Die große Für das kais. kdn. National» Hoftheater .- -.- Wien, gedruckt key Joh. Joseph Iahn, k. k. priM. Universitats- Buchdrucker , uns zu haben beykti L»genmeister bevder k>,k. Theater. r 7 8 8t Personen Lerr von Lohenhaupt, Hosrath. Frau von Lohenhaupt, dessen Gemahlin. Fräulein Sophie, dessen Tochter. Zerr von Simmer, Sohn eines Ministers. Lerr von Lindenberg, Sohn eines Landedrl» manns. Tapitain von Rondo. Lerr Baron von Altschall. Lisette, Kammrrjungfer. La Fleur, Friseur. Rnipper, Modenschncidrr. «Lourant, Seidenhändler. Lorant, Jouvelier. Madame Martin, Putzmacherin. Jakob Brachfeld, Inspektor auf Herrn von Hohenhaupts Gütern. Doktor Schleicher, HauSmedikuö bey Herrn von Hohenhaupt. Ein Loffourier. Bediente. Er- Erster Auftritt. Herr von Hohenhaupt (in einem Ueberrock auf einem Sopha,) Brachfeld. (LittBe^ dienter bringt das Frühstück.) §err von Lohenhaupe. Er ist also glückl ch angekommrn ? lieber Brach* seid.' sey Er willkommen; es ist mir lieb, Er hat seine Ankunft hübsch frühe eingerichtet, da hab «ch die beste Zeit, mit Ihm zu sprechen. Brachfeld. F«ühe? ey die Glocke ist neun Uhr; schon über eine Stunde hab ich im Bor« zimmer gewartet. Das war sonst Ihre Mode nicht, gnädiger Herr, da Sie noch bey uns auf dem Laude waren! Oft kamen Sie wenn die Tonne aufgieng, zu nur aufö Feld oder auf die A » Wlk« Erster Aufzug. An einem Zimmer in Herrn von Hohenhaupts Haus». 4 Die^große Toilette, Wiesen, da konnte ich mich nie zu frühe ein» richten. Ez>, ey! gnädiger Herr! hatten Sie zu Gnaden, Sie haben sich gewaltig geändert seit dem Sie beyHoke sind. Nun— deswegen geht es auf Ihren Gütern nichts schlimmer zu. (Es Werden Beutel mit Geld und Bücher her- emFebracht.) Meine Bücher und meine Ladum gen, hoff' ich, sollen Sie davon überzeugen. ^r. v. H'ohenhaupt. Ich mich geändert? Gu« ter Alter! gern kehrte ich wieder zu meiner ländlichen Wohnung zurück, wäre es nur mdg» lich, eben so le-cht mich von hier wieder los zu machen, als ich bin angekcttet worden. MH! wie zufrieden wollte ich fcyn, wenn nur ände¬ re in meinem Hause sich eben so wenig geändert hätten! Brachfeld. Wie so? gnädiger Herr! Sie machen mich ganz bange; die gnädige Frau und Fräulein Sophie befinden sich doch? Zr. v. Lohcnhaupt. Befinden sich — vortre'« lich, nur zu vsrtressich. Ach! lieber Jakob! was hilft alle seine Müh und Arbeit, und mir all mein Sorgen und Rechnen! die verdammte Liebe zum Putz! Jede neue Mode, jeder Ball, jede Fete ist für mich so gut Brand oder Miß« wachs auf den Gütern. In manchem abentheu« erl-.chen Kopfputz fliegt ein Baüerhof, auch wohl Mehrere in die Luft, wo will das endlich hinaus ? Brachfeld. Nun versteh ich Sie, gnädiger Herr! ha! ich weis; davon auch ein Liedgen zu fingen. Meine Frau, Gott hab'sie selig, ich nahm sie nur einmal mit nach der Stadt, und das kostete mir — ich mag nicht daran denken; — ja, keinen Kramladen konnte sie vorbcygchcn, ohne zu kaufen. Allein Bauerhöfe! Bauerhö¬ fe ! Nun, das ist zu arg. sr. ein Lustspiel. 5 Lr. v. Lshenhaupt. Und leider nur zu wahr. Wir haben heute Abend Gesellschaft, da wird wohl das Vorwerk, das nur verkauft haben, in die Luft flattern. Er bringt doch das Geld dafür nut? Brachfeld. I«, gnädiger Herr! vierzehn» hundert vier und vierzig.Reichsthaler, sechs» zehn Groschen, drcy Pfennige, mchtig.gezählt. Hm— daß Air das Vorwerk verkauft haben, ist so übel nicht. Es war immer eine Lagreise, um hin und zurück zu kommen, und unterdessen war zu Hause mehr versäumt als dort einge» bracht. Allein daß die gnädige Frau damit so geschwinde zu Kopf fahren würden, das hätte lch mir nicht träumen lassen. Zr. v. Lohenhaupt. Das und noch mehre» res. Seh Er hier, (er zeigt ihm Papiere) Er ist ein verständiger Mann, auf den ich immer viel gehalten, Er wird davon zu Hause nicht plaudern, es würde nur manchem von meinen neidischen Nachbarn eine boshafte Freude vcr» Ursachen. Das hier find Rechnungen von Sei» denhändler, Damesschncider, Putzmacherin und andern dergleichen Gestndel nur von vier Mo» naten, betragen— Da les' Er selbst. Brachfeld. Zweytauscnd, einhundert und drcyßig Reichsthaler, potz Velten! ich fluche nicht gern, das ist aber, bey meiner armen See» le! zu arg. Das beträgt ja mehr als dieHäif» tc aller Einkünfte von den Gütern. Mit allem Respekt! aber was denken die gnädige Frau? Lr. v. Lohenhaupt. Die denkt— ha! Nichts. Wie könnte wohl bey den unaufhörlichen Zer» streuungen, bey dem Gebrau.se von eben so gros» len und noch grbffern Lhoren und Lhdrinncn, in einem so geputzten Kopfe auch nur ein ver» nünftiger Gedanke aufkvmmen? 2- f, 6 Die große Toilette, Brachfeld. Potz Stern! allein die gnädige Frau dürften nur einmal meine jährliche Ncch« nungen ansehen. 5r. v. Zohenhaupt. Haha! Erdenkt wohl, daß eine Dame von Stande rechnen kann? Brachfeld. Dazu gehört aber, bey meiner «rmen Seele! nicht mehr alö zu wissen, daß acht noch einmal so viel als viere ist. 5r. v. Lohenhaupt. Lieber Brachfeld! wa¬ rme rechte Dame ist, hält es schon für pbbcl» haft, auch nur bis fünf zu zählen. Brachfeld. Nun so behüte uns der liebe Gort für alle die Damen. Ey, ey! gnädiger Herr! wie sehr ist nur Lurch das, was Sremič gelaat haben, meine Freude vergällt worden; ick hoffte Ihnen heute ernen recht vergnügten Morgen zu machen, der liebe Gott hat dies Jahr unsere Güter vorzüglich gesegnet. Scheu» ren, Boden, Keller knd voll, die Saat florirt, daß cs eme Lust ist, und ich habe meine Wagen schwerer als sonst beladen. Ich dachte so bey nur selbst, verzeidcn S'e, gnädiger Herr! steh' F.äulkln Sophicchen >st nun achtzehn Jahr alt, wer weiß, was geschieht? du einem jungen, schönen reichen Fräulein findet stch bald ein Bräutigam, und dann gicbt cs eine Hochzeit. Das gute Kind, es sollte mir recht leid thun, wenn auch ihr Köpfchen gelitten hätte. Lr. v. Zshcnhaupt. Es wäre gar kein Wun» der;— doch nut dem Mädgen bin ich sehr zu» frieden. Gesunder Beistand, Geschmack am Lesen, und vielleicht die übertriebene Thorheit ihrer Mutter, die ihr oft zur Pein wird, schei¬ nen ein kräftiges Gegenmittel zu seyn — ich höre meine Frau kommen, geh Er nur für itzt. Brach» em Lustspiel. 7 Brachfeld. Ich gehe — allein, gnädiger Herr! wäre es nicht unmaßgeblich gut, dieses Geld so etwas bey Seite — Lr. v. Lohenhaupt. (Lächelnd.) Laß Ers nur gut seyn, es hat Nichts zu sagen. (Brach¬ feld geht ab.) Zweyter Auftritt. Herr von Hohenhaupt, Frau von Ho- herchaupt (tm Neglige.) Zr. v. Lohenhaupt. Guten Morgen, mein Bester! schon so früh auf? ich haße gar nicht gut geschlafen. Ach! die verdrüßlichen Soupers bey Graf Altwiß, da schläft man immer auf acht Tage aus. Zr. v. Lohenhaupt. Es thut mir leid, daß Sie stch in einem Hause so wenig gefallen, wel« ches doch sonst von allen Leuten von Einsicht und Geschmack geschätzt wird. Es herrscht zwar dort nicht rin gewisser Ton, noch weniger ver¬ schwenderischer Aufwand; allein — Zr. v. Lohenhaupt. Aufwand? nein, gewiß nicht; da könnte mangan; im Negligehingchen. War ich doch gestern die einzige, die vernünftig angezogen war, die übrigen, wie in der Küche, als wenn Sie ihre Toiletten erst hätten machen sollen. Allein, mein Schatz! was fehlt Ihnen? Sie sind mißvergnügt. Lr. v. Lohenhaupt. Kann feyn — vielleicht hab' ich Ursachen. Zr. v. Lohenhaupt. Welche? hat Ihnen et* wa der alte Jakob unangenehme Nachrichten mitgebracht? ich begegnete ihm keym Heraus¬ gehen von Ihnen. Nack seiner Miene zu urtyei« len: da waren Nachtfröste, Hazelschlag, und A 4 weiß « Die große Toilette/ weiß Gott was für Lrndplagen darin zu lesen. Allem Sie wissen ja, mein Bester ! dergleichen Leuten ist das Klagen die andere Natur, und es ist ohnedem ein alter Murrkopf, den ich nie habe leiden können. 8r. v. ZohenhaupL. Und der uns doch höchst unentbehrlich ist. Auch hat er mir keine unan» genehme Nachrichten mitgebracht. Auf unfern Gütern florirt alles, wie er sagt, und wenn es denn key uns hier so etwas weniger florir» le, vielleicht würde ich Heiterer aussehen. Fr. r>. ssohenh.rupt. Ich verlieh Sie Nicht, wem Bester! und die Wahrheit zu sagen, ver» dient der alte Jakob gar nicht so sehr Ihre Pro» tettion, ec ist em alter, verdrießlicher, träger Kerl. Wissen Sie was? ich hätte einen vor» trcfilchen Vorschlag zur Verbesserung derWirth» schäft auf unfern Gütern. 6r. o. Zohenhaupt, Wie? Sic einen Dor» schsag zur Verbesserung der Wirthschaft? den bi» ich begierig zu hören. Fr. v. gohendaupt. Gut — Sie kennen doch unfern la Fleur? ZL. v. Zsherchaupt. Ihren pudrigen luftigen Friseur? nicht eben sehr;— doch Sie werden shn ohne Zweifel besser kennen , da Sie täglich wenigstens vier Stunden unter seinen Händen zubrmgen. Fr. v. Sohenhaupt. Es ist ein aktiver, hur¬ tiger Mensch, voll Verstand und Einstcht. sr. v. Zshenhqupt. Kann seyn; gut — und dieser la Fleur? Fr. o Zohenhaupt. Was meinen Sie ? wenn S>e den alten Brachfeld zur Ruhe setzten, und diesen jungen Menschen an seiner Stelle zum Inspektor machten? Er lat mir einmal davon gesprochen, srhaLJdees, und mit einigem Vor« schuß rin Lustspiel. 9 schuß würde er unsere Revenuen gewiß in kur» zer Zeit verdoppeln, und dann sollte er meine Lisette heirathen. Was sagen Sie zu diesem Dorschlag? nicht wahr Sie lächeln? 5r, v. Lohenhaupt. Lortrefllch! Fr. v. Lshenhaupt. Sie sehen also, daß meine Lorschläge doch nicht so luftig find, als Sie eben meinen armen la Fleur zu nennen be< liebten. 5c. v. Lohenhaupt. Ich bitte sehr um Ver¬ gebung , und ich bin darüber mit Ihnen voll» kommen eins, daß Ms. la Firur gerade der Mensch ist, durch den ich meine Einkünfte ver« doppeln konnte. (Spottend ) Sie verstehn mich doch, mein Schatz? Fr. v. Lohenhaupt. (verlegen.) Ich glau* ke— ja. Lr. v. Lohenhaupt. (Noch spottender.) Ich meine nemlich, wenn wir so den Ms. la Fleur zur Ruhe setzten. Fr. V. Lshenhaupt. Ach! Sie spotten, Sie trauen ihm nicht die Fähigkeit zu. Lr. v. Lohsnhaupt. Ich traue ihm zu, daß Ms la -Fleur auf meinen Gütern mit Haken und Pflug eben die Verwüstung anrichten wür» de, als der alte Jakob Brachfeld mit Kamm, Puder und Pomade unter Cw. Gnaden etwas dünne werdendes Haar. Fr. v. Lohenhaupt. Ach!-— Sie sind mir heute unerklärbar, Sie sind bitter. Lr. v. Zohenhaupt. So will ich mich deutlw cher erklären. Es ist gut, daß Sie selbst am fangen von Ockoromie zu sprechen, und wirk« lick Zeit, sie etwas mehr in unseren Hause ein» zuführen. Sophie ist achtzehn Jahre alt, un;- werd uns bald die Sorge nbthig machen, sie Ltzrem Stande gemäß auszustatten. Mein Sohu A 5 wrrd rv Die große Toilette, wird die Akademie verlassen und soll aus Rei» sen gehen. Ich sehe gar nicht ad, weder wir die Kosten nehmen werden, die dies alles er» fo-dert. Denn nach unserer bisherigen Muster» bauten Einrichtung ist olles, was sowohl mein «Posten ars meine Güter cintragen, immer so gerade aufgegangeu. Fr. y. Zohenbaupt. Das sind doch wohl kei» n? Dorwürfe kür mich? §r. v. sshenhaupr. Wollten Sie fich wohl die Mahr geben, diese Popiere einmal anzu» sehen / ( Reicht ihr Papiere.) Fr. v. Zohenhaupt. (Siehr sie flüchtig an.) Rechnungen, wie ich sehe — Sie wissen ja, mein Schatz! daß ich mich darauf gar nicht verstehe. Zr v. Zohenhaupt. Wollte der Himmel, daß Sie sich eben so wenig darauf verstünden, wel» che zu machen. Ich will Ihnen nur so kürzlich den Inhalt davon sagen: diese hier No. i. von neunhundert Reichsthaler, was Herr Lourant an Seidenwaaren an Ew. Gnaden verabkolgen lassen. Diese No. 2. von zweyhundert Reichs» thaler, was Herr Knipper für Ew Gnaden und das gnädige Fräulein an Dameskleidern auf ho» hen Vefebl verfertiget. Diese No. z. von drey» hundert fünfzig Reichsthaler, was Madame Martin für die gnädige Frau und das gnädige Fräulein von Hohenhaupt an Damesputz gr» macht. Diese No. 4. von — Fr. v. Sohenhaupt. Halten Sie ein, mein Schatz! das ist — 6r- v. siohenhaupt. Und das Ganze — wei» ter nichts, eine Kleinigkeit von zweitausend hundert und dreyßig Reichsthaler. Fr. v. hohenhaupt. Das ist nicht möglich, das rft g. Zshenhaupt. Dortrcstich! der soll uns willkommen sepn? so was fehlte uns noch für den heutigen Abend, um die Gesellschaft aufzu« heitern, das wird ern Fest sevn für Herrn von Simmer. 6r. v. Zohenhauvt Ich hoffe nicht. Dem jungen Lindenberg fehlte damals nichts als Ge> brauch der Welt; eine Sache, die er sich auf seinen Reisen leicht wird erworben haben; da» gegen hatte er gesunden Verstand und Wissen» schäft, eine Sache, die der junge Herr Baron von Simmer nie gehabt, und nie erlange; wird; und dann, wenn er seinem Vater nachartet, wie er sehr die Miene hatte: so hat er Ropf und Zerz aus dem rechten Fleck; und sehen Sie, mein Schatz! dafür haben die Herren von Sim» wer so einen gewissen angebvhrnen Respekt. Fr. v. Zohenhünpt. Ich weiß auch nicht, mein Bester! welche nachtheilige Idee Sie vom Herrn von Simmer haben. Allein Sie Herren, dre Sie die ersten Posten im Staat bekleiden, wenn Sie einen jungen Menschen sehen, so sehen Sie ihn an den Schranken ihres Gericht» Hofes; was Sie mit ihm sprechen, ist eigentlich rin gelehrtes Examen; besteht er darin, so ist alles gut, so >st es ein verdienstvoller junger Mann, aber auf Witz, Artigkeit, Sentiments, Manieren, darauf sehn Sie gar nicht- Lr. v. klohenhaupt. (Lächelnd.) Und Sie, meine Dames, wenn Sie einen jungen Menschen sehen, so sehen Sic ihn an Ihrer Toilette; und viel Glück für uns, wenn Sie ihn nicht noch näher sehen! was Sie mit ihm sprechen, ist ei» geutlich em erbärmlicher Schnickschnack vom ge» stri« i4 Die große Toilette, strigen Ball; besteht er darin, so ist es rin al» lerliebster Lasurer; allein ob er Verstand und Verdienst besitzt, ob dnm Staat und der Welt mit UM gedient ist, darauf sehen Sie nicht rm geringsten.— Nun das »st denn auch fceylich Lhre Sache nicht; also erlauben Sie schon, daß wir etwas mehr darauf sehen. Jr. v. Aoyenhauxt. (Die unterdefi im Brie¬ fe gelesen, liest laut «stein sehr gebrochen.) „solltemich — freuen, wenn— er auch deinen „Veyfall erhielte." Ach l — nne verzweifelte Hand aus dem vorigen Jahrhundert. Ar. v. Zechenhaupt. (Lachelnd.) Würde Ihnen wohl eben so unleserlich seyn, wenn auch Herr Hilmar Luas selbst den Vries geschrieben hatte. Ge' en Sie nur her, ich will Ihnen, be» licbler Kürze wegen, daS üb'ize schon vorlesen. (Er liest.) „ Du hast nne Tochter, oft haben „ wir, da ste u d mern Sohn noch Kinder wa» „ren, ste für einander bestimmt. 5r. v. Zohenhaupt. Ey! darum müßte ich Loch auch wissen. Ar. v. Aohenhaupt. (Liest weiter.) „Und „ich muß dir nur gestehen, dec Junge, da er „vor drey Jahren bey dir war, kam ganz ster» „benö verliebt in deine Sophie zurück, und „sprach von Nichts als von seiner Englischen „Sophre." 8r. v. sshenhaupt. Seht einmal das Bürsch» gen.' und davon Hst kein Mensch das geringste gemerkt. Ar. v. Aohenhaupt. ( Liest weiter.) „ Mit „einem Wort, gefällt dir und deiner Gcmah» „lin der Junge, (Frau von Aohenhaupt mache „einen frostigen Ämcks) so verstärke ihm den „Eintritt in dein Haus, er mag selbst daöHerz „seiner Sophie erobern, denn unter keiner „ an» ein Lustspiel. rz „andern Bedingung will ich für ihn werken." Nun, mein SchG! was sagen Sie dazu? Fr. v. Zohenhanpt. Daß ich hoffe, Sie wer» den doch auch meine Einwilligung nicht für so ganz überflüß-g halten, noch weniger der armen Sophie eenen Mann aufdringrn, der, wenn er sie gleich schon seine Englische Sophie nennt, noch nicht sogleich ihr Englischer Herr von Lm» denberg ist. Zr. V. tzshenhaupt. Gewiß nicht, haken Sie gerechte Einwendungen gegen ihn, und waS die Hauptsache ist, gefallt ec unserer Sophie nicht, so werde ich nie mein väterliches An» sehen mißbrauchen. Fr. v. Zohenhaupt. Nun denn bin ich sicher. Doch die Zeit ist edel, ich habe noch eine yroft se, große Loilette zu machen. Da kommt So» phle, tragen Sie ihr doch zum Scherz ihren Herrn von Lindenberg au. Haben Sie noch in Ihrem Leben keinen Korb bekommen, so bekom» men Sie ihn itzt. Leben Sie wohl, mein Schatz ! ( Inr Vorbeygehen zu Fräulein So¬ phie.) Guten Morgen, Sophie! Du kommst bald nach — Vierter Auftritt. Herr von Hohenhaupt, Fräulein Sophie. Sophie. Guten Morgen, mein Vater! wir freue ich mich! Sie scheinen so heiter, so ver» gnügt zu seyn. Lr. v. Zohenhaupt. Ich bin cs immer, wenn ich meine liebe Sophie sehe; doch vor itzt ist es ein Brief von einem meiner ältesten und wür¬ digsten Freunde. Und wie hat meine Sophie den Morgen zugebrgcht? Du pflegst wohl im» mer dir früheste von uns allen zu sepn. So- i6 Die gtoße Toilette, Sophie. O, mein Datei.-, schon seit drey Stunden bin ich auf, undkedaure, daß ich nicht noch früher mich dem Schlaf entrissen. Allein mein Vater! sie pflegen ihre Freude so gern ih» rer Sophie mirzutheilen. Der Brief! o, war» um gertcth er nicht in meine Hände, ich hätte ihn selbst an Ihnen abgegeben, um die Freude darüber in Ihren Mienen zu lesen. Lr v. Lohenhaupt, Kleine Schmeichlerin! er war von dem alten Herrn von Lindenberg, Len Du oft bey uns, da wir noch «n Blumen» Lach wohnten, wirstgesehen haben. Sein Sohn ist von Reisen zurückgekommen; er ist sehr zu» frieden mit ihm, und hat ihn hergeschickt, ei» nen Posten zu suchen, in dem er seme erworbe» ne Talente dem Staate widmen könne. Wel» che Freude muß das für emen Vater seyn! der« gleichen Beyspicle versüßen mir jeden Kummer und jede Sorge, die das Glück, Kinder zu ha» ben, mit sich führet. Sophie. , O, mrm Vater! wie ist es Mdg» lich, so viele Zärtlichkeit zu erwiedern? Gewiß, an meinem Bruder werden Sie diese Freude auch bald erleben. Doch— dieser junge Lin» denberg, ist cs nicht derselbe, der vor einigen Jahren hier bey uns war? Lr. v- Lohenhaupt. Ja, Meine Tochter! Sophie. Er schien damals sehr viele gute Anlagen zu haben. Lr. v. Lohenhaupt, Und das hast Du be» merkt? Sophie. Warum nicht? er hatte so etwas Gutes, Sanftes, Gefälliges; selbst sein Errd» then, seine Schüchternheit war vorthttlhal't ^ür ibn. Wie sehr gewann er dadurch w er unsere Alltagsaestchter, auf deren Stirne ewiae Selbst» zufriedenhect thront; die uns ihren alltäglichen UN« em Lustspiel. 17 Unstnn mit der größten Fertigkeit herplappern, nie errdthen, es wäre denn, daß Sie cmmat wider Dermuthen etwas Vernünftiges gesagt, oder Gutes gethan hätten. 6r. v. Zohenhaupt. Es freuet mich, daß meine Sophie so richtig urtheilt. (Bey Seite.) Mütterchen! Mütterchen! ich bekomme keinen Korb. (Laut.) Also bist Du wohl mit unfern jungen Herrn hier nicht so recht zufrieden? es find doch einige ganz artige Lavaliere darunter, zum Exempel: unser junger Herr Baron von Simmer. Sophie. Sie werden mir die Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß, wenn ich ihn gedul» dig anhdre, es bloß aus Gehorsam gegen Ma« ma geschieht, die, in Rückficht seiner Eltern ^und Familie, einige Nachsicht mit seinen Thor« Heiken hat. 5r. v. sohenhaupt. Allein der Herr von Alt schall? Sophie. Verdient Mitleiden. In seinen Jahre» noch den süßen Herrn zu spielen, muß ihn äußerst ermüden, so wie alle, die es nur sehen. Zr. v. Hshenhaupt. Ein warnendes Beyspicl für die Herren von Simmer und Lonsorten. Jugend und Unverschämtheit unterstützen einen leeren Kopf eine Zeitlang, der aber zuletzt auf einem alten krummen Rücken eine traurige Fi« gur macht; wenn dann der schmachtende Blick und das gedankenleere Lächeln zur leidigen Gri» mässe wird. Allein unser junger Krieger, der Herr Lapitain von Rondo? das ist so ein Mann für euch Dames. Nach Pulver riecht er nun gar nicht, aber desto mehr nach Caus de Sen» teur und Müsk. Sophie. Ist unausstehlich. B Lr. r8 Die große Toilette, Lr. v. ^ohenhaupt. (Sieht nach der Uhr.) Wie die Zeit vergeht, wenn ich mit Dir vlau» dere! Ich habe uv« einige Geschäfte, ehe ich nach Hofe fahre; da kommt gewiß schon ein Bo» te nach Dir. Fünfter Auftritt. Lisette, und die Vorigen. Lisctte. (Eilig.) Die gnädige Mama lassen Ihnen sagen, Sir möchten doch geschwinde ins Toileetzimmer kommen, da giebt cs recht viel Schönes zu sehen. Kommen Sie, kommen Sie. ( Geht ab.) Sophie. Sogleich. (sum Zerr» von Lohen» haupc.) Leben Sie wohl, mein Vater! Glück» lich, wer Geschäfte hat! Welche zwcy leere lan¬ ge Stunden warten auf mich! (Geht ab.) Sechster Auftritt. Herr von Hohenhaupt (allein.) Dortreflichcs Mädgrn! werth des edelsten ke» sten Mannes! du sollst ihn Haden, wofern die zärtlichste Sorgfalt eines Vaters auf dein Glück nur irgend einigen Ginfluß hat. Und, Jung» linge! wollt ihr einst ein solches Mädgen; soll ein Vater sse euch mit Freuden geben: so be¬ lebe gesunder verstand euren Ropf und ge¬ sundes Blut walle in euren Adern. Zwey- ein Lustspiel. r» Zwcyter Aufzug. Das vorige Zimmer. Erster Auftritt. Frau von HohenhaupL (halb koefflrt,) Fräulein Sophie (kommen beyde aus dem Loilettzimmer.) 8r. v. Lohenhauvt. Höre, liebste Sophie! ich habe mit Dir von einer sehr wichtigen Sa» che zu sprechen. Sophie. Ich erwarte Ihre Befehle, gnädi» ge Mama.' Fr. ». sohenhaupt. Es ist heute ein ent» scheidender Tag für Dich. Weißt Du das wohl ? Sophie. Für mich? Fr. V. öohenhaupt. Ich werde nun sehen, ob Du die Sentiments besitzest, die ichDir durch dir sorgfältigste Erziehung einzufldßen gesucht. Sophie. Ich schmeichle Mir, keine andere zu hegen, als — Fr. v. ö'ohenhaupt. Schon gut— ich wäre so ziemlich zufrieden; doch im Vertrauen, So» phie! ich weiß nicht, Du machst mir zu sehr die Drude, und daran sind Deines Baiers weise Lehre einzig und allein schuld. Die Väter soll» teu sich von rcchtswegen in die Erziehung der Töchter gar nicht mischen; das ist nicht ihre Sache, und wenn ich eine Prüde sehe, so wvll» le ich immer darauf wetten, daß Papa die Er» ziehung davon besorgt habe. B 2 So. »s Die große Toilette, Sophie. Ihre Bemerkung, meine gnädigp Mama.' setzt mich in Verlegenheit— ich hasse , dre Prüderee eben so sehr wie die Loketterie. Fr. v. Zohenhkupt. Nimm Mirs nicht Übel, mcm Kind! zum Exempel, Du stehst zu wenig auf Deinen Anzug; wenn ich Dich so gehen ließe. Du würdest Dich immer so simpel an« ziehen, wie eine Emilia Galo.ti. EiuMädgen von Deinen Jahren und von Deinem Stande — doch heute wirst Du mir erlauben. Deine Loi« lette ganz nach meinem Geschmack einzurichten, Sophie. (Seufzend.) Wie immer, gnädi¬ ge Mama— allein warum heute besonders ? Fr. v. Zshenhaupr. Weil ich dazu besondere Ursachen habe— Du hast doch wohl bemerkt, daß der junge Baron von Simmer Dir seit ei¬ niger Zeit die Lvur vor allen andern macht; denn bey aller Deiner Gelehrsamkeit halt' ich Dich gar nrcht für so abstrakt, um so was zu übersehen. Sophie. Mir vor andern? das wüßte ich nicht; er flattert von einer zur andern, sagt jeder dieselben Süßigkeiten, und am Ende hat er vielleicht mir nicht ein Wort mehr gesagt, als Ihnen, gnädige Mama! Fr. v. Zohenhaupt. Ha ha! bist wohl gar schon ein bischen eifersüchtig. — Nun ich werde Dir Deinen Liebhaber nicht abspenstig machen, und das Flattern wird sich bey Herrn von Sim« mer schon legen; denn wie mir es scheint, hat er sich die Flügel an dem Feuer Deiner Augen gewaltig versengt. Im Ernst, Mädgen ! das ist die Partie, die ich für Dich ausgesucht habe. Sophie. ( ErschroEen. ) Für mich? Fr. v. Zohenhaupt. Ja! ffin Vater ist erster Finanzmnuster, er selbst steht NN Begriff, Ober» Kinanzrath zu werden; seine Figur ist einneh» wend, em Lustspiel, sr «end, er hat Lebhaftigkeit, Witz, und nach ' dem Aufwande, den das Simmersche Haus macht, zu urtheilen, muß er auch reich seyn. Sophie. Man könnte auch eben so leicht das Gegrnrheil — Zr. v. Lohenhaupt. Da hör' ich schon wie» der den Papa aus Dir sprechen. Weil er den Werth der Dinge nicht kennt, so glaubt er, daß man sich durch einige Ellen Vand gleich zu Grunde richtet. Doch— weiter von der Sa» che— das Simmersche Haus ist heute Abend bey uns zum Souper, der Minister wird um Dich für seinen Sohn anhaltender wünscht die Sache zu beschleunigen; meine Einwilligung ha» ke ich unter der Hand schon längst gegeben ; nur Dein Vater, befürchte ich, wird einige Gchwie» rrgkeit machen. Doch dem Minister darf er so geradezu keinen Korb geben— und wenn Du nur willst. Sophie. In einer so wichtigen Sache, gnä» dige Mama.' — Zr. v. sohenhaupt. Muß man -ch nicht lan- ge bedenken. Eine so vortheilhafte Partee fin¬ det sich nicht alle Tage wieder. Oder hast Du mehr Lust, einen armseligen Dorfjunkcr zu yee» rathen? Gut, auch dazu ist Rath. Papa hat schon einen bey der Hand, den jungen Herrn von Lindenberg— hat nicht Papa schon feinet» wegen mit Dir gesprochen ? er werd heute Abend Sey uns seyn, ich muß Dir nur sagen, auch der liebt Dich, und ohne eine Sylbe davon zu wissen, bist Du schon seit Lrey Jahren seine Englische Sophie , ha ha '. Sophie. (Betroffen.) Der junge Lindenberg? 8r. v. Zohenhaupt. Mit Recht erstaunst Du über die Verwegenheit des jungen Lassen. Nun den werden der Herr von Simmer, von Alt» B z schall^ rr Die große Toilette, < schall, vielleicht kommt auch noch vollends Ta» pitain Rondo dazu -- so warm batten, so ridr- külisiren, turlipiniren, perflfiiren, daß-bm die Heirathsgedanken schon vergehen sollen; und einen Mann, der sich in der großen Welt lächerlich macht, wirst Du doch wohl nicht hei« ratben wollen? Sophie. Gewiß Nicht. §r.v. hohenhaupt. Das erwartete ich von Dir, das übrige wird sich schon geben. Ich Hb» re Papa kommen, unsere Toilette wartet auf uns. Komm! (Gehen ab.) Zweyter Auftritt. Herr von Hohenhaupt (völlig ««gezogen,) Zakob Brachfeld, ein Bedienter. Hr. v. hohenhaupt. Ich bin mit seinen Rech« nunaen sowohl als mit seinen Einrichtungen vollkommen zufrieden; übrigens — Ein Bedienter. Ein königlicher Jäger hat ein Handschreiben von Sr. Maiestät abzugeben. (Der Jäger überreicht das Schreiben, wel¬ ches Herr von hohenhaupt für sich liest.) Hr. v. hohenhaupt. Es ist schon gut. (Der Jäger geht ab. Bep Seite.) Eine verschlösse« ne Drdre, beym Minister von Simmer und in feiner Gegenwart zu erbrechen!— Was muß das seyn ? Geschäfte, die vielleicht unser Heuti« ges Souper etwas verstören dürften ; und dann nur iammer Schade um meiner theuresten Gr« mrhlin ihre große, große Toilette! (ZumBe¬ dienten.) Laßt vorfahren, zum Minister von Gimmer. (Zu Brachfeld.) Ha! Jakov! komm' Er nur morgen früh wieder, da werd' ich Ihn yol» ein Lustspiel» «z vollends abfertigen, für itzt hab' ich unmöglich Znl. (Gehrud.) Dritter Auftritt. Brachfeld (allein.) Da sieht ma>i— Würde macht Bürde— wie" ihn der Brief in Grillen ützie! Ha! gebt nur eben so— wenn ich zuweilen zu den Bauern arcks Feld komme, den Kopf voller Grillen, da hetßt'sdenn: Sieh! da kommt unser alter GriS» gram; sieht er nicht aus, als wenn ihm die Bohnen verhagelt wären? was muß ihm im Kopse stecken? Aber die Tölpel wissen viel, waS unser eins öfters für verdrüßliche Orders in der Lasche hat. Doch, was der Brief da wohl zu bedeuten hat? der gnädige Herr sah ver» zweifelt nachdenklich dabey aus, und gleich — zum MiniLer von Simmer — ach! der liebe Gott behüte nur vor Krieg! Ha! wer kommt da? die gnädige Frau. (Er nimmt sich zusam» men.) Ey nicht doch; seht einmal, ist's doch nur die alte Liese! Ueber den Unhold! was die für Blumenwerk auf dem Kopfe hat! Wer soll» le glauben, daß eine so alte Zwiebel noch s» schöne Blumen treiben könnte? Vierter Auftritt. Lisette (in einem lächerlichen Kopfputz,) Brachfeld. Brachfeld. Guten Morgen, Jungfer Lise! -Uten Morgen! Ist Sie's doch? he he! in so blühenden Umständen? hätt' ich Sle doch kaum wieder erkannt! Li- B 4 r4 Die große Toilette, Lisette. Und ich Ihn auch kaum, Herr Der» Walter! wär' es nicht an seiner plumpen Bau» rrspcache. Da steht man doch: Bauer bleibt Bauer! Brachfeld. Haha! sachte! sachte! Sie schämt sich doch wohl nicht Ihrer Herkunft? haben ja oft neben einander gehütet. Sie die Gänsgens, und ich die Ochsen. Lisette. Nur mit dem Unterschiede, daß ich itzt eine ganz andere Rolle spiele, und Er noch die Ochsen, oder, was nicht viel besser ist, gro» be Bauern krmmandrrt. Nebenher) muß ich Ihm nur sagen, ich heisse nicht Liese, sondern Liset» le; und Grafen und Barons nennen mich df» ters Mamsel Lisette. Brachfeld. Ach! war's das? Nun gut, Jungfer, oder, wenn Sie das nicht mehr ist, Mamsell Lisette! ich muß Ihr auch nur so ne» benbey sagen, ich bin nicht Er, der Verwalter, sondern schon seit Jahr und Tag Sie, der wirk» liche Inspektor der sämtlichen' Hochfreyherrli» chen von Hohenhauptschen Güter; und Grafen und Barons nennen mich lieber Herr Brachfeld! Lisette. (Spöttisch.) Ach! Ihre Dienerin, lieber Herr Brachfeld. Brachfeld. Und ich Ihr Diener, Mamsell Lisette! über den Punkt wären wir also in Richtigkeit; nun hätte ich wohl noch so einen Punkt; allein die verzweifelten Blumen da! Lisette. Wie so? was hindern Ihnen die Blumen? ich trage sie, weil es so Mode ist, und weil meine gnädige Frau es haben will. Brachfeld. Hindern mich sehr— seh Sie, indem ich so nach der Stadt herreiste, kam mir ein ganz besonderer Einfall in den Kopf; allein die verzweifelten Blumen! Lisette. Nun— und was für ein Einfall? Brach-- em Lustspiel -s Brachfeld. Seh' Sie— ich Lachte so vey mir selbst: Sieh! deine Frau ist todt und be» graben. Es ist doch verdrüßlich, wenn man den ganzen lieben Tag auf dem Felde sich mit den Bauern geplakt und grplaget hat, des Abends keine Seele zu Hause zu finden, mit der man ein vernünftiges Wort sprechen kann. Sollst wieder heirathen. Sieh! da ist die Jung« fcr Liese bey der gnädigen Frau, mit Erlaub» niß, ich wußte noch nicht , daß Sre nunmehr Mamsell heißt, war vorzeiten in ihrer Jugend ein hübsches flinkes Mädgen, hat unterdeß in der Stadt so etwas mores gelernt, und wird sich recht gut zu einer LnspektorSfrau schicken. Allein seh' Sie da, Mamsell Lisette! das Dlu» menwerk da ist für eine Jnspektoröfrau gegen alle Landes Sitte, sieht sie? Lisette. Werde also wohl nicht die Ehre ha» ken, dielieveFrauBrachfeld zu werden. Wür¬ de untröstlich seyn. Doch denke ich bey mir selbst: Sieh! da ist bey der gnädigen Frau ein gewisser artiger junger Mensch— heißt la Flrur, der hat Hoffnung auch bald Inspektor zu wer» den, und einer gewissen Lisette versprochen, sie alsdann zur Madame Inspektorin zu machen — dieser Ms. la Fleur hat nun gegen die Blumen keine solche Antipathie, sondern ist so hbflich, sie alle Morgen seiner Lisette selbst mit vielem Geschmack aukzustecken. Der ist doch auf alle Fälle besser, denk' ich; bin also, lieber und gestrenger Herr Inspektor! Dero— (Macht einen höhnischen Änicks.) Brachfeld. Potz Stern! gar ein Korb! Nun, nun! viel Glück zum Ms. Ldfler! mit mir hat'S gute Weile — doch was kommt da angcstdbert? ist wohl gar der Ms. Ldfler selbst? B 5 F Ü N f- »6 Die große Toilette, Fünfter Auftritt. La Fleur, die Vorigen. La Fleur. rle, bon 7our, meine Englische Lisrtre! Llsette. Lon^our, Ms. la Fleur! ist die gnädige Frau schon koeffirt? La Fleur. Noch nicht— Sie schreibt an ei» nemBillet, und das weißt Du gent nicht so geschwinde. Da haben wir beybe an einem sehr¬ schweren Wo t buchst»''! t— He! was ist das da für ein alter Murrkopf? Llsette. Das ist der Herr Inspektor Jakov Brachfeld. La Fleur. Us! da mbchte einem aller Ape» tit vergehen. Doch, scharmantes Lisettgen! das soll alles ein ander Air bekommen, wir wollen die Inspektoren schon reformiren. (Ls rvird geklrnFelt.) Komm, Lisette! -^äisu, l^s. 1'lns^eÄeur! ( Gehen ab.) Sechster Auftritt. Brachfeld (allein.) Der Hagel! Windbeutel über Windbeutel! der Hasenkopf! sprach wohl gar von reformiren! wart' ich sollte dich reformiren! Nein, nein, Jakov! Sieh! das war für dein Alter ein dum» mer Einfall mit der Mamsell Llsette. Die wär* de dir als Frau fich gewiß beständig einen Ms. Lbster halten, der unterdeß, daß er ihr die Blumen mit vielem Geschmack aufsteckt, dir mir vielem Geschmack ein paar (weist mir demFinger.) Nein — geh du, geh'. (Gehtab.) Sie- ein Lustspiel. »7 Siebenter Auftritt. Das Toiletlzimmer der ^rau von Hohenbaupt, mit allem uim Lamecputz erforderlichen übermäßiz an gefüllt. Frau von HohenhaupL, ka Fleur (der sie vollends koeffirt,) Lisette. 8r. v. §ohenhaupt. ( Nimmt ein Buch von ihrer Toilette.) Ha! das Modenjournal— was wi d der Monat Neues gebracht haben? Ueberhaupt sind cs nur jämmerliche Loeffüren dies Iaqr! ein wahrer Mlßwachö — ich kann das Niedrige Zusammengedrückte schon gar nicht leiden; (bl ckc in den Spiegel) mich deucht, Liserte! dreser Kopfputz steht ganz vvrtreflich? Lisette. Er kann nicht kesser seyn, Ew. Gna» Len! Es -st wahr, Madame Martin hat sich diesmal selbst übertroffen. Welch ein Leben in den Blumen! welcheFrrben, welcher Schwung! Fr. o. Lohenhaupt. (Zu la Fleur.) Hdher, etwas hdher! die Locken voller! (Zur Lisette.) Schecke doch geschwinde zu ihr, ob der Besaß schon fertig ist? der Schneider wird gewiß schon darauf warten. Lisette. und wenn Ew. Gnaden noch vol, lendö das Kleid dazu anhaben werden! Nein, was Schöneres läßt sich gar nicht denken, als der Besatz— keine Dame bey Hofe kann ihn reicher und gustudser haben, als Ew. Gnaden; dre werden rechte Augen machen. Fr. v. Lshenhaupt. Du kannst Dir nicht Vorffellen, Llsette! wie man mich gestern Abend Ley Graf Altwitz bekukt, belorgnetirt hat, wie man sich in die Ohren flüsterte, und doch war ich nur ganz wie gewöhnlich angezogen. Denn da lohnt' es wohl der Mühe,' Li- L 8 Die große Toilette, . Lrsette. Was wird heute Abend nicht ge« schehen! Fr. v. Zsyenhaupt. Und weißt Du, Liset» ke! was für einen perfiden Streich ich Ihnen gespielt habe? das ganze Stück habe rch gekauft, und wenn sie hundert Louisd'or für die Elle ge» den wollten.- Wer, in aller Welt! lermt d« so im Vorzimmer? LLsette. Gewiß Herr Lourant, der taube Kaufmann. Fr. v. Zohenbaupt. Laß ihn hereinkommrn- ick muß ihn sprechen. Nun — der Himmel Kärke meine Lunge. Achter Auftritt. Herr Courant, und die Vorigen. Fr. p. Zohenhaupt. Guten Morgen, Herr Lourant! Schön, daß Sie kommen. Sie Haven mir da einen allerliebsten Zeug geschickt.— ES ist wahr, Ihre Wahl gefällt mir aufferordent» lich, und ich bin Willens, das ganze Stück zu behalten. Lourant. Unterthänigster Knecht, JhroGna» den! thut mir leid, daß er dem Herrn Gemahl nicht gefällt, fie wollen's nicht behalten, ich weiß schon, und komme es abzuholen. (Nimmt den pack untern Arm.) Fr. r». Zohenhaupt. Himmel! über den Tau« ben! was hat mein Gemahl dabey zu thun? Li« settc! schrey es ihm doch noch einmal vor. Du hast eine stärkere Lunge als ich. Lisette. Sie haben nicht recht verstanden, Herr Lourant! Die gnädige Frau sagen, das Stück gefiel Ihnen ausserordentlich, und Sie find WEens, es ganz zu behalten. Lou- rin Lustspiel. LA Courant. Ganz? ey cy! das wäre ru viel. Zr. v. öshenhaupt. Wieso? Sie find doch »iSher immer richtig bezahlt worden. Courant. Jederzeit zu hohem Dank richtig kontemirt. Allein - Jhrv Gnaden! ich hätte Ihnen wohl, mit Ihrer hohen Permission, em Paar Wbrtgen ins Ohr zu sagen. Sr. v. Zohenhaupt. (Geht mit ihm etwa« bep Seite.) NUN? Courant. ( Schreyt überlaut.) Da haken mir der Herr Hofrath anderitcn lassen, daß künftighin keine Rechnungen mehr würden an* genommen werden, weil Ew. Gnaden alles, was Sie brauchen, jederzeit gleich baar bezah» leu würden. Merne Rechnungen dürften also wohl künftig nicht mehr so zu hohem Dank rich» tig kontentirt — Zr. v. Lshenhaupt. (Vey Gelte.) Verzweig felt l mich zu prostituiren! (Fuserrn Courant ganz gelassen.) Ich weiß, ich weiß; seyn Sie deswegen äusser Sorgen, Herr Lourant! daS ist ein Abkommen zwischen mir und meinen Manu. Sie empfangen künftig das Geld von mir. Courant, (verlegen.) So— (Rragt sich, hinter -er Perücke.) Auch haben Jhro Excellenz die Frau Baroneß von Gimmer zu mir geschickt. Sie verlangen ebenfalls zu einem Kleide von demselben Stück, ich glaube gar, unter uns, (schreyt) das Kleid soll noch heute fertig wer» den. Und sehen Ew. Gnaden, unser einer muß schon mehr als einen Kunden beyzubehalten su» chen. (WM gehen.) Zr. v. Zohenhaupt. Die Frau von Simmer! Lisette! hdrr nur; ja das fehlt noch, wenn sie heute mit demselben Kleide erschiene! — Nein, Herr Lourant! (ße zieht ihm das pack un- term Arm hinweg) wer eher kommt, der mahlt zo Die große Toilette, mahlt eher; ich habe schon das ganre Stück ge« kauft. Schicken Sie nach dem Gclde, wann Sie wollen, in einer Stunde, kbren-Sie wohl, HerrLourant? in einer Stunde— nun find Sie doch zufrieden? Courant. Ha! das ist rin anderes- gut¬ en einer Stunde— sonst, sehen Ew. Gnaden wohl, hab'ich keine Entschuldigung, in einer Stunde bin ich wieder da. (Gehr ab.) Lisette. Ukber den Tauben! was der für rin leises Gehdr hat, wenn vom Geldholen d«e Rede ist. Zr. v. Zohenhaupt. In aller Welt, Lisette! was fangen wir an? Das Stück kann ich un- mdglich aus den Händen lassen.— Nein — LH» ro Exeellenz! unsere Rinder mbgen immer ver« schwistern, nur nicht unsere Garderoben. Lisette. Daß Ew. Gnaden fich auch nur ei« ne Stunde Zeit nahmen! Hätten Sie ihn doch auf den Abend herbestellt, dann war Gesellschaft Hier; morgen früh schliefen Ew. Gnaden noch; morgen Nachmittag befanden Ew. Gnaden fich auf der Promenade; übermorgen waren Ew- Gnaden unpäßlich; und so immer fort, bis Herr Lourant so müde geworden, daß er uns gerne Ruhe gelassen hätte. Jndeß wir müssen darauf denken— ha! da kommt auch Meister Knipper, gewiß bringt er schon das Kleid. (Lauft ihm nach der Thüre entgegen.) Nur herein, herein! das ist wahr, Meister Knipper! Sie haben sich grsput't. Neunter Auftritt. Meister Knipper , die Vorigen. Rnipxer. Um Vergebung, Mamsell! da- Kleid ist noch Nicht fertig. Auf Ehre! Weiß auch ein Lustspiel. zr mich nicht, rvenn's fertig werden dürfte. Auf Ehre! , Fr. v. Lohenhaupt. Fertig werden du.ne! sprechen Sie doch so unbestimmt alS ein Kalen» dec— es darf und muß heute Abend höchstens fertig werden, oder ich taffe keinen Such mehr bcy Ihnen arbeiten. Rmpper. Halten zu Gnaden, da ist mir so ein faschcuser Vorfall arrivirt, alS mir, auf Ehre.' in meinem h.ben nicht arrivirt ist. dr. o. Lohenhaupt. Ein Fleck aufs Zeug ge» macht? nicht wahr? Das hat nichts zu sagen; hier ist das ganze Stück. Rmpper. Das nicht ; auf Ehre! sondern da komme ich den Augenblick von Herrn Lourant, um, wie gewöhnlich, die übrigen Zuthaten zu holen. Und Herr Lourant, ich weiß nicht, wie der Mann zu der Impertinenz kommt, schreyt mir unter die Nase, daß er ohne baar Geld kei» nen Zwirnsfaden verabfolgen lasse. Fr. v. Lohenhaupt. Das ist mir unbegreif» lieh! — Allein vielleicht ein bloßes Mißverstand» niß; Sie wissen ja sein Gehör. Rmpper. Cy nicht doch, Jhro Gnaden ! auf . Ehre: ich hab' es ihm laut genug vorgeschrien, und er hat mir Ew. Gnaden werthen Namen wieder so laut entgegen geschrien, daß mir noch die Ohren davon gellen. Fr. v. Lohenhaupt. Könnten Sie denn sonst keinen Rath schaffen, lieber Herr Knipper? Rmpper. Auf Ehre! keinen. Ich habe zwar verschiedene beträchtliche Posten ausstehen— al» lein leider.' kostet es heutiges Tages mehr Mühe, das Geld einzukassiren, als zu verdienen. Fr. v. Lohenhaupt. Daö ist ein fataler Streich, Lisette! Lisette. Auf Ehre! ein fascheuser Vorfall! 8r- Zs Die große Toilette, Fr. v. Lohenhaupt. Weißt Du denn gar kei» nen Rath, Liierte? Lisette. Hören Sie, Meister Knipper! wie viel müssen Sie Haden, wenn das Kleid noch heute Abend fertig werden soll? Lnipper. Sechs Dukaten, auf Ehre! in ei» ner Stunde spätstens. Lisette. In einer Stunde, auf Ehre! sollen Sie Geld haben. Arbeiten Sie indeß nur frisch drauf los; Madame Martin wird gleich mit dem Besatz dazu kommen. Rmpper. Gut— ich verlasse mich darauf. ( Gehe ab.) Lrsette. Auf Ehre! in einer Stunde. Fr. v. Lshenhaupt. Bist Du toll, Mädgcn! eben tadelst Du mich, daß ich dem Lourant in einer Stunde Geld versprach, und nun machst Du es mit dem Schneider eben so; wo willst. Du Geld hernehmen? Ltsetce. Dafür lassen Ew. Gnaden Mich sor» gen. Da kommt auch Madame Martin. Der Himmel behüte nur unsere Toilette für ein neues Unglück! Zehnter Auftritt. Frau von Hoherchaupt, Lifttte, la Fleur, Madame Martin. Fr. v. Lshenhaupt. Was ist? Madame Mar» tin! was ist? Sie sehen ja so erschrocken aus? Martin. Ach, Ew. Gnaden! ich Unglücku«- che! ich bin verloren, wo Sie mich nicht reuen! §r. v. Lohimhaupt. Reden Sie — reden Sie, was ist geschehen? Allein, vor allen Dm» gen, ist der neue Besatz schon fertig? Martin. La; allein — em Lustspiel. Zz Fr. v. Kohenhaupt. Wie? Mein! Martin. Befindet stch in den Händen der Polizei). Lisette. Unglück über Unglück Fr. v. ^shenhaupt. Was hat die Polizey mit meinem Besatz zu thun? Martin. Hören Ew. Gnaden nur: Es iss ei» ne bloße Schikane vom Polizeplieutenant, weil ich ihm den Eintritt in mem Haus bey meinen Nähjungfern versagt habe. Auf alle meine Sa» chen ist Arrest gelegt; ich habe nur bis Abend die -reyhelt, unter Begleitung eines Häschers herumzugehen, eine Laurion von hundert Du» taten zu suchen, oder mit allen meinen Näh» jungfern ins Spinnhaus zu wandern. Acht ich armes unglückliches verfolgtes Weib Lisette. D-e arme Madame Martin! Fr. r>. öohenhaupt. Himmel! mein Besatz La Fleur. Die armen unschuldigen Kinder.' Ach! gnädige Frau! retten Sie, rette» Sie, wofern ein Funke Barmherzigkeit stch in Ihrem vortreflichen Busen regt. Lisette. Ja— wenn stch nur die Dukaten so in unserer Börse regten . so aber steht es mit der verfolgten Unschuld mißlich aus. Martin. Ach! gnädige Frau! könnten Sie mir nicht auf meine Rechnung die hundert Du» katen auszahlen lassen? Sie sehen, aus wel» chem Unglück Sie nuch retten Fr. v. Zohenhaupt. ( In Verlegenheit. ) Gern, wenn ich nur— Sie wissen, daß ich ge» stern schon — Lisette! Lisette. (Nach einigem Nachstnnen ) Schon gut. Madam, suchen Sie stch und die Polizey nur auf eine Stunde zu beruhigen; ich will al» len Kredit verloren haben, oder ich schaffe Jy» nen in einer Stunde das Geld. L Mar- 34 Die große Toilette, Martin. Englische Mamsell! Sie beleben mich wieder; ich gehe und warte mit Schmer¬ zen. (Geht ab.) Fr. v.Lshenhaupt. Nun, Lisette.' auf eine Stunde hätten wir denn alle Hände voll zu thun. Wir brauchen wenigstens fünfhundert Reichsthaler; und Du bist so gleichgültig da« bey? sage mir doch— Mädgen, woraufverläßt Du Dich? Lisette. Ich? ganz allein auf meine schönen Augen. Fr. v. Lshenhaupt. Ach, Lisette! mit allem Respekt für Deine Augen; wofern Du aber kei» nen andern Bürgen hast als die — Lisette. Daö glauben Ew. Gnaden so — wenn ich Ihnen aber versichere, daß ich noch Heu» te eine Eroberung gemacht, die, wenn wir sie recht nutzen, uns aus aller Verlegenheit ziehen kann. Fr. v. Lohenhaupt. Du machst, daß ich bey allen unfern Elende lachen muß. Wer? L>set» te.' wer hätte noch so sehr die Macht Deiner Reize gefühlt? Lisette. Se. Gestrengen, der Herr Jakob Brachfeld. Er hat mir heute feyerlich seine Hand und Herz angetragen. Der Mann ist schwer mit Geld beladen. Wie wäre es, wenn Ew. Gnaden ihn kommen ließen, zum Schein in seinen Antrag willigten, und ich übernehme dann das Uebrige. Fr. v. Lohenhaupt. Gut — Lisette ! ver« such' einmal Dein Glück; ich werde unterdeß «n Herrn von Simmcr ein Billet schreiben, ist es möglich, so verschafft mir der das Geld. Lisette. Hurtig, la Fleur,— geschwinde, ^rn alte»; Brachfeld her. (La Fleur §eht ab.) Lr. ein Lustspiel. 35 Fr. v. Lshenhaupt. Ach, Lisette! zu was für Mittel muß ich mich entschließen! ich kann Dir nicht sagen, wie bange mir dabey ist; mein Mann, wo er das erfährt.' ich suche ihn ja selbst seine Leute zu verführen! Lisette. Wie Sie Sich auch die Sache vor» stellen ! es ist ja ein Nothfall! Ha! da kommen der liebe Herr Inspektor. Wir müssen unS recht zusawmennehmcn: Sie Ihre ganze Gna» de, und ich alle meine Reize. Cilfter Auftritt. Frau von Hohenhaupt, Lisette, Brach* seid. Fr. v. Lohenhaupt. Ey ! Men Morgen, mein lieber Herr Inspektor! Brachfeld. Unterthänigster Knecht; Ihre Gnaden haben befohlen. Fr. v. Lshenhaupt. Ich wollte Sie doch auch gerne sprechen; das ist ja schdn, daß Sie uns auch einmal in der Stadt besuchen. Brachfeld. Ja, wenn ich nicht müßte, gnä» dige Frau! Mir macht die Stadt keine Freude; kein Bissen schmeckt mir, wo ich die Leute so müßig gehen sehe. Nein, Gott ehre mir das Land, da lebt man schlecht und recht, verthut nicht mehr als man hat, und behält gern noch etwas übrig. Lisette. ( Bey Seite.) Ey, der Text paßt gar nicht auf unfern Fall! Fr. v. Lohenhaupt. Sie haben ganz recht, lieber Herr Inspektor! Allein ich weiß nicht. Sie waren sonst viel munterer. Wissen Sie was: Sie ft'nd ein Mann in Ihren besten Iah» Sie sollten wieder hryrathen. L » Brach- z6 Die große Toilette, Brachfeld. Ha ha! Ew. Gnaden belieben zu scherzen, ich bin ein alter Kerl, ich fühl' es nur zu sehr; und die Wahrheit zu sagen, Ew. Gnaden find unterdessen auch nicht jünger ge» worden. Fr. v. Lohenhaupt. (Etwas empfindlich.) Hum — ich habe nur die vorige Nacht nicht gut geschlafen; doch weiter— wissen Sic was? hier ist meine Lisette— ich weiß, sie iss Ihnen nicht ganz gleichgütt g; unter uns, lieber Herr In¬ spektor! Lisette hat mir so etwas von Ihren Absichten vertraut; ich bin dem Mädchen gut, und will alles bey meinem Mann anwenden, auch seine Einwilligung zu erhalten, und dann für die Ausstattung sorg' ich Brachfeld. (Etwas verlegen) Hem! hem! Aber— Jhro Gnaden! MamsellLisette gab mir vor einem Augenblick erst einen so ungeheuren Korb, daß er kaum auf einen sechsspännigen Wagen Raum hat, und sprach noch ausserdem von einem gewissen Ms. Lbfler gar sehr bedenklich. Zr. v. Lohenhaupt. Daran kehren Sie sich nicht, lieber Herr Inspektor! ich kenne Lisette Vesser. Sie wissen ja, wie die Jungfern find, fic zieren sich gern ein bisge»; und ein so bra» verMann in seinen blühendsten Jahren hat kei¬ nen Korb zu befürchten; (Lisette liebäugelt mit Lerrn Brachfeld) ich muß auf einige Au» gcnblicke in mein Kabinet, einBillet zu schrei¬ ben. Lisette, unterhalt' indcß den Herrn Brachfeld. Wo isi denn der Wtndsack, der la Fleur? Zwölf- ein Lustspiel. r- Zwölfter Auftritt. Brachfeld, und Lisette. Brachfeld. Das wäre also da nur Spaß ste» wesen, mit dem Ms. Ldfler? He he! es sah aber dem Ernst so ähnlich, so ähnlich — L'seeee. Nichts als Spaß — lieber Herr Brachfeld! Wie kdnnen Sie glauben; daß so ein Windsack l Sie hörten, wie die gnädige Fran ihn nannte. Brachfeld. Ha! Windsack bin! Windsack her! das beweist weiter nichts, leider! die Windsäcke machen heutiges Tages beym Trauen» zimmer mehr Glück, als ein rechtschaffner Kerl. Lisette. Nchr nicht bey uns; (bep Seite) wir haben itzt gar lehr volle Säcke nbthia. (Laut.) Sie sehen also, wie gnädig Jhro Gna» den kür S-e denken. Brachfeld. Ha! ich erkenne es mit dem UN» terthäniisten Da k. Leerte. Sie könnten aber auch, wenn Sie wollen, der gnädigen Frau eine große Gefällig» ke^t erzeigen, lieber Herr Inspektor. Brachfeld. Ich? — ich stehe zu Befehl. L-fette. So hdren Sie — die gnädige Frau brauchen den Augenblick fünfhundert Neichstha» ler, der gnädige Herr find nicht zu Hanse. Sie haben sa Gelder mitgebracht. Wollten Sie wohl die Güte haben, solche unterdessen an die gnä» dige Frau verabfolgen zu lassen, versteht sich gegen einen Schein, der Sie äusser aller Ver» anrwortung setzte; denn wegen des Geldes ist zwischen der Herrschaft schon alles ausgemacht. Brachfeld. (Nachdenkend für sich.) HuM, hum-merkst du nicht? he! die Schlangen, fic möchten dich gern zum Schelm machen, um L z als-> Z8 Die große Toilette, «lSdattndenMs. Ldfler — (Laut.) Meine schar» rnamr Mamsell L> solle! ich bedaure von Herzen, ich kann lucht damrt dienen, ich habe schon Heu» te Morgen alles Geld an den gnädigen Herrn abgelrefert. Lisette. (Empfindlich.) So — Brachfeld. Nun— ich habe doch wohl nicht En der Titulatur gefehlt? Lisette. Die gnädige Frau kommen, fiewer» Len sich den Augenblick anziehen, und dabey, lieber Herr Inspektor! ist Ihre Gegenwart et» wasüberflüßig; wollten Sie wohl unterdessen — (Sie schiebt ihn ins Vorzimmer.) Brachfeld. Ich gehe, ich gehe, da kommt MS. Ldfler, vielleicht weiß der bessern Rath. i^Beht ab.) Dreyzehnter Auftritt. Frau v. Hohenhaupt, Lisette, La Fleur. Fr. v. Lohenhaupt. Nun, Lisette! was ha» Len Deine Reize vermocht? Lisette. Alles— nur kein Geld. Fr. v. Lohenhaupt. Ich hab's gedacht. (Zu laFleur.) Geschwinde dies Billet an Herrn von Simmer. La Fleur. Ihrs Gnaden! da ist ein Manfi draussen, der bringt eben ein Billet vom Herrn von Simmer; wer weiß — Fr. v. Lohenhaupt. Laß Er ihn geschwinde vrreinkommen. Vier- M Lustspiel. z- < Vierzehnter Auftritt. Dorant, die Vorigen. Dorant. Um Verzeihung, meine gnädige Frau! ich habe einen Ring und ein Biller an Ew. Gnaden abzugeben. Der junge Herr Ba» ron von Simmer haben ihn bestellt; da fie aber den Augenblick nicht bey Kassa sind, so haben sie mich versichert, daß Ew. Gnaden mir die achthundert Reichsthaler dafür schon würden auszahlen lassen. (Frau von ^ohenhaupt er» schrecken, nimnrt und liest das Bellet.) Wir werden also vermuthlich bald eine vornehme Vermählung celebriren? Wir Jouvelirer und die Notarien find doch immer die ersten, die und so was wissen; he Hel (La Fleur sagt indest Lisetten was ins Dhr, die es wieder der Frau von Zohenhaupt zuflüstert.) Fr.v. Zshenhaupt. Gut, Herr Dorant. Sie w.ürden das Geld sogleich erhalten, wenn mein Mann zu Hause wäre. Wollten Sie unterdest den Ring wohl hier lassen? Dorant. Mit Vergnügen! mit Vergnügen! einer Dame, wie Ew. Gnaden— wann darf ich wieöerkommen? Fr. v. ^ohenhaupt. Morgen, wann Sia wollen, und ^war zu mir. Dorant. Wie Ew. Gnaden befehlen. (Ab.) La Fleur. Goldener Mann! der reißt unS aus aller Verlegenheit; geben Ew. Gnaden her, in einer halben Stunde bin ich wieder da, und Geld die Fülle. Lisette. Das war ein Glück für unsere Toi» leite! mir war schon bange, daß wir heute ganz und gar im Neglige bleiben würden. L 4 Sr. 40 Die große Toilette, Zr. v. ^ohenhaupt. Ach, Lisettel alles gut — allein mein Mann, mein Gewissen, es ängstiget Mlcd ganz erschrecklich. Llsette. Das Gewissen? ha ha ha! das wird schon aufhbren. Ein neues Lleid und ein Blick in den Spiegel ist das sicherste Mittel gegen alle Gewissensbisse. Dritter Aufzug. (Em Gesellschaftszimmer.) Erster Auftritt. Sophie (allein.) (Tritt vsr einen Spiegel.) Zum Entsetzen! und das heißt aeputzk? Die Erste, die diesen fürchterlichen Schmuck aussetzte, daß ste nicht für stck selbst erschrack! Hinwca! sch kann mri» nen Anblick nicht ertragen ! Dum ist die mensch» liche Figur beybehaltenHimmel! wenn doch der heutige Abend vorbey wär e! und dazu soll es, wie meine Mutter sagt, ein entscheidender Abend für mich seyn! Kaum kann ich'S denken. Mein Dater— er liebe mich zu sehr, um mich dem abgeschmacktesten Thoren, einem Menschen ohne alles Verdienst und Grundsätze in die Ar» me zu werfen. Allein — es ist der Sohn des Ministers — hält der Dater wirklich um mich an, und bekäme eine abschlägige Antwort, so würde er unversöhnlich seyn, und alsdann ist er gefährlich — ich weiß nicht, ob mein Vater wird em Lustspiel. M wird «llSweichrn kbnnen— und wäre ich wohl die erste Tochter, die auch vom besten Barer dem Wohl seiner Familie aufgeopfert würde? Zweyler Auftritt. Frau von Hohenhaupt (koeffirt, übr-gens aber noä) «in Neglige,) Sopt)le, Llsette. 8r. v. Lohenhaupc. (Besteht Soph-e vom Ätopf bis zu -en Füssen ) Dock neckt aanz nach meinem Sinn (Sie zupft hrn und wie¬ der an Schleifen und Bändern.) Man siebt es gar zu sehr, daß Du ohnlängst erst aus der Kinderstube kdmmst. Wie «st es möglich? ein Mädgen von Deine«! Jahren, und so wenig verstehen sich anzuziehen. Llsette ! hol' doch ar* schwinde noch einige Blumen, um diese Lücke hier auszufüllen. Jst's nicht entsetzt,ch, ick muß deynahe den ganzen lieben Tag en Neglige her» umgehen, blos weil Ms. Knipper das Kleid Noch nicht gemacht hat; es ist doch ein Elend mit den Handwerkern. (L-sette bringt Blu¬ men , die Frau von Zohenhaupt und sse der Sophie aufstecken.) So, so, itzr mag's gut sevn. Lisette^ Ack! gnädiaes Fräulem! was Sie Heute schön find. Wenn doch der Herr von Simmer gleich hier wäre. Es wäre recht Scha» Le, wenn Sie nicht heute B'-aut würden. Sophie. Ach! Lisette r ich bitte, verschon' mich. Fr. v. Zdhenhaupt. Ums Himmels willen, gnädiges Fräulein! Die machen da eine finstere Miene, die kleidet Sie ganz und gar nicht; Loch ich hoffe, ste wird stch bald aufheitrrn, da kommt ihr Liebyaber. -s Dril- 4» Die große Toilette, Dritter Auftritt. Herr von Simmer, und die Vorigen. Lr. v. Simmer. (Rommt angefaselt.) Ich würde den Morgen für verloren halten, gnä» dige Frau, an welchem ich Ihnen nicht meine Ehrerbietung bezeugte, und Sie, göttliche So» phie! nicht anbetete. O! würdigen Sie, wür» digen Sie mich eines Blicks, der mich wieder belebt. Sie glauben nicht, wie die kürzeste Ab¬ wesenheit von Ihnen mich tddtet. (Fliege zur Frau von Lohenhaupt.) Und Sie, liedenswür» dige Mutter.' (küßt ihr die Land) nur Sie konnten der göttlichen Sophie so viele Reize geben. Sie leihen ihr so, wie die Göttin der Liebe den Grazien, ihren Gürtel. Fr. v. Lohenhaupt. Das muß ich gestehen, Herr von Simmer! kein Mensch kann in einem Lthem so viele artige Sachen sagen, wie Sie. von Simmer. (Fliegt wieder zu Sophie.) Nie sah' ich Sie, holde Sophie! reizender als heute; Sie entzücken. Welche Huldgbttin hat unsichtbar Ihre Toilette besucht, und Ihre Rei¬ ze erhöht? Gewiß alles werden Sie auf dem Ball verdunkeln ; alle werden neben Ihnen ver» schwinden. Nein — wirklich aus Mitleiden mit unfern Schönen vom zweyten Range sollten Sie sich weniger im vollen Glan; zeigen. O! wie. stolz bin ich darauf, einen solchen Engel bald die Meinige zu nennen. Sophie. Ich wüßte nicht, daß wir schon so weit wären, Herr von Simmer! wenigstens weiß mein Vater noch nichts von der Ehre, die Sie mir zugedacht haben. von Simmer. (Fliegt unterdeß zur Frau von Lohsnhaupt.) Und Sie, meine Gnädig» stc! ein Lustspiel. 43 ße! verzeihen Sie; der Name Mutter ist noch viel zu frühzeitig für Sie; zu einem so ehrwür» digen Namen müßten Sic weniger Necze be» sitzen; ich weiß nicht, Sie flößen noch ganz an» dere Empfindungen ein als kindliche Ehrfurcht; und wirklich der mütterliche Ernst, den Sie zu» weilen gegen die holde Sophie annehmen, klei» det Sie ganz und gar nicht; so blühet die Nose am Stock, indem ihr zur Seite die junge Knospe fich enthüllet, ein Ausdruck, den ich heute Mor» gen im Musenalmanach gefunden. Und wirk» lich der Dichter, der dieses Bild zeichnete, muß Sie und die göttliche Sophie dabey vor Augen gehabt haben. (Zur Lisette.) Hal gutenMor» gen, scharmantes Lisettzen ! verzeihen Sie, ich habe Ihnen noch kein Kompliment gemacht. Sophie. Ich hab's gedacht, daß auch die Rerhe an die kommen würde. von Simmer. Es ist wahr, Sie erwerben sich an den Toiletts von Ihren Dames recht viel Ehre. Unter Ihren Händen schmiegen sich An» muth und Grazie, und Sie heften Reize und Schönheit an alles, was Sie nur mit Ihren holden Fingern berühren. Allein auch Sie selbst sind heute so allerliebst, so einnehmend! gewiß auch Sie werden manche Eroberung machen. Lisette. Ach! Sie scherzen nur, Herr von Simmer. Fr. v. Zohenhaupt. Ha! was unsere Lisette betrift, so ist die heute früher aufgrstanden, als wir alle. (Scherzhaft.) Soll ich erzähle», Lisette? Lisette. Ach! ich bitte Ew. Gnaden, nein — Herr von Simmer würde mich nur mit meiner Avantüre zum besten haben. Fr. v. öohenhaupt. So mag's denn gut seyn; wir haben ohnedem von wichtigen Dingen zu spre» 44 Die große Toilette, spreche». (Sie nimmt Zerrn von Simmer bep der Zand.) Hbren Sie! was sind das kür Ge« schäle, die Idr Herr Vater mit meinem Mann abzumachen haben? Nach dem, was man mir davon gesagt har, müssen sie von der äußersten Wichtigkeit ''eyn. Ich weiß, Ihr Herr Vater hat keine Geheimnisse für Sie. von Srmmer. Und ich ke,'ne für Ew. Gna» den; das sollen Sie sogleich erfahren. Sophie. (Bep Seite.) La sind die Staats» gehennniße in vortreflichen Händen. von Sinimer. Mein Vater erhielt Hl glki» cher Zeit mit dem Herrn Hofrath eine verschios» sene Ordre aus dem Kabinet. Es stnd neue Finanzoperationen auf dem Tapet, und mein Vater vermuthet, daß der Herr Hofrath zu sei» nem Departement versetzt werden dürften. 8r. v. Zohenhaupt. Das sollte mich recht freuen. , von Simmer. Auch mir hat die Nachricht viel Vergnügen gemacht. Der Herr Hofrath arbeiten nun täglich mit meinem Vater, und beyde kommen dadurch in nähere Relation. Fr. v. Zohenhaupt. Das ist, was ich schon längst gewünscht habe. Sophie (Bep Gelte.) Himmel! welche Wolken ziehen sich über mich zusammen! von Simmer. Dieser unvermuthete Vorfall, hoffe ich, wird mich dem Ziel meiner Wünsche schleunig nähern. (Sieht Sophie zärtlich an, die sich weFwendet, ihre Verlegenheit zu ver¬ bergen.) . Sophie. Gott! ich bin verloren. Fr. v. Zohenhaupt. Gewiß noch heute. von Simmer. So wie mein Vater mir sag» te, so wollte er gleich diese vortheilhafte Gele» gen« ein Lustspiel. 45 -enheit nutzen, um mit dem Herrn Hofrath wegen der Sache zu sprechen. Sophie. (AenMrch.) Sollten die Geschäft te vielleicht nicht zu wichtig seyn? von Simmer. Um Vergebung, Englische Sophie! da kennen Sie Se. Excellenz w neu Herrn Vater nicht; mit den Geschäften weiß er so umzuspringen, daß sie ihn in seinem gan» jen Leben noch nicht an einer Taffe Lyoeolade gehindert haben; nem, nein, göttliche Sophie! fürchten Sie nichts; gewiß schon heute vrrbin» den uns heilige Schwüre; und Hymen windet schon unauflösliche Ketten von Myrrhen und Nosen. Sophie. (Bey Seite.) Fürchterliche Ketten! von Simmer. Auch Hot mein Vater Mich versichert, daß Se. Majestät, aus höchst eige» ner Bewegung, mir bereits den Posten eines Lberfinanzraths konftrirt hätten; und noch heute soll mir das Patent darüber ausgefertiget werden. Ich weiß nicht, wodurch Se Majestät meine wenigen Verdienste kennen; b,S itzt habe ich noch keine Gelegenheit gehabt, solche zu zei» gen. Denn Subalterne Posten, sehen Lw.Gna» den wohl, daß rin Mensch von meinem Stan» de unmöglich — Fr. v. Sohenhaupt. Die sind nicht für den Sohn eines Ministers, der beym Spielnsche mehr lernt als andere, dir z hn Jahre Referrn» »arien sind. von Simmer. Auch soll mir mein Posten nicht viel Mühe machen. Unser einer findet im» mer geringere Leute genug, tue ihm die ver» drüßlicben Geschäfte abnehmen. Und senen Sie, göttliche Sophie! so werde ick immer Zeit genug haben, zu Ihren Füßen Ihre Reize an» zubeten, und die Süßigkeiten der Liebe — doch, Sv» 46 Die große Toilette, Sophie! wie lange wollen Sie mich mit so vie« ler Strenge behandeln? Sophie. (In äußerster Verlegenheit.) Der« zeihen Sie Herr von Simmer! iS weiß noch Nicht, wre weit— (LeySeite.) Gott! ich bin verloren. §r. v. Lohenhaupt. Entschuldigen Sie das jämmerliche Geziere von dem Mädgen. Ach! wie sehr wünschte ich, daß mein Sohn ßch nach einem so vortreflrchen Muster bilden möchte! Lch weiß nicht, ich liebe meinen Mann von Grund der Seele: allein man hat ihm in seiner Lugend zu wenig Sentiments, zu wenig Welt eingeflbßt. von Simmer. Lassen Sie den Herrn Sohn nur Herkommen; unter Ihren Augen und in un« serm Umgänge soll er Ach bald bilden. Ich will ihn in die große Welt einführeu, undLapirain Rondo soll ihn etwas auf den militärischen Ton stimmen, auch der ist für einen jungen Men» scheu äußerst vorlheilhaft, und beym schönen Geschlecht von ganz besonderer Wirkung. xnopos! heute werden wir wohl das Verguü» gen haben, unsren Lapitain wieder zu scyen, wofern er nicht zu müde von der Revue sepn werd. Vierter Auftritt. Capitam von Rondo, und die Vorigen. vonSimmer. Ha! Wiegerufen!—Willkom» men, lieber Lapitain, vielleicht schon Major? von Rondo. ( Macht den Dames sein Rom« pliment.) Ich habe keine Minute verlieren wollen, Ihnen, meine gnädigen Dames! mei» ye Aufwartung zu machen. Zr. ein Lustspiel» 47 Fr. v. Lohenhaupt. Sie überraschen UN- auf die angenehmste Art von der Well, Herr von Rondo! Nun Sie haben doch eine glückliche Re* vüe gehabt? von Rondo. Die glücklichste, so lange als daL Regiment steht- Hast Du schon gehört, lie» her Herr Baron ! daß ich das Glück gehabt, mich ganz besonders zu distinguiren? v. Simmer. Noch kein Wort. von Rondo. ES ist Glück, ich will nicht eben stolz darauf seyn: allein es flattert doch immer. Fr. v. Lohenhaupt. O! erzählen Sie uns doch, Herr von Rondo! erzählen Sie. von Rondo. Wofern Sie, meine gnädigen Dames, die Erzählung von militairischen Evo* luUonen nur nicht ennüirt? Fr. v. Lohenhaupt Nicht im geringsten. von Rondo. Gut— so hören Sie: ich hat* le gleich anfangs daS Glück, ganz besonders die Aufmerksamkeit Sr. Majestät auf mich zu ziehen. Fr. v. Lohenhaupt. Das ist für einen jun* gen wohl gebauten Offizier eben kein Glück zu nennen. von Rondo. Der König frug mich auf die «llergnädigste Art nach meinem Namen, und wo ich her wäre? Fr. v. Lohenhaupt. Gewiß, Ihr Glück ist gemacht. Wurden Sie nicht etwas frappirt? r>on Rondo. Nicht im geringsten— mit der größten Freymüthigkeit von der Welt antwor* tete ich : Karl August Bogislaff Leberecht Ba» ron von Rondo, aus dem Hause Hüsterloh. Der König lächelte und ritt weiter. Das Re¬ giment formirte Eskadrons. Der Kommandeur des Regiments machte sogleich den allerabscheu* lichsten Vock, den ich aber auf der Stelle re* dres* 48 Die große Toilette, dressirte; Se. Majestät bemerkens, und rie» fen: Bravo! Herr Baron! bravo! Fr. v. Zohenhaupr. Welche Ehre für einen jungen Offizier! von Rondo. Wir machten darauf eine At» »aque mrk dem ganzen Regiment. Ich hatte übn maiö das Glück, daß die Eskadron, die ich führte, wenigstens hundert Schritt vor den übrigen vocauskam. Se. Majestät bemerktrns, und wurden deswegen, versteht sich, auf dle übrigen äußerst ungehalten. Fr. v. Lohenhaupt. Das wird Ihnen gewiß den Neid von den andern zugezvgrn haben? von Rondo. Ganz natürlich, der folgte auf dem Fuß nach. Selbst derObrisie, anstatt mich zu loben, fuhr mich auf die grdbste Art an; und wären meine Verdienste von dem Lage nicht zu glänzend gewesen; ,ch glaube gar, er hätte mich gerne in Arrest geschickt. von Siinmer. Ich gratulire, lieber Kapi» tam ! ist denn das Regiment schon ringerückt? von Rondo. Noch nicht— es muß wenig» stenö noch eine Meile von der Stadt seyn. Ich ennüirte mich da vor der Eskadron Schritt vor Schritt herzureiten, das ist gut für meinen Wachtmeister dacht' ich, gab meinem Pferd die Sporen, und sprengte voraus. Wie wäre es mbglich, englische Sophie! Ihnen so nahe zu seyn, und noch den kleinen Schritt halten zu können? Sophie. Ey, ey! Herr von Rondo! wie leicht kdnnte bey Ihrem Obristen der alte Groll wieder auswachen! und — von Rondo. Fürchten Sie nichts, gnädiges Fräulein! unser Obnster ist viel zu galant, um einen jungen Offizier so zu geniren. Und dann — kommt eö auch sehr darauf an, auf welchen Kuß ein Lustspiel. 4^ Fuß man sich zu setzen weiß, daß einem die Herren Oboisten so was Nicht bieten. (5uLyrrn von Srmmer.) Nun, lieber Baron! Du wüst wohl unterdeß, daß wir uns unter Waffenttang und Feldstaub abgemattet, die Ze.: recht genutzt haben — das ist so recht Eure Epoche, Ihr Hof» leute! da sind wir Euch nicht cm Wege. Loch was giebt's heute? (Zu den Dames.) S>e haben ja eine ganz ausserordentliche Toilette ge» macht! Fr v. Lshenhaupt. Erst ist Ball bey Hofe — und sodann ein kiemes Souper bey uns. Wie werden doch auch das Vergnügen haben? wo» ferne Sie nickt zu sehr katiguirt sind. von Rondo. Ich und fatiguirt, meine gnä» dige Frau! ich bin von bcyden, (zu Sophie) auf die erste Quadrille sind Sie gewiß schon mit Baron Simmer engagirt? allein die zwey» te werden Sie mir nicht rcfusiren. (Sophie macht eine frostige Verbeugung.) Fünfter Auftritt. Herr von Altschall, und die Vorigen. von Altschall. ( Mit einem ^.ir 6s I'mcieu^ ns cnur.) Ey, cy! da finde ich ja eine aller» liebste Gesellschaft beysammen. (Zur Frau von Lohenhaupt. ) Ew. Gnaden sind spät aufgestan» Len, wie ich sehe. (Zu Fräulein Sophie.) Sie aber, mein gnädiges Fräulein! strahlen schon in vollem Glanz! das muß ich gestehen; ichkom» me schon von zehn Visiten , allein keine Dame hätte ich gesehen, die mit mehrerem Geschmack koeffirt wäre — gewiß die neueste Pariser Mo» de?- D von §o Die große Toilette, von Simmer. Wahrhaftig, lieber Baron? Sie lassen es sich für Ihre Jahre um unsere Dames noch recht blutsauer werden. Allein ich fürchte, Sie dienen nur Undankbaren. von Älcschall. Undankbaren? darüber kann ich nicht klagen, ich erhalte noch täglich Gunst» kezcugungen; meine Silhouette finden Sie in allen Dameskabinettern, und mein Kabinet ist Mit Trophäen von Bändern, Schleifen, Haa» reu, Silhouetten angcfüllt — Sie haben eS letzthin gesehen, Herr von Rondo? von Rondo. L> ja ! es steht natürlich aus, wie em altes Arsenal, worin noch die Trophäen aus dem vorigen Jahrhundert hängen. von Altschall. Das spricht nur der Neid aus Ihnen; die Dames sehen mich noch immer Mit Vergnügen kommen. von Simmer. Gehen— ha ha — von Altschall. Nicht wahr, meine gnädige Frau? Fr. v. Zohenhaupt. (Etwas höhnisch.) Ge» wiß, Herr von Altschall, Sie machen uns im¬ mer das größte Vergnügen — doch, La die- schon die elfte Toilette ist, die Sie besuchen, so sagen Sie uns doch, was giebt es Neues bey Hofe? in der Stadt? von Altschall. Wenig oder gar nichts. ES ist heute Sep Hofe ein junger Kavalier Sr. Ma» jestät vorgestellt worden. Sie haben sich lange mir ihm unterhalten, und scheinen sehr zufrie» Len mit ihm zu seyn. Fr. v. Zohenhaupt. So — und wie heißt er? von Altschall. Ich weiß nicht, allein eine schöne Figur, die gewiß viel Bepfall finden wird. (Zu Zerrn von Simmer. ) Doch a xno- x>ord mich beleben, und die aufgebrachten Gemüther ° besänftigen lehren, (will übgehen.) Sechster Auftritt. Ein Bedienter, die Vorigen. Bediente. Der Herr Hofrath lassen sagen, Ew. Gnaden möchten nicht auf ihn warten, Sie würden nicht zu Hause speisen. von Timmer. Ist der Herr Hofrath noch bey meinem Dater? Bediente. Ja — im Kabinet , fle arbeiten Mit einander. von Timmer. Ist etwas Neues vorgefallen ? Bediente. Daß ich nicht wüßte, es ist alles ganz stille. Fr. v. Zohenhaupt. Mein Mann wird also wohl bey Sr. Excellenz speisen? Bediente. Vermuthlich. von Timmer. Gut. (Bediente geht üb.) Em sicheres Zeichen, daß der Friede wieder her» gestellet ist Ich kann mir also die Mühe ersparen. Fr. v. Zohenhaupt. Dem Himmel sey ge» dankt! Sophie. (Bep Seite.) Und ich bin vermut!)» lich das Opfer! Siebenter Auftritt. Ein Bedienter, und die Vorigen. Bediente. (Bringt eine Visitenkarte.) Ein fremder Herr hält unten, und hat diese Karte abgeben lassen. Fr. sin Lustspiel. 53 Fr. v. Lohenhaupt. ( Nachdem sie die Ravte besehen.) Ach! den müssen wir sehen! (Zum Bedienten.) Geschwinde! ich lasse bitten, wo» fern er noch da ist, abzutreten. (Zur Gesell» schäft.) Der Herr von Lindenberg! ich habe auch ganz und gar vergessen. Ihnen zu sagen, Herr von SimmerSie haben einen Mitwer» der, einen gefährlichen Mitwcrber, einen ge» wissen Herrn von Lindenberg. von Simmer. Ich weiß, meine gnädige Frau! daß alles die vortrefliche Sophie anbetet, desto stolzer bin ich; allein wer ist der Herr von Lin» denberg? In meinem Leben habe ich ja von bei» mm Herrn von Lindenberg gehbrt! Fr. v. Lohenhaupt. Der Sohn eines Land» edelmanns, eines Nachbars von unsern Gütern, ein erbärmlicher abgeschmackter Pedant; der glaubt, er dürfe sich nur zeigen, um alles zu erobern. O! ich bitte Sie, lassen Sie ihm einmal recht sein Nichts fühlen, und welche Verwegenheit es von ihm ist, seine Augen bis zu unserer Sophie zu erheben — da ist er — Achter Auftritt. Herr von Lindenberg, die Vorigen. Lr. v- Lindenberg. (Mit vielem Anstand.) Meine gnädige Frau! erst heute Abend hoffte ich die Ehre zu haben. Fr. v. Lshenhaupt. (Etwas verlegen.) Der» zeihen Sie meine Ungeduld, den Sohn eines unserer würdigsten Freunde — Ihre Eltern be» finden sich doch? Lr. v. Lindenberg. Befinden sich wohl, und haben mir aufgetragen — Ihnen — D Z 8r. K4 Die große Toilette, Fr. v. Lohenhaupt. ( Im Ton -er Ueberle- genheit, stellt ihn -er Sophie vor, un- sieht Lerrn von Simmer an.') Kennen Sie dieses Fräulein noch, Herr von Lindenberg? (So¬ phie ist ganz betroffen.) Lr. v. Lindenberg. ( Anfangs betroffen, fasst sich mit einigem Enthusiasmus. ) Wer kann Sophie einmal sehen und wieder vergessen? von Simmer. (Spottend.) Sie finden al» so Fräulein Sophie auch liebenswürdig? Lr. v. Lindenberg. Würde ich damit wohl etwas sagen, was nicht Fräulein Sophie gewiß alle Tage bis zum Ueberdruß hdren? Fr. v. Lohenhaupt. Erlauben Sie, daß ich Sie diesen Herren vorfielle: der Herr Baron von Dimmer, der Herr ffapitain von Rondo, der Herr Baron von Altschall, drey Herren, deren Bekanntschaft Ihnen >ehc nützlich seyn kann. (Lerr von Lindenberg macht ihnen ei¬ ne frostige Verbeugung.) von Rondo. (Zu Sophie.) Der junge Mensch scheint viel Stolz zu haben. Sophie. (Zu Rondo.) Es scheint, als wenn Las Ridiküliffren und Lurlipiniren mit ihm nicht gehen wird. von Simmer. Sie kommen von Reisen, Herr von Lindenberg? Lr. v. Lindenberg. Wofern man einige be» nachbarte Länder gesehen zu haben, reisen nen» neu kann. Fr. v. Lohenhaupt. Ey! da werden Sie uns ja recht viel Neues zu erzählen wissen.' zum Ex« «mpcl: was für eine Kyeffüre ist itzt in Paris die neueste Mode? Lr. v. Lindenberg. Auch in Paris, meine gnädi lc Fran! ist der einfachste Putz der schön» sie, dessen sich Dames vom feinsten Geschmack he« eln Lustspiel. S5 bedienen, wenn gleich Pariser Modehändlerin» neu dsters unsere deutschen Dames ctwaö a la ivonlirs koeffiren. von Altschall. Sie haben heute die Gnade gehabt, Sr. Majestät vorgestellt zu werden, die sich ja recht lange mit Ihnen unterhielten. Fr. v. 6ohenhau.pt, Das waren Sie? von Srmmer. Der König? von Rondo. Mit Ihnen? 6r. v. Lindenberg. Se. Majestät hatten die Gnade, einige Worte mit mir zu sprechen. von Simmer. Sie suchen sich gewiß hier zu placiren? Zx. v. Lindenberg. Ich halte es für Pflicht, dem Staate zu dienen, auch wenn der Hunger uns gerade nicht dazu zwingt. von Siminer. Wissen Sie was? es ist ein Posten als Oberfinanzrath erledigt, Sie sollten darum anhalten. sr. v. Lindenberg. Mein Alter und meine Verdienste berechtigen mich noch nicht zu einem solchen Posten; und ich will weder dem Der» dienste, noch denen in den Weg treten, bey de» uen Protektion die Stelle des Verdienstes ver» tritt. (Ein Bedienter meldet, daß -Le Tafel ser- viret ist.) Fr. v. sohenhaupk. Ich weiß Nicht, ob Jh» re Geschäfte erlauben, mit uns zu speisen, Herr von Lindenberg? Zr. v. Lindenberg. (Nimmt es durch eine Verbeugung an.) Fr. v. Lohenhaupt. (verdrießlich.) Jch woll» te — der wird uns noch mit seiner Vernunft zu Tode ennüirm. ,4 Vier- Z6 Die große Toilette, Vierter Aufzug. (Dasselbe Zimmer.) Erster Auftritt. Sophie (allein.) Vortreflicker Jüngling ! welch' ein Triumph für dich! Wie sic da saßen, die leeren Köpfe! zum erstenmal in ihrem Leben rdthete Scham ihre Wangen; den wollten sie lächerlich machen? der sollte ein Spiel ihres schalen Witzes seyn? Vernunft! Vernunft! ohne dich, was ist ein Mann? in eherner Rüstung, mit Sckwerdt und Helm bewaffnet, ohne dich? ein Wech und elcn» der als em Weib. — Meine Mutter selbst be» kam Hochachtung für ihn— Und ich, warum mußte >ch erst den vortreflichsten, den liebens* würdigsten Jünglrng sehen, seinen ganzen Werth fühlen, und dann eine Stunde darauf in die Arme eines eitcln Thoren der Schande seines Geschlechts eilen? Er selbst, seine Blicke sagten es mir nur zu deutlich, war über mein Unglück gerührt! Sein Auge trübte sich, sooftSimmer scmcn verhaßten rriumphirenden Ton annahm. Doch — guter Jüngling! solange csunentschie* den ist, ob heute vielleicht zum erstenmal die Zärtlichkeit eines Vaters über jede Betrachtung siegen wird — was kann andere mir, was kann rinem armen verkauften Mädchen dein Mitleid den helfen — Gott! da kommt er selbst! ich muß ein Lustspiel. S7 muß fliehen— ihm meine Verwirrung zu ver» bergen. (Geht ab.) Aweyter Auftritt. Herr von Lindenberg (allein.) (Sieht nach der Thür, durch welche So¬ phie sich entfernte.) Dort verschwand sie — Sophie! Sophie! auf ewig für mich verschwurt» den. Hier war es— hier auf dieser Stelle — wo ich sie zum erstenmal sah; unauslöschlich tief drückte sich ihr Bild in meine Seele, be» gleitete mich überall, belebte mich bey jedem ed» len Bestreben, bey jeder guten Handlung. Mein ganzer Stolz war, deiner würdig zu werden; nicht erbetteln wollte ich deine Hand; nein — hier vor deinen Augen wollte ich ffe verdienen. Und ich Unglücklicher! ich komme , sehe sie, rei» zender als je die schmeichelnde Phantasie sie mir zeigte; und sie? ist— das Opfer eines eigen» nützigen Vaters und einer thdrigten Mutter, verkauft an einen Nichtswürdigen, der kein ander Verdienst hat, als daß er der Sohn ei» ncs Ministers ist- Was verweile ich länger? Fort, fort aus einem Hause, in welchem alles für dich verloren , wo keine Sophie mehr für dich ist. Dritter Auftritt. Frau von Hohenhaupt, Lisette. 8r. v. Zohenhaupt. (Sieht Lindenberg weg» gehen.) Gut, daß er geht, ehe mein Mann nach Hause kommt. Seine Gegenwart könnte vielleicht meinen ganzen Plan vereiteln. D 5 Li» §8 Die große Toilette, Lisette. Der junge Mensch hat sich sehr zu seinem Dortherl geändert; nur immer zu alt« klug, zu gesetzt. — Fr. v. Zohenhaupt. Ha! daö wäre so gera« de für meinen Mann— allein kein Mann für unsere Sophie. Lisette. Nein — da ist Herr von Simmer viel artiger, viel einnehmender. Fr. v. Zoheirhaupt. Und dann müssen wir darauf sehen, uns durch sie mit den ersten Häu» fern bey Hofe zu verbinden. Doch— Lisette! ich habe nunmehro die beste Hoffnung, das; we» gen des jungen Herrn von Simmer alles in Richtigkeit seyn wird, und das heute Abend schon, Lisette. Da wünsche ich Ew. Gnaden auf richtig-Glück. Fr. v. sehenhaupt. Und was mir dabey die mehreste Freude macht, ist, daß dieses ganz allein mein Plan ist, den lch sogar gegen den Willen meines Mannes durchgesetzt habe. Lisette. Das ist in derThat schmeichelhaft. Fr. v. Zrhenhaupt. Auf diese Art kann aus uns auch einmal noch etwas mehr als Hofrath werden. Lisette. Schon längst hätten der gnädige Herr weiter seyn müssen, wenn fie nicht über gewisse Punkte zu strenge dächten; ich weiß nicht, ich glaube, ich stürbe für Freuden , wenn ich noch einmal in meinem Leben das Glück hätte, Ew. Gnaden Ihrs Excellen; zu nennen. Fr. v. ^ohenhaupt. Ha ha! ich danke Dir, Lisette! für Deine guten Wünsche; allein- Lisette. Auch ich selbst würde dadurch mehr Konstderation gewinnen. Es klingt doch ganz anders, Äammerjungker bey Ihr» Excellenz, als Kammerjungfer bey Ihrs Gnaden. Sr. rin Lustspiel. §9 Fr. V. Lshenhaupt. Gewiß— wer ist Nicht heut zu Ihrs Gnaden! Und nun kannstDuDir Vorsteven, wie bitter es mir sepn muß, alle Menschen zu Excellenzen, und über mich weg» laufen zu sehen, die öfters lange nicht aus so alten Häusern sind als ich; und dagegen immer und ewig die Frau Hofräthin zu bleiben. Kein Mensch würde auf mich sehen, wenn ich nicht durch mich selbst, durch den Geschmack in mei» nem Anzuge, und durch die Art Mich zu prä* seniiren, mich hervorthäte. Lisette. Und auch dieses Vergnügen wollen der gnädige Herr Ihnen Nicht mehr erlauben? Es ist doch auch entsetzlich! was wollen wir denn machen, wenn wir uns nicht mehr putzen sollen? Fr. v. Zohenhaupt. Hübsch moralische BÜ» eher, die neue Hausmutter, Kochbücher lesen. Nein, daraus wird nichts— wie ich mich an* ziehen soll, darüber nehme ich keine Gesetze an, und sollte es aufs äußerste kommen. Allein, Lisette! nun wäre es denn auch wirklich die höchste Zeit, vollends meine Toilette zu machen. Lisette. Ich weiß gar nicht, wo der Schnei» der bleibt. Fr. v. Zoheirhütlpt. Und la Fleur? Lisette. Ist seit heute Morgen noch nicht wieder zurückgekommen. Lr. v. Zohenhaupt. Nun — dann muß er bald kommen. Er pflegt ja sonst viel zu hur* tig und aktiv zu sryn. Vrer- 6c> Die große Toilette, Vierter Auftritt. Von Simmer, Frau von Hohenhaupt, von Rondo. von Sinuner. Nun, meine gnädige Frau! noch immer im Neglige? Fr. v. hohenhaupt. Ich weiß nicht, welch' unglücklich Gestirn heute über meiner Toilette schwebt. Lisette! schicke doch alles aus, was Du von Bedienten findest, cs ist die höchste Zeit; und wofern ich heute nicht das neue Kleid anziehen soll, so sterbe ich. So was haben Sie noch gar nicht gesehen, Herr von Simmer. von Rondo. Ey ey l da kommen Se. Mag» nificenz der Herr Doktor Schleicher, was muß der Neues haben? er ist sehr eilig. . Fünfter Auftritt. Doktor Schleicher, und die Vorigen. von Rondo. Ha! 8slvs tu vcn»ins! Schleicher. Unterthänigster Knecht! Ihrs Gnaden befinden sich doch wohl? (Fühlt nach dem puls.) Etwas animirt! etwas animirt! Fr. v. hohenhaupt. Ich dins auch, Herr Doktor! der verzweifelte Schneider! schon seit heute Morgen wart ich auf ihn. Schleicher. Pah! rührt das lVlülum daher? Nun dann wird es sich bald legen. von Rondo. Nun, Herr Doktor! was krin» gen Sie guts Neues? Schleicher. Gut, Herr Lapitain, daß ich Sie hier treffe. Ich kann Ihnen einige Nach« richten von Ihrem Regiment bringen. von Rondo. So — und welche? Schlei- ein Lusrsprel. 6i Schleicher. Es ist den Augenblick eingkrückt, steht auf dem Paradeplatz aufmarschirt; es war, deucht mir, em erschreckliches Gefrage nach Ihnen. von Rondo. (Betroffen.) Nach mir? nach mir? von wem? Schleicher. Dom Herrn Obristen, und WS ich nicht irre, so wurde ein Adjutant abgeschickt. Eie zu suchen. von Rondo. (Noch ängstlicher.) Wie? was? ein Adjutant? ein Adjutant? Schleicher. So deucht mir — doch! das wird stch bald zeigen. Sechster Auftritt. Em Bedienter, die Vorigen. Bediente. Der Adjutant vom hochlbSlichen von Baumbachschen Regiment verlangt den Herrn Lapitaiu von Rondo zu sprechen. (Geht ab.) von Rondo. Schock schwere— bitt um Ver» gebung, gnädige Frau! allem der Lbnste hat den Teufel! Fr. v. Lohenhaupt. (Erschrocken.) Ich will Loch nicht hoffen, Herr von Rondo! daß LH» nen etwas Unangenehmes!- Ich würde um trdstlich sepn. von Rondo. So wollte ich das alle— bitt' um Vergebung, gnädige Frau! von Simmer. Ich dachte, liebster Lapitain! Du hättest Dich mit Deinem Obresten auf ei» nem solchen Fuß gesetzt, daß — von Rondo. Ach! es wird auch weiter nichts seyn, vielleicht bey ihm zu soupirrn und mich heute Abend zu Tode zu ennüiren, ich muß nur hdren was er will. (Geht ad.) SchleU 6» Die große Toilette, Schleicher. Haha! ich bedaure Len guten Lapitain! das Ennüiren! das wird wohl em» treffen, allein was das Svupiren bereift, so fürchte ich, fürchte ich, er wird heute wohl auf der Hauptwache svupiren. Fr. v. Zohenhaupt. (Gar-z äusser sich.) Wcl* che Alteration! (Simmer reicht ihr einen Flac» con.) Nein, um alles in der Welt, ins Miri» lair soll mir mein Sohn in seinem Leben nickt — So, mir nichts, dir Nichts, aus der artigsten Gesellschaft weg, und in Arrest — Schleicher. Hah! Dienst ist Dienst. von Simmer. Ey, ey, Herr Doktor! das war auch gar nicht artig. Geschwinde, zur Aufmunterung für die gnädige Frau, erzävlen Sie was anderes. Wie steht es um die Aspek¬ ten? Ich weiß unfern neuern LhavlatanS zum Trotz halten Sie noch immer viel darauf, was ist heute? gut Aderlässen, gut Schröpfen? Schleicher. Nein, das nicht, allein gut Haarabschneiden, besser als jemals- Ha ha ha! da bin ich schon in sechs Häusern gewesen, daS ist überall ein ganz allgemeines Haarabschneiden, als seit der Belagerung von Larthago nicht lst erhört gewesen; das geht über die scharmanten Dameskdpfe her als über die Obstbäume im Frühling. War aber auch bcy meiner Treu ndthig. Das ganze Wachsthum bey unsern jun« gen Dames war schon so in die tsrss naissantss hcreingefahren, daß gar kein Halten mehr war, allein itzt sind sie unter der Scheere, ha ha ha! Fr. v. äohenhaupt. Himmel! was sprechen Sie durch einander? Herr Doktor! mir deucht, Key Ihnen rappelt's. Schleicher. Was werden nun die Perücken wodlml werden! Ist mir reckt lieb, daß ich diese hier etwas über die Zeit getragen. 8r. ein Lustspiel. 6z 8k. v. Lohenhaupt. (ZuLerrn von Stimmer.) Ich glaube mit dem Mann ist's nicht recht rich» tig — Auch ein Poriege von meinem Mann. Schleicher. Ich sehe mich schon in den schd» nen Haaren von Fräulein Sternheim, von Fcäu» iem Blumbach, von Fräulein — 8r. v. Lohenhaupt. In aller Welt , was wirren Sie da alles durch einander, lieber Herr Doktor ! von der Eroberung von Earthago, von tstes ri!iissLnto8, von Perücken, von den Haa» ren der Fräulein Sternheim, eS ist ja ein wah» rer Potpourri. Schleicher. Wie, Ew. Gnaden wissen noch nicht?— Ach! ich bin blind, ich bin blind. Fr. v. Lohenhaupt. Wenigstens — vielleicht noch etwas mehr. Schleicher. Ich hätte es ja Euer Gnaden am Kopf ansehen kdnnen, daß Sie noch nichts wissen. Fr. v. Lohenhaupt. Herr Doktor! (sie greift an seinen pul«) sehr animirt, sehr animirt. Schleicher. (Zeigt aufihren Ropfputz.) Her» unter, Euer Gnaden! herunter mit dem ganzen Plunder, auf meine Verantwortung. Fr. v. Lohenhaupt. Ach! ums Himmels wir» len, das wird Ernst, er kriegt mich noch bey den Haaren. von Simmer. Nach gerade wird mir selbst bange dabey. Schleicher. Das ist ja alles nicht mehr Mode. Fr. v. Lohenhaupt. Das wenigstens will ich mir ausbitten. Madame Martin hat erst mit voriger Post das Modell aus Paris bekommen, und ich den sicher die Erste. Und seit wann ver» stehen Sie sich denn auf Moden ? Herr Doktor! Schleicher. Seit eener Stunde nur; aber dafür ist's auch die nagelneuste Mode, nmne gnä» 64 Dre große Toilette, gnädige Frau— Ist Mo der Hoffourirr noch nicht bey Euer Gnaden gewesen? Fr. v. Lshenhaupt. Was soll der? Schleicher. Mit dem neuen Reglement we« gen des Damenputzes. Fr. v. Lohenhaupt. (Aufgebracht.) Was sagen Sie? Ein Reglement? Wer kann darüber rin Reglement geben? Schleicher. Se. Majestät haben endlich ge» ruhet, dem Unwesen Einhalt zu thun — Ein Herr» lichcs, heilsames Reglement! Ha! da kommt der Herr Hoffourirr; nun werden Euer Gnaden mich bald nicht mehr für einen menrs eaxrus halten, sondern bald die Seegel streichen. Siebenter Auftritt. Ein Hoffomier, und die Vorigen, Lisette. Fr. v. Lohenhaupt. (Ganz erschrocken.) Ge» rviß an meinem Mann? Losfourier. (Ueberreicht ein Papier. ) Ilm Vergebung, meine gnädige Frau! diesmal gilt mein Besuch Euer Gnaden. Se. Execllenz der Herr Hofmarschall haben mir aufgekraaen, die» fes allen hohen Dames, die bey Hofe erschei« nen, zu überbringen. Ich wäre schon früher hier gewesen ; allein Euer Gnaden glauben necht, was es für Mühe kostet, den gnädigen Dames es beyzubringen. Kein Landreuter kann mehr Mühe haben, sein Executorial einem flüchtigen Schuldner einzuhändigen. Jedoch von Euer Gnaden bin ich überzeugt — Fr. v. Zohenhaupt. (Unwillig, nimmt das Papier nicht an.) Ich weiß nicht, was für Befehle ich von dem Herrn Hofmarschall anzu» nehmen - Und — um Vergebung, was betreft solcher? Los- ein Lustspiel. 6s ssffourier. Eine Kleinigkeit, eine kleine Aen» derung an Euer Gnaden Toilette, ehe Sie noch nach Hofe fahren. Fr. v. Lohenhaupt. Das ist schlechterdings unmöglich. Loffourier. Euer Gnaden würden sich nur Unannehmlichkeiten zuziehen, an denen ich völ» lig unschuldig wäre, denn wegen der Einhän» digung werde ich Euer Gnaden schon unterrhä» nigst bitten, dieser meiner Liste ein kleines At» trflätgen bevzufügen. Fr. v. Lohenhaupt. (Leftig.) Wieistesmög» lich, in so kurzer Ze«t eine ganz neue Toilette zu machen? Das verstehen der Herr Hofmar» Marschall nicht. Loffourier. Die neue Toilette ist ganz kur; und simpel; Euer Gnaden kommen noch voll» kommen zu rechter Zeit zum Ball. Euer Gna» den geruhen — (Er prasentirt ihr das Regle¬ ment und seine Liste.) Fr v. Zohenhaupt. (Russer sich.) Ich kann unmöglich schreiben; Lisette! unterschreib Du, damit wir den fatalen Menschen nur los werden. Lisette. (Rengstlich.) Um Vergebung, fleht auch von uns Kammermamsclls im Reglement? Loffourier. (Schalkhaft.) Allerdings, mei» ne schöne Mamsell! zum Exempel, die Blumen da, sind ganz gegen das Reglement. Lisette. ( Schreit. ) Ach ! die schönen Blu» men, die könnte man uns doch lassen. Es sind so nur die Ableger von denen von unfern gnä» digen Frauen. (Segt sich nieder, steht aber bald auf.) Nein— ich kann unmöglich schrei» keu, ich weiß nicht, mir zittert die Hand, es flimmert mir vor den Augen. Loffourier. Meine Zeit ist kurz— ich bitte. E Schlei, 66 Die große Toilette, Schleicher. Wenn Euer Gnaden erlauben, so will ich — (setzt -Le Brille auf und schreibt) schon für Sir unterschreiben. Loffourier. Wohl! Herr Doktor! damit ich nur weiter komme. In meinem Leben habe ich keine verdrüßlichere Kommission gehabt. (Geht ab.) Schleicher. Nun, meine gnädigeFrau! soll ich Euer Gnaden einmal das Reglement vorlesen ? Fr. v. Lohenhaupt. (Aufgebracht.) Ich mag nichts davon hören, nicht sehen, nicht wissen. Schleicher. Es ist aber doch nöthig, wenig» stens will ich Euer Gnaden ein kleines Exträkr» gen davon machen. (Setzt die Brille auf.) Hem hem! „Se. Majestät mit besonderer Gnade bc» merken, wenn die Dames künftighin statt deren ausschweifend hohen Loesfüren — Fr. v. Lohenhaupt. Welch' ein Despotrs» mus! Das ist so gut alö geheiligte Privilegien angegriffen. Schleicher. Um Vergebung, Ihrs Gnaden! es ist ja von keinen Privilegien, sondern nur von Mißbräuchen, Dorurtheilcn, Loesfüren die Rede. Fr. v. Lohenhaupt. Don Loesfüren, die rechnen Sie unter die Vorurtheile? und wenn zehn mal, so sind das respektable Vorurtheile, die verschont bleiben müssen. Schleicher. ( Liest weiter. ) Hum — hum ! ja ausschweifend: „hohe Loesfüren, die gewiß die natürlichen Reize des schönen Geschlechts mehr entstellen als erheben — Fr. V. Lshenhaupt. Wie abgeschmackt! wie abgeschmackt, ein hoher Kopfputz soll entstellen. (Sie tritt vor einen Spiegel.) Kann wohl et» was schöner stehen als dieser Aufsatz, Herr von Simmer ! finden See das nicht auch? von ein Lustspiel. 67 von Simmer. Süperb, er kann nicht kesser. Fr. v. Zohenhaupt. Wenn doch die Herren flch in unsere Toiletten nicht melirten r Das ist eben so, als wenn wir ein Reglement über ih» re Perücken herausgeben wollten. Dergleichen Sachen müssen schlechterdings einer Lommitte von Dames aufgetragen werden. Schleicher. (Liest weiter.) Hem hem — „mehr entstellen als erheben; solche auf eine Höbe von drei) Zoll herabsetzten. Fr. r>. Zohenhaupt. Wie. Herr Doktor? drey Zoll? wie hoch ist das drcy Zoll? ich ver» stehe mich auf die Maaße nicht, ist dies ohnge» fahr drey Zoll, (sie rveiset aufihrenRopfputz) Herr von Simmer? von Simmer. Kaum — meine gnädige Frau? Schleicher. Pah! warum nicht gar? Das find vollkommen zwey Rheinländische Schuh. Drcy Zoll das ist xr-ersr xroxtsr so! (Miße «n seinen Stock.) Fr. v. Zohenhaupt. Was sagen Sie? Schleicher. La! so, so, auch nicht ein Haar» breit mehr. Fr. v. Zohenhaupt. Ha, ha, ha! eine Loef» füre von drey Zoll! Kann ich mir davon doch ittcht einmal eiste Idee machen. Doch— Herr Doktor! das wird wohl für die Kaufmanns» frauen und überhaupt für Bürgerliche seyn, und das wäre recht; allein für die übrigen Klassen, hoffe ich, wird eS doch wohl von drey zu drey Zoll xunrhmen, und das wäre noch — Schleicher. Davon steht kein Wort im Re» glement. Fr. v. Zohenhnupt. Es könnte aber darin stehen, und sollte darin stehen, und ist eben so gut als wenn es darin stünde, lesen Sie nue weiter, es wird gewiß noch Nachkommen. E 2 Schlei» 68 Die große Toilette, Schleicher, cvntraire. „Se. Majestät hoffen, daß alle und jede Dames, ohne Aus» «ahme, dahin sehen werden — Fr.v. Lohenhaupt. Das ist so ohne alle Ile» Verlegung hingeschriebsn. Wre ist es möglich, auf einer Loeffüre von drey Zoll alle Blumen, Bouquets, Schleifen und dergleichen anzubrin» gen? Schleicher. Ha! diese Schwierigkeit ist ganz vortreflich abgeholfen, denn es Heist: „da die ausländischen Blumen beträchtliche Summen aus dem Staat und Kommerz ziehen, so find solche hiermit, gänzlich cinzuführen und zu tra» gen verboten. Fr. v. Lohenhaupt. Das ist entsetzlich! Ah so mein ganzes neues Kleid ist schnür gerade gegen das Reglement, denn es ist ganz nut Jta» lienischen Blumen besetzt — ich soll es also nicht ««ziehen. Schleicher- Auf die Art nicht, denn es heißt ausdrücklich, hem hem — Fr. v. Lohenhaupt. Kein Wort weiter — sie tbdten mich, wofern Sie noch eine Sylbe von dem fatalen Reglement lesen. (Leftig.) So weit wäre es also mit der Unterdrückung unseres Geschlechts gekommen! Warum nbthigt man uns nicht gar einen Schleyer zu tragen, so wie bey den Tartarn Mode ist? Und unsere Männer!— Ha! die sind es, die uns diese Ket¬ ten geschmiedet, das ist ganz ihr Werk , daran kenne ich meinen Mann, das waren die neuen Finanzoperationen! Wie wird er triumphiren! Welche Freude wird in seinen Migow-funkeln? Und das ist der Lohn für meine Liebe? Ach! Schleicher. Ums Himmels willen, gnädige Frau! fassen Sie sich— Ihre Gesundheit! Fr. ein Lustspiel. 69 8r. v. Lohenhaupt. Was Gesundheit! was Leben! sterben will ich, gern sterben— Doch — welch ein schrecklicher Gedanke.' nach meinem Tode noch, in dem neuen affreusen Kopsputz unter den ehrwürdigen, alten Familien »Por» traits da zu hängen, ein Fluch meinen-Enkelin» mn, die von mir die schimpflichste Epoche un» sers Geschlechts zählen werden. Nein, der Gedanke empört mein Innerstes — Nichts, wenn alles schweigt, wenn alles sklavisch sich unters Joch schmiegt; so will ich , ich allein zeigen , daß unsere Haare eben so unbiegsam sind als unser Sinn. In meinem neuen Kleide, mit meinem größten Bouquet, will ich, dem Könige, dem Reglement, dem ganzen Konseil, meinem Mann, allen Männern, der ganzen Welt zum Troß, deute öffentlich auf dem Ball erscheinen, und> sollte dieser Kopfputz mir zu einem Kranz von Disteln und Stechpalmen werden. Schleicher. Ha, ha! Da würden Euer Gna» Len gewiß eine ganz besondere Figur machen. Zr. v. Lohenhaupt. Gott! wie wird mir! Lisette. Ach! gnädige Frau! von Simmer. Ums Himmels willen, Euer Gnaden! Schleicher, (will ein Balsamdösgen unter der Nase halten.) Fr. v. Lohenhaupt. (Stößt seine Land zu- rüL.) Fort! Himmel! wie wird mir? meirr Kopf, mein armer Kopf! Haltet, haltet! — (Lerr von Simmer und Schleicher lassen sie «ruf einen Lehnstuhl sinken.) Schleicher. Dir Dame stirbt noch an dem Reglement. Lisette. Um Gottes Willen Hülfe! Hülfe r S 3 Ach- ?c> Die große Toilette, Achter Auftritt. Brachfeld, Bediente, die Vorigen. Brachfeld. Was ist? was geht hier vor? Llsette. Ach! die gnädige. „Frau stirbt uns unter den Händen. Brachfeld. Das wäre — hum — wird wohl wieder zu sich kommen. Meine scelige Frau starb auch wenigstens zwanzigmgl eh's Ernst wurde. Jndeß, wenn ihre Zeit und Stunde da ist— ja— da müssen wir alle daran, und wenn wir noch so große Kopfzeuger aufsctzen; der Tod ist kein Sperling, um stch durch so was wegscheuchen zu lassen. von Simmer. ( Zalt ihr ein Flaccsn unter die Nase.)' Schleicher. Gnädige Frau! ein Glas Wasser.. Fr. v. Zohenhaupt. (In einer Extase.) Wo, wo bin ich? Ach! welcher Glanz— welch ein Kleid umgieöt mich— wie reich! welch ein Be» satz— und der Schmuck auf meinem Haupte! — Ha! wie sie daher rauschen die himmlischen Gei« ster! Unverwelkliche Blumen winken hoch auf ihren Häuptern! Ach! (Sie kommt wieder zu sich.) Wo war ich. Lisette! ach ! ich habe schon lange auf Dich gewartet. Ist der Schneider^ ist la Fleur? Ach! ach! Ein Bediente. Den Augenblick komme ich von Meister Knipper,. er hat das Kleid liegen lassen^ weil Monsteur la Fleur kein Geld und Madame Martin den Besatz nicht gebracht hat. Die arme Frau fitzt schon seit vier Stunden in der Spinnstube hcnter ihrem Rädgen. Brachfeld. Und wegen des Monsieur Lbflers seyn Euer Gnaden äusser allen Sorgen. Der ist in guter Verwahrung. Die Poliže» hat ihn glück» ein Lustspiel. ?r glücklich ertappt mit samt den Ringe, den er Ihnen gestohlen. Hab' ich's doch unmer gedacht, daß der Kerl ein Spitzbube war. Eben führ* ren ste ihn hier vorbey. Fr. v. ^ohenhaupt. Was? La Fleur arre« tirt. Himmel! mein Mann ! ich bin verlohren, ich sterbe. (Sie fallt wieder in Ohnmacht.) Lisette. Ueber den unbesonnenen Kerl! Schleicher. (Nachdem er sein Balsamdös» gen unter die Nase gehalten.) Wir müssen die gnädige Frau nur ens Schlafzimmer tragen, und ihr etwas Luft schaffen. (Brachfeld und der Bediente wollen sie im Lehnstuhl wegtragen; ein Bedienter stößt ihr etwas an den Ropfputz.) Fr. v. Zohenhaupt. (Auffahrend.) Ungr» schickt! Ach , ach! Schleicher. Was die Damr für ein sensibles Haar hat! ( Man führt sie langsam weg.) Lisette. Schade, Jammer Schade über dir schöne Toilette! Nun Adieu, Ball, Soupe, Derlbbniß und alles — Das fatale Reglement; (Sie gehen alle ab, bis auf Ferrnvsn Simmer.) Neunter Auftritt. Ein Bedienter, Herr von Simmer. Bediente. Ums Himmels willen , Herr Ba« ron! eilen Sie nach Hause. von Simmer. Was ist? Bediente. Ich weiß nicht was, allein alles schrcyt, weint und ringt die Hände. Ihre Ex« eellcnz hat man schon dreymal aus der Ohnmacht aufgeweckt; und die gnädigen Fräuleins — von Simmer. Wird wohl dasselbe Unglück itM. Nun, der Himmel sey meinen Ohren E 4 gnä» 7» Die große Toilette, gnädig! Hier schrie nur eine, und dort schrcyen sechse. ( Gehe ab.) Fünfter Aufzug. ( Dasselbe Zimmer.) Erster Auftritt. Schleicher (allein.) (R-mmt ganz leise aus dem Tsilettzim- rner.) Was das für ein ParoxesmuS war! — rin sonderbarer Casus, als mir Zett meiner lbreyßlgjährigen Praxis nicht vorgekommen. Ich «>e ß gar nicht, unter welche Klaffe von Krank» Herten rch solche bringen soll. Ich will doch die Symptomen genau bemerken, key müßigen Stunden einen griechischen Namen dazu suchen, und dann die ganze Mttorizm morbi, nebst der Kur, in eins von unsern Medieinischen Jour« palen rücken lassen. Ltzt hat fie etwas Ruhe, allein sehr unterbrochen, fantafict von Kleidern, Blumen, Ringen et cetera. Nichts anders als rin Tumor, der plötzlich in den Körper zu» rückaetrieben worden. Freilich, das hätte man hey dem Reglement bedenken sollen, verglei» Hen Auswurf der Natur^ als leider der Da» mesputz ist, muß mit vieler Behutsamkeit be» handelt werden, so wie ein Kropf und über» Haupt jede Geschwulst. Doch nun zur Kur. Vor allen Dingen wäre wohl nbthig, die eigentlich« VüulM avrdi aritz dm Wege zü räumen — Hrer ein Lustspiel. 73 hier den ganzen Kram im Toilettzimmer; denn wo sie ihre Loeffüren, Blumen, Kanten re. re. wieder flehet, so flnd wir wieder wo nur wa» ren. Wenn doch gleich jemand hier wäre! Zweyter Auftritt. Brachfeld, und Schleicher. Schleicher. Gut, daß Sie kommen, lieber Herr Inspektor! Hdren Sie! Es ist äußerst nothwendig aus diesem Zimmer hier alles weg» zuräumen, was die gnädige Frau an das Ne» glement erinnern könnte. Wollten Sie wohl die Mühe über sich nehmen? Brachfeld. Mit tausend Freuden, hochge» lahrtester Herr Doktor! In der Erndte und bey einer so nützlichen Arbeit, da lege ich mit Hand ans Werk; der gnädige Herr wirds uns gewiß beyden Dank wissen. He da! (ruft Be¬ diente) hier ausgeräumt; der Herr Doktor ha» kenS verordnet. (Sie tragen Schachteln und allerley Sachen über» Theater.) So, lustig zur Arbeit— alles oben hinauf ins Dachstüb» gen. — Bald, Herr Doktor, bald wird's drin» nen so lichte seyn, als wenn ein Pulk Losaken darin gewirthschaftet hätte. Ha ha! was wird Mamsell Lisette sagen, wenn sie ihr Tabletten» zimmer so allerliebst aufgeräumt findet? Und wenn ich dann Morgen früh den ganzen Plun» der auf meine Wagens laden, und den MS. Ldfler kreuzweis gebunden oben darauf packen dürfte. Ha! das sollte so rin rechtes Fest für den alten Brachfeld seyn; zu Fuß tanzte ich ne» den her von hier-biS Blumenbach. — Potz Del» ten! itzt wird's los gehen, da kommt Mamsell Lisette, «5 Dril- 74 Die große Toilette, Dritter Auftritt. Lisette / und die Vorigen. Lisette. Was in aller Welt, was ist das? wer kann stch unterstehen? hören Sie, lieber Herr Inspektor? Sie find nicht hier, um Un» fug anzugeben. Ich glaub« gar, der Mann ist ! betrunken, und träumt, daß er zu Hause in sei» mr Wirtschaft ist. Brachfeld. Stille, stille, Mamsell Lisette! s der Herr Doktor habens verordnet. Schleicher. Eine nöthize Vorsicht. Lisette. Ey was? der Herr Doktor haben hier nichts zu verordnen, und Sie hier nichts zu kramen. (Reißt den Bedienten die Schach¬ teln «eg.) Die Kerls werden das schön rüge» richtet haben. Brachfeld. Freylich wissen wir das nicht ss geschickt anzugreisen, als der Ms. Ldfler, der die Blumen und Ringe mit vielem Geschmack — He! he! Lis-tte. Gleich den Augenblick alles wieder hergcschaft. Vierter Auftritt. Hr. v. Hohenhaupt, Schleicher, Lisette. sr. v. Zohenhaupt. Was ist— was geht hier vor? Lisette. Ach! gnädiger Herr! erschrecken Sie Nicht, ein großes Unglück.' die gnädige Frau — 8r. v. Zohenhaupt. (Lächelnd.) Ha! zu ei» mm großen Unglück für euch gehört, Gottlob, nicht viel; (bey Seite) und denn— wenn man schon zwanzig Jahre eine Frau gehabt hat, ist man ein Lustspiel. 7Z man so schreckhaft nicht mehr. (Zu Lisetten.) Geh zu ihr, fle wird Dich ndthig haben. (Ab. Zum Doktor.) Nun was ist denn? Schleicher. Die gnädige Frau befinden fich etwas unpäßlich, sie haben einen kleinen Schreck gehabt. Zr.v. ^ohenhaupt. Ey! das wäre— Hum — ich kenne die Krankheit schon. Halten Sie das Uebel für bedeutend, Herr Doktor? Schleicher. Die gnädige Frau hatten eine Ohnmacht über die andere, Krämpfe, Akwe» senheiten zu ganzen Minuten, delirirten mir unter, lauter Symptomen, die — Lr. V. Zohenhaupt. Lauter Symptomen, die eine baldige Genesung bedeuten. Wollten Sie wohl, lieber Herr Doktor! mir diesen Lasum ganz allein überlassen; ich besitze ein Arkanum, und um Ihnen zu beweisen, daß ich kein Lhar« latan bin, so verspreche lch Ihnen, meine Frau in Ihrer Gegenwart so vollkommen wieder her» zustellen, daß ich ste noch diesen Abend auf dem Ball führe. Schleicher. Wenn der Herr Hofrath das im Stande find, so lege ich meine ganze Praxin nieder. Zr. v. Zohenhaupt. Wetten Sie nicht! Auf das, was key einer Frau möglich oder unmog« lieh ist, verwette ich keine Bohne; bey ihnen ist alles so ungewiß, als ob fie von einem Kna» ben oder Mädgen nirdcrkommen werden. Su» chen Sie nur meine Frau herbry zu schaffen; im Bett, im Lehnstuhl getragen, geführt, wie Sie können, rznd in einer halben Stunde, wie gesagt — frischend gesund — Schleicher. Ich will versuchen — ich bin doch kurids— (Gehr ab.) Fünf- z-6 Die große Toilette, Fünfter Auftritt. Herr von HohenhaupL (allein.) Das berste Weib! so lange wir von denTbor» Helten der großen Welt entkernt lebten. Eine zärtliche Gattin, eine gute Mutter! Allein der Hof mit dem ganzen Reiz der Neuheit verbun» den, war eine zu starke Nahrung für die weib» liche Eitelkeit; und ist diese einmal rege, so find dann die lieben Dames zu allen fähig. Was das für Streiche find, die ich von dem Schur» den dem la Fleur herausgebracht habe. Um ih» re Toilette, die ins Stocken gerathen, im Gan» ge zu erhalten, um eine stadtkundige Gelegen» beitsmachcrinn vom wohlverdienten Spinnhau» se zu Vefrenen, führt man erst den alten ehrli» chrn Brachfeld in Versuchung, schwatzt dann ei» nem Jouvelier einen Ning ab, läßt ihn ver» pfänden, macht seine Bedienten zu Vertraute und Werkzeuge seiner Jntriguen! Rechte Pa» genstücke! Und wenn man dann nicht weiter kann, so kriecht man geschwinde ins Bett, und sucht in seinem Kopfkissen Schutz gegen Mann und Gewissen. Doch ein elender Mann, der euch nicht aus diesem Retranchement hervorzu» bringen wüßte! Sechster Auftritt, Herr vonHohenhaupt, Frau von Hohen- haupt, Schleicher, Lisette. 8r. v. Zohenhaupt. ( In einem Lehnstuhl von Bedienten yeeraFen.) Ach! ach ! laßt mich ruhig sterben; warum schleppt man mich so? Schlei» ein Lustspiel. 77 Tchlerchcr. Die Bewegung ist Cw. Gnaden höchst ndrhia. Fr. v. Lohenhaupt. (wird ihren Mann ye* wahr.) Ach.' ach.' welche Beängstigung, Kräm* pfe, Stiche, ach! ach! Schleicher. Der Herr Hofrath sehen, wie schwach die gnädige Frau Gemahlin sind. Li'ette. Ihrs Gnaden wären uns bald UN» ter den Händen gestorben. Lr. v. Lohenhaupt. Es thut mir seid, mein Schatz, daß Sie ßch nicht wohl befinden. Fr. v. Lshenhaupt. Ach! ach!— mein Lieb* fier! verschonen Sie mich— ich bitte Sie — mit allem was Anstrengung erfordert— es wär* dr nur meine Krämpfe — Krämpfe rege machen — mich tddten. Lr. v. Lohenhaupt. Ich habe Ihnen nichts zu sagen, meine Lheuerste.' welches Sie beun* ruhigen, wohl aber was Ihnen das lebhafteste Vergnügen machen kbnnte- Indessen da Sie stch so schwach befinden, so will ich Sie auch damit verschonen. Fr. v. Lohsnhaupt. Ach! für mich ist — nichts Angenehmes mehr— aufder Welt— Ach mein Bester! wir sprachen beute Morgen — daß es das beste— wäre— bald denHofzu— ver» lassen. Ich bin bereit, wenn Sie wollen. Lr. v. Lohenhaupt. Ha! ha! Sie haben doch wohl nicht schon aufpaSen lassen, mein Schatz! Ich sähe da den alten Brachfeld so beschäftiget mit Ihrer Garderobe. Und was hat Sie denn in so wenig Stunden mit dem Hofe mißver> gnügt gemacht? Die große Toilette von heute Morgen, die selbst Ihre Krankheit noch nicht vdllig demolirt hat, hätte mich keine so pldtzli» che Veränderung vermuthen lassen. Es thut nur leid, ste leiden zu sehen. Wie vergnügt kdnn* 78 Die große Toilette, könnte ich sonst henre seyn! und ich hatte mich recht darauf gefreut, Sie heule einmal selbst auf den Bai! zu führen. Fr. v. goherihcrupt. (Bey Seite.) Wik kitt ter! Ich Habs vermuthet. Ach! ach! ^r. o. sshenhttttpt. Doch ich habe noch nicht zu Mittage gegessen.- Geschwinde sage man dem Koch, er sott mir etwas auf mein Zimmer schicken. Fr. v. Zshenhaupt. (verwundert.) Wie? Sie haben nicht bcym Minister gegessen.? 5r. v. Lohenhaupt. Ach! da war an kein Essen zu gedenken; wir hatten wohl ganz ande» re Geschäfte. Fr. v. Lohenhaupt. (Neugierig.) Welche? woferne ich nicht zu neugierig bin! doch mein Schatz! Sie sprechen von angenehmen Nachricht ten. Lr. v. Lshenhaupt. Ich werde Sie Ihnen mittheilen, wenn Sie sich besser befinden. Fr. v. Lohcnhaupt. Ich bitte, mein Bester! eine angenehme Nachricht kann mir unmöglich schaden. Schleicher. Nach meinem unmaögeblichen Gut ¬ achten , würde solche vielmehr — Lisette. (Bey Seite.) Gewiß geht heute noch die Verlobung vor sich. Hep sa! da kriege ich ein neues Kleid.' Fr. v. Lohenhaupt. (Faßt ihren Mann bey der Zand.) Nun, mein Schatz! ich bitte, bitte. Lr. v. Lshenhaupt. So hören Sie denn! der Minister von Simmer— es dauert mich — lst kaffirt. Fr. v. Lohenhaupt. Gott! das nennen Sie eine angenehme Nachricht — Ach! ach! meine Krämpfe — Stiche. Schleicher. Entsetzlich! der Minister! was wird das für Folgen nach sich ziehen. Li» ein Lustspiel. Lisette. Ach.' der grme junge Baron, und wein Kleid. sr. v. sohenhaupt. Ich erhielt diesen Mor» gen einen eigenhändigen Befehl von Sr. Mare» stät, feine Geschäfte zu untersuchen. Wie vom Donner gerührt, stand er da, nachdem er sok» chen gelesen. Noch auf einige Augenblicke ver» suchte er seinen gewöhnlichen Stolz.anzunehmcn. Allein von keinem Bewustseyn der Ncchtschaf» fenheit unterstützt, fiel er bald: bis zu den niederträchtigsten Bitten sank er herab. Eine kurze Untersuchung von einigen Stunden zeig» te, welchen nachläßigen und schlechten Händen die wichtigsten Angelegenheiten des Staats an» vertrauet gewesen. Ich komme vom Hofe, wo ich persönlich Sr. Majestät meinen Bericht ab» gestartet habe. Alles ist versiegelt, eine Wache hat das Haus besetzt, und ein Offizier ist Taz und Nacht bey ihm im Zimmer. Sie können sich vorstellen, welche Bestürzung im ganzen Hause herrscht. Fr. V. sohenhaupt. Gott! das Simmersche Haus! sr. v. sohenhaupt. Ein Haus, in welchem sechs Weiberköpfe einen eiteln, stolzen und schwachen Mann beherrschten.' Fr. v. sohenhaupt. Wer hätte das gedacht? sr. V. sohenhaupt. Alle Leute von Einsicht haben es längst voraus gesehen. Fr. v. Lohenhaupt. Der arme junge Baron! was wird aus dem itzt werden ? sr. v. sohenhaupt. Wo möglich, noch ein braver Mann, wenn er sich den Fall seines Da» ters zu Nutze macht, was lernt, und sich Der» dienste erwirbt, was sicher aus ihm nie tzewor» den wäre, so lange er geglaubt hätte, daß es genug sep, ein junger Baron und Sohn eines Mini» 8o Die große Toilette, Ministers zu sepn, um dem Verdienste vorzu-- drängen. Fr. v. Lohenhaupt. Und die armen Töchter! rvas werden dec anfangen? br. v. Lohenhaupt. Was ste längst hätten thnn sollen, ehre Tage nützlicher als an der Toilette zu verleben. Fr. v. Lohenhaupt. ( Ganz munter.) Wer den Posten wohl bekommen wirb? Da werden rechte Kabalen gemacht werden l Lr. v. Lohenhaupr. Die würden zu spät kom» men; der ist bereits besetzt. Doch meine Theu» reste! Sie vergessen ganz, daß Sie krank find. Fr. v. Lohenhaupt. Schon besetzt! o, mein Schatz! das einzige noch, wofern es kein Gc» heimiuß ist. tzr. v. Zohenhaupt. Kein Geheimniß— al» lein — Fr. v. Lohenhaupt. Ich bitte — ich weiß nicht, ich befinde mich merklich munterer seit' dem Sie hier find. Nun — ( höchst neugierig ) wer ist's? Gewiß Graf Altwitz? Lr. v. Lohenhaupt. Nem — nun gut, allein unter der Bedingung, daß Sie nachher» gleich zu Bette gehen. Fr. v. Lohenhaupt. Ich verspreche es Ihnen. Lr. v. Lohenhaupt. So hören Sie! Se. Ma» jestät haben die Gnade gehabt, mich vor einer Stunde zu Dero wirklichen Etatsminister und Lhef von den Finanzen zu ernennen. Fr. v. Lohenhaupt. Himmel! wie? Sie Mi» uister! und ich also Excellenz! Schleicher. (Lausv nach dem Lut und nä¬ hert sich ehrerbietig.) Ich schätze mich glück» lich, Ew. Excellenz zu allererst meine Gratula» rion abzustatten, und mich zu hoher Protektion zu empfehlen. Li- ein Lustspiel. sr Lisette. (Fliegt zu Serrn von Sohenhaupt, küßt ihm die Sand.) Ach! Jhro Excellenz! (Zur Frau von Sohenhaupt desgleichen.) Ach! Jhro Excellenz! Jhro gnädige Excellenz! Jhro hohe Excellenz! ist mir doch immer so gewesen, als wenn ich Ew. Gnaden bald Jhro Excellenz nennen sollte. Sr. v. Sohenhaupt. Noch nicht — da Sie, mem Schatz! den rühmlichen Vorsatz gefaßt ha» den, sich vom Hofe zu entfernen : so hin ich sehr entschlossen, Ihren Wunsch zu erfüllen, ich werde also die kbnigüche Gnade von nur ab» lehnen. Fr. v. Sohenhaupt. Ums Himmels willen nicht — daß hieße sa die Gnade des gerechtesten, weisesten und gnädigsten Monarchen muthwillig von sich stoßen. Lisecee. Nein, Jhro Gnad'Excellenz, das geben Sie nicht zu. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, ich machte dem gnädigen Herrn die Freu» de, noch heute auf dem Ball zu erscheinen. Man hat ja eher Exrmpel, daß Leute für Freuden gesund geworden, und dies verdiente wohl die Mühe; was muß das für ein Vergnügen seyn, so von allen Leuten die Glückwünsche änzuneh» men, so auf einmal über zwanzig, dreyßig an» dere Dames hinweg zu gehen, alle Augenblicke Jhro Excellenz genannt zu werden. Und ich — laß mir nur das stolze Mädgen von der Frau von Timmer kommen, das hat sich nun aus» rxcellenzt. Fr. v. Sohenhaupt. Ich befinde mich auch wirklich etwas erträglicher. Schleicher. (ÄeyGeice.) Das hat gewürkt! (Laut.) Ha! dergleichen Veränderungen geben den Ltzbensgeistern einen neuen Schwung. Fr. v. Sohenhaupt. Wenn ich wüßte, mein Schatz! daß ich Ihnen em Vergnügen damit § mach» 8r Die große Toilette-, machte; so wollte ich doch versuchen, oh ich ein Diertelstündgen auf dem Ball aushalten kbnn» te. Eine Bewegung hielten Sie ja ohnedem für gut — Herr Doktor! nicht wahr? Schleicher. Ist das heilsamste was — Zr. v. Zshenhaupt. Allein in demÄops'putz? Fr. v. Zobenhaupt. Nicht doch— ich mache in der Geschwindigkeit eine neue Toilette, als Frau eines Ministers 5in ich ohnedem verbun» Len das Beyspiel zu geben. Wo haben Sie das Reglement, Herr Doktor! geschwinde ge» Len Sie her. (Sie steht rasch auf und geht ab.h Komm Lisette! Schleicher. Lch erstaune! Siebenter Auftritt. Herr von Hohenhaupr, Schleicher. Zr. v. sohenhaupt. Nun, Herr Doktor! was halten Sie von meinen medicinischen Kenntnissen? Schleicher. Euer Exeellenz find ein zweyter Aeskulap! ich hätte es nimmermehr gedacht. Lr. v. Loherchaupt. Lieber Herr Doktor! lernen Sre von einem Empirikus wie ich bin. Ein großer Theil der Krankheiten der lieben Dames rührt von gekränkter Eitelkeit, und df» ters wenn ste am mchresten stöhnen, haben sie entweder eine kleine Bosheit verübt, oder ste denken noch auf eine. Schleicher- Jndeß, Euer Exeellenz halten zu Gnaden! Sie haben im Grunde doch nur eine Eitelkeit durch die andere kurirl, ergo ist die Kur nur Palliativ. Lr. r>. Zohenhaupt. Ha! lieber Herr Dok» tor! bey einem so alten Schaden, ist das alles was man ihun kann. Bedienter. Herr Doktor! es sind draussen wohl sechs Boten nach Ihnen. ein Lustspiel. sz Schleicher. Ich eile, ich eile, ich hätte Lust sie alle zu Euer Excellenz zu schicken. Lr. v. Lohenhaupt. Ich muß die Ehre ver» bitten, mein Mittel ist, wie Sie sehen, nur rin Hausmittel. (Schleicher geht ab.) Lr. v. Lohenhaupt. (Allein.) Der alte gu» teMann! der den Dames sonst gleich sagt: das hat nichts zu bedeuten, Euer Gnaden haben sich den Magen verdorben ; Euer Gnaden müssen sich Nicht so jugendlich ankleiden: sie Haffen ihn auch dafür wie dre Pest. Sollte ihm diesmal die Weiberlist eins aufgebunden haben, oder stellt er sich nur so!-— Ich muß ihn doch, wenn ich lhn wicdcrsehe, fragen, ob er dlesen La» sum nicht ganz besonders lN sein Journal auf» zeichnen werd. Achter Auftritt. Herr von Hohenhaupt, Sophie (ganz nach dem Reglement angezogen.) Lr. v. Lohenhaupt. Welche Metamorphose, meine Tochter! das Hst Dir gewiß viel Ucber» Windung gekostet? Sophie. Nicht die geringste, ich bin wie neu gebohren, und trete itzt mit Vergnügen vor meinen Spiegel. Doch mein Vater! darf ich glauben, was mir eben der Herr Doktor im Borbeygehen gesagt hat? Lr. V. Lohenhaupt. Ja, meine Tochter ! Sophie. (Rußt ihm die Land.) Wie gerührt bin ich! der große König! wie er Verdienste kennt und belohnt. Doch! die Unglücklichen! Lr- v. Lohenhaupt. Sie sind es um so mehr, da sie es verdienen. Doch, meine Tochter! noch habe ich ein sehr angenehmes Geschäfte vor nuch. Sophie. Welches? nmn Later. K 2 Lr. 54 Die große Toilette, l>r. v.Zohenhaupt. Einem jungen Menschen von Verdienst, rin Glück bekannt zu machen, auf welches er nicht rechnet. Sophie. Gewiß dem jungen Herrn von Lin» Lrnbecg? Es sollte mich sehr freuen. Zr. v. sshenhaupt. Du hast es getroffen, ich habe bereits zu ihm geschickt, und ibn ru» fen lassen, der König hat ihn zum Lberfinanz» rath ernannt; ein Posten, den der junge Sim» mer fast erschlichen hätte. Sophie. Es verursacht mir die lebhafteste Freude. Er ist hier gewesen, wollte Ihnen sce» ven Besuch abstatten, und Mama behielt ihn zum Essen. Gewiß, er verdient dieses Glück vollkommen. Mit sehr vielem Verstände ver- bindet er so was Edles, Frcyes, Offenes in feinem Charakter; er wird gew-ß Ihren ganzen Beyfall finden— und Sie werben sehen, daß chie Zärtlichkeit eines Vaters— gar nicht par» theytsch für ihn gesprochen¬ er. v. tzohenhaupt. (Mit einem durchdrin¬ genden Blick.) Ey Kind! Kind! es scheint als wenn Lindenberg Dir nicht gleichgültig ist, und daß er in Dir eine etwas partheylsche Lob» redncrinn findet. Sophie. (Betroffen.) Verzeihen Sie — mein Vater! sr. v. Zohenhaupt. Du errdthest! ich ver¬ stehe diese Sprache. Ein Vater hat dafür ein leises Ohr. Du darfst Dich dieser Empfindung nicht schämen, sie macht Deinem Verstände und Deinem Herzen Ehre. Sophie, (verlegen.) Vielleicht schließen Sie mehr— als — 6r. v. Zohenhaupt. Hdre, mein Kind! Ein Vater darf mit seiner Tochter ohne Umschweife reden. Wie ? wenn ich Dir versichere, daß Lin» denberg Dich liebt, Dich zum Anbeten liebt. So- ein Lu stspiel. 8Z Sophie. Wie können Sie das versichern, mein Vater! Sie haben ihn ja noch nicht gesprochen. Lr. v. Lohenhaupt. Schadet Nichts — wenn ich nun sogar für ihn anhielte, müßte ich be« fürchten einen Korb zu bekommen? Wie? Sophie. Ich bin zu sehr in Verwirrung, um darauf zu antworten— Doch— Mein Vater! mein ganzes Glück ist in Ihre» Händen. Zr. p. Lohenhsupt. Gut, meire Tochter, es soll Dir nicht gereuen, mich zu Deinem Bevoll« mächtlgten erklärt zu haben. Da kommt er selbst. Neunter Auftritt. Herr von Lindenberg, die Vorigen. Lr. v- Lindenbercr. Es freut mich Ew- Et» eellenz an einem Tage aufzuwarten, der so ausgezeichnet glänzend für Sie ist. 6r. v. Lohenhaupt. Ich danke Ihnen vortreff« licher junger Mann! und es macht mir nicht weniger Freude, daß derselbe Tag auch Ihre Verdienste belohnt. Wie sehr fühle ich fürJH» ren würdigen Vater die ganze Wonne, dec ihm diese Nachricht verursachen muß. Lr.v. Lindenberg. (GleichgültrF.) Ich weiß nicht, was mir angenehmes wiederfahren könnte. Lr. v. Lohenhaupt. Sehr viel— zumExem« pel, als Sie sich Ihre Kenntnisse erwarben, be« lebte Sie da nicht der Gedanke, daß einst Ihr Kd» nig und das Vaterland solche belohnen würde? Lr. v. Lindenberg. ZumThcil— doch viel» leicht auch noch eine andere Triebfeder! (Sieht trauriy nach Sophie.) Lr. v. Lohenhaupt. Sie sind heute dem Kd» nige vorgestellt worden, und ich kann Ihnen ver« sichern, wofern es Ihnen ewige Befriedigung verursacht, Se. Majestät sind sehr zufrieden mit LH'- -6 Die große Toilette, Lbnen gewesen; Sie frugen mich, ob Sie nicht «us meiner Gegend her wären, und ob ich Sie nicht kenne? und fügten hinzu; Sie hätten nicht lercht einen solider» jungen Mann gesehen, der nut mehr Nutzen gereist wäre. 6r. v. Lindenberg. Se. Majestät erzeigen mir mehr Gnade als ich verdiene. 6r. v. gohenhaupt. Endlich sagten Ihrs Ma* jestät: Sie wären Willens, Ihnen gleich einen Dosten zu geben, indem Sie Ihre Talente an» wenden kdnnten, und haben Sie zum Oberst» nanzrath ernannt. 6r. v. Lindenberg. Mich ? das must ich vrr» kitten — zu einem solchen Posten gehört Routine. 6r. v. Zohenhaupt. Ich habe an Ihrer Stelle diese Einwendung gemacht, die Se. Majestät mir aber ganz wegnahmen. Au einem solchen Posten, sagten Sic, gehört gesunder Verstand und Rechtschaffenheit; beydes traue ich Linden* berg zu; Routine wrrd er unter seiner Anfüh¬ rung leicht erlangen. Leider habe ich nur zu. oft Räthe kaffirt, die nur zu viel Routine hat» ten, denen es aber an Rechtschaffenheit fehlte. Wie, junger Mann? macht Ihnen das keine Freude? k!r. v. Lindenberg. (Zerstreut.) Ich weiß nicht— ich sollte mich freuen, und doch — viel¬ leicht weil ich dieses Glück so wenig erwartet, so wenig gesucht habe. Zr. v. Zohenhaupt. (Sieht ihn bedeutend an) Also kein König ist im Stande, Sie heute glück» lich zu machen. So will ich versuchen, ob ich es kann. (Er nimmt ihn bep der Zand.) Was Sie so wenig gesucht, sagten Sie ? so wollen wir denn sehen, ob wir noch etwas mehreres studen. (Er führt ihn zu Sophie.) Was mey» »en Sie? wenn ich dieses Mädgen noch dinzu» fügte, würde das Ihrem Glück etwas zusetzen? ein Lustspiel. 87 Lr. v. Lindenberg. Wie? das wollten Sie? Hott! das allein würde mein ganzes Glück machen. , Lr. v. Lohenhaupt. (Giebt ihm die Zand von Sophie.) Jenen Titel gab Ihnen der König — diese Hand giebt Ihnen ein Vater. Lr. v. Lindenberg. (Zu Sophie.) Und Sie, göttliche Sophie? Sie verkünden mit dieser Hand Ihr Herz, Ihre Liebe? Sophie. Lesen Sie die Antwort aus meiner Verwirrung. Lr. v. Lindenberg. Gott! ich kin zu glücklich. Lr. v. Lohenhaupt. Sie haben wohl gekhan, daß Sre Ihren guten Vater zum vertrauten Jh» res Herzens gemacht haben. Schon längst war eS unser Plan; und wie sehr freue ich mich, daß unsere Kinder in Erfüllung desselben ihr Glück finden. Seyd glücklich, meine Kinder! dies zu sehen wird mir mehr Freude machen, als jedes andere noch so glänzende Glück. Doch, merne Tochter, auch die Einwilligung Deiner Mutter müssen wir itzt suchen. Sie kommt. Zehnter Auftritt. Frau von Hohenhanpt, Listtte, die Vo¬ rigen. Fr. v. Lohenhaupt. (Sie und Lisstte ganz niedrig coeffirt und reglementemaffig ungezo¬ gen.) Da bin ich, mein Bester! Lr. v. Lohenhaupt. Vortreflich! itzt bin ich wieder stolz. Sie an meiner Seite zu sehen. Lr. v. Lindenberg. (Rußt ihr die Land.) Ihrs Excellenz! wie freue ich mich Ihnen diesen Titel zu geben! Fr. v. Lohenhaupt. Ich danke Ihnen, Herr von Lindenberg! Lr. S8 Die große Toilette, rc. 6r. v. Lohenhaupt. Auch Sie, meine Theu- reste! kbniiendcu Glückwunsch sogleich crwiedern. Se. Majestät haben den Herrn von Lindenberg zum Lbersinanzrath ernannt. Fr. v. Sohenhaupt. Es freut mich recht sehr — das sind heute ja lauter Revolutionen! Lr. v. Lshenhaupt. Und doch noch eine, mein Schatz. (Zerr von Lindenberg und So» phre nähern sich bepde der Frau von Lohen- haupt.) Sie verstehen doch dieses Mandver. Fr. v. Lshenhaupt. Ich weiß Ihre Absichten. Sehr gerne gebe ich meine Einwilligung. Ver- zeihen Sie, Herr von Lindenberg, daß ich Sie auf einige Augenblicke verkannt habe. Empfan¬ gen Sie mit Sophie meine ganze Achtung und Zärtlichkeit. Lr. v. Lohenhaupt. Es fehlt also an weiter nichts, als noch an einer kleinen Leremonie — ( Lr zieht einen Ring aus der Tasche. ) Ein Ring— (zur Frau von Lohenhaupt) kennen Sic solchen wohl, mein Schatz! Fr. v. Zohenhaupt. (Erschrocken.) Himmel ! (bep Seite zu Zerrnvsn Lohenhaupt) ich bitte üm alles in der Welt, (küßt ihm die Land) ich erkenne meinen Fehler; beschämen Sie mich nur «echt in Gegenwart unserer Kinder. Lr. v. Lohenhaupt. (Zu Lerrn von Linden» berg.) Sehen Sie, welche magische Kraft m diesem Ringe steckt. (Er steckt ihm den Ring an.) Wenn jemals Ihre künftige Frau — Fr. v Lohenhaupt. (Fällt ihm um den Lals.) Ich bitte Sie mein Bester! ich bm itzr vdllig überzeugt: Ein Mann von Verdienst und Eh» re ist der beste Schmuck einer Frau. Ende des Lustspiels.