M^ CZ V ^ ^W. M^ R84V» ^»»^^-^ ' __________ ______________. Jahresbericht Wohlthater aus allen Standen, die seit jener Zeit mir UN- ^r die Kleinkinder-Bewahranstalt in Laibach mit ""^tem Woh^le^ Schluß des Militär - Jahres 1846. *) ""kten, die »ach dem Ansprüche hohe: Gönne: m mancher " ^ ^ ^ Beziehung sich vor Anderen auszeichnet. ?!-!, dem für alle Völker Oesterreichs theuren und er- Möchte auch dieses beginnende Jahr den verflossenen habcnen Namensfeste Ihrer Majestät, der Kaiserin Mutter, nicht nachstehen — und die so oft bewahrte Mildthätigkeit Caroline Auguste, der hohen Schutzfrau der Kinder-Be- der Bewohner Laibachs für diese Anstalt im gleichen Grade wahranstalten Wiens, von welchen die zahlreichen Anstalten forterhalten bleiben! — in den übrigen Städten der Monarchie abstammen und mit Laibach, am 4. November 1846. jenen vereint, sich alljährlich an diesem Tage glücklich füh- ^^ Gestirne Utld die Weltgeschichte, len. der Huld und Gnade der erhabenen Stifterin eben so l ^ ^ ... (Fortsetzung.) theilhaftig zu seyn, da ,ie ,a nur Zwe.ge e.ner Pflanze sind, ^. ^. unermeßlich großen, im Weltenraume ausge- die von so hoher Hand gepflegt, allerorts freudig blüht,- st,^e„ Anzahl von Fixsternen, welche in Entfernungen zwi- an diesem Tage nun gibt in dankbarer Erinnerung auch ^ ^ Billionen und 5000 Billionen Meilen von uns im der Laibacher Verein zur Erhaltung der hiesigen Kleinkinder- ^^. ^,^ ^ ,^ ^ unzweifelhaft für jede beliebige Bewahranstalr öffentliche Rechenschaft über die Gebarung ^^ von Jahren, rückwärts gerechnet, sich ein Stern auf- seiner Geldmittel, durch welche derselbe nicht allein die Zwe- ^^ ^ss^ der diese vergangene Epoche unserer Erde ge- ckc, die Pflege eines dem Kindesalter angemessenen Unter- ^ ^tzt als gegenwärtig erblicken muß, das; es für den richts und sorgfältiger Aufsicht und Beschäftigung durch den ^Ml5 gedachten ' Beobachter nur einer kurzen Erwartung größten Theil des Tages an mehr als 100 Kindern zu er- ^^,1 wird, um den geforderten Momenr eintreten zu sehen, füllen, sondern auch in finanzieller Beziehung jenem vorge- «^li,, wir uns das Auge Gottes an jcdcm Puncte steckten Z.ele einer ehemöglichen Abstattung der auf dem, ^ Raumes anwesend denken, so gelangt zu ihm auch zu- der Anstalt gewidmeten eigenthümlichen Hause Nr. 63, bei -^ .^ auf ein Mal der ganze Verlauf der Weltgeschichte. St. Florian, noch hastenden Satzposten in so ferne näher ,^ ^ Sonne spiegelt sich leibhaftig und augenschein- zu rücken suchte, da,; darauf heute nur mehr 3500 fi. inta- ^ ,^ seinem Blicke dasjenige, was acht Minuten früher bulirr erscheinen. ^ ^. ^^ geschah. — Auf dem Sterne zwölfter Größe Dankend musi der Verein die bedeutende Aushilfe an- <-, . -<.».<- -» ^^ <^ t. c,' ' , _ . ^ . . ^ ' erscheinen vor ihm die seit 4000 Jahren veraanaenen Beerkennen, welche der Anstalt durch einen ungenannten Wohl- «.<... >. c >. ,. -^ ,- < ^, ^^ ^ ^ " ^ „ ,. , «^.^ . ^ ,. < , gebenheiten, und aus den dazwischen liegenden Puncten des thäter auf die großmüthigste We.se urch Uebernahme der ^^^^ ^ ^.^^. ,^. ^ ^^ ^. ^^, Zeitmomente. Bestreitung des Brennholzes, der üblichen Remunerationen ^. h^„ wir also die Ausdehnung der Zeit, mit der und mehrerer Bauherstellungen un Hause, zu Gute kamen, ^ Raumes zusammenfallend, der sinnlichen Anschauung so durch welche allein, verbunden m.t der sorgfaltigsten Ueber- „^ gebracht, daß Zeit und Raum als gar nicht von ein- wachung der oconomischen Verhaltmsse, es mogl.ch wurde, ^„ verschieden begriffen werden können. - Denn das in auch in diesem Jahre eine bedeutende ^umme zur Abtra- ^. Zeit nacheinander Folgende liegt hier räumlich gleichzei- gung der Schulden zu erubr.gen. tig neben einander. - Die Wirkung folgt nicht später auf Dank den edlen Menschenfreunden, die vor II Iah- ^ Ursache, sondern sie liegt räumlich und sichtbar neben ren an der Errichtung d.eser Anstalt so eifrig gearbeitet ha. .^ ^ ^r uns hat sich ein Gemälde ausgebreitet, wel. ben. Ihre Bemühungen krönt bereits der schönste Erfolg, ^s Raum und Zeit zugleich umfaßt, und beide so im und des Himmels reichster Segen lohne alle und so viele ^r.M und auf ein Mal darstellt, daß wir räumliche und ... ... ;o - ^ 5 . ^ . „. ^ .. zeitliche Ausdehnung gar nicht mehr zu trennen und zu UN- ') Der Rechnungs-Ausweis ist m dem heutigen Intelllgenzblatte zu °^ /o2//o « finden- terscheiden vermögen. 386 Die Allwissenheit Gottes in Bezug auf Vergangenes ist unö als räumlicher Allüberblick verständlich und ohne Weiteres faßlich geworden. Das Bild der vergangenen Jahrtausende liegt gegenwärtig und vollständig ausgebreitet im Raume, vor seinem mit maßloser Sehkraft ausgerüsteten Auge da. Also ist, dadurch, daß wir uns den rein menschlichen Sinn des Sehens, in einer höhern Potenz, verschärft und erweirert denken, eine Eigenschaft Gocres sinnlich begreiflich geworden. — Der Verfasser entwickelt sodann den Begriff des Denk-möglichen im Gegensatz zum Absurden , zu dem Denkbar-Unmöglichen und zu dem Physisch-llnmöglichen. Jeder begreift, daß das Physisch-Unmögliche etwas Besiegbares ist, man weiß, daß Vieles, was unseren Ahnen physisch unmöglich war, es uns schon nicht ist und daß die eben entwickelte Gegenwart der Weltgeschichte wirklich denkbar möglich ist. »Ich fahre jetzt fort" — sagt der Verfasser — „in der Voraussetzung, daß ich mich mit dem Leser darüber nun vollkommen verständigt habe, daß der von mir aufgestellte Begriff der Möglichkeit eben so wenig mit einer träumerischen Schwärmerei etwas zu thun hat, als auf der andern Seite die Frage nach der practischen Ausführbarkeit ihn berührt; — und es kann also in dieser Voraussetzung behauptet werden, daß es möglich, d. h. den Gesetzen des Denkens nicht widersprechend sey, daß ein Mensch auf einen Stern in einer beliebigen kurzen Zeit gelange, und daß er dieß bewerkstellige, gerüstet mit einem Fernrohre von so gewaltiger Kraft, daß es jede gegebene Entfernung und jede Lichrschwäche des zu betrachtenden Gegenstandes überwände. — Unter dieser Voraussetzung, und mit Hilfe einer durch die astronomische Wissenschaft zu erlangenden Kenntniß von der Lage und der Entfernung jedes einzelnen Firsternes, wird es also nach der vorherigen Ausführung auch möglich seyn, jeden vergangenen Moment aus der Geschichte noch ein Mal sinnlich und im wahren und treuesteu Bilde vor das sinnliche Auge heraufzurufen. — Wie ein ewig unverwüstliches und unbestechliches Archiv, dessen Inhalt lauterste, unmittelbare Wahrheit ist, umschließt so der Weltenraum die Bilder des Vergangenen. — Und wie der Schall Welle ans Welle in der Luft sich fortpflanzt und der Klang der Glocke, der Knall einer Kanone nur von dem Zunächststehendcn gleichzeitig und in demselben Moment gehört wird, in dem der Klöpfel die Glockenform berührt, oder das Pulver aufblitzt; jeder entfernter Stehende aber einen immer größeren Zwischenraum zwischen Blitz und Knall bemerkt, bis wegen der wachsenden Entfernung daö menschliche Ohr den Schall überhaupt nicht vernimmt; — — oder an einem noch klareren Beispiele es zu zeigen, wie Blitz und Donner in Wirklichkeit immer gleichzeitig sind, das ferne Gewitter aber oft erst nach Minuten den Donner auf den Blitz folgen läßt, in ganz ähnlicher Weise pflanzten sich, unserer Betrachtung zufolge, von jeder Erscheinung die Luft- und Lichtbilder in den fernen Aether auf den Fittichen des Lichtstrahles fort, und wenn sie auch immer kleiner und immer schwächer weiden, so behalten sie doch in der ungemessensten Ferne noch Farbe und Form; — und da alles, was Form und Farbe hat, sichtbar ist, so müssen auch sie sichtbar genannt werden, so wenig auch ein menschliches Auge mit den bis jetzt erfundenen optischen Werkzeugen sie zu sehen im Stande wäre. — Uebrigens bleibt es wohl auf diese«,n Gebiete die größte Vermcssenheit, die Gränze in, Voraus bestimmen zu wollen, über welche die Vervollkommnung der optischen Hilfsmittel niemals hinansreichen wird. Wer hat vor H er schel's Teleskop und vor Ehren ber g's Vergrößerungsgläsern die Resultate auch nur von Weitem geahnt, die vermittelst dieser Instrumente an's Licht gefördert worden sind? — Wir bedürfen aber der praccischen Ausführbarkeit und eines Nachweises, daß eine solcbe zu hoffen sey, gar nicht, indem wir uns ja mir dem Leser über den Begriff dessen, was wir unter »möglich" verstehen, vollkommen geeinigt haben,, — und uns eben nur auf dem Gebiete dieser Möglichkeit bewegen wollen. — Vorhanden ist also jenes in den Weltenräumen sich weiter lind weiter auf den Schwingen des Lichtes ausbrei- ' tende Archiv wirtlich und wahrhaftig , und mit Augen, wenn auch mit schärferen, als mir menschlichen, zu schauen. — Die Bilder aller geheimen Tyaceu, die geschahen, leben unauslöschlich und unvertilgbar von Ewigkeit zu Ewigkeit und von Sonnenferne zu Sonnenferne weiter. — Nicht nur auf den Dielen des Zimmers läßt die Mordthal ih^ unauslöschlichen Blutspuren zurück, — auch in den Räumen deS Himmels spiegelt die Thar sich weiter und weiter. In diesem Augenblicke erscheint auf einen» Sterne des Himmels das Bild von der Wiege, aus welcher Easvar Hauser genommen wurde, um lebendig in das Grab gebracht zu werden, welches ihn Jahre lang umschloß; —in diesem Augenblicke blitzt auf einem Gestirne der Schuß, der Carl Xll. tödtete. — Doch wozu noch mehr des Einzelnen ! — Die weitere Ausmalung bis in's kleinste Dcrail wäre sehr leicht, — doch überlassen wir sie der Phantasie des Lesers, und bitten uns nur aus, daß er diese Bilder und Gedanken nicht eher kindisch schelte, bis er die weiteren , sehr ernsten und wichtigen Folgen mit uns durchgedacht haben wird, zu welchen ich nunmehr fortschreite. —. Denken wir uns einen mit unendlich erweiterter Sehkraft begabten Beschauer auf einem Sterne zwölfter Größe, von welchem aus er in diesem Augenblicke unsere Erde in dem Zustande erblicken würde, wie sie zu den Zeiten Abraham's beschaffen war. — Denken wir uns ferner diesen Beschauer mit einer solchen Schnelligkeit in der Richtung nach unserer Erde fortbewegt, daß er in einer kurzen Zeit, nehmen wir au in einer Stunde, bis auf die Entfernung von 20 Millionen Meilen von unserer Erde gelangt, wo er uns so nahe wäre, wie uns die Sonne jetzt ist, und wo also die Erde ihm in diesem Augenblicke so erscheinen müßre, wie sie vor 8 Minuten gewesen, — denken wir uns alles dieses, ganz abgesehen von allen Ansprüchen an Möglichkeit und Wirklichkeit, — so ergibt sich doch unwidersprechlich Folgendes 387 daß vor dem Auge dieses Beschauers die ganze Weltgeschichte von den Zeiten Abraham's bis auf diesen heurigen Tag, in Zeit von einer Stunde vorübergeführt worden ist. — Denn als die Bewegung anhub, erblickte er die Erde, wie sie vor 4000 Jahren war; auf der Hälfce des Weges, also nach einer halben Stunde, erblickte er sie, wie sie vor 2000 Jahren war, nach dreiviertel Stunden, wie sie vor 1000 Jahren war, und nach einer Stunde, — wie sie jetzt ist. E>'' bedarf keines weiteren Beweises, sondern es leuchtet von selbst und ohne möglichen Widerspruch ein, daß, wenn ein Auge im Stande wäre, den wirbelnden Zug der auf einander folgenden Bilder zu fassen, dieser Beschauer nothwendig die ganze Weltgeschichte, mit allen den Hand-lunqen und Begebenheiten, die auf der ihm jedesmal zugekehrten Erdhalbkugel seit 4000 Jahren vorgefallen sind, in einer Stunde durchgelebt haben müßte. — Theilen wir die Stunde in 4000 Theile, so daß auf jeden Theil etwa eine Secunde kommt, so hat er in jeder Secunde die Begebenheiten eines ganzen Jahres mit angeschaut. — Sie sind mit allen Einzelnheiten, mit allen Bewegungen uud Stellungen der handelnden Personen, mit der ganzen wechselnden Scenerie an ihm vorüber gegangen, — und er hat sie vollständig mit durchlebt. — Alles ganz und unverkürzt, nur in der schnellsten Aufeinanderfolge; und die eine Stunde war für ihn vollkommen so inhaltreich, wie der 4000jährige Zeitraum auf Erden. — Geben wir diesem, den Aether durchfliegenden Beschauer noch die Möglichkeit, auf seiner Bahn beliebig anzuhalten, so wird er jeden Momeut der Weltgeschichte, den er sich mit Muße vor sich abspiegeln lassen will, dadurch vollständig und in beliebiger Schnelligkeit vor seinen Augen aufführen lassen können, daß er, so lange es ihm gefällt, in einer solchen Entfernung verweilt, in welcher dieser vergangene Moment der Geschichte im Verhälc-mf; zur Zeit, die da? Licht braucht, um bis zu dem Srand-puncte des Beschauers zu dringen, gerade gegenwärtig erscheint. (Schluß folgt.) Feuilleton. (Vom Schauspieler Georg Vall in Innsbruck) von dessen Selbstmord wir bereits im »Illyr. Blatte" Nr. 8 l erwähnten, berichtet die »Nürnberger Bühnenwelt" folgende interessanten Umstände: »Georg Ball, mir seiner Nichte, Dlle. Lichtenstci ii, seit Ostern 1846 bei dem National-theater in Innsbruck engagirt, hatte das Unglück, sich in semer Eigenschaft als Oberregisseur gleich in den ersten Proben mehrere Mitglieder zu Feinden ,zu machen, namentlich auch die Primadonna (Mad. Schoberlechner). Diese Eol-leaen, die sich in ihrer Eitelkeit verletzt fanden, wendeten sich an den Oberdirector, beklagten sich bei demselben über Ball, und diesem wurde bald durch seinen Obern das Le-bcn verbittert. Außerdem wurde an dem strenge auf Ordnung haltenden Regisseur auch noch dadurch Rache geübt, das; einige Müßiggänger und Tagediebe, die, zu allen ernsteren Geschäften untauglich, nur im Theater als Tonange-bcr sich ein Ansehen zu geben wissen, zischten und lachten, so oft Ball eine tragische Scene darzustellen hatte. Das übrige Publikum ist ganz so, wie es später in dem unglück- selige» Aufsatze geschildert wurde, den Ball geschrieben hat oder der ihm wenigstens zur Last gelegt wurde, und der die Katastrophe herbeiführte: Es traut sich nicht, ein ei-qenes Urtheil zu haben, und laßt sich von den Tonangebern leiten. — Am 6. Juni Morgens kam der Ober-direcror in die Theaterkanzlei und sagre Ball in Gegenwart mehrerer Zeugen, er möge ja nichi mehr im Schauspiele auftreten, da er so ohne Anstrengung spiele und so natürlich aqire, als ob er sich im Zimmer und nicht vor dem Publikum befinde; —kurz, er sey zu natürlich, und das liebe man hier nicht. — Dennoch wnrde Ball, als Ludwig Löwe im Juli in Innsbruck gastirte, von dem Publikum als Michel Angelo im »Eorreggio" und als Churfürst im »Deutscheu Krieger," neben dem gefeierten Gaste dmch leb-hafien Beifall ausgezeichnet. Durch die hier erwähnten Intriguen, Cabalen und Machinationen mag Ball sich be-wogen gefunden haben, den vielbesprochenen Aufsatz zu schreiben ; vielleicht wurde er auch dazu durch seine Nichte be-stimmr. Am 5. September, während der Probe, kamen die Exemplare mir der verhängnißvollen Eorresvonden; an. Die Getadelten sielen mit jener Wuth, wie die verletzte Eitelkeit von Histrionen sie erzeugt, darüber her, rannten in allen Kassel)- und Gasthäusern damit umher, und ein gewisser P*^, welcher den Tonangeber der übrigen Rotte machte, las den Aufsatz an eben dem Nachmittage an vielleicht zwanzig Orten laut vor. Dabei wußte er den Patriotismus der Tiroler aufzustacheln und sprach die Meinung aus, man sollte Ball erst auspfeifen und ihn dann zu Tode prügeln, weil er sich erfrecht hätte, ein ganzes Volk zu beschimpfen, >a, dieser P565 wollte sogar auf einige benachbarte Ortschaften fah-ren und die Banern aufhetzen. Um 1 Uhr Mittags sollte Generalprobe vom »Freischütz" seyn; Herr Bognar, ein Freund Ball's, rieth diesem, dabei nicht zu erscheinen, weil er sich sonst persönlichen Mißhandlungen aussetzen würde. Ball ging hierauf, um 3 Uhr etwa, zur Polizei und bat, daß man auf gerichtlichem Wege an die Redaction der »Buh-nenwelr" nach Nürnberg schreiben möge, um den Verfasser zu ermitteln. So kam der Abend heran ; es wurde der »Doppelgänger" gegeben, in welchem Ball als Zonau im dritten Acre die Bühne zu betreten hatte. Kaun, zeigte er sich, als ein ungeheures Pfeifen ertönte. Ball trat mir festem Schritte vor, und als darauf Nuhe folgte, richtete er an das Publikum ungefähr folgende Worre: »Ich weiß, daß im Publikum etwas gegen mich herrscht; meine Collegen denunciren mich als den Verfasser der Kritik, aber ich bin es nicht; ich bat die Polizei, bei der Redaction den Verfasser zu ermitteln; bis die Antwort erfolgt, bitte ich um Gerechtigkeit, und bin ich der Verfasser, so möge man dann mit mir nach Gutdünken verfahren." Das unbefangene Publikum applau-dirte bei dieser Erklärung, und das Stück konnte ruhig zu Ende gespielt werden. Als der Vorhang gefallen war, begleitete ein Polizei-Commissär, um ihn vor Mißhandlungen zu Ichützen, Ball nach seiner Wohnung; hier angelangt, fand er noch zwei andere Polizeicommissäre; alle drei begleiteten ihn auf sein Zimmer und verlangten hier die Auslieferung seiner Papiere, die auch erfolgte. Was weiter vorgefallen, weiß kein Mensch! Am Morgen des 6. Septembers hielt man es um 11 Uhr für nothwendig, die Thüre zu sprengen, l'nd da fand man Ball und Dlle. Lichten-stein, beide mit durchschnittener Kehle, ein Barbiermesser in der Hand haltend. Mitten im Zimmer stand eine Kohlenpfanne; Dlle. Lichten stein hatte am Abend zuvor, noch nach dem Theacer, um Steinkohlen geschickt, aber keine bekommen können; sie mußte daher Holzkohlen nehmen, und diese waren zu schwach, um die beabsichtigte Wirkung der Tödtung durch ihren Dampf hervorzubringen. Es soll sich, 388 von der Hand der Dlle. 3>chtenstein geschrieben, ein Zettel vorgefunden haben, durch den sie erklärt: „Es sey ihr freiwilliger Entschluß, Ball's Loos zu theilen. Ihre hinter, lafsenen Effecten wurden hinreichen, ihre kleinen Schulden zu tilgen." Beide Leichen winden in das Spiral geschafft und dort secirt, und die Aerzte erklärten, daß sie seil langer Zeit nicht zwei so gesunde Körper unter dem Meiser gehabt hatten. An, Abend des 8. wurde Dlle. Lichten stein still, aber in geweihter Erde, begraben; Ball aber, als Selbstmörder und Mörder, nach Landcsgesetz, in ungewcihter Erde eingescharrt. ('. 2 p o n a-ler, die im vorigen Stücke die Nolle der Pauline so trefflich sri^lte. als Marie-Anne in „Mutter aus dem Volke" von Laibach Abschied- Montag am 30. November hatte Baron Klesheim zum letzten Male lcsen sollen, aber er las auf allgemeines Verlangen noch ei» M:l, Mittwoch am 2- December. Neben der zweiten Vorlesung sahen wir zum ersten Male: «die seltene Liebschaft«, Lustspiel in 1 Act. von Oeinhardtstein. und neben der letzten die Reprise des Lustspiels: »der handgreifliche Beweis." Zwischen den Tagen dieser Vorlesungen iDinstag i- December) ging „Doctor Wespe« in die Scene, und endlich Donnerstag am 3- December figu-rirte Nestroy's witzige, aber nickt zolenreine Posse: „Unverhofft" So weit die reine Rccapitulation der Theaterzettel. Nun ein klein Wenig Kritik: «Der schwarze Doctor" befriedigte besonders durch das Sriel der Dlle. Spengler (Pauline) und des Herrn Buch Wald (Fabio>. Man hatte sick vom Stücke mehr versprochen. Die Besetzung der „Mutter aus dem Volke» ist bekannt. In der „seltenen Liebschaft" lernten wir einen recht braven, hoffnungsvollen Anfänger in Herrn Feldmann kennen, den uns Baron Klcsheim mitbrachte, und der jetzt hier bleibt. Herr Feldmann hat eine gute Figur , ein reines, wohlklingendes Organ und spielte für ein erstes Auftreten wirtlich gut- Er gab den schmachtenden und verlegenen Linbenhain mit gutem Glück und gegc» die Erwartung. Recht brav war Herr Blumenfeld als der alte GeckRankenbcrg, auch Herr Gottdank (v. Hellmuth) bewegte sich mit aller Sicherheit. In „'Doctor Wespe" war die Titelrolle durch die unglückliche Uebersitzung ins Hebräische» nämlich durch das dcn Gecken nie gut kleidend? „Iüdeln" nach unserm und allgemeinem Uussrruche vergriffen, Herr Podesta wolle sich dieß doch ein Mal merken, das, wir nicht lauter Juden, sondern lieber Christen sehen wollen. Das ganze Stück verlor schon dadurch an Interesse, obschon Einige recht brav das Ihrige leisteten. Im .handqrenii^.'n Ve« weis war Mad- Grambach durch ihr meisterhaftes Spiel als Baron"« Silber die Preisträgerin des Abends, In der Posse: »Unverhofft* waren die beiden Komiker, Herr Gramback (Hr. v. Ledig) und Herr ?.N°ldt (Walzl) die Säulen des Ganzen- Besonders gefiel das von den Herren Gram back, Moldt und Schnitzer gesungene Terzett im 3, Acte. Jetzt noch ein Paar Worte über unsere abgereisten WäNe. Dlle. Spengler hat uns durch ihr konsequentes, gerundetes, in sich abgeschlossenes Sviel gezeigt, daß sie auf ihrer Künstlerstufe nicht stehen geblieben, sondern weiter aerückt sey. Sckade, daß wir diese brave Künstlerin nicht noch als Frau Laroche im „deutschen Krieger", od^r als Gräfin in »Emilie Galotti» zu sehen bekamen! das Publikum hatte sie stets durck reichen Beifall ausgezeichnet und sie schied gewiß mit dem Bewußt« seyn, daß man sie nur ungern vermisse. Herrn Baron K l e s he i m neuerdings als Vorleser und Dichter hervorzuheben, wäre übrrfiüßig. Die letzte Vorlesung „auf allgemeines Verlangen» dient zum Beweise . baß er entschieden gefiel > ja thlilwei'e en-thusiasmirte. Besonders angesprochen haben in der zweiten Vorlesung: „die Stutzer", der »Jäger und sein Müetterl" und »d'Marzi Veigerl,,»; in der letzten die mit Tableaur verbundenen Gedickte: „Geburtstag, Eh« rentag, Sterbetag», odsckon uns die Idee im,Ehrentag» nickt ganz originell erscheint, weil wir sie früher von Castelli in ähnlicher Ma« nier bearbeitet gefunden. «Der trumpi Franz als Vorleser" war ebenfalls ausgezeichnet gut. besonders durch den herrlichen Vortraa- Mit einem Worte. der echtgemüthliche. einfach erhabene Volksdichter Kl es heim hat durch seine lieblichen Vollspoesien sich hier alle Sumpalhicn errungen. wurde nickt nur mit Auszeichnung, sondern, was mehr ist, mit wahrer Herzlichkeit aufgenommen, und die Abschiedssoir«? < die ihm zu Ehren mehrere recht ansehnliche Honoratioren Laibach's am letzten Abend« veranstalteten, wirb in ihm das Andenken an Laibach gewiß nicht sobald verwischen. Herr Albert v- Nertheimstein hatte bei dieser Gelegenheit eine neue Walzerparthie: «die Sckwarzblat'ln aus dem Wea, nerwalb" im österreichischen Ländlerstyle verfaßt, die bei den letzten Vorlesungen vom Orchester erecutirt wurde und recht lebhaften Anklang fand. Die Parthie ist dem Vorleser dedicirt. Leopold Korde sch. Auflösung des Räthsels in Nr. V«: Kirche. Verleger: IgnazAloisGdler v. Kleinmayr.