UDK 004.032.6:82.0:316.77:929Flusser V. Peter Scherber Inštitut za slavistiko Univerze na Dunaju, Avstrija pscherber@mac.com VILÉM FLUSSER UND DER PARADIGMENWECHSEL ZUR INTERNETKULTUR Vilém Flusser (1920–1991) velja za enega najpomembnejših medijskih teoretikov po M. McLuhanu. Kot neke vrste »zadnji polihistor« in znanstveni kozmopolit je deloval na številnih humanističnih področjih. Ni bil član traditionalnih akademskih skupnosti in ni razvijal kakšne znanstvene doktrine. Flusser stoji tako rekoč na krajni točki »Gutenbergove galaksije«, saj je skušal podati smernice, ki kažejo prek njenih meja. Čeprav ni več doživel interneta in moderne oblike računalništva, je razvil originalne vizije o informacijski (telematični) družbi v takrat bližajoči se dobi post-zgodovine in novega nomadstva. Ključne besede: medmrežje, informacijska družba, post-zgodovina, nomadstvo, pisanje, komunikacija Vilém Flusser (1920–1991) is known as one of the most important media theoreticians after Marshall McLuhan. As a kind of cosmopolitan scholar he worked in numerous media-related fields and other studies (i.e., philosophy, linguistics, photography and film, education, infor- mation studies, telematics, anthropology and so forth). Flusser’s work is located, so to speak, at an extreme edge of the “Gutenberg Galaxy”; he tried to point out paths beyond its borders. Although he died in the early 1990s, he developed some interesting visions about the nascent new age of the internet and mobile computing. Keywords: internet, information society, post-history, nomadology, writing, communica- tion Der 1920 in Prag geborene Vilém Flusser, der lange Jahre in der brasilianischen Emigration verbracht und sich seit den 1970er Jahren wieder in Europa aufhielt, hat zeitlebens als eine Art kosmopolitischer und wissenschaftlicher Nomade gelebt und diese »unbehauste« Existenz auch immer wieder zu seinem Thema gemacht. Sein plötzlicher Tod durch einen Verkehrsunfall im November 1991 riss ihn aus einem Leben, das in seinen letzten Jahren von hektischer Betriebsamkeit und zahlreichen öffentlichen Auftritten geprägt war. Dazu war zuletzt auch eine von Friedrich Kittler vermittelte Gastprofessur an der Ruhr–Universität Bochum gekommen, in der er seine Vorstellungen zur Kommunikation darlegen konnte – er selbst nannte dieses Gebiet Kommunikologie –, was zugleich der Titel seines Hauptwerks ist. Sein Tod fällt damit zusammen mit den zwei entscheidenden Wendepunkten jener Zeit: dem »political turn«, d. h. der großen Wende zum Ende des Kalten Krieges und der Öffnung Osteuropas für eine Neuorganisation des europäischen Kontinents und dem – wie ich ihn nennen möchte »technological turn«, der Wende zum Web-basierten Internet, die Slavistična revija, letnik 65/2017, št. 1, januar–marec32 gerade in der 2. Hälfte des Jahres 1991 beim CERN in Genf durch Tim Berners-Lee aus der Taufe gehoben wurde. Ich hatte die Gelegenheit, Ende April 1991 bei der Eröffnung der von den Wendeereignissen getragenen Tschechoslowakischen Kulturtage in Göttingen Flusser zu erleben. Ihn eingeladen zu haben war wohl Jiři Gruša zu verdanken, der als Intellektueller und Schriftsteller damals gerade die Funktion des neuen tschechischen Botschafters in Bonn übernommen hatte. Aber Göttingen war auch der Ort, wo in einem kleinen unbekannten Verlag namens European Photography, geleitet von Andreas Müller-Pohle, bis dahin fast alle seine Buchausgaben verlegt worden sind. Wer war nun dieser Vilém Flusser? Er entstammte einer wohlhabenden deut- sch-jüdischen Familie, sein Vater war Universitätslehrer und sozialdemokratischer Abgeordneter im Prager Parlament. 1938 beginnt er ein Philosophiestudium an der Karlsuniversität. Ein Vortrag Martin Bubers beeinflusst ihn nachhaltig. 1939, nach der deutschen Besetzung Prags gelingt es ihm, mit der Familie seiner späteren Frau nach London zu fliehen, wo er weiter studiert aber schon 1940 nach Rio de Janeiro und später São Paulo emigriert. Beinahe seine ganze in Prag verbliebene eigene Familie ist in den Konzentrationslagern der Nazis ermordet worden. Von den anfänglichen Jobs zum Broterwerb und zur Unterhaltung seiner jungen Familie entwickelt er sich in den Nachkriegsjahren zu einem angesehenen Philosophen und Kommunikationswis- senschaftler, der auch gelegentlich in deutschen Medien publiziert und Vorträge an amerikanischen Universitäten hält. In den Zeiten der Militärdiktatur in Brasilien wird es für Flusser immer schwieriger zu publizieren und als Universitätslehrer zu wirken, so dass er sich 1973 entschließt, ein weiteres Mal zu emigrieren, zuerst nach Südti- rol und dann endgültig in die französische Provence. 1983 erscheint als seine erste deutschsprachige Publikation das Buch Für eine Philosophie der Fotografie, deren erweiterte Fassung 2010 übrigens in slowenischer Übersetzung herauskam (Flusser 1983, 1984: 210). Es gibt so etwas wie eine Ahnenreihe von so genannten »letzten Universalge- lehrten« oder »Polyhistoren«; dieses Epitheton wird in der Nachfolge von Leibniz und Alexander von Humboldt immer wieder von neuem vergeben, auch Flusser hat man (wohl nicht ganz unberechtigt) dieses eher journalistische Label angeheftet. So nannte ihn die Berliner Tageszeitung TAZ noch im vergangenen Jahr einen »letzten alteuropäischen Gelehrten« (Baumgärtel 2015: 26). Und in der Tat hat Flusser sich auf zahlreichen Gebieten wenn schon nicht als Futurologe, dann doch als Visionär künf- tiger Entwicklungen erwiesen. Er war natürlich Philosoph mit phänomenologischem Background aber auch Medienwissenschaftler vom Kaliber McLuhans, Baudrillards und Virilios, dazu Sprachphilosoph und nicht zuletzt ein eigenwilliger Theoretiker der Computerentwicklung. Gerade in diesem Bereich steht er zuletzt inmitten eines Paradigmenwechsels, dessen extreme gesellschaftliche Auswirkungen uns bis heute in Atem halten. Erst jetzt schält sich heraus, wie gewaltig dieser Wechsel nach dem Jahr 1990/91 sich vollzogen hatte: vom Computer als technischem Werkzeug über die Informationsmaschine und hin zum Internet als gesellschaftlichem Massenphä- Peter Scherber: Vilém Flusser und der Paradigmenwechsel zur Internetkultur 33 nomen. Die gelegentlich aufgetretene Kritik daran, dass Flusser kein fest gefügtes »Lehrgebäude«, ja noch nicht einmal eine systematische Gesamtdarstellung seiner Arbeit vorgelegt hat, dies ist vielleicht das typische Schicksal von Polyhistoren in unserer späten, schnellen Zeit. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich, der ich mich beruflich seit den frühen 1980er Jahren mit den Anfängen der OCR Texterkennung, mit Textprozessoren, mit computerunterstützter Typographie und Computerkonkordanzen beschäftigte, häufig mit verständnisheischenden Fragen konfrontiert worden bin, was denn Computer und Texte miteinander zu tun hätten. Meine Arbeitsgruppe bei der Gesellschaft für Wis- senschaftliche Datenverarbeitung in Göttingen wurde denn auch bei ihrer Gründung 1983 eher negativ konnotiert als »AG Nichtnumerik« bezeichnet und konnte 20 Jahre später, als ich sie verließ, als »AG Informationsmanagement« firmieren. Vilém Flusser hat in diesem Technikfeld, das von einer atemberaubenden Entwicklung bei verfügbarem Speicherplatz, wachsender Integrationsdichte und weltweiter Vernetzung seit den 1980er Jahren gekennzeichnet war, schon sehr früh visionäre Zukunftsprojektionen entwickelt, deren damals nur ansatzweise absehbare Verwirklichung er überwiegend als positiv besetzte Utopie bewertete. Es mutet fast ahnungsvoll an, dass der Titel seines letzten Vortrags am Prager Goetheinstitut am Tag vor seinem tödlichen Unfall den Titel »Paradigmenwechsel« trug. Uns soll dabei nur interessieren, wie weit seine Visionen und Technikentwürfe diesen Paradigmenwechsel vorausgesehen haben oder sich seiner zumindest bewusst gewesen sind und wie wir uns heute dazu positionieren. Auch von seinen Anhängern wurde die vorwiegend mündlich, im Vortrag vermittelte Diktion Flussers als unakademisch und seine oft eigenartige Terminologie als eine Art »Wildes Denken« in der Tradition von Claude Lévi-Strauss bezeichnet. Dabei stellte man den »Mangel an durchgehender terminologischer Konsistenz« und die »Abwesenheit eines ultimativen theoretischen Gebäudes« fest (Goldin/Finger/ Bernardo 2009). Man sprach auch von seinem »nomadischen Stil« zu schreiben, von »neuen, überraschenden Perspektiven«, »provokativen Übertreibungen«, »erstaunlichen Analogien« und »unlösbaren Widersprüchen« in seinen Texten. Er verzichtete auf Fußnoten und zeigte keine Literaturverweise an. Vielleicht hat ihn gerade dies auch bei Schriftstellern, Malern und Foto- und Videokünstlern so bekannt gemacht. Vielleicht ist dies auch das Schicksal von »Polyhistoren« unserer heutigen schnelllebigen Zeiten. Nur wenige Buchausgaben erschienen zu seinen Lebzeiten. Und auch danach sind seine Bücher nur in einem kleinen Göttinger Verlag erschienen, erst ab 1992 und 1993 übernehmen die großen Verlage Fischer und Hanser (Flusser 1992b, 1993a) einige der Titel, zum Teil als Taschenbuchausgaben, und sichern damit Flussers Texten eine weite Verbreitung. Im Folgenden wähle ich aus den vielen Themenkomplexen, in denen sich Flussers Denken offenbart, diejenigen aus, die mir scheinen, dass sie für die Darstellung des Slavistična revija, letnik 65/2017, št. 1, januar–marec34 Paradigmenwechsels, so wie er ihn verstanden hat, einschlägig sind. Es sind dies sein kulturtheoretisches Weltmodell einer Einteilung der Menschheitsgeschichte in Vorgeschichte, Geschichte und Nachgeschichte. Dazu kommen seine für das Verständnis dieser Nachgeschichte wichtigen Vorstellungen zur Telematik. Sehr typisch ist für Flusser seine kulturologisch begründete Affinität zu allen Formen der Kunst, natürlich auch zur Literatur als Schreib- und Sprachkunst, wozu ich wenigstens einige Zeilen verlieren möchte. Und endlich möchte ich über den in seinem Lebensschicksal als »ewiger« Emigrant und damit als »Nomade« begründeten Begriff der »Bodenlosigkeit« und darauf aufbauend zu seiner Nomadologie Stellung nehmen. Ähnlich wie bei seinen medientheoretischen Kollegen (Marshall McLuhan, Baudrillard u. a.) gibt es auch bei Flusser eine historisierende Strukturierung der geschichtlichen Entwicklung in drei sozusagen allem zu Grunde liegende Epochen. Es beginnt mit der »Vorgeschichte«, der eine nur orale Kultur eigen sei. Anthropologisch deckt sie sich mit dem anderenorts von ihm postulierten Nomadenbegriff. Am Ende der Vorgeschichte vollzieht sich der Wandel vom nomadischen Status zur Sesshaftigkeit, die auch in der folgenden Epoche der »Geschichte« vorherrschend ist. Diese Geschichte wird definiert durch die Schriftkultur, es ist eine Schriftlichkeit der linearen, durch nicht-ikonische Schriftzeichen geprägten Schriften. Diese Epoche ist also wesentlich weiter gedacht als die McLuhansche »Gutenberg-Galaxis«. Noch ein Kriterium für die Epoche der Geschichte ist die klare Trennung von öffentlichem und privatem Raum, wie er sich seit der Athener Polis herausgebildet hat. In der »Nachgeschichte«, die Flusser als positive Utopie sieht, wird die Schriftlichkeit der Geschichte nach und nach durch Codes und technische Bilder ersetzt, was natürlich den Übergang von der Geschichte zur Nachgeschichte zu einem äußerst langwierigen Prozess macht. Immerhin beginnen ja die technischen Bilder (er nennt sie »Technobilder«) spätestens bereits mit der Fotografie, also noch vor der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch Film, Fernsehen und Video sind Technobilder, die sich lange vor Einführung der digital codierten und elektronisch vermittelten Medien etabliert haben und erst durch langwierige Prozesse der Umkodierung in die heutige Medienwelt überführt werden mussten. Dennoch scheint Flusser den Paradigmenwechsel zur Nachgeschichte als solchen in eben dieser allumfassenden Digitalisierung der Medien zu sehen. Aber es gibt noch andere Übergänge: so stellt er fest, dass in der Nachgeschichte der Nomadismus wieder Fahrt aufnehme: dann lösten wir uns von unserer jahrtausende-währenden Sesshaftigkeit und entwickelten uns wie in der Vorgeschichte zu neuen Nomaden. Eine sehr steile These, über die sich aber das Nachdenken lohnen könnte! (Flusser 1990a-c). Gehört nicht die Aufhebung der Sesshaftigkeit, das Tracking unserer Bewegungsdaten neben der Minimierung des Zeitfaktors zu den grundlegenden Prinzipien unserer heutigen auf dem Mobile Computing basierenden informationsgesteuerten Lebensweise? Kaum Widerspruch mag Flusser heute für seine These erhalten, dass in der Nachgeschichte die vorher klare Trennung von privater und öffentlicher Sphäre verschwimme, das Private öffentlich werde, bei gleichzeitigem Eindringen Peter Scherber: Vilém Flusser und der Paradigmenwechsel zur Internetkultur 35 des Öffentlichen in den privaten Raum. Wir scheinen denn auch gerade heute diese Entwicklung im Umgang mit den sozialen Medien und den populistischen Bewegungen immer stärker zu spüren. Das, was vorher im öffentlichen Raum verhandelt, getätigt und geäußert wurde, dringt nun immer stärker in den privaten Raum ein, die Informationen werden nicht mehr publiziert, sondern sie fließen auf vielen und verzweigten Kanälen von jedem Einzelnen zum jeweiligen Anderen. Jeder ist nun virtuell Sender und Empfänger in Einem. Die Kommunikation der Nachgeschichte vollzieht sich also von einem privaten Raum vermittels digitaler Codes und über Netzstrukturen zu anderen privaten Räumen. Auch wenn wir heute noch immer konkurrierende, nebeneinander bestehende Modelle älterer, auch nicht digitalisierter Kommunikation verwenden, ist schon festzustellen, dass diese neuen Formen allmählich die Oberhand gewinnen. Dazu ist es jetzt notwendig, dass wir uns Flussers Vorstellungen vom Computer, von den Codes, von Vernetzung und von den sogenannten Technobildern kurz näher ansehen. Neben seiner Auffassung von den Computern selbst, die er auch »Apparate« und »Hardware« nennt und deren Architekturen er kein wirklich tieferes Interesse entgegenbringt, interessieren ihn vor allem die Softwareaspekte, also der digitale Code, den sie erzeugen und die Netze mit denen sie untereinander in Kontakt treten. Die wesentlichen Nachrichten, die sie übermitteln nennt er Technobilder. Sie sind für ihn das zentrale Movens der Nachgeschichte. Analoge alphanumerische Texte im Sinne der bisherigen Epoche treten dabei immer mehr in den Hintergrund. Auch wenn er hierbei wohl zu radikal die Bedeutung konventioneller Texte hintanstellt, können wir doch ein Übermaß an technisch vermittelten visuellen Medien feststellen, das schon heute die Medien beherrscht und rapide anwächst. Dabei wissen wir auch, dass dies vor allem der rasanten technischen Entwicklung der Speicher, Prozessoren und Netze geschuldet ist. Vieles war wegen nicht ausreichender Ressourcen eben eine noch offene und unsichere Zukunftsprojektion. Auch das Internet selbst gehörte dazu. Um 1990 waren das World Wide Web und sein heute so gut wie vergessener Vorgänger, das Informationssystem Gopher eher eine Schreckensvorstellung in den Rechenzentren, da man sich nicht vorstellen konnte, derartige Resourcenfresser in den Massenbetrieb zu bringen. Solche heute eher kleinmütig klingenden Vorbehalte waren Flussers Sache nicht, ihm war klar, welchen Apparaten und Medien die Zukunft gehören würde und er sah vor allem die positive Utopie darin. Mehr als die anderen Medientheoretiker hat sich Flusser dem Leitmedium seiner Nachgeschichte gewidmet, er nennt es als Ge- samtkomplex »Telematik«. So schrieb er und man mag daraus auch eine utopische Projektion ableiten: Die Hoffnungen vieler Intellektueller, meine inbegriffen, sind mit dem Begriff Telematik verbunden. Die künftige telematische Gesellschaft soll eine Gesellschaft sein, die Ideologi- en dank formalem Denken überholt und die infolgedessen fähig ist, menschliche Gruppen dank Kompetenzen zu vernetzen und dadurch zu einer menschenwürdigen Lebensform zu kommen. (Zitiert bei Winkler 2014: 8.) Slavistična revija, letnik 65/2017, št. 1, januar–marec36 Dies äußerte er 1991 kurz vor seinem Tode, obwohl damals das Internet noch in einem (aus heutiger Sicht) rudimentärem Stadium befand, sowohl was die übliche Hardwareausstattung als auch was die verfügbare Anwendungssoftware anbelangte. Erst recht war die weitere Entwicklung zu den kleinen mobilen Geräten, den internet- basierten Suchmaschinen und all dem, was man heute unter social media fasst, kaum abzusehen. Eine stimmige aber auch kritische Interpretation von Flussers Gedanken zur Telematik und Computer hat vor einigen Jahren Suzana Alpsancar unter dem Titel Das Ding namens Computer (2012) vorgelegt. Sie vergleicht zwei Konzeptionen, die Flussers und die des Amerikaners Mark Weiser, der etwa zur selben Zeit den Begriff »Ubiquitous computing« für das bevorstehende 21. Jahrhundert geprägt hat und der sich als Informatiker natürlich wesentlich konkreter und hardware-näher dem Gegen- stand nähern konnte. Flusser besass eine ganz besondere Affinität für die Künste, seien es die durch Sprache vermittelten, seien es die sogenannten bildenden, wie auch die durch neue Technologien bildbasierten Künste wie Fotografie oder Videokunst. In seinem Essay Technik entwerfen schrieb Flusser: Die neuzeitliche Trennung von Technik und Kunst, von «harter» und «weicher» Kultur, wird sinnlos, nicht etwa weil Technik und Kunst einander überschneiden, sondern weil sie ihre vormoderne Synonymität wiedererlangen werden. (1998: 145) Auch hier sehen wir, wie Flusser in seinem Kunstbegriff auf das alte griechische τεχνη zurückgreift, denn dies ist wiederum ein Beispiel der Wiederkehr älterer ästhe- tischer Standards in der Nachgeschichte.   Flussers Nähe zur Kunst, besser zu den Künsten wurde im vergangenen Jahr auf einer großen Ausstellung an der Berliner Akademie der Künste, wo auch das Flusser- Archiv beheimatet ist, gezeigt. Die zu diesem Anlaß veröffentlichte umfangreiche Broschüre: Bodenlos: Vilém Flusser und die Künste dokumentiert zwei Projekte an denen Flusser beteiligt war (allerding nur passiv) und die uns im Zusammenhang mit seinen telematischen Interessen interessieren könnten: 1. Das nach eigener Aussage »Erste E-book der Welt« Im Jahre 1987 hat Andreas Müller-Pohle in seinem Göttinger Kleinverlag die Erstausgabe von Flussers Buch Die Schrift: Hat Schreiben Zukunft? als Buch- und gleichzeitige elektronische Veröffentlichung auf Diskette publiziert. Das Nachrich- tenmagazin DER SPIEGEL schrieb damals in einer ironischen und ziemlich distan- zierten Haltung über dieses noch ungewohnte Projekt. Dabei wurde Flusser in eine Art die Esoterik-Ecke gestellt, man berichtete, Flusser lehre noch in Brasilien, es gibt auch eine Anspielung auf McLuhan und schließlich äußert man die Skepsis gegenüber dem »Spielzeug PC« und einer »binären Epoche«. Peter Scherber: Vilém Flusser und der Paradigmenwechsel zur Internetkultur 37 Philosophieren am Heimcomputer. Längst kann man mithilfe von Disketten am heimischen PC das Geschichten-Schreiben lernen. [...] Nun bietet der Göttinger Immatrix-Publicati- ons-Verlag esoterischen Gemütern standesgemäße Unterhaltung: einen philosophischen Essay auf einer Text- und Programmdiskette. So kann man mithilfe eines Totalregisters jede gewünschte Textstelle auf den Schirm zaubern, außerdem exzerpieren und alles umstellen. Zum Medium passt die Botschaft. Bei dem Text [...] handelt es sich um einen Aufsatz des in Sao Paulo lehrenden Philosophen Vilém Flusser. Der prophezeit die Heraufkunft einer binären Epoche, in der alles besser wird. (Zitiert bei Rapsch 2015: 92.) Interessanter dagegen ist die Reaktion von Aleida Assmann in der Rezension der Zeitschrift Poetica: Das Buch Flussers verstehe sich als eine Brücke zwischen alter Schriftkultur und neuer Medienwelt. Sie verstand dabei, dass es sich hierbei um eine technische Revolution handele, »die Informationen aus ihrem alphabetisch materiellen in einen elektromagnetisch immateriellen Status überführt« und sie bewirke »nichts weniger als eine Mutation der conditio humana von noch unabsehbarer Reichweite« wobei diese numerische Codierung auditiver und visueller Artefakte unabsehbare Möglichkeiten eröffne. (Assmann 1988) Es gab also Stimmen, die Flusser richtig verstanden, und die weitsichtig genug waren, die ambivalenten Folgen dieser jetzt möglichen Veränderungen nicht aus den Augen zu verlieren: »Das messianische Versprechen: 'siehe, es wird alles neu werden' hat seine Entsprechung in der kulturkritischen Warnung: 'es wird nichts beim alten bleiben'«. [Assmann 1988: 288]. 2. Hypertext 1989, also zwei Jahre später, hat man einen Vortrag Flussers im Institut für Tech- nikfolgenabschätzung und Systemanalyse in Karlsruhe zum Anlass genommen ein kleines Hypertext-System darauf aufzubauen (Wingert 2015). Verbunden damit war ein dreifaches Angebot: nämlich der Benutzer könne sich zum Hörer des Vortrags machen, zum Leser der Transkription und zum Studierenden des Erläuterungsappa- rats, also etwa den im Vortrag auftretenden Hinweisen nachgehen. Noch 1991 soll die lakonische Reaktion Flussers auf dieses Experiment gewesen sein: »Ich bin doch eigentlich nur ein Prä-Text für diese Arbeit«, was uns darauf hinweist, dass Flusser selbst wohl die ungeheure Bedeutung von Hypertext für die künftige Entwicklung des Internets nicht erkannt hat, wohl auch nicht erkennen konnte, Flusser hat ja die aktuellen Entwicklungen in der Informatik nicht systematisch verfolgt. Zeitlebens hat sich Flusser mit seinem eigenen Schicksal als einem in jungen Jahren seiner Heimat Prag entrissener Intellekueller des 20. Jahrhunderts auseinandergesetzt (Ströhl 2013). Es ist die Erfahrung die Tausende von Emigranten der Hitlerdiktatur machen mussten und die viele von ihnen in den Freitod getrieben hat. Es ist gleichzeitig die typische jahrtausendealte Erfahrung der jüdischen Intellektuellen, des juif errant, die sich bei Flusser in zwei Begriffen niedergeschlagen hat: der Bodenlosigkeit und des Nomadentums. In seiner so typischen Konzentration auf die Beziehungen von Begriffen und ihren Bedeutungen, in seinen daraus oft resultierenden etymologischen Idiosynkrasien hat er die Bodenlosigkeit zum Titel eines autobiographisch Slavistična revija, letnik 65/2017, št. 1, januar–marec38 dominierten Buches gemacht und mit der »Nomadologie der Neunziger« angedeutet, dass nun, nach Eintritt in die Nachgeschichte in den 1990er Jahren auch ein Ende der jahrtausendealten Sesshaftigkeit eintreten würde. Dazu hat er 1990 beim Grazer »Steirischen Herbst«, der diesem Thema gewidmet war, den einführenden Vortrag geliefert. Sein Zukunftsblick ist darin zwar noch immer im Konjuktiv gehalten: Sollten die neunziger Jahre der Sesshaftigkeit ein Ende bereiten, dann würde das nomadische Netz keine Knotenpunkte mehr verbinden können und keine Sammlungen mehr zu zerstreuen haben. Das wäre das Ende der Geschichte (»Nachgeschichte«) und dieses immateriell gewordene Netz wäre die telematische Gesellschaft. (Flusser 1990c: 37). Interessant ist, dass er einen der Leitbegriffe seiner Zeit nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems, und dem »Sieg« des Westens, das Ende der Geschichte in Beziehung setzt zu seiner Nachgeschichte, dass er ja womöglich sogar eine Gleichsetzung beider Begriffe andeuten wollte. Auch das Wort »Nomade« begründet er in seiner unnachahmlichen – und wohl auch gelegentlich abenteuerlichen – etymologisierenden Argumentation: Dazu bezieht er das gesamte Wortfeld ein, das dem griechischen Wort nomas (Weidensucher) zugrundeliege und alles, was später daraus abgeleitet würde. Da wird dann nomos einbezogen, dem wir unser deutsches Suffix -nomie (Astronomie, Heteronomie usw.) verdanken oder die nemesis als ‚Zurückweisung auf den gerechten Platz‘. Die Nomadologie als der Eingang des Menschen in das neue Zeitalter der telematischen Gesellschaft fasst er – wenngleich immer noch von Fragezeichen begleitet – in einer Art Witz zusammen, den wir in seinem ursprünglichen Sinne auch als einen kurzen weisen Satz auffassen dürfen: Vielleicht ist die »Nomadologie der Neunziger« auf einen Satz reduzierbar: »Ich bin, wozu das ganze Andere ‚du’ sagt«? Denn auf diesem jüdisch-christlichen Satz ist ja wohl jene ver- netzte Kommunikationsgesellschaft reduzierbar, die wir in den neunziger Jahren erwarten? (Flusser 1990c: 49) Natürlich ist es nicht verwunderlich, dass ein so unkonventionell und unakademisch argumentierender Freigeist, gerade in der Umbruchszeit um 1990 in welcher plötzlich utopische Hoffnungen wahr zu werden schienen und ein Ende der Geschichte kaum geeignet war, dystopische Ängste zu provozieren, als eine Art Guru herumgereicht wurde. Auch die Art, wie Flusser damals in der westlichen Kulturindustrie reüssierte, hat wohl auch dazu geführt, dass seine Wirkung sich, auch noch nach seinem plötzlichen Tod, vor allem bei einer Art kulturaffiner Fangemeinde entfaltete und weniger bei der etablierten wissenschaftlichen Community. Eine Ausnahme bildet hier natürlich das neue, sich gerade im Wissenschaftsbetrieb etablierende Fach der Medienwissenschaften, wo Flusser schon sehr früh in der Ahnenreihe McLuhan- Baudrillard-Virilio-Kittler einen ehrenvollen Platz erhielt. Erst um 2010 herum beginnt eine systematische akademische Aufarbeitung der Flusserschen Ideen zur Informationsgesellschaft. Peter Scherber: Vilém Flusser und der Paradigmenwechsel zur Internetkultur 39 Informationsgesellschaft ist auch der Begriff, der von Flusser synonym zur telematischen Gesellschaft verwendet wird. In seinem Buch: Kommunikologie weiter denken (Flusser 2009) stellt Flusser den Menschen, der den Entwurf einer Industrieproduktes anfertigt, den Erfinder/Designer also, als die eigentliche Schlüsselfigur der Informationsgesellschaft dar. Dieser sei beim eigentlichen Produktionsprozess nicht mehr anwesend und das sei das »Ende des Marxismus«. Denn erst als Ausfluss aus seiner (d.i. des Menschen) Arbeit entstünden sekundär und ganz automatisch Werkzeug, Produkt, ferner die Industrie und schließlich die Industriegesellschaft. War dieser Gedanke – muss man hier fragen – nicht eigentlich der Überbau, der nun die Basis regiert, und der Marx auf den Kopf stellt, eine neue Revolution im Wortsinne einer revolutio? Flusser hat das nicht zweifelsfrei beantwortet! Der Wert liegt in der Information. Das Wichtige am Begriff der Information ist, sie ist nichts Materielles. Information ist übertragbar von Materie zu Materie. [...] Wenn man die Infor- matische Gesellschaft verstehen will, muss man das vollkommen intus haben. Man muss den Unterschied zwischen soft und hard im Bauch haben, um das zu verstehen. Der Wert des Kuchens liegt im Rezept. (Flusser 2009: 142 ff., zitiert nach Paul 2016.) und In der Informationsgesellschaft wird immer mehr Gewicht auf das Erzeugen und Bearbeiten von reinen Informationen gelegt und immer weniger Gewicht auf das Erzeugen informierter Gegenstände. (a. a. O., Flusser 2009) Zweieinhalb Jahrzehnte nach Flussers Tod sind wir an einem Punkt angelangt, wo das von den außerordentlichen technischen Möglichkeiten der Informationsgesellschaft gezeichnete positiv besetzte Bild einer Ernüchterung und in breiten Kreisen sogar der Angst gewichen ist. Die nahe bevorstehende konkrete Utopie scheint einer rapide voranschreitenden Dystopie den Platz zu überlassen und sich lähmend in allen modernen Gesellschaften breit zu machen. Diese Entwicklung ist aber nicht auf das Werkzeug Computer zurückzuführen, sondern auf die schon eingetretenen Folgen, die menschengemacht und politisch gewollt waren. Flusser hat sogar dies, schon aus seiner eigenen Lebensgeschichte und seinen Emigrationen folgernd, vorausgesehen. In einem Film, der kurz vor seinem Tod 1991 zur Zeit des russischen Putsches gegen Jelzin aufgenommen wurde, bezeichnet er das mit der russischen Revolution begonnene große Experiment einer Humanisierung der Gesellschaft und des Menschen als schon in den 1920er Jahren für gescheitert, es sei durch den verhängnisvollen Pakt mit dem Hitlerfaschismus 1939 vollends zum Fehlschlag geworden und er meint dazu – was heute wie ein Menetekel klingt: Slavistična revija, letnik 65/2017, št. 1, januar–marec40 Heute nämlich zeigt sich, dass die angeblich überholten Strukturen, und vor allem die natio- nalen und die religiösen, überhaupt nicht überholt waren und jetzt wie Phönix aus der Asche wieder auftauchen – mit allen den Greueln, die diese Strukturen immer mit sich gebracht haben. Diese Drachenbrut, von der wir geglaubt haben, dass mindestens das eine erreicht worden ist, sie zu unterdrücken, lebt wieder auf und bedroht uns wieder. Diese furchtbaren nationalen Vorurteile, die mit Worten wie Litauen oder Moldavien verbunden sind, die ent- setzliche Bigotterie, die in Dingen wie der slawophilen Orthodoxie beinhaltet ist, das alles Totgeglaubte lebt weiter und kommt mit noch vergrößerter Kraft wieder zum Vorschein. (Winkler 2014: 7–8) Vielleicht gibt es doch die Möglichkeit, dass sich zwischen einer so dystopischen Vision und der ursprünglichen utopischen Hoffnung ein mittlerer Weg auftut, auf dem es sich leben läßt und der künftigen Gesellschaften einen rationalen und gerechten Umgang mit der technischen Entwicklung ermöglicht. LITERATUR Suzana ALPSANCAR, 2012: Das Ding namens Computer: Eine kritische Neulektüre von Vilém Flusser und Mark Weiser. Bielefeld: Transcript. Aleida ASSMANN, 1988: Vilém Flusser: Die Schrift: Hat Schreiben Zukunft: Göttingen 1987. (Rezension). Poetica 20/3-4. 284–88. Tilmann BAUMGÄRTEL, 2015: Der letzte alteuropäische Gelehrte. taz. die tageszeitung. Berlin. 19. 11. 2015. Vilém FLUSSER, 1983: Für eine Philosophie der Fotografie. Göttingen: European Pho- tography. --, 1984: Towards a Philosophy of Photography. Göttingen: European Photography. --, 1990a: Ins Universum der technischen Bilder. Göttingen: European Photography. --, 1990b: Nachgeschichten: Essays, Vorträge, Glossen. Düsseldorf: Bollmann. --,1990c: Nomadologie der Neunziger. Nomadologie der Neunziger. Steirischer Herbst Graz 1990 bis 1995. Hrsg. H. G. Haberl, P. Strasser. Ostfildern: Cantz. --, 1992a: Bodenlos: Eine philosophische Autobiographie. Düsseldorf, Bensheim: Bollmann. --, 1992b: Die Schrift: Hat Schreiben Zukunft? Frankfurt am Main: Fischer. --, 1993a: Dinge und Undinge: Phänomenologische Skizzen. München, Wien: Hanser. --, 1993b: Die Geschichte des Teufels. Hrsg. A. Müller-Pohle. Göttingen: European Photography. --, 1993c: Lob der Oberflächlichkeit: Für eine Phänomenologie der Medien. Bensheim, Düsseldorf: Bollmann. --, 1996: Kommunikologie. Hrsg. S. Bollmann, E. Flusser. Mannheim: Bollmann. --, 1997: Medienkultur. Hrsg. S. Bollmann. Frankfurt am Main: Fischer. --, 1998: Vom Subjekt zum Projekt: Menschwerdung. Frankfurt am Main: Fischer. --, 2009: Kommunikologie weiter denken: Die Bochumer Vorlesungen. Frankfurt am Main: Fischer. --, 2010: K filozofiji fotografije. Ljubljana: ZSKZ. Peter Scherber: Vilém Flusser und der Paradigmenwechsel zur Internetkultur 41 Rainer GULDIN, Anke FINGER, Gustavo BERNARDO, 2009: Vilém Flusser. München: Fink. Daniela KLOOCK, Angela SPAR, 2012: Medientheorien: Eine Einführung. 4. Aufl. Pa- derborn: Fink. Johanna KOCH, Karen LANG, 2013: Vilém Flussers Technik Begriff. Flusser Studies 16. Joachim PAUL, 2016: Nick Haflingers Blog. www.vordenker.de/blog/?p=1473 Volker RAPSCH, 2015: Vilém Flusser (1920–1991) Sechs Erinnerungsskizzen. Boden- los: Vilém Flusser und die Künste. Hrsg. S. Zielinski, D. Irrgang. Berlin: Akade- mie der Künste. 91–95. Andreas STRÖHL, 2013: Vilém Flusser (1920–1991). Phänomenologie der Kommuni- kation. Köln, Weimar, Wien: Böhlau. Aleš VAUPOTIČ, 2014: Teorija tehno-slike Viléma Flusserja. Primerjalna književnost 37/2. 151–62. Bernd WINGERT, 2015: Der Flusser-Hypertext: Einige Erfahrungen aus Entwickler- und Nutzersicht. Bodenlos: Vilém Flusser und die Künste. Hrsg. S. Zielinski, D. Irrgang. Berlin: Akademie der Künste. 78–79. Steffi WINKLER, 2014: Vilém Flussers Fluß: Transkript der Videodokumentation von Gesprächen mit Vilém Flusser im Sommer 1991. Flusser Studies 17. Sonja YEH, 2013: Anything goes? Postmoderne Medientheorien im Vergleich: Die großen (Medien)Erzählungen von McLuhan, Baudrillard, Virilio, Kittler und Flusser. Bielefeld: Transcript. Siegfried ZIELINSKI, Daniel IRRGANG, 2015: Bodenlos: Vilém Flusser und die Künste. Berlin: Akademie der Künste. POVZETEK Vilém Flusser (1920–1991) velja za enega najpomembnejših medijskih teoretikov po M. McLuhanu. Kot filozof se je imel za fenomenologa in njegovi inteligentni teoretični impulzi so bili pomembni za številna (pod)področja medijskih in drugih študij (fotografija in film, obliko- vanje, informacijska znanost, telematika itd.). Še tik pred smrtjo ni bil član nobene akademske skupnosti, predstavniki tradicionalnih ved pa so spoznali njegov pomen šele po njegovi smrti. S svojim delom Flusser stoji tako rekoč na skrajni točki »Gutenbergove galaksije«, saj je skušal podati smernice, ki kažejo prek njenih meja. Medtem ko je ravno še doživel zmagoslavje oseb- nega računalnika, ki se je izvil iz območja zgolj zasebne uporabe in postal množični medij, pa ni mogel biti več priča razvoju danes osrednjih in globalno razširjenih internetnih orodij (splet, omrežja, pametni telefoni itd.). V prispevku smo skušali razmotriti, v kolikšni meri je Flusser ta razvoj s svojimi vizijami anticipiral že za časa življenja oziroma v kakšnem smislu je že podal strukturne principe za prihodnje načine komuniciranja, za načine znanstvenega in umetniškega del(ovanj)a.