lern niedriger geworden war. Ich beobachtete an eben dem Orte die Breite, welche fünf Grade und eine Minute südwärts war. Den 8ten setzte ich meinen Weg fort, und gieng durch den engen Paß Cumdinama, welcher we^en dcr Steine, die darinnen häufig sind, gefährlich ist. Der Fluß ist hier wenig über 20. Klaftern breit. Den folgenden Tag kam ich an eine andere enge Stelle jkscurrebragas genannt, welche von einer andern Art ist. Der Fluß, welcher durch ein Ufer von sehr steilen Felsen, worauf er schmirgrade stößt, in seinem iaufe aufgehalten wird, muß sich plötzlich wenden, so daß er mit seiner ersten Richtung einen rechten Winkel macht. Der Stoß des Wassers nebst der Geschwindigkeit, welche dasselbe durch die Enge des Canals bekommt, hat in den Felsen eine tiefe Bucht gemacht, worin das Wasser an dem Ufer des Flusses zurück gehalten wird, welches durch die Geschwindigkeit desjenigen, welches in der Mitte ist, auf die Seite getrieben war. Meine Flößc, worauf ich mich damahls befand, ward durch den abfließenden Strom in diese Stelle getrieben, und es drehete sich darin eine Stunde und etliche Minuten herum. Das in Kreisen laufende Wasser brachte mich wieder zu O 5 der 218 Reise durch Süd America der Mitte des Flußbettes, wo der anschießende große Strom solche Wellen machte, welche ein Boot unfehlbar in den Grund versenket haben würden. Die Größe und Starke der Flöße setzte sie gegen diese Gefahr in Sicherheit: allein ich ward durch die Heftigkeit des Stroms allezeit hintm in die Bucht zurück getrieben, und ich konnte nicht anders, als durch die Geschicklichkeit der vier Indianer, welche ich mit einem kleinen Boote auf allen Fall bey mir behalten hatte, von da wieder heraus kommen. Diese waren langst dem iande herunter gefahrm, und kletterten so dann auf den Felsen, von welchem sie mir nicht ohne große Mühe einige Liannen zuwarfen, die man hier zu lande statt der Stricke, gebraucht. Mit diesen zogen sie die Balje so lange fort, bis daß sie dieselbe wieder in den abfließenden Strom gebracht hatten. Eben denselben Tag fuhr ich durch den dritten engen Paß Namens Guäracayo, all» wo das Bette des Flusses zwischen zween grossen Felsen ein« geschloffen und nicht 30 Klaftern breit ist. Dieser ist nur bey einem großen Anwachs des Wassers gefährlich. An eben diesem Abend begegnete ich dem großem Boote von St. Iago, welches den Fluß herauf fuhr, um mich aus dem Hafen abzuholen. Allein es hätte noch sechs Tage zu-bringen müssen, um nur den Ort zu erreichen, von wel» chem ich des Morgens abgereiset und in zehn Stunden herunter gefahren war. Am loten kam ich zu Sr. Iago de las Montanas an, einem kleinen Dorfe, welches jetzo an der Mündung des Reise durch Süd America. 219 des diesen Namen führenden Flusses liegt, und aus den Ileberbleibseln einer Stadt erbauet worden, welche den ihrigen dem Strome gegeben hatte. An den Ufern desselben wohnet ein Indianisches Volk, Xibaros genannt. Die« se ieute waren vor Zeiten Christen gewesen, und sind seit hundert Jahren von den Spaniern abgefallen, um sich der schweren Arbeit in den Goldbergwerken, die in ihrem iande befindlich sind, zu entziehen. Sie haben sich seitdem m unzugängliche Wälder begeben, und erhalten sich in den» selben in ihrer Freyheit. Sie hemmen die Schiffahrt auf diesem Flusse, auf welchem man ganz bequem in weniger als acht Tagen aus den Gegenden von Lora und Cuenca herunter fahren kann, von da ich zu iande vor zween Mo« naten abgereiste war. Die Furcht vor diesen Indianern hat die noch übrigen Einwohner zu St. IaZo zweymahl gezwungen ihren Aufenthalt zu verandern , so daß sie seit ohngefchr 40. Jahren bis zu dem Orte heruntergegangen sind, wo der Fluß sich in den Maranon ergießet. Unter St. Jago findet man die Stadt Borja mit der es fast eben die Bcwandniß, als mit den vorigen hat, ob sie gleich die Hauptstadt und der Sitz des Statthalters der Provinz Maynas ist, welche alle Spanische MW« nen an den Ufern des Maranon begreift. Borja ist von Sl. Iago nur durch dcn berühmten pongo de Nianscriche abgesondert, pongo, welches vor alters in der peruanischen Sprache puncu hieß, bedeutet ft viel als ein Thor. Man giebt solchen Namen in dieser Spra- 22O Reise durch Süd - America Sprache allen engen Pässen, allein der nur gemeldete führt ihn vorzüglicher Weise. Dies ist ein Weg, welchen sich der Maranon, indem er sich nach einem nördlichen iaufe von mehr als zwo hundert Meilen, ostwärts wendet, mitten durch die Gebürge Cordilleras eröffn-'t, und sich zwischen zwoen parallel laufenden Mauren vonF^f'N/ welche fast schnür gleich gehauen zu seyn scheinen, ein Bette macht. Vor etwas mehr als hundert Jahren entdeckten einige Spanische Soldaten von Sc. Iago diesen Paß, und wagten es durch denselben zu gehen. Zween Missionarien von dem Iesuiter-Orden aus der Provinz Quito folgten ihnen bald darauf, und stifteten im Jahre 1639. die Mis« s,on Maynas, welche sich sehr weit den Fluß herunter erstrecket. Nachdem ich zu St. Iago angekommen war, so hoffte ich noch an diesem Tage nach Borja zu gelangen, und brauchte wenig über eine Stunde, um mich dahin zu begeben; aber ungeachtet meiner zu wiederholten mahlen abgeschickten Boten, und ungeachtet der Befehle und Empfehlungsschreiben, womit wir allezeit wohl versehen waren, und deren Würkung wir sehr sclten sahen, war das Holz zu der großen Flöße, auf welcher ich durch den pon-go gehen sollte, noch nicht gehauen. Ich begnügte mich also die meinige durch eine neue Einfassung zu verstärken, um die erste Gewalt der Stöße auszuhalten, welche in Ermangelung eines Steuerruders, dessen sich die Indianer bey den Flößen nicht bedienen, in den Krümmen des Flus» ses fast unvermeidlich sind- Was ihre Kähne betrift, so sind Reise durch Süd-America 221 sind dieselben so leicht, daß sie solche mit eben der Pagaye, die ihnen statt eines Flußruders dienet, regieren. Den folgenden Tag nach meiner Ankunft zu St. Ja? go war es mir nicht möglich den Widerwillen meiner Schissleute zu überwinden, welche den Fluß noch nicht niedrig genug befanden, um die Durchfahrt zu wagen. Alles was ich von ihnen erhalten konnte, bestund darin, daß sie über denselben fuhren, um die rechte Zeit in einer kleinen nahe bey dem Eingänge des pongo befindlichen Bucht zu erwarten, allwo die Heftigkeit des Stroms so stark ist, daß, obgleich daselbst keine eigentlich so genamtte Wasserfälle sind, sich das Wasser dennoch herunter zu stürzen scheinet, und indem es wieder die Felsen schlägt, ein sehr erschreckliches Geräusche verursachet. Die vier Indianer aus dem Hafen Iaen, welche mir bisher gefolget waren, hatten nicht so viel Neugierig, keit als ich, den pongo in der Nähe zu sehen, und waren daher schon zu lande durch einen Fußsteig oder viel» mehr eine in den Feljcn gehauene Treppe vorausgegangen, um mich zu Borja zu erwarten. Sie ließen mich diese Nacht, so wie die vorige mit einem Mohren-Sklaven allein auf meiner Flöße, Es war mein Glück, daß ich sie nicht hatte verlassen wollen, und ich erlebte hier eine Begebenheit , die vielleicht ohne Exempel ist. Der Fluß welcher in 56. Stunden 25 Schuhe gefallen war, fuhr fort au« genschcinlich niedriger zu werden. Mitten in der Nacht war ei« Splitter eines großen Astes von einem unter dem Wasser 222 Reise duch Süd - America. Waffer verborgenen Baume zwischen den Stücken Holz meiner Flöße eingefahren, und drtmg immer weiter durch dieselben, so wie die Flöße mit dem Waffer immer tiefer herunter sank. W »ferne ich nicht gegenwärtig und wa< chend gewesen wäre, jo würde ich mit der Flöße den Augen« blick an dem Aste eines Baumes hängen geblieben seyn, und das geringste, was mir hätte begegnen können, war dieses, daß ich meine Tagebücher und zu Papiere gebrachte Anmerkungen, die Frucht einer achtjährigen Arbeit, verlohren haben würde. Ich fand endlich glücklicher Weise ein Mittel die Flöße los- und wieder fiott zu machen. Ich machte mir meinen gezwungenen Aufenthalt zu St. Iago zu nutze, um die Breite der zween Flüsse geome, trisch zu messen, und nahm auch die nöthigen Winkel auf, um eine topographische Karte von dem pongo zu ver< fertigen. Den i2ten des Heumonats zu Mittage ließ ich die Flöße losbinden und in den weiten Fluß treiben. Ich ward alsbald mit dem Strom in eitlen engen und tiefen Gang, welcher in den Felsen, als eine Böschung, und an einigen Orten schnurgerade gehauen zu seyn schien, dahingerissen. In weniger als einer Stunde war ich nach Borja, welches nach der gemeinen Rechnung drey Meilen unter St. Iago liegt, herunter gefahren. Inzwischen konnte die Balst, welche nur einen halben Schuh tief gieng, und durch den Raum, den ihre iadung einnahm, dem Wie-derstande der iuft eine sieben bis acht mahl größere Flache, als Reise durch Süd - America. 223 als dem Strome des Waffers entgegen stellete, nicht völlig fo geschwinde, als der Strom gehen; und diese Geschwin« digkcit selbst nimmt beträchtlich ab, so wie das Bette des Flusses, wenn er der Stadt Borja näher kommt, sich erweitert. Meinem Ermessen nach liefen wir an der engsten Stelle zwo Klaftern in einer Secunde fort, in Verglei« chung anderer Geschwindigkeiten, die genau waren ausgo messen '.»orden. Der Canal des pongH, welchen die Hand der Natur gegraben hat, fängt eine kleine halbe Meile unter Sr.Iai go an, und wird hernach immer enger, dergestalt, daß, da er nach der Vereinigung zweener Flüsse zum wenigsten 250. Klaftern breit ist, er an der engsten Stelle nur 25. Klaftern hat. Ich weiß, daß man bisher die Breite des pongo nur 25. Spanische Varas gerechnet hat, welche wenig mehr als io. Französische Klaftern ausmachen-, ich weiß auch, man sagt insgemein, daß man von Sl. Ja« »0 nach Borja in einer viertel Stunde fahre. Allein ich habe angemerket, daß ich an der engsten Stelle zum wenigsten drey längen meiner Flöße von jedem Ufer entfernet war. Ich habe auf meiner Uhr 57. Minuten von dem Eingänge des engen Passes bis nach Borja gezählet; und nach einer richtigen Vergleichung finde ich die Maaße so, wie ich sie angegeben habe. Ja, wie sehr ich mich bemü« he der angenommenen Meynung näher zu kommen; so kann ich kaum zwo Meilen, deren 20. auf einen Grad gehen, von St. Iago nach Borja smden, dahingegen man insgemein deren drey rechnet. 224 Reise durch Süd'America. Ich stieß zwey oder drey mahl all den Stellen, wo sich der Strom wendet, wieder die Felsen, und man würdeUr« sache haben sich zu erschrecken, wenn man davon nicht zuvor unterrichtet ware. Ein Boot würde tausendmahl, und ohne Rettung davon zertrümmert werden, und man zeigte mir unterwegens den Ort, wo ein Statthalter von May-nas umgekommen war. Aber weil die Stücken Holz ei« ner Flöße weder an einander genagelt noch mit Kammern verbunden find, so verrichten die biegsamen Lianen, mit welchen die Hölzer zusammen gefüget sind, die Würkun« gen einer Feder, welche dem Stoße seine Kraft nimmt, und man braucht gar keine Vorsicht wieder diese Stöß?, wenn man auf Flößen fähret. Die größeste Gefahr, welche man darauf zu besorgen hat, bestehet darin, daß man in einen Strudel außer dem Strome gerathen kann, sowie es mir weiter oben begegnet war. Vor noch nicht einem ganzen Jahre, ward ein Missionarius in einen solchen Würbet getrieben; er blieb zween Tage ohne iebensmictel in demselben, und würde darinnen vor Hunger gestorben seyn, wofern nicht eine plötzliche Aufschwellung des Flusses ihn endlich wieder in den absticßenden Strom getrieben hätte. Man gehet in keinem Boote den pongo herunter, als wenn das Waffer genugsam gefallen ist, und wenn man das Boot regieren kann, ohne daß der Strom eine allzugroße Gewalt darüber habe. Wenn es am allerniedrig-sten ist, so können die Boote auch, wiewohl mit großer Schwürigkeit heraufgehen, aber niemahls die Balsen. Da Reise nach Süd?America. 225 . Da ich zu Borja angekommen war, befand lch mich in einer neuen Welt; ich lvar von allem Umgänge mit Mmschen entfernet^ auf einem Meere von süßem Wasser, mitten in einem Labyrinch vow Seen, Flüssen und Ca^ nälen, die einen unendlich großen Wald durchströmen) in welchen man allein durch ste gelangen kann. Ich fand neue Pftanzen, neue Thiere, neue Menschen. Meine Augen, welche seit sieben Jahren nur gewohnt waren, Ge< bürge, welche sich in den Wolken verlieren, zu sehen,: konnten nicht müde werden den Horizont ringsherum zu betrachten; denn sie fanden sonst keine Hinderniß, als al< lein die Hügel deS Pongo, welche bald aus meinem G«< sichte verschwanden. Auf die Menge der verschiedenen Gegenstände, welche den angebaueten Feldern um Ouit« ein so mannigfaltiges Ansehen geben, folgete der gleichförmigste Anblick des Wassers, der Grüne ^nd sonsten nichtS.. Man tritt die Erde mit Füßen, ohne sie zu sehen; sie ist wit dicken Kräutern, Pflanzen und Gesträuchen dergestalt bedeckt, daß es eine sehr lange Arbeit kosten würde von derselben nur einen Raum, der sogroß, als ein Schuh wäre, zu entdecken. Unter der Stadt Borja, und vier bis fünf hundert Meilen weiter hinaus, wenn man den Fluß herunter gehet, ist ein Stetn, ja ein schlechter Kieselstein so rah als ein Diamant seyn würde. Die Wilden in vichn iän-dern wissen nicht was ein Stein ist, ja sitz haben nicht ein-' mahl einen Begriff davon. Es ist lustig anzusehen, wie einige unter ihnen, wenn sie nach Borja kommen und zum ersten mahle Steine sinden, ihre Verwunderung durch ,''''''".....P ' Zck 226 Reift durch Süd,-America. Zeichen an den Tag leger, und sie mit großer Mühe' aus« lesen, sich damit als mit einer kostbaren Waare beladen, bald aber sie verachten und wegwerfen, wenn sie gewahe werden, daß sie so gemein sind. Ehe ich weiter gehe halte ich es für meine Schuldigkeit etwas von der Gemüthsart und dem Character der einge« gebohrnen des südlichen America, welche man insgemein, wiewohl unrecht Indianer nennet, zu sagen. Es ist hier die Rede nicht von den Spanischen oder pormgiesi, schen Crcolen, noch von den verschiedenen Arten von Menschen, welche durch die Vermischung der weißen aus jkuropa, der schwarzen aus Africa, und der rothen aus America entstanden sind, seit dem die Europäer sich in diesen iändern geseßet und die Mohren aus Guinea dahin gebracht haben. Alle alten Einwohner des iandes haben cine braune und röthliche Farbe, die mehr oder weniger helle ist. Die Hauptursache dieser verschiedenen Mischung der Farben ist wahrscheinlicher Weise die mannigfaltige Beschaffenheit der tust in den ländern, welche sie bewohnen; denn in dieser au« ßert sich von der größesten Hitze des heißen Erdstriches an, bis zu der Kälte, welche von der Nachbarschaft des Schnees verursachet wird, ein sehr großer Unterscheid. Diese Verschiedenheit des Himmelsstriches und der län-der, welch? theils mit Wäldern erfüllet, theils siach und theils voller Gebürge und Flüsse sind; die Mannigfaltig. keit Reise durch Süd-America. 227 feit der Speisen, das wenige Gewerbe, welches die be« nachbarten Völker unter sich haben, und tausend andere Ursachen müssen nothwendig einen Unterscheid in ihren Geschäften und Gewohnheiten eingeführet haben. Ueberdem ist leicht zu erachten, daß eine Nation, welche sich zum Christ' lichen Glauben bekehret hat, und seit ein oder zwey hundert Jahren der Spanischen und Porrugicfichen Herrschaft unterworfen ist, unfehlbar etwas von den Sitten ihrer Ue-winder angenommen habe, und daß folglich eln India« nec in einer Stadt oder einem Dorfe ln Peru sich von einem Wilden mitten in dem iande, und so gar von einem neuen Einwohner in den an den» Maranon errichtete« Missionen unterscheiden müsse. Man würde also, wenn Müll einen richtigen Begriff vvn den Amertcanern geben Wollte, genöthiget jeyn fast so viele Beschreibungen zu machen, als es Nationen unter ihnen giebt. Jedoch, gleichwie alle Haropäische Völker > ob sie glelch in der Spräche, den Sitten und Gewohnheiten unterschieden sind, dem ohngeachtet in den Äugen eines Asievs, wenn er sie aufmerksam betrachtete, unter sich etwas gemeines haben würden: also hat es auch mir geschienen, daß alle Alneri^ caNisthe Indianer in den verschiedenen ländern, die ich Gelegenheit hatte auf meiner Reise zu sehen, gewisse Züge einer Aehnlichkeit unter einander hatten; und bis auf rini-ge Schattirungen, welche eln Reisendes der die Sachen nur im Vorbeygehen siehet, nicht genau beobachten kann, glaub« ich bey thuen allen einerley Character angetroffen zu haben. ^ P » Die 228 Reise durch Süd-America. Die UnempsiMichkeit ist der Grund desselben. Ich lasse es unentfthieden, ob man dieselbe einen Zustand ohne Leidenschaften, oder eine Tummheit nennen soll. Sie Mtstehet sonder Zweifel aus der kleinen Anzahl chrer Be» gnffe, die sich nicht weiter, als auf ihre Nothwendigkei« ten erstrecken. Sie sind die größesten Vielfräße, wenn sie aenug zu esien haben, und mäßig, wenn die Noth sie dazu zwingt, so daß sie alles entbehren und so gar nichts zu verlangen scheinen. Sie sind kleinmüthig und bis zum höchsten Grade feige, woferne die Trunkenheit sie nicht in heftige lcidcnschaften setzet. Sie sind Feinde der Arbeit, gleichgültig bey allen Bewegungsgründen des Ruhms, der Ehre, oder der Erkenntlichkeit. Das gegenwartige beschäftiget sie allein, und bestimmet allezeit ihre Handlungen. Wegen des zukünftigen sind sie ohne Sorgen und zu aller Vorsicht und Ueberlegung ungeschickt. Sie überlas-ftn sich, wofern sie nicht genöthiget sind sich einigen Zwang, anzuthun, einer kindischen Freude, welche sie ohne llrsache und Absicht durch Sprünge und ein unmäßiges lautes Gelachter an den Tag legen. Sie bringen ihr ieben ohne Gedanken zu, und werden alt, ohne aus der Kindheit zu kommen, deren Fehler sie insgesammt behalten. Wenn diese Vorwürfe die Indianer in etlichen pe« ruanischen Provinzen, welchen nichts, als der Name der Sklaven fehlet, allein angienge, so konnte man glauben, daß diese viehische Tummheit aus der Sklaverey, worin sie leben, herrühre; zumahl das Exempel der heutigen "^ . Gne- Reise durch Süd - America. 249 Griechen genugsam darthut, wie fthr dieselbe die Vkn< fthen heruntersehen könne. Allem da die^ndiaycr m den Missionen, und die in der Freyheit lebenden Wilden einen ebeu so eingeschränkten Verstand haben, ich nMniäH ftgen 5 daß sie eben so cumm sind als die andere, so kann man nicht ohne eine unsern Stolz demüthigende Empfin« dung sehen, wie wenig der Mensch, welcher blos; der Natur überlassen und der Vortheile der Erziehung undGeM-, schaft beraubt ist, von den unvernünftigen Thieren unterschieden sey. Alle Sprachen in dem sidlichm America, von denen ich einige Kenntniß bekommen habe, sind sthr arm. Vielk sind zwar nachdrücklich und einer Zierlichkeit fähig, insonderheit aber die alte peruanische Sprache; allein es fehlt ihnen allen an Wörtern, um allgemeine Begriffe auszu-dxucken, tyelches ein augenscheinlicher Beweis von der ge-, ringen Vollkommenheit des Verstandes dieser Völker ist. Zeik, Dauer, Raum, Wesen, Slchstanz, MaM, ne, Rörper; alle diese Wörter und viele andere hnd so^ beschaffen, daß in ihre,r Sprache gar keine, die «ben dasselbe bedeuten, gefunden werden; und nichc allein, die Na.^ men der metaphysischen, sont^rn auch der moralischen Begriffe lassen sich bey ihnen nicht anders als sthp unvollßoni' men und durch lange Umschreibungen, erklären. Sie hahen kein eigentliches Wort, womit man Tugend,. Gerech-, cigkeir, Freyheit, Erkenntlichkeit, Dankbaxkch,' übersetzen könne. Alles diese) läßt sich sehr schwer mit ... P 3 dem- 2)o Reise durch Süd-America. demjenigen reime», was Garcilasso von der Polizey, dem A'iße, den Künsten, der Regierung und der natürlichen Geschicklichkeit der alten Peruaner erzählet. Wofern die liebe des Vaterlandes ihn nicht verblendet hat, so muß Man sagen, daß diese Völker von ihren Vorfahren sehr ausgeartet sind. Was die übrigen südlichen Nationen in America betrifft, so weiß man nicht, daß sie jemahls aus ihrer Barbarey gekommen sind. Ich habe eine Verzeichniß der in verschiedenen Indi« «Nischen Sprachen gebräuchlichen Wörter gemacht. Die Vergleichung dieser Wörter mit denen, welche eben diejel, be Bedeutung in andern Sprachen mitten im lande haben, kann nicht allein dienen, die verschiedenen Wanderungen dieser Völker von einem Ende dieses großen landes bis zum andern zu beweisen; sondern eben diese Vergleichung ist vielleicht das einzige Mittel den Ursprung der Americaner zu entdecken, wenn man sie mit den verschiedenen Spra» chen inAftica, Kuropa und Ostindien sollte anstellen können. Eine gründlich erwiesene Gleichförmigkeit der Sprache würde die Frage sonder Zweifel entscheiden. Das Wort Abba, Baba, oder Papa und Mama, welches aus den alten morgenländischen Sprachen mit einer geringen Veränderung in die meisten Europäischen überge« gangen zu seyn scheinet, ist vielen Americanischen Völkern gemein, deren Sprachen sonst sehr unterschieden sind. Wenn man diese Wörter, als die ersten Töne betrachtet, Welche die Kinder deutlich aussprechen können, und welche folg- Reise durch Süd-America. 231 folglich in allen ländern vorzüglich von den Aeltern, welche sie auesprechen höreten, angenommen styn müssen, um dadurch die Begriffe von Vater und Mutter zu bezeichnen: so fragt slchs, warum sich in allen Amcncanischcn Sprachen , in denen man dieß Worte antrifft, ihre Bedeutung ohne Veränderung, erhalten habe? Durch welchen Zu« fall ist es z. E. in der Sprache der Omaguas in dem Mittelpunkte deS festen tandes, oder in einer andern ihresgleichen, wo die Wörter Papa und Mama im Gebrauch sind, nicht zuweilen geschehen, daß Papa Mutter, und Mama Vater bedeute, sondern daß man beständig das Gegentheil, gleichwie in den morgenländi« schen und Europaischen Sprachen wahrnimmt? Es ist sehr wahrscheinlich, daß sich unter den eingebohrnen Ame-ricanew viele Wörter befinde», deren wohlbestimmte Verbälmiß mit den Wörtern einer andern Sprache jn der alten Welt, einer Frage, welche bisher mk bloßen Muthmaßungen beantwortet ist, ein iicht geben könne. Zu Borja ermattete mich der ehrwürdige Vater Mag» nin aus dem Canton Freyburg, ein Mlssionarius aus dem Iesuiter-Orden, bey welchem ich alle Dieustfertla/ und Gefälligkeit antraf, welche ich von einem landsmanne und Freunde hatte erwarten können. Ich hatte weder bey ihm, noch hernach beyden andern Missionarien seines Or« dens die Empfehlungsschreiben ihrer Freunde zu Quito, und noch weniger die Passe und Befehle deS Spanischen' Hofes nöthig, welche ich bey mir führte. Außer vielen P 4 Merk- W3 Reist durch Süd - Atyerica. Merkwürdigkeiten der Naturgeschichte, beschenkte er mich mit einer Karte, die er von den Spanischen Missioney zu Mapnas gemacht hatte, und mit einer Beschreibung .der Sitten und Gewohnheiten der angrenzenden Völker. Mährend meinem Aufenthalt zu (sftsclme habe ich dem Herrn AttM',, königlichen iei'dar^e und Rathe in dem Hohen Rath djeser Kolonie geholfen dieses Werk, welches die gemeine. Aufmerksamkeit verdienet, aus dem Spani» H)M in das A-anZösijche )« übersetzen. " Ich beobachtete auch zuBorja die Breite,'welA vier Grade und acht und zwanzig Minuten südwärts war. Den i4ten des Heumonats reifste ich mit diesem Geist« lichen von da ab, und er hatte, die Gütigkeit mich bis nach Laguna zu begleiten. Wir verließen auf der nordlichen Seite die Mündung des Morona, welcher von dem feu.. erfpeyendM.Berge Sangay herkommt, dessen Asche durch die landsMen Macas und Quito, und zuweilen bisjen. seit Guayaquil stiegen. Etwas weiter und auf eben der Seite fanden wir die drey Mündungen Flusses pastassa davon ich oben geredet habe. Er war damahls so ausge^. treten, daß man nirgends an dastand steigen konnte; und dieses verhinderte mich die Breite der Hauptmündung zu messen, welche ich auf ^Klaftern, und fast eben sobreit qls den MaranHn rechnete, Denselben Abend und den folgenden Morgen beobachtete ich «in wenig weiter herunter die Sonne bey ihrem Nieder- und Aufgange, und befand, daß hie Abweichung der Magnetnadel, so wie M. Quito Reise durch Süd- America. 2,5 Glliw'ncht und einen halben Grad von Norden nach O«' sten war. Aus zweenen dergestalt des Abends und des Morgens nach einander beobachteten Bogen des Horizonts kann man die Abweichung des Magnetnadel schließen, oh« ne die Abweichung der Sonne zu kennen. Es ist genug, daß man auf die Veränderung der Sonne in ihrer Abweichung während der Zeit zwischen zwoen Beobachtungen Achthabe, und zusehe, ob sie so merklich sey, daß mall solche mit dem Compaß wahrnehmen könne. ' Den lyten kamen wir zu Laguna an, wo Donpe« dro Maldonado, Statthalter der Provinz Ssmeral^ das seit sechs Wochen meiner wartete, welchem ich das offeMche Zeugniß g^ als sei. ne zween Brüder und alle die seinigen bey aller Gelegen, heit unter denjenigen hervorgethan hat, von denen unsere Acadmusten in ihrem langen Aufenthalte in der Provinz Quito Gefälligkeiten genoffen haben. Ich hätte befun.' den, daß er so wie ich, willens war den Weg des Amazonen« Flusses zu nehmen, um nach Europa zu reisen. Er hatte den andern ^on den dreyen Wegen, von welchen ich oben geredet habe, erwehlet; er war den pastasick heruntergefahren und nach vklem Ungemach und Beschwer« lichkeiten weit eher als ich auf unserm Sammelplätze zu Laguna angelanget, ob wir gleich bey nahe zu einer Zeit, der eine von Quito, und der andere von Cuenca abgereiset waren. Er hatte unterwegens mit dem Compaß un5 einem astronoMsche.il Winkelmesser, den man bey sichfüh« ^ - P 5 ren 234 Reise durch Süd-America. ren konnte, die nöthigen Beobachtungen angestellet, um den iauf des Pastass; zu beschreiben, wozu ich ihn beredet, und ihm die Mittel dieses zu thun erleichtert hatte. Lagunaisi ein. großes Dorf, worin mehr als tausend Indianer wohnen, welche Waffen führen und sich daselbst aus verschiedenen Nationen versammlet haben. Die-sir Ort liegt auf einem trockenen und erhabenen Erd«ich, welches was seltenes in diesen iändern ist, und an dcm U. fer eines großen Sees 5 Meilen über der Mündung des GuallaZa, welcher seine Quelle, gleichwie der Mara« non in den ostwärts von Lima liegenden Gebürgen hat. Auf dem Guallaga war Pedro de Nrsoa, von welchem wir oben geredet haben, in den Amazonen-Fluß her« yntergefahren. Das Andenken seiner Reise und der Begebenheiten,, welche die Ursache seines traurigen Schicksal« waren, wird noch unter den Einwohnern zu Lamas, ei« nem kleinen Flecken in der Nähe des Hafens, allwo er sich zu Schiffe begab, erhalten. Die Breite des Guallaga, wo er sich mit dem Maranon vereinigt, dürfte ungefehr. 25^ Klaftern, oder viermahl so groß seyn, als die Seine bey Pont Royal. Dieser ist nur ein mittelmaßiger Fluß in Vergleichung dererjenigen, von denen ich hernach Meldung thun werde. Zu Laguna machte ich verschiedene Beobachtungen' von der Breite mittelst der Sonne und Sterne, und berechnet« sie auf 5 Grade 14 Minuten. Ich hielte mich da- ^ selbst Reise durch Süd - America. 2z 5 selbst 24 Stunden länger auf, um einen Versuch zu thun, ob ich die iänge beobachten könnte; allein ich vcrlohr den Jupiter in den Dünsten des Horizonts aus dem Gesichte, ehe ich ftinen ersten Trabanten auS^dem Schatten kommen sahe. Den zzten reiseten der Herr MaldonadH und ichauS Laguna in zweyen Booten, die 42 bis 44 Schuhe lang, und nur 3 breit waren. Ein jedes war nur aus dem Stamme eines einzigen Baumes gemacht. Die Ruderer sitzen von dem Vordertheile bis in die Mitte; der Reisende und sein Geräthe ist im Hintertheile, und unter einem längliche, rundem Dache, welches die Indianer künstlich aus in kinandergefiochtenen Palmblättern machen, ist man vor dem Regen bedecket. Dieser bedeckte Gang hat in der Mitte eine Oessnung, um lickt in das Boot zu lassen, und damit man bequem hineingehen könne. Ein fliegendes Dach von eben dem Stoffe, welches man auf dem festen Dache hin und her schieben kann, dienet diese Ocffnung, welche zugleich eine Thüre und ein Fenster abgicbt, wenn man will, zu bedecken. Wir entschlossen uns, Tag und Nacht zu reisen, um wenn es möglich wäre die Brigantinen oder großen Boo« te zu erreichen, welche die pormgicslsiHen Mjssionarien alle Jahre nachpara schicken, um icbensmittel zu hohlen. Unsere Indianer ruderten am Tage; zween von ihnen versahen in der Nacht allein die Wache; der cine war am Vorder- und der ander am Hintertheile, damit das Boor. recht 236 Reise durch Süd America. recht in dem abfließenden Wasser geführet werden mögte. Da ich mir vorgesetzt hatte eine Karte von dem iaufe des Amazonen-Flusses zu machen, so fand ich ein Mittel wieder die Unthätigkeit aus, die mir eine ruhige Schiffahrt verstattet hätte, welche wegen des Mangels der Verschiedenheit neuer Gegenstände verdrießlich. gewesen seyn würde. Ich muste in einer beständigen Aufmerksamkeit seyn, um mit dem Compaß und der Uhr in der Hand, die Veränderungen der Richtung, nach welcher dcrFluß lief, nebst derZeit, welche wir von einer Wendung zur andern zubrachten genau zu beobachten; ferner um die verschiedenen Breiten seines Bet« tes und der Mündungen derjenigen Flüsse, welche er zu sich nimmt, den Winkel, welche diese machen, indem sitz sich darin ergießen, und die Inseln, welche w^'r antraft n, nebst ihrer lange zu untersuchen, insonderheit aber um die Geschwindigkeit des Stroms und des Boots, bald zu lan/ de, bald auf dem Boote selbst, mittelst verschiedener Handgriffe, deren Erklärungen hier überfiüßig seyn wür« de, auszumessen. Ich war alle Augenblicke beschäftiget. Oefters habe ich die Tiefe untersucht und die Breite des Flusses und dererjenigen, welche sich mit ihm vereinigen, geometrisch ausgemessen; ich habe die Mittagshöhe der Sonne fast alle Tage angemerket, und öfters den Bogea des Horizonts bey ihrem Auf- und Untergange beobachtet. An allen Orten, wo ich mich aufhielte, habe ich auch das Barometer aufgestellet. Ich werde künftig von diesen Beobachtungen nur an den merkwürdigsten Oertern etwas er- weh- Reise durch Süd - America. 237 wehnen, und behalte mir vor, davon eine ausführlichere Beschreibung in unsern besondern Versammlungen zu geben. Den 25ten verließen wir auf der nordlichen Seite den Tyger Fluß, welcher vielleicht größer, als der Fluß die« fts Namens in Asien ist, aber wegen seiner nicht so glück-lichen läge sich hier in einem Haufen weit größerer Flüsse verlieret. Eben denselben Tag legten wir sehr zeitig, und auf eben der Seite bey einer neuen Mission an, welche bey den Wilden Mmcos genannt, die man erst neulich aus den Wäldern zusammen gebrackt hatte, gestiftet wor« den war. Ihre Sprache hat unaussprechliche Schwierig-keilen, und ihre Aussprache ist noch weit seltsamer. Wenn sie reden, so halten sie ihren Athem zurück, und lassen fast keinen einzigen lauten Buchstaben hören. Sie haben Wörter» welche wir auch nicht einmahl unvollkommen schreiben könnten, ohne neun oder zehn Sylben zu gebrau« chen; und wenn sie diese Wörter aussprechen, so scheinen sie nur drey oder viere zu haben, poettarrarorincuroac bedeutet in ihrer Sprache, die Zahl drey, und es ist ein Glück vor diejenigen, die mit ihnen zu thun haben, daß ihre Rechenkunst nicht weiter gehet. So unglaublich auch dieses scheinen mag, so ist dies doch nicht die einzige In« dianisthe Nation, bey welcher man dieses antrifft. Die Brasilische Sprache, welche nicht von so rohen Völkern geredet wird, ist eben so arm, und nach der Zahl drey sind sie, wenn sie zahlen wollen, genöthiget, ihre Zuflucht zu der portugiesischen Sprache zu nehmen. Die 2Z8 Reise durch Süd-America. Die Hameos machen mit großer Geschicklichkeit lang« Sabarcanen, oder Blaseröhre, welche das gewöhnlichste Gewehr sind, dessen sich die Indianer auf der Jagd bedienen. Sie verfertigen darzu kleine Pfeile von Palm» holze, welche sie an statt einer Feder mit einem kleinen Wulste von Baumwolle versehen, welcher die leere Röhre vollkommen ausfüllet. Sie werfen sie durch das Blasen ihres Athems bis auf 30 und 4» Schritte, und verfehlen fast niemahls ihres Ziels. Ein mit so weniger Kunst ge« machtes Werkzeug ersetzet bey allen diesen Völkern den Mangel des Schießgewehres auf das beste. Sie tauchen die Spitzen dieser kleinen Pfeile und ihrer Bogen in ein so starkes Gift, daß, wenn es frisch ist, es in weniger als einer Minute das Thier tödtet, wenn der Pfeil dasselbe bis aufs Blut verwundet hat. Ob wir gleich Flinten bey uns hatten, so haben wir doch auf dem Flusse weniges Wild gegessen, das auf eine andere Art erleget worden wäre, und öfters fanden wir die Spitze des Pfeiles unter den Zähnen. Man hat davon nichts zu befürchten' dieses Gift würket nur, wenn es mit Blut vermischet ist> alsdenn ist es den Menschen nicht weniger, als del» andern Thieren rödtlich. Das Gegengift ist das Salz, und ein noch sichereres der Zucker. Ich werde an seinem Orte von den Versuchen reden, die ich damit zu Cayenne und zu Leyden gemacht habe. Den folgenden Tag am 26ten kamen wir auf der südlichen Seite zu der Mündung des Ncayale eines der ansehnlichsten Flüsse, welche den Ma> ranon vergröffern. Es ist zweifelhaft, welcher von beyden Reise durch Süd-America. 239 den der Hauptfiuß sey. An dem Orte, wo sie zusammen stießen, ist der Ucayle weit größer, als der Fluß, wor« in er seinen Namen verlieret. Die Quellen des Ncayale sind auch am weitesten entfernet und sehr groß. Er sammlet sein Wasser aus vielen Provinzen in Ober - Peru zusammen, und hat schon den Apu Meilen lang unter dem Napo bevölkerte. Unterdessen werden sie nicht für eingebohrne des iandes gehalten, und es ist wahrscheinlich, daß sie auf einigen Flüssen, welche ihren Ursprung in Neu-Granada haben, heruntergekommen sind und sich au dem Maranon niedergelassen haben, um der Herrschaft der Spanier zu entgehen, als dieselben dieses Königreich eroberten. Eine Kation, welche eben den Namen Hmagua. führet, und an der Quelle eines dieser Flüsse wohnet: der Gebrauch der Kleider, welchen man bey den Omaguas allein unter den an dem Amazonen-Flusse wohnenden Na» tionen sindet; einige Spuren von der Ceremonie der Taufe, und etliche mündlich fortgepflanzte, wiewohl sehr verstellet« Erzählungen bekräftigen die Muthmaßung von ihrer Wän«' derung. Der Pater Samuel Friy hatte sie alle am En<' de des vyrtzen Iahrhundertes zur Christlichen Religion be-' kehret, und mall zahlte damahls in ihrem lande Zo Dörfer, welche auf der Karte dieses Geistlichen mit ihren Namen bezeichnet waren; wir sahen davon nichts als etliche Ueber« bleibsel, oder vielmehr nur die Stellen. Alle ihre Eln< wohner, die sich vor den Streifereyen einiger Räuber aus Para fürchteten, welche sie bey sich zu Sklaven machten, haben Reise durch Süd - America. 241 haben sich in den Wäldern und in den Spanischen unh portugi csischen Missionen zerstreuet. Der Name Omaguas in der peruanischen Sprai che, so wohl als Cambevas, wie die pormgiesett von para sie in der Brasilischen nennen, bedeutet so viel als Plattkopf. Und in der That haben dieje Völker die wun^ derliche Gewohnheit, die Stirne ihrer neugebohrnen Kini der zwischen zweyen Brettern zusammen zu drucken, ln der Absicht ihnen diese seltsame Gestalt zu geben und dieselben, wie sie sagen, dem vollen Monde desto ähnlicher zu machen. Die Sprache der OmaZuas ist so sanft und leicht auszusprechen, ja gar zu lernen, als der Janicos ihre rauh und schwer ist. Sie hat weder mit der peruanischen noch mit der Brasilischen einige Aehnlichkeit, V0tt denen die erste über, und die andere unter dem iande der Omaguas geredet wird. Die O'naguas brauchen zwo Arten Pstanzen sehr stark; ein?, welche die Spanier Floripondio nennen, deren Blume die Gestalt einer umgestürzten Glocke hat, und die von dem Pater Fmillee beschrieben worden ist; die au« dere, welche ill der Omaguiscken Sprache Curupa heißt, und wovon ich Samenkörner mitgebracht habe. Beyde haben eine abführende Kraft. Diese Völker bringen sich vermittelst derselben elnen Rausch zuwege, welcher 24 Stunden dauret, und wärend dessen sie sehr seltsame Er< scheinungen haben. Sie gebrauchen die pulverisirtc Cu< rupa, sowie wir Schnupftaback nehmen; allein es ge« Q schicht 212 Reise durch Süd' America. schicht bey ihnen mit mehren Umständen. Sie bedienen sich dazu einer Röhre von Schilf, welche oben zwey Enden und die Figur eines V hat. Jedes Ende stecken sie in ein Nasenloch. Diese Handlung, bey welcher sie den A-Hem heftig einziehen, verursachet bey ihnen eine Verfiel« lung des Gesichts, die in den Augen eines Europaers, der alles nach siinen Sitten beurtheilet, schr lacherlich scheinet. Man kann leicht urtheilen, was für ein Ueberfiuß und was für eine Verschiedenheit der Pflanzen in einem lande seyn müsse, welches so wohl die Feuchtigkeit als die Wärme auf gleiche Weise fruchtbar machen. Die in der Provinz Guiro werden dem Herrn de Iussieu unserm Reisegefthrten nicht entgangen scyn. Allein ich getraue mich zu sagen, daß die Menge und Verschiedenheit der Bäume und Pflanzen, welche man an dem Ufer. des Amazonen-Flusses in der iänge seines iaufes von den Cordilleras bis an das Meer, und an verschiedenen andern Flüssen, welche sich in denselben ergießen, antrifft, dem arbeitsamsten Kräuterverständigen viele Jahre lang zu thun geben, und mehr als einen Zeichner beschäftigen würden. Ich verstehe hier nur die Arbeit, welche eine genaue Beschreibung dieser Pflanzen und ihre Eintheilung in gewisse Classen, Gattungen und Arten erfordern dürfte. Was würde man nicht zu thun haben, wenn man eine Untersuchung der Tugenden anstellete, welche vielen unter denenselben von den Einwohnern zugeschrieben werden ? Eine Untersuchung, welche Reise durch Süd-America. 24; welche sonder Zweifel der nützlichste Theil einer solchen Wi5 schaft ist. Man darf nicht zweifeln, daß die Unwissenheit und die Vorurtheile diese Tugenden sehr vermehret und vergrößert haben: aber wenn die China China, die Fpecacuana, dieGimaruba, die Sassapanlle, der Guayac, der Cacao, die Vanille lc. ,c. die einzigen nützlichen Gewächse wären, welche America in seinem Schoße verwahret; ist denn ihr großer bekannter und be-/ wiesener Nutzen nicht hinreichend, jemanden zu neuen Un« tersuchungen aufzumuntern? alles was ich habe thun kön« nen, bestund darin, daß ich die Saamenkörner in den Oer» tern, wo ich durchreisete, so oft, als es mir möglich war, sammlete< Die Art von Gewachsen, welche meiner Meynung nach die Augen der Fremden durch ihre besondere Eigenschaften an meisten in Verwunderung setzet, ist die Liane, oder eine Art Weiden, deren ick schon Erwehnung gethan habe, die an statt der Seile gebraucht, und in America in allen warmen und mit Holze angefülleten landern hausig gefunden werden. Sie haben dieses gemein, daß sie sich um die Bäume und Stauden, welche ihnen nahe sind, in die Höhe schlingen, und nachdem sie bis zu deren Zweigen, und zuweilen zu einer großen Höhe gewachsen sind, Spros« sen hervorbringen, welche gerade heruntergehen, sich in die Erde senken, daselbst wieder Wurzel schlagen, sich so dann aufs neue erheben und wechselsweise auf und nieder/ steigen. Andere Reiser, welche durch einen Zufall, oder ft 2 von 244 Reise durch Süd - America. von dem Winde schief gebogen worden, hängen sich öfters an die nahen Bäume und sehen als ein Haufen Stricke aus, welche hangen und ausgespannet sind, so daß die Augen dabey eben einen solchen Anblick genießen, als wenn man die Arbeit auf einem Schisse ansiehet. Es ist keine unter diesen Lianen, welcher man nicht eine besondere Eigenschaft zuschreibet; und einige davon sind genugsam bestättiget worden. Dahin gehöret die Fpecacuana. Ich habe an verschiedenen Orten eine Gattung davon gese-hen, welche einen so starken und empfindlichen Knob« lauchs-Geruch hat, daß dieser allein sie kennbar macht. Es giebt einige, die so dicke sind als ein ArM; einige er« sticken den Baum, um welchen sie sich schlingen, und schnüren ihn dergestalt zusammen, daß er verdorret. Daher nennen sie die Spanier Matapalc», d. i. Holzmörder. Zuweilen geschicht es, daß der Baum unten verdorret und endlich ganz und gar verfaulet und vergehet, so daß nur die schneckenförmige Ranken der Liane übrig bleiben, welche eine Art von einer gewundenen, freystehenden und durchsichtigen Seule ausmachen, welche nachzuahmen der Kunst sehr schwer fallen würde. Es giebt hier eine unzählige Menge von Gummi, Harz, Baljam und allen Säften, welche aus den verschie» denen Gattungen der Bäume, in welche man Einschnitte macht, stießen, so wie auch verschiedene Oele, die man daraus ziehet. Das Oel, welches man aus der Fruchtet« nes Palmbaumes Ungurave genannt, ziehet, die er in den Grundsähen des Christlichen Glaubens unterrichtet hätte, an dem nordlichen Ufer des (*) Der Paler Friy schreibtMftnavea. Der Französische Ucbcchtzcr der Reisebeschrelbuug des P. Acuna vcr-stelltt dleses Wort, st wie vielr anoere / mdcm er Nla« vagns schreibt. Die Portugiesen schnibe» heutiges Tages Manaos und Manans yhne Unterscheid, und sprechen es aus als Manaus. Reise durch Süd-America. 259 des Amazonen - Flusses zu handeln. Er sagt ferner, daß sie umer andern Sachen kleine Stücken Goldblech, welche sle von den Indianern an dem Pquiari eintau-schetm, mit sich zu bringen pflegten. Alle diese Oerter und Flüsse sind auf der Karte dieses Geistlichen verzeichnet. So viele übereinstimmende Zeugnisie, die alle von ehrwürdi« gen Personen herkommen, lassen an der Wahrheit dieser Dinge nicht zweifeln. Unterdessen ist der Goldstuß, der Goldsee, das Goldbergwerk, dieGrenzsiule, ja so gar das goldene Dorf und alles mit einander, ob es gleich durch die Ausjage so vieler Zeugen als wahr bestättiget worden, gleichwie ein bezauberter Pallast verschwunden, und das Andenken davon ist so gar auf der Scelle selbst verlohren gegangen. Seit des Pater Fritzens Zeit haben die porruIie-sin, welche den Titel, worauf sie ihren Anspruch gründen, vergessen hatten, schon behauptet, daß die von dem Texci-ra aufgerichtete Grenzsäule höher, als das land der Omaguas, gelegen sey; und zu gleicher Zeit ward von dem Pater Fricz, einem Spanischen Missionario, welcher es auf der andern Seite zu weit trieb, vorgegeben, daß sie nur in den Gegenden des Flusses Cuchwara, mehr als 2O2 Meilen weiter herunter, gesetzt worden wäre. Es ge« schahe hier dasjenige, welches fast allezeit in Streitigkeiten zu geschehen pstegt, nämlich, daß ^n jeder in seinen An< sprüchen zu weit ging. Von der in >em goldenen Dorfe errichteten Grenzfäule will ich l Reise durch Süd-Amenca. Wenn man die Gegend, worin sich die vierte portU« giesisthe Mission herunterwärts zu rechnen, paraguari genannt, auf dem südlichen Ufer des Amazonen-Flus-fts, etliche Meilen unter der Mündung des Tefe, (wo hie Breite meiner Rechnung nach 3 Grade 22 Minuten südwärts ist,) befindet, wohl untersuchet: so wird man wahrnehmen, daß dieselbe alle Merkmahle in sich vereiniget, welche die iage diefts berühmten Dorfes in des Tereira zu Gunyaris ausgefertigter Urkunde, und in der Beschreibung des Paters Acuna bezeichnen. Der Pupura, dessen vornehmste Mündung der Landschaft paraguari gegen übcr liegt, wird folglich der Rio d' C>ro seyn, weil dessen in eben dieser Urkunde erwehnte Mündungen dem Dorfe gegenüber lagen. Nun mußte noch ausgemacht werden, wo der Yurubech und der Yquiari, welchem der Pater Acuna den Namen des Goldsiusses beylegt und in welchen man, wie er sagt, durch den Pupura fahret , geblieben sind. Dieses hat mir ein wenig mehr Mühe gekostet zu entdecken. Unterdessen glaube ich diesen Punkt aufgeklaret und vielleicht den Grund der Fabel von dem See parima und Dorado gefunden zu haben. Allein die Ordnung und Deutlichkeit erfordern, daß die Er« örterung dieser Frage bis dahin verschoben werde, wo ich von dem Mo ^egro zu handeln gedenke. Wärend unserer Schifffahrt hatten wir allenthalben Indianer von verschiedenen Nationen gefragt und uno bey ihnen mit großer Sorgfalt erkundiget, ob sie etwas von den krie- Reise durch Süd-America. 261 kriegerischen Weibern wüsten, welche Orcllana seinem Vorgeben nach angetroffen und mit ihnen gefochten hatte5 und ob es wahr ware, daß sie keinen Umgang mit Man« nern hätten, und sie nur einmahl desIahrö zu sich ließen^ wie der Pater Acuna in seiner Reisebeschreibung meldet, allwo dicsir Punkt wegen seiner sonderbaren Umstände ge-lestn zu werden verdienet. Sie sagten uns alle, daß si< es so von ihren Vätern gehöret hätten, und fügten tausend Umstände hinzu, welche zu lan^ sind, um sie zu erzählen^ und welche alle bekräftigen sollren, daß in diesem festm lande eine Republik von Weibern gewesen jey, welche allein, ohne Manner bey sich zu haben, lobten, und daß sie sich nordwärts, auf dcm Rio Ncgro, oder einem vpn, denen Flüssen, welche von eben der Seite in den !1?arä5 non fallen, mitten in das land hineingezogen hatten. Ein Indianer von Sr. Joachin d^Omaguas-hatte uns gesagt, daß wir vielleicht noch zu Coari einen alten Greis antreffen würden, deffen Vater die Amazo« nen gesehen hätte. Wir erfuhren zu Coari, daß dieser Indianer gestorben ware: aber wir sprachen mit feinem Sohne, welcher ?c> Jahre alt zu seyn schiene und Befehlshaber der ander»» Indianer in dem Dorfe war. Dieser versicherte uns, daß sein Großvater sie würklich bey der Mündung des Flusses Cuchivara hatte vsrbey gehen sehen, daß sie aus dem Cayame, welcher sich in den Aina-zoncn-Fluß auf der südlichen Seite zwischen Tese und Coari ergießet, hergekommen wären; daß er mit vieren^ R 3 unter 262 Reise durch Süd America. unter ihnen gesprochen, von denen die eine ein Kind ander Brust gehabt hätte. Er sagte uns den Namen einer jeden und fügte hinzu, daß sie von Cuchivara über den großen Fluß geseßet und nach dem Rio Negro gerciset wären. Ich übergehe gewisse weitläuftige Erzählungen, die wenig wahrscheinlich sind und nichts zur Hauptsache thun. Wei< ter unter Coari sagten uns die Indianer eben dieses mit einiger Verschiedenheit in den Umständen; allein in dem Hauptpunkte stimmeten sie alle überein. Insonderheit sagten die zu Topayos, von welche«, an seinem Orte eine vollständigere Nachricht, so wohl als von gewissen grünen Steinen, die unter dem Namen der Amazonen-Steine bekannt sind, gegeben werden soll, daß sie einige von ihren Vätern geerbt, und daß diese sie von den Cugnantainsecuima, das ist in ihrer Sprache, von den Weibern ohne Mann, bekommen hätten, als bey denen dieselben, wie sie hinzufügten, in großer Menge wären. Ein Indianischer Einwohner zu Mortigura, welches eine Mission nahe bey para ist, erbot sich, mir einen Fluß zu zeigen, auf welchem man, wie er sagte, sehr nahe zu dem lande kommen könnte, welches würklich von den Amazonen bewohnet wäre. Dieser Fluß heißt Irijo, und ich bin hernach seine Mündung zwischen Macapa und Nord-Cap vorbeygefahren. Zufolge den Nachrichten eben dieses Indianers muste man an dem Orte, wo hieftr Fluß wegen der Wasserfalle aufhöret schif- bar Reist durch Süd - America. 26z bar zu seyn, viele Tage in den Wäldern westwärts und durch ein land voller Gebürge reisen, um in das land der Amazonen zu kommen. ' Ein alter Soldat von der Besahung zu Cayenne, welcher jcho an den Wasserfällen des Flusses Oyapokwoh« ner, hat mich versichert, daß da im Jahre 1726 einige Trup. pen, unter welchen er sich auch befunden hatte, in d.;s iand hineingeschicket worden, um sich nach den Ei i> wohnern desselben zu erkundigen, sie bis zu den Amicu» anen gekommen waren. Dieses Volk hatte lange Ohren und seinen Sitz jenseit den Quellen des C>ya> poks, nahe bey einem andern Flusse, der sich in den Amazonen-Fluß ergießet. Daftlbst hätte er bey ihren Weibern und Töchtern eben dieselben grünen Steine gesehen, von denen ich geredet habe; und als er die In» dianer gefragt hätte, woher sie dieselben bekamen, so hätten sie ihm geantwortet, daß sie von den Weibern, welche keinen Mann harren, und deren land sieben bis acht Tage weiter westwärts entfernet wä« re, zu ihnen gebracht würden. Diese Nation der Ann'» cuaner wohnet weit von dem Meerz in einem hohe» lande, worin die Flüsse noch nicht schiffbar sind. Daher hatten sie der Wahrscheinlichkeit nach, dieft Erzählung von den Indianern des Amazonen-Fluffes nicht bekommen , als mit welchen sie keinen Verkehr hatten. Sie kannten nur die an ihr land grenzenden Nationen, unter denen die aus Cayenne abgeschickten Französin ihre Wegweiser und Dolmetscher hergenommen hatten- R4 Es 464 Reiß durch Süd-America. Es ist hierbey gleich anfangs anzumerken, daß st zvohl alle diese von mir jeht angeführte Zeugnisse, und an« dere, die ich mit Stillschweigen, übergangen habe, als auch diejenigen, von welchen in den 1726 und nachher von zween Spanischen Statthaltern * der Provinz Venezuela angestelleten Untersuchungen Meldung geschieht, in den Nachrichten von den Amazonen überhaupt übereinstimmen. Aber dieses verdienet nicht weniger Aufmerksamkeit, daß, da diese verschiedene Erzählungen den Ort, wohin sich die Americamschen Amazonen begeben haben, theils ostwärts/ theils gegen Norden und theils westwärts bestimmen, dieselben alle den gemeinen Mittelpunct ihres Aufenthalts einhellig in die Gebürge mitten in Guiana und in einen Strich iandes setzen, wohin weder die Portugiesen von para, noch die Franzosen von Cayennebis-her gekommen sind. Diesem allen ohngeachtet kan ich,wie ich gerne gestehe, kaum glauben, daß unsre Amazonen daselbst würklich wohnhaft seyn; denn auf dielen Fall müste man von ihnen durch die an die Europäischen Colonien auf den Küsten von Guiana grenzenden Indianer nach unh nach neuere und gewissere Nachrichten erhalten haben. Allein diese wandernde Nation kann vielleicht ihren Aufent? halt noch ferner verändert haben; und es scheinet mir wakr« ftheinlicher, als alles andere zu seyn, daß sie mit der Zeit ihre alten Gewohnheiten verlohren haben; es sey nun, daß sie (*) Don Diego Portales, von dem man weiß, daß er noch v»r einilM Iahrcn zu tNadrie lebte, «nd sein . ^ Nachfolger Don Francisco Corralva» Reise durch Süd America. 265 sie von einer andern Nation unter das Joch gebracht, oder daß sie auch ihrer Einsamkeit übcrdrüßig geworden seyn und die Töchter endlich den Abscheu, welchen die Müller gegen die Männer hatten, vergessen haben. Wenn man demnach auch heutiges Tages keine wirklich? Spuren von dieser Weiber-Republik sindcn sollte, so würde dieses noch nicht hinlänglich seyn, um zu behaupten, daß sie niemahls vorhanden gewesen wäre. . Uebrigens ist es zu der Wahrheit der Sache genug, daß in America eine Nation von Weibern gewesen fty, welche in ihrer Gesellschaft keine lebendige Mannspersonen gehabt haben. Ihre andern Gebräuche, und insonderheit die Gewohnheit sich eine Brust abzuschneiden, welche der Pater Acuna ihnen auf das Wort der Indianer beylegt, sind keine Haupt- sondern Neben«Umstände, welche vermuthlich geändert und vielleicht von den Europaern hin-zugefügt worden sind, die durch die Vorurtheile von den Sitten/ die man dcn alten Amazonen in Asien zuschreibt, eingenommen n?aren; und die iiebe zu dem wunderbaren ist vielleicht Ursache gewesen, daß die Indianer in ihren . Erzählungen solche hernach angenommen haben. Es wich in der That nicht gemeldet, daß der Cacike, welcher den Orellana warnete sich vor den Amazonen, die er in seiner Sprache Comapuparas nannte, in acht zu nehmen, etwas von der abgeschnittenen Brust erwehnet habe; und unser Indianer zu Coan gedenkt in der Erzählung von seinem Großvater, welcher vier Amazonen, von denen R5 eine 266 Reise durch Süd America. eine würklich ein Kind saugete, gesehen hatte, eben so we« nig etwas von diesen besondern Umstände, der sich so leicht hatte anmerken lassen. Ich komme wieder zur Hauptsache. Wenn man, um dieselbe zu leugnen, den Mangel der Wahrscheinlich» keit und eine gewisse sittliche Unmöglichkeit, daß eine solche Weiber-Republik hätte errichtet werden und bestehen können, anführen wollte, so würde ich mich weder aufdas Exempel der alten Asiatischen, noch der heutigen Afti-canischen Amazonen* berufen, weil dasjenige, was wir von ihnen in den alten und neuern Geschichtschreibern lesen, zum wenigsten mit vielen Fabeln vermischet und zweifelhaft ist. Ich würde mich begnügen nur dieses anzumerken, daß, wenn es jemahls Amazonen in der Welt gegeben hat, A« merica ein iand ist, wo das herumschweifende" ieben der Weiber, welche ihren Männern öfters in den Krieg fol. gen, und welche deswegen in ihrem Hausweftn nicht glücklicher sind, ihnen die Gedanken und häufige Gelegenheiten hätte geben müssen, sich dem Joche ihrer Tyrannen zu entziehen und sich in einen solchen Zustand zu setzen, wo sie in der Freyheit leben und zum wenigsten nicht gezwungen werden könnten, sich wie Sklavinnen und iastthiere brauchen zu lassen. Wenn sie einen solchen Entschluß gefasset und ausgeführet hätten, so würde es nich!s außerordentli- chers *) Man sche des P. Juan dos Santos, eines Portugiesischen Dominicancrs Beschreibung Ves östlichen Äthiopiens , «nd ocu P. ^abat. Reise durch Süd-America. 2^7 chers ober schwerers seyn, als das, was alle Tage in al< len Europäischen Colonien in America geschicht, wa es nur gar zu gewöhnlich ist, daß Sklaven, mit denen man zu harr verfahren hat, oder die mißvergnügt sind, haufenweise in die Walder, ja zuweilen alleine dahin siie< hen, wenn sie keine Gefehrten bekommen können, und darin viele Jahre, und öfters ihr ganzes ieben in der Einsamkeit zubringen. Ich weiß, daß alle oder doch die meisten Indianer in dem sidlichen America iügner, leichtgläubige und in das wunderbare gar zu sehr verliebte leute sind: aber keines von diesen Völkern hat jemahls von den Amazonen, deren Diodorus von Sicilien und Iustinus gedenket, reden gehöret. Unterdessen ward unter den Indianern in dem Mittelpunkte von America schon von den Amazonen gesprochen, ehe die Spanier dahin gekommen waren, und es ist von denselben hernach bey andern Völkern geredet werden, welche niemahls Europaer gesehen hatten. Die«< ses beweiset so wohl die dem (l)rcllana und seinen ieuten von dem Cacikcn gegebene Nachricht, als die von dem Pater d' Acuna und dem Pater Baraze" angeführten mündlichen Erzählungen. Sollte man wohl glauben, daß die Wilden in iändern, die so weit von einander entfernet sind, es mit einander verabredet hatten dieselbe Geschichte ohne einigen Grund auszusinnen; und daß diese ver-meynte Fabel so einhellig und überall zu N1aynas,zu pa- ra, *) Lett res edisiantes & curieuses, T. X« 268 Reise durch Süd-America. ra, zu Cayenne, zu Venezuela, von so vielen Nationen , welche sich nicht verstehen und keine Gemeinschaft mit einander haben, angenommen worden sey? Uebrigens habe ich hier nicht alle Schriftsteller - und Reisebeschreiber von allen Nationen in Europa angeführet, welche seit mehr als zwey hundert Jahren die Würk-lichkeit der Americamschen Amazonen bekräftiget, und von denen einige sie gesehen zu haben, vorgeben. Ich habe mich begnügt neue Zellgniffe anzuführen, welche ich nebst dem Hcrrn Maldonado auf unserer Reise zu samm-len Gelegenheit hatte. Man findet diese Frage weitläus-tig abgehandelt in der Schuhschrift des ersten Theils des Cririschen Theaters des berühmten Paters Feijoo*', eines Spanischen Benedictiners, welche von seinem gelehrten Schüler, dem Pater Sarmiemo aus eben dem Orden, verfertiget ist. Den 2Vten August reiseten wir von Coari mit einem neuen Boote und neuen Indianern ab. Die peruanische Sprache, welche dem Hcrrn tTialdonado nnd unsern Bedienten bekannt war, und darin ich auch einen geringen Anfang hatte, war uns bisher bchülflich gewesen die Eingebohrnen des landes in allen Spanischen Missionen zu *) Americns Vespucms, Ulrich Schmidel, Orellana, Berrio, Walter Raleigh, die Jesuiten d'Acuna, d' Ar-tieda, Bara5l lc. l**) Apologie du premier Torre du Theatre Critique du cclebre Fere Fetjoc, faite par le Pere Sarmiento. ' Reise durch Süd - America. 269 zu verstchen, in welchen man daraus eine allgemeine Sprache zu machen gesucht hat. Zu St. Paul und Left hatten wir portugiesische Dolmetscher gebraucht, welche die Brasilische Sprache redeten, die gleichfalls in allen portugiesischen Missionen eingeführet ist. Aber da wir deren keine zu Coari gefunden hatten, allwo wir ungeachtet unserer geschwinden Reise erst nach der Abfahrt des großen Boots des Misiionarius nach para ankamen, so befanden wir uns jetzo unter Indianern, mit welchen wir allein durch Zeichen, oder mittelst eines kurzen Wörterbuchs, welches ich von einigen in ihrer Sprache geschrie« benen Fragen gemacht hatte, umgehen konnten, welches aber zu m ruaner diesen Thieren den Namen beygelegt haben, wel< chen sie in ihrer beyderseitigen Muttersprache dem Elend» thiere gaben; denn dieses war das größeste unter den vier« füßigen Thieren, welches sie vor der Ankunft der Euro-pöer gekannt hatten. Als 27O Reise durch Süd America. Als wir den Tag nach unserer Abreise von Coari weiterauf dem Flusse herunter fuhren, giengen wir auf der nördlichen Seite eine Mündung des Pupura ungefehr no Meilen von der ersten vorbey, und den folgenden Tag auf der südlichen, die Mündungen des Flusses purus, so wie er jeßo genannt wird; denn vor diesem hieß er von einem nahe an seiner Mündung liegenden Dorfe Cuchiva« ra. In diesem Dorfe war der Großvater des alten Indianers zu Coari von den Amazonen besucht worden. Diejer Fluß giebt den größesten, welche den Maranon durch ihr Waffer aufschwellen, nichts nach; und wenn man den Indianern glaubt, so ist er demselben völlig gleich. Als ich sieben oder acht Meilen untechalb dieser Vereinigung den Fluß ohne Inseln sahe, und ihn von io«o. bis 12^0 Klaftern breit befand, so ließ ich stark wieder den Strom rudern, und das Fahrzeug, so viel als möglich war, auf einer Stelle stille halten, damit ich die Tiefe erforschen mögte, und ich fand mit einer Bleyschnur von 103 Klaftern keinen Grund. Den 2zten kamen wir in den Rio Negro oder den schwarzen Fluß, eine andere See von süßem Wasser, wel« che der tNaranon auf der nordlichen Seite zu sich nimmk Aus der Karte des Paters Friy, welcher niemahls in den Rio Negro gekommen ist, und in derjenigen, welche Delisi le neulich von America nach des Pater Friyens seiner herausgegeben hat, läuft dieser Fluß von Norden nach Süden, da es doch nach dem Bericht aller derjenigen, die ihn her- Reist durch Süd-America. 271 heraufgefahren sind, gewiß ist, daß er von Westen kommt und nach Osten mit einer kleinen südlichen Abweichung gehet. Ich bin ein Augenzeuge, daß sein iauf viele Meilen oberhalb seiner Ergi?ßung in den Maranon so beschaffen ist. Er läuft in denselben so parallel, daß man ohne die Durchsichtigkeit seines Wassers, weswegen man ihn den schwarzen Fluß genannt hat, ihn für einen Arm des tNaranon halten und sich einbilden würde, daß solcher durch eine Insel von demselben abgesondert wäre. Wir fuhren zwo Meilen in dem Rio Negro bis zu dem Fort herauf, welches die Portugiesin daselbst auf dem nördlichen Ufer an der schmalsten Stelle gebauet haben. Nach meiner Ausmessung war dieselbe ,203 Klaftern breit; ich beobachtete daselbst auch die Breite, und befand, daß sie z Grade 3 Minuten südlich war. Dies ist die erste pormgie-sisihe Pficmzstatt, welche man auf der nordlichen Seite des Amazonen.Flusses, wenn man ihn herunterfahret, antrifft. Der Rio Negro wird seit mehr als wo Jahren von den pormgicscn häusig besucht, und sie treiben da« selbst einen großen Sklavenhandel. Es ist dorten bestandig ein Ausschuß von der Besaßung zu para, welcher auf dem Ufer in einem lager stehet, um die Indianisthen Völker, welche dasselbe bewohnen, in der Ehrerbietung zu erhalten, und um den Sklavenhandel in den von den porMgieMben Gesehen vorgeschriebenen Grenzen zu be< fördern. Dieses fiiegeude lager, welches man den Haufen der Krlösimg nennet, dringt alle Jahre weiter in das land hinein. Der Hauptmann, welcher in dem Fort an dem 2^2 Reise durch Süd-America. dein Rio Negro Befehlshaber ist, war abwesend, als wir daselbst anlandeten. Ich hielte mich dort nur 24 Stunden auf. Me Gegenden an den Ufern dieses Flusses, welche nicht mit Holze bewachsen sind, haben die portugiesischen Missionen bevölkert, die von eben den Carmeliter-Mön« chen besorgt werden, die wir, seit dem wir die Spanischen Missionen verlassen hatten, in unserer Herabfahrt auf dem Amazonen-Flusse angetroffen hatten. Wenn man den Rio Negro vierzehn Tage, drey Wochen, ja noch länger herauffähret, so findet man ihn noch breiter, als er in seiner Mündung ist. Dieses rühret von der großen Anzahl Inseln und Seen her, die er dorten macht. In diesem ganzen Striche ist das Erdreich auf seinen Ufern erha« ben und wird niemahls überschwemmet. Das Holz ist da« selbst nicht so voller Dornbüsche, und das iand von einer ganz andern Art, als die Ufer des Amazonen-Flusses. Als wir in dem Fortan dem Rio Negro waren, bekamen wir. umständlichere Nachrichten von der Gemeinschaft dieses Flusses mit dem Orenok und folglich auch des Orenoks mit dem Maranon. Ich will die verschiedenen Beweisgründe dieser Gemeinschaft, welche ich auf meiner Reise sorgfältig gesammlet hatte, nicht nach der Reihe anführen. Der wichtigste war damahls das unverdächtige Zeugniß einer Indianerinn aus den Spam-'5 . - ^:^? , , / schen Reise dnrch Süd, America. 273 schen Missionen an dem ftn Sand aus eben dem Metall bestund. Man muß sich allhier desjenigen erinnern, was schon weiter oben von dem Goldstufse angeführet worden, im-gleichen der Umstände, deren man ebenfalls schon Mel-dung gethan, und die man aus den Nachrichten der Hcrre« d' Am na und Friy hergenommen hat. Die Manaos warm nach dem Berichte dieses setz« tern Verfassers ein kriegerisches und allen seinen Nachbaren fürchterliches Volk. Sie haben den Waffen der porru-gicstn lange wicderstanden, deren Freunde sie jetzo sind. Viele von ihnen haben sich heutiges Tages in den Coloni> S3 en 2/8 Reise durch Süd-America. en und Missionen an dem Rio Negro niedergelassen. Einige von ihnen thun noch jetzoStreifereyen in dielander der Wilden, und die Portugiesen bedienen sich derselben bey ihrem Sklavenhandel. Es waren zwecn von diesen Indianern, welche bis zu dem Lrcnok grstreift und die bekehrte Indianerinn, von der ich oben geredet habe, entführet und den Portugiesen verkaust hatten. Der Pater Frilz sagt ausdrücklich in seinem Tagcbuche, daß diese Nianaos, welche er mit den Indianern an dem Amazonen - Flusse hätte handeln sehen, und welche ihr Gold von dem Vquiari holeten, an den Mern des Flusses Purubech wohnten. Durch vieles Nachfragen habe ich erfahren, daß, wenn man den Pupnra fünf Tage lang herausführe, man zur rechten Hand einen See amrafe, über welchen man in einem Tage schissete, welcher Marahi oder parahi hieße, das ist in der Brasilischen Sprache Fluß-Wasser; und daß, wenn man von denen Stellen, wo das Wasser nicht tief genug ist, den Kahn an andere Oerter, die zu der Zeit, da der Fluß austrit, überschwemmet sind, fortschleppete, man in einen Fluß Namens Purubech käme, auf welchem man in fünf Tagen in den Rio Negro herunter schiffte; endlich daß dieser etliche Tagereisen weiter herauf einen andern Namens er neueste von denen ist,' die sich jemahls vvn dieserEn?deckung haben einnehmen laffen. Sie sind mir zu ftara von demVerfasser selbst mitgetheilet worden,welcher im Jahr 174O. deN FlußEssequebe herauffuhr, der sich zwischen den Flüssen Surinam und Orenok in das Meer er« gießt. Nachdem er Seen und große Felder durchgestri« chen hatte, wobey er seinen Kahn mit unglaublicher Mühe bald fortziehen, bald tragen müssen, ohne etwas von dem-*) tticolaua Hortsmanns von Hildesheim gebürtig. Reise durch Süd -America. 231 demjenigen, was er suchte, gefunden zu haben; so kam er endlich zu einem Fluffe, welcher südwärts laust, und auf demselben fuhr er in den Rio Ncgro, worin sich derselbe auf der nordlichen Seite ergießt, herunter. Die poiru« giesen haben ihn den weißen Fluß, und die Hollander zu Essequebe parima genannt; sonder Zweifel weil sie geglaubt haben, daß er in den See parima gienge, gleichwie auch eben dieser Name in Cayenne einem andern Flusse aus gleicher Ursache gegeben worden ist. Uebriqens wird man vielleicht glauben, daß der See parima einer von denen sey, über welcken der angeführte Reisende gefahren ist. Allein er hatte bey denselben so wenig Aehn» lichkcit mit der Vorstellung die er sich von dem Goldsee gemacht hatte, gefunden, daß er mir sehr entfernt zu seyn schiene, eine solche Muthmaßung sür wahrscheinlich zu halten. Das Crystallenklare Wasser des Rio Negro hatte kaum seine Durchsichtigkeit verlohren, da es sich mit dem weißlichen und trüben Waffer des Amazonen-Flusses vereinigte, als wir auf der südlichen Seire die Mündung eines andttn Flusses antrafen, welcher dem vorigen wenig nachgiebt, und welcher von den Portugiesin eben jo stark besucht wird. Diese haben ihn Rio de la iNadera, das ist den Holzstuß gencnnet, vielleicht wegen der Menge Bäume, welche er zur Zeit der Ueberschwemmung ausreißet und mit sich führet. Um einen Begriff von der läge seines iaufes zu geben, ist es genug zu sagen, daß sie im Jahre S 5 i?4l> 282 Reise durch Süd-America. 1741. auf demselben bis zu den Gegenden von Santa Cruz de la Sierra, einer in Oder-Peru unter dem siebenze« henden und einem halben Grade südlicher Breite liegende« bischöflichen Stadt heraufgefahren sind. Dieser Fluß führt den Namen Mamora an seinem obersten Theile, wo die Missionen der Moxen sind, davon die Jesuiten in der Provinz Lima im Jahre 1713. eine Karte herausgegeben haben haben, welche in den zwölften Theil d?r erbaulichen und merkwürdigen Briefe eingerücket ist. Allein die entfernteste Quelle des Flusses NZadera liegt nahe an den Bergwerken in potosl, und nicht weit von dem Ursprünge des pilcomayo, welcher sich in den großen Fluß de la Plata ergießt. Der Maranon ist unter dem Rio Negro und N7adera gemeiniglich eine Meile breit. Wo in demselben Inseln sind, da betragt seine Breite zuweilen zwo und drey Meilen; und zu der Zelt der Ueberschwemmung hat «r gar keine Grenzen mehr. Hier fangen die Portugiesen zu para an ihn den Amazonen-Fluß zu nennen; weiter hinauf kennen sie ihn nur unter dem Namen Rio de Solimoes, das ist, der Gisiftuß. Vermuthlich haben sie ihn wegen der oben erwehnten vergifteten Pfeile also genannt, welche die gewöhnlichsten Waffen der an seinen U-fern wohnenden Völker sind. Den 28ten ließen wir zur linken Hand den Fluß Ja-mundas, welchen der Pater Acuna Cunuris nennet, und Reise durch Süd-America. 23; und welcher seiner Meinung nach derjenige ist, wo -payos entstanden, und deffen Einwohner sind säst der ganze Ueberrest von der tapfern Nation der Tupinambas, welche vor zwey hundert Jahren in Brasilien, wo sie ihre Sprache gelassen haben, herrscheten. Ihre Geschichte, und lange Reisen kann man in der Reisebeschreibung des Paters d' Acuna lesen. Bey den Topayos findet man heutiges Tages viel leichter, als sonst wo die grünen Steine, die unter dem Namen der Amazonen-Steine bekannt sind, deren Ur« sprung man nicht weiß, und welche vormahle wegen der Tugenden, die man ihnen zuschrieb, den Stein, die Colik, das Nierenweh und die fallende Sucht' zuheilen, sehr stark gesucht wurden. Es ist eine Abhandlung davon unter dem Titel des göttlichen Steins gedruckt worden. So viel ist gewiß, daß sie weder in der Farbe noch Härte von dem in Frankreich so genannten morgenländischen Jade unterschieden sind. Sie lassen sich nicht feilen, und man kann sich nicht vorstellen, durch was für ein Kunststück die alten Americaner sic haben schneiden und ihnen die verschiedene Figuren von Thieren geben können. Dieses hat sonder Zweifel Gelegenheit zu einer Fabel gegeben, welche fast nicht wiederlegt zu werden verdienet. Man *) $fl daß man von einem Ufer das andere nicht würde sehen können, wenn die großen Inseln, die aufeinander solgm, T 2 dem 292 Reise durch Süd-America. dem Gesichte einen freyen Raum vergönneten. Hier wurden wir zuerst die Mustiken, MarinZoinen und allerley Arten von Mücken gänzlich los, welche uns warend unserer Schifffahrt die größeste Beschwerlichkeit verursachet hatten. Sie sind so unerträglich, daß die Indianer selbst nicht ohne ein Gezelt von baumwollener lcinwand reisen, um sich in der Nacht vor diesem Geschmeiße zu beschützen. Zu gewissen Zeiten und an gewissen Oertern, insonderheit aber in dem lande der Omaguas, ist man beständig mit «mcr dicken Wolke dieses fliegenden Ungeziefers umgeben, dessen Stiche ein überaus großes Iücken verursachen. Es ist ein gewisser und merkwürdiger Umstand, daß man dasselbe von der Mündung des Fingu an nicht mehr antrifft; zum wenigsten siehet man davon kaum eines an dem rechten Ufer des Amazonen Flusses herunterwärts, da inzwi« schen das entgegengesetzte Ufer damit unaufhörlich geplaget ist. Nachdem ich diesem etwas nachgedacht und die iage der Oerter untersucht hatte, so urtheilte ich, daß dieser Un« terscheid aus der veränderten Richtung des iaufes, den der Fluß an dieser Stelle nimmt, herrührte. Er werdet sich nordwärts, und der Ostwind, welcher dort fast bestandig gehet, treibet dieses Ungeziefer vermuthlich auf das westliche Ufer. Den 9ten des Morgens kamen wir bey der portugiesischen Festung Curupa an, welche die Hollander, als sie Herren von Brasilien waren, gebauet hatten. Der Königliche Befehlshaber' empfieng uns mit außer« ordent-* Joseph deSottia e Menses. Reise durch Süd America. 293 ordentlichen Ehrenbezeugungen. Die drey Tage, die wir uns hier aufhielten, waren ein beständiges Fest, und er bewirthete uns mit einer Pracht, welche einer Verschwendung ahnlich war, und welche das land nicht zu versprechen schien. Curupa ist einekteine portugiesische Stadl> wo keine andere Indianer als nur die Sklaven der Einwohner sind. Sie liegt sehr angenehm in einem erhabenen Erdreiche an dem südlichem Ufer des Fluffes acht Tagereisen über para. Von Curupa an, wo die Ebbe und Flut sehr merklich wird, gehen die Fahrzeuge allein durch Hülft des Ab-und Zuflusses der See fort. Einige Meilen unter diesem Orte sondert sich ein kleiner Arm des Amazonen« Flusses, Tagipuru genannt, von dem großen nordwärtsgehenden Canale ab. Er nimmt einen ganz entgegen gesetzten Weg nach Süden, und stießt um die große Insel Ioanes oder Nkrayo, welche m allen Karten unrichtig vorgestellet wird. Von da kommt er von Osten nach Norden zurücke, indem er einen halben Zirkel beschreibt^ und verlieret sich bald gleichsam in einem Meere, welches der Zusammenlauf vieler großen Flüsse, die er nach und nach antrifft, entstehen läßt. Die vornehmsten darunter sind erstlich Rio de dos Bocas, d. i. dev Fluß mit zwoenMündun» gen, welcher aus der Vereinigung der Flüsse Guanaptt und pacajas entstehet. Er ist in semer Mündung über zwo Meilen breit und alle alten Karten, sowohl alsLacr, nennen ihlr den Fluß para. Zum andem ist der Fluß Tz der 294 Neise durch Süd-America. der Tocantiner merkwürdig, welcher noch breiter als der vorhergehende ist. Man braucht viele Monate Zeit, um denselben heraufzuschiffm; er kommt, gleich wie der To-payos und Xingu aus den Brasilischen Engebürgen, wovon er einige Stücken in seinem Sande mit sich ,üh-ret. Endlich muß ich des Flusses Mlljtt gedenken, welchen ich zwo Meilen in das iand hinein 749 Klaftern breit befunden habe. Wir trafen auf demselben eine königliche portugiesische Fregatte an, welche denselben mit ausge, spanneten Segeln herausfuhr, um viele Meilen weiter oin' auf schönes und sonst überall kostbares Tischerhol, zu hohlen. Auf dem östlichen Uftr des Muju liegt die Stadt para gleich unter der Mündung dcs Flusses Capim, welcher eben einen andern Namens Guama zu sich genommen kat. Man darf nur die Augm auf eine Karte werfen, um sich einen deutlichen Begriff von der tage dieser Stadt an dem Zusammenlaufe so vieler Flüsse zu machen. Man wird daraus rrk-nnen, daß die Einwohner Recht habcn, wcnn sie sich weit von dem Ufer des Amazonen-Flusses eüt' fernet zu seyn glauben, aus welchem aller Wahrscheinlichkeit nach nicht cin einziger Tropfen die Mauren ihrer Stadt berührst; fast eben so wie man sagen kann, daß das Wasser der Loire nicht nach Paris komme, ob sie gleich mit der Seine durch den Canal zu Briare eine Gemein, schalt hat. Man kann in der That glauben, daß die große Mengs des stießenden Gewässers, welches das ftste iand Para von der Insel Ioanes trennet, nicht merklich ver« mindert werden würde, wenn auch gleich die Gemeinschaft dieser Reise durch Süd - America. 295 bieser Gewässer mit dem Amazonen-Flu jsc durch die Verstopfung oder Abweichung dcskleincn Arms dieses Flus« ses gchemmec würde, welcher gleichsam Besitz voll allen diesen Flüssen nimmt, indem cr sie ih'.e Namen Volieren läßt. Allcs dieses ist vielleicht ein bloßer Wonsircit; und ich werde daher, um mich der einmahl angenommenen Sprache gemäß auszudrucken, gleichfalls sagcn, dasi pa-ra an der östlichen Mündung des Amazonen-Flusses liegt. Es ist genug, daß ich mich erkläret habe, wie die» sts zu verstehen sey. Ich ward von Curupg. nach para gcführer, ohne daß man mich gefraget hätte, welchen Weg ich nehmen wollte. Ich fuhr zwischen Inseln durch enge und sich oft in die Krümme wendende Canale, welche von einem Flusse zum andern gehen, und mittelst deren man die Gefahr vermeidet, welcher man ausgesetzet ist, wenn man über ihre Mündungen fahren muß. Jedoch dies, was zu mei-ner Sicherheit gereichte, und welches überdem einem andern Reisenden sehr bequem gewesen seyn würde, ward mir als einem, dessen Hauptendzweck die Verfertigung meiner Karte war, überaus beschwerlich. Ich muste meine Aufmerksamkeit verdoppelt,, um den Faden meiner Wege ill diesem verwirreten labyrinche unzahlicher Inseln und Ca« nale nicht zu verlieren. Ich habe bisher weder von den besondern Fischen, welche man in dem Amazonen-Flusse findet, noch von den verschiedenen Gattungen seltsamer Thiere geredet, welche T 4 man 296 Reist durch Süd-America. man auf seinen Ufern siehet. Dieser einzige Punkt würde den Stoff zu einem ganzen Werke abgeben, und diese Un« tersuchung allein würde eine eigene Reise, und einen Mann, der sonst mit nichts beschäftiget wäre, erfordern. Ich wer« de nur von den allermerkwürdigsten etwas gedenken. Ich zeichnete zu St. Paul d' Omaguas den grö« sten unter den in süßem Wasser bekannten Fischen nachher Natur ab. Die Spanier und Portugiesen nennen ihn den Meerochsen oder Ocbsfisih, welchen man nicht mit dem phoca oder Mcerkalbe vermengen muß. Der^ jenige, von welchem hier die Rede ist, friffet Gras auf den Ufern des Flusses; sein Fleisch und Fett sind dem Kalbsfieisih und Fette sehr ähnlich. Das Weibchen hat Zitzen, womit es seine Jungen saugt. Einige haben die Aehnlichkeit dieses Fisches mit dem Ochsen noch vollstandi« ger gemacht und ihm Hörner beygelegt, womit ihn die Natur nicht versehen hat. Eigentlich gehöret er nicht zu den Thieren, die beydes im Waffer und auf dem iande leben; denn er gehet niemahls ganz aus dem Wasser, und kann es auch nicht thun; weil er nur dicht an dem Kopfe zwo sechszehn Zolle lange Floßfedern hat, welche wie klei-. ne Flügel aussehen, und die bey ihm an statt der Arme und der Füße sind. Ersteckt nur eben seinen Kopf aus dem Wasser, um das Kraut auf dem Ufer zu erreichen. Der« jenige, welchen ich abzeichnete, war ein Weibchen; seine tänge betrug sieben und einen halben Schuh, und seine größeste Dicke zween Schutze königliche Maaße. Nach der Reise durch Süd -America. 29? der Zeit habe ich noch größere gesehen. Die Augen dieses Thiers haben gar keine Verhältniß mit der Größe seines CörperS; sie sind rund und halten im Durchschnitte nicht mehr als drey iinien. Die Oessnung seiner Ohren ist noch kleiner, und scheinet nicht größer als ein mic einer Stecknadel gemachtes ioch zu seyn. Einige haben geglaubt, daß dieser Fisch üch nur in dem Amazonen-Flusse befände: allein er ist in dem Orcnok eben so gemein. Man trifft ihn auch, obgleich nicht so häufig in dem Oyapok und in verschiedenen andern Flüssen um Cayenne und der Küste von Guiana, ja vermuthlich auch an andern Oertern an. Es ist eben der Fisch, welchen man zu Cayenne und auf den Französischen Inseln in America Lamentin nen. net; aber wie ich dafür halte, von einer etwas verschiede« nen Art. Man findet ihn nicht in dem hohen Meere; er laßt sich so gar selten bey den Mündungen der Flüsse sehen; allein man fängt ihn weiter als tausend Meilen von der See in den meisten großen Flüssen, welche sich mildem i^Naranon vereinigen, als in dsmGuallaga, dem pa« stassa lc. :c. In dem Maranon wird er nur von dem pongo bey Borja, wovon wir geredet haben, aufgehalten. Allein dieses ist keine Hinderniß für einen andern Fisch Namens Mirano, der so klein, als der andere groß ist, und von denen viele keinen Finger lang sind. Sie kommen alle Jahre häufig zuBorja an, wenn das Wasser gegen das Ende des Brachmonats anfangt niedriger zu werden. Sie haben sonst nichts besonderes, als die Kraft, mit welcher sie gegen den Strom schwimmen. Gleichwie T 5 das 298 Reise durch Süd- America. das enge Bette des Flusses sie nothwendiger Weiss nahe bey dem Paffe versammlet; also siehet man sie von einem Ufer bis zu dem andern schwimmen, und auf einem von diesen beyden wechselsweise die Gewalt des Waffers über< winden, mit welcher sich dasselbe in den Canal herunter» stürzet. Man fängt sie mit der Hand, wenn das Wasser niedrig ist, in den Höhlen der in dem pongo befindlichen Felsen, in denen sie sich ausruhen, um neue Kräfte zu be« kommen, und deren sie sich als ieiterjproffen bedienen, um weiter heraufzugehen. Ich habe in den Gegenden von para eine Gattung lampreten gesehen, welche gleichwie die gemeinen iamprei ten mit einer großen Anzahl löcher durchbohret sind, die aber überdem die Eigenschaft des Krampfsisches haben. Derjenige welcher sie mit der Hand, oder auch nur mit einem Stock berühret, empfindet ein schmerzliches Erstarren in dem Arme, und fallt davon, wie man sagt, zuweilen gar zu Boden. Dieses letztere habe ich niemahls gesehen. Der Herr von Reaumur hat das Geheimniß der verborgenen Ursache entdecket, welche di^se wunderba« re Würkung in dem Krampffische hervorbringet." Die Schildkröten in dem Amazonen-Flusse werden zu Cayenne sehr gesucht, weil man sie für niedlicher als alle andern hält. Man findet sie an diesem Flusse von ver-*) Man sehe !ez ^lewoirez 6e 1' ^caäemie ll« äciene« Reise durch Süd ^America. 299 verschiedener Größe und verschiedener Art, auch in einer so großen Menge, daß sie und ihre Eyer hinlänglich ftyn könnten alle Einwohner an den Ufern des Flusses zu er« nayren. Es giebt auch einige Landschildkröten, die in der Brasilische,, Sprache Iabutis heissen, und welche man zu para den übrigen Gattungen vorziehet. Alle mit ein, ander, und insonderheit diese letztcrn erhalten sich viele Mo-naw außer dem Wasser und ohne merkliche Nahrunqsmit« tel. Es scheinet, daß die Natur der Faulheit der Indi« aner zu Hülfe, und ihren Nothwendigkeiten zuvorgekom« men sey. Die Seen und Moräste, welche man bey jedem Tritte an dem Ufer des Amazonen-Flusses und zuwe«> len ziemlick weit in dem iande antrifft, werden mit Fischen von allen Gattungen zu der Zcit, wenn der Fluß an» wachset, erfüllet; und wenn derselbe wieder niedrig wird, so bleiben sie darinnen, als in Teichen oder natürlichen Fisch-behältern eingeschloffen, woman sie mit der größten Bequemlichkeit fangt. , In der landschaft Guito, in den verschiedenen ian» Hern, welcheder Amazonen-Fluß durchströmet, zu pa» ra und in Cayenne sindet man verschiedene Arten von Pflanzen, welche von den in Europa bekannten ganz unterschieden sind; denn ihre Blätter oder Wurzeln haben die Eiaenjchaft die Fische zu berauschen, wenn man sie in das Waffer wirft. Die Fische schwimmen in diesem Zu? stände auf dcm Waffer, und man kann sie mit Händen grei« sen. Dic Indianer fangen mittelst dieser Pflanzen und der zoo Reist durch Süd-America. der Pfähle, womit sie den Eingang der kleinen Flüsse versperren , deren so viel als sie wollen. Sie räuchern sie auf gewissen zusammengelegten Stöcken, um sie zu erhalten. Selten gebrauchen sie Salz zu diesem Ende; inzwifthen graben die Einwohner in Maynas Bergsalz aus einem nahe an dem Guallaga liegenden Gebürge. Dieben Portugiesin unterworfene Indianer holen es von para, wohin es aus jAlropa gebracht wirk Die Crocodille sind überall in dem Amazonen-Flus se, ja auch in den meisten Flüssen, die er zu sich nimmt, sehr gemein. Man ftndet zuweilen einige, die zwanzig Schuhe lang sind; und vielleicht giebt es noch größere. Ich hatte ihrer schon eine große Anzahl auf dem Flusse Guayaquil gesehen. Sie bleiben ganze Stunden und Tage auf dem Schlamme liegen und strecken sich an der Sonne unbeweglich aus. Man würde sie für Stamme von Bäumen oder lange Stücken Holz, die mit einer rauhen und vertrockneten Rinde bedeckt sind, ansehen. Weil die in dem Amazonen-Flusse nicht sehr gejagt und verfolget werden, so fürchten sie sich wenig vor den Menschen. Zu der Zeit der Ueberschwemmungen kommen sie zuweilen in die Hütten der Indianer; und man hat mehr als ein Erempel, daß dieses grausame Thier einen Menschen in dem Angesichts seiner Gefehrten aus einem Kahne wegge-nommm und verschlungen hat, ohne daß man ihm hätte zu Hülfe kommen können. Der gefahrlichste Feind des Crocodils, und vielleicht der einzige, der das Herz hat, es mit ihm aufzunehmen, ist Reise durch Süd- America. 3" ist der Tyger. Ihr Kampf muß ein ganz besonderes Schauspiel seyn; aber nur ein glücklicher Zufall kann je« wanden Gelegenheit verschaffen es mit anzusehen. Die Indianer erzählen davon folgende Umstände. DerCro-codill steckt seinen Kopf aus dem Wasser, um den Tyger, wenn er an dem Ufer des Flusses trinken will, zu ergreifen, so wie er es in gleichen Fällen mit den Ochsen, Pferden, Mauleseln und allem, was ihm vorkommt, zu machen pstegt. Der Tyger schlagt seine Klauen dem Crocodill in die Augen, weil dieselben wegen der Härtigkeit seiner Schuppen die einzige Stelle sind, wo er ihm schaden kann. Allein dieser taucht sich darauf in das Wasser und ziehetden Tyger mit sich herunter, welcher lieber ersiuft, als daß er seinen Feind fahren lassen sollte. Die Tyger, welche ich in America gesehen habe, und welche daselbst in allen warmen und mit Holze angefülleten ländern gefunden werden, schienen mir den Africanischen weder an Größe noch Schönheit etwas nachzugeben. Es giebt davon eine Art, deren Fell braun und ohne Flecken ist. Die Indianer sind sehr geschickt die Tygcr mit dem Sponton oder halben Pike, so ihr gewöhnliches Gewehr ist, anzugreifen. Ich habe nur in der Provinz Quito, aber nicht an dem Amazonen«Flusse das Thier angetroffen, welches die Indianer in ihrer Sprache Puma, und die Spa« nier in America einen iöwen nennen. Ich weiß nicht, ob es diesen Namen verdienet; das Männchen hat keine Mahne, und ist weit kleiner als die Africanischen iöwen. Ich habe es nicht lebendig, sondern nur mit Stroh ausgestopft gesehen. Es 302 Reist durch Süd' America. Es würde eben nichts sonderbares seyn, daß die Baren, welche sich gemeiniglich nur in kalten wandern aufhat» ten, und welche man in verschiedenen Gebürgen in pcru antrifft, in den Wäldern an dem Maranon, wo der Himmelsstrich so verschiede!, ist, nicht gefunden werden sollten. Unterdessen habe ich ein gewisses Thier Namens Ncumari nennen ssehört, und dieses ist eben der India» nijche Name des Bären in der peruanischen Sprache. Ich habe keine zuvcrlaßige Nachricht einziehen können, ob es eben dieses Thier sey. Das Elendthier, welches man in einigen waldigten Gegenden der großen Gebürge bey Guiro antrifft, ist'vs-der in den Wäldern an dem Amazonen - Flusse, noch in Guiana was seltenes. Ich gebe hier de« Namen Elend demjenigen Thiere, welches den Spaniern und Portugiesen unter dem Namen Danta bekannt ist In der peruanischen Sprache wird es Nagra, in der Brasilischen Tapiira, und in der Galibisihen auf der Küste von Guiana Maypuris genannt. Weil das nicht weit von der Insel Cayenne liegende feste iand einen Ti)eil von den iändern ausmacht, welche der Amazonen - Fluß durMrömet, und rnic den von diesem Flusse bewässerten Landschaften grenzet, so sindet man in beyden sehr viele von diesen Thieren. Ick habe, als ich durch das land derPameos reise-te, ein gewisses Wiesel abgezeichnet, welches leicht zahm wird. Ich konnte den Namen, welchen es führen soll, weder Reise durch Süd-America. 303 weder aussprechen noch schreiben. In den Gegenden von para, wo man es Coari, in der Brasilischen Sprache nennet, habe ich es nachher gleichfalls gefunden. Laet meldet auch etwas davon. Die Affen sind bey den Indianern an dem Amazonen-Flusse das gewöhnlichste Wildpret, und welches am meisten nach ihrem Geschmacke ist. In meiner Schiff« fahrt habe ich ihrer allenthalben so viele gesehen und von so vielen verschiedenen Gattungen derselben reden gehöret, daß die Benennung dersilben allein sehr lang seyn würde. Einige derselben sind so groß, als ein Windhund, und andere so klein als eine Rahe. Ich will hier nichts von der kleinen Art gedenken, welche unter dem Namen Sa« pajoux bekannt sind, sondern von andern noch kleinern, die sich schwer zahm machen lassen. Ihr Haar ist lang, glänzend, und hat gemeiniglich eine Castanienfarbe, und zuweilen rothfahle Flecken. Ihr Schwanz ist zweymahl so lang als der ieib, der Kopf klein und viereckig; die Ohren sind spitzig als der Hunde und Katze» ihre, und von der andern Affen ihren ganz unterschieden; denn mit diesen haben sie wenig Aehnlichkeit, sondern sehen vielmehr als ein kleiner löwe aus. Man nennet sie zu Maynas pinches, und zu Cayenne Tamarins. Ich habe verschiedene der« selben gehabt, die ich nicht erhalten konnte. Sie sind von der Gattung, welche in der Brasilischen Sprache Sa« huins, und im Französischen mit einer verdorbenen Aussprache SaZoins genannt werden. Laet redet von ihnen und führet den l' Ecluse und Lery an. Derjenige, den zc>4 Reise durch Süd ^America. den der Statthalter zu para mir geschcnket hatte, war der einzige in seiner Art, den man im lande gesehen hat. Das Fell auf seinem leibe war silberfarbig, und sahe wie die schönsten weißgelben Haupthare aus; sein Schwanz hatte eine glänzende Castanienfarbe, welcke ein wenig in das schwarze fiel. Es befand sich an demselben noch eine andere merkwürdigere Seltenheit. Seine Ohren, seine Ba» cken und Schnauze hatten eine so lebhafte Rothe, daß man sich kaum einbilden konnte, diese Farbe wäre natürlich. Ich habe ihn ein Jahr lang erhalten, und er lebte noch, als ich dieses fast im Gesichte der Französischen Küste schrieb, wohin ich ihn gerne lebendig gebracht hätte. Un, geachtet der beständigen Vorsicht, welche ich brauchte, ihn vor der Kälte in acht zu nehmen, hat die rauhe Jahres« zeit ihn vermuthlich um das leben gebracht. Weil ich auf dem Schiffe keine Gelegenheit hatte, ihn in dem Ofen auf die Weise zu dörren, welche der Herr von Reaumur ersonnen hat die Vögel zu erhalten, so bcjmnd alles was ich thun konnte darin, daß ich ihn in Brandtewein erhielte. Dieses wird vielleicht genug seyn, um zu beweisen, daß ich in dieser Beschreibung nicht zu viel gesagt habe. Es sind noch viele andere seltsame Thiere, die aber gröstentheils schon beschrieben sind, und die man in ver? schiedenen Americanisthen ländern findet, als z. E. verschiedene Arten von wilden Schweinen und Caninchen, der Pak, derTamanduha", das Stachelschwein, das faule Thier, der Tacu oder ArmadiUe und viele andern, von denen ich *) Ein Thier, welches die Ameisen frißt. Reise nach Süd - America. 305 ich elnige abgezeichnet habe. Elnige hat der Herr von lVlorainville abgezeichnet, und sie smd in den Handen des Herrn Godin geblieben. Man wird sich nicht verwundern, daß in so warmen und feuchten ländern, als diejenigen sind, wovon ich reds/ «llerhand Arten kleine und große Schlangen gemein sind» Ich habe, ich weiß nicht ln welcher Reisebeschreibung gelesen, daß die an dem Amazonen-Flusse kein Gift haben. So viel ist gewiß, daß einige darunter gar nicht schädlich smd,- allein, es ist auch richtig, baß es viele giebt, deren Biß fast allezeit tödtlich ist> Eine von den gefährlichsten ist die Klapperschlange, welche genugsam be^ kannt ist. Derglcichcn ist auch eine andere Schlange, Co^ Ml genannt, welche wegen der Verschiedenheit und lebhaf-tigkeit ihrer Farben merkwürdig ist. Allein die seltenste und sonderbarste unter allen ist eine große Schlange, web che 25 bis zO Schuhe in der länge und über einen Schuh, wie man versichert, in der Dicke hat. Sie lebet so wohl auf dem iande, als in dem Waffer. Die Indianer zu tNaynas nennen sie Pacu Mann: oder Malter des Wassers, und sie soll sich gemeiniglich in den großen Seen aufhalten, welche aus dem Ueberlaufen des Fluffes in dem lande entstehen. Man erzählet davon D'n-ge, an welchen ich noch zweifeln würde, wenn ich auch glaubte sie selbst gesehen zu haben. Ich wage es auch nicht sie hier zu wiederholen, als nach dem Zeugnijse eineS neuen schon angeführten Schrifftstellers *, welcher sie sehr U ernst- *) Es ist der Vcrfasscr des Orinoco illuNraöo. Z56 Reise durch Süd - America. ernsthaft erzählet. Diese ungeheure Schlange verschlinget nicht allein nach den Berichten der Indianer ein ganzes Rehe, sondern sie sagen auch, daß sie durch ihren Athem die sich ihr nahenden Thiere mit einer Gewalt, der sie nicht wiederstehen könnten, an sich ziehe und sie auf. fresse. Verschiedene Portugiesen von Para wollten mir fast cben so unwahrscheinliche Dinge von einer andern großen Schlange weißmachen, welche die Menschen mit ihrem Schwänze tödten soll. Ich vermuthe, daß es eben die Gattung ist, welche man in den Wäldern auf der Insel Cayenne findet. Die ganze Sache, wovon so viel W^ftns gemacht wird, lauft darauf hinaus, und die Erfahrung bezeuget es, daß jemand von derselben ohne Gefahr könne gebissen werden und die Merkmahle davon auf dem ieibe tragen; obgleich ihre Zähne so be» schaffen sind, daß sie einem gar wohl ein Schrecken einjagen können. Ich habe zwo Haute derselben mitgebracht, davon die eine, so zusammengetrocknet sie auch ist, nicht vielwe» niger als 15 Schuhe in der länge, und mehr als einen in der Weite hat. Sonder Zweifel giebt es deren noch grö« ßere. Diese Häute und verschiedene andere Merckwürdig, keiten der Naturgeschichte habe ich den Herren Jesuiten zu Cayenne, dem Commissario des Seewesens Herrn de Lille Adam, dem königlichen Arzte Herrn Artur, und verschiedenen Officieren der Besahung zu danken. Der Wurm welchen, die Einwohner in tNaynas Suglacuru, und die in Cayenne Macake nennen, wachst Reise durch Süd - America. 307 wachst in dem Fleische der Thiere und der Menschen. Er wird so groß als eine Bohne, und verursachet einen uner. kläglichen Schmerz. Es ist ein seltenes Ungeziefer. Ich habe zu Cayenne den einzigen, welchen ich g?s?hen habe, abgezeichnet und den Wurm selbst in Spiritus aufgehoben. Man sagt, daß er in der Wunde, die durch den Stich einer Art Musiken oder MarinZoinen verursachet wird, entstehe: allein das Thier, welches das Ey legt, ist bisher nicht bekannt. Die Fledermäuse, welche den Pferden, den Maul-» eseln und den Menschen selbst, wenn sie sich nicht davor in acht nehmen und unter einem Gezelte schlafen, das Blut auesaugen, sind eine gemeine Geißel der meisten warmen länder in America. Es giebt einige, die erschrecklich groß sind: sie haben zu Borja und an verschiedenen andern Or« ten das Rindvieh, welches die Miffionarien dahingebracht hatten und schon anfieng sich zu vermehren, gänzlich aus. gerieben. Die Anzahl der verschiedenen Gattungen von Vögeln in den Wäldern an dem N1.:ranon scheinet die wilden Thiere noch zu übertreffen. Man merket von ihnen an, daß fast keiner unter denselben einen angenehmen Gesang habe; der Glanz und die Verschiedenheit der Farben in ihrem Gefieder macht sie vornehmlich betrachtungswürdig. Nichts kommt dcr Schönheit der Federn des Cölibri gleich, welcher sich in America in dem ganzen heißen Erdstriche befindet, und wovon viele Schriftsteller gehandelt habe«. U 2 Ich 328 Reise durch Süd-America. Ich will hier nur anmerken, daß ob man gleich insgemein dafür hält, daß er nur in den heißen iändern zu finden fty, ich jedoch keine so große Menge davon gesehen habe, als in den Gärten zu (DuitH, wo die mäßige Witterung mehr der Kalte, als der großen Hitze nahe kommt. Der Tu-can, welcher einen rothen und gelben nach Verhältniß sei« Ms leibes erschrecklich großsn Schnabel hat, und dessenZunge, die einer zarten Feder ähnlich ist, der gemeinen Sage nach große Tugenden haben soll, ist in dem lande, von welchem ich rede, auch nichts sonderbares. Es giebt hier unzahlbare Arten von Papagayen und Aras, die sowohl in Ansehung der Größe, als der Farbe und Gestalt unter schie« den sind. Die seltensten unter den papageym, sind die ganz gelben, welche an der Spihe der Flügel etwas grü« nes haben. Ich habe nur zu para zween von dieser Art gesehen. Man kennet dort keine von der grünen Art, welche an den Enden der Flügel feuerroth und in Guinea so gemein sind. Die Maynas, die Omaguas und verschiedene andere Indianer machen einige Arbeiten von Federn; aber sie kommen weder in der Kunst noch in der Nettigkeit denen» jenigen bey, weche die iNericaner verfertigen. Die Indianer an dem Opapok besitzen die Ge-schicklichkeit, den Papageyen mittelst der Kunst natürliche Farben zu geben, welche von denen, die sie von der Natur bekommen haben, unterjchieden sind. Sie ziehen ihnen die Federn aus und reiben sie mit dem Blute gewisser Frö« Reist durch Süd-America. 309 Frösche; und das nennt man in Cayenne einen Papa, gaycn rapiriren. Vielleicht besiehet das Geheimniß bloß darin, daß die Stelle, welche befiedert gewesen ist, mic einer scharfen Feuchtigkeit benetzet werde. Vielleicht sind auch dlese Zubereitungen gar nicht nöthig, und es kommt dabey auf einen Versuch an. In der That scheinet es nickt etwas ungewöhnlichers zu seyn, daß man bey einem Vogel rothe oder gelbe Federn au siatt der grünen , die man ihm ausqe^ogm hat, wieder wachscn siehet, als man auf dem Rücken eines verwundeten Pferdes wahr^ nimmt, daß an statt des schwarzen weißes Haar wieder hervorkommt. Unter vielen sonderbaren Vögeln habe ich zu para elnen von der Größe einer Gans gesehen, dessen Gefieder nichts besonders hat; allein oben auf den Flügeln hat er . einen sehr scharfen Sporn oder Horn, welches einem großen Dorncnsiachel von einem halben Zolle in der iange aleich ist. Ueberdem hat er auch über dcm Schnabel ein anderes kleines Horn, welches dünne und biegsam, und so lang als ein Finger ist. I» der Brasilischen Spra» che heißt er Cahuittchu, welcher Name sein Geschrey nachahmet. Der von den Spaniern in der Provinz Maynas ft genannte Trompeter ist eben derselbe Vogel, welcher zu para und in Cayenne Agami heißt. Er ist ßhr zahm und hat nichts besonderes > als das Geschrey, U 3 wel- zi6 Reise durch Süd< America. welches er zuweilen macht, und welches die Ursache ist, daß man ihn den Trompeter - Vogel genannt hat. Einige haben dielen Schall unrecht für einen Gesang oder Gezwit-scher gehalten. Es scheinet, daß solcher Schall in einem Gliede, welches von dem Halse ganz unter chicden und ihm gerade entgegen gesetzt ist, sormiret werde. Der berühmte Vogel, welker in Peru Contur, und mit einer verdorbenen Aussprache Condor genannt Wird, welchen ich in verschiedenen Orten in den Gebürgen der iandschaft (Quito gesehen habe, wird, wenn dasjenige, was man mir gesagt hat, wahr ist, auch in den län-dern an dem Nieder - Niaranon gefunden. Ich habe deren einige über einer Heerde Schafe schweben gesehen, «nd wie es schiene, verhinderte sie der Anblick des Scha« fers, etwas zu unternehmen. Es ist eine überall ausge« breitere Meynung, daß dieser Vogel einen Rehbock weg, getragen, und zuweilen ein Kind gerauber habe. Man sagt, daß die Indianer ihm zur Lockspeise ein von einem sehr klebrigten leime in der Form eines Kindes gemachtes Bild darstellen, auf welches er mit einem schnellen Fluge schießt, und seine Klauen dergestallt dareinschlägt, daß es ihm unmöglich fällt sich davon wieder loszumachen. Den i9ten September fast vier Monate nach meiner Abreise von Cuenca, bckam ich Para zu sehen, welches die Portugiesin Groß para, das ist in der Brasilischen Sprache, den großen Fluß nennen. Wir stiegen in in Reise durch Süd'America 3" ln einer dem Iesillier - Collegia zugehörigen Wchnung an das land. Dcr Provincial P. Joseph dc Souza em-psieng u„s daselbst, und der Rcctor P. Juan Ferreyra bchielc uns dorr 8 Tage. Er verschaffte uns alleErgöh-lichkcilm auf dem lande, bis daß man uns eine Wohnung in der Stadt zubereitet hatte. Als wir den 271«, zu para anlangten, so fanden wir ein bequemes und mit allem Ge-rathe reichlich versehenes Haus, mit einem Garten, aus welchem man den Horizont des Meers fthen konnte, und der eine solche läge hatte, als ich sie zur Bequemlichkeit meiner Beobachtungen verlangen konnte. Der Statthat« ter und General-Capital» " der Provinz nahm uns auf eine Art auf, welche wlr aus den Verordnungen, die cr auf unserer Reise an die Commendanten der Festungen ertheilet hatte, und aus seinen Empfehlungsschreiben an die Provinzialen der verschiedenen Miffionarien, zu welchen wir gekommen waren, vorher hatten vermuthen können. Wir glaubten, da wir zu para aus den Wäldern um den Amazonen-Fluß ankamen, daß wir nach Europa verseht waren. Wir fanden hier eine große Stadt, gerade Gaffen, angenehme Hauser, die gröstentheils seit Zo Jahren von Steinen gebauet worden, und prächtige Kirchen. Die unmittelbare Handlung der Stadt para mit Lissabon, von da alle Jahre eine Kauffahrteystotte an. U 4 ronllM, *) Scin Titel ist: Lx^Ucntissimo Lennor lo»n äe/U ie^ e (^ttelbnnco, (3^velli2 Indizm« schen Wabern gcbolMn nmdeu. Reise durch Süd »America. Z'? para, welcher von der wahren oder der westlichen Mündung durch die große Insel abgesondert ist, welche man unter dem Namen Joannes kennet, und die zu para insge« meein Marajo genannt wird. Diese Insel nimmt allein fast den ganzen Raum ein, welcher die zwo Mündungen deS Flusses von einander trennet. Sie hat eine ungleiche Figur und hält über 150 Meilen im Umkreise. In allen Karcen hat man an ihre Stelle eine Menge kleiner Insiln gesetzt, welche auf ein Gerathe wohl verzeichnet zu seyn scheinen würden, wenn sie nicht allem Ansehen nach aus der in dem klambeau cle 1a lvler befindlichen Karte, welche in dieser Gegend mit so falschen als umständlichen Beschreibungen angefüllet ist, nachgezeichnet wäre. Der Arm des para, ist an dem Orte, wo ich fünf oder sechs Meilen unterhalb dieser Stadt darüber sehte, schon breiter als drey Meilen, und erweitert sich hernach immer mehr und mehr. Ich fuhr langst der Insel in einem nordlichem Striche 3a Meilen bis zu der letzten Spihe Namens Maguari, jen» seit welcher ich mich nach Westen wandte und allezeit der Küste der Insel folgte, welche über vierzig Meilen fortge« het ohne fast im geringsten von der time abzuweichen. Ich gieng zwo mir im Gesichte liegende große Inseln vorbey, welche ich nordwärts liegen ließ; die eine heißt Niachia» na, die andere Caviana. Beyde liegen jetzo wüste; vormahls aber wurden sie von der Nation der Aruas be-wohnet, welche, ob sie gleich zerstreuet ist, dennoch ihre besondere Sprache behalten hat. Das Erdreich auf diejen Inseln und der größeste Theil von Marajo ist gänzlich über« 3 25 Reise durch Süd - America. überschwemmet und kann daher fast gar nicht bewohnet wer« den. Ich verließ die Küste dieser letzten Insel an dem Orte, wo sie sich gegen Süden wendet, und kam wieder in daS wahre Bette oder den Hauptcanal des Amazonen-Flusi ses, dem neuen Fort Macapa gegen über, welches att dem westlichem Ufer des Flusses liegt, und von den Portugiesin zwo Meilen nordwärts von dem alten versetze worden ist. Es würde unmöglich seyn an diesem Orce über den Fluß in den gewöhnlichen Booten zu gehen, wenn der Canal nicht durch die kleinen Inseln enger gemacht würde, an welchen man mit mehrerer Sicherheit schiffet, wenn man die gehörige Zeit in acht nimmt, von einer zu der andern zu gehen Von der letzten Insel bis Nach Macapa ist es dem ohngeachtet noch über zwo Meilen. In dieser letztern Ueberfahrt gieng ich endlich zum letzten mahle wieder von Süden nach Norden über die Mittellinie, welcher ich mich von dem Orte an, wo ich meine Reise zu Wasser antrat , unvermerkt genähert hatte. Ich merkte am i8ten und il)t?n des Ienners an, daß das neue FortMacapa, oder vielmehr der Ort, worauf es gebauet werden soll, unter drey Minuten nordlicher Breite liegt. Das Erdreich zu Macapa ist zwo bis drey Klaftern über die Horizontallinie des Wassers erhoben. Das Ufer des Flusses ist hier allein mit Bäumen bedecket; inwendig ist es ein ebenes iand, und zwar das erste von dieser Art, welches ich von den Gebürgen umGuico angefunden habe. Die Indianer versichern, daß es eben so auf der nord- Reise durch Süd- America. Z2l nördlichen Seite fortgehe, und daß man von da zu Pferde bis zu den Quellen des Oyapoks durch große Ebenen reisen tön« ne, welche nur durch kleine lustwalder, in welchen die Bäume weit auseinander stehen, unterbrochen sind. Um die Quellen des Oyapoks siehet man nordwärts die von. dem Flusse Apruak also genannten Gebürge, welche man> «uch auf dem Meere viele Meilen von der Küste deutlich wahrnehmen, und um so vielmehr alls den Höhen bey Cayen^ ne sehen kann. Wenn man alles dieses voraussehet, so ist «s offenbar, daß, wenn man von Cayenne unter dem fünf? ten Grade nordlicher Breite abgereiset und südwärts gegan^ gen wäre, man mit aller Bequemlichkeit zween, drey und Vielleicht vier Grade des Mittagszirkels, ohne sich aus den Französischen iändern zu begeben, hatten messen, unk pmerwegens das innerste des tandes, welches bisher noch nicht bekannt ist, untersuchen können. Ja, wenn man gewollt hätte, so würde es mittelst pormgiesisther Pässe was leichtes gewesen seyn die Ausmessung bis zu dem Parallelzirkel von Macapa, das ist, bis zu der Unie selbst fortzusetzen. Die Ausführung dieses Entwurfes würde auch wenigere Schwürigkeiten angetroffen haben, als ich es selbst glaube te, da ich denselben der Academic eitt Jahr vorher vorschlug, ehe man an die Reise nach(l^uirodachte, woman die Sache leichter zu bewerkstelligen vermeynte. Wenn man meinen Plan annehmlich befunden hätte, so würden wir aller Wahrscheinlichkeit nach schon seit vielen Jahre« wieder zu Hause seyn. Allein man konnte sich nicht anders, X Es 322 Reise durch Süd' America. als durch die Besichtigung der Oerter selbst versichern, daß mein Vorschlag thunlich wäre. Zwischen Macapa und dem Nordcap, an dem Orte wo der große Canal des Flusses wegen der Inseln am engsten ist, und insonderheit der großen Mündung des Arawary, welcher auf der nordlichen Seite in den Amazonen-Fluß fallt, gegen über, stellst die Ebbe und Flut eine sonderbare Begebenheit in der Narur dar. Warelch den dreyen nächsten Tagen vor dem vollen und nem'N Mon» de, zu welcher Zeit die Flut am höchsten ist, steiget daS Meer in einer oder zween Minuten zu seiner größestenHö-he, an statt daß dieses sonsten fast nur in sechs Stunden geschicht. Man kann leicht urtheilen, daß dieses nicht M der Stille zugchen könne. Man höret eine oder zwo Meilen davon ein erschreckliches Getöse, welches die porous« ca ankündiget; denn diesen Namen geben die Einwohner in diesen Gegenden solcher entsetzlichen Flut. So wie die, selbe sich allmählich nähert, wird das Getöse stärker, und bald darauf, siehet man einen zwölf bis fünfzehn Schuhe hohen Berg von Wasser, bald darauf den andern, hernack den dritten, und zuweilen den vierten; sie folgen gleich aus einander und erfüllen die ganze Breite des Canals. Diese große Wogen gehen mit einer erstaunlichen G?schwindig» keit, sie zerbrechen und zertrümmern in ihrem iaufe alles, was ihnen im Wege stehet. Ich habe an einigen Orten gesehen, daß diese Flut ein großes Stück land weggeführet, dicke Bäume mit den Wurzeln ausgerissen und sonst aller- Reist durch Süd - America. 32; allerhand Schaden verursachet hat. Die Kahne, die Pprogen und die Barken selbst haben kein ander Mittel, sich vor der Wut dieser Barre (aso nennen sie die Franzosen zu Cayenne) zu hüten, als daß sie sich an einen Orr vor Anker legen, wo tiefer Grund ist. Ich will Mich hier nicht in eine umständliche Beschreibung der Sache ritt» lassen, noch dieselbe weitläufcig zu erklären suchen. Ich will hier nur die Ursachen anzeigen und kürzlich melden, daß, nachdem ich die Pororocaan verschiedenen Oertern aufmerksam untersuchet, ich allezeit befunden habe, daß dieses sonst nicht geschahe, als wenn die steigende und itl einen engen Canal eingedrungene Flut unterwegens eine Sandbank oder einen seichten Grund, welcher sie hinderte, antraf; daß hier und an keinem andern Orte diese ungestüm me und unordentliche Bewegung des Wassers anfieng und ein wenig jenseit der Sandbank aufhörete, wenn der Ca^ nal wieder tiefer ward oder sich betrachtlicher erweiterte. Man sagt, daß etwas diesem ähnliches bey den Orcadk schen Inseln, in dem nordlichen Schottlande und in dev Mündung der Garonne um Bordeaux, wo man diese Flut den Mascarec nennet, geschehen soll. Die Furcht, welche bet Befehlshaber MettterInbl, aner hatte, daß wir in fünf Tagen, welche wir noch bis zu oen großen Fluten des vollen Mondes übrig hatten, das Nordcap nicht erreichen könnten, wovon wir nicht wec« ter, als funzehn Meilen entfernet waren, und jenseit def» sen wir leinen Ort, wo wir sicher hatten liegen mögcn> X, sin- 324 Reise durch Süd-America. finden konnten, brachte ihn ungeachtet meiner Vorstellung gen zu dem Entschlüsse in einer wüsten Insel neun ganzer Tage zu warten, bis daß der volle Mond vorüber wäre. Wir giengen von dort in weniger als zween Tagen nach dem Nordcap. Den folgenden Tag, an welchem das letzte viertel des Mondes eintrat, da die Fluten am niedrig« sien sind, blieben wir in dem Schlamme steckt n, und das Meer, welches immer niedriger ward, trat wcir von uns zurücke. Den Tag darauf erreichte die Flut das Boot nicht, so daß ich bey nahe sieben Tage auf dem trocknen lag. Wärend denselben hatten meine Ruderer, deren Arbeit aufhörece, sonst nichts zu thun, als daß sie weit von da Brachwasser holeten, wobey sie bis an den Halden ieib in den Schlamm fielen. Ich hatte inzwischen Zeit genug, meineBeobachtungen im Gesichte desNordcapszu wiederhohlen; wobey es mir jedoch sehr verdrießlich fiel, daß ich mich allezeit unter dem ersten Grade 51 Minuten nordlicher Breite befand. Mein Boot, welches in einem verhärteten Schlamme lag, war nunmehr ein festes Obser« vatorium geworden. Die Abweichung der Magnettnadel war 4 Grade nordostwarts, zween und einen halben geringer als zu pauxis. Ich hatte endlich auch wärend einer ganzen Woche Zeit mich an allen Seiten umzusehen, ohne daß ich etwas anders als Manglebaume an statt der ho« hen Gebürge erblickte, deren Spitzen sehr umständlich in der Beschreibung der Küsten, welche zu den Karten in dem klamdeau cle Ia ^ler eingerücket worden, vorgestellet sind. Dieses Buch ist in alle Sprachen übersetzt; allein was Reise durch Süd-America. 325 was diese G.genden betrifft, so scheint es mehr verfertigt zu siyn die Seefahrenden in die Irre zu führen, als ihnen den Weg zu weisen. In den großen Fluten des folgenden neuen Mondes machte uns endlich der Anfang der obge-dachten so fürchterlichen Barre, wiewohl nicht ohne Ge« fahr wieder fiott, nachdem sie das Boot in dem Schla n« me mit größerer Geschwindigkeit fortgetrieben hatte, alls ich in dem Strome des pongo, oben in dem Flusse, den ich heruntergefahren war, und deffen Mündung ich endlich erblickte, wahrgenommen hatte. Hier erreichte meine Karte von dem taufe des Amazonen-Flusses ihr Ende. Inzwischen fuhr ich fort die Küste abzuzeichnen und die Breite bis nach Cayenne zu beobachten. Einige Meilen ostwärts von der Bank, worauf wir sieben Tage gelegen hatten, und in eben der Höhe fand ich eine andere Mündung des Arawari, welche heutiges Ta« ges mit Sande verschlemmet ist. Diese Mündung und der tiefe und breite Canal, welcher dahin gehet, wenn man von Norden zwischen dem festen lande desNordcaps und den Inseln, welche das Cap bedecken, herkommt, ist Vincent pinßons Fluß und Meerbusen. Die Portugiesen zu para haben ihre Ursachen gehabt dieselben mit dem Flusse Oyapok zu vermengen, dessen Mündung unter dem Oranischen Vorgebürge in der nordlichen Breite von 4 Graden und 15 Minuten liegt. Der Artikel in dcm Ncrechtsihen Frieden, welcher aus dem Oyapok vnd dem pinßon nur. einen und eben denftlben Fluß zu H z mache« 3 26 Reist durch Süd - America. machen scheinet, kann nicht hindern, daß sie nicht über 50 Meilen von einander entfernet seyn sollten. Diese Wahrheit kann von keinem wiedersprochen werden, der die alten Karten zu rathe gezogen und die Originalschl i'.tsteller gelesen hat, welche von America vor der Zeit, da d e por, tugiesin sich in Brasilien fest setzten, geschrieben haben. Ich beobachtete in dem Französischen Fort Oyapok den ?zsten und 24sten des Brachmonats die Breite, und fand sie 3 Grade 55 Minuten nordwärts. Dieses Fort liegt 6 Meilen herauswärts an dem nordlichen Ufer des Flusses dieses Namens, Endlich nach einer zweymonatlichen Schifffahrt zur See und sogar zu lande, (ich rede, ohne die Sache zu vergrößern, weil die Küste zwischen dem Nordcap und der Insel Cayenne, so fiach ist, daß das Seeuerruder be«, ständig den Schlamm berührte, oder vielmehr niemakls aufhörte, darin Furchen zu ziehen, da das Wasser zuweilen eine halbe Meile weit nicht einen Schuh tief war;) kam ich von para am 26ten des Brachmonats 1744 zu dianisthen oder Spanischen Dörfer darin oft fünfzehn oder zwanzig Meilen, und zuweilen noch weiter von einander entfernet sind; so entschlossen wir uns nach (OuitH zu gehen, weil die Wege nunmehr, da der Regen aufgehöret hatre, anfiengen besser zu werden. Der Herr de la Condamtne und ich nahmen Abrede verschiedene Weae zu erwehlen, damit wir im Stande seyn mögten desto mehr Anmerkungen zu machen. Damahls befanden wir uns an der Mündung eines Flusses Rio Iama genannt, welcher nur neun Minuten südwärts von der Mittellinie und fast unter eben demselben Parallclzirkel, als Quito liegt. Der Herr de la Candamine gieng zu Wasser längst der Küste gegen Norden, bis zur Mündung des Smaragden-Flusscs, welchen er herauffuhr, und machte eine Karce von diesem ganzen lande, welches durchzurei« sen ihm unendliche Beschwerlichkeiten kostete. Ich nahm unterdessen meinen Weg südwärts nach Guajaquil durch Walder, worin das Erdreich noch dergestalt überschwemmet war, das man öfters Waffer bis an die Knie hatte 5 wenn» Anhang. 343 wenn man auf dem höchsten Pferde ritte. Es war ein öe-siandiger Morast oder Sumpf; und da die Maulesel mit solcher Heftigkeit sich herauszuarbeiten suchten, so geriech man j.den Augenblick in Gefahr sich an den Bäumen m Stücken zu stosscn. Und so ist es an den meisten Ocrtern des heißen Erdstriches beschaffen, wo Holz ist. Außer« dem sollte inan fast auf die Gedanken gerathen, das; dst5 iand mehr von Tygcrn als Menschen bcwohnet sey, wo» fern es nicht vollkommen wahr wäre, daß alle schadl che Thiere sich wenig vermehren. Die Tyger sind hier nur in einer geringen Anzahl: allein einer oder zweeue sind auch schon hinlänglich eine ganze Landschaft zu verwüsten. Man hat sich gleichfalls vor d.n Schlangen zu fürchten, welche in den meisten heißen tändern sehr gemein sind, und dcren es viele höchst gefährliche Gattungen giebt. Die Häuser ,'n dieser landfthaft find insgemein nur aus Schilfe zujani' men gesetzt, und stehen fast allezeit aufPfählen, welche sieben bis acht Fuß hoch sind. Dieftm ohngeachtet verdirbt und verfaulet dennoch alles darin, weil die Feuchtigkeit be, standig durch die Warme gestartet und würksamer gemacht wird. Ich reisete denselben Tag von Gua/aquil wieder ab, an welchem ich daselbst angekommen war, und begab mich auf dem Flusse eben dieses Namens zu Schiffe. Ich fuhr denselben herauf, und kam den lyeen May 1736. nach C^-racol, einem unten an den Cordilleras liegenden Orte^ drey Tage hernach, da Herr Godin von demselben abge« y 4 reiset 544 Anhang. reiset war, um über dieses Gebürge zu gehen. Er hatte fast alle Maulesel in dem iande nöthig gehabt, ob er gleich bey nahe den fünften Theil unsere Reisegeräthes zu Cara-col zurück gelassen hatte, weil man wegen der schlimmen Weae nur wenige Sachen mit sich führen kann. Er setzte semen Weg fort, und kam nut der übrigen Gesellschaft den 29ten May ein Jahr und etliche Tage nach unsrer Abreise aus Europa, zu Quito an. Ich kam erst am loten des Brachmonats dahin, weil ich zu Caracol wegen Mangel eines Fuhrwerks hatte warten müssen; und meine Gesundheit war wegm der Beschwerlichkeiten, die ich auf der Reise von Rio Iama, und insonderheit von Puerto Viejo nach Guajaquil ausgestanden hatte, sehr geschwächt worden. Unterdessen begab ich mich gleichfalls auf den Weg, um über die Gebürge, die ich vor mir sahe, zugehen. Ich brachte damit sieben Tage zu, ob ich gleich dafür kalte daß es nur eine Reise von acht bis neun Meilen ist. Der Weg herauf ist überaus beschwerlich und wird durch sehr viele steile Höhen unterbrochen, auf deren Seiten man öfters zu Fuße gehen muß. Man setzt verschiedene mahle über einen kleinen Fluß, Namens Gjiva, wobey jedcs Jahr viele Menschen umkommen. Er gehet erschrecklich schnell, ob er gleich ziemlich breit ist. Wenn man zum letzten mahle darübergegangen ist, und sich schott davon entfernet hat, so fürchtet man sich dem ungeachtet davor, und es scheinet, daß er durch scin Geräusche noch einem Reisenden drohet, der ihn bereits weit hinter sich gelassen hat. Zuweilen gehet man Berg herunter, und findet tiefe Re- , gen- Anhang. 345 genbache, worüber man nicht andere, als mit der qröße« sten Mühe kommen kann. Den übrigen Theil des TageS bringt man zu, um nur auf der andern Seite wieder bergan zu gehen, und man siehet alsdenn, daß man von dem Orre, wo man abgereiset ist, gar nicht weit gekommen sey. Die Maulesel w?rden so müde, daß wenn sie sieben bis acht Schritte heraufgcthan haben, man sie stille stehen lassen muß, damit sie sich ein wenig erhohlen mögen. Auf der ganzen Reise thut man demnach nichts anders, als daß man sich beständig wechsclsweise ausruhet und sehr langsam, und dennoch mit dem größcstcn Ungemachs marschiret. Der Regen war so stark, und alles in den ersten Tagen so naßgeworden, daß es uns nicht möglich war Feuer anzuzünden. Wir musten uns mit sehr schlechtem Käse und Zwieback, der zum theile aus Indianischem Korne gemacht war, behelfen. Man machte mir jeden Abend das beste iager, welches man konnte, von den Zweigen und Blättern der Bäume, wenn man keine Hütte fand, die bereits ein anderer Reisender gemacht hatte. Auf diese Weise reisete ich sieben Tage lang; aliein ich rechne die Zeit nicht, welche ich in einem Flecken, Namens Guaranda zubrachte, der in dem Gebürge liegt, und ein bequemer Ort ist sich auszu« ruhen, den sich daher ein jeder zu Nutze zu machen pfiegt. Endlich kam ich herauf, und befand mich an dem Fuße eines überaus hohen Gebürges, Namens Chimdoraßo, welches beständig mit Schnee bedekt ist, und alles Erd« reich dort herum war gefroren und mit Eise erfüllet. Weil die Cordilleras nichts anders als eine lange Reihe an ein, Y) 5 an- 34.6 Anhang. ander hängender Gebürge sind, deren unzahlbare Spitzen sich in den Wolken verlieren; so kann man nur durch die engen Thaler zwischen denselben hindurch kommen. Allein in demjenigen, durch welches ich gieng, konnte man dessen große Höhe über die Horizontal!! ie des Meers merklich verspüren. Ich war unten an dem Chimboraßo, und dem ohngeachtet befand ich mich schon in einer Gegend, wo es niemahls regnet, und ich sahe bis zu einer großen Weite nichts als Schnee oder Reif um mich. Ich war dem Wege genau gefolget, welchen in vorigen Zeiten ein Haufen Spanisther Soldaten, deren Andenken uns die Geschichtschreiber erhalten haben, genommen hatte. Diese wurden von Don Pedro Alvarado angeführt, als er in den ersten Jahren, da Peru erobert ward, und gerade zwey hundert Jahre vor mir, eben die» sen Marsch that, um dem Francisco pizarro eine be« trächtliche Anzahl Hülfsvölker zuzuführen. Er marschirte von Puerto Viejo nach Guajaquil, und gieng durch Iipijapa, als ich gethan hatte Von Guajaquil gieng er bis zum Fuße des Chimboraßo herauf, und er nahm seinen Weg auf der südlichen Seite dieses Gebürges nach Riobamba, welches damahls Rwccpampa hieß. Allein da er auf einen Berg gieng, welcher nothwendig der heutiges Tages so genannte Arenal seyn muß; so kamen siebenzig von seinen ieuten, welche Peru bioß durch das Gerüchte von seinen Reichthümern kannten, und welche die gehörige Vorsicht ganz außer Acht gelassen hatten, vor . Kälte Anhang. 34? Kälte und Mattigkeit um, und unter andern befanden siH auch darunter die ersten zwey oder drey Spanischen Weiber, welche sich in das 5and gewagt hatten. Nach« dem ich die Höhe erstiegen hatte, muste ich wieder hcrun« tcr gehen: allein der neue Anblick, den ich vor mir hatte, seßre mich in Erstaunen. Nachdem-ich die brennende Hi« tze des heißen, und den erschrecklichen Frost des kalten Erd-s richs nach einander empfunden hatte; so schien es, als wenn ich auf einmahl in einen von den gemäßigten versetzt worden wärc. Es kam mir vor, als wenn ich Frankreich und die Felder in dem Zustande, worin sie sich in der schönsten Jahreszeit befinden, erblickte. Ich entdeckte von weitem eln wohl angebauetes Erdreich, eine große Anzahl Flecken und Dörfer, welche von Spaniern oder Indianern bewohnet waren, kleine Städte, die ein sehr feines Ansehen hatten, und ein ebenes und von Holze ganz entblößetes iand, welches so bevölkert war, als eine von unsern Provinzen. Die Häuser sind hier nicht von Schilfe gemacht, so wie sie es unten warm; sie sind dauerhaft zuweilen von Steinen, aber meistentheils von Ziegeln die an der iuft getrocknet sind, aufgebauet. Ein jedcs Dorf ist allezeit mit einem großen. Markte verst. hen, auf dessen einer Seite die Kirche siehet. Diesen Platz, welcher ein länglichtes Viereck ist, pflegen sie allezeit nach den vier Wcltgegenden anzulegen, und es gehen von da Scraßen oder schnurgerade Wege, welche.sich zuletzt in den Feldern verlieren. Zuweilen sind auch die Felder durch diese 343 Anhang. ft Wcge mit rechten Winkeln abgetheilet; und dieses gicbee ihnen das Ansehen eines großen Gartens. So ist derTh'eU von der Provinz (Quito beschaffen, welcher in den Gebür< gen nord- und südwärts von der Hauptstadt lieget, welche übrigens diesen Titel durch ihre Größe, ihre Gebäude und die Menge ihrer Einwohner verdienet. Diese Stadt hat acht oder neun hundert Klaftern in der iäna/, und fünf oder sechs hundert in der Breite; sie ist der Sitz eines Bischofs; ulld der Gerichtspräsident, der zugleich Statthalter der Provinz ist, halt sich hier ebenfalls auf. Es ist eine große Anzahl Klöster darinnen nebst Myen Collegien, dje eine Art von Universitäten sind. Das eine gehöret den Jesuiten, und das andere den Dominicanern. Die Einwohner belaufen sich auf dreyßig oder vierzig tausend, von denen ein drittel Spanier oder doch Spanischen Ursprunges sind. Die iebensmittel sind daselbst nicht sehr theuer; allein die fremden Waaren, die man nicht anders als mit der grösten Schwierigkeit dahin bringen kann, sind in einem unmäßigen Preise, als z. E. unsre ieinwand Tücher und seidene Stoffe. Ich habe öfters ein Pfund Eisen, welches ich zur Verfertigung einiger Instrumente kaufte, mit sechs Realen, welches mehr als ein Thaler ist, bezahlet; und ein Trinkglas gilt achtzehn bis zwanzig Franken: allein alles was zum ieben unumgänglich nöthig ist, findet man überflüssig im lande. Man muß gcstehen, daß, wenn man in den Wüsteneyen ist, die außer den Cordilleras liegen, und wenn man diese an einander hängende rauhe und spitzige Gebürge ansiehet, man sch Anhang. 34) sich dieses alles nicht einbilden Me. Man mögte eher glauben, daß, wenn man dieft Berge, die einen so erschrecklichen Anblick haben, heraufkletterte, man sich oben wegen des unfreundlichen Wetters genothiget sehen würde auf der andern Seite herunter zu steigen, und daß man wiederum in andere Wälder, die denjenigen, durch wel' che man gereiset, gleich wären, gerathen- würde. Keiner kann vermuthlich auf die Gedanken kommen, daß hinter diesen ersten Gebürgen andere von eben der Höhe sind, und daß sie beyde nur dienen dieses glückseelige iand zu verbergen , wo die Natur in ihrer Freygebigkeit, oder vielmehr Verschwendung das Andenken des irdischen Paradieses er-neuret. -. Dies kommt daher, daß dieses land von den Cor« dilleras eingeschlossen ist, welche ein doppeltes Gebürge sind, und welthe als zwo Mauren es auf der öst. und westlichen Seite von dem übrigen America absondern. Die erste Reihe dieser Gcbürge ist vierzig bis fünf und vierzig Meilen von der See entfernt, wie ich schon gesagt habe; sie liegen beyde neben einander in einer Weite von sieben oder acht Meilen, nämlich was ihre Gipfel betrifft. Bald entfernen sie sich weiter von einander, bald kommen sie naher zusammen; allein sie gehen fast allezeit in einer Richtung neben einander fort, welche von der Richtung des Mittagszirkels wenig unterschieden ist. Weil sie so nahe an einander liegen, so ist das Erdreich, welches sie trennet, und 35" Anhang. und fünf oder sechs Meilen in der Breite hat, überaus er« haben, und die zwo Reihen, welche in Ansehung der Einwohner, die sich zwischen ihnen aufhalten, so sehr unterschieden sind, scheinen in Ansehung dererjenigen, welche sich außer ihnen befinden, nur ein einziger Klumpen zu seyn. Die Stadt Cüuito und der gröste Antheil dieser Provinz liegen also in einem langen Thale, welches deswegen allein nicht für ein Gebürge gehalten wird, weil es zwischen noch höhern Bergen lieget, welche gröstentheils mit Schnee bedeckt, oder vielmehr ganz verschneyet sind. Das Gebürge ist nicht in seiner ganzen länge gedoppelt; allein über ein hundert und siebenzig Meilen, welche ich von den südlichen Gegenden zu Cuenca bis zu den nordlichen bey popayan durchgewandert bin, sind sie so beschaffen, und ich weiß, daß sie noch weiter gegen Norden doppelt sind, obgleich das land, indem es allmächtig zu nie. drig wird, die guten Eigenschaften verlieret, welche es um Quito hat. Die ziemliche Breite dieses Thals und seine tage gegen die Sonne sollte vermuthlich die Hitze darin unverträglich machen; allein dagegen muß die große Höhe des Erdreichs und die Nachbarschaft des Schnees die Hitze mäßigen. Diese zwey wiedrigen Dinge sind hier, wofern der Ausdruck erlaubt ist, zusammen vermählet; und diese Verbindung muß so wohl einen beständigen Herbst, als Frühling hervorbringen. Das Wetterglas des Herrn von Reaumur stehet hier beständig auf vierzehn oder fünfzehn Graden; die Felder sind allezeit grün; man hat daselbst die Mhang. 35» die Früchte des heißen Erdstriches nebst denjenigen, welche man aus Europa dahin gebracht hat, als Aepfel, Bir« net,, Pfirschen. Die Bäume sind hier fast beständig voll Saft; alle verschiedene Arten des Getraides, und in« sonderheit der Weizen gerathen vollkommen gut, und man könnte auch Wein machen, wenn die Stadt Lima nicht einen Freybrief damit allein zu handeln, erhalten hätte. Die Provinz Quito erhält sich indessen durch ihre eigene Waaren und durch die Tücher und baumwollene Zeuge, die darin gemacht werden. Kurz, wenn man sich ein wenig oben oder unten eine Gegend erwählet; (denn es ist leicht zu urtheilen, daß dieses lange Thal nicht eine voll» kommen ebene Flacheist,) so kann man daselbst die Wit« terung und Annehmlichkeiten der verschiedensten Himmels« striche genießen. Well das land nahe unter der tinie liegt, so sind die Tage fast allezeit den Nächten gleich, und der Grad der Witterung ist an einem Orte fast das ganze Jahr hindurch einerley: der Regen allein macht einen Unterscheid unter den Iahrszeitm. Es regnet daselbst von dem Winter« monate bis zum May, fast wie unten ln den Wäldern. Dieser Regen nebst dem Erdbeben und dem oftmaligen Toben der feuerspeyenden Berge, die hier in großer Anzahl sind, gehöret zu den schlimmen Eigenschaften des iandes, welche die Güte desselben ein wenig vermindern. Uebri« gens werden die Reisenden, welche weit in das Thal hinein- tom« 352 Anhang. kommen leicht anmerken können, daß sie inwendig nicht so sehr Berg heruntergehen, als sie draußen Berg heraufgegangen sind, und daß sie sich also ziemlich hoch über der Hon» zontallinie des Meeres befinden; allein es wird ihnen sehr schwer oder vielmehr unmöglich fallen die würkliche Höhe auszurechnen. Man hat nicht die Zeit auf so bösen Wegen Betrachtungen anzustellen, und der mechanische Mensch ist es fast allein, der hier reiset. Alle die Gewässer, welche, nachdem sie sich oben versammlet haben und durch eine oder die andere Reihe der Gcbürge gebrochen sind, sich von da herunter stürzen und nach allen Seiten des Horizonts , entweder nach dem Nordmeere oder nach der Süd' see stießen, zeigen die große Höhe noch deutlich genug an; -sie machen die höchsten Wasserfälle in der Welt, aber sie lassen einen, welcher bloß reiset, nichts bestimmtes erkennen. Man darf sich also nicht wundern, wenn wir den Einwohnern in Quito gezeiget haben, daß sie die höchsten Völker auf der ganzen bekannten Erde wären, und daß sie «ine luft schöpften, welche um ein drittel dünner wäre als diejenige, welche andere ieute schöpften. Man könnte so gar die Einschränkung von der bekannten Erde weglasse«. Denn wie wir sehen werden, so hat man alle Ursache zu glauben, daß die in den mäßigen und kalten Erdstrichen befindlichen Gebürge unbewohnt sind, und daß man dieselben, obgleich ihre Höhe kleiner ist, nicht ersteigen könne. Wir Anhang. 335 Wir alle empfanden anfänglich von der dünnen iuft vi> le Beschwerlichkeiten; diejenigen unter uns, welche eine etwas schwache Brust hatten, fühleten den Unterscheid noch mehr, mW bekamen ein kleines Nasenbluten, ivelcheS ohne Zweifel daher rührete, daß die äußere luft, welche ein kleineres Gewicht hatte, durch ihren Druck das Blut in den Gefäßen nicht genugsam zurück hielte, welches sei? ms Theils allezeit fähig war gleich stark zu würken. Ich habe vor meine Person nicht wahrgenommen, daß diese Beschwerlichkeit viel größer ward, da wir hernach noch bö-her stiegen; vielleicht daher, weil ich mich schon zu dem iande gewöhnet hatte, oder auch vielleicht, weil die Kalte Ursache ist, daß die Ausdehnung der luft nicht so b> trachtlich seyn kann, als sie ohne dieselbe seyn würde. Ver» schiedene unter uns fielen in Ohnmacht, da wir heraufstie, gen, undmusten sich brechen; allein diese Zufalle ware»r mehr eine Würkung der Müdigkeit, als der Schwürigkeit Athem zu hohlen. Dieses kann man daher unstreitig beweisen, daß man denenselben niemahls unterworfen war, wenn mau ritte, oder wenn man einmahl den Gipfel er, reicht hatte, ob gleich die iuft daselbst noch dünner war. Ich will nicht leugnen, daß diese große Dünnigkeit der iuft die Mattigkeit geschwinder verursachte und dieselbe größer machte; deny das Athemholen wird daselbst überaus schwer, wenn man auch nur ein wenig seine Kräfte braucht, und man findet sich durck die geringste Bewegung ganz au« ßer Athem geschet; allein die Sache verhält sich gleich an« ders, wenn man in einer Unthätigkeit ist. Ich sage nichts, Z als 354 Anhang. als wovon ich verschiedene mahle ein Zeuge gewesen bin, und welches ich sonder Zweifel noch öfters würde ge-sehen haben, wenn die Erfahrung nicht die meisten unter uns bald hätte verspüren lassen, daß sie sich einer so überaus großen Abmattung nicht unterwerfen dürften. Gmw liegt unten an einem Gebürge Namens Pi-chincha, welches zu den westlichen Cordilleras gehöret, und zwar zu der Reihe, welche gegen der Südsee lieget. Man kann auf dasselbe <ö wie auf die meisten andern, sehr hoch heraufreiten. Viele von diesen Bergen sind sich barin ähnlich, daß ihr unterster Theil aus verschiedenen Hügeln von ieim «der gemeiner Erde bestehet, welche Krauter hervorbringt, und daß sich in der Mitte eine hohe Pyramide oder Klumpe von Steinen befindet. Es ist ei< nigermaßen wahrscheinlich, daß alles dieses vormahls mit Erde bedeckt gewesen, die aber attmählig weggeflossen oder auch durch eine plötzliche Erschütterung gesuncken ist, und folglich den Felsen hat zum Vorschein kommen lassen. Dieser Theil des pichincha ist sehr schwer zu ersteigen. Wir brachten drey Wochen auf jeim'm Gipfel zu. Die Kalre war daselbst so stark, daß einige unter uns einige scorbutische Zufälle empfanden, und daß die Indianer und die andern Bedienten, die wir aus den: iande mit uns genommen hatten, mit einem heftigen Reißen im ieibe geplaget wurden, Sie gaben Blut von sich, und einige wa« ren genöthiget herunter zu gehen; aber ihre Unpäßlichkeit rührte bestandig, da wir einmahl auf der Spitze des Felsen unsre Anhang. 355 unsre Wohnung eingerichtet hatten, von der strengen Käl< te allein her, deren sie nicht gewohnt waren, ohne daß die Ausdehnung der iuft davon die Ursache zu seyn schiene; zum wenigsten schien sie nicht die unmittelbare und nächste Ursache zu seyn. Ich habe dieses mlt einer desto größern Sorgfalt untersuchet, da ich wüste, baß die meisten Rei« f nden sich darin betrogen hatten, da die verschiedenen Würkuna.en von ihnen nicht genugsam waren erörtert worden. Wir hatten ofte, wenn wir des Abends speiselen, mitten unter »ms ein irdenes Gefäß mit Feuer nebst vielen Wacksstöckcn oder angezündeten iichtern; die Thüre imse-rer Hütte war mit doppelten Fellen vermacht, und dem ohngeachtet fror das Wasser in unser» Gläsern. Wir hatten alle Mühe von der Welt einen Perpendikel aufzustellen. Wir befanden uns fast allezeit in einem Gewölks. Zuweilen veränderte sich der Himmel drey oder viermahl in einer halben Stunde. Auf ein Ungewitter folgte das schön, sie Wetter, und einen Augenblick hernach hörte man wie» der den Donner um desto stärker, weil er so nahe bey uns war. Unser Fels that in Ansehung desselben bey nahe eben dieselbe Würkung, als eine Klippe in dem Meere, an welchem sich alle Wellen brechen. Gegen das Ende unsers hiesigen Aufenthalts brachte man uns ein Wctter« glas; allein die Kälte hatte damahls ein wenig nachgelassen. Dieses Wetterglas, welches von des Hcnn Reau« mur Erfindung war, veränderte sich hier weit mehr, als unten zu Quiw, oder an dem Ufer des Meers, und öfters Z 2 von 356 Anhang.' von dem Morgen bis nach Mittage auf 17 Grade, ob man gleich dasselbe allezeit im Schatten hielte. Das Quecksilber, welches in dem leeren Räum an dem User des Meers 28 Zolle 15,'nie hoch stund, stund hier ungefehr 1^ Zolle weniger , linie hoch. Die ausdehnend« ^ Kraft der luft ward auch ihrer Verdickung vollkommen gleichmäßig befunden, eben so wie unten und in Europa. Der Secuudenperpendikel war hier, wenn man bey den unmittelbaren Erfahrungen stehen bleibt, M einer Unie kürzer, als an dem Ufer des Meers^. »Endlich nachdem wir allhier über zwanzig Tage aus» gehalten und wärend denselben alle Standthaftigkeit nöthig gehabt hatten um so lange wieder das rauhe Wetter an diesem Orte zu streiten, musten wir erkennen, daß es eine vergebliche Mühe seyn würde die Triangel unserer Mittagslinie so hoch zu sitzen, und daß wir uns meisten« theils würden begnügen müssen, unsere Zeichen auf den unten an den felsigten Pyramiden befindlichen Hügeln anfm-stellm. Dieser .so nöthigen Vorsicht ungeachtet ist uns bey unsern Arbeiten nichts beschwerlicher gefallen, als die plötzliche Abwechselung der Hitze und Kälte, welche wir von einem Augenblicke zum andern jedesmahl ausstunden, wenn wir ») Ich habe ihn oben 36 Zolle 6^, Linien, zn Quito 36 Zolle 6^ Lin. und an dem Ufer des Meers 36 Zolle 7,^7 Lin. lang befunden- Anhang. Z57 wl'r etwas weit herauf oder herunterstiegen Wir hat^ ten hier Zeit genug zu erkennen, wie sehr sich einige Naturlchrer betrügen, welche oafnr halten, daß die Ge-wolke von einer anoem Beschaffenheit seyn, als der Nebel. Die Geivölke reichren oft nicht an uns, sie waren fünfbis jcchS hundert Klaftern z„ niedrig, und verhinderten uns die Er» de zu sehen, da indessen dieselben den Einwohnern zu Quisft den Himmel verdeckten. Zuweilen hatten diese G?wölke keine so große Schwere; sie stiegen höher, und waren in Ansehung unser ein bloßer Nebel, in welchem wir uns be» fanden, obgleich die sich untcn aufhaltende Beobachter sie allezeit mit Grunde jür G?wö!ke hielten. Wenn ich sie weit untcr uns sahe, schienen jw mir stcts sehr weiß zu seyn, und ich kann sie in Betrachtung ihrer damahligen Farbe und Gestalt nicht beffer als mit einigen Klumpen Baum« wolle vergleichen, welche sich so berührten, daß ihre cm einen Ort versammlete Menge eine gewässerte Flache formir« te. Was die Farbe betrifft, so hat es mit dem Wass^ und dem Glase gerade einerley Bewandtniß. Man weiß, daß das Helleste Glas, wenn es pulverisirt ist, dunkel wird, wenn man das iicht von der Seite anstehet, und daß es so weiß als Schnee scheinet, wenn man es von der Seite, wo es sehr helle ist, betrachtet. Eben dieses geschicht auch mit dem Wasser, wenn dasselbe in sehr kleine Theilchen oder Tröpfiein, die in den Gewölken oder Rebeln fast un-kennbar sind, zertheilet ist. Diese Tröpfiein sind dem Ansehen nach nichts anders als hohle Kugeln voll iilft, welche, so wie sie sich mehr oder weniger ausdehnet, Ursache 3 3 ist 358 Anhang. ist, daß das Wasser, welches die Kugel formlret, hie Dl« cke verändert; und wenn die Kugel ihre Größe verändert, so steigt das Gewölke mehr oder weniger in die Höhe, bis daß es sich mit der iage der äußern tust, worin es schwebet , im Gleichgewichte befindet. Heute haben die Ge völ» ke eine gewisse und ihnen eigene Schwere; sie erhalten sich in einer bestimmten Höhe, und man siehet sie nur bis zu einem gewissen Punkte in allen Gedürgen steigen: allein morgen wird der Durchmesser der kleinen Wasserblasen, woraus sie bestehen, kleiner oder größer seyn; diese Ge' wölke werden also schwerer oder leichter werden, und sich in einer niedrigern oder höhern iuftgcgend aufhalten. Aber, damit ich wieder zu ihrer Durchsichtigkeit komme, gleichwie die kleinen Wasserblasin, woraus sie bestehen, eine gar zu große Anzahl kleiner Flachen dem iichte darstellen; also scheinen sie dunkel, wenn man sie von unten ansiehet: da» hingegen, wenn der Zuschauer über ihnen ist, so wie wir es oft auf dem pichincha und den andern Gebürgen wa-ren, alle zurückprallende und in einander vermischte Strah« len, nachdem sie verschiedene mahle gebrochen worden, das weiße hervorbringen; welches also zufolge den Grundsätzen geschicht, die wir von den Eigenschaften des lichtes wissen. Man siehet fast alle Tage auf dem Gipfel eben dieser G bürge eine außerordentliche iufterscheinung, welche so alt, als die Welt seyn muß, und welche allem Vcrmu« then nach niemand vor uns gesehen hat. Das erste mahl, als Anhang. 359 als wir dieselbe wahrnahm?», waren wir alle mit einander auf einem nicht so hohen Berge, Namens pambamar« ca. Eine Wolke, von welcher wir umgeben waren, zertheilet? sich, und ließ uns die Sonne sehen, welche Mlt einem großen Glänze aufgieng. Die Wolke zog slch nach der andern Seite; sie war nicht dreyßig Schritte, und noch zu wenig entfernet um die Weiße zu bekommen, wovon ick kurz zuvor geredet habe, als ein jeder von uns auf der» selben seinen Schatten, und zwar nur ftincn Schatten allein sahe, weil die Wolke nicht eine an einander hangende Fläche darstellete. Weil sie gar nicht weit von uns entfernet war, so konnte man atle Theile des Schattens deutlich erkennen; man sahe die Arme, die Beine, den Kopf. Aber das, so uns in Verwunderung setzte, war dieses, daß der Kopf mit einem Kreise von Strahlen gezicret war, der aus drey oder vier concentrischen Cronen bestund. Eine jede hatte sehr lebhafte und eben die verschiedenen Farben, als der erste Regenbogen, und die rothe war auf der Außen« ftite. Der Raum zwischen diesen Kreißn war gleich groß, der letzte aber der schwächste, und endlich fthen wir weit von uns einen großen weißen Kreis, welcher alles zusam« men einfaßte. Dies war gleichsam eine Art der Vergötterung für einen jeden Zuschauer, und ich kann nicht um< hin anzumerken, daß ein jeder das empfindliche Vergnü« gen ruhig genoß sich mit allen diesen Cronen geschmücket zu sehen, ohne etwas von seiner Nachbaren ihren wahrzuneh- 3 4 """. 3<5o Anhang. men. Ich machte z'n aller Eile aus den ersten linealen, die ich fand, eine Art von einem Iacobbstabe, um die Durchmesser dieser Kreise zu messen; denn ich befürchtete, daß dieser wunderbare Anblick sich nicht oft zeigen würde. Ich beobachtete hernach, daß diese Durchmesser ihre Größe von einem Augenblicke zum andern veränderten, jedoch so, daß der Raum zwischen denselben immer gleich groß blieb, sie mögten entweder größer oder kleiner werden. UebrigenS wird diese iufterscheinüng nur auf den Wolken abgebildet, die voller Eistheilchcn sind, aber nicht auf denen, die aus Regentropfen bestehen, so wie es mit dem Regenbogen ge« schicht. Insgemein war der Durchmesser des ersten Bogens 5^. Grade, des andern n Gr. des dritten i?Gr. u. s. w. und des weißen Kreises 69 Grade groß. Die eigentliche Zeit dieser Erscheinung, welche erfordert, daß der Schatten auf eine Wolke geworfen werde, ent« schuldiget die Peruaner, daß sie diejelbe nicht gesehen ha« ben, und man muß ihnen deswegen keinen Vorwurf machen. Denn es geschicht zu einer ungewöhnlichen Stunde, da sonst niemand, als leute, die liebhaber der Naturlehre find, sich auf dem Gipfel eines hohen Berges zu befinden pfiegen. Jedoch würde man solche Erscheinung dem A,^ sehen nach zuweilen auf unsern hohen Thürmen wahrnehmen können. Ein jeder von uns hat Nebel, die sich nicht weit erstreckten, und die nur einige Schritte von uns ent« fernet waren, gesehen. Es fehlte nur die andere Bedin-. gung, nämlich daß die Sonne in dem Horizont gegenüber stünde. Ja, wenn auch dieser letzte Umstand nicht voll- , kom- Anhang. 361 kommen vorhanden ist, so kann man doch oft ein Stück von dem weißen Kreise sehen, so wie ich es oft verschiedene mahle wahrgenommen, wenn ich darauf Achmng gegeben habe. Die Höhe des felsigten Gipfels des pickincha ist bey nahe auch die Höhe der untern beständigen Grenze des Schnees auf allen Gebürgen des hitzigen Erdstrichs. Ich habe gefunden, daß dieser felsigte Gipfel über die Horizon« tallinie der Südsee 2434Klaftern erhaben ist. Der Schnee fällt zwar weit nicdiger; allein er pflegt auch an eben dem Tage wieder zu schmelzen: dahingegen derselbe oben ill dem ganzen Theile bcr Cordilleras, dell ich durch« gereiset habe, beständig liegen bleibt. Etliche Berge reichen nicht bis an diese Grenze, andere abcr berühren sie, als der pichmcha. Viele andere erstreken sich noch weit höher; ihr öberster Theil ist allezeit mit Schnee bedeckt, und man kan sie daher nicht ersteigen; weil der Schnee sich darauf in Eis verwandelt. Seine Oberfläche muß zwar am Tage ein wenig schmelzen, wenn das Gebürge nicht in den Wolken versteckt ist: allein so bald die Sonne aufhöret zu würken, so entstehet ein Glatteis; die Oberflache wird harte und so glatt, als ein Spiegel. Und daher ist es un« möglich höher hinaufzusteigen. Diese Grenze des SchneB es beruhet auf gar zu verschiedenen Umständen, und daher muß sie auch großen Veränderungen unterworfen seyn. Viele Gebürge in Peru sind so beschaffen, daß sie sich leicht entzünden kömm»; denn sie sind fast alle feuerspeyen- 3 5 de 362 Anhang. de Berge gewesen, oder sind es noch würklich ungeachtet alles Schnees, um dessentwegen man sie nicht dafür ansehen sollte. Außerdem ist es gewiß, daß, je einen größern Umfang der Klumpen hat, der ihnen zur Grundlage die. net, derselbe ihnen auch eine desto größere Hitze mitthei. len und die Grenze des Frostes desto weiter entfernen müs-se, weil man diesen Klumpen fast als ein andres Erdreich zu betrachten hat, welches alle Tage von der Sonne erwav« met wird. Dahingegen bringet der bcschneyete Theil, wenn er größer ist, eine ganze wiedrlge Würkung hervor. Er verursachet rund herum eine größere Kälte, durch welche ein wenig weiter unten Frost und Eis entstehen kann. Unterdessen ist der Unterscheid nicht groß, so weit ich ihn habe beobachten können, und der unterste Rand des Schne« es machet gleichsam eine Horizontallinie an allen peruanischen Gebürgen, so daß man von ihrer Höhe durch de» blossen Anblick urtheilen kann. Allein wenn wir di« Sache im großen betrachten und unsre Gedanken auf die ganze Erdkugel richten; so gehet diese iinie mit der Flache der Erde nicht allezeit parallel. Es ist augenscheinlich klar, daß sie sich stussenweise in der Verhältniß heruntersenken muß, worin sie sich von dem hitzigen Erdstriche entfernet oder den Polen naher kommt. Die« se linie ist mitten in dem heißen Erdstriche 2434 Klaftern über der Horizontallinie des Meers; bey dem Anfange der gemäßigten Erdstriche wird sie nur 2100 Klaftern hoch seyn nnd über den Gipfel des Berges Theyde oder Pico Anhang. 363 Pico auf der Insel Teneriffa, der bey nahe diese Höhe hat, gehen. In Frankreich und Cbili wird ihre Hohe 15 oder 1655 Klaftern betragen, und indem sie s'ch jolä'er» gestalt nach der Verhältniß ihrer allmahligen Entfernung von der Mittellinie, beständig mehr herunter'enkt, so wird sie die Erde jenseit der zweeu Polarzirkel berühren, ob wlr gleich dieselbe nur allezeit im Sommer betrachten. Diese linie kann man die iinie der untern deständl« gen Grenze des Schnees nennen; denn es muß noch e^ne andere, nämlich dic iinie der obern Grenze seyn, an wel, che aber allem Ansehen nach die höchsten Berge der Welt nicht reichen. Wenn einige so hoch wären, daß sie ihre Gipfel über alle Wolken erstreckten; so würden diese hohe Spitzen in ihren obersten Theilen von dem Schnee befreyet seyn; und wie sie vermuthlich sich bis in die Gegend erhe« ben würden, wo die tust nicht mehr beweget wird: also würde man dort oben, wofern man dahin kommen könnte, einen vollkommen und bestandig heitern Himmel haben, so wie man sich dergleichen Vorstellungen ohne Grund von dem Olympus, von dem Berg? Ararar, von dem Tdcyde oder Pico ausTencrijfä gemacht hat, obgleich dieser letz« te nicht einmahl vollkommen bis zur untern Grenze des Fro« stcs reicht. Ich will hier weiter nichts, als bloß dasjenige anführen, was ich selbst als wahr befunden habe. Auf einigen Bergen, die uns diencten unsre Triangel zu errich« ten, als z. E. auf dem Coropari ist ein Stück von 6 bis 700 Klaftern in senkrechter Höhe beschneyet. Es würde un- 364 Anhang. unnütz seyn noch mehrere, welche längst unserer Mittags« linie liegen, oder auch andere zu nennen, welche man auf beyden Seiten des Magdalenen - Flusses antrifft, wenn man gegen das Nordmeer bis nach St. tNanha kommt. Der Chimboraßo, welcher der höchste unter all?n denen ist, die ich beobachtet und gesehen habe, ist 3217 Klaftern höher als das Meer, und das Stück desselben, welches mit Schnee bedeckt ist, hat eine Höhe von mehr als 8oc> Klaftern. Allein wenn die Wolken zuweilen viel weiter heruntergehen, als welches die Urjache ist,, daß man den Gipfel des Berges oben jehen kann, so steigen sie auch oft weit höher, und zuweilen 3 oder 400 Klaftern herauf, so weit ich nämlich von weitem durch die Vergleichung ihrer Höhe mit der Größe des Berges, die ich fthon gemessen hatte, habe urtheilen können. Mit einem Worte, der Raum zwischen der obern und untern Grenze des Schnees beträgt nach einem senkrechten Maße zum wenigsten 11 bis I25O Klaftern in dem heißen Erdstriche. Wenn demnach so hohe Berge wären, so würde man um dieselben einen Eisgürtel sehen, welcher von 2440 Klaftern über der Horizontallinie des Meers anfangen und sich bey 3500 oder zöaa Klaftern endigen würde, nicht deswegen, weil die Kälte dort aufhörte; (denn es ist vielmehr gewiß, daß dieselbe nach der Verhältniß, in welcher man sich von der Erde in den luftkreis entfernet, zunimmt,) fondern weil die Wolken oder die Dünste nicht höher steigen können. Ob< AnhanL 365 Obgleich her Schnee Ursache ist, daß man nkht auf die Berge kommen kann, wie ich schon angemerkt habe; so stieg ich dock) mit dem Herrn de la Condamine im Brachmonat 1742 auf den feuerspeyenden Gipfel des Pi« chincha, welches eine andere noch höhere Spihe dessel< ben als die erste ist, hinter welcher er von GuitH zu rechnen, liegt. Wir waren ganz mit Schnee umgeben, und wir sahen solchen weiter unten über icx^o Klaftern von uns fallen; er versperrete etliche Tage lang alle Wege um zu uns zu kommen, und zuweilen waren wir alle genöthiget Hand anzulegen, um zu verhüten, daß er das Gezelt welches unS zum Aufenthalt dienete, nicht niederreißen mögte. Gleichwie dieser Schnee frisch war und sich ein wenig niedertre« ten ließ; also tonnten wir ganz herauf bis zum Rande des feuerspeyenden Schlundes steigen, dessen oftmahlige Enr> zündungen der Stadt (Duito nur gar zu schädlich gewesen sind. Wir erkannten aus der Besichtigung des Ortes, daß zwo Hindernisse die große Würkung desselben auf diese Stadt aufgehalten hattcn, nämlich der dazwischen liegende felsigte Gipfel, aus welchem wir unftr langes und beschwerliches lager, von dem ich schon geredet habe, gehabt hatten, und außerdem die Mündung des Schlundes, wel» che die Gestalt einer halben Krone von Felsen auf der Seite nach Quito hat, welche durch ihren Widerstand den ausgeworfenen Brennzeug gemeiniglich nöthiget einen andern Weg zu nehmen. Es trug sich auf eine sonderbare Weise zu, daß märender Zeir, da wir nns mit dieser Un« tersuchung beschäftigten, ein anderer feuerspeyender Berg in 366 Anhang. in der östlichen Reihe sich entzündete; und der Cdtopaxi that es gleichsam vor unsern Augen; seine Hitze zerschmolz den Schnee, und wir erinnerten uns dabey des großen Schadens, welchen er in vorigen Zeiten gethan hat. Der Herr de la Candamine und ich stiegen noch einmahl über die beständige untere Grenze des Schnees auf den Chussa-long oder den Coraßon de Barionuevo, einen andern Berg, dessen eine Spitze uns auch einen Stand zu unsern Triangeln gegeben hat. Der felsigte Theil desselben hat gleichsam die Gestalt eines Daches auf einem Hause; und weil sein nordliches Ende damahls fast gänzlich von Schnee entblößet war, so machten wir uns diesen Umstand zu nu-H«, und stiegen wiewohl mit großer Beschwerlichkeit hinauf; denn als wir oben ankamen, waren wir mit Eis be« deckt. Diejer Berg hat 2476 Klaftern in der Höhe; das Quecksilber stund daselbst in dem Barometer 15 Zolle Linien hoch, und etwas über 12 Zolle 3 iinien niedriger, als an dem Ufer des Meers. Man hatte wohl niemahls ein Barometer an einen so hohen Or e gesehen; ja es ist sehr wahr» scheinlich daß niemand zuvor so weit hinaufgegangen war; denn zu Unternehmung solcher Reisen muß man Vewegungs-gründe haben. Die tiebe zu den Reichthümern, welche in Peru, so wie sonst allenthalben so viele leute in Bewegung sehet, führec sie keinesweges auf dergleichen hohe Fel. sen, sondern reizet sie vielmehr die unten befindliche Re» genbache durchzusuchen. Die Allhang. 3^7 Die Gebürge um Quito scheinen wenlg Erz in sich zu halten, ob man gleich ehemahls Goldkörner darin gesunden hat, und zuweilen noch findet. Man siehet dor« ten auch keine Spuren der großen Ueberschwcmmungen, welche so viele Merkmahle in allen andern Gegendell gelas, sen haben. Man kann in Peru mit leichter Mühe das in« wendige der Erde bis zu einer sehr großen Tiefe besehen, weil dort alles voller Regenbache ist. Man sindet sehr viele, die 220 Klaftern breit und 6o bis 8a tief sind; ja eS giebt' einige, welche mehr als zweymahl so groß sind. Man darf nur in dieselben heruntersteigen', so wird man alle Eigenschaften der verschiedenen tagen der Erbe sehen, und es ist was besonderes, daß telne Fossilien darin gefunden werden. Man trissr indessen darin eine Menge von dem schwarzen Sande an, welchen der Magnet an sich ziehet, und man nimmt überhaupt wahr, daß die lagen der Erde, welche man dort siehet, und in welchen die Vermischung der Farben sehr unterschieden ist, gar nicht durch einen oftmah« ligen Anftuß, sondern vielmehr aus dem von den feuersveyen-den Bergen ausgeworfenen Brennzeuge entstanden sind; denn es scheinet dasilbst fast alles ein Werk des Feuers zu styn. Einige von diesen Bergen bestehen bis zu einer ziem« lich großen Tiefe ganz aus Schlacken, Bimsensteine und Stücken von verbrannten Steinen von allen Größen; und zuweilen liegt alles dieses unter einer iage gemeiner Erde verborgen, worauf Krauter, ja gar Baume wachsen. Ich habe Schichten von verbrannten und in sehr kleine Stücken perwandelten Steinen gesehen, welche fünfoder sechs Man« nes« 368 Anhang. neslängen dicke waren, insonderheit unten an dem Berge Cowpari, welcher ein vollkommen abgekürzter Kegel ist, weil sein Gipfel heruntergestürzt worden. Das unterste dieses feuerspeyenden Berges hat eine runde und regelmäßige Gestalt durch allen diesen ausgeworfenen Stoss bekom« men, welcher nicht mit einer genügsamen Gewalt fortgetrieben worden, oder welcher zu leicht war, als daß er in eine starke und geschwinde Bewegung gesetzt werden konnte. Die oberste Schichte ist die dickeste, zum wenigsten beydem Berge; und dieses veranlasset mich zu glauben, daß man die« selbe der erschrecklichen Entzündung des Berges zuschreiben müsse, welche, wie alle Geschichtschreiber anmerken, sich nach dem Tode des letzten Kayfers Arahualpa bey dem Anfange des Jahrs 153) ereignet hat, und davon wir mit dem grö-ßesten Erstaunen noch andere außerordentliche Merkmahle gesehen haben, als z. E. Steine, die über 8 bis 9 Fuß lang und eben so dicke sind. Sie sind weiter als 3 Meilen fortgetrieben worden, und viele darunter formiren Striche welche noch jeßo den Berg anzeigen, welcher sie so weit geworfen hat. Diese großen Steine sind gar nicht so wie diejenigen verbrannt, womit der Fuß des Berges bedeckt ist, und sie können nicht anders als durch die erste Gewalt des ausbrechendcn Feuers so weit geworfen worden seyn. Daher wird man dem Ansehen nach eine gleiche Würkung nicht zu befürchten haben, so lange als die Mündung des Berges 5oder 600 Klaftern weit seyn wird, wiesle heutiges Tages zu seyn scheinet. Nach Anhang. 369 Nach Ver Meynung der Indianer war dlese Bege< benheit ihnen vorhergesagt worden, uno sie sahen dieselbe als den unglücklichen Augenblick an, da es ihncn, wie sie glaubten, nichte mehr helfen konnte sich wieder die Frem» den zu wehren, welche sie unter das Joch bringen sollten, und welche ihre Eroberungen schon ziemlich weit getrieben hatten. Pedro Cleßa de Leon, Garcilasso, Hcrre> ra und alle andere Geschichtschreiber thun davon Erwehr nung; sie schreiben diese Prophezeyhungen zum Theil dem Huayana Capac zu, welcher der zwölfte Kayser und des Atahualpa Vater gewesen ist, und nennen dieftn feuer» speyenden Berg Latacunga. Wenn man seine verschieb dene Entzündungen nach der Menge der verschiedenen Schichten verbrannter Steme, die unten bey demselben lie. gen, zahlen sollte, ohne einmahl die untersten Schichten, welche zerstreuet und durch einander geworfen sind, in Be-trachtung zu ziehen; so würde dieser Brand zum wenigsten der zwanzigste seyn. Allein vermuthlich wirfteine jede Entzündung einen Stoff von verschiedenen Farben und verschie, denen Arten aus, und vielleicht wird derselbe nach ein andre herausgeworfen, so wie solcher in dem Schooße des Ge« bürges in einer verschiedenen Ordnung liegt. Was deil letzten Brand betrifft, welcher sich im Jahre 1742 in un« serer Gegenwart ereignete, so hat er keinen andern Scha« den, als nur durch den geschmolzenen Schnee gethan, ob er gleich auf der Seite, um die Mittc ftiner Höhe, eine neue Mülldung gemacht hat. Es waren in diesem Jahre zwo plötzliche Wasserfluten, eine am 24ten des Brachmonats, A a vnd 37" Anhang. und die andere am 9ten des Christmonats; aber die letzte war ungleich größer- Das Wajsir warf in seiner ersten Heftigkeit den Posten, welchen wir bey unserm sechsten und siebenden Triangel zu unserm Stande erwählet hatten, gänzlich über den Haufen, und stieg an einigen Oertern über I2O Fuß hoch. Ohne eine unzählige Menge Vieh, die das' selbe wegführete, riß es 5 bis 68 Meilen südwärts in den Gebürgen . laufen oder vielmehr wüten, ehe sie unten an dem Con» Zuragua abfließen konnten, und dieses geschahe in einer Zeit von 3 Stunden. Wenn das 5and uns so viele natürsiche Merkwürdigkeiten darstellet, von denen einige, wie man siehet, sehr betrübt sind; so werden die Sitten und Gewohnheiten dieser Völker unsere Aufmerksamkeit nicht weniger erregen, und sie könnten einen genügsamen Stoff zu einer langen Erzählung geben. Es ist bekannt, daß dieses iand theils von den Spaniern, die es erobert haben, und theils von den Indianern bewohnt wird, welche dessen ursprüngliche Einwohner, und von den andern Völkern nicht unterschie» den sind, die man unter dem Namen der Wilden, oder der Caraiben kennet. Gleichwie der heiße und die kalten Erdstriche in Peru gleichsam vermischet sind; und wie man daselbst die wiedrigsten Witterungen antrifft, so daß man nur einige Meilen reisen, und entweder in das Gebürge hinein^ oder wieder herausgehen darf, wenn man iander. Anhang. 3?t die Von einander weit mehr unterschiedet! sind, als wenn Man ganz Europa durchwanderte, finden will: so muß diese überaus große Verschiedenheit auch nothwendig einett Unterscheid in den Sitten dieser Völker, und in ihren na« türlichen Neigungen verursachen. In den untersten Gegenden wohnen sie einsaw in den Wäldern, und mchen gleichsam kleine Republiken aus, welche von ihrem Pfar» rer, der ein Spanier ist, und von ihrem Statthalter, der einige andere Indianer zu seinen Gehülfen und Ossis eieren hat, regieret werden. Sie leben alle in ciNer so aM ßen EiniaM, als sie in einer vollkommenen Unschuld zu le< ben scheinen. Sie sind angenehme und ehrliche ieute und »licht des geringsten Mißtrauens fähig j ja sie lassen es sich nicht einmahl einfallen, daß man jemahls die Absicht haben könne sie zu betrügen. Ihre Hausthüren stehett allezeit offen, ob sie gleich Baumwolle, Kürbsstaschen, Ato welches eine Art von Aloe ist, woraus sie Garn spinnen > Und einige andern Waaren darin haben, womit sie cinen Handel treiben: Die große Hihe macht, daß sie fast na-kend gehen; sie streichen sich insgemein mit Roucou roth an, und diese Mahlerey dienet ihnen öfters zu ihrem Putze. An statt sich ganz zu färben, bemahln sie sich nur streifen^ weise, und dieses thun sie sogar aUf dem Gesichte. Es scheinet, daß sie diese Gewohnheit ursprünglich als eine Vorsorge gegen das Stecken gewisser Arten von Mücken, Maringoinen öder Mustiken genannt, angesehen haben z denn ihre Menge ist in allen niedrigen Orten des heisieli Erdstriches, die nicht genugsam angebauet sind, ungemeul A a , Kroß 372 Anhang. groß. Eben diese Indianer verstehen alle Handwerke, die ihnen nöthig sind- Sie sind Zimmerleute, und die Baumeister ihrer Häuser,- sie inachen ihre pyrogen, und sie sind auch Weber. Was die großen Gebäude betrifft, so arbeiten sie daran insgemein gemeinschaftlich. Ein In» dianer bittet alle andern in der Nachbarschaft zu Gaste; und wenn er sie wohl bewirthet, so wird das Haus, wie groß es immer seyn mag, (denn in gewissen Oertern woh, nen drey oder vier einzelne Familien unter einem Dache , und eine jede hat einen Platz von etlichen Schuhen,) denselben Tag, und zuweilen in einer oder zwoen Stunden fertig. Inzwischen ist ihr Zustand beglückt genug; sie sind allein oder ohne Vermischung einiger Fremden, die sie veranlassen könnten sich einigen Zwang anzuthun. Außer den Früchten der Erde, die ihnen niemahls fehlen, gehen sie auch auf die Jagd und Fischerey, wodurch sie sich ihren Unterhalt reichlich verschaffen. Sie erlegen das Wild entweder mit Pfeilen, die zuweilen vergiftet sind, oder mit Kugeln von Thone, welche sie durch Blaseröhre schießen. Was die Fischerey betrifft, so ist dieselbe ihnen um desto leichter, weil die Flüsse bey ihnen nicht mehr so abschüßig find als oben, wo dieselben überaus schnell gehen, und die Fische sind dann in großer Menge. Obgleich die Indianer, welche nicht unter das Joch gebracht sind, und die man die kriegerischen Indianer nennet, sogar in den tandern, in welche sie zuweilen Streifereyen thun, wenig bekannt sind; so weiß man doch, daß sie in ihrer iebensart mit den übrigen sehr übereinkommen. Eben diejelbe Be schaf- Anhang. 373 Beschaffenheit des Landes hat auch gleicht Sitten bey ih» nen einführen müssen. Uebrigens wissen wir nicht, ob wir uns in Ansehung dieser Völker eben die Schwierigkeit nothwendiger Weise vorstellen sollen, die uns in Betrachtung der Mohren so viel zu schaffen macht. Dem Ansehen nach sind fte vou uns bloß darin unterschieden, daß sie in einem Himmels» striche wohnen, der von dem unsrigcn unterschieden ist, und dieses hat in der iänge sehr merkliche Würkungen hervorgebracht. Ich bin wenigstens versichert, daß man ih, re Farbe, dieeinweniq kupfericht ist, und welche man, weil sie nicht von ihrer Mahlerey herrühret, insgemein als etwas ihnen eigenthümliches anstehet, nur als einen vergänglichen Unterscheid betrachten müsse. Ich habe Gelegenheit gehabt anzumerken, daß diejenigen, die gleich unten an den Cordilleras, an der westlichen Seite, oder an der Südsee wohnen, fast eben so weiß sind, als wir. Diese sind nicht wie die andern der heftigen und beständi« gen Sonnenhitze blosgestellet; sie bringen ihre tebeuszeit vielmehr in einem lande zu, wo eine so vollkommene Windstille regieret, daß sie niemahls durch die geringste Bewegung der luft unterbrochen wird, weil die Gebürge sie gegen den beständigen Oltwind beschützen, welcher bcy nahe eine Meile hoch über ihren Kopf streichen muß. Wenn man sich weiter von den Gebürgen entfernet und gegen dle Küste zugehet, so verhält eS sich dorten ganz anders; der Wind gehet daselbst, und die Indianer haben dort auch ihre Kupferfarbe. Es ist wahr, daß wenn die Fleischfar- Aa 2 be 374 Anhang be der erzlern sie nicht von uns zu unterscheiden scheinet, doch dieses noch einen merklichen Unterscheid zwischen ihnen und uns macht, daß sie keinen Bart und keine Haare auf der Brust, noch an einer andern Stesie des leides haben, und insonderheit, daß ihr Haar so lang ist. Sie haben alle dicke, schwarze, gerade und sehr starke Haare: allein, wenn man zugiebt, daß ihre Farbe, welche überhaupt von der unsrigen so unterschieden ist, von der Beschaffenheit des Himmelsstriches, oder von der starken Würkung der luft herkomme, zu welcher der Malfelder Kleider Gelegenheit giebt; so sollte man wahrscheinlicher Weise muthmaßen, daß das übrige, wodurch sie sich von uns unterscheiden, fast yon eben den Ursachen herrühren müsse. Die Indianer, welche oben in den Cordilleras wohnen besinden sich in einem andern Zustande, und sie sind auch von den vorigen ganz unterschiedene Menschen, Sie haben so viele böse Eigenschaften, als die andern gute haben, wenn man sie als Bürger oder leute betrachtet, die einen Theil der Gesellschaft ausmachen; denn außerdem sind sie nicht im Stande böses zu thun. Sie sind alle ungemein faul und tumm, sie bringen ganze Tage auf einer Stelle zu und sitzen gebückt auf ihren Fersen, ohne sich zu regen oder ein Wort zu. sprechen. Sie dienen in den Städten als Hausgesinde, und man braucht sie in dem Felde zum Ackerbau.. Die Kleidung welche man ihnen giebt, nebst den Zugemüsen und dem Getraide, welches sie zu ih» fem Unterhalte bekommen, macht einen Theil ihres lohns. aus, Wenn sie sich verheirqten, siyy die Gebühren des Pfar- Anhang. z?5 Pfarrers sehr.groß, sowohl als dieBegräbnißkosten,wenn jemand aus ihrer kleinen Familie stirbt Daher kommt es, daß sie niemahls was eigenthümliches haben, und daß sie ihren Herren fast allezeit schuldig sind. Dicse Umstände vergrößern ihre Faulheit nicht wenig. Es ist unmög« lich zu sagen, was für eine große Gleichgültigkeit sie in An« fthung der Reichthümer und sogar aller Bequemlichkeiten bezeigen, vielleicht weil sie merken, daß es ihnen nichte hel-sen würde, wenn sie solche zu erwerben suchten. Und da sie hiernachst dem Trunke eines gewissen Biers, welches sie von Indianisthem Korne machen ^ ein wenig zn sehr ergeben sind, so stellen sie gleichsam eine große Secie von Stoischen oder vielmehr von Cpnisthen Wcltweisen vor. Man weiß öfters nicht, durch was für eincn Be« wegungsgrund man sie überreden solle, wenn man von ih. nen einen Dienst verlanget. Man bietet ihnen umsoiH einige Stücken Geld an; denn sie antworten, daß sie nicht hungrig sind. Man darf sich also nicht verwundern, daß sie die Taschen in den Kleidern für was unnützes halten. Sie haben gar keine; und wenn man sie nöthiget ein kleines Stück Geld zu nehmen, so wissen sie es nicht brsscr, als in dem Munde zu verwahren. Es ist ih»en nicht erlaubt leinen Zeug oder Strümpfe zu tragen, und ihre Kleidung ist von der nicht unterschieden, derm sie sich vor alters be< diencten. Dieselbe bestehet in einem Camisölchcn ohne Ermel von Tuche, daS in dem lande gemacht wird. Die« ses reicht ihnen bis auf die Knie, und sie zichen darüber öfters em anders Stück Zeug an, welches länger als weit Aa 4 ist. z?6 Anhang. ist. In der Mitte desselben ist eine Oeffnung, um den Kopf dadurch zu stecken, und dieser Ueberrock siehet fast wie ein Meßgewand aus. In ihren kleinen Hütten haben sie nicht das geringste Hausgeräthe. Sie legen sich auf die Erde auf ein Fell schlafen, und bringen zuweilen ganze Iah, re zu, ohne Fleisch zu essen. Sie ziehen zuweilen zwar ei« m'ges Vieh oder Geftügel auf; allein das geschicht fast alle, zeit, um es ihren Pfarrern zu schenken. Sie selbst essen solches nur in einigen außerordentlichen Fällen, insonder, beit, wenn jemand unter ihnen stirbt. Die Freunde und Anverwandten des Verstorbenen versammle« sich alsdenn in großer Eile, um sich bey ihren Wehklagen von demjeni-nigen, was sie der Kirche entziehen können, etwas zu gu« te zu thun. Das Trauergelag dauret so lange, bis ihnen schlechterdings nichts mehr übrig ist. Es scheinet, daß diejenigen, welche außerhalb den Gcbürgen wohnen, etwas mehr von ihren alten Sitten behalten haben; dahingegen diejenigen, welche sich oben aufhalten, wo das iand ungleich mehr bevölkert ist die Würkungen der Unterwürfigkeit mehr empfinden. Aus ihrer Vermischung mit den Spaniern ist eine dritte Gat» rung von Menschen, nämlich die Mestizen entstanden, welche jetzo den grösten Theil der Einwohner ausmachen, und welche gemeiniglich die zwo Sprachen, nemlich die Spanische und die alte Sprache des iandes, welcke der Incas ihre war, verstehen. Diese Mestizen, welche fast alle unehelich gebohren werden, sind nicht mehr Spanier, als sie Indianer sind. Dem ungeachtet genießen Anhang. 377 sie alle Vorzüge der erstern und werden für weiße gehalten. Es fehlet ihnen nicht an natürlicher Geschicklichkcit, und man muß sie als ieute ansehen, deren Gewalt den India» nern am schwersten fällt. Inzwischen hat die Spanische Regierung aus einer weisen Vorsorge alle nöthige Maßre« geln ergrissen, um diesem Uebel zu steurcn, und dem er« bärmlichen Reste dieses Volkes, welches bestandig abnimmt, ihren Schuh angedeihen zu lassen. Man hat gesucht sie von aller Arbeit, wodurch sie übermäßig gedruckt werden könnten, zu befreyen. Man hat in allen Städten gewisse Personen verordnet, die sich ihrer von Amtswegcn annehmen und sie beschützen sollen. Man hat es sogar für besser befunden sie von der Gerichtbarkeit der Inquisition frey zu sprechen, als dieses Gerichte zu nöthigen in ihrem Be» trachte andere Regeln zu beobachten, als diejenigen, wel» che ihm seine gewöhnliche Scharfe vorschreibet. Sie sind also nur der Zucht der Bischöfe oder der Pfarrer unterworfen. Aber die weite Entlegenheit der Oerter ist Urjache, daß diese weisen Verordnungen nicht alle die Würkungen haben, welche sie haben könnten, und daß in Ernxgung aller dieser Umstände die Indianer sich nirgends besser, als in ihren Wäldern befinden. Dieses trägt sonder Zweifel nebst den andern Umständen etwas bey, daß unter den Indianern in verschiedenen iändern so wenig ähnliches gefunden wird. Allein man muß gestehen, daß, wenn man sie insgesammt nach der vortrefflichen Abschilderung betrachtet, welche einige Geschichtschreiber von ihnen n,a« chen, man seinen eigenen Augen nicht glaube. Alles, was A a 5 voll 378 Anhang. von ihren natürlichen Gaben, von den verschiedenen Wokn, plähen, die sie hatten, von ihren Gesetzen und ih«r Poli« cey gemeldet wird, scheinet ein Traum zu seyn, und wü> de für verdächtig gehalten werden, wenn es möglich wäre dem Zeugniße einer so großen Anzahl glaubwürdiger Schriftsteller zu wiedersprechen, und wenn nicht außerdem viele Denkmahle vorhanden wären, die unstreitig erweisen, daß man den alten Zustand dieser, Völker nicht nach demjenigen, worin wir siejeßo sehen, beurtheilen müsse. Man kann nicht begreifen, wie sie die Mauren ihres Sonnen« Tempels, davon man noch die Ueberbleibsel zu Cusco siehet , haben aufführen können. Diese Mauren sind von Steinen, die 15 bis ib Fuß im Durchmesser haben, gebauet; und obgleich dieselben unbearbeitet sind, und keine regelmä, ßige Figur haben, so passen sie doch genau zusammen, daß kein leerer Raum dazwischen ist. Wir haben die zer» trümmercen Stücke von vielen Gebäuden gesehen, welche sie Lambos nenneten, und welche zu iager- oder Vorrathshäusern dieneten, worin auch die Incas, wenn sie reiseten, ihre Wohnung nahmen. Ihre Thore sind nicht breit, aber sehr hoch, weil ihr Kayser, wenn er ausgieng, allezeit von den vornehmsten Herren seines Hofes in einer großen Sanfte auf ihren Schultern getragen ward. Die Mauren dieser Gebäude sind oft aus einer Art von fieckig-tem Marmor gebauet, und die gehauenen Steine scheinen gegen einander gerieben zu seyn; so ungemein gut sind sie zusammen gefüget. Man siehet noch an einem von diesen Tamdos einige zum Zierathe angebrachte Thierköpfe, in deren Anhang. 379 deren Nasenlöchern, welche durchbohret sind, Ringe han, gen, welche sich bewegen lassen, ob sie gleich auS eben dem Steine gemacht sind. Alle diese Gebäude lagen längst dem prächtigen Wege, welcher in die Cordilleras von Cusco nach Quiro, ja gar weiter ging. Er war fast 400 Mei-len lang, und wir sind öfters seiner Spur gefolget. In unserm 24sten Trieangel sind die Ueberbleibsel einer alten Festung, um welche Wachhäuser und verschiedene Gebäude lagen, die von einander abgesondert und in einer ziem, lichen Ordnung aufgeführet waren. Ich will nichts von verschiedenen verschanzten Oertern sagen, welche auf den Gipfeln vieler Berge, insonderheit auf denen, welche uns zu Errichtung unserer ersten Triangel dieneten, nach der Kunst angelegt sind. Man muß dieselben den ursprünglichen Ein, wohnern des landes zuschreiben, als sie ihre Freyheit den an« dern von Cusco unter der Anführung des Huayana <5a, pac gekommenen Indianern theuer verkauften. Dieser war damahls noch nicht Kayser; er setzte sich aber mit Ge« walt auf den Thron, und war wie ich schon gesagt habe, der zwölfte in der Ordnung kurz vor der Ankunft der Spa, nier. Dcr Wahrscheinlichkeit nach muß man die Graber, welche von einer erstaunlichen Größe und Gestalt sind, und welche wir an einem Orte, Cochesqui genannt, gefun« den haben, in eben die Zeit setzen. Diest sind Walle von Erde, von denen einige 40 Fuß in der Höhe, 70 Klaftem in der iange, und 40 in der Breite haben, mit überaus langen allmählig heruntergehenden Gangen, durch welche man unvermerkt zu solchen Gräbern gelanget. Es sind derm Z8O Anhang. deren 7 oder 3, und mehr als wo von einer andern Figur» Unsere Mittagslinie endiget sich an der nordlichen Seite auf einem von diesen Klumpen. Die Geschichtschreiber gedenken eines Pallastes, welchen die Incas sich an eben dem Orte hätten bauen lassen: allein es ist keine Spur davon mehr vorhanden; dahingegen die Gräber, von denen niemand etwas erwehnt hat, noch jetzo stehen. Fast alle alten Gebäude der Peruaner sind eben diesem Schicksale unterworfen gewesen. Je mehr sie die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten, desto eher sind sie zerstöret worden. Alles was ich noch hinzufügen kann, ist dieses, daß man dergleichen Denkmale nicht ansehen kann, ohne daß man eine Neigung empfinden sollte vortheilhaft von denenjeni-gen zu urtheilen, welche sie unternommen und das Herz gehabt haben, sie zum Stande zu bringen. Regi- Register der merkwürdigsten Sachen. A. ^cafon'Bäume. 46. Acuna e,n Jesuit Dessen Reisl'bcschmbunq. 258 261. 2lften/ verschiedene merkwllrl digr Arten derselben. 303.304. Aguirre »>« aufruhllscher Spanischer Soldat. 2OO. Aguehy L.äuse. 47 49. so. Amana rin Fluß 18. l 9» Amazonen. Ob dergleichen Wcibcr m Amc,-ca qewescn,oder «och sil.d^ 261 268. 2lm«onen < Flufi. Woker sein Name rübre. ,99. Wo« hcr er Marion he ße. 199. Sein Ursprung. 202. Mite stilles kauss. 203. 204. Stürme auf demselben, 2sc>. Gefahr in der Schiffahrt auf demselben, 257. Seine Gemeinschaft mit dem Orenok. 272 276. Amazonen, Seelne. 262. Ameisen, schädliche, 44. kaufend Ameise 47. Amicuanen ein Indianisches Volk. 263. Apruak ein Flnß. 11. Arenal. Ein Berg in Peru, worauf ein Hausen Spa,«lsche Soldaten umgekommen sind. 346. 347. Arruas. Ein tapferes und geschicktes Volk in Guiana.»23. Arzeneywissenschstft derIw dianrr. »s2. 153. Aerzre oder Ganfler bev denslllicn. 153. 154 Schwe< nProden der jungen Aerz» tt. is6. is7. Ihre Ge< bräu, Register. Gebräuche bey Bcluchung und Heilung dcr Kranken lsZ. IhreBetrugereyen. i6o. 161. Bezahlung. 162. Austern hängen sich an die Mangle «Bäume. 15. Große Art derselben. 18. BaUonen. Sehr elastische der Indlancr. 103. 104. Baroacken oder Kruge. 14. Barometer. Anmerkung V0N dcsscn Vcränder»ngen. 2O7. 208356. Barre oder starke Flut. G. Flur. Bart. Palicurischer. Spa< licurer. Die Peruaner ha» den keine Bärte. 374. Batates. 4s. Baumwolle zu Cayenne Handel damit. 83 Bäume. Große an dem Ama» zonenFlusse,289.22m Meer be» Cayenne, II. l2. Coral eine l esondereArt vo» Schlanq n, 3O5. Covaßon oe Barionuevo, ein «jlo^r Berg. Dessen Hö' he, 366. Cordilleras odcr die großen Gebürqe iu Pcru sind e»genllich eine doppelte Reihe Bergc,Z49 Coiopaxi, feuerspcyendcr Verg,Z66. Erichrcckllche Ent-züuduuq desselben, 368. War drn I'ldlaucrn prophezcyct wor« dcu,"z69. Couillaras oder kleine In, diaiischc Kähne,wicsivgemacht werde», 97, CrocodiUe in dem Amaw' nen.^lusse: zoc>. Kampf dersel, bcn nl'l dcln Tyaer,3Oi. Crossa« cm I^ sutt. Dessen Eifer iu Bekehrung der Wlldcn/ 16. Cumery. E. Rochholz. Curupa eine Pfia»,zc, wird statt Lchnupftabats gebraucht. 241» Curupa eine Portugiesische Stadt am Amazonen-Flusse, 293. D. Dam» vder Elendthier, 302. Elendthic« in America, ZO2. Erde. Ihre Gestalt, 194» 19s. Farbe, kupferiate der Indio ner »si ihncn nicht wescntlich. 373.372. Feijoo/ ein Spanischer Ve, ne^lctincr. Dessen cr,tischcs Ihcater. 268. Fiscke w»e sie von den Iudi» anrrn bctänbrt werden, 117. 118 299. 3OQ. Fledermäuse. Große und schädllchc, ^7. Zlut kommt später m den Flüssen hcrauf, nach Vcrhült« niß der Cut e.!cnhlil von dem Mc< rc, 2 5 3.2 84. mrrkwllr-dlge und schnelle Flut in dem Amazonen Flussl zwlschen Macapa uud dl m Nort>,Cap, 322. Franzosen, wenn sie sich in Guiana fcstqesctzct, 1. 2. Ihre Colomen und Handlung daselbst. 3 4. Fregatten, eine Art Scevü, gel, 12. Fliy,cin IIsuite und Missio-nariub,24lj.2ss.2s8. G Galibis, eil» Indianische« Volt. Dessen Sitten und Ge. MÜlhscigcll>chast»,n,91. Colw plmlcnttn, 92. Gebäude, ««gemeine große der alten Peruaner, 378» «Velo Register. .Gelv tvird von ven India, ^cr» verachtet, i zo. Gewälr'e, Anlnerlung von deren Schwcre uud Farbe, 3 57. 358. Gold, die Indianer verachten es, 213. Goldenes Dorf, 257. Des» sen!>ic, 259. Goldsee S. Panma. Graber in Peru von UNge-meiner Größe. 379 Grüne Sreine in America werdcn beschrieben, i^o- rz i. Ihre vorgegebene Tugenden, 287 Fabel von ihrem Ursprünge, 288- Guiana, Lage und Fruchtbarkeit dieses Landes, 24 5 Wcnll die Franzosen sich darin festgesetzet, 1.2 Colouie und Handlung daselbst, 3 4 21. Streit zwischen den Portugie» sen und Franzosen wegen des Landes, 2a. 22.23. 's' ^Haare, die Peruaner haben keine Haare anfdem Leide, 374 -Hamaks oder hangellde Bet» teu der Indianer werden be» schrieben, loo. lOi. Harf, besondere Eigenschaften und elastische Kraft eines gewissen Harzes,245. Lauser der Indianer S Rardet. Fabel von den Häusern einiger Indianer aus den Bäumen wird widerlegt- 109. 110 -Heirate» der Indianer, wie sie geschelicu, «64. 165 -Holflause/ lchadllchc in Cay« enne, 48- ^. ^unde in Cayenne werden beschrieben/114- 3- Iaen eine Stadt in Peru, 212. Jesuiten. Ihr Eifer in Be< kehrung der Wilden wird gelobt, 16.164 Indianer in Guiana gehen nackend, 84- Ihre Gemüths Elgenjchaftcn, 90.9l. Nei» gung zur Satyre, 94. Große Empfindlichkeit und Eigenliebe, 94> 9s. IhreWeiber find der Männer Sklavinnen. 95. Ihre Faulheit 96. Ihre Jagd und Fischerey. 113 116. Sparjamkeit. 121. Feigheit. 122. Kriege und Waffen. 124. 12s Grausamkeit ge« gen die Ucberwuudcncn. 126. 127 Ceremonien bey ihren Fnedensschlüsscn. 129. Bey ilirenGesalwtichaften. 1Zz. 1 ^9. Handlung, lzo. Reisen. 132. 133. Merglauben bey Aus« sprechung gewisser Wörter, l 3 6. 137 bey ihnn Tanzen, 149. bey ihren Speisen, 172. Ihre öffentliche Neden. 14c). 141. Tanze, 142. 143. 148. i49> Musit, 143. Sie lieben die Pracht, 144. Streichen sich mit Farben an, 146. 147. Sind Register. Sind aroße Säufer, ? so. 151. IhrcAriencywisscnjchaft, 152. Aerzte: 153. Schalten dcn Teufel fur dle Ursache ikrcr Kraukheiten, 153. 154. Ihre Ncliqion, 16z. 164. Hrira' tken und Vnlweiberey, i6s. Eifersucht/ 166. Hartes Ge» setze der jungen Ehcmanncr,, 167. Der j lln^en Magdchen. 168. Sic todten unaestaltc Hinder, «69. Gebräuche l'ly ihren Beqi^bilisscn, i?c>. Ihi>e Trauer, 171. VMichmft der Indianischen Nationen illGui-ü»«, 174. :c. :c. Indianer in Süd'America, verssckitrndasGl'll'^l^. Große Aehlllichkeit d^i verschiedenen Natmnen, 22.6. 227. Die Uncmpfilidllchsett ist der Grund ihres Chanicters, 228» Ar^ m»th ikrrr Sprachen, 229. Es gicdt Mcilschcnfrcsser unter ih« ncn< 248. 257. Indianer in Pertt. Be» schreil'una derselben, Z74. Indigo, Wie ergebauct und zubereitet wird, 75.76. Joanes, eine Insel. S< Mst' rayo. Iraku,ein Fluß, i8» >Kähne, Indianische, wie sie gemacht werden,96.97. Raws oder RarllftbH, ei» Fluß, 18. Rarbecs oder Häuser der Indianer, iQs. gtoßk Karbets, 107. IO8-. Klapperschlangen,! 5> Z6?. Rrabben, dlc Wilden fangen nur öie Mannlein^ davo«, us- Rrabbenholf, 29 l. Rrftnkheie. Sonderbare in Cayenne/ s i.ir. :r. Rriege de> Indianer. Ur» fachen dazu, 124. 125. Rürdtgsckalen, ioz> Ruru/ ein Fluß. 1 s. Laet (Johann) dessen Sammlung von Reisebcschrel< bungen, 3. Laguna, ein Indianisches Dvrs,2Z4. Lampreten, eine Art dcrsel» be« von dch'ndrcr Elgenschaft. 298. Lianen oder D'ennen; was stc sind, lOO. Schlingen sich m« dieBäumeund crstickcn dieselben zuweilen, 24z. 244, Löxa eine Stadt in Pcr«, tic). Luft, Würkungen der dilnnen Register. Lufterscliemnng, Eine außer-ordentliche auf den hoheuBcrgcn ill Pcru,3s8. 3s9- tttaafi, Nutzen eines allgemeinen, z 28. Magnln, ein Missionarius zuBorja, 321. Dessen Be< schreibuug der Indianilcheu Völker. 23 2< Mal^aka wurm, Beschlw bung dcssclbcn, s s. zo^. tNakurt'a,ci,lFl«ß, 19. Maloonado (Don Pedro) 233. N?anglebäume/6. Austern hänsln sich daran, is. tNanlok, wic dcrftlbe gcbau« et nmd,42.Isi ein Gist, 4Z. lMano» del Dorado oder die goldnc Stadt, 277. Ur< sprung dcr Fabel von derselben, 279. N7nranon, ein Fluß hat v0» emcm SpanischcnSchlssshaupte mann den Nnuen, 199. S. Amazonen Flusi. Marayo ll,»e Insel wird in den Landkarten unrichtig vor« gestellt, 293 3'9 Ist grö-stcntheils überschwemmt, z 20. Nlarony, ein Fluß, 19. 5Naynag, ei»e Spanische Pwv!u, und Mission, 22O Meer ^ Och« wü'd bej'chrie- ben/ "5- 296. wie er flefaw gcn wird, 119. >2O. 5!7efil'5en, 2<2. 376. Sind Tyrannen der Indianer, 37^.' Mirano, eine merkwürdige Art kleiner Flsche, 297. Mohren sind große Plaudc« rcr, 93. halten sich besser, als die Indianischen Sklaven, 94-Ihre hölzernen Schlosser, ic>6. 107. Mücken, verschiedene Arton derselben in Cayenne, 4?' 48. Narren-Vägel, 12. Norager sind Menschenfresser, 8 Nord-Cap,(Gcsellschaft von) 3» Vel, verschiedene Arten desselben in Sud - America, 244. 24s. Ohrlappleln,Größe desselben bey einigen Wllycn, 244.24s. Vmayftg, eine Nation in Sut>-Aluer«a/ deren Wanve, rung, Vcgistcr. rung, 240 drucken die Köpft ihrer Kinder platt. 241. rellana, l3l'"«i von) seine Rllsc auf dm Amazonen Flusse, 198- 199. Oyak, cin Fluß in Cayenne, '3 >4» OfapokcinFluß, z.9. Palicnrer, 8. Palicuriscker Bart, »a. Papagcyen/icltenc Art dcchl, bf«, zc>8. wie die Iuomuer Zh» tt Farben verwandeln, 3O9. para Portugiesische Stadt in America, deren Lage/ 294. Haudel Z l i. 312. Parima oocr Guld. Sec/ 2. Gc« leyenhcit zu der Fabcl ven, dcm« selben, 26c). 277. 279. Perpendikel, llntt^chcid der Länge desselben in verschicdencn Oertcru/ZlZ. Zs6. Peru, kage dcs kandcs, 34». In einem Thciie desselben regnet es niemahls, 341. Es ist schlecht bewohnet, 342. Peruaner, Unterscheid der« selben m ihren Sittcn liud Ge> brauchen, 37'. Bemahlen sich auf dem Leibe, 37». Ihre Handwerke, 372. Gcschimich« keit in vorigen Aitcn/ 377-379. Ihrc küpferichtc Farbe ist ihucn mchtwchntlich, 37). Peruaner in denGebärgen, denn Character,. 374- A"w ftcliger Zustaud, 374» 375' Tracht und Klclduna, 37s. Vursorge der Spanischen Ne« gicrung um sie zn beschütze», 377- Pevas, einc spanische Pro» vmzam Amazynfn Flusse, 248. Pfeile, veigistctt, > 25.126. Dcrsuche m«l vongo de Nlansericke, EiU enger Paß des AmaMcuiAui/ ses. 219.223., porroroca, eine starke und schnelle Flut S. Flur. Portugiesen, maßl'n sich ci« ncn zu lnvßc» Theil von GM na, 22 - 24^ pugulf Van«, dessen Gift, ,26. Puma oder Löwe in Pmy 30'. Pyramiden, welche die Fran, Register. zssiftyen Machcnlatikcr in Peru aufrichten lassen, 196.197. Roucon, 63. wie er gcbauei ic< ic. St. ?ago de las tNonta« ssag-2'8. St. Joachi». Einc Mission am AmaMen-Flusse, 240. St. Paul, einc Mission, 9. 25!. Sanson, dessen Karte von dem AmaMcn'Flusse lst fehlerhaft/ AD,. Sarmlento s P. ^ dessen Vchutzlchrift des Critischel, Theaters, 26z. Savannas, was sie sind, s. '9. gcbcn gute Viehweide, 34. ScliaU, dessen Gcschwindig< keit zu Cavenne, zzo. Schildkröten, verschieden« Men derselben, »16.299. Schlangen, verschiedene Ar< ten derselben in Süd-America/ ZOs. ZO6. Schlosser ' hölzerne ^ der Mohren von besonderer Erfin, dung/«06.107. Schnee, wie weit die Grän« ze desselben »mteu und oben ae« he, z6l.Z6z. lt. Dessen Ho^ ri;outallin«e,36;. )'Z. Wlll^ kunst desselben ausdenhohen Ge,-bürgen, Z 62. Schwerdtt Gulto, Schsnbeit dieses 5alft ties, 347. Dessen bofte Laqe, Z52, Gebirge daselbst habm wenig Erz, 367. Inwendige Bcsc^ffeuheit der Erde daselbst, 367. (Uul'to, cine Stadl>del»ctl Bet Wttbu»g,Z48< Rateicfh ^Watle^, 4.277. Seine Nachrichten von den «nf den Bäumen lebenden In« dianem werden wieder legt. Remira Inseln von) 57, Ricker cutdcckt zuerst dlc Un< fileic! ^cit der Schwere unter verschiedenen Parallchirkeln, 326. Ringe, elastische der India« t»er, 164. RiooelatttaderH,,87» Rio Negro, 37c). Rothhol), eine Art BäuM'. ven« Beschreibung, »s. Register. Sckwerdtfisck/ 60. Sckwere, Ihre Ungleichheit unter verschlcdencn Paral-lelz,rl>ln von den» Hcrrn Rl< cherzmrst cntocckt, 326. See-Polypen, 334. See - Schildkröten, wie sie gefangn werden, s 8. große Art derselben, 6o. Seewasser, verwandelt sich in Salz, l s. ,6. Senery, ein Fluß, 14. Silberberg/ »0. Smamary, ein Fluß, 17. l 8. Sklavenhandel, in Cayen» m, 78- 79. Smaragden in Peru, kunst» lich «cardelltte, 288> Sonnen»Tempel zu Cusco, 3^8» Sprachen, Anmerkungen ilbcr 0« Achnlichkclt dcr WÜr« ter in verschiedenen Vprachcn, 2;0.2ZI. Armuch der Sprachen in Süd America, «9« Exempel einer schr schweren, 237. Teufel, tvird fllr die Ursa» chen drr Ktankhoten von i)cn Ilwiancrn gryallcn, bsZ. i ^4. wunderliche Begriffe dcr IndM» ner von dcmselbcu, N4 Ceufels-'^plandc, l6 »7 Tereira, Pedro Flusse, Tike, cin Ungeziefer in Ca, ycnue, 49 Topayes, berühmte India» mschc Nation, 287 Tragrärbe der Indianer beschriebe», «02 Trompetervogel, 309. Tuca«, ein sonderbarer Vo» gel, 3^8- T^ger ln Cayenne, habe» der Colonie große» Schaden gethan, zs. Durch welches Mittel sie daselbst vcrtllqct worden, 36. Kampf des Ty, gers mit dem Crocodil!, 5«,- Tabui, S. Rarbet. Tafia/ cin Gttränkc, W0N aus es gemacht wird, 70. Talk, in Guiana, 14. Tamdog, alte Peruanische Gebäude/ 378- U. v< Ucayali, ein grosser Fluß. Dessen Begleichung mit dem AlM;l.'llen>3lusse, 238» 239. Ucmnary oder Bär in Peru, ZO2. Vögel, einige besondere Arten derselben. 307-310. Ursoa, ! P^ro de_! dessen Reise undSchicksal. "«-c)!. Register. w wz«gen, durchhohrtt der Indiamr, iO. wasserftnten, grosse uud Mollchc ln der Provinz Quito/ 372-Weiber, Indianische, werden beschr,evcu, 5>s. Smd Skla« vinncn dcr Mnner, 9s- 96. wiesel,belond«eM davon, 3«. Zssibaro», ein India nifth Volk/ sältt vsn den Spaniern 3?. Mamess, ein Volk in Säb» Amcrica, dessen überaus schwe« resprachc, 237. Ihn Bla, serührc,2)ii. Vcrgistetc Wlle, 2)8 Hupura/ ein grosser Fluß, 2s6. 3. Aarnmft, Stadt in Peru/ 207. 3uckerrohr, wie es gebauet werdc, 66 67. ^. , 3l»