PALÄOLITHISCHE HÖHLENBESIEDLUNG IM KARPATISCHEN TEIL DER TSCHECHOSLOWAKEI JURAJ BÂRTA Archeologickÿ üstav SAV, Nitra Die reichlichsten und ausgedehntesten Karstbildungen in der Tschecho­ slowakei befinden sich iru Gebiet der Westkarpaten, welche sich überwie­ gend im Gebiet der Slowakei ausdehnen. Auf mitteleuropäischem Gebiet ist also die Slowakei mit ihrem Höhlenreichtum von ausserordentlicher Be­ deutung. Es ist deshalb ganz natürlich, dass die ältesten Bewohner der Slowakei in reichlichem Masse die hier verhältnismässig sicheren Höh­ lenräume zu ihren Siedlungen ausnützten, deren Erbauung nicht soviel ökonomische Anstrengung erforderte, als die Erbauung von Freilandsiedlun­ gen in Zeiten ungünstigen Klimas. Im Gegensatz dazu fällt der Umstand auf, dass gegenüber der viel zahlreicheren slowakischen Höhlenbesiedlung im Neolithikum, Hallstatt und in der römischen Zeit (J. Bart a 1961) die paläolithische Besiedlung der Höhlen in jüngeren urzeitlichen Abschnitten viel seltener ist. Ein ähnliches Missverhältnis zeigte sich auch mit der Ent­ deckung paläolithischer Freilandstationen in den Tälern der Flüsse Vah, Nitra, Hron, Ipel, Rimava, Slana, Hornad, Torysa und Ondava, welche die Zahl der paläolithischen Höhlensiedlungen stark übertreffen. Trotz der ungewöhnlich grossen körperlichen Anstrengung ergibt da­ gegen die Höhlenforschung vom archäologischen Gesichtspunkt oft reiche stratigraphische Erkenntnisse, da die Superposition der einzelnen Kulturen besonders im Paläolithikum wertvolle Datierungskriterien liefert, welche auf Freilandstationen seltener Vorkommen. Das archäologische Interesse für Höhlensiedlungen knüpft sich zwar schon an die ersten Interessen Ungarns für das Paläolithikum in den siebziger Jahren des vorigen Jh., doch bleiben viele Fundstellen strittig wegen des vermischten Fundmaterials oder wegen der Funde pleistozäner, vorderhand artefaktloser Fundstellen. Ein Beispiel für vermischtes Material ist die Höhle Liskovska jaskyna bei Liskova im Choč-Gebirge (J. Bärta 1955). Im Jahre 1871 fand hier B. Majlath eine unvollständige menschliche Calva primitiven Charakters zusammen mit Mammutmolaren, Silexen, jedoch auch mit Scherben, die der Geologe L. Lóczy und andere im Jahre 1877 als neolithisch bestimmten. Calva und Tonscherben sind heute im Nemzeti-Museum in Budapest verschollen, je­ doch stehen aus neueren Amateurgrabungen römer- und hallstattzeitliche Scherben zur Verfügung, während das Vorhandensein neolithischer Scher­ ben einstweilen problematisch bleibt. Die in der älteren Literatur ange­ führte Höhle Pod Pupačkou im Stražov-Gebirge, die richtig Pod Iliavskou Rovnou bei Dubtiica nad Vahom heisst, enthielt nach J. Skutil (1938) paläolithische Silexartefakte, jedoch bleibt wegen gewisser neoli thisch er Elemente, die bei der Revision dieser Kollektion festgestellt wurden, auch diese Lokalität vorderhand als strittig zu betrachten. Gegenstand grosser archäologischer Streitfragen der ungarischen Archäologen und Geologen an der Neige des vorigen Jh. war Rothes Fund einer Herdstelle mit Steinunter­ lage und Bärenknochen in der pleistozänen Schicht der Höhle Rothova velkâ ružinska jaskyna im Slowakischen Erzgebirge aus dem Jahre 1879 (J. Skutil 1938). Ähnlich ist nicht näher datierbar Liebus’ Fund einer steinumrahmten Herdstelle mit angebrannten und abgeschlagenen Bärene­ piphysen in einer dunkelbraunen pleistozänen Schicht aus dem Jahre 1931 in der Höhle Horna Tüfiia bei Harmanec in der Grossen Fatra. Genau so wie im Falle der Höhle Rothova velkâ ružinska jaskyna verursachen auch in der Höhle Horna Tufna die Fundumstände die grössten Schwierigkeiten für die chronologische Klassifikation, da hier keine Werkzeuge gefunden wurden, welche durch Vergleichsmethoden wenigstens annähernd helfen würden, diese paläolithische Station einzuordnen. A. Liebus (1933) schloss auf Grund der Funde Myoxus gl is und Kohlen Stückchen Picea oder Larix auf Interglazial. Auf Grund von Analogien mit Alpenhöhlen datierte J. Skutil (1938) die erwähnte Höhle als eine der ältesten slowakischen paläolithischen Stationen und ordnete sie dem O Protolithikum zu. L. Zotz (1937) wies im Sinne jüngerer Forschungen mit Recht darauf hin, dass die Zivilisation der Bärenjäger zeitlich und kulturell keine geschlossene Gruppe bildet, dass jedoch alle diese Stufen mit anderen verschiedenen paläolithi­ schen Kulturen verbunden sind, so z. B. in Ungarn mit den Moustérien, Aurignacien oder Solutréen. Da wir eine ähnliche Situation mit dem Fund angebrannter Knochen aus Herdstellen ohne Artefakte schon aus der Höhle Rothova velkâ ružinska jaskyna kennen, vermuten wir, dass aus klima­ tischen Gründen die paläolithische Höhlenbesiedlung nicht immer mit dem Interglazial zu verbinden ist. Schon an und für sich ist die Zuweisung der Kulturschicht aus Horna Tufna in das Interglazial auf Grund der ange­ führten Kohlenstückchen- und Faunaanalysen aus der Kulturschicht nicht so eindeutig überzeugend. Man darf deshalb die Möglichkeit nicht ausser Acht lassen, dass die dunkelbraune Kulturschicht in der Höhle Horna Tufna interstadialen Ursprungs ist. Da A. Liebus und J. Skutil übereinstim­ mend Horna Tufna als Übergangsstation betrachten, wäre auch in diesem Falle, da die Höhle nur teilweise durchgraben war, die Situation zu er­ wägen, wie sie im Zusammenhang mit der Problematik des Olschewien bekannt ist, welche F. Prošek und V . Ložek (1954) treffend aufgeklärt haben. Vom Gesichtspunkt der paläolithischen Besiedlung war bis jüngsthin die Höhle Aksamitka eine strittige Höhle. Im Jahre 1876 führten in ihr die ungarischen Forscher M. B ad any i und S. Roth eine Ausgrabung durch, bei welcher sie eine aus Rengeweih hergestellte Knochenspitze vom Mladeč- Typus und mehrere Klingen fanden. Diese Funde als paläolithische rehabi­ litierte jedoch erst L. Vértes (1955), der sie dem Aurignacien II zuwies. Positivere Ergebnisse ungarischer Forscher in slowakischen Höhlen sind besonders aus der Höhle Dzeravâ skala in den Kleinen Karpaten und der Höhle Velkâ Jasovskâ jaskyna im Südslowakischen Karst bekannt. In der Höhle Dzeravä skala bei Plavecky Mikulaš stellte in den J. 1912—1913 J. Hillebrand (1914) eine sogenannte Protosolutréen- und Magdalénien- Besiedlung fest. Doch brachte bereits die erste systematische Grabung der slowakischen Höhlen, welche F. Prošek und der Autor im J. 1950 durch­ führten, einen grundsätzlichen Umsturz in der Chronologie des Karpaten- paläolithikums. Auf Grund dieser und auch weiterer Lokalitäten wurde eine Wegräumung älterer Sedimente aus den Höhlen zu Beginn der Glaziale festgestellt, wie auch das Vorkommen von Kryoturbation im Höhleninneren (F. Prošek 1951), was die erste Feststellung dieser Art in ganz Mitteleuropa war. Durch die angeführte Grabung wurde weiterhin festgestellt, dass die Denkmäler mit Blattspitzen und Knochenspitzen, überwiegend vom Mladeč- Typus stammend, aus der Basis des Stadial« W 2 und also dem Szeletien zugewiesen, älter sind als die darübergelagerten Gravettiendenkmäler aus dem Interstadial W 2— 3. Die angeführte, zum ersten Mal in Mitteleuropa festgestellte Superposition von Gravettien über dem Szeletien widerlegte die Gültigkeit von Mortillets Periodisierung des Paläolithikums auf diesem Gebiet. Die Szeletienschicht ist ausser der beträchtlichen Zahl an Silizit- Blattspitzen durch den Reichtum an Knochenspitzen, die namentlich in Aurignacien-Höhlenlokalitäten im Zusammenhang mit der sog. Olsche- wien-Kultur bekannt sind, beachtenswert. Zum Unterschied von der Gra- vettien-Schicht stammt lediglich aus der Szeletien-Schicht eine auffallende Menge sog. Kiskevély-Klingen aus zersplitterten Bären-canini. Erklärt kann dieser Umstand etwa nur im Zusammenhang mit Jagd-Magie werden, die hier nebst der Höhle Velka1 jasovskâ jaslkyna als vereinzelter Beweis für die slowakischen Höhlen ist. Die Konzentration von Silizit-Artefakten der Gravettien-Kultur und die an einer Stelle verstreuten Kohlenstückchen in einer verhältnismässig offenen Höhle, wie es Dzeravä skala ist, führten F. Prošek (1957) zu der Schlussfolgerung, hier ein kurzfristiges Gravettien- Siedlungsobjekt vorauszusetzen, dessen genauere Konturen durch Kryotur­ bation verwischt waren. Problematisch sind vereinzelte Silexe aus dem Löss W 3, welche F. Prošek (1951) lediglich auf Grund ihrer stratigraphi­ schen Position dem älteren Magdalénien zuwies. Diese Datierung ist vorder­ hand der einzige Fall der Existenz des Magdaléniens in slowakischen Höhlen. Ein Knochenspitzenfragment, Silizit- und Kiskevély-Klingen aus canini von Höhlenhyänen und Bären fand in der Höhle Velkâ jasovskâ jaskyna im Jahre 1916 T. Kormos (1917), der diesen Fund für Jungaurignacien, ev. Spâtsofutréen hielt. J. Skutil (1938) Kess sogar das Alter Magdalénien zu, doch die neuere Revisionsgrabung aus dem Jahre 1954 (V. Ložek, J. Se- kyra, J. Kukla, O. Fejfar 1956) zeigte, dass Kormos’ paläolithische Funde aus dem Stadial W 2 stammen und dass sie am frühesten in das Mittelaurignacien gestellt werden können. Bei dieser Grabung wurden in der Interglacial-Schicht RW auch Holzkohlenstückchen festgestellt, die wahrscheinlich mit einer in dieser Höhle noch nicht mit Sicherheit belegten Moustérien-Besiedlung Zusammenhängen. Ungewöhnlich reiche paläolithische Artefakte aus Andesit, Quarz und selten auch aus anderen Siliziten fanden sich im Jahre 1926 in der Höhle Prepostskä jaskyn'ka in Bojnice am Fuss des Sträzov-Gebirges. Zum Unter- schid von den übrigen normalen Karstböhlen in der Slowakei ist die Höhle Prepostska jaskynka der Ausfluss einer Mineralquelle aus wahr­ scheinlich interstadialen RW-Travertinen und ihre paläolithische Besied­ ln ng fällt in das Ende des Stadials W f. Die Lokalität war seit 1926 Gegen­ stand häufiger Amateur- und auch seriöserer Ausgrabungen, auf Grund derer J. Babor (1932) die Funde aus Bojnice dem ältesten Aurignacien zuwies, wobei er betonte, dass es sich hier um die ältesten bisher in der Slowakei gefundenen menschlichen Erzeugnisse handelt. J. Eisner (1933) neigte, obwohl er im Fundverband von Bojnice an einigen Artefakten Moustérien-Charakter erkannte, trotzdem in der Gesamtdatierung zu Hil- lèbrands altem Solutréen. Die Revisionsgrabung F. Prošeks und des Autors im Jahre 1950 erbrachte vor allem die oben angeführten stratigraphischen Erkenntnisse, die den ausgeprägten Moustérien-Charakter der Bojnicer Industrie wesentlich unterstützten (F. Prošek 1952). Unter den bisher bekannten im Paläolithikum bewohnten slowakischen Höhlen ist die Höhle Prepoštska jaskynka der reichste Fundort, an welchem über 2000 aus Andesiten erzeugte Jungaurignacien-Artefakte gefunden wurden. Verhält­ nismässig reich ist auch das paläontologische Material, welches die Kol­ lektivjagd auf Großsäuger bezeugt. In der Domica-Höhle bei Kečov im Südslowakischen Karst fand sich im Jahre 1934 in sekundärer Lage eine sehr ausgeprägte szeletische Blatt­ spitze, die typologisch besonders den Szeletien-Spitzen aus dem unwerten Bükk-Gebirge am nächsten ist. Dieser typologische Unikatfund weckte besonders zur Zeit des Zweiten Weltkrieges das Bestreben, stratigraphische Angaben zu gewinnen. Die stratigraphischen Schnitte von M. Mottl erbrachten allerdings keine neuen Kenntnisse über die paläolithische Be­ siedlung der Domica, die bekannt ist durch ihre klassische Stufe der neolithischen Bükker-Kultur. Der erwähnte Fund in der Domica-Höhle bezeugt den Einfluss des Bükk-Szeletien auf die Ostslowakei, wo gleich­ zeitig mit dem westslowakischen Szeletien nach F. Prošek (1953) nur eine Aurignacien-Okkupation existiert. Reste jungpaläolithischer, am ehesten einer Gravettien-Besiedlung wurden im Jahre 1952 in der Höhle Pod Ni- trianskym hradom bei Nitra im Tribečgebirge (J. Bart a I960) erfasst. Leider fehlen für nähere Kenntnisse über eine paläolithische Besiedlung intakte pleistozäne Sedimente, da sie während des Zweiten Weltkrieges unfachmännisch herausgeschafft wurden. Ähnlichen Alters sind etwa auch die Denkmäler aus der Höhle Velka pec bei Prašnik in den Kleinen Kar­ paten, wo bei einem Probeschnitt im Jahre 1958 Silexe festgestellt wurden, die in das Stadial W 3 datiert werden können, etwa auch in das Gravettien gehören, wofür auch die Gegenwart von Mammutknochen spricht. Doch wird erst die geplante systematische Grabung zeigen, ob es sich auch nicht um Magdalénien- Denkmäler handelt, deren Gegenwart in der Slowakei einstweilen nicht überzeugend ist. Dieser Umstand ist dadurch verblüffend, dass es in den naheliegenden Höhlen des Mährischen Karstes umgekehrt fast keine Höhle gibt, wo sich nicht Magdalénien-Denkmâler finden würden. Einen wesentlichen Beitrag zur Stratigraphie des slowakischen Pa- läolithikums erbrachte die systematische Grabung in der Höhle Certova pec bei Radošina im Inovec-Gebirge aus den Jahren 1959—1960. Diese Lokalität war als paläolithische Siedlung bereits F. Prošek im Jahre 1949 bekannt, der in einem Probeschnitt in der obersten paläolithischen Schicht durch­ bohrte und undurchbohTte Schneckengehäuse der tertiären Schnecken Me- lanopsis und Lithoglyphus fand, aus denen ein Halsband zusammengestellt werden konnte (F. Prošek 1950). Ausserdem fanden sich hier auch viele Abfallstücke vom Öffnen der Schneckengehäuse, was sichtlich damit zu­ sammenhängt, dass die Höhle Certova pec gewissermassen als Atelier sol­ chen Schmuckes oder solcher Amulette diente. So deutet die Werkstätte hier an diesser Stelle etwa auch eine besondere Funktion der Höhlen im Jung- paläolithikum an. Ausser der spärlichen Gravettien-Industrie aus der Ober­ flächenschicht des Interstadial» W 2— W 3 stellte der Autor an der Grenze des Stadials W 1/2 über die Stadiale W 2 eine Feuerstelle und Szeletien - Denkmäler aus Siliziten fest, von denen besonders eine Blattspitze beach­ tenswert ist. Erst nach Entfernung hergerollter Blöcke, die im ersten Mo­ ment den Eindruck eines Felsbodens hervor rief en, entdeckte J. B art a (1959) auch Moustérien-Denkmâler aus Quarzit, Radiolarit und Quarz, die geo­ logisch vorderhand die älteste slowakische paläolithische Höhlenbesiedlung aus dem Interstadial RW dokumentieren. Ausser der Tatsache, dass die Höhle Certova pec ungewöhnlich reiches paläontologisches Material in einer verhältnismässigen Artbuntheit brachte, zeigt sich ihr grosser Beitrag besonders in der Gewinnung von Kenntnissen über die Dauer des Szeletien in der Slowakei. Die Lokalität Certova pec liegt nämlich nur drei Kilo­ meter südöstlich von der bekannten Szeletienlokalität Moravany nad Vahom — Dlha im Waagtal bei Piestany. Die vielen klassischen pappelförmigen Blattspitzen datierte L. Zotz (1952) in das Interstadial W 2/3. J. Barta (I960) äusserte bereits auf Grund eines ähnlichen Fundes aus der Löss­ fundstelle in Ylckovce Zweifel über so eine späte Datierung der Blattspitzen von Typus Moravany n/V — Dlha. Die Szeletien-Funde aus der Höhle Certova pec berechtigen uns auf Grund der erwähnten minimalen Entfer­ nung über den Bergpass eine gegenseitige Beziehung zwischen beiden er­ wähnten Lokalitäten vorauszusetzen und auf Grund dessen auch einen gegenseitigen Übergang aus dem Waagtal ins Nitratal und umgekehrt be­ reits im Zeitabschnitt der Szeletienexistenz anzunehmen. Die Tragfähigkeit von Bârt as Umdatierung der Szeletien-Lokalität Moravany n/Y — Diha auf Grund des erwähnten Fundes aus Ylckovce in das frühe Szeletien bestätigt auch das Datum der absoluten Chronologie, die durch eine Radio­ karbonanalyse aus dem Muster des Szeletien-Brandfleckes aus der Höhle Certova pec bei Radošina gewonnen wurde. Analyse Nr. 2438 Groningen führt das Alter 38.320 + 2480 Jahre an. Diese Datierung schliesst mit Sicherheit die Herkunft aus dem Paudorfer Interstadial W 2/3 aus, was wiederholt indirekt unsere Skepsis zum Belassen der Szeletien-Datierung auf unserer offenen Station in Moravany n/Y — Dlha berechtigt. Die bisherigen slowakischen Fundstellen der Szeletien-Denkmäler liefern keine Beweise für die Fortdauer des Szeletien in das Interstadial W 2/3, wobei die Höhlenlokalitäten Dzeravâ skala und Certova pec grundlegende Bei­ träge zur chronologischen Position des Szeletien erbrachten und dadurch auch den Beweis über die Fraglosigkeit von Mortillets Periodisierung für das mitteleuropäische Gebiet. Obwohl uns aus jüngeren Abschnitten der slowakischen Urzeit, be­ sonders aus der Hallstatt- und römischen Zeit, eine grössere Anzahl von Höhlenlokahtäten mit anthropologischen Funden bekannt sind, kennen wir im Vergleich zu anderen Gebieten in der Slowakei vorderhand bloss den problematischen Cabva-Fund etwa der primitiven Form Homo sapiens foss. aus der Höhle Liskovska jaskyna und den Einzelfund eines Kinderzahnes aus der Schlucht Mala l’adnica bei Silicka Brezova im Südslowakischen Karst (E. Vlček 1956). Neben den am reichsten vertretenen Bärenresten erbrachten leibhaftere Beweise über pleistozäne Fauna vor allem die Durch­ forschungen der Höhlen bei Plavecky M i ku laš, Jaso v, Bojnice und Ra- došina. Die angeführte Übersicht über die paläolithische Besiedlung der slo­ wakischen Höhlen nach der neueren chronologischen Umwertung bezeugt vorderhand die älteste Besiedlung mit Moustérien-Kultur aus dem Inter­ glacial RW in der Höhle Certova pec bei Radošina. In diesen Zeitabschnitt gehört wahrscheinlich auch die älteste Besiedlung in der Höhle Velka Jasovskâ jaskyna. Das junge Moustérien aus der Schlussphase des Stadials W 1 wird durch die an Artefakten reichste Höhle Prepoštska jaskynka in Bojnice repräsentiert. Die Szeletien-Denkmäler von der Grenzscheide des Interstadial® W 2, welche die ersten chronologischen Angaben durch die Datierung C1 4 auf 38.320 + 2480 Jahre boten, stammen aus der Höhle Cer­ tova pec. Auch wenn es scheint, dass die aus den Höhlen gewonnenen Ana­ lysen C1 4 mit Riicksicbt auf das besondere geologisch-sedimentäre Höhlen­ milieu, namentlich für ältere Urzeitphasen, weniger geeignet sind als die aus offenen Lössiedlungen gewonnenen Analysen, spricht trotzdem auch diese erste Datierungsangäbe C1 4 in der Slowakei von einer älteren Existenz des Szeletien, als es das Paudorfer Interstadial ist. Das ist ein grundsätzlicher Beitrag zur Frage der strittigen offenen Lösstation Moravany n/A — Dlha, die in enger Nachbarschaft mit der Höhle Certova pec liegt, wobei unsere chronologische Angabe 38.320 Jahre auch eine tiefere Datierung nicht ausschliesst, welche sich vielleicht, wenn sie nicht aus einer Höhle stammen würde, mehr den Lokalitäten mit höherer Datierung der Dauer des Jung- paläolithikums nähern würde (B. Klima, J. Kukla 1961). AVeitere strati- fizierte Szeletien-Höhlen aus dem Stadial A V 2 fanden sich in der Höhle Dzeravä Skala bei Plavecky Mikuläs. Die mit ihnen gleichzeitigen Mittel- aurignacien- Denkmäler aus dem Stadial A V 2 stammen aus Velka jasovskâ jaskyna bei Jasov. In diesen Abschnitt gehören auch Funde der Höhle Aksamitka bei Haligovce. Auf der vereinzelten Blattspitze der Höhle Domica bei Kečov ist deutlich der Einfluss des Bükk-Szeletien zu sehen. Eine Gravettien-Besiedlimg aus dem Interstadial A V 2/3 wurde in der Höhle Dzeravä skala bei Plavecky Mikuläs festgestellt. Ähnlich, allerdings etwas jünger ist die Gravettien-Besiedlimg aus der Höhle Certova pec bei Ra­ došina und wahrscheinlich auch aus der bisher systematisch noch nicht durchforschten Höhle Velka pec bei Prašnik. Die Höhle Pod Nitrianskym hradom war auch mit Gravettien-Kultur besiedelt, während die Magda- lénien-Besiedlung der slowakischen Höhlen vorderhand problematisch bleibt. Vom Gesichtspunkt der geographischen Ausbreitung der paläolithi- schen Höhlen-Besiedlung wurde sie fast in allen slowakischen Gebirgszügen festgestellt, in denen sich Karstbildungen aus Kalksteinen und Dolomiten befinden. Der Umstand, dass die slowakischen Höhlen einstweilen nicht in grösserem Masse systematisch durchforscht wurden, sondern nur informativ nach Ausführung kleinerer Tiefschnitte, beeinflusst etwa auch das bishe­ rige Missverhältnis in der Zahl der paläolithischen besiedelten Höhlen gegenüber den mehr als 100 registrierten Höhlen mit jüngerer urzeitlicher Besiedlung. Die systematische Ausgrabung der Höhle Čertova pec bei Radošina belegte z. B. die Position der ältesten Moustérien-Denkmâler aus RW erst nach Entfernung der Blöcke, die anfangs den Eindruck eines echten Felsbodens erweckten. Dagegen scheint es jedoch, dass die An­ sichten überschätzt waren, die Höhlen seien für das Gebiet der slowakischen Karpaten im Paläolithikum ein wichtiger Schutzfaktor bei verschlechterten stadialen klimatischen Bedingungen gewesen. Schriftenverzeichnis Bahor J., 1932, Postavenie Slovenska v staršej kamennej dobe, Kultura IV, 38. 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Najstarejša jamska poselitev, verjetno iz riško-wiirmskega interglaciala, je bila ugotovljena v jami Čertova pec pri Radošini v pogorju Inovec. To izpričujejo izraziti moustérienski artefakti. Temu časovnemu obdobju pripada tudi starejša poselitev jame Vel’kâ Jasovskâ jaskyna v vzhodnem delu Južnoslovaškega Krasa. Mlajšemoustčrienski značaj izpričujejo številni artefakti iz čadovca in silicita, ča­ sovno prisojeni stadialu W 1, iz jame Prepoštska jaskynka v Bojnicah na pod­ nožju pogorja Stražov. Zanjo je posebno značilno, da je nastala v interglacialnem (RW) travertinu ob mineralnem vrelcu. Iz jame Čertova pec izvirajo szeletienske najdbe iz konca interstadiala W 1/2 na meji k stadialu W 2. Dale so nam prve kro­ nološke podatke na podlagi analize C1 4 , izkazala se je 38.320 ± 2480 let. Čeprav se zdi, da so jamske analize C1 4 zaradi posebnega geološko-sedimentacijskega okolja zlasti za starejše prazgodovinske faze manj prikladne, kakor so analize naselbin v puhlicah na prostem, je pokazala že prva v Slovaški na osnovi C1 4 izvedena datacija, da je szeletien starejši kot paudorfski interstadial. Ta ugotovitev je osnovne važnosti v spornem tolmačenju lokalitete Moravany n/V — Diha na planem v puhlici in v neposredni bližini jame Čertova pec. Nadaljnje stratificirane szeletienske najdbe iz stadiala W 2 so bile ugotovljene v jami Dzeravâ skala pri kraju Plaveckÿ Mikulaš v Malih Karpatih. Prav tako tudi istodobne, stadialu W 2 pripadajoče najdbe srednjega aurignaciena iz jame Vel’kâ jasovskâ jaskyna pri Jasovu. Iz tega obdobja so tudi skromne najdbe iz jame Aksamitka pri Haligovcah. Na edini listasti konici iz jame Domica v Kečovem se jasno odraža vpliv szeletiena iz pogorja Biikk. Z gravettienskimi najdbami iz interstadiala W 2/3, ki so bile od­ krite v jami Dzeravâ skala v superpoziciji nad szeletienom iz W 2, je bila prvič v Srednji Evropi ovržena veljavnost Mortilletjeve periodizacije paleolitika. Časovno podobna je nekoliko mlajša gravettienska naselitev jame Čertova pec pri Radošini in verjetno tudi jame Vel’kâ pec pri Prašniku v Malih Karpatih, ki pa še ni bila sistematično preiskana. Nadalje je bil gravettien ugotovljen v jami Pod Nitrian- skym hradom v pogorju Tribeč. Magdalénienska poselitev slovaških jam je za sedaj še problematična in le na stratigrafski podlagi prisodimo lahko osamljeno najdbo iz Dzerave skale pri Plaveckem M i kulašu magdalénienu. V starejši literaturi na- vajana majhna jama Pod Pupačkom, pravilno imenovana Pod Iliavskou rovnou pri Dubnici nad Vâhom v pogorju Stražov. je vsebovala sicer silicitne artefakte, vendar je treba imeti lokaliteto za sporno, ker so bili pri reviziji te kolekcije ugo­ tovljeni neolitski elementi. Problematična je tudi paleolitska poselitev jame Hornâ Tufna pri Harmancu v Visoki Fatri, kjer so bile ob kurišču ugotovljene samo kosti jamskega medveda z obdelanimi epifizami. Podobne so tudi najdbe iz že dolgo poznane jame Rothovâ vel’kâ nižinska jaskyna pri Ružinu v Slovaškem rudogorju. Omembe vredna je tudi najdba danes žal že izgubljene primitivne človeške čre­ pinje, najdene obenem z ostanki mamuta v jami Liskovskä jaskyna v pogorju Choc. V breznu Mala 1 ’adnica pri kraju Silickä Brezova ( Južnoslovaški Kras) je bil odkrit zob otroka (Homo sapiens foss.) brez kakršnihkoli paleolitskih najdb. Nesorazmerje med velikim številom jam in skromno paleolitsko poselitvijo po eni strani, toda z bogato poselitvijo v mlajših prazgodovinskih obdobjih, izpričuje, da je bil pomen jam za paleolitik v slovaškem predelu Karpatov verjetno pretiran. To izpričujejo zlasti doslej le v pičlem številu odkriti paleolitski artefakti, kar kaže le na občasen obisk jam, najverjetneje v zvezi s sezonskim lovom na gorsko favno. Abb. 1 . Plaveckÿ Mikulâs, Bez. Senica, Höhle Dzeravâ skala Sl. 1 . Plaveckÿ Miknlâs, okr. Senica, jama Dzeravâ skala Abb. 2. Plaveckÿ Mikulaš. Bez. Senica. Höhle Dzeravâ skala. Szeletien-Blattspitze Sl. 2. Plaveckÿ Mikulaš, okr. Senica, jama Dzeravâ skala, szeletienska list. konica Abb. 3. Prašnik, Bez. Trnova Höhle Velka pec (Grossofen) Sl. 3. Prašnik, okr. Trnova, jama Yel’kâ pec Abb. 4. Radošina, Bez. Topolcany, Höhle Čertova pec (Teufelsofen) Sl. 4. Radošina, okr. Topolcany, jama Čertova pec Abb. 5. Radošina, Höhle Čertova pec, Mousterien-Spitze SI. 5. Radošina, jama Čertova pec, moustérienska konica Abb. 6. Radošina, Höhle Čertova pec, Szeletien-Blattspitze SI. 6. Radošina, jama Čertova pec, szeletinska listasta konica Abb. 7. Radošina, Bez. Topolcany, Höhle Čertova pec, Halsband aus tertiären Schnecken Sl. 7. Rađošina, okr. Topolcany, jama Čertova pec, ogrlica iz terciarnih polžev Abb. 8. Rojnice, Bez. Prievidza, Höhle Prepoštska jaskynka Sl. 8. Bojnice, okr. Prievidza, jama Prepoštska jaskynka Abb. 9. Bojnice, Höhle Prepostskâ jaskynka, Moustérienwerkzeuge Sl. 9. Bojnice, jama Prepostskâ jaskynka, moustérienski artefakti Abb. 10. Bojnice, Höhle Prepostskâ jaskynka, Moustérien-Retouchers aus Bein SL IO . Bojnice, jama Prepoštska jaskynka, moustérienski retušerji iz kosti Abb. 11. Liskovâ, Bez. Lipt. Mikulaš, Höhle Liskovskâ jaskyna Sl. 11. Liskovâ, okr. Lipt. Mikulaš, jama Liskovskâ jaskyna Abb. 12. Jasov, Bez. Košiče, Höhle Vel ka jasovskâ jaskyna Sl. 12. Jasov, okr. Košiče, jama Vel’ka jasovskâ jaskyna Abb. 13. Kečevo. Bez. Rožiiava, Höhle Doniiea, Blattspitze vom Szeleta Typus Sl. 13. Kečevo, okr. Rožnava, jama Domica, listasta konica tipa Szeleta Abb. 14. Karte der paläolithischer Höhlenlokalitäten aus der Slowakei Sl. 14. Karta slovaških paleolitskih jamskih najdišč I. 2. Plaveckÿ Mikulaš, Bez. (okr.) Senica, Höhlen (jami) Dzeravâ und Trnava skala. — 3. Prašnik, Bez. (okr.) Trnava, Höhle (jama) VeTka pec. — 4. Radošina, Bez. (okr.) Topoleany, Höhle (jama) Čertova pec. — 5. Nitra. Bez. (okr.) Nitra Höhle (jama) Pod Nitrianskym hradom. — 6. Dubnica n. Vah., Bez. (okr.) Pov. Bystrica, Höhle (jama) jaskynka Pod Iliavskou rounou. — 7. Bojnice, Bez. (okr.) Prievidza, Höhle (jama) Prepoštska jaskynka. — 8. Harmanec, Bez. (okr.) Ban. Bystrica, Höhle (jama) Horna Tuf na. — 9. Liskovâ, Bez. (okr.) Lipt. Mikulaš, Höhle (jama) Lisko v- skâ jaskyna. — 10. Haligovce, Bez. (okr.) Poprad, Höhle (jama) Aksamitka. — II. Kečevo, Bez. (okr.) Rožnava, Höhle (jama) Domica. — 12. Silickâ Brezova, Bez. (okr.) Rožnava, Abgrund (brezno) Priepast’ Malâ L’adnica. — 13. Jasov, Bez. (okr.) Košiče, Höhle (jama) Vel’kâ jasovskâ jaskyna. — 14. Ružin, Bez. (okr.) Košiče, Höhle (jama) Rothovâ vel’ka ružinska jaskyna