A J i ■ \ r \f ISTRIEN. HISTORISCHE, GEOGRAPHISCHE und STATISTISCHE DARSTELLUNG £\ ISTMSrilKN HALBINSEL NK.HST 1>KN Q UAUNBR1SCHEN INSELN. TK1EST. akt. amthkim'nd des obtekh. i.r.oyi) 4868. I 0 ISTRI EN. HISTORISCHE, GEOGRAPHISCHE und STATISTISCHE DARSTELLUNG DER ISTIUSCHEN HAL1JINSEL (EBBST i>K» QUARNERISCHEN INSELN. TRIEST. LIT.-ABT. AMTILll.l ni; DES ÖSTBBB, LLOYD. 106404 y~ ^ Mm 1 h M/rt $i OESTERREICHS HOHEM RE IC HSR A T HE IN HOCHACHTUNGSVOL LSTE Ii ERG EBEN 11E1T iskvvid.mk 1 vou V ERFASSElf. V o r w o r t. Unter allen Provinzen der österreichischen Monarchie isl gewiss keine, die noch 80 wenig gekannt und bekannt ist, als Istrien. Selten verirrt sich der Fuss eines Reisenden in das Innere des armen und doch der Aufmerksamkeit so würdigen Landes, höchstens, dass Inn und wieder lauer die Westküste mil dem Dampfschiff flüchtig besichtigt. Und doch ist das Innere' Islriens in jeder Hinsicht merkwürdig, und die Aussicht vom Gipfel des Moide Mnggiore ist eine der gross-artigsten, welche mau in Europa gemessen kann. Aber auch dem Historiker, dem Statistiker und dem Geographen ist Istrien meist eine terra incognita. Manche einzelne interessante Notizen und Daten linden wir in verschiedenen Werken zerstreut, aber Niemand hat sich noch die Mühe genommen, sie in einem Bilde zu sammeln und in einem Rahmen zusammenzufassen, Von mancher Seile gedrängt, diese Lücke in der Li i 11 d erb esch r e ibung der österreichischen Monarchie auszufüllen, fand sieh der Verfasser um so mehr veranlasst, diesen Wünschen zu entsprechen, als unsere Monarchie jetzt in eine constitutionelle Bahn getreten ist, als wir Landlage haben, welche die Interessen der ein/einen Provinzen herathen lind lindern, und einen Reichsrath, dessen grosse Aufgabe es ist, die Interessen der einzelnen Provinzen in Einklang zu bringen und die allgemeine Wohlfahrt durch das Gelleihen der einzelnen Glieder begründen zu hellen, l m diesen grossen, Lohnenden Zweck zu erreichen] ist es. aber vor Allem oothwendig, die einzelnen Glieder des Riesenkörpers, ihre Bedürfnisse und Hilfsmittel genau zu kennen, um aus den Trümmern der Vergangenheit, aus den Krallen und Mühen der Gegenwart eine reiche, segenvolle Zukunft schaffen zu können 1 Diese Rücksicht veranlasste auch den Verfasser, das vorliegende Werk dem hohen Reichsrathe, der sich bereits das allgemeine Vertrauen in so eminentem Grade erworben hat, zu widmen. Der Zweck dieses Buches ist vorzüglich der, ihm zu zeigen, wie das Land einst war, wie es jetzt ist, und was es in Zukunft unter seiner Aegide werden kann! Istrien erscheint uns in der Gegenwart als ein Nothleidender, aber die dürftigen Gewänder, mit denen er sich bedeckt, sind Ueberrcste kostbarer Prachtkleider, und sein Hausgeräth besteht aus den Trümmern eines Prunkes, der seinen einstigen Wohlstand bezeugt. Ihm diesen alten Wohlstand wieder zu verschaffen, dem mit ungünstigen Umständen ringenden Bruder hillreiche Hand zu bieten, um ihn seiner Noth zu entreissen, ist wohl eine schöne Aufgabe, von welcher ein wesentlicher Theil unserer Reichsvertretung zufallt. Daher habe ich emsig und gewissenhaft aus den besten Quellen die Daten und einzelnen Skizzen zusammengetragen, welche den Mitgliedern jener mit einer so wichtigen und segen-verheissenden Mission betrauten Versammlung und dem Publicum Überhaupt ein Wahrheit getreues Bild von den Zuständen und Verhältnissen dieser Provinz geben können. Es ist zu hoffen, das Werk werde die Theilnahme finden, die es seines wohlgemeinten Zweckes wegen verdient. Die Früchte, die es dem vom Schicksal so stiefmütterlich behandelten Lande bringen dürfte, werden des Verlassers schönster Lohn sein. Inhalts-Verieicbniss. Seite f. Abriss der Geschichte des Landes......... 1 1. [strii'ii unter den Römern . ■ ............ 2 2. Istrien unter den Gothen.............. 5 3. Istrien unter den byzantinischen Kaisern....... 5 4. Istrien anter den Longobarden........... 6 5. Istrien unter den deutschen Kaisern ......... 6 l>. Die Macht der Bisehufe.............. 7 7. I)i(» Marktraten................. 9 8. Die Patriarchen von Aquilin............ 9 '.). Die Mnnicipien. Unterwerfung an Venedig...... tO 10. Theilung Istriens.................. 11 11. Das österreichische Istrien............ 11 12. Das venetianische Istrien.............. 12 13. Das Munieipal-Wesen............... 12 14. (Jesehichte von Purenzo............... 18 15. Geschichte von Pola................ 14 Ki. Istrien unter österreichischer Herrschaft........ 22 Ii. Geographie..................... 23 l. Allgemeine Physiognomie.............. 23 ■>. Gebirge, Hoden. Geognnstisclic Verhältnisse..... 34 3. Benützung des Rodens............... 42 4. Betrachtungen über die Cultnr in Istrien........ fi4 5. Naturproducte................... W 6. Forstwesen.................... 7. Viehzucht..................... 73 8. Seesulz und Sulinen................ 78 9. Industrie..................... 81 10. Handel...................... «4 11. Schiffahrt..................... 86 12. Fischerei..................... 90 13. Das ndriutisehe Meer................ 91) 14. Der Golf von Qnarnero............... 109 15. Landseen..................... 123 10. Flüsse...................... 124 17. Mineralquellen................... 188 18. Winde.............. ....... 128 19. Klimatische und meteorologische Verhältnisse..... 139 20. Stnissenzüge.................... 138 III. Ethnographie.................... 1*6 1. Allgemein« Bemerkungen.............. 1*6 2. Die Slaven.................... 147 3. Die Tschitschon................. 149 4. Romanische Colonie................ 151 5. Italienische Si'ulistriuner............... l'r,2 6. Peroicser.........'............ 153 7. Sprache...................... 154 8. Religion...................... 157 Helte 5). Physische Beschäffenheil ftnd Charakter der Einwohner . if>7 10. Nahrung...................... 158 11. Sitten....................... 159 12. Volkstrachten . . . .............. 1G5 iv. Landesverwaltiing................. i v i 1. Politische Behörden................. 171 2. Justizbehörden................... 172 3. Finanzbehörden................ 173 -1. Hafen- und Seesanitiits-Aeuite1............ 174 5. Bau-Behörden................... 175 G. Post-Behörden................... 175 7. Geistliehe Behörden................ 175 8. Klöster . .«.................... 182 9. Oeffe'ntliche Unterrichts-Anstalten........... L82 10. Staatsbuehhaltiing................. 184 11. Sanitäts-Personaie........... ..... 1S4 12. Stiftungen.................... 184 13. VVohltiiatigkeits-Anstalten.............. 185 14. Handels- und Gewerbekammer............ 186 15. Vereine..................... 186 IC). Conmiunieations-Mittcl............... 187 17. Traghetti..................„. . . 187 V. Landes Vertretung — 1. Landtags-Wahlordnung . . . . 189 I. Von den Wahlbezirken and Wahlorten...... L89 II. Wahlrecht und Wählbarkeil........... 190 III. Vun der Ausschreibung und Vorbereitung der Wahlen 15)3 IV. Von d. Vornahme d. Wald d. Laudtags-Abgeordneten 15)6 V. Sclilussbestinnnnng............... 200 VI. Landesbesehreihuug................ 201 A. I) a s e i g e n 11 i e h e I s t r i e n............. 201 1. Bezirk Capodistria................. 201 2. Bezirk Pirano................... 214 3. Bezirk Castelnuovo................. 219 4. Bezirk Buje.................... 221 5. Bezirk Montona................. 224 6. Bezirk l'ingucntc.................. 227 7. Bezirk Volosca................. 229 8. Bezirk Parcnzo.................. 233 9. Bezirk Pisino.................. 24-2 10. Bezirk Albona.................. 247 11. Bezirk Hovigno.................. 251 12. Bezirk Dignuno.................. 250 13. Bezirk Pola (das alte l'ola, das neue l'ola, das neueste?pla) 258 B. Die Quar nori sc.h en Inseln........... 278 14. Bezirk und Insel Cherso............. 278 15. Bezirk und Insel Vcglia.............. 289 10. Bezirk und Insel Lussin.............. 297 Nachwort......................... 307 AhriiB der Geschichte dva Ltuidi i I. ABRISS DER GESCHICHTE DES LANDES. Der eigentliche Ursprung der Urbewohner von Istrien verlierl sich im grauen Nebel der Vorzeit, in der Morgendämmerung der Mythen und Sagen. Ks Iässt sieb sogar aus den Denkmälern, Namen und Inschriften nur mit Mühe schliessen, ob jene Urbewohner des Landes, welche sich wahrscheinlich in den fruchtbaren Thälern niederliessen, von pelasgischer oder celtischer Abstammung waren. Ks ist schon viel gewisser, dass diese Urbewohner später, im 5. Jahrhunderte vor Christi Geburt, von den Thraciern verdrängt wurden, welche den Ister, die Save und Laibach hinauf zogen, dann die Alpen überstiegen und sich bis an die Küsten von Istrien ausdehnten, wo sie bald eine grosse Neigung für die Schiffahrt fasst.cn. Ks ist bekannt, dass die Thracier aus den kaukasischen Ländern stammten; welche ihre Sprache war, ist unbekannt, doch weiss man. dass ihre Sitten und Gebräuche viel Aehnliehkeit mit jenen der Deutschen hatten. Sie gaben dem Lande den Namen Istrien und verbreiteten hier die poetischen Sagen von Jason, Medea, Colchis, dem goldenen Vliess und den Argonauten. Die Ostküsle von Istrien und die Inseln des Quarnero wurden von den Liburniern bewohnt, die von Asien hierher gekommen waren. Die istrischen Thracier waren verwegene, unternehmende Seefahrer, und ihre Expeditionen arteten bald in Seeriiuberei aus. In diesen kamen SIS oft mit. den Römern, welche ihre Herrschaft immer mehr gegen Norden auszudehnen anfingen, in Berührung und wurden ihnen sehr lästig. Sir beschlossen daher, ein Bollwerk gegen jene zu erbauen, und zwar zwis'chen dem Tagliamento und Isouzo, das alte Aquileja. Die Istrianer versuchten unter ihrem Könige Kpulus diese Position zu zerstören, während ihre Nachbaren, die Celten (oder Pelasger), sich an dem Kampfe nicht litri en. 1 -2 Alnr... clor < i. m lii< lili- 'Ir^ I.iiikIim betheiligten. Epulus errang zwar über die Römer, bel einem Ausfalle derselben, einen kleinen Erfolg, allein die höhere Kriegskunst der Kömer trug zuletzt über die rohe, unbesonnene Tapferkeit den Sieg davon. Das Land wurde erobert und Kpulus soll sich mit, den Seinen und allen Sehätzen in die Flammen gestürzt Indien, um nicht in die Hände der Feinde zu fallen. Rom, das einen Augenblick in ernster Resorgniss geschwebt hatte, triumphirle auch über diesen gefährlichen Feind. Consul Claudius unterwarf 178 v. Chr. G. das Land, Triest und Pola wurden durch römische Colonien im Zaum gehalten. Alban neue Feinde bedrohten die noch unsichern Besitzungen — die wilden, kriegerischen, raubsüchtigen Gepiden unternahmen baldige Streifzüge. in das Land, so dass sich die Römer genöthigt sahen, ihnen einen jährlichen Tribut zu zahlen und einen Schutzwall gegen sie zu bauen, der vom heutigen Ober-Laibaeh bis Fiume reichte. Nichts destoweniger gelang es den Gepiden, diese Linie zu durchbrechen, und Triest wurde zweimal von ihnen zerstört. Endlich gelang es dem Kaiser Octavianus Augustus, sie vollständig zu besiegen und die Grenzmarken des römischen Reiches weiter gegen Norden zu rücken. I. Istiien unier den Kölnern. GÖTZ und Istrien wurden unter den Prncousul des cis-nlpinisrhen Galliens gestellt und die umsichtige, zweckmässige finnische Verwaltung überall eingeführt. Der Boden wurde zum Theile den römischen Colonien überwiesen. Unter diesen waren die wichtigsten: Aquiloja mit einem, ansehnlichen Gebiet und gutem Hafen; Triest als Schützwehr gegen die Gepiden; dann Forum Juliuin oder Cividale, Pnrenzo, Fgida, (Capo-distria) und Pola, als JVIillelpiincl. des Seeverkehrs zwischen Italien, Friaul, Dalmatieu (Noricum und Panuonien) und der Levante. Der übrige Theil des Landes wurde theils völlig freien Gemeinden überlassen, oder Verwesern untergeordnet, die eine beinahe feudale Gewalt ausübten. Das ganze Land wurde durch Errichtung kleiner Forts au den geeignetsten Puncten geschützt, prächtige Heerstrassen verbanden die Städte mit einander, sowie die Handelsplätze mit den grösseren Städten anderer Provinzen, und sichere Seestationen wurden allenthalben an den Küsten angelegt. Aquileja wurde das grosse Handels- emporitim für die Donaupravinzen, und die Istriarier forderten schon damals den Seeverkehr, während die Gelten den Landverkehr vermittelten. Auch herrschte schon zu den Zeiten des Augustus in diesen Gegenden ein grosser Wohlstand, der nach Gründung der grossen Tieerstrasse nach Pannonien und den übrigen ostlichen Ländern immer mehr zunahm und in den Zeiten Trajana und der Anlonier seinen Culminationspunct erreichte. Von jenem grossarligeri Wohlstande zeugen die noch beute vorhandenen prächtigen Denkmäler, als: das Amphitheater, der Augustustempel, die Porta aurea u. s. w. in Pola; die dem Neptun und Mars geweihten Tempel in Parenzo; die Tempelüberreste, die Ruinen des alten Theaters und der Wasserleitungen, dann der Schwibbogen in Triest und viele andere Monumente. So wurde nach und nach die lateinische Gesittung in diese Gegenden verpflanzt und verbreitet, und zwar mit so ausserordentlichem Erfolg, dass von den ursprünglichen Elementen des Landes kaum eine Spur übrig blieb. Leider war dieser Zustand auch hier kein dauernder, und die römische Civilisation und Herrschaft wurde durch die Barbaren Zerstört. Die Donauprovinzen Helen neuen Herrschern und Völkern zu. Triest wurde von den Longobarden, Aquilcja von den Hunnen zerstört, Ravenha trat an die Stelle des letztem als Mittelpuncl des Handelsverkehrs an der Adriu und wurde auch eine Zeitlang die Residenz der Imperatoren und der gothischen Könige. Der für ganz Italien unheilvolle Einhrueh der Longobarden führte die erste Theilung der Herrschaft im Küstenlande herbei, welche sich bis auf die neue Zeit erhielt. Görz wurde ein Bestandteil des longobardischen Herzogthums Friaul, während Istrien dein byzantinischen Reiche unterworfen blieb. Von dem damaligen Zustand Istriens entwirft Cassiodorus in der 22. seiner verschiedenen Episteln folgendes Bild: „Eure, unserer Stadt (Ravenna) so nahe, an den Gewässern des jonischen Meeres (so hiess damals der ganze adriatische Golf) gelegene Provinz, mit Olivenbäumen besäet, mit fruchtbaren Feldern geschmückt, mit Reben bekränzt, bat dreisehr ergiebige Quellen beneidenswerther Fruchtbarkeit, und man nennt sie daher mit Recht die glückliehe Landschaft Ravcnna's, die Speisekammer des königlichen Palastes; sie ist ein reizender und üppiger Wohnsitz, Dank dem angenehmen Klima, dessen sie sich durch ihre Ausdehnung gegen Norden zu erfreut. Es 1* J Ahrim d«r Geschieht« den Lmuluft, ist ferner keine Uebertreibung, wenn wir sagen, dass sie Buchten hat, welche der berühmten von Baja an die Seite gestellt werden können, in denen das wogende Meer ein ruhiger, lieblicher See wird, reich an Schalthieren und schmackhaften Fischen der mannigfaltigsten Art. Und die islrischen Buchten haben vor denen von Baja einen Vorzug, nämlich dass sich in jenen keine Höhlen oder grauenerregende, pestverbreitende Sumpfe befinden, dagegen aber Fischbehälter und Bänke, auf welchen sieb die Austern ohne Zuthun der Menschen vervielfältigen; und i diese Annehmlichkeiten sind der Art, dass sie nicht durch Fleiss und Kunst geschaffen zu sein scheinen und zum Genüsse einladen. Die vielen Paläste, die schon in der Ferne emporragen, gleichen dem Perlenschmucke auf dem Haupte eines schönen Weibes und beurkunden die Vorliebe unserer Vorfahren für diese Provinz. Längs dem Gestade zieht sich eine Kette anmuthiger und sehr nützlicher Inseln hin, welche die Schiffe gegen Stürme schützen und ihre Anbauer durch die Fülle ihrer Erzeugnisse bereichern. Diese Provinz unterhält die Bollwerke unserer Grenzen, gereicht Italien zur Zierde, ist für die Reichen ein wonnevoller Aufenthalt und eine Quelle des Reichthums für die Minderbegüterten; alle ihre Erzeugnisse fliessen der königlichen Stadt von Raven na zu." Leider blieb dies reizende Gemälde nicht Lange wahr; unheilschwangere Zeiten brachen über die beiden Provinzen herein. Friaul erlitt unter einer barbarischen Regierung die verheerenden Einfälle, slaviscber Völkerschaften, die sich auch der Ebenen bemeisterten. Istrien sah tinler der schwachen, ohnmächtigen Herrschaft der Eparrhen von Ravcnua seinen Handel zu G runde gehen und seinen Boden von den Longo-barden und Slaven verwüstet. Unter den Römern hatte jede Colonie, jede freie Gemeinde ihr eigenes organisches Statut, und es scheint, dass nicht nur die Lateiner freie Männer waren und Besitzrechte hatten, sondern auch die Einheimischen, welchen auch Freiheiten und Ehren zu Theil wurden und die nach und nach ihre Namen ronianisirten. Den Städten stand es frei, berühmte und hochgestellte Männer zu ihren Patronen zu wählen, welche durch ihre Würde oder Verbindungen in der Lage waren, ihre In-teiessen beim Kaiser oder den Centrai-Behörden zu fördern. Doch fing ihr Wohlstand an abzunehmen, als Constantin ihnen Unicii unter den (tothon. - Isliiin unter rtun byzantinischen Kölnern. 5 die Einnahmen der annexirten Gebiete entzog, in Folge dessen die Gemeinden nicht mehr in der Lage waren, die öffentlichen Auslagen zu bestreiten; und da der kaiserliche Schatz sie nicht unterstützte, gericthcn sie immer mehr in Verfall. Kaiser Julian begünstigte die Städte zwar itn Jahre 361 n. Chr. G., aber mit wenig Erfolg; Theodosius der Grosse soll ihnen ihre früheren Gebiet«! wieder zurück gestellt haben; allein 8(1 Jahre; härten Druckes hatten so schlechte Folgen gehabt, dass sie nicht mehr ihren früheren Wohlstand wiedererlangen konnten, was zum Theile ihren inneren Verhältnissen, zum Theile den allgemeinen Zuständen des Reiches zuzuschreiben ist, welches von den Barbaren schwer heimgesucht wurde. Die Ehrenden k mal er hören mit Constantin auf; die Denksteine seiner Nebenbuhler trifft mau in ganz Istrien nur völlig verwischt an; die wenigen dem Constantin gewidmeten sind roh und armselig und scbliessen die Reihenfolge der Öffentlichen Monumente, welche die ersten sichtbaren Urkunden der Geschichte der Municipien sind. 2. Istrieu unter den Gothen. Ein weiser König für Istrien war zwar Theodorich (493) und er war römischer, -als seine Vorgänger; er wollte die römischen Einrichtungen aufrecht erhalten, in soferne es die neue Ordnung der Dinge zuliess; allein die Zeiten wendeten sich zum Schlechten ; die gothisehe Herrschaft sagte den Italienern nicht zu, die byzantinischen Kaiser wollten ihre früheren Besitzungen wieder an sich reissen und schürten die Unzufriedenheit. Uebrigens ist die Regierung Theodorichs in Istrien denkwürdig durch die Institution der Bisthümer, ein Werk desselben Papstes Johannes I., den Theodorich 528 mit einer Mission nach Constantinopel sandte und den er nach seiner Rückkehr in Haft setzte, weil er ihn eines feindlichen Einverständnisses mit dem byzantinischen Kaiser in Verdacht hatte. 3. Istrien unter den byzantinischen Kaisern. Der tapfere byzantinische Feldherr Beiisar eroberte Istrien um das Jahr 539 wieder, und das Land wurde dem Eparchate von Ravenna einverleibt. Kaiser Justinian änderte nicht viel an den Municipal-Kinrichtungcn; er ernannte nur einen Magister Abriws der UeNcliictit« des l,iui(le>. milil um riii- ganz Istrien, welcher seinen Silz in Pola hatte und die früheren Consolarcs und Correctores ersetzte. Obwohl Justiniaii durch die Verrätherei des Nnrses, der dir Longobarden 569 u;h Ii Italien rief, dieses Land verlor, so blieb Istrien doch mit Raven na and Pentapolis bis 789 beim byzant inisclien Reiche, und diese Zeiten waren keine schlechten, weil der Verkehr mit Dahnatien, Byzanz und Venedig ein ziemlich reger war. Die kirchlichen Einrichtungen waren das vorzüglichste und beste Resultat der damaligen Civilisation. 4. Istrien unter den Longobarden. So lange die byzantinische Herrschaft währte, erlitt Istrien keine wesentlichen Veränderungen im Regieruugssy st ein und im Kirehenregimeiif; und selbst die Einfalle der Longobarden, welche in eine Zeit. Selen, wo ihre Rohheit, sich gemildert hatte, können nichl als eine Quelle von Umgestaltungen angesehen werden, besonders da es sehr zweifelhaft ist, dass sie sich der ganzen Provinz bemächtigt hatten. Desiderius, Adalgis, die letzten Könige der Longobarden, nannten sich Herzoge von Istrien. Carl der Grosse eroberte die Halbinsel 789, aber die Seestädte fielen erst-im Jahre 800 in seineu Besitz. Capodistria sogar später. 5. Istrien unter den deutschen Kaisern. Carl der Grosse setzte einen Herzog an die Spitze der Provinz, der später den Titel eines Markgrafen erhielt. Er versuchte es, den Münicipalitäten einen grossen Theil ihrer Gerichtsbarkeit wegzunehmen und das frühere Regiment in ein feudales zu verwandeln, mit formen, die den istrischen Städten bei ihrer Vorliebe für die eigene Verfassung nicht zusagten. Die Istrinner führten Beschwerde gegen die Justiztyraiuiei des Herzogs und das neue System, und erhielten von Carl dem Grossen selbst und seinem Nachfolger Ludwig die Bestätigung des früheren. Allein die Städte vermochten dennoch nicht zur früheren Blütbe zurückzukehren, noch wurde dadurch verhindert, dass die in Europa vorherrschenden feudalistischen Principien nicht auch zum Theile in Istrien Wurzel fassten. Die hohen Aemter wurden erblich und endlich in Lehen verwandelt. DU Mnvlit dur BUobMfe. 7 In der Millr des 10. Jahrhunderts wurde Istrii'ii als besonderes Markgrafthiim von Friaul abgesondert. Die markgräfliche Würde, Anfange von der freien Wald des Landesherrn abhängig, ging durch Erbfolge auf die Familien Sponheim, Eppenstein und Andechs über, kleiner© Vasallen von deutschem Stamm, welche im Besitze der Schlösser und Burgen im Innern waren. Diese Grafen von Isfrien, wie sie sich nannten, besassen einen grossen Theil von Istrien und hatten zahlreiche Vasallen. 1 ] T ^ war Berthold V., Graf von Andechs, der mit dem Hause'Kärnlhen Verwandt war, Markgraf. 1 208 gab Kaiser Otto Istrien dem Herzoge Ludwig von Baiern , welcher jedoch, da der Patriarch Wolcher von Aquileja Anspruch darauf machte , das Land an diesen abtrat. Wir haben bereits erwähnt, dass den Muuicipien die ihnen von Augustus und Antonin dem Frommen zugestandenen Gebiete von Cnnstautin weggenommen wurden — auch scheint es nicht, dass Seine Nachfolger diese Gebiete den Muuicipien zurückerstattet hatten, sondern vielmehr, dass sie dem kaiserlichen Fiseus zugewiesen wurden. Diese Gebiete, welche durch Waffengewall erobert und nie einer eigenen freien Verwaltung zurückgegeben worden waren, wurden zur Entrichtung des Zehnten von den Bodenerzeugnissen, der Abgabe, für. die Benützung der Waldungen und öffentlichen Weideplätze verpflichtet und Obrigkeiten unterworfen, die nicht von den Gemeinden selbst erwählt wurden. (I. Die Macht der Bischöfe. lieber diese Gebiete verfügte nun die Freigebigkeit der Kaiser, besonders aus dem Hause Sachsen, zu Gunsten der Kirchen und Bisthünier. Sehr reichlich wurde das Bistbum von Parenzo bedacht. Es erhielt nicht nur viele Districte in den Umgebungen der Stadt und in Miltel-lstrien: Orscra, S. Michele sotto terra, Visinada, Nigrignano, Moncastello, Rosa-riol. Tonn;, Due Castelli, S. Viucenti, Visignano, Mondellebolle, Antignano, Treviso, Caschierga, Padova, Gemino, Pisino und mehrere andere, es erhielt auch die Zehnten von Gebieten, welche eigene Gemeinden bildeten wie: S. Lorenzo, Montona, Rovigno, Valle. So übte der Bischof von Parenzo nicht nur die geistliche Gerichtsbarkeit aus, sondern er bezog auch die öffent- Alirin« der Ooscliichtc defl Lande«. liehen Einkünfte der ganzen Diöcese und übte die Regierungs-gewalt aus, so dass er Anspruch machte, unter den Fürsten seiner Zeit einen Rang einzunehmen. Denn als im Jahre 1077 das Amt des Markgrafen der Provinz ein Erbrecht einer adeligen Familie geworden war, so kamen die Lehen in die Mode, oft aus Notwendigkeit, besonders wenn die Regierungsbande gelockert waren und jede Gemeinde, jeder Dinast das Recht beanspruchte, Fehden zu beginnen und die Streitfragen mit dem Nachbarn durch das Schwert zu entscheiden. Die Sergier voh Pola erhielten S. Vincenti und Due Castelli; die "Grafen von Istrien Pisino und beinahe alle andern Gebiete; S. Lorenzo gehörte bald dem Einen, bald dem Andern; das einzige Orsera blieb den Bischöfen und zwar bis auf die neueste Zeit. Statt der fetten Einkünfte und der Verwaltung blieb den Bischöfen nichts als ein geringer Zins, als Zeichen der Herrschaft , und die nicht sehr feste Treue der mächtigen Vasallen, welche seinen Hof bildeten« Den Städten würden, für die eingebüssten Zehnten und Gerichtsbarkeiten, der Reichthum des Bischofs und die Besuche, der Vasallen keine geringe Entschädigung gewesen sein, aber jener ging verloren und die Vasallen zogen es vor, in ihren Schlössern zu hausen und dort die Lust der Gewaltherrschaft zu geinessen. Sie zogen die geräuschvollen Beschäftigungen des Krieges und der Jagd dem geregellen Gehorsam des Bürgers, der verantwortlichen Ausübung der Aemler, dem umbequemen Zügel socialer Rücksichten vor. Die Städte waren auf ihr Gebiet und das Meer beschränkt. Aber ihre Gebiete waren sehr geschmälert worden , und das Meer wurde von den Ve-netianern beherrscht, welche einen neuen Seestaat gegründet hatten und Herren der Schiffahrt und des Handels waren. Seit Otto dem Grossen bis 1230, wo die Markgrafschaft Istrien an die Patriarchen von Aquibja überging, nahmen die Prälaten den vornehmsten Platz in der Geschichte von Istrien ein, und ihre Streitigkeiten mit dem Lchensadel, die Gewalttätigkeiten, die sie von den Grafen von Istrien, welche ausgedehntere Lehen beanspruchten, dann von den Grafen von Pola und von den Herren von Calisedo erlitten, füllen die Seiten der Geschichte jener Epoche aus. Waren auch die Bischöfe dem Lebensadel an Einsicht und Klugheit überlegen, so standen ihnen dagegen wenig materielle Mittel zu Gebote, denn die Ge- Die Markgrafen. - Die Patriarchen von Aunllrja. 9 meinden Miellen bei diesen Streitigkeiten iheilnahmlos und ertrugen nur unwillig die demüthige Lage , auf die sie beschränkt waren. 7. Die Markgrafen. Wohl hätten die Markgrafen von Istrien, als sie im Jahre 1077 die erbliche Macht erlangten, diese Zustände regeln und die heterogenen Elemente aussöhnen und in Einklang bringen können, allein sie waren auch mit andern grösseren Provinzen belehnt, baldig abwesend, unerfahren in der Regierungskunst, und kümmerten sich wenig um dieses Land. Dazu kam noch der öftere Wechsel der Familien; im kurzen Verlaufe von etwa anderthalb Jahrhunderten kam nämlich Istrien von den Eppenstcin an die Sponheim, von diesen au die Andechs, welche Herzoge in Tirol waren. Heinrich von Andechs, Markgraf von Krain und Istrien, wurde am 15. November 1208 wegen Mitschuld an der Ermordung des deutschen Kaisers Philipp verurtheilt und in die Reichsacht erklärt, er unternahm eine Wallfahrt in d;is heilige Land und erlitt traurige Schicksale, Sein Bruder Berthold, Patriarch von Aquileja, scbloss mit dem Herzoge Otto von M er an, dem einzigen Prätendenten auf die Markgrafschaft Istrien, einen Vergleich, und diese kam in Folge dessen im Jahre 1230 an die Patriarchen von Aquileja, welche damals nicht nur die ersten geistlichen Würdenträger von Italien waren, sondern auch unter den vornehmsten Fürsten des deutschen Reiches einen Rang einnahmen. Allein die Fehler der erblichen Markgrafen konnten von den Patriarchen von Aquileja nicht wieder gut gemacht werden, und es bereitete sich ein neuer Zustand der Dinge vor. 8. Die Patriarcheu von Aquileja. 1208 gab Kaiser Otto Istrien dem Herzogt; Ludwig von Baiern, welcher jedoch, da der Patriarch Wolcher von Aquileja Anspruch darauf machte, das Land an diesen abtrat, Die Patriarchen von Aquileja waren im Besitze einer hohen kirchlichen Würde, sie machten auf den Vorsitz vor allen Bischöfen der Christenheit Anspruch und' zeichneten sich durch ihre Anhänglichkeit an die deutschen Kaiser aus. So kam es, dass sie im Jährt: 1208 das Herzogthum Friaul und die Markgrafschaften to A bris» der Ge«eliic)ite 'Ick Laude«. von Käruthon und Istrien erhielten. Auch die Grafen von Gora nannten sich Vasallen der Patriarchen, und diese Büchten das Feudalsystem aufrech) zu erhalten. Die Weltliche Auto.rital der Bischöfe, die; durch den geistlichen Gehorsam gebunden waren, erblich bedeutend gegenüber der des Patriarchen, der zugleich die geistliche und weltliche Gewalt besass. Das Volk sah in dem Patriarehen den natürlichen Beschützer seiner Freiheiten gegen die Uebcr-grill'e der Bischöfe; die Gemeinden erhoben sich wieder aus ihrer Ohnmacht, standen gegen die Bischöfe auf — es kam zu Gewalttaten, nicht nur von Seite der Bürger, sondern auch von Seite der Lehensmänuer, denen die Bischole mit Interdicten und Excomniimicatioiien antworteten J es entstanden Collisioneii zwischen der Macht, die ihrem Ende zuging — und der andern, die sich an ihre Stelle setzen wollte. Die Patriarchen hatten mit grossen Schwierigkeilen zu kämpfen; sie hatten drei Provinzen zu regieren, die sowohl in Bezug auf ihre Lage wie in Bezug auf ihre Interessen ganz verschiedenartig waren; es fehlte lstrien an einer gemeinschaftlichen Verwaltung, welche den Wohlstand hätte fördern können. Die damaligen Einrichtungen gestatteten joder Gemeinde, über ihr eigenes Dominium zu verfügen, es auf andere zu übertragen, und es war nicht verboten, desshalb Krieg zu führen, es zu erobern. Der Lehensadel hatte es nicht gethan — oder es war ihm nicht gelungen — es blieb daher den Municipien übrig es zu thun. 9. Die Municipien. — Unterwerfung an Venedig. Unter den Municipien war Capodistria von der Macht der Bischöfe und Dynasten frei geblieben, es hatte sich zum Range einer mächtigen Gemeinde erhoben und war unter den übrigen Städten die einzige in der Lage, sich an die Spitze der Provinz ZU stellen und die Macht der Gemeinden durch ihre Vereinigung zu befestigen und sie jener der Patriarchen entgegenzustellen. Es unternahm auch das Werk, unterwarf sich einige Gemeinden, andere ergaben sich freiwillig; so bekam es Piuguente, Buje, Due Castelli und andere Orte an den Ufern des Quieto; es bekriegte Pirano und beschloss, auch Parenzo zu unterwerfen. Allein das Unternehmen schlug fehl und war im Gegentheil Ursache, dass die Geschicke der Provinz eine ganz andere Wendung nahmen. Parenzo zog Tlit-iluiiK IntrictiM, - Dm Ottflm ktohlmlM Iitiion« 11 es vor, sich der Republik Venedig zu ergeben (12b7), Diesem Beispiele folgten bald andere Gemeinden. Die Unterwerfung von Parenzo begründete eine denkwürdige Epoche, denn sie halle die wichtigsten Folgen für viele d a h [hunderte. Wenn auch die Unterwerfungen eigentlich nur in Bezug auf die Herrschaft (Dominium) erfolgten und die Rechte des Markgrafen von Istrien und der Souveräne unverletzt bleiben sollten, so kam die Herrschaft in den Mauden einer so mächtigen Nation, wie die veuetianische, der Souveränität gleich« in den innern Zwistigkeiten, welche durch die Unzulänglichkeit der markgrällichen Regierung erzeugt Würden, sahen die Gemeinden in den Veneliamru die Verteidiger der städlischen Institutionen, die Mächtigen dagegen in dem Patriarchen und den Grafen von Istrien die Hauptstützen ihres anmassenden Ehrgeizes, und in diesem Kampfe siegten weder die Einen, noch die Andern. Denn, dem Beispiele von Parenzo folgend, ergaben sich zwar Umago und Cittanova 1269, S. Lorenzo 1271, Montona 127(i, Capodiitria 127«, Hrano und Isola 1283, Rovigno 1330, Pola, Dignano und Valle 1331 an Venedig, aber die Grafen von Istrien behaupteten mit starker Hand das ganze Innere des Landes; der Patriarch war noch immer mächtig und Triest, welches sich 12!).") von der Herrschaft der Bischöfe befreit halte, unterwarf sich 1382 dem Herzoge von Oesterreich, der kraft eines Fnmilienvertrages 1374 Graf von Istrien geworden war. 10. Theilung Istrieus. Die österreichischen Fürsten besassen eine starke Macht, und die Republik konnte sieh rde der ganzen Halbinsel bemächtigen; der Patriarch besass wenig Land in Istrien und die Autorität, die er hätte ausüben können, konnte sich mit der des Hauses Oesterreich und jener der Republik nicht messen — und so blieb Istrien bis auf die neueste Zeit zwischen zwei Potentaten getheilt. 11. Das österreichische Istrien. Der österreichische Theil% sehr verschiedenartig in Bezug auf die Lage, die Beschaffenheit, die Bewohner, die Form der Verwaltung, konnte sich nicht verschmelzen; die Fürsten, welche ihn beherrschten, hatten nicht im Sinne diese Verschie- L 2 Abriss der Gttohiohta (les Landet dcnartigkeiten zu heben. Die religiöse Aufrechthaltung des Bestehenden war zu gross. Den Mittelpunct der Grafschaft Istrien bildete die Grafschaft Fisino , deren Besitzer Lehen von den Bischöfen von Parenzo, Pola und Cittanova erhalten hatten. Sie war zusammengesetzt aus Mitterburg und 12 Baronien; unter diesen waren Visinada, Pieinonte, Momiano , Barbana, Racizze, Sovignaco. Die Grafen wohnten gewöhnlich nicht in Pisino, sie hallen einen Palast in Pola. Lovrana wurde von dem Grafen gekauft und mit der Grafschaft vereinigt. Die drei Orte Curtiön, Veprinaz und Mosehenizze gehörten mit Fiume zum österreichischen Liburnien. Istrien war ein freies Eteichsleben und hatte alle Institutionen eines solchen. Es existirt eine deutsche Urkunde vom Jahn; 1365, in welcher Albert III. diese Institutionen bestätigte. 12. Das venetianische Istrien. Der venetianische Theil war gleichartiger in Bezug auf die Einrichtungen, die Bevölkerung, die Gewohnheiten —, und hätte in einen Körper verschmolzen werden können, aber die von der venetianischen Regierung gemachte Zusage, die Gemeinden in derselben Verfassung zu erhalten, unter welcher sie sich ihr ergeben hatten, wurde consequorit gehalten, und eine kluge Politik machte es ihnen schon zur Pflicht, keine Aenderungen einzuführen. Jede Gemeinde bildete eine Provinz, ja vielmehr einen Staat für sich; diese kleinen Gemeinwesen waren eifersüchtig auf einander und standen sich immer schroff gegenüber. Der venetianische Gouverneur der Provinz hatte weder das Amt, noch den Titel eines Gouverneurs, er war eigentlich Appellationsrichter; Gouverneure waren eigentlich die Podestä, deren Gerichtsbarkeit sieb auf wenige Meilen Gebiet erstreckte, bisweilen auf wenige hundert Personen. 13. Muiiicipal - Wesen. Die Gemeinden, in die Unmöglichkeit versetzt, ihre Kräfte zu entwickeln, beschränkten sich auf sich selbst. Die Institutionen der Stadt Parenzo — als einer der wichtigsten Istriens ■— mögen uns auch ein Bild der andern geben. Man erkennt darin noch immer die römische Schablone. Ein Rath (Ordo) hatte die Vertretung der ganzen Stadt und des Territoriums; keine andere Person oder Fruetion der Stadt oder des Terri- Ocnuliichte von ÜWIO i:; toriuma konnte einen Körper ausserhalb des Käthes bilden, der allein den Genuas der den Städten zugestandenen Freiheiten hatte. Er hatte Adelsrang, erwählte die Beamten aus seiner eigenen Mitte, seine ökonomischen Beratbungen fanden regelmässig alle vier Monate bei offenen Thüren statt, und der Rath wai- besehhissfähig, wenn zwanzig Mitglieder gegenwärtig waren. Im Jahre 1300 wurde der Rath Jenen verschlossen, deren Vater oder Grossvater nicht zu demselben gehört hatte. Präsidenten des Rathes waren zwei Richter (die Duumvireii der Alten), welche den Rath zusammenberiefen und in denen zuletzt die Vertretung der Stadt concentrirt war. Sie richteten in erster Instanz die Civil-Processe und Verbrechen, mit Ausnahme weniger Fälle, und nahmen ihren Sitz an der Seite der Repräsentanten des Fürsten ein. Aus dem Obendarge-stellten gellt auch hervor, dass eigentlich in jeuer Epoche von keiner gemeinschaftlichen Geschichte Islriens die Rede sein kann, sondern nur von einer Geschichte der einzelnen Städte, unter denen Parenzo und Pola die Hauptrolle spielten. 14. Geschichte von Parenzo. Parenzo hatte sehr traurige Geschicke. Kaum hatte es sich den Venetiamrn ergeben, so erneuerten sich die alten Zwistigkeiteu mit den Bischöfen, welche, den Ursprung der Zehnten, die sie bezogen, in ihrer Weise auslegend, daraus ein Recht auf die natürliche Herrschaft über die Gemeinde herleiteten, wie sie es in den Lehen hatten; die Gemeinde dagegen hielt sich für frei, und in Folge dieses Zwistes kam es dahin, dass die Stadt exeonnnunicirt wurde und das Volk, den Podestä Soranzo an der Spitze, den bischöflichen Palast stürmte, und der Bischof sich nach Mitterburg flüchten musste. Dies geschah gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Mit dem 14, Jahrhunderle begannen die Drangsale Parenzo's und währten bis zum Jahre 1631. Paganino Doria, Admiral der genuesischen Flotte, der in das adriatische Meer gekommen war um die venetianische Marine zu vernichten, verbeerte 1354 Parenzo mit Feuer und Schwert und führte manches kostbare Gut der Stadt in seine Heimat, 1360 brach eine furchtbare Fest aus. Halle Parenzo nach dem Abzüge der Genuescr noch 3000 Einwohner gezählt . so schmolzen diese durch die Pest noch mehr zusammen Da es jedoch im spälern Kriege Genua's mit 11 AbriHh (Irr Orsrhiclitr Ml I.Hudes. Venedig verschont blieb, so erholte es sich zu Anhing des 15. Jahrhunderts — haute seine Mauern wieder auf, errichtete einen Leuchtturm, Molo, Cisternen etc.; sein Wohlstand, die natürliche Folge seiner Lage am Meere und im Mittelpuncto der Küste, der Beschaffenheit des die Stadt unigehenden Bodens etcj — nahm wieder zu und hatte wahrscheinlich einen hohen Grad erreicht, wenn die Fest die Stadt nicht noch zu wiederholten Malen heimgesucht hätte. Im Jahre 1580 zählte Parenzo nur noch 700 — im .Jahre 1600 nur mehr •">()(> Finwol.....i, Als endlich im" Jahre 1630 die Pest zum letzten Male in Oberitalien und Venedig ausbrach, wurde sie im folgenden Jahre durch Schilfe nach Paren/.o verschleppt, und die Stadl wurde gänzlich zu Grunde gerichtet, Die Krankheit halle hier so fürchterlich gehaust, dass noch 35 Jahre später die Reisenden die Stadt mieden und deren Luft für so ungesund hielten, wie es mit Pola zu Ende des vorigen Jahrhunderts der Fall war. Die venetianische Regierung wollte die Stadt wieder bevölkern und verpflanzte 1692 griechische Coloniston aus Candia dahin ; slavische und albanesisehe Colouisten aus Dalmalien wurden auf dem flachen Lande vertheilt, mul in weniger als einem Jahrhundert erreichte die städtische Bevölkerung 2000 Seelen, ohne dass der Handel nach Aussen viel dazu beigetragen halle, ein Beweis, dass die Quellen des Wohlstandes von Parenzo in seinem Gebiete selbst liegen, und dieser wäre noch grösser geworden, wenn die venetianische Regierung nicht das Gebiet von Parenzo ganz isolirt von seinen Umgebungen gehalten, sondern ihm die Ausdehnung gegeben hätte, die das alte römische Municipiiun besass — und die ihm die Natur angewiesen bat, welche ihm das Draga-Thal zur Grenze gab. Merkwürdig ist es auch, dass die Venetianer dieselben Mittel anwendeten, um Pola wieder zu heben, welches durch gleiche Widerwärtigkeiten herabgekommen war, aber nicht mit gleichem Erfolge — denn Parenzo hat in unseren Tagen eine Bevölkerung von 2500 Seelen erreicht — Pola nur 1300 —- woran wahrscheinlich die schädliche Luft von Pola Ursache ist. 15. Geschichte von Pola. Pola war schon in uralten Zeiten eine bedeutende Stadt, deren Wichtigkeit von den Römern sehr bald erkannt worden war. BwbbUHM \ "h Polt 15 Sie gründeten hier eine. Grenzlestung des römischen Gebietes gegen die, Liburnier (auf den Quarnerischen Inseln) und gegen die Dalmaten. Pola wurde mit Mauern umgehen, erhielt ein Capitol und alle jene Einrichtungen, Welche die Rötner ihren Golonien zu gehen pflegten. In dem Bürgerkriege nach dem Tode Casars soll Pola auf Befehl des Auguslus zerstört, Später aber von ihm selbst wieder aufgebaut worden sein — worauf es den Namen Julia Pielas erhielt. Als 31 Jahre vor Chr. Geburt das romische Kaiserreich gegründet ward, waren Li-burnicn, Japidien, Dalmalien, Panuonien mit demselben vereinigt — es erstreckte sich von der Donau bis zu den Wüsten Afrikas — und der Wohlstand dieser Länder, eine Frucht des Ilamiels, stieg auf eine hohe Sttd'e. Pola lag auf dem Punete, wo sich zwei grosse Verkehrslinien kreuzten: nämlich jene welche von Rom über Ancona und das Meer bis an die Donau ging -— und die andere, die von Britannien über Aquileja nach Constantinopel lief. Pohl war der Mittolpunet der Ueberfahrlen nach ÄnCQna und Znra, und dieser Verkehr war ein geregelter. Aquileja war, wie wir schon erwähnt haben, ein bedeutendes ESmpOrium geworden, mit 600,000 Einwohnern; der Seeverkehr nach Egypten und der Levante erforderte eine zahlreiche Flotte, und Pola hatte seinen Autheil an diesem Handel und Verkehr. Es darf daher nicht wundern, dass der Wohlstand Pola's, von dem so viele Beweise auf uns gekommen sind, grösser war als die Ausdehnung der Stadt und die Grösse ihrer damaligem Bevölkerung glauben machen konnten, und dass es, sobald die Ursachen aufhörten, bald in Verfall geriet!) und sich nicht mehr erholen konnte. So lange tlas römische Reich bestand, waren die Schicksale Pola's günstig, denn die Verheerungen der Barbaren um! Hunnen drangen nicht bis in diese Gegend. 493 kam Pola unter die Herrschaft des grossen Königs Theodorich und blieb den Gothen unterthänig bis es Beiisar selbst 539 eroberte, und auch diese Zeiten waren für Pola gute und es wurden in denselben die römischen Institutionen aufrecht erhalten. Ravenna war an die Stelle von Aquileja getreten und die Verbindungen mit Italien waren für Pola sehr vortbeilhaft. Die byzantinischen Zeiten währten von 539 bis 789 — also 250 Jahre, während welcher die Kirche und die Regierung verschiedene Veränderungen erlitten. Einer Ueberlieferung nach sollen Triest und Pola vor dem 6. Jahr- 16 At.li-.» (li'l (l.'M-hii'l.l. .JIM i,H.H.Ich. hunderte, also früher als die andern Städte Istriens, Bisthümer gehabt haben — wahrscheinlicher ist es aber, dass es unter Theodorich (524) den ersten Bischof erhielt. — Kaum hatte siel) die byzantinische Regierung in Pola festgesetzt, so nahmen die kirchlichen Dinge orientalische Formen an. Capitel, Abteien, Klöster vermehrten sich, Kirchen traten an die Stelle der Tempel und die christliche Religion entfaltete in Pola, vorzüglich durch die Thätigkeit des Krzbischofs von Raveuna, Maximianns, eine grosse Pracht. Auch in der Civilregierung traten Veränderungen ein. Als Istrien dem Eparchen von Raven na als Statthalter des Kaisers in Italien untergeordnet, wurde, erhielt es einen Magister militum, eine Art Civil-und Militär-Gouverneur, der in Pola seinen Sitz nahm; so dass dieses die Hauptstadt, der Provinz wurde. Der Verkehr mit, Ravenna und Constantinopel war sehr belebt und gereichte der Stadt zum grossen Vortheile. 789 wurde Istrien bekanntlieh von Carl dem Grossen erobert und die Zeit bis 1531, wo die Küstenstädte an Venedig fielen, wird in drei Perioden eingetheilt. 1. Die Periode der gewählten Markgrafen von Istrien oder der Gouverneure bis 1177 — 2. die Periode der erblichen Markgrafen bis 1230 , und 3. die Periode des Patriarchen von Aquileja bis 1331. Während der ersten Periode blieb Pola noch die. Hauptstadt von [Strien und die Residenz der Herzoge und Markgrafen, welche auf die Miliz-Meister gefolgt waren, Das Regiment der Wabl-Gouverneure war nicht schlecht, aber die den Gemeinden und Dynasten gelassene Freiheit, sich gegenseitig zu bekriegen und wie unabhängige Mächte mit einander zu unterhandeln, löste das Band zwischen ihnen und vereitelte die Wohllhaten einer gemeinsamen Regierung. Pola fühlte bald die traurigen Felgen dieses Systems. Denn da die Verbindungen der istrischen Städte gänzlich gelockert waren, wurde es den Venetianern leicht, den Handel und die Schiff-fahrt im adriatischen Meere an sich zu reissen und die istrischen Städte zu demüthigen. Gegen die Mitte des 12. Jahrhunderts gerieth P6la mit Venedig in Streit , und einer alten Chronik zu Folge soll sich Pola kurz nach dem ersten Kreuzzuge an die Spitze einer Unternehmung aller istrischen Städte gestellt haben, so dass gegen hundert ihrer Schiffe das adriatische Meer durchkreuzten. Der Doge Dominik Morosini sendete eine Flotte Quchioht« vini Pola. 17 aus, um die Istrianer zu züchtigen. Pola wurde erobert und verbeert ■— und dies war der erste Sehritt zu dessen Verfall. Die Eifersucht Pisa's und Genua's gegen Venedig führte blutige Kriege herbei. Pohl sah in Venedig den Zerstörer seiner Wohlfahrt und Hess sieh 1193 von den Pisanern erobern. Allein die Venetiauer nahmen ihnen die Stadt wieder weg und schleiften ihre Mauern. Später nahm Pola Partei für die Genueser und wurde 1243 von Giaconio Tiepolo und Leonardo Quirin] grausam dafür gezüchtigt. Die Absicht Pisa's und Genua's war, Venedig zu hindern, die Schiffahrt und den Handel im adriatischen Meere zu beherrschen, welche seit den Kreuzzügen einen neuen Aufschwung genommen hatten und die Richtung nach Venedig nahmen. Dieses hatte noch nicht den Beschluss gefasst, sich Pola's zu bemächtigen, aber es hatte das Ziel vor Augen, jede fremde Festsetzung im adriatiseben Meere zu verhindern, und zu diesem Zwecke suchte es Pola in die 11nmöglichkeit zu versetzen, ein fester Platz zu werden, und zerstörte zu wiederholten Malen dessen Mauern. Die Autorität 3er Patriarchen von Aquileja, welche im J. 1230 Markgrafen von 1 Strien geworden waren, genoss keiner grossen Achtung, sie hatten zwar den guten Willen, die ganze Provinz wieder zu vereinigen, allein es fehlte ihnen an Ansehen und Mitteln, ihn zur Geltung zu bringen ; ihre Schwäche ging so weit, dass sie im Jahre 1258 mit Pola einen Vergleich schlössen, kraft dessen sie sich mit einer jährlichen Zahlung von 2000 Lire begnügen mussten, wogegen sie der Gemeinde die Ausübung der Rechte überliessen, die ihnen zukamen. Aber auch dieser Tribut wurde nicht regelmässig entrichtet, und die Patriarchen, welche nicht in der Lage waren, Pola durch Gewalt zum Gehorsam zu zwingen, mussten es zu wiederholten Malen in die Reichsacht erklären lassen. Unter diesen misslichen Umständen bildeten sich in Pola zwei Parteien, eine demokratische, an deren Spitze die Familie Jo-natasi stand, und eine autokratische, welche die Gewalt einem einzigen tapfern und mächtigen Oberhaupte übertragen wollte. Au der Spitze; dieser Partei standen die Sergier, eine alte berühmte Familie römischen Ursprungs. Diese wusste das Amt eines General-Capitäns des Volkes an sich zu bringen, welches anfangs zeitweilig war und durch Wahl übertragen wurde, allmälig aber in dieser Familie erblich blieb und ihr litrttn, 2 18 Alirisa di:r Ucsi'liii'lik- (Ich himrtcn. durch die Ausübung der militärischen Gewalt den Weg zur dauernden Herrschaft bahnte. Die Sergier nahmen ihren Sitz in dem Schlosse von Pola, dem ehemaligen Capitol, welches mit Mauern und Thürmeu befestigt war und die Slad! beherrschte. Von diesem Castell nahinen sie auch den Namen de Castro-Pola — Castropola —an. Den Polesern gegenüber gaben sich die Castropola den Anschein, die Rechte der Patriarchen wahren zu wollen, allein es geht aus Allem hervor, dass sie ihre Herrschaft dauernd zu befestigen suchten. Die Polen r ertrugen nur mit Widerwillen die neue Herrschaft, und da sie dieselbe nicht durah Gewalt zu stürzen vermochten, so nahmen sie zum Verrathe ihre Zuflucht. Bei einer feierlichen Procession am Charfreitag Abends (1271) wurden mehrere Glieder der Familie! niedergemacht, während eine andere Schaar der Verschworenen das Castell überfiel und die Uebrigen ermordete. Nur ein einziger Knabe wurde von einem mitleidigen Diener gerettet und in das Franziseaner-Kloster gebracht. Durch diesen Sprössling fortgepflanzt, sehen wir die Familie spater wieder zu Ansehen gelangen und nach Wiedererlangung der Herrschaft streben. Im .Jahre 1328 nahm Pola neuerdings Partei für die Genueser, in denen es mächtige Beschützer seiner Municipalfreiheiten und seines Handels gegen die Ve-netianer zu Huden hoffte. Allein es wurde von diesen erobert, und verheert, Da nun die Poleser die traurige Erfahrung gemacht hatten, dass sie ein entfernter Freund gegen einen feindlichen Nachbarn nicht zu schützen vermochte, dass ferner der Patriarch von Aquileja sich an Macht unmöglich mit den Ve-netianern messen konnte, und da ohnehin die andern sieben istri-schen Städte sich bereits der Republik unterworfen hatten, so beschlossen sie, die Familie Castropola, die ferneren Widerstand leisten wollte, zu verbannen und ebenfalls die Herrschaft des mächtigen Venedig anzuerkennen. Das Municipium von Pola übergab auch in der That dem Dogen von Venedig die Stadt und das Castell von Pola, die Herrschaft und die ganze Gerichtsbarkeit. — sie leistete ihm den Eid der 'freue und entsagte; der Appellation in Ravenna — forderte dagegen, dass der Doge einen Grafen nach Pola sende, dass das Gemeindestatut aufrecht erhalten werde, dass die unteren Aemter au Poleser vergeben würden und dass endlich die Familie Castropola aus Istrieui, Friaul und Slavonien verbannt werde und I '' ■1' 11 i i' 1111 vini 1'iiln. 111 nur einmal im Jahre Pola besuchen dürfe. Die Republik nahm die Bedingungen der Poleser an, verwies die Castropola nach Treviso und schickte einen Podestä mit Grafentitel nach Fola (1331). Bald darauf entbrannte ein grausamer Krieg, durch die unerbittlichste Eifersucht' entzündet, zwischen Genua und Venedig — und Pola büsste schwer seine Unterwerfung unter die Republik. 1354 eroberten die Genueser Pola und verwüsteten es mit Feuer und Schwert. Doch bekamen es die Venetianer wieder in ihre Gewalt. 1379 flüchtete sich die ve-netianische Flotte unter dein berühmten V. Pisani in den Ihifen von Pola. Das genuesische Geschwader nahm im Canal von Fasaua unter den hrionischen Inseln seine Aufstedbmg und forderte die. Venetianer zum Kampfe heraus, aber der vorsichtige Pisani wollte die Herausforderung nicht annehmen und durch Temporisiren seine Flotte retten. Alle Umstände waren den Vcnetianern ungünstig, und doch beschlossen die Commandanten ihrer Schiffe in einem Kriegsrathe, das Gefecht zu wagen, welches auch im Canal geliefert wurde. Die Venetianer wurden aufs Haupt gesehlagen — nur 7 Schiffe konnten Venedig erreichen und die Schreckenskunde hinbringen. Auf einem derselben befand sich der unglückliche Pisani selbst •— und Würde gleich nach seiner Ankunft in den Kerker geworfen. Die Sieger bemächtigten sich Pola's, und Hessen der Stadt die ganze Wucht ihres Zornes fühlen. Die; Zerstörung Pola's fällt daher in das XIV. Jahrhundert. In dem darauf folgenden suchte man die Stadt durch neue Ansiedlungen wieder zu bevölkern, man säuberte sie von den Ruinen, stellte den Dom wieder her, gab nein; Gesetze — Alles vergebens. Der Handel nach Aussen hatte aufgehört, weil sich die Verhältnisse' der Länder am adriatischen Meere gänzlich geändert hatten; die Pest suchte Pola mehrmals, zuletzt im Jahre 1G31 beim. Die Stadt und ihre Umgebungen kamen durch diese Widerwärtigkeiten so herab, dass von den 72 Landgütern, welche ihr Gebiet zählte, kaum noch von 13 Spuren übrig blieben. Zu den andern Lenden Pola's kamen nun auch die Einfälle der Uskoken, welche so verwegen und übermütbig wurden, dass die venetianische Regierung an der Stelle, wo einst das Capilol gestanden hafte, ein Castell erbauen liess, um den Razzias der Seeräuber Schranken zu setzen. Die letzte Pest, hatte beinahe die ganze Bevölkerung Pola's dahin- 2* 20 Abrlsa der Geschichte des Landes. gerafit, so dass die Stadt kaum 600 Einwohner zählte, als 1797 die Republik Venedig ihr Ende erreichte. Aus obiger Skizze der Geschichte von Istrien ist deutlich zu ersehen, wie sich der politische und nationale Dualismus in diesem Laude entwickelt hat — gleichsam dem physischen entsprechend. Das österreichische Istrien, auf die meist öden und rauhen Theile des Landes beschränkt, blieb arm, unbeachtet und mit. seinen Bedürfnissen von den vene-tianischen Städten abhängig. Aber auch die Zustände des venetianischen Istriens verschlimmerten sich alhnälig immer mehr und mehr? Die Küstenstädte hatten sich, aus gegenseitiger Eifersucht und der ewigen Fehden unter einander müde, der Republik freiwillig hingegeben, weil sie von dieser Schutz und Förderung ihres Wohlstandes erwarteten. Aber ihre Hoffnungen gingen nicht in Erfüllung. Aus Egoismus und in der Besorgniss, diese Provinzen zu verlieren, wenn sie durch Wohlstand eine lockende Beute für Andere würden, Suchte die venetiauisehe Regierung Häfen, Salz, Oel, Wälder zu ihrem eigenen Vortheile auszubeuten, ohne sich die Wohlfahrt der Bevölkerung im Geringsten angelegen sein zu lassen. Dieses Verfahren wusste sie mit dem bei der Uebernahme der Provinz ertheilten und streng beobachteten Versprechen, der Municipal-Verfassung weder in Form noch im Gesetz den mindesten Zwang aufzulegen, in Einklang zu bringen, indem sie auch den Gemeinden nicht gestattete, irgend eine Aende-rung vorzunehmen. Dies lag ganz im spitzlindigen Geiste der venetianischen Regierung. Unter dem Schein eines gerechten und rücksichtsvollen Verfahrens wusste sie sehr geschickt ihre selbstsüchtigen Zwecke zu beigen. So kam es, dass die Gesetze , welche die österreichische Regierung bei der Uebernahme dieser Provinz im Jahre 1797 vorfand, noch dieselben waren, die bereits vor 400 Jahren bestanden, wo die Autonomie der Gemeinden aufs Höchste entwickelt war und jede ihre Nachbaren als Fremde und Feinde betrachtete. Der Zustand der Provinz war ein jämmerlicher. Die egoistische Republik hatte sich wohl gehütet, den Wohlstand und die Kräfte des Landes zu heben, um sich etwa gefährliche Nebenbuhler gross zu ziehen. Die; Bodcneultur war gänzlich verwahrlost, noch mehr die Industrie; der Seehandel lag gänzlich darnieder. Die Regierung sog das Mark des Landes aus, ergänzte mit Geschieht!-, von Pol 21 dessen Bewohnern ihre See- und Landheere und zerstörte dessen Wälder, um ihre Flotten zu hauen. Der Schutz, den sie dem Lande gewährte», war ein imaginärer, denn dies war in ein solches Elend gerathen, dass Niemand mehr nach dessen Besitz lüstern war. Wir haben gesehen, in welchem Zustande sich die beiden vornehmsten Städte Istriens zu Ende der venet iauischen Herrschaft befanden, dieses kann uns ein Bild von der ganzen damaligen Lage des Landes geben. Pest und Kriege hatten die Städte und Dörfer verheert und entvölkert, und um sie nur einigermaassen wieder zu bevölkern, verpflanzte die Bepublik nicht etwa intelligente und industriöse Italiener, sondern rohe und ungeschlachte griechische und slavische Colonisten dahin. Oesterreich fiel nun die Aufgabe zu, die Zustände des Landes zu ordnen und seine Wohlfahrt zu heben. Doch waren die Unistände dieser Aufgabe nicht günstig, denn Oesterreich hatte langwierige Kriege gegen Frankreich zu führen, welche die äussersten Kräfte der Monarchie in Anspruch nahmen. Bis zum Jahre 1804 bildete Istrieh einen selbstständigen Regierungsbezirk, wurde aber dann jenem von Triest einverleibt. Nach der Eroberung dieser Provinzen im Jahre 1805 durch die Franzosen erfolgte eine neue Landeseintheihmg, und das exvenetianische Istrien wurde gleich den venetianischen Provinzen des Festlandes eine Präfectur des Königreichs Italien. Im Jahre 1809 wurde das ganze Küstenland, vereint mit Krain, einem Tbeile Kärntens, Croatiens diesseits der Save, Dalmatien, Ragusa mit dem ehemaligen venetianischen Albanien zu einem politisch administrativen Körper gestaltet, unter dem Namen der französisch-illyrischen Provinzen. Die Intendanz von Triest erstreckte sich über die gefürstete Grafschaft Görz, Triest und die ganze Halbinsel Istrien. Mit, der neuen Gestaltung der politischen Verhältnisse in den Jahren 1813 und 14 wurden Görz, Triest, ganz Istrien, Fiume, Karlstadt und die Inseln des Quarnero zu einem Regierungsbezirke vereinigt. Zu Istrien gehörte der ganze Karst bis Wippach, Aquileja und Monfalcone. Jetzt begreift die Provinz die ganze Halbinsel mit den ehemaligen dalmatinischen Inseln des Quarnero. Unter der französischen Verwaltung wurde dem Räuberunwesen im nördlichen Theile des Landes gesteuert und eine rasche energische Justiz eingeführt. Doch war sie nichts weniger als beliebt, und als im Jahre 22 iLbrifJ , auch 8". Oft aber herrscht Ende August die grösste Hitze, im October Winter-kälte, im Februar Frühlingsluft und im April und Mai sehr rauhe Witterung. Es ist leicht begreiflich, dass diese. Veränderlichkeit der Temperatur einen grossen Einfluss auf das Leben der Pflanzen, Tbiere und Menschen haben muss. Das Klima von Istrien ist int Allgemeinen im Winter streng und gesund, itn Sommer, besonders in den Monaten Juli und August, trocken, weil es selten regnet. Diese Trockenheit ist dem Lande sehr nachlheilig und wird so lange währen, als die wüsten Gipfel der Vena Berge und die nackten Felsen lies Kalkgebirges, anstatt die Dünste anzuziehen, welche der Nordwest und der Südost mit sich bringen, Sie aber die Grenzen des Landes ziehen lassen. Eine grosse Verschiedenheit findet man hier auch in der Vegetation« Das untere Istrien, die Gegend zwischen Salvore, Albona und Pola stellt unter günstigen Einflüssen; seine Hügel sind mit Reben und immergrünen Olivenbäumen bedeckt, es hat. auch schmackhafte Früchte und eine reiche Fauna; Kork-holz und Myrtben wachsen vorzüglich in den Umgebungen von Pola, dessen Klima sich meist dem südlichen nähert. Reben und Oliven gedeihen noch ziemlich gut in Mittt 1-Istrien um Buje, Pinguente, Montona, Pisino, gegen den Moide Maggiore zu und auch au seinen östlichen Abhängen bei Mosehenizza, Lovrana, Ichsichi, Ika und Volosea. In den Thälern kommen hohe Eichen noch gut fort, besondere bei Montona, und die 32 Topogmphl». Sediniente am Meere eignen sieh (refflieh für Salinen, SO bei Capodislrin untl Pirano. Die lachenden Regionen von Mittel- und Unter-Istrien mit ihrem milden Klima, mit ihrer schönen Vegetation, bilden einen schneidenden Contrafit mit dem gebirgigen Roden von Ober-Istrien , längs den Venn-Bergen. Dieser hochgelegene Boden ist nur hin und wieder mit Weiden und dem welken Laube verkrüppelter Bienen bedeckt, sonst nackt und rauh in den Karststreekeu. Diese Hochebene, welche sieh von Duino an gegen Osten ausdehnt, und Karst genannt wird, ist eine wüste und trostlose Region, wo man nirgends, ausser in den Spalten und Trichtern, wo (iras, Gesträuche, Bäume und auch Getreide in gcring< r Menge fortkommen, auf einer Strecke von mehreren Quadratmeilen eine Spur von Vegetation findet. Die Verrückten, uusgchobeneii , in Zwischenräumen zerrissenen Schichten des Kalkgebirges, welche ganz den Wellen des Mieles gleichen, die sich am Ufer brechen, steigern den traurigen Anblick des Bodens. „Am meisten Eindruck macht", sagt mit Recht R. M. Ileidler. „die Gestalt, des Terrains selbst, denn während der Alpenreisende gewohnt ist, die Thalsohlen als Basis zu betrachten, von der sich rechts und links die Berge erheben, muSS er in Istrien auf eine solche Betrachtung des Bodens grösstenteils verzichten und sich daran gewöhnen, ein mannigfach geschwungenes Bergplateau als den Ausgangspunet seiner Beobachtungen zu betrachten. Dort nehmen nicht so sehr die Erhebungen als die Vertiefungen seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Die Formen derselben sind verschieden, und ihr Inbegriff drückt dem Karste seinen in Beziehung auf die Gestaltung des Bodens so eigenthünilicheii Charakter auf." „Die seichtesten Vertiefungen sind öfters mit einer dicken Lehmschichte ausgefüllt , die das Regenwasser durchzusickern verhindert, Dadurch entstehen kleine Laken (sloveniscb Lokoe, illirisch Koli, Kolini), welche mindestens bei den gegenwärtigen CultUrzuständen die Bewohnbarkeit gewisser Landes-theile vermitteln. Sie sind nämlich die einzigen Wasserbehälter, selbst für die Menschen, allein dieses, ganze Welten von Infusorien bergende Lakeuwasser schmeckt sehr übel und ist der Gesundheit nichts weniger als zuträglich." Grössere Vertiefungen sind entweder mnlden- oder trichterförmig. Die Erstcren sind wahre Oasen und in ihnen liegen zumeist die Dörfer mit ihren kleinen Fluren. Die Letzteren, welche eine Tiefe von 3 — 401) Fuss erreichen, sind an ihren Abhängen mit einer üppigen Waldvegetation geschmückt. Die Sohlt.1 des Trichters, wenn er eine hat, ist eben und der Ackercultur gewidmet. Manchmal Est aber der Trichter an seinem Grunde durchbohrt und ein Erdlocb geht in schauerliche Tiefen. Solche Erdlöcber kommen in Lagen vor, welche sich entweder der horizontalen oder verticalen Richtung nähern. In beiden Fällen sind sie Eingänge zu Hohlen und geben oft unzähligen Wildtauben einen geschützten Aufenthalt. Die Erdlöcher in mehr wagrechter Bodenlago heisseh vorzugsweise Taubenlöcher, die in mehr senkrechter: Grotten, und wenn Letztere ein fliessendes Wasser in sich aufnehmen: Foiben. Beispiele dieser verschiedenen Arten von Vertiefungen im Karstgebirge sind der Jurevikal (die Georgslache) bei Bar-bana,, die Oase von Gross- und Kleimniine in der TschiIscherei, der geschlossene Felsentrichter von S. Lucia bei Mitterburg (Fazin, Pisino) und gleich daneben eines der bevölkertsten Taubenlöcher; der offene Trichter von Trebitsch (oberhalb Triest), in dessen Tiefe die St. Canzianer Rjeka rauscht, die später als Timavo bei Duino zu Tage tritt, die Foiba von Millerburg, die Grotte von Ospo. So hat denn Istrien mehr als andere» Länder seine Ei-genthünilichkeiten, seine Licht- und Schattenseiten: rauhe Wild-niss, südliche Pracht, Weinrebenhagel und steinigen Felsboden, der jedem Spaten Trotz bietet. Um sich ein ziemlich richtiges Bild von dem Lande zu machen, wollen wir hier anführen, wie sein Boden beiläufig eingetheilt wird: von hundert Theilen desselben sind 48 Wiesen und Weiden, 25 bewaldet, 24 bebaut und drei gänzlich unfruchtbar. Sehr treffend fanden wir daher die allgemeine Physiognomie Istriens in beifolgender, kurzer, aber mit glänzenden Farben und kräftigem Pinsel illuminirter Skizze dargestellt: „Hohe, jähe, rauhe Alpen mit-gar keiner oder nur dürftiger Vegetation, nackte, felsige, durchhöhlte Hochebenen wechseln mit gesegneten, lachenden Fluren, reizenden reben- und olivenreichen Hügeln, mit freundlichen Gestaden und anmuthi- lilrien. ',) MI Topographie. gen Eilanden, wo die Agave blüht, die Dattelpalme ihre schöne Krone wölbt und die würzige Myrthe ihre immergrünen Wipfel in die milden, reinen Lüfte streckt. Dieselben Gegensätze bietet der Mensch und seine Werke. Pracht, Wohlstand, Bildung und Gesittung bilden grelle Goutraste zur allgemeinen Dürftigkeit, Rohheit und Unwissenheit. Der elegante Städter bezieht seine Kleider aus weiter Ferne, dem Landmanne liefern seine Schale die Wolle, die er selbst spinnt, webt und zu seiner selbstverfertigten Bekleidung verwendet, sowie er seine Bundschrthe seihst bereitet; herrliche Denkmäler des Alterthums, um die. das stolze Venedig Pola beneidete, blicken auf elende Hütten herab, die nicht einmal einen Schornstein haben und von Mensehen und Thieren gemeinsam bewohnt werden; prachtvolle Kirchen, stattliche Gemeindepaläste zieren die Studie, ehrwürdige Burgruinen und freundliche Landhäuser die Landschaften; in den Häfen sieht man grosse schmucke Schilfe und hin und wieder ausgehöhlte Baumstämme, die als Kähne dienen. Menschen verschiedener Mundart und Race: Abkömmlinge von Venetianern, fstrianer mit venetianischem Oder eigen!hiimlieliem Dialekt, Krainer, Morlaken, Croaten, Walachen, Zigeuner und Stämme, die nicht einmal mehr ihre Ursprache kennen, leben hier in buntem Gemisch zusammen — so dass das ethnographische Gesammtbild dem landschaftlichen vollkommen entspricht," 2. Gebirge, Boden. Gengnostische Verhältnisse. Südöstlich von der östlichen I lochgebirgsgruppe der Alpen, deren König der Terglou (Triglov) ist, schiebt sich zwischen die Quellen der Idria und des Zayerhaches schon ein Ausläufer jenes ausgedehnten Systeme« zusammenhängender Hochrücken ein, welches, der jüngeren Kalksteinformatjon angehörend, unter dem Namen des Karstes (im weitem Sinne) bis an die Kulpa-Quellen zieht und dann als dinarische Alpen die Vereinigungskette zwischen dem Alpen- und slaviscb-hcllenischen Systeme auf der Balkanhalbinsel bildet. Der ganze Zug dieses Systemes geht von Nordwest nach Südost; er tritt deutlich und charakteristisch in der Richtung der Hochebenen, in den dieselben sei leidenden Thäleni oder Mulden, in den auf der Hochebene ziehenden Bergrücken hervor, und dieser Charakter prägt sich selbst noch auf den Inseln des Quarnero Gebirge, Buden. OcoKimKlisi-lu: V^rhKltni&Jie. 85 ans, welche nichts anderes sind als die Fortsetzung der Erhebungen des Festlandes. Man kann zwei parallele Hauptzüge unterscheiden, welche durch das Thal der Wippach und der Rjeka von einander getrennt sind. Der nördlich gelegene Hauptzug steigt schroff aus dem Isonzothal empor und reicht als ununterbrochene Hochstrasse bis zum Schneeberge an der croatischen Grenze. Die Hochfläche dieses Zuges bildet durch ihre häufigen öden Stellen bereits den Uebergang zu dem eigentlichen Karste und trägt auf ihrer Südspitze den ziemlich isolirten 4098' hohen Nanos bei Präwald, den ersten Gipfel, den die den adriatischen Golf herrauffahrenden Schiffe erblicken, und der eine herrliche Aussicht über Krain, Friaul und Istrien bietet. Dieser Zug schon zeichnet, sich durch seine merkwürdigen Höhlenbildungen (darunter die Adelsberger Grotte, Unz-höhle) aus, welche zugleich als ungeheure Wassersauger der gan2eh Landschaft erscheinen. Alle Feuchtigkeit verschwindet schnell in dem zerrissenen und zerklüfteten Kalkfelson; dafür brechen am Fusse desselben Flüsse und Bäche mit ungewöhnlicher Stärke aus den Felsenlöchern hervor, um bald wieder in Schlünden zu verschwinden und oft, nach einem unterirdischen Laufe von mehreren Stunden neuerdings zu Tage zu kommen ; ja dieselbe Erscheinung wiederholt sich bei einem und demselben Flusse mehrmals. Eigentliche Thaler finden sich nicht, nur schmale, aber häufig sehr lange muldenförmige Einsenkungen unterbrechen die einförmige Plateaubildung, Die wenigen Gewässer fliessen in tief eingeschnittenen Rinnsalen ; der starke Fall im oberen Laufe lässt sie eine ungeheure Menge Gerolle in die Niederungen herabschwemmen. Parallel mit diesem nördlichen Zuge und, wie gesagt, durch das Thal der Wippach und der Rjeka von ihm geschieden, läuft, der südliche Hauptzug oder der eigentliche Karst in einer Ausdehnung von zehn Stunden in die Länge und 6 — 8 in der grössten Breite. Er zerfällt in drei Theile: der Triester Karst, der Tschitschen-Boden und der Castua-ner Wald. Der Triester Karst sieigt aus dem Isonzo-Thale zwischen dem Meere und der Wippach bei Gradišča an, fällt gegen Norden, wo der Trstl 2022' hoch sich erhebt, steil in das Wippach-Thal ab und zieht sich längs dem Meere, in welches 36 Toiiograpliie. er mit einem 1500' hohen Rande jäh abstürzt, in südöstlicher Richtung als ein ungefähr 1500' hohes nacktes Felsenplaleau. Hier tritt der eigentümliche Charakter des Karstes am deutlichsten hervor. In dem allseitig zerklüfteten Kalkfelsen, der jede Feuchtigkeit schnell aufsaugt, und durchsickern lässt, findet auch nicht die genügsamste Pflanze hinreichenden Nahrungsstoff. So weit das Auge reicht, erblickt es nichts als wellenförmig gerundetes Gestein, mit zahllosen Gesteiulrüm-nn'i'ii dicht übersäet, auch Klippen fehlen diesem mitten im Sturme versteinerten Meere nicht; steil und vielzackig erheben sie sich über das Plateau, häutig ringförmige Frnwallungen bildend. Zu den besonderen Eigentümlichkeiten dieses Gebirges gehören die vielen Irichter- und wannenförmigen Ein-senkungen, Dolineu genannt; sie sind von verschiedener Grösse, oft haben sie nur wenige Klafter, bisweilen bilden sie kleine Thäler. In ihnen kann sich Dammerde sammeln, deren Bildung auf de.m nackten Plateau besonders durch die Borastürme verhindert wird. (Jeher die Dohnen aber sausen diese ungefährlich hin, daher in dieser so geschützten Lage sich häufig eine, üppige Vegetation entwickelt. Wahrscheinlich entstanden diese Vertiefungen durch das Einstürzen der Decken der zahlreichen Höhlen, mit welchen der Karst seiner ganzen Länge nach unterminirl ist. Unter ihnen finden sich manche, welche den berühmtesten dieser Naturwunder wenig nachstehen. Einige laufen mehr in einer horizontalen Ebene schlauchartig und sich verzweigend und unregelmässig windend meilenweit fort; in ihnen setzen die von der Oberfläche verschwindenden Flüsse ihren Lauf auf Stunden, wohl auch meilenweit fort. Grösstenteils herrscht aber die senkrechte Richtung vor. Zu den merkwürdigsten Höhlen letzterer Art gehört die Grotte bei Trebitsch, nordöstlich von 'Priest. Durch dreizehn senkrechte, schlauchartige Absätze gelangt man in eine weite geräumige Höhle, deren Grund 1022' unter der Erdoberfläche und 62' über dem Meeresspiegel liegt. Durch ein kleines niederes Gewölbe fliesst Wasser ein, welches einen kleinen See bildet und sich dann wieder unter einem bis unter seine Oberfläche reichenden Gewölbe verliert, Es unterliegt kaum finem Zweifel, dass dieses Wasser der Rjekafluss selbst ist, welcher bei S, Canzian in einen unterirdischen Canal sich verliert, fünf Meilen weit unter dem Karste fortfliesst und erst bei Dnino Gebirge, Boden. Ocognontlirlir VerlililtnisHe. unter dem Namen Timavo wieder zum Vorschein kommt und sieh in's Meer ergiesst. Am natürlichsten sollte dieser Fluss bei Triest sieh seinen Weg in's Meer bahnen, allein hier liegt, zwischen der Karsrmauer and dem Meere ein dichtes Sandsteingebirge, welches die Oetfhungen und Hohlen des Karstplateaus verklebt und vermauert, und den Gewässern, die hier durchzubrechen suchen, eine andere Richtung aufnöthigt. Einer höchst wahrscheinlichen Voraussetzung nach findet die Rjeka, von jenen Hindernissen abgeleitet, erst bei Duino ihren Ausfluss. Eine andere schöne Grotte befindet sich östlich von Triest bei Corgnale. Man steigt auf einer Stiege 140 Klaftern hinab, durch ein Labyrinth von Gängen und Hallen, auf gewaltigen Stalaktiten gestützt, zur sogenannten Kanzel, (dnem flachen Fels, der über einen Abgrund hängt, in welchem ein Bach rauscht. Die Entstehung dieser zahlreichen hohlen Räume glaubt man nicht blos mechanischer Wirkung zuschreiben zu müssen. Man schliesst vielmehr aus den analogen Erscheinungen im Schweizer Jura, dass auch die Höhlen des Karstes durch wahrscheinlich saure, den Kalk auffressende Mineralwasser-Erruptionen gebildet worden seien. Das spätere Nachbröckeln des kurz-klüftigen Gesteins und sein mechanisches Wegführen würde dann iu vielen Fällen die Grotten erweitert, ihre ursprüngliche Form modificirt und das Einstürzen ihrer Decken, und so die Dolinen, hervorgebracht, haben. Eine seichte Hodeneinsenkung, durch welche die Strasse von Triest nach Fiume führt, scheidet den eigentlichen Karst vom Tschitschen-Boden, gleich wie ihn östlich die äusserst merkwürdige Mulde der Rjeka vom Plateau des Schneeberges trennt. Er beginnt südöstlich von Triest, wo er aus dem Dolina-Thale mit ziemlich steilen Rändern aufsteigt, und zieht als ein dem Karste analoges Kalkfelsplateau parallel mit diesem nach Südosten. In einer Länge von 6 — 7 Meilen vom Triester Busen gegen den Quarnero herabstreichend, bildet er den nördlichen Grenzwall der istrischen Halbinsel. Auf diesem Plateau fehlt es, gleich dem Karste, wenn auch nicht in demselben Maasse, an Erde und Wasser. Die kleinen Wälder, welche die Vertiefungen des Plateaus ausfüllen, bestehen grösstenteils nur aus der Zwergeiche. Auch auf diesem Plateau, dessen Abdachung wie beim Karste eine südliche ist, streichen 38 Topographie. einzelne Gebirgsrücken in gleicher Richtung mit dem Hauptzuge; sie erreichen im Sahnik 3233'. am Nordosthange ihren höchsten Pnnct. Bine Kinseukung, welche sich gegen die Castuaner Niederung allmälig erweitert, spaltet den Tschitschen-Boden in seiner südöstlichen Hälfte in einen schmalen nördlichen und einen breitern südlichen Theil, welcher nach Süden sich allmälig erweiternd, ein breites Plateau bildet, das im Castuaner Walde mit schroffen Ilochrändern gegen die Fiu-mara abstürzt. Während der nördliche Abhang im Sia 3915' aufsteigt, zieht asich der südliche längs der Ostküste Istriens als ein schmaler, aber beiderseits jäh abstürzender Gebirgsrücken bis gegen Fianona hinab und erreicht im Monte Mag-giore 4410', seine grösste Höhe. Dieser botanisch sehr interessante Berg besteht aus zwei Absätzen. Der erste bildet eine. Terrasse, welche drei Dörfer trägt, der zweite steigt hoch empor, ist viel schmäler und hat fünf Einschnitte, welche man übersteigen muss. Der Rücken des Berges ist so schmal, dass kaum zwei Personen neben einander stehen können, westlich hat. man einen Abgrund zur Seite. An der Südseite ist der Berg kahl, nördlich aber dicht mit Buchen bewachsen. Er bietet eine prächtige Aussicht über Istrien, den Quarnero und einen Theil Dabnatiens, und gegen Norden hin übersieht man einen grossen Theil der grossen Kalkplateaus. Den letzten Abschnitt dieses Gebirgsrückens bildet der Monte; Sissol, welcher sich 2631' hoch zwischen dem Cepich-See und dem Meere erhebt. Der südliehe Abhang des Tschitschen-Bodens bildet die oberste Stufe des istrianischen Plateaus. Die ganze Halbinsel nämlich bildet ein Plateau, welches in drei Stufen von Norden gegen Süden abfällt. Vom südlichen Abhänge des Tschitschen-Bodens laufen zahlreiche felsige Höhenzüge meist in südlicher Richtung aus, welche unter dem Namen der Vena ein sehr hohes, steiles und ausgedehntes Alpenland, die Hauptrippe von Istrien, bilden. Auf dieser ganzen Linie erheben sich die Ruinen einer Reihe von Burgen und Schlössern, welche im Mittelalter hier erstanden und mehr bestimmt waren, das Land gegen das Meer und die Mitte hin zu beherrschen, als um die höheren Regionen zu bewachen und ihre Zugänge zu versperren. Diese Kette von Schlössern beginnt mit St. Servolo in der Nähe von Triest, hierauf folgen: Ospo, Cer- rtrhirgfl, Boden, aeognonliflclir Vrrlniltin III . 39 nical, Grad, Covedo, Popechio, Pictra del Diavoln (Teufelsfelsen), Lupoglavo, Vragna, Paas, Wächsernstem. Hierauf folgt, die zweile Stufe;, welche ein mit, Bergen und Thälern abwechselndes, von Flüssen und Bächen durchschnittenes Terrain bildet. In ihrem nördlichen Theile tragt sie auch Gipfel von 1 000—1 f)()0', wie der Monte Senii 1494*, während ihr westlichster Ausläufer, der Monte Maglie, nur mehr 864' hoch ist. Eine gerade Linie von der Punta di Salvore an der Westküste bis zur Punta Negra an der Ostkiiste gezogen, scheidet die zweite Stufe von der dritten und niedersten. Diese bildet ein sanft und gleichmassig dein Meere sich zuneigendes, wasserloses Plateau. Während der Perungovacz am Südabhange der zweiten Stufe noch 1477' hoch sich erhebt, senkt sich der Boden all mal ig gegen Süden, erreicht an der Siulspitze im M. Gradina noch eine Höhe von 800' und fällt endlich mit der 117' hohen Punta Ghersina in's Meer. Das Plateau von Istrien hat im Allgemeinen einen ähnlichen Charakter wie der Karst. Grösstenteils kahle Höhen bieten in Inner- und Ober-Istrien nur spärliche Vegetation. Nur in Unter-Istrien, namentlich dem westlichen Theile, trifft man ausgedehntere Waldungen und Culturen. Nur unbedeutende Schluchten und unregelmiissige Verliefungen unterbrechen die Einförmigkeit des Plateaus, indem sie dasselbe vielfach zerreissen. Häufig aber ist der Boden durch tiefe Schlünde, Erdlöoher, Foibe genannt, zerklüftet. Zu den grössten Vertiefungen gehören das Arsalhal, welches sich gegen Süden öffnet, und die Schlucht, des Canal di Lerne, welche sich an der Westküste vom Meere bis in die Mitte des Landes zieht; sie nehmen das Wasser auf, sind aber auch zuweilen eigentliche Wassersauger, wie das Thal von Lerne, in welchem die Draga verschwindet. Unter den Thälern ist nur das Fluss-111:11 des Quieto, Valle di Montona genannt, von einiger Bedeutung. Tiefland findet sich nur in ganz unbedeutendem Umfange am Nordufer des Cepich-Sees. Wie die orographischeu Verhältnisse Istdens drei verschiedene Entwicklungen zeigen, se> auch die' geognostischen. In Istrien kann man drei Hauptformationen unterscheiden. Die eine ist der Kalk, welcher mehr oder weniger reich an Versteinerungen ist, unter welchen die Nummuliten am zahl- 40 Topographie. reichsten auftreten. Dieser Kalk ist dicht, hell, spröde, heim Schlagen stark und rein bituminös riechend und in eckige Stücke zerfallend. Er bildet parallele Schichten, deren Mächtigkeit bis auf 500' steigt. In dem Görzer und Adelsberger Gebiete; tritt noch ein anderer Kalk auf, der unter«1 oder ältere Karstkalk, welcher äusserlich dem Nummulitenkalk gleicht, aber keine Versteinerungen enthält. An der verwitterten Oberfläche finden sich hanfig Korallen ; er ist weiss, dicht, äusserst spröde, nicht bituminös und theilweise ungemein hellklingend, wie Glas oder Metall. Diese zweite Kalkformation bildet mächtige Schichten von 800 oder mehr Fuss. Verschieden von diesen beiden Kalkformationen ist der Tassello, ein mächtiges Gebilde von meist sandigen und mergeligen Schiefern, mit dünnen Zwischenlagern von Sandstein, immer blaugraulich, deutlich dünn geschichtet, bröckelig und leicht verwitternd. Er enthält keine Versteinerungen und nur selten findet man Fragmente fossiler Stoffe, fn IStrien führt diese dem Wiener Sandsteine scheinbar analoge Masse den Namen Masegnn. Aus diesen drei Formationen besteht nicht nur die ganze Halbinsel, die höchsten Berge wie die Niederungen, sondern auch die Erbebungen des Görzer und Adelsberger Gebietes. Zuweilen treten sie unmittelbar neben einander auf, wie bei Pinguente; zuweilen lagern mächtige Schichten der einen über Schichten der andern Formation. So lagert im Südost von Triest der Tassello in weiter Ausdehnung; zwischen Rovigno und Pola tritt die untere Kalkformation zu Tage, während die obere sich weit unter die Oberfläche erstreckt. In der Regel liegt der Nummulitenkalk obenauf und ist daher die jüngere Formation. Seine Schichten liegen auf jenen des älteren Karstkalkes auf, oft aber auch auf dem Tassello. Welche von den beiden letztern Formationen die ältere sei, ist nicht ganz leicht zu entscheiden. Als sehr wahrscheinlich stellt sich die Ansicht heraus, dass der Tassello das oberste Glied der Trias, also den Keuper vorstelle, und dass seine weiter südlich unsichtbar in der Tiefe verborgene Grundlage der untere Alpenkalk sei. Indessen scheinen die Lagerungsverhältnisse häufig in gewaltsamer Weise verändert. Gegen Opchina z. B. sieht man deutlich den Nummulitenkalk unter dem Tassello Gebirge, Roden. Geognoatischc VerliKltniime. II streichen, und die Schichten laufen nicht nur vertical, sondern man sieht hier auch noch andere bemerkensWerthe Veränderungen in den Lagerungsvcrhültnissen; bei S. Servolo und Boliunz hingegen tagen der Nunmiulitenkalk über dem Tassello, es treten also hier die normalen Lagerungsverhältnisse wieder ein, welche man ununterbrochen über Pinguente bis gegen den Monte Maggiore verfolgen kann. Von Tertiär-Formationen (Mi o cen und Pliocene) hat man in Istrien bisher keine Spur gefunden, auch nicht von älterem Diluvium. An neueren Formationen ist. Istrien, wie das ganze Karstgebiet, sehr arm. Die Dammerde ist häufig von Eisen-oxydhydral dnnkelroth gefärbt, besonders in Untor-Istrien an den Abhängen der felsigen Vena. Daher wird dieses Gebiet häufig das rothe Istrien: Istria rosna genannt; dagegen wird Inner-Istrien, wo der Tassello vorherrscht, Istria nera, das schwarze Istrien genannt, wegen der schmutzig schwarzbraunen Farbe der Erde. Doclor Kandier in Triest, der gelehrte Geschichtsforscher und Archäolog, theilt Istrien in das weisse und rothe, das weisse, so weit die Sandsteinformation, das rothe, so weit im Stufenlande die Kreideformation vorherrscht. In dem letzteren Gebiete ist nämlich der untere Karstkalk sehr häufig mit Bolus überlagert, welcher meistens verwittert ist. und in diesem Zustande eine prächtig rothe Erdlage bildet, aus welcher die weissen Kalksteine aufragen und so der Gegend einen äusserst lebhaften, zweifarbigen und mit Rücksicht auf die Vegetation dreifarbigen Charakter aufdrücken. Dieses lebhafte Farbenspiel, sagt. Ritter von Heufler, fehlt auch der Sandisteinformation nicht ganz, indem die bläulichen Schichten des eigentlichen Sandsteins, die gelblichen des Mergels, die aschfarbenen des Nummulitenkalks immerhin Abwechslung genug hineinbringen. Wer an einem schönen Wintertage auf dem kapellengeschmückten Hügel steht, der sich neben Visinada erhebt und das Quietothal beherrscht, Sieht zwischen den verschiedenen Tinten der Erde und des Gesteins noch die Wiesen der Thalsohle, in denen saftgrüne Streifen die Richtung der kleinen Quellenbäche bezeichnen, die matte Silberfarbe der Olivenhaine und die in ihr rothbraunes Winterkleid gehüllten Eichenwälder. Darüber liegt ausgespannt, der südliche dunkelblaue Himmel und nur an der Grenze des östlichen Horizontes erinnern die schneebedeckten ■12 Topograph!«. Hochlandsberge an den Norden. Bei aller Mannigfaltigkeit, im Einzelnen ist aber dennoch der Hauptcharakter der Erdenfarbe ein schmatziges Weiss, in der Kreideformation ein brennendes Roth. Eine grössere Anhäufung von Dammerde zeigt sich nur im Thale von Montona, wo der Boden wiesenartig ist, sie verschwindet aber, je mehr man sich dem Gebirge nähert, Die Allnvinl-Bihhmgen sind höchst unbedeutend. Grössere Anhäufungen von Flugsand finden sich namentlich in den Höhlen, linier den abnormen Gebilden treten die Bohnerze, welche am Fusse des Terglou so reichlich vorkommen, in Istrien nur sporadisch auf. Ueber diese siehe im später folgenden Abschnitte: N a t ur p r o du c t e. Wie bereits erwähnt, setzt sich die Hauptrippe von Istrien unterseeisch fort und bildet die; Klippeninseln des Quaroero. Da ist denn besonders auffallend, am Südwestende dieser Inselgruppe, das kleine Eiland Sansego zu finden, dessen Grundlage zwar der gleiche Kalkstein des Quarnero ist, dessen ganze über dem Wasser liegende Masse aber aus dem feinsten Sande besteht, ohne irgend einen Stein, aber voll Von Gehäusen noch jetzt lebender Saudselmccken. Das Eiland erhebt sich bei 300 Fuss über's Meer ohne auffallende Spitze, sondern mit einer Plattform. 3. Benützung des Bodens. Wenn aus dem über die. Bodenverhältnisse; Istriens bisher Gesagten hervorgeht, dass sie dem Ackerbau und der Cultur nichts weniger als günstig sind, und zwar sowohl wegen der Beschaffenheit des Bodens selbst, als auch wegen gewisser klimatischer Einflüsse, z. B. Trockenheit, Winde etc., so muss doch anderseits auch eingestanden werden, dass Istrien viel mehr produciren könnte, als es jetzt erzeugt, wenn die menschliche Intelligenz und der Flciss, die Energie und Ausdauer, die wir in andern Gegenden so ungeheure Schwierigkeiten überwinden sehen, auch hier der Natur zu Hilfe kämen! Allein der Ackerbau, dieses Urelement des Nationalwohlstandes eines Landes, diese Grundquelle seiner innern Kraft, befindet sich in Istrien noch in einem sehr ursprünglichen und unentwickelten Zustande. Als Haupthinderniss eines gedeihlichen Ackerbaues wird auch hier das Colonensystem betrachtet. Die andern Ursachen sind: H * ■ 11111 /, u 11 p (\t\h 11 ■ i < 11 11 ■ 43 1. Mangel an einer Ackerbau-Gesellschaft und Ackerbau-Schulen. Die Rural-Oeconomie sollte den hiesigen klimatischen Verhältnissen hesser angepasst werden. So sollte z. B. die meist so trockene Witterung im Sommer und die geringe Tiefe des fruchtbaren Erdreiches es zum Grundsätze machen, wenig Spät fruchte zu bauen, welche der Beihilfe wohlthätiger Regenschauer bedürfen. So wird dem türkischen Weizen der Vorzug gegeben, und doch bietet er selten eine reichliche Ernte, dagegen vernachlässigt mau den Weizen, der in manchen Gegenden sehr gut fortkommt und von sehr guter Gattung ist. Die Zucht der Obstbäume, die leider noch irn Argen liegt, sollte mehr und mit grösserem Fleisse betrieben werden, da ihnen die Dürre nicht so schädlich ist, und um so mehr, als es an dem für den Ackerbau so nöthigen Dünger mangelt. Durch die Ackerbauschulen müsste auch der Abneigung in der praktischen Anwendung' der neuen Erfindungen und Verbesserungen in der Bodencultur abgeholfen werden. Die Acker-geräthe der istrischen Bauern sind nach der einfachsten und plumpsten Art. 2. Die Indolenz der Bewohner. Auch auf diese müssten die Ackerbauschnlen von wohlthätigem Einflüsse sein, und es müssten die Grundherren mit gutem Beispiele vorangehen. 3. Mangel an Menschenhänden. Die meisten Bezirke sind noch sehr dünn bevölkert und hin und wieder werden die Leute ihrer natürlichen Beschäftigung entzogen, um in den Kohlenbergwerken und dergleichen verwendet zu werden. 4. Die Armut h der Colonen und kleinen Grundbesitzer. Dieser müsste durch Einführung der Grundbücher, durch Ilerbeiziehung von Capitalien, Gründung einer Creditbank für die Landwirthe und ähnliche Mittel abgeholfen werden. 5. Mangel an Kenntnissen der zum Betriebe der Feld wirth s chaft erforderlichen Hantirun-gen. Auch diesen Bedürfnissen könnte eine thätige und umsichtige Ackerbau-Gesellschaft allmälig abhelfen. 6. Mangel an befahrba'ren V i ci n al s tr as s e n. Auch in dieser Hinsicht könnte die Regierung im Vereine mit den Gemeinden mehr thun, als bisher geschehen ist. 44 Topifrrnpliir. 7. Vorliebe der Bauern in gewissen Gegenden für das Hirtenleben, welche! dem angebornen Hange zum Müssig-gange mehr zusagt. Zweckmässiger Unterrieht müsste auch diesem Uebclstando alhnälig Abhilfe bringen. 8. V e r n a c h I ä s s i g u n g d e r V i e h z u c lit, dieses wichtigen Zweiges der Landwirtschaft. Diese könnte durch Anlegung künstlicher Wiesen, ratiohellere Behandbmg des Viehes und andere Mittel gehoben werden. 9. Wassermangel. Auch dies« in könnte zum Theile durch Errichtung vdn Wasserleitungen, geräumiger Cisternen, Bassins und Laken, durch Regiilirung einigte Gewässer vorgebeugt werden. lieber] i au pt müsste vorzüglich durch Errichtung von * Ackerbauschulen und Musterwirtschaften, praktische Unterweisung -des Landmannes u. dergl. die Landwirlhschaft in allen ihren Zweigen: Ackerbau. Viehzucht, Waldcultur, Obstbaum» zucht gehoben werden. Kanu aber der Boden nicht überall für den Ackerbau verwendet werden, so hal I lerr Ritter von Heufler gewiss Recht, wenn er sagt: „dass die Kuslenbe/.irke Istriens vielleicht für Oesterreich das werden könnten, was neuangelegte Colonien dem Matterlande sind: Erzeugungsplätze von zum Handel geeignetem Produeteu, die dem Mutterlande leiden; der Absatz österreichischer l'roducte nach Istrien im Tausch würde bei vermehrter Bevölkerung und vermehrten Bedürfnissen dann nicht lange ausbleiben.1' Wir lassen hier die ganze Abhandlung des Herrn Heufler über diese Frage, deren Lösung er andeutet, folgen : Auf die Frage, was denn statt der Kartoffeln zu bauen wäre, gibt die Natur der Vegetation im südlichen Istrien bei etwas aufmerksamer Beachtung leichte Antwort. Die rothe, eisenschwangere Erde, der zerklüftete Kreidefels bringen eine Menge Pflanzen hervor, in denen die heisse Sonne köstliche Oele und Harze, glühende Pigmente, ausgezeichnete Gerbstoffe kocht und ausscheidet. Die Hölzer werden bei den milden Wintern, die eigentlich nur Regenzeit sind, eisenfest und zu technischen Zwecken im hohen Grade tauglich. Oelpflanzen, besonders einjährige, Färb- und andere technische und medicinische Pflanzen sollen also angebaut, und die Früchte der ohnehin wildwachsenden gesammelt werden. l ii ii! /.h 11 ,., des !!'■'!< ii ■ 45 Dies ist di ehe sie zu Hörnchen auswachsen, und die Früchte zum Färben der Seide. 17. In Griechenland und Italien liefert die Blüthenesche (Omus europcea) das Mannagummi, welches in den Apotheken stark gebraucht wird. Sehr wahrscheinlich könnte es auch in den heissesten Gegenden Islriens durch Einschnitte in die Rinde gewonnen werden. Der Baum ist Läufig genug anzutreffen. 18. Die Wüsteneien von Pola bis Rovigno bestehen grösstenteils aus dem grossbeerigen Waehhohlerstrauehe (Ju-niperus macrncarpa). Ein Gutsbesitzer von Fasana will mit demselben verunglückte Versucht! zur Gewinnung von Branntwein gemacht haben. Die dürften aber, um darüber zur Ge-wissheit zu kommen, von ganz verlässlichen Händen zu wiederholen sein. Denn die ausserordentliche Menge Beeren, die mit den geringsten Kosten alljährlich von den Hirten gesammelt 'Ii . Kodi h. 49 Werden könnten, musslen dem Lande einen schönen Gewinn bringen. Auch dürfte er wohl Sandaraxharz ausschwitzen, und so einen zweiten Gewinn abwerfen. 1J). Der Phönizische Wachliolder wächst auf den Inseln Cherso und Ossero. Das Harz desselben wurde schon von den Alten als Weihrauch benützt. 21). Die Aesle und Blätter der erotischen Cistrose, welche auf Osserq und Cherso vorkommt, sondern das Gummiharz hadauum ab, welches mit einem Instrument, wie ein Bechen, an dem statt der Zähne lederne Riemen sind, bei grosser Hitze, vorzüglich in Griechenland und Syrien, gewonnen wird. Gleicher Nutzen könnte vielleicht auch aus dem bei Pola vorkommenden 6V.s7m.s- monspeliensü gezogen werden. 21. Der Sumaehstrauch, dessen Blätter zum Gerben feinen Leders und zum Vorbereiten der Stüde vor dem Färben benützt werden, ist eine der wichtigsten Handelspllauzeu von Südtirol. Jahrlich werden davon 26,000 bis 30,000 Centner ausgeführt, und der Gewinn darf auf 80—85,000 fl. Ii. W. angeschlagen werden. Sein Holz ist, unter dem Namen Gelbbolz in der Färberei sehr voriheilhaft, bekannt Er wächst auch in Istrien, und es wäre gut, ihn auf gleiche Weise zu benützen. 22. Der Färber- und 2)1. der immergrüne Wegdorn (Rhamnus alaternm und in-fectorius) wachsen beide in Istrien wild. Ihre Beeren geben gute Malerfarben. 24. Auf den Blättern der Kermeseiche, die auf Hügeln im südlichsten Istrien angetroffen wird, lebt die, KermesschiId-laus, deren erbsengrosse rothe Weibchen als Kermesbeeren in den Handel kommen. 25. Der Gebrauch, der von den Früchten des Erdbeerbaumes (Corbczoli) als Obst gemacht werden kann, ist unbedeutend. Besser könnten sie zu Branntwein, die herben Blätter und die Kinde zum Gerben benützt werden. 26. Von dem guten Gedeihen des Kirschlorbeerbaumes in Süd-Istrien steht ein Zeuge in den Ruinen der Abtei, welcher die Kuppe eines Hügels in der südlichen Umgebung von Pola krönt. Das viel gebrauchte Aqua laurocerasi würde sicher einen guten Handelsgegenstand abgeben können. Auch 50 Topographie. sind die Blätter als Gewürz in Speisen in südlichen Ländern sehr beliebt« 27. Der Spanische Ginster (Spartianikus junceus) ist in grosser Menge im ganzen wärmeren Istrien zu linden. In den Cevennen wird er angebaut, sowohl zu Schaf- und Ziegenfutter, als zu Hanf. Wenn einmal geregelte Weideordnungen eingeführt sein werden, so wird in den zum Auftrieb des Kleinviehes vorbehaltenen Plätzen auf die Pflege der zum Abweiden dienlicheren Sträucher und auf Ausrollung der untauglichen zu denken sein, und wäre dann der Spanische Ginster wohl zu beachten. Auch Versuche, Hanf daraus zu gewinnen, sind anzuempfehlen. 28. Auch die Korkeiche wächst wild auf den Inseln und in den unteren Meeresbezirken; bei Pola ist ein ganzer Wald, der auch zur Korkgewinnung benützt wird. 29. Der wilde Buchsbaum gibt das beste Holz zu Büchsen, Blasinstrumenten und Holzschnitten. Bei hinreichendem Schutze vor Forstfrevel würde er leicht als Handelsartikel benützt werden können. 30. Die scharf schmeckenden Blitmettknospen des Judasbaumes, dessen schöne rosenrot he Blumenkronen im ersten Frülilinge die Zäunt' schmücken, sind wie Kappern zu essen; das Holz ist gut für Schreiner. 31. Die Zerreiche (Quercus (Jerris), welche in Istrien sehr baldig mit der gemeinen fache gemischte Wälder bildet, liefert für den Handel die französischen Galläpfel. Ich zweifle sehr, dass sit; in diesem Lande gesammelt werden. 32. Der Johannisbrotbaum (Ceratoi/ia Siligua) hält auf den Inseln im Freien aus. Vielleicht könnte er im Grossen cultivirt werden, und dann wäre sein Nutzen bedeutend. Im Königreiche Valencia werden seine Früchte, die auch bei uns als die bei Kindern beliebten Bockshörnchen in allen Dro-guerie - Handlungen vorkommen, zu Viehfutter, vorzüglich für Pferde und M null hicro verwendet. Das Holz ist ausgezeichnet zu Tischlerarbeiten, die Blätter und die Kinde zum Gerben. 33. Mau findet kaum ein Dorf in Istrien, das auf dem Kirchenplatze nicht seinen schönen Ladogno (vom slavischen Ladqjn, Celli* australis) hätte. Das Klima ist sicher für ihn sehr passend; denn nie habe ich schönere und gesundere Hoiiiltsiuiii,' de« Boden«. 51 Bäume dieser An gesehen. Er heisst im Italienischen Bago-hiro, im Deutscheu Zürgelbaum, und verdiente nicht blos als Zierbaum angepflanzt, zu werden; denn sein fast wie Buchsbaum hartes Holz dient sehr gut für Wagner, Böttcher, Drechsler und Instrumentenmacher. Es gibt die besten Heugabeln und Peitschenstiele. Auch sind seine Früchte als wildes Obst nicht zu verachten. 34. In dieser Hinsicht verdienen auch der Kornelkirsch-bauin und 35. der Granatapfelbaum genannt zu werden, obwohl sie für den Handel keinen Gewinn hoffen lassen; anders ist es 36. mit den Haselnüssen, welche bei einiger Pflege die aus dem Auslande hergeführten sehr wahrscheinlich verdrängen könnten. Die türkische Haselnuss (Coryhs Colurna) wird an mehreren Orten gezogen. Was bisher gesagt wurde, folgt nun zur bequemern l'ebersicht in schematischer Wiederholung. A. Ackerpflanzen. I. Zum Färben: 1. Die fremde Färberröthe (Rubia peregrina). 2. Der Waid (Isatie tinctoria). 3. Der echte S a ff ran (Crocus sativu-s). 4. Der Satflor (Carthatnus tinctorius). 5. Der Indigo (lialigo/era tinctoria), 6. Der Färbekuöterich (Palygonum tinclormm). II. Zur Oelbereitung: 7. Der Oelmad (Madia sativa). 8. Die Sonnenrose (I/elianthus annuus). 9. Der Sesam (Sesanum Orientale). III. Zu Gewürz: 10. Der Kappernstrauch (Cajipar'is spinosa). IV. Zu Gespinst: 11. Die Baumwollstaude (Gossypium herbaceum), V. Zur Seifenfabrikation: 12. Die Sodapflanzen (Sahola Soda und Salsola Kali). VI. Futterpflanzen: 13. Die Esparsette (Onobryckis sativa). 14. Der Luzerner Klee (Medicago sativa). B. Forstgewächse und Obstbäume. I. Harz- und Gummipflarizon i 15. Der Mastixbaum (Pistacia Lentiscus). 16. Der Terpentinbauni (Pittacta Terebinthus). 17. Die Mannaesche (Ornus europäa). 18. Der grossbeerige Waebbolder (Juniperus macrocarpcr). 19. Der Phönizisehe Wachholder (J. phoenicea). 20. Die kretische Cistrose (Cistus creticus). II. Zum Gerben: 21. Der Sumachstrauch (Uhus cotinus). 22. Der Erdbeerbaum (Arbutus Unedo). III. Zum Färben : 23. Der Färberwegdorn (Phammis Alaternus). 24. Der immergrüne Wegdoru (Rh. ivfectorius). 25. Die Kermeseiche (Quercus cocci/era). IV. Zur Arznei: 26. Der Kirschlorbeer (Prunus Laurocerasus). V. Zu Gespinst und Viehfutter: 27. Der Spanische Ginster (Spartianthus junceus). VI. Zu verschiedenen Droguen: 28. Die Korkeiche (Quercus Suber). 29. Die Zerreiche (Quercus Cerris). 30. Der Johannisbrotbaum (Ceratonia SUiqua). VII. Hölzer für Drechsler und Schreiner: 31. Der Buchsbaum (Buxus sempervirens). 32. Der Judasbäum (Cercis Siliquastrum). 33. Der Zirgelbaum (Celiis tiustralis). VIII. Obst: 34. Der Kornellrirschbaum (Gamm rnascula). 35. Der Granatapfelbaum (Punica Granatum). 36. Der Haselnussstrauch (i'orylus Avellana). Einige dieser Pflanzen hätten wegen ihres mehrseitigen Nutzens mehrmals genannt werden sollen; um aber dies zu vermeiden, wurden alle nur einmal unter jener Rubrik angeführt, in welche sie nach ihrem Hauptnutzen passten. Andere Bäume, deren Benützung in Istrien bereits allgemein verbreitet und bekannt ist, wie z. B. der Früchte des gemeinen Hartriegels (Cornus satujuinea) zu Brennöl, der Lorbeeren für Apotheken, wurden absichtlich übergangen. Eben so wenig lag es in meiner Absicht, von der Verbesserung der Cullur Iii nilt/.mig dt« Bndtii«. 53 der Rebe, oder über die Verbreitungswürdigkeit des Maulbeerbaumes in Istrien zu sprechen. Mustere ich nocb einmal die mannigfaltigen Bäume, welche in Istrien theilweisc mit grosser Wahrscheinlichkeit gut gedeihen und einen reichen Ertrag abwerfen könnten, so taucht in mir unwillkürlich das reizende Bild auf. welches ich jüngst von der Physiognomie der Landschaft in Valencia gelesen habe, und schöne Hoffnungen knüpfen sich daran! Dort nimmt die bewässerten Thiiler der weisse Maulbeerbaum ein, dann folgt der Oelbaum, der trockenen Boden liebt und massige Temperatur. Am Fusse der Berge zwischen Felsen steht der Johannisbrotbaum; an Wegen im trockenen weissen Boden wird der Mandelbaum gezogen. Die Berge ziehen meist Feigen und Steineichen. Soll aber von Hoffnungen zu Thaten geschritten werden, so liegt es nahe, an die so überaus praktischen Engländer zu denken, welche vielleicht früher als alle andern Nationen gelernt haben, die Wissenschaft dem Leben dienstbar zu machen. Diese senden ihr«' Naturforscher an Ort und Stelle, wenn auch in weiteste Entfernung, und lassen sie dann in der Heimal die Erfahrungen mit Umsicht erproben, welche sie dort durch eigene Anschauungen gesammelt haben. So führen sie die beabsichtigten Verbesserungen immer sicher in's Leben ein, oder überzeugen sich doch gründlich von ihrer Unausführbarkeit. Bücher und Briefe reichen bei einer so empirischen Wissenschaft, wie die Landwirtschaft ist, zur Einführung neuer Culturpllanzen nicht hin; die unbedeutendsten Kleinigkeiten sind im Zusammenhange wichtig, und das Ueber-sehen einiger Handgriffe genügt, den Versuch misslingen zu machen. Ein schlecht angestellter Versuch ist aber übler als gar keiner: denn er entmuthigt ohne Grund und hält von erneuerten Versuchen ab, welche vielleicht gelingen und über ein ganzes Land ein reiches Segens-Füllhorn ausschütten könnten!_ Mögen auch nicht alle hier angeführten Gewächsgattungen den Nutzen bringen, den sanguinische Hoffnungen von ihnen erwarten dürften, so muss man doch der Ansicht des Verfassers beipflichten, dass die Küstenbezirke Istriens Erzeugungsplätze von zum Handel geeigneten Producten werden könnten, die den rauheren Provinzen der Monarchie fehlen, 51 'i ;.' g i Kpllie. und dass in diesem Falle der Absatz österreichischer Producta nach Istrien, im Tausch gegen jene, bei vermehrter Bevölkerung und vermehrten Bedürfnissen nicht lauge ausbleiben würde. 4. Betrachtungen (Iber die Cultur in Istrien. Wir lassen hier einige Bemerkungen über die Cultur in Istrien folgen, welche wir dem gründlichen Kenner des Landes, Doctor Kandier, verdanken. Istrien, meint dieser wohlwollende Vaterlandsfreund, gehört zu den Ländern, welche in der Cullur weit zurückgeblieben sind, und die glücklicheren einzuholen hoffen. Es wären daher vor Allem die Ursachen jenes Zurückbleibens zu erörtern, dann aber die Mittel zu erforschen, durch welche diese Unzukömmlichkeiten besiegt werden könnten. Jene Ursachen pflegt man der Trägheit und Indolenz zuzuschreiben, aber diese Indolenz ist der menschlichen Natur eingepflanzt und wird nur im reiferen Mannes-alter überwunden. Iiier erlauben wir uns doch einzuwenden, dass diese Indolenz bei einigen Raceu und unter gewissen klimatischen Verhältnissen bedeutender ist — wie dies zum Theile auch in Istrien der Fall — aber auch dann durch zweckmässige Einflüsse überwunden werden kann. Seit 70 Jahren wird gegen diese Indolenz gepredigt (aber leider nur gepredigt!), ohne dass dies die geringste Wirkung gehabt hätte. Ich glaube, dass diese Indolenz eher die Folge der Verzweiflung an jedem menschlichen Mittel ist. Vor 70 Jahren nahm man zu öffentlichen Gebeten, Processionen, Fasten und Wallfahrten seine Zuflucht (Aufmunterung zur Arbeit wäre vielleicht zweckmässiger gewesen!) und die Dinge änderten sich nicht; jetzt deolamirt man vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen gegen die Regierung (gewiss auch ein unfruchtbares Mittel!) und die Dinge weiden nicht besser (ganz natürlich!). Die Zeitungen schreiben Über Ackerbau, Jagd, Fischerei, Bewaldung, aber man liest in den Zeitungen nur gewisse mundgerecht zubereitete politische Artikel — das Uebrige wird nur mit dem physischen Auge, wenn überhaupt, gelesen. Die Ursachen liegen anderswo, und sie müssen erforscht werden, sonst entsteht eine Reihe von Irrthümern und Feldern; Zeitvergeudung, Ucberdruss, HtitiailitimKHii IIIict ilic CiiHnr in iHtriun. 55 Mi.sslraue.n, Verzweiflung. Unter jenen Ursachen steht, der Wucher obenan, der Istriens Entwicklung gelähmt hat und noch lähmt. Istrien ist so, wie. es Gott gemacht hat, der Mensch kann es nicht ändern, man würde vergebens versuchen, Anordnungen hier anzupassen, welche anderswo erspricsslich sind. Man nmss in der Beschaffenheit und Bildung des Landes jene Gesetze suchen, welche ihm Gott gegeben hat. und die der Mensch erforschen kann. Ich glaube nicht, dass Gott Wunder gewirkt hat. in den ersten Jahren des Christenthums, als Istrien (wohl aber nur die Westküste?) in einem Zustande der Blüthe war, die Wir heute nicht begreifen und die man nicht in Abrede stellen kann. Ich glaube nicht, wie es das Volk durch Jahrhunderte gethan hat, dass die Excommunica-tion des Patriarchen Bertrand den Istrianern vor 600 Jahren das Schicksal zugezogen hat, welches sie später erduldeten und auch jetzt noch dulden; wenn dem so wäre, so würden die Einführungen des Königs Theodorich, der ein Ketzer war, dem Lande vorteilhafter gewesen sein, als die Exeommuni-cation des Patriarchen Bertrand, der, wie so viele Monumente bezeugen, beilig gesprochen wurde. Bei Istrien ist als Basis seiner organischen, klimatischen, hydrographischen und andern Zustände dessen Lage in Bezug auf die Alpen und das Meer anzusehen — es liegt an der Grenze zweier sehr verschiedener Becken, eines nördlichen und eines südlichen. Welch ein Contrast z. B. zwischen Laibach und Pola. Die von den Seewinden unterhaltene südliehe Beschaffenheit der Luft ist, in Folge der Alpinrisse im Contact mit der rauben ladt von Laibach und der Bora. — Istrien ist, nicht eben, es erbebt sich in geringer Entfernung vom Meere bis zu einer Höhe von 4000 Fuss mit mannigfachen Bodenanschwellungen. Istrien ist in seiner Ausbildung in einem Zustande der Verworrenheit und Zerrissenheit. Die Erhebung des Bodens über die Meeresfläche, die Lage der Berge und Hügel, die zum Theil gegen Süden, zum Theil gegen Norden gewendet sind, geben oft einem und demselben isolirten Hügel zwei verschiedene Klimate, zwei verschiedene Productivitäten. Die. Kunst steigert die südliche Fruchtbarkeit, sie. mildert die rauhen Einflüsse des Nordens, sowohl in einzelnen (legenden, wie auch im Allgemeinen in der ganzen Provinz. 66 Ti >]>iJKi'll|ihit'. Istrien erfordert in Folge seiner Gestalt, seiner Lage und seines Niveaus unumgänglich ein agrarisches System für die ganze Provinz, sei es mittels einer Gesetzgebung, sei es mittels einer allgemein angenommenen und befolgten Doctrin. Istrien hatte es unter den Römern, es hatte es im Mittelalter; unter den Venetianeru blos Iiit- die Waldcultur, jetzt ist es den subjectiven Ansichten und individuellen Bedürfnissen jedes Einzelnen überlassen. Der Hagel, der Regen, die Trockenheit, das Wasser, die körperliche Gesundheit der Einwohner können in das Bereich der Verwaltung gezogen werden. Es gibt eine Geschichte der Bora, die seit 40 Jahren als Levanterra (O.-N.-O.) bläst'; es gibt eine Geschichte des Nordwindes, eine Geschichte des Regens und der Stürme. Der Scirocco (S.-O.) und der Ostro (S.) ändern sich ine. Istrien kann in verschiedene Vegetations-Zonen eingetheilt werden, je nach der Erhebung des Bodens über die Meereslläche: Granatbaum, Feigenbaum, Oelbaum, Rebe, Eiche, Hagebuche, Buche. Es fehlt die Zone der Fichten. Diese Zonen wechseln je nach den grossen Becken des Quarnero und des Golfes von Triest und den Weltgegenden ab. An Wasser ist kein Mangel, es ist nicht gut geregelt und fliesst grösstentheils zu tief. Die schlechte Luft kann überwunden werden, wie es vor 20 Jahrhunderten geschah, wie es zum Theil im vorigen und im gegenwärtigen Jahrhunderte bewirkt wurde. Diese schlechte Luft entlehnt ihre Schädlichkeit eher der Lebensweise der Menschen, als der mephilischeu Beschaffenheit der Atmosphäre. Istrien hat seine eigene Doctrin, welche zum Theil unter dem gemeinen Volke fortgepflanzt wird, sie wurde nie in einem Buche gesammelt, nie wissenschaftlich erörtert, nie in die Form einer allgemeinen Methode gebracht. Istrien ist in seiner physischen Beschaffenheit hartnäckig und launenhaft und unterwirft sich nur den eigenen Gesetzen. Die Ursachen seiner Verkommenheit sind alt, unheilvoll und fortdauernd. Man hat sie nie gründlich studirt, nie mit Erfolg versucht sie zu besiegen. Die Zustände bessern sich und werden sich nach einigen misslungenen Experimenten noch mehr bessern. Anders wird es nicht gehen. Zuerst muss man abtragen und dann neu aufbauen. Das Bauen wird IMriu'liUiiiKen Uber .!»• t'nltnr in islriiu. 57 nur periodisch gehen. Die Geister sind nur individuell auf diesen Zweck gerichtet, sie sind uneinig und werden es immer mehr werden. Die social-agrarische Umgestaltung, seit mehreren De-cennien vorbereitet, hat plötzlich stattgefunden. Die Umwandlung des Grundbesitzes hat vor .Jahrhunderten begonnen, sie befindet sieh in einer neuen Phase. Ein mit Zerstörung verbundenes Werk. Istrien war, so wie es in materieller Hinsicht isolirt ist, bis vor Kurzem im Allgemeinen isolirt. Der Amalganiirungs-Process gührt jetzt nach zwei entgegengesetzten Richtungen hin. Die agrarische Fusion mit Krain ist unmöglich, man braucht nur Vergleiche mit dem Thermometer zwischen Laibach und Parenzo oder Pola anzustellen. Es wird vielseitig bezweifelt, dass die künstlichen Menschenwerke, die in Istrien ausgeführt weiden, den Bedürfnissen und der Gestaltung des Landes entsprechen, es scheint vielmehr, dass man dabei nicht die Local Verhältnisse zur Richtschnur nahm, sondern andere Regionen zum Muster wählte. So z. B. bei den Strassen, die in diesem Jahrhunderte mit so vielen Unkosten erbaut wurden. Die Dampfer machen sie überflüssig. (Die Verbindungen im Innern können doch nicht mittels Dampfer unterhalten werden ?) Es fehlt an Communi-cationen mit der Hauptstrasse, dem Meere. Industrie, Handtd und Verkehr, das sind die drei noch nicht eröffneten Quellen der Wohlfahrt für Istrien. Einst glaubte man, die Städte würden durch Aufstellung von Behörden und Aemtern wohlhabend. Der Sitz des Kreisamtes in Pisino durch ein halbes Jahrhundert hat wenig zum Aufschwünge dieser Stadt beigetragen. Dagegen ist die Bevölkerung Capodistrias, seit es keine Provincial-ßehörden beherbergt, von 4000 auf 8000 Einwohner gestiegen, dies verdankt es der Nähe Triests und dem Verkehr mit demselben. Muggia, das verfallene Nest, hat sich, seit es eine bedeutende Schiffs-werfte in der Nähe hat, aus dem grössten Elende erhoben. Und Pola, seit es ein Kriegshafen und der Sitz der sich immer mehr entwickelnden und vermehrenden Flotte ist, ist nicht nur eine bedeutende Stadt, sondern auch eine Quelle der Wohlfahrt für ganz Istrien geworden. 58 Topograph!*. 5. NatOrproducte. Für viele Entbehrungen hat die Natur Isirien durch eine Wohlthat entschädigt, die .sie selbst den so sein- bevorzugten appenninischen Landen vorenthalten hat, und das ist die Steinkohle. Isirien scheint nämlich in seiner grössten Längt- von einer Steinkohlenader durchschnitten. Diese beginnt am nördlichen Abhänge des Vena-Gebirges, zwischen Lippizza, Baso-vizza und Cosina, ihre Spuren erscheinen im Thale von Rezzo, östlich von Pinguente, dann in Berda, zwischen Portole und Buje, sie kommen nördlich von Pisino und bei Podena wieder zum Vorschein. Jenseits des Arsa-Thales verfolgt, man sie bei Carsano, dann im Gebiete von Albona zwischen Carpano und Rabaz, der Arsa und dem Quurnero, in welchem sie verschwinden, um bei Poglie, auf der Insel Veglia, wieder aufzutauchen. Diese Kohle erscheint an verschiedenen Puncten in G —18 Zoll dicken Lagern, ist. glänzend schwarz und ohne, Spur von Holzstructur. In der Schlucht von Carpano bei Albona wird stark darauf gearbeitet. Es zeigen sich hier in muldenförmigen Vertiefungen, vielfach verschoben und verdrückt, mehrere Lager bis 6 Fuss mächtig. Auch zwischen Pisino und Pinguente, bei Gordoselo und Nugla, ebenso bei Poglie (auf Veglia) wurde einige Jahre auf Kohle; gebaut, aber diese Kohlenlager sind doch zu wenig mächtig, um mit Nutzen bearbeitet, werden zu können. Und dieses ist. nicht, das einzige Mineral, mit dem die Natur Istrien ausgestattet hat. Zwischen Montona und Pinguente, besonders in der Umgebung von Sovignaco, findet, man in dem älteren, horizontal geschichteten Karstkalk stockförmige Massen eines G eineiiges von Schwelelkies und graublauem dichten Thon, welcher fest genug ist, um gesprengt zu werden, aber an der Luft, sehr schnell verwittert und zu Brei zerfällt, daher ein treffliches Material zur Alaunfahrikation abgibt, welche in den Werken von Sovignaco stattfindet. 10s wurden hier schon jährlich gegen 2000 Centner Alaun und bei 2000 Centner Eisenvitriol gewonnen- Im südlichen Theile von Isirien, jenseits l'ola, gegen Veruda zu, auf den brionischen Inseln und an anderen Orten findet man einen feinen Kiessand, der bald weisslich, bald rüthlich ist, gemeiniglich Sahlame genannt, und zur Glasfabri- Nalitrpioclncd'. kation in Murano verwendet wird. Die grösste Menge des-Belben findet man bei Pola in Hohlen, die tief hinabgehen und sieb einige Meilen weit unter dem Hoden erstrecken. Nicht nur in der Nähe von Pola, sondern auch an der östlichen Küste", besonders in der Gegend von Albona, Rabaz und Portolungo, findet man Schichten von Mergelkies, azurblau oder asciigrau, welcher verbrannt, pul veri sirt oder mit Sand vermischt, einen vorzüglichen hydraulischen Cement gibt, aus welchem man Thürpfosten, Stufen, Badewannen und dergleichen verfertigen kann. Nicht weil von der östlichen Küste und in verschiedenen Orten im Innern findet man auch Lager von Backstein und Ziegelerde und bei Galignana Schichten von einer Steingattung, die sehr gut, für lithographische Arbeiten verwendet werden kann. So unproductiv der Boden Istriens im Allgemeinen ist, einen ebenso grossen Reichthum bietet er an Nutzsteinen von verschiedener Gattung und färbe, die mitunter so hart, fest, dauerhaft und polirbar sind, dass sie wirklich verdienen, Marmor genannt zu werden. Der bläuliche Sandslein liefert ein Material zu Gebäuden, der weisse zu architektonischen Verzierungen* Die Brüche des Karates bei Sistianä waren schon den Römern bekannt, und Aquileja soll aus ihnen erbaut worden sein. Berühmt, sind auch die Steinbrüche bei Triest (das nach der physischen Geographie; jedenfalls zu Istrien gehört), bei Orsera, Monlauro (bei Rovigno), auf den briönischen Inseln, S. Girolamo (im Canal von Pasaua); die römischen Steinbrüche bei Pola und die bei VinCUral wurden schon in den ältesten Zeiten stark ausgebeutet. Der compacte Stein widersteht, nicht dem Meissel, ist vielmehr leicht zu behauen, jeder Form und Grösse anzupassen und kann noch ausserdem bei dem nicht allzugrossen Gewicht mit Leichtigkeit au das Meer geschafft, werden. Aus den Marmorbrüchen bei Vincural wurden die Steine zur Arena bei Pola geholt. Berühmt sind auch die Marmorbrüche der briönischen Inseln, die schon seit Jahrhunderten benützt wurden, namentlich für Venedig, wo ganze Paläste daraus aufgeführt sind. Auch bei Albona, Gallignana, Grisignana, Fontane, Sal-vore und an anderen Orlen belinden sich ausgezeichnete Stein-Lager, und besonders bei Pinguenle Marmoradern, welche aber 60 TopofjMphi«. wegen der Entfernung des .Meeres und des dadurch erschwerten Transportes wenig benutzt werden. Im Numulitenkalk kommen höchst interessante Verstei-nerungen vor, von denen das reichhaltigste Lager in Nagla oberhalb Pinguente gefunden worden ist. In einer Sendung, die von dort nach Wir dem Ausbruche de>r Krankheit Trauben von besonderer Güte und grosser Mannigfaltigkeit. Auch die Oelbäume gaben gute' Früchte', e-he besonders strenge Winter mit plötzlich eintretender, vem heftiger Bora begleiteter Kalte unter den Oelbäumen grosse Verheerung anrichteten. Auch an Fruchtbäumen vem guter Gatlung: Pfirsichen, Man-deln, Aepfeln, Birnen, Zwetschken und Kirschen war der Bezirk reich, und sie- gewährten dem Landnianne nicht geringe: Hilfsmittel. Aber Seil einem Jahrzehend folgen gewöhnlich im Frühjahre' auf grosse, frühzeitige Hitze, slarke Fröste, heftige Winde: uuel grosse' Trockenheit, welche der Obstzucht lehr iiachlhe-ilig sind. Dasselbe' kann vom Heu gesagt werden, welches in guten Jahren \u ziemlich bedeutender Menge auf den Wiesen gewonnen wurde'. Seüt einigen Jahren ward die: Zucht der Maulbeerbäume immer mehr ausgedehnt, wie: auch die Erdäpfelpflanzung. Das Haupterzeugniss bildet jedoch der türkische Weizen, dann Getreide und Gemüse von verschiedener Art. l'ebe'rhaupt ist die Bodencultur in diesem Bezirke: ziemlich entwickelt unel macht immer grössere Fortschritte in Folge der Aufmerksamkeit, welche ihr viele Gutsbe'sitze'r zuwenden, und der unermüdlichen Thätigkeit der Landleute. Die Feldbauern, welche die Stadt Capodistria selbst bewohnen, über- litritn 5 Gb J '0|iii|0'H|>lll<'. treffen im Allgemeinen jene der Landschaft, und zwar nicht nur an Intelligenz, sondern auch an Ausdauer in der Arbeit. Bezirk Pirano. Mit Ausnahme der Thalgegenden ist der Boden zum grössten Theile steinig, mit mehr oder weniger dünnen Erdschichten bedeckt; ein Umstand, der in der trockenen Jahreszeit die vorzeitige Verkümmerung und das Absterben der Vegetation befördert. Sand und Lehmboden sind vorherrschend. In» Allgemeinen besitzt das Erdreich hinlängliche, natürliche Produetivität, obgleich es nicht au ganz unfruchtbaren Strecken fehlt, wie z. B. die karstige Gebirgslehne am linken Ufer des Dragogua-Flusses. Die Bodencultur lässt in diesem Bezirke viel zu wünschen übrig. Pirano und Isola betreiben vorzugsweise Oel- und Weinbau, dann etwas Obstbaumzucht, Der Getreidebau ist wegen der gebirgigen, steinigen Beschaffenheit des Bodens und des Mangels an Zugvieh und Dünger im Allgemeinen ohne Bedeutung. Hochwälder fehlen gänzlich; die wenigen Niederwaldungen sind grösstenteils verwahrlost und werden in Folge der letzten Missjahre nicht selten vor der Zeit abgetrieben. Die Hutweiden sind schlecht und mager und liefern nur in den Frühlings- und llerbstmonaten ein karges Futter, während in den heissen Sommermonaten jede Spur einer Vegetation auf denselben verschwindet. In nicht viel besserem Zustande befinden sich die Wiesengründe, die, zumeist in den Thälern gelegen, noch überdies von den häufigen Ueber-schwemmungen zu leiden hüben. Verbesserungen in der Landwirtschaft könnten allerdings stattfinden , aber es fehlt an Capitalien, Arbeitskräften und mehr noch an den nötigen Kenntnissen. Der Seidenraupen-Zucht wurde in der neuesten Zeit mehr Aufmerksamkeit zugewendet, allein das Auftreten der Krankheit (Atrophie) scheint die Züchter leider wieder zu entmuthigen. Bezirk Buje. Der Boden istim Allgemeinen ziemlich fruchtbar, aber die grosse Dürre in den Sommermonaten beeinträchtigt die Production in hohem Grade, die Oelbäume haben in den letzten Jahren durch die strenge Kälte im Winter viel gelitten und die Traubenkrankheit hat die Weinlese sehr verringert. Auch hier hat die Zucht der Maulbeerbäume in den letzten Jahren Fortschritte gemacht, die durch die Atrophie aufgehalten wurden. Sonst wird meist Mais, Weizen und Naiurproilui.Lii. &7 Gemüse gebaut, sehr wenig Haidekorn und Erdäpfel. Eichen kommen ziemlich gut fort und liefern Schiffhau- und Breunholz, zu letzterem Gehrauche dienen auch die Bueheichen. Bezirk Paren z o. Der Boden dieses Bezirkes kann zu dem fruchtbareren der Halbinsel gezählt werden. Es gedeihen hier ausser den Haupt-Getreide-Gattungen: türkischer Weizen, Gerste, Erdäpfel, auch Gemüse, guter Wein, schmackhaftes Obst und den- Oelbaum. Aber auch hier hat die seit dem Jahre 1853 herrschende Traubenkrankheit und die ausserordentliche Dürre der letzten Jahre der Cultur bedeutenden Eintrag gethan. Bezirk Rovigno. Wiewohl die Dammerde in diesem Bezirke nur spärlich vorhanden ist und nur in der unmittelbaren Nähe von Rovigno und der übrigen bedeutenderen Ortschaften angetroffen wird, so ist doch der Boden des Bezirkes im Allgemeinen fruchtbar. Die Feld- und Gartencultur in Rovigno stellt auf einer nicht unbedeutenden Stufe der Entwicklung und liefert Feldfrüchle und Gemüse verschiedener Art, Wein und Oed; dann Bau m fruchte vorzüglicher Gattung. Auch wird in jüngster Zeit der Maulbeerbaum- und Seidcn-zucht einige Sorgfalt gewidmet. Die Artitsehocken von Rovigno sind vielleicht die grüsslen, die es in irgend einem Lande gibt. Im nördlichen Tbeile des Bezirkes besteht der Boden meist; aus Thonerde, gemengt mit Eisenocher und Gerolle, und ist deshalb und auch wegen des Mangels an Dammerde zum Feldbau minder geeignet. doch bringt er wegen seiner vorherrschenden kalkartigen Beschaffenheit in mehreren Strecken Wein in hinreichender Quantität hervor. Minder ergiebig ist er an Getreide und, wegen des bedeutend rauheren Klimas, an Gel. An Hutweiden fehlt es in diesem Bezirke gänzlich und nur in der Nähe von Rovigno sind einige Wiesengründe zu finden, doch ist ihre Ausdehnung zu gering, um den Bedarf an Viehfutter zu decken. Was die Bodencultur des Bezirkes Rovigno im Allgemeinen anbelangt, so ist zu bemerken , dass kein Theil des Bodens, einige kalile Stellen der Thalsclducht von Lerne ausgenommen, unbenutzt ist, Die meisten Ebenen des Bezirkes, deren es in allen vier Gemeinden mehrere:, mitunter von keiner geringen Ausdehnung gibt, werden zum Feldbaue, das Hügelland hingegen zur Waldcultur benützt. Der Feldbau erstreckt sich in allen Theilen des Bezirkes, wie gesagt, auf die Getreide-, Wein- und Geniüse-Cultur, an der Küste und in den Gerneinden Villa und Valle auf die Oel-Cultur. Tb eile des Bodens, welche für den Feldhau, theils wegen zu abschüssiger Lage, theils wegen Mangel an hiezu erforderlicher Erde, ungeeignet sind, decken Gestrüpp und Niedcrwaldungeu verschiedener Siraucharten, unter denen die Steineiche (QuerC&B üex) den ersten Rang einnimmt, da der Steinboden ihr Fortkommen sehr begünstigt. Die ansehnlichsten Strecken dieser Waldungen liegen auf den von Rovigon nach Villa ziehenden Höhen an beiden Abhängen der Lerne-Thalschlucht: bei Rqjal, Morgani, Baralto, Dragosetti, bei Canfanaro; ferner in den meisten Theilen der Gemeinden Rovigno und Valle. Vor dem Jahre 1853 bildete der Wein das Haupterträgniss, welches nicht nur zur Deckung des eigenen Bedarfes, sondern auch zum Ankaufe der sonst notwendigen Lebensrnittel hinreichte. Da die Einwohner seit dem Eintreten der Traubenkrankheit der ausgiebigsten Einnahmsquelle beraubt sind und, wie gesagl, die übrigen Bodenproducte kaum den halben Bedarf decken, so ist die Verarmung des Bezirkes begreiflich. In neuerer Zeit hat auch die Maulbeerbaum- und Seidenzucht Eingang gefunden, doch lässt sich kaum hoffen, dass hierin Erhebliches werde geleistet werden, weil die vorhandenen Gebäude zur Seidenwürnier-Zucbl im Allgemeinen nicht geeignet sind. Bezirk Dignano. In diesem Bezirke ist die Boden-cultur sehr unbedeutend. Nur wenige Theile desselben sind cultivirt, die andern werden grösstenteils als Hutweidcn benützt, oder sie sind mit Eichenwäldern bedeckt, deren Bäume alle 6—7 Jahre gefällt und als Brennholz ausgeführt werden. Von den Getreidearten wird hauptsächlich G erste und türkischer Weizen gebaut, die auch das Hauptnahrungsmittel der Bewohner ausmachen. Das Gerstenstroh wird bei dem Umstände, dass an Heu und Futterkräutern Mangel ist, als Viehfutter benützt. Der Weinbau ist ziemlich allgemein und in guten Jahren ein Haupterträgniss des Bodens. Oelbau wird nur in der Gemeinde Dignano betrieben. Bezirk Pola. Das Haupterträgniss dieses Bezirkes bildet das Bauholz, welches jedoch in Folge der Unfruchtbarkeit der letzten Jahre und Nichtachtung der Forstgesetze NatiirproHnct**- 69 immer Seltener wird. Dasselbe ist mit dem Brennholze der Fall, dessen Menge mit jedem Jahre abnimmt, da in den Cornmunalwäldern gräulich gewirthsehaftet wird. Die andern wichtigen Pmdacte sind: Korkholz, Lorbeerblätter und Heu, da Wiesen hier reichlich vorhanden sind und die Bewohner für den Mangel an anderen Erzeugnissen entschädigen. Bezirk A l h o n a. Die Productivität dieses Bezirkes ist eine mittelmässige, sowohl an Wein wie an Getreide. Das Erträgniss des letzteren ist jedoch in Folge der jetzt, jährlich wiederkehrenden Trockenheit, nur gering. Der Oelbaum gedeiht an einigen Küstenstrichen, auch Kastanienbäume kommen an der Küste bis Rabacz fort. Schlag- und Bauholz ist ziemlich reichlieh vorhanden. Bezirk Volosca. Da der Boden dieses Bezirkes im Allgemeinen steinig ist, so sind die Oel- und Weingärten, ja selbst die Getreideäcker nur das Product unsäglicher Mühe und grossen Geldaufwandes. Längs der Küste oberhalb Bersez, bei Moschenizze, Lovrana, Veprinaz, Castua, das Paradies von Istrien, sind einige sehr fruchtbare Thäler, wo die Reben, auch Kastanien- und Lorbeerbäume sehr gut fortkommen, allein trotz aller Bemühungen erntet der Landmann auch hier kaum ein Drittel der für seinen Unterhalt erforderlichen Nahrungsmittel an Getreide, Erdäpfel, Gemüse etc. Seitdem die Zerstörung der Wälder auf dem angrenzenden Tschitschenboden einen immer grösseren Zufluss der kalten Nordwinde in diese; Küstengegend verursacht, sind besonders im Gebiete von Castua fast alle Feigen" und Oelbäume und sehr viele Weinreben zu Grunde gerichtet worden. Nur Lovrana, Moschenizze und Bersez sind hinsichtlich des Oelbaumes glücklicher. Diese Ortschaften verkaufen sogar oft den ihren Bedarf übersteigenden Ertrag. In der Gemeinde Lovrana und Veprinaz wachsen auch vortreffliche Maroni. Am Monte Maggiore gibt es einige Thäler, die zum Theile Wiesengrund haben. Unter dem Scheitel des Berges befindet sich ein bedeutender Buchenwald, welcher fast, ausschliesslich der Gemeinde Lovrana gehört. Auch wachsen auf dessen Rücken und besonders in den Thälern viele Kastanienbäume und am Fusse desselben Reben und Oelbäume, die einen vortrefflichen Wein und gutes Oel geben. 7(1 Topographie. Bezirk Castelnuovo. Die Productivität dieses Bezirkes ist sehr beschränkt. Als Waldgrund scheint, derselbe übrigens seiner natürlichen Bestimmung wiedergegeben zu sein. Dies gilt vorzüglich in Hinsicht auf den südwestlichen Theil des Bezirkes. Der nordöstliche Theil ist wohl auch geeignet, der landwirtschaftlichen Bebauung unterzogen zu werden, und liefert ausgezeichnete Knollengewächse, soweit, es die hier selten ausbleibende Dürre gestattet. Hin und wieder gibt es auch gutes Obst, Bezirk Pinguen-te. Die Berge dieses Bezirkes bieten im Sommer gute Weideplätze, welche auch von den Heelden des südlichen Theiles der Provinz besucht werden. Auch sind sie teilweise mit Buc.henwaldungen bedeckt, welche den Bewohnern zahlreiches Material für die Erzeugung von Kohlen, Fassdauben und andern Geräten liefern. Die kleinen Thaler zwischen den Bergen geben gute Erdäpfel, Gemüse und Getreide. Doch kommt in diesem Theile des Bezirkes die Rebe gar nicht, und der Maulbeerbaum und türkische Weizen nur wenig vor. Die Hügel des südlichen Theiles liefern ebenfalls gute Weiden, Heu, starkes Bau- und Brennholz; dann gedeiht hier auch die Rebe, der Maulbeerbaum, der türkische Weizen und andere Getreidearten, hin und wieder auch der Oelbaum. Bezirk Pisino. Die natürliche Beschaffenheit des Bodens bietet eine geringe Ertragsfähigkeit, Die Oberfläche desselben besteht auf dem wellenförmigen Hochlande, welches den gros Sten Theil des Bezirkes einnimmt, aus einer dünnen, oft kaum einen Schuh tiefen Erdschicht, die von der Sonne ausgebrannt, von dem Regen gelockert und von den herrschenden Winden allmälig weggefegt, wird, woher es kommt, dass alle ihrer früheren fruchtbaren Hülle beraubten Hügel und Anhöhen eine nackte, für jede Vegetation unempfängliche Lehm- oder Steinkruste zur Schau tragen. Die Vertiefungen und Thalgegenden aber zeigen ein üppiges Wachsthum , wofern nicht anhaltende Trockenheit seine Entwicklung vereitelt. Doch wirkt, der Umstand nachteilig, dass das Getreide sehr häutig in die Weingärten gesäet, und dadurch in seinem üppigeren Wachsthum wesentlich beeinträchtigt wird. Die Ernte an Getreide deckt sehr selten den Nahrungsbedarf des Bezirkes für die Hälfte des Jahres. Der Abgang für die andere Hälfte wurde in früherer Zeit aus dem Erlöse vom Weine, dem einzigen ergiebigen Producte des Landmannefl, sichergestellt. Allein seit, dem verheerenden Aufträten der Trauben» krankheif ist, diese Quelle grösstenteils versiegt. In dieser Bedliingniss bildeten die schon früher stark gelichteten Waldungen die letzte Zuflucht, und die Verheerungen wäret) in denselben im letzten Derennium so stark, dass das Brennholz nur mehr für den eigenen Bedarf hinreicht, während die wenigen Ueberreste von Schiffbauholz im Besilze einzelner wohlhabender Landwirthe nur mehr als Denkmäler vergangenen Reichthumes betrachtet werden können. Die Obstbaumzuchi hat nur hie und da versuchsweise Eingang gefunden und hat selbst da nur ausnahmsweise einige Veredlung erlangt. Der Olivenbaum gedeiht nur kümmerlich in den sonnigen und windstillen Thalgegemleu und liefert im Ganzen nur einige Fässchen Oel. Bezirk Monton a. Der grüsste Schatz dieses Bezirkes ist der Aerarialwald von Montona, welcher gutes Schiffbau- und Brennholz und auch Heu liefert, Im Ganzen ist der Bezirk ziemlich gesegnet, fruchtbare Aecker wechseln mit Wiesen, Weideplätzen und Waldungen ab. Oelbäume kommen jedoch nur im mittleren Theile des Bezirkes, bei Montona, fort. Die Seidenraupenzucht hat, seit zehn Jahren grosse Fortschritte gemacht und berechtigte zu den besten Hoffnungen, allein die Raupenkrankheit, hat, auch in diesem Bezirke vielen Schaden verursacht. 6. Forstwesen. Das Forstwesen in Istrien befindet sich im Allgemeinen im primitivsten Zustande, oder besser gesagt, es existirt, die Aerarialwaldungen ausgenommen, noch gar nicht. Die Einführung eines ordentlichen Forstwesens, besonders jetzt, nach einem Decenniurn von Missjahren und wo das Haupterträgniss des Landes, der Wein, in Folge der Traubenkrankheit so zu sagen gänzlich versiegt ist, wäre eine Unmöglichkeit. Der durch die anhaltende Trockenheit und Traubenkrankheit aller seiner Hilfsmittel beraubte. Grundbesitzer nimmt zum Walde seine Zuflucht, da der Verkauf d"s Brennholzes nach Triest und Venedig ihm allein noch die Mittel verschafft, seine Steuern zu bezahlen und sein Getreide oder Mehl zu kaufen. So sind die Waldungen fast überall abgetrieben, ohne je 72 Tnpoprnpli: wieder aufgeforstet worden zu sein. Auf den Bergen des Karstes im nördlichen Theile Istriens findet man noch be-deulende Buchenwaldungen, welche von den Bewohnern derselben für die Erzeugung von Holzkohlen, Fassdauben und verschiedenen Geräthen benützt werden. Auch auf den Hügeln im südlichen Theile des Bezirkes von Pinguente ist noch starkes Bau- und Brennholz vorhanden. Der südwestliche Theil des Bezirkes von Castelnuovo hat gleichfalls schönen Waldgrund. Im Bezirke von Volosca, in der Gemeinde Častna, beiludet sich noch ein stattlicher Wald, Lesirin, der von den Castuanern ausgebeutet wird, um verschiedene llolz-waaren für Schiffe und zum häuslichen Gebrauche zu verfertigen, als: Ruder, Ruderstangen, Fässer, Wassergeschirre, Fassdauben, Reifen etc. Auch im Bezirke von Albona ist Schlag-und Bauholz noch ziemlich reichlich vorhanden und wird noch ausgeführt, Der Bezirk von Pola war reich an Wald- und Bauholz, welches aber in Folge der Nichtachtung der Forstgesetze immer seltener wird. Dasselbe ist mit dem Brennholz der Fall, dessen Menge mit jedem Tage abnimmt, da in den Communalwäldern furchtbare Verheerungen angerichtet werden. Nur die Acrarialwaldung wird geschont und rationell ausgebeutet. Im Bezirk Dignano ist noch Eichenwald in ziemlicher Menge vorhanden, aber auch hier werden die Bäume alle 6—7 Jahre gefällt und als Brennholz nach Venedig ausgeführt. Der Bezirk von liovigno besitzt nicht unbedeutende Waldflächen, grösstenteils Niederwald; dieselben belinden sich jedoch in einem nichts weniger als guten Zustande, weil die anhaltenden Missjahre die Eigenfhümer zu einer verderblichen Behandlung der Wälder nötbigten. Die ansehnlichst ii Strecken dieser Waldungen liegen auf den von Rovigno nach Villa ziehenden Höben, an den beiden Abhängen der Leme-Thal-schlucht, bei Rojal , Morgani, Baralto, Dragosetti, bei Can-fanaro; ferner in den meisten Theilen der Gemeinden Rovigno und Valle. Die Steineiche, QveWSUS id'.r, nimmt in denselben den ersten Rang ein, da der Steinboden ihr Fortkommen vorzüglich begünstigt. Im Bezirke Parenzo sind ebenfalls nicht unbedeutende Strecken mit Niederwald bedeckt, Im Bezirke von Buje sind 14,942 Joch bewaldet. Hier kommen Eichen gut fort und liefern Schiffbau- und Brennholz, zu letzterem Gebrauche dient auch die Bucheiche (cervakf). In einein Theile des Bezirkes kommt auch die. Hagebuche (carpano) fort. Das Schiffbauholz wird meist nach Pola, das Brennholz nach Venedig geführt. Im Bezirke von Piranü gibt, es einige wenige Niederwahlungen, die grösstentbeils verwahrlost sind und in Folge der letzten Missjahre meist vor der Zeit, abgetrieben werden. Im Bezirk von Capodistria gibt es nur sehr wenig bewaldete Strecken. Es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, dass Istrien einst viel reicher an Waldungen war und dass die Venetianer sehr viel zur Vernichtung derselben beigetragen haben. In Triest pflanzt, sich eine Ueberlieferung fort, dass die Venet ia-ner im Mittelalter den Rücken des Karstes von Wäldern ent-blösst hätten, indem sie die Baumstämme zum Unterbau ihrer Gebäude, nämlich zu Pfählen und auch zu Dachstühlen benützten. Jedenfalls wäre es für Istrien sehr wünschenswerth, dass der Landtag in Sachen des Forstwesens eine energische und erspriessliche Initiative ergriffe, um eine zweckmässige Waldcultur einzuführen und der Verheerung der Wälder Schranken zu setzen. 7. Viehzucht. Istrien ist im Gänzen ein Gebirgsland, und man sollte daher meinen, dass die Viehzucht hier gedeihe und einen einträglichen Erwerbszweig des Landmannes bilde. Dem ist aber nicht so, wenn man die Viehzucht in der höheren Bedeutung des Wortes uuflasst.: als einen wichtigen Zweig der Landwirtschaft, als Mittel zur Unterstützung und Belebung des Ackerbaues, oder auch nur als llaiiptgegenstand des Erwerbes. Eine methodisch und rationell, nach wissenschaftlichen Grundsätzen betriebene Viehzucht gibt es in Istrien nicht, Der Islrianor ist wohl hin und wieder Hirt, aber kein Viehzüchter. Er hat noch immer nicht begreifen gelernt, dass ein der Ausdehnung des Grundbesitzes entsprechender Viehstand die Grundbedingung einer guten und einträglichen Oeco-nomie sei, und dass dieser sein Reserve-Capital zu bilden habe. Daher kommt es, dass selbst Besitzer grösserer Grund-wirthschaften, ein Paar Esel und Schweine abgerechnet, gar kein Vieh, oder höchstens nur ein Gespann Zugochsen halten, ohne selbst deren Zucht, zu betreiben. Die Bestellung der Felder muss daher in manchen Gegenden mit gemietetem 74 Tnp«Kr«phii'. Arbeitsvieh, Werkzeugen und Leuten oft grmz zur Unzeit, ohne hinreichende Düngung und mit bedeutendem Koslen-aufwande bewerkstelligt werden. Die Wiesen und Weiden sind stark verwahrlost, Flitterkräuter werden nicht gebaut und folglich fehlt es dem Grundbesitzer an dem notwendigen Vieh-lütter, um so mehr, als 6 Kuhe, 2212 Ochsen, 301 Kälber, 1) Esel, 27,480 Schafe, 2208 Ziegen und 2855 Stück Borstenvieh. Bezirk P i n g u e n te. Auch in diesem Bezirke wird im Allgemeinen nur so viel Hornvieh gehalten, als die Fehlarbeit erfordert, und auch nicht in hinreichender Zahl. Die Karstbewohner halten viele Schafe, welche die Ilaupt.quelle ihres Unterhaltes ausmachen. Der Mangel an fahrbaren Strassen und die vielen steilen Berge und Hügel sind Ursache, dass wenig Pferde sich vorfinden. Die Karstbewohner bedienen sich zum Transporte ihrer Kohlen und anderer Erzeugnisse der Maulesel, die ihnen treuliche Dienste leisten. Der Zählung vom Jahre 1857 nach befanden sich im Bezirke (6.7 Quadratmeilen mit 14,615 Einwohnern) 4736 Stück Hornvieh, die Kühe und Kälber mit inbegriffen, 1025 Stück Pferde, Maulesel und Esel, 34,751 Schafe, von diesen kommen auf die Karstgeineinden allein 19,085 Stück. Bezirk Montona. Auch hier ist die Viehzucht sehr vernachlässigt und wird nicht nach gesunden öconomiscben Piincipien betrieben, daher sich die Bewohner genöthigt sehen, sich an die benachbarten Bezirke oder noch weiter zu wenden, um sich das für den Ackerbau oder die innert: Verzehrung nöthige Vieh zu verschaffen. So bezieht man von Aussen die Widder von guter Gattung, die Pferde und Lastthiere, mit denen hauptsächlich die Transporte bewerkstelligt werden, da nur wenige Strassen für Wagen fahrbar sind. Die der Wald-cultur so schädliche Ziege kommt ziemlich baldig vor, und auch mit den Ileerden vermischt, Das so ungemein nützliche Schwein ist sehr zahlreich verbreitet, Mit Ausnahme der Ortschaften, welche den Aerarialwald von Montona umgeben, wo das Weiden geduldet wird, fehlt es überall an dem für die Bodencultur nöthigen Vieh. Bezirk Pisino. In diesem ist die Viehzucht in sehr bemerkbarer Abnahme begriffen. Auf 9.4 Quadratmeilen mit. 76 TopofwpMe, 24,290 Einwohnern wurden im Jahre 1857 nur mehr 325 Pferde, 2963 Kühe, 2628 Ochsen, 3155 Kälber, 34,931 Schale und 6873 Schweine vorgefunden, und auch dieser Viehstand hat .sieli Leider seitdem noch um Manches vermindert, indem der Nothstand viele Opfer forderte und wohl auch der Mangel an guter Weide, die durch die Beurbarung des Bodens immer mehr eingeschränkt und nirgends durch Anlegung künstlicher Wiesen ersetzt wird, eine allgemeine Reducirung des Viehes bedingt, Dies ist umsomehr der Fall, als die Slallfiilterung schon deshalb nicht stattfinden kann, weil der unverständige Landmann in seiner bedrängten Lage seine eigenen Heu-vorräthe schleunigst zu veräussern pflegt. Und selbst das vorhandene wenige Vieh ist von unansehnlicher Race. Zwar ist durch die Errichtung einer Aerarial-Bcschäl-Sfation in Pisino zur Veredlung der Pferde Gelegenheit geboten, aber die gänzliche Vernachlässigung der jungen Thiere in Pflege und Fütterung und deren zu frühe Verwendung zu angestrengten Arbeiten vereitelt die Erreichung des durch die Errichtung dieses Institutes angestrebten Zweckes. Eine noch geringere Sorgfalt wird dem Hornvieh zugewendet, das statt der Pferde überall zur Bestellung der Felder und Verführung der Lasten verwendet und in den elenden Stallungen äusserst schlecht gefüttert und gewartet wird. Mastvieh ist hier völlig unbekannt und die Deckung des Fleischbedarfes grösstenteils auf die Einfuhr von Ochsen aus Groatieu beschränkt, indem die einheimischen Ochsen wegen ihrer Entkräftung und Abmagerung ein sehr schlechtes Fleisch liefern. Die Schafe, durchgehends nur von gemeiner Gattung, werden das ganze Jahr im Freien gelassen und während des Winters zum Theil in die südlichen Gegenden der Küste auf die Weide getrieben, von wo sie im Frühjahr wieder in die Heimat zurückgeführt werden. Ihre Wolle ist kaum für die Bekleidung der eigenen Bevölkerung hinreichend. Zur Veredlung ihrer Race wurde bisher noch kein Versuch gemacht. Das Borstenvieh ist ausschliesslich nur für den inneren Verbrauch bestimmt und wird in der Regel nur spärlich gefüttert. 8. Seesalz und Salinen. Der wichtigste Ausfuhrartikel Istriens ist das Seesalz, und es macht wohl sammt der Grundsteuer den grössten Theil SecsalK und fialincii 7;) der Staatseinkünfte aus. Da es aber bisher ein Kegale war, so kam der Vortheil davon der Regierung, und nur in geringem Tlieile den Erzeugern desselben zu. Schon in den frühesten Zeilen beschäftigten sieh die Istrianer emsig mit der Ausbeutung des Seesalzes, mit dem sie einen sehr vorteilhaften Handel trieben. Bei der Salz-Bereitung folgten sie ganz der Weisung der Natur, denn da das der Sonne ausgesetzte Seewasser verdunstet und die Satzteile in Gestalt von Krystallkörnern auf dem Boden zurück-lässt, so leiteten sie dasselbe durch Canäle in aufeinanderfolgende flachgegrabene Becken, um hier die Krystallisation in grosser Ausdehnung zu bewirken. Wegen der hügeligen Beschaffenheit der Küsten hielt man sich vorzugsweise an die Flussmündungen, in denen stets starke Sediniente zurückbleiben, und es wurden daher die grösseren Salinen dort angelegt, wo grössere Flüsse oder Bäche ausmünden und von Canäleu durchschnitten sind, welche den Verkehr mit Barken ermöglichen. So entstanden die Salinen von Pirano an der Mündung der Dragogna, bei Capodistria am Auslbisse des Risano und der Cornalunga; bei Triest an der Mündung des Lussandra-Ba-ches und des Torrente maggiore; bei Muggia am Auslbisse des S. Clemente, und einzelne kleinere Salinen, wo es nur immer möglich war, an der ganzen Küste, auf den grösseren Inseln und in jedem Thale. Die Republik Venedig hob alle Salinen von Cap Salvore an bis Pola auf und erliess ein Verbot gegen die Wiederherstellung derselben. In neuester Zeit wurden jene von Muggia und Zaule eingestellt, so dass jetzt nur noch die grösseren bei Pirano und Capodistria bestehen. In denselben herrscht, während des Sommers die grösste Regsamkeit, Die Salinen-Arbeiter begeben sich täglich aus der Stadt dahin, oder schlagen dort in engen Häuschen ihre. Wohnung auf. Die Frauen leisten bei den Arbeiten die wesent-liebsten Dienste und bekunden dadurch, dass auch das schwache Geschlecht ein beschwerliches Tagewerk vollbringen kann, denn es ist wahrlich keine leichte Aufgabe, das Seewasser im glühendsten Sonnenbrande aus einem Behälter in den andern zu leiten, die krystallisirten Bestandteile in Häufchen zu sammeln, aus diesen grössere zu bilden, und in die Magazine zu bringen und dabei die Barken zu rudern. Die einfachen Arbeiter in den Salinen erhalten gewöhnlich die Hälfte des Kr- 80 Tu|>i)lf»'>U'llii;. trags als Lohn. Sie bedienen sich hei der Arbeit, eines langen Schaftes aus weichem Holze, mit einem quer angebrachten Täfelchen am Ende, /.in- Einsammlung des krystallisirten Salzes. Die Salinen von Capodistria nehmen einen Flächenraum von 709,134 Quadratklaftern ein. Die jährliche Erzeugung des Salzes hängt von der Limitation des Aerars ah, zum Theile auch von den atmosphärischen Zufälligkeiten, und beläuft sich auf ungefähr 30,000 Centner. Die Zahl der Besitzer von Salzgründen beträgt, das Aerar mit inbegriffen, Gl. Mit der Salzerzeugung beschäftigen sich ungefähr 800 Individuen, die Erauen und Kinder mit eingerechnet. Die gemeinschaftlichen Interessen werden von einem Consorzio delle saline geregelt, welches aus den Chefs der Salzgründe zusammengesetzt ist. Bei Pirano befinden sich auf beiden Seiten der Stadt Salinen, die von Strugnano und die von Siceiole in Porto rose. In beiden werden über 3000 Menschen in den Sommermonaten beschäftigt. Das jährliche Erzeugniss beläuft, sich durchschnittlich auf ungefähr 800,000 Centner Salz, könnte jedoch ohne Schwierigkeit, vermehrt, werden. Das erzeugte Salz wird beinahe ausschliesslich an das Aerar abgeliefert, indem sich die Ausfuhr des Istrianer Salzes noch keine Bahn in's Ausland zu brechen gewusst hat, Das Verfahren in den Salinen ist folgendes: Die Salzgärten sind nahe am Meeresufer angelegt, wo man ein Becken gräbt, dessen Boden geebnet und festgeschlagen und dann in kleine viereckige Beete abgetheilt wird, die durch niedrige Dämmt! von einander geschieden sind. In der heissen Sommerzeit, weiden die Schleusen geöffnet, durch welche das Meerwasser in diese Gärten eintritt, doch fliesst es nicht sogleich in die Salzgärten, sondern zuvor in Becken, in denen man es etliche Tage stehen lässt, damit es sich setze und lau werde. Nach 2 — 3 Tagen öffnet man die Schleusen und lässt, das abgestandene Wasser aus den Becken in die Gärten rinnen, um dieselben etwa 6 Zoll hoch zu bedecken, worauf die Schleusen geschlossen werden, damit Sonne und Wind das Wasser verdunsten. Dabei setzt sich zuerst, eine dünne Salzkruste an den Dämmen der Beete an, die immer dichter und grösser wird, je mehr Salz sich bei der zunehmenden Verdunstung krystallisirt, bis es wie eine fad ui tri 81 Eisdecke das Wasser in den Beeten überzieht. Sobald sich diese feste Heeke gebildet hai , zerschlagt rnan sie mit einer Stange, taucht sie unter das Wassel- und hebt sie dann mit einem Haken auf den Rand des Härtens, wo man die Stücke in kleine Haufen zum Trocknen zusammenstellt. Sind diese Salzstückchen gehörig ausgetrocknet, so tbürmt man sie zu grossen Schobern auf und bedeckt sie mit Stroh oder Matten gegen den Regen. Nach 8—10 Tagen hat der Salzgarten alles Salz krystallisirt, worauf man ihn wieder mit lauem Meerwasser aus dem Vorbecken füllt und damit so lange fortfährt, als es die Jahreszeit erlaubt, denn zu dieser Salzpro-duction gehört Sonnenglut und trockenes Wetter; stärkt; Regengüsse verdünnen das Seewasser im Salzgarten und machen die Ausscheidung der Salzkrystalle unmöglich, dagegen befördern die Winde die Verdunstung ungemein. Das gewonnene Salz wird in die Sudhäuser gebracht , wieder aufgedöst, und versotten, wobei man du ich verschiedene Zusätze die Reinigung befördert. 9. Industrie. Ackerbau und Industrie gehen meist Hand in Hand, und von dem Zustande des einen kann man so ziemlich auf den Zustand der andern schliessen. Da nun, wie wir gesehen, die Landwirtschaft in Istrien noch auf einer sehr niederen Stufe steht, so kann man schon daraus auf die Mangelhaftigkeit der Industrie schliessen. Fabriken und Manufacturen, Etablissements, welche grosse Capitalien zu ihrem Betriebe erfordern und vielen Menschen Beschäftigung und Erwerb bieten, gibt es in Istrien gar nicht. Die Ursachen, welche hauptsächlich der Entwicklung der Industrie sich entgegensteilen, sind folgende: 1) der Mangel an Wasser; wir haben schon in dem Capitel über die Flüsse gezeigt, wie schlecht bewässert Istrien ist und wie wenig Wasserkräfte industriellen Unternehmungen zu Gebote stehen; 2) der Mangel an Capitalien, eine Folge des undankbaren Bodens, der anhaltenden Missjahre, des Mangels an Grundbüchern etc.; 3) die geringe Productivität des Bodens selbst, welche erst bedeutend gehoben werden müsste; 4) der Mangel an Arbeitskräften, da man selbst dort, wo die Landleute in industriellen Unternehmungen, wie z. B. in den Kohlenbergwerken, ver-/«<)(«». (5 8 - TojpogttpUe. wendet werden, darüber klagt, dass sie; dem Ackerbau entzogen und entfremdet würden. Zu diesen Unzukömmlichkeiten muss mau auch noch den Abgang hinreichender Fachkenntnisse, polytechnischer Ausbildung, den Mangel au Unternehmungsgeist, Geschäftsverbindungen eic. zählen. In der Technik« ja selbst in den einfachsten Handwerken und Gewerben, ist man weit zurück. Die industriellen Verhältnisse in den einzelnen Bezirken sind folgende: Bezirk Capodrstria. In diesem beschrank! sich die Industrie hauptsächlich auf die Salzerzeugung (siehe Salinen), Seidenraupenzucht, Seidenerzeugung, Gerberei, Mühlen auf den Flüssen Dragogna und Risano, etwas Schillhau, Einsalzen der Fische, Färberei, Schmieden, industrielle Arbeitern in künstlichen Blumen, Weberei und Stickerei, welche auch nach Aussen verwerthet werden. Bezirk Pirano. Hier liegt die' Industrie noch sehr im Argen. Die wenigen Gewerbsleute und Handwerker sind meist unerfahren, dagegem aber in ihren Anforderungen überspannt, wesshalb die meisten Erzeugnisse der Industrie aus dem nahen Triesl und überhaupt aus der Fremde bezeigen werden. Ausser einer Essig* und einer erst im Entstehen begriffenen Bittersalz-Fabrik gibt es hier keine grösseren industriellen Etablissements. Ein Haupterwert>BZweig der Stadt-Bevölkerung von Pirano ist die Seesalzerzeiigimg in den gross-artigen Salinen vem Siccioie. Bezirk Buje. Selbst die- gewerbliche Industrie- ist hier beinahe ganz unbekannt und beschränkt sich auf einige Mühlen der einfachsten Art, welche nur einen geringen Tin il des Jahres in Betrieb sind, und einige Oclpresseu, bei welchen Pferdekraft angewendet wird. Bezirk Parenzo. Hier ist elie Industrie gleich Null, und sogar die Landleute wären nicht im Stande, sie'h zu kleiden und zu beschuhen, wenn nicht Handwerker aus Kram kämen, um ihnen das Nöthige zu verfertigen. Die Städter beziehen ihre Kleidung etc. aus Triest. Bezirk Rovigno. Auch in diesem Bezirke hat sich bisher keine gewerbliche Industrie bildein können, weil die Haupteleniente dazu fehlen. linlustri* 88 Bezirk D i g n m ii o. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses Bezirkes isl der AekerbiUi, die gewerbliche Industrie isi ganz unbedeutend. Bezirk Pola. In der Stadl Piola fangt, seit sie der Hauptsilz der k. k. Kriegsmarine geworden ist. die Industrie an, sieh etwas zu hehen. Die grossartigen Arsenal- und Schiffbau-Arbeiten, die Aufführung ansehnlicher Gebäude haben verschiedenartige Künstler und Handwerker herbeigezogen, und es isl zu hoffen, dass dieser Aufschwung ein wachsender sein werde. Das Nähere bei Pola selbst. Bezirk AI bona. Hier beschränkt sich die Industrie auf einige Wassermühlen und Oelpressen. Seit Kurzem sind auch zwei Gefen errichtet worden, um die Steine zu backen, welche zur Erzeugung des hydraulischen Gemeiits erforderlich sind. Bei C'arpano befindet sich ein Steinkohlenbergwerk, welches der k. k. priv. adriatisclien Gesellschaft gehört, eine bedeutende Menge Kohlen liefert und den Bewohnern des Bezirkes Beschäftigung gibt, Bezirk Volosca. Eine eigentliche Industrie besteht auch in diesem Bezirke nicht. Nur die Castuaner könnte man industriell nennen, doch beschränkt, sich ihre Industrie auf Verfertigung von Ilolzwnaren für Schilfe und zum häuslichen Gebräuche, als: Ruder, Ruderstangen, Passdauben, Reife, Pässer und Wassergeschirre. Gegen Ende jedes Sommers und zu Anfang des Herbstes werden diese llolzwaaren auf kleine Fahrzeuge geladen und weit und breit, insbesondere nach Dal-matien und den Quarnerischön Inseln verführt und alldort verkauft. Bezirk C n s I c 1 ii ii o v o. Auch dieser Bezirk steht in Bezug aui' gewerbliche Industrie auf einer sehr liefen Stufe, und mit Ausnahme einiger der gewöhnlichsten Handwerke ist in demselben nichts Erwähuenswerthes zu finden. Bezirk Pinguente. Hier beschränkt sich die industrielle Thätigkcit auf gewisse (lewerbe, wie Kohlenbrennerei, Erzeugung von I lol/gerätbeii und dergl. Ferner müssen wir hier der Ausbeulung der Alaun- und Vitriol-Minen bei Sovignaco erwähnen , welche i inst einigen hundert Arbeitern Beschäftigung gaben und eine reichliche Erwerbsquelle für die Bewohner dieses und der benachbarten Bezirke waren, aber in gänzlichen Verfall geriethen, obwob) sie sehr nachhaltig •St Topographie. sind. Doch nährt man die Hoffnung, dass sie nun, wo sie in den Besitz des Triester Hauses Heinrich Escher übergegangen sind, ihre frühere Bedeutung wiedererlangen werden. Ferner besteht in der Nähe von Pinguente eine Pottaschfabrik, welche Herrn Paul Rigo gehört, die aber nicht von grosser Erheblichkeil ist. Bezirk Mo n tona. Hier ist die gewerbliche Industrie sehr beschränkt und auf die Erzeugung der unentbehrlichsten Bedürfnisse angewiesen. Es bestehen zwei unbedeutende Lederfabriken in Portole und Ilocotole. Bei Montona ist eine Pottaschfabrik; an felsigen Orten des Bezirkes sind 47 Webestühle errichtet, welche Leinwand und Loden erzeugen. Ausserdem gibt es im Bezirke mehrere Mühlen, die bedeutendsten befinden sich längs des Quieto-Flusses und zwar: Qradaz, Comargnach, Stopignach und Gradole. Bezirk Pisino. Die gewerbliche Industrie ist auch hier unbedeutend und beschränkt sich auf den Bedarf des eigenen Bezirkes. Es bestehen in dem Bezirke 64 concessio-oirte und 180 freie Gewerbe, die unter sich Weder Genossenschaften bilden, noch durch irgend einen Verein verbunden sind. 10. Handel. In einem Lande, welches so arm an natürlichen Hilfsquellen ist, wo die Landwirtschaft und der Gewerbfleiss auf einer so niedern Stufe stehen, kann auch der Handel unmöglich blühen. Welcher Austausch von Gütern oder Waaren kann in einem Lande stattfinden, in welchem es keine industrielle Productiou gibt? Der Eigenhandel beschränkt sich in IStrien auf die Ausfuhr von Wein, Baumöl, eingesalzenen Seefischen, Schafwolle, rohen Häuten, Steinkohlen, Bau- und Brennholz, einigen Mineralien und Bausteinen. Der wichtigste Artikel ist das Seesalz, wovon aber der Gewinn meist der Regierung zu Gute kommt. Die Hauptartikel werden nach 'fliest, Venedig und Fiume verschifft, Eingeführt wird: Getreide, Hülsenfrüchte, Vieh, Stocktische, alle Arten von Quin-caillerie-, Spezerei- und Droguerie-Waaren, Glas- und Töpfer-waaren, Steingut, allerlei Mode- und Luxuswaaren. Die meisten dieser Artikel werden von den Städtebewohnern verbraucht, denn die armen Landbewohner haben sehr wenig Bedürfnisse und kleiden sich meist in eigen gewebte Stoffe. Handel. 85 Der Bezirk Capodistria unterhält einen ziemlich lebhaften Handelsverkehr mit Triest, wohin er Salz, Wein, Butter, Käse, Speck, Unschlitt, Wolle, Häufe, Seide und einige industrielle Erzeugnisse ausführt. Der Bezirk Fi r a n o führt Wein, Oel, gesalzene Fische, Häute, Unschlitt, Brenn- und etwas Schiffbauholz aus; dagegen wird eingeführt: Getreide, Mehl, Reis, Hülsenfrüchte, Schlachtvieh, Bauholz, Colonialwaaren und Industrie-Erzeugnisse. Der Bezirk Boje führt Brennholz in bedeutender Quantität nach Venedig und auch nach Triest aus; in guten Jahren auch Oel und Wein, ferner gesalzene Fische. Eingeführt werden Getreide, Colonial- und Manulacturwaaren. Der Bezirk Farenzo exportirt in guten Jahren Wein und etwas Oel, dann Brennholz und Steine. Eingeführt wird beinahe Alles, was über die gewöhnlichsten Lebensbedürfnisse1 geht. Der Bezirk von Rovigon führt ebenfalls Wein, Oel und gesalzene Fische aus; Brenn- und Schiffbauholz wird meist aus dem Innern von istrien bezogen. Eingeführt werden alle Artikel, welche Istrien überhaupt von Aussen bezieht. Der Bezirk von Di gnan o führt Brennholz aus, muh Wein, Oel und Gerste in guten Jahren. Die Einfuhr ist unbedeutend. Der Bezirk Fol a führt Korkholz, Lorbeerblätter und Heu ans. Wichtiger ist der Export der glasachatigen Erde, welche in den Umgebungen von Pola gefunden wird, ein kostbarer Artikel für die Glaserzeugung, der in den Fabriken von Venedig und Murano Absatz iindet. Die Ausfuhr dieses Materials beträgt jährlich 1,500,000 Pfund, gibt, aber wegen der Concurrenz von Lissa und des Friauliscben nur wenig Gewinn. Auch hat die Ausfuhr an Kalksteinen in der letzten Zeit zugenommen. Die Einfuhr von allerhand Artikeln ist jetzt in Folge der starken Garnison, zunehmenden Bevölkerung und der grossartigen Unternehmungen eine ziemlich bedeutende. Der Bezirk Alb Oda führt Brenn* und Bauholz, in guten Jahren auch Wein aus; eingeführt werden Ci-realien, da die Erzeugung für den Bedarf nicht hinreicht, und alle Artikel, die über die einfachsten Lebensbedürfnisse hinausgehen. Der Bezirk Volosca exportirt einige landwirtschaftliche Produe'te, wie z. B. Lammer, Käse etc. nach Emme; die Hauptausfuhr besteht jedoch in allerhand Holzwaaren. 86 Topographie. Der Bezirk Cas te 1 n u o v o hat ausser Holzkohlen beinahe gar nichts auszuführen. Der Bezirk Pinguenle exportirt Holzkohlen, Holz« waaren, Bau- und Brennholz und die Erzeugnisse geiner Alaun- und Vitriol-Minen und seiner Botlaschfahrik. Bezirk Montona. Die Ausfuhr dieses Bezirkes beschränkt sich in guten Jahren auf Wein, dann auf Bau- und Brennholz, eine geringe Quantität Cocons und roher Seide. Der Bezirk von ^Pi sin o hat ausser den Erzeugnissen seiner Seideneultur beinahe gar nichts auszuführen. Es ist. bereits erwähnt worden, dass in der Hauptstadt Pisino bereits ein ziemlich bedeutender Seidenmarkt eröffnet worden ist, 11. Schiffahrt. Die Schiffahrt könnte ein wichtiger Erwerbszweig der istrianisehen Küst(inbevölkerung sein; doch kann sie nichts weniger als schwunghaft genannt werden. Die Ersuche liegt im Mangel an Capitalien, ernstlichem Wollen und den nöthigen Kenntnissen, dann an der Verbreitung der Dampfschiffahrt. Eine Ausnahme davon bildet die Insel Lussin, welche allein eine grössere Zahl Hochseeschiffe besitzt, als ganz Dalmatien. Man unterscheidet, drei Abt heilungen der Schiffahrt: 1) die kleine Küstenfahrt (piocoh Gabotaggio) \ 2) die grosse Küstenfahrt (grande Cabotaggio) und 3) die I locbseefahrt (navigazione a corxo lungo). Die Patente für die Iloehsee.fahrt ertheilt das Marine-Ministerium auf eine bestimmte Anzahl Jahre gegen Entrichtung einer Taxe. Ausser dem Patente oder Schiffspass muss der Schiller auch mit einem Gesundheitsdociimciile (fede scwfcariß, patente netta) versehen sein, worin bestätigt wird, dass keine anstek-kende Krankheit in dem Orte herrscht, von welchem er kommt, und dass seine Mannschaft und seine Passagiere zur Zeit der Absegelung vollkommen gesund gewesen sind. Unter einem Hochseesclülf versieht man ein Schiff, welches für lange überseeische Reisen eingerichtet ist, daher fester und stärker gebaut sein muss, als die Küstenschiffe. Darunter gehören die Nave, Polaca, Brigg, Brigantinen und Ooeletten, Ihre Befehlshaber heissen Capitänc. Siliirt'nlirt 87 Die Küstenschiffe haben eine verschiedene, leichtere Bauart iiiitl geringere (1 rosse. Darunter gehören die Pieleghi, Trahaeeoli. Brazzere n. a. m. J hin Führer werden nicht Ca-pitäne, sondern Padroni di Baren genannt (Schiffspatron). In jedem Schiffspass muss auch der Tonnengehalt oder die Tragfähigkeit (Tonnelaygio, fttrazzatura) angegeben sein, weil nach den! Tonnengehalte die Taxe der verschiedeneu Gebühren entrichtet winden muss. Um den Tonnengehalt zu bestimmen, wird die grüsste Länge, »Iii grösste Breite und die grösste Tiefe gemessen, die gefundenen drei Grössen mit einander mulliplieirt und das Froducf mit 04 dividirl ; der (Quotient gibt den Tonnengehalt. fn Bezug auf den Raum kommt es auf die Waare selbst an, man wird z. B. nie so viel Baumwolle oder Hanf auf ein Schilf laden können, als dasselbe tragen kann, wenn auch die Ballen noch so fest, ge-presst sind, Ist das Schiff mit Fässern beladen, so bleiben natürlich viele leere Zwischenräume. Die meisten österreichischen I lochseejährer beschulen das Mittelländische und das Schwarze Meer; manche segeln auch über die Meerenge von Gibraltar hinaus nach Portugal und England, wenige jedoch über den Atlantischen Ocean, Beispiele von Kauffahrern, welche Reisen nach Ostindien und Australien unternehmen, sind leider mich selten, (loch ist zu helfen, dass, nachdem der Capi tau Visiii durch 8 Jahre jene entlegenen Meere befahren und als reicher Manu zurückgekehrt ist. die Unternehmungslust iu dieser Hinsicht eine grössere werden wird. Die Istrianer, d. h. die Küstetibewoluier IStrienS, sind ausgezeichnete, muthige, geschickte und solide Seeleute. Sie sind reinlicher, zuverlässiger und gesitteter, als die Dalmatiner. Sie haben mehr Ruhe in Gefahren und mehr Ehrgeiz, die meisten Unterofficiere der k. k. Kriegsmarine sind Istrianer. Die Piloten von Rovigno gemessen von jeher des besten Rufes. Im Jahre 18(12 betrug die Gesainnitznhl der österreichischen Schilfe 9001, mit einem Tonncngehnlle von 309,562 und 32,142 Matrosen. Euter diesen Schilfen waren ,V \ Hochseeschiffe mit 205,530 Tonnengehalt und 5861 Matrosen'; 187 grosse Küstenfahrzeuge für lange Strecken mit. 27,458 Tonnengehalt und 12lHi Matrosen; 162 grosse Küstenfahrzeuge mit 961)0 Tonnengehalt und 823 Matrosen; kleine Küstenfahrzeuge 88 TopoKruphie. für das ganze adriatisehe Meer 1718 mit 41,600 Tonnengehalt und 5981 Matrosen; kleine Küstenfahrzeuge für einzelne Strecken 048 mit 3592 Tonnengehalt und 1375 Matrosen. Fischerbarken 2480 mit 10,289 Tonnengehalt und 8252 Matrosen. Numeiirte Harken und Lichterschiffe 3278 mit 11,385 Tonnengehalt und 8194 Matrosen. Ausserdem besitzt die österreichische Handelsmarine 59 Dampfschiffe (der Dampfschiffahrts-Oesellschäft des Oesterreichischen Lloyd) mit 21,368 Tonnengehalt, 1691 Matrosen und 11,570 Pferdekraft. * Schiffsbauwerften gibt es in Istrien viele und zwar: zwei bei Muggia, dann in Capodistria, Pirano, Parenzo, Ro-vigno, Pola, Lo vrana, Ika, Volosca, in Lussin grande und Lussin piccolo und Cherso. Von den grösseren Schiffen der österreichischen Handelsmarine sind über 150 auf den Werften Istriens gebaut worden. Doch bat auch diese Industrie abgenommen und im Jahre 1861 wurden nur zwei Schiffe gebaut, und zwar eines in Lussin piccolo und eines in Volosca. Muggia hat eine Aerarial-Schiffswerfte, die jetzt nicht benützt wird, und zwei Privatwerften, von denen eine dem Schiffbauer Tonello, die andere dem Stabilimento tecnico von Triest gehört. Die letztere ist die bedeutendste, sie hat über 12,000 Klafter Flächenraum und beschäftigt gegen 800 Menschen. Es werden auf derselben die grössten Kriegs- und Handelsschiffe gebaut. Capodistria hat vier grössere Schiffswerften, auf denen auch ansehnlichere Schiffe gebaut werden, und zwei kleinere. Die Schiffe von Capodistria selbst befahren jedoch nur kurze Strecken, nach Triest, Venedig und an die römische Küste. Pirano hat nur eine unbedeutende Werfte. Eigentliche Rhederei wird hier nicht betrieben. Diese Industrie beschränkt sich auf den Bau und die Ausbesserung von kleinen Fahrzeugen, Fischerbarken und Booten. Die Schiffahrt wird nur mit kleinen Küstenfahrzeugen betrieben und hauptsächlich zwischen Triest, Venedig, Pola und Fiurne. Kauffahrteischiffe grösserer Fahrt gibt es hier nicht. Bi hiH»hrt. 89 Im Bezirk Buje treiben die Küstenstädte Umago und Cittanova Küstenschiffahrt nach und von Triest mit Waaren-belörderung, nach Pola mit Schiffbauholz, nach Venedig mit Holz-, Oel- und Weintransporten. Parenzo lial nur eine kleine Werfte zur Ausbesserung geringer Fahrzeuge. Die Schiffahrt ist auf 13 Küstenfahrzeuge beschränkt, welche die den Bezirken von Parenzo, Montona und Pisino nöthigen Artikel zuführen. Rovigno hat eine grössere Werfte und sehr geschickte Schiffbauer In günstigen Jahren werden hier viele Fahrzeuge, auch grosse Küstenfahrer gebaut. Die Rovignesen sind auch vorzügliche Matrosen, und man findet unter ihnen die besten Piloten, besonders nach Venedig und den Po-Mündungen. Der ganze Kusteiihandel mit den dalmatinischen Häfen, Triest, Venedig und den Po-Mündungen befand sich einst grösstentheils in den Händen der Rovignesen. Allein sowohl die Rhederei, wie auch die Schiffahrt liegen gegenwärtig fast gänzlich darnieder, theils in Folge der allgemeinen Calamität, theils in Folge der Ausdehnung der Dampfschiffahrt. Di g nano. Dieser Bezirk hat nur einen einzigen, und zwar einen Naturhafen am Quarnero. Auch beschäftigt sich die Bevölkerung weder mit Rhederei, noch mit Schiffahrt. Pola ist zwar der Hauptsitz der Kriegsmarine und ihrer Etablissements, allein die Handelsmarine ist hier nur unbedeutend. Sie beschränkt sich auf einige kleine Küstenfahrzeuge. Der Bezirk Albona hat zwar einige gute Häfen (Rabacz, Fianona, Porto lungo, Sta. Marina, S. Giovanni in Besca, Val di Toni), doch hat weder die Rhederei noch die Schiffahrt hier eine besondere Entwicklung erreicht, und obwohl die Küstenbewohner tüchtige Seeleute sind, so ist ihre Thätigkeit doch auf die kleine Küstenschiffahrt beschränkt, Im Hafen von Fianona befinden sich etwa ein Dutzend Trabakeln, Pieleghi u. dergl., welche zu Fahrten nach Fiume, Venedig und Triest, verwendet, werden, meist um Brennholz dahin zu führen, wogegen sie Getreide und andere Waaren heimbringen. Der Bezirk Volosca hat Schiffswerften in Volosca, Ika und Lovrana, auf denen auch grössere Schiffe gebaut werden. Das dazu nöthige Holz liefert grösstentheils der Bezirk selbst. Die Eichen dieser Gegend, deren Mangel aber leider von Tag zu Tage fühlbarer wird, sind sehr dauerhaft und für 90 I'.. 1.f-l iti |> h i. den Schiffbau anerkannt von bester Qualität. Was die Rheders betrifft, so besitzt dieser Bezirk I 1 Schiffe länger Fahrt mit einer (:iesarninttragfähigkeit von ungefähr 4000 Tonnen und gegen 70 kleinere Küstenfahrzeuge mit beiläufig 2I0O Tonnen. Mit der Schiffahrt beschäftigen sich meist nur die Kästenbewohner von Volosca, Lovrana. Veprinaz, Mosehenizza und Bcrsez. Die innern Bezirke Istriens sind an der Schiffahrt Wenig oder gar nicht botheiligt, In Mo n ton a z. 15. beschränkt sich die Schiffahrt auf einige Privatboote, Welche das Holz auf dem Qnietoflasse bis zum Halen Torre im Porto Quieto führen. Die Plagge, welche die ist riunisedieu Schiffe fähren, ist die der österreichischen Marine überhaupt, nämlich die Nationalflagge von Roth und Weiss. Bei feierlichen Anlässen ziehen die grosseren Schiffe eine grosse rot he Flagge auf, welche in der Mille einen breiten weissen Querstreifen hat. in welchem das österreichische Wappenschild mit der Krone über demselben eingesetzt ist. Die Dampfschiffe des Oesterreichischen Lloyd haben das Vorrecht, wie die k. k. Kriegsschiffe, auf der Spitze des Hauptmastes die sogenannte Fiammola, einen langen, bandartigen, dunkelblauen Wimpel zu führen. Besondere Verdienste der I landelscapitäne im Kriege oder Frieden werden durch Verleihung von Ehrenflaggen belohnt. Im ersteren Falle ist die Ehremllagge roth, im letzte reu weiss, beide sind in der Mitte mit dem kaiserliehen Doppeladler verziert Bisher haben sich zwei österreichische Ca pitane diese Ehrenflaggen erworben. Capitän Visin aus Per-zagno, der mit seiner Brigg Spletfdido acht .Jahre lang die Welt umsegelte und an mehreren Orten zum ersten Male die österreichische Flagge zeigte, ist Besitzer der weissen Ehrenflagge. Die rothe Khrenflagge erhielt Capitän Anton Cölestin I\anrieh aus Lussin piecolo, der mit seiner Brigg Eolo während des Krieges 1859 von den Franzosen gekapert wurde, allein die französische Wache; am Bord bewältigte und das so gerettete Schiff mit dem Getangenen in einen dalmatinischen Hafen führte. 12. Die Fischerei. Die Fischerei könnte eün sehr wichtiger Industriezweig für Isfrien sein und eleu Be;wohnern nicht nur eine gesundem Nahrung verschaffen* sondern auch ein hedeulender Erwerbs-und Handelszweig werden. Allein auch diese Beschäftigung laset hier noch Vieles zu wünschen übrig, und die Regierung hat ihr daher auch in neuester Zeit eine grössere Aufmerksamkeit zugewendet. Fischerei im grösseren Maassstahe wird eigentlich nur an folgenden Küstenstrecken getrieben : im Val di Muggiu, in der Valle di Stagnon bei Capodistriu, bei Pirano, Cillanova, Parenzo, Rovigno, Pola und Volosca. Sonst wird, besonders an der ganzen Ostküste von Istrien, nirgends Fischerei im strengereu Sinne des Wortes getrieben. Das Marine-Ministerium hat die Ausarbeitung eines neuen Gesetzes für die Seefischerei in die Hand genommen und zu diesem Zwecke zu Anfang dieses .Jahres einen Fachmann nach Frankreich gesandt, um diesen Gegenstand in den dortigen Einrichtungen zu sludiren und zugleich die an den französischen Küsten mit so vielem Erfolge angewendeten Methoden und Anstalten für die künstliche fisch- und Austernztichl praktisch kennen zu lernen. Nach der Rückkehr dieses Fachmannes sollen alsbald unter der direclen Leitung desselben an mehreren der geeignetsten Puncto unserer Küsten, folglich auch an der istrischen, Anlagen für die künstliche Fisch- und Austernzucht gemacht werden, deren Hauptzweck der ist, auf die Küsten-bewohuer anregend und belehrend zu wirken, und hierdurch die Hebung und den rationellen Betrieh dieser Iuduslrie zu fördern. Und die Industrie muss sieh dieses Zweiges der Volkswirtschaft bemächtigen, wenn er gedeihen soll. Die Lust an dem mühsamen und gefahrlichen Handwerk hatte ohnehin in der letzten Zeit, ungeachtet der Hungerjnhre, abgenommen. In einigen Gegenden herrscht sogar das Sprichwort: „der Fisch ist, nackt, und der Fischer auch", womit, man andeutet, dass dieses Geschäft seinen Mann weder nährt noch kleidet. Wie gross auch die Noth im Jähre 1861 war, so Hessen sich z. B, die Bewohne]1 von Isola, die sich früher meist nur mit dem Weinbau beschäftigten, nicht bewegen, sich auf die Fischerei zu verlegen, die schon wegen der Nähe Triests ziemlich einträglich geworden wäre. Je grösser die Zahl der Eisenbahnen wird, die das Innere der Monarchie mit den Küsten verbinden, desto ausgedehnter znuss auch der Absatz der Seeproduetc werden. Durch die Anlagen an der 92 TopoRmphie. Küste wird aber das Mühsame und Gefährliche der Beschäftigung beinahe auf Null reducirt. Das adriatische Meer ist der Aufenthalt vieler Gattungen Seefische und Seethiere. Diese lassen sieh wie folgt eintheilen: Fische. A. Unregelmässige. I. Ordnung: llnuptflosser. a) Knorpelfisch e. Rochen — Boja. Haie — Squalus. Störe — Acipeiises. b) W e i t m ä u 1 e r. Froschfische — Lophius. Sternseher — Uranoscopu*. Queisen — Trachinns. c) E n g in ä u 1 e r. Nadelfische — Synynathus. Schnepfenfische — Centriscus. Fanpein, Deckfische — Stro- mateus. II. Ordnung: StummclHosser. d) Langfisch e. Aale — Mučena. Schlangenfische — <)phidium. Bandfische — Cepola. Sensenfische — Eeyalecus. e) Wal zen fi sehe, Quappen. Schleimfische — Blennius. Trüsche — Gadus. Bauchschild — Lepadogaster. Sehollen — Pleuronectes. f) G run d ein. Meergrundeln — Gobius. Spinnenfische ('allionymus, Knurrhäsen, Seehäsen — Trigla. Drachenköpfe — Scorpwna. B. Regelmässige. III. Ordnung: Ilm st Hasser. g) S c h m a l k ö p f e. Lootsenlische — Nanerates. Lichien —• Lichia. Thun — Scomber. Schwertfische — Xiphias. Sonnenfische — Zeus. Spiegelfische - - Zeus. b) G 1 a 11 köpf e. Bramen, Seebrassen — Brama. Lippfische — Lobrus. Schnautzenbrassen — Mama. Picarel — Smaris, Brassen — Sporus. i) R a u h k ö p f e. Schattenfische — Šcicena. Sägebärsche — Serranus. Wolfsbärsche — Labrax. IV. Ordnung: Rauehflosscr. k) Rundmäuler. Meeräschen — Mugil. Meerbarben — Mut Ins. Karpfen — Cyprinns. Lebias Leinas. 1) F 1 a c h m ä u 1 e r. m) S c h m a 1 m ä u 1 e r. Aehrenfische — Alherina. Anchovi — Engraulit. Bäringe — Clupea. Fiederfische — Exocoetus. I''i«(-hfr<'i. 98 n) Lan gm h ii J er. Alles Weib —- Labrus Ber- Sctmeffel — Betone. gytta, Hecht — Ehox. Vielsäge — Polyprion cernium. Essbare niedere Seothiere. Krebse — Crustacea. Muscheln. Weichthiere — Mollusca. Seeigel —- Echini. Tintenfische, Sprutten. Polypen — Polypi. Schnecken. Unsere Aufgabe kann es hier nicht sein, eine vollständige Ichthyologie dieser verschiedenen Fischgattungen zu geben. Wir müssen uns darauf beschränken, jene Gattungen Fische hier anzuführen, welche in den Gewässern Istriens in grösserer Menge getischt und als Nahrungsmittel der Bevölkerung oder als Handelsartikel einen gewissen Werth haben. in der Valle d i Muggia Werden gelischt: a) in jeder Jahreszeit: Cievoli (oder Volpina) — gemeine Meeräsche; Bran-zini — gemeine Wolfsbarsche; Guatti — blaue und blutrothe Meergrundeln ; b) in den Sommermonaten : Sardellen, Sardoni — gemeine Anchoven; Stjombri — gemeine Makrelen; Meno le — Laxirfische. Bei Cap odi Stria und Pirano werden dieselben Gattungen gefischt. Zwischen Pirano und Salvore ebenfalls, nur kommen die Menole (Laxirfische) häufiger vor und es werden hier auch viele Muscheln und zwar Archen (mussoli) gefischt, in offener See auch Sfoglie oder Sagliole — Zungenschollen. Zwischen Umago und Daila dieselben Gattungen, aber weniger Sardoni — Anchoven; dann Urade — gemeine Goldbrassen; Barboni — rothe Meerbarben oder Rothbärte. Bei Cittanova und in der Mündung des Quieto-flusses wird starke Fischerei getrieben und zwar auf Cievoli, Branzini, Scombri, Sardellen, Grade, Barboni und Riboni — rothe Goldbrassen. Bei Parenzo: Cievoli, Branzini, Grade, Riboni, Barboni, Sardellen, dann Granzi — gemeine Seekrebse. Im Canal von Lerne findet auch starke Fischerei statt, besonders auf Cievoli und Branzini, weil diese Fische sich gern in mit Süsswasser vermischtem Meerwasser aufhalten. 94 TOKr«plii|iu{trii|iliiitn ttilrinTiKflu: Miti-. 103 schlammig und es ist, nur ein kleiner Kaum, wo Linienschiffe ankern konneu, wenn die Bora blaßt, In der Tiefe der Bucht können nur leichtere Schiffe vor Anker gehen. An der Spitze des Monte Mogorone liegt, das Kloster S. Bernardino. Auf der entgegengesetzten Landspitze des Caps von Salvore (Punta Bassania genannt) steht der Leuchtthurm, 1817 erbaut; das Gaslicht desselben erhebt sich 106 Wiener Fuss über den Meeresspiegel und ist bei heiterem Welter in einer Entfernung von 13 Seemeilen sichtbar. Die nächste grössere Bucht ist der Porto Dada in der Nahe der Stadt Cittanova. Bevor man zu derselben gelangt, verflacht sich die Küste so stark, dass man von der See aus bei heiterem Wetter den Monte Maggiore, der an der Ostseite der Lasel Liegt, recht gut. sehen kann. An der Bucht liegt das Castell oder die kleine Ortschaft Daila, die nur ans einigen Häusern besteht. Hinter Gittanova gelangt man zum Porto Q'iielo, welchen der AusHuss des Quielo-Flusses bildet. Die Mündung dieser Bucht liegt zwischen der Stadt Cittanova und der Punta del Deute (des Zahnes, weil diese Spitze einem Zahne gleicht). Sie ist eine italienische Meile breit, ihre Tiefe betrügt zwei Medien. Sie ist gegen die Bora, geschützt und selbst Linienschiffe können hier ankern. Von hier wird Brenn* holz, Wein und Oed ausgeführt.. Zwischen der Punta, Bernazza und der kleineu Bucht von Toni: im Innern dieses Busens befindet sich eine ergiebige Quelle, wedeln' selbst eine ganze Flotte mit Wasser versehen kann. Die nächste Stadt, Parenzo, hat. einen guten Hafen, aber nur für Schiffe, welche nicht mehr als 15 Fuss tauchen. Hier findet man gute Piloten, besonders für Fahrten nach Venedig, eine Werfte» für Küstenfahrzeuge und einige Cisternen. Die Stadt treibt Exporthandel mit Holz, Wein und gesalzenen Fischen. Hier fangen die Inseln und Scoglien an. Der grösste ist, der Scoglio S. Xholo, mit einem alten Thurme, welcher früher als Leuchlthurm verwendet wurde. Der nächste: Hafen ist der von Orsera, er fasst gegen 40 Küstenfahrzeuge und wird von der gleichnamigen Ortschaft beherrscht. Nicht, weit davon gelaugt man zum Canal von Lemo, dessen Tiefe sechs italienische Meilen beträgt. Er ist, von bewaldeten Hohem eingeschlossen, die beim Hafen selbst so steil sind, dass man sie nur an wenigen Stellen mit Müh" erklettern kann. An der Mündung ist der Canal % Meilen breit, verengt 104 TopoprHphii sich über immer mehr. In der 'Fiele desselben liegt der Ort Lrmo. Hier wird viel Brennholz für Triest und Venedig eingeschifft. Der nächste Hafen ist die Bucht Val
  • Meilen im Cmfang, in dessen Mitte, ebenfalls eine Insel: Scoglio degli Olivi, liegt, Eine nähere Beschreibung des Hafens werden wir in dem Capitel von Fola geben. Iiier sei nur erwähnt, dass Pola Wein, Oel und Brennholz ausführt und zwei ergiebige Quellen hat: eine an der Strasse zum Amphitheater, die andere in der Entfernung von einer italienischen Meile gegen Südost. Ausserhalb des Canals von Pola und des Gap Brancorso ist die Küste beinahe ganz imcultivirt und verflacht sich gegen die Landspitze von Promontorium, Diese Landspitze, von den Römern Polaticum Promontorium genannt, beginnt zwischen dem Porto del Qlmo grande und der Chiusa, einem Busen des Golfes von Medolino, auf der andern Seite der Landspitze. 106 Topnjriapliir. Die Länge dieser Landspitze betrügt vier italienis(die Meilen, ihre Wurzel, so zu sagen, ist der Berg Gradiiia, an dessen! Kusse die Ortschaft Promontore liegt. In einer geringen Entfernung von drei Meilen weiter liegt der Porto
  • s Sees Vrana und der Cis oder Syss, im oberen Theile der Insel, sieben Medien vem der nördlichen Spitze Jablanaz entfernt. Das Meer ist beinahe überall ziemlich tief und mit Ausnahme einiger Untiefen und weniger Klippen frei von Hindernissen. Auch ist der we-stliche Theil der Insel in je-der Hinsicht der bessere; hier gibt e-s einige sichere Ankerplätze; und Häfen, einige Dörfer und die; beiden kleinen Städte; Cherso und OserO. An der nordwestlichen Seite- der Iiised bildet die Landspitze-Pernata, die ansehnlichste der Insel (sieben Meilen von der Punta Nera von Istrien entfernt) mit der Punta S. Biagio einen lief in's Land eindringenden, sehr gekrümmten Busen, in welchem die Bucht, der Hafen und die; Stadt Cherso liegt. Die gre>ssen Schiffe- müssen 300 Fuss entfernt von der Ostküste ankern, die kleinen in den vielen kleinen Häfen des Ufers, oder an der Mündung des Büchleins S. Tomaso, das sich in diese-Bucht, ergiesst. Ueberhaupt niuss man beim Ankern grosse Vorsicht gegen die Bora anwenden, die hier in sehr heftigen Stössen bläst. Die Ufer um die Bucht herum sind bebaut, Tie\ (tuli voli Quornun. 113 im südlichen Theile entspringen einige Quellen. Der Hafen von Cherso fasst eine bedeutende Zahl Küstenfahrer und auch einige Fregatten. Hie kleinen Schiffe linden in einer Darsena Aufnahme, welche in die Stadt seihst einschneidet, und deren Einfahrt von zwei Moli geschützt wird. Hie Umgebungen des Iiidens sind anmulhig, gut cultivirt und am südöstlichen Hafenende befindet sich eine Quelle. Der grösste Theil des Handelsverkehrs der Insel findet in Cherso statt. Die obere Küstenstrecke der Insel bietet, nichts Bemer-kenswerthes bis Porto Farasina, und selbst dieser Hafen und jener von Ilagnu, an der Nordspitze der Insel, sind kleiner und dienen nur den kleinem Fahrzeugen, die von den südlichen Winden im Canal überrascht werden, als Zufluchtsort. Am Halen von Farisina ist eine Streck«; bebauten Bodens und ein Kloster mit einer Süsswasserador. Porto Bagiio ist eine kleine Meile von der Punta Jablanaz, der äussersten Spitze der Insel, entfernt und ganz öde. Von dieser Spitze wendet sich die Küste in einer bedeutenden Krümmung gegen Südost bis zur Punta Ghiviua; hierauf läuft sie in einer coneaven Einbiegung bis zum Porto Smergo. Der Canal, der von dieser Küstenstrecke und der gegenüberliegenden der Insel Veglia gebildet wird, heisst Canal di Mezzo (Mitte). Jenseits des Porto SmergO springt die Punta Lukovo hervor, und dieser gegenüber liegt im Meer das Felsen eijand Plaunich. welches 3 f/u Meilen lang und eine Meile breit ist, es ist. nicht bevölkert und beinahe ganz mit Gras bedeckt. Dieser Theil des Canals, zwischen der Insel Cherso und dem Scoglio Plaunich, heisst Canale della t'orsia und ist nur 500 Schrille breil. Der ganze südliche Theil der Insel heisst Punta Croce, obwohl er ungleich ist, viele Krümmungen und aoeb andere Landspilzen hat; die südlichste Spitze heisst Punta seeea. Die. Punta Croce ragt zwischen zwei Häfen in's Meer hervor, dem Porto Baldarin und dem Porto S. Andrea. Der letztere ist eine Meile lang und man sieht an demselben einige Häuser zwischen bebauten (! runden. liier fängt der Canal di Punta Croce an, gebildet von der Südwestseite der Insel Cherso und der Insel Lussin. Die Breite desselben zwischen der Punta secca (von Cherso) und dem nächsten Puncte der Insel Lussin beträgt 3'4 Meilen, seine Länge von der Punta secca bis zur Stadt Osern sieben Meilen. Hier sind beide Inseln durch eine Brücke verbunden, und diese schmale Strecke, Cavanella genannt, ist nur zwölf Schritte breit und kann nur von den kleinsten Fahrzeugen passirt werden aber auch nur wenn die Strömung, nicht sehr Stark ist. Von der Stadt Ossero an bis zum äussersten Puncte der Insel Lussin — Punta d' Oäsern — heisst der Canal: Canale d'Ossero. Der Punta d' Ossero gegenüber, an der Küste der Insel Cherso, liegt der Porto Camisa, ein guter Ankerplatz für jede Gattung Schiffe bei jedem Winde. Man behauptet, in urältesten Zeiten habe in der Gegend des Cavanella d'Ossero eine kleine Landenge bestanden, welche die Inseln Cherso und Lussin verband, so dass diese nur eine Insel bildeten, welche Absyrtis hiess. Später sei dieser Isthmus durchschnitten worden und beide Inseln hätten den Ursprung liehen Namen beibehalten. In der Folge1 aber wurde die Ins* 1 Cherso, um sie von der andern zu unterscheiden, Absorus und auch Auxerum genannt, zuletzt erhielt sie den Namen Lossini. Ihre Länge von einer Extremität bis zur andern beträgt 16 Meilen, etwas weniger als die. Hälfte der Länge der Insel Cherso. Man kann sagen, die Insel Lussin bestehe aus drei Körpern, die mittels zweier langen und dünnen Hälse verbunden sind. Der nördliche Theil ist rauh, mit Wald und Gebüschen bedeckt, mitunter auch kahl, und es sind keine menschlichen Wohnorte da, ausser den zerstreuten Häusern, aus denen das Dorf Ne-resine besteht, welches am Fusse des Berges Ossero liegt. Der mittlere Körper erstreckt sich, einem Vorgebirge gleich, gegen Südwest. Der südliehe Körper ist in jeder Hinsicht der wichtigste Theil der Insel, hier liegen auch die beiden Städte Lussin, das kleine, Lussin piecolo, an der Westküste; das grosse, Lussin grandi, an der Ostküste; beide mit Häfen, betriebsam, mit Werften und Allem versehen, was zum Bau und zur Ausbesserung der grossen Schilfe erforderlich ist. In der Mitte dieses Theiles der Insel erhebt, sich der Calvarien-Berg, ein emporragender, anmuthiger Hügel, auf dessen Spitze eine kleine Kirche steht. Die steilen Abhänge und Umgebungen dieses Hügels sind mit Weinbergen bedeckt, die durch horizontale, terrassenförmig übereinander gebaute Mauern gestützt werden müssen. Die Insel kann, im Ganzen genommen, als die best-eultivirte und bevölkertete des Quarnero gelten, obwohl sie auch an manchen Sleilen rauh und uubewohnl ist. Dem Mangel an Quellen helfen Brunnen und Cislernen ab. Mit Ausnahme einiger Stellen ist das Meer in ihren Umgebungen überall tief, die Ufer der Insel sind hoch, steil und beschreiben sehr unregelmiissige Krümmungen. Die Punta bianca, welche vom mittleren Körper gegen Südwesten in's Meer her Vorspringt, bildet zwei grosse Busen, welche mehrere kleinere enthalten. Ferner bildet die Insel längs dem Cunal di PUnta Croce, von der Cavanella d'Ossero an bis zu ihrer äussersten Spitze, einen weiten, bogenförmigen Busen, welcher ebenfalls viele kleinere enthält, die theils von keinem Nutzen für die Seefahrer sind, theils denselben mehr oder weniger sichere Zufluchtsorte bieten. Die Stadt Lussin grande bat zwei Buchten, eine auf der Nordwest-Seite, die andere auf der Ostseite. Die erste heisst Porto di Lussin grande und fasst Brigantinen. Zwischen den ersten Häusern der Stadt befindet sich eine Darsena, wo die Sehiffe sicher liegen. Die andere; Bucht, Valle dei Magazzini genannt, ist nur leichten Schiften zugänglich. Vier Meilen gegen West-Süd-West vom Lande liegen die Scogli Palazzunli, zwei Meilen West-Nord-West die drei Scogli Oriuli, die durch Untiefen verbunden sind. Der erste dieser Scogli Oriuli ist ganz mit Gras, der zweite theilweise mit Reben bedeckt, der dritte ist ganz unbedeutend. Eine halbe Meile vom äussersten Ende der Insel liegt der kleinere der beiden Scoglien von S. Pietro di Nembo, und zwischen diesem und der Insel selbst liegt der Scoglio Cos i ach. Der Scoglio S. Pietro di Nembo minore (kleinere) ist nirgends breiter als vierhundert Schritt, hat aber 1 '/4 Meilen Länge. Er ist ganz mit Gebüschen bedeckt und an seiner westlichen Spitze liegt die Kirche S. Pietro, von welcher er den Namen hat, und eine Quelle. Die Ufer dieses Eilandes sind steil. Gegen Südwest, in einer geringen Entfernung von diesem, liegt der Scoglio S. Pietro di Nembo maggiore. Er hat sechs Meilen im Umfange und ist ebenfalls mit Buschwald bedeckt, mit Ausnahme kleiner cultivirter Stellen. Er heisst auch Scoglio Asinello. An seiner nördlichen .Küste liegen l'o|io(;r«|)liir. die Häuser des Dorfes S, Pietro. Dieser Seoglio hat nicht nur steile, sondern auch selir gekrümmte Ufer, An der Nordost-Seite desselben ist der Hafen S. Pietro di Nembo, ein sicherer Zufluchtsort für Brigantinen bei jedem Winde, und bildet einen Canal von 150 Schritt Breite an der schmälsten Stelle; seine Länge beträgt. 1'/4 Meilen. Gegen.Südost liegen die Ruinen eines Schlosses. Gegenüber diesem befindet sich die Kirche S. Pietro di Nembo. Fährt man die Westseite der Insel Lussin hinauf, so Andel man an derselben den Porto Cigale, erkenntlich an einer Kapelle auf dessen südlicher Landspitze, und gelangt bald darauf zur Bucht von dem Hafen von Lussin piecolo, die an der schmälsten Siedle der Insel liegt und drei Meilen lang ist. Zwei Landzungen und der Seoglio Colluraza, der in der Mitte liegt, bilden diesen Hafen, Dieser hat daher eigentlich zwei Mündungen, eine in Nordwest, die andere in Südost , aber letztere ist wegen einer Felsenbank, die sie versperrt, unzugänglich und heisst auch Bocca falsa (die falsche Mündung). Die andere ist die eigentliche Mündung des Hafens. Ausserdem bildet die Punta Torenza mit der Punta, bianca die schöne Bai Artatore, deren Mündung '/B Meile breit ist und in welche grosse Schiffe einlaufen können. Die Mündung des eigentlichen Hafens ist frei, aber sehr schmal, nur zwei Kabel breit, daher das Einlaufen grösserer Schiffe nur bei sehr massigen Winden möglich ist, Im übrigen Theile dieser Bucht, welche auch Valle d1 Augusto heisst, können überall Schilfe ankern, wenn nicht widrige Winde wehen. Die kleinen Hügel, welche den Hafen umgeben, sind aumuthig, nicht hoch und mit Gelbäumen und Reben bedeckt. Man findet hier Lebensmittel und Alles, was ein »Schilf brauchen kann, im entgegengesetzten Theile der Bucht sind ergiebige Wasserquellen; sie ist überhaupt einer der geräumigsten und sichersten Häfen des adriatischen Meeres jenseits der Landspilze von Pronionfore. Im oberen Theile der Iiised, jenseits der Punta bianca, ist noch der Porto Lovo oder die- Valle Lischi zu erwähnen; er ist 300 Sehritt lang und IGO Schritt breit, wird aber von den Nordwinden beherrsedit. Im Westen der Insel Lussin ist elie Insel l 'nie, die westlichste des Quarnero. sie» ist sechs Meilen lang und 1 l/t Meilen breit. Die nördlichste Spitze-. Punta SOttile, ist drei i Ii I (Ii,ii vrni tj mirim ■', 117 Meilen von der funta Osse-ra (Lussin) entfernt ; die .südlichste, Punta grossa, 4 '/„ Meilen von der Punta hianca (Lussin). Diese Insel besteht aus einer Keila- mehr oder weniger hoher Hügel, dir hin und wieder mit (5 est rauchen oder Gras bedeckt sind. Im Allgemeinen sind die Ufer eher niedrig als hoch, die. Spitzet] der Hügel laufen unter dem Wasser fort, dabeiist die Insel mit Untiefen und Klippen umgeben. Die Punta Poglie, 2'/,, Meilen von der Punta grossa entfernt, ist der westlichste Theil der Insel; hier ist die Rhede und das Dorf I nie. Der entgegengesetzte, der Insel Lussin gegenüberliegende Theil der Insel bildet in der Milte einen Busen, der durch zwei hervorragende Landspitzen in drei kleine Buchten getheilt wird: Porto Fagon, Valle (Ii Mezzo und Porto luugo. Die letztere ist die grössle und es können selbst Brigantinen darin ankern. Sowohl die Valle, wie auch die ganz*; Bucht, sind an der Landspitze; erkennbar, die sie (heilt, denn in ihrer Mitte liegt eine Anhöhe und auf einer sehr erhöhten Stelle steht ein Thurm. Südöstlich, etwa eine Meile von der Punta grossa. liegen die Scogli Canidole, zwei grosse und ein kleinerer; sie sind nicht hoch, zum Theile mit Gesträuchen, zum Theile mit Gras bedeckt: auf dem ersten sieht man die Ruinen eines ehemaligen Thurmes. Die Meeressfrecke zwischen der Insel Unie, dem Scogli Canidole und der Küste von Lussin, und zwar von der Punta hianca bis zur Punta d' Gssera, beisst der Ca-ual von Unie, von dem gesagt wird, dass bei stürmischem Wetter eine ganze; Flotte in demselben einen sicheren Zulluchts-ort finden könnte. Die- e-ntlerntesle Insel in Südwest eles Quuruero ist die Insel. SanSBgö. Ihre Lunge- ist, zwei Meilen, die gross t e. Breite eine Meile. Sie erhebt sich nicht viel über die Mee-reslläche, sie; ist sandig und mit. Reben bedeckt, ein kleines Dörfchen liegt beinahe in der Mitte. Die; Küste ist rauh und sehr gekrümmt. Die Insel hat keinen Hafen, aber zwe;i Ankerplätze, eleu einen in Süd WCS t, den andern in Nordost, Im ersteren können Schifte je-de-r Grösse ankern, wenn sie- von einem Borasturm überrascht werden. Der zweite ist im Westen der Punta Arat und nur für Küstenfahrzeuge; geeignet, Canal del Quarnerolo heisst die Meeresstrecke, welche in West-Süd-West die Inseln Cherso und Löseln, und in Ost-Nord-Ost die Inseln Pago, Arbe und Veglia liegen hat. Er ist. 4b Meilen lang und erstreckt sich von den Inseln Ulho und Selve in Süd-Süd-Ost bis zur Punta Glavina von Cherso und der Punta S. Martino von Veglia in Nord-Nord-West, welche ungefähr 12 Meilen von Finale und 41/1J Meilen von einander selbst entfernt sind. Doch ist. dies nicht seine geringste Breite. In der Entfernung von 2Meilen von der Linie seiner Mündung verengt er sich in einigen Puncten sogar bis auf weniger als drei Meilen, und nördlich von Scoglio Plau-nicb bis auf weniger tds zwei Meilen. Jenseits des Scoglio Plaunich erweitert er sich plötzlich bedeutend, dann verengt er sich wieder etwas gegenüber dem westlichen Vorgebirge der Insel Arbe, wo er weniger als acht Meilen breit ist. Seine grösste Breite ist jedoch Bndlich von der Punta Croce von Cherso, zwischen der Insel Pago auf einer Seite und der Insel Lussin und den Scogli di S. Pietro di Nembo auf der andern Seite, sie betrügt hier nämlich 14 Meilen. Auf dieser Seite hat der Canal drei Mündungen. Die erste oder eigentliche Mündung des Quarnerolo ist zwischen den Scogli di S. Pietro und der Insel Selve, vier Meilen breit. Hier gelangt man, Premuda links lassend, gleich in die offene See. Die zweite Mündung ist in Süd-Süd-Ost. zwischen den Inseln Selve und Ulbo, und die dritte östlich von beiden, und durch diese geht man in den Canal von Zara. Der alte Name der Insel Veglia ist Curicta, auch Cy-ractica, in den alten venetianer Chroniken Vegia. Obwohl ihr Perimeter sehr unregelmässig ist, da die Küsten hie und da Buchten bilden, von denen einige sehr tief und weit sind, so kann man doch auf den ersten Blick sagen, dass sie im Ganzen einem Dreieck gleicht. Sie hat nämlich drei Hauptseiten. Die erste Seite geht in einer Länge von 17 Meilen von Südost gegen West-Nord-West, nämlich von der Punta Scoglia bis zur Punta Sta. Maria. Die zweite Seite geht in einer Länge von 10 ,/B Meilen von der Punta Sta. Maria bis zum nördlichen Cap der Insel, in der Nähe des Scoglio S. Marco, beiläufig in der Richtung von Süd-Süd-West gegen Nord-Nord-Ost. Die dritte Seite endlich geht in einer Länge von ungefähr 20 Meilen von demselben Cap bis zur Ostspitze der Bucht von Bescanuova, Punta Labizzu genannt und beiläufig in der Richtung von Nord-Nord-West gegen Süd-Süd-Ost, und dieses Dreieck bleibt nur offen, so weit als die Bucht breit ist, d. i. etwas mehr als zwei Meilen. Der ersten Seite gegenüber liegt die Insel Cherso; der zweiten ein Theil der Ostküste von Istrien; und der dritten ein Theil des ungarischen Littorale und Croatiens. Wenn Cherso die längste der Inseln des Quarnero ist, so ist Veglia die grössle in Bezug auf den Flächenraum j auch hat sie die meisten Ortschaften und die meisten Einwohner; sie hat den meisten bebauten Boden, die grösste Betriebsamkeit und die meisten und mannigfaltigsten Erzeugnisse. Sie erzeugt, viel Wein, Oel und Früchte; in guten Jahren deckt die Ausfuhr von Wein, Oel, Bau- und Brennholz die Einfuhr von Getreide, woran sie, wie; auch die andern Inseln, Mangel hat. Hin und wieder erheben sich leicht ersteigbar!1 Berge, unter denen sich der Tris Karaz unweit des Caps in Scirocco, 3681 Fuss hoch, durch seine Höhe auszeichnet, ebenso der Berg S. Giorgio in der Nähe der nordöstlichen Küste und des Busens von Dobrigno. Dank ihrer sanften Abdachung sind alle diese Berge bis zu ihren Gipfeln hinauf mit Bäumen oder wenigstens mit Gras bedeckt, so dass in Folge der Menge und Bequemlichkeit der Weideplätze die Schafzucht Reissig betrieben wird. Auch wird hier eine eigentümliche Race kleiner, aber sehr munterer Pferde gezogen. Die Insel ist ferner von vielen Strassen und Fusswegen durchschnitten, welche eine leichte Verbindung zwischen den Ortschaften ermöglichen. Der verschiedenen Lage der Küsten entspricht auch die Natur und Beschaffenheit derselben. Die nördliche Küste ist, von einem tiefen Meere bespült, grösstentheils hoch, steil, unzugänglich und von weisslicher Farbe. An wenigen Orten gerathen kleine Baume und nur an zweien sieht man bebautes Erdreich, in den Umgebungen der Punta Scillo und des Dorfes Verbenico. Die nordwestliche Küste ist niedrig und verläuft in sanfter Abdachung unter dem Wasser, doch hat, mit, Ausnahme eines einzigen Punctes, in einer Entfernung von 100 Schritt jedes Schiff hinreichend tiefen G'rund. Gegen ihr südwestliches Ende zu ist die Küste bewaldet; in ihrem mittleren Theile, von der Punta S. Martino an bis zum nördlichen Cap, ist sie gänzlich kahl. Die Umgebungen der Stadt Veglia, welche irt e-ine;m weiten Bus<;n, beinahe in der Mitte der Küste, liegt, sind alle bebaut und anmuthig. Auf beiden Seiten der .Stadt beginnen dort, wo die Cultur endigt, die Wälder, und diese verwandeln sieb nach einer gewissen Strecke in Buschwald, welcher sich auf einer Seite bis zur Punta S. Martino erstreckt ; auf der andern aber immer lichter wird, so dass das südöstliche Vorgebirge; der Insel ganz kahl bleibt. Der Busen, der gegenüber der Stadt Veglia liegt, erstreckt sieh drei Meilen breit von Nordwest gegen Südost und endet an der Punta Negrito. Wenn man von der südöstlichen Seite in den Busen von Veglia einläuft, gelangt man zuerst zur Buehl von CanCve und dann zum Porto Cassion, der ein trefflicher Hafen wäre, allein zu demselben führt ein Canal, der an einigen Stellen nur sechs Fuss Tiefe hat. Die Breite dieses Canals beträgt etwa 120 Schritt, seine Länge ungefähr 400 Schritt, dann erweitert er sich zu einem kleinen See von beinahe; ovaler Gestalt, und Metre, und sein Wasserspiegel steht 11 Metre über der Oberfläche des Meeres. Sein Wasser ist süss, doch ist. ein Ab- und Zu-fluss desselben über dem Wasserspiegel nicht bemerkbar, ebensowenig eine bedeutendere Vermehrung oder Verminderung desselben. Fr enthält kleine Krebse, gute Hechte und Schleien, welche nicht seilen in der Grösse von mehreren Pfunden Gewicht gefangen werden, dann Weissfische. 16. Flüsse, IStrien ist ein wasserarmes Land, und zwar theils in Folge seiner geognostischen Beschaffenheit, theils in Folge seines Klimas. Der kalkigen Beschaffenheit und den unterhöhlten Anschwellungen des Bodens ist der beinahe gänzliche Mangel an fliesscndem Wasser zuzuschreiben, an welchem das Land leidet. Es ist nicht selten, dass G.bi rgsbäche, denen der Weg zum Meere durch Felsen versperrt ist, sich in wirbelnden Seen sammeln und in ungeheuren Höhlen verschwinden, um riuu 125 dann, wie unterseeische Quellen, wieder im Meere hervorzu-koinineii. Der Abgrund im Foibn-Berge bei Pisino, welcher die Gewässer des Thaies von Novaco verschlingt und die Schlünde der Kalkgrotten von S. Canzian, in denen die vom Schneeberge kommende Bjeku sich verliert, um nacli mehreren Meilen unterirdischen Laufes sich als Tunaus in der Nähe von Duino in's Meer zu ergiessen, gehören zu diesen. So wird der Cepich-See im östlichen Islrieu beim Orte (Vpich, wie schon gesagt, der einzige See der Halbinsel, von dem kleinen Flusse Bogliun gebildet, der in der Nähe, von Vragna entspringt. Daher ist Islrien nur von Geddrgsbächen und einigen wenigen unversiegbaren Wasseradern, welche kleine Bäche und Flüsse von kurzem Laufe bilden, bewässert, wie dies gewöhnlich in Ländern von geringer Ausdehnung und Kalkboden der Fall ist. Nur der dichte Mergelboden des mittleren Istrieus gestaltet den Wässern, auf seiner Oberfläche fbrtzufliessen. Die bedeutenderen derselben sind: der Quieto, die Arm, der Risano und die Dragogna. Der Quieto entspringt in zwei Quellen, die eine im Thale S. Giovanni, ' , Meile von Pinguente, die andere in der Nähe von Fantinich, betritt nach einem Laufe von einer Meile in westlicher Richtung den Bezirk von Montona, wo er den grossen Wald von Montona durchfliegst und in diesem die Böttonega und Brazzana aufnimmt in dem tief eingeschnittenen Thale, welches er durchfliegst, befinden sich etwa zwölf Getreidemühlen, welche1 ihm ihre Triebkraft verdanken. Er ist nur auf einer Strecke von 1 ;(/4 Meilen vom Meere aufwärts schilfbar und könnte es sonst auch nicht werden, theils wegen der vielen und bedeutenden Krümmungen, theils wegen der geringen Wasse.rmenge., die er, besonders im Sommer, enthält. Aber nach starken Regengüssen schwillt er mächtig an und überllulhet mit reissender Gewalt seine Ufer, so dass er die schönsten Bäume des Waldes zu Grunde richtet. Die. Böttonega und Brazzana sind' eigentlich auch nur Giessbäche. Nach e-inem Laufe von 4'/„2 Meilen ergiesst sich der Quieto bei Cittanova in einen geräumigen Meerbusen. (Siehe Quieto. Meerbusen). 126 Tnpoftraphia. Die And entspringt am südlichen Abhänge der Vena-berge, nimmt die kleinen Giesshäehe von den beiderseitigen Gebirgsabhängen auf und ergiesst sieb, hachdem sie in einer Länge von drei Meilen die nach ihr genannte tief eingeschnittene Thalschluchl durchflössen, in den Dana! von Arsa, eine Meile von dessen nordlicher Extremität. Der Fluss Bogliun, welcher den See Cepich bildet, dieser selbst und die Arsa mit ihrem Canal (siehe Arsa-Caual) bildetet! einst die Grenze des römisch«n Reiches gegen Uly Heu. Der Risano, einst Formione genannt, entspringt bei Lonche im Bezirk von Capodistria, in der Nähe des Slaunik-Berges, läuft zehn italienische Meilen in der Ebene fort, und ergiesst sich zwischen den Salinen von Oltra in die Bucht Stagnone, wo er mit den häufigen Alluvionen ein ziemlich weit in'S Meer hinausgeschobenes Erdreich gebildet bat, welches Dorso genannt, wird. Das Risano-Thal ist eines der schönsten in istrien, der Fluss windet sich zwischen bebauten Aeckern, Üppigen Wiesen und grünen Baumgruppen durch; ein reges Leben herrscht in demselben, theils in den dreissig Mahlmühlen längs des Ufers, theils in den Säge- und Schmiedewerkstätten. Die Dragogna entspringt im nördlichen Theile des Bezirkes von Pinguente, am südliehen Abhänge des Tschitschen ■ bodens, durchmesst die Bezirke von Capodistria und Buje und ergiesst sich nach einem Laufe von drei Meilen in den Porto rose bei Pirano. In ihrer letzten Meile ist sie für kleine Fahrzeuge Schiffbar; Zu den bedeutenderen Gewässern des Landes gehören ferner: das Flüsschen Sta. Barbara, im Bezirke von Capodistria, wird von den Gewässern einiger Giessbäche der benachbarten Berge gebildet, durchmesst in vielen Krümmungen das fruchtbare Thal Sta. Barbara, läuft in S. Nazario unter der Brücke der Poststrasse durch und ergiesst sich in die Bucht von Stagnohe, zwischen der Stadt Capodistria und dem Berge S. Michele. Der Bach Rjeka, der seinen Ursprung bei OspO hat, das Thal von Caresana durchmesst und sich bei der Brücke Stra-mar in der Nähe von Muggia in's Meer ergiesst. Der Foiba-Bnch, welcher von dem westlichen Abhänge des Paas-Berges angefangen, das Regenwasser längs der Berge von Gollogoritza und Novacco aufnimmt und bei Pisino in die PtOue. 127 hühlemartige Schlucht (Foiha), von der er auch den Namen hat, sich unterirdisch verliert. In den Herbst- und Wintermonaten hat er Wasser genug, um einige Getreidemühlen in Bewegung zu setzen. Im Bezirk Buje sind die Bucht; Argilla und Visa und einige kleinere, Welche alle von den Regengüssen im Winter gebildet werden und einige Mühlen treiben. Als auf istrischetn Boden entspringend, müssen wir hier wohl auch des Flusses Recina (shivisch Rjeka, auch Fiuniera genannt) erwähnen. Die Recina entspringt an der südöstlichen Grenze der zum Bezirke Volosca gehörigen Stcuergemeinde Studena, unter einem grossen, senkrecht stehenden Kalkfelsen, bei 1060' über der Meeresfläche, nimmt zuerst in schlangen-förmigen Windungen seinen Faid' gegen Südost, beschreibt dann einen bedeutenden im regelmässigen Bogen und nimmt hierauf eine südwestliche Richtung zwischen tlem Calvarien-berg und Tersatto im Fiumancr-Thale, wo er sich Östlich von der Stadt Fiume nach einem Laufe von ungefähr vier Meilen in den Quartiere ergiesst. Die Recina ist gewöhnlich von der Mitte des Monates Juni bis Mitte September ohne Wasser, weshalb in den an derselben befindlichen Mühlen während der besagten Zeit ein Stillstand eintritt. Nach einer mündlichen Ueberlieferung der Bewohner des Recina-Thales ist der Wassermangel erst vor wenigen Generationen entstanden und soll durch ein Erdbeben verursacht worden sein. In der Thal bemerkt man, dass die Quelle über 3" hoch mit von der oberen Felswand herabgestürzten Kalksteinblöcken verschüttet wurde, wodurch eine grosse Wasserquantität verloren ging. Ueberdies aber ist südlich von der Quelle, etwas nordöstlich von dem Dorfe Kukuljani, zwischen der Mitte des Flussbettes und dem rechten Ufer, ein Schlund mit mehreren OeHhuugen bemerkbar, welcher <;iu Wasserquantuui von 17 bis 23° in einer Secunde verschlingt. Es wäre» von unberechenbarem Nutzen, nicht nur für die Bewohner des Reeüna-Thales, sondern auch für die Bewohner einer sehr weiten Umgehung, wenn die zwei Ursachen des drei bis vier Monate; im Jahre dauernden Wassermangels gehoben würden. In demselben Bezirke ist auch noch der Bach Medveja. Dieser entspringt unter einer Grotte im Medveja-Thale, südlich von Lovrana, unweit des Meeresufers und treibt durch mehrere Monate des Jahres eine Mahlmühle, verHerl sich aber im Sommer in den Sand an der Küste. Der Dra;/a-ViH\\\ durchfliegst auf eine kurze Strecke die tiefe Thalfurche, die in den Canal die Lerne ausmündet, verschwindet aber bald wieder in dem Koden. Einst soll ein Piuse das Leme-Thal durchlaufen haben, der jetzt gänzlich versiegt ist. 17. Mineralquellen. Auch an diesen ist Istrien sehr arm. Eine schwache Mineralquelle befindet sich auf der kleinen Halbinsel Isola bei Capodistria, ist jedoch ganz vernachlässigt. Sie hat nur 14 bis 15° K. und muss dabei1 für den Gebrauch erwärmt werden. Eine warme Schwefelquelle besitzt der Bezirk von Montona. Sic entspringt am Saume des k. k. Aerarialwaldes zwischen Pinguente und Montona, am Kusse eines grossen Kidsens, drei Klaftern über der Meeresfläche in einem kiesigen Aluvionboden. Im Jahre 1822 liess der Advocat Doctor Bernardelli von Triest, der hier von einem verjährten rheumatischen Leiden geheilt wurde, auf eigene Kosten die chemische Analyse dieser Quelle vornehmen, doch war diese unvollkommen. Im August 1858 wurde die Analyse von dem Dirigenten des chemischen Laboratoriums der k. k. Eeichsanstalt in Wien vollendet. Diese Quelle ist sehr wirksam für chronische Haulailectionou, veraltete Geschwüre, serophulösc Geschwülste, Lähmungen, Rheumatismen, artritische Leiden, alte Brüche, Magenverstopfungen, Hämorrhoiden etc. Die Temperatur des Wassers ist 29—31° R. Im Jahre 1KT>!) Hess die Stal t halt erei von Triest Erhebungen machen, deren Ergebnisse darinnen, daas die Badeanstalt zu einer ersten Ranges erhoben werden könnte, wozu jedoch Capilalien orforderlich wären. 18. Winde. Die Winde spielen in allen Küstenländern eine wichtige Rolle. Vom Winde hängt meist das Wetter, die Feuchtigkeit und Trockenheit der Luft, die Wärme oder Kälte der Temperatur ab. Schon aus der Richtung der Wellen, wenn keine Wetterfahne in der Nähe ist, erkennt man, aus welcher Himmelsgegend der Wind weht. Ist der Meeresspiegel glatt, so herrscht vollkommene Windstille; ist er wenig bewegt, so i*t Winde. 129 der Wiml schwach; erblickt man grosse dunkle Wellen, so kann man gewiss sein, s Volkes, die Schriftsprache in den öffentlichen Acten und Kirchenangelegenheiten. Unter Carl dem Grossen kamen Slaven nach Istrien und zwar aus Nordost. Als sich das Feudalsystem entwickelte, waren die Vasallen des Markgrafen Deutsche. Ihre Geschlechter und ihre Sprache hatten keine Dauer. Zugleich mit dem Lehen entwickelten sich die Munieipien, und diese waren Träger des italienischen Elementes. Die lateinische Sprache, als UtrUn. I q die edelste, behauptete ihre Herrschaft, sowohl hei den Italienern wie bei den Slavni und den deutschen Lehensherren. Albert II., Markgraf von Istrien, der in Pisino geboren war, lange lebte und immer mit den Städten Istriens, Friauls und mit Venedig in Beziehung war, kannte kein Wort Italienisch noch Latein, er sprach nur kärnllmerisch. Man hat den Venetianern in Bezug auf die Italienisirung Istriens zu viel zur Last gelegt Sie kümmerten sich wenig darum. Sit; sandten in jede Stadl nur einen Podeslä, die Kanzler waren aus dem Orte seihst, ebenso die andern Beamten. Die Truppen der Republik bestunden aus Croaten, Dalmatinern, Griechen, Holländern und nur wenig Italienern. Die zweite; slavische Einwanderung nahm im Jahre 1400 ihren Anfang, sie hörte für das flache Land mit dem Jahre 1700 auf. In die Städte kamen aber auch später noch griechische Colonisten aus Candien, Morea und Cypern. Die Slaven kamen aus Croatien, Dalmatien, Bosnien und Montenegro, auch aus Albanien. Die; letzten Albanesen Hessen sich im Bezirke von Parenzo nieder. Sie waren alle einstige Unterthauen der ungarischen Krön«;, deren Farben sie bis zum Jahre 181S trugen. Die italienische Race und Sprache herrschte; in eleu Städten und grösserem Ortschaften vor, in den Municipien; die slaviache auf den Herrschaften. Einige Municipien nahmen Slaven auf, so z. B. Pola und Parenzo, wo diese immer von den Italienern getrennt lebten. Jetzt macht die; italienische Sprache ungeheure Fortschritte; nicht, in Folge einer besonderen Propaganda, sondern in Folge des zunehmenden Verkehrs mit dem Städtern, in Folge der Vermischung in den Kasernen, aus denen die Seddaten alle (?) mit der Kenntnis» der italienischen Sprache heimkehren. Der Einfluss des Slaviachen ist in den Kirchen sehr greiss, hat aber auf die' Massen keinen Eintluss. Albona und Volosca waren liburnische Orte, die; später lateinisirt wurden, im 9. Jahrhunderte wurden sie croatisch, jetzt werden sie in Folge der Schilfahrl italienisirt. Die so-genannte griechische Colonie in Peroi (siehe dieses) ist in Wahrheit, nur eine; montenegrinische gewesen. Die Rovignesen brüsten sich damit, von Seeräubern abzustammen, aber auch dieses gehört zu den unbegründeten Dil' Hliu in 147 Traditionen. Die Rovignesen stammen von römischen Colo-nist.cn, gerade so wie die Bewohner von Valle, Dignano und Sissano. Das Gebiet enthält eine Menge römischer Alterthü-mer. Die Ruine, welche für einen Thurm und eine Zufluchtsstätte der Seeräuber gehalten wird , war ein römisches Schloss. Was die Seeräuber anbelangt, können auch Römer dieses Handwerk getrieben haben, und bei genaueren Nachforschungen wäre es sogar möglich zu erkennen, woher sie gekommen waren. 2. Die Slaven. Istrien ist eigentlich doch ein Land der Slaven, denn mehr als -/., seiner Bevölkerung sind Slaven. Doch gehören sie nicht zur selben Familie und sprechen nicht dieselbe Mundart. Die l'rbewolmer der Halbinsel waren celtischer Abstammung, die Istrialier. welche die Küsten besetzten und der Provinz den Namen gaben, waren Bedasger. Die spätem Ansiedler, welche die Felasger verdrängten und sich mit ihnen vermischten, waren Lateiner. Sie assimilieren sich alhnälig die andern Bewohner, welche während der römischen Herrschaft, die bis zum 8. .Jahrhunderte dauerte, beinahe Alle, theils aus Zuneigung, theils aus Furcht und um ihren Herren zu schmeicheln, Lateiner wurden. An den beiden Abhängen des Monte Maggiore, zwischen dem Flanatischen oder Quurnerischen Meerbusen und dem Arsa-fluss, der einstigen römischen Grenze, liegt das Gebiet, welches die Allen mit den Inseln des Quarnero und dem Stadtgebiete von Zara zusammen Liburuien nannten, welches von Alters her von einem Volksslamme bewohnt war, welcher von den Küstenbewohnern des übrigen Istriens ganz verschieden war. Ob die Liburnier ursprünglich Slaven oder Stammverwandte der celto-illyrischen Japiden waren, ist eine schwer zu lösende Frage. Gewiss ist, dass diese verschiedenen Völkerschaften, wenn nicht schon früher, so doch durch die Bewegungen in späterer Zeit, assimilirt wurden, und sie müssen zu den slavischeu Raeeu gezählt werden ; es ist jedoch schwerer zu entscheiden, ob man sie ihrer Tracht nach für Stammgenossen der Bewohner des inneren Istriens, oder ihrer Sprache nach für libumische Slaven halten soll. Denn wiewohl es einem rohen Volke leichter wird, eine andere Sprache anzu- 148 KHinoRraphio. nehmen als eine andere Tracht, welche ineist von der Beschaffenheit des Klimas bedingt wird, so bieten sich uns auf der Halbinsel selbst Beispiele vom Gegentheile dar. Nach dem 8. Jahrhundert Hessen sieh neue Ansiedler im Innern des Landes nieder: deutsche Edelleute und slavische Bauern. Die ersteren stunden isolirt und ohne hinreichende Macht da, sie wichen nach und nach den Einflüssen der Mehrheit. Von den venetianischen Ansiedlern verdrängt, verliessen sie zum Theile die Provinz, oder sie. schlössen sich der neuen Nationalität an.* Die slavischen Bauern, fortwährend durch neue, von der Regierung hierher versetzte Ansiedler verstärkt, beschränkten sich auf das flache Land, nahmen aber auch Leute; italienischer Abkunft und Sprache unter sich auf. Heute noch, tausend Jahre nach ihrer ersten Einwanderung, finden wir sie noch in verschiedene Familien getheilt. Zwischen der Dragogna und dem Quieto-Flusse irn Bezirke Buje leben Slaven mit italienischer Tracht und mit einigen italienischen Gebräuchen, so dass man im Anfang zweifeln könnte, ob sie slavisirte Italiener, oder echte Slaven sind, welche sich nach und nach italienisiren. Und doch sind dies vielleicht die ältesten Slaven Istriens. Nach diesen kommen, dem Alter nach, die $avri?ien zwischen dem Dragogna-Fluss und dem Vena-Gebirge, in den Bezirken von Pirano, Capodistria und dem Triestcr Stadtgebiete , echte Slaven in Sprache und Sitte. Ihren Namen, Savrinen, will man von der Save herleiten, was jedoch mit der bis auf die jüngste Zeit beibehaltenen rotben, weissen und grünen Farbe der Quasten und Schnüre, das Merkmal der ehemaligen ungarischen l'nterlhanenschafl, nicht übereinstimmen dürfte. Eine andere, ebenfalls alte Familie, und vielleicht stammverwandt mit der letztern, bilden die Bewohner der Gegend am obern Quieto, irn Bezirke von Pinguenle. Sehr alten Ursprungs müssen auch die slavischen Bewohner des Bezirkes Albona, zwischen der Arsa und dem Quarnero, sein, welche zum Liburnischen Stamme gehört zu haben scheinen. Mehr in die Neuzeit fallen die Bewohner zwischen dem Quieto und dem Lerne, dem letztern und der Arsa, Morlachtn r>i«i i h. int.. in ii 149 und Uskoken, die aus Dalmatien, Montenegro, der Herzogevina und dem eroatiseheu Küstenlande herüberkamen, und welche Alle, obwohl von verschiedener Herkunft, zu einer einzigen Familie gehören. hie ursprünglich lateinische Familie im Bezirke Castel-nnovo ist jetzt ganz slavisch geworden, und bald dürften es auch die Bewohner der Ortschaften sein, welche man der Sprache nach für Wallachen halten muss. Alle diese verschiedenen slavischen Familien bewahren das Gepräge des gemeinsamen Ursprungs in Sprache, Tracht und Sitte, und doch findet man aber auch wieder von Bezirk zu Bezirk, ja oft von Gemeinde zu Gemeinde so grosse Verschiedenheiten, dass man sie für gesonderte, in ver-selib denen Zeiträumen und aus verschiedenen Ländern in Istrion eingewanderte slavische Racen halten könnte, denn sie leben von einander gel rennt; jede Gemeinde bewahrt ihre eigenen Sitten und Gebräuche, ihren eigenen Dialect. Die slavischen Stämme verschmelzen sich nicht mit einander. Sie verschwägern sich nur in der Gemeinde oder Ortschaft und bewahren dadurch eigenthümliche Gewohnheiten und Familien-Herkömmlichkeiten. Diese Eigentümlichkeiten bewahren besonders einige slavische und andere Familien, die man auf der Halbinsel findet. Zu diesen gehören vor Allen 'A. die Tschitschen. Diese leben in der unwegsamen und wasserlosen Hochebene zwischen Pinguente und der Poststrasse von Triest nach Fiume und sind ein von den benachbarten Völkerschaften ganz verschiedenes Bergvolk. Der schmale Erdstrich, den sie bewohnen, wurde in einigen Landesbeschreibungen willkürlich vergrössert und mit dem Namen Tschitschenboden belegt. Einige Ethnographen behaupten, dass sie von den Scythen abstammen und dass ihr jetziger Name und ihre illyrische Mundart den Scythen entlehnt sei. Andere wollen sie von den Römern herleiten und dies aus dem romanischen oder wallachischen Idiom erklären, welches sie vor zwei hundert Jahren noch redeten, ja auch heute noch in dem Dorfe Se-jane sprechen, und das sich noch in einigen anderen Orten am Fusse des Monte Maggiore erhalten hat, Auf ihren roma- 150 BttaofMpM*! nisehen oder wallachischen Ursprung will man auch aus ihrer Geschwätzigkeit und ihrenl losen und unzüchtigen Benehmen schliessen, Während der Slave in der Regel behutsamer, verschlossener und sittsamer ist, Noch Andere behaupten, sie wären ein croatö-sloveniscber Stamm, der im 7. Jahrhundert aus Böhmen nach Dalmatien kam und später mit Einwilligung des Kaisers Heraklius hierher übersiedelte. Den Namen Tschit-schen haben sie nicht ursprünglich geführt, sondern von ihren Nachbarn erhalten. Man leitet, ihn von dem wnllachisehen Worte* „Gibeia" ab, welches Vetter bedeutet und mit welchem sie sich anzureden pflegen, gerade so, wie der junge Italiener in Istrien den älteren Iktrba (Oheim) ruft und andere junge Leute „Bruder" oder „Schwester", und wie in andern Ländern das Wort „Schwager" üblich ist. Der Tschitsche ist von grossem Schlage, hat einen kräftigen Körperbau und besitzt sehr viel Anlagen zur Ausbildung, welche bis jetzt kaum über den untersten Grad der Cultur gelangt ist, weil ihm bisher keine Gelegenheit zu seiner geistigen Entwicklung geboten war. Er kleidet sich mit. grobem Lodenluche, welches aus der Wolle seiner Schafe verfertigt wird. Die Beine sind mit engen, aus weissem Lodentuche verfertigten Beinkleidern bedeckt, welche unter dem Knie mit messingenen Haken bis zu den Knöcheln an die Waden angepasst sind. Der obere Theil des Körpers ist mit einer Weste und einer bis über die Hüften gehenden Jacke von braunem Lodentuche bekleidet. Die Fussbekleidung besteht aus wollenen Sodken und Opanken (eine Art Bundschuhe). Zur Kopfbedeckung dient ihm ein breitkrämpiger Filzhut, welcher meistens mit einem hochrothen Bande geziert ist. Das Tschitschenweib ist in ihrer körperlichen Ausbildung eben so kräftig wie der Mann, nur ist der Gesichtsausdruck minder angenehm als bei dem letzteren. Die niedere, platte Stirn, die tiefliegenden, meist schwarzen Augen, die breit-backigen Wangen, die meistens breite und nach aufwärts gebogene Nase hei der durchgehends schwarzbraunen Gesichtsfarbe benehmen der Tschitschin alle weiblichen Reize. Auch ist die Kleidung der Weiber wenig geeignet, denselben etwas Gefälliges zu verleihen, denn das hochroth geblümte Baumwollentuch, mit dem sie den Kopf und den Hintertheil des Gesichtes bis über die Ohren bedecken, indem sie es unter dem Kinne zusammenbinden, und der aus braunem Lodentuche, verfertigte, bis unter das Knie reichendes, vorn ganz oll'ene CaputfOCk, welcher über . Peroteser, In dem Dorfe Peroi, im Bezirke Dignäno, lehr eine Bevölkerung mit ganz eigenlhümlichcm Charakter, die auch heule noeli von griechischer Abstammung gehalten wird. Man will sogar dadurch die alle Sage, dass I stricu einst von Griechen bewohnt war, bestätigen. Nun scheint zwar der Volks-slamni, der vor der Römerzeit im Besitze der istrischen Küste war, zur grossen griechischen Familie gehört zu haben. Später besiegt, und unterjocht, tiel ein Tbeil in der Schlacht, ein anderer unter dem Beil, viele wurden als Sclaven Verkauft und die übrigen vermengten sich dergestalt mit der neuen Bevölkerung, dass ausser der erwähnten Sage keine Spur von ihnen übrig gehlieben ist. Diese Sage erneuerte sich in Istrien in der Zwischenzeit nach der (Gothen- und vor der Frunkenherr-schat't, als Istrien dem byzantinischen Reiche unterworfen, die Sprache der Regierung und der Kirche die griechische war, Griechen die öffentlichen Aemter bekleideten und die Cültur aus griechischen Quellen lloss. Die Herkunft der heutigen Peroieser ist. aber folgende: Es war im Jahre 1658, nach der grossen Pest, als der Doge Giovanni Pesaro ans den Boche di Cattaro und Montenegro einige Familien aufnahm und nach Istrien schickte, wo sie sich nach Belieben ansiedeln sollten. Sie kamen zuerst nach Salvore. Hier fanden sie eine rothliche Erde, und ein Kraut, Popratina genannt, und erkannten daraus, dass der Boden nicht fruchtbar sei und wollten nicht da bleiben. Sie wurden daher auf Befehl der Regierung weiter geführt und gelangten zu dem Dorfe Peroi, welches damals entvölkert war. Hier fanden sie schwarze Erde, Gesträuche und Dornbüsche. Die Schönheit der Lage und die gute Beschaffenheit des Bodens veranlassten sie, sich hier niederzulassen, und der Doge wies ihnen die nöthigen Grundstücke an. Diese Gemeinde bestand damals nur aus 5—7 Familien, welche sich zur griechisch-orientalischen Kirche bekannten. Sie wurden auch deshalb lange Zeit verfolgt, da man sie zwingen wollte, ihrem Glauben zu entsagen. Sie waren z, B. genöthigt, den katholischen Geistlichen die Congrua zu zahlen und hatten nicht einmal eine Kirche im Dorfe, sondern sie mussten nach Pola wandern, um in der dortigen griechischen Kirche von S. Ni-colö dem Gottesdienste ihres Cultus beizuwohnen. Da sie 154 Ethnographie. aber gutgesittete, treue, der Regierung anhängliche Leute waren, so wurden sie endlich von den Verfolgungen befreit und man gestattete ihnen die ungehinderte Religionsühung, und sie haben bis zum heutigen Tage ihren Glauben und ihre Sitten beibehalten. Sie sind von schönem und kräftigem Körperbau, reinlich, gastfreundlich und mildthätig gegen die Armen; auch sind sie arbeitsam und wohlhabend, daher auch ihre! Nahrung besser, als die der Bewohner anderer Gegenden. Man findet bei ihnen Polenta, Fleisch, Käse, Reis, Pasten und Macche-roni, die sie selbst bereiten, bisweilen auch Braten, und es wird Alles gut zubereitet. 7. Sprache. Da Istrien ein slavisches Land ist, so ist die Sprache der Mehrheit der Einwohner die slavische, jedoch mit verschiedenen Dialecten. Man nimmt an, dass nur ungefähr ;yi0 der Bevölkerung italienisch spricht, und zwar meist nur in den Städten und an der Küste. Das Landvolk spricht, besonders in der Nähe der Städte und der Westküste, oft beide Sprachen, die italienische und die slavische. Der gelehrte Dobrowsky (f 1829) theilte das grosse Volk der Slaven in zwei Hauptästc, davon der eine dem Norden und Westen, der andere dem Süden und Osten Europa's angehört. Zu dem ersten zählt, er die Russen, Polen, Lausitzer (Serben), Böhmen, Schlesier und Mährer, zu dem letzten tue Croaten, Serben, Slovencu, Dalmatiner, Montenegriner und Bulgaren. In sprachlicher Hinsicht zerfallen die Slaven in vier Ilauptstämme : der erste begreift die Russen; der zweite die Polen und Schlesier; der dritte die Czechen, Mährer und Slovake n; der vierte die Südslaven, d. i. die Croaten, Serben, Slovencu, Dalmatiner, Montenegriner und Bulgaren. In Istrien linden wir nun ein Gemisch dieser letzteren Familien, und daher auch ihre verschiedenen Dialecte. In den einzelnen Bezirken sind die Verhältnisse der Bevölkerung folgende: Bezirk Capod i s t r i a. Bevölkerung: 28,135 Seelen. Def Nationalität nach sind 2/3 Slaven slovenischer Sprache und Abstammung, '/., Italiener. Die Letztern sind auf die Städte Capodistria und Muggia beschränkt, Doch wird das Spruch«' 155 Italienische auch von einem Theilo der slavischen Bevölkerung verstanden und gesprochen. Bezirk Pirano. Bevölkerung: 11,873 Seelen. Von diesen sind 12,930 Italiener, oder italiemsirte Slaven, welche den Hauptort Pirano mit 9033 und den Markt [sola mit 3897 Seelen bewohnen. Der übrige Theil des Bezirkes wird von Slaven, diesseits des Dragogna-Flusses von sloveuischer, jenseits desselben von illyrischer Mundart bewohnt. Ihre Anzahl beläuft sich auf 1942 Seelen. Bezirk Buje. Bevölkerung: 14,297 Seelen, von denen ein Drittel der italienischen, zwei Drittel der slavisch-illyrischen Nationalitat angehören. Die Ersteren bewohnen meist die Städte Umago, Buje und Cittanova. Bezirk Parenzo. Bevölkerung: 8400 Seelen. Die Bewohner von Parenzo und Orsera, ersteres mit etwa 3000, letzteres mit 780 Einwohnern, sind meist italienischer, in allen übrigen Orten slavischer und zwar morlachischer Nationalität, Bezirk Rovigno. Bevölkerung: 14,514 Seelen. Diese sind in Rovigno selbst mit. mehr als 11,000 Einwohnern Ilaliener, die einen eigentümlichen Dialeci sprechen. Sonst ist der Bezirk von Slaven bewohnt, die zur Familie der Croato-Serben gehören. Bezirk Dignano. Bevölkerung: 13,000 Seelen, darunter ungefähr 4500 Italiener, welche die Stadt Dignano bewohnen, die Uebrigen sind Slaven und zwar morlachischer Abstammung. Bezirk Pola. Bevölkerung: (1358 Seelen, wovon die Mehrzahl slavischer und zwar serbischer Nationalität. Nur in der Stadt Pola, dann in den Dörfern Gallesano, Fasana und Sissano Wohnen auch Italiener. Die Bewohner von Peroi sind, wie bereits erwähnt, montenegrinischer Abkunft, Bezirk Albona. Bevölkerung: über 12,000 Seelen und zwar slavischer Nationalität. Die Bewohner von Albona und Fianona haben zwar die italienische Sprache und Sitte angenommen, doch sprechen sie auch noch slavisch. Die Bewohner der übrigen Gemeinden sind echte Slaven in Sprache und Sitte, doch sprechen sie hin und wieder auch italienisch. Bezirk Volosca. Bevölkerung: 23,217 Seelen. Die gesammie Bevölkerung dieses Bezirkes ist slavischer Nationalität; der Dialect, der hier gesprochen wird, ist dem dalma- 156 Bthnofuphl tinisch-illyrischen sehr ähnlich, nicht so dem ernatischen, welcher den Bewohnern dieser Gegend viel unverständlicher ist, als der dalmatinische. Die Küstenbewohner des Bezirkes verstehen auch meistens italienisch, da sie das Seehandwerk (reihen und auf ihren Fahrten diese Sprache lernen. Bezirk Castelnuovo. Die Bevölkerung des Bezirkes belauft sich auf 16,030 Stielen und kann in zwei Familien nbgelheiit werden. Der ganze südöstliche Theil dieses Bezirkes wird von den Tschitschen bewohnt (siehe Tschitschen). Der übrige Theil der Bevölkerung ist krainerischer Abstammung und tinter dem Namen Berkinen bekannt. B e z i r k Fin g u e n t e. Die Einwohnerzahl dieser Bevölkerung beläuft sich auf 14,026 Seelen, Sie sind theils italienischer, theils slavischer Abstammung: Die Italiener bewohnen die Stadt Pinguente, einige Familien sind auch in den Ortschaften Rozzo, Draguch und Sovignaco ansässig. Der Rest der Bevölkerung ist slavischer, und zwar slovenischer Abstammung. Bezirk M o n t o n a. Die Bevölkerung desselben belauft, sich auf 14,230 Seelen und ist, mit Ausnahme der Stielte, in denen Italiener wohnen, slavischer Abstammung und zwar im südlichen Theile von dalmatinisch-morlachischer und in den östlichen Gegenden Von serbisch-eroatischer Abkunft. Bezirk Pisino. Beinahe die ganze, 23,570 Seelen zählende Bevölkerung dieses Bezirkes ist slavischer Nationalität und spricht eine Mundart der illyrisch-croatischen Sprache mit Beimischung italienischer Ausdrücke. Nur wenige Familien in den Hauptorten einiger Gemeinden sind italienischer Herkunft und grösstenteils aus dem venetianischen Carnien eingewandert. Diese Familien, sowie die gebildeteren Einheimischen sprechen nebst der slavischen auch die italienische Sprache, welche durch den häutigen Verkehr mit dem exvene-tianischen Küstenstriche, durch den Unterricht in den Volksschulen und vorzüglich durch den Umstand, dass die Gerichtsund Amtssprache italienisch ist, sich immer mehr ausbreitet. Die Gemeinden von Gradinie, Lcttai, Sussgrevizza und Grobnico, am Fusse des Monte Maggiore, mit einer Bevölkerung von 060 Seelen, sind von Wallachen (siehe romanische Colonie) bewohnt, die sich daselbst als Colonie niedergelassen haben und noch gegenwärtig nebst der slavischen als Verkehrssprache, Religion. - riiyulmh« Hp.iohaflenlivit und Charakter der Einwohner. unter sich das Romanische, jedoch mit Beimischung fremder Worte, als Muttersprache sprechen. 8. Religion. Die gesammte Bevölkerung Istriens bekennt sich zur römisch-katholischen Religion und steht zum Theile unter dem Bisthume von Triest-Capodistria, zum Theile unter dem Bis-thume von Parenzo-Pola. Eine Ausnahme davon bildet nur die Gemeinde von Poro i (siehe dieses), welche sich zur griechisch-orientalischen Kirche bekennt, Israeliten gibt es in Istrien nicht. Die Republik Venedig verweigerte denselben den Aufenthalt im Lande nicht, wie man mancheiseits glaubte, ausser in den Orten, wo sich Leihanstalten befanden, und auch in diesen wurden sie geduldet, wenn keine balle von übertriebenem Wucher vorkamen. In Piran o lebten noch Juden im Jahre 1800 und kurz vorher noch in Rovigno. Sie übersiedelten nach Triest und es kamen keine mehr nach Istrien. weil, wie ein Kenner der istrischen Zustände meinte, „die Istrianer die Juden im Wucher bei weitem übert raten. ? Traurig genug für das Land. Auch im österreichischen Istrien war ihnen der Aufenthalt von Seite der Regierung nie untersagt, es scheint aber, dass ihnen die Bevölkerung nicht geneigt war. Sie selbst sagten, es wäre da ihres Bleibens nicht. 9. Physische Beschaffenheit und Charakter der Einwohner. Erstere ist je nach den verschiedenen Racen auch ziemlich ungleich. Die Slaven im Allgemeinen sind von mittlerer, mitunter grosser Statin-, stämmigem, kräftigem Körperbau und gesunder, durch die Feldarbeit abgehärteter Constitution. Sie haben meist blondes Haar und blaue Augen. Sie ertragen leicht Beschwerden, harte Arbeit und Entbehrungen, besonders in den Gebirgsgegenden und auf dem Rarste. Der Morlaehe ist weicher und neigt sich zur Trägheit hin. In Folge der andauernden Missjahre und der mangelhaften Nahrung zeigen sich hin und wieder Spuren abnehmender physischer Kraft. An der Küste, wo sie auch das Seehandwerk treiben, sind die Leute lebhafter und gewandter. ■ Der Tschitsche ist von grossem Schlage, kräftigem Körperbau und lebhaftem Temperamente. Der Berkine ist meist von kleinerer Statur und hat einen minder kräftigen Körperbau. 158 Ktlmo^mphiu. In den Gegenden, wo Weinbau getrieben wird und in guten Jahren Wein in Ueberfluss zu haben ist, sind die Leute auch lebhafter, munterer, thätiger und zur Feldarbeit geneigt, z. B. im Bezirke; von Capodistria. Die Italiener sind in der Regel von mittlerer oder kleiner Statur, haben schwarzes gekraustes Haar und dunkle Augen, sie sind nicht so kräftig und stämmig gebaut, wie die Slaven, dagegen gewandter, flinker, beweglicher und auf dem Lande auch wohl thätiger und industriöser. Ihr ganzes Wesen ist aufgeweckt, freier und entschiedener, während das des Slaven meist schlaff und träumerisch ist; sie haben eine raschere Auffassungsgabe und mehr Schnelligkeit im Handeln. Hier ist natürlich die Rede von der arbeitsamen und thätigen italienischen Bevölkerung des Hachen Landes und der Vorstädte, die sich mit Feldbau, Schiffahrt etc. beschäftigt. Die Städter sind meist indolent und zu Ausschweifungen geneigt, Der Slave weiss auch in der Regel seine Kräfte nicht zu sparen, er verschwendet, sie oft in unnützen Arbeiten, die er sich durch etwas industriösen Geist erleichtern könnte. Dabei hängt er starr an den Bräuchen seiner Voreltern, von denen er nicht abgehen will, und ist für Neuerungen gar nicht empfänglich, wenn er auch ihre; Vortheile einsieht. Dabeibleibt er auch roh und ist mitunter verschmitzt und boshaft, Unwissenheit, und Misstrauen paaren sich häufig mit Unbehilflich-keit und Trägheit, und nur die Noth treibt sie zu ausdauernder Arbeit. Dagegen haben sie auch gute Eigenschaften, sie sind religiös, gastfreundlich, achten ihre Vorgesetzten und Familienhäupter und halten auf Zucht und Sitte. 10. Nahrung. Die Istri aner leben, wie die Südländer im Allgemeinen, frugal, sind übrigens auch durch ihre Arniuth darauf angewiesen. Die wohlhabenden Familien haben ihre Haushaltung ganz in italienischem Geschmack bestellt. Die gemeine Volksciasse lebt in der Regel sehr schlecht und die Aermeren haben wochenlang kein Stück Fleisch im Topfe und nähren sich meist von Polenta, Vegetabilien, Gemüse etc. Für die Bewohner am Meere sind die Seefische ein wohlfeiler Nahrungsartikel. Uebrigens richtet sich die Nahrung auch nach den verschiedenen Gegenden und ihrer grösseren oder geringeren Fruchtbarkeit. Die Wohlhabenden in den Küstenbezirken nähren sicli mit weissem Brode, Reis, Fleisch, Fischen feinerer Gattung, Geflügel, Früchten etc. Die Nahrung der ärmeren Guussen besteht aus Polenta, Brod aus türkischem Weizen, Gemüse. Milch, Käse, Eiern, Fischen geringerer Gattung, Sardellen, Sardoni und gesalzenen Iläringen. Fleisch, besonders Rindfleisch, ist ein seltenes Gericht auf ihrem Tische* Die Speisen werden meist mit Oel oder Schweinefett zubereitet. Erdäpfel werden nur in wenigen Gegenden gebaut und genossen, z. B. in den Bezirken von Buje, Volosea und Pisino. Im nördlichen Islrien, wo der Mais nicht fortkommt, und überhaupt, wenn diese Frucht niissräth, ist oft ein sclileehl gebackenes Brod aus (leiste und Hirse die einzige Nahrung der Annen. Geräuchertes Schweinefleisch wird nur bei schwerer Arbeit, und frisches Fleisch blös bei besonderen Feierlichkeiten aufgetischt. Das Lieblingsgetränk der lstrianer ist der Wein, und den hatten sie in guten Jahren in Ueberfluss; auch der Nach-wein wird genossen. Gewöhnlich wird er mit Wasser gemengt, Da das Wasser beinahe überall, besonders im Sommer, schlecht ist, so wird es in Epochen, wo der Wein eine Seltenheit ist, mit Essig gemischt. Auch hat, in Folge des Weinmangels der Genuss des Branntweins zugenommen. Bier findet man nur in den Städten. IL Sitten. In Bezug auf Sitte und Lebensweise besteht, zwischen den Italienern und Slaven, zwischen den Landbewohnern und Städtern ein grosser Unterschied. Die Italiener und überhaupt der civilisirte, italienisch sprechende Theil der Einwohner, besonders in den Städten , nähert sich hierin den Vcnetianeru, denn die Lagunenstadt war einst das Vorbild und Eldorado der istrischen Städler, welchem die Geschmacksrichtung, Sitte und Mode folgte. Daher würde sich auch hier jede wohlhabendere Bürgersl'rau schämen, in die Fleischbank, oder auf den Markt, zu geben, um Einkäufe zu machen. Das und andere Verrichtungen, denen sich die deutsche Hausfrau so willig unterzieht, überlassen sie den Mägden. 160 Bthn6fr«phii Das Volk im Allgemeinen ist religiösen Sinnes. Auch gab es, als die Städte wohlhabender waren, viele Kirchen und Klöster, sowie Confraternitüten oder Brüderschaften, Vereine zu religiösen Zwecken, die noch jetzt hin und wieder bestehen. Die Kircheideste werden stets mit grossem Gepränge geleiert. In der Charwoche ist es Sitte, dass die Personen weiblichen Geschlechts schwarz gekleidet, oder wenigstens mit einem schwarzen Schleier bedeckt, die Kirchen besuchen. Die gebotenen Pasttage werden stets sehr streng beobachtet, Die Sitten halten zwar bei allen Slaven ein allgemeineres Gepräge;, aber doch wieder, je nach den verschiedenen Stämmen, auch ihre Verschiedenheiten. Die Veränderungen in den bürgerlichen Verhältnissen der jetzigen Zeit haben auch Veränderungen in den Gebräuchen herbeigeführt, viele Gewohnheiten haben ihre frühere Bedeutung verloren, wurden nicht mehr verstanden und daher gleichgiltig. Die Dorfschaften im Innern haben mehr als jene in der Nähe der Städte die an-gcerbten Gebräuche beibehalten, welche am eigentümlichsten bei den Moriachen hervortreten, aber ziemlich allen Racen gemein sind. Bei der Geringhaltung des weiblichen Geschlechtes legt man auf den Stand und die Vermögensverhältnisse des Mannes keinen grossen Werth. Der Vater wählt die Braut für seinen Sohn, ohne ihm übrigens einen Zwang anzuthun. Der Vater verfügt sich mit, zwei nächsten Verwandten nach dem Hause des Mädchens, um dessen Hand er bei ihrem Vater wirbt, der sich acht Tage Bedenkzeit, erbittet. Man thut sich bei einem Glase Weine gütlich und trennt sich alsdann. Nach Abiaul' der acht Tage holt sich der Vater des jungen Burschen in grösserer (Gesellschaft die Antwort und bei fröhlichem Schmause, wo dem Weine tüchtig zugesprochen und auf das Wohl beider Familien getrunken wird, wird der Abschluss des Geschäftes auf 14 Tage verschoben. Weder die Weiber, noch die Braut und der Bräutigam sind zugegen, nur die beiderseitigen männlichen Verwandten suchen sich zu verschwägern. Nach vierzehn Tagen begibt sich der Vater mit dem Sohne in's Haus der Braut und bringt ein Zickhin mit, das man zurichtet. Der Freier reicht dem Mädchen den Verlobungsring, wodurch sie verlobt werden, und Pistolenschüsse verkündigen das fröhliche Siltün. 161 Ereigniss. Am Hochzeitetage geht die ganze Sippschaft, unter Freudengeschrei und Schüssen in die Kirche. Voran schreiten, in Ermangelung besserer Instrumente, zwei Sackpfeifer, ihnen folgt zwischen zwei Brautführern die blumenbekränzte Braut, mit züchtig verhülltem Gesicht, häufig mit zahllosen Bändern bis über die Schultern geziert; dann kommt in festlichem Gewände der Bräutigam zwischen zwei Brautjungfern, und den Beschluss machen die Gevattern und andern Verwandten. Nach der kirchlichen Feier verfügt sich Alles zum Schmause in's Haus des Bräutigams oder der Braut, welcher die Schwiegermutter ein Kind und einen Korb mit Getreide oder Früchten darreicht. Die letzteren wirft, die Braut handvollweise hinter sich. Beim Hochzeitsgelage wird selten Maass gehalten, ihm folgt der Tanz. Die Braut schenkt, allen Gästen ein und kostet früher selbst den Wein; dagegen erhält, sie von ihnen Geschenke, zuweilen auch Geld. In später Stunde schliessl man das Brautpaar in eine Scheuer oder einen Keller, oder sonst wo immer ein, und am nächsten Morgen überreicht die Schwiegermutter der Braut einen Spinnrocken, eine Sichel und einem Besen. Einige andere ehemalige Gebräuche kommen jetzt nicht mehr vor. Das Ilocbzeitsfest dauert oft mehrere Tage, es ist die einzige Ehre, die der Braut erwiesen wird; dann tritt sie in's häusliche Leben ein und harte, gemeine Arbeit und Geringachtimg sind ihr Loos. Diese Erniedrigung beugt, ihr Gemuth nieder, sie vernachlässigt daher auch ihr Aeusseres und altert vor der Zeit. In einigen Gemeinden besteht bei Leichenbegängnissen noch heute die Sitte, dass Leute, besonders aus der Verwandtschaft des Verstorbenen, bestellt werden, die während des Leichenzuges und am Friedhofe Wehklagen und ein weithin vernehmbares Jammergeschrei anstimmen. Die Perojesen, d. h. die montenegrinischen Ansiedler in Peroi, haben eigentümliche Gebräuche. Sie sind in diesen einfach, sittsam und religiös, und halten sehr strenge Fasten. In der Fastenzeit vor Weihnachten dürfen sie nur Gemüse, Grünzeug und Fische essen, in der Fastenzeit vor Ostern aber nur Gemüse, und nur am 25. März, Maria Verkündigung, und am Palmsonntag Fische. An den grossen Festtagen haben sie ihre Unterhaltungen, die aus ihrem Nationaltanze und andern Spielen bestehen. Während der Faschingszeit halten die titrtm, LI 1G2 EtlmtiKnipliic. jungen Leute Krünzehen, bei denen bis 10 und II Uhr, oder gar bis Mittemacht getanzt und geschmaust wird. Ihre Hochzeitsgebräuche sind eigentümlich. Wenn ein junger Mann beirathen will, so geht er am letzten Sonntage vor Weihnachten, ohne dazu von der Familie geladen zu sein, zu den Aeltern des Mädchens, um welches er zu freien gedenkt, zum Nachtnialil. Kr wird gut aufgenommen und be-wirthet, aber am achten Tage darauf, d. i. am nächsten Sonntag, muss der Freier alles zu einem Schmause Notlüge zu der Familie mitbringen, wo er gut. aufgenommen wurde. Wenn nun nach einiger Zeit der Freier mit den Aeltern des Mädchens Flandels einig geworden ist, begibt er sich wieder mit. seinem Vater und seinen Anverwandten und dem Geistlichen zum Nachtmahl hin und bringt den Trauring, ein Paar Schafe und irgend ein anderes Geschenk mit und es wird nach dem Schmause der Hochzeitstag festgesetzt. Wenn dieser herannaht, gehen beide Theilc am Donnerstag Abends herum, um die Verwandtet» einzuladen, und am Freitag Abends beginnen die Lustbarkeiten, unter Gesang und EYeudensohüssen wird das Brod gebacken. Am nächsten Abend vereinigt sich Alles beim Nachtmahle und vor Beginn desselben ernennt, das Haupt der Familie das Geleite, welches die Braut abholen soll: den Gevatter, fuhrer des Geleites (Stari svat), die Schwäger der Braut, welche Brüder oder Neffen des Bräutigams sein müssen (Geveri), den Hochzeitsboten, der die Ankunft des Zuges verkündigen soll, dann den Bannerträger, der die Fahne trägt (Cariaktar) und die andern Mitglieder des Geleits, welche kein Amt zu verrichten haben und Scaturi heissen. Nachdem alles dies festgesetzt worden ist, beginnt der Schmaus, während dessen das Familienhaupt zwei Frauen mit dem Antheil für die Braut zu ihr schickt, Diese sollen auch der Familie der Braut anzeigen, dass am nächsten Tage der Bräutigam mit einem Geleite von so und so viel Männern kommen werde (die Zahl derselben muss eine ungerade sein), damit die Braut die Geschenke für Alle vorbereiten könne. Auch müssen diese Frauen den Vater der Braut, oder das Haupt ihrer Familie befragen, wie viel Leute er zum Mittagsmahl des Bräutigams schicken werde, um der Braut Gesellschalt zu leisten, und damit der Bräutigam sich darnach richten könne, denn auch er muss das Geleite der Brat d beschenken. Hierauf schickt die Braut dem Bräutigam mittels eines Weibes einen Blumenstrauss, als Zeichen der Dankbarkeit und Treue. Am Sonntag nun begibt sich der Bräutigam mit seinem (leidige beim Läuten der Frühglocke zu dem Hause der Braut, um sie abzuholen; wie er sich aber der Thiire nähert, findet, er Widerstand. Alle Gäste der Braut nämlich stürzen mit Stocken, Säbeln und Flinten bewaffnet zur Thür heraus und wehren ihm den Eintritt, indem sie ihm verkündigen, er oder einer der Begleiter müsste früher den Apfel von der Stange über dem Hause der Braut herabschiessen, denn widrigenfalls würden sie ihm nicht erlauben, in's Haus einzutreten und sich die Braut zu holen. Es müssen daher der Bräutigam und sein Geleite zuerst nach dem Apfel schlössen, und wenn der Erste den Apfel in der Mitte trifft, 80 hat das Geleite das Recht, ohne ferneren Widerstand in das Haus der Braut einzutreten. Trifft keiner den Apfel, so werden sie vom Familienhaupte mit leeren Flinten gleichsam aus Gnade empfangen, mit. gebrannten Wässern und Backwerk bewirthet und mit Tüchern beschenkt. Die Braut empfängt den Segen ihrer Arborn, Grossältern und bejahrten Verwandten. Hierauf begibt sich die ganze Gesellschaft in die Kirche, und nach dem Gottesdienste nähern sich der Bräutigam und die Braut, der erstere rechts, die letztere links, der Hauptthüre dos Ilauptaltars, der Gevatter hinter ihnen, und nun beginnt die Ceremonie der Trauung, welche 1'/4 Stunde dauert. Nach der Trauung müssen sich der Bräutigam und die Braut öffentlich umarmen, und dann beide mit ihren Gevattern dasselbe thun. Während der Ceremonie werden vor der Kirche Schüsse abgefeuert. Im Hause des Bräutigams angelangt, setzt sich Jedermann an seinen Platz, und nachdem der Pfarrei- die Tafel gesegnet, beginnt, die Mahlzeil. Keiner von den Gästen darf Irinken, ehe der oben-erwähnte Führer des Zuges nicht von Allen begleitet dreimal einen Hymnus zur Ehre Gottes gesungen hat. Hierauf ertheilt er .ledern die Freiheil zu Irinken und beginnt mit einem Lebehoch auf die Gesundheil und das Wohlergehen des neuen Ehepaars. Während der Mahlzeil wird mehrmals ein Hymnus zu Ehren des heiligen Nicolaus gesungen und dieser angerufen, er möge den Herrn bitten, den Eheleuten Ehre, Gesundheit und guten Wein zu geben. Bevor der Braten auf die Tafel kommt, erhebt sich die ganze Gesellschaft, die Neuvermählte 164 Ethnograph!» mit inbegriffen, und es wird unter Gesängen und Freudenschüssen ein Umzug um das Dorf abgehalten. Alle Familien desselben tragen Wein heraus und bieten der Gesellschaft zu trinken an; die Weiber und Mädchen beschenken die Braut mit Tüchern, Vortüchern etc. Am Abend wäscht sich die ganze Gesellschaft, die Hände, welche die Braut mit Wasser begiesst, wofür sie von Allen ein Geldgeschenk erhält. Und hiermit endet das Hochzeitsfest. Unter die nationalen Volksbelustigungen gehört das Boccie oder Kugelspiel, wobei mit hölzernen Kugeln, oder in Ermangelung derselben mit Steinen, nach einem bestimmten Ziele geworfen wird. Es sind dabei vier, fünf, sechs und mehr Spieler, welche sich in zwei Parteien theilen. Einer der Spieler wirft eine Kugel, welche kleiner als die übrigen ist, nach einer beliebigen Stelle. Dort, wo sie niederfällt, oder fortrollend stehen bleibt, ist der Zielpunet für alle übrigen Spieler und für denjenigen selbst, welcher den Wurf gethan hat, denn dieser wirft jetzt als Erster mit einer grösseren Kugel und studit der kleineren möglichst nahe zu kommen. Der zweite Spieler sucht sieh durch seinen Wurf der kleinen Kugel noch mehr zu nähern, zugleich aber auch die grössere Kugel seines Vordermannes von der kleinen zu entfernen, je nachdem er das Eine oder das Andere leichter ausführbar findet. Der Dritte, Vierte etc. thun das Gleiche. Wer nun, nachdem alle Spieler geworfen haben, der Nächste bei der kleinen Kugel ist, gewinnt einen Punet, und so geht das Spiel fort, bis eine der beiden Parteien 1"2 oder 16 Puncto erreicht hat. Als Spielplatz wird jeder ebene Platz benutzt. Der Volkstanz der Slaven heisst, Kolo, Kreis-Tanz, und ist ein sehr einfacher Tanz im Viervierteltact, bei welchem die Tanzenden mehr gehen und hüpfen, als tanzen. Das musikalische Instrument, ist, die monotone Gusla, oder Dudelsack, ein Schlauch, der mit einer oder zwei Pfeifen versehen ist. Im östlichen lstrieti heisst diese Dudelsaekpfeife Ludco. Im Bezirke Volosca wird auch ein anderes Instrument, der sogenannte Tororo oder PiJJ'eri, ein den Clarinetlen oder Hoboen ähnliches Instrument gebraucht, weshalb der Tanz, bei welchem es gespielt wird, hier Tororo- oder Pifferi-Tanz heisst. VolkutrurJilcTi, 165 12. Volkstrachten. Die wohlhabenderen, gebildeteren Bewohner der Studie, kleiden eich auch in [Strien nach der allgemeinen (europäischen Mode, und man sollte nicht glauben, wie. Schnell jetzt die Moden von Paris und Wien, besonders seit der Verkehr mit TlieSl mittels der Lloveldampler sei erleichtert und beschleunigt ist, ihren Weg nach Istrien finden. Die Tracht der Landleute ist nicht nur nach der verschiedenen Nationalität, sondern auch bei den Slaven selbst, nach den verschiedenen Stämmen und Bezirken gegliedert, obwohl sie bei diesen doch ein allgemeines Gepräge haben. Die Verschiedenheit der Tracht richtet sich im Allgemeinen wohl auch nach den drei Hauptbeschäftigungen der Bevölkerung: dem Ackerbaue, der Schafzucht und der marit-linum Industrie: Schifferei und Fischerei. Der A ck erbaue r, welcher sich nicht so sein- den Ein-llusseii des Klimas aussetzen muss, wie der Ilirle, und der wegen seines häufigen Böckens eine freie Bewegung des Knies nöthig hat, trägt kurze. theilweise sehr weite' Beinkleider, die nur bis an's Knie reichem, lange Strümpfe und starke' Schuhe. Das Oberkleid ist eine kurze Juppe von braunen Loden ; die Kopfbedeckung ist sonderbarer Weise, besonders wenn man die glühende Sonne im Sommer und die tropischem Regengüsse im Herbste; in Erwägung zieht, ohne Krampe und Schirm: eine plattgedeckelle, schwarze, nur in wenigen Ortschaften Weisse Meitze von grobem Wollenfilz; diese' ist das charakteristischste und bekannteste Stück im Anzüge des Istrianers, wechselt aber in der Grösse häufig nach den verschiedenen Gegenden; die' Extreme derselben sind lud den italienischen Ackersleuten von Dignano und bei den Savrinen zu finden. Bei den ersteren bedeckt, die' Mütze den ganzen Kopf und erstreckt sich bis nahe an die Ohren; bei den letzteren deckt, sie nur die absichtlich geschorene- Glatze. Der eitlere Savrine lässt nur einen Kranz von kurzen Haaren sle-hen und lässt, sich im Nacken und auf dem Wirbel scheeren. Bemerkenswert!] ist es, dass er erst seit Kurzem von einem Extrem in das andere gefallen ist, denn gerade die •Savrinen haben bis in die neueste Zeit ein Paar lange geflochtene Zöpfe getragen. Die Bitte, die Haare im Nacken lang wachsen zu lassen, ist übrigens bei den istrianischen Ackerbauern ziemlich häufig 16G EtlmoKraplilt'. und er lässt dann die hingen Haare, lose zusammen gewunden , über den Nacken nach vorn zu gegen die Brust hängen. Im Winter sind die Kleiderstoffe von Loden, im Sommer werden die lodenen Beinkleider abgelegt und leinene oder baumwollene weisse oder schwarze angezogen. Die Bekleidung des Oberleibes wechselt ebenfalls nach den Jahreszeiten. Im Sommer geht der Bauer gewöhnlich in Hemdärmeln auf das Feld. Ueber das Hemd zieht er, wenn es kühler ist, die bald kürzere, bald längere Juppe an, und wenn es kalt wird, kommt über die Juppe eine Art Oberrock, mit oder ohne Aermel. Der Rock hat in der Regel Aufschläge an den Klappen und A ermein; bei den Savrinen sind diese meist von rother, bei den übrigen Istrianern von blauer Farbe. Im Innern von Istrien hat das Familienhaupt noch dazu einen, meist dunkelbraunen, Mantel mit blauem Kragen. Die Hirten, und dies sind vorzüglich die Tschits eben und Moriachen, tragen in der Regel einen enganschliessenden Anzug aus Schafwolle, und zwar sowohl im Sommer als im Winter, der auch über Nacht nicht, ausgezogen wird. Dieser Anzug ist sehr zweckmässig, da er den Körper ebenso gut gegen die kalte Bora, wie gegen den feuchten Thun schützt und den Temperaturwechsel weniger empfindlich macht. Die Beinkleider sind von einem weissen, elastischen Wollenzeuge und reichen, sich wie Tricots an die Beine enganschliessend, bis an die Knöchel, Der Hosenlatz ist häulig mit bunten dünnen Lederstreifen zierlich ausgenäht. Um die Mitte des Leibes schliessen die Beinkleider fest, an, so dass Hosenträger oder Riemen überflüssig sind. Die Fusssocken sind von demselben Zeuge, gehen nur wenig über die Knöchel und werden oben zugehakt, Die Beschuhung besteht aus einer Art Sandalen, die aus einem einzigen Stück roh gegerbten, naturfarbigen Leders verfertigt und mit rothen Lederstreifen an den Fuss festgeschnürt werden. Ueber das kurze, grobe Hemd wird die kurze Juppe von braunen Loden angezogen. Der Hut ist von Filz, breitkrämpig, mit rundem Hupfe und mit einer weiss, roth und grünen Sammtschnur verziert. Die Tracht der Fischer ist die gewöhnliche aller Fischer im adriatischen Golfe, auch an der italienischen Küste. Die hohe, rothe Mütze macht den Fischer schon von Weitem kennt- lieh, eben so der eigentümliche Schiffermantel aus grober, brauner Sehafwollenkotze, deren lange schwarze Zotteln nach Innen gekehrt sind; er ist mit einer Cupuze vom selben Stoffe versehen, mil rothen Streifen inwendig besetzt und auch üusserlieh, besonders am Rucken, roth verziert. Unter dem Mantel tragt der Fischer meist nur ein weites grobes Hemd aus Leinwand, mitunter auch ein farbiges aus Kattun oder Wolle. Das Beinkleid ist kurz, weit und im Sommer wie im Winter aus einein blauen Schal- oder Buumwollenzeug. Die Fussbekleidung besteht aus dicken, wollenen Socken und Holz-schuhen, die ihn vor der Nässe schützen. Die 'fraebt der istrianischen Bäuerinnen ist im Allgemeinen von der grössten Einfachheit. Sie besteht in einem bis an die obere Wade reichenden Hemde aus groben Linnen, einem weiten Kaltau, der im Sommer aus weissem Linnen oder schwarzem Baumwollenzeuge, im Winter aus braunen Loden besteht, einem Gürtel von breiten, grünen oder rothen Linnenborten, der mehrmals um den Leib gewunden wird, aus wollenen Strümpfen und Stärken Schüben oder Sandalen. Den Kopf umhüllt ausser dem Hanse ein weisses Tuch, welches jedoch in verschiedenen (legenden auf eine sehr mannigfaltige Weise gefaltet und um den Kopf gelegt oder gewunden wird. Der Stoff ist von Linnen und nur in der Nähe von Pisino und Triest auch aus Baumwolle. Die Farbe ist. fast immer Weiss, ausser auf den Inseln; doch ist das Tuch fast nie glatt, sondern es sind häufig Zeichnungen eingewoben, oder es ist mit Fransen besetzt, und zwischen dem eigentlichen Tuche und den Fransen ist nicht selten ein Saum von gitterartiger Schmuckarbeit im Stoffe. Die verschiedenen Weisen, das 'fach umzulegen, sind unzählig, und darin besteht auch die ganze Coquetterie der Istrianerinnen, die nur in dem Tuche ihren guten Geschmack bekunden können; auch machen sie oft ein tiefes Studium daraus, um es ihrer Individualität anzupassen. Hie eigentliche Istriancrin, in der Gegend von Pisino, umschlingt sich die Haare mit (dnem einfachen Wulste, der hinten am Nacken festgebunden ist; der freie Rest, des Tuches hängt über den Rücken hinunter. Dies ist die wenigst elegante und vortheil-hafte Art, den Kopf aufzuputzen. 168 Ethnographie Die ernste Morlachin trägt ihr Tuch einförmig und anspruchslos, der Kopf ist wie unter einem platten Schirm; das Zeug ist etwas steif und die beiden Zipfel hängen zu beiden Seiten schlicht herunter. Die Savrinin trägt ihr Tuch in ähnlicher Weise. Die Walluchinuen legen das Tuch der Länge nach schmal zusammen und umschlingen dann das Haupt turbanartig auf eine solche Weise, dass die meistens dunkel-kastanienbraunen, reichen, rothdurchflochtenen Ilaart; an einzelnen Stellen zu sehen sind. Auch in dem Tschitschen-Dorfe Sejane, in welchem sich auch noch bis heute die ursprüngliche wallachische Sprache dieses Volksstammes erhalten hat, herrscht noch diese Kopitracht. Die übrigen Tschitschinnen aber haben die noch im Mittelalter aus Krain herübergekommene Haube angenommen. Die italienischen Landleute in den Küstenbezirken unterscheiden sich in der Tracht sehr von ihren slaviseheii Nachbarn. Im Sommer kleiden sie sich meist in Linnen, im Winter in Tuch; die düngen tragen lange, die Alten kurze Beinkleider, einen Hut und Schuhe, in einigen Gegenden auch kurze Halbstiefel. Die Italienerinnen unterscheiden sich schon dadurch von den Slavinnen, dass sie entweder gar keine Kopfbedeckung, oder nur den venetianischen Zendale tragen, der besonders für Kirchengänge schwarz, bei festlichen Gelegenheiten weiss ist. Auch ihre übrige Tracht ist von der der Venetianerinnen nicht verschieden. Die Bewohnerinnen der Stadt Dignano und der benachbarten Dörfer Gallesano und Valle, die ebenfalls von Italienern, und zwar aus dem südlichen Theile der appenninischen Halbinsel , bewohnt sind, unterscheiden sich in ihrer Tracht auch von den üb rigen Italienerinnen Istriens. Das üppige schwarze Haar wird in weichen Flechten um den Kopf gewunden, welchen ein schwarzer, breitkrämpiger, rundgupfiger Filzhut, der den Kopf fast nur in einer Tangente berührt, gegen die Sonnenstrahlen schützt, Doch wird jetzt dieser Hut im Sommer häufig gegen ein gestärktes weisses Kopftuch vertauscht. Sonst ist das Haar mit silbernen Nadeln verziert. Das Mieder ist schwarz und lässt vorne das weisse Brusttuch sehen. Die Aermel sind ein abgesondertes Kleidungsstück, sie sind an Volkutrn- Mi n 169 den Achseln durch rotho Bänder an das Leibchen befestigt, so dass man sie abnehmen, hängen hissen, oder in gefälliger Weise schürzen kann. Der Rock ist kurz, schwarz und faltenreich, weisse Strumpfe und niedere, mit einer rothen Masche geschmückte Schuhe bedecken den Fuss. Die Feroiesen, welche, wie wir bereits erwähnt, montenegrinischer Abkunft sind, hatten lange Zeit ihre ursprüngliche Tracht beibehalten, jetzt kleiden sit; sich wie die andern Slaven der Provinz, mit Ausnahme einer rothen Schnur, mit welcher die Socken (vazubcze) gebunden werden, die kaum aus den Schuhen hervorragen. Ihre Weiber dagegen haben die alte Tracht beibehalten, und sie sticken ihre Hemden selbst mit seidenen Zierrathen, besonders die Aermel und das Vorhemd. Die Unterröcke von blauem oder grünem Tuche sind faltenreich und unten mit zwei bis drei Keilen roth und gelber breiter Schnüre von Seide und Wolle besetzt. Ihre kurzen Jacken sind mit gleichen Schnüren verziert, ebenso die losen Aermel. Als Kopfbedeckung tragen sie ein Tuch, welches mit gelb-rother Seide gestickt und mit Quasten besetzt ist, als Schmuck grosse runde Ohrgehänge mit drei Ringen. Um den Hals tragen sie eine rotho seidene Schnur, an welchen- einige; Schaumünzen und Sterne von Metall hängen, die bei jeder Bewegung angenehm klingen. Den Unterrock bedeckt vorne ein gefärbtes Vortuch vem feinem Cambridge, an der Seite hängt ein farbiges Tuch. Den Fuss bekleiden Strümpfe aus feiner, weisser Wolle, Schuhe von Corduanleder mit einer Schleife oder Quaste von rother Seide. Der griechische Dorfpfarrer oder Pope in Peroi hat noch immer die Tracht, welche der Clerus der griechisch-serbischen Kirche seit ältester Zeit angenommen hat. Er trägt einen Talar mit farbigem Gürtel, einen langen Oberrock, langes Haupthaar und Bart, auf dem Kopfe ein Scheitelkäppchen (öalotte) und einen runden Hut. Ein langer Stock mit grossem metallenen Knopfe dient als Zeichen seiner Würde. Die Priester dürfen heirathen, bevor sie die Weihe erhalten haben, sind sie aber Wittwer geworden, so dürfen sie sich nicht mehr vereheligen. Von den früher erwähnten Trachten weichen hin und wieder in verschiedenen Bezirken die Bewohner ab. Im Bezirke von Capodistria tragen sie z. B. lange Jacken von Tuch, 170 ICtliii<>|."rn|ililit, kurze Beinkleider und eine schwere Pelzmütze. Im Bezirke von Pirano besteht die Kleidung der shivischon Landlente aus einem weiten, kurzen Beinkleide, im Winter von braunem Lo-dentuche, im Sommer von weissen Linnen, oder blaufarbigen, leichtem Zeuge, einer lodenen -Jacke mit rothen oder grünen Vorstössen an den Klappen und Aermeln, weissen oder blauen langen Strümpfen, Schuhen und einer niedern Filz- oder Tuchmütze ohne Krampe oder Schirm. Originell ist die Haartracht lad den männlichen Bewohnern der Ortschaften Corte d' Isola, Padena, Villanova und St. Pietro dell Amata, welche zur sogenannten Savrinia gehören. Der Savrine nämlich schneidet die Haare des Hinterhauptes nicht ah, weshalb sie oft bis zur Kreuzgegend herabwallen, er flechtet sie dann in einen Zopf, dessen Ende er in die umgestülpte; Mütze befestigt. Dagegen werden die Haare; des Vorderkopfes senkrecht über die Stirne geklimmt und nächst den Brauen in horizontaler Richtung gegim das Ohr abgekürzt, der Scheitel selbst aber nach Art der Franziscancr-Mönche glatt ausgesedioren. Doch nimmt diese altherkömmliche Sitte gegenwärtig bedeutend ab. Im Bezirke von linjc tragen die Bauern häutig schwarze; Filzhüte und ein Oberkleid aus Loden mit einer Capuze. Im Bezirke von Montona sind bei ihm Männern wollene, glatt aufliegende Mützen gebräuchlich, Zöpfe sind nicht selten, die Frauen tragen ein helles, turbanartig gewundenes Tuch. Die Berkinen im Bezirke von Cast'dnuovo tragen ein kurzes Oberröekchen und kurze, bis über die Knie langende Beinkleider aus weissem Lodentuche und hohe Stiefel Als Kopfbedeckung dient ihnen ein runder, breitkrämpiger Filzhut mit breitem Hupfe. IV. LANDESVEKWALTÜN«. 1. Politisch«' Behörden. Die gegenwärtige öffentliche Verwaltung Istriens ist jener der übrigen österreichischen Provinzen gleich. Die höchste politische Landesverwultung führt die k. k, Statthalterci in Triest. In politisch-administrativer Beziehung bildet Istrien einen Theil dieses Verwaltungsgebietes mit einem Fläehenraum von 85.4 Quadratmeilen und 234,872 Einwohnern mit 139 Orts-und 353 Steueigemeinden. Kr zählt 21 Städte, G Märkte und 492 Dörfer mit 44,229 Häusern. Iliiithriliiiiü: des L Hinte s iiiu-h Hernien umi Gemeinden. Istrien ist in IG Bezirke eingotheilt, unter denen nur einer, nämlich Rovigon, ein politisches, die andern gemischte Bezirksämter haben. A Politisches Bezirksamt. 1. Kovigno. Flächenraum 3.9 Quadratmeilen, 13,623 Einwohner mit 4 Orts- und 7 Stcuergemeinden. B. Gemischte Bezirksä m t er. 2. Parenzo. 3.7 Quadratm., 8089 Einw. mit. 5 Orts- und 19 Steuergemeinden. 3. Buje. 4.6 Quadratm., 14,471 Einw. mit 9 Orts- und 19 Steuergemeinden. 4. Montona. 5 Quadratm., 14,037 Einw. mit 5 Orts- und 21 Steuergemeinden. 5. Pinguente. 6.7 Quadratm., 14,689 Einw. mit 17 Ortsund 24 St.euergemeinden. 172 Landen Verwaltung. 6. Mitterburg (Pisino). 9.4 Quadratm., 23,442 Einw. mit 25 Orte- und 35 Steuergemeinden. 7. Albona. 5.5 Quadratm., 11,478 Einw. mit 14 Orls-und 20 Steuergemeinden. 8. Dignann, 5.6 Quadratm., 12,704 Einw. mit 5 Ortsund 13 Steuergemeinden. 9. Pola. 3.9 Quadratm., 6551 Einw. mit 6 Orts- und 14 Steuergemeinden. 10. Lussin (Insel). 3.1 Quadratm,, 1 1,545 Einw. mit 3 Ortsund 9 Steuergemeinden. 11. Cherso (Insel). 5.8 Quadratm., 7540 Einw. mit 1 Ortsund 14 Steuergemeinden. 12. Veglia (Insel). 7.4 Quadratm., 15,218 Einw. mit 10 Ort sund 20 Steuergemeinden, 13. Volosca. 5.9 Quadratm., 13,074 Einw. mit 6 Ortsund 48 Steuergemeinden. 14. Castelnuovo. 7.4 Quadratm., 15,978 Einw. mit 3 Ortsund 46 Steuergemeinden. 15. Capodistria, 5.6 Quadratm;, 28,160 Einw. mit, 21 Ortsund 40 Steuergenieinden, IG. Pirano. 1.9 Quadratm., 14,873 Einw. mit 5 Orts- und 6 Steuergemeinden. 2. Justiz-Behörden. In Bezug auf die Gerichtspflege unterliegt das Land dem kustenländischen Oberlandesgericht in Triest, Die Bezirke Capodistria, Pirano, Castelnuovo und Volosca stehen unter dem Landesgerichte von Triest. Die andern zwölf Bezirke unterstehen dem Kreisgerichte in Rovigno, welches aus einem Präsidenten und vier Käthen besteht, Im Sprengel des Triester Landesgerichtes hat Istrien in Capodistria vier, in Pirana zwei und in Volosca zwei Ad-vocaten. Im Sprengel des Kreisgerichtes von Rovigno besteht die Advocatenkammer in Rovigno mit einem Präsidenten, zwei Ausschussmitgliedern und vier andern Advocaten, in Mitterburg zwei Advocaten, in Lussin einer, in Cherso drei, in Buje, Mon- tonu, Dignano und Parenzo je zwei, und in Veglia ein Ad-vocat. Notare sind in Capodistria zwei, in Pirano, Rovigno, Cherso, Parenzo und Pisino je einer. 3. Finanz-Behörden. In Bezug auf die Finanz-Angelegenheiten steht Istrien unter der Finanz-Landes-Direction und dem Gefallen-Obergericht in Graz, Die Finan z -Pr o cur atur für's ganze Küstenland hat. ihren Sitz in Graz mit einer Abtheilung in Triest. Dir sechszehn Bezirke von Islrien unterstehen der Finanz-Bezirks-Direction in Capodistria, wo auch die Finanz-Bezirks-Casse oder eigentlich die Sammlnngs-Casse, welche ihre Geschäfte besorgt, ihren Sitz hat, Ein Nebenzollamt befindet sich in Volosca (zugleich Salz-verschleiss-Amt). Ein Forstverwaltungs- und Rentamt in China (Bezirk Castelnuovo). Der Finanz-Bezirks-Direction in Capodistria unterstehen folgende Aemter: die Finanz-Bezirks-Casse; das Salz-Niederlags-Amt und damit vereinigtes Finanz-Be- zirks-Oekonomat in Capodistria; das Salz-Niederlags-Amt in Pirano ; die Salz-Verschleiss-Aemter in Capodistria und Pirano; das Rentamt in Capodistria; das Rentamt in Pola; die Rentämter in Alboua, Buje, Cherso, Dignano, Lussin piecolo, Parenzo, Pinguente, Pirano und Rovigno, welche mit, den dortigen Steuer-Aemtern vereinigt sind; das Forst- und Rentamt in Montona, mit zwei Förstern in Montona und einem Unterförster in Pola; das Forst- und Rentamt in Veglia, welches mit dem dortigen Steueramte vereinigt ist. die Finanzwache IX. Section mit einem Finanzwnch-Ober-commissär in Capodistria; die Finanzwache X. Section mit einem Finauzwach-Ober-commissär in Albonaj das Gefällen-Bezirksgericht in Capodistria. 174 Landen Verwaltung. Die Lotto-Dircction in Triest besteht auch für Istrien. Die Berghauptmannschaft in Klagenfurt ist auch die Bergbehörde für Istrien. Die Steuer-Direction in Triest besteht auch für Istrien. Der Steuer-Direction sind folgende Steuerbeamte zugewiesen : der Steuer-Inspector und Steuer-Unterinspector in Mitterburg. Die Landes-IIaupt-Casse hat ihren Sitz in Triest. Dieser untersteht die Sammlungs- und Bezirks-Cusse in Capodistria. Steueriimter bestehen in Rovigno (zugleich Rentamt), in Parenzo (zugleich Rentamt), in Buje (zugleich Rentamt), in Moutona, in Finguente (zugleich Rentamt), in Pisino, in Al-bona (zugleich Rentamt), in Dignano, in Pola, in Lussin, in Cherso (zugleich Rentamt), in Veglia (zugleich Rentamt), in Volosca, in Castelnuovo, in Capodistria, in Pirano (zugleich Rentamt). 4. Hafen- und Sce-Sanituts-Acmter. Hafen- und Seesanitäts-Deputation in Pirano; Hafen- und Seesanitäts-Agentien in Capodistria, Isola und Muggia; Hafen- und Seesanitiits-Exposituren in Portorost! und Strug-nano; Hafen- und Seesanitäts-Amt in Rovigno; Hid'en- und Seesanitäts-Deputation in Pola; Hafen- und Seesanitäts-Agentien in Albona (Hafen Rabaez), Carnizza, Cittanova, Fasana, Fianona, Ika, Medolino, Orsera, Parenzo, Umago, Valditorre und Volosca; Hafen- und Seesanitäts-Exposiluren in Bado, Bersetz, Cer-vera. Dada, Fontane, Lovrana, Lerne, Moschenizze (Draga di), Proinontore, Salvore, Traghetto, Veruda und Val Morlaeca; Hafen- und Seesanitüts Amt in Lussin piccolo; Hafen- und Seesanitäts-Agentien in Cherso, Veglia, Besca- uuova, Lussin grande, Malinsca und Ossero; Hafen- und Seesanitäts-Exposituren in Camisa (Ustrine), Cigale, Faresina, Ponte, Punta Croce, Sta. Maria di Capo, S. Pietro di Nembi, Torcole, Unie. Ciistelmuschio, Cliiiiiio, Sansego und Verbenico. BM Ii.In.i.Ii h. -- IN.sl llilu",i'j Capo-distria und Pirano zustimmen einen Wahlbezirk; c) Monlona, Buje und Pinguente zusaimnen einen Wahlbezirk; ) dreissig Jahre alt ist; c) im Vollgenusse der bürgerlichen Rechte sich befindet, und d) in einer Wiihlerclasse des Landes, nämlich entweder in jener des grossen Grundbesitzes, oder in jener der Städte, Märkte und Industrialorte, oder in jener der Landgemeinden, zur Wahl der Landtagsabgeordneten nach den Bestimmungen der vorausgehenden §§. 10 bis 15 wahlberechtigt ist. Diese Erfordernisse der Wählbarkeit gelten auch für die Abgeordneten der Handels- und Gewerbekammer. §. 18. Vom Wahlrechte und der Wählbarkeit zum Landtage sind ausgeschlossen: d) Personen, welche eines Verbrechens oder Vergehens, oder einer aus Gewinnsucht oder gegen die, öffentliche Sittlichkeit begangenen Uebertretung schuldig erkannt, oder wegen eines Verbrechens oder Vergehens oder wegen einer aus Gewinnsucht begangenen Uebertretung bloss aus Unzulänglichkeit der Beweismittel von der Anklage freigesprochen worden sind; b) Personen, welche wegen einer der unter d) bezeichneten strafbaren Handlungen Landtag» WaliluidnuiiK 111t Inn 193 in Untersuchung gezogen worden Sind, in solange diese Untersuchung dauert; und c) Personen, über deren Vermögen der Concurs eröffnet, oder das Vergleichsverfahren eingeleitet wurde, in solange die Concurs- oder Vergleichs-Verhandlung dauert, und nach Beendigung der Verhandlung, wenn sie hieran nicht für schuldlos erkannt, worden sind. III. Von der Ausschreibung und Vorbereitung der Wahle n. §. 19. Die Aufforderung zur Vornahme der Wahl geschieht in der Regel durch Erlasse des Statthalters, welche, den 'Pag, an d< m die Wahl der Landtagsabgeordneten in den durch diese Wahlordnung bestimmten Wahlorten vorzunehmen ist, zu enthalten haben. Die Festsetzung des Wahltages hat derart zu geschehen . ilass alle nöthigen Vorbereitungen vor Fintritt desselben beendet, werden können. §. 20. Die Ausschreibung allgemeiner Waiden für den Landtag hat in der Art zu geschehen, dass zuerst die Abgeordneten der Landgemeinden, dann die Abgeordneten der Städte, Märkte und Industrialorte und der Handels- und Gewerbekam-nieru, und endlich die Abgeordneten des grossen Grundbesitzes gewählt, und dass die Wahlen für jede der beiden ersteren Wählerclassen im ganzen Lande an dem nämlichen Tage vorgenommen werden. ij. 21. Die Ausschreibung allgemeiner Wahlen ist durch die Landeszeitung und Plačate in allen Gemeinden bekannt zu machen. Die Ausschreibung einzelner Wahlen ist bezüglich der Wählerclasse des grossen Grundbesitzes durch die Laudeszeitung, bezüglich der Wählerclassen der Städte, Märkte und Industrialorte und der Landgenieinden durch Plačat« in den, den Wahlbezirk bildenden Gemeinden zu verlautbaren. §. 22. Alle Wahlberechtigten, welche nach den Bestimmungen der Wahlordnung einen Wahlkörper bilden, sind in eine besondere Liste einzutragen. Die Wählerliste jedes Wahlkörpers ist von dem zu deren Anfertigung berufenen Organe in Evidenz zu erhallen und behufs der Vornahme der Wahl in zwei Parien auszufertigen. §. 23. Die Wählerliste für den Wahlkörper des grossen Grundbesitzes ist vom Statthalter anzufertigen und durch Einschaltung in die Landeszeitung unter Anberaumung einer vierzehntägigen, vom Tage der Kundmachung zu berechnen- Utrltn 13 194 ttsuäwrvr IM liUig■ den Reclamationsfrist zu verlautbaren. Reclamationen, die nach Ablauf der Frist erfolgen, sind als verspätet zurückzuweisen. §. 24. Ueber den Grund oder Ungrund der die Aufnahme von Nichtwahlberechtigten oder die Weglassung von Wahlberechtigten betreffenden Reclamationen hat der Statt-balter zu entscheiden, dem auch das Recht zusteht, bis zum Wahltermine Berichtigungen der Wählerliste des grossen Grundbesitzes von Amtswegen vorzunehmen. §. 25. Sobald die Wählerliste für den Wahlkörper des grossen Grundbesitzes nach erfolgter Entscheidung über die rechtzeitig eingebrachten Reclamationen richtig gestellt ist, werden für die einzelnen Wähler Legitimationskarten ausgefertigt, welche die fortlaufende Nummer der Wählerliste, den Namen und Wohnort des Wahlberechtigten, den Ort, den Tag und die Stunde der Wahlhandlung zu enthalten haben. Wahlberechtigten, welche im Küstenlande wohnen, sind ihre Legitimations-karten zuzusenden, die ausserhalb des Küstenlandes wohnenden Wahlberechtigten sind zur Erhebung ihrer Legitimationskurien durch die Landeszeitung aufzufordern. §. 26. Die Liste der Wähler in jeder der im §. 3 angefahrten Städte, Märkte und Induetrialorte ist von deren Gemeindevorslande mit genauer Beachtung der Bestimmungen der §§. 13 und 18 zu verfassen und von dem Vorstände der politischen Behörde?, welcher die Gemeinde untersteht, nach Vergleiclumg mit den Wählerlisten für die Gemeinderepräsentanz unter Bestätigung der Richtigkeit mitzufertigen. Bei Verfassung dieser Wählerlisten hüben die bei der letzten Neuwahl der Gemeinderepräsentaiiz richtiggestellten Listen der Gemeindewähler als Basis zu dienen. §. 27. Jede nach dem vorangehenden Paragraphe zur Bestätigung der Richtigkeit der Landtagswählerlisten der Städte, Märkte und Industrialorte berufene politische Behörde hat den eingetragenen Wählern Legitimationskarten auszufertigen und zuzustellen, welche den Namen und Wohnort des Wahlberechtigten, den Ort, den Tag und die Stunde der Wahlhandlung zu enthalten haben. Die Wählerlisten jener Städte, Märkte und Industrialorte, welche nicht der Wahlort sind, müssen dem Vorstande des politischen Amtes am Sitze des für den Wahlbezirk bestimmten Wahlorles J,kner vorspringenden Spitze der llügel-reihe, die von Paugnano herabsteigt und die Grenze des JVIer-gelhoih'tis bezeichnet. Die Basis dieser Pyramide! umseldiesst in Gestalt eines Halbmondes den kleinen, Innern Hafen. Gegen diesen zu ist auch der Abhang des llüg«'ls ziemlich sanft, während die dein Norden, der Bora zugewendete Seite senkrecht in's Meer hinabsteigt. Die Bora, die sehr heftig von Trust herüber gegen diese Wand wiithel, treibt höh«' und starke Wellenbrandungen gegen dieselbe, welche sie auch schon längst unterwühlt hätten, wenn mau nicht zu ihrem Schutz«' schon in älterer Zeit starke Unterbauten mit Bogen und Pfeilern errichtet hätte. Dies war um so nolhwcudiger, als eben am Rande dies<'r Wand die Hauplkirche der Stadt steht. Den Gipfel des Hügels krönen alle, mit Thürinen versehene, zierlich gebaute Mauern, die für sehr alten Ursprunges gehalten werden. Zwischen zweien derselben ist im Laufe der Zeiten eine Bresche entstanden, welche einen reizenden Durchblick in die Landschaft gewährt, die mit Olivenbäumen und Weingärten bedeckt ist, zwischen denen schlanke Cypressen emporragen. Von dem Vorplatze des Domes geuiesst man eine herrliche Aussicht auf den Golf von Triest. Der» erwähnten Unterbauten und alten Mauern verdankt Pirano hauptsächlich seinen pittoresken Anblick, besonders wenn man von Tri* st aus zu Wasser sich der Stadt nähmt. Der schönste Stadt-theii von Pirano liegt um «len steinumdämmten innern Hafen, l>m ttf*ntllctit [«tiU-n. 217 Mandracchio. So heisst in Istrien überall der Sur Aufnahme kleiner Barken bestimmte, abgesonderte kleine Halen, /ur Unterscheidung von dem äusseren Hafen für die grossen Schiffe. Um dieses Bassin herum liegen die schönsten Gebäude der Stadt, darunter auch mehrere sehr schöne moderne, wedelte die Zunahme des Wohlstandes bezeugen. Die mittelalterlichen Gebäude ziehen durCh ihre Zinken, S|>itzl)ogenfens1er, schlanken Säulen und andere Zierrathen die Aufmerksamkeit auf sich. Auch fehlt an dem Kathhause und andern alten Gebäuden der Marcuslöwe nicht, neben welchem aber auch der Schutzpatron der Stadt, der Drachen besiegende heilige Georg, prangt. Vorzüglich malerisch stellt sich das Geaammtbild dar, wenn man es von der südöstlichen Zugbrücke des Mandracchio aus betrachtet. Die innere Stadt hat enge, dunkle, etwas steile, aber reinlich gehaltene Strassen, mitunter Interessante Häuser, an deren Fenstern man häufig sehr schöne weibliche Gesichter sieht. Die Firaneserinnen sind in der Regel sehr hübsch und haben noch aus alten Zeiten den Zendah, eine Art schwarzes Kopftuch, beibehalten, welches auch die Schultern bedeckt. In früheren Zeiten wurde es mehr nach vorwärts getragen, indem die Frauen damit das Gesiebt verhüllten und das Haar bedeckten; allein beut«' scheint ihnen das zu klosferinässig, zu düster; sie haben gefunden, dass es zurückgeschlagen und offen den Üppigen Haarwuchs erkennen lasse und dem Gesichte mehr Reiz verleiht, wenn Sie sonst keinen Grund haben, es zu verhüllen. So bleiben sie zum Theile der alten Sitte treu, auf die noch streng gesehen wird. Bin Frauenzimmer würde vielleicht einen Gang ohne diese Kopfbedeckung durch die Stallt wagen, aber nie in die Kirche, und selbst die Frauen höherer Stände erscheinen, wenn sie auch sonst den neuen Moden fröhnen, nie mit einem Hute oder «lergl. in der Kirche, sondern demuthsvoll mit jener schwarzen Hülle. Wenn man von Piran«, über die1 Zugbrücke des Stadthafens am Meeresgestade auf einer guten Strasse nach Süden geht, so gelangt man nach einer kleinen halben Stunde zur Rhede von Pirano, welche auch Valle «Ii Sicciole, oder am gewöhnlichsten Porto delte ros«1, auch Porto glorioso genannt wird. Auf dem Wege dahin geht man zuerst an einer Nagelfabrik vorbei, dann an dem Kloster S. Bernardino, das ehrwürdig von der grünen Höhe herabblickt, dehn diese Seite des 218 Luiidentjenrlii'L'ibmig. Ufere ist sehr üppig und mit Olivenbäumen und Reben dicht bedeckt. Hier wächst der berühmte Ribola -Wein. Die Rhede von Pirano ist drei Meilen breit und ihre Mündung liegt zwischen dein Monte Mogoroue und den kleinen Anhöhen, welche in der Landspitze von Salvore auslaufen. Sie ist ein guter Ankerplatz für die grössten Schiffe, auch für eine Flotte; aber der Grund ist schlammig, und es ist Hinein kleiner Raum, in welchem bei der Bora Linienschiffe vor Anker geben können. Der liefere Theil der Bucht heisst eigentlich Porto rose und ist nur für kleinere Schiffe zugänglich. Am Ufer dieser Rhede sind die wichtigen Salinen von Sicciole (siehe Salinen). Historisch merkwürdig ist die Rhede von Pirano dadurch, dass in derselben im Jahre 1177 die mit der genuesischen vereinigte Flotte des deutschen Kaisers Friedrich Barbarossa von der venelianischen geschlugen wurde. Die kaiserliche Flotte soll 75 Galeeren gezählt haben, die venetianische nur dreissig; der Sieg der Vemtianer wird durch den plötzlichen Wechsel des Windes erklärt, der ihrer Flotte günstig war, denn die Rhede liegt am Wende- oder Wechselpunct der Winde im adriatiscben Meere, Der Sohn des Kaisers, Otto, fiel mit dem Admiralschiff in die Hände der Venetianer. In Folge dieses Sieges erhielt der venetianische Admiral und Doge Ziani vom Papste Alexander III. den Ring, mit welchem die Dogen die jährliche Vermählung mit dem Meere feierten. Auf der Landzunge von Salvore liegt das Dörfchen gleichen Namens mit einer kleinen, dem heiligen Johannes (Giovanni) geweihten Kirche, wo folgende Inschrift zum Andenken an diesen Sieg zu lesen ist. Ileus! populi, celebrate iocum, quem tertius oiim Pastor Alexander donis coelestibus auxit; Hoc etenim pelago Veneta; victoria classis Desuper eluxit, ceciditque superbia magni Jndtiperatorifi Feder i ci, et reddita sanetas Ecclesice pax alma /uit, quo tempore mille Septuaginta dahat centum septamque supernus Pacifer adveniens ab origine carnis amictee. Auf der Spitze der Landzunge von Salvore, Punta delle Mosche genannt, steht der im Jahre 1817 erbaute Leuchtturm, /anale di Salvore. Er ist einer der schönsten in Europa, und der erste auf dem Continent, der versuchsweise mit Gas Da* tlfillllnlll iHtrleu. 219 beleuchtet wurde. Die Höhe des Leuchtthurms ist 106 Wiener Fuss über der Mceresfläehe und ist bei heiterem Wetter in einer Entfernung von 13 Seemeilen sichtbar. Die Lage desselben ist für die Seefahrer in stürmischen und Unstern Nädi-ten sehr wichtig, weil die Küste von Istrien hier eine bedeutende Krümmung bildet und den- Leuchtthurm die Einfahrt in die sichere Rhede bezeichnet, in welche sich, wenn die Bora herrscht, oft viele Schiffe flüchten, die den Hafen von Triest gegen den Wind nicht erreichen können. Der Bezirk von Birano hat fünf Orts- und sechs Ca» tastral-Gemeinden. Die ersteren sind: 1. Pirano, 2. Castel-venere, 3. Corte dTsola, 4. Isola, 5. S. Pietro delF Amata. Die interessanteren dieser Orte sind: Castelvenere mit circa 700 Einwohnern. Es liegt malerisch auf einem Hügel an der Rhede von Pirano. Isola, ein Marktflecken auf einer Landzunge zwischen Capodistria und Pirano, hat über 500 Häuser und 3077 Einwohner, die sich meist, mit der Cul tur des Weines beschäftigen, der hier vorzüglich gedeiht und auch zur Gattung des Ribola gehört. Isola hat, was in Istrien selten ist, eine lebendige Quelle. Auch besitzt, es eine Mineralquelle, die seit, 1823 zu Bädern benützt wird. Die Kirche des Ortes ist schön und verdient besichtigt zu werden. 3. Bezirk Castelnnovo. 7.4 Quadratmeilen, 15,978 Einwohner in 62 Dörfern mit 2351 Häusern und drei Gemeindeämtern. Boden. Die gesammte Oberfläche des Bezirkes erhebt sich bedeutend über die Oberfläche des Meeres und ist durchgehend» gebirgig. Obwohl die Gestaltung der Berge in diesem Bezirke sehr unregehnässig ist, nachdem sie muthmaasslich einer vulkanischen Eruption ihre dermalige Gestaltung verdanken, welche durch Aushöhlung des Unterbodens den Auswurf hin und wieder aufschichtete und so den vorkommenden Anhöhen die verschiedenartigsten, bald kegelförmigen, bald zackigen, bald in längerer Reihe laufenden, rückgrathartigen Gestalten verlieh, kommen doch zwei ununterbrochene Bergketten vor, wovon die eine im Süden gelegen, von Nordwest nach Südost läuft, während die andere von Südwest in der Richtung nach Osten sich hinzieht. Zwischen diesen zwei 220 l.alultsl, r»i'hivil rlgentliclie Utrl Ol. 237 liehe Veränderung i» diesem Theile der Kirche hin. Der Zeitpunct dieser Reconstruction dürfte mit den Ol Ionischen kaiserlichen Schenkungen an die Kirche von Farenzo, welche urkundlich feststehen, zusammenfallen, und auf das Ende des 10. Jahrhunderts zu verlegen sein. Drei Jahrhunderte später erhielt der Dom eine abermalige Restauration, sowie den baldacbiuartigen l'eberbau des Hochaltars, welcher zu den schönsten Kunstdenkmalen des Domes gehört. Letzterer trägt daher die Spuren einer mehrfachen Renovation (deren jüngste durch den vorletzten Bischof Peteani vorgenommen wurde) an sich, welche jedoch den aus der ersten Periode herrührenden alterthümlichen Hau in seiner Anlagt; und seinen Hauptthcilen noch vollkommen erkennen lassen. Dem Gutachten des Herrn Professor Schmidt über die an dem Dome vorzunehmenden Restaurationen entnehmen wir Folgendes: der Bauzustand der Kirche ist. im Ganzen ein befriedigender ; die Ueberreste von Mosaiken in der jetzigen Fussbodenhöhe sind so unbedeutend und in einem solchen Grade ruinirt, dass ihre Neuanfertigung sehr beträchtliche Summen in Anspruch nehmen würde, es dürfte daher dankbarer sein, den unter diesem Fussboden befindlichen, spätrömischen Mosaikfussboden nach und nach zu heben und in geeigneter Weise wieder aufzustellen. Ebenso ist. die Mosaik an der Facade des Langschiffes bereits derart, zerstört, dass an eine Restauration derselben nicht gedacht, werden kann. Das Atrium, welches ursprünglich eine regelmässige, vierseitige Anlage bildete, ist nur nach zwei Seiten hin erhalten; die eine ist noch mit einem Dache versehen. Die Wiederherstellung des Atriums in seiner ursprünglichen Gestalt ist ohne erhebliche Schwierigkeiten zu bewirken. Die Ilauptauslagen bestehen in der Beschaffung der hier fehlenden Marmorsäulen mit Basis und Capital. Nun haben aber die näheren Untersuchungen ergeben, dass die beiden unter dem Orgelchor angebrachten Marmorsäulen dem Atrium entnommen sind. Diese müssen an ihre Stelle zurückversetzt und die zwei fehlenden Säulen zunächst dem Baptiste'rium in strenger Nachbildung der vorhandenen ausgeführt werden. Der Boden des Atriums ist mit regelmässigen Steinplatten zu belegen, damit dieser Raum gleichzeitig als Aufstellungsort für die in Parenzo zahlreichen 238 Landesliusclireihuiig. Ausgrabungen römischer und christlicher Alterthümer dienen kann. Unter dem Orgelchor sind zwei neue, diesem entsprechend in toscanischem Style gehaltene Säuleu mit unver-ziertem Cnpitale aufzustellen. Von dem Baplisterium sind nur noch die Umfassungsmauern erhalten, von dem eigentlichen Taufbecken lassen sich nur noch die Umrisse des Fundamentes erkennen, der Kaum des Baptisleriums ist ausserdem durch einige kleine Fin- und Ausbauten verunstaltet. Die an der linken Seite desselben eingebaute Gapelle soll beseitigt werden, um den Eingang in's Baptisterium allseitig frei zu erhalten. Ebenso soll ein weilerer Anbau an der Seite des bischöflichen Palastes entfernt werden. Sehr interessant ist auch das Keliquarium, eine Arbeit aus der byzantinischen Zeit, auf welcher in griechischen Charakteren zu lesen ist, dass sie von einem Mönche Ezechiel verfertigt wurde, der im Kloster Laura auf dem Berge Athos lebte. In dem Seekriege der Engländer gegen die Franzosen im adriatischen Meere, zu Napoleon's Zeiten, wurde, Parenzo einmal von englischen Schiffen beschossen, einige ihrer Kugeln beschädigten die Basilika und wurden in einem Theile des Vorhofs eingemauert, und die Priester haben folgende Inschrift darüber gesetzt: „Quond sancto templo Angli obtiderunt" (dies brachten dem heiligen Tempel die Engländer dar). Die Stadt selbst ist reich an Allerlhüinern aus der römischen Zeit. Im Bereiche des alten Capitols werden interessante Gegenstände aufbewahrt. Es lag in der etwas erhöhten Gegend der Stadt, die gegen das Meer hin mit einer sanften Senkung abfällt, jetzt das Armenquartier der Stadt. Hier liegen die Ueberreste einer alten, wahrscheinlich profanen Basilika und das Domherren-Gebäude, ganz aus bearbeiteten Steinen und mit Verzierungen von griechischem Marmor. Auf dem Platze Marafor, oder dem sogenannten alten Platze, welcher das Forum der römischen Colonie war, sieht man die Reste des Comitiums, des plebeischen Forums und zweier Tempel, die dem Mars und Neptun gewidmet waren. Die Basamente des Comitiums, die 1845 ausgegraben wurden, bilden zum Theile das Fundament der aufgehobenen Georgskirche. Das Piedestal, auf welchem die Statue des Herculeus Massimianus stand, und ein anderes, welches die Statue eines Be- Schützers der Stadt Parenzo trug, sind mit andern AltertbÜ* rnern unier dem Materiale der Kirche zu sehen. Von den zwei Tempeln, welche den alten Platz zierten, sind von dem einen die ganze Grundlage, von dem andern ein Thei! der Mauern, ein Pl'eiler und zwei Säulenfragmeute übrig geblieben. Viel Material von diesem Platze wurde benutzt, um im Mittelalter den Quai am Hafen und den Palast des Podesta zu bauen. Vom alten Theater ist nichts mehr Wahrzunehmen, als die Spuren seiner ursprünglichen Form, welche sich in den Neubauten erhalten haben, und einige Trümmer seiner Mauern und Capitäle. Ueber 60 romische Alterthümer wurden in Pa-renzo ausgegraben, Welche von der einstigen Grösse der Stadt Zeugniss geben. Die Stadtmauern, die im 1 5. Jahrhundert erbaut wurdet!, sind solid, von regelmässiger Arbeit, von den alten römischen sind nur wenige Spuren vorhanden und diese sind vom Meere bedeckt und nur bei sehr ruhiger und klarer See sichtbar. Aus diesen und andern Umständen geht hervor, dass die istrische Küste Sich entweder all mal ig erniedrigt, oder plötzlich, etwa in Folge eines Erdbebens, in's Meer versenkt habe. An der Römerstrasse, welche über Sbandati nach den Regionen des Monte Maggiore führt, findet man noch häufige Spuren von alten Gebäuden, Grabmalen) und die byzantinische Kirche, die; den Hafen beherrscht. Unterseeische Ueberreste des AlterthUmS findet man noch bei der Fclscnspilze S. Pietro, die etwa 2000 Klafter von Pa-renzo entfernt, aus dem Wasser emporragt. Iiier sieht man in der Tiefe die Spuren eines alten Molo mit grossen Stein-massen, Bruchstücke von Ankern und grosse eiserne Ringe, an denen die Schiffe befestigt wurden. Gegen Norden von der Stadt, ungefähr eine Viertelstunde weit, liegt auf dem Abbange eines Hügels das Schloss und Dorf Cervero der Familie der Marchesi Polesini. Unterhalb desselben, am Meere, sind ebenfalls Ueberreste von römischen Bauwerken, an denen noch deutlich die Spuren der inneren Abtheilungen der Wohnungen sichtbar sind. Bei Ebbe kommen noch weitere Mauerwerke zum Vorschein. Bei Parenzo fangen die Scoglien, Felseneilande, an, welche sich von hier an längs der istrischen Küste hinziehen und die Schiffahrt gefährlich machen. Einige derselben sind nur kahle Riffe, an :M0 l.mvIraliftichrrihiiUK. manche knüpfen sich historische Reminiscenzen. Das erste dii sei- Riffe ist der Scoglio Marafor, gegenüber der Stadt. Eiti grösseres Eiland ist der Scoglio de' Polesini S. Nicolö, auf welchem die Ruinen eines alten Klosters stehen, und ein alter Thurm vom Jahre 1403, der früher als Leuchtthurm benutzt wurde. Weiter südlich ragt eine ganze Gruppe von Felsenriffen aus dem Meere hervor. Der Hafen von Parenzo ist gut und sicher, aber nur für Schiffe, die nicht mehr als 15 Fuss tauchen; die Umgebungen der Stadt sind anmuthig und fruchtbar, mit Reben und Oelbüumen, auch mit Ruschwald bedeckt. Der Bezirk hat find'Orts- und 17 Steucrgemeinden. Die ersteren sind: S. Lorenzo, Orsera, Parenzo, Torre und Villa-nuova Villanuova bildet eine Gemeinde von 900 Einwohnern, an der Strasse von Parenzo nach Montona. Fontane, ein malerisch auf einem Hügel am Meere gelegenes Dorf mit ergiebigen Quellen. Orsera, ein Marktflecken auf einer Anhöhe am Meere, zu welchem vier Catastral-Gemeinden, zusammen mit circa 1300 Einwohnern gehören. Orsera liegt in einer der mildesten und fruchtbarsten Gegenden von Istrien und hat seinen eigenen Hafen, in welchem ungefähr 40 Küstenfahrzeuge Platz haben. Das Schloss, welches den Bischöfen von Parenzo gehört, die einst hier ihren Sitz hatten, beherrscht die Gegend und hat eine herrliche Lage. Auch findet man hier Ruinen alterthiimüchcr römischer Gebäude. In der Umgegend wird Weinbau getrieben und befinden sich daselbst gute Baustein-brüche. Auch in den Gewässern von Orsera liegen mehrere Felsenriffe, unter denen eines den Namen Isola Orlandini führt. S. Lorenzo, eine grosse Gemeinde, zu welcher drei Catastral-Gemeinden, zusammen mit circa 2263 Einwohnern, gehören, an einem Puncte, wo sich die Bezirksstrasse von Vi-sinada mit der Gemeindestrasse nach Pisino vereinigt. Der Ursprung dieses Ortes reicht bis in das höchste Alterthum hinauf, und man sieht hier noch die Pfarrkirche, die in den ersten Zeiten des Christenthums erbaut wurde. Auch findet man hier manche interessante Antiquität. Seinen Ruinen nach zu urtheilen, muss S. Lorenzo im Mittelalter ein wichtiger, Daß rijjrntlirhe Islrir.n. 241 mit Thurmen befestigter Ort gewesen sein, in welchem in den vcni'iiaiMscIit'ii Zeiten der Cnpilän seinen Sitz hatte. Tone, eine Gemeinde von circa 500 Einwohnern, in der Nähe des Porto Quieto. Hier sieht man Ruinen, welche beweisen, dass der Ort uraltem Ursprunges ist, mehrere Male zerstört und wieder aufgebaut wurde. Torre acheint ursprünglich im Thale am Porto Quieto gelegen und einen Theil des alten Aemonia gebildet zu haben, welches am jenseitigen Ufer des Quieto-Plusses lag, wo ma.n einige zerstörte Molos unter dem Wasser in der Nähe des Ufers sieht. Die südliche Grenze des Bezirkes bildet der Canal von Lerne, der sich zwischen bewaldeten Ufern sechs Meilen in's Land vertieft. An der Mündung ist er B/a Meile breit, verengt sich aber immer mehr und mehr bis zu seiner Extremität, wo die Ortschaft Cid di Lerne liegt, und eine Hafen- und Seesaniläls-Expositur ihren Sitz hat. Von hier führt eine Gemeindestrasse nach S. Lorenzo, wo das Brennholz und andere Artikel eingeschifft, werden. Das Leme-Thal, in welchem die Draga (siebe Flüsse) fliesst, bildet, bei Due Castelli eine beinahe rechtwinkelige Krümmung und zieht sich weit, hinauf in den Bezirk von Pisino, bis Vermo. Au diesem Canal und Thal liegen die Ruinen von ein paar Schlössern, welche einst das Gebiet von Parenzo schützten. In dem Bezirke von Pa-renzo verdienen die alten römischen Strassen Beachtung, welche von Parenzo nach verschiedenen Richtungen ausliefen. Eine führte von Parenzo nach dem Halen von Cervera; eine Hauptstrasse war die Via flaminia, welche von Triest. aus über Castellier nach Parenzo, und von hier über Cul di Lerne nach Ph« elgtlitlirhi- I.tricii. 249 Rang unter der römischen Herrschaft, während welcher Alboöa, seiner SelbslVerwaltung nielit verlustig und von römischen Co-lonisten nicht heimgesucht , seine Municipal-Verfassung beibehielt und eine so hohe Stufe des Wohlstandes erreichte, dass es zum Danke dem Kaiser Philippus ein Ehreudeuknial errichtete. Itn Mittelalter der Markgrafschaft IStrien einverleibt, war Albona dein Patriarchen von Aquileja unlerlhüuig. und nachdem es sich 1420 der Republik Venedig freiwillig unterworfen, wurde es dem Provineial-Magistrate von Capodistria untergeordnet. Ks erlitt viele Drangsale in den blutigen Kriegen mit den Uskoken, die am jenseitigen Ufer des Quarnero hausten, und verdankte der Gefahr vor deren Ueberfällen Beine Pestungswerke, welche von der venetianischen Regierung verschönert wurden und sich zum Theile bis auf unsere Zeit erhalten haben. In kirchlicher Beziehung Stand Albona unter dem Bis-thuni von Pola. Es ist die Geburtsstadt des Planus Illiricus, bekannt unter dem Namen Plaz, welcher im 16. .Jahrhunderte thätigen Antheil an den Reformations-An^elegenheiten Nord-Deutschlands genommen hatte. Hier sind viele römische Altcrthümcr ausgegraben worden, von denen manche noch am Platze eingemauert sind. Zu Albona gehört der Hafen Rabacz am Quarnero, Y2 Meile von der Stadt entfernt. Es liegen an demselben mehrere Häuser und Magazine zerstreut ; erbietet den Küstenfahrern ein ziemlich sicheres Asyl. Hier werden die Producte der Umgebungen eingeschifft. Zum Bezirk von Albona gehören 13 Orts- und 20 Ca-tustral-Gemeinden. Die ersteren sind: Albona, Berdo, Cepich, Chermizza, Cerovizza, Chersano, Cosliaco, Sta. Domenica, Pianona, Sumberg, Vettica, Villanuovo und Vlacovo. Die ansehnlichsten Orte sind: Eianona, ein Städtchen mit 1184 Einwohnern, am gleichnamigen Halen, einem 7/.t Meilen langen Canal, dessen Mündung drei Kabel breit, und der für Handelsschiffe jeder Gattung geräumig genug ist. Kleine Küstenfahrzeuge gehen bis zu den Magazinen am äussersten Ende des Ganais, an welchem sich mehrere Quellen befinden. Eianona Selbst liegt '/„ Meile entfernt auf einer Anhöhe, WO taust 250 Ltt!ide«bc.sc)ii'«ibuij|C. die alte Stadt Flauonum stand, von welcher der ganze Quar-nero den Namen Sinus flauaticus liatte. Hier hat eine Hafen -und Seosnniläis-Agenlie ihren Sitz. Zwischen Alhona und Fianonu wird Oel- und Weinbau getrieben und es kommen auch edle Kastanien gut fort, Cepich, ein Dorf am Cepich-See (siehe Landseen). Die Umgebungen dieses Sees sind sehr interessant und malerisch. Im Mittelalter waren die Ufer desselben von mehreren festen Schlössern umgehen, in denen die Ritter hausten, welche sie von den deutschen Kaisern, den Markgrafen von Istrien, oder den Patriarchen von Aquileja zu Lehen erhalten hatten. Sie waren theils Zwingburgen für die unterworfene Bevölkerung des Landes, theils dienten sie zur Abwehr der Einfälle von den Östlichen Ufern. Auch bestanden hier einst mehrere * Kirchen und Einsiedeleien. Am südlichen Ufer des Sees sieht man heule noch die Ruinen des Schlosses Wachsenstein, auch Cosliaco genannt. Es gehörte der Familie Guttenegger. Diese hatte die Kirche der heiligen Jungfrau am See gegründet und reichlich ausgestattet. Im Jährt; 1390 bauten die beiden Brüder, Nicolaus und Hermann, am Ufer des Sees ein dem heiligen Petrus geweihtes Eremiten-Kloster, dem sie die Kirche und die zu ihr gehörenden Pfründen einverleibten. 1459 schenkte ihm Kaiser Friedrich Hl. die vom Grafen Mainhard von Görz und Istrien gegründete Abtei S. Pietro in Selve, in Mittt 1-Isliien ; die so verbundenen Klöster blühten eine lange Reihe von Jahren, und aus diesem Klöstern ging Simon Bra-tulich hervor, der im Anfangt; des 17. Jahrhunderts General des Pauliner-Ordens, Bischof von Agram und Rath des Kaisers War. Heule sind kaum Spuren von diesen deutscheu Stiftungen vorhanden; die Abtei S. Pietro in Selve. die Einsiedelei von S. Paolo und die Kirche der heiligen Jungfrau am See sind nicht mehr. Die Familie Guttenegger ist erloschen und von ihrem Schlosse sind nur noch die Trümmer Übrig. Das Gebäude der Abtei existirt noch am See und wird vom Förster des jetzigen Gutsherrn, Pürsten AuerSperg, bewohnt. Es sieht mit seinem schönen Park recht romantisch aus. Car pano, am äusserst eu Ende, des Arsa-Canals; die von ihm gebildete Halbinsel bat mehrere Steinkohlenlager, von denen sich das ansehnlichste in der Nähe von Carpuuo befindet Du» riKi-ntlkli« Intrit'ii. 251 und von der k. k. priyüegirten adriatischen Gesellschaft ausgebeutet wird. In der Nähe dieses Bergwerkes befindet sieb ejne Grotte, welche interessante Stalaktiten enthält und wahrscheinlich mit geräumigeren Grotten in Verbindung steht, die jedoch erst erforscht werden müsslen, zu welchem Behüte der Eingang erweitert werden müsstc. Auf dieser Halbinsel liegen noch mehrere andere Ortschaften» 11. Bezirk Kovigno. 3.9 Quadratmeilen, 13,623 Einwohner in einer Stadt, fünf Dörfern, 1894 Häusern mit vier Gemeindeämtern, Boden. Der Bezirk von Kovigno liegt im mittleren Theile des westlichen Küstenstriches von Istrien, der in der Richtung von Nordwest gegen Südost denselben begrenzt. Die Küstengrenze beträgt in ihrem Verlaufe vom nordwestlichen Puncte, Canal di Lerne, bis zum südöstlichen, Bunta Barba-rigo, 2.9 Meilen, und bildet in ihrem Verbilde verschiedene mehr oder weniger beträchtliche Buchten und Einbiegungen, unter denen die Valle alta, am Canal di Lerne, ferner die Valle di Bora bei Rovigno, dann die Valle di Pcsea, Porto S. Paolo und Porto S. Giovanni die beträchtlichsten sind. Ltder den längs dem Gestade emporragenden kleinen Eilanden sind der Sooglio S. Andrea und die Isola Sla. Calterina bei Bovigno die bei rächt liebsten. Ersterer missl 1!M:> und letzterer 1477 Klaftern. Von minderem Einlange sind die Scoglien Eigarola und Piloü nördlich, dann die Scoglien Mo-raSso, Polari, St. Giovanni in Pelago, Le due Sorelle und Palii südlich von Rovigno. Der Kalk ist im Bezirk Rovigno die vorherrschende Formation. Am häufigsten liudet sich derselbe an der Küste vor, wird bald darauf durch die urbaren, am Seeufer liegenden Erdstriche verdrängt, tritt aber wieder im Innern des Bezirkes, zumal an beiden Abhängen der, sich als Fortsetzung des Canal von Lerne von hier bis an die Grenze des Bezirkes Pi-sino in einer Länge von 1.3 _ Meilen von Westen gegen Osten dehnenden, bis 400 Wiener. Fuss tiefen Thalschlucht an den Tag. Nebst den soeben bezeichneten Strichen findet sich der Kalk allenthalben auf dem Ilügelterrain des Bezirkes. In mächtigen Lagern erscheint der Kalkstein im südöstlichen 252 Lmiluliwioliiwlttuui Theile des Bezirkes. Zunächst au den Kalk reihl sich das Gerolle, Thon- und Mergelschiefer, mit Kalkstein, Kalk und Kieselsinter. Dasselbe erscheint in mehr oder weniger be-Irächtlicher Ausdehnung im südlichen Theile des Bezirkes Ro-vigno, zwischen Kovigno und Valle und fast die ganze Bodenstrecke entlang, die an den Bezirk Bisino grenzt, wie auch in den mittleren Theilen des Bezirkes, in ih'n (iemeinden Villa und Canlänaro. Allenthalben nimmt es in den soeben bezeichneten Gegendon die Niederungen und Ebenen, dann die untersten Theile der Anhöhen ein. Kalkflötz erscheint baldig und in grosser Ausdehnung an den Abhängen der sich von Lerne gegen den Bezirk Pisino hinziehenden Thalschlucht. Der Numulitcu-Kulk ist im Bezirke Rovigno höchst selten. Was die Benützung des Bodens, die Einwohner, Industrie etc. anbelangt, so sind die betreffenden Gapitel nachzuschlagen. Indem es im Bezirke von Kovigno sowohl an Flüssen, wie auch an Bächen gänzlich fehlt, und die steinige Beschaffen* bei* des Böllens wenige und unbedeutende Quellen ztdässt, ist der Wassermangel im Bezirke um so grösser-, als alljährlich bei der anhaltenden und hochgradigen Sommerhitze, die in den Thonboden gegrabenen Wasserbehälter (Lackt), welche sich zur Regenzeit mit Wasser füllen, und sowohl Menschen wie auch Thieren das Trinkwasser liefern, wo nicht gänzlich, doch grösstentheils austrocknen. Im Ganzen sind im Bezirke Rovigno drei Quellen, welche Trinkwasser liefern, eine bei Canlänaro, eine zweite bei Morgani und eine dritte bei Lerne, ferner 300 Cisternen, mit dem Fassungsraiune von 202,140 Eimern. Von den Cisternen gehören 2!»S Privaleigerilhimieru, eine, mit einem Eassuugsraume von 3000 Eimern, der Gemeinde Rovigno, und eine, mit einem Fassungsraiune von 2040 Eimern, der Gemeinde Valle. Feld-Wasserbehälter befinden sieh im Bezirke 135, mit einem Fassungsraume von 1,851,850 Eimern. Die Einwohner des Bezirkes beschäftigen sich grösstentheils mit Ackerbau, die Bewohner der Stadt Rovigno treiben jedoch auch Fischerei, dann Schiffahrt und Handel. Der Rovigneser Bauer zeichnet sich durch ausdauernde Arbeitsamkeit, vor allen anderen des Bezirkes aus. Auch ist der Boden der Gemeinde Rovigno der fruchtbarste des ganzen Da» ciK»'iitlie!ie lutiifri. 253 Bezirkes, wenn er hinlänglich bete achtel wird, demnächst kotnmt die Gemeinde Valle; minder fruchtbar ist, der Boden in den nördlich gelegenen Gemeinden Villa und Canlanaro. Ein Theil der Bevölkerung der Stadt Rovigon beschäftigt sich mit dem Fischlange, hei welchem die Sardellen die Hauptrolle spielen. Doch ist seit vier Jahren das Erlrägniss des Sardelleniünges aus unbekannten Gründen ein sehr geringes. Man glaubt ziemlich allgemein, der hüidigc; Verkehr der Dampfschiffe verscheuche die Bisehe. Die Sardellen werden zum Theile frisch verkauft, grösstenteils aber gesalzen. In der Stadt Roviguo haben folgende Behörden ihren Sitz: das Krcisgerichl für die politischen Bezirke von Roviguo, Parenzo, Buje, Biugucnie, Montona, Pisino, Albona, Dignano, Pola, Cherso, Veglia und Lussin; ferner das politische Bezirksamt nebst dem Sleueranite, das städtisch delegirle Bezirksgericht für die Stadt und den politischen Bezirk Roviguo, das k. k. Piniinzwach-Commissarial für olcri tutto d loco varo," Er war in Pola, als die Stadt noch bevölkert, und eine ansehnliche war; gegen Ende des XIV, Jahrhunderts war sie aber nur noch ein Trümmerhaufen, nicht einmal die Kirchen waren von der Zerstörung verschont geblieben, und die Zierden derselben waren nach Venedig gebracht worden. Im folgenden Jahrhunderte suchte man Pola durch neue Ansiedlungen wieder zu bevölkern; man säuberte die Stadt von den Ruinen, Stellte den Dom wieder her, gab neue Gesetze und dergl., Alles vergebens. Der Handel nach Aussen hatte aulgehört, weil sich die Verhältnisse der Länder am Dm eigentliche Ititruii. 263 ad riatischen Meere gänzlich geändert hatten. Die Pest suchte Pohl mehrmals heim, zuletzt im Jahre 1631, Von 72 Ortschaften , welche das Gebiet von Pola zählte, blieben kaum noch von 13 Spuren zurück. 1G30 liess die Republik, um den Einfällen der Uskoken Schranken zu setzen, auf der Stelle, wo einst das Capitol und später das Castell stand, eine Feste bauen, die von dem französischen Ingenieur Deville ausgeführt wurde. Man wirft ihm vor, zu diesem Zwecke Steine des Theaters verwendet und dieses zerstört zu haben. Da die letzte Pest heinahe die ganze Bevölkerung Polas dahin gerafft halte, so zählte es kaum 600 Einwohner, als 1707 die Republik Venedig sich auflöste. Es war nur der ebene Theil der Stadt vorhanden und dieser nicht ganz bewohnt. Aid' dem Hügel sah mau die Spuren der alten Strassen, auf den einst mit Gebäuden bedeckten Plätzen, wo nur noch Ruinen standen, wuchs Gras. Die Abteien waren verlassen, aber die Kirchen noch dem Culius erhalten, auch bestanden noch vier Klöster. Die Thore der Stadt waren noch die alten römischen, von denen an der Landseite waren nur zwei offen, die andern mit äussern Mauern maskirt. Auch der antike Leuchtthurm stand noch da, und auf der grössern Insel im Hafen nahm ein geräumiges Caslell die Stelle der Abtei ein. Die Aufhebung der Klöster im Jahre 1806 und die zu jener Zeit ausgeführten Befestigungswerke waren Ursache, dass viele antike Denkmäler zerstört wurden , denn die Kirchen stürzten ein, oder sie wurden abgetragen, der alte Leuchtthurm ward demolirt, Vieles von dem allen Material für die Neubauten verwendet, da man wegen der Eile die schon bearbeiteten Steine benutzte. Die Thore waren im Anfange des Jahrhunderts niedergerissen worden, in der Absicht, die Luft in der Stadt zu verbessern. Die Armuth der Bewohner, die Manie der Fremden, von den Denkmälern der Stadt Andenken mitzunehmen, machte jene verschwinden. Auch findet man heute in Pola nicht mehr jenen Reichthum an Marmor, wegen dessen es einst berühmt war. Das neue Pola. Das neue Pola ist eine der interessantesten Städte der Welt. Ks hat einige der schönsten alten Monumente bewahrt, während, so zu sagen, täglich neue grossartige Werke ent- 264 IiMiduMbeHcIireihuiiK- stehen. Wir wollen zuerst jenen unsere Aufmerksamkeit widmen. Auf dem Ilauptplatze der Stadt stellt heute noch der Tempel des Augustus. Kr wurde von der römischen Colonie in Fola um das Jahr 735 zu Ehren Roms und des Augustus errichtet. Er hat. kleine Dimensionen und besteht aus einer Zelle und einer Vorhalle, die von vier Säulen getragen wird. Der Styl dieses Gebäudes ist so leicht, so edel und gefällig, dass ihm kaum ein anderer aus jener Epoche an die Seite gestellt werden kann. Parallel mit der Faeade dieses Tempels stand ein Zwillingsbruder desselben, von welchem nur der rückwärtige Theil übrig ist, und welcher, wie man glaubt, der Diana gewidmet war. Der Tempel des Augustus war einmal verbrannt und dann so vernachlässigt worden, dass er wahrscheinlich gänzlich zu Grunde gegangen wäre, wenn man ihn nicht Später zur Kornkammer gemacht halte. Heute wird er als Museum der Antiquitäten benützt. Die Faeade dieses Monuments, das mit Kerbt zu den Pretiosen der römischen Alterthümer gezählt wird, ist noch fast gänzlich unversehrt. Die corinthischen Säulen seiner Vorhalle stehen noch alle aufrecht und die Verzierungen an denselben und an dem Gebälke sind noch in gutem Zustande. Auch die Inschrift vor der Fronte des Tempels ist noch ziemlich deutlich zu lesen, sie lautet: „Romee et Augusto Ccesari Dioi filio Patri Patriot" (der Roma und dem Augustus Cäsar, dem Sohne des Göttlichen, dem Vater des Vaterlandes). Der Diana-Tempel, der aber vermuthlicb nicht der Diana, sondern dem Mercur gewidmet war, Jag mit seiner Fronte etwas mehr an der Hauptseite des Polensischen Forums, er ist seit mehr als 500 Jahren dem Stadtpalaste einverleibt, dessen hinteren Theil er bildet. Er scheint in demselben gefälligen Styl gebaut gewesen zu sein, wie der Augustus-Tempel. Sein, Rückseite hat ihren Schmuck noch beibehalten, z. B. die Sculp-turen des Frieses, die Knäufe der Pilaster etc. Der alte Stadtpalast, der mit diesem Tempel verschmolzen ist, ist ein interessantes Denkmal des Mittelalters. Die vordere Seite, gegen den Platz zu, stürzte im Jahre 1651 ein. Doch dient der übrig gebliebene Theil noch immer als gefälliges Muster der Symmetrie und Zierlichkeit des einstigen Gebäudes. Unter den äussern Verzierungen verdient ein Basrelief aus Marmor auf det rechten Seite Beachtung; es stellt einen gepanzerten Reiter vor, und dürfte das einzige Denkmal der Markgrafen von Istrien sein. Der Palast wurde nach der oberwähnten Beschädigung in dem damaligen Style erneuert und abermals für den Rath, das Tribunal und zur Wohnung des von der venetianischen Regierung mit dem Titel eines Grafen nach Pola gesandten Rectors bestimmt, welcher die Stadt mit einem Collegiurn von vier Bürgern verwaltete Leider schonten die Grafen, als sie sich im Palaste so bequem als möglich einzurichten suchten, die interessanten Ueberreste aus der Römerzeit und dem Mittelalter nicht. Diese wurden entweder ganz zerstört, oder beschädigt und entstellt. Erst in neuerer Zeit fing man ah, für die Erhaltung der Monumente Sorge zu tragen, was ein grosses Verdienst des Dr. Kandier ist. Der Tempel des Augustes z. B. wurde von den Anbauten, die ihn dem Auge verbargen, befreit, u. a. m. In diesen) Palaste befindet sich heute das k. k. Bezirksamt, das Bezirksgericht und das Gemeindeamt. Der Platz selbst ist noch immer einer der geräumigsten und regelniässigslen der Provinz, er dient sowohl als Marktplatz, wie auch als beliebter Versammlungsort der Bewohner von Pola. Der Dom steht auf dem Platze, wo einst der alte Tempel stand. Er stammt in seiner jetzigen Gestalt aus dem 14. Jahrhundert. Das Merkwürdigste an demselben ist das antike Baptisterium, ein Werk aus den byzantinischen Zeiten. Es hat die Gestalt eines griechischen Kreuzes und ist mit Marmorsäulen verziert. In der Mitte desselben stand ursprünglich das sechseckige Bassin, von welchem keine Spur mehr vorhanden ist, über demselben erhob sich ein Marmor-Baldachin, auf sechs Marmorsäulen, von denen noch viere zu sehen sind, zwei davon an der Hauptwache. Die mit Sculpturen verzierten Wände des Baldachins sind auch noch vorhanden. Der Dom ist weniger wegen seiner Architektur bemer-kenswerth, wie Dr. Kandier sagt, als wegen des colossalen Irrthums des Herrn Seraux d'Agincourt, der ihn berühmt machte. Als er seine Geschichte der Kunst schrieb, kam er nicht persönlich nach Pola,- um diese Kirche zu sehen, sondern er verliess sich auf Zeichnungen, die er machen Hess. Die Inschrift auf der einen Seite des Domes, welche der 266 LuiilcHbenohruibung. Gründung des alten Tempels im Jahre 857 erwähnt, verleitete ihn zum Wahne, dass sie sieh auf die jetzige Kirche beziehe und er erklärte sie für den Typus der christliehen Architektur im IX. Jahrhundert, Aus jener Zeit ist aber auch nicht ein Stück Verzierung in der Kirche zu finden, wohl manche Marmorsäule oder manches Capital aus der römischen Epoche; dagegen erinnern die Mehrzahl der Capitäle und die Ordnung der Arcaden, die vom Spitzbogen- in den Rundbogen-SlvI Übergehen, wie auch ihre Verzierungen, an das XV. Jahrhundert. Die Anordnung der Kirche hat Antikes an sich. Im Boden sieht - man zerstreute Marmorfragmente, die aus sehr alter Zeit stammen. Es ist wahrscheinlich, dass die Bronze-Thore, welche die Genuesen im Jahre 1379 von Pola fortschleppten, dem ersten byzantinischen Dom angehört hatten. Interessant sind im Dome das mit Hautreliefs verzierte Blatt des ehemaligen Hochaltars, eine schöne Arbeit; dann die Reliquien des Königs Salomon von Ungarn, welcher sich 1060 zu seinem Schwager U dal rieh, Markgrafen von Istrien, geflüchtet hatte und als Heiliger starb. Unter den Gemälden stellt eines eine der Pestseueben vor, welche Pola heimsuchten, ein anderes spielt auf den Bischof Johann Vergerio an, der 1548 als Protestant gestorben sein soll. Beim Baue des Kirchthurms, der in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ausgeführt wurde, verwendete man alle bearbeiteten und beschriebenen Steine, die mau nur auffinden konnte. Das alte Nympheum ist jetzt von einem Gebäude bedeckt, das als öffentlicher Brunnen dient. Hier entspringt eine lebendige, ergiebige Quelle, deren Mündung nach Art, eines Bades mit halbkreisförmigen Stufen von römischer Arbeit verziert ist. Die Porta gemina, das Zwilliiigstbor, so genannt, weil es zwei Abtbeilungen hat, war das Haupt thor der alten Stadt, denn man stieg durch dasselbe vom obern Theil der Colonie und vom Capitol zum Amphitheater und zur Militärstrasse nach Arsa und Albona herab. Es ist nett verziert und war es noch mehr, ehe es seiner Bronze-Verzierungen beraubt wurde. Durch dieses Thor ward das Wasser von ziemlicher Entfernung in die Stadt geleitet und mittels bleierner Röhren in derselben verihcill. 1>iih eigentliolie IrtrU-ii 961 Das Hercules-Thor ist klein und von einfacher Bauart, es war eines der ältesten der römischen Colonie. Man sieht an demselben den colossalen Kopf und die Keule des Hercules, eine rohe Seulptur-Arbeit, dann die Namen der Ditum-viren, unter deren Verwaltung das Thor gebaut wurde. Die Porta aurea, eigentlich au rata, das vergoldete Thor, nennt Kohl mit Recht „das vierte antike Prachtstück von Pola, das alle Wuth der Ulyrier, alle Barbarei der Slaven, alle Bombardements der Genuesen und Franzosen, alle Zerstörungs-decrete der venezianischen Senatoren überdauerte". Dieses Thor war eigentlich eine dreifache Pforte, Die mittlere bildete die Durchfahrt für die Wagen, die beiden Scileiipl'orleii waren für die Fussgänger bestimmt, und ebenso dreifach ge-theilt war die mit Bäumen besetzte Strasse zum Marsfeld, oder vielleicht, noch weiter, denn sie führte bis zum Porto llanatico, beute Po in er. Ausserdem war diese Strasse zu beiden Seiten mit Grabsteinen, Monumenten etc. besetzt. Der Styl des Theres war einfach und unterschied sich wenig von andern römischen Thoren, an den Wölbungslinien waren einige Verzierungen angebracht. Es war der Minerva gewidmet, deren Bildniss am Schlussslein des Miltelbogens eingemoisselt war. Später vergass das Volk den Namen der Göttin und nannte das Thor Aurata, weil die Gilter desselben vergoldet, waren. Da ereignete es sich, wahrscheinlich zur Zeit des Trajan, ungefähr 100 Jahre nach Chr. Geh») dass eine Frau aus dem Geschlechte der Salvier, die nach dem Tode ihres Vaters zur Welt gekommen und deshalb Postuma genannt worden war, ihrem verstorbenen Gatten Lucius Sergius Lepidus und zwei andern berühmten Männern dieser Familie ein würdiges Denkmal errichten wollte, und zwar aus eigenen Mitteln j die Inschrift sagt nämlich: sua pecunia. Da jedoch das Gesetz dergleichen Ehrenbezeigungen den Kaisern vorbehielt, so liess sie die innere Facade dieses Tho-res mit einem prächtigen Bogen schmücken, der sich bis beute erhalten hat und den Namen: Ar CO dei Sergi, Bogen der Sergier führt. Die Sergier waren eine reiche, angesehene, römische Familie, die sich schon zu .Zeiten der Republik auszeichnete. Ein Zweig dieser Familie wurde nach Pola versetzt, wahrscheinlich als Anführer einer dahin geführten Colonie römischer 268 Lai!ile»be»i;lireibiiin{. Bürger. Audi liier blieben die Sergier unter den Notabilitä-ten und wurden Magistratspersonen, Oberste, Duumviren und Aedilen. So war der Gatte der Postuma Aedil, später Oberst der 29. Fuss-Legion, deren die Iiischrift erwähnt. Von den beiden andern Sergiern wissen wir nur, dass der Eine, Lucius Sergius, Solin des Cujus, in Pola Aedil und später Duumvir; der Andere, Cujus Sergius, Sohn des Cneus, Aedil, Duumvir und endlich Quinijueual-Censor war. Ihre Statuen, welche hier aufgestellt waren, sind nicht mehr vorhanden. Im Mittelalter maassten sich die Sergier die souveräne Macht, über Pola an, Wurden« später verbannt und die Oralen Pohl von Treviso waren ihre Nachkommen. Die Porta aurata war im Mittelalter befestigt, und einen grossen Theil derselben maskirte ein falscher Thurm. Im Jahre 1826 wurde dieses Thor sammt einem Theil der Mauer abgebrochen, so dass der Bogen jetzt frei dasteht. Er gleicht in der Form ähnlichen Denkmälern aus den Zeiten des Kaiserreichs und ist von eleganter zierlicher Bauart. In den Verhältnissen der Höhe und Breite des Bogms herrscht eine grosse, gefällige Harmonie, ein stolzer Schwung. Zu beiden Seiten des Theres tragen zwei höchst zierliche corinthische Säulen das Portal oder das Gebälk und die darüber gesetzte Attika des Bogens. Diese Attika und das Gebälk, auch der von dem Ganzen umschlossene Bogen sind sehr reich verziert. Die Nebeninschriften stehen hoch oben, an den Eckblöcken der Attika, die Hauptinschrift: Posthuma de ma pecunia, unmittelbar über dem Bogen, an der Fronte des Gebälks. Zwei Kränze schwingende Siegesgöttinnen schweben in den Ecken. Iteiche in Stein ausgemeisselte Blumengewinde, Weingelände mit Trauben zieren den Fries und die Wände des Durchgangs. Gerade in der Mitte der Bogenwölbung ist ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen eingemeisselt, um dessen Leib sich eine Schlange windet. In den vier Ecken des Adlersteins bemerkt man vier Fischlein, vielleicht war dies das Wappen der Sergier. Nicht weit von diesem Monumente lag das alte Theater von Pola, an dem Abhänge eines Hügels, der noch heutigen Tags den Namen Theaterberg, oder eigentlich kurzweg Theater im Dialecte der Polenser, welche das Wort Theatron nach griechischer Weise aussprachen und in Zaro corrumpirten. Von diesem Theater sind nur noch einige Bogen vorhanden. Den Platz, wo es stand, erkennt, man aus dem halbkreisförmigen Ausschnitt, des Berges, an welchen das Gebäude sich lehnte. Der Umfang des Theaters war halb so gross, als der des Amphitheaters, eben so hoch als dieses, aber von zierlicherer, schönerer Bauart, wie man aus einigen Ueberresteu schliessen konnte. Es hatte wie das Amphitheater Stufen von Stein im Halbkreis, und wurde ebenfalls mit, einer grossen Linnendeeke gegen die Sonne geschützt. Es konnte etwa 10,000 Personen fassen. Die vier grossen Säulen von kostbarem Marmor, welche den Hochaltar der Salute-Kirche in Venedig schmücken, wurden von diesem Theater genommen. Es muss im XIV. Jahrhundert noch unversehrt gestanden sein, aber die bäldigen Belagerungen scheinen die Mauern Polas gerade auf der Seite stark mitgenommen zu haben, auf welcher das Theater stand, so dass man die Steine desselben benützte, um die Mauern wieder herzustellen. Der Märtyrer Pietro d'Angcra hatte es noch 1501 gesehen, und 50 Jahr' später Serlio, der es abzeichnete, aber Letzterer fand es schon stark beschädigt. Der französische Ingenieur Deville zerstörte es gänzlich, um mit dem Material das Fort zu bauen. Um die Ausgrabungen der allen Römerstadt hat sich ausser Dr. Kandier auch ein junger Gelehrter, Giovanni Carrara, grosse Verdienste erworben. Er hatte dazu beigetragen, dass die Regierung den Landstrich, der die Strassen und Thore des römischen Pola bedeckte, ankaufte und einige Geldsummen bewilligte, um die Ausgrabungen zu bewerkstelligen. Das Amphitheater ist der grösste Schatz, welchen Pola besitzt, und um welchen es wohl die grössten Städte beneiden. Selbst die rohen slavischen Bauern nennen es Pole Divitxch, das Wunder von Pola. Die äusere Randmauer dieses Riesenwerkes steht noch da, nach beinahe zweitausend Jahren, wenn auch hin und wieder mancher Stein fehlt. Von dem Ursprung dieses bewunderungswürdigen Baues kann man nichts anders mit Gewissheit sagen, als dass es im ersten christlichen Jahrhundert erbaut wurde. Der Freigebigkeit der römischen Kaiser hatte Pola, so sagt man, diese Zierde und das alte Theater zu verdanken. Diese Ansicht findet darin ihre Bestätigung, dass beide Gebäude im Mittelalter als Eigenthum der Pa- 270 I.Iii1!1 ■' 1' '. ! 11 ( . 1 i triarchen angesehen wurden, und auch spater hat das Muni-cipium nie für die Erhaltung derselben Sorgt- getragen, obwohl es der Verwüstung anderer Aller) Immer vorzubeugen suchte. Auch heute ist das Amphitheater Eigenthum des Landesfürsten, und schon die Abwesenheit jeder Inschrift bestätigt die Verinutbung, dass es ein öffentliches Gebäude gewesen ist. Es wird mit. mein- Wahrscheinlichkeit dem Vespasian, und nicht dem Augustus, zugeschrieben, denn die Flavier hatten viele Besitzungen in dieser Provinz, viele Freigelassene; ein Privatsecretär des Titus war ein Ist rianer, und der Kaiser be-schloss, noch ziemlich jung, seine Tage in Istrien. Cenide, die einflussreiche Favoritin des Vespasian, lebte in Istrien, und die zehnjährige Regierung dieses Fürsten war lang genug, um dieses Werk vollenden zu können. So liesse sich die Tradition erklären, dass eine Favoritin des Julius Cäsar eine grosse Vorliebe für Pola hatte, und dass ihr zu Ehren das Amphitheater, oder nach Andern das Theater erbaut wurde. Diese Tradition kann sich in den Personen geirrt haben, aber sie hat uns das Andenken eines Weibes bewahrt, welche grosse Zuneigung für Pola hatte. In diesem Amphitheater fanden die Thier- und Wettkämpfe stau, floss das Blut der Gladiatoren. Es war ganz aus Stein gebaut, bis auf die obere Gallerie, welche einen Boden von Holz hatte, auch die Stufen waren von Stein erbaut, wie aus den Ueberresten derselben ersichtlich ist. Auch in den Zeiten, wo die blutigen Spiele gänzlich verboten waren, diente die Arena für die geräuschvollen Volksbelustigungen. Es ist ferner sehr wahrscheinlich, dass die Tempelherrn, welche in der Nähe des Amphitheaters ein llospitium hatten, dasselbe für ihre Turniere und Waffenübungen benützten. Es geht nämlich aus alten Urkunden hervor, dass die Poleser am Johannestage des Jahres 1425 die Erneuerung der Turniere anordneten. Die Zuschauer hatten ihre Plätze auf den im Innern des Gebäudes im Kreise angebrachten Stufen. Sie waren gegen die Sonnenstrahlen durch eine grosse leinene Decke geschützt, welche über den ganzen Raum ausgespannt war. Die Magistrats-Personen hatten ihre eigene Loge, auch andere Personen von Stand halten eigene Sitze nach ihrem Range und Vermögen. Oberhalb der Stufenreihen befand sich eine geräumige Gallerie, wo die Zuschauer sich ergehen und durch die Quadratfenster die Aussicht aufs Meer, auf den Hafen und die Landschaft geniessen konnten. Zu den Stufen fahrten Stiegen, welche unter den Stufensitzen seihst angebracht, waren, oder man stieg von der Bergseite zu ihnen hinab. Vier andere Stiegen in den viereckigen Anbauten (Stiegenhäuser) oder Thürmen Führten zn den obern Stockwerken. Das Aeussere der Arena bestellt aus drei Stockwerken, von denen zwei aus Bogen, das dritte aus Fenstern besteht. Die Zahl der Arcaden ist 144. Die Höhe beträgt 75 Fuss, die Breite 272 Fuss. Das Gebäude lasste 21,000 Personen, ohne die als Wandelbalm dienende oberste Galleric, in der auch ungefähr f)000 Menschen Platz hatten. Das Amphitheater scheint bis zum XIV. Jahrhundert beinahe unversehrt erhalten gewesen zu sein, Dank dem Verbote der Patriarchen, Steine aus demselben fortzuschaffen. Allein in demselben Jahrhunderte, Welches die Zeit der gröss-ten Widerwärtigkeiten für Pola war, wurden die Stufen weggenommen, um die Mauern der Stadt auszubessern, und die Armuth der Bewohner nöthigte sie, Steine herauszunehmen, welche in Venedig guten Absatz landen, wohin sie zu Wasser leicht transportirt, werden konnten. Dieses Schicksal hatte das Amphitheater in Pola mit andern gemein. Doch hatte es das Glück, dass wenigstens die äussern Ringmauern erhallen wurden, und eben der Abwesenheit der Stufen verdankt das Gebäude den wundervollen Anblick, welchen das kreisförmige, aus offenen Bogen gebildete Gebäude gewährt. Es ist kein Baudenkmal so sehr geeignet, Ehrfurcht für das Alterthum einzuflössen. Ein oigenthümlicher Zauber liegt auf demselben und bei jeder verschiedenen Beleuchtung überrascht es durch neue, wunderbare Effecte Bei magischer Mondbeleuchtung mag es wohl den bewältigendeten Eindruck machen, besonders wenn man sich den erregenden Röckerinnerungen hingibt an die Zeiten, wo Tausende von Menschen , die längst zu Staub geworden, hier den Siegern ihren stürmischen Beifall spendeten. Ein zaubervolles Schauspiel bietet auch die Arena, wenn ihr innerer Raum von grossen Feuern beleuchtet ist und man sie dann von Aussen betrachtet. Dieses Bild ist nicht zu beschreiben, beim Anblick desselben wäre man fast geneigt, den alten Volksglauben für wahr zu halten, dass das Gebäude in einer Nacht von Feen ausgeführt wurde. Kein 272 l,andenbe«chreilMiiis- Gebäude in der Welt verräth so sehr als dieses beim ersten Anblick seine wahre Bestimmung, und doch hat es Leute gegeben, die es für eine Wasserleitung, ein Theater hielten! Einmal hatten sogar die Venetianer die Idee, das Amphitheater nach Venedig zu übertragen und es auf dem Lido wieder aufzubauen. Die römischen Architekten, welche dieses Gebäude aufführten, sagt. Kohl, gaben sich nicht die Mühe, den Bauplatz zu ebnen. Sie haben vielmehr das Gebäude dem im Wege stehenden Hügel angepassl, den Abhang in den Mauern mit verwebt und diese hinten so viel erniedrigt, als vorne der Boden aus der wagerechten Lage wich. Das Gebäude hat so nach vorn eine Bogenreihe mehr bekommen, und seine übrigen Theile mussten deshalb hinten ganz anders als vorn eingerichtet werden. Vorn steht nämlich als unterste Etage eine grosse Reihe schöner Bogen und Pfeiler rings herum. Nur in der Mitte haben diese Bogen und Pfeiler hohe Piedestale. Je weiter von der Mitte aus auf beiden Seiten herum der Boden anschwillt, desto kleiner werden diese. Piedestale. Zuletzt verschwinden sie gänzlich und die Pfeiler erheben sich ohne Pie-destal aus der Erde. Da wo der Boden auf beiden Seiten herum noch höher wird, werden auch die Pfeiler kürzer, die Bogen niedriger und sie hören am Ende, gegen den Hügel Stossend, völlig auf, so dass auf der hintern Seite diese untere Etage gänzlich fehlt. Die zweite Etage oder Bogenreihe, welche vorn auf der erstem ruht, steht hinten auf dem Boden des Hügels und musste daher ganz anders gebaut werden, und zwar massiver, weil sie so zu sagen erster Stock war, während ihre Fortsetzung nach vorn, die auf der ersten Etage als zweites Stockwerk ruht, leichter gebaut werden konnte. Auf der zweiten Bogenreihe erhebt sich ein drittes Stockwerk, das oben nur eine Reihe von grossen viereckigen Licht- und Luftöffnungen zeigt. Diese oberste Etage, die Attika, ist die einzige Abtheilung des Gebäudes, welche wie ein Kranz rings um das ganze Oval herumläuft. Von den Sitzen im Innern der Arena ist keine Spur mehr vorhanden. Man sagt zwar, die Venetianer hätten die Quadersteine, aus denen sie gebildet waren, zu ihren Befestigungen von Pola verwendet, Andere aber glauben, dass die Ph* sI^Mtflloht lalrien. 273 Sitze blos aus Holz gcwesel) seien, was ihr völliges Ver* schwinden leichter erklären würde. Von der Erhöhung der einen innern Seile des Amphitheaters hat man ein herrliches Echo von der gegen übcrst eh enden Wand her. Jedes Wort wird au! das Genaueste wiedergegeben. Pola halle einst mehrere Abteiini, Klöster und Kirchen. Das ehemalige Nonnenkloster St. Theodor isl jetzt eine Ar-tillerie-Caserne. In den Mauern derselben sieht man auch manchen alten bearbeiteten Stein. Die Kirche Sta. Catterina hatte einst auch ein Nonnenkloster, welches 1580 den griechischen Familien zum Gebrauche eingeräumt wurde, die aus Candien und Moren eingewandert waren. Später wurde die Kirche der montenegrinischen Colonie in Peröi eingeräumt. Von der einst prächtigen Abtei di Canneto sind in der Nähe des alten Theaters einige Reste Vorhanden. Von ihren Schulzen ist nichts übrig geblieben als eine Capelle in Form eines griechischen Kreuzes, die verfallene ApSJS, der llaupt-altar, zwei kreisförmige Nischen und eine Seiteiimaiier der Kirche. Der Marmor wurde nach Venedig gebracht, und Vier transparente Säulen mit schönen Sculpturen, die man in der Marcuskirche bewundert, sollen dieser Kirche gehört haben. Die Kirche Deila beata Vergiue della Misericordia; die ihr gegenüberstehenden allen Thürme sind aus der römischen Zeit. Die Kirche der B. Vergine di Canneto erinnert an die reiche byzantinische Zeit. Auf dem Campo vor der Kirche steht eine einlache Säule mit einem Kreuze, zum Andenken an die vielen Opfer der Pest. Die Kirche S. Stefano war einst mit schönen Fresco-Bildern und Marmorsäulen verziert, und die erste, die man in den Zeiten der Christenverfolgung dem Cultus im Geheimen errichtete; es ist dieselbe, wo 1271 die Sergier von der Ge» genpartei niedergemetzelt wurden. Die Kirche mit dem Kloster S. Francesco liegt oben auf dem Berge des Capitols, in der Nähe der Festung, in einer höchst reizenden Position. In dieses Kloster wurde der Stammhalter der Sergier gerettet. Die Kirche ist schön gebaut, sie besteht aus einem einzigen Schiff, die Mauern sind Jurten. 1 g 274 Lmulfihc^chieLInnie;. aus Quadersteinen. Das Portal, die Nischen, der Haupialtar und die Nebenaltäre sind interessant. Zwei der Fenster des Klosterhofes sind von durchbrochener Steinarbeit, sehr zierlich verfertigt und sehr interessante Muster der gothisch-arabischen Ornamentik. Sie wurden von den dankbaren Sergiern dem Kloster geschenkt, und sind mit deren Wappen verziert. Im Klosterhofe steht ein schöner Lorbeerbaum, von dem es beisst, dass er aus der Römerzeit herstamme und dass Kaiser Augustus selbst sich einmal einen Lorbeerkranz von diesem Baume habe flechten lassen ; zu bemerken aber ist dabei, dass dieser Lorbeerbaum kein echter, sondern ein Kirschlorbeer ist. Das Thor des alten Capi toi s ist erst in der neuesten Zeit entdeckt worden, es besieht aus einem einzigen Bogen und führte zur Porta gemina, dem Amphitheater und der Mi-litürstrasse nach Alboua. Das alte Cupit.nl war mit einer doppelten Reihe von Mauern und 12 bis II Thürnicn umgeben. Das alte venelianische Casleil wurde im Jahre 1630 vom französischen Ingenieur Deville gebaut und niil. schönen architektonischen Verzierungen geschmückt, besonders das Eingangs-thor. Während der Kriegt; von 1806 bis 1813 erlitt es einige Veränderungen, nach 1814 wurde es vernachlässigt, in neuester Zeit aber nicht nur vollständig restaurirt, sondern auch nach den heutigen Regeln der Befestigungskunst vervollkommnet. Das neueste Pola. Pola ist seit zehn Jahren kaum mehr zu erkennen, es ist der erste Kriegshalen der Monarchie, der Ilauptstations-platz der österreichischen Flotte geworden. Ausser einer Reihe imposanter Befestiguugswerke sind viele andere Gebäude und Marine-Btablissements entstanden. In der letzten Zeit der venetianischen Republik besuchte ein französischer Reisender Pola und schilderte dessen Zustände mit den düsteraten Farben. So sagt, er unter anderm: „Die Garnison besteht aus neun Mann (!), die den Hunger mehr fürchten, als den Feind!" Heute besteht, die Garnison mit Inbegriff der Marine aus einigen tausend Mann. Der Grundstein zum See-Arsenal wurde schon im Jahre 1848 gelegt, und es sind bereits grossartige Arbeiten ausgeführt, worden, um Pola zu einem Kriegshafen ersten Ranges zu erheben. Unter den neuen Etablissements verdienen einige besondere Erwähnung; die Marine-Caserne. das grosse Militär- Spital, das Stabsgebaude, Saldame" (Kiessandhöhlen) angelegt, deren Product sie in ihren Glasfabriken in Murann verwenden. Unweit der Einfahrt des Hafens von Pola liegen die hrionischen Inseln, unter welchen die grösste vorzugsweise den Namen Brioni führt. Eine, Isola minore genannt, ist bedeutend kleiner. Diese; Inseln gewähren einen gefälligen Anblick, da sie meistens mit schonen, grünen Bäumen und Büschen dicht bedeckt sind. Die Luft ist auf denselben sehr fieberhaft. Auf diesen Inseln befinden sich auch grossartige Steinbrüche, aus denen unter anderm das Baumaterial zu dem neuen Molo von Malamocco bei Venedig hervorging. Diese Inseln werden nun mit Befestigungen versehen, da sie; den Canal von Fasana, der in den Hafen von Pola führt, beherrschen. Zu Pola gehören sechs Ortsgemeinden: Altura, Fasana, Gallesano, Medolino, Peroi und Pola, mit 14 Catastral-Ge-meinden und 6358 Einwohnern. Altura ist ein Dorf im östlichen Theile des Bezirkes, in der Nähe des Hafens Bado im Quarnero, von Rebenhügeln umgeben. Fasan a liegt am Meere, gegenüber den hrionischen Inseln, und gibt dem Canal von Fasana den Namen, es ist der Sitz einer Hafen- und See-Sanitäts-Agentie. Gallesano, auf einer mit Reben bepflanzten Höbe, welche einen guten Wein erzeugt, hat eine schöne Kirche. Medolino, am Golfe gleichen Namens, war im Alterthum der Stapelplatz für die Schiffe, die mit Dalmatien verkehrten. In der Nähe ist das Dorf Promontore, von welchem die äusserste Südspitze von Istrien den Namen hat. Peroi, ein Dorf im nordwestlichen Theile des Bezirkes, ist von montenegrinischen Einwanderern bewohnt (siehe Pe-roiesen). B. Die Quarnerischen Inseln. 14. Bezirk und Insel Pherso. Die Insel Cherso ist das Cripsa oder Crcxa der Alten, und bildete einst mit Lussin eine einzige Insel. Diese und die umliegenden kleineren Eilande hiessen im Altertbuni die Brigeiden oder Dianen-Inseln, von denen Apollonias Rhodius in seiner Argonautica handelt. Von der Zeit der Argofahrcr an hiessen sie Absyrtidis, von Absyrtus, der mit seinen Kolchern hier gastliche Aufnahme gefunden haben soll. Was zwischen jener mythischen Zeit und der Besitznahme durch die Römer vorgegangen, ist historisch nicht constatirt. De* dalmatinische Geschichtsschreiber Lucius nimmt an, dass um 359 nach Roms Erbauung die damals blühende Adria auch Herrin der Inseln des Quaruero gewesen sei. Wahrscheinlich ist es, dass Istrier, Adriesen und Liburnier abwechselnd diese Inseln besessen haben, bis sie nach der Einnahme Matulliums an Rom fielen. Die letzte Erwähnung desselben im Zusammenhange mil dem Römerreiche findet sich bei Paolus Dia-conus, welcher den Kaiser Gallus hier Sterben lässt. Später sollen die Hunnen auch diese Inseln verwüslel haben, die bald unter byzantinischer, bald unter ungarischer oder slavischer Herrschaft standen, Im IX. Jahrhunderl sollen sie auch von den Sarazenen unter einem Führer, den die Chronik Soba nennt, heimgesucht worden sein, bis sie im Jahre 1(100 durch den Dogen Pietro Orseolo der Republik Venedig unterworfen Wurden, die ihren Besitz durch sieben Jahrhunderte; behauptete. Die völlige; Ergebung an die; Republik geschah im Jahre 1018. Verwallet wurden die Inseln durch Grafen, die vom Volke unter den venetianischen Nobili gewählt wurden. Sie führten den Titel: Conti d'Ossero. Bei diesen Volkswahlen ging es nicht immer so ganz volkstbümlicb her, und die Republik übte auf dieselben einen grossen Einlluss. So ist z. B. nachgewiesen, dass um das Jahr 1200 die Gräfin von Ossero (die; sich ebenfalls von Gottes Gnaden nannte), den Veneliuner RuggirO Morosini ehedichte, und die; Verwaltung ein voll i« Jahrhundert in dieser Familie erblich war. Nach dem Tode des Conte Marino Morosini, des letzten erblichen Signore di Cherso und Ossero, wurde; vem zwe;i zu zwei Jahren ein Conte; von Venedig nach Ossero entsandt. Hie; Republik verlhei-digte die Inseln gegen die Anfälle der Uskoken und die. Insulaner unterstützten Venedig mit Matrosen unel Schiffen. Nach denn Falle der Republik kamen sie mit Venedig unter österreichische Herrschaft. Allgemeine Physiognomie. Die Insel Cherso erstreckt sich in einer Länge- von 35 Meilen von Norden nach Süden, ihre grösste Breite beträgt sieben Meilen, die geringste kaum eine Meile. Die Küsten der Insel (siehe; elas adriatische Meer) sind mehr oder minder steil und rauh. Der Boden ist 280 I,Ullrll s I , selil . i l.iin«. mit, Ausnahme einiger Niederungen und Iloche!.enen gebirgig. Die Bergkette zieht sich in der Richtung von Norden nach Süden und besteht uns kohlensaurem Kalkstein, grüsslentheils aus compacten Felsmnssen und nur in wenigen Gegenden in Schichten liegend. Hie und da sind Spuren von Versteinerungen und von Steinkohlen vorhanden, Die Physiognomie der Insel ist daher weit entfernt, so freundlich und ansprechend zu sein, wie jene von Veglia. Sie ist wenig bevölkert, gröss-tentbeils nackt, steil oder bewaldet. Lage. Grenzen, Die Insel Gherso hat im Nordosten die Insel Veglia, im Osten die Inseln Arbe und Pago, und im Südost, die Insel Lussin, mit der sie durch eine Drehbrücke verbunden ist. Gebirge. Boden. Geogn o s I i s c h o Ve r hü 11 n isse. Die grössten Höhen dieser Gebirgsinsel sind der Berg Sys im nördlichen Theile derselben, 1963 Wiener Fuss über dem Meeresspiegel, und der Oheim im mittleren Theile, in der Nähe des Sees Vrana.. Der Boden isl , wie bereits gesagt, meist ans Kalkstein gebildet, hin und wieder prit Lehm und Mergel vermengt. Leberall linden sich viele Muschel- und Knochen-Petrefakte aus der Zeil der Krd- und Meer-Revolutionen. Der bessere T heil der Insel ist jedenfalls der westliche. Benützung d e s Bodens. Der Boden ist dort, wo er nicht zu steinig ist, ziemlich fruchtbar. Weinstöcke und Oelbäume gedeihen sehr gut, und zwar in den Umgebungen der Stadt ( nerso, Rehen auch im mittleren Theile der Insel, in der Gegend des Vraua-Sees. Oelbäume lindet man auch bei Ossero. Getreide, Hülsenfrüchte und Gemüse werden wegen Mangel an geeigneten Gründen nur wenig angebaut und geben nur in nassen Jahren eine gute Brate. In den Wäldern findet man Steineichen, Hagebuchen, Eschen, wilden Buchsbaum, die Cornelius-Kirsche, den rothbeerigen Wachholder und hie und da wilde Olivenbäume. Im Gänzen werden jährlich 6000 Klaftern Brennholz geschlagen, wovon 5000 Klaftern exportirt werden. Gewässer. Auf der ganzen Insel herrscht Wassermangel. Für den Bedarf der Menschen wird durch aufgesammeltes, in Haus-Cistmen iiltrirtes Regenwasser und für enen der Haustbiere durch Aufbewahrung von Regenwasser in Vertiefungen (Wasserlacken) gesorgt. Allein bei anhaltender Trockenheit ist. der Wassermangel sehr fahlbar. Eine Ausnahme bildet der beiläulig in der Mitte der Insel gelegene, süsses Trinkwasser enthaltende See von Vrana (siebe Seen S. 123). Er ist sehr fischreich. Klima. Das Klima ist im Allgemeinen gemässigt, der Cultur der Reben und Oelbäumc zuträglich. Die mittlere Temperatur ist 11" ''/,„ R. Wärme. Der Thermometer fällt selten unter 0° R.; im Sommer ist die Hitze gross und steigt bis aut 27° R. Die herrschenden Winde sind der Nordost und der Südost. Die Luft ist gesund, ausser dem Weehsellieber und in manchen Jahren der Rubi-, gibt es hier keine endemischen Krankheiten. Die Sterblichkeit verhält sich wie 1 : 44, die Geburten wie 1 : 2!) und die Zahl der Ehen wie 1 : 1 .'10, und man kann annehmen, dass sich die Einwohnerzahl durchschnittlich jährlich um ein Erocent vermehrt. B e v ö 1 k e r u ii g. Die Zahl der Einwohner belauft sich nach der letzten Zahlung im Jahre 1857 auf 7540 Seelen, die sich ausschliesslich zur katholischen Religion bekennen. Die Bewohner der Dörfer und Weiler sind durcbgehends Slaven, zum Theile auch die der einzigen Stadt Cherso, welche 4820 Einwohner zählt, unter demm die gebildete ('lasse die italienische Nationalität beansprucht, obwohl die meisten derselben* wie es schem ihre Familiennamen be'kundeii, sht.vischer Abkunft sind. Annähernd kann angenommen wenden, dass die Bevölkerung de;s Bezirkes aus lL Italienern und */« Slaven und wenigen deutschen Beamten besteht. Körp erbeschaffe nheit. Die Insulaner von Cherso sind meist, mittlerer Statur und von starkem Körperbau, doch kommen bei ihnen nicht selten Leistenbrüche und Verkrüppellingen vor, eine Eolge der schweren Arbeit und des Tragens schwerer Lasten, sowohl bei den Bauern wie bei den Seeleuten. Nahrung. Die Chersoten nähren sich im Allgemeinen von Vegetabilien und Fischen, und gemessen wenig Fleisch. Das Lieblingsgetränk ist der Wein. Tracht. Die Tracht der Bauern und Seeleute gleicht jener der slavischen Istrianer. Sie tragen Jacken, lange oder kurze Beinkleider und Ueberwürfe aus braunem oder schwarzem Lodenstoffe, den sie selbst erzeugen, lederne Schuhe, sohafwollene Strümpfe und dergleichen Mützen von rother, LiUielil'cibiin^. blauer oder schwarzer Farbe. Die Bauern auf dein Lahde unterscheiden sieb von denen, welche die Stadt bewohnen, dadurch, elass in ihrem ganzen Anzüge die schwarze Farbe vorherrscht. Beschäftigung. Die Bewohner dieser Insel beschäftigen sich hauptsächlich mit Vieh-, respeclive Schafzucht, dann mit Bodeneultur, Fischfang" und Schiffahrt. Sitten und Gebräuche.' der Insulaner sind dieselben wie die der andern Slaven in Istrien. Als eine Eigenthüni-lichkeit kann hervorgehoben werden, dass bei der Beerdigung der Hausväter und Hausmütter, sowie bei Hochzeiten grosse Gaistmähler abgehalten werden, welche bei reichen Familien in Ilocbzeitsfällen auch mehrere Tage dauern'. Viehzucht. Von Wichtigkeit ist auf der Insel nur die Schafzucht. Die Zahl der Schafe beläuft sieh hier auf 32,000 Stück. Sie bringen das ganze Jahr ohne Obdach im Freien zu, auf eleu ausgedehnten Weiden, die von den Besitzern mit trockenen Mauern eingeschlossen werden Da der Wirder in der Regel ziemlich mild ist, unel die; Weiden mit wildem Salbei, Thymian und Lawendel, sowie andern aromatischen Kräutern reich besäet sind, so gedeiht diese fast ganz der Natur überlassene Schafzucht, in der Regel sehr gut, und die Eigenthümer ziehen aus der Käsebereitimg, dem Erlöse der Lämmer, der Schaffelle und der Wolle grossen Nutzen. An Schafwolle Warden jährlich circa 100 Centner erzeugt. Rindvieh ist dagegen nur in geringer Quantität vorhanden. Die Zahl der Ochsen beläuft sich nach der letzten Zählung auf 453 Stück, jene der Kühe auf 117, der Stiere auf 31. Sie werden theils zum Ackern der Grundstücke, theils zum Holzfahren verwendet. Esel gibt es auf der ganzen Insel nur circa 16 Stück, Maulthiere 323, Pferde von kleiner gemeiner Race etwa 116 Stück. Diese Thiere Werden als Saumthiere oder zum Reitern verwendet. Sehwcinu zählt, man Ungefähr 500 Sluek, Die Industrie ist sehr gering nnd beschränkt sich auf eine mit Dampfkraft von acht Pferden getriebene Getreide-Muhh; und Oelpresse, und auf 26 gemeine Oelpre;ssen. — Sonst bestehen hier nur in der Stadt Cherso die gewöhnlichsten Handwerke; und Gewerbe, auf die Bedürfnisse der Insel selbst beschränkt. DU Vinn'"'iInIiimIi 283 Fischerei. Dies*' wird meist bei (Jhcrso und Ossero getrieben, und liefert nach einer durelischnit11 ieljeii zehnjährig!'!! Berechnung an eingesalzenen Fischen 14,500 Barden Sardellen und 1400 Barden Sgombri. Der Handel der Insel beschrankt sich auf die Ausfuhr von Oel, Wein, Wolle und Brennholz. Zum Holzhandel werden 'VS Lastschiffe verwendet, davon kommen 41 auf die Stadt Cherso, eins auf S. Marlini und eins auf Utsrine. Rhederei. Die Stadt Cherso zählt elf Schiffsrheder und drei Schiffswerften, auf welchen nur Küstenfahrzeuge gebaut werden. Die Schiffahrt wird nieist von den Bewohnern der Stadl Cherso ausgeübt, und zwar mit 13 Brigantinen, vier Schoonern, sechs Pieleghi, 37 Trabakeln und zwei Brazzeren. Die Ortschaft S. Martino besitzt einen Pielego und die Ortschaft l'slrine eine Brazzere. Strassen- und Verkehr s mil tel. Den Bezirk durchzieht der ganzen Länge nach von dem Orte Faresina im Norden, bis nach Ossein im Süden, wo die Verbindung mit der Insel Lussin besteht, eine Bezirksslrasse von 29,000 Klaftern Länge. Kine zweite Bezirksstrasse geht über den Berg von Cherso bis an das Meeresgestade bei der Ortschaft Smergo, in der Richtung von Westen nach Osten und einer Länge von 2500 Klaftern. Diese Strassen vermitteln die Verbindung der Insel mit der Ostküste von Istrien (Fianona), mit der Insel Lussin und der Insel Veglia. Die andern Ortschaften im Innern der Insel sind nur mittels schlechten, steinigen und grösstenteils steilen Saumwegen verbunden. Den Seeverkehr vermitteln hauptsächlich die Dampfer des Oesterreichischen Lloyd, welche auf ihrer Linie von Triest, nach Fiume in den Sommermonaten zweimal, im Winter aber nur einmal in der Woche den Hafen von Cherso berühren. Ausserdem unterhalten kleine Segelboote zeitweise den Verkehr zwischen Cherso und Rabacz (Istrien), dann mit Fianona, Fiume und Veglia. Hohlen. In mehreren Hegenden des Bezirkes sind kleine unterirdische Höhlen mit Stalaktiten im Kalksteingebirge, von wilden Tauben bewohnt, aber von keiner Bedeutung. Bemerkenswerth ist noch, dass sich auf der Insel keine Schlangen befinden, einer Volkssage nach soll sie der beilig«! Gaudentius für immer gebannt haben. Der Ilauptort der Insel ist Chcrso. Er hat eine freund-liebe Lage an der tief einschneidenden, fast zum Landsee sich gestaltenden Bucht zwischen den rings mit Oelbäumen überdeckten Hügeln. Der Boden der Umgebungen ist gut bebaut und bietet ausser den vorzüglich geschützten Oliven auch Wein und Feigen die Fülle. Cherso ist der Sitz eines k. k. Bezirks- und eines Steuer-Amtes, eines Finanzwach-Stations-Commandos, einer k. k. Hafen- und Seesanitüts-Agent ie und eines Telegraphen-Amtes. Ferner ist hier ein k. k. Sehuldistricts-Aufsehcr uml ein Ortsgemeinde-Amt. Auch besteht hier eine Lloyd-Agentie und eine Post-Collectur. An kirchlichen Instituten befinden sich in Cherso ein Collegiat-Curat-Capitel mit. fünf Domherren, deren einer Erzpriest er und Pfarrer ist. Bruderschaften bestehen in Cherso zwei, eine zu Ehren der heiligen Madonna del Rosario und del Carmine, ihr Zweck ist die Vereinigung zu Gebeten und Andachts-Uebungen. Die zweite hat sich dem heiligen Nicolaus geweiht, und hat die Leichenbegängnisse der verstorbenen Mitglieder zum Zwecke. Sie erhält sich durch jährliche Beiträge von 50 Neukreuzer für jedes Mitglied und besitzt auch eine eigene Kirche. An Erziehungs- und Unterrichts-Anstalten besitzt Cherso eine Hauptschule für Knaben mit vier Classen und eine Trivialschule für Mädchen mit drei Classen. Wohlthätigkeits-Anstalten. Deren gibt es in Cherso mehrere: 1. Ein Armen-Versorgungs-Institut mit einem Stammvermögen von 8672 Gulden. 2. Die fromme Stiftung Naficimben zur Dotation von 18 armen Bräuten, mit einem Stammvermögen von 8782 Gulden. 3. Die fromme Stiftung Delio zur Unterstützung von drei dem Stifter verwandten Familien, mit einem Starnmeapifal von 2876 Gulden. 4. Die fromme Stiftung Groppo zur Dotation von 12 armen Bräuten, mit einem Stammcapital von 2308 Gulden. 5. Die fromme Stiftung Ferricioli zur Unterstützung armer Familien des Bezirks, mit einem Stammcapital von 1395 Gulden. Dil yii.iiiieiiodicu Inseln. 285 G. Die fromme Stiftung Surdieb zur Unterstützung der Annen, welche mit dem Stifter verwandt sind, mit einem Stummcapilal von 1211 Gulden. 7. Die Stiftung von vier Genieindestipendien von jährlich 100 Gulden, wovon zwei für Gyninasial-Schüler und zwei für Schüler der philosophischen Studien, mit einem Stamm-capitale von 8806 Gulden. Ausserdem besteht, in Lubenizze eine Arrnen-Versorgungs-Anstak mit einem Ssammvermögen von 2284 Gulden Oe. W. Die Stadt liegt am Hafen und Vallone — Bucht — gleichen Namens. Im südlichen Theile der Bucht sind einige Quellen. Der Hafen fässt eine grosse Zahl Küstenfahrzeuge und auch ein paar Fregatten. Cberso hat. enge Strassen, mehrere Kirchen, über 600 Häuser und 4829 Einwohner, die sich mit Feld-, Wein- und Oelbau, dann mit Rossi-Weberei beschäftigen (Rossi ist das grobe Zeug von Schafwolle, aus welchem die Bewohner ihre Kleidung verfertigen). Auch wird hier ziemlich viel RoSOgllO gebrannt. In Cberso leben zwei Advocaten, zwei Apotheker, vier Kaffeesieder, drei Goldarbeiter, vier Kalfaterer, zwei Seiler, zwei Blec.bscbmiede, fünf Grobschmiede, ein Steinmetz, vier Schneider, neun Schuhmacher, drei Tischler, vier Maurer, sieben Weinwirthe und ein Gasthaus!.esitzer. Die commer-ciellen Geschäfte besorgt ein Waaren-SensuI. Vor dem südlichen Thore der Stadt, am Ufer der von Olivenhügeln beschatteten Bucht, liegt das Minoriten-Kloster, in dessen Sar rist ei sieh ein sehr schöner Christuskopf beiludet, von einem unbekannten Meister der venetianischen Schule. In der Nachbarschaft dieses Klosters liegt das der Be-nedictinerinuen, Die Insel Cberso bildet eine einzige Ortsgemeinde, zu welcher jedoch 14 Catastral-Gemejnden gehören. In den Geineinden Valhm, S. Martino, S. Giovanni, Ustrine, Bellcy, Vrana, Orlez, Brcdoschizza und Diagosirhi sind Giraten, in Caisole und Lubenizze Pfarrer. In Caisole und S. Martino sind Trivialschulcn für Kinder beiderlei Geschlechts, mit einem Lehrer, In den andern Ortschaften sind Nothschuleu für Knaben und Mädchen, in denen die 286 l,Hll>lu>lK'M'liri'il>lllli;. betreffenden Curaften gegen "'ine jährliche Remuneration den Unterricht ertheilen. S. Martino, an einer freundlichen Bucht, mit einen) ehemaligen Kloster. Orle/, ein Dorf, dessen Bewohnet sieh not Schafzucht und Käschereitung beschäftigen. Vrana, ein Dorf in der Nähe des Sees — Jesero — der sieh elliptisch zwischen überragenden Felsen in einem Kessel-thale ausdehnt. Einst stand an seinen Ufern ein Schloss, von dem nur noch geringe Spuren vorhanden sind. Zwischen den Felsen, geschützt, vor den Nordost-Stürmen, gedeihen stattliche Bäume. Die Höhe des Wasserstandes ist in manchen Jahren gering. Die (legend ist (dne schaurig-schöne. Bclley, ein bedeutendes Dorf, dessen Bewohner sich mit Schafzucht und Käsebereitung beschäftigen. Earesina, ein Dorf an der Küste im nördlichen Theile der Insel, von welchem der Canal von Faresina den Namen hat, mit einem kleineren Hafen für kleinere Fahrzeuge. In der Nähe ein Stück cultivirtes Erdreich mit einem ehemaligen Kloster und einer Quelle. Im sudlichen Theile der Insel liegt die schon zum Bezirke Lussin gehörige. Stadt Ossero, am gleichnamigen Canal, der die Insel Cherso von der Insel Lussin trennt. Beide Inseln sind hier durch chic Drehbrücke verbunden, denn diese Strecke des Canals ist nur zwölf Fuss breit. In uräl-testen Zeiten soll sich ah dieser Stelle ein kleiner Isthmus befunden haben, der Später durchschnitten wurde. Der Ursprung von Ossero reicht bis in die' griechische Mythenzeit. Medea soll hier, von Colchis kommend, gelandet, ihr Bruder Absyrtns getödtet und die ganze Insel nach ihm benannt worden sein. Wenn diese Sage auch nicht viel (Hauben verdient, so scheint doch der Name Ossero vom Griechischen abgeleitet zu sein, indem er einen Zusammenfluss von Gewässern bedeutet, worauf auch der natürliche, oder nach andern künstliche Canal hinweist. Ossero war zur Zeit des römischen Reiches, wie die häufigen Alterlhümer beurkunden, keine unbedeutende Stadt. Als sie, das Loos aller dieser Küsten (heilend, der byzantinischen Herrschaft entzogen wurde, hatte sie ihre eigene Verwaltung und Grafen, deren Burg durch Jahrhunderte der Zerstörung trotzte. Kndlieh gerieth Ossero in Di« Qinu'tit'riNcticu Inseln. 287 Folge der Fehden zwischen Genua und Venedig gänzlich in Verfäll und konnte sich niclil wieder erheben. Als Zeugen ihres ehemaligen Ansehens blieben ihr nur noch das im 5. Jahrhundert gegründete und im Jahrs ISIS aufgelöste Bis-thum und die Grundhcrrschaft, Welche es über die ganze Insel Lussin bewahrt. Die Enge, oder der, Cherso von Lussin trennende, jetzt nicht mehr fahrbare (1anal , war einst stark von Schiffen besucht, als die Seestrasse von Zara nach Fola sehr befahren war und die Verbindung zwischen A-quilejä und Salona unterhielt. Aber Ossero musste endlich, gleich jenen beiden Studien, der zerstörenden Macht der Zeit unlerliegen. Die Ringmauer der Stadt misst jetzt rtur noch 500 Klaffen-, die alle, von welcher noch Spuren vorhanden sind, hatte einen weit grössern Umfang. Augenscheinlich ist, dass sich die Stadt vor Alters bei- um Vieles weiterhin nach Osten auf dem Boden von Cherso ausbreitete, darauf deutet schon die mehr und mein- verfallende Cathedrale S. Maria degli Angeli not dem sie rings umgebenden Friedhofe, auf dem östlichen Hügel nahe am Hafen; sie; scheint der Mittelpuncl der Stadt; gewesen zu sein. In ihr steht noch ein steinerner Bischofsstuhl, reich verziert mit arabcskarligen Thüren und Gewinden. Ueber dem Thore einer andern, noch mehr verfallenen Kirche, gegen Nordost, liest man die scharf ausgeprägte Inschrift: liane D. Petro addlclam rclesiom velUstate pgnitus col'ap-s(nn Augustinus Qrädonicm Episo. Feltr&nsis Abbat Conxmenda-larius a solo resliliiit An»o a Chr. ortu lb"25. .Jetzt stehen nur noch die nackten Mauern da, von Steinhaufen umgeben, zwischen denen, sowie zwischen den Mauern des angrenzenden Klosters dell' Abate di S. Pictro Schafe und Ziegen weiden. Auch das Franziskaner-Kloster am Halen, gegen Norden, ist. jetzt ganz verlassen. Hie Einkünfte der aufgehobenen Kirche S. Pietro sind dem Seminarium in Zara, die der S. Maria degli Angeli dem zu Görz zugewendet, mit dem ausdrücklichen Vorbehalt für Slipendien für Sludircnde aus OsserO. Auch in seinem gegenwärtigen Umfange bietet Ossero eine nicht geringe Zahl von Häusern und Kirchen in Trümmern, und zwischen den noch erhaltenen Mauern sieht man jetzt Gartenbeete und Fruchtbäume, gegen die Bora geschützt. Niedere Hausdäclier, auf kurzen Säulen ruhend, mannigfache 288 &inflwftinihiiltniiHi Wappen in und ausserhalb der Stadtmauern, meist venctinnischc Familienwappen von Prätoren, Avogadoren etc. Marcuslöwen erinnern an die Zeit der venetianischen Herrschaft. Ein solcher Marcuslöwe steht unverletzt vor dem westlichen Thore, wo auch die Trümmer des Schlosses der einst mächtigen Familie Drasa sich befinden. Mitten in der Stadt steht ein verödeter Palast mit stattlichem Familien Wappen. Heber der Hof-thür liest man folgende Inschrift in Marmor: Amicorum Com-modo, und darunter: Ala.rimai kuttt certismnwauc divitidi, Cun-tetilitiii (tsxe. Der Ilauptplalz des heutigen Ossero, dessen südliche Seite die neue Cathedrale bildet, enthält noch andere bemer-kenswerthe Gebäude, unter denen der westlich gelegene, einstige bischöfliche Palast hervorragt. Dieser Palast datirl aus den Zeiten des heiligen Gau-denzius, der einst hier Bischof war. An diesen knüpft sich folgende Geschichte. Die obenerwähnte Familie Drasa stand hier damals auf dem Gipfelpunct ihres Ansehens und Einflusses. Einer dieser Familie war in seine leibliche Schwester von Liebe entbrannt und wollte sie ehelichen. Der fromme Bischof verweigerte seine Einwilligung. Aber eines Sonntags, als er eben vom Hochaltar aus den allgemeinen Segen ertheilt, tritt das adelige Geschwisterpaar in die Kirche, und mit den wechselseitigen Worten: „dies ist mein Gatte"! „dies ist meine Gattin"! einander die Hände reichend, erklären sie ihre Ehe für geschlossen. Der Bischof Gaudenzius aber erwiedert: „Ihr seid in den Segen nicht begriffen"! spricht den Bann über sie Und begibt sich ruhig in seinen Palast zurück. Als er aber später auf dem Balcon erschien, wird von den Drasa's auf ihn geschossen , der Sclmss streift jedoch nur hart an ihm vorüber und zertrümmert den steinernen Balcon. Nach diesem Attentat zog sich der Bischof auf den Berg Ossero zurück, wo er tds Einsiedler lebte, lieber dem Balcon des bischöflichen Palastes zeigt man noch heute die Stelle, in welche die Steinkugel gedrungen war und die Inschrift: „Nihil deest ti-inotlibuH deum !" Dieselben Worte liest man unter dem bischöflichen Wappen links neben jener Stelle. Die neue Cathedrale ist ein stattliches Gebäude. Ihre Faeade erinnert an die Kirche San Zacharia in Venedig. An beiden Seiten über der Eingangspforte sind die Statuen des heiligeil Gaudenzius und Nieolaus angebracht. Im Chor der Kirche, Über dem Altar, ist ein von Engeln getragener Mar-morsarkophag mit der Inschrift: „( 'orpiis Saudi (iaudentü Hps. An.reres". Darüber zu beiden Seiten: Rvlitjuice Sanctorum Mar-tyrum. Ein schönes Altarbild, die Himmelsjungfrau mit dem Kinde, von Engeln gekrönt, wird von Kennern dem Tizian, von Andern dem Palma zugeschrieben. Unter den Grabdenkmalen zeichnet sich ein kostbares Marmormonument mit dem Familienwappen der Drasa vom Jahre 1523 aus. Ueber dem Chorbogen liest, man folgende Inschrift: Totum in nobis spiri-tali aedißcatione completur. A. X. /7,97. Dies«; einst, so ansehnliche Stadt zählt heute kaum 200 Einwohner. Es beisst, die ungesunde Luft habe die Mehrzahl derselben veranlasst, in das benachbarte Dorf Neresine auf der Insel Lussin überzusiedeln. 15. Hexirk und Insel Veglia. 7.4 Quadratmeilen, 15,218 Einwohner in einer Stadt, 70 Dörfern, 3525 Häusern mit 10 Gemeindeämtern. Name. Geschieht«;. Die Insel hiess aller Wahrscheinlichkeit nach bei den Alten Curicta, auch Cyratica. Gewiss ist, dass sie in zwei Getueinden getheilt war; Curicta, au der südöstlichen Spitze di:r Insel, am Hafen von Vela Luka, und Fultinium, di«; heutige Stadl Veglia. Curicta war bekannter als Seestation für die Schiffahrt von Zengg (Segna), welches eine berühmte Stadt und marittime Colonie an der croa-tischeit Käste war. Mit der Zeit änderten sich die Verhältnisse der Insel, si«; ging von der römischen Herrschaft unter die byzantinische über, gelangt«; später in den Besitz der ungarischen Könige und erhielt ein«; Dynaslie in der mächtigen und berühmten Familie der aus Rom stammenden Grafen Fran-gipani. Im XV. Jahrhundert kam die Insel an «lie venetianische Republik, unter welcher sie eine grosse Wichtigkeit erlangte; denn von der gegenüberliegenden croatischen Küste nur durch einen engen Canal getrennt, wurde sie, nicht nur ein Grenzgebiet , sondern auch das'Bollwerk deS unter venetianischer Herrschaft, befrachteten Meerbusens und Schutzwehr gegen die Uskoken. Dies«' waren die Bergbewohner des croatischen Küstenlandes, Welche von einer dem türkischen Handschar und hhitn. 19 I..limIi hIicscIuoiIhiiik Joche entronnenen Dalmatiner-Horde aufgehetzt, in den adria-tischen Gewässern Seeräuberei trieben. AI Ige nie ine Physiognomie (siehe das adriatigche Meer S. 99). Obwohl der Perimeter der Insel sein- aniregel-mässig ist, du die Küste hie und d;i Buchten bildet, von denen einig«; ziemlich gross sind, so kann man doch auf den ersten Blick sagen, dass sie einem Dreieck gleicht. Sie hat nämlich drei Hauptseiten; die erste gegenüber der Insel Cherso. die zweite gegenüber der Ostküste von Istrien, und die dritd gegenüber dem ungarischen Littorale und Croatien. Voglia ist die grösste der Quarnerischen Inseln hinsichtlich des Flä-chenraiuns, sie zählt, die meisten Bewohner, hat die meisten Ortschaften, die grösste Menge urbaren Bodens und mannigfaltiger Producte. Die Physiognomie der Insel ist sehr ansprechend. Berg und Thal in beständigem Wechsel, in den Thälern frische Wiesen mit weidenden Heerden und Menschen-wohnuiigcn, und auf den Höhen kräftiger Baumschlag, vor Allem die Steineiche in voller Grosse und normalem Umfang. Die Bewohner sind ein schönes kerniges Geschlecht. Der nördliche. Theil der Insel war einst berühmt wegen seiner Waldungen, welche dem Arsenale von Venedig vorbehalten waren und ihm das Material für den Bau der Kriegsschiffe lieferten. Die Insel ist von allen Seiten vom Quarnero umspült. Von der Insel Cherso ist sie durch den Caual di Mezzo, von dem croatischeu Littorale (dem alten Japidien) durch den Ca nal di Maltempo und den Canal di Morlaeca getrennt, dessen grögste Breite 2'/^ Meilen und die geringste nur 3G0 Fuss beträgt. Ihr Umfang ist 9f> Meilen, ihre Länge 29'/3 Meilen, ihre grösste. Breite 1 f) ll Meilen und ihre geringste Breite 3% Meilen. G e h i r g e. B 0 den. G e o g n ost j e C h e V e r h äl t n i s s e. Der Boden der Insel ist im Allgemeinen von derselben Beschaffenheit, wie der von Istrien, auch kann sie als eine Abzweigung des istrischen Gebirgssystems angesehen werden. Hin und wieder erheben sieb leicht ersteigbare Berge, als: Divisca, Gaien, S. Giorgio, Gerbujes, Illam, Monte, Organ, Orliak, S. Beter und Treskovaz. Der letztere; ist der höchste, er liegt im südlichen Theile der Insel und erbebt Dir VMiun.ll-.rli,i, Ii, .In •>M1 sicii 1710 Fuss über den Meeresspiegel. In diesem Theile der Insel liegen Auch der S. Giorgio und der Organ. Alle diese Berge haben sanfte Abhänge und sind daher Ins zu den Gipfeln mit Bäumen oder wenigstens mit Gras bedeckt. Der Boden ist zum Theil Mergel und zum Theil Sandboden, so dass er im Innern der Insel sehr fruchtbar ist. Benützung des Bodens. Der Hoden ist zum Theil mit hochstämmigen Wählern bedeckt; weiche gutes Brenn- und Bauhohl hefern, feheils mit guten Weideplätzen auf den Berg" abhängen, theils mit bebauten Feldern. Beim Erscheinen des Frühjahrs scheint sich eine beinahe vulcanische Eleklrieität aus den Eingewehleii der Insel zu entwickeln, welche die Vegetation in ausserordentlich schleuniger Weise befördert, so daSs sich die Insel von einem Tage zum andern wie durch Zauberkraft mit Gras. Blumen, Laub etc. bedeckt. Na tu r pro d u et e. Die Insel erzeugt Cerealicn, aber nicht in genügender Menge, dagegen in guten Jahren viel Wein; Oel-, Frucht- und Maulbeerbäume kommen recht gut fort. Am fruchtbarsten ist die Gegend um Veglia und den Porto Cassione. Auch im Thale vor» Bescanuova gedeihen die RebeU sehr gUt. Der Boden wird mit grossem Fleisse bebaut und die Cultur hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht. Wo er zum Ackerbau nicht geeignet ist, ist er mit Wahl und Weideplätzen bedeckt. In der Gegend von Veglia ist. ein Marmorsteinbruch, dessen Steine rothlich gedeckt und dem Vernneser Marmor ähnlich sind. Gewässer. Ein grosser Vortheil für die Insel ist es, dass sie. mehrere lebendige Quellen guten Wassers besitzt, welches besonders in den Gemeinden von Besea und im südöstlichen Theile der Insel in Ueberflüss vorhanden ist. Auch hat sie zwei kleine Seen: den Jesero in der Mitte der Insel und den Bonighe im nördlichen Theile derselben. Klima. Das Klima ist mild ; der starken Winde wegen, die im Quarnero toben, ist jedoch die Luft und Temperatur veränderlich. Im Ganzen ist das Klima doch ein gesundes. Bevölkerung. Die Bevölkerung zählt über 15,200 Seelen. Sie sind beinahe ausschliesslich »lavischer Nationalität und bekennen sich zur katholischen Religion. 2f>2 I.BiKloKbcHehreiliuiis Physische Beschaffenheit' Charakter. Die In-selbewohner sind von starkem, röstigen Körperbau, sein- arbeit' satt» und abgehärtet, und von sanfter, frommer Gemüthsart. Nahrung. Ihre Nahrung ist besser und mannigfaltiger als die der Bewohner von Isttien. Sie besteht aus Gersten-brod. Polenta, Erdäpfeln, Gemüse, gesalzenem Fleisch und au der Küste von Fischen. Bei besondern Gelegenheiten wird auch Rind-, Lamm- und Schöpsenfleisch genossen. Eine Art Nationalspeise bilden die zu Hause gemachten Maccheroni. /tun fielränk dient aber meistens nur Wasser, an Sonn- und Festtagen der Wein. Tracht. Die Kleidung der Insulaner, Codoli genannt, besteht aus einer .lacke von schwarzem Lodenstotf, weiten Beinkleidern nach orientalischer Art, einem breitkrämpigen Hut. oder einer dünkelblauen, wollenen Mutze, die in Form eines Beutels herabhängt. Die Tracht der Weiber ist sehr gefällig: der Kopf ist sehr zierlich mit einem weissen Tuche umwunden, die Aermel ihrer Hemden sind breit und mit einer Art Spitzen bedeckt, sie tragen kurze, rot h oder grün beränderte schwarze Unterröcke. Beschäftigung. Die Bewohner von Veglia beschäftigen sich mit Ackerbau, Wein- und Oelcultur, Fischerei und Schiffahrt. Viehzucht. Diese ist auf Veglia nicht unbedeutend, besonders die Schafzucht, auch Ochsen, Kühe und eine eigen thümliche Race kleiner, aber starker und feuriger Pferde werden hier gezogen. Die Industrie steht noch auf einer sehr iiiedern Stufe und beschränkt sich auf die Seiden/licht, die in den letzten Jahren in Folge der Indien Preise der Cocons einen ziemlichen Aufschwung genommen hat ; man findet auch einige Wassermühlen im Besca-Thale und die gewöhnlichsten Gewerbe und Handwerke. Der Handel ist ziemlich lebhaft; ausgeführt werden: Brennholz, getrocknete Feigen, Wein, Oel, Wildpret, Fische, Lämmer und Käse; eingeführt werden: Reis, Getreide, Co-lonialwaaren und Man u facta reit in Linnen, Wolle und Baumwolle. Die Schiffahrt, hat in den letzten Jahren einen bedeutenden Aufschwung genommen, beschränkt sich aber auf Di« QUftnMrtflielitii hwtln, 29)5 die Cabotage. In Besca isi eine Schiffs werfte, wo Küstenfahrzeuge gebaut und ausgebessert werden. S'trassefl and Verkehrsmittel. Eine gule Bezirks-strasse führt von Castelmuschio bis nach Veglia herab, ßine zweite gelit von Veglia um die Bucht Porto Cassione herum nach Cassione. Ausserdem sind noch mehrere Gemeinde-slrassen: von Veglia nach dem Kloster Maria ili Capo. von Castelmuschio nach Dobrigno, von Dobrigno nach S. Vito einerseits und andererseits nach Verbenico, dann von Verbenico nach Bescaimova. Diese'Strassen sind in sehr gutem Zustande, zum Theil fahrbar; man bedient sich auch der bereits erwähnten mÜnteTn Pferde, die hier gezogen werden und für deren Zucht der Staat und der Landtag jährliche Prämien besliniml haben. Zum Transporte bedient man sich im Innern der Oehsenkarren, oder längs der Küsten der Barken. Segelbool-Verbindungen, Traghetti. bestehen zwischen Castelmuschio und Fiume, zwischen Cherso und Veglia, dann zwischen Sngari und der Boststatiou Czinpieuizzn an der croatischen Küste. Zwischen Veglia und Caslelniiischio, dann zwischen Veglia und Malinska bestehen Postcariol-Verbindungen. Der Hafen von Miilinska wird wöchentlich einmal von einem Lloyddampfer berührt. Der llauptorl der Insel ist Veglia, Sitz des Bezirksamtes, des Steueramtes, eines Finanz-Commissariates, einer Hafen- und Secsanitäts-Agentie und eines Bürgermeisteramtes. Kirchliche liisfilute. Veglia ist der Silz eines Bischofs und Domcäpitels. Die ganze Insel zählt, neun Plärren und fünf Curatien, drei Franziskaner-Klöster, ein Kloster der Minoriten in Cassione und ein Kloster der Benedictinerinneii. Erziehung»- und Unterrichts- Anstalten. In Veglia isl eine italienische llauptschule für Knaben und eine Mädchenschule, die von den Benedictinerinneii gehalten wird. In den übrigen Orten gibt es elf Elementarschulen für Knaben und sechs für Mädchen, in denen der Unterriehl in slavischer Sprache ertheilt wird. Veglia, Fullinium bei den Körnern, liegt in der Tiefe einer schönen Bucht, und hat freundliche, cullivirle Umgebungen, die mit Reben, Obst-, Oel- und auch Lorbeerbäumen bedeckt sind. Auf beiden Seiten beginnen, wo die Cultur endigt, Wälder. 29-1 I.iniili'xliUHCliri'ilxuiK- In Veglia sind noch Spören römischer Mauern zu sehen und viele sehr alte Steine, unter denen einer die Inschrift trägt: fiSplendidieaima civitas OurictaTun\tt'< Dies ist sehen ein Beweis, dnss Veglia einst eine bedeutende römische Stadl war. Im Mittelalter wurde es stark befestigt, um sich gegen die kühnen und grausamen l'skoken wehren ZU können. Als Veglia in den Besitz Venedigs kam, wusstc dieses die Wichtigkeil der Insel zu schützen, die ihr Schiffbauholz und gute Matrosen liefert«:, und als Grenzwncht im Qunruero diente. Auch beute noch sieht man hier ein Castell und die Reste der alten Befestigungen. Denkmäler der venetianiseheii Herrschaft gibt es hier viele, der Marcuslöwe erscheint an verschiedenen Orten. Seltsamer Weise befindet sieb am Thurmo des Castells, welches einst das venetianisc.be Criminal-Hefängniss war, die mit dieser Bestimmung auffallend coutrastirende Inschrift: „Aureai Venetorum liberta/i." An der mit Sculpturen reich verzierten Unmiauerung einer Cisterne innerhalb des Ilafenthorcs liest, mau eine lange Aufzählung der Verdienste des, als Bekämpfer der Uskoken und Wiederhersteller der Ruhe besonders verdienten Proveditore Angeht Gradenigo, dem die dankbar huldigende Stadt den Lorbeer überreicht mit den Worten: „Nou potfindo honorarlo come conviene ti mi meriti, hablriawo fatto fare in marmo a guq perpetua gloria et a nostra memoria questa picciola in-SCrittione". (Da wir ihn nicht seineu Verdiensten gemäss ehren können, so haben wir ZU seinem ewigen Ruhme und zu unserer Erinnerung diese kleine Marmor - Inschrift machen lassen). Die Domkirche ist alt und interessant, ebenso der bischöfliche Palast. Erwähnung verdient die Bibliothek Algarotti, welche von Don Nicolö Udina Algarotti, Director der S. Anna-Kirche in Wien, gegründet wurde, indem er der Gemeinde seiner Vaterstadt Veglia 10,000 Bände vermachte, nebst vielen Musikwerken und Instrumenten. Die Stadl samml der Vorstadt zählt über 320 Häuser und 1200 Einwohner. Die Landspitze Cassion trennt den Hafen von Yeglifl von dem prächtigen Hafen von Cassion, von dem bereits in dem Capitel: das adriatisrhe Meer, die Rede war und der mit seiner verengten Mündung einen kleinen See bildet, in dessen Mitte sich malerisch ein reizendes Eiland mit einem Kloster und weitläufigem, mit Eichen, Lorbeer-, Obst- und Maulbeer- I>i( Qimi-mTisi-lirn Ihm lil 205 bauffien besetzten Garten befindet. Dies Kloster gehörte einst dem fleissigen Benedictiner-()rden und wur sehr gut gehalten. A neb bestanden hier am südöstlichen Theile des Klostergartens Salinen. Jetzt ist er von Franziskanern bewohnt und war früher ein Conveuto di Čast igo, Bussort für Mönche, die sich eines Vergehens schuldig gemacht hatten. Im Klostergarten wird Bienenzucht, in der Bucht Fischfang getrieben. Das In-selchen hat keine Quelle, aber ein paar Cisterncn. In der Kirche belinden sich einige interessante Gemälde der alten venetiunisehen Schule ; eine Madonna mit. dem schlafenden Kinde, von schwebenden Engeln umgeben, von Girolamo di Sta. Croce (1535), eine: Himmelfahrt und ein Paradies mit darunter in Flammen fluthender Hölle, die an Tin-toretlo erinnern. Feuchtigkeit und Seeluft haben diese Bilder bereits stark beschädigt. In einer Capelle ist der Sarkophag einer Frangipani, mit der Jahreszahl 20. Febr. 1400. Das Kloster hat eine nicht unansehnliche Bibliothek mit alten Mn-nuscripteu und Druckschriften. Die umfangreichen Fässer in den Kloslerkellern, die weitläuligen tietreide-, Frucht- und IIolz-behälter geben Zeugniss von der einstigen Wohlhabenheit des Kloslers. In jüngster Zeit ganz verwahrlost, wurde es in den letzten drei Jahren, Dank den Bemühungen des Guardians Pater Emanuel Poruicci und den (lescheiikeii des Kaisers, sowie des Erzherzogs Ferdinand Max, wieder bewohnbar hergestellt und zählt sieben Brüder. In geringer Entfernung von dieser Bucht liegt das Dorf P o n t e mit guten Quellen. In der Nahe von Vegiia und der Valle della Sabina ist eine sehr gute Stelle für Seebäder. Die Insel Vegiia zählt zehn Orts- und 20 Catastral-Ge-meinden. Die erste reu sind: Bescanuova, Castelmuschio, Cor-nichia, Dobasznizza, Dobrigno, Sta. Fosea. Ponte, Valle di Besca, Vegiia und Verbenico. Die merkwürdigsten Orte sind i Bescanuova, ein ansehnliches Dorf mit drei Catastral-Gerneinden und 2(i74 Einwohnern ; Silz einer Sauitäts-Deputation und eines Gemeindeamtes an der gleichnamigen Bucht. In der Umgebung wird viel Weinbau getrieben. Auf einer Anhöhe am Hafen von Vela Luca liegen die Ruinen des Schlosses Curriea auf einem stei- l.anilcslirsiliriiblinK Len Felsen mil herrlicher Aussicht. Hiev soll die alle Stadl Guinea, die erste auf der Insel, gelegen sein. Ver hen i eo, ein Dorf am Porto S. Marco, der Ostküste der Insel, mil zwei Cataetral-Gemeinden und 1709 Einwohnern. Die Umgehungen sind ziemlich bewaldet. In der Nähe liegt auf einer Anhöhe das Dorf Resica, mit einer Wallfahrtskirche und den Ruinen des Schlosses Gra-dazza, dem einstigen Silze der Grafen von Veglia, wo der König Bela IV. von Ungarn eine Zufluchtsstätte fand. Auf demselben Höhenzuge weiter nördlich liegt das Dorf Do Nova, in dessen Nachbarschaft sich auch alle Schlossruinen befinden. Dobrigno, ein ansehnliches Dorf mit drei Catastral-Gemeiuden und 2631 Einwohnern. Dobasznizza, mit. vier Catastral-Gemeiuden und 2407 Einwohnern. An der westlichen Küste der Insel liegen sehr romantisch die beiden Klöster Sta. Maria di Capo (Terziarier) und St. Maria Maddaleua (Terziarier). Im nördlichen Theile der Insel liegt das Dorf Caslel-muschio, mit 1306 Einwohnern, in dessen Umgebungen drei Schlossruinen sich befinden. Die wichtigste ist die von Castelmuschio selbst. Hier erbebt sich noch heute auf einer fruchtbaren Flöhe der alte Thurm der einst, so mächtigen Fraugipani, von Häusern, Feldern und Gärten umgeben. Jenen war schon im XIV. Jahrhundert die Insel zu Lehen gegeben, unter Verpachtung, mit eigener Mannschaft gegen die L'skoken zu kämpfen, und SO oft die Republik dreissig Galeeren waffnete, auf eigene. Unkosten eine auszurüsten. Das Schloss Caslelmusehio heben sehte den eigentlichen Qnarnero bis zu den entlegensten Küsten. Auch vermuthet man nicht ohne Grund, dass auf diesem Felsen schon in den ältesten Zeiten der Einfälle der Japiden, eines der Bollwerk» der Insel stand. Auf dem kleinen Eilande von St. Mano. welches knapp an der Landspitze liegt, stand ein Fort, welches den Canal von Mallempo gegen das croalische Festland beherrschte, und wovon noch heute Reste zu sehen sind. Unter dem Volke herrscht noch immer der Glaube, dass hier überall seit den Zeiten der Usknken-Einfälle, besonders i > ■ * - Quum«i im Inn 111 -1111 aber bei dem verlassenen Klostur im Thale Schätze vergraben sind, und deshalb werde auch die Insel Isola d'orn, die Goldinsel genannt. Am Fasse des Felsens, auf welchem das Dorf und die Rainen liegen, befindet Bich der belebte Halen von Castelmaschio, der im täglichen Verkehre mit Fiume steht. Zwischen Castehuuschio und Dobriguo bestand eine schöne Grotte mit Stalaktiten und Stalagmiten, doch wurde sie, wie es heisst, von den Bauern zerstört, welche hier einen Schatz zu linden glaubten. Iti. Bezirk und Insel Lussin. 3.1 Quadratmeilen, 11,545 Einwohner in drei Städten, neun Dörfern, 2820 Häusern mit drei Gemeindeämtern. Name. Geschichte. Es ist bereits bei Cherso gesagt worden, dass in urültesteu Zeiten an der Stelle der Cavanella d'Ossero ein kleiner Isthmus sich befand, und dass damals Cherso und Lussin nur eine Insel bildeten, welche Absyrtis hiess. Später soll der Islhmus durchschnitten, nach Andern durch eine Krd-Re\olution zerstört und die Inseln getrennt worden sein. Anfangs behielten nun beide Inseln den ursprünglichen Namen Absyrtalis. In der Eolge wurde aber die letztere, um sie von der crsteren zu unterscheiden, Absorus und auch Auxe.rum genannt, endlich aber war sie allgemein nur unter dem Namen Lossini bekannt. Die Geschichte dieser Insel ist die gleiche mit der von Cherso; beide (heilten im Alterthum, unter den Venetianern und in der neueren Zeit dieselben Geschicke. Der Hafen von Lussin piccolo wird noch heute Valle d'Augusto genannt, weil einer Tradition nach der römische Imperator bei seinem Besuche Istriens sich vor den Stürmen des Quarnero hierher gerettet und tu i t der Elotte hier den Winter zugebracht haben soll. An die veneliatiische Herrschaft erinnert unter andern) das alte Castell und die verfallenen Thürmo auf den Höhen. Allgemeine Physiognomie; Die Länge der Insel VOD einem Ende bis zum andern beträgt l(i '/„ Meilen, und -i' besteht, so zu sagen, aus drei Körpern, die mittels zweier langen und dünnen Hälse verbunden sind. Der nördliche Theil ist rauh und steil, meist mit Wald und Gebüsch bedeckt, oder auch nackt, und man findet hier keim' andern Wolmplütze, 298 limiflcslionchi-filiiiiii: als die zerstreuten Häuser des Dorfes Neresine, welches am Canal di Punta Groce, am Passe des Herges Ossero liegt. Der initiiere Körper erstreckt sich, einem Vorgebirge gleich, gegen Südwest. Der südliche Theil der Insel hat eine südliche Vegetation und hier liegen die beiden blühenden Städte Lussin piccolo und Lu.ssin gründe. Hier wird nicht nur Oel-uud Weinbau Stark getrieben, mau lindet auch die Albe im Freien, ('actus, einzelne Palmen, den Johnunishrodbaum, Ricinus, Maulbeerbäume, üppige Feigenbäume, Steineichen, auch Citronen- und Orangenbäume kommen hinter («artenmauern, gegen die" Bora geschützt, gut fort. Lage, Grenzen. Im Westen von Lussin liegen die Inseln Unie, Cauidole und Sansego; im Süden die Insel S. Pietro dei Nembi; im Osten die Felseneilande Oriule, Falaziol und der südliche Theil der Insel Cherso. Mit. dieser letztem ist Lussin durch eine Drehbrücke verbunden, die im Jahre 1851) von den Franzosen zusammengeschossen wurde, um die Communieation zu zerstören, jetzl aber restaurirt wird. Gebirge, Boden. G eognost i sehe Verhältnisse. Die Insel Lussin ist sehr gebirgig. Der grössle Berg derselben ist gleich an der nördlichen Spitze, der Monte: Ossero, 1844 Fuss hoch. Dieser aus Kalkstein gebildete, zahlreicht Pclrefakten enthaltende Berg ist nur in den untern Regionen von Gebüsch bewachsen, einige vor der Bora mehr geschützte Theile sind mit Beben bebaut; etwa drei Viert heile überragen kahl ejnpor und sind nur spärlich mit Salbei bedeckt. In der untersten Region lindet man auch Myrtben und Lorbeerbüsche, die ein* viel grossere Entwicklung erreichen würden, wenn sie nicht baldig als Brennmaterial verbraucht und den auf den Hohen weidenden Ziegen- und Schafheerden zur Nahrung die-neu würden. Häutig lindet man den Erdbeerbaum mit seiner röthlicligellieii Frucht, die vielfach zum Destilliren des Rosoglio gebraucht wird und diesem einen angenehmen Geschmack verleibt. Her Salbei bietet den Schafen eine aromatische Nahrung, die in das Fleisch und Blut derselben übergeht, so dass das Fleisch einen eigenthümlichen Beigeschmack erhält. Auf dem Gipfel des Berges ist eine Steinpyramide errichtet, es ist der höchste Piinct der Insel und ihrer Umgebungen, und von hier aus geniesst man eine herrliche Aussicht auf das malerische Panorama* welches die Inseln bis Zaia hinab und die Di t IJiuirmTihrhini IiihcIi. 209 Ostküste [strjene undüsst. Die Höhle, in welcher der heilige Gaudentius als Einsiedler lebte, enthält noch das sternartig geformte Waschgefäss, dessen er sich bediente, und mannigfaltige Kristallisationen. Den Steinen in dieser Höhle schreiben die Insulaner die wunderbare Kraft zu, jedes schädliche Thier durch Berührung oder auch durch blosse Umkreisung zu todten. Ja diese Kraft soll sich sogar über das ganze Brdreich der Insel erstrecken. Daher wurde auch häutig von den Bewohnern der Scbwesterinsehi Erde von hier geholt, um mit derselben um die Häuser einen Kreis zu ziehen, zur Abwehr giftiger Thiere; besonders nach Veglia, wo einst viele schädliche Schlangen gewesen sein sollen. In den Höhleu des Berges nisten zahlreiche Bienenschwärme, deren Honig von der Menge; Thymian und Rosmarin, aus welchem diese Thiere ihre Nahrung hier saugen, einen besondern Wohlgeschmack hat. Mehr südlich, gegen die Mitte der lauggestreckten Insel zu, liegt der Berg Crischica Im südlichen T heile derselben, in der Nähe von Lussin grande, befindet sich der Oalvarieubcrg, Monte Calvario di S. Giovanni, der nur gegen 800 Fuss hoch ist, aber durch seine freie Lage eine weite Aussicht auf die Inseln, das Meer und die Küsten der Nachbarländer bietet, man will sogar die Glockenthürnie Venedigs von hier gesehen haben. Der Weg den Berg hinan ist schroff und steil, voll scharfkantigen Gesteins, unter welchem sich viele Tbierkuochen be-linden. Die Schiffer der Insel nennen diesen Berg auch Seufzerberg, Monte dei Sospiri, weil die von weiten Fahrten Heimkehrenden so sehr nach seinem Anblick seufzen; dasselbe Ihnen ihre Familien, wenn sie von seinem Gipfel aus der Ankunft der Schiffe entgegensehen. Auf diesem Berge hatte zwischen den Jahren 1807 und 1834 ein Deutsch-Ungar, Eremit Bang genannt, seine Wohnung aufgeschlagen. Er war auf der Heimkehr aus dem gelobten Land hierher gekommen, und es gefiel ihm hier so wohl, dass er sich auf dem Berge niederliess und durch 27 Jahre ein frommes Einsiedlerleben führte, bis der Tod demselben ein Ende machte. In der Nähe seiner einstigen Wohnung steht eine. Capelle, in welcher sich seine Grabstätte befindet. Benützung des'Bodens. Der Boden der Insel ist im nördlichen Theile rauh, mit Buschwald bedeckt, oder auch ganz kahl, im mittleren Theile wird schon etwas Weinbau ge- 300 i.Mililr-,ht)Kt>llV<"H>IMIg. trieben. Der südliebe Tlieil, WO auch die beiden Städte Lussin liegen, ist sehr gut eultivirt. Wein und Oel sind elus Haupt-product. Wo es die Beschaffenheit des Bodens nur zulässt* Werdet) attch öetriSde, Hülsenfrüchte und Gemüse gebaiil. Gewässer. Auch diese Insel ist wasserarm, Menschen und Thiere sind auf Cisternen und Wusserlaken beschränkt, in denen das Regenwasser gesammelt wird. Im Sommer, wo es oft zwei Monate lang nicht regnet und die Hitze sehr gross ist, wird dieser Mangel sehr fühlbar. Die Bienen, die sich sehr häutig in den Felsschluchten anbauen, saugen zu solchen Zeilen sogar Meerwasser, doch sah mau auch bei anhaltender Trockenheit nie, dass die Vögel die Insel verlassen hätten. Klima. Das Klima und die Temperatur sind noch günstiger als auf den Schwcsterinseln. die Luft ist gesund, Bevölkerung. Lussin ist verhallnissmässig stark bevölkert, besonders in Vergleich mit dem Naehbariliselii. Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 11,545, die; sich alle zur katholischen Religion bekennen. Sie sind grösstentheils Slaven und ihre häuslichen Bitten, Einrichtungen und Gebräuche sind dem Wesen nach ganz slavisch. In Bezug auf die Sprache sind sie besonders in den Städten Polyglotten, da sie ausser dem Slavischen auch das Italienische, welches ihre Geschäftsund sociale. Sprache ist, verstehen und Sprechen. In ihrer Familie reden sie meist slavisch (croatisch) mit einander. Die Sitten sind meist Hoch sehr patriarchalisch. Wenn die Sohne und Töchter heranwachsen und beiratbeii, so bleiben Sie tlichtS destoweniger im Hause der Aeltern seihst, und es werden ihnen und ihren Kindern ein paar Zimmer eingerichtet, in denen sie dann unter der Leitung des Oberhauptes der Familie wirtschaften, oder, wenn sie nicht alle unter einem Dache bleiben können, so wohnen sie wenigstens ganz dicht nebem einander. In eleu erstell Jahren der Flu- pflegl die1 junge' Brau dnin Mann, wenn er Eigenthünie-r eines Schiffes ist, auf seinen Fahrten zu begleiten; dies thut sie bisweilen auch noch, wenn sie schon ein paar Kinder habem, iinel diese erhalten auf diese Weise ihre erste Erziehung auf dem Meere, das so ihr eigentliches Element wird. Was die Tracht eler Liissiueseu anbelangt, so ist sie bei den Seeh'uten die der Matrosen der Quarnerischen Inseln Dil Qll«l'llOli«< Ikii Iii 301 überhaupt:, bei den Städtern aber die italienische, auch bei den Frauen, Ins auf «las Kopftuch. Ein italienischer Strohhut ist bei ihnen noch nicht erlaubt; seihst die Reichsten tragen ein Kopftuch nach allem slavisehen Brauche. Im übrigen Anzüge der Weiber herrscht häufig eine grosse Verschiedenheit, denn ihre Männer, Bräutigame etc. bringen ihnen immer etwas Hübsches von ihren Reisen mit, der Eine griechische, der Andere spanische, der Dritte wieder andere Kleidungsstücke, so das» manchmal in einer Familie jede Tochter anders gekleidet ist. Es ist nämlich Sitte bei ihnen, dass nicht die Schwiegerältern, sondern der Bräutigam selbst seiner Braut die Ausstattung gibt, daher kleidet er sie auch nach seinem Geschmack und sie trägt die von ihm gewählte Tracht ihm zu Liebe oder zum Andenken. Zuweilen sucht sich die Frau, die ihren Mann hegleitet, selbst in fremden Ländern aus, was ihr gefällt. Auch in ihren Häusern und Einrichtungen findet man oft Seltenheiten und Luxusgegenstände aus allen Theilen der Well. Beschäftigung. Die Hauptbeschäftigung der Lussi-nesen ist, wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, die Schiff-lährl und Rhederei. Mil unter verlegen sie sich selbst auf den Grosshandel und errichten auf der Insel selbst oder in Triesl Handelshäuser und beireiben Speculatinnen aller Art. Der kleine Verkehr ist auf Lussin sehr gering, da für den inneni Verkehr und Waarenauslaiisch der Quai tierischen Inseln die Stadt Cherso (auf der gleichnamigen Nachbariusel) der Haupt-markt ist. wo der kleine Handel mit Holz, Wolle. ()e). Wein, Getreide. Vieh etc. Stattfindet. Für den Handel der Inseln mit dem eroatisch-ungarischen Festbinde ist Fiuitie der Ilaupl-punet. Sonst, wird Geb und besonder.- Weinbau Stark betrieben, Viehzucht wenig, da es an Weiden fehlt. Auch die Fischerei ist gering und nur in den Gewässern von Ossero wird insbesondere der Thuiilischfang in grösserem Maassstabe, betrieben. Die Industrie isi auf die notwendigsten Gewerbe beschränkt. In Lussin pieeolo sind betiächlliche Bosoglio Brennereien. Schiffahrt und Rhederei. Lussin grande trieb schon im vorigen Jahrhunderte unter der venetianischen Regierung viel Schiffahrt und Rhederei, und viele venetianische Schiffscapitäne waren von hier gebürtig- Seitdem aber 'Briest der Haupthafen der Adria geworden ist , hat sich diese In- 302 l.niiilcsln'HilircilHinK- dusirie nach Lussin piecolo verpflanzt, welches auch die günstigere Lage auf der Westseite der Insel und an der Haupt-w ;e-M't Strasse der Adria hat. Sonst sehreiht man das Aufblähen von Latein piecolo auch folgendem Umstände zu. (legen Lnde des vorigen Jahrhunderts soll sieh ein gewisser Bernardo Capponi hier niedergelassen und den Leuten Unterrieht in den nautischen Wissenschallen gegeben haben. Auch trat er mit einem praktischen Schiffbauer in Verbindung und sie iingeii an, grössere Schilfe zu bauen, not denen sie »nie Geschäfte machten. Das Beispiel munterte auch Andere auf, und im Verlaufe von 50 Jahren wurde Lussin piecolo der bedeutendste Rhederplatz im adriatischen Meere, der seine eigene Handels« tlotte von mehr als 10(1 Schilfen langer Fahrt und grosser Cabotage bat, in welcher ulier drei Millionen (fühlen stecken. Die hiesigen Rheder betreiben die Seefrachtfahrt im grossartigsten Maassstabe und dienen hauptsächlich dem 'Priester Handel. Von den 877 Hochseeschiffen und Küstenfahrern der österreichischen Handelsmarine sind 55 in Lussin piecolo gebaut; ausserdem sind noch 66 andere Schiffe ganz oder theil-weise Kigenthuni der Rheder von Lussin piecolo ; überhaupt sind über 200 Personen in Lussin piecolo an der Rhederei betheiligt. Dagegen hat die österreichische Handelsmarine nur Vier grössere in Lussin gründe gebaute Schilfe, und es sind nur etwa 50 Personen dieser Stadt an der Rhederei betheiligl. Lussin piecolo hat zwei Schiffswerften, auf denen noch im Jahre 1802 vier neue Hochseeschiffe gebaut wurden. Das Holz wird meist aus Istrien bezogen. Während der grossen Getreidebewegung im Jahre 1847 waren die Lussinesen to thätig, dass sie in diesem Jahre allein zwei Millionen Gulden an Frachten gewonnen haben sollen. Auch Wahrend des Krimkrieges und im Jahre IS Ii l machten sie gute Geschäfte. Der Hauptort des Bezirkes ist Lussin piecolo, der Sitz des Bezirksamtes, eines Neben-Zollamtes, eines Notars, eines Advocaten, eines Hafen- und Seesanitätsamtes mit einem Hafeucapitän, einem Snnifäts-Adjunctcn, einem Arzt, einem geschworenen Slazzatore (der den Tonnengehalt oder die 'frag fähigkeil der Schilfe bestimmt), zwei Wächtern und vier Hafenpiloten. Ferner ist hier eine secundäre nautische Schuh mit einem Lehrer der Mathematik und Nautik und einem Lehrer der Schills-Hygiene, und ein Telegraphenamt. Ferner besteht bier ein Decanat mit Pfarre^ eine Hauptschule, eine Mädchenschule, eine Pfivatsehule für weibliche Handarbeiten, ein Spital und eine damit vereinigte Wohlthätigkeits-Anstalt, eine religiöse Brüderschaft und zwei Unterhaltungs- und Lese-Vereine. Lussin piccolo liegt anmuthig mit .seinen röthlich weissen Steinhäusern in einem weiten halbmondartägen Bogen, längs den grünen Hügeln am äussersteu Ende des tiefen, sicheren Hafens Valle d'Augusto. Das alte vcnotianisehe Castell und die verfallenen Thürme auf den Höhen, die nicht mehr benutzt werden und ein paar zerstreute, jetzt, verlassene Windmühlen, und dazwischen das üppige Grün der sorgsam geplhgt-n Gärten, verleihen dem Hilde einen ejgenthümlichen Reiz. Es ist schon erwähnt worden , dass Lussins Bedeutung und Reichthum eine Schöpfung der letzten 50 Jahre ist. Noch im Anfange dieses Jahrhunderts hatte Lussin piccolo kaum mehr als 1000 Einwohner, jetzt hat es eben so viele Häuser, die meistens neu sind, und darin eine Bevölkerung von etwa G000 Seelen. Damals beschäftigten sich die Einwohner mit Garten- und Weinbau, mit. etwas Fischfang, nahmen mitunter auch Dienste auf den Schulen der Rheder von Lussin grande, jetzt ist Lussin piccolo das grosse und Lussin grande das kleine geworden. Sehr vorteilhaft liegt der Hafen von Lussin piccolo an der grossen Heerstrasse des adriatischen Meeres für die Schilfe, die von Dalmatien in den Quarncrn oder längs der istrischen WeBtkÜ8te gegen Triest und umgekehrt fahren. Daher hatten sich auch die Franzosen im Jahre 185!) Lussin als Station für ihre Flotte ausersehcn, als sie Venedig und das adriatische Meer blockirten und sich zu Unternehmungen gegen Venedig und Fiume vorbereiteten. Der Bezirk Lussin besteht aus drei Orts- und neun Steitergemeiuden. Die ersteren sind: Lussin piccolo mit vier Steuergenieinden, Lussin grande mit einer Sleiicrgeineiude und Gssero mir vier Steuergemeinden. Das Städtchen Lussin grande liegt eine Stunde von Lussin piccolo entfernt, am entgegengesetzten, der croatischen Küste zugewendeten Ufer der Insel, die hier am schmälsten ist; Die Stadt ist sehr malerisch auf steilen Höhen gelagert, sie bat viel Stattlichere Häuser als Lussin piccolo, ja mitunter 304 ),Ahd<':,lH:M*lirrilniiif?. auch einige in venetianischem Style gebaute kleine. Palasi e. aus der Blülhezeil des Orles. Die C'athedrale ist ein stallliches Gebäude und enthält einige werthvolle Bilder: Maria mit dem Kinde in einer Gruppe von Heiligen, eine Madonna, die man dem Tizian zuschreibt und einen heiligen Braunsens, von Bernardo Strozzi. Auch das Casino enthält einige nicht unbedeutende Land schaffe- und Genre-Bilder. Lussin grande ist der Sitz eines Gemeindeamtes mil einem Podeslä, einer Hafen- und Seesanitäls-Agentie und damit vereinigtem Zollamt, einer Pfarre, einer Trivialschule für Knaben und Mädchen und einer Schuh' für weihliche Handarbeiten. Die Zahl der Einwohner belauft sich auf circa 2400. Auch hier herrscht ein Gemisch von italienischem und slaviscben Element. In den Familien selbst wird meist illyrisch gesprochen, auch in der Kirche ist das Siaviscbe vorherrschend. Die Sinnesart des Volkes ist gutmüthig, Kaub und Diebstahl kommt selten vor; im Verlaufe von f)0 .Jahren ist ein einziger Todtscblag vorgefallen, und zwar aus Eifersucht. Die Luft ist gesund, die Lebensart einfach; rüstige Greise sind keine Seltenheit. Es wird hier noch weit mehr auf alten Brauch gehalten, als in Lussin piecolo, und unter den Brauen und Mädchen herrscht, grosse Sittsamkeit, auch sind letztere ihrer Schönheit wegen bekannt. Die Tracht bietet auch hier eine grosse Mannigfaltigkeit. Bei den Männern ist der gewöhnliche Scfüffscapot und die »Jacke sehr gebräuchlich, dabei kurze Hosen und Strümpfe, am Knie mit einer Schnalle befestigt. Die Tracht der Krauen ist sehr verschieden, halb antik, hallt orientalisch. Die Matronen, die noch streng am Herkommen halten, tragen eine blendend weisse, weite Kopfbedeckung von feinem Mousselin, mit ammonshornartigen, zu beiden Seiten halbbogig umspannenden Windungen von demselben Stoffe. Die jüngeren tragen den voiiotinnischen Zendale oder ein Tüchlein als Kopfbedeckung. Dass die allgemeine europäische Mode auch hier allmälig Wurzeln fässt, ist natürlich. Wenige Meilen von Lussin grande erheben sich aus den Einthen zwei kleine Scogli, Isole Palaziol genannt. Auf der grösseren stand vor Zeiten ein griechisches Kloster und eine Kirche, auf der kleineren erhob sich ein kleines Sommer-Lust- I>ii- QuarncTihi-lii-ll Ilihcli 305 schlösschen irgend eines reichen Lussineser Rheders. Jetzt sielM man nur noch zerstreute Ueborrestc dieser Gebäude umherliegen und die Kiliindchen sind ganz verlassen. Lussin grande ist mit Lussin piecolo durch eine, über eine ziemliche Höhe führende Bezirksstrasse verbunden. Diese Höhe ist besonders auf ihrem östlichen Abhänge mit einer Menge Myrrhen- und Lorbeergebüsche, Reben, Oel- und Maulbeerbäumen und anderen Pflanzen bedeckt. Einige Gartenbesitzer haben angefangen, den grossblätterigen Maulbeerbaum mit gutem Erfolg zu pflegen und die Zucht des Seidenwurmes zu treiben. Feigenbäume gedeihen sehr üppig. Citronen und Orangen werden zwar nur hinter Gartenmauern gepflegt, gedeihen aber auf diese Weise sehr gut. Rosmarin, wilder Spargel und Kapern wachsen überall in Menge. Der Johannisbrodbaum entwickelt sich vollwüchsig und gibt reichliche Früchte. Die Steineichen erreichen einen mächtigen Wuchs. Von Lussin piecolo führt längs dem östlichen Ufer der Insel eine Bezirksstrasse bis an die nördliche Spitze derselben, zur Drehbrücke, welche die Insel Lussin mit der Insel Cherso verbindet. An dieser Strasse liegen dir kleinen Ortschaften Chiunski, mit einer Curatie und Trivialschule, St. Giacomo und im oberen Theile der Insel das Dorf Neresine, meist von Auswanderern aus dem seiner schlechten Luft wegen verlassenen Ossero bewohnt, mit einem Kloster der Minoritcn, in welchem jedoch nur ein paar Mönche leben. Auch ist hier eine Expositur der Pfarre von Ossero und eine Trivialschule. Zum Bezirke von Lussin gehört auch die jenseits des schmalen Canals auf dem Boden von Cherso gelegene Stadt Ossero, von der wir bereits früher gesprochen haben. Zu Lussin gehören ferner: das westlich von Lussin piecolo gelegene Eiländchen Sansego, dessen höchste Spitze Monte Garbe heisst, mit einem kleinen Weiler, einer Hafen-und Seesanitäts-Expositur, dann einer Curatie und einer Trivialschule. Auf diesem Eilande wird guter Wein gebaut; ebenso auf dem nördlich gelegenen Inselchen Canidole, deren grösster Theil mit hübscher Vegetation bedeckt ist, Noch mehr nördlich liegt die Insel Unie, mit dem gleichnamigen Dorfe, einer Hafen- und Seesanitäts-Expositur Ittrien . 20 306 L«irit'nbcRc)irul Illing. umi citirr ('tiralic. Es hat einen kleinen Ilal'en. Auch hier gedeihen gute Rehen, und aussei- der Hodencultur treiben die Bewohner auch Thuniischfang. Ganz nahe an der südöstlichen Spitze der Insel liegt das Eihiud St. Pietro de' Nemhi mit dein gleichnamigen Dorfe, einer Hafen- und Seesanitäts-Expositur und einer Exposilur der Pfarre von Lussin grande. Hier wird viel Weinbau getrieben. . ■ Statistische Uebersicht. Nr, Bezirks Namen Bevölkerung Zahl itr Steuer- Bau- (.rund S Diteii Catastral-Par-lellen Oberfläche in Jucheu besteuert ul,be' Totale steuert Steuer-Erträgniss in Gulden Grund- Einkorn-men- Baus- . Er- werbs- Stenern Totale 1 Capodistriu 2 I'irauo . . . 3 Castelnuovo 4 Buje .... 5 Montona . . 6 Pinguente . 7 Volosca . . . 8 Parenzo. . . 9 Mitterburg . 10 Albona . . . 11 Rovigno. 12 Dignano . . <3 Pola .... 14 Cherso . . . 15 Veglia . . . 16 Lussiu . . . 28100 11875 15978 14471 11057 11089 25074 8089 -25412 11478 15023 12701 0351 7540 15218 11515 21 17 3 5 3 I 6 ' 12 105G0 0158 3681 6540 4838 6939 8780 3279 5:, 0282 20 j 6295 7 1070 15 1582 11 1000 14 j 2500 20 J15232 i» 2752 KNIIT »25 5244 1561 0012 0772 8273 I 3474 | 10279 , i 4012 ; I 4504 I j 5085 j J 5068 ! 2200 i ! 5785 i 5516 i 118186 56073 101104 56048 89798 111500 101708 36942 158865 41586 r.i ~{v; 59963 28909 BB390 125174 41933 52574 16686 75095 41550 57517 61650 58194 5054.') 92888 59088 58913 55150 38257 55092 72502 29670 4672 i 2220 752 17-21 1665 j 2220 409 j 1109 { 8966 5558 ! 1605 1128 829 5948 1059 748 57046 18912 75817 46271 54212 06857 58005 37454 95925 55120 59578 .505si 31088 58535 70121 30418 25559 17291 15755 24495 99239 14985 i 10827 j 21575 24517 ! 12766 17191 ! 10150 11992 8088 j 12091 5474 i 8252 2553 5347 j 3850 2336 i 546 3460 779 .2954 927 2359 404 4760 j 1517 3074 5112 2021 5796 3499 611 1423 1048 1700 500 4139 1044 1851 578 3754 517 5558 i 5528 2191 1551 j 555 920 ;:m 256 920 943 740 570 2920 990 806 1092 602 1212 Summa 254872 158 172 555 95071 81068 1182015 897961 35005 862960 5X955 28012 17170 28660 29659 18002 18050 98053 51592 18908 27007 21125 17981 10520 16961 16782 200251 01855 21553 19000 505127 Narliwort. ■MV.) Nachwort. Ehe wir dieses Buch schliessen, wollen wir noch einen Rückblick auf die Thätigkeit des istrianisehen Landtags werfen, der am 29. Marz seine Session beendet hat, um zu sehen, ob er seine Aufgabe richtig aufgefasst und in befriedigender Weise gelöst hat, ob von seiner Mitwirkung ein materieller und intellectueller Aufschwung des Landes zu erwarten sei? Diese. Frage müssen wir mit vollster l 'eberzeugung bejahen, und berufen uns auf folgende, offenbar aus competenter Quelle geflossenen Betrachtungen im „Osservatore Triestino" vom 4. April dieses Jahres: Die Session des Landtages von Istrien ist vor wenigen Tagen beendet worden und es ist damit eine wichtige Epoche des Verfassungslebens in dieser Provinz zum Abschlüsse gelangt. Sicher sind alle Männer, deren Herz warm schlägt, für die Geschicke des Landes, welches sie ihre Heimat nennen, mit gespannten Erwartungen den Ergebnissen der Verhandlungen und Debatten gefolgt, denen die parlamentarische Tribüne in Parenzo am 8. Januar dieses Jahres sich eröffnete. Denn zum ersten Male war es, dass die Abgeordneten des Landes für längere Dauer und zur Berathung wichtiger und umfangreicher legislativer Acte zusammentraten. Diese Erwartungen — beeilen wir uns, eine so erfreuliche Thatsaehe rückhaltslos zu constatiren — wurden in vollem Umfange erfüllt. 310 Nachwort. Im Laufe von wenig mehr als zwei Monaten wurden vom Landtage mannigfaltige und wichtige Gesetze votirt, durch welche die Freiheit und Selbstverwaltung der Gemeinden ga-rantirt, die Bedeutung und die Obliegenheiten der Palronate, bisher vielfach schwankend, geregelt und deren Last gemindert, die Principien für die Classiticirung und Erhaltung der nicht ärarischen Strassen festgestellt wurden. Ausserdem wurden die Budgets des Landes mit ebensoviel Rucksicht für eine weise Oekonomie, wie für die Befriedigung der Bedürfnisse der Provinz geordnet. Beide Landtage fanden die Mittel, die Interessen der Landwirtschaft, der Schulen und der Wohltätigkeit mit namhaften Beiträgen zu unterstützen, ohne gleichwohl die Steuerzuschläge zu erhöhen. Man muss hinzufügen, dass es kaum ein Anliegen der Bevölkerung gab, welches in der Berathung des Landtags nicht zur Sprache gebracht und in heilsamen Beschlüssen oder Anträgen die gewünschte Rücksichtnahme gefunden hätte. Wir erinnern hier an die vntirtcn Beiträge zur Gründung einer Landwirihschalis-Gesellschaft, einer Ackerbauschule, dann für Unterstützung der Volksschulen und für Errichtung von Stipendien; die Angelegenheit der Einbeziehung ganz Istriens in den Zollausschluss, Errichtung eines Convictes in Capodistria; ferner an die Motionen des Comit.es zur Begutachtung der Maassnahnien, um Istrien in Zukunft von der Notwendigkeit von (Jeldausbill'en Seitens des Staates sicher zu stellen; in Betreff der Errichtung von zwei Ackerbauschulen in Capodistria und Pisiuo, Gründung eines landwirtschaftlichen Vereins, Aufmunterung der Schiffahrt, Herabsetzung der Salzpreise, feste Handhabung der Gesetze über Forstcultur und Fischfang, Errichtung eines Vorbereitungscurses an der Normalschule in Capodistria, Befreiung der Gymnasial-Studirenden (mit gutem Fortgang) vom Militär, Kenntniss beider Landessprachen von Seite der landesfürstlichen Beamten als ein Wunsch, u. a, m. Unter den verschiedenen, vom Lan- Nüdiwiirt. 311 desausschusse vorgebrachten Gegenständen verdient hervorgehoben zu werden, dass der Landtag im Princip beschlossen hat, sich wegen Einführung einer zweckmässigen Seepolizei, mittels der zur Ueberwachung des Gefällen-Monopols bestimmten 29 Finanzbarken, an die betreffenden Behörden zu verwenden. Alles dies beweist, dass der Landtag schon in seiner ersten Wirksamkeitsperiode mit Eifer und Umsicht bemüht war, seine Mission redlich zu erfüllen, den intellectuellen und materiellen Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Die hohe. Regierung hat in den letzten Jahren durch manche ausnahmsweise Begünstigungen, wie z. B. den Zollausschluss, Steuererleichterungen etc., dann durch umsichtige Maassregeln zum Aufschwünge der Fischerei durch künstliche Fischzucht, ferner durch Anordnung von Hafenarbeiten in den gänzlich versandeten Häfen von Val di Torre und Fianona u. a. m., ihren aufrichtigen Willen bethätigt, die Wohlfahrt dieser für Oesterreichs Machtstellung und marittime Interessen so wichtigen Provinz in vollstem Maasse zu fördern; möge nun auch der hohe Reichsrath in seinem wichtigen und erhabenen Wirkungskreiso sich an diesem segensvollen Zwecke in grossherziger Weise betheiligen und dazu beitragen, dass auch dieses wichtige Glied des Gesammtstaates erstarke und zu erspriess-licher Thätigkeit belebe, durch neue Bande der Dankbarkeit und des eigenen Interesses an die grosse Monarchie unauflöslich geknüpft werde, und sich dadurch ein neues Verdienst um die Befestigung jenes grossartigen Verfassungsbaues erwerben, zu welchem der erhabene Monarch mit dem glück-verheissenden Patente vom 26. Februar 1861 zum Segen seiner Völker den Grundstein legte. Im Verlage der lit.-art. Abtheilung des Oesterr. Lloyd in Triest erschienen und sind .durch jede Buchhandlung zu beziehen: Album maferischer Ansichten ans I)almatien und seinen Nachbarlanden. 24 Stahlstiche. Quer 4. In Mappe. 1 11. . dur Küsten und Inseln von Dalmatien. Preis 4 11. der westlichen Küste von Istrien. / / } I 1 NARODNA IM UNIVERZITETNA KNJIŽNI CR /