Erscheint Insertionsgebühren: jeden Samstag Für die 3sp»ltige Zeile oder deren Raum bei lnmliger Einschaltung S lr.. 2 Mal 8 tr., 3 Mal 10 kr. und fofte't! Stempel jede« Mal 30 lr. Mit der Post ganzjährig . . fl. 3 — halbjährig . Redaktion und Administration: Für L»ib»ch ganzjährig Hlosteifraueugaffe Nr. 57 (gegenüber dem Casino). halbjährig . Für die Zustellung in'j Hau« sind ganzjähch 50 t>!., Zuschriften und Geldsendungen halbjährig 30 kr. zu entrichten. find zu richten au den Eigenthümer de« Blatte«. NlllM. Einzelne Nummer' IN ll . Manuskripte werden nicht zurückgesendet. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Eigenthümer, Herausgeber ulld verantwortlicher Redakteur: I'ktSi i» . Bahrgang. Unsere Deutsch-Liberalen. Kaunr war im Jahre des Heiles 1868 in der ewig denk­würdigen Nacht vom 17. auf den 18. Mai bei dem vorher in der Weltgeschichte unbeachtet gebliebenen Dorfe IöAc a an der Wiener Reichsstratze die berühmte und folgenschwere Schlacht, welche die Geldmärkte» ganz Europas in noch nie dagewesenem Maße alterirt hatte, mit edlen Turner- und rohen Bauernfäusten ausgeprügelt worden, und «S war noch nicht einmal tonstatirt, baß die Paukenschläger der sogenannten deutsch-liberalen Clique nur mitleidiger Intervention derfiibel­llirrenden Militär-MuMand e die Abwendung totaler Nieder­lage zu verdanken hatten — als auch schon bei Nacht und Nebel die Hyänen des Schlachtfeldes aus allen Schmutzwin­leln heruorgekrochen kamen, um mit scharfgespitzten Krallen den Boden aufzuwühlen und ihren eckelhaften Heißhunger in ge­wohnter Weise an den Kadavern der Wahlstätte zu befriedigen. Diese Hyänenschaar des Correspondenz-Pöbels jener so­genannten deutsch-liberalen Partei Laibachs durchjohlte nach beendetem Scharmützel eine unbeschreibliche Orgie, in welcher sie nur dieses Eine mit verbissenem Ingrimme über sich er­gehen zu lassen verurtheilt war, daß sie aus Schädeln erschla­gener Sotolisten und Cooperatoren nach altgermanischer Ge­sittung den Fusel der Rachsucht und schäumender Wuth nicht kredenzen konnte. Ma n mußte resignirt zum bösen Spiele gute Miene machen, da trotz der allergründlichsten, deutscher Nation einzig eigenthümlichen Nachforschung leider keine, Hirnschale auf dem Kampfplätze aufzutreiben war, für die man vielleicht sogar auf den letzten Zipfel deutscher Bundes- und Reichsländer se­ligen Angedenkens am adriatischen Gestade, wo bisher deutsche Bildung stets die Hauptrolle gespielt, willig verzichtet hätte — wenigsten« für die Dauer der fo erhabenen Erregung jenes großen Momentes! Es wurde anstatt dessen der aus dem edlen Holze des Stintbaumes mittels aller Werkzeuge absichtlicher Verdrehung und bubenhafter Verleumdung mit Virtuosität schon längst gedrechselte, so oft benützte Schand» und Lügen­becher mißmuthig wieder hervorgeholt, um daraus denwackern Gesinnungsgenossen in allen feilen Blättern Cisleithaniens das Verderben der Slovenen zuzutrinken. Zu gleicher Zeit setzte man alle Fäden am Webestuhle der behördlichen Recherchen mit athemloser Hast in fieberhafte Bewegung, um die in den Masken der Bettler, der Pilger mit, Kürbisflasche, Stab und Muschelhut, der Bauernbursche u. s. w« an der großen Aktion entweder als Arrangeure oder als Combattanten betheiligt gewesenen Matadore der Slovenen herauszuschälen, und -sich wieder einmal so recht gründlich zu blamiren, was unsererseits keineswegs mit schelen Blicken de« Neides angesehen wirb! Ja, die haarsträubende Wuth der Leithammel jener ver­schwindend kleinen Wühlerbande unserer Stadt verrannte sich bis zu der Tollhäusler-Ivee eines wahnbethörten Memoran­dums an da« Ministerium, in welchem sie stürmisch um die sofortige Abschaffung alle« nationalen Wesens in Krain mit lobendem Gepolter petitionirt, dabei aber die ehrende Benen­nung ruheliebender Bürger für sich beansprucht. Dieses bald von 200, bald von 305 höchstbesteuerten (ach, wie, wahr!) Bürgern Laibachs unterfertigt sein sollende Promemoria, dessen Unterschriften, wie die geschwätzige Fama aller Orten plaudert, Feuilleton. Aus meinem Notizbuche. lLi n H«mpel, was der Mensch t>eim Besuche de« Giottenfefte« in Ndelsberg alle« erleben kann.) Das wahre Glück auf Erden, Das Vergnügen ist's allein! Man braucht nur diese Worte in den Bart oder in das Kinn zu summen, fällt Einem schon auch ein Vergnügungszug ein. Denn wir Menschen des 19. Jahrhundert? haben das heraus, was Vergnügen ist, wir lassen uns so unter anderm ein schönes Stück davon zukommen, indem wir Vergnügen — reisen. Wenn sich die Jahreszeit nut ein Bischen anläßt, so gibt's ein ganzes Sortiment von solchen Vergnügungszügen, gar, wenn irgendwo etwa« los ist. Pfingsten ist überhaupt ein schönes Fest, und an Vergnügungszügen fehlt's wohl auch dort nicht, wo leine Adelsberger Grotte in der Nähe ist. Trotz alledem hatte ich für meine Person durchaus nicht die Absicht, die Feiertage (es ist etwas eigenes um die Feiertage, ich finde sie bald köstlich angenehm, bald jämmerlich langweilig, je nach­dem,) außerhalb der Mauern Laibachs zuzubringen, ich war vielmehr entschlösset,, meinen absonderlichen Gedanken zu Liebe im Weichbilde der Stadt zu bleiben. Aber der Mensch denkt, und ^ein Freund lenkt. Aus Einem Freunde können auch zwei werden und bringt der Eine seine liebenswürdige Ehehälfte mit, so sind's drei und zwei dazu machen fünf. Wir waren also zufällig unser fünf und humpelten mit verschlafenen Ge­sichtern in der kühlen Nachtluft auf dem Perron herum, wie die Patriarchen in der Vorhölle der Erlösung harrend — durch den Postzug, der uns der gemüthlichen Athmosphäre Laibachs entführen sollte. Daß ich nicht vergesse, wir wollten nach Adelsberg, aber wir verschmähten den Separatzug, ein­mal, weil wir nichts „Extras" haben, dann weil wir den Vor­mittag des Pfingstmontage« zu einem Abstecher nach Luegg verwerthen wollten. Das war nämlich so unser Plan, weil wir von nun weiter nichts mehr dem Zufalle zu überlassen, sondern alle« geflissentlich zu thun gesonnen waren. Trotz einer kleiner Verspätung — Verspätungen waren damals eben sehr beliebt — kamen wir nach einer ganz angenehmen Fahrt mit de« Zeit doch nm Ziele an, wo allerdings keine besondern Vorbereitungen zu unserm Empfange zu bemerken waren, waS slns übrigens nicht überraschte. Laibach am 6. Juni 1868. von vielen ohne Einsichtnahme in den Wortlaut hergegeben wurden, trugen 25 Edle Deschmaniens zum Landeschef von Krain, um dem Herrn Conrad von Eybisfeld die Impertinenz unverblümt ins Angesicht zu schleudern, daß sie sein längeres Verbleiben auf dem jetzigen Posten perhorresciren, weil er ein unfähiges Organ der ihrerseits ebenfalls blinden und zu nach­sichtigen (!) Regierung sei, und daß sie ihn von diesem super­klugen Elaborate ihrer Staatsweisheit, welches sie durch eine eigene Deputation direkt nach Wien befördern wollen, nur aus freiwilliger Etiquette in Kenntniß setzen. Es ist denn doch nicht »«ergötzlich zuzusehen, wie diese winzigen Däumlinge die papierene Keule eines Herkules mit den großthuerischen Geberden siegelhafter Schulknaben zu schwingen verstehen, und mit ihrem Hahnentritte die Slovenen Krains über Nacht niederstampfen zu könnensich einbilden, weil sie — zum Theile durch unsere eigene Schuld — zu einer kümmerlichen, temporären Majorität im Laibacher Gemeinde­rathe gelangt sind! Andererseits aber kann man jene« uner­quickliche Gefühl, welches sich beim Anblicke eckelerregender Nuditäten unser bemächtiget, keineswegs von sich abwehren, wenn man wahrnimmt, wie die maßlose Selbstüberhebung, die bis zum Delirium gesteigerte Verbissenheit mit empörender Pro­stitution alles Cht- und Schamgefühles, aller Redlichkeit und Achtung vor der hehren Göttin „Wahrheit" die I62ica-Affaire (eine bedauerliche, neu eingebundene Auflage des alten Turner­albums) ins Fabelhafte zu verzerren durchaus kein Bedenken . trägt. Warum denn auch? Alles geschieht ja, um diese Prü­gelsuppe zu der willkürlichsten Vergewaltigung und Knebelung unserer Nationalität auf die schon längst so sehnlich herbeige­wünschte Art desto gründlicher auszubeuten, zu der infamsten Distreditirung und Brandmarlung unserer Führer desto infer­nalischer zu verwerthen! Und solches treiben Leute, welche sich mit verächtlicher Heuchelfratze Liberale zu tituliren, wackere Deutsche zu benennen erfrechen! Wahrlich, wenn der verhimmelte Libera­lismus nichts weiter ist, als das, was Uns all diesen „ehren­werthen", alle Augenblicke die Polizei und das Standrecht zu Hilfe rufenden Herren so oft mit der gründlichsten Verab­scheuung jeder Tyrannei und Denunciation zu verachten Gele­ ! genheit geboten wird, so dürfte man "den Segnungen dieses Liberalismus unter uns umsonst Proselyten werben. Wen« das DeutschthuM nur diese edle Gestalt auszuweisen vermag, in welcher es uns an den mit Gensdarmen und Gerichtsdie­nern verbrüderten Kulturträgern fo schroff entgegentritt, so lasse man uns damit ungeschoren und unbemengt! Man will ja den Liberalismus und die Garantie der Nationalität ohne Rücksicht Nur für sich allein, für uns aber ohne Rücksicht nur Sklaverei und Entnationalisirung, um unfern Boden nöthigen Falls bei passender Gelegenheil auch an Preußen überant­worten zu können! Wer noch keinen Begriff hat, wa« ordinär, charakterlos und schändlich ist, der werfe bei Gelegenheit, um alles Nie­derträchtige dieser Gattung wie in einer Musterauslage mit einem Schlage beisammen zu haben, einen Blick in die fau­lenden Pfützen jener deutschen Tagesblätter, in denen der klebrige Laich henunciatorischer Gedankenbrut von antisloveni­ - schen Correspondenzfröschen quackend abgelagert wird, um damit unsere gesunde Alpenlufl zu verpesten und mit Miasmen der Wir richteten unser Augenmerk zunächst auf eine Stär­kung für den schlechteren Theil unseres Ich's. Die Restaura­tion bot uns den gewünschten Kaffee. Der Eindruck, den die­ses Getränk in uns zurückließ, wird ohne Zweifel mit zu den dauerndsten Erinnerungen dieser Fahrt zählen. Wir beeilten uns, den schrecklichen Or t zu verlassen. Unsere nächste Aufgabe war, einen Wagen für die Erpedition nach dem Felsenneste Luegg aufzutreiben. Mi t Hilfe eines dienstfertigen Freundes, dessen Güte ich zu diesem Zwecke in Anspruch nahm, machte ich alsbald die Bekanntschaft aller Adelsberger Häuser, so über Vorrichtungen zur Beförderung zivilisirter Menschen ver­fügen. Alles Suchen half jedoch nichts, es war lein Wagen vom Fleck zu bringen. Unter solchen Auspizien blieb nichts an­deres übrig, als das Projekt fallen zu lassen. Es hätte sich auch die Sache ganz gut gemacht^ wenn es nur nicht so ab­scheulich früh am Tage gewesen wäre. Unerbittlich trat die Frage an uns heran: „Was nun?" Da Körper und Geist anderweitig nicht beschäftigt waren, ließ sich der Magen knur­ rend vernehmen; der energische Interpellant, der mit dem An­ blicke ungenießbaren Kaffeebohnenabsudes nicht contentirt war, verlangte unverzügliche Beantwortung. Ih m gerecht zu werden, lenkten wir unsere Schritte dem einladenden Hotel „zur unga­ rischen Krone" zu, wo bereits reges Leben herrschte. Wi r fan­ den ein trauliches Plätzchen, eine herrliche Laube, die wir so­ gleich eigenhändig für unsere Niederlassung herrichteten. Das übrige sollte sich finden; es gab ja von allem, wornach wir fragten, im Ueberfluß. Auf unserm Tische wollte jedoch trotz­ dem nichtGauftauchen und so — schwuren wir zum Prinzipe der Selbsthilfe. Bald lachte uns eine Flasche „vom Bessern" an, andächtig fühlten wir die Gläser zum Munde, doch der Probeschluck belehrte un5, daß wir nicht neugierig zu fein brauchen, um auch die mindere Sorte kennen zu lernen. Un­ sere Gesellschaft hatte indeß einen angenehmen Zuwachs er­ halten, die Konversation war im besten Flusse, wir sprachen von landschaftlichen Schönheiten, von den Annehmlichkeiten oppositioneller Journalisten (worüber ein weither Gast aus Prag etwas zu erzählen wußte) und von andern hübschen Sachen. D a erscheint ein weibliches Wesen wie vom Himmel — so unvermnthet nämlich — mit einer Schale Suppe und gibt ganz entschieden die Absicht zu erkennen, ihre Suppe an Mann bringen und ganz speciell mir überlassen zu wollen, da ich sie bestellt habe. Obwohl mir hievon nichts bekannt war, weigerte (5i-e>HZ6l1i. ^N 25. Zwietracht zu schwängern. Von dem reichlichen Gusse dieser Schmutzjauche bekommt aber die „Presse" den unbestrittenen Löwenantheil immer für sich. Sie wird gar so emsig aus dem unsauber« Kübel jenes Kritzlers bedient, welcher ihr auch am 29. Mai über die Tragweite der Iäiica-Assaire den famosen Leitartikel geliefert hat. I n diesem Pamphlete tritt die scham­loseste Denunciation und Lüge mit offenem Vifir auf. Solo listen und Cooperatoren dirigiren slovenische Bauernfäuste ge­gen die Eicheln deutscher Turner; Dr. Klun war von den Slovenen terrorisirt, und nur deshalb mußte der arme Mann eine Zeit lang zum Scheine in ihr Hörn stoßen, — wer kann dem „Hascher" seine Mantelwendung noch verargen? DieRe» gierung wird geradezu aufgefordert, gegen die slovenische und öechische Presse mit Vachischen Preßordonanzen zu wirthschaf» ten; die Polizei wird in zeder Zeile mit schrillem Pfiffe avi» sirt, — trotzdem aber versichert uns dabei der honorable Mann in einem Athem, er gönne uns das Maß aller Freiheiten voll­ gerüttelt und vollgeschüttelt; trotzdem schreit er, wie der Wolf in der Fabel, der das Kalb gefressen hatte, bei jedem Schritt und Tritt, er perhorrescire uns gegenüber jede polizeiliche Ein­mischung, da in Slovenien ohnehin lauter — Nullen sind! Ja, aber (Gottlob!) was für Nullen? Furchtbare Nullen, welche die Verfassung in Oesterreich im Handumdrehen begra­ben können!! —> — Gegen den Unsinn solcher Arithmetik kämpfen wirklich selbst die Gölter vergebens; der Persidie aber, welche aus je­dem Worte der erwähnten Schmachschrift spricht, ist kein ehren» hafter Charakter fähig! Ein llntimllgyarisches Pronunciamento. Die letzte rumänische Versammlung auf dem Freiheit«» felde bei Blasendorf hat folgendes Pronunciamento erlassen: „I n Anbetracht der allgemeinen Unzufriedenheit, in An< betracht der sichtlichen Gefahr, in welche die rumänische Na» tion, ihre Sprache und Religion zufolge der gegenwärtigen Sachlage gekommen ist — in Anbetracht, daß dem nicht an« bers abgeholfen weiden kann, als indem die Ptincipie n der Gleichheit sowohl in nationaler als in konfessioneller Be­ziehung 'verwirklicht werden; aus Pflichtgefühl gegen unser Vaterland und gegen unsere Nation, welche am Rande eines Abgrundes angelangt sind, wo es keine Rettung für sie gibt, als durch die Befriedigung der gerechten Wünsche unserer Na­tion, welche die überwiegende Mehrheit der Ve« wohner Siebenbürgens bildet, erklären wit nn» erfchütterlich bei den Principien und Forderun­gen zu verharren, welche die rumänische Nation i n ihre r gesetzlichen allgemeine n Versammlun g vo m 15. Ma i 1848 i n feierliche r Weis e prolla ­ mir t hat , und zwar: 1. Erklären wir uns für die Autonomie Sie« benbürgens auf der Bafis des Le opoldinifchen Diploms und der pragmatischen Sanction, umso» mehr, als auch die Autonomie der troatisch-slavonischen Länder anerkannt worden ist, wiewohl das Verhältniß dieser Länder zu Ungarn verschieden von dem Siebenbürgens war. 2. Erklären wir uns für die Realtivirung der Gesetzartikel des Hermannstädter Landtages ich mich nicht auf den Antrag einzugehen und die Suppe zu Gunsten der beiden Damen unserer Gesellschaft zu annektiren, worauf die freundliche Bringerin nach einigem Parlamentirert endlich einging. Als sie sich zum Gehen wandte, ersuchte sie ein Ritter unseres Tafelviereckes um ein Seidel Wein. Das war zu viel! Mit einem strengen Blick und marmorgleichem Angesicht voll Majestät erwiderte das beleidigte junge Weib: Ich bitte, ich bin nicht die Kellnerin! Tiefbeschämt suchten wir mit unfern Blicken den Fußboden, aber die Laube war mit Sand bestreut. Um uns von dem Schrecken zu erholen, zogen wir Erkundigungen ein. ob ein „Ofner" zu haben sei. Als wir die verlangte Flasche vor uns hatten, belehrte uns ein Blick auf die Etiquette, daß der Inhalt aus der gräfl. Bran» dis'schen Kellerei in Marburg stammen solle. Diese Entdeckung berechtigte zu den schönsten Hoffnungen und machte in uns die angenehmsten Erwartungen rege. Selbstgefälliges Lächeln überzog unsere Gesichter, verschwand aber, bevor noch das edle Naß recht die Schleimhaut des Gaumens genetzt hatte. Kein Laut kam über die Lippen, mit stiller Resignation ließen wir auch diesen Schicksalsschlag über uns ergehen. Auch der Him­ mel drohete mit wässerigen Niederschlägen . So saßen wir da, aber die Zeit wurde uns nicht lang; wir bekamen fortwährend Besuche. Unsere grüne Hütte schien sich besonderer Aufmerksamkeit zu erfreuen. Verschiedene Gesichter, aber auch recht hübsche Gesichtchen guckten neugierig durch die schmalen Eingänge zu unserm dichtbelaubten Verstecke herein und gaben, obwohl von sehr verschiedener Nationalität, in rührendet Ein» müthigteit, wenn schon in diversen Sprachen ihr übereinstim« mendes Urtheil dahin ab, daß unser kühles, schattiges Asyl ganz reizend sei; diese Ansicht theilten wir vollständig und machten daher tonsequenterweise leine Anstalten, unfern Auf» enthalt mit einem andern zu vertauschen; welche konservative Politik unsere Damen unbedingt billigten und — rechtfertigten. Viel Leben brachten auch in die Szene die zahlreichen, meist jugendlichen Industriellen, die Olme, Grottenbeschreibun gen, Erinnerungsmedaillen n. dgl. feilboten. Wir wollten flo» venische Grottenbeschreibungen; mit verneinendem Kopfschütteln zogen sich alle Verkäufer zurück, bedauernd, nicht dienen zu können; endlich kam einer, ein hoffnungsvolles Mitglied der Adelsberger Musikkapelle, der mit sich reden ließ; er erklärte rundweg, es gäbe leine slovenische« Beschreibungen; nachdem ich ihn eines Bessern belehrt und ihm das entgegengesetzte Ge ftändniß entlockt hatte, erbot er sich, uns slovenische Beschrei» vom Jahre 1863 bis 64, welche von den compitenlen Factoren der Legislative votirt, von Seiner Majestät sant^ tionirt, publicirt nnd zur praktischen Ausführung gebracht wor-­den sind, und durch welche die rumänische Nation als Regni­colar-Nation inarticulirt und ihre Sprache und Religion ga­rantirt worden ist. 3. Erklären wir uns für die WiedererVff« nung des Siebenbürgischen Landtages auf der Basis einer wahrhaften, volksthümlichen Wahlordnung, naH Recht und Gebühr, im Sinne des Votums, welches die ru­mänische Minorität auf dem Feudal-Landtage von Klausenburg vom Jahre 1665 abgegeben hat, da wir den Pester Landtag nicht für berechtigt halten können, giltige Gefetze für Siebenbürgen zu verfassen, wie wir auch jene Siebenbürger, welche ü^l die» fem Landtage theilnehmen sollten, nicht als die, legalen Repräsentanten unseres Landes anzusehen vermögen. I n Anbetracht, daß uns unter den gegenwärtigen Ver­hältnissen kein anderes Terrain übrig blieb, um unsere Ueberzeug ungen zur Geltung zu bringen, so beschränken wir uns darauf, dieselben öffentlich auszuspre­chen, damit wir wenigstens in solcher Weise unsere Pflicht als Staatsbürger erfüllen, und gleichzeitig der Regierung eine« Dienst erweisen, indem wir offen die Mißstimmung aufdecken, welche durch ihre Haltung bezüglich der Angelegenheiten Sie­benbürgens hervorgerufen wurde." Man ersieht aus diesem Dokumente, wie die „Pol." be­merkt, daß der magyarische Konstitutionalismus anfängt, den Rumänen der ungarischen Krone in seinem wahren Lichte zu erscheinen und daß dieser gerade so feine Protestanten zu er­halten beginnt, wie der cisleithanische. Ja die rumänische Kundgebung ist von um so größerer Bedeutung, als man nicht gewohnt war, von Siebenbürgen her von energischen Opposi­tionsäußerungen zu hören. Wenn gleich der Majorität der Bevölkerung Siebenbürgens schlechter Lohn dafür wurde, daß sie im Jahre 1863 zum „Reich" hielt, wenn gleich dieses Großfürstenthum Nach dem Sieg des magyarischen Großmacht» gedanlens trotz und entgegen den Bestimmungen der ungari­schen 1848er Gesetze einfach an Ungar« annektirt und jede Spur einer autonomen Stellung desselben verwischt wurde, verhielt sich das Land doch bis jetzt ruhig und duldete die Suprematie, die von den Magyaren mit eiserner Strenge ge­handhabt wurde. Nun sind auch diese schönen' Tage magyari­scher Träume vorüber, und die Rumänen beginnen sich zu regen. Dieses Ferment im ungarischen Gerngroßstaat ist um so weniger zu Unterschätzen, als das rumänische Element nicht auf Siebenbürgen allein beschränkt ist, vielmehr in seiner Aus­ breitung über die wichtigen Lande der unteren Donau die Aufmerksamkeit von Europa beschäftigt und berufen ist, in dem bevorstehenden orientalischen Drama eine nicht unwichtige Rolle zu spielen. Die Magyaren haben den Rumänen gegenüber den Bogen zu schraff gespannt, -^ nun beginnen sich die Folgen zu zeigen und das Blasendorfer Pronunciamento ist das erste Wahrzeichen seit längerer Zeit, daß sichs im rumänischen Volt in bess Ländern der ungarischen Krone zu regen beginnt. Das Gesetz vom 25. Mai 1868, wodurch grundsätzliche Bestimmungen über das Verhalt« iß der Schule zur Kirche für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche nnd Lander erlassen werden, lautet: Mit Zustimmung der beiden Häuser des Reichsrathes finde Ich folgendes Gesetz zu erlassen: ß. 1. Die oberste Leitung und Aufsicht über das gesammte Unterrichts- Und Erziehungswesen steht dem Staate zu und wird durch die hiezu gesetzlich berufenen Organe ausgeübt. ß. 2. Unbeschadet dieses Aufsichtsrechtes bleibt die Be­sorgung, Leitung und unmittelbare Beaufsichtigung des Reli­gionsunterrichtes und der Religionsübungen für die verschiede­nen Glaubensgenossen in den Volks- und Mittelschulen der betreffenden Kirche oder Religionsgesellschaft überlassen. Der Unterricht in den übrigen Lehrgegenständen in diesen Schulest ist unabhängig von dem Einflüsse jeder Kirche oder Religions­gesellschaft^ §. 3. Die vom Staate, von einem Lande oder von Ge­meinden ganz oder theilweise gegründeten oder erhaltenen Schulen und Erziehungsanstalten find allen Staatsbürgern ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses zugänglich. bungen zu holen. Bald brachte er zwei tllchtigbestaubte Exem­plare daher, die einzigen, die er aufgetrieben hatte; es war günz natürlich, daß solche Raritäten um 70 "/« theurer waren, als die deutsche Ausgabe. Mit deit Erinnerungsmedaillen ging's noch besser. Freund N. verlangte eine mit slavischer Aufschrift. Der Verkäufer wühlte mit größter Geschäftigkeit in seinem Korbe, ließ zum Ueberflusse die Hand in einigen Ta­ uchen verschwinden und präsentirte endlich triumphirenden Blicke« dem Kauflustigen eine Medaille, an der sich eine slavische In ­schrift auch mit bewaffnetem Auge nicht entdecken ließ; der Verkäufer versicherte trotzdem allen Ernstes, die Medaille fei ganz slavisch, denn sie hänge an einem weißblauen Bande! — Em Regenguß unterbrach unsere Unterhaltung und zwang uns em solideres Obdach zu suchen. Die Räumlichkeiten bei Doxat waren schon überfüllt, wir suchten und fanden nun Schutz in den freundlichen Lokalitäten der sitalnica. Unterwegs hatten wir^ Gelegenheit an einer in deutscher und italienischer Sprache veröffentlichten Kundmachung der Grottenverwaltung zu sehen, daß „der "bekannte Neunzehner" auf den Publikationen dieses Amtes recht hübsch ersichtlich sei. Zwischen Regen und Son« nenfchein, unter vergleichendem Studium der Laibacher, Triester un° '"nstlger Schönheiten verrannen die Stunden ziemlich IHnm. Kurz vor Beginn des Grottenfestes öffnete der Himmel leine Schleuß«« recht ergiebig und unter reichlichem Segen von Oden, der uns aber sehr ungelegen kam, wanderten wir in das erhabene Heiligthum der Natur, welche die einzige Im Fmstern wirkende Macht ist, die noch von keinem liberalen Coliesponden en wegen Verdachtes der Mitschuld an der I62ica­Afflllie verspitzelt wurde. Beim Austritte aus der Grotte lachte unS der schönste blaue Himmel an und d,e liebe Sonne schien auf unsere bleichen Gesichter. ' Die Abendstunden vor der Abfahrt der Züge vereinigten die ganze Masse der Fremden auf dem Bahnhofe, wo sich bald bei den Klängen eines Militarorchesters der nationale Enthusiasmus in sehr vernehmlicher Weise Luft machte: Ma­gyaren, Italiener, Slaven und Deutsche wetteiferten in Kraft­äußerungen des Stimmorganes. — I m Waggon übermannte die müden Glieder der Schlaf. Wer nun glaubt, daß ich diese Vergnügungsreise nicht zu den angenehmsten Erinnerungen meines Lebens zählen werde, der irrt sehr. Mein Freund wird mir hoffentlich beipflichten. §. 4. Es steht jeder Kirche ober Religionsgesellschaft frei, aus ihren Mitteln Schulen für den Unterricht der Jugend von bestimmten Glaubensbekenntnissen zu errichten und zu erhalten. Dieselben sind jedoch den Gesetzen für das Unterrichts­wesen unterworfen und können Hie Zuerlennung der Rechte einer öffentlichen Lehranstalt nu? dann in Anspruch nehmen, wenn allen gesetzlichen Bedingungen für die Erwerbung dieser Rechte eNtfprochcn wird. ^ H. 5. Die Benützung von Schulen und Erziehungsan­stalten für bestimmte Glaubensgenossen ist Mitgliedern einer anderen Religionsgesellschaft durch das Gesetz nicht untersagt. §. 6. Die Lehrämter an den im §. Z bezeichneten Schulen und Erziehungsanstalten sind für alle Staatsbürger gleichmäßig zugänglich, welche ihre Befähigung hiezu in gesetzlicher Weise nachgewiesen haben^ Als Religionslehrer dürfen nur diejenigen angestellt wer­den, welche die betreffende- konfessionelle Oberbehörde als hiezu befähigt erklärt hat. Bei anderen Schulen und Erziehungsanstalten (H. 4) ist dießfallS das Errichtungsstatut maßgebend. Die Wahl der Erzieher und Lehrer sllr den Privatun­terricht ist durch leine Rücksicht auf das Religionsbetenntniß beschränkt. 8. 7. Die Lehrbücher für den Gebrauch in den Volls­und Mittelschulew, so wie in den Lehrerbildungsanstalten be­dürfen nur der Genehmigung der durch dieses Gesetz zur Lei­tung und Beaufsichtigung des Unterrichtswesens berufenen Or­gane. Religionslehrbücher tonnen jedoch erst dann diese Geneh­migung erhalten, wenn sie von der bezüglichen konfessionellen Oberbehörde für zulässig erklärt worden sind. 8- 8. Das Einkommen des Normalschulfonds, des Stu­dienfonds und sonstiger Stiftungen für Unterrichtszwecke ist ohne Rücksicht auf das Glaubensbelenntniß zu verwenden, in» soweit es nicht nachweisbar für gewisse Glaubensgenossen, ge­widmet ist. 8- 9. Der Staat übt die oberste Leitung und Aufsicht über das gesammte Unterrichts- und Erziehungswesen durch das Unterrichtsministerium aus. 8. 10. Zur Leitung und Aufsicht über bas Erziehungs­wesen, dann über die Volksschulen und Lehrerbildungsanstalten werden in jedem Königreiche und Lande 2,) ein Landesschulrath als oberste LandesschuHbehörde; b) ein Bezirksschulrat!) für jeden Schulbezirk; o) ein Ortsschulrath für jede Schulgemeinde bestellt. Die Eintheilung des Landes in Schulbezirle erfolgt durch die Landesgesetzgebung. 8. 11. Der bisherige Wirkungskleis der geistlichen und weltlichen Schulbehörden und zwar: a) der Landesstelle, der kirchlichen Oberbehörden und Schuloberaufseher; d) der politischen Vezirksbehörde und der Schuldistrilts­aufseher; «) der Ortsfeelsorger und Ortsschulaufseher hat, unbe­ schadet der Bestimmung des 8- 2, an die im 8> 10 bezeich­ neten Organe Überzugehen. 8. 12. I n den Landesschulrath sind unter dem Vorsitze des Statthalters (Landeschefs) oder seines Stellvertreters Mit­glieder der politischen Landesstelle, Abgeordnete des Landes­ausschusses, Geistliche aus den im Lande bestehenden Konfes» sionen und Fachmänner im Lehrwesen zu berufen. Die Zusammensetzung der im ß. 10 lit. b) und o) be­zeichneten Bezirks- und Ortsschulräthe wird durch die Landes­gesetzgebung festgestellt. 8. 1Z. Durch die Landesgesetzgebung sind die näheren Bestimmungen in Betreff der Zusammensetzung und Einrich­tung des Landes-, Bezirks- und Ortsschulrathes, dann die gegenseitige Abgrenzung des Wirkungskreises derselben, ferner die näheren Bestimmungen rücksichtlich des Ueberganges des Wirkungskreises der bisherigen geistlichen und weltlichen Schul­behörden an den Landes-, Bezirks- und Ortsschulrath fest­zustellen. Ebenso ist durch das Landesgesetz zu bestimmen, ob und wiefern ausnahmsweise auch Abgeordnete von bedeutenden Gemeinden in den Landesschulrath einzutreten haben. 8. 14. Die 88- 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8 und 9 tritt« mit dem Tage der Kundmachung dieses Gesetzes in Wirksamkeit und werden alle mit diesen Paragraphen im Widerspruche stehenden, bisher giltigen Gesetze Und Anordnungen außer Kraft gesetzt. Das mit allerhöchster Entschließung vom 26. Juni 186? genehmigte Regulativ betreffend die Einsetzung eines Landes­schulrathes für die Königreiche Galizien, Lodomerien und das Großherzogthum Kralau bleibt unberührt. 8- 15. Mein Minister des Unterrichtes ist mit dem Voll­züge dieses Gesetzes beauftragt. Zur Steuerfreiheit für Neubauten. Unter diesem Titel veröffentlicht der Bergingenieur M. Simettinger im „Grazer Voltsblatt" folgenden Aufsatz, den wir hier repioduziren, da er für einen großen Theil unseres Landes von Interesse sein dürfte. »In richtiger Würdigung der Opfer, welche dem öffent­lichen Wohle durch Anlage neuer, zweckentsprechender Zins­häuser gebracht werden; Opfer, da diese Kapitalanlage bei den gegenwärtig die autonomen Gemeinden belastenden, kost­spieligen Geschäften und den hieraus resultirenden Gemeinde­steuern wahrhaft keine lucrative genannt werden kann; hat der Staat sich bewogen gefunden^ solche Neubauten auf eine Reihe von Jahren von der Zinssteuer zu befreien, um durch den wahrend dieser Zeit zu erzielenden höheren Gewinn dem Eigenthümer gleichsam eine Prämie zukommen zu lassest. Es hat diese Maßregel auch allerorts entschieden för« ^ dernd auf die Zunahme bequemer und gesunder Wohnungen eingewirkt. ^ I n einem Staate jedoch, dessen neueste Grundgesetze, wie Verehrer behaupten, den Geist des Spruches: „Gleiches Recht für Alle" athmen, ist es die Pflicht eineS jeden Un­parteiischen, durch Wort und That dahin zu wirken, daß dieser Spruch allerorts zur Verwirklichung lomme. Ich wüßte nun eine große Zahl von Neubauten, deren zweckentsprechende Anlage meistens mit großen Kosten ver­bunden ist, deren Rentabilität oft sehr problematisch erscheint, deren möglichste Förderung aber nicht minder im Interesse des Staates, so wie eines großen Theiles des Volkes läge, als die Anlage neuer Zinshäuser, die als „steuerfreie" be­günstigt erscheint. Diese Neubauten, die ich meine, zeichnen sich nicht durch elegante Formen aus, sie entfalten leine, das Auge des Kenners fo wie deS, Laien erfreuenden, architektonischen Schön­heiten, sie beleben die Landschaft nicht, indem sie durch bunte Farben baS dunkle Grün der Gärten unterbrechen, ja sie sind an der Oberfläche, der Erde kaum sichtbar — die Neu­bauten, die ich meine, sind: neu angelegte Grubenbauten auf nützliche Mineralien! — Das Fiasco, welche vorherzusehender Weise die Frei« schurf-Steuer gemacht hat, und der schädliche Einfluß dersel­ben auf die so nothwendig anzuregende Bergbaulust mag als Fingerzeig dienen, es doch einmal mit dem entgegengesetzten Grundsatze zu versuchen. Man unterdrücke nicht im Embryo jede bergmännische Unternehmung durch Abgaben, bevor noch jene Arbeiten ein­ ^geleitet sind, die einen Gewinn möglich machen, man prote gire das, dem Vergbaue sich zuwendende Kapital doch minde­stens eben f«, wie jenes für obertiigige Bauten, man lasse doch auch hier den Geist deS Satzes: „Gleiches Recht für Alle" walten, und gewähr« den Neubauten auf nutzbar« Mi« neralien Abgaben» Freiheit für einen vorhinein firirten Zeit räum, oder doch insolange, als bei fachmännisch erhobenem, rationellem Betriebe nachgewiesener^ Maßen lein Reingewinn erzielt werden konnte. Es mangelt sticht an Felsen in unsere» deichen Vater­terlande, aus denen ein moderner Mose« als VollSminister die reichsten Finanzquellen herausschlagen könnte, wenn der Stab, mit dem er jene Felsen berühren sollte, eine kräftige Stütze des Bergbaues wäre. Ich empfehle diese Anregung der freundlichen Berücksich­tigung unserer, leider viel zu spärlichen Interessenver­tretung im Parlamente; denn der Bergbau läßt sich eben nicht behandeln wie ein Proceß, den man auf Jahre uä not», legt, um ihn erst dann wieder aufzunehmen, wenn das Gelb der Clienten flüssig wird." Csrrefpondenzen. Cilli , s. Juni. 0 . Die herrlichen Tage der Pfingsten, für welche ein großer Theil unserer Stadtbewohner schon seit Wochen mit fieberhafter Thätigleit sich vorbereitete, um die deutschen Sänger aus Graz würdig zu empfangen; sind vor­über, und mit voller Befriedigung verzeichnen wir es hier, daß wir dieselbe« als echti Deutsche und biedere Män­ner kennen lernten. Der freie Man « achtet stets die Rechte Anderer, und versteht es die vorhandenen, wenn auch heterogenen Faktoren harmonisch zu vereinen. Diese Wahrnehmung ist eS, die uns freute, und die wir unfern verbissenen Gegnern zum nachahmenswerthen Beispiele empfehlen. Das schnaubende Dampfroß brachte am Sonntag nach zwei« stündiger Verspätung des PostzugeS um die Mittagszeit die erwarteten Gäste. Sie wurden nach Absingen der gegenseiti­gen „Sängersprüche" vom gegenwärtigest Bürgermeister-Stell­vertreter Herrn Mar StepiLnek in einer herzlichen An»' spräche mit dem Wunsche begrüßt, daß ihnen der Aufenthalt in unserer Stadt eine angenehme Erinnerung begründen möge. Herr Leopold Kamerlander als Sprecher- der Grazer Sänger dankte in schwungvollen Worten für die freundliche Einladung und Begrüßung, indem er" hervorhob, daß die Grazer von dem aufrichtigen Wunsche beseelt gekommen seien, den Ge­sang in abwechselnden Vorträgen zu harmonische« Accorde« zu vereinen, deren Klänge weit durchs Land in unser« Alpen wiederhallen mögen. — Auch wir sind für Musik, Gesang und Liederklang in hohem Grade eingenommen und aner­ kennen den wahrhaft schöne« Wunsch — doch ist er leider auch ein sronimer Wunsch, denn die Töne der Harmonie Müssen, wenn sie ihren Zauber auch noch so gefällig auf b»S lauschende Ohr üben, auch auf Herz und Seele wirken, sie" müsse« 'verstanden werden. Deutsche Lieder erklingen aber nicht in unserm Thale, das bis zu den Alpen reicht, denn sie werden nicht verstanden, — hier lebt ein anderes Idiom, das uns theuer ist und das wir über Alles lieben; in die­sem Idiome begeistert sich der Milchte und biedere Bewohner unseres so lieblichen und reizenden Thales für die Macht de« Gesanges, uiid ist ihm auch Vieles fremdartige im Leben werth und theuer, fo liebt er doch die harmonische« Töne des Idioms, das ihn die Mutter in der zartesten Kindheit, in dir Wiege verstehen gelehrt, übet jedes Andere, denn nur die wohlverstandenen Gedanken der Töne wirken auf Gefühl, Herz und Seele. ^ - Der Festzug bewegte sich nun von dem Platze vor dem Bahnhofgebäude, durch die mit Fahnen, Blume« und Teppichen geschmückte Bahnhof und Grazergllsse zu dem neu errichteten Hotel Elefant, in welchem sich gegenwärtig die Lasinololalitäten befinden; voran schritt die auf etwa« schwachen Füßen "befindliche Musil-Bande, sodann kamen Hje Turner, die Mitglieder des Fest Comics und endlich die angekommenen Sänger etwa 6Ü an der Zahl, i« Begleitung einer ansehnlichen Schaar Unserer Stadtbürger, und der Mitglieder des hiesigen MännergesangS-Vereines. — Die Hauptfayade des Hotels war an den Fenstern mit Fahnen geschmückt, welche die gegenwärtig degradirten deutschen Farben, nemlich schwarz, roth und gold (denn die Preußen haben bekanntlich schwarz, roth und weiß als die deutsche« Farben erklärt), dann diesteierischen Farben, grün und weiß, und endlich auch die österreichischen Farben, roth und weiß trugen. I n den Lokalitäten des hiesigen Gesangs-Vereines, welche mit jenen des Casino zusammenfallen, wurden die von Graz mitgebrachten zwei Fahnen, die sehr geschmackvoll aus» sahen, abgegeben, und sohin entwickelten sich die Arrangements in den Festlichkeiten nach dem Ihnen bereits letzthin mitge» lheilteu Programme, das beinahe leine nennenSwerthe Störung erlitt und zur Zufriedenheit Aller, wahrscheinlich auch zur Zufriedenheit der Gäste in gehobener Stimmung durchgeführt wurde. Nicht unerwähnt lann ich es lassen, daß die meisten Fenster der Bahnhof» und Grazergasse mit steirischen und österreichischen Fahnen geschmückt waren. Eine Ausnahme da vo« machten nur zwei Eckfenster, in welchen je eine Fabne ebenfalls mit den degradirten deutschen Farben flatterte; fer­ner trat ein Eckhaus dadurch hervor, baß es außer der deutschen,steirischen und österreichischen Fahne kosmopolitisch auch noch ei«e slavische Fahne mit weiß, blau und roth aus» zustecken den Muth hatte. Wenn ich auch in die Details der Festlichleiten nicht eingehen will, so lann ich es doch nicht mit Stillschweigen übergehen, daß das FeiMomiti weit klüger gehandelt hätte, wenn es bei dem abgehaltenen Volksfeste im Eichenwalde die Production der 18 Turner ganz gestrichen haben würde; denn wenn es schon kläglich anzusehen war, wie ganze 18, sage achtzehn Turner in Co« stuw die hiesige deutfchgesinnte Jugend vorstellen sollten, s>? war auch die Produktion an sich nicht darnach angethan, de« gehegten Erwartungen zu entsprechen; einfache Turnübungen am Bock, Reck oder Barreu, hätten weit mehr angesprochen, und das schaulustige Publikum erheitert und ergötzt. — Da die köstlichen Fluthen unseres Sannbades de« Grazer Gasten ungemein zusagten, so waren auch noch gestern mehrere des selben hierzu sehen, m Folge dessen auch gestern ein kleines Fest im Eichenwald« improvisirt wurde, wobei die nicht un­bedeutende» Ueberreste des Frühstückes bei den Ruinen am Schloßberge entsprechende Verwendung fanden. Heute haben die Letzten der biedern Gäste unsere Stadt verlassen und die Physiognomie von Cilli hat wieder den gewöhnlichen Ausdruck. Die in Nr. 23 Ihre« geschätzten Blattes gebrachte Notiz über Ha« Privilegium- der Iustizbeamten, sich selbst Urlaube ertheilen zu dürfen, scheint sich doch zu bewahrheiten, denn jener un« sehr bekannte Herr bat zu den Pfingstfeiertagen abermals seine Inspektionsreise vorgenommen und hier geweilt. Wir werden dem Gegenstande dieser Urlaubsangelegenheit un« sere besondere Aufmerksamkeit schenken und — nicht ohne triftigen Grund! — Kunst und Literatur. — Das Iuniheft des „8Iov. <51a8uiK" bringt ein Voltslied: „K H 8« z»o svetu Foäi", aus dem Nachlasse von Stanw Vraz; den Schluß der vaterländischen, Erzählung „<3r»ßelj Tasöeuill»" f die Gedichte: „Maas, oitzauk»," (von Andrejöetov) und „Harsvl,, i» ölovok",' eine ethno­graphische Skizze von Fr. Celestin („O^ir u» ?nädlll»us", auS dem Polnischen); Ethymologisches von Fr. Koöevarf end­lich in Form einer philosophisch-kritischen Abhandlung voll prickelnden Humors Unter dem Titel: „2«1oäso" (der Magen) Stritar's Polemil wegen der Kosesli'schen Übersetzung des Byron'schen „Nailerip»", tnit ^inem von Stritar zur Probe übersetzten Bruchstücke dieses" Gedichte« als Anhang. — Wir haben schon öfter die Gediegenheit des „81ov. 6I»8uiK" zu rühmen und hervorzuheben Gelegenheit gehabt, wie viel vor» treffliches derfelbe seinen Lesern biete. I n Anbetracht dessen berührt uns die Mittheilung der Redaktion, daß sie ob Man­gels an genügender materieller Unterstützung gezwungen sei, die Herausgabe des „(NasuiK" für den 2. Semester auszu­setzen, um so uncmgenehmer. Wir hätten gewünscht, daß die Redaktion des „8K Ol." die säumigen Abonnenten energi­schem an ihre Pflicht gemahnt hätte, sprechen indeß die Hoff­nung aus, daß wir den „6I»,»2iK<' bald wieder unter den Wiedererstandenen begrüßen werden. ^ Von Prof. A. Jane 2^6'« Anthologie 5 „Ovetuil: »lovvuL^s 81ove»Q0»ti" ist nun auch der dritte Theit er­schienen und damit das Werl vollständig. Es umfaßt 24 Bogen gr. 8" in gefälliger, korrekter Ausstattung, wie mansie an den Arbeiten der renommirten Blusnil'schnr Druckerei zu finden gewohnt ifl> Obwohl zunächst für den Gebrauch an Mittel­schulen bestimmt, wird der „(DvstniK," ob seines reichen, an­ziehenden Inhaltes wohl auch in weiteren Kreisen eine freund­liche Aufnahme finden. — (Stanko Vraz's slovenischer Nachlaß.) In seinem weiteren Berichte sagt Herr Koöevar: Bei vielen Aufzeichnungen ist ersichtlich, daß sie von schwerer Baueinhand gemacht sind. Am meisten Aufzeichnungen kommen vor: in, Kärnten im Gail- und Rosenthal, in Steiermark in der Um­gebung von Frauheim und in U»1i 8tH«,r, in Krain im Reifnitzer und Möttlinger Bezirke. Die wenigsten lieferten: in Kärnten die Umgebung von Bleiberg und Völlermartt, in Steiermark die Umgebung von Soutajn und Gairach, in Krain die Savegegenden^ im Görzergebiete das obere Isonzothal. Der Herr Berichterstatter wendet sich an alle Patrioten mit der Ermunterung, namentlich in letztern Gegenden nach Na­tionalliedern zu forschen. Namentlich wird der Geistlichkeit und der studirenden Jugend dieß ans Herz gelegt. Die Gammler sollen sich dabei nicht- nur an die immersingende Jugend hal­ten, St. Vraz selbst sagt, er habe eben die schönsten Lieder von alten Weibern bekommen. Bei vielen dieser Lieder ist auch die Singweise beigegeben, nur schade, daß dieß nur bei den lyrischen der Fall ist, da es interessant wäre zu wissen, wie unsere Heldenlieder im Vollsmunde gesungen wurden. Bei manchen Liedern ist der Name Auersperg beigefügt) es sind folche Lieder wahrscheinlich die Originale der durch Anastasius Grün übersetzten „Volkslieder aus Krain". Soweit der Bericht des Herrn Koöevar über den ersten Theil des Nachlasses; über den zweiten verspricht selbiger demnächst seine Wahrneh­mungen zu veröffentlichen. — Das 4. Bändchen der vom dramatischen Verein her­ausgegebenen Sammlung „8Ioveu8kH IÄH2," enthält zwei Lustspiele, das zweiaktige „vodru ^utro" und. has. ein­aktige „Luß V»s spiäiui!" Sämmtliche bisher erschienenen Hefte der „81. l'aH» " sind in nachstehenden Buchhandlungen zuhaben: in Laibach bei Hohn, Giontini"und Lercher; in Krainburg bei RiZ; in RNdolsswerth bei Ve­pusNkzmd Tandler^ in Cslli bei» S ohfti; inMar­bürg bei Leyrer; in Graz beiLeuschner^Lubensly; in Görz bei Sohar; in Trieft bei Schimpfs; in Agram bei Galac und 2upai,; in Klagenfurl be, Leon H Liegel; in Wien in der Mechitaristen-Buch« Handlung. Tagesnenigkeiten. Luibach, e. Juni. — (Preismedaillen.) Dieser Tage sind durch das k«. k. Landespräsidium der hierländigen Landwirthschaftsgesell­schaft zwei Bronce-Medaillen sammt den dazu gehö­rigen Diplomen, womit die, Gesellschaft für die bei der Pariser Weltausstellung im Jahre 1867 in der 67. und 71. Klasse ausgestellten landwirthschaftlichen Produkte von der internationalen Jury ausgezeichnet wurde, zugekommen.-^ Die Medaillen, eine meisterhafte Arbeit in artistischer Be­ziehung, zeigen auf der Vorderseite das Brustbild Sr. Ma> jestät des Kaisers Napoleon III. , auf der Rückseite die In ­schrift: 8«oi«t6 ä' NZrionItui« . Auch erfahren wir aus der „Presse", daß die Adresse 305 Unterschriften der „Höchstbesteuerten" zählen Wir hören aber, baß auch einige Wähler des 2. und 3. Wahltörpers, ferner auch Nicht-Wähler und Nichtbesteuerte, ja fogar fämmt­liche Handlungscommi« Eines Höchstbesteuerten sich mit unter diesen „305" befinden. — (Vereinswefen.) Wie wir hören, hat auch der Herr Consistorialrath Doctor und Professor der Theologie Leo Vonöin a seine Stelle als Ausschuß und Kassier der historischen Vereines für Krain niedergelegt: es fehlen alfo der Protector, der Director, zwei Ausschüsse Und der Kassier des Vereines, es fehlt gewisser Massen Alles , denn der Verein hält weder Monatsversammlungen, noch eine Iahres­sitzung, noch auch gibt er seit Monaten ein Heft Mitthei­lungen heraus. Von dem, gewiß reichhaltigen literarischen Nachlasse des verdienstvollen, vaterländischen Historilers De» chants Hitzinger ist nichts zu hören, und doch foll der­felbe vom lrainischen Museum in Beschlag genommen worden fein; dieses scheint jedoch mehr ein Mausoleum als ein Museum der lrainischen Wissenschaft zu sein. Museum und historischer Verein sind gleichwohl Pflegekinder deutscher Kul­tur und Intelligenz: woran fehlt es alfo, daß es damit nicht recht vorwärts gehen will? Eine freimüthige Darlegung der Zustände der Vereine wäre gewiß interessant und zeitgemäß. — Wieviel wirkende und zahlende Mitglieder der historische Verein für Krain wohl zählen und mit wieviel Vereinen er im Schriftenaustaufch stehen mag? — (Unbeachtete Funde.) Bei den Erdaushebungen zum Baue eines neuen Hauses vor dem hiesigen Zivilspitale werden wieder, wie dies in jener Gegend bei Grabungen für Neubauten immer der Fall ist, Antiken vorgefunden, aber verschleppt, wiewohl wir einen historischen Verein und ein Landesmuseum haben, welche derlei sammeln sollten, wie weiland der, seinem Berufe ganz hingegebene Museal-Custos Frey er es gethan. — (Palack^-Feier.) I n Mähren Und Böhmen werden allerorts Vorbereitungen getroffen, um die 70jährige Geburtsfeicr des Hystoriografen Dr. Fr. PalackF festlich zu begehen. >>— (Sprachliche Gleichberechtigung'-'in Ame­rika.) Dem „Nü,r. Pol." ist aus Nordamerika ein in böh­mischer Sprache von der dortigen Regierung herausgegebe­ner „zweijähriger Bericht des Gouverneurs W. M . Stone im Staate Iova" zugesandt worden, aus welchem ersichtlich ist, baß die sprachliche Gleichberechtigung in diesem Lande, wo die Zahl der daselbst angesiedelten Böhmen sich kaum auf einige Tausend beläuft, viel konsequenter gewahrt wird, als in man­chem Staate Europas, woselbst sich die Zahl der im Umfange desselben wohnenden Slaven mit vielen Millionen beziffert. — (Illumination mit Steinwürfen.) Bekannt­lich haben die „Liberalen" in einigen Städten die Sanktion!^ rung der konfessionellen Gesehe mit Beleuchtung, Musik u. s. w. gefeiert. Auch den bekannten „Foltschrittsoerein" in Brunn ließ die Sache nicht ruhen; es mußte illuminirt werden; wer es nicht freiwillig that, wurde dazu von der sogenannten Re­gierungspartei gezwungen. Auf welcher Bildungsstufe aber „diese" Regierungspartei steht, dafür diene Folgendes als Fin­gerzeig. Am Abend der Beleuchtung, gegen 10 Uhr durchzog ein Pöbelhaufen — wahrscheinlich lauter „Gesinnungsgenossen" des deutschen „FortschrittSvereins" — mit der Musikkapelle des bewaffneten BürgerlorpS die Straßen der Stadt; unter Gejohle und wildem Gejauchze wurden die nicht beleuchteten Fenster mit Steinen und Koth beworfen, ohne daß die Polizei auch nur die geringste Einwendung dagegen machte. —> (Die Hinrichtung) des Raubmörders Georg Ratlay in Wien fand am 30. v. M. statt. Schon mit dem ersten Morgengrauen fanden sich vor dem Gebäude des l. k. Landesgerichtes Personen ein, welche den Anblick des auszuführenden Delinquenten aus erster Hand haben wollten. Die Menge dieser Neugierigen wuchs rasch immer mehr an und schon um 5 Uhr Früh war die breite Straße vor dem Gerichtshause von einer dichtgedrängten Menschenmenge besäet. Punkt 7 Uhr öffnete sich das zur Hauskapelle führende Thor und der Delinquent mit dem Seelsorger, dem hochwürdigen Herrn Karl Koblitschel, und zwei Polizeifoldaten traten her­aus. Beim Wagen angelangt, übergab er dem Priester das Kruzifix und stieg Hn da« C°up6; der Geistliche fetzte sich ihm gegenüber, während die zwei Polizeifoldaten zu beiden Seiten des Delinquenten Platz nahmen. Die Mitglieder der ge­richtlichen! Kommission besetzten dm zweiten Wagen, die Thore öffneten sich und der Zug setzte sich in Bewegung. Die draußen, auf dem Platze aufgestellte Kavallerie-Eskadron um­säumte die Wagen und fort ging es in raschem Trabe zwi­schen einem zu beiden Seiten der Straßen dicht angesammelten Spalier von Zuschauern nach dem Richtplatze. Als der Zug sich der Matzleinsdorfer-Linie näherte, konnte er sich nur langsam vorwärts bewegen, denn die Massen wurden von hier an immer dichter und dichter. Auf dem Richtplatze hatte indeß der Pöbel von Wien und Umgebung seinen Festtag gefeiert. Seit Mitternacht nämlich trieb sich auf der Un­glücksställe eine Masse de« verdächtigsten Gesindels herum, man lagerte in nächster Nahe des Galgens, man trieb den frivolsten Unfug und als am Morgen die Menge zu einer zahllosen angewachsen und die Verkäufer und Ständer ihre „Delinquenten-Würstel", ihre „Armenfünber-Bretzen", ihren „Galgen-Danziger" ausriefen, da ging der Janhagel erst recht los und man war kreuzfidel, wie seinerzeit am Brigitten««« Kirchtag. Aber auch „schöne Leute" fanden sich ein, sie kamen in Fiakern angefahren; elegante Damen, mit Opernguckern ausgerüstet, standen aus ') Di« „Presse" mach!sich den Spaß und benamset die Mitglie­der d« Deputation folgendermaßen ^ Dr- «nton Tnrnitschet, Anton Dlthoht und Emund Derpin' dem Kutschbock oder füllten furchtlos die wackligen >Nothtri« bunen. Der Zug kam um 7 Uhr 55 Minuten auf dem Richtplatze an. Der traurige Alt wurde mit der größten Raschheit vollzogen. Von der Ankunft des Zuges auf der Richtstätte bis zum Momente der Rückkehr waren nicht mehr als drei Minuten verstrichen. Der eigentliche Alt der Hinrichtung dauerte im Ganzen 5? Sekunden. Daß es an Unglücksfällen nicht fehlte, ist natürlich. Von den ollupirten Dächern brach eines ein und es mag hiebei manche Ver­letzungen abgesetzt haben. — (Prozeß Chorinsky.) Der Termin für die Schlußverhaudlung in München ist endgiltig für den 22. d. M . festgesetzt und die Dauer vorläufig auf vier Tag« an« beraumt. Von Wien sind 17 Zeugen vorgeladen; auch mehrere Sträflinge wurden vorgeladen, um über die Cor«­spondenz der Ebergenyi Aussagen zu machen. — Eine der hübschesten und liebenswürdigsten Schau­spielerinen des seligen Harmonietheaters in Wien, Fräulein G. war bei Schließung dieser Bühne genöthigt, unter Zurück» lassung ihrer Habseligleiten vor den andrängenden Gläubigem das Weite zu suchen. Vor einiger Zeit kamen an vier ih­rer bestgestellten Verehrer kleine duftige Billets aus Berlin an, welche die Bitte enthielten, doch ihr gepfändetes Mobiliar aus­zulösen. Das Fräulein hatte Glück, ein jeder vyn den Vieren beeilte sich, den Wunsch der schönen Dame zu erfüllen. Eine« Morgens finden sich 4 Herrn beim Gericht ein, um die Sache in Ordnung zu bringen. Gegenseitige Verlegenheit, dannVer» gleichung der Briefe, die merkwürdigerweise bis aufs letzte Wort gleichlautend waren und dann — gingen alle Vier un­verrichteter Sache nach Hause. Vielleicht findet Frl. G. einen fünften, der ihr Mobiliar rettet, Ginladung. Die sogenannte deutsche Partei in Laibach (denn am Lande gibt es leine, da dort die wenigen Deutschen mit dem Volte in Eintracht leben, weil sie lein« Ruhestörer unter sich haben) hat mit ihrem dem hohen ä. t. Ministerium durch eine Deputation überreichten Memorandum, welches laut der Artikel in der „Presse" vom 26. und 29. Mai nur rabuli­stische Phrasen mit eckten Schmähungen der nationalen Füh­rer enthält, und die bei der demonstrativen Maifahrt nach Mannsburg gemachten bedauerlichen Erfahrungen mit Ben drehung der durch die gerichtliche Erhebung erst zu konstati» renden Thatsachen wiederkäut, — die genannte Partei -^ fagen Wir — hat in diesem Memorandum klar und bestimmt ihre Tendenz ausgesprochen, daß sie in dem „alten deutschen Reichslande" allein deutsch herrschen und deutsche Cultur treiben, — die slovenische Nation aber trotz ihrer nationalen Gleichberechtigung germanisiren wolle. Die Anhänger dieser Partei, resp. deren Führer ge? berden sich demnach als offene Agitatoren gegen die ver­ fassungsmäßige Gleichberechtigung Per slovenische« Nation ; „denn indem ganzen weitwendigen „Presse"-Artitel ist von dem nationalen Rechte unseres, Voll« « nicht Ein Wort enthalten. Die slovenische Nation, moralisch und, rechtlich verpflich­ tet, für die Erhaltung und Vervollkommnung ihrer Indivi­ dualität, für ihre W°hlfahlt zu sorgen, begehrt von der constitutionellen Regierung den öffentlichen Gebrauch ihrer Sprache jn ihrem Lande als unläugbare Bedingung ihrer Eristenz und Vervollkommnung, ohne hiebei die Deutschen im Gebrauche ihrer Sprache und m der Uebung ihrer Eultur hindern zu wollen. Und weil unser Voll durch die Männer feine« Ver­ trauens auf legalem Wege die Respektirung der ihm, gleich jeder andern Nationalität, im Rechtsstaate zukommenden Rechte verlangt, greift man wiederholt zu der infamen Verleum­ dung (viäs „Presse"), daß an den Vorfällen in Istzica di« nationale Presse, di« Schule und die Kanzel, der 8oK«1, die <3italnice Schuld seien, da die Bauern nur von Coopera» toren und Sololisten dirigir t worden seien; —' man be­ hauptet dreist, daß unser Vand ein „deutsches Reichsland" und aus dem Resultate der letzten Gemeinderothswahlen er­ kennbar sei, daß die Herrschaft des DeutschthumS, für das einige Bürger schwärmen, der Wunfch des ganzen Landes (!) ist; man schämt sich nicht, die Bestrebungen der Nationalen für die verfassungsmäßige Gleichberechtigung und den öffent­ lichen Gebrauch der Muttersprache als Umtriebe, und Agita­ tionen gegen die Verfassung zu verdächtigen, die Nationalen als Wegelagerer und Mitschuldige eines „mit Ueberlegung angezettelten Complotes"> als Verführer der „armen Teufel von eingefangenen Hauern" zu bezeichnen, ^ endlich in so giftiger wie brutaler Art die bewährtesten Freunde des Vol­ tes als Feinde der Verfassung zu verleumden und mit Koth zu bewerfen, sich selbst aber liberal zu nennen. So treiben es diese Liberalen, die da« Licht der Freiheit, die durch die von Sr. Majestät sanltionirten Staats-Grundge­ setze allen österreichischen Völkern gewährleistet ist, unter den Scheffel stellen wollen. Anstatt gegen unsere Nation gerecht zu sein, und den von Minister Dr. GiSkra aufgestellten Grund­ satz: daß „in Oesterreich jeder wissen muß, daß ihm wird, was sein Recht ist", — zu würdigen: blenden die gegneri­ schen Agitatoren Unwissende mit den perfiden Ausgeburten ihrer Phantasie und trachten durch gesetzwidrige Winlelzüge für sich ein Recht zu erschleichen, das eine schreiende Unge­ rechtigkeit gegen unser Volt ist. Solche unerträgliche Zustände, die auch den ehrlichen Deutschen anwidern müssen, erheischen es gebieterisch, daß man auf Mittel zur Abhilfe sinne. Di« Bildung eines Vereines bewährter Patrioten zum Schutze und zur Wirtsammachnng der Voltsrechte ist ein Gebot der Notwendigkeit, um auf legalem Wege die durch die Ver­fassung gebotenen Hilfsmittel zur Abwehr der hinterlistigen Angriffe auf unser Staatsrecht verwerlhen und das Rechts« bewnßtsein des Volkes zur Verwirklichung der konstitutionellen Gleichberechtigung in gesetzliche Bahnen leiten zu können. Zu dem Zwecke nun, um einen Verein zum Schutze der verfassungsmässigen Vollsiechte ins Leben HU ru­fen, ergeht an die gleichgesinnten Patrioten, denen das Zeit­gemäße eines derartigen Vereines einleuchten wird, die Ein­ladung: ihre Beitrittserklärungen dem Herrn Dr. Johann Ahaöiö , Gemeinderath und Hausbesitzer, bekannt zu geben. Der Verein, zu dessen Bildung uns da« Auftreten unserer Gegner, deren Programm in der «Presse" klar genug auf­gestellt ist, zwingt, wird gewissenhaft den verfassungsmäßigen Boden vertheidigen und feine einzige Waffe wird sein; das Recht in den Grenzen der Staatsgrundgesetze, Sobald eine entsprechende Anzahl von Beitrittserklärungen vorliegen wird, sollen ohne Verzug die vom Vereinsgesetze vorgezeichneten Schritte eingeleitet weiden, um die Constituirung: des Vereines baldigst zu ermöglichen, der als seine Devise betrachten wird „das nationale Recht auf tonstitu­tii>neller Basis." Im Namen mehrerer Vaterlandsfreunde. Länder- und Völkerkunde. Rußland. (Siehe Nr. ll , 15, 18, 23 u, 24.> I n national-ökonomischer Beziehung müssen in Rußland wegen der Mannigfaltigkeit seiner Bodenqualität und des Klima, seiner Bewohner in nationaler Hinsicht und end» lich wegen der verschiedenen historischen Entwicklung der ein­zelnen Theile des Reiches zehn national-ökonomische Gebiete unterschieden weiden, deren eigenthümliches Gepräge trotz aller administrativen Gleichartigkeit bis heute besteht und sich in den mannigfaltigsten volkswirthschaftlichen Verhältnissen mani­festirt. Das ehemalige Königreich Polen und die 9 westrussischen Gubernien (Kovno, Vilna, Vitebsk, Grodno, Miüsta, Mogi­lev, Volyü, Podolien und theilweise auch Kijev), welche mit dem erstern vom 14. Jahrhunderte an eine gemeinsame Ge­schichte hatten, bilden den westlichen nat.-ölonom. Kreis Ruß­lands, welcher bei einer Ausdehnung von 11.839 Quadr. M . und einer Bevölkerung von 17,723.000 Bewohnern eine durch­schnittliche Bevölkerung von 1500 per Quadr. Meile aufweist. Hier tragen noch alle volkswirthschaftlichen Verhältnisse mehr oder weniger ein westeuropäisches Gepräge an sich, das je weiter gegen Osten, desto schneller in ein individuell russisches übergeht. Der Boden ist hier verhältnißmäßig zwischen der Krone, der Geistlichkeit, dem Adel und den Städten und gegen­wärtig auch den Bauern vertheilt, aber bei der Menge Ade­liger gibt es verhältnißmäßig nur wenig große Güter. Die sehr zahlreichen kleineren Güter sind vielfältig verschuldet und daher nicht hinreichend, ihrem an ein bequemes luxuriöses Le­ben gewöhnten adeligen Besitzer das Erwünschte zu bieten! sie kommen in Folge von Verschuldung sowie des letzten Auf­standes in die Hände von NichtPolen. Der ehemalige Besitzer begibt sich mit dem Reste seines Vermögens unter die polnische Emigration, um nach 2—3 gutverlebten Jahren das Mitleid seiner reicheren Connationalen und vielleicht der schweizerischen oder französischen Regierung anzurufen. — Die Bauerngüter sind ebenfalls klein und obzwar in Polen eine bedeutende Zahl (1,339.210) ehemaliger Bauern besitzlos ist und es daher an Arbeitskräften nicht mangelt, so ist doch der polnische Bauer noch zu sehr indolent, als daß er sich bestreben würde, seinem Felde mehr abzugewinnen, als was er gerade braucht, um nicht zu verhungern. I n Folge dessen wird die Landwirthschaft mit alleiniger Ausnahme der großen Güterkomplexe sehr nach­lässig betrieben, trotzdem die große Fruchtbarkeit des Bodens und der leichte Absatz ins Ausland die Landwirthschaft als ein sehr lohnender Erwerbzweig erscheinen muß. Die Viehzucht ist nur in Podolien und Volynien von Bedeutung. Bei dem re­lativ zahlreichen Bürgerstande und hinreichenden Arbeitskräften, sowie dem Ueberfluß an Wasserkräften und Vrennmateriale könnte die Industrie in diesen Ländern auf fehr hoher Stufe stehen, wenn dem nicht Mangel an Kapitalien, welche nur in den Händen von Juden zu finden sind, hindernd im Wege stünde. Die Ausfuhr ins Ausland beschränkt sich nur auf landwirthschaftliche und Wald-Rohprodukte. Der innere Handel ist trotz der großen Entfernung der bedeutenderen Orte von - einander- ein ziemlich lebhafter, befindet sich aber leider wie der ausländische in den Händen von Juden und Deutschen, welche sich hieherziehen und Reichthümer sammeln. I n Folge aller dieser Umstände ist die Vertheilung des mobilen Vermögens unter der Bevölkerung dieses volkswirthschaftlichen Gebietes eine höchst ungleiche. Außer dem höheren Adel, einigen Städten und dem Klerus ist der allgemeine Wohlstand in der einhei­mischen Bevölkerung lein erfreulicher. Der zweit e national-ökonomische Kreis Rußlands sind die Ostseeprovinzen, welche, 173? Quadr. M. groß, eine Bevölkerung von 1,813.000 zählen. I n diesem Kreise präva­lirt seit jeher das deutsche Element mit seinen alten deutschen Satzungen, die jedoch gegen die gegenwärtig in Deutschland bestehenden Gesetze und Ordnungen weit zurückstehen. Die Städte und der Adel befinden sich auf einer bedeutenden Stufe der- Bildung und Wohlfahrt was auch theilweise auf den be­reits Anfangs dieses Jahrhunderte« von der Leibeigenschaft befreiten Bauernstand nicht ohne wohlthätige Folge blieb. Durch die günstige Lage der Handelsplätze an der Ostsee sowie durch die energische Selbstthätigkeit des grundbesitzenden Adels und der Städte ist die ökonomische Lage beider eine der glänzend­sten, wenngleich dabei großes Vermögen seltener ist als selbst in Rußland und Polen. I m Gegentheile zu dieser brillanten Lage des Bürger- und Adelsstandes befindet sich der Bauer im Allgemeinen in nicht besonders günstigen Umständen. Ih m fehlen die natürlichen Anlagen des großrussischen Bauers und dessen wirthschaftliche Tüchtigkeit und außerdem ist der baltische Bauer in der Mehrheit nicht unumschränkter Eigenthümer des Bodens, den er bebaut. Man vermißt bei ihm den Mangel jeder rationellen Bewirthschaftung, welche unter allen Umstän­den die Hauptquelle einer dauernden Wohlfahrt ist. Wir finden daher in der eigentlichen bäuerlichen Landwirthschaft keinen solchen Fortschritt wie einem solchen der adelige Großgrund­besitzer zu seinem Vortheil huldigt. Bei beiden ist aber die Landwirthschaft wegen der leichten und billigen Ausfuhr fehr lohnend. Nicht minder gilt dieß von der Waldwirthschaft. Die Industrie ist in den Ostseeprovinzen eine bedeutende. Die gün­stige Lage der baltischen Städte und ihre hundertjährige Ver­bindung mit dem europäischen Westen fördern den auswärtiqen Handel in besonderer Weise. -_^A'^I°"b ' der dritte n.-ö. Kreis, erscheint derland­wlrthschaMchen Entwicklung des übrigen Staatskörpers Ruß­lands noch fremder, als es die Ostseeprovinzen sind. Gegen Nordrußland durch eine hohe, theils bewaldete, theils öde aber stets feereiche Landschaft begränzt, hatte Finnland seit jeher mit Schweden einen wert lebhafteren Handel und Wandel ge­pflogen, als mit Rußland selbst, ^u dem es erst seit etwas mehr nls einem halben Jahrhundert gehört. Die landwirty­schaftlichen Verhältnisse Finnlands find in Folge des rauhen Klima's, sowie wegen Mangel an Kulturboden sehr ungünstia. Dieser Uebelstand wird aber theilweise durch die fehr sporadi­schen Ansiedlungen, die geringen Bedürfnisse der autochthonen Bevölkerung und den reichlichen Ertrag der Forstwirthschaft und Fischerei behoben. Die Industrie ist wegen Mangel an Arbeitskräften und der Konkurrenz Schwedens und Rußlands leine bedeutende; dafür ist aber der Ausfuhrhandel von Roh­produkten ein sehr bedeutender. Der Volkswohlstand Finnlands ist zwar nur ein mittelmäßiger, aber beständig, gut fundirt und eben so gut vertheilt. Die Finnlander sind vortreffliche Seeleute. Als vierter n.-ö. Kreis ist zu betrachten Nord ruß» lan d oder die Gubernien Archangelsk, Olonec und Vvlogod (zusammen 23.482 Quadrat M . mit 1,555.000 Bewohnern). Nordrußland ist eigentlich die älteste Kolonie des großrussischen Volles und mit der Staats- und socialen Entwicklung dessel­ben so eng verwachsen, daß die Verschiedenheiten im volks­wirthschaftlichen Leben beider nur in den klimatischen Verhält­nissen zu suchen sind. Die Samojeden, Loparen und Zyrjanen, welchen wir hier begegnen, halten noch ziemlich fest an ihrem gewohnten Nomadenleben, dem sie bei der Rauheit de« Klima's und der Sterilität des Bodens so lange noch die Jagd und Fischerei halbwegs ihren Mann nährt, nicht so leicht entsagen weiden. Doch weiden dieser Lebensweise immer engere Grenzen gezogen, so daß sich diese Völkchen endlich dem Landbau oder einer anderen seßhaften Beschäftigung widmen werden müssen. Bei den hier angesiedelten Großrussen kann man von einem wirklichen Reichthum reden. Die Kronbauern, welche überall an den zahlreichen großen und schiffbaren Flüssen angesiedelt sind, genossen alle die Vortheile, welche den Bauern auf den Staatsgütern zu Gute kamen. Der Boden ist billig und fruchtbar, die Fischerei und Jagd ergiebig, die Kommunikation auf den Flüssen sehr erleichtert. Außerdem bietet die Schiff­fahrt und die Arbeiten in den ausgedehnten Staatsforsten dem Bauer einen tüchtigen Nebenerwerb. Die einheimische Industrie ist hier besonders in Flor und der Handel ein sehr ausgebrei­teter und sichert neben der sehr ergiebigen Fischerei dem Nord­ russen ein dauerndes Einkommen. Mittelrußland, welches aus 18 theils Central-, theils südrussischen Gubernien besteht, bildet das fünft e na­tional-ökonomische Gebiet Rußlands und tonnte bei seiner Ausdehnung von 18.714 Quadrat Meilen (Bevölkerung von 24,276.000) sehr leicht einen der größten Staaten Europas abgeben. Dieser Kulturdistrikt ist der wahre Kern- und Mittel­punkt des Reiches, in welchem das großrussische Volk aus sich selbst und unter Zuhilfenahme westeuropäischer Kulturelemente seine reichen Fähigkeiten mächtig und voll entwickelte und woher es nicht nur alle die weitläufigen Territorien der jetzigen Im » perie sich unterwarf, sondern auch kolonisirte, organisirte und der Kultur zugänglich machte. Außer einigen Ueberresten der ehemaligen finnischen Bevölkerung an der nördlichen und süd­lichen Grenze ist die ganze mittelrussische volkswirthschaftliche Oblast (Bezirk) fast ausschließlich von dem großrussischen Volte bewohnt und repräsentirt im wahren Sinne des Wortes den landwirthschaftliche« und industriellen Bezirk des russischen Weltreiches. Außer in» Norden und theilweise im Centrum finden wir überall den fruchtbaren „schwarzen Boden." Trotz­dem zahlt sich die Landwirthschaft im Mittelland besser aus als in den südlichen Gubernien, welche für ihre reichen Pro­dukte bei der großen Entfernung der Seemärkte nicht hinläng­lichen Absatz finden, wogegen in den centralen Gubernien die Cerealien bei der ziemlich dichten Population, den vielen Städten, dem billigen Transporte auf den zahlreichen Zuflüssen der Volga und der starken industriellen Bevölkerung im Preise steigen müssen Dagegen wird die Viehzucht nicht so stark be­ trieben, wie in den südlichen Gubernien wo ausgedehnte Weide- Plätze derselben nur förderlich sein können. Die Fischerei ist auch hier wie in Nordrußland von nicht geringer Wichtigkeit. Die Industrie steht hier auf einer sehr hohen Stufe. Mine­ ralien findet man in dem ausgedehnten Bezirke zwar sehr we­ nige, daher auch der Bergbau von geringer Bedeutung ist; dagegen gestatten die Volga und ihre Nebenflüsse einen ver» hältnißmäßig billigen Transport von Eisen und Kupfer aus dem erzreichen Ural in das Herz des Reiches, und die Fluß­und Eisenbahnkommunikation mit der Ostsee erleichtert die Beförderung von Baumwolle u. f. w. Die Bearbeitung dieser Rohprodukte hat mannigfache Industriezweige ins Leben geru­ fen, welche wieder einen allgemeinen Wohlstand im Gefolge haben, fo daß der Vermögensstand in den westlichen Provinzen mit dem Centralrußlands sich gar nicht messen kann. Durch die angebahnte Grundentlastung wird derselbe nur noch befestigt. Der Handel ist trotz dem mangelhaften Verkehrswege bei dem spekulativen Geiste des Großrussen ein fehr lebhafter, denn fast ganz Rußland, ausgenommen die West- und Ostseeprovinzen, wird mit den Industrieartileln von Mittelrußland versorgt. Ist Centralrußland im weiteren Sinne des Wortes, der industriöseste, kommerziellste und ein bedeutend landwirthschaft» licher Kreis der Imperie, so ist Südrußlan d (das sechste national-ökonomische Gebiet) die Kornkammer des Reiches. Diese große ökonomische Oblast, welche außer zwei neurussi­schen Gubernien (Charlov und Poltava) ganz Südrußland sammt Vorkaukasien, also 11 Gubernien mit 17.076 Quadrat Meilen Bodenfläche und 10,440.000 Bewohnern umfaßt, war vor alter Zeit der Sitz der Kleinrussen später ein Staatswesen der freien groß- und kleinrusfischen Kosakengemeinden; seit Mitte des vorigen Jahrhunderte« wurde sie mit den hier vor­kommenden tartarischen Völkern dem Scepter der russischen Imperatoren einverleibt und so der russischen Nation wieder zurückgegeben. Zwei Drittel des südrussischen national-ökono­mischen Gebietes gehören unter die fruchtbarsten Länderstrecken der Erde. Mit seinem jährlichen Getreideüberfluß könnte Süd­rußland — nach dem Allsspruche Harthausens — ganz Eu» ropa versorgen. Immer mehr und mehr hebt sich hier der überseeische Exporthandel nach Westeuropa. Die Industrieerzeug' nisse werden meist von Mittelrußland bezogen, da der fabel­hafte Ertrag, den besonders eine rationell betriebene Land­wirthschaft abwirft, die Industrie nicht unumgänglich nothwendig macht. Die fiebente national-ökonomische Gruppe -^ Ost­rußland , welches 4 Gubernien an der Volga und 2 am Ural (19.737 Quadrat Meilen und 10,440.000 Bevölkerung) umfaßt, hat ganz den Charakter einer alten Kolonie Rußlands. Außer den Russen haben in diesen Distrikten auch die Ueber­reste der tartarischen Völkerschaften ihren Wohnsitz. Das frühere Nomadenleben derselben weicht immer mehr zurück und macht der Civilisation Platz. Die Landwirthschaft, der Handel und theilweise auch die Industrie sind hier in voller Entfal­tung. Der fruchtbare Boden, der leichte Absatz von Natur­produkten auf der Volga in die kirgisischen und astrachanschen Steppen, wo ein bedeutender Tauschhandel getrieben wird, die über die Maßen lukrative Fischerei, der Mineralreichlhum ^— dieß Alles trägt dazu bei, aus den ehemals öden Gegenden ein reiches stark bevölkertes und indusiriöses Gebiet zu schaffen. Die Landwirthschaft ist zwar wie in Südrußland leine mu­stergiltige aber bei dem fruchtbaren Boden eine dennoch sehr lohnende, so daß ein großer Theil der Ernte auf der Volga weiter geschafft wird. Die Fischerei gehört an der Volga, dem Flusse Ural und am laspischen Meere zu den ersten Nahrung«­zweigen. Kaulasien, (achter Kreis) hat noch immer den Cha­rakter eines eroberten Landes, dessen Landwirthschaft in Folge der hundertjährigen Kampfe und Unruhen eine tief gesunkene ist. Es werden aber seitens der russischen Regierung alle An­strengungen durch Kolonisirung u. s. w. zur Hebung der ölo. nomischen Verhältnisse des von der Natur so reich gesegneten KaukasienS gemacht. Die Industrie hat hier ganz den Charakters der allgemeinen gewerblichen Industrie hes Orients, welche kaum den Lolalbedarf zu decken permag. , Geschäfts-Zeitung. -^ (Verlosungen.) Von den 1864er Losen wur­den nachstehende acht Serien gezogen; Nr. 80, 491, 1330, 1751, 2271, 2691, 3396, 3413. Aus diesen acht Serien wurden nachfolgende 60 größere Treffer gezogen: Der erste Haupttreffer mit 250.000 fl. ö. W. siel auf Serie 1751 Nr. 71; der zweite Haupttreffer mit 25.000 fl. auf S. 491 Nr. 11; der dritte Haupttreffer mit 15.000 st. auf S. 80 Nr. 70 und der vierte Haupttreffer mit 10.000 fl. auf S. 2691 Nr> 58; ferner gewinnen je 6000 fl.: S. 491 Nr. 86 und S. 2691 Nr. 93; je 2000 fl.; S. 80 Nr. 55, S. 1751 Nr. 16 und S. 3413 Nr. 100; je 1000 fl.: S. 80 Nr. 22, S. 491 Nr. 41 und Nr. 99, S. 1751 Nr. 15 und Nr. 26 und S. 3396 Nr. 79; je 500 fl.: S. 80 Nr. 61 und Nr. 72, S. 1330 Nr. 6, 39. 48 und 79, S. 1751 Nr. 30, S. 2271 Nr. 63, S. 2691 Nr. 3, 14 und 96, S. 3396 Nr. 40 und 58 und S. 3413 Nr. 21 und 48' endlich gewinnen je 400 fl.: S. 80Nr. 3, 15, 80, 88 und 95, S. 491 Nr. 34 und 38, S. 1330 Nr. 32, 56 und 62, S. 1751 Nr. 20, 31, 50, 85 und 93, S. 2271 Nr 3, 51 und 94, S. 2691 Nr. 6, 7, 10, 11, 70, 78 und 92, S. 3396 Nr. 8, 26 und 4-3, endlich S. 3413 Nr. 53. Auf alle übrigen in den obigen verlosten acht Serien enthal­tenen 740 Gewinnnummern der Prämienscheine, welche hier nicht bespnders aufgeführt sind, entfällt der geringste Gewinn von je 155 fl. ü.^ W. ^- Von den 1839« Losen wurden folgende 114 Serien gezogen, und zwar: Nr. 41, 205, H53, 579, 682, 761, 795, 804, 846, 851, 876, 878, 903, 1015, 1052, 1094, 1,152, 1156, 1185, 1281, 1425,1466, 1504, 1704, 1723, 1760, 1857, 1905, 1949, 2032, 2039, 2073, 2108, 2122, 2132, 2134, 2216, 2252, 2287, 2294, 2312, 2320, 2349, 2387, 2454, 2475, 2535, 2559, 2582, 2566, 2589, 2640, 2679, 2713, 2780, 2822, 2957, 2986, 3019, 3060, 3072, 3198, 3274, 3294, 3326, 3486, 3495, 3519, 3532, 3617, 3638, 3741, 3744, 3783, 3799, 3816, 3824 3871, Z882, 3924, 3953, 4012, 4093, 4095, 4338, 4491, 4562, 4566, 4577, 4600, 4736, 4749, 4765, 4831, 5033, 5071, 5072, 5200, 5208, 5230, 5328, 5366, 5391, 5407, 5472, 5602, 5634, 5637, 5708, 5737, 5744, 5774, 5896 und 5918. lUerstorbene. Den 28. Mai. Andrea« Nobik, Deutsch»i»itter-Olden«.Pfründ< ner, alt 78 Iah«, in der Gl»discha«orstadt Nr. 44, an Altersschwäche. Den 29. Mai. Franz GlinLet, Mehlhandler. alt 40 Iah», in der Stadt Nr. 32, an der Lungentuberkulose. Den 30. M»i. Dem Herrn Ignaz Elsner, l. t. X°b»lmag»z!n«« KontroUor, sei» Kind Maria, alt 5 Wochen, in der Polanavorstadt Nr. 29, an der Gehirnlühmung. — Dem Anton Main, Zimmermann und Hausbesitzer, sein Kind Maria, alt 3 Monate, in der Hradetziy« Vorstadt Nr. 25, an Atrophie. — Dem Matthäus Skerjanz, Taglöh. ner, sein Kind Maria, »lt 4 Monate, in der Hradetzlyvorstadt Nr. 28, an Fraisen. — Dem Valentin 2»gar, Heißer, seine Gattin Mari«, alt 33 Jahre, in der St, Petersvorstadt Nr. 132, »m Typhi!« ««„» thematicu«. — Dem Heil« Iatob dir, Kleiderverläufer, seine Gattin Katharina, alt 38 Jahre, in der Stadt Nr. 18. «n der Lungensucht. Den 1. Juni. Her» Loren, Hasel, Maschinführer, alt 29 Jahre, m der Kapuzinervorstaot Nr. 85, an der Auszehrung. >— Gertraud Urbaö, Inwohnerin, alt 83 Jahre, in der St. Petersvorstadt Nr. 59, an der Entlrüftung. — Anton Nolli, Spenglergeselle von Mergozzo, im Königreiche Sardinien, alt 32 Jahre, im Civilspit»!, »n der Darm« schwindsucht. Den 2. Juni. Maria Pikel, Inwohnerin, alt 52 Jahre, im Li. vilsvital an Erschöpfung der Kräfte. — Der Frau Iosefine Den, t, l. Neamtenswitwe, ihre Tochter Fräulein Iosestne, alt 3U Jahre, in der Stadt Nr. 22l, am Zehrsieber. - Luta« Bin», Taglöhner, «lt 5l Jahre, im Civilspital, an der Lungentuberkulose. Den 3. Juni. Johann Kolar, Taglöhner, alt 56 Jahre, im Li, vilsvital, am Typhus. — Dem Herrn And«»« Sakreisches, Hausbe» fitzer, sein Enkel Oskar Sakreischek, alt 4 Jahre, in der Gradisch«« Vorstadt Nr. 38, an der häutigen Bräune. Den 4. Juni. Herr Johann Sepp, Mühlfleinhänbler, von »ich« tesheim, im Großherzoglhume Baden, alt 34 Jahre, in der Kral»»» Vorstadt Nr. 76, am Lungenblutfturze. Anmerkung. I m Monat« Mai 1888 find «4 Personen gestorben, unter diesen waren 28 männlichen und 36 weiblichen Geschlechtes. Der bekannte GllsthllUs-Glllten zum nun wieder eröffnet, wild dem r. "l. Publikum zum geneig. testen Besuche anempfohlen. Für prompte Bedienung mit guten Speisen und Ge« tränken ist die beste Sorge getragen. 35-3. Glsbacher. Herrn A V. Popp, prall. Zahnarzt, Wien, Stadt. Bognergasse Nr. 2. Mit zunehmende« Alter wurde mein Zahnfleisch schwächer und krankhaft, entzünden, schmerzhaft, geschwollen, die Geschwulst Verbreitete sich sogar über den Gaumen, welche« mir d»S Kauen und sogar da« Schlingen erschwerte; die Zähne waren locker, standen hervor, ich war nicht mehr im Stand« Fleisch und an» der« Speisen zu lauen. — Ich wendete viele renommirt« g»hn­mittel an, die meisten ohne aller Wirkung, einige mit ungenü­gendem schwachen Erfolge. Endlich bekam ich Ihr Anlltherin« Mundwasser und schon nach dem ersten Gebrauch« fühlt« ich ineltliche Erleichterung, nach paarmaliger Anwendung aber ver« lor sich Entzündung And Geschwulst, die Zahn«, welch« ich früher mit den Fingern h»tt« herausziehen können, befestig« ten sich, so daß ich wieder selbst Brotrinde und andere harte Speisen tauen kau». Erfreut über diese auffallend schnelle, wun« derbar vortreffliche Wirkung de« Anatheri»-Mundw»ffer« kann Ich nicht umhin Ihnen meinen herzlichsten Dank auszusprechen, indem ich die ausgezeichneten wohlthätige» Wirkungen, die sich auch bei Zahnschmerzen meiner Angehörigen bewährt haben, Jedermann anempfehle. Drahotusz, am t. Mai 1867. 19—2. Hochachtungsvoll mich zeichnend Jos. Ritter v. Zawadzti. Zu haben in «aiboch bei Anton Krisper, I«sefK«ln< ner, I°h. Klllschowitz, Petliiii 6 Pill«, Ed. Mahl und Klaschowitz' Witwe; — Krainburg v«i F. Klisp«; <^ Bleiburg bei Herbst, Apotheker; —W»ra«din bei Halt«, Apotheker; —Rudolfswerth bei T>. RiWli, Apotheker; — Gurkfelb bei Fliedl. No'mches, Apotheker; — Stein bei Jahn, Apotheker; — Nischoflack bei KllilFllbillNi. Apothe, ler; - Görz bei Franz LllMl und Pontoni, Apotheker. Gedruckt bei Josef Vlasnil in Laibach.