Sitzungsberichte der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-Historische Klasse. 173. Band, 3. Abhandlung. B ericht liber eine Bereisung von Nordvvestbosnien und der angrenzendeu Gebiete von Kroatien und Dalmatien behufs Erforsclmng der Volksepik der bosnischen Mohammedaner. Vou Prof. Dr. MattMas Murko. Vorgelegt in der Sitzung am 6. Februar 1913. Wien, 1913. In Kommission bei Alfred Hdlder k. u. k. Hof- und UniversiUts-Buchh&ndler, Buchhandler der kaiserlichen Akademie der \Vi3senschaften. Periodische Publikationen. Scbriften der lialkankommission. Linguistische Abtheilung. I. Band. Die serbokroatische Betonung siidwestlicher Mundarten von Milan Rešetar. 4°. 1900. 10 K — 9 M. — — II. Band. Das Ostbulgarische von Lj. Miletič. 4°. 1903. 14 K 50 h — 13 M. — — III. Band. Die Dialekte des siidlichsten Serbiens von Olaf Broch. 4°. 1903. 16 K 40 h — 14 M. — — IV. and V. Band. Das Dalmatisclie von M. G. Bartoli. 4°. 1906- 40 K — 36 M. — — VI. Band. Der heutige lesbische Dialekt verglichen mit den iibrigen nordgriechischenMundartenvonPaul Kretschmer. 4°. 1905. 30K — 25M. — — VII. Band. Sprache and Volksttberlieferungen der siidlichen Sporaden im Vergleich mit denen der iibrigen Inseln des agaischen Meeres von Karl Dieterich. 4°. 1908. 24 K — 24 M. — — VIII. Band. Der štokavische Dialekt von Milan Rešetar. (Mit 2 Karten.) 4°. 1907. 10 K — 8 M. 60 Pf. — — IX. Band. Die serbokroatischen Kolonien Siiditaliens. Von Milan Rešetar. (Mit22AbbildangenimTexte.) 4°. 1911. 12 K 50 h — 12 M. 50 Pf. — — X. Band. Die Rhodopemandarten der balgarischen Spraelie. Von Prof. Dr. L. Miletič. (Mit 1 Karte.) 4°. 1912. 9 K 20 h Schriften der slidarabischen Exi>edition. I. Band. Die Somalisprache von Leo Reiniseh. I. Texte. 4°. 1900. 20 K — 18 M. — II. Band. Die Somalisprache von Leo Reiniseh. II. \Vorterbneh. 4°. 1902. 50 K — 45 M. — III. Band. Die Mehrisprache in Siidarabien von Alfred Ja h n. Texte and W6rterbuch. 4°. 1902. 24 K — 22 M. — IV. Band. Die Mehri- and Soqotrisprache von Dav. Heinr. Mali er. I. Texte. 4°. 1902. 24 K — 21 M. — V. Band. Teil 1. Die Somalisprache von Leo Reiniseh. III. Gram- matik. 4°. 1903. 12 K — 10 M. 40 Pf. — VI. Band. Die Mehri- und Soqotrisprache. II. Soqotritexte. 4°. 1905. 48 K — 42 M. — VII. Band. Die Mehri- and Soqotrisprache. III. Š(iauri-Texte. 4°. 1907. 17 K 50 h — 15 M. — VIII. Band. Der valgiirarabische Dialekt im Dofar (IJfar) von N. Rho- dokanakis. 4°. 1908. 17 K — 14 M. 60 Pf. — IX. Band. Mehri- und IJadrami-Texte, gesammelt im Jahre 1902 in Gischin von Dr. VVilhelm Hein, bearbeitet und herausgegeben von Dav. Heinr. MUller. 4». 1909. 20 K — 20 M. — X. Band. Der vulgararabische Dialekt im Dofar (?lar) von N. Rho- dokanakis. 4°. 1910. 20 K — 20 M. Schriften der Sprachenkommission. Band I. Das persiinliche Fiirvrort und die Verbalflexion in den chamito-semitischen Sprachen von Leo Reiniseh. 8°. 1909. r 7 K — 7 M. — Band II. La langue Tapih'iya dite Tupi ou Neengata (Belle Languo). Grammaire, dictionnaire et texts par le P. S. Tatevin, C. Sp. S. 8°. 1910. 6 K — 6 M. Band III. Die sprachliche Stellung des Niiba. Von Leo Reiniseh. 8°. — 1911. 3 K 80 h —3 M. 80 Pf. Selbstandige Werke. Aptoivitzer, V.: Die syrischen Rechtsbiicher und das mosaisch-talmudische Recht. 8°. 1910. 2 K 50 h Berkotviez, M.: Der Strophenbau in den Psalmen und seine UuBeren Kennzeichen. 8°. 1909. 1 K 10 h Bittncr, Maximilian: Der Kurdengau Us eh n njo und die Stadt Urftmije. Reiseschilderungen eines Persers. 8°. 1895. 2 K — Der EinfluB des Arabisohen und Persischen auf das Tiirkische. Eine philologische Studie. 8°. 1900. 2 K 60 h — Der vom Himmel gefallene Brief Christi in seinen morgenlandischon Versionen und Rezensionen. 4°. 1906. 16 K Sitzungsberichte der Kais. Akademie der VVissenschaften in Wien. Philosophisch - Historische Klasse. 173. Band, 3. A b h a n d 1 u n g. Bericht iiber eine Bereisnng von Nordvvestbosnien und der angrenzenden Gebiete von Kroatien nnd Dalmatien belmfs Erforschung der Volksepik der bosnischen Moliammedaner. Von Prof. Dr. Mattliias Murko. Vorgelegt in der Sitzung am 5. Februar 1913. Wien, 1913. In Kommission b e i Alfred H d 1 d e r k. u. k. Hof- und Universit&ts-Buchh5ndler, Buchhandler der kuiserlichen Akademie der Wistenschaften. 3 r2 DOMOZNANSKI *J 2 ODDELEK >' vli 52)5^2 2} M.SLOIO Druck voh Adolf' Holzhauscn, k. Hof- und UnivoriitJitsbuclidruckor in Wirn I. Ura meine fiir die Dauer von zwei Monaten im Jahre 1912 ins Auge gefaBte Reise mit groBerera Erfolge aus-fiihren zu konnen, besuchte ich zuerst Agram (22.—28. Juni), um mir Informationen zu holen, namentlich beim Sektions-chef i. E. Luka Marjanovič, dem Herausgeber der moham-medanischen epischen Volkslieder in der Sammlung ,Hr-vatske narodne pjesme' (Ed. III und IV, Zagreb 1898, 1899) der Matica Hrvatska, und um die Materialien, aus denen die Sammlung hervorgegangen ist, im Archiv der genannten lite-rarischen Gesellschaft zu studieren. Man kann sicli daraus genau iiberzeugen, von wem, \vann (sogar die Stundenzahl ist haufig verzeichnet), wo und wie einzelne Lieder aus dem Munde der Siinger aufgezeichnet wurden, so dali in Bezug auf die Grlaubwiirdigkeit der Niederschriftten irgendwelche Zvveifel ausgeschlossen sind. Es fehlen auch nicht wertvolle Eotizen, wie z. IB. iiber den Siinger Bečir Islamovič, daB er gegen SchluB eines Liedes (Heft 23) schlecht gelaunt war, was meinen Erfahrungen nacb den Umfang und die Giite desselben selir beeinflussen komite. Fiir den Druck wurden die Lieder nach asthetisehen un'd..inlialtlip(ien Gesichtspunkten ausgewahlt, aber auch der Umtang spielte eine groBe Kolle, denn es wurden nur 50 Lieder ganz gedruckt (mit Ausziigen aus den Varianten im Anhang) und nicht 60, wie der Iler-ausgebor beabsichtigte. An den Texten wurden Anderungen aus metrischen, stilistischen und asthetischen Griinden vor-genommen. Die Berechtigung eines derartigen Vorgehens NB Dor offizielle Ausdruck in Bosnien fiir Moliammedaner ist jetzt Moslim, serbokroatisch musliman, denn das iibliche Turžin (TUrke) entspricht nicht mehr den Tatsachen, gegen muhamedovac (Mohamme-daner) erklarten sich die Einheimischen. v/urde in den Kreisen der Redaktion vici erortert und man rnuB zugeben, dali solclie Anderungen, namentlicli in einem Werke, das fiir weite Kreise des Volkes bestimmt ist, nicbt bloll einem Vuk Karadžic erlaubt sein diirfen, besonders insoweit sie die iiblichen Rechte der Redakteure und Kor-rektoren nicbt iiberschreiten. TJnbedingt notwendig sind sie, wenn man mbglichst gute Zehnsilber drucken lassen will, denn in Wirklichkeit kann die Zalil der Silben sehr liiiufig grbfier oder kleiner sein und die Ziisur nicbt biol) nacb dem vierten FuBe stehen. Fiir pbilologische Zwecke wiire es allerdings wunschenswert, daB solche Anderungen audi angemerkt wiir-den. Von dem Gediichtnis eines Sangers machte icb mir einc richtige Vorstellung erst da, als icb die epischen Gesiinge des Salko Vojnikovič (90 Lieder mit mehr als 80.000 Versen, s. Vorrede der ,Hrvatske narodne pjesme', Bd. III, S. XXIV) zum Zwecke des Einbindens in sieben starke Foliobiinde zerlegte. Im Jahre 1910 weilte in Agram der Siinger Džafer Kolakovic, ein Solin jenes Mehmed Kolakovič, dem die Sannn-luug der Matica Hrvatska die meisten und besten Lieder ver-dankt, und sang in den dortigen Mittelschulen sowie in Varaždin und Bjelovar und trat spater, von L. Marjanovič mit Empfehlungen versehen, cine Reise auch nacb Dalmatien an. Sein Erfolg war jedocb gering, denn seine Gesangsproben \varen selbst Kennern des Volksliedes wegen der A rt des Vor-trages (es bemerkte z. B. Marjanovič selbst in den vorange-schickten Vortrtigen, daB der Siinger am Ende des Verses statt govorio bloB go- spricht) und wegen der vielen Turcismen wenig verstandlich. AuBerdem ist er gewiB koin guter Siin-ger, denn in seiner Heimat erfreut er sicb, wie icb micb iiberzeugte, keines besonderen Rufes. Beachtenswert ist, daB er gegeniiber L. Marjanovič hartniickig behauptete, sein Vater hiitte ein Lied (,Hrvatske narodne jijesme/ III, Xr. 20) gleicb in der Einleitung nicbt so gesungen, wie es gedruckt wurde. Nacli Erfahrungen, die icb spater ofters mit Siingorn macbte, kann icb sagen, daB dieser Vorwurf wie ahnliche, die icb in Bosnien selbst zu boren bekam, unbegriindet war. Džafer Kolakovič erzahlte auch, daB er den Frauen vor einem Vor-bange nicbt bloB besondere Lieder, die sie wegen ihres In- luiltes und wegen ihrer Kiirze bevorzugen, sondern aucli mit anderer Stimme singe, und gab im Agramer Miidchen-lyzeum auch eine Probe dieses Gesanges. Ich komite bei zahlreichen Sangern in Bosnien nichts Derartiges mehr in Erfahrung bringen, obwohl icb besonders gern eine phono-graphische Aufnahme eines solcben Gesanges gemacht hatte, dagegen leistete mir sehr gute Dienste seine Angabe, dati es unter den Sangern aucli einen Beg gibt, was bisber vm-bekannt war. Icb interessierte micb natiirlich auch fiir die iibrigen Liederscbiitze der Matica Hrvatska, die viel grofier und be-deutender sind, als man meinen komite. Speziell fiir das Stu-dium der mobammedanisoben Volksepik gibt es bier sehr viel Material, namentlich in den iilteren Sammlungen, ivelcbe direkt mohammedanische Volkslieder entbalten (z. B. beginnt im Zbornik N. Tomasea S. 194: Kada kauri Klis grad zaro-biše), oder aber zahlreicbe Gegenstiicke zu denselben, haupt-sacblicb aus Kroatien und Dalmatien, namentlich iiber die Helden der Lika und Kotari, die Uskoken von Senj und ver-schiedene Heiducken aus osterreichischen und venezianischen Grenzgebieten. Fiir die Umgestaltung der Namen fiihre icb mir ein Beispiel an: aus Hrnjica Mujo der mohammedani-scben Volkslieder wurde in den christlicben dalmatinischen dem Dialekt entsprechend Arnjica, Arničič, Arnišič, Arnja-dina Mujo. Es ist sehr zu bedauern, dali die Kroaten in der Samm-lung und noch mehr in der Herausgabe ihrer Volkslieder so lange miiBig waren und daB die Matica Hrvatska sicb bei der Herausgabe ihrer Sammlung nicht an moderne wissenschaft-liche Grundsatze, sondern allzu sehr an das Beispiel der be-riihmten serbischen Volkslieder von Vuk Karadžic hielt, nicht bloB in Bezug auf die Einteilung, die ja unhaltbar ist, sondern auch beziiglich des Inhaltes, statt die gerade dem nord-uestlichen serbokroatischen Sprachgebiete eigentiimlichen Lieder hervorzukehren und speziell der hbchst verdienstvollen Ausgabe der mohammedanischen Volkslieder auch eine solche ihrer christlicben Gegenstiicke folgen zu lassen. So ist jeder-mann, der die Volksepik der Siidslawen studieren will, auch auf die handschriftlichen Liedersammlungen der Matica TIrvatska angewiesen, diejetzt leichter zuganglich sind, dasie geordnet und groBtenteils gebunden wurden; es ist sehr wiinschenswert, daf.i sie noch weiter niiher beschrieben und gewiirdigt (vgl. die Aufsatze Dr. N. Andric’ im Glas Matice Hrvatske) und auch genau katalogisiert werden, damit man sich iiber ihren Inhalt bald orientieren kann, womoglich auch in der Ferne. Das gilt iibrigens nicht bloB fiir Agram, sondern auch fiir Belgrad und andere Orte, denn niemand verlangt melir den Abdruck aller gesammelten Materialien, dagegen kann auch jede handschriftliche Variante unter Um-standen der Erforschung der Volksepik der Siidslawen, mit der die Einheimischen erst jetzt einsetzen, die besten D i en s te leisten. II. In Kroatien kannte ich die in den mohammedanischen Volksliedern vielgenannten Orte der Lika schon von einer folkloristischen Studienreise aus dem Jahre 1909, als ich von Senj iiber Otočac, Gospič und Umgebung, Ribnik, Ploča, Udbina, Korenica, Priboj, Plitvice, Petrovo selo ličko und Zavalje den Weg nach Bihac in Bosnien nahm. Ich komite mich daher diesmal auf die auBersten Gebiete der oster-reichisch-tiirkischen Grenzkampfe beschranken und besuchte (26. Juli bis 7. August) Novi-Vinodol, Bribir, Rab (it. Arbe), Senj, Žuta Lokva, Brinje, Modruš, Karlovac, Ozalj, Sluinj und Drežnik; von Bosnien aus machte ich noch einen Ausflug nach Vališselo bei Cetin. Die Resultate waren auf beiden Reisen meist negativ: das epische Volkslied ist in diesen einst vielumstrittenen christlichen Gebieten meist ausgestor-ben oder im Aussterben, ja selbst andere Erinnerungen an die Tiirken sind verblaBt. Von der Vergangenheit der be-riihmten Uskokenfeste Senj (Zengg) zeugen nur noch die Denkmiiler der christlichen Ritter in der Franziskanerkirche, in Brinje werden von den Tiirken bloB ,fabule‘ (z. B. wie ein Weib die Tiirken mit dem Besen vertrieb) erzahlt, in Ozalj wird die Sage von der versunkenen Glocke mit der Glocken-feindlichkeit der Tiirken in Zusammenhang gebracht. Als Siinger sind auf der Strecke Senj—Karlovac und auch nach Siiden gegen die bosnische Grenze, was besonders imtfiillt, nur noch bettelnde Blinde bekannt, aber selbst diese sind schon sebr selten und man sagt ibnen wenig Gutes nacb. Anstatt der Gusle kommt bei ibnen die Ziehharmonika in Gebraucb, welcher sich namentlich die čakavischen Legenden-siinger bedienen (ich hbrte auf Bab bei einem Kircbweihfeste eine vem sv. Lovrinac), aber sie wurde mir auch fiir Sluinj und selbst fiir Drežuik, wo das /Heldenlied' noch fortlebt, be-zeugt. In Žuta Lokva hbrte ich, daB ,jenseits der Kapela' Gusle noch Primorci (Kiistenlander) tragen, welche sich blind machen, um mehr zu verdienen. Bonst kommen auf Markte immer seltener Blinde aus der Lika, deren Bepertoire sich auf die allergewbhnlichsten Lieder, meist iiber Kraljevič Marko, beschrankt. Einheimische Biinger gibt es in Sluinj oder an der Grenze wie in Vališselo nicht mehr, auch bei den Ortbo-doxen (Serben) nicht. In ganz Kroatien und Slawonien ist der jberuhmteste' Biinger Vašo Eror, gebiirtig aus der Um-gebung von Petrinja, der alle Ilelden- und auch Ijrische Lieder singt, aber nicht bloB zu den Gusle, sondern auch zur Violine, Okarina, Flote und Gitarre, welche Instrumente er immer beisammen mit sich triigt. Von Spuren der Volksepik seien noch erwahnt: in Senj kennt eine alte Fran ein Lied von einem Madchenraub durch die Tiirken (beginnt: Bano ranile Benjkinje djevojke), am Vratnik singen Holzarbeiter Helden-lieder ,einstimmig' ohne Begleitung meist aus Kačič’1 Baz-govor ugodni naroda slovinskoga (2. Autl. 1756, 3. Aufl. 1759 und zahlreiche spiitere), in Modruš lesen nur noch šiltere Leute daraus und aus Liederbiichern iiber Kraljevič Marko. Bonst ,uberschwemmen< alles ,stiidtische' Lieder und namentlich Lieder aus Svrmien (srijemske), welclie Soldaten, Hand-werker, Arbeiter, Beisende und wandernde Biingergesellschaf-ten verbreiten. Mit echter altertiimlicher Volksepik machte ich erst in und um Drežnik (zwischen den Plitvicer Seen und der bosnischen Grenze) Bekanntschaft. Wie iiberall in der ehemaligen 1 Andrija KaiSič MioŠič, ein Franziskaner aus Brist im Kusteugebiet von Makarska in Dalmatien, wollte seinem Volke eine Geschichte seiner Vorfahren in Versen geben und besang ganz im Stile des Volksliedes namentlich die Kampfe mit den Tiirken, wobei er auch einige echte Volkslieder aufnahm (vor Percy!). Militargrenze wohnen aueh hier nebeneinander Katholiken (Kroaten, im Munde der Orthodoxen: Kranjci) und Ortho-doxe (Serben, im Munde der Katholiken: Vlasi). Jedoch auch Mer hdrte ich zuerst nur von verstorbenen Siingern. Der Serbe Manojlo Bubalo, Lehrer in Sadilovac, der unter dem Pseudonjm M. Kordunaš Erzeugnisse des Volksgeistes, dar-unter auch die Lieder des blinden Siingers Rade Rapajic (Novi Sad, 1892), gebiirtig aus Žuta Lokva, herausgcgeben hatte, berichtete mir von diesem Gewahrsmann und von Ilija Trtica (1836—1903), der aus Gornje Vrhovine bei Otočac stammte, nicht blind war und auch nicht bettelte, aber immer-hin ein wandernder Berufssanger genannt werden mufi. Joso Vukelič, pensionierter katholischer Pfarrer von Drežnik, aus einem kroatischen, 1714 wegen kriegerischer Verdienste ge-adelten Grenzergeschlecht stammend, dem die Matica Hr-vatska eine ihrer besten Sammlungen verdankt und von dem sie noch verschiedene Materialien zu erwarten hat, gab mir Aufklarungen iiber seinen Sanger Ilija Gasljevic (gestorben 1899), einen katholischen wohlhabenden Miiller aus Drežnik, der Heldenlieder von seinem Vater gelernt hatte und sie sich selbst zum Privatvergniigen und den Bauern in seinem Hanse namentlich in der Winterszeit sang. Sein geistiger Erbe ist der Kroate Mile Hodak, gleichfalls Miiller im Dorfe Smilja-nac bei Drežnik. Er kann ziemlich viele Lieder, muB sich aber schon iiben, um sein Gedachtnis aufzufrischen, und singt nur Lieder seines Lehrers oder auch schon solche aus Agramer Liederbiichern, am liebsten Liber junaštvo (Heldentum), spe-ziell gegen die Tiirken, hauptsachlich iiber Kastriotič Jurij (Georg Castriota), Smiljanič Ilija, Ivo Senjanin, Ustupčič Pavao harambaša und andere Helden seines Schlages. Man-ches Lied hat er schon vergessen, am leichtesten zu merken seien die heimischen (domače) iiber Kraljevič Marko. Er sang zur Gusle mit zwei Saiten zuerst langsam, dann schnel-ler und wieder langsamer, ganz verziickt mit geschlossenen Augen ein Lied, wie die Kosovohelden Miloš Obilič, Ivan Kosančič und Milan Toplica von Vuk Brankovič gefangen genommen wurden. Besonders auffallig war, daB er ungemein haufig am Ende der Verse die Vokale schluckte, wodurch manchmal ein richtiger Zehnsilber zustande kam, z. B.: / govori svojeviu gospodar [u], aber nicht immer, wie z. B. im Elfsilber: Da je home stati pa gledati bil [o j, audi cino ganze Silbo wai' nicht zu boren: Čuješ mene, mlada generalovi [ca]. Als ich mir den SchluB des Liedes wiederholen lieB und bemerkto, daB er nicht ganz gleich ausgefallen sei, antwortete er: Niemals singt der Siinger ganz gleich. Viel leichter verstandlich war der orthodoxe Gemeinde-schreiber Kade Svilar, der verschiedene Heldenlieder vom Lehrer M. Bubalo und aus Biichern erlernt bat. Er sang mir ein irgendwo gedrucktes Lied liber die Einnabme von Bihac zur Zeit der bosnischen Okkupation, welches beginnt: Vila vice do 7,avalja grada, Pozivala Cacha generala. Jedoch bemerkto ich auch bei ihm ein Schlucken der End-silben, z. B. entstand dadurch ein Neunsilber: Knjigu štije paša od Pijač [a]. Ahnliche Lieder sind auch unter den Soldaten des 79. in-fauterieregiments entstanden. Bekannt sind begabte Miinner, die Ereignisse der Gegenwart im Stile des Volksliedes be-singen, z. B. (nach M. Bubalo) der Oberforster Arse Pribic und der Volkssanger Jovo Uzelac Kuburica in Založnica bei Vrhovi n e, Bezirk Otočac, der aber schon ganz unter dem Ein-llusse der Literatur steht. In Zehnsilbern werden selbst poli-tisclie Affiiren besungen. Dagegen singen nocli alte herrliche Heldenlieder nach Angabe des Kaufmannes und Gastwirtes Petar Vukovič seine Stiefbriidcr Stipe und J oso Vukovič. Aus einer Charakteristik (des Mile Hodak) des Bauers Jure Rukavina ist bemerkenswert, daB er Lieder iiber Zweikampfe (megdan) singt, welche zwei Dorfer durch dazu bestimmte Insassen ausfochten. Begreiflicherweise sind Zweikampfe zwischen Christen und Tiirken noch in lebhaftor Erinnerung. Die Gegend befand sich bis zur bosnischen Okkupation eigent-lich im Kriegszustande und batte speziell unter dem Rauber-unwesen zu leiden. Der alten Grenzerherrlichkeit gedenkt man noch mit Stok. Dieser Vergangenheit entsprechend, ist auch das Kulturniveau wie in der ganzen Lika sehr niedrig. Ein Problem begann mich bereits in Drežnik zu be-schiiftigen. Allgemein ist dio Anscbauung, daB die Gusle, das Begleitinstrument des epischen Volksgesanges, nur eine Saite {žica, struna) haben, die aus einem Biindel von KoB-haaren besteht (diese Delinition bietet auch das Agramer aka-demische Worterbuch). Icb horte aber auf meiner bisherigen Ileise immer von zweisaitigen und bekam auch nur solche zu seben. Sie sind in der ganzen Lika verbreitet, \vas durcli rlie Nachricht begreiflich wird, daB sie in der Strafanstalt von Gospič zum Preise von 2 bis 5 A. angefertigt werden. M. Bubalo erzahlte mir nun von einer pnerkvviirdigen Er-fahrung'. Als auf seinen zweisaitigen Gusle, die er vom Siin-ger liade Papajič geerbt batte, der bereits erwahnte Ilija Trtica spielen solite, riB er cine Saite herunter mit der Be-griindung, daB die ,serbischen Guslef immer nur eine Saite haben, die zweisaitigen seien aber unter die Serben geraten von den Bunjevci, koji hoče uz njihovo na nos1 rastegnuto pjevanje da se od njih s slabijem gudenjem samo vece ron-danje čuje. Der Gesang der Bunjevci sei auch so unverstand-licb, daB man nach Anhorcn eines Liedes soviel weiB, wie wenn man es nicht gehbrt hatte. Bunjevci werden von den orthodoxen Serben die katholischen Kroaten auf dem Velebit und am Adriatischen Meere von Novi oder schon Ledenice im kroatischen Kiistenland bis nach Dalmatien genannt (J. Vukelič). Trticas Charakteristik passe (nach Petar Vukovič) auch auf den epischen Volksgesang der bosnischen Mo-liammedaner, der auf M. Bubalo cinen ,unangenehmcn Ein-druck' gemacht bat. Bei aller Vorsicht gegeniiber J. Trtica, der nach der Biographie M. Bubalos im Agramer Srbobran 1898 (Nr. 119, 120) schon zu den modernen politisch angc-hauchten Sangern (živa slika srpskog narodnog pjevača bu- 1 Mile Hodak meinte vvieder, daB die Siinger nicht gleich singen, aber alle hUchst iihnlich, die einen dehnen mehr, die anderen wenigcr: Primorci krade, Hrvati raspoloženo, pravoslavni više kroz nos. Man sieht, daB sich die Katholiken und Orthodosen gegenseitig das Naseln beim Gesang vorwerfen, wie die AngehBrigen verschiedener slorvenischer Dialekte das ,Singen' (pojejo) beim Sprechen. dioca) gehdrte, konnte man in seiner Meinung doch eine ethnographische Erkenntnis erblicken. Dar in machte mich jedoch Mile Hodak wankend, der allerdings im Gegensatze zu Joso Vukelič behauptete, daB aucli Hi ja Grašljevič einsaitige Gusle bevorzugte und auf zweisaitigen auch eine Saite ent-fernte (sruši). Hacli M. Hodaks Meinung gebrauchen altere Siinger eine Saite, jiingere geben aber noch eine Saite dazu, die nieht iilter sei als 50 Jahre, damit sie leichter ,zusammen-stimmeid (da lakše slaže) und damit das Lied (pjesma) leichter vollendet werde und scboner zu boren sei (da se lakše završuje i Ijepša za slušati). Diese Angaben liber das relative und absolute Alter der zweiten Saite sind jedoch wenig wahr-scheinlich und wiirden, wenn sie auch richtig waren, nichts beweisen, denn die Frage ist nicht von einem lokalen Stand-punkte zu Ibsen. Im nordwestlichen Bosnien linden wir bei den mohammedanischen und tcilweise auch bei christlichen epischen Sangern eine Tambura, Tamburica mit zwei Metall-saiten, ihr Vorhandensein und die gleiche Verwendung wurde mir auch aus der Gemeinde Petrovo selo in der Lika bezeugt, in Slawonien wurden nach literarischen Zeugnissen im 18. Jahrhunderte epische Lieder ebenfalls zur Tambura ge-sungen, im nbrdlichen Dalmatien fand ich ausschlieBlich zweisaitige Gusle und daneben in den an Bosnien und Kroa-ticn angrenzenden Gebieten auch die zweisaitige Tamburica. Wir haben es also mit einem groBen Kulturkreise eines zweisaitigen Begleitinstrumentes fiir den epischen Volksgesang zu tun und es muB erforscht werden, wie, wo und wann dasselbe entstanden und welche Abart des-selben iilter ist. Ich erwiiline, daB das Belgrader ethnographische Museum neben zahlreichen tjpischen Gusle zweisaitige mir aus der Lika und aus dem Piroter Kreis in Serbien auf-\veist, aber es besteht z\vischen ihnen ein IJnterschied in der Saitenliinge (in Pirot beide gleich, in der Lika eine kiirzer); dies spricht fiir die selbstiindige Entstehung beider Typen, ebenso derTJmstand, daB es in domsolben Pirot auch schonGusle mit drei Saiten gibt (s. S. Trojanovič, Muzički instrumenti srpskoga etnografskog muzeja in Belgrader Srpski Književni Glasnik, Bd. I). Die Authenzitat und das Alter (1632—1655) der zAveisaitigen Gusle aus Poljica in Dalmatien in den Wiss. Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina, XII. Bd., S. 62, sind nach den Aufklarungen des Besitzers Alfons Pa-vicli v. Pfauenthal nicht sichergestellt. Die wandernden blinden Rhapsoden sollen sich auch in der oberen Lika iibeidebt haben, aber zu Hanse wird der epische Volksgesang mit Guslebegleitung in den Bezirken D.-Lapac und Gračac, also an der bosnisch-dalmatinisclien Grenze, noch gepflegt. Nabere Daten iiber den wirklichen Stand fehlen mir jedoch. tlberhaupt mufi icb bemerken, dali mein pessimistisches Bild vielleicht nicht ganz richtig ist, denn icb stiitzte mich allzusebr auf Angaben der Intelligenz, die nicht immer geniigend unterrichtet ist. Audi waren meine Nachforschungen nicht so sjstematisch wie spater in Bosnien und Dalmatien. Es ist sehr wiinschenswert, dah uns Ein-heimische genauer berichten, wo und wie der epische Volksgesang im siidwestlichen Kroatien noch fortlebt. III. In Bosnien beschrankte icb mich auf die nordvvest-lichen Gebiete, weil ich mir aus der von dort stammenden Volksliedersammlung von L. Marjanovič und aus der auf ganz Bosnien sich erstreckenden von K. Hormann (Narodne pjesme Muhamedovaca n Bosni i Hercegovini, 2 Bde., Sarajevo 1888, 1889) die Ansicht gebildet hatte, daB daselbst ein anderer Typus der Volksepik herrscht als im iibrigen Bosnien und in der Herzegowina. Mit dem Liedersammeln hatte ich schon 1909 meine Erfahrungen gemacht, als ich drei Lieder von Bečir Islamovič aus Spahiči bei Bihač aufzeichnete, dar-unter zwei lange, welche er vor mehr als zwanzig Jahren in Agram fiir die Sammlung der Matica Hrvatska gesungen hatte, was zu hochst interessanten Vergleichen AnlaB gibi. Diesmal faBte ich den gegenwartigen Stand der Volks-opik unter den Moslims genau ins Auge, beriicksichtigte aber vergleichshalber auch die der Orthodoxen und Katho-liken. Um in manchen Punkten moglichst sichere und kon-trollierbare Resultate zu erzielen, ersuchte ich durch Vcr-mittlung der Balkankommission die Phonogramm-Archivs-JCommission der kais. Akademie der Wissenschaften um die Beistellung eines Phonographen. In Bosnien erfreute icli mich der ausgiebigsten Unterstiitzung aller Behorden und offentlichen Organe, denen icli z um innigsten Danke ver-pilichtet bin, namentlich den Bezirksamtern. Auf meinen Reisen besuchte ich vom 7. August bis 10. September fol-gende Orte (in den gesperrt gedruckten macbte icli phono-graphische Aufnahmen): Tržac, Cazin, Peci, V. Kladuaa, Vranograč, Bnžim, Otoka, Bosn.-Krupa, Ostrožac, Bihač, Ripae, Lipa, Ivulen Vakuf, Vrteče, Bosn.-Petrovac, Ključ, Sanski Most, Pri jed or, Kozarac, Banjaluka, Bre-nica (fiir Agino selo), Jajce, Jezero, Donji Vakuf, Travnik und Sarajevo. Die wichtigsten Resultate dieser Reise will ich in Kiirze zusammenfassen. Fiir mich unterliegt es keinem Zweifel mehr, daB unter den bosnischen Mohammedanern zwei Typen der Volksepik bestehen. Im Nordwesten ist maBgebend die Krajina im engeren Sinne (ungefahr der Kreis Bihač, die iibrigen Bos-nier rechnen auch Banjaluka dazu), wo die ,alten Lieder' (starinske, einmal horte ich staračke) oder JTcldenlieder' (junačke pjesme, gewbhnlich dialektisch pisme, pjesme o junaštvu) fortleben, welche haupsachlich dic kleinen Kampfe der ,Turken‘ in Bosnien, Slawonien und Ungarn (beide werden als Ungjur zusammengefaBt) mit den Ver-teidigern der osterreichischen und venezianischen Grenzge-biete behandeln, wobei wieder zwei Gruppen zu unterscheiden sind: am zahlreichsten sind die Lieder der Lika und Krajina (ličke, krajiške), in zweiter Linie stelien die sehr interessanten iiber dio Kampfe in Slawonien und Ungarn (ungjurske),1 manche sind gemischt. Die Lieder der Krajina fanden starke Verbreitung im iibrigen Bosnien und in der Herzegowina, sio repriiscntieren iiberhaupt die fiir die bosnischen Mohammedaner charakteristische Volksepik. Fiir den Siidosten von Bosnien und fiir die Herzegowina (darunter versteht man historisch nicht bloB den heutigen Kreis Mostar, sondern 1 Die von mir in Sarajevo gohiirten herzegovrinisehen Siinger Ibro DžinoviiS und Zulfo Kreho kannten diesen Ausdrnck nicht, obgleich diese Lieder dort vorkommen und auch in der Sammlung von K. H(Irmami ver-treten sind. smeli den Sudosten von Sarajevo) kdnnen wir von einem hcr-zegoNvinischen Typus sprechen, der aufier den Helden der Krajina noch andere Ereignisse der bosnischen Geschichte und namentlich die Kampfe mit den Montenegrinern und siidlichen Dalmatinern zum Gegenstandc bat. Die Lieder dieses Typus sind den der orthodoxen und katholischen Chri-sten der Herzegowina und Dalmatiens sehr ahnlicb, biiufig mebr balladenartig und demgemafi auch kiirzer. AuBerlicb ist der Krajinatypus gekennzeichnet durcb den ausscbliefi-lichen Gebrauch der zweisaitigen Tambura auf heimischem Boden, der herzegowinischc durcb die einsaitigen Gusle, zu denen aucb die Krajinalieder aulierbalb ihrer Heimat gc-sungen werden. Man darf daber beziiglich der Mobamme-daner nicbt blob von Guslaren sprechen.1 Die meisten Siinger leben noch in den an Kroatien an-grenzenden Bezirken, in \velehen das mohammedaniscbe Element besonders stark ist und sich eigentlich bis zur Okku-pation als Grenzwacbter betrachtete: Cazin, der nbrdliche Teil von Krupa, Bihac (in der Sammlung der Matica Hr-vatska am besten vertreten durcb Bečir Islamovič) und in der Expositur Kulen Vakuf (in dessen Niihe liegt Orašac, \voher Mehmed Kolakovic stammte) dcs Bezirkes Bosn.-Petro-vac. Im Bezirke Cazin bat fast jeder grbBere Ort bis auf Kladuša noch heute seinen Siinger, so daB ich am ersten Tage 22 Adressen erfuhr. Aus diesen Gebieten stammen aucb viole Siinger in den ubrigen Gegenden oder waren die Lehrer der dortigen, aus der Krajina \vanderten und wandern nocli viole. Siinger langs der Save bis Bjelina und anderseits uber ganz Bosnien und die Herzegowina, so daB mancber ein sebr reich-baltiges Ortsrepertorium zum besten geben kann. Immerhin 1 Als Beispiel, wie die Sanger selbst den Unterschied crfassen, gebo ich eino Cbarakteristik (in Scblagworten) der bercegovački pjevači von Mubarcm Ilošid in Bihae: imaju gusle, pivaju sasvim drugu vrst, ne kažu Mujina Halila, oni kažu Mujova Halila, imaju sasvim drugi govor a drugu ariju pjesme, i još druge pjesme, po drugom svitu, ovo krajiški pjevači što se radilo po Lici, Hrvatskoj i Dalmaciji, tamo se radilo okolo Dubrovnika; bercegovački bi smili doči ovamo; njihove gusle imaju veliki glas, i puno viču kad pivaju; on zorli piva (= vice puno); pivaju ličke, ali drugi glas, drukčije izgovara, po prilici se slaže (d. h. dem Inhalte nach). haben nocb Bosn.-Petrovac, Ključ und namentlich Sanski Most iln-e einheimischen Sanger, dagegen feblen sie schon ganz in Prijedor und, was besonders auffallig ist, in der alten tiirkischen Festungsstadt Kozarac (ungefahr 5000 Einwoh-ner), welcher Ort wegen seiner Hahne und Sanger einst be-riilimt war und woher nocb Isa eff. Softič die Matica Hrvatska mit Sangern versorgt bat; weiters fand icb oder erfuhr nocb von einzelnen in Banjaluka, Bronzeni Majdan, Skender Vakuf, im Bezirke Jajce (selo Unjidžiči), Donji Vakuf und selbst in Travnik fiibrte man mir nocb einen 85jahrigen vor, der sicb aber als Krajišnik entpuppte, jedoch bereits 50 Jabre dort lebt. Die Grenzbestimmung der einbeimiscben Sanger nach Osten, namentlicb im Savegebiet, muBte icb auf eine spatere Keise verscbieben. Im Westen bat nocb Glamoč einen weithin mit dem Spitznamen Brkiča bekannten Sanger; inwieweit sie nocb in Livno, Kupres und Županjac zu tinden sind, muB erst erforscht werden, aber jedenfalls wandern auch dahin nocb die Krajišnici und in ibren Liedern bilden auch Livno und Duvno (Županjac) die Grenzorte, deren Ilelden mit den Likanern in den Kampi’ zogen. Nach Sarajevo kommen Sanger beider Tvpen, aber die Krajišnici werden immer seltener, doch singen daselbst einige Herzegowiner ausscblieBlicb oder iiberwiegend Lieder der Krajina. Dagegen kommen die lTerzegowiner sel ten nacb dem nordwestlichen Bosnien, in Banjaluka sah man scbon 15 Jabre keinen, in Ključ aber einen nocb 1911. Interessant ist es, daB audi einige Sanger in die Ttirkei ausgewandert sind, spcziell nach Skoplje (Uskub) und nach Adrianopel. Von mobammedanischen Sangern, die alte epische Lieder singen, babe icb 26 (dazu nocb drei Ivriscb-epische) iiber alles Wissenswerte verhort, iiber viele bekam icb ausfiihrliche Mit-teilungen, iiber zablreicbe lebende und tote erfuhr icb inter-essante Einzelbeiten. Dem Stan do und der Beschiif tigung nacb sind die epischen Sanger meist Baueru und Arbeiter auf dem Lande und in der Stadt, sodann Gewerbetreibende wie Kaffeesieder, Kramer, Scbneider (mit der Mascbine), Tischler, Zimmermann, Hafner, Ofensetzer, Sattler, Fuhrmann und Fiaker; ein stadtischer Ausrufer besorgt auch die Geschafte des Solun- ders (von einem zweiten horte ich) und ist unter den Epikern zugleich der einzige Zigeuner, was er allerdings ohne Erfolg — wegen aeines Aussehens — zu verleugnen sucht. Nur vvenige Siinger sind ohne Beschaftigung, darunter die ein-zigen zwei Blinden (ein dritter ist im vorigen Jahre gestor-ben), die ich fand (ein Halbblinder in Orašac ist Kramer), noch weniger ohne Besitz, doch gehbrt dazu der angesehenste in Cazin. Eine bisher unbekannte Erscheinnng unter den Sangern sind einige Begs, von denen ich zwei (in Kulen Vakuf, Bosn.-Petrovac) sah und iiber einen (Ključ) ausfiihr-lich unterrichtet wurde, doch sind sie nicht die einzigen ans-iibenden Liebhaber der alten Volksepik, naturlieh nur in Freundeskreisen. Der wichtigste ist jedoch der verstorbene Huseinbeg Kulenovič Staroselac (zum TJnterschiede von ande-ren Kulenovič nach seinem Besitze so genannt) aus Bosn.-Pe-trovac, der die uns bekannte Volksepik stark beeinfluBt bat. Aus der Intelligenz horte ich nur einen Hodža nennen. Das Al ter der Siinger betrug 26 bis 80 und sogar 85 Jahre, die meisten stehen um 40 und 50; ihro Lieder be-gannen sie aber ,aufzunehmen‘ (primati) seit dem 10. bis 12., 13., meist seit dem 15 Jahre, aber auch noch im 20. und 25., doch sind die Jahre 20 bis 30 die letzten der Aufnahms-fahigkeit. Spiiter lernen nur fertige Siinger noch neue Lieder dazu (ein 50jahriger hob mir das besonders hervor), ver-gessen sie aber auch hiiufig, namentlich wenn die Alltags-sorgen mit Haus und Familie dazukommen. Manche Siinger erklaren, daB der Gesang nur fiir die Jugend tange, und gaben das Singen auf, als sie die Wirtschaft iibernahmen; manche hbrten auf, wenu ihnen besonders teure Personen, wie der Vater oder ein Sohn, gestorben sind. Die Lieder werden durch miindliche Tradition fort-gepflanzt. Kur einen Sanger aus Vranograč lernte ich kennen, der ein halbes Jahr die Schule besucht hat und daher die Liedersammlungen zur Kot lesen kann, andere lassen sich aus denselben schon vorlesen, hauptsachlich, um die Lieder zu vergleichen und zu kritisieren, aber auch um dazu zu lernen; von einem 27jahrigen (Siinger seit dem 20. Jahre) aus dem Bezirke Foča erfuhr ich in Sarajevo, daB er dafiir sogar schon zahlt. Jeder Sanger kann seme Le h r er aufzahlen. Meist sind es Verwandte aus dem Geschlecht, seltener aus der Schwager-scliaft; haufig vererbt sicli die Gesangskunst in der Familie, manchmal direkt vom UrgroBvater auf GroBvater, Vater und Sohn. Manclie lernten ikre Kunst von Sangern, die im gast-freien Hause ihres Vaters einkehrten, andere in der Caršija und in Kaffeehausern, in denen natiirlich auch fertige Sanger ikre Lieder austauscken. Als liockste Zakl der Lekrer eines Siingers kake icli mir sieben aufgezeicknet, dock brauckt sie da mit nicht ersckbpft zu sein, anderseits besckrankt sie sick kaufig auf sekr wenige. Wenn die Sanger einen begabten .1 iinger erspaken, so eifern sie ikn zum Gesang an, mancke werden selbst von einem unwidersteklicken Drange dazu ge-trieben; so erklarte mir Muharem Hošic in Bikač: ,Iek ging mit 10 bis 12 Jahren unter die Lento in der Caršija und in Kaffeehausern und hiitte die ganzo Naekt gern Lieder gehbrt; zu Hause komite ich dann nicht einschlafen, bis ich mir selbst das Lied sang, dann schlief ich ein, das Lied blieb mir aber wie ins Gekirn eingesckrieben/ Hen meisten Sangern geniigt das einmalige Hbren eines Liedes; nur oiner muBte ein Lied des Larmes wegen zvreimal koren, einer er-lernte eines nicht genau von einem Sanger, den er fuhr, wei) er betrunken war und es deshalb nur im Halbschlaf horte. Bei einem brachte ich heraus, daB er loči communes, wie die Schilderung des Madckens, des Helden oder des Pferdes zu-erst erlernte. Die Ekrfurckt vor dem Alter wird auch uiiter den Sangern eingekalten, weshalb sick z. B. ein Enkel oder Sohn bei Lebzeiten des GroBvaters oder Vaters nicht in die Offentlichkeit begibt. Die Sanger iiben ikre Kunst in Volkskaffees aus, die auch auf dem Lande zahlreich sind, im Sommer auch im Ereien, in Lesevereinen (Islamska Čitaonica), in der Caršija (Marktplatz mit offenen Verkaufsladen und Werkstatten), bei reichen Grundbesitzern, Begs und Agas, im Empfangs-zimmer (ahar, baškaluk) oder in besonderen Empfangshausern (konak), im Hause auch bei anderen besser stehenden Leuten, die sie rufen lassen, oder im eigenen Hause fiir die Nach-barn und fiir sick selbst in Freud und Leid, ebenso auf Bei sen; der erwahnte Zigeuner unterhalt schon sein sieben- Sitzungsbor. d. phil.-hist. KI. 173. Bd. 3. Abh. - monatiges Kind mit epischen Gesiingen. Sogar in dsterreichi-sehen Kasernen und auf Mandvern erklangen und erklingen nock solche Lieder. Die beste Zeit fiir den epischen Gesang bilden die langen Niichte des Winters und die Niichte des Fastenmonates (Ra-masan), in denen sich die Lente von der wahrend des Tages vorgeschriebenon absoluten Enthaltsamkeit im Essen, Trin-ken (aucb kein Tropfen Wasser) und Rauchen erbolen. In solcben Zeiten wandern die Sanger weit und breit, im Winter weilen sie bis auf drei Monate fern von ihrer Heimat. Aber aucb im Sommer gdnnt man sich in arbeitsfreien Stunden solcben Gesang, namentlich an Freitagen (Feiertag), boi Unterhaltungsabenden (silo, sijelo und sastanak), bei fest-lichen Anlassen, wie Hocbzeiten, bei Picknicks (teferic), bei Wottrennen, die nicht biol! im Lied, sondern noch heute ein ITauptvergniigen der Vornebmen und des Volkes bilden. Die Dauer des kiirzesten Liedes wurde mir mit drei-viertel Stunden angegeben, als kurz gelten noch 2—Sstiindige, gewbhnlicb dauern sie aber viel mehr Stunden, ja sogar 7 und 8 und noch dariiber hinaus, natiirlicb mit entsprechenden Pausen. Desbalb singt der Sanger in einer Nacht meist nur cin Lied bis zur Morgenrbte oder verteilt es auf zwei oder sogar mehr Nachte. Die aullergewohnliche Lange der mo-bammedaniscben Volkslieder, die desbalb mancbmal getadelt wurden, erklart sich einfacb aus den Bediirfnissen des Volkes. Sie ersetzen den Mobammedanern, denen das Leben so wenige geistigo Genusse bietet, Konzerte (diesen Ausdruck ge-brauchte aucb ein Gendarmeriewachtmeister aus Deutscb-Bdbmen), Theater und andere Vergniigungen. Der Sanger kann jedoch ein Lied nach Belieben verkiirzen oder verlangern. er richtet sich einfacb nacb den Horern, denn die Kunst gebt aucb hier nacb Brot und kann wirklich sogar von den Launen solcber Kiinstler abhiingig sein; anderseits virft aber diese Tatsache das beste Licht auf das Wesen der miindlichen ttberlieferung, welcbe sich immer in FluB be-findet. Unter den olfentlichcn Z u bor er n sind zablreicbe Bauern, Arbeiter, Kaufleute, darunter aucb Cbristen, aucb Begs und Agas und wenigstens voriibergehend aucb christliche ,Herren‘ (Lehrer, Geistliche, Beamte, Gendarmen). Jeder Ort ist stolz, gute Sanger zu haben oder sie von auswarts zu beziehen. Als der boste gilt z. B. beute in Cazin Mašo Gajič, iibcr 60 Jahre alt, ein Berufssanger obne Haus und Hof (nema kuce ni kučišta), ein Enkel des Oerirn Gajič, von dem, wie er bebauptet, alle Sanger, die in Agram waren, ibre Lieder gelernt baben, dieser aber von Murat kapetan Beširevič; in Kulen Vakuf ist unter den Begs besonders angesehen Jakup Hukič aus Orašac, ungefahr 45 Jahre alt, der die dortige Tradition bewabrt und von Huseinbeg Kulenovič Staroselac, \velche seino ,gute Stimme* gebort hatte, zum Singen ange-eifert worden ist. Von den verstorbenen Sangern begegnet man iiberall den Spuren des vielgeriihmten Mebmed Kola-kovič aus Orašac und des Bečir Islamovič aus Spabiči, mit deren Gewinnung daber die Matica Hrvatska ein besonderes Gliick gehabt bat. Selten singen die Sanger aus Freundschaft und umsonst ibren Nacbbarn in den Odrfern, meist erhalten sie einen Lohn, der aber sebr verscbiedenartig sein kann. Die Begs schenkten namentlich friiher Getreide, Pferde, Ochsen, Kiibe, Schafe, Kleider und aucli viel Geld. In den Kaffeehiiusern soli Mebmed Kolakovic wahrend eines Bamasan noch 170 bis 200 Gubien verdient baben, in Banjaluka kam ein Sanger in einer Vadit auf 10 Gulden, aber auch auf 5 und 2, beute sind aber 3 Gulden eine bobe Sunimo, in Cazin bringt der beriihmte Gajič in einer Nacht im Kaffeehaus nocb 2 Gulden zusammen, in der Caršija aber 1 Gulden oder nur 1 Krone und solcbe werden auf einer Tasse aus Spenden von 5 bis 20 Kreuzern zusammengelegt, wozu allerdings nocb Scbalen Kaffee und Zigaretten kommen. Die Bewohner eines groben Ortes an der kroatischen Grenze sind aber schon so klug (mudri), daB sie nur Brot und kein Geld als Lohn reichen, was auch erklart, daB sie keine einbeimischen Sanger mehr aufzuweisen haben. Auf dem Lande besteht der Lohn auch aus Obst. Merkvviirdig ist es, daB die Sanger die Zahl ihrer Lieder nie genau angeben konnen. Gewohnlich macben sie allgemeine Angaben, wie 30 bis 40, 20 bis 30, auch 10 bis 20, oder sie sagen, daB sie fiir jede Nacht des Bamasan ein Lied 2* /.ur Verfiigung haben; nur Sejdo Mujkič, Kaffeesieder in Todorovo, im Bezirke Cazin, ein guter Sanger, nannte mir jimgefahr 100‘, Husein Žunič aus Krivaja (friiher hatte er ein Hans in Brezova Kosa) im Bezirke Cazin ,mehr als 100<; fiir jede Nacht des Jahres ist aber keiner gcvvappnot, das wurde nur dem Huseinbeg Kulenovic Staroselac nachgeriilimt. Icb iiberzeugte mich beim Ausfragen des Repertoires, dali die Sšinger keine Prahlhanse sind, denn icb brachte gew(’)hn-lich mehr heraus, als sie angaben, ohne ihren Liederschatz ganz zn ergriinden. Das ist iibrigens ungemein schwer, denn die wenigsten kdnnen den Inbalt in der Art von Uberschriften angeben oder iiberhaupt klar erzahlen, die meisten wollen das ganze Lied hersagen oder geraten beim Erzahlen immer wieder ins Rezitieren. Bei vielen leisteten mir die Liederiiberschrif-ten in der Sammlung der Matica Hrvatska gute Dienste, und icb konnte mir ganze Verzeichnisse anlegen, \vclche Lieder sie gut kennen oder nur teilweise oder anders oder gar niebt. Das iibliche Begleiti n str ument in der Krajina, die Tambura, Tamburica, mit zwei Metallsaiten, bat gevvdbn-lich einen ziemlich groben, langlicben Korper, so dali sie stark an die Gusle der Lika in Kroatien erinnert. Hie und da horte icb aucb den Ausdruck šargija und saz, womit mehrsaitige Instrumente zur Begleitung Ijrisch-episeber oder nur lyrischer Lieder bezeicbnet \verden. Die Tamburica ist so allgemein verbreitet, dali sicb ihrer aucb christlicbe Sanger fiir epische Lieder im Bezirke Cazin oder aucb fiir Liebes-lieder bedienen (vgl. die phonograpbische Aufnabme in Ključ, Pl. 29). Noch in Banjaluka gilt die Tamburica bei den Mo-bammedanern als vornehmes Instrument, Gusle sind nur fiir bettelnde Blinde (slipci) und gelten als biiueriscb (po sel-jačku). Icb fand allerdings schon in Ključ einen Guslaren (Omer Pehadžič), aber dieser brachte seine Jugcnd in Jajce zu, wo schon die einsaitigen Gusle iiblich, ibm aber aucb zweisaitige bekannt sind. Aucb in Jezero bei Jajce bedienten sicb Sanger aus der Krajina gewohnlich schon der Gusle, in Travnik und Sarajevo geschab das friiher ebenfalls, icb bc-kam aber in Sarajevo iiberhaupt nur Sanger aus der Herzego-wina mit einsaitigen Gusle zu boren. Sehr haufig werden jedoch beide Instrumente, na-mentlich die Tamburica, ersetzt durcb einen Stock (štap, ščap), Tschibuk, Tschibukrohr (kamiš), Zigarrensj^itz (cigar-luk), Feuerzange (maše, mašice, mašalj) oder durcb irgend-einen anderen Gegenstand, ja sogar durcb ein kleines Kind, auf dem der Takt geschlagen wird. Dies geschiebt mancbmal aus Not, wird aber auch scbon zur Gewobnbeit, ja es gibt Sanger, die ohne jeden Behelf rezitieren, weil sie keine Zeit und Gelegenheit oder aucb nicht die Gabe batten, ein Instrument spielen zu lernen. Der Vortrag bestebt im allgemeinen aus einem scbein-bar ganz monotonen Rezitieren, das auf Musikkenner ,un-musikalisch' wirkt und selbst einlieimiscben Moslims, die oder gerade weil sie Hochscbulbildung genossen baben, nicht leicht verstandlich ist. Namentlich im Anfange ist der Kra-jinasanger schwer zu verstehen, wenn er nocb die Tamburica stark anschliigt; merkwiirdigerweise \vird das viel besser, \\enn er in ein schnelleres und selbst in das allerschnellstc Tempo gerat, weil er dann scin Instrument nur liie und da anscblagt, um den SohluB der Verse zu markioren, oder ganz ruben liiBt, wobei er die Worte viel natiirlicber ausspricbt. Die letzte Silbe ist bci manchen Siingern nicht bbrbar, von anderen wird sie aber ganz deutlicb ausgesprochen. Hie und da werden aucb Silben eingeschoben, die unseren Fullwbrtern iihnlich sind; ein Sanger bekam von einem Gutsbesitzer aus der Monarcbie dafiir den Spitznamen Gigego. Eine gute, feine Stimme, wbrtlich ,Kohle' (dobro, fino grlo = dobar glas) wird aucb in der Krajina sehr gescbatzt, docb kanu ich iiber das Wesen derselben nicht urteilen. Manche Sanger baben keine Stimme (grlo), aber sie rezitieren sehr gut, was sie mit Stolz hervorheben. Jeclenfalls ist der Gesang der von mir gehbrten Herzegowiner klangreicher und verstandlicher. immerhin andert aber auch der Krajinasanger nicht bloB sein '1’empo, sondern erhiiht aucb die Stimme, wenn ein Abscbnitt (naoštraj) vor der Ruhepause zu Ende geht, oder bei Situa-tionsiibergangen wabrend des Gesanges. In solcben Fallen singt der Sanger aucb langsamer, speziell die beschreiben-den Teile. Leider komite ich davon nur weniges phono-grapbisch aufnehmen, denn es ist den Siingern auch von Ein- heimischen nicht beizubringen, wie sie nur einen bestimmten Abschnitt singen oder wo sie bei der Wiederholung eines ge-sungenen einsetzen sollen; fiir sie existiert ein Lied nur als Ganzes, das sie mit einer ungewbhnlichen Schnelligkeit und Sicherheit rezitieren, wenn sie cs einmal begonnen haben; selbst der 85jahrige Avdo Karabegovic in Travnik erklarte: Kad počnem, pada na um. Mir imponierte aber nicht so sehr der Umstand, daB sie die liingsten Lieder im Gediichtnis be-wahren, sondern vici mehr die sicliere Diktion selbst wahrend des schnellsten Rezitierens, so daB icli nie ein Ilaschen nach Worten bemerkte, in Venvirrung geriet aber nur ein einziger Sanger beim Phonographieren. (Tber die herrliebe Spracbe staunen aucb die einheimiscben Begs, von denon mir z. B. einer in Kulen Vakuf sagte, er kdnnte nicht drei Worte so zusammenstellen (složiti). Man muB sicli vor Augcn halten, daB die Sanger nicht nach unserer Weise einen fest-stehenden Text deklamieren, sondern bis zu einem gewissen Grade immer von neuem scdiaffen. Viele.von ibnen behaupten zwar, daB sie ihre Lieder immer gleich vor-tragen, doch kann sicli das nur auf Personen, Motive und den Gang der Handlung beziehen, obgleich aucli hier Ver-iinderungen vorkommen und naturiich sind (so entstehen Varianten, Kontaminationen); aucb kann der Sanger, wie schon erwiilmt, ein Lied nach Belieben kiirzen, „auslassen, was ,schwacher< ist, die ITauptsache sagen“, oder aucb debnen, wenn er ein besonders dankbares Publikum und Zeit bat. Die meisten Redaktionsunterschiede erklaren sich dadurcb, ja man kann direkt von Schulon sprechen. So verlangte Huseinbeg Staroselac von seinen Sangern: Schmiicke den Helden, das RoB aus, du wirst es ihm nicht um dein Geld kaufen (Nakiti momka, konja, nečeš mu za svoje pare kupovati). Seine Ausschmiickung des Madchens dauerte so lange wie heute ein Lied. Fiir einen Hochzeitszug oder eine Ex-pedition in Feindesland rief er 70 Barjaktare (Fahnentrager) zu Hilfe, was heute kein Sanger tut. Ebenso konnte es bei ihm keine Hochzeit ohne Mustajbeg geben, der infolgedessen iiber anderthalb Jahrhunderte gelebt haben miiBte. Ander-seits kam es aber ihm auf die Glaubwiirdigkeit der Ereignisse an, wesbalb z. B. ein Held, der allein unverkleidet unter die Feinde geht, einen Streit nicht im, sondern vor dem Hof (avli j a) beginnen mulite, so dali er wirklich noch auf seinem Pferde, womdglich mit einer Frau alsBeute, entfliehen konnte. Die Likaner konnten nach seiner Ansicht nicht inUngjur (Sla-wonien, Ungarn) kampfen, weil ihre Heimat unterdessen von den Christen der Kotari iiberfallen worden wiii-e. Seiu Geistes-kind war Mehmed Kolakovic und ihre Lieder waren weit und breit fiir die Siinger maligebend. Zu den ausschmiicken-den Sangern gehdrte auch Beeir Islamovic, den Muharem Ilošic in Bihac deshalb nicht mochte, weil er ein Madcben cine halbe Stunde ausschmiicken konnte, wahrend er einfach sagt: Spremila se, spremila se fino (sie richtete sich her, richtete sich schdn her). Ebenso Bell sich Husein Alagic Babič aus Bosn.-Petrovac (gest. vor 5—6 Jahren) von Staro-selac nicht zum Ausschmiicken bevvegen, er zog es vor, den Kern zu erfassen (jezgru shvatiti). Von diesem Huso Babič sollen jallo' Siinger (bezieht sich hauptsachlich auf den Siid-osten) gelernt haben; ganz verschieden von ihm sei Avdo Karabegovič in Travnik. Wertvolle Beitriige lieferte mir die Vorschrift des Phono-gramm-Archivs, dali der zu pbonographierende Text zuerst niedergeschrieben werdon muli. In den 10 bis 20 Versen, die ieh gewbhnlich vom Anfang eines Liedes aufnehmen konnte, gab es allerlei und grbliere Abweichungen beim Gesang, indem ganze Verse, sogar mehrere, ausgelassen, andere hin-eingebracht, einzelne Worte veriindcrt oder umgestellt wur-den. Manchmal konnte ich solcbe Unterschiede auch beim tlben des Siingers in den Trichter konstatieren. Osman Karabegovič in Sanski Most brachte es zustandc, sogar den erstcn Vers jedesmal anders zu geben, er diktierte: Beg Osmanbeg rano podranio, sang bei der tibung in den Trichter: Beg Osmanbeg na bedeni izig j e, und sang beim Phonographieren: Beg Osmanbeg gleda niz Posavlje. Auch Ahmo Samardžič aus Mutnik bei Cazin, welcher zugab, daB manche Sanger auslassen, andere wieder hinzufiigen (so auch einer seiner Schiller), aber behauptete, daB ein guter Siinger das Lied wortgetreu (od riječi do rijeei) kennen miisse, lieB sich sehr starke Anderungen beim Gesang zu-sehulden kommon (Pl. 4—6). Avis dem Ganzen geht deutlich hervor, daB sogar der-selbe Siinger nie ein Lied ganz gleich wiederbolt und daB alle Lieder, wie sie uns gedruckt vorliegen, nnr ein einziges Mal wirklich so gesvmgen, bezie-hungsweise diktiert worden sind. Natiirlich sind wenigstens mancbe Siinger imstande, avieh neue Lieder zn dichten, was sie zugeben. Icb babe jedoch nie Gelegenbeit gehabt, herauszu brin gen, \vie aus alten. Liedern neue durch Kontaminationen oder durcli tlbertra-gung verschiedener Motive auf bekannte Helden entstehen. Bei Liedern iiber neue Ereignisse kommt es auf die bistori-scdie Wabrheit an (s. S. 30—33). Von diesen Gesichtspunkten sind audi alle Vorvviirfe gegen gedruckte Texte selbst guter Siinger zu beurteilen. Namentlich gegen Mehmed Kolakovič bor te icb ofters An-klagen, daB er in Agram die Lieder ,verdorben‘ und nicht. so gesungen babe \vie zu Hause und auf seinen Wanderungen. Icb sucbte natiirlich der Sache auf den Grund zu kommon und stellte in Kulen Vakuf mit da k up Hukič aus Orašac cine Probe an. Die Wahl des i^iedes vvurde ibm iiberlassen und fiel auf Lički Mustajbeg brani Udbinu (Hrvatske narodne pjesme IV, S. 201ff.). Icb las ibm den Anfang vor, von dem er erkliirte, er sei derselbe, aber Mehmed babe ,ver-kiirzP, jVerdorben' (skračivao, kvario). Icb lieB dann ihn Vers 4HL singen und seine Abweichungen stellten sich ein fach als Erweiterungen und Ausschmiickungen heraus.1 Audi andere Erfahrungen belehrten mich, daB der allgemein 1 Ein amlerer Vorwurf, er habe die Lieder kroatisiert (sve izvrgnuto na hrvatsko, bio lukav), kann von niemandera, der die Lieder gelesen bat, ernst genommen werden und bietet nur ein Beispiel, nach welcben Gesichtspunkten namentlich friihcr Liedersammlungen von Serben oder umgekehrt von Kroaten beurteilt wurden. Mehr Sinn hatte der Vorvvurf, er habe in Agram das Heldentum der Begs und Agas unterdriickt, wenn wir -nicht iviiCten, daC er auch in der Heimat die Kritik der Begs herausforderte und seinen Standpunkt zu wahren wuGte (Hrv. nar. pjesme III, S. XV). menschliche Kiinstlerneid auch hier eine Rolle spielt und daG go manchcr Sanger seine Lieder gedruckt und natiirlich auch entsprechend honoriert sehen mdchte. Der Sanger geht in seinem Liede ganz auf und verriit seine Erregung durch Gemiitsbewegungen: seine Augen-brauen wolben sich, die Štirne verfinstett sich bei einem Zu-sammenstoB, er kann wie dieHbrer zuTranen geriihrt werden und sogar ,weinen wie ein Kind‘. Manehe bewegen den Kopf nach rechts und nacli links oder nach vorne. Es besteht ein grotier TJnterschied zwischen den inoliarnmedanischen Siin-gern, vvelche eine Inspiration (nadahnuce) verraten, und den christlichen, welche handwerksmafiig vortragen (Mitteilung von K. Hermann). Der Gesang strengt phjsisch sehr an, namentlich in iiberhitzten Tiaumen, welche die Sanger lieben, geraten sie stark in SchweiB. In den Ruhepausen, die ihnen ein Bediirfnis sind, trinken sie Kaifee oder rauchen. Die von mir bei Tag verhorten und phonographierten Siinger litten sehr miter den Folgen des strengen Fastens, so daB sie manchmal schon ganz apathisch \varen, weshalb ieh meine Tiitigkeit oft in die Nacht verlegte. Das Publikum der Sanger ist heute schon stark demo-kratisch, aber selbst dieses geht ihnen in den groBeren Orten immer mehr verloren. Urspriinglich war jedoch die Sanger-kunst einer der feudalen tlberreste des Mittelalters, an denen Bosnien so reich war und noch ist. Der alteste, von mir ausgeforschte Sanger, der 85jahrige Avdo Karabegovic in Travnik, sang nic in einem Kaffeehause, sondern begann seine Karriere als ein besserer Offiziersdiener (čauš) und zugleich Sanger bei Hadži Bustambeg Bišcevič, Divisionar in Bihac, den er iiberall begleitete, und diente spater in Travnik als Sanger bei verschiedenen Begs, bei einem 25 •i ahre; er sang bei ihnen zn Hanse oder auf Einladung bei ihren Freunden, zog mit ihnen zu Pferdo herum und fiihrte mit seinen Herren ein episches Leben auch im Trinken, so daB einer von ihnen, sein Knez und der Siinger in der Posavina einmal in einer Nacht ein FaB (bačva) Sliwowitz, d. i. 14 bis 15 Oka (ungefa.hr 18 Liter) hinunterschluckten. In friiheren Zeiten hatte iiborhaupt jeder Beg, Aga oder Dizdar, der eine četa fiihrte, neben dem Barjaktar (Bannertrager) auch seinen Sanger, der ihm seine Krieger unterhielt. In der Herzegowina hatte noch Dedaga (spater paša) Čengic, der Sohn des von Ivan Mažuranic besungenen Smail Cengič Aga, einen besonderen Sanger, der ihn zn Pferde begleitete nnd ihm anck auf dem Wege sang. In Cazin bor te icb zwar, daB man noch vor 50 Jahren bei den Begs singen konnte, aber anderswo dauerte das langer; so mancher Beg behielt einen Sanger wahrend des Winters oder im Ramasan bei sich zuriick nnd wahlte sich von seinem Repertoire, nm das er ibn fragte, die ihm besonders znsagenden Lieder aus. ITinter einem Vorhang bekamen auch die Frauen die gleichen Lieder mit den Miinnern zn koren, manchmal sang aber der Sanger fiir sie Lieder, die ihnen besonders gefielen (iiber Liebes-werben, Liebe des Mannes zur Fran), denn ,die Frauen sind nicht fiir das Heldentum' (junaštvo), jedoch mit gleicher Stimmc. Die Frauen brauchen aber nicht cinmal abgetrennt oder verhiillt zu sein, wenn ein Sanger von Verwandten zu Besuch mitgebracht \vurde, aber selbst sonst sei das moglich, \venn man dem Sanger vertraut. Ein besonderer Miizen der epischen Gesangskunst in jeder Hinsicht war der bereits genannte Husein Beg Kule-novič Staroselac. Er lud Sanger zu sich ein, beherbergte manchmal zwei zu gleicher Zeit, behielt sie monatelang (Meh-med Kolakovič blieb zwei Monate bei ihm), ja sogar ein halbes Jahr bei sich, hbrte nnd besserte ikre Lieder, stritt auch mit ihnen dariiber oder sang ihnen seine vor nnd entlicB sie dann mit reichen Geschenken. Er konnte sich alles mer-ken, lernte von jedem Sanger aus Bosnien und Herzegowina nnd lenkte auch alle, er galt als ihr ,IIauptdirektor{ (direktor najglavniji), wie sich der von moderner Bildung bereits be-leckte Muharem Hošič in Biliac ausdriickte. Ein Sanger, mit. dessen Liedern Staroselac einverstanden war, durfte in ganz Bosnien singen.1 Er ist auch das Beispiel eines dichtenden 1 Man sieht daraus, von welcher Wichtigkeit es ist, daC von jedem Lied nicht bloB die Heimat, sondern auch dessen Sanger an-gegeben wird, denn gerade die mohammedanischen ,IIelden]ieder‘ sind der beste Beweis gegen die romantische Theorie vom ,singenden Volk‘. Anderseits rechtfertigt das Sammler wie Vuk Stef. Karadžid, die sicli nicht von moderncn folkloristischen Gesiehtspunkten leiten HeBen, son- Sangers, denn ein in der Sammlung der Matica Hrvatska ge-drucktes Lied iiber Tale Ličanin soli von ihm sein. Alle Siinger kennt auch Maličbeg Filipovič in Ključ, singt nicbt. bloB Lieder, sondern verwendet auch in der gewohnlichen Rede ihre Tropen und Figuren und ganze Yerse. DaB auch der Ursprung der Lieder in feudalen Kreisen zu suchen ist, kann man sicli leicht denken. So wird von den Ljubovič in Nevesinje und auch von anderen bericht-tet, daB sie besungen werden, weil sie sich ihre eigenen Siinger hielten. Die Ildrer sind ungemein aufmerksam (,stili wie in der džamija' — Mosehee) und verfolgen den Gang der Hand-lung mit der grdBten Teilnahme. Die ernsten, wiirdevollen und sicli zuriickhaltenden Regs sitzen scliweigend da, allmiihlicb bemerkt man an den Gesiehtern eine gewisse Erregung, die Augen leuchten auf, der eine oder andere liichelt, bei einer Bemerkung iiber Tale, den N ar r en dieser Volkslieder, lachten alle laut auf (Kulen Vakuf in der islamitischen Lesehalle). Jn den Zwischenpausen lobten die Begs ihren Siinger als den besten der Krajina, bewunderten die Helden, die solchen Ruhm hinterlassen haben, daB sie im Liede verherrlicht wer-don, was heute den grdBten Miinnern nicbt gelinge; manche bezweifelten, daB die Tiirken als Christen verkleidet in den Kotari nicht gleich erkannt wurden, andere bemerkten, daB die zahlreichen Wahlverwandten (pobratimi, posestrime), die sie dort unter den Christen hatten, solche Exkursionen er-mdglichten. Andersvro wunderte man sich iiber die genaue Schilderung der Gegcnden, hielt aber manchen Abstieg in den Gebirgen fiir unmdglich, worauf \vieder ein Beg be-merkte, daB damals die Menschen und vor allem auch die Pferde, welche 7 bis 8 Jahre gefiittert und dann erst zuge-ritten wurden, anders waren. GroB ist auch die stille Auf-merksamkeit in den Volkskaffeehausern, in denen man bis 150 Zuhorer innen und auBen linden kann. Audi hier spridit dem nur Lieder von ,guten Sangern4 braeliten, wobei allerdings ihr Gescbmack maBgebend war. Es ist auflfallig, daC nooh niemand die von Vuk Karadžid zur Seite gelegten und jetzt in der Belgrader Aus-gabo verOffentlichten serbischen Volkslieder mit den friiher bekannten verglichen und gewiirdigt bat. man in dcn Pausen iiber das Lied und was damit zusammen-hiingt. Alle Siinger, die ich darnm ausdriicklich fragte, ob ihnen wahrend des Gcsanges oder in den Pausen scharfe Ein-wendungen gemacht werden, leugneten das. Als Beispiel, wie weit die Teilnabmc der Hbrer an dem Schicksal der Liederhelden gehen kann, erziihlte man mir in Sarajevo, dafi vor der Okkupation ein Moslim, als der Siinger sang, \vie Halil Ilrnjica in Gefangenschaft geriet, weinend binausging und naeh mehreren Stunden von jemandem gefunden wurde, der ihn zuriickbrachte und den Siinger wecken lieB, damit, er ,unter Verlust seines Kopfes4 das Lied, in welchem Halil aucb befreit wird, zu Ende singe. Die Sprache zeigt den schbnen und mit der jekavi-scdien Schriftsprache ubereinstimmenden ikavischen Dialekt, den die bosniscben Mohammedaner namentlich in der Krajina rein sprechen. Bei den Sangern kommen allerdings Mi-sehungen mit -je vor, was sich durch den EinfluB der Intelli-genz und der Amter, mit denen namentlich der Siinger vici verkehrt, durch ihre weiten lieisen in ganz Bosnien und Her-zegowina und auch durch das Zusammenleben mit den joka-vischen Orthodoxen erkliirt. So sprach Mujo Hukic ausVra-nograč, der zur Not lesen kann, und auch die Sammlung der Matica Hrvatska sehr gut kennt, pjesma, gab aber zu, dafi alle Lente pisma sprechen, aber man konne sagen wie man wolle (moro se reči kako hočeš). Die interessanteste Auf-kliirung gab in dieser Hinsicht der katholische Siinger Franje Jankovič aus Zegar bei Bihač, der nach der Liedersammlung von Jukič singt und sein besjedila einfach mit Berufung auf ,das Bucik erkliirte. Als wir iiber djevojka oder divojka sprachen, antwortete er: kako jezik donese (wie es die Zunge mit sich bringt). Uber die Dialektunterschiede zwischen der Krajina und IIerzegowina wissen die Siinger Bescheid. So erkliirte Muharem Hošič aus Bihač, daB die Herzegowiner alles mit č sprechen, wie česta, mačka, četiri, paripče fiir: cesta, paripče, auch šečer fiir šeker. Kein Be\vohner der Krajina wiirde einen solchen Siinger hbren, es wiirde ihn nicbt interessieren (ne bi ga zanimalo). Eine tlberraschnng bildetc ein nicbt auffalliges, aber zweifelloses gutturales 1 (Pl. 15, vgl. XXX. Mitteilung des Phonogramm-Archivs). Was dcn iiblichen zehnsilbigen Vers (deseterac) an-belangt, so kommt er merkwurdigerweise beim Diktieren viol regelmiiBiger heraus als beim Singen. So diktierte z. B. Pa-šabeg Kulenovic Hadžikadibegovic in Bosnisch-Petrovae: Piče pile dvije age careve, sang aber piče ti pile (Pl. 27, V. 1), Bole mio aber Bole ga mio (V. 3), bei der Wiederholung Mio ii bole (Pl. 28, V. 3). Am Anfang desVerses werden pa (Pl. C, V. 15), a (Pl. 0, V. 10, 20, Pl. 23, V. 1, 4, 5), ea (Pl. 23, V. 2, 3, 7), o (Pl. 32, V.3: O Luka je babo), he (P1.24, V. 14) vorgo-schoben. Namentlich haufig sind solche e j (Pl. 13, V. 1, Pl. 14, V. 1, Pl. 30, V. 1) und oj, aj, in lyrisch-epischen Liedern (vgl. Pl. 7—10). Eingeschobenes -gi- in dem ersten regelrechten Zeknsilber s. auf Pl. 23: Piče pila do dva pobrati(gi)ma. Eiir Schlucken der Endsilben beim Gesang vor den Begs fiibro ich folgende Beispiele des Jakub Hukič in Orašac an (vgl. Pl. 23 bis 26): | desVerses zweiter Teil (d. i. nach der Zasur) striha pozlačen[a], tiča prepeli[ca], wodurch 9 Silben zustande kom men. Einen Auftakt im ersten Teil und eine solche Unter-driickung der letzten Silbe zeigt der Vers A megju njima zmija šarovit[a]. Als Beispiel eines Sangers, der Endsilben nicht unterdriickt, nenne ich Muharem Hošič (Pl. 13, 10) in Bihač oder Osman Karabegovič in Sanski Most (Pl. 31,32). In Sarajevo wurde mir von einem guten Kenner desVolkstums (Rizabeg Kapetanovič) die Aufkliirung zuteil, daB die Sanger der IlerzegoAvina den Zehnsilber im Gegensatz zu denen der Krajina immer rein singen, aber Zulfo Kreho aus Ivalinovik sang deutlich: tri godim; da[na), j| paše i vezijri j, mili bože na svemu ti hva[la]. In solchen Fallen bekommen wir also nur 9 Silben, dagegen 10 im folgenden: 4 , aga mu ne vjeru[jej. Ahnlieli singen auch Alija Majmun, Zigeuner aus Gorica bei Sarajevo, und Ibro I)žinovič, Berufssanger ausMostar, von dem Zulfo Kreho ausdriicklich erkliirte, da zadnju rič pritisne doli, wahrend er nach Belieben pritisnuti konne oder nicht. Es sei aber Sitte ,in Foča, Kalinovih, Kolašin, Nikšič (diese bei den Orten in Montenegro), Gacko, Pileče und Trebinje, daB man die letzte Silbe des Zehnsilbers auf den Anfang des folgenden Verses werfe (baci); der erste Vers babe also 9, die anderen alle 10 Silben bis auf den letztenf Ich bemerkte das am Vorabend beim Gesang selbst nicht. Auf jeden Fali muB die Sache erst erforscht werden. Wie es sich uberhaupt mit Versen verhiilt, die weniger oder mehr als 10 Silben haben, iiber den Rjthmus und sein Verhaltnis zum natiirlichen Ak-zcmt, wird man aus meinen Phonogrammaufnahmen und den vorhergehenden Niederschriften der betreffenden Texte stu-dieren kbnnen. Icb erwiihne nur noch die Erklarung eines Begs, daB der Siinger iiber fehlendc Silben irgendwie binweg-spiole (nekako pregude). Vergleiche einen sicheren Neun-silber U vrh stola buničlci dizdar (Pl. 1, V. 3), ein Heraus-geber wiirde wohl dizdaru daraus machen, wie auch ein San-ger sang (Pl. 13, V. 8), wahrend auch er dizdar diktierte. Auf Grund meiner Erfahrungen in der Krajina kam ich auch zu dem Sohlufi, daB man so maneken der vielen alten Genitive Plur. in den Liedersammlungen nicht trauen darf, denn ich begreife bei Jakup Hukič aus Orašac noch pet sto duhat, aber keineswegs |j šest hiljada svat fiir svatova oder hbchstens svatov. Anderseits ergibt aber der Vers Ihtijari jedan do drug op so-fort einen reinen Zehnsilber, wenn man ein a hinzufiigt, was jeder Sammler auch gewiB tun wiirde. Der Inhalt der Lieder ist aus den bisherigen Samm-lungen geniigend bekannt. Immerhin gibt es noch viele alte Lieder in der Krajina, die noch nicht aufgezeichnet sind, es aber verdienen, vor dem TJntergang gerottet zu werden. Stinger, welchc die Liedersammlungen kennen, heben gerne hervor, daB sie nicht gedruckte Lieder haben, so Muharem Hošic in Bihac ,einige fiinfzehn‘, Jakup Hukič in Orašac unter 32, die ich mir aufzahlen lieB, einige, ebenso Mašo Gajič in Gazin und Sejdo Mujkič in Todorovo, der sich riihmt, Lieder zu haben, ,die andere nicht kennen', und Osman Kara-begovič in Sanski Most. Bei den Siingern und den Horern der Krajina werden die auf die Lika sich beziehenden Lieder (ličke) cntschieden bevorzugt, was sich nicht bloB aus der geographischen Lage (,kad su se junači kresali na gra-nici' = -vveil die Helden an der Grenze StrauBe ausfochten) erklart, sondern auch daraus, daB es in ihnen mehr jStreit' (kavga) gibt. Eine merkwiirdige Bemerkung liorte ich unter den Begs in Kulen Vakuf iiber die ungarlandischen (ung-jurske), sie seien mehr wahr (istinite), in den ličke gebe es Beimischung (primjes). Auf die ,Wahrheit‘ in den Liedern wird uberhaupt solu' viel Gcwicht gelegt.1 Das beziolit sich vor allem auf ihro Geographie. Ein Sanger, dcr nicht die Gegenden kennt, in denen die Grenzkampfer (četnici) herum-zogen, kbnno nicht gut sein. Den Siingern der Herzegowina wirft man upezicll vor, sie batten keine Berge (gora), keine 1 Felden, d. h. das Lokalkolorit der Lieder ist auf ihrer Wan-derung nach dem Siiden verblai.it. ()fters horte ich als Bei-spiel, daB sie Mujo Hrnjica aus Kladuša in einem Schift iiber die Pliševica, d. i. das Grenzgebirge zwiscken Kroatien und Bosnien bei Bihač, davonfahren lassen. Erstaunt war ich, wie genau Muharem Hošič in Bihač alle Orte der Lika und die damit verkniipften Ereignisse kennt, allerdings hatte er Gelegenheit, sie als Fiaker kennen zu lernen.* 2 Intor-essant ist auch sein Urteil iiber den dortigen orthodoxen (ser-bischen) Sanger Niko Gjeric: ,ihn wiirde kein Tiirke boren, weil er ganz andere Barjaktare (Fahnentriiger) bringt, ebenso andere Lieder (unsere interessieren abcr jedermann); unsere Lieder stimmen iiberoin mit den Brunnen, Bergen, Feldcrn, Stiidten, Niko besingt aber ganz andere Felder, er war ein Hirt, kam nie in die Stadt, singt ganz schlecht, hat nicht in der Stadt singen gelerntk Ein anderer Sanger \vieder meinte, die christlichon Lieder seien unwahrschein-lich, weil darin ein Ileld gleich 300 Gegner niedcrhaut (po-sikao), was es nicht gibt. Den Inhalt der Lieder kbnnen die Sanger selbst selten gut wiedcrgeben oder auch ausfvihrlich erziihlen. Meist mochten sie das ganze Lied hersagen (kazivati) und bringen fortvviihrend ganze Verse. Am ehesten geht es noch mit einer solchen Charakteristik wie Hochzeit (ženidba) des N. mit N. A m besten ziihlen sie die von ihnen besungenen Helden auf. 1 Schlecht paGt dazu der SchluG eines Liedes von Omer Pehadžid aus Velečevo bei Ključ: 'Valen iujrm i vami kažem, A Hog znade, jel tako bilo. 2 Es (iel mir auch auf, wie genau einer ineiner Fiaker aus Krupa mit der Topographie der Lika vertraut war. Er hat sogar dartiber seine Meinung, wo in Udbina die Kula Mustajbegs stand (\vo sich heute das Bezirks-amt befindet), erklSrte, daG Laudonov gaj frilher dem Ogrošcvič Ale ge-hOrt babe usw., wovon ich selbst in der Lika nichts blirte oder sah. Selten werden Lieder iiber neuere Ereignisse ge-sungen. Man nannte mir Lieder iiber General Laudon, Omer paša, iiber die bosnischen Aufstiinde (o bunama). Die Kiimpfe mit den Okkupationstruppen besang Alibeg Kulenovic in Kulen Vakuf im Stile der Lieder iiber Mujo Hrnjica. L>as weitverbreitete Lied iiber ILimzibeg aus dem serbiscli-tiirki-schen Krieg (1877) gehort aber schon zn den Ijrisch-cpischcn (ravna s. S. 35). Tntoressant ist es, daB Ibro Džinovie aus Mostar dieses Lied nieht singen will, weil er von seinem damaligen Aufenthalt in Bjelina bei Mustajbeg Bašič und Alibeg Bašič weiB, dali der Tod des Himzibeg darin nicht richtig geschil-dert wird (kad nije tako, kako je pjesmenik izveo, pisao sa svojim kalemom, kako je njega volja). Derselbe Sanger besang vor drei Jahren ein Ungliick bei einem Wettrennen in Trebinje (Ribica kad je ščer udao za Šeboviča), ,weil er das selbst goseben liat4; er bekam dafiir schon ,dobar (gutes) — trinkgeldk Er wiirde iiberhaupt ein Ereignis oder einen Streit mit Waffen besingen (kad bi se dogodilo, ako bi se trefilo; kad bi bila kavga, ja bih sapjevao). DaB auch die alten Krajina-Lieder wenigstons kul-turhistorisch wahr sind, kann man noch aus den keuti-gen Zustiinden schlieBen. Es lebt noch der kriegerische Sinn der Bevolkerung und das menschliche Leben wird ungemein gering gcschatzt. Ein guter Kenner des Landes erkliirte mir, er gctraue sich mit 100 Krajišnici ohneweiteres 1000 Ilorze-gowiner in die Flucht zu schlagen, was doch viel heiBt, wenn man an die ununterbročhenen Kampfe an den Grenzen Mon-tenegros denkt. Im Bezirk Cazin mit seinen idyllisehen Land-schaften sind Totschliige und schwere kdrperliche Beschadi-gungen wegen der geringsten Anliisse auf der Tagesordnung, so daB man haufig die Ansicht hort, das Standrecht wiire noch dort am Blatze. Die letzten Zweikampfe vor der Okku-pation sind in Erinnerung; auch horte ich von einem Falle, daB noch unsere Behorden um die Zulassung eines solchen er-sucht wurden. Die Bferdewettrennen, friiher nach der Lange (u pravac, daher der Name obdulja), deren Beschreibung in den Volksliedern oine so groBe Rolle spiolt, gehoren noch zu den gew6hnlichsten Belustigungen, die jeder besser stehende Besitzer bei festlichen Anliissen, wie Hochzeiten, veranstaltet. Kbenso iscbc ersetzt, bei denen die Melodie in den Vordergrund tritt. In ganz Ilosnien und der Herzegowina heiBen sie ravna (Sing. ravna) pjesme (a), d. h. ebene Lieder oder kurz ravne oder pjesma u ravan, zapjevati u ravan. Nacli vielen Umfra-gen erhielt ich in Banjaluka folgende befriedigende Auf-kliirung dieses Ausdruckes: ])jevač tegne glas i vrača, pjeva na obdal ju, to se reče ravno, dugo tegli, ne prisiče hitro riječ; es handelt sich also um einen langgedehnten und repetieren-den Gesang, bei dem die Worte nicht schnell abgehackt wer-den. Solche Lieder werden zum mz (pl. sazovi), einer groBen ,Tambura‘ mit 0 Saiten (so bei Suljo Ramic Gorič in Otoka, 1 m 2cm lang, der Rumpf 40X,i cm), aber aucli zur Violine und zu den Gusle mit 1 oder 2 Saiten gesungen. Zu solchen sehr bekannten Liedern gehort: Viče vila sa vrha Porima (oder: sa vrh namastira), pa doziva mostarskog vezira, er mbge Stol(ac), Počitelj und Mostar gegen Čengič Smailaga schiitzen (s. Pl. 7); oder das Lied von Himzi — oder Imzibeg, der im ser-bisch-tiirkischen Krieg bei Bjelina fiel (Pl. 9 und 10); oder das Lied: Piče pij u age sarajlije, u SarajVu krajem željeznice, denen die Wirtin Basarina Sara erklart, daB sie nicht allen Geliebte sein kann (Pl. 17—20). Das erste dieser Lieder sang mir ein Zigeuner, der sich mehr damit als durch Arbeit sein Brot verdient, das zweite ein Barbicr, das dritte ein Arbeiter. Ihr Gesang ist immer-hin noch altertiimlich, denn Suljo Gorič Ramič aus Otoka erklarte mir ausdriicklich, er singe ,baurisch‘ (seljačko), 3* wahi,eiid in dem dortigen moslimisehen Tiimburaaelienverein (solche kommen schon in vielen Orten vor) ganz andere Jnedei' zu viersaitigen Tamburice, die er švapske nennt, gespielt und gesungen werden. Lyriscb-episch waren friiher noch Marschlieder (put-ničke), die hoch zu Roli zur Zurna gesungen wurden. Als Beispiel wurde mir genannt, wie Sultan Suleiman vor Bel-grad zog (kad car Sulejman pod Biograd sagje). Singen schon ravne pjesme haufig lokale Zigeuner oder herumreisende ans Bosnien und Serbien, welche die neuen Texte und namentlich neue Melodien verbreiten, so gilt das viel mehr von den iiblichen Liebes- und Scherzliedern ans Slavonien, Sjrmien und der Bačka, so dali Havanske, sri-jnnske, budvanske, doslcocice, šaljive, welche zu den ans Kroa-tien geliolten viersaitigen Tamburice gesungen werden, nicht bloli die alte Epik, sondern auch die schone und gefiihl-volle einheimische Lvrik verdriingen. Aulier den Zigeunern tragen auch hier (vgl. o. Kroatien) Soldaten, Ilandwerker, Reisende, wandernde Arbeiter sowie Liedersammlungen mit und ohne Noten (diese kennt in den Tamburasehenvercinen meist mir der Dirigent), zu ihrer Verbreitung bei. Natiir-lich beeinflussen sicli hier auch Christen und Mohaminedaner gegenseitig, und es ist drollig, vvenn sogar die Mohani-medaner in Bosn. Krupa singen: Odkud ideš Anice? Idem iz Ravanice. .Oder: Prevedi me preko druma, Da ja vidim, gje je Ruma? Sogar zu den Katholiken der Herzegowiua, die von den Franziskanern doch in strenger Zuclit gehalten werden, sind schon die ausgelassenen Lieder ans Slavonien und Syr-mien vorgedrungen. Man sieht also, dali auch das modernste Volkslied die Serben und Kroaten aller Konfessionen einigt. Den Siingern alter und neuer Lieder macht aber auch schon das Grammophon starke Konkurrenz, das auch Platten mit bosnisch-herzegowinischen Melodien einlegen kanu, u. a. auch das Lied von Imzibeg. In den islamitischcn Lesehallen unterhalten sich aber die Begs heute mit dem Lesen der Zeitungen (meist aus Sarajevo und Agram, hie und da auch ein Blatt aus Konstantinopel) und mit der Besprechung von Tagesfragen, in den Kaffeehausern werden aber Tombola, Schach nnd andere Spiele gesjiielt. Natiirlich ersetzt audi die Literatur die alten Lieder, namentlich volkstiimliche, sehr realistischeLustspiele und Dramen mit aufklarender Tendenz stehen auf dem Programm eines jedcu moslimischen Unter-haltungsabends. Uber die diristlichen Sanger in den von mir er-forschten Gebieten sei folgendes erwahnt. Unter den Ortho-doxen (Serben) der Krajina gibt es Sanger, welche die be-kannten serbiscben Heldenlieder und auch die der Moslims wie diese zur zweisaitigen Tamburica vortragen. Mir wurden aus dem Bezirk Cazin genannt (icli konnte keinen zu Gesicht bekommen): Gjuro Priča in Listal ine, einer (Gjulič?) in Miostra srpska, Jovo Mikeša in Podzvizd. Ilire Lieder beruben noch auf miindlicher Tradition, es gibt aber, auch schon solche Siinger, die sie sich vorlesen lassen. Sogar aus Amerika wurde schon ein Bucli ,od junaka4 (iiber 1 Leiden) gebracht. Von llija Bajič in Glinica wurde mir berichtet, dah er einsaitige Gusle und cine zweisaitige Tamburica gebraucht. Der einzige Serbe, den ich in der oberen Krajina mit dem Ruf eines ,guten Sangers4 traf, bereitete mir aber als Philologen eine groBe Enttžiuschung. M. Babič, Schuster in Vranograč, wollte niimlich nichts davon wissen, denn er habe ,Haus und Sorgen auf dem Hals4, gab aber dann zu, daB er in der Jugend Liebes-lieder zur viersaitigen Tamburica (er nennt sie društvena) und zur Violine gesungen habe. Als ich unsere TJnterredung mit den Worten schloB: propada narodna pjesma (das Volks-liod geht zugrunde), antwortete er: tako i treba (so soli es auch sein). Dieser fortschrittliche Mann aus dem Volke ist bereits ein Zogling eines Vereins zur Heranbildung serbischer Lehrlinge. Im Bezirk Ključ werdon noch von Einheimischen cr-fundeno (sami izmisle) Lieder im Kolo zu der sonst dem epi-schen Gesang dienenden zvveisaitigen Tamburica gesungen, die Jugend braucht dieses Instrument iiberhaupt fiir ibre poskočnice (ein Beispiel Pl. 29). Nach Krupa komraen blinde Guslaren an Markttagen, in Bihač simi ein- und zweisaitige Crusle bekannt, aber selten. Beachtenswert ist, daB der orthodoxe (serbische) Blinde Niko Gjerič aus Pritoka bei Bihac mir zu einsaitigen sang, aber zweisaitige besitzt, wahrend der katholische (kroatische) Marko Majstorovic aus Vedropolje mit einsaitigen bettelnd sein Brot verdient. Niko Gjerič fand ich in einem Gasthaus in Bihac, wo ihn 7 bis 8 Bier trinkende Bauern fiir bekannte serbische ,Heldenlieder‘ verhaltnismaBig gut belohnten, aber immer wieder ein agrarpolitisches Lied (liber eine ungerechte Bemessung der trečina) von ihm verlangten und ihm dafiir eine Krone zuschoben. Er schluckte Endvokale in der bereits bekannten Weise: na ložnic[u], oruž[je], devet godm[a] dan[a], besjed[i], sramot[a]. In den Phonographen lieB ieli mir das von ihm gehdrte Lied Jakšiči kušaju ljube (Vuk Stef. Karadžič, Srpske narodne pjesme, II., Belgrad 1895, S. 624 f.) vviederholen. Natiirlich war auch bei ihm der Ge-sang verschieden vorn Diktat (PL 11, 12), beide aber von dem bekannten Text. Als ich diesen bei Vuk Karadžič verglich, kam ich zu einer folgenschweren Entdeckung. Der beriihmte Herausgeber schreibt in einer Anmerkung: ,Dieses Gedicht ist gedruckt in Satir von Peljkovič [zuerst in der II. Ausg. 1779 u. d. von einem Grenzoffizier aus Slavonien, der den Sieben-j ahrigen Krieg mitmachte und den besten Vertreter der Auf-klarungsliteratur unter den Kroaten reprasentiert], aber ich habe es auch in unserem Volke gehort, namentlich von einem Burschlein (momče) aus der Nahija Užice [in Serbien], von dem ich es so niedergeschrieben habe' (od koga sam je ovako prepisao). GewiB hat Vuk dieses Lied gehort, aber nie und nimmer so gedruckt, sondern genau nach dem Texte von Beljkovič, an dem er nur die iiblichen sprachlichen Kor-rekturen vornahm, die nicht einmal so ausgiebig zu sein brauchten, wie in dem Wiederabdruck der Asan Aginica aus Fortis (vgl. Fr. Miklosich, tlber Goethes ,Klaggesang von den edlen Frauen des Asan Aga', Sitzungsberichte der phil,-hist. Klasse der Wiener Akademie, B. CUL, S. 27—31). 102 Verse in genauer Reikenfolge und mit derselben Wortfolge kann nicht einmal derselbe Siinger selbst nach einer Stunde wiederholen (vgl. XXX. Mitteilung der Phonogramm-Ar-chivs-Kommission, S. 70 [12—13], 02 [5]. tlbrigens machte icli selbst interessante Erfahrungen mit Sangern, die bereits aus Biicliern singen. In Bihac \vurde mir Franje Jankovič, ein 50jahriger Freibauer aus Žegar, als zu phonographierender katholischer Siinger emp-fohlen, da der bereits ervviibntc Blinde auf Reisen war. Dieser liatte den guten Finfall, gleicb das Bucli mitzubringen, naeh welchem er singt, Narodne pjesme po Bosni von Jukič und Martič, 2. Auflage. Er wiihlte sich daraus Ženitba i megdan Nike Gjul kovica, S. 163. Der Wortlaut stiminte ziemlieli, aber beim Rezitieren und Phonographieren licB er, da er keinen Souffleur hatte, die Verse 16 bis 21 aus, wobei er iiberhaupt nur 17 Verse sang, weil mehr nicht auf eine Platte (IN r. 23) gingen. In Pri jedor fand ich aber Mico Vukadinovič, der es von einem wandernden Siinger zu einem Friseur mit y.wei Hiiusern gebracht und den bffentlichen Gesang scbon seit zelm Jahren aufgegeben bat, jetzt sich aber nur noch zu U nterhaltungsabenden in Vereinen einladen laflt. Er muBte daher die Texte zu Hause erst wieder einsehen, bevor er zum Phonographieren kam. In dem Liede Smrt majke Jugoviča (Vuk Stef. Karadžič, Srpske narodne pjesme, II., Belgrad 1895, S. 294) lieB er beim Diktieren und Phonographieren die einleitenden vier Verse aus, machte einige sprachliche Anderungen, stellte die Verse 22-—24 um und interpolierte gleich darauf zwei Verse, die nicht am Platze sind: Zaplakalo devet udovica, Zaplakalo devet sirotica. Beim Phonographieren stellt er auch in den Versen 15—16 devet dobrih konja und devet ljutih lava um, auBer-dem sang er statt des interpolierten Zaplakalo — Zakukalo. Vers 8 diktierte er: Da odleti na [Vuk: nad] Kosovo ravno, sang aber: Da odleti na polje Kosovo. Von demselben Mičo Vukadinovič erfuhr ich, dafl es auch unter den christlichen Sangern Unterschiede gibt, denn er konnte mir das genannte Lied und Početak bune na dahije ,berzegowinisch‘ (po hercegovačku) und ,biiurisch‘ (po sel-jačku), wie es im Bezirk Prijedor iiblich ist, zu einsaitigen Gusle singen (Pl. 37—42, leider technisch meist nicht gelun-gen). Als \virklicher epischer Siinger ist dort beachtenswert Luka Bilbija, ein 32jahriger Arbciter, dom es voj- 15 Jahren noch geniigte, ein Lied ein einziges Mal von Arbeitern zn boren, urn es zu erlernen, wahrend er es heute nicht mehr aufnehmen (primiti) kann. Eine Schule besuchte er nicht, bat aber spiiter lesen gelernt, so dali er jetzt auch nacli Ge-sangsbiichern (pjesmarice) singt (z. B. von Kraljevič Marko, Miloš Obilic). Seine Lieder dauern eine Viertel-, eine halbe und selbst eine Stunde. Er bat deren ungefahr 20 bis 30 (viele bat er schon vergessen), darunter ungefahr 10 liber Kraljevič Marko. Er sang mir ein Lied von diesem und seinem Bruder Jandrijaš (BI. 35, 36), also eine Namensform, die wir in der erstcn Aufzeichnung eines Markoliedes boi Hektorovic (Stari pisci hrvatski VI., S. 18—19 Andriaš) fin-den, wabrend selbst in allen Texten der Ilrvatske narodne pjesme, berausgegeben von der Matica Hrvatska, II., Kr. 24, 25, 31—33 Andrija vorkommt. Er beniitzt immer einsaitigo Gusle, sab aber schon in Sanski Most zvveisaitige, die aus dem Bezirk Bosn.-Petrovac stammten. In Prijedor melde-ten sicb noch andere ,Volkssangcr<, darunter aintli Jovo Ostojič Vidič, ein Viehhandler, der elf Jabre Scbulen be-sucht batte, aucb zwei Gjmnasialklassen in Belgrad. Auf seinen vielen Keisen lernte er Ileldenliede.r singen, darunter auch moslimische ,historische‘. Er dichtete aucb selbst (sam sastavio) solche Lieder, wie z. B. uber den russisch-japani-schen Krieg, und singt uberdies lyrische Lieder, christliche wie moslimische. Den letzten orthodoxen Siinger hbrte idi auf dieser Keise in Jezero, den 24jahrigen Lazo Kadak aus Šipova (gegen Glamoč), der zu einsaitigen Gusle mir nacb pjevačice singt, die in Neusatz und Belgrad erschienen sind, und iiberbaupt keinen Siinger kennt, der seine Lieder von anderen gelernt batte. Sogar den ekaviscben Dialekt seiner Biicher gab dieser Ijekavac ivieder (z. B. dete). 1909 batte ich einen solcben Jiingling an einem Markttag in Bihač ge-troffen, der Markolieder nacb einem in Agram gedruckten Buche sang. , Was die Katholiken anbelangt, so gibt es um Bibač noch andere Siinger als die genannten. Mit Namen nannte mir Franje Jankovič noch Franje Ničič Marjanovič, der von ihm, also indirekt aus einem Buch gelernt bat. Jene Lente, welche nicht lesen konnen, horen ihn gern, wer aber lesen kann (das tut heute in Žegar jedes Kind), interessiert sich dafiir nicht. In der Stadt Jajce, die eine starke katliolische Bevolkerung bat, wurden mir vier Siinger genannt, von denen einer oline Heschaftigung ist, sodann ein Sattler, Schmied und Maurer, welche einige Lieder von anderen Siingern, meist aber aus Jukič und Kačič gelernt haben. Auch in Kaffee-hiiusern und bei Zusammenkiinften (sijelo) singt man aus J ukič, wobei aucli Moslims zuhoren und sich freuen, wenn ikro Glaubensgenossen siegen. Dagegen kennt man noch keine Liederbiiclier in den Dorfern von Gornji Vakuf, iiberhaupt hat die Bevolkerung des ganzen Bezirkes Bugojno (Sko-paljsko polje) besondere Begabung fiir den Gesang. Am meisten lebt aber die Volksepik auch bei den Katholiken noch in der Herzegowina fort, wo einsaitige Gusle noch ein solches nationales Heiligtum sind, dah ich sie 1909 selbst iiber den Betten der Zoglinge der Mostarer Theologie sah. Wie bisherige Angaben beweisen, babe ich es nicht zu bedauern, daB ich mir meine lieise und meine Tatigkeit durch die Mitnahme des Phonographen erschwerte. Aller-dings kann man mit ihm nicht einmal cin einziges episches Lied ganz aufnehmen, wie ich vor dem Experimentieren mit demselben triiumte, denn es vviirde iiber 100 und sogar mehr Blatten erfordern; aber selbst wenn man diese opfern wollte, \vare das Vorhaben unausfiihrbar, weil der Plattenwechsel zu vici Zeit verlangt, so daB der Siinger nicht imstande wiiro, immer dort fortzusetzen, wo er aufgehbrt hatte. Es miissen dahcr die Anfiinge oder einzelne Abschnitte der Lieder ge-niigen, um verliiBliches Material fiir die musikalische Seite, iiber welche ich nicht urteilen kann, sovvie fiir metrische und sprachliche Fragen zu gewinnen. (jberdies leistcte mir der Phonograph unerwartete Bienste dadurch, daB ich Gelegen-heit bekam, zu beobachten, wie die Siinger sogar die kiirzcs-ten Texte beim Diktieren sowie beim Pben und Singen in den Phonographen im Laufe weniger Minuten iindern. Das ist ein groBer Gewinn fiir die Kenntnis des Wesens der miind-1 ichen tiherlieferung.1 1 Zur Uestimmung der Melodie nalim Anfangsverse russiselier episeher Lieder im Oouv. Archangelsk 1899 und 1901 A. D. Grigor’ev mit einem Grapliophon auf; s. dessen Arcliangei’skija byliny, T. I, S. XLVIII ff. IV. In Dalmatien (11. bis 23. September) besichtigtc ich die Euinen der aus den turkisch-christlichen Kriegen be-riihmten Festung Klis (it. Clissa) und bereiste dann von Žara aus die in den mohammedanischen Volksliedern viel genann-ten Kotari und die Bukovica, wobei icb mich in folgenden Orten aufhielt: Stani, Bokanjac, Zemunik (nach der Tra-dition Sitz der Smiljaniči), Škabernja, Nin, Benkovac, Mo-stine bribirske, Bribir, Gjeverske, Kistanje, Tribanj,Vinjerac (Castelvenier), Posedarje, Novigrad, Obrovac, Bilišane, wo ich bei eincm orthodoxen Kirchweihfest die Bevdlkerung der Bukovica kennen lernte, Oluiči, Karin, Budim und Islam grčki mit dem historisch sichergestellten Sitz dos Stojan Jankovič. Dank einem lebhaften Verkebr mit der Intelligenz, der namentlicli durch meine haufigen Reisebegleiter Tlieo-logieprofessor Dr. Luka Jelič und G ym n as i a 1 professor Dr. P. Karlič in Žara gefdrdert wurde, erhielt ich vielo wichtige Auskiinftc liber die genannten Gebiete und auch iiber andere Gegenden Dalmatiens. Der Besuch so vieler Orte in ver-haltnismafiig kurzer Zeit wurde dadurcli ermbglicht, daB ich fiir die Strecke Žara—Kistanje ein Privatautomobil mietete. Im Gegensatz zu Kroatien bat sich der epische Volks-gesang im ndrdlichen (wie auch im iibrigen) Dalmatien auffallend stark er h alte n. Siinger durchwandern noch das ganze Gebiet und gelangen an Markttagen bis an die Tore von Žara, doch ist ihre Ileimat meist in den von den Kiisten und den Stadten entfernten Orten, namentlicli unter dem Promin und in den Bergen der Bukovica gelegen. Einige kommen aber auch noch aus der angrenzenden Lika, weshalb daselbst die epischen Volkslieder doch mehr fortleben miissen, als ge\vohnlich angenommen wird (vgl. S. 12). Die wandernden Siinger sind meist ganz oder halb Blinde oder mit anderen kbr-perlichen Gebrechen (Lahme, ohne ein en FuB) behaftete Miin-ner sowie Kranke undArme, welche sich ibrenUnterhalt durch milde Gaben verdienen. Fiir ihre soziale Stellung ist es be-zeichnend, daB mir ein Bauer aus Zelengrad bei Obrovac auf die Frage, ob es dort Sanger gebc, antwortete: Gottlob keine. Anderseits sind sie wegon ihresKonnens doch arigesehen, denn dor singende Bauer Stevan Klaic Peric'; aus Žegar riihinte sich mir, dafi ihn in friiheren Jahren, als er nocb ganz bei Kraften war, kein Blinder iibertreffen konnte. Daneben gibt es aber iiberall, audi im Flachland, viel mehr gesunde Miinner, die sicli umi ihre Mitbiirger mit epischen Gesiingen unterhalten, ohne einen Lobu zu nehmen oder zu verlangen.Wie zahlreich solche Sanger sind, zeigt der Umstand, dali mir der bereits Genannte aus Žegar in der Bukovica nocb elf aus seinem Orte aufzahlte und dazu nocb einen, der ein wenig blincl ist. Ob in dieser llinsicbt zvrischen der katboliscben und der ortho-doxen Bevolkerung besondere Unterschiede vorbanden sind, kann icb nicbt sagen, denn unter den gebrecblicben und ge-sunden Siingern sind beide Konfessionen vertreten, doch in manchen gemischten Gebieten, wie in Obrovac, singen die Katholiken auch in den Dbrfern nicbt mehr. Anderseits \vurde mir in Kistanje versichert, dali es unter der dortigen orthodo.ven Bevčilkerung keine Sanger gibt. Fine Spezialitiit sind gar nicbt seltene Frauen, die den epischen Gesang als \vanderiide Blinde, gesund aber zu ihrem und der Nachbarn Vergniigen mit groliem Erfolge pflegen. Die von mir gesebene Matija slipica (die Blinde), mit dem Familiennamen Zanze, cine Katbolikin, gebiirtig aus Prvič-Luka, einer Insel bei Šibenik, jetzt in Bokanjac bei Žara lebend, die von Skradin bis Nin, von Gjeverske bis Vinjerac herumzieht, cine imponierende Erscheinung, ist mehr beliebt als die Sanger. Von anderen toten und lebenden Sangerinnen, von denen icb bbrte, sei nocb erwahnt eine in Miljevci bei Drnis, vom Volke Čiča genannt, die nicbt blind ist und mit einem Erlaubnisscbein herunvvvandert. In Žegar gibt es aber z\vei ortbodoxe Frauen, die offentlich auf Markten \vie Berg-njmpben (kao gorske vile) so gut singen, dafi sie es mit jedem Mann aufnehmen kbnnen. Eine solche Fran gibt es aber aucb nocb im katboliscben Kažance bei Nin, wo der letzte ein-heimische blinde Sanger vor vier Jahren gestorben ist. Die Sanger gehoren dem Bauern-, Arbeiter- und Ge-werbestande an. Aus der Intelligenz ist mir ein 90jahriger pensionierter orthodoxer Pfarrer Petar Oluič im Markte (varoš) Oluici untergekommen, der nocli Vuk Karadžic auf seiner dalmatinischen Eeise in Šibenik gesehen bat. Aller-dings sang er wie auch andere solche Sanger neben junaeke (Heldenlieder) auch vesele (frbkliche). Inwieweit die popularen Franziskaner im nordlichen Dalmatien noeh offentliche Sanger sind, wurde ich nicht unterrichtet, im mittleren und siidlichen ist das ganz gewohnlich. Im Jahre 1909 sang uns einigen Fremden noch der Pfarrer in Vidika in einem Gast-haus, allerdings schon bei verschlossenen Turen, episcbe Ge-siinge zu den Gusle. Ikre Lehrer konnen diese Sanger nicht so angeben, wie die mobammedanischen in Bosnien, oder wenigstens nur teilweise; haufig \varen es Blinde. Dem bosniscben primio entsprechend hbrte ich einmal: zauzeo (also auch aufgenom-men) sam u sebe, palo u srce (es fiel ins Herz). Bei der groBen Verbreitung der Gesangskunst und bei der relativen Kurze der Lieder — das liingste vvurde mir auf eine Stunde berech-net — ist das auch nicht auffallig, denn auch liier geniigte es Berufssiingern und Liebhabern, ein Lied nur ein einziges Mal, hochstens zweimal zu horen, als sie noch jung waren. Einer lernte als Hirt Lieder schon mit 8 bis 10 Jahrcn, ein anderer ebenfalls alsllirt mit 12 und machte sich Gusle selbst, einer lernte sie mit 15 bis 1(3 Jahren von bosniscben Fliicht-lingen, konnte sie noch mit 20 Jahren aufnehmen, aber jetzt im Alter von 36 Jahren wiirde ihm auch ein fiinfmaliges An-hbren nicht geniigen, doch mit seinem alten Liederschatze lasse er sich von den Jungen noch nicht iiberflugeln. Einer lernte das Singen erst mit 18 Jahren, als er bei einer Minen-sprengung erblindete, ein Lahmer kam aber auf diese Idee erst mit 23, als er andere Sanger damit schon verdienen sah, muBte aber ein Lied schon zwei- bis dreimal boren. Die meisten Sanger schbpfen noch aus miindlicher Tra-dition, sehr haufig aber schon aus Biichern, die sie selber lasen oder sich vorleson lieBen. Im Vordergrunde steht auch liier Kačič, aus welchem auch der orthodoxe Sanger Niko Koševič aus Bukovič bei Benkovac lernte, so daB man sich nicht wundern darf, wenn so manches aus miindlicher Tra-dition aufgezeichnetes ,Volkslied‘ auf Kačič zuriickgeht und sogar woit nach dem Osten gekommen ist. Von anderen ,alten TSiichern' (liliri, auch pjesmarice) werden noch Babič (ge-ineint ist Babič Tomo, Franziskaner aus dem Bistum Skra-din, Cvit razlika Mirisa duhovnega, 1. Ausg. 1726, 5. Ausg. 1851) und unzahlige andere genannt (ima jih zna ti Bog). In manchen Gegenden, wie in Zemunik, lernt man fast schon nur aus Biichern singen (na pamet teško nači). Die besten Auskiinfte gab mir Matija sli])ica. Sie erblindete mit sieben Jahren infolge der Blattern (dieser Fali ist auch in Bosnien der gewbhnliche), die sie sieh als Pilegerin einer Frau zuge-zogen batte, begann mit zehn Jahren von Guslaren zu lernen, von denen sie einen Radič aus Ražance ein Jahr bei sich be-hielt, \vofiir sie ihm das Essen und auch etwas Geld gab; sie lernte auch von anderen Leuten, wenn sie san gen, aber auch aus Biichern, wie Babič und Kačič, und wandert seit dem 16. Jahre herum (jetzt ist sie 52 Jahre alt, gab aber an, ,un-gefšihr 45‘). Man sieht aus diesem und anderen Beispielen, wie wenig verlaBlich als Trager der echten Volkspoesie selbst die Blinden sind. Die Z a hi seiner Lieder gab mir ein Siinger mit 40 bis 50 an, einer aber meinte, in einem Monat wurde er sich nicht \viederholen (no bi se povratio). Auch hier kommen Siinger vor, die imstande sind, Lieder zu erfinden (izmisliti, i sam izmišljava od junaka svašta, sama izven ta) oder 'vvenigstens ihre Giistc, namentlich hervorragende, im SchluBgesang zu apostrophieren. Das iiblichere Begleitinstrument sind die Gusle, die bei den Katholiken und Orthodoxen ausnahmslos zwei Saiten (na dvije strune, sehr liiiufig strunje, speziell in der Bukovica) aufVcisen. Matija slipica bat von Gusle mit einer Saite nie gehbrt, aber Stovan Klaič Perič aus Zegar erkliirte mir, daB es friiher eine Saite gab, doch zwei ergeben eine bessere Stimme (imaju bolji glas, bolje so slažu). Hie und da spielt auch jemand auf einer Saite, wenn ihm die zweite fehlt. Es ist hbchst interessant, daB Personen aus dem Volke und aus der Intelligenz, sogar solehe, welche sich fiir den Volksgesang interessieren und auch Musikinstrumente in ihren Sammlungen besitzen, nicht wuBten, ob die Gusle ihrer Gegend eine oder zwei Saiten tragen. Natiirlich konnte ich unter solehen Umstiinden auch keine sicheren Auskiinfte dar- iiber erhalten, wic \vcit sie im mittleren Dalmatien reichen, denn im Siiden herrscht der herzegowinischeTypus. Natiirlich ist auch dic Frage zu beriicksichtigen, ob mit den zvveisaitigen Gusle nicht auch eine Epik mit besonderen charakteristischen Ziigen einhergeht. Ein Guslesanger heiBt Guslar oder guslač, eine soleho Fran guslarica, der allgemcinc Ausdruck ist pjevae. Neben den Gusle ist abor iiberall die tambura, gewblm-lieh tambure, wohl eine Analogie nach gusle, ebenfalls mit zwei Metallsaiten bekannt. Als ich zu meiner Cberrasehung diese Entdeckung zuerst in Gjeverske machte, kam es zu einem groBen Streit zwischen den Einheimischen, denn einige jiingere Kaufleute und Gcwerbetreibendo waren im hbchsten Grade besorgt, daB durch meinen Gewahrsmanji falsche Nach-richten in die Welt dringen konnten; die Tambura sei etwas ganz Neues, dringe erst seit zwei bis drei Jahren ein, von altersher seien nur die Gusle bekannt. Ich sah bald, daB es sich den Opponenten um den Ruhm der ,serbischen Gusle' handelte, was mit Rucksicht darauf, daB in der Lika ein serbi-scherSiinger gerade zweisaitigeGuslc als unserbisch (vgl.S.10) erklart hatte, auf mich erheiternd wirken muBte; doch mein Gewahrsmann, gleichfalls ein Serbe, blieb mit der Tambura in der ITand fest und berief sich darauf, daB er sie schon seit 15 Jahren spielt (jetzt ist er 38 Jahre alt) und es so auch schon sein Vater gotan hat. Das Alter unterliegt koinem Zweifel, denn schon wahrend der napoleonischen Horrschaft in Dalmatien wurden Lieder in gleicher Weise zu den Gusle und zur Tambura gesungen (P. Karlie, Kraljski Dalmatin, 76). Wichtig ist auch die Tatsache, daB gerade auch miter den Serben der Bukovica beide Instrumente bekannt sind und Tambure in dem dortigen hbchsten Gebirgsdorf Krupa, in dem sich ein serbisches Kloster befindet, hergestellt wer-den. Ilir Erzeuger Gjerasim Predovic, den ich in Bilišane traf, 64 Jahre alt, behauptet, daB sie von altersher (od starine, vazda) vorhandon waren und daB sie auch die Haiduken (aj-duci), unter denen er selbst Sanger hbrte, besaBen. In Benko-vac besitzen einzelne Katholiken und Orthodoxe nocli dieTam-burica. Auch in den Dbrfern der Umgebung ist sie vorhan-den. Ein dortiger Sanger erkliirte mir, daB er zur Tambura singt, wie zu den Gusle, nur ,na drugi zon' (it. suono!), aber die Tambura sei bequemer, weil man sie miter die Achsel nehmen, also auch stehend spielen kann, wahrend man die Gnsle zwischen den Knien balten und dalier sitzen muB, anderseits ist es abcr leichter, auf den Gusle zn spielen. Aus mehrfachen Informationen mochte ich schlieBen, daB die Blinden nur zn den Gusle singen. Die singenden gesunden Frauen der Bukovica gebraucben kein Instrument. BloBes Bezitieren (samo recitativ, kazuje a ne pjeva) ohne Gusle und oline eine besondere Melodie hort man aucli bei Mannern. Von einem Ersatz des einen oder anderen Instrumentes kann ich nichts berichten; nur der erwahnte orthodoxe Pfarrer schlug zu seinem Bezitieren den Takt mit dem FuB. Der Vortrag der norddalmatinischen Sanger ist uns verstiindlicher und beriihrt anch angenebmer, als der der Mohammedaner in Bosnien, obwohl manche Berufssanger nicht mit besonderem Eifer boi der Sache sind und auch nicht iiber die richtigen Stimmittel nnd Gebiirden verfiigen. Ich wun-derte mich jedoch iiber die helle und klare Stimme der 52jahrigen Matija slipica, welche einzelne Worte besonders betont, sich im Vortrag der Situation anpaBt und ihren Text ungemein sicher gibt; in der gewohnlichen Bede geht sie hiiufig in Verse und dichterische Phrasen iiber. Von ihr ivurdon auch die Endsilben nicht abgehackt. Sonst ist diese Erscheinung jedoch hiiufig. Moric Luka aus Stankovci bei Benkovac, ein Katholik, sang: krave i volo[ve], dočeka[li], dva bila dan[a], Marn Ourkovi[ca], besidi[la], Smiljanič Ili-[ja]. Das nennt er: (der Sanger) otegne, se Ijepše slaže sa guslami, mora se slagati (stimmt schbner mit den Gusle iiber-ein, muB iibereinstimmen). Ahnlich sangen mir noch ein Ka-tholik und ein Orthodoxer aus der Umgebung von Benkovac. Auch hier ist daher ein Genitiv plur. stotinu Turah ebenso-wenig altertiimlich wie trideset majstor. So zugestutzte Worte am SchluB machen den Gesang oft schwer verstandlich. Bei dem Sanger aus Žegar notierte ich mir wieder, daB er die Endsilben nicht unterdriickte. Wiederholen konnen auch diese Sanger selbst die kiirzeste Stelle nicht genau. So zitierte Mate Klarič aus Stankovci bei BenkoVac nur vier Verse ,eines gewissen (niki) Badovan* (d. i. Kačič), um zu zeigen, daB man die Helden nicht aufzahlen kann, und war nicht im- stande, sie noch einmal so herzusagen. J)ie Sprache diesor Sanger ist dialektisch gemischt (ich hdrte bci einem besidila nnd gleich darauf besedio), es waren dahcr einige genaue Aufzeichnungen daselbst scbr erwiinscht. Besondors eifrige TTbror bemerkte ich bei (iffcntl iclion Siingern nicht. Boi einem Kirchtage umstanden den Siinger meist Junge Lente, dazu gal> es cin haufiges Kommen und Gehen selbst \vahrend desselben Liedes. Lange Lie-der waren in solchen Verhiiltnissen natiirlich ausge-schlossen. Episcbe Licder werden gesungen zn Hanse, anf der Gasse, im Wirtshause, anf dem Felde und anf Weidepliitzen, anf Beisen, namentlich bei Meerfahrten, auf Markten und bei Kirchtagen (zbor). Man singt in arbeitsfroier Zeit, namentlich am Abend und besonders im Winter, bei hiins-lichen Zusammenkiinften (prelo und sijelo seien gleich), an Feiertagen, besonders zn Weihnachten, bei den Orthodoxen noch am Tage des heiligen Sava, bei Taufen, Hochzeiten, bei der Feier des Hauspatrons (krsno ime), die hier auch bei den Katholiken allgemein iiblich ist, bei sonstigen festlichen Anliissen (čast kakva), in frbhlicher Gesellschaft (pri veselju, pri vinu) zu Hanse und im Wirtshaus. Wonn sicli Sanger nicht im Hanse befinden, so werden sie einge-laden und wandernde Sanger stellen sich selber an Festen cin, namentlich wissen sie genau, wann cin Geschleclit (pleme) seinen Hauspatron feiert. Bei festlichen An-liissen ersetzen die Sanger in den Horfern die Musi-kanten, welche es nur in den Stiidten gibt. Die Sanger der ,Heldenlieder‘ simi manchmal wenig heldenmiitig, denn einer erkliirte mir, er gehe zu einer Feier des Hauspatrons (krsno ime) nicht, weil es dort hiiufig zu Zusammenstblien kommt (kavga se zameče). Als die eigentliche Zeit gilt auch bei den Liebhabern des epischen Gesangcs die Jugend, die wo immer der Llelden gedenkt; spater braucht man, wie mir ein Sanger sagte, schon Wein, um das Blut zu erwarmen, ohne Wein singt er schlecht. Sehr viel kommt es auch auf die Beschilf-tigung an, denn ein Arbeiter, der als Hirte dem epischen Ge-sang gehuldigt hatte, erkliirte mir, er wiirde sofort wieder singen, wenn er Herden zu hiiten hatte. Als Lohn bekoramen die wandernden Sanger Getreide, Kukuruzkolben (drei bis vier wurden mir einmal genannt), Mehi, Wolle und ,was immerk Fiir solcbe Gaben haben die Sanger Depots in den Dorfern bei Bekannten nnd bolen ihre Habe spiiter mit einem Esel ab. AuBerdem bekommen sie auch Geld von 2, 5 Kreuzern angefangen bis zn Kronen und Gulden, so dali ein Sanger 10 bis 15 Kronen oder sogar 15 Gulden aus einem reichen Hanse davontragen kann. Bei einem Kirchweihfeste wurdc einem Sanger in seine auf dem Boden liegende Kappe auiler Kreuzern von einer Frau auch ein Apfel, der in jener Gegend allerdings eine Seltenheit war, hineingelegt. Manche Berufssanger legen einen Stolz hinein, um Gaben nicht zn bitten; Matija slipica erkliirte mir, sie wiirde lieber vor Hunger sterben als das tun. Doch horte ich in Bribir, daB Siinger vom Promin um Wolle, Getreide, Kukuruz, Mehi usw. ,bitten' (prose), in Benkovac ap-pellierte aber ein gesunder Sanger am Schlusse auch auf die Geldtaschen (ne žalite svoga takulina). Frehvilligen Siingern gibt man nur zu trinken, gevvbhnlich Wein, man jehrt' sie (časte ga). Die zwei singenden Frauen in Žegar bekommen ,von freiwilliger Hami allerlei' (od dobre ruke svašta). In origineller Weise vvollte ein Bauer den Pfarer Oluič be-lohnen. Fiir jedes Lied, das er ihm aus dem Gedšichtnis oder aus der Liedersammlung von Vuk Karadžic singen wolle, ver-sprach er ihm eine Grube zu graben, damit er Mandelbiiume setze. Was den Liederschatz anbelangt, so konnte ich kon-statieren, daB viele der bekannten epischen Volkslieder der Serben und Kroaten auch liier den Siingern geliiufig sind. Im Vordergrund stehen natiirlich die christlichen ITelden der Kotari und von Senj, denen die uns ebenfalls schon bekannten tiirkischen der Lika und Krajina (fiir Hrnjica horte ich Hrničic und Arnieic) und der iibrigen bosnischen-dal-matinischen Grenzgebiete ungefahr bis Duvno und Sinj ent-gegenstehen. liber diesen Liederschatz konnte man sich heute eine genauere Vorstellung aus den gedruckten Sammlungen, Zeitschriften und Kalendern sowie aus dem handschriftlichen Material machen, wenn leider nicht genauere Angaben dar-iiber feblten, \voher und von wem ein Lied stammt. Es wiire Sit/.un^sber. d. phil.-hist, KI. 173. Ud., 3 A6li. 4 claher schr wiinsclienswert, daB wenigstens fiir gewisse Ge-liiote, wie das norddalmatinische, genaue Aufnahmen iibcr den noch lebenden Liederschatz gemacht wiirden, was aber mir Einheimischc, die mit dem Volke in engem Verkehr stehcn und immer, namentlicb in arbeitsfreier Zeit, an Ort und Stelle sind, mit Erfolg tun kbnnen. Der Bewahrung des epischen Volksliedes entsprecben vielfach aucli epische Zustande Norddalmatiens, namentlicb in der Bukovica, iiber die wir durch die Schilderungen von V. Ardelic im Agramer Zbornik za narodni život (B. IV, V, VII) aufgekliirt sind. Da legen sich Menschen im Sommer, wenn sie vor dem Haus scblafen \vollen, noch cinen Stein als Kopfkissen hin, die Zadruga (Hauskommunion, GroBfamilie) ist noch erhalten,Wahlbruderschaften (pobratimstvo) sind noch hiiufig (ich sah Einsegnungen in Bilišane), das krsno ime wird sogar von den Katholiken gefeiert. Lebhaft sind audi historische Erinnerungen. Man gedenkt der christli-chen Helden der Kotari an Sonntagen noch in ka-tholischen Kirchen, kennt ihre Wohnsitze und andere Orte, die mit ihren Namen verkniipft sind (Smiljaniča gora, put), man kennt beriihmte Kampfstiitten (wio Otres planina). Audi Boste der Tiirkenherrschaft sind mehr vorhanden als in Kroatien. In Drniš ist noch ein Minaret (munara) er-halten, man weiB, wo Moscheen (džamije) standen, gebraucht in Kirchen noch einen ibrik als TaufgefaB, man \vindet nach tiirkischer Art noch einen Schal (zavijača) um den Kopf, ja ich sah sogar einen tiirkischen Zopf (perčin) in Bilišane, ein DOjahriger Mann tragt ihn auch in Pobiča bei Benkovac, vor 50 Jahren war er aber noch sehr iiblich. Stark verbreitet sind auch tiirkischc Bezeichnungen fiir Kleider und Schmuck. Auch die Rauberromantik der Haiduken bliihte noch vor Jahrzehnten und ein Ende bereitete ihr erst — der Tele-graph, was ein Haiduk selbst so ausdriickte: lako je bilo vo-jevati, kad je kobila pravdu gonjala, a sada cikne telegraf a ražnji sa svili strana pa propade vojevanje (leicht war es, zu kiimpfen, so lange eine Stute das Redit in Bevvegung setzte, aber heute gibt der Telegraph einen Laut von sich, von allen Seiten [tauchen aufJ Bajonette und aus war es mit dem Kiimpfen). Ein solcher Haiduk, der besungen wird, Jovan Kutlaea, wurde noch vor 40 Jahren. bei Kistanjo von Soldaten erschossen. Das opische Volkslied ist aucli im ndrdlichen Dalmatien in einem starken liiickgang. Audi hier horte ich den Aus-sprueh, es sei aus der Mode gekommen (iz mode izašlo). Am meisten wird das auf den Umschwung in den wirtschaftlichen Verhaltnissen zuriickgefiihrt. Die spriichwdrtliche Redens-art: tambura danguba, tamburica dangubica (Tambura — Zeitverlust) zeigt, dafi auch zu diesem Gesang Zeit gehdrt, iiber die man wegen der gesteigerten Bediirfnisse und wegen der MiBernten namentlich in den Weingarten nicht mehr ver-fiigt. Die Not zwingt viele Menschen zu einer wenigstens vor iiber gehenden Auswanderung. Wer aber in Amerika, PreuBen, Bbhmen oder Krain gewesen ist, singt nicht mehr. Ileute konnte man eher weinen, denn wie soli der Hungrige und Durstige singen (gladan kruha, gladan vina kako ee pje-vati) ? Wiederholt wurde mir der Wein als eine Existenz-bedingung des Gesanges erwahnt; diesen gab es friiher in Fiille, er wurde meist nicht verkauft und wer mehr davon trank, war ein groBerer Held (junak). Natiirlich drangen auch hier die stadtischen (varoške) Lieder ein, darunter slovjenske (im Munde eines epischen Sangers), die sich aber ebenfalls als slavonske entpuppten. Die moderne Bildung triigt natiirlich zum TTmschwung auch griindlich bei. Inter-essant war die Aussage des Oberlehrers in Stani bei Žara, daB Schulkinder ein sehr feines Ohr fiir den Gesang haben, ein-, zwei- und dreistimmig singen, ein Lied schon kbnnen, wenn es ilmen der Lehrer mir einmal auf der Violine vorspielt, und dann die Melodie erganzen und vervollkommnen. GroB ist die Zalil der Nachahmer der epischen Volkslieder, die sehr Lange und gewbhnlich sehr lederne Versifikationen iiber alle mbglichen Ereignisse in Zeitschriften, Broschiiren und Biichern auch drucken, selbst bei den Wahlen fliegen Flug-bliitter in Zehnsilbern lun und her. Meine Beobachtungen iiber den allgemeinen Riickgang der Volksepik werden gewiB auch auf anderen siidslawischen Gebieten eine Bestiitigung finden. Um aber . ein moglichst gleichzeitiges Bild von ihrem gegenwartigen Zustand zu ge-ivinnen und der Nachwelt zu iiberlassen, wiire es wiinschens- wert, daj.! solche Studien auch in anderen Landschaften ge-maclit werden, wobei man einzelne Kultur- und Liederkreise besonders beriicksichtigen, beziehungsweise bestimmen miiBte. Beziiglicli der ofters erwahnten phonographischen Auf-nahmen vgl. des Verfassers: Bericht iiber phonographische Aufnahmen episcber, meist mohammedanischer Volkslieder im nordwestlichen Bosnien im Sommer 1912, gedruckt als ,XXX. Mitteilung der Phonogramm-Archivs-Kom-mission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien‘, im Anzeiger der philosophisch-historischen Klasse, Jahrg. 1913, Nr. Vlil, S. 58—75, und separat. liittner, Maximilian: Studien zur Laut- umi Formenlehre der Melirispi-ache in Siidarabien. I. Zum Nomen im engeren Sinne. 8°. 1909. 3 K 10 h — II. Zum Verbum. 8». 1911. 3 K 50 h Uurgerstein, A.: Materielle Untersuchung der von den Chinesen vor der Erfindung des Papiers als Beschreibstoff benUtžten Holztafelchen. 8°. 1919. 30 h Frennd, L.: Zur Geschichte des Ehegiiterrechts bei den Semiten. 8°. 1910. 1 K 30 h Geiger, Bernhard: Mahabhasya zu P. VI, 4, 22 und 132 nebst Kaijaast’ Kommentar. Cbersetzt, erlautert und mit einem Anhang. 8°. 1909. 1 K "5 h Geyer, Kudolf: Beitrage zum Divvan des Ru-bah. 8°. 1910. 4 K 80 h Herzog, D.: Zvvei hebriiische Handschriftenfragmente aus Steiermark. 8°. 1911. 80 h Jngie, V.: Kirchenslavisch-bohmisohe Glossen saec. XI.—XII. Mit Glossen-Abbildungeu im Texte. 4°. 1904. 2 K 80 h Jireček, Constantin: Die Romanen in den Stadten Dalmatiens vviihrend des Mittelalters. Erster Theil. 4°. 1901. 6 K 10 h — — Zweiter Theil. 4°. 1903. 4 K 80 h — — Uritter Theil (Schluss). 4°. 1904. 4 K 50 h junker, Hermann: Die Stundenvrachen in den Osirismysterien nach den Inschriften von Dendera, Edfu und Philae. (Mit 2 Tafein.) 4°. 1910. 9 K 40 h. — Bericht iiber die Grabungen der kais. Akademie der Wissenschaften auf dem Friedhof in Turah. TVinter 1909—1910. Mit einem Kapitel von D. E. Derry. (Mit 51 Tafein, 1 Plane und 88 Abbildungen im Texte.) 4°. 1912. 24 K Karabacek, Josef von: Zur orientalischen Altertumskunde. I. Sarazenische Wappen. (Mit 8 Abbildungen im Texte.) 8°. 1907. 95 h — — II. Die arabisehen Papyrusprotokolle. (Mit 5 Tafein und 20 Abbildungen im Texte.) 8°. 1909. ' 3 K 85 h — — III. Riza-i-Abassi, ein persischer Miniaturenmaler. 8°. 1911. 2 K 80 h Kopko, Peter: Apostolus Bybliensis saec. XIV. Grammatisch-kritisch ana- lysiert. 4°. 1912. 8 K 30 h v. Kraelitz-Greifenhorst, Friedrich: Bericht iiber den Zug des GroB-botschafters Ibrahim Pascha nach Wien im Jahre 1719, Im Original-texte herausgegeben, iibersetzt und erlautert. 8°. 1908. 1 IC 55 h — Corollarien zu F. Miklosichs 'Die tiirkischen Elemente in den siidost- uud osteuropaischen Sprachen'. Wien 1884—85. 8°. 1911. 1 K 80 h Lihv, I.: Der biblische ‘ezob. (Mit 1 Tafel.) 8°. 1909. 90 h Mttller, D. H.: Das Johannes-Evangelium im Lichte der Strophentheorie. 8 . 1910. 1 K 40 h — Die Deutungen der hebraischen Buchstaben bei Ambrosius. 85 h Musil, Alois: Karte von Arabia Petraea nach eigenen Aufnahmen. MaBstab 1:300.000. 3 Blatt im Formate von je 65:50cmBildfliiche. 1907. 17 K 50 h — Umgebungskarte von Wadi Mfisa (Petra). MaBstab 1:20.000. 1 Blatt im Formate von 36:27cm Bildfliiche. 1907. 4 K 20 h — Arabia Petraea. I. Moab. Topographischer Reisebericht. (Mit 1 Tafel und 90 Abbildungen im Texte.) GroB-8°. 1907. 18 K — — II. Edom. Topographischer Reisebericht. 1. Teih (Mit 1 Umgobungs- karte von 'VVadi .Musa (Petra) und 170 Abbildungen im Texte.) GroB-8°. 1907. 18 K — — — 2. Teil. (Mit 1 Obersichtskarte des Dreiecknetzes und 152 Abbildungen im Texte.) Grofi-80. 1908. 15 K — — III. Ethnologischer Reisebericht. (Mit 62 Abbildungen im Texte.) gr.-8°. 1908. XVI und 550 S. 25 K Domoznanski oddelek Rhodokanakis, Nikolaus: Zur Forn Schleifer, I.: Sahidische Bibelfragme 8°. 1909. ----II. 8°. 1910. — Die Erziihlung der Sibylle. Ein — Bruchstilcke der sahidischen Bib Schmidt S. V. D., P. tVilhelm: Grun Sprachen. 4°. 1906. — Slapat r5gawan datow smim ron. Buch des Ragavvan, der Konigs- geschichte. Nacb einem Palmblatt-Manuskript aus dem Mon iibersetzt, mit einer Einfiihrung und Noten versehen. 8°. 1906. 4 K 50 h — Grundlinien einer Vergleichung der Religionen und Mythologien der austronesischen Volker. (Mit 1 Tafel.) 4°. 1910. 10 K Scliorr, Moses: Altbabjdonische Rechtsurkunden aus der Zeit der ersten babylonischen Dynastie (ca. 2300—2000 v. Chr.). Umschrift, Gbersetzung und Kommentar. 8°. 1907. 4 K 70 h — ~ II. Heft. 8°. 1909. 2 K 10 h ----III. Heft. 8». 1910. 2 K 75 li Schroeder, L. von: Die Tubinger Katha-Handschriften und ihre Beziehung zum Taittiriya-Aranyaka. 8°. 1897. 1 K 40 h — Die Wurzeln der Sage vom heiligen Gral. 8°. 1910. 2 K 30 h Steinsclmelder Moritz: Rangstreit-Literatur. Ein Beitrag zur vergleichen- den Literatur- und Kulturgeschichte. 8°. 1908. 2 K Strzjgotvsk)1, Josef: Die Miniaturen des serbischen Psalters der kSnigl. Hof- und Staatsbibliothek in MUnchen. Nach einer Belgrader Kopie erganzt und im Zusammenhange mit der syrischen Bilderredaktion des Psalters untersucht. Mit einer Einleitung von V. Jagic. (Mit 1 Tafel in Farben-, 61 in Lichtdruck und 43 Abbildungen im Texte.) 4°. 1906. 42 K IVachstein, Bernhard: Wiener hebraische Epitaphien. (Mit 3 Tafelu.) 8°. 1907. 1 K 40 h \Vessely, Carl: Topographie des Fajjum (Arsinoites Nomus) in griechischer Zeit. (Mit 1 Tafel.) 4°. 1904. 10 K 80 h — Sahidisch-griechiscbe Psalmenfragmente. (Mit 2 Tafeln.) 8°. 1907. 4 K 90 h — Ein Sprachdenkmal des mittelagyptischen (baschmurischen) Dialekta. 8°. 1908. 1 K 35 h — Die griechischen Lehnworter der sahidischen und boheirischen Psalmen- version. 4°. 1910. 2 K 90 h Wlcsner, Julius: Ein neuer Beitrag zur Geschichte des Papiers. 8°. 1904. 70 h — tlber die iiltesten bis jetzt aufgefundenen Hadernpapiere. 8°. 1912. 85 h MURKO M. Bericht 59183 93/94 5326398 C0BISS o Za den beigefGgten Prcisen durch Alfred llillder, k. u. k. Hof- und Universitats-Bucb-hindler, Buchh&ndler der kais. Akademie der Wissenschaften (Wien, I., RotentarmstraOe 13), zn beziehen. Druck ron Adolf Holzhausen, k. und k. Hof- und Univerait&ts-Buchdmcker in Wien.