tnr Kunst, Literatur, Theater «.geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ KO. Molltag am 24. Juni Z83V. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mol ein balbcr Vogcn. Der Preis des Nlattcs ist in Laibach gan>iähr,g 6, halbiä'bria ü st. Durch die s. t. Pos! inner <^<>uverr mit portofreier Zusendung ganzjährig u, balbiübrig 4 st, C, M., und wird bülbjäbrig voraus­ bezahlt. Alle f. t. Postämter nchnien Pränumeration »n. In Laibach pranumerirl man bei», Verleger am Raon, Nr. lyll, «» ersten Stocke. Wanderlieder. 1. Lebewohl. ^^ » schaust mich-an mit frommen Äug' lind fragst war»,» ich gel/? Ich mochte bei dir bleiben, Kind -Und heilen hier mein Weh. Die Menschen haben nicht« gethan. Was meine Seele druckt; Das Schicksal hat mir uiel gewährt, Was sonst ein Lebe» schmiickt. lind dennoch Hab' ich seine Ruh, Es zieht mich immer fort; Es drangt des eig'ncn Innern Kampf, Mich hin von Ort zu Ort. D'rum halte fern dein Mitleid, Kind, Und laß' dein Leid'verweh'» , Vielleicht, daß wir in ferner Zeil Uns wieder einmal seh'n. 2. Das Zügenglöcklein. Das Zügenglöcklein tönet I m düstcrn Abendschein Und spricht mit ch'rner Zunge, Du Armer, denke mein! Ich aber auf de,» Felsen Hör' wehmulhspull ihm zu, Und nue auf Engelschwingen Kehrt wieder mir die Ruh. Mir ist, als sprach' die Mutter Zu iorem fernen Kind; Als segelten die Töne Zu mir im Abendwind; Als hört' ich von der Lieben, Die längst im Leichentuch, Mir flüstern mit blnßen Munde Noch einen lieben Spruch. Alexander Patuzzi. Vrbhuldiguug in Krain im Jahre 1723 Von Franz ta». Legat. Wenn andere Völker oft kaum noch ihren Kronerben mit dem glänzendsten Gepränge zum angestammten Throne geführt, Treue und Liebe geschworen, vor ihrem neuge­ krönten Haupte in Freude und Jubel sich selbst überstimmt hatten, zwangen sie nicht selten bald darauf eidvergessen, von Parteiwuth und Verführung geblendet, den vorerst angejubelben Herrscher unter Fluch und Schande die Richt­stätte zu besteigen, oder sich vor der Wuth seiner ent­menschten Landeskinder in's Elend zu flüchten. Solchen ruchlosen Meineids- und Treubruchs - Lohn hat aber auch die Geschichte mit blutigem Griffel in das Buch der richten­den Zeit gezeichnet und für das bluttriefende, gesalbte Haupt ihrer unglücklichen Fürsten hatten sich die Völker oft nach tausend und tausend Menschenopfern nur Mord und Brand, Bruderkriege, den Fluch der Welt, und zuletzt die Skor­piongeisiel eines Tyrannen erkauft.— Wo aber weiset uns die Geschichte der unter dem milden Habsburgs-Scepter seit mehr als einem halben Jahrtausende vereinten Länder nur ein einziges entsetzli­ches Blatt, daß mit Fürstenthränen und Fürstenblut, durch'e eigene Volk erpreßt, befleckt wäre? — Wohl harte zu mehreren Zeiten feindliche Uebermacht in unsere Länder so manche trübe Catastrophc geführt; durch das Schwert gezwungen, mußten sie sich unter frem­des Joch beugen, aber hoch- und freiwillig hatten sie sich oft den entrissenen, angestammten, geliebten Monarchen selbst wieder erkämpft, und Oesterreichs beneidetes Glück ist die Frucht der herrlichen Wechselwirkung zwischen Für­stentugend und Unterchanentreue. Darum freut es den Patrioten, zu hören und zu berichten, wie die Krönungen und Erbhuloigungen, diese gegenseitigen Schuh-und Treu­bündnisse und Bestätigungen der Freiheiten, Gerechtsamen und aller guten Gewohnheiten, diese Gnaden- und Dank­gelübde zwischen Landesvater und Vaterland, einst mit ein­stimmiger Liebe und Freude gefeiert, wie ihre heiligen Zwecke, und zwar immer willig und treu, mir Gut und Blut ocrtheidiget wurden. So hat der Landschafts-Negistrator des Herzogthums Krain, Carl Seifried von Pe ritzhoff auf Ehrenheim, den am 29. August 1728 dem Kaiser Kar l vi . von den lrainischen Ständen in Laibach geleisteten Erbhuldigungs ­ OI Akt ausführlich und mit dem Beifügen von 79 Urkunde» beschrieben, und auf landständischen Befehl im Jahre 1729 herausgegeben. Hiervon, dürfte ein kurzer Bericht, aus den veralteten Akten in unsere neuern Sprachformen übertragen, für vaterländische Erinnerungen gewiß Interesse enuecken. Nachdem Se. Majestät Kaiser Karl vi. das Erb-Huldigungswerk im Herzogthume Kärnten vollbracht, wurde die kaiserliche Neise am 24. August i?28 von Klagcnfurt gegen Krain bis zur landschaftlichen Kärntner-Manch un­ter dem Loidelberge eröffnet, daselbst über Nacht verblieben, und am folgenden Tage dieselbe über den Loibelberg zu Pfer­de fortgesetzt. Hier kann nicht übergangen werden, daß der Weg über die höchste Loibelsvitze vormals durch eine rauhe, dunkle, verwitterte Berghöhle führte, deren Ein­sturz zur großen Gefahr der Durchreisenden bald zu be­fürchten war. Es wurde daher auf gemeinsame Kosten des Staates und der krainischen Landschaft der Gipfel gesprengt, die Steinhöhle auseinander gelegt, und so in einen beque­men breiten Fahrweg verwandelt. An dieser Stelle, der höchsten an der Loibelstrasse, beim Eintritte in die Grenze Krains, wo sich eine reiche, unbegrenzte Fernsicht vor dem trunkenen Auge ausbreitet, zur Rechten und Linken stan­den und stehen noch, obwohl beschädiget, zwei steinerne Säulen auf großen Piedestalen in Gestalt zweier Py­ramiden, an deren Vorderseiten der große Adler mit Scep­ter und Schwert, an den übrigen Seiten aber sechs latei­nische Inschriften prangten, welche den Gruß des Herzog­thums über die ersehnte Ankunft des Landesfürsten, so wie den Dank der Stände und des Landes für diesen, zur Förderung des Verkehrs zwischen Kärnten und Krain mit großen Kosten durchbrochenen Fahrweg bezeugten. Auf der vierten, fünften und sechsten Facade stehen die Namen der damaligen Vorstände und Verordneten Krains, als: des Landeshauptmanns un? Erblandjägermeisters, Wolf, gang Weichard Grafen von Gallenberg , des Landes­verwesers und Landesverwalters, Orpheus Grafen von Strassoldo , des Erblandkämmerers und Marschalls, Franz Grafen von Auersperg , des ständischen Präsi­denten, Ernst Ferd. Grafen von Säu r au und der Ver­ordneten: Ant. Jos. Grafen von Auersperg , Georg Hav. von Marotti , Bischofs von Biben, des Grafen Johann Ad. von Rasp, und des Herrn Franz Jacob von Schmidhoffen. Hier erwartete der erwähnte Landes­hauptmann, Graf von Gallenberg , den kaiserlichen Zug und begleitete ihn bergab bis Neumarktl, wo in dem Schuttin'schen Hause das kais. Frühmahl — dann Nach­mittags in Krainburg, und zwar in dem damals Baron Eckh'­schen Hause das Nachtlager gehalten wurde. I n Krain­burg bewilllommte ein Ausschuß von zwanzig der vornehm­ sten kramischen Landstands - Mitglieder und der dortige Stodcrichter, Wolfg. Niklas Adelmann, mit Ueberrei­chung der Stadtschlüssel und einer noch vorhandenen Rede die kaiserliche Einfahrt. Am 26. rückte der kaiserliche Zug von Krainburg über das Zeierfeld, wo die Bürgerschaft der Stadt Bischoflaak zu beiden Seiten sich aufgestellt hatte, nach Laibach, und wurde hier mit dem lautesten Jubel empfangen. Unter Glockengeläute, Geschützdonner und den Ehrensalven einer Compagnie des B adcrwo rn'schen Regiments und der, unler drei Fahnen mit klingendem Spiele auf dem Kapu­zinerplatz, neuen Markte und Hauptplatze aufgestellten, uniformirten Bürgerschaft, bewegte sich ^>er Einzug über den Kapuzinerplatz, wo der Bürgermeister, Mathias Chri­stian, die Scadrschlüssel auf rorhsammcenem Kissen über­reichte und wiedererhielt, durch das Landes - Vizedom'scye Stadtthor, wo eine Triumphpforte von Stein mit Sta­tuen, Säulen, Pyramiden, Trophäen, dem kaiserlichen Bildniß von weißem Marmor und einer lateinischen In ­schrift errichtet war, nach der Domkirche St . Nicolai zum feierlichen Dankgebete für die glücklich bestandene Reise, und wurde unter Vortritt des Fürstbischofs von Laibach, Felix Sigm. Grafen von Sch rottend ach, des Bischofs von Biben, der Aebte von Sittich und Landstraß, und des Prälaten von Freudenrhal, sämmtlich im Pontificalge­wande, zum Hochaltar geleitet. Nach abgesungenem, am­brosianischen Lobgesange verfügten sich Se. Majestät in Allerhöchstihre, im Bischofhofe zubereitete Residenz und geruhten hier mehrere Herren zum Handkusse vorzulassen. Am 27. wurden von den beiden k. k. Commissarien, Sigmund Rud. von Wagensberg , Landesverweser in Steiermark, und Franz Seifried Grafen v. Thurn-Val ­sassi n a iir einer außerordentlichen Landtags-Sitzung die Stande zur feierlichen Erbhuldigung auf den 29. beschie­den. — Am 28. wurden einige der vornehmsten Landstände zu einer kaiserlichen Conferenz gezogen, und endlich Sonntags am 29. August der Huldigungs act ge­leistet, wie wir berichten werden. (Fortsetzung folgt.) Die Vermahlung des Grafen von Braneas Von M. Enk. (Beschluß.) Als Jean Regnac den Grafen am folgenden Tage besuchte, dieser ihm den ganzen Vorfall im Hotel der Marquise erzählte, und in ein lebhaftes Lob der Schön­heit Angelique's ausbrach, nahm jener ein weit ernst­hafteres Gesicht an, als der Graf es an ihm zu sehen ge­wohnt war. ^Recht gut, Herr Graf, sagte er, ?ich gebe gerne Alles zu, was Sie da von den Vorzügen des Fräuleins von Surbiere gesagt haben. Nur wünschte ich, daß ihre Zerstreutheit nicht so weit gegangen wäre, dem Fräu­lein von Sain t Anges zu gleicher Zeit auch einen Hei­ratsantrag zu machen. Man hat mir das heute bereits von zwei Seiten erzählt, und zwar auf eine Weise, die für das Fräulein höchst kränkend ist, und die deutlich genug zeigt, welchen willkommenen Vorwand Sie dem Neid und der Klatschsucht gegeben haben, auf dieses lästern zu kön­nen. Der Graf, dem es an einem leisen Zartgefühl keines­wegs fehlte, gerieth über diesen Vorwurf Rcgnac's in nicht geringe Verwirrung. Indem nun dieser eine solche Stim­ 63 mung geschickt benutzte, wußte er dem Grafen zu gleicher Zeit von Adelaide ein so vortheilhaftes Bild zu entwerfen, und ihre Herzensgüte und ihre liebenswürdige Bescheiden­heit in ein so einnehmendes Licht zu kleiden, daß der Graf, als er ihn verließ, ganz stille geworden war, und für den Augenblick gewiß nichts sehnlicher wünschte, als die Unbe­sonnenheit seines ersten Antrages durch einen zweiten noch in derselben Stunde gm machen zu tonnen. Bei einem Manne von dem raschen, beweglichen Sinne des Grafen war jedoch mit einem solchen Eindruck weniger als bei jedem andern gewonnen. Allein Jean Regnac verstand die Kunst, seinen Mann im Schach zu erhalten, meisterhaft. Jeden Tag wußte er mit dem Scheine der größten Unbe­fangenheit den Grafen an das Fräulein von Sain t An­ges zu erinnern; jeden Tag einen neuen Zug zu dem lieblichen Bild hinzuzufügen, das er dem Grafen von ihr entworfen hatte, und das in der Fantasie desselben immer mehr Raum gewann; und als es ihm gelungen war, eine Freundin Adelaidens. zu bewegen, die an sie geschriebe­nen Briefe der Letzteren zu überlassen, und er dieselben dem Grafen unter dem Siegel der «Verschwiegenheit mit­theilte, war dieser von der edlen Einfalt und der sittlichen Grazie, die aus jeder Zeile sprachen, so entzückt, daß er den schlauen Geschäftsführer einmal über das andere Mal umarmte, und dieser, wenn auch nicht eine sichere, doch sehr wahrscheinliche Hoffnung faßte, das Geschäft, in wel-. ches er sich eingelassen hatte, mit dem glücklichsten Erfolg zu Ende zu bringen. Je zuuerläßiger Jean Regnac auf einen solchen Erfolg rechnete desto unerfreulicher war es ihm, als der Graf ihn eines Tages einlud, mit ihm nach Buissieres zu fahren, in dessen Nähe die Surbiere's ein Landgut be­wohnten. War Regnac durch den Antrag des Grafen auch überrascht, so faßte er sich jedoch bald wieder, und war entschlossen, sein Spiel darum noch nicht verloren zu geben. Der Graf hatte in der Sache in den letzten Wo­chen zwar keinen entscheidenden Schritt vorwärts gethan; machte er aber jenen Besuch wirklich, so gelang es den Surbiere's wahrscheinlich, ihn zu einem solchen zu ver­mögen. Der beabsichtigte Besuch mußte also um jeden Preis hintertrieben werden. Der Graf war, oder glaubte ein großer Kenner der mittelalterlichen Baukunst in Frankreich zu seyn. Er hatte zum Behuf seiner Studien in alle Theile von Frankreich Reisen angestellt und von den Ueberresten der Baukunst Zeichnungen verfertigt oder verfertigen lassen. Auch von dem Schloße des Herrn von Sain t Anges besaß er eine Zeichnung. Zwar war es erst vor ungefähr vierzig Jah­ren erbaut worden; allein man hatte einen alten Thurm, von dessen Zinnen man eine herrliche Ausficht genoß, in den neuen Bauplan mit aufgenommen. Auf diesen Thurm baute Jean Regnac seine ganze Hoffnung. I n La Ferte standen Relais, und eben daselbst wur­de zu Mittag gespeist. Ueber Tische brachte Regnac das Gespräch auf die mittelalterliche Baukunst. Der Graf saß auf seinem Steckenpferde. Nun war es eine seiner Lieb­liNgshypochesen, baß man in ganz Frankreich vor dem Jahr« t800 keinen crenelirten Thurm finde, woraus er wunder­lich genug den Beweis herleitete, daß die Erfindung des Schießpulvers durch Marco Polo nach Europa gebracht, und dieses keineswegs in Deutschland erfunden worden sei). Jener Thurm aber hatte sehr sorgfältig crenelirte Zinnen und trug, wie Regnac Anfangs nur hinwarf, die Jahreszahl 12 iß. Mehr bedurfte es nicht, um den Grafen in's Feuer zu bringen. Allein je mehr er in's Feuer gerieth und je unbedingter er seüle Hypothese vertheidigte, um desto mehr Erinnerungen an alte Bauwerke mit crenelirten Zinnen, die alle einer früheren Zeit, als dem Ende des dreizehn­ten Iahrhundertes angehörten, tauchten in der Erinnerung Jean Negnac's auf. In Betreff des einen und andern gab er zu, daß sein Gedächtnis; ihn täuschen könne, nur in Betreff des besagten Thurmes war er seiner Sache ge­wiß. .Wohl, Herr Graf" sagte Regnac, als sie jetzt die Treppe herabstiegen, und bereits dem Wagen sich nä Herten, „ich will nicht weiter streiten, aber ich fahre die nächsten Tage von Buissieres aus nach Chateau Thierry, um Sie zu überzeugen, daß Sie Unrecht haben.« „„Daß ich Recht habe, Freund Regnac, daß ich Recht habe! Wir fahren zusammen nach Chateau Thierry, und Sie sollen gestehen, daß mein Gedächtnis, besser ist, als das Ihrige."« Der Kutscher, von Regnac gewonnen, hatte seine Weisung. Links rollte, statt rechts, der Wagen. Der Grat, den Regnac fortwährend in Athem erhielt, äußerte durch, aus kein Befremden, als der Wagen vor dem Schloße des Herrn von Sain t Anges'anhielc. Er sprang nun'ha­ stiq aus und lief auf den Thurm zu, um die ominöse Jahreszahl zu untersuchen. „Habe ich es nicht gesagt!« rief er triumphirend: „Eine Drei ist's, nicht eine Zwei. Da sehen Sie selbst, 1348 !" Dem wackeren Jea n R»egnac war es gelungen, den Grafen dorthin zu führen, wo er ,hn haben wollte; das Uebrige durfte er Adelaidens Reiz und dem Zau­ ber ihres sittlichen Werthes überlassen, für welchen der Graf keineswegs unempfänglich war. Schon am nächsten Tage erneuerte daher dieser seinen Antrag, und Jea n Regnac war in seiner Eigenschaft als Advocat glücklicher Weise eben zur Hand, um den Heiratskontrakt auszuferti­ gen und so alle möglichen Folgen der Zerstreutheit des Grafen zu beseitigen. Da der ältere Bruder des Chevaliers einige Wochen später starb, und dieser den Titel und die Güter desselben erbte, so konnte er jetzt öffentlich als Bewerber um die reizende Angelique auftreten, ohne die er nicht zu leben vermochte. Inzwischen sollen die Zerstreuungen, welchen diese unterworfen war, so häufig gewesen seyn, daß de« Che­ valier sich dem wackern Jean Regnac für die Mühe, wel­ che er sich gegeben hatte, ihm ihren Besitz, und somit das Leben zu retten, auf die Länge schwerlich sehr hoch «er­ pflichtet halten konnte. «4 Palindrom Mit köstlicher Gabe erfreue ich dich Doch lese ja immer von vorne mich; Denn, Freund! von hinten gelesen Bin ich ei» g»r wildes Wesen, Das lebensgefährlich dir werden kann Träf's einsam und ohne Waffe dich M . ?. K. Revue des Mannigfaltigen. »Der Spiegel" schreibt: Vor Kurzen» ging der Kai­ser aller Russen in Petersburg mit seinem kleinen Sohne Michael spazieren und ließ ihn den Wald von Masten bewundern, die sich majestätisch im Busen der zwei Dock's von St . Petersburg erheben. «Du bist Ober - Admiral, mein Sohn" sprach der Kaiser „und ich bin überzeugt, daß du nicht an der Leiter eines dieser Masten emporzu­flettern wagen würdest." Statt aller Antwort umfasite der Kleine seinen Vater an Beinen und Leib und kletter­te mit Hülfe der Hände und Füsse so gut, daß er den Hals des Kaisers erreichte, wo er triumphirend ausrief: „Du siehst nun, daß ich klettern kann!" Um eine große Menge Tabacksrollen in Paris einzu­schwärzen, hatten zwei Individuen dieselben so aneinander gebunden, daß sie mit einem Rock, Hosen, Stiefeln :c. bekleidet, das Ansehen eines Menschen hatten. Hände und Gesicht waren von Wachs und sehr natürlich. An einer Perücke und einer Mütze hatte man es ebenfalls nicht fehlen lassen. Der Tabacksmann wurde solcherge­stalt, wie wenn er von Schlag gerührt worden, auf ei­ner Bahre zum Thore hereingetragen, wo aber die Visita­toren—unglücklicherweise für die Unternehmer — des Kran­ken Puls fühlen wollten und bei dieser Gelegenheit den Kunstgriff entdeckten. «Der Humorist" berichtet folgendes: Eine alte Frau soll am Tage des bekannten Schillerfestes in Stuttgart zum ersten Male nach langer Zeit ihr Haus verlassen ha­ben , und von einigen jüngern Freundinen begleitet, auf dem Schillerplatze erschienen seyn, um den „Herrn" zu sehen, von dem man so viel „Aufhebens" mache. Mi t Mühe durch das Gedränge sich durcharbeitend, soll sie die Augen zu dem Standbild erhoben und plötzlich ausgerufen haben: „Jemine! der Herr ist's?—Den kenn' ich ja! Der war Feldscheerer; a.uf dem kleinen Graben hat er ge­wohnt und ich Hab' ihn bedient! » -— Das nämliche Blatt sagt: Die Stadt und Umge­gend von Bergamo scheint von der Natur das ausschließli­che Privilegium zu befitzen, Europa mit Tenorstimmen zu versehen. Vier Fünftheile der italienischen Tenoristen stammen aus Bergamo , und die Impresarii wendensich je­des Mal dahin, wenn sie einen Tenor suchen. Eben so merkwürdig ist es, daß Bergamo, weder Bässe noch So­prane, noch Baritons hervorbringt. Die berühmtesten Te­noristen Italiens waren aus Bergamo: Die drei Bianchi , die zwei David, Vater und Sohn, Viganoni, Roz. zari, Donzelli, Bordogni, Marchetti, Trezzini, Passini, Cantu, Bollognesi und endlich die drei Rubini. Die Vervollkommnung der Zündhölzer kann nicht leicht noch weiter schreiten. Der Chemiker Vellin i in Turin, hat vor Kurzem Zündhölzer erfunden, die alle bisher be­kannten an leichter Entzündlichkeit übertreffen, indem sie sich schon durch bloses Anblasen entzünden. Die neueste, vielleicht die beste Methode, Eier sehr lange frisch aufzubewahren, besteht in dem einfachen Mit­tel, daß man dieselben kaum eine Minute lang in sieden­des Wasser taucht. Es entsteht hierauf unter der Schale ein dünnes Häutchen, welches das Eindringen der Luft, und so das Faulen der Eier, die sich solchergestalt recht lange frisch erhalten, verhindert. Korrespondenz. Wien im Juni lniy. I n der italienische» Oper (am Kärntnerthore) crcellirt vor Allen die Unghcr, welche in der «Anna Bolen««, »Marino Fallier»»/ »Luerczia Vo> g io« und »N c li so ri o'< von Donizctti; dann i„ der »N ° r m a>< und »Ncotricc di T e n d a« von Nellini, immerwäh­ rende Triumphe gefeiert, und nun noch in der »Parisina " allen ihr,',, Kunsileistungeu die Krone aufsetzen wird. Man tan» sich nichts Ergreifen­ deres, nichts Vollendeteres und Schöneres denken, als die zwei hockt,fi­ schen Gebilde als Luerczia Norgio und als Antonina im »Ne-li­ fario» , von der Unghe r dargestellt! Alles atbmet da die höchste Leiden­ schaft im Spiele und Gesänge, und wer sie in diesen Parlhien gesehen hat, muß die Palme des dramatische n Gesanges unter allen jetzt lebende,, Künstlerincn, der Uughc r zuerkennen. Nächst ihr sind vorzügliche Lieblinge des Publikums Pogg i und Nadiali ; erstercr durch seine wunderschöne Tenorstimme und seinen gefühlvollen Vortrag, in welcher Beziehung dieser Künstler unverkennbare Fortschritte gemacht hat, Letzterer durch den Silbcr­ flang eines sonoren, Uibrirten, und in allen Chorden wohlthuenden Bari­ tons. Nein Torquato Tasso und Israle in »Marino Faliero­ sind höchst genufirciche Leistungen. —Die Nrambill a ist auch sehr b,liel>t, war aber durch längere Zeit trank, wodurch die Entwickeln»», ihrer schönen Mittel für jetzt etwas beeinträchtigt wurde. Coselli? — krli,i,u5 l'rniiz! — Der Tenor Salv i hat einen sehr schönen Vortrag, »viel Manier, und eine in den hohen Chorden vorzügliche Tenorstimme. Seine Gatli», Solvi-Spech und die Mozzarclli erwerben sich ebenfalls den Beifall des Wiener Publikums, welches gewiß das Talent nach Verdienst und un­ portheiisch zu würdigen weiß. Daß das Orchester seinen alten Ruh,» z» behaupten nicht unterläßt, versteht sich von selbst. Außer der ehrenvollen Auszeichnung, die der U nghcrunddem Poggi zu Theil wurde, indem sie zu Kammervirtuosen Sr. Majestät des Kaisers ernannt wurden, verdient der überaus schmeichelhafte Autrag erwähnt zu werden, welcher der gefeierten Unghe r zu Theil wurde, indem man sie ein­geladen hat, n,» Hofburgtheote r an die Stelle der berühmten Schrö­der ein Engagement als d r a n> a < i sche K U n stIe r in anzunehmen. Ge­wiß die schönste und höchste Würdigung ihres hochlragischen Talentes! — Leone. Krain's Flor«. Mitgetheilt von Andreas Flc ischmon n. Von den vorzüglichsten Gewächsen des f. f. botanischen Gartens zu Laibach sind bis zum 24. Juni folgende zur Blüte gekommen: Htrnpn Le!!«e!nr!>i, gem. Tollkirsche.—^2ter »lninu«, Alpen-Stern­blume. — HlliAmönl« !Ui>ltl>ioIi, Motlhiols Augenwurz. — Uuntnun!» zirnvineializ, Alpen-Da»tho„ie. — i5ui>nr»3!n ukstcin«Ii3, gebrauch!. Au­gentrost. — Liniliulu« ill)>ri-.u8, illyrische Siegwurz. — I-Ierminium i»o­ünrcriiz, eiuluoliae Herminie. — I>inei,» vizcuüum, klebriger Flachs. — I^in. l!-,vuu>, gelber Flachs. — I.izl-'rK uvi>tn, eiruudblättr. Listerc. — I.itn<>Zr>erl»u,» utlwinüle, gebräuchlicher Steinsame. — I.idüuntis ütn»­inAntKuieleg, kahlfrüchtigc Hcilwurz.— i»e!->,»r,^ru,n ne,nc>ru»rr,n, blauer Wachtelweizen. — iVlrücii nulunZ, überhängendes Perlgras. — iVIuscin cnmn«un>, schopfblütiae Vi auihyacinthe. — ?!,ru-,,5!,iü ^i-luZtriz, Sumpf-Einblatt. — Urnitlin^ulu,» nv'renüicum, pyrenäischcr Milchstern.— l'ri«' !!><>tucl,ri)u5 8i>e!',u,u!ii, schönblühcnd,!' Venusspiegel. — 8»,»duruz n,^ , schwarzer Hollundcrbaum. —8p!r>uriticu,n, tlettenblättr. Scharte, — 8curinner» r>ur­purea, purpurfarbige Schwarzwurz. — («Io,»u> vülu^n, zottige Galastc, — rnlentill,', r«'l,'i, aufrechtes Fingerkraut. — lut. nirt», kurzhaariges Fingerlr. — ?nt. nnzerin,,, Gänse-Fingcrkr. — Noü« i>ii!>r>!rleilik<,ii!>, bicber»ellblättr. Rose. — ttnü,-, r«v«r5l>, rückwärtsstucheliae Rose. —N»5-> rinnauii»»«,, Zimmt - Nose. — Nnül, lubrit'»!!-,,, rothblättr. Nose. ^ Ku^ , Lliinelulni,!!, drülenborstige Rose. — Ku5l> rudiginu»,-,, Wein-Nest. — NnI» tum^itu!,,-,, silziqc Rose. — Nu8« «ei»r>«rv!r«nü, immergrüne Rose. — N»8l» Lültica, franzosische Nose. Laibach. Druck «nd Verlag von Joseph Vlasnik.