^^ ^^ Ncise in den Ncllcntslhaftcn Tunis imd Tripolis von >^llrich Frciherru uon Maltzan. Dritter Band. Mit tilMupscr «nd tin«» Vtglstcr »^ir da« ^nyc Wrrk. Leipzig. Dyk'fchc Auchhcmdlung. Itt7U. Preis deS vollständigen Werke« in drei untrennbaren Bänden 4 Thlr. Im Verlage bcr Dyk'schcn Buchhandlung in Leipzig sind erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: Prediger, der, von Wakesield. Eine Erzählung von Oliver Goldsmith. Aus dem ^nglischcu neu überseht. ^. geh. :l Ngr. Uulli nutu lju^^tlon«, a«lsezzi«z pas >L5 -8 jm's5 2U propnits Klalwmet. I.l! texts! Nllc ilV«!»! uu ^Iü«^!l!!'' t!,r> 'M>'Il« ^,»ll8 Il'i> ilU^Z'ii^!» Imprimorio 6c ll< cour impsril^l<> ro)^I «n ll'ötitt. ^- ^- 8l:il. 2 'I'nlr. ch>> für schult uild li>nw. Ätcue Aussage. 2 Ad«. Mt ^72 fein color. Tafel» Mdildungcn. 4, geh. K» Tylr. Aon br,n I,ol,rn K. K, >,!strrich!schen Vli»lst«»ium d<« Lullu^ und iiftenMcht» Iln!«» lichli« durch Ijlttit» 6rlaß cmpfolilt». - „lulNt Voilivnatnriicschichtl dro PfianMrrich« für Ächull „nd Hauu oder zwcltc vöUia l»»gcmdelt»,'tc, ucrbcsscrtc und !^yr vcrolclnle Auflage dcr 1831 zuerst crjchiencncn uud später zun« ziocttcn M^lc au^gcg^'cncn Naturgeschichte dco Pfla„zcnrnch^ odcr Abbildung und Pcjchrcilnmg der wichngstvil in- uno ausländischen Pjlanzcn, ,nil ^ -'üglichcr Bcruck« fichliguu^ lhrctr Mrnschlitit. Elster Blatt: Goethes Schauspiel: Ipyigenie auf Tauris. Aus seinem Inhalt crllart. gr. 8. geh. 1l» Ngr. Zweites Blatt: Schillers Braut von Messina oder dic feindlichen Brüder erklärt, gr. 8. geh. 1!i Ngl, Drittes Nlatt: Schillers romantische Tragödie: Die Jungfrau vo>! Orlranö. Aus ihremInhallerläutert, gr. «. geh. I^lgv, Viertes Blatt: Schillers Trauerspiel: Maria Stuart erklärt, gr. 5. «eh. 20 Ngr. — E»olO>l« F.lnll und !r>chi!llv» wilhilm ^rll nach ihrer weltgeschichtlichen Bedeutung und wechselseitigen Ergänzung, gr. ". geh. 1 ^I)Ir, 7^,, Ngr. — schilltl «ul> C>ütl!»c oder der i:i. Juni 17!>4 cin Se^rnotag der deutschen ^liation. Worle d^r Aufmunterung zu allgemeiner Thcilnahlv,e an der Sä' cullirfeier des ^cdu'tstags unsres Schiller, am lu. worein der !,<>'.». Allen deutschen Männern und Frauen, sowie der reiferen deulschr» Jugend gewidmet, gr. U. geh. 1ü Ngr. — Schillrr» dramaüschr« x iKi^ilu ?lv<'c un «,ininu'>ttnir^ ^or«»n pnl>!it! xou» !«'« !in«i'i, <:< ll» !a ^,ü i<>t^ "ri<'nlllll! ä'^Vll«'lUl»,z!le r»ar <'n. II. <'ri»s. «l-. il. l?s>ll. ^ 'l^lr., I',u< 1>ti»»j'«l^>^ 15» 'lillr. TchlNcr, Carl (^V W., !!»d ^>»!'M u>'qlji!', ich,'! d>i5 ^ailzc w^ü. ^ e i p z i q. D y t'schc Buchhandlung. Das Recht der Ucbcrschung bleibt vorbehalten. Inhalt. Veite Kcch'.'lindiwanzissstes ßapilcl. Landreise von Tuni« nach der tripolit'inischen Gränze. Der Despotismus der Amr.^cy. — DicHamda's. — Maradnt von Fart. Allah --Vadeort. Ilainiuam cl Aitt, — Qromvälwa, — Streit der Hanida's. — Ruinen voll Nanschyr Äierden. — Ilanunümat. — Der Fonduq. — Rumen von Putput. — Byr Buyta. — Ein altei! Röiuergrad. — El A^a. — Herqla. — Ruinen von Horrea Coelia. — 3teuer Streit und Gelderplessung der Hainda'l!. — Ssussa. — Pomphcifle B»'wirtb»!,g. — Altcvlhmucr. — Da« Gefängniß uud seiue Iusasscu. — Die Häfen dr» cmtifci, Hadliilin-llü,,. — El Dschcm. — Das deriil'mlc Amphitheater von TyodruS. — Ssfnqess. — Die europäische Stadt. ^ Eiqrntdmnlicher ^baract^r der Moalimö vou Ssfüqess. — Ausflug nach Ilauschyr Ixschilla. — Ilcmschyr Tyua, daö aittik,,'Thruae. — Eiue aradischc Hochzeit. — Seefahrt von SMqess nach Dscherda. — Al'stei.zequ^rlier deilu Qilyid. — Die Be^olkeruxg vou Dscherda, ihr Ursprung und ihre Sprache. — Der Haupt» ort Naulitt css Ssuq. — Das Iudexdorf. — Ausflug »ach Hllumt' Adichym. Der Moqaddeu,. — Uinxi'i^er Zu< stand des ssegenüderliegeilden Festlandes. ^ Polnpl,afte Bewirt!',,,,^, - Ilanschyr cl Qaittara. -^ Bedcntendc Bieste deo Altcrthun's. — llanschyr Vorgo. — Al'falnt von llaumt esj Ssuq. — Der lügenhafte Rayyss. - - Schor» »erfahrt von Mcnsfa Ssuq nach el Rhyr. — Fünftägiger Aufenthalt in cl Nhyr. — Eiu dscherbinische« Tanzfest. — Hechtrrschanspiel. — tzahrt nach Dicherdschyss. — Die fp!hl,'ul,'>scheu Aqkra. Die räuberischen Worhqamma. — Ausflug nach Ilanschyr Madynat Sysln. Zweitägiger Aufenlhalt in Dscherdschyss. -- Adsct'ied von innisien. . 1 Kitßtnuni»zwanzisslle'> Oapilel Gränzdistrict und Ankunft in Tripolis, Unsicherer Znsland der Gränze zwischen Tunis IV Veit« und Tripolis. — Schwäche der tnmsischen Regierung. — Die Gränzstäinnie. — Näudercicii. — Ende der kleinen Syrte. ^ Sicherer Anterrlay von Bu-Seala. — Das Vordsch dei Ferwa. — ^ügenhaNigflit deö arabischen Schiffscapitaills. — Dreitägiges Ankern in Fcrnia. — Der sogenannte Sturm. — Fahrt von Ferwa nach Tri> polis. — Schlechter Hafen. — Quarantaine'Forlnalitätcn. — Vanduna,. — ^Nachrichten ül,'er dri,tsche Afrila^iieisende. 17l Z^l>!i!!z>Bc'' ^«ziitel. Tripolis, die Stadt. Gimsti^er Eindruck dcr Stadt. - 'Altere ux^iiüstigc ^enchtc. — Oestlicher und westlicher Molcheenstyl. — (Ehemalige nud jetzige Topographie der Stadt. — OasM'Natnr. — Be> <'o!ferl!»^c?zal)l. — ^)cffc!ltliche Plätze. — Striche«. — Ne^ie>n»^»palast. — ^i» seltsainer Garten. — Der ti'ir» tische Basar. — Hcmdelo^oniltheile. — (Kl?l!ichleit tiir» fischer Kaufleute. — Kaffeebäiiser. — Fondn^'l«. — Ihr Inmteö Waarcnchaoi«. — Äaiar der Seideuwirler. — Prl» Mthäliser. — Inneres der Gedälide. — Kmlswcrzicnmqcn. — Der jüdische Basar. — Verrilfexeö Htadtriertel. — Die Iodenstadt. — Das Malteser-Viertel. — Schilfhiitten nntteu i>, der Stadt. — Moschee». — U>ll'ede,itc>!d!'eit der arabischen »ud <^rös,e der türkischen. — ^radkapellen. — Schulen, — Straßendeleuchtuug. — Artesische Brun. nen. — Alterthünler. — Der römische TnumM'oa.en. — Das antise Oea. — (tutsteyun^ de olievunq. - ^errall'. - - Aufhören der Autonomie. — Vooö der el'emali^en Priuzen. — Mmed Karamanly. — Die seligen tiirMcheu Statthalter. — Ihr Nauusystcm. — Geriuqe Machtmittel der Türken in Tripolis. — Warum sie nicht viele Soldaten nöthig haben. - Der Freiheit«, lampf unter Nhnina. — Alyy Nidh» Pascha und seine Neformplane. - Oberflächlichkeit und Aeuszerlichlcit der Ncformen. — Raudsucl't all.r Beamten. Der Schwie» qersoh» dec> Pascha. - O^rin^' Einkünfte dc>) Staaw ans der Regentschaft. — Der Schaych el Belcd. — Sein V Ttlt« unermeßlicher 5leichthnin. — Seine Ungerechtigkeit und ,')tä!^'erei^!. — Der bestechliche ^Dstdl'i. — Vesnch dm» Bürgermeister vc^n Tripoli»?. — Hein klugdetriebener Htlci» venhaxdel. — Aenßcrnngen deS Pascha über circassische Sklavinnen. — Neue Reformpläne. — Die Griindnng uon zwei (Kolonien. — Die Vans. — Ein lobhudelnder ZeiNmgöartiscl und Kritik dc^'cldrn. — Der Mowyl». ^ Der Defttrdar. - Der General. — Ätassar Bey. — Ne» liqiösc Persönlichfeiten. — Aderglanke. — Die ächten Aia»ren ^eil Tripolis. — Die hier ansässigen fremden Arndcr. — Dic Türkei!. — Joden. — (^nropäer. . . . 248 Vreiszisssses Oapilel. Ausfluss nach den Nuincn von Sadrata. Kamcclrcise. — Uedrlstände devscldcu. —^ Die ^ainecl» sichrer. — Das Völkchen der Meschiya. — (5l Gyfcr. -Qa^r Qarqslrisch. — Scinsur. — Das Fort. — Römische Nliiuen. — Der Müdyr. — Das Gerichtszimmer. — Selt» same Instiz. — Der Markt. — Gcmkler. — Säwiya. — Der Qüyid. — Der Scharfrichter. — Das ominöse Suliper. - Seine schlechten Folgen. — Soäqha oder SolU'ha. — ^tliinen von Hadrata. — Sadrata im Alter» thnm und znr Araderzeit. ^ Ioilra........243 Anhang. Ausführliches Register...........275 ^ KechsuudzwünzWes Oapilel> Landrcisc von Tunk, nach drr tvipolitanischen Gränze. ^»,k»'!l !><,»!»!,!»! rl?!'i»!i, — '.'>>ml t»!'s yaml'»^, — Rmm'ü »i»! llaüj'iW! m»'dds», — !Im»mn»m> - Dtt' .^',idl>q,— A»i,M! VOÜ ftxlplll,— ^»r ^l>»!!i, - U.'i» all»^ Uoüll'iq,»!', — 6l' ?!>>>, — v«!>la, — ?lmm'» «w>l N^rr>''>m '.>l>'l'!! »nt' !^!'^l's^i!'>7l!!!^ der !)>i!»l>n'», »!ld jsiil!' Insossl'ü, -^ D>!' Ya!>» t>l".> >»!!!>!!'» illll'üülll'lüxi - ^l ^!chcm, — Da» bmchmll' A»n>!ji!li»'»ll'! l»!'!i Co^siir. —^ .'isl'qeff — Di< europmjche ''inl'l — Eistsüüjiüüllch''! Ctjlir«>!>>'>- t»'s Nl<^l>m'.' l'mi '.'jl.lqsss, — ^lu^ssng «ach s),i>,jchM Kn!ch,l1>> — !>!>»>ch»!' ^ijiüi, t»!>5 nolüic il!j,'n!l>ijch>' ü>'ch,z,'il, — V»!'»1»!!>! »<'» '.>>>!nil'!s nnch Dichnl'», - ^Ü'jU'l^'^iüi!!i>'s !>»'im »!d, — Dis 1'!'!'l'l!!!'>l!>!q >>»>, Dschi'ilk», >!jr Ulj^lli»,; »»d üjs,' V'^ü^s»' — D»'s lial^'loü ümlml »11 V>j»^, — D,^ ?»dn,do>'!', — ?!»>.,!ll!g sll'sslttgl'üdl'!! .''l'stlnüdeö, — j)ompljüsvil!hung,— l.llüllch^l tl^nnllMl. — Vsdclilcüdc ^s^,' t'cv. Mmhl»»!' l')»!l!chz» I^'l-^o — ?ll>s»>lj>< l">» !')«»»»! »'ss V'!»q, — IV,' >>!,i»i!>)!is!l' I>jV, — ^>i!<,x»!^i>>i!jll w» Nl»us!» '.'>!»1 »üch !'l' ?ih>,s - ^,!»!>»^!^,'r )llls^»llj!!ll !!! i'l ^>!»r " u!<» dlchcil'»!«!»!)^.' tmuMl — >»'chl!'rjchü!,!>>!l'l — >!i!j!l »>>ch Djchsl^chiijV, - D,c ll'iyl'i!!!!- j'chtll ?!>1,lN», — Die ,M!l»!'sll„,s ttlat>,>„„! '.'»s»ll, — 7,w»'i!!i,iiq,'l ?>!!s<'!!!!jl>ll i» I>lch,'rdjch»>1, ^ ?!l>!chir!' >»on ilNNi^!'!! A^'v nicht ^crinssfügil^' i^'itabschnitt von fünfzchn Jahren, k'^l^l'^ ,uvijch^n »ncincr orstcn und 'iN'l'itcn ^)tcisc in dicser Regentschaft lag, yallc Nlailchevlei Veränderungen entstehen lassen, die sich nicht ohne (iinfluft m>f die Vefindernng und die Vllpfle^un^ der Reisenden zeigten. ,^n dem nördlichen Theil Tunisiens hatten die Verkehrsmittel im ^iaufe dieses Heilmmn^ eine Entwickellm^ erlangt, welche derjenigen nicht Ul. 1 2 viel nachstand, wie sie manche Länder Europa's vor der Zeit der Eisenbahnen aufwiesen. Die Neise Von Tunis nach Nammamat, Ssussa, el Dschem und Ssfaqess, welche früher nur von dem Reiter oder Fußgänger allsgeführt werden tonnte, sollte ich dieftmal zu Nagen znrücklegen, ein Beförderungs' mittel, welches vor wenig Jahren noch das stumme Erstaunen der naiven ^andaraber erregte, an das sie sich jetzt aber gc-wohnt haben und das ihnen so Vertraut geworden, wie unsern Bauern die Eisenbahnen. Anders verhält es sich mit der Verpflegung. In dieser Beziehung tann man den jehigcn Zustand eher aw cinen Rückschritt bezeichnen, denn wahrend Vor fünfzehn Jahren die Möglichkeit bestand, frei und auf eigne >iosten ähnlich wie im übrigen Orient zu reisen, ist nun die Despotie des Amr's wieder in idr volles Necht eingetreten »nd der fremde tann ohne ihn leinen Schritt in dein Vande thun. Ter ^l»nr' Vey «wörtlich iioerjetzt Befehl des Vey> ermächtigt den Träger desselben, sich von allen Qayids, Qahya's, ^halyfa's oder wie sonst die Beamten heißen mögen, volltommen unentgeltlich Alles liefern zu lassen, was er zur Verpflegung seiner Person, seines Gefolges und seiner Thiere bedarf. Weit ent-fernt jedoch, diesen Würdenträgern unwilllommen zu sein, wie man das annehmen sollte, wenn sie den Fremden auf eigne Kosten zu verpflegen halten, ist die Änlunft eines Amr-Irägero für sie noch ein erwünschtes Creignisi, denn sie giebt ihnen die schönste (Gelegenheit, Von ihren Untergebenen das Doppelte und Dreifache von dem zu erpressen, wa<> sie dem weisenden zu liefern habe»«, EoUten irgend einem recht Uemen und armseligen Würdenträger die Mittel zur Erpressung, d. y. die Bewaffneten, fehlen, welche die Bauern zum Zahlen oder zmn liefern von Nohartileln zwingen, so lann er sich zu diesem schonen Zwecke der Eseorte des Touristen bedienen, welche fast inuncr aus drei Mann besteht, rohen, w,lden und mulhigen 3 Kerlen, die man Hamba's (unregelmäßige Kavalleristen) nennt und deren Kleeblatt genügt, um ein ganzes arabisches Dorf in Angst und Schrecken zu versetzen. Ohne Hamba's nämlich würde der Amr-Bey wenig ni'chen-, diese muthigen Flieger haben die Aufgabe, ihn überall respeetiren zu machen, sich mit dem ,^aupt des Orts in Vernehmen zu setzen, damit dieser die nöthigen Lieferungen mache; und sollte in einein recht lleinen Nest lein höherer Beamter vorhanden sein, so Übernehmen sie auch wohl eigenhändig die Ausführung desselben, das heißt sie schinden die Bauern auf eigne ^aust, un< das Gewünschte von ihnen zu erzwingen; und Niemand findet ihr Gebahren unregelmäßig, Niemand außer der reisende Europäer, welcher zu seinem Leidwesen entdeckt, daß seine Anwesenheit in jeder Stadt, jedem Dorf die Ursache zu den größten Ungerechtigkeiten bildet. Diesem Uebelsland und zugleich dem demüthigendm Gefühl, welches in dem Gedanken liegt, daß der Reisende auf dosten armer Teufel lebt. die selbst taum das tägliche Brot haben, halte ich mich auf meiner früheren Reise beinahe immer zu entziehen gewußt, indem ich, statt Lebeiwmittel zu erpressen, solche lauste oder durch meinen >ioch anlaufen ließ. Dieß-mal aber fand ich die Verhältnisse so traurig gestaltet, daß diese I^yle Bersahnmgsweise unmöglich wurde. Die armen Teufel von Vandarabern verlausen nichts mehr, sei es, daß fie wirllich nichts haben, was sie selbst nur momentan ent^ behren lönnen, um es später von den» Vertaufsgelde wieder anzuschaffen, sei es, daß sie begründete Mrcht yegen, daß die Regierung, welche sie slets als um mehrere,^ahre in der Steuer« zahlung rückständig ansieht, ihnen das baare Geld sogleich abnehmen werde. Erpreßt dagegen tann fast von jedermann noch etwas werden. Hat zum Beispiel ein Bauer nur eine Ziege oder ein Paar Hühner, so wird er sich oft ungern entschließen, fie zu verlausen', mit Gewalt nehmen muß er sie 1' 4 sich freilich Klassen, sowie es seinen, Oberhaupt gefällt i aber dic Gewalt ist eben cm Uebel, gegen deffen Effect der Mos-lim in seiner stoischen Resignation und seinem Fatalismus ein Mittel besitzt, welche ihn Alles geduldig ertragen läßt. Achnliche Zustände haben in manchen europäischen Bändern, z.^B. in Frankreich, i»n vorigen Jahrhundert geherrscht, wo auch die Bauern, welche in jedem Reisenden einen Tpion der Stenereommission witterten, niemals gute ^ebenomittel zum Verlaus zu hab^n vorgaben, bekamen sie aber militärische Einguartirung, so »oußte die (Gewalt aus ihrer bliche und ihrem Keller genug zu erpressen, um den Stoff zu mancher leckeren Mahlzeit zu bieten. Wenn deßhalb mancher Europäer über afritanische Zustände in zeitgemäß sein sollende Decla-mationen ausbricht, so bedenke er lieber, wie wenig lange es her ist, seit sein eignes Vaterland sich in einem ähnlichen Zustand befand. Die ^olge dieser traurigen Zustände ist nun freilich eine solche, welche sich mancher gewissenlose Touiist vielleicht recht gerne gefallen lassen würde, die nämlich, daß er Überall Preis schinden, die armen Unterthanen des Bey's mißlmndelu t'ann, und daß Alles, was er thut, durch das allmächtige Zauberwort des Amr-Äey gerechtfertigt ist, Llber ich muß ge-stehen, daß ich viel lieber auf die europäische Weise, das heißt auf meine eignen dosten, gereist wäre, denn ich fand in der verhältnißmäßig geringen Ersparnis;, w^lch^ dao, arabische System deo Prei^schindenö mit si,b bringt, durchaus leine Compensation für das moralisch Unerquickliche, welches ein solches System mit sich bringt. Dennoch war ich aber genöthigt, zu demselben meine Zuflucht zu nehmen, denn wie gesagt, eine andere Art des Reifens giebt es jetzt in Tunisien nicht. Zu diese»« Zwecke also mußte ich mich mit einen: Amr versehen. Denselben zu erlangen schien zwar eine große .Minigleit, dmn ich brauchte nur mit dem freundlichen (5on- 5 sul zum Boy zu gehen und nahm sogleich das Versprechen dieser Vergünstigung mit mir. Aber vom Versprechen bis zur Ausführung ist in diesem Lande ein weiter Schritt, den man nicht in einem Tage, oft nicht in Wochen und Monaten thun tcmn, denn es soll schon Leute gegeben haben, die ein ganzes Jahr auf einen versprochenen Amr zu warten hatten. Eine solche Verzögerung fand glücklicherweise in meinem Falle nicht Statt, auch war ich nicht einmal genöthigt, zu dem Mittel meine Zuflucht zu nehmen, welches ein Engländer, ein Bclannter von nur, gebrauchte. Derselbe hatte nämlich schon mehrere Monate umsonst auf den ihm hoch und theuer zugesagten Amr gewartet, jeden Tag zu der Behörde geschickt, um daran zu erinnern, aber jeden Tag dieselbe Antwort belommen- „Morgen früh unfehlbar wirst Du Deinen Amr haben." Aber dieses Morgen stereolypirte sich eben und wurde niemals Heute, so daft der (inlander endlich die Geduld verlor, eines schönen Tags ohne Amr und ohne Escorte (denn letztere ist immer mit dem ersteren verbunden) in's Innere davonreiste, aber der Regierung einen Brief zurückließ, der alleu Beamten die Haare zu Berge stehen machte. In demselben machte er deu Bey und seine Minister für jedes Unglück verantwortlich, welches ihm auf seiner einsamen Reise zustoßen würde, drohte mit dein Zorn seiner Regierung, und diese Drohung betam viel Rachdruck dadurch, das; der englische Consul selbst das schreckliche Schreiben überreichte. Man tann sich denlen, dasi dein Bey und seinen Ministern Hören und Sehen bei dem Gedanken verging, daß sie für das Leben eines Engländers verantwortlich sein sollten. Die Folge war, dasi ihm der Amr und die Eseorte schon nach seinem ersten Nachtquartier nachgeschickt wurden. Aber, wie gesagt, mich lieft man nicht so lange, uur etwa fünf Wochen, warten, halte aber die triftige Entschuldigung, daß Ramadhäu lind Bayram dazwischen fielen, Feste, 6 während denen eil< guter Moslim unmöglich an's Schreiben eines Amr denten lann. Endlich, am Abend des !li. Januars, wurde mir die Nachricht, daß die A,nrs geschrieben seien'. nur fehlte ihnen noch eine .Kleinigkeit, nämlich das Siegel des Bey, welches allein ihnen Gültigkeit verleihen tonnte, oder vielmehr, es herrschten gegründete Zweifel, ob diese /Kleinigkeit ibnen angefügt worden sci oder nicht. Der Ney hat nämlich mir ^ Tage in der Woche, an welchen er sein Siegel in Wirtsamteit setzt lind an diesen Tagen auch nnr einige wenige Stunden, in denen er dieser schwierigen Negeutensorge obliegt. Da mm besagter Tag gerade ein Siegeltag gewesen, so waren die Amrs in das Schreibzimmer des Vey's zum Siegeln gebracht worden, aber nicht wieder herausgetoiumen und Niemand wußte, was dort aus ihnen geworden war. Diesen erfreulichen Zustand der Dinge nun kam man an besagtem Abend mir zu melden und ich brachte deßhalb die Nacht in einem Zustand peinlicher Ungewißheit zu, aus welcher ich jedoch am Morgen durch die Anlunft des konsularischen Dragomans erlost werden sollte, welcher nur anzeigte, daß Amrs und (5seorte sich sogleich einfinden und meiner Ncise folglich lein Hinderniß im Wege stehen Würde. Der Mageu, von dem unvermeidlichen Malteser, als Kutscher, begleitet, und mit dem anf diesen schlechten Ncgcn ebenso unvermeidlichen Viergespann versehen, stand schon vor der Thür, Alles gepackt nnd ich bereit, meinen Thronsitz oder Divansitz in demselben auf memem Bett, das man nirgends wo anders hatte unterbringen lönnen, als im Wagen selbst, einzunehmen, aber lein Hamba lieft sich sehen. Die so gewonnene H-rist wurde jedoch durch einen tleinen Streit mit dem Malteser höchst unerquicklich aufgefüllt, welcher, wie ich jetzt erst bemerkte, einen ganz schadhaften, mehrfaches Zerbrechen drohenden Wagen gebracht hatte. Vis dieser umge- 7 tauscht, bis wieder sämmtliches Gepäck mitsamint meinem Thronbette u'ngeladen war, verstrich soviel Zeit, das; selbst der cine Hamba Viusie detain, sich unterdessen einzustellen. Ein Hamba statt dreier und noch dazu ein höchst unkriegerisches Individuum auf eine», abgemagerten Pferde, das war freilich eine Enttäuschung für mich, da ich erwartet hatte, in Begleitung einer martialischen, von kühnen muthigen Nennern getragenen Echaar meine Reise anzutreten. Da aber dieser eine, wenn auch noch so kläglich sich darbietend, dennoch den Zweck erfüllte, die Amrs vorzeigen und so den Befehlen der Regierung in Bezug auf meine Vewirthung Nachdruck verleihen zu können, so beschloß ich, den beiden andern daö Nacl^eiten zu überlassen und verlieft Tunis gcgcn 9 Uhr am Morgen des I. Februar 1^> de^ (^irosien lebeud annimmt. Die Persönlichkeit dagegen, um welche es sich hier handelt, lebte schon zu Zeiten des hochgelobten Propheten Mohammed und war ^liemand anders als dessen Schwiegersohn, 'Alyy, den irgend ein unbegreifliches Ereignis; uder vielmehr irgend ein wunderbarer Anachronismus in diese Gegend brachte und dort einen verzweifelten .^ampf mit den Banu Mesab lden heutigen Mosabyten> bestehen lies;, aus dessen Gefahr er sich nicht anders retteil lounte, al^ indem er den Äerg spaltete und sich so dem sicheren Tode von ,veinde^hand entzog. Gegen Mittag langten wir in dein freundlichen lleinen Badeort I.Iammam el Auf an, in dem sich ein Dar el Bey und in diesem ein Mineralbad befindet, desseu heilende .ttraft zur Zeit zahlreiche Iudenfamilieu hergeloclt hatte. Der Ort ist übrigens durchaus unbedeutend, das Dar ei Bey, obgleich noch im vorigen Jahre vom jetzigen Herrscher bewohnt, in einem traurigen Zustand der Verwahrlosuug, aller Möbel be- 9 raubt, so das; ich nicht einmal cm Zimmer finden, noch mit Ruhe den MittaMnbiß einnehmen tonnte. Ich habe schon früher über dic Wahrscheinlichkeit gesprochen, daß wir in Rhadiss das Macula Prates de^ Itinerars, in Nammäm el Anf da«Z andere Ätarula, wclchcv Ptolemäos M«^,! ,>.l! .1«).«?« nennt, erblicken tonnen. In den Concils-berichten isi dagegen nur von einem einzigen Ätanlla dic Ncdc, cin Unlstand, welcher uns auf die Vermuthung dringt, daß beide Maxulac, die ja nicht sehr weit von einander lagen, nur einen einzigen Bischof hatten. Numidiu^ I., Bischof von Alar.ula, erschien auf drei tarlhagischen Concilen, 3W, 411 und -!10, auf dem zweiten zugleich mit seinem donatistischen Nebenbuhler und Gegenbischof Felix. Careadiu« hieß der Bischof, welcher im I. ^ l auf dem von Hunerich berufenen Coneil erschien nnd von diesem Bandalenlönig nach Corsica in's (5x,il geschickt wurde. (5in anderer ')iumidius unterzeichnete die Coneilöbeschlüsse von 5,iö5, dic unter dem Vorsitz des Bonifaeiuö gefaht wurdeu. Auch im Martyrologium spielt Manila eine Atolle. Moreelli hat nämlich bewiesen, daß die sogenannten Martyres ^Itassvlitani, deren Fest die katholische, Kirche am I I, August begeht, eigentlich Marulitani heißen sollten, wie sie auch in einigen läodieee. wirklich genannt werden l>1m-<-c!li ^ü'. ) stoßen sollte, war der Vater des zweiten, und der vernünftigste und verständigst!,' der Bande, so daß ich nach einigen Tagen zu dcm Entschluß kam, nur nnt ihm zu verkehren und die beiden andern rohcn ^lrgel gänzlich ,;n ignorircn. Wenn ich für allc drci da<« Wort „Hamba" gekrauchc, so ist dieß cigrntlich nicht vollkommcn richtig, dcun dic zwei IcHtcrcn ge-hörtcn strcnggcnolumen dcr Xlassc dcr Spahi'llmstvollendung, welche den spanischen Mauren selbst noch in der Zeit des Verluste ihrer Unabhängigkeit eigen war, legt jetzt nur noch ein einziges Gebäude in 2,wm-bali,,a Zeugnist ab, das Dar el Bey nämlich, von dem ich nach Augenschein urtheilen kann, da mir von dem Wakyl mein Nachtquartier daselbst angewiesen wurde. Daosclbe zeigt in seinen« Hauptgebäude unverkennbare Spuren jener edlen Architektur. Gleich der Eingang bildet eine schöne Halle, deren Wände mit zierlichen Säulen und Nischen, deren Decken mit Noasch lladyd, den bekannten Stullarabest'en, reich geschmückt sind. beider war dies; jedoch Alles in schrecklich verwahrlostem und namentlich in einem ominös schmutzigen Zustand- das Dar ei Bey ist nämlich zugleich die ilelmühle des Vey, und in jedem Zimmer, ja in jedem Raum des Hauses lagcn jetzi, lurz nach der Olivenlc'se, Massen dieser Früchte umher, auf denen Gros; und .^lein herumtrat, und die Alles mit ominös aussehenden Decken, die wie ebensoviel Mistpfntzen erschienen, erfüllte. Von hier führen zwei Treppen in'« obere Ewckwerl - die eine, welche man mich hinaufgeleitete, zu ^incm keineswegs angenehmen Gemach, einen« tellerartigen Gewölbe, welches sich durch Zufall in beträchtliche Höhe verloren hatte, die andere aber zu einem schönen maurischen Patio, in den wan mir den Eingang verweigern wollte und zwar unter dem Vorwand, dah hier ein l.larym «Frauengemach) sei. Da 12 ich aber bald entdeckte, das; das ganze llarynt aus eincr einzigen alten Negerin bestand, so ging ich inuihig vorwärts und fand ein sehr unmuthiges Zimmer neben dem Patio ganz >nit demselben reichen Architetturschlnuck überladen, wio die Halle, beider war jedoch das von nur selbstbewohnte so wenig wünschenswerth, das; ich mil dein Wakyl remonstriren mußte, nnd dieser, n'irtlich beflissen, nur gefällig z^ sein, es schleunigst gegen ein andrem anstalischte. Diesem gefälligen Mann sollte jedoch noch an demselben Abend eine unangenehme Prüfung bevorstehen. Der Hamba und die zwei ^spahi'o nämlich geriethen wegen des Ilnier-kommen« für ihre Pserde in einen Streit, der da^ ganze Dorf in Aufruhr versetzte. Sie hatten ihre Pferde in einen Stall geführt, der im Augenblick von einem Oberst m«5 Tuni^ be-nut)t wurde und dessen Diener wollte den Hamba'o da5 blecht verweigern, ihre Thiere hier unterzustellen. Darüber groftc Enlrüstuug der Haulba'>3, welche, durch den AmrBey tühn gemacht, den Bedienten des Obersten sowie dessen Hinzuge-kommenen Herrn tüchtig ausschimpften; dem Wat'yl ging es nicht besser lind ein heftiges ^ezänl entstand, in welchem jedoch schließlich dein Amr-Bey und seinen Trägern, den Sspahi'ö der Sieg blieb. Diese tapfern Krieger verlangten und erzwängen sogar die gesangliche Einjperrung des Dieners des Obersten, und dieser würde vielleicht noch heute sitzen, hätte ich nicht schließlich mich in'o Mittel gelegt und den armen Teufel befreit, der nur ein unschuldiges Werlzeug bei der ganzen (^eschichle gewesen war. Die Kühnheit der Samba's hatte übrigens dem Walyl einen solchen ^lespell eingeflöht, daß dieser nun gar nicht wußte, wie er das in seinein Bezirk vorgelommne Mißveriländniß wieder gut machen tonne, uns ,ml allen möglichen Aufmerlsamleiien überhäufte und einen Wortschwall von apologetischer Beredtsamleit entwickelte, der freilich ganz unnochig war, aber den Zweck haben sollte, 13 mich und die Hamba's zu versöhnen, was in »ncincm Falle überflüssig, in delti»vi« trrio,- einzuflößen. Tie Ätahlzeit, N'elche uns der Wakyl sandte, bestand in einem trefflichen .'kusstussu >nit Haunnelfleisch und einem Pilau mit kühnern. Gleichwohl schienen die Hamba's nicht zufrieden. Sie verlangten auch noch Kaffee und al>) fie diesen gleichfalls bekommen hatten, empfanden sie das Bedürfnis;, zur heilsamen Einschüchterung der Autoritäten des Orts noch irgend etwas Andres zu verlangen und zwar verfielen sie auf einen Artitel, von dem sie sonst gewiß nie einen Gebrauch zu machen pflegten, da>? heißt auf Seife. Der Walyl gab auch dleßmal nach und jeder ^ieitersmann erhielt genug Seife, um sich und eine Familie von sechs Personen einen ganzen Monat lang zu Waffen, worauf die Hamba's natürlich nicht refleetirten, fondern die erpreßte Seife im nächsten Dorf verlausten, um den folgenden Abend einen neuen, zu demselben Zweck be-stimmleu Proviaul zu erpresseu. Endlich war die Ruhe für den heutigen Abend hergestellt und wir tonnten dem Schlummer-goll in die Arme sinlen. Kaum graute jedoch der Morgen des 2. Februar, so be« gaun auch schon ein neuer Streit und zwar dießmal zwischen meiuem Kutscher, dem Malteser, uud natürlich wieder den Hamba's. Diese kühnen Reiter waren nämlich so entsetzlich schlecht beritten, ihre Pferde solch' niederträchtige Schindmähren, daß selbst das in allen Dörfern erpreßte reichliche Futter nicht im Stande war, ihnen so viel >trafl zu verleihen, um mit den, Wagen Schritt zu halten. Die Folge davon war, daß die Hamba's die Neise nach Ssussa in vier Etappen inachen wollten, während der Wagen nur zwei nöthig hatte. Da der Malteser so zwei Tage ohne jeglichen Vortheil verlor, 14 so wehrte er sich natürlich mit Händen und Füßen dagegen, die Haiilda's behaupteten ihrerseits ihr Recht und behielten es, wie in den meisten Fällen, so ebenfalls dießmal, schließ--lich wirtlich, da ich selbst >nich gezwungen sah, ihre Partei zu ergreifen und zwar aus dem einfachen Grund, weil ich sie nöthig hatte und weil es leichter ist, schnelle Pferde langsam, als abgelebte Schindmähren schnell gehen zu machen. Nach Beendigung auch dieses Streites verlieft ich, auf dein majestätischen Throubette, das man im Wagen aufgeschlagen hatte, sanft ruhend, den Schauplatz dieser Zwistig-leiten, Qrombaliya, um ihn bald mit demjenigen von nicht geringerem Streit und Hader ' der Ellipse als <><> meiner Schritte lzu 2V« Fuft) alw 1 !"><>' und die lleinere zil "W Schritt oder 100'. Sowohl das Amphitheater, aw das Theater sind aus ganz gewöhnlichem Material gebaut'. umsonst suchte ich nach dem kleinsten Stück Marmor, und dieser Umstand deutet hinlänglich an, dasi die hier gelegene Römerstadt, wenn sie sich auch zur Zeit der römischen Universal-cultur einer gewissen Vliithe erfreute, doch tcine reiche Stadt gewesen sein tann. Im Südosten von diesen der öffentlichen ^nstbarleit geweihten Bauten entdeckte ich die deutlich nachweisbaren ^unda« menle einer Citadelle, in der möglicherweise ein lleiner Tempel lag, denn auf dem Boden fand ich ein ^lücl vou eiuem einfachen, aber doch architeltonisch geschmückten Xarniesi eines Tympanum, (5m jeltsames dreieckiges Gemach, das vielleicht eine lleine ,^erlerzel!e war, siel nur hier besonders in die Augen. Auch bemerlte ich Pfosten von sehr niedrigen Thüren, deren Augelrinxen noch deutlich zu sehen waren. 1? Ueber den ?ta,nen dieser Nömcrstadt kann nicht der geringste Zweifel herrschen. Sowohl das Itinerarium Älntonim August«, als dic Peutinger'sche Tafel nennen uns an dieser Stelle ein Munieipium, ')lamens Vina, ersteres unter der Bezeichnung Vin.l »iviw«, letztere als Vi»^ vi Milliarim Zwischen V!>>.-> vl«'»« und Siagul, welcheo nnin in den: nur tt Vlilliarien von bier entfernten Qa«.'r es ^yt ertannte, ihre Begründung hatten, so sind dieselben durch die von V. Gue'nn hier gefundene, aus der Zeit des Galiienus stammende Inschrift ssänzlich gehoben worden, auf welcher wir deutlich den Nmncn Municip. Aurcl. Vina lesen. Denselben Namen fand Gueiin nvch auf einer andern, aus der Zeit des Konstantin slammendcn Inschriftstafel. Der ^ta„le Auvelia Vina deutet an, daft der Ort, der früher nur ein bloßer Vicus (wie ihn auch die Peutinger'sche Tafel nennt) gewesen sein mocl'te, vom Baiser Marcus Aurelius vergrößert und verschönert und zum Nang emes Vtunieipiu», erhoben wurde. Sonst wissen wir nichts von ihm, aw das; er zur Zeit der zlirchcnversammluna.cn in Karthago unter dem Aamen i^»i««><,puw» V"ino»tii« oder liilio«»!« ein Äiolhum >var. ^anslinus, Bischof von Vina oder Vina, wohnte 3!>:> de>» ^oneil der Mariiilianisten zu (5abarsussum bei. Im Jahre l l I war Vina nur durch den katholischen Bischof Victor vertreten. Im Jahre l»2ü erschien Cresconius alü Bischof von Bina auf den« von Bonifaeius vräsidirten Concil. In dasselbe Dunlel gehüllt ist die beschichte se»neö Untergangs. Man möchte denten, daß dieser schon in die Zeit der van-Malischen Herrschaft fiel, denn von byzantinischen Bauten, Wie man sie selbst in dem lleinsten Mmerstadtchen findet, da« die vandalischr Periode überlebte, tonnte ich hier auch nicht das Geringste entdeclen, aber dein widerspricht der Um-III . 18 stand, daft ein I^iigcain,» Niu«n»in, Namens Fructuosus, noch im Jahre <;4li die Beschlüsse dcs Provineialeoneils der Pro^ eonsularis unterschrieb, welche dasselbe an den Patriarch Paullus von Constantinopel zur Verdammung des Mono-theletislnus abfertigte, Ebellso sah ich mich auf diesem Trümmerfeld umsonst nach Anschriften um, weniger glücklich hierin als Guerin, obgleich ich mir leine geringe Mühe gab, solche ausfindig zu machen. Aber die von den, französischen Reisenden gefundenen scheinen alle wieder von Erde bedeckt, oder möglicherweise verschleppt worden zu sein. Etwa eine halbe Stunde nach diesen Ruinen erreichten wir einen andern tleinen Nanschyr 5 Spiel hat, ausgedehnt. Auch bei dieser Chanqa findet sich der beunruhigende Nebensinn, welcher den» 19 Worte im Vollsmund beigelegt knrd, zur Genüge gerechtfertigt und zwar durch den Umstand, daß zahlreiche ominöse Steinhaufen hier dic Ermordungsstätten vieler unglücklicher Wanderer bezeichnen und das an ihnen verübte Verbrechen bezeugen, „Bezeugen", dieser Begriff findet sich auch in dem arabischen Worte „Moschahid" (gewöhnlich Meschäh'd ausgesprochen) angedeutet (vom Verbum <>^^„ bezeugen, abgeleitet), mit welchem die spärliche Vevöltenmg dieser und anderer ähnlichen öden Gegenden die Gedenlsteine der Ermordeten bezeichnet. Wie strenge dergleichen Schrcckcnsthaten von den frommen Mohammedanern beurtheilt zu werden Pflegen, bewies mir der Umstand, daß teiner der mich begleitenden Moslims einen selchen Grabstein zur Ceite liegen ließ, ohne auf ihu einen Verfluchungsstcin zu schleudern uud dabei die Worte „^oqtal qatil" ibel oder Nam-,n^mät gewahrt wurde. Äuf einer kleinen Hochebene mitten in diesem Hügelland stießen ivir auf einen andern I.lanschhr, welchen, der Vollsinund die Bezeichnung „Qa^r es Syt" (Schloß deö Oels) beigelegt hat. Die Ruinen, bei denen ich mich hier absetzen lieh, sind schon mehrfach, unter Ander»« Von Barth und V. Gue'rin beschrieben worden. Eine große Ausdehnung desiyen sie jetzt nicht mehr, doch steht die Vermuthung nahe, daß das beste Baumaterial von hier nach dem nahe» llaiilmamat verschleppt wurde, und dadurch erllärt sich vielleicht die geringe Ausdehnung der hiesigen Trümmer. Ein Muck lönnen wir es vielleicht nennen, das; unter jenem vcr, schleppten Baumaterial sich auch die zwei berühmten Inschrifts» steine liesanden, welche jeltt in den Mauern deö alten ,vondua von l^unMlimäl den rölnischen Xiamen derjenigen Stadt, von Welcher sie genommen wurden, deutlich verlündigen. In der That sollte ich noch an demselben Abend in den Thürpfosten des besagten ,vonduaö die Namen „Cioitas Siagilana" und „Civitas Siagitanorum" deutliä) lesen. Es scheint in Bezug auf diese Inschrist^lafeln ziemlich festgestellt, das, dieselben aus „Qa«.-r es Hyt" flamme»«! schon dem weisenden Desfontaines Wurde im,)ahre 17^4 dieser Ursprung angegeben und seitdem hat ')lie>»and einen ^U'lif^I dagegen auszujprechcn Begriindung gehabt. Der Name der hier gelegene» Mmersladt wäre so mit gefunden. Diejenige Form, unler welcher die Bewohner ihre Heimath benannten, schont demnach Hiagis gewesen zu sein, während uns vo» Ptolemäos l irrthümlich als am Meere gelegen) ein ^iagul, und von der Peutingel'schcn Tafel ein Siagu oder Siagus in dieser Gegend angegeben wird. Sonsl ist jedoch von einer ^ladl oder cmcm ^lädichen diescs ^lameno bei lmn'm ein,^igcu der alten Allloren die Nede. blicht clNülal ein Bisthum dieses ^laoleuo gab ^ und dllft deullt aus ei»e 21 sehr große Unbedeutcndheit, denn Welches Nest in Afrika, das sich nur einer selbst noch so geringen Bedeutung erfreute, wäre nicht im 4. oder 5. Jahrhundert cin Bisthum gewesen? And doch können wir nicht annehmen, das; der beim heutigen „Oelschloh" gelegene Ort schon zur Zeit der vandalijchen Herrschaft zerstört worden sei, um sich nicht wieder aus seinen Trümmern zu erheben, denn die Masse der in Qa<-r es Syt erhaltenen Ruinen trögt unverkennbar den byzantinischen Stempel aufgedrückt. (5s wäre indeß möglich, daß der in den Bisthumslisten vorkommende Episcopatus Sajensis Hieher gehörte, dessen Städtenamen Moreelli als SaM aufführt, der aber wohl von Saja abgeleitet ist, und in diesem tonnten wir eine Verstümmelung von Eiagis erblicken. Weniger bedeutungsvoll wegen ihres verhältnismäßig neueren Ursprungs zeichnen sich diese Ruinen nur durch ihre compaete Masse und ihre Wohlerhaltenheit aus. Die größte Baute ist die byzantinische (etwa <» Fuß lange und 25,0 Fuß breite) Citadelle, ein großes Viereck, in dem einzelne gewölbte Gänge, Kammern, ja selbst Tale noch theils erhalten, theils deutlich nachweisbar sind. Die Ttructur gehört hier zum Theil derjenigen Gattung an, welche die Nömer Dia-inicton nannten, theils auch der <^<'m>-t». Dagegen finden loir in einem ebenso wohlerhaltenen Seitengebäude, welches allen» Anschein nach gleichsallci zur Citadelle gehörte, die t'il, iniüt'x i^ n<,-m't»i-:l ^nti'jn,, durch große Stein-blocke mit einem außerordentlich festen Mörtel verbunden, ver treten, jedoch mit der Cigenthümlichleit, welche offenbar auf spätere, d. h. byzantinische Baumeister deutet, daß in dem Mörtel, welcher die großen Steinblöcke verbindet, Ileine flache Steinplatten witeingeschoben sind. Von solchen riesigen Mauern umgeben sah ich ein ganz kleines Gemach, möglicherweise ein Gefängniß, diesem zur Seite wieder die ('llclm'nlu'ill l,ru m«:l>,-l:l in einem nicht viel größeren Zimmer und an letzteres 22 stoßend einen sechseckigen Saal, in jeder von dessen Ecken cine schöngcformte Nlsche angebracht war, das Ganze von einer Kuppel überdacht. Am Fuß der Citadelle, auf einein etwas niedrigeren Plateau, bemerkte ich die Minen eines Bades, dessen einer Saal noch in einem Halbgewölbe erhalten war. Die röhrenförmigen Leitungen des heiftcn Wassers rings um diesen Saal herum sind ebenso deutlich zu erkennen, wie die Eingänge dieser Leitungen von außen. Hiemit stand wahrscheinlich auch das etwas weiter unten gelegene Gebäude in Verbindung, von dem noch vier Zimmer, eines selbst mit einem Mosaikfußboden, erhalten sind. Tiese ganze niedere Terrasse war offenbar eine künstliche und architektonisch geschaffene, wie die in ihrer vollen Lange noch vorhandene, etwa ^l Schuh hohe und WO Fuß lange Mauer auf der einen Seite bezeugt. An das obere Ende dieser Mauer gränzend, fand ich den von Gu/rin ealquirten, höchst undeutliche Buchstaben enthaltenden ^nschriftsstcin, dessen Schriftlichen theils mit Mörtel ausgefüllt sind und der übrigens durchaus leine Wichtigkeit besiyt. Ich vermochte nur das Wort „Omnibus" auf ihm zu erkennen. Mit den Nesten dieser antiken Stadt scheint das moderne, wahrscheinlich dem Mittclalter seine erste Entstehung verdankende Städtchen I.lammam^t zum großen Theil ausge baul, obgleich eö die meisten dieser geraubten Steine unter einer dichten Schicht von Mörtel und Weiher Farbe versteckt. Dasselbe sollten wir am Nachmittag des iüche, wenigstens für heilte, unter sich. Nie gut er dieses verstand, bewies die Zubereitung der Eier „-l Wut«» lvtt «-,»<','« c,»,,,„<^ <>f -l iilt!«i!>u!'tt imti'c«." Ob die Drohungen, Schimpf- und Schmähreden, welche aus dem Mund der Hamba's 24 über das unbärtige Gesicht siosscn, ihnen ein gutes Mittagessen verschafft haben, weiß ich nicht, aber auf das Nachtessen schienen sie von erheblichem Einfluß gewesen zu sein, denn dieses zeichnete sich durch einen Reichthum und eine Mannichfaltigleit gewürzter und schrecklich gepfefferter Speisen aus, daß ich den ganzen Abend vor lauter Durst gar nicht zu mir selber kommen tonnte. Da man nur, der ich mich bei dem ganzen Streit durchaus passiv verhalten hatte, trotzdem einen großen Zorn gegen Chalyfa und Sohn zuschrieb, so wurde der sogenannte „englische Consul" von l.lammämat zu mir geschickt, um mich durch aller-lci süße Reden zu versöhnen, '^ch sah Plötzlich eine kleine fette Gestalt, einen etwa 22jährigen Burschen mit einein rothen Fes, einem grünen Burnus, sonst aber europäisch gelleidet, bei mir eintreten u»d sub alö „konsularischer Agent" aller europäischen Mächte im Allgemeinen und Englands im Besondern vorstellen, Var dieser Manu Europäer, so sprach er für einen solchen gewiß ein entsetzliches Italienisch und noch schlechteres Französisch (von andern Sprachen gar nicht zu reden)', war er aber, wie eö mir versichert wurde, Araber, so schien er sehr aus der Art geschlagen, denn er aß Schweinefleisch, wozu ihn» »nein Schinlenvorrath Gelegenheit gab, und trank Wein nach Herzenslust. Da ich nicht viel mit ihm anzufangen wußte, dem« mein vermeintlicher Zorn war bald besänftigt, so bemchte ich ihu, um mich von ihm noch einmal in llammamat herumführen zu lassen, ein Umgang, auf dem ich jedoch den ^eser nicht einlade, mich zu begleiten, da ich ihm von diese»» wenig interessanten Städtchen schon in einem früheren Capitel Hinlängliches mitgetheilt habe. Am andern Morgen begann unser Tagewerk, wie es nicht fehlen tonnte, mit einem neuen Streit mit dem Sohn des Chalyfa, welcher behauptete, im ganzen Ort leine Butter finden zu können, und dennoch hielten es die Hamba's für durchaus nothwendig, zu ihrem Morgrnimbiß Butler zu haben. 25 Dic Araber bedienen sich nämlich zum Kochen nur der flüssigen Butter, welche sie Ssemmen nennen, während die Tafelbutter, Sebda genannt, eine verhältnißmäßige Seltenheit ist. Auf diese hatten es aber die Hamba's in ihrer capriciösen Gemüthsart nun grade abgesehen, obgleich oder vielleicht eben »veil ihnen dieser Luxus fast ganz ungewohnt war und sie ihre Stellung als Träger des Ann-Bey benutzen wollten, um sich außergewöhnliche (Genüsse zu verschaffen. Schien ihr Bestehen auf diesem Wunsch schon wie ein unnützes Chica« nireu der Bewohner Von Uammämät, so war eo eine andere Forderung, mit welcher nun Sayd, der ältere Sspahy, hervortrat in einein solchen Grade, daß ich selbst darüber unmuthig wurde, obgleich ich den unschuldigen Vorwand dazu gegeben hatte und die Forderung in meinem Interesse gemacht wurde. Ich hatte nämlich am Tage vorher in Qa^r es Syt einen Inschriftostein gesehen und, ohne etwas Ernstes dabei zu denken, gegen Sayd geäußert, wie schön es wäre, diesen Stein in llammämät zu haben, um die sehr undeutliche Schrift mit Muhe studieren zu tonnen. Sayd's Entgegnung, daß rv s^in Mögliches thun werde, um diesen Wunsch zu erfüllen, halte ich gar nicht Weiler beachtet, aber Sayd hatte lhn nicht vergessen und trat nun mil der Prätention auf, der ^halysa solle mir den eentnerschweren Stein zwei Stunden weit hierher schleppen lassen. Im ganzen Ort war freilich lein darren vorhanden, und für ein Kameel 'war der Stein zu schwer oder unpaäbar: aber das half dem Chalyfa wenig-Sayd bestand darauf, der Stein müsse herbeigeschafft werden Und ließ sich selbst durch die flehenllichslen und demülhigsten bitten der Autoritäten nicht besänftigen. Meine Dazwischcn-tunft war nöthig, um diesen Streit beizulegen, aber Sayd schien es mir offenbar übel zu nehmen, daß ich nicht auf seiner in Meinem vermeintlichen Interesse gethanen Forderung bestand. Zum Schluß baten mich die Autoritäten noch um ein 26 Certificate daß ich gut bewirthet worden sei, und »nein alter Dicncr ^sslnayl bemerkte dabei trocken, dieß Certifieat täme einer Steuerverschreibung gleich, ein Vergleich, welchen ich nicht allsobald verstand, den mir aber Issm.iyl dahin erklärte, daß mein .^cugniß frei in's Arabische übersetzt und demselben eine Steucrlistc angehängt werden sollte, wonach jeder Bürger von llammamät, um die .Nusten meiner Vewirthung zu be-streiten, einen Halden Piaster oder mehr bezahlen müsse, Auf diese Weise geht natürlich viel mehr ein, als ausgegeben worden ist, aber dao sind eben die kleinen Aenefieien des Chalyfa und darum lieben diese Würdenträger auch sehr, daß Fremde, die mit Amr-Bey versehen sind, bei ihnen einkehren. Mir blutete das Herz, auf diese Weise die willenlose Ursache der Erpressung zu bilden und gar nichts zur Linderung dec» looses der armen Steuerpflichtigen thun zu können, denn jedes Geldgeschenk, welches ich hinterlassen hätte, wäre unfehlbar in die Tasche des Chalyfa gewandert. liegen k Uhr Morgens am A. Februar verließen Wir diesen Schauplatz der Zwistigteiten. Der Weg führte immer dem M«re entlang, Anfangs in dessen unmittelbarer Mhe. Nach emer Stunde erblickte ich zwischen der Fahrstraße und dem Meere auf einer niedrigen Anhöhe einen Haufen antiker Nuiuen, n> denen ich meine Schritte wandte, Zuerst fielen mir zwei Zisternen in die Augen, dann auf einem Hügel die Minen eines sehr festen i^el'äudes, welches allem Anschein nacb die Citadelle dieser Mmersladl war. In einiger Entfernung davon bemerkte ich das Fundament eines Amphitheaters, von eben derselben l^röße, wie das in Vina gegangen, welches die Araber „llanschyr Ssua ei Aby.idh" nenne»« und das höchst wahrscheinlich die Stelle des anülen Pudput oder Putput einnimmt. Wenigstens stimmen die 27 Entfernungsangaben dos Itmerars von lii MiNiarien von Vina civitaö und :N> von Horrea Coelia, sowie die der Peutinger'schcn Tafel von 3 Milliaricn von Siagu ausgezeichnet auf diese Loealität. Guerin's Vermuthung, daß ihr ursprünglicher Name Puput oder Pupput gewesen sei, wie ihn die Äisthumslisten und auch einige Ausgaben der Peutingcr'schen Tafel schreiben, scheint mir viel Einladendes zu haven. Sonst wissen wir nicht das Geringste über das antike Putput. Obgleich in der Nähe des Meeres gelegen, so scheint dieser Ort doch nie Seehandel betrieben zu haben, denn ich suchte umsonst nach Spuren eines Hafens, und die Nhede von l.laimMmat bietet so wenig Sicherheit für Schisse, daß zum Beispiel auch in letzterem modernen Städtchen, welches wir als die Nachfolgerin Von Putput ansehen können, da es zum großen Theil mit dessen Steinen erbaut ist, kein Seehandel aufkommen tonnte und auch fast kein Fischfang betrieben wird. In den Vis-thmnslisten erscheint der Ort in den meisten Codices als Epis-copatus Pupitanus »seltner Puppitauus), dessen Bischöfe Pannonius (lN>, Pastinatus (25») auf den Concilen zn Karthogo erschienen. Auch ein donatisti-scher Bischof, Vietorianus, figurirt auf dein von Augustinus fträjidirten Concil. Im Jahre li-l li präsidirte sogar der Bischof Gulosus von Puput das Provineialeoncil der Proconsularis zur Verdammung der uu'notheletlschen Irrthümer, da der erzbischöfliche Stuhl zu Karthago grade erledig» war. Aus diesem Umstand müsjen wir jedoch nicht auf eine etwaige Wichtigkeit von Puput oder Pupput schließen, da das Präsidium seinem Nischof nur als n«'M'»l' provimi.u, zufiel, Von Ssuq el Äbyädh hatten wir noch eine halbe Stunde nach einem einsam gelegenen modernen Honduq „Viyr el Vuyta" genannt, in welchem gewohnlich die Neisenden auf dem Weg Von Tunis nach Ssussa abzusteigen pflegen, das heißt diejenigen, welche ohne Amr-Äed. reisen, was jedoch nur auf 28 dieser kurzen Strecke niöglich ist. Der Fonduq ist nänüich von dcr Negierung verpachtet wurden und zwar an einen Juden, dcr unter fremdcm Schuh steht, von dem also kein Hamba etwas erpressen lann. Iln Gegentheil ist er es, welcher von den Reisenden Geld erpresst und zwar auf die unverschämteste Weise. Wenn man für ein schlechtes Nachtlager und ein gebratenes Huhn dreisug Franlen ^,^^l)Ien muft, wie es einem meiner Vetannten hier in „Byr ei Vuyta" ging, so muft »nan sich wnllich sagen, daß dieses Land noch nicht auf oem Standpunkt dcs civilisirten Gasthl,'flel)ens angclomlnen nnd dasi derjenige des Amr-Vey bis jetzt noch der einzige scheint, dessen man es für fähig halten lann. Ein Halde Stunde von hier passirten wir jenes berühmte aniile Grabdentmal, von den Arabern jeltt „Qa».r ei Menara" ^euchtthurm) zudenannt, von dem Shaw, Dessontaines und fast alle weisende eine ausführliche Beschreibung geben. Jetzt befindet sich diese, mit den« Grabmal der Caeeilia Äletella bei 5!lum verglichene Baute, N'elche, wenn sie auch diesen Vergleich nicht verdient, doch einst ein stattliches Wert gewesen fein muß, in einem traurigen Zustand der Zerstörung. Der Vandalis-mus der Araber hat die Facade auf der einen Seite ihrer ganzen Einfassung beraubt, so dcch nun die runde Form des Gebäudes verloren gegangen ist. Die drei Altäre, welche Shaw hier sah und deren Inschriften er mittheilt, sind auch schon längst verschwunden. Das Grabmal trägt gleichwohl die Spur emer gewissen Grosmrtigleit und scheint die Familiengruft einer der angesehensten Familien gewesen zu sein. Wahrscheinlich lag es nuht allein, sondern gehorte zu einer Gruppe ähnlicher Bauten, welche jetzt zwar nicht mehr aufrecht stehen, deren Fundamente aber theilweise deutlich nachweisbar sind. Mn lamen wir in eme völlig einsame Gegend, eine öde Steppe, auf der nur das borstige Haifa üppig zu gedeihen und jede andere Pflanze zu verkommen schien. Dennoch fehlte 29 es dieser Stcvpc nicht an Wasser. Wir überschritten zuerst uni halb elf Uhr den kleinen Miß Ucd cl Qcnatyr auf einer modernen arabischen Arücke, der zur Seite die ansehnlichen Trümmer einer antiken, von welcher noch neun Bogen nachweisbar sind, meine Aufmerlsanüeit erregten, eine halbe Stunde später den wasserarmen Ued el Choscha sbci Guerin fälschlich Concha genannt) auf einer zweiten und bald darauf den Ned e«,: l.'allum auf einer dritten Brücke. In der ^tähe des letzteren Flüsichens liegt der I.Ianschyr gleichen stamens, ein unordentlicher Trümmerhaufen, oder richtiger vielleicht ein Scherbcnberg, in dessen Schutt auch nicht einmal »»lehr das Fundament eines (Gebäudes zu traeiren ist. Von all' den vielen Schutthaufen, die ich in Afrita gesehen hatte, war dieser vielleicht der am gründlichsten verkehrte und umwühlte. Uebrigens tann die antile Ortschaft, welche hier lag, nicht bedeutend gewesen ^in. Ueber ihren Namen fehlen uns alle Indieien, wenn wir nicht vielleicht hier das ^iammania der Peutinger'schen Tafel suchen müsjeu, welchem diese als !0 Milliarieu von Putput auf dem Wege nach Hadrumelum angiebt. Darauf passirten wir noch zwei lleine Flüsse, den Ue1> el Vahela und Uid ess Ssermval lden Pappelflusi) und fuhren da»lu auf einer sich von worden nach Süden hinstreckenden Landzunge hin, a»f der wir auf der einen Seite das Meer, auf der andern einen jener seichten, im Sommer eintrocknen^ de», jetzt aber, im Winter, ziemlich wasserreichen Salzseen hatten, nut denen Nordafrita so gesegnet ist. Mitten in dieser traurigen (legend trafen wir eiu lleines ,vort, el A'.'a genannt, welches von einem ^)ussbajchv und acht tapferen Kriegern be-mannt ward. Der Mlssbäschy luar zur Zeit ein alter Türte von höchst eigenthümlichen Manieren, von den, mir manche seltsame» Aneedoten erzählt wurden, die ich jedoch bedaure nicht mittheilen zu tonnen, da sie etwas an's Unmoralische streifen. Wir fände» ihn in großer Konsternation, da ihm 3t» vor kurzem ein schoncr Knabe, den er in Ssussa aufgegabelt hatte, nicht nur durchgegangen war, sondern auch sein bestes Maulthicr initgenonnncn und wer weiß wie viel andere Dinge noch gestohlen halle. Die Hamba's gingen sehr wenig respeet-voll mit dein ^lusbäschy li»l, nannlen ihn Tafär tunstepoche an. derjenigen, in welcher man von den llajsischen fünf Säulenordnnngen abgewichen war und es liebte, Figuren von Menschen, Thieren, Pflanzen u. s. w. auf den d'apitälern darzustellen. So trug das hier gefundene ein recht anmulhiges HauUelief, welches einige Tauben, auf einen» Fruchttörbchen sitzend, darstellte. Alcherdem sah ich in dem moderncn l.lergla noch vielfach antile Neste zu modernen Zwecken verwandt, aber weder eine Anschrift, noch sonst etwas von Bedeutung. Die antite Stadt mus; jedoch ungleich großer gewesen sein, als die moderne, denn in vielen Gärten 31 der Umgegend findet inan die Fundamente römischer Hänser, und ich selbst sah, nördlich von dem heutigen Städtchen am Meere gelegen, eine ganze Straße, deren Häuser noch zum großen Theil in ihren Fundamenten zu tracircn sind, zum Theil aber noch bedeutendere Bieste ausweisen. So entdeckte ich einige sechs noch recht gut erhaltene Gewölbe, offenbar Zisternen und zwar Hauscislernen, über denen sich die Häuser der Slrandbewohner erhoben, denn über den meisten waren noch die uuleven Mauern der erslen Stockwerke erhalten, an einem bemerkte ich sogar einen Mosaikfußboden, welcher wahrscheinlich dem Mnum angehörte. Diese mit Cisterncn versehenen, in paralleler Reihe mit der sehr nahen Meereslüste sich hinziehenden Häuser scheinen etwas erhöht gelegen zu haben; das Terrain ist zwar jetzt ringo um sie herum ausgefüllt, aber doch nicht auf der dem Strande zugekehrten Seite. Auf dieser Seite nun stieß an die Häuserreihe eine Reihe kleiner niedriger ^äden oder Waarenmagazine, von denen noch bei vieren die Fundamente eonservirt sind, und zwar von der Form eines sehr langgedehnten Parallelograms, dessen eine Vreitcnseite dem Strand zugekehrt war. Diese eigenthümliche Fovm brachte mich alls die Vermuthung, daß b'eje Raume ;um Nnlerslellen der Schiffe dienten, aber der Strand bietet 10 viele Rauhigkeiten, spitze Felsstücke und un-geebnete Steinplatten dar, daß ich mir gar nicht denken kann, daß man Schiffe über dieses unvortheilhaste Terrain an's !^and zog. Ich muß deßhalb annehmen, daß hier an dieser Scestrahe eines der belebtesten Handelsviertel des Römerstädtchens befindlich war, das, was man jetzt einen „Basar" nennen würde, daß die Buden der Händler den, Strande zugelehrt und ihre Häuser mit den noch vorhandenen Cisternen u. s. w., dahinter gelegen waren. Einen Hafen scheint diese Stadt ebensowenig besessen zu haben, wie Putput und ebensowenig wie ihn da« heutige l.lerala ausweisen kann. 32 Dieses liegt ganz auf einem felsigen Vorgebirge, welches mit abschüssigen .Naltsteinwänden dein Nleere zugewendet ist. Seine Häuser sind für cm modernes arabisches Städtchen außerordentlich solid und massiv, durchaus von ziemlich großen Steinen, woran hier Ueberfluß herrscht, gebaut, bieten übrigens im Innern ein höchst klägliches und verwahrlostes Ansehen dar. (5s sind bloße Erdgeschoßbauten, aus vereinzelten lang-, lichen Kammern bestehend, welche nur durch den, den gemeinschaftlichen Eingang bietenden, inneren Hof und die weite Umfassungsmauer Zusammenhang erhalten. Diese Häuser zeigen vielfache Aehnlichleit mit denjenigen der sardinischen Bauern, namentlich des Südens der Insel. Wie in jenen Dörfern, so uehmen auch diese Bauernhöfe mit all ihren Anhängseln einen uiwerhältnisimäßig großen Flächenraum ein, so daß man versucht erscheint, deut Orte eine viel größere Bevöltenmgs-zahl zuzuschreiben, als er wirtlich besitzt. Das heutige lkrqla, welchem in den zwei letzten fahren der Hnngersnoth und des mörderischen Typhus einen großen Theil seiner Bewohner eingebüßt hat, besitzt jetzt nicht einmal mehr die litM—7(W Einwohner, welche lauerm ihm im Jahre I^weig der Oeloiwmie, welcher im Alterthum den Hauptreichthmn von Byzaeium bildete, nämlich die itornftro-duetion, liegt jedoch jetzt ganz danieder, und dennoch war derselbe zu» Römerzeit gerade hier zu einer besonderen Entwicklung gelangt, wie uns der antite Mme von l.lerqla, welcher ohne Zweifel Honea Eoelia war, andeutet, denn Horrea bedeutet Fruchtspeicher und in der That sehen wir auf der Peutinger'schen Tafel don Ort nicht nur schlechtweg als :l6 Ilm'n^l bezeichnet, sondern auch noch jenes grofte speicherartige Gebäude daneben abgebildet, welches die Tafel bei allen Kormnagazinen traditionell darstellt. Obgleich noch leine Inschrift die Identität von I.lerqla nnt Horrea Caelia bestätigt hat, so lassen doch die Entfernungsangaben des Itinrrars darüber nicht den geringsten Zweifel austommen, wie denn auch der moderne Name nur eine Zu-samincn^chllna. des antiken scheint. Das Itinerarinm Anto-uini ^lugusti giebt Hadrumetuui -«;u^ (^Iiol>»i» erwähnt. Die Namen von drei Bischöfen sind uns überliefert worden. Tcnar. erschien ^>5> auf dem von (5yprianuü präsidirten (5oneil ,^u Karthago. Auf daS unter Al>gnslinu<>' Vorsit) versammelte Coneil von l l l sandte Horrra Caelia nur eincn donatislischen Bischof, Ianuarius. Dagegen scheint e« schon int Jahre II" ivieder einen tatho-lischen ÄUschof, Hilarinlls, gehabt zu haben, welcher auf den: von Aurelius präsidirtcn Concil zu Karthago figurirt. Zu Hunerichö Z^it war das ViMum erledigt, In diesem anlilen Fmchl»peicher wurde »nr ein ^iacht >aqcr von sehr zweifelhaftem Nerlhe und eine Abendmahl-znt zu ühcil. in deren Hauptgericht sich der traurige verfall bcr .Nornproduetion des emst so fruchtreichen Vyzaeiums cu'gcnfällig belundete. Diesee Hauptgericht bildete ein .ttuss« lussu, loelcheo hier nicht, wie ich eö gewohnt war, auö reinem ^rivoiilehl allein, sondern aufterdenl noch aus dem Mehl« abfall deo Weizens, ja sogar mit einaenuschtcr berste, bestand. 34 Von Natur genügsam und niemals Feinschmecker, licß ick) diesen Mangel des .^usskussu geduldig über mich ergehen, und der Chalyfa, unser Wirth i>:u- oiär« vusstussu durchaus nicht verdauen, außerdem behaupteten sie, daß ihre Pferde nicht genug Futter belommeu hätten und wurden fürchterlich unwillig, woraus ein allgemeiner Streit mit heftigem (^ezäul entstand, bie> zuletzt dem Chalyfa, dein die Hambas übel mitspielten, die Geduld ausging uud er auf den Gedanlen verfiel, unsern Amr Bey mit Hülfe eines Advolaten, den er herbeirief, zu untersuchen. Aber zu seinem Unglück mußten die Schohod Odul (es waren sogar zwci Advoeaten) gestehen, daft der Amr Bey vollständig m Ordnung sei, so daft die Hamdas die Oberhand behielten und nun nach Herzenslust Alle^ tyrannisirten, was nur in ihre Nähe tan». Zum Muck war ich jedoch nicht persönlicher Zeuge dieser neuen Zänkerei, sondern in einem kleinen Ocl-Magazin schlafgerecht eingerichtet, wo ich den Abend verbrachte, versüßt durch die Unterhaltung einiger Bewohner v>,m I.le^la, die sich für sehr eivilisirt hielten und folglich die Nähe des ^uropäerv aussuchten. Unter diesen befanden sich auch die zwei einzigen .^raeliten vou l.lerqla, zwei sehr intelligente Burschen, von denen der eine italienisch sprach und sogar eine Ahnung v»n dem Werthe der Alterthümer besaß. Der Morgen des l. Febrnar begann, wie es nicht fehlen konnte, mit einer neuen Zänkerei der streitenden Parteien, d. h. der Hambas und der Autoritäten von l.lerqla. Die vornehmste dieser Autoritäten, welche, wie ich jetzt erst erfuhr, nicht der Lhalyfa (dieser sah vielmehr grade wegen Veruu trenung öffenllicher Gelder im Gefängniß zu Ssussaj. sondern der ^chaych el beled < Bürgermeister) war, schien indessen durch die Folgen des gestrigen Streites, in welchem die Hallt 35 bas dic Oberhand behalten hatten, so eingeschüchtert, daß er den neuen Forderungen dieser lleinen Tyrannen leinen energischen Widerstand mehr entgegenzusetzen wagte, und sich, nach einer letzten, jedoch gänzlich erfolglosen Erschöpfung seiner Lungen, schließlich zum Schweigen, und, wie es die Sieger verlangten, zum — Zahlen entschloß. Die Hambas fanden nämlich für angezeigt, dem Tchaych als Strafe für die gestrige mangelhafte Vewirthung eine Geldbuße aufzuerlegen. Der mißhandelte Würdenträger wandle sich, als eine letzte Hoffnung in der Noth, zwar hülfeflehend an mich, aber ich war leider unfähig ihm zu helfen, denn, wie mir mein Dragoman, der sonst keineswegs im Interesse der Hambas zu sprechen Pflegte, versicherte, liesaßen diese ^eute nach dem hier üblichen Einquartiernngssystem sogar ein gewisses Necht, Geldstrafen aufzuerlegen. Dieß pflege niemals anders gehalten zu werden, ja die Hambas seien auf die (Geldstrafen, oder, wenn sie leine Gelegenheit zum Strafeil fänden, auf Geldgeschenke angewiesen, deren !MrentI'eil natürlich ihrem Oberst in Tunis zufalle, ^ämen sie nun mit leeren Händen von der Reise zurück, so drohe ihnen von Seite des Obersten schleunige Dienstentlassung. Außerdem laufen auch noch die ^eute ihre Stellen und zahlen sogar besondero für jeden lucrativen Auftrag, sind also gewissermaßen darauf angewiesen, sich durch Erpressung schadlos zu halten. Dieses soll ihnen jedoch nicht immer gelingen, denn in häusigen fällen, wenn sie selbst mit vollem Beutel nach Tunis zurücklehren, werden sie vvn ihrem Obern so gründlich ausgeplündert, daß sie nicht nur das Errungene verlieren, sondern noch von ihren eignen Mitteln, wenn sie welche haben, zusehen müssen. Die einzige Industrie, welche gegenwärtig noch in llerqla blüht, besteht in der Verfertigung recht hübscher, mit bunten Dessins geschmückter Matten aus dem Stroh des Halfa fkl»ru«!ll«» oder tttipu Wu2«inftit!w), an welcheui die benach« All harten Steppen Uebcrfluß bieten. Vine höchst praktische Eigenthümlichkeit dieser Fabrikate besteht darin, das; man auf ihrer Rückseite, welche bestimmt ist, dem Fußboden zugetehrt zu werden, alle Borsten des Haifa in fußlanger Ausdehnung hinausragen läßt, so daß auf jeder nur einigermaßen großen Matte einige Tausend solcher Fäden herausstehen, deren Gesammtheit ein weiches Unterlager, wie Moos oder frisches Heu bildet; auf diese Weise leistet der untere Theil dieser Matten dieselben Dienste, wie die ^age weichen Strohes, welche man in manchen europäischen Bändern, z. Ä. in Italien, unter den Tcppichen auszustreuen pflegt, während der obere Theil der Matte den Teppich jelbsl erseht. M^in Diener, welcher in dem dürftigeil I.lerqla nicht einmal eine Matratze zum schlafen bekommen lonnle, schien ganz befriedigenden Ersatz in einer solchen dort verfertigten Halfamatte zu finden und behauptete, das; es sich alls derselben wie auf dem besten Bett ruhen lasse. Mit einem Gefühl großer Niedergeschlagenheit, in Folge der juristischen sowohl als faetischen Unmöglichleit, den armen Dorfbewohnern die (5'rpressung zu ersparen Uhr tauchten vor unsern Blicken die Oliven-Pflanzungen deü Ssähil von Ssussa auf, denen wir uns nun eiligst zuwandten. Dreiviertel Stunden später hatten wir sie erreicht und fuhren nun in einem von riesigen Cattuohecken umragten Hohlweg dahin, welcher uns die Aussicht auf die Dlivenhaine, d«e sie umrahmten, fast versperrte, Gegen halb elf Uhr passirten wir aus einer ^nrt den seichten, alicr jeht M Winterszeit verhältnismäßig dreilen Ued el l.lammam, das namhafteste 7vlüßchen dieser Gegend. Bald nachber begann das Terrain einen andern Charatter anzunehmen Statt des bishcrigcn sanften, sandigen Erdreichs hatten wir nun Stein und zwar eine Aneinanderreihung lahler, beinahe völlig flacher Fclsplattcn, auf welchen sich unser Weg hinzog und die auch die nässte Umgebung charatterisnten. Gleichwohl verhinderten sie nicht die üppige Entfallung der ^livenpftanzungen in einiger Entfernung von unser«, Felswegc. Erst lurz vor Ssussa hörte diese reiche Vegetation auf, da letztere Stadt von einem Gürtel baumloser flächen umgeben ist. Au» dieser kahlen 38 Nmzirkelung, welche mich unN'illkürlich an die Glacis, die in der Donaustadt Wien Stadt nnd Vorstädte trennen, er^ innerte, tauchte mm die freundliche^ mauerumgebene, zinneu^ gekrönte Stadt auf, deren Anblick mir die erfreuliche Erinnerung an meinen früheren Aufenthalt in's Gedächtniß rief. Ssussa trägt vielleicht mehr als irgend eine Stadt Afrita's ein civilisirtes Aussehen- Mauern, Stadtthore, Vefesligungs-werke, Alles ist in schönster Ordnung, funkelt von frische»! grellwcißem Anstrich und sieht wie nagelneu aus. Seit meinein letzten Aufenthalt waren einige neue recht stattliche Häuser entstanden, leider jedoch zum Theil in Europa's prosaischem tascrnenartigem Styl; der Basar und die Handels-baulichkeiien am Meere schienen gleichfalls eine Vermehrung und Vergrößerung erfahren zu haben: auf der Rhede zeichnet wurde und in dem ich mich der Hoffnung hingab, mein Quartier aufschlagen zu tonnen. Aber zur Enttäuschung meines Kutscher«! war es ein andres Dar el Vry, im oberen 3!) Theile der Stadt gelegen, wo mcm uns das Nachtlager bereitet hatte und uui dorthin zu gelangen, mußten wir nochmals aus der Stadt hinaus und ihre Alauern im Uiutreis ciner halben Stunde umfahren, bis wir zum Väb el ^Itharbi) unsern Einzug hielten und beim Dar edh Dhoryba (dem b)ericht5<» Dhryba), welcher wörtlich überseht „Haus der Prügel" bedeutet und seine Anwendung hauptsächlich auf Polizeigefäng-uisse findet, siößte mir erst einige Bedenken wegen meines dortigen Unterkommens ein, rechtfertigte sie jedoch nicht, denn, wenn auch das Aeusiere dieses „Prügelhauses" keineswegs einen freundlichen Anblick darbot, so zeigte sich doch das Innere durchaus nicht den» schrecklichen Namen entsprechend. Diesen Namen verdient es zwar, denn hier findet du- Ge-nchtssiiumg des Qahiya und Chalyfa statt, wobei die hiesige summarislbe Justiz natürlich mannichfach augenblickliche Austheilung von Prügeln mit sich bringt, ccker die Opfer dieser Prügelstrafen werden nicht in diesem, fondern in einem davon getrennten (^ebälldc ihrer Heilung und Meditation überlassen. In, Polizeihause selbst befand sich zur Zeit Niemand wohnhaft, anf;er eine», dicken Jungen, einem Neffen des Qahiya, bcr sich gleich von Anfang an dienstfertig und liebenswürdig Mgtr, seinen eben in Tuni^ abwesenden Onkel entschuldigte und mir ein recht freundliches, von hochgelegener Warte Stadt und Meer überschauendes, wohlmöblirtes Quartier anwies, dasselbe, welches Barth im I. I "-«mch. In diesen etwas sehr lustigen Gemächern herrschte freilich eine der Jahreszeit und diesen nur alls die '^che berechneten Rämncn entsprechende Kälte. Aber ein wärmendes frühstück war mir versprochen worden und ließ "uch wirtlich nicht allzulange auf fich warten, das hecht nur clwa drei Stunden, nach nwslimischen Begriffen eine sehr geringe Verspätung. Dasür zeichnete sich aber auch der lang- 40 erwartete Imbiß durch eine desto größere Fülle nach ara^ bische», Geschmack sehr leckerer Gerichte aus, einigen zwanzig, die auf einer großen Bahre, einer wnisischen Todtenlade nicht unähnlich, von zlvei Dienern in gemessenem Schritt hereingetragen wurde. Die Mahlzeit eröffnete mit emcm Zimmtfüpp-chen, einer Speise, welche ich Andern überlaste, ant zu finden. Dann tam ein Nagout unt rohen N'eißen Bohnen und zu Fehen gelochte»» Hammelfleisch, cine Hanunclsteule, einige zwanzig .hammel^cotelette, eine Hanunelsschuller in !>I »nd ein Hanl'nelschwanz in Butter, turz, Freund Hanunel in jeder nur möglichen Gestalt. Da ich bald cincn Ha»„„el<<ül'erdruß cnipfand, so hob ich die Tafel auf und unterhielt mich nnn mit dem dicken Jungen, welcher gelommen war, um mir die Mühieligleilen der Verdanungostunde durch seine heilere 6ow versation zu versüßen. Unser Gespräch lenlte sich natürlich bald auf „alte Steine", denn von wa« lann ein ^llterthun^' freund in dem ruincnreichen ''!srilii andere redend Der dicke Junge schielt zwar von „alten Stemen" leine hohe Meinung zu besitzen, ader er war doch höflich genug, auf mcme ihm gewiß seltsam scheinende Liebhaberei einzugehen und mir seine Kenntniß von den Alterthümern Ssussa - Hadrumetö aufzu^ tischen. Ueber diese fand ich ihn denn auch mertwmdiger Weise recht gut unterrichtet, daß heißt natürlich nich« über die Bedeutung der Alterthümer, sondern über die !tiage der Ruinen und antitcn Reste, ein Umstand, welcher immelhm schon ein gcwisses Interesse beluudek', Ueoerhaupl hat es mich immer fravpirt, wie die Araber im Ganten an Alterthümern em Interesse nehn,en^ sie scheinen fie N'irtlich nicht ungern zu besuchen, das heißt fie gehen freilich leine drei Schritte von ihrem Wege ab, um sie auszuspülen, ader wenn fie Jemand dorthin mitnimmt oder wenn fie nur glauben, Jemand durch ihre Begleitung gefallig zu sein. so pflegen sie dieselben stets nnt einer sichtlichen Wißbegierde zu betrachten 41 und zu fragen, zu welchem Zwecke dieses oder jenes antike Gebäude gedient habe, sehr verschieden in dieser Beziehung von den tunisischen Christen und Juden des gewöhnlichen Schlages, welche nichts als Geschäfte im Kopfe haben und denen jede Antiquität vollkommen gleichgültig ist, wenn sich nicht allenfalls etwas durch ihren Verlauf verdienen läßt. Zu diesen Alterthümern von Ssussa lieft ich mich denn auch in den Mchmittag^slunden von dem gefälligen Wirthe fuhren, welchem sich ein ganzer Schwärm großer und tleiner Persönlichleiten anschloß, um uns ein anständiges (befolge zu bilden, was immer im Orient als wünschenswerth und ehrenvoll angesehen wird. Da war zuerst der Schaych el beled (Bürgermeister), welcher sich in der Ausübung seines provi-sorischen Nichteramtes ldenn in Abwesenheit des Qahiya richtet er, jedoch nur tleine Vergehen) unterbrach, um sich uns anzuschließen, dann der Bäsch-Schausch, der Commandant des Machssen ld. h. der unregelmäßigen Reiterei) von Ssnssa, ein recht schöner Halbneger, ferner der Provianimeister und noch verschiedene andere «lii imnorim, ^nlmm, jeder von seinem speciellen ,^eibdiener gefolgt. Dieser ganze Schwärm, mit mir an der Spitze, verlieft Ssussa durch da^ Bäb ei Äiharby (westliche ^hor), vor dem grade der >iameelmartt abgehalten wurde und reges, lärmendes ^eben herrschte, beider lagen auf der Seite dieses Marltes so viele todte .ttameele hcrum, das; der 'Aufenthalt auf demselben wenig wünschenswert!) erschien und wir uns bald den schon im vorigen Capitel beschriebenen Nadschar Maqluba zuwandten. Ich fand diese zwei enormen Mauelblöcke, seit ich sie das letztemal gesehen hatte, nur m» Weniges in ihrer Masse vermindert und doch sullen dle Bauern der Umgegend in den letzten Jahren fast täglich Baumaterial von hier entführt haben. Der nördliche Block schien allerdings ein wenig zusammenge» schrumpft, der südliche aber war noch so lolossal massenhaft 42 breit und dick, wie er schon vor I5> Jahren mein Erstaunen erregt hatte. Von hier wandten wir uns zu dem gleichfalls erwähnten römischen Grab, welches jetzt noch eine wenig be-mertmM'erthe Mosail enthält, aus dein aber Pelissier vor 20 Jahren eine sehr schöne abgelöst hat. Dieses alte Nömergrab war jetzt von einer arabischen Familie bewohnt, wozu sich sein gewölbter, wenn auch jetzt im Boden versunten^r Raum, zu dem eine Treppe herniederführt, gar nicht schlecht eignet, da die massiven Steinwände jede Feuchtigkeit fern halten. Man hatte das Innere sogar mit Mörtel beworfen und angestrichen. Die Kolumbarien dienten der arabischen Familie als Schränle, dic größeren Nischen als Vorrathotamnn'ln, lurz das Grab schien für diese armen ^eute eine ganz bequeme Behausung. Uns war es weniger bequem, wegen der unzähligen thieri^ schen Bevölkerung, die es außerdem noch beherbergt^ namenl-lich der tleinen hüpfenden Insten, deren wunderte im 'liu die reinlichen weißen Strümpfe Kleiner Begleiter bedeckten nnd beinahe schwarz erscheinen ließen, wa^ diesen leine^N'egs angenehm war, denn die Sladtaraber pflegen da^ Ungeziefer ebm so sehr zu hassen, wie ein Europäer. Nach Besichtigung dieser Reste des Alterthums wandten wir uns wieder zur Stadt, wo grade reges ^eben herrschte, da die Oliuenlese eben stattgefunden hatte und dieser Hauftt-zwcig des hiesigen Handels zur ^eit die Bewohner noch ausschließlicher beschäftigte, als sonst. Die fränkische Vevölleruug hat in de» lebten fahren ansehnlich zugenommen, da der Oelhandel hauptsächlich m ihre Hände und in diejenigen der Juden übergegangen ist, Diese beiden Bevollenmgsrlemente nehmen vorzügluh den untern Theil der Stadt ein, während der obere nach wie vor von den Mo^I,ms ausschließlich bewohnt wird, welche theils Grundbesitzer, theils .Kleinhändler dcs Basars sind. In letzterem Stadttheil, in welchem ich selbst im Regierungshanse wohnte, beobachtete ich dichmal in noch 4:; größerer Menge, als bei meiner ersten Anwesenheit, zahlreiche antile Architelturfragmente in den modernen Häusern eingebaut. Namentlich finden sich vielfach an den Ecken arabischer Nauten antite Säulen angebracht, unter denen ich einige Marmorne mit recht schönen (5anelliruna.cn, andere glatte, bald von Marmor, bald von (Granit oder anderin Gestein beobachtete. An einzelnen waren die Cavitäler noch vorhanden, auch in den Straßen fand ich deren zerstreut umherliegen, weist dem torinthischen Style angehörig. An evigrnphischen Dentmälern bemerlte ich die von Gur'rin mitgetheilten, übrigens dl.rchaus unwichtigen und außerdem noch ein bisher unbekanntes, in der Nähe des oberen Theils des Vasars über einer Thine angebracht, welches offenbar auch im Alterthum "ne ahnliche Disposition fand. beider macht der .^alluber-wurf, der nur an wenigen Stellen die vettern erblicken läftt, bie Lesung dieser Anschrift zur Unmoglichleit. Dennoch glaube lch auf ihv einige Buchstaben des ^Ilaincus Habrumetum ent-^eclt zu haben, was sehr wichtig wäre, da die ^age dieser "MilVn Stadt an Ssussa's Stelle, wenn auch aus den geo-^raphlschcn "Angaben unverkennbar, dennoch bis jcht noch der '"schriftlichen Beglaubigung entbehrt, ^n Tunis war mn zwar versichert worden, das; der verstorbene französische Vice-consul (isvina, ein Mann, der sich um die Archäologie dieser Gegcnd einiges verdienst erworben hat, in seinem letzten "bensjahrc den wichtigen Fund einer den stamen Hadrumetum Zagenden Inschrift gethan habe, aber in Ssussa »var kein Mensch im Stande, uur hierüber Auftlärung zu geben. Die hiesigen Ätoslims sind natürlich nicht gebildet genug, um an Archäologie ein lebhaftes Interesse zil nehmen, lind die meisten, !a ich möchte sagen alle hier wohnenden Europäer haben nur "nc-n (^ldanlen, das ist Oel und wie sie aus dem Oelwucher U'cht viel Geld herausschinden tonnen. Denn jenes schändliche System der Benuhnng der Zahlungsunfähigleit der Steuer- 44 Pflichtigen, der Bestechung der Behörden, damit diese die Steuern zu einer Zeit fordern, wenn die armen Oelbauern von der Erndte noch weit sind, und dann des Geldleihens zn ganz exorbitanten Proeenten auf die lommende Erndte, welches ich in Tunis erwähnte, ist auch hier in höchster Blüthe und wird außer von den Juden namentlich von den Europäern ausgebeutet. Der jetzige Nachfolger Espina's ist ein Mann, der sich für Wissenschaft nicht im Geringsten interessirt und der mir nicht einmal sagen tonnte. wa<> aus seines Vorgängers höchst interessanten Sammlungen geworden sei. Der sogenannte schwedische und preußische Consul, ein altes Männchen, das ganz in Tel ausgegangen schien, war eine reine Null, und folglich die Visite, die ich ihm machte, ein sehr unnützer Zeit-Verlust. Alles, was ich dießmal in Ssussa sah, verdanlte ich lediglich meinen moslimischcn Bekannte». Diese hatten mich am Tagc meiner Anlunft nach den Alterthümern außerhalb der Stadt geführt und brachten mich am folgenden an ein (früher bereits oberflächlich erwähntes) merlwürdiges lastellartiges Gebäude, in der Stadt, dicht an deren nördliche Mauer glänzend. Ev> führt den Namen Qa«,r er Ilibat, dient jetzt zur Moschee, ist aber offenbar ein altes FestungMbäude, dessen Fundamente noch unzweifelhaft die antilen sind. Ja selbst der untere Theil der »«eisten tiling-mauern schien mir noch antil zu sein; diese Mauern sind aus groben viereckigen Steinen, ähnlich wie bei der Orthostrata genannten Llrchiletlur ^richtet und mit Mörtel verbunden, nicht unähnlich denjenigen, welche uh bei der byzantinischen Citadelle von Qa<.'r es Syt bei l.lammämat beobachtete. Es stehen noch zwei Thürme, deren einer sogar eine beträchtliche Höhe erreicht und ganz die ^mm eines ^euchuhurme^ hat. Jetzt dient die Baute nur, wie gesagt, zur Moschee, weßhalb ich auch ihr Innres nicht betrelen durfte. Ihr Thor ist in, mitte! allerliche» arabischen Styl und dürflc wohl auo jener Zeit 45 stammen, von welcher uns el Vakry berichtet, daf; in Ssussa ein befestigtes .Nlosler, von frommen moslimischen Glaubens-lcin,ftfl'rn beN'ohnt, gestanden habe. Der Name Vtahris cr 3tibat, welchen der Geograph von Cordoba diesem Kloster beilegt, scheint offenbar auf dieses noch vorhandene Gebäude zu deuten, dessen festungsartiger Charattrr und gottesdicnst-liche Benutzung beide hier zutreffend gefunden werden. In den innern Hof, in welchem sich das von Pelisfier erwähnte byzantinische ^stunMhor befindet, deffen ich im vorigen Capitel gedacht, nnnde ich dieftmal nicht hineingelassen, da auch bieser Huf den geheiligten Charalter der ganzen Baute theilt Und meine "Begleiter viel zu fro,n»le Vlo^lim^ ,oaren, um auf meine Villen mn Einführung einzugchen. Vor fünzchn Jahren hatten mich Europäer in diesen Hof geführt und aus jener Heil stammt meine im vorigen Capitel mitgetheilte Schilderung. Meine moölimischen Belanntcn führten mich noch zu mu'M andern Gebäude, freilich leinen: anliten, für das sie mir aber, ich weis; nicht aus welchem Grunde, ein Interesse zuschrieben. Dies; war da^ moderne Gefängniß, oefsen Erd-llcschoß zwei grofte umgitterte Räume besitzt, in denen ich einige vierhundert dnfangene, jedoch in weit weniger elendem Zustand, alü die iin Dar edh Dhryba in Tuni«, beobachten konnte, "iele dieser Gefangenen lamen an ^ d'ilter und riefen ineine Argleitcr, lauter Alttoritäten des Ort^, freilich ohne jede Hoff« uung auf ein günstiges Gelingen, um Hülfe und Gnade an. Erstaunt über eine so ungeheure Zahl von Gefangenen für cine Neine Stadt, wie Ssussa, fragte ich um den Grund dieser Erscheinung und erfuhr zu meiner tiefen Beschämung, dah ble meisten Gefangenen auf Veranlassung der europäischen ^lwucherer in Schuldhafl saften. D,eje X,'eute verstehen es ninnlich vortrefflich, durch Bestechung der Autoritäten die armen "elbauern ihrer letzten Habe zu berauben, und dazu ist die Schuldhaft ein wirlsames Ätittel, welches sie denn auch nach Herzenslust ausbeuten. Schon glaubte ich Ssussa verlassen zu inüssen, ohne meinen früheren Bemerkungen etwas Interessantes beifügen zu können, als ich.einen Herrn Pastoretti, östreichischen Viee-Consul, leimen lerltte, »velcher von der geistigen Verslimpfung der übrigen Europäer sich vortheilhaft dadurch linterschied, daß er sich vielfach mit dem Studium der Alterthümer, namentlich der loealen, bescbäftigt hatte. Ihm verdanke ich eine, wie ich glaube, richtige 'Ansicht über die ^age der Häfen des anlilen Hadrumot's, welche mir bei meinem ersten Aufenthalt nicht erreichbar war, da erst die neuesten Entdeckungen über Vieles in Bezug auf diese Häfen ^icht geworfen haben. Aus allen Berichten der antilen Autoren scheint nämlich hervorzugehen, daft Hadrumet zwei Häfen hatte, einen .Uothon oder, wie man cs jeht nennen würde, ein innres Hafenbajsin, etwa wie die Docks, und einen eigentlichen Hafen, letzterer ist noch ganz deutlich nachzuweisen, da die drei Steindamme, welche ihn umzingelten, zmn Theil noch vorhanden sind. Sie nmschliesien einen weiten Naum, der nun zur einen Hälfte eine Sanddüne, zur andern eine Untiefe ist. Der östliche dieser Steindämmc, derjenige, welcher vom jekigen Fort des Molo ausgeht, läßt sich ganz deutlich bis an's Tbor der Marine verfolgen, ging aber noch viel weiter, da man >m Hause des italienischen Consuls in der Stadt seine Neste entdeckt hat. Der westliche läßt sich jetzt wegen dcr angewachsenen Sanddünen zwar nicht so weit landeinwärts lraeiren, aber Rachgrabungen haben feine Existenz erwiesen und zwar in beträchtlicher Entfernung vom Meere. Der Hafen von Hadrumet nahm also einen großen Theil der sandigen Ebene am Strande ein, die sich im Laufe der Jahrhunderte gebildet hat, und zwar vcr muthlich eine/n Tbeil des alten arabischen 7>riedhofs, welcher dicht am Meere gelegen ist. Höchst wahrscheinlich war er 4? noch im Mittelallcr benutzbar, wie uns die in einem früheren Capitel eitirten Berichte ei Vatry's anlündigen. Jenes See-thor, von welchem der (Geograph von Cordoba spricht, lag gc-iviß an dem östlichen Ende des Canals, der von dem Meere nach dem Hasen führte. Dieser Eanal liegt zwar jeht trocken, aber die mittelalterliche Struetur seiner Quai's sowohl, wie sein Zweck eines Hafeneingangs, sind noch unfehlbar zu erkennen und zwar in dem Uon einer Vrücke übe»wölbten, von zwei Steindämmen bekränzten Werte, welches wir antreffen, wenn wir uns Uon den« Strande nach der Hafenbattcrie wenden. Ich glaube deßhalb auch nicht, daß, wie Varth vermuthet, die "Araber des Mittelalters den alten römischen Hlothon wiederherstellten, sondern das; sie lediglich den äußeren Hafen, denselben, der zur Zeit der Abfassung des Stadiasmos zerstört war ldenn diese Quelle giebt den Schiffern die Weisung, dasi in Hadrumel lein Hafen ex.islire) Von Neuem nutzbar zu wachen Wichten. Wann die Nutzbarkeit dieses Hafens verloren ging. wissen wir nicht genau, jedenfalls aber scheint im Ki. Jahrhundert sein Gebrauch noch möglich gewesen zu sein, da wan in den Archiven des Malteserordens aus der erwähnten Heil die Andeutung entnimmt, daß damals Ssussa noch einen Hafen besaß. Die Versandung dieses Hafens fand ohne Iweisel nur sehr allmahlig statt. Der große Flächenraum, Welchen der alte römische l»<»>'t>m einnahm, dürfte wohl niemals llanz den arabischen Seefahrern zugänglich gemacht worden !ein! im (Gegentheil war die steto überhandnehmende Macht bcr Dünenanhäufung an diesem Strand so groß, daß sie gewiß sclwn in der Periode der byzantinischen Herrschaft wenig-steno ein Drittheu' des römischen >!<>>-tim auogefüllt hatte. Wo aber lag der Kothon? denn. da uns Hirtius aus-brücklich berichtet, daß die Schiffe der Pompejaner fich bei Annäherung des Feindes „>u l<,tl»,,>«m" zurückzogen, so können wir hiebri umnöglich an den pm-tu» denken, denn wozu sonst 48 diese speeifieirende Bezeichnung? Der Haftn mochte auch schon deßwegen den Schiffen der poinpejanischen Partei vor einem feindlichen Angriff nicht die gelvüuschte Sicherheit bieten, da sein weiter und den, offenen Meere zugänglicher Rauin l demjelu^en Raume, welcher mit Sicherheit alc» ;um alteil röinischen l»>»t!^ gehörig angesehen werden tan«, w^devzuerlennen. Diese sandige Vertiefung wird nun von einen» modernen arabischen Fncdhof eingenommen, welcher mir als Dschabana ess Ssawa-liya, d. h. Fricdhof der Arinen, bezeichnet »rurde. Dieser Armenfriedhvf bildet in der That eine ziemlich tiefe Senkung delolhon voraussehen tonnen. Seine Nmgränzung bildel ein erhabenes Terrain von fesler, felsiger Beichasfenlieit, in welchem wir den ursprüngliche, ,velsen^ strand erlennen tonnen und alls de», die Er.isten,; zahlreicher Bauten durch das Vorhandensein recht gut gezeichneter Mosait-fuMden, deren ich in einen« ^elde nordN'estlich von besagtem Friedhof einige sechs sah, angedeutet wurde. Was nun endlich den Kanal betrifft, welcher ben^othon »»it dem >»<»>!«» in Verbindung 49 sehte, so ist seine Enstcnz durch die Nack'grabungcn, wclckie dcr abgesendete Hülfoarbeiler am napoleonischen Werte „Leben Basare,", .verr Deau, angestellt hat, außer allen Zweifel gestellt, Herr Deau fand in der That hier die Neste von zwei Quaidämmen, welche besagten ötanal umringten und deren Aweck völlig unbegreiflich wäre, wenn sie nicht zur Umrahmung ciner Seeslraße, die doch nur zum Kothon geführt haben kann, dienten, beider vermochte mir Herr Pastorctti nicht Mehr diese von dein französischen Archäologen blosgclegtcn Dammfundamente zu zeigen, da die überhandnehmenden Dünen !>e nach zwei ^abren wieder in ihrem Sand begraben hatten. >>err Paswretti glaubte auch in Ssussa die Reste der Grundmauer einer christlichen Basilita entdeckt zu haben, was nllerdingo nicht im (Geringsten aufsallen würde, da Adrumetum >m iixlch^r ")la>!len^forin e') in den Bi^thum^lislen erscheint) in ^er .Uirchengeschichte eine »richtige Rolle spielt. Schvn der Umstand, daß der h. Paulus auf einem Ädrumeter Echiff ^'me Ncise »nuh Äialta machte, besitzt beinahe eine lirchengc-schichtliche Bedeutung. Richt weniger alö acht Bischöfe von Adrumetum sind uns bekannt geworden, nämlich Polycarvus ^''^'), Imuxentiuö lfigurirt in der Christenverfolgung unter Dioeletian», Abundantiu^ <:i!l!>), der Marmuanist '^lorenliuö ''^'^^, Philologus (:^iUl und lil mit donatistischcm Gegen-b'schof Vietorinn^), Älureliuü <15»l). 7velir. ('N.!i noch zur ^eit des ^omils von K'l in der Verbannung, in welche 'hn (^iscrich geschickt hatte», und Primusiua ^>5i^). Auch ein ^"Neil wurde zu Hldlllnlelum abgehalten, in welchem den ^'lst!ul>,i verboten wurde, „auf Pfänder zu leihen"! <(5in ^Nenthiimlicher Lichtstreis auf die Sitten des Clcrns jener ^U) Knallen diesen Coneiloberichten erscheint der Alaine des ^^thuln^ unter versch«edenen ^ornien, bald al<« Adramytenus, ^ald als Adruuletanuo, '.'ldru>uetinus und zuletzt l5!N) als ^><:>« ^'!> !!,!!. l!!!,l <>,!!!,' 'l .! !,^linmnul'»li». 5« Mit lebhaftem Danle für die mir gemachten interessanten archäologischen Mittheilungen schied ich von dem östreichischen Viceconsul, um mich wieder meiner Wohnung im „Hause der Prügel" zuzuwenden. Dort war unterdessen ein namhafter Decorationüwechsel eingetreten. Die erste Person war nicht mehr der dicke Junge, noch anch der Schaych el beled, welcher, wie ich jetzt erst erfuhr, den seltsamen Namen Ssal)ydy Qä!.»'nysch führte, sondern der Qahiya und Chalyfa von Ssussa, Ssayydy Bu Batr, !rar angelommen, welcher diese Provinz für ihren nominellen Gouverneur, den Kriegsminister, mit l'einahe unlieschränlter Despotie verN'altet. ildgleich der Titel eine6 Qäyid von Ssussa also nur dem besagten Minister Mommt, so giebt doch Alles, Gros; und >Uein, dein Chalyfa diese ehrwürdige Bezeichnung, da der Minister, welcher nie Hieher lmmut, der zwar vielleicht l^iolt weift wie viel Geld auö seinem Stellvertreter herausschindet, ader in« iDrte seldst beinahe ,;lir Äiylhe geworden ist, sich den» nicht widersetzt oder anch wohl nichts davon weift. Hsayyby Vu Batr war eiue große Personage, welcher man nicht genug Ehre erweisen tonnte. Darum war auch der sä»nmtliche Troft von Hamba's, Ssvahiya und Mochassniya, angeführt vo»n Vajch Schauch, vom dicken '^uugen, voül l^veisemeister, el I.ladsch Ssultan, und einigen andern en etliche fimszig an der Zahl, a»t friihen Äiorgen hoch zu Ms, ausgebrochen, um ihn mit Pomp einzuholen. Dieser Pomp war denn auch nicht gering. Ganz Ssussa gerieth in Aufregung, al^ die wchlderitlene Echaar, in ihrer Mttle die ,chwersällige ^taat<>earosse de,j Würdenträgers, unter Musil und Geplänkel ihren Einzug hielt. Während der ersten Stunde nach seiner Anlunft hatte der Viee>Qäyid daö schioere Geschäft durchzumachen, sich die Hand von Gros; und itlein lnssen zu lassen, da Alles, waö nur im Entferntesten mit der Regierung zusammenhina., ge- 51 lommcn war, um ihm seine Huldigung darzubringen. Nachher machte er mir, der ich vermöge des Amr-Aey eine ausnahmsweise bevorzugte Stellung einnahm, seinen Besuch, welchen ich ihin bald zurückgab. Bei letzterer Gelegenheit zeigte sich dcr Chalyfa ein wenig allzu jelbslständig und schien sogar grg^n mich, dcr ich ihm doch vermöge des ^'lmr Vey imponiren wußte, seine ullabhängige Gemüthsart zur Geltung bringen zu ^'ollcu. Indcm er nämlich die gesetzwidrige Erpressung meiner Hnmbaö von 10(1 Piastern, welche sie aus dem Schaych el beled ^^n üer^Ia herausgeschunden haben sollten und worüber 'hm .^lage», zugegangen waren, erwähnte, schien er anzu-bcuten, als ob auch mich hicbri eine gewisse Verantwurllichleit, l^'im nicht gar eine schuld, treffe, während ich doch von dcr Ü"NM Sache laum eme Ahnung besah. Meine Rache dafür War rine ächt Nmisische. Ich lieh dem Vicc-Qayid nänilich, ^achdciit von der beschichte schon längst nicht mehr die Äedo ^uar, plötzlich sagen, baft ich ihn um eine Gefälligteit bäte, wodurch er zugleich dem Euhne des ersten Ministers sich an-^l'nehnl machen tonne. Dicsc Gefälligteit war aber eine solche, die ihln sehr unangenehm sein nnchte, dic nänilich, k'nigo eelUnelschtoere ^njchrislosteine an den Minislerssohn "^zuschicken. l>.'obei er natürlich dic kosten tragen muhte, was ^r aber nicht verweigern lonnte, da er sich sonst der Ungnade "^ allmächtigen ersten Ministers aufgesetzt haben würde. Dcr Vice-QlN)id drohte nebenbei, den Hambas übel ^ltzuspielen, wozu er jedoch nicht Gelegenheit besaß, da diesc ^dermänner bereits von nnr vorausgeschickt worden waren, "^e Langsamkeit ihrer Pferde nöthigte mich nämlich zu dein ""schlus^ sie jedesmal zwci Tagereisen machen zu lassen ^"lm-nd ich ihren zweitägigen Weg in einem Tage zurück« "lMi tonnte. So betam ich denl« in Ssnssa einen Ruhetag, wahrend welchem dio Hanwas einen tleinen Ort. Namens ^schema! «rcichen sotlten, um am folgenden Tage nnr lurzc 4' 52 Zeit vor mir selber in cl Dschem anzulangen. Auf diese Weise entging ich wenigstens ^n<>n Tag lang dem wenig erquicklichen Schauspiel ihrer beständigen Zänkereien und Erpressungen. Alc. ich am Morgen de^ <;. Februar eben in den Wagen steigen wollte, um meine Reise von Ssussa nach Ssfaqess übcr cl Dschem, unser heutiges Nachtquartier, fortzusetzen, machte mich der Diener de« Qayid noch auf einen „alten Stein" aufmertsam, der seiner Ansicht noch eine „.Natyba" ^Inschrift) enthielt. Eine Inschrift war es nun freilich nicht, aber nach dem gewöhnlichen arabischen Sprachgebrauch schieil der Aufdruck gerechtfertigt, denn die Araber pflegen jede Hautrelief' oder Äasreliefseulptur auf solche Weise zu bezeichnen. Eine derartige Seulptur wurde mir denn auch hier gezeigt und zwar auf dem Torso der Marmorstatue eine^ römischen Imperators die lnnstvolle Abbildung emeö königlichen, rcich mit Vcr-zieruugen überladenen Pan^erö mit darüberhängendem Palu-dameutum, wie ev die Xaiserslatuen zu führen pflegten. Seltsame beschick freilich, daft diese .^aiserstalue, einst vielleicht in einem Tempel Hadrumctum'ö göttlicher Verehrung go-weiht, nun alö bescheidene '^ant in dem arabischen ^onduq figurirt. Um 7 Uhr war Alles zur Abreise bereit. Heute wenigstens sollte unser ,vorttomme>i durch die ^angsamteit der Hambaö leine Verzögerung erleiden, da wir diese „flinlen Neiter" Piaster jähilich eindringt, so müßte den Dclbauern die Mahlung jener milden Steuer sehr leicht werden, besäßen sie nur die Vorausficht, das (Held bis zum Steuer-lage zu behalten. Da sie dieses ader meistens sinnlos verschwenden, so findet sic der Steuertag mittellos und sie fallen dann den schändlichen Wucherern in die .Manen, in deneu ihrer Viele leider so tief stecken, daß sie wohl ihr ^ebenlang nicht wieder herauslommen. 54 Auf einer von Olivenhainen bedeckten Hochebene dahin-fahrend, erreichten wir gegen halb acht Uhr das tleine, ganz aus Ttein gebaute Dorf Sawiyat Ssussa mit einer schönen weiften ituppelmoschee, cinen beliebten Wallfahrtsort der frommen Moslims von Tsussa, und bald nach acht Uhr, lurz ehe wir das in jeftiger Jahreszeit ziemlich wasserreiche Flüßchen Ued I.Ialnedan auf einer Furt passirten, einen Haufen höchst ansehnlicher antiler Trümmer, Mauern, Fundamente, eine Treppe, Theile uon (Gewölben, zum Theil noch erhalten, offenbar cine jener Villen, wie deren die reichen römischen Kornspeculanten in dein fruchtbaren Byzacium besaßen. Veim schönsten Wetter waren wir aus Ssussa ausgc« fahren und erfreuten uns eine Zeitlang des herrlichsten Sonnenglanzes, in welche»» Ebene »nd Meer wie ein unermeßlicher Spiegel strahlten. Doch bald schien es, als solle uns diese Freude geraubt werden, denn ein dichter Diebel begann sich gegen orsle»< d^>n Anblick darboten. Das Räthsel, wer die Bauern seien, dercn .Hand jene oben crwähnten dx'treideselder besäet hatten, solltc uns gegen zwei Uhr gelöst werden, als wir plötzlich auf ein außerordentlich zahlreiches Vrdmneulager sli<>s;cn. Tausend Zelte iihre Zahl wurdc nur annähernd so hoch angegclxn) von groben, aus Kameelhaar gearbeiteten Decken oder anch N'ohl von Häutm gebildet, lagen in einem Umtreis von einer viertel Meile bald näher, bald enger zusammen, Unheimliche sck'alals: artige Hunde umschlichen dic schwarzen Mapalia, ausserdem waren überall zerlumpte, Beduinen als Wachen um die Zelle aufgestellt, denen es an den« üblichen ^chuü, wie steinerne oder hölzerne Nmsriedigung oder Hecken von ^aeius, fehlte, welcl'e jedes einzelne Zelt in festen Beduinenlagern zu umgeben pflegen. Das hiesige war eben auch lein festes ^ager, sondern der diesjährige Sammelplatz eines ganzen Stammes und zwar desjenigen der Ssawassa, v>l!^> Ssuasst), welche ich vor 15» Iah' ren viel näher bei Qayrnän hatte eampiren sehen, die aber die Feindseligkeit anderer Stämme Hieher vertrieben halte. Der Zweck ihres Znsammentommens bildete die Ablieferung des jährlichen Tributs an die Negiernug, welchen einzuholen der (5halyfa «den ich in Ssussa gesehen und der diese Stadt an demselben Morgen wie ich verlassen halle» von Tunis stetommen war. Dieser Würdenträger, obgleich selbst Beduine, und sogar ein Mitglied dieses Stammes, schlen doch für einen 57 solchen sehr städtische Gewohnheiten zu besitzen. Co war cr zum Beispiel in einem bequemen, vierspännigen Neisewagen bei dein Lager seines Stammes angekommen, und dieses heterogene Ätöbel, welches ihn so eben abgesetzt hatte, hielt noch vor seinem Zelt und nahm sich in einein Beduinenlager höchst komisch aus. Sonst trug aber Alles im ^ager ein unverfälscht arabisches Aufsehen. Cchaaren leichlberittener Beduinen sprengten die langen Zeltesreihen auf und ab, ihre weilen, freilich nichl iülmer reinen Burnusse wehten im Vindc, wie lange flatternde Segel, und ihre Pferde, von ungeschwächter Kraft nnd nnvertümmerter blasse, wie man sie jetzt in Tunisien nur noch bei Beduinen findet, sprachen den elenden Schindmähren unserer Spahy's, den sogenannten Regierungs-ftferden, durch ihr säönes Aufsehen Hohn. Obgleich vom l>halyfa freundlichst eingeladen, in seinem Zelte Platz zu nehmen, mahnte mich doch die vorgeschrittene Stunde Mm schleunigen Aufbruch vom Orte dieses charakteristischen Schauspiele, da ich einen Theil der lostbaren, aber in dieser Jahreszeit so wrzen Tageszeit unl^i den herrlichen Nuinen des Ainphitheater^ von Thyodru» zubringen jrollte. Wir sehten also unsre ^ahrt dnrch die jetzt theils wieder angebaute Ebene fort. liegen :i Uhr ^iachnnttags sahen wir cinc imposante Vaumasse am Steppenhorizonte auftauchen, weitaus die unterworfene Landschaft beherrschend. ,^e lnehr wir uns ihr näherten, desto anmuthiger traten die araeiösen Formen ihrer Bogengänge, Halbsäulen und Pilaster hervor. Mir war e« eine liebe ^ugenderinnerung, der ich mich vor il> Jahren an diesem herrlichen .Nunstwerl einer längstverschwundenen Civilisation zum erstenmale erfreut hatte, eine liebe ^rinneruilg. doch nicht ohne traurigen Beigeschmack, denn je naher ich ihm lam, desto deutlicher traten auch die schändlichen Verheerungen hervor, welche in der besagten Frist da^ l'dle Bauwert getroffen hatten. Von den ursprünglichen 58 <)4 Arcaden eines jeden Stockwerks sollte ich leider jetzt nur noch 15 erhalten finden, und auch diese nicht mehr in allen drei Stockwerken, vom vierten, das nur mit Fenstern und Pilastcrn versehen und bedeutend niedriger als die andern war, gar nicht zu reden, denn was dieses, welches ich bei meiner ersten Reist- noch theilweise erhalten gefunden hatte, betrifft, so ist es jetzt beinahe gänzlich verschwunden und nur durch schwache Neste nachzuweisen. Die erste Zerstörung der ^a'.'ade dieses Prachtbaues (das Innere wnrde wahrscheinlich bneits durch die iitahena im 7ten Jahrhundert, als das Amphitheater dieser Berberlönigm zur Festung diente, verwüstet» ist belannUich, N'ie ich das in einem früheren Capitel erwähnte, von dcm im 17ten Jahrhundert regierende»« Bey Mohammed ausgegangen, lvelcher eine Bresche von der Breite von ü Äreaden schlagen lieft. Diese Zerstörung tritt jedoch nun M'ück gegen das ungleich größere Ver nichtungswerl der Nellzeit, welches beinahe die ganze eine Hälfte, diejenige, welche dein Dorf abgewendet ist, hinweggeräumt hat. 'Auf dieser Seite schcint die Zerstörung allinählig mit der äußern Bekleidung der Facade begonnen zu haben, dann zu der Mauer und später zu den hinter der Facade gelegenen Bogengängen und Bomitorien vorgeschritten zu sein. Auf diese Weise kommt es, das; jeltt noch eine andere ^ücke von der Breite von l«l Areaden auher der von Mohammed Ney herrührenden besteht. Zwischen diesen beiden ^üäcn be findet sich »mn derjenige Theil des Baues, auf dessen Äogen die von allen Reisenden nnd auch von mir in einem frühern Capitel erwähnten, ziemlich undeutlichen Figuren einer Frau und eines ^öwen im Hautrelief zu sehen sind, ganz isolirt. Änch dcr Aufgang ist nun grösitentheils zerstört und das Hmanllimmcn beinahe eine Nnmöglichleit, N'enigstens fiir einen mit dem Schwindel gestraften Mc,ychen, wie mich, so daft ich nicht vermochte, alle jene bereit«, von Shaw signalisirten liby- 59 schen Inschriften zn eopiren, welche sich auf deni äußern Manertheile des zweiten Stockwertes befinden und welche bei der großen Seltenheit epigraphischer Dentinäler in dieser Sprache (die nicht mit Punisch noch auch mit Numidisch zu verwechseln ist> einen hohen Werth besitzen. Dennoch vermochte ich eine libysche Inschrift, deren vettern besonders groß ausgeführt sind, ganz gut von nnten, am Fuß des Gebäudes stehend, zu eopireu, und eine zweite fand ich in der Nand eines mir zugänglichen Vomitorimns. Es ist mir übrigens unbelmmt, ob außer diesen zwei wirtlich noch andere libysche Inschriften hier existiren, gesehen habe ich selbst von Weitem tcinc lind weiß nicht, inwiefern die Angabe früherer Reisenden, welche von vielen sprechen, gerechtfertigt ist. Alle andern Inschriften, welche ich hier sah, sind arabisch und zwar viele davon mit der lusischen ^etternform. Diese stammen ohne Zweifel aus den crsten Jahrhunderten des Islams, wie uns die ^etternform belnndet, denn auH dem beschriebenen, das nur gewöhnliche Eigennamen, wie Mohammed, Sohn des Bu Batr u. s. w. enthält, läßt sich gar nichts bestimmen. Dio libyschen dagegen stammen ohne Zweifel aus der Zeit der Berbervrophetin und Königin .^ahena her, die mit ihren Kriegern in dieser ihrer Festung hauste. Da ihre Schrift ganz derjenigen gleicht, welche wir auf dem libysche» Theil der berühmten zweisprachigen Inschrift von Thugga sehen, so können wir daraus den wichtigen Schluß ableiten, daß die libysche Schriftsprache in diesem nordlichen Theil von Afrika bis zur Invasion dcs Islams noch gebräuchlich war-, mit welcher sie bekanntlich für ganz verschwinden und nur von den Tua-regas der tiefsten Wüste in ihren epigraphischen Denlmälern (nicht jcdoch in ihrer gewöhnlichen Schrift) beibehalten wer den sollte. Bei der genaueren Besichtigung des architettonissben Schmuckes dieser sich dem edelsten Styl nähernden Baute fiel 60 mir auf, dasi die Säulrnordnung der Halbcolonnen bis jetzt noch von keinem Reisenden richtig aufgefaßt irorden ist. Unbegreiflich ist namentlich dcr Irrthum, welchen der sonst bei-nahe unfehlbare Varth hier begeht, U'enn er sagt, das; die drei Stockwerte, wie diejenigen des Colofseums in Rom, in dm drei Eäillenordnungen, d"s erste dorisch, da<< zwcitc jonisch und das dritte korinthisch stylgcrccht gchaltcn scicn. I^aci ihn zu di<'som sonst uncillärlichcn Irrthum führen konntc, ist virllcicht dil' ^lw^ s^hr au'>,zcsproch<'uc ,vor>u dcr Voluten der kapitaler des mittlercn Stockwerks, welche em Kurzsichtiger von untcu allenslül<< fiir jouisch ansehen tonnte. Wer aoer ftute Au^en hat, dem wird der gemischte Styl dieser kapitaler nicht entgehen, denn der dem korinthischen entlehnte Theil derselben ist volllommen deutlich. Das erste und das obere Stockwerk dagegen scheinen mir nicht im gemischten, sondern im lorinthischen Styl gehallen, doch ist eö möglich, dasi auch sie denen dec« zweiten Stockwerts glichen und daß nur die Voluten der kapitaler zerstört wordcn sind, so dasi jetzt der dem korinthischen Styl entlehnte Theil allein übrig geblieben ist. Was die Übrige Beschreibung dieses interessanten Drnk-nmls des Alterthums betrifft, so tann ich mich hier begnügen, den ^eser auf meine Schilderung desselben zur ,^eit meines ersten Besuches (Cap. 13, S. !><> f.) zu verweisen. Durch den Amr Bey nnd seine Schrecken begünstigt, fand ich in ei Dschem ein leidliches Unterkommen, das heisit immerhin noch ein recht schlechtes, aber doch das beste, welches der Ort aufbringen tonnte. Auch die Mahlzeit war nach arabischen Begriffen recht gut, nach unseren allerdings voll lommen ungemchbar, da nmn sie so satanisch gepfeffert hatte, daft ein einziger Mundvoll mir schon stechende Gaumen und Nachenschmerzen für den gauzen Abend bereilele und selbst mein arabilcher Diener seinem doch sehr abgehärteten (^au men sie nicht zumuthen lonnte. Die Hambas, welche wir 61 hier wieder trafen, setzten auch in el Dschcm ihre Laufbahn des steten Streito und ^anw und der nicht geringen b)ewalt-thätigteiten weiter fort. Die ganze Bevölkerung des Orts schien für sic nur aus Stlaven zu bestehen, welche ihnen unlerthänige Dienste leisten mußten. Heltsam frappirte es mich, zu sehen, wie der ältere Hainba, dcr Wortführer dcr U'ildcn flotte, cincn schr anständig und ehrwürdig aussehenden Bewohner von el Dschem zwang, ihm dic Stiefeln auszuziehen. Einlual risi mir jedoch die Geduld aus, als ich nämlich sehen muhte, wie derselbe alte Bursche einen armen Arader, welcher außer einem guten Burnuss nur noch ein Hemd besaft, ersteren wegnadm, um ihn sich anzueignen. Ich fürchte übrigens sehr, das; die von mir erzwungene Herausgabe seines Eigenthums dem armen Teufel wenig genutzt hat, denn in diescm ^ande ist der Schützling verloren, sowie der Beschützer den Mäen dreht, und es geht iym daim oft viel schlimmer, al« wenn sich gar Niemand seiner angenommen hätte. Die Dürftigteit der ,^eute von el Dschem ist von allen früheren Reisenden geschildert worden. Diese armen.Hütten-bewohner besitzen in der That teinc andere Ernährungsquelle, als einen spärlichen !>Ibau, welcher selbst in diese», Jahre, das doch allen andern (legenden Tunisiens einen für die zweijährige Mchärndtc entschädigenden Ueberfluft brachte, fast nichts abwarf. Die klagen über Misiwachs, Negenmangel, Heuschrecken und b)olt weifl was für andere Landplagen, scheinen übrigens hier zu Ort gewissermaßen traditionell zu sein, denn schon al^ Varth im ,'^ahre >xl»! hier war, sprach man ihm von einem neunjährigen Regenmangel und mir Wollte man gar das Märchen einer zwölfjährigen Trockenheit aufbinden. Die ^eule scheinen übrigens aus olonomischen (^rün den genöthigt, zu solchen Erfindungen ihre Zuflucht zu nehmen, da sie ohne das Unglück einer permanenlen Mchärndle wie andere lor» »md ölreiche legenden besteuert werden würden 62 und ihnen die mangelhafte Vodcncultur doch selbst in guten Jahren nicht genug liefert, um solche Steuern ertragen zu können. Noch hüllte sich die imposante Masse des Amphitheaters in nebelhaftem Halbdunlei, al^ wir am Morgen deö 7. Februar Von el Dfchem aufbrachen. Die Spahy'^, welche viel langsamer vorlvärls lonntcu, warm schon um !> Ilhr MoM»6 auf^cdroch^n, unl jcdoch noch spater al<» wir iül ^iachlquarticr anzuIa«Mn, cin Uiitstand, u^'lchrr nnch jcqlichcn Nlitzcns beraubt^ dcn ich allenfalls au>^ ihncn hättl' zichcn lonncn. Ick) möchte dchhalb Icdcrmann, dcr Hambas odcr Spahys dci sich hat, rathen, nicht zu WaaM zu rciscn. Gcgm halb acht Uhr nahm dic Slcppc. N'clchc bald hintcr cl Dschem wieder begonnen hatte, einen weniger öden Cyaralter an, iudeln sie sich nun von zahlreichen duschen und Sträuchern bewachsen zeigte, worunter Arbutus und Lentiöcu^ am M'islen vertreten lvaren. (^egen Äiitta^ hielten wir an einer Pfiche voll Hlegenwasser, N'elche der dieser Gegend kundige Malteser zum Haltpunlte erwählte, weil er nur dort seine Pferde tränlen tonnte, indem weit und breit lein Brunnen zu sehen war und selbst der lurz vorher passirte Vyr Schaba nur brackiges Wasser enthielt. Während loir hier lagerten, hatten wir da« schöne Schauspiel der Wanderung einev Veduinenstamme«, der sein Lager wechselte. Zahlreiche Schasheerden, der Hieichthum dieser Stämme, wurden von malerisch zerlumpten Beduinen uomus-getrieben. Dann folgten hoch zn >lameel die grauen der angesehenen keilte de<< Slamule<>, lvahrend die armen zu ^uß giugen. Unter lebleren befanden sich auch viele Regerinnen, in bunte lÄewaude gelleidet, ihre wolligen Vöckchen luusllich frisirt aus die Stirn niederhäugend. Dann tan, hoch zu 3toß dcr Schaych, umgeben von seinen Söhnen, einigen bartlosen Jünglingen, denen die wallende weiße Tracht etwas 63 Weibisches verlieh, das dadurch noch vermehrt wurde, daß sie, wie fast alle jungen Beduinen oft bis zum Älter von Al, Jahren, Ohrringe trugen. Zuletzt folgten diejenigen Kameele, welche die Häuser dieser Nomaden, d. h, die Zeltestücher und Zeltesslangen, trugen, auf >d,e man das Kochgeschirr obenaufgethan hatte. So erwünscht jedoch nur das charakteristische Schauspiel war, welches mir hier geboten wurde, so unangenehm war es meinem treuen Diener, der stets mit Gewissenhaftigkeit auf mein Hab und Gut wachte und sich für jeden Verlust, welchen dasselbe erleiden tonnte, verantwortlich hielt. Einem solchen Verlust war es aber in dlesem Augenblick mehr als je ausgesetzt, denn diese Beduinen, welche über Mein und Dein höchst eigenthümliche, dem Wüsten- und Näuberleben entlehnte Begriffe hegen, sammelten sich ring« um uns und starrten uns uut slummer Neugierde an, ja, tamen uns so nahe, das; Issma'yl seinen Burnus und meine Flinte, die ihnen nahe waren, aus ihren blauen retten mußte. Namentlich mcinc Kantinen, zwei tlcinc cismbcschlagcne Holzlosfer, welche cine ausfallende Aehnlichteit mit (^eldschräntcn besaßen, lockten ihre interessirte Hieugierde an. Sie tauschten, mir ganz hörbar, Bemerlungen über den muthmaßlichen Anhalt derselben aus, welcher nach ihrer Anficht in lauter Goldstücken oesland. Dieser vermeintliche güldene Segen übte auf sie eine solche Anzu'huug«lviist miv>, das; sie sich bald uns lmmer mehr naher-Uu und zuletzt wir cm dichter Knäuel umgaben. Da es jetzt unmöglich wurde, unsre vabseligleilen aus ihren .NIauen zu retten ohne jenes wuliam>le ^lnschüchlerungsmillel, das; wir zu unsern bewehren griffen, so versuchten wir dieses und der Effect des bloßen Vorzeigens der guten europäischen Waffen auf diese nur nut schlechten ^euelsteinschlössern bewehrten Nalurlinder bewährte sich auch dieseomal, wie gewöhnlich, so trefflich, das; wir im Äugenblick aller Sorge um unser C'igen» 64 thum enthoben N'aren und die ganze Nande wie cine Schaar aufgescheuchter Vögclll'in au^einanderstiebeu sahe«. Dieses Nanderlagcr gehörte, wie ich erst nachher erfuhr (denn wir hielten es für geratheu, uns nut dm Biedermännern nicht dm ^^onnen der Conversation hinzugeben», zu dem Stamme der Methälyt, welcher die ganze (^cgmd nördlich und westlich vox Ssfäqcss nolii^disch ,;u durchstreife pflc^t. Zwci Stunden später hatten wir ein andrem H^egesinisi, welches mit diesem in eine», gewissen Zusammenhange stand. ^li>ir sahen nämlich plötzlich drei viclbcwchrte, abcr doch eigentlich schlechlbew^sfnele Gleiter auf guten arabischen Stuteu !i 'Aufsehen boten. Der eine derselben War ein älterer Mann nut l'rslaunlich häßlichen (^sichl<' zügeu, Ä^angeu uud ')lase von tiesen Pockennarben zerfrcsjm, die Nase, zudem noch so mertwürdig stumpf, daft sic ehcr ciner Hundenase glich, aus;erde»l da^> Besicht beinahe bartlos, doch der A»«^druck der tyicrischen klugen und die 'ü^ildheit des ganzen Antlih^ genügte» auch bei mangelnder Mähne, den dafür Empfänglichen dcn nöthigen Hchrecken einzujagen, ^u diesen (5>npfäuglichen gehörten wir jedoch nicht, denn die verrosteten alteu ^'wehre und Ä^ayonnetle der Näuberschaar iraren leineoivegs geeignet, un» Nespeel einyiflößeu, Der ältesle der Drei versuchte zwar mit meinem Diener ein ^>^jp»äch any, tnüpfen, da derselbe aber unl der besten Antwort, dic ,„an pichen beuten geben lann, d.h, mit Stillschweigen, antwortete, so zogen sie, nachdem sie sich vorher von dem gute»» Zustand unsrer Waffen überzeugt hatten, ihres Wegc« weiter. Diese ^eute gehörten nicht zu dem Stamme der Methäl,,t, sondern zu dem cinc Tagereise südlich von Sjfaqess campirenden Stamm der Vänu Sayd, vul^o "^eni Svd. welcher sich augenblicklich im .Nrieg >nit den l.lainäma befand uud dao Kleeblatt an die nördlichen Stämme der Mcthalyt »nd Ssuassy abgesandt hallc, »on duse zur Hülfe 65 gegen ihre Feinde anzurufen. Dergleichen Stammcsfchden läßt die Negierung geduldig sich bethätigen, ja sie scheint sie, nach dem Grundsat) „»llvl«!^ ot import", sogar gern zu sehen, denn die Eintracht der Stämme pflegt in diesem Lande immer der Negierung nachthcilig zu sein, da sie sich selten zu andcrm Zweck als zur Revolte verbinden. Gegen ''> Uhr erreichten wir die Gärten von Ssfaqcss, welche einen weiten Gürtel von der Breite wenigstens einer deutschen Meile um diese Stadt bilden. In diesen reichen Gärten ist die Olive nicht mehr ausschließlich, wie im Ssal.nl von l^sussa, und die Paline noch nicht, wie in Qabiss und ^eraenna, der vorherrschende Bmim. Vielmehr zeigt sich hier neben diesen beiden nützlichen Pflanzen ein Ueberfluß an an« dern Fruchtbäumen: Mandeln, Feigen, Aprilosen, Weintrauben, Pfirsichen. Pistaeien werden in Menge hier gczogen. Jeder Garten wird von Opuntiahecken abgegränzt und aus seiner Mitle erhebt sich ein thurmarlia.es, terr^ssengelrönles Landhaus neben dem niemals fehlenden Brunnen, dessen Wasser diesen dem Sand abgewonnenen Pflanzungen Dasein und Leben verleiht, obgleich es seines brackigen Geschmacks wegen den Menschen nicht genießbar ist, welche in der ganzen Umgegend, wie in der Stadt selbst, auf Eislernenwasser angewiesen sind. Alle diese Gärten werden mit groftein Fleiße unterhalten, wie ^nn überhaupt 'Albeilsamleit die Bürger von Ssfaqess vor allen ander» Bewohner» Tunisiens vorlheilhaft aufzeichnet. Diese wackeren ^eute bringen gewöhnlich den Morgen, oft dcn ganzen Tag auf ihren Landgüter» mit der Pflege ihrer Gärten bejchäfügl zu und ziehen dann in lleine» oder größeren Schaaren nach der Stadt. Etwa eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang waren wir in der nächste» Mhe derselben angelangt und begegneten nun jeden Äugenblick dichten Gruppen von Menschen, die von d"» Gärten heun^oge», meist nur aus Frauen und Kindern 6« bestehend, welche den Abend auf ihren Landgütern erwartet hatten, während die Älänner, die in der Stadt ihrer Gc-schäfte warten inußten, meist schon uni Mittag dahin zurückgekehrt waren. Die grauen, in lange weifte WoUentücher gehüllt, die dicht übers Besicht gezogeil waren, und die >wal,>cn in ihvcn dunlin, dic Älädchen in ihrcn zweifarbigen vurz vur der Stadt hörte allc Vegetation auf, denn auch Ssfaqcsj wird ähiüich N'ie Ssussa durch einen Gürtel lahler Flächen von seinen karten gelrennt. Die Stadt bietet sich recht mittelalterlich dar. ,7chn' massiven Mauern find von Zinnen gelrönt, nehmen sich jedoch ungleich festungöi artiger und lriegerischer auö, al^ die geschniegelten, gelünslellen, we^siangejlrichnen ^iauern von Ssussa mit ihren Nischen auf den innern Seiten, ihren geglätteten Wänden and ihren wie Hvmde>ipiclzeua. gekünstelten Zinnen. Ssf^qess e»scheint wie eine Festung auv dein rohen, aber männlichen Mittelaller, Ssussa w,e em gothisches SpielN'erk moderner Kunstlied haberei. Durch da^ nördliche der beiden Thore, welche die mos-limischc Stadt besitzt, hielt ich meinen Einzug in dieselbe. Aber damit war mir wenig gedient, daft ich mich nun mitten in dcr Stadt befand, in welcher ich vermöge de« Amr '^ey mein Absteigequartier nehmen sollte, denn die Spahy'^, unsre lang samcn Begleiter, welche besagten Amr nicht aus der Hand hatten geben wollen, zeigten sich nirgends. So blieb nichts übrig, als im ^age» die Antunst dieser Herren zu erwarten, ein Wartestündchen, während welchem ich dcr vollen Neugierde der moslnimchen fugend ausgesetzt war, die den Wagen i» 67 stummer Verwunderung uinstand, denn in Ssftqess ist ein Wagen noch eine große Seltenheit und in's moslimische Quartier gar verliert sich so gut N'ie niemals einer. Endlich lamen die tapfern Neiter, um von ,nir erst tüchtig ausgescholten nnd dann zum Qäyid nnd von diesem zum (^halyfa geschickt zn werden, welche beide ^Würdenträger dcnn (Nich glücklich cin Quarticv fiir i»ich cvmittcltcn und in Stand sclücn. Dcr Qayid war cin^ zn groftc Pcrsonag^ »nn mich selbst zu empfangen, auch befand cr sich nicht in dcr Etadt selbst, sondern ans seinein übrissen^ sehr nahe gelegenen ^andgnte. Dagegen leistete sein Stellvertreter, der ^halyfa, in Höflichkeit sehr Viel und nebenbei auch in reelleren Dingen, denn bald sah ich wich leidlich comfortabel eingerichtet nnd erhielt ein so massenhaftes Souper, daß vierzig Personen sich daran satt essen konnten. Aber auf diese Weise zeigt sich immer die offieiellc Gastfreundschaft in »u'^linnschen Bändern. Sic ist mit einer Verschwendung verbunden, welche den Bewohnern nnertrag-licl'e Vaslen auferlegt, Am nächsten Morgen empfing ich Besuche von fünf oder sechs Europäern, an die ich nicht einmal Empfehlungsbriefe besasi: aber so grosi ist in diesen abgelegenen Orten das Zusammenhalten der linder der Civilisation, so selien nebenbei in Ssfaqess die Anlnnft eine«! gebildeten Neisenden, daß bicse Herren sich ein Vergnügen daraus machten, mir ihre Dienste anzubielcn. Liese Tiensle waren freilich meist solcher Natur, das; sie mir, der ich hauptsächlich in dieser ächt-orientalischen Stadl das mMimische ^eben studiren wollte, wenig Mtzen in Aufsicht stellten. Sie beschränkten sich nämlich darauf, mir das europäische Viertel, welches allein diesen Herren interessant erschien, und dessen Bewohner zn zeigen, sowie mich mit den Honoratioren Unter ihnen bekannt zu machen. Um ihnen jedoch nichts abzuschlagen, lieh ich mich von diesen gefälligen Leulcn im europäischen und jüdischen Viertcl oder vielmehr der abgc^ schlossenen Stadt dieser ^beiden Bcvölternngselemeute hernlu-führen. Diese kleine Stadt ist regelmäßig, etwa wie cm italienisches Hafenstädtchen gebaut, nut niederen Häusern und breiten, aber zieinlich schnillNigen ^traszen, Die Bevöllcrung War seit meiner letzten Änioesenheit auf etwa 2UW Scclen angek'achsen, N'ov0l» die Christen zwei fünftel auslnachlen. Letztere besitzen eine ziemlich Hwße und niedlich gebaute Kirche, die nur als Mcrtwürdistteit auch gezeigt wurde, deren Innres mich aber wenig entzückte, denn es war mit bunten Tafteten aufgedeckt, mit Tüchern in den schreiendsten Farben behängen und mit Altären voll des absurdesten Rococoschnitz-wcvls, das man wahrscheinlich aus einem Trödelmarlt Italiens gekauft hatte, geschmückt. Än den Wänden hingen abscheulich illuminirte Lithographien von Heiligeubilderu', lurz da>> ^ianze glich einer recht gcschmackloien. moderneil tt>illenischen Dvrf« lirche. Unter den Bewohnern de^ europäischen Viertels giebt es zeht nicht weniger al<> m'un sogeuaxnle ^ou>ulu, Veute, die hier eine grosie Atolle ipieleu, die aber in der That nichte sind, als recht untergeordnete eon>ulari>che Ägeuten, unter deueu sich lein einziger sogenaunler diploiilalischer. noch auch cin bezahlter Konsul besiudet. Es sind eben Kaufleute, die sich, um ihrer Eilelleit zu schmeicheln und außerdem allerhand andere materiellere Aortheile zu gemchen, diesen Tllel durch Verbindungen und Intriguen verschafft haben. Unter ihne» befindet sich auch ein Consul von Mmaeo. Der andere l^rosz, staat, die Republit ^an Marino, N'ar gegenwärtig ohne Vertreter, doch gab ec> uichi ireniger als zehn Aspiranle» nach diesen, pompösen Coniulal, dle sich gegenseitig in den Haaren lageu und elnaoder nach Hcrzenolusl blichinlpjten und schlecht «nachleil. ^e jedoch nicht Alles Gold ist, was glänzt, so sind auch unter diesen jogenamUcn Europäern rnele, U'elche 69 wit Europa nichts gemein haben, sondern europäisch gekleidete, leidlich italienisch radebrechende, aber aller europäischen Bildung entbehrende tumscr Juden, die sich der Protection irgend einer europäischen Macht und sei e« selbst des Fürstenthums Monaeo theilhaftig zu machen wußten und dadurch alle jene exorbitanten Privilegien genießen, welche den Europäern in diesem Lande eine, so ausnahmsweise vortheilhafte Stellung sichern. Am Tage nach meiner Anlunft in Ssstiqess halte diese sämmtliche europäische Bevöllerung grade der Earnevalsrausch ergriffen, indem die Malteser, welche den größten Theil der hiesigen franken bilden, mit ängstlicher (^ewissenhasligleit an nllen Traditionen der lalholischen Bänder festhalten. Um nun den Carneoal würdig zu begehen, hatten vielc derselben flir gut gefunden, sich als Araber anzuziehen und somit den Moslims zu zeigen, wie herzlich ungeschickt und lintisch sie sich in diesem Coslüm ausnahmen. Einige zwanzig durch dieses Costüm entstellte junge Kaufleute hatten sich Pferde gemiethet, mit denen sie eine arabischePhanlasia auszuführen beabsichtigten, aber nur ein höchst klägliches Schauspiel zu Stande brachten. Ich sah diese tapferen Ritter in einem imvrovisirten Eircus am Meere, wo sie die Schwenlungen und Neilertiinsle der Araber in seltsamer Earrieatur m Seene zu setzen ».'ersuchten, eine Vorstellung, welche jedoch dadurch ein trauriges Ende Nahm, daß der ^hef der Bande Plöhlich vom Pferde stürzte, ein Manöver, welches zwei andere so nachahmungowerth fanden, daß sie bcßgleichen thaten. Negermusit, Fraucngeheul begleitete dieses fränlisch afrilanisä)e Tohu wa Vohu, welches erst mit dem Tage endete. Interessanter war mir die mo^limische Stadt, weniger ihrer Gebäude wegen, »relche zwar mitunter recht stattlich und ansehnlich sind und unter denen sich die höchst stattliche zinnen-gclwnte, thurmumgedene Qa<.ba, loelche genau das Bild einer wohlerhaltenen mittelalterlichen Burg giebt, sowie die mir 70 leider unnahbare große Moschee befindet, deren Innres einige sechzig antike Säulen enthält, welche ich durch die offene Thür im Vorübergehen verstohlen erblicken konnte, als um ihrer Bewohner willen. Es ist ein eigenthümliches Völkchen, diese Ssf.iqssiy.i. Mitten in der geistigen und ökonomischen Stagnation der moslimischcn Welt, wenigstens derjenigen des Maghreb^, haben sie allein eine gewisse Nührigleit bewahrt, welche sich alle»« in ihrem Vereich liegenden Industriezweigen mit gleicher Vorliebe zuwendet, und das ist um so bedeutungsvoller, als grade diese Bürger vielleicht in ganz Tunisien die strengsten Moslims sind. In (Miqess besuchen sogar die Kinder schon die Moscheen; nirgends sind lehtere überhaupt gefüllter als hier-, an Qoranschulen herrscht Ueberflusi und die Zahl der Heiligengräber ist Legion. Celbst die Frauen, für die anderswo das Beten ziemlich gleichgültig gefunden Wird, sollen hier ihre religiösen Pflichten mit Gewissenhaftigkeit erfüllen. Der der Civilisation feindliche Einfluß, den man dem Islam zuschreibt, zeigt sich hier also „icht in dem Verfall der Cultur, nur allenfalls in l'mem ^'wissen Fanatismus, dessen man die Ssf.iqssiy^ beschuldigt. Ihre Zahl soll N), jeht nicht übersteigen und dennoch unterhält eine so schwache Bürgerschaft mit ihrer eignen Hände Arbeit in gutem Zustande Pflanzungen von der Ausdehnung des Ss^inls von Tunis, ja sie fügt den schon bestehenden fast alljährlich neue hinzu, die sie mit Mühe dem Sandboden abgewonnen hat. Zugleich Vandbebauer und städtischen Gewerben ergeben, üben fast alle Tss^ssiy,, aus'.er ihrer landlnben Beschäftigung noch irgend ein Haudwerl oder beuten einen Handelszweig aus. Eine andere Eigenthümlichkeit, welche diese Bürgerschaft Von allen andern des Orients unterscheidet, und die etwas an unsre mittelallerlichen Reichsstädte erinnert, ist ihre Aus' schlichlichleit g^-gen alle fremden (5'lemcnte. Ein fremder Moslim laim in Ssfaqcss auf leinen blühenden Zweig lom 7t men, ja er wird sich in dieser Stadt bald so isolirt finden, da die Ssf^qssiyä sich von allen Fremden mißtrauisch zurück' ziehen, daft cr gewis; nicht lange in der exclusivcn Stadt bleiben mass. (5hristen und Juden wohnen zwar hier, aber lein einziger von ihnen in der eigentlichen Stadt, sondern alle. in dem Ätabat, dem abgeschlossenen Franlenvierlel, das die Ssfäqssiyä wie einen fremden Ort ansehen und in dem nie einer von ihnen übernachtet. In andern Städten de« Maghrebs sind gewisse Industriezweige und Handwerke fast ausschließlich in Händen von fremden Moölimö. In Ssftqess dagegen findet nicht« dergleichen ^talt. Selbst die Vadetnechte, die von Tripolis bis Marollo überall dem Saharaslamme der Vcni Msab angehören, sind hier Ssfäqssiyä. Auch sehr viele von denjenigen Geschäften, welche sich anderswo in Händen der Juden und Christen befinden, werden von den hiesigen Moü-. lims betrieben, denn die Bewohner der Europäerstadt dienen nur alö Vermittler zwischen Ssfaqess und den europäischen Märlten. Sclbst im Costüm unterscheidet sich dieses Völkchen von den Vewohnern der übrigen Städte Tunisiens. Die SssaMyä lann ulan auf den ersten Blict an ihrer eigenthümlichen Art, den Turban zu winden, erkennen, welchen sie nicht in viele lleine Wulste geschlungen tragen, wie die Tuniser, sondern in ciner »der zwei bauschigen Windungen, die viel weiter vom Haupte abstehe», als der übliche Turban, Die beduinische Tracht verabscheuen sie', als friedliche Kaufleute ziehen sie die Dschobba, welche so recht da« Kostüm de« mmirischen Vürgers ist, jeder andern .Meidung vor. Eigenthümlich Primitiver Holzsandalen l.^abtab) bedienen sich dir Frauen. Dieselben bestehen wie die der Tunisennnen nur aus einer hölzernen Sohle, werden jedoch nicht wie diese vermittelst eineo Niemen«, der über den Fus, geht, festgehalten, sondern durch ein tleines Holzzäpfchen, das zwischen der großen Zehe und der nächsten 72 in die Höhe ragt und welches die Frauen zwischen diesen beiden Zehen festhalten, der einzige AnhaltspunttIdieser seltsamen Fuftbelleidung, mit welcher, wie die Ssfäqssiyä sagen, Remand zu gehen verniag, als ihn' an diese Fusigymnaslil geloöhnten Fraucn. Dcr Großhandel mit dem Ainncnlande, welcher in mos-limischen ^änd^rn meist Karan'ancnhandci ist, dcsindel sich in cinem groftcn Theil Tunisiens fast au^schlicftlich in dcn Händm der Sffaqssiya. Sie führen die Datteln aus dem Veled el Dschcryd, die H^olle llnd Häute aus den Gedielen der ^lmttadenstamme, die ,val>rilale auo den übrigen Städten dcr Regentschaft hierher zum Einschiffen nach Europa odcr den» Orient. Außerdem liefert die Landschaft um Ssfäqess selbst mancherlei .handclMrtilel wie Feigen, Oel. Ül^sinen, Mandeln u. s. w. Auch das Meer bietet hier einen sehr gesuchten Artikel des Exporlö, nämlich Schwämme, mit deren Fischerei sich auch wieder ein Theil der SssaMy^ beschäftigt. Leider hat jedoch der Handel nach dem Ausland in den lebten fahren einen schweren Schlag erlitten, in Folge dessen er jetzt fast ganz daniederliegt und zwar durch die Ausführung des wahrhaft wahusiumgen Systems der ^esteuenmg der A»«i-fuhr, welches die Regierung eingeführt hat. Diese Besteuerung, weit entfernt bei allen Arlileln gleich zu sein, wechselt, einer unerllarlichen offieiellen ^aune oder v«el»«ehr Verblendung zu Folge, zwischen der geringen Quote von drei bis zu der ungeheuren uon l!^> Proeent. Am Schwersten werden hiervon die Datteln und die Wolle getroffen, Was erstere betrifft, so verlangt heutigen Tags die Regierung für eine Quantität Datteln, deren Preis etwa IN Piaster nach Ssfäqess geliefert beträgt, eine Aussuhrsteuer von nicht weniger als ^> Piaster, also I5.l> Proeeitt des Werthes. Deig ist hier, wenn auch nur durch wenige Aäden, vertreten. Ich sah sogar einen arabischen Uhrmacher und einen Händler mit Medicamenlm, Salben und Pomaden, 74 in seltsamen winzig tleinen Vüchschen enthalten, zwei in mos-limischen Bändern höchst heterogene Erscheinungen. Der gemeimuchige Siml der Ssf^iassiya giebt sich durch einc Anzahl nützlicher öffentlicher Anstalten zu erlennen, »reiche der Wohlthätigleit dieser Bürger ihr Dasein verdauten. Hiezu gehören vor alleu Dingen die Stiftungen, welche dieser an trinkbarem Brunnenwasser Mangel leidenden Stadt einen steten Vorrath des lösllichen Getränkes sichern. Außerhalb der Stadt befindet sich ein ganzes System von Cisternen, deren größte den bezeichnenden Namen en Na«.rnia »tleiin'ren und etwa«, größeren Schiffen mit lateini schen Segeln), ^lilistils ltleinen Schiffen mit gradcn Segeln) und auch einige europäische Schooner und Bluter hielten hier. i5 Am Landungsplatz, lvelcher der hier sehr start auftretenden Ebbe und Fluth seine Reinlichkeit verdankt, lernte ich dcn tunisischen Viecadmiral und Commandanten dcr Flotte kennen, cinen geläufig italienisch sprechenden, noch auffallend jungen Mann, der auch europälscher Abtunft, aber als Moolim erzogen sein soll. Schon vorher hatte ich in seinem Palast in ber Stadt, den er jedoch nur bei Tage besucht, während er die Nacht auf dem ^ande zubringt, den Qayid voa Ssfaqess, Ssy llassllna ei Dscheluly besucht. Der Qayid war europäisch sseNeidet und sah trotz dieser mwortheilhasten Tracht recht würdevoll aus. Er überbot sich in ,neundllchleiten, versprach mir seinen Waa.cn zu schicken, um Ausflüge nach einigen in der Nähe gelegenen Ruinen zu inachen, bot mir alle Herrlichleiten dcr Stadt Ssfaqrss an, lurv er entsprach so volllommen den Grundsätzen der grostariigen und fürstlichen b)aslfreundschaft, welche den Trägern de« Amr-Äcy zu Theil wird, daß ich wie beschämt davon ward, wenn ich diese (Gastfreundschaft mit unserer europäischen, wenn man überhaupt von einer solchen reden kann, verglich. Von dem gütigen Anerbieten des Qayid, mir seinen Wagen zu Älnöflügen in dcr Umgegend zu leihen, machte ich gleich an» folgenden Tage Gebrauch, um die bei l.lanschyr Hnschylla, etwa !i Meilen von Ssf,iqess gelegenen Minen zu besuchen. Die ersten zwei Stunden führten uns durch die anmuthige l^arlenregion dieser bevorzugten Stadt, dann nahm uns eine an'ö Meer gränzende Einöde auf, auc> welcher spärliche Steppengräser aufragten, dereu wenig anlockendes d)rim gleichwohl emer Schaar blolender Hämmer zur Weide diente. Nach drei Stunden von Ssfaqefs aus erreichten wir einen kleinen arabischen Marabul, Ssayyoy Maqluf genannt, in dessen Nähe die Spuren einer Römerstadt sich deutlich anlün-digen. Hast das einzige, was jetzt noch von ihr steht, ist die Nuine einer christlichen Vasilita, welche im Mittelalter in 76 cine Mosch« verwandelt worden war, wic der kleine aus antiken ^lesten gebaute Äiihrab in ihr verkündigt. Das Uebrige scheint jedoch wirtlich antiter Bauart zu sein, und zwar eine fünfschiffige Basilika abbildet zu haben, dcren in 4 Reihen aufgestellte Säulen noch vorhanden sind. Diese Säulen von schönem weißen Marmor werden von Capitälern gelrönt, n'elche der späNömischen ,^unstep^che angehören l>nd außer den Aeanthusolältern der lornUhlichen Ordnung auch noch Seulpluren von Widderlopfen, Vögeln und Genien zeigen. Das Gebäude N'ar früher von einer massiven äußern Mauer umzingelt, deren noch vorhandene,Mndamenle jedoch offenbar eine arabische Bauart verkündigen. Alle andern Bauten dieser antiten Stadt, einige niedrige i^enwlde abgerechnet, N'elche walnschcinlich zu Zisternen dienten, sind jedoch jeht gänzlich verschUNlnden. Ain Meere glalil'te ich ülnigeno Spuren eines Hafcndammes zu erkennen, loelche anzeigen, daß die hier gelegene Mmersladt sich eineö ^.eehaildel^ erfreute. Welchem war der Name dieser anlilen Stadt V Das Itinerarium Antonini Augusü giebt lins 2»^ Milliarien von Thenä und !l^ von Thyödruö entfernt einen Ort an, welchen es Usula civila«? nennt, und da d,eje ^nlfernun^angaden den wirklichen Entfernungen von I.lanschyr Tavna l.Thena), sowie von el Dschein » »e>mt, giedt un>> solche Distanzan^aden, die wir als auf d,e>en il rl passend bezeichnen lonnen, nä,ulich ^> Millia« nen von Taparura, das ohne Zweifel das heutige Sjfaqess ist. von Nanschyr ,>nscl'>)lla etU'a ls, Milliarien schon allein in direeter ^iinic entfern«, und »! Mill,anen von Nusve, welches „«an in genau dieser Entfernung von hier wiedelge-funden hat, Auch Plolemaos führt diese Stadt unter dem» ?? selben Namen Usilla, der Geograph von Navenna als lisyla, die Bisthumslistcn als Nsula und die Lex Thoria als Ujala an, letztere in derselben Form wie Plinius, der sie Osmium Intimi», l ^lllitll,!»,!! nennt und uns zugleich belehrt, daft dieß die einzige Stadt lateinischen Rechtes in der Provinz Afriea War. Was diesen Namen betrifft, defsen eine Forin Usilla wir in dem modernen ">nsch»)lla deutlich wiedertrnnen, so leitet ihn Movers von xd? '> das heiftt „Felsenstadt", ab, eine Etymologie, welche die Beschaffenheit des Erdreichs durchaus nicht zulaftt'. wir nnissen daher zu der etwas symbolischen Ableitung des Geseniuv von ^D ^, d. h. „Kraft des "^aal" in Er»nangelung einer bessern unsre Zuflucht nehmen, wenn es überhaupt feststeht, das; die Stadt Phönieischen Ursprung« war. Sonst ist UN6 nichts von dieser Romersladt belannt, als die Namen von fünf ihrer Bischöfe, Cassimms, der auf dem Coneil Von :l l!> folgenden (5anon vorschlug und durchsetzte: „Das; lein (Geistlicher oder ^aie ohne Empfehlungsbrief seines Bischofs mit einer fremden Gemeinde in Verbindung trete." Der Mar.imiamsl Theodorus anathematisirtc im Jahre 3i^! die Pnimanislm auf de», doneil von (5abarsufsum und luurde se!,ul>'tto oon den Primunuslen auf dem ^oneil von >^agaita verdamult. Privatus <4ll), Victvrinus <4^4) erschienen auf den Coneilen von .Narthago, und Vaurentius <<»l1> nnrd als l'^ii^l'M!^ < ivil^tl!^ l'^il«!»^ »eine neue ")ia»«e»wsorm> erwähnt. Am folgenden Tage, dem I»». Februar, machte ich in bem Staalowagen deo i^äyid vinen andern Ausflug und zwar diesesmal nach den nur wenig über eine Meile von Ssf.iqcss in südlicher Nuhtung entfernten Nmnen vo»« Thenae, welche dic Araber der U«ngegend unter dem Namen l.lanschyr Tyna bezeichnen, Abermals nahn» uns d«e sandige Ebne auf, welche um ^N'lgess einen Gürtel besch»e,bt, dessen Breite fich auf diescr, der südlichen Seite viel beträchtlicher zeigt, als auf der nördlichen nnd westlichen, Unye heuligen Begleiter, die 78 Sftahys von Ssfaqess, durchinaßen auf ihren flinleu ^iossen, wie im Mugc, die Viertelnieile dieses sandigen Raumes, denn auf diesem Ausflug hatte ich miv die leine^wcgs angenelnne (Gesellschaft der inir in Tunis mitgegebenen Hamba^ ver-beten, und fand mich sonnt durch die ^angsamleit ihrer No-gierungsvfcrde nicht behindert, welche lehtcrn von den vicll<'icht iocnigcr vornchin^rcn alxr jcdcnfall^ iiichtigcr^n Provinzial-vfcrd»,'!i von Sssaqcss voll1o>nincn au^^cslochcn lourdcn. Dicsc Pfcvdc vcvmochtcn c^ n.!cnigstcn^ ciiun längcrl« salopp zu lcistcn, wähn'nd dic dcv Tuniscr Ha»nda^ schon von cincm tllrzcn so an^'gnsscn n'urd^ll, daft sic cinn< vollen ^ituhcla^ zur Erholung bcdurftcn, und dcmwch fraßen lohtcrc auf dieser Neise täglich ^völf,«al «nchr, alö dic gclvöhnlichen arabischen Pferde, nämlich jcdc« Pscvd cincn Wvd l'icrstc «cin '.vlaaß Von der Grofte von ^il Vilcr und bei l^crstc iui (^noicht von meu pslegen. Freilich wmden die Schindlnahren »»einer Hamva^ auf Staatskosten, die der andern von ihren Herren ernährt. Nach einer halben Stunde passnten wir den jetzt ziemlich wasserreichen Ued el Aqärad i/vwsi der Skorpione), dessen sandige Umgebungen von Halfa und lleine>i Palmen «die ich Anfangs für ^!l.^n«'!<»>>^ Iillixilix hielt, die sich aber bei ge^ nauev Veobachlung al'ö verlnippclte Exemplare von liwcnx 6ullt«',n herausstellten) in wildwucherndem Gestrüpp über wachsen waren. Nur eine tur.ze ^eit hielten wir uus in der olivenreichen l^artenregwn von Ssfäqess, welche auf diesen sandigen Gürtel folgte i da diese Negion aber auf dieser süd kichern Seite lvcil weniger dicht ist, sondern häusige große Unterbrechllngen zeigt, so lamen wir zwischen euur t^artenoasc und der andcrn durch lange Strecken theils von baumlosen Kornfeldern, theil« völlig öden flächen. Zuleht gewann dic Einöde ganz die Oberhand, und in dieser einsamen Gegend 79 stieftcn wir auf den l.lanschyr, welcher das ^iel unsres Ausfluges bildete. Die Ruinen oder vielmehr Triinntlerspuren, welche unter dem Namen llanschyr Tyna belannt sind, fanden sich auf dem grosien Flächenraum von einer Drittelaliadratüleile zerstreut, cm Umfang, welcher Zweifel in lins aufkommen läsit, ob wirtlich seine ganze Ausdehnung von Häusern eingenommen wurde oder nicht. Zuerst bemerlten wir in der Nähe, einiger nuttelallerlichen nio^limischen Gräber, nord» westlich von der Hauptmasse der Trümmer gelegen, einen Hügel, um dessen vielleicht durch >tunsl geschaffene Erhöhung sich ein unregelmäßiges Viereck von Mallerfundamenten traeiren ließ. Obgleich diese Mauern alle eingestürzt sind, ja obgleich ihre Fundamente grosientheils nicht mehr an !)rt und Stelle stehen, so läsit sich doch aus den umherliegenden Architeltur-fragmcnten, verbunden mit ihrer dominircnden ^agc, auf den festung^arligen Charaller der Baute schließen. Der mittlere Theil dieseo Hügeln bildet eine Velsenlung, welche wahr' scheinlich durch den Einsturz mehrerer hier befindlichen Cisternm erzeugt ward. Alle diese ^iegenwasserbehälter sind übrigens nicht verschwunden, vielmehr sah ich eine etwa 10 ,^-llft lange Cisterne, welche aber ursprünglich viel länger gewesen sein muft, noch zum Theil recht gut erhalten. Dieselbe soll sogar, wie mir meine Spahyö sagten, noch Wasser enthalten, ein Umstand, von dem ich mich nicht mit Augenschein überzeugen tonnte, da ihr Gewölbe noch steht und den Einblick in die» selbe wehrt. Wahrscheinlich war hier nur ein detachirteö Fort. ^ag jedoch, wie dwerin vermuthet, auf diesem Hügel Wirtlich die Citadelle der Stadt, so muß dieselbe von letzterer jedenfaUö sehr entfernt gewesen sein, denn erst tausend Schrille Von hier, dem Meere zu, trifft man auf die eigentlichen Trilmmer der Stadt, welche übrigens gleichfalls „ur >^^ EchuN und Scherben und hie und da auo einem Mauer« fragmente bestehen, in deren Chaos cs mir jedoch möglich schien, von Strecke zu Strecke eines oder das andere Gebäude zu traeiren. In diese>n der eigentlichen Stadt angehörigen Nann« trafen wir znerst auf eine sehr «.rohe, etN'a .'>»» Schritt lange Zisterne, deren Gewölbe fast durchN'eg erhallen lind nur an drei Stellen eingestürmt sind, an denen mau Gelegenheit hat, die eigenthümliche Architeltur dieses Werte« zu studiren. Dasselbe besteht nainlich nicht aus der sonst üblichen «'lli'unnti,'!.!, utl'M'wr.l !!>,^!<:l, sondern au^l der imt!«iml, oder weni^sten^ einer Strilvlnr, welche sich dieser sehr nähert. An einer Vierten Stelle, wo ^'ichsallv die Zisterne oben offen ist, geschieht dieses jedoch nicht in Folge eines Einstürzest, sondern die Oesfmln^ ist ein n'^'Imäsu^'r »önuscher Ä^rnnnel«. wie er in vielen Hansern unter den» '^mpliwimn de<> ^ltriu»ltinerariu>n Aulonini ,'lligusti giebt um> 2ft ^Itilliavieu südlich von Nsnla eivita»i, N'elche« N'ir im llanjchyr ^njchvlla identificirt haben, und ebensoviel Milliarien nördlich von Maeo made«! nninieiviun, Milliarien entfernten Nanschyr Tyna, n'enn wir ^l«; ^liilliarien auf die unvermeidlichen Umwege rechnen, genau zutreffend gefunden werden dürfte. In (Brüter's Inschristensam,nl»mg i». 3s»), Catoniu» <1I I) mit donalistisch^nl (Hegen-bischof Securus, Paschasiu« s4«^), Pontianius (525) erschienen auf dcn Concilen zu Karthago, und ^elir wird im Jahre Nl« und ^l'ricu nnvll trennte. Nach den Spuren dieses (Grabens habe ich mir Mühe gegeben zu forschen und zwar durchaus tcine an Acstungoarbetten erinnernde Indieien entdecken tonnen, Ivohl aber glaubte ich sudlich vom l.lanschyr Tyna eine^inie niederer Hugcl, deren Charatler durchau« cin lünstlicher fchien, zu unter-scheiden, wclchc sich in der angezeigten Dichtung hinziehen. 6* «4 Finden wir so von den beiden Nachbarstädten der antilen Vorgängerin von Sssaqess, das heisit von Thenae ilnd von Usilla, noch die deutlich nachweisbaren Spuren erhalten, so sind diescl« ben dagegen von der ''Vorgängerin drr jetzigen Arabersladl fast ganz verschwunden. Dennoch tann es leine»« „Kreisel unter^ liegen, dasi auch sie die Stelle einer antiken Niederlassung einnimmt. Den Flamen derselben, Taparura, habe ich schon i>n vorigen Capitel angedeutet und die Entfernungsangaben der Peutinger'schen Tafel idenn da« Itinerar lennt diesen Ort nicht) dürften zur Bestätigung demselben dienen. Große Au^dehnung jcheini diese Stadt nicht besessen zu haoen. Dasi sie sich jedoch eineö Seehandelc« erfreute, dürfen wir aus der trefflichen Beschaffenheit der Ryede, welche, von den Qarqenna» Inseln geschtcht, den Schiffen selbst in ansehnlicher Entfernung vom Strande grosie Sicherheit gewahrt, schließen. Alcher dem glauoe ich auch noch Spuren von Hafendauten kemerlt zll haoen. loelche einen lleinen .^olhon unigaoen, der jedoch wahrscheinlich nur Schissen von geringe«« Tiefgang den Ein gang gestattete. Am Strande beobachtete ich ferner noch einige Bruchslml'e mächtiger Oraniljäulen, deren ^orhandensem irl> mir nicht anders erllären lann, al^ daß, sie einem Gebäude dcö antilen Taparura angehörten. Sonst findet man in der Stadt überall antite Saulenstücle, ähnlich N'ie in Tunis und Ssusja an den Häuserecken angebracht. Im Dar ei Bev, das ich bewohnte, steht im Palw eine schöne jvatrömiiche Marmorsaule mit kunstvollen Figuren auf dem Capital; die Säulen der grosten Mosel'ee sind gleichfalls antilell Nr,vr,mgs und in vielen Gebäuden alte 'Archllcllursragmente zu ,»oder,len Zlvecken verwendet. Der Umstand, daft trine ansehnliche Ruine mehr steht, läßt sich wohl durch die Blüthe dieser Stadt im Mittelalter erllären, indem die sämmtlichen anl,len Reste beim Bau der araluschen Häuser verbraucht wurden, Pwlemäos nennt dlese Stadt Taphrura und die Bisthums« 85 listen, welche im Jahre 111 ^imenianus als katholischen und Habeldells als donatislischen Bischof erwähnen, Taprura, Be-zeichnungen, welche sich derjenigen der Peutingcr'schcn Tafel nähern. Die Ableitung, welche Gesenms diesem Namcn giebt, näiulich von "">^ 7^- <,!,,« «,,>»,!>!!!>> scheint auch ein ^icht auf den Charakter der Stadt, als min nur kleinen, gewisser-maften einer Vorstadt des nahcn 1h»,'tta>,', zu N'crfcn und soinit zu crllan'n. N'aruiil dicscllx' so »vl<>!!>:,^ noch dcn <»>»>»i<>u anführt. Vis zum Jahre 2!>5 dcr Hidschra erfreutc sich die schon lange aradisirtc Stadt, welche bereits den Namen Sjfaqess >erle, aber der thierischeil Begleiter n>n so mehrere, nämllch einige ^!U(1 z<) Schafe, Ochsen, Mihe und Pferde gar nicht zu rechnen. Dieses sämmtliche Vieh, welches die in Matura, in Ermanglung des bei den Nomaden stets so selluen baaren Gelder. zu machenden (Gescheute der Veny Syd a« die Groftwürdenlra^er i>l Tnnici vorstellte, nnude von zwei Tagereisen siidlich von hier bi^ nach der Hauptstadt qetrieden, cine wahre Heuschreckenplage für die unglückliche» ,^eldeigen thümer der durchzogenen Gegenden, deren aufleimendes Getreide sie sämmtlich aufzufressen bestimmt waren. Wie eö diesen Thieren in Tunis ging, wo natürlich für ^)(>() neu-angelommne Schafe unmöglich Futter geschafft werden lann. erfuhr ich erst später. Die Beny Syd verschenkten dieselben, wie man sich bei ihrer Unmöglichteit sie zu ernähren leicht vorstelle» lan», so schnell wie lhunlich, an Grosi und .^lein bei Hofc und bei den ")1tinislerien, und die "v^ge dieses plötzlichen Schasinslure^ u>ar ein ga»lz ungeheures fallen in> Preise der Thlere, so daft die Veschenlten nicht einmal großen Vortheil aus der Gabe zogen. Einstweilen war jedoch diese Deputation noch nnlerwegs, von der sich übngens die praktischen Äeny Syd leinen reellen, sondern ledlgllch einen moralischen Erfolg versprachen. In Mrl lichleit verliehen sie sich nur auf ihre Waffen, nnd diese Hand-hal'ten sie in der Thal auch so vortrefflich, das; der viel mäch' tigere Stamm der Uamama ihnen nichto anzuhaben vermochte. Solche Feindseligleiten pflegen jedoch stets zum Deckmantel aller möglichen andern Räubereien zu dienen, indem jeder Stamm die Redenden, welche ihr Unstern durch sem Gebiet führt, nur nichts dir nichts ausplündert und dann behauptet, geglaubt zu haben, jene Reisenden gehörten entweder selbst zu 88 ihren Feinden odcr seien die Verbiindeten derselben, eine schr bequeme Ansicht, die alle Näubereieu zu entschuldigen scheint. Da ich nun keineswegs beabsichtigte, »order den tapferen Veny Syd, noch den machtigen llainama in die Hände zu fallen, so sah ich mich nach einer andern Beförderung um und fand keine als zur See und zwar direct nach Dscherba, indein ich l?.abiss dicßmal N>r Seite lichen lassen imisite, Dcr trcfflichc Chalyfa, N.idsch Mol.mmmed. gal) sich ^iuch dichmal Michc, ein Schiff filv nnch auösindi^ zu niachen und war so glücklich, mit Vermeidung aller Sandale und Scheldt's, die Hand auf cinen l^irtlichen Schooner zu leaen, der am Adend des lli. Februar don Ejsmiess adseqeln solile. Den Ichtcn Abend in dieser Stadt brachte ich bei eincr «ramschen Hochzeit zll, bei welcher ich der einzige anniesende NichlmMlM war und un< so mehr durch »nein Eintreten das Erstaunen der Gäste errate, als die Ssfäqssiya gar nicht gewohnt sind. Abende Christen in ihrer Stadt zu sehen, mdem allßer mir, der ich vermöge, des Amw m« „Dar ei '^ey" wohnte, sich zur Nachtzeit lein einziger Europaer >n der um Sonnenuntergang geschlossenen eigentlichen Stadt befand. Diese Hochzeit schien Ansangt i>, ihren Veluftigungen, welche au^ dein Musieiren mit Nhebab <Ältuiole), Aud «Guitarre», Tär ^Taindurin) und Darbula «thönerne Trouonel), sonne aus dem Tanzen einiger Knaben, ü«it langen Weiberröcken beileidet, die ihre (Glieder in den belannten Konvulsionen drehten, bestand, nichts Aufiergewöhnliches bieten zu wullen, und ich war schon auf dem Spruug, ihre Henlichteilen zu ve»lasseil, als nuch d^r »üben mir siyende, Chalysa zmilclhielt. inde,n er nur sagte, daß uns noch ein ganz außerordentlicher Spaft erwarte-Dieser ließ denn auch nicht aus sich warten, uud bestand in einem Ding, das ich bwher noch nie m arabischen wandern gesehen hatte, nämlich in eiuer Ärt uon theatralischer Vor- 89 steUung, nicht von Puppen oder Schattenspielen, wie der geN'ohnte karagus, sondern von wirtlichen Personen aufgeführt. Die erste Person, die ihre Erscheinung machte, lvar ein dicker Junge, als Beduinin verkleidet und mit dicht verhängtem Gesicht, alle züchtigen Manieren dieser Damen zur Schau tragend, wenn sie sich unerwartet inmitten von lauter Männern befinden, Diese Beduinin schien offenbar ihrem kalten davongelaufen und nichl recht zu wissen, wa^ sie mit der plöylich errungenen ungewohnten Freiheit machen solle. Da sie jedoch unter die noch anwesenden Tänzerlnaben gerathen war, so bemchte sie die^e schöne Gelegenheit, um sich in Gesellschaft dieser Jünglinge den gewagtesten Sprüngen und Banchmuslel-beioegungen nach Herzenslust hinzugeben. Dieser choreographische Genus; wäre ohne Zweifel von langer Dauer gewesen, hätte ihn nicht plötzlich das Hinzulommen de« zärtlichen Galten unterbrochen, letzterer war mit allem ^uxus deduinischer Nohheit, die stets den Städtern Anlasi zum Gc-spölle gieol, auvgestattet. Mf dem Haupt trug er ein abgeschabte« rothes Fes, auch der Unterkörper zeigte sich leid' lich belleidet, aber ^l^usl und Schulter boten einen traurigen Mangel von Umhüllungen dar, indem dort mchtü als ein wie ein Pandelier schräg »»»gehangenes Stück alten Baum« Wollstoffes zu erblicken war, dessen Zweck, die untern Gewände festzuhalten, nichl imme» in Erfüllung ging. da die Schärpe bald rechls bald linls abrutschte, und den Verlust sämmtlicher Gewände drohte. Seine dicht behaarte Airust, die eckigen Schul' lern und seine ganze stelellhaste Magerleil gab der falsche, aber schr gul nachgeahmte Beduine offen der Bewunderung der Welt Preis. Dieser Biedermann suchte seine Ehehälfte wie rine Sleänadel, und zwar, als ob dieselbe wirllich eine solche wäre, dichl aus dem Fußboden, wo er in allen Ecken und Einteln der Teppiche »md der Strohmatten herumstöberte und dieselben schüttelte, als ob die gesuchte Gattin, wie ein verlorenes Groschenstiick, heransgeschüttelt werden tonne. Die Dam».' stand zN'ar während der ganzen Operation des Suchens neben ihm, cm Umstand, der jedoch gar nicht verhinderte, daft er sic «»it ächt beduinischer Bornirtheit erst zu allerletzt gewahrte. ")lun folgte Anfalles eine zärtliche Erle»niungs-scene: Küsse wurden öffentlich gewechselt, eine Sache, die nach »»Mimischen Begriffen für höchst unanständig gilt, aver bei dem rohen Beduinen nnr als ein possenhafter Stange! an LebcnSart gcdcutct wnrde. Dann lam aber die ,vattpmt nattlen Arm^n, n.nlter '^rnsl, aber desto mehr bekleidetem Mittellörper, um welchen sich nnc ungeheure Schärpe schlang, aus der ein gall,;e<' ^lrseual altmodischer nnd unbrauchbarer Waffen hervorl'lllUe. Dleft n'ar dle ^arnealur eines türkischen Haybel, eine^ rohen ^andsoldaten. Der Türle sprach ein infames Arabisch, von welcher Sprache er überhaupt nur die Mche zu lennen fchien, denn er slnchte, dasi ei>le,n die Haare zu Berge slandeu. nebenbei lhellle er allerwärts m Folge feiner ungeschickten Art zu geben, als ob er Siebenmeilensliefel» anHalle, /nchtritte aus, vor denen sich das belujngle Pnblllum lachend zurückzog. Dieser Turle suchte irgend Jemand, der ihm etwas gestohlen haben sollte, und fand diesen wirtlichen oder vermeintlichen D«eb, nachdem derselbe erst eine Vierlelstunde mit ihm Bersleckeno gespielt, auch wnlllch in der Person eines gewissen Mohmrel. Moharrel war, wenn ein Dieb, jedenfalls durch dle>e >onst emlragl,che »1 Industrie nicht zu gutenKleidungsstücken gekommen, denn er besaß nur ein einziges (>ieN'and, und zwar einen jä,nmerlich zerlumpten, engen und viel zu lurzen, grauen Kittel, der seine sonstig völlige 'Nacktheit bei jeder Bewegung zu verrathen drohte, Mobarret lourde natürlich von dem Türlen mit Ohrfeigen empfangen, schien aber trot) derselben seine Schuld leugnen zu wollen. Um ihn zum Eingeständnis; derselben zu bringen. N'aren zwei andere Personen nöthig, welche nacheinander lyre Crschcinnn^ »nachten, näinlich zwei Hchaycho el l'clcd lVulgermeister), mit langen lumpen und Ichen behängen, welche dein altniodischen .Meidun^stm! dieser ^Würdenträger, dem kaftan, angehörten und mit zolligen falschen Barten auogestattel und überhaupt die Carricatur tlcinmagistratlicher ^'hrwürdiglVit bietend. Der eine war jedoch nur ein ^chaych n ^Itabat <'^ürger»leister der Vorstadt» und wurde deschall) von Moharrel, trotz der Ohrfeigen, wonut der jämmerliche Bursche von ihm bedacht ward, als ineomvetent zuructge° Wiejen. Der ächte Bürgermeister, durch ein formidable»» Gc-^chni, ,,^))a Schaych, ya Schaych" herbeigerufen, nlachte jedoch bem Streite nach langen; Untersuchen und nach Austheilung der üblichen Ohrfeigen an den vielgeschlagenen Moliarret dadurch ein Ende, das; er die Schuld de« letzteren eonslatirle und beschloss derselbe »nisse ein Pfand für die Restitution de'uig zu geben und nur den Grundsatz: „!''i-tt .»»«titi-l, j>>>>l>!lt. '^"»'!i^" zu lennen. Er beschlos; dejchalb, allen mo^lllmichen ^tten zum TroH, den elenden Jüngling auch seineo einzigen lbrperlichen Slwche« zu berauben und so wurde denn die Imnmcrgchall nackt enllleidet. e^n Uuisland, den d»e anwesenden ^tosiim« zu ^.h^. andern Zeit höchst slandalo« gesunden haben 92 wlirden, den sie abcr bei dem heutigen festlichen Anlas; entschuldigten, denn bei einer .hocbzeit, beineitle mir der (!)ha!yfa, ist Alles, wa<< sonst für anslöftig gilt, erlaubt, Uebrigens Wurde der nuckle ^iloharret so schnell alö möglich auf die Seite geschafft nnd ilnter den Püffen der Schauspieler und Zuschauer in ein Seitengemach geschoben, lro der Viel geprügelte seine Gewände wieder finden sollte, Run folgten noch einige andere Seenen ron ähnlich possenhaften« Anhalt, darauf lainen die Tänzerlnaben wieder an die Tagesordnung, und so ging es bis zum anbrechenden Morgen fort, (5« ist recht bezeichnend für die Erelusivität der Ssfäqssiyä, daft sogar letzteres bewerbe, das der Tänzerlnaben, hier nicht, wie überall sonst in moslimischcn Städten, Von fremden, sondern inch der Verachtung, in »reicher es steht, gleichfalls von Hiesigen auvgeübl wird. Dennoch ist diese Verachtung auch hier so gros;, dasi der (5halyfa für nothig fand, mir zu erklären, das; diese Knaben „linder ohne Vater" wären, damit ich ja nicht einen nachlheiligen Schlus; auf die Ehrbavteit der hiesigen Familien ziehen solle. Den Echlnsi der ganzen Belustigung machte auch hier, wie überall, die Darbringung der l^eldgeschenle an den Bräutigam, welche bei der iDstentalionollebe der Mo^limö oft sehr bedeutend sind und die dcn Besuch eine« solchen Festes zu einer höchst lostspieligen Sache machen, Dac» Schiff, welches mich von Ssfaqess nach Dscherba bringen sollte, war bestimmt, am Abend des 12. Februar erstere ^ladt zu verlassen, ub glaubte naiv, mich nur ganz einfach an '^ord begeben zu lonnen: aber großer (^ott, »nil welcben Umständen war nicht unser Einschiffen aus demselben verbunden! An und für sich würdc zwar nolbwendia/rweisc schon eine Stunde durch die ^alnt vom Landungsboot an den Schooner verloren gegangen sem, denn die Seichtigleit der Küsten der llemcn Syrte acstattet selbst bescheideneren Schissen 93 (und dcr Schooner hatte nur <><) Tonnen) nicht näher als 4 bis 5 Seemeilen < beinahe eine deutsche Äleile) an dic .Nüste heran ^u lonnnen. Diese Stunde U'urdc aber mit nwölimischer ^anqsaiilleit auf drei ausgedehnt. Vorher halte n»an a»n ^inschlssling^platz un6 eben so lange auf die Proviantivung dcr ^pahyv l^arlcn lassen, und alv' dicj^ endlich tam, crwics ^Ua^c dei»l Bey: alier daö »var lein (5halyfa wie die andern ln den lleinen -)ieslern, die sich nnter der dieU'alllhä« tigleil der Haml^w beugen ün>s;len. Die Autorität der Haochao >var hier osseildar im schwinden. Der Chalyfa fühlte sich start durch seinen Anhall an den Qäyid und der ^läyid »var ^u „lachli^ siir die Hamdaö. Dennoch versprach ^er gute <^H^Iyfa auch dieftnial den Hambas Provisionen für sic selbst und sur lhre Pferde, so viel sic nur de^ehrlen, und zwar versprach er dieß, weil, wic cr mir sagte, die Äiedcr-»näilnn sonst l.^eld vcrlanqen würden. Dieses verlangten sie übli^uo No») dein Versprechcil d<>> (ihalyfa, detamen es aber schließlich doch mchl, ebenjou'enig, lole sie dav> Getreide für 'hre Pfnde und ihren eiqnen 'Dlundvorrath ehielten. ^Wer zu viel verlang«, der lann betteln gehen, dieser >^aN l'eN'ahvlc sich auch dleßmal. Dara>lo folgte eine grofte Dürsllglett l»ei diejcn Biede»»,äimer>l N'alnend dcr Reife, jo daß sie zuletzt nur noch von Mmosen an '^rod, das ich, und von etwas Wassersuppe mit ^wlebeln, die der gute Hchiff^eapilain ih,ien verabreichte, lcl)len. ^tachdem alle die endlosen Vcrzogcrungen »lderN'undcn warcn, nachdem ich mich von Q,N)id und Consul, und sogar "" dcn» Melolum spnlenden ^uden, der mich in Sjsäaesi s"«i "üblich durch seine Gesellschaft belästigte, verabschiedet 94 hatte, fand endlich unsre Einschiffung Statt und wir langten statt um 3 Uhr Nachmittags glücklich gegen ^ Uhr Abends auf dem kleinen, etwa ^tohammed uns sehr freundlich empfing und es uns in einem lleinen Xohlenloch so bequem als mög' Iich machte. Der Rayyss und sein Personal waren Dschcrdytcn oder Dscheraba. wie cs auf Arabisch heiftt, das heisit Ä^eU'ohner der Insel Dscherba. Dieses Voll zeichnet sich vor allen übrigen Moslims dieser Lander durch einen besonders intelligenten, der Schifffahrt, dem Handel und der Industrie zugewandten Sinn höchst Vortheilhaft aus. Nirgends in ganz Tunisien findet man Heulzulage noch Schiffswerften, Schifsseapitaine, Seehandel in Handen der Muslims, ausier auf dieser von einem thatigen Röllchen bewolmten Insel. Das Schisfspersoual l'estand ausier dem Kapitän aus neun Per>oneu, alle, mit Ausnahme emev Einigen, Dschcraba, und zeichnete sich durch den eintrachtigen l^eisl, der unter ihnen herrschte, höchst vortheilhast vor den sonst fast jeden Äugenblick i,l ^ant und Streit auslnechenden Arabern aus. Diese Dscheräba bilden mitten unter der übrigen moslimiscl'en Bevolleruug ein durch Miunft. ^teligion und Spraä'e unter-schiedenes Eleulent, Ich möchte sie in einigen Beziehungen mit den Juden vergleichen i wie diese dcm Handel zugewandt, wie diese durch hervorragende Intelligenz vor den Arabern ausgezeichnet, jo umgiebt s,e auch. wie diese, ein Band der Eintracht und Brüderlichkeit, welches enger erscheint, als das riner dlosien Landsmannschaft. Es ist in der That jenes Ncmd des engeren Zusammenhallens. welches, gleichsam als Ersat) für andere Vmthelle. jede unlerdrüclte Völler,chaft z» „»»schlingen Pflegt. Denn als Kehcr N'erden die Dschcräda von deu übrigen ^toslims gemieden und in den i^ann ge» than, suhlen daher desto lebhafter das Bedürfnis, eines gegen seitigen Bcieinanderslehens. Aber obgleich .^e^er, so sind sie 95 koch vielleicht aufrichtiger religiös lind ernstere Mohammedaner, als manche sogenannte Rechtgläubige, bleich unser ^iayyss zeigt an seinem eignen Beispiel, dasi er es mit mancher durch die Religion geheiligten Vorschrift ernster nahm, als viclc andere MoslimS. So hatte er in Malta aus reiner Menschenliebe ein verunglückte« Subjelt ausgenommen, dessen Ursprung in einiges Dunkel gehüllt schien, indem es halb Grieche, halb Araber zu sein behauptete, und vielleicht leinet von beiden war, lind aus dem sich der Nayyss bestrebte, einen ordentlichen Menschen und guten Moslim zu machen, wahrscheinlich eine sehr vergebliche Mühe. Ausierdem zeigte er seine Humanität in der zarten Behandlungsweise eines in Aler.andrien ruinir-ten Kaufmanns aus Dscherba, den er, glaube ich, ganz umsonst von dort hicher mitgenommen hatte. AIs ich Abends um N Uhr schon in meine»! >vohlenloch für die Nacht eingerichtet war, meldete mir mein Diener, das; Wir soeben unter Segel gegangen seien, eine Meldung, dic Mich überraschte, denn ich halle von der Abfahrt an der Bewegung des Schisses auch nicht das (Geringste gemertt. Diese Bewegung war nämlich so wenig fühlbar, daß man sich in einem Zimmer auf dem Festland hätte wähnen tonnen. Die außerordentliche Seichtheit der Ileincn Eyrte bewirlt, daß diese Gewässer viel von der Sanftheit »nd Stille eines Sec's besitzen. Wären nicht Ebbe und Mtth vorhanden, man Würde sich wirtlich auf einein Binnensee wähnen tonnen. Die italienischen Seefahrer haben für dieses Syrlenmeer den höchst bezeichnenden Ausdruck „m.>»r<, moi-tl,- ldas tobte Meer) im l^egensak zu dem ,,l».l>«' vivo", das heisit dem tieferen, von hochgehenden Welleu belebten übrigen Gewässer. Veider war l«boch die Bewegung nur ein bischen gar zu langsam. Der '""st fast allnächtlich start auftretende Vandwind liesi hellte "uf sich warten, lam auch am folgenden Tage nicht lind ward "ur durch einen schwachen Hauch erseht, der den Schooner in itti dem Schncckengang von etwa einer Teemeile idem vierten Theil einer deutschen oder geographischen Meile) vorwärts trieb, se» das; lrir nahezu ^tt Stunden brauchten, un, cine Distanz von etioa l^ deutschen Meilen zurückzulegen. Auf diesem stillen Wasserspiegel schU'ainm der tleine Schooner den ganzeil folgenden Tag aufter Seeweite von irgend einer Mste dahin, ruhig und beinahe ebenso leblos, wie das seichte Meer, m dein er sich spiegelte, ^ilchtö war zu sehen als Himmel und Meer, und diesem Meer ebenso um getrübt, wie der tiefblaue Himmel, in welchen eö mn Hori' zonte hinüber,;l,schwimmen schien. Ich halte noch niemals aus einen« Segelschiff eine sanftere Meerevfahrt zurmtgelegl, die, tvost meiner großen Enipfanglichteit für Seekrankheit, dennoch leinen bedanken auf dieselbe auflmnme» lies^, daö heisn bei mir. Wa» ^^l'(l' d>, unsre tapfern ^^e schül)er, betraf, so sand das unglaubliche ^aclum slalt, daß alle drei, die als ächte Landratten nie auf's Meer gelomme» waren, formlich nleerlraut wurden. Der jnngste derselben namentlich, ein blasser hagerer Jüngling, bot zwei Tage lanss ein hi>chsl klägliches Bild. Da lag er, in seinen weislen Vurnns gehlillt, matt und regungslos auf dem Verdeck bin-gestreckt, eine Citrone in der Hand, in die er von Zeit zu Zeit bis;, in der Hoffnung, sie werde dem Uebel sleuern, abcr vergeblich, der rebellische Magen ipielle »hm nxmer wieder neue Streiche. „Allah Nh.ilib" i^n'tt ist der Sieger) seufzte er, denn der fromme Moslim ivird natürlich nicht von der Seelranlheil, sondern von C>wtt übern'nnden, der dieses Uebel seit Ewigleiten für ihn auf diesen bestimmten Tag voraus-beschlossen hat, denn Gott m,ch sich nach den Moslims mit jeder selbst »och so erbärml»chen Meinigteit im SpeeirUcn beschäftigen, ^rsl ln der zweiten Nacht wurde nur die .Uunde, das» man em ^ichl in der ^elne sehe. Der halbe krieche vc«< 9? limdete utt^ sogar triunifthirend- „Wir sind angekommen." Aber trotz ^icht und vernlemtlicher Anlunft waren wir doch noch weil von Dscherba. 7vast der ganze Morgen verging noch an Bord. Das Kand war zwar näher, aber launi zu erblicken, denn die flache Nnste von Dscherba bietet erst in nächster ^)iähc untcrsän'iddarc Pnnltc dar. Advr dic ^iahc d^ ^andcs wurdc unü durch dic Vcicbthcit dcvausl!lann aus Mexattdrien bestieg ich allein deu tleinen ^ludertahn, der uns i» etloa anderthalb Stunden an's !^and brachte, Ader so seicht war noch das Wasser, das; wir jeden Augenblick sitzen blieben und die Matrosen in'6 Meer sprmgen musUe», um den Kahn mit ihren Schultern flott zu stoßen. Zuletzt Mg es jedoch gar nicht mehr vorwärts Der Ravvss und der Hausmann hupflen uun geinüthluh auch in'^j Wasser und wntettn cine Viertelstunde lang bis zum Ufer. Ich stand schon im Vegrisf, cm älmluhe^ Fußbad zu llehlnen, als.nnä) jedoch dle Matrosen packten und nne ,m Trunnph an's ^and tnig^n. Dort stand einc ganze Vte>,schen««enge versammel!. ,i,n ^lr Rarität zu inspieircu, das heiftt den neuangelo»,»lenen Eurovacr, rin in Dscher^a zie,nlich seltenes Produet, das ,nan '^.'on aus bcr Ferne crla»ml halte. Unter der Menge war M. 7 auch der „Sanität<un^ U'eder Amr in'ch Hambaö bei der Hand U'aren Ua>> habhast zu werden, so lonnte ich es doch nicht eimnal dahin bringen, es mn> sehen zu dürfen, vermag aljo nichte Vestiinlntec» über dns Zeitalter dcs Verschlriildens der berberischcn Schrift in ^scherba anzugeben. Geschrieben wird der hiesige berberische Dialeet jcht nur ^lten und dann immer mit arabischen vettern, denn das Arabische ist die religwse, gelehrte, ja sclbst d,e Vertehi»sprache v«r Berber von Dscherba geworden, wahrend ihr eigenes Idiom ?' 100 mehr (ills die Intinntät im ,vamilientreise beschränkt erscheint, ^eder Dscharby lernt nämlich im reifern Knabenalter das Ära^ bische. Der Qoran darf ja nur arabisch gelehrt werden, jede Uebersehung desselben ist Sünde. Den Qorän lesen aber die Dscheraba fleißig, obgleich sic .^el)er sind und von Sunniten mit dem Schmähwortc „Chon,siya" bcznchnct lrcrdcn, wclch^s „^lnl'äm^'r der fünften Scctc" dcdcutct, und, da cö n»lv vicr orthodox' Scctcn ü"l)t, ^'incn ^l^'f'.cn Tadel in sich schlicht. Manche nenncn sie auch Wal.mdiyä, ein für Reher jeder Art gebräuchlicher und leineöwea.6 für die Wal.mbyten in Aradn'n, die viel spätern Ursprung sind, auM'Iiesilicher Mlodruck. ^l)re Doetrin ist in« Wesentlichen die der Alyten oder Schiylen, N'elche die drei erste» Chalyfen verwerfen und nur 'Myy für den rechlüläßigen Nachfolger Mol.mmmedö fallen, Suniulen le^en jedocl' auch in Dscherba und yvar in beträchtlicher Anzahl in dem Hauptort üauml' ess ^iuq, N'l' sie zwei 'ülioscheen, eine dein )>l«l«6 der l.lan^sy u>ld eine demjenigen der Malety gelo,dnlete liesiden, die sich »l'gar durch Stattlich-teit vor den ^ioscheen der .Xeher aufzeichnen. Erstere, schlecht' weg „Dschanu " oder „Dscheuui et '!'url" «weil fast alle Türlen uild .^urugll)'ci l.lanefy sind» genannt, isl eilt grusies Gebäude mit cine>n Nundllmrm und e,ner Nlenge gan^ kleiner we,s,er kuppeln, letztere „Dsche»na Ämlia" genannt, hat eine grosie Kuppel, um die sich mehrere llemere gruftpiren. A„ ^obba ö (HeU'er) ist aber der ^>l Uaunlt' ess Sju»i loU'obl, Wie das dicht au chu stvhende Dorf Tauryt außerordentlich reich. Die vl.»rney»lsteu derselben sind den Heiligen Slaylidy Vu Nadscher, Sjayyd») Eo Sal,tuny, Ssayyby Bu :>taun,'y, Ssayydy Doqaly, Sjayljdy 'Äbbäss und Ssayydy bcn Qa«.rai)N ssewidmet, theils loealen Schlchpatronen, theil« solchen, die auch in andern (legenden des Halbuiondgebietes verehrt werden, die nur jedoch alle als clii mim'nm, ^l'»ti«u» be^ zeichnet wurden. D«e vielen lleinen wechen kuppeln dicscr 101 Marabnte, bio kupvclreichen Mosck'ecn und die seltsame lurz-gewöldte Bauart der hiesigen Werlstatten, ferner die Nund-sscwolde dcr Basare verleihen dm« Ilcinen Ort Uaunit' ess Ssuq ein ganz cissenthümliches Aussehen, das übrigens ircit entfernt ist. ungraziös zu scm, dcim oio .Mipftrlsonn, dio hior in wcnWtcnö ziociyundl'rt ^l'lsfticlcn ihi^n Aw>dn,cl findct, bildet unzivcifclhaft cinc^ dcr annulthsvollstcn (ilnncnte oricw talischcr Architt'ltur. ^>ln Häuscrn bcsiht NlN>,ni' css Ssliq, obsslcich dcr gröfttc Ort dcr Inscl, doch höchstens eini^c fünfziq. welche sich hallpisächllch um zwci ll^ilU' vicrl'cki^ Plähc ^rupftircn, dic zur ^lc^cnzcit wahrc ^ccn bilden, in dcnm man tniclicf watcn tann. Allc andcrc Hirsen Baulichtoitm smb Ä^isarc odcr ^idcni erslcrc dildcn nn'hrcrc, von slcincrncn (^cnnüdcn bcdcctl^, lang^ Hlill^n, Il^tnn Vlarltta^ und ^ab nnr sonnt i^rlcqcnhlit, da« n^nilmmlichl' ^rcidcn dicjeo Voltco zu dcol'achtcn. Da wimnn'ltl' ccl auf dcn Plätzen, in Basaren und Buden von bräunlichen Menschen, alle in die grauen Nica oder Moana, auch schlechtweg l.lara»» (Unljchla^tilcher) qenannt, nehiilit, »selche die flechten Dscheralia selbst favriciren, e,n höchst düsteres und >^ewch nicht qrazwseö '^leidunqsstucl, sehr unvorlhellhaft ^eqen den arabischen Burnus absuchend, das a.enau den Eindruck inacht, als ob man eine Molie Bettdecke umqeyangt jähe. ,^a ich »rollte Anfangs gar nicht stlauuen, daß b«eh dic definitive .Meidung der Veute sei Und vermeinte, nur ein Provisorisches keglige ^u erolickeu, welches bald a.cgen ^„^^ desjern Anzug vertauscht weiden >olle. Ah^ ncln! der llaram war und blieb die einzige 102 Kleidung, noch day» eine höchst unbequeme, da das grobe Tuch sich gar nicht an den Körper anschmiegt und Iveder Capuzc noch Aerinel, noch sonst cinen Anhaltepunkt bietet. Die Artikel, welche dic Dscheraba aus diesen Marlt brachten, bestanden hauptsächlich in Wolle, roher soU'ohl wic bearbeiteter, in den feineren und gröberen Fabrikaten, den dünnen Burnussen und dicken Wollendeclen, in Datieln, na-mentlich i>, jener hier schr dcln'blcn und dcnl ^andc eisscn^ thümlich^n 'Alt von Datt^'Ill'nscrvc, dic man Schmach ncnnt und dcrcn bcsto Qualität N'io rccht gute Confitüre schnnckt, in Hautl'l«, jcdoch in ^riiMr An^al'I, in Ü)cl, ?v">vu, ^iandl'In, ^l^sincn u. s. w, 'Aller iU'vi^<' Handcl l'cfiudet sich in Händen der weuiaM Europäer, wrlchc l.Iaumt' ess Ssuq bewohnen, unter denen der schon geqen Varth i,n Jahre 1^^«! so ^'fällige Grieche .^utuloma, der auch mir viel Freundlichkeit envies noch immer die cvsle Stelle einnimmt. Ein Italiener, Pariente, macht ihm jetzt freilich den Nana, streitig. Ausmdem besitzt cin achl,;i^jähriger Alqierer ^tan,enoi ^tlx.tapha Ven Äkal»),n cr ^tayyss, der nedenl," i eonsularischer A^ent von vier Äiachle»,, England, Frankreich, Hiordamerila llnd Preußen, ist, ems der ersten Handelshäuser de>.> Ort^. .^urz vor »»einer ^lnlllnft in Dsä'erba halte ein filr diese Insel höchst wichtiges Ereigniss stattgesunden. Ein neuer Gouverneur oder Q.iyid war ernannt worden, m»d da Von der Persönlichkeit des beinahe allmächtigen Qäyid Alle«, Wohl und Wehe der Unterthanen, abhängt, so war die Sache von unendlicher Tragweite fiir diese schwergeschundene Völkerschaft. Denn diese armen 5/eute hallen in den letzten Jahren da« Unglück, von ihrem sich gar nicht um sie kümmernden Qavid, dem General Ruslan, der stet» in Tunis oder gar in Paris lebte, den Händen eines der schändlichsten Vieegonverneure Überlassen zn werden, der sie b,5 aus^ ^lut ansaugte. d,e grausamsten Mtlel der Gelderpressung in Anwendung brachte, 103 Leute an Väume schmieden, mit Feuer bedrohen ließ, ivcnn sie nicht zahlten, lurz, ^er seinen eignen Vcutcl unter den Thränen und Seufzern seiner Untergebenen zu spicken wußte. Der neue Qäyid gehörte merkwürdigerweise zu derselben Familie, wie jener bardarische (5halyfa, nämlich zu dem reichen, durch den berüchtigten Generalpächter Al.nned Äeys, Ssayydy Mahmud, welcher mit allen seinen zusammengeraubten Reichthümern nach Paris flüchtete, schon vor °M Jahren bekannt gewordenen (Geschlechte der Ven Äyad. Der jetzige Chef dieser Familie war lwch vor wenigen Jahren lediglich .Kaufmann, aber die Regierung that dießmal ausnahmsweise wirllich einen glücklichen Griff, inden» fie ihn zum Qayid von Tscherba er-Nannte, denn Ssayydy l^Iamyda Äen Ayad bildet in der That eine Aufnahme unter den moölimischen Großen im Allgemeinen Und den Mitgliedern seiner berüchtigten Familie im Besondern. Er läßt sich daö Wohl seiner Untergebenen wirtlich angelegen sein. Weit entfernt, die Zahlung der Steuern durch gewaltsame Mittel zu erzwingen, sucht er vielmehr dieselben so wenig drückend »vie möglich zu »lachen, räumt ihnen Zahlungstermine ein und fordert von Niemand mehr, als cr augenblicklich leisten kann. Auch seine Art, die Justiz zu verwalten, scheint besonders geeignet, um ihm die ^iebe seiner Untergebenen zu erwerben, indem er zu Stockprügel, Gefängniß und jenen andern Strafen, welche daü gewöhnliche Hülfsmittel tuuisischer richten-dl!r Beamten sind, so vst ihnen eine Frage zu verwickelt erscheint und sie durch inquisitorische Strafen Mager und Ae-llagte in^ Reine zu bringen hoffen, nur in den allerseltenstcn Fällen seine Zuflucht nimmt. Am zweiten Tage nach meiner Anlunst wohnte ich einer solchen Gerichtssitzung bei. Die Hahl der Kläger war eine ganz außerordentliche, aber keinen sah ich unbefriedigt von dannen gehen und selbst der Verklagte schien jedesmal uut dem Richtelspruch einverstanden zu sein. Was jedoch die größte Errungenschaft für die Dscheräba bildete, 104 war der Umstand, daß nut dem Anüsantritt des neuen Qayid auf einmal alle jene ver,atonsche,^ Finanzn,as;regelt, sistirt wurden, deren Opfer sic bisher gewesen warcn. In Folge der räuberischen Verwaltung seines Vorgängers war zwar die ganze Insel für ungeheure Summen in« Niiclslande, die sic der Regierung noch abtmsscn mußte, indem nämlich über dic wirklich dc'^il'ltcn Sttm'rn lcinc ^iochnung stcfüyrt »rordcn war. Dicsc Smnnnn hatte nun der von Haus aus überreiche neue Qayid als seine eigene persönliche Schuld übernommen, zum Theil schon abgetragen, zum Theil Wechsel dafür ausgestellt und so der Negierunss jeden Vorwand genommen, seine Untergebenen zu schinden. Höchst wahrscheinlich wird er in wenigen fahren scinc Vorschüsse auf dem gewohnlichen Steucrwegc wieder-errungen, aber dem Vande deßhalb doch einen unschätzbaren Dienst geleislet haben. Ueberall in ganz Dscberba hörte ich nur GuteS über den ncucn Qayid, und selbst die hiesigen Europäer vermochten ihm nichts Vösec> nachzusagen, obwohl ihre Interessen sich bei der früheren ^rwaltung besser befanden. Hür mich war freilich das Leben im Hause des Qäyid ein über alle Mcchen langN'eiliges. Einc miftverstande»> emopäisirten einheimischen Juden, der sich fiir sehr eivilisirt hielt. u>eil er französisch sprach und in Marseille gewesen zu sein behauptete, aber in Wirklichkeit ebenso ungebildet war wie der dumme Junge, der Sohn des Würdenträgers. Diese ^eute vergällten mir durch ihre Gesell jchaft, die mich von jeder gewohnten Beschäftigung abhielt, das Leben mehr, als irgend ein ernsterer Unfall lind ohne jeden Nlchen für meine Kenntnis, des Landes, denn sie lonnlen nur über Dscherba und seine ^ewohner auch nicht den geringsten Aufschluß geben, Abends, wenn ich hoffte, einige Stun» . 105 dm der Nuhc genießen zu können, da fanden sich unfehlbar meine beiden Peiniger cm, blieben drci bis vier Stunden sitzen und zeigten mir dann schließlich an, das; sie gekommen scien, Un, ,nir die Ehre ihrer (Gesellschaft beim Abendessen zu schenken. O Gott! wie litt ich von dieser Pein. (56 giebt wirtlich lein größeres Nebel, als langweilige Menschen: einen siebenzehnjährigen Jungen halte ich schon in Europa für unmöglich zum Umgang, aber ein Europäer dieses Alters hat doch etwas gelernt und man taun wenigstens ein Paar Worte mit ihm reden. Hier aber verlor ich das ganze A B <5 meiner Eonversationslunst, Ueber arabische Verhältnisse lieft sich nicht reden, denn sowohl der Jüngling als der Seeretär gaben eine große Verachtung für dieselben zu erlennen und schienen nur für Europa, namentlich für Paris und dessen Vergnügungen Sinn zu haben. Solche geleckte Halbbarbaren waren mir jedoch schon so oft vorgetommcn »nd so entschieden unausstehlich, daß sie den Reiz der Neuheit verloren und nur den Stachel der Unannehmlichkeit für mich behalten hatten. Mit einer wahren Sehnsucht sah ich deßhalb dem Tage entgegen, der mich aus dieser gräßlichen Gesellschaft erlösen sollte. Der ganze dritte Ta^ meiner Anwesenheit in llaumt' ess Ssuq ging in dieser unerquiällchen Gesellschaft, die ich alls Höflichkeit als Gast ertragen inuftte, verloren, denn ein andauernder Regenguß machte mir jedes Entschlüpfen unmöglich. Am vierten rettete ich mich zu dein trefflichen >Ultuloma, in dcsscn Gesellschaft ich fast den ganzen Tag zubrachte und dessen Gastfreundschaft ich die erste eßbare Mahlzeit verdankte, die mir in diesem Neisemonat vorgesetzt worden war. ,^ch bin grwiß lem ,>ein!chmeäer. sondelu nähre mich am liebsten von den allereinsachslen Speisen, da aber letztere in den arabischen Mahlzeiten, die mir seit :l Wochen aufgetischt worden waren, ganzlich fehlten und ich statt dessen pl'mphaftc Paschadinero belommen hatte. d,e au') einer großen Anzahl, 106 aber lauter unausstehlich zubereiteten, nüt Pfeffer, Zinunt, Safran, Vanille und Gott weis; was für Gewürzen Verhunzten Gerichten bestanden, so war es mir ein wahres Labsal, wieder einmal eine wirtliche Fleischsuppe genießen 'zu können. Solche erbärmlich scheinende Reinigkeiten lernt der Europäer in diesem ^ande im dichte köstlicher Genüsse ansehen. Den Nachmittag benutzte ich zu einem Ausflug nach dem Iudenviertel, welches hier ein eignes, ausschließlich von diesem Volke bewohntem lind von llaumt' ess Ssuq etwa eine Viertelmeile entferntes Dorf bildet, dem die Dscheraba den Namen „l.larra" beilegen, denselben, welchen man in Tuni« und andern Städten für ein mitten in der Ärabersladt gelegenes (Hetto gebraucht, obgleich die Etymologie des Worts, welches eigentlich „Flecken" bedeutet, den Sprachgebrauch der Dscheraba eher rechtfertigt, als denjenigen der Tuniser. Dennoch scheint dieser Umstand den Halligen Dscheraba 5» entgehen, denn wenn sie von dein Indendorfe reden, so geschieht es ganz in denselben Ausdrückeil, wie sie die Tnniser von dem ghetto gebrauchen, und als bilde dasselbe nicht eine eigene Ortschaft, sondern nur ein Quartier in der (Gesammtheit der häuslichen Niederlassungen auf der Insel. Ueberhanvt scheint in allen Bezeichnungen menschlicher Behausungen, kleinerer, sonne größerer Gruppen derselben, in Dscherba die Vorstellung obzuwalten, als bilde die ganze Insel gleichsam einen einzigen eompaeten Vevöllernngsinittelpnnll. Die Dorfer heißen hier nicht, wie sonst, Beled »Ortschaft), sondern l.lamna, das heisit Quartier, ein Anodmck, der in leinem andern Vande für eine abgetrennte Ortschaft, sondern überall nur für emeu Theil eines Vevölterlmgseeutrums gebraucht zu werden pflegt. Auch ist dieser Name hier nicht immer auf die Häusergrnppe allein beschränkt, sondern bezeichnet die ganze zn ihr gehörige Feldmark, so daß die ganze,^nsel ml6 lauter l.lauma's zusammengesetzt erscheint, ähnlich Nne eine Sladt an^ aneinander» 10? «.ranzenden Vierteln. Dieser auffallende, offenbar dem Geist des arabischen Idioms widersprechende Sprachgebrauch rührt ohne Zweifel daher, daft eben die Dscheraba nicht Araber, ja nicht einmal, wie die Mehrzahl der Bevölkerung Tunisiens, arabisirte, sondern ächte unverfälschte Verber sind, denen Arabisch immer eine fremde Sprache abblieben, die sie zwar Verstehen, die nber nicht bei ihnen in »in Erdgeschoß be-fitzend. An einigen allerdings bemerlte ich den Versuch zu einein ersten Stockwert, um da« ein großer hölzerner Baleon, ähnluh denen an den ärmeren Häusern von (^agliari in Sai> dinien, rlngsu>n lief, aber Alle^ daü jah jo tläglich und baufällig aus, daß man lamn begriff, wie dieß menschliche Wohnungen vorstellen tonne. Dennoch sollen in l.larra ei lebyr unter Schmuk und Vumveu manche MNlwnäre versteckt sein, wie mir, srellnh ohne inilb vl.'lll>,'»luien zu überzeugln, »nehrerc VeN'ohner v^n l.laumt' ess Ssuq versicherten. (^in seltsamem Al!«!ehen bot auch der kleine Csuq H Ortel errichtet halte. Er bestand höchstens au5 einen, halben Dutzend Buden, von noch weil eiugeschrumpfleren Verhältnissen und noä' düstererem Anblick, alü die gewöhnlichen arabischen nischenartigen Buden. Aber der HandelHnn dieses Voltes gab sich auch in dem eigenthümlich betriebsamen, sehr gegen die arabische Apathie abstechenden ^eben, welches sich m diesen Buden entwickelte, und in der Manmchsalligleit der Waaren zu erkennen, welche daselbst feilgeboten wurden. Ich glaube, daß nicht leicht der ,>re>nde hier nach einem gang-baren Arlllel umsonst fragen dürfle, wie in dem viel stattlicheren Hauptort der Insel, dcm nahen arabischen Dorf l.Iaumt' 103 ess Esuc>, wo, aufter an don Markttagen, fast Mr nichts zu betommen ist und wo, um nur cm Beispiel anzuführen, inein Diener nicht elinnal im Stande war, sich thönerne Gefäße, dir eines der allgemeinsten Fabrikate der Insel bilden, an einem andern Tage zu verschaffen. Auch mitten auf dem kleinen Platz, den diese düsteren Vuden umgeben, war ein bescheidener taglicher Marlt aufgeschlagen, auf dem einige Veduinenweiber, meist noch junge, aber megärenhaft durch frühzettige Runzeln und durch häßliche Täwwirungen entstellte Wesen, Heu und andres Vichfutter feil boten. Einen gegen den Schmuh der Strassen und öffentlichen Plätze sehr vortheilhaft abstechenden ^,'lnbllck gewähren die zahlreichen Synagogen, deren ich vier besuchte. Ihre Architektur, obgleich schmucklos, erweist sich doch nicht als häßlich, und gleicht durchaus derjenigen der Moscheen der Dscher^ba, so wenigstens wurde nur versichert, denn als Äugenzeuge kann ich von den mohammedanischen Gotteshäusern in Dscherba, hier wie in ganz Tunisien dem Richlmoslim unbetretbar, nicht urtheilen. (5s ist immer ein viereckiger von Säulen-arcaden umringter Vurhof, an den ein großer gewölbter Äet-saal Ds;t, im Innern freilich zierdeloo, aber reinlich gebalten und »int niedlichen Strohmallen ausgedeckt. In einer Synagoge bemerkte ich die Eigenthümlichkeit, daß der Schrein, iu dem bie Tbora aufbewahrt wird, nach Art eineü katholischen ^all-fahrlshelllgthunw von davorstehenden Betern umringt war, die rin bestimmtes, auf eincr Tafel angebrachtes Gebet ableierten, ganz wie die katholischen Pilger die gedruckten Wall-fahrtsgebete, deren Tafeln an betten vor dem Helligtlmm augeschmiedet sind. Die Aehnlichleil wurde durch ein schön-Ncschnitzles Holzgitter, welches sich vor dem Schrein befand ^nd i,l seiner ^or,n an eines jener von Holz oder Elfenbein N^chinklen Altarblaller erinnerte, die wir in manchen Gegenden Europa's, z. B. in der Schweiz und Italien, in Wallfahrte 110 tapellen sehen und durch viele Ileine Oellämpchen, die vor diesem Gitter angezündet N'aren, noch mehr hervorgehoben. Die Juden von Dfcherba, obgleich sic im Ganzen den, sogenannten spanischen oder portugiesischen Ritus folgen, be-sitzen doch eiuige abergläubische Eigenthünüichleileu, loelche sie von den übrigen strengorthodoren Israclilen, dic dergleichen !ölu^wüchse a»n Gebäude de^ Glaubens nicht lenneit, unlcr-scheiden. Dahin gehört die sonst dem mosaijchm ^ulttiv gän,^ lick) fremde Heiligenverehrung, von welcher ich übrigens auch Beispiele in Algerien beobachtete nnd die offenbar dem unbe-wußten nnd unwillkürlichen Cinslust der den Ätarabutö sehr zugethanen Sunniten dieser Gegenden zuzuschreiben sein dürften. Ein solcher jüdischer Marabut Thaler) nach Tripolis bringen sollte, Während die verschiedenen Schiffscapitäne, mit denen ich früher einen ähnlichen Accord abschließen wollte, für meine Beförderung Ungefähr nur das Achtfache, d. h. l.oo Uranien verlangt hatten, "och dazu sollte dieses Schiff für einen so geringen Preis Ü"nz zu meiner Disposition stehen und der Navyss erbot sich, l" lange in Dscherba zu warten, bis ich zur Abreise bereit sein würde. Die so gewonnene Frist beschloß ich zu Ausslügen auf ^r ^nsel zu benutzen, von denen ich bisher immer durch schlechtes Wetter oder andere Hindernisse abgehalten worden w"r. Zunächst wollte ich 'nein Hauptquartier von hier nach ben» andern Eude der Insel verlegen, um von dort aus die bnchtigsten Ruinen zu besuchen, uud der Q>N)id, Ssayydy I.lmnyda beu Ayad, versprach mir hiezu allen seinen Beistand, Nerbe, Maulihiere, Escorte, einen Amr für dcn Moqaddem 1l2 (Districtschef) deS OrteS, kurz Alles schien sich recht günstig für die Aufführung incines Planck gestalten zu wollen, beider ergab sich jcdoch gleich a>n Anfang ein verzögerndes Hindernis;. Der Äloqaddein von l.laumt' Adschyu,, so hies; das nächste Ziel ineiner ^ieise. war nämlich im Augenblick nicht dort, sondern in l.Iaumt' ess Ssuq und sollte erst inorgen nach seiner Heimat!) zurücllehren. Ohne ihn dort .zu treffen, wärm wir aber ohnc Haus und alles Nöthige geblieben, mußten also den Ausflug bis zn seiner Mkttchr dahin aufschieben. Die Moqaddem's, deren es auf der ganzen Insel, die in ebensoviele Distriete zerfällt, zehn, einen für jeden District, und außerdem noch cinen elften giebt, welchen man den Moqaddcm cl Äeräniyä neindeda,eins, und gleichfalls durch sie werden Wir an ein städtisches Vorbild und an die ^ietion erinnert, nach welcher die ganze Insel als ein compatter Äevollerungs-mitlelpunlt gedacht wird. Denn Moqaddem's giebt es in nudern moslunischen legenden »uexlals in laildllchen Genossen' schaften, sondern nur in Städten und zwar bezeichnet dieser Titel daselbst vorzugsweise den Zunftvorstand einer einem ausschließlichen bewerbe zugethane»» Landsmannschaft. So haben die sich dem Hausbienste widmenden Wareqliya (Ve> wohner der un Süde>l Algeriens gelegenen Oase Wareqla oder Uarqla), ebenso die Ncmu Msab oder Mojabiyä, die als Vadelnechte in ganz Rlndasllla anziltressen sind und andere ähnliche landsmännliche und gewerbliche l^enossew 113 schaftcn in Tunis und andern Städten ihre Moqaddcms. Hirr findet sich aber dieser Titel seltsamer Weise an Stelle des üblichen arabischen „Schaych" sStmnmesoberhaupt) oder „Schaych el beled" (Äürgerineister) in Anwendung. Diese Eigenthümlichkeit ist den vielen .zuzuzählen, deren einiger bereits früher Erwähnung geschah, deren andere ich jedoch erst mit der Zeit und bei verlängertem, freilich meinem Wunsche gemäß immer noch allzusehr verkürztem Aufenthalt auf der Insel in ihrer Absonderheit zu erfassen Gelegenheit bclam. Manche jener Absonderlichkeiten wurzeln ohne Zweifel in den heterodoren religiösen Anschauungen dieses Volles von Eectirern. Wie alle Seetirer, so charatterisirt auch die Dscheräba die Ausschliesilichteit gcgcn fremde Elemente. Auf jenen oben schon angedeuteten Vergleich mit den I^raeliten fühle ich mich auch hier veranlaßt zurückzukommen, denn beide Genossenschaften theilen mit andern ähnlichen Schlage« die auf einer anmaßenden Erclusivitat beruhende Vorstellung von der Nureinheit aller Derer, welche nicht zu ihrer Secte gehören. Wie die I^raelilen alle Nichtjuden unter der von ihnen für schimpflich gehaltenen Bezeichnung „Goi'm" (Heiden) begreifen, wie sie Convivium und Eounubium mit ihnen für Sünde hallen, so verdammen auch die Dscheräba scheinbar streng lede nähere Berührung mit andern Moslims sowohl, wie mit Aichlm^'mnmedanern. und wenn sie eme solche gleichwohl nicht nnmcr vermeiden tonnen, so halten sie sich doch durch dieselbe flir verunreinigt. Man erzählt von einem bekannten jüdischen Älillionär, dessen geschäftliche und selbst politische Verbindungen ihn zuweüe» dazu veranlaßten, hochgestellte Personen, bie anderu (^lattbens waren, zu Tische zu laden, daß derselbe bei solchen Gelegenheiten stet«! das Tafelluch entzwei zu schneiden pflegte, um durch diese stummc, aber beredte Panto-Mime eine Scheidewand zwischen sich und den unreinen Anders« gläubigen zu errieten. Ganz etwas Achnlichcs wurde mir l14 von dcn Dscheraba berich>tet. Auch sie sind ein Handelsvolt und tonnen sich nicht immer so vollkommen, wie sie es Wünschen, von Andersgläubigen zurückgezogen halten. Auch bei ihnen tommt es vor, dasi sie einen oder den andern der Letzter« bei Tisch zu sehen verursacht werden, aber auch sie halten sich durch eine solche Annäherung für verunreinigt. Hat der unheilige Ketzer abgespeist, dann wird alles Tisch-geräthe, ja sogar die Kochgefäsic, aus denen das (5'ssen für den Unreinen bereitet wurde, entweder zerbrochen oder doch, bci den weniger Fanatischen, emer gründlichen Reinigung und Näucherung, die manchmal mehrere Tage hintereinander fort' gesetzt wird, unterworfen, bis auch das leyte Alom, das an die Gegenloart des Untoscheren erinnert, verschwunden ist. In solchen Häusern, in welchen »nan dnrrh Handelsverbindungen verursacht wird, regelmäßig Mitglieder anderer religiöser Genossenschaften bei sich essen zu lassen, soll sogar ein ganz apartes Noch- und Taselgeräth für die Fremden gehalten werden, dessen Berührung die Dscheräba streng vermeiden und das sie auch nicht selbst reinigen, sondern von solchen beuten waschen lassen, welche selbst für unrein gelten. Diese Vorstellung von der Unreinheit der Fremden scheint mit lleinlicher Konsequenz aus der allgemeinen Ansicht von der Unreinheit ua. gehen. Ein Abscheu vor gewissen Thiereil ist ihnen gleichfalls eigenthümlich. Äußer dem Schwein, welches alle Mo<>lims für ein ^räuel ansehen, gilt bei den Dscheraba auch noch die ^t)c für unrein und fie halten sich durch eine Berührung diescs Thiers für ebenso besudelt, wie ein andrer Moslim durch Mes allgemeiner verabscheute friedliche Hau^thier. Das h'er schr häusig uollommende Chamäleon, dessen arabischen Aamen „Omm el Vuya" oder „Harbaya" die Djcheräba durch 116 den bcrberischen „Tata" vertauschen, gilt hier für bösartig und giftig und »nan behauptet, daft e^ sich mn menschlichen Körper so fest einzubciften pflege, daß Niemand e'sl dic lväftWcn Ntänncr sah ich vor dics<'m nnschuldi^cn Thicv, von ftanischcin Tchrcck crfasit, die FIncht crgrcif^». DiMgrn sollcn dic Hundc auch hicr, ähnlich loi^ in Qaliiss, sich cincr von andcrn Moolimö nicht gc-hegtcn Vorlicoc' crfrcucn und so^av, locnn auch nicht so oft, wic in dc», ^cuanutcn Ort, al^ crllärcn, so ^cdcn ihncn dic so^nalmten ilvihodorcn ihrcrseitv die Vcvachtun^ mit Wuchcr zurilä. 7>a, e<' schcint sogar, als hcgtm die frommen Sunniten cinc Art von abcrMuoischcr furcht vor diesen itcycrn. Namcntlich jener i>n ganzcn Orient und selbst in Sudeuropa weitverbreitete Aberglaube vom „bösm Vlict" spielt hier eine wichtige Nolle. Die Dscheraba stehen in dein ominösen Ruf, die Iettalura im höchsten Grade zu besitzen, und loie eingefleischt dieser Aberglaube bei den Tunisern sei, und wie er selbst von den Gebildetsten derselben getheilt werde, davon sollte ich im Hause de<> Qayid, in welchem ich wohnle, emeu recht schlagenden Beleg erhallen. Alle Pedieulen Ssayydv, >.!alM)da'o. einige zwanzig Tuniser, erst seit zwei Monaten auf der ^nsel wohnhaft, behaupteten, die Dscheräba, deren sletü viele iiu Hauje deo Qäyid umherzulungern pflegten, hätten ihre Mahlzeiten durch die vergiftende itraft ihrer Blicke ungesund gemacht und förmlich verhert. Sogar der Qavid, soust für einen Moolim ein N'irtlich aufgellarter Äiann, war derselben Ansicht und gab deschalb strenge Ordre, daft man alle Schüsseln seine» Mittagessens verdeckt hineintrage, m damit nicht die in« Corridor lungernden Dscheraba ihre Augen auf den Inhalt richten, das heisst die Speisen durch ihren bösen Blick'vcrhercn lönnten. Ja. um diescs Unglück vollends zur Uinnöglichkeit ,y« machen, ließ Ssayydy Naniyda sogar eine eigene Passage von der Mchc nach scinen Zinnnern bauen, die mit dem den Dscheraba zugänglichen Hausgang außer jedcr Verbindung stand. Wahrhast lomisch war ein Aall, der sich in nieincr eignen Umgebung ereignete, Ätein Diener, sonst ein fast eivilisirter Maure, fing cinigc Tage nach unserm Hiersein an, sich gleichfalls über den bösen Blick dcr Dscheraba zu betlagen. Diesem nämlich schrieb er ein Aauchzwicken zu, welches ihn an besagtem Morgen ergriffen hatte. Ich entdeckte freilich bald die wahre Ursache des letzteren in den Neslen eines Gerichts höchst schlecht geronnener Sauermilch, ein Lieblingsessen dcr Dscheraba, an den, sich Issmayl deleetirt hatte. Von ähnlichen Uebeln war auch das gesammtc Hauspersonal des Oayid in 7^olge ähnlicher Genüsse heinigesucht worden und daran sollten nun die Dscheraba mit ihrem verhexenden bösen Blick die Schuld tragen. Der ganze Tag des l<>. Februar verging auch leider wieder auf cinc höchst unerquickliche Weise für mich. Der tüayid hattc mir zwar Pferde zu einem größeren Ausflug auf der Insel versprochen, aber dcr vielbeschäftigte Mann, der täglich einige hundert Dscheraba zu richten und außerdem die sehr verwickelten Finanzverhältmsse in's Neine zu bringen hatte, besaft nicht Zeit, nachzusehen, ob seinc Ordres erfüllt würden und so blieben sie eben unausgeführt. Ich tonntc deßhalb nur zu Epaziergängen meine ^uflucht nehmen. Einer derselben führte mich in die Nähe des Landungsplatzes von I.laumt' ess Ssuq, wo sich ein altspanisches Kastell befindet, "hnc Zweifel dasselbe, welcheo nach dem eatalouijchen Chronisten, Ramon Muntaner, vom König Jaime I. von Aragonien m im Jahre 12^4 errichtet worden war. Die Architektur ist durchaus die »nittelalterliche des leiten Jahrhunderts in ihrer rohen Massivität schr verschieden von den zwar auch mWven, aber als einer spätern Vautunst angehörenden regelmäßigeren spanischen Castellen, N'elche itarl V. in Afrika errichten lieft. In der Nähe diese« Castells wurde mir die Stelle gezeigt, wo sich noch vor 22 Jahren ein schauderhaftes Denkmal erhob, nämlich eine aus den Knochen und Schädeln der unter 5tarl V. hier verunglückten Matrosen und Soldaten des spanischen Admirals Gareia errichtete Pyranüde. Im Jahre t^37 wurde dieser Schädelpopanz, nachde,n lange die Consuln umsonst auf dessen (Hutsernung ai^etra^en halten, endlich zerstört, nicht jedoch ohne zu einem tumulluarischen Auftritt Veranlassung gegeben zu haven. Denn die damals in Tscherba gariüsonirien Suaioua (unregelmäßige Infanterie) rotteten sich, sowie sie von der Absicht der Christen, dieses Schmachdenlinal, der Erlaubniß des Vey'S gemäß, abzutragen, hörten, zu» sammen, zogen nach dem Denlmal und Vertrieben mit H/eichtigl teil die friedlichen maltesischen Ardeiler, N'elche mit der M» tragung beschäftigt >oaren. Dafür bereitete man ihnen aber eine schwere Demüthigung, indem nun der ^ey, von den Konsuln augespornl, befahl, daß die sanalijchen Suawua selbst mit cige»ien Händen ihren Liebling, das scheußliche Schädel» dcnkmal, zerstören sollten. Seitdem hat »»an die Gebeine der vor :M> Jahren ge» fallenen Spanier in geweihter Hrde, in dem Ileinen latholi° jchen Friedhof von llauntt' ess Ssuq, beigeseht und eine ein» fache Säule bezeichnet nun die Stelle, wo die Schädel ruhen, die lU»o Jahre lang eines der ichmlderhafteslen Monumente bildeten,^ das dic Geschichte lennt. Die kleine katholische Kirche, welche an diesen '^liedhos gränzt, isl, wenn man die Armuth der meisten hiesigen Xalholilen in Belracht zieht, verhällnißmäßig wohlgehallen und verdient das Lol>< Welche« m schon Gue'rin ihr in: Jahre I^<»<) spendete. Weniger jedoch soll der Geistliche, derselbe, der schon im Jahre 1^'« .'uxllült" nennt, solches Lob verdienen. Ueber diesen hörte ich hier nur eine Stimme und zwar die des ausgesprochensten Tadels' stets betrunken, den schändlichsten Lastern ergeben, soll er eine schreiende Schande für das Gewand sein, das er trägt. Uebrigens hat ihn alls wiederholtes Bitten dcr hier ansässigen Htatholiten der in Tunis rcsidirendc Neihbischof, Monsignor Sutler, endlich seiner Stelle entsetzt und meine Anwesenheit fiel grade in die letzten Tage der Amtsverwaltung dieses Wolfes im Schafpelz. Ich führe diesen 7vaU nur an, um zu zeigen, wie leicht sich jclbst gewissenhafte Reisende oft irren tonnen, denn wenn man O)m'rin liest, so bel'mnmt man ganz den (imdniä, als jei der besagte Abo«' ein tleiner Heiliger. Endlich, am Morgen des ^0. Februar, gelang es nur, nicht ohne die beredte Vermittlung des trefflichen Kutuloma, der als österreichischer (5ousulcnagcnt sich meiner auch in osfi-cicller Eigenschaft eifrigst annahm, vom Qäyid Pferde, Mcml-thicre, sowie ein gepäctlragmdvs .Kameel zu einem größeren Ausflug zu erlangen. Unser heutiges Ziel war lein entferntes, sondern das etwa ttt arabische oder .'l'/^ unsrer geographischen Meilen von Ssuq entfernte Namnt' Adschym, am südwestlichen Ende der Insel gelegen, l^rofte Entfernungen giebt es überhaupt aus der Insel nicl't, deren Dunhmcsser, soN'ohl in der Breite, wie in der^änge. zwischen 'ncn, durch welche er sich zu ergichen pflegt, das heißt Zweige, junge Aeste, kaub, Blumen und Fruchtsprossen mt° fernen. Ist dieses gejchehen und ist jeder Alwsluf; des Saftes verstopft, so loird oben aul Stamm ein Einschnitt gemacht Und an demselben das Gefäß befestigt, in welches der Laqmy b"Id langsamer, bald schneller hinemträufelt. Da nun auf b'ese Weise der zur Production des 5!aqmy bestimmte Baum ein ganzes Jahr lang der Fähigkeit, Früchte zu tragen, be« raubt wird, so versteht es sich von selbst, daß dic ökonomischen 122 Dscheraba, denen die Datteln Brod sind, denen aber der süfte Laqmy nur ein Lu^usgetränl, der berauschende PaliuenU'ein gar ein Gräuel ist, nicht gerne ihre Aämnc dazu hergeben. Aber sic haben noch einen triftigeren Grund, der ^aqiny' Produttion abhold zu sein. Viele Bäume ertragen näxüich diese gewaltsame Entziehung ihres Lebenssaftes nicht, sondern gehen in Folge derselben zu Oirunde. Andere freilich bestehen sie gut, und mir wurden sogar Bäume gezeigt, welche die Operation zehn- bis zwölfmal ohne Schaden ausgehalten hatten. Doch ein eigentlicher Dscharby wird nur selten seinen Palm-bäum einer solchen Probe aussetzen und so tam es denn auch, daft ich nur in der Nähe Uon Ssuq seilist, wo die Bäume Fremden angehörten, solche traurig verslüünnelte Palmen sah, denen die stolze Federlrone mit Zweigen, Blättern und Frucht-lolben geraubt war und an deren obere»» Stamme die tleme ominöse Flasche verlündete, wohin der lostbare Lebenssaft des Baumes auf naturwidrige Weise abgeleitet wurde. Jenes andere Produet der Insel, dem sie ihren ältesten Namen ^otophagitis verdankt, der schon bei Qäbiss besprochene Hlhamnus lotus, von der Familie des Ziziphus, lommt gegenwärtig hier weit weniger häufig, als auf dem Festland, und nur als verkrüppelter Strauch vor, so das, es scheint, daft die heutigen Dscheraba nicht mehr jenen Enthusiasmus für diese übrigens ziemlich fade schmeä'enden Früchte empfinden, welchen Homer selbst den fremden Besuchern des Claudes be,legt: <<>Ul g^dcihl'nden Gerstenpflanzungen, zu,n größten Theil Winter-'^'chl und bereits >nit einen» hohen grünen Teppich den Boden "^eclcnd, der nicht wenig zu d^m bliihendeil Anssehen des ^"drs beitrug. An andern Orten fand ich die Bauern mit "'"' Pflügen dcr Aecker und dem Säen der Sommerfrucht ^chäsllgt, d'rjlen's geschah ver»>,llcls eines selisan, geformten alt »indischen Pfluges, vor N'elchen ein Kamecl gespannt war, "" Hochs, oig^nlhillnlichcr Anblick, so acht orientalisch, wie '""" ihn and^owo seilen findet. 124 Nach halbstündigem Nitte von Ssuq erreichten wir die kleine l.lmmm Abu Äteswer »nit einer Moschee der Wuähb (Scctirer), dann die Naunia cl Haschan, wie nlle Ortc dieser Insel koine rompaeten Vevöllerungseentra, sondern kleine Dörfer aus zerstreut liegenden H^auerhöfen bestehend. Später machten wir Halt bei einer andern lleincn Moschee, Dscha>ni' Ven Qyrat genannt, ein von mehreren kuppeln überwölbtes Gebäude mit einen» höchst eigenthümlichen Minaret, der etwa die 7vorm einer achteckigen Laterne besas;. Hier N'aren im Augenblick nur lleiue Gnaden versammelt, die die Schule in der Moschee besuchten, alle Männer jedoch auf dem ^ande bcschästigt. denn die Dscheraba verbringen n,cht wie die Aralier ihrc Tagc im Mchigssang. Diese Kinder begriisitcn mich mit einer höchst »espeetvollen Höslichleit, wie ich denn überhaupt letztere, Eigenschaft bei den Dscheraba in einem weit höheren Grade antraf als bei den Arabern. Auch scheint, wa« man immer über ihre Erelusivität sagen mag, dieselbe sich doch nie bis zum Fanatismus gegen Andersgläubige, selbst nicht siegen Christen, zu versteigen. Aehuluh wie bei dem .Nabylew volt, so fand ich bei den Dscheraba stets eine weniger ein» seitige Beurtheilung und Vehandlungsweise der Emopäer, als bei Arabern. (5s will fast schemen, als wohne dem berbcrischm Blut eine instinttmäßige Erinnerung inne, daß seine Vorsahren einst mit Europa in einem innigeren Verhalt« niß gestanden hatten. Nachdem wir noch die lleinen Weiler el Qra und Mos' rhan, sowie die Moschee Ssayydy Mohammed el Mordaly ftassirt hatten, langten wir Nachmittags in den» von reicht Olwenpslanzllngen »»lgebenen Torfe l.laumt' Adschvül an, dessen Häuser >u de,l gi,,„en Hamen oascnartig zerstreut lagen. Hier war uns in, Hmise des Moqaddem iDistricts» Vorstands) das Nachtquartier vorbereitet worden, das hciht ein großer, völlig leerer Saal, >mr »nil Strohmatten ansgt« 135 deckt, stand zu unscnn Empfang bereit, denn an ein Vett ist natürlich bei diesen beuten nicht zu denken. Der Moqaddem, ein für einen Großvater von ver-hciratheten Enteln auffallend jung aussehender Mann, dessen Vart noch lein weiftet Härchen zeigte und gewisi nicht gefärbt ^'ar, da die Dscheräba dergleichen (iitelleiten verachten, nahm 'uich überaus frelindlich und »nit einer patriarchalisch würdevollen Höflichkeit auf lind schlug nur, nach eingenommenem ^asfcc, vor, den Ssuq < Basar) des Orts, sowie die nahe Atirssa (den Landungsplatz) zu besichtigen. Da ei Adschym's, ^^hnungen noch viel weiter auoeinanderliegen, als die von ^!) Esuq, s^, war auch der Basar von dem Hause des Vorstands w»hl ^nc Viertelstunde entfernt, welche un« durch schöne "Iwenhaine und Paluknpflauzungen führte. Den Ssuq fand lch höchst ärmlich, auv etwa einein Dutzend schwärzlicher AisnM bestehend, in denen jedoch cin sehr rühriges ^eschäfts-l^brn herrschte. Fische wurden hier in Menge vertauft und ^lchr you trefflicher Mte nüt ungefähr dem sechsten Theil Hres Preises in Tuuio bezahlt, l.laumt' Adschyin wird nä,n-uch zur größeren Hälfte von ^ischcrn und Sccleuten bewohnt, ^^'ren ersteren dav überaus fischreiche ^Iteer, deren letzleren " nicht ganz unbedeutende Seehandel Beschäftigung verleiht. 7^' Meereöarm, cl Dschorf genannt, an welchen diese Mste l^'sU, ist nämlich der sicherste, einem geschlossenen Hafen ver-Ü^chbarste Theil der Usergewässer der Insel. Zu ihm wandten wir uns nun und erreichten nach zehn Knuten eines Hangs über eine öde Sandsläche, auf welcher ^ fast bestandige heftige Wind leinen Bai»,» auflommen "ß. dao lleine Hort Bordsch ei Mirssä «Festung des Hajens) ^"^ ^ Kanonen und elU'a ebensoviel 'Artilleriesoldaten und ^lncnl freundlichen Hause daneben, in dem zuweilen Fremde Zusteigen pflegen. Hier hallen wir in Büchseuschlchweite ^ ilüste des Festlandes vor uns, mit ihren abschüssigen lAl Felsen »md Dünen ein trench Vild der Unnahbarkeit des Landes gewährend. Denn leider war dieses ^and zur Zeit unnahbar, und zwar wurde es dicß durch du- neueste Rebellion des halbwilden Stamme«, der zwischen Qabiss und der tripo-titanischen b)ränze nomadisch herumziehenden Worhqania oder Urhqama, welche wieder cinnml ihrcn Qäyid davon gcjagt hatten und sich in offcncr Anarchic bcfandm, dc,n ihncn a»n syn»patl)ischslcn cvschl'ilN'ndcn Zustand, Nn'Ichcn inan ihrcn l'isi^ntlichn Zustand der 'Asiya ilm < Verkehrs der rebellischen und rauben» schen ^^orhliaula. Ja diese liebenswürdigen Sfti^buben habe» sogar jene Minen »un ,^u deiil Sammelplatze erwählt, wo sic die auf ihren NaubMen nemachte Beute zu vertheilen pflegen-Eine (5<<> Späh,)« ware lau»l genügend gewesen, um diesen Moslug mit einiger Sicherheit aufführen zu tomn','. Noch dazu hätte sie aus andern Elementen bestehen müsseil, 12? als meine eigene lleme Vedoekung, überhaupt als die meisten Epahys von Dschcrba. Diese sind nämlich meistens Araber vorn Stannne der Veny Syd und geschworene Todfeinde der Norhqama, so daß es ohne einen Kampf unmöglich abgelaufen wäre, hätte ich in ihrer Begleitung den Ausflug machen wollen. Die beiden, mich begleitenden Reiter, übrigens höchst gutartige und sympathische Männer, sehr gegen meine nichts-windigen Tuniser Hambas abstechend, behaupteten, daß N'enn fie »üch allein nach Abu Orara e^eurtirten, es grade dasselbe sein würde, als wenn ich sie als l^'adaqa (Geschenk) Und meine eigne Person obendrein den mörderischen )?>alagancn der ^orhqama überliefere, und diese Behauptung war in der That, wie mir von allen Seiten bestätigt wurde, keineswegs aus der ^uft gegriffen, denn in dem gegenwärtigen Zustand ber neuausgebrochenen blutigen Fehde mußte die Hinschlachtung iener Mitglieder der Veny Syd den feindlichen Wurhqama fast wie eine Pflicht erscheinen. Die nur zu dieser steife Nöthigen fünfzig Spahys wären aber auf der ganzen Insel kaum aufzulrciben gewesen und so mußte ich denn schweren Herzens von meinem Vorhaben abstehen. Aus demselben Grunde mußte ich auch auf die Besichtigung der l.lanschyr Aumiya genannten, auf der Ostseite derselben Halbinsel, in beren Westen bu Qrära liegt, befindlichen Ruinen, welche °hne Zweifel diejenigen des in der Peutinger'schen Tafel an-Neführten 1'<>mp>!,m V,'<' und dessen Brudero aß. Die Dscheräba sind mit ebenso g^ulldem Magl'u und tüchtigem Appetit ge-segnet, nne die Araber, und so lam es, daß nach diesem 129 vierfachen Angriff auf die Schüsseln ihr fast übergroß erscheinender Inhalt dennoch ganzlich geleert worden war. Die Meisten dieser ^eutc aften mit den Fingern und folglich trugen die Schüsseln, ehe sie an die vierte Abtheilung gelangten, die Spuren manchen handgreiflichen Angriffes an sich, ein Umstand, bcr bei eine»» Europäer natürlich den höchsten Elel erregt haben würde. Aber leiner der Cssenden hatte es unterlassen, seine Hände vorher in einem dargereichten Becken gründlich zu waschen, eine unerläßliche Negel der Neinlichleit bei diesen Koltern, die bei ihnen als Entschädigung für den Mangel der Tischbestecke dienen musi. Nach dem >tafsee, von dem nur drei Tassen gereicht Wurden, fand es der Wirth der Höflichkeit angemessen, mir Noch einige Stunden (Resells ck'aft zu leisten, eine Höflichleit, auf die ich freilich gern verzichtet hatte, denn nach der ersten Stunde war ichou jede«! mögliche Thema der (5onuersation erschöpft. Was soll man auch mit beuten reden, deren niedriger Nildunaszustanb alle jene (>iesprächsgegenstände ausschließt, "ber die der wissenschaftliche Europäer sich zu unterhalten lieb«, deren religiöser Standpunkt verbietet, über das, worin sie allein unterrichtet sind, über ihren klauben Au^lunf! zu Ü^'en, und deren eigenthümliche Anschauungen vmn Familien leben es unmöglich machen, aus ihnen dantenswerthe Aufschlüsse Über die häuslichen und verwandtschaftlichen 'Verhältnisse und ble Sitten dieses interessanten Volles hervorzuloclen, denn i^nes wichtigsten ^aelors des Familienlebens, der Frauen, darf ÜN Gespräch auch »nt leinen» Worte gedacht werden, und auszerdem fürchtet man noch bei jeder Gelegenheit durch eine Uns unschuldig icheinende Nachfrage Anslosi zu geben. Dcr Aioqaddem schien sich übrigens bei die,em langen Beisammcn-!'h<'n nicht weniger zu langweilen als ich, aber der Anstand ^"bot ihm, sich ohne Aufforderung zurückzugehen und nur. "nc solche ergehen zu lassen. Erst die ofsenlundige, sich an III. U N0 allerlei deutlichen Anzeichen älisiernde beiderseitige Müdigkeit und der uns beide bewältigende Schlaf musiten zuletzt als willkonunenc Entschuldigung dienen, l,ud so tonnte ich endlich wieder dcr Gemüthsruhe genießen. Ä^ährend dieses ganzen Veisammensihens waren alle »ibrigen Personen im Zinnuer »nitanlresend geblieben, teiner aber N'agte iu (Gegenwart des majestätischen Moqaddem auch nur den Mund aufzuthun, oder etwa eine Eigarrelte zu rauchen, was überhaupt bei den Mos-liins in Gegmwart von ^iespeelspersoneil niemals gestattet ist. Der Moqaddem selbst rauchte jedoch Under, noch schnupfte er. Er theilte noch ganz die alten siltensln-ngcn Ansichten, die wir bei so wenig Mo^lims hellte mehr sinden, wonach jeder Gebrauch des Tabattrmllo' I.laram (Sünde) ist. Am andern Morgen, nachdem ich von dem gastfreien Moqaddcm einen höchst eeremoniöseu Abschied genommen hatte, trat ich in Gesellschaft der beiden Spahy'« allein einen Ausflug durch andere Theile der Insel an, der uns auf einem Ritte von sicbm bis acht Meilen wieder nach Naumt' css Ssuq zurückführen sollte. Da« >tam^I und „n'in Diener wurdm unwürdig erachtet, diesen Auoflug mitzumachen, da dieser sich für Alterthümer nicht viel mehr interessirte, als jene^. Denn das Hauptinteresse diejer Excursion bildete ein archäologisches, nämlich die Besichtigung der I.lanschyr el Qanlara genannten Nuinen, bei Weitem der wichtigsten der Insel. Diese Nuiuen liegen in, Siidosten des Eilands, von Adschym eliva üV, Meilen entfernt. Der Weg, den wir in ebensoviel Stunden zurücklegten »denn mehr tanu man wn den hiesigen Pferden nicht verlangen), führte uns fast immer den, Mvl(' entlang, Anfangs in öslllcher. jpaler «u beinahe südlicher ^Nchlung. da hier die KNste bedeutend nach Süden vorspringt. Es war derselbe Palmenbain wie gestern, hie und da nur, dicht am Meere, von öden Strecken Sandes unterbrochen. Eine sandige, sehr niedrige Hügelkette, die einzige der Insel, die eher ciner 131 Düne gleicht, obgleich sie nicht dicht am Meere liegt, sondern von demselben durch eine angebaute Landschaft getrennt wird, begleitete uns fast den ganzen Morgen zur Linien. Auf diesen Hügeln überraschte »ms nach ciner Stunde des Rittes der Anblick des freundlichen kleinen Dorfes l.laumt' 'l'uadschen, Malerisch in den reizenden Palmeupflauzungen ^rupvirt. ')lach riner N'eiteren halben Stunde stieß ich unweit des Meeres cUlf einen beinahe gansiich vom Voden verschN'undenen Nanschyr, ^iainen^ el ^hauway, N'o verschiedene schwachc Mauerreste die (5r.istenz antiter Wohnungen undeutlich verkündeten. Gegen l<> Uhr erreichten wir eine^ der größten Dörfer der Insel, l.lamul' Qalale genannt, dessen Heine tuppelgelrönte Moscheen sich neben den sie überragenden Palmendächern höchst malerisch darboten. Alle Moscheen der Wuähab sind überhaupt tlein, auch fehlen ihnen die hohen Minarets, einem A'orurtheil dieser Eectirer zu ,^olge, wonach der (^ebete^ruf von zu grosler Höhe verkündet, Unglück bringen soll. Nach einem weiteren zweistündigen Nitt durch ebenso anmuthige Pflanzungen, wie die bisher durchslreislen, hörte plötzlich alle Vegetation auf. (5ine lange sandige Ebene streckte >lch dor uns am Meere hin, auo, welcher nur einige von Schutthaufen antiler Bauten gebildete Hügel in die Höhe l"gten. Diese verschiedenen Schuttberge befanden fich in bc-^'achtlicher ^ntfernling einer von dem andern, in ihrer Ge-l^Mntheil auf einem Mchenramn voiu achten Theil einer ÜwMaphischen Quadralmeile, nach sehr masiiger Schätzung, ^^'streut. Während das zwischen diesen Trümmerhaufen ge-"'gene und sie rin^> uiilschliesiende ebene ^a„d durchaus leine spuren von 'Auti^niläien auswies, da in früheren feilen '""hl hier die Pflugschaar der sleifu'a.en Dscher.iba jeden Nest ^"selbeu hinweggeräumt halte, so boten doch die Erhöhungen ""ch nm- y^chsl interessante Ausbeute für den Forschuna>tried "^ Alterthumsfreundes dar. 9* 132 Der erste lleine Nanschyr (Trümmerhaufen), auf N'elchcn wir stießen, bezeichnete offenbar die Stelle einer jener lost-da vcii Prachtbauten, wie sic zur Zeit rönnscher Universal-civilisation selbst die abgelegenste«, Äiunieipien, wenn dieselben nur eine vcrhaltnißiuäßigc locale Bedeutung besahen, zu schmücken pflegten. Der ganze Boden war mit den Trümmern des prächtigsten Baumaterials, des schönsten earrarischen Marmors bedeckt, theils iu tausendfachen kleineren uud größeren unregelmäßigen Fragmenten, die in ihrer blendenden Strahlenweiße im Sonnenschein silbern erglänzten, theils in gestaltvolleren Bruchstücken, Gäulen, Piedestalen uud (5apitalern, letztere namenllich von vorzüglicher Schönheit und dein edelsten Geschmacke des lorinthischen Styls angehörig. Ein großes Marmorfragment schien offenbar den Aest einer lolossalen Gewandstalue, möglicherweise eineo Apollo Musagetes, von der sich nicht« erhalteu hatte, als der init dem weiten, wallenden Gewand in breitet» Faltenwurf bedeckte Torso. Vom Gebäude selbst hatten eiuige hier auf dosten eines reichen Juden von Sisaqess, der nach ^chatzeu lüstern war, angestellte Nachgrabungen einige Mauerfuudamente bloßgelegt, alle aus der soliden ^rthostrata geuanuten >5truetur gebaut. Ebenso ist ein ^ieU'ölbbogen, der allem Anschein nach den Eingang zn eine»l ^^afserbehälter bildete, gleichfalls aus großen regelmäßigen ^teiuen mit nur spärlichem Cemeul errichtet, aufgedeckt worden. Die bloßgeleglen Fmldamente s^^n^n einer Reihe lleiuer (Gemächer angehört zu haben, welche mit dein Porticus verbunden, dem die Säulen entstammen, eine die sammtheit darstellte, deren Bl'slnumimg mir nicht diejenige eines Tempels zu >eiu schien, woraus allerdings die Pracht des Materials beuten tonnte, i^ine außerordentliche Menge von römü schen Hohlziegeln <<'^>l!.l" lülinul^,,. wie sie über den Badeöfen angebracht zu werden pflegten, schien mir vielmehr die Bedeutung dieses Gebäudes als einer jener prächtige» Thermen« UN construetionen, wie sic in römischen Städten keine Seltenheit waren, anzudeuten. Bekanntlich !varen nüt solchen Thermen Prachtgemächer, in denen Säulen und l^öttcrstatuen standen, oft in Verbindung, und dieses dürfte die Anwesenheit jenes schmuckvolleren Materials erklären. Ein anderer, viel größerer l.lanschyr, etwa s><><> Schritte von dein rrslern entfernt, bot meinen erstaunten Blicken eine noch viel beträchtlichere Menge loslbaler Baufragmente, theils von herrlichem weisem earrarischen, theile von jenen« röthlichen Marmor, welchen man ^ipollino nennt, daneben bedeutende Stücke von V,>>' und lliüllo n»tir<» in ansehnlicher Zahl. Auch hier lagen große Säulenbruchstücke, kolossale Frieße nnd Karnieße von vollendeter Schönheit, Piedestalc und Capitäler mnher, letztere der sogenannten gemischten Ordnung, und wie mir vorkommen wollte, bereits der Zeit des eben beginnenden itunslverfalls angehörig. An einer weißen Marmorsäule bemerkte ich in erhabener Arbeit die höchst auffallende Figur eines länglichen Kreuzes mit einem darauf rubenden Mobus. Auch aus den vielen römischen Ziegeln, welche hier umher-lagen, schloß ich auf eine spätere Entstehungszeit dieser Baute, als diejenige der ersten Baiser, den» diese Ziegeln waren schon dick und schwerfällig, sehr verschieden von den leichten, zierlichen der bessern Epoche. Von jenen Torso's zwölf römischer Kaiser-statuen, welche Varth hier sah, konnte ich taum zwei drittel entdecken und auch diese fast bis zur Unlenntlichleit verstümmelt, so daß es mir überhaupt sehr problematisch scheint, ob dies; wirklich die Standbilder von Kaisern waren oder nicht. Die Nachgrabungen desselben Schatzsuchers haben auch hier eine Aeihe von fünf Gemächern bloßgelegt, alle sehr klein und viereckig, aber von höchst massiver Structur l-lll,>«wttil). ^hne Zweifel gehörte der eine Theil dieses Uanschyrs einen» ^rachttempel an. über die Bestimmung de^ andern, in dem dic kleinen Stuben liegen, wage ich mich nicht zu äußern. N4 Unweit von hier bemerlte ich auch einen trefflich erhaltenen römischen Brunnen und darunter eine grofte, aus lnassivcr Structllr erbaute (5isterne. Ein dritter tleiner llanschyr nordöstlich von diesem gc-lcgcn, zeigt noch einige GewöU'bogen, sowie ein noch beinahe erhaltenes Gewölbe, im untern Theil aus ^v»m «imuliatum, im obern alls <,':lo>nt>iiti,'iil tUr«mtu>'l», l>u,^l.l geballt, ganz wie die große I'inc'in:!. !i>l>.,l!stirt noch eine namhaftere Nuine) rechtfertigt den Schluft, das; wir hier die Stelle der alten Hanptstadt der 7>nsel. welche in früherer Zeit Meninr., später wahrscheinlich (^irba hieß, zu suchen haben. Die Peutmger'sche Tafel, die ausführlichste Quelle über die alle Geographie Dscherka's, giebt uns anf der ganzen Insel vier Orte an, nämlich Girba, Tipasa, Uchium und Hares (Haribus). Girba. welches ver>nuthlich später die Hauptstadt war und von den, die früher Meninr. genannte Injcl den Namen annahm, lag nach der Tafel an Stelle des heutigen l.lanmt' ess Ssuq, Tipasa etwa an der Stelle von l.laumt' Adschym, Von diesen beiden ist jetzt jeg< liche Spur verschwunden. Uchinm dagegell, N'elches etwa in der Gegend de^> henligen <,'adrym, lag, diirfte wohl in den jetzt Porgo genannte« Ruinen, im Rordoslen der Insel, zu 135 suchen sein. Der vierte Ort Hares ist derjenige, dessen ^agc dcr Angabe der wdulu I'<;uti,!^ri.!n:l zu Folge, am Besten der Ruinenstätte von QalUara entspricht. Wunder muß es uns freilich nehmen, daft ein so ganz obscurer Name ciner Nuineustätte beizulegen wäre, deren herrliche Trümmer offen Verkünden, daft hier die wichtigste Stadt der Insel, wenn nicht ihre Hauptstadt lag. Wenn wir daher nicht einen Fehler auf der Tafel, demzufolge die ganze von ihr gegebene Topographie der Insel umzustürzen wäre, annehmen wollen, so bleibt nichts übrig, als in Hares einen später geläufig gewordenen Namen für die Stadt Mcninx, anzunehmen, von der nichts uns berechtigt vorauszusetzen, daft auch sie, wie die Insel, ihren Namen später in Girba verwandelt habe. Wir tvmmen dadurch zu folgender Annahme. In allerer Zeit hies; die Insel Meuinr. und besaft eine Hauptstadt gleichen Nameus. Später verlor diese Hauptstadt ihre Bedeutung und die Insel nah», den Namen ihrer neuen Hauptstadt (^irba an. Zugleich veränderte die allere Haupsladt Meninx. ihren Namen in Hares. Daft wir in der Stadt biirba nicht die Nachfolgerin der alten Hauptstadt Aleninr. zu suchen haben, dürfte auch aus Ptolemäos hervorgehen, welcher zwei Städte auf der Insel nennt und diese heißen Meuinr und Gerrapolis, M welchem letzteren man ohne Mühe eine leichthin veränderte Form von (hnbapolis ertennt erschienene Bischof Girbeusis war nicht auo diejem, sondern aus dem in der Pruconsularis gelegenen Mrba (Klor^-M^lrü ll (^!lriut. 1. 171). Was den Namen Hares betrifft, so finden wir ihn außerdem nvch und zwar mit der so üblichen Abstoftung des H in den Violhum^listen. Es gab zwei Bi^thümer. welche Ares hießen, von denen das eine wahrscheinlich >u der Vyzacena lag, I'll! währdnd vom andern, welches ohne allen Grund in der Pro-consularis vermuthet wurde, dic Lage nngewift ist. Ich schlage also vor, dieses Ares in dem Hares der Peutinger'schen Tafel zu suchen. Es wäre auch in dcr That wunderbar, wcnn eine Stadt von solcher Bedeutuug, wie wir sie nach dcn Ruinen bei Qantara der Ocrtlichlcit Ätcninx,-Harc^ odcr Arcs zuschrcib^n ,>ulssl-n, lcincn Bischof bcscssm hätt<>, zu cincr Zeit, wo jcdcs Dorf AfriüV« sich ci»u'S solchcn rühmte Ein bcdcutcnbcs Äiöthmn scheint jedoch dieses Ares nicht ssewesen zu sein, da von ihm nur cm einziger Bischof det'mmt ist, Secundus, der auf dem Concil von 411 mit den Worten auftrat: l'l'lu>»t<> «mn, lulvclxul-mm in l,!l>>»' >!, »oil I>.ll>«!<» (dasselbe, was mit andern Worten der Bischof Donald des andern Ares, des Ares Byzacenae, erllärte). ^'luch dieser U,nstand pasit ganz zu den obigen Annahmen, das; in späterer, d. h. in der christlichen Periode die Stadt Girba die Stadt Meninr. Hares oder Ares an Bedeutung weit überwog, denn die Bischöfe von Girba, welche uns belannt geworden sind und deren eiuer sogar Legat der Trivolitana auf dem ^oneil von ü5!5 war, find doch ohne Zweifel für Bischöfe der „Stadt <5)irba" und nicht der ganzen Insel zli halten. Eine solche Benennung eines Bischofs nach eiuer ganzen Insel ist gegen alle Traditionen und wird außerdem noch in diesem Falle durch die ^nstenz eines andern Bislhums auf derselben Insel unwahrscheinlich gemacht. Die aubern Städte Tipasa ^Trivolitanae) und Uchimn suchen wir umsonst in den Bis tlmmsiislen. Der moderne Name dieser Rmnenställe Naujchyr el Qantara, d. h. Trümmerhaufcn der Briicke, ist von der Römer brücke oder vielmehr dem Damm abgeleitet, welcher im Aller ihm» unweit von dieser Stelle nach dem gegenüberliegenden Festland hmiibe, führte. Dieser Damm ist selbst jeht nicht ganz zerstört, sondern ragt zur Ebbezeit noch an vielen Stellen 1.;? aus der Untiefe hervor. Auf ihm befinden sich die Numen von zwei kleinen Forts, die jetzt wie Thiirmchen mitten im Meere aussehen und die offenbar noch in späterer Zeit als der römischen benutzbar waren. Ob der Name pons Zitha, der offenbar auf diese Brücke eine Beziehung besaß, sie selbst oder einen an ihr gelegenen Ort bezeichnete, wage ich nicht zu ergründen, Jedenfalls sind mu gegenüberliegenden Ufer leiue Nuinen. und so bliebe uns für eine so benannte Stadt leme näbere, al« da« bei Dscharsys gelegene Madynat Syan, dessen 'liame allerding« an Zitha erinnert. Noch jetzt bildet dieser alle ^Ilömerdamm zur tiefsten Ebbezeit eine Verbindungsstraße zwischen Dscherba und dem Festland, wie der Name l".'« einen der genannten lleinen ^orts I'aryg el Dschinuil litameelfurtl andeutet. Von diesem äußersten südlichen Ende der Insel zum nördlichen, d. h. zu unserm Nmblquarlicr l.Iauiut' ess Ssuq, hatten N'ir noch eiuen vierstündigen Nilt, welcher durch einen Umweg iider da« grosse Dorf <,'adryan zn einem fünfstündigen ausgedehnt wurde, l.'adryan, eine der blühend-sln, und reichsten Ortschaften diese« fruchtbaren Bandes, bietet gleichw'ohl im Aeußern n»r ein bescheidenes Aus-schcn, wie denn verbergen ihres Wohlstandes vor der Zauberischen !?1tegieruug den Dscheräba ^ebensbedingnng ist. Ätei» Ausflug galt auch lveniger dein Dorfe selbst, al« dem ^n desseu ")iähe gelegenen ll.nljcl'yr Vorgo lein italienischer ^tmne», von den Dscheräba auch Ncu'afat genannt. Alle Ge-^'"ude sind hier jedoch von der Erdoberfläche verschwunden l>"d chre einstiuallge Eristenz wird nur durch eine Menge '^streuler Banfraglnente, offenbar miNlen Ursprungs, bezeugt. ^U' einzig Baute, von der noch da« ^undament, au« prächtigen ^"!l <,m,«I>'.',,,-l errichtet, auf ihre ehemalige Gestalt schließen "M. N'ar eiu (''Kabmonument in ^orm einer Pyramide, dcr-1^'uigen ähnlich, welche unter dem Namen der Pyramide des 138 Cestiuö in Nom betannt ist. Ueber den Nmnen der antilen Ortschaft, welche die Stelle dcs Nanschyr Vorgo Annahm, tonnen wir nur Vermuthungen äußern, ^iach der einzigen Quelle, iveiche lins außer den Hauptstädten ^irba oder Gerra und Äteninr noch andere auf dcr Insel angiobt, dcr 'I':ünl1:l 1', >lti»^,!!,i,»l,n, michtm Unr hi^r dic Stcllc rwn Uchiu»« suchen, N'clchc^ dic Tafcl i>n ^tordoslcn dcr Inscl anführt. Von dicscm Uchium ist unö jcd^ch sonst auch nicht das Gcringstc bclannt. Es war nicht einmal cin Bis' thu,»», cxistirte also n'ahrschcinlich in dcr christlichen Periode gar nicht inehr, oder war doch M cinein unbedeutenden Weiler herabgesunlen. In der Gegmd dieses l.lanschyrs ivurdcn auch zahlrcichc antlle Thongefäße entdeckt', N'a^ darauf schließen läßt, das; die Fadlilalion työnemer Gefäfze i»l Älterthuin hier ebenso sehr blühte, aw die>) noch heute der Fall ist. Diese Thon-qefäsie erinnern an die ebenfalls im Alterthum hier fehr blühende Purpurfärderei. von der unü Plittiu^ !>X, :!«'>) Zeugnis, giebt und N'elche sogar noch in spätrömischcr Zeit sehr bedeutend gewesen sein nmft, denn ein eigner kaiserlicher Beamter wurde zur Beaufsichtigung derselben hier angestellt, Welchen die I^otitm lli^nitlltilm „l'sllii) <^ir!)iw»l I'n'vi», >,!<> 'I'l'ip"Il>,-l»,-u^' nennt. Die Bafthia (Pur-^urfärl'ereien» suchen wir freilich jeyt auf Tscherba umsonst. Dagegen sindeil n>ir die ^ollensävberei in hoher Blüthe, ^eft-tere scheint in» ^Alterthum der ersteren Industrie nachgestanden zu haben, da sonst wie in andern Distrielen ein l'r<»,ol'u,<<>l' Uv'ül«'l'l>i '"<''!!'!><">' !li>>!!m„',!>n mlch dac» (i vi^l, <,i hatten wir »och 139 einen einstündigen ^Ult, der uns an dem anmuthigen Dörfchen Qaschayn und einer malerisch aus dem Palmcnwalde hervorblickenden Moschee, Dschämr bm Dscherban vorbei, durch cine der reizendsten Gegenden dieses irdischen Paradieses an das Ziel unsrer Wanderung führte. Dort waren indessen alle Anstalten zu meiner Weiterreise nach Tripolis getroffen worden, welche leider, der Unsicherheit der Gegend wegen, nicht M Land. wie ich gewünscht hätte, sondern zur See ausgeführt werden mufzte. Wenn ich sage, daß Alles zu »neiner Abreise nach Tripolis vorbereitet war, so mochte ich den ^eser bitten, dich nicht in den, ihm geläufigen, das heiftt in unserm europäischen, sondern dielmehr in dein in moslimischen Bändern üblichen Sinne zu verstehen, welcher leineswegs jene majestätische Vangsamteit Und jene endlosen Verzögerungen ausschließt, ohne die tein Unternehmen, und sei es selbst das einfachste und zugleich das dringlichste, in den vom Hallmwnd beherrschten (Gebieten in Aufführung geseht werden lann. ,,^ch wünsche leinem meiner ^cser, ja nicht einmal meinen Feinden, wenn » selbst bei verhältmsimäsiig ruhigen, ^ieer stets schaukelnden kleinen Schooner den Landratten leineswegs erwünscht sein tonnte, namcntlich da sic durch dieses zwecklose Warten an Bord auch um keinen Schritt weiter lamm, sondern nur ilnc Provisionen Verzehrleu, um 'ilileltt am .Hungerluche zu nagen, denn Lebeuvimttel waren sür den einmal Eingeschifften, da der Schooner ^» Seemeilen von der zUlsle anlerte und der nächste Martt noch :i von ihr entfernt lag. nahezu unmöglich zu erlangen. Auch mit mir versuchte der Nahyss seine Xunstslüclchen, und da ich in »»einer Eigenschaft als ^andreisender weniger vertraut mit den kniffen dieser arabischen Theerjaäen war, da mir cncherdcm der österreichischc Agent die Zuuerlässigleit des Kapitäns verbürgt hatte, so ging ich in die 7valle und lieft mich, «i Tage zu früh, am Abend des ^-l. Februar an Bord schicken. Dort augelommen, entdeckte ich auch Anfangs meinen Irrthum noch nicht, Vielmehr waren alle Seeleute so gut vom ^layyss eingeschult, das; ich glauben tonnte, die Abreise nach Tripolis würde „un wirklich bald von Statten gehen. Eine Abreise erfolgte nun zwar allerdings am Mittag des folgenden Tages und zwar zu meinem groften Erstaunen ohne den Mvvsj, nach welchem ich mich stels erkundigte und immer die Auolunft erhielt- ,Me,ch tommt er". Aber trotz' 141 den« gingen wir ohne ihn bei einem fehr günstigen und höchst starten Wind,) unter Hegel, der uns im ^aufe von drei Stunden an die Ostlüste der Insel brachte, wo wir bci einer ei sllhyr oder el Ghyr genannten Oertlichteit zu meinem abermaligen (irstaunen plötzlich vor Anler gingen. In ei Nhyr befand sich indessen an Äaulichteiten nur ein arabisches Fort, mit einigen sechs unbrauchbaren Kanonen bcnmnnt und mit einer Besatzung von zwölf sogenannten Artilleristen, die man jedoch ihrem tläglichen Aeusieren nach eher fiir 'i^'ttelderwischc zu hallen versucht war, denn sie hatten die europaisirte Uniform, die längst den Weg aller ^umven und Fetzen gegangen war, mit den traurigen Ueber-bleibsclx arabischer Kleidungsstücke vertauscht, in welche sie sich, alo luodernc Diogenen, recht malerisch dravirten und auch ber eynischen Schule angemessen schmutzig genug aufnahmen. Vein« Änlern vor dieser wenig einladenden Oerllichteit fragte ich den Schiffölieutenant, N'elcher mir unter dem bescheidenen Titel „Rayyss e<> <,'arhyr", d. h. der „tleine Schiff^eapitän" bezeichnet N'lnde und der in Wirllichteit der wahre nautische ^vmmandant de^ Fahrzeuges war, während der sogenannte Kapitän nur den mereantilischen Theil deo (^eschäfls besorgte, "b eine Landung in el ^)lhyr mtt del Aufsicht auf ein Unter« ^>u»un dafeldst verbunden sein tonne, denn verschiedene deutsche Anzeichen, noch mächtiger aber meine fast mit Gewiß-^'itslrafl verbundene Ahnung sagten mir unverlennbar, das; wem hiesiger Aufenthalt sich auf mehrere Tage l»" ultril von Erbärmlichleil, aber, so eigen- U3 thümlichcm Wechsel sind die Ansprüche eines Reisenden in halbbarbarischen Bändern unterworfen, für mich im Augenblick cine »rahrhaft luxuriöse Errungenschaft, die ich mich glücklich schätzen mußte, an Stelle der Seelranlheit des Vords oder gar des Aufenthalts in dem schrecklichen Vordsch selbst setzen zu lönnen. Die Garnison dieses Vordsch schien ihre Tage hauptsächlich mit Schlafen, ihre Nächte mit Kartenspiel zuzubringen. Zum Vetrinlen schien sie die größte Neigung zu besitzen und mein überaus schmaler Weinvorrath musite ängstlich gehütet werden; da aber der Bey, standhast in Vefolgung des lobenswerthen Grundsatzes, gar Niemand zu zahlen, Natürlich auch dei der Garnison von el Nhyr keinc Aus-"ah'nc gemacht hatte, so fehlten diesen tapfern Kriegern alle Mittel zur Böschung ihres Durstes mit vom Qorm, verbotncn 3lüssigleilen und sie blieben deschalb eben so nüchtern, wie ^'r Aufenthall in ei 9lhdr es für mich sein mußte. Nüchtern und monoton war dieser fünftägige Aufenthalt ln der fast Völlig einsamen Gegend allerdings. Die Tage Ergingen etwa auf folgende Weise: Morgens nach dem.Kaffee fand cm Streit mit den Matrosen Statt, von denen ich "uölunft darüber wünschte, wo denn der Kapitän eigentlich >l<'ckc und warum er denn gar leine Anstalten zur Abreise lrche, ^„e Auslunft, welche die wohlgeschulten «cute durch "llerlei Ausflüchte zu umgehen suchte». Mittags erschien denn "'auchmal wirtlich der besagte heisiersehnle Nayyss, mit dem '6) natürlich einen neuen Streit wegen seiner Saumseligteit "using, d^ unfehlbar damit endete, das; der Kapitän versprach, ^' N'olle in einigen Stunden unter Segel gehen, er müsse '"" zuerst noch nach Hause, um einige nothwendige Dinge ö" regeln. Diese so iiberaus nothwendigen Dinge bestanden "bn, wie ich später erfuhr, in einige», ehelichen Zärtlichleiten, welche der Capttäu. der soeben seine», Viergespann von Gat-li'U'cn das letzte Glied angesügt halte, im Jubel des Honig- 144 monds noch schnell vor der Abreise abmachen wollte, die aber, zu meiner unangenehmen Enttäuschllng, volle fünf Tage in Älnsftrllch nahinen. Hätte der zärtliche Gatte nur dao von Anfang an gesagt, ich würde ihm sein Eheglück g^vn gegönnt und mich geduldig zum Warten entschlossen haben, aber Ans' nchtigleit schien nicht in sein System zu gehören- dnrch sie fürchtete er mich gänzlich als Passagier zu verlieren (übrigens eine beim volllommenen Mangel andrer Beförderungsmittel schr ungegründete ,vl«rchl> und deßhalb zog er vor, alltäglich die Comödie zu spielen, als stehe er eben in Begriff, die Anker zu lichten, mich aufzufordern, sogleich an Bord zn gehen und dort seine ungesäumt zn erfolgende Antunft zu erwarten. Natürlich war ich jetzt gewitzigt und entschlossen, nicht mehr ohne den Nayvfs aus's Schiff zu gehen nnd dieses auch sogleich wieder zu verlassen, sowie der Biedermann, vom Magnet des Honigmonde angezogen, wieder an den Strand zurückkehren sollte. An jeder ernsten Beschäftigung durch Mangel an Büchern und Schreidmalelial verhindert, suchte ich die einförmigen Tage durch das sehr problematische Vergnügen der Jagd auszufüllen. Ich sage problematisch, denn die Jagd in Dscherda ist eiu wahrev >tunsi>tück und lann nur demjenigen einen Gcnus; gewähren, dem es Vergnügen macht, das Wild mit den» Perspeeliv zu sncheni wenn er e« aber findet, so erweist sich dieses Wlld als so diminutiv, das; laum zwölf Schüsse eine ordentliche Schüssel liefern lonnen. Die Ackerbau treibenden Dscheraba haben nämlich schon seit Jahrhunderten jedes größere Wildpret ausgerottet; selbst ein Hase ist eine seltene Erscheinung. Rebhühner giebt eö auf der ganzen Insel nicht, nnd meiu ganze« Jagdvergniigen »uchle sich auf einige sftär' liche wilde Tauben, sowie auf Lerchen beschränlen. welche letztere von den Djcheraba verschollt nnd auf ihren frucht' daren Feldern so fett werden, das; fic als Braten eine höchst U5 willkomnme Abwechslung gegen das ewige Hammelfleisch boten, das sonst fast die einzige animalische Kost dieses Landes bildet. Denn auch an Hornvieh herrscht großer Mangel; Hühner aber sind hier so lostbare Dinge, daft ein einziges Exemplar beinahe als Familienheiligthum angesehen und nur im äußersten Falle verlauft wird. In el Rhyr gab es drei lebende (^remplare von Federvieh, einen Hahn. eine Henne lind eilt Hühnchen, Von denen jedeö einen andern Herrn hatte und sogar das Hühnchen von drei Soldaten in Gemeinschaft besessen wurde. Der Hausprovhet gehörte den« Commandanten bes Fort, wurde nie andere, al« mit dem pomphaften Ausdruck „der Hahn des Üapitäns" bezeichnet und dieser Würdenträger bildete sich nicht wenig auf seinen Besitz ein. Unser durch eine so ganz unvorgesehene Verzögerung sehr auf die Neige gegangener Mundvorrath schien unter solchen Bedingungen nnr mit Mühe erneuert werden zu können. In ei Nhm war außer etwas Gerstenbrod und ein wenig Schaf-inilch, die außerdem noch vom (^ommandanlen, der das milch-Nebende Thier in Gemeinschaft mit zwei andern Dscheräba bl'faß, gewissermaßen erbettelt werden mußte, auch gar nichts ^ßbare>> zu belommen. Schon sah ich mich auf diese jämmerliche Kost beschränkt, als nur die erfreuliche Kunde ward, "aß an einen» der folgenden Tage in der Rachbarschaft ein Tsuq (Marlt) abgehalten werden solle. Dieser Wochenmartt, M mo^limischen Festtag, dein Freitag, stattfindend, ist, soviel lch erfahren tonnte, der einzige, der auftcr den beiden im bauptort der Insel, l.laumt' ess Csuq, am Montag und Donnerstag abgehaltenen Märlten noch auf dem Eiland bc-slcht. Die Ortschaft, welche sich dieses Ssuq's rühmt, ge» wohnlich l.laumt' Midun genannt, führt ihrer marltgemästcn ^^liülnlnng wegen noch die beiden Benennungen ^suq Midun lVasar von Ätidun) »nd Ssuq el Dschoin'a (Frcitagsnmrtt). Obgleich eine deutsche Äieile von ei Nhyr entfernt, so ,oar sie 146 doch iso arm ist Dschcrba an bedeutenderen Bevöllerunsts' Mittelpunkten) das nächste Dorf. Zu dieser Hülfe in der Noth begaben wir uns nun am Martttagc in der Hoffnung, dort reichliche Vorrathslammern für die nun in unabsehbare Länge sich ausdehnende Reise zu finden. Aber wer beschreibt meine Enttäuschung, als ich jetzt sehen musite, daß der ganze Marlt alls einigen zehn elenden Buden und etwa zwanzig Verlaufsstätten im Frcicn 1,'^stand, in dl'ncn nichts für unsern Zwcck ,^u habcn war, als cinc höchst kärgliche Provision von Hammelfleisch, dic uns noch dazu sehr sparsam zugemessen wurde, denn hier besteht die seltsame, ader durch die Spärlichkeit des Verlaufsarlilels erllärdare Martworschrist, leinem Einzelnen niehr al^ zwei Pfund Fleisch zu verlaufen. An andere»» Mxndvmrath war nichts Brauchbares zu delommen, doch ich irre mich, ein einziges altes mageres Huhn halle sich auf diesen Marll verloren und dieses erstanden wir nach einigen heftigen Debatten mit drei Negerinnen, welche das Thier im läompagniegejchäst besaßen. Mit dieser loslbaren Beute beladen, lehrten wir nach ei Nhyr zuriick, wo wir als alleinige Besitzer der alten Henne den ^Ileid der (Garnison des Bordsch erregten, Am VlachmiUag des 25,. Februar betain ich durch ein mir persönlich zugestoßenes Vegebniß, oder vielmehr durch die Auffassung dieses Begebnisses von Seiten meiner Umgebung, einen neuen und recht handgreiflichen Beleg, wie tief der Aberglaube vom bösen Blick m diese«, ^ande wurzelt und wie selbst Europäer durch langes Hiersein von demselben angesteckt werden. Um meine völlig unbeschäftigte Zeit in dem unausstehlich langweiligen el Rhyr auszufüllen, hatte ich mich amüsirt, nach wilden Tauben zu ichieften, und von acht Schüssen, welche ich gethan, waren merlwürdiger Weise grade die fiinf erslen Treffer, die drei lehten aber ,vehl!chiisse gewesen. Dieser Umstand, dasi ein Jäger fünfmal hinter' 147 einander jedesmal trifft, schien dcn Dscheräba, die an sehr schlechte, oft versagende ^ellersteingewehre gelvöhnt sind, so außerordentlich, daß cr viele Neugierige um mich versammelte, welche in sprachlosem Maulaffen - feilhalten dem Resultat Weines lleinen Jagdglückes zuschauten. Als nun die drei letzten Schüsse sich als fehlende erwiesen, behaupteten sowohl die Soldaten des Vordsch, als mein Diener und sogar der italienische Sanitätslieamte, hierin ebenso sehr Araber, wie die stockgläubigsten Moslims, dieser Umstand sei nur dem wie Hererei wirkenden (iinfluß der Augen der um mich versammelten Dscherdinischen Zuschauer zuzuschreiben, deren böser Blut die ^irlung »neiner Schüsse vereitelt habe. Umsonst, s" von del» Unsinn ihres Wahnglaubens zu überzeugen' sie blieben steif und fest bei ihrer Ansicht, und leider erlaubte Mir die einbrechende Dnntelheit nicht, durch weitere Treffer bas Nichtige ihres Aberglaubens in's rechte ^ichl zu setzen. Auf diesen sehr unergiebigen Iagdausflügen hatte mir ^n Soldat des ^ordsch alö Begleiter gedient, welcher nach «iner dreijährigen Richtauszahlung seines ohnehin schlnalen Soldes von Seiten der tunisischen Negierung jeden tleinm Heldvortheil, den ihm die Vorsehung in den Schoosi warf, Wit verschärfter Schatzlingssähigleit aufnehmen »mchtc. In >"nem hungcrlcidenden Zustande mochten ihm die Paar ^wjchcn. ^>ich^ »»eine Ertenntlichleit ihm für wirtliche odcr ^'nnmttliche Dienste zuwandte, im ^ichl einer vo,n Himmel l^sallenen Gottesgabe erscheinen, und sein mriveö Danlgefühl '^len sich m^nahmchafter '^>eise nicht au^jchl,esilich, N'ie bei ^'u übrigen ^loollins in ähnluhen fällen, aus den Urheber "Uer h',^^^, ^, b^schi^„t>'n, sondern auch auf das bescheidene WcrlMg, dessen Hand diese traben vermittelte, das heisit ""^ »'eine Person, mlszudehnen. In seiner überströmenden ^"ntbarleit bescklosi der 'Zlnsche, nur einen nach seinen Ve->^lffen höchst lohnenden (^enus; zu verschaffen, einen l^enilß, 146 der freilich unserer europäischen Geschmacksrichtung gemäst keineswegs diese Bezeichnung verdiente, !velcher nur aber dennoch nicht verschmahungswürdig erschien, insofern er mir einen weiteren Einblick in die seltsamen Sitten dieses eigenthümlichen Volkes verschaffte. Cines Abends schlug er mir nämlich vor, mich zu einem Feste der Dschcräba eines Nach-bardovfes zu führen, wo meiner, wie er sich ausdrückte, die Freuden eines „Balles" warteten. Ich dachte natürlich nichts andres, als daß es sich, wie gewöhnlich in diesen Bändern, darum handele, die Bauchmustelbewegungcn eines bezahlten Tänzerlnaben »der einer Negerin anzuschauen, (3in derartiges Schauspiel sollte nun allerdings die Grundlage des Abenb-vergnügens bilden, aber die Einzelheiten, mit denen dasselbe sich umgab, boten sich so charalterislisch dar, wie ich dergleichen in moslimischen Bändern noch nie erlebt hatte und wie sic auch wohl bei eigentlichen Arabern oder selbst bei arabisirten Berbern taum voryilommen pflegen, Ich habe schon oben bei Beschreibung der in den Saharaoasen des Beled el Dscheryd ihren Hexensabbath feiernden Lustbarkeiten jener uuverN'üsllichen Genuftsucht gedacht, welche dein bcrberischen Volle inne>^'ohnt, Tritt dieselbe schon bei arabisirten Berbern, wie jenen l?asenbewohnern, unverlennbar zu Tage, so durch' bricht sie jedoch bei solch' unverfälschten Berbern, wie den Dscheraba, in noch viel hervorstechenderem dirade jene heuch-leriscl'e Hülle, hinter welcher arabische Siltlichleitsprätentwn und falsche Scham ihre oft viel strafbareren Gelüste verstecken. Das ewige arabische „'Ayb" < schändlich), welches selbst unschllldige Vergnügungen verdammt, die nur der verdorbenen Pbantasie als sündigst erscheinen tonnen, findet bei diesen Rachl'ommen der antiken ^utophagen leine Anwendung. Unter solche Vergimgungeu rechnen die Araber namentlich den Tanz und brandmarlen dchhalb Diejenigen, welche sich ihm widmen, mit dem schmählichsten N»f und den schändlichsten Beinamen. 149 Die Folge davon ist, daß überall da, wo arabische Sittlich-keitsbegriffe die Oberhand gewonnen haben, namentlich aber in dein von nichtmoslimischen Elementen so freien Nord-Westen von Äfrita, nur verhältiüßmäsiig wenige Personen und auch nur die allerberiichtigtsten eL> wageu, sich össeutlich tanzend zu zeigen und zwar nicht aus cigncm Vergnügen, sondern ausschließlich u>n de<« ^ohne^ willen, der gewissermaßen al^ Entschuldigung dienen muß, daß überhaupt Jemand sich einem so strafbaren Beginnen hingiebt. In Dscherba dagegen ist dcr Tanz selbst dcn beuten Z>oecki von einem Lohn ist teine Nede- die Älenschen tanzen eben, weil sie eine Lust daran haben und weil sie der Popanz dc6 arabischen ,/Ayb" nicht schreckt. Darum findet man auch bei emem solchen dscherbinischen ,veste statt de<^ bei arabuchen Hochzeilen stereotypen einzigen bezahlten Tänzers, ein ganzes hüpfendes lustiges Völkchen, welches in überstrii,nender (Äenusse^fülle bie stacht durchjubelt llnd der Mmgensouue eutgegentanzt. ^',u einem solcheu originellen ^est alio tau« der Soldat, an besagtem Abend mich abzuholen. Mein Stauneu erweckte freilich sein Aeußeres, welchem heilte ausnahmsweise, ganz im ^l'gensah nlit seinem friedlichen (^haraller al^ tunisischer Krieger, martialisch auosah. Denn statt der gänzlich unbrauchbaren Waffen, womit die Regicruna. ihn ausgestattet hatte, statt de« alten ^euersteiilgeluehre^, welches, da e« mit dem^ salben doch niemals lovzugehen pflegte, ölonomischer Weise schon seit Jahren ohne jeglichen Feuerstein gelassen worden war und folglich lediglich aw Paradestück figurirte, statt deö Anrosteten offniellen /valchineumesserö, dessen Stumpfheit nicht «inmal mehr einen .Mumpeu '^ultei, zu dnrchdrmgen ver-Mochte, zeigte er fich heutr ,»it elnc,n Paar ganz leidlicher ^stolen, mit einem brauchbaren Jagdgewehr und mit einem schr scharfen, aber durchaus ordmmanzwidrigeu Schwert be Waffnet i daneben erschien cr statt u, de»l ^unlpengeN'and 150 officicller Uniform mit dem Usera, l.Iaram oder l.lauly ge-nannten Kleidungsstück bedeckt, welched in diesen Gegenden die Stelle de^> im nördlichen Tunisien, in Algerien und Ma-rollo üblichen H^nrnus vertritt nnd der antilen Toga ähnlich, mir aus eineol sehr großen, viereckig ländlichen Stücke von Wollenstoff besteht. Auf meine staunende Frage, wozu eine solche martialische Aucirüstung nothwendig sei, ward mir die Au^lnnft, das; die bei solchen festen oft vortommenden Streitigkeiten eine derartige Bewaffnung luiinschenvN'erth er-fcheinen ließen, u>ld der Rath, auch mich mit einem ähnlichen kriegerischen Apparat zu umgeben. So mehr wie zu einem .dampfe, als zu einem fried-lichen Feste ausgestattet, legten wir die zweistündige Weges-strecke zurück, welche uns von den« Schauplatz des Festes trennte. Endlich in einer völlig einsamen (legend, in der weit und dreit lein Haus zu erblicken war, zum Stillstand gelommen, ward nur von meinen» Begleiter die Anzeige, das; wir am ,,'>iel angelangt seien. Hlatmlich glaubte ich, daft es sich um einen Mondscheintanz in, Freien unter den reizenden Pallnentronen der ^otophageninsel handele nnb diese Idee lächelte mir so poetisch zn, das, es mich höchst unangenehm enttäuschte, als mir der Soldat ein tau»! über die (Erdoberfläche emporragendes Gebäude, das ich ohne ihn gar nicht demerit haben winde, zeigte und dieses als den Schauvlcch der ^nstbarleilen bezeichnete. Dieseo Gebäude war eine sogenannte Äla'<.era, eine Art von Oelleller, der im Augenblick, da fast alles Oel der vor einigeil Monaten eingeheimsten Nerndlo schon verlaust worden war, bereits wieder leer stand. Eine solche Ma «.era lst ein halbmttemdisches Gewölbe, einer antiken Cisterne nicht unähnlich, und auch mit einem lehterer Baulichleit entsprechenden Eingang versehen, das heißt nur durch einen schmalen >ta»al zugänglich, für die Oelschläuche grade breit genug, für Menschen aber außerordentlich »nbe» «51 quo»,, da sic sich, um durch ihu zu dringen, nach Art dcr turzbeinigsten Vierfühler, oder noch richtiger, nach Ärt lriechen-den Gewürmes in da« Gewölbe hineinwinden müssen. Iu solchen Maura's U'erden hier alle ähnlichen ^este, das heißt diejenigen, die nicht Familienfesle, wie Hochzeiten, Be^ schneidungen u. s. N'. sind, abgehalten, da die Anwesenheit dcr Frauen in den Häusern es unmöglich macht, sich letzterer zu solchem Zweck zu bedienen. Der Soldat machte nur das Kriechmano'ver vor und mir blieb nichts übrig, als meine Gliedmasien so lurz wie möglich zusammenzuziehen und seinem Beispiel folgend, auf dem Bauch mich windend, in die innere Räumlichleil Hineinzugelangen. Dieselbe erwies sich für eine von mchen jo bescheiden erscheinende Vaulichkeil überraschend geräumig und trug ein ganz wohnlichem, ja festliches Mvseheu. Eine Unzahl flimmernder Oellämpchen befanden jich an den Pfeilern, welche die Go-Wölbedecke slühlen, ausgehängt und Verbreiteten nn geheimniß volles HalbUcht durch den unterirdischen ^laniu. Älc, sich Meinc Augen etwas an diese Beleuchtung zu gewöhnen anfingen, bcmertte ich eiuei» dichten.^reis Von Zuscha»,ern, auf dem Voden hockend, und in deren Mitte einige zwanzig Knaben, wit dein in Tunisien üblichen Tanzereostüm betleidet, das ich schon früher beschrieben habe, welche mit großer Virtuosität alle die verschiedenen Evolutionen und Vauchmuolelbewegungen ülwsührleu, die den arabischen Tanz charallerisiren, ein ächt orientalisches Ballet, welches durch die Menge der Tänzer Und das Durcheinanderwogeu ihrer wallenden Gewände einen eigenthümlichen Seenenefseet hervorbrachte, zu dessen Vollstän-diglcit mm, nur wünschen tonnte, daß die Tanzenden einem andern Geschlechte angehörten. Aber so weit hat denn doch bas arabische Borurtheil auch bei den dscherbimjchen Berbern obgesiegt, bah das Tanzen von Fraum nut wenigen Auönah- 152 men, wclche als flagrante Sittenverstöße angesehen werden, nur den Blicken eines k'eiblichen Publitums vorbehalten bleibt. Die interessante Eeito dieses Ballett bildete jedoch der U'nstand, daft sich unter diesen Knaben, welche, weit entfernt aus dem Tanze ein Gewerbe zn machen, sich demselben nur zu ihrem eignen Vergnügen hingaben, bald ein Wettlampf cntloickelte, welcher einzelne von ihnen oder welche kleinere Gruppen von Tanzenden den Beifall der Zuschauer in erhöhtem Grade hervorzulocken im Staude sei. Run wurde mir auch der Grund jener Streitigkeiten Ilar, als deren Ursache mein Begleiter diese Feste bezeichnet halte. Jede einzelne Gruppe Von Tänzern, gewohnlich aus vier oder füuf Personen beste< hend, war nämlich aus den Knaben einer und derselben Familie oder Sippschaft zusammengesetzt uud jede besasi unter dem Publikum ihre eigne, aus den erwachsenen Familiengliedern gebildete Partei, an deren Spihc gewöhnlich ein älterer Verwandter stand, dessen Aufgabe es war, die Knaben zum Wettstreit aufzufordern, die Ermüdeten zu neuen Anstrengungen anzuspornen uud die Ansprüche aus den Beifall des Pnbli-eums in beredter Auseinandersetzung geltend zu machen. Es war gleichsam ein Abbild der allen hellenischen Palastra. in Welcher sich die freien Söhne eines mit Selbstgefühl erfüllten Volles, sehr verschieden von deu späteren in Nom auftretenden Gladiatorenlämpfern, den Beifall ihrer Mitbürger in Bezug auf die Fertigkeit ihrer gymnastischen Nebungen streitig machten, nur (dem Sah gemäsi, das; jeder Vergleich hiult) mit dem Unterschied, daft die Verweichlichung unsres modernen Zeitalters an Stelle der Athletenlämpse die Tauzübuugen gcsettt hatte. Aber in Bezug auf die Veidenschafllichkeit, mit welcher sich die Parteien bekämpften, schicn der dscherbinische Faetumenslreit mchls von der antiken Energie verloren zu haben. Am heuligen Abend waren es besonders zwei Partei' gruppen, welche sich, nachdem die übrigen schon nach allge« 153 meinem Urtheil aus dem Felde geschlagen waren, den Preis allein streitig machten, einen Preis, welcher allerdings ein rein imaginärer war, welcher nicht einmal in einem olympischen Lorbeertran,:, geschweige denn in einer geldgültigen Belohnung sein ausdrucksvolles Symbol fand, und diese Parteien brachten ihre Ansprüche auf den Beifall der Zuschauer mit eine», so leidenschaftlichen Feuer zur Geltung, daß ich jeden Augenblick den Moment voraussah, in welchem der Wettstreit zu ^nsleren Thällichleiten sichren werde. Hierin täuschte ich wich nicht, denn nachdem die gegenseitige Ungeduld alle Bercdt-snmleit erschöpft erscheinen lies', und der gordische knoten sich so verwickelt darbot, daß nur ein Aleranderhieb ihn yi lösen ün Ctande schien, sprang plötzlich ein Mitglied einer der beiden streitenden Sippschaften auf, sein scharfes Schwert ziehend, UM damit die Lösung des Knotens in alerandrischer Weise Hu bewerkstelligen. Er wählte sich aus der Gegenpartei einen ihm etwa an Älter und Veibesstärle gleichen Gegner aus, dem er mit feiner schneidenden Waffe auf den^eib ging! aber der Mscrsehene Feind erwies sich als ein volllommen ebenbürtiger '^ämps^r und parkte die Hiebe und Stiche seines Gegners "lit so viel Geschick, das; statt blutiger Wunden, die ich in i^em Augenblick sich zn ergießen erwartete, mir ein jubelnder Beifall des auf beiden Seiten partcinehmendeu Publieums die u'"lge davon war. Dies; Duell dauerte etwa eine halbe stunde, ohne von irgend einem ernsteren Umstand begleitet zu sein und wurde, als Ermüdung dem dampfe ein Ende ge-"mcht lMte, von einem andern gefolgt, welches jedoch gleichfalls leinen weiteren Erfolg hatten, als die Säbelfähigleit der bei-dcn Streiter in ein glänzendes ^icht zu seyen und die Zuschauer zum Enthusiasmus hinzureiften. Dergleichen .Nämpfe s"!lcn dl'i den das Wasfenhandwerl mehr als edle Leibes-"bung, dl-un als mörderische >wnst ansehenden Dscheraba selten cmen verhängniswollen Ausgaug nehmen nnd wenn ein solcher 154 überhaupt jemals vorkommt, so soll cs lediglich der Ungeschick-lichleit derHtampfesrichter zuzuschreiben sein, k'elche die Gegner nicht von gleicher Stärke und Fertigkeit auswählten. So war das üppige Tanzfest plötzlich in einen kriegerischen Xampfschauplah verwandelt worden, aber troh dieser so leidenschaftlich sich darbietenden Seenen musi ich doch den Dscheraba das Zeugnis; ausstellen, daß sich ihre guten Manieren, ihr Anstand und namentlich ihre O>aslfreundlichleit dein Fremden gegenüber auch leinen Äugenblick verläugneten, und als ich bei einbrechender Morgendämmerung den Rückweg nach dein langweiligen Myr wieder antrat, nahm ich einen in jeder Beziehung befriedigenden Eindruck mit, der mich einigermaßen für das Trostlose meines gezwungenen Aufenthalts in einem der unerquicklichsten Winkel dieser Insel zu entschädigen geeignet war. Erst am Morgen des I. März in aller Frühe fand sich, diesimal wirtlich zur Abreise bereit, der saumselige Rayyss cin, dessen überflüssig gewordene Entschuldigungen ich mit der Ermahnung, cs in Zukunft besser .zu machen, lurz abschnitt und mich an Bord begab. Dieser Ermahnung schien er auch wirtlich nachkommen zu wollen, denn die Anler wurden mit überraschender Hejchwindigleit gelichtet und unter einem blähenden Nordostwmd ging es nun wie von Dampfkraft getrieben der .Msle des wohlangebauten Tjcherba entlang, biv loir diese bei dem groftarligen alljpanijchen Eajlell, Vordjch Qasstyl sdas Fort von Caslilien), welches die Südostspihe der Insel befcsligt, verließen, um nun dem gänzlich öden Ufer des von räuberischen Numaden bewohnten Festlandes entlang zu lausen. Doch schon nach etwa drillhalWindiger Fahrt, während welcher wir über drei deutsche Meilen zurückgelegt hatten, la»nu wn zum Stillstand und zwar auf der höchst bewegten, aber doch in» Gauzeu sichern Rhede des tlemen Dorfes DschardschW. gewöhnlich in eorrumvirter Mise Sarsyss ausgesprochen. Dieses 155 Dorf bildet die östlichste Häusergruftpe in der Regentschaft Tunis, denn den noch etwa 5 Meilen von ihm entfernten Gränzort Biban tann man nur als einen aus elenden Hütten bestehenden Weiler bezeichnen. Die Eristcnz eines solchen Dorfes mitten in einem großen District, in welchem man weil und lireit nichts als Nomaden, in elenden ztameelhaar-zelten hausend, antrifft, scheint überhaupt beinahe ein wunder, denu in diesem Theile Tunisiens hat das arabische Element, welches in dein Nomadenleben der Beduinen vielleicht seinen charalteristischsten Ausdruck findet, schon seit Jahrhunderten die ursprünglich berberische Vevöllerung tief durchdrungen, sie zum Aufheben jener festen, gemauerten Wohnsihe bestimmt, welche überall die unverfälschten Berberstämmc von den Arabern Unterscheiden und sie in Sprache. Sitte und Anschauungen dermaßen assimilirt, das; es heutzutage sehr schwer zu beweisen lst, ob die hiesigen Beduinen wirtliche Araber oder nur ara» bisirte Verber seien. Von eiuem Theil derselben möchte ich freilich das ^ehtere behaupten und zwar von demjenigen, wel-chcr, unter dem Namen des Stammes der Aqära. Dschardschyss llnd seine Umgegend bewohnt. Das sonst beispiellose ^ortbe-s^'hen riner gemauerten Ortschaft inmitten eines von wilden Nomaden bewohnten Bandes scheint mir allein durch jene Zä-higleit erklärbar, mit welcher die berberische Bevölkerung, und l^'l sie auch in allen andern Stücken arabisirt, den festen Wohnsitzen treu bleibt, Ueberall in Tunisien, wo wn mitten in Beduiuengegenden feste Ortschaften finden, las;! sich der berberische Ursprung der sie bewohnenden Stamme aus nicht "ndl'utlichen Anzeichen nachweisen, und wenn auch hier jene Anzeichen vielleicht schwächer erscheinen, als anderswo, so ülaube ich doch nicht in meiner Annahme zu irren, das; auch b" Aqära ursprünglich Berber und das, ihr Hauplort Dschardschyss dcr Nachfolger eines uralten libyschen Bevölte-Umgömillelpunlleo sei. l5ll In dieser Beziehung schont freilich cm Uinstand gc-eignet, un« irrezuführen, derjenige nämlich, daß dic Aqara sich als die Stammcsverwandten des mächtigen, sie von allen Seiten unrschließenden lind diesen ganzcn Theil der Regent-schaft fast ausschließlich bchcrrschenden Slauune«. der Worh-qania oder Urhqanla ansehen und auch von letzteren als Brüder, U'cnn auch, ihvcr Abncigun^ zum Rmnadmk'dcn k'c^l'n, ^icllcicht al^j cntark'tc Ärüdcr ang^sl'hcn lvcrdcn. Die Wmi'qama sollen abcr, N'ic inan alla.cmcin anzunchinc>^ bc-liebl, enlnln^ U>nstand erllären, dast dicscldcn, zugleich ulil den berdcrischcn Aqara blutsuerU'andt sind und zugleich theilwel>e arabischer Abstammung angeboren. In Dschardzchyss U'ar dic ^anduug nül nicht geringen Schwicrigleiten verbunden. Ein starter Westwind hatte sich erhoben, der günstigst»." von allen zur HortjelMng unserer Reije, aber wieder spielte un« der Nayyss den Streich, statt die günstige ,^uflsttö»mng zu bemchen, sich für einige Tage an dem Anlerplah fcstzuselM lnld zU'ar dieftnuü in eine"» sehr erllärbaren eonnnereiellen Interesse. Bei den, Zustand dcr steten Rebellion, in welchem sich der Stamm der Wory-qama befindet, tonnte die Regierung des Bey auch auf das 157 mitten im Gebiet dieser Näuber gelegene Dschardschyss ihre Autorität schon seit geraunier Zeit nicht geltend machen. Dcr Bey besitzt zwar in Dschardschyss ein Fort und cine Samtäts-agentur, aber die Soldaten des ersteren nnd der Aeamte des lehteren verdanken lediglich der ('inade der Aq^ira, daft sic diese noch nicht fortgejagt haben, wozu sie jedenfalls die Macht besäßen. Bis zu einein Zollhaus zur Erhebung der Steuern auf Aussuhr nnd Einfuhr hat es der Äey jedoch hier noch nicht bringen lönnen und so bildet Dschardschyss gewissermaßen eine freihäudlerische Oase mitten in den» steuerreichen Tunisien; die Einfuhr zeigt sich freilich unbedeutend, da die Beduinen außer Schießpulver fast leine Artikel des Auslands bedürfen. Dagegen erweist sich die hier von der erdrückenden Steuer befreite Auvfuhr verhällnißmäßig nicht unwichtig und würde ^ noch mehr sein, wenn die räuberischen Worbsiama den Transport der Waaren durch ihr Gebiet nicht zur Nnmöglich-leit machten. So muß sich dieselbe freilich auf die in unmittelbarer Nähe von Dschardschyss erzeugten Produtte beschränken, unter welchen immer noch das Oel eine hervorragende Stelle einnimmt. Von diesem durch den Wegfall der ^Nvn Dorf, bis zu welchem nur uns nicht ohne ^eschwcrde durch den Sand der Dünen und den uns mw ^'ilschenden Sturmwmd durchkämpften. Dschardschyss erwies sich mebr als eine Gruppe zerstreut «58 liegender Landhäuser, in dercn Mittelpunkt einige zwanzig Buden und gemauerte Gebäude den emupaeten >lern bilden, welcher im engern Sinne den ^tanien der Ocrtlichkeit führt. Diese Häuser gleichen i,n tanzen denjenigen von Dscherba: auch hier herrscht der Kuppelstil an Moscheen wie Privatgebäuden vor und trägt nicht wenig dazu bei, den an und für sich höchst unansehnlichen Baulichkeiten einen charakteristischen Stempel aufzudrücken. (5m einziges Haus von Dschardschyss erhebt sich über die Erdgeschofchöhe aller übrigen und dieses Wurde zur Zeit von dem Sanitätsagenten des Bey, einem alten Italicner, Namens Eolombani, bewohnt, der inmitten einer umiuterjochten, barbarischen Völkerschaft ein wahres Einsiedlerleben führt, welches sogar mchl ohne befahren js^ denn der Schiltz, den ihm sein Vrodherr, der Vey, hicr an-gedeihen lassen tonnte, erweist sich aW volllounnen nichtig. ,^u dieseüt einsiedlerischen Europäer führten mich meine Beqleiter sogleich beim Eintritt in daS Dorf, denu in den Augen der Moslims gelten alle Europäer für Ä^rüder und nichts scheint ihnen einfacher, als den einen nur nichts dir nichts zum andern zu führen, selbst wenn die beiden auch in gar leiner andern Beziehung zu einander stehen sollten, als der sehr lockeren des gemeinsamen Ursprungs aus demselben Wclttheil. ^n der That erwies sich auch diesimal jenes Vand, welches die vereinzelten Europäer in solchen Einsam leiten umschlingt, fest genug, um mir, trol) des Mangels jeglicher Empfehlung, eine treffliche, ja herzliche Msnahme zu suchen. Der freundliche alte Herr, der bei eine», höchst spärlichen Oiehalt von etwa ^5» Thalern monatlich nach unsern Begriffen em wahres 5iebcn der Entbehrung führt, bot mir nut wahrhaft patriarchalischer Gaslfrelindschast Alles an. waS sein bescbeidenes Haus bieten lmmle: bescheiden nach ruro« Pmschem Maßstab war dieseo Haus allerdings, aber im Ver« gleich zu dem nwslimischen, die pomphaften Wohnungen der l5U Großen selbst nicht ausgenommen, dot es den unschätzbaren Comfort guter Aetten, schließbarer Fenster ilnd einer nicht durch abscheuliche Gelviirze verhunzten Mche, lauter Dinge, die ich bis jetzt auf meiner Reise noch nicht angetroffen hatte. Aest entschlossen, mich dießmal nicht wieder vom Rayyss anführen und einige Tage zu früh auf den schaufelnden kleinen Schooner schicken zu lassen, folgte ich der freundlichen Einladung meines Wirthes, mich in seinem Hause zu ill' stalliren. Den ersten Mend verbrachte ich in einer gemüth» lichen Plauderei mit dem altm Italiener, in welcher er mir seine wechselvollen ^ebensschicksale erzählte, wie er einst bessere Tage gesehen, wie der Verlust einer geliebten Gattin und schlechte Geschäfte ihm schwere Prüfungen bereitet und wie letztere ihn endlich bis zur traurigen Rothwendigleit herunter-Ncbracht hatten, die elende Stelle, von deren problematischem behalt er nun vcgctirtc, einnehmen zu müssen. Selbst ein ^tann von einer gewissen Bildung, welche diejenige seiner ^ollcgcn, d^ Sanitätsagenlen in andern Stationen weit übertraf und durch diese Bildung allein vor jener Verwahr-losung behütet, welcher die gemeinen Europäer in diesen Zandern fast immer zu»» Opfer fallen, bedrängte ihn ein '^Nivllulnmer, derjenige nämllch, nicht die Mittel besessen zu Wben. um seine Sühne seinem eignen Bildung^stande gcn,äst ^l erziehen. H>on diesen Söhnen befand sich einer im Väter-^chen Hause, an dessen Beispiel sich mir die schon oft gemachte ^cmerlung von Neuem bestätigte, daß der ungebildete Euro« ^'r durch ^^, ausschließlichen (^ontatt mit Barbaren auf eine ^tllsV heruntersinll, welche wir beinahe als tiefer bezeichnen "wen. als diejenige, auf welcher jene Barbaren selbst stehen, ^'nn letztere besitzen, was auch immer ihre sonstigen Mängel sk'N mögen, in ihre», nnbändigen Nnabhängigleitssinn und ll)re,n ritterlichem Selbstgefühl eine rettende Eigenschaft, welche '"achl, daß, wie lief sie auch immer stehen >»ögen, sie doch nic 160 würdelos erscheinen. Letzteres ist aber bei dcn initten unter ihnen lebenden Europäern in« höchsten Grade der Fall, eine Thatsache, die ich mich zu conflation begnüge, 'obgleich ihre Ursachen nicht schwer, aber vielleicht zu weitläufig sein dürften auseinanderzusetzen. Dieser junge Mensch besaß, ähnlich wie so manche andre im Orient untergehende Europäer, die mir auf »neinen Reisen vorgekommen waren, alle üblen Seiten der Araber, ohne ami) nur eine ihrer rettenden Eigenschaften sein zu nennen, Vom Europäer besaß er laum etwas Andres, als das Eoslüm, das er in trauriger Zerlumptheit trug, und die Sprache, in welcher er sich jedoch bereits minder geläufig ausdrückte, als in dem ihm vertrauteren Arabisch. In allen andern Stücken war er Araber geworden, obgleich er nie unterlief;, nach Ärt aller ungebildeten Europäer in diesen Bändern, stets auf die Eingeboruen zu schimpfen. Hur um Eines beneidete ich ihn, das war die große Äedürfnißlosigkeit, eine dem Reisenden so loslbare Eigenschaft, mit welcher er das elendeste ^eben und Uulvrlommen, ohne darunter zu leiden, ertragen tonnte, ja wie es schien, gern ertrug. Denn statt im väterlichen Hause in einem beauemen Bett zu schlafen, zog er eö vor, in einer engcn finstern Bude, in welcher er bei Tage ">n'u lleiuen Detailhandel betrieb, die Nacht auf einer harten Vaul zuzubringen; statt von warmen Speisen sich nur von dem gewöhnlichen (^erflenbrod, das er selbst fcil bot, zu nähren und in jeder Beziehung ein spartanisches Aeben zu führen, welches ihn jedoch leineswegs für die Genüsse der europäischen Eultur unempfindlich machte, denn mein lleiner Weüwonall, erfuhr durch seine heimlichen Raschereien in Dschardschyss eine so bedeutende Einbuße, daß ich die letzten Tage meiner Neise nach Tripolis als Wasserlrinler zubnngen mußte. ,^n dieser Bude des jüngeren Eolombam verbrachte ich manche Sluude, da^ bunte Vevölterungsgemisch sludirend, 161 welche sich daselbst theils zum Kaufen, theils zum bloßen Maulasfen-Feilhalten einfand. Unter diesen beulen nehmen natürlich die Aqära die hervorragendste Stelle ein, mit deren Mehreren ich mich in (bespräche einzulassen verursacht ward. Der für mich interessanteste Puntt, um welchen sich diese Gespräche drehten, bildete die Frage, ob die etwa eine deutsche Meile von Dschardschyss entfernt, unter dem Namen Madynat Eyan belannte Nuinenslälte zur Zeit zugänglich sei oder nicht. Daß ein Besuch dieser Nuinen nicht ohne (befahren, war mir schon aus allen früheren Neiseberichten belannt- das; aber diese (befahren bei der jchigen, in ausnahmsweise>n tirade vermehrten Unsicherheit de<< Vandes nahezu unübersteiglich geirorden seien, sollte mir liier bestätigt werden. Dennoch fand sich ein Häuflein WUlühner Aqara, welche sich erboten, wich für eine gewisse Summe sicher hu» und zurück zu bringen, beider erwiesen sich jedoch die Ansprüche, welche diese Biedermänner machten, so exorbitant, daß ich mich schon fast genöthigt sah, gänzlich auf den Ausflug zu verzichten. Auch war der Führer dieses Häufleins im Speciellen sehr ungeeignet, Vertrauen einzuflößen. Diesen sichrer hatte ich in höchst unvorthellhafter Weise schon in Tscherba und zwar in Mn^- Eigenschaft als Dieb lennen gelernt, indem ich ihn, bcr in einem unbewachten Moment mein Zimmer betreten ^"lle, auf der That ertappte, wie er eben meine Uhr ein-sleäen wollte. Aber die Schrecken der Polizei, denn in Dscherba besteht doch eine Art von Regierung, verhinderten ihn. den fehlgeschlagenen Diebstahl durch einen gewaltthätigen '^aub zu ersetzen. Dieser Biedermann war nach Dscherba Nrtoünnen, vermeintlich, um dein Qäyid, I.lamyda ben 'Ayad, ^Ia>,rt der Vcy auch die Verwaltung von Dschardfchvss ^'ssiciell überlragen hat, seine Huldigung darzubringen, in Wnllichteit aber irar es ihm mit dieser Huldigung durchaus 'Ucht Ernst, wohl al'er beschloß er, die Schwäche ben 'Ayads M. li 1l!2 (der die Aqara, in Ermangelung besserer Mittel, durch Geschenke zu gewinnen sucht, uut sich von ihnen auch al^ ihren Qayid anerkennen zu lassen, denn einstweilen besitzt er nur dm Namen eines solchen» auszubeuten, was ihm auch ganz gut glückte, denn Ssayydy I.lamyda schentte ihm cine schöne gniue Dschobba, cmcn Vurnuis, Turban, Schuhe, wr,^ dcr zcrlu>npt nach Dsch^rda gct'ominc»n' Schurlc t^hrte a1<< a>v standu^ ^llcid(.'U'r Älanu nach Dschlndschyss zurück, wo ich dicscn mlithmaßliäcn Licb zu nu'NU'm nicht M'ingc», Er-stauncn liiu' stclvissc ^Ilollc spiolcn sah. Seme unredlichen Eia>nschaftcn, saqtc mir (^lomdaui, schadeten ihm in dm Augen semcr ^ando>Il'lite sc> laiM nicht dao verworren, wic bci ihren Brüdern nnd ^tachbarn, den läuberischen Worhqama, von deren gewalt-thätiger Äaubsncht ich in Dschavd>ch»)ss manche iDpser herumgehen sah. So hatte der mildherzige al sic sich, ihre lleinen!Hr-sparnisse in Goldstücken an Halo und jähren tragend, von Dscherba nach Tripoli^ begeben wollten, beider tamcn sie jedoch nicht writ aus diescr Reise, denn schon eine Stunde hinter Djchardschyss wurden sie nicht nur all' ihrer lleincn ^oswlnkilcn, s^nd^vn auch ihrrr säinmtlich^n Mcidcr dcraudt, und la,u^'n in völlist naätc„l ^»stand nach Djchardschyss zurück, ^o sic auch wahrscheinlich ImM dvvdlo« und in Äda»ns Nniform Rblicdl'n N'ärcn, hätte sich der alte Italiener nicht ihrer er« barmt, dcnn dic Äqara üben, wenn iwcrhaupt je»nals, die ^lildthäliglcil nur an ihren eignen ^tamnn'omitglicdern. Diese und so viele andere Räubergeschichten, welche mir don dcu die ''liachl'arichast bewohnenden ^^orhqalna erzählt wur-^en, die diebischen Eigenschaften der "Aqäm selbsl, deren Opfer lNein Wirth z» wiederholten Malen geworden war, schienen wc-Nitt ^eeiqnel, »nich zu ernntthigen, in Gesellschaft der letzteren ^H y^; ersteren dehallste und unsicher gemachte Madynat Syän ^< besuchen. Dennoch war meine Tehnsucht nach den dortigen Allerlhl'lmcrn so groß, dah ich nur alle Ätühe gab, eine ^corte auofindig zu machen, ans deren Schutz und Redlich-'^t einigerlnaßen zu rechnen war. Da hier die Negierung l"ne Gewalt dcsiht, so tonnte diese Escorte natürlich nicht, ^' anderswo, vennittel« d<» Amr Bey verlangt, sondern ^uhle durch llingeude diriinde vermittelt werden. Meinem ^fälligen Wirthe gelang eo denn auch wirtlich, die Anfangs '" r,o»l'i'->, dazu, ,mch von der wildbarbarischcn Schaar einiger ^'hu ipitzdübisch auoschendcr Aqara nach Madyna« Syan 11* 164 begleiten zu lassen. Mein treuer alter Diener Mug die Hände über den >iopf zusammen, als er sah, das; ich mich diesen Kerlen anvertraute, und sein größter Kummer war es, das; ich ihm nicht gestattete, mich zu begleiten, um mich nach seinem schwachen Machtvermögen zu beschützen. Aber Mma'yl hatle für die Erneuerung unsres Nciseproviants, der durch die Verzögerungen des Rayysi nun völlig erschöpft war, zu sorgen und muhte deßhalb in Dschardschyss zurückbleiben. Dennoch sollten seine Befürchtungen sich nicht bestätigen. Die feste und zugleich ein freilich nicht gefühltes, aber ziemlich gelungen dargestelltes Vertrauen offenbarende Haltung, die ich anzunehmen für rnlhlich fand, imponirle auch diesen Barbaren, wie ich dergleichen schon oft in ähnlichen fällen erprobt hatte. Man muß nur jegliche Furcht, jene« in allen /vällen, in halbwilden Bändern aber doppelt verdammend werthe Gefühl, welches die Barbaren uns oft einzuflößen im Stande sein tonnten, mit fester Willenstraft unterdrücken, eine vollkommen unbefangene (>iemüthsbesrhaffenheit zur Schau tragen und fich den Barbaren anscheinend uertranungsvoll hingeben, dann allein hat man einige Wahrscheinlichkeit für sich, ihnen Ächtung einzuflößen und unversebrt alls ihren Händen hervorzugehen. Äald ließen wir die liebliche Palmenoase, müei deren wallenden ^ächerlronen sich das kleine Dorf versteckt, hinter uns und betraten die weite baumlose Steppe, auf deren sonst trockenen Mir der diesjährige reichliche Winterrrgen einen grünen Teppich awmatlscher Gräser hervorgelockl halte. Diese Wiesen von kürzester Dauer dienten zur Zeit dem Meinvich der Aq.na zur Weide, von denen viele herausgezogen waren, um hier ihre Zelte neben den Weideplätzen aufzuschlagen, das städtische ^'ben gegen ein zeilweises ^liomadisiren vertauschen^ 5wrz mul'dem wir die letzten Pflanzungen hinter uns gelass^' stießen wn auf einen lleinen l.lanschyr, I.lmnady genannt, 1<>5 dessen U'enige antike 5teste sich auf die Umtreismaucr eines viereckigen Gebäudes beschrantten. Von hier bis nach Madynat Shan hatten wir noch eineu einstündigcn Nitt, an dessen Ende Mich der Anblick eine'H lveiten Trümmerfeldes überraschte, aus dem, ähnlich wie bei el Qantara, cine Anzahl ruinenbedecktcr Hügel in ziemlich grofter Entfernung von einander emporragten, während das zwischen ihnen gelegene Flachland selbst nur höchst schwache Spuren uon Antiquitäten darbot. Derjenige Schcrbenberg, zu welchem, da cr ihncn der wichligsle schien, meine Begleiter mich zuallererst brachten, führt im Munde der Aqara die charakteristische Ve'^ichmmg ^es !!l^'rdsch oder der Festung u»,d yvar aller ^wahrscheinlich-lm g<,näh niit den, gn'sUen blecht, denn sowohl dic erhöhte ^age. welche alle ülnigen Hügel des Trümmerfeldes beherrscht, "l^ die außerordentlich massiven Grundlagen de<^ hier bestan-^'»n^ ^^aueö, von dcnc»« sich noch namhafte Fragmente erhalten zeigen, rechtfertigen den Schluß, das; hier die römische und byzanlmische Citadelle der anlilen Stadt zu suchen sei. (5in zweiter Trümmerberg, in der Nähe gelegen, offew ^arle in seinen prächtigen ^testen des schönsten Baumaterials °>e tcnlpelartige Beslinmmng der auf ihn» gelegenen Bauten. Zahlreiche Sauleusragmente Vo»> schönsten Marmor, zwruiesie Und Architrave von der reinsle» ^'eschmackclepoche, ja sogar ^armlnne Statuen, in ihver Verstinuinelung allerdings fast "ntennllich, verlunden die hohe Cullurstufe, bis zu welcher die l)"r gelegene Röinerstadt sich erhoben halle. Zur Zeit, als ^anb diese Ruinen besudle, befanden sich noch viel mehr und bcsser erhaltene antile H^ildU'erle auf diesem Trümmerfelde. ^leselbeu silld, N'ie mir in Dscherba gesagt nnirde, vor etwa '^ Jahren auf Befehl der französischen Legierung nach Europa gebracht loorden. doch scheinen sie dort wenig Sen-sali^n erreg! zu haben. ,'m einem drillen l.lanjchyr glaubte ich die Neste eines 16s Amphitheaters wieder zu erkennen, besten Ringmauer aus der üblichen massiven Eementstrnetnr »ut kleinen steinen errichtet war. Unter »»ehreren dieser Trümmerhügel fand ich höchst wohlerhalleile Zisternen, von Älortelstructur mit größeren Werksteinen erbant. Auch hier, wie in ei Qantara teine Spur von einem Aquäduet. Wie noch heute die meisten Städte des Südens und der Küste von Tunisien, so scheinen anch ihre antiken Vorgängerinnen lediglich aus ^iegellwasser ange wiesen gewesen zu sein. Was nun den Namen dieser antilen Stadt betrifft, so hade ich schon eben bei el Qanlara die Verunnhung ausgesprochen, das; wir mit einiger Wahrscheinlichkeit das vom Itincrarium Antonini Augusli erwähnte l'«»» />l,»ni-l'ii>!N>n igewohnlich !'n,!<»> /itll in der Ablativform, die in jpatrömischer Zeit vielfach den Nominativ vertrat» Hieher verlegen tonnen, '^x der That findet sich in der Nahe jeneo antilcn ^leindamml», N'elcher Dscherba ,nit dem ,vest' land Verband, und aus dem ohne Zweif^l in dem Namen Pons Zita eine Beziehung liegt. leine anderc 3lninenstätte als diese, d, h. auf den, Festland u>»d auf der Insel lag. wie uns die Peulinger'sä'e Tafel ^igl. dav nach der Vrüäe benannte Mumeipimn einoial gewifz nichl. Bei diejer Idmtifteation to»n»U »»« diejenige des l.lanschyr bu Qrara mit dem Giti »nunieipium des Itinerar und dem Gigu der Peutinger'schen Tafel, welche durch inschriftliche Beweise feststeht, zu Hülse. Pvnte Zita »mnn'ipium wnd vom ^linerar als nächste östliche Station ul«d zwar in einer <5n< der Wirllichteit üvereinsti'nmt. Die.Peutinger'schc Tafel dagegen führt l7 ÄNlliarien von (>)igu eine Station an, wekl e sie ^ihu nlnnieipiunl nennt und die von den meisten belehrten fur identisch »mt Ponte Zila gchallen wird. Wenn dem s" l67 ist, so nnissen nnr hier eine falsche Cntfernungsangabe anneh-inen, denn der allernächste Weg zu ^ande beträgt allein schon 25 Milliaricn. Auch in westlicher Richtung setzen uns die EntfernungMngaben der Alten leine unübersteiglichen Hindernisse entgegen. Da<^ Itinerarium Antonini Augusti folgt vun Ponte Zlta mumciplum au^l nicht wic di^hcr dcm >Uistcnwcge, sundcrn dcschrcibt cin»,' bedeutende Curve landeinwärts, U'clchc darin iyrc Erllärung smdcl, daß sic die Sscbcha el Mellaha sdcn Sal^sce v>.'n Äiil,'än) unürcist, uin dil' nächsu' Station, Villa »lagnli, Villa Privata zu cvreichcn, dcrcn Trü,>l>ner Aavch alls leiu^v zw^ilcn ^leisc i,n Jahre I^^l'.» besochlc. Dil'jeldcn lxsind^n sich ain ^üdendc de^ Salzsee's und führen jeht dm Namen Nanschyr Äliodavna. Vtir ivarcn fir leider wra/n der scit Barlh'6 ^i<'isen schr gesteigerten Unsicherheit dcr Gegend volltonlinen unzugänglich. Die Enlfernung^augade vou 7<> Ätilliaricn ^vijchen Pi,'ntc Zita municipium und ^>iUa magna, HnUa privata lann al^ bi^ auf rin Vlilliariuiu zu-trchVud bezeichnet werdcu. Weniger entscheidend erweisen sich die Ne>ulta!e, welche wir aus den Distanzen nach der Peu-tinger'schen Tafel ziehen lmmen. Es ist höchst wahrscheinlich, basi wir ill den durch scine insularischc ^age besonders ^u eincm Brfcsllgungcipunltc geeigneten Vidän Slrabo nennt, der eö in seiner ^age als Vor dem See. zwiuhen die>em uud deut Mere, unverlenndar beschreibt. auch dürfte es mu dem Taricheiai des Stylax, einenl- Namen, den die lleine ,^u,el im Besondern geführt zu haben scheinl, identisch sein. Dieie Idenlistealionen widersprechen jedoch lemeowegs derjenigen von Bidän ,nit de»n UN Präsidium der Peutinger'schen Tafel, sondern zeigen nur, daß der lleine Ort in späterer Zeit mehr durch seine „ülitärische Bestimmung, als durch seine eonunercielle Vedeutung bekannt war. Nun bereitet uns aber die Peutinger'sche Tafel eine andre Schwierigkeit, indem sic ihr Präsidium iÄiban» nicht als nächste, sondern als zweite Station von ^ihu inmucipiuin (welches wir wohl in Madynat Tyän erkennen müssen) an-gicbt und zN'ijchrn dcidc l'inc vou« crslcrcn 17, vonl IcMcivn 15 Milliaricn cntfcrntc Station, Putm Pallcin', vcill^t. Lctztcrcn Ort in Madynat Sy.m salbst zll juchzn, yat schon Barth filr unmöglich ^rtlärt, obgleich cr nicht drr ^ll,sicht lrar, daß dcsa^te NuincnMtc die Stellc von Pons Zita oder ^iihu cinln-hinc. Schcu wir uns abcr nach cincin andcrn ^)luinm-fcldc, N'clch^ dcr ^a^c von Put^a PaUcnc cutsftricht, um, so findcn wir teincs, wohl abcr desihcn N'ir in cincr cnlsprcchcn-bm modernen Ortschaft dciltliche Vcweise, daß dieselde dic Stellc eincr antilcn cinnchmo. Dicsc Ortschaft ist lciiu' andere, als Dschardschyss jVU'st, i» dcsscn ^icbäudcn N'ir vielfach antilc Ztcste verbraucht finden, ciu Umsland, d^v an »nd siir si^!' nicht bcwciscnd sein winde, fände er sich nicht durch da^> Vorhandensein einiger unzn'eifelhafler aulilel Vaulcilsundalüente unterstützt. Noch mehr wurde mir die Va^e einer antilen Ortschaft an dieser Stelle durch eine ^uldeckun^ des Herrn (5olmn!.'ani be-Misst, welcher zwischen Djchardschyss und dein Meere die Reste eines Gebäudes fand. das sich nach den vielfach hier auMssrabenen kleinen ziunst^enständen als der Kadm oder die Werlstätte eines Vildhauevs von Gemmen und Tiegeln herausstellte. Nicht nur fand man nämlich an dieser stelle eine Mvisse Anzahl recht kunstvoll gearbeiteter ferl,ger (^niilnlen lineist von griechischer ">nschlifl oegleilel), sondern man eindeckte aucl' solche, die nur haltwollendel, ilinl Theil sogar erst in Angriff genomlnen waren. Mir selbst tonnte Herr Columbam 169 eine solche ^enime zeigen, auf welcher der Kopf eines Hahnes ausgeführt und der Hiorper noch in. Rohen begriffen war. Das Vorhandensein eines solchen Ladens deutet aber auf einen gewissen Alüthezuslaud dieser antiten Ortschaft und deshalb brauchen wir wohl nicht in der Annahme zu zaudern, daß die hiesige !>rl1ichleit im Alterthum Mchtigleit genug besessen habe, um den Geographen nicht gänzlich zu entgehe»«. Ich mochte deshalb mcht anstehen, Hieher das von der Peutiuger'-!cheu Tafel erwähnte Putea Pallene zu verlegen, um so mehr, da die von ihr angegebene Entfernung von 1l> Milliarien von ^ihu iweun wir dieses in Madynat Tyan erkennen tönncn) nur u>n weniges zu groft, diejenige aber von 17 Milliarien von, Präsidiuin genau zutreffend gefunden wird. Selbst aus der Ramensbezeichmmg Putea tonnten wir einen beweis für diese Identisieation ableiten, denn Brunnen finden sich in dieser ganzen siegend, die sonst ausschließlich aufNegen-ivasser angewiesen ist, eoen nur in Dschardschyss. Lehtercr 3^rt ist freilich bisher immer mil dem Gergis des ^tn^liü^iüu« >M!!'^ »i.'^ui identifieirt loordeu^ aber ähnlich, wie wir bei der "ntilen Vorgängerin von Vioan in den verschiedenen Epochen ^ev ^llterthliltts verjchiedene ')»entlich aber in dieser (^e-Nend «5. B. hieft Meninir später (hirbaj antreffen, so können wir auch hier annehmen, daft (Nergis den Römern »nter dem Zainen Putea Palleue belannt war, und dasi heutzlttage dschardschyss die Stelle beider eimummt. Zu letzterer Ortschaft wandten wir nach Besichtigung der Ache von Ponle .^ita municipium unsre Schritte Muck. Dort y.uie unterdessen M«a Yl eineil reichlichen Vorrath von Hammelfleisch cingvlauft und iin Backofen braten lassen, was U"o sreUill' >oen,g belsen sollte, denn in derselben Nacht machte d" ^efrastigleit einiger .ttaheu unsren, Neiseproviant ein Ende "nd reducirle „nch für die nächsten vicr Tage auf harte Eier 170 und Brod als einige Speise. Erst am folgenden Vtorgcn fand es dcr ^layyss für gut, die Anler zu lichten und ein günstiger Weslivind trust uns, indem i^ir Vidän siidlich lu'gm lichen, dirctt in's Fahrwasser dcr tnpolitmüschm >iüste. ^c»n dem schaulclnd^n '^l,nd des lleincn Schl)^n»,'rs warf ich eincn Icylen Blick auf die Xüstc Tuuifi<'u, w^lcho', ,^and ich mm in alll!, mir zugänglichen ^Itichtunsscn durchstreift hatle und dem ich jckt ein vielleicht ewiges kedcwohl zurief. 171 Hicbenuudzwanzigslcs Oapilcl. l^riinzdistrict und Ankunft in Tripolis. '>^jrle, — '.'ichl'M' ?!»>!,'^'latz »o» ^».'.''coln, — Das !^,,ftsch lk'i ^ow,!,— l.'i!,is!>WiBl'i! d^ ,n^l',!»>,>» '>s,im!'.', . Oml,>^q^ Anltt'l» i» .'«Nl»«, — !>'!' I^p'»^»!,!»' ','»,!!!,, ^ .^,l),I !w!! FttMN ,!l>ch ^!,p«li-.., — 5chl'l'ch!,'r l')«sl'!I, - (l)»!inui!!!i,!l' ><'l'»!l>l>>n!!'!l l.^»^!!!^, liüchllchw! schlug die östreichische Nc^icvnng dcr tm'liscl'l'n vor, zwischen ben dcidcrscitiqn: ^andcrgcdictcn cin»,' Art vu»i Einödc zu schaft'cn, ciu nculralcv hcrrcnlosc^ ^icbi^t, iv^Ichcv au UlUcr thiun'n lnm'r dcr bciden ^tächtc, ja übcrhauftt v^n Nu'inand bewohnt N'crden sollte, in der HossnuW, nils diese Weise jeglichen Gvänzslreiliglcilen in Zulnnfl vorzubeugen. Wäre dieser Vorschlag ans^mnnmen imd au^^sichrt worden, so hätte er wahrscheinlich eine» Zustand in's ^eben gerufen, deniienigen sehr ähnlich, wie er gegenwärtig in den Gränz-gebiclen ,^vijchen deu Regenychaften Tuuio und Tripolis besteht. Diese Gmnzlandschaft bictel in der Thal mit einer solche», Einöde, wie sie v»n der verschlagenden Regierung beabsichtigt wurde, insofern manche Aehnlichleit, aw vier Fünftel ihres Bodens unbebaut darniederliegeu. H^enn sie gleichwohl Nicht ganz unbewohnt erscheint, jo zeigt sich doch ihre Ve« Vüllcrung so ,Pärlich und so wenig an feste Wohnsitze gebunden, »ur aus räuberischen Romaden bestehend, daß wir 172 auch in dieser Neziehung den Pergleich festhalten können, denn gewiß hätte sich auch auf jener zwischen Oestreich und der Türkei zu schaffenden Einöde nut der Zeit ein Völkchen von Nomaden oder auch vielleicht nur von mit den Gesehen beider Länder zerfallenen Vagabunden eingefunden, mn dort ein Leben zu führen, demjenigen sebr ähnlich, wie es gegenwärtig die bcidcn Gränzstämme der besagten Regentschaften zum Hohn der Negierungen, denen sie nominell unterworfen sind, und zum größten Schaden an Gut lind ^eoen aller Reisenden, die sich durch diesen unsichern Distriet wagen, führen. Die Hauptschuld des fortbestehend dieses unsichern Zu staudes trägt ohne Zweifel die tunisische Legierung. Diese erbärmliche und feige Regierung zeigt sich nur den: Schwachen gegenüber kräftig', die Städte, Dörfer und die friedlicheren Nomaden der nördlichen Provinzen werden mit despotischer Willlür lyrannisirt lind aufgesogen: die kriegerischen Stämme des Hildens aber erfreuen sich bei der Ohnmacht der Regierung einer Unabhängigkeit und Nngestraflheil ihrer blutigen Räubereien, wie sie ähnlich laum im Innern von Äsrila noch besteht. Es ist wahr, die tunisische Regierung schielt beinahe jedes Jahr lin früheren Zeiten wirtlich alljälnlich, aber in den letzten ,'^ahreu, da die dosten die (5umahmen aufwogen, ja oft übertrafen, imt geringerer Regelmäsiiglcil) ein bewaffnetes Lager gegen jene unruhigen Stämme, welchem es deiul auch meistens gelingt, dieselben so weit einzuschüchtern, das; sie den Tribut zahlen. Ist aber das Lager fort, dann hört auch die Autorität de>> Bel, auf, der alle Hexensabbath beginnt wieder, und wehe dem Reisenden, den sein Unstern in dessen Strudel führen sollte. Die türkischen Gouverneure des Paschalyl Tripolis baben sich schon seit fahren Mühe gegeben, mit der lunisischeu Re^ gieruug eine Vereinbarung anzustreben, welche dle>em traurigen Zustand ein (5nde machen sMe, aber umsonst i der Bey von 173 Tunis, sei es aus Ohnmacht, Berechnung oder vielleicht aus Tücke gegen die türkische Regierung, hat bis jetzt auch leinen Schritt gethan, um die unruhigen Gränzstämme seines Gc-bietes zum Frieden zu zwingen. Da nun dicsc Stämme im vollsten Maas'.e jenen Traditionen der Raubsucht und Erbfehden huldigen, welche alle ununterworsenen Beduinen tenn-zeichnen, da sie folglich stets mit den Gränzstämmen des tripolitanischen Gebiets in .^rieg lagen und sie mit Raub-zügen heimsuchten, so haben die (Gouverneure von Tripolis lein einfacheres Mittel gefunden, um diesen Räubern einen Damm entgegenzusehen, als indem sic dieselben mit ihren eignen Waffen belriegten, das heißt den» räuberischen Beduinen-stamm Tunisiens eiuen ebenso räuberischen Beduinenstamm Tripolis' entgegensetzten, oder vielmehr den alten Zustand der blutigen Erdfehde, welcher schon seit Jahrhunderten bei diesen Gränzstäimnen bestand lind den nur zeitweise manchmal ein energischerer Bey von Tunis zu unterbrechen gewußt hatte, wieder in's ^eben zu rufen und fortbestehen zu lassen. Den mächtigsten Gräuzslamm auf dem tuuisischen Gebiet bilden die Worhaama, mit denen der tleinere Stamm der llderna gewohnlich gemeinschaftliche Sache macht. Diesem steht auf trhwlitaniuhem (Gebiet der nicht weniger »nächtige Stamm der Nuavl oder Nowayl entgegen, ein Stamm, dem die türtische Legierung, die sonst mit deu'Beduinen turzen Prozeß zu machen pflegt uud eo sehr gut verstanden hat, alle No,naden der höchst ausgedehnten Regentschaft Tripolis in friedliche Unterthanen zu verwandeln, ausnahmsweise cinc gewisse Freiheit und llnabhängigleit gönnt und zwar aus dcn obvn angeführten dkünden. „Die Nuayl". fo fagtc ,nir der Pascha von Tripolis, „sind unsere Hetzhunde, welche wir den Worhqama auf den ^eib schicken, um sie von uns fern zu halten." Dies« „Hchhundc" der Regentschaft Tripolis beschränken 174 jedoch leider ihre Anfälle nicht auf die besagten Norhqmna, sondern sic greifen ^ederuiaun ohne Unterschied an, der die tunisische bnänze überschreitet, unter deul "vorgeben, das; sie den Auszuraubenden eben für einen Worhqama halten. Ein solche welschen ist nun allenfalls erllärlich, Ivenn es sich um einen andern Araber handelt' wenn aber der Auszuraubende ein Europäer lind »wch dazu cin soichcr, dcr unlcr lvincr Vcr° llcidtnui rcisl, ist, jo U'ird cci jchlrcr ,>ll d^n'ifc», »vio sich dic ''Illlayl jl)wcit irren tönncn, das; sie ihn dennoch für cinen Wurhc^anta hallcn. (^leichNwhl sollcn dicsc Talis^ndlünstlcr dieses »vahrhast^ Kunststück eine^ Irrtlnnn^ zmveilcn zu Stande gebracht und sich deim Pascha von Tripolis spätcr dantit entschuldigt haben, sic hätten nichts andres siedacht, als daft daü fragliche Opfer ihrer Räubereien gleichfalls dem feindlichen Stamm angehöre. Man lalm sich denlen, das; ich nach Anhörung der Schilderung von, (^haraller dieier ^Iluavl leinevwegS gcs>,'unen N'ar, sie auf die Probe zu siellen, ob sie elwa auch unch, trotz memer europäiichen Kleidung, für eineu Vorhqama hallen »lochten. So interessant die ^andreije und so unangenehm dic Seefahrt auf deul erbärnllichen dscherdiuijchen Schooiler auch scin »nochte, so mußte ich deßhalb denuoch- lelttere vor^ zichm, bcsondcrs da ich auf ersterer nicht nur mem Hab uud Gut, an dem am (i'ude weniger, sondern auch meine (Gesundheit, an der nur begreiflicherweise etwas gelegen war, eingebüßt hätte. Diese liebenswlndigen Ruayl besiyen ua>N' lich die (Hewohnheil, die "Neisende>l in jo leichler Kleidung ans lhren Händen hervorgehen zu lassen, daß dieselben selbst lindern ^ater Adam uul sein /vcigenl'latt beueldeu müjsen. Eine solche Paradiese«ttacht ohne Ertältung ertragen zu tonne», traute ich mir nicht zu, und deueldcte deßhalb zwei Bürger von Soara, der nächsten Stadt auf den» lripoli-tanischen Gebiet, meine Mitreisende, darum, dah sie eine lI5 zweitägige Neise in diesem Coslüm ohne Nachtheil für ihre Gesundheit hatten auffuhren lönnen. Gleich hinler Soära waren sie nämlich in die Hände der Nuayl geratheu und aus diesen nackt hervorgegangen, hatten aber dennoch ihre Neise bis zu den ^orhqama forlgesetzt, welche ^tauber ihre Tracht zwar sehr unanständig, lvcil unprosttabcl, sandcn, sic adcr dcnnoch in /vrndcn nach Dscharbs6)yss zichcn licßcn, wo si^' ihrc Ver-wandlc und lU'uc .Nl^idcr sandln, mit dcnm sic nun ,;ur See nach Soara zurüäl^lirtcu. Äiir blicb icboch noch cinc Hoffnung, w<'ni^'lcns l'inc Strecke ^'r ^lcis<' zu ^andc zurücll^^n zu lönncn, cin^thciiö um ^ic iutcrcssanlcn Alterll'ümcr dci So.ira zu dcsuchcn, andcrn-theils um die Sccrcise i«i HM>n Äiccr auf dom ssebrcchlichcn Echooncr zn vcrnu'idl'll. ^>>var in dcr llciucn Syrtc, welche ci^cntlich nichte ist, al<< cinc groft^' Untn1>, auf dcr man fasl üdcrall mit Sichcrhcit Änlcr N'crfcn lann, !.'ictct die Sccfal)vt nur in dcn scltcnstcn ?iäl1cn wirllichc lÄefahren. U>a^ di^' AU<'n von dcr i^cfährlichleit dcr Syrlcu sagl'n, muß sich mcim'r 'Ansichl nach, hauptsächlich, wcun nicht ausschließlich auf du- an Anlcrftlähc>l jo arnic groftc Syrtc bezichen. Ohne Ccnlblci alk'rdin^ wälx' dor Schiffer auf dcr llcincn Syrte st^'t^ in Gcfahr, scin Fahrzeug auf dcn Sand zu rcnncn, "bcr scltcn das Vcben zu vl'rliclcu, da cr fast übcrall in <>'incr Entfcruun^ von 5» - (i Seemeilen von der .Nüste noch ^oden zum Stehen findet, l^anz anders verhält eö sich aber ba, N'l' etwa vier geographische Meilen von der tunisisch-tripolitanischen Gränze das „todte Meer" lnmn, mm-w, wie ^ die italienischen, ja selbst die arabischen Schiffer nennen), b> h. die stille Syrte aushört und da<< „hohe oder belebte Meer" n cm günstiger Umstand gestattet, in die schlechte und schwerzugänzliche Rhede von Tripolis einzulaufen. Ich wußte, dasi, eiuulal in dieses „hohe oder belekte Meer" eingedrungen, jede Landung an einen» westlich von Tripolis gelegenen >U>slenpun!tc bei der jetzigen unruhigen Aequmoetialzeil eine Unmöglichkeit sei und leider begann dieses hohe und endele das stille Meer parallel mit einem Küstcnpunlte, der noch mitten im O'ebin der entsetzlichen Nuayl und ellva sieden geographische Meilen von Soara ent-fernt war, von Hoära, nnt loelche», eigentlich erst das ottomanische Gebiet, wenigstens dcisjenige, in lvelchem die von den Türlen sonst überall in der Regentschaft Tripolis cm-geführte Sicherheit herrschte, seinen Anfang nahm. Dieser Mstenpunlt führt auf den Carlen den bald arabischen, halb italienischen Namen Vu Seala, gewohnlich Buescala geschrieben, Vonl arabiichen ^ort 1'lbu oder '^ll, dessen ursprüngliche Bedeutung „Vater" die figürliche von „Besitzer" in so vielen ähnlichen Bl'M'nmmgen annimmt, und dem italienischen Seala, d. h. Landungsplatz. Vu Seala bedeutet also „der nut einem gutcn Landungsplatz versehene .^üslenpunlt/' Der volltonnuen sichere Ankerplatz, welchen das stille Meer nahe bei diesem Mstenpunlt darbietet, führt die Bezeichnung ^erua oder Frrwa, ^in ^iame, der sich bei den arabischen Seefahrern zwischen Dscherba ui^d Tripolis eines bcinahe »nagischen Klanges erfreut, d^nn bei ihren« Maugel nautischer Kenntnisse kann ihnen begreiflicher ^ise nichts erwiin>chter sein, als uutt^il auf ihrer Seefahrt m»e Zufluchtsstätte zu finden, welche sie der Nothwendigkeit enthebt, bei«, Sturm das hohe Mecr zu hallen. Diese Vocalität führt jedoch noch cincn dritten Namen, und an dessen Bedeutung lnüpftr sich die von mir gefaßte 177 und vom schlauen Rayyss mir bereits in Dscherba, als ein >löder, welcher nüch zuin Mitfahre» bestinnnen sollte vorge-gehaltene Hoffnung, hier schon die unsichere Seefahrt gegen die Landreise vertauschen zu lönnen. Dieser Ätame lautet Eeala Vordsch sge».'öhnlich in dialettischer Verderbtheit Seala Bridsch aufgesprochen) und deutet an, daft an diesen« ^audungs-Plah eine Festllng »der ein Fort lVordsch) befindlich sei. Ä^ar nun in Vu-Seala ein Fort, so hatte dieses auch wahrscheinlich eine Besamung, und diese Besatzung, die nur aus Truppen des Pascha von Tripolis bestehen tonnte, mußte Miml und Wege besitzen, einem Neiseuden das Weiter-lommen bis „ach letzterer Stadt möglich zn inachen. Wenn man den Rayyss in Dschcrba sprechen hörte, so war diese Sache die einfachste von der Welt', die Soldaten deö Fort, behauptete er, winden mich »ach meiner Landung, die ohne Echwierigleit in der lleinen Nuderbarle vor sich gehen lünne, mit offenen ^lrmeu aufnehmen, besonders da ich einen offizielle» Empfehlungsbrief an ihren in Sauya residirenden Oberst besaft, und alle Schrecken des Wegs zwischen Scala ^urdsch nnd Soara sollten für nnch gar nicht vorhanden sein. ^e nul'r wir uns aber der besagten Station näherten, um so ausfallender veränderte sich die Redeweise des Nayyss. Das ^Wrt, so hieft eö jetzt (und diese Behauptung wurde von riui^n Mitreisenden aus Soara bestätigt und slellle sich auch ichliehlu!' als die richtige heraus), sei ganz verlassen, die Landung noch zudem mit groften Schwierigkeiten verbunden, da h^' Schooner der Untiefen wegen fnnf Seenieilen von der Allste anlern nnisse und die lleine ^Ituderbarle bei dem slelen ^turm nicht seefähig sei. Dennoch war meine Hoffnung, hier an's ^and steigen iu tonnen, noch nicht ganz lV'wicheu, als wir am 'Abend des 'l> Mär^ ,ft, nach einer M'ölsstimdigen höchst stnrnüschen '^"hrt von Dschardjchyss aus in dem sicheren Fahrwasser von 178 Ferwa oder Vu-Scala anlangten. Hin-, so null es eine uralte Tradition arabischer Seefahrer, Pflegt jedes Schiff, Wenn es am Abend antommt, die Rächt zuzubringen, um dann, sollte der Wind günstig und Zugleich nicht zn starl fein (denn vor einer „frischen Brise" fürchten sich diese schlechten Seeleute entsetzlich), erst am andern Morgen sich den Gefahren des „hohen Meeres preiszugeben, sollte aber nur iin Geringsten eine Abweichung des Winde« von der schnurstracks zum Ziele führenden Richtung stattfinden, oder sollte dic Luftströmung zivar giinstig, aber doch nach hiesigen Begriffen zu heftig sein, so musi sich der Passagier resigniren, einen, zwei, vft viele Tage in diesem zwar gefahrloseil, aber, da jede kiandung unmöglich ist, entsetzlich langweiligen Ankerplatz auszuharren. Diesi sollte auch mein ^oos für einen Zeit' räum von drei 'Xächlen und zwei Tagen sein, eine Zeit, die ich für die am Zwecklosesten vergeudete meines ganzen Reise» lebens erachten muß, denn trotz der Sicherheit des Anter-Platzes, war doch das Meer zu unruhig, um irgend eine nützliche Beschäftigung zu gestatten. Gleich am Abend unsrer Anlunft stellte sich ein heftiger Westwind, der günstigste von allen binden, um nach Tripolis zu segeln, eiu, der aber leider vom Rayyss für einen Sturm crllärt wurde, welcher es nöthig mache, sein Ende in Herwa abzuwarten. Dieser sogenannte Sturm dauerte etwa ^4 Stunden. Da lagen wir im Angesicht der .Miste, einer flachen ^,me niederer Dämme ohne irgend welchen Vaumwuchs und ohne jegliches Anzeichen einer Belebung durch Menschen: der einzige Gegenstand, der in diese Monotonie einige Abwechslung brachte, war eine weißliche, viereckige Baumasse, die ich in einer Entfernung Von etwa 5» Seemeilen ihodua insch' Allah" (Morgen, wenn es bwtt gefällt) aus dic lang,.' Vanl hinaus zu schieben. Al'H dcr Sturm vorlxi ^uar, licß dcr Rayyss den einen dar meine eigene Vage in der sogenannten Cameretta (wieder ein italienisches, den Arabern geläufiges Wort), das heisit in emem auf dem Verdeck erbauten Holz^ tästchen, eine lcineswegs ungefährliche, denn die Wogen drohten jcden Äugenblick da» gebrechliche .Uästchen vom Deck zu waschen, und jedenfalls eine sehr nasse, denn die (5ameretta machte gar teine Ansprüche auf Wasserdichtheit, andrer Qualen, die ein bewegtes Meer dem empfindlichen Magen zu bereitcn pfleg», gar nicht zu gedenlen. Wurde mir so ein Maas, des Schwingens und Schauleins zu Theil, wie man es auf größeren Fahrzeugen, auf Dampfschiffen namentlich, wohl niemals empfindet, so schien doch zum (Mck der Schooner in andrer Beziehung heute in ein Dampfichisf verwandelt. Denn er flog mit einer d)eschwindigleit von ft—!» Seemeilen in der Stunde vorwärts, eine Schnelligkeit, gegen welche diejenige der Regienmgodmnpfer des Bey von Tunis ein wahrer Echneäengang war, und welche bewirkte, daß wir schon gegen l! Uhr Morgens zu immer linan^sprcchlichen 181 Ueberraschung, denn ich hatte mich auf eine sehr lange Fahrt gefaßt gemacht, in Sicht von Tripolis anlangten und zwar ohne vorher irgend etwas von dcr Küste, der N'ir doch parallel liefen, gesehen zu haben. Ein lieblicher Palmenstrand, von dichten Hainen dieser schönsten linder des Pflanzenreichs bedeckt, sehr verschieden Von den weitspurigen Pflanzungen Dscherba's, lächelte uns entgegen und ihm zur Seite streckte sich die reinliche, weisie kleine Stadt auf ihrem steinigen Vorgebirge in'ö Äleer hinaus. Zwischen diesem Palmenstrand lind der Stadt dehnte sich landeinwärts ein halbmondförmiger Busen, durch eine nur hie und da unterbrochene Reihe von Mippen und Untiefen vom hohen Meere getrennt. Dieser Vusen war die Rhede Von Tripolis, die höchst uneigentlich von einigen Reisenden „Hafen" genannt worden ist. Es wäre freilich nicht übertrieben schwer, sie in einen guten Hafen zu verwandeln, wollte man auf der besagten Reihe von Klippen lind Untiefen cinen Molo errichten und die Einfahrt, welche jetzt nur dem erfahrensten Seemann lennllich ist, durch Signale und ^eucht-thürmc bezeichnen. Wie aber die Nhede gegenwärtig be» schaffen ist, so hat sie nichts mit einem Hafen gemein, als bie scheinbare Aehnlichleit des Trugbildes eines solchen. In Wirtlichteit befinden sich die Schisse bei allen Winden, außer bei dem Qably idem Wüstenwind), der als Landwind das Meer an der Mste ruhig Iaht, sollten dieselben mit vermehrter Cturmeögewalt auftreten, teineswegs in Sicherheil. Wenigstens wurde mir von den erfahrensten Bewohnern von Tripolis sowohl, wie von ver>chiedenen zwischen hier und Malta segeln-ben Schissscapttänen allgemein die Unsicherheit der Rhede von Tripolis bestätigt, eine Unsicherheit, welche darum der Vchntigung z„ bedürfen scheint, weil einige der berühmtesten Reisenden, welche freilich diese Stadt und ihren Anlerplal) nur durch einen ephemeren Aufenthalt lenuen lernten, z, Ä. 182 Narth und der Engländer Vccchey, dcr Verfasser des be^ kannten Neisewerls iiber die grosie Syrle und Cyrene, das Gegentheil behaupten. Wenn letzterer aufsagt: ,/l'!n' Im>'!»<>m' j» i'urmoll l,)' u !<»n^ root' os rooli» running mit mt«, <; 80^», in u noltlx.'^l«'!'!)' <1>>'(!< tion, :ln<1>< >- i<>< s« :tt, ^,»mo 6igt:ui^l' to tll^ <'.!x! <>s >vl,i „>:lku to^tlu'l- u v<','>" ^',"(1 ^I,c>w, aber es war, wenigstens für meinen mit dcr ^oealitat unvertrauteu Blick, schlechterdings nicht abzusehen, wic der Schooner hinein-tonnnen tonnte. Dao von, Sluriu aufgepeitschte Äleer bildete an der .Mippenreihe, welche die Rhedc begränzt, eine dicke Linie weiften Schaumes, die hinlänglich die (befahren der Untiefe verrieth, und diese Linie zeigte taum eine Unter, brechung. Dennoch war eine wiche Unterbrechung vorhanden und unserm Äavvss wohlbelannt, aber an so gefährlicher Stelle, nämlich grade zur Seile eines der abschüssigsten Felsenriffe gelegen, daß bei dem unruhigen Wetter entweder grosie Geschicklichteil oder großes Glück dazu gehörte, um durch sie in den Hlnlerplay einzudringen. Die Geschicklichkeit fehlte freilich unserm Kapitän gänzlich, denn wohl vielmal »nachte er cinm fruchtlosen Versuch, neben dem gefährlichen Niss vorbeizusegeln, aber jedesmal trieb ihn der heftige Westwind grade auf den Fels zu, >o dah er ichneli die Segel streichen 183 und wieder rückwärts steuern nnchte. Jedoch sein Glück bewahrte ihn nicht nur jedesmal vor dem Schnürn auf der Klippe, sondern gestattete ihm auch das fünfte Mal wirtlich die gefährliche Stelle hinter sich zu bringen. Wir befanden uns aber bei diesem Manöver jo nahe an dem Felsen, daft ich einen Papierball auf ihn werfen tonnte. Endlich aber waren wir nebora.cn, denn wie unsicher die Rhede von Tripolis auch sein mag, so zeigte sich der Sturm doch nicht von der Heftigleit, um den Schiffen in derselben ernstliche Gefahren zu bereiten. Zudem lain er von Westen, das heisit von demjenigen Himmelsrichtung, auf welcher der Ankerplatz in dem von dem Sanitätsgebäude sich ins Meer erstreckenden befestigten Steindamm einen Schutz besitzt, der nur bei ausnahmöweisen Stürmen unzureichend gefunden wird. Da der lleine Schooner seine tühnen Evolutionen, selbst nachdem er vor Anler gegangen war, noch fortsetzen zu trollen schien, so benutzte ich mit Freuden die erste beste Gelegenheit, Um an's ^and zu steigen. Dieselbe wurde mir durch den AaW geliefert, welcher sich nach dem Quarantäncgebäude begab, um dort seine Papiere untersuchen und sich Pratiea 6cben zu lassen. W«r landeten auf eine», von allen Seiten Vom Meer umspülten Stcindamm, welcher direct zu dem« i"ug<'n Theile des Gebäudes führte, der durch ein trennendes H"lzgitter vom übrigen abgetrennt, noch mcherhalb der freien Pratiea liegt. Hier befanden wir uns also gleichsam noch in Quarantäne und obgleich eine solche im Augenblick nicht bestand, so wurden wir doch mit dem ganzen ominösen Formen-Wesen, daö an Pest und Cholera erinnert, empfangen. Ein alter, arabisch redender Italicner, der zwe,te Sanitätsagent, begrüßte den Nayyss hinter den, Holzgitler Mit der ganzen Suade orientalischer HoPichleilsphrasen, er» kündigte sich pflichtgemäß nach den Waaren und Passagieren, die er mitbrachte, und verlangte dann Einsicht in dic Patenta, d. h. den Samtälsschein vom letzten Anlerplatz. Als der Caftitän diesen hinhielt, producirte der Agent, hierin viel strenger den Vorschriften der Ouarantäneaufseher folgend, als irgend cm Salutätsdeamter in der Regentschaft Tunis, cm langes Paar ciferner Zangen, mit denen cr das verdächtige Papier, welches vielleicht Pest und Cholera ent-halten tonnte, in Empfang nahm. Soweit war "Alles eon sequent nach den strengsten Quarantänevorschriften. Als aber nun der Agent die Zange nebst dem Papier ans seinen Schreibtisch legte, um letzteres deguemer studiren zu lönuen, da wurde mir das Eomödienhafte dieser sogenannten Vor sichtsmcchregeln in gesunden Zeiten recht deutlich, denn nach den Quarantäneregeln war nun sein Tisch ,-. Nachtigall, nach denselben Ainnen» lündern von Afrila ausgerüstet und ihn an die Spitze der die Geschenke des Bönigs von Preußen an den Snl-tan von Bornu überbringenden Expedition gestellt hatte, btten Führung bis jeht mn emem einheimischen weiter, dem erfahrenen Gatruni, ehemaligem Dragoman Barth's, übertragen war. Durch die großartigen Vorbereitungen zu dieser Gesandt-schaftsre«se, sowie durch die bedeutenden Persönlichkeiten der beiden weisenden selbst, hatte sich das Prästigium der Deutschen W Trivolio in nicht geringem Grade gehoben und ich beobachtete Mit Freuden emen unserer Nalionalilät günstigen Umschlag M der öffentlichen Meinung dieses Bandes, sehr verschieden vor der verhällnisnnäsiig geringen 'Achtung, in der wir früher hier standen. Den» wenn auch frühere berühmte Neisende, wie Varth, Vogel, Ovcrweg, unsrer Nation angehörten, so wurde 186 doch letzterer ein Theil der Ehre, welche ihr lühnes Unternehmen verdiente, dadurch entfremdet, daß sie im Dienste einer andern Negierung, der englischen, reisten. Mit Freuden begrüßte ich daher diesen veränderten Zustand der Dinge, der in der Thatsache seinen Abdruck sindel, das; selbst im fcrnen Afrila die Wahrheit des Satzes daß Deutschland endlich einmal auf eignen Fichen steht und sich nicht mehr von Fremden in's Schlepptau nehmen zu lassen braucht, Anerkennung gefunden hat. 187 AchlundzwanMes Eapitel. Tripoliü, die Stadt. un1Nich»'l Ml'jchl'M^jl, — Eye»!!,!,^' l»!t» iclzi^ C^'^'gnlphic dtt '.'»lad», — ^„,s!i U»lus ^el'0l1icr!,»il!.^,!jl, - ^chmMch.' ftlii^', — '.'>ls»ft<'!l, — h!,»dl'l>.l'l'!,!s!!j!',l'>' — Eljsl'lchlii',! li!s!!!>chcs IlnollViils, ^ Aafftthmljs!-, — hänstl, — ^imerc^ d>'r V'sl'äudc — ItunstpslMsimM ^ D« iiidilche Vasal, — vmolVm".. '.''»„^«'i^lel, — Die Iudmstad! — Dc^ '.1!»l!,'>Vl-vifslsl, — '.''ch,ls!jl»>!'li milltt, »! t>ss '.'»lal»!, — Moscheen, — Unl'tft^ilcndljnl l>!'s !inil>!lchm »!,t> G,^'^>> l>!'s littllilchs!!. tt'nM'll'slss!!, - v»chul,'!i — '.'»Inchs,!!'»'ls»ch<»»>1 " ?!>l>1ljch>' ^!U!,»»',l, ^llnujiimfr, - v,'s ll'Nüjcht ls!!!m^ljl>»^fn - Da» anlike ea, — El!l cincr ^'grnd, sich di^s<'Id<- lU^ c„n' Handwüste vorgestellt Yättc, l>nd bei seiner Anlxnft in dcrsclbon zu seiner Ueberrnschung st.Ut der Wüste einen blühenden (karten nnlräfe. Denn »wenn anders wir nicht cmnehmen wollen, d.ch die friiheren Schilde-rnnqcn dieser Stadt falsch waren), so lmmen ivir nicht läugnen, das, sich Tripolis im Lanfc der Zeilen durchaus und zwar zu seine,,, Urtheil verändert hat. Diese früheren Beschreibungen sind ,n der That nichts weniger als vorlheilhaft. Gehen wir zum Beispiel nm „in ein Jahrhundert zurück und lesen wir den Bericht, welchen der ,nan^'se I.n «'»ml-mim« im Jahre I7l!l von dieser Hauplsladl giebt: 188 „A menurc qu'on npprochc de rl"i-i|»«>li, il enlaidit a vuo d'oeil, et (piand on eat dedans, c'est em-ore pis. Left rue» sont depavees on ne 1'ont janinis ete (sir); elles nont ploines dd plsitras et de deronibres tit li' pen quo j'ai vu do la villr parntt ho rcHHt-ntir boiiuoonp dv non lioniWanlonientH. La villo rrsn H^'schrcidunsscn, welche uns die EnMnbcr ^yon il^^O) und Vccchy (1^88) aus dc,n Anfang unsres Iayilmndrrlö ill'cr Tripolis hinterlassen habcn: „IimUhmI, so \(\c\i ÜU'i'chl) (Proceedings <»i' tin; expedition on the North, const of Africa etc. London 1K2K) if wo coimider the nctual ntate of Tripoly, we mi^ht bo autliorizcd, perhaps, in dinpntin}; \in rlainw to bo ranked jib a city at nil; and Iliey who are iiuacciiHtotned to Mahometan negligence, nielli imagine that they had wandered to Homo deserted and ruinous part its the town when in reality they are Ira versing the must admired streets of a populous and iasliionalile <|uarter. Ecldst »wd> i» dcm IaYrc I^K» schildert un« der bc-riihlntc ^Ilcisende Narth einen kcineswesss günstissvn Eindruck von dieser Stadt, indem ev von ihr schreibt «Wanderungen a», Mittelmeev S. !-!'.>!>! „Einige Stunde» Aufenthalt innerhalb der Stadt hatten bald den lieblichen Eindruck verscheucht, den von fern die Weißen Hinnen ihrer hohen, durch Bastionen vertheidigten Mauern und die durch lang herabhängende Zweige schlanler Palmen hindurchschimmernden Mmaret^ aus mich gemacht hatten," Wenn Wir diese Beschreibungen >m! dem jelugen Au6 sebeu der Stadt vergleichen, so tonnen Wir, den gegenwärligm Bewohnern derselben nur Glück Wiinjcben, daft sich ihre Hei< math so durchaus verändert, und dah Varlh'o Behauptung: 189 „Unläugbar aber verfällt auch Tarabolus srichtiger müßte er den arabischen Namen so schreiben: j'aräbuloss) stets mehr und «lehr," sich nicht bestätigt hat. Alle Reisenden bestätigen freilich den freundlichen Eindruck, welchen Tripolis von Außen, namentlich vom Meere gesehen, gewährt. Die reinlichen weißen Stadtmauern mit ihren Zinnen und Thürmchen, die unregelmäßige malerische Masse des Schlosses zur ^inlen und die in'«! Meer auf einer '^els-zunge vorspringenden ^orto zur Rechten, dazwischen die theüs europäisch, theile maurisch angelegten, aber alle in ächt arabischen Dachterrassen ihren oberen Abschluß findenden Häuser, überragt von den luftigen kuppeln und den schlanken säulenartigen Minaretö der Moscheen, Sauua'ö und Medresse's, dieß Alles bildet ein Ganzes, das von einer asrilanischen Sonne belächelt, auf der tiefblauen Fläche des Mitlelmeeres sich spiegelnd, gewiß einen so reizenden Anblick gewährt, wie wenige Hlüstenstädte Nordafrita's. Wenn ich von schlanken säulen-llrtigeu Minarets rede, so will ich damit leineswegs eine jener oberflächlichen Allgemeinheiten aufdrücken, wie man sie wohl bei weniger specialisirenden Reisebeschreibungen findet, son-bnn diese Vezeichmmg mit vollem Bewußtsein gebraucht haben, und zwar, um durch dieselbe die Minarete uon Tripolis von denjenigen des übrigen Maghreb «Nordweslen von Äfrita) scharf z», unterscheiden, denn letztere, die man vielleicht schlank, über gewiß nicht säülenartig nenuen lann, gehören einen« ganz andern Vauslyl an, als die tripolitanlscheu. Deiljenigeil Vaustyl Nämlich, welchen wir von Marolto bis nach Tunis, ja bis Nach Ssussa und Ssfaqess bei allen religiösen Gebäuden vor^ httrschcnd finden, vermissen wir an den größeren Moscheen Von Tripolis gänzlich. An die Stclle des ohne Zweifel sehr künstlerisch entwickelten Styles der Minarete des Maghrebs, bcheu uno Europäern belanntestes Beispiel die von den spanischen Mauren erbaute, jetzt in einen Gloctenthurm verwandelte 190 Giralda von Sevilla bildet, tritt hier der eigentlich orient«-lische, die säulenartigc Form der Gebetesthiirme auf, ein Styl, welcher, wenn er auch eine weniger künstlerische Ausschmückung der Ausienlvände und des oberen Abschlusses der Vaitte mit sich bringt ^deun die Außenwände dieser oricntalischcn AUna^ rets sind fast durchgängig lahl, lrciß angchrichcn und glatt), so doch dlirch di^' graciösc, schlaulc, mastba,„nartigc schalt dcr schlilalcn ^lilndthurn^- sclbst, cinigcvmahcn silr dcn Mangel jener mannichfachen und geschüu^ckuollcn Verzierungen cntschä-digt, welche den fast ausschließlichen Vorzug dcr Niinarete des Maghreb ausmachen. Wenu auch der Anblick letzterer, ans der Nähe gesehen, einen höheren künstlerischen Genusi zu gc-Währen ün Stande ist, so bieten sich duch die mastbaumarti-gen orientalischen Htinarets aus der Ferne malerischer dar. Das MaK'Mche dieser Form wird noch erhöht durch den dei allcn Minareten von Tripolis sich findcndcn spitzen Nbschlusz, welcher, indem er jene Plumpheit, welche ein abgestumpftes Dach so vielen ähnlichen Bauten des Orients verleiht, in geschmackvoller Weise verbessert, dennoch nicht in das entgegen gesetzte Er.trem verfällt, zu ländlich und zu eng zugespitzt zu erscheinen und somit nicht jenen Vorwurf auf sich laden laun, welchen Goethe unsern deutschen spil)en ^irchlhiiriuen »nachte. Dicscr erfreuliche Eindruck, welchen die Stadt auf den in ihre Nhcde C'insegelnden hervorbringt, wird glücklicherweise nicht durch ein Betreten derselben verscheucht, eine im Orient Vielleicht einzige Erscheinung, denn m diese»! i^and der übertünchten Gräber gewöhnt man sich, hinler der glänzenden Schale stets einen verfaulten .^ern zu suchen. Ehe der Än-tömmling durch das Väb el Val.ir ldas Secthor) seinen Einzug hält, erfreut ihn das reinliche Aussehen der Marine' gebäude, der auf der Felszunge ms Meer vorspringenden Festnngvwerle und Forts, des sauberen netten Thores selbst, der zu seiner einten gelegenen Hanbclsgewöllx und das bunte 191 Leben, Welches in und vor dcm dem Landungsplätze grade gegenüber gelegenen, großen türlischen Kaffeehause harscht, auf dessen Bänlen Angehörige aller seefahrenden Böller des Mittel-meers unter den wohlthuenden Strahlen einer aftitanischen Sonne, ge>näßigt durch die frische Scebrise, ihre Siesta feiern. Wendet er freilich seine Schritte auf den großen Steindamm, Welcher am Fuße der östlichen Stadtmauer das Meer begränzt, zur Nechten, da erfährt er eine Enttäuschung, die einzige iivrigenö, die iym hier zu Theil wird. Denn am Ende dieses Steindammes, in der nordöstlichen Ecke von Tripolis, betrübt ihn der Andlicl einer lolossalen Nmnenmasse, deren außerordentlich solide Mauern nur durch eine ungewöhnliche Zerstörungskraft in jenes Chaos wilddurcheinandergewürfelter Fragmente verwandelt werden tonnten, als welche sie heute erscheinen. Diese Zerstörungskraft war die Erplosion einiger ^>o Pulverfässer, welche in dem nun eine Minc bildcndcn Gebäude, noch vor fünf Jahren eines der stattlichsten Forts Von Tripolis, ausbewahrt wurden. Die Erinnerungen an diese Pulvererplosion bilden noch jeht einen Gesprächsgegenstand, auf welchen die Tripolitaner mit jener Vorliebe, deren sich die Erzählung überstandner Gefahren bei den Geretteten er-fre'ut, gerne zurmtlommen. Ehe wir Tripolis selbst betreten, müssen wir eines seltsamen Mißverständnisses in Bezug auf die ehemalige Topographie der Stadt erwähnen, das so viele frühere Reisende "regchlhrt z» h"beu scheint. Dieses Mißversländmß gründet sich hauptsächlich auf eine offenbar mnichtige Aussage in Leo Afrieanus, daß Tripolis früher mchr nördlich, das heißt an ciner Stelle gestanden habe, die jetzt vom Meere bedeckt ist Und daß man noch zu feiner Zeit a»f den, Meeresgrunde Aeslc aller Vauten unterscheiden konnte. Schon Veechy hat übrige daraus aufmerlsam gemacht, daß die Stadt, wenn überhaupt, sich unmöglich weiter als bis zu den heutigen Forts 192 ausdehnen lonnte, da gleich nach diesen das Meer einc so bedeutende Tiefe zeige, welche jener Ansicht widerspreche. Mög» lich, daß die antitc Vorgängerin von Tripolis sich bis zu der von den besagten Festungswerten jetzt eingenommenen Stelle ausdehnte. Von dieser spricht aber Leo nicht, sondern von der arabischen Stadt, welche auf ihren Trümmern entstanden war. Daft aber diese sich nicht viel weiter meerwa'rts, als die jehige, hingehen konnte, zeigt das Vorhandensein der deutlich nachweisbaren ^'wgmenle der alten Stadtmauer auf dieser Seite, welche dicht am Fuße der modernen liegen. Diese alte Stadtmauer des arabischen Tripolis oder 'I'araboloss wurde nach Ibn Chaldml im Jahre 17^ der I.lidschra unter llarun er Raschyd von seinem Statthalter Horthoma den Ayan erbaut (demselben, der das Schloß von Monasstyr oder Misstyr errichtete), denn bis dahin war die Stadt auf der Seeseite ohne Mauern geblieben. Da diese Jahreszahl dem Jahre 7<»4 unserer Zeitrechnung entspricht, so liegt zwischen der Erbauung der ersten Seemauer und ^eo's Zeit )ein ;'eitraum uon über sieben Jahrhunderten, und wir tijnneu deßhalb wohl annehmen, daß Horthoma's Mauer in ^ieo's Tagen schon in Trümmern lag und daß diese Trümmer es waren, welche dem Afritaner als die Ruinen des ersten arabischen I'araboloss bezeichnet wurden. Ebenso wenig stichhaltig scheint mir eine andere Behauptung Leo's, derzufolge die Landschaft unmittelbar südlich von Tripolis mehrere Miglieu weit vom Meer überslulhet wurde und zwar in einer ^eit, welche der seinigen nicht fern lag. Da man nun aber in den südlich und ostlich von Tnpolw sich hiuslreckenden Palmenpslanzungeu der Meschiya überall auf deutliche Spureil römischer Ansiedlungen lich nenne nur die vielen sehr liefen Zisternen und die von Colonel Warrington entdeckten Neste einer Metropole) trifft, so mußte jenes von keo erwähnte Neberslulhen des Bandes nach der Römerzeit 193 seinen Anfang genommen haben und da schon seit Jahrhunderten lein Theil siidlich von Tripolis mehr vo«< Äteere bedeckt wird, so wiirde uns Leo's Angabc zu dem Schlüsse führen, entweder daft hier das Meer allen Naturgesetzen zum Trotz ldenn die Ateschiya lag schon zur Römerzeit über der Äteeresflächc) ein höher gelegenes Land überfluthet und längere Zeit bedeckt, oder daß dieses Land sich plötzlich gesenkt habe, u>n sich einige Jahrhunderte spater wiedev zil erheben, ^in Naturereignis; N'ie das Iel)tere wäre allerdings nicht ohne Beispiele, aber doch so auffallend, das; nur ein mehrfaches Uebereinstimmen verschiedener beglaubigter Quellen uns berechtigen dürfte, an sein Vorhandensein im einzelnen Falle zu glaube», ^eo steht aber in seiner Behauptung ganz vereinzelt da, und er ist betanntlich keineswegs unfehlbar, sondern berichtet oft nach Hörensagen fabeln und Traditionen, deren geringe Glaubwürdigkeit in die Augen fällt. Möglich jedoch, dasi wir in ,Veo'ö Angabe von dem Ueberflulbcn einer ganzen großen Landschaft nur eine orientalische Uebertreibung zu seben haben, welcher ein Minimum von Wahrheit zu Grunde liegt. Denn südöstlich von Tripolis, zwischen dieser Stadt und der Meschiya gelegen, streckt sich eine freilich nur sehr schmale, flache, selbst jeyt nur wenig über der Meeresfläche erhabene Landzunge hin und diese konnte möglicherweise in riner friu l)«ren Zeit vom Meere überspült werden, eine Vermuthung, welcho durch das fehlen römischer Neste auf dieser Strecke offen gelassen bleibt. Da die Meeresfluth diese Sandslrecke aber jetzt nicht mehr bedeckt, so hälien wir in ihre»» Zurück-weichen eme ^rnbenuing, welche »lit ^eo's Angabe vom Vorbringen dev Meerev an dieser .^üste, einer Angabe, die Beecby Nicht für »mberechllg! hält, im auffallendsten Widersprüche stünde, keineswegs will ich mich übrigen« der Ansicht Veechy's nn Prineip widersetzen, deun ein Vordringen des Meere«, ob gleich ill viel mäßiM'ein Verhältniß, als den, von ^.eo ange- nommenen, fand unzweifelhaft, lvenn auch lveder in Tripolis, »ioch in der Äteschiya, so doch auf dem erwähnten, zivischen beiden gelegenen sandigen Landstrich statt llnd hievon besitzen Nur en,en deutlichen Beweis in dem »n'ch vorhandenen Fundament eines nnttelalterlichen ^llnndbanes, von Einigen für die Reste einer Windmühle, von Andcril fiir ^i>u>il ^nmncn sschaltcn, wclchcs nun v^'n tn'n ^^cll<'n l'^spült llnd >.'f< umg^'n wird, adcr gcwisi cinst nuttcn in« Vandc la^, cin^ Hininc, dil' »nan nur wenige Schrille vor dciu Stadtthore antrifft. Ich ^laud^ jc doch nach dcm ^bcngcjagtln jchlicßl'u .^u lmunn, das; wir am Sichcrstcn ^chcn, wmn N'ir die heutige Topographie der Stadt und Umgebung im Wesentlichen auch als diejenige des ersten arabischen 'I'arälwloss festhalten. Von defsen rönnscher Vorgängerin nehme ich mir vor, später zu reden. Ä^enn ich nun, nachdem ich der Vage der Stadt gedacht hade, zu ihrer Beschreibung schreite, so scheint es fast, als ob ich hierzu einer Enlschuldigung bedürfte, denn frühere Reisende unsres Jahrhundert», N'ie 'Neechy und Parlh, haben es stets für überflüssig erklärt, diese Stadt, welche schon ,o oft beschrieben worden sei, noch eimnal zu schildern. Wenn man aber jene Beschreibungen durchläuft, auf welche uns diese Reisenden in ihren Citaten verweisen, und welche fast sämmtlich aus dein vorigen Jahrhundert stammen, so delomnil man von Tripolis eine Vorstellung, die ohne Zweifel vor hundert Iühren richtig war, die es aber jeht durchaus nicht mehr ist. Ich habe schon oben einige Citate aus Neiseschriflstelleru ilber den (^esammleindnlrk von Tripolis, selbst aus unserm Jahrhundert, gegeben und wenn diese schon so wenig der Wirklichkeit entsprechen, wie müssen erst diejenigen aus dem vorigen von ihr abweichen! Alles in der Thal hat fich hier Verändert. Die einheimische Regierung mit ihrem Pomp und Hofstaat, welche un>.> Tnlly's und Bla»iui''ne^ Werte, selbst noch Bccchy's Berichte schildern, czistlrt mchl mehr, die geheim 195 nißvollen Gewölbe des ^iesidenzschlofses mit ihren duntlcn Gängen, in denen die mit der Haremspolizei betrauten Eunuchen ihr mysteriöses Wesen trieben, sind ihrer Schrecken entkleidet', die berühmte ^tuba leine Art Regermusil), welche jeder steifende, dcr ciucin Pascha dcr Karainanly-Dynastie aufwavtttc, schildert, ist vcrstnnnltt und yal dcr türtlschcn ^t^^xu'ni^nulsil dcn Plah gcrä»,»tt'. dav rnincnhaftc An^-schcn d<'r Stadt, dcr Schntt, dic Trümincr nnd Schcrbcn, wclchc ihre Straften füllten, sind vmchwunden, zahlreiche neue ^bmide cntslaildn«, selbst die nächtliche DunlelheU, Ivelche die CUasil'n nach ^onnenunlcrgang nnsichcr »nachte, ist dnrch die Äelenchtnn^ derselben verscheucht wmd^n; ncue Straßen, ein neues, viertes Thor (alle früherm Reisenden nennen nur drei Thore), endlich eine am Strande gelegene ganz neue Vorstadt Mtt .Kaffeehäusern, Vardierslulien und Basar's, dcr Durchbruch der chaotischen Masse dcr Palaslgeoaude und dic Äahnung eines offnen Wegcö miUen durch diesen einst unzugänglichen Alaum, dac> Entstehen von Kasernen, Hauptn'ache und andern Wachtposten in dieser unter der einheimischen Dynastie fast üarnisouwsen Stadt, die Errichtung eineö Nhrlhurmev, das durchaus veränderte Aussehen der Ssu^s (Vertausshallen), Neuc öffentliche (^cl>äude und Werle, nne nlehrerc Schulen, ^ln allgemeines Schlachthaus, Waschanstalteil, artesische Bruw ucn u. s. io. dürften das heutige Tripolis für Denjenigen fast unlennllich „lachen, welcher es nur aus jenen älteren Reise-bejchreldungen lcnnl. An Grösie und Vevöllerungszahl steht Tripolis freilich Erbeutend gegen die deiden andern Schloeslerhauptstädte der alten Bardarestenstaateu, Algier und Tunis, zurück, ein U,u-sland, welcher übrigens in der eigenlhünüichcn geographischen ^age der Stadt seine Crtlmung finden dürfte. 'Algu'r und Tunis sind Vevolterungslnittelpuntte '»itten im Tell ldem ""gebauten, alluiualen. für die Produltion von Cercalim Ill« durchaus günstigen ^ande) gelegen, von Landschaften umgeben, welche denjenigen der fruchtbarsten Gegenden von Südeuropa an Ergiebigkeit u»n nichts nachstehen und die selbst heutzutage, trot) der sonst allgetueinen Verödung von Nordafrila, noch von einer verhällnißmäßig bedeulenden Menschenzahl bekwhnt werden, die natürlich in jenen Volks-centra den Vrl'nnpnnlt ihrcs Vnlchrs findct, Tripolis da-ycgcn ist l'inc Stadt dcr Sahara, der Sahara freilich nicht in unsor«, sch»,lssc»,asmi, sondcrn in dcm arabischen, auch von den Franzoscn in Algcricn bcrcits angenoinincncn Sinne, wclchcr unter diesen« Worte zwar eine Wüste, aber nicht jene ausgedehntere, an Oasen nnd Brunnen so arme, nnsruchU'are Einöde, welche man die „qrofte Wüste" nennt, sondern jene Vorwüste versteht, die an Oasen reich, noch eine Mle von Bodenerzeugnijsen hervorzudringen im Stande ist, und welche in Marokko, Algerien und Tunisien, zwischen Teil und Wüste hinssela^ert, einen Ueliergana von jene»» zu dieser vermittelt, in der Hlegentschaft Tripolis alier, welche leinen Tell hat. unmittelbar an die Meereslüfte tritt. Tripolis steht also »von seiner Eigenschaft als Seehafen hier ab gesehen) ganz unter denselben ökonomischen und eulturge-mäszcn Bedingungen, wie die Slädte des lunisischen Veled el Dscheryd u»ld der algierischen Sahara, wie Qaf<.>a, Bisqara und ei Aghual, und dieselben l^ni,tde, N'elä'e jene Saharaort schaften innerhalb der (^ranzen lleinerer Bevöllerllngsmiilel' punltc gehalten haben, inuftlen auch in Tripolis der Enl Wickelung dieser Stadt z„ einer groften im Wege stehen, ein Sah, bei dessen Vemtheilung wir jedoch nie den cultur historischen Slandpnnll auszer Älllgeu lassen dürfen, denn dieser ist gegenwärtig ein andrer, als zur Römerzeit, in welcher belauutlich die gros'.en Städte Oea, ^eptis »,,d Eabrata den ^iui'u« dieser diegeud bildeleu, Indessen zur ^>lo,uer' zeit war das ^'eben in festen Wohnsitzen in dieser liegend 197 die Negel', das Nomadenleben bestand zwar, aber cs bildete doch eine verhältnisimäsiige Allsnahme. Heutzlttage dagegen findet grade das Gegentheil statt. Das Romadenleben lann al^ der ^iurn,alzustand dieser Völkerschaften bezeichnet worden, und da dieses in der Sahara natürlich eine viel dünnere Vertheilung der Vebollerung mit sich bringt, als in, Tcll, so müssen auch die Städte, welche immtlm der Oajen ihres Gebiets msclartiss zerstreut auftauchen, üntcr seinen, Em-flusse leiden. Die Gesammtbcvöltenm^ von Tripolis inöchte ic!' ans nicht hoher als fünfzehn bis achtzehntansend Seelen anschlagen. Diese lleine Vevölternng N'ohnt peinlich eng beisammen, denn Tripolis unterscheidet sich von andern moslimischen Städten, zum Beispiel von Tunis und Algier, auch dadurch, daft seine Häuser nicht innerhalb eines viel zu weilen Mauertreises mehr oder weniger zerstreut liegen, jondern eine eompaete Masse bilden, ja die meisten Kaulen der Stadt erscheinen sogar in innigster Weije architeltoniich verschlungen, indem viclc Straften von zahlreichen Mauerbogen überwölbt werden, welche ein Halls mit dem gegenüberliegenden verbinden. Dies ist begreiflicherweise mehr in den engeren (bissen der 7vall, welchc man hier ausschlieszlich mit dem Ausdruck Sanqa be-zeichnet, ein Wort, das die Algierer für jede, große wie tleine. Stadtstraszc gebrauchen, während man die größeren Straften, wenn sie nicht von ^ausladen begräuzl werden und von diesen de» Namen S,uq »Basar) erhallen, in Tripolis Echara ^agc, als dicsc, dcl'M>a. ist, »m zu Vl'lhmdcrn, daf; i», Wintcv dio Sonne, i»n Soinnn'r di^ Sccbrisc, .^ält^ llnd Hifte erniäsii^cn, dazu ihr trefflicher felsi^'r Sirasicndoden, der lcinc Spur vc»n Koth, qcschN'cige denn jene Pfiwen auflmmnen läßt, welche die Verzweisluuq der Ä^eN'^hner von Tuuiö bilden. In der Mhe de^> Palastes mündet diese Strafte iu einen tleiuen Platz, alls welchem sich der vom jetzige» Pascha erbaute Uhrthurm befindet, ein recht grazwjes Gebäude, aus drei Stoclwerlen bestehend, deren unterstem, riu,^ von ^ilas' fenstern umqeben. theils der Besii»lmu>,^ von Nhrlädeu, theils zu»l Alisenthaltsort fnv müßige Würdenträger, die vou dort aus dem bunten Straßenleben zuschauen wollen, dieut, und dessen oberer Theil die erste Thurmuhr enthalt, womit Tripolis überhaupt jemals und zwar erst vor wenigen Jahren beschenkt worden ist. Dieselbe ^iebt die Swnden nach türkischer Tages-rechnuug, die ähnlich wie die ^»lte italienische mit Sonnen« lintergang beginn«, an, und neben ihr hat der pratllsche Sinn des jetzigen Gouverneurs zwei Tafeln anbringen lassen, auf welchen man das tägliche Datum des moslimischen und des europäischen Kalenders liest. Dergleichen, wenn auch noch so bescheidene Nützlichleitswerte sind in moslimischen Ländern, 199 wo so selten etwas zum allgc,neinen ^tuken geschieht, innner bemerlenswerth. Von diesem Platze aus zertheilt sich die Strafte in zwei, die in geringer (5ntfernl>ng parallellaufend zu den beiden nah? bei einander gelegenen südöstlichen Stadtthoren, dem Vab el Handeq und dem Vab el Äleschiya, führen. Erstere Straße wird anf einer Seite von dem Negierungspalast bc-gränzt, einer ^wsn'n, linregclinahigcn Äauinasse, dic zlvischen ihr, der Stadtolaner nnd den» Meere anf eincin Fclövorsftrung hin^elagert', eine cignc kleine adgl'sonderle Stadt zu bilden scheint. Auf der Seeseite ist der Palast, d^r unnlitteldar an'^ Meer slösit l«nd nicht wie dic Stadt dnrch einc Straße Und Seeinaner von ihm getlrunt wird, mit Festung^mauern von nicht geringer Dicke nnd sehr formidMcm Aussehen nm-ücb 200 bäudcn erkennen zu können: das erste, eine thurmartig er^ scheinende Festung Nn H^'irllichleit aber bildet es den Harelns-bau) ohnc irgendwelche senslerartige Oeffnung nach demPIahe zu: erst seit wenigen Jahren hat der jetzige Pascha auf der Dachterrasse dieses Mauerblockes cm Neines, mit dichtvergitterten Fenster» versehenes Häuschen erbauen lasscn, das wie ein in kirchthurmchöhc schwclxndcs Gefäugnist aufsieht »nrd die Vestimmuna, hat, den Schönen seines Harems zum Au^sicht^ftunlt zu dicnen, ohnc Erfahr, daß cin profancr männlicher Vliä ^i^ zu ihrer hohen Warte und durch alle Gitter und Schleier hindurchdringen tonne. Diesem fcstlmsts-artigen Harem zur Seile dchnt sich eine qanz anders ^^ staltete Facade au<<, die mehrere Stockwerle nüt tleinen Fenstern darbietet, emcm sich lveit in'«?, Innere der Palast' stadt erstreckenden (^el'äude angehörig, das jetzt zu offieiellen Vureaur,, Alntvwohnungen u. s. lo. dient. ^>ln dieses stößt dann der eigentliche ^lesidenzl'all, in dem der jetzige türkische Pascha wohnt und einst die unabhängigen Mramanly'ö hausten. Seine ^a>.ade zeigt ein phantastische« Durcheinander Von großen »md lleinen, oft lleinsten, in verschiedener Höhe an gebrachten Fenstern, in deren wirrem Gemenge der j<'bige Pascha ei» einziges großes ^iieiensel^ster Hal anbringen lassen, welches seinem Vieblingsgemache zur Oefsiuing dient, und von dem aus er täglich zweimal lAachmitlags gegen 4 Uhr und Abends zwei Stunden nach Sonnenuntergang) der auf dem Playe wr ihm spielenden Miluärmusil zuhört. Än diesen Theil des Schlosses gränzt dann die westliche Facade derjenigen Abtheilung der Palaslstadt, welche man die Seefestung nennen lönnte und deren Hauptmasse, dem Meere direet zu gelehrt, dem tanzen eine» ft' feslung^artlge» ','lnblul gelrährt. Am Fuße dieser in's Meer vorspringenden ^eslungs' mauern konnte ich deutlich die Neste eines mittelalterlichen, nwgluherweise jchon byzanlmychen Gebäudes unterscheiden, 201 welches wahrscheinlich einer älteren Citadelle von Tripolis angehörte, Ueberhaupt war und ist auch jetzt noch, wenngleich nicht in erwünschter Nohlerhallenheit, ein dem Meere entlanglaufender Quai auf diesem Platze vorhanden, dessen Bauart auf eine sehr alle Epoche deutet. Ich möchte sogar nicht anstehen, diesen Quai für den theils aus antiten Resten bestehenden und jedenfalls auf antiken Fundamenten ruhenden Nachfolger des alten römischen zu halten, der einst in der Länge der ganzen Stadt bis zur Zeit der Erbauung der Secmauer hinlief, von dem sich aber jetzt nur ein Stück auf dieser nicht von der mittelalterlichen Seemauer bekränzten Strecke erhalten hat, während er sonst überall bei Erbauung letzteren Werles, zu dem feine Steine dienen mußten, hinweggeräumt wurde. Ein Theil, freilich nur ein sehr kleiner Theil dieses Platzes, i ist als ein Garlen ang>,'Iegl em Blumen-felde alle Pflanzen in »leih >md l^lied, übrigens so weitspurig angebracht, daß man mehr Erde als Grün sah. Das Seltsamste waren jedoch die Wege, v,el zu breit für den tlcinen Garten, von steinernen Brüstungen eingefaßt und "Nt dicken, großen, scharfen Ehausseesteinen. die schublwch auf. geschichtet waren, dichtbeslreut. eme Vorsichtsmaßregel, wie lch vermuthe, gegen solche lühne Menschen, welchen es in 202 den Sinn kommen lonnte, daf; cin Garten zu>n Spazierengehen da sei. Dennoch wurde dieses Unding vo»1 eineni Garlen gc pflegt und gchegt, jedes Gra^hällUil'en sorgfältig au»gerisse»l, die spärlichen BIllmcn bcgossen, aber ja leine ncuen gepflanzt, dcn» die Sorge des Gärtners lrar offenbai' nichv auf Ver-nn'hrllng dl'r Chaufsccstcinc al^ Pflcgcn dcr Vl»n»n-n dcdacht. Was nun endlich das Innere des Palastes betrifft, so habe ich zwar nicht alle seine Mumlichteiten betreten, aber nach dem, was ich davon sah, scheint es mir teinesweqs be^ mertenswerth. Es bildet ein chaotisch verschlungenes Winkel' Wert von Ganten, Gewölben, tleinen und größeren inneren Höfen, Passten, Gall^rien und Treppen, in welche»« man erstaunt ist, eine für den Umfang der ^aule veryaltnchmäs'.ig nnr geringe Anzahl vo» Gemächern und (3älen ,^u finde»«. Än Marmor und Htulluerzierungen herrscht cin auffallender Mangel, dagegen erscheinen jene glasirten fliehe, N'elche in giltem Arabisch Solaydsch und hier in dialeetischer Verderbt heit Sclys genannt werden, in desto gröszerer Menge vorhanden. Ganze Wände sind mit diesen zur Wanddeeoratwn so geeignete» Tafeln und Täfelchen bedeckt, deren einzelne, und zwar grade diejenigen, welche das schönste ^arbenjpiel und die geschmackvollsten Dessins darboten, wie „nr schien, noch aus jener ^eil stammten, als die ^abrieation der ^.olaydjch unter den Völkerschaften des Maghreb blühte, jene ächt maurische fabrication, welche die Spanier !deren Bezeichnung für diese Gegenwände „A^ulejos" von As Solavdsch, spanisch Az Zulej geschrieben, durchaus arabisch ist) bekanntlich von dcn andalustschen Mauren entlehnten nnd die dann später nach Italien verpflanzt wurde, von Wo heutzutage die Nord aslilaner alle >hre glasirlen ^licsie beziehen. Kehren wir z» dem aufterhalb der Palaflstadt gelegenen Uhriburmplatz zuriuf, so sindcn u,nr aufter den zioci be schlledenen, noch drei andere Straßen von ihm auflaufend, 203 die eme el Chordadschiha genannt, die zunr Vab el Mcschiya ftihrt und auf lvelcher außer zwei ^adenreihen, noch cine Menge Verlaufspläfte im Freien befindlich sind, loo man von Gemüsen bis zu arabischen Pantoffeln fast jeden dor hier gangbarsten Handelsartikel finden tann. An diesen Ver-lehrsweg gränzt auch die große Hauptmoschec von Tripolis, die eineu Eingang von der Straße, den andern von einem gewölbten Basar, der in letztere ausmündet, hat. Dieser Basar, Ssuq er Noba «gewöhnlich Suq urba ausgesprochen», besitzt einige fünfzig Buden vou Händlern, unter denen die fleißigen Dscheraba (Bewohner der Insel Dscherba) die her-vorragendste Stelle einneh»nen und alle jene malerischen und bunten Gegenstände feilbieten, welche zum arabischen Kostüm gehören. Die andere Strafte führt parallel mit der .Mstc und der Scestrasze, der ersten, von der wir ausgegangen sind, und die dritte, eine gewölbte Verbindungohalle, in die eigentliche Basarstraße von Tripolis, letztere, an ihrem östlichen Ende Ssuq e> l'uarsy lBasar der Schneider!, in der Mitte Esuq e< 'l'url arstrasie ist jedoch der Ssuq et, 'surl, der hier. ungleich dem tunisischen «bensobenannteu. in welchem die Juden die Türten gänzlich verdrängt haben, wirtlich noch fast ausschließlich von Angehörige, letzlerer Nation eingenommen wird. Dieser Basar bietet noch einen Abglanz jenes einst im ganzen Orient so lebhaften HandeI^Iebe,w, da,> ix seiner Buntheit und Origi-nalitat jo viele interessante ErlcheimmaM aufw'eist. (Hine 204 scruftnlöse Reinlichkeit des trefflichen, aus großen Sandstein-platten gebildeten Strasienpflasters erfreut gleich ^u aller^ erst den Vliä de>^ Äesilcher^ de<< Ssu^, Dann toeidet er sein Äuge an de»t ablvech^lungsvvllen Bild, welches sich vor ihn« entrollt, indeul, wie im irandelreichen Spicle cincs Htalcldosc^pb, yicr allc Völlcr dcö Orients, und scldst nicht wcnisse Angchörigc Eurupa'el, bunt durcheinander gcN'nrfclt sich ihnl zunl Scl'piol ,^'l'cn, <'in Schailspicl, 1^'clch^« den ftan,'^n Nciz rinc^ Äl'a^^nfcst^.'i mit dcr ok'dic^nhctt dcv Wirilichlnt vcrl>mdcl. Dcnn N'^l, jene Halldeleiherrcn dcr Wüste mit ihrer weiften malerischen .ttovfuüchüllung, ihren übereinanderqehäna.ten H^nnnsjen von verschiedener ^arbc und seltsanl gestalteten Schuhen, hie »nd da wohl auch ein halb' Wilder Tuaregg mit schwarzverschleiertcm Besicht, daneben die verschiedenen .Massen der l'aräblojsiya lnma!ln,ch-falti^teit voar allc Prodnlte. Irelche die ^ndn^trie der Qrien-talen noch er;eu^t, aver die türkischen herrschen begreiflicher' weife vor, Andre Artilel sind jedoch nur den« Rameu und de>n Ansehen nach tiirtijch, N'erden adcr in Wirtlichteil ganz wo anders namlnh in der Vaterstadt unsrer .NiuderipielMge, in ''Itürnber^, fabrieirt, wie zum VeMuel dle lleinen N'inzlgen 205 Kasfeetäftchcn mit ihren inetallenen Untergestellen, die Pfeifcn-löpfe und Pseisenzierrathe, die (Bläser der Wasserpfeifen u. s. w., ^ andere tvmmen aus Vöh,nen, aus der Schweiz, Frankreich, lurz aller Herren Bänder, nur nicht aus derjenigen Stadt, welche dir naive öffentliche Meinung der MoÄims noch immer für das Centrum dos (Äcwerbfleißcs hält, nämlich aus Stam-bul. Zuweilen sind die Händler selbst in diesem Irrthum befangen, der dadurch erllärlich wird, daft sie die Artikel ineist aus dritter oder vierter Hand haben. So erinnere ich mich cincs kurzweiligen Jungen in eine», türtischen binden, den sein Vater den ganzen Tag über allein auflaufen lieft, und welcher, auf meine F^age nach der Hertunft diesem oder jenes Handelögegenstandcö, unfehlbar die stereotype Antwort „aus Etambnl" ertheilte, Einmal schien mir doch die Sache zu bunt, al^ cr ein Paar englischer Socken, ans denen deutlich der ssabril<'na>»e ;u lesen war, ebenfalls für türkisch ertlärte. Aber da hals nichts', eo war unmöglich, ihn von seinem Irrthum ,yl überzeugen; sein Vater halte die Arlilel eden m Stambul in eine»» jener Allerweltsläden, wo man AUes haben lann, gelauft mid folglich mufttcn sie auch dort fabri-^rt sein, zulekt schien er noch gar über meinen für seinen ^alriotiümuü lränlenden Zw'eifel beleidigt und rief ganz ungehalten: „Maubt ihr Christen denn etwa, daft Stambul nicht der Miltelpimlt aller Cultur sei, und daft man daselbst nicht alle ^ablilale erzeligen lönneV" Aehnliches brachte ich auch in eiuem andern Basar, dem ^suq et 'suarsy, der nur eine ^ottn'lmng de^> ersten bildet, l'l Erfahrung, wiewohl das Molw hier leineswegö Palrio Usmu«, sondern das schmutzigste Inleresse bildete. Die 1'u-"rsy »der Scbneider sind näinlich ,„eisl ^uden, N'elche den ^lm ihnen seilgebotenen Waaren nur dann einen orientalischen Ursprung zuschreiben, wenn ein solcher ihren Gcldeswerth er-l?ijhen sollte. Duft ist nun namentlich m,l eungen jener 206 leichten Meidungsstoffe, die sich bei den Arabern und ^lrabe-rinnen so groher Veliebheit erfreuen, der Fall, lvie Garmasut (einfarbige syrische Halbseide), Alädscha (gestreifte Halbseide), Bäsma lgeblümter VaunNoollenstoff), l.loms (Leinwand, oft mit Bammmele vermischt», Allipariiial i großblumiger Seidenstoff), ^ialine^ oder Milnas o beispiellos billig, das; die ächten ^lrtilel damit gar nicht eoneurriren lönnen. (Gleichwohl werden letztere von den Kennern unendlich mehr geschätzt und sie verdienen diesen Vorzlig wegen der Sorfältigleit und Solidität der Arbeit ohne Zweifel, sind aber auch entsprechend selten. Nun finden e>5 die hiesigen jüdischen Schneider für angezeigt, ihre von den, HandlmMreisenden deei thüringychen Hauses für einen Spottpreis erstandenen VerlauMrlitel. für ächte syrische auszugeben, womit sie natürlich nur solche ^eute anführen lönnen, welche nicht wissen, das; die Industrie im grient beinahe, wenn nicht ganz, eingegangen ist und daß von dem Wenigen, wa^ allenfalls noch dort erzeugt wird, sich gewiß nichts nach dem fernen Tripolis verliert. Ich hatte durch die Nothwendigkeit, meine Diener zu Neiden, öfters Gelegenheit, mit jenen Biedermännern geschäftlich zu verkehren, und fand fie zwar durch dve Vant sehr geneigt, übertriebene Forderungen zu stellen, alier sowie fie nur im Geringsten merlten, das, der Käufer nicht ganz sachunverständig sei. ebenso schnell bereit, von ihren hohen Förde» rungen abzustehen mid sich nut eincr sehr geringen Summe zu begnügen, eine Art, Geschäfte adzuschliehen, die vielleicht 207 für den Kaufmann sehr würdelos aber für den Käuftr durchaus bequeiu ist, da man sich hier nie zu geniren oder ;u fürchten braucht, den Kaufmann zu beleidigen, wcnn man ihm den sechsten oder achten Theil seiner Forderung bietet, jeden-fall« viel bequemer, als unser europäisches System, dem zu Folge die Händler uns auch übersordern, aber sich doch stets selir tugendhaft entrüstet stellen, N'enn >nan ihnen ein zu geringes Angebot macht, eine Comödie, welche der orientalische Jude viel ^u Praltisch ist, um ihre Aufführung der Mühe werth zu halten. Ganz anders verhält es sich in dieser Beziehung mit den mooliuuschen Verläufern des Ssuq et 'l'url. Da find alle Prcise fest und unverrückbar. Der Türke und Araber, »nag er auch noch so sehr.Kaufmann sein, vergißt doch nie, das; cr vor allen Dingen (^nllemau ist, er gehört eben der hcrrschen-brn Nasse an und empfindet demzufolge ein Selbstgefühl, wclchl's iwar unM^isrlhasl 'nanch^ nachtheilige, jedoch gleichfalls vorlheilhafte ^'sullate hat, unter die ivir auch das zählen Müssen, daß er es unter seiner Würde hält, als Kaufmann unehrlich zu erscheinen, was ohne Zweifel der ,^all wäre, wenn rr auf ein allzu geringes Angebot einginge. Seine Nürdc bestimmt ihn deohalb dazu, gleich von Anfang an eine feste Forderung zu stellen, von der nur in den allersellcnstcn fällen cinmal abgegangen wird. Diese seine Würde wirb jedoch osl von ihm ülxltricben aufgefaßt und bewirtt auch, b"ß sie Um gcgen sein erlaubtes Interesse gleichgültig erscheinen läsN imd nicht selten wirtlich gleichgültig macht. Hr nagt oft Ilebcr am Hungerluche, als das; cr sich den Kunden gegenüber zuvorlommend zeigte. Die Folge davon ist, daß alle die Ge« ^l'äslc zu schlmnmern oder zu slagniren scheinen, daß der ^Mlfmann nie auf einen grüncn,^U'elg tommt und in beschei-bcnstcr Mittelmäßigkeit fortvegctirt. Ein blschen Zuvortonnnenheit tonnte aber den Händlern dieses Ssuq gewiß nichte schaden, naulentlich, da es gar nicht abzusehen ist, wie sic sich ohne dieselbe jene Cone»>rrenz ma-chen können, deren eifriges Betreiben das Leben eines joden blühenden Handels befördert. Zu»» Eifer im l5oneurrenzmachen hätten die Leutchen aber die beste Gelegenheil, denn ich habe nicht leicht eine Htcmfhalle gesehcn, in welcher so vielc Händler dieselben Artikel feildoien. Namentlich TadalMden finden sich hier in so erstaunlicher Anzahl, das; nur daö Wort eines Kaiifmann^ der behauptete: „(5« Hiebt bei uns inehr blanch-tabalViverlällfer, aln Comptoir aufgelhürmt, bilden gclvöhnlich den Vordergrund dieser Läden- hinter diesen siltt der Tadalchändler, meist in einen gemüthliche» Halbschlaf versllnlen, nnt halbgeöffneten Äugen dein Äußenleden zuschauend. I>n Hintergrund befinden sich ganze Neihen Von schachteln allfgestellt, meist leer nnd nur eine laus»lan>üsche I^anddeeoration vorstellend, manchmal auch mil ^igarretlenpapier gefüllt, das bei den modernen Türlen, die längst die Pfeife aufgegeben haben, sich grosten Msake« erfreut. Au .^asfeehäuseru herrscht in diesem Ssuq begreiflicher Weise tein Mangel, hier wie überall in nwclimischen Ländern, dieselben kahlen Mume mit VreUerbänlen, von Strohmalten bedeckt, die zu gewissen Tageszeiten voll von bunden, »»eist gemeinen Soldaten, lleiuen Kraulern, Arbeitern si^en, denn leine Nejpeet^perso» besucht ein Rasfeehans. Duch ich nre mich, der Schaych el belcd, nach del» Pascha die erste Person in Tripolis, hat es in neuester Zeit für zweckmäsng erachtet, gleichfalls sein ^afjeehaus z„ habeil und zu diesen« .>',weck einen lleinen, speluntenartigeu )»taum recht artig allv>puhen und mobliren '>ll lassen, ul n>elche>n er, von seinen Polizislen und Beaulten umgeben, seine ojsieiellen Ätllfteslnnden zubringt. 209 Doch begreiflicherweise hat dick's Kaffeehaus seinen öffentlichen Charatter verloren, denn nicht so leicht wagt sich Einer ohne einen zwingenden Grund in die Nähe des gestrengen Herrn, gewiß nicht zu dem Zweck, ein Täßchen Kaffee zu trinken, das er überall, ohne von den offieiellen Schrecken umgeben zu sein, belommeu lann, Eine weitere charakteristische Belebtheit verleiht dem Ssuq die Menge der an ihn flößenden ?sond,iq'5, arabische Wirthshäuser, m ivelcheu die Hemden Waarellmagazine und Zlnnner »niethen, aber für Möbel und Verpflegung in diesen „llütlilg »mi, ^i>r>n8" selbst sorgen müssen. Diese Gebäude bestehen au^ einem viereckigen, von Säulenareaden umgebenen großen Hof, um den im Erdgeschoß dle Magazine und im ersten Clock die Zimmer angebracht sind. Die Mitte des Hofes selbst wird meist von einigen Bäumen, oder einen» lleinen, auf Mler slemelnen Plattform allgelegten Gärlchen eingenommen; der nach der Straße zu stets offenstehende Thorweg dient fast immer noch al^ .Naffeehauö. Die bunten Maaren dev ^sudan, welche in dlejen ^onduq'o aufgestapelt und verlauft werden, Pflegen fast immer ein neugieriges Vollchen von Maulaffen-seilliallern um die Thorwege zu versammeln, welchem nament' lirh danu eine lindische Freude empfindet, wenn einer »der wehrere jener lleiuen Papageien, die das Ncgerland hervor-bnllgt, sich hier zum verlauf aufgestellt befinden. Diese Papageien sind zwar, mit ihren amerilanischen Slamnlver-Waudlen verglichen, jehr stiefmütterlich Von der Natur ausgestattet worden, nämlich mit einem unansehnlichen, turzen ftrauen Gefieder, von dessen Einförmigkeit die rothen Schwanz-^'deru zw'ar abweichen, da fie aber meist gestnt)t sind, lamn sichtbar werden. Jedoch find die Sprachtalente dieser mter-essauten Thiere desto größer, wenigsten«! wurde mir dies 5>cr-sichert, denn ich selbst verstand von ihrer Eonverjation, die in ""em Negerdialcct sich aufdrückte, natürlich gar nichts, viel-M. 14 21tt mehr kam mir dieselbe wie ein ganz geloöhnliches Vogelgeschrci Vor. Einen freilich stellte man mir, als arabisch redend, vor, aber sein Arabisch, wenn »»berhaupt eine Ätundart dieses Idioms, war jedenfalls nicht ein mir belannter Dialect. Dennoch scheinen die Einheimischen die Talente dieser Federthiere sehr hoch anzuschlagen nild entsprechend große Preise, für die gefiederten Sprachgenie's zu verlanden. Unter :>5» Thalern war lein einiger z»< haben, ein wahrhast lächerlicher Preis, der mir alle ^ust zum kaufen vertrieb obgleich ich »lit der festen Absicht hiehergelonunen war, eine Ileine Kolonie von Papageien als Geschenle nach Tnnis zu schicken. Da aber in Tunis das Vorurtheil herrscht, das, man in Tripolis Papageien für drei Thaler das Slilck laufen lönne (und wirtlich war dies auch noch vor ll» Jahren der Preis), so häw' ich für vieles Geld nur sehr wenig Ehre eingelegt. Mitten zwischen diesen ^onduq's und ^äde» des Ssuq et j'urt liegt auch eine der größeren Moscheen der Stadt, welche ihren ursprünglichen Namen „Lchayb el 'Ahn" mit der geläufigeren Benennung „Dschanu Ssuq e< 'l'urt" ausgetauscht hat. Dieser etwa gegenüber öffnet sich eine andere große Basarstrasie, „Sjua el Narrara", d. h. Vasar der Seiden^ wirter, genannt. Ihre ^äden fi,ld zugleich Werlslätten der Fabrikanten jener schönen, großen, seidenen oder halbseidenen l.laraln's »viereckige Umschlagtücher, in die ein Mann sich zwei bis dreimal in voller >vörperlänge einwickeln lann), Welche in Tripolis dic Stcllc der hier gar nicht mehr üblichen Burnusse einnehmen. Diese Seidenstoffe bilden beinahe das einzige Erzeugnis;, welches die Industrie der modernen Tripoli-laner noch hervorbringt. ' Das bewohnteste arabische und türtische Quartier, in welchem auch fasl alle Honoratioren und reicheren Kaufleute ihrc Haujer haben, l»egt um den erwähnten Ssuq ei l.lanära 211 herum und erstreckt sich von ihm bis an dic südliche Stadtmauer. Hier scheint mir deßhalb der Ort, ein Wort über die Häuser von Tripolis zu sagen. Dieselben gleichen im Ganzen denen von Tunis durchaus. Jene schönen Säulcn-areaden mit Hufeisenbogen und reichen Stullverzierungen, welche die Zierde der Häuser des alten maurischen Algiers bildeten, und die man auch zuweilen, obgleich selten, in Tunis antrifft, vermissen wir hier gänzlich. Sonst ist aber der Plan des Hauses derselbe: drei bis vier Zimmer im (5rd-gcschoh und ebensoviel im ersten Stockwerk liegen um den Viereckigen Usst ud Dar (inneren Hof) herum, der manchmal auf einer oder zwei Seiten Areaden hat, die aber im oberen Stockwerl sich nicht wiederholen, sondern durch hölzerue Stichen erseht erscheinen. Von dieser ärmlichen Bauart bilden nur die Honduq's und einzelne wenige größere Häuser Ausnahmen, deren sehr weite Hofe von Pfeilern und Nuudlwgen .r nur ein einziges bemerlenswerthes Privathaus, welches die lel)te Zufluchtsstätte Klssuf Pascha's, des von den Türlen abgesetzten letzten ^aramanly's, gebildet hatte und nun seineu Nachlommen angehört. Dasselbe besäst einen großen, fonduqartigen Hof, Uni den auf allen vier Seiten Gallerten herum liefen, welche an die Zimmer stießen. Mio sehr die Einförmigkeit des Planes bei allen Häuserl'auten Vorherrscht, erwies sich hier recht schlagend an dem Umstand, daß, obgleich das Gebäude groß genug war, um eine Menge Zimmer zu enthalten, es deren dennoch in jede»» Slockwerlc nur vier besaß und zwar auf jeder der vier Seiteil eines, grade wie daö lleinsle arabische Haus. Diese Zimmer waren freilich entsprechend geräumig, aber ihr Naum erlttl dadurch eine Verkleinerung, daß man w den (5cken Bretterverschläge, welche die Schlaslammern "ba.ränztcn, angebracht hatte. Die Verschlage bildeten ein 14* 3l3 seltsames Winlelwerk, sie waren in verschiedener Höhe ange-brachl, Heine Treppen siihrten von einen, zum andern, bald wenige, bald viele Stufen hinauf, und über den Schlafstellen befanden sich noch andre Bretterverschläge, zu Vorrathstammcrn oder zum Aufheben der Hausutensilien bestinnnt, die man nur durch halsbrecherisches Mettern erreichen tonnte. Im Hintergrund der Zinnner drangen die Bretterverschläge sogar so weit vor, das, sie ziemlich geräumige Kammern bildend, vom Zimmer selbst nur einen schmalen nischenartigen Naum übrig liesien. Dieser Naum bildete gleichsam daö Slaats' gemach und den vieblingsaufenthalt der Hausbewohner, welche auf den ihn auf drei Seiten umgebenden divanarligen Schen ihre Siesta zu feiern pflegten. Alle Wände waren mit recht geschmackvollen glasirlen Fließen bis hoch hinauf ausgetäfelt. An« Bemerlenswertheslen schien mir jedoch die Decke dieser Zimmer. In derselben war das Holzwert des Plafonds von einer sehr lunstuollen Stulkatur bedeckt, eine Sluttatur, die sich übngenö wesentlich verschieden von den» maghrebinischen die Formen von Stalactiten nachahmenden Naqjch Nadyd zeigt. Gehlere Art der Deckenausschmüctung, welche von Marokko bis nach Tunis in älteren, wie modernen maurischen Palästen vorherrscht und deren Ideal wir in der Alhambra zu diranada und «m el Qa,,r iaiserpalästen, Therülen und anderen Prachtgebäuden erinnert, welche in ihrer ttunslvollendung leibst nnem Raphael und Michel Angelo nachaynlungsn'ürdig erschienen. Diese Sluttalnr destchl. ganz ähnlich derjenigen, welche man noch heute in den Therme» deo Lweleüa» zu Kom bewundert, aus eine»n auf glatter 213 Fläche ausgespannten Nürfrlwerk von Anaglyphen, deren jedes eine geschmackvolle- Nosette oder andere Blu»ncustgur im Basrelief aufN'eist. Im Widerspruch jedoch mit jener Ansicht einzelner ,Nunstantia,uare, welche annehmen, daß solche römischen DeckenbasreliesV alle einfarbig nnd zwar weih gelassen Wurden, finden wir die hiesigen, die wir unzweifelhaft als unbewußte, nnr dnrch Ueberlieferung erllärbare ^iachabnningen der einst in ganz Nordasrila so zahlreich vertretenen Nömerwerle halten müssen, in buntem aber unläugbar harmonischem Farben-spiel hervorgehoben. Obgleich ein falschverslaudener, puristisch sein sollender Geschmack einzelner unsrer Zeilgenossen die Buntheit der Deeorationen für unlünstlerisch ertlärt, so muß ich es doch cingeslehen, daß mir die zarte, sinnige Wahl und Vermählung der Farben an diesen Deckenbasreliefs ungleich geeigneter erschien, die Schönheit der (5m',elheilen deo erhabenen Gyp^ioerle« hervorzuheben, aw wenn diejelbo, in einförmiger, Weiher Monotonie gelassen wmdcn wären, lln-zw'eiselhafl aber bildet da6 Vorhandensein solch' vollendeter Kunstwerke einen Beweis, daß der gute Geschmack und die lünstlerische Fertigkeit bei diesen Vollern noch lange jene Epoche überlebt hat, welche man sich gewöhnlich gefällt, als den Zeitpnnlt alleo Kulturverfalles in moolimilchen Bändern anzusehen, eine fehlerhafte Ansicht, welche sogar in unsre Lehrbücher übergangen ist und von deren Unrichtigkeit ich schon in Algier und in Tunis schlagende beweise erhielt, denn mit dem dentjchen Schulbegriff, daß es unmöglich sei, in, hentigen 'lioldafrila noch etwas künstlerisch vollendetes Hu smden. dorthm getominen, fand ick' zil meinem nicht ge^ ringen Erstaunen, den Geschmack und die wmst der alten spanischen ^)tauren noch durch viele moderne ^'erle und lebende Künstler vertreten, von denen sich «nsre Htunsthiporiter nichte träume» lassen. Mitten in dll>m nwslimijchen Quartier befindet sich 214 jedoch auch cm Basar, dessen blosier Name „Ssuq el Mud" (Iudenmarlt) hinlänglich das heterogene Volt von Verläufern andeutet, loelches hier seine Läden hat. Die Israelite» besitzen zwar ihr eigenes abgesondertes Quartier, aber da kein gläubiger Moslim sich bis zu ihnen versteigen würde, so sind sie genöthigt, ihre Waaren mitten im moslimischen Viertel feilzubieten. In diesen Läden herrscht ein volltvmmnes Waaren-chaos, blicht leicht, glaube ich. dürfte ein Artikel gefunden Werden, den diese linder "M'aels nicht auf Nachfrage zu vroduciren im Stande waren, oder we,m sie ihn auch nicht vorra'thig besihen, so wissen doch diese Tausendkünstler ihn in kürzester Zeit zu Stande zu bringen und dem erstaunten Käufer vorzulegen. Ich erinure linch einer Wette, die ich einst mit einem berühmten deutschen Aeiseudeu hier, in Tripolis, einging und die jene Allerweltslünstelei zum Gegenstande hatte. Da meine Behauptung, das; dieje Juden so ziemlich Alles herbeiz»' schaffen im Stande seien, uon dem berühmten Manne in Abrede gestellt wurde, so schlug ich ihm vor, selbst »lit mir nach dem „Ssuq el ^>hud" zu gehen und dort in einem der größeren Vaden irgend etwas, wa« il'm nun grade einfallen mochte, zu verlangen, (5r siel nuu freilich aus einen ^lrtilel, der vor ihu« genus; niemals in Tripolis verlangt N'ordeu war, nämlich auf eine — preußische flagge. Aber, v Wllnder, wir Ware» kaum eine Viertelstunde im ^aden gesessen, die uns der schlaue I»de durch seine flüssige Konversation, durch Cigarre» »nd Kaffee so sehr z» vertürze», wußte, dasi wir glaubten, laum ein Paar Minute» dagewesen zu sei», als er den fraglichen Artikel, der inzwischen in einem ^eiteuladen slinl genäht worden w.u, wirtlich vrodueute. Der Adler glich freilich ein bischen einem Papagei aus dem Ssudäu, aber es war denn doch ein schwarzer Vogel auf weißem Helde und mehr verlangte »nein freund nicht, um seine Wette für verloren zu ertläreu, 2l5 Eine Fortsetzung dieser beiden Vasars, des Ssuq el Uarrära und des Ssuq el ?)hud, bildete das sehr belebte Viertel l.laumt' Gharyän, Welches sich bis an das südwestliche Thor der Stadt erstreckt, das einzige, das man ein eigcnt« licheö Landthor nennen taun, denn die drei übrigen liegen alle in nur sehr geringer Entfernung von, Meere, »ind dessen Benennung „Väb Dschadvd" (das neue Thor) hinlänglich seinen modernen Ursprung verkündet. Dieß Viertel besitzt gleichfalls einen Ssuq, dessen Verkaufsartitcl sich übrigens auf die zum täglichen l5onjum nöthigsten Lebensmiltel beschränken, aber dieser Ssuq bcscht U'enigsteno den Vortheil, den ganzen Tag, ja osl noch spät am Abend offen zu sein, ,'r lind Tinlen fast immer ein sehr frühes Schlichen ihrcr Lädm mit sich bringt), ein umstand, der nicht wenig zur Belebung dieses Viertels beiträgt. Eine anden-, gleichfalls zuweilen sehr belebte, zu andern Zeiten ader völlig öde Strafte zieht sich vom Bäb cl Dschadyd der Stadtmauer entlang beinahe durch die ganze Länge von Tripolis, ,'^n diesem Quartier wird weder gelauft, noch Waaren feilgeboten, lein einziger ^aden befindet sich hier, aber ein Verkehr andrer Natur hat daselbst seinen Sitz erwählt, ein Verlehr, der fich im Oricnt immer mit einem gewissen gehcinmifwollen Wesen zu umgeben liebt, und welchen die Moolim^ den größten Anstand nehmen, mit Namen zu be« zeichncn. Der Zufall hatte mich oft durch diese Strafte geführt, alxr meinem moslimijchm Vegleiter, der mir sonst doch di^ Eigl'nlhümllchlVil^, aller Stadtviertel aufeinander zu sehen pflegte, war es nicht in den Sinn gekommen, mich über die-^>ug^ dleses Quartiers aufzuklaren. ,^h mußte dieselbe gleichem errathen. Zuerst sicl nur die Menge von Soldaten, Matrosen und andern jungen Leuten auf, welche in diese Häusev hineinjchlichen, und doch war es tlar, daft die Leute All hier nicht wohnen konnten. Wen also kamen sic aufzusuchen? Dich blieb mir lange cm Räthsel, deun die Bewohner der Häuscr Überschritten fast nie ihre Schwellen. Hie und da jedoch erblickte ich einige verdächtige, verschleierte oder halb-verschleierte Gestalten, die sich nur auf Augenblicke an der Schwelle zeigten und dann schnell wieder in's Haus zurück^ huschten, und wie ich mich nach diesen räthselhaflen Wesen erkundigte, belehrte mich das >iopfschütteln meines Bereiters, daß es sich hier mu jenen 7vall handle, von dem der Moslim nie spricht, da eine blosie Erwähnung desselben ihn, den schimpflichen Namen „Kuppler" zuziehen würde. Die Mehrzahl der hier wohnenden Pnesterinnen der evprischen Göttin ist zü'ar arabischen Ursprungs, und diese sind den Andersgläubigen hier, wie in Tunis unzugänglich lobgleich nur einzelne Aufnahmen von dieser Negel in Tripolis eonslatirt N'urden, Aufnahmen, die in Tunis nie vortoiumen sollen), aber es fehlt doch auch nicht an jüdischen, ja selbst christlichen Ausüberinnen dieses Gewerbes, ächteres scheint sich jedoch in Tripolis keines-Wegs eines goldenen Vodens zu erfreuen; die Summe, durch welche die Gunst dieser Damen erlauft wird, ist so außerordentlich gering, dasi ich laum begreife, von was die unglücklichen Wesen sich ernähren lönnen. wenn nicht etwa vom allerschlechtesten Schwarzbrod. „Ohne Vacchuv und Momus friert Vemw", dieses Sprichwort schieil sich denn auch hn'r durch das hbchst klägliche Aeusiere dieser Dienerinnen der ^phrodile zu bewahrheiten, denn lch habe nicht leicht »«ehr ausgehungerte, zerfetztere und zerlumptere Wesen gesehen, als diejenigen, welche hier den Anziehungopunll für die heißblütige fugend bildeten. Dennoch, so versttl'erte mir der Pascha von Tripolis, der als europälsch gebildeter Mann von Allem zu sprechen pflegt, beweise die ^ielbesuchtbeil dieser Häuser, wie noth-wendlg auch hier dieses geduldete Uebel, vom socialen ^.tand punlt aus betrachtet, sei, Die osfenlllchen Frauen dienen der 21? Heiligkeit dcr Familien zum Schutzmittel, so meinte er, denn die Zahl der mit einem gewissen Hauptschnnick versehenen Ehemänner sei in Tripolis viel kleiner geworden, seit Venu^ sich einer grossen Anzahl von Priesterinnen erfreue. Wenden lvir un« nun von dem erU'ähuten Bab cl Dscha-dyd und dem von ihm auslaufenden l.laumt' Gharyan westlich, so treffen Nnr ein schr ansgcdehntes Vicrl^I, dcssen eigenthümliche, beinahe sieberhafle Belebtheit, dessen VeU'ohncrschaft mit heterogenen Physiognomien und Kleidungsstücken, dessen an vielen Häusern unverkennbare Anzeichen von Wohlstand, ja selbst von ^leicl'thum neben dem grösilen Elend und dcr verwah»losesten Allßenseile, dessen offenstehende Gotteshäuser n,^ ihren zicgenbärtigen Lehrern und fchreiendcr Jugend, aber ^gleich auch der niederträchtige Schinuy und Unrath der Straften uns deutlich verlnndet, das; wir ^ hier mit dem Etadttheil dcr linder Abrahame zu thun haben. Denn ohne Cchunch geht es einmal in einem Iudcnquartier nicht ab, cin seltsaines ^Iläthsel für den (5ulNelche^ ihm offenbar zu Grunde lag und das wohl in dem Sprichwort „Reinlichkeit steht der ^olijeligleit am Nächsten" seinen unsern modernen Äegriffcn «m Besten angepaßten Auödrult finden diirste. Am Widerlichsten zeigt sich diese Nnremlichteit iu den Straßen, »reiche in der That manchmal von.ttloale» kaum zu unterscheiden sind, besonder« an den Vorabenden der Verlage, au denen man allen Unrath auf die Ltraße wirft. Diese Straften bieten somit ein lemeswcgs einladendes Schau- 21k spiel und ich rathe Niemanden, der nicht lmrticf im .^oth zu waten liebt, sich lange darin aufzuhalten. Äußerdein bietcn sic auch gar leine architektonischen Schönheiten, denn soloohl PrivatN'ohuungen, als Synagogen zeigen die einfachsten nüchternsten, ja ärmlichsten Fa«.ade>i, Besser sieht es jedoch iin Innern der Häuscr au^. Dicselden sind, ähnlich wic dic nuuirischcn, u>n cmm ».'ievcckissen inneren Hl)f herli»ige^'aui, jedoch mit der Modification, das; hier die dessevn Gemächcr alle ill dcm am Weitesten Von der Straße entfernten Theil des Hauses liegen und die Facade oft nur aus einer ein fachen Mauer besteht, hinter der gleich der Hof beginnt. Tie Prunlzmuner zeigen sich übrigens recht geschmackvoll in dem der Architektur angemessenen maurischen Styl beeorirt und bieten, wenigstens zu den ^es^eiten, wenn sie ausnahmsweise einmal reinlich gehalten werden, cin ganz erfreuliche« und ächt orientalisches Bild dar. Anders erweist sich dies; jedoch in Vezug auf die Synagogen. Eine sonderbare dieschn,acks^elirrung. welche nur hellt zutage übrigens überall im grient beobachten, hat auch diesen Juden die Idee eingegeben, in der Archileltur ihrer Synagogen die europäischen nachzuahmen und zwar nicht etwa diejenigen der eiuilisiltesten Theile Europa's, wo man end-lich zur Einsicht gekommen ist, das; der orientalische Styl sich für israelitische ^etbäujer am Besten eignet nnd in Paris, Köln, Wien, Berlin nnd andern Städten Synagogen in diesem Geschmack gebaut bat, jondern leider diejenigen des ihnen am Mchslen gelegenen Bandes, Italien, dessen Synagogen in ihrer Mchlernheil nnd ^ejchmacllosigleit noch auf dem Standpunkt der alten „^udenjchulen" aus dem vorigen Jahrhundert stehen geblieben sind. Wahrend 'nan also in Europa orientalische Synagogen baut, errichtet »nan hier euro päijche nnd zwar so ausfallend häßliche, daft, glaube ich, ein deutsches Schulzimmer, wein mag, den 219 noch dcn Vorrang vor ihnen verdient. Der Zllstand der Unterdrücktheit, in denen die Iliden bisher hier lebten, mag den Mangel schöner Fa^adcn ihrer Gotteshäuser erklären, aber es ist kein Eirund vorhanden, N'arum sie deren Innres nicht in demselben ge>ch»naävollen Styl, in welchem sie ihre Privalwohnungen deeoriren, dem maurischen, ausschmücken, lein anderer Grund als jene vertehrte Geschinacksrichtung und eine falsche Unterschakung alleü Äradischen, N'elches sie als hochcivilisirte Juden auch dann verachten, wenn es in Einzelheiten selbst vorzuziehen ist. Dieses Iudrnviertel führt hier wie überall in Nordafrila die Bezeichnung l.l,nra lvuu^ flecken), eine Bezeichnung, deren allgemeine Bedeutung in diesen Dialecten verloren gegangen und durch die specielle einer nur von ,^uden bewohnten Vorstadt verdrängt worden ist. Sehr tomisch ist die Behauptung deo englischen Neisenden ^yons, welcher aussagt, das Iuden-ahud", das heisit „die Iudengasse", wao eininal durchaus nicht wahr ist und dann im höchsten Grade begrifsoverwirrend sein würde, da '"an aus diesem Namen die Vermuthung ableiten tonnte, als wohnten die Israelite»» alle in einer Gasse beisammen. Das l.läna besilzt aber der Gassen einige zwanzig, alle Nein, winl-!'N. em labyrinthisl-l'es Durcheinander bildend, so daß wir dort Nicht einmal eine Hanptstrasie finden, welker wir den wn ^Yo,,'.', erloähnlen Xiamen vorzugsN'eise beilegen tm^nten. Diese ^nsj^, find ohne eigentliche Strasiennaiilen, so daß wenn Man ^in beftilumtes Haus bezeichnen U',ll. >nan dies nach der Nmhslgelegenen Synagoge oder der Wohnung eines bekannten ^"ufmannes oder Nabbmers thun muft. Die einzige schärfere Unterscheidung zunschen einzelnen Quartieren des l.lärra bildet ^Migc. daft ein Theil, und zwar der den» maurifchen Viertel "Nl flachsten gelegene, als „l.larra e^ l^'orhayr" (das tlcine 220 Indenviertrl!, cm andrer als „l.larra cl Kabyr" (das große Iudenviertel) bezeichnet wird. Charatteristisch fur das eigenthümliche Vcrlehrslebm, N'elches in dem l.I^rra herrscht, ist das Aussehen dos einzigen öffentlichen Platzes, des eigentlichen Älarttes dieses Quartiers, dcm es sonst an ^läde», und Verlaufsslätlen fast durchweg fehlt, denn der Handel dcr Juden untereinander wird «icist in den Häusern d^tri^^'n. Auch würdl' dics^r Marlt sich vicllcicht »nchl ballon lonm'n, dildl'tc cr nicht cinnl ^rmitlc-lungspuntt zioischon Iudcn und Andersgläulngcn. ^chtcrc schcn sich nä,nlich, was cmiql' Z^'ci^c des Consuinhandcls betrifft, ganz auf die ^sraclitcn mMwicscn. Diese habcn zm» Beispiel das Schlachlcn und den ^leischverlauf des Hornviehes ausschließlich in Händen, während die arabischen MelMr nur Hammelfleisch feilbieten. Da nun nicht alle Bewohner von Tripolis die amlxjche Vorliebe für Freund Hammel theilen, sondern die vielen Europäer und Türken sich zuweilen nach anderm ,vlei!chqenus; sehnen, so besitzen die jüdischen Schlächter eine reichliche.Uundschast, und der Marttplal), wo sie mit derselben Geschäfte abschließen, zeigt sich entsprechend beledl. Dieser Marttplatt bielet das ^leisd' in allen Stadien dar; ein Theil de^elben wird vom noch lebenden ^ieh eingc nmnmen, und stellt einen großen Stall dar, ein anderer bildet den Schlachtplaft, ein dritter die Pertanfsstätle des Fleisches und in einem vierten lann man es bereits gebraten finden. Ich glaube jedoch, dafz wenige ^mopäer sich versucht fühlen dürften, dieses in letzterer Horm, wie dieselbe sich bei den eingeborenen indischen l^nlochen darbietet, z» genießen. In der Ihal l'abe ich uicht leuht elN'as Nuappelitlicherev gesehen. Em lleluer tragbarer, gewöhnlich halbzerbrochener nnd vom vielen ranzigen 5>I. da^ die hiesigen Israelite,, so sehr lieben, beinahe durchlränlter >tochheerd. auf denyelben eiingc wit Oel oder Fett begossene glühende ztohleu und über diesen 22! em Nost nut einigen berußten Fleischschnittchen, die man gleichfalls für buhlen zu halten versucht sein tonnte, wäre nicht das Fett, das ein über dic Maßen unreinliches Aussehen trägt, und davor sitzend ein Sohn Israels mit ölbefleckten und ganz besonders zerfetzten MeidungGüäen, und ,int weißgeborenen, aber durch sein Geiverbe negerartig geschwärzten Händen, deren unberechenbare Schmutzigleit allein schon als ein Brechmittel wirlen lann, das ist die Gesammtheit der Scenerie einer sol' cheu ^,arlüche in freier ^iuft. Wenn ich den Ausdruck „freier Luft" bier gebrauche, so möchte ich diesen jedoch keineswegs buchstäblich sondern lediglich alv> einen Euphemismus aufgefaßt wissen, denn die ^nft besitzt hier, in ,volge der großen Anzahl solcher der eden beschriebenen ähnlichen Garküchen eine dergestalt von ominösen Schleiern umwölltc und von schreäenerregenden Gerüchen durchdrungene Beimischung, daß sie eher wie die Ausdünstung einer Höllenlüche, wenn wir un'> nämlich dieselbe der mittelalterlichen Anschauung gemäs;, w^-lche deu Teufel als „stinle,id" bezeichnet, vorstellen, erscheinen tann. Dennoch lebt lind leibt Israel in dieser verpesteten Atmosphäre und befindet sich darin ganz wohl, ein Umstand, welche einen nachdenlendeu Beobachter auf den Pedanten brmgcn tonnte, ob nicht unsre europinjchen Reinlichteiwbegriffe übertrieben und ob nicht der Normalzustand des Menschen, wie der des lieben Vieh's, im Schmutze sei. Da der soeben beschriebene Platz des l.lärra gleichfalls topographisch den Uebergang von letztere,» zu den andern Quartieren bildet, so befinden wir uns wenige Schritte meer-wärts von ihm schon in einer gänzlich verschiedenen Umgebung und zwar in emem Stadttheil, welchen ich als denjenigen der Malteser beznchnen mochte, obgleich es einen solchen streng' N"wmmen gar nicht gieb«. De,m die Malteser, die hier, wie ln säst allen Städten Rvrdafrila'5 die Mehrzahl der christlichen Bevölkerung ausmachen, pflegen sich überall nullen unter dcn 222 Moslims niederzulassen, wenn cinders letztere ihnen dies, wie es in Tripolis der Fall ist. gestatten. Dennoch besitzt die Bevölkerung dieses Viertels eine so starte Beimischung dcr maltesischen Einwanderer und sind der Moslims, die mitten unter ihnen wohnen geblieben sind. so wenige geworden, das, unsre Bezeichnung vielleicht nicht der Richtigleit ermangeln dürfte. Das Quartier dieser ^eute bietet übrigens beinahe einen getreuen Abllalsch eines italienischen Hafen-städtchens und deshalb für den europäischen Reisenden, der in Afrika Einheimisches sucht, nichts Interessantes. In einer Beziehung muß es jedoch den» Reisenden werthvoll erscheinen, indem er nämlich in seinen zahlreichen «lit englischen, italienische» und maltesischen Artikeln ausgestatteten ^aden sich bei» nahe Alles verschaffen lann. was dem Europäer Bedürfniß ist und in den Stand gesettt wird, sich hier für eine längere Reise volllommen auszurüsten, eine Möglichleit, die ihm in Icincr andern Stadt dieser großen Regentschaft und selbst in Tmnsien nur in der Hauptstadt geboten wird und dort viel' leicht selbst in unvolllommem'rem ^rade, als in dem mit Malta in enger Verbindung stehenden Tripolis. Wie oft bin ich halbausgehmMrt nnd sozusagen abgebrannt «denn abgebrannt wird man auch. wenn man sich nichts fill's d',eld verschaffen lann). nachdem ich lange weder Wein, Thee, Kaffee gekostet hatte, nachdem alle meine ^orra'the an den tausenderlei Dingen, die dem Europäer Bedürfniß sind l ich nenne nur Kerzen und Tabal), ausgegangen waren, von mühseligen ^andreisen nach Tripolis zurückgelehrt und habe jene maltesischen 5iäden gesegnet, die dem Reisenden die Duelle so vieler Genüsse er» offnen, denn einen (^enusz lann man eo wnllich nemun. wenn man ein lange ungern entbehrtes Bedürfniß, und sei es auch nocb so kleinlich, endlich einmal wieder befriedigen lann. Westlich von diese»» maltesischen viertel lommen wir dann in das ärmere maurische Quartier, welches zwischen der 223 Eeemauer und dein Il^irra sein? engen Straßen mit den kleinen, bescheidenen Würfelbauten hinstreckt. Der westlichste Theil dieses Viertels, der unmittelbar am Fuß dcr ^luinc des von der Pulver explosion zerstörten Forts liegt, bictct sich noch jetzt theilloeise als ein Haufen Kon Trümmern dar, ein Trümmer-Haufe, in dem man jedoch deutlich alle die verschiedenen tleinen Abtheilungen dieser bescheidenen Behausungen und ihre Bestimmung in deul ärmlichen Haushalt unterscheiden tann. Vor der Explosion bildeten dieselben die Wohnungen jener jeht von der Polizei an die südliche Stadtmauer verbannten Aus-überinnen eines bctannten Gewerbes, deren einige dreißig nebst iinen bunden hier von der schrecklichen Katastrophe erreicht wurden, den gewaltsamen Tod gegen den süßesten Sinncstaumel austauschend. seitdem hat sich nullen unter diesen Nuinen ein seltsames Röllchen in höchst eigenthlmiluhen Vehaoslingen inslallirt. Diese Behausungen find freilich hier in Tripolis, welches man ssewissermasien die Pforte und jedenfalls den Seehafen des Ae gerland es nennen lann, durchaus nicht auffallend, aber demjenigen Europäer, welcher von Afrila nur den Maghreb »der Aegypten lennen sollte, «nüssen sie immerhin als höchst htterogen in die Augen stechen. Eine solche den (5asulae der cü> au« Schilfmatten gebildeten Umzäunungen abgegrenzten Hlltlengruppen ist e<» gar nill't so leicht und jedenfalls eben so gefährlich, einzudringen, wie in das am Besten bewachte bedunusche ^eltevlager. Jeder, dem seine Waden lieb sind, nehme sich vor den kläffenden, aber auch sehr energisch beißenden ichalalartigen Hunde», in Acht, welche die Wächter dieser Behausungen bilden. Auch mir schienen diese Cerben den Eingang in jene mitten i» der Stadt gele genen Nomadendorser 'Anfangs verwehren z« wollen und nur dem wohlverstandenen Zuruf eines diefer Beduinen, welchen ich zufällig von früher tannle und der mir in seiner Hütte die djastfreuudschaft erzeigen wollte, gelang e^, ihren Wachtereifer wenigstens in Bezug auf das Beisieu zu beschwichtigen, obgleich e« volllmnmen umnogllch war, ihre sonoren Stimmen, welche mit den ,Vls; mau sich iu einer Stadt befand, und sich der Allusion hingeben, als jei man tief in die Sahara eingedrun-^eu liud feiere seine Siesta in einer Oase jenes Landstriches, welcher Mi!cheu arabischen Mlömmlingen und Ätegcrn die ^ränzsche»de bildet. Ä^eiden U'ir so durch manche Erscheinungen, welche nns ^lese au, Meer gelegene Wuilenstadt darbietet, gleichsam mitten Stadt auf der Seeseite trefflich zu vertheidigen ^'"nen, ,M^.„d sie auf der Bandseile ihres baufälligen Zu sl^ndcs N'eaen allerdings stanches zu wünschen übrig lassen, b" ^efäugnisje, Spitäler u, f, »o. und wenn auch alle diese ill. 15) 226 Vauten nicht erst von den ^smanly's errichtet wurden, so tragen si».' doch den Stempel ihrer eultlirhistorischen Indivi-dualität jetzt so unvertennbar ausgedrückt, daß sic selbst den: Freinden, wenn er nur anders »nit arabische», Wesen vertraut ist, al>> im Ätifttone mit letzterem flehend, aufsallen inüssen. Was ihn« jedoch als die größte Seln sechzehnten Jahrhundert nicht viel mehr Moslims zählte, als die obengegebene Zisscr «ngiebl. H^enn nun in eine Stadt Von so geringer Bevölkerung etwa s'000 Freinde tominen, daselbst die Herrschaft ausüben und sich zu ihren Nachlommen i>n Vaufe der Jahrhundert' stets neue l5inwandrer all<> dem Mullerlande gesellen, so ^vird die Nederhaudnal'me der Nationalität dieser Fremden "ul't schlver ertlärbar. .^»udem war ja die Religion der An-lmmuliilge und die der ^iuheimischeu im Grunde genommen ganz dieselbe, so dasi die einen sich dem Ritus der andern sügen tonnten, ohne den leisesten Verdacht von Heterodone "uf sich zu laden. Die I.l.mafy, al incht die Heineren Gotteshäuser uud Kapellen begreife, b"cu jcde ,uosli,nische Stadt eine Unzahl liesiht. ^5s scheint "Nr nicht überslüisig, hier ihre 'liainen zu geben, besonder«, da ^'selben noch von leiuem steifenden lobgleich sie schon so alt l'nd, wie die ältesten Neisewerte, ^ieo allein ausgenommen) "umführt worden sind. 15' 226 I) Die vornehmste und stattlichste Mojchcc führt dm Nainen Dsch^mi Chilled Pasä'a lind ivurde von diesem ersten Fürsten der >varamanlv, N'elcher seille Dynastie in den erblichen Besiy dieses Bandes set)le, zn Anfang des vorigen Iahrhunderlo eroaut. Gleichwohl hört nun, sic jetzt oft nach dem Urenlel de« Gründers, dein letzten Xaraxmnly, Inssnf Pascha, bczcichinn, da dnscllx' cinl' ^)icslanralion dcr Moschee vmllcchm. ^hrc Architcltllr dietct jcdoch N'^u^ in die ^lu^en Mlk'ndc^, wie denn ül'erha^pt die Ätoschon uon Tripolis durchweg nach dem einfachsten Model! der levantmischen Gotteshäuser errichtet eruhemen, ^enen in (5onslanti>wpel >,ir Geltung gelangten, der byzantinischen ^opyienlirche nach^eaymlen l^en traloau »lil lwher Mittcltuppel, l»il die sich die lleineren Nuildsteloölbe in sy,n»,etrlscher Ordnung gruppiren, verliüssen N'ir hier gänzlich. Dagegen oesleye», alle diese Moscheen an« cinelil einfachen viereckigen Saal, nieist sich der Quadralform nähernd, dessen Decken von Gäulen, dic oft einen antilen Uvjplllng verrathen, getragen loerden. Diese Säulen stehen jedoch z» weil aufeinander, um al« die Gr>nizen velschiedeiier Schiffe, wie m de» Basililen, angesehen zu werden; auch fieht man ans der Ueberwolonng des inneren Nanmes, das; die sell.'e leineowegv auf die Blldung Von Xirchenschissen berecl'net k'ar, denn jeder von vier Säulen aligegränzte tleine Namn trägt eine eigene diminutive Xuppel, und so l,'esi<)t das Ge bände deren je nach seiner Grohe entsprechend viele, unter deren Zahl jedoch leine einzige fich durch ihre Dimension von den andern unterscheidet. V»n dem Hnncrn der tripolitanischen Moscheen N'ürde ich, sell'sl wenn ich eci dctrelen häile, N'ohl inll Nnoedenleilde^ oenchlen lönnen, denn nach den verstohlenen Blicken, die e^> >nir im Vvrlwerstchen in fie zu werfen ge gonnl war, ,^u nilheilen, sind es eden niichlrrne, fast jeden Schmuckes enloehrende Vel^äle, in denen jich nicht» oeslndei, als die auf dem Boden ausgebreitete Strohmatte, vielleicht 229 die nüchtcvnstc Ausstattung, die ich überhaupt jemals in einer städtischen Nloschee beobachtete. Desto reiflicher zeigt sich jedoch bei einigen, namentlich bei derjenigen Moschee, mit welcher wir es hier im Besondern zu thun haben, dic Ausschmückung der A,chenwände, der (5'ingang^pforten, Vorhöfc »nd jener vielen tleinei! ^täumlichleiteu, n'elcbe die Äloscheen-höfe zu begränzen pflegen. Zwar habe icb in den: Vorhof der Hanvlmoschee nicht jene«! von Veechy beschriebene Holz-schni^N'erl so merlwürdig finden lönnen, als er es schildert. Dieses „lMz^^vo-K, ''<>,i<»n«lv <','>,v,'«l" ist ein ganz ordinäres Holzgitter, das einem Hühnerstall Ehre inacl'en würde. Da-ssegen bieten die Ztlittver^eningen nnd die glasirten Weszc n» allen drei Vorhofen recht geschmackvolle Zierden dar. H) Die nächstgrosie Äloschee, gewöhnliche Dschami' Ssuq kl 'I'nrk genannt, »veil sie an diesen Vasar angrenzt, führt eigentlich den stamen Dsch'!nü' ^chayb el 'Ayn, ^) kleiner als Geba'udc, aber größer an Ruhm erweist sich die Dschann Ssayydy Darqnt, nach de>n berühmten Darqnt oder Dragnt, jeneni lühnen Seeräuber, welcher zu ^arl des fünften >^eit diese .wüsten unsicher machte und Tripolis seiner Herrschaft unterworfen hatte, so genannt. Sio 'st wahrscheinlich die älteste Moschee des hanafvlischen Nitns m Tripolis. 4) Die Dsch.mli' l.lädsch ^tu<'täfa ei Qordschy, gewöhn-llch schleä'tN'eg el i?.ordschy genannt, ;ei>I'ne< sich durch ihrc ichönl», mehr einem ^eutvalban sich nähernde ^orm, ihrc N'ichen Ornamente von Marmor nnd glasirten Fliehen aus und unterscheidet sich auch dadurch von den andern, das; sie ^reet von der Straße aus zugänglich und nicht von dieser burch Vorhöse getrennt ist. l>) 'Iticht weit von dieser liegt die Djll'ämi' Mahmud, "" einfaches, beinahe ganz in einen» von hohen Mauern "wgedenen Huf verstecktes Gotteshaus. N0 <») Dschlnni' Lharuba, in einem der belebtesten Stadtthcile unweit vom Ssuq el Narrär^ gelegen. 7) Dschnnl Derudsch oder die Moschee der Treppe, gleichfalls von einem hochummauerten Vorhof umgeben, auf dessen einer Ecke ein zierlicher diminutiver ^Itundthllrm mit spi^em Dach die Monotonie der Straßenfa^bc vortheilhaft unterbricht. ft) Dschauli' Ssayydy Sslili»,, in dem entlMcna.esekten Viertel, nahe an der westlichen Stadtmauer ^'l^'il, ohne Vorlwf, dircet von der Straße zugänglich. Allc diese Ätoscheen des Imnafytischen Nitus besitzen die obenl'esllniel'eneii levanlinischen Säuleinninaretnd vierten die Thüriile bi« zllm ersten Valcon secl>>ecki^, ader mit so al'^eftunipften ^cken, das; sie doch von Weiiem den li'indnick von ^lllildthiirmen unvernnnderl lassen. Der ödere Aufsah ist denn jedesmal wirklich rund. Anders verhält e<> sich mit den Moscheen des stilus der Mälely, zu welchem alle die ächten Arauer sowohl, als die Nachkommen aradisirter Verlier ssehören und der sich gleichfalls in Tripolis einer großen Anzahl von Gotteshäusern erfreut. Die Minarete dieser Moscheen sind dem alten maghredimschen Modell des viereckigen, znmengelrönten, mit Slullver^erungen an den Alchenwänden bedeckten, breiten Thurmes treu geblieben. Al'er dieses Modell, welches wir in Marollo, Algerien und seU'st noch an einzelnen »»aurischen Vaulen Spaniens in so majestätischer und glänzender (5'ntwiclcl,mg seyen, findet sich hier zu den bescheidensten Verhältnissen herabgedrückt. Die Thürme sind so niedrig, daft sie taun« die hohe Um fangsmauer der Vorlwfe überragen, und diese Riedrigleil verbunden mit dem Umstand, daft die mälelytischen Moscheen alle in abgelegenen iHuartieren, in wel^e das einheimische Element sich vor den Türlen zurückgezogen hat, liegen, be° 23! wirkt, daß diese ächt maghrebmischen Minarete in der äußern Physiognomie von Tripolis dlnchaus leine Nolle spielen. Die Thürme sind jedoch alle unzweifelhaft sehr alti sic tragen durchaus da<< Aufsehen mittelalterlicher Bauten und dürften loohl meistens vor der Epoche dcr Ianitscharenhcrr-schaft errichtet worden sein. Dieses Alter und die etwaige, davon herrührende Vaufälligleit, die freilich von Außen nicht zu erlennen ist, erllärt Uwhl noch folgenden seltsamen Umstand, der vielleicht in andern Bändern deo ,^Hla,n ohne Beispiel ist, den nämlich, das; leiner der mäletytischen Oebeteü-thmme ieltt im (^ieorauch ist, sondern daft die fünf täglichen ^el'elevslunden, loelche die Mo'.>llMv in der an den Minaret stußenden Moschee ver>ammeln, nicht auf diesem, lindern auf der schwelle des Moicheenlhm^ selbst aufgerufen U'erden. Die Minarete der Mälety erscheinen deßhalb hier nur noch als historische Denkmäler einer Zeit, da die Herrschaft noch den (5mheimischen angehörte. Da die)e Zeit al>cr schon längst verschwunden ist, so siud auch die Äioscheen der Mälely ,zu verhältnismäßiger ^ndedeulendheit heradgesunlen. Ich tonnte nur vier ihrcr ^ottecchäm'er entdecke»«, welche iiberhaupl den Namen von Äiojcheen verdienten i außerdem gieol e^> aber noch vielleicht "nige zwanzig llcinc Vetfäle, Maradut«, Kapellen, welche biese», ^tilli« angehören. Die vier Moscheen sind folgende: l) Dschmm en Näqa, ein schnnl^Ioser, einfacher Vetjaal "ut einem viereckige» niederen Minaret, hinter den Ssuq's gelegen. ^!) Djchäüll l'en Aleqyl, ein höchst alterlhiliulichecl Gebäude, in dessen Innern sich noch lufische Inschriften finden sollen. !!) Tsayvdy Äty el ssclal.,. umveit der südöstlichen Ltadt» Mauer gelegen, m,l e,nem sehr allen viereckigen Minaret. N2 4) Dschami' Dqab, vielleicht dic älteste Moschee in Tripoli^, jedoch jetzt in sehr vernachlässigtem ^uslande. Außer diesen dem eigentlichen Gottesdienste gewidmeten Gebäuden zählt Tripol,s noch eine Anzahl anderer, .;, V. mehrere Medressa'ö, religiöse Elifwngen, die nnt den l^on' victen dcs Mitlclaltcr^ odcr mit dcn cnglijch^n (5^llcgcm cimgc Achnlichlcit zeigen, ind^m dort armc Studcnt^n, dic sich natiu'luh dcr Th<'oloqic, jcin'r cinziq und allrin noch j<'tzt von d al<' grh^li^ie Ortc angcschcn wcrd^n, jo halten cs dio Hioolilil^ für ganz Ixsonders N'ünschvn^N'crtl), dasclbst begraben zu wcrdcn. Dc»»ac>näh ist dic Sittc einstcrisscn, in der ^iähe jeder solchen Stiftung, kleinere oder größere /vriedhöfe und (^raoeapellen anzulegen, welche oft einen außerordentlich großen Raun, cmnchmen. Eine der schönste» Medressa's, nach chrem Stifter 'Otyinan Pascha, einem der älteren lmlijchen (^eirallhader, der vor der ^eit der zlaramanly'o I^l'le, benannt, befand sich arade in der ^tahe inemer Behausung, sowie der Dschann' Darqut und wurde mir in ,volge eine« günstigen ^ufall^ zugänglich. Iyr Inneres bestand a»6 einem großen Patio oder Usst ud Dar, um welchen unter Säulenareaden die tleinen Zellen der Studenten hcruuüiefen. Auf jeder von brci Seiten dieses Hofes führte jedoch eme Pforte in'« ,^rcie und ,yvar auf einen im Schutze des geheiligten (^liäudcs a»W'Icgten,vrieb' Hof, dessen Denkmäler sich durch gewählteres Material und oft rcchl kunstvoll gemeißelte und geschmklelte Inschriflcn bc merlva» »achten, In clne>n dieser /niedböse lag ^ine große Kapelle, >ml ei!l auch ihnen nicht ganz an Verehrern, welche r« freillch nicht immer bi^ zll einer schonen '^ahne bringen lönnen, aber in treuer Anhänglichkeit doch irgend einen fetzen lhrer Xlcidllng^ililcke, irgend ein Tuch oder sonstigen Vappen km Heiligengrabe aufhängen, das ^eschen! der Armuth an b'r Heiligen des armen Voltes, ^n vielen fällen ist auch da« be^!'e,dene ^rabdentmal schon längst verschuninden, aber bie Oertlichleil doch der sronunen Tradition geheiligt geblieben, welche nicht ermangelt, ihre in aufgehängten Läppchen sym-lwlisirtc Erlenntlichteit fur die Wunder, die oft selbst dem "dursten Heiligen eine große loeale ^eriibmlheit verleihen, llll den Tag zu legen. v'w enger Verbindilng mit diesen religiösen Gebäuden, ^"l sie nun Moscheen. Medressa'o oder Heiligengräber, stein'N aucb h,er N'ie in andern mMunischen rändern die öffentlichen Unternchwanstaltell. in Tripolis übrigens >y ^liidba Pascha's verdankt. Unter diesen Verbesserungen nuisseil N'ir anch die Straßen-belenchtllng, da<> ve>n ih»n ein^efiilnte neue Straf^iPflaster (eine "Art von Maeadam «nit sehr festem Untergrund lunst-licher Stein,chichten>, das neue Schlachthaus, die Mzuas-lanäll- „nd vor allen Dingen die artesischen Bnmnen an-führen, deren der Gouverneur einige dreißig in der Stadt selosl in ^lngriss ge>l0ülinen hat, von welchen ein Dünste! bc^ reits vollendet ist. Dieser (Üijer siir Neformen und ^iilftlich-leil'^verle, den der jetzige Pajlba an den Tag legl, U'ird jc^ doch von vielen Veulen in Tripolis, namentlich den Europäern, nicht hoch angeschlagen. Man geht aber vielleicht ^u weil, Ivenn n«an behalipul, daß das (^anze nur ^Uendloerl, darauf berechnet, lobhudelnde Arlilel in europäischen ,.'',ei!unge» her vorzulocken , soN'ie den Europäern, welche Tripolis besuchen, Sand in die Äugen zu streuen und sie glauben zu. machen, aw befänden sie sich in emer Sladl deo eullurhlslorinhen ^orlichritlv>, wahrend in 'Wnllichleil hier aller fortschritt ,ulr Schein und seine Inscenesetzung SchN'in del sei. Allerdillgo läßt eei sich nicht läugnen, daß der tür tische Schlendrian sich auch in ^ezug a»>f diese gemeinunhigcn Einruhlungen und Werte lund giebt, daß zunl Beiipiel der >Nan eineo öffentlichen Gebäudes begonnen und dann ohne irgend einen stichhaltigen (^rund plötzlich unterbrochen wird, daß eme Straße oft monatelang wegen der Pflasterung nw 235 zugänglich bleibt, N'ährcnd loelcher Zeit sie auch keinen einzigen Pflasterstein mehr belommt, daß die Straßenlaternen je nach ^axue der Bediensteten einen Abend viel zu früh, eincn andern viel zu spät, einen dritten gar nicht angezündet werden, und was schließlich das wichtigste Werl. die artesischen Brunnen, betrifft, so lann man nicht in Abrede stellen, daß noch keiner der bis jetzt vollendeten genießbares Wasser gegeben hat, und daß Tripolis, so reich an Brunnen, deren Wasser jedoch nur zum Waschen und allenfalls zur Viehtränte gebraucht werden kann, in Bezug auf Trinlwasser nach wie vor auf die Zisternen angewiesen ist. Nun besitzt zwar jedes Haus seine Cislerm". da aber die jährliche Regenmenge hier meist nur einen Vorralh für sechs bis sieben Monate zu liefern Pflegt, so sind die Bewohner genöthigt, das Trint-wasser in der übrigen Zeit des Jahres von außen, eine halbe Meile weit, kommen zu lassen. Deßhalb ist gewiß das uw genügende Nesultat der bis jetzt gebohrten artesischen Brunnen zu bellagen- da dieses aber obne Zweifel dem Umstand zuzuschreiben ist. daß man letztere in zu großer Nähe des Meeres anlegte, so dürfte den übrigen, welche sich der Gouverneur vornimmt noch bohren zu lassen, wenn anders dieß in größerer Entfernung von der See geschieht, ein günstigeres Aiesllltat vorauszusagen sein. Was man übrigens auch unmer Über die Unvolllommenheit der Schöpfungen des jetzigen Sümbalters sagen „mg, so scheint mir, daß man dieselbe buch haliptMl.'lich den Hindernissen, »nt denen er zu lampjen hat. der Apathie semer Beamten, der Faulheit seiner Arbeiter Und dem allgemeinen Schlendrian der Moslims, aus dem s'c gewiß nicht ein einziger Mann und sei er noch so cner-lUsch, aufrütteln lann, zuschreiben muß. Jedenfalls verdienen bro Pascha's städtische, wie ländliche Reformen öderen letzterer sp"ter zu gedenten sein wird, inmitten der kulturhistorischen ^tagnatwn aller Bänder des Islams unsre volle Anerkennung und wir können mir wünschen, das; er fortfahren und das Begonnene volleuden möge. (5s ist schon früher die Rede davon gewesen, daft Tripolis die Stelle einer antuen Stadt einnimmt. Freilich er» weisen sich die antilen Neste, toelche man noch hier ficht, als so spärlich, dasi wir hieran vielleicht zweifeln löunten, befände sich nicht unter diesen Nesten ein Dentn«al, welche« offenbar uur einer Oertlichteit von stadtischer Bedeutung annehmen konnte. Ich meine den berühmten, bereits von allen weisenden beschriebenen Triumphbogen, der jedoch in seiner jr^igen Gestalt sehr N'eiug den glanzenden Schilderungen entspricht, welsbe von ihm gemalt loorden sind. Vahrend der »ntere The,I gan'i im Bod^n veljllutVn ist, zeigt sich der obere durch ein in 'hm lind >>m ,!m errichtetes Haus tjeyt lein Weinschoppen mehr, wie zu Varth's ^eit) fast ganz verbaut. sc> dasi vom Bogen selbst nur die eine der vier Seiten Völlig, eine andere blob halb und die übngen gar nicht mehr zn Tage liegen. Auf der freigebliebenen Seite haben sich die Vaereliefs, mit denen das ganze Denkmal geschmückt war, theilweise erhallen, so daft man noch deutlich Figuren von Löwen, Pietorien auf Triumphwagen. Adlern u. s. w. crlcnnt. Die bekannte Inschrift, welche aussagt, daft die Triumph-Pforte vom Proeonsul (äajus (žrfilus lder uns durch die Weihung des Denlmals des Apulejus in ztarlhago belaunt ist) dem "11tarcu<< Aureliuie demjenigen Vureaur. für die Erhebung der Marltsleuern oder auch vielleicht Wachtposten zu entHallen) eines öffentlichen Platzes, Marttes oder Forums diente. Auch dieser scheint nicht ein eigentlicher Triumphbogen gewesen zu sein, obgleich sein architeltonischer schmuck ihn den schönsten uno erhaltenen Ehrenpforten andrer l»attu»g, wie dein Vogen doH Titus, des Septimiuö Scvcrus und des l5l'usumtin edenl'ürtig an die ^eite stellt. Vor dem .I.»n«m «l'!U!!>!l!<>l>!4 in )!iom zeichnet er sich nicht nur durch seine geschmackvollen, der besten Xnnstepoche angehörten Basreliefs, sonder» auch durch sein, in ,>orm eines Achtecks angelegtes, kunstreiches Gewölbe auo, »rahrend die vier Bogen des römischen nur ein einfaches Dach tragen. Heine Bestimmung scheint übrigens eine ähnliche wie die des letzteren gewesen zu sein und wir dürfen wohl annehmen, das; er, ebenso wie bn .limux «>»ii>ll>!,->'!!?< in emem der deledleslen Handelovierlel, Wahrscheinlich ans dem Marktplatz, lag. ^.ehr lomisch muh Uns dagegen die Ansicht Beechy'o erjcheolen, loelcher annimmt, basi lange vor der Gründung einer städtischen Niederlassung an dieser stelle dcr fragliche vierfache Bogen bereits cr.istirt habe, und zwar zu dem Zwecle, um den Jägern, welche allein bloje damals ganz unbewohnle legend von Zeit zu ,^ctt be suchten, zum temporaren Obdach zu dienen. Diese Ansicht beruht auf deu verschrobenen archäologischen -^deen Beechy's, ^on denen wir noch andere Beispiele haben (er nimmt zum Aeisvicl Abrotooon fur d,e Vorgängerin von Tripolis und W"s; gar nicht, daft Adrotonon nur der griechische Name für Sabrata war), deren zl> F^lge die römische Vorgängerin des heutigen l'aräboloss ganz wo anders, etwa zn>ei geographische Meile» «in Innern, gelegen habe, ivo wir llns um-sonst nach irgendwelchen Siesten uinsehen. Das Lächerliche, Welches in der Errichtung eines ^ll'li« «m-uililn»,,« zuni ^lvcckc oincs Iagdpavillonö liegt, scheint der Engländer ftcmz übor-scl)cn zu habcn. Das; ader an Etcll^ dc^ yclili^'n '!'.n>il.»,'loss dcrcit<< zur b'lanzzcit dcö rminschm Miscrrcichö nnc Stadt 1^, davon lilscrl unü nicht mn dcr cbenmvähnte Äurcliu^dogcn dcut lichc ^^'lrcis<' »d^ui dic (5'nstcn,; solcher VM'u i,n frcien Feld ist offenbar em Paradoxon», foildern auch noch vielfaches antlleo ^exialler, welches wir theils an dem Mceresufer, wo es unzweifelhaft die Quai's dieser Mmerstadt bilden hals, theils als ,vuttdainente der jetziqen arabischen Stadtmauer au-treffen. ^ePere finden wir namentlich in dem am Väli Dfchedyd (de>» ncucn, erst vor 10 Jahren gebrochenen Thor» in einem jeltt halbverfallenen H-ort, wo die mächtigen Quadersteine der b>rnnd maller offenbar a»,f einen voraradifchen, ja feldst uordyzaiv tinifchen Uriprung deuten. Selbst auf antike Seulpturcn und >lunstdenl!naler floht der Forscher nicht selten in dein (^emauer dl» jel)igen l'aradoloh. So beu>erlte ich unweit des ^uden Viertels in einem Hause einen »lit einem Basrelief geschmückten Vausteln, dessen (^egenfland ,mch lebhaft an viele Mofaiten, d,e in .Karthago gefunden wurden, erinnerte. Das Basrelief enthielt eine getreue Darstellung des gewöhnlichen Papageis dcs Hsudans, grade fu, wie wir ihn auf den befagtcn Mosaiten erblicken. Der Papagei war dcn.Karthagern nicht unbelaunt und man braucht wegen feiner ()infiihrnng gar nicht an das fabelhafte Ofthir der Bibel zu denlcn. fondern tann dieselbe einsatl' aus dem Sfuda» ableiten, N'oher er noch hellte toinmt. ^tit dem rftlndlichen Papagei, an den man gewöhnlich bei Ophir dentt, hat diese Sculplur gar lcine Aehnlichleit. N'ohl aber eine sehr getreue mit dem afrikanischen. Die Nraber begehen bei ihrer Benennung dieser Sculptur einen rührenden Anachronismus. Da nämlich der Papage» auf einer turzen Säuk' sit^t, welche cine oberflächliche Aehnlichteit mit einer Kanone zeigt, so benennen sic den Stein „Vu cl Niadfa" wörtlich dcn „Vater der .Nanonc", d, h. dcn Stein »lit dcv >tan^'»c. Audnc Anzeichen von dcr Existenz cincr ^iölncrsladt an dicscr Stelle liefcrn un« dic ausielordentlich tivscn ^istelnen, welche lvir in dcr nahegelegenen Äteschiya dcobachtcn, sowie die, aussscdchntc Nckropole, dic in derselben ländlichen Umgebung entdeckt wurde, Der Nmsland, daß die. Gefäfte zur Aufbewahnmg der ^eichenasche nicht, nne bei den Itömcrn sonst üblich, au>> Thon oder Hrde, sondern aus Glas bestanden, deutet, wie schon Varly bemerlle, auf da^ 7^ort-beslchln der alten phönieischen (^la^fabritation in diesen einst so bedeutungsvollen pnnischen Kolonien. Ob wir jedoch hieraus yradczn den Schlusl ziehen tmmen, als seien diese Grader wirtlich altphönieisch, ist eine ,vrage, dic ich cher verneinen möchte, da belannllich die Sitte de« Ä^egrabenö der nnver-brannten deichen bei den Phöniciern und Karthagern bi^ in Vnhällnis;mäs;ig späte ^eil forlliestand, Welchem war aber der Name dieser antiken Stadt? Die Moderne Benennung Tripolis ist offenbar späteren Ursprungs >md bildete im Mterlhum nur dle Bezeichnung der Provinz lvelche d,e „dreislädtische" nach ihren drei großen Bevollerungo-»liltelpunllen, ^.abratha, i>a und Lcptis, genannt wurde. Die ^"ge zweier dieser Hauptstädte war schon lange belannt, die-Mige von 3!ea allelu lonnte noch einem Zweifel unterliegen, kln ^U'eifel. welcher iM'ch, lrne ,uir schein», durch die (5utser-"ungsangadcn des Itincrarimn Antonini Augusli und der ^rulmger'schen Tafel geHoden N'ird. ')lach ersteren, betrug b" Entfernung von ^abrala Colonia nach l^ea ^Itilliarieu betragt. Der Umweg von sechs Milliarien wird aber leicht dadurch erklärbar, daft die Straße des Itinerary iml't dem Äieere entlang fiihrte, sondern einen Einbug laudciinoärts machte, um die Ätittelstation Vax. villa Rchcntina zu berühren. Die Straftc dcr Peutingerichen Tafel (welche die >3tadt Osa ncnnt» da^'^cn lief dem Mccre ^ntlanss über Assarla (Hansurj, »nd Ponton Äiilliarien Vänqc anqe^eben, k'as voll-lonnnen dcr Wirllichtcit entspricht. (5in ,^anz ähnliches ^>tcsullat liefert uns der Ver^Icich der Entfcrnuusssangabeu der beiden Itiueravieu in der ^üchiun^ von Veptis. Hi^r hadcn wir in der Peutinsscr'schen Tafel eine Entfernung vou 7«1 Milliarien, ein Unterschied von 5» Millimien. welcher die Verschiedenheit der'^ege Milliarien, so daft wir also l?ei der einen strafte eine Abschweifung von l l, bei der andern von !<» Milliancn annebnun müssen. Die gröftere Abschweifung der vom ^tmcrar gegebenen ^lrafte erllärt sich hiineicheud durch deil Umstand, daft lcl.lere uicht U'ie die der Peutinger'schcn Tafel, die Ileiuen Xüslenslädte, sondern die groften agrieolen Mttlelpunlle de'' Besitzungen reicher Rooler^ falmUm, wie Megradi Vüla Aniewruln und Minna Villa Marsi, berührte, welche der Natur der Hache ssemäft eher im Innern, wo das Vand fruchtbar is>, als au den« zumnst sandigen Strande gesucht werben müssen, Aber auch dle Seestrafte der Peulinger'schen Tafel, welche unr ^U'iichen ^abrala und ^ea (Osa) genau »uit der graben ^ime übereinstinnncnd gefunden haben, weil eben die Msle auf leklerrr strecke beinahe grade läuft, erleidet hier eme nicht g^r,uge Abweichung, ivelche jc-doch nicht weniger leicht zu erllären ist. da eben die >lüste 241 zwischen Tripolis und Lebda von der gradcn Linie nicht unbedeutend abschlveift. Nach diesen für die Identification antiker Orte wichtigsten beiden Quellen nuiss^n wir also in Oca, dem Ocea des Itinerary deni Osa der Peutinger'schc», Tafel, die römische Vor-gängerin von Tripolis crtcnnen. Aber ihr Ursprung reicht w^il üb^r di^ Epoche der ^tömer-Herrschaft an dieser >lüsle hinauf und wenn auch die beschicht' schreiber hievon schN'eigcn, so ist lmö doch die phönieische Gründung Oca's durch nunnsmatischc Dentmäler erwiesen. Wir besitzen eine Ätünze, auf der wir deutlich in phönieischer Schrift den Namen "P>?2 71^'^ ^>"i -. »ici l.'l l.-ln^lll; l'liüln« itj»«>«. l',>>^ Iftl7. Seite I.ltt). Hicraus geht auch der tyrische Ursprung dcr Stadt hervor, denn Mater war der Hauptqott der Tyrier, dein alle ihre Kolonien geweiht ivurden, und zu-sslcich wird «n«l dadurch der im 8tmli:l«imm »ülri» mn^ui, in wclch^'m tvir Oea uinsonft suchen, an dessen Stelle angeführte ^'a,m' Malaraia ^ Stadt de'> Ätalar) erllarbar. Iuda^ uinmü ^ldrigen<> an, Malaraia sei eine andere nahe dei Oea gclegcne, ^u»i lchterem al'hängige Stadt gewesen. ^>on der (5r.ist^n,z einer ä"'eit^n antilen Stadt in dieser Nahe fehlen uno jedoch alle Vrwl'ijc, Vlialaraia loar also wahrscheinlich der den Hellenen ^läufigcre Name. da fie ihn leicht von einer griechischen Wort ^ur^>l ableiten lonnten. ähnlich, »vic sie wahrscheinlich Adro-^'Nun fiir ^adrala gebrauchten. Der ^lü'ii^m»« in.-irift »,n^l>i, ^vclchcr lrhtere Stadt Übrigens bei iyreni phönicischen )ia,«,en ^adralha nennt, giebt die Enlfenmna von iyr nach Mataraia ^^a) so an, das; wir auch dnrch ihn eine Äelrafliglmg der ^lnsicht^ x)^ ,,„h ^lnlaraia seien cins und an der SteUe des ^«tigcn Tripoli gelegen geN'ejen. erhalte,». Diese Entfernung Wird von lh,n zu l«,<» Stadien angegeben, wa>> etwa l.<» rö' "usch^n Milliarien entspricht: i>n Ilinerar hab.n w^r .''l,, in dcr Peutinqer'sck'en Tafel -N» Millianen von Oca nach Ea^ brata und in Wirllichkeit beträgt die Cnlfernllng von Tripolis nach den Ruinen von Sabrata annähernd ^» Milliarien, so baß also laum cine grljsiere UebereinslinlMllng denlbar, Dcr phönieische ^iame von i?ea musite natürlich bei den Römern, w^'Ichc dao! in ihm <'nll'alll'tt<' 'Am nicht ancljvrcchcn lonntcn, ntchr oder wcni.^r unvichti^^ ,vor»ncn annchnu'll, Den'n habcn wir schon obcn zwci «il cca »md i7sa> gl>fnndc„. Auch Plinius >'. '!, >i ^'!. 'vrlchcr Hcoa schrcibt. sind nicht im Nccht. Doch schont crstcrc ilrtho^raplnc in späterer Z<'it dri dcn ^töllN'ru dic vorl)nrjch. Orjiqur ivirt:i^ric>rt AtV'iH jn-rmixta colonoft. Wic adl'r di^ Einheimischen ihn aufsprachen, dayl scheint dcr aradischc (Geograph AI.'» '^Ibayd el Valrv nn6 einen Fin^erzei>i an die Hand zn geden. Dieser dehallplel nämlich, daft 'saMwloss früher Niadynat ^"^-»! genannt N'orden sei, n'ofür Barlh die Vesarten ^lms und Ana^ vorschlägt, ^Z^ir können aber edensoM .,^^ oder ^ voeallsireil !md demzufolge Oyass!' oder ilyass lesen und dann würden wn der obigen ^)lün',le^ende, welche den Namen Ti^'i «welches c^^i voealisirt werden lann>. alsl' ily'alh jchreidl. sehr nahc stehen, denn der einzige Buchstabe, der in de«n arabischen Oyäss und den« phinüeischen Oy'ath verschieden, ist der lehle, Ein oder ^chin slalt Tall. Dies ,st aber nun grade eine Permutation, die von, Hebräischen in'« Aradyche und uma>" lebrt l'a!,slg V0l^ell0»>me>l n>nd, wie 71^!lll5' im Hlrc»' bischen l^^. und, wie im hiesigen 7vall m»gl'lcl'rt "^>' (viel se«n», im Arabischen ' ^ . «welches namenllich l,il lun'' z 243 sischcn Dialect als „viel sein" vorzugsweise im Gebrauch ist); 7>7!2 O (erklären), im Arabischen ^^ u, s. w. Zudem steht ja die Auelsprachc des hebräischen Tau bei vielen Juden dein Ein und^dcm Schin sehr nahe. Ül Balry leitet auch den neueren Namen Tripolis vollkommen richtig von seiner griechischen Wurzel ab und zeigt sich auch bierin als ein vertrauenswürdiger (Geograph. Wann jedoch dieser Name „Tripolis" angefangen hat, als derjenige der Stadt gebraucht zu werden, ist er ebensowenig, wie irgend ein Andrer, im Stande, uns zu sagen. Beechy legt dem Umstand, daft die Ruinen von Sabrata heutzutage von den Europäern „Tripoli veechio" genannt werden, eine übertriebene Bedeutung bei und ist der Meinung, als sei eo jene Stadt gewesen, welche zuerst den Namen der Provinz ange-nonnnen habe, der dann nach ihrer Zerstörung auf da« heutige 'l'araboloss übergegangen sei. Aber hievon, sowie überhaupt von der Benennung „Tripoli veechio" als einer landesüblichen (die Araber gebrauchen sie nie» fehlen alle Beweise und letztere Aenennnng sür Sabrata, obgleich schon viele Jahrhunderte alt, mUs; wohl als eine jener Oberflächlichkeiten der europäischen Seefahrer betrachtet werden, von denen wir noch andre Beispiele haben, wie die absurde Benennung Afriea für die einzige Stadt Mahdiya u, s, w. In den Biothumslisten ist von einem Bischof von Tripolis nie die Rede, wac> sehr erllärlich, da eben Tripolis im Alterthum lein Städtcname war und die Bischöfe nicht ihre Titel von Provinzen ableiteten. Dagegen finde» wir drei Bischöfe von ilea genannt, Nalalic» l^l'l'j und den Donatisten Marmnann^ >>. die den von Cyprian und von Augustinus präsidirlen i5oneilen beiwohnten, sowie (5reseoniuc!, der zur Zeit der ersten vandalischen Verfolgung unler Geiserich viel 344 zu leiden hatte und später, in: Jahre 484, vonHunerich zugleich mit seinen Amtsbrüdern in die Verbannung geschickt wurde. Da Ere^eoniu^ in der Verbannung starb, so gclangte cr zu einer Stelle im Martyrologium und sein Name figurirt im vollständigen römischen Kalender zugleich mit ^alerianus, Urbanu^ und andern Seligg^sprochellen m>l Tage des ödsten ^ioveinbers, Dcr Name Tripolis als Provineialbezeichnung ist sogar nicht einmal sehr all. Er wird zuerst meinem Wissenö von Pomponius Ätela gebraucht, und noch lange nach ihm war dieser Provineialname nicht ossieiell bestätigt. Erst in vi!!'<»vm>'!,, 'I'!ij»<»Iil:!»!^ denn ill den ersten vier Jahrhunderten nach d<»u Mll >larthago'o ge hörte diese Provinz zur Proconsular^. Älann^rl ».'ill zwar schon dem auö ,^eptiö nlagna stamnieildeil >taijer, >5eptimius Severus, die Errichtung der Tripolilana zur Provinz zuschreiben (Mannert X, 2. i>. !^',), aber au^ den von ihm bei dieser Beledenheit eitirten Worten de^ Anreliuö !^ietor (!<'!il!l lio^il.l mm «i^N!l>!< ' liini» !lrl»iunl nmm'l'!', 0,'lU', !6al»lllri^,l!>. Ii!,. Xlli, c. l») lesen wir fast dieselben Worte. Der Rume lommt also von den drei Hauptstädten, wahrscheinlich den einzigen bedeutenden Städten der Tripolitana, ganz wie die Penlapolis »,ach ihren siinf Haupt städten benannt N'urde. Äl« vfsieieller Prouinzenname lolnmt er erst im Jahre .'>!'» zllr Heit deo Dioeletian gl^ichzeilig nnl dem Namen der Äyzaeena vor. In der 5il,tjtm Iji^uitntlilo (1^,1. l!"','kmk I. i». >>) erscheint die Tripolitana unler der Verwaltung emes Präses, dessen Titel ,, Vil' i»cll verwaltet wnr-den. Die Tripolitaua ftand sonnt auf gleicher Stufe wie die Mauritania Sitifcnsis, welche gleichfalls nur einen Präfes hatte. Sie besasi übrigens noch einen im Range über dem Präses stehenden Beamten, den lwx Mivmcm«! 'I'l-ll>»,l,l.'m.'>^ welcher bald als Beamter zweiten Ranges „^,!)ctzldl!!5", bald als solcher dritten Ranges „('Iin-i^mm^ betitelt wird. Der Dur. War jedoch ein rein militärischer Beamter, unter ihm standen die vierzehn minutes oder militärisch verwalteten Gränzdislriete der Trivolitana. <5s scheint nicht, daß dies Amt des Dux. ill der Trivolilana jemals mit demjenigen des Präses in einer Person vereinigt wurde, wie dies m andern Provinzen, z. B. der Mauritania Laesariensis, geschah. Obgleich im Range unter dem Dux flehend, so scheint doch der Präses in Wirllichlcit mehr politische Autorität besessen zu haben, da wir in einem Gesetze der .Naiser Theodosius und Valenlinianus (l.. 32, tz 1. ('. (l tania Sitifensiü, deren Präses einen noch viel bescheideneren Verioallling^bezirt hatte, während der nuliläryche ^erlvalter, del Eomeö Africae, ein noch über tx'm Dlix. stehender Beamter und stets „Vi>' ^i»< ^ln!»i!>^- lltulirt, einer noch größeren Aw zahl von ^imiteö vorstand. Ter Eoine^ Äsrieae hatte übrigens auch die Vimite^ der Proeonsularis, Numidia Äyzaeena, unter sich. Eine in manchen Punkten ähnliche Verwallnng^ein-theilung haben auch in unser»» Jahrhundert die Franzosen in Algerien eingeführt, dessen drei Provinzen jede ihren Prä« feeten oder Eiviluerwalter, der nur die Städte und daö joge> nannte „WNU"»!-«', ^ivi!" ilnter sich hat, und nebenbei einen militärischen Gouverneur besitzen, der im ,,<<>i>il'»il'' miMll'ü,!" unumschräntt herrscht und im Nange iiber denl Präfeelen steht. Der über Allen stehende Generalgouverneur dagegen findet, in sofern er auch über die bürgerliche Verwaltung ge^ seht ist, in der römisch afrikanischen Hierarchie in zwei Beamte» sein Gegenstück, nämlich in dein in Italien residirenden Präfeetus Pratorio Italiae, der mcher der Tweese Italien, auch noch dic Diöeesen Afriea und ^llyrien in höchster stelle verwaltete, llnd seineui Stellvertreter in Afriea, de»l Viearius Äfrieae, unter dem die fünf Provinzen, Byzaemm, Nunndia, Mauritania Caesariensi und Tripolitcma standen, während die Proeonsulariö nnl ihre»» Proeonsul direet dein 24? Praefectus Practorio untergeben war, wohl deßhalb, weil der Proconsul im Nangc über dcm Vicarius Africae stand. Insofern der Generalgouverncllr den militärischen Angelegen-heilen vorsteht, findet er jedoch sein Gegenstück im Maqistcr Poditum Praesentialis, der übrigens außer Africa noch fast M' MilitmMwl'rm'urc den »varcn jcdoch noch viclc ^crwaltunst^wcigc, N'elche jctzt die französischen Gouvernelne vcreinigcn, dci dcn 3lo>ncm ^trennt. Die Reiterei stand direct nnter dein „Vl,- ill»«tll«", Hlu^l^tl!»' (!>!, die Finanzen unter dein ll und seinem Stellvertreter in Africa, del» lt,l<'>",!.'>Iix ^!!!»m!l>'«l!!l ^l'iic'lll', die Domänen unter dem '!!!!» jü'ivül.'ll'lim und seinem Stellvertreter in Africa, deM lr.ltlOI^lli^ li> ! I'llV.lill«! l>«»M!I^ l'llü'Ioi'ÜM Divll!!!»' l»^l' ^lricilm. An Stelle dieser eomplicirten Verwaltungsmaschine haben schon die ^nanzosen in Algerien eine einfachere, eine noch viel einfachere aber die Tiirlen in Tripolis gesetzt, deren urwüchsiger Barbarei das nächste Capitel gewidmet ist. 246 Veunundzwanzigjles ßapitel. Tripolis. R^icrunl^ und Volt. hisiolWtt !.^sstle>ch der dm ?l>'^'!,!jch!isl!'», — Di»' D>!»»Il<^ da Ii>>s!!»'»«l», — Ihre U^inuxq, - llmIlMl' En'lK'l»»,! - varuly, — AlM'm, l^er illl,!,!'!! lmiiischl',! ^'lüüljüllav M ^uch>>,M'm ^ ^^«»,»! Nl»^!,!!,»!!^l ^!',' ^>^!)l'!<',,!l»,!,j>! II»!,'! ^ljxma ?!!s!!! I<,ft!>u >,1ch,! !»w j»'!!!l' U>^l!N all« ^Müilcil, D»'s '.''li!!»,!^!'rj"h« dcs I)»!cha, — Gmnge Clükilüj»,' d^ ^!na!^ ,UN'< d!'s A,'^'!ll>ch,!Ü, Dl'! '.'»»li,>>»i! !'l I^lVd, - '.'s!!! !l,U'rM!'ftl,ch!'! ','>jU,n>^»!>'!!lt>^l ?ll'»ft>'s»»^c!i t>»''.' fischn ilhtt' !!sl«>slj>hc '/»>>l»>'i»!N'!i, — ^!'!tt Ues,'lMpli' ^ll!Ndl!»l< lw» M,l U,0l0!!!»'l'I!, — Di>' V'iüli, — Ein KMxdl'ltt^'r .',r!!»'ll>»'!i — ?^!'s Nlül'^ü — Der DsslndlN - On^!',!^„l ^ NlüjilN !','>! ' A,1,,1!0!!'l)^!si'»l!ch lieil»'!!, — AlK'^l'iM' Oi>' mi>!>'!! NÜUIN1! >l^!l!l>i,'<'li!>, — Die ljitt ^ie Gcschlcht^ dcr dici Nc^nlschaften Alsticr, Tunis und Tripolis ll'^lchc ln viclcn B^ichunlM so Hlosn' ''lnalo^ic zci^t, crlrt'ist sich nur in cmcm P»nlt ssäx^Iich vcrschil'dl Kitcn Ialnhundcrt cin^cfühlic Wahl-monarchic uutcr dcn liucr-ratho, Er lündigte ein großes ^est an, zu dem cr sammt-lichc Würdenträger einladen ließ, denen in den dunlien Gc- 250 Wölbgängen des Paläste eine Anzahl von Henkern auflauerte, welche ihr Geschäft des Erdrosseins der im engen Gange Mann für Mann vorschreitenden und von der Finsterniß entwaffneten Eingeladenen im Nu vollendet hatten, Dieser an den Mord der Abeneerragen erinnernde Verrath beseitigte in einem Tage an die dreihundert, das heißt alle einfluß-reichen Türlen, »>nd lieft Niemanden am ^eben, welcher dem Pascha die Gewalt streitig machen tonnte. Der schlaue Mann kannte die Mittel wohl, um sich bei seine»» Oberherrn, dem Sultan, einzuschmeicheln und es gelang ihm auch wirtlich, sich in seiner usurvirten Herrschaft bestätigen zu lassen, ja dieselbe auf seine Nachtommen fortzupflanzen. Seitdem herrschte in Tripolis bis zum ,^ahre l^i"' ein ähnliches Regiment, wie es noch jetzt in Tunis besteht, das heißt eine halb aus türkischen, halb aus arabischen Ele^ menten zusammengesetzte Verwaltung, in der jedoch einer dritten Rasse die eigentliche Oberherrschaft zustand nnd die wir deßhalb vielleicht am Bezeichnendsten die Herrschaft der .^uluglv'^ leimen tonnen. Ahmed Pascha, der erste >tara-manl^), >oal >elbsl Turle, aber seine Rachsolger .^ulugl^s, d. h. Nachkommen aus gemischten Ehen zwischen Türlen und Arabern. Solcher >lulugly'6 gab es außerdem in Tripolis noch viele Tausende, die Nachlommen der seit zwei ^chr-huuderten die Herrschaft ausübenden Türlen von arabischen Müttern, und diese bildeten die natürlichste und homogenste Stütze der Regierung, welche freilich „ebenbei noch immer Türten aus der Levante zum Militärdienst lommen lieft, aber sich wohl hütete, ihnen bedeutende Posten anzuvertrauen. Obglelch beinahe ganz arabisirt, so hegten doch die >wluglv's eine liefe Verachtung gegen die ächten Einheimischm und gestatteten ihnen nur in den seltensten Fällen emen Einfluß auf die Verwaltung. Freilich war die Regierung den gwfteieu arabischen Stämmen gegenüber beinahe ohnmächtig und be 251 gnügte sich mit einen» nominellen Vasallenthu»n derselben, musite ihnen aber die Regelung ihrer innern Angelegenheiten volllommen selbst überlassen. Die unmittelbare Herrschaft der Paschas von Tripolis aus der Dynastie der ilaramanly, obgleich immer noch viel fester begründet, als die der früheren anarchische,! türlischen (Gewalthaber, beschränkte sich sozusagen auf die Küstenslädte und die festen Wohnsitze einzelner Bewohner des Innern, und da deren in diese»» weiten, aber hauptsächlich von Nomaden bewohnten Gebiet nnr auffallend wenige sind, so war sie eine schr schwache und unbedeutende. Daher die geringe Achtung, in welcher der Bey von Tripolis, wie ih» die Europäer nannten, in» Vergleich mit dem Dey von Algier und dem Bey von Tunis in Europa sland. Obgleich nomineller Herr eine^ Bandes, loelches die beiden andern Negentschasten zusaimnengenoinnlen an Flächeninhalt übertraf, obgleich selbst Fesän, Nhadämess und andere Provinzen des tiefen Südens seine Oberhoheit anertannten. so war jedoch seine wirtliche Autorität nur eine sehr beschräntte und seine (5inlünfle für einen Souverän außerordentlich gering. Ich hörte sie von zuverlässigen Europäern, welche diese ^egenlschaft bereite zur Zeit der Karamanly's bewohnten, aus „ichl höher alö eine halbe Million Mahbnben (der Mahbud ist wenig mehr al^ ein preußischer Thaler) anschlagen. Es ist wahr, dic Ausgaben der Regierung waren auch gering. Das alte moslimische System, daß die Beamten sich fiu dcn Mangel jeglichen (Gehaltes an» Beutel ihrer Untergebenen schadlos halten, dazu die mcherordentlich goringe Trnppenmacht, loelche in der leylen Zeit fast allsslblieszlich "ll^ gelauslen 'Itegein bestand, de,»en »,an leinen behalt aus-zuzahle» brauchte, die Abwesenheit der Staatsschulden, machten, d"si der Pascha fast die sämmtlichen Staatseinlünfte als sein Taschengeld betrachte,» und für seinen Hofstaat verwenden lonnte, loelche» letztere dem» a»ch, wenn wir der Verfasserin 252 der „I^tt«'!-!'' <'» 'I'i'ii'olv'^ Madame Tully, welche diese Stadt im vorigen Jahrhundert bewohnte und beschrieb, Glauben schenken touuen, ein entsprechend glänzender war, in dem in Goldbroeat gekleidete Eunuchen den Besuchern mit goldenem, mit Perlen und Diamanten besetztem Kaffeeservice aufwarteten, in dem eine prachtvoll ausgestattete Negergarde den Eingang bewachte, in dessen innern Räumen Marnwr, Porzellan, Perl-mutter und Gold zur Ausschmückung der Wände überreich verwandt waren. Diesem halbarabischen Regiment wurde jedoch im Jahre I8N5» durch ein Ereignis; ein Ende gemacht, welches den Bc^ weis lieferte, das; die Macht des türlischen Reiches, wenn auch den Europäern gegenüber so schwach und verächtlich, im ^ampse mit andern muslimischen Elementen, noch immer lebensfähig und kräftig genug sei, die Oberhand zu behalten. Allerdings nahm diese Macht dieses Mal zur Begründung ihrev Herrschaft zu jenem Mittel ihre Zuflucht, welches sonst das des schwächeren zu sein pflegt, nämlich zum Verrath. Der langjährige Beherrscher der Regentschaft, Klssuf Pascha, hatte abgedanlt und dic Regierung seinem ältesten Eohnc 'Alyy, welcher nun dcn Titel eines Paicha'c von Tripolis annahm, hinterlassen. Das war aber nicht die Hache einiger anderer Mitglieder der Dynastie, welche das Erbrecht nach den Grundsähen des Seniorats (so daft immer da^ bejahrteste Mitglied des ganzen ^ürstengeschlechts zum Thron berechtigt ist) gellend machten. Da dieses Erbrecht sonst in moslimischcn Bändern fast überall herrscht und sich auch in Tripolis der gröstten Popularität erfreute, so gewann der Gegenpascha, fiir welchen sich d,e Familie der ztaramanly mit wenigen Ausnahmen einstimmig erllarte, ein älterer Vetter des regierenden Fürsten, bald ^nen grosieu Anhang. Ja eigentlich die ganze Regentscl'ast nahm für ihn Partei, Da aber deren außerordentlich weitspurige Provinzen so düun be- 253 völtert sind, daß eine ixn apathischen Tripolitanern ganz unbetannte Energie dazu gehört hätte, mn alle kriegerischen Kräfte des Bandes zusammenzubringen, so blieb die wirtliche Armee des Gegenpascha's eine verhältnismäßig nur sehr geringe, und 'NIyy, der im Absitz der gegen die Angriffe der Einheimischen genügend befestigten Hauptstadt blieb, tonnte sich ohne Mühe gegen die Angriffe seines Gegners behaupten. Auf dlese Hauptstadt sah er sich aber auch allein be-schrälüt, denn schon die nächste Unlgegend derselben, die dichtbevölkerte, fruchtbare Palmenoasc der Meschiya, befand sich in den Händen seinem ^lebenbul,Ier>?, ja sie bildete desse» eigentliches Machtcentrum, ivefthalb nian letzteren denn auch, mit Hintansetzung seines wirtlichen Namens, me anders als den „Pascha der Meschiya" nannte. Der durch diese Rivalitäten erzeugte, allen Verlehr hewmende und filr die Vevvlternng i»l höchsten Grade nachlheilige Zllslano danerte so lange > war gar nicht abMseheil, »vie ihül iinl den Kräften des Bandes selbst ein (5nde ge>nachl N'erdex tonne), daft den deiden Pascha's zuletzt die Geduld ausging und sie zu dcm verzweifelten und verhangnißvollen Mittel ihre Zuflucht nahmen, die Vermittlung deo nominelleil ^berherrn der Regentschaft, des Gruszsultans, anzurufen. Der Sultan »nachte es wie das Raubthier in der ^abel, bas den Streit zwischen den zwei unglücllichen Geschöpfen, die es zum Richter ihrer Zwistigteiten anriefen, dadurch schlichtete, daft es alle beide auffrasi. (iine tinlische flotte mit cmcr verhältniftmühig bedeutenden Truppemilacht wurde nach Tripolis geschickt und auf dieser Flotte befand sich cin Mascha, der zwar lange blos für den Commandanten dieser militärischen lHrvedition galt, der aber in ^irllichleit sich in "ner ganz andern Eigenschaft entpuppe» sollte. Das Erste, wa<, die Türlen verlangten, N'ar, daft ihncn 'AIYY Pascha die Befestigungen übergeben Me, um sie »lit türiischen 254 Truppen zu besetzen, da diese doch allein im Stande seien, die Hauptstadt Ii'irlsaut zu vertheidigen. Alyy war natürlich schwer dazu zu bringn», die einzige Macht, die er noch bcsaß, aus den Händen zu geben. Alle seine Rathe, mit Aufnahme eines einzigen, den die Türken bestochen hatten, waren dagegen. Sogar der alte ^)uffuf, sein Vater, welcher seit seiner Abdankung in Tripolis geblieben war, soll sich bei dieser Gelegenheit wieder in die (Geschäfte gemischt und ihn dringend gewarnt haben. Alle andern Mitglieder der Dynastie waren gleichfalls dagegen und dich soll sogar zu allerhand lebhaften Debatten und sehr ernsten Erörterungen Anlas; gegeben haben, wie mir mein freund, der jetzt als tunisischer (General in Tunis lebende frühere tripolitanischc Prinz, Ssayydv Ahmed >taramanl»), einst weitläufig auseinandersetzte. Ja, ich würde ohne Zweifel im Stande sein, dem ^eser allerlei bisher unbekannte Einzel-heiten über jene Katastrophe der Dynastie, zu welcher der besagte Prinz gehorte, mitzutheilen, wäre» nicht die Erzählungen des guten Ahmed, wie sie weitläufig waren, auch entsprechend Verworren und unverständlich gewesen, so das; ich mit der Ueberzeugung von ihm schied, daß nach seinm Berichten gewisi leine (beschichte von Tripolis geschrieben werden tonne. Alyy entschloß sich aber, alls die guten Absichten der Pforte Vertrauend, zuletzt doch, die Türken einzulassen. >laum sahen diese sich im Besitz der Thore, als sie dieselben ohne Weiteres öffneten, de« freien Verkehr wiederherstellend, und von diesem Augenblick an war eigentlich aller .^trieg zu Ende. Aellere Bewohner von Tripolis haben nur das merkwürdige Schauspiel geschildert, welches sich gleich nach ^efsnung der Thore abspielte. Dic Bewohner der Meschiya strömkn in dichten Cchaaren in die nach langer ,'^eil zum ersten Mal wie der zugänglich gewordene Stadt hinein; beide Bevöllenmge» 255 vergaßen im Augenblick alle Feindseligkeiten und gedachten m>r der Bande der Blutsverwandtschaft, welche sie, die durch den bloßen Zufall ihres jeweiligen Wohnorts zu Feinden geworden waren, innigst umschlangen und deren Erinnerung sie nun in brüderlichen Umarmungen den lange verwehrten Ausdruck gaben. Kein Mensch dachte mehr an 'AIyy Pascha, noch weniger an den Pascha der Meschiya, welcher letztere übrigens bald darauf die flucht ergriff. Die unglücklichen Unterthanen, welche die Nivalität ihrer Herrscher schwer gebüßt hallen, hofften vielmehr das Veste von der türkischen Inlervenlion, die ihnen einstweilen nur in heilsamem dichte erschienen war - sie ahnten freilich nicht, daß dieselbe bald zu einer drückenden Fremdherrschaft führen solle. 'Alyy Pascha gab sich wirtlich dem holden Wahue hin, als werde diese Intervention zu seinen (dunsten Früchte tragen. Noch war er der nominelle Herrscher, und wenn auch Andere im Augenblick diese Herrschaft ausübten, so geschah dies doch in seinem Rainen und er lonnte die Hoffnung hegen, bald als unbestrittener Regent auftreten und handeln zu dürfen. Aber in dieser schönen Hoffnung sah er sich schon wenige Tage später alls eine sehr unerwartete ^eise grausam ent' täuscht. Der von (5onstantmopel geschickte Pascha, welcher noch immer nichl hatte landen wollen, ließ den Fürsten er-suchen, zu ihm auf's Schiff zu lommen, um dort den Fe»män der Investitur, welcher 'Alyy als rechtmäßigen Pascha von Tripolis anerkannte, aus seinen Händen entgegenzunehmen. 'Alyy ging in diese ihm so geschickt gestellte Falle. Er fand es freilich sonderbar, daß der Türle ihm den Fermän nicht am ^ande überreichen wollte, aber er fügte sich den Gründen der Etilette, indem mau ihm vorhielt, daß das Xrieg^schisf des Sultans den lürllichen '^oden repräsentire, während Tripolis ja nur eine mittelbare Provinz sei, und die 356 Würde des Grofcherrn es verlange, daß die Investitur auf unmittelbar drin Sultan unterworfenem Gebiet verliehen Iverde. Kau»« sah sich jedoch der unglückliche 'AIyy an Bord des ^Iriegsschlsfes, als allerdings ein Ferman verlesen wlirde, jedoch ganz anderer Natur, als er es erwartet hatte. In diesem German hieß es, daß der Sultan bei den steten Zwistig-leiten der Dynastie der >varamanly in deren eignem Interesse und in demjenigen ihrer Unterthanen den großmüthigen Entschluß gefaßt habe, sie in ^nlunft aller Regentensorgen zu entheben lind das .Vaud, über das ilnn die Oberhoheit zu stehe, von nun an unmittelbar zu verN'altcn und zwar durch seinen hier anwesenden Statthalter, den lürlischen Pascha, den er zum (Gouverneur der Regentschaft ernenne. ^>ou diesem Moment an war nicht mehr 'Alyy, sondern der lür-tische Bca>nte, der ihn an ^ord gelockt hatte, Pascha von Tripolis uud dieser stieg denn auch nuu ans Vand und übernahm die ihm vom Sultan anvertraute Verwaltung. Der arme 'Ml)y aber wurde gar nicht mehr an's Ufer gelassen, sondern alls dem besagten Schisse nach Constantnwpel gebracht, wo er anch als Privatmann gestorben ist. So endete für immer die Herrschaft der >talamanl>), welche beinahe anderthalb Jahrhunderte gedauert hatte. Diese Dynastie hatte übrigens in den, Vollobewußtsein so wenig Wurzel geschlagen, daß voll allen Unadhäng,gleit«beslrebungen, Wclchc den Türlen in den ersten zwanzig Jahren ihrer unmittelbaren Herrschaft noch viel zu schaffen machen sollten, leine emzige den Xiamen emev Mitglieds der gefallenen ,vür>tew samilie auf ihr Banner schrieb. Diese Familie schien sogar den Türle» so wenig gefährlich, daß sie die meisten ihrer Mitglieder ruhig in Tripolis in» Vesit) einiger ihrer Hauser und einzelner ihrer Landgüter, jedoch nicht eben der einträglichsten, sondern mehr bloßer ^urusvillen residiren ließen. Der alte )')ussuf Pascha selbst überlebte den ,vall leiner Dynastie mn mehrere 25? Jahre, während denen es ihm allerdings schlecht genug ging, so daft cr sogar mit materieller Noch zu tämftfcn hatte. Man erzählt sich, das; ein .Kunstgriff dec> damaligen englischen Generaleonsulö nothig war, um dem türkischen Pascha seine Verpflichtung einzuschärfen, für den Unterhalt des ehemaligen Eouveräns zu sorgen und ihm die vom Sultan garantirte Pension auszumahlen. Am Vorabend des Vayramfestcs, zu dem alle wohlhabenden Muslims lostspielige Porbereitungen für die achttägigen Festesschmäuse uud für die Almosen an ^ebensmitteln, welche sie den Armen bei dieser Gelegenheit verabreichen, zu machen pflegen, halte der Consul in Erfahrung gebracht, dah es dem einstigen Fürsten, an dessen Hof er früher der Zeuge so vieler glänzender Feste gewesen war, an allem Mthigen mangele und daft demselben folglich ein höchst trauriger Bay-rmu bevorstehe. Der Consul sagte dem türlischen Pascha lein Wort hierüber, wie er denn offieiell auch nicht dao Recht besaft, sich eines türkischen Unterthanen der Regierung gegenüber anzunehmen. Aber er fand Mittel, dem diouver-neur auf eine andere und zwar auf eine für diesen gradezu beschämende Weise die Roth Mssuf^ in Erinnerung zu bringen. Er lieft eine tlcinc paravane von Eseln mit Bebens-Mitteln beladen, Schafe für das von jedem, selbst dem ärmslcn Moolim so nöthig erachtete Bayramopfer taufen uud diese Thiere mit einer gewissen Ostentation durch die Etadt und grade an dein .^iosk vorbeiführen, aus welchem der (^ouver-neur dem Leben der straften und des Marltes zuzuschauen Pflegte, so daft dieser nicht umhin lonnle, sie zu beinerten. M er nun auf seine Frage, was dieser Zug von Vietualieu zu bedeuten habe, die für ihn beschämende Ankunft erhielt, vs seien die Gejchenle oder vielmehr das Almosen, welches der englische Consul dem verarmten Klssuf Pascha mache, da N'gte sich d^nn docb seiu ossieiellev Hochmuth lind seme moö-ill ^ limische Eifersucht dem Christen gegenüber, und er rief aus: „Lttdet denn Justus Pascha so sehr Noth. das; sogar Un gläubige ihm zu Hülfe tonnen müssen?" Um diesem traurigen Zustand der Dinge abzuhelfen, beschloß der Gouverneur sich endlich dcs alten )?1ussuf anzunehmen, Er that dieß gleichfalls mit Ostentation und schickte den, abgedanlten Herrscher auf einmal seine ganze rückständige Pension nebst einigen Geschenken unter Begleitung des Generalstabs und einer Musitbande in's Haus, welche dem alten Mann zum H^ayram aufspielen sollte. Aber diese Ostentation >oar so wenig im Einllang mit den Mitteln Mssufs, das; eo ,„enschlicher gewesen wäre, ihm daö Geld ohne die glänzende Escorte ge schickt zu haben. Denn die moslimische Sitte, welche imn,er von hohen Personen eine Art von Verschwendung fordert, machte es den, abgedankten Herrscher zur Pflicht, alle diese Leute, die ihm zum Bavram zu gratuliren lameu, mit Ge schenken reichlich zu bedenten, so daft schon am ersten festes-tage von dem ihn« zugesandten Gelde nichw mehr übrig blieb. Mehrere solcher Festeögratulalionen «denn e« giebt drei oder vier solcher Gelegenheilen im ,^ahre> genügten, um die.^assc de'> ehemaligen Fürsten stelo emgeslelscht sind bei dem Araber im Allgemeinem und dem Tripolitaner in, Be sondern die lradilionen der Ehrfurcht fiir hohe Geburt )üg<' einc unverlennl'are Allnäheruxg a,l dcn ^iegertypu^ zeigten, der übrigens weit entfernt war, I)ei ihm zum vollen Aufdruck ^l gelangen. Viellnehr habe ich nicht leicht einen schom-ren, namentlich il't)t in seincül Aller ichonen nnd würdevoll aussehenden Ätulatten gesehen, ak' diesen einstige>l Prinzen, und was seinen ver-meiutlichen Mangel an geistiger Vegalmng l'etrisft, so bewies seine feine, ich möchte sagen, diplomatisch taetvolle Ausfassuxg seiner eignen Stellung deutlich die Richligteit jener Behauptung des Gouverneurs. Als ich ihm nämlich vorgestellt wurde und der mich Vorstellende ihn ohne Weilcres als einen Prinzen bezeichnete, »nachte er eine zarte abwehrende Geste, welche er mit der in ziemlich gutem Italienisch gesprochenen Vemerlung-. „Jetzt lein Prinz mehr", begleitete. In diesen Worten lag zwar schon etwas, aber »mendluh »lehr in dem Ausdruck, durch welchen sie pantomimisch erläutert und gleichsam eommenlirt wurden, und der durch die zufällige Mhe des Stammschlosses seiner fürstlichen Ahnen an Beiedliamleit und Bedeutung nicht i» geringem Grade gewann. Wir befanden uns nämlich grade im Vmhos des ehemalige» Resideuzjchlosses der Karamanly und ein solcher Um« stand gab den, Mtglied dieses gefallenen /M'stengeschlechts Gelegenhett. mil emer taum angedeuteten, aber doch verstand lichen Pantomime zuerst auf jene Mume Hinzuwelsen, in 261 denen seine fugend und beginnendes Mannesalter im Glanz fürstlicher Herrlichkeit verflossen N'aren, dann mit hinabgesenkter Lenlung des Zeigefingers seinen jrhia.cn gesunkenen Stand zu vorbildlichen, während zugleich eine achselzuckende Veioegung feiner Schultern seine verhältnismäßige Gleichgültigkeit über diesen Wechsel kundgab. als wollte er sagen: „Dort War ich einst an der höchsten Stelle, nun sind Andere da^ »h jedoch stehe hier, im Staube des Vorhofes »»einer Vaterburg', aber Gott hat es so gewollt- alle irdische Grösie ist Eitelkeit und in« Grunde genommen tränlt mich mein ^all weniger, als Ihr glauben mögt." Diese seine Resignation war jedoch keineswegs die methodisch düstere eines Stoikers, sondern hatte ohne Zweifel ihren Grund in jener unverwüstlichen Heiterkeit des Gemüths und Gleichgültigkeit gegen Alles, was nicht zu den einfachstell Bedürfnissen des Menschen gehört, wie sie die ganze kindlich naive, sorglose und frohsinnige Negerrasse charak-terisiren, und welche er von seiner Mutter, die dieser in mancher Einsicht so beneidenswerlben Nasse augehörte, als die kostbarste Erbschaft überkommen hatte. Am Glänzendsten von allen Mitgliedern der Karamanly-Familie ist heutzutage ohne Zweifel der nach Tunis entflohene Ssayydy Al.imed .Naramanly gestellt, der den glücklichen Gedanken gehabt hatte, statt fich der sehr unergiebigen Gnade der Pforte anzuvertrauen, vou welcher seine Verwandten eine dürftige El'istenz fristen, seine Zuflucht am Hofe eines Herrschers zu suchen, dessen Sympathie ihm durch Verwandtschaft-lick'c Bande ebensowohl, wie dadurch errungen war, das; er ein Prineip repräsentirte. das, wenn auch iu Tripolis gefallen, doch noch in Tunis Geltung besah. Dieses Princip, nämlich die Autonomie der Regentschaften, sand in Tunis um so leb haftere Sympalbieen, als es überall sonst wieder auf den Thron geselU hatten, lvollte sich doch N'enigstens die moralische Genuglhnung nicht versagen, das gefallene Prineip in seinen Repräsentanten zu ehren. So sollte später der von den Franzosen vertriebene Dschclab, dcr letztc unabhängige Tchaych von Tugurt, dcsscn Vorfahren drei Jahrhunderte über jene fruchtbare und reiche Saharaoasc geherrscht hatten, am Hofe von Tunis glänzende Aufnahme finden und so ward auch jet.U Ssayydy Ahmed Karamanly mit offnen Armen allfgenommen. Der Bey gab ihm ein Landhaus und einen Stadtpalasl, ernannte ihn zmn (General und stellte ihn in ^'Mg aus Apanage ganz auf denselben Fuß, wie die Prinzen seiner eignen F,i>nilie. Er spielt so in Tuni« eine Rolle, welche auffallend gegen die seiner in Tri Polio zurückgebliebenen kellern abstul't, ebenso auffallend, wie seine eigene stattliche und martialische Persoulichleit gegen die friedliche, bescheidene Erscheinung der Ichtcren und seine ver-hältnis'.iuäßige europäische Vildung, die er einein langjährigen Aufenthalt in Malta, seinem ersten ^lisluchl^ort, verdankt, gegen die Unwissenheit seiner nur arabisch redenden Ver wandten. An stelle der Autonomie isi nun in Tripolis die ^remd; Herrschaft und an Slelle des angestammten ,vürslengeschlechts eine Neihe sich in» Zeitraum weniger Jahre ablösender, dem ^ande gänzlich fremder Statthalter getreten. Empmlömmlinge der Owns! llnd Intrigue, mil glänzender Würde betleidet, mit Titeln und l^rden geschmückt, aber gewöhnlich mit sehr leere», Geldbeutel, welche, im Vesit) dieses »richtigen Postens, leinen andern ^edanlen lennen, als den, den Zustand ihrer Privatere in möglichst lurzer Zeit mit dem Hlanz ihres hohen Nangeö in Eintlang zu bringen, was natürlich nur durch das schändlichste Naubsyslem geschehen lann, wie der» 263 gleichen unter den Hiaramanly's, »vie schwer auch inuner ihre unläugbaren Fehler auf de,n ^ande gelastet haben inögen, in dor ^legentschaft ganz unbelannt lvar. Alle Pascha's von Tripolis seit der Eroberung loaren bio, alls den gegenwärtigen Gouverneur reine Stocktürlen, die nicht einmal die Sprache des Von ihnen beherrschten Volles verstanden, ja sich auf diese ihre Unwissenheit etwas zu ttute thaten. Für das ihrer Obhut anvertraute einheimische Element hegten sie jene Verachtung, welche der Türte schon seit Jahrhunderten, seit die abbassi-dischcn Ehalyfen von seinen stammverwandten gestürzt wur-den, für den zwar mitunter kriegerischen, aber niemalv militärischen, und folglich für eine mehr diseiplinnte Truppew macht «ausier etwa im eigentlichen ^üslenlampfe) leicht besiegbaren Araber an den Tag legt. Eine gewisse dioeiplma-rische und diplomatische Superiontät ist den Türten den Arabern gegenüber nicht abzusprechen nnd diese machte auch, daft sie schließlich Herren des Bandes blieben, nachdem sie alle jene Unadhängigteitsliestrebungen, welche sich in den er-strn zwanzig Jahren ihrer Herrschaft regten, siegreich unterdrückt, ja selbst die letzte, gefährlichste, imposante Schilderhc-bung deö einheimischen Häuptlings Rhuma überwunden hat' tm, Welcher letztere, zur ,^eit des krimlriegeö aus seinem Ilemasialijchen (Gefängnis; enlslohe», beinahe die ganze Ne^ gentschast zur Abjchüttelung der verhaßten Freindherrschaft begeistert und zum groszen Theil auch wirtlich zur offenen Empörung Hingeriffen hatte, ja bis in die Nähe von weniger nls einer Meile an die Thore der Hliuplftadt siegreich vorgedrungen war, wo ihn jedoch der entscheidende Schlag erreichte, indem seine undisciplinirten Schaaren uor dcr geschulteren Taltit der Türlen zurückweichen nnchten u»»d er selbst in des Feindes Hände siel, der bald daraus sein zum Hohn gegen die arabische Sitte, die nie ein völliges Trennen des Kopfes vom Rumpfe gestattet, abgeschnittenes Hanpt als warnende 264 Trophäe in dem Centrum der nun unwiederbringlich unter-jochten Provinz aufpflanzen lieft, vielleicht das lehte dieser blutigen Siegeszeichen, loelches die Türten der Reform, die mit Europa's Hunmnität liebäugeln, zur öffentlichen Schau gebracht haben. Wen erinnert dies; nicht an die von Claudius Claudianus besungene Rebellion des afrikanischen Stammeshäuptlings Gildon, an dessen ähnlichen 7^all und genau identisches Schicksal, indem auch die Römer schon vor vierzehn Jahrhunderten die eingebornen Afrikaner durch Auspflanzung ihre<> l'luli^en ,^'ldherrnhaupte^ vor Erneuerung ihrer Freiheitsbeslreouiuien U'arntcn V Seit Nnteidrüclung de<< lebten Freiheit^lampfe« unter Nhuina, da^ heiftt seit etN'a I5> Jahren haben die Türten Ruhe im ^ande ssehabt und diese Nuhc dazu benutzl, um die ganze Regentschaft nach türkischem Maafchab zuzustuhen, die cinheiuüsche VerN'altuug überall zu beseitigen und den gan zen am Bontenschematio>nu^ Hieher zu verpflanzen. Die Regentschaft selbst führt jetzt osfieiell nur »lehr den Titel eine« Wilavet < Statthalterschaft, die von einem Pascha, welcher gewöhnlich den Titel eines Muschyr »(^eue ral erster Classe oder, wenn man will, ,veldmarschall) führt. Die Provineialgouvernem'e sind, N'enn ^milisteu, zu bloßen Mula^aryf's, »,'enn Mll.tärs, zll Qaymaqa,nV'> leigentlich Oberstleutnant) herabgesunten. Die einheinuschc Würde eines Qäyid ist osfieiell abgeschafft und an deren Stelle das Mu-dyrat getreten, "Itur die auch im Tüllischen eingebürgerte, universelle und unverwüstliche arabische Mlrdebezeichnung cineeisler> ver' vollstänbigt, mitunter, wie z»,>, 'Beispiel i>l der Hauptstadt Tripolis selbst, eine der wichtigsten und einflußreichsten Stellungen in der Regentschaft, mitunter freilich nur einen 265 bescheidenen Dorfschulzen bezeichnet, als in ihrem noch ver-brciteteren lind uns Europäern mehr bekannt gewordenen Sinne eines Stammeshäuptlmgs ciner Abtheilung kriegenscher Landaraber oder Beduinen, von ihrer dritten Bedeutung derjenigen eines religiösen Oberhaupts gar nicht zu reden. Aber, wenn es auch der Pforte gefallen hat, diesen Beduincnhäupt-lingen ihre Titel zu lassen, so hat sie den ihnen unterworfenen Stämmen doch mit voller Wucht das Joch ihres Despotismus auf den Racken gelegt, sie zu friedlichen, steuerzahlenden, vom Militär in Schrecken gehaltenen, der ganzen Willkühr des Beamtenthums ausgesetzten Unterthanen herabgedrnckt, ein Kunststück, das die karamanly's nie zu Stande bringen konnten, lind welches die Pforte selb^l andern Beduinen gegenüber, zum Beispiel denjenigen der syrischen und mesopolamischen Ebenen «Arabien gar nicht zu erwähnen), stets umsonst versucht hat. ^a, bei einzelnen Stämmen ist sic sogar so weit gegangen, daft sie den Charakter derselben gebrochen hat, und zwar durch das einzige tyrannische Mittel, welches diesen Erfolg haben konnte, dasjenige nämlich, dasi sie diesen modernen Minotanren, deren ganze Lebensweise und .Nriegofichrung auf ihren Pferdesland gegründet und davon unzertrennlich war, alle Neitthiere genommen und sie, wie man diesi hier ncnnt, „zu Fusie gesetzt" hat. (5m zu ,v»ße ge>ehter Milerstamm ist aber seines kostbarsten Palladiums beraubt und einen« Vogel gleich, dein man die Fähigkeit zu fliegen benimmt, aller Willkür des Feindes ausgesetzt. Die Truppenmacht, mit welcher die Türkei diese politischen Kunststücke bewerkstelligte, war eine ganz auffallend geringe, nicht der zehnte Theil derjenigen, welche die Franzosen nothig haben, um ihre algierischen Besitzungen, die an Flächen^ inHall denjenigen der Regentschaft Tnpolis nicht übertreffen, in Ordnung zu halten. Die Franzosen haben selten weniger, als ftl>,<»<»<> Mann in Algerien stehen und dennoch beinahe alljährlich mit Insurrectionen zu kämpfen. Die Türten dagegen besitzen in dcr Regentschaft Tripolis an regelmäßigen Truppen nur fünf bis sechstausend Soldaten, leine regel>»äsiige Kavallerie, eine nur sehr schloache Artillerie, und demwch ist seit l"» Jahren nicht einmal ein Versuch zur Rebellion gemacht worden und im ^ande herrscht eine Sicherheit, wie sie selbst die vielgepriesene französische Polizei in Algerien noch nicht einzw führen im Stande war. Der Grund dieser auffallenden Verschiedenheit ist, wie mir scheint, nicht schwer zu entdecken und, wie ich glaube, einzig und allein in dem Umstand zu suchen, daß die Türlm gleicher Religion mil ihvcn Unterthanen, die Franzosen ver^ schiedener sind. N»6 mooerm'n ^uropa^rn, die wir un^ ge Wiihut hal,'en, leligiöse Bl'weggründ^ nur mehr in d<'n il'lteusl^n Fällen als maszgel'end und entscheidend in poliliich^i, fragen anyisehen, dürfte eine solche Behauptung, wie die odige, viel leicht hyperdoli>ch erscheinen. Dennoch ist fie eo nicht und Icdcr, der mit den Gesinnungen der Moolim« im ^lllg^olein^l und der Araber im V^sond^rn oelannt ist, loeift, wie liefge Wurzelt, wie innig und unzertrennlich bei diesen Vollern der Zusammenhang zwischen Religion und Politil ist, tiefgehender alö e« jemals selbst in den finstersten Perioden dcs Mittel-altert in (5'uropa der <>all war. Die ^)teligio>l ist für den Moolim Alle^, ^il'ileoder, Strafgesetz und Staalörecht, j^ Völterr^cht, und nur m einciil >>lo<«limischen Staat lann sie in diejcr alle andern Di^eiplinen absorlur^nden Bedeutung aufrecht gehalten werden. Cin Ausland, wie er gegenwärttg in Algerien herrscht, steht schon mit den elementarste« Grund« sähen der moslimischen Theologie im auffallendsten Wider» spruch, denn der erste Grundsatz derselben ist der, daft ein Moolim nur in einem von einem Movlim beherrschten Staate semer Religion g^mas; leben kann. Jene elcim'ntaren Grundsätze des Islam sind aber selbst 36? dem unwissendsten Araber geläufig und das; er sic ja nicht vergessen sollte, dafür sorgt eine Anzahl religiöser Agitatoren, welche sich gewöhnlich mit dem ganzen abergläubischen Nimbus, den der geheiligte Titel Scheryf den wirklichen oder vermeintlichen Nachkommen des Propheten verleiht, umgeben und bald im Geheimen, bald offen Aufruhr predigen. Alle Schilderhebungen gegen die französische Herrschaft in Algerien sind von solchen Schorfs l entarteten Böllern des Islam noch eine der Anodauer fähige Energie einzuslöften im Stande ist. Selbst alle jene untergeordneten algierischen Freiheitshelden oder, wie die ,v»anzosen sie nennen, Rebellenhänpter, Au Mäsa lwörtlich der Ziegenvalerj. Bu Barhla «der Maulthiervater), Äu Homara «der (5selin5valer). welche nur in einzelnen Provinzen Algeriens das Banner des heiligen Krieges 265 erhoben, haben sich viel länger zu halten geivusit. obgleich ihm'n viol geringere Mittel zu Gebote standen, als Nhuma, dessen Laufbahn cine», leuchtenden Meteore glich, das nur einen Augenblick am Himmel erglänzt und dann auf ewig verlischt. Die Türken sind ihrer Nationalität nach den Arabern wenigstens ebenso fremd, alö die Franzosen, ja vielleicht noch fremder, denn ihr tatarischer Ursprung verweist sie in die «manische Völlerfamilie, welche der semitischen gewiß noch ferner sleht, al« die arische oder indoeuropäische, zu welcher die Franzosen gehören. Aber die Türken bekennen denselben (klauben, wie die Araber, ja sie sind von ihnen nicht einmal durch die dünne Scheidewand der Heterodorie geschieden, denn der Ritus Nanafy, zu dem sie sich bekennen, gilt für ebenso orthodox/sunnitisch, wie der Nitu« Mäleky, welchem die Mehrzahl der nordafritanischen Malimo ergeben ist, Die tripoli-tonischen Araber besitzen die triftigsten Gründe, mit der türtischen Herrschaft, mit ihrer käuflichen Justiz, mit ihren ungeregelten Nechtözuständen, mit dem von ihr auferlegte», schweren Steuerdruck, mit ihrer unerträglichen Tyrannei un zufrieden zu sein, nnd dennoch ertragen sie das Joch, weil ihr Unterdrücker da» Banner deö ^olamo aufrecht hält und weil e^ ibnen deßhalb nicht zur (^ewissenovflicht wird, sich zur Mschüttlung diese« ^ochcö zu erheben. Die algicrischcn Araber dagegen sind in dem diametral entgegengesetzten Halle. Sie besitzen eine Sicherheit deö ^igeitthuin^ wie sie diese Lander früher vielleicht niemals gn gemäsi lcbcn zu lönncu, i^a^ er untcr einer christlichen Regierung niemals tann, denn der I^lam ist einmal lemesive^ eine Religion, deren Neich „nicht voil dieser Welt ist", sondern ein klaube, der zu eine»« Undu^-, >vird, so wie er die politische Macht, die er al« ^eoenodedingun^ slipulirt, verloren hat. Die Mos-linw, welche uuter christlicher Herrschaft Iel>en, sind eigentlich streng genommen gar teine Moslims uiehr und diejeuigen Mohammedaner, die noch unter Fürsten ihres eignen Glaubens sleyen, ertennen dies, so gut, das, sie sowohl die von den Franzosen unterjochten Algierer, als die von den Engländern bcherrjchten muselmännischen Hindu's, nur ungern und nur halb als ihre Glaubensgenossen gellen lassen. Darin liegt da^ ganze Gcheinmis; der türtischen Herrschaft m Tripolis, dah sie al^> Moolm,^ ein von Moolimö bewohnte« ^and mit ,^eichligleil, da^ heisU >»it nur sehr ge^ ringe»« »'lnswand von Mttleln beherrschen tonnen. Mit dem Wohl ihrer Unterthanen beschäftigen sie sich durchaus nicht, wie es zum Beispiel die franzosische Regierung in Algerien, wenn auch oft mit sehr ungeschickt gewählte» Milteln, ent schn'den thnl, Alle lncherigen Gonvernenre des Bandes be-saften als orientalisch erzogene Stocttilrlen auch nicht einmal die Prälensio», für Vollsbeglilcker gelten zll N'ollen. 7u'lU ist dieft jedoch andere geworden. Der gegenwärtige '^äly von Tripolis, der Muschyr 'Alyy Nidhä Pascha, ist lein Türtc, sondern ein algierischer Araber, steht somit dein von ihm ad 270 ministrirten Volke durch Stammverwandtschaft näl'er und scheint lrirllich fi>r dasselbe ein gewisseo Iitteresse zu hegen, ^lebenbei ist er ilicht im Orient, sondern ill ^ranlreich er zogen und sonnt wohlvertraut mit allen jenen Anforderungen, ^velche die moderne Civilisation und die Humanität, wie sie in Europa aufgefaßt N'ird, an einen ^cgcntcn slcllt, naincnt' lich an cincit solchcn, 1rclch».'r cin halobardarischcc! Vand v^r Waltet, dcnn dic vielen Reformplänc, wclchc die Franzosen in dcn l^ten dreißig Jahren für Fürsten solcher Vänder, wie für den Vey von Tlnü<<, den Vicelönig von 'Ae^vpten. aus^ gearbeitet haben, und den'n fasl jeder in tnesen Bändern ge^ reiste Franzose einen i>l Pelto hat, den er oei ^'der (belegen heit auftischt, tonnten eineul u< ,nanlreich erzogenen Algierer unmöglich undelannt bleiben. Diese Reformpläne sind freilich nicht immer die richtigen, denn die Volt^erzieyung, die doch den C^rund zu jeder wahren eivilisatorischen Reform bilden muft, findet sich in ihnen oft laum, oft nur ungenügend berücksichtigt, dagegen lcgen sic desto größeren Werth auf jene Aeußerlichleiten, welche in modernen Cullnrslaalen nur eines der Re>ullale der Civilisation bilde»«, N'elche aber, weim ihnen die solide Basiö, d,e Vollst erziehuug, fehlt, nur da^ oberflächliche Trugbild der (Üultur darz,lslellen im Staude sind, ^» dleseil fehler scheint nur auch dcr gegenwärtige Wäly von Tripolis gerathen zu sein. Obgleich er seine fugend in ,vranlreich zubrachte und daselbst eine gewisse Vildung erlangte, so bildet doch seine Erziehung leine Aufnahme von der der übrigen in Europa erzogenen Moolims. bei deren Mehrzahl sich bic Erfahrung bestätigt hat, daft alle ihre Bildung nur eine oberflächliche war. Ein bischen franzosisch Parliren, Eomplimcnte schneiden, den Eha-rwari oder da>> ,,.!,»u-«:l! mm^-ml" l^en und sogar n)eschmacl lleiden, von den Vergnügunge», jener Hauptstadt reden, recht viel von Eivili 27! sation und Fortschritt dcelamiren, darauf beschrankt sich gewöhnlich die geistige Sphäre dieser zur Nesorm des Orients vermeintlich berufenen, in Europa angezündeten Leuchten des Islam. Gelangen solche, von europäischer Cultur beleckte Mos-lims nun in ihrem Vaterland zu Amt und Würde oder gar zu einer so einflußreichen Stellung, wie die Statthalterschaft einer großen Provinz, so sind sie gewöhnlich von dem Ehr-geiz besessen, m Europa von sicb reden zu machen, ihren Namen in Pariser Vlätleru nennen zu huren, als Apostel der Austlärung und Civilisation gepriesen und unter den ^l:»-.«, »v<>^ der eivilisulen und eivilisatorischen iViohanunedaner ausgeführt zll werden. Diesi zu bewertstelligen, ergreifen sie das bequeme Mittel, den in, Orient angesiedelten Europäern Tand in die Äugen zu stteueu, indem sie einige rein äußerliche und deßhalb recht in die Augen fallende sogenannte Reformen einführen und einige jener armen Teufel von ^ran^ zosen oder Italienern, deren es im Orient überall, selbst von der gebildeten oder halbgebildeten Masse, giebt, und deren '^eder dem Meistbietenden zu Gebote steht, bestechen, damit sie in europäischen ^eitungen das ^ob des großen Mannes singen. i^anz so arg steht 'es nun freilich mit dein hiesigen Pascha nicht. Seine Hieformen sind wirtlich manchmal nicht bloße Ostentationen, sondern haben allen Ernstes einen nützlichen Zweck in Aussicht. So hat er, wie schon früher erwähnt, artesische Brunnen graben lassen, eine Straßenbeleuchtung eiugesührt, einen Weg in der Wüste bahnen, das heißt die Karavanenstraße durch die Sahara durch feste Signale bezeichnen lassen. Aber etwas Unvolllommnes liegt denn doch in allen diesen seinen Werten. Die Brunnen sind ungeschickt angelegt, die Straßen-belcuchtung ist mwolllommen und die Wegesignale in der 273 Wüste, welche bis jekt nur ailo elenden Ilcinen Bau,nslämmen bestanden, sind von den Araber,^ langst wicdcr zerstört worden. Die Tiirten lönnen eininal Europäisches nur unvollkommen nachahineu. Selbst U'enn sic den besten Willen dazu hegell, so geht doch Alles wieder in Folge des gewohnten Schlendrians zu (^rllnd. (5in Beispiel möge genügen, um diesen Sah zu illuslriren. Die nächste Umgebung von Tripolis ist cine Saudwüste. Diese mit Bäumen zu bepflanzen, war gewiß ein lobenswerther bedanke des Pascha's, so lobenswert!), daß mehrere der angesehensten Europäer sich bestrebten, dem Gouverneur darin beizustehen und chm ,;u diesem ,^',wecke sogar Bäume schenkten. Rim sind diese Baume schon etwa ein ,^"hr gc-pflanzt, aber lein einziger hat noch c!lü mit, ttoilu<) >,>,,! !<> inomlu", obgleich c (linwohuern, ernannte. Mer s» llein auch der Distriet, jo lvar doch daö Vereicherungs-vermögen de^ neuen Mola.'arif grosi und er wuftte e,<> Thalern, zurückziehen tonnte. Eine solche Erpressung muh man jedoch nicht etwa nach dem MaMab des Geldeöwerth« in Europa beurtheilen, ,'^n Europa würde eine derartige Beraubung zwar immer einen namhaften Schaden jedeö Einzelnen bedangen, in Afnla aber bedeutet sie bei Weitem mehr, deun der national olonomische Stand-punll ist ein viel tieferer. Hier, lann man sagen, ist die Erpressung einer solchen Summe von einer verhältuißmäßig geringen Bevölkerung identisch mil emem bio auf'ö Hemd Ausziehen derselben, deun die erpreßte Summe stellt so ziem« lich den Gesammtwerlh des mobilen Vermögen« der Ein-wohnerschast dar. Natürlich halte der Pascha von diesem Sümmchen seine Proeente betommen, aber der Haupttheil demselben floß denn doch m die ztasse de>z theure>r Schwieger« johnes. 277 In diesem Falle halte freilich die Erpressung einen aus-nahmswcisen Grad erreicht, so dasi sich sogar die lrucherischstcn Europäer und betrügerischsten Juden in Tripolis über diese Erwerbsfähigleit dcs hoffnungsvollen jungen Beamten lvunder-ten. Aber selbst in den allergewöhnlichsten Fallen wissen dic Unterbcamten ganz enornie Summen aus den unglücklichen Arabern herauszuschinden, k'ov^n sic dc,n Pascha freilich scimm Thcil ü^'bcn, l>.'clchn' Theil jcdoch nicht inuner sehr splendid bemessen zu werden Pflegt, splendider allerdings, als derjenige der eigentlichen Regierung, denn was der Staat ans dieser Regentschaft an Sienern bezieht, ist verhaltnißmähig eine Misere. Die ganze RegicrunMleuer des Bandes beträgt im besten Falle eine Million Thaler lauö einem !l/ande, welches Frankreich an Flächeninhalt gleichkommt!), aber die Räubereien der höheren und niedere» Beamten stellen vielleicht das Zehnfache, wenigstens gewift, selbst in den an« Besten verwalteten Distrieten, das Fünffache dieser Summe dar. Wenn man dabei bedentt. daft das ^and so arm ist, daß hier ein Thaler denselben Geldeswerth besitzt, wie in Europa zwanzig, so lann man sich die V^denlosigleit des hiesigen national ökonomischen Elends vorstellen. Die Stadt Tripolis ist in dieser Hinsicht um lein Haar besser daran, als die Provülzen, im Gegentheil, sie erfreut sich eines ganz besonderv llugen Moraubers, welcher die Ressoureen europäischer Civilisation, von der er eine gewisse Kenntnis; besiljt tram paßt!, in geschickler Weise mit dem einheimischen, barbarischen Raubsystem zu vereinigen und demselben dienstbar zu machen weih. Dieser Beamte führt zwar nur den bescheidenen Titel: „Schaych ei beled", d. h. Bürgermeister, er ist aber in der Thal nach den, Pascha die erste Person in der Regentschaft, obgleich an Rang noch zwei Beamte zwischen »hm und dem Pascha stehen, der Mowyn «eigentlich Adjutant. 2?« oder richtiger vielleicht ^:u! Iittn«" des Pascha) und der Defterdar n der Stadt gelassen hat. Als ein reiner Parvenu, und zwar ein tumsischer Araber auf der Insel Qarqenna geboren, empfindet er eine besondere Genugthuung darin, alle Bürger von Tripolis von denen manche höchst achtbaren Familien angehören, ja, die Nachlommen der früheren Herrscherdynastie vor sich im Staube lriechen zu scheu. Das Seltsamste, ja ich möchie sagen, die schamloseste Erscheinung, in Äezug auf den Verwalter dieses städtischen Ehrenpostens ist vielleicht die, d>ift er, der ofsieiell gar leinen (Gehalt empfängt denn seine Stelle gill für ein bloßes Ehren a»tt) und der bei Antritt desselben leinen Pfennig nachweisbaren Vernwgens besaft, nun, nachdein er einige zwölf Jahre sich dieser Stellung erfreut hat, einen für dies arme !^and wirtlich schamlosen Luxus zur Schau zu tragen wagt, splendide Feste im europäischen Geschmack giebt, ein eigne« Dampfschiff besitzt, einige dreißig Häuser in der Stadt, ein öffentliches Vad, einen Basar sein eigen nennt, ja, um doch auch etwas im Wege der Verbesserungen und Verschönerungen der Stadt zu thun und dafür gepriesen zu werden, einen Theil der neuen Vorstadt auf eigne dosten hat erbauen lassen, und wenn mail fragt, mit wessen dielde dies Alles geschieht? so erhalt man die naive Antwort! 'M)y Qlirqeuuy ist eben Schaych el beled. Die gesetzmäßige Macht eines Schaych el beled ,st frei» lich nur gering, er lst eigentlich nichts, als eine Admimstrativ-behörde, aber der verschmitzte jetzige Inhaber dieseo Postens hat es verstandeu, alle andern Behörden seinem Interesse dienstbar zu machen. Der Mcdschelesj «Tribunal) ist auo sei' 279 nen Lreaturcn zusmnmengesetzt und diese sind natürlich darauf nngelriesen, dem Schaych el beled don Vöwenanthcil ihrer ungerechten Erwerbnisse herauszugeben und letztere sind nicht gering, da, wie nur versichert wurde, jedes Verbrechen und sei es auch ein Mord, seinen Tarif hat, um bei dielen, ehr-lichen Gericht straflos dllrchzutonnuen. Ein Mörder taun sich mit einer VestechuuMumme von !U) u» türlischcn Pfundcn, etloa .'<><> Thalern, Straslosi^tcit erkaufen. Die ^ache ist nanicntlich für Diebe höchst bequem, da diese sicher sind, immer einen Theil des Gestohleneu behallen zu können, weun sie nur nicht verabsäumen, deu übrigen unter die unbestechlichen Richter zu vertheilen. Der Veslohlene ist jedoch am Schlimmsten daran, denn dieser, lvenn er überhaupt naiv genug ist, zu Gericht zu gl'hen, musi sich zuerst die Richter durch ein Geldgeschenk gnnslig stimmen, wa^ natürlich verloren ist, denn der Dieb wird in dcn meisten Fällen eine beträchtlichere Sunmu' daran wenden, um das Gestohlene, das er so leicht erworben Hal, beHallen zu können, al>) der Eigenthümer, der seinem schon erlittenen Verlust nicht gerne noch einen neuen hinzufügt. Die Hauptperson jedoch unter dem Nichterslande und der Haupthelfelühelfcr des Schaych ist der Qadhy, der obgleich er nicht »lehr wie früher Meinrichter in allen Civil und Kriminalsachen ist, dennoch eine gewisse 'Anzahl von Rechtfällen noch ausschließlich zu entscheiden hat, uameutlich solche eivil-rechtlicher Natur, und solche Rechtfälle haben hier wie überall ihren goldneu Vodeu. Der Schaych el beled, nach dem Sprichwort, das; „eine Hand die andere wäscht", pslegt dem Qadhy bei dessen fiir Äestcchungsfummen keineswegs blinden, wenn auch in jeder andern Beziehung vielfach verbll'udetm Justiz gern durch die Dinger zu sehen, benutzt dagegen, als treuer College, seinerseits diesen Würdenträger in sehr mannich-faltiger Weise, bald um sich von ihm zum Vormund von Wittwcn und Waisen ernennen zu lassen, wobei er den doppelten Zweck erreicht, für gottesfürchtig und barmherzig zu gelten (denn die Fürsorge für die Waisen ist im Qorän besonders hervorgehoben), und doch zugleich die Waisen aufs Schönste ausrauben kann, ohne dah ein Hahn danach lräht, bald um durch seine Vermittlung Anläufe von Häusern, Bärten und andern Realitäten zu machen, letztere Art, sich zu bereichern, ist vielleicht die allerbcquemste von der Welt, indem sie nicht einmal die lleine Auflage einer noch so geringen Anzahlung erheischt. Die Proeedur bei diesem Geschäft ist höchst einfach. Der Qädhy läßt einen Hausbesitzer rufen und erklärt ihm, der Schaych el beled wolle sein Hans laufen. Der unglückliche Hausbesitzer sträubt sich natürlich mit Händen und Füßen dagegen, denn einmal hat cr sein Haus nöthig und dann, selbst wenn er es verlaufen wollte, so weist er, dast der Schavch ei beled die schlechte Oiewohuheit besitzt, uiemals zu zahlen. Auf seine Weigerung stöbert nun der Qädhy in einer Menge Nechtsvaviere und Aelen und entdeckt aus denselben, das; der Rechtstitel des Eigenthümern höchst faul sei, daft ihm möglicherweise Consisealion bevorstehe, und dah er sich nur durch Verlauf retten lönne, indem sein bisheriges Eigenthum durch den Verlauf eist in die Kategorie recht' mäßigen Gutes treten lönne, da nach türlischem blecht der Käufer zweiter oder dritter Hand, selbst wenn der ursprüngliche Nechtstitel faul war, dennoch als lunmw tnl>i Besitzer unan getastet gelassen werde. Dem armen Teufel bleibt fount nichts übrig, als sein Haus an den ^chaych zu verlaufen, was er mit der Bitte thut, derselbe möge doch in seinem Falle eine Ausnahme machen und ihm wirtlich den Kaufpreis entrichten. Dieß Versprechen wird ihm natürlich gegeben, denn mit Ver-sftrechungen sind moc>limische t^roße stets ausfallend freigicbig, aber eben so schnell vergessen, so daß der Hausvertäuser ob' dachlos und mittellos bleibt, denn m vieleil Fällen bildet das 281 Haus sein einziges Eigenthum, während er von seiner Arbeit oder einen« kleinen Handel lebt. Auf diese Weise hat der Schaych el beled schon einige dreißig Häuser in der Stadt erworben, ja es ist soweit grimmen, daft Niemand, außer allenfalls die Europäer, die unter eonsularischer Justiz stehend, den Mnlen des Schaych entgehen, ein Haus zu kaufen wagt, da einestheils der Schaych sein Vorkaufsrecht geltend machen und den voreiligen Käufer noch in kostspielige Äechtsproceduren verwickeln kann, und da andrerseits Niemand sicher ist, das; ihm das soeben theuer bezahlte Haus nicht gleich darauf vom Schaych abgelaust, d. h. geraubt werden wird. In ähnlicher Weise wird verfahren, wenn der Schaych bauen oder arbeiten laßt oder in einem ^aden etwas lauft. .Uein Mensch wird bezahlt und llagen lann 'Niemand, da der Richter selbst Partei ist. Auf dicsc Art müssen die Vürger von Tripolis eigentlich dem Schaych el beled Arohndienste leisten und unentgeltlich Waaren liefern, wenn die Sache auch officicll emen andern 'Namen trägt. Dieser Biedermann ist mit dem Eintreiben der städtischen Steuern betraut, die zwar an und für sich sehr gering sind, und sehr gering ist auch die Summe, welche die Negierung davon bezieht, desto größer aber diejenige, welche der Schaych für seinen eignen Geldbeutel erpreßt, ja dieselbe wmde mir als verhallnißmäßig so enorm angegeben, daß ich nicht wage, sie hier wiederzugeben, item Wunder, wenn dieser Mann ein englisches Dampsboot für 1^,00(1 Pfund Sterling lausen tonnte! Nebrigens winde seine amtliche Stellung, so elastisch dehnbar ihre Befugnis, auch sein mag, den» doch nicht allein den allmächtigen Emfluh erllären. desjen er sich erfreut. Aber cr hat, wie man hier sagt, „das Thr des Pascha's." letzterer Würdenträger hört und sieht nur durch d,e Organe dieses Hauplspihbuben und somit besiyt AIyY Qarqenny nicht nur 282 auf die städtischen Angelegenheiten, sondern auf die der ganzen Provinz einen mächtigen Einfluß. Ich lernte diesen Würdenträger bald nach meiner Ankunft in Tripolis tennen, E^ N'ar auch in der That schwer, ihn nicht kennen zu lerne,,. Denn 'Alyy Qarqenny besitzt die beneiden^iverthe Eigenschaft, allgegenwärtig zu sein. Macht man den« Pascha seine Aufwallung, so lann ,„an sicher sein, ihn neben demselben auf dein Divan sitzen zu sehen. Geht ,nan durch den belebtesten Basar, den Ssuq et 'j'urt, so be^ gegnet man fast zu jeder Tageszeit einer Schaar schwarzbärtiger planner, in langen, europäischseinsollenden schlvarzen Paletots, mit rothen Mützen alls dein 5topf, gefolgt von ei„er Eseorte von Polizeisoldaten. Davj sind 'AIyy Qarqeuuv und seine Brüder, deren er, glaube ich, ein halbes Dutzend hat und die ihm su ähnlich sehen lind sich so ganz nach demselben Modell lle«den, daft man sie leicht mit ihm verwechseln lann, umgeben von der treuen Schaar von Helfershelfern und Genod'armen. (hcht man des Nachmittags auf dem grohen sandigen Platz, der nicht mit Unrecht „eine kleine Wüste" ge tauft worden ist, welcher Tripolis von der Meschiya trennt und seinen Bewohnern zum einzigen Svaziergang dient ldenn in der Meschiya selbst lann man nur reiten oder fahren, da man sonst im Sande versinkt), so ist »«an fast sicher, ''.'!!,),) Qargenny entweder in einem llemen Wägelchen sikeud oder vor einem Kaffeehause pomphaft mslallirt, oder zu Pferde, oder selbst wie die gewöhnlichen Sterblichen zu Fusl, jedoch nie ohne die Polizeijoldaten zu sehen. Diesen Allgegenwärtigen nicht tennen zu lernen, dazu gehört jedenfalls der <5„!schl»ch, durch ausnahmsweise« (^ bahren auffallen zu Wolleu, da lein reisender Europäer, der Tripolis (Gestade heimsucht, eö verabsäuutt, nebe,« dei« todten auch diese lebende Merkwürdigkeit genauer zu inspieiren. „Sic müssen dem Schavch Ih" 'AufU'artnng n«achen", sagte mir 3K3 der Consul schon am dritten Tage nach meiner Ankunft, nach-den» ich soeben dem Pascha, dcm Mo!vyn iseinein ersten Adjutanten), de»n Defterdar lZahlmeister), welche drei im Range höher stehen als der Tchaych, sehr langweilige Staatsvisiten gemacht hatte, bei denen viel Kaffee getrunken, viel geraucht und entsetzlich viel von den sogenannten Reformen des Pascha gesprochen worden war. Ich ging also mit dein gutmüthigen Herrn ^iuigi Nossi ^der, beiläufig gesagt, den Schaych nicht ausstehen tann, aber doch diplomatisch fein ihm ziemlich häufig Staatsvisiten macht) zu 'Alyy Qarqeuny. Das Wohngebände dieses Würden-trägers besteht aus einigen sechs Häusern, lalle unglücklichen Opfern abgelaust oder vielmehr geraubt), welche früher getrennte Bauten bildeten, nun aber vom Schaych zu einem harmonischen Ganzen vereinigt worden sind, da sein eigner großer Harem, dn seine fünf oder sechs Brüder und seine vielen Sllaven und Diener einen sehr großen Hiaum bean sprucheu. 6twaö Geschmackvollem hat freilich 'Myy Qarqenny aus diesen» Zusammenbau nicht zu machen gewusit. Er ist z» sehr moderner ofsieieller Türle, um ein Verständnis; für die Schönheiten einheimischer Architektur zu besitzen, sondern ficht vielmehr das höchste Ideal dcs Geschmacks in einer ungeschickten und linkischen Nachahmung de« Europäischen. Man hatte versucht, aus den sechs arabischen Häusern ein einziges groftes europäisches zu machen und sc» war ein Monstrum entstanden, dem die Schönheiten emheimischer Architeltnr und die Bequemlichkeit europäischer Häuser in gleichem Grade ab' gingen. Der weile, offene, innere Hof arabischer Ballten war verschwunden, aber die Zimmer hatten für das ihnen dadurch endogene Licht leinen Ersat) durch Fenster nach der Strafte erhalten, wie es der europäische Slyl doch mit sich gebracht haben würde, und so bildete eine allgemeine Dunlel-heit das Nesnltat dieses architetlonischen Kunststückes. 284 Wir mußten deßhalb bei unserm Eintritt erst durch einen duutlen Korridor stolpern, dann eine, wie bei den alten Rö'lnerbauten, llassisch finstere Treppe hinauflriechen und gelangten endlich in einen Staatssalon, der ebenfalls ganz finster gewesen sein lrürde, hätte nicht ein ^och in dcr Decke cm Wenig Licht vvn oben eingelassen. Dieser Saal war sehr rcich Nlöblivt, natinlick in europäischen l^cschmack. odcr viclnlchr rinc ^arricallir b^VIKm darslnnc, al»j jcne si^schmackloscn, prunlvollen und ^i^ll'ich »inlicqlx'mcn ^lill) dcl, wclchl! l'^tlil^vrischc Xallslclltc in ^)iar>cil1c dcn l,nicn-talischcn Großcn für das Zchnfachc ihres wirtlichen Prciscs zu licftrn pfl<'a/n. Äesa^tc Händler sind volllonlincn in den modernen orientalischen Geschmack eingeweiht »nd wissen sehr qut, daß anständige, geschlnackvolle, einfach elegante europäische Möbel im Orient kein Gliick machen würden: sie schcn sich deßhalb genöthigt, die im Morgenland europäisch genannten Möoel eigens sür diesen Maill fadrieiven '^l lassen, da6 heißt solche iViöbel, welche in Europa Nie>nand, cnlßer vielleicht ein aller Erziehnna, entbehrender, plötzlich reich gewordener Par venu oder der ^>irth eine<< ^ül,' «'Ii.'ml.-m! be« sich dlllden wiirde. muxlich die gcschinacklosejten ^usal!t>nenset)ungen barol geschnitzten Holzes und schreiend gefärbter Stoffe, mit Vergoldungen überlade», bei denen sich der d'omfort gänzlich außer Acht gelassen, dagegen die anmaßende Prnnljucht des Käufers im höchsten Grade berücksichtigt findet, und die so ziemlich das >«<»» I»!»" nltl'.l Prätentiöser Gemeinheit realisnen, insowett e>ne solche Eigenschaft überhaupt in» Möbelsllil aus gedrückt werden lann. Diesem widerlichen Styl gehörte die Ausstattung des Prachtsaloils des Schaych an, aber selbst in diesem Styl repräsentirte sie leine Einheit und Har»lonie, insofern eine solche überhaupt damit zn vereinigen ist. denn die Möbel stammten offenbar aus verschiedenen, zu ver- 285 schirmn Zeiten und in verschiedenen Werkstätten ohne Nück-ficht aufeinander abmachten Anläufen, so das; es aussah, als ob der Schaych sie auf den Versteigerlingen einiger sechs oder sieben bankerott gewordenen Haushaltungen zusammengelesen hätte, denn nebenbei fehlte ihnen auch nicht jenes verwahrloste Aussehen, welches bei der Sorglosigkeit der Moslims sehr bald selbst die neuesten Gegenstände ihrer häuslichen Ausstattung anzunehmen Pflegeu. Die Prätennöse Verschwendung gab sich auch in der Ueberzahl der Möbel zu erkennen, deren Menge genügt hätte, um drei solche Salons auszustatten. So »raren nahezu ein Dlchcnd Copha's vorhanden, jedes in einem andern Etyl, von andersgefärbten Stössen, aber alle gleich geschmacklos und von gleich schreienden Farben, 'Auf einem dieser Sopha's fanden wir den Schaych in halb europäischer, halb orientalischer Stellung schend, das hecht ein Bein untergeschlagen und das andere hinabhängend, eine Positur, welche die Moslims gewohnlich annehmen, wenn sie sich in Gegenwart von Europäern der ungewohnten europäischen Möbel bedienen sollen (denn wenn sie unter sich sind, räleln und legen sie sich nach Belieben, so gut es angeht, aus die zu solchem Zweck sehr unbequemen Sopha's). Alyy Qarqmny war lein häßlicher Mann. Ein nicht allznfettes, fttr einen Araber seln weißes Gesicht, von einem dickten pechschwarzen Barte beschallet, mit schwanen fimlelnden Augen i ziemlich regelmäßige Züge. eine nur leichthin gebückte wohlgewachsene Gestalt von mittlerer Größe, ein gewisses für seine vierzig ober fünfzig Jahre auffallend jugendliches Wesen, Alles dies machte eher einen günstigen Eindruck, als das Gegentheil. Aber dieser Eiudluck wurde durch sein Geberdenspiel verdorben. In diesen« lag so viel süßliche, schmeichelnde, ja kriechende Freundlichkeit, wenn cr mit gulempfohlenen Euro-Päern oder mit vornehmen Moslims zu thun hatte, aber so 28b Viel barbarische Rohheit, wenn or sich seinen Untergebenen zeigte, dabei vermißte man so schr jene Würde, »reiche selbst die spitzbübischsten Vornehinen hier zu ^ande oft in ihrem Aeuftcrn zur Schau zu tragen zll wissen, daß man sich schon nach kurzer Velauntschaft mit ihn, eitttäuscht fühlte. Ob er eiile grofte Intelligenz besitze, darüber wurde ich durch das Gespräch, welches U'ir führten, nicht im Geringsten ausgctlärt, da dasselbe sich nlir un» Gemeinplätze, die recht abgedroschen behandelt wurden, drehte. Ich glaube auch nicht, das; er ein großem administratives Geme ist. Sein Haupttalent ist der Geist der Intrigue. Er versteht e^ trefflich, dem Pascha zu schmeicheln und die Unterthanen auszurauben, das ist, so viel ich erfahren tonnte, d^> A B C seiner administrativen Weisheit, seine ganze Staate und Negierungolunsl. Dadurch ist er zu hohem Rang, gwßem Ver>nögen, zu der einstuft reichsten Stellung in Tripolis und zu dem reichhaltigsten Harem gelommen, welcher gegenwärtig in dieser Stadt eMirt. Ncber diesen Harem lann ich natürlich nur von Hörensagen berichten, aber doch wenigstens aus die Zahl seiner Vc--wohnerinncn schliefen und zwar aus der ungeheuren Masse von Mundvorrath. welcher täglich in denselben wandert und dessen Änsehnlichleit mir von einem jungen eireassischen Stla Ven dc die Tochter des Harems besitzers an und unsre Sitte bringt es mit sich, daß wir ihren Prätensionen in dieser Vezieyung lein Dementi geben. Dann schmeicheln sie der legitimen Harenwherrin, nennen sie Mutter und diese läßt es, um des lieben Friedens willen (denn die meisten Cireassierinnen find eigensinnig und jähzornig» auch gewöhnlich geschehen und findet sich in die oelroyirte Mutter-rolle. 'Aber die neuen Tochter wollen nalürlub nicht zeitlebens im Mädchenslande und im adoptivuäterlichen Hären, bleiben, sondern sehnen sich nach der Ehe, quälen täglich die Pflege-ältern, daß diese sie verheiralhen und zwar an einen recht angesehenen, vornehmen und reichen Mann, und letzteres geschieht denn auch gewohnlich, da die Adoplivältern sroh sind, die zärtliche oclroyirte Tochter los zu werden. Aber dieses 291 geschieht nicht ohne beträchtliche Unkosten, da der Besitzer einer Lircassieriu stets für unermeßlich reich güt und demgemäß Hochzeitsgeschente machen, splendide Feste bei der^Ver^ mählung geben, ja oft, wenn der Schwiegersohn arm ist, oder wenn er es versteht, sich für arm auszugeben, den neuen Haushalt gänzlich unterhalten „ms;. Dic pecuniären Vortheile aber, welche einem Vatcr, der seine eigne Tochter vermahlt, gewöhnlich von Seiten des Schwiegersohnes zu Theil werden, fallen bei der aus dem Ellavenstaude hervorgegangenen Pflegetochter in den meisten fällen gänzlich weg, da die Bräute im Orient nach Rang und Geburt und nicht nach ihrer Schönheit bezahlt werden." „Ich für meinen Theil", so schloß der Pascha seine Erzählimg, „habe schon längst aus den 'Anlauf von Eir-cassierinnen verzichtet. Diese „weiften Teufelinnen" haben meinen häuslichen frieden früher oft genug gestört, so daß ich nun, um der Ruhe willen, mich mit Händen und Füßen gegen solche Äcquisitioncn sträube" Eine solche, auf das Familienleben eingehende Erzählung von Seiten eines Moslims bildete freilich eine sehr ausnahmsweise Erscheinung. Sie wäre dei einem im Orient selbst erzogenen Mohammedaner auch gar nicht denkbar gewesen, aber 'Myy Ridhä Pascha hat eben seine Iligend in Frankreich zugebracht, und obgleich er im Herzen ein so vorurlheilovoller Moslim geblieben ist, wie alle andern, so weiß er doch, den Europäern gegenüber und wenn er sich mit diesen allein befindet, den europäischen diesellschastston aufrecht zu halten, der nicht jene absurde» eifersüchtigen Beschränkungen lennt, welche den arabischen kennzeichnen, l^ewöhnlich befindet er sich aber bel den Audienzen nut Europäern diesen gegenüber alleiu. Ihm steht nicht das Gespenst eines offieiellen Dolmetschers zur Seile, wie dem Bey von Tunis, der selbst mit beuten, die ebcn so gut arabisch tonnen, wie er selber weä bei der Städtegründung zu erblicken, als die möglichste Bereicherung des Pascha, des Mowyn, des Defterdar. des Schaych el beled lind der ganzen Bande raubseligev Würdenträger, welche die Geschicke dieser Regentschaft leitet. Ein besseres Geschäft hatte sich ein Beamter noch nie träumen lassen, cm Geschäft, wobei man eigentlich gar nichts selbst zu thun hat, wobei man sich auf uurechtulähige Weise bereichert nnd noch dazu in europäische»» Zeitungen als eivilisirender Menschenfreund u. s, w. gelvbhudelt wud. Eine Verlegenheit hatte freilich der Pascha bei der Städlegründung, Woher die Einwohner für die neuen Städte Minnen^ Eiue gewisse Anzahl von Auswanderern aus der schwerbedrücklen Regentschaft Tunis, einige fünfzig lripoli tanische Vagabunden und ebensoviel entlaufene Regersllaven hatte er freilich zusammengetrommelt, Aber dieses sämmtliche Volk besäst leinen rotheu Heller, und der Pascha wollte auch 295 solche Kolonisten, welche stellerfähig wären. In dieser Verlegenheit half ihm der Schaych el deled aus. Dieser u» «x. m-u'llin^ taln ihm mit seinein Vorralh von Circassierinnen zu Hülfe und schlug vor, jedem wohlhabenden (iolonisations lustigen den Besitz einer solchen zu versprechen, in der Hoff nung, durch diesen ölödcr recht Viele anzulocken. Der Köder wirlte jedoch nicht in erwünschter Weise, denn die Tripolitauer lennen die Cireassierinnen eben so gut wieder Pascha und wissen, das; diese Damen ihre Besitzer, wenn diese nicht Crösus und Consorten sind, sehr bald an den Bettelstab zu bringen pflegen. Dennoch bissen einige unerfahrene und heißblütige Jünglinge nn und verstanden sich dazu, mit Gut und Blut der kireas sierin zu folgen und sei es auch nach Bomba und Tobrut, Da aber durch dieses Mittel dennoch nicht genug slcuerfähige Colonisten zusammengebracht worden waren, so verlieft der Pascha den "Weg der Oute und schritt zu dem gewaltsamer Expropriationen, indem er einer gewissen Anzahl von Bürgern ihre Häuser durch den Schaych „ablaufen", d. h. unbezahlt nehmen lieft. Die dadurch Obdachlosgewordenen verstanden sich nun williger zur Auswanderung und der Pascha versüßte ihnen in der Flegel auch noch die bittre Pille durch das Danaergeschenk einer vom Schaych gelieferten idireafsierin. AIs ich zu Anfang Juni >^lrml>" erschienenen 'Artikel ist zuerst davon die Rede, daft der Pascha einein durch Versandung eines ^lusil'ette^ und dadurch, das; der ^luft seine frühere Bahn verlassen hatte, gänzlich uufruchldar gewordenen Thal, Madschenyn genannt, durch Zurücklenlung des Flusses in seine frühere Bahn Leben und ^ruchtl'arleit wiederverliehen und die SegenösVrüche der Vevöllerung auf sich gehäuft habe. Der Artikel behauptet, der Ingenieuwderst Massar Bev hade auf Vefebl des Pascha einen gemauerten Damm zwischen dem Fluß und dessen durch ein ^lemenlar creignif; entstandenen, ihn ableitenden neuen Velt, dae man ihm durch den Damm versperrte, errichten lassen, Nehmen wir diese Behauptungen !) zurück, und das Thal von Madscheilyn ist min wieder eben so unfruchtbar geworden, als cs vor der Unternehmung des gepriesenen ^tützlichteitSN'erleS gewesen war. ^loeitens preist der Ärtitel die Fürsorge des Pascha für die Hebung der Bodeneultur. Da spricht er zuerst von Vamw wolle, deren Saamen der Pascha aus drei Naumwollparadiesen, aus Ämerila, Aegypten und Smyrna bade Imnmen lasscn, lini zu versuchen, welche im tripolitanischru Erdreich am besten gedeihen werde. Der ameritanische Saame soll die besten Nesullaie gelicfcrt baben und eine beträchtliche Menge Vamn-wolle, aus ihm gezogen, nach Europa verschickt worden sl'in. Ich habe mir allc Mlche gegeben, etwas Gewisses über die Quantität dieser in Tripolis erzeugten Baumwolle zu erfahren, tonnte jedoch leinen Menschen entdecken, der sie gesehen hatte, muft also annehmen, das; sie nur in homöopathischen Dosen vorhanden war und daft hier wieder das Ver gröfterungsglas im Auge des Seeretärs Dinge auf's Papier gezaubert hat, die. wenn sie überhaupt vorhanden waren, je-benfalls doch nur als Minima erislirlen. Weiter preist der Arlilcl die vom Pascha errichteten großartigen Maulbeerpslmizungcn, wodurch die bisher hier ganz brach liegende Seidencultur auf lininal zu blühendem Aufschwung gelommeu sci. Wo sind diese Mmilkcerpslanzungen? fragte ich den Consul, der statt aller Antwort mich nach einem sogenannten Garten in der Meschiya brachte, wo wirtlich ein Dichend elend verlümmerter Väumche», stand, die jedoch, seit sie gepflanzt waren, noch lein Blatt getragen hatten, da »vie gewöhnlich vergessen worden war. daß sie zu ihrem Gedeihen Wasser nöthig hatten. ferner wird noch dem Pascha das Verdienst beigelegt, die .Nartosfelpflanzc in Tripolis eingeführt zu haben. Dieser Passes erregte die ungezwungenste Heiterkeit bei 300 der gesammtcn europäischen Colonie, welche schon seit fnnfzig Jahren Kartoffeln pflanzt und .Kartoffeln ißt und sich nicht bcwusit ist, dem erst seit zk'ei Jahren hier anloesenden Pascha auch nur cm einziges Exemplar dieser nützlichen Knollenfrüchte zu verdauten. Darauf geht der Artikel, gleichsam als wolle er einen Ruhepunlt in seinen Lobeserhebungen des Pascha eintreten lassen, dazu über, das Lob eines Mita.licdö von dcsscn Fanulie, vinc« ^cwissm ^ll.>iu<'d TafN'il ^sfabneatwn dienstbar zu »lachen. 6r schickt sie nach Marseille und läftt durt daraus Zucker bereiten, von dem sie 25 Proeent enthalten sollen. H^äl.e dem wirtlich jo, jo verdiente der Pascha eine goldnc Statue von keilen seiner daltelpflanzenden Untergebenen. Aber „lit dem Dattelzucker verhält es sich N'ie mit der ^aum wolle, wie mit der ^eideneullur. Niemand hat ihn gesehen, noch weniger geschmeckt. Doch ich will dein Pascha nicht muthwilUg die Htrvne des Verdienstes rauben »nd gern a,v nehmen, das, der Dattelzucker aus Tripolis wirtlich in Mar« 301 seille existirt. Möge er dort von den Kaffeewirthm nicht allzu frei in Gebrauch genommen werden, denn ich fürchte, daß er keinen Vergleich mit andern Versüftungsmitteln des Kaffee's aushält. Der Artikel schlicht mit dem Lobe der oben bereits erwähnten vom Pascha gegründeten Schule „Ruschdiya", deren Eramen „Jedermann in Erstaunen gesetzt habe", wahrschein-lich üder die unberechenbare Ignoranz und Aornirtheit der Schuler. Auf diese Weise wird in Tripolis und Constantinopcl historischer Ruhm falirieirt und Weltgeschichte verfaßt. Wer weiß, ob der Pascha nicht noch einmal kimftia.cn Generationen als ein nachahmungswürdiges Beispiel in der Beglückung der Menschheit alv em seinem Zeitalter weit vorausgeeilter Heros der Civilisation vorgehalten ».'erden wird? Man braucht dazu nur gleichzeitige ofsieielle Quellen als Belege zu consultircn und diese sind ja vorhanden. Man lese nur das Journal „lil 'l'iü ljili« "! Die zwei andern, schon öfters genannten Würdenträger, der Mowyn und der Defterdar, stehen zwar im Rang zwischen dem Pascha und den« vielerwähnten Schaych el beled, aber sie kommen in Wirklichkeit in ihrcm Einfluß dem letzteren durchaus nicht gleich; da sie jedoch in der Stufenleiter des Ranges üoer ihm stehen, so mußte ich mlch ihnen meine Aufwartung machen und zwar noch ehe ich zum Schaych ging. Der Mowyn lder erste Adjutant des Pascha und Vieegouvernenr der Regentschaft), Mustafa Syä Effendi, ist ein so mwrr' fälschter ^toctlürte, wie es nur einen geben kann. Vom Arcv bischen besitzt er nicht die geringste Kenntniß und da weder der Konsul noch ich türlisch sprachen, so beschränkte fich die Konversation mehr auf stumme Hoslichleiten und eine beredte Zeichensprache. Ein sehr probates Mittel, die Langeweile der Audienzen abzukürzen, besitzen übrigens die Türlen durch die 302 Situ-, nut jedem Besuchenden Kaffee zu trinken und Cigarette« zu rauchen, letztere sind nämlich jetzt überall an die Etcllc der noch vor zehn ^ahrcn allgemein »»blichen Tfchibut's odcr langen türtischen Pfeifen getreten. Selbst der Pascha raucht nur Cigarette«, abcr, daunt ja die Gravität, welche der abgc-tommene Tschibuk so effeetvoll versinnbildlichte, nicht Eintrag erleide, so raucht er seiuc Zigaretten au« einem langen Pfeifen-röhr mit Acrnsteinmnndstüct und Hteerschaumtopf, in dem die Cigarette steckt. Die andern Würdenträger halten diese wilrde-volle ^Repräsentation nicht für nöthig. Sie stecken die Ciga-retten höchsteigen dircet in den Mund, aber sie drehen und stoftfcn dieselben nicht mit eignen Händen, wie da« Volk, sondern haben stet« einen fertig gemachten Vorrath zu» Hand, Auf diese ^^eise ist da« früher so hochwichtige Ämt eine« Tschibuttschi odcr Pfeifenträgcrs nun zur Sineeme geN'orden und auch schon bei den Meisten abgeschafft worden, Dcr Qahwadschy oder .Uafseebereiler ist aber inniler noch vorhanden. Dieser, gewöhnlich bei höheren Veamlen mit einer Sergeanten-uniform au«geslatlet nnd mit drei goldnen ritzen auf den Aormeln geschmückt, pflegt bei allen Besuchen zu erscheinen und zwar mit eine«» großen kupfernen Präsentirtellcr in dcn Händen, auf dem da« Kaffeeservice steht, und einer breiten, fchr prächtigen, meist goldgestickten Staat^serviette über die eine Schulter gelegt, So stellt sich der Qahwadlchy in eiue Eclc bes Zimmer« und bleibt dort regungslo« flehen, während ein anderer Diener, gewöhnlich ein Jüngling, entweder ein blonder blauäugiger Cireassier oder ein hübscher junger Türle, den Kaffee einschenkt und jedem der Besuchenden, je nach ihre»» Nange, nacheinander ein winzig lleme« Tasichen auf eine>n Untergestell von Filigranarbeit überreicht und zwar mit einem höchst ehrfurcht«vollen gemessenen Ernst und nicht ohn« zahlreiche Bücklinge. Diesen kafsec m»ch man bei allen Besuchen einnehmen, und hat man in einem Vormittag einige 303 sechs Visiten bei Türken abgestattet, so tann man sicher sein, den Appetit für das Mittagessen gründlich verdorben zu haben. Beim Dcfterdar (dem Zahl>neister und Steuereinnehmer) war die Audienz weniger langweilig und zwar deshalb, weil dieser Würdenträger, wenn auch ein entsetzliches Arabisch, so doch überhaupt ein Arabisch sprach und man sich mit ihm doch unterhalten lonnte. Auch gewährte die Ausstattung semer Gemächer mir ein angenehmeres, weil mehr im Einklang mit ihm selbst stehendes Schauspiel. Während beim Pascha, beim Mowyn. beim Schaych bereits alles Orientalische verschwunden und die türtischen Möbel durch schlechte europäische verdrängt waren, so zeigte sich das Staatszimmer des Defterdar noch urwüchsig national. Breite, niedere Divans liefen an den Wänden ringsherum, schöne dicke Teppiche lagen aus dem Boden i statt Tischen sah man nur jene allerliebsten tleinen, mit Perlmutter ausgelegten orientalischen Täfelchen, lurz, man merlle doch, daß man im Orient war. Jedoch das malerischste und am Unverfälschtesten orientalische Bild gewährte nicht der Defterdar selbst, sondern sein Schreiber und namentlich dessen Iuslallnuug. Dieser Schreiber, mit dem der Dcstcrdar grade den eonfusen officiellen Nech-nungslnäuel zu untersuchen und zu lösen im Begriff war, sah aus einem lleinen quadratsörmigen Teppichslück, seinem Eigenthum, das er stets mit sich schleppt, alls de»n Fuszbodcn zu Düften des auf dem Divan thronenden Zahlmeisters. Auf diesem leppichstück war der ganze Apparat orientalischer Bureaukratie in kalligraphisch gemalten Aetenstücken, einem altmodischen Dintenfah, das man wie einen Dolch im Gürtel trägt, einer Masse von Bmsenrohren statt der Federn, einem antediluviauischen Nadirmesser und dergleichen mehr in male« rischster Unordnung entfaltet, während der Schreiber ein steifes Papier auf seinen unterschlagenen Beinen ausgestreckt hielt 304 und darauf mit grosicr Sorgfalt jene bekannten, vor lauter kalligraphischer Künstelei bis zur Unlcserlichleit entstellten Schriftzüge des offieiellen türkischen Aetenstyls malte. Aber dieser ganze Apparat war dennoch so einfach, das; eine Secunde genügte, um ihn verschwinden zu machen. AIs wir nämlich Platz genommen hatten, winlte der Defterdar seinem Schreiber, der, den Winl recht »erstehend, unverzüglich ausstand, seinen sämmtlichen offieiellen Plunder in das Teppichstück hiueinrollle, dieses unter den Ärm nahm und sich in eine Ecke zurückzog. Und dennoch enthielt dieses Teppichstück die ganze Finanz, Steuer und Domänen Oberverwaltung der gesammten Regentschaft Tripolis, eines Bandes, da«ü die meisten europäischen Königreiche an Flächeninhalt überliisst. ^iachdem ich diesen vier Staatsgrößen meine Mlfwartlmg, welche die Begleitung des Consuls fast zu einer osfieiellen machte, abgestattet hatte, stand mir noch ein anderer Besuch angenehmerer Natur, der bei dein schon oft erwähnten Inge-meuroderst Massar Bey, bevor, Massar Bey nimmt zwar keineswegs den nächsten Nang nach jenen vier Größen ein. Vielmehr steht über ihm noch der Generalmajor, der als sol cher gleichfalls den Paschatitel führt, jedoch nur ein Pascha dritten Ranges ist und vom Voll, um ihn vom Gouverneur, welchem als Mnschvr die Würde eines Pascha's vom ersten Nange zulommt, zu unterscheiden, gewohnlich Väscha «arabisch für das türtische Paschn) c^ l.'arhyr, das heistt „der tleine Pascha" genannt wird. Der lleine Pascha eommandirl das gesammte stehende Heer in der Regentschaft, welches wie er wähnt, die Zahl von s'l)M» Mann nicht übersteigt. Da jedoch der „tleine" Pascha zur Zeit auf seine», ^andgute zurückgezogen lebte, wo er am <1<üli'u» tl-<',nl>>m, einer bei den branutwein trinlenden vornehmen Türlen gar nicht seltnen Krankheit, Ia borirte und sich in den Händen des verschmitzten griechischen Leibarztes des „groszen" Pascha befand, so schenlle ich „m die 305 Visite bei diesem Säufer. Ebenso diSPensirtc ich mich vom Besuch beim Infanterieoberst, der mit Massar Vey gleichen Rang cinnittlmt lind ebenfalls nur selten lichte Augenblicke Mischen zwei VranntN'einräuschen haben soll. Bei Massar Bey aber fühlte ich mich recht zu Hause. Nicht nur tlang mir hier mein geliebtes vaterländisches Idiom entgegen, welches der Oberst recht geläufig spricht und sich dadurch von allen Bewohnern Tripolis, selbst den Europäern und ^oilsuln, deren leiner ein Wort Deutsch kann, unterscheidet, sondern auch seine Anschauungen glichen in so vielen Beziehungen den unsrigen, daft ich mich ganz angeheimelt fühlte. Dabei ging dem in Deutschland erzogenen Türtrn auch gänzlich jene steife Grandezza und mißtrauische Neservirt heit ab, welche die Stocktürlen und hochgestellten Araber immer an den Tag legen. Aber ein intelligenter und strebsamer Mann ist eben in dein türkischen Beamtenthum verloren. Er findet so viele Hindernisse in der Bornirtheit der Htoätürlen, und die ober^ flächlichen Neformbestrebungen solcher europäisirendm Türtcn, Nne der Pascha, bereiten ihm wo möglich noch mehr Unannehmlichkeiten. Fände er eine seinen Fähigleiten entsprechende unabhiinssigc Stellung, so würde er ohne Zweifel Bedeutendes leisten lönncn. ^'lber eine solche Stellung wäre nur mit dem Posten eines Provinzialgouverneurs vereinbar, und einen solchen, wie überhaupt jedes bedeutende Avancement, belommt man in» Orient lediglich durch zwei Mittel, Günstlmgschaft oder großartige Bestechung. Da nun bei Massar Bey leines dieser Mittel gellend gemacht worden war, so blieb er in der abhängigen Stellung eine« sogenannten Ingenieurobersten dem Pascl'a von Tripolis beigegeben, dem jedoch gar leine Offiziere oder Soldaten seiner Wasfe zur Seite standen. Dieses 3lmt war in Wirklichkeit da« eines Sündcnbocts flir alle mehr oder weniger mißlingenden Nesormplanc des Gouvcr-111. H' 306 ncurs. Sollte cine Straße angelegt, cm artesischer Vrunnen gegraben werdcn, so mußtc Massar Bey herhalten, und gc-langen diese Werke nicht, wie sic bei der schlechten Arbeitstraft und dm nichtswürdigen Ätaschinen, dic ihiil zu (^ebolo gestellt wurden, ohnchin nicht gelingen tonnten, so war das die Schuld des Ingenieurobersten. Zuweilen Gourde seine Wissenschaft auch gradezu dc»n Privat-interesse deiopf gesetzt, ein von ihm angctanfte« Stiict Hauste, einige Meilen von Tripolis gelegen, in einen blühenden (karten zu verwandeln, nm auf diese Weise unentgeltlich zu einem schonen fruchtbaren ^andgutc zu tommen. Dazu war nur Wasser nöthig, und diese« sollten wie gewöhnlich artesische Brunnen liesern, mit deren BewerlsleUiauug Aiassar Aey betraut wurde. Umsonst berief sich dieser auf den mangelhasten Zustand der ihm zur Verfügung gestellten Bohrmaschinen. Da half nichts, er mußte mitten >m Sommer drci Monate in der Sandwüste zubringen, wo er selost im Helt eine Temperatur von !<> Grad Reaumur genosz, und das Resultat war natürlich, daß lein Brunnen zn Stande tain, daft dic Wüste Wüste blieb und daß die dem Oberst mitgegebenen Infanleriesoldaten wie die Fliegen starben. Darum ist anch der Oberst keineswegs sanguinisch in Bezug auf das Geliugeu der übrigen Refmmplane des Pa-scha. Von den neuen Colonieen Bomba und Tobrul lann er gar nicht reden hören, ohne in ,^o»n zu gerathen, 'liach ihm ist die (Gründung dleser Colonieen N'eiler nichts, als ein massenhaftes Hinovsern oon ^ienschenlebe», und wenn man erwägt, daß an beiden Ollen auch nicht ein Tropfen trint baren Wassers vorhanden ist, daß das Vieh nicht einmal cinen Grachalm zum Weiden findet, so lann man ihm nicht Unrecht geben. Allerdings sollen auch dort artesische Brnnnen gegraben welden und Massar Bey sieht schon 307 mit Schrecken dieser neuen Mission entgegen, die ihm ohne Zweifel bald aufgetragen, aber gewiß tein andres Resultat geben wird, als das obengeschilderte. Und das VolN Was macht bei solchem Vorgehen seiner Vorgesetzten das arme, unglückliche, ausgeraubte VolN Was macht es? Es leidet eben und läsit sich geduldig ausrauben. Nur diejenigen Bürger von Tripolis, welche nicht anstehen, sich durch die triechendste Schmeichelei und wohlberechnete Geldgeschenke die Gunst des allmächtigen Echaych el beled zu erwerben, genießen eines verhältnißmäsiissen Zustandes der Ruhe. Wehe aber den Ändern, Sie lönnten in Feindesland nicht schlimmer daran sein. Auf sic wird eine förmliche Hetzjagd veranstaltet, sie werden aus ihren Häusern vertrieben, welche ihnen der Schaych, wie »nan das hier nennt, „abtaust", ihrer sämmllichen Baarschaft beraubt, und wenn sie ganz an den Vettelstab gelommen sind, dann erst läsit man sie ungeschoren. Deßhalb lann »nan von einem eigentlichen, wohlhabenden, auf Privatbesitz gegründeten Bürger-stand in Tripolis auch gar nicht reden. Die Bürger von Tripolis sind eben alle arme Teufel, die vom Ertrag eines lleine» Badens oder von einem ,schlechtbezahlten Handwerk nothdürftig von der Hand in den Mund leben, schrecklich viel unrechimäsuge (d, h. von« Staat nicht sanetionirte, sondern von den Beamten zu ihrer eignen Bereicherung willlürlich auferlegte) Steuern zahlen und noch froh sein tonnen, wenn ihre persönliche Freiheit unbehelligt bleibt. Hier zu ^ande giebt es überhaupt keine auf Erbeigenthum gegründete wohlhabende blasse. Sollte selbst Einer von seinen Aeltern den schönsten Besitzstand geerbt haben, so lann er sicher sei»,, das; ihn der Qadhy «Richter) als Obervornumd bei der Erbschaftsübernahme schon um die Hälfte betrügt, und den Nest wirb er gewift in wenigen Jahren durch die Erpressungen der Äe-amten los. Das einzige Mittel, seinen Besitzstand zu retten, :;08 ist, salbst Beaniter zu werden, das heißt höherer Beamter, der wm Naube des Voltes seinen Theil bezicht. Nur so lann sich Einer retten. Aber dich Mittel in Anwendung zu bringen, gelingt nur den allerwenigsten (iingebornen, da man grundsätzlich zu den Beamten stellen nnr Fremde nimmt, und wenn man überhaupt Tripolitaner zu denselben hinzuzieht, so geschieht dies; nur zu den allerbescheidcnsten Aemtchen, die so gut wie nichts abwerfen und deren Einfluß zu gering ist, um ihre Inhaber wirtsam vor den Oberbeamten zu schuhen. Die einzige wohlhabende (5Iasse bleiben deshalb die Ve amten, zum größten Theil Stocltürleu, die lein Wort Arabisch können, mitunter aber auch Araber aus andern Bändern, wie der Schaych el beled, der ein Tuniser, und der Pascha selbst, der cm Algierer ist. Diese beideii Würdenträger haben einen so zahlreichen Anhang von verwandten nach Tripolis geloäl, daß diese allein schon eine lleine Veaoltenaristolratie auslna chen. Fast jeder dritte oder vierte gutgelleidete Araber in Tripolis ist ein Vetter des Pascha oder des Schaych. Alle diese Leute haben Aemter und zwar die eintraglichsten. Da kann also für Andere nicht viel übrigbleiben. Cine blasse, welche wir mit unserm Adel Vergleichen tonnten, giebt es freilich auch in Tripolis, nämlich die zahlreichen Nachtommen der verschiedeneu Zweige des depossedirten Fürstenhauses. Aber diese, obgleich sie meistens noch ein ge Wisses äußeres Deem um bewahre», sind sonst doch womöglich noch schlimmer darau, als die Vürger. Was sie besitzen, meist erbärmliche lleme 5/andgülchen, gehört ihnen nur durch die Gnade des Pascha, welche sie sich durch Geschenke, die allen Ertrag der Killer verzehren, steto neu wieder erlaufen müssen, da es dem Gouverneur nie an einen, Vmwand fehlen würde, ihnen Alles zu eonfiseiren, wenn es in seinem ^nleresse läge. Abcr er gewinnt so viel mehr, als wenn er die Güter in eignen Besitz »ahme und verwalten lassen nnchte. (5inige W9 dicscr Erprinzen haben kleine bescheidene Aemtchcn. Einer von ihnen besitzt sugar ein Pfcrd sein wahres Wunder, daß man es ihm gelassen hat» und dieser kam mir vor wie das Ann pi»« muli>M der msprünaUchen Einssebornen gehören jedoch alle zur Seete der Mälaty. Sie nehmen nicht Theil an dem fetten buchen der geistlichen Pfründen, welche die Freigebigleit mMimischer Grosien in den lehten Jahrhunderten gestiftet hat. Diese Grosien U'aren eben alte I.lanafyten und da^l gc-meine Volk, welches allem hier noch dem malatytifchen Ritus angehört, hat natürlich lein ^>eld, um Pfründen zu stiften und seine Vorbeter gut zu bezahlen. So fristet denn die mälalytische ^eistlichleit ein recht dürftiges Dasein. Viele chrer Mitglieder versehen so.iar ganz unenlgeldlich den Dienst der Moscheen und begnügen sich mil del» täglichen Troäenbrod, welchem ihrer eignen Hände Arbeit ihnen verschafft. Einige derselben sind nämlich Schuster, andere Kleinhändler! ich tannte einen, welcher lediglich davon lebte, dasz er für den östreichischen Konsul lleine arabische Briefe verfaßte, die dieser an Kaufleute im Innern schickte, und der dafür täglich zwei droschen belam, eine splendide Summe, von der er gleichwohl sein ^eben und da>4 einiger Kinder fristete, seinem l^ott aber dafNr gratis diente. Großen Costümlurus tonnen solcherlei Priester natürlich no nicht entfalten, und man vermißt bei ihnen deßhalb ganz die schönen rothen Vurmisse der tunisischen und die ausgepufften, tausendfältigen Steifturbane der algierischen (^eistlichleit. Ihr Anzug ist eben die bescheidene Vettlertrachl des tripolitanischen Bauern mit der zerfetzten Uscra, in welche sie ihr Haupt und ihre Glieder gravitätisch hüllen, Ganz anders und ungleich Pomphafter, wenn auch we»w ger malerisch, nehmen sich dagegen die gemästeten Pfründner des l.»anafytischen Ritus aus. Diese haben zwar die malerische orientalische Tracht, der von Constanlinopel ausgegangenen Costnmregel zufolge, aufgegeben, aber fie find, nach den Begriffen der Neformtürtcn, nicht weniger schön augezogen. Sie tragen himmelweite, recht schlecht gemachte europäische Bein kleidcr von schwarzen« Tuche, und von gleicher Farbe und gleichem Stoffe einen übertrieben langen, bauschigen Ueberrock, dein der polnischen Juden vergleichbar, nur durch einen Steh-kragen verschönert. Än den pichen führen sie zwei Paar ordinärer französischer Schuhe, eines über dem andern und beide an den fersen schlavpenarlig bermltergetrelen, das mm 1>luü >lltl'.'>, moderner, reformtürtischer Eleganz. Ilm jedoch nicht ganz dem 6hristenhunde in einer bei den arabischen Vollserzählern sehr beliebten beschichte zu gleichen, in welcher es unter Andern, heißt: „Der Hund hatte schwarze Hosen, einen schwarzen Nock, eine schwarze Weste lind ein schwarzes Herz", um also nicht ganz schwarz zu erscheinen, so suchen sie einige ^arbenplachl dadurch in ihr Kostüm zu bringen, das; sie ein nachgemachtes französische >taschmirluch von schreiender Farbe um den Hals wickeln, oft auch anf der Bn,st tragen, wodurch der Orient vindieirt und der Glaube des Propheten ohne Zweifel wirlsam versöhnt wird. Man würde jedoch irren, wollte man alls dem Vorher» gehenden schließen, als bestände zwischen den Geistlichen der l.lanasv nnd denen der Mälaly irgend eine tiefer begründete 3N Rivalität. Beide Sectcn sind ja orthodox und haben auf das Paradies Mohammeds ganz gleiche Ansprüche. Cs steht sogar kein ernstliches Hinderniß im Wege, wenn ein Malaly sich um eine Stelle bei einer l.iänafytischen Moschee bewerbcn wollte. Das einzige Hinderniß ist sein Mangel an Held, denn die Mälaly'6 sind hier meist arm und die Stellen natürlich nicht ohne Bestechung zu erlangen. Daruni allein bringt es in Tripolis tein Araber, der Mälaky geblieben ist, zu einem einträglichen Knchenamt und fallen diese den reicheren kulugly's und Tinten zu i oder, wenn ein Araber sich emporgeschwungen haben und Amt und Würde beanspruchen sollte, so hat er es gewöhnlich vorher für gut befunden, seine mälalytische Eecte gcgen die l.mnafylische auszutauschen, da diese für vornehmer gilt. Eine blasse von religiösen Persönlichkeiten, welche diesen Skrupel dl'r Vornehmheit gar nicht lennen und hier alle den Mälatl/s angehören, bilden die Derwische oder Sawy'ö, sogenannte Heilige, meist von der bei Tunis schon geschilderten Art, denn auch in Tripolis bilden die Derwische leine Mönchsorden, wie in der eigentlichen Türlei, Neligiose Orden giebt cs, wie in allen Gebieten des ^slam, auch hier die Hüllc und Fülle, aber deren Mitglieder wohnen nie klösterlich beisammen, sondern Pflegen sich nur von Zeit zu Zeit zu versammrln, um mehr oder weniger verrückte Dingc vorzunehmen, als da find: taetmaßig mit ^cschrei anögeslosienc Gebete, pendelartigcs Schwingen deei .Nopfeö, systematisch stundenlang wiederholtes Vorbeugen de^ Oberkörpers, trampfhaftt^ Sichnnnden und Wälzen aus dein Fußboden, Hculen und ertatische Geberden jeder Art, gewöhnlich von einer Ohnmacht alö abschließende«, Mpfelpnnlt de« Paror.ismuü gekrönt. Aber die MtgUeder dieser Orden erringen leine^wegden6, um welches sich dessen Mitglieder auf den Ruf des Derwische zu gewissen Zeiten schaaren. Stechen sie durch daö beständige Tragen dieses Riesenslockev allen Tripolitanern schon genügend iu die 'Augen, so verschmähen sie gleichwohl doch auch nicht anderc Er.eentrieitaten in ihrer äusiern Ausstattung, welche sie noch auffallender machen, ^iuer lleidet sich m Weibertracht, ein andrer läsil Haare und Bart übermäßig wachsen, em dritter zeichnet sich durch eine wahrhaft hyperbolische Menge und Mannichfalligleit der buntesten lumpen, ^ümpchen und fetzen au>5, aus welchen er mit großer Kunslfertigleit sich em Gewand zusammengenäht hat, das ein wahrem ^deal der Vettlertracht genannt werden und selbst bei eine», Diogenes Neid erwecken tonnte. Der Nmsland, das! diese Qrden»derwi>che von ihren we- 3l3 niger verrückten Collegen gratis gefüttert werden, verhindert sie übrigens keineswegs, auch ander»» profanen Menschen häufige l^elegeicheit zu verschlissen, sich durch ihre Unterstützung Verdiente um den Himmel erwerben, .^a die Mehrzahl derselben zeigt sich sogar so vorurthcilslos, auch das Geld von Andersgläubigen, Christen und Juden, mit ihren heiligen Händen anzunehmen, sich von ihnen mit Naffee, buchen u. s. w. traetiren zulassen' ja selbst bis zur Weinflasche versteigt sich ihre aufgeklärte Philosophien aber natürlich tommt der Wein, den sie ofl ill höchst anständiger Menge zu sich nehmen, nie in ihre geheiligten Leiber, sondern wird von ihrem Schutzengel, der ihnen stets auf der rechten Schulter sitzt, beim ersten Berühre», der kippen in Paradieseotranl, wahrscheinlich aus der heiligen Quelle Ssalssabyl, von der der Qorä» spricht, verwandelt. Bescheidenheit in ihren Ansprüchen auf den (Geldbeutel des Nächsten ist diesen Heiligen gänzlich fremd. Ein pro-faner Bettler begnügt sich damit, eil» .ttupferstück zu verlangen, ein Heiliger fordert abcr gewöhnlich Silber, wenn nicht (^>old, belommt aber natürlich von der Mehrzahl der milden lieber denn doch nur Kupfer. Darüber ist er selbstverständlich höchst unzufrieden, zeigt auch sein Mißfallen ganz offen, und so steckt der edle Menschenfreund für seine milde (''labe noch Schimpfworte und Flüche ein. Nebenbei besteht hier in Tripolis sowohl, wic in de» meisteil moölimischen Städte», eine eigenllmmll'che Bettlerus.inee. »reiche sich jeder Wohlthäter des Vetlelvollö, der zum e»!le»»»!»al diese (Gestade betritt, wohl Merken sollte. Hat man nämllch einem Bettler an drei oder vier Tage,; ein gleich großem Almosen zugewendet, so glaubt er ein Aecht daraus zu besitze»», die« von »»in an tägllch zu belommen. Er ist daun gleichsam pensionirt und die mos-limische Sitte unterstützt ihn auch durchweg in dieser hyper-bolischen Prätenfioi«. Ei» Mo^l,»» pflegt dieses jcheinbare 314 Recht stets als ein wirtliches gelten zu lassen und, da der Andersgläubige dies natürlich nicht thut, so wird seine schändliche Kchcrei in das rechte ^icht sseseht lind seine anfänglich gute Absicht hat für ihn schließlich noch die unangenehme Folge, daß man von ihm als von einem ganz besonders ver-stockten Christ^nhund spricht. Schlimmer kaun es ihm nicht gehen, wenn er sich von vornherein grundsätzlich geweigert hat, den religiösen Bettlern auch nur den Schatten eines Kupferstücks zu verabreichen. Alcherdem weis; ihm ja Niemand Dant sür seine Gaben' diese tommen nicht von ihm: er ist nur das „Inntrumiültom vil<>", dessen sich Allah bedient, um seinem Auserwählten Gutes zu thun, gleichwie der Esel, der die Reliquien trägt und dafür doch nicht aufhört, ein gemeiner Langohr zu sein. Einen noch erbaulicheren Vergleich hörte ich einmal von einem besonders frommen laleb iSchristgelehrten», als aus eine von einen« (Insten einem Mo^liin erwiesene Wohlthat die Rede lam, (^ war aus nn'im'r in moslimischem Iw eognito unternommen«,'» Pil^rivis»,' nach ^Ilclla, und da be sagter l'älcb müh sür eim» seiiur l^lauden^i^nossen hü'It oder,pl halten vorgab, so nahm er natürlich tein Vlatt vor den Mund, alo es ihm beliebte, die Christen im Mgemeinen und den fraglichen Wohlthäter im Besondern mit cinem Ge-genstal^d zu vergleichen, den wir wohl als den allerverächt-lichstcn bezeichnen lönnen. Dieser Gegenstand war uichts anders als — Kuhmist. „Seht", so sprach der sloimm' Mann, „ist nicht der Kuhmist ein gemeiner Gegenstand und wendet uns Allah uicht durch ihn Wohlthaten zu, indcm er ihn trocknen licht und ihn uns in diesem Zustand zur Feuerung giebt ^ (5dcnw steht es ulit den Christen, die ebenso gcmeiu sind und durch deren Hand dennoch Allah zuweilen Wohlthaten uns zulommen läßt. Wir unevforichluh sind nicht scine Rathschläge!" 3<5 Ja, „unerforschlich sind seine Rathschläge", das nnisscn auch wir uns sagen, wenn sich uns beim Durchwandcln der Straßen von Tripolis die Frage aufdrängt, was wohl Allah damit bezwecken tonne, so viele verrückte in dieser schönen Stadt ins Dasein zu rufen, denn mit den Ordenoderwischen ist die Liste der religiösen Narrey noch keineswegs erschöpft. Ausier diesen giebt es noch verschiedene andere >tategoricen hochverehrter wahnsinniger, welche alle mehr oder weniger zum Einsperren reif sind. besonders ist dieses bei einer Classe der Fall, welche ich die „lopfschüttelnden Heiligen" nennen möchte. Deren soll es nahezu ein Dutzend geben, aber nur einen derselben war cs mir gegönnt im Besondern be-vbachten zu tonnen. Es war cin älterer Mann, anscheinend cin Sechziger, mit einem gedunsenen rothen Gesicht, unstäten wilden Äugen, eine»» verwilderten Bart und einem wahren Chaos unordentlichen grauen ^ockenhaars. Dieser Biedermann war offenbar lein verstellter Wahnsinniger, sondern ein Verrückter im guten Glauben, was auch sein Anzug verlündetc, welcher nicht aus sorgfältig zusammengesuchten, künstlerisch geordneten Lumpen und flicken bestand, auf theatralischen Esfeet im Sinne der evnischeu Schule berechnet, sondern ein urwüchsiges, ganz natürlich zerfetztes ^uinpengenmnd bildete. Dieser arme Teufel sas; beständig auf der Eingangstreppe zu cincr der groszten Moscheen und schüttelte unaufhörlich mit dem Haupt mit einer Beharrlichkeit, die eines bessern Zwet-les würdig gewesen wäre. Er bat zwar nie um cin Almosen, seine ganze Erscheinung war aber so geschaffen, Mitleid zu erregen, das; ihm die ttupserstücke reichlich zuflössen, die er alle in eiuem Beuk'1 bewahrte und nicht etwa damit zum Bäcker ging, sondern wartete, bis ein Bäckerbursche vorbei lam und ihm an Ort und Stelle Brod verlauste, damit ja das erbauliche >wvfschütteln leinen Augenblick den Blicken des bewundernden Publieums entzogen werde. Eine andere Classe bilden diejenigen Derwische, U'elche ick) die „fanatischen" nennen möchte, denn die vorherbesprochenen zeichnen sich iin tanzen noch durch cine gcN'isse Toleranz gegen Andersgläubige alls. Die „fanatischen Derwische" dagegen stehen mit dem Himmel in einer besonders nahm Verbindung und sind demgemäß von einer dogmatischen Strenge, welche jeden Andersgläubigen nicht nur innerlich verdammt, sondern ihn auch äußerlich diese Verdammung, so viel, als cs die jetzigen europafreundlichen besetze gestatten, fühlen läßt. Die, Hauptbeschäftigung dieser ^eute, deren Wahnsinn übrigens ein sehr methodischer ist, welcher niemals die strengen Anfor derungen der untolerantesten Dogmatit ausier Augen lasit, bildet das öffentliche Verrichten von Gebeten an mehr oder weniger dazu unpassenden Orten, wie belebten Plätzen, Mntten, Straßen u. s. w., das Abhalten unvernünftiger Predigten, in welchen jedoch das wahnsinnige (^haos stets von dem leitenden Grundgedanlen des Hanatismus durchzogen wird, endlich und vorzugswcise das Veranstalten von Proeessionen, zu dcncn sie gewöhnlich die ganze (^assenjugend um sich schaaren, welche ihnen in lautschreiender Andacht folgt und die von ihnen au«l-gestofteneil (Gebete mit außerordentlichein Vungenaufwand wie--derholt. H» dcr Regel haben diese Proeessionen nur den allgemeinen Zweck, die ^römmigleit der Gläubigen anspornend zu beleben, sehr oft aber sind sie auch einem besonderen ge-Widmet, der Verehrung eines Heiligen oder der Besänftigung des Himmels, wenn Landplagen. wichs M glauben und gab ihm die Schulkinder zur Proecsston. Der Derwisch dnrchzoa mit ihnen, Gebete heulend und Allah um Regeu anrufend, Stunden lang die Stadt und siehe, am Abend gab es wirtlich einige Regentropfen, die freilich für den ^andbau gar teine Bedeutung hatten, aber doch sehr zur Vermehrung des Ruhmes des Ne^ yemnachers gereichten. Dessen 7v'inde »rollten freilich behaupten, es sei nicht schwer gewesen, den Regen M prophezeihen, da dicke (^ewitlerwollen den ganzen Tag «ber am Himmel gestanden hätten, Weniger glücklich war der Regenmacher ein andres Mal, etwa zwei Monate nach dem ersten Wunder. Wieder war er vor den Pascha getreten und halle diesem gesagt, was er llmn 318 müsst', um die den Feldern so nöthige Vegiesiung vom Himmel herabzubeschwören. Dieftmal war die Bedingung allerdings viel schwieriger zu erfüllen. Es Handeitc sich nämlich nm nichts (Geringeres, als um siebenzig tausend lleine Kieselsteine, welche aufgelesen und über deren jedem einzelnen die Worte der Fatiha «ersten Capiteln des Qorän) gebetet werden niuft-ten. Siebenzig tausend Steinchen und eben so viele Redete, das war tleinc Kleinigkeit! Dennoch machte sich der Pascha an's Wert und befahl, in allen Moscheen der M'gentschaft Kieselsteine einzusegnen, und so groß war die fromme Zuversicht der Wundergläubigen, das; diese ungeheure Ä!e>lge eingesegneter Steincheu auch lvirllich in verhältnihmäßig lurzer Zeit zusammengebracht wurde. Damit war aber die Sache noch nicht fertig. Die ge^ weihten Steine mußten auch noch sieben Tage lang unauf hörlich mit fließendem Wasser begossen werden, Auch das war leine leichte Sache, denn in der ganzen Umgegend von Tripolis sucht man umsonst nach einem fließenden Gewässer. Aber gleichfalls hier wußte der Pascha Atalh. Er lieft einen l5anal von» Meere bis an einen der diesen» zunächst gelegenen arabischen Ziehbrunnen graben, aus diesem Brunnen unaufhörlich Wasser schövfen lind dieses nach dem Meere leiten, ein Geschäft, bei dein eine ganze Compagnie Infanterie fungiren mußte. Die Xieielsteme waren vorher in den Boden des Canals niedergelegt worden, und so wurde die Bedingung ihres Nebersliesil'ns, die der Derwisch gestellt hatte, erfüllt. Jetzt fehlte nur noch der Negen, aber dieser blieb leider hart' nackig aus. Der Pascha wurde natürlich verstimmt, lieft den Derwisch rufen und beschuldigte diesen, ihn angeführt zu ha ben. Aber der Derw,sch war nicht zu schlagen. Er behauptete vielmehr, der Verstoß sei vom Pascha und den Auoführem deo Auftrags begangen worden, es müsse entweder ein Stein-chen zu viel oder eines zu wenig im Boden des Eanals nie» 319 bergelegt worden sein und daher das Mißlingen, denn wenn die Zahl nicht grade 70,000 betrage, so müsse natürlich aller Erfolg zu Schanden werden. Natürlich gab ihm das Volt Necht und so blieb cr nach wie vor ein hochverehrter Heiliger. Andere religiöse Persönlichkeiten, welche jedoch nur einen halbheiligen Charatter besitzen, sind die sogenannten Foqaha, Plural von Faqyh, ein Wort, N'elches einst bei den spanischen Mauren jeden Geistlichen bezeichnete, abcr nur bei den afrikanischen zur Bedeutung eines schwindelhaften Amulettschreibcrs und Talismanfabritanten herabgesunten ist. Die Foqaha spielen jedoch noch inuner, Danl dein Aberglauben der Tripo-litaner, eine sehr bedeutende Nolle. Niemand wagt auch nur einen schritt auf die Straße zu thun, oder einen Bissen nach dem Munde zu führen, ohne mit einem Horss ^Amulett) behängen zu sein, und da bie Foqaha diese Specialität ausbeuten, so finden sie hinreichende Beschäftigung und auch leidliche Bezahlung. Sie begnügen sich jedoch nicht damit, das Schicksal ihrer Clienten durch Talismane zu beeinflussen, sondern thun dies auch noch in andrer Weise. Wünscht Jemand cine Erbschaft zu machen, eine Braut heimzuführen oder sonst etwas Wichtiges, so braucht er nur zum Faqyh zu gehen. Derselbe verschafft ihm unfehlbar die Erfüllung seines Herzens-Wunsches, natürlich für baarev Geld und zwar vermittelst folgender Manipulations Er nimmt zwei (bersten- oder andere Saamcnlörner, läßt das Subject eins verschlucken und pflanzt das andere in die Erde. Geht es auf, so erfüllt fich der Wunsch des Subjeets, und wenn dies nicht der Fall sein sollte, so licgt die Schuld lediglich an letzterem, weil es das Gerstenkorn nicht gehörig verdaut, d. h. nicht mit den zur Verdauung nöthigen Gebeten begleitet hat. Auch das Weissagen aus dem Raml (Sand) bildet cino Speeialität der Foqaha. Der Sand offenbart ihnen Alles, was geschehen wird und was nicht geschehen wird, ja, das Schicksal tonnen 320 sic dmch ihn aufhalten, wenn nur gehörig dafür gezahlt wird. Sollte jedoch eine Prophezeihung nicht eintreffen, so ist auch dies natürlich wieder die Schuld des Clienten, der nicht gläubig und fromm genug war, um der Gnade Allah's theil' haftig zu werden. Rech tiefer auf der Stufe der Heiligkeit stehen die ^a-däuwiya oder Geschichtenerzähler, meist zugewanderte Marot-kaner, welche auf dem freien Play vor dem Südthor von Tripolis alltäglich einen dichtgedrängten Kreis auf dem Vo-den hockender, in stummem Erstaunen lauschender Zuhörer um sich zu versammeln pflege». Die Geschichten dieser Erzähler haben alle einen religiösen, d. h. fanatisch moslimischen Beigeschmack. Die undaulbare Rolle fällt gewöhnlich einem verfluchten Numy (Christen» oder einem gottlosen Mudy ,Iu den) zu, deren Opfer irgend ein gläubiger Moslim zu werden droht, bis ihn natürlich ein wunderthätiger Marabut aus ihren Klauen rettet, ^um Glück für die Fadäuwiya hören nicht oft Europäer ihuen zu, sollst würden bei dem heutigen großen Einfluß der Eonsuln diese gewif; schon Einsprüche gegen die öffentlichen Schmähungen gethan haben, denen ihre Neligionsgenossen hier ausgesetzt sind. Der Fanatismus der Tripoliwner ist nämlich entschieden feiger Natur. Er wagt sich nur dann hervorzuthun, wenn er diesi ungestraft thun kann. die schutzlosen encheiunscheu Juden werden mischandelt, ^Ixv gegen deu vou deu Konsuln beschirmten Europäer ist man in deu lebten Jahren sehr höflich geworden. Uebrigens, wenn ich hier von Tripolitanern »n Mge meinen rede, so ist das ein sehr weiler Begriff, denu die inoslimischen ^ett'ohner der Stadt Tripolis sind zum größlen Theil nicht angestammte, viele nicht einmal geborene Tripo^ litaner. Die eigentliche Stammcsbevöllerung, b. h. die ächten tripolilanischen ^Ilauren, sind heutzutage nur durch ein vcr- 321 schwindend kleines Häuflein vertreten und auch dieses wohnt mehr auf dem Lande, in der Palmen-Oase Mcschiya, welche unweit der Stadtthore ihren Anfang nimmt, als in dcr Stadt selbst. Unter ihnen haben sich manche eigenthümliche Gebrauche, Sitten und Anschauungen erhalten, welche sie von andern Moslims unterscheiden. So besteht hier die Sitte, das; auch Frauen den Begräbnissen folgen, etwas, was in Tunis und Algier ganz unbekannt ist und für entschieden verdamnnmgswerth gilt. Ueberhaupt stehen die ächten Tri-politanerinne» bei den übrigen Moslims nicht in einem be-neiden^werthen Nufe. Die ?iolge dieses schlechten Mfes ist, daft kein hier wohnhafter Türle oder fremder Araber eine Tripolilanerin zur Frau nimmt. Ob dieser ^llif verdient oder unverdient sei, habe ich nicht ergründen lonnen, jedenfalls scheint mir der Partienlarismus der fremden Moslims ihn schwärzer gemacht zu haken, alö cr sein sollte, denn N'ohl in keinem ,^ande finden >oir den .^irchthlirm^patrioti^l>nlo mit solchen Vorurtheilen verbunden, wie in Nordafrita, wo kein Bewohner einer Stadt mit den Sitten einer andern zufrieden ist; Meö, selbst die unschuldigsten Handlungen, wird für unmoralisch ertlart, wenn eö sich um Venrtheilnug der Einwohner eincr fremden Stadt handelt. So steht in Tripolis auch die männliche Jugend in eine»» skandalösen Nufe, und zwar sollen sich deren Sitten erst seil der Einführung einer türtischen Garnison, welche aus Knaben und Jünglinge stets einen schlechten (5inslnsi ausübt, verdorben haben, (5< 1'»>rt fassadü el beled «die Tüllen haben da« ^and verdorben), hört Man hier jehr oft sageil, Doch auch in '^ezug alls dieses nnerqunlliche Theom Icheinl mir einige Uebellreibuna. zu herrsche,,. Auch da^> Kostüm der Tripolitaner zeigt von dein der Tunisicr cinigc Abireichnilgen. So trägt mau hier fast nie das gewöhnlich dw an'^ .Wüe reichende banschige Beinlleid, ill. 2l 322 sondern cm bis auf die Knöchel herabfallendes, das über dem .'»knie weit und darunter enganliegend ist und ^'arssy, d. h. ^lieiterhosen. genannt wird, da es ursprünglich nur von Reitern getragen wurde. Sonst tragen die Manner aber die-selbe l.!edriya < Unterweste), H^edaya «offenstehende Oberioeste) und Mlyla lIackcj wic die Tunisier, nur lieben sie es besonders, hiezn leichte VauiuN'ollstosfe, geU'öhnlich von schreiender Farbe und geblümten Mustern, ,;u nehmen. Diese Stoffe haben wenigstens den Vovtheü, sehr wohlfeil zu sein. Ich tonnte meine Diener in Tripolis mit einem Aufwand von nur 'l !'» Thalern stets anständig lleiden. Doch sieht man gewölmlich von dem ebengeschilderten Costüm so gut wie gar nichts, da es ganz V0n dem Hauly oder Usera bedeckt wird, ein .Kleidungsstück, welchem nur aus einer sehr großen Wollendeä'e, meist von weif;er ,varoe, be^ steht und hier die Stelle des tunisischeu und algierischen Burnus vertritt. Mit diesem Nauly, welcher vielleicht mehr als irgend ein andres modernes Kleidungsstück der antilen Toga entspricht, »rissen die Tripolitaner so geschickt das Haupt zu umhüllen, 5/eib und (Glieder zu umwickeln, das; das unter ihm getragene Coslüm ganz verschwindet. Eine sehr schöne Variante des l.lauly bildet der halbseidene, halb aus sehr dünner Wolle gearbeitete, in dessen l'iewebe Seide und Wolle in großen ^angenstreifen abwechseln. Die Seide ist stets sehr glänzend und schillernd, so daß dieses Meidung^stück sich nach gewöhnlichen moolimychen wegrissen eher sür grauen eignen würde, hier aber gleichwohl von Männern und Knaben aus besseren "vamilien getragen wird, welche letztere nament« lich durch die seidenglänzende .^opfumhüllung ein weibisches Aussehen belommen, so daft man anfangs versucht ist, sie fur Granen zu halten, welche vergessen hätten, ihr Gesicht zu verschleiern. letzteres, nämlich das Verschleiern des Gesichts der Frauen, 323 geschieht in Tripolis nicht auf die in Algier und Tumsfge-bräuchlichc Weise vermittelst eigner, enganschließender Gesichts-tücher, sondern lediglich durch dcn l.lauly selbst, welcher ähnlich wie bei den Männern getragen, nur, statt das Antlitz blos zu umrahmen, dicht über demselben zusammengezogen und so gehalten wird, daß eine tleinc Spalte auf der einen Seite dem einen Auge die Möglichkeit gewährt, den Weg zu sehen, welchen die Verhüllte zu gehen hat. Wohl lein Costüm tann mehr auf den Namen einer „Gespenstertracht" Anspruch machen, als dieser Straßenanzug der Tripolitanerinnen. In den Häusern dagegen fallen diese Damen in das entgegengesetzte Ertrem. Da sind sie so gut wie gar nicht betleidet. Sie besitzen zwar cin Hemd und eiuen sogenannten Rock, .Mirt genannt, aber diese Kleidungsstücke werden auf solche Weise getragen, daft sie eher ihre Blöße offenbaren, als verhüllen. Es ist wahr, lein profaner männlicher Vlick bekommt die grauen in der Stadt im Hau^-pstüm zu sehen, aber in der Palmenoase Meschiya tann man sein Auge über Genüge all megärenhaften Gesichtern und fürchterlich verrunzelten, frühverfalienen Büsten weiden, ein Anblick, der grade nicht zn einer näheren Velannlschaft mit den hiesigen „Schönen" einladet. Doch ich will nicht für einen Verläumder des schönen (Geschlechts in Tripolis gelten, sondern offen gestehen, daß ich unter ihm auch einige „rnl-.'l«! ^v<;«" entdeckt habe, dem'n das Prädieal „schön" selbst nach unsern europäischen Begriffen zulam. Diese seltnen Exemplare hausten in der Meschiya, unweit des Landhauses, in dem ich eine ^eit lang wohnte. Sie waren zwar durch eine sogenamlle Harems malier von mir getrennt, dereu ruinenhafter Zustand jedoch sehr gut gestattete, das ganze »reibliche Personal dieser Araberfamilie zu beobachten. Diese Familie war ganz auher-ordentluh zahlreich und bestand alls einigen vierzehn Frauen l«nd Mädchen. Alle besahen einen für Araberinnen sehr 21* .124 auffallend weißen Teint, einige sogar leichthin geröthetc Wangen, Mm welche nördliche Echönheitszeichcn ihr tiesdunlles Haar und ihre schwarzen Augen einen lieblichen Contrast bildeten. Besonders das eine Viadchen, Welches mir die älteste Tochter des Haremsbesifters schien, zeichnete sich durch ihre wahrhaft regelrechte Schönheit aus. Ein edles, feingeschnittenes Gesicht mit sehr lleinem Mund und einer leichthin gebogenen semitischen Nase, ein Paar blitzende feurige Äugen, überwölbt von jenen zarten, aber vollen Augenbrauen, wie wir sie uur im ^nent so schön gezogen und lühngebogen sin den und darüber ein dichter Wald rabenschwarzen Kockenhaa-res, in anmuthigem Spiele auf Hals und Schultern sinlend. Mag eine solche Schönheit auch immerhin zu den Auonah.-men gehören, so wurde mir doch von glaubwürdiger Seite versichert, das; dergleichen Ausnahmen noch öfter vorlämcn. Auch in Bezug auf das frühe VerWellen der weiblichen Schönheit, Welches allerdings die Negel bildet »und wie lönnte es bei der Lebensweise der grauen anders sein?) tvnnte ich aus eignem Anschauen beobachten, das', ebenfalls dieses nicht absolut bei alll'li sl.Ulfindet. So bejasl eine Arabcrm, welche in dem-selben Hause, wie ich, wohnte, noch im vierzigsten ,^ahre ein so frisches und jugendlläfliges Aussehen, daft mail geneigt war, ihr zwöls ,^ahre weniger zuzuschreiben. Sie rcprasew tirte freilich den ausgesprochensten Typus der dunlelslen Brünette, und diesem scheint es hier zu kiande vorbehalten, den Verheerungen der ,^eit am bangsten zu trotze»«, aber von mulallenattige» Bildung der Züge war bei ihr leine Spur. Ueberhaupt habe ich in Tripolis wenig Mulatten und Qua-dronen gesehen. Die wenigen Mulatten sehen meist schon so negerartlg aus, das; man sie s^hv leicht mit jenen sub.Uhio pischen Stämmen verwechseln taun, die den Negerlypus in ciner abgeschwächten 7^nm darbieten und von denen zahl reiche Älilglieder hier leben. 325 Unter diesen Halbnegern bilden ohne Zweifel in Tripolis diejenigen die Mehrzahl, welche aus der südlichsten Provinz dieses Wilavet's, dein früher als selbstsländiges Königreich eonstituirten Fesan, stammen. Die Fesäner haben mit den Negern fast nur die schwarze Hautfarbe und das wollige Haar gemeinsam. Im Nebrigen zeigen sich ihre Züge nur selten negerartig - die dicken kippen, die abgeplattete Nase, da<« bei sonstiger Körperfülle stets magerbleibendc und wadenlose Vein, die Charakteristik« der Negerrasse, fehlen diesem subäthiopischen Stamme. Ihre grauen sind nicht selten schön zu nennen, nur vielleicht etwas zu diminutiver Statur, Was bei der unter ihncn sehr häufigen Wohlbcleibtheit den harmonischen Effect ihrer Erscheinung verdirbt. Obgleich wol' lig, so bildet ihr Haar doch sel!en jene Kurzwolle, die es nie zu emer ansehnlichen Länge bringt, wie dasjenige der cigcnl-lichen Negerinnen, die alle sehr gut einen Friseur entbehren tonnen. Die ^esanerinuen dagegen frisiren sich und lassen ihrc mittellangen bocken m tau^eild wolligen Pfropfenzieher-forlncn auf Hallst und Nacken sinlen. Die Fesäner bilden das Tänzervoll dieser Regentschaft, deren spärliche weifte Bevölkerung nicht für alle Metiers ausreicht. Eine» seltsameu Anblick gewährt es freilich, diese meist sehr männlich und oft keineswegs gefällig aussehenden Haldueger in dem laugen Weiberrock der Tänzertnabcn zu scheu. Aber in choreographischer (^eschicklichteit haben sie es sebr weit gebracht und ihre gewagten Sprünge, ihrc kühnen Vauchmu^leldewegungen und äußerst lebhaften Ooelllalionen der Schenkel lind Beine dürften den Neid mancher'Alme von Tunis erwecken. VicI zahlreicher ist jedoch in Tripolis und seiner Umgebung die eigentliche Negerrasse vertreten, deren Angehörige sich hier durch die alljährlich noch immer autommendm Stla-vcntaravanen recrutiren. Denn wenn auch aus das Dräugen der europäischen Grosuuächte, namentlich Englands, official abgeschafft laber in Wirklichkeit nlir verläugnet), so findet doch dcr Sklavenhandel nach ivie vor Statt. Man begnügt sich nur daunt, die SNavenzüge nicht nach dcr Stadt kommen zu lassen und seinen Vorrath von dcn am Nächsten gelegenen Stlavennlärlten des Inncm zu beziehen. Hat in dieser Ac ziehung die Vermittlung der (^rosimächle nicht dcn gewünschten Erfolg gc!,abl, so erreichte sic doch dao, dasi das Voos der Sklaven nun ein noch leichteres geworden ist, al^> es früher schon war. !qa zu erlangen. So besänänIt sich denn heutigen Tages die Zahl der Ellaveu auf Unmündige, meist junge Mädchen, die in ^ürtischen und arabischeil Häusern einen sehr leichten, oft nur emen nomiu^llen Dienst versehen, man ches Mtzl,che lernen, was ihnen im späteren ^eben zu diute kommt, und gewöhnlich bei eiugetretncr Reife verheirathet und freigesprochen werden. Selten bleiben jedoch diese freigesprochenen Neger und Negerinnen im Hause ihrer frühereu Herrschaft. Obgleich sie daselbst ein gan; sorgenfreies und viel angenehmeres ^'ben fühlen löunteu, so ziehen sie es doch vor, auf eigne Haust in völliger Unabhängigkeit zu leben, wenu auch noch so sehr in Mangel und Dürftigkeit, welche sie jedoch bei ihrer großen 32? Bedürfnislosigkeit nicht fühlen, sticht als ob sie die Erinnerung an ihren früheren Stlavenstand scheuten oder einer ge-wissen respectvollen, ja lindlichen Anhänglichkeit an ihre frü yeren Herren entbehrten. Ersteres ist so wenig dcr Fall, daß die gewesenen Stlaven sich sogar stets selbst „Wa'.yf" oder wic cs hier allsgesprochen wird „U'.'vf", und iin Plllial U'.fan. d. h. Stlaven, nennen und in dieser Vezeichnling sogar einen Vor zug vor dcrjcnisscn dcr von befreiten Negerinnen in Tripolis gedmvln'n Schwmzcn, N'clchc inan „Schilichan" ncnnt, erblicken i denn die „Schuschanat" «Plural von Hchuschan) werden von den „Il'.'f.m" ineist grilndlich verachtet, eine Verachtung, welche sich durch die gewöhnlich tümmerliche, geistige »md lörperliche EntN'icklung der außerhalb Nigritienc> geborenen ^teger erlla^ ren dürfte: die Ncgerrasse scheint nmnlich in ^iordafrita wie auch i>n grient einer cigenthüuilichel« Verschlechterung zu »nter-liege», sl' U'ie sie dem henmschen Boden entriiclt N'ird. was um so auffallender, da ja daö .Mima um< Tripoli« Manches mit dem von Aigritien gemein hat. Ihren früheren Herren gegenüber findet bei den „N<'f.!n" nur in den wenigen Fällen gänzliche Enlfremdung statt, wenn sie die 'Atäqa wider deren Willen, d. h. durch den englischen Consul erlangt haben. Gewöhnlich stehen sie aber zu diesen in eine»» gan^ ähnlichen Verhältnis,, wie die Freigelassenen bei den alten Nömern zu ihren ehemaligen (Gebietern. Sie nennen dieselben „Ssayydy" oder wie es hier ausgesprochen wird: „Ssydy" imcin Herr), jehcn sie als ihre Veschüher, ja, wie ihre Väter an, feiern die Familienfestc mit »nd betrachten sich überhaupt als zu derselben Sippschaft, wie jene, gehörig. Aber der Instinkt der angestammten Lebensweise steckt zu tief in den befreiten Negern, um ihnen zu gestatten, bei ihre» Herren in der ^ladt ober im Zelt zu bleiben. Die Neger sind dem ^eben in gemauerten WohnsiUen in gleicher Weise abhold, wie demjenigen im Nmnadenzell. Sie sind leine 328 Städter, wie die Trivolitaner, leine Nomaden, wie die Beduinen, sondern Hütlenbewohner, die sich nur in sehr leichten, wenig eompaeten Behausungen wohl fühlen, aber doch die leichteste von allen, das Veduinenzelt, verschmähen, da dicscs ein Wanderleben vorausseht und die Neger nicht gerne wandern. So wohnen sie denn grösitentheils in Hütten, von Palmzweigen, Schilf oder Binsen geflochten, die einen luvvcl-fönnigen oberen Abschluß zeigen und gewöhnlich in größeren oder kleineren Gruvpen beisammen stehen, denn dieses eminent gesellige Voll fühlt sich in der Absonderung nie glücklich. Wohl bei keiner Menschenrasse >die Isracliten vielleicht allein aufgenommen) ist der ^nstinit der Zusammengehörigkeit tiefer eingewurzelt, als bei den Regern. Ein Schwarzer findet sich stets zum andern', ein Neger, der als völlig Fremder in eine Stadt lommt, hat gewöhnlich nach ein Paar Stunden schon unzertrennliche freunde gesunden, wenn nur in dieser Stadt andere Neger vorhanden sind. Daß sich die Schwarzen in lürzester Zeit zusammenfinden, wird ihnen natürlich durch ihre auf den ersten BlicI in die Augen fallende Hautfarbe erleichtert. Ein >>ude, ein Beduine, ein Stadlaraber braucht oft lange Zeit, bis er in einen» ihm nnbetannten Kreise seine Stammesbrüder herausgefunden hat. Beim Neger dagegen wirtt die Hautfarbe wie ein Magnet, der augenblickliche Annäherung hervmbringt. ,^ch halte in Tripolis einen Schwarzen in meinen Dienst genommen, der mir deßhalb von sehr ge-ringem Nutzen war, weil er es nicht lassen tonnte, bei dem ersten besten Neger, den er in der Stadt oder auf dein ^ande antraf, stundenlang stehen zu bleiben und die Zeit gänzlich in seinem überströmenden Millheilungseifer zu vergessen. Bei einer Neise in den Provinzen hatte ich ihn eines Morgens in ein benachbartes Haus geschickt, um zu meinem bereits gekochten Morgenlasfee etwas Milch zu holen. Der Neger lam nicht zurücl, ich halte längst aus die Milch verzichtet und den 329 Kaffee schwarz getrunken, als ich einen Araber ausschickte, nach dem Neger zu sehen, weil die Stunde der Abreise da war. Er war bald gefunden, denn er stand dicht vor der Hausthüre immer noch mit dem leeren Vlilchtopf in der Hand und im tiefsten Gespräch mit einen, zehnjährigen Negerjungen begriffen, dein einzigen Schwarzen, den es im ganzen Orte gab und der ihm m Ermangelung eines Erwachsenen als Zuhörer herhalten muhte. Waren wir unterwegs und begegneten wir einer andern Uaravane. so fand dieselbe beschichte statt. Alle Neger der fremden paravane fanden sich zu dem unirigen, bildeten bald mit ihm einen schwerzertrcnnlichcn Gesprächs-tnäuel und verließen ihn erst auf wiederholtes energisches Zureden, oft war es sogar nöthig, diese allzu sympathischen Elemente gewaltsam auseinanderzureisien. Machte jedoch eine solche fremde Karavane denselben Weg wie wir, dann war der Jubel der zu beiden gehörigen Neger groß. Mein Neger Nassan bildete bald das Centrum eines dichten schwarzen Kreises, in welchem das volltönende Wort nie verstummte. Die von Natur schweigsameren Araber pflegten bei solchen Gelegenheiten die Schwarzen stets gutmüthig zu verspotten und behauptete»! „Wenn zwei Neger einen Weg zusammen gehen müsst-n, so schwöre« si^ gleich beim Antreten desselben, leinen Augenblick bis zur Anlunft am Reiseziel Schweigen eintreten zu lassen." Oder sie sagten auch: „Nicht an der schwarzen Hautfarbe erkennt man den Neger, denn diese sieht man im Tunleln nicht, sondern an ihrem Nimmersatten Schwätzen." Was sich diese Neger wohl immer alle zu sagen haben? Darüber habe ich oft nachgedacht, aber verstanden habe ich von ihre«» mit erstaunlicher Geläusigleit sich ergießenden Redeschwall niemals ein Sterbenswörtchen. Die 'Neger von Tripolis sind nämlich alle ihrer einheimischen Dialeele mächtig geblieben, selbst diejenigen, welche ganz llein hicherlamen und 330 die in andern Gegenden längst ihre Muttersprache vergessen hätten. Denn Tripolis besitzt so vielfache Beziehungen zu dm ^iegerländern, nicht nur dadurch, daß es das HaupK'M-porium des Handels mit Schwarzen bildet, sondern anch dlnch die anderweitigen Geschäfte, welche nicht selten freie Sieger nach dem Gestade des Mittelmeeres dringen. So spricht man denn in Tripulis fast alle Hiegerdialeete, hauptsächlich jedoch zwei derselben, den sogenannten Esudän nnd den Bornu-Dialeet. Obgleich die Bedeutung dcs Wortes „Ssudan" eigentlich nur „^and der Schlvarzen" im Allgemeinen ist und folglich auch auf Bornu anwendbar erscheint, so unterscheidet man doch hier zwischen 'c^n »restlichen Negerländern und den östlichen Gebieten, die sich um den Tsadsee gruppnen nnd nennt nur die ersteren „Ssudan", während man dle letzteren nach Provinzialnamen, U'ie „Vornu, Waday" u. s. w. bezeichnet. Bei Weitein die meisten tripolitanischen Sieger gehören jedoch dem eigentlichen „Ssudän" an und sprechen dessen Sprache', die Uon Vornu sind lauiil ein Drittel so zahlreich und die übrigen nur in mehr oder weniger lleinen Gnippen vorhanden. Sogar die NyanvNyam, jene bela>»nten Äienjchenfresser, denen die Araber den sagenhaften ")lamen „Vu Ssaqa", d. h. „dio GcschN'änztell", geben und die fie eines solchen eaudalen Anhängsels beschuldigen, sind hier durch ein lleines .Häuflein besonders roher Xerle vertreten. Das, der menschenfressensche Ruf ihrer Stammesgenossen nicht auf Perläumdung berilht, davon überzeugte ich mich selbst alls dem Gespräch einer jun gen Sllaviu, N'elche die berühmte Neisende, Fräulein Tinne, bei fich halte und die ans dem ^ande der Nyanv^lyain stnmmle. Dies; junge '))iädchen erzählte oft haarsträubende Dinge über die Vorliebe ihrer Slammesgenossen für solche schaudererregende Tafelgenüsse. Mit wahrhast Plastischer Anschaulichkeit malte sie uns cineö Tages ein Bild aus, wie einmal ein ganz besonders geschätzter Braten, nämlich ein lriegsgefangencr 331 Knabc vun den 'Nyam-^lyam verzehrt »vorden sei. Dieser Junge habe sich einer so üppigen Fehlentwicklung erfreut, daß aus einer Wunde, die er bei der Gefangennahme erhalten, das Fett zollweit herausströmen konnte und den oininöscn Appetit der Nyam-Nvam so sehr reizte, daß sie ihm bei lebendigem keibc Fcttstücke vom Körper rissen und diese geschätztesten Leckerbissen roh verzebrten. Erst nachher wurde dao unglückliche Opfer getödlel und gebraten. Das Familienleben der tripolitanischen Neger ist äußerst einfach, rein und wahrhaft rührend. Fast jeder Erwachsene ist verheirathet, natürlich mit einer Negerin, die er zärtlich liebt und die nicht selten einen großen Einstuft über ihn ausübt. Diese ^iiebe hat freilich auch ihre Schattenseite: sie ist nämlich mit einem (^rad von Eifersucht verbunden, wie er bei Weißen nur seilen vortommt und wie er nach unsern Schön-heitsbegrifsen schwer erllärlich ist, wenn nur die oft abschreckend häßlichen Gegenstände in's Äuge nehmen, welche diese Leidenschaft hervorrufen. Mein Neger llassan besaß eine fürchterlich häßliche Gattin, aber der Besitzer der schönsten Eircassierin hätte nicht eifersüchtiger sein lönnen als er. ,Feden Abend begab er fich zu ihr und lain erst spät am Morgen zurück i jedoch das zwölsslündige tägliche Beisammensein genügte ihm nicht', er »nuftte sie auch unter Tages sehen. Da sie aber auf dem!^ande wohnte, so gestattete ihm seine Eifersucht nicht, sie den weiten Weg bis zu nur allein zurücklegen zu lassen und eine andere ältere Negerin mußte eigene gemiethet werden, um sie hin und zurück zu begleiten. War sie fort, so dachte Nassau an nichts andres, alo an sie, und da diese Gc-danlen meist eifersüchtiger Natur waren, so machte er sich selbst zum uuglücklühslen der Menschen. Ost sah ich ihn, in ichwermüthige ^»rübeleien versunlen, auf den» Vode» der Hausflur dasitzen, und wenu ich ilm fragte, was ihn denn f« unglücklich mache, so antwortete er mit der diesem Volle eignen, :N2 naiven und kindlichen Offenheit: „Ich fürchte, Fatma lso hieß seine Frau) ist vor den Nachstellungen unsrer')lacbbarn auf dem ^ande nicht sicher." Wenn man aber nach der Persönlichkeit dieser muthmaßlichen Nachsteuer fragte, so lain das unwahr^ scheinlichstc Zeug von der B.'elt heraus. Ä^ald sollte ein türkischer Gouverneur in Fa wohl taum. namentlich letztere zeichnen sich durch cine überströmende demonstrative Zärtlichkeit au^, die mw an die Viebe mancher Säugethiere sür ihre Jungen erinnert und weit au^drnck«' voller ist. al« die unö aus Erfahrung bekannte, durch die Vernunft in Schranken gehaltne Mutterliebe weißer Frauen. Das kleine, schwarze Fettbimdel l denn gewöhnlich sind diese Kinder sehr fett oder vielmehr, wie eine berühmte Neisende mir einmal sehr richtig bemerkte „stanz Bauch") wird «nit 333 allen mir erdenkbaren Liebkosungen überhäuft, in dm kräftigen Vaterarmen fast todt gedrückt, von der Mutter geküßt, gehätschelt und am ganzen Körper beleckt, cs wird phantastisch mit bunten Lappen und Fetzen aufgeputzt, und sowie es nur essen tann, mit Süßigkeiten und Leckerbissen aller Art dermaßen vollgestopft, daß nicht selten eine Unverdaulichteit seine», jungen Leben ein frühes Ende bereitet. Dann ist natürlich der Jammer herzzerreißend, aber diese unverständige Aelternliebe weist jede Vorsicht, jede Ermahnung, den» >Unde eine vernünftige Diät zu geben, als Herzlosigkeit von der Hand, und oft, wenn ich eine Negermutler zu mahnen versuchte, >hr >Und doch nicht, wie sie e^ that, mit schwerverdaulichen Süßigkeiten vollzustopfen, bekam ich die Antwort, daß ich nicht wisse, wa<< Liebe zu bindern sei. So ist denn die Sterblichkeit unter den Negerkindern groß und die wenigen Ueberlebenden bilden eben das schon oben geschilderte schwächliche Geschlecht der Schuschänat lPlural von Schuschan) dem die Intelligenz der weißen, wie die .Nraft der schwarzen Rasse in gleichem tirade abgeht. Eine größere Lebenskraft, als dem männlichen, scheint dem weiblichen Geschlecht bei diesen Schwarzen i>me;uwohnen. So ist die Zahl der alten Negerinnen bei Weitem großer, als die der schwarzhäutigen Greise. Nur jene scheinen hier cin hohes Alter zu erreichen, während die Männer sellen alt werden. Den Grund hievon lönnen wir wohl in den durch leine Rücksicht auf Gesundheit geregelten geschlechtlichen Genüssen suchcn, welche bekanntlich auch bei vielen Thierrassen ähnliche Resultate erzeugen. Von was diese freien Neger leben? Darüber habe ich mir oft den >topf zerbrochen und bin nie zu einem nach unsern Verrissen befriedigenden Ausschluß gelangt. Arbeiten thun sie allem Anichein nach nur äußerst wemg. E^ ist wahr, viele, stehen al^ Hüler von Gärlen und Landhäusern im Dienste N4 von Arabern und diese können allenfalls, wenn sie sehr mä-ßig sind, von ihrem spärlichen ^ohn leben. Aber die Mehrzahl, die in dorfartigen (Gruppen von Schilfhütten beisannnen U'ohnt, besitzt gar keinen nachweisbaren fixen Beruf, sondern lebt ohne Sorgen nm die Zutunft fröhlich und unbefangen vom bloßen Zufall, von der Hand in den Mund. sei es von leichter Feldarbeit, welche die Neger im Dienste der Araber temporär übernehmen, sei es als Wasserträger, wenn die Zisternen Tripolis im Hochsommer versiecht sind, sei es vom Flochten von Strohlörben und Strohschüsselu und andern wenig einträglichen und durchall« unzuverlässigen (bewerben. Es ist müällgbar, ihre Vedürfnisilosigleit ist groß. ,^hr ein ziges wirtliches Vedürfuisi bildet eigentlich nur das Essen, und was dieses betrifft, so vermögen sie, ohne Nachtheil sür ihrc Gesundheit, ihr Dasein von einem Minimum von ^e benömitlelu zu fristen, das llus Europäern fabelhaft erscheint. Aber das geschieht nur in der Noth und sehr under lhren Willen, denn von Natur sind sie mit einem Appetit Verseheu, der mich immer in Elslauuen schte. Ein Neger ist im Stande, eine Schüssel, deven Inhalt auf acht gesunde Män ner berechnet war. allein aufzuessen. Mein obenerwähnter Neger Nassan war ein so starler Esser, daft ich mich genö thigt sah, ihn auf ein bestimmtes Kostgeld zu sehen, von dem er sich außerhalb des Hauses ,y> ernähren hatte, denn so lange er von meiner Muhe lebte, muftle täglich ein doppelter, oft dreifacher ^>mvath blo6 für ihn allem augeschasst werden. Da es diesen Renten nun mehr auf Quantität, als Qualität ankommt, so tonnte er sich in den arabischen ^''arlüchen, wel chc meist nur Xusslussu, Väsyn, Mehamessa und andere der so allgemein beliebten, gesalzenen, oft mit Fleischbrühe, Vut-ter und Oel bereiteten, sehr füllenden Mehlspeisen zu lochen pflegen, mit ^eichtigleit für eine verhältmßmäßig sehr geringe 335 Summe sattessen, und war obendrein wegen der freien Disposition über das Geld noch viel zufriedner. Ich habe oft staunend dcn Verschlingungslunststücken der ^tegcr zugeschaut lind bin durch vieles Beobachten zu dem Resultat gelangt, daft sic viel glücklicher organisirtc Verdau-ung^lverkzeugc haben müssen, als wir Europäer, ja selbst als die Araber. Denn während letztere in der Völlerei, sobald ihnen eine Mahlzeit unentgeltlich verabreicht wird, gleichfalls Erstaunliches leisten, so fand ich sie doch immer am Tage nach einer so exorbitanten Bethätigung ihrer Esifähigieit in einem Zustand lranlhafter Apathie uud in höchst galliger Laune, die auf gestörte Verdauung schließen ließ. Nichts von Alle dem bemerkte ich jedoch bei deu legern. Diese waren im Gegentheil am folgenden Tage desto besser aufgelegt und zu ncum ercentnschen Tafelgenüssen bereit. dachst die>er elwa^ allzn angesprochenen Vorliebe für quantitative materielle Genüsse bildet die Eitelleit und Putz-sucht einen Hauptfehler der hiesigen sowohl, wie fast aller Sieger, Von dem, was wir guten Geschmack nennen, lassen sie sich bei ihrer äußerlichen Ausstattung am Allerwenigsten leiten, Namentlich die Granen wissen lein Maas; zu halten, wenn es sich darum handelt, heterogene Ornamente anf Brust und Nacken, Flitter und ^umpentram auf ihren Haaren zu vereinigen, Die Äermeren «und fast alle Gattinnen von Siegern sind hier arm) müssen sich freilich, in Ermanglung lost-baren Geschmeides, mit bunlen Glasperlen, lleinen Muscheln, Ringeil und Broschen von Messing oder Kupfer und dergleichen Vumpenwaareu begnügen, die sie von möglichst diöeor-danten Farben und geschmacklosen formen anowählen und so ein buntes Durcheinander schreiend gefärbten Bcttelstitters schaffe»! aber die Wenigen, welche so glücklich sind, weiße und wohlhabende Galten oder liebend zugethane Bescher zu haben, lassen cö sich nicht nehmen, Perlen, Diamanten. Gold N6 und grell gefärbtes Email auf ihrem berußten Stacken und schwarzwolligen >topf zur Schau zu tragen und ^'lrme und Veine mit ganzen Reihen schwcr goldner Ninge zu unigeben. Die Zahl solcher Siegerinnen, n>elchc als Gattinnen oder Vicbengattinnen von Weiften figuriren, war, so viel ich erfahren konnte, in früherer Zeit eine bei ^9eitem größere als jeht, und zwar dcschald, U'oil dic Türlcn und .^ulli^liva lAdloiinn: lingc von Tiirlcn und ^lradcrinnen) scltcn und nur unfern ihrc (5hchälficn unler den lichten Tvipolitanevinnen lv^hlie», in Folge deö schon angedeuteten schlechten Ruse^, desseil sich diese Damcn erfreuen. Diese Exelusivität in der Auswahl ihrer (Gattinnen hat zwar jelzt auch noch nicht aufgehört, aber cm anderem willlommnereol weibliches ^evöllerllnq>.>element ist seit den letzten dreißig Jahren a», die Stelle der dunlel-hältti^en Schönheiten getreten. Diesem bilden die Tochter und Schwestern der in den lebten Jahrzehnten vor der Franzosen-Herrschaft massenhaft geflüchteten Algierer, die in Tripolis iin Vergleich >nit der l^röfto der Stadt, zahlreicher vertreten sind alö vielleicht in irgend einein andern ^evollermMmittel-punll ^lordasrila'lulugliya zu verheiralhen, und ihnen diese Schwieger» söhne ihrer oft nicht geringe» Mchliiabenbeit, uuhl selten auch ihreö hohen Klanges wegen hochwillkommen sind, so finden derartige Verbindungen nun ziemlich häufig statt und ein neues MischlinaMut von edler Rasse wird erzeugt, dao emineut bildungsfähig ist, Den Algierern mochte ich auch unter allen fremden mo^ limischen Bevölkerungöelementen, welche in Tripolis vertreten sind, wa^ ihre inoralischen Eigenscbasten betrifft, den Vorzug geben. Es liegt etwas entjchieden ^dle» in der Nalur dieser 33? ächten Stadtaraber von Algier. Mäsiig, ehrlich, keusch und Um, dabei umgänglich und liebenswürdig, erscheinen sie sowohl im öffentlichen wie im Familien-^cben in höchst vor-iheilhafter Weise. Nur ein Mangel tlebt ihnen an, und dieser ist auch wieder (zum Theil wenigstens) aus der Uebertreibung ».'iner Tugend entstanden. Sie sind nämlich in Geschäfte» entsetzlich ungeschickt, machen sich die größten Scrupel, aus ihren Waaren einen namhaften Gewinn zu ziehen, zeigen sich gegen irdische Vortheile auf leichtsinnige Weise gleich' gültig, und so tommen sie nie auf einen grünen Zweig. Ein Völtchen, das die Geschäfte ungleich besser versteht, aber es mit der Gewissenhaftigkeit nicht allzustreng nimmt, bilden die Dscheräba, Auswanderer aus der von der tumsischm Negierung schwerbedrängten Insel Dscherba. Sie besitzen fast alle besseren ^äden des Vasars und stehen unter ihrem eignen Wal»)l ^Vorstand), der sie nach Kräften ausdeutet und, da die Dscheraba hier meist reich werden, eine goldene Acrndtc bat. Im Frühjahr 1^l>!> wurde dieses Amt wieder von dem HauptjpitMben «,'adiq ben 'Alyy Qäjsim verwaltet, der früher cs schon einmal verwaltet und dann ein noch vicl einträglicheres Geschäft besorgt hatte, das nämlich, seine MW l'ürger in der Heimathoinsel selbst in seiner Eigenschaft als ^Iiali/fa (Vieegouverueun auszubeuten, bis ihm dieses Gewerbe gelegt wurde, worauf er, wie man sagt, mit drei Ibissen Voll gestohlener Reichthümer nach Tripolis zurück-lVl'rle. Seine Auslieferung wurde zwar von Tunis aus ge-fordert, erfolgte aber nicht, da er sich mit den tripvlitanischcn Machthabern auf dem Milben Vestecbungswege sehr gut zu stellen wustte. und so fährt Veu 'Myy Qassim noch immer in seiner Slaatsearosse in Tripolis umher und schindet seine Landsleute nach Herzenslust. Auch d,e Türlen und ihre mtt Araberinnen erzeugten Mischlingssohne, die ztulugliyä, sind in Tripolis sehr zahlreich UI. 22 vertreten. Die Stocktürten gehören hier meist zur Csscndi-classe, sind fürchterlich vornehm, haben sehr wenig Geld, rauben zwar, so viel sie tonnen, dringen eö aber doch selten zu einein anständigen Familienbesitz. Das Laster der Trunkenheit ist unter ihnen mehr als unter den übrigen Moslims verbreitet. Namentlich das Nalitrmlen vor Tisch findet in einer Weise statt, das;, wie mir versichert wurde, lein Tinte nüchtern zum Mittagsmahl tomme. der übrige Tag vergeht dann in einem blödsinnigen l^edusel und des Nachts fangt das Vergnügen von Neuem an. Besser sind die .Nulugliyä, namentlich diejenigen, welche von den schon seit langer Zeit im ^ande ansässig gewordenen Ianitscharen abstammen. Sie sind jetzt übrigens von den Stocktürlen au« allen größeren Staatsämtcrn verdrängt wor^ den und haden sich deßhalb, da ihr Aufenthalt in der Stadt zwecklos geworden war, auf dem ^ande niedergelassen, und zwar hauptsächlich in der Meschiya von Tripolis, wo ste nach Art eines ansässig gewordenen Vandaraberstammes leben. Ihre Männer gehören alle zum Machsseu uden gefüllt und belagert. Schon glaubte der Vetehrungssüchlige sich eine reiche Aerndte von Neophyten versprechen zu lönnen, als auf einmal dic voll-konnnenste Verödung an Stelle der früheren Belebtheit trat. Dies; war, wie er erst später erfuhr, die ^olge des Interdicts gewesen, womit der allmächtige erste Rabdiner allc den Missionar Besuchenden belegt hatte. ')lur in einem Ttück ist dieser Würdenträger ohnmächtig, darin nämluh, seine Schulü'efohlenen den Willlürlichleiten der Moslims gegenüber zu beschirmen, Es ist wahr, die Reicheren wissen sich gewöhnlich vor Unrecht ^u schuhen, aber die ärmere EKisse der Huden ist hier immer noch den rohe ftm Beschimpfungen und nicht selten thätlichen Mißhandlungen von leiten der fanatischen Moslims aufgesetzt. Täglich sieht man auf den straften von Tripolis, wie Juden auf die jämmerlichste Weise geprügelt werden und zwar von ofsieiel len Personen sowohl wie von Civilisten, ohne daft sie es wagen dürfen, Gegenwehr zu leisten. ,nüher soll dies; freilich noch arger gewesen sein, aber in neuester Zeit hat die europäische „Israelitische Union" auch in Tripolis dcn Consuln die Interessen ihrer Glaubensgenossen an's Herz gelegt und nicht ohne Erfolg. So unchlen z. B. die Araber von Tad-schura, einem Dovfc bei Tripolis, eine von ihnen zerstörte Synagoge auf eigne .^osteu wieder ausbauen. Aber die Un dill, welche Einzelnen geschieht, lommt eben nur selten zu 341 Ohren der Vertreter freinder Mächte, auch sind fast alle hiesigen Juden Naya's (d. h. türkische Unterthanen) und dadurch wird die Einsprache der Consuln sehr erschloert. Dennoch fangen auch hier die Juden an, in Folge ihres Reichthums, nntzuzählen. Dieser Reichthum ist freilich nur in Händen von Wenigen, die gvoßc Mehrzahl dcr jüdischm Bcvöllcvung ist arm und dcn bcich^idcnstcn Gclvcrbcn N'gc-bcn, alicr bci dc,n cngM Zusanuin'nhaltcn dcr Iudcn idicso schönste Scitc ihrcü nationalen Charakters) tommt dcr Neich-thunl der Wenigen doch auch der Men^e zu gut, Nnmoralität tann man den hiesigen ^uden nicht vor^ Werfen: ich hörte in dieser Beziehung nur Lobenswcrthes über sie. Ihre Mildthätigkeit lvird allgemein gepriesen. Im Handel wirft man ihnen zwar auch hier wie üderall Betrug vor, aber ich sell'st habe immer nur vom (Gegentheil (irfahrung gemacht. Wenn sie nur etwas weniger ultra koscher wären! Aber in dieser Beziehung herrschen unter ihnen noch die absurdesten Vorurtheile. selbst Kaffee zu lnnlen sträuben sie sich bei einem Nichtjuden, ein ^erupel, den die luniser Israelilen längst abgelegt haben. In ihren Häusern üben sie zwar die (Gastfreundschaft den Christen und Moslims gegenüber, ja, sie nolhigen sie sogar zum Esse» und Trinlen, aber diesi geschieht sehr zum schaden ihres (^eldbeutelo, denn alleö (Geschirre, daö der nichljüdische Eingeladene benutzt hat, muß nach seinem Fortgehen zerschlagen werden. Ich traf oft in jüdischen Hau sern auf solche Auto da ,ve's von Trintgeräth und Eßschüsseln und wenn ich nach der Ursache fragte, so sträubte man sich Anfangs zwar, sie mir z» enthüllen, gestand aber doch zuleht ein. das, dich in 'volge eineö MiUagessens geschehe, zu dem der oder jener Eonsul eingeladen gewesen war. Selbst das Weintrinten sehen die Nabbiner hier nicht gern, obgleich eö anch in Tripolis koscheren Wein giebt. Aber 343 derselbe ist ungleich seltner, als der koschere Nali sArak) oder die koschere Vocha (Branntwein). Diese Getränke erfreuen sich einer großen, ja fast abergläubischen Beliebtheit. Die Nnwissenden unter den hiesigen Juden holten es sogar für lobcnswerth, sich an Festtagen einen Branntweinrausch zu holen, und oft iiluftte ich es hören, daß kein guter Israelite an den großen Hauptfesten nüchtern bleiben dürfe. Da nun diese Feste oft acht Tage dauern, so ist eine fortgesetzte Be-trunt'enhcit die Folge dieser absurden Sittenanschauung. Auch in Bezug auf die Kleidung hegen die hiesigen Juden ein seltsames Vorurtheil. Sie halten es nämlich für Unrecht, das Hemd auf dem untern ^eibc zu tragen, ziehen es folglich immer über die Hosen, so das; sie alle wie beschürzt aussehen. Diese Sitte haben sogar viele Stadtaraber von ihnen entlehnt. Sie soll ihren Ursprung in der Furcht vor Verunreinigung dev Hemdes haben, da es für loscherer gilt, eine beschmutzte Hose, als ein beschmul'.tes Hemd zu tragen. Sonst lleiden sich die Juden und Jüdinnen ganz im arabischen Styl. An >törperschönheit stehen die tripolitanischen Juden hinter den tunisischen zurück, obgleich eo auch unter ihnen wirtlich schöne Physiognomien giebt, namentlich beim weiblichen Geschlecht, dem übrigens die ^ohlbeleibtheit der Tuniserinnen abgeht und das deßhalb weniger orientalisch „schön" erscheint. Umgänglich sind die hiesigen Juden im höchsten Grade. So oft ich die I.Iärra, das Iudenviertel, betrat, wurde ich von ganz Unbekannten freundlich gegrüßt und in ihre Häuser ein-geladen. Kam ich gar in ihre Synagogen, so war der Jubel groß, und las ich ihnen etwas Hebräisches vor, so fielen fie mir vor Freude um den Hals. Eigentlich glaube ich, daß die Juden von Tripolis denjenigen Bestandtheil der hiesigen Bevölkerung bilden, unter denen sich der gebildete Europäer am Wohlsten fühlt, denn den Moslims fehlt es meist an 343 hervorragender Intelligenz, welche letztere in allen Ländern das Erbtheil der Juden zu sein scheint, und die hiesigen Europäer sind fast durch die Bank sowenig cmpfehlenswerth, das; der Fremde bald leinen heißeren Wunsch hegt, als den, allen Umgang mit ihnen zu vermeiden. Die in Tripolis ansässigen Europäer, deren Zahl an zweitausend betragen dürfte, stammen fast alle aus Malta. Die Malteser sind arbeitsam, ausdauernd, zäh, vertragen das Klima gut, und bringen es hier gewöhnlich bald zu einem anständigen Besitz, Das Proletariat und der Mittelstand der Europäer bestehen aus ihnen, ersteres alls deu Neuangekommenen, die noch arm sind, letztere aus den schon längere Zeit Ansässigen, die sich fast alle schon etwas, mitunter sehr viel erworben haben. Mit rechten Dingen soll eo hiebei freilich nicht immer zugehen. Auch die Moralität laßt vieles zu wünschen übrig. „^Vuwni. !^<^ isoviel Frauen, soviel Dirnen), sagte mir einmal ein französischer Eonsnl von den hiesigen Malteserinnen, und er mochte nicht ganz Unrecht haben. Da diese schönen Sünderinnen und die vielen häßlichen Sünden einer sehr häufigen Absolution bedürfeu, so machen die Pfaffen nirgends bessere Geschäfte, als unter den Maltesern von Tripolis. Diese Biedermänner sind hier alle Vettelmönche, die aber nicht zu betteln brauchen, denn die ^yoner Mysionsgesellschast zahlt ihnen einen bedeutenden Gehalt und für die Tafelfrcuden sorgen die reuigen Sünder nnd Sünderinnen. Die Malteser sind vielleicht die fanatischsten Katholilen der Welt, verehren den „I'^l-i'.'" (Papst ^önig) wie einen ttott, tüssen jedcm Cavuziner die Hand, treiben einen fürchterlichen Mißbrauch mit Proeessionen, Heiligenbildern, Madonuen, Kerzen, geweihten Medaillen, und Alles dieß haben sie nach Tripolis verpflanzt und dort womöglich noch zu erhöhter Entwicklung gebracht. Die voruebme Elasse der Europäer besteht aus den Cow 344 suln und ihren Beamten, sowie ails einigen zwanzig reicheren Kaufmannsfamilien. Die „Gesellschaft" ist also hier nur sehe tlein. Sie könnte aber trotz ihrer Kleinheit dennoch eine angenehme sein, wenn die Leute nur ein bischen verträglich wären. Leider ist dieses jedoch gar nicht der Fall. Ich weif; nicht, welcher Weltumsegler es war, der einmal auf einer Verlornen Insel der ^üdsee eine kleine Colonie von Europäern antraf, die vor langer Zeit Schisfbnich gelitten hatten, und bemerkte, das; unter diesen Menschen ebensoviel sich fanatisch hassende Parteien bestanden, als es >vöpfe gab. Etlvas Aehn liches tonnte man von der „Gesellschaft" von Tripolis sagen. Dieselbe ist eigentlich gar keine „Gesellschaft", sondern cin Parteigewirre, in dem sich aus dem N,;IIm>l olmimm «oittr-l omuelj drei oder vier fanatisch feindliche Lager entwickelt haben, von denen keines vom andern etwas wissen will oder dem andern irgend welche gute Eigenschaften zugesteht. Die Consuln gehen mit dem schönen Aeispiel hierin voran. Der englische spricht nicht mit dem französischen, grüßt ihn nicht und nimmt gar keine Notiz von ihm, außer diejenige, daß er bei jeder Einladung zu Vall oder Diner sich vorher erkundigt, ob sein Feind auch eingeladen sei, damit er dann abschlagen kann. Um die beiden Cunslllate von England und Frankreich gruppirm sich dann einige andere, die hier weniger und nicht genug Bedeutung besihen, um eigene Lager zu bilden' auch hat jedes seinen eignen Anhang in der .Kaufmannschaft. Der amerikanische Eonsul besitzt jedoch ^Dichtigkeit genug, um eine eigne Partei zu bilden-. mit dem englischen ist er todtfeind, dem französischen gegenüber hält er sich neutral. Dieser schöne Zustand wurzelt nicht etwa in politischer Rivalität: im Gegentheil haben alle Eonsuln die ausdrück' luhsleu Instruetwnen von ihren ^tegierungen, mit ihren Col-legen auf gute«» Fuße zu leben; aber die Privatleidenschaf' ten sind hier eben zu start gewesen imd so ist der Eonsulats- 345 krieg an die Tagesordnung gekommen. Zuerst soll er in Folge erbärmlicher Streitigkeiten über das Nichtgrüsien einer französischen Viceconsulatsgattin von Seiten eines englischen Consulatstanzlers ausgebrochen sein, wo dann die respective,! Consulate die Sache mit großer Bitterkeit aufnahmen, bis zuletzt ein Bruch entstand. Es wird sowohl den Fremden, die es gerne mit Niemand verderben wollen, als dem Pascha und den türtischen Beamten sehr schwer, sich in dem unsichern Fahrwasser dieser Cosulatsstreitigteiten zurccht zu finden. Der Fremde wird mcist dahin gebracht, auf das Bekanntwerden mit den Angehörigen der einen Partei ganz zu verzichten und entbehrt so oft angenehme Geselligkeit und mancherlei Belehrung, die ihm von beuten, welche das ^iand gut tennen, zu Theil werden könnte, blos weil diese keute nicht zur Partei seines Consuls gehören. Der Pascha und die Beamten haben dagegen ein andres Austunftsmittel erwählt. Sie verkehren ostensibel mit Allen, in Wirklichkeit sind sie aber selbst einer Partei beigetrcten, nämlich der französischen, welche »nan des;-halb hier oft auch schlechtweg die „Partei des Pascha" nennen hört. Wie in allen kleinstädtischen Mittelpunkten, so war von jeher auch in Tripolis die Klatschsucht im höchsten Grade an der Tagesordnung, seit aber der Consulatstrieg besteht, hat sie ganz außergewöhnliche Verhältnisse erreicht. Hört man die eine Partei, so ist an der andern auch kein gutes Haar, alle Männer lassen sich bestechen, stehlen, schicken falsche Belichte an ihre Regierungen, sind dem Trunk ergeben, rauchen ^piulit u. s. w., alle Frauen begehen die strafbarsten Ausschweifungen, ruiniren ihre Männer durch übertriebnen ^ur.us, schminken sich, tragen Perrücken, kurz, sind moralisch wie physisch gleich widerwärtig. ,^>l der ersten Zeit meines Aufenthalts in Tripolis brummte mir der Kopf von den vielen 346 skandalösen Klatschgeschichten, welche ich zu hören bclam, bis ich endlich ein richtiges Verständnis; für dieselben gewann und entdeckte, daß dieß nur Entfaltungen des fanatischsten Hasses seien, denn was man auch immer der „Gesellschaft" von Tripolis Vorwerfen taun, ein solche Pandämonium ist sie doch nicht, wie sie von manchen hier lebenden Europäern geschildert wird. Die Kaufmannschaft bildet ein verstärktes Ech» dieser heiteren Stimmungen, welche die Consulatslreise ertönen lassen. Da hier noch der Vrodneid hinzukommt, indem die einträglichsten Geschäfte die Lieferungen für die Regierung bil-den, die ein jeder Kaufmann beansprucht und bei deren Erlangung und Verlust Intrigue und Verlänmduug große Rol' len spielen, so erreichen die Standalgeschichten oft eine noch höhere Entwicklung, als in den andern .Nreisen. Hat man z. Ä. mit einein Kaufmann zu Nacht gespeist, so kann man fast sicher sein. am nächsten Tage die Visite von einem aw dern zu belommen, dessen Freundschaft ihn bestimmt, den Un vorsichtigen zu warnen. Alan erfährt dann Dinge wie folgende ! Der Nmphitrvon von gestern sei eigentlich nichts anders, als ein Sklavenhändler, er babe sein Geschäft mit gestohlenem Gelde angefangen, und wenn er jetzt reich sei, so bilde eben mir der Sklavenhandel die Ursache davon. Ein derartiges Gerücht, so absurd es aucb llingen »nag, ist jedoch nicht immer ohne alle Begründung. Vielmehr bin ich nach vielfachen Erkundigungen zum Resultate gelangt, daß eigens lich aller Großhandel von Tripolis auf das Sllavrngeschäst basirt ist. Die Voller des Innern, namentlich die Neger, zahlen für die vielen Waaren, die sie von Europa beziehen, nicht in Geld, sondern in Waaren, und zwar nimmt unter diesen Waaren der Artikel „Stlavm" eine so große Stelle ein, daft man ihn al^> m» Proeent aller Zahlungen veranschlagt. Nun 34? haben alle europäischen 5tauflcltte in Tripolis ihre eingcborncn Agenten und diese treten in: Innern ganz offen als Sklavenhändler auf; natürlich bringen sie ihre Sklaven jetzt nicht mehr, wie dies; noch vor 20 Jahren geschah, nach der Stadt, aber sie verwerthen sie auf dem Wege dorthin und so stammt dcnn doch schließlich das Geld, das in die Casse des Europäers kommt, aus dem Handel mit Menschenfleisch, während der Empfänger sich das Ansehen eines tugendhaften Abolitionisten und edlen Menschenfreundes giebt, der bei der blohen Erwähnung des Sklavenhandels erröthct. In dieser Beziehung sind die Beschuldigungen des eincn Kaufmanns gegen den andern also nicht immer vcrläumderisch, nur sollte der Ankläger in den meisten Fällen bei sich selbst anfangen, und nur dann, wenn er sich ohne Sünde fühlt, auf den andern den Stein werfen, 348 ZreWOes Oapitel. Ausflug nach den Nnincn von Sabrata. llamttlsl'ise. — Uelielstiinde derjelüe«, — Die MmeMMer.— Das völliche» der UöMÜchl' ^lN»!,'!!, — D>'! NütM, — Dl»5 (!'cl!ch!'.>,!U,»,Il's, — ^llslNM' ^ujli,!, — Der iU,n!l!, — li'mM'i, — ^ilwi»«, — Der A-'^ld, — Der '.'chiNftlchU'r,— D«5 cini»^»' '.^'!i,>er, — '.'«mu' !ch»e» ^'lqen. — !5^^>^ha Ai^ l9 Milliaricn, wclchc dic Pcutmger'schc Tafel als j>ic Entfernung zwischen Oca und Sabrata angicbt llnd die genau der wirtlichen Distanz zwischen Tripolis und der nnter dein Namen Soigha oder S^arha ^nichi zu vcrlvechseln nul Soara) bekannten, allgemein für das alte Sabrata gehaltenen Nuinenslätte entsprechen, sollte ich in einer ganz unverhältniy-mäßig langen Zeit zurücklegen. Dav .Mmeel, jener umrbilt liche Verzögerer aller Neisen in Afrita, trug die einzige Schuld an diesen» langsamen Vorrücken. Diesel Thier, so nützlich es auch in allen den (legenden ist, wo seine ^ähigt'eit, den Durst zu ertragen, in Anschlag kommt, so unpraktisch erweist eö sich doch für denjenigen, der, dem gewöhnlichen Schlendrian des schneckenartigen Vorrückend der Karawanen auMahmöweisc einmal entsagen will, was freilich nur auf lleineren Ausflügen möglich ist, da jeder größere über lange wasserlose Strecken führt. Aber auf solchen möchte ich I<'^'w, dein nicht eiu wge langes Müßigsitzen in den uninteressantesten und deinahe un bewohnten Nestern Vergnügen »nacht, rathen, das Wüstenschiff mit eine», Pferd oder besser noch mit einem jener slinlen 349 Eselchen zu vertauschen, deren man überall in der Umgegend von Tripolis zu miethen findet. Indes; das höckerige Ungethüm ist einmal so tief in den Traditionen aller Reisenden dieser Länder eingewurzelt, daß man gewissermaßen der öffentlichen Meinnng Trotz bietet, wenn man es zur Seite schiebt und nur solche Thiere mit auf die Reise nimmt, die in einer Stlinde eine geographische Meile zurücklegen können, grade das Doppelte der Leistungsfähigkeit eines Kamcels. Jene Tradition ist sogar bei den Europäern hier so eingebürgert, daß alle meine Betanntcn in Tripolis einstimmig in der Behauptung waren, ich tonne die Ausflüge in der Unigegend nur in Begleitung der unschätzbaren Wüstenschiffe unternehmen und meiuen Entschluß, nicht nur mich selbst, sondern auch mein Gepäck von Maulthieren tragen zu lassen, höchst lächerlich fanden. Da ich die Schwachheit besitze, gern dem Rathe Anderer zu folgen, wenn derselbe mir nicht gradezu unsinnig erscheint, so ließ ich mich auch dicßmal bestimmen, zwei Ka-meelc mitzunehmen, und erlitt dadurch eine derartige Verzögerung meiner Reise, daß ich sechs Tage zu einem Ausflug brauchte, der ohue .Uameel in dreien gemacht werden lonnte. Das war übrigens auch das letzte Opfer, welches ich der Tradition und dem Rache Anderer brachte, denn die Erfahrungen dieses Au^flngs belehrten mich volllommen über den wahren Werth des Wüstenwandlers. Ramenllich ward mir außer seiner Langsamkeit auch noch ein anderer Fehler recht deutlich an den Tag gelegt, welcher das ,^ameel bei allen Auoflügm, wo man es nicht nothwendiger Weise des Wassermangels wegen gebrauchen muß, als schr wenig wün-schenswerth erscheinen läßt. Es ist nämlich der ungeschickteste Gepäckträger, den man sich deulen lann, besondere wenn man Tripolitaner zu Aufladern des Gepäckes hat, denn diese besitzen nicht dao beueidcn^werthe Talent der Wüstenbewohner, cm Kameel packfest zu beladen. Unter diesen, Mangel joUte 350 auch ich auf besagtem Ausflug leiden. Als ich von Tripolis aufbrach, sah zwar Alles, was sich auf dcn Rücken der von mir gemietheten Höckerthiere befand, recht ordentlich und Pack-fest aus. Aber eine Stunde des wackelndcn und schaukelnden Ganges des Wüstenschiffes genügte, um Meo zu lockern. Der Reisende, der den Sitz auf dk'scm >^ahn der Sahara noch nicht gewohnt ist, bekommt bekanntlich auf demselben die Kameclstrantheit, eine jüngere Schwester der Seekrankheit, und idas kann ich aus Erfahrung bezeugen) beinahe ebeufo unangenehm. Das Gepäck dagegen geht, wie man zu sagen pflegt, „aus dem Leime", d. h, die Stricke, die es umschlingen, werden gelockert, so das; nichto an seiner ursprünglichen Stelle bleibt, hier purzelt die Zeltesstange herunter, dort fällt ein Krug ober sonstiges Utensil, das Zelt schwankt bald auf der einen Seite tief hinab, bald wird es so kühn in die Hohe gehoben, das; es auf die andere hinüberzuschnappen droht, Tcppiche und Decken reihen vom Strick los, ein Kopfkissen rollt unhörbar in einen ticfen Graben, wo es sehr oft verloren geht, u. s. w. Dieses angenehme Schauspiel hatte ich täglich einige zehnmal, das heis;t etwa so oft tain die kleine Karawane in Folge der schaukelnden ^aunc bcs Kameeis, welches meine sämmtlichen Habseligkeitm theils vmi sich ge-schleudert, theils durch lühne Schwmlungeu unter seinen Bauch gebracht hatte, zum Stillstand, aber kleinere Unglücksfälle, wie das Zerbrechen eines Kruges, dao, Verlieren eines Gepäck' stückes, ereigneten sich viel öfter. Jedesmal musite dann das widerspenstige Thier zum Knieen gebracht und eine ganz neue Packung sämmtlicher tragbaren Habseligkeiten vorgenommen werden, eine Packung, welche die tripolitanischen Kameeltreiber ein wahres Talent besaßen, recht schlecht und oberflächlich zu bewerkstelligen, so das; bald wieder das vollkommenste (5haos auf dem Rücken des Wüstenschiffes herrschte. Zuletzt, nachdem ich lange darüber nachgegrübelt, durch 351 welches Mittel ich dem ccntrifugalen Gepäck einige Konsistenz verleihen könne, ficl ich auf einen glücklichen Gedanken. In meinem Gefolge befand sich ein dicker, vierschrötiger Neger, der vom Issmä'yl, meinem Bedienten, zum Tellerwaschen iameeltrciber, wclä'e dieses sämmtliche kostbare Naß aus den zerbrochenen trügen auftraut, aber die, welche dieß aussagten, hatten dabei so feurige Augen und gerothcte Gesichter, daß ich natürlich sie selbst für die Verzehrer zu halten versucht worden wäre, hätten sie nicht „Uällah" (Äei Gott) geschworen, auch leinen Tropfen getostet zu haben, und dem Schwur eines gläubigen Moslim muß man natürlich glauben. Dieß Zerbrechen der ^aqmytrügc, ohne daß er dabei war, bildete den Hauptlummer des Esel^juugen, welcher, da er das mich tragende Thier trieb, stets in meiner Nähe und der Laqmyseene weil voraus war. Dieser Eselsjunge «Junge gilt hier nur als Standesbezeichnung, etwa, wie man ^egel' 353 bube sagt), war übrigens cine höchst originelle Erscheinung, in seiner Nützlichkeit eine wahre Errungenschaft für weine kleine .Karawane und nebenbei ein ächter Typus der Nasse, der er angehörte. Diese Rasse, die ich das Völkchen der Meschiya nennen möchte, desist ein gegen die Gravität der übrigen, namentlich der städtischen Moslims, recht glücklich abstechendes leichtes, sanguinisches Temperament. Stets rührig und gewandt, keine Mühen und Strapazen schellend, jeder Verweichlichung fremd, sind diese Leute im Stande, tagelang neben einem ziemlich schnellgchenden Maulthicr oder Esel einherzulaufen, zeigen dabei niemals eine Spur von Ermüdung oder übler ^aune und verkürzen sich und ändern noch die Zeit durch ihre lustigen beschichten, ihre oft sehr originellen Aemcrtungen über die Vorübergehenden, über Städte und Dörfer, durch welche der Weg führt, Bemerkungen, denen ihr lebhafter Mutterwitz und ihre zu einer Mmüthigen Ironie sehr geneigte Intelligenz eine Würze verleiht, welche diese,^azzi's zu dein unterhaltendsten Vademeeum für den Reisenden macht und ihm die Langeweile de^ monotonen Rittes verscheuchen hilft. Diese unschätzbaren Eigenschaften fanden fich in unserm Eselsjungen, der den lomischen Namen el Gyfer führte, gleichsam typisch reprä-sentirl und »»achten ihn zum amüsantesten Reisebegleiter, den man sich wünschen konnte. Sein Aeusieres selbst hatte schon etwas Komisches. Er bcsaft gewift das kleinste Gesicht, das ich je bei einem Erwach-scnen gesehen habe und dieses war noch dazu unter der weißen Wollenmühe, welche die gemeinen Araber dieser Gegend an Werktagen tragen, zum Theil versteck!, so daft nichts von ihn: übrig blieb, als ein Dreieck, dessen zwei Seiten die Backenknochen, dessen dritte die Augenbrauen bildeten. Obgleich der Bursche ursprünglich eine ganz weifte Haut besaft, so trug jel)t jedoch sein Äntlit) einen solchen Farbenton, von dem man III. 23 354 nicht wußte, ob man ihn roth, braun oder olivenfarben nennen sollte. Von jeder dieser Farben war etwas darin, nicht etwa in homogener Ätischnng, sondern fleckenweise auf den verschie-denen Theilen oer Gesichtshaut ausgetragen, hie und da zeigte sich auch einc vollkommen weifte Stelle, der eigenthümliche Effect der afrikanischen Sonne auf die für den Farbenwcchsel wie geschaffene Haut der taulasischen blasse. Dabei die außerordentliche Beweglichkeit aller (>)esichtsmu5leln! bald flog das kleine spitze Naschen schelmisch in die Höhe, oald funkelten die braunen Aeuglein toboldartig, bald senkten sie sich, cine ironische Ehrerbietung heuchelnd, zu Boden' die Mundwinkel zuckten von einer Seite auf die andere', die kippen öffneten sich jedoch fast nie, selbst nicht einmal zum dachen, wie denn der 'Araber überhaupt das herzliche dachen des Europäers ebensowenig kennt, wie die kindlich naive Heiterkeit des Negers, aber ei Gyfer lachte mit den Musleln des ganzen Gesichts, einfachen, das, wennauch gutmüthig, doch ^'tets einen starten Beigeschmack von Verschmitztheit besah. In dieser Gesellschaft verlief; ich am Morgen des l2ten April Tripolis durch das Bäb el Meschiya, in direet westlicher Richtung, Der Weg führte stets der Küste parallel, in einer Entfernung von etwa 5,0«) Schritten von dieser, Anfangs durch eine öde legend, über festes Erdreich zwischen halbzerstörten moslimischen Friedhöfen hin, dann drang er in den westlichen Arm der Meschiya selbst ein, deren Dattelpflanzungen uns lieblichen Schallen gewährten. Aber für die Thiere war dieß freilich die allernhlechtesle Wege^strecte, denn der Sand am Fuße dieser Palmen erwies sich so tief, dabei so locker und beweglich, daft die armen Esel fast j<'den Schritt doppell machen mußten, denn oft versanken ihre Füße so tief im Sand, oder rutschten so weil zurück, daß ein neuer Schritt nöthig war, um das verlorene Terrain wiederzugewinnen. ,Hcl) tcnne nicht leicht eine größere (^eduldprobe für den weiter, als 355 ein solcher langsamer Ritt über eine bewegliche Sandstäche. Besteht cr sic jedoch nicht und steigt er vom Thiere ab, um den Weg zu Fuß zurückzulegen, wobei cr allerdings etwas schneller fortkommt, so treibt ihn doch bald dic Unannehmlichkeit des Gehens im tiefen Sande auf den Rücken des Esels zurück, bis cr sich endlich zu resigning gelernt hat. Nach der sandigen kam cine steinige Wegesstrccke, auf deren schr breiter ^iinie die Furchen zahlreicher Karawanen tiefe Einschnitte in dem felsigen Erdreich »unterlassen hatten, die beinahe wie Räderspuren aufsahen. Bald begrüßte uns zur hinken eine einsame Ruine, von dcu Arabern Qa«.'r Qer-qarisch genannt, gewöhnlich ^icrgärisch ausgesprochen. Sie trägt ein ganz europäisches Aufsehen, ist aber offenbar nicht antit und stammt ohne Zweifel von den Spaniern, welche auch die Seeforts von Tripolis errichteten. Dicht bei diesem Fort befindet sich in dem tertiären ,^a1tsteinfcls eine tiefe Höhle, deren Inneres eine gcwisse Aehnlichteit mit einer jener tro-glodytischen Netropolen zeigt, wie wir sie bei Cagliari in Sardinien so vielfach sehen. Dennoch bemerllv ich nur höchst schwache Spurcn wirtlicher dirabeomschen. Nach einem weiteren zweistündigen Ritte über ein stcppcn-artig verödetes Vand drangen wir in die ausgedehnte Palmen-pslanznng von Sansur ein. Dieselbe, sowie überhaupt alle älmlichen Pflanzungen der Umgegend von Tripolis, trug durcbaus das Aussehen der Meschiya der Hauptstadt. Sansur ist deßhalb auch kein Flecken, kaum ein Dorf zu nennen, denn es besteht eben nur, wie die genannte Mrschiya, aus zerstreuten Wohnungen, die sich auf dein weilen Flächeninhalt seiner Palmenhaine vertheilen, Obgleich fast alle diese Wohnungen einsacke Vuflziegelbalilen bilden, so konnte ich doch einen kleinen comvacteren .^ertt unterscheiden, in welchem eine Gruppe von Häusern, ^aden und einer Moschee ein zusammenhängendes Ganze auomachlen, dav »«an als den Mitlelpunlt der Ortschaft 356 bezeichnen kann, obgleich sich nicht aller Vcrtehr hier eoneen-trirt, sondern auch in der Nähe des Qa^r's (des Forts) einen seiner Vrennpunlte findet, Dieser lleine dorfartige Mittelpunkt zeigte sich jedoch insofern nicht ohne Interesse, als sich mitten unter dem vorherrschenden elenden Baumaterial, welches, wie gesagt, meist aus Luftziegeln bestand, ein andres entdecken lieft, das geeignet schien, in dem Freund des Alterthums die Frage zu erwecken, ob dasselbe nicht von antiken Gebäuden stammen tonne. Namentlich in der Mauer der Moschee und an dem ihr zur Seite gelegenen, halbzerstörten, alteren Qa<.-r, aber auch an einzelnen Privatgebäudcn bemerkte ich nämlich große, massenhafte Werksteine von solchen Verhältnissen, wie sie die Araber des Mittelalters nur höchst selten zu gebrauchen pflegten und Wie sie die heutigen gar nicht kennen. In der Annahme, dasi diese Werksteine antilen Ursprungs seien, bestätigte mich auch das Vorhandensein anderweitiger, freilich nur äußerst dmfti' ger, architektonischer Reste, wie Säulenschäfte, Capiläler u. s. w., welche ich in den ärmlichen ^uftziegclbauten eingemauert unterscheiden tonnte. Eigentliche Ruinen werden auf dem ganzen 10 Meilen langen Landstrich von Tripolis bis Soagha nicht gefunden. Da aber nach der Peutinger'schen Tafel zwei Stationen auf derselben lagen, so dürfen uns wohl jene Spuren des Alter-thums, Welche ich in Sansur zu entdecken glaube, zu der Vermuthung berechtigen, dasi dieselben einer von beiden angehörten. Nun giebt uns die besagte Tafel genau in der Entfernung von Oea, welche derjenigen von Tripolis nach Sansur entspricht, d. h. l.l Milliaricn westlich davon, eine Station Namens Ansaria an, in deren Benennung wir ohne große Schwierigkeit den heutigen Namen Sansur wiedererkennen tonnen. Ich schlage also diese Identifieation für das bisher immer umsonst gesuchte Ansaria vor. 357 Mein Absteigequartier fand ich in dem schon erwähnten neuen Qa'.r. dem Wohnsitz des Mudyr sDistrietschef) und der übrigen Autoritäten von Sansnr. Dieses Qa^r fiihrt zwar den Alainen einer Festung, trägt aber ganz das Aussehen eines gewöhnlichen Bauernhofes. Um einen grosien viereckigen Hof herum sind die niederen Erdgeschoßbauten errichtet, in denen einige kleine Stuben den Würdenträgern zum Aufenthalt dienen, während das Volt, welches grade hcute, als am Gerichtstage, sich ziemlich zahlreich eingefunden hatte, im Hofe an den Wänden herumlauerte und vor der Thür des sogenannten Gerichlssaales eompacte Gruppen bildete, durch deren eine ich mich nicht ohne Mühe durchschlug, um in die Nähe des Mudyr zu gelangen, dem ich meinen Amr «Negienmgs-befehl) vorzuzeigen hatte, um seiner Gastfreundschaft theilhaftig zu werden. Obgleich das Gcrichtszimmer sich nicht weniger vollgestopft zeigte, als seine Zugänge, nnd obgleich auf dem in seinem Hintergrund angebrachten Divan einige fünf Personen, welche den Madschliss. vulgo Medscheless (das Richtercollegium) bildeten, den Ehrenplatz theilten, so fand ich doch unter dieser Menge den Mudyr, oder wie ihn die Araber noch immer nennen, den Qäyid lein offieiell abgeschaffter Titel) gleich auf den ersten Älict heraus und zwar an seinein entschieden uw arabischen Aussehen. Der Würdenträger, in eine abgeschabte Uniform nach europäisch sein sollendem Schnitt gekleidet, war ein kleiner fetter Türte mit buschigem, pechrabenschwarzem Bart, hervortretenden Backenknochen und winzigen, verschwommenen Aeugelein, welche von seinem herabfallenden Fes und struppigen Haar beinahe bedeckt wurden. Er empfing den mehr oder weniger unwilllommenen Autömmling in einer Weise, welche deutlich verkündete, dasz er noch mcht wisse, wie er sich definitiv gegen mich gebärden solle. Entweder war ich der Gast der Negierung, d. h. besaft ich ein Schreiben, das mich als solchen 358 qualificirte fdenn eine nichtoffirielle Gastfreundschaft tennt man hier zu Lande schon längst nicht mehr), und dann mußte er. so sehr er mich innerlich auch verwünschen mochte, dennoch äußerlich höflich sein, odcr ich hatte gar leinen Anspruch auf ihn und dann tonnte ich mich zum Teufel scheeren. Wenn er jedoch die Hoffnung hegte, daß letztere Weise, mich abzufertigen, angebracht sein lönne, so wurde ihin diese schnell geuug dllrch die Ueberreichung meinem Ainrs geraubt, in welchein alle „Muta^arafyn, Qäynlä^amvn, Ätudyryn" und wie die Provincial oder Distrietöauloritaten sonst noch Heisien mögen, ausgefordert wurden, mir jeden nur in ihren Mitteln liegenden Veistand zu leisten und mich (das war der wichtigste, aber auch den Beamten unwillkommenste Punktj mit „Mem. was ich nöthig hätte", zu versorgen. Da das Schreiben ara bisch abgefasit war, so lieft es sich der Türte von seine»! Secretär verdollmetschen, stellte sich zwar zu Anfang hie und da, als verstände er diesen oder jenen Passus nicht, mußte sich aber schließlich doch der offieiellen Veredtsamleit dec Amrü fügen, und nun ging in seinem ganzen Wesen eine auffallende Veränderung vor sich. Sein Heines fettes (Besicht nahm auf einmal einen huldvollen Modrucl an und mit schnmu^elnder Freundlichkeit wurde der offieiellc (^ast eingeladen, seinen bisherigen Play in emem bescheidenen Winlel »litten unter den zu ^lichtenden, unter denen sich auch einige Verbrecher befaw den, mit emem pomphaften Eyrensitz auf dein Divan zur Seite des Fünfgespanns der dichter, welches über Freiheit und Gut der Bewohner von Cansur entschied, auszutauschen. Ich liest mir das nicht zweimal sagen, quetschte mich auf den etwav engen (5l)rensiy mitten unter die fünf Magistrats-Personen hinein und begrüßte freudig diese Gelegenheit, einem türlischeu Gerichte in einem arabischen ^aude alö stummer Assessor beizuwohnen. Um jedoch die Gerichtsprvecdur nicht in eine reine, auf Täuschung des Fremden berechnete Comödic 359 zu verwandeln, wozu sie unzweifelhaft im Augenblick geworden wäre, als ich eine Bekanntschaft mit der obrigkeitlichen Sprache verrathen hätte, stellte ich mich, als verstände ich kein Wort, weder von dem Idiom des Mudyr, dem türkischen, in dem dieser mit den andern Richtern durch Dolmetscher verkehrte, noch von demjenigen, in welchem die eigentliche Procedur vor sich ging. Dies; hatte den glücklichen Erfolg, daß nun die Nichtcr sich ganz unbeobachtet glaubten und ihre Justiz in der gewohnten Weise ihren Fortlauf nahm. Was icl' so in dieser einen Stunde, in der ich unmittelbarer Zeuge war, über moö-limische bxrechtigleit in Erfahrung brachte, war mir wer,th-voller und war vollständiger, alc> alle Erkundigungen, die ich in andern Sladten durch mühsames Fragen und Forschen aus oft widerstrebenden Vermittlern hervorgeloät hatte. ^u zwei Dingen unterscheidet sich die triftolitanischc Justiz !l l!i1,!'l- cormtt,!^» dein bewundernden Publieum vorführte. Das Thier zischte hin und her, schnappte hie und da auch nach eine», der Zuschauer, bis; jedoch Niemand, als den modernen Psyllen selbst, der sich diese blutigen Zärtlichkeiten auch ganz gutmüthig gefallen lies,, Ich wusite, das; diese Schlangenart giftig sei, wunderte mich aber nicht über die Unschädlichkeit ihrer Bisse, da ich schon früher, und zwar auf meiner Neise in Marot'to, beobachtet hatte, das; die Brüder vom Orden des Ssayydy Mohammed bm 'Ayssa eine Fertigkeit im Unschädlichmachen dieser Schlangen erlangt haben, indem sie die Giftdrüsen ampuiireu. Daö Publieum Wußte dies; natürlich nicht, sondern erklärte vielmehr sowohl den Psyllen als die Schlange für Moräbityn talmmn ua er Ral.iym und an den Propheten Mol.mm-med zu nmchcn. Nach der Besichtigung dieser Lustbarkeiten stand nur noch das Abendessen bevor, eine nicht geringe Probe für meinen vielgepeinigten Magen. Da^sclbe bestand auv saurem Fleisch, sauren Gurken, sauren, Kohl und sauren Abscheulich-leiten aller Art. Die .Mche war türlisch, nicht arabisch, da der Mudyr als Stocttürle letztere verachtete. Dcr folgende Tag brachte uns nur um einige drei Meilen weiter, nämlich nach Sawiva, gewöhnlich Sauya, von den Türken aber Savia ausgesprochen, wo ein ganz verfallenes Qa^r mmitten eines Palmenwaldeö stand, in dem die Häuser der Dorfbewohner zerstreut lagen. In diesem Qac^r sollte ich wohnen, wenigstens besasi ich an den hier gebietenden Qäyid nicht weniger als drei Empfehlungsschreiben, die ich im O.a<.'r abzugeben beschieden wurde. Ich nahm also an, der Qahid inüsse im Oa».'r zu finden sein. Da dieses aber nur eine Ruiue bildete, so hatte die Sache einige Schwierigkeit, ^iach langem Herumstöbern in den gänzlich verlassen scheinenden Ruinen entdeckte ich jedoch ein lleines, leidlich unversehrtes Ceileuhäu^chen, aus dessen Xanün stauch aufstieg. Also hier wurde doch gelocht und zwar vornebm gelocht, da die gemeinen Araber im freien lochen. Die Thür des Häuschens stand offen und vor ihr ein großer langer junger Mensch mit einem Schafsgesicht. An diesen wandte ich mich und fragte ganz dreist, ob dcr Qäyid in dem Häuschen fitze, obgleich ich es taum für möglich hielt, daß dieser Würdenträger so bescheiden wohne, ^u meinem Erstaunen wurde die Frage bejaht. Ich ging also in'g Häuschen hinein, und da fand- ich den vollkommensten Gegensatz zu der Verödung von draußen. Hier drängte sich Kopf an ^opsl der ganze Stubenboden sasi voll von hockenden Gestaltell in weifte N'ollene l.lauly's gehüllt und über ihnen thronte alls einem erhöhten Älauervorsprung ein chrwürdig aussehender Greis, Älicmand Anders als der Qam'd in Pcrsun. Beim Eintreten wurde mir nicht die geringste Äufmertsamkeit geschenkt, selbst als ich meine drei Briefe herauszog, berücksichtigte man mich nur insofern, als nöthig war. (5rst als sie fünf- oder sechsmal von sieden oder acht Personen gelesen worden waren, begann der Qayid sich mit mir zu beschäftigen, lind nun erfuhr ich, das; er mich schon seit Monaten erwartet hatte. Ja. er hatte noch mehr gethan. Er hatte schon Vor Monaten eine Esemte von zwanzig Mann nach der tunisischen (»ranze geschickt, um mich abzuholen. Diese Escorte hatte sich füuf Tage lang in dem Fort bei Ferwa aufgehalten, grade zur Zeit, als ich in dem elenden Segelschiff des Nayyss aus Dscherba auf der Nhede von ,verwa tagelang seetrank dalag und den Nayyss verwünschte, der mich nichl landen lassen wollte, weil er glaubte, die ganze beschichte von der (5c>eorte sei nur blauer Dunst. Selbst mein Diener Hssma yl hatte damals mcht an die Eseorte glauben wollen und slaud nun, da er nicht nnhv au ihrer Existenz zweifeln tonnte, ganz beschämt da. Tie ^eule, welche diese Eseorte bilden sollten, waren alle anwesend lind ihr Führer, ein schnee-Weißes altes Männchen »u< euu»l ichr komischen Bart, der, glaube ich, nur aus eiuem Dutzend Haaren bestand, blickte mich zärtlich an und bedauerte, mich nicht eöeortirt zu haben. „Aber, was nicht geschehen ist, lann noch werden", sagte ich zu dem Greise und bat mir ihn gleich vom Qäyid zum Begleiter für meiueu morgigen Ritt nach den Nuinen von Sabrata aus. Dies; wurde zugestanden, aber unter der Ve-dinguug, daft ich auch den langen Jungen nnt dem Schafs gesiebt mitnehmen müsse, denn dieser schien offenbar der ^ieb-lmg des Q.iyid zu sein uud muhte das Trinlg^ l^eaen, 36? welches ich meiner Escorte geben sollte. Ich ging natürlich darauf ein, worauf mich das Schafsgesicht auch zärtlich ansah und mich mit Kaffee zu tractiren anfing, erst mit bitterm, dann mit gczuckcrtcm, dann wieder mit bitterm u. s. w., bis ich zulcyt um Gnade schrie und den Qa'yid crbarmenflehend anblickte, worauf dieser seinem ^n-bling einen Wint gab, dcr Tortur ein Ende zu machen. Das Schafsgesicht hiclt ume, mochte sich aber damit tröste, daß ich ihm bald in noch viel ausgedehnterem Grade zum Opfer zu fallen bestimmt war. Ihm wurde ich nämlich nun übergeben, um mich in mein Rachtauarticr zu führen, Welches sich im Hause seines eigenen Vaters, der eine Art von Scharfrichter, aber nach d^'m i7.ävid der angcschcnste Mann in Säwiya war, befand. Dieß Haus lag in der llarra, d. h. dem Iudcnviertel, und war das einzige orthodoxe inmitten dieser strafbaren ^ch^r. Abcr dicses Iudcnvil'rtrl drohte bald, nuch viel mehr zu interessiren, als dcr Scharfrichter und seine ganze Familie. Ich hatte nämlich auf der Schwelle eines Iudenhauses ein Paar erblickt, welches von so vollendet alt-testamentarischer Schönheit war, daß ich meine Blicke nicht von ihm abwenden tonnte. Es war ein junger Mann, in prachtvoller orientalischer Tracht, mit eincm rothen Turban, und unter diesem ein Gesicht von so edlem Ausdruck, wie er bei den hiesigen Juden selten vorlommt. Seine Begleiterin war ein laum sechszehnjähriges Mädchen von so ausgezeichneter Schönheit, daß ich unwilltürlich an die Esther des .^ö-mgs vou Babylon d^nlcn mußte. Dieseo Paar, war es nun Bruder und Schwester, oder Bräutigam und Braut, bildete eine so reizende Gruppe voll plastischer Ruhe und edler Harmonie, daß ich es höchst barbarisch vom Scharfrichter und seinem Sohne faud, muh so schnell aus dem Vcreich dieses Augengenusses herauszureden. Dennoch wurde ich herausgerissen, denn nur stand etwas 368 höchst Wichtiges bevor, nämlich das Abendessen in Gesellschaft des Scharfrichters. Letzterer sprach zwar nur ein einzigev Wort türkisch', da aber türkisch jetzt für die vornehme Sprache gilt, so sagte er dieses Wort beständig. Es war das einzige, das er während der Mahlzeit sprach. Dieses Wort hieh „Buyrnn", ungefähr mit nnserm „Guten Appetit" oder, wie die Vaucrn sagen, „bangen Sie zu" gleichbedeutend. So oft eine neue Schüssel aufgetragen wurde, hieß es „Vnyrun" nnd nun muhte ich, wollend oder nichtwollend, essen. That ich es nicht selbst, so steckte man mir die Speisen oft geradezu in den Mund, eine ausgesuchte arabische Höflichkeit. Mein Wirth zerriß das fleisch vermittelst seiner Dinger mit solcher Virtuosität, das; mau unwillkürlich dabei an seine Handwerks-geschicklichteit im Scharfrichtcn denken musNe. Diese sollte denn auch groß sein. Da die Tortur abgeschafft war, so begnügte er sich für heute mit einem Surrogat für dieselbe, nämlich damit, mich durch übermäßiges gewaltsames Mästen zu quälen. Ich mußte essen, da half nichts, und schrecklich viel essen, nnd was mußte ich essend Speisen in Menge, von denen eine einzige schon genügt hätte, mich trank zu machen, so fett und sauer waren sie. Zuerst lain eine Eilroneusnppc, ein sogenannter „saurer Magenregen", wie die Türten jagen' dann folgte ein fetter .vammchchwanz, dann ein in Oel schwimmender .Näscbraten, dann auf dem Nost geschmorte Fettslückchen, hierauf ein ominös fetter Pilau, sodann ein Eierluchen, darauf andere Eierspeisen, einige vier oder simf saure Ragouts und zuletzt einige fünf oder sechs in ein Meer ranziger Fettbrühe getauchte, mit Honig getränkte Süßspeisen, von den Gurken nnd Zwiebeln, die alle in Vulter, Oel und Fett schwammen, gar nicht zu reden. Nicht immer trieb man jedoch die Grausamkeit so weit, mir die Speisen in den Mund zn stecken, manchmal begnügte man sich auch damit, „nr Fleischstüäe, von Sauee triefend, auf die Hand zu legen. 369 Zuletzt wußte ich nur aar nicht mehr anders zu helfen, als dadurch, das; ich den letzten Brocken, dcu mir der Scharf» richtcr in deni Mnnd gesteckt hatte, einen mit gerouuenen Eiern belegten Fcttllnmpen. uüt stoischer Ausdauer zwischen dcu kippen festhielt nnd durch diese stnunne Pantomime be< rcdt andeutete, daß nichts uiehr in deu Nillnd himiu wolle. ^ Nach dcul ^astmahl überließ ilnch der Scharfrichter meiner Nnhc oder vielmehr dem Kopfweh. das mir die Ocrdannngsbeschwerden uuu zu;nzichen anfingen und von dm luich erst riu reichliches Erbrechen befreite, »uorailf ich dem Mura,cn halb schlafend, halb wachend cutMcudäunncrte, voll vou dein Vorsatz, iu ^ullluft lieber trocke,ie^ Brod in meinem eignen Zclt, alö die pomphafteste Älahlzcit init dem freundlichsten arabischen Wirth zu genießen. Aul andern ^«orgeu n'ar Allcö schou früh auf den Beinen, das heistt früh nach den Begriffen der Araber, die nic vor Sonnruanf^au^ aufstehen >uld erst eiuc Stlmde nach deinsclbrn fcrtia, werden, obgleich sie die Zeit nicht etwa durch Toilettemachen ldenn da sie bekleidet fchlafril, so fälll dicseö ^an; N'eg). sondern lediglich durch süs;e<< ')l'ichti<-thuu auffüllen. Der Sohn des Scharfrichters saß auf cinem ziemlich guten Pferd, daö alte lUl'äüiichcu von gestern auf eiuer originellen Schindmähre uüt obligatem Ratten-schu>au^ wir theils auf Mäulern, theils auf klameclru uud nuu U'nrdc der sechöstnnduze ^^ilt nach So^gha angetreten. Die legend war höchst monoton nud inliner gleichen ^ha« raktcrs >uit der obru geschilderteu. 'Alle Paar Meilen eine Palmrnoase. wie die Meschiya in Tripolis, wie Scnlsnr. wie Sünüya. nnd zwischen diesen 5?asrn ein strppenartigcs Vand, dessen ^ede nnr hie und da vou ^erslenfetorrn nnter-drochcn wnrdc. ^iacl, eln'a oierstiindissen« iliitt kamen nur dicht a,u Meere au einen ^elseuvorsprnng, nuf dem eiu tleineö Platean nnd nuf dicfem die Ruiucu riuer antitm Stadt, oder vielmehr ein Tlieil dirscr Stadt lag. Von dm Häusern waren freilich nnr vereinzelte Fnndamentc. hic und da cinc Zisterne oder ein ini ssels ansgehanenes Waaren-magazin zn sehen. desto deutlicher aber lonntcn nür den (^rnndplan cines Amphitheaters traeiren, dessen unterer Theil ganz in den Fels eingrhaurn mar. Doch schienen Sitze nnd Macniana dnrch irgend ein Natnrcrciglliß. go wis; ein Erdbeben, nlngcn'orfrn nüd die gan;e Ruinen^ umssc bis ;nr Unkcnntlichlcit entstellt. Barth hiclt diese dünnen fnr dic des antiken Pmitos odcr Pontis, welches dic Pentina,cr'schc Tafel i^l Milliaricn von Assaria nnd ll', MMiarien ron Sabrata entfernt alt« giebt. Da wir aber allen ^rniid haben, Maria in Sansur zn erblicken, nnd dieses iider :><) Älilliarirn von hier eltt« fernt ist, da ansxrdein ^)arlh lder belanntlich sein Taqc-ln>ch verloren hatte nnd ans der ^rinnernn^ schrieb) hier einen ^edächlnißfehler begeht, indem er die obenerwähnten Nninen als drei Elnnden vo>i Sabrata entfernt anfnhvt. während fic letzterer Trimimersladt viel näher liegen, so nmß sich jcdeln Äeobachtcr dic ^crinnthnilg aufdrängen, sie konltten nnr cinc Vorstadt der alten phonieischen Colonic gebildet haben. Wenn wir bei dem nahen ^cptiS magna dic Nninen in ciner Vängenansdehnnng von einer ^l'eilc zerstrcnt antreffen, so lönnrn wir anch bei Sabrata Aehnliches annehmen, obgleich bier allerdings die verbindenden Mittel' glieoer. d, h. die frischen den lleineren nnd den größeren Rumen gelegenen nachweisbare» Triimmcr fehlen. Diese größeren Nninen erreichten wir nach einem andcrthalbftnndigen Ritt nnd zwar auf ihrer westlichen Seite, wo, wie schon Barth bemcrlt, eine kolossale Mauer die Stadt schichte, '^on dieser Mancr sind noch die Fnn» dmmntc dcntlich ;n trariren, ja einzelne Wände ragcn noch schnhoch nbcr del» Erdboden empor. Jener an sie grenzende „eigenthümliche Ban", von dcni Barth spricht, fi^l anch mir, ebenso wie ihm, als nicht im römischen Styl gebaut, auf. Allein Aufchciu nach war cr jedoch nicht vor-, sondern nachrömisch und zinar byzantinisch, lvie die Verwendung des verschiedeinutigsten Baumaterials, theils ans älteren Gebäuden stammend, beweist. Unter diesem Bau« material befinden sich anch große Blöcke des schönsten wci-sirn Marmors, selbst nlchrerc verstüinineltc Warlnorstalnen lieben ans deni Boden ;cvstrcut, Alles Anzeichen, welche anf eine tcmpclartM Brstinlmnnl-! des nrspriinqlichen römischen Baues dcntcn/dessen Äiatcrial nnd Fnudamenlc dann znr Byzantincrzcit andern Znieckcn dienstbar gemacht wurden. Von dieser Stelle geaM das Meer abfallend gina, cin c;c-pftastcrtcr We^. der zn cincn, der ^andnn^spliche sichrtc, welcher von einrn» noch jetzt in seinen Fnndamcntcn nachweisbaren Stcindamm geschlitzt war. Tcr itüstc unmittelbar entlang gehend, erreichte ich bald die Hanplrnincn von Soüczha, lvelche ain östlichen ^iide a»f cinem Burczcbirge liegen. Hicr sah ich noch massenhaftes O.nadmvrrt erhalten; »nrhrerc Hänserfünda-nirntc, cin Tempel, Cislernen, ja cin Theater waren theils zu traciren, theils standen noch Maucrtheilc derselben auf« recht. Selbst die Neste einer ^tadtslrassc tonnte ich nntrr-scheiden. Dir Archileltnr bestand in den Zundalncnten lncist aus ^i^a !l>>^>i0 ^'l>6!>i<,!l(>!nx! !>. Ill) ci-tirtcn Nlüu^le^'lldcn genannt erscheint, „^abralhä'lh" oder „Zabrathath". Auf einer dieser Mi'l»;le^elldcn hciszt die Stadt "21^'^H'^', l^"2^ d. h. „Zal'rathä't, Hallplstadt von Achdor". einem District, ndcr desfen 'An^dehnnn^ wir nicht da<< Geringste wifsen. Äl'ovcr^, lvelcher den ^lmnm Eadratou liest, indenl er den phönich'chen Tllil»s;!'>ich' staben des Namens als N»m auffaßt, nennt es euie ^olo» nie der Tyrier. Gcsrninö leitet den Alainen von '>5-"i^ (eollis Naali«) ad. Die allestc ^rwahnnnq. N'elchc dirsrr phonieischen Kolonie geschiehl. ist ohne Zweifel diejenige i>n l-illuli!^»«)» mnrk inu^ni, wo die Stadt 2.«^«^,« genannt, als ein hafcnlosrr. al'rr fal^reicher ^?rt bezeichnet nnd von Mafarma 4l>l) Stadien enlfcrul an^lbm nnrd ^^»'lil,!-!!!»^ !!l>, l..!l>/ix i^ii l-," naulttcll Geographen eine Stadt, wie Sal'rata, nber^an^cn hal'en wiirden. Dir latrinische ssornl des Namcnö scheint jedoch der pl'onieisäirn sehr älinlich ^ewrsrn zn srin, nämlich Sal'valn ii» luin,,!!!,»>>, ,^>!, ^>i^,, ebenso i» dcr Pcu-linqrr'schrn Tafrl nnd sell'sl einzelne Griechen, wie Ptole-mäo^ schrieben Tabrata (in eilligeo Codices steht jedoch Sabratha). Dic einzige Brrlchmtheit, wrlchc diese Stadt l'esrsscn zu haken scheint, ist die, das; sie die (^ebnrt^stättc dcr Fla-via Donnlilln. (^elnahlin de^ Vespasian lind Mnttrr dcö Tilni<, war <^m'l<>» v. Vc8s». e. ,j). Wahrscheinlich wnrdc sie danialö ^ir ^oloina erhoben, alö welche sie ini Itm<'i"u'mm rvschcinl. ^>l der Bandalenzeit il,rrr ^«ancrn l'eranl't. wic alle Slädlc NordnfrisaX>. erhielt sie diesell'rn nnter Iusti-nia» N'irdrr llnd wurde auch von diesem Baiser mit einer präch>!^en Kirche sieschüuilst il'!'<><-<'i», <1« lu'. In der .^irchen^rschichle fi^nrirt öabrata nnler den nicnilM ^ischofclsi^cn dcn ist. Die vier niw bclannt gciuordrncn Äi-schofe Ponlpeini< l25».'.». ^ladoe ^!1). Pin^ (l5,0) nnd Vco (lk'l) werden theils al^ ^oncil^deisitzcr. dic zwei letzteren nnch nli^ d'onfessoreö genannt. Nainrntlich Pini^ verdiente diesen lilel, inden, er ^ail^ offen den zn seiner Zeit regierenden n»d die Kalholilcn schweibedrückenden Gciserich anf der Kanzel mit Holosernrv. Nrl'nladnrzar n. s. w. verglich. 374 Wann Sabrata anfhörtc cinc Stadt ;n sein, nnsscn wir mcht n»it ^u'stinnnthcit. Nach dcr arabischen Invasion im Jahre :t1 der i.iidschra nntcr Ainr Ibn cl Aey scheint es »»och cinc Zeit lang alö solche forlbestanden zn haben, wenigstens nennt es cl Äalry, dcr den Manien (^abra (mit ^!ad, was dem obigen Mnicischcn Zadc entspricht! schreibt, noch im elften Jahrhundert einc wohll'ttwlfertc Stadt nnd schildert dcn großen Markt, dcr hier iichalten wnrdc-, dann fchciltt es allmälic; verlassen worden zn scin, ja der Namc ^'abra siing vcrlorc» nnd wnrdc durch den hcntigrn Eoagha verdrängt, in dcn» nmn allcrding^ cinc cntfcrntc Ach»ll»chtcit n,it ^abra cntdcckcn tönnlc. Ich csianbc jedoch nicht, das; cr von <>bra, sondern vlel»»»chr vo»: cincn» Bcrl'crstaln»»»c lU'z»!leitcn ist. »»anllich der Snagha. ivic el Aalry nnd Ibn,Clialdi!n sic nc!»»»cn, cincm Verben staminr, der »nit den Snäwa dcr ^abylic stan»»nvcr»vandt war, aber nicht wie dicsc in eompactcr Äiassc, solldrrn in vcrschiedencn Bändern ^lordafrifaV'l zcrstrcnt. lcbtc. Ibn Chaldnn lllcbcrs. v. Slanc l. 25>5)) spricht von cincr Ad-thcilnng dcr S»!:^gha, welche in dcr Tripolitana ihre ^'agcr hatten nnd dicsc dnrflcn wol,l dcn besagten Ruinen den ^a« n»en gegeben haben. In dein benachblirten Städtchen Soära. dcsscn Nan,c etzt von den Arabern von dein von Soagha oder Toin'ba unterschieden wird, abcr nwhl »irsvrnnglich identisch war (da dcr einzige Nntcrschicd dcö ^)ia statt dcs Rhaw.» oder Ohay«, ist), hat sich dcr bcrbcrischc Dialect noch nntcr der Bevollcrnng erhalten, nud ich saminrllc cin llcinc^ Boca» bnllniuin, dessen 3^ortc wil dein n>»s dcr Insel Dschcrba gcsprochelu-l» berbnische»? Idion, die gröszle Achnlichkcit vrr« riclhcn. Ucgistcr. 4>.!,k ll. 2! 8. Adl'asnyd ll, K2. 'Al'd ll M^lik I,. 81. ^«1 <»,,»,'!!»» >I, l>i«i. ^!>Il:,,'' ll, 1-»m,!r!>»i«'t!l>l!, ^«Is^n»'«, s. l!:l>l> !!>»<'<>!!,!. ^l?^in>«r»n ln^nl.l II, .'ill. AtMlkip I. 2^> l. ^lrii'il proprill !l, l!l«>. ^^!,!<'!!««! !!N!l>l<^)!»!,> ll, 27'.». ^^!^!>7»« I x>1»t«' ll, !.'»5> ^11?. Äl.mcd Kannlmnll, III. 2l!>. Äloncd Tafwik «'ss^'ndl III, :>«»«». Attl'polio. s. ^»isli. Aladsch^ III. 2«<>. ''Xll.Ua l'e>, ssiydscha l, 204. Almc III. :<2'.. 'Älyu '.".Uch^ l, >»-'». ^ll«l, Pc« l. !Il>. 'lllyy ct ?ull,) I. ll5.. Alyy. P^ch>, l'on Tm'olio III. 2.'2.2.^. 'AlW n) >, I,'.. 'Nlyy!»t>dl'^^>,scha lll, 2^'»u, ss. 'Amr-B. fs. Amyl Älay I. IN. Msa'ia III. .'».'>«!. ^>»!>l<'» ll, 'l'lll ApPi^l I. 2^^!. 2><>. 'II (^x, lll, >l^,, ^'>Uil,! li« «!!»>' ll, l I I l>. ft'. ^,,»l>!lsi!l ll. :>ll. Anesischc Brmnicn III. »0N. ^ucl>iiiu« Vl»l<<»«!« ll, 297. ^xpi», s, <'!)'>><>:,, ^»«:>>i!l lll, ^l<». ^»«llic»« 'l'!>ii«uri<:M!!« II. l5^2. ^ftl^l!!^«' II, 220. AstiNtc 1. 2!»>. A«äq.i III. :j2<», ^llld l, 2K2. 252. Mdimm» HI. 21»I. ^„. «'>. Auläd A!yu II. 15<> ^lul.id ^lliu II. 2!',». 2l l. Aul.^> Ay.n II, 22 l. 2^4. Anl^d <, l>. ^5. '.'llil^' Dsclnläsi ll. 5Ü. Axl.id l.!<>»N>!!,a ll. l2,'» l>. ff. Aüläd ^sdiid^ss» II, >>. A„!äd 'Kdys II. ^5i. ^»!'»!li>!»< I,Ili(^!>«i» I, !l^l<>. Ay!) l. 2!>l. -)ly!l ^'aydiiä ll. !<»<. ll, ss. Ay» Dschuq^il ll. l2 u. ff. Ayn ^uiin,. s, ssllma. ?!lissl,l,l,a I, ^»5. Ä;l!lci^. s. Solands^. Vaal l>>,,nno!! l. 2^7. P>U> B<,i>ua I, l!. 'i'.N' ^„>'n l. 45. >^>ib In', »^id-l I. '2l. ^.U> Dscl) tl Pal.r lirlpoll«) III. l!»<». IU<». V'U, el ^wdhr.i I. 2l. Bäl, tl Dschriyui l. 45». '^w cl ,^'Il^!, l. 12. P.U' tl pandcq III. l!»!». 376 Väb cl Mcschiya lll, l!'<,), lj5l. Väb cl Qoisch.nu) I. 12. Bäb csi Ssuyqa I. l5>. Bad Qaltadschciniü I, 2l. Bad Ssayydv ^'ldd cß Sfaläm I, 22. Bad Ssayydy Mmud tl Olndsch I, I'.», 22. Väli Ssayy!)y Qacim I, 12. Badscha II, 2',»l u. sf. Nl!«!^.i-l» l, :, 21. 2^as» ^nm!!! N, !I!<», 154. BaNr SslUiydy I!hä,U) II, 87. Äanu Hädif ll. !'>»». Bann Mädschid ll, 15>!l. Bnmi ').>^>!^n»nu'd ll, !."»<». V^nn, Sayd lli, «ii. B. ^21. Äait!) III. >^ Bäsch^i I, !>2, Vascha ^cl) (>a!»il' Tli»i« 7. N l. Bäft!,a « !^>,l!>)> lll. !«>l, B^si!,ka '5!,!lismn!,"d l. 2'»2. B.l^'na !I>, 2Mi. Väsyu III. 22^, üül. Baumwolle III. 2'»!!. '^.IN'.U' l, !!!'> BomutcUlNift^Initio III, ^08. Äcdliya III. :<22, Vecchy III, !«. l^. Vel^'d el L'schavyd II. l l2. Vcnd.U), ll, 2^<2. Veni Syd, s. Vl'M! Sai)d. Ii<-ul''' l, 2^2, Vey l, Il2. Bcy ei Mlialia l, l,!U. Btylyk lll, .Ml. Vil'äil III, ll!?. Viladlildsch^id s. Vcltdcl Dscha^ Viml'äschy l, > ll;. Nm^, s, V'ii>.^. Butt Ssa'ydän II, N. ÜUftvta l. :üi5 „. ff. Viyr cl ^üyta III, 27. Biyv Ssi>ny,^dscha II, ^8. lNU'lUU'!'^ III, l',»l. B^'cha III, .!l2. Boml'a ll, 2M!, !U»l!. Boldsch Masftldy II, 25!i, 275. VolüN Hl. l!^<». NotmiÜ!»! l, >2^. B'Y^ I. 2!.',. ^»lialiyli l, ^7. l^!!V(,at<>N >!!<,5lI u. ss. Bü SsäP' III, ülU). Bnvf.i l, 2>-ll. <5ml,ü ooil Slioz III, 2<>It. «ap No>, ll, :Nll. C!ap Dimas! !l. !!77. (V0p Mucuu'a II. .'M'. <^:>1^!l II,' l!<^. <.':>,! <1»«c» l, 77. (^^>l»i» ll, liOl,. (!:l««iluu>« I,I«nl>tll!Nl« III, ??. <>m« II, 270. ^lltlulll ll, 2!! <^ttl'ica (<l'al!a! II, 211!. (_!, (U^idhvä l. !». ^!),N), cd Tv>, l. !7>, I',!!. M!lI!<'»N<' !»>>>>!!!>! ll, 122. ^howsty^ I, I"''. <^l,!,ndadsch!N>i III, 2«,^. . ^ncasiicninicn lll, 280. ^lstniull I, 2'.».». Kitadcllc, s. 'i'yrsa. <'lvl»l!:l («lipm, ^l»pca) ll. !'<»cll^i!< l, 2!!!. Colom!,.'!,»! Ill, l.''!1. «oloni^'il III, 2!!^. l^'I^ss^ü» I!, !>«!, lll, '>^. 37? dmu«u ^.sllca« III, 2l^. s^'Nftnpiici,, I. ! >si. Consl,',idlvte ssoud') I. 124. l^'nftillttion l. 112, <'0>,s,ll!> l, 125. l'>l». ConsuI^sKNicn l, l^5. Cinvrrsil'nen l, 125. <5ol>pcns l, l28. c,,l»i«»I I, 13l. l'm'u!'!« II, 328. <^)I»>i^»!i« I, 296. Cidiq bcn Älyy III, 337. <5adn)än III, 137. ^äl,nb et 3>N'.V l. III. ^aUl> l. 2»!!. l^M, Ech.U'uli I, :<:<>. <'od>im l. «<>>. ill. :<22. l. 2>''». (il'qva l. 2!<2. 2ül. ^u.U'^ l, 2! 5». ^usvy l. >>7. ^>^l'^il.'sa >l, l'»0. T'ir ed D.nlltUy I. !!2, Dal cdh D!>lN»)li^ lEslisstn 111. :, Där cdi) Dlwnil'a »Tuiüil) I. l?. Dar rl l'^nit l, l^. Där ci Iinäil ll. .',7. Där cl Pascha I. ll2. T"ckc> lll, :»<»<). DlN>lc,!l, l. >!''. ll2. iMvi- l, 25 l. Daw^misl esch Schaytän I, 203. Deslnda» lll. 2!>l. I«"«. Dtposscdille Pnl^s» lll, 30tj. Derwische III, UN». I)o»lu,,tn«u<« l>, 70. DN, I. !'». >I2. Dido l, ^'.!l. Dinui!'. s. (5ap Dim.iß. I)il><;!<>ti:»!,!,« Ill, 2l4. Dom^ncin'tlwallun^ III, 304. I»«i»!>l^li>^i8 II, l!tU. l>'»>:>tl>!>i« (':>z>l<0!!!'i« ll, 139. Dschäma ll. 2l!> l>. ff. Dsch.im, Al.oi'sd Pascha III. 228. Dschaml' Bab Dscl)^sum l. 46. Dsch.nm' den Dschcil'än 111. 139. Dschäm, bcn cl .'ltl,ß I. 3A. Dschämi' bc,< M^1>)I III, '.'31. Dschämi' du Acac lnbän ll, 73. Dschami ^>1>.!>I) it Taba' I, l^>. Dschami' >^Inn»l'^ III. 2!w. Dschami' cl Qacr I. 45». Dsch.^nu' e» N.iiia III. ->31. Dschämi' cc> Saynnia (Qciyniän) !>. 7l. D schäm, li.'lssch Muctasa el l^'idsch» !!I. 22'.». Dschäm, Mal.Müd lll. 229. Dsci'ämi' 'Oqal> III. 232. Dschäon' ^(lytluia I. 35. Dschami' ^siuind« Al'äda II. 72. Dschämi' Ss.niydy Aly cl Fclla!) III. 23l, Dschämi' TsayydyDmqut ll l. 220. Dftiämi' Ssayydy ec ^ähiby II, 09. ^ Dsch^nn' Ssayydn Ss.Nim ll l. 23U Dschämi' Gsuq ct Tlilk lll. 229. Dschml'y III, ',»',»'u' ss. Dschaidschys! III. !l»1. Dsckamill II, 31 l. Dschcl'.wlMa l, lull. 107. Dschcl'tl Aelulo ll. 2l5. Dscheliel bu Qalnayn >, 2^U. III. 7. Dschcbc! <, ll. 21Ü. Dschcbll ^l'awn I, 307, 308. Dschcl' Ssndsch ll, 248. Dschebcl cs, Ssollam ll. l7<». Dschci'el Hadftlnl» tl ?U)u» ll, 11 N!N>n,a II. 2!">. Dschcl'tl T,»s'i!l !,m)ll, l l!j. Dschel'tl U^'ltt 1l, 5.1. Dschcläß ll. >4. Dsä'clüll, II, 5,4 Dsch^>il'^ I. 108. Dschnl'a Hi, 07 u. ss. Dsch'lma ll, 121, Dsc1)ol'l'a I. !<»>. Dstb,iq>n II. l2 u. ss. Dliäi csch Scliatt l, 277. Diill^l ll.! Ill ^I:>»<: l, 2^1. Dux pruvineil^^^'riixilitil»!»« Ill, (5?N»M1 ^' '"»!'. ^.ssendici^sse >". !'^ El 'lka III. '2U, M ''tt'dtl l. I Xi. >2.'.. El -'.'M»a I. ^'^2. El Amyn l. !>'., «d^ l!I. :>«., <5l D'chcm II. '«>, I!!, '>7 l>. sf. <^l ^lNX, s, "l !«l,yl. (l-I ll^mma ", IN'. 1l^. stliff'a 1. 2^. I. ! N ". ss. Elyas' ', l'!2, ^I»ls<'Nu« l>i^('N«" ll, 2»!». (zivschaflcn lll, !»<>»'.. ftonnxi !. 2^»'. I''«>»»I! lll, !^ Vstnlpp l. '»»2 Elh Il,cq>mi >. :»2l. ^lXlxclicn l. >57, l''v^n^>'!»« ^««u,!t!»!>>!l< II, 22l Fad.Uiwin^ ll>. l!2». Fall's I. 2!»v ssaqy!» III. !. Fa>zschvsch >>, !!»'. ». sf. ss.nsni lll. ^!22. ss,uyq I, I!7. ^ätilia lll. '!lX. ssl,tma III. :lN2. l'l,l!^!i»i:>»i,« lltlc»n«i» I, !l^<) ss.,,I!«i» ll, !l2. l''. ss. ss!! Ncs.iil lll. 2',!. sses.incr III. 1,25. ssilmla I. !<»l. ^I-lviiux!« I?t!!'l'N«i» I, :>.'»<». l'lur<>llN!!!». 22!. l'u>l>!!>:>ti:>!!!!^! ^!<'!'!!l,»i^ ll, 27«. ssuxia ll. 2l,',. l^urüit!»!!«!» <>I>1,!.»l, lF!>l!,)!>i!U!l>« Mil!«'«»!» I, 330. <»»>!l!X I >!!« ll, 15»!!. lHcnm.N'ul III. 2<><>. <,l,'«!m1l>« I'li'^imi^ I, !l!M. ^cin'ialinaj^v III. 5Ml. !l!>!r II, ^',<. Ocrgmisäi. s, !7^icc Qlirqälisch. (tl!>-»lix l!l, !ll!>. Gtsckb.^a, s. »Llioschb^i. CUwd.wcs! >!'. 2!>l. ^l^idamcisnia 111. 2l^. s, ^lliuUi. <"l,yr, s ^l :«hyl. , s, ^. (i»>>m lll. l^l. l,jii^>«, s. <«<'!-^>», «iita »I, 12«. tl !!!!!>!!l!>»!»>>! Ill, ^'^'- »"l'lclla l, 2. Gnnn,, s Q'ämi, Wurlws. s, l.llilnni.nn ^iildos. l^iscl »I. '^>li. 379 >Iul!'!.!m>tiim II, 355, III, II u. ss, Halfawvn l. 2». Ha!q tl Ucd l. !'>1 Hanil'a I. !'>!, !>>. !l. HaicmV> III, 2^!!. 1l^><^ (unrund) IN, !^l,',, Hausch el <5!,>mma !!, !7l,, >7>. Haydva !!. 20«. l,. ff. Ill-o», s, 0«u. IlurrlilV !i:l) III !j«! U. ff. Holß III, ,'!, !',»2. Hmnaia l! :N2, ^üi. l.l.idsch I, !<>2. I'l^dscl, Ahmed c! !7.n,ilu I, 1>!>. lladstlia, Mmchtt'a !l. ^l,.7. Ill, ' >!. l^i. l.l>1!1N»ä>U II, 2^l! l>. ff. l'l,nmn.m,.!t ll.l!^>>. l>l. ^2 n. ss. l!>NN!l!>NN !,>' «^U'.nliv» l, !!'. l,Ili!N»>>i,n td ^.Nllcll» I. l'i. HlNNü'äin rl A,!s III. 5,, ',». !I^!NN>>1»1 ^.N!l'0x) II, !U>5>, !!>!'.». (lanschnr '.'l>,uanl' ll. Ill llansclM Axl^id cl Dschaxiui !!. Nanschvr?wUd ei, N^.^'n !!. 17«», l'lanschM bad «li.N'd ll. l>>, Na>l,ch»)l bl»> es, ^,llltä„ !>, >^0 II!. !,l7. I^iv l'l.n, bi'i ^äiis! I. ,'!^<, t'laiischyr l'ü Hlidsch^l'a II. l!^. slans»1'»r l'>'< ^l,n>t I. !^!«>, lttll. l'lanstl,»,r Dfln'l',l'U»a !!. .'>^, N.iuschyl el P^q> ll, l!>7. 1lanst>!Yl cl l,,!q>l III, !> !^». llansch»n el ^lnniw^u, III. l!N. (>>u,lä,y> cl ^I^nim^ I, -l.l:>. H.u,sch>n cl !>>»u,!>un ll, 2! >. Ilanschyl cl Ma5>ma !!, 2K». l^nnchyr cl Miidi'id!,'! >>, 171, ll!,,,s»1)yl c! i7.a'!7, »Mschyl tl Q.nttma III, > >^. I^Nlschyv tl lists ll, 193. l.lmnckyv cv !)<ächa !I, i<>7. llcnischlir c> Myschcd II, 174. l.^nischyr cß Ssala !l, 171. I.lanschyi ^nidvs! II, l!-l,'j. l'lanschyi I,!a»^idy m, Nll. !.!>mschyv (l^linda II, I<»7. Ilaiischy! Hmidia ll, 2<»'>, I.^uischyl Inschilla III. 7,') u. ss. Ha,,s^,ln Mi,nschiya II, 2l»l>. l.Ianschyr M^ddnl ill. l I. !,">. II^!,sä)l)V '^il^aunli III, 167. >.!>,,»schyr >3sam)5,! ^>>',sch ll, ll»!). Miüschm Ty„a III, 7',» u. ff, l!<>, 2lU. Il.uäüi ll. 2,'>l. Il.um (Tripoli«) l», 2N>, Il.in^ lTlini^! !. 2<». ll.ina cc <^l^U)l l!l, 2>!> l)ä>w t! .n/i'lil (Dfchttt'») III, l«7. l'l.nm tl,Ncbyl (Ilipolii,) III, 220. il is^ysch I, 221. ll>lschnschi>il!chcl I, 2l7. I!,lssan III, :^!>, !l!<2. Il.Ull!, Ill, !.'><>. !j22. >I,N>ma! cl Aild^Ios! I, 2l. I^inutt' 'Adschym III, 12! ll. ss. slaumt ci Hl!sch^>l lll. !2l. l'l.mmt csl Ss>l> „. ff. >'l,ulm«' NN,an)^! III. 2l5>. I'l.ui,»! Ätidü,' !!!. > l.'>. Il.ulm! '7..läl^, >!!, >.U. IllUixtt ^liadschcm III. l^l. sll'MO lll. 2«»>. l.l ossayn I, l7. M'sf^'lin l'ci, M^l.ünud I, >>5,. >'ll'ssay,i den MoliamüU'd I, !!.'>. l'l0sf»N)N il'II AlyU !, I !.!, I ,5. !!^ss>N),,itc» l, l!5. Il^ssay'lM^ l, lü. l'l^ma, s. l.lmnm. l,l!,!Nl, ,, l.l.NIMt ^a»»!ch'nc>' I, ><>l. /illlUIl,!!!^ lln'l l, >>, ^I'N »>, !',»2, :m> Ibläbym bc>n cl A>l,1ab II, ^. 'Ildsch l. l«!:l. Imam III, !«<»'.>. Il!gcnic>!>0l,'»,'>ft l!I, .Ml. Ii^chilla. s, Uauschyr InschiUa. IlNndict HI. !«!<». ^«!>!»(! Nllliu^i^i^ I!, !<2. I»i»l(»»n l!>, 2 > l. I«!aclttisclie Union III, !!l«. Isckandcr dft, cl i7^N!UU)„ ll, 5l2<>. Is!M.^yl l. 2«»l, Is-mä l)l tl M^ncür ll. ^<>. Itr cl Wavd l. i, !I. 7 l, Iudm l. 2«i. 1, ss. Illdc>nn!ss>0!!^> !!!, .!U>, >l<Ü'i,>>>, l. 2^7. KalN)»>, ll. !(»». KakÜU'e l, 2^^, 5(ava^»>; l, 2^>>. K(UNMlNilu !!!. !'»'' n. ss, Kmll'^o I. '^'^ u. ff. Kaschl^ !, >«'! Kl>tlu!!l, s. l'nw'ln. Kefs. , Q^'ff. Kcschla l, >:». ' Kl!,n!> «I. >22 l>. ss. Kinn'a, s, ,«»m>'i. Koinia l, !>2l. Kopisiclicr >. >^2, Ko>!»o>i !lll^!li>j It!, !7 ».ss, ^tolln'n <^.ull,a^oi I. :>m» », ss, Kothl'N l»!ti,'l>, !, :l22, Klllx^Il, !. '">. !'l. 2.'.(». Klilü III, r^l. ^lnu^In, s, ^!,l»^>l>. .>», l.tt>»i'il(l>!,^ l!«>!!ll^>>n^ !!, Ü2, Vamla >l. ^'^. Vaqnn» III. 121. ^,2. l^r<'» ll.ulil»»«) II. 2>". 1^» 'l'ul«lui„ i.^'lirnu!) l!l, 2'.>^ I.^.u' !I. III!, ^.'clki !, >^. ,!^,,!^,»!l I!!, 21«. <,'>>!ix lolix»!' II, !!<»<< U. ss. <«>>>!>« >>:lrv:,, s. l.^l'll" mlnnr. />!>!'l"lt>!« ^«>>I!'!!»id! II, I I 2, .N'l,'!,K >'»»^ II, ><>l, /,!>!l lüüüili,,!!!!,> Ill, Ki!>, 107. ^!»!>^ l<« Ml !!»'!^M II, >t»l, .!!>>iI!">!Ul! Ill, 244. Vovk l!. l l!». Vonn'üln'f !, !,'><;. l.!l!»>>»>^» I, 5'>> VnoiielMlssil'N'i'^cscllschastlll.^^l. I^mm !!!. 2Ü». Ma ll. :»:««. M.^cr. s. Mo.!,Nn. M^,.,N'!1Y» l».'2',!X. Mädschi, !!, 2l!i, Midschlis! !!!. ll.'.7. !!)tadl),u'l r! q.u»m>, !!, Kill. Madvu^i ^>,au III, lul u. ff. Kli^lli.'l, s, ^!.l>,:>!lu. Ma^Iii.Uia !I. 2 lU>,!^ f! Nll'lU III. 15. M,,iol I, 2^^, .^!»k,l>^!n III. 2!!, M,U.lf» III. iür,!, 'M,I,r,'nn)a ll, ^l». blnmli-nliion !, ,'l<>2. M.l,,,,cl! l. :«>2. Maniil Dschlnoayl I, ^!i5. Mamll'., l. 171. !^^. ^!»l»!»Ii!» II. l«7. Maq!l>l'a !l. ^.'2. Marm.mca Ul. 203. 3Nl Mcnssa, s, Miisft, >1l^(! >!,!>!,!l I. '^l<>. Mlismr Bcy »I. 2'.1V ^l»!. Masslidy, s. '^l'ldsch Masslidy, Masm^id !. 2ll. M^>üd«N'sl^u.!i!i^>„ lü, 2!>!». Ma>,rcu III, Il2».' !U:m!'l»i!!!>:l <>!l«'«!lri«'i!«!« lll, 2 15,. ^l!>,,,il!l»i.l ^itl!,!»5!!4 lll, 21.',. ,^>Il!l!^!^ l!!>!!«'!!!X ll, 112. >ll!X!,!ll ,^>!.!^!, II, ^!>2. lll, 5. ^!ll l'l'i,,«^ >> 5M2. !!l, ^ Mtdad II, 222. Mtdscheida I. .'!>!>, Mcoicss^ Ol>,!»an P^scl'a Ill.2^2. Mcdschalcsi. s, M.idschli,<. N«^>:l«li Villll, vV MM!,!'!!„> Ill, 2l'», Mcliall^! l. I!>,'!. M.lxim^ssa lll. :. Mcl^ut!» I, 2^. I^I^!»!»!«) <>l»'!!!l»!«>!!l>> l, .'!!>!!, ^lüniül lu^iülil III, !!<.'> >,. ff. Mcmäü >' l«>, Mcs»1mia lll. !'»u, 2!>;>, Mcssol.i,a lll. !>l!<», 'Dl^nliulia ll. I.'»». Mcll'älyt lll, >»>,!!!>!!!! Il, 22 l. '.!.>(,NlllN !, I Ki. >n>,!!!l Villil ^l:»l!'> III, 2l<1. 'Nln.ll.u). s, '1l»!»> 'A!ay, Mo^l l. !l!!!!, MlsclN)^ !. 1>>. Mlltty, !!. !2. ^li^',a ll, !«>!». "i,l,clst,i»b l. 2<»l> u. ss, ,','!>>^w!y^ ll, 7V Ml'chalcl'lNa I. 2! 5. M'ä»,u II, 227). Ml'l,,,mi,»cd '.'llyy l. l!?. 'N^'Innloiut' l>cn' .'llyy !, l! .'>. l 2<». ',','il's''lm»nd l^c» r! Äscw'll) !!. ^l. ','.'>o!»l„u„cd lit« Mxclas i, lü8, Ml'!ni»imld dm Mlictafa l. 115, I2N. Ml'lnimmed bc» ^thnuui I, N5, ^!l'!l(U>nncd '^cy l, 115. Mol'.mnmcd ^!,as,,^d'n I. 1<»8. Ml'luimmcd cs l^idlq I, 122, 158 Ml'l.lainnicd c>! S^'ldo I, <.N. ^l^!>a>nnn'diya ll. 2». Mol^ccn I, I l<), Mmm« I. l, 2!l<». MlN'l'>i! I, 2^. M^w^iddil.' l, 22',». ^^>>v»!< ll!, 2^»l, .'l<»1. M„ctasa l>^„ M)» l, ll5. Ml>l!>na l'^'l, IM.I'yl l, 204.' Mlict^fa B^y l, 115. '.>.'il,(la <» «d.^nnit'ä! l, 120. Mici.M ^n.i ^ffciidi lll. ':;<)i. Mudyl III, ^!.'.7. Mlisiy IN. :M!1. Mllschtt, I!!. !l<»l. MiMM l, l?>, 188. ^>m«i II. 2.',ll. 277. Ä1i>i!.,s^. ^1,!l!>,!l II. ^'.!>, N.U'tl ll. l!2'.», ^la^a.u. >, llluo'chyr Vorgo. NachN^aü l, !.>7. III. 2«2. Näsl, l. 11,'., ^''!l>!<»>!» ll, ^2!». !^!',!>»>l!>!»»,!« «>»!!« ll, !!12. ^.,!^ II. I,'.,,. N^N III. ^!2Ü U. ss. !>,'.'!,!.' <>!<'l!l>il). s. ^^:,r»l?l 'Mch^, ^stich^r I, I5>«, !)tl'.1,ch l.!.,dl!^ l, I.'»7. I!I, 212. ^otili» !!. ss. M Nuba III, ! !>,">, illy^in illyam III. !ll!<». ^»»ipiimnn inDschlll^n II, I I, ! >, Nnmrlniüm i>, ^ai!,räü II, ^«!. <»>>>'!>. >!, 2!^. Ot'cn'^vmliüd III. ,'!<»<'>. 'Odiana II, !5>l. Odna U, :><» n. ss. OlÄ III. 2!!!>. 'Dwdsch I. I'^l. 'Dinar btn !,!>n,' ll. >>. OlU^ischu I, 117. Ol'cllami II, ,ll. Oql'., wl ''täsi' II, 17, 7>i. Oi^ncdmvische lll. I!12. Ossuwa II. I,',«». 'Othm^n Bly l, I I',. 'Otur cl W.ud II, ?l. '^tnr cl '.I^ßmmi II. 7ü. Mascha I. ll^. I'Mtltütt»» l'l>l>l!„<<'!>l'i^ III, ..'? 1'u»t"N'tti III, üi, l'iUillu« l>>i^l'l',!l< Hl, ^7i». I'l!!C«,'i»!l« vVx«l!!-i. I'<»N!>><>,,!!,^ !>I< I.l !!I, ^12, '.'I I i'lMlox Hl, 2 In. Porlo ^a>i»a I. ,!^m, 1'«»l!'ütili!l« >'ti,^t^ix I, ^!>», l'riu ^«^ z„>,v. 'l'r>>!!,>. Ill, 2 I I. I'>'!l,^!!lMl» III, l!,7, !<>,!. 1'r:ll!tl!< ^«^üritil,!»^ lll, 22l. Priü^e,, I, !!><>, i.^. Pn'cesswlml lil. üin, i'l«>^»l»i,m l, ,'l<»2. Pvl'lcllUiat l, 2<»<>. I'l'oiNOllt,»!'!!!!!! '!', lU'llÜi» !!,!!!!>. P»00!»iMlI'.,!lf III. 2!>l!. Pmül'U III, ^lül. Ptt'In,'ä « II. .'.'». l'ü'll'llt lll. 27 l>. ss. !^!!< !<^>. !'>>!>l'ut, s. l'!!>ut. I'n, s. 1'>ü!l>»t. ^'ü'if! II, !i<.'r cl '1ll,mar N, l»2. i7.a^> cl ^ü! !!. 17'» l>. ff. Qavr el l^idschr II, 22'». Qa<,'r «l .2. Q>><.'^ cl !)!, :l.'».',. Qädliv >. lll, !,'2. >>l. ^l»l!. l?^nX'a >l, l^>l>, Qälm'adscln, III. !«'»2, Qälil'i',^ ll. !>!'» u. ff. ^.imc, I. "'», Qmmmwa ll. 7',», Qaxtlna, s. l,Ia»schm ^ Qan« stua. <7.a!qonna I>. >^^. ^aschmm ll>. >^'. T.'m'lU' cl ^ln^nxia !. ^. Qäyld !, ll>2. lll. l!ü>«, ;lW. Qäy^d Monn' l. "<> Q,imd Nissim !. "<>, lN, 3Ü8. ^.^NlNl.N! II. ''<'> U, ff. Qitiia ll, >,.,,, Ql'sf ll, 2!!^ !!. if. ^olasfu 1, I!<». Qo,ä„ I. l.'.:». ^,ä»a I. «!^. ^osl !!!. !,',!<. c'ioml'älma !I>, I", i7'>,dUl, », !.'>!!l'., ll. !!2^. Qütt'oö s. üaünn.n» '»ml'oö. NabadI, l'.U' ol Dlchtslira !. !,'t. Ral'adh cß ^niuq" >. l!». Üt^bditts, III. !<ü!>. Ml>l lll. :>!^. 383 R.nuadhäü I, 21!». !ilaml III, lll!». Naschlid l, I^!^. Näs, Dimäsi, s. «flip Dimä,^. Ras! cl ^lyx !l, l«'^. Nast cl ^Iyn ,^aft) ü, l5,,'!. »i.ist Sftiyyd» ^'llyy I, -üN. Raya lll, ^ll. !1l»yyf> Ann HI, l l». NtwNIN'tt l!I, 2!>2. !1l^>lmllnrcii lll, 2',»2. !1ü'l>nws? Ordcil lll. :N2. !>t!>adä!l!!,'sl, s. <^I'(idä>ncsi. !1i!,^d>st II. :!<>2. M. ^. Nl'iN (l Mc!.i!>. f. Pmw ^ui>,a. Nl'cbäb I. 2-'^ ^.',:>. Nlnila I, 2l^. NliM, s. l'^l !>ll,y','. ltU^Iltü« ^»«NNllU!«« II, ^2l. Nolilsö III, l>,5.. Nosc„öl I. l<». li"««l lll, 1^.''. It^ll»^»» !, l ! !. NlllvW lll, :!22. ^»»N, Hl, Ü2«. R»sä!dina ll>. !«>I, :, .'^li. li!I^!»!»>'l ll, ^<>l>. l«l!l!»,:l!!>^>>»!!M>!» ll, 2 ! 1. Saosül !I, 2!',». l>!<' l, Üü. Sxnqa !!>. >'.»7. Eiat .'' u. ff. S>uln>^>i ll, .'!5 u. ff. SlN!»!'!. s. DsäMdschys!. Eän,q I. !21. Saily^. s. >>. !l<»5. Sal,«« ^sa>»)dy Nlw cl '7^dn ll. 72. Savia. f, E.iuvfta. C.wma ll. l2. lll. :!N5. Saytuna I, 2'.». Ccala P,idsch ,!!, ,77. Schäia !!>, >!>7. Schaschiya l, üi!. Schausch I. I!?. Echauscht'äschy l^ l 17. Echauschiya ^, :«!<. Schauba ll. I l',». Sch. in, ^<;7. Scholn'd Odul I. ls>.'. 2<»0. ^chorsa ll, >.',«,. ScliUsc, lll, ^27. ^chliftl^äü.U Nl, :>l!ll. ^'iüllim:!, (^'loüj.l ll, 17^, l79. Ecdda !!, l5>0. ^l!!l!l« .^r< !,>>!« II!, > »l!. Scdola !I, ,'»2. Ccidcncüllm' ll>, 2!>ü. Sc!ys!, s. Tl'laydsch. 2>l. «ltt^!!< ll. :II, 2N. l^icl'N V«'!n:ii:», ll, 2,. ff. .->!ll>>» ltillil',1» !!!, ^>2. l, !!2<^. So^^l)li, s. Sl'ärha. Soän, lü, :<7l. Eoärlia I», -!lV Sl'Iaydsch l. II». lll. 2«2. «oliml« ll. 2 ! l. Cock II. l^,!i, ^l»'I"lt>l« ^!!,»ü r»'!>«>!< Il,2l l. !^!!l!!l!i!l« ^»'ülüüüll» II, 17'>>. Ssal'm, s ^lao^lU'»^. Esal'yl'a II. !ül ». ff. i3s^!,!l »'l'ü Ssussl, HI. !l7. Es^issabyl lll. :. Ss^wässa ll, ^.V »l. .''«l. Ssoyydüä 'Anss^ ll. 2!!7. Es^yy'Y Äl'd' M.Ü1 <7.o sch l, 27. 7!,. .-!l!l Escwnd,, Abd er Nabln, II. 2?:». Ssayndy ^II',^ I!. I,',«». Ssavttdn AInneb es- ^siiqq.i!, 2:l. EslN,»du .'!!>,« I'on A Ml ll. 22!» SsMwdy ')Iy!,ch II. ll!<>. Ssayndu l'^>, el Anlsi I. 2'.». Esayydy l'ii l.lllmydil ll. ll. Sstniydn l'»'< Hsa yd l. 2^l. Ssin»l,dy Daud I. .'!««,. i, ,!<>7 Cs^yydy el '.'.'.'crdicli>',m> l. !l l, Smyydy ,un,t Mal, III, ?. Es^U'yd!) ll^ss.,,, ll, !,',,». III. :«ll. ' "' Ssauydy Mol.iaffen l, 8». Ssayyd» Hsä!l,n II, 150. Ssayyd») I.ilyl !!. !»:2. Ssbdliiya 'l, > >. Sstl'cha el Mc!l<,!.m lll. K.7 Sscl'cha .fil.nl!,, s P.,i,r Firaun. Sicd.ldl,^ ll, !.'>.'«. Eftff l, 2.. l. Sscläsi ll, <,. Sscn,nal cs< ^suljäii l, !t2!l Escrsä Warlän ll, 215. 222 Essies, I!,'.»'',», lil. ',i5. Esm^»I. s ^sloi.Nil. Ssu.^sn». s, ^,.,N'.issli. Esudändililecic lil, ^l><». Esuq ll. lü.'». Ssuq s«.' »iona l. :»x, Esuqel^lw^dl, III. 2u,^ el '.'Mäiyl, !, '»>!. Ssuq cl ^m I. !?. Ssl», «I ^'l,!,,ids«l. Ssl>>, el Ds^n'm., ,il l l,',.' Ssm, cl !,l^d,^>>1>„„!, l 15.. Ssuq el l,!,n>>»)(, >, ^<>, Sslili el llan^ra lll ^,, Gst>>, c! ^il'ä l. .zui»l !, l III. 2>l-,. Ss»q er ^ll'l'a III. 2<»:l. Gs»q esch Schlilimyn I. 37. Es»q esch Schalischiya i, !j?. Ss»q csch Schl,'!»!,«., I. ,'ll. Ss»q es« Ssinnidil)^ l, Kl Ss»q efi HsoialU)^ I, :l!i. Ssuq et Tam.nyn 1, l.'>. Sl'uq el T^'mä l, l.',. ^sm, c! ^ lulls», III. 2N!l, 2«»5. Sslll, cl lütt lTlll'l'lii!) III. 2»^. Ssuq e't tlilk 'cl <^l,ay> I, 2l. Ssussa II. !tl',. III. .1>> u. ss. Ssu»li^ I. l.'», S>l) l. 2<»^l. Hsyly.ilui. s. Ucd Tsylyäua. «trill»«» I, 2^7. Sll^m, s. Fo.!rlia. Sx^ly» II. 2l'.». slll'äU'i^'plsche Slümme III, l»25. ^us,,^ ll, !'.>5. «ul'lul» ll. lx:l. l3ylu,sto>ie>l l. 2^. S»,le II. :^.'» i>, ff. Hadslmra III. !N». lädM', II. l.'.^l. 'l'in'ülll l, :w2. Taslllni. s. llaschiisch. 1',,»!^ ll, 1,''».'., lüi, 200. 'I'il>>nr>>!^ Ill, ^l. 'I'»I»^li» ll, l". 'l'llrk'lx'im lll. !ll''»t!!»> ll. ^». Tt^'scteV' l. l2^l. 2l!^U!ll, l. 2^7. 'llü.lll ll. >!". 'I'!M>»!M», s. l III'«!!!,. 'i'ln!l',,l^, s. l'!>»>,lun> !!, 2l7. 'l'!l!^<^ l>, l'lK. '!>,!^»,^l ll, 2^',!, 2Ü0. ^!>!!>,>I!'1n», s/ 'I',,!»!!!'!»!). '!'!,!!>»,!!>!!«'!,,!!'Kur»'7l I, 2^7. '!'l>»^!l, s, 'I'lU'l'Il, 'l'!>!!»!!r>!^ ll, I,"'!. 'l'I>Vt«!r!!^, s. 'l'H!«ls!lX '!>l<»!!'!l, s. 'l'!>i^»i<^, Tmdscka ^^'»stn! !. :i!<>, 'Hi!»!' III, ^,U». 1'i,>:^n III, !!!l, Tobm<. 3l'lnl>f III, 21»:<. !«>«'', Zo>dschc,mw I, l"',. l'lipülitilüll z,n>V!!ü >:l III, '^11. Tr,P>,'lita»ev III, ^li^ u ss. Trip>,'!!l>n,sN!,!,cn lll, U2Ü, Ischilml' III. ^><»2. '!'i!>>u>!." ^I^»^ ll, ^, 'w. 'l'!it»l>I.» ^>!N!« II, 2^'.». 'l>l,'!>j!!i»il ll, 22<>. '!'»!.» l. > l'>, l'i<»> >>!. !'!», -!'2 1'u>!» l, :Ul^. 'l'l!N!'1/N, s, 'l'ülü», l',!»U!^ l!> '^'.'. T»N!O cl ck^id!nä !. !, 'l'!H-<- l"n'l!, s. 'l'vlulrilx. Tl?,,a, s. lUn'sch'» Iy>'a. ^dlUs 1l, ',«!, lll. l,7. Iä!,ar l. ,,l». ^iunat tl R"'> l. :»!!3. äl'sl' l, ^. lll. !N1. är l, 25.!». aiälwlch lll. l^!>. >!>2. aniq si DschiM'U >!!. !^7, äyib l, l'i'. obll I, 2l,l. obla l. 2ül. III!,!,!,» Ill, llll, l!«^. III. Uv"f. s. Wa<.'yf. N.-s.'u, ill, :l27. Ucd B.idscha ll. 2',>^l. Utd Pä'bnk II. I5l. U^d l«>!'älcd ll. 2'.»l. UI». Md el .ibyädl, ll. l^Ü. lüX, Ikd cl bnd II. UN. Ui'd cl Ilamm'nn ll. 2li7. Md cl lllimmmn Masslidy ll,'275. Md c> üli!^ü' ll. 12',». I^'l. Ucd sl ,Nam,sch l. !!!. U.'d sl Kli!,l N. 2«'.V ll^'d ci ^rlssa ll. 275». Mt» ssch Schalyf ll, 20Ü. Ui'd csi Lsmä ll, I5»5». Ucd Fcdsch ll. 5.,. Mb llamed.lu lll. 5.«!. >!cd Havdra !!. 205,. ll^d Mad!,,n, II, 2!!',. Urd Mcdschcrda II. 2^. 292, l!rd Mclck >!, 2^. U.d Miluän ». 2<>. 2-l, !l7, »Ud Mossxl II, 2'.'.,. U^d >'l^'ä»a >>, 5.2. Ncd voü'.Ua ll. ! »7. Nod Ssl'>n,Na ll. ,',»<». Ucd Gch.Ui'd II. 2l>. 25.,;. Urd Sscvdv.Uia ll. 5.2. Ucd GsttlU^'a l>'2l>. 21«, 2b«. U!»!,,ad>1 ll, l5,n. Unikum, s. 'R^'lliqanui. ll»»!n, s. llxill-l. n»!ll«l Uscm lll. 15.0. ^l»>. l'mlll^ III. 7'i. Us«! ud D.U I. 27. ViftUlu, s. l'ml!l». V««a II. 2!'l. Vlll<'!>li»>M!n« l!!, 2l5». Vilx Vi!l!^ I^l'""'»!l lll, 2ll». Vi» ^u!>l»!l!'id, l, 2'.»7, Vl» ftilUlNllM» I. 2^»7. Via V,'!i»s,^ l. 2','7. Vl(<<»s ^«»»riln,»m ll, 221. V>,'«,»s Vi!«'!!«!!» l, 2'.»li. Vtt'ü« ^l!Kl!«t! ll, ^<>. 2t> 3N6 Vlli» m.^n.^ lll, l«'.7. Vlll-l I»->V^!l lll, 107. Vindennali« ^'ilnxl'n«!« II, I.'l'». Votiotafeln I, 2^7. Wa^yf l. l »'.!<. Ill, »27. Wadny lll, :«:w. Walial'iya I. I"^ Warlin^tt", III. 1«'2. WN. Wilaytt lll. :!25. Worliqama III. 12t». 1ü«'., !7l». ^ImdN III. !'2<>. ?)>!s!l'äs^>) I, >'!«'. ?)"ss"! ^ 2,1. Yusslls Pascha III. 2!-,2. ?wssuf Pascha's Haus III. 21 >, «!llll,'!l !l. ^'», /:l,n^ II, 21'.». /lMl II. ^7'». /.^i!. lll. 1<;7. /l'U'ii II, !!l<^. 7^u«iw,l^ II, l!w. /lt:i, s. l'»»« /ll», /uccils^ II, 12. /OOlllX, s. /, ll«!l>»s>». Znck^slil'lif^lil'U III, 'N»l», /U!!», s. '!'»>« tttlll!!. Im Verlag« del Dhl schcn Vttchli^nt'luiiss in Leipzig sind cr» schienen und durch alle Pnchliandlmi^cn ^i l^itiic»: »lalti»», l>. l silxrr v»i, Ikoili« ^HNsakrt n»<:d I««Iclc2 !»! i^«, ill ' l^«^,!!!!!! V,)!> I!(':l«. 2 l<«lc. V ^,'!>................2'/. li.lr. — lllrisc aus dfs ^nscl Tiudinif». Nebst einem Anl,a»^ ülitr bit phönioschen ^ns ^^»dlnic»'». Mil 5'iclm ^Unsti^llonen ^, qeli. 2/, Tl,. ^cl,............l/, H!>lr. BatoN, U. \V., Dor Naturforscher am Aiuaxuncunlrum. Li--bt'ii dir 'I'hiirf, Sitti'ii «mil (irliriiuctut tUr Id-wnhm-r, vSoliildrr-iin^ drr Natur unter dem Ariptator wiilirtinl 4'iiien ellj.:ihriK«:n Aiilciitlinltri. A. (I. r'.n^liHrlieti. Mit s KuplVrn, /atilri'ielieii 11-Iiihtiiitiniien uihI finer Karte. jjr. S. jjiij». . , . H'/j '1'lilr. Bcul*i, Nachgrahungcn In Karthago. Aul' KohIcu iiml untor LrittiiiK viiii lim!«-, Mii^liiil 11»-h In.HiitutH. A. »1. iVan/üxihchrn. Mit riiineii iiml AliliiUlun^eii. nr. s. jfi>h. ... 1 Tlilr. Davis, N., Karthago und seine Ucberreito. Kin hcrlcht iil>or «lit: AuM^i-aliiiii^ru nut) 1'oiHtliunnfii auf der Htatte . 24 ^ssi-. Tchöpfer, I>r. H., volllu^uwgade dra ^ranos. Populäre Darstellung der Aftvonvüiie und auf ^rsahnma. und Veolachtunq gegiündetc V^rri^filh« rung, bah die Erde der Hauptlölpcr deS Weltalls ist, um den Sonne, Mond und Sterne sich drehen. ^. geh. (In Commission.) 7',, iiigr. Schulze. Ernst. Die btfaudlrlr ^tosl. Romantische (5rzahlm,g m drci Gcsän-^,.n, Ä>t dinl^luxg und ^rläuMungcn. ft. gch. 2'/,Ngr. von O. Schulz, Hngcnicur-Linltrnant. gr. ^. «eh. , 12 Ngr. VN !»r. ll. 1'Iril i, l'iot'. i^. ll. I nivlii-^llul ll^llc. lfr. tt. zfcll. Ä) >'ilr. ^lNiss, P. H., William ^lialltl'vtHl't, sli» lc!»r», »ine wirkt und sline )n<. 'l^li> PH. <5l,a^lc^ und F. Guizot. Ein ErgänzungSbanb zn allen Aus» ,lvlN von Ehalcspcarc^ Werten. 111. geh. 15 Älgr. l><>!!,! .',!<, >!«>',^l, !'!!!!'! ^l»l»nul!r lllül pl<^l!«.ti7U'll iuwrttcliunl^ll»«'«» lvnü^I »>ul liuür lcuri»>n ««'»»'llil'lm^ i>ntrÄl-^l»l'riI ter. ^!it /!,l»!r«!>'1>l'n lllu^trulio»«,» l>li,l in^Iir,^,,! l' !n t«nls»! ^meslkl», p»z unl> Vu««> l»n. iXlU'!> «l>ll!i!l!<' n>!<,»s!»^«'ll v,»n l'!ll. I! «^tü«!,'. .»il I lvili'to, l'lalU'll u»lr< l> !>« il l!!>^«r.»,!il»l»'li. jfr. 8. z<>l>. !j i ^II. — L»nlivit«n kul oin«s N«i«e in 1suc»l»n. Iwnl.^l» v«»n >I« i«^nl?r. 8«I>. 12 llllr. Tagebuch Cbristlan« be» Jüngeren. Fürst zu Anbalt, nitbergeschrieblN m scu»l »ast ül ^^icn. im i^'k'llc ,ttais^r<> ^^rboian^' ll, mr ,Ücr»lal)lu>lsss> fcicr nach ^usprucl, ans d.in ^!iclch«ta»,e zu ^l».'>ic»ül»Nii und wahr^d scincr Arisen n»d Aaslcn in Deutschland, Dancinarl und Italien. Aach den» Vi.v nuscripl de: Helz^lichcnBidllothct z„ böthen herausreden von G.krausr, Herzog!. Anhalt. V^srath. gr. 8. geh. I Thlr. 27 A^r, Tenucnt, I. G.. d«,^ U.'!,r,»»„<»,»,« i» Cl'ilon, dessen Einführung unv ssorl' schrill unter den PottUMsen, Holländern, den dlitischen ». mnenlamtche» Misiioiien-. ,ubst cr. I. Lh. Zenter. ^leue wohl« ftlle, mit einer l>mleilunss von K. (^raul, Direltor der cvansslisch Inthr^ »lichen ^tlssionOanslalt zu ^!eipz,n, vermehrte Au^abc. Äilil .»upsnn. «r. 8. ssry. l Thlr. Terrarium, bae, oder Thier» und Hfian;e«l>ben i»> Himmer Anleitung zur ^rrsU'Uu»,, und :«athschlä,,c ud.» d>e ;<,lege dess.ld^n. Ml emem cor lonrten Tiltlbube, »> cl,'Iorirte» laseln Abbildungen und zahlreichen w den Tezl cmKldruckle,, Holzschnitttn. ^. ^h» 20 Ngr. (Sliakespciirr-l.Itt'rnlur, die, Ms Mitto. lHsi-1. Zusammengestellt tt. herausgegeben von I'. II. Sillig. Hiri bibliographischer Versuch, eingeführt von l>r. U. 1'lrii'i, I'rof, a. <1. rnivursitttt Hallo, gr. 8. geh. 20 Ngr. TiNist, P. H., William ^Iialltl'utHl't, sli» lc!»r», »inc Wcrkt unl» sline )n<. 'l^li> Ph. <5l,a^lc^ und H. Guizot. Ein Ergänzungsbanb zu allen Aus» ,lv^n von Ehalcspcarc'ö Werten. 111. gch. l5 Hlgr. iqulrr, K. (•., Schilderung Nicartguas in Bezug auf sein Volk, seine Natur und Itine Denkmäler. Unsrslu/./ru ;i. d. J. I^IU nml .".(), Mcli.st i-'uu-v Althuuilhu)),' ütuir ilcii iitoJLictirU'ti intorocouuischfit Kaiiikl mul cuht kurzen (irsrhichto Coiitrul- Amerikas. Au» dorn Mn^lisclnMi iibcrsrt/.t von JO«I. ilüiisnhtkiiKT .lohn L., Roiseerlebnisso in Central-Amerika, Chiapas und Yucatan. Nach iclch«ta»,c zu ^l».'>ic»ül»Nii und >vayrl„d scincr 3n>bcn. Uederieht vo» !>s. Zimmer Anleitung Nil ^rch^lu»,, i,nd :> cl'Iorirte» lajeln Abbildungen und zahlre»chen w den Tezl cmgldlucklen Holzschnitts!,. ^. gch» Ä0 Ngr. IScliilHiipr, 1'pil'. l>r. Hr., der kirclilicho Patronat nach canonlschcm Recht und mit besonderer Hücksichi auf Controversen dogmatisch dargestellt, gr. 8. geh. 24 Ngr. ^llzoxnulUü commonlaiionum zoloctllrum 'sl 2Nli«lui<»sum vl recsntioi'um lllu» ztraoiliz antiquilitiduz clinztluni« inzvsvionllum. ill«lllü «nuvit, i'l-.^'s^tu« l.t>l,, ili^,^lül>"!M 1iU.^n«^ln l l, ^nl^ccü u^ocil, Hl. .1. 1^. V<,i!>l:(lin^. I, I. 2. N, l. 2. «r. 8. Zoll. 4 '1'Iilr. 12 .X^. 1l!„ «illr^u^U'Il»,. «r. «, ^l>, -' illlr. ly >^i-. l lllt!»»:»»», Itt. A. .V., pliilologuz a«y>pl,ücu» 8p tiacasum « zcriptoribu» gr»««:i8 somonitizu« collocl^sum. ^>, ft. f<^ll. v^^r. Unser Verehr. Po'sc u> ri„vm Äusz.l^c vo,-. zl. Ä. A. Sessa. - D»c Dnrs» «chulr. P^^jc m cmvm All. — Dll ^udc»!».).»!» w der ,tUrmn,r. Pojse ln cmcm Alt von ^'. F. Soll, rig. Mue wol,'i!«lc Äut^gabc. tt. geh. 2 Vigr., >,c^. li'/, Ngr. Aaux, W. T. W.. >I. ^.. Msteut in bcr Abtheilung dcr Alterthümer am bnlliHcll Mujl'uul, illn»ul!, »nü ^erkpülis. i^lnc Gcjchlchtv dcO allen Assy< riens >md Vcrslcno >n!)p Erricht u,,»,', dic ln'Ucstcn (im'occtm:gcn in bi^cn ^Ündcrn. Uil'cvic^ u^n l)i-. ^. ^^. Zenter. Neu« wohlfeile Aufgab«. Mil Vlticn Abbu^il-gcil und cmer Karle. gr. «. geh. 2 Thlr. Virsiilo ArntVb, travcslirt von Aloiü lUlnmauer. 8. geh. U Ngr. Volöcding, Z. (5'., /cndl. ^mc Vieche llcincr i^rzal/limgcn jür die er» wacyicnciv Jugend »nb «yrc Freunde. Neue Ausgave nut Holzschiulttn. l>. «evlmvcil. lo Äit,r. - inll«x m^ostlltlonum psl»0>2MMHU,m «t livollorum quibu« «ingul! l'lIlol'l»« si<. I. ot Hntlqmlillum «cc!«z!»zlicasum loc> iüuzts^nwi'. ^>, o. ^»l». l lillr. 1ü ^>st. — >Hl)rts,tit?n. Vierteljahrsschrift für die Jugend und ihre Freunde. 1U57. 8. glh. !i? i!lgr. — Philipp iNUlMlhl»,. mlt cr Mb« und lt!»lr. Ein Lebensbild ans den« Z^lalu'r d^r Ne^or'naUvn ^>^ <^rläuletttngen und^ujatzc zu dem Cyalalltllxlbe uno nnrm au»< sührllchen venchle uvor die lrhlen Lvbcnstassv, den Tod und da« Aegral> nip Dclanthons. u. gcy. l2^ ^i,,r. voß. I. H.. ».ul!l. (iin ländliches Gedicht in drel Idyllen. Mit Angabe der jruyrrn ^allun^sn und ^esarlen, ^eivollständigten Anmerlungeu und Mulnulng. «. geh. 4 ^gr. Weiße, Prof. I'r. Chr. H,. dlt ClMolagit ^u»!)lls und die ^sill«,loz,lsche ..Vu!,,.»<,l ürr lu«'.>u,ll,chc>» ^cgnl'Ntt!l>z d^r rvunüel«schu» U>uv^. ^wrn, m«: emrr ^dhanbln!,^ üder plcgresstve nnb ^ conjervatwe ttnwn, Zusahen und ^»d .»'lla>,l>. Deutsch von Meißner. Mit .'.! AlidUdunge» und ^ «cmen. gr. ^. geh. ^ lylr. lu Ngr. ljopi-Ul». u>'> ^ ^!"l>. l- >8>'- MultUdnly.Vnp^^, ^»»nlch Vachmann.