m p MM m tV - X\.. ■* •# WUm mrrum^Jatrbrris ivfe ^ flPlluförem m^rat rmrna vetust fuetti (iit fru/rhrrtma virtus pariti* WWW WW-W^ (a ì!e .„nc Patria? ^Parna^sra STurba, st cpiantuscj jsjìt ? Serif ta le£r,JAet a ride. 'iSeš f (L / . /;’ ' ^, Z'z Johann Weichard Jr Laibach-Nürnberg 1689 —i.Baml (Buch J bisIV> ♦— 2 = unveränderte Auflage Herausgegeben von.: J. KRAJEC. Buchdruckern - u. Lithographie-Jnhaher. VINCENZ NOVAK, Handelsmann. JOSEF PFEIFER. Verwalter der deutschen Ritter Ordens Commende Laibach und Concipist des krainischen Landesaueschufses. ^|Rudolfs werth 1877 " Druck und Verlag v. J.Krajec {Pr l^/wè ess Ehre ertzogtßttms Auf beit Haupt-Titel und Titel-Kupffer dieses Wercks ! wrr bidt kmnt, brm Mindtf par fchim dein Hrrn-Schrill Bnrch manchro Rlrinob, so ßatnr bir angrhrnàt; Bnrch brr Rrgirrrr ElanK, lo bidt mir ßichr KrschrmKrt. Fällt mir brin Bittrr - Auk unb nroflir Fürst bann ein, So mng Carniola rin Carneo! mir snm, Nwril brin Gllrrhanpt virl Fhrr m bir lrnckrk. Brr Hirnrnrt iß rs lrlbss, brr brinrr Ihrrn brmKrt 1 Brr angrrrllrt birft brm Gst-Hanss, kblrs Arain. Bir Fama lässt von bir brn Ahrrn-Schall auch hörrn, Bag bu brn Glanllrn ssrts, brm Aonb ;n Trntz, brfchützt, Mt rapssrrrn Stahl unb Bl nt auf Oß-Rrichs Prinb grblitzt, Brr frinr Anhr Karn, unb brinr Trrn, \n stöhrrn, Bir Srru, so manchrs Banb, mit Mrrn Kann brlrhrrn. Irtzt, ba brin Iblrr-Hanpt Triumph-vrrrhrlich fitzt, Tnb brr vrrthirrtr Scyth vor Irngssrn Blut schirr schwitzt, Mtg auch brin1 Hrr nun brg Arsrrs Aust vrrmrhrrn. erRp^fpuin^C -ess ’Vrtagfjnw Crain Das ist, Wahre, gründliche, tmb recht cigendliche Gelegen- imb Beschaffenheit dieses, in manchen alten und neuen Geschicht-Büchern zwar rühmlich berührten, doch bishero nie annoch recht beschriebenen ömilch - .Kcqchrftchen herrlichen Srßfanöes, Anjetzo, Vermittelst einer bollkommenen und nusiührlichen TrZehluug aller seiner Kandschaikten, Böden, Felder, Wälder, Berge, üiessenden und stehenden Wassern, unterirdischer Mrg-See», beborab brss Welt-berühmten GirKnitter Wnnder-Sees, auch berwnnderlicher Grotte», und biel andrer ungemeiner Aàr-Wmrder, imgleiche» der Gewächse, Mineralien, Zergwcrcbc, àlgesterne, alter Mnntt-KtneLen, Thierc, Vögel, fische etr. : überdas auch der Gebiete, Herrschaften, Schlosser, Städte» Märrbten, Greutr-Häuser uud Festungen, und deren so tool bormalige», als heutigen Sesit-rr oder Vorsteher, Gebieter, Einwohner, Sprachen. Sitten. Trachten, Gewerben. Handthieruugen, Keligion. Heiligen, Patriarchen, Sischötken, Grde», Pfarren, Kirchen, Klöster etc.; Kegiments - Würden, Aemter, Gerichten, Ständen und Familien ; wie auch der Uands - Fürsten, Jahr-Geschichte, alter und neuer Jencbwürdigbeitrn: Durch seW-eigeue gantz genaue Svfmnötgung, llntevfucfjuug, Erfahrung _ und fisiartfch - J44wil»«g. 3n Funffzehen, wiewol in vier Haupt-Theile unterschiedenen Suchern, wie auch hüussrzen Abrissen und zierlichen Kupffer-Figuren ausgebrcitct, von Johann Melchgrd ’Baltmsor, Fregherrn, Einer hoch löblichen UandschM in Train Hauptmann im Entern Viertheil und der Königlich-Englischen Kocietät in England Mitgliedes Aber Zn reines Teutsch gebracht auch auf Begehren mit manchen beyfügigen Erklärungen, Anmerck- und Erzehlnngen erweitert durch Irasmum Framisci, Dess hnchgräfl. Hauses Hohenloh und Gleichen Kaht. Laybach, ANNOM DC LXXXIX. Bn finden bei Wolfgang March (leniter, Vachhiinilern in Nürnberg. "Gum. privilegio 'Sacrae "Gaesareae ^Majestatis. ig- MchgebornM X » Hoch- «mi . Hohlgebornen. lgètt. Hiirl| Alleinoti Hirco- Festen, umi Meisen ■ I T 'crren, Herren Gesamten m uni) MeNlichen HochlMichm £nnD|lmti)m dess Hechoathums Črnin etc. ßtintn «näbigttm Jurske», audi »»»butni, gtimtriibtii imb hochgeehrten Herren. àiMgsIh. gnädige gebietend^ und c*\ ochgechrte Herren! Imn ein ehrlicher Datriot der Ehre seines Unterlandes gegen allen erheischenden Fällen mit Wut und Hlut berpfändet ist, so bleibt er gewisslich derselben nicht weniger hierin n, dass sie andrer Orten bev aller Gelegenheit auch ruhmbündig werde, mit seiner Hinten verpflichtet. Diese Ehre, sag ich, ninit nicht nur das Gewehr, so wir an der Seiten, sondern auch dasjenige, so wir hinter dem Ohr führen, mm lieh die Feder, im Fall wir bend es zu führen gewohnt, in ihre Wicht. Denn eben diejenige Natur, welche uns die Webe dess Vaterlandes eingepflantzt, hat auch unsre möglichste Gesinnungen zu dem Machsthum seiner Glori gewidmet, und uns eine Schuldigkeit auferlegt, mit allen Kräflten dasselbe zu bedienen. Darum muss dann so tool das Vaterland als wie die Eltern don uns geliebt und ge ehr et werden. Ja! wann hieben das Gesetz dess hochverständigen Diatonis etwas gelten sollte, so müsste das Vaterland m der Webe dem Vater und der Mutter borgehen. a) Gewisslich haben diel Meute dieses Diatonische Nrtheil mit ihrem für das Vaterland vergossenem Hlut unterschrieben. Torguatus punctirte und unterschrieb es mit dem Kopff seines leiblichen Sohns, welchen er zu Ehren und Wolfahrt seines Vaterlandes dem Fall-Heil unterwarfl, und damit gleichsam sein eignes Vater-Hertz der Kriegs-Disciplin, als einer Nnterhalterinn dess Römischen State, aufopfferte. Mutius, der Wncbhändler, Unterzeichnete es a) Piatto V. de LL. p. 847. mit seiner angezündeten und rauchenden Faust, und brauchte zur Unterschreibung glich ende Kohlen für güldne Huchstaben. So werden auch sonst alle Völcber einhelliges Mundes hierauf zirstim-men, dass man seines Vaterlandes ^cbtbarbeit und bestes ben aller v G w Heguemlichbeit müsse befördern, daher diese NnstrÜtigbeit mit mehrerm Deweis zu erstreiten unvonnöthen ist. Dessen eingedencb, schätze ich gehalten zu segn, mein werthestes Vaterland Ärain nicht nur für mich Selbsten zu ehren, sondern auch die Strahlen seiner Ehre in die Ferne zu schieben. Zumal nachdem ich gern er flit, dass diss vortreffliche Hertzogthum Erain samt seiner Kuhm-Heschaffenheit, ob es gleich ein schönes Kleinod unter den Kegserlichen Erbländern ist, dennoch ben vielen Ausländern in einer tieften Nnbenntniss eingewiebelt läge, oder je nicht viel verständiger von ihnen beurtbeilt und geschähet würde, als wie von jenem einfältigem Schweitzer der köstlichste Demant dess mächtigen Kertzog Earls von Durgund. Angernerebt, ich mit Höchster Kefremdung auf meinen Keisen spühren müssen , dass in der Ferne die Wenigstelr von Erain was Gründliches wüssten, da dieses edle Rand, dennoch so wol die mächtige Körner, als die alte Eeutsehen gar schärft beäugt, und nicht anders von begden Seiten betrachtet haben, als wie einen Schlüssel, der begdes, Italien und Deutschland sperren bönnte; indem so wol jenem als diesem die Alpen dieses Landes für eine hohe Vormanr, Dollwercb und Harnisch ihrer Sicherheit dieneten. GestaItsam desswegen besagte Körner, um Danonien im Zaum zu halten, in Erain ein starcbes Lager gehabt. Wie dann auch unterschiedliche Bö mische Kevser dasselbe nicht allein durchgezogen, sondern etliche sich auch gern darinn aufgehalten. Ingeschtoeigen, dass sehr Viel Dencb - Mtrtlv und Schauwürdigbeiten, womit dieses Land vor vielen andren, theils durch menschliche Handlungen, theils durch die Uatur selb- sten geadelt worden, Es der ausländischen Euriositet gleichfalls betten rerommendiren, und manche so wol topographische, als historische Federn mit Uehrerm anfüllen sollen, weder bisanhero geschehen; da die Uerianische Topographia, wie auch der Megiserus und Andre von Erain so bärglich reden. Es hat mir oift dieser Gedanrb die Verwundrung mit Verdruss und Enfer derwengt, dass die alte Griechen, wie auch die heutige Heregrinanten don weit geringem Sachen manches Mal in ihren Schrifkten oder Heise - Hüchern so diel Wunders, Hühmens und Erzehlens gemacht; hingegen dieses Ketrachtungs-würdigste Land entweder mit einer sehr spahrsamen oder wol gar stummen Feder, (gleichwie die Kranichen das Gebirge Taurus aus Furcht für den Adlern) borben geflogen; ohnangesehn Erain solchen vernünfktigen Kranichen einen gantzen ihm don der Uatur anvertrauten Schatz von Euriositeten hette zeigen Immrm : Massen solches, wiewol nur von etlichen Stürben das Keise-Huch Zeileri und Hranns bezeugt. Solches ist doch ihnen gleichwol für beinen stoltzen Erbel oder Verachtung auszulegen, sondern vielmehr ihrem Mangel guten Unterrichts bepzumessen. Denn andrer Orten eilet man mit schau-und les-werthen Hesrhaffenheiten oder Verrichtungen gleich zum Drurb, und empfehlt sie den ausgebreiteten Fittichen eines weit-schallenden Melt - Kufks. Erain aber hat sich daran begnügen lassen, dass es schreib-würdig wäre, und hierauf mehr gesehn, als dass viel von ihm geschrieben würde; in dem Es jederzeit die Kuhmwürdigbeit höher als das rühmen, und die Thaten viel edler als Morte, geschätzt. Denn wiewol ich in unterschiedlichen alten Original-Schrifkten manche ruhm-schätzbare Artionen und Thaten der Trainer gelesen, sennd doch der Morte fast weniger davon gemacht, als der Merrbe. Gleichwie ich mich derhalben über solche Dartialitet oder Theilsucht dess in so Schallwürdigen Sachen, wo nicht gar erstum- Dalv. I. Buch. 2 wenden, doch gewisslich heiserigen Gerüchts nicht unbillig in dinas ereiferte, also empfand ich gegenseits ein billiges Uitleiden darob, dass ben euriösen Ausländern die Liechtwürdigbeit der Erainerischen Aatur-Wunder und andrer Wigtigbeiten dieses Landes, bon solcher Verborgenheit und NnbundschM sollte überschattet seyn. Diss bränrbte mich desto mehr, je mehr ich in die Kunst-Wunder der Aatur entbrannt inar, und doch so fco emg fremde Ohren antraff, welche, inann ich auch nur don dieser oder jener ausländischen Aatur-Karitet etwas disrurrirte,mir nicht an stat Glaubens, bielmehr ihren Zweifel zugestellet heften. Als ich demnach wieder heimgelangte in mein Vaterland, und gleichwol eben dergleichen, ja noch tool grössere Wunderwercbe der Aatur daselbst erblirbte, gewann ich Lust die Uissgläubigbeit und Nnwissenschafft der Fremden durch eine ausführliche Beschreibung dess Hertzogthums Train aufzuheben, gäntzlich Hoffend, dass nicht allein gegenwärtiger gelehrten Welt, sondern auch den Nachkommen ein angenehmer Dienst wiederführe, wann ich eben so tool die übrige Hewandnissen dieses Landes, als wie die in demselben befindliche Kunst- und Schatz-Kammern der Aatur eröffnete, und also der Schatten ihres Unwissens oder die Demmerung ihres Zweifels durch Wittheilung dieser Sonnen, will sagen durch ans Licht-setzung der Ehre dieses Hertzogthums bertrieben würde. Anfänglich Zwar, ehe denn noch das gelehrte Wercb dess seel. Doctor Schönlebens, nemlich sein „Earniolia antiqua & noba" den Tag sähe, war ich gewillet nur allein unsre Aatur - Munder samt den Land-Geschichten zu beschreiben und mit Kupffern auszuzieren. Massen ich dann dess Absehens schon dazumal einige dazu gehörige Kupfkerstücbe berfertigen liess. Als aber hernach bemeldter Doctor Schönleben durch seinen Lebens-Schluss solchem seinein Wercb die Nnbollbommenheit hinter li ess, zudem auch selb iges iit Wateinischer Sprache beschrieben und überdas mehr in aus - als einheimischen Sachen berticfft war, mehr sage ich bon fremden Rändern, als bon Grain handelte; bedunckte mich rahtsam, dass weil gleichwol Grain selbst an schreibwürdigen Sachen mehr Fülle und Überflusses, als Mangel darreichte ich nicht allein mit den Uatur-Wundern und Geschichten den Weser abspeisen, sondern auch mit einer bolligen Beschreibung dess Hertzogthums dessen fiinff Theilen Wandschaikten, Gewächsen, Mineralien, Strömen, Ghieren etc. Sitten, Keligion, Heiligen, Hischöfen, Marren etc. MZìerung Familien, Wands-Fürsten, Städten, Grentz-Oerter und Geschichten ihn ersättigen und solche Ehre meines Uaterlandes in Tentscher Sprache auf den Schauplatz führen, auch so tool mit der Feder als mit KupAern borstellig machen sollte. Damit aber der bollbommene Glantz meines Vaterlandes durch dein unbollkommenLS noch unfügliches Teutsch biclleicht in etwas bermindert, sondern diss bortreMche Ehren-Md, (diss edelste Hertzogthum meyne ich) gleichsam mit bequemen Farben ausgemahlt würde, habe ich der bieler Orten hochbegünstigten und durch biel Schrifftcn bewehrten Feder dess mir ruhmbekandten und wolrecom-mendirten (Gii) Herrn Grasmi Francisci meinen meistentheils aus eigener unberdrossener Nntersuch-und Erfahrung formirten schrillt-liehen AuKsatz anbertraut, damit solcher in einem wol - gewircktem Ehr-Korb, ncmlich in rein - Tentscher deut-und zierlicher Aed-Art kmmte herbortreten. Welcher dann nicht allein solche meine He-Schreibungen nach seiner Manier eingerichtet und gestilisirt; sondern auch mit meinem Willen unberfängliche Anmercbungen, bissweilen auch gleich-artige Erzehlungen dazu gesetzt, überdas in dem dorder-sten Huch den bisshero berborgenen reputirlichen Ursprung dess Uamens Grain allein gründlich entdeckt und im Fünilten die alten Einwohner dieses Wandes ausführlich beschrieben hat. Gleichbie aber eines ansehnlichen Schiffes Zier, samt dem Auhrn, gar leicht an den Klippen Zu scheitern ginge, bann nicht ein erfahrner Dalinur dessen Steur-Kuder führte, also konnte auch die (Ehre dess HertZogthums fein nicht lange bestehn, bann es nicht solche Augen die bmn Stamm, Wurden und Verstände leuchten, Zu Uord - oder Leitsternen bette. Wann dann in solcher (Ehr und Glückseligkeit einer so preisslirhen Regierung, biss mein Vaterland heutiges Tages eine hohe Stufte und ungemeinen VorZug erstiegen, indem Ts unter seinem, mit Triumph - berglorirtem, majestetischen Oberhaupt, durch (Eurer Hoch-Furstl. Durch!, und Gn. Trcell. Sn. und Derrl. höchst rühmlichste Regier-nnd Vorstellung berherrlichet und durch Dero hochbortreffliche Klugheit an seinen (Ehren um ein Grosses erhöhet bird, als erfreue ich mich darob höchlich, dass diese (Ehre dess HertZogthums Train (oder Historisch-Topographische Beschreibung desselben), eben Zu solcher Zeit ans Licht kommt, da solche bon der Römischen Reichs - Sonnen angeleuchtete Sterne als THren-LiecHter dem Lande scheinen und so beisi ich - geführte Regiment-Stäbe seinen Wolstand bestcifeir. Gestaltsam ich auf dass, bon solchen dem Thr-Stralen auch auf dieses mein Merck ein schöner GlantZ falle, dasselbe T. Hoch-Fürst 1. Durch l. und Gn. Trcell. Gn. und Herrl. hiernit, samt der Beharrung meiner unterthänig - gehorsamsten Ergebenheit ZuZubid-men und die Gnade und Huld Ihrer hohen protection demselben Zu erbitten mich unterbinde ; sintemal ich nicht büsste, bie diesem Merck eine grössere Ehre begegnen könnte, als bann ihm seine Stirn bon so stattlichen Thr - Gestirnen beleuchtet und noch bici herrlicher beder Train durch seine herrlich - hohe Alpen-Hügel damit bekrönet bird. Diesem nach berhoffe ich Sie, als die hochlöbl. Land - und Ehren-Stände dieses Thren - reichen HertZogthums, werden diese meine Nnterkahung mit Dero angebomen Leutseligkeit umfahen und durch selbige für einen ungnädigen Anblick versichern. Denen allerseits einen nie erleschenden Ohren - Glantz Dero hohen Familien, oder Würden glückliches Regiment, und imbe-schninchtcn, oder doch je ferm - bedielten Ohren - Lut ff Ihres hoch-beinüiMen Ohren-Lebens unter stetswährender Begleitung himmlischen Segens und Schutzes hertzgründlich wünschet auch Dero imberbi eliten Gnade, Huld und Gewogenheit sich gehorsamst empfchlt. Eurer Jjoch1"ür|if. Durchs, und $n. E|;rcfl. $11. und Ijcrrf. Gegeben zu Wagensberg in Crain am 15. Aprilrs 1689. Nnterthänig-gehorsamster auch Dienst-schuldigster Johann Veichard Valvasor Frcyherr. Hie weißt eilt Solcher sich mit Weisung seltner Sachen, Der die Kunst-Kammern all der Wunder sperret aus Im Schatz-Hans der Natur; Uns wissend pflegt zu machen Der seltnen Heimlichkeit sonst unerforschten Laus, Nach Eng'lands-Forschungs-Pflicht. Den Weißheit gar gesellet Den Kön'gen selber zn, der aller Künste Kreyß Zum justen Mittel - Punct sein Wiss-Begier darstellet, Damit in jeder Er erlange höchsten Preyß, Und die, als eine Cron fein Vattcrland zu zieren Höchst-löblich wendet an. Ja! dem durch weise Reis Noch mehrer Weisheit - Schätz der Hehmath heim zu führen, Europa nicht genug, der Weisheit Paradehß, Wollt' auch in Africa gar von den schwartzen Mohren Die weissen Weisheit-Perl' eiusamlen, „Craiu" zur „Cron". Ein Weiser leget Alls dem Land so ihn gebohren Zum Ehren-Opfer auf, und schickt in seinen Thron Den Ruch von aller Würtz' im Fernen abgebrochen, Womach auf manchen Felß und Klipp' Er sich gewagt, Wie auch in manche Höhl' und Stöhlen eingekrochen Die „Titan" nie beschielt, darinn es nie getagt, Auror' auch nie erblickt. Er war ein „Argos" - Schiffe, Bracht goldne Waaren heim! Ein Argus auch dabei) Der nicht wie jener dort durch süsse Pfeiff' entschlieffe, Hielt state Wechsel-Wacht, der hundert Augen-Reh Zu seinem Edlen Ziel. Die Sitten zu beschreiben, Erheischet sittig seyn, und vieler Länder Brauch Zit wissen, daß man kann bey einem Ziel verbleiben. Unwissenheit verschwärtzt die Dinge, wie ein Rauch, Hie schreibt die Wissenschafft mit „Briareus" Händen Viel hundert schöne Ding' auch Krieges - Thaten ans. Die „Fama" pfleget ihr die Sternen-Dint zu senden, „Merent" beflüglet ihr Hut, Hände, Stab und Laus. Er schreibet mit Verstand, Lands-Staats- und Kriegs-Geschichten, Städt, Schlösser, Flüß' und See, ihr Sprach' und Völckerschasft; Pflegt alles zu der Ehr deß Höchsten hinzurichten; Weist, wie mit seiner Güt' Ihr jegliches behafft! Er schreibet wie es rund-Steher, Kärndten, Görtz-umgeben, Friaul und Ästerreich, Kroaten, Windisch - Marck, Wie Ob- und Unter - Crain, voll Fruchtbarkeiten schweben, Getraidt, gut Wasser, Wein, der lieblich, süß' und starck. Ihr Haubt-Fluß sey die „Sau"! die „Gurck" es auch dnrchschlanget, Die lieblich „Lajbach" doch ihr gröster Nutz, und Freud, Wo auf- und ab zugleich, auch Tag und Nacht gelanget Das Schiff und Kauffmannschafft, auch Muffe Lieblichkeit; Wie der Circknitzer See, bey Adelsperg gelegen, Als and'rer „Nilns" fast sich in dem Herbst ergiest? Aus Höhlen her entspring, da Alles sich zu regen Bon Fisch' und Endten pfleg', das Feld voll Wellen schiest, Im Sommer aber gleich die Segen-Flut vergehet, Daß man im Trockenen dort reitet, jaget, hetzt, Bor Alls so fruchtbar wird, daß man da sät und mehet, Und Garben führet ein, was vor Neptunus netzt. £3 ! Wunder! Er beschreibt wie es bewohnt gewesen Von alten Zeiten her, und ihre Nachbarschafft, Japides. Norici, Veneti, (wie zu lesen). Auch Histri, seyu gewest, wie durch der Römer Krafft Und durch Augustum es in ihre Hände kommen. Der Bahren nachmals ward das Craiuburg, dann durch Sie, Und Kehser Friedrichen, wurd wieder übernommen, Vom ersten OesterReich; dann kam' es auch tut Die. Als „Ottocar" besiegt, wurd noch ein Mal vergeben, Biß daß es endlich blieb' in Osten-Hauses Hand, Verhosfend für und für, zugleich dreh Sprachen schweben, Und gehen in dein Schwang zu Wett' in diesem Land. „Deutsch", „Windisch", „Wählisch" auch „Friaulisch" zwar verderbet, Rhein - „Römisch" keines Wegs. Es weist die weise Schrifft Den schönen Adel auch, dein Tugend angeerbet, Ter Meisten Theil ist Deutsch, Muth findet da sein Stifft Und Höflichkeit den Sitz. Ich selber Hab gekennet Sehr viel'. In Allen war ein Geist der Lieblichkeit, Der Frenndschasst süsse Seel'! eilt Hertz da Liebe brennet In Tugendlicher Flamm', voraus die Zier der Zeit! Crains Crone, Ehr' und Schmuck, die Freundinn meiner Sinnen, Die nicht nur bloß allein, Ihr- auch Mein Batterland, Mit Ihrer Tugend ziert; f) derwegen biß Beginnen, Vor Alles Mich erfreut, weil sie dadurch betäubt. Der Frühling Lilien - weiß von Ihrer Schönheit blühet, Im Sommer sich die Ernd deß reiffett Geist erweist, Der im Verstand und Hitz' ans Serafinisch glühet, f) Frau Maria Isabella, Gräfin von Zinzendorfs, gebohrne Gräfin von Lamberg aus Grain. 3* Air Klugheit, Schön' und Schärff sich übertrefflich preist, Durch Wohlbelesenheit ist als ein reiner Spiegel, Ihr Wissenschafft erfüllt, mit allerhand Geschicht, Die im Gedächtniß auch verharren ohne Flügel, Die, und mehr Tugend noch, die Lobes -Cron Ihr flicht Durch treuer Freundinn Hand, die Laybach lobt und liebet, Vor diese Frenndschafft - Blum die Es hervor gebracht. Samt vielen Ändern, nur die Zeit, nicht Zeit mir giebet, Si- zu j£”n (au, doch Ich Si- All' h°ch acht', Auch Ein'ge mir verwandt. Daher dis; schöne Werde Mich doppelt hoch erfreut. Und wünsche so viel Glück Zum Ehren - Sternen Glantz! als Weisheit Ich vermerckc In dieser Edlen Mich’. Ein guter Sternen - Blick Laß dem Verdienst sein Recht, so viel Ehr wiederfahren, Als Lettern in dem Buch, und Stern am Himmel-Dach. Wer Gottes Wunderwerck beginnt zn offenbaren, Dadurch Des; Lob' erregt, dem lohnt Er tausendfach! Drum „Fama" blas' es ans, und alle Ehren-Säulen Ein „Echo" geben dann, damit die Gantze Erd Vom „Gangus" biß zum „Nil", in allen vier Welt-Theilen Nächst Gottes Lob und Preis;, I . ™ .. damit erfüllet werd Vor (olchen .Melden-Fleig ' T » Catharina Regina, Frau von Greiffenberg, Freyherrinn auf Seisenegg. PAULI RITTER DE SEGNIA, EQUITIS AURATI, In novum ILLUSTRISSIMI DOMINI. DOMINI JOANNI8 WEICH ARDI VALVASOR TOPOGRAPHIAE CARNIOLIAE LIBRUM Carmina. Auditam toties vasto dedit orbe videndam VALVASOR Patriam, sedulus arte, suam, Pignora deduxit magni studiosa laboris : In quibus, attonitus quod notet orbis, habet. Hoc nam. praesentans CARNIM, cum Sole volumen Verget in Occiduas ex Oriente plagas. Quo Patriae splendor Nati candore nitescit : Et Patrium nomen Patria forma probat. Quam multi Mundi cecinerunt auribus : illam Hic oculis Mundi solus adesse facit. Viderit, haud dubito, librum cùm Zoilus istum : Invidus hoc scribet talia verba libro. Immeritus liber est laudes, nec lumine dignus, CARNID VALVASOR quem modo praeposuit. Ambitio manet hic sensus, non Patria virtus: Nubila, non julgor: jraus, neque commoditas. Dispereas male, non vigeas: dic Patria libro. Spernito, nec lucem da sibi posteritas. Id quoque tu mecum Spectator amice tenebis : Sic sua retrorsum carmina quando leges. Praeposuit modò quem VALVASOR CARN1D1, dignus Lumine, nec laudes est liber immeritus. Commoditas, neque fraus : fulgor, non nubila : Virtus Patria, non sensus hic manet ambitio. Posteritas sibi da lucem, nec spernito. Libro Patria dic; Vigeas, non male dispereas. Ad Nympham CARNIOLIAE. Indue spectatam fronti nova CAR NI A formam : Et toto videas, & videare, solo. In te, quod Mundus miretur, Mundus habebit : Sat quod laudetur, sat quod ametur, habes. Non marcescibilis cinget tua tempora laurus : Cùtn Natas lauro condecorabit Humus. Flore pulchra diu. per multaque saecula flore: Quae flores jam per saecula, pulchra, diu. Ejusdem Anagramma CARNIOLIAE. Programma. CARNIOLIA. Anagramma. I. NOLI ACRIA. II. IN ACRI ALO. Distichon. Ipsa Carniolia. Vicinae suadent gustare tot ACRIA NOLI Carnis ; IN ACRI autem plurima Carnis ALO. Zashtitno voshejne te Krajnske deshele k’ letèm usèh hvale urednèm bukvam Krajnskiga popisvajna visoku slahtnu rojeniga, G O S P U D A JANESA BAJKORTA VALVASORJA, Frajerja is mudje inu saverha, Gospuda u’ Bogensperko, inu u’ Ljehtenberko, u' dolejnskèm Kraje te Krajnske deshele peshizes-kèga Kapitana, inu tovarsha engèlèshkega Krajla tovarshtva. Te pèrshèu enkrat tajste dan s’ tulikèm proshnam pèrpelan. O srezhne dan? O srezhna luzh? Katera imash tok veliko muzh, de te bukve pèrpelash, nèm to pravo luzh podash. V j bukve tudi srezhne ste, sakaj vj mene resvetlite, inu stòrte, de moje ime zev svet zèlo dobru ve. K oker to sonze sjvtèrnu lepslie stane, inu mladu. Nezh inu nemore skodvati, oku je lih moglu prebjvati sa murjam delezli pokopano, inu s’ temnizam obdano. U glihe vjshe jest gore grem, lepu svetiti perzhnem. O srezhne dan ? k e mene resvetish, moje tèmnize pogebish. V j bukve pomagaste, inu pumozh perdaste skusi vezheniga Gospuda Valvasorja, kir da, de jest ta velik svet resvetiti morem sazhet. Vj mene mozhnu hvalite, moj glas povsod restresite. Applausus Ad Librum descriptionis Carnioliae Illustrissimi Domini DOMINI JOANNIS WEICH ARDI VALVASOR, Liberi Baronis a Gallnegkh & Neudorff, Domini in Wagensperg & Liechtenberg. Partis Inferioris Ducatus Carnioliae peditum Capitane!, & membri Regiae Societatis in Anglia. Carniolia. Tlrgo venit ter fausta dies, tot ab axe petita Jam dudum votis? tot mihi chara bonis? Ergo venit? facundo novo nova Cynthia partu, Magnum pro pulchra prole datura librum. Extrahit in lucem pressos caligine fastos, Quos sors celarat, non satis aequa, diu, Fastos, Carniolae queìs sur git gloria terrae, Surgit honor, surgit fama, novumque decus. Sat jam Niliacis jacuit tumulata sub umbris, Vix notae emicuit debita fama plagae. Non nocet at coccis Phoebo latuisse sub oris, Gratior Eöo, cum redit, orbe nitet. At tu magne Liber, proles bene magna parentis, Quae te composuit dextera, major erat. Magne liber, salve, tu nostrae gentis honores Excipis, ut meritos de regione feras. Non ego Alexandro pennam felicis Homeri Invideo, cecinit quae proba gesta Ducis. Una manus tua VALVASOR his sufficit actis, Germanis dudum concelebrata plagis. Tu milii narrabis noto tibi carmine gesta, Quae fuerit patriae gloria avita meae. Et postquam veteres facilis descripseris urbes, Quaeque, & quo currant flumina nostra vado. I, memora, quae dona solum, quae fertilis unda, Mons, ager, & sylvae munera rara ferant. Quae lex fit populis, quae prima est gentis origo, Ingenium, vires, sors, idioma, labor. Tum patrios ritus, cultus monumenta profani Sacrive, & Romae dogmata sancta dabis. Atque ubi laudandos peracuta indagine mores Scripseris, infames coge tacere sonos. Kateri te hvale bode brav, te besede bode prebrav : O srezhna Krajnska semla, katera tuliku hvale pèrjemla od soih šenov, kotere je srodila, inu taku vèsoku vèzhila. Srezhna mate stakèm sadu, kir je pèrneslo tvoje telu. Bukve tedaj pojte, na usem svetu stojte. Po u’ sè dèshelah letite, inu moju zhast donesite. Joshef Sisentschelli. Knjigam Kranyszki Orszag izpisujuchim, Preszvitloga Goszpodina GOSP. IVANA BAJKHARDA VALVAZORA, Szlobodnoga Goszpodina od mudje i novoga dvora, Goszp. ù Bogen-spergu i Sz viti oj goriczi, dolnyaga Kraja orszaga Kranyszkoga Pissacskoga Kapitana, i Kralyeve ù Angly Drushbe uda, H'èrvatkinga. H otti dokle vidit tva vila mè sztrane, Ke, Kakono jak schit vsze Kérstyansztvo brane. Ili zdragé volye csini ove trude: II’ dà vech nevolye Kazat znalla bude. Z’ orszaga bòj moga, takve doniovine nevidis drugoga neg puszte zidine. Izmed jedanajsztih varmedyij samoga nimam v' ovili Littih varosa jednoga. Z manom szenya grada Dolmaczia vshiva : Modrussa opadda zemlyomsze pokriva. Grlaszan szrichom du goni sziszak szadje szelo, Z travomszej\ z lugom schitarje odelo. A meszta osztala za Kralye i bane od mene szu palla pod turszke pogane. Ke turszka moch csudna z" teska je dobila. % daszam prem ja trudna i sze szama bila. Vechkrat szam ztakalla Kervave potoke, vsza v’ jedan grob sztalla. tèrpech csudne roke. Nebo z’ mucseniki jeszam naszelilla. pakal z nazlobniki, takoszamsze bilia. Zatosze necsudi, dami poly radya, Neg reozi in scudi, tusztamu Kerv vgadya. Tiszuchszam herkulov, i Hectór rodilla. a brój od vitezov boguszam pusztilla. Veru dérshim csvèrsztu za Boga i Kralya, kako vszakom Kérsztu ucsinitti valya. Dvi Krune takoj e jaszam poszadilla, Z-csck i lehom koje jesam porodilla. Sic Patriae sero memorabis gesta nepoti, Laudibus implebis climata cuncta suis. Quaque Ister fluctus, Rhodanus qua volvit arenas, Quä fert occiduas Hespera terra faces, Nomina diffundes nostra, haec lecturus ut hospes Carniolae pretium noverit esse suum. Perge igitur pretiose liber, mordacia temne Ora, cavillantis scommata temne gregis. Contemnunt aquilae (quae insignia avita coronant) Quidquid bubonum faex vitiata canat. Josephus Sisentschelli. Ad Opus descriptionis Ducatus Carnioliae Illustrissimi Domini, Dom. JOANNIS WEICHARDI VALVASOR, Liberi Baronis &c. &c. Croatia. Deburat tua Musa meos invisere campos, Et loca: quae muri Christieolae instar habent. Vicini fortasse boni sic munus adimplet : Dicere de misero scire cupit ve statu. Quippe ex tam vasto, Scriptor celeberrime, regno Nil, nisi relliquias, exiguasque vides. Ex uno, atque decem veris Comitatibus olim, Urbs vera ad praesens non manet una mihi. Communem Dalmis mecum tenet inclyta Segnam: Modrussa est muris pene sepulta suis. Inque rudem pridem conversa est Sissia villam : Altaque Scutariam sylva, segesque tegit. Caetera Threicio subsunt captiva tyranno, Regibus apta meis Praesulibusque loca. Quae dure obtinuit vi barbarus ille potenti : Quamvis fessa satis, solaque semper eram. Saepius undabant roseo mea rura cruore, Saepequo tota unum flebile funus eram. Martyribus Coelos, inimicis atra replevi Tartara: tot caedes passaque, totque dedi. Hinc nec arenosi fructum miraberis agri : Ringu et ab Immani rore cruoris ager. Produxi Alcidas, produxi que Hectora centum: Heroum numerum noverit ipse Deus. Constantemque Deo, constantem Regibus usque Servo legitimis intemerata fidem. Fundavique parens duo fiorentissima regna: Per te in longinquis Csehe, Lehoq; plagis. Valv. 1. Äiich, 4 I dàprem szad' sztrajam Kralyeuszke palacse, po koih zglyedavam plazit turszke Kacse. Podpunoma niszam obladana josche : Krunu i bat imam do Boshje millosche. Blùde nenavcseni, ki moj czimer sznuju, Kada sztroj cserlyeni belomu zdrushuju. Ier daszam prem mnoge rike kervne dala, pod niesie noge niszamsze podala. Po nevmichi sz voj oj binde zverhn toga, bel, i m od ar je sztroj véch cimerà moga. Dobro kerstvenikom csiuim z-kimsze virim : Z-vere napasztrikom nigdarsze nemirim. Potnik vszem’ orszagu ostara nenaide sztan, i volyn drago v'szakoj hishi najde. Ah, dà vili tvoj oj nehti szricha datti perne vike v moj oj sztranisze setatti? Doklam za toresina szlovinye neznaho, j moja droshina v’ bolyen redo s ztrahn. Dàbi i od mene sto lipo piszala, j sztvari hrabrene diesno naszvit dala, szad’ ni sta viditi neg raszap za voke, ter dan i noch bditi z-golim neesem v’ roke. U koihsze sztvarih mollo naszladyojo, ki ù szriche darih dobro goszpodojo. Blagòszi nyim òboj ? Koi lipo szvomo ushivajo pokoj i szricho na domo. Jor i szlovinka ma, po bigo turskomn, szrimszko polye ima, i ore po torno. Mozbitsze i k' meni dobri Bog obrati. j v’ moj dom rodyeni zopetme povrati. Dà shivem (poznavsi zator torszkoi szmerri) hvalo Bogo davsi ù miro i verri. Dàbi ta imilla veche sztvari datti, ke bi tvoja vila mogla popiszatti. Medtimtoga hvalim kakoje dosztojno, tvojoj shelyi shelim vsze stoje povolvno. Paval Ritter, aliti Vitezovich, zlati Vitez. Varhu Kgnieg od spisanja Rursaga Kragnskoga, Prisvitloga Gospodina, Gosp. IVANNA BAIKARDA VALVAZORA, Slobodnoga Gospodina ad Galneka, i Nova dvora, Gosp. u’ Bogenspergu, i svitloj gorici, doligne strane od Rorsaga Krangnskoga nad piscima glavara, i Kralvevskoga društva ò Anglii oda, Dolmacia. Ko naslados tvoja vila na hagia ù mòj darxavi ; Ka jest doma zasloxila, dase 9asna vlekom slavi ? Gliedas raddo star i vridan pokraj mora grad uzidan. Et quanquam Regina meis velut exul in oris : In miseram ex solio simque redacta casam. Nil tamen hostis habet, quo me ferat esse subactam: Nam sceptrum vetus est & diadema mihi. Hinc male pictores, mea quando insignia formant. Cancellos faciunt scuta per alba rubros. Nam, quamvis tot passa neces & sanguinis amnes: Devicta à nullo protinus hoste fui. Errant pictores: ignorant scilicet; albus In scuto color est eaeruleusque mihi. Erga Christicolas pietatis adimpleo munus: Foedera cum Tureis, hosteque, nulla colo. Cauponem toto non invenit advena regno: Hospitium praebet quaeque cibumque domus. 0, quòd non aliis Musa haec pulcherrima saeclis, Venerit in nostras expatiata plagas! Dum necdum Thracem cognoverat Illyris hostem : Inque alio fueram, quam meliore, statu! Ut de me pariter quid delectabile mundo, Vel quascunque meas, dicere poset, opess. Nil quia nunc pulchri, nisi tristia rudera cernit: Et stare armata nocte diu que manu. Quae non delectant oculos & pectora multis, Inter congestas, qui recreantur, opes. Felices, patriis qui pace fruuntur in oris. Et gaudent opibus deliciisque suis! Jam Soror ad proprias rediit mea Slaunia terras, Hosteque disperso Sirmia rura colit. Fors etiam nostris clemens Deus aethere votis Annuet, inque rneum posse redire dabit Quatenus, ejectis ultrò ad Garamanta tyrannis, Piiscam tuta colat terra Croata fidem Et Musae, Vir docte, tuae, cum laude decenti Materiam possit suppeditare novam. Interea justas tibi reddo Croatia grates-Et voveo votis prospera quaeque tuis. Occinente. Paulo Ritter, Equite Aurato. Ad Authorem hujus Operis, Illustrissimum Dominum Dominum JOANNEM WEICHARDUM VALVASOR, Liberum Baronem ä Gallnegkh & Neudorff, Dominum in Wagensperg & Liechtenberg, Partis Inferioris Ducatus Carnioliae peditum Capitaneum, & Regiae Societatis Anglicanae Sodalem, Dalmatia. ^^uod tua Dalmaticis reperit solamen in oris, Aras in patriis nacta Camoena plagis? Vicinam spectas oculis gratantibus urbem, Conditam in Adriaci littore stare maris. Grad, ki veche od dva vika, iz Kragliestva svega moga, ovarsava past vojnika na vernosti cara tvoga sve Kraine Segn-grad glava: u vojnistvu viepna slava. U marpenom plamu duggo kà no ruxa ki cvatisse : a sad’ v’ miru: moja tugo? svake brine nagn prispisse : da se russi, da ocvitta Karstianskoga dika Svita? Koga tuge i nevoglie daj mi mtikom zamupatti ke oddrugud mnogo doglie providane moxes znatti; nepinime vechma duggu ponavlyati britku tugu. Kglis na brigu jakom stói i za po v id z mnetak prima : nitse turàk veche boi, nit protribe od vas ima: a Dubrovnik k’ parvoj slavi u gospostvu duge davi. Visse svega vidiš gore i podgorje kamenitto, valovito signie more ali pist zrak stanovitto, Koi xivad ovud svaku pini zdravu, Kripku, jaku. Zato gliustvo ovo moje prikladnoje svakom pinu: jlje s’ marcem ditti bvje, jli ravnat domovinu ; gliustvo verno, priaznivo, krasno, bogabojazglivo: Odtudmnogi dihu pasni j rimski zapovidniki : u svetosti velie glasni, ki v’ nebeskoj sada diki u troici Boga slave na cestitos sve darxave. Nekse dice drugge vile, Koim sada cratù krunc dasu sedite odicille svakojakiem zvirjem pune u vriednosti, i starini mallomika sinnu pini. Quae sola ex tanto duo jam per secula regno Caesaris ad partes excubat una tui. Una diu celebri Mavorti praedita curru, Claraque militiae, Segna, palaestra diu. Ipsa suum cunctis nomen laudabile saeclis Fecit: & in belli floruit igne satis. Sed nunc a paucis, non bello, pace sed, annis Deflorescit eheu! martia Segna nimis. Cujus ego sileo lingua patiente dolores, Hi Tibi sat constant, arbitror, atque Tuis. Glissa quieta sui duro munimine collis Nunc habet a Veneto jura modumque Duce, Et quasi ad extremos situata Ragusia fines Jus vetus, ast inter debita plura, tenet. Caeterùm ubi vasti terras atque aequora regni Aeraque hinc oculis intueare tuis: Aequora ab hinc crebris furiunt agitata procellis : Inde riget summis terra petrosa jugis. Vitales animas recreat clementia coeli, Quae reficit vires, ingeniumque juvat. Nam gentis genium si contempleris, in illo Invenies aptum Palladi utrique modum. Cui constans & recta fides innata videtur: Verus amor: pietas officiosa: decor. Hinc multi Imperii Romani jure potiti : Civibus aethereis pars sociata viget. Caetera cum jactent florentes regna coronas, Et sua diversis scuta repleta feris : Pauca, vetustatem quod spiret, regna decore, Et scuti anteferes nobilitate mihi. Nam quondam Reges, Trojanae pluribus urbis Excidium saeclis ante fuere mihi. Regalisque ferae regiis tria colla coronis, Caeruleo in scuto, condecorata gero. Produxi Heroes & bello & pace potentes: Jer dvista lit parvo toga nego Troja ù prah padde jmilasam Kraglia moga, j to stare od navadde : tri Krugnane lauglie glavo dilemi schit zveche slave. Rodilasam vridne sine vitezove k’ miru, k’ ratti : billase cid domovine, j cicli dike sluna matti, nigda sricha jest pomogla, a nigda je odnemogla. Obirgla iesam Kraglia jzmed sinkov nigda moga : sada sklopit ruke valya, gospodara slussat svoga: Cesar Krunn darxi sada, a s’ gradima mne^ich vlada. Znallabihti Kazat veche, cabi vriedno popisatti: dobre i zle moje srecho Ke sad moram probaugliatti : K’ ribani jazik, k’ pismu ruke svezahumi moje muke. Negse divini jos ovomu dàje meni dopuseheno v’ jaziku i pismu niomu opravlycnje sve crikveno : zato jazik strane mojé med svetimi takoj broje Mallo pises od stran moih. al pravo i istinitto : domorodeev diko tvoih. Kaxe dillo se Qcstitto : Ko ostavglias na sve vike drago 9taucem cicli razlike. Srechna s’ tobom domovina u rodost se neka ganne: j sa Kgniga, koj ni cina, gasila viekorn nek' ostanne ; nek' ti ovate glas i dika slavno na sve vike vika. Pave Ritter, Aliti Vitezovich Zlatni Vitez. Multaque diversa praelia sorte tuli. Me penes extiterat delectio libera Regis : Nunc Venetus regnum, Rex diadema tenet. Plurima, crede, tuis narrarem congrua scriptis : Sed mihi cum manibus lingua ligata silet. Hac tamen ex reliquis grator mihi Dalmia sorte : Quòd propriis verbis sacra, notisque legam. Exiguam tua Musa mei, doctissime, partem Attigit Imperii: gestaque pauca refert, Cuncta tamen, facilis quae pingit acumine penna, Materiam veri, cuncta fidemque gerunt. Illustras patriam, Vir praeclarissime, totam : Et gratum ad quaevis saecula mittis opus. Gaudeat ergò suo felix te Carnia nato : Et gratum cunctis bocce perennet opus. Ac tua multiplici concrescat gloria fructu : Aeternasque legat fama celebris opes. Occinente Paulo Ritter, Equite Aurato. Ad Librum Chronico - Topographicum Illustrissimi Domini, DN. JOANNIS WEICHARDI VALVASOR, Liberi Baronis &c. Quidquid tota tuis memoratur Camia! saeclis: Sive vetus jam sit res ea, sive nova ; Valvasoriaci magna liber iste Baronis Collectus cura continet iste liber. Ergo, cui rarum, variumq placebit, adesto: Hic animo invenies, hic oculisq satis. Uv.de Autor laudem, liber iste meretur amorem: Vel magé uterq simul, dignus utroq simul. PROGRAMMA. Joannes Weicardus Liber Baro Valvasoris. Anagramma. Vir io bis clarus, landabere in aeva sonorus. Explicatio. Ense tibi est Jortis calamo tibi dextera felix: Vis stare in dextra, & dexteritate solet. Rite bis es clarus : genio, ingenioq profecto: lam clarum sulcans Martis Sein Lob erschallt, so fern man Sein Verdienst erwäget. Der Rhein ist nicht allein, und nicht allein der Belt, Die Lieber, Sau und Teems, die Seine Tugend preisen; Ihn kennen, die Er kennt, drey Theile dieser Welt; Er reiste, wie nicht viel von Seinem Stande reisen. Ein andrer Wandrer gafft nach eitlem Wollust-Tand. Er forschte nach dem Reich der nun bestürmten Türcken, und wadete mit Frucht durch Libjens dürren Sand; Europa funt' Ihn nicht in ihrem Kreiß bezircken. Nachdem das edle Crain den Reiß-Laus hat gehemmt, so übt Er Seinen Kiel, zeigt daß Er in der Ferne zwar wol erfahren set), und doch zu Haus nicht fremd, Er lernte, daß Er lehr' und lehret, daß Er lerne. Es gab uns seine Hand schon manche Zeder - Schrifft, doch diese nenlrchste wird um die Wette streiten, darinn Er Seinem Crain und Sich ein Denkmal stifft, zu Trotz dem tollen Grimm deß Neides und der Zeiten. Er sticht dem Batterland gewisse Gräntzen ab, Er weist, von welcher Flut ihr Ufer wird bewaschen; Er mahlt die Lebenden, Er bohrt in manches Grab, und weckt die Todten selbst aus ihren dünnen Aschen. Er lehrt aus der Natur, als ihr geheimer Rath, woher ein jedes komm', wohin es wieder ziele. Er liefet Gottes Marck ans jedem Wasen-Blat, und zeigt, wie seine Hand in ihren Wercken spiele. Den Leser durch die Zier der Sprache anzuangeln, vertraut Er Seine Schrisst Fiancisei kluger Hand: Der lässt das Minste nicht an Seinen: Fleiß ermangeln, und bringt das werthe Buch zu einem solchen «Stand ; Ihn preist auch manches Merck, als eilte» guten Meister, das weiß das Deutsche Reich und unsre Batter - Stadt. Dieß Kind muß lebhafft seyn, das solche tapfre Geister zur Mutter theils, und theils zur Heb- und Säug-Amm hat. Ich sehe schon die Frucht. Es wird die gantze Welt, nicht Crain allein, nicht nur Crabaten, Steyrmarck, Kärndten und was sonst au sie gräntzt, aus diesem reichen Feld, von „Valvasor" gebaut, viel Ehren-ähren erndten. Doch wer beredet sie, daß dieser theure Stos in stäter Unmus sey gesponnen und gewunden? „Erleuchter Valvasor", wo hat er an den: Hof, und in den: Kriegs-Gewühl so grosse Mus gefunden? Der Neid bekennet selbst, wie hefftig er sich regt, ob schon Sein Leben wird im Wirbel umgetrieben, doch sehe «Deine Zeit gar nützlich angelegt ; und hätt' Er nichts gethan, als dieses Werck geschrieben. Diesen wolverdienten Ehren-Zuruf crkühme sich mit ändern anzufügen Christopherus Westleiter, Prof. Puhl. Alt. Splendida Romulidüm sileant spectacula, libri, Sub juga cùm late populis terrisq redactis Orbis in Urbe fuit; cum millia multa ferarum, Ex Asia Libyaq, & quas Hercynia misit Et concussa gravi Calydonia sylva latratu, Amphitheatrali Praetor donavit arenae Aedilisve die vel Consul prodigus uno; Prodigiis ehm certarunt luxuq Quirites. Majus opus movet instructus praedivite censu Ac justis opibus, munusq dat Editor ingens. Quale quidem Mundus multis haud viderit annis, Munere non tantum, sed & Illustrissimus ortu VALVASOR, & propriis meritis Proavumq coruscus, ln Patria, quam Carni olam, nunc nomine dicunt. Hujus nempe situm, mores quoq gentis & artes, Et sub Principibus, sacris cum ritibus, arces. Praesertim variae miracula maxima terrae Speluncas vivosq lacus, montesq refertos Dotibus omnigenis, gemmis, animantibus, herbis, Et flores bis humum, bis dulcia poma Jerentem, Omnibus immenso doctoq volumine largus Gentibus & seclis pulchro simid exhibet ausu. Eminet, inclusus licet undiq montibus altis, Nec fontem nec habens lacus ostia, tempore brumae, Piscibus ille frequens Circnitius; inde capellis Pascendis ager & Cereri quoq commodus almae, Nunc ratis incurvae patiens, nunc rursus aratri. Quem rerum non esse rudem via facta per Anglos, Per Gallos Italosq sinit saevosq per Afros, Cui lustrata fuit cum vastis Turcia regnis, Et quae mira solent cupidis ostendere passim; Notus & ex chartis, quibus aemulus esse Cononis Noscitur Euclidisq, soli memoranda coactus Tot bona mirari natalis opesq, benignò Cum populis ideò communicat inclutus Heros. His super accessit, ne quid desideret usquam Spectator Lectorve catus, prudente Tetrarchae Consilio, nitido Francisci Svada paratu Aurea, perpoliitq per omnes omnia partes, Quo viget eloquio, qua laude disertus abundat: Insertis etiam, quae scivit grata relatu, Queis fuerit post indigenas habitata colonis Carnia, quos longo fines acceperit aevo : Insertis etiam lepidis sermonibus, aures Qui tersas teneant, & dii more Platonis Doctrina valeant meliores reddere mentes. BARO magne, Tibi, Varro Germanidos orae, His quae pro studiis persolvet praemia felix Patria? Te tellus omnis, Tibi facta Theatrum Virtutesq tuas cum plausu laeta loquetur. , Magnifico atque immortali Operi Illustrissimi ac Generosissimi Dn. Baronis incondita hac atq; humili Musa ita quidem assurgere volui JOH. GABRIEL MAJER P. L. 0. An flori) òli i’Orr ii ile » Là. preißwürdige Oesterreichische Ertz-Hertzog „Albertus mit dem Zopff" hat zu ^^^WMseiuenl Siuu-Bilde eine Stern-Kugel erkoren mit diesem Bild - Spruch : Ni aspicit, non aspicitur. Worauf Er damit gezielt, kann man nicht gantz un- fehlbar wissen. Doch vermuten Etliche, Er habe als ein grösser Patron der Mathematic und Sternkündigung dieses darunter verstanden, daß man das Gestirn nicht sehen könne, wann es durchs Gewölck verhüllt nicht selbst herab blicke. Andren, denen solche Erklärung zu einfältig vorkommt, ist diese gefälliger, daß Keiner in himmlischen Sachen was sehen oder verstehen könne, der nicht vom Himmel gnädig angesehn und mit gnädigen Einflüssen getränckt, oder von dem himmlischen Geist erleuchtet werde. Ich lasse unentschieden, welche Auslegung seinen rechten Sinn entdeckt habe oder nicht; vermeyne aber solche sinnreiche Bild-Worte dieses Ertz-Hertzogs, der weiland auch Crain beherrschte, könne ich nicht unsüglich zu der Dewandniß manches sonderlich dieses Landes bequemen und mit Warheit sagen, daß dieselbige bißhero keinem Ausländer zu gründlicher Wissenschasft gelange; er nehme dann selber den Augenschein davon ein, und strebe unverdrossenes Fleisses demjenigen nach, was ihm Keiner ohn seine Bemühung entgegen trägt, nemlich die gründliche Erkündigung seiner Beschaffenheit so wol oben als unter der Erden. Weil mit sothaner Mühe aber Keiner sich bißhero beladen wollen, hat man biß hent auch in den Land-Beschreibungen von dem dennoch gar ansehnlichem Hertzogthum Crain gar wenig gesehen; ohnangesehn gleichwol unterschiedliche wolbereiste und gelehrte Leute gewünschet, daß dermaleins dasselbe durch Jemanden gleich andren Hertzogthümern ausführlich mögte beschrieben werden. Solchen bißherigen Mangel nun mit gewünschter Erfüllung zu ersetzen, habe Ich anjetzo ein desto grössers Merck davon heraus geben, und darinn die gründliche Gelegenheit dieses Landes ans Liecht bringen wollen*; indem ich nicht allein die natürliche Eigenschafften seines Bodems, seiner Felder, Wälder, Berge, Flüsse re., sondern auch seiner Einwohner-Lebens-Art, Handthierungen, Bräuche, Gottesdienst, Bisthümer und Priesterthum, Re-gierungs-Aemter, Stände, Ritterschasft, Adel, Lands-Fürsten, Städte, Märckte, Schlösser, Kirchen, Klöster und Grentz-Festnngen, wie auch Jahr-Geschichte, beschrieben. Welches mit desto unbeschreiblicherer Mühe vollbracht ist, je weniger sich fast Jemand gesunden, der mir (so ich die leutseligst-willfährige Cancelley wegen etlicher Urkunden ausnehme) mit der dazu gehörigen Materi wäre an die Hand gangen. Denn ich habe, so viel mir möglich gefallen, selbst aus unterschiedlichen Authoren hie und da eine Nachricht zusammen geklaubt, und dennoch dadurch in dieser Materi von denen, die selber darinn arm waren, nicht reich werden können, sondern an stat gehoffter Leschung durch ihre geringe Eintröpfflung nur allezeit meinen Durst gereitzt und vermehrt, weil noch niemals Einer von Crain absonderlich etwas geschrieben, das mir hätte können hiebet) vor-lenchten. Solches bemüssigte mich die selbst-eigene Untersuch- und Beäugung an stat einer Fackel zu gebrauchen, alle Winckel unermüdet zu durchsuchen, und auch offt dasselbe, was die Sonne nicht sihet, zu besichtigen. Gar viel habe ich zwar auch aus mancherlei) Ori-ginalien, Urkunden und Manuskripten gezogen, welche allezeit in diesem Werck dabei) benennet werden; das Meiste aber dennoch ans eigener Erfahrung geschöpfft; kann also versichern, daß ich solches nicht aus einem betrieglichem Gerücht, sondern aus gewisser Wissenschafft und wahrem Grunde dem Gunst - wollendem Leser mittheile. Ich muß zwar bekennen, daß dieses Werck über meine Vermutung zu einer-ziemlichen Weitläufftigkeit sich habe ergrössert. Doch aber werden hoffendlich die Ursachen derselben, nemlich manche mit eingeruckte Diseursen, gleichsinnige Neben - Erzehlungen, wie auch weitere Erklähr- und Anmerckungeu, sothane Weitläufftigkeit mit ihrer Cnriositet angenehm machen und für Eckel behüten. Im übrigen kann ich mit Warheit versichern, daß in diesem Werck fürsetz- oder wissendlich keinem Geist- oder Weltlichem Herrn, weß Stands oder Condition derselbige auch seyn mögte, etivas zum Nachtheil seiner Gerechtigkeit gesetzt worden; widrigen Falls aber Ich auf freundlichen und gründlichem Unterricht solches zu ändern bereitwillig set). Und wie ich gleichfalls der gäntzlichen Meynung bin, daß in keinem Bogen dieses Wercks etwas begriffen sei), so meiner Religion verfänglich wäre; also bezeuge ich dennoch hiemit, zum Überfluß, daß, daferrn je über alles mein hoffen, wissen und begreiffen, eine einige Leil oder Wort dieser Historisch-Topographischen Beschreibung dem geringsten Punct oder Stück Catholischer Religion widerstünde, solches hiemit durch mich für ungültig erklährt seyn solle. Hingegen zweifle ich aber nicht, der freundliche Leser werde zwischen einer blossen Erzehlung oder Allegirung und einer selbst-eigenen Rede einen Unterscheid machen. Ob nun gleich dieses Werck, welches mit vielen Kupffern beleuchtet ist, gewaltig-grosse Mühe und Unkosten verursachet hat, wird doch die Beliebung und Gunst deß Lesers solches Alles versüffen und meine vielfältige Bemühung nnbereuet bleiben, wann er die Ehre deß Hertzogthums Crain mit keiner Berschmähung oder Eckel vernnehrt, sondern dieselbe meiner dienstlichen Bitte nach mit günstigen Augen betrachtet. Für welche Höflichkeit Ich Ihm hinwieder zu angenehmen Diensten meinen, ergebenen Willen verschreibe, auch von dem höchsten Gott, (welchem ich für die glückliche Vollendung dieses mühsamen Wercks demüthigst Lob und Danck spreche) die Ehre eines blühenden Wolstandes, beynebst aber auch mir die Ehre seiner beständigen Gewogenheit wünsche. ei-ÄHe- lìorberirlit ÌÈrasnù ìfrantbti. Q*r, C. o J u ! 1 ’ f b in der Ehre ein tapffres Kriegs - Schwert oder klüglich - geführte Feder den Vorglantz habe, wird bißweilcn unter den Gelehrten mit Beweis und Gegenbeweis behandelt. Zn beyden Seiten könnte man sich auf majestetische Stimmen beziehen. Was etliche Keyser und Könige hierin« gesprochen, ist betäubt. Mars rühmet sich für einen Sohn Jovis, Minerva für seine Tochter und Princessinn und prangt damit nicht unbillig, daß Sie aus seinem Gehirn entsprossen, noch billiger aber damit, daß Sie beydes die kluge Kunst oder Gelehrtheit mit der Tapfserkeit an Sich selbsten vereiniget. Worunter die sinnreiche alte Dichter diese9 Nachdencken verborgen, welches der Römische Scribent Sallustius mit diesen deutlichen Worten ansgedruckt: Priüs, quam incipias, consulto, & ubi consulueris, mature facto opus est. Ita utrumque per se indigens, alterum alterius auxilio eget. Er will sagen, die Leibes- und Verstandes - Krüffte, Stärcke, Tapfserkeit, Witz, Weißheit und Wis-senschafst, müssen einander die Hand bieten, damit Naht und That, Verstand und Widerstand, Ersinnnng und Vollziehung, Dencken und Thun glücklich einander mögen secnndiren. So ist demnach die Brust, welche einen Leuen beherbergt, eben so wol zwar rühmlich, als wie die Hirnschaal, darinn ein scharfsichtiger Adler (verstehe ein hoch-witziger Gedanck) nistelt; diejenige Person aber billig doch noch höher zu preisen, die alle Beyde unter einem Hut führt, nemlich so wol den Mut als den Witz, so wol die Streitbarkeit als kluge Wissenschasst. Solcher Palladischen Art und Manier waren der gelehrte Kriegs-Oberster Xenophon, der erste Römische Keyser Julius, und der Römische Feld-Oberster Paterculus (vieler Andren nicht zugedencken) ergeben. Ihr martialischer Ruhm läge vielleicht längst samt ihrem Schwert verrostet, wann er sich nicht mit ihrer gelehrten Feder verbunden und dadurch biß aus diese unsre Zeit verlängert hätte. Dergleichen gelehrte Tapfserkeit und tapffre Gelehrtheit verwundert man billig auch heutiges Tages an dem Hoch-Wolgebornen Herrn Herrn Johann Wetcharb V al Das or, Freyherrn zu Gattneck und Nendorfs, Herrn auf Wagensberg und Liechtenberg rc. rc. und ist mit so viel höher darum zu rühmen, daß Er so wol mit seines Degens als mit seiner gelehrten Feder Spitzen mehr den Nu hm, Ehre und Glori seines hoch - ruhmwürdigsten Vaterlandes, weder seine eigene bezielet: wiewol Er auck für sich desto grössere Ehre hiedurch findet, indem Er vielmehr Jene, als Seine sucht: weil durch jene auch dieseinige mit steiget. Es hat dieser Herr seine Ehren-Mühe damit nicht einschräncken wollen, daß Er sich in Feldzügen rühmlich versucht, und folgends über das Fnß - Volck deß Hertzogthümlichen Unter-Crains den Hauptmanns - Stab zu führen würdig erachtet ist; sondern auch durch weite Reisen so wol in Ländern als Büchern und gelehrten Wissenschafften, wie ein andrer Ulysses, sich qualificai, nicht allein seinem werthem Batterlande und Freyherrlichem Stande, sondern auch der gantzen gelehrten Welt eine Ehre und hoch - rühmlichen Dienst zu erweisen , indem Er unterschiedliche Muster seiner treffen Erfahrenheit so wol in natürlichen Geheimnissen als in der Mathematic und Geographia oder Land-Beschreibung derselben vor die Angen gelegt und mitgetheilt. Unter solchen aber dörsfte meines Erachtens diß gegenwärtige herrliche Ehren -Wmf, darinn Er das preiswürdige Hertzogthnm Crain, als sein liebes Vaterland so fleissig und ausführlich, über das meistens ans eigener Erfahrung und Erkündignng beschrieben, die Krone führen; als daran Er vors Erste eine sonderbare lobwürdige Tugend erwiesen, indem Er ehren - erwehntes sein Vaterland ans dem Schatten fremder Unwissenheit ans Liecht zu erheben, manche Liecht-beranbte Berg-Hölen und Grotten durchgangen, auch manche halbe und gautze Nächte durch seine Wachsamkeit erleuchtet hat, über das ans vielen Urkunden und Originali«: oder auch von diesem oder jenem gelehrten Mann oder Schrisft einige Nachricht einznziehen, gewißlich mit den Herculischen Arbeiten wettgestritten und alle Schwierigkeiten überwunden; solchem nach ohne Zweifel hiebet) einerlei) Sinn und Meymmg mit obbenanntem Sallustio geführt, Pulchrum esse, bene facere Rein, etiam bene dicere, haud absurdum. Temnechst macht Ihm diese seine hocherhebliche Bemühung auch alle mi nervo lische Gemüter anderswo verbindlich als welche in diesem Buch viel Dinges erblicken werden, welches sie sonst annoch nirgends gelesen. Teßwegen mir das Urtheil Ihrer Etlichen gantz verkehrt vorkommt, welche mehlten, das Herzogthum Crain sey entlegener Orten, wenig bekannt und darum keine Weitläufftigkeit davon zu machen. Denn eben deßwegen, daß die rechte Gestalt und Gelegenheit dieses Landes, dessen doch in manchen Geschicht-Be-schreibnngen gedacht wird, bischero denen Fremden noch nnbekandt, kann durch dessen gründliche Entdeckung die Wissens-Begierde eines citriöfeit Lesers desto besser unterhalten und vergnügt werden : bevorab weil der Herr Hanpt-Anthor dieses Wercks dasselbe mit hänffigeu Cnriositeten angefüllet und manches rares Kuttst-stück, welches die Natur in dem Craine-rischem Erdbnsem versteckt hat, mit seiner Feder herans-anf die Schan-geführt. Oder sollte etwan ein Rubin, ein Deamant oder köstliche Perln- Kron keines Auschanens werth seyn, darum daß jene vorhin von der Edelgestein - Gruben und diese von den Meer-Wellen bedeckt war? Valv. I. Buch. 6 Es wird aber dieses Buch nicht nur zu angenehmer Zeitkürtzung, sondern auch in vielen Stücken zur Erläuterung und klärerm Verstände mancher Römischen und andrer Geschichtsbücher dienen, sonderlich aber die Beschreibungen der Keyserlichen Erb-Länder seines Theils trefflich entmängeln. So werden gleichfalls die Liebhaber der Stamm-Kündigung hierinn viel, ihnen vielleicht noch unbekandte Familien und Geschlechte finden, weil dieses Hertzogthum von einem grofsen Adel und vielen Stands-Personen gläntzet. Daher» ich nicht 'ehe, warum ein gelehrtes und curiöses Auge hochgedachten Herrn Haupt-Author für diese seine lobwürdigste Mühe nicht hohen Lobs und Dancks würdig schätzen sollte. Nachdemmal aber die Menge seiner übrigen hochwigtigen Geschasste nicht zugeben wollen, Alles und Jedes, was Er, wie die Bien aus den Blumen ihren Honig, fleissigst zusammen getragen und mit fliegender Feber zu Papier gebracht, hernach noch deutlicher zu stilifiren; hat Er meine Feder solcher Verrichtung gewürdigt nebst gnädigem Begehren, daß ich andre Geschichte oder Erzehlnngen, so von gleicher Art, bisweilen mit einziehen und gleichfalls einige Anmerckungen an bequemen Orten zu mehrer Erläuterung etlicher Sachen daznsetzen mögte. Wie Er dann über das auch sonst Eines und Andres, so Er, weil es ihm später zu Händen und Nachricht gelangt, manches Mal eilends mir nachsenden müssen, meiner Disposition und Einrichtung heimgestellt. Welches ich auch, so viel die Zeit - Ordnung der nach einander mir zugefertigten Sachen und ziemlich- vielen Beymer-ckungen (oder Notarum) vergünstigen wollen, füglich und zu seiner gnädigen Beliebung eingerichtet zu haben verhoffe. Es ist aber dieses Werck, weil es deß reichen und hänffigen Inhalts wegen zu einer mercklichen Grösse erwachsen, in funffzehen Bücher und diese wiederum in vier Haupt-Theite eingetheilt; wovon der drcy vordersten jedweder vier Bücher, der letzte aber drey begreifst. Das erste Buch ist bemüht, in Ergründnng der rechten Hanpt-Ouellen deß Namens CRAIN, wie auch deß Ursprungs rechter Bedeutung deß Namens Carnorurn, und Carnutum : wobei) allerlei) andre Meymtngeit gleichfalls erörtert und examinirt werden. Das zweyte Buch hat der Hoch-Wolgeborne Herr Haupt-Author mit einer summarischen und kurtzen Benenn- und Abtheil- und Beschreibung der sünff Theile deß Her-tzogthums Crain und deren Grentz-Strichen, Städten, Schlössern, Märckten, Dörfler, Einwohner, Böden, Aecker, Felder, Wiesen, Wälder, Gebirgen, Weinbergen, Flüssen, Seen, Brunnquellen, Holen, Posten, Kreyß - Feuern rc. a «gefüllt ; doch auch manche andre leß-würdige Sachen bißweilen mit eingeschaltet. Im Dritten beschreibt Er das Temperament der Lufft, Gewitter, Krankheiten:c., Gewächse, dabey auch von Zauber-Kräutern, und Hexenfahrten ausführliche Erzehlnngen mit eingemengt werden. Hernach die Mineralien und Bergwercke und zwar gar umständlich das weitberühmte Bergpierck zu Vària, allda auch viel Merckwürdiges von Berg-Gespenstern und betrieglicher Goldmacherey vorgebracht wird. Demnechst folgen die Edelgesteine, mancher- lei) Marmel - Gattungen, die Thiere und sonderlich die anderswo wenig bekandte Bilich-Thiere, samt einer sonderbaren Erzehlung, wie dieselbe vom Teufel zur Weide getrieben werden. Hernach die Vögel, die Schaf - raubende grosse Adler u. a. m. Allerlei) Geziefer und die Fische rc. Im vierdten Buch führt Er den Leser herum durch sehr viele überaus curiose Natur-Rariteten, weiset ihm nechst vielerlei) seltsamen Versteinerungen manche Grotten, welche von der Natur sehr künstlich formirt und mit keinen andren zu vergleichen; führet auch denselben ein wenig abseits aus Crain zu der Grotten zn S. Baume in Franckreich durch einen Weg, der nicht nur lustig zu bewandeln, sondern auch zu lesen. Bei) welcher Grotten ich zwar in einer langen Anmerckung unterschiedliche Meynungen der Theologen erzehlt, aber unentschieden gelassen habe. Sehr leßwürdig ist hernach die Beschreibung der Grotten bei) Lu eg, und wie der letzte Herr von der Luegerischen Familie ums Leben gekommen. Weiter hin schreibt Er gleichfalls viel Wundersbares, von unterschiedlichen Wetter-Hölen und dergleichen. Hiernechst kommt Er aus allerlei) wunderlichst lauffende Gewässer, wunderbare Brunn-quellen und zu etlichen Seen von unglaublicher Natur. Darunter auch der Welt-berühmte Cirknizer See begriffen ist, dessen imzehlich - viel Scribenten als eines Fürstens wrinder-barer Seen gedacht, und auch denselben etlicher Massen beschrieben haben. Allein weil Keiner derselben die gründliche Bewandniß mit eigenen Angen untersucht hat, ist ihrer Nachforschung noch lang keine Vergnügung hierinn wiederfahren; daher sie dem Leser auch kein Mehrers davon haben mittheilen können, als was ihnen selbsten so kärglich zu Theil worden. Denn dieser Crainerische See hat seinen inneren Busen keinem andren, als einem Crainerischem Herrn und zwar einem solchen, der so wol durch unverdrossene Besichtigung, als fteissige Erkündigung darum buhlete, ausfdecken, und also die Ehre seiner vollkommenen Entdeckung unserm Herrn Haupt-Author allein Vorbehalten wollen. Welcher allhie in vielen Bögen alle Eigenschasften, Gruben und Fischereyen desselben ausgebreitet, auch sonst andre, dadurch veranlaßte merckens-werthe Erzehlungen beygesügt. Insonderheit gedenckt Er, in dem L. Capittel dieses Vierdten Buchs einer wnnderseltsamen Eigenschafft der Igeln, so in etlichen Gruben dieses Sees leben, und sich ans einen gewissen Gesang versammlen. Weil Ihm nun solches natürlich, mir aber unnatürlich scheinen wollen; hat Er sich leutseligst gefallen lassen, meine unterschiedene Meynung und Gegen - Gründe darüber zu vernehmen, auch selbige gar gnädig angenommen. Weil Er aber als ein sehr cnriöser und hochverständiger Herr, so lang Ihms immer möglich scheint, die Ursachen gern in der Natur sucht, als hat Er hernach im Eylfften Buch, bei) Beschreibung der Stadt Cirkniz, seine Gedancken nochmals gar scharsfsinnig verfochten denen ich mit gehorsamster Beantwortung wiederum aufgewartet, damit Ich einen noch curioserai Gegen - Bericht von diesem Herrn, als welcher einen gantzen Schatz von Geheimnissen besitzt, mögte answircken. Und solche Hoffnung fehlte auch nicht. Denn wie bald hernach vermelden will, so überschickte Er mir darauf seinen Diseurs von dem Pacto ex- und implicito, darinn viel ungemeine Sachen nnd Begebenheiten vortanffen. L. Im Fünfften werden die alten Einwohner beschrieben. Endlich werden auch in einem doppeltem Anhänge die vormalige Städte dieses Landes, wie auch die gefundene alte Müntzen und Steinschrisften angezeigt. Zn dem Sechsten ertheilt der Herr Haupt -Author einen völligen Bericht von den Sprachen, Sitten, Heimchen, Begräbnissen, und andren Gebräuchen der Crainer, Ungleichen von den Crainerischen Scribenten. Im Siebenden schreibt Er von der Crainer vormals heidnischen und ihrer heutigen, wie auch von der Wallachen Religion. Welcher Gestalt auch die Evangelische Religion in Crain eingepflantzt, aber bald wieder ausgewnrtzelt worden, davon erstattet Er gleichfalls einen langen und gründlichen Bericht. Im achten Buch werden die Orden, Heiligen, Patriarchen, Bischöfe und Pfarren rc. von Ihm erzehlt. Das Neundte hat Er mit den Amts-Würden, Aemtern, Gerichten und Familien besetzt. Im Zehenden werden die Lands-Fürsten beschrieben. Das Eylffte bestehet in einer special Topographia, darinn Er die Städte, Schlösser, Klöster rc. völliger, als im zweyten Buch geschehen, beschreibt. Und in diesem Buch hat Er vor angeregter Massen das Pactum ex- und implicitum. samt dessen Vielfältig- keit erklährt, auch gar viel rare Erzehlungen mit eingeflochten, welche meines Berhoffens solchen kleinen Ausschweiff dem hochgeneigten Leser nicht unbeliebt machen können. Das zwölffte füllen die Grentz-Oerter in Croatieu und am Meer. Zur Drehzehenden werden die Crainerische Kriegs- und Jahr - Geschichte vor Christi Geburt erzehlt : Im Bierzehendem die jährliche Begebenheiten nach Christi Geburt biß an die Oesterreichische Regierung; Zur Fnnffzehenden die folgende biß ans dieses lauffeirde Jahr. Unter diesen Büchern seyud zwar etliche auf deß bisweilen sonst häuffigst-und wigtigst-bemüheten Herrn Haupt - Anthors gnädiges Begehren von mir selbsten aufgesetzt, damit seine Feder in den übrigen desto hurtiger hernach fortschreiten könnte; aber doch nichts destoweniger Ihm zur Revision übersandt worden. Zst demnach diesem so activen Herrn, der seinem ruhm-leuchtenden Namen hiemit der Unsterblichkeit eingeätzt, für seine so hochpreisliche Bemühung, billig, als einem edlen Tugend-Licht deß Freyherrlichen Standes und gelehrter Herrn, eine allhie zu langen Jahren Ehr-lohende Lebens-Flamme zu gönnen. Welche Ihm ich auch hiemit, samt aller hochgedeylichen Wolfahrt und zugleich dem hochpreislichem Hertzogthum Crain unter den Adler-Fittichen seines allerglorwürdigsten Ober-Haupt, einen unverwelcklichen Flor hertzlich anerwünschet haben will. erzeicßniss aller derer Scri-cntcn, k in diesem Wereb angeführt tvorden, darunter auch auf iegehrm etliche, so aus Andren nur angezogen, mit begriffen sevnd. Balv. I. Buch. 7 A. A lbert. Abbas in Catalog. Abbatum 8. Petri Aventin, annal. Abbatis Urspergensis Chron. Pappenh. M. L. Bail d’ Abbeville Summ. Concil. Sausou Abbeville, Königl. Majest. in Franckreich Geograph! Land - Charten der gantzen Erd - Kugel. Joh. Phil. Abelini Theatr. Europaeum. Ablabii (sive Ablavii) Historia Gothorum. P. Abrahami à 8. Clara Ertz-Schelm Judas. Abydeni Histor. Assyriaca ex Eusebio & Scaligero de Emendat. Temporum citata. Les Bigarrures & Touches du Signeur des Accords. Acta Episcoporum. Acta nova Sanctorum. Acta Philosophica Soc. Regiae in Anglia. Acta quinta) Synodi. Adelmi sive Adhemari vel Autmari Annales Franc. Adelzreiteri Annales Boicae Gentis. Adonis Viennensis Chronologia. Adrianus. Adrichomius. Aelianus. Pauli Aemilii Histor. Franc. Aerodina. Aeschylus Pers. ein Griechischer Pect. Aethicus. Africanische Reis-Geschichten eines Englischen Kaufs-manns. Julius Africanus. Agathias. Georgiern Agricola de Natura Fossilium. Joannes Agricola. Cornelii Agrippae Philosophia occulta. Aimonius. Michaelis Aistingeri Geographica descriptio. Petrus Magus de Albano. S. Albertus. Austritts Albertus. Albertus Magnus. Petri Albini Chronica Misniensis. Albini Disputatio de herba Thee. Addati Parerg. Ulyss. Aldrovandi THierbnch. Alexander Polyhistor. Clemens Alexandrinus. Prosper Alpinus de Medicinis Aegyptiorum. Andreae Althameri Comment. in Germaniam Taciti. Altmärckjche Chronic. Epistolae Alucini ad Paulinum. Amalarii Annal. de Eccles. offic. S. Ambrosius. Americae Beschreibung D. 0. Dappers. Ammianus Marcellinus. Ammonii Collectanea. Anacreon. Anastasius Bibliothecarius de Vitis Pontificum. Epistolae Anatolii Diaconi contra Acephalos. Hieronymus Angelita de Virgine Lauretana. Bartholomaei Anhorns Magiologia. Annal. Altahen. Annales Patavienses. Annales Ungariae incetti Authoris. Annius Viterbiensis. Anonymus Poèta tempore Caroli Magni. 8. Anselmus Epist. ad Episc. Angl. Pet. de Aquila. Theophilus Antiochenus. M. Antonius Philosophus. Antonini Itinerarium. — — Tabulae. . Sidonius Apollinaris. Apollodorus. Apollonius in Argonaut. Apollonius Rhodius. Appianus Alexandrinus de Bello Civili, & Illyrico. Apulejus de Aureo Asino. Aquila. Alke Verzeichnissen der Aquilejensischen Biscköffe. Prosperi Aquitani Chronicon. , Arbatel de Magia. Thomae Archidiaconi Hist. Salonitana. Archontologia Cosmica. Hieronymus Archonautus, Schlesischer Poet. Vitus Arenpeckius. Aristarchus. Aristoteles. Aelianus. Arnobius. Arrianus de Gestis Alexandri M. Artemidorus. Divus Athanasius. Athenaei Deipnosophia. Atlas major. Atlas minor. Histoire Univers. du Sieur d’ Aubigné. Aubulpharagius. Joan. Aventini Bayrische Geschichten. Averroes. 8. Augustinus de Civitate Dei. — — — de Cura pro mortuis. — — — de Conf. Vitior. & Virtur. — — — de Verb. Domini in monte. Ejusdem Speculum Peccator. Avicenna. Sextus Aurelius Victor de Viris Illustr. Ausonius. Author admirandorum Sinae & Europae oder Abentheuer der natürlichen und künstlichen Sachen in Sina und Europa. Author deß Lebens der See-Helden. Author Chronic. Alexandrin. Author der Englischen Reis-Beschreibung. Ein alter Frantzösischer Author von dem Wechsel aller Sachen auf Erden. Author Hist. Convers. Carantan. Author der Hundslägigen Erquickstundcn. Author der Legenden. Author Gestar. Dagoberti. Author Miscellae. Author Vitae Ludovici Pii. Author Vitae 8. Virgilii Bischofss zu Saltzburg. B. Francisci Bacon. Baronis de Verulamio Sylva Sylvarum. Leonardus Bageus 8. J. P. Balbini Miscellanea historic. Regni Bohemiae. Frid. Balduini Casus Conscientiis. Henrici Bangerti Notae in Helmoldum. Codex Barbarini. Julius Caesar Baricellus. Baroni! Annales. D. Thomie Bartholini Acta Danica Medic. — — — — Dissertatio de Glossopetra. — — — — Historia anatomica. Bartolus. S. Basilius. Basilius Seleuciensis de Vita 8. Teclae. Caspar Bauhinus. Michaelis Antonii Baudrant Annotationes in Lexicon Ferrarii. P. Martini Bautscheri Annales Norici. J. C. Bechmanni Historia Orb. terr. D. Davidis de Becke Experimenta & Meditationes circa rerum naturalium principia. Bed® historia Anglorum. Beda de Temporibus. — de Nativit. Infant. Supplementum Bedae. Francisci Belloforesti Cosmographia. Bellarminus. Petrus Bembus de Bell. Venet. Benzonius. Bergest. Theat. Philippi Bergomatis Supplementum supplementi. Berg'oma. 8. Bcrnhardus. Bernier. Beroaldi Chronolog. Berosus. Petrus Bertius de Reb. Germ. Petri Bertii Geographia. Bertoldus. Besoldus de Reg. Sicil. & Neapol. Beza; uraltes Exemplar deß neuen Testaments. Biblia Sacra. Bibliander. Caspari Theophili Bierlingii Centuria Adversariorum curiosorum. Binius de Concil. Binsfeld. Sigmunds von ©irden Oesterreichischer Ehrenspiegel. Hieronymi Blancse Comment. rer. Arragom Blancardi Centuriae Medic. Physic. Blauens Geographische Tabellen. Bleonis Cosmographia. Blondus. Bocatius. Becherches naturelles de Monsieur Paul Boccone. Bocharti Geographia Sacra. Boderianus. Bodinus de Repudi. Bodini Daunonomia. Bodrandi note. Boethius de Cosolat. Philosoph. Anshelmus Boethius. Jacob Böhms Theosophische Schrifften. Adam Bohoritsch de Lingua Carniolia;. Janus Jac. Boissardus de Divinat. & magicis . praestigiis. Joannis Bollandi Commentaria. Continuatores Bollandi. Anton. Bonfmius de Rebus Ungaricis. Bontecoé Tractat von der Menschlichen Gesundheit Leben und Tod. Jacobi Bontii Historia Natural. & Med. Martini Boregk Descriptio Bohemiae. Olaus Borrichius D. Liber Botanicus quadripartitus. Boterus. Les Voyages du Sieur de la Boullaye le gouz. Marci Žuerii Boxhornii Historia universalis. Tychonis Bralie Scripta Astron. Eduards Braun Relation von den Bergwerden. Georgii Brauns Theatrum Civitatum Orbis terrarum. Adamus Bremensis. Breviarium Caroli Borromsei. — — Carmelitarum. — — , Polonicum. Henrici Breweri Annales. Breynii fasciculus Plantarum. Brotufii Chronicon. D. Benjamini Broekhuysen rationes Philosophico Med. D. Edoardi Browen Reis - Beschreibung. Christophen Broweri Annales Fuldenses. M. Casparus Brülovius Pomer. Poeta. Brunneri Annales. Gasp. Bruschi! Centur. Scripta Jacobi Bruti. Brutus Rhenanus. P. F. Gabrielis Bucelini Germ. Topo. Soc. & Prof. Pars I. — — —* — — — — — Pars II. — _ — Genealogica Germaniae notitia. — — — — German. Sacroproph. — — — — Topographica Germ, notitia. — — — — Rhaet. — — — — Constant. Chron. Berchold Büchner. Samuelis Budinse Beschreibung Sigeth. Jul. Caef. Bulengeri Historia sui temporis. Busbequius. Buxtorfius. Stephanus Byzantius. Bzovius. Cabsei Meteor. Aloysius Cadamustus. Ccelius Rhodiginus. Csesalpinus de Metall. Julius Caesar. Julius Caesar de Bello Gallico. Liber de Csesaribus. Caesius de Mineralibus. Caesar Cagnaronus. J. U. D. Cajetanus. Cardinals Cajetani Commentator. Calendarium Aquilejense. Calendarium Tyrnaviense de Admirandis Virtutibus lacuum & fluviorum. Philippi Callimachi Chronicon. Calin. memor. D. de Lamberg. Nicephorus Callistus. Calvisii Chronologia. Camdenus. Philippi Camerarii Horae subcisivae. Cameraii Memorabil. Medie. Joan. Antonius Campanus. P. Candidus. Petrus Canisius. Capelli Chronologia. Julius Capitolinus. Cinnii Capitonis Antiquit. Tria Capitula. Jacobi Capelli Hist. Sacra & exotica. Antoninus Caracalla. Cardanus. Carionis Chronic. Carolus M. in Capitili. Francorum. Benedicti Carpzovii Practica nova rerum Criminal. Casaubonus. Cassiodori Gothische Chrcnic. — — Epistolae. Matthias Castellez de Reb. Spirit. e Petrus Castellez de Chalcanto. Bonaventura Castillionaeus de Gallorum Insubrum antiquis sedibus. Alphonsus à Castro. Catalogus Cardinalium. — — Constantiensis. — — Ducum Provincia; Norici utriusque. — — Episcoporum. — — Noricus. — — der Patriarchen zu Aglar. — — Salisburgensis. — — Sanctorum. Cato. Catullus. Cedreni Compend. histor. & annal. Celsus. Conradi Celtes alte Römische Tabellen. Laonici Chalcocondylae Hist, de reb. gestis Turcor. Voyage du Chardin, en Perse & aux Indes Orient. Histoire universelle du Charron. Chepiams de Reb. Francicis. Chesnaei Hist, de Reb. Franc. Chiffletius. Matthiae Christiani Theatrum. Chromatius Episcopus Aquilejensis. Thomae Chrön Opus Canonicum. Chronic von den Orientalischen Nationen. Chronica Mundi. Chronicon Chronicorum. Chronologia oder Zeit-Rechnung incerti Authoris. 8. Chrysogoni literae. Scripta 8. Joh. Chrysostomi. Lorenzo de Churelichz Reis - Beschreibung KeyserS Leopoldi I. in die Erb-Länder. Davidis Chytraci Sächsische Chronic. Tullii Ciceronis Epistolae ad Familiares. — — — Ejusdem Philippinae. — — — — — Tusculanae Quaestiones. Die Cyllische Chronic. Claudiani Panegyr. Peter Clementin. Aétius Cletus Signinus de Chalcant. Jodocus Chlichtovaeus. Caroli Clusii historia Stirpium & rariorum Plantarum Ejusdem notae in Garziam. Philippi Cluverii Germania Antiqua. — ■— — Italia Antiqua. — — — de Vindelic. & Norico. Raphael Cobenzel 8. J. de Controversiis &c. Der Complutensische und der Alexandrinische Codex. Alte Codices in Vatican. Codex Theodos. Die Samaritanische Codices. Hexalp. Codices. Codinus. Ritli de Colnberg vom Friaulischen Kriege. Fabius Columna de Purpura. Joannes Comeuius. Commentaria Hirtii. Concilium Aquilejense. — — Arelatense. — — Chalcedonense. — — Constantiense. — — Constantinopolitanum. — — Ephesinum. — — Franckfurtisches. — — Friaulischcs. — — Gradense. — — Lugdunense. — — Nicenum. — — Romanum. — — Sardicense, — — sive Synodus praedatoria. — — Toronense. — — Triadizense. Conimbricenses. D. Ilermannus Conringius de Finibus Imp. German. — — Ejusdem Hermét. Medic. Consilia Turcica sive contra Tuream. Ilermannus Contractus. Aelius Cordus. Pompeji Corenini Carmina. — — — Liber historiarum. 1’ Historia di Milano del M. Bernardino Cosio. Cornelius Nepos. Cornelius à Lapide. Corpus Juris Civ. Christopherus à Costa de Natura Novi Orbis. Covarruvias. Albertus Crantzius de Saxonia. Petrus Crescentiensis. Ctesias. Martinus Cromerus de Reb. Polon. D. Crameri Pommerische Chronic. Martini Crusii Historia Ecclesiastica Turco- Graeciae. — — — Annales Suev. Cumani Inquisitions - ober Ketzereh - Forscher. Joach. Cureeus de Sensu & Sensibilibus. Joannes Curopalates. Curtius. Joannes Cuspinianus. 8. Cypriani Epistolae. — — de duplici Martyrio. Cyrillus de Recta Fide. Joannes Cysatus. D. Dalechampii Historia Plantarum generalis Lon-dinensis. Georgii Dalmatini Biblia Carniolica Antiqui Testamenti. Jodoci Damhouderi Praxis Criminalis. Petrus Damianus. D. 0. Dappers Beschreibung Aegyptens. — — — — — Africae. D. O. Dappers Beschreibung Aegyptens. — — — — — Mesopotamim. — — — _ — Palestina. — — — — — America. Dares Phrygius. D. Luca Jacobi Debes Theologische Schrifflen. Decreta contra Scripta Origenis. Decreta Papa. Dedekenni Consilia. Martini del-Rio Disquisitiones magica. Antonii Deirii Gloss. in Genes. Democritus. V. Deusingii Examen Pulveris Sympathetici. Pauli Diaconi Histor. Longobard. — — Miscellanea. Dictys Cretensis de Bello Trojano. Kenelmus Digby de Sympathia. Wilhelmi Dilichii Hessische Chronic. Dio Coceejanus. Diocleas de Rebus Sclavonicis. Diodorus Siculus. Diogenes Laertius. Dionysius Carthusianus de Quatuor Novissimis. Dionysius Halicarnasseus. Dioscorides. Dioscorus. Lucas Debes de Insula Feroe. P. Dolar 8. J. de Rebus Music. Die Siebentzig Dolmetscher. J. Georgii Dolnitschers von Thalberg I. L. D. Friauli-sche Kriegs-Beschreibung aus dem Jtaliänischem Blasii Rith. di Calenberg »erteutjchet. Der Donau-Strand Sigismundi v. Bircken. CorneliiDrebbel Tractatus de Sympa-& Antipathia. Matthai Dresseri Sächsische Chronic. Duarenus, Jctus. Joannis Dubravii Histor. Bohemica. Francisci Dücker, Saltzburgische Chronic. Roberti Dudlai Charta Geographia. Dudithius. Petri von Düsburg Preussische Geschichte. E. Die Ebersbergische Chronic. Eginhartus de Vita Caroli M. Egesippus. P. Joannes Eissertus. Joannis Eidred Reis - Beschreibung. Elsholstius, Medicus Berolinens. Rabbi Elias. Joannes Elysius de Balneis Aenariarum. Ubbonis Emmii Histor. Frisia. Ennius Poeta. Ennodius. Caspar Ens. * S. Epiphanii Ancoratum. Ephemerid. Germanie. Ephorus. Epistola Asinii Pollionis ad Ciceronem. Epistola Decimi Bruti ad Ciceronem. Epistola Sergii Galbae ad Ciceronem. Erathostenes. Ethelwerdi Chron. Angi. Scripta Graeca Evagrii. Eugippius in Vita 8. Severini. Euphorion. Eusebii Chronicon. Eustachii Patriarchae Hierosolymitani Scripta contra Origenem. Eustathius in Homeri Iliad. Eutropius. Euthymius. Aben-Ezra. F. Jacobus Faber. D. Joli. Matthiae Fabri Stryclinomania. Georgii Fabricii Origin. Saxonic. — — — Annales. Samuelis Fabricii Cosmotheoria. Farinacii Praxis criminalis. Hermanni Fabronii Summarische Welt-Histori. Thomas Facellus. Facundi Episcopi Hermianensis Defensio trium Capitulorum. Ejusdem Lib. contra Mocianum. Fasciculus Temporum. Scripta Fastorum triumphalium. Faustinus. Fauyn au theatre d’ honneur. Simeon Fedorowiz. Matthias Fertilia de Politic. Ferrarius in Cat. Gen. 88. Ferrarii Lexicon. Festus. Liber de Usib. Feud. Ficardi Consil. Germ. Marsilius Ficinus de Studio Sanitat. tuend. — — — de Religione Christiana. Frantz Bernhard Fischer de Reb. Mathemat. Valerii Flacci Argonaut. Flavianus. Hugonis Flaviniacensis Chronica. Flavius Vopiscus. Flodoardus. Florus. Flori Supplementum. Roberti Flud de Fluctibus Amphitheatrum Ana-tomiae. — — Philosophia Sacra. Ruis Fontecha de Privileg. Praeg. Fortunatiani Auslegung über die Sonntazl. Evangelia. Venantius Fortunatus. Georgius Fournier. Fragmenta Capitolina. Joannes Fragosus. P. F. Francisci de los Sanitos Descriptio fabrica D. Laurentii & Panth. Erasmi Francisci Erd-umgebender Lufst-Kreys. — — — Schau- und Ehren-Platz. — — — Ost-Indischer Lust-Garten. — — — Ausländischer Sitten-Spiegel. — — — Hoher Trauer-Saal. — — — Das Buch von Gespenstern. Sabastiani Franckens Chronic. Elinius Francus. Fränckische Geschichte eines alten Authoris. Freculfus. Fredegarii Chronicon. Marquardus Freherus, de Origin. Palatin. Freinshemius. Fridebornii Stetinische Chronic. Nicodemus Frischlinus. Otto Frisingensis. Joannes Frisius. Davidis Frölichii Viatorium. D. Frommannus de Fascinatione magica. Frossardi Histor. omn. Memorab. Beschreibung Frundbergischer Ritler-Thaten. Formula Concordiae. Fugger. Schauspiegel deß Ertzhauses Oesterreich. Fuldensische Jahr-Geschichte. Fulgosus. Funccii Chronologia. G. Galenus. Galilaeus de Mundi Systemate. Franciscus Gambaruccius. Ganguinus. Joan. Bapt. Ganser de Morbis mulierum. Garmannus de Miracul. mortuorum. Petrus Gassendus. Thomas Gaza. Janus Abrahamus à Gehema Med. D. Beschreibung deß Gehofischen Nonnen-Gespensts. Joannes Geilerus. Gellius. Guiln. Genebrardi Chronicon. Constantini Caesaris Geoponica. Joan. Carolus de Georgio de Reb. Polit. Gerardus Cremonensis de Magia. Joan Ernesti Gerardi Dissertatio de mortuorum Evocatione. Stephani Gerlachs Türckisches Tag-Buch. R. Levi Ben Gerson. Gesneri Historia animalium. Tractat von der Menschliche» Gesundheit, Leben und Tod. Gewoldi Not. ad Metrop. Salisburg. Glandorpius de Bello Gail. Henricus Glareanus de Bello Gallico. P. Francisci Glavinich Historia Tersatica. — — — — de Origine prov. Bosniae. Glycas. Petrus Gnafeus sonst Fullo genannt. Rudolphi Goclemi Opera varia de natural. Goldastus de Bohemia. Goldasti Constit. Imper. Godelmannus de Mag. venef. Golfinkus. Abrahami Gölnizen Compendium Geographicum. Goltzius. Gomara. Goropius Becanus. Gotofredi Lib. Jurid. Job. Lud. Gothofredi Archontologia Cosmica. Stephani Gradii, Patritii Ragusini, Scripta. Saxo Grammaticus. Jacobi Graseri Jtaliänische Schatz-Kammer. — — Schweitzerisch Helren-Buch. Gregorianus Codex. S. Gregorii Homil. Scripta Gregorii Papae. Gregori M. Libri Epistolarum. Bon Grentemeseil. Gretserus. Hugonis Grotii Prolegom. ad Histor. Wandal. Goth. Oruteri Inscript, vet. Gryphius. Guagninus. Gualteri Chronicon. Guaresmius. Guarinus. Guernerus. Guevarae güldene Send-Schreiben. Guicciardinus. Die Guineische Schifsfahrt der Holländer. Der alte Poet Güntherus. H. Hadrianus Junius in Batav. Hagecii Böhmische Chronic. Dionisvus Halicarnasseus de Antiquit. Roman. Georg Sigmund, Freyherr von Hallerstein, Anagram. & Epigrammata. D. Joan. Ludovic. Hannemannus in Observat. Naturae Coriosorum. Happelii Relationes curiosae. Georg Philipps Harsdörffers Mathematische Erquick-Stunden. — — — Schauplatz jämmerlicher Mordgeschichten. Hartleder vom Teutschen Krieg. Hartknochii Alt- und Neu-Preussen. Haselbach. Joannis Haug Ungarische Chronic. Hecataeus. Hedii Chronica. Hermogenianus Codex. Helmoldi Chronicon Slavorum. Joh. Bapt. Helmontii Chymische und Medicinali-sche Bücher. Helmont de Arbore Vitae. Henning. Keysers Henrici deß Vierdten Lebens-Beschreibung. Hemsii Exercitationes. — — Notae über den Claudianum. Danieli s Heinsii Panegyr. Nicolaus Heinsius. Helvici Chronologia. Cassii Heminae Annal. Hennebergers Land-Charte. Hensahenius. Henschenii Chronologia. Paulus Henznerus. Sigmund Freyherr von Herberstein de Admirandis Rebus Naturae. — — Ejusdem Comment. de Rebus Mosco-viticis. — — — — Moskowitische Beschreibung. Janus Hercules. Michael Hermannus Soc. Jesu. Hermolaus. Franciscus Hernandez. Herodianus. Herodotus. Joh. Heroldi Chronologia Pannoniae. Übersetzer Herrerae. Hesiodus. Hesychius. J. Hevelii Cometographia. S. Hieronymi Scripta. Hierosolymitanische Dolmetscher. Joannes Hierosolymitanus. Gaudentius Hilarinus. Hippocrates. Hipparchus. — LXVII Hirsveldensis. Petrus Hispalensis. Historia Longobard. Historia Scholastica. Historia Societatis Jesu. Homerus. Enarrator Homeri. Jodoci Hondii Geograph. Charten. Horatius. Georgii Hornii Arca Noè. Peter Horns Gesandschafft an den Keyser in Sma. Franciscus Hottomannus. Petrus Daniel Huetius. Hundius in Metrop. An. Patavien. Hundii Metrop. Salisb. Author Libri de Piepublica & Statu Regni Hun-gariae. Leonardi Hütteri Concordia concors. Hyginus. I. Jacobi, Regis Britanniae & Scotiae, Doemonologia. Salomo Jarchi. Epistolae Ibae. Melchioris Inchoferi Annales Hunganae. Fridericus Illentschiz 8. J. Epistola Johannis Antiocheni de Tribus Capitulis. Scripta Johannis Patriarchae. Rabbi Isaschar Kabala denudata Sobar. Jonathan. Christophen Jordans Chronic. Thomae Jordani Notae Hist. Bojemicae. — de lue Gallica Jemandes de reb. Gothor. — — de regn. Success. Josephi Antiqu. Judaicae. Jovius. Irenaeus. Isselts Chronic. Isidori Histor. Suev. Isidorus Hispalensis de \ iris Illustrib. — — Idem de Orig. Goth. Pindari. Isthm. Isthuanfius de Reb. Hungar. Johannis Helfrici Jungken Med. D. Notae ad notas & commentaria Job. Agricolae. Hadriani Junii Animadvers. Francisci Junii Analys. Petri Justiniani Historia Veneta. Justinianaeus Codex. Justinus. . Oratio Juvenalis Episcopi Hierosol. pro Iba. Juvenalis Poeta. K. Kabala Denudata. Die Gesetze ter Longobardischen Kampff-Gesechte. Jacobi Kerzmarich Carmina Croatica de Obsid. V ien. Killinger de Ganerbiis Castror. P. Athanasii Kircheri 8. J. Arca Noè. — — — — — Latium. — — — — — de Arte Magnetica. — — — — — Mundus Subterraneus T.I. — — — — — Musurgia. — — — — — Oedipus Aegyptiacus. — — — — — Tabula Chronographica. — — — — — Turris Babel. Georgii Kisel Oratio de D. ab Aursperg. Andreas Lobavius S. J. de Rebus Astronomicis. Reimari Kock, Lübecker Chronic. Georgii König Bibliotheca. Albert. Krantzius. Henricus Kornmannus vom Venus-Serge. P. Ferdinand Ivrendel. L. Philipp. Labbe Biblioth. Labelus de Medic. Lactantius. Laértius. Petrus Lambecius. LandS-Handfest deß Hertzogthmns Crain. — — — deß Ertzhertzogthums Karndten. Landulphi Miscellanea. Lansbergii Chronologia. Lansii Consultationes. Lavaterus de Spectris. Joh. Launoius de Comm. Lazari &c. appulsu. Petrus Laurenbergius. P. Antonius Lazari. Jo. Laziardi Coelestini Epitome Hist. Universalis. Wolftgangus Lazius de Migr. Gentium. — — Je Republ. Romana. Joan. Leberius 8. J. Lectiones Officii Aquileiensis. — — — Viennensis. Joh. Leger. Hist, des Vaud. Christoph Lehmanns Speirische Chronik. Ambrosius Leo. Imperatoris Leonis ßcunhxa. Huberti Leodii Scripta. Oratio S. Leonis ad Flavianum. Monachi Leontii Errores Origenis. Lequil. de Reb. Austr. Augustinus Lerchheimerus. Valentini Leuchtii Vita Sanctorum, Leunclavii Historia Musulman. P. Joannes Leurechon. Libavius. Liberati Breviarum. Fortunius Licetus de Lunae luce subobscura. Limnaei Notitia Franciae. Lindenbrochius in Notis ad Ammianum Marcellm. Lintschotts Schifffahrten. Just. Lipsius. Vincentius Lirinensis. Livius. Epitomator Livii. Joannes Loccenius de Antiquit. Sueco-Goth. Notae Logothetae. Joh. Franciscus Lombardus de Balneis Puteolanis. Longini Trinum Magicum. Elias Georgius Loretus. Joan. Petrus Lotichius de Medie. Lucanus. Lucianus. Lucifer, Sardorum Episcopus. Joannes Lucius de Dalmatiae & Croatiae Regno. Luitprandi Chronicon. Lupanus. D. Martinus Lutherus. Fabius Columna Lynceus. Lymnaeus de Jur. Pubi. I Lythbrandus de Monomachiis. M. Nicolaus Machiavelli^. Macrobius, Joan. Melch. Maderi Equestria. Job. Antonii Magini Cosmographia. Cornelius Magni. Magni Eresb. Chronica. Johannis Magni Mistor. Sitec. Gregorii Magni Dialogi. — — — Ofiìc. M. Georgii Conradi Maiccleri Carmina. Majoli Caniculares. Job. Danielis Majors Seefahrt nach der neuen Welt ohne Schiff und Segel. Malavettae Mistor. Senens. Maldonatus. AUain Manesson Mailet Paris : Ingenieur des Camps & Armees du Roy de Portugall &c. Be fchreibung des gantzen Welt-Kreises. Malleus Maleficarum. Mambrituis. Mamertini Panegyricus Max. August. Constantinus Manasses. Bon Mandelslo Ost - Indische Reiß-Beschreibung. Manßfeldische Chronic. Baptista Mantuanus. Simon Manu de Itelig. Manutius. Manzolii Descriptio Istriae. Animianus Marcellinus. Marcellus. Marchgravii Mistor. Indiae Occident. — — Historia plantarum. Lucius Marinaeus. Marius. Marliani Notae in Caesarem. Martialis Epigrammata. P. Martini Martinii Atlas Sinicus. Justinus Martyr in Quaestionib. & Resp. ad Orthodoxos. Lucianus Martyr. Petrus Martyr. Martyrologium Vetus s. antiquum. Martyrologium novum. Martyrologium Atrebatense. — — Hispanicum. — — Latiense. — — Romanum. Marcus Marulus. Masculus. Jacobi Masenii 8. J. Anima Histor. hujus temporis. Nicolaus Massaria de Medie. Christian. Matthiae Theatrum. Andreae Mattinoli Herbarium. Andreae Mauroceni Historia Veneta. Clarius Maurolvcus. Mechovius. Medulla Mirabilium naturae. Hieronymi Megiseri Kärndtische Chronic. — — — — Chronologia Veneta. Conradus von Meidenberg. Pomponius Mela. Philippi Melanchtonis Chronie. — — — — Comentaria. Memnon. Menander. Jacobi Menlii Kostnitzer Chronic. Menelogium Graecorum. Mercatoris Atlas. Gerhardi Mercatoris Geographia. Matthaei Merians Topogr. Provinc. Austriacarum. — — — Braunschweigische Topographia. — — — Topogr. Gallica. Alte Merßburgische Chronic. Mersennus. Merulae Cosmographia generalis. Gaudentius Merula de Antiquit. Galliae. Metaphrastes. Meteranus. 8. Methodii Chronie. Mevius ad Jus Lubecense. Johannis Micrelii Syntagma Histor. Mundi. Michaèlis Mikéz Crainerischer Catechismus. Histiaeus Milesius. Raymundus Mindererus de Rebus Medicin. Ristori da gli Uscochi scritta da Minutio Minuci Arciuescouo di Zara. Miranda. Aubertus Miraeus. Mirkondus sive Emirkondus. Author Miscellae. Sifìridus Misnensis Presbyter. Dionysius Mitylenaeus. Antonii Mizaldi Centuriae. x Petrus Moggus. Baustinus Moisesso vom Friaulischen Kriege. Valentinus Möllenbroc de Varis. Antoine de Mont Chrestien en 1’ ceconomie po-litique. Ferdin. de Montagnana de Quadratura circuli. Arias Montanus. Olympiae Moratae Epistolae. Daniel Georgius Morhof. D. Rahbi Moses. Laurentius Müllerus. Mundii Biochretologia. Mundus Chartaceus oder Geographische Beschreibungen. Sebastiani Münsteri Cosmographia. Henricus Münting D. M. Antonius Muretus. D. Musaei Formul. Concor. — — Protectiones. N. Natalis Comes. Joannes Nauclerus. Gregorius Nazianzenus. Neauder de Virtutibus Nicotianae. Cornelius Nepos. Nestorii Scripta. Johann NeuhofsS Sinische Reis-Beschreibunz Sina, j Nicephorus Calixtus. Nicetas Choniates. Nidda, der Talmudische Tractat. Zwantzig Niderländische Schifffahrten, j Nierembergius. Flamminius Nobilius. Francisci Nodii Pandect. Triumphal. ; Nonius. Nonnus in Dionysiacon. ' Notitia Imperii incerti Authoris. Notitiae Episcoporum. Beschreibung ter Statt Nürnberg incerti Authoris. ji 0. Olatis Magnus de lieb. Septentrion. Henrici Oldenburgii König!. Societet in Engeland Secretarii Acta Philosophica. Adami Olearii Gottorffische Kunst - Kammer. Ejusdem Persisch- und Russische - Reise - Beschreibung. Oleaster. Olympiodorus. Martini Opitii Poèmata German. Origenes. Orlandinus. Paulus Orosius. Garcias ab Orta. Abrahami Ortelii Theatrum Orbis Terrarum. Ortelius Redivivus. Nomenclator Ortelii. D. Joh. Adami Osiandri Tractatus de Magia. CI. Otto 8. J. Ovidius Fastor. Ovidius Metamorph. Ovidius Tristium. Oweni Epigrammata. P. Pacatus. Henrici Paladii Rerum Foro-Jul. libri. Joannis Palatii Aquila Austriaca. Ferranti s Palla vicino Romanen. Bernhard! Paludani Notae ad Lintschottum. Panadorus Chronographus Alexandrinus. Guidonis Pancirolìi Notit. Imper. Orient. — — — Commentator. Histor. Pannon. Chron. Päpstliche Decreta. Paradini Memorial. Lugdunens. | Paulus Parutha de Bell. Venet. Joannes Passeratius. Pastorii Florus Polonicus. Annales Patavienses. Vellejus Paterculus. Pauli Miscellanea. D. Simonis Pauli Liber quadripartitus Botanicus. S. Paulinus. Paulinus de Reditu Nicetae Episcopi in Dac. Pontuis Paulinus. Pausaniae Attic. — Ejusdem Boetic. D. Pechlini Theophilus Bibaculus. Martinus Pegeus. Das gedruckte Peinliche llrtheil. A. 1521. Isidorus Pelusiota. Epistolae relagii Diaconi contra Acephalos. Essais de Physique &c. par Mons. Perault de 1' Academie Royale des Sciences &c. Docteur en Medicine dela Faculté de Paris. Pererii Commentatia. Nicolaus Perottus. Persischer AuSlegcr. Pessina. Petrus Petitus. Gregorius Petraeus. Petreii Russische Chronic. Olaus Petri. Peuceri Chronica. Conradi Peutingeri alte Römische Tabellen. Balv. I. Buch. Joan. Pfizers Beschreibung des ärgerlichen und schrecklichen Endes deß C>tz- Schwartz-Künstler? Doctoris Joannis Fausti. Pflaumeri Tractus Pateolani. D. Georgius Pflugerus. Scripta Pherecydis. Phlegon. Trallianus. Philastrius Brixiensis. Philo. Philostratus. Antonii Philothei Topographia Aetnae. Photius. Piacesius Histor. de Reb. Polon. Apologia Pici Mirandulani pro Origene. Claude du Pie de la Origine & Genealog, des Francois. Joh. Pierii Hieroglyphica. Jo. Baptista Pigna" de Stemma. Pindarus. Scholiastes Pindari. Bilibaldi Pirckheymeri Comment. in Tacit. Joan. Piscator de Rebus Theologicis. Guilielmi Pisonis Hist. Natural. Ind. Occid. Guilielmi Pisonis Annotationes in Bontium. Pistorius de Reh. Germanicis. Pithaeus. Epistola Planci ad Ciceronem. Plauocarpus. Maximus Planudes. Felix Platerus. Platina. Plato. Plautus. Plinii Hist. Natur. Plinii Secundi Panegyricus. Plutarchus de Praeclar. Mulierib. — Ejusdem Lysander. Plutarchi Commentar. Angelus Politianus. Polyaenus. Polybii Histor. Pomarius. Trogus Pompejus. Pomponius Laetus. Isaacus Pontanus. Heraclides Ponticus. II. de Pontis Frantzösischer Capitain »on ter Garde. D. Gualterus Pope. Porphyrogenitus de Adm. Imp. Joan. Baptistae Portae Magia Naturalis. Posidonius. Liber Spiritualis Prati. Johannis Praetorii Blocksberg. Joannis Praetorii Opera. Varia. — — — Schlesisches Gespenst Rübenzahl. M. Matthaeus Praetorius. Preussische Ordens - Chronic. Epistolae Procli Episcopi Constantinopolitani. Procopius de bello Gotli. — — de bello Persico. Balduinus Prousseus. Prudentius IIEPIZTEv4N&N. Ptolomaeus. Puteanus. Johann Putschar. Pythagoras. Pytheas. R. Matthiae Ruaden Enchiridion Cosmographicum. Rabulas. P. Matth. Raderi Bavaria Sancta. Radevicus de Gestis Friderici Imperat. Radhai de Croatiae & Dalmatiae Regno. Johann Friedrich von Rain de Lapid. Philosoph. Ranzanus. Rasi. Sylvestris Ratray Theatrum Sympatheticum. P. Martin. Rauschii Annal. Noric. Johannis Rauben grosse Cosmographia. Leonardi Rauwolfii Peregrinat. in Orient. D. Casparis à Raycs Elysius Jucundar. Quaestion. Campus. Rebmann in Magnalib. Not. Nardus Antonius Rechus. Recueil des & Memoires Conferences sur les arts & les Sciences. Samuel Reen Scriptor. Suecus. Register best Buchs rer Chronicen. P. Alberti Reichardi Breviarium Hist. Carintbiacae. Julius Reücheltus de Amuletis. Reineri Renesii Hist. Jul. — — — Prooem. in Helmoldum. Reiskius. Nicolai Remigii Daemonolatria. Reuberi Annales Caroli Magni. Reusnerus. Rhasis. Rheginonis Chronicon. Continuator Rheginonis. Supplementum Reginonis. Rhellicanus de Bello Gallico. Brutus Rhenanus. Beatus Rhenanus de Reb. Germ. P. Alexander de Rhodos. Thomas Rhodius. Gerhard! de Rhoo Oesterreichische Chronic. Ribadeneira. Richard us von Perusia. P. Riccioli Onamast. Geographiae Reformatae. Turr. contra Verg. Lud. Richeom. in Peregrin. Lauretan. Richerii Hist. Concil. General. Sebastianus de Rincon. Del Rio Disquisitiones Magicae. Joannis Rist Jenners Unterredung. — — Mertzens Unterredung. — — Die aller Edelste Belustigung Kunst-lie- bendcr Geniüther. Blasius Rith di Calenberg della Guerra di Friuli del An. 1619. Rituale Romanae Ecclesiae. Riverius. D. Rixneri Tournier-Such. Angelus Roccha in Biblioth. Vatican. Hieronymi Rodleri Turnier-Buch. Lugenius Roger. Guernerus Rolfinkius de Medic. Rondeletius. Alexander Ross von Gottesdiensten in Europa. Bischoffs von Rosse Schrifften. Francisci von Rosse Theatrum Tragicum. Loys de Roy dee la vicissitude ou varieté des choses en 1’ Univers. Rubruguis. Ruffini Presbyteri Apologetici libri. Sexti Rusi Brev. Rusticus Diaconus contra Monophysitas. Rutilius. S. M. Anton. Sabellicus de Vetustare Aquileiae. — — Ejusdem Decades. Pomponius Sabinus ad Virgili! Eclog. Bernhard! Sacci Historia Ticinensis. Sächsische Chronic. Jacobus Salianus. Catalogus Salisburgensis. Joannis Salisburiensis Polycrat. Salmasii Observ. in Solinum. Henrici Salmuth Notae in Pancirol. Ammonius Salassus. Salicetus. Der Samaritanische Text von der Sündfluth. Rabbi Samuel. Sansonius. Joh. Sarisburiensis. Savedra. Abrahami Sauer Schau-Platz der Städte. Hieronymus Sauromanus. Andreas Saussayus. Michaelis Saxens Keyser-Chronic. Saxo Grammaticus. Josephus Scaliger in Ausonium. Julii Caesaris Scaligeri Exercit. in Cardanum. Scapula. Schadaei Contianuatio Sleidani. Lambertus Schafnaburgensis. Schedelinus. Hermanni Schedelii Chronicon Chronicorum. Scheféri Descriptio Lapponiae. Joan. Schega 8. J. Joannis Schenckii Medicinalia. Wilhelm Scherz de Langelois. Schikfusii Schlesische Chronic. Schola Salernitana. Scholiastes octo Synodorum Orientalium. Jo. Lud. Schönleben annales Carnioliae. — — — Aemona Vindicata. — — — Genealogia Aursspergica. — — — — —— Gallenbergica. \ — — — — — — Ursina. P. Caspari Schotti Opera varia Mathematica. 1 Jacobi Schrenckii Kriegs - Helden - Buch. !j Cornelius Schrevelius. D. Lucae Schröckii Observatio, j Appendix Pharmacop. Schröderianae. Eberhardi Schultesii Geographisches Handbuch. , Gottfrieds Schultzens Chronic, i Caspar Schurtz Das Buch der alten Schwedisch-Gothischen Rechten. Schweigers Reis-Beschreibung. Caspar Schwenckfeld von Gespenstern. Danielis Schwenters Mathematische Crquickstunden. : Jacobus Sckherl. Marianus Scotus. Petrus Seri verius. Scriverii verlornes Schäflein. Scylax Caryandensis. Hn. von Seckendorfs Christen-Staat. Das Buch Seder Olam. LI Jacob. Ignat. Leiter de Reb. Medicin. Simon Selandus. Basilii Seleuciensis Lomil. Seneca Tragicus Hercul : Ost. — de Vita Beata. Senecae naturales Quaestiones. Laurentius Sengsenshmid. Sennerti Prax. Ludovicus Septalius de Medic. Serapio. Serranus. Servius in Lib. Aeneid. Petrus Servius de Unguento Armario. Sulpitius Severus. Heinrich Seyfrieds Medulla Mirabilium Naturae. Diodorus Siculus. Marinaeus Siculus de Regib. Hispan. Adam Sebastian von Siezenhaim Zucht-Spiegel der Adelichen Jugend. Sigeberti Chronicon. Sigisbertus Gemblac. Carolus Sigonius de Occidentali Imperio. — — — de Regno Italiae. Silius Italicus. Simanca. Simeon Magister Officiorum. Simleri Comment. de Alpibus. Theophilus Simocatta. Scripta Philippi Simonis. P. Sirmondi Notae ad Facundum. Sisenna. P. Sigismundus Sisserus. Andreas Sisserus. Sleidanus von Geist- und Weltlichen Sachen. Smetii Misceli. Joannis de Monte Sniders Chymische Schrifften. Socratis Hist. Eccles. Solinus Polyhistoris. Solon Spartanischer Gesetzgeber. Sotanellus. Sozomenus. Aelius Spatianus de Rebus Geticis. Spangenbergs Chron. Querfurt. — — — — Saxonia e. — — — _ Annales Fuldenses. — — — — Mannßfeldische Chronic. Christophorus Špindler. Speidelii Speculum Juridico-Politic. Bartholomaeus de Spina Magister Palatii Apostolici, de Strigibus. D. Jacobi Spon curiose Peregrination. Spondanus. Sprengerus von Inquisition oder Ketzerey-Forschung. Squarcialupus. Stamm-Register der Carolingor um. Arnd von Stammern, Joannis Staricii Helden-Schatz. Statius Papinius. Jo. Steince. Jacobi Steinzensis Religions-Bescbreibuna. Erasmus Stella. ö Stenonis Myologia. Stephanus. Petri Stergeli 8. J. Asma Poeticum. Godeschalci Stewechii Commentar, über den Vegetium. iStiernhelm, Suecicus Scriptor. Stobaeus. Strabo. D. Straussius in Responso ad examen Pulveris Sympathetici. Johann Stumfii Schweitzer-Chronic. Suarez de Religione. Suetonius. Suidas Histor. Surius. Aeneae Sylvii oder Pii II. Europa. — —. — — Historia Bohemien. — — — — Hist. Frid. Imper. Svmachi Epist. Nicaeni Symbola. Georgius Syncellus. Jodoci Synceri Itinerarium Gallicum. Acta Synodi Nicaenae secundae. T. Tabernaemontani Kräuter - Buch. Cornelii Taciti Annales. Tacitus de Morib. Germanorum. Terentius. j Joan. Bapt. Tavernier Reiß-Beschreibung. Joannes Taufrer de Absoluto Decreto. Daß grosse Werck de Temporibus intitulirt. Philip. Terpin. Const. Synodal. Curatorum. Tertullianus. Texeira. Theodotus. Theatrum oder Schau-Spiegl der gantzen Welt. Scholiastes Theocriti. Themistius. Zacharias Theobaldus vom Hussiten Kriege. — — — — de Arcanis naturae. Theodontius. Scripta Theodoreti contra Cyrillum. Theodoreti Commentaria. Codex Theodosii. Gasparis Theophili Patriarchens zu Alexandria Scripta contra Originem. Theophrasti Paracelsi chymische und magische Bücher. Theophylactus. Thesaurus Aquileiensis. Thomas von Aquino.,__________ Joannis Thomasitsch Minoritae Brevis Chrono-logia Croatiae. — — — Ejusdem Collectanea. Thuani Historia. Thucydides. D. Thummius de Sagarum Impietate. Thüringsche Chronic. Deß von Thuroc Chronic. Scripta Petri Thyraei. Antonius Thvsius. Tibulli Eleg.“ D. Tilingii Prax. Chymiatr. Timogenes. Timaeus. D. Tobiae Heideureichs Chromc. Toletus. Alexander Tollius. Petrus Gregor. Tolasanus de Republ. Toppeltinus de Originib. Transylvan. Torniellus. Francise us Torrebianca de Magia. Lil / Pri I/"i Tostatus. Tranquillus. Trebelluis Pollio. Trismegistus. Trithemii Abbatis Opera Varia. — — de Origine Franc. Pompejus Trogus. Felician. Trueber. Primi Truberi Novi Testament suetiga pissma : id est: Novum Testamentum Sacr. Script. Truculentus. Joan. Tschandilc. D. Simon Aloysius Tudeoius. Tulpii Observationes. Turnebus. Turnerus. Das alte Turnier-Bnch. Gregorii Turonensis Glor. Martyr. Horatius Turselinus. Adalberti Tylkovvsky 8. J. Philosophia curiosa. Arnolphus vor Vachberg. Joachimi Vadiani Commentaria. Valerius Flaccus. Valerius Maximus. Petri della Valle Persische Reis-Beschreibung. Joannis XVeichardi Valvasor Theatrum Mortis Humanae. Joannis Weichardi Valvasor Topogr. Carinthiae. Bernhardi Varenii Geographia Generalis. Varro de Antiquitatibus. Georgius Vasarius. Joannis Vasaei Chronie. Hispaniae. David Vechnerus. Petrus de Vega. Vegetius de Re Militari. Vellejus. Velserus de Reb. Boic. Venantius. Marcus Paulus Venetus de Regionib. Orientalib. Alexandri Verbecii Axiomata Physica. David Verbecius de Rebus Medicin. Polydorus Vergilius. J. Bapt. Veri Rerum Venetar. libri 4. Joannis Veslingii Observationes. Ferdinandi Ughelli Italia Sacra. Sextus Aurelius Victor. Vigilius contra tria Capitula. Vincentii Speculum Historiarum. Vincentius de Miraculis. Vita 8. Virgili!. Virgili! Aeneid. — Georgie. Gottfridus Viterbiensis. Joan. Franciscus Vitorudanus. Vitruvius de Achitectura. Freyherrns von Ungnad Reisi-Beschreibung. Aegidius Vogelius. Volaterrani lib. Geographie. Doctor Volckamerus. Aurelius Vopiscus. Joan. Gerhardus Vossius de Ortu & Progressu Idololat. Isaacus Vossius de Poematum Cantu L Viribus Rhytmi. Uramez. Jacobus Usserius. Usuardi Auctarium. W. Waddingus. Doctoris Wagenseil Curiosae Exercitationes. D. Joan. Jacobi Wagneri Histor. Natur. Helvetiae Curiosa. Waltheri Harmonia 8. Scripturae. Paulus Diaconus Warnefridus de Gestis Longobardorum. Wechnerus. Hieronymi Welschii Hecatost. Werdenhagen de Reb. Hanseatic. Georgius Wernerus de Admirandis Hungariae aquis. Georgii Wetzstein Pietatis Victoria. Albertus Widmanstadius. Ein alter Wienerischer Chronographus. Wierus. Joannes Wilkius. Winckelmanni Oldenburgische Chronie. Avnoldus Wion de Ligno vitae. Olai Wormii Additamenta ad Monumenta Danica. — — Ejusdem Musaeum. — — de Liter. Runic. Jo. Bapt. von Wützenstein Roman. Frantzens von Wützenstein Roman. X. Xenophon. Franciscus Ximenes. Xiphilinus. Guilielmus Xylander. Rabbi Ysaschar. Y. Des Juden von Salmantica AbrahamS Zachv.t Ju-chasim, oder Stamm-Register. Stephanus Zamoscius de Lapidib. Antiquae Daciae. Joau. Chrysostomus Zanchius de Orobiorum sive Cenomanorum Origine. I Antonii Zarae Anatomia Ingeniorum & Scien-i tiarum. ! Martini Zeileri Germania Nova & Antiqua. — — Itinerarium Germaniae. — — Itinerarium Galliae. — — Itinerarium Britanniae. — — Beschreibung desi Königreichs Ungarn. — — Topographia desi Rheinstroms. — — Centuriae. — — Epistolische Schatz-Kammer. — — Traur-Geschichte. Henoticon Zenonis. Andreae Zergol Theoremata Chronologica. Ziemovitus de Reb. Polonor. Joannis Zonarae Annal. Zosimus. D. Zwölferus. ir Leopold von Gottes Gnaden Erwählter Römischer Kaiser, zn allen Zeiten Mehrer deß Reichs, in Germanien, zu Hungarn, Böheim, Dalmatien, Croatien und Sclavonien re. König, Ertz-Hertzog zu Oesterreich, Hertzog zu Burgundi, Steyr, Kärndten, Crain und Württemberg, Grass zn Tyrol rc. Bekennen öffentlich mit diesem Brieff, und thuen knndt allermenniglich, daß Uns Unser und deß Reichs lieber getrewer Wolffgang Moritz Endter, Bnchführer in Unser und deß Heyl. Reichs Statt Nürnberg, in Untertänigkeit zuvernehmen geben, wie daß Er die Craine-rische Cronicam in folio mit sehr schweren Unkosten in Druck gegeben, sich aber zu befürchten hette, daß solche etwa von anderen Inn- oder ausländischen Buchführern zu seinem unwiederbringlichen Schaden ihme nachgedruckt, oder daraus ein Compendium gemacht werden möchte, dahero Uns allerunterthenigst angeruffen und gebetten, Wir ihme über dieselbe Unser Kayserl. Privilegi um Impressorium auf fünff Jahr zuertheilen gnädigst geruheten. Wann wir dann gnädiglich angesehen, jetzt angedeüte gantz billiche Bitt, auch den Fleiß, Mühe und Unkosten, so bey dieser Cronica anzuwenden. So haben Wir ihme Wolffgang Moritz Endteren die Gnad gethan und Freyheit gegeben; Thuen das auch hiemit in Krafft dieses Brieffs, also und dergestalt, daß Er bemeldte Cronicam in offenen Druck ausgehen, hin und wieder sailhaben, ausgeben und verkanffen lassen möge, auch ihme oder seinen Erben solche niemandts innerhalb sünff Jahren von dato dieses Brieffs anzurechnen, ohne sein oder der Seinen Consens und Wissen im Heyl. Römischen Reich und Unfern Erb-Königreichen, Fürstenthumb- und Landen weder in folio, noch gröffer-oder kleinerer Formb, auch weder mit- noch ohne Kupfferstichen Nachdrucken und verkanffen, viel weniger ein Compendium daraus machen, und solcher Gestalt distrahiren solle. Und gebietten darauff allen und jeden Unfern und deß Reichs, mich Unserer Erb-Königreichen, Fürstenthumb und Landen Unterthanen und Getrewen, insonderheit aber allen Buchdruckeren, Buchsührern, Buchbinderen und Buchverkanfferen bey Straff Fünff Marck Löttigen Goldes, die ein jeder, so osft Er freventlich hierwieder thette, Uns halb in Unser Kayserl. Cammer, und den ändern halben Theil obermeltem Wolffgang Moritz Endteren oder seinen Erben, so hierwieder belaidiget wurden, unnachläßlich zu bezahlen verfallen seyn solle, hiemit ernstlich befehlend und wollen, daß Ihr noch einiger aus Euch selbst, oder jemand von Ewertwegen obangeregte Crainerische Cronicam innerhalb der obbestimbten sünff Jahren weder in folio, noch grösser- oder kleinerer Formb, auch weder mit- noch ohne Kupfferstichen nachdrucket, viel weniger ein Compendium daraus machet, und solcher Gestalt distrahiret, fail habet, umbtraget oder verkauffet, noch auch anderen zuthuen gestattet, in keine Weiß, Mes bey Vermeidung Unserer Kayserl. Ungnad und Berliehrung desselben Ewers Drucks den obernanter Wolffgang Moritz Endter oder seine Erben, auch deren Befelchshabere mit Hülff und Zuthun eines jeden Orts Obrigkeit, wo Sie dergleichen bet) Ewer jedem finden werden, alsogleich aus aigenem Gewalt ohne Verhinderung menniglichs zusich zu nehmen und baratti nach ihrem Gefallen handle« und ihnen mögen. Doch solle dick gedachter Wolffgang Moritz Endter schuldig seyn, von ob mehrermelter Cronica die gewöhnliche Exemplaria ans seinen Unkosten zu Unserer Kayserl. Reichshos-Cantzley bey Verlust dieser Unser Kayserl. Freyheit zu übersenden, und dieses Impressorium ändern zur Warnung in derselben vorahn drucken zu lassen. Mit Urkundt dieß Brieffs, bestgelt mit Unserem Kayserl. aufgedrnckten Leeret - Insigel ; Geben in Unser Statt Wienn den vierzehenden Julii Anno Sechzehenhundert Nenn und Achtzig Unserer Reiche, des; Römischen im aiti und dreyßigisten, best Hungarischen im sünfs und dreyßigisten, und best Böheimischen im drey und dreyßigisten. Leopold. Y‘. Leopold Wilhelm Graf zu Königsegg. Ad Mandatum Sacae. Caesae. Majestatis proprium. Frantz Wilderich v. Menßhengen. Jotam Mìni Freite m Ma» BiiErapìiule Stizze VOH. P. v. Badics. on den Herausgebern des „Valvasor“ ersucht, für das durch diese Wiederherausgabe dem edlen Freiherrn erstehende Denkmal gleichsam das Epitaph zu schrei-E ben, der ersten Lieferung ihrer Ausgabe der „Ehre des Herzogthums Krain“ einige Worte über das Leben und die Schicksale des Verfassers voranzustellen, komme ich dem um so freudiger nach, als mannigfache neuere Forschungen die Kenntniss davon, wie sie bei Abfassung meiner Biographie Valvasor’s vor zehn Jahren*) vorlag, um ein wesentliches erweitert haben. Von der altberühmten und schon im XI. Jahrhundert den deutschen Kaisern ergebenen lombardischen Adelsfamilie der Vavisor — aus der mehrere Glieder auf dem erzbischöflichen Stuhle von Mailand sassen und eines sogar den Kardinalshut trug — wandte sich im XVI. Jahrhunderte (um 1530) ein Zweig „aus Bergamasko“ nach Krain. Es waren dies die Vettern Hieronymus und Johann Baptist von Vavisor. Bereits vermögende Männer als sie sich in unserem Lande und dem benachbarten Steiermark angesiedelt, vermehrten sie im Laufe von vier Deeennien den hierländischen Güterbesitz in ansehnlicher Weise und es erscheint 1571 Herr Juan Baptista Vavisor (auch Valvisor, wie schon geschrieben wird) auf des Regenten von Innerösterreich des Erzherzog Carl „eingewendete Intercessimi" zu einem „Landmann in Krain“ (Mitglied der krainischen Landschaft) aufgenommen**). Zehn Jahre später errichtete Johann Baptist von Vavisor sein Testament und vermachte von seinen vielen Gütern und Liegenschaften seinem Vetter Hieronymus das Schloss Galleneck und „andere Gülten" und 10000 fl. in barem Gelde. Hieronymus von Vavisor hatte zwei Söhne, Bar-h01 omaus und Adam, von denen ersterer Hr. Bartholomaus von Valvasor, der Vater unseres Johann Weikhard reiherrn von Valvasor wurde. Hieronymus, der Grossvater, überkam also Galleneck und von diesem Schlosse führten B'a rtholomäus und Adam .as Prädikat. Sie erscheinen nämlich als Nobiles de Galneck ne^r' ààikel der Grazer Universität eingetragen, Adam . 05) in der „zweiten Classe" und' Bartholomäus (1610) ln der Syntax. Hr. Hieronymus von Valvasor war zwar durch „Leibes-J^vvachheit“ verhindert an dem öffentlichen Leben der neuen tir:rz .el. Valvasor von P. v. Kadics mit Porträt und Facsimile Valvasor’s. «, euschner u. Luliensty. 8. 04 S. ) Vicedom-Archiv. Heimat Theil zu nehmen, doch fühlte er sieh bereits ganz als Sohn des Landes, in dem sein Eigen lag und war sich aller heiligen Pflichten wol bewusst, die ihm diesem Lande gegenüber oblagen. Sein Gesuch an die „Ehrsame Landschaft in Krain“ um Aufnahme in die Landmannschaft (1602) das uns im Original aus dem Archive der hohen krainischen Landschaft vorliegt, ist nach Inhalt und Form zu charakteristisch und im Hinblick auf die Erfüllung der darin nieder gelegten Versprechungen durch den Enkel, unseren grossen Valvasor, von fast divinatorischem Werthe, dass ich nicht umhin kann, dasselbe hier seinem vollen Inhalte nach wiederzugeben. Hr. Hieronymus von Vavisor zu Gallnegk schreibt an die Landschaft wie folgt: An 9t. vnnd N. Die hochlöbliche versandete Stäube dieses Hörzogthumbs Crayu. Hierouymeen Bavisorn zu Galluegkh gehorsam dienstlich aulaugeu. Hochlöbliche versamblete Stände diser ainer Er: La: ime Crayu. Hoch vuud Ehrwirdig, Wollgebvrne Edl und Gestrenge, auch Ehrsam vnnd weise gn. gn. vuud freundlich liebe Herrn. Wie begierig vnnd euferig vmb ainer Er: La: vuud das Liebe Vaterland! Ich mich zuverdienen jederzeit willig gewesen vuud noch bin, solches auch aus augeborner natürlicher affection zuthuu mich Pflichtschuldigst erkennen thue, also hätte ichs im Werk und in der That, wo mich der allmächtige Gott mit so schwährer immerwehrundter leibsschwachheit nit also heimgesucht hatte auf mehrley uothfäll ohuaussezlich zueerweisen gewißlich nit vnder-lafsen; nun ichs aber dem Allgerechten beuelchen vnnd solidi Creuz mit christlicher gehult, als lang es Ihme gefällig ertragen mueß Sintemalen aber der getreye Gott mich mit ehelichen leibserben vnnd einem solchen stuckh brot gesegnet, hauen Sy sich Ihrem stanud gemäs, verhoffendtlich wol erhalten werden können, vnnd kamen Zweiuel trage, das Sy in meinen vnnd meines gewesten freundtlichen lieben Bötters weilnudt Herrn Juan Baptista Val-visors Zum Thurm am hart säligeu fuesstapfen dretten vnnd alles das Jenige, was Ihme seines schwachen hohen alters vnnd mir meiner wissundtlichen leibsohuvermöglikhait halber zu thuen abgeschlagen, mit desto williger treyherziger aufsetzung leib guet vnnd bluets gern abstatteu; vmb wolermeldt ein Er: La: vnnd das vilgeliebte Batlerlandt sich wol zueverdienen müglich vnnd enfferist befleissen werden, vnnd aber nmb sonil mehr, deme nachznestreben befnegte Brsach vnnd anraiznng haben vnnd be-khomben vnnd gleichsamb dazne verbunden werden miigen, Also ist an E. g. vnnd g. mein gehorsame bitte die wollen mir dise gratiam g. erweisen vnnd mich zue einem Mitglied dieser ainer Er: La: in Crayn erkennen vnnd aufnemben dacntgögen Ich auch I willig vnnd verbiettig bin, alles das Jenige zuelaisten vnnd Io stiglich zuchalten, was ainem getreuen Mitglidt zu thuen gebürdt | auch endtgögen alles Zuemeide» vnnd zuefliechcn, was diser ainer Er: La: vnnd deren wolhcrgebrachten rhümblichen Privilegien Landtsfreyheite» vnnd gneten gewohnheiten Zue wieder seyn will vnnd solches nit allein alls lang mir Gott das Leben fristen wirdet sondern will auch meine liebe Sone vnnd linder dahin ziechen vnnd ermahnen, auch zue ainem ewigen nachgedenkhen Ihnen solche leeren vnnd vnderweisungen geben; das Sy solche erwisene grosse gnad vnnd freindtschafft vmb vilwolgedacht ain Er: La: gehorsamblich erkennen vnnd sich yederzeit Zue yeder fürfallundten not vnnd gelegenhait dergestalt zueverhalten gedenken» sollen, das es dem gemainen wesen vil mehr zue ersprieslich vnnd empfindli, en nuzen als Ihnen selbsten zue rhuemb vnnd ehr 'gedeyen müge (E. g. u. g. mich Hieriber Zue geroehrlichen beschaidt gehorsamblich beuelhendt E. G. vnnd G. gehorsamer Hieronymus Vavisor zu Gallnegkh ™- p- Die Landschaft willfahrte dem Ansuchen und es erfolgte die Aufnahme „aus dem währenden Landtage“ 12. April 1602 „in Ansehen seines ehrlichen und adeligen Standes und dann nicht weniger seiner erkannten und beriimbten Tugenden und Qualitäten wegen“. Hr. Hieronymus von Vavisor war vermählt mit Agnes aus dem Hause „derer von Scheyer“', aus welcher Ehe ihm die bereits genannten Söhne Bartholomäus und Adam entsprossen. Hr. Bartholomäus (der Vater unseres Chronisten) den wir wiederholt in der Reihe „der Verordneten Einer Ehrsamen Landschaft in Krain“ begegnen (1640, 1641, 1646) war gleich wie er sich am politischen Leben der Heimath betheiligte, nicht minder bemüht, den eigenen Hausstand zu heben und zu vermehren. Er erwarb die Herrschaft Altenburg (in Unterkrain) um die gerichtliche Schätzungssumme von 33616 fl. 40kr. 2 dl. und später die Herrschaft Gallenberg in Oberkrain. Auf dem Stammschlosse Galleneck — heute im Besitze der Familie Prašnikar*) — führte Hr Bartholomäus grosse Bauten aus, indem er eine Capelle, einen Getreidekasten und einen Marstall bauen liess ; auch richtete er hier eine Stiftung an Im" Betrage von vier Huben, wofür ein Geistlicher im Schlosse zu erhalten war, der drei Messen in der Woche lesen musste, das Evangelium in der slovenisehe n Sprache. Hr. Bartholomäus von Valvasor war zweimal vermählt ; seine erste Gemahlin Maria Elisabeth Freiin von Dörnberg gebar ihm 4 Söhne und 3 Töchter, die zweite Anna Maria Freiin, von Räuber ausser Zwillingen noch 11 Söhne und 5 Töchter, als eil ft er in der Reihe dieser Kinder erscheint unser Chronist : Johann Weikhard. Es war am 28. Mai 1641, dass Johann Weikhard von Valvasor in Laibach geboren wurde. Da bei dem Tode des Vaters, der 1651 noch lebte **) von allen vor Johann Weikhard geborenen zehn Söhnen nur mehr Carl (der zweite Sohn aus der ersten Ehe) am Leben war, so führte dieser die Vormundschaft über die Geschwister. Dieser Stiefbruder unseres Gelehrten repräsentirte dann auch die Familie in den" „Landschaftssessionen“ und erscheint *) Für Herrn Prašnikar hat — über Auftrag des Herrn Bürgermeisters tvecel in Stein — unser bekannte heimatliche Künstler Ivan Franke ein trefflich gelungenes Porträt Valvasor’s (Oelgemälde, Kniestück, Lebens grosse) ausgeführt, zu welchem der gewissenhafte Meister die umfassendsten historischen Studien angestellt hat. **1 Aufzeichnung im Vicedom-Archiv. wiederholt als „Venrdneter“ so in dem Triennium 1665—1667 und in dem Quadriennium 1682—1685. Zwischen hinein fällt die Erhebung der Familie in den Freiherrnstand 1667 17. November. Unter diesem Datum ward das kais. Diplom für die Freiherrn und Freiherrinen zu Galleneck, Herrn und Herrinen zum Walldenegg und Neudorf ausgefertigt; die „Intimation“ der kais. und königl. in Graz anwesenden geheimen Räthe an den Landeshauptmann Wolf Engelbert Grafen von Auersperg erfolgte unterm 15. Jänner, die „Präsentation“ Laibach 3. März 1668*). Als diese Erhebung der Familie in den Freiherrnstand stattfand, zählte Johann Weikhard von Valvasor 26 Jahre und war mitten drin in der Vollendung seiner Erziehung und Ausbildung, mitten drin in den Reisen ins Ausland, wie sie die Söhne des Adels und der höhern Bürgerschaft zu seiner Zeit zu unternehmen pflegten und worüber er in seiner Chronik (Band II, Buch VI, Cap. 11) des Ausführlicheren schreibt. Johann Weikhard hatte seine ersten Studien in den 50er Jahren auf der Lateinschule der Laibaeher Jesuiten gemacht zur Zeit da eben ein entfernter Verwandter des Hauses ein gewisser Georg Sigmund Valvasor ein so leichtfertiges Leben führte, dass die Familie von der hoehlöbliohen Landschaft seine Bestrafung verlangte, nachdem er dem Geschleehte selbst die Schande angethan und eine leichtfertige Person „seine Fötel“ zur Gattin genommen hatte**). Die Besprechung dieses Falles in dem Kreise der Seinen mag wol dazu beigetragen haben, den Ernst, der Johann Weikhard von zarter Jugend an ohnediess innewohnte, nur noch zu mehren, zu erhöhen und "ihm noch bestimmter und strikter jenen Weg für Leben und Wirken vorzuzeichnen, auf den ihn schon seine natürliche Anlage gewiesen hatte. In den Tagen, da Valvasor bei den Laibacher Jesuiten in die Schule gieng, war dieses Institut in seiner vollen Blüthe und wirkte daran unter anderen hervorragenden Lehrern der würdigff Vorgänger und Wegweiser Valvasor’s auf dem Gebiete der heimatlichen Geschichtsforschung, unser der Zeit nach erster krainischer Historiograph Johann Ludwig Schönleben (geb. 1618, t 1681), dessen Entwurf und Materialien zum 2. Bande seiner „Carniolia antiqua et nova“ nebst ändern seiner Handschriften sowie dessen Vaters des Laibaeher Bürgermeisters Lud wigSehön leben bisher verloren geglaubte Jahrbücher der Stadt Laibach ich, nebenbei bemerkt, vor Kurzem erst in der k. k. Hofbiblio-! thek zu Wien aufzufinden so glücklich war. Auf den Reisen, welche Valvasor, wie schon erwähnt, nach vollendeten Sehulstudien unternahm, besuchte er zuerst 1659 Bamberg, wo er Neues über Hexen- und Teufelspakte hörte, 1666 Wien — wo er sich dem Geiste der Zeit folgend, im „Goldmachen“ versuchte — dann wieder Deutschland den Süden und Norden 1669 und im selben Jahre noch Venedig, von wo aus er nach Afrika übersetzte. Hier war es, dass ihm (am 15. Juli) ein vornehmer und gelehrter Mohamedaner, Namens Ali Haisa, die Bereitung eines starken Giftes und dessen Wirkung als ein Geheimniss gegen Mittheilung anderer Iden Afrikanern nicht bekannter Geheimnisse (welcher?) anvertraut. „Um solche Zubereitung — schreibt Valvasor — bin ; ich schon vor dem (vor der Veröffentlichung des Factums) ! von etlichen Orten ersucht, aber niemals noch überredet worden zu communiciren und wird sie auch niemals ein Mensch von *) Archiv der krain. Landschaft. **) Peritzhoffen: Repertorium des landsch. Archivs von Krain. mil- erhalten : Denn mein Gewissen will mir nicht erlauben, eine so hochschädliche Sache zur Gefährdung vieler Menschen Lebens gemein zu machen und dem höllischen Mordgeist oder dessen Creaturen und Werkzeugen damit einen Vorschub zu thun.“ Aus Afrika schiffte er nach Frankreich hinüber und landete in Toulon, von hier besuchte er Lyon, Marseille, Beaucaire (wo er ober dem Thore eines der schönsten Paläste das Valvas oris che Wappen in Stein gehauen fand), Avignon u. s. w. dann Paris, wo er den „Wahrsagerspiegel“ eines französischen Herzogs sah und von ihm das Geheimniss der Anfertigung eines solchen erfuhr. In das gleiche Geheimniss hatte ihn zuvor schon in Venedig ein Jude eingeweiht, der ihm in einem solchen Spiegel sein Schloss Wagensberg hatte erscheinen lassen ! Von Paris kehrte er 1670 nach Lyon zurück, wo er mehrere Jahre den eifrigsten historischen archaeologischen und naturhistorischen Studien freilich aber auch der Magie und Alchymie oblag, war ja sein sonst hoher Geist auch, wie schon oben angedeutet, vom Hexen- und Teufelsglauben ergriffen, wenngleich er als Mittel zur Erkundigung der Wahrheit im Gerichtsverfahren die Tortur perhorrescirte Die Rückkehr in die Heimat machte er über die Schweiz, bei welcher Gelegenheit er auch den Rheinfall bei Schaffhausen besichtigte. Im Jahre 1685 war er wieder in Deutschland und zwar ini Hohenlohischen bei Francisei, dem nachherigen Commentator seiner „Ehre des Herzogthums Krain“, und in Nürnberg bei dem Buchhändler Wolf Moriz En dt er*), dem er ein Jahr später 1686 den 1. Band der Chronik druckfertig übersandte. Von dem Aufenthalte in Frankreich zurückgekehrt hatte sieh Valvasor 1672 zum ersten Mal vermählt mit Anna Rosina von Grafenweg, die ihm 6 Söhne und3 Töchter gebar; nach ihrem 1687 am 25. April erfolgten Tode, vermählte er sich am 20. Juli desselben Jahres mit Anna Ma-ximilla Freiin Zetsehekerin, die ihm 1688 eine Tochter schenkte. Im Jahre der ersten Verheiratung (1672) hatte er sieh auch das schöne Bergschloss Wagensberg bei Dittai — heute im Besitze der fiirstl. Windisehgrätz’schen Familie — gekauft, welches er bald in einen wahren Musenhof verwandelte. Hier sammelte er sich nach und nach eine Bibliothek von über 10000 Bänden Werke aller Disciplinen die werthvollsten Handschriften und Incunabeln in sieh fassend, welche Büchersammlung er später (1690), da er sein ganzes Vermögen auf die „Ehre Krains“ aufgewendet, an den Bischof von Agram Ignaz Mikulich verkaufte, wo sie den Grundstein znr Metropolitanbibliothek bildete und noch heute Band für Band durch das auf der Innenseite der Buchdekel aufgeklebte ^ alvasor’sche Wappen nachweisbar ist **). Neben der Bibliothek besass er auf Wagensberg weiters ein ansehnliches Münz kabinet, besonders schöne griechische und römische Münzen enthaltend, von denen er — war Ja der Krainer Boden eine reiche Fundgrube namentlich an Münzen der römischen Kaiserzeit — viele Exemplare an be- senarlH*^ ®as Haus Endter ward 160T von Georg Endter gegründet, 1604 vfficin bioìì die Vettern Wolf Moriz und Georg Andreas ; die „Druckend P ( e Georg Andreas unter dem Namen Johann Andreas Endters Sohn (giei~_en und liess mit 7 bis 8 Pressen seinen eigenen Verlag verfertigen Teiit.,.;, r e W°1 eingerichte Buchdruckerey mit hundert ein und zwanzig Jol, * Lateinisch-Griechisch und Hebraeischen Schriften u. s. w. Nürnberg Innl,„ , Endters sel. Erben 1733 mit schönem Titelbild darstellend das re d°r Endter-schen Offlein). Vaw= **) sieh darüber ausführlich in meiner bereits citirten Biographie '“tvasor's p. 25 ff. freundete Fachmänner des Auslandes mittheilte, so einem Freunde in Frankfurt allein 8000 Stücke ! Weiters gab es noch bei unserm gelehrten Freiherrn ein bedeutendes Mineralienkabinet, in welchem Erze aus den Queeksilbergruben von Idria, Tropfsteine der Adelsberger und anderen Grotten Innerkrains , Achate, Jaspis, die Adlersteine, schöne Marmorsorte u. s. w. u. s. w. mit einem • Worte alles sich vorfand, was er Einschlägiges auf seinen vielen Excursen in der Heimat und auf den wissenschaftlichen Reisen im Auslande gesammelt hatte. An dieses Mineralienkabinet voll kostbarer, seltener Schätze reihte sieh ferner eine sehr werthvolle Sammlung mathematischer und physikalischer Instrumente, auf deren Verwerthung er „als ein Herr, der wie Francisei schreibt, in der Mathematik und Naturerfahrenheit eine hohe Stufe erreicht hat, ein Ansehnliches spendirte.“ Hier auf Schloss Wagensberg hat schliesslich der edle Freiherr unter grossen Kosten eine eigene Kupferstecherei und Kupferdruckerei zur Herstellung der Bilder für seine später in Detail aufzuführenden Publikationen eingerichtet und durch mehrere Jahre unterhalten. Hier wirkten die Kupferstecher Andreas Trost, der auch als Illustrator des steierischen Schlösserbuches von Vischer bekannt ist, Mathias Greyscher, Atz eit, P. Müngersdorf und Ritter, denen die Zeichner Johann Koch und Johann Werex die Vorlagen lieferten, zu welchen Vorlagen wieder in den meisten Fällen Valvasor selbst die ersten Skizzen entworfen hatte. Denn Valvasor hatte alsbald nach der Rückkehr vom Auslande, wo er die topographischen und historischen Prachtwerke der Deutschen und Franzosen über ihre Heimatländer kennen gelernt und zugleich die Heberzeugung gewon neu, wie spärliche und dann noch irrige Ansichten über seine geliebte Heimat Krain überall herrschten, den Beschluss gefasst, dieses nach so vielen Richtungen merkwürdige und interessante Land den Ausländern, und „weil auch viele von den Crainern, einem Durchreisenden wenig von diesem ihrem Lande zu sagen wissen, selbst den Umländern erst genau bekannt zu machen.“ Zu dem Ende durchzog er von der hohen Wichtigkeit der Autopsie erfüllt und da er „nichts für gewiss angeben wollte, was er nicht selbst gesehen und erfahren“, das Land kreuz und quer, bestieg die Berge und nahm dort seine Messungen vor, liess sich an Seilen in die tiefsten Grotten und Schachte hinunter, ritt von Stadt zu Stadt, von Schloss zu Schloss, um Bibliotheken und Archive zu erforschen, machte die Abrisse von allen Baudenkmalen, von Kirchen, Burgen, archaeologischen Funden, bestimmte Münzen u. s. w. u. s. w. Alles in Allem er durchforschte das Land nach allen Richtungen. Dabei unterhielt er den regsten brieflichen Verkehr mit den hervorragendsten zeitgenössischen Gelehrten des Inn- und Auslandes. In den intimsten Beziehungen stand er demnach in der Heimat, um nur die ersten Namen zu nennen, zu dem ausgezeichneten Kunstmäcen und Förderer der Wissenschaft dem ebenso gelehrten als feinsinnigen Wolf Engelbert Grafen von Auersperg, der ihm die reichen Schätze seiner Hausbibliothek im heutigen Fürstenhofe zu Laibach zur Verfügung stellte, zu den Historikern Schönleben und Thalnitseher, zu dem Abt Freih. v. Raumbschiissel, der ihn mit den werthvollsten Beiträgen aus dem Archive und der Bibliothek von Sittich versah. Nach dem Auslande war er namentlich in eifriger Correspondenz mit dem Engländer Eduard Brown, der auch selbst nach Krain kam, dann mit dem Sekretär der königl. englischen Societät Hrn. Thomas Gale, durch dessen Vermittlung Valvasor auchzum Mitgliede dieser gelehrten Gesellschaft ernannt wurde, ferner mit dem Franzosen Henry Garbusat, den er in Lyon kennen gelernt und dem er viele Versteinerungen aus der Heimat sandte, weiters mit Erasmus Francisci, dem Bathe des hochgräflichen Hauses Hohenloh und Gleichen, seinem Mitarbeiter an der Chronik, mit dem Fürsterzbischof von Salzburg Johann Gandolph Grafen von Khünburg, mit dem k. k. Obersthofmeister Grafen von Lamberg (denen beiden zu Ehren er Kupferwerke über die Schlösser der Lamberge und das Hochstift Salzburg edirte), mit dem deutschen Professor Wegleiter, dem Licentiaten Maier und vielen anderen. Durch riesigen eigenen Fleiss und durch1 die eben geschilderte Wechselseitigkeit mit hervorragenden Zeitgenossen konnte es unser Valvasor dahin bringen, eine Beihe von Werken in erster Linie die Ehre Kr ai ns zu schaffen, die dann seinen Namen auf immerwährende Zeiten über die engen Marken der Heimat hinaus bekannt machten! Valvasor begann seine schriftstellerische Thätigkeit mit einer Uebersetzung aus dem Französischen — wessen Inhaltes ist leider bis heute nicht bekannt — die er 1671 in Bamberg erscheinen liess. Dann folgte ein Passionsbüchlein deutsch mit Kupfern Wagensperg 1679. Das erste grössere Werk war aber dieTopogra-phia Ducatus Carnioliae modernae mit 1 Titelbild und 316 Kupfertafeln die „Conterfee aller Stätt, Märkht, Klöster und Schlösser wie sie anjetzo stehen im Herzogthumb Grain" Laibach J. B. Mayr 1679, ihr folgten rasch die Topographia arcium Lambengianorum (Kupfertafeln), die Met am orphosis Ovidiana (Kupfertafeln), dann die Topographia Arehiducatus*) Carinthiae modernae (gleich der von Krain die Abbildungen der Städte, Märkte, Klöster und Schlösser weisend) Laibach J. B. Mayr 1681, welches Werk er unternahm, wie er sagte, „weil die Leutseligkeit erforderte, auch denen Benachbarten zu willfahren“. A11 diese Publikation schlossen sich die Topographia Salisburgensis (Kupfertafeln) und ein Todtentanz unter dem Titel: Theatrum mortis humanae Laibach J. B. Mayr 1682, 3 Theile mit vielen Kupfern (die Widmung lautet an Albert den Abten von St. Paul in K är n t h e n). Hierauf edirte Valvasor drei Karten vonKärnthen, Krain und Kroatien, in welch’ letzterem Lande ihm ein treuer und hilfsreicher Freund lebte, der Dichter Vava0 Vitezovie (Paul Bitter) de Senia (von Zengg) Zlati vitez (eques auratus). Der Topographia Carinthiae modernae liess Valvasor 1688 eine ausführliche Landbesehreibung des Herzogthums Kärntlien alter und neuer Zeit unter dem Titel: Topographia Arehiducatus Carinthiae antiquae et modernae completa folgen, die im genannten Jahre zu Nürnberg bei Wolfgang Moriz Endter erschien und den Ständen Kärnthens gewidmet war. ... ,, *) Die österreichischen Fürsten, sagt Valvasor, heissen Erzherzo, nicht vl08 wegen Oesterreich ob und unter der Enns, sondern auch weg« mie 01c Karnthen und Krain, weil die ss auch Erzlande (Erbländer) sn llii p. dlb. Das nächste Jahr 1689 brachte aber Valvasor’s bedeutendstes Werk, das Buch der Bücher unserer spätem heimatlichen Geschichtsschreibung : die „Ehre des Herzogthums Crain“, die nun nachstehend durch die opferwillige und opferfreudige Bemühung mehrerer Vaterlandsfreunde neuerdings „in Druck ausgeht", wie die alte schöne Bezeichnung für das Erscheinen eines literarischen Werkes gelautet hat. „Die Ehre des Herzogthums Crain" von Johann Weikhard Freiherr von Valvasor Einer hoch-löblichen Landschaft in Krain Hauptmann im unteren Viertheil und der königlich englischen Societät in England Mitglied erschien „in reines Teutsch gebracht auch auf Begehren mit manchen beigefügten Erklärungen, Anmerkungen und Erzählungen erweitert durch Erasmum Franzisei Laybach Anno MDCLXXXIX und war „zu finden bei Wolfgang Moriz Endter in Nürnberg. Die Widmung lautet an die Stände Krains. Das herrliche bilderreiche Buch ist in vier Foliobände getheilt, deren erster L und 696, der zweite 836, der dritte 396 + 730 — 1126 und der vierte 610 und 62 Seiten (Hauptregister), das ganze Werk also 3320 Seiten mit 533 Abbildungen zählt. Es ist in 15(Abtheilungen) „Bücher" geschieden und darnach ist auch die Citation im Begister getroffen. Jedes Buch theilt sieh wieder in Capitel, zu deren Häupten kurze liebersichten den Inhalt angeben. Marginalnoten am Texte erleichtern sehr das Aufsuchen wie die Lektüre. Denjenigen Dignitären, Corporationen, Instituten u. s. w., die ihn bei der Schaffung dieses riesigen Nationalwerkes unterstützt hatten, sagt der edle Freiherr seinen besten Dank und hebt besonders „die leutseligst-willfährige Caneelley der Landschaft“ lobend hervor. Eine ausführliche Beschreibung des merkwürdigen schon von Torquato Tasso besungenen Cirknitzer Sees in Inner-krain lieferte Valvasor der Leipziger gelehrten Gesellschaft, in deren „Acta“ vom December 1689 (pag. 634—644) dieselbe publicirt wurde. Eingedruckt blieben von Valvasors Arbeiten: Die Sa-tyren des Ovid (Kupfertafeln), dann 6 Bände Lumen Naturae 1) de Vitro, 2) de Pasta, 3) de Colore, 4) de Sympathia et Antipathia , 5) de Fuco und 6) de Medicina und drei Bände FlosPhysico -Mathematicus, „in denen von allen mathematischen Sachen, sowie auch von den eigenen Erfindungen gehandelt wird“. Schliesslich bewahrt die Metropolitanbibliothek in Agram aus Valvasor’s Bibliothek zwei Sammelwerke, die Valvasor selbst zusammengestellt: ein prächtiges Wappenbuch mit 2023 Wappenschildern und ein anderes Sammelwerk 18 Foliobände, jeden mit 4—500 Blättern durchaus nur Holz schnitte, Kupferstiche und Handzeichnungen aller Meister aus allen Ländern, ja auch eine Galerie Carrieaturen enthaltend. An demselben Orte hinterliegen auch die C arto ns zu den Sehlös serbüehern von Krain und Kärnthen, die Valvasor selbst „abgerissen“ und auf denen hie und da Bemerkungen von seiner Hand zu lesen sind ! Indem wir die literarische Thätigkeit Valvasor s soweit es der enge Bahmen einer die Stelle des Vorwortes vertretenden biografischen Skizze gestattete, erschöpft haben, erübrigt uns noch einiges Weniges über die äusseren Lebensverhältnisse des grossen Patrioten anzufügen. Sein Leben floss, wie wir gesehen haben, zumeist in Studien dahin und wurde nur ab und zu durch die kriegerischen Ereignisse, welche die Heimat trafen, unterbrochen. Mit gerechtem Stolz setzte der Freiherr auf den Titel seiner Ehre Krains seine Eigenschaft als Viertelhauptmann von Unterkrain. Hat doch auch er, wie diess Frisehlin schon den Adeligen Krains im XVI. Jahrhundert nachrühmte, „etliche Ziig gegen den Türken getlian“. Eine hervorragende Kriegsthat leistete aber Johann Weik-hard Freiherr von Valvasor im Jahre der zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683, als ihn die krainische Landschaft den Steiermärkern gegen Bathiany und die Türken zu Hilfe sandte, in welchem Feldzuge er durch seine mannhafte Haltung und glückliche Führung die Ehre der krainisehen Landschaft hoch hielt und zur Abwehr der Feinde wesentlich beitrug. Die steieriche Landschaft verehrte ihm und den Seinen desshalb auch einige ansehnliche Denkzeichen eigens geprägte Gold- und Silbermünzen Valvasor erzählt selbst ausführlich und drastisch diesen seinen Feldzug im IV. Bande seiner Chronik. Heimgekehrt von den „Scharmützeln mit dem Erbfeinde der Christenheit“, verwandelte sich aber der Krieger alsbald wieder in den gelehrten Bücherselireiber, der sein ganzes Vermögen opferte für seine wissenschaftlichen Sammlungen, für seine Reisen, für die Kupferdruckerei, für die Ausgabe seiner Werke. Ganz verarmt verlebte Valvasor in einem kleinen Häuschen in Gurkfeld in Unterkrain, das er von dem Rathsbürger Vodnik, einem Vorfahren des der Zeit nach ersten hervorragenden slovenischen Dichters Valentin Vodnik (geb. 1758) im Februar 1693 gekauft hatte, seine letzten Tage, ja wol buchstäblich Tage, denn schon am 19. September 1693 starb er daselbst an seinem alten Leiden, der Krankheit grösser Männer, dem Podagra. In Laibach erregte sein Tod grosse Sensation und tiefe Trauer. Seine Freunde Hessen ihm einen gegenwärtig nicht mehr erhaltenen Grabstein setzen, dessen Inschrift der Historiker Joh. Georg Thalnitscher v. Tlial-berg verfasste und die also lautete : D. o. Joanni Waichardo Valvasorio Labaco Oriundo Incliti Ducatus Carnioliae Cosmographo Regiae Societatis Angliae Academico Antiquitatum Studio Nulli Secundo Qui Domestica Musis Amica Pietati Bellica Literis - Adjunxerat Ob Undique Strenue Gesta Facundum Hoc Ad Posteros Monumentum 8. P. Q. L. Poni Curavit 111 Id. Decemb. MDCXCm In der Geburtsstadt Laibach hat der löbliche Gemeinderath im heurigen Jahre anlässlich der neuen Stras-senbezeichnung das Andenken des um die Heimath so hochverdienten unvergessHchen Patrioten in würdiger Weise geehrt, indem er einem der schönsten Plätze, dem Platze, auf dem sich das von der hohen krainisehen Landschaft den Gymnasial-Studien, der Bibliothek, dem Museum, dem historischen Vereine, der Volksschule, der Lehrerbildungsanstalt und der Musikschule eingeräumte mächtige Gebäude erhebt, den Namen V alvasor-Pl atz beilegte! Die Familie Valvasor lebte noch im XVIII. Jahrhunderte fort und finden wir da: einen Oberstl. Graf Valvasor, der 1739 in Šabae (in Serbien) gegen die Türken commandirte*), den Aga mit 47 Türken erlegte und zwei Fahnen erbeutete; dann 1742 einen Seifried Baron Valvasor, 1746 einen Carl, 1749 einen Franz Carl, 1759 einen Georg Seifrid Baron Valvasor (gewesener Brückeninspektor an der Cernueer-briicke)**). Unter dem Jahre 1760 begegnen wir in einer Aufzeichnung der Landschaft einen Anton Freiherrn von V al-vasor, und eine weitere Notiz daselbst aus dem Jahre 1782 (Jänner) besagt, dass an die k. k. Landeshauptmannschaft der Bericht erstattet worden sei in Betreff des anfgekündeten Baron V al va sor'sehen Capitale ! *) Dr. Kanitz Serbien Leipzig 1868 p. 68. **) Sein Grabstein ist in der Pfarrkirche zu Isca. Jellousek im Vod* nik-Albnm p 41. Dess oHlöklichm Äertzvgtkjnms Hram Topographisch-Historischer Beschreibung Erstes Giltst, Bon denen Alten und jüngeren, allgemeinen und eigentlichen National-Kamen derer Bölcher, foelche bor- und nachmals das Kand Cräin besessen; sonderlich aber bon dem Kamen der Carnorum und Trainer, Wie auch don Sochaner Kamen bah rem Ursprung und Hedeutung; untersucht und gründlich erörtert durch Irasmum Irancisri. dalo. I. Buch. 9 - ■ Das I. Capitici. Der erste viel-gemeine und weitlüufftige Nam deß Volcks, und Lands Cräin. Inhalt. Dreifacher Unterscheid, nach beldjetn diese Uamens-Erörterung birb eingerichtet, nemlich auf die allgemeineste und beitläufftigste, folgends auf die Sonderlichere oder Eingezogenen, und endlich, auf die eigene Hamen. Der erste allgemeine Mm Chitim. Jrrthum einiger alter und jüngerer Scribenten in Ausdeutung und Applicirnng dieses Hamens Chitim. Mer Maeedonien, ber Italien dadurch verstanden, und barum. Unterscheid zbischen Chitim und Chutiim. Debets, dass Crain mit unter den Volclrern Chitim, begriffen sev. Mer die Tsythii. Cräin ist zu den Hyperboreis gerechnet borden, und unter dem beitläufftigen Uamen der Scvtben vor Alters auch begriffen. ie Leit, so alles zeitlichen Wesens Mutter, verzehrt ihre selbsteigene Geburten; wie der iL>a-turn seine Kinder frisst. Was , in oder mit ihr entspringt, muß auch mit ihr vergehen, mb wird durch ihr Alter begraben. Dabey verschonet sie auch nicht einmal die Namen und Gedächtnissen der Sachen; woferrn dieselbe durch gewisse Druckzeichen, Marmel-Schrifften, oder Geschicht-Bücher, ihrem Nachen nicht entrissen, und also unvergeßlich werden. Solchen Gewalt hat auch der Nam deß Hertzogthums Cräin behnahe von ihr erlitten; sintemal der erste Ursprung desselben, weil er nirgendswo in Historischen Leit- oder Geschicht-Schrisften ausdrücklich angewiesen, oder diesem Bolck zn-geeignet wird, von der langen Zeit so gar schier verschlungen ist, daß man heu-m s - ... tiges Tags ihn kaum unfehlbarlich wissen will fasten" iamt. Wo es aber an rechter urkünd-li eher Nachricht mangelt, da gebricht es auch an Gewißheit, und muß das Scheinbarste, so man findet, so lange gelten, biß es durch glaublichere und klarere Anzeigungen seinen Schein verliert, und übertroffen wird. Denn das Glaub- und wahre neu. Bernnnsft- ähnlichste behält billig den Preis, und in der Wahl den Borzug. Welches nun solches an diesem Ort und beh dieser Frage zu sehn scheine, müssen wir folgends erörteren. Es fordert aber von uns die gebührliche Ordnung, daß wir allerforderst die urülteste Namen namkündig machen, welche den Cräinern vor Alters zugestanden. Dieselbe sehnd dreherleh, nemlich allgemeine, sonderlichere (oder etwas eingezogenere) und recht eigendliche. Durch die allgemeine Namen verstehe ich solche, so die Cräiner mit andren, zumal den berühmtesten nidergängischen Bölckern gemein gehabt, und von den Orientalischen Nationen, wie auch denen Lateinern darunter mit verstanden worden. Das sehnd gewest Chitim, und der vormals Welt-nichtige Nam der Celtarum. Durch die sonderlichere oder etwas eingezogenere und gewisse Stamm- oder Nation-Namen, sind solche gemeynt, welche den Cräinern mit theils ändern Bölckern Deutschlands und Franckreichs ehedessen gemein gewest. Durch eigendliche aber, die particular Namen dieses Lands und seiner Einwohner allein. Dreyfache Unterscheidung der Namen dieses Landes. Die allgemeine und weitläufftige Namen ihrer Vorfahren wollen wir in den bey-den vordersten Haupt-Stücken vernehmen, und zwar den Anfang machen von dem Natiteli Chitim. Der Göttliche und allererste Geschichtschreiber Moses gedruckt bey Erzehlung deß Geschlechts der Kinder Noah, von deß Iavan Söhnen, Elisa, Tharsis, Kithim, und Doanim seyen ansgebreitet die Inseln der Heiden in ihren Ländern rc. a) Solches hat viel ansehnliche und gelehrte Leute ans die Meynnng gelenckt, Elisa habe die Inseln des Ionischen (das ist Adriatischen) Meers; Kithim aber Italien, Epirum, Macedonie» und wie glaublich, auch die dem Adriatischen Meer sich nahende Länder bewohnt, als Cräin, Steher, und Oesterreich biß zur Donau hinan; wie auch von der Mittags-Seiten Liburnien (oder Croatien) Dalmatien, und Macedonie» besessen. Dieser Meynnng ist gleichfalls D. Schönleben zugethan; und zwar nicht ohne Ursach, noch Authoritet andrer berühmter Urheber solches Ausspruchs: sintemal deß allmächtigen Schöpffers Secretar Moses selbst zu solchen Gedancken Anlaß gegeben; ob er gleich die Länder beh ihren nachmaligen Namen nicht genannt. Doch haben sich gleichwol die Auslegungen, oder vielmehr Mutmassungen, was für Länder eigendlich Moses damit anzeigen wollen, sowol als die damalige Austheilung der Länder selbst zertheilt, und unterschiedlichs Sinns darüber vernehmen lassen. Josepbi Denn so man dem Jüdischen Ge-Ä, schichtschreiber Iosepho glauben darsi, tung der haben etliche Griechische Ausleger das CMtim. Hebräische Wort Chittim gedolmetschet Kirnt? und Kinaio?, das ist, die Einwohner der Insel Cypern, weil Citium eine berühmte Stadt dieser Insel war. Ge-meldter Iosephus setzt noch dazu, es werden alle Inseln, und fast die meiste Oerter an der See auf Hebräisch geheisien. Durch welchen Irrthum Josephi, auch Andre in gleichen Mißverstand verleitet sind, welche so wenig, als etiti acht genommen, daß £ZZDsnn (Chittim) mit einem Chet, nicht eben die jenige so CUXTO Khittim (oder Kitim) Etlicher Ulit einem 2 Caph geschrieben werden, alten Kir- Dieser Erklärung deß Josephi gehen a) Genes. 10. auch etliche Kirchen-Vätter nach, als *en=$at« Epiphanius, b) Hieronymus, c) Eu-stathius d) und Victor Presbyter ; e) welche gleichfalls die Insel Cypern samt ihren Einwohnern dadurch verstehen, denen auch ein Arabischer Ausleger beystimmt. Andre machen */«? (Chios) draus; wiedrum Andre, beym Olympiodoro, und Chrysostomo, J) Indianische Völ-cker. Nicht wenige deutens auf Ciliciam, dessen kein geringes Stuck das Land Cetis ist, so wol beym Ptolomäo, als Basilio Seleuciensi. g) Cluverius niutt es aus für die Ma- Ciuverius cedonier und Epirotas (oder Albaneser) ^steht als welche seines Berichts vott_ Citim ny*n\t oder Chithim Herkommen. Dieser hat durch, auch einen hochansehnlichen Vorgeher hierinn, nemlich den Verfasser deß ersten Buchs der Macchabäer, welcher ebenfalls Chittim auf Macedonie», deutet, wann er gleich anfangs spricht, Alexander, König zu Macedonia, sey ausgezogen aus dem Lande Chitim. h) Gleichwie er es auch im 8. Capitel desielbiAen Buchs noch deutlicher also erklährt, indem er Philippum nennet den König von Kithim. i) Daß aber Philippus König in Macedonie» gewest, ist bekandt. Dieses erstarckt von der Weissagung Esai wider die Stadt Tyrus. „Aus dem Lande Chitim werden sie das gewahr werden." k) Das ist, wie mans ins gemein deutet, aus Macedonie». Denn der Macedonische König Alexander hat die Stadt Tyrus erobert und verwüstet. Dazu kommet noch dieses, daß der alte Nam Macettia oder Macella, den man ehedeßen an statt Macedonia brauchte, zu dem Wort Cettliim sich nicht übel ; reimt. Denn Hesychius schreibt, Maxettia sey Macedonia. Und Gellius führt diese Wort: Philippus Amyntae terrae Macellae Eex, cujus virtute industriàque Macetae locupletissimo imperio aucti. (Philippus, Amyntae Sohn, deß Landes Mačetiae König, durch dessen Tapfferkeit und Activität die Macetä eine grosie Mehr und Erlveiterung deß Reichs erlangt haben rc.) b) In Haeresi Manichaeorum. c) In Genesin. d) In Hexaemero. e) In Jeremiam. f) In Catena Graecorum Patrum in Jeremiae cap. 2 g) Lib. 1. de Vita 8. Teelae. h) 1. Macehab. 1. v. 1. i) cap. 8. v. 5. k) Esa. 23. Beroaldus nimt Chi-tim, für Italien, und andre benachbarte tanier. Dessen ungeachtet, will doch der sonders gelehrte Beroaldus mit diesem Wort Chittim, anderswo hinaus, nemlich nach Italien. Seine Worte lauten also: Ce-thim voce plurali, dicitur tertius filius Javan, qua voce non eam ille, quàm ab illo profecti & orti populi designantur, quos Interpretes Septuaginta interdum Kittiaiug, interdum ^srzeìfi, retento Hebraico vocabulo nominant. Chaldaeus quoque paraphrastes eosdem Citiaeos nominat. Josephus autem vult Cethim esse Cyprum, in qua veteris appellationis vestigium, ait, esse urbem Citium Kmov-Sed ex Danielis vaticiniis, & libro Numerorum, qui sint Cethimi, facile intelligi-mus & deprehendimus. Quos quidem esse Romanos & Italos, atque illis adjunctos & vicinos populos, ex historia & praedictionum eventu colligimus. Et Numerorum cap. 24. v. 24. in vaticiniis Balaam, id aperte docetur : ubi Latinus Interpres ita Hebraea vertit non incommodè: Venient in triremibus de Italia, superabunt Assyrois, vastabuntq Hebraeos & ad extremum etiam ipsi peribunt. Quo loco pro (Kittim) id est Cethim, benedixit Italiam Latinus Interpres. Septuaginta autem habent NmoUus. Chaldaeus vero aperte rem ipsam dixit, interpretatus Romaae, Romanos, ad quos spectat hoc vaticinium. Latinus etiam interpres, Danielis undecimo capite, versu 30. pro Cethim. dixit, Romanos. Quod vero habetur Eze-chielis cap. 27. V. 6. ^^£2 à Insulis Cethim : Latinus Interpres dixit, de Insulis Italiae ; Chaldaeus vero de Apulia, Septuaginta ix ryamv ziàv %szziifi quum tamen videatur Propheta in genere agere de gentibus transmarinis, ut ita loquamur more nostro, de Insulanis de ceux d’outre mer, & qui tiennent le pays de Isles : Hac voce Europaeas 'gentes significans, & accommodans se ad sensus Israelitarum : qui cùm habitarent in Continente, & eos populos à se discretos mari animad-vertverent, existimabant, eos omnes esse incolas insularum, quemadmodum & eos, quos ad se navibus interdum accedere noverant. Et ut Itali hodie eas gentes, quae trans alpes colunt has regiones, Tramontanas: sic Israèlitae discretos à se mari populos dicebant Insulanos, Insularum cultores. Sunt igitur Chetimi, Itali & transmarini populi les peu- ples doutre mer, qui tiennent le pays de Chetim. a) Welcher Lateinischen Zeilen Bedeutung und Jnnhalt hierin besteht: Cethim sey ein Wort der Biel-Zahl, wodurch der dritte Sohn Javan, doch nicht so sehr er selbst, als die von ihm entsprossene Bölcker bezeichnet werden re. Aus den Beroaldi Weissagungen Danielis und dem vierdten ^>ah-Buch Moses erkenne man leicht, wer die Bölcker Chitim sehen; denn aus den Geschicht-Beschreibungen und Ausgängen der Prophezehungen könne man schliessen, daß es die Römer, Jtaliäner, und derselben benachbarte Bölcker sehen. In besagtem 4. B. Mosis werde es in den Weissagungen Bileams ossenbarlich gelehrt, da der Lateinische Dolmetscher das Hebräische nicht unsüglich also gegeben: „Sie werden in Galeen aus Italien kommen , werden die Asshrer überwinden, die Hebräer verwüsten, und zuletzt auch selbst umkommen re." Der Chaldäische Ausleger habe auch selbige Prophezey klar und deutlich aus die Römer erklährt; gleichwie auch der Lateinische Übersetzer deß Propheten Danielis für das Wort Cethim, so im 30. Vers deß ehlsften Capittels gesetzt die Römer; und eben sowol die Hebräer samt den glossirenden Rabinen erkennen, es werden an selbigem Ort die Römer gemeynt, deßgleichen, was behm Ezechiel (ober Hesekiel) von den Inseln Cethim gemeldet wird, das habe der Lateinische Dolmetscher die Inseln Italiens genannt; der Chaldäische aber von Apulia es verstanden; da doch allem Ansehn nach der Prophet ins gemein oder überhaupt von den Bötefern jenseit deß Meers handle; gleichwie man bey uns spreche, die so über Meer wohnen, und die Gegend der umflossenen Länder besitzen. Mit diesem Worte Chitim bequeme sich Ezechiel nach I dem Sinn der Israeliten, und zeige dadurch an die Europäische Völker. Denn, weil Jene (die Israeliten nemlich) auf dem festen Lande gewohnt und gemerat, solche (Europäische) Bölcker wären von ihnen durch das Meer abgesondert: hetten sie gemeynt, alle selbige Nationen lebten in Inseln, oder umflossenen Ländern, sowol, als die, welche bisweilen zu Schiffe beh ihnen angelangt waren. Und wie die Jtaliäner anjetzo solche Bölcker, so in den Ländern jenseit deß Ge-birgs leben, die jenseit-bergigte (oder die über dem Gebirge, oder die Jenseit deß a) Beroaldus lib. 4. Chronici p. 294. seqq. Gebirgs) nennen, also hette der Israelit die dnrchs Meer von ihm geschiedene Völcker genannt die Eylünderer (ober die Insel-Leute, die Einwohner der Inseln.) Daher also den Schluß formiti, daß die Chitim, Italiäner und Völcker über Meer seyen. Noch viel stärcker dringt Bochartns Bochartus darauf, daß Chitim nicht so sehr die Ma- will nur cedonier, als Italiäner seyen. Denn er durch™«-** nrtheilt, weil Daniel den Alexander in der standen Grnnd-Sprache einen König in Javan wissen. nenne, a) würde man Javan mit Chit- tim vermischen, so man diesen König auch einen König ans Chitim nemtete. Hiezu führt er an die Prophezeynng Danielis: Es werden Schiffe ans Chitim wider ihn kommen. 6) Wodurch unstrittig die Römer angedentet worden. Er stärket solches mit noch vielen anderen Sprüchen Heiliger Schrifft, welche nicht wol anders, als auf die Römer sich bequemen. Er vermeynt auch eine merkliche Spnhr deß Namens Chittim oder Chetim anzutreffen beym Dionysio Halicarnasseo an der alten Stadt xitia oder Cetia, so eine von den sieben Städten, die Coriolanus eingenommen, welche wie Plntarchns bezeugt, c) gar groß und Bolckreich gewesen. Das Wort Latium gibt Er eben so wol dazu an, für ein Merkzeichen, mit Erinnerung, daß nach dem Arabischem Dialecto, oder Mund-Lant das Wort Chetim (ober Ketim) so viel gelte, als occultus, latens, ein verborgener, oder der sich verborgen hält. Welches er hernach weiter gar ansehnlich macht. Was aber die ihm entgegen-stehende Worte Esaiü. Ans dem Lande Chitimwerden sie das gewahr werden rc. betrifft; (oder, wie es die Grund-Sprache giebt. „Von dem Lande Chitim wirds ihnen offenbaret werden rc.") antwortet er darauf. Solches werde gantz unrecht auf die Macedonier gezogen. Denn der Prophet handle da nicht von der Tyrier Verwüstung, so zum andren Mal durch den grossen Alexander geschehn; sondern von der ersten, so sie vom Nebu-cadnezar erlitten. Derhalben die Ausleger sich sehr bemühet, den Knoden dieser Frage anfznlösen, zu was Ende allda deß Landes Chitim Meldung geschehe. Ich mag nicht alles erzehlen, was ihrer Etliche, sonderlich Rahmen, für wunderliche Erfindungen und Glossen ersonnen, _ um dieses zu schlichten. Nur diß Einige, welches gemeldtem B och arto a) Daniel. 8. v. 21. b) Daniel. 11. c) In Coriolano. vor allen andren am besten eingeht, ist einer Anzeigung werth, und aus deß Rabbi Salomo seiner Nachricht geflossen. Dieser spricht, an gemeldtem Ort unterscheid Esaiä, müsse man eigentlich nicht 3®'.|cf)eu Chittim, sondern Chutijim lesen, wel- und chu-ches die Chutaeos bedeutet. Wohey auch tijim. Bochartus anmerckt, daß die Masorethae das eine Joel unterdrückt haben, welches doch Esaias nicht umsonst gesetzt hatte woferrn man etwan nicht sagen mögte, man Hette die Chutaeos auch Chitijim, gleichwie im Griechischen, Kmiug oder Kigiug genannt. Denn die Chutaei seynd eben dieselbige, so man Cissios geheissen, nemlich die Snsianische Einwohner gegen den Aufgang Babels. Daraus man leicht merket, das Unglück welches allhie Esaias weissaget, habe den Tyriern ans den Susia-nischen, oder welches dißsalls einerley ist, Babylonischem Lande begegnen sollen. Dieses zu befestigen, bezeucht sich Bochartus ans den 12. und 13. Bersicnl deß Propheten, die er aber also liefet: Virgo, filia Sidon, surge, transi ad Chi-tijm (ad Chutaeos vel Cittios) etiam illic non erit tibi requies. Ecce etiam terram Chaldaeorum (in quam deportabimini) &c. Deus posuit in ruinam : Dn (geschändete) Jungfrau, du Tochter Zidon, (augemerckt, Tyrus von den Si-doniern erbauet worden) stehe ans, und gehe hinüber zu den Chitijim, (oder Chutaei s). Aber du wirst auch da keine (beharrliche) Ruhe haben; denn siehe Gott hat auch das Land der Chaldür zum Fall gesetzt, und den Untergang darüber beschlossen rc. d) Aber ob dieser Ort also oder nach gewöhnlicher Art vielmehr zu lesen sey, überlässt man gelehrten Theologis, und ist solcher Streit nicht unser zumalin dieser Materi. Doch habeich ihn obenhin gleichwol berühren sollen, weil uns die Frage von dem rechten Verstände des Landes Chittim Gelegenheit dazu gegeben. Dieses nun auf uns reu Zweck zu richten, ^Cräm so würde unsrem Lande Cräin von dem mit unter Stamm und Namen Chittim wenig mit- Ch4tim> 6e" getheilt werden können, wann Chittim 9nffcn |e9" entweder bloß allein die Macedonier und Albanier oder nur die Römer bedeutete. Es leuchtet aber aus unterschiedlichen Stellen Heil. Schrifft klar genug herfür, daß sowol die Macedonier, und samt denselben die übrige Griechen, als auch d) Vid. Bochard. lib. 3. c. 5. Geograph. Sacrae. die Römer nebst noch andren mit den Römern gründenden Bölckern durch Chit-tim verstanden werden. (Massen auch besagter Bochartus in einem andren Buch selber gestehet, daß sowol die Griechen als Römer durch Chittim bezeichnet worden.) Denn weil die Schrisit spricht, es seyen die Inseln der Heiden, kann mans weder auf Macedonie», noch auf Italien allein noch auf beyde miteinander einschränden; sondern gar wol der Mit-Einschliessung noch mehret anstoßender Länder Raum geben, (wie vorhin angezogener Beroaldus zuletzt auch dahin sich lendet) und also nicht unfügltch mit dem Doctor Schönleben mutmasten, daß auch die Cräiner mit dem Namen Chittim eingefasst seyen. Dann weil der Berg Ce-tius (oder Kalenberg) von dem User der Donau bis in Cräin sich herum lendet, und selbiger Namens-Laut, mit Chitim oder Cethim, ziemlich übereinstimmt; ist wol zu glauben, diesem Gebirge sey davon der Nam annoch beharrlich angeklebt, und auch den Anwohnern desselben als Nachkömmlingen deß Iaphets dieser weit-reichender Nam eine Zeitlang verblieben. Scheinet also derselbige Nam der Citiorum, hange annoch einem Theil deß alten Iapidiä an, so dem Ionischen oder Adriatischen Meer benachbart ist. Denn die, so zur linden Seiten deß Berges Carusadii (oder Carsi) wohnen, werden noch heutiges Tages insgemein Tschitii genannt. Wiewol Etliche aus dem Bericht ihrer Vorfahren dafür halten, daß selbige Tschitii vielmehr von Walachen Herkommen, so ans der Türdcy sich dahin geflüchtet, weil ihre Red-Art annoch der Walachischen etlicher Massen beykommt ; als uns ruhm-gedachter Schönleben erinnert. Jedoch könnten einen weg wie den ändern die jenige, so noch vor Ankunfft solcher flüchtigen Walachen da gewohnt, oder nechst dabey ihren Sitz ehabt, Tschitii geheissen haben; obgleich ernach durch die Walachische Einkömmlinge eine neue Sprache daselbst eingeführt worden. Und dörfften hingegen die Walachen, so den vielleicht damals wenigbewohnten Ort bezogen, den Namen selbiges Orts und seiner vorigen Einwohner angenommen haben. Es sey aber gleich der Nam Tschitii, von den angekommenen Walachen allererst eingeführt, oder von ihnen daselbst angenommen worden; so scheinet mir gantz vernunfftmästig, er rühre her, von den alten Scythis als derer Nam auch vormals überaus weit gereicht. Weil aber alle diese vorgestellte Anzeigungen auf keiner vollkommenen Gewißheit, sondern aus Vermutungen unter mancherlei) Zweifel-Wellen ändern, wollen wir es der Bescheidenheit eines vernünfftigen Lesers heimstellen, und uns Hiermit keiner Unfehlbarkeit rühmen.) Hiernechst muß ich auch mit wenigem vermelden: Daß, zu vormaliger weit-läufftiger Benennung der Cräiner der alte allgemeine Nam der Hyperboreorum (oder Nordwerts-ligenden) gehörig. Denn die urälteste Scribenten der Griechen theilten alles mitternächtige Land in Europa von dem Caspischen Meer an, welches sie für den Grenz- oder Scheid-Strich zwischen Europa und Asia hielten, bis jenseit deß Ponti Euxini, deß Ister-oder Donau-Stroms, Adrtatischen Meers, der Scythischen Berge, und deß innern (oder Mittelländischen) Meers, sonst ins gemein die Strasse genannt, wo dasselbe an Frandreich und Spannien rührt, in dreyerley Nation-Geschlechte und Namen, als der Arimasporum Sarmatarum und Hyperboreorum, Die Arimaspos fetzten sie an den Mund, oder engen Schlund der Caspischen See; und nechst bey diesen gegen den Nidergang die Sarmatas ; nach diesen bis ans Atlantische Meer, welches insgemein, aber nicht gar zu wol Mare del Nort benamst wird, weil es sich über den Gleicher (Aequatorem) hinaus streckt, und besser in 2. Theile unterschieden wird, dessen einer vom Aequator gegen Mitternacht, der ander gegen Mittag, reichet, (wie Varenius erinnert,) a) und ans Fretum Gaditanum, (an die Enge oder Strasse von Gibraltar) die Hyperboreos , unter derer Namen die Illyrier, Germanier, Gallier und Spannier begriffen wurden, nebst den Völdern der Britannischen Inseln. Wovon man auch noch weiter Cluverium b) und den Schönlebischen Apparatum Carnioliae Antiquae c) besehen kan. Es ist aber, nachdem der Nam Hyperboreorum (oder Nord-Völder) eraltet und in Abgang gekommen, das Land Carneol oder Cräin unter den hingegen* aufgekommenen Namen der Scythen ge* o) Lib. 1. Geograph. Generalis partis eabsoluta propos. 2. p. 116. b) Lib .1. German. Antiq. e. 1. c) Part. 1. c. 7. 7. §. 3. p. 183. Die Cräiner waren auch unter den Hyperboreis begriffen. Im gleichen, unter dem Namen ber Scythen. rachen. Denn dieser Nam Scythae ward hierauf weitschweiffig, und allen denen Völckern gemein, welche man vorhin hatte mit dem Namen Hyperboreorum bezeichnet. Denn die Griechische Scriben-ten, welche nach den urältesten in Griechenland folgten, unterscheideten alles Land, was ausser Griechenland und Italien ligt, in zweyerley Haupt-Namen und nannten Alles was über den Bergen Emaum und Emodum, wie auch jenseit der Caspischen See, dem Gebirge Caucaso, Ponto Euxino (oder Schwartzen Meer), dem Strom Jster (oder Donau), den Alpen und dem Mittel-Meer befindlich, mit einem allgemeinen Namen, Scythiam; und den übrigen Theil, so gegen Mittag dem entgegen ligt, Aethiopiam. Das bezeugt Strabo mit dieser Rede: „Die alte Schrifft-Verfasser der Griechen haben alle die nördlichen Bölcker Scvthas und Oelto-Scythas genannt. Diejenige (Griechen) aber, so vor diesen noch gelebt, haben die Ausheilung dieser Länder also eingerichtet, daß sie alle Bölcker, so jenseit deß Schwartzen Meers, der Donau und dem Adriatischen Meer gelegen, Hyperboreos (Nord-Seitige oder Nord-Völcker) geheissen. a) Dabey spühret man, daß auch Cräin zu solchen uralten Zeiten nach erstorbenem Namen deß Nord-Volcks (Hyperboreorum) gleichfalls deß Namens Scythiae habhafft worden. Wiewol darum die Cräiner nicht eben selbst sich also geheissen; sondern nur bey gedachten Griechen damals diesen Namen sowol, wie andre, Nordwertsligende Nationen gehabt. a) Strabo lib. XI. Daher kommts, daß allerdings Baltia, Balsia oder Scandinavia vom Timaeo, Pythea, Xenophonte und Campsareno, beym Plinto für eine Scythische Insel gerechnet wird. Wiewol zu Plinti Zeiten der Nam Scythia schon wieder in grosses Abnehmen gefunden, und bey weitem so weit nicht mehr gereicht, auch Gallien und Germanien, folgend auch Kärndten und Cräin nicht mehr mit eingeschlossen hat. Wie solches diese seine eigene Worte anzeigett : „Der Scythen Nam ist allenthalben, (verstehe vormals) auch ans die ©annaten und Gemiauter gegangen; und hat solche alte Benennung doch nicht beharret bey Andren, als nur denen, so von diesen Völckern die Aensserste und fast andren Menschen nnbekandt seynd." b) Durch die alte Benennung (priscam appellationem) der Scythen versteht er die Weise der gar alten Schrifftverfasser in Griechenland, welche angezeigter Massen den diameli Scythia so weit anssemeten; und zeiget an, daß solche Weit-Herrschasft deß Scythischen Namens bey seiner Zeit schon untergangen ; an statt dessen aber die Länder, so nächst Asien ligen, ihre rechtmässige und warhasfte Namen Sarmaticus und Germaniens erhalten haben; hingegen der Scythische Nam jenseit deß Stroms Obii, iti Asia und dem Orient nur bey den allerentferntesten Leuten, die wegen ihrer gar weiten Abgelegenheit den Europäern bey nahe gantz nnbekandt waren, hinterblieben, c) b) Plin. lib. 4. c. 12. c) Vid. Cluver. pag. 20. Das II. Capittel. Die vielgemcine Benennung der Cräiner, von den (Lettischen Völckern. Inhalt. ie Cräiner senni) borrnals auch Celia benamst borben. Cb die Celta bon ber Kälte so genannt ? (9b sie bom Könige Celta so benamst sennb ? Cb er bom Ascenaz selbsten? Ob bess Koalj Kachkommen ihre erste Kamen nach bem Habnlonischen Thurn-Han abgelegt? Jabrian'i Sunti Artheil bom Abgange bess (Telttschen Hamens bey den deutschen. Ursprung und Kedeutung dess Hamens der (Oermanier. Dreyerley speciose Vermutungen dom Ursprünge dess Hamms Celtae. Modini Vorgeben, don dem Uamen Celta, (lindem unfolgsame Folgeren Wider den Dodin. Warum Modini Wevnung scheinbar sen. Vermutungen don dem Herkommen dess Hamens Gallia. Unterschiedliche sellante Erklärungen etlicher Französischer Scribenten über diesen Uarnen. Bocharti Wevnung don der Ursacb dieses Uamens. Ver Celtarum oder alten Gallier liecht-gelbe Haare» don dielchen sie also genannt tvorden. Ob der Uarn Celtae nur bloss allein den Galliern und deutschen gegeben tuoriren ? Ob die Illyrier, Mritannier und Spannier auch Celtae benamset seynd? (lettisches Zinn. Ob die alte (Trainer nur für Illyrier, und für keine Celtas geachtet tvorden? Ob der Ham Celtae den (Trainern allererst, beym ersten Feldzuge der Gallier nach Italien, zugeeignet tvorden? Damit, dass die (Trainer deutsche geto est, wird bewiesen, dass sie auch Celtae gewest. Heweisthümer dess Satzes, dass die Cents eben Celtae genannt worden. Weitläufige und enge Medeutung dess Uamens Celta. J. Caesaris Irrthum in Meschreibung der Celtischen Uation. Herodoti Zeugnrss und desselben Vertheidigung. Glareani Diseurs dom Ursprünge der Donau. Ouelle und rechte Medeutung dess Worts Pyrenaei. Pyrenaei werden unterschiedliche Gebirge genannt. Z tu euer len Bhaetia. Cräi-seynd «otmalg auch Cellae Scheiffen. nter den uralten, weitläufftigen und vielgemeinen Namen, deren das Land Cräin samt seinen Einwohnern vormals theilhasst gewest, rechnen wir, mit gantzer F5? Gewißheit den Namen Celticae ober Celtarum. Weil aber etliche bevorab Frantzösische Authores gar zu gern Alles, was in der Welt von Alters vortrefflich, edel und hochbenamt gewesen, ihrer Nation allein widmen; solchem nach auch die annoch unverrochene Eh-ren-Gedächtniß des; Celtischen Volcks entweder ihrem Geschlecht allein zueignen, oder aufs wenigste ihr Franckreich für den rechten Haupt-Sitz und Pflantz-Garten deß Celtischen Ehren-dlamens aussprengen wollen; von dannen theils andren benachbarten Ländern dieser Richm-Nam der Celten nach langer Zeit erst angewachsen, und verliehen worden sey: ligt uns die Bemühung ob, zu vergewissern, daß in den grauesten Vorzeiten die Cräiner unter dem allgemeinen Weltleuchtendem Namen der Celtarum sowol, als die andere berühmteste Occidentalische Nationen gestanden, gleichwie viel Zedern unter einer Sonnen. Ter Nam Scythia ward nachmals von dem Namen Celtica verdrungen, und fast gantz Europa, oder gewißlich der Kern desselben mit diesem jüngerem überzogen, er ist auch eine geraume Zeit Valv. I. Buch. allen nördlichen Ländern angehengt, als wie ihr, doch nur von Griechen und alten Römern ihnen zugeeigneter Nani. Wo die Wurtzel dieses Worts (oder dessen Ursprung) stecke, will fast schwer fallen, für gewiß anzuzeigen. Der nunmehr hoffendlich in jenem schönsten Leben lebende Schön leben sucht dieselbe in dem Wort Kalten, daraus seines Urtheilens das Wort Celtae soll entsprossen seyn. Denn nachdem alle die Bölcker von Jllyrien augerechnet biß zu dem üusserstem oder letztem Nord-Strich nach und nach in vielen Welt-Altern sich untereinander vermengt, wodurch die vormalige erste Sprachen corrumpirt, und aus der Art geschritten ; haben sie seiner Meynung nach zugleich die Deutsche Sprache und Sitten angenommen, und hat man ange-sangen, sie die Kalten zu nennen, weil sie die kalte Länder gegen Mitternacht bewohnten. Welchen Namen die Griechische Scribenten anders nicht auszu-drucken vermögt, als durch Keltoi oder Keltai. Aber ohne Berunglimpffung oder Verkleinerung dieses höchst-schätzbaren Authoris, der billig seiner geographischen Erudition halben für ein Liecht seines Vatterlandes mag gepriesen werden, mein geringes Beduncken beyzu-fügen; so will mir solche Namens- 10 Ob er von der Kälte so genannt. Sprossung nicht wol eingehen; wie wol-und vernünfftig sie auch immermehr lautet; ttt Betrachtung der Ungewißheit, ob die Gallier und Deutsche selbst, und nicht vielmehr die alte Griechen, solchen vielgemeinen Namen über den Nord-Strich beschlossen. Hättens die Nord-Völcker selbst gethan, so würde ruhmgemeldter Author damit seiner Meynung hinderlich fehlt, daß die alte Britannier, Engel- und Schottländer gleichfalls Celtae geheissen, welche er doch von den Celtis will ausgenommen; wissen (ich aber dennoch mit einschliesse.) Es müssten auch alle, oder je die meiste und am kältesten belüsstete Nordische Nationen solchen Namen unter sich für bekandt angenommen haben, da doch ihrer viele denselben unter sich nicht geführt, sondern nur ihren besonderen Namen, so den alten Griechen und Römern wol nicht einmal recht bekandt gewest. Welche Unkundschafft ihnen eben Ursach gegeben, selbige Nationen ingesamt mit einem allgemeinen Namen zu überziehe». Uberdas lebten unter dem Namen Celta manche Bölcker, die von keiner solchen Kälte wussten, wie unser Deutschland. Franckreich, Oesterreich, Stey-ermarck, Kärndten, Friaul und Cräin wird von keiner so strengen Kälte wie das Nider Deutschland angegriffen, und wintert es daselbst nicht viel härter als in Italien. Gesetzt aber, die Griechen Hellen den gantzett Nord-Strich, weil er die andren, mit Kälte überhaupt zu rechnen weit übertrifft, von der Kälte Celticam getitulirt; so würden sie Zweifels ohn lieber ein Wort aus ihrer eigenen Griechischen, weder aus der ihnen unbekandten Deutschen Sprache dazu gebraucht, oder in ihrer eigenen (der Griechen nemlich) durch Kälte gleichfalls eine rauhe und frostige Lufft verstanden haben. Ammianus Marcellinus erwähnt zwar aus dem alten Griechischen Au-thore Timagenes, der viel Sachen aus sehr vielen Büchern gesammlet, in den Gallischen Ländern habe man zu erst die Aborigines nach Aussage etlicher alten Scribenten gesehen, und nach dem Namen eines Königs Celtas, nach dessen Mutter aber Galatas geheissen. Wir wollen aber dieser Meynung zeitig Urlaub geben, sowol als der Fabel, daß die Celtae nach einem Celto, der deß Polyphemi Sohn gewest, und Celtus geheissen, genannt worden. Cluverii gelehrte Feder aber verdient ein Ohr. Derselbe schützt der Bernunfft gemäß, die Celtä müssen ihren Namen von einer Person dieses Namens erlangt haben, weil man beym Appiano von eines gewissen Celtae Söhnen liefet, deren Einer bey diesem Author Illyrius ; und in dem Etymo-gico Graeco, ein andrer Britannus, benamset wird; welche deß Lettischen Bolcks Urheber gewesen seyn sollen. Er vermeynt auch, dieser Celta sey der Aschenaz selbst gewest; solches lasse sich gar deut- und offenbarlich schlieffen aus dieser Bernunfft-Folge: Weil das Wort Celta kein Griechisch Wort, sondern eilt fremdes, so sey es gantz glaublich, daß es von dem Bolck der Celten fettsten, oder von dem Stiffter desselben, dem Aschenaz, gleich also fort im Anfänge seines Zugs aus dem Orient nach dem Occident mit samt der neuen Sprach erfunden worden; und möge vielleicht in der netten Lettischen Sprache, so bey Erbauung deß Babylonischen Thurns entstanden, der Nam Celta eben das bedeutet haben, was in der allerersten allgemeinen Welt-Sprache das Wort Aschenaz. a) Ich finde^aber keinen eintzigen Faden in dieser Schluß-Folge, der mich verbinden oder ziehen könne, derselben zu folgen. Denn obgleich das Wort Celta nicht Griechisch, muß es darum nicht eben bey und mit dem Babylonischen Thurn hervorgestiegen seyn; sonst müssten unzehlich - viel Namen, deren Ursprung in den weitläufftigen Grentzen unserer heutigen Unwissenheit oder Zweifels begriffen ist, vom Ascenas fettsten bey besagtem Thurn-Bau alle ersonnen seyn. Daß er selber der Celta gewest, ist eben so ungewiß: ja schier gewisser, daß er der Celta nicht gewest. Denn vielmehr hat man zu vermuten, Ascenas werde seinen rechten Namen weder vergessen noch abgethan haben. Die Schrifft spricht zwar, von den Kindern und Nachkommen Japhets „seyen ausgebreitet die Inseln der Heiden ttt ihren Ländern, jegliche nach ihrer Sprach, Geschlecht und Leuten." 6) Sie sagt aber nicht, daß selbige Japhets-Söhne ihre vorige Namen а) Cluver. lib. 1. c. 7. Antiq. Germ. б) Genes. 10. v. 5. 06 er von dem Asce-naz selb-sten, wie Cluverius will, ersonnen ? Ob die Nachkom-inen Noah ihre vorig8 Namen nach dem Babylonischem Thurn-Bau geändert. abgelegt oder vergessen und neue erwählt, auch solche neue beit nen-bezogenen Ländern gegeben hetten; sondern gibt vielmehr deutlich genug durch die benannte Epempek zu verstehen, daß sie ihre erste Namen behalten und auch manchen Ländern solche angekleidet. Magog, Thogarma, Tharsis, Kithim rc. Chus, Put, Canaan, Seba, Hevila und andre Namen der Kinder Noah mehr, seynd denen von ihnen eingenommenen Ländern angepflantzt worden, auch die Länder eine geraume Zeit unter solchen Namen bekandt und benannt verblieben; biß endlich die vielfältige Verändrnngen ihnen solche ansgelescht und andre anf-gedrungen. Derhalben sihel es nicht glaublich, daß, wenn Ascenas einen so grossen Land-Strich im Occident benamsen wollen, er demselben nicht vielmehr seinen ersten Namen, den er bey seiner Geburt empfangen, folte zugeeignet haben, weder einen Nagel-neuen, wovon seine im Orient beharrte Brüder nichts gehört oder gewusst hetten. Wiewol man dieses eben nicht wissen kann, ob er nicht etwa selber solchen Europäischen Land-Strich mit dem Namen Celtica bezeichnet habe; gleichwie man eben so geringe Versicherung daraus hat, daß er jemals im Occident einiges Land bezogen; wie im Buch von den alten Einwohnern deß Landes Cräin soll dargethan werden. Was aber ungewiß und vielleicht heisst, daraus lässt sich nichts Gewisses bauen. Andrer Ungründe, so in vorgebrachtein Cluveriani-schem Beweiß stecken, zu geschweigen. Biel sicherer kann man ihm hierinn folgen, oder beyfallen, wann er anfangs schreibt: Ipsum Celtarum nomen genuinum gentis, an ab antiquissimis Graecorum, à re quadam, postea inditum, satis compertum vix habeo : „Ich werde kaum und schwerlich mit so vieler Kundschafft anffotmnen, als vonnöthen thut zur Entscheidung, ob der Celtarum Nam selbiges Bolcks natürlicher Nam, oder durch die urätteste Griechen von irgend einer Sache ihnen hernach gegeben sey." 4uni'?u So irret auch in etwas der um die 'hei, vom Literatur sonst wolverdiente Hadrianus ^-ngk Junius, indem er setzet: Als das Land Mens cei- (nemlich das edelste deß Occidents) eine bey Zeitlang den gemeinen Namen Celtica ijicn^em= behalten, sey nacksolgends den Illyriern, Spanniern und Britanniern ein eigener Nam zugesügt und der Celtische allein 1 den Teutschen und Galliern (oder Franck-reichischen) und zwar jenen mehr, als diesen geblieben: und nachdem auch die Gallier mit der Zeit von den Ausländern Galatü (die Galater) genannt worden, hetten allein die Teutschen den uralten Celtischen Namen eine Zeitlang behalten, biß das Wort Ger m an und G e r m a n i a anfge-kommen. a) Denn vielmehr haben die Die Te»o Teutschen viel eher als die Gallier den à a^e Namen der Gelten verlohren, wie ans dem Iulio Cäsare erhellet, da die Teut- p‘I/JZ"men scheu nicht mehr Celta, sondern schon lohren. ^ Germani hiessen, hingegen annoch unter den Galliern eine gewisse und grosse Nation in ihrer Sprache sich Celtas nannte. (Wiewol die Teutschen bey andren fernen Nationen vermutlich den universal Namen Celtarum am längsten behalten haben.) Die Teutschen haben auch selbst den Namen ber Germania- am ersten nicht angenommen: sondern wurden von denen Galliern, als sie denselben ins Land übern Rhein fielen, also genannt. Denn Ger bedeutete den alten Galliern soviel als Krieg, und weil die Teutschen so gern kriegten (wie sie denn auch deßwegen beym Tacito là bello gens, ein Volek, das Lust zum Kriege hat, oder ein Kriegerisch Volck genannt werden,) nannten sie dieselbe Germans, das ist Kriegs-männer (Gens d'armes) ein wehr-hafftes Volck. An diesem Wort erkennet man zugleich, »tw-daß die alte Gallier eine uralte Nation, ‘l'li? ®nt* weil dieses Wort ohne Zweifel noch von t>e&n$£"S den Iaphets- Kindern her. Denn Ger mens ist ans dem Hebräischen 7 HJl gera ni”ma entsprossen, welches die Griechische Ausleger dolmetschen avvnnmv nól.suov „den Krieg anordnen, zurüsten, Schlacht-Ordnung macken", oder wie es Hieronymus giebt „ein Tressen thnn". Clnverius will es gleichfalls vom Kriege herleiten, indem er spricht, German komme her von den alten Celtischen Worten Gerre und Mann. Wiewol Andre vorgeben, die Tentscheu wären selbst solches ihres Namens Erfinder und hetten durch Ger mann soviel als Gar mann verstanden, das ist gar in an nhafst n nd männliches Gemüts. Aber die erste Erklährnng ist die gewisseste und wolge-gründet; angemerckt, die Frantzosen noch heutiges Tags den Krieg Guerre nennen. Hat demnach Innins hierinn geirrt, indem i a) Hadr. Junius in Batav. c. 22. Dreperley speciöse Vermutungen von dem Ursprünge deß Namens Celtae. Bodini Vorgeben von dem Namen Celtae, Cluverii unfolgsame Folgerey wider den Vodimim. er geschrieben, die deutschen hetten allein und am längsten den Namen der Celta-rum behalten. Aber daß wirs mit den Celtis vollends ausmachen, so lasse ich zwar einem Jedweden hierinn sein freyes Belieben, welche unter allen Derivationen ihm am anständigsten ; für mich aber mögie ich mir unter allen Herleitungen dieses national-Worts, deren bey den Authoribus noch viel andre mehr und zwar theils eben gar seltsame angetroffen werden, fast keine auskernen, ohn diese Drey, deren eine Bodinus, die andre Glareanus, die dritte Bochartus an die Hand gibt. Jener gibt vor, die Benamsung der Celten entstehe von der Reuterey, werde auch vom Homero und Pindaro allezeit für Reuter gebraucht, die Gallier aber wären vormals ausbündig- gute Reuter gewest. Cluverius legt sich ihm hierinn zu widern und will weder Eines noch Andres zugeben. Er begehrt zwar nicht zu leugnen, daß Homerus durch xii^a i'nnov equum desultorium a) daß ist, ein solches Pferd so zum schnellen auf-und abspringen bequem und bey uns ein Dragoner-Pferd heissen mögte, verstehe; dergleichen auch beym Laertio gefunden wird. Wiewol bisweilen das Wort ìnnoi davon ausgelassen und allein xiirjg für ein solches Pferd genommen wird, sonderlich beym Pindaro, Herodoto und Plutarcho. Und xshrti&iv beym Homero so viel heisst, als ein solches Kampfs-Pferd reiten oder in den Wett-Kämpffen damit fahren. Welches alles Cluvenus gesteht; aber dieses dem Bodino widerspricht, daß darum die Reuter selbst also im Griechischen heissen sollen, mit Versicherung, er habe solches bey keinem alten Authorn an-ltoch gefunden. Unterdessen sey ein grösser Unterscheid zwischen dem Pferde und dessen Reuter und habe auch der Griechische Laut-Buchstab i? als welcher von Natur lang so leicht in dem Wort xehjte; nicht contrahirt (oder ausgewors-sen) werden können, daß xeln/s daraus würde. Zudem bezeuge J. Caesar, daß die Celten aus ihrer eigenen und nicht aus der Griechischen Sprach also genannt worden. Darum sey dieser erste Beweis Bodini falsch. Den andren, welchen Bodinus von der Gallier vortrefflichen Reuterey bey- «) Od. «. bringt und die Tapfferkeit derselben aus unterschiedlichen Römischen Scribenten beglaubt, verwirfst er ebenmässig unter dem Vorwand, daß von andren Nationen eben sowol manches tapffres Ritter-Stücklein zu Pferde vollbracht sey, auch durch solche Gallier, derer Ritterschafft, Wolberittenheit und reisiger Zeug in den alten Römischen Schrifften so belobt sind, eben keine Frantzosen, sondern hauptsächlich die Deutschen, sonderlich aber die Belgae oder Niderländer verstanden werden. So mache auch drittens eine Schwalbe keinen Sommer, und obgleich die Fran-tzösische Reuterey etliche Mal unter den Römischen Feldherrn grosse Ehr eingelegt, könne man darum ihre Reuterey in der Tapfferkeit andren Nationen nicht vorziehen. Aber wenn ich dieses aussetze, daß Bodinus seiner Nation nemlich der Fran-tzösischen solches Lob allein vorbehält, welche Ehre Cluverius ihr nicht allein zukommen lassen, sondern sowol den Namen als Ruhm der alten Celten den Deutschen billig mitgetheilt wissen will, so spühre ich mich im übrigen verpflichtet zu bekennen, daß in dieser Strittigkeit Cluverius viel zu zarte Widerlegungen vorbringe, die wider Bodini Beweis wenig ausrichten und er in diesem Streit mehr mit schwachen Nadeln weder scharffen Spiessen kämpffe. Denn obgleich der sonst ungemein-gelehrte und tresflichstbelesene Cluverius nirgends gefunden, daß xii^ nicht nur ein solches Ritter-oder Kampff-oder Dragoner-Pferd, sondern auch einen solchen Reuter bedeute; kann doch durchs Pferd der Reuter verstanden werden. Mafien er selber sowol als theils Andre, wie oben gemeldet, zeugen, man habe die Westphalen also genennt von den Fale n, das ist, von den Füllen oder jungen ; Pferden, die man in Sachsen Fahlen hetfie und von selbigen Völckern vormals in den Fahnen geführt worden. Und also fönten auch die Griechische zumal poetische Scribenten nach der bekandten Figur der Reimer und Poeten durchs Pferd den Mann gemeynet haben. Man ist aber solcher Ausflucht nicht ein Mal bedörfftig. Denn es siudt sich, ob es Cluverius wol nicht eben gemeynt oder gefunden, dennoch und zwar in den Pandectis, daß xü.^reg auch bisweilen die Reuter selbst bedeuten. Wie dann solches auch Scapula mit diesen Worten lehret: dicuntur etiam desultores equites, qui in certaminibus equo dun-taxat uno utuntur &c. das ist Keletes (oder Geltes) werden auch die abspringende Reuter genannt, welche in den Kämpffen nur eines Pferdes sich gebrauchen. Daß man den Buchstab i? ausgelassen und Keltes gesprochen, ist gar nichts ungewöhnliche#, sintemal kein Wort noch Buchstab so lang, der nicht nach langer Zeit fotte verkürtzt oder ausgeschlossen werden; sonderlich wann die barbarismi oder unförmlich-fremde Red-Arten dazu stoffen und dergleichen Worte einer fremden Nation ans die Zunge kommen, wie die Celtae in Griechenland waren. Welche vermutlich das Wort Celtae nach ihrer kurtz-redenden Mund-Art, und nicht mit so vielen Litten: als wie die Griechen ausgesprochen. Es hindert auch nichts, daß Kür^eg Griechisch, hingegen Keltes und Keltae (oder wie es die Römer schrieben Celtae), Gallisch oder Keltisch geredt ist; denn I. Cäsar beglaubt, daß die Gelehrte unter den Galliern, nemlich die Druidae ihre Sachen mit Griechischen Sittern geschrieben. Und weil die Gallier schon vorher in Griechenlande Kriege geführt, wie beym Polybio zu ersehen, können entweder die Celtae von den Griechen das Wort Ktir^eg mit hingenommen, und weil damals die Griechische Sprache für die höflichste und re-putirlichste berühmt war, sowol ihre Pferde, als sich selbsten hernach solange Geltes oder Celtas mit etwas corrupter Aussprache nach dem Griechischen Wort genannt haben, biß eine gemeine Land-Art also zu reden bey ihnen daraus erwachsen. Oder es kann seyn, daß die Gallier, in ihrer Sprache selbst anfangs durchs Wort Celtae oder Geltes beydes einen Reuter und Pferd verstanden, und sich selbs darnach genannt, imgleichen die Griechen durch Kihpss eben dasselbige in ihrer Sprache angedeutet, (denn dag in zweyer-ley weit unterschiedenen Sprachen dennoch manche Wörter übereintreffen, ist gar nichts Neues, noch ohne Ursach,) nachgehends aber, als die Gallier zum andren Mal (denn sie sind offt den Griechen eingebrochen) in Griechenland unter den Namen der Celtarum gezogen, kann der Griech dieselbe gleichfalls nach ihrer Cel-tischen Red-Art, an stat Kü.^tg Celtas oder Keltes genannt, manches Griechisches i'aub endlich auch wol aus Kéhpsi, Ga-lates oder Galatas gemacht haben. Der andre Beweiß Bodini steht für die sämtliche Gallier (nemlich die Teuschen mit gerechnet) gleichfalls nicht aus so gar schwachen Füssen. Denn daß die Gallier sonderlich die Frantzosen zu Pferde in Schlachten sehr tapsser, kann man ihnen ohne Passion nicht absprechen. Ob nun gleich auch noch etliche andre Nationen wol beritten sind und tapffere Reuter-Dienste thun, ist solches doch kein Beweis, daß deßwegen die Celtä nicht wegen ihrer Rittermüssigkeitodertapff-ren Berittenheit sollten den Namen Celtä gehabt haben. Denn wann dieses einen Schluß gäbe, könnten die alte Deutschen auch nicht Germani seyn genannt worden, deßwegeu daß sie streitbare Guer-Münner (das ist Kriegs-Männer) gewest; welches doch Cluverius selber bezeugt, weil auch noch mehr Bölcker, (vorab die Römer, die Scythen und Sarmatä) gute Kriegslente waren, und nicht nur unsre Deutsche allein. Derhalben sind diese Einwürsfe Cluverii dißmal nur gläsern, und gantz gebrechlich. Warum ich aber auf besagte Derivation Bodini was halte, geschiehst aus zweyerley Ursachen: Erstlich weil die Celtä (Gallier oder Deutschen) ihre Fuß-Knechle zu Pferde mitgeführt, welche, wann es zum Schlagen gekommen, behänd ab-gesprnngen, wie unsre Dragoner, den Feind männlich angesprengt, ihm die Pferde erstochen, und wenn der Widerstand ihnen ru mächtig worden, schnell wieder zu ihrem Reuter gelosten, und entweder hurtig sich wiederum hinter ihm auss Pferd geschwungen, oder auch sich mit einer Hand an deß sortgaloppirenden Pferds Mähne haltende geschwind mit davon getrabt. Daher man sie füglich Ka^reg equites desultores oder Yoltagir-Reuter und D r a-goner nennen können. Zweytens: weil noch auf diese Zeit bey uns Deutschen man die besten Pferde Zelter nennet, gleichwie man ein gemeines Pferd vieler Orten einen Gaul heifft, wodurch dieser meiner Meynung nun um so vielmehr Nachdrucks zuwächst ; angemerckt das alte Gallien in Französischer Sprache la Gaule, und ein Gallier un Gaul oder Gaulois genannt wird. Daraus nicht unfüglich auch bey den Römern der Nam Gallia und Galli dörsfte entsprossen sen. Denn das au spricht der Frantzos schier aus, wie ein 0, und solches könnte der Römer ausgenommen haben für ein grob ausge- Warum Bodini Mehnung specios oder scheinbar sey. Woher vermutlich der Nam Gallia komme. Die andre Vermutung so aus dem 61a- reano. Die dritte so Bochar-tus an die Hand gicbt, Etlicher Frantzösi-scher Scri-benten seltsame Er-klährung deß Namens Gallus. sprochenes a; weßwegen er sie erst Ga-los, hernach Gallos genannt. Die zweyte Mutmaffuug, so mir gleichfalls nicht so gar übel gefällt ist, wie er-wehnt, deß Glareani, welcher schreibt: Celtae nominati sunt, ab authoritate, dia ti[v Ém&uveiav, inquit Strabo, lib. 4. Ipsorum lingua Gelter,quòd multùm valebant. Gelten enim est valere ; unde & Gelt apud eos pecunia dicitur. Graecirec-tius per 7 Galatas scripserunt, qùam Romani per x xO.t^. Porrò Galli nomina populorum frequenter in er terminant. ut etiam num Helvetii in usu habent, Gelter, Beiger, Helvetter, Helhüt-ter k. das ist : „die Celtä seynd also genannt worden von ihrer berühmten Authoritet und Ansehn, wie Strabo gedenckt, in ihrer Sprache Gelter, weil sie viel galten. Die Griechen haben rechter Galatas mit einem 7 geschrieben, weder die Römer mit einem ä xe'W. So gehen auch bey den Galliern die Namen der Bölcker ofst aus auf ein er, wie auch noch die Schweitzer im Brauch haben, daß sie sprechen Gelter, Belgerrc." a) Die dritte Vermutung so mir spe-cios und vernünfftig gebildet fürkommt, erweckt uns der Grund-gelehrte Bo-chartus, welcher aus dem Talmudi-schen Tractat Nidda den Namen der Gallorum von dem Hebräischen Wort Chalath herführen wollen. Nicht zwar solcher Meynung, wie dieselbe von dem Lazio angezogen wird, und ebenfalls ein Thalmudist, nemlich Rabbi Samuel, auf die Bahn gebracht; ans welchen der Frantzösische Scribent Fauvn diesen seinen Wahn und Aussprnch bauet: Le nom Gallus est Syriaque & Chaldaique Gallin, qui signifie un homme exposé sur les eaux onde, & riviere. De la est derive celuv de Gallerin, qui pro-prement en Hebrieu & autre langues Orientales, vaut antant qu’ un navire, arche, bateau, Bac, nasselle, gondole & barque de passage, charpentee, pour franchir & traverser les eaux, ce que nous avons retenu au faut de la marine en l'appellatimi des Galees, Galere & Galeottes, Galeasses & ga-leries mesmes, faicte legerement de menuserie, pour se promener a son aise, de la nostre Hercule Gaulois fut nommé Gomerus Gallus, par^e que s estant expose sur la mer, il avoit a) Glareanns lib. 1. Caesaris de Bell» Gallico. garenty les siens du naufrage par des vaisseaux de bois ; & de la les forests estoient jadis appellées Gaules &n generai & en particulier un bois Gaul, un arbre seul haut & droict elevé. gaule, mot du quel nous usons encores à present pour denoter une perche. Er spricht, Gallus sey ein Syrisch und Chaldäisch Wort Gallin (ober vielmehr Gallina) bedeutend einen Menschen, der auf dem Wasser schwebe, und daher komme Gallerin, welches eigentlich in Hebräischer und andren Morgenländischen Sprachen soviel heisse, als ein Schiff rc. wovon man auch noch heut die Galeen, Galeoten, Galeazen, ja so gar auch die Galerien (Spaziergänge) von leichter Arbeit nenne. Hievon sey auch ihr (der Frantzosen) Hercules Gallicus genannt worden Gomerus Gallicus, weil er sich aufsMeer gewagt, und dieSeinige durch gute Schiffe ans gutem Holtz für Schiffbruch gesichert. Dannenhero habe mau vorzeiten die Wälder ins gemein Gaules ge-heissen, auch einen hohen geraden Baum Gaule, wie man annoch auch mit diesem Wort eine Stange anzeige. b) In welcher unkündbaren Urkündigung deß Namens der Gallier noch andre Frantzosen mehr diesem jetzt angezogenen Gesellschafft leisten, c) Aber dahin will Bochartus mit dem Hebräischen Wötlein fl/H! Chalath gar nicht hinaus, sondern berufst sich auf die Rabbinen, wie auch auf Burtorfium und Boderianum, daß selbiges Hebräische Wort auch Saffer oder Saffran, (das betäubte und auch in Oesterreich häuffig-wachsende Gewürtz) heisse, samt beygefügtem Bericht der Galatarum oder Gallorum Nam lasse sich ja so beguemlich, von Chalath (Saffer) als von Chelbena oder Galbano so (ein Geschlecht Hartzes ist) herrechnen. Und so mans will nach Chaldäischer > Red-Art lencken, werde daraus 7H (Chalta oder Chelta), welches dem Wort Celta trefflich nahe kommt. Nun ist aus unzehlich-vielen Griechisch und Lateinischen Scribenten nr-kündig und gewiß, daß die Gallier oder Celten gelbe Haare gehabt, und wann b) f’auyn, au theatre il lloniieiir, liv. 3. pag. 585. e) Als Charron, en eVhistoire universelle ehap. 13. p. 47. Claude du Pie, en l’abrege fidelle de la vraye origine & genealogie des Francois cbap. 3. p. 11. Antoine de Mont Chrestien, en l’oeconomie yolitique, Tit. de la Navigation pag. 191. da er für giebt Galim bedeute in Hebräisch- und Armenischer Sprach einen Schifffahrenden Mann. Aber es heifft vielmehr die Wellen. Welches Sinns Bo--chartus das Wort Gallus von Chalath herleite. ihnen die Natur solche nicht gegeben, dieselbe selbst durch Anstrich also gefärbt. Massen solches aus dieser deß Diodori Siculi Beschreibung der Gallier klärlich Daß die al- erhellet: „Die Gallier seynd lang von (oberaceT Person, feucht (oder safftig) von Fleisch, tae) insge- und weiß von Haut; haben nicht allein gelbe voit Natur goldgelbe Haare, sondern be-hrbt.°se= sleissen sich auch, die natürliche Eigenschafft solcher Farbe durch Kunst zu mehren. Denn sie reinigen immerzu die Haare und waschen dieselbe mit Kalch, streichen sie auch von der Stirn Hinterwerts nach der Scheitel und dem Nacken zu, also daß sie gläntzen und den Satyrn und Panen oder Wald-Geistern (in dem nemlich, was das Ansehn der Haare betrifft) gleich gestaltet scheinen. Denn die Haare werden ihnen von dem täglichen Anstrich dick und steiff wie Borsten und Pferd-Haar." Plinius berührt diese Gewonheit der alten Gallier gleichfalls, indem er meldet, die Seyffe sey eine Erfindung der Gallier aus Unschlitt und Asche, um damit die Haare zu röteln, a) oder rechter zu sagen, gelb zn färben. Denn das Wort rutilare, so Plinius da setzet, wird nicht nur für rötlich machen, sondern auch für vergaben gebraucht. Beym Strabone findt man die Besteti-gung da, wo er von den Britannien: schreibt: „Die Britannische Männer seynd den Galliern mit der Leibs-Länge überlegen, und haben nicht so gar liechtgelbe Haare", b) Lucanus, da er die Ministers oder Bediente der wollüstigen und üppipen Cleopatra ab mahlt, braucht er unter andren diese Farbe: — pars tamflavos gerit altera crines, Ut nullas Caesar Rheni se dicat in arvis Tam rutilas vidisse comas, c) „Es trug der andre Theil so Gold-ge-mengtes Haar, Daß Caesar sagt, ihm sey kein solches, das so gar Wie Gold und Flammen gläntzt, je zu Gesicht gekommen, Als er das Land am Rhein in Augenschein genommen." Der Epigrammatist Martialis schreibt seiner Lesbiä, er habe deßwegen ihr ein Haar deß Norden-Volcks, wodurch er die Gallier und Deutschen versteht, zugeschickt, a) Plin. lib. 28. c. 12. b) Strabo, lib. 4. c) Lucan. 1. 10. damit sie sehen mögte, daß ihre schöne Locken noch güldner, ich will sagen, noch schön-gelber wären, als jene. Arctoà de gente comam tibi, Lesbia, misi, Ut scires, quantum sit tua flava magis. d) „Ich habe, Lesbia, ein Haar dir zuge-schicket vom Volck der Mitternacht, damit der Augenschein Dich lehrte, wie dein Haupt mit Locken sey beglücket, vor derer Flammen-Zier die andren Asche seyn." Dem stimmet dieser Vers deß Claudiani bey. Inde truces flavo comitantur vertice Galli, e) Um dergleichen wird einem bey vielen andren Poeten begegnen. Ammianus Marcellinus bekräfftigts mit diesem seinem Bericht: Candidi paene Galli sunt omnes & rutili: „Schier alle Gallier seynd weiß und gold-färbig" /) nemlich von Haaren. Und hindert hiebet) nichts, daß er rutili setzt, welches in eigend-lichstem und engstem Verstände sonst rötlich heisst. Denn wie oben angedeutet, so wird rutilus eben sowol gar offt zur Bedeutung einer licht-gelben oder jedwederer gelben Farbe gebraucht, wie auch im Griechischen das Wort gctv&ós. Gestaltsam deßwegen auch vorgedachter Diodorus schreibt, das; die Haare der Gallier gelb werden, (£ai'i'>ò-,‘ tirarti ànon'/.vuari) weil N fi C tlt Kalch gewaschen. Nun gewinnt aber von der Kalch-Laugen das Haar nicht rötliche, sondern liecht- und bleichgelbe Farbe. Sardó? aber ist im Griechischen die S a s s e r-Farbe. Und der im Griechischen hocherfahrne Salmasius lehrt, daß die Griechische Poeten den Saffer selbsten iar&bror/a nennen, g) Wiewol die licht-gelbe Farbe deß Gallischen Haars ein wenig bleicher als der Saffer gewest. Es gedenckt auch mehr - erwehnter Bo-chartus, was Isaacus Yossius, ein Mann, dessen Verstand in Sprachen zumal in der Griechischen sich gar weit erstreckt, in Urbicii Tacticis vermeldet, nemlich, man nenne die Gallier ^durchgehends hin und wieder in den ^chnffteit der Alten rei ^aroà ü&vri, flavas gentes, das ist die 5) Martlal. Epigramm. 69. ad Lesbiam. e) Claudian. in Rufinum lib. 2. f) Ammianus Marceli, lib. 15. g) Salmas. Obs. in Solinum. Die Celtae und Galli seynd von den gelben Haaren also genannt. Ob der Nam Celtae nur allein die Gallier und Deutschen begriffen? gelbfarbene (oder vielmehr g e l b - h tìnge) Völcker. Wie andre alte Scribenten diesen Namen der Gallier entweder vonderMilch-weissen Haut, oder von andren Sachen herziehen, davon wird im 5ten Capittel Bericht erfolgen. Unterdessen schliefst endlich dieses Licht der Belesenheit Bochartus, die Gallier haben den Namen Celtae, Galatae und Rhodiani ihren Saffran-gelben Haaren zuzurechnen. Gleichwie er auch vorher treff-lich-erudit ausführet, daß durch die Rhodani rn (denn also liefet Esdra und die Samaritaner samt den Griechen an statt daß sonst insgemein Dodanim gelesen wird) welche Moses unter die Kinder deß Iavan zehlet, a) die Gallier, so am Rhodano (oder am Fluß Rhosne) wonhafft, gemeynt worden; und die Rhodanim oder Söhne deß Iavan, nachdem sie in selbige Gegend von Franckreich (oder vielmehr Gallien) angelangt, den Strom, daran sie sich gesetzt, Rhodanum nach ihrem Namen imgleichen die beyligende Gegend Rho-danusiam geheißen; auch in der uralten Gallier-Rede, welche, wie er hernach mit großem Schein darthut, halb hebräisch gewest, das Wort Rhodani eben soviel bedeutet habe, als das Arabische *0*7X1 rhadini, das ist gelb und Saffer-färbig oder rötlichgelb, angemerckt, rhadin auf Arabisch Saffran heißet. 6) Dieses sihet glaubhaffter, als daß die Kälte solte deß Namens der Keltarum oder Celtarum Mutter seyn, wann auch Spannten den Celtis beygezehlet worden. Dann wie Clnverius beglanbt, so hat das Wort Celtica mit seiner weitlänfftigen Bedeutung einen so geraumen Kreys eingenommen, daß es gantz Illyrien, Gallien, Hispanien, Germanien und Britannien umringt. Die übrige Völcker, so hinter den Deutschen ligen, biß an Asien, haben die Griechen Celto-Scythas geheis-sen: doch hernach, wie sie das Sarmatßche Bolck besser kennen gelernt, selbiges von den Deutschen unterschieden ; worauf den Sarmatis der Nam der Scythen am längsten, den Deutschen aber der Celtarum Nam verblieben. Es ist aber dem Cräinerischen Scribenten Doctor Schönleben solche Cluve-rianische Ausdehnung deß Namens Celticae nicht anständig, dannenhero er die d) Genes. 10. b) Vid. Bochart. lib. 3. Geograph. Sacrae e. 6. Celtas zusammen ziehet innerhalb deß Adriatischen See-Bnsems, wie auch Deutschen und Britannischen Meers; also daß das heutige gesamte Deutschland samt Franckreich, Niderlande, Böhmen, Schiefsten, Preußen, Dennemarck und Schweden darunter begriffen; Spannien aber, Britannien nebst den Sarmatis, wie auch gegen Mittag die Illyrier, innerhalb den ersten (oder vormaligen) Grentzen Jlly-riens, davon ausgesetzt werden. Seine angezogene Ursach lautet auch nicht ungereimt. Denn obgleich Pomponius Mela c) gedruckt deß Lettischen Bor-Berges in Spannien, und daß in Spannien die Celtiberi gewohnt ; beantwortet doch solches dieser Anthor und spricht, ein Jedweder, der in den Geschicht-Schrifften wol bewandert, werde leicht verstehen, daß solcher Nam in Spannien von denen Völ-ckern, so daselbst hinüber gewandert, sey ausgekommen. Was die Britannier angeht, findet er nicht, was ihn bewegen könne zu glauben, daß sie jemals Celtae genannt worden; man mögte dann den Namen der Celtarum mit den Hyperboreis in gleicher Weite nehmen. Wider die Meynung, als ob die Illyrier auch unter die Celtas gehört hetten, führt er an den Spruch Aristotelis; „In Illyrien, Thracien und Epiro hat es kleine Esel, in Scythia aber und Celtica gar keine", d) Da er dann Illyrien von Celtica deutlich genug unterscheidet, sowol als Scythien von Celtca, Weßwegen man Celticam nicht in das vormalige Illyrien strecken kann. Aber soviel Spannien betrifft, bezeugt freylich Mela, daß die Celtae zu seiner Zeit das gantze vordere Theil von Spannien von dem Tagus-Strom biß an das Celti-sche Vorgebirge bewohnt. Was nun vernommener Massen dieser Author hieraus antwortet, darauf findet sich beym Cluverio auch allbereit eine Gegen-Antwort. Daun derselbe berufst sich unter andren auf den Lucanum, welcher im 4. Buch gedenckt, daß die Celtae in Boetica (daß ist im Königreich Granata und Andalusien) und in Lusitania (oder Portugalk) weit und breit gewohnt; und spricht, dieser Poet scheine soviel Nachricht zu geben, daß die Celtae nicht ans Gallia dahin gekommen. Wann aber jemand solches c) Lib. 3. e. 1. d) Aristot. Lib. 8. Hist, animal. Ob die Spannier auch unter den Namen der Celtarum beschlossen gewest? je einwenden wolle, daß die Celtiberi ihre Venamsung von denen aus Gallia dahin gereiseten Celtis erhalten und diese sich mit Jenen vermengt Hellen ; so fragt er, wie dann selbige Celtae zugleich sowol in Lusitania als Boetica sich gesimden? Sind sie aus demselbigen Gallien dahin gelangt, warum hat man sie denn nicht auch zugleich mit demselbigen Namen Celtiberos genannt, da doch eben diesel-bige Ursach deß Namens vorhanden war? Einige vermehnen, der Strom Iberus habe den Celtiberis solchen Namen verursacht, die sein User bewohnt haben; aber aus unterschiedlichen Stellen Plinii a) schliefst man nicht undeutlich, dieser Nam der Celtiberorum habe sich durch gantz Spannien zerstreuet oder ausgebreitet, angemerckt derselbe auch die Inseln der Spannischeu See Celtiberias nennt. Uber das heifst Ptolemäus b) das gantze Europa (Celto - Ga- latiam oder Cello-Gralliam), muß also auch Spannien, Britannien und Jllyrien solchem Titel mit einverleibt haben. Und Plinius setzt das Ende Celticae bey dem Ausgange oder Munde deß Stroms Obii ; Wiewol der Sarmater Volck, nachdem es, wie vorgedacht, den Griechen besser bekandt worden, von dem Celtischen Namen endlich abgesondert ist. Und obgleich dieser gute Author gegen dem Mela sich entschuldigt, lässt sich doch mit solcher Entschuldigung, so von den neuen Einkömmlingen in Spannien entliehen worden, Strabo nicht abweisen und zwar so wenig, als erst angezogener Ptolemäus. Denn derselbige berichtet, die allerälteste Griechen Hellen erstlich überhaupt das gantze Spannien samt den übrigen Völckern der Mitternacht Celticam und alle solche Völcker Celtas genannt. c) Ja aus demselbigen Strabone erscheint, daß allerdings auch allen Celtis hinwiederum der Nam Jberorum zugeeignet sey d) nemlich in weitläufftiger Deutung deß Worts Iberiae, nach welcher auch Aeschylus mehr als Spannien darunter begriffen. Diesem nach langen wir mit dem Einwand, als ob Spannien nnr von den eingekommenen Galliern den Namen Celtiberia Helle erst anbenommen, nicht aus. Und so dem gleich also wäre, könnte dennoch dieses nicht a) üb. 3. c. 1. & lib. 4. e. 22. b) Lib. 2. c) Strabo lib. 1. d) lib. 1. & 3. Valv. I. Buch. umgestosseu werden, daß auch Spannien jemaln den Namen Celticae oder Celtiberiae gehabt; es sey auchgleich die Ursach entstanden, woher und zu welcher Zeit sie wolle. Daß die Illyrier in den gar alten Jahren nicht unter die Celtas geschrieben worden, kann auch nicht so leicht hin-geschenckt werden. Denn vor Alters reichte Jllyrien zimlich weit, und lagen unter seinem Titel die Vindelici (etliche Bayrische und Schwäbische Völcker), ungleichen die Norici (Nordgauer oder vielmehr Nöringer), die Pannonier und Dal-matier; Unter welchen die Pannonier und Vindelici mit den Tentschen,Galliern, Britanniern und Spanniern damals einerley Sprach wiewol nach unterschiedlicher Mund-All und Aussprache geredt. So meldet Strabo im 7. Buch, daß die Illyrische Oeller, welche an die Donau und Alpen stoffen, zwischen Italien und Germanien ligen, und ihren Anfang nehmen von dem See, der Key den Vindelicis, Rhätis und Helvetiis ist. Wessi wegen der Schluß erfolgen muß, daß die Illyrier mit jetzt - benannten Völckern gleiches Herkommens und Eelten gewesen. Mcut erkennet auch genugsam aus dem Buch Appiani de rebus Illyricis, daß die Aeltesten unter den Griechischen Scribenten die Illyrische Nationen unter die Eeltas gesetzt. Was aus dem Aristotele dagegen gestellet worden mit einem ziemlichen schein, behindert diesen Ausspruch dennoch nichts; sondern beweist allein so viel, daß zu seiner Zeit die Illyrier schon nicht mehr Celtae geheisseu worden. Denn gleichwie andre Nationen mit der Zeit von dem allgemeinen Namen der Celta-rum ausgetreten und zn einem sonderbarem geschritten, also ist auch Jllyrien und zwar am allerersten von den Eelten ausgeschieden und ihr sonderbarer Nam so gangbar worden, daß hingegen der Lettische Nam unter diesem Volck gantz eingegangen und der Vergessenheit heimgefallen. Daher Key den alten Scribenten dessen kein Gedächtniß übrig mehr, ausbenommen dasjenige, was man aus dem Appiano oder dessen Epitomatore heraus klaubt. Und das ist die Ursach, warum Aristoteles das Jllyrische Land, so zu seiner Zeit allbereit einen eigenen und besondren Namen angezogen hatte, von den Celtischen Ländern ausgesetzt. Ob die Illyrier auch zu den (Sei-tis gehört. Ob die Bri-tamtier jemals für Celtas gerechnet worden. Lettisches Zinn. Das alte Britannien wird sich auch schwerlich von den Celtis abreissen lassen, ob es gleich endlich gegen Annehmung eines eigenen Namens den Celtischen quitirt hat. Es streiten dawider mehr als eine Ursach. Die Anzeigungen, welche zu erkennen geben, ob zwo oder mehr Nationen einerlei) Ursprung gewonnen, bestehen meistentheils in zweyerley, in der Sprache und in der Lebens-Art, Sitten und Gewonheiten. Daß der Britannici Sprache mit der andren Celten ihrer übereingetroffen, kann aus alten Authoribus beglaubt werden, sowol als _au§ den jüngeren. Tacitus schreibt, daß die Bölcker so man Aestios nannte, am Schwäbischen Meer-Ufer gewohnt, denen alten Sue vis oder Schwaben in Sitten und Kleidung gleich in der Sprache aber den Britanniern näher gewesen, a) Und in Beschreibung deß Lebens Agricola sagt er, die Britannische Sprache sey durchgehends von der Gallischen nicht weit unterschieden, b) So vereinigen sich auch die Gelehrte hieraus insgemein, daß die Britannische Sprache, welche heut beh denen zuCam-brigd in Engeland und in der Landschafft Cambh daselbst sowol als an der Küsten von Bretagne in Franckreich geredet wird, ein Überbleibsel sey von der Sprache, deren sich die alte Britannier mtt> Gallier gebraucht. Massen Beatus Rhenanus, Glesnerus, Hottomannus und Camdenus solches beglauben, und zwar dieser letzte insonderheit mit solchen Beweisthümern ; fest stellet, daß es schwerlich mag umge- ! stoffen werden. Dabei) steht unschwer abzunehmen, daß die Britannier Celtae gewesen. Bon der Sitten-Aehnlichkeit der Britannier mit andren Celtis handelt Elu-verius ausführlich, welchen man nach Belieben darüber aufschlagen kann. Ich thue nur diß Einige noch hinzu, was derselbe zu erweisen, daß diese Nation von ältesten Griechen den Eeltis müsse zugerechnet seyn, aus dem Aristotele vorbringt, welcher schreibt c), das Eeltische Zinn zer-schmeltze oder zergehe geschwinder als Bley. Solches muß von dem Englischen Zinn verstanden werden. Denn deß Gallischen Zinns geschieht bey den Authoribus niemals einige Meldung. Andre Sachen mehr, so zum Beweis dieneten, lasse ich a) Tacit, de German. V) Idem in Vita Agricolae. c) In libro <»§t ■d-avparrimv ày.arjfiàzmv. ungemeldet. Unterdessen gibt man willig zu, daß auch endlich der Nam Britannia oder Britannier den Namen Celticae und zwar desto leichter ins Vergessen gebracht, weil die Britannier oder Engländer durch das Meer von allen andren Celten unterschieden werden. Wir müssen uns aber nicht zu weit einlassen mit dem Beweis, daßdieSpan-nier, Illyrier und Britannier vor Alters unter die Celtas gestellt worden, sintemal man uns dieses auch noch nicht unangefochten passiren lassen will, daß unsre Cräiner und ihre Gegend ein Glied der Celtischen Nation gewest. Derhalben wir uns vielmehr hiernechst dieser Strittigkeit anzunehmen und dieselbe auszufechten haben. Denn es finden sich, die da ausgeben, die alte Cräiner wären vielmehr Illyrier als Celtä gewest; weil das uralte Illyrien, wie vorhin erwehnt ist, sehr weit sich herum gelenckt und auch, wo nicht alles doch gewißlich ein gutes Theil von Kärndten und Cräin zum Anhänge gehabt. Nun hat aber, wie vorgedacht, Aristoteles zu seiner Zeit Illyrien von Celtica abgesondert. Und welches noch mehr, so will sich beym Strabone schier ein Unterscheid zwischen den Eeltis und Illyriern ereignen; weil er schreibt, daß die Iapydes (nemlich unserer Cräiner Vorfahren und Ur-Einwohner, wo nicht deß gantzen doch gewißlich deß gröffern Stücks deß Cräiner-und Kärndter-Lands) bey seiner Lebzeit unter den Illyriern i und Celten vermengt gewesen, d) Der Cräinerische Author, ruhmge-meldter Doctor Schönleben, hat diese Klippen auch erblickt und denselben zu entgehen, das ist, die Zerscheiterung seines Satzes oder Borgebens, daß die Cräiner Celtä gewesen, zu verhüten, so viel nachgegeben, es sey glaublich, daß in Carneol oder Cräin keine Celtä gewohnt, bevor die Gallier, so Celtä waren, nach Italien hinüber gegangen. Lasst uns thtt selbsten anhören. Er macht (nachdem er zuforderst den Satz, als ob die Illyrier Celtä gewesen, umzu-stoffen getrachtet) folgends darauf diesen Zusatz: „Ja! es lässt sich auch noch wol zweifeln, ob die Celtä unser Iapydiam vor dem Eintritt der Gallier oder Selten in Italien bewohnt haben; weil Strabo schreibt, daß die Iapydes zu d) Strabo lib. 7. Ob die alte Cräiner nicht vielmehr für Illyrier als Celtas geachtet worden? V-b Celtarum Nam beri Trailern vor bem ersten Zuge der Gastier ?.°ch Jta-‘en, zu Ml worben? seiner Zeit den Illyriern untermengt gewesen und damit gleichsam snpponirt, oder voraus setzt, daß anfänglich die Iapydes Illyrier gewesen, hernach durch Antritt neuer Völcker gemengt worden; weswegen er von ihnen diese Worte schreibt : Permixta nunc Illyriis & Celtis gens, (Ein Bolck, das nun mit Illyriern und Celtis untermengt ist.) Gleichwol hat Scylax Caryandensis, welcher älter als Strabo, schlechter Dings bekrüfftigt, die Iapydes wären Celtä; doch aber auch zugleich dabey dieses mit eingesügt, daß sie anders woher mit dem Heer der Gallier oder Celtarum, als dasselbe in Italien gegangen, dahin gelangt." Er setzt diese, deß Scylax Worte dabey : Post Tyrrhenos, Celtarum gens sequitur, pars exercitus augusto terarrum tractu, usque ad Adriaticum mare, istbic intimus recessus est sinus Adriatici, a) „An diesem Ort (also redet der Au-thor weiter) erinnert Johannes Lucius b) ans dem Strabone, der innerste Win-ckel deß Adriatischen Meers sey beynt A'lnß Timavo, woselbst«: nach Virgilii Zeugniß die Iapydes gewohnt, wie aus diesen seinen Worten Japidis arva Timavi erscheint. Weil man derhalben keine Gewißheit hat, daß in unsrem Japydia und Camiojia vorher die Celtä gewohnt, eher denn die Galli, (welche Celtä waren) aus Germanien (wobey zu mercken, daß unser Author die Gallier selbiges Zeit-Alters für Germanici- ' stets amnmt) nach Italien über die Alpen; gegangen soll man soviel doch gleichwol nur für gewiß halten, daß ein Theil der Armade deß Heerfürstens Bellovesi in unsrem Japydia und tut innersten Winckel deß Adriatischen Meers sitzen blieben, und bey denen Einwohnern selbiger Gegend den Celtischen Namen eingeführt. Welches geschehen, tut Jahr 3449 im Jahr 604 vor Christi Geburt." c) Beyläuffig aber zu gedencken, so wird solche Jahrs-Zeit bey Andren ein wenig anders heraus kommen. Denn weil solcher erster Zug der Gallier in Italien zur Zeit Tarquinii Prisci soll geschehen seyn; müsste es nach Beroaldi Rechnung und Capelli, so beyde für sehr gute Chrono- a) Scylax in Periplo, citante D. Schönleben, p. 186. parte 1. d) Daini. 1. 1. c. 5. e) Vid. Schönlebens Apparatum p. 186. seq. logos oder Zeit-Beschreiber geachtet werden, etwas früher noch vorgegangen seyn. Denn Beroaldus setzt das Ende Tarquinii, der 38 Jahre regiert hat, ins Jahr der Welt 3352; Capellus aber, der noch accnrater und ein trefflicher Mathematicus dabey gewest, ins Jahr 3384 der Welt den Regiments-Antritt dieses Königs und ins 616te vor Christi Geburt. Welcher Unterscheid aber in der Zeit-Rech-nungso alter Geschichte nicht zu verwundern noch sonders viel hiebey zu bedeuten gibt. Aber damit wir in unsrem Vorhaben !: weiter gehen, so hat doch in jetzterzehlten || Zeiten der Haupt-gelehrte Schönleben uns ' selber ein Zeugniß aus dem Scylax an die Hand gegeben zur Erweisung, daß die Iapydes vorhin schon, eher noch die Illyrier sich ihnen eingemengt, Celtä ge-heissen; wiewol er selbiges Gezeugniß wiederum in etwas schwächet durch den Bey-Bericht, daß bemeldter Scylax gedencke, ! selbige Iapydes wären anders woher gekommen mit dem Kriegs-Heer der Gallier, die nach Italien gezogen. Wornach er auch endlich seinen Schluß eingerichtet nemlich, daß in Japydia vor solchem Heer* zu ge die Iapydes nicht Celtä geheissen, weil er sich durch die angeführte Worte Strabonis dazu verbunden geachtet. Allein es mögen die Iapydes vor mehr erwehntem Gallischen Feld-Zuge zu den Illyriern gerechnet seyn worden oder nicht, (denn den besondern oder eigendlichen Namen ihrer Nation, nach welchem man sie Iapydes geheissen, könnten sie dennoch auch ; noch darneben gehabt haben) so bleiben sie darum einen weg wie den andren unter dem Namen der Čeltarum begriffen. Denn ich habe vorhin erwiesen, daß auch die uralte Illyrier für Celtas geachtet worden, ob sie gleich am allerersten von solcher Gemeinschafft dieses Namens ausgeschritten. Denn weil selbige gar alte Illyrier nicht allein gar weit tn Deutschland hinein ihren Sitz gestreckt, sondern auch im Grunde mit den Deutschen einerley Sprache geführt, von den sonderbaren Dialectis oder Lands-Arten der Aussprachen wird nicht geredt) seynd sie billig (aufs wenigste ein guter Theil von ihnen) für Teutsche solchem nach auch für Celteu, geschätzt worden. Es mögen nun gleich die Iapydes mit dem Titel der tapffren Celten seyn beehret worden oder nicht, so spricht ihnen doch der D. Schönleben denselben ii* Beweis vaß sie noch früher Celtae geheissen. nicht gänzlich ab; sondern eignet ihnen solchen nur ein wenig später zu, nemlich nach dem Heerzuge der Senonum, welches doch gleichwol eine uralte Zeit ist. Weil aber auch dieses von etlichen Fran-tzosen nicht zugestanden wird, als die gern die Ehre dieses National-Titels für sich allein behalten, oder aufs wenigste dieselbe andren Nationen nur als gleichsam einen Ritter-Orden mittheilen wollen, vorgebende, der Nam Celta set) einig allein von ihrer Nation, theils andren allgemählich erst verliehen und mitgetheilt; als lege ich, die Ehre dieses berühmten Namens bey den alten Eräittern und Kärndtern fest zu gründen, zum Eckstein die urkündige Gewißheit, so man aus den alten Geschicht-Federn hat daß die Cräiner ohne Unterscheid, sowol T e u-tsche (oder Germanier) genennet worden als G a l l i e r, wie der Grund-gelehrte Cräinerische Scribent Doctor Schönleben lobwerthen Andenckens vermeldet; aber dadurch nicht eben die allerülteste Geschichtschreiber meynen kann; weil man bey den-selben das Wort German ienselbsten nicht einmal findet; als von welchen die Germanier entweder nur Celtä oder Galli genannt worden. Massen ich deßwegen besagten meiden Grund-Satz lieber in so weit verändere, daß ich setze, man habe aus den alten Historischen Schrissten der hoch-alten Römer die Gewißheit, daß durch diejenige jenseit-alpinische Gallos, wie auch durch einige disseits zu den Füssen jetzt-ver-standener Iulianischer Alpen unfern vom Adriatischen Meer gelegene Carnier, Deutsche Bölcker, wiewol unter Gallischen Namen verstanden, welche die Römer von den Gallier» damals annoch nicht mit einem besondern Namen unterschieden. Denn, daß man vielmehr ans dem Namen der Celtarum schließen folte, die Cräiner oder Carnier wären Deutsche gewesen, wie mehrgedachten Cräinerischen Scriben-tens Schluß gehet, als aus dem Namen der Gallier oder Deutschen, daß die Corner Selten gewesen geht nicht an in Betrachtung, daß zwar alle Deutschen und Gallier Celtae, aber nicht alle Celtae Deutsche oder Gallier gewesen. Und darum lässt sich wol mit dem Namen der Gallier oder Germanier beweisen, daß die Cräiner Celtä; aber nicht also auch mit dem Namen der Celtarum darthun, daß alle Celtae Deutschen und Gallier, und folgends ebensowenig, daß Celtae (ob dieses gleich die Wahrheit ist) Carni und Cräiner gewest sondern ich muß einen solchen Namen zu solchen Beweis erwählen, der unter den Namen Celtarum begriffen, hingegen wiederum unter sich die Cräiner und alte Canter begreifst, wann ich anders versichern will, dag die Cräiner vor Alters auch Cellae gebeiffett. L>eynd dann nun die Cräiner deß Namens oder auss wenigste deß Geschlechts der Germanier oder Gallier theilhafft gewest, so fehlt sichs nicht, daß man ihnen auch den Namen der C e l t e r zugemessen, welcher nebst andren Bölckern, auch den Deutschen gegeben ward, bevor das Römische Schwirt ihren absonderlichen Nation-Namen, von der Gemeinschafft deß Lettischen und Gallischen Namens abgeschnitten und so tieff unsrem Germanien mitten in seinen Reichs-Körper gedrungen, biß es die eigene Bölcker Namen der Germanier samt dem Namen Germaniens selbsten eröffnet hat. Wiewol dennoch die Deutschen eine gute Weil nebst dem Namen Germanorum auch noch den Namen der Cellarum behalten haben, obgleich so lange nicht wie das Frantzöfische Bolck um Chartres. Daß die Cräiner je und je mehr für ein Deutsches, als einiges andres Bolck zu schätzen, setze ich unter die bekandte und weiteren Beweißthums unbenöthigte Sachen ; wiewol dennoch hiernechst dessen hin und wieder zum Überfluß eine sichere Nachricht in diesem Werck dem Leser begegnen wird. Ich muß doch unterdessen zum Vorbericht dieses ertheilen, daß sie vormals so wenig, als andre Germanier selbst unter dem Namen der Germanier sich befunden ; sondern den alten Römern bald unter den Namen der C e l t e r, bald der Gallier vom Gerücht präsentirt worden, gleichwie alle andre Deutsche Bölcker. Denn die Weitläusitigkeit solcher beyder Namen, nemlich der Celter und Gallier, hat das gantze Deutschland und Alles, was von Deutschen Geblüt umfangen. Wiewol auch die Gallier in Betrachtung deß Lettischen Namens als deß allergeraumsten unter den Umfangenen selbst mitgestanden. Denn das liebe Alterthum (die Anti-quietet meyne ich) zehlte zu den Celtis die Spannier, Illyrier, Britannier, Gallier und Germanier (oder Deutschen). Weil aber der Deutschen eigner Nam ziemlich lang verborgen blieb; breitete sie den Namen der Gallier so weit Weil die Cräiner Teutsche gewest muffen sie auch Celtae gewesen seyn. aus, daß sie auch eine lange Zeit unsre Deutschen mit drein kleidete, und zugleich darunter verstund als ihrem Irrthum nach einen grossen Theil und Anhang Gallischer Nation. Massen ich dieses letzte bald hernach behaupten werde; wann ich vorher ausgemacht und zum Augenschein gelegt, daß unsre Deutschen für Celter gehalten worden, als warauf grossen Theils der Ausspruch fasset, daß auch unsre Cräiner den Ruhm-Namen der streitbaren Celten geführt. Wiewol mir auch sonst tool andre Anzeigungen zur Hand stünden, wenn ich allzugroffer Weitläufftigkeit mögte Platz geben, und mir das Einige nemlich die Deutsche Genossenschafft nicht Grundes genug wäre, die Cräiner unter die alte Celten zu stellen. Zeugnissen Mit hundert Zeugen könnte man Mder weig Etliche, die solches aufs Leugnen setzen, man' die ur- unleugbar machen, daß man die Deutschen sche" r ciUt‘ ^e^as genannt; aber Etliche können uns ^"genannt. wol vergnügen. Gantz Sonnen-hell leuchtet solches hervor beyui Dione Coccejano in dessen 39stem Buch, wie auch aus dem 5ten Buch Diodori Siculi ; also gar, daß allerdings Dio, wann ihn die Not dringet, die Gallier und Deutschen die er sonst mit einerley Namen der Gallorum beyde umfängt, zu unterscheiden, mit dem Dio- ■ gene Laèrtio a) die Gallier Galatas, : die Deutschen aber sowol als jetzt besagter : Laertius Celtas heisst. Gleiches thut auch Appianus b), daraus denn hervor blickt, , daß den Deutschen der Noni Celta insonderheit und fürnemlich zugetheilt worden j in vortrefflicher Meynung. *) Es kan uns allhie weder Bodinus : noch ein andrer Frantzösischer Author vor dem Licht stehen, noch diesen Hellen Schein verhindern durch vergebliches; Einwenden, es hetten gleichwol Strabo c) Posidonius d) und Plutarchus e) ! die Deutschen mit ihrem eignem Namen Germ ani er, die Gallier aber mit den allgemeinem Celtas genannt. Clu-verius beantwortet solches also: Die einige Ursach, warum solches geschicht, ist diese, weil der Name Celta bet) den ! Bölckeru so gemein gewest diß-und jenseit Rheins, daß man denselben keinem allein als einen eignen NatioN-Na- tt) In Prooemio Hist. Phil. b) Lib. 1. 4. & 7. *) Per excellentiam. c) Lib. 1. 4. & ?. d) Apud Athenaeum lib. 4. e) In Caesare & Crasso. men hat zuschreiben, noch sie damit unterschieden können, wanns die Noth erfordert hat. Daher die jenige, so der alten Erd-und Geschicht - Beschreibung nicht wol erfahrn, sehr offt häßlich sich verflossen, und wann sie Gallier dolmetschen sollen,dafür Germaniersetzen, hingegen „Gallier" wann die Authores Deutsche verstehen. Es steht aber auch noch eine andre Widerrede in Bereitschafft. Das Wort Geraume Celtae wird bald in weiterer bald engerer ^rentu» Meynung gesetzt; In weiterer für die deß Na"^ fürnehmste Bölcker deß Nidergangs, in menä Cel-engerer für Gallia Lugdunensi. Darum tv Helle Bodinus dieses Einwurffs wol geübrigt bleiben können, daß I. Cäsar schreibt, man nenne recht eigendlich die jenige Celtas, welche zwischen den Strömen Sequana und Garumna (zwischen der Seyne und Garonne) säffen. Daraus Bodinus schliessen will, die Deutschen wären nach langer Zeit erst sowol auch die Spannier, Britannier, Italiäner, Griechen, ja so gar die Celtä in Asia und in dem äussersten Scythien von diesen Celtis, derer beym Caesare Meldung geschicht, hergekommen. Allein daß Cäsar ge- I. Cäsaris fehlt, stünde mit unzehlich-vielen Beweis-Gründen zu bescheinigen. Gestaltsam auch Nam-n der deßwegen Augustus ihm hiermit nicht ge- Celtarum, folgt, noch bloß allein dem dritten Theil Gallili den Namen der Celtarum zugelegt, sondern hernach Galliae Narbonensi solchen Namen zugeeignet; wie Strabo berichtet, f) weil die Zeit ihn besser und gewisser unterrichtete, weder Cäsaris i Schreib - Griffel. Dieses mögte wol seyn, daß zu Cäsars Zeiten, nachdem der andren Nationen, ; so vorhin auch den Namen der Celtarum geführt, jedwede ihren besondren Namen : angenommen, und den allgemeinen fallen lassen, die Bölcker, von welchen Cäsar redet, allein solchen gemeinen Namen anuoch behalten. Wiewol Cluverius nicht unbillig mutmaffet, dieses Gallisch Land habe eben wol allbereit seinen besondren Namen, aber ! Cäsar desselben keine rechte Wissenschafft gehabt, und es derhalben nach dem allgemeinen der Celtarum annoch genannt. Welches mir aber nicht so glaublich, wie das Erste scheint; sintemal ihm solches zu erkundigen, da er diese Länder doch guber-nirte, auch so offt mit seinen Bölckeru durchgezogen hatte, gar leicht gefallen. f) Sub initium libri 4. Beweis aus dem Herodoto Laß man die Teut-schen Celtas genannt. Herodoti und Aristotelis ver-meynte Fehler. Herodotus ist einer der allerältesten Geschichtschreiber unter den Griechischen. Dieser sagt, der Ister (das ist der Donau-Strom) nehme seinen Ursprung bey den Celtis. Nun weiß man, daß die Donau in Deutschland entspringe. Daraus folget, daß zu Herodoti Zeiten Deutschland unter die Celtas gerechnet worden. Was aber die Griechen Celtas nannten, das hi essen die Römer anfangs auch Galtos. Mir ist zwar bekandt, daß hiemit der gute Herodotus vielen gelehrten Lesern bishero ein Gelächter gemacht, und noch vielmehr Aristoteles, der solchen Bericht Herodoti bestetigt. Welches insonderheit auch der Deutsche Author deß sonst zierlich- geschriebenen Büchleins, so er den Donau-Strand getitulirt, ahndet, in dem er am 3. Blat schreibt: „Herodotus rc. wandert mit diesem Ursprünge so weit über die Warheit hinaus, so weit als ein Griech von Deutschland entfernt gelebt, Der Fluß Ister (sagt er) entspringt bey den Celten und der Stadt Pyrene und fleusst mitten durch das gantze Europa. Aristoteles, der 100 Jahre nach ihm gelebt, bekräfftigt diese Unwarheit, verwandelt aber die Stadt Pyrene in einen Berg, aus welchem der Fluß Tartessus entspringe. Tartessus, wie uns Strabo lehrt, ist der Fluß Boetis im äuffersten Hispa-nien. Also führen diese beyde den Donau-Strom vom Atlantischen biß zum Politischen Meer und folgbar durch gantz Europa. Es ist ihnen dieser Sprung nicht zu verübeln, weil dazumal Deutschland noch nnbekandt gewesen und die Griechen, die ohne das nur sich selbst bewundrend andren Nationen nicht viel nachfragten, wenig davon haben wissen können re." Er selber erstattet hiernebst aus dent Paulo Henznero, Cluverio, Althamero und Andren diese bekandte Nachricht, die Donau entspringe in dem Nlecken Don-Esching der uralten Landgraffschafft Bar, in der Graffen von Fürstenberg Gebiete; entschuldigt doch gleichviel bald hernach den Herodotum noch ein wenig besser mit der Erläuterung, die Althamerus an die Hand gibt; nemlich weil Herodotus und Aristoteles beym Ursprünge der Donau der Stadt und deft Bergs Pyreue erwähnen, und solches Wort Pyrene eine Verwandschafft mit dem Namen Bar habe, so müsse diese Gegend schon dazumal nemlich vor 2000 Jahren also gegriffen haben; wie denn Pyrene fast wie Bar-an oder Barnau laute und diese Meyttung gar wahr-scheinbar mache. Er, der Beschreiber deß Donau-Strandes, zeucht hernach ein Zeugnis; an, aus dem alten Stifftungs- Briefe, so in den Annalibus Suev. Martini Crusii enthalten, darinn man liset, das Kloster S. Georg auf dem Schwartz-Walde sey zu Caroli Magni Zeiten auf dem Hügel eines Berges, der wegen seiner Gelegenheit der Hügel von Alemanien genannt Pt werden verdiene oberhalb deß Dorffs Bara in der Grafisch afft Eschein erbauet worden, a) Weil nun die Graffschafft Eschein, deren Haupt-Ort Eschingen vermutlich gewest, sich biß auf den höchsten Hügel deß Schwartz-Waldes erstreckt und also gleich einem Wirbel offenbar und hoch empor gestanden; oder weil man von dort herab das gantze offenbare Land hat übersehen können, sey selbiges biß auf diesen Tag die Bar genannt, und weil das Dorff Bara an diesem hohen Hügel und Wirbel gelegen, so habe nach erstgemeldten Deutschen Scribentens Meyttung (oder vielmehr derer, aus welchem er solche Meyttung samt der Entschuldigung Herodoti entliehen) dieses Pyrene wol eine Stadt und Aristoteles einen Berg nennen können. 6) Dieses macht der hochgelehrte Schweitzer . Henricus Glarecmns in seinen Anmerckungen über das 6. Buch I. Eäsaris noch ein wenig scheinbarer und vertritt Herodotum hierinn aufs sleis-sigste berichtend, als er zu Basel seinen Zuhörern den Herodotum öffentlich gelesen, da sey es ihm gar wunderlich vorgekommen, daß Herodotus mehr dann an einem Ort sagte, die Donau nähme ihren Ursprung bey den Celten; und noch vielmehr, daß auch Aristoteles schriebe c), dieser Strom flösse vom Berge Pyräneo her, woraus Herodotus eine Stadt machte; und überdas, daß Plinins und Solinus selbigen Berg Arnoba hiessen, und endlich, daß man in den Büchern Cornelii diesen Namen so offt verändert fünde, indem ihn dieselbe bald Arbonam bald Abnovum benamsten ; diß habe ihn bewogen, der Sachen mit Ernst nachzusinnen; worauf ihm zum Ersten eingefallen, daß Strabo a) ans dem Ephoro lehrete, der gantze a) Vid. Mart. Crusii Annal. Suev. part. 2.1. 2. e. 2. b) Sihe daß 3. und 9. Blat deß Donau-Strandes. c) In Meteoris. a) lib. 1. Obbemeld-te zween Authorcs werden ver-theidigt. Occident hette vor Alters den Namen Galliae gehabt; Galli aber wären die jenige, so in ihrer Sprache Celtae ge-nennt würden (wie auch Cäsar bezeugt), da wären ihme die Augen aufgegangen also, daß er leichtlich gesehen, Herodoti Aussage wäre so gar uneben noch eitel nicht. Denn allda wären die Grentz-Oerter der Deutschen und Celten. Strabo «enitete Germanicus letzte Stücke vom Nidergange, a) und in selbigen Ländern rede man noch eine aus der Celtischen und Deutschen gemengte Sprache. Es werde auch unstrittig selbiger gantzer Strich, im Schweitzer-Walde begriffen, welchen zu Strabonis Zeiten die Schwaben zum Theil eingenommen Denn tut vierdten Buch setze Strabo, nachdem er den Berg, woraus der Ister (oder die Donau) entspringt, beschrieben, alsofort diese Worte hinzu: "o™ ai z» I’cqu nrffai nl.ijoior, Eor/ßcov y.a't zöE’qxvvib doviiü. Das ist, _ „Da die Spring-Quellen der Denau sind bey den Schwaben und dem Hercynischen Walde. *) Daß auch Aristotelis Fürgeben von dem Berge Pyrene nicht ungereimt sey, erscheine aus denen noch heutbleibenden Namens-Wörtern derer Quellen, die noch höher ligen, als der jenige Brunn, welchen man heut für den Ursprung der Donau ausgibt. Eine derselben werde vom gemeinem Bolck Prygen, die andre Pre-g e tt, die Lands-Gegend aber P o r genennt. Und diß sey keine hohe Berg-Höhe; Strabo nenne den Ort, da diese zween Flüsse entspringen, fiezQìog viptyr, einen mit-telmäffig-erhabenen H ü g e l ohne Bühel. Wer wolle aber nicht vielmehr die höher ligende Quelle den Ursprung eines Stroms nennen als die nidrigere? „Darum werde ich" spricht Glareauus, „durch so gerechte Ursach bewogen zu glauben, Prygen und Pregen sehen die zwo rechte Quellen der Donau, gleichwie der Rhein zween Ur-Brunneu hat, aber daß ein dunckelwitziger Klügling jetztgemeldte Namen Pryge und Pregen, weil dieselbe nicht sonders viel bekandt, verändert habe in Pyrenen, als in einen Namen, so bey den Autho-ribus offt vorkommt, aber hierher zu diesem Ort gar nicht gehört. Prygen entsteht bey St. Georgens Kloster in Sylvia Hercynia (im Schwartz-Walde), a Strabo lib. 7. *) Davon heutiges Tags nur noch ein kleiner Theil im Hertzogthum Braunschweig den Namen deß Hartzwaldes behait. läufst durch das berühmte Stüdtlein Billingen, zwo Deutsche Meilen oberhalb Eschingen. Pregen aber springt hersür bey Ferenbach, einem Städtlein, so dem Grafen von Fürstenberg zuständig. Wie-wol er von der andren Seiten, zur Rechten noch ein andres Nam-loses Fließ-Wasser zu sich uimt. b) So weit Glareauus. Welcher aber mit seinem Urtheil in so weit sich übereilt, daß er schreibt, ein Dunckelwitziger Klügling habe die zween Namen Pryge und P r e g e n verändert in Pyrene. Denn Pyrene ist weder von B a r n a u (wie der Beschreibet1 deß Dona u-Stroms, mit dem Crusio schliefst), noch von Prygen und Pr e g e n, (wie Glareauus vermeyttt) durch eine corrumpirte oder dtutckelwttzig-refor-mirte Aussprache entstanden; angemerckt Herodotus sonst nicht selber diesen Berg den Pyrenaeum genannt hette, weil zu seinen Zeiten sonst noch in wenig Schrifften deß Pyrenaei gedacht worden, nach welchem Wort ein Klügling die Namen Prygen und Pregen hette umformen können. Doch mag es vielleicht Glareauus also meynen, daß Herodotus zwar den Ursprung der Donau möge Pryge und P r e g e genannt, aber ein Klügling dafür hernach Pyrene gesetzt haben. Aber es kann noch eine bessere Erläuterung gegeben werden. Der Nam P y r e n ä u s ist von den Griechen oder vielmehr Phoeniciern bürtig und entweder ànò z5 71VQÒ? vom Fetter also genannt, ; weil das Wetter ihn offt anzündet: oder weil nach Diodori Bericht c) die Hirten einsmals ihn in Brand gesteckt, davon er schier gantz abgebrannt. Oder er kommt vielmehr her von dem Phoenicischen Wort 'sjlfrtS purani welches viel-zweigig und vonvielen Ae sten tun ckelt oder schat-tirt bedeutet. Massen auch das Hebräische pura oder pora einen Bau m-A st oder Zweig anzeigt. Weil nun nicht allein der^Pyrenäus, welcher Spanniens und Frankreich Schiedsmaun, sondern auch theils andre Berge mit Wäldern und Gepüschen dick bewachsen, als haben die in der Welt weit-bereisete Phoenicier oder auch die alte Griechen gleichfalls dem Rhätischen Gebirge den Namen deß Py-renäi mitgetheilt. Und weil diß Rhätische b) Glareauus in lib. 6. J. Caesaris de Bello Gallico. p. m. 235. c) JLiib. 6. Quelle und Bedeutung deß Namens Pyrenaei. Der Nam Pyrenaeus ist mehr als einem Gebirge gegeben. Zweyerley Bhaetia. nicht übrig weit von den Spring-Quellen der Donau ligt; hat Herodotus gantz recht geschrieben, sie entspringt von (oder vielmehr nahe bey) Pyrene. Woselbst etwan damals ein Städtlein mag gestanden seyn. Denn Appianus nennt das Rhätische Gebirge, so unweit von den Quellen des; Rheins, ebenfalls Pyrenaeum oder Pyrenen, a) (Wtewol Stephanus dadurch das Tyroler-Gebirge versteht.) Und solches bekräfstiget Maximus Pla-nudes in diesen Versen, die Beatus Rhenanus aus dem Griechischen also übersetzt hat: 'Saxa frenaci, é> depressa vallibus lÄlpes ]Quae Rfjenifontes Ipaud procul aspicitis, “Vidistis radios, Vaesar Qermanicus edit ~Quos, cum ‘Jeutonilas fulgure belligerans. Ebenso hat man den Namen Pyrene auch dieser Berg- und waldigten Gegend zugelegt die nahe bey der Donau-Quell befindlich und gleichfalls dem Namen Rhaetiae unterworsfen ist, angemerckt, Rhaetia in das ober und nidere unterschieden wird, und Ptolemäus schreibt Rhaetia habe vom Nidergange zu Grentzen den Berg Adulam und die Quellen so-wol der Donau als deß Rheins, vom Aufgange den Lech, so in die Donau a) Apud Laeium lib. 3. de Cimmeriis p. 65. ausgehet; von Mitternacht die Donau, endige sich gegen Mittag mit den Alpibus oberhalb Gallia Cisalpina &c. Also wird auch beym Nonno b) der Rhein-Strom Rhenus Iberus genannt. Obberührter beyder Flüsse aber bey-läusfig mit wenigem Hiebet) noch zu gebenden, so gehen dieselbe allbereit mit ziemlich-starckem Laufs da allererst das zu Don-Eschingen ausgequellte Fließ-Wasser auch herbey kommt, und sich mit in die Gesellschafft der beyden vorigen begiebt; doch nur annoch die Grösse eines Bächleins allda hat. Woraus denn Glareanus schliesset, der Flecken Eschingen rühme sich deß recht eigendlichen Ursprungs der Donau fälschlich. Wiewol diß Eluverius für keinen durchgehenden Schluß will erkennen. So aber allhie zu erörtern unvonnöthen ist. Welches ich beyläuffig manchem Leser zu Gefallen zu diesem Diseurs habe mit einsliessen lassen wollen. Wiewol die Verteidigung Herodoti als daran mir ein gutes Zeugniß hasstet, daß auch Deutschland von den alten Scribenten zu den Celtis gerechnet, von den jüngeren aber als nemlich dem Cäsare und theils andren davon unterschieden worden, mich hauptsächlich dazu bewogen. b) In 3. & 20. Dionisiaeon. Das m. (Capitici*. Die (Mittet seynd hernach unter einem etwas eingezogenern Namen der Gallier begriffen worden. (Db Celtica und Gallia, Celtii und Galli stets, tote Etliche wollen, einer len ? Jechst dem gemeinen Ismen der Celtä haben die Cräiner den Ismen der Gallier behommeit. Zu erweisen dass die alte Dräiner Deutsche gewesen, brauchtes eines Vor-Heweises, dass man die alte Deutschen auch Gallier geheissen. Volaterrani und Glareani Vorgeben, dass die alte Gallier und Deutsche bon den Griechen Delta genannt worden. Uipsii Zeugnissen aus dem Hlinio und Seneca. Welchen Dluberius dabeZ eines merklichen Irrthums bestraft. Hingegen D. Schönleben bertbeidigt. Dennoch nicht gnugsam wider Cluberium berantwortet. Hipsius langt mit seiner DrhläH-rung Hlinianischer Morte nicht aus. Das Tyroler Gebirge hat man gleichfalls ®oCia und bellica •octben von Etlichen Authori-ius für ei-»erley genommen. bissbeilcn Pyrenaeum genannt. Rechter Sinn und Verstand dieser Dliniani-sthrn Morte, dessen Uixsius dissmals ber fehlt. Ursachen so uns verbind en, dennoch dem Uipsio und Schönleben ivider (f (ubertum im Grunde ben zu stimmen. Die erste, andre, dritte und bierdte Nrsach. Wann Aristoteles geborn. Drstetigung gedachter Ursachen aus dem Glandorxio. ^ev Nam Gallia wird von etli-ichett Scribenten mit dem Nahmen Celticae in gleicher Weite ^ gemessen, wie auch von dem ' ;D. Schönleben geschicht. Denn Etliche sagen, Alles, was der Griech Celtas, das habe der alte Römer Gallos geheissen. Welches sich zwar auch bei) etlichen alt-Römischen Bücher-Schreibern so anansehn lässt, die sreylich den Namen der Gallier schier mit dem Namen der Celtarum für eins genommen. Hingegen geben Etliche vor, was die Römer Celtas, das hetten die Griechen alles Galatas genannt; da man doch sowol bey den Grie-chisch-als Lateinischen Scribenten bei)-derley Namen antrifft, nein li ch sowol der Gelten ihren und Galater bei) den Griechen, als der Gelten und Gallier bey den alten Römern und beyde Namen auseinander entsprungen. Unser I>. Schönleben aber hat solche ver-meynte Beciprocirung oder solcher beyden Wörter Gleichgültigkeit int Wechsel auf einen besondren liypothesin oder Grund-Satz gebattet ; nentlich aus diesen Verstand oder Sinn, daß alle Celtä vormals Deutsche und weder Spannien noch Britannien, noch Jllyrien Lettischer Nation gewesen, wie vorhin erzehlt worden. Daher er auch ausdrücklich schreibt: Celticae limites erant antiquitus iidem cum limitibus Germaniae &c. „Die Grentzen deß Celtischen Landes waren vor Alters mit den Grentzen Tentschlandes einerlei)." Ob mich nun zwar ob-vermeldte Ursachen von dieser seiner Meynung geschieden, kann ich ihm doch nicht ab-stimmen, wann er sich verlauten lässt, daß alle die uralte Gallier Deutsche ge- jj west und unter dem Namen der Gal- 1 lier die Germanie r verstanden worden; ji Dadurch gleichwol nicht aufgehoben wird j der Unterscheid, welchen alle solche diß-und jenseit- Rheinische Bölcker in der Benennung ihrer Landschafften unter sich selbsten gemacht. Wiewol man so eigendlich nicht wissen kann, zu welcher Welt-Zeit die mit dem Namen der Gal- Valv. I. Buch lier bekleidete G etm a nier sich in vieler-: ley Nationen abgetheilt und mancherlei) unterschiedene Namen gewonnen, wie ; dieser Cräinerische Anthor gar recht erinnert. Welchem ich auch gern hierinn meine Stimm ergebe, daß die Senuoni-sche Gallier von welchen Segnia (oder Zeug - Stadt) ihren Namen führt und die um den Adriatischen Meer - Strand vormals gewohnt, sowol von Geburt als Sprache rechte G e r m a n i e r gewest, auch die jenige Gallier, welche Rout eingenommen und osftmals hernach sich mit den Römern in Italien blutig berochen, keine andre als Deutsche Völ-cker gewesen; ob sie gleich von den Griechen nur Celtä, von den Lateinern Calli benamst worden; weil damals der Ger ma ui er eigentlicher Nani ami och nicht, sondern allererst kurtz vor Iulii Cäsaris Zeiten entstanden ist. Aber daß alle Celtä sollten Gallier »bet der und Germanico und sonst keine Natio-neu mehr deß Namens gewesen seyn, omgezoge-kann ich nicht mit bejahen ans Ursachen, ner-so vorhin habe angezogen. Deßwegen kann ich auch nun den Namen der Gallier unfern Eminent nicht in so breiten und gleich - weitem Verstände zu rechnen, wie den Namen der Celtarum ; sondern erkenne denselben für einen viel engem und eingezogenern ja fast für einen sonderbaren Namen, nemlich einer besondern und von audent Celtischen Völckern, als nemlich von Spanniern und Britanniern unterschiedenen Nation. Denn wann schon mancher Laten nischer Buch-Schreiber durch die Gallier Selten, und durch die Celtas Galli er andeutet, wie denn manches Mal die weitläufftigere Namen für die cinge# schmückte und auch diese für jene nach Redner und Poeten-Art gesetzt werden; so wird matt doch nicht leicht einen Authoren iteititeit, der auch die Spanntet und Britannier hette Gallier genannt ; von denen man doch erweisen kann, daß sie auch ehmals Celtä genannt worden. Es mag aber endlich nach dieses AutHo-ris Rechnung ein Gallier allemal so 12 Nechst dem gemeinen Namen der Celtarum haben die Cräiner den Namen der Gallier betonimeli. Warum ich behaupten müsse, daß man die Cräiner auch Gallier geheis-fert. Der Beweis, daß die alte Cräiner Deutsche gewest, bedurft dieses Bor - Beweises, daß man die alte Deutschen auch Gallier genannt. viel als eilt Celta, und dieser so viel als Jener gelten und bedeuten, oder nach meiner der Begriff deß Namens Galliä um ein gutes genauer sich zusammen ziehen, alß der Nam Celticae : so soll doch billig dieses insonderheit angezeigt werden, daß man die Cräiner vor Alters entweder, nachdem ihnen der Celten Naitt abgegangen, Gallier geheißen, oder bey noch währendem Namen der Celten sie ohne Unterscheid Celtas und Gallos nebst andren benachbarten Völckern überhaupt genannt; Wiewol mir das Erste am gewissesten fürkommt. Denn wann dieses nicht fest gegründet wird, daß man sie Gallier genannt, so fällt es schwer zu behaupten, daß sie alte Deutsche gewest; wie sie dennoch unstrittig gewesen, in Betrachtung nemlich deß gar späten Ursprungs deß Namens Germaniens. Allein da erhebt sich gleich alsobald ein starcker Widerstand und eyfriges Widersprechen. Denn weit Etliche durchaus nicht zugeben wollen, daß die alte Römische Historici und Erdbeschreiber unter dem Namen der Gallier auch die Deutsche verstanden: und doch gleich-woldie alte Cräiner oder Carni nirgends unter dem ausdrücklichen Namen der Germanier beschrieben werden, können wir sie nicht wol für ein Geschlecht der Deutschen sicherlich dargeben, bevor wir auch dieses erobert haben, daß man die j gar alte Deutschen Gallier geheissen. Darum müssen wir die Gegner, unter denen der berühmte Cluverius einer ist, mit scheinbaren Anzeigungen überführen. ! Denn also können wir auch nachmals dieses bescheinigen, daß diejenige Carnutes, welche, wie hernach unten erzehlet wird, Livius denen Galliern einmischet und die über die Alpes Julias zu Tarquinii Prisci .Zeiten in Italien gekommen, Deutsche Celtä und Celtische Carni (oder Kärndter und Cräiner) gewest. Ob die Deutschen von den alten Rö- ! ment Gallier benamset worden, das setzt; unter den Scribenten Strittigkeit: und ligt uns auch sonst etwas daran, daß wir dieselbe ein wenig beleuchten; Weil es nemlich künfftig bey mancher Erzehlung zu besserem Verstände und mehret Glaubwürdigkeit gedeyen kann. Daß alle Gallier und Deutschen von den Griechen mit einem gemeinen Namen Celtae, aber von den Römern Galli genannt seyen, bemühet sich Volaterranus a) zu erhalten, bringt aber keinen rechtschaffenen Beweis vor; darum ihn Cluverius, welcher das Gegentheil hält, leicht übern Haussen wirfst. Glareauus setzt seinen Fuß für solchen historischen Streit-Satz etwas doch nicht viel fester vermittelst dieser vermeynten Gründe: 1. Weil Strabo und Arrianus schreiben, die Celtae hätten zum Grossen Alexander ihre Legaten abgefertigt, welche Celtas der Übersetzer deß Amant für Germanier (oder Deutsche) gedolmetschet. Aber Cluverius nimt diß für keinen rechten Beweis an, wie er auch vou keiner Vmumfft dazu annoch verbunden wird. 2. Weil Appianus denselbigen Hen-cker, welcher zu dem Mario in den Ker-cker geschickt worden, um denselben hinzurichten. für einen Celten ausgibt, und der Übersetzer Appiani solches gedolmetschet einen Gallier; da doch Vellejus Paterculus berichtet, es sey ein Deutscher gewest, welchen Marius selber in dem Kriege wider die Cimbrer gefangen bekommen. Aber auch dieses erkennt Cluverius für keine standhafste Anzeigung und zwar nicht ohn Ursach. Denn obgleich Appianus nicht Celtain (x^iròv) wie zwar Gla-reanus vorgibt, sondern ya)Jzrp> (einen Galater) setzt, welches dem Glareano zu favorisiren scheinet; verhindert doch Plutarchus, daß man daraus was gewisses kan schließen ; indem er meldet, man habe leine gewisse Nachricht, was für einer Nation Gallischer oder Deutscher selbiger Gefangner sey gewest. Wiewol nicht allein Vellejus, sondern auch Valerius Maximus schreibt, es sey ein Cimbrer gewest. Lucanus aber und Livius zeugen aus einen Gallier. Derhalben wie gut solche deß Gla-reani Beweisthümer anfangs scheinen, beweisen sie doch nichts. Denn daß so-wol Gallier als Deutsche und noch dazu auch die Spannier Geltä von den ältesten Römern genannt worden, leugnet Cluverius nicht; aber damit ist annoch nicht erwiesen, daß die alte Römer die Gallier und Deutschen unter dem Namen der Gallorum zugleich verstanden oder nicht weniger die Germanier als die Gallier Gallos benamset. Lipsius steht gleichfalls für das Ja, nemlich in seinen Anmerckungen über a) Initio libri 3. Geographicor. Volaterrani und Glaream Borgeben, daß die alte Gallier und Deutsche von den Griechen Celtae genannt worden. LipsiiZeUg ntften ändern Pli- wo und den Panegyricum Plinii deß Jüngern, ©en««, berufst sich auch auf Exempel, unter wel- chen nebenst gedachtem Plinio, (welcher schreibt: Germanien werde von den Pyrenäischen Alpen befestigt:c. oder bester zu reden, das Pyrenäische Gebirge diene dem Teutschlande zur Vormaur und Grentz-Scheidung) auch Seneca her-bey geführt wird, welcher in seiner Trost-Schrifft andie Helvidiam diese Wort fetzet: Pyrenaeus Germanorum transitus non inhibuit, „das Pyrenäische Gebirge hat den Germaniern den Übergang nicht verbieten können", a) Solche vom Lipsio aufgebrachte Zeugnissen und Exempel hält Cluverius eben so wenig für genehm. Er gebraucht dar-Weichen auf diese Wiederrede: „Es ist kein ge-Äe^us r*llflcr Irrthum, daß Lipsius lehret, die 'ink/mèrck. Gallier wären bißweilen von den Latei-llchen Irr- nern mit dem Namen der Germanier hitrinn bk- belegt, und Gallia mit dem Namen Ger-frafft. maniens rc. Denn Celtiberia, so ein Stnck von Spannien, hat feine Bena-mung nicht von den Galliern, so zwischen dem Rhein und dem Pyrenäischen Gebirge wohnen. Wer weiß aber nicht, so er anders den Florum und Plntarchi Marinm, wie auch den Verfasser deß Livianischen Auszugs gelesen, daß die jenfett - Rheinische Deutschen , Cimbern und Teutones ans Frankreich nach Span-nien hinübergangen? Derhalben kommt aus dem Zeugniß Senecä weiter sonst nichts hervor, als dieses, daß das Pyrenäische Gebirge denen Deutschen zum Durchzuge nach Spannien gedient." Solches beschleufft er mit diesen Worten: Firmam hanc sententiam statuo: Gallos genuinos nunquam Germanorum , nec Germanos Transrhenanos Gallorum nomine, à veteribus Romanis , fuisse appellatos : Cisrhenanos Germanos in Gallico solo, promiscuè nunc Germanos, nunc Gallos, passim vocari. „Ich bin der gäntzlichen Mey-nung, daß die geborne Gallier niemals Deutschen, auch die jenseit Rheinische Deutschen niemals Gallier von den Römern genannt; hingegen aber allein die disseits-Rheinische Germanier aus dem Gallischem Bodem ohne Unterscheid jetzt Germanier, jetzt Gallier genannt werden". b) a) Senec. consol. ad Helvid. b) Cluverins lib. 1. German, antiqu. in fine capit. 10. Deß Lipsii nimt sich der Doctor Schön- Hingegen leben an, giebt dem Cluverio eine ziem-liche Correction und rechnet ihm solches tbeitigt; ' Widersprechen für eine ehrsüchtige Begierde aus, durch Verkleinerung deß Hauptgelehrten Lipsii sich grösser und angesehener zu machen. Zu welchem Ende er erstgesetzte Lipsianische Worte anzencht, und weil allbereit vor Plinio, der um ein ziemlichs ältere Seneca ihm hierinn Zeu-gens genug, damit beweiset, es habe Cluverius, der solchen Ort Plinii und Senecä wol gewust, zur Ungebühr seine Galle über den Amanum und den Au-thoru deß Curtianischen Supplements ausgeschüttet, und ihnen ohn allen Fug verhebt, daß sie unter dem Namen der Celten die Deutsche verstanden; da er, Cluverius, dennoch selber gestehe, daß die alte Gallier Celtae gewesen, und vergeblich ohne Beystimmung andrer Geschichtschreiber die alte Gallier von den alten Deutschen absondre. Zu deß Senecä Leb-I Zeiten sey die Gedächtniß der Gallier i! annoch frisch gewest, als für welchen damals die Stabt Rom annoch nicht hundert Jahre Ruhe gehabt; daher man damals noch sehr wol gewusst, daß diese, nemlich die Gallier, übers Pyrenäische Gebirge gegangen; dennoch gleichwol habe Seneca diese llbergeher deß Pyrenäischen Gebirges diese Gallier Deutsche genannt, || und Lwins hingegen Gallier; weil itent* ! lich die Gallier und Germanier oder Teu-! tfcheti in den alten Zeiten für einerlei) Nation geachtet worden, c) ! Aber wie bißweilen den guten Homerum der Schlaff übergeht, also ist auch anjetzo diesem sonst vortrestlich-gelehrtem und accuratem Author ein Auge zu gefallen. Denn er bringt dem Cluverio keinen rechten Stoß bey, als welchen er dißmal nicht recht beäuget hat. Cluverius gestehet freylich und Hand- Doch nicht habt aus vollen ààssteu dieses, daß die ®^,ani alte Gallier Celtä gewest, sowol als die Cluvermm, Deutschen: macht sich dennoch damit oreantmor-I nicht, wie D. Schönleben gemeynt, verbindlich einzugehen, daß die Gallier und i Deutsche bey den Alten Einerlei) gewest, oder wie einerlei) Nation betrachtet worden. Denn obgleich der Len sowol ein Thier als der Lux, so sind ja darum nicht Leu und Lux einerlei) : also obgleich der Gallier sowol als der Deutsche ein c) Vid. D. Schönleben in Apparatu Carnioliae antiquae c. 1. p. 9. Celta von den Alten genannt; ist ans solchem Fundament eben nicht auch durch den Gallier ein Deutscher, noch durch den Deutschen ein Gallier gemeynt; Derhal-ben auch Cluverius hiemit noch nicht recht gefasst wird, und ihm Lipsius auch mit dem Zeugniß Seneca weniger denn nichts abbricht. Denn wann Seneca schreibt, das Pyrenäische Gebirge habe die Deutschen nicht aufhalten können, erfolgt daraus noch lange nicht, daß, weil selbiges Gebirge Gallien und Spannien scheidet, deßwegen der jenige fort ein Gallier sehn oder heißen müsse, der drüber hin mar-fchirt. Wäre der Türck gleich über die Wienerische Mauren gestiegen, (welches doch, Gott sey ewig Lob! nicht geschehen) so wäre er darum noch kein Oesterreicher zu titillimi. Kommt also Lipsius mit diesem Beweis gar übel fort, wie er denn auch sonst offtmals viel gelehrter als scharsfsinniger und accurata- ist. Was aber dieser sonst um die gelehrte Welt wolverdiente Cräiner den Lipsium zu secundiren hinzu thut, nemlich zu Senecä Zeiten sey die Erinnerung der Gallier annoch frisch und damals ur-kündlich gewest, daß diese (Gallier nemlich) über die Pyrenäische Alpen gesetzt, und Seneca gleichwol eben dieselbe Gallier Deutsche, hingegen aber Livins Gallier geheißen habe; das gäbe einen seinen Beweis, wenn nicht Cluverius die Rö-mische alte Scribenten hierinn zu Ruck-Haltern und dieselbe zu Zeugen geruffen Helle, daß selbige Übertreter deß Pyre-näischen Gebirges keine Gallier, wie zwar dieser ruhmwürdige Scribent vermeynt, sondern Deutsche gewest. Denn es finto sich im Livio auch nicht, worauf er sich doch berußt, daß es Gallier gewesen seyn sollten. Livii Historische Ausführung reichet nicht biß an diesen Feldzug der Deutschen übers Pyrenäische Gebirge; sondern sein Epitomator oder Inhalt-Verfasser seines 67sten Buchs gedenckt desselben, schreibt aber einig allein diesen Feldzug den Cimbris zu. Und Florus nennet es in seinem dritten Buch Bellum Cimbricum, Teutonicum, ac Tigurinum , keines wegs Gallicum. Richten wir also mit Anziehung Senecä und Livii dißmal wider Cluverium nichts aus. Nichts destoweniger aber hat Lipsius und mit ihm offt-gelobter Doctor Schönleben im Grunde doch recht, ob sie gleich weder mit dem Zeugniß Senecä noch Plinii solches gnugsam behaupten, daß die gar alte Römer auch unfern Deutschen den Namen der Gallier beygelegt; und obgleich auch dennoch Deutsche und Gallier darum unter sich selbsten nicht einerlei) Nation gewest, noch sich selbst mit einerley Namen genennt. Denn es ist ein Unterscheid, zu sagen, die Römer haben Gallier und Germania für einerley Nation geachtet; und zu sagen, die Gallier und Germania achten sich für einerley Nation. Die Türcken, Perser und Mogoler nennen alle Europäische Christen Frenki (oder Francken), sie aber selbst sich untereinander darum nicht auch also; sondern jedwede Nation führt ihren eigenen Namen. Bemeldter Plinius schreibt zwar Germaniam Pyrenaeus & Alpes Le. muniunt dirirmmtque und damit will es fast beym ersten Anblick einen guten Schein gewinnen, er habe das Wort Germanien weitläufftig genommen, und Gallien darunter mitbegriffen. Aber es fragt sich gleichwol noch erst, ob Lipsius das Wort muniunt mit genügsamen Fuge habe für eine Anzeigung halten können, daß Plinius das Pyrenäische Gebirge dadurch tnß unter die Deutsche Grentzen nach weit-läißsttcza Deutung gerechnet ? Und wundert mich, daß Cluverius ihm, dem Lipsio, diesen Borwand nicht weggerissen, wie er leicht helle thun können, sondern ihm denselben fast so viel als geschenckt, indem er denselben unberührt vorüber gelassen, und zwar auf Senecä Zeugniß etwas, aber ans dieses Plinianischenichtsgeantwortet. Denn er Helle demselben aus zweyerley Weise und Wege entgehen mögen. Erstlich, so beglaubt uns Appianus, daß man ein Stück von den Alpen in der Grasfschafft Tyrol gleichfalls Pyrenäum genannt, und also auch in Deutschland ein gewisser Berg Pyrenaeus damals geheißen. Zweytens: Wofarn man je solchen ersten Verstand nicht gelten lassen, sondern sich an die berühmteste Bedeutung Pyrenaei halten will, hat Lipsius doch damit noch nicht gewonnen. Denn sollte das Wort muniunt (sie befestigen) zu gewisser Anzeigung dienen, die Römer Hellen das Pyrenäische Gebirge für der Deutschen Grentze geachtet: (angemerckt dasjenige, womit ein Land befestiget wird, demselben auch gemeiniglich angrentzet) so mißten auch die vorhergehende Worte, welche ebenfalls an dem Wort muniunt haßten, gleichfalls eine Deutsche Lipsius langt mit seiner Erkläh-rung Pli» manischer Worte nicht aus. Das Tpro» ler Gebirge hat man gleichfalls Pyrenaeum genannt. Grenze anzeigen. Denn Plinii Worte stehen in dieser Ordnung: Germaniam quamplurimae gentes ac prope infinita vastitas interjacentis soli, tum Pyreneus, Alpes, immensique alii,, montes, nisi his comparentur, muniunt, dirimunt-que &c. Wenn sag ich das Wort muniunt allhie eine Grentze bemercken sollte, müssten auch diese infinita vastitas interjacentis soli eine Grentze anzeigen, welches doch sich nicht hören lässt. Derhalben trägt muniunt allhie gar nicht so viel aus, als neben-angrentzen; sondern soviel als „sicher und furchtlos für dem Anzug der Römer stellen," und wird vom Plinio metonymicè (wie maus in Schulen gibt) gesetzt: nemlich per me-tonymiam speciei pro genere imgleichen auch metaphorice. Eine Metaphora (Übertrag oder Vernenuung) kauus steiffett, weil Plinius zur Andeutung der Sicherheit Deutscher Länder von der Fortisication oder Befestigung die Red-Art entleihet. Eine Metonymia aber, weil er eine gute Versicherung und Wol-Verwahrung, so von vielen Hindernissen deß Einsalls entsteht (als das Genus oder Geschlecht-Wort) durch das Wort munire befestigen, so eine besondre und berühmteste Gattung oder special-Weise der Versicher- und Bewahrung ist, sehr zierlich ans Redner-Art ausdruckt; welcher der viel-beschäfftigte Lipsius so bald eben nicht nachgedacht. Denn Plinti Absehen ist eigendlich dieses, daß er seines Keyfers Trajani glückselige Regierung, Tapfferkeit, Welt-ge-fürchtete Macht und Reputation zu er-klähren, groß ansehnlich heraus zu streichen und hoch zu erheben unter andren dieses zur besondren Glori mit anziehet, daß allerdings auch solche Bölcker und Provittzien, zu denen man doch mancherlei) Beschwerlichkeiten und Hindernissen wegen so geschwinde nicht hinüber hupffen könne, bei) seinem Regiment, unter dem Römischen Zaum oder aufs wenigste Respert beharren. Unter denen stellet er für-nemlich auch Deutschland vor und will soviel sagen: daß dasselbe gleichfalls den Keyserlichen Macht-Arm Trajani fürchte, ob es gleich sich weniger als manche andre Länder für einem Römischem Feldzuge zu fürchten Hette, weil man ihnen, den Deutschen beyzukommen und obznsiegen, vorher viel Mühe und Beschwerlichkeiten überwinden müsse als nemlich die mäch-tig-weite Abgelegenheit und zwischen-ligende Gebirge, welche allenthalben anzutresfen, nemlich der Pyrenäus, die Alpen und die Ajpes Juliae, welche gesamte Mühseligkeit deß Feldzuges ihnen den Deutschen so gut als eine gute Bor- und Zwischen-Mauer sey, und gleichsam zu hohen obgleich entfernten Bollwercken diene. Wann nun hieraus dieser Verstand kommen sollte, als ob das Pyrenäische Gebirge mit Germanien sich nachbarlich berührte oder begrentzte, so müsste auch auf solche Weise Ost-Indien mit dem Africani) chett See - Gebirge Capo de bonne Esperance grentzen, weil die Schiffe nicht in Indien gelangen, bevor sie selbiges gefährliche Sturm-Eck hinter sich gelegt. Nicht Alles, was verhmderlich im Wege ligt, ist darum gleich eine Grentze; ob es gleich dem Ort, da man hingedenckt, gleichsam zu einem Schilde oder Bor-Maur dienet. Es gibt aber andre und scheinbarere Ursachen, die mich verbinden, nicht dem Cluverio sondern dem Lipsio und dem Schönleben dennoch beyzupflichten, nemlich diese nachgehende. 1. Wann schon mit obigen Zeugnisfen Seuarä, Plinii und Volaterrani nicht ausznlangen; hat man doch andrer älterer Geschicht-Schreiber Zeugnissen vor sich und zum Bortheil. Als erstlich deß Livii seines; nicht zwar befj Epitomatoris, worauf sich der Schönleben vergeblich bezogen, sondern derjenigen Erzehlung; die aus deß Livii eignen Feder noch vorhanden, nemlich deß Berichts von dem ersten Einbruch der Gallier in Italien. Denn daselbst wird gemeldt, daß, nachdem der Gallische Printz Bellovesus über die Jütische Alpen in Italien gekommen, hernach ein andrer Hausse der Germanier, welche er gar gern gesehen und sie darinn seine Gunst spühren lassen, durch die-selbige Alyen dahin gefolgt sey. Woraus dieser Crüinerische Author (durch welchen ich allemal den D. Schönleben iist diesem ersten Buch oder Namens-Untersuchung verstehe) nicht unsüglich mutmasset, Livius scheine hiemit zu supponiceli oder zu verstehen zn geben, daß die vorige unterm Belloveso gleichfalls Deutsche gewesen. Wiewol ich bekenne, daß es weiter nicht ohn für eine Vermutung und keine richtige Gewißheit gelten kann. Will man aber dem S ch ö n l e b e n solche Auslegung Livii nicht zugeben, (Massen denn diese Explication auch über Ursachen so uns verbinden, dennoch dem Lipsio und Schönleben wider Cluverium im Grunde beyzustim-men. Die erste Ursach. Die andre. Wan» Aristoteles ge« Born. das von der unterschiedlichen Section eilten Anstoß leidet, indem Etliche darunter auch Velserus an diesem Ort des; Sivii für Germanorum Cenomanorum lesen) so weiß ich schon einen andren Weg, mich deß Sititi hierum ztt bedienen. Denn er henckt gleich hinan diese Worte: Tum Senones recentissimi advenarum&c. Die Senones seynd unterdenEinkömm-ling en (inItalien) damals die neuesten gewesen re. (nein 1 ich ungefähr zu Tarquinii Prisci Zeiten.) Nun werden aber die damalige Senones (denn nachmals haben sie ihren Sitz vielfältig ändern müs- i seit) nemlich die jenige, welche nicht allein , nach Siott Bericht am letztem« Italien sich niedergelassen, sondern auch neben ihrem Anhänge im Jahr der Stadt Rom 365 selbige Stadt erobert haben, vom Polybio ans Adriatische Meer gelosirt, mit Ber- j Meldung, daß sie deßwegen von Rom wieder zurück genöthigt worden, weil ihnen die Veneti ins Sand gefallen wären. Der! Veneter nechste Nachbarn aber waren für- I nemlich die Iapides und Carni. Trans I fließt, daß diese Iapides und Carni mit selbigen Senonibus einerlei) Volck nemlich Deutsches oder auss wenigste ein Theil der Senonum gewest, welche Polybius praecipuae authoritatis populos ex Gallis in Italia morantibus, die berühmteste und achtbarste Völcker unter den Galliern so sich in Italien nidergelassen und eine Weile ausgehalten, titulirt. Weil aber selbige Iapides und Carni ohne Zweifel für Deutsche geachtet werden, lititß man soviel hieraus zulassen, daß eine gewisse Deutsche Nation von Sitiio und Polybio Galli genannt worden. Zweytens; gedenckt Cluverius Selbst die Cimbri (so man zu den Nord-Teu-tschen gerechnet) seyen durch eine Wasserflut aus ihrem Sande verjagt, woraus sie schier durch gantz Europa herumgeschwür-met und denen Bojis, so vom Segoveso ans Celtica in die Gegend deß damals mächtig-weitreichenden Hartz-Waldes geführt worden, eingebrochen ; aber von ihnen zi truck getrieben ; und selbige ihre Wasser-Mut sey noch vor Aristoteles Seb-Zeiten geschehen. Nun ist Aristoteles tut 370. Jahr der Stadt Rom geborn, nemlich 5 Jahr nach Eroberung der Stadt Rom; daraus zu mutmassen wäre, daß selbige Sandflüchtige Cimbrer dem Feldzuge Brenni wider die Stadt Rom in großer Menge mit beygewohnt. Denn Florus redet gleichfalls von den Senonibus, welche Rom in die Asche geworf-sen, daß sie von den letzten Enden der Erden, weil daselbst das Meer Alles uttt-flutet habe, vormals herauf gezogen mit einer gewaltigen Menge, und nachdem sie alle Zwischen-Sänder verwüstet,_ zwischen den Alpen und dem Po-Fluß sich gesetzt, doch mit solchem Sitz noch unbefriedigt, Italien durchgestreifft, die Römische Armee geschlagen und Rom verbrannt hetten. Dieses macht wiederum einen Schluß, daß die alte Römer, so bey Ankunfft der Cimbrer in Italien gelebt in der Mey-nmtg gestanden, die Cimbrer wären unter der Gallischen Nation begriffen und eben der fettigen Extraction oder Herkunfft, deren die vormalige feurige Heimsucher der Stadt Rom nemlich die Senones; zumal weil die erste Wasser-Flut der Cimbrer ungefähr um- oder kurtz vor Roms Einäscherung erschollen war, und solcher Schall anjetzo, da dieses Volck der Cimbrer mit einem gantzen Heer gegen Italien im Marsch gewest, sich wider erneuerte; indem etwan abermal eine neue Ergieffung des; Meers damals geschehen (dann man will von unterschiedlichen Überschwemmungen deß Cimbrischen Sanges sagen) wodurch folgends auch unter den alten Geschichtschreibern der Irrthum entstanden, als ob diese Cimbrer gleichfalls aus dem damals weit-läufftigst-gerechnetem Gallia und zwar aus dem äußerstem Ende desselben bürtig wären; weil nemlich daß Gerücht von ihrer erlittenen Wasser-Verfolgung vor ihnen hergeflogen und schon etliche Jahre ihrem Italiänischen Einbruch zuvor gekommen war. Und solches mag auch den Flo-rum getäuscht haben, daß er den Einnehmern der Stadt Rom gleichfalls eine Wasser-Flut zngeschrieben. Wiewol mir nicht unbewusst, daß es nicht mangelt an neuern Scribenten, so da wollen, es sey auch denen Galliern, die Rom bezwungen, vorher das Meer ins Sand gefallen. Es sey nun gleich den Cimbern ein oder zweett Einbrüche der See begegnet so erkennet man doch hieraus, daß Florus wiewol aus einem alten Irrthum dafür hält, die jenige Gallier, welche Rom abgedrannt, wären vom Ende der Welt her und durchs Wasser von ihrem Sitze vertrieben; daraus muß folgen, daß man solche am Ende deß Erd-Kreyses vor dem Gesessene damals auch unter die Gallier, und ihr überschwemmtes Land mit zu Gallien gerechnet. Welcher weit-läufftigen Deutung Florus gesolget, weil er bet) den vorigen alten Scribenten solches gefunden, oder weil vielleicht ein guter Th eil der zum ersten Mal vertriebenen Cimbrischen Nation zu den Senonibus gestossen, und mit ihnen in Italien aus Rom los gegangen. Nun waren aber die jenige Länder, so man aus Mangel der Erfahrung für die äuff erste gegen Norden damals, nemlich zu der ältesten Römer Zeiten, achtete, keine andre als Deutsche; derhalben ist solches eine Anzeigung, daß man selbige Deutsche Länder aus Unwissenheit für ein Antheil Galliens gerechnet. So man nun allerdings diesen so weit entferneten Völ-ckern, nemlich den Iütländern, Stormaren, Ditmarsen, Schleßwichern und Holsteinern (denn das waren eigendlich tue rechte Cimbern) den Namen der Gallier gegeben , wievielmehr wird man die besser-h er auf gelegene Länder zu Gallien gesetzt haben. Daß aber die Cimbrer gleich nach ihrer ersten Wasser-Flut und zwar um die Zeit deß Übergangs der Stadt Rom an ine Senonische Gallier allbereit in Gallia, Hispania und Italien herum geschweifft, bekrässtigt Cluverius selbst, wann er schreibt: Cimbri primi omnium Germanorum per maximam Europae partem victricia arma ducentos quadraginta circiter annos circumferendo, magnum sibi nomon & gloriam ingentem quaesiverunt : „Die Cimbri seynd von den Deutschen die Erste, so ihre sieghaffte Waffen 240 Jahre ungefähr durch den grössesten Theil von Europa herum führende einen grossen Namen und hohen Ruhm ihnen zuwegen gebracht." a) Wie-wol den Römern der eigendliche Nam dieser Bölcker eher nicht bekandt worden, als mit der Niderlage Carbonis und etlicher folgender Bürgermeister biß auf Marium. Sintemal um selbige Zeit aus Cimbria ein frisches Heer heraus gekommen, und zu denen Nachkömmlingen der vor mehr als anderthalb hundert Jahren ausgezogenen vorigen Cimbern gestossen. Wo nicht vielmehr alle Jahre frische Truppen, wie Cluverius will, den vorigen nachgezogen; womit der allgemäh- a) Cluver. lib. 3. German, antiquae in fine capitis 22. liehe Abgang derer, so am ersten ausgezogen , nach und nach recreutirt oder wieder ersetzt, und also die Weltformi-dable Macht der Cimbrer immerzu auf den Beinen erhalten worden, biß an besagte Zeiten Carbonis, Manlii Capionis, Catuli und Marii, welcher letzter sie endlich gebrochen. Massen denn auch Plutar-chus solches beglaubt, da er schreibt, man habe anfangs nicht gewusst, aus welchem Lande der Erden dieses Volck so daher geflogen wie schnelle Wolcken, und dasselbe sey nicht mit einem einigem Heerzuge aus einmal herbet) geruckt, sondern jährlich neue Truppen ans ihrem Lande ; hervor gekommen. 6) Weil man also ihre rechte Heimath nicht gewusst, hat man sie wie andre Deutsche, von welchen die damalige Römer eben sowol annoch keine sonderliche Kundschafft hatten, unter die Gallier geschrieben, und zwar unter die abgeleg-neste und äusserste. Denn, daß Plutar-chns meldet, Einige Hecken gemeynt, sie kämen aus dem fettigen Theil Germa-niens, so gegen Mitterimdst läge, und sich neben dem Mäotischen Meer-Pfuhl herumlenckte; ist allererst hernach den Römern in den Sinn gekommen, da sie I schon mit ihnen eine Zeitlang in den Haaren gelegen, oder mag vielleicht eine Verwirrung mit denen zum ersten Mal angelangten Gothen sechi. Aus dieser Urs ach hat also Florus selbige vom Meer verdrungene Cimbern zu Folge seiner betrogenen Borgeher für die Senones ausgegeben; ob er gleich selber nicht gewusst, daß diejenige, deren Wasser-Flut er den Senonibus irrig zugeschrieben, vielmehr Cimbri gewest. Er nennet aber hernach, da er den Cimbrischen Krieg beschreibt, der Cimbern Land ausdrücklich Galliam, wie diese seine Worte ausweisen: Cimbri, Teutoni, atque Tigurini, ab extremis Galliae profugi, cùm terras eorum inundasset Oceanus, novas sedes toto orbe quaerebant, c) Weil nun diese Anzeigung hell und klar, nimt der gute Cluverius diese schlechte Ausflucht, Florus handle nur gar knrtz von der Sache und habe sich geirret. Eben so ausflüchtig fertiget er auch Diodorum Siculum ab, welcher in seinem fünfften Buch die Deutsche und b) Plutarcb. in Mario. c) Flor. lib. 3. c. 3. Die dritte Nrsach. Die vierd-te. Gallier beyde unter dem Namen -/«iw«« oder Galliens beschreibt. Dann daß er darauf antwortet, Diodorus hette aus den Commentariis Caesaris und Hirtii etwas Griindlichers wissen können, stosst den Beweis nicht um. Diodorus hat den Namen Germanieus mit Fleiß nicht gebraucht, weil er nur neulich erst, wie Tacitus zeuget, war aufgekonlmen und der-halben die vorige Weise der Benennung noch behalten wollen, wie Florus auch gethan. Der zu seiner Zeit schon ohne Zweifel den Namen G e r m a n i e u gnug gehört; doch aber, weil derselbe anuoch nicht viel gebräuchlich, lieber dafür nach der alten Weise Galliam gesetzt. Den dritten Beweis nehme ich aus den: J. Caesare selbsten, welcher die Grentzen Galliä allbereit ziemlich enge eingezogen und doch des; Namens Gallorum auch die Schweitzer theilhafst macht ; da er sonst Galliam in drey Theile nur theilt und gleich Anfangs der: Fehler begehet, daß i er Galliam Narbonensem auslässt, so von den Allobrogern biß ans Pyrenäische Gebirge reicht, gleichwie auch besagte Helvetier, ohnangesehn er diese selber etliche Mal ebenfalls Gallos nennet, a) Weil dann die Helvetier bey dem Caesare auch unter den: Namen der Gallier stehen, sowol als die Belgä oder Niderländer: weiset solches abermal, daß die Deutschen beh den älteste:: Römern Gallier benamst seyen. Denn die Helvetier seynd sowol als die Niderländer je und je Deutsche gewest. An statt deß vierdten Beweisthunrs nutzt uns dieses, daß die alte Germanier mit den Galliern, Spanni«:: und Britannien: einerley Haupt-Sprache geredt; wie solches Cluverius selbst ausdrücklich bescheinigt, b) Denn dadurch wird es desto glaubwürdiger, daß die alte Römer unter den: Namen der Gallier auch die Deutsche verstanden. Denn welche man einerley Sprache reden hört, die hält man gemeindlich für einerlei) Nation, so lange biß man eine nähere Kundschafft ihres Wohn-Sitzes und Vaterlandes hat. Daß aber die Britanni« und Spannier von den Römern nicht auch für Gallier geschützt wurden, rührte daher, weil ihnen die Spannier zeitiger bekandt wurden, die Britanni« aber ihnen damals noch а) Vid. Franeisci Hottomanni Notas in üb. 1. J. Caesaris de Bello Gallico. б) Lib. 1. Germ, antiqu. c. 8. p. m. 63. seqq. gar unbewusst waren; als welche durch das Meer gantz umringt und sowol von der nähern Kundschafft als Nachbarschafft und Grentze andrer Völcker abgesondert lebten, biß die Herrsch-Sucht der Römer den Zustand dieser groffen Insel kündbar ! machte. Man findet solcher Sprach - Gemeinschafft der D«:tschen und Gallier unterschiedliche Exempel beym Velsero ; in dessen Hisioria Boiea. und noch klührere beym Lazio c) Insonderheit ist merckwürdig, daff, wie dieser aus dem angezogenem Tranquillo berichtet, die Galli den Vitellium, als derselbe in Gallia und am Rhein das Gubernement gehabt, wegen seines feisten und fülligen Leibs Kalbam, das ist das Kalb genannt, d) welches ja so ertlich sollte heraus gekommen seyn, als ob man, wann es Vitellins nur gewest wäre, in Lateinischer Sprache für Vitellius Vitulus gesagt hette. Denn solcher Spott-Nam würde sich nicht übel zu seinen: Wesen gereimt haben; Weil er gleichsam ein recht gemästet Kalb gewest, nemlich ein Ertz - Wollüster und Weinsänffer. Aber Lazius hat sich vergessen oder Suetonium selbsten nicht nachgeschlagen. Denn es war der Galba und nicht Vitellins, welcher von den Galliern so genennt worden um seiner Fettigkeit willen; angemerckt Kalba bey den alten Galliern soviel als pinguedo oder pinguis geheißen. Darum auch Einige der Meynung, es habe dies« Nam Galba ans Gallia sein erstes Herkommen. Beym Plinio liefet man, daß die Gallier eine G ans Gans am und das Marck (medullam) Margam geheissen. e) Welcher Wörter Endungen aber Plinius nach der Lateinischen Red-Art fügt, da sie hingegen der Gallier vermutlich ohne Lateinische Termination hat ausgesprochen nach heutiger Weise, nemlich das Marck, die Gans. Denn die Römer lieffen keine fremde Wörter ungeündert, sondern resormirten dieselbe gemeinlich nach ihrer Aussprache, gleich als ob sie nicht nur die Leute sondern auch die Zungen und Sprachen unter sich zu zwingen berechtigt wären. Weil nun noch heut wir Deutsche solche Wörter haben, fällt das Urtheck um soviel mehr da hinaus, daß die Deutsche für Gallier damals gehalten worden. c) Lazius lib. 5. de Celtis p. m. 158. seqq. d) Sueton. in Galba Imperatore. e) Plin. lib. 3. c. 16. Aber hernach, da die Gallier aus fremden, sonderlich der Griechischen und Phoe-nizischen Sprache, die ihrige sehr gemengt, sehnd sie mit den Deutschen im reden mißhüllig worden, und aus eine eigene besondre Land-Sprache gefallen. Daher zu I. Cäsaris À'itcu die Gallische von der Deutschen Sprache schon ziemlicher Massen entfremdet gewesen; nemlich die Sprache deß jenigen Galliens, das bei) Cäsaris Leben in damals recht eigendli-chem und genaustem Verstände Gallia hieß, und den Römern unterwürffig war. Wir wollen diesen nunmehr eroberten und bewehrten Satz mit der Beystimme Glandorpii verstärcken, welcher bald im Anfänge seiner gelehrten Anmerckungen über den Cäsarem auch diese Frage berührt, und kürtzlich also verabscheidet: Quemadmodum veteres Romani gentem utramque, nondum satis sibi cognitam, Gallorum vocabulo nuncuparunt : ita Graeci Celtarum nomen utrisque indiderunt. „Gleichwie die alte (oder ältere) Römer beyde Nationen (sowol die Deutsche als Frantzösische), so lang dieselbe ihnen noch nicht gnngsam bekandt waren, mit dem Namen der Gallier genannt, also haben die Griechen Beyden den Namen der Celtarum gegeben", a) Von dem Ursprünge aber deß Namens der Gallier will ich unten ausführlichen Bericht thun, und damit die Veränderung oder Wechselung der Namen Carni und Crain erläutern. a) Glandorpius in lib. 1. J. Caesaris de Bello Gallico. Bas iv. Capittel. Cräin ist bald gantz, bald Stück-weise nach unterschiedlichen Landern benamset worden, ehe es seinen heutigen Namen Carniolia hat erreicht. Inhalt. tòlic s'tdj die Minen der Minder verändern. Criüu muss unter den Minen Illnriens treten. Wie Japidia zu Jllvrien geschrieben worden. (Ein Stück bau (Lräin ist rbedessen zu Hnnnonien gerechnet. Spuhr - Zeichen der alten Stadt Carnunti und derselben Minen. Müntz-Stürbe und Inscription, sa ben S. Hetranell gefunden worden. Vormalige Henennung etlicher Criiinerischen Uand-schallten nach Tauris eia, Norico und Hstria. Die Trainer sennd bar Alters Japndes genannt worden. Woher die Japndes ihren Damen gezogen. Missbrauch dess Damms Japeti. Wo die Japndes nach Strabonis Anzeigung gesessen-Das Gebirge Albium- Zwenerlen Japidia: Davon Cines endlich Carnia ist genannt. Das ausgebreitete alte Carnia geht endlich in dren Thcile. Die Carnielli. Die heutige Cigen-Damen dess Hrrtzogthums Cräin. Den welchem Scribrnten der Dam Carniola oder Carniolia am ersten zu lesen. gi^cinu die Länder am fremden Joch ^ziehen müssen, pflegen sie auch bißweilen fremde Namen , anzuziehen, und ihren vorigen samt der Freyheit auszuziehen. Mehrmalen aber bleibt ihnen ihr bißheriger Nam, ob sie gleich ins Register der Sato. I. Buch. Überwundenen und dem Überwinder Un-terworffenen kommen. Die Römer änderten den Galliern ihren Land-Namen nicht, ohnangesehen diese unter ihren Gewalt verfallen waren. Sie liessen auch Syrien, Palästinam und andre Oerter ihres vorigen Namens gemessen. Wann 13 Besteigung derselben aus dem Glan-dorpio. aber ein Land unter ihrem Obgebiet sei« Wie sich neu alten Namen mit einem verwechselt der Länder ^t, ist es gemeinlich entweder durch verändern. Pflantzung einer Coloniü, das ist, durch Anrichtung eines neuen Bolcks und neuer Gemeine geschehn; oder durch Erbauung einer neuen Stadt, nach welcher allgemach die umligende Landschafft sich auch nennen ließ; oder zur Gedächtnis; ihres in selbiger Gegend gehabten Winter- 1 lagers; oder auch, weil die Laudpfleger und Gubernatoren diese oder jene Gegend nach Römischer Gewonheit so lange getrennt, biß dieselbige Lands - Gegend selbst auch solches Römischen Namens j gewohnt worden, und denselben frye-willig angenommen. Wann aber ein Bolck im Lande gegen einem gewissen Tribut nicht gelassen, sondern gäntzlich ausgerottet oder vertrieben und das Land mit neuen Einwohnern besetzet wird; alsdenn werden insgemein auch die erste Land-Namen vertrieben und andre eingeführt. Ausser solchen Begebenheiten beharren gemeiniglich die Länder bey ihrem Namen. Aber solches ist nur von den eigend-lichen Namen hauptsächlich zu verstehen. Denn was die viel-gemeine und die sonderbare Namen eines Reichs oder ziemlich - grossen Herrschafft oder einer solchen Nation, die von einerlei) Zungen ist, betrifft, darunter dieses oder jenes Hertzog- oder Fürstenthum ligt, gehen dieselbe einem darunter gezehltem Lande ab und zu; nachdem ein solches Reich oder Gebiet wächst oder abitimi, indem unterdessen dennoch solchem Lande sein particular oder eigendlicher Nam nicht entgehet. Dieses wiedersuhr auch dem Lande Cräin. Das hatte anderthalb hundert Jahre vor Christi Geburt mit Jllyrien annoch nichts zu schaffen, und gar keinen Theil daran; sondern ward als ein Geschlecht, Glied und Volck der Alpini-schen Gallier, und unter solchem Namen der Gallier, wie ein Anhang Ger-maniens, von den uralten Römern beerai» muß trachtet. Wie aber die Blume Riniti- 9iamcnCn f$en Gewalts und Gebiets recht auf- Jllyriens gieng, und auch Jllyrien ihres strengen treten. Geruchs voll machte; (wovon gleich nach dem Tode deß mächtigen Königs Agron durch Überwindung dessen Hinterbliebenen Wittwen Teuta der Anfang gemacht worden, wie beym Poly- bio a) zu lesen) da sraß diß erschreckliche Thier mit den eisernen Zähnen, wie es beym Daniele wird abgebildet, immer weiter um sich, nagte, und riß den umliegenden Grentz - Völckern ein Stuck Landes nach dem ändern hinweg und an sich, machte (nach heutiger Frantzö-sischer Manier zu reden) Dependcntien und Beunionen, bald diesen bald jenen Anspruch; oder ratzte die Nachbarn durch allerlei) Unbillig- und Gewältthä-tigkeiten zur Feindseligkeit, damit dieselbe gleichfalls überwältiget und unter den Dienst-Zaum gezwungen, dem Herrschund Geld-gierigem Römer neue Lorbeer-Zweige und Titeln zu einem frischen Triumph gepstantzt, und der Provintz Jllyrien mehr Landschafsten angehenckt würden. Mit solcher Manier ist nicht allein das alte Iapydia, sondern auch Panno- Wie Japy-nien endlich unter Römische Botmässig- dia zuJlly-keit getrieben und zu Jllyrien, als einer s^Je» grossen Römischen Provintz geschrieben worden, worden; also daß sich ungefähr im 752. Jahr der Erbauung Roms, nemlich um die Zeit der Geburt unsers Heils, das Land Carniolia (oder Cräin) unter dem Namen Jllyriens mit befunden, nachdem vorhin ein Stück desselben nur mit Jllyrien gegrentzt. Und da vorhin Jllyrien mit den anstossenden Landschafften un-verhengt war, mussten sich nach der Zeit Istria (Histerreich), Carnia, Japidia, Pannonia, Noricum, nebst noch andren Ländern unter die Römische Herrschafft demütigen, und wurden ingesamt unter dem allgemeinen Namen Illyrici begriffen doch jedwedem sein eigener Nam behalten; wie heutiger Zeit Cräin und andre Hertzogthümer unter dein allgemeinen Namen Deutschlands enthalten sind ohne Verlust ihres eigenen. Gleicher Massen ist es etlichen Thei-len deß Landes Cräin also ergangen; Ein Sntck Denn schier das gantze Nider-Cräin, ausbenommen ein Stück, so an Iapydia zu Pamw-gehafftet, ja so gar die Cräinerische 9erM^ Hauptstadt Laybach, wiewol unter ihrem w ' damaligen Namen Emona (oder Aemo-na) in dem äussersten Theil Pannoniens gelegen, und auch den Namen von Pannonia getragen; gleichwie hingegen auch der Nam Carnus ziemlich tieff in Pannonien gedrungen, wie man an den Denck-Zeichen der alten Stadt Carnunti erkennet, so heut in dem Dorff Petronell bet) der Nieder-Oester-reichischen Stadt Hairnburg bißweilen noch entdeckt werden; angernerckt man daselbst nicht selten noch allerley Spuhr-Spuhr- Zeichen, als mancherlei) Müntzen, nebst alt?Stc,dt andren alten Sachen antrifft, daß eine Canmnti. alte fürnehme L-tadt allda gestanden, welche von den meisten Gelehrten für das alte Carnuntum geachtet wird. Ruinae (schreibt insonderheit Lazius) visuntur amplissimae civitatis, ad stadii penò longitudinem propagatae. Superest adhuc in medio campo portae veteris ingentis vestigium, à quo pagus ad tormenti minoris, sive sclopeti jactum, non ita procul à finibus Austriae & Hungariae, dissitus est, divae Petro-nellae nomine, ubi innumera quotidie & numismata Imperatorum Romanorum & Inscriptiones eruuntur &c, Tulerat quoque ex his unum Viennam in patrum memoriam, Doctor Fuxmagius Maximiliani Caesaris Consiliarius quod hodie parieti Archiducalis collegii insertum cernitur, continens etiam expressis. literis Carnunti vocem. «amen der Das ist: „Man schauet die Ruinen Carnunti, oder Berfallenheiten einer weit begrif-. feiten ansehnlichen Stadt, die schier aus ein Stadium (oder 125 Schritte) weit hinaus reichen. Es ist noch mitten auf dem Felde das Mahlzeichen eines gar grossen Thors einen Büchsen-Schuß weit von einem nicht fern von den Grentzen Oesterreichs und Hungariens ligendem Dorff S. Petronell, woselbst täglich Etücte° s unzehlich-viel Müntz-Stücke der Rötni-Wiptio- schon Keyfer und Inscriptionen (oder Uber-“6n bep S. schrifften) ausgegraben werden rc. Davon »\mten bei) unserer Väter Zeiten Doctor Fuxmagen, Keysers Maximiliani Raht, eines nach Wien gebracht hat, so man noch heut der Wand deß Ertzhertzoglichen Collegii eingemaurt sihet, und mit ausdrücklichen Buchstaben das Wort Carnunti in sich begreifst dieses Lauts:" P. CLAUDIO PALLANTI HONORAT. REPENTINO ADLECT. INTER TRIBUNITIOS LEO. PR. PR. PROVINCIAE AFRICAE PRAETORI LEO. PR. PR. PROVINCIAE ASIAE LEO. AVO. LEO. X. O. C. JVL. MAGNVS DEC. COL. KARN, EQVO PVBLICO EX. V. DECVR. DIGNISSIMO L. q. q. q. a) a) Lazius lib. 12. de Rep. Rom. Sect. 3. c. 1. Der alten Müntze gedenckt auch Zeilerus in seiner Reise Beschreibung durch Deutschland, daß man noch zu seiner Zeit, wie matt ihn berichtet hat, immerzu solche daselbst gefunden, b) So wird über bas von diesem Authore Lazio aus einer alt-Teutschen Chronic ein historischer Satz angezogen von einer grossen Schlacht zwischen dem Gothisch-Römischen Könige, Dieterich von Bern und den H e r o n e n, (das ist Hunnen) darinn gemeldet wird, daß solches Treffen geschehen aus dem Felde und bet) der Stadt C a r n i c u s. Wodurch diese Stadt Carnuntum gemeynt und samt dem umliegenden Gefilde C arnie u s I genannt wird. j Ist demnach der absonderliche Land-Nam Carnicus durch den damalig-allgemeinen Pannoniens nicht verschlun-en; und dennoch, wie erst gedacht, das iider-Crüin damals, als besagtes Treffen geschehen, von dem Namen Pannoniens mit bedeckt worden. Es hat auch gleichfalls das alte Tan-riscia fin dessen Stelle nachmals der Name Noricum getreten) ein Stücklein von Ober-Cräin nach sich benamset. Mit dem Norico ist es eben sowol nachmals eines Theils verwickelt worden. Denn, nachdem die Römer diesen Ländern die Grentzen gesetzt und entschieden, haben, nach solcher Maßgebung, auch dieselbe einen Namett gewonnen. Ästria oder Histria (Histerreich) hat Innung vor Alters auch einen Land-Strich von einiger Cräin eine zeitlang in sich und unter lV^neri-seinen Namen geschlossen, welchem die Rafften," Oerter Pucinum, Duinum, Tergestum na* den (oder Triest) Mugia und andre benach- ^““rc'Jcl5 barte einverleibt, mit folgender Zeit aber und Istria, wiederum davon ausgeschlossen worden. Heutiges Tags aber behält der Theil, so gegen Mittag ligt, noch denselbigen Namen, und hat ein Grosses von Histerreich in seinem Begriff; daß also Histerreich anjetzo guten Theils der Mittags-Gegend deß Hertzogthums Cräin mit seinem alten Namen unterworffen ligt. Der allerälteste dtam detz ÄadeS Cräin ist unstrittig Iapydia gewest; doch vormals darum nicht unter den allgemeinen, s.ondern Iapydes vielmehr sonderbaren zu rechnen; fl,nann weßwegen ich denselben auch biß hieher b) Zeil. im I. Theil der Reise durch Deutschland am 579. B. Ob solches nicht hin-dre die alte Cräiner unter die Celtas zu rechnen? habe verschoben, weil nemlich dieser Nam Iapydiä, ob er gleich am Alter allen andren vergehet, dennoch bey weitem so weit sich nicht ausgebreitet als wie der Celtarum Nam, welchem die Iapides als eilte sonderbare Nation wie ein Glied dem Körper, oder ein Theil dem Gantzen, und eine gewisse Gattung dem Geschlecht (Species Generi) anhängig waren. Daher auch Dionysius Halicarnasseus sie eine Celtis che Nation titulirt, w elchebey Illyrienwohne, a) und Stephanus Byzantius sic als e i n Überbleibsel der Celten beschreibt. Welches aller Bernunfft nach, daher kommt, daß, ob schon der Iapydier Nam viel älter als der Celtarum, dennoch andre aus dem Stamm Iaphet entsprossene Familien mit der Zeit viel gewaltiger, mächtiger und volckreicher worden, weder diese, so den Namen vom Iaphet beharrlich behalten haben. Darum Jene auch, weil sie sich weiter auseinander getheilt, ihren ersten Ur-Stamm-Namen von Iaphet bald gequitirt, und jedwede einen beson-dren National-Namen angenommen. Da hingegen die alte Griechen und Lateiner alle solche Familien unter den allgemeinen Namen der Celtarum -beschlossen und auch die Iapides mit eingeschlossen. Strabo zwar scheint zwischen den Celtis und Japidibus einen Unterscheid zu machen, da er die Iapides ein „zum Theil Jllyrisches, zum Theil Lettisches Volck nennet, anderswo aber eine Nation, so den Illyriern und Celtis untermenget wohne." b) Aber man muß betrachten, daß zu der Reit, als Strabo solches geschrieben, (welches unter Keysers Tiberii Regierung geschehen) der Nam Celta von seiner Weit-lüufftigkeit allbereit gewaltig sich entwei-tet, will sagen, viel davon verlohren gehabt, und insonderheit Illyrien damals sich nicht mehr Celtisch nennen lassen; weßwegen man sich nicht zu verwundern hat, daß er die Iapides von den Celtis seiner Beit unterschieden ; und unterdessen doch dieses beylüufstig dabey zu mercken, daß diejenige fehlen, welche, weil I. Cäsar gedenckt, der dritte Theil der Gallier nenne sich in ihrer Sprache Celtas; daraus einen Schluß machen, der Nam Celta sey allein in Gallien daheim gewest. Wie dann gedachter Strabo sonst anderswo dennoch auch die Japodes а) Dionys. Halie. lib. Iti. б) Strabo lib. 4. nationein Celticam, eilte Celtische Nation oder eilt Volck Lettisches Geschlechts nennet. Es wird aber dieses Wort unterschiedlich geschrieben; denn Etliche sprechen Japi des oder Japydes, Etliche Japodes und Andre Japudes. Welche letzte Schreib-Art sonderlich in den Fastis triumphalibus oder Römischen Triumph - Verzeichnissen befindlich. Wie dieses Fragment bezeuget: c) C. SEMPRONIUS C. F. C. N TVDITANUS COS. DE JA-PVDIBUS CAL. OCT. Doetor Schönleben gedenckt in seinem Apparatu Carnioliae Antiquae, er finde nirgends, wovon die Iapides diesen ihren Namen haben; schliefst derhalben aus der Verwandniß deß Lands, daß sie von dem Ur-Vater Iaphet sich hergenennet. Diese Mutmassung ist auch ohne Zweifel die richtigste. Denn ob man zwar, wie Zan-chius bezeugt, bey etlichen wiewol nicht gar alten Historicis liefet, Japidia habe seine Benennung vom Iapide deß Aetoli Sohn; d) kann man doch ans solches unerweisliches Vorgeben so wenig als aus einen Triebsand bauen und ist viel glaubwürdiger deß Schönlebens Mey-nung, daß die Iapides ihren Namen vom Iaphet ererbet, welchen die Griechen Iapetum geheissen; ^oder von Jemanden seiner Sohns-Söhnen; und solcher Nam sey hernach fortgepflantzet aus die von Celtis und Illyriern gemengte Nachkommen; biß das Römische Reich aufgekommen, und alle diese eroberte Provinzien in dem allgemeinem Namen Illyriens begriffen habe; woraus dieser Nam allgemach aufgehört. Woselbst er auch gedenckt, der Nam Iapides sey uralt und mit den Aboriginibus jung geworden. Einmal ist gewiß, daß die Griechen den Iapetum für den Urheber ihres Volcks erkannt, und dafür gehalten, es wäre 1 Niemand tut Alter über ihm. Ge-staltsam deßwegen, daß ich solches_ bey-läuffig gedencke) mit der Zeit gleichwie der Göttliche Nam selbst bey ruchlosen ; Leuten also auch der Nam Iapeti in i Mißbrauch und zur Verspottung alter Leute gerathen, also daß man die hochalte und Kindisch-werdende alberne Greisen Schimpffs-weise Iapetos geheissen. I c) Apud Schönlebeniumpiae memoriae, p. 30part. 1. d) Vid. Joan. Clirysost. Zanchius lib. 3 de Có-! nomanorum origine, p. m. 161. Woher die Japydes so genannt worden? Mißbrauch deß Namens Iapeti. Welches neben Andren Hesychius be-kräfftigt mit diesen Worten: nimto- mi diaavQ/im jiQsgßvttQoc itQ^tnoc I Ü P C t lt $ i |t spöttlich so viel gesagt, als ein alter Greis, ein altfränckischer Graubart. Und im Gespräche, welches Jupiter mit dem Cupidine beym Luciano hält, da Cupido seinen Fehler mit seiner Kindheit entschuldigen will, antwortet ihm Jener: Bist du Cupido ein Kind? Du bist älter als Iapetus. Es mutmasset ferner auch ruhm-er-meldter Cräinerischer Author nicht ungeschickt, Japides sey soviel gesagt als gleichsam Japetides. Doch wolle ich schier lieber sagen, man habe in den ältesten Seiten der Römer nicht allein das Griechische Wort i'«o; zn Latein in Japetus verwandelt; sondern auch die Vielheit-Zahl (Numerum pluralem) sowol durch Japetes als Japeti ausgesprochen, biß man endlich an stat Japetes, Japedes, Japides und Japodes gesprochen. Die Gegend und Grentzen deß alten Japydiä werde ich allhie annoch nicht eigendlich beschreiben; so wenig als ich die Grentzen der vorhin ermeldten Böl-cker, zu denen die Cräiner bißweilen gerechnet werden, annoch beschrieben habe; angemerckt mir es bißhero hauptsächlich nur um die alte Namen deß Hertzogthums Cräin zn thun ist, und ick) unten von der Grentz - Erörterung oder auch bey Erzehlung voriger Einwohner insonderheit zn handeln gesinnet bin. Weil aber deß alten Japydiä gleichwol anjetzo gedacht wird als eines Namens, so den: alten Carnioliae zubeschrieben wird; ist es billig, daß wir kürtzlich anzeigen, wie weit solcher Nam diesem Lande möge zugestanden werden. Denn etliche Authores nehmen das alte Japidiain und Carnioliam für eins. Beym Strabone aber heben die Japidische Grentzen an, wo die Carnische sich mit dem Berge Ocra schliessen. a) Plinius ist in Beschreibung der Japidi-schen Gegend etwas variabel und wandelbar, und Strabo gleichfalls in Anzeigung der Gegend deß alten Japidiä nicht allemal der beständigste; Welches ohne Zweifel daher rührt, daß damals die Japodes mit andren Völckern ziemlich untermengt gewesen. e Ja- Doch meldet er im siebenden Buch, die Japodes seyen unter dem gar hohen Berge Albio gesessen, da die Alpen ein a) Strabo lib. 4. & 7. Ende nehmen, und reichen hinaus theils biß an die Pannonier theils an den Astrnm, theils nach dem Hadriatischen Meer hin. Und in selbigem Buch schreibt er noch eins: Etiam num mons in Japydibus sublimis, Ocrae & Alpibus contiguus, Albium vocatur, velut huc usque porrectis Alpibus. „Es wird noch der in Iapydia hoch- erhabene Berg, so an den Berg Ocra und an die Alpen rührt Albium genannt;" als wolle man sprechen: Biß hieher reichen die Alpen! Diesen Berg gibt uns and) Clnverius in seinem Italia Antiqua zur State oder Gegend deß alten Japydiens, indem er bey Beschreibung der Grentzen deß alten Histerreichs (Histriae) spricht: Termini Histriae fuère ab ortu Arsia amnis, Italiae finis, qua Japydibus jungebantur, ab septentrionibus Alpium juga, quae heic jam Albia vocabantur, ab iisdem Japydibus habitata, ob occasu primum à Venetis Timavo flumine, à Carnis Formione submovebantur, b) Nun wird aber heut zu Tage ein Strich dieses weitläufstigen Gebir'bs Albii von den Cräinern bewohnt, nemlich derjenige, so sich mit Liburnien und Croatien begrentzet; Solches dienet derhalben zur Anzeigung, daß die heutige Cräiner den alten Sitz der Japidier, wo nicht gantz doch zum Theil bekleiden; Wiewol das alte Iapydia sich um ein Gutes weiter gestreckt als jetzo Cräin. Denn es war Japidia vormals zwiefach: nemlich Inalpina und Transalpina: Eines in den Alpen (so man die Berg-Japydes hette nennen mögen) und das andre jen-seit den Alpen. Servius c) nennet jenes das e r st e, dieses das z w e y t e Ja-pydien. Wovon das Erste mit der Zeit den Namen Carni a angezogen. Und diesen Ausspruch, welcher aus deß Johannis Lucii seiner Schrisft von Dalmatien genommen ist, d) beglaubt der O. Schönleben hiemit, daß Carnia hernach Istriens Grentz - Verwandtinn gewest. Eben dieser hochgelehrte Cräiner erstattet anderswo diese Nachricht: „Unser heutiges Cräin hat nechst dem Namen Celticae nach dem Unterscheide seiner Theile auch unterschiedliche Namen empfangen. Der Nam Istria ist der ältesten b) Cluver. lib. 1. Italiae antiquae e. 20. p. m. 145. c) Apud Lucium Balinat. 1. 1. c. 5. d) loc. cit. Anzeigung gesessen. Das Gebirge Albium. Zweyerley Japidia. Dern eines endlich Carnia genannt. Ausbreitung deß alte» Car-nid. Welches in drey Theile endlich gehet. Die Car-nietli. einer, welchen auch annoch das jeni ge Theil, so gegen Mittag gerichtet, behält. Iapidia ist der andre Theil genannt, so mit Istria grentzet; heut nennet mans das Untere und Innere Cräin." a) An einem andren Ort sagt er: Pars illa Carnioliae montosa, quae ad mare Jonicum protenditur, vel ab ipso Ja-phete Noe fìlioi vel ab aliquo pronepote, etiam appellato Japhet (ut suspicor) nominata est Japidia, & incolae Japi-des, quasi Japetides. „Derjenige ber-gichte Theil von Cräin, so nach dem Ionischem (oder Cephalonischem, so eine Enge deß Adriatischen ist) Meer zu hervor gehet, ist entweder von dem Iaphet, deß Noah Sohn selbsten oder von einem Ur-Enen-ckel, der etwan auch Iaphet geheissen, (wie ich vermute) Japidia benamst." b) Gleichwie derhalben das alte Cariba, ehe denn es unter die Römer gekommen, eine Zeitlang (denn von uralten Zeiten rede ich jetzo nicht) nicht sonderlich weit gereicht, sondern fast mit den Alpen umgürtet und beschränckt worden; also hat es nach dem Untergänge der Occiden-talisch-Römischen Monarchia sich hingegen wiederum erweitert und sowol den arössern Theil von Iapidia, als auch einen ziemlich-grosscn vom Norico unter seinen Namen gezogen. Aber hernach hat es sich auch in dreh Landschafften zertheilt, nemlich in alt-Cariti aut, Cräin und Kärndten. Welche Ländereyen mit Beybehaltung deß Land-Namens solgendlich von unterschiedlichen Bölckern bewohnt worden. Und scheinet, daß die Leute in alt-Carnia nemlich die Garnielli entweder der alten Venediger oder gewißlich der Galatarum Nachkömm- | tinge seynd, welche allmählich ihre Mut- I ter-Sprache verlohren und zur Italiüni-schen sich gewöhnt; doch dieselbe gleichfalls nachgehends dermassen verderbt, daß ihre Heutige weder der Italiünischen noch der Teutschen mehr gleich lautet. Die Kärnter aber und Cräiner seynd, nachdem die alte Einwohner vertrieben, aus Sclavoniern und Teutschen gemengt, oder rechter zu sagen, zwar aus lauter Teutschen, aber unter zweyerley Red-Art, weil die Scla- : vonier wahrscheinlich Teutsches Herkom- ! mens seynd. c) Nachdem dann nunmehr die weitläufti- a) D. Schönlcben in Apparatu, p. 42. b) Idem p. 182. part. I. c) Vid. Apparatum Sehönlebii, p. 44. gere und sonderbare Namen vorbey und angedentet worden; folgen hiemit die eigendliche, nemlich Carnia, Carni olia und Cräin. Carnia könnte, gegen den heutigen Namen zu rechnen, füglicher auch zu den sonderbaren Namen einer grossen und ziemlich-weit ausgebreiteten Nation gesetzt werden; weil es, wie erwehnt, mehr als das Land Cräin begriffen; in Betrachtung aber, daß Carnia zu gewisser Zeit auch ziemlich genau eingeschränckt gewesen, und obgleich Cräin bißweilen unter andre weitläusstige Namen, als Gallien und Illyrien, gerahten, dennoch ihm der par-ticular- Nam Canttä, ehe denn es Car-niolia geheissen, beständig verblieben; mag es billig unter den vormaligen Namen auch wol für einen eigenen gerechnet werden; nemlich in Ansehung solcher Zeiten, da die Iapides noch ein gutes Stuck von Carnia innen gehabt; oder auch solcher, da es nach geschehener Ausbreitung wiederum in einen viel kleineren Begriff zusammen gegangen. Nachem es aber, wie oben erwehnt, einen dreysachen Unterscheid gewonnen, nemlich in alt-Carniam, Kärndten und Cräin; kann es nun weiter nicht, als in Bedeutung solches jetzo so genannten Alt- Carmens für einen Eigen-Namen passimi. Dahingegen nunmehr auch deß Landes Cräin Eigen-Namen Carnolia und Cräin sind. Wiewol es im Lande selbsten von den (ihn wohnent Krainska des Kela benamst wird. Diese heutige Namen Carni oli a und Cräin waren bey den alten Zeiten noch nicht im Gebrauch; Und wird man schwerlich bey einem älteren, als dem Paulo Warnefrido Diacono das Wort Carniolia antreffen, der ums Jahr 760 unterm letzten Longobardischem Könige Desiderio gelebt, und hernach beym Egin-hardo, der unterm Ludovico Pio ums Jahr 820 geblühet. Aus diese beyde beziehet sich auch Letztlich wann er also redet: „Der Nam Car-nioliä kommt den Carnis gar nahe, welches ntait zu Caroli Magni Zeiten und auch vorher schon gehört hatte. Denn es gedenckt dessen Diaconus Warnefridus im 6. Buch und 52. Capittel der Longobardischen Historiä: Bacbis denique (ait,) apud Forum Julii dux, ut diximus, elìectus, Carnioliam, Sclavorum provinciam, cum suis ingressus est, multitudinem Sclavorum Die heutige Eigen-Na-men deß Landes Cräin. Bey roel« chen Autho-re am ersten Carniolia aelesen wird. prosternens eorum omnia vastavit. Demnechst zeucht er gleichfalls Eginhar-dum an, da derselbe von dem Feldzuge deß Römischen Kayserlichen Feldmarschalls Baldrici wider Ludwigen Carnio-lensem Marchionem & Born am Dalmatiae Ducem redet, a) Bestetigt also durch solche zween Zeugen, daß der Nam Carniola (oder wie Andre schreiben Car-niolia) allbereit um selbige Zeit Welt- , kündig gewest. Dieser Nam Carniolia hat sowol als C a r i n t h i a seine Geburt von den ersten Alpinischen Carnis, und weder die Carni noch Carnioli den ihrigen von Charinthia, wie zwar Megiserus irret, b) Woher aber das Wort Carni, C a r n i a und Cräin urspringlich herkomme, und daß Crania eben wol ein uralter Eigen-Nam deß Land-Strichs Cräin seyn dörffte, davon soll in Etlichen nachgehenden Capitteln ausführlicher Bericht erfolgen. a) Vid. Lazius lib. G. de Migrat. Gent. p. 197. jj b) Im erstem Buch der Kärndterischen Chronic. II Cap. 2. und 3. x Das v. Capittel. Die Wandlung oder Versetzung deß Namens Cräin oder Crania aus Carni und Carnia wird glaublich durch Bey-spiele der Namens-Leitungen und Wandlungen Galliens, Germaniens und etlicher andrer Oerter. Inhalt. Sachen, so in der Antiquität versteckt ligen, reihen zum Uachsuchen. Die alte Uamen Carnia und Crania senni) nur durch einen Mtter-Wechsel unterschieden worden. Mie weit auf Uheginonis Sericht von den Ucranis zu gehen se§. Wie aus Carnia der Uam Crania könne entsprossen seyn. Mancherlen Weg' nungen don der rechten Grund - Wurtzel dess Uamens Gallus oder Gallier. Uazii Deduncken wird daben erwogen. Vielmalige Verwandlung der Wörter Wallus, Guallus, Gallus &c. Die Derivation dess Namens der Gallorum bon den Wellen ist sehr alt, Dennoch aber berwertllich. Cluberii Gedancken Hiebon. Ob Mestphalen von den Krlen oder Füllen, oder auch bom Wallen und Gallen seinen Uamen habe. Drenerley Uamen dess alten Sachsen - Sandes. Ursprung dess Uamens Mestphalen. Ahellicani und Vossii Urtheil bom Hamms - Ursprünge der Gallier. Warum nicht wol vermutlich > dass die Galli bon Galen oder Walen also genannt senen. Unsere eigene Wennung Hiebon. Die Uamen Celtae, Galatae und Galli sevnd alle auseinander entsprungen. Die Uamen Galli und Galatae sevnd so weitschweillig nicht als Celtae, iegspiel der Namens-Aendrung bon der Stadt Samberg und Carthago genommen. Wie der Uam Carniolia aufgekommen. Aus der verborgenen Antiquität trachten ungemeine Köpffe Ehre zu erholen. Menschen Auge siehet fast ^^^Wlieber ins Verborgene, als auf W^RW'das Offenbare. Was uns vor ESwn&Zò den Füsfen steht, darnach geht nran nicht weit. Und was zu finden keine sonderliche ^)chwe-ì'igkeit macht, das würdigt man auch keiner sonderlichen Bemühung, ja wol gar keines Umsehens. Denn von leichter Erfindung oder Erörterung gemeiner und bekannter Sachen hat man wenig Ehre zn hoffen. Durch Ungemeinlichkeit einer Sachen werden ungemeine Köpffe aufgereitzt, ihr nach-zufpühren. Das Versteckte rufst durch sein tieffes Schweigen: Such mich! und an dem Ziel, welches mühsam fällt zu treffen, will ein jeglicher Apollinischer Schütz zum Ritter werden. Aus dieser Ursach werden auch die jenige Land- und Reichs-Namen, derer Ursprung oder erster Anfang nicht einem Jedweden, der nur vorn am Ufer der Antiquität geschifft, in die Augen läufst, gemeinlich gern von Vielen untersucht. Zumal, wann in den alten Geschieht* Schrifften keine ausdrückliche Nachricht vorhanden, so ihnen zur Ariadnischen Richtschnur dienen könnte. Daher dann auch über das Herkommen dieser oder jener Nation- oder Land-Benennung offt so mancherlei) Meynung und bißweilen schier ein gantzer Feder-Krieg sich erhebt ; indem ein Jeder besser hofft zu treffe«, was der Andre übel getroffen. Darüber veranlasst sich dann gern eine bemühete und weitlauffende Unterforschung. Welche man auch mit mehrer Gedult bey Erörterung eines National» Namens, weder eines andren gemeinen und wenig angelegenen Worts billig erträgt; Weil bey sothaner Nachspüh-rung nicht selten sich solche Sachen entdecken, die nachmals in einen: oder andren Zweiffel, wo nicht ein Helles Licht doch zun: wenigsten einiges Scheinlein geben, und zwar insonderheit zu besserer oder-vollkommener Erkenntnis; der Ur-Einwohner dieser oder jener Gegend gelingen. Weil nun vor andren die tieff-ligende alte Quellen der Namen Cräin und Camia sowol, als deß Namens der Celtarum, der Gallier und Ger mani er schwer- und kaum mit glaubfester Gewißheit zu gründen seynd, und man dieselbe nicht leicht im Griff hat, indemj die gründliche Nachfrage deßwegen bey der : Antiquitet geschehen muß; als hat solches gleichfalls verschiedene Meynungen hiermit erweckt; davon wir die jenige, so den Ursprung deß Celtischen Namens, wie auch die darunter begriffene Nationen betreffen, in vorigen Capitteln, sonderlich aber im zweyten betrachtet haben; demnechst also nun auch die Urtheile der Gelehrten von dem Herkommen der Namen Cräin und Camia, wobei) von der Urhebung der Namen der Gallier und Germanier eine Untersuchung mit einlaufsen soll, in etlichen Capitteln besehen und besser hernach unsere eigene Vermutung beyfchliessen werden. Es will uns die Versetzung etlicher Buchstaben in dem Wort Carni (so wurden die alte Cräiner ehedessen genannt) schier dazu mehr ziehen als leiten, daß wir glauben, Cr a i n sey aus dem Wort Carni, und Crani a aus Carnia, oder auch Carnia und Carnier aus Crania und Cräiner entsprossen, Weil Eines im Andren buchstäblich begriffen. Denn ich glaube nicht ohne Ursach, C r a i n als ein Stuck von dem alten Carnia habe, ehe denn es den Namen Carniolia angezogen, Crania geheissen, und diesen Namen mit Carnia, welches in einerlei) und gleichen, aber ein wenig versetzten Buchstaben besteht, verwechselt ; solgends sey das letzte a ausgelassen, das i aber versetzt, und für Crania — Crai n in der Land-Sprache allgemach aufgekommen. Oder nachdem die Zeit selbst, als welche von zeitlichen Sachen nichts unangebissen lässt, dem Wort Crania die zw een letzte Buchstaben i und a abgeschliffen, und nur Cr an übrig gelassen, sey durch die hohe Aussprache diß Wort Cr a n so lang gezogen, daß C r a i n draus entstanden ; Unterdessen aber bey den alten Lateinischen Scribenten der Nom Carnia so lange dieser Gegend noch gelassen, biß etwan einige Regimentsündrung das Crai-nerische Gebiete von dem Carnischen abgesondert, und gedachte Scribenten beursacht hat, an stat Carnia dasselbe Carni eli a zu schreiben, um damit soviel als gleichsam klein Carnia zu bemercken, daraus endlich Carniolia geworden; Obgleich die Carnielli heut nur ein Stück von Carniolia besitzen. Solche Verändrung oder buchstäbliche Verwechslung deß Worts Carnia mit Crania ist im Lande C r a i n oder in dem Alpinischem Carnia meines Erachtens schon vor gewaltig - vielen und langen Jahren geschehen. Ja ich Die alte Namen Carnia und Crania seynd nur durch einen Letter-Wechsel unterschieden worden- stelle es dahin, ob die Aussprache Crani a sehr viel jünger sey als Carnia? Es dörffte das Wort Carnia sich gleich damals, als die Cräinerische Berg-Gegend wohnbar worden, (welche nicht so frühe, als wie das anligende Land, seine Einwohner bekommen hat) wo nicht eher, in dieser absonderlichen Gegend tierartet Dazu be- haben in Crani a ; Wiewol dieses dennoch ein'gewiffer seinen Ursprung aus Carnia geschöpfst Satz aus haben kann. Und hie gilt nur etwas der dem Lazio, sonst nicht allemal glaubfeste Lazius, wann er schreibt: Mutato populo, mutari paulatim, & nomen loci coepit: ut quae olim Japidia nuncupabatur, deinceps Crania & Carniolia diceretur. Cranorum sane & Strabo meminit, & eos in Albio monte Carnis Japodibus-que proximos tenuisse testatur &c. zu Deutsch: „Mit Verändrung deß Volcks oder Einwohners hat nach und nach auch der Nam deß Orts angefangen sich zu verändern; also daß, was vormals Ia-pidia hieß, nachmals Crania und Carniolia geheissen. Einmal gedenckt Strabo der Cranorum (oder Craner) und bezeugt, daß sie, im Gebirge Albio aller-nechst denen Carnis und Japodibus, gewohnt rc." a) Was diesen^ Anhang Lazii, nemlich das Leugniß Strabonis belangt ; so mag in deß Lazii Edition vielleicht Crani gestanden seyn. In der jenigen aber, die ich gebraucht, und Anno 1571 zu Basel in Folio gedruckt ist, liefet man nicht Cranos sondern Carnos, Dennoch kann ich hie dem Lazio nicht allerdings Unrecht geben, weil aus einer andren Stelle Strabonis beweislich fällt, daß man das Wort Cranus mit Carnus bißweiten verwechselt habe; Wie ich hernach unten tut achten Capittel dessen werde ein Exempel aus dem Strabone anzieben. Db Rhegi- Hieran verhindert mich dieses gar nicht, t'fyVmi *5ab dèhegino meldet, König (oder vielmehr den Uera- Keyser) Heinrich habe ums Jahr 933 nicht ws unserer allein die Ungarn gäntzlich geschlagen, und viele derselben gefangen, sondern auch, in lltf> falle? selbigem Jahr die Sclavos, welche Ucrani benamst werden, feindlich angegriffen und überwunden, durch welche Ucranos die Crani (oder (Emitter) bedeutet werden. Denn man mögte zwar dadurch auf die * Gedancken kommen, der Nam Crani sey ein Sclavischer Nam; aber es ent- a) Lazius lib. 6. de aliquot Gentium migrationibus, p. m. 197. Valv. I. Buch. steht hieraus kein Schluß, weil etliche Sclavi zu einiger Zeit Ucrani oder Crani genannt worden, daß darum Crania und Crani eilt Sclavischer (oder Sclavonischer) Nam sey; sondern vielmehr diese Folge daß ein Theil der Sclavorum, welche das Land Crania eingenommen, seit solcher Einnahme nicht mehr nur allein nach ihrem vorigem allgemeinem Namen Scla-ven (oder Sclavonier;) sondern auch insonderheit von dem eingenommenen Lande Crania (oder Cran) Ucrani und Crani genannt worden, um sie von andren Sclavis desto füglicher zu unterscheiden. Es kann aber solcher unterschiedlicher Wie aus Laut Carnia und Crania gar leicht ent- Nam'cra^ weder durch einen besondren DialeCtum nia könne (verstehe durch eine absonderliche Mund- entsprossen Art und Aussprache derer Carnorum, die in Erain vormals gewohnt) oder obbedeuteter Massen durch einen Litter-Wechsel, welchen die Zeit selbst allgemach bey den (Eminent Angeführt sich gefügt haben, gleichwie es mit vielen andren sowol gemeinen als eignen Namen gehet. Denn nachdem eilt Land etwan neue Einwohner bekommt, oder mit denselben häuffig vermengt wird, verneuet sich offt auch die Aussprache seines Namens nach solcher neuen Einkömmlinge Mund-Art. Daß aber Erain nicht weniger als seine Nachbarn offt seilte Herrschafften habe wechseln und einen ausländischen hohen Gewalt für einländisch erkennen, das ist Fremden sich nnterwerffen, solchem nach auch alsdann dem mächtigem Volck Platz, neben sich zu wohnen, einräumen müssen, ist unstrittig. Also kann aus Carni und auch (nach Abschneidung deß End-Buchstabens a) aus Carnia allgemach Erain geworden seyn, zu Folge der Red-Art oder Aussprache eines neuen Volcks, welches den : vorigen Namen Carni corrupt oder verrückt ausgesprochen. Oder welches auch nicht gar unvermutlich ist, es können fremde, durch die Waffen eingedrnugene Völcker den Namen Carni oder Carnutes zu den ersten Einwohnern deß Kärndten ttitiq Erains selbst mitgebracht, etliche solcher ersten Einwohner aber nachmals, als solche ihre fremde Bezwinger mit Gewalt sich bey ihnen nicht allein emgequartirt, sondern auch gar zu wohnen nidergelafsen und häuslich augesetzt, selbiger ihrer Bekrieget Namen Carni mit irrender Zungen übel ausgesprochen und dafür Erain gesagt haben. Denn es wendet sich nicht allein die 14 Mancher-ley Mey-nungen von der rechten Grund -Wurtzel deß Namens .Gallus. Sihe die Figur lit. A. Gunst, sondern bißweilen auch die Sprache nach dem Kriegs-Glück und Ansehn deß Obsiegers. Wiewol eben sowol ohn einige Veränderung deß Oberhaupts und Gebiets unter einerlei) Nation ein blosser Unterscheid der Lands-Gegend oder Städte eine sonderbare und in etwas veränderte Aussprache zu verursachen pflegt. Massen dergleichen Namens -Verartungen man bey Haussen wüste anzuziehen. Daher auch, wenn gleich die älteste Einwohner dieses Landes niemals von fremden Bölckern mit Kriege wären überzogen worden, dennoch auch wol ohne dem der Nam Carni oder Carnia mit der .Zeit sich wol hat in C r a n i a und C r ä i n (wiewol meines Vermutend Crania dem Namen Carnia im Alter wenig nachgibt) verwandeln können ; angemerckt wir dessen an den Namen unzehlicher Oerter und Wörter der Exempel die Fülle haben. Wir wollen es mit etlichen nur erläutern und zwar vor ändern mit den Namen der Celten, Germanier und Gallier, von welchen Völckern die Cräiner Herkommen. Obgleich vorhinn allbereit davon ge-discurirt worden. Die Gallier mögen der vermehnte Be-rosus und Josephus von dem Gomer Gallo, einem vorgegebenem Enckel deß Noah herbenamsen; a) oder Andre ànòrù yakuxrog von der Milch-Farbe; weil ihre Körper von der Kälte, der Griechen Mey-nung nach, so weiß würden. Worauf auch Virgilins in diesen seinen Versen einen Blick geworffen, die er von den Seno-nischen Gallis schreibt: LAurea “Gacsaries illis, atc/ue aurea vestis : cVirgatis lucent saqulis, tum lactea colla lAuro innectuntur, b) Das lange Haar ist Gold, mit Gold das Kleid geschmückt, Das Röcklein Gold-gebreimt; der Hals den man erblickt» So weiß, wie lauter Milch, ist auch mit Gold umfangen. Lässt seine weisse Haut mit guldnen Ketten prangen. Gestaltsam ein so prächtig-stafirtes, Gallisches Kriegs-Haupt in der eingedruckten Kupsfer-Figur, so durch den Buchstab A bezeichnet ist, vorgestellet wird. a) Beros. lib. 5. & Joseph. 1. 1. e. 6. Antiqu. Judaie. d) Virgil. 8. Aeneid. sub. finem. Oder es mögen Etliche, welche für denr Urtheil der meisten das Maul krümmen, ihre besondre Einfälle allen andren vorziehen, und mit Alberto Widmanstadio oder Lazio vorgeben, der Nam Gallier komme her von dem Hebräischen Regen-Wort Galaath, so in alter Britannischer Rede Calau ausgesprochen werde; um damit die Welt zu bereden, diese Nation fei) so alt, daß sie unter dem vierzigtägigem Regen der Sündflut ihre erste Vorfahren gehabt, (welches im gewissem Verstände zwar gewiß genug ist). Oder es mag Diodorus Siculus auftreten mit einem Sohn Herculis, der den Namen Galater oder Gallus bekommen,und damit dem National-Namen der Gallier seinen Anfang gegeben habe. Oder es mag Goropius dafür halten, derselbe sey entsprossen von dem Wort Gai oder Galli; daraus nachmals Galli als gleichsam die fröhlichen und lustigen Bölcker (von denen aber viel Andre offt destomehr betrübt werden) hervorgekommen, c) OfcerBodinus mag vorgeben, es komme das Wort Galli von Waltonen her, und dieses sey bürtig aus der Gewonheit der alten Gallier, daß sie im Durchzuge oder Durchwallen der Welt einander aufmuntrende gefragt ou allons nous? Wo wollen wir hin wallen oder wandern? d) So lässt man Jedwedem Hiermit seine Gedancken hierüber frey; und will ich nur allhie durch solche Namens-Ableitung vorstellig machen, wie nach und nach der Name der Gallier sich in so mancherlei) Aussprache umgesormet und verartet habe. Gewiß ists, daß das Wort Walen und Wallen ein hohes Deutsches Alter auf sich habe. Ob aber selbiges, von dem Hebräischen herquelle und Gualli oder Wallt ein Erinnerungs-Wort der Sünd-Flut-Wellen, solchem nach deß so uralten Namens der Gal-: li er erste Ankunfft und Ur-Wort sey, von welchem die Celtae, Galatae, Guelgae und Belgae nachmals ihren Namen ererbet, wie unter Andren, auch der fleissige Lazius dem falschen Beroso und Andren zu Gefallen geglaubt, begehre ich weder zu behaupten, noch zu bestreiten; laß es ungehemmt wie die Wellen vorüber wallen. Unterdessen bednnckt mich im übrigen dieser Discurs erwähnten Lazii Betrach- c) Goropius 1. 7. Hermathenae. d) Bodin. in Method. Histor. cap. ult. Lazii Bedungen tungs-würdig und zu unsres Vorhabens Bescheinigung gar vorträglich. Er glaubt, daß die jenige Bölcker nemlich die Celtae. Belgae und Cimbri, so seiner und Andrer (wiewol ungegründeten) Mutmaffung nach aus deß Gomers (nachdem er auch die Städte Canimerich oder Chambry und Camerino benamst zu seyn vermutet) Geschlecht entsprossen, nemlich sowol die, welche in denen nechsten Alpen bey Italien biß ins Nord-gau (Noricum) und Pannonien, als innerhalb Rheins und in Hispanien ihren Sitz gehabt, alle von den uralten Wallen (oder Gallen) Herkommen und daher mit dem Wort Walli namhafft worden, weil ihre uralte Ahnen bald nach den Wallen oder Wellen der Sündflnt in der Welt eine Herrschafft zu führen angefangen, und darum, daß ihr noch-älterer Vor-Anherr nemlich der Gomer vermutlich im Kasten RonH auf den Wellen gebohren worden, den Rainen der Wellen oder Wallen für sich und ihr Volck angenommen; Daher er auch die West-Wallos (oder Westphaler), s o Trithemius We st- Gallos nennet, für alte Gallische Völcker ansihet, die ans dem Geschlecht der bewelleten Sündslut-Gallier erzeugt worden, und ihren Namen auch daher empfangen hetten. Diß Alles, wie ziemlich weit es auch gesucht, mag so vorüber fahren auf den Wellen der Ungewißheit und deß Zweifels ; Dennoch lautet das nicht Alles miteinander so gar unglaublich, was er hinzu thut. Nachdem, schreibt er, selbige bewellete, das ist kurtz nach der Sündflnt regierende Iaphets - und Gomers - Nachkommen *) sich unter die Posteritet deß Tuisconis *) Die zwar Lazius Inundatos die überschwemm ete nennet ; aber gantz unsäglich, sintemal die Uberschwemmete alle ertruncken und im Kasten nur acht Seelen erhallen find. Darum muß es, erklährt und gedeutet werden auf die Erinnerung deß kurtz vor ihrer Zeit iiberschwemmeten Erdbodens, oder also daß dieser Leute Väter unter währender Sündflnt erzeugt oder empfangen worden im Kasten. Vielmalige Verwandlung der Wörter Wallus, Guallus, Gallus. emengt und durch Europa weit zerstreuet, aben die Teutones nachmals alle Fremde und Einwohner andrer Provintzen Wallos und Waliscos genannt; gleichwie sie noch auf den heutigen Tag sowol die Frantzosen als Jtalräner und Burgunder Wallos (Wahlen) und alles, was ausländisch oder fremd ist, Wällisch nennen. Daß nun aus solchen alten von den Sündfluts- Wällen benamsten Galliern Etliche seynd Galli, Etliche Belgae, Etliche Celtae und Galatae benamset worden, hat die unterschiedliche Aus-Rede (oder Aussprache) und die mancherlei) Mund-Art der Völcker verursacht, als welche sich mit den Ländern gemeinlich abwechselt. Denn erstlich ist ausgemacht, daß je und je bei) uns Deutschen der Buchstab W vielbräuchlich gewesen, auch noch sey, und daß ofst G und C (oder vielmehr K) W und B miteinander vermischt werden. Nachmals haben die Römer zwar den Deutschen ihre Wörter nachgesprochen; aber nicht allerdings rein, sondern um den rauhen Klang derselben ein wenig leutseliger zu machen, einige Mit-Lauter (Consonantes) oder Mit-Stimmer, so der Zungen veränderlich geschienen, die Laut - Buchstaben hurtig auszusprechen, ausgelassen, oder auch tool damit der Schall desto anmutiger fallen mögte, einen. Laut - Buchstaben um den andren vertauscht; Wie wir sehen, daß sie aus Sn ab, Ern fest und G aramann rc. Suevum, Ariovistum und Germanum geformirt. Welche Manier auch noch bei) den heutigen Jtaliänern hasstet, die für Wihelmus, Wido, Welpho, u Wartia, Werra, schreiben Gulielmus, Guido, Guelplms. Guardia und Guerra. Dannenhero ist es entstanden, daß gleichfalls ans Wallo, Guallus und folgends durch Abkürtzung Gallus geworden ; hernach aus Welscha durch Ausschliessung sh, Welca, und nachmals mit weicherer Anssprechung Belga hervor gekommen. Endlich ist das sch in T, und also das Welscha in Guelta, und abermal durch Auswerffung deß Buchstaben u in Kelta oder Celta verändert. Ist demnach (seynd noch deß Lazii Reden) kein Zweifel, daß sowol die Galli, als Belgae und Celtae miteinander ihren Namens-Ursprung von den Deutschen gewonnen, und zwar sonderlich die senige Celtae, welche an den Grentzen Italiens, der Nordgau und Pannoniens gewohnt, nachdem nemlich die Worte ihres Vaterlands durch die Römische Aussprache corrumpirt worden; auch daß die Galli, Belgae, Celtae und Walli bald nach der Sündflut einerlei) Volck gewest und von den Nachfahren Tuisconis, welcher allererst nach der Sündflut geboren, nach den Wällen, das ist von der Wasser-Flut genannt worden; da hingegen Andre von dem Gomer herstammende ! den Stamm-Namen ihres Ur-Vaters und Stamm-Herrns behalten, weil derselbe nemlich mit dem Vater Iaphet die Sündflut gefehlt, a) So weit Lazius, der solchen seinen Diseurs aus dem Alberto Widmansta-dio weiland Oesterreichischen Cantzlern geschöpfft. Welcher doch auch diese Derivation von den Wellen nicht am ersten ausgebrütet, sondern vermutlich auch auf einen oder andren Thalmudisten gleichwie theils Frautzösische Scribenten (derer unten wird gedacht werden) sich verlassen. Wietool diese Meynung doch auch älter, weder man mögte vermeynen, indem die Fuß-stapffen derselben beym Tenophonte schon sich spühren lassen. Welcher schreibt, Ogyges der Erste deß Namens (denn es sind ihrer mehr gewest) sey von den Babyloniern beygenannt Gallus, weil er von der ersten Wasser-Flut noch übrig geblieben, auch Andre davon errettet und hernach wiederum Kinder gezeugt habe; und dieser Ogyges soll deß Nini Groß-Aelter-Vater (Atavus) gewest feytt. Dahingegen Andre den Noah selb-sten oder den Iannm, und wiederum Andre nicht diesen Ogygnm den Ersten, sondern einen Andren dadurch verstehen, welcher der Thebaner König gewesen und die Stadt Thebas in Böo-tieu erbauet haben soll. Unter diesem Thebanischen Könige ist eine mächtige Wasser-Flut eingebrochen wie Augustinus in seiner vortreflichen Schrifft von der Stadt Gottes bezeugt; doch nicht diejenige allgemeine und allergrös-seste, welche Moses beschreibt und die zu den Zeiten Noah gekommen; sondern eilte andre, die gleichwol doch grösser gewest, weder die senige, so unterm Deucalion einen guten Theil deß Erdbodens hat überschwemmet. Aus welchem Allem ich zuforderst ' a) Lazius lib. 5. de Gentium Migrat, fui. 168. Die Derivatimi deß Namens der Gallorum von den Wellen ist sehr alt. den Grund-Satz, als ob der Nam Walen und Walli von den Sündflut-Wällen | herrührete, an die Seiten schiebe; und hernach auch dieses nicht mit halte, daß! G o m er sowol wie sein Vater Iaphet die ! Sündslut gesehen, weil er allererst nach der Sündslut sur Welt gekommen laut der Schrifft - Worte : Sie (die Söhne Noah nemlich) zeugten Kinder nach der Sündslut. a) Wären die Galli von der Nachfahrt deß Tuisconis oder Teutonis nebst allen Fremdlingen darum Walli genannt, weil sie bald nach der Sündslut gelebt; so müssten sich selbige Nachkömmlinge Tuisconis entweder älter oder jünger, als selbige Wallos geschätzt haben. Deren sie aber keines thun fit unten. Nicht älter, weil sie eben sowol nach der Sündslut, sowol wie die Galli, erst ge-boru; nicht jünger, (überhaupt nemlich) weil unter ihnen Zweifels ohn auch alte Leute, so den Gomeritischen Gallis att Jahren nichts bevorgegeben, aitzittrefsett gewest; und diese nicht weniger als jene sich solcher Eltern, die kurtz nach der Sünd-flut gelebt, rühmen können; zu dent auch selbst sowol als Jene nach den Deutschen Ländern als Ankömmlinge unlängst erst müssten gereiset seyn; oder, so sie viel länger in der Deutschen Lttsst gelebt, als jene, keine Ursach gehabt hetten, die jenige, so später als sie in dergleichen West- und Nord-Länder gekommen, süglicher Wallos als sich selbsten zu nennen. Daher es dann auch viel glaubmässi- j ger, daß woserrn der Name Galli ehedes-sen Walli gelautet, und dieses das rechte Quell-Wort der Gallier seyn sollte, solches vielmehr von dem Wallen, das ist von Reisen und Wandern herkäme ; weil nemlich die Gallier ans ihrem Sitze in andre Lündre gezogen. Diß sind auch Cluverii Gedancken. Welcher sür ein Mährlein schützt, daß jj der Gallorum Nam von Gallo, einem j Sohn Aschenaz, und deß Illyrii Bruder sollte Herkommen, dahin die Histori deß Appiani sich auch neiget. Gleichwie er gegentheils diesem beypflichtet, daß die Gallier damals allererst sowol unter sich selbsten, als unter denen angrentzenden Deutschen und Illyriern, thi Gallen oder ©aller oder Waller geheißen, als sie wegen überflüssiger Menge ihres Volcks ans ihrem Vaterlande theils in Italien, theils in Jllyrien, von dannen a) Genes. 10. V. 1. in Griechenland und Asien, und theils auch nach Deutschland gezogen. Welches Wort Waller die Lateiner bald zu ihrem Munde bequemt und Galli draus gemacht; Die Griechen aber hernach von der rech-i. ten Aussprach noch etwas weiter abgewichen, und dafür Galatae (für Gallier, die Galater) gesprochen. Hernach so dürffte dem Lazio auch dieses beym Clnverio nicht ungemerckt hingehen, daß er durch Westphäler die West-Waller, und mit dem Tri-themio die W e st - G a l l er versieht, wie auch Bodinns thut. Denn das Wort West bedeutet uns Deutschen denNider-gang; Dahingegen, wann die Gallier ans dem eigendlichst so genanntem Gallien ; übern Rhein gegen Orient einen Theil ihres Volcks überbracht und eingeführt, selbige Gegend nicht W e st- sondern O st-Wallia oder das Orientalische Gallia hette heißen müssen, b) ; So will auch betneldter Cluverius es nicht entgehen, daß Westphalen seinen Nanteit von West und Wallen habe; sondern spricht, es sey bekandt genug, daß es von den jungen Füllen also heiße, die von den Sachsen Fahlen genannt werden, c) Hierinn kann man auch dem Clnverio nicht Unrecht geben. Denn der Nam Westphalen hat kein Absehn auf das ! Wallen-der Gallier (wiewol Chyträus beyderley Deutungen gleich stellet, d) sondern auf die vormalige Unterscheidung deß alten Sachsenlands. Weswegen dem Boinit so wenig als dem Lazio Westphalen zu ihrer Meynnng einen Beweis gießt. Denn, gegen dem Rhein betrachtet, ligt die Weser östlich; attge-, sehn Westphalen von Morgen die We-. ser, vom Abend den Rhein, von Mitter-1 nacht Frießland und das Stifst Utrecht, von Mittage das Hessische Gebirge zu Grentzen hat. Conradus Peutingerus, ein weiland hochgelehrter Jurist, sagt in seiner Dedicat io n deß Jornandis und Pauli Diaconi an den Grasen Hieronymum No-garoli : gleichwie die O st- und W e st-Gothen von den Winden diese Namen geführt, also habe man gleichfalls die i alte in ebenem Lande seßhaffte Sachsen zu Deutsch die Ost-Felde r und West- b) Vid. Cluver. lib. 1. Antiquae Germaniae e. 3. p. 33. & 68. seqq. c) Idem ibid. d) Im I. Theil Sächsischer Chro». am 101. Bl. Ob Westphalen von den Falen oder Füllen, oder auch vom Wallen und Gallen seinen Namen habe? Dreyerley Namen deß alten Sachsen-Landes. Ursprung deß Namens Westphalen. Felder genannt; wiewol man diese letztere bey seiner Reit recht die Westva-los heisse. a) Was aber den Namen W est pH ale n betrifft, hat derselbe seinen Grund in Abtheilung der Alt-Sächsischen Länder. Dieselbe hatten noch vor 1140 Jahren ihren Sitz zwischen der Weser und Elbe; und weil diese damals gegen Morgen woh-neten, nannte matt sie die Ost-Sachsen oder die O st - W a l i ; dahingegen die Völ-cker, so über der Weser wohnhafft, Westovali hiessen, weil sie in Betrachtung der Ost-Sachsen gegen Nidergang ligen. b) Denn wie David Chhträus in Beschreibung deß Sachsen-Landes gedenckt, so ist das Lager der alten Sachsen unter drehen Haupt-Namen ehedessen bekandt gewest. Die, so gegen Morgen um den Schwartz-Wald und an der Elbe wohnten, wurden Ost-Sachsen benamst, oder Ost vali ; die übrige aber West-vali oder Westphali, oder West-Sachsen und Angarii oder Angrivarii (die Engerer c); Angemerckt, Westphalen vorhin auch das Sachsen-Land geheissen. Und wollen Einige, als die Einwohner dieses Lands mit den Longo-barden in Welschland gezogen (wovon neben andrei: Gregorius Turoneusis und Annonius zu lesen) und theils derselben wieder nach Hause gekehrt, daß man die West-Wallen und das Land nach ihnen West-Walliam, und zuletzt Westphalen genannt. Hingegen will Werdenhagen, ; Westphalen sey ein purlauterer Sächsischer Nam, so von der Gelegenheit deß Orts oder Lands in Ansehung der Ost-Sachsen, und dann von seinen Kriegs-Zeichen, so ein Pferd, herkomme, d) Wie denn noch Witichindus der Sachsen König in seinem Wapen ein schwartzes Roß geführt, welches ihm nach seiner Taufst Carolus M. in ein weisses verändert hat. Weil aber der Nant Walen auch andren Nationen gegeben worden, wird er schwerlich von den Füllen Herkommen. Solches nun Alles ausgesetzt, so führet doch das übrige, was Lazius aus bemeldtem Cantzler Witmanstadio beygebracht, von der vielfältigen Berändrung und Letter-Wechselung deß Namens Waller und Galler keine üble Farbe. Denn es a) Vid. Conrad. Peutingeri Epistolam Dedicator. ad d. Comitem. b) Georg. Fabric. lib. 1. Originum Saxonic. p. 56. c) D. Chytraeus in Saxon. d) Wcrdenhagen parte 4. Ber. Hans. c. 7. haben sich nach der Zeit auch andre gar gelehrte Männer in dieser Meynung befunden, daß das Wort Belgae von dem Wort Walen entsprossen. Hubertus Leodius bestetigt solches eines Theils durch diese Zeilen: Opinatus sum semper, Belgas vocabulum esse Germanicum, ideo, quia Germani Gallos, & Italos Waelhen, & nonnulli Welgen, appellent: „Ich bin jederzeit der Meynung gewest, das Wort Belgae sey ein Deutsches, weil die Frantzosen und Jtaliäner von den Deutschen Waelhen (Wahlen vielmehr) und von Etlichen Welgen geheissen werden rc." Für diesen Verstand erklährt sich auch Rhellicamrs, weil es kund und bekandt genug, daß dieser Strich Galliens grös-sern Theils von den alten Deutschen eingenommen. Dannenhero ihm gantz glaublich scheint, daß sie entweder selbst oder andre Jenseit - Rheinische Völcker Ihnen solchen Namen zugeeignet; weil sie der Gallorum, das ist, der Wahlen ihr Land bewohneten. Welche Meynung besagter Rhellicanus so lange fest halten will, biß er aus guten Authoribus soviel erlerne, daß diese Gegend der Gallier diesen Namen allbereit gehabt, bevor die Deutschen dahinein geruckt, e) Jedoch muß einer nicht wähnen, als wären allhie durch die Beigas allein die Niderländer gemeynt, wie sonst in ge-, nauerm Verstände vorab heutigs Tages geschieht; Denn wann I. ©star die Provinciam Belgicam nennet, begreifst er damit (wie uns Volaterranus nebst andren Historicis unterrichtet) die Picardey, Flandern, Lothringen und die Normandey. Gerhardi Vossii deß hauptgelehrten Manns Urtheil ist hiemit einhällig. Wallen (spricht er), Gualen tutb Galen ist alles Einerlei). Wiewol heut W a-l e n in: Brauch ist. Aus Galen aber haben die Römer Galli gemacht. /) Meine geringe und endliche Meynung diesen: kürtzlich beyzufügen, so will ich zwar das Herkommen deß Worts Galen von den Walen nicht eben sogleich verwerffen; doch auch nicht versichern als eine Unfehlbarkeit, weil die Deutschen nicht nur die Gallier, sondern quch die Jtaliäner, so doch niemals Gallier genannt worden, die Walen genannt; e) Vid. Riiellicanus in lib. 1. J. Caes. de Beilo Gallico, p. m. 14. f) Gerard. Voss. lib. 1. de Ortu & Progressu Idololatr. c. 37. Rhellicani und Basii Urtheil vom Na- , mens-Ur-sprnnge der Gallier. Warum und weil fürs Andre, auch von den ur- mut(i»r$ alten Römern, schwerlich die Frantzosen daß die' und Deutschen würden mit den Namen Galen "dèr ® al en oder Gallier genannt wor-WateVatfo den sehn, wann das Wort Galli von den genannt Walen herstammete, nemlich von einem solchen Namen, welche der Deutsche auch den Römern oder Italiänern selbsten gegeben. Daß bet) den Deutschen die Galli Gale n und nach längerer Zeit die Ita-liäner sowol als Gallier Walen von ihnen genannt worden, will ich nicht streiten ; halte aber dafür, daß solches Wort die Walen und Galen vielmehr von dem Lateinischen Namen Galli, weder daß Galli von Walli oder Wali entsprungen. Denn es ist vermutlich, daß etliche unsrer alten Deutschen das von den Lateinern aufgefangene Wort Galli anfangs Wal li ttttd etliche Gali (die Wallen und Galen) ausgesprochen; und gleichwie die Römer anfänglich unter dein Namen der Gallier auch die Germ anier aus Unwissenheit ihres besondern Namens verstanden ; also hingegen von uns Deutschen, nachdem die Römer Galliam Cis-Rhe- j tianam, (das nach ihrer Seiten ligende Gallien) eingenommen, sowol selbige Gallier, als derselben Gebieter, die Römer selbsten, miteinander Wahlen geheissen; biß hernach solches Wort Wa h-le n wiederum zuruck über den Rhein zu oder kurtz vor Caroli Magni Zeiten gewaltet und daselbst den O st- und West-Wah len ihre Nennung gegeben. Oder es mögen endlich auch die Gal-lier bet) den Deutschen von dem Wort Walen oder Galen (oder Gäulen) ihren Nanteit haben, (wie es denn nichts Neues, daß ein Wort bet) unterschiedlichen Nationen unterschiedlich derivirt wird) so vermute ich doch, das Wort Gallia und Galli habe ein viel höhers Alter, als daß es seine allererste dilette beh uns Deutschen oder von dem Wort Walen haben solle; und bleibe beh dem, was ich in der Herlei-Unsere et- *mt9 deß Namens Celtae geschlossen; nem- gene Mey- lich, daß vermutlich die Galli von Galatae ^"9 hie- und diese behde Wörter von Keltae (oder Celtae) durch ein verändertes Aussprechen entstanden; oder daß Galatae oder Chalath und hernach durch eine Contraetion oder Abkürtzung von Galatae sowol Celta als Galli heraus gekommen. Denn aus Ga-lata ist mit der Zeit das corrumpirte Wort Kalta worden, dafür die Römer mit einer weichem Aussprache an stat Kaltae (oder Kéitoì) Galli gesagt. Und das Wort Kalta hat sich allgemach in Kelta verwandelt. Daß es aber von der Kälte sollte entsprossen sehn, wie unser Schönleben vermehnt, kann ich ans Ursachen, so unter dem Namen der Celta-rum im 2. Capittel angezeigt worden, nicht wol glauben. Diese Origination oder Namens-Stam-mung der Celtarum, Galatarum oder Gallier wie auch Germanier habe ich darum und zwar mit ziemlicher Weitlüufs-tigkeit theils in vorigem, theils in diesem Capittel miteingeführt, daß selbige als der heutigen C räiner uralte Borfahren vor Andren uns mögten zum Behspiel dienen, wie beydes die Zeit und auch die unterschiedliche Zunge der Länder in den Namen sowol der Bölcker als der Oerter eine veränderte Aussprache derselben zu Di-Namen veranlassen pflege, und damit wir dabey ab-nehmen, daß die Zeit mit den Namen Gaiit seynv Carni oder Carnia, und Crain oder Cräi n ^^»sein-und Cräiner einen gleichen Wechsel könne “pnmgen. getroffen haben. Denn man erwehle nur endlich für eine Mehnung unter bißher erzehlten, welche Einem beliebt; so ist doch gewiß, daß diese Namen Celtae, Galatae und Galli alle dreh auseinander entsprungen, wie ans dem, was ich hievon ansetzo gemeldet, leicht zu ermessen, und ich noch ferner erweisen könnte: da-sern nicht die weitere Erörterung der Weit-lüufftigkeit eine weite Thür eröffnete, und uns von unsrem Cräin zu weit absührete. Unterdessen haben wir doch aus diesem Lettischen Diseurs vernommen, daß diese dreherley Celtae, Galatae, Galli einerlei) und dennoch im Laut etwas unterschieden. Wiewol der Nam Celtae vor Alters sich weiter ausgestreckt, als die Namen Galli und Galatae. Denn gleichwie Indien bißweileu in breiterer Bedeutung genommen worden, und alsdann auch Arabien, Phönicien und Cananäam begriffen; also haben die Alten beit- Land- und Bölcker-Namen Celtica und Celta bald enger eingezogen auf Galliam, Lugdunensem, bald mächtig erweitert über alle gegen den Nidergang gelegene Bölcker; sonderlich aber über diese Fünffe, Spannten, Gallien, Britannien, Deutschland und Illhrien. Der Nant Gallia griff zwar vormals Die Ra-auch gewaltig-weit um sich daher Polh-btns auch btßwetlen den Namen Celtae taefe^nufo weitschweifig nicht als Celtae, Beyspiel des Namens- Aen-drung von der Stadt Bamberg genommen. und Galli iti einerlei) Kriegs-Geschichten umwechselt und vor Einerlei) setzet; dennoch aber reichte Er so weit nicht, als der Nam Celtae. Denn daß die Span-nier jemals sollten seyn Galli genannt worden, wird man schwerlich finden; die man dennoch unter dem Namen der Celtarum auch mit antrifft. Mit dem Wort Calata hat es gleiche Bewalidniß. Denn selbiges ward anfangs allen Grallis mit der Zeit aber absonderlich den Asiatischen Galliern und Gallo-Graecis zugeeignet. Gleichwie auch Gallia endlich kurtz vorangehender Römischen Monarchici eine vielgenauere Bedeutung bekommen, und von Germanien darinn abgesondert worden ; heutigs Tags aber am allergenausten nemlich für Franckreich genommen wird. Eben also sind auch meines Vermutend, welches ich am Ende dieses Historischen Discurses mit Mehrern werde erläutern, Eräiner und Earnier auseinander entsprungen; doch der Nam Carni und Carnia viel weiter gangen, als Erain oder Erania (wie in alten Zeiten das Land Erain an fiat Carniolia geheißen) und also unter dem Namen Carni der mit der Zeit durch veränderte und härtere Aussprache erfolgte Nam Erain begriffen gewest. Auf gleiche Weise hat sich die Aussprache der Stadt Padeberg oder vielmehr, wie es Andre schreiben, Babenburg (nemlich von dem Grasfen von Babenberg) mit fließender Zeit geändert; indem man nachmals, durch Auswerffung der Littern be, die zwo vorderste zusammen-gernckte Sylben in eine gezogen, und aus Babenberg, Banberg gemacht; länger hernach aber, das N gröber und gleichsam fetter ausgesprochen, biß zuletzt ein m draus worden, und man Bamberg für Banberg gesagt; da gleichwol dieser Ort annoch nicht über 684 Jahre in seinem Bau stehet. Wieviel leichter hat sich dann die Aussprache deß Worts Carni oder Earnier in einer gewissen Landschaßt, durch Verrückung etlicher Littern in E r ä i-ner und Eräin verwandeln können. —-———eiNI Und wie ist dem Namen der Weltberühmten Stadt Carthago geschehen! welche doch die vortrefflichste in Africa war? die hieß eigendlich nicht Carthago ; sondern in ihrer Phönicischen Sprache Car-tliada in der Ehaldäisch- und Syrischen, Kartha-liadatli oder Kartha-hadtha, welches soviel als Neu-Stadt gesagt. Der Griech reformirte solches nach seinen Lippen und Miß-Gehör, und sprach für Carthada x den Nachkommen gereichen könnte? : Gesetzt, diese Sclaven (oder Scythen) wären also von den Deutschen Wandalen um der Karren willen Kärner ge-heissen, so wäre ohne Zweifel solcher unwerther schlechter Nont auch mit den ! fliehenden Wandalen davon geloffen und flüchtig worden; hingegen den Einwohnern entweder ihr erster rechter Nam verblieben, oder deß eingenommenen Landes seiner mit der Zeit angewachsen. Hiernechst würde sichs auch noch fragen lassen, wie denn die Römer sollten auf den Namen Carni und Carnia und Carnutes gekommen seyn, nachdem mal diese dreh Wörter in Lateinischer Sprache keine solche Bedeutung haben, wie das Deutsche Wort Karn oder Körner mit sich bringt. Unstrittig müssten sie diese Benennung von den vertriebenen Wandalen (oder Deutschen) erfahren haben. Die seynd aber nicht nach Welschland, sondern nach den nördlichen Ländern deß Deutschlands, als nach Mechlenburq, wie dieser Author will, und an die Weixel entrannen. Sprung Man mögte, der Sachen einige Farbe Wen Worts anzugewinnen, sagen, die Römer hetten Karren. ' ihr Lateinisches Wort Carms in Carnus verwandelt. Ja man könnte auch der Fuggenfchen Meynung noch wol ein wenig mehr Aufwassers geben durch den Fürwand, daß, wie Etliche wollen, das Wort Carrus am ersten aus Gallia in Welschland eingeführt. Aber was das Erste anreicht, so weiß weder Varrò noch einiger alter Latinist etwas von solcher Wandlung, und wird man bey keinem einigem Scribenten dessen ein Zeugniß antreffen. Das Andre betreffend, verhält sichs nicht also, daß wie Einige ausge- sprengt, I. Cäsar am ersten das Wort Carrus aus Franckreich nach Italien überbracht; angemerckt schon vor ihm auch der gelehrte Barro und Sisenna dasselbe gebraucht. Ja es ist diß Wort auch weder auf dem Römischen noch Gallischem Boden am ersten gewachsen, sondern aus dem Grunde der > Grund - Sprache, in welcher '—lÖPpÖ \3V"lp soviel als carri bellici Kriegs-Kar'ren gesagt ist. Und die Hebräische Wurtzel oder Stamm-Wort ist *"Hp daher das Wort *"Hp (Karar) kommt,' so einen Fuhrmann bedeutet. So waren auch damals die Römer allbereit curiöfer und forschgieriger, als daß sie nicht für sich selbst sollten erkundigt haben , aus welchen Enden und Certern dasjenige Volck, welches die Wandeln hette überwältigt, und von ihrem Sitz ausgewurtzelt, aufgebrochen und dahin verrückt wäre, und wie es eigentlich hiesse. Sie waren, sage ich, als diese Verändrung mit Käraten und Crain vorgieng, so höltzern, so klotzig, so stnmpff, nnmercksam und brutalisch nicht, daß sie nicht sollten die Ohren spitzen nach einer so starà Bewegung und Empörung fremder Bölcker, welche ihre Grentzen fast erschütterte, und die das Gerücht sowol in Italien und Griechenland als in Deutschland überall ausgeschrien hat. Hiemit ist meines Erachtens die Zuverlässigkeit ans besagte Namens-Entspries-fltng güntzlich ausgehoben. Andre vermuten, der Nam Carnia Falsche und Crüy n setz auf- oder von dem Berge cranlae"3 Ocra erwachsen und Carni gleichsam so- von dem viel geredt als Ocrani, und nach Weg- A-rge werffung deß vordersten Buchstabens o trs' soviel wie Crani, oder mit Versetzung der Litteru als Carni. Ihr Fundament ist dieses, daß um selbigen Berg die (Emitter gewohnt, und daß man bey etlichen alten Scribenten die Namen ücrani und Un-crani findet. Es steht aber zu besorgen, der Nam Ocra sey jünger als Carni, und der Berg sey vielmehr nach dem Volck, weder das Volck nach dem Berge genannt, imfall er nicht etwan seine Benennung von einer sonderbaren Eigenschasft und Gelegenheit gezogen, und dieselbe durch ein solches Wort Ocra in den uralten Zeiten bedeutet worden. Wäre dem vermeynten Beroso. unter ob Crain dessen angemassten Namen der Annius Viterbiensis mehr gefabulirt als histori- Sohn sirt hat, zu glauben, daß Noah der Ertz- Noah, Her-Vater nach der Sündflut einen Sohn ommr ' gezeugt, der Cr anus geheißen ; mögte man leicht ans die Mutmassnng gerathen, selbiger Cranus wäre der Carnier erster I Stamm- und Nam-Vater, bevorab weil heut zu Dage die Betvohner deßHertzog-thums Crayn vielmehr Erahnet oder Cra-ner (nachdem mancher es bißweilen ausspricht), weder Kürner oder Körn ter benamset werden. Aber die Authoritet und ' Glanbmüssigkeit dieses ertichteten Berosi, dem anfangs manche Scribenten allzugeschwinde getraut, ist so übel gebrückt, daß matt keinen Tritt darauf wagen darff. Nicht versicherter ist das Fürgeben Oder von Lettrici Palladii, welcher die Carnos einem Tu-von einem Könige der Tuscier (oder Tu- aöm>cm flauer), der Cranus geheißen habe, beim- (>am>. met wissen will, a) Wiewol diß so ungereimt nicht lautete, wenn erweislich a) Henric. Pallad.lib. 1. Histor. Foro-Jul. apud D. Schönleben. Die Römische (Söttinn Carna. Ob Carnia von der Göttin» Carna benamset worden? fiele, daß entweder Tnscan jemals einen König deß Namens gehabt oder daß ein solcher Tnscanischer Cranns in diese Gegend einige Bölcker und Wohnungen ver-pslantzet hette. Daher mich der Doetor Schönleben diesen Cranus weder für einem Tuseanischen König, noch für einen Urheber deß Carnischen oder Cräinerischen Namens erkennen will. Er verwundert sich hingegen, daß biß-hero keinem Scribenten noch die Römische ©ottimi Carna in den Sinn gekommen, die von den Thür-Angeln ihren Namen gehabt. Welches er mit diesem Ovidiani-schem Verse belegt: Trima dies tibi, Carna, datur. Dea cardinis haec est; Numine, clausa aperit, claudit, aperta suo. a) „Es wird der erste Tag gewidmet, Carna, dir: Denn diese ©ottimi steht dem Thor und Angel für. Durch ihre Krasst geht ans, was sie will offen wissen; Und durch dieselbe muß, was offen ist, sich schliefen." Er führt die Bequemlichkeit dieser Derivation oder Namens-Stammnng durch nachgesetzte Erklährnng ans, Weil die Alpen Italiens Clausen und Pforten sind, wie sie dann hin und wieder genennt werden. (Massen Nicephorus Callistus b) von dem Tyrannen Eugenio geschrieben, derselbe Hette ein gewaltiges Kriegs-Heer aufgebracht, und die Pforten Italiens, so von den Römern Italiae Alpes bemel-det würden, mit einigen Völckern vorher besetzt und verwahrt), so findet der Argwohn Stat, daß Carnia den Nantettvoit der Carna als Dea Cardinum (einer ©öttinu der Pforten und Thür-Angel) entweder ans Anstiftung der Römer oder der Alpinischen Einwohner selbsten bekommen habe. _ Gleichwol will er ans solchen Argwohn nicht zuviel bauen, welches dieser sein Zusatz ausweiset. Ich befürchte aber (schreibt er), der Nani Carniae sey älter, als der Göttinn Carnae ; Welche ©ottimi Carnam die Römer, wie es scheint, damals erdacht, als L. Junius Brutus nach Vertagung deß Königs Tarquinii und fest-gestellter Freyheit der erste Bürgermeister a) Ovid. 1. 6. Fastor. b) Nieephor. Callist lib. 12. e. 39. j worden. Denn daraus hat er, vermöge seines Gelübdes, der Göttinn Carnae ans dem Berge Coelio ein Opsser gethan itnb eilten Tempel aufgerichtet. Aber eben Hiedurch wird solche Mey-nmtg nnsers D. Schönlebens, als ob diese Göttinn damals allererst von den Römern erdichtet wäre, nmgestoffen. Denn wann Brutus derselben ein Gelübde gethan, giebt die Vernunft, Sie müsse schon eine Zeitlang vorher bey den Römern in dem Wahn der Gottheit gestanden seyn, und zwar keiner unansehnlichen; sintemal man sonst nicht ein so hochwigtiges Werck, nemlich die Erhaltung Römischer Freyheit, ihrer Gunst und Protection bey einem so ansehnlichen Gelübde recom-mendirt Hette. Wann sie nicht älter, so hat ohne Zweifel ihre falsche Gottheit unter dem Nu ma Pompilio den Anfang zu Rom genommen; der aber feilte Götzendienste nicht alle ans eigenem Gehirn, sondern manche ans dem Pythagorischen, Areadi-fcheti, Hetrnrischen nnd Griechischen Wahn-Sätzen und Fabeln zusammen geflickt unter dem Fürwand, als ob Er Alles von der Nympha Egeria Hette erlernet. Zudem giebt sie der von D. Schönleben angezogene Ovidius selbst für weit älter ans; indem er sabnlirt, die Nymphe Cranc, so aus dem Walde Helerne biir-tig, sey der Jagt ergeben gewest, und nachdem viel Freyer vergeblich um sie gebuhlt, endlich von dem Jano überfallen und zu Fall gebracht. Welcher ihr für die geraubte Inngsranschasst diese Vergeltung gethan, daß sie eine Fürsteherinn (eine Für st ehe ritt tt sag' ich, und nicht eine Fürstinn, Hertzoginn oder Mar-quisitttt) der Thür-Angeln seyn, und die Truden von den Glinds-Wiegen abhalten sollte; Daher sie hernach an Stat Orane Carna genannt worden. Hieraus gehet auch dieses Ovidianische Distichon oder zweischichtiger Bers: Jus pro concubitu nostro, tibi Cardinis esto: Hod pretium positae Virginitatis habe, c) „Weit Du bey mir, ö Carna, hast geschlafen : Will ich das Recht der Thür - Hut dir verschaffen. c) Orid. eit. loc. Fabel der Nymphen Grane. Diß habe dir zu Lohn für deine Bluhm Der Jungfrauschafft und den verrochnen Ruhm." Nun ist es wol möglich, daß ein vernaschter Printz im Durchreiten deß Waldes irgend einer saubren Forstmeisters-Tochter oder wolgebildten jungen Bäurinn ansichtig worden, und mit ihr ein unzeitiges Lager daselbst gehalten, hernach die arme Hur nach Hose geschafft und zur Kindsmagd verordnet. Denn es wird nicht allemal eine solche Grane Kron-fähig oder mit Fürst- und Hertzoglichem Titel gefrönt, ob sie gleich einem Gekrönten ihr Ehren-Krönlein überlassen, zumal wenn sie nur vom Dorffe oder eines Jagt-Knechts Tochter ist; sondern sie muß vorlieb nehmen, daß man sie an die Wiegen stellet und zur Kinds-Warterinn macht; wie es denn gar nicht rühmlich noch wolständig vielweniger Königlich, daß man die Laster adelt und bewürbet. Die Römer Dennoch aber halte ich dafür, diß Griechen" Geticht von der Grane set) zu Rom nicht Nach in dem jung geworden, sondern unter den alten Bestalische» Griechischen Fabelhansen, die vermutlich glauben. eilte andre geheime Bedeutung damit umhüllet , die Römer aber hernach nebst andren abergläubischen Händeln dasselbe unter ihr Götzen-Werck ausgenommen haben, gleichwie sie das Vestalische Feuer den Griechen abgesehen, bey denen die Witwen so man novznvhtSs? nannte weil sie sv TiQvzavu’ois-, das ist an solchen Oer-tern, so der Bestä gewidmet waren, lebten und Tags und nachts Achtung haben, daß die brennende Lampen nicht erleschen mögten. Daher der Sclioliastes Pindari meldet rinvTccreia sep soviel gleichsam gesagt als nvoòg rnfisin die Gewalt oder Für-stehung und Obacht übers Feuer. Immassen auch Prudentius die Einführung deß Bestalischen Feuers von den Atheniensem und Phrygiern herbei) holet in diesen seinen Versen: — ln his (scii. Athenis) quoniam Vestalis origo favillae Urbibus, ut memorant, primo de fomite sumta est : Sacr àruntq *) focos, aut Phryx, aut Grajus alumnos, a) Und Plntarchns gedenckt, daß nicht allein zu Athen, sondern auch Delphis wiewol keine Jungfrauen, sondern nur Witwen, die zum Heirahten nicht mehr *) Oder wie Andre lesen Sacravitque. a) Prudentius lib. 2. contra Symmachum. ! geschickt, zu solchen Feuer-Wärterinnen verordnet worden. 5) Ja Plntarchns hat noch viel zu wenig Griechische Oerter ! dißfalls namkündig gemacht, sintemal noch an sehr viel andren mehr solches I heilige Feuer oder Licht der Ampeln von dergleichen Witwen beobachtet worden, daß es nicht erleschen mögte. Wann nun die Römer in diesem Stück den Griechen nachgeafst, haben sie vermutlich auch wol die Verehrung der Götzinn Grane oder Grana nebst andren abergläubischen Gebräuchen von den Griechen entliehen, angemerckt sie im dreyhundertsten Jahr nach Erbauung ihrer Stadt ihre Gesandten in Griechenland abgesertigt, um sich der Gesetze Draconis und Solonis recht zu erkundigen. Uberdas so hat man die Carnam bei) den Römern nicht nur als eine Thor- und Thür-Göttinn, sondern auch und zwar hauptsächlich in diesem Verstände oder Wahn verehrt, als ob die fürnehmste und Der Götzinn lebhaffteste Glieder deß Menschen unter „ehmstes^' ihrem Schutz begriffen wären, daher man Amt. sie anrieff, daß sie Hertz und Leber bei) guter Gesundheit frissten und bewahren mögte, auch deßwegen ihr ein Gemüse von Bonen und Speck zu opffern pflag. Wie solches gleichfalls erst-angezeigter Poet Ovidius berührt in diesen Versen: Prisca Dea est, aliturq cibis, quibus ante solebat: Nec petit adscitas luxuriosa dapes, Piscis adhuc illi populo sine fraude natabat : Ostreaq in conchis tuta fuere suis, c) „Die Göttinn ist uralt, genieffet solcher Speisen Dazu sie vormals sich gewöhnt; Sie fordert nicht Die Schleck - Bißlein, wornach man noch erst weit muß reisen; Verlangt zum Überfluß kein herrliches Gericht. Man ließ die Fische noch unausgefangen gehn So wol ich Fluß als in den Wassern, welche stehn; Die Schnecken kunnten auch im Meer noch sicher leben, Und in gewelbter Schaal gantz unbe-fnrchtet kleben." Also muß die Verehrung dieser Ab-göttinn Carnae die Lebzeit besagten Junii 6) Plutarchus in Numa. c) Ovid d. 1. 6. Pastor. Bruti aut Alten über treffen. Und dafür will auch, wie es scheint, besagter Craine-rtfche Scribent Selber nicht bürgen, weil er endlich dieses bet) anfügt : „Gesetzt die Göttinn Carna fetz älter als der Nam deß Landes Carniae, so fällt doch nicht glaublich, daß sie denen am Gestade deß Adriatifchen Meers Seßtzafften sollte betaut) gewesen fetzn, oder ob man gleich daselbst von ihr was gewusst hette, so ist doch nicht vermutlich, daß die Pforten und Clausen Italiens von ihr sollten den Namen tragen; weil zn der Zeit die Tentschen, welche, wie ich dafür halte, daselbst gewohnt, nur allein die Sonne, den Vnlcan (oder das Feuer) itttb den Mond für Götter geachtet, von den übrigen aber nicht einmal einen Hall oder Schall vernommen." Die Teut- Was diß Letzte antrifft, berufst sich W'Ä zwar der Author aus Cäsars Bericht; ris Zeiten aber weil er selbige Gallische Canter für Nickt mehr deutsche und gleichfalls die deutschen namfTroor. für alte Gallier achtet, auch sich ihrer ben. Religion wegen aus das Sechste Buch I. Cäsaris von dem Kriege mit den Galliern beziehet; so müssen wir zusorderst mercken, daß zu I. Cäsars Zeiten die 1 Tentschen nicht mehr wie vorhin bey altern Scribenten für Gallier noch die Gallier hinwiederum für Deutsche geachtet worden, sondern da hieß es eben so ! wol all bereit wie zn Trajani Zeiten a) jl Germania omnis è Galliis, Rliaetiisque j & Pannoniis, Rheno & Danubio fluminibus, à Sarmatis Dacisque mutuo metu, aut montibus separatur, b) jl „Gantz Deutschland wird von den Gallischen, Rhätischen und Pannonischen Ländern durch den Rhein - und Donan-Strom, von den Sarmatis aber und Daciern, sowol durch die für einander habende Furcht, als durch die Berge abgesondert." Daß ich mich der Wort | Taciti bediene. Welcher Anthor unweit Hernach sich vernehmen lässt, er stimme derer Meynnng bey, die dafür halten, daß sich die Tentschen mit keinen fremden Nation verheiratet , sondern ein besonderes, unver-mischtes und nur ihm selbsten gleiches Volck gewest, c) Welches Letzte ich allhie an seinem Ort gestellt fetzn lasse, und nur beyläuffig erinnere, daß Tacitns mit а) Trajano enim imperante floruit Tacitus. б) Tacitus in princip, libelli de Germania. c) Idem e. 4. dieser letzten Zeilen ans die uralte Deutsche sürnemlich ziele; angemerckt er kurtz zuvor schreibt, daß ehedessen die Deutschen übern Rhein gegangen und die Gallier daselbst heraus getrieben ; da man sie folgender Zeit bald Tungros, bald Germanos, oder wie es andre lesen, damals Germanos, zu seiner Zeit aber Tungros genannt; gleichwie er durch die vorige Grentz-Beschreibnng der Tentschen dasjenige bi ff eit Rheins ligende Germanien versteht, welches J. Cäser Angnstus und Tiberius nnd andre Römer mit Waffen angegriffen und das nicht mehr wie vorhinn unter dem allgemeinen Namen der Gelten, vielweniger der Gallier als ein Mitglied, Anhang oder Zubehör begriffen war. Diesem nach kann man obgemeldten Bericht deß Cäsars, so er von den Göttern der Genuanier oder Deutschen gegeben, nicht aus die Gallier mehr aptzli-ctren zum Beweis, als heilen die Carni vor Alters keine Götter mehr erkannt als die Sonne, den Vnlcan und Mond. Zn geschweige», daß in diesem Stück Caesar keine Unfehlbarkeit noch gründliche Wissenschasst gehabt, darum er sich auch so gar genau nicht angenommen als ein grosser Feldherr, der nicht viel nach Religion, sondern nach der Region fragte, daher er auch keine weitere Nachricht erstatten können, ohn die ihm selbsten zn Theil worden. Nichts destoweniger weiß man nicht nur aus Tacito, sondern auch manchen andren Scribenten, welche von dem alten Tentschen Religions-Wesen ein Mehrers erkündigt haben, daß die Deutsche nebst andren Göttern auch Martern und vor allen andren den Mercitr jj göttlich verehrt haben. Ich will hoffen, es werde mit Begebung oder zum wenigsten Verzeihung deß geehrten Lesers gescheht: können , daß ich es hie mache wie die, welche, obgleich ihre Reife einen geraden: und richtigen: Weg gehn könnte, dennoch bißweilen einen kleinen Umschweiff nehmen, wann sie an einigen zur Seiten ligenden Oertern was Denckwür-diges anzntreffen vermetznen. Werde derhalben bet) dieser Veranlassung etliche Neben-Schritte unter die Götter der alten Deutschen thun, doch aber i mich so gar nicht darunter verlieren, daß j mir der Haupt - Zweck darüber aus den I Augen verschwinden sollte. Cs ist theils Etliche Gö-tzen-Bilder °er heidnischen Sachsen. Allgemeiner Abgott der wachsen. beschreib-Und Erkläh-’Umg solches Wtzen-Bil-°es aus der Sächsischen Chronic. zur Belustigung deß Lesers, theils aber und zwar fürnehmlich zu mehrerm Beweis, daß die Teutschen mehr Götter, als Caesar uns nennet, gehabt, angesehn. Als Carolus Magnus mit den heidnischen Sachsen Krieg führte, und unter andren den festen Ort Hartsburg, da Witichindus eine starà Besatzung hatte, eroberte; traff er daselbst einen Götzen selbiger Nation an, «entlieh den Crodum. welchen sie für den Saturn geehret haben sollen, ließ denselben zerstückelt und verbrennen. Von dannen ruckte er weiter nach ihrem prächtigsten und berühmtesten Tempel, dahin sie am häufsigsten sich zu versam-len pflegte«, und denselben mit vielen Geschencken angefüllet hatten. Selbiger Tempel hieß Irmasul (oder wie andre schreiben, Irmesul), entweder nach dem Griechischen Hermes (oder Mercur) oder nach dem Marte. Dieses Götzenbild (bey-länfsig zu gedencken) hatte die Gestalt eines trutzigeit und entsetzlichen Manns in voller Rüstung. Es war umgürtet mit einem breiten Schwert. Auf dem Helm seines Haupts stund ein Hahn, auf dem Brust-Stück ein Bär, an dem Schilde ein Leu gebildet. In der Rechten hielt dieser Götz eine Fahn, darinn an Wapens Stat eine rote Rose, in der lincken Hand eine Wag-Schaal, dergleichen auch in der Fahn geschattet ward. Diß war der allgemeine Abgott aller Sachsen, sonst aber hatte jedwedes Bolck gar viel andre Neben* Götter, a) Und scheinet jetzt-beschriebenes Bild habe den Kriegs-Gott bedeutet. In der alt- Sächsischen Chronic wird dieses Götzenbild selbst Ar mese ule oder Er mese ule benamst, und für den Kriegs-Gott Martem ausgegeben. Der unbekandte Author selbiger alten Chronic mahlt den Götzen nicht allein mit selbigen Farben ab, die ich allererst aus dem Fabricio angezeigt, sondern setzt auch eine Auslegung dazu, was unter der wunderlichen Ausrüstung desselben für eine Bedeutung stecke. Wovon der wörtliche Inhalt dieses Lauts ist. „Ich finde (schreibt er) in der Schufst (nemlich historischer), daß König Carl (wodurch er Keyser Carln den Grossen versteht), der Sachsen Abgott, Armeseule (oder E r m e s e w l) genannt, verstört. Sie pstagen von Julii Zeit her den a) Vid. Georg. Fabricii lib. 4. Originum Saxo-niear. fol. m. 416. Abgott Mars anzubeten, welcher, wie allhie abgebildet, gestalt war, denn ein solch Bild und Abgott gleicher Gestalt zu Corvey gefunden ward; unter welchem Bilde zu Latein Etwas geschrieben stund, welches auf Deutsch also lautet „Vorzeiten b i n n ich der S ach-senHertzog und ihr Gott gewesen. Mich hat a «gebetet das Bolck Marti s. WelchesBolck mich allezeit ehret, das pst eget dieSpitze zu führen." „Diß stund unter dem Abgott geschrieben, und das gemeine Bolck hieß ihn Armeseule (Jrmeseule), auch liessen die Sachsen sein Bildniß und Gestalt in ihre Tempel machen. Das war ein gewapneter Mann, der stund biß zum holen Leib in den Blumen, dann er war ein Gott deß Streites und empfangen von einer Blumen und bedeutet, daß offt Krieg und Streit von einer Blumen, das ist aus schnöden und geringen Dingen, so der Rede nicht werth seynd, geschweige daß derohalben Mord und Verheerung der Lande darüber entstehen sollten, erregt würden. An der Seiten hat er ein Schwert, in der rechten Hand ein Panier, in welchem stund eine rote Feld-Blume. In seiner lincken Hand führte er eine Wage, und auf seinem Helm einen Wetterhanen, welches viel Krieg bezeichnte. .Die Wage bedeutete, daß man viel gutes erwegen soll, gleichwie der Wetterhan auf dem Kirch-thurn gutes und böses bewegen muß, aus welchem Loch der Wind herwehen wolle. Die Brust war ihm bloß, darauf stund ein Bär zur Anzeigung, daß sich einer wider seine Feinde behertzt und unerschrok-ken setzen solle, und da einer gleich erschreckt oder gejagt würde, er doch wie der Bär thun und sich umsehe nach bcm,_ der ihn jagt, und seinen Jäger, wo es statt und Rath hat, starck wiederum verfolgen solle. Im Schilde war ein Leu, und darunter eine rote Feld-Blume, droben aber eine Wage, welches bedeut, daß man mit Listigkeit allen Streit vollbringen soll. Also war der Sachsen Abgott Mars zu Marsburg gestaltet, Den König Carl in West-phalen verstörte." ö) Doctor Matthäus Dresserns, weiland Professor zu Leipzig, gedenckt in der weiteren Erklährung dieses Abgotts, er habe anderswo die Uberschrifft deß Bildes also eingerichtet gelesen: Dux ego Saxonum, b) Sächsische Chronic am 23. Bl. Sihe die fvigurlit.B. Der heidnischen Sachsen Kriegs-Götz. certam victoriam polliceor-, me venerantibus. Ich der Sachsen Führer oder Hertzog verheisse gewisser: Sieg denen, die mich ehren. Obgesetzter Erklährung deß Bildes aber fügt Dresserus die Erweiterung bey: „S e i n (deß Götzen) Bild stund wie ein gantz gewapneter Mann, und hatte in der rechten Hand ein Fähnlein, darinn war eine rot he Rose, und stund derselbe auch biß an holen Leib in Blumen, welche alle nicht lang in der Blühe stehen, sondern schnell aufgehen und wiederum vergehen. Denn also gehet es in Kriegen auch zu, daß mancher, wann er meynet, er stehe jetzt in voller Blühe, ititd sein Glück grüne und blühe allenthalben, er unversehens untergetreten und darüber gehauen wird und ins Graß beissen muß. In der lincken Hand führte er eine Wage, daraus zu verstehen war, daß es ein ungewisser Handel wäre um den Krieg, darinn sich das Glück jetzt ans diese, dann auf die andre Seite neige. Seine Brust war ungeharnischt und bloß, bedeckt mit einem Bären, zu bezeigen das kecke und unverzagte Hertz der Kriegs-Leute. Im Schild führte er einen Leuen, der über die andren Thiere herrschet; bedeutet einer: starcken, kühnen und hertzhasften Mut, männliche Thaten anzugreiffen und zn wagen. Der-selbige Leu stund in einem Blumen-Felde (wie auch der Mani: selber), anzuzeigen, daß kühne und tapffre Leute von keiner grössern Lust wissen, denn in: Felde ihre Stärcke und Mannhaftigkeit vor dem Manne zu beweisen. Im oben: Theil deß Schildes stund eine Wage, welche hedeu-tete, daß man alle Dinge, Kriegs Händel anzusahen ::r:d zu führen, wol erwegen und abwägen solle, weil daran Leib, Leben, Ehr und Gut hange. Aus dem Helm führte er einen Hanen, zur Erinnerung, datz ein Kriegsmann wacker seyn, den Schlaff brechen, und seiner Schantze und Sachen wol wahrnehmen uniste. Das ist also das Bildniß Martis, wie es allhie in in dieser Sächsischen Chronicken und vom Alberto Krantzio, lib. 2. e. 9. Saxoniae beschrieben wird. „Andre wollen aus etlichen antiquitatibus berichte«, daß die alten Sachsen, sonderlich was Kriegsleute gewesen, haben geharnischt, oder mit einem Kürisser an-gethan, mit einem Schwert begürtet, und in der Hand eilten Streit-Kolben mit langen Zancken führende, für dem Bild Irmenseul auf sonderliche Tage und Feste, wechselweise um und um reiten, etliche auch wol dafür in ihrer Rüstung nider-knien müssen. Daher endlich ihre (heidnische) Walfahrten und Abgötterei) ge-> kommen und Irmenseul zum Abgott worden, und daß auch vor etlichen Jahren in Franconia ein Bild solcherlei) Art gestanden set)." a) Es meldet aber die Mansfeldische und theils andre Chronicken, die Sachsen hetten dem Deutschen Helden Herminio zur Ehren - Gedächtnis; zu Heresburg oder Eresberg (welches die Thüringische Chro-nick Hertzberg, Cranzius aber Mers-burg oder Marsburg nennet) in Westphalen an der Lippe gelegen, einen Tempel gebauet, den sie Hermannssaal Irmenseul (Aulam sive Basilicam Hermanni) geheissen; dahin ein grösser Zulaufs ititi). Wahlfahrt gewest, biß Carolus Magnus dahin gekommen, ein trefflich Gut an Gold und Silber und andren köstlichen Sachen, so die Sachsen dahin gelobt und gewiedmet, weggenommen, den Tempel aber angezündt und verbrannt. Wiewol Cranzius zweifelt, ob das Martis-Bild zu Mersburg an der Sale oder zu Mersburg in Westphalen gestanden, b) Wiewol nun hiedurch etlicher Massen zweifelhafft wird, ob die alte Sachsen diß Bild dem Marti oder Herminio zu Ehren gesetzt und augebetet ; bleibt dieses doch ««gestritten, daß sie es, als einen Fürsteher deß Krieges geehrt; und schreiben Zween Ab- die Meiste Chronisten gedachtes Bild dem götter bercv Marti zu. bürg,et,e In der alten Mersburgischen Chronic deß Brotuffs wird erzehlt, daß die Einwohner der alten Stadt Merseburg biß auf Caroli M. Zeit zween Abgötter gehabt, nemlich Mars und Zuttiber; welcher letzter ein Holtz-Teufel, (oder Wald- а) Dresserus am 25. Bl der Sächsischen Chronic. б) Vid. Crantz, lib. 2. Saxoniae e. 9. Valv. I. Buch. Teufel) gewest, dem sie einen grosse« Eych-Wald gewiedmet, darinn Niemand bet) Verlust deß Lebens einen Baum oder Ast habe abhauen dörffen; daselbst sehen zu gewisser Jahr-Zeit viel Heiden und Wenden von Ferne zusammen kommen dem Teufel Zuttiber zu opffern; wo auch eigene Priester bestimmt gewesen, die solches Opffer mit besondren Ceremonien verrichtet, c) Von dem Götzen Crocio ertheilt er- Der alten wehnter Author der Sächsischen Chronic fL-mn" diesen Bericht. Crodo. „Ich finde, (also fallen seine eigene Worte) geschrieben, daß in Oster-Sachsen (oder Ost-Sachsen) zu Harsburg ein Abgott nach Saturno (er will sagen dem Saturn zu Ehren) gestanden, den der gemeine Man Crodo geheissen. Woher der Nant Crodo kommen; kann man ei-gendlich nicht wissen ; allein weil die Sachsen damit dem Saturno nachgeahmet, welcher Griechisch Knóvo? heisst rc. so ist vermuthlich daß von diesem Wort Koóvos der Nom Crodo durch Wandlung deß n in d und Wegwerffung deß letzten Buchstabens gekommen sey. So schreibt auch Plutarchus, daß von vielen Völckern im Occident Venus und Saturnus in einer Nachbarschafft geehret und dafür gehalten sehen, als würde durch dieselben Alles gepflantzet, generirt und fortgebracht, daher sie auch die Venerem den Sommer uni) Saturnum denWinter genannt haben. „Crodonis Bildniß war also gestaltet: Auf einer Seulen stund mit barem (das Sitz- die ist blossem) Haupt und blosser Brust ift31o. ein alter, hagerer und magerer Mann Bildniß aus einem Barsch mit spitzigen gestreub- ^Ses. ten Fisch-Federn, war nur mit einem leinen weissen Kleide angethan, und darüber mit einem schwebenden Fechel begürtet. In der rechten Hand hielt er einen Eymer mit Wasser, Rosen und ändern Früchten. In der linden einen Rad, und gaben für, es wäre deß Saturni Bildniß, haben auch dieses Bildnisses und seiner Umstände Bedeutung gehabt. Durch die Blöffe deß Haupt und Her-tzens haben sie dem Bilde und Gottesdienst Saturni nachgeschlachtet, und zugleich daneben anzeigen wollen, daß ihm als einem Gott mit entblöstem Haupt und aller Reverentz auch unverdeckten und unverholnen Hertzen gedienet werden sollte. c) Brotuff. lib. 1. eap. 6. Chronici Merseburgen-sis, apud Dresserum. „Durch die frei) schwebende Kleidung und Hechel erinnerten sie sich ihrer Freiheit, dafür sie mit Darstreckung Leibs und Guts streiten, und sich wider ihre Feinde, gleichwie der Barsch gegen den Hecht, streuben und wehren sollten. Dazu denn von-nöthen, daß sie gleich wie ein Nad sich einander folgerten, in einen Bund schlossen und fiir einen Mann zu Hause hielten. Wie durch das Rad in der timen Hand erinnert ward, so vermahnte sie auch das weisse, und mit beut Fechel oder Bande umschürtzte Kleid, daß sie in ihrem Verbündniß und Freundschafft rein, ohne Flecken, Betrug und Falsch seyn, und nnauflößlich zu Hausse halten sollten." Der ßchmer aber mit Wasser, Rosen und ändern Blumen und Früchten gesüllet, bedeutet, daß Saturnus und Crodo wol eine Ursach der Kälte (wie dann der Planet Saturnus gemeiniglich Kälte bringet) aber dennoch ein Gott der Fruchtbarkeit wäre, der die blühende Rosen und andere Früchte wachsen tiesse. Darum man ihn um gut Gedeyen aller Früchte und für Abwendung schädlicher Kälte anrufen sollte. Dieses Götzen-Bild ist auch aus den hohen Berg zwischen den Brocksberg und der Stadt Goßlar innen gestanden, auf welchem Berge das Schloß Hartesburg zur Beschütznng dieses Abgottes gelegen ist. Der Ort, da der Crodo gestanden, wird noch heutiges Tages geziehen im Eingang deß Schlosses, wenn man zur Rechten hin-![ aus steiget. Aber vom Keyser Heinrich dem Vierdten ist eine andere Kirchen zur lin-cken Seiten gegen über aufgerichtet, dahin er etliche Heiligthum von Ach und Tryer gebracht , aber diese Kirche mit samt dem Heiligthum ist im Sächsischen Kriege Anno Christi 1074 verwüstet. Folgends ist auf diese Stette ein ander Kirchlein erbauet, zu welchen im Pabst- Jüglichere ^usdeutunq Gestalt °>eses Gv-tzen-Bildes thum, nicht weiß ich um was Heiligthums willens, ein grösser Zulaufs gewest. „Also ist dieser Abgott Crodo auch von den Sachsen und Harßlendern, so zwischen der Saale, Unstrot, Bode und Oker gesessen, für einen Gott gehalten worden. In der Altmerckischen Chronicken wird berichtet, daß man diesen Abgott Crodo auch zu Garleben neben der Isis angebetet, und die Stadt davon Crodonis Leben genannt habe. Da nun Keyser Carolus der Grosse in Sachsen-Land kam und die Sachsen fragte, wie dieser ihr Abgott hiesse? Antworteten sie im Crodo, darauf er gesagt, Crodo mag wol der Teufel und nicht Gott seyn. Daher das Sprichwort Croden-düvel oder Croden-teufel, item Croden-Hencker bet) den Sachsen geblieben ist." a) In dieser Erklährung (welche ich mit Dressen eignen Worten ausgeführt) kommt mir die Ausdeutung deß Rads ziemlich tunckel vor, und viel glaublicher, daß, woferrn dieses Bild hat der Saturn seyn sollen, sie durch das Rad vielmehr haben den schnellen Umlaufs der Zeit ausbilden wollen, als welcher durch die schnelle Umwaltzung eines Rades gar füglich mag sinngebildet werden. Gestaltfam auch der Poet Anacreon das menschliche Leben gar fein in diesen seinen Verslern einem Rade vergleicht: Ttioyji^ aQ/iatog yàq oia, ßloToq Tot'/H y.vhütig. Es sieht diß Flügel-Leben, Dem Wagen-Rad gar eben, Sie eilen beyd' im wandren, Bon einem Schritt zum andren. Wiewol ich bekennet: muß, mir gehe es nicht gern ein, daß durch selbiges Bild der Saturn, sondern vielmehr das Glück verstanden werde. Denn wie fügt sich der Fisch zum Saturn? und wie der Korb mit Rosen? Gewißlich Dressen Auslegung ist gezwungen und genöhtiget. Ich achte derohalben, die alte Deutschen haben vielleicht einen besondren hohen Abgott damit gemeynet, der alles Glück zu Lande und Wasser in Händen hätte. Dabey das Rad ein Zeichen deß wandelbaren Glücks, der Rosen-aefüllte Korb ein Bild der Herrschafft zu Lande, und der Fisch deß Regiments zu Wasser seyn sollen. Wiewol die Rosen und der Fisch eben sowol auf deß Glücks Unbeständigkeit ^ o) Aus ermeldter alten Sachsen-Chronic und Dressen Ernährungen. zielen können. Jedoch will ich auch nicht hart widersprechen, daß vielleicht dieser Götz für einen Präsidenten deß menschlichen Lebens geachtet worden. Denn wie das Rad also kann auch der Rosen-Korb und der Fisch darauf gedeutet werden. Ob nun gleich das Bild vielleicht eben nicht den Saturnum bedeutet hat, ist dennoch nicht zu zweifeln, daß sie gleichwol auch den Saturn angebetet. Denn Cicero beglaubt, daß man zu seiner Zeit den Saturn insgemein gegen den Nidergang am meisten verehret habe, b) So bezeuget gleichfalls Dionysius Halicarnassaeus c), der Saturn sey von den Celtis angebetet. Daraus auch wol zu vermuten, daß gleichfalls unsre Carni und Crani demselben gedient; Zumal weil die Phoenicier in uralten Zeiten am Adriatischen Meer sich niedergelassen, die insonderheit auch deß Saturns Verehrer waren. Daß gleichfalls van den Teutschen die Venus verehret worden, will unter andren beglaubt werden mit dem Bilde, welches man zu Magdeburg an der Elbe zu Caroli Magni Zeit gefunden. Es stund allda ein nacktes Weib (nach abgemeldten Dressen Beschreibung) mit klaren lieblichen Augen. Ihr gekämmtes Haar hieng ihr biß auf die Knie. Aufm -Haupt trug sie einen Krantz von Myrten mit roten Rosen umflochten. In ihrem lächlenden Munde hielt sie eine beschlossene Rose. Aus dem Hertzen hatte sie eine brennende Fackel und Strahl; in ihrer lincken Hattd die gantze Welt, getheilet durch den Himmel, Meer und Erdreich; In der rechten Hand drey güldene Aepffel. Sie stund auf einem guldnen Wagen, den zogen zween Schwanen und zwo weisse Tauben. Neben sich hatte sie ihre drey I sonderliche Töchter, so mit den Armen in einander geschräncket waren. Eine jegliche hatte der andren den Rucken zugekehret. Die Vorderste reichte den Hintersten Beyden einen guldnen Apffel zu. Dieselben sahen aus die Vorderste und überreichten ihr wiederum einen guldnen Apffel. Diß alles zerstörte König Carl, zerbrach den Tempel deß Abgotts, und bauete dahin eine Kirche in die Ehre St. Stephani, und ließ es heissen Magdeburg; und legte das ins Bischoffthum zu Salin-genstedte und darnach zu Halberstadt rc. b) Cie. lib. 3. de Natura Deorum. c) Lib. 1. Antiquit. Bom. Siehe die Figur lit. D. %:vm Biß hieher abermal die alte Sachsen-Chronic. a) Hie mögte man wol einwerffen, daß lange nach Julii Cäsaris Seiten solche Götter von den Römern allererst in Teutsch-land eingeführet worden, und bet) Leben Cäsaris annoch nicht gewest. Nun begehre ich zwar, ohne einige Widerspenstigkeit nachzugeben, daß jetzt-beschriebenes Venus-Bild samt den drehen Charitinnen gar wol von den Römern am ersten in Deutschland gesetzt, oder von den Deutschen, die sich allbereit zu Cäsaris Zeiten um den Sold in Römischen Kriegen gebrauchen liessen, den Römern abgelernet feyn könne. Aber damit gestehet man den: J. Cüsari nicht auch zugleich dieses, daß die Deutschen keine andre Götter gehabt, ohn die Sonne, den Bulcan und Mond. Beym Saxone Grammatico werden sünss Götter der Sachsen namkündig gemacht: C r o d u s, Hama, Irmus, Flimus, Siba. b) d) Am 30. Blat. b) Saxo Grammat. lib. 1. Als ofst genannter, mächtiger und sieg- Das Gehasster Keyser Carl der Grosse über die 3°' Elbe gegangen ins Land Nord-Albing alm. ko (wie mans damals genannt), netnlich in ien um die Gegend , da nun das weit-berühmte öam6ur9-Hamburg steht; hat er in ihren Tempeln den Abgott Hammoys gemahlet ange-trosfen, welchen man für den Jupiter angesehen. Denn derselbige saß aus einem Stuhl, hielt in seiner lincken ein Scep-ter, in der rechten Hand ein blosses Schwert, und saß mitten unter zwölsf Göttern; Derer sechs zu seiner Rechten, und sechs andre an der lincken Seiten ihren Sitz : hatten. Aus dem Munde dieses Abgotts gegen der Rechten Hand fuhr ein schrecklicher Blitz, gegen der lincken aber ein völliges Donner-Wetter mit einem finstern Gewölcke, darunter viel Funcken hervor blinckten. Uber seinem Haupt stund ein güldener Adler, und seine Füsse traten auf einen Drachen. Daß sie mit diesem Jupiter samt den zwölff beysässigen Göttern den Römern nachgeafft und beh Vorstellung desselben ihre eigene Erfindungen dazu geflickt, steht mol zu vermuten; doch daraus gleichwol nicht zu schliessen, als hetten sie vor der Römer Einbruch weder den Jupiter noch sonst andre Götter mehr, ohne die Cäsar namkündig macht, gehabt. Denn ob sie gleich den Jupiter eben nicht unter dergleichen Namen geehret, haben sie doch ohne Zweifel einen Abgott deß Donners und Blitzes gehabt tote andre Völcker gegen den Niedergang. Welches ich um mehrere Erweiterung solches Götter-Dis-curses zu fliehen, imrch mehr Exempel und Zeugnissen unerörtert lasse, und rtur noch dieses zu behaupten unternehme, daß die Deutschen schon längst vor der Römer Einwurtzlnng in Deutschland unterschiedlichen Göttern über die dreh, davon Cäsar gedenckt, ihre falsche und heidnische Andacht gewidmet. Gleich alsobald im Anfänge seiner Schrifft von Deutschland meldet Tacitus, es seh von den Deutschen in ihren Lob-Getichten Tu isto als ein Gott, so von der Erden erzeugt wäre, und dessèn Sohn Monnns für die Urheber und Stiffter ihrer Nation gepriesen worden. Diesen Wahn können sie nicht erst von den Römern erlernet haben, sondern der ist ihnen, wie etliche Gelehrte nicht uneben vermuten, aus der Schöpffnngs - Erzehlung durch einen Mißwachs deß Mißverflandes erwachsen; Ich will sagen durch eine Verfälschung berührter Histori von der ^chöps-fung deß ersten Menschens der aus Erden gemacht war. Denn nachdem ihre Ur-Aeltern, die Kinder und Enckel Japhets gestorben, ist auch die Erkenntniß Gottes ;e länger je mehr unter den Nachkommen deß Aseenaz verblichen und dasjenige, was derselbe durch ihre Stamm-Väter von Adam und Eva etwann gehört, mit Fabeln und Abgöttereh vermenget und verunsau- Tuisto Mannus und Jscha. Mißverstand der Römer vom Castor und Pollux der Deutschen. bert worden; also daß ihnen den Deutschen von der Schöpffungs-Histori weiter nichts ohne etliche aber gantz durchfälschte Reliquien übrig geblieben, darunter auch diese gewest, daß Mannus von der Erden erzeugt sei). Man mutmaßet auch nicht unbillig hieraus, daß sie die verstorbene uralte' Vorfahren, sonderlich den ersten Mann (nemlich den Adam) und das erste Weib Evam göttlich geehret. Angezogner Tacitus schreibt, es habe ein Theil der Schwaben auch der Isidi geopffert. Solches nimt Gerardus Vossius auf für einen Mißverstand, und vermeynet, die alte Deutsche haben aus alter und langer Tradition das Hebräische Wort ischa, welches beym Mose und in der alten Lateiner Sprache viram (die Männin) bedeutet, lange Zeit noch behalten: die Römer aber, nachdem sie erfahren, daß die Deutschen den Mann und die Ischa göttlich ehreten, hetten aus Jenem Mannum und aus diesem Isidem gemacht, in Meynung Ischa sollte soviel als Isis heißen, a) Es will uns gleichfalls Tacitus überreden, die Deutschen hetten auch den Castor und Pollux in göttlichen Ehren gehalten. Wiewol er dabei) meldet, man verstehe oder deute es so, daß sie den Castor und Pollux damit gemeynt, an-gemerckt die Namen Castoris und Pollucis selbst den Deutschen nicht kund gewesen. Daher auch vorgedachter Vossius der Meynung ist, die Deutschen hetten vielmehr hiedurch zween höchste Götter, deren Einer die Ursach alles Guten, der Andere alles Übels wäre, verstanden. Welches um soviel glaublicher, weil auch die Sclaven, deren eilt großer Theil in dem alten Deutschland an dem Weichsel-Strom gewohnt, solchen Wahn eingesogen. Wie denn solches die L>clavische Chronica Helmoldi bestettiget, darinn man liefet, daß die Sclaven geglaubt, das gute Glück käme und würde dirigiti von dem guten Gott, das Böse vom bösen Gott. Weswegen sie auch den bösen Gott in ihrer Sprache Di ahoi oder Zeerneboch, das ist den Schwartzen Gott genannt, b) Das Wort Diabol hat daselbst dieser Author nur zur Erklührung eingefügt, aitgemerckt Cranzius, da er dieses aus dem Hclmoldo angeführt, das Wort Diabol a) Plura de hoc apud d. Yossium lib. J. de Ortu & Progressu Idololatriae c. 38. p. 277. seq. ii) Helmoldus lib. 1. Chron. Slavorum, e. 53. ausgelassen, c) Die Sachsen aber haben diesen schwachen Abgott oderUbels-G o t t Tybilenum geheißen, wie Fabricius berichtet, d) Der sich auch hierinn, daß die Deutschen )olche bösen Abgott Tybilenum geehrt, auf Tertullianum bezeucht. Dieser nemlich Tertullianus nennet zwar hiebet) nicht ausdrücklich die Germanici, doch aber das Noricum, so nicht allein ein mächtiges Stück von Deutschland und sowol von Cräin als andren grentzen-den Ländern damals begriff. Denn so schreibt er: Unicuique provinciae & civitati suus est Deus, ut Syriae, Astarte, Arabiae Disares, ut Norico Tibilenus, ut Africae Coeletis, ut Mauritaniae reguli sui. e) Jedwedes Land und Stadt hat seinen Gott, Syrien die Astarte, Arabia den Disares, das Noricum (oder Nordgau) den Tibilenum rc. Wiewol Andre für Tibilenus lesen Dius Belenus. Hernach berichtet Tacitus, daß die Deutschen auch die Göttin Hertham, das ist, die Mutter Erde geehrt, und gleichfalls einer Abgöttinn Tanfanae in einem unter ihnen hochberühmten Tempel gedient worden (das ist einem geheiligten Walde), so nach Cluverii Meynung den Deutschen an statt der Tempel vor Alters gewesen. Es beglaubt auch Beda, daß besagte Sachsen auch eine Göttinn gehabt Namens Easter oder Aestar. welcher man im Aprill geopffert; Daher sie auch diesen Monat den E a st e r - M o n a t geheißen, f) Massen auch noch heut zu Tage die Oster-Feyertäge von den Engländern Eastertime genannt werden. So haben wir auch gleich anfangs aus der Sächsischen Histori Fabricii verstanden, daß die Sachsen über den allgemeinen Abgott auch viel Neben-Götter geehrt. Durch diese und andre Zeugnissen mehr wird der unüberwindliche Julius über-xvunden. Denn wir haben an diesem, was bißhero ist angezogen, satte Nachricht und Anzeigung, daß die Deutschen so wenig Götter nicht gehabt, wie er geschrieben. ^ Will aber der Schönleben durch die Deutschen die Gallier verstehen, so wird Cäsar selbst wider ihn streiten. Denn dieser gedenckt eben in dem vom Author angezogenem sechsten Buch vom Gallischen Kriege, daß in den Grentzen der Carnutum derer Land (welches wol zu mercken) c) Vid. Cranzii Wandaliam lib. 3. c. 37. d) Lib. 1. Orig. Saxonic. pag. m. 61. e) Tertullianus in Apologetico, e. 24. f) Beda lib. de Temporib. Der Deutschen Ab gott Tybi- lenus. Der Deutsche» Göttin» Hertha, und der Sachsen Abgöttinn C aster. Wo der Carnatum Haupt- „ Sitz zu sars Zeiten gewest. Key seinen Zeiten für das Mittel von Gallien geachtet morden, alle Jahre die Drnides an einein dazu geheiligten Ort eine General Znsammenknnfft angestellet, daselbst so mol die Strittigkeiten der Gemeinen als einzeler Personen entschieden, auch sonst über wigtigste Angelegenheiten Raht gehalten ; imgleichen daß diese Drnides oder Gallische Priester und Richter manchen Sachen, sonderlich von ihrer Disciplin und Geheimnissen, und andren sowol den gemeinen als Iedwedens besonder» Zustand betreffenden, sich Griechischer Kittern gebraucht, damit es der gemeine Mann nicht verstehn mögte. Und hernach bezeugt er ausdrücklich, Mercurius sey bey den Galliern am höchsten verehrt, nechst diesem der Apollo, Mars, Jupiter und Minerva, a) Daraus wird hell genug, daß Cäsar die Gallier und die Carnos oder Carnutes nicht gemeynt, wann er geschrieben, die Deutschen hetten weiter keine Götter als die Sonne, den Bulcan und Mond. Zugeschweigen, daß allda Cäsar von de- «) Vid. J. Caesar, lib. 6. c. 16. p. m. 156. in quarto. neu Carnutibus nur redet, die in der Gegend um Chartres ihren Sitz hatten. Derhalben kann auch aus dieser Beschreibung Cäsaris nicht geschlossen werden, daß die Carni von der Römischen Abgöttin Cavna keine Kundschafft gehabt. Aber soviel ist Unterdessen doch vermutlich, daß die Carni schwerlich der Römer ihrer Götter und Göttinen Namen werden angenommen haben, zu solcher Zeit, da sie den Römischen Bodem an-noch mit keinem Fuß berührt, und doch die Römer ihre Abgöttin Carnam allbereit hatten. So würden sie auch, ob sie schon diese Römische Göttinn verehrt hetten, dennoch solches unter dem Namen Carna nicht, sondern unter einem andren gethan haben; weil sie auch der Mercitr und Mars und andre Götter, so den Griechen und Römern bekandt gewest, in ihrer Sprache mit einem besonder» Namen geehrt. Darum hat denn dieser Crainerische Scribent gleichwol billig die Namens-Leitung der Carnier von der Göttin Crana verworffen. Das vii. Capittel. Die (Santi und (Sarnutes kommen her von denen Galliern oder Deutschen, welche unterm Brenno Rom eingenommen. Inhalt. Die ulte Carni seond Deutsches Herkommens gewest. Wo die Hochalte Carni ihren Sitz gehabt. Uorgeben einiger Scribenten hon den Nachkommen dess Ascenaz, und was für Uöleker daraus entsprossen. Zug' der Senonum auf Rom, Von denen Kom wird abgebrannt. Ärennus presentirt sein Schwert zum Gegen -Gewigt dess Römischen Goldes. Mird geschlagen und versagt. Diesem Krenno schreiben etliche auch, wiewol irrig, die Plünderung dess Delphischen Tempels zu. Welches Appianus auf die Cimbros versetzt. Wie der Delphische Abgott die Celtas habe verfolgt. Unrichtigkeit der alten Lateinischen Scribenten in der Zeit - Rechnung- Ungewissheit der Zeit, zu welcher Nom von ben Galliern eingenommen. Plutarchi Zeugniss darüber. Jrrthnm vieler Scribenten in der Währung Persischer Wonarchiä, daraus hernach andre irrige ^eit - Rechnungen entstanden. Flon Missverstand von der Wasser- Flut der Obs vermutlich, daß die Göttin« Carna auch bey den alten Carnis verehrt worden? Senonum. Schreckliche Uiderlage der Cintbrtr, Welche don den Aömern vermutlich allzugross nusgegeben Korden. Holnbii Zeugniss, dass Hrennus dom Römischen Capitolio nicht durch Camillum keggeschlagen Korden, sondern auf gütlichen Vergleich abgezogen. Dekeis, dass es nicht die Cimbri geto est, Kelche sich dor Delphos gelegt. Was für Gallier Delphos angegriffen. Pauli Diaconi und Sarisburiensis irriges Vorgeben dom Brenno. Den Griechischen Historicis ist nicht Kol allemal zu trauen. Unterscheid unter den Brennis. Was das Wort Brennus eigentlich bedeute. Strabonis Missverstand dess Worts Besatae. Wahrer Ursprung selbiges Worts, kie auch dess Worts Besi. Unter den Brennis senni) dìe Carni mit zu 'Felde gegangen. Zkiefacher Dekeis, dass die alte Carni unter die Celtas gehören und unter denjenigen gekest, die Aom eingeäschert. Die Carni senni) unter den Brennis häufig mit zu Felde gezogen. Livii Benennung derer Völcber, Kelche der Gallier Aönig, fremde Länder einzunehmen, ausgeschiebt. Was für Dekeis aus der Indianischen Erzehlung auf die Carnos erfolge. Siena kìrd don den Senonibus erbauet. Zu Melcher Zeit der Carnutum erster Einbruch in Italien gescheht. Ob die Carni don den Carnutibus ihren Ursprung und Uamen empfangen haben? Die Stadt Carnuntum. Drenerlen Julianische Alpen. Welches die recht eigendliche Alpes Juliae senen. Mareellini und Merulae Beschreibung der Friaulischen Alpen. Sabellici Stimme für die Friaulische und Carnische Alpen. Völlige Erörterung dess Zkeifels, ob die Carni von den Carnutis, oder diese von Jenen ihren Uamen und Ursprung genommen. Durch die Carnutes Kerben unterschiedliche Völcber verstanden. Warum theils aus den Carnis senni) Carnutes genannt Korden. »leichwie wir biß anhero unterschiedliche Meynungen auf die ; Wage gelegt, und keine dersel-^ ben vollwigtig erfunden ist, also ^müssen wir nun deß D. S ch ön-Bebens Beduncken einmal vernehmen, Dessen feiner Glantz uns gleichsam winckt und verbindet, es nicht obenhin anzusehn, noch mit einem oder andren Federzuge nur zu berühren. Denn Selbiges wird uns Anlaß geben, die Verwirrung, so etliche Authores in den Brennischen Feld-Zügen machen, nebenst andren Sachen auszulösen und den bäht) waltenden Mißverstand vorzustellen. Nachdem ruhmerwehnter Doctor Schönleben nebenst manchen andren Derivationen auch diesen Wahn verschmähet hat, als ob die Carni von den alten Carinis, so an den äuffersten Nord-Ecken gesessen, herstammeten; bricht er endlich aus auf diesen Schluß, daß die alte Carni Deutsches Geblüts und Herkommens gewest. Solches setzt er auch nicht ohn allen Grund noch der gesunden Vermutung zuwidern. Denn man hat aus alten und bewehrten Geschicht-Berzeichnern die unumstössige Gewißheit, daß die uralte Anwohner deß Adriatischen Meers und Inwohner der Alpen Celtae gewesen, Deren Nam sowol ben Deutschen als Galliern gemein war; angemerckt, sie auch deßwegen von den alten Geschichtschreibern bald Ber mani bald Balli benamset werden. (Wiewot ich nicht läugne, daß aus diesem Grunde der Namens-Gemeinschafst, so die Gallier mit den Deutschen genossen, kein unbetrieglicher Beweis ergehe zur Behauptung, daß die Carni eben Deutsches und nicht Illyri-sches oder Gallisches Herkommens gewest; sondern vielmehr aus diesem, daß sie Deutsche gewest, zu erweisen setz, daß sie auch Celtae gewesen seyn müssen.) To der schalten Celtarum gewest. Ergeben tzllcher ®cri6cnten v°n den ^ochkom-best ^stenatz, und was f«t Natio-nen daraus entsprossen. Sie lagen nach Anzeigung ruhm-cr-meldten Schönlebens zwar mitternächtlich; doch'darum nicht an den Enden der Mitternacht; sondern anfänglich langst dem Rhein und der Donau, welcher Gegend sie als deß Japhet und Ascetiaz Nachkom menschafft am ersten gesessen, und nachdem sic sich daherum sehr gemehrt, mit der ^eit ivi'e ein gestiegenes Wasser über die Grentzen in andre Länder ans-gebrochen und sich ergossen. Theils andre Authores halten dafür l doch mit schlechtem Beweis), es seyen von benanntem Ascenaz (oder Aschenaz) entsprossen die Cimbri. Galatae und Teutones, die man hernach Germanos und Alemannos benamset hat; aber die Galatier (oder Galatae) nachmals (ihres Borgebens) Celtae und Galli, imgleichen Gall-Graeci. auch nach dem Unterscheid derOer-ter und Geschlechte, Boji, Brenni, Senones, Taurisci, Scordisci und Ga-satae genannt. Wiemol Andre erstberührter Massen unter dem allgemeinem Namen der Celtarum beydes, die Gallier und Deutschen sowol, als die Spannier und Illyrier, begriffen. Und zwar nicht un-behörig, in Betrachtung, daß der Nam Celtae älter, als der Galater, Gallier und andrer ersterwehnter Bölcker. So ist auch Brennus eigendlich kein national, noch Personal Nam, so wenig als Gasatae, wie unten soll erinnert werden. Daß die Deutschen und folgbar auch die alte Carni und Eräiner Eeltische Bölcker gewest, zeuget Herodotus, der ältesten Griechischen Scribenten Einer, indem er meldet, der Öfter, (oder die Donau) nehme den Ursprung bey den Celtis. Nun weiß man, daß die Donau in Deutschland entspringe. Darum schöpfst man billig aus diesem Strom den Beweis, daß man die Deutschen Celtas geheißen, und daraus fließt dann eben sowol, daß auch die Carni, welches Deutsche waren, Celtae genannt worden. Wie wir solches vorhin allbereit nach der Länge ausgeführt haben. Die Galater oder Gallier und Gallo-Graeci seynd nach Letzt t Beschreibung anfänglich dem Rhein zngezogen und selbiger Gegend, die von diesem Strom, wie auch dem Pyrenäischem Gebirge und dem Meer allenthalben umgeben wird, Besitzer worden; von dannen aber mit der Heit und zuwachsender Menge ihrer Nation weiter gegangen, und haben in dem N ö -ringischen, (denn also wollen Etliche Valv. I. Buch. das Atte weitreichende Noricum eigendlich gedeutschet, und von dem jetzigen Nordgau dadurch unterschieden wißen) in bey-den Bhaetis und in Pannonia, wodurch Ungarn, Oesterreich, Steyer und theils andre benachbarte Länder verstanden wurden, einen neuen Ansitz gesucht, ja sich gar an Italien und Griechenland gewagt, und gleichfalls ihren Weg übers Meer genommen, um eben sowol aus Asien ihren Bogen zu spannen, allda sie viel schwere Kriege geführt, eine mächtige Herrschafft erstritten, auch denen Asiatischen Königen einen Wett-Streit um ihre Freundschasft und Bündniß erregt und sich zu einer Furcht deß Orients gemacht. Ihr Hertzog und höchstes Ober-Haupt (deren Einer in der Figur F abgebildet wird) ward Königlich respectirt. Ein grösser Theil dieser Galater oder Gallier, oder (so wirs lieber also nennen wollen) Eetter marschirte unter dem General-Obersten und Großhertzog Brennus ; nemlich die Senones, welches soviel als die N e n - E i n k ö m m l i n g e, weil sie als neue und blutige Gäste aus Gallia Transalpina anlangten, bey den Römern gesagt war und brachen mit einer schrecklichen Heeres-Krasst von drehmal hundert tausend Mann in Italien ein, folgends einer grosse» Menge der Römer, im Treffen am Strom Allia, den Hals. Womit zugleich auch der Paß aus Rom selbst von ihnen erbrochen war, welche Stadt Brennns, weil den Römern zugleich der Mut gebrochen war, in Ermanglung gnugsamen Widerstands bald entnahm, und größer» Theils als ein rechter Brennns oder Brenner verbrennete, nemlich biß aufs Capitolium. Da nun die Römer sorgten, daß sie mit Stahl und Eisen solches wider ihn nicht behaupten könnten, boten sie ihm das güldne Gewehr, verstehe etliche Talent Goldes, daß er mögte abziehen. Welches er zwar aus gut Frantzösisch versprochen, doch auch aus gut Frantzösisch gehalten. Denn als man ihm damaligen Gebrauch nach das Gold zuge-wogen, hat er sein Schwert ausgezogen und besohlen sie sollten selbiges auch wägen. Welches soviel gesagt war, als wie mans heutiges Tages giebt, ihm feine hochausgerechnete Kriegs-Kosten bezahlen. Weil aber die Römer sich dessen als einer dem Vergleich ungleichen Sache weigerten, und zu beyden Seiten viel Protestirens geschähe; fiel der unbiüig-exulirende Camillus, welchen als Sihe die Figur lit. Sugber Senonum auf Rom. Rom wird von ihnen verbrannt. Brennns presentirt sein Schwert, zum Gegen» Gewigt best Römische» Goldes. Wird geschlagen und verjagt. einen vortrefflichen Kriegs-Held der Reib von Rom ausgetrieben, nun aber die üuf-serste Noth des; Vaterlandes widerum heimlich verschrieben hatte, mit eilends-versamm-leten Haussen den Galliern in den Rucken, und schlug sie in die Flucht: setzte auch, (wann anderst die Römische Feder diesen ihren Streich nicht zu hoch heraus streichet) den Flüchtigen so starck und lange nach, biß sie gantz Italien ans dem Rucken hatten, und allen Galliern, auch den heutigen, zur Exempel-Lehr dieneten, daß man den Bogen nicht zu hoch spannen, noch deß Kriegs-Glücks mißbrauchen, noch sich mehr aus seinen Degen, als aus feierlichen Vertrag, Treu und Glauben steuren müsse. Es seynd doch gleichwol die Brennische Haussen damit nicht gäntzlich ausgetilgt, (wie denn noch auf diesen Tag der Brenner mehr übrig, weder manchen verheerten Ländern und Städten lieb ist) sondern die Flüchtige sammleten sich wieder und gingen, weil Italien steso blutig zurück gefertigt hatte, aus andre Oerter zu, und wähnen Etliche, darunter auch Carolus Stephani, diese von Rom zurückgeworffene Celten wären eben diejenige gewest, welche ans Delphos in Boeotia loßgegangeit Vorsatzes, den Tempel deß Abgotts daselbst auszurauben. Der sie aber, wie die heidnische Scribenten rühmen, mit Donner und Blitz abgetrieben, und viele ans ihnen erschlagen Helte. Welches auch so gar unglaublich eben nicht. Denn hat der Satan ans Göttliche Zulassung den Kindern Hiobs das Hans auf den Leib stürtzen, hat er ans gleiche hohe Ver-heugniß die Hexerey der Algierischen Abdal-len wider den glorwürdigsten Römischen Keyser, Carl den Fünfften, ein schädliches Sturm-Wetter erregen können wie viel leichter hat er solchen ungläubigen Land-Verwüstern durch Zauberei seiner Götzen-Pfasfen mit einem so rauhen Gruß begegnen und sich an ihnen rächen können. Etliche schreiben, als Hertzog Brennus zu dem Tempel hineingetreten, Diesen Brenno schreiben Etliche ^ auch wie-wol irrig, die Plünderung deß Delphischen Ten>^ pels zu. - Welches Appianus auf bie Cimbros versetze Wie ber Delphisch-Abgott bie Celtas ver-lvlgt habe. sey er alsofort von Sinnen gekommen, und habe in der Raserei) sich selbsten entleibt. Allein ich werde hernach erweisen, daß solches ein andrer Brennus gewesen, als derjenige, welcher die Stadt Rom so übel getractirt. ^ Appianus nennet die Celtas , so den Tempel ausgeraubt, Cimbern. Welche zwar nach dem Vorgeben der Römischen Geschicht-Schreiber vom Catulo und Dèa-rio allesämtlich danidergelegt, aber nach gemeldtem Appiani Bericht zum Theil davon gekommen und sich gegen Delphos gewendet. Denn (spricht er) diejenige Celtae, so man Cimbros heisst, haben ihr Lager bep Delphis geschlagen, seynd aber alsofort zerstreuet worden und davon geflohen; weil vor dem Anfänge deß Streits ein nngestümmes Regen- und Stnrm-Wetter mit Blitz und Donner vermengt wider sie gestritten. Er setzt folgends hinzu, der Abgott Apollo habe gleichfalls das Land der Celtarum durch ein grausames Erdbeben so hart erschüttert, daß viel Städte drüber untergangen und verschlungen worden; solches Verderbens sey auch kein Ende gewest, bevor selbige gleichfalls aus ihren eignen Häusern entwichen, und den Illyriern ins Land geruckt; Welche, weil die Pestilentz unter ihnen regierte (so gleichfalls für eilte Straffe deß Abgotts ausgegeben wird, sintemal die Illyrier denen Celtis aus solchen Raub-Zug Gesellschafft geleistet hatten) ihnen, den Cimbrischen Celtis, destoweniger widerstehn kunnten. Doch fanden sie auch da ferne bleibende Stüte. Denn die Pest sieng ebenfalls unter ihnen an zu würgen und trieb sie fort, also, daß die übrigen mit krancken Leibern von einem Ort zum andren wallen mussten biß ans Pyrenüische Gebirge, a) Es gedenckt eben sowol auch Lazius b) er halte dafür, es sey kein geringer Theil der Cimbern dem Schwert Catuli und Marii entminten und ins Griechenland gefallen, aber, als sie von dannen durch den Apollinischen Bann heraus getrieben, wieder nach Pannonien geflohen, da sie biß an den Pyrenäischen Berg deß Rliae-tiae, den man in Tyrol den Brenner heisst, ihren Sitz gehabt. Wer aber die alte Lateinische oder Römische Scribenten genau beobachtet, wird а) Appian. Alex, in Histur. Illyrior. б) Lib. 3. de Migrat. Gent. feichttich erkennen, daß Lazius hierinn sich verflösse, oder vielmehr strauchele über den Stoß, welchen ihm sein übler Leiter Appianus oder vielmehr deß Appiani irrender Dolmetscher gegeben. Erstlich ist wider die, welche den Brenner der Stadt Rom für den Plünderer deß Delphischen Götzen - Tempels ausgeben, gantz gewiß, daß Rom vorlängst von den Senonibus oder Keltischen Galliern eingenommen und meistens abgebrannt, als viel Jahre hernach erst die Galliern in Macedonie» und ins Land Phocis fielen und den Tempel daselbst plünderten. Jene Abbrenner der Stadt Rom waren damals allbereit vorlängst Staub und Asche worden. Solcher ziemlicher Jrrthum wäre gelehrten Distorieis. wie Stephanus und seine Beypslichter gewest, nicht so leicht zu verzeihen, wenn sich nicht auch etliche andre alte Scribenten hierum sehr verirrt und verwirrt hetten, die einem einigem Brenno sowol die raubrische Ver-greiffung an dem Tempel zu Delphis, als die Einnahme und Einäscherung der Stadt Rom znschreiben, da doch diese beyde Kriegs-Verrichtungen in der Zeit weit voneinander. Dannenhero auch der gelehrte Fran-tzösische Chronist Beroaldus erinnert, es sey auch so gar den alten Marmeln in der Zeit-Bemerckung nicht allerdings, zu trauen, und werde bey unsren Zeiten Mancher betrogen, der da wähne, die Richtigkeit der Zeit-Rechnung Lateinischer Geschichte gründe sich ans die urälteste Steine und Zeugnissen alter Scribenten, da doch selbige sehr ungewiß. Dessen stellet er zum Exempel die Mißhelligkeit in der Zeit, da man die Gesetzgeber der zehen Römischen Satzungs-Taffeln (daraus hernach zwölff geworden) erwählet hat, und gleichfalls die Einnahme der Stadt Rom durch die Gallier. Welche Beyderley von den Lateinischen Historicis so liederlich beschrieben, daß man sich nichts gewiflers, als einer gewissen Unwissenheit der Zeiten zu ihnen verfehlt könne, ohnangesehn sie solches selbst ihnen im geringsten nicht eingebildet. Dionysius Halicarnassaeus rechnet besagten Übergang der Stadt Rom an die Gallier ins 365ste Jahr nach derselben Erbauung c), wie auch Diodorus Unrichtigkeit ber alten Lateinischen Scribenten in ber Zeit-Rechnung. Ungewißheit ber Zeit, zu welcherRom von ben Galliern eingenommen. c) Dionys. Haliearnass. 1. 1. Antiquit. Roman. 17* Plutarchi Zeugniß darüber. Siculus thut. a) Hingegen geht Plutar-chus den altern Historicis nach, und redet so zweifelhafftig davon, daß alle sonderbare Umstände damaliger Zeiten samt der gewissen und recht eigendlichen Zeit selbsten drüber in Ungewißheit stellen blieben; Wie leicht an diesen seinen Worten, die er bey selbiger Erzehlung hin-zuthut, abzunehmen steht: „So es anders Jemanden Scheinbar fürkommen kann, daß einige accurate und gewisse Gedächtniß (oder Erzehlung) selbiger Zeiten sey beybe-halten worden, nachdem selbige Confu si on und Verwirrung auch andre jüngere Geschichte zweifselhafft gemacht hat/' b) Er setzet noch weiter hinzu, es haben sowol Aristoteles als Heraclides Ponticus, der Platonis und Aristotelis Tisci-pel gewest, in ihren Schrifften bezeugt, ihnen sey durch einen unbekandten Gerüchts-Schall (obscuro quodam rumore) fürkommen, Rom wäre eingenomen; und damit will er, wie Beroaldus meynet, soviel sagen, Rom sey zur Regierungs-Zeit deß Macedonischen Königs Philippi erobert worden. Welches doch meines Ermessens aus solchen Worten Plutarchi nicht fort nothwendig erfolgt; angemerckt, dieselbe auch wol diesen Verstand haben könnten, daß ehedessen einiges Gerücht erschollen, als ob Rom ein Mal wäre überwältigt und erobert. Wovon mau doch keinen rechten Grund zu Aristotelis Zeiten gehabt. Unterdessen kann man doch von der Zeit-Rechnung solcher Begebenheit keine Unfehlbarkeit haben. Und setzt es noch unzehlich-viel andre Fehler der alten Ge-schicht-Zeilen mehr, welche man alsofort gräflich kann erweisen aus dem Jrrthum, so in Benennung der Frist und Wäh- d) Lib. 14. d) Plutareh. in Camillo. Plutarchi eigene MeV- j »ung hievon beschreibt Jacobus Capellus in sei- ; ner Historia Sacra & Exotica ab Adamo usque ad Augustum, demonstrationibus Mathemati- \ eis fulta, mit diesen Zeilen: Romani à Gallis j vincuntur ad Alliam, annis centum viginti post ; Reges exactos : Quintilis Pompiliani XVI, Juliani quinto. Cancri nono, Luna XV. Quia ! ergo Veteres, Solstitium fieri, putabant, octavo Cancri; ideo Plutarelms notat factum id così &iQivà? Torrn/iS, oni navirihrjvov. Caete-rum Tribunis militares tum Magistratum inibant mense Quintili. Biduo post Quintilis Pompiliani XVIII, Juliani septimo, Caneri undecimo, Lunae XVII. Roma à Gallis capta & incesa &c. Caeterum perplexa haec tempora Magistratum series facit, ut in anno cladis hujus designando aestuent historici. Sigonius, Panuinius (forsan & Polybius) superiori anno V. C. 364 id tribuunt : Sed rem hoc anno gestam docet character plenilunii eum solstitiali centro, sive Cancri octavo, concurentis. rung Persischer Monarchici von vielen Authoribus begangen, die derselben 230. Jahre zuschreibeu, da man doch aus Heiliger Schrifft soviel Nachricht haben kann, daß sie nur hundert und dreyssig Jahre gestanden. Ans solcher Verfehlung, so gantze hundert Jahre austrägt, ist in der Griechischen Histori und hernach ebenfalls in der Lateinischen, welche sich nach jener richtet, eine mächtige Verwirrung entstanden, wie leicht zu erachten. Dieses kann gleichfalls Anlaß gegeben haben, daß Etliche, und unter Andren Lazius, geschrieben, die Cimbri wären diejenige Gallier gewest, welche, nachdem sie von Mario einen so blutigen Streich empfangen, hernach gen Delphos auf den Raub gezogen, aber daselbst zurück geblitzt worden. Es hindert aber solche grosse Verwirrung und Unrichtigkeit der alten Römischen Scribenten in der Zeit-Rechnung dennoch gar nicht den Beweis, daß weder Brennus, welcher Rom angezündet, von Danen auf Delphos gegangen, noch die Cimbri nach ihrer Niderlage den Tempel daselbst gespoliirt, und noch viel weniger, daß sie diejenige gewest, welche Rom in Brand gestossen; wie zwar Etliche auch dafür halten, in Meynung, die erste Celtae. so Italien überzogen, wären Cimbri gewesen. Denn, was diß Letzte betrifft, so weiß man, daß der Eimbrer Waffen lang herach erst zu Rom erschollen, nemlich, wie Tacitus beglaubt, im 640sten Jahr der Stadt Rom, und sie hernach mit den Römern Hand-gemein worden bey Regierung der Römischen Bürgermeister C. Caecilii Metelli Caprarii und Cn. Papyrii Carbonis ; hingegen gedachte Verbrennung der Stadt Rom im Jahr 365 ihrer Erbauung, als die Tribuni militum oder gewisse Kriegs-Obersten das Regiment zu Rom einige Zeit in Händen führten, geschehen. Ist demnach eine ziemliche Klufft von 276 Jahren zwischen solchen beyden Kriegs - Actionen. Es mag manchen Römischen Scribenten dieses verleitet und irre gemacht haben, daß von den Cimbris der Ruff erschollen, sie wären durch eine Wasser-Flut aus ihrem Lande getrieben und also genöhtigt worden, sich mit Gewalt in fremde Länder einzudriugen. Denn weil Etliche vermeynen, solches habe sich noch vor Aristotelis Zeit begeben; haben sie vielleicht die Flucht für der Wasser- Flut aus Mißverstände denen Galliern, | die Rom mit Feuer verwüsteten, zuge- > rechnet; entweder weil etliche Cimbri schon j damals sich dem Kriegs-Heer deß Brenni ! mit angehenckt, oder vielmehr, weil die ! Cimbri für ein gewisses Geschlecht der Gallier (oder Deutschen) geachtet worden. Daher etliche Authores, welche lange nach dem Cimbrischen Einbruch erst gelebt, beyde Handlungen in einander gemischt. Und solcher Mißverstand muß neben Andren auch der: Florum getroffen haben, sintemal derselbe den ersten Einfall . der Callorum Senonum in Italien also beschreibt, daß derselben Her-und Ankunfft sich füglicher für die Cimbrer, weder für die eigendlich so genannte Gallier schickt. Hi quondam (schreibt er) ab ultimis terrarum oris, cum cingerentur omnia Oceano, ingenti agmine profecti, cum jam media vastàssent, positis inter Alpes & Padum sedibus, ne his quidem contenti, per Italiam vagabantur. Das ist: „Diese Bölcker seynd vormals von den äussersten Enden der Erden, als Alles (verstehe in ihrem eigenem Lande) mit dem Meer umgeben ward, mit einer-gewaltig - grossen Macht heraus gezogen; haben, nachdem sie das zwischen-ligende Land verwüstet, ihren Sitz zwischen den Alpen und dem Po-Fluß genommen, auch mit solchem unvergnügt Italien durchgestreisft rc." Die Natur samt der Leibs - Gemütsund Gewehrs-Beschaffenheit dieser Gallischen Senonum mahlet er also ab: Uens natura ferox, moribus incendila, adirne ipsà corporum mole perinde ac armis ingentibus, adeò omni genere terribilis fuit, ut planò nata ad hominum interitum, urbium stragem, videretur. „Dtp Bolck (sagt er) war von Natur mich, frech und trutzig, von Sitten wild, unsittsam, zudem wegen ihrer Leibs-Grösse, ungeheuren Waffen, und sonst in allen Stücken so erschrecklich, daß es gleichsam zum Untergange andrer Leute und zur Ruin der Städte gebohren zu seyn schiene." a) Nun berichtet zwar auch Polybius, I daß die Senones welche Rom mit Feuer-verderbten, unter allen Galliern zuletzt damals den Römern knnd worden, und die letzte (oder jüngste) unter denen Galliern gewest, die bey selbigen alten Läuff-ten in Italien einen Sitz eingenommen. ‘ «) L. Florus 1. 1. c. 14. de Bello Gallico. Doch sagt er darum nicht, daß -sie von den äussersten Enden deß Erdbodems dahin gekommen, wie Florus ausgiebt; sondern daß sie ehedessen als d i e ä n s s e r st e n n d Letzte unter allen Galliern (extremi omnium Gallorum) gewest, und am Adriatischen Meer vorhin gewohnt, bevor sie in Italien selbst eingesetzt. Scheint derhalben, Florus habe einen Hall davon gehabt, daß die Cimbri, welche wie oben gedacht, von theils alten Scribenten auch mit unter die Deutschen und die Deutschen mit unter die Gallier gerechnet wurden, durch eine grosse Wasser-Flut aus ihrem ^Lande verdrungen worden; ungleichen, daß solche ! (Sintòniche Bölcker gar tieff hinab gegen Norden gewohnt; dadurch er mit manchen andren Scribenten in den Wahn gerahten, die Galli Senones, so Rom in den Rauch geschickt, wären eben deß Geschlechts und von der Welt Ende nach Italien hinaus gezogen, da doch zu Flori Lebzeiten den Römern und ihm selbsten die Welt schon bekandter gewesen, als daß sie sollten die Gegend deß Adriatischen Meers, da die iLenonische Roms - Berbrenner grossen Theils vor dem schon gewohnt, für das üusserste oder letzte Ende der Erden geachtet haben. Woraus zu schlies-sen, Florns habe gemeynt, die Senones, so unterm Brenno die Stadt Rom in Flammen gesetzt, hetten vormals, ehe sie in Italien gelangt, an dem Ende deß Erdbodems ihr Bleibens gehabt; Welches aber allein von den Eimbris gesagt werden kann. Denn diese haben aus Jütland und Holstein ziemlich-weit hinaus in Deutschland gestrafft, und seynd deß-wegen von den Deutschen damals nur Räuber getitulirt worden; Biß aus gerechtem Zorn Gottes die Wasser ihr Land eingenommen. Welches aber nicht zu der Zeit, da Rom an die Gallier übergegangen, sondern lange erst hernach geschehen. Da sie dann als von ihrem Baterlande ausgeschanmte Leute eine Zeitlang hin und wieder herumgeschweifft; endlich ' aber mit etlichen Teutonibus (oder Deutschen) in Illyrien gefallen und daselbst den Römischen Bürgermeister Cn. Carbonem im Treffen überwunden. b) Massen auch Florns Selber hernach bey Erzehlnng deß Cimbrischen Kriegs berichtet, die Cimbri, Teutoni und Ti- ft) Vid. Capellnm ad Annum Urbis. C. 641. Schreckliche Nider-lage der Cimbrer. Welche vermutlich allzugroß von den Römern ausgegeben. Allzu^rosser Schnitt der Römer gurini wären, weil das Meer ihre Länder überschwemmet, von den äufsersten Enden Galliens für dein Wasser geflohen und hetten in der gantzen Welt einen neuen Sitz gesucht; aber, nachdem sie von Franck-reich und Spannien ausgeschlossen worden, sich wiederum nach Italien gewendet und allda von dem Römischen Senat begehrt, man mögte ihne gegen Verpflichtung ihrer Kriegs - Dienste ein Stück Landes einränmen. Weil ihnen solches nun abgeschlagen, hetten sie es mit dem Schwert gesucht, auch erstlich den Syllanum zweytens den Manlium und drittens den Ccpionem in die Flucht getrieben; Biß endlich Marius ihnen den Staub so ausgeklopfft, daß die Meisten drüber in den Staub gebissen, a) Wobey aber zu mercken, daß Cluverius schreibt, bemeldte Wasser-Flut der Cimbrer sei) schon vor Aristotelis Leb-Zeiten geschehen. Ietztbesagter Marius hat nebst seinem Collegen 0. Lutatio Catulo im 652sten Jahr der Stadt Rom sie so scharff geputzt, daß ihrer zweyhundert tausend tobt geblic- I ben und achtzig tausend gefangen worden, samt ihrem Könige Teutoboto (oder Teute nbacher) wenn anders, wie zu besorgen, Plutarchus b) Eutropius c) und Orosius a) die Lista nach Gewonheit deß obsiegenden Gerüchts nicht zu groß ausgeben. Besagter Orosius schreibt, es seyen kaum dreytausend entflohen. Livius setzt: eine gleiche Menge der Erschlagenen und der Gefangenen neuntzig - tausend ; aber ; Vellejus gedruckt, daß nicht mehr als | hundert und sunfftzig tausend geblieben. Wann nun die Cimbri damals eine so grausame Niderlage erlitten; können sie auch aus diesem Grunde nicht gleich darauf nach Delphos ge marschiert sehn, selbige Stadt zn bezwingen und zu plündern wie Etliche mit dem Lazio irrig berichten. Denn eine anss Haupt geschlagene Armee ist nicht geschickt, ein weit abgelegenes Land, da eben wol Widerstand geschicht, gleich anzugreiffen. Wiewol ich deswegen nicht ungern zugebe, daß die Römer diese und und andre Niederlagen in ihren Schrifften weit grösser gemacht, weder dieselbe an sich selbsten gewesen. Denn sie schreiben gleichfalls, Brennus sei) von dem Ca- ce) Florus lib. 3. p. m. 35. b) In Mario. c) lib. 5. d) lib. 5. c. 16. millo gantz au ss Haupt geschlagen, und der geringe Überrest gar vom Italiäni-schem Bodem getrieben; da es doch beym Polybio weit anders lautet, und keiner Niderlage der Gallier bei) selbigen Lüuff-tcit gedacht; sondern vielmehr dieses für die Ürsach ihres Ab-und Heimzugs angegeben wird, daß sie daheim selbst Händel bekommen hetten. Solches geben diese seine eigene Worte : „Die Gallier verfolgten das geschlagene und schändlich-fliehende Heer der Römer, nnd bekamen am dritten Tage nach der Schlacht die Stadt Rom ein, ausbenom-men das Capitolium. Weil aber hingegen ittit selbige Zeit die Venedi (Wan-daler oder Wenden) ihnen ins Land gefallen, wurden sic gezwungen, zurück zu gehen, machten derwegen mit den Römern einen Bund, stelleten die Stadt wiederum in ihre Freiheit und zogen I heim. Von dem an wurden sie durch einheimischen Krieg selbst angefochten. e) Dieses reimt sich mit der Großsprecherei) andrer Römischer Scribenten gar nicht, welche ihre Kriegs - Thaten desto besser heraus zu streichen und bei) der Nach-Welt um soviel mehr zu erheben oder auch die Schande ihrer damaligen Niderlage mit einer erdichteten gleich - gültigen Rache zu bemänteln ausgesprengt, Camillus, der etwan einen glücklichen Einsall ins Breitnische Lager mag gethan haben, doch damit noch lange dasselbe nicht von der Stadt hinweg geschlagen, hette den Feind von dem Capitolio ab-und vollends hernach gar von Italien hinans getrieben. Wären , die Gallier damals so hart geklopfft und i aus Welschland durch den nachsetzenden II Römer heraus geworffenj so würden sie gewißlich nicht nach wenig Jahren von neuem mit Hceres-Krafft Italien erschreckt ; haben. Gleichwie es aber bei) einem in den Römischen Sachen wol belesenem schlechter Mühe bedarfst ihn zu bereden, daß die Cimbri nicht diejenige gewest, welche Rom in die Asche gelegt; also kann eben wol ein Vernünfftiger unschwer begreisfen, daß die Cimbrer nicht nach Delphos gezogen; wann er betrachtet, daß selbige Stadt Delphi nemlich im Jahr der Stadt Rom 475, nach Polybii Rechnung aber im Jahr 450 angesallen worden; hingegen das Treffen 1 e) Polyb. lib. 2. p. m. 133. von der Niderlage, deß Brenne. Polybii Zeugniß, Daß Brennus vom Römischen Capitolio nicht durch Camillum abgetrieben, sondern auf gütlichen Vergleich abgezogen. Beweis, daß die Cimbri nicht vor Delphi s gelegen Was für Gallier ®6]phos ""gegriffen. Darunter »ffl Hister-"'cher und. trainar gewest. P»uli Lia- *°?i und yC6 Saris- stnriensis ^iges kargesten ?cn> Bren-No. Marii und Catuli mit dem Cimbris im 652sten Jahr selbiger Stadt erst geschehen. Es hat aber zu dieser Irrung nicht wenig Ursach gegeben das falsche Borgeben mancher Scribenten, als wären alle Gallier und Teutschen von der Eimbrischen Nation entsprossen. Welches Cluverius gar ausführlich widerlegt, a) Diesem nach seynd es Gallier gewest, welche im Jahr 470 und Etlichen folgenden Jahren Makedonien und theils andre Länder der Griechen besochten. lind diese Gallier waren keine solche blosse Senones nur allein, wie die heutige Frantzoseu, der Niderläuder Nachbarn; sondern auchHi-sterreicher, Steyrer, Kärnter, Crüiner, Oesterreicher und Illyrier. Welcher Illyrier Nachfahren durch ihres mächtigen Königs Agron Ordre etlichen Griechischen Städten aus Erfordrung zu Hülffe gezogen, und von der Zeit an, sowol aus Griechenland, als Italien, manche Beute, bißweilen aber auch, sonderlich in diesem letzten, tapffre Stoffe geholt, und die Köpfte samt dem Naube zuruck gelassen. Jetzo muß ich auch denen recht begegnen, welche die Nachwelt mit diesem irrigen Wahn verwirret haben, als hette derselbige Brennus, der die Stadt Rom angezündet, auch den Delpischen Tempel angegriffen. Zu welcher Meynung neben Andren auch Paulus Diaconus und Joannes Sarisburiensis verleitet worden. Jener schreibt, der Gallier König Brennus sey mit dreihundert tausend Mann in Italien kommen, habe selbiges biß an Senogalliam, so von beit Callis Senioribis seinen Namen genommen habe, eingenommen rc. Bon diesen wären hundert tausend, so auf die Insel Delphos angesetzt, unweit davon durch das Griechische Schwert aufgeräumt, andre hundert tausend wären in Calatici! eingebrochen und erstlich Gallo-Graeci. hernach aber Galatae genannt; nn welche der Heiden-Lehrer die Epistel geschrieben; hundert tausend aber wären in Italia verblieben; hetten daselbst Ticinum, Mediolanum Bergomum und Brixiam erbauet, auch damit Galliae Cisalpinae ben Namen zu wege gebracht: „Und das leynd (schreibt er) die Galli Senones, welche ehemals die Stadt Rom angefallen." 6) Gleich - irrigen Sinns spricht Sarisburiensis : „Tie Historien gebens, Bren- “) Ub. 1. German. Antiquae c. 3. p. 38. b) Paul. Diacon. Longobardic. Hietor. libro '2. uns der Senonum Feldherr, der das Heer der Römer am Fluß Allia geschlagen, ! auch zu Rom sechsten eingefallen, und die i Bitter deß Raths erwürgt" habe, nachdem ' er Italien eingenommen, Griechenland auch angesallen, Alles daselbst verheert, und solche Verwüstung fortgesetzt biß an den Tempel deß Delphischen Apollinis rc. j c) Diesen stimmet nicht allein Stephanus sondern auch allein Ansehen nach Joannes Chrysostomns Zanchius bey. d) Und sind diese sowol als Andre durch den Trogum Pompejum verleitet worden, welcher in seinem XX. Buch dergleichen fürgiebt, und alle diese zu unterschiedenen Zeiten sürgenommene Feldzüge untereinander buttert; gleich als ob sie ingesamt unterm general Commando oder wenigstens aus höchster Ordre und Direction deß Brenni, der Rom mit Aschen angehünsst, geschehen wären. Massen auch Etliche sich ausdrücklich ans den Trogum beziehen. Allein Trogus ist betrogen sowol als alle dieselbige alte Scribenten, so ohn rechten Grund der Zeit-Rechnung von dem Brennischen Feld-Zuge geschrieben. Denn alles, was Trogus von dem Ursprünge Italiä und der Orobiorum schrifft-lich hinterlassen, hat er von den Griechen empfangen. Welchen aber, wie Cicero be-glaubt, in Zeugnissen niemals viel getrauet worden. Wie aus diesen, von be-j meldtem Zanchio angezogenen Ciceronia-nischen Zeilen erhellet: „Verum tarnen hoc dico, de toto genere Graecorum : tribuo illis literas, do multarum artium disciplinam, non I adimo sermonsis leporem, ingeniorum acumen, dicendi copiam, denique etiam siqua alia sibi sumunt, non repugno. Testimonium, religionem & fidem, nuupuam ista natio coluit, totiusque hujusce rei quae sit vis, quae autoritas, quod pondus, ignorant. Unde illud est: Da mihi testimonium mutuum : num Gallorum ? num Hispanorum putatur? totum istud Graecorum est: ut etiam, qui Graece ne-: sciunt, hoc quibus verbis à Graecis dici soleat, sciant. c) Joh. Sarisburiens. 1. 6. Polycrat. d) lib 1. de Orobiorum sive Cenomanorum Origine, p. m. 126. De» (Sirie» chischen Historicis ist nicht rool allemal zn trauen. Unterscheid unter den Brennis. Rechte Bedeutung deß Namens Brenni. Strabonis Mißverstand deß Worts Gaesatae. Auf Teutsch: „Von dein gantzen Grie-chen-Geschlecht ist dieses mein Urtheil: Ich schreibe ihnen zu die Gelertheit; gebe §11, daß sie viel Künste verstehen; spreche ihnen auch die Zierlichkeit im reden nicht ab, noch die Lchärffe deß Verstandes, noch den Fluß der Rede; und so sie sonst noch andrer Sachen mehr sich anmassen, will ich nichts streiten. Aber eines ans- : richtigen Zeugnisses, Gewissens und guten jj Glaubens, hat sich diese Nation uieiuals i viel geachtet: und was alle diese Sachen für Krafft, Authoritet und Gewigt haben, ist ihnen unbewusst. Daher kommt das Sprichwort: Leihe oder borge mir ein Zeugniß! Wessen ist dieser Spruch? wird er etwann für der Gallier oder Spannier ihren gehalten? Nein; erstehet gäntztich den Griechen zu, masten allerdings die, welche kein Griechisch können, dieses wol wissen mit was für Worten solches von den Griechen gesprochen werde?' Vor dem Cicerone pslag Cato schon zu sagen: Quod bonum sit, illorum (Graecorum) 1 iteras aspicere, non perdiscere &c. „Cs wäre gut, der Griechen Schrisften anzusehen, aber nicht zu lernen k.“ Und cpiandocunque ista gens suas literas dabit, omnia corrumpet &e. „Wann diese Nation (nemlich die Griechische) ihre Schiùsiteli hervorgeben wird, wird sie alle Sachen verderben (oder fälschen.) Es rührt aber solche irrige Zeit- pud Action - Vermischung oder Confusiion guten Theils und bey Vielen her ans dem Mißverstände deß Namens Brcnni, daher sie nicht gemerai, daß ein andrer Brennus Rom eingeäschert, und ein Andrer lange hernach Delphos belügert habe. Angemerckt von gelehrten Leuten glaubwürdig geurtheilt wird, das Wort Brennus oder wie es Suidas nennet ßoitv (Bren) sei) kein Person-Nam, sondern ein solcher, so allen Hertzogen oder Feld-Herrn oder andren hohen Ober-Häuptern der Gallier damals gemein gewest. Dergleichen Mißverstand ist auch ans andren Gallischen Wörtern mehr etlichen alten Scribenten entstanden. Als zum Epempel, die Gassatas oder Gaesatas haben Etliche ausgenommen für eine besondere Gallische Nation. Wie unter Andren Strabo gethan, welcher schreibt, „Um den Po wohnen viel Gallier, darunter die gewaltige Bayerische und Jn- subrische (oder Meylündische) Völcker und die Senones welche /ut« ruiSàzMv (samt den Gaesatis) einsmals die Stadt Rom durch einen plötzlichen Jlnfall eingenommen." a) Darinn aber der gute Strabo fehlt, und der rechten Bedeutung keine gründliche Wistenschafst gehabt. Denn Orosius, Plutarchus und Polybius berichten uns eines Bessern. Der Erste in diesen seinen Worten: Cum etiam ex ulteriore Gallia, ingens adventare exercitus, nuntiaretur, maxime Gesatorum ; quod nomen non gentis, sed mercenariorum Gallorum est. Er sagt, der Gesatorum Nam sey kein national-Nam sondern gehöre solchen Galliern, die um gefisten Sold gedungen worden. Der Andre nemlich Plutarchus' bezeuget in seinem Marcello, daß man die besoldete Kriegsleute der Gallier Gesatos heiste. b) Der Dritte, Polybius, bestetigt solches eben sowol, nemlich, daß sie solchen Namen bekommien haben 6 in z<> tiiü »rrznazivur, weil sie um Sold zu Felde dien eten. Und setzt also fort hinzu die Ursach: n«? uvttj tìszo m.iiavn xvota),1. Denn diß Wort Gcsati (ober Gesatae) bedeutet solches eigendlich und hauptsächlich, c) Andre schreiben für Gesatae, Gazatae. quasi yàv Ly,zfiiTti als ob die Gallier von wegen ihrer offtermaligen Wander-Züge und Verrückungen in fremde Länder so benamset worden, weil sie osst ein neues Stück Landes gesucht. Wiederum geben Andre das Wort Gaza, welches Reichthum, Gold und Gut bedeutet, für den Ursprung an, weil die Gallier gemein-lich Gold und Geld bey sich führten, auch dasselbe zu Hollen, manches Mal ein blaues Auge und-zerrissenes Leder wagten. Wiederum wollen Andre die Gesatas von Gesis, daß ist von ihren Spisten, wie es Servius erklährt, genannt wissen. Denn derselbe schreibt: Gesa hastas veri-les : nam etiam viros fortes Galli Ge-! s is (oder wie Andre dafür lesen Gesatos) j vocant: „Gesa nennet man die Spiste, so : die Kriegsmünner führen, denn die Gallier 1 nennen auch tapffre Leute Gesatos. d) $e. Dieser hat es am besten getroffen. Denn ob- oesi und gleich Andren solches nicht beliebt, weil sol-ches Wort Gasatae vielmehr Phoenicisch ist, sprung. und auch das Syrische gai sa sowol als а) Strabo iib. 5. б) Vid. Plntarch. in Marcello. c) Polyb. Iib. 2. d) Servins in VIII Aencid. das Arabische gais und das Hebräische gajas ein Kriegsheer bedeutet; daher die Gallische Kriegs-Bölcker eigendlich rateami benamst worden; wovon weder Servius noch andre gelehrte Historici etwas gewusst, sondern der haupt-gelehrte und mehrmals gelobte Bochartus die erste Nachricht ertheilet, so hat doch deswegen Servius nicht geirret. Denn weil die Gesati Gesa, daß ist Spiesse führten, und alle Kriegsheere mit Spiessen ge-waffnet seynd, nannte man nach solchen Spiessen das gesammte Heer Gesatos, das ist die Spießführer. Angemerckt, das Wort Gesum eben sowol ans den Orientalischen Sprachen fliesst, as wie der Neun Gesatae. Denn die Chaldäer nennen 'die Wnrff-Spiesse CvSD'O gisa und gisesa. Und das Hebräische Wort Chets wird für einen Pfeil und Wurff-Pseil gesetzt; indem das h Chet in j g verwandelt wird. Durch Gesa aber werden keine gemeine lange Spiesse, wie zwar Suidas gemeynet, sondern Wnrff-Spiesse verstanden, wie die Römer führten, und auch die Gallier, wiewol stärckere und schwerere gebrauchten. Daher auch Festus diß Gewehr grave jaculum, einen schweren Wurfs-Pfeil, nennet, llnd Hesychius sagt, Gesum sei) tfißöfaov óiooD.riQov, ein Ä)urss-Pseil oder Wurfs-Spieß, so gantz von Eisen. Solcher Wurff-Spießlein führten die Gallier und vermutlich auch manche unter den Gallis Carneis oder Carneri-schen Galliern, sowol als die Römer gemeinlich zween. Welchen Brauch der Virgilianische Vers berührt: Bina manu lato crispans hastiliaJerro: llnd gleichfalls dieser: — duo quisque Alpina coruscant Gesa manu. — — So bezeugens auch diese Worte Claudiani : binaque Gessa tenens. Wann auch die H. Schrifst erzehlt, wie Joab den Absalon an der Eichen hingerichtet; spricht sie, Joab hatte tria Gesa zur Hand genommen, welches S. Hieronymus drey Spiesse oder Lantzen, die Griechische Dolmetscher aber füglicher rota ßü.rj drey Wurfs-Pfeile nennen. Weil dann der Nant Gesum sowol als wie das Wort Gesatae oder Gesati aus der Hebräisch- und Chaldäischen Sprache entsprossen, schlieffet man nicht übel, daß diejenige Gallier, welche mit solchen Wnrff-Spiessen den Feind bestritten, von solchen Gesis ihren Namen bekommen. Und Valv. I. Buch. findet man beym Lazio ein paar Gallische Gesatos abgebildet, die wir allhie im Sihe die Kupffer lit. G. wiederholen. Figur m. 0. Wie nun an diesen Gesatis theils Gelehrte sich geirret und dieselbe Gesatos für eine sonderbare Gallische Nation angesehn, also ist gleichfalls dieser Irrthum und Wahn, daß Brennus ein eigener Nam sey, da er doch vielmehr ein Titillar- und hoher Stands-Nam ist, gantz gemein und bey den Lesern seßhasst worden. Mir dienet hiebey zum Zeugniß die Nachricht, so Camdenus erstattet, nemlich, daß die Cambrì (oder Einwohner deß Landes Wallis in England) noch heut den König Brennin (angemerckt, diese Nation, wie Stephanus gedenckt, ihre uralte Sprache noch unvermischt behalten hat) nennen. Hiezu reimt sich nicht übel, daß Joannes Sarisburiensis schreibt, o) man wolle sagen, Brennus sey ans Groß-Britannien, das ist aus England, bürtig gewest. So bezeugt der hochgelehrte Bochartus. daß bey denen in Bretagne durch das Wort barner ein Richter, und durch barn soviel als richten oder nrtheilen verstanden werde, b) Gleichwie hingegen an etlichen Nider-Teutschen Oertern b a r n e n soviel als brennen gesagt ist. Im Syrischen heisst auch (parnas) ein Fürst oder Gubernator. Unter solchen Brennis oder Ober-Häuptern, Groß-Hertzogen oder General-Obersten der Gallier seynd zween Brenni am berühmtesten: Einer, der der StadtRom einen roten Hanen aufgesetzt, und sich einen rechten Brenner erwiesen; der Andre, so den Delphischen Tempel geplündert mit diesem Compliment, die Götter müssten vor Andren gütig seyn und den Menschen von ihrem Vermögen sein mittheilen. Wiewol theils Seri benten setzen, er sey nicht hinein gekommen,, sondern von der Besatzung, welche in die Stadt auf viertausend Mann starck sich hineingeworffen hatte, mit tapfrerer Gegenwehr abgehalten, auch endlich durch ein plötzlich-entstandnes Erdbeben ein großes Stück vom Felsen daselbst herab gerissen, dadurch eine ziemliche Anzahl seiner Leute unterdrückt, er selber auch tödtlich darüber gequetscht und daselbst gestorben. Dafür Andre, wie oben gesagt, wollen, er habe seinen Lebens-Faden durch sein eigenes Schwert selbst-mördlich zerschnitten. а) Joan. Sarisbur. 6. Polyoratici. б) 8. Bochartus lib. 1. Geograph. Sacrae, e. 42. p. m. 739. Die Carni Unter solchen Galliern nun, welche von der?Brennis àikldten beyden urkündigen Brennis häufig"","' gecommcmdirt worden, seynd die Carni zu Felde nnd Crani die häufigste und fürnehmste gezogen. gewest. Uut derer willen auch dieser Diseurs von den beyden Brennis und deren Verrichtungen, wie auch von benCimbris mit eingeruckt worden, aus daß wir daraus erkennen mögten die Uraltheit deß Zweifacher Namens Carni. Denn daß die Carni deweis, daß unb Carnutes unter den ältesten Celtis, unter3™ daß ist Deutschen und Galliern begriffen, ceitüs ge- dessen findet man bey etlichen alten Seri-uà- dèche- benten Augenscheins genug. Erstlich schliefst nigen gewest, sichs aus vor-erzehlten ihren Verrichtungen. “Jl“ Denn daß diejenige Senonische Celtae, welche Rom angesteckt, langst dem Adriatischen Meer ihren Sitz gehabt, besteigen die meiste Römische Historici ; Von welchen sie anfangs Alpini Galli die Berg-Gallier in- nnd hinter den Alpen (versteht, hinter den Alpibus Juliis) nachmals aber insonderheit und mit ge- nauen» Unterscheide der Andren Berg-Gallier, die Galli Carni (Kärnische Gallier), mit der Zeit aber schlechter Dings Carni (die Kärner) und zuletzt von uns Deutschen die Kärndter nnd Cräiner genannt worden. Denn Cräin ist ehemals ein Anhang von Kärndten gewesen. Eben solche bey den alten Verfassern Römischer Geschichte befindliche und ausgedruckte Nennung der Carner giebt den zweyten Beweis, und also mit Zuthuung deß ersten, so von ihrem Sitz genommen worden, einen vollkommenen und eine doppelte Verbindlichkeit zu glauben, sowol daß die Carni unter die Celten gehörig, als auch, daß sie von denjenigen Celtis gewesen, die wider Rom zu Felde gegangen. Zum Zeugen deß Ersten stelle ich dar den Polybium, welcher in seinem andren Buch meldet, daß die Senones, welche gegen oder an dem Adriatischen Meer gewohnt, wider die Römer gezogen, eine Schlacht erhalten, auch Rom selbsten in ihren Gewalt bekommen, ohn das Capitolium. Nun berichtet er aber zugleich, daß selbige Senones unter allen Galliern die «uffersten gewest, nemlich in engerem Verstände de§ Namens Galliae : denn sonst würden wenig Deutschen deri alten Galliern beyzurechnen seyn. Wiewol es auch diese Meynung haben kann, daß die Senonische Gallier unter allen Galliern die letzten gewest, so den Land-Strich langst dem Adriatischen Meer bezogen und bewohnet Hecken. Und eben diesen Abriatischen Galliern eignet er den Vorzug zu, daß sie fetzen praecipuae authoritatis populi ex Grallis, qui Italia morabantur, die Hochaugeseheneste und betrachtsamste Völcker aus denen Galliern, so in Italia sich (eine Zeitlang) aufgehalten, a) Diesem kommt zu Hülsse, daß der Flanaticus sinus nemlich der Histeri-chische und Illyrische See-Busem, so ein Stuck deß Adriatischen Meers ist, noch auf den heutigen Tag von den Italiänern Golfo Carnero oder Quarniero geheissen wird, nemlich von seineil uralten Anwohnern den Carnern. Denn daß es soviel als Sinus Carnivorus, der F leis ch-fressende M e e r - B n s e m um der vielen Schifsbrüche willen gleichsam sollte gesagt seyn, wie zwar Stephanus will, komt mir fast lächerlich vor. Den zwyten Beweis bestärcke ich mit folgender Erzehlung Livii von der Galliern Ali knufft in Italien, darunter auch die Carnutes nam hasst werden. Wir wollen seine eigene Feder aber in unserer Deutschen Sprache reden lassen. „Von dem Ubergange der Gallier |j nach Italien habe ich folgendes vernom-1 men. Ambigatus der Celtarum König war gewaltig an Tapsserkeit und Glück; und nicht allein für sich selbsten, sondern auch in Ansehung seines Bolcks, weil Gallia *) unter seiner Herrschafft beydes von Getretzde und Leuten so furchtbar und überhnufft war, daß sichs ansehn ließ, es würde sich kaum regieren las- ") Yid. Polyb. lib. 2. *) Ich verkeutsche allhie das Wort Oallia und Galli mit Fleiß nicht also, daß ich cs Franck- reich und Frantzosen nennete, in Betrachtting daß die alte Gallier viel weiter gereicht, als jetzo und die meiste Teutsche Länder, ja fast gantz Deutschland und noch mehr nemlich ein grösser Strich von Asien unter ihrem Namen begriffen gewest; Aber hie nimt Livius es in engerer j Bedeutung und verstellt dadurch die Europäische Gallier nur allein. fett (nemlich von einem einigem Scep-ter.) Derhalben trachtete er durch ein großwigtiges Borhaben der überlästigen Bürde oder Menge deß Bolcks das Reich zu entladen; gab demnach seinen beydett Schwester-Söhnen, dem Belloveso und Sigoveso als zween frischen und mutigen jungen Printzen, zu verstehen, 1 er wolle sie in solche Länder schicken, welche ihnen die Göttin durch ihre Wahrsag - Zeichen (oder Weissagungen) würden zutheilen; Sie sollten eine solche : Anzahl Bolcks aus die Beine richten als li ste wünschten, damit ihre Ankunfft durch kein Bolck könnte hinterstossen und abgekehrt werden." „Hieraus fiel dem Sigoveso (S ieg-w i t oder S i e g w e i t oder auch S ieg-f e st) der Strich deß (damaligen sechzig Tagreis - langen) Hartz - Waldes durchs Loß zu. Denn Belloveso eigneten die Götter einen viel leutseligem Marsch, nemlich nach Italien zu. Derselige brachte ans die Bituriges (Völcker der Landschafft Berry), Arvernos (die aus Auvergne), Senones (die von Sens oder vielmehr ine jenseit den Alpen wohnhafste Gallier, **) Heduos (die Burgunder), Ambarros (die von Nivers), Carnutes (die Krämer und Kärndter, wiewol Ricci olus die vott Chartres dafür fetzt 6) Aulercos die um Orleans, oder nach Andrer Auslegung die von Eoan. (Wiewol Sabellicus Aulercos, Alvericos. und Alvercos liefet." c) „Nachdem er aus diesen allen eine grosse Macht zu Roß und Fuß zusammen gezogen, ruckte er datnit aus die Tricastinos ***) (so langst dem Fluß Du ranze langen.) Demnechst fanden sie vor sich die hohe Alpen zum Gegestande, darüber der Marsch unmöglich zu seyn schien, und zwar nicht ohne Ursach, sintemal soviel man gedencken kann, damals dieselbe noch nicht gang- und reisbar noch von Jemanden durchzogen gewest, so matt anders nicht etwan denen Fabeln vom Hercule Glauben zustellen will. Da nun also die Höhe deß Alp-Gebirgs den Galliern den Weg gleichsam ver,zäunet Hecke, schauten sie sich um, wie sie irgends wo durch solche Himmel- **) Denn die von Sens, welche Etliche durch die Senones dem Namen nach verstehen, waren Einwohner Galliae Lugdunensis. d) Vid. Onomastico!! P. Riccioli Geographiae Reformatae annexum, fol. m. 534. c) Sabell. lib. 2. de Vetustate Aquileiae, f. m. 62. ***) S. Paolo trois Chasteaux. rührende Hügel einen bequemen: Weg finden und also gleichsam in einen andren Erd-Kreys oder andre Welt hinüber gehen mögten re." „Endlich seynd sie durch die Taurinos (durch Piemont bey Torino) und durch die Wälder deß Inlianischen Alp-Gebirgs (so der Italiänier heut Monti della Ca-rinthia nennet) durchgebrochen und hinüber kommen, und die Toscane:- unfern: vom Strom Tesino in unglückliche Action mit ihnen gerechten re. Hernach haben sie eine Stadt erbauet und Mediolanum (Meyland) benamst. Bald hernach ist ein andres Deutsches Heer unter dem Feldherrn Elictovio den Fnß-tapffen deß vorigen gefolgt und zwar mit Willen deß Bellovisi durch eben denselbigen Strich und hat sich an den Oertern, wo nun Brixia (Brescia) und Verona stehen, gesetzt re. Endlich seynd die Senones als die neulichste solcher fremden Gäste auch angelangt, die ihre Grentzen vor: dem Fluß Ufente (der heut 1' Aufente heisst) biß an den Strom Athesin (welchen der Italiane: Heut T Adice der Deutsche aber die Etsch nennet) gehabt rc." a) Was aus Aus dieser Livianischen Beschreibung ergreifst man soviel, daß dic Celtae ihren zehiung ersten Einbruch in Italien durch die sur Beweis Julias Alpes, das ist durch das Ge-N°s erfolge) birge deß innen: Crainerischei: Theils gethan, und daß auch vermutlich damals selbige Iuliäuische Alpen am ersten wohnbar worden. Zweytens will auch die Schönle-bensche Beschreibung hieraus schliessen, daß die Celtae, welche Livius Galt ernennet, rechte Deutschen gewesen. Denn weil Livius spricht: alia subinde manus Germanorum Elictovio Duce, vestigia priorum secuta &c. „es ist nach und nach (oder zum öfstern hernach) eine andre Menge von Deutschen unterm Feldherrn Elictovio den Fußtapffeu der Vorigen gefolgt; scheine es, er wolle hierunter verstanden wissen, daß auch die vorige Völcker Deutsche und es zu der Zeit alles eins gewest, ob man einen Gallier oder Deutschen neu nete. Allein ich muß gestehen, daß dieser zweyte Schluß Niemanden zwingenDam: zum Beyfall, wiewol er einigen Schein at. Denn obgleich ein Deutsches Kriegs-eer denen vorigen, das ist den Galliern, a) Liv. 1. 5. so vor ihnen dahin gezogen, nachgesolgt: lässt sich darum nicht alsobald nnbetrüglich schliessen, daß beyde Armeen einerlei) Nation und Volcks gewest. Sonst stünden vielleicht auch diese Wort Litui favcnte Belloveso „bey Favorisirnng oder mit allen: geneigten und beförderlichen Willen deß Gallischen Feldherrns Bellovesi rc." gantz müssig. Denn so die nachfolgende seines Bolcks gewesen, was braucht es dem: der Worte, daß er ihnen gesavori-sirt? Woserrn nicht etwan dieses der Verstand ist, daß obschon der hernach gefolgte Hausse nicht unter deß Bellovesi Commando wie der vorige angelangt, er ihnen dennoch um der Deutschen Landsmannschafft willen gesavorisirt habe. Wiewol nun dieser Schluß eben nicht so gar fest und standhafft, ist dennoch das übrige darum nicht falsch: nemlich daß bey selbigen Läufst«: Limi es schier gleich gegolten, ob man in Erzehlung solcher uralten Kriegs-Händel, zu derer Zeiten der Nam Germania den Römern annoch wenig bekandt gewest, Gallus oder Germanus setzte. Drittens hat man hieraus die offenbare Gewißheit, daß die Carnutes und Senones (oder Semiones) in Italien gezogen mit der Resolution daselbst einen Sitz zu ergreiffen und seßhafft zu werden, worüder sie sich dam: in unterschiedliche Gegenden zertheilet. Die Carnutes sollen sich, wie unser Schön leben will, bey Aquileia (Aglar) oder doch innerhalb den Grentzen der Alpen (nemlich der Frianli-schen) gesetzt haben; da sich noch anheut die Carni, so man insgemein die Car-nioler (oder Cräiner) nennet, befinden; die Senones aber seynd weiter fort-an das Siena wird andre Ufer deß adriatischen Meer- Busems ^on ben Selber Planatici Sinus) geruckt, und Haber: gàia, nach ihrem Namen die Stadt Senia (oder Senio) gebaut, t Es bezeugt aber auck) dieser Author, was ich oben allbereit angeregt und aus dem Polybio dargethau, daß jetzt gedachte Caruutensische Gallier oder Celtae solchen ihren ersten Zug in Italien nicht allererst im 475 Jahr der Stadt Rom fürgenommen, als andre Galli-1 sche Völcker in Nider- Oesterreich, Un-! garn und Griechenland gegangen, und nachdem sie von dannen wiederum zuruck getrieben (wovon insonderheit Pausanias b) und Justinus c) zu lesen) b) In Phocicis. c) lib. 24. 3u welcher Seit der Carnutum °rst°r Einbruch in I-talien ge-fche^cn. Db die Car-J“ von den Carnutibus 'hren Ur, ftamg und Jtamen empfangen, Stadt Carnuntum. sich in den Noricis Alpibus (oder Nörin-gischem Alp-Gebirge) niedergelassen; wie zwar Lazius und Megiserus wähnen. Denn es ist allerdings lange vor Ein-nehmuna der Stadt Rom solcher erster Einbruch in Italien geschehen, beh Regierungs Zeiten deß Römischen Königs Tarqulini Prisci. Weil also die Carnutes damals der Senonum Spieß genossen und Kriegs-Gefährten nach Italien gewest als die mit Jenen zu gleicher Zeit daselbst eingebrochen, haben sie auch nemlich die Carnutes nach dieses Anthoris des Schönlebii Meynung denen Carnis beydes ihren Namen und Ursprung gegeben; obgleich das Stillschweigen der alten Scribenten solches ins Vergessen gebracht. Seine Beweis-Gründe sind diese: Der Carnutum Nam ist ja gewißlich den Carnis verwandt, und hat von selbigen auch nachmals die namhafte Römische Colonia oder neu-aufgerichtete Stadt Carnuntum (die man sonst mich Carnotum und Carnutum, wie Cluverius meldet, schreibt) ihren Anfang genommen, welche von den meisten Scribenten zwischen Wien und Häim-burg unweit von der Donau beh den Ruttten S. Petro nella gelagert wird. Weiter so beziehet er sich gleichfalls auf die von mir allererst angeführte Livia-nische Erzehlnng, daß die Carnutes als ein altes Deutsches Volck ums Jahr deß erbauten Roms 140, ungefähr da König Tarquinius Priscus das Römische Scep-ter führte, über die Alpes Julias sich nach Italien erhoben, und allda ein Theil deß Kriegs-Heers, um die Gegend deß Adriatischen Meers Stand und Sitz gefasst;' und daraus meynet er, seh leicht zu vermuten, daß die Carni von den Carnutibus ihren Namen und Herkommen gezogen; ob sie gleich wegen der benachbarten Hister-reicher und Venetorum oder Venediger grasten Macht sich innerhalb deß Alp-Ge-birgs enthalten, und nicht auf das flache Land herab gestiegen, ehe dann sie an der Menge gewachsen, und samt denen Galliern, so disseits der Alpen lagen, Rom angegriffen und also allgemach sich weit-und breiter ergossen. So weit der Doctor Schönleben a) In dessen Discurs Zweherleh schier in Zweifel kommen. Erstlich; Ob es auch gewiß, daß durch die Alpes Julias noth- a) In Apparatu Carnioliae Antiquae cap. 1. §. 8. fot. 37. b. wendig müsse das Friaulische und Carnische Gebirge verstanden werden? Zweytens, Ob es unfehlbar daß, die Carni von den Carnutibus dem Geschlecht und Namen nach entsprossen und nicht vielmehr die Carni älter als die Carnutes (oder Carnuti sehen? Das Erste anreichend, bemüssigt uns zu solchem Zweiffel der Simlerus, welcher von den Alpibus aufs fleißigste gehandelt und die Nachricht gibt, daß dreherleh, Alpes Juliae oder Julianische Gebirge sehen. Eines beh den Taurinis (imPiemont) das ZweHte in Ebaetia (nemlich das Schweitzerische, wiewol Ebaetia nicht allein von den Graupüntern nemlich Ebaetia prima, sondern auch von dem Gebirge, so aus Schwaben nach der Donau zu, sich hernmlencket, und Ebaetia se-cuuda heistt, gesagt wird.) Das Dritte beh den Venetis. Allein er thut gleichwol endlich hinzu, der Name deß Julianischen Alp-Gebirges gebühre den Venetis am allereigendlichsten b) und weil selbiges dem Friaulischen benachbart ; könnte er dieses letzte mit darunter wollen begriffen wissen. Dann das Carnische Gebirge ist das letzte Stück oder Eck vom Jütischen oder Friaulischen Alp-Gebirge. Hierauf ruffe ich zum Zeugen herbey Gaudentium Merulam: Welcher hievon also redet: Transeo igitur ad Julias Alpes, quibus ex Foro Julii transitar in Noricum. Eas iis verbis Ammianus Marcellinus describit : Postea res Latio patefactae sunt carentes aditibus : quae aliquoties dant magnorum Ducum repellere conatus : & pars quae Illyrium spectat, molitas edita, vetat incauta, subinde superatur. Latus vero è regione oppositum Thraciis prona humilitate diruptum, hineque & inde fragosis tramitibus impeditum defficilè scanditur, & nullo velante. Sub hac altitudine aggerum utrobique spatiosa camporum planities jacet superior ad usque Julias Alpes extenta, ita resupina & panda, ut nullis habitetur obstaculis, ad usque fretum & Propontidem. Das ist: „Ich komme nun zu den Julianischen (oder Friaulischen) Alpen, über welche man aus Friaul ins Nörin-gische reiset. Dieselbe beschreibt Ammianus Mercellinus mit solchen Worten: „Nachmals seynd den Jtaliänern die b) Vid Simlerum in Comment. de Alpibus. Dreyerley Alpes Juliae. Zweyerley Alpes Raetiae. Welches die recht et* gendliche Alpes jnliae seyen. Ammiani Marce lini und Merula Beschreibung der Friaulischen Alpen. Sabellici Stimme für die Friaulisch-»nd Carnische Alpen. Sachen aufgethan und eröffnet, welche sonst ohne Zutritt geblieben. Wodurch manches Mal grösser Herr-Führer Anschläge znruck getrieben werden. Ein Theil, so nach Illtzrien sihet, erhöhet sich gemächlicher und wird also überstiegen, ehe man sich dafür hütet. Die Seite aber, so gegen über den Thraciern (oder Ratzen) ent- j; gegen steht, ist gar gäh und abschossig; lässt sich wegen der steinigten Fußsteige sehr beschwerlich und mühselig übergehen; daher man daselbst auch Niemanden sindt, der es Einem verwehrte. Unter solcher Höhe der ausgehäussten Berge ititi) Hügel ligt an beyden Seiten eine geraume und erhabene Fläche von Feldern, so sich biß an die Julias Alpes (Frianlische Berge) strecket und ihren gebognen Rücken so sänfft-lich lenckt und beguemt daß sie ohn alle Hinderniß bewohnet wird, biß an die: Meer-Enge und an den Propontidem oder j Canal von Constantinopel, ßlare di : Marmora.) Hiernechst setzt besagter Merula dieses; noch hinzu : „Alpium extremae su nt Carnicae, unde Julius Carnicus. „Das letzte oder äußerste Stück von den Alpen ist das Carnische Gebirge :c." «) Hiezu steitret uns auch ein Merckli-ches der Diseurs Sabelliei, welcher also lautet: „Livius (spricht er) schreibt, Be- ! lovesus (oder Bellosest) habe das Inlische Alp-Gebirge ansgesperrt und fetz durch die Taurinos in Italien hinüber kom- i men re. Es seynd die Sachen, so uns die Vermutung geben, Bellovesns setz vielmehr über diese Alpen, die zu uns (betz Aqittleia herum wohnenden) herunter schauen, weder in einer andren Gegend herein gedrungen. Erstlich, weil ich nicht sehe, was für ein Alp-Gebirge Livius rechter habe das Juli s ch e nennen mögen, welches von denen ersten Galliern ausgeschlossen worden, als dieses, so den Friau-tern zunahet. Daß aber die Friauler den Nöringern (Noricis) und Quiritent schier eingemengt gewesen, erscheint daraus, weil noch jetzo deß uralten Städtleins Spuhr-Zetchen betz den Carnis übrig au dem Ort welchen die Einwohner Julium (Friniti) heissen. [NB. Es meldet aber vorher dieser Sabellicus im ersten Buch, man könne a) Gaudent. Merula, lib. 2 Antiquität. Gallic. Cis-Alpinarum, c. 14 p. m. 293. Lit. ü solches nur mutmassen, daß diejenige Stadt, so Ptolomäus nach Aquileia und Concordia unter die mittelländische Städte der Carnorum rechnet, das alte Forum Julium müsse gewesen setzn. Zumal weil die nechste Anwohner die annoch im Gebirge vorhandene Fußstapssen solches erhalten Städleins Julium nennen. Jedoch weil gleichwol Plinius selbiges allda gestandene Städtlein Carnicum Julium benamse und nicht Forum Julium ; so dörffte wol vielleicht Julium eilt andres Städtlein als Forum-Julium gewesen setz it.] Ich fahre aber nach diesen kurtzen Schalt-Zeichen in dem vorigen Discurse I Sabelliei weiter, und mache zwar von eben diesen Wortenden Anfang, womit er dieses bestetiget, indem er ferner also redet : „Aber Plinius, wie wir im vorigen Buch angezeigt, heisst es Julium Carnicum und spricht die Julienses (oder Iulier) selb sten setzen ein Volck der Carnorum. Sonst aber grentzet mit dem i Montana Carnia oder dem Berg Carmen eilte Landschafft, die noch jetzo Julia heisst." „Es hindert auch nichts, (schreibt eiserner) daß Livius spricht, der Gallier fetz durch die Taurinos hinüber gegangen. Denn die Nörittger (Norici), welche besage deß Plinianischen Berichts als der benachbarten Alpen Einwohner setznd vormals Tauri sei geheißen, die man auch gleichfalls Taurinos nennen mag. So cstclit es auch, noch zu dieser Zeit jen-seit der C ä r n e r an den vordersten Deutschen Grentzen Leute, so man Tauros heisst. Und soll keiner befremden lassen, daß ich gesagt, Tau ri sei und Taurini setzen einerlei). Denn Plinius beglanbt, Cato habe berichtet, daß die Saltassi ein Volck der Tauriscer. setzn, da doch Ptole-mäns und Andre die Salassos, Taurinos benamsen rc." b ) Also wird mit bißher angeführten Betz-Stimmen deß D. Schönlebens Aussage, daß in der Lwianischen Erzehlititg dieses Friaulisch- und Carnisches Gebirge be-zielt werde, sestgestellt. Ich gehe aber hiemit zu dem zweiten Zweisel-Knoten, Ob es etite starile und allerdings glaubliche Vermutung setz (denn dafür giebt es der Doctor Schon- b) M. Anton Sabelicus lib 2, de Vetustate A-quileiae p. m. 64. seq. Völlige Erörterung deß Zweifels ob die Carni non den Carnutis ihren Namen und Herkommen haben. leben nur aus), daß die Carni von den Carnutibus beydes, dem Geschlecht und Namen nach, hergekommen? Was ihn bewogen zu solcher Mutma-sung, scheint dieses zu seyn, daß Livius bey dem ersten Kriegs-Zuge der Gallier nach Italien keiner Carnorum annoch gedenckt, sondern nur der Carnutum; da doch selbiger Kriegs-Zug der allererste, welchen die Gallier ans Italien siirge-nommen, und der zur Zeit Königs Tarquinii Prisci sich begeben. Denn was man beym Floro lieset, der Römische Bürgermeister habe die Sarnios (dafür er ohne Zweifel Karnios geschrieben), ein Volck deß Alp-Gebirgs bezwungen, solches ist lange hernach erst geschehen; gleichwie auch bey weitem so alt nicht seyn kann die Uberschrifft deß zu Rom ausgegrabenen Stücks der Fastorum Triumphalium (oder Triumph - Calenders), darauf wie ruhmgedachter Schönleben meldet, diese Worte gestanden: De Liguribus. Vocontieis. Salviai-eisque. De Liguribus. Stoenis. De Glallis. Karneis. Eben dasselbige hat auch den Sabel li-eum veranlasst zu schreiben: Fieri po- tuit, ut patriae incolae, qui Carni (lieti sunt, à Carnuntis, Galliae populis, quo§ Bellovesus se cum traxit, diminutà dictione, unaque litera mutata, dicti sint. Das ist: „Es hat geschehen können, daß die Einwohner meines Vaterlands, die man Carnos genannt, von den Gallischen Bölckern Carnuntis. welche Bellovesus an sich gehenckt und mitgesührt, vermittelst Abkürtzung deß Worts (Carnunti) und Veränderung einer Litter benamset worden." a) Wobey zu erinnern, daß durch die Car-nuntos allhie keine andre als dieC arnutes vom Sabellio gemeynt werden. Denn Etliche schreiben Carnuti, Andre Carnunti, wiederum Andre Carnutes, abermal Andre Carnotes. Solchen Mutmassungen kann nun Unterschiedliches entgegen gesetzt werden, und zwar zuvorderst eben dieses, daß es nur eine Mutmastung, die ziemlich zart. Hernach so dörsfte Mancher einweuden, es stehe noch im Gleich - Gewigte deß Zweiffels, was Livius für Carnutes oder Carnutos eigeudlich gemeynt. Denn man stndet bey den alten zweyerley Carnutes. Etliche die Plinius Carnutos nennet und für Deutsche Völcker ausgiebt, so zwischen der Donau und dem Hercynischem Walde gewohnt, b) Zweytens Andre, welche die Stadt Carnutum oder Carnuntum bey Hamburg in Unter - Oesterreich gebauet, und in Carni a oder nechst dabei) ihren Sitz gehabt. Und dann drittens, die Carnutes, ein Celtisches Volck, so nahe bey denen von Anjou und Tours und zunechst am Meer gelegen, Deren auch Caesar in seinen Commentariis gedenckt, nemlich die von Chartres und von Or-I leans. Zu geschweige», daß auch in Arra-gonien eine Stadt, so Carnutum (Car-uobio) heisst. Bon denen Carnuntis zu- und um Chartres, schreibt Castillionaeus, daß von selbiger Nation der Earnuten noch bey seiner Zeit ein Volck in Celtica Gallia nahe am Meer übrig gewest und unter der Pflicht derer von Rheims gestanden. Da mögte man leicht Vorkehren, Bellovesus könnte vielmehr diese Carnutes bey Chartres mit sich zu Felde genommen haben, weder diejenige, so von den Iulischem und Earnischem Gebirge ihm nachgezogen. Aber es bezeuget doch nichts destowe-niger eben dieser Castillionaeus auch kurtz vorher, daß man in der Gegend, wo vor Alters das Gallische Städtlein Insubrium gestanden, unter vielen Städtlein und Flecken noch eine alte Stadt Carnutum unter dem heutigen Namen : Carnagum schaue; vermeldet auch dabei), es Hecken sich in selbiger Gegend vormals die Völcker deß jenseitigen Galliens ni-dergelasten ; welches nicht allein die Fruchtbarkeit deß Bodens und Namens Ver-wandniß, sondern auch die Nachbarschafft der Insubrum Gallorum bezeuge; denn es habe füglich geschehen können, daß die Kriegs-Hanffen der Carnutum mit dem Belloveso, welcher urkundlicher Masten so viel taufend Menschen mit sich in Italien geführt, die Alpen überstiegen, und unferrn von den Insubribus (oder Meylündern) ihren Sitz genommen, c) So wird auch weder das hohe Alterthum der Carnutum, noch derselben Kriegs-Dienst unter dem Belloveso dadurch umgestosten, daß man in den alten Ge-schicht-Schrifften der Römer oder andrer b) Plin. lib. 4. c. 12. c) Vid. Bonaventuram Casti llionaeum de Gal-1 lorum Insubrum antiquis sedibus, p. m. 354. Der 9tam Carnutes kommt von den Carnis her, und nicht dieser von jenen. jüngerer Scribenten, sowol die Nation der Carnutum, als die nach ihnen genannte Stadt Carnuntum oder Carnutum an mehr als einem Ort findet, sondern vielmehr dadurch bestetigt. Denn es kann sich eine Nation in etliche Länder vertheilen, und doch darum ihren vorigen Namen noch überall beybehalten. Solches hat auch diese der Carnutum gethan. Die ihren rechten Haupt- und Ur-Sitz unter denen Celtis am Adriatischen Meer gehabt unter- oder bei) den Carnis, aber sich hin und wieder ausgebreitet, sonderlich durch ihre Feld-Züge. Vermittelst welcher etliche Haussen derselben mit in Italien, andre aber -anderswohin gezogen. Wodurch sowol ihr Neun als Streitbarkeit weit und breit erschollen. Und zweifelt mir im geringsten nicht, daß sie auch allerdings bei) denen äussersten am Meer wohnenden Nider - Deutschen, wo nicht eben seßhafst, doch gewißlich sehr berühmt, und also ihrer ein Theil gleichwol auch nicht übrig ferra davon gewest. Denn mir ist noch unentfallen, daß ich in unterschiedlichen solchen Nider - Deutschen See-Städten habe den Namen der Carnuten wie Sprichworts-Weise nennen hören. Als zum Exempel an stat dessen, daß man sonst spricht, „da kommt er aufgezogen mit seinen wackern Kerln und frischen Gesellen! “ spricht daselbst bißweilen das gemeine Volck: da kommt er mit seinen C a r n n t e n ! Diß Alles sey für die Schönlebensche Vermutung (wiewol nicht ans seiner, sondern meiner Feder und Beytragung) ge-redt) ! Dennoch bin ich in dieser Zwischen-Frage andrer Meynung und vermute nicht, daß die Carni ihr Herkommen samt dem Namen den Carnutis, sondern gegentheils diese, die Carnuti nemlich, jenen schuldig sehen. Obgleich auch Bodinns ausgiebt, die Carni sehen von den Gallischen Carnutibus entsprungen, um dadurch zu erhalten, daß die Carni von den Galliern und nicht von den Deutschen hergekommen. Welches Volcks Nam älter, das hat ohne Zweifel dem jüngeren Namen die Benennung mitgetheilt. Nun hat es das Ansehn, der Carnorum Nam sey noch was älter als der Carnutum, vermute verwegen, daß jene diesen, und nicht diese Jenen die Namens-Berwandschafft angestammt. Eben derjenige Sabellicus, der hierinn sonst mit seiner Vermutung dem Schön- '! leben vorgegangen, erzehlt aus dem Livio, wie durch den uralten Trojanischen Krieg die Heneti, so nachmals Veneti genannt, und beh einer Aufruhr aus Paphlagonien vertrieben worden, mit dem Antenor in, den innersten Winckel des; Adriatischen Meers gelangt, und sich in der Gegend von Padua gesetzt, mit folgender Zeit aber dergestalt an Reichthum und Macht gewachsen, daß die gantze Gegend am Meer von dem Po-Strom biß gen Aqui-leia Venetia, und die Anwohner oder Einsassen selbst Veneti geheissen. Dem fügt er endlich beh, es seh kein Zweyfel, daß die Carni daherum nicht nur die Waffen solcher Veneter (oder Venediger) gesehen oder gehört, sondern auch eine Zeitlang wol empfunden: sintemal sie auch als Überwundene den Namen der Überwinder, nemlich der Venediger damals angenommen, a) (Welches doch gleichwol nur von denen dasselbst mit Venedig damals anss Nechste grentzenden und nicht von andren Carnis zu verstehen.) Wann nun die Carni damals ihren Namen Carni verändert, muß der Nam Carni gewaltig alt, und vermutlich älter als der Nam Carnutes, und diese letzte nur ein gewisses Geschlecht, so von den Carnis entsprossen, oder ein gewisser Theil der Carnorum sehn, wie die Kärndter ein Geschlecht und Theil der alten Carnorum sind; Anaemerckt, solches auch fast der Laut deß Worts Carnutes selbst anzeigt, daß es gentilitium nomen, oder ein solcher Nam seh, der zu einem Volck oder Geschlecht gehörig. Vermutlich hat auch der Nam Kärndter von denen Carnutis seinen ersten Ursprung gewonnen, indem man anfangs etwan die Carnut er und nachmals mit Auslassung deß Buchstabs u die Carnter, endlich aber die Kär nte r, wie es heut lautet, gesprochen. Denn wie eben dieser Sabellicus in seinem Cannine genethliaco Venetae Urbis gedenckt, so hat die Venetianische Herrschafft vor der Zeit deß ersten Heerzugs der Gallier nach Italien, sich so weit ausgestreckt, und nicht allererst hernach. Es wird auch an noch mehren scheinbaren Vermutungen nicht erwinden, die bald hernach unten sollen vorgestellt werden. Unterdessen ist durch diesen fast erweiterten Diseurs von der Gallier und Cimbrer Feldzügen gleichwol deß D. o) Sabellic. lib. 2. de Vetust. Äquileiae, p. 62. Warum (Heils Carni seynd Car-Hutes ge. Uunnt wor-cen. Schönlebens Meynung in so weit ausfündig gemacht, und nachdrücklich be-krüsftigt, daß die Carner und Carnuten von den alten Celten oder Galliern (aufs wenigste grössern Theils) Herkommen oder je gewißlich zu den Zeiten angedeuteter Kriegs-Empörungen ein (Lettisches Bolck gewesen, fowol als die aus ihnen den Carnis meines Erachtens entsprossene Carnutes. Welche, vernünfftiger Mut-massung nach, den Namen der Carnuten daher haben, daß unterschiedliche Familien oder Gemeinen der Carnorum etlicher Orten Städte gebanet, die Sie Carnutum oder Carnuntum genannt, und von solchen Städten selbst den Namen mit der Zeit gewonnen, daß man sie zur Unterschei- dung von den übrigen Carnis, von welchen sie als eine Colonia (oder ausgeschlossenes und ansgepslantztes Volck) hergekommen waren, Carnutes und Carnuntos I geheissen. Und dörffte sehn, daß die Carnutes unter den Carnis der beste Kern deß Carnischen Adels oder die civilste und politeste unter ihnen gewesen, weil sie i hin und wieder Städte und Städtische I Gemeinen angerichtet. Ob wir aber unser Haupt - Ziel nemlich die rechte Wurtzel, daraus der Nam Carni .und Carni a entsprossen, getroffen, solches wird das folgende Capittel samt unsren eigenen Gedancken ! eröffnen. Das VIII. eapittci; Von dem hohen Alter deß Namens Carnorum, Cranorum und Carnutum, auch wie und woher derselbe auf die Carner und Crainer gelangt. Inhalt. ^pallabit und D. Schönlebens Wennung von der ersten Hund Werbung der Carnorum und ihres Uamens. Der Carnorum erste Ankunfft in Italien ist biel älter, weder D. Schönleben vermutet. Bla rer Beweis, dass die Carni schon biel eher berühmt gewesen, als Dnllndius will. Die rechte Bedeutung der Uamen Carni und Crani, Wie auch derselben Verpflantmng auf die Gallier. Was das Wort Canion ben den alten Galliern bedeutet habe. Hedeutung dess Uamens Carni ben den Syrern und Arabern. Carnus und Cranus ist ein er Im Hain. Fürnehmste Bedeutung und erster Ursprung dess Uamens Laranus und Lrain. Solche Sedeutung wird um soviel mehr bescheinigt durch die Vielheit derer Getter, die solche Damen geführt. Was für Gerter den Hamen Carne oder Carna gehabt. Das heidnische /est Carnia. Obs vermutlich, dass die Larnische Nation ihren Uamen von dem heidnischen Dnester Caino bekommen habe? Wie der Uam Carni und Crani von den Griechen auf die alte (tarner und Lräiner gelangt. Die Griechische Sprach ist in Gallia sehr bekandt gewest. Wie bemeldte Hamen auch von den Db oc ni eiern zu den Galliern geflossen. Jubel von den Verrichtungen und Lhaten dess Griechischen Herculis in Gallia. Was für ein Hercules in Gallien gekommen. Weiterer Bericht wie die Uamen Carnus, Carnutum und Carnutes unter die Gallier gerahten. Burtze Wiederholung dess reclifen Herkommens dieses Hamens. Warum mit der obgleich ansehnlichen und scheinbaren Antwort deß D Schönlebens die Frage von dem Namens-Ursprung e an-noch nicht aufgeleset sey. f achdemmal alle die Ausführlichkeit, so biß noch gebraucht worden, nicht so sehr auuoch zur Erspührnng deß Ursprungs der Cräiuer und alten Carnier selbsten, als vielmehr ihres Namens für biß Mal gewidmet ^ ist; so fragt sichs nun, ob wir durch den Beweis, daß die Carni Gallier und Deutschen gewesen, oder vielmehr, daß es unter den Celtis Gallier und Deutschen gewisse Bölcker gehabt, die man Carnos geheissen, allbereit auf die rechte Spuhr gekommen, wie der I). Schönleben erachtet? Meines Bedunckens ist es noch nicht an dem. Denn ob man gleich dieses errichtet hat, daß die Cräiner und Kürndter der alten Carnorum und Carnutorum oder Carnutum (wiewol bet)nt Strabone die Carnutes an der Loir wohnen und ziemlich enge eingefangen worden) ihre Nachkömmlinge seyen; Bleibt uns doch das rechte Haupt-Ziel, nemlich die Namens- Quelle dieser Bölcker noch weiter ausgesteckt und annoch ungetroffen. Denn es ist ein Unterscheid zwischen dem Ursprünge deß Geschlechts und deß Namens, sonst müssten alle Celtae und Gallier Carni geheissen haben, da doch nur ein Theil der Celtarum diesen Namen geführt. Und weil die Celtae von den unterschiedenen Ländern, so von ihnen eingenommen, oder bewohnet worden, auch unterschiedene Namen gewonnen, kann man nicht wol Umgang nehmen zu schliessen, der Nattt Carnus oder Carni sep einem Theil der Celtarum allererst zugewachsen, nachdem sie das Land der Carnorum eingenommen und also auch von den Celtis vor solcher Einnahme abgesondert gewesen. Weßwe-gen auch die Sache damit nicht ausgemacht, noch der Schluß verbindlich ist, daß die Celtae Carnii, weil sie bey uralten Zeiten das Land der Carnorum bewohnt haben, dem Lande Carnia seinen Namen gegeben; oder auch daß der Nam Carnia und Carni von den Celtis Carniis oder Carnutis selbsten dergestalt urspringlich herrühre, daß man Ursach hette, dabep zu ruhet:, und sich nach keinem älterem Stamm dieses Worts umzuschanen. Diß bemüssigt uns demnach weiter zu gehen und solche Anzeigungen beyzu-bringen, die nicht eben nur auf die Abstammung der Nation, sondern deß Namens (denn daß ist bißhero noch dasje- nige, was wir untersuchen) fürnemlich gerichtet sepn. Denn obgleich offt-berühm-ter Author spricht, man habe die-am Adriatischen Meer weiland seßhaffte Gallier nachmals mit einem absonderlichen Namen Carnos genannt, und selbige Carni seyen anfänglich von den Griechen Celtae, von den Römern Calli, bald hernach entweder Celtae oder Calli (das ist ohn Unterscheid), nachmals aber Galli Carni und endlich schlechts Carni geheissen; a) so weiß man doch darum noch nicht, was denn daß Wort Carni eigendlich bedeute, und wie muehnte Gallier an diesen Zu-Nameit gerathen? Und das gilt nun etgendlich Fragens. Unser Schönleben lässt sich im zwey-; ten Theil seines Wercks, nemlich in den Annalibus Carnioliae vernehmen, er halte dafür, die Carni seyen damals allererst unter diesem ihren Namen und aus der Gallischen Colonia hervorgekommen, als ihnen die Römer befohlen, aus der Landschafft um Aquileja (oder Aglar) zu weichen, dahin sie neulich sich anzubauen unterwuttden. Worauf sie in daß nahe Gebirge sich begeben, und den Anfang gemacht, die mitten-einligende ^obgleich enge Thüler und solcher Gestalt von andren Völckern abgewandt zu bewohnet: als Leute, die andren Menschen gantz unbekandt. Diesem desto kräfftigern Nachdruck zu geben , bedient er sich der Bekenntniß Palladii, welcher meldet, biß an die Zeit, da die Gallier angefangen, bey Aqulleja eine neue Coloniam oder Gemein und Bölckerschafft anzurichten, sey der Carnorum Naut im Tuncklen verborgen gewest, als eines Volcks, das von dem übrigen gantzen Erdkreys war entsessen, b) Nmt will ich nicht streiten, daß um selbige Zeit der Carnorum Nam wol ziemlich tunckel und nicht so sonders hoch-berühmt mag gewesen seyn, zumal in selbiger Gegend. Denn das Gerücht-und der Ruhm-Schall einer Nation fällt und steigt mit ihrem Glück, und wenn der Glantz ihrer Waffen abgenommen, wird auch ihr Nattt zugleich mercklich verfinstert oder ligt eine Weite im Schatten der Unachtborfeit, biß sie wiederum sich erregt und durch martialische oder tninervalische oder mercurialische a) Vid. Schönleben c. 1. Apparatus, p. 36. b) Idein laudatissimus Author parte 2. Carnioliae antiquae & novae, p. 85. D Schon-lebend und Palladii Meyming von der ersten Kundwerbung der Carnorum unter solchem ihren Namen. Handlungen, will sagen, entweder durch den Degen, oder Künste und Wissen-schasften (wie die Griechen), oder durch Kauffmanschafften Gewerbe und Schifffahrten, wie die Phönicier und Holländer von Neuem betrachtsam wird. Wann derhalben jetzt-angezogene beyde Scriben-ten von denen Carnis, welchen, nachdem sie sich um Aquilegia zu setzen, und daselbst eine Stadt zu bauen unterstanden, von den Römern ausgeboten worden, allein reden, auch nur von damaliger Zeit solche Tunckelheit ihres Namens verstehen, so widersetze ich mich solchem Aussprnch nicht ; nemlich in so weit, als es allein ans dieses zum neuen Stadt-Ban ausgezogene Volck gehet. Aber der Verstand ist klar genug, daß sie den Namen Carni allhie so nicht beschneiden, sondern es also meynen, diese Gallier wären damals erstlich (oder zum ersten Mal) unter dem Namen der Carnorum aus derselben Gallischen Colonia hervor gekrochen, und nach dem Gebirge gezogen, darein sie sich zu wohnen begeben, nachdem man sie von dem Aqni-legiensischem Bodem sort geschasst ; und biß auf selbige Zeit sey der Carnorum Nam im Schatten gelegen, im Verborgenen gesteckt. Denn D. Schönleben erzehlet ans dem Palladio, daß ungefähr zwölff tausend Gallier, so von jener Seiten der Alpen herüber gekommen, in der Aquilegiensischen Landschafft eine Stadt und Sitz für sich aufzurichten gesucht. Welches die Carni durch ihre Gesandten nach Rom berichtet, und dem Senat angedeutet, es wären barbarische (fremde) Völcker, so entweder mit Flügeln durch die Lufft, oder aus den Wol-cken voni Himmel herab gefahren seyn müssten, gerad in die Provintz (nemlich derer Carnorum die unferrn von den Alpen damals bey Aquilegia herum gewohnt) herunter gelangt rc. Worauf der Römische Raht die Carnische Abgeordneten gantz ehrlich wieder abgefertigt, und zu den jenseit-Alpinischen Galliern eine Botschaft abgeordnet, um von Selbigen zu vernehmen, aus was Ursachen sie solches Volck hetten über die Alpen gehen lassen? Welche zur Antwort gegeben, es wäre aus keiner öffentlichen Beschliessung und Anstalt, sondern für seinen eigenen Kopfs solches znsammgeloffeues Volck aus ihrem Lande dahin gezogen. Was dieselbe daselbst in Italien machten, oder was sonst in Italien vorginge, darum hetten sie keine Wissenschasft, hielten deßwegen auch keine Nachfrage. Hiernechst habe der Römische Senat solchem fremden Haussen der Gallier gebieten lassen, sie sollten sich aus dem Römischen Gebiet (denn ; dazu ward damals selbige Gegend um Aquilegia und schier alles Land biß an : die Alpes Julias oder ans Friaulische Gebirge miteingerechnet) wegmachen. Da lässt sich unser D. Schönleben behüteten, Palladius habe btejcituje, so dem Römischen Senat solche Einnistlung deß fremden Volcks, so von den Transalpinischen Gallis herüber gekommen, zu wissen gethan, irrig Carnos genannt: und müsse man, durch diese vermeynte Carnos. vielmehr Venetos verstehen, sintemal es nicht glaublich scheine, daß, weil die Carni ungezweiselt Gallischer Nation gewest, die Landsmannschafft oder Nation-Verwandniß ihnen werde erlaubt haben, daß ein Gallier dem Andren widerstreben, und es mit den Römern, welchen die Gallier damals annoch mit Pflichten nicht verwandt gewesen, wider denselben I halten sollte. Diese Bewegniß hat ihn endlich aus den Schluß gelenckt, es wären die, so den Römern der Gallier Ankunfft andeuten lassen, keine Carni (weil seiner Meynung nach alle Carni Gallier oder Deutsche,) sondern alte Benetianer : gewest; als die in Italien fassen, wel-: ches die Römer zur selbiger Zeit, nemlich im Jahr nach Roms Erbauung 568, (wie-wol er nach der Ausrechnung Orosii und Frelolphi schliefst, es sey im 635 gescheht:) fast gäntzlich unters Joch gebracht hatten. Aber ich bin dißfalls andrer Meynung, und vermute nicht, daß Palladius, indem er solche Anzeiger Carnos genannt, sich geirret habe; gleichwie ich dennoch auch unsrem Schönleben dieses nicht dispntirlich machen will, daß man solcher Anzeiger Vorfahren eine zeitlang auch Venetos oder Venediger geheissen. Woraus aber weder dieses folgt, daß damals die Völcker, so nach Rom der i Gallier Ankunfft berichtet haben, nicht Carni sondern Veneti genannt worden; noch auch dieses, daß niemals vorher daffelbst Völcker gesessen, welche man Carnos genannt; und eben so wenig dieses, daß die Anzeiger nicht Gallischer Nation gewest. Denn wie ich oben allbereit ans dem Sabellico berichtet habe, so seynd längst zuvor schon die aus Paphlagonien Vertriebene unterm Antenore aber in dem innersten Winckel desi Adriatischen Meers angelangte Heneti (oder Veneti) bald hernach zu so sieghaffter Macht gelangt, daß die Carni, welche schon lange vor der Henetorum Ankuufft daherum gewohnt, nicht allein den Gewalt der Ve-netianischen Waffen eine .Zeitlang empfunden, sondern auch als Überwundene den Namen der Überwinder anzunehmen genöthigt worden. Ich will Sabellici eigne Worte hinzusetzen : „Constar Antenorem cum multitudine Henetum, qui seditione è Paphlagonia pulsi, sedes & ducem, ut Livius tradit, quaerebant, in intimum sinum Adriatici maris venisse, pulsisque Euganeis, Trojanos & Henetos ea loca tenuisse, quibus modo Patavium est. Oppidum autem, quod primo condidere, Troja dicta est ; gens vero universa, ab Henetis, mutata literà Veneti. Quorum opes eous-que, procedente tempore, crevere, uta Pado flumine Aquilejam usque omnis litoralis ora Venetia dicta sit, ipsi incolae Veneti. Quod cum ita sit, haud dubium est, Carnos non spectasse tantum vel audivisse, sed sensisse etiam pro tempore Venetorum arma; quippe qui tanquain victi, in eorum, qui vicerunt, appellationem concesserint, a) Aus diesem Grunde nemlich mit einem Absehn aus die urälteste Venetianer, von welchen die Carni selbiges Welt-Alters sowol ihrer vorigen Freyheit als ihres Na-tion-Namens eine Zeitlang beraubt gelebt, mag auch gelten desi Simi eri Aussage, den Venetis gebühre am allereigendlichsten der Nam desi Julianischen Alp-Gebirges, b) Allein es seynd selbigen alten Vene-Der Carno- digern hernach die Flügel wiederum ziem-Aànfft in lich gekürtzt und die Carni in selbiger Italien ist Adriatischen Nachbarschafft sowol als an weder den Alpen, bcydes ihrem Joch und Namen Schönleben wiederum entwichen, haben ihren vor- “nb_ Palla- maligen eignen Namen wieder genommen, „ustniu und zwar bey die 431 Jahre schon vorder Zeit, die Palladius und D. Schönleben für die erste Entdeckerinn oder Be- kandmacherinn desi Namens der Carnorum ausgegeben. Denn bey Regierungs-Zeiten Tarquinii Prisci, nemlich zwischen dem 138 und 175sten Jahr der Stadt a) Vid. Sabellicus lib. 2. de Vetustate Aquileiae, fol. m. 66. Lit. F, b) Simlerus in Commentario de Alpib. Rom, (so lang regierte besagter König Tarquinius Priscus) seynd sa die Gallier über die Alpes Julias in Italien gezogen, unter welchen, wieder Schönleben selber aus dem Livio bekennen muß, das Carnische Geschlecht der Carnutum begriffen war. Und seit der Zeit hat kein Venetianer sie wiederum dergestalt bezwungen, daß er ihiteit auch ihren eigend-lichen Namen wiederum ab, den seinigen hingegen ausgedrungen hette. Diesem gedeyet zum Vortheil und Behelfs, was unser D. Schönleben selbst in seinem Apparatu c) und zwar zum Theil aus dem Cluverio d) zu mercken gießt ; nem-lich bey den älteren Zeiten hetten sich die Grentzen der Venediger über den Timavum erstreckt, und die Istri das übrige besessen, also daß zwischen den Venedigern und Jstris (oder Histerreichern) kein anders Volck gelegen; so lange biß der Theil desi Adriatischen Users zwischen den Strömen Tilavempto und Formione entweder durch Vergunst der Römer oder je gewißlich durch Kriegs-Gewalt denen auf das ebene Land herab ruckenden Carnis zugeeignet worden. Jedoch setzt er dazu, es gelte nicht Wissens, sondern nur Errah-tens, wann solche der Carnorum Ausbreitung geschehen sey. Derhalben hat Palladius die Anzeiger der angekommenen Gallier gar recht Carnos, genannt. Daß die Carni ein Gallisches Volck gewest, ist wol wahr; doch darum nicht eben nothwendig von allen Carnis zu glauben, weil auch in Phönicia, Carni vorhin gelebt, die doch keine Gallier waren. Daß aber diese Anzeiger oder Ankündiger Gallier dennoch gewesen, halte ich für gewiß. Denn obgleich gelobter Author einwendet, die Gallier wären damals annoch nicht unter der Römer Botmüssigkeit gestanden ; steht doch darauf diese -seine Mey-nuna nicht grundfest; angemerckt, diejenige Gallier zwar, welche jenseit desi Alpim-schcn Gebirgs hanseten, der Römischen Botmüssigkeit annoch damals, nemlich im 568 Jahr der Stadt Rom geübrigt waren; keines Wegs aber die Gallier, so disseits der Alpen gegen Rom zu nemlich) lagen; als welche schon vorlängst den Römischen Zaum angenommen hatten oder doch guten Theils unter Römischen Schutz, oder in der Römer Bündniß lebten. Denn es hatten bereits Klarer Beweis, daß °>e Carni schon viel Eher berühmt gewesen, tre--Palla-°>us will. vor viel - und laugen Jahren etliche Gallier den alten Tyrrhenis, welche das Land, so von dem Alpenninischem Gebirge und Adriatischem Meer bezielt ward, wie auch das Phlegräische Gefilde um Capua und Noia bewohnet, ihren Sitz genommen und sich drein gesetzt. Es fassen ja schon vorlängst auch die Insubres Galli in dem Meyländischen fest genug tit ihren da stet bst erbauten Städten sowol als in der nmligenden Landschafft. Zwischen dem Appettino und Po-Strom wohneten ja bereits die Boji, hernach die Eganes und endlich nechst diesen die Senones, welche „die Letzten oder Aeuffersten unter allen Galliern am Adriatischen Meer gewohnt. Und diese Bölcker waren unter denen Galliern (ich rede mit dem Polybio), so in Italien lebten, die allerachtbarstea) nemlich ehe denn noch einmal die Transalpinische oder jenseit deß Gebirgs gesessene Gallier eingebrochen, die Stadt Rom zu erobern, welches 200 und etliche zwantzig Jahre erst hernach geschehen; Da sich diese in Italien sitzende Gallier guten Theils zu jenen geschlagen ans gemeine Beute. Aus diesem Ort Polvbii erscheinet dreyerley: Erstlich, daß die Gallier schon etliche hundert Jahre vor Einnahme der Stadt Rom sich in Italien fest gesetzt; zweytens, daß unter denselben auch eiu ansehnlicher Theil von der Gallischen Nation der Sennonum gewest, welche D. Schönleben selbst für der Carnorum Vorfahren und Nation-Verwandten vorher in seinem Apparatu ausgiebt; und drittens, daß diese Senones unter den Galliern die sürnehmste Authoritet (wie Polybius redet) zu solcher uralten Zeit gehabt. Ob nun gleich die Jtaliänisirte Gallische Nationen eine zeitlang srey gesessen, seynd sie doch endlich allesämtllch von den Römern überzogen und theils gar unterwürffig worden, theils aber in Protection genommen, so lange bißsiemeh-rern Theils unter Römischen Gewalt gebeugt worden. Weil nun solches vorlängst schon geschehen war, ehe denn Quintus Martius die Gallos Sennones angriff, oder CI. Marcellus (unter dessen Gommando den nen-angekommenen Galliern auf eingelangten Bericht der Carnorum im Jahr 635 oder 636 geboten a) V. Pilybium lib. 2. ward den Jtaliänischen Bodem zu räumen) noch einmal geboren worden; kann man nicht sagen, daß alle Gallier zur Zeit dieser Bürgermeister noch srey vom Römischen Joch gewest; sondern nur die, so jenseit deß Alp-Gebirgs wohnten, und etwan auch die Carnische Galli, so unten an den Alpen nicht weit vom Adriatischen Meer lebten; Welche der Livianische Epitomator deßwegen Sarnios oder vielmehr Carnios (denn es ist ohne Zweifel nur, wie Cluverius recht urtheilet, verdruckt oder verschrieben) gentem alpinam nennet, weil sie am Fuß der Alpen ihren Sitz damals gehabt. Wann nun in Italia damals allbereit viel Gallier unter Römischem Gehorsam oder mit den Römern im Bunde gestanden, so ist es gar nicht unglaublich, daß etliche derselben den Römern entweder als ihren Bnndsgenossen, oder als Oberherren das Beginnen der neu-angelangten zwölff tausend Gallier kund gethan, weil sie ohne Zweifel sich selbsten einer Verunruhignng von solchen fremden Gästen besorgt haben. Und weil diese in der Aquilegischen Nachbarschafft damals seßhaffte Carni schon lange von den Galliern jenseit der Alpen, von welchen die zwölfftausend Fremdlinge herein gekommen waren, sowol durch gedachte Alpen selbst, als durch die Bund- oder Schutz-Verwandniß der Römer abgeschnitten worden; hat die selbsteigene Angelegenheit und Wolfahrt bey ihnen mehr gegolten als die Landsmannschafst. Zudem ist diß Exempel das erste nicht, daß die Gallier mit Zuruckstellung der Landsmannschafft wider einander, und ein Theil derselben auf der Römer Seiten gestanden; masten im zweyten Buch Polybii davon unterschiedliche Beyspiele anzutreffen. Uber das Alles meldet unser werthe Schönleben etliche Bläter hernach selber b) ans erwehntem Palladio, daß im 571. Jahr der Stadt Rom Q. Fabius Buteo, dem die Provintz disteits der Alpen (von Rom aus nemlich zu rechnen) aufgetragen worden, die Jstros (oder Histerreicher) aus Friaul und Carnia verjagt habe, als biß dahin selbige sich allbereit ausgestreckt hatten. Also miisten je damals auch dißseits der Alpen (wodurch ich allhie stets die Jtaliämsche b) Parte 2. Carnioliae Antiquae & Novae, p. 87. Seite oder die Seite nach dem Adriati-fchen Meer Werts verstehe) Carni gewohnt haben. Seynd nun die Carni im Jahr 571 der Stadt Rom disseits der Alpen (denn weiter ist gedachtem Fabio keine Ordre gegeben, zu agiren) auch wohnhafft gewesen; so können sie ja nicht im Jahr 570, und noch viel weniger nach Orosii, Fre-culphi und Andrer Meynung, ums Jahr 635 unter dem Namen der Carner von den jenseits-Alpinischen Galliern allererst daher gezogen, oder der Carnorum Nam biß auf die Zeit, da besagten zwölsf tausend Galliern der Jtaliünische Bodem untersagt worden, so unbekandt und verborgen gewesen seyn, als eines Volcks, das von der übrigen gantzen Welt abgesondert wäre. Ja es tiesse sich auch noch tool fragen, mit welchem alten Scribenten mans könne ausfündig machen, daß diese zwölsf tausend Gallier, welche von dem angefangenem Ban abgetrieben worden, eben Carni, und keine andre Gallier gewest? Schwerlich wird mans mit einer alten Authoritet oder Zeugschafft versichern; sintemal diese nirgends ausdrücklich Carni, sondern nur Gallier genannt werden. Gesetzt aber, ich irrte mich hiermit, und nicht diese zween ansehnliche Scribenten Palladius und Schönleben gesetzt, es wäre nicht ihre blosse Mutmas-sung, dafür es unser Author doch auch nur ausgiebt, sondern die Gewißheit , das; damals die Carni zum ersten Mal unter dem Namen der Carnorum aus Gallia hervor gebrochen (da doch, wie gedacht, nicht einmal gründlich zu erweisen ist, daß die zwölsf tausend eben Carni und keine andre Gallier gewest) ; Oder gesetzt, es Verstehens wohlgedachte beyde Scribenten also, daß selbige zwölsf tausend Gallier, nachdem sie ins Gebirge zu kriechen und daselbst in den Thälern vorlieb zu nehmen, gedrungen worden, bald hernach erst den Namen der Carnorum gewonnen, und also unter diesem Namen damals erst bekandt worden (welches doch den Worten beyder Autliorum, die hiernnten in der Concordantz *) deß- *) Ita enim Author : Quin imo ego existimo, Carnos tune primùm sub hoc nomine, & ex eadem Gallorum collonia, emersisse, quando jussi à Romanis ex agro Aquilejensi decedere, in propinqua montana immigrarunt, & valles ; intermedias, licet angustas, quasi hominibus caeteris ignoti, coeperunt incolere. Fatetur wegen beysüge, auch nicht allerdings voll-kommlich gemäß scheinet, sintemal aus denselben nicht erfolgt, daß die Carni hernach allererst diesen ihren Namen empfangen hetten, sondern nur dieses, daß dieser ihr Nam damals erst entdeckt worden): so wird man doch damit noch lange soviel nicht erobern, daß vor dem Ausbruch dieser um Aquilegia bauenden, oder nach dem verlassenem Bau in die Alpen gezogenen Gallier, der Carnorum Nam gäntzlich verborgen oder unberühmt gewest; jtoch daß ihre Waffen vormals keinen Schall und Klang in der Welt gegeben; oder in keineni andren Reiche der Welt, ohn allein in Gallia, Bölcker vormals gelebt, die man Carnos (das ist die Herren und die Für nehmen, wie ich bald hernach solche Namens-Deutung begründen will) getitulirt habe. Bielweniger hat man auch noch den Ursprung deß Namens der Carnorum damit angewiesen, wenn man gleich diejenigen gewiesen hette, so unter diesem Natiteli in Italia am ersten bekandt worden. Doch kann man diesen beyden Scribenten nemlich dem D. Schönleben und dem Palladio so viel tool eingehen, daß vielleicht ungefähr um selbige Zeit oder je unlang zuvor der Nam Carni in Italien au noch nicht übrig laut und weit geschallet, noch in so grösser Betrachtung damals gestanden, als etwan vor- und nachmals. Damit ich nun doch einmal würcklich darthue, das;, wie ich bald anfangs gedacht, die Quelle dieses Namens viel tiesfer in der Antiquität lige, weder man sich einbilden dörffte; werde ich ohne einige Schmeichelet) mit Wahrheits-Grunde behaupten, dag beyde Namen Carnus und Cranus (oder Crai n) bey urültester Zeit Namen einer hohen Bortrefflichkeit und Herrschasfts-Titeln gewest; weßwegen sie in Syrien, Phoenicien und Griechenland längst vorher schon geleuchtet, ehe sie aus eine Gallisch-Deutsche Nation gelangt: und hernach weiter berichten, wie und woher sie auf diese Nation mit der Zeit versetzt seyen. Um soviel augenscheinbarer nun solches ausznführen, dienet uns, voraus zu betrachten, daß die Wörter Carni und ipse Palladius, ad hoc usque tempus, quo colonia Gallorum circa Aquilejam condi coepta, nomen Carnorum in obscuro latuisse, quasi gentis à reliquo toto orbe distractae. Was Carline eigend-lieh auf Teutsch heisse. Beydes die redjte Bedeutung deß Namens Car-nia und dessen Verpflanzung auf die Gallier wird hier-nechst bewiese». Abeutunq beg Worts Carnon bet) ben alten Gallier». \ Ah ben Syrern unb Ara. der». Crani nicht nnr in Gallia und Italia, sondern auch in ändern Ländern brauch» tich, und unterschiedliche Sachen doch hauptsächlich fürnehme und betrachtsame damit bezeichnet worden. Denn wiewol auch einige mittelmässige oder gemeine Dinge diesen Namen gehabt, ist doch der Vortrefflichen, die darunter in der Welt geleuchtet, eine viel grössere Anzahl, und ihrer Bedeutung Hochachtbarkeit eben die Ursach gewest, daß auch theils geringe Sachen denselben mit der Zeit an sich gezogen; wie nicht nur grosse Leute, sondern auch Kinder gern im Sonnenschein gehen, und wie nicht nur das Haupt deß Landes, ' sondern auch tool bißweilen ein Bürger oder Bauer im Lande König oder Fürst heisst; obgleich Jener solchen Namen als einen Stands-Namen und Titel, diese aber nur als einen eigenen Geschlechts-Namen führen. Das Wort Carnon bedeutete bet) den alten Galliern eine Trompet. Wie uns diese Worte Hesychii lehren: Kuqvov rr/»’ uànhyyn yahitav. DtC Araber NeNNkNs gleichfalls Carnon, und die Syrer Carno oder Carna. Daher die Römer Cornu sprechen und das a in 0 verwandeln; vielleicht weil das Krummhorn, so Man gleichfalls unter dem Feldspiel mit gebraucht, wie ein Horn sormirt ist, weßwegen man auch noch heut unsre Zincken Corneten Heisset. Es hat aber auch ohne dem das Wort Carna und Carno im Arabischen, Syrischen und Hebräischen die Bedeutung eines Horns, ungleichen einen Ecken und auch eines Scheidewegs, weil nemlich die Weg-Scheide etlicher Massen die Figur eines Horns giebt. Daher auch im Orient das Horn offt für eine Ecken genommen wird. Von dem Syrischen Dolmetscher wird das Wort Eck-Stein so im II Vers deß 4ten Capittels der Apostel-Geschichte stehet Caput Cornu das Haupt d^ß Winckels oder der Ecken genannt. Und bey den Arabern wird die sehr alte Stadt Carna, die nicht weit von Mecha noch heut stehet, Karno - Imanazili, Cornu habitationum oder die Wohnungen im Horn, das ist am Eck deß Scheide-Wegs benamst; angemerckt daselbst zween Wege zusammen lauffeit, deren einer von Mecha gegen Aufgang nach Taipho geht, der andre nach Sanaa gegen Mittag. Wie Bochartus im Phaleg gar erudit beglaubt. So nennet auch noch auf diesen Tag der Frantzos die Spitze oder Ecke einer Tasel oder eines Steins Carne. Wiewol nun die Trompet und die Ecke was Gemeines anzeigt sowol als das Horn, weiß man doch, daß auch was Fürnehmes dadurch bemerckt werde; denn das Horn, welches aller der andrei: metaphorischen Benennungen Grund ist, bedeutet bey den Hebräern eine hohe Gewalt, Regiment und Herrschafft, gleichwie weniger der Eck st eilt deß Ge-schlechts für den König oder Fürsten genommen wird, sowol wie die Spitze den höchsten Gewalt sinnbildet und die Trompet den Ruhm - Schall deß Gerüchts. Jedoch damit man nicht vermeyne, ich suche es zu weit, will ich einen nähern Beweis stellen, daß der Nam Carnus wie nicht weniger Cr anus, und Crania von der Hoheit herrühre oder eine Vor-trefslichkeit und Hochansehnlichkeit bedeute. Allein muß nothwendig vorher gemeldet werden, daß Carnus und Cra-nus einerlei) und nur am Dialecto, das ist nach der besondrer: Aussprache dieser oder jener Landschafft unterschieden, gleichwie die Littern auch einerlei) ; ausbenommen daß nur daß einige r versetzt ist, und im Wort Carnus hinter dem a, im Cranus aber vor demselben steht. Welcher Beweis so schlecht nicht ist, wie ihn der Cräinerische Author Doetor Schöleben hat angesehn. Denn solche Versetzung ist durch nichts anders als durch die gelindere oder härtere Aussprache deß Buchstabens r verursacht worden. Daß Carnus oder Carna und Crania eben so viel (der eigendlichen Bedeutung solcher Wörter nach) gesagt sei) als Caranus oder Cranus, Ca-rana und Carania, ungleichen Carne soviel als Carane, bezeugt mir Strabo. Welcher im 16. Buch diese Worte führt: Ultima regio (scii. Arabum) à quatuor maximis inhabitatur nationibus ; à Minaeis, in parte ad rubrum Mare sita. Maxima eorum civitas Carna sive Catana &c. Ihre grosse ft c Stadt ist Carna oder Cavana. a) Gilt nun Carna dem Straboni in Arabien soviel als Carana, ey so muß diß Wort in andren Ländern gleichfalls von gleicher Güte seyn; verstehe dem Herkommen und uraltem Ver-stande nach. Denn daß hernach durch Carnus unb Crannsr ist einerley Nam. solche unterschiedliche Aussprache endlich auch eine unterschiedliche Landschaffts-Bedeutung sey erfolgt, gestehe ich gern. Hie mögte man zwar einwerffen, Ca-rana ititd Caranus sey nicht eben gleich Grana und Cranus. Aber drauf antworte ich, es sey anders nicht als einerlei) Nani, und habe die corrupte Aussprache nur allgemach das vorderste a aus Caranus hinweg gepartirt. Diß steht zu beweisen mit dem Namen deß allerersten Macedonischen Königs. Daß derselbe Caranus geheissen, findet man beym Diodoro, Livio, Pausania, Justino, Ce-dreno und Pontio Paullino, a) Welcher unter andren diesen Vers deß Poetens Ausonii 6) anzeucht: Et Caranus, Pellaea dedit qui nomina Regum &c. Unter jetzt angezogenen Scribenten aber hat Cedrenus diesen Namen Caranus schon corrnpt gesetzt, und für Caranus Kouvnóq Cranaus geschrieben. Hernach hat die Nachkommenschafft hievon abermal ein a nemlich das Letzte ausgelassen, und für Cranaus gesprochen Cranus; Etliche Leute aber und Landschafften nach ihrem absonderlichem Dialecto, Car-naus und zuletzt Carnus. Weil man nun, wie jetzo erwiesen, diese zween Namen mit keinem andren Unterscheide als deß blossen Dialecti oder der mund- artigen Aussprache vor Alters gebraucht, müssen sie unstrittig gleicher Bedeutung seyn und aus gleicher Quell entspringen. Derhalben kann mir auch sowol das eine als wie das andre ohn Unterscheid zur Erklührung deß rechten Sinns oder Verstands dieser beyden Namen dienen, und muß man mir gestehen, was ich für eine Bedeutung von Cranus (oder Caranus) beweise, die sey zugleich auch von Carnus bewiesen, und umgewandt sey es gleich also beschaffen. Nun heisst aber Caranus oder Cranus ein Herr, nemlich ein gewaltiger, monarchischer oder vollmächtiger Herr tivroxoarwo xvqwi; beym Xenophonte c) und xQcivov bedeutet auf Griechisch das Haupt. Es kommt aber der Nam Caranus und Cranus ursprünglich her aus den: Hebräischen (Cran) und vermut* a) Lib. de Regibus ex tribus Suetonii libris. fc) Epist. 19. ad hune ipsum Pontium Paullinum. c) Hell. 1. lich sowol dem Lateinischen Wort Corona als unsrem Deutschen Kron den ersten Ursprung gegeben, so eine Herrschafft bemerckt, oder wie Vossius will von (Kara) vocavit ; daher N*Hp (Kari) vocatus ad regnum, inclytus, celebris, soviel als ein zum Reich Erwählter oder Beruffener, ein H ochvortresflich - berühmter. Ich muß hiezu ein paar gelehrter Zeugen beruffen. Cape! Ins ein grundgelehrter Ehronologist schreibt: Hae voces ko/nog Caranus, Quirinus xvaioj xotgavoi sunt Hebraicae vel Syriacae originis, ac dominatum significant. ,;Die Wörter Cranus, Caranus &c. seynd Hebräischer oder ^Lyrischer Ankunfft und bedeuten einen Dominar.“ d) Sonst wollen andre Authores, Koóiog (oder Saturnus), werde also genannt roi>< rdi' yóovov von der Zeit. Darauf auch Aristoteles gezielt als er in seinem Buch von der Welt geschrieben Jupiter sey ein Sohn Koimi rjui ynóvu. Aber dieser Ca-pellus deutet es gar anders und schreibt der Vater- Spötter Eham habe, nachdem sein Vater Noah ihn deßwegen verflucht, daß er auf seines Vaters Schaam mit Fingern gezeigt, den Nomen nicht gern haben wollen, als ob er solches hette aus Spötterey gethan; weswegen er um den Schein zu gewinnen, als wäre es vielmehr aus Ehrerbietigkeit gescheht!, sowol seinem Vater als ihm selbsten und seinem Sohn und einem jedweden männlichem Gliede eine Gottheit angetichtet, seinen Vater aber Cranum (oder Kronum) oder den Saturn, das ist unsren Herrn oder Herrscher |*]p getitulirt. e) Ich lasse diese Namens-Leitung deß Kqóvu oder Saturus zwar dahin gestellt stylt; Unterdessen ist doch nicht ohn, daß Cranus aus der Hebräischen Sprache flieste, und ein herrschaftlicher Ehren-Nam oder vielmehr ein solcher Titel sey, draus zuletzt besoudre Eigen-Namen etlicher Städte und Völcker worden. Hiermit gewinn ich auch den Vos-sium zum Zeugen und Beystimmer, welcher beglaubt, das Wort Caranus (oder Cranus, welches ihm gleichfalls einerlei)) bedeute nicht nur die Sonne, sondern auch einen Herrn; Wie aus diesen seinen Zeilen zu vernehmen. Diximus d) Capellus ad Annnm Mundi 3187. pag. milii 170. b. e) Capellus ad Annnm M. 1781. p m. 44. Fürnehm-ste Bedeutung und Ursprung deß Namens Crain und Cara- Scriptori *) quidem de origine gentis Romanae, sive is S. Aurelius Victor, seu alius, Recaranum vocari (scii. Solem s. Herculem Romanum) at Verrio Flacco apud Servium dici Garanum, vel Caranum. Unde suspicio mihi objecta, Herculem Recaranum nominatum, quasi Regem Caranum dicas. Caranus vero ad verbum.idem notat, ac Belus. Nam uti Belus dominus; ut abunde antea vidimus ; sic & Caranus idem ac nomavo? dominus ; id que ut censeo, à 5^3vocavit unde clytus, Kari, vocatus ad regnum, in- celebris. Ut 1 Ke- ruim, inclyti, magnetes. Num.l. 16. Item 2. Sam. 15. 2. &Ezecli. 23. 23. Ut vero Belus, & Solis & Regis ; ita Caranus quoque utriusque feuerit Nomen . Solches ergreifft man eben sowol aus der Ur-Ankunfft und Deutung deß Worts Carnus, als die mit Cranus hiermit Gemeinschafft hat. Denn vorangeführter Ca-pellus schreibt, Carnius scheine gleichfalls aus dem Hebräischen zu entspringen und bedeute soviel als Dominus noster (unser Herr) 6), bemercke eine Herrschafs t, sowol als Caranus, Cronius, Quirinus, c) Wer nun der Sachen ein wenig nach-dencken will, der wird diesen Ursprung und Verstand sowol deß Namens Caranus und Cranus als Carnus um soviel williger ihm belieben lassen, und recht sprechen; wann er nur betrachtet, wie alle beyde Namen sowol im Orient als Occident sich hin und wieder ausgestreuet, und viel Oerter in unterschiedlichen Königreichen dieselbe geführt. Welches nicht geschehen wäre, so die Völcker nicht diese Namen ihnen für eine Ehre geschützt und damit geprangt hetten. In Eephalenia fand sich noch zu Strabonis Zeiten ein kleines Städtlein, Granii genannt, d) Massen es Thucydides und Strabo also im Namen der Vielheit aussprechen, da es sonst auch Cranioni heisst. Die Griechisch-Atheniensische Landschafft Atthis und Attica hat von Atthide, einem Sohn deß Granai, ihren Namen, von welchem Cranao auch die Einwohner Granai genannt worden. Wie derselbige Strabo andentet. e) Dieser Strabo gedenckt auch der Insel Cranaa aus dem Homero, die man nachmals habe Helena genannt. Wiewol er dabei) meldet: daß sie Cranaa genannt, bedeute soviel, als die rauhe oder scharffe. f) Welche aber Zweifels ohn nur seine blosse Mutmassung ist, weil er den rechten ältesten Ursprung deß Worts Granai und Cranaa nicht gewusst. Wiewol auch diese Deutung anfangs was Hohes bemerckt haben kann, nnd ebensoviel als ernst hasst oder streng vielleicht anzeigen wollen, nemlich im Regiment und Gebiet. In den Thessalischen Lust-Feldern, so man Tempe hieß, stund die Stadt Cranon ; und in Athamania (in einer Landschafft Thessaliens, oder wie Andre wollen, Illyriens) eine andre eben deß Namens, nach Stephani Bericht. In b) Capell. ad A. M. 2872. c) Idem ad A. M. 3324. d) Strabo lib. 10. fol. 297. & Thucid. lib. 5. e) lib. 9. fol. m. 265. f. f) Idem lib. 9. fol. m. 267. 20 Herrliche Bedeutung des Namens Carni. Der erste Ursprung und Bedeutung der Namen Cranus und Camus wird durch die Vielheit derer Oerter die solche Namen geführt bescheinigt. Zween Raben nur in Athamania. dieser sollten nur, wie die Alten aussprengten, allezeit zween Raben seyn; welche so bald sie ein Paar Jungen ausgebrütet, gleich davon flögen an einen andren Ort. Diß Caanon ligt beym Strabone hundert Stadia von Cottone. Homerus nennet die Ephyrios ebenfalls Cranaos So hieß auch das Gymnasium zu Corinthos Craneum. Und Tarsus in Cilicia hat vormals Crani a geheissen. Cranea hieß auch eine kleine Landschafft der Ambraciotarum. Nicht weniger ward ein Marck-Flecken am Schwartzen Meer Cranides, und das Volck daherum Cranitae geheissen, wofür ohne Zweifel ihrer Viele Carnitae gesprochen, und die Lateiner hernach Carnuti oder Carnutes gesagt. Grane hieß auch eine Stadt in Arcadien, und Granaus eine andre in Caria. In der Laudschafst Zeltica, so an klein Armenien stieß, stund die Stadt Co-mana (wiewol Procopius dieselbe recht in klein Armenien, Strabo aber in Zeltica setzet). Selbige Stadt bestund in keiner einigen, mit Ring Mauern eingefassten Gemein; sondern sormirte aus unterschiedlichen ein Corpo als wie gleichsam eine kleine Republic, wiewol unter dem Gubernement der Römer; und waren derselben nach Strabonis Anzeigung auch die Granai incorpirt, daher die umligende Lands-Gegend Caranitis hieß, a) Alle solche Oerter seynd entweder nach ihren Lands-Häuptern, Fürsten und Königen, welche den Namen Granaus geführt, oder bloß mit der für nehmen Bedeutung willen so genannt worden. Denn es ist nichts Seltenes, daß aus gemeinen oder gewöhnlichen Namen (nominibus communibus), wann dieselbe was Hohes bedeuten, mit der Zeit eigene oder Geschlecht-Namen oder auch Titeln werden. Wovon auch manche Landschafften und Städte einen Namen bekommen. Wie denn auch dieses nichts Neues, daß die Städte nach diesem oder jenem grofsen Herrn bißweilen genennet werden. Daß aber unterschiedliche Stands-Personen diesen Namen geführt, ist gewiß. Daß der erste Macedoni)che König, welches Posterität gar lange beh der Königlichen Hoheit wiewol beh weitem nicht in solcher Macht als der erste Urheber ihres Königreichs verblieben, Caranus (Granaus und Cranus) geheissen, haben wir schon verstanden. So weiß man, daß der zweyte Atheniensische König gleichfalls Granaus (oder Cranus) benamst gewesen. Der Nam Carna. so mit Grana und Carana gleicher Bedeutung, auch schier gleiches Lauts und einig allein durch unterschiedenen Dialectum nur mittelst Versetzung deß Buchstabens r von Grana unterschieden, hat gleichfalls an gar vielen Orten gegläntzet, und manche Stadt damit geprangt. Denn wie etliche Städte den Ehren-Namen Königsberg zum An-gedencken eines gewissen Königs führen, also hat auch Carna und Carana soviel hetffen sollen als Königs-Stadt oder Fürsten - Stad t, Kron-Stadt, Herrn-Stadt u. s. f. ^Dieses Namens findet man folgende Städte: In Ionia die Stadt Canna; In Phönicien die Stadt Carne amBerge Libanon, deren Plinius Meldung thut; 6) Und ebenfalls in demselbigen Phönicien eine noch andre viel grössere Stadt, die eben deß Namens, und von Carno, deß Phönicis Sohn, also genannt; wann auf Stephani und seiner Autborum Aussage hierinn sicher zu f uf) eit ; In der Arabischen Landschasst der Miliacorum die Stadt Carna (oder Carana). deren ich vorhiuu aus dem Strabone Meldung gethan, und sonst noch in andren Ländern etliche mehr. HiebeY steht auch dieses nicht zu verachten, daß die Spiele der Lacedämonier, welche sie im Jahr der Welt 3324 nach deß D. Schönlebens Ausrechnung, nach Capelli aber im 3378sten angeordnet, Car-nia genannt worden. Athenäus berichtet, daß selbiges Fest im Maymonat gehalten sey. Daher auch dieser Monat beh ihnen mensis Carnius hieß. Dem Abgott Apollo ward gleichfalls der Beh-Nam x«prf«o„- (Carneus) gegeben. ySo wurden auch die Apollinische Priester, welche, nachdem die Herrschaft der Sicyonier gefallen, hernach dreh und dreyssig Jahre daselbst das Regiment geführt, und das Fürst enthum mit dem Priesterthum vereinigt haben, Oerter, so den Namen Garne oder Carna &c. gehabt. §)a§ Aesl Carni. Carni getitulirt, vermutlich ihrem Abgott dem Apollo zu Ehren. Athenaeus giebt vor, es seyedeßwegen Apollo mit Anstifftung solches Festes beehret, daß er mögte desto mehr versöhnet werden über die Erwürgung seines Prophetens und Priesters Carni, welchem die Heraclidae hatten den Hals gebrochen : woraus unter diß Volck eine Pest eingerissen, und nicht eher ihre Wüte ein-gestellet haben soll, biß das gefragte Oracul gerathen, dieses Fest anznordnen. o) Pausanias thut fast gleichen Bericht hievon, mit dieser Umstands-Beysügnng, Carnus, der Priester, sey von deß Phylantis Sohn Hippota getödtet, und der verdienten Straffe, weil er die Richter bestochen, entgangen, und darüber vom Apolline das mit Pestilentz geschlagen rc. b) Der D. Schönleben steht in Zweifel, ob etwan die Carni von diesem Apollinischen Priester oder Wahrsager Carno, und nachmals die Carniolii (oder Emitter) ihren Namen empfangen? oder ob selbiger Wahrsager vielleicht nicht so sehr von Namen als von Nation ein Carnus gewesen? c) Ich glaube aber keines von Beiden; sondern, daß sowol dieser heidnischer Psaff als der Apollo solchen Namen zu Ehren ihrer hohen Authoritet, so sie unter den verblendten Heiden hatten, überkommen haben; weil dieser Neun sowol bet) den Griechen als Phoeniciern etwas fürnehmes und herrliches bedeutete, wie vorhin schon angezeigt, es ver- Daß dieses Fest zur Ehren-Gedächtniß fcieCamicon deß erwürgtet: Carni, und zur Danck-b«n Heidin- barfeit gegen dem Apollo dafür, daß er faAem-icnn^'^Z te rati dienet _jr * AA Qberfail,actt ^ ^Jaikachj-Lu fs r^ME^dmtkat ®*V* "°f‘ di Alar ein IGFELD tWtt® Lanostra xtAse: 6»zn : 0r Kat lAfi ACirinlS, dtttmhvry Altmhuijv ' 'DOLPHSWERT Ainodt LAAS'^'^Èf' ’xudeit ° Maltiera Möttung dltólertaho, ._ ./ J\e}(a. —>- — ÄMarensfM 9^0> .Jfa/ y"~ 'OTJSCHEE VitA dohannàs (TTybain (sherni Y&& -Ff£-VvT( 1 PAiJfì -SA ■ ■uttvt germamia communia. (jutmey fabiana. Butari /Aurad iman 'tiaiksmstan^pJtosslunizt Odia, *pès ) f(‘rskan : Z /~ ScS,>Castv/ Wz^/ “LoVRA/NA .^ÄNtlGNANA V dJetrumV/cddt^, Baleta. "-. ° ” ■Kuetnia IT.TERBVRG ^ obranin oT Srotcht o Valaron Umana $ ometuco ydtrttnequi 'Bihta Ce meri faremo Sandre Ver us a maso Oserò Sas I. Capittel. Von den Cräinerischen Grentz-Strichen. Inhalt. ess Hertzogthums Crüiit heutige Grentzen. Wie biesclbige sich streehen, ber-nmlenehen und bertbeilen. Magini Abtbeilung dieses Hertzogtbums. Die Me-rmnisebe und Zeilerische Abtbeilung. Richtige, durch den Herrn Üaupt-IBerfasset dieses Merrbs gegebene (Eintbeilung dieses Handes. Heutige Deutzen deß Zertzogthum-i '»räin. ?sv« àlls Hertzogthum Cräin, welsches heut zu Tage dem weit-und ruhmleuchtendem Hause von Oesterreich erblich zustehet, stosst jetziger Zeit von Mitternacht an Kärnten und Steyer, von Mittage an Histerreich (dessen meisten Theil es auch m sich schleufst), wie auch an den Fl ami -ticum sinum (sonst Golfo Carnero genannt), nemlich an den Histerreichischen, Jllyrisch- und Liburnischen Meer-Busen, gleichwie es auch selbiger Gegend an Dalmatien und Liburnien reicht. Vom Aufgange berührt es Croatien und dieWin-dische Marck, vom Nidergange Friaul und einen kleinen Strich deß Benedischen Golfo oder Adriatischen Meers. _Die Mitte deß Lands ist Oblokh, dessen Seiten-Stand (Latitudo) 45 Grad und 58 (daß ist 58 Minuten), der Ost-Stand oder die Länge (longitudo) 35 Grad und 43 Minuten hält. Massen ich * f) durch selbsteigne Abmessung habe observirt. Bevor wir aber die Grentz-Erstreckung dieses edlen Hertzogthums benennen, wird hiemit feyerlichst geprotestirt, bezeugt und voraus bedungen, daß dieselbe so wenig t) NB. Wo hinfüro beh dem Wort I d) ein * steht, soll der geneigte Leser selbiges zum Merckzeichen haben, daß solches Ich von der Person deß Herrn Haupt-Urhebers dieses Wercks, nemlich dem Herrn Baron Valvasor, zu verstehen fei). Wann aber bet) den Bornenn - Wörtlein I ch kein Stern stehet, wird Derselbe nicht damit gemeynt; sondern entweder ich, welchem hoch-gedachter Herr Baro» seinen Aufsatz in unsere Deutsche Schreib-Art zu bringen, und bey Gelegenheit weiter zu erklähren untergeben hat; oder auch bißweilen ein- und andrer Author, dessen eigne Worte von mir angezogen werden dörfsten. als alle nachfolgende Sachen einiger Massen Jemanden zum Praejuditz oder Nachtheil vermeynt und zu deuten sey. Allermassen id) * dann auch nochmals eines für alle Mal überhaupt in bester Form und Weise ausdrücklich protestire, und feyerlich mich voraus erklähre, daß diese Land-Beschreibung dnrchgehends, in welchen Stücken oder was für Orten und Enden es auch sehn mögte, Jedermännig-lichen unpräjudicirlich, unverfänglich nnd unanzüglich seyn solle nnd müsse. So hat es dann nun mit besagter Grentz-Erstreckung diese Gelegenheit. Im Feistrizischen Schnee-Gebirge, oberhalb der Stadt Stein, hat man Nord; und nach dem Schnee-Gebirge biß Snltzbach und Oberburg geht Nord gen Osten, zwo Meilen an den Kärnerischen Grentzen. Hernach nach dem Schnee-Gebirge über die hohe Alpen herunter, biß zum Wasser Rekha bey Möttnig, Nord-Nord-Ost, drey Meisten langst den Steyrischen Grentzen ; hernach über Berg und Thal hinab biß zu dein Wasser Bolska. und nechst solchem Strich ein wenig hinunter biß Nord-Ost- gen Nord, 1 Meile an Steyrischen Grentzen; Alsdann nach dem Gebirge gegen den Gallenbergerischen Alpen hinaus, wie auch nach demselben Berge oben hinauf, und gegen S. Leonhard und biß unser Lieben Frauen Kirchen Nord-Ost, 3 Meile am Steyrischen Grentz-Strich; Hiernechst biß zum Sau-Strom hinab Nord-Ost- gen Osten, 1 Meile an der Steyrischen Grentz-Scheidung: Dann weiter nach jetztgesagtem Sau-Fluß hinab biß Ratschasch Ost-Nord-Ost, 2 Meilen abermal an dem Die Grentz« Erstreckung. Wie die Cräinerische Grentzen sich Steyrischen-Grentz-Strich. Folgends noch hermà'à besser nach der Sau hinab biß Gurck-und verthei- selb, Ost- gen Nord, 4 Meilen an lcn- der Steyrischen Grentz-Gegend. Herach noch weiter nach der Sau hinunter biß unterhalb M o k r itz, Ost, 3 Meilen am Grentz- Laufs der Windi-schen Marck. Demnechst über das Feld und übers Mokritzer- wie auch Usgoken-Gebirge biß Fluß Culp hinunter, unterhalb Mött-ling, Ost- gen Süden, sechs Meilen an Crabatischen Grentzen; Weiter gegen den Culp hinauf biß Weinitz. Ost-Süd-Ost, 6 Meilen an den Crabatischen Cousinen; Hiernechst noch weiter die Culp hinaus biß P öl and, Süd-Ost- gen Ost, 3 Meilen an Crabati-scher Grentzung; Noch weiter nach der Culp hinauf biß nach Hin ter kostet, Süd-Ost, 3 Meilen nochmals an den Crabatischen Grentzen. Hernach über beit Wald und das Ge-' birge neben dem Teufslischen Garten, insgemein Pressida genannt, biß hernach oberhalb S. Beit am Pflaum (sonst Fiume oder Reka gemeinlich benamt) zur Liburnischen Meer-Enge oder Sinum Flanaticum, Süd - O st - g en Süden, drey Meilen an Dalmatinischen oder Liburnischen Grentzen; Hieraus dann nach dem Meer biß Bersehez. Süd- gen Osten, 4 Meilen an Libnrnisch- oder Dalmatischen Grentzen. Wiederum vom Meer zu Lande biß über Kershan. Süd, vier Meilen an Histerreichischen oder Venedischen Grentzen; Ferner biß (Miniana, Süd- gen We st en, drey Meelen an Histerreichisch-und Venedischen Grentzen; Demnechst biß unter Vermo, Süd - Süd - West, 3 Meilen an Histerreichisch- oder Benedi-schen Grentzen; Deßgleichen um Anti gnana herum, und wiederum zurück herauf, biß unterhalb Mahren-Fels, abermal Süd-Süd - W e st, 8 Meilen an Histerreichisch-oder Venetianischen Cousinen; Hierauf nach dem Gebirge biß Karstberg aus dem Karst, Süd-West- gen Süden, vier Meilen alt Histerreichisch- und Venetianischen Grentzen; Weiter biß S. Serfs, Süd-West, 2 Meilen an Histerreichisch- oder Venetianischen Cousinen/Ferner um S. Serfs herum und gegen dem Karst hinauf biß N e u-kh o s f el, Süd-West- gen Westen, drey Meilen an Triesterischen Grentzen; Und noch weiter nach dem Karst herum, und bey Prosseck hinunter biß zum Hadriati-fcheti Meer oder Venetianischen Golfo, W est-Süd-West, 5 Meilen an Triesterischen Grentzen. Folgends nach dem Meer biß S. I o-hannis, West-gen Süden, 3 Meilen an den User-Grentzen deß Venetianischen Grolfo (oder Meer-Busems). Von dannen wiederum heraus nach dem Karst und nach dem Gebirge biß über Leutenbürg auf Wipach, West, 6 Meilen an Friaulerischen oder Görtzischen Conflnen; Hernach über Haydenschasft und das Hohe Gebirge hinaus, West- gen Nord, drey Meilen an Friaulerischen oder Görtzerischen Grentzen. Alsdann weiter fort nach dem Gebirge und Wäldern biß m die grösseste Wildnissen, W e st - N o rd- W e st, vier Meilen an Talmeinischen oder Görtzerischen Con-finen. Hiernechst gegen dem Schnee-Gebirge und nach denselben biß in Weissenbach, Nord-West- gen West, 8 Meilen an Flitscher Conflnen. Demnechst über den Weissenbach gegen dem Schnee-Gebirge, um Weissenfels herum biß in das Schnee-Gebirg hinauf, und also nach dem Höchsten Schnee-Gebirge biß auf die Mitten deß Bergs Wurtzen (insgemein Kuren genannt), Nord-West, 3 Meilen anCürnerischen Grentzen; Weiter nach dem höchsten Schnee-Gebirge biß Loibl. Nord-Westgen Nord, 7 Meilen an Kärnerischen Grentzen ; folgends nach dem höchsten Schnee-Gebirge biß an Seegups (in gemein Jezerski Verli genannt), Nord-Nord-West, fünff Meilen an Kärnerischen Conflnen; Hernach nach dem Schnee-Gebirge biß auf das Feistrizische Schnee-Gebirge» Nord, 3 Meilen an Kärnerischen Grentzen.................. Diessen nun, was in jetzt-beschriebene Grentzen ist eingeschlossen, wird das Her-tzogthum Cräin genannt. Johannes Antonius Maginus theilet Magini Ab-diß Land in seiner Cosmographia (oder Welt-Beschreibung) in zwey Theile, yogthums nemlich in Ober- und Unter - Cräin; Sräm-wiewol er zu dem Unter - Cräin auch die Graffschafft Görtz rechnet. Dergleichen Zwey-Theilung erblickt man auch in dem andren Theil Fuggerischen Ehren-Spiegels deß Ertz-Hauses Oesterreich. So unterscheidet es auch die Cosmographia Ministeri in zweyTheile, in das truckne und nasse (oder Wasserreiche) Cräin, durch welches gewässerte das Ober-Cräin verstanden wird. Die Merianische Topographia oder Beschreibung der Oesterreichischen Provintzien, " zerlegt es in drey Theile, oder zeiget vielmehr nur an, daß eltiche Andre es also theilen; besage dieser solches Buchs eigenen Zeilen: „Theils sagen, daß sol-Zeilerische ches Land in drey Theile getheilt werde, ^‘^iiung. nemlich in Ober- und Unter-Cräin, und in das Ländlein um Laybach, so man weder zu Ober- noch Unter-Cräin rechne; sondern eigenblich Cräin, und Carniolam nenne. Davon gleichwol Andren nichts wissend ist, die da melden, daß ein gutes unter Laybach sich Ober-Cräin ende, und das Untere anfahe. a) Martinus Zeilerus meldet in Beschreibung seiner Reise durch Deutschland gleichfalls nach Anziehung obberührter Theilung Magini man habe ihn zu Laybach berichtet, dieses Land würde in drey Theile getheilt, nemlich in Ober- und Unter-Cräin, und in das Ländlein um Laybach, so man weder zu Ober- noch Unter-Cräin rechne, sondern eigenblich Cräin nenne, b) Mit welchen Zeilerianischen Zeilen erst-ermeldte Merianisch - Topographische Beschreibung solche Meynung von den dreyen Theilen auch hernach hat ausgedruckt. Nun mag wol seyn, daß mancher Durchreisender von den Einwohnern dieses Hertzogthums eine solche Nachricht eingenommen, und überhaupt oder obenhin solche Abtheilung in drey Theile etlicher Massen passiren für solche Personen, die auf der Reise sind, als welchen man in dergleichen Discnrsen nicht eben die Ausführlichkeit oder accurate Beschreibung zu geben, sondern sie nur mit der Kürtze, Concentnrung und Uni-versalitet zu bedienen pflegt. Wie dann auch die Schönlebensche Beschreibung in dem Apparatu Carnioliae Antiquae den Leser mit einer so gekürtzten Unterscheidung abspeiset, da sie diese Worte braucht: Istriae nomen antiquissimum est quocl etiamnum pars illa (Carnioliae seil.) ad meridiem versa, retinet. .Japidia dieta est altera pars (Carnioliae) Istriae a) Sihe angezogene Merianische Topograph, am 63. Bl. V) Zeiler im 1. Theil der Reise durch Deutschland p. 334. Balo. II Buch. contermina ; hodie vocatur inferior & interior Carniolia &c. Tertia porrò pars, quam modò dicimus superiorem Car-nioliam, quia montosa est, antiquitus Taurisciae, mox Norici habuit nomen &c. „Der Nam Histerreich ist uralt, welchen Namen auch annoch dasjenige Theil von Cräin, so Mittag-werts liat, behält; Japidia ist das andre Theil benamst, so mit Istria grentzt; wird heu-tigs Tags das untere und innere Car-niolia (oder Cräin) genannt rc. Das dritte Theil, so wir anjetzo Ober-Cräin heissen, weil es bergigt ist, hat vor Alters den Namen Taurisciae und bald hernach i Norici gehabt, c) Gleichwie aber dieser Scribent, der i selbst von Geburt ein Cräiner gewest, sein Vaterland überhaupt also in dreyen Theilen begriffen, weil er solcher Gestalt am süglichsten dem Leser bedeuten können, ! welches Theil vormals Istria, welches I hingegen Japidia, und welches Nori-cuiti oder Noringau geheissen (das ist, welches zu dem alten Istria oder Japidia oder Norico ehedessen gehört habe) ; also hat derselbe damit doch nicht eben die eigendliche Abtheilung dieses Landes ge-meynt, sondern nur eine solche, die er zu besagter Erklührung vormaliger Namen dieses Hertzogthums für bequem und nöthig geachtet. Was aber die zuerst hiebey angezogene Schrisften der dreyen andren Scribeuten angeht, so hat keiner derselben von diesem Allen eine recht sattsame Kundschafft dieser Provintz gehabt, und ist auch niemals dieses Hertzogthum Cräin blßhero > noch so völlig beschrieben worden, als Hoffenblich (doch ohne Ruhm zn melden!) in diesem Werck geschiehet. Demnach so wird nun Cräin von wichtige rechtswegen in fünff Theile unterschieden, ^ser Pro? als: in das Ober-Theil, Unter-Theil, vintz. Mittel-Theil, Innere Theil und Hister-reicher Theil. Wann von der löblichen Landschafft die Landschafft-Boten mit Patenten in das gantze Land herum ausgeschickt werden, fertigt man nur vier Landschaft-Boten mit eben soviel Patenten ab ; allein derjenige, welcher in das innere Theil gehet, kommt mit gleicher Verrichtung in Histerreich, weil ihms ein Weg ist. c) D. Schönleben in Apparatu Carnioliae Antiquae, p 42. a. 2 Geschicht im Lande ein Ausbot, so seynd fünff Theile, auch soviel Hauptleute über das ausgebotene Land-Volck; und hat also ein jeder Hauptmann unter seiner Obsicht oder Direction ein Fünfftheil. Gleichwie sich aber das Land in solche fünff Striche theilet, also wird nun hiernechst bey jeglichem Fünfftheil die Theilung gemacht, und ordentlich angedeutet, was darinn begriffen. Datz II. Capillel. Giebt einigen Vor-Bericht von der Lebens-Art, Religion und Sitten k. der Cräiner. Inhalt. Religion der Gräiner. Ihre Arbeitsam- und Dauerhaftigkeit. Ihre Speisen. Just zum Kriegs-Wesen. Unterhaltung vieler Grentz- Muser wider den (Erbfeind. Grösser Adel. Die Sprachen in Grain. Die Kleider - Tracht. Länge und Hreite dess Landes. Treffliche Fruchtbarkeit desselben. Die Jahr-Witterung. Schädliche Donner-Wetter. Gelinder Winter. Frucht - günstige Witterung in Grain. Anziehung etlicher sehr fruchtbarer Länder, als Englands, Frankreichs Heinrichs dess Vierdten Urtheil von den fürnehmsten Keichen Guropä. Italiens und Siciliens Fruchtseligbeit. Fruchtbarkeit der Ost-Indischen Aehren und in dem West-Indischem Lande Chili, in der Insel Cuba, in Meu-Spannien, Neu Granata, Wopajan, in Guajana. Überaus fruchtbare Viehzucht in Ueu Spannien. Dass solchen Ländern das Land Gräin in Fruchtbarkeit nicht àiche, wird bewiesen. Gedenlichkeit dess Gräinerischen Obsts. Reiche.Viehzucht. Wildprett. Fischwerck. Mineralien und Metallen. Gräin begreifst viel Wunderwürdigkeiten und Rariteten in sich. ur Formirung vollkommener ^Glückseligkeit eines Menschen ^oder Landes, so hoch nemlich -dieselbe in diesem Leben reicht, werden mancherlei) Beschaffenheiten erfordert. Denn wie ein .zierlich-prächtiger Herrn - Garte von mancherlei) Zierrathen gläntzt und blühet, also auch die Glückseligkeit der Einwohner eines Lands von vielerlei) Blumen der Bortresslichkeit, deren etliche den Leib, etliche das Gemüt, etliche den Zustand oder das Glück beschönen und schmücken. Das allerfürnehmste Stück aber, darinn ein Bolck andrer Nation mag vorgezogen werden, ist die christliche Religion ; als aus welcher nicht nur viel zeitliche Wol-fahrt und Segen fliesten; sondern auch die Hoffnung ewiger und himmlischer Glückseligkeit hervor blühet, und ausser welcher das alleredelste Land nicht anders zu betrachten, als wie ein wol-geschnitztes Bild, darin aber kein Leben ist, oder wie ein sonst wolbegliederter Mensch, der keine Augen hat, oder deß inwendigen Verstand-Augs beraubt ist. Durch diesen Vorzug nun, nemlich wegen christlicher Religion, übergeht Cräin alle heidnische und Mahometische Völ-cker in der Glückseligkeit unvergleichlich weit. Denn alle Einwohner desselben seynd Christen und Römisch - Catholi-scher Religion; ausgesetzt die Usgoken oder Wallachen, so im Mittel-Theil zwischen Möttling und Rudolphswerth wohnhasit, und einen andren mehren-theils Griechischen Glauben haben. Diese titillimi sich Staraverze, das ist, Alt-gläubige. Von ihrer Glaubens-Lehre wird schon an seinem Ort ein milderer und ausführlicher Bericht er- Kurtze Be. erfolgen. Ausser diesen ist Alles auf- der Rett- richtig Catholisch, das Volck im Gebet fonlim und andrer Andacht eyfrig, und sowolden an f' Satzungen der Kirchen, als den Gött- lichen Geboten gehorsamst nachzuleben beflissen. So wird man auch nicht leicht Einen finden, der von seiner Religion einen Abtritt thäte. An offendlicher Übung deß Gottesdienstes mangelt es destoweniger, je häuffiger das Land mit Kirchen oder Gottes-Häussern geziert ist, als deren es ar6 . darinn viel hundert giebt. r«it und"" Die Leute seynd arbeitsam und solches Daurhaff. Ruhms sowvl die Weiber als Männer Snu"ber fähig. Ihre Taurhasstigkeit, die weder Kalte noch Wärme scheuet, kann Beydes wie auch sonst allerlei) Ungemach ans-stehen. Sie gehen im Schnee und grösten Winter zu Zeiten barfuß über Land, nicht aus Armut, sondern Verachtung der Kälte; sintemal ihnen die harte Auserziehung zur Lindrung, und die unverzär-telte Gewohnheit zu Schuhen und Strümpfen alsdann dienet. Auch wandeln die Männer im Winter allezeit mit offener Brust, und empfinden die rauhe Lufft gegen sich desto gnädiger, je ungnädiger sie ihnen selbsten sind. Ihre Nacht-Ruh erfordert weder Polster noch Betten, welche auch bei) ihnen niemals im Brauch. Eine harte Bauet" muß ihnen das Wachen samt der Müdigkeit brechen; oder sie legen dieselbe ab anss Fletz, als Leute, die gleichsam auf ihrer täglichen Unruhe ruhen, denen die Arbeit zum Unter-Bette und deß Tages-Last gleichsam zur Obdecke dienet. Massen sie auf so unsanfftem höltzernen Bettwerck, dennoch säufst genug schlaffen ; weil sie den Bemühungen ihres Acker- und Haus-Wesens nicht schlüfsrig obligen; sondern durch unruhige Tage ^ ihnen ruhige Nächte verschaffen. 6 vpcl!e' Ihre Speise ist gering und schlecht; wunderselten werden sie ein Stuck Fleisches essen. Man sollte sie hierinn schier für deß Pythagorä Schüler ansehen; daserrn es nur die Bonen nicht widersprächen, welche ihr bestes Tradern ent feynd; Jenem aber heiliger als sein Le-Sfire , ben gewest, a) zum loffca. Wie unverdrossene Fäuste sie nun t°n-Lebkn. gleich an die Arbeit legen, so hurtige Füsse haben sie doch gleichwol auch zum Kalbs-Fell oder zur Trompeten. Denn ffe lassen sich nicht ungern für Soldati) Md. Juvenal. Satyr. 15. teu unterhalten; also gar, daß allein zu Laybach in der Stadt alle Jahre Ihrer viel hundert sowol unter dem Römischen Keyser, als dem Könige von Spannien, (welcher schier alle Jahre in Cräin werben lässt), wie auch unter den Venetianern Dienste nehmen. Daher man unter allen Regimentern Cräiner finden wird, und muß man ihnen dieses mit Wahrheit nachsagen, daß sie die beste und danr-haffteste Soldaten werden. Welches auch darum nicht wol fehlen kann, weil sie daheim im Frieden aller Zartheit und Weichlichkeit täglich Streit bieten, und mit harter Lebens-Gewohnheit vorher beharnischt sind, ehe denn sie unter die Geharnischte kommen. Man sollte sich zwar verwundern, und schwerlich glauben, daß Cräin soviel Soldaten jährlich zu den Fahnen heraus gebe, und sich gleichsam seines Überflusses an Leuten erleichtere: aber wer um die Menge der Einwohner Wissenschafft trägt, wird Menge der es nicht bewundern. Denn das Land ist Einwohner, überaus reich an Volck, und allerdings aus dem höchstem, zähestem und gantz steinigem Gebirge alles bewohnt, ja so gar auch auf dem Karst, da nur eitel Steine zu sehen, ist überall der Gewächse Abwesenheit mit menschlichen Wohnungen ersetzt, also daß mehr Menschen als Früchte daselbst entsprieffen und aufwachsen. Solches hat auch ohne Zweifel die Göttliche Vorsehung unter andren Ursachen darum also gefügt, weil diß Land den Erbfeind der Christenheit zum bösen Nachbarn hat; angemerckt man an theils Orten in drey Stunden aus Cräin in $ict die Türckey kommt. Daher man auch in Gàtz-Cräin viel Gräntz-Hänser wider diesen feartl^nrot’ mächtigen Haupt-Feind versehen muß. Mài. Dazu würdet die lnclination oder Ned gung der Cräiner zu den Waffen keinen geringen Vortheil. Denn wo ihrer viele lieber nach dem Trompet-Paucken- und Trummel-Schatl, weder nach der Sack-Pfeiffen tantzen, da geht die Werbung wol von statten, und der Marsch gegen den Christen-Feind desto stärcker, beydes an Mut und Mannschafft. Dazu schasst auch keine geringe Be- Grösser sordrung die Grösse oder Menge deß Adels im Lande, welcher desto mehr zur Gegenwehr bemüffigt wird, je weniger Adel . und ©daueret), Freyheit und Dienst* j barfett sich vertragen. Denn daß Tür-* cfischc Herrschafft ein Grab deß Adels, Die Sprache dieses Landes. Ihre Unterschiedlichkeit oder Gleichheit in der Tracht. Länge und Breite deß Landes. Dessen Fruchtbar- keit. und ^das Ottomanische Reich ein Kercker der Freyheit fei), ist weltkündig; solche Betrachtung aber dienet zur Zünd-Ruten, das Feuer, so in edlen Gemütern glimmet, wider dieBarbarrn recht ausznwecken. Man zehlet auch im Lande ziemlich-viel Städte, Marette, Dörsfer; nemlich der Städte ein und zwantzig, der Marette sechs und dreyssig, der Schlösser 254, der Dörsfer über vier tausend, und über-das unzehlich-viel einschichtige Meyeroder Bauten Höfe. Was die Sprache deß Lands anbelangt, fällt dieselbe unterschiedlich, und wird man nicht so leicht ein Land antreffen, da so vielerlei) Sprachen im Gebrauch als dieses. Die rechte allgemeine Land-Sprach ist die Cräinerische; nebst derselben wird auch II lyrisch geteilt, doch etwas corrupt und nicht allerdings rein; drittens Kroatisch; vierdtens Sclavonisch; folgends auch Dalmatisch, Gottscheerisch, Histrianisch, Italiänisch oder Fürlanisch und Deutsch. Jedoch redet aller Adel insgemein Deutsch, auch Crainrisch und Italienisch. Alle Gerichts-Händel werden in Deutscher Sprache geführt und verab-scheidet, auch alleBrieffe Deutsch geschrieben. Eben sowol ist auch die Kleider-Tracht vielfältig, wie nicht weniger in allem Thun, Leben und Wesen der Einwohner ein mercklicher Unterscheid. Denn was rechte Cräiner, die haben sowol ihre eigene Tracht als Sprache, dergleichen auch die Gottscheer ihre besondre. Die Usgocken und Crabaten führen zwar darinn etlicher Massen eine Gleichheit, wie auch die Fiumaner oder Dalmatier. Aber beyden Istrianern (oder Histerreichern) findet man wiederum eine andre; eine andre beyden Karstnern, und also gleichfalls auch bey mehr andren widerum andre. Der Adel hält sich nach der Frantzösischen Mode. Das Land ist gleichsam dreyeckigt, erstreckt sich in die Länge vom Ans- gegen den Nidergang auf dreyssig Deutsche Meilwegs, und in die Breite von Mitternacht gegen Mittag auf 25 Deutsche Meilen. Gegen Mitternacht hat es das er-schrecklich-hohe Schnee - Gebirge, jedoch gleich unter demselben die alleredelsten Auen für das Biel). Es erheben sich auch sonst hie und da überaus viel Berge, seynd doch aber alle fruchtbar. Nicht weniger stehen alle Felder, derer es gewaltig viel hat, wie auch Böden und Thäler in schönem Flor herrlicher Fruchtbarkeit. Die gebaute Felder geben alle Jahre 2 Ernten. Denn wenn man den Weitzen oder Rocken schneidet, so ackert man gleich alsofort wiederum, und säet Heidelkorn drauf, (so man in Nider-Teutschland Buch-Weitzen in Cräin aber Haden nennet.) Und ebner Massen gleich auf den Schnitt der Gersten, Bonen, Linsen, Erbsen und andrer dergleichen Feld-Früchte wird Haden gesäet, nach dem Hanfs oder Flachs der Hirs, oder sonst was andres. Also erntet man jährlich einen Acker zweymal ein, welches in andren Ländern nicht geschihet, nemlich in den herumligenden. Denn sonst begehret man hie solchen göttlichen Land-Segen mit der Feder nicht so genau einzuschräncken, als ob nicht auch in andren Theilen deß Erdbodems dergleichen Güte deß Himmels verspührt würde. Es wird gleichfalls das Heu auf den Wiesmat-ten zweymal jährlich abgemehet. Zu diesem Ende hat man tut Lande überall die so genannte Harpffen, (wovon beygefügter Kupffer-Stich die Form zeigt) das ist, ein Gerüstweg gemacht; da man das Getreyde, sobald es geschnitten, hineinlegt, damit es truckne; weil es auf dem Felde trucknen zu lassen, wie zwar in andren Ländern gewöhnlich ist, die Zeit nicht verstattet; sintemal allhie, sobald nur das Feld geschnitten worden, selbiges auch wiederum von Neuem umgeackert und besaamt wird, wie allererst gedacht ward. Es (stellt hie ziemlich-warme Sommer-Tüge, wobey doch gleichwol das Auge eines erfreulichen Blicks an der Abwechslung Grünes und Weisses geniesten kann, wenn es denselben nach dem Schnee-Gebirge hinauf wirfst; denn selbiges Gebirge unterhält den Schnee den gantzen Sommer durch. Und wann es unten tut Lande regnet, schneyet es droben in diesem Gebirge. Allein in diesem Stück setzt biß Land von seiner grosten Glückseligkeit ein wenig aus, daß es zu Sommers-Zeiten von greulich- und entsetzlichen Blitzen beleuchtet, und mit grausamen ; Donnerfchlägen manches Mal bewütet wird. Wann solches anders für einen Absatz der Glückseligkeit zu achten, daß man sowol die Erinnerungs - Zeichen Göttlicher Macht und Majestet, als Gnaden und Wolthätigkeit offt vor Augen Sihe die Figur N. I. Die Jahr-Witterung. Scharffund schädliche Donner-Wetter. è hat. Jedoch kann mans gar wol für ein Temperament des; irdischen Lust-und Glück-Standes erkennen, Key Ermesfung, daß auf dieser Welt die Fülle deß Glücks sich da am allerleichtesten mit Sünden vermengt, wo nichts Widriges sich jemals eräugnet; daß wo immerzu das Land vor lauter Wonne, Lust und Überfluß lacht, hingegen wenig Buß-Threnen gemeinlich fallen, und die Blume der Gottesfurcht, gerne verdorre, wo die Blühe der Wolsahrt' unverwelcklich beharret. Absonderlich lässt der Donner gern und zum öfftern seinen Zorn aus über den Land-Strich gegen dem Meer zu, als an der Poigkh und Karst, da offt Vieh und Leute erschlagen werden. Es geschehen nicht selten in einer Nacht oder tit einem Tage über zwantzig, dreyssig, auch wol viertzig rechte Donner-Streiche. So thut auch der Schaur (oder Hagel) dort überaus grossen Schaden tut gantzen Lande, denn es schnüret (hagelt sag' ich) überaus gern. Doch kommen alle dieselbe Wolcken vom Schnee-Gebirge; und wo sich der Hagel ausgeusst wird, alles weiß davon, als ob ein Schnee fiele. Daher leicht zu ermessen, daß es zu Zeiten ohn mercklich-grossen Schaden nicht abgehe. Dennoch erweiset sich der Winter nicht streng, sondern noch ziemlich - gelind und erträglich. Es legt zwar wol etliche Mal einen Schnee, aber derselbe bleibt nicht lange ligen, sondern vergeht bald; weswegen man im Lande auch keine Schlitten hat, ohn allein etlicher Orten tut Ober-Cräin, als da es viel schärffer und stand-haffter wintert, und das Gefrorne so bald nicht aufgehet, wie in andren Gegend. Daß solche Jahr-Witterung diesem Lande gleichwol gar günstig und gedeylich sey, giebt obgemeldte reiche und zwiefache Ernte sowol den Scheuren oder Korn-Böden als Pressen und Kellern gnugsam zu begreifsett, und nicht leicht hierinn andren von der Fruchtbarkeit berühmten Ländern viel nach, oder findt aufs wenigste nicht Ursach, andre Aecker, sie mögen in der Nähe oder Ferrne ligen, zu beneiden, noch sich über den Himmel zu beklagen, als ob er gegen Crain nur ein Stieffvater sey. Ungerland gemesti bey ruhigen Zeiten eines gewünschten Wachsthunts. Bus-bequius schreibt, sobald er hineingekom- Gelinder Winter. Solche Witterung ist dem Wuchs- thum der Früchte günstig. 106 è II. Such, vorhergehende kurhe Lopographia Erzehlung etlicher sehr fruchtbarer Länder. Englands Fruchtbar- keit. Franck- reichS. men, sey das Gras so hoch gewest, daß der Hintere Wagen den vorderen nicht sehen können, daraus er eine grosse Fruchtbarkeit deß Bodems geschlossen, a) Bey den Colchis kommt das Heidelkorn so häuffig und reichlich hervor, daß, wann das Land einmal besäet wird, es zwey gantzer Jahre nacheinander seine Frucht bringt, wie derselbe Keyserliche Orator berichtet, b) Ein gewisser Peregrinarli, der seine En-glische Reise-Beschreibung dem Marchgrasen von Vaubrun gededieirt, berichtet, die Engländer haben ein so köstliches Land, daß sie durch dessen Giltigkeit stoltz werden; als die eine Erde bauen so ihnen alles NötHige in grossem Überfluß reiche; denen es auch weder an Eysen, noch Stein, noch Bley, noch Zinn, noch Kohlen, oder Gyps und Holtz, noch an Getreyde, noch an Hülsen-Gemüß, noch an Weide, noch an Rindern und Schafen, an Wildprett und Wiesen, an Brunnen, an Flüssen, i noch an allerlei) Schönheiten rc. mangle. c) Er rühmt insonderheit die Landschafft Kent, daß sie ihm über die Masse- schön und fruchtbar vorgekommen zuvorderst an Oepsieln und Kirschen, welcher nach der Reihe ans dem flachen Felde gepflantzte Bäume einen immerwährenden Obst-Garten formiren; das schöne Land erhebe sich in kleine Hügeln, und bücke sich hingegen auch zum Theil nieder in gewisse Thüler, die mit einer beharrlichen Grüne bedeckt werden; ja das Gras scheine allda eine schönere Farbe zu haben, sey daselbst auch viel dünner und zarter als in andren Orten, d) So kleidet auch die holdselige Natur selbst manche Engelländische Felder mit dem wol - riechenden Roßmarin - Strauch und wachsendem Schmeltzwerck von Blumen und Kräutern; deren ^anmutiger Odem dem dadurch reitendem Fremdlinge schier einbilden dörsste, er reifete nicht so sehr durch England als durch das Land der Engel. Was soll ich sagen von Franckreich? Man muß gestehen, daß nicht allein seine Kriegerische Leute durch die Waffen, sondern auch seine herrliche Ländereyen durch die Fruchtbarkeit mit allen Europäischen fast unüberwindlich streiten, und a) Basbequius Epist. 1. b) Idem Epist. 3. c) Sihe bemelbte Englische Reisebeschr. an den Marquis de Votmin p. m. 419. d) Idem p. m. 369. Italien selbsten schier ausfordern. Nur das einige Languedoc zu betrachten, so ist selbiges wol je ein vortreffliches Land mit Pomerantzen, Granaten, Citronen, Mandeln, Feigen, Oel, köstlichem Wein und Muscatell rc. häuffig bewachsen. Berge und Felsen seynd mit Roßmarin überzogen, welcher daselbst so häuffig zu finden, als wie bey uns die Dornsträuche und Wacholder - Stauden. Gestaltsam man ihn auch deßwegen in selbiger Landschafft an flat Holtzes zum Brennen gebraucht. So trifft man auch viel Spicanarden samt andren lieblich-riechen-den Kräutern darunter an. Sonst sagt man überhaupt von Franckreich, es habe vier Magneten, welche das Geld dafür ziehen, nemlich Getreyde, Wein, Saltz und Hanfs, deren die Benachbarten nicht ermangeln können, e) Mit was für einem Weinwachse Franckreich gekrönt sey, mag leicht erkannt werden aus dieser Nachricht deß Bodini, nemlich daß im Jahr 1578 ein Kauffmann von Camerach Lauda drey und dreyssig tausend Ohmen Weins, jeden aufs geringste _ zu 4 Erotteti gerechnet, habe zn Lande ins Niderland führen lassen. Deßwegen dann Heinrich der Vierdte (sonst der G r o ff e beygenannt) als eins-mals seine ihm liebkosende Hofleute Vorgaben, er könnte ein Monarch über Europa seyn, geantwortet: „Wotan ! wann ich derjenige Monarch wäre, zu dem ihr mich machet, so wollte ich mir aus allen Königreichen in Europa eine Hofhaltung anstellen; dabei, müsste Franckreich wegen der Woffeilheit und Güte aller Sachen meine Speißkammer seyn, Hispania und England wegen deß reichen und überflüssigen Golds mein Schatz- und Rent-aber ' Deutschland wegen der Sicherheit meine Schlaffkammer und Italien mein Lust-Garten seyn." J) Dennoch wird Italien an delicaten Früchten und Wein allen andren Europäischen Boden unstrittig übermeistern. Welches so kündig und ausfündig, daß, wenn man Italien nur nennet, alsdann allen andren Ländern der Krantz schon so gut als abgesprochen oder verwelcket ist. Sici-lieit hat den edelsten Bodem, der unter der Sonnen, und an lieblichen Früchten als Pomerantzen, Citronen, Limonen, Granat-äpsfeln, Mandeln, Johannes-Brot eine so e) Zeiler, in Itinerario Galliae. f) Idem, in Itinerario Britanniae. Heinrich deß Bierd-ten Urtheil von den fürnehm-sten Reichen Europa. Siciliens Fruchtbar- keit. Fruchtbarkeit »ti1'3- Aehren. .Fruchtbarkeit V1 °em West. Audischen ^ande Chili. In Neu-Spannien. grosse Menge, daß man auch die Schweine davon erhält, a) In Ost-Indien seynd manche Länder vom Reis überaus fruchtbar, darunter das Reich Sina der sürnehmsten eines; darinn deß Reises eine solche Menge wächst, daß man denselben nicht allein täglich verspeiset, sondern auch einen lieblichen Trnnck, so dem Spannischen Wein tut Geschmack etwas ähnlich, daraus bereitet. Wormius erzehlet in seinem Musaeo, daß die Holländische Schisse eine Reiß-Aehre aus Ost-Indien nntgebracht, die fünff Zoll lang, und gleich alsobald von der obersten Spitzen an in sieben oder acht gleiche Theile zertheilt gewest, derer jeglicher bald mehr bald weniger Körner nach Proportion ihrer Grösse begriff; und solche mit einer dünn-zarten Rinden bekleidete Körner dieneten zu essen, b) Wir mitten bekennen, daß auch in West-Indien insgemein das Land vom Himmel begünstiget werde mit ungemeiner Fruchtbarkeit und herrlichem Wachsthum sowol der Bäume, als der Kräuter und Früchte; auch sogar in Chili, welches Land sonst härter bewintert wird als andre. In den Feldern und Wiesen erzeugt der Frühling soviel wolriechender Blumen, daß sie nicht allein ihrer Menge, sondern auch Manchsaltigkeit halben nicht zu zehlen seynd. Aus denselben wird das so genannte Wasser der Engel gesotten, welches wegen seines lieblichen Geruchs und anmutig-gesunden Geschmacks halben also getitulirt wird. Das Gras wächst sehr hoch, bekommt im Winter die Länge deß stehenden Korns. Rüben, Müntze, Fenchel, Senfs und Klee wachsen etliche Meilen weit von sich selbsten. c) Als Columbus (oder vielmehr Colonus) die Insel Cuba entdecket, hat er etliche Felder angetrossen, daraus das Gras^ länger als ein Mann gestanden, und so dick, daß es unmüqlich gewesen, hindurch zu kommen. In Neu-Spannien giebt das Land im Thal S. Paul den Weitzen so überflüssig, daß man von vierhundert aus-geflreueten Scheffeln achtzig tausend erndtet. Das daselbst ligende Bisthum Mechoakan hat einen so gesegneten Bodem, daß sünff Scheffel Weitzens sechshundert Scheffel wiedergeben. Mit diesen a) Siehe die 23fte Schifffahrt der Niderländcr Pag. 36. &) Wormius in Museo fol. m. 150. c) Author Amerieae in Deseript. Chili, p. 637. streitet die Landschafft Tabasko, so eine Tochter gedachten Neu - Spanniens ist; sintemal man daselbst gewöhnlich drey-, ja wol gar viermal deß Jahrs das Indianische Korn, den Mais, erndtet; auch der Reiß, die Hirse, samt allerley Garten-Kräuter, ungleichen die Pomerantzen, Li-monien, Feigen und Weintrauben nach der Fülle überaus wol arten. Der Neu - Niderländische Bodem in America wird nicht viel schlechter erfunden. Der Weitzen, wenn er daselbst in Gruben wird voneinander gesäet, schiesst so gühling und so Hoch aus, daß er das Unkraut erstickt. Die graue Erbisen wachsen zweymal im Jahr aus einem Acker. Die Gersten wächst einem Mann über den Kopfs. Der Toback gewinnt sünff viertheil-lange Blätter. Neu-Granada und Popajan seynd der Fruchtbarkeit halben mehr als viel andre glückselig. Das Mais, das sürnehmste Brod-Korn, so allda an einem Riet in Korn-Aehren wüchset, giebt aus jeglicher Achten siebenhundert Körner. Wenn ein Scheffel ausgesüet worden, hat man ge-meinlich dreyhundert davon wieder zu hoffen. So kann man auch das Blatt samt dem Riet oder Halm nutzen, weil es den Pferden zum gesunden Futter dienet. Eben so günstig ist auch der Himmel dem West-Indischen Lande Gkiajana, darinn das Korn einen Halm gewinnt, der sieben Schuhe hoch, und jedweder Halm zwo Achten trägt voll Körner, die so groß als eine Erbse. Zudem wird es reiff innerhalb vier Monden. Deß Orts wächst auch das edle Zucker-Rohr sechs Schuhe hoch und so dick, als eines Mannes Arm. Nirgends aber wüchset der Mais wol-schmeckender, grösser und überflüssiger, als in dem Chilischem Thal Kopajapo; angesehen seine Halmen eine halbe Ele lang, und gantze Stauden einer Lantzen hoch. Mit jedwedem Körnlein wuchert man in der Erndte gemeinlich mehr denn dreyhundert. Massen auch die Spannische Früchte allda viel fruchtbarer und reichlicher erspriessen, denn in Spannien. Zu der sonderbaren Fruchtbarkeit, womit die Americanische Länder von Gott gesegnet sind, könnte auch die gewaltige und schleunige Vermehrung bey der Viehzucht gezogen werden. Denn ist das nicht ein herrlicher Segen, daß der Sp amtier in dem In Neu-Niderland. In 9teu= Granata und Popajan. In Gua-jana. Diego munnos von Kamargo Fruchtbare Viehzucht in Neu-Spannien. Daß diesen Ländern Cräin in der Fruchtbarkeit nicht weiche. Frühzeitigung der Baum- und Reben-Früchte. Neu-Spannischem Thal Älzompan von zween Europäischen Schafen innerhalb zehen Jahren viertzig tausend bekommen hat? a) Ob nun gleich von diesen und andren Ländern mehr unser Cräin in manchen Stücken übertroffen wird, geht dennoch, so man Eins ins Andre rechnet, dieses allen den andren fast darinn vor, so man Italien und Franckreich aussondert; sintemal es durch den Weinwachs denen andren in Ost- und West-Indien, wie auch den Englischen nnd andren Ländern, darinn entweder kein Wein oder nur ein geringer wüchset, leicht obsieget, auch mit manchen andren Gewächsen ihnen nicht nur die Wage, sondern auch wol die Ober-Wage hält. Tenn ohne dem, daß der (Entmensche Bodem überaus viel Getreyds und Ge-ruslach von allerlei) Art trügt, zeugt derselbe auch allerlei) Geschlechte deß allerköstlichsten Weins, und gleichsam gantze Wälder deß alleredelsten Obsts, welches Alles auch in weit-entlegene Länder verführt wird. Die Kästen-Bäume machen gleichfalls gantze Wälder sowol als die Zarpffen. So Haussen sich ebenfalls zu Wäldern die Hasel-Stauden und Krona-bet-Stauden, (welche man sonst in Deutschland auch Wacholder - Stauden nennt), darauf grosse, dicke Kastaneen, welche man Moron nennet, wachsen; imgleichen groß-und dicke Hasel-Nüsse, so man in Deutschland die Italiünische oder welsche Hasel-Nüsse heisst. Der Oliven-Büume giebts an manchen Orten auch überflüssig genug, wie auch sonst allerlei) andres dergleichen Obsts oder Früchten mehr. Wie ein ausbündig - gut - und edles Land Cräin sehn müsse, und mit was für einem köstlich-gutem Temperament es begabt sei), erscheinet zum Theil eben an der Fülle und Früh-Zeitigung deß Obst-Gewächses. Denn wann im ersten Theil oder Ober-Cräin die Kirschen und Weixel zeitig, so reiffen schon die Pfirsich, Weintrauben und allerlei) andres Obst im iunern Theil oder in Wipach, da doch nur ein einiger, wiewol drey Meilen breiter Wald (der Birnbaumer-Wald genannt), dazwischen ligt. Also kann man zu Laybach und sonst anderswo im Lande auf einmal allerlei) früh - abgebrochenes Obst, als Kirschen mancherlei) Art, Trau-ben, Pfirsichen allerlei) Gattung, Feigen, a) Dapper in der Beschreibung America. Mandeln, Amarellen, Erdkern, Imbern (oder Halbieren), Kästen, Haselnüsse, Zarpffen, Zwetschken (oder Pflaumen) und dergleichen Obst-Gewächses mehr auf der Tafel haben, nicht ohn hohe Ver-wundrung fremder ausländischer Gäste, als die solches weder in Italien noch anderswo zu solcher Zeit frisch und zeitig antreffen. Bald nach Gregorii steht der Kirsch- und Weixel-Baum allbereit in voller Frucht, und bent seine herabgesenckte Zweige dem Gärtner an, daß er sie ihrer süssen Bürde entlade. Um Michaelis ge-fchicht deßgleichen. Zu Laybach aber und auch anderswo hat man täglich Obst feil, so vom innern Theil deß Landes kommt, und dann giebt es viel Leute, die sich allein vom Hin- und Wiedertragen deß Obsts nähren. Merckwürdig ist auch dieses, daß alles Obst dieses Landes, sey was für eines es wolle, gantz gesund und nach der Gnüge unschädlich genossen werden kann, ob Mans gleich auch nüchtern äffe. Die Viehzucht trägt dem Lande auch kein Geringes ein; als welches daselbst in überaus-grosser Menge und zwar al-lerley Geschlechts vorhanden; welches nicht nur die Schüsseln und Milch-Butten, sondern auch Manchem den Säckel füllet, zumal die Pferde-Zucht oder Stutterey. Denn weil der Pferde eine gewaltige Menge, werden sie häuffig verkaufst, auch deßwegen weit und breit verführt, vor allen andren aber die überall berühmte Karst-Pferde. Von allerley Art toten und schwartzen Wildpretts hat man die Menge, auch sonst vielerlei) groß und klein Wild, imgleichen allerto) Gattungen Feder-Wilds und Geflügels. Bon mancherlei) Fischwerck ist mehr Fülle als Mangel zu finden. Hie fängt man die alleredelsten Krebse, und aus dem Meer allerlei) Schal-Fische, als Muscheln, Austern, Copelangen, Capesanten und dergleichen, nebst vielerlei) Arten von Marinaden und Salodien, wie auch sonst allerley Geschlechte von Meer-Fischen und See-Krebsen. Nebst vielerlei) Sorten edler Kräuter und andrer Gewächse giebt es auch allerhand Art Mineralien und Metallen. Unter-andren bekommt man eine grosse Qnan-titet an Eisen, Stahl und Quecksilber, 1 so man in alle Welt verführt. Gedeylich« feit deß Cräineri-schen ObM- Reiche Viehzucht. Berühmte Pferde. Wildprett. Fischwerck'. Mineralien und Metallen. Hie findest du die allergesundeste eys-kalte Quell-Brunnen, hie fisch-reiche Pfühle (oder Seen), grosse Schiff-reiche Ströme, Seen samt dem Meer, ungleichen Warm - Bäder, Sauerbrunnen, wie auch andre heilsame und Gesund-Brun-nen mehr. Massen solches unten tut feinem Ort ausführlicher soll erzehlet werden. Wann auch an einem Lande sowol dessen Unter-als Oberirdische Beschaffenheit bey den Forschern der Natur, Erd- und Land-Beschreibern, wie auch sonst bey allen Liebhabern und Gern-Schanern ungemeiner Sachen nicht unbillig in Betrachtung kommt; lässt man dieses billig nicht nngedacht, daß, wo irgends Schan-würdige Holen oder Grotten an-zutreffen, gewißlich in diesem Lande von der Natur unterschiedliche derselben so wunderlich bereitet und gekünstelt seyen, daß dergleichen sonst kaum erhört. Von wunderbaren Wasser - Gängen unter der Erden wie auch unterirdischen Seen erzeigen sich allhie gantz besondere Muster; daran man den Augenschein nehmen kann, wie arbeitsam diese Magd ! deß -Söpffers, die Natur meyne ich, auch unter uns sey; wie geheime Schliche die Ströme und andre Wasser durch ihren Schatten-Bnsem, nemlich durch die tieffen Erd-Klüffte thirn , bevor sie hie oder dort wieder hervor brechen an die Lnfft, und uns ins Gesicht lauffen. Vieler andrer Raritäten und Denck-würdigkeiten, dergleichen immermehr in einigem Lande anzutreffen, ist dieses Land ein rechter Schauplatz, und zwar solcher, die dem curiöfeit Leser zwiefache Berwundrung erregen können ; als erstlich, daß dergleichen in einigem Hände sollten gefunden werden, welche fast über die Vermutung steigen, und dann zwey-tens, daß selbige so lange Zeit der Welt unbekandt geblieben, und niemals in einige Feder noch gekommen, sondern durch die unsrige allererst zu lesen gegeben worden: Massen solches an seinem behörigen Oet ausführlich soll erzehlt werden, so wie es mir meine eigene Erfahrung *) zur Wissenschafft gebracht; sintemal ich Selber überall im gan-tzen Lande alle Berge und Thäler selber durchgegangen, Alles aufs genauste ausgefragt , hernach der selbsteigenen Besichtigung unterworffen und abgerissen, nachmals es ins Kupffer habe bringen lassen. *) Der geneigte Leser hat sich hiebet) zu erinnern, j was ich oben voraus gemelbt habe, nemlich ber beyge-I fügte Stern bemercke soviel, daß es in der Person deß I Herrn Baron Valvasors geredt werde. Das m. Ca,uttel' Von den Grentzen, Natur, Sitten, Nahr- und Handthie-rnng der Ober - Cräinerischen Einwohner. Inhalt ^Benennung der Gegend, da die Grentz- Dezeichnung dess ersten Fünlktheils bon dem Herrn Haupt-Verfasser dieses Mercbs wird angefangen. Mie die übrige Grentz-Striche dieses ersten Theils nacheinander ligen. Mas für Einwohner diesen ersten Theil nemlich das Ober - Cräm bewohnen. Sprache und ei rächt in Gber-Gräin. Der Ober-Cräiner Gomplerion und Natur. Hedeutung dess Gräme-rischen Morts Samen. Ihre Dandthierung. Mas Samen ben den Cräinern bedeute. Viehzucht in Ober-Äräin. Scorpionen werden in ferrite Länder vertragen. Viel Jäger in Cräin. Gemsen- Jagt daselbst. Valv. II. Buch. 3 Cräin begreifst viel Wunderwürdigkeiten und Raritäten in sich. Welcher Gegend der Herr Sluti) or die Grentz - Er-messung anfange. Wie die übrige» Grentz-Striche dieses ersten Viertheils nacheinander li gen. haben oben vernommen, Land Cräin werde in fünff Theile unterschieden; alio soll nun eine kurtz- und summarisch- gefasste Topo-graphische Beschreibung jedwe-den Fünfftheils in diesem Buch erfolgen. Die Grentz - Ermessung angezeigten ersten Fünfftheils, nemlich deß Ober-Cräins, so man insgeinein Gòrenska Stran nennet, fange ich * zu forderst an bey der Haupt - Stadt Laybach, (die zwischen vier Biertheilen ligt) und zwar gleich oberhalb der Stadt zwischen Tur-nau und Cracau, allwo daß Fließ-Wasser die kleine Laybach genannt, so hernach Gradashiza benamset wird, in den Fluß Laybach rinnet. Nach selbiger kleinen Laybach oder Gradashiza fahre ich weiter hinauf biß Billichgratz (oder Billigratz) drey Meilen an den Grentzen deß vierdten Theils; hernach noch eine Meile nach benanntem Wasser Gradashiza weiter hinauf gleichfalls bey der Angrentzung deß vierdten Theils; Folgends nach dem höchsten Gebirge biß an das Tolmeiner oder Görtzer Gebirge West-Nord-West neun Meile wegs; Demnechst neben dem Flitscher Gebirge biß Weissenbach N o r d - W e st - g e n West acht Meilen; Alsdann förters über den Weissenbach gegen das Schnee-Gebirge zu um Weis-sensels herum biß in besagtes Schnee-Gebirge hinauf und also nach dem höchsten Schnee-Gebirge, biß auf die Mite deß Bergs Wurtzen (oder nach gemeiner Benennung Kuren) Nord-West drey Meilen an Kärnerischen Grentzen; Hiernechst nach dem höchsten Schnee-Gebirge bly Loibl Nord-West gen Nord 7 Meilen an Kärnterischen Grentzen; Nachmals wiederum nach dem höchsten Schnee - Gebirge biß an Seegups ingemein Jesorski Yerh Nord-Nord-W e st 5 Meilen an Kärnerischen Grentzen; Noch ferner nach dem hohen Schnee-Gebirge biß aus das höchste Schnee-Gebirge Nord gen Westen zwo Meilen an Kärnerstchen Grentzen; Abermals nach dem Schnee-Gebirge biß auf das Feistrizische Schnee-Gebirge Nord 3 Meilen an Kärnerischen Grentzen; Wiederum nach dem Schnee - Gebirge biß Sultzbach und Oberburg Nord gen Nord zwo Meilen an Kärnerischen Grentzen; Folgends gleichfalls nach dem Schnee-Gebirge und über die hohe Alpen herunter biß zum Wasser Beka bey Möttnig Nord-Nord-Ost drey Meilen an Steyrischen Grentzen; Nach diesem über den Berg und Thal-ab biß zu dem Wasser Bolska, und nach demselben ein wenig hinunter Nord-Ost gen Nord eine Meil an Steyrischen Grentzen; Nechst diesem nach dem Gebirge gegen der Gallerbergischen Alpen hinauf und fürters denselbigen Berg oben hinauf gen S. Leonhard biß Unser Lieben Frauen Kirchen Nord-Ost drey Meilen an i Steyrischen Grentzen; Hernach hinunter biß zu der Sau Nord-Ost-gen Ost eine Meile an Steyrischen Grentzen; Folgends nach der Sau Hinaufwerts biß Osterberg, wo die Sau den Fluß Laybach verschlingt und diese beyde Ströme sich vereinigen, sechs Meilen an den Grentzen deß andren Fünfftheils, das ist am Unter- Cräin. Hernach gegen der Laybach hinauf durch die gleich- genannte Stadt Laybach biß zu den Arm der Laybach, nemlich an die kleine Laybach, zwo Meilen an gedachten zweyten Fünfftheils (oder Rider -Cräins) Grentzen. Hierin» ist nun der erste Theil oder das Erste Fünfftheil, nemlich Ober-C r äin, welches sonst, wie gemeldt, im Lande gemeinlich Gorenska Stran genannt wird, enthalten, und durch beygefügten Kupffer-: Stich um soviel begreiflicher gemacht. Wir wollen nun gleich hierauf einen Bericht hinzusetzen, von was für Einwohnern dieses erste Fünfftheil oder Ober-Cräin bewohnt werde. Die Einwohner dieses ersten Theils oder Ober-Cräins seynd rechte Cräiner, wie sowol ihre Sprache als Kleidung, (welche ich * dem Leser anders wo nemlich im Buch von den Sitten, Gebräuchen :c. im Kupffer vorstellen werde) zeuget; denn sie reden gut Cräinerisch, gehen auch in Cräinerischer Tracht einher; nini hievon aber aus das Dorff F e u ch-ting (oder nach gemeiner Benennung Sihe die Figur N. 2. Von was Einwohnern dieser erste Theil bewohnt werde. R I N T C à * V W. w z>. °o„, _.. . *> ». -A nvsfewMr. Das ErstlFv nff t l Das Ist Ober Chain 7 #v '1 ieliieso ^ ì r y^m Tà-^Aà. /Jy' c /? " /ì SntufM dvytiH-l ^uff Uh, tZhum. tftPmeZ . <=f<%£~ isti erfi SCH Letimo/ fyutf!3ß*2&*5 S/ rasta, , fcchacà d&rottentlvMrri' tnbvchl ilicn qraz •ro-iamer. odle-nbtr -Lavbach oillazhr ficaia §^ach und ^cht in ^berkrain. Ähre Completo,,. ^hte Hand-Gerung. - - sain-ben oder '^umbcn flefagt ist //W4-2f /* f/1 yj v Bitina), welches eine Teutsche Bkeile lang ist. In demselben wird gebrochenes Deutsch und Cräinerisch geredt, denn man mischet halbe Teutsche Wörter und halb- Cräi-nerische durcheinander. Bey Weissensels können die Leute nicht Cräinerisch, sondern reden recht und lauter Deutsch. Sie seynd Leute gesunder Natur, starckes Leibs, srisch und hurtig, arbeitsam und diensthasst. Es giebt darunter viel Same r (w i e man sie nennet) das ist, Leute welche auf Saum-Rossen oder Saumthieren die Maaren hin und wieder vertragen; ungleichen viel Bergknappen, wie auch viel Weber und Handels-Leute, so durch allerlley Hand-thierung ihre Nahrung und Gewerbe treiben. Denn manche nähren sich mitsam-ben, oder abersanmben, das ist : Sie tragen die W a aren auf Rossen (welches man derer Orten samben oder sanmben heisst) gen Grätz, Wien, Saltzburg, Triest, Görtz, und nach unterschiedlich-andren Oertern mehr; nemlich <8 ein, Oel, Saltz, Getreyde, Leinwand, Quecksilber, Eisen, Stahl; wie nicht weniger mancherlei) andre Kaufsmanns-Güter. Und weil im gantzeu Lande keine rechte Fuhrleute vorhanden, die, wie in Deutschland, eine schwere Fracht oder Ladung aufnähmen, so wird dasjenige, was besagte S ü m b e r nicht zu Pferde tragen, mit kleinen Wagen fortgebracht ; womit ihrer Biele Stahl und Eisen wöchentlich zwei) Mal biß Laybach, hingegen Getreyde und andre Lebens-Nothdurfft wiederum zurück zu dem Bergwerck führen. Biele, so mit Leinwand handeln, verführen solches in Italien. Derer, die mit Pferde oder Rossen handeln, und selbige gleichfalls nach Italien auf den Kaufs gehen lassen, ist eben sowol keine geringe Anzahl. Ein grösser Theil trägt unterschiedlichen Stoff (oder Zeug) Mähalän genannt und andren in andre Länder, und zwar sowol desto hünffiger, als vortheil-hafster, weil man solche Stoffen schier in allen Ober-Cräinerischen Dörffern in grösser Menge wirckt. Ihrer Biele handeln mit Sieb-böden, derer eben wol in diesem Ober- 3* Viehzucht in Ober-Cräin. Scorpio-»en werden weit vertragen. Cräin eine grosse duantitet gemacht wird, gantz in Senogallia (Sinigaglia) und Augusta, in das Romanische Gebiet, über Meer. So finden sich auch Ihrer nicht Wenige, die einen Handel mit Wolle treiben oder mit Schaf-Käsen, die so gut und klicat, daß man viele derselben in Deutschland für Parmasan verkaufst. Man ziehet auch viel Viehes, als Schafe, Gehst (oder Ziegen), Ochsen und absonderlich viel überans-schöne Pferde. Mit rot- und schwartzen Cordoan-Leder, der auch allhie in diesem ersten Theil hänffig bereitet wird, geht ebner Massen ein star* cker Handel, und verführt man dasselbe weit ms Römische Reich hinein. Wer sollte vermuten, daß man auch gleichsam aus dem Tode Lebens-Mittel da suchte ? Will sagen, ans den tödlichen Thierlein den Seorpwnen? Dennoch, weil, wie betank, das Seorpion-Oel von den Apotheken verlangt, und wider den Biß dieses gifftig-verletzenden Nngeziessers zum Heil-Mittel gebraucht wird, nähren sich ziemlich-viel gemeine Leute damit, dah sie die Seorpionen, derer Cräin übrig genug hat, in weit entlegene Länder ja gar Holland, England und Franckreich tragen wie ingleichen die Bilich-Hänte. --------- Das IV. Benennung der Städte und oder Odm1 achdemmol dieses Buch für* nehmlich nur zu einem furchen Begriff aller der j$PpSgiOerter deß Landes Cräin be-stimmt, von welchen hernach eine Ausführlichkeit gemacht werden soll ohnangesehn dennoch einige ì- anlässrge Drseurse mitei nlauffen; als wollen wir anjetzo dem gemäß die Städte, Märckte, Klöster, Pfarren, Schlösser re. und andre anhängige Sachen in diesem und folgenden Capitteln mit blosser kurtz-gefasster Erzehlung durchgehen, und die völligere Beschreibung samt den Knpf-fer-Fignren biß an ihren dazu gewidmeten Ort verspahren. Allhie sollen nur mehren* theils die Namen der Oerter, anderswo aber die Beschaffenheiten derselben aus* geführt werden. Ein grösser Hausse, die von der Hand-Arbeit ihren Zähnen Arbeit verschaffen, macht Läget, Kübel, Schaffer, (oder kleine Butten), wie auch sonst allerlei) hültzerne Fässer und Geschirr. Hingegen reihen andre ihre Nahrung ans dem Acker hervor, bearbeiten das köstlich-gute Ban-Feld. Gar manche legen sich ans die Jägerei), und sahen allerlei) Wild. Insonderheit wird den Gemsen sehr nachgestrebt, und ihnen der Bortheil hoher Berge, Hügel und Klippen durch List, Behändigkeit und unverdrossene Mühe abgespannt; denn die Natur hat nichts so gesteckt, das die menschliche Unverdros-senheit nicht erzielen könnte. Gott hat dem Menschen Alles unter seine Füsse ge-thait, also auch die hochklettrende und auf die Hügel-Spitzen sich erlustirende Gemsen ; aber mit dem Bedinge, daß seine Füsse darnach steigen sollen und, die Gefahr durch Fürsichtigkeit brechen. Die Auerhanen, Schildhanen, Rebhüner und Haselhüner sehnt) ja so wenig für vielen Nachstellern sicher. Was aber noch weiter sonst dieser Ober-Crainer Sitten und Lebens-Weise betrifft, hat man hernach davon einen absonderlichen Bericht zn erwarten. *»»---------------- Capillel. Märckte, so im ersten Theil mim, liqen. So ligen dann in Ober-Eräin von Städten diese nachgesetzte: 1. Cräinb urg, insgemein sonst Kt'a in genannt. 2. Die halbe Stadt Laybach, so sonst insgemein Lublana heisst. 3. Ratmannsdorsf oder nach gemeiner Nennung Kadoulza. 4. Stein, insgemein Kamneck. Der Märckte zehlet man in eben diesem ersten Viertheil gleichfalls Vier, nemlich : 1. Aßling, (auf Cträinertfch Jesse-nize.) 2. Nenmarcktl, (auf Cräinerisch Tershizh.) 3. Weissenfels, in Cräinerischer Sprache eben so genannt. 4. Watsch, (ans Cräinerisch Vatsells.) Biel Jäger, Gemsen- Jagt. Städte in Ober- v Cräin. Märckte in Ober- Cräin. ?°ititnenben 'N Ober-Stäin. fhöfter daselbst. ^ithlunq ^rain. Das V. (£n|ii(ti’f. Benennung der dämmenden (oder Comtereyen), Klöster und Pfarren in Ober-Cräin. |fei) Erzehlung der Commende», Klöster und Psaren, so im ersten Dheil dieses Hertzogthums nem-^lich in Ober-Cräin befindlich, ktaffen wir gleichfalls, wie vorhin bey den Städten, die rechte Beschreibung noch davon, und be-_ jungen uns mit der blossen Nam-Kündigung; sie heissen aber also: _ 1. Die Commenda oder das Deutsche Hans zu Laybach, so mau aus Cräi-nerisch Krishenia nennet. 2. Die Malteser-Ritter-Co m-menda S. Peter, so man insgemein gleichfalls S. Peter heifft. Von Klöstern hat es darinn diese nachgesetzte: 1. Das Augustiner-Kloster zu Laybach. 2. Das Capuciner-Kloster zu Laybach. 3. Das Capueiner-Kloster zu Crain-burg. 4. Discalceaten-Kloster zu Laybach. 5. Franciscaner-Kloster zu Stein. 6. Das Frauen-Kloster zu Bischofs Langt 7. Frauen-Kloster zu Laybach. 8. Frauen-Kloster zu Mühlstäten insgemein Velessale genannt. 9. Frauen-Kloster zu Münkendorss insgemein Mekine genannt. Die Pfarren, so in dem ersten Theil begriffen, seynd diese: 1. Aisnern. 2. Asling. 3. Aspen. 4. Aych. 5. Bischofs Laagk. 6. Bresie. 7. Crainburg. 8. H. Creutz. 9. Feldes. 10. Alednig. 11. Hofläin. 12. Jauchen. 13. S. Jörgen. 14. Kouorie. 15. Kräxen. 16. Längenseld. 17. Lust-Thal. 18. Mansburg. 19. S. Marten bey Cräinburg. 20. S. Marten unter Kallenberg. 21. Meille. 22. Morautsch. 23. Moshnie. 24. Naclas., 25. Neumärcktel. 26. S. Peter zu Laybach. 27. S. Peter in der Commenda. 28. Podgradez. 29. Pölland. 30. Rattmansdorff. 31. Tichain. 32. Tschembschenig. 33. Sagur. 34. Selzach. 35. Sherye. 36. S. Veit. 37. Voditz. 38. Wochain. 39. Watsch. 40. Zeyer. 41. jztrela. Das VI. (£a|)i(tcl. Von bewohnten und unbewohnten Schlössern in Ober-(5räin, ohne die alte und eingefallene Gebaue, so man Tabor nennet. Inhalt. Erzehlung der sechs und siebentzig Ober-Cräinerischer Schlösser, belche noch bebojmt stund. Aenennung der berödeten Schlösser daselbl. Messen man sich Schlösser in dem ersten Viertheil, das ist in Ober-Cräiir ben den öden Schlössern zu erinnern bat. Mus in Tram und andersivo das Mort Tabor eigendlich bedeute. Viel Tabors, so in Traili noch übrig. er annoch wohnbaren Schlösser fehlet mait in mehr - besagtem ersten Theil auf die sechs-und siebentzig. Derselben Namen .sollen hiemit sowol in Deutscher als Cräinerischer Sprach angezeigt werden. Alten Lack, sonst auch Staraloka. Billichgraz oder Pouhaugradez. 3. Brunfeld (Prunfeld). 4. Burgstall (Burgstol). 5. Canderschoff. Kandersche. 6. Crentz. Krish. 7. Creutzdorff. Kershate. 8. Drogembl. Dergomen. 9. Dupplach. Duple. 10. Ebensfeld. Groble. 11. Egt bet) Crainburg. Berdo. 12. Egk bet) Putbetsch. Berdo. 13. Feldes. Bled 14. Fischern. Ribezehe. 15. Feldnig. Smlednig. 16. Frauenstein. Welessalo. 17. Gallenberg. Galenberg. 18; Gallneck. Mudia. 19. Gallenfells. Glaunik. 20. Gerlachstein. Kolauez. 21. Görtschach. Goritshaine. 22. Graffenweg. Kneshepot. 23. Grimschitzhof. Grimshize. 24. Hobach. Ablali. 25. S. Helena. S. Elena. 26. Hofdrogeml. Dergomen. 27. Hosmannsburg. Mengusch. 28. Höslain. Preduor. 29. Jamma. Jama. 30. Ianerburg. Javerniza. 31. Kaltenbrunn. Fushine. 32. Katzenberg. Kazenberg. 33. Katzenstein. Begine. 34. Ketizh. Kotizh. 35. Kislstein (oder Kieselstein) Kislstan. 36. Kolobrat. Kolourat. 37. Kräutberg. Krumberg. 38. Liebet. Lubek. 39. Liechteneck. Zeshenze. 40. Lusthal (Lust-Thal). Dui. 41. Mannsburg. Mengusck. 42. Moräutsch. Morautsche. 43. Neuhaus. Tershiz. 44. Nettthal. Spitalitsch. 45. Obergertschoch. Krib. 46. Oberkolobrat. Kolourat. 47. Obermötnigk. Motnik. 48. Ober-Perau. Perouo. 49. Perau. Perouo. 50. Podwein. Poduyne. 51. Ponavitsch. Ponavizche. 52. Perwald. Perualle. 53. Reutelstein. Repnie. 54. Rotenbüchl. Tschernclo. 55. Zn Ratmansdorff die Burg. Ra- doulza. 56. Ruzing. Ruzin. 57. Schenckenthnrn. Schinkauturn. 58. Schernbuhl. Tschembshenig. 59. Schroten - Thurn. S. Peter. 60. Sdusch. Sdusha. 61. lLtein. Kamen. 62. Steinbüchl. Saperze. 63. Stermol. Ster mol. 64. Stroblhoff. Bokalze. 65. Thurn an der Laybach. Turn. 66. Thurn unter Neuburg. Turn. 67. Törmetsch. Termzehe. 68. Tschembschenighof. Zemschenik. 69. Tuffsteilt. Tustein. 70. Beffelka. Vesselka. 71. Unter den Thurn. Podturnam. 72. Waldhos. Fakinauo. 73. Wartenberg. Salog. 74. Wildeneck. Welnek. 75. Wolsfs-Püchel (oder Wolffs-Bü- hel). Uoutschiepotok. 76. Zhepl. Zheple. Das sind die Schlösser, so annoch im Stande und unverlassen. Hieraus folgen nun die, so wüst und »g, öde in Ober-Cräiu liegen, und nur der pr in Ober-Nachwelt zum Zeugniß der Eitelkeit (Min. menschlicher Dinge da stehen, und nur entweder ihren längst-entschlaffenen Stiff-tern zu einiger Gedächtnis), oder den Nachfahrert derselben zur Erinnerung dienen, daß keiner, der ein ansehnliches Schloß bauet, die Versicherung zum Fundament legen kann, es werde über funff-zig oder hundert Jahre feiner Erben Jemand darinn sitzen; ungleichen daß die Zeit endlich Alles wieder einreisse, und die Überbleibsel uns zur Lehre hinterlasse, man müsse seine Wohnung nicht nur auf Holtz, Stein und Marmel, sondern auch auf Tugend gründen; damit man dermaleins ans den vergäng- lichen, zu den ewigen Hütten, und Stern-Palästen, die aller Zerstörung frey sind, gelangen könne, dessen man Es haben dennoch solche, nunmehr leere, jx1 bey den und Wohnungs-lose Schlösser auch sonst s-mzu à "och ihren gewissen Nutzell ; sintemal sie "ern Han nicht so bloß nur der Vergänglichkeit allein gleichsam zum aufgesteckten Triumph-Fähnlein frohnett, welches sie über alles Jrrdische schwinget; sondern gleichwol auch zu Dencf-Zeichen mancher denck-werther Geschichte und Thaten, gewaltsamer Erobe-rungeil, Verheerungen, zum Gemerck daurhafster Ban-Kunst der Alten, oder der Manier, Form und Weise zu bauen; wie nicht weniger zu Mahlzeichen alter oder neuer Grentz- oder Gebiet-Scheidungen, und Schlichtung mancher Geographisch oder Historischer Strittigkeiten nutzen ; und endlich auch ben Namen ihres ersten Herrn, bevorab wann sie nach demselben genannt worden, noch eine geraume Zeit, beh der Nachwelt verlängern. Wann es dieses Orts sich schickte viel zu moralisireu, könnten die Steine der einfältigen Schlösser uns noch von vielerlei) andren Sachen sprechen, oder wir in ihren Ruinen manchen eitlen Gedancken vergraben. Aber das gehört hie« her so eigentlich nicht. Unterdessen erscheinet doch ans Gedachtem, daß die wüste und verödete Schlösser von einer Land-Beschreibung so wenig, als die bewohnte auszuschliessen sehen. Darum benennen wir billig diese in dem Ober-Crain befindliche nun auch sowol, als die noch slorirende, erstatten aber die Knpfser-Bildung derselben allhie nicht, sondern künfftig an dem Ort ihrer völligen Beschreibung. So sehnt es demnach diese nachbenannte: 1. Alt Gutenberg. (Gutenperg.) 2. Banmkircherthurn. Bamkircberske-thurn. 3. Billichgratz. Pouhougradez. 4. Flednig. (Smlednig.) 5. Gewachstem. Kolauez. 6. Gimpl. Kumpale. 7. Görtschach. Goritschaine. 8. Gutenberg. Gutenperg. 9. Kopriuneg. Kopriunek. 10. Lilienberg. Lemberskagora. 11. Manspurg. Mengusch. 12. Oberstein. Kamneg. 13. Rudolphseck. Bosliek. 14. Weissenfels. Waissenfels. 15. Wallenburg. Walburg. 16. Werneg. Vernek. 17. Wildenloogk. Loka. 18. Wolffspüchl. Uoutshiepotok. Ausser setzt-benamkündigten findt man Was Tabor auch sonst noch vielmehr andre alte zer- ^ ,bcn rissene Gebäue, so aber keine Schlösser, „nd'theìls sondern nur Tabor gewesen. Denn zu unsichren Kriegs-Zeiten hat man aus 6e^cu“n hohen Bergen starcke Gebäu gehabt, und die beste Sachen für Plünderung und feindlichem Raube dahinein gestehet und solche Gebäue Tabor genannt. P. Bàlbinus schreibt in seinen Miscellaneis Historicis Boliemicis, Tabor heisse aus Böhmisch, Polnisch, und beh andren Völkern Sclavonischen Namens soviel als ein Lager. Daher der Berg Tabor in Böhmen (da nunmehr auch eine Stadt ligt) seinen Namen habe, nemlich von dem Ziskanischem Hussiten-Lager; denn der Huffiten HeerFührer Ziska habe befohlen, Jedweder Soldat sollte nebenst seinem Lager-Zelt auch eine Hütten aufrichten. a) Die Schlesische Chronic Schickfusii meldet, Ziska habe solche neue Stadt gebeutet, und sie Thabor benamst, b) Weil aber solche Thabor nicht alle zu Städten werden, noch auch in allen, ein rechtes Kriegs-Lager sormirt wird, sondern sie mehrentheils nur zu einiger flehten Schantze, Festung oder Bewahrungs-Ort der gesteheten Güter und Menschen dienen, vermute ich, Thabor bedeute für sich selbst eigentlich weder eine Stadt noch ein Kriegs-Lager, obgleich die Hussiten an einem solchen vortheilhaften Ort ihr Lager geschlagen, oder solche Gebäue beh ihren vorhin geschlagenem Lager aufgerichtet, besondertt wolle soviel anzeigen, als eilte Schutz-Wehr oder Burg, dahin man flehen und das Seinige in Sicherheit bringen möge. Solcher Tabor hat es noch viele im gantzen Lande Crain hin und wieder, und c"ie( zwar meistentheils beh den Kirchen, also Tabor ge-daß auch die Kirchen von denselben ein- funbcn-gefangen sehnt. Welche Thabor aber nicht beh den Kirchen sich befinden, die sehnt alle tut gantzen Lande verlassen worden, seit dem man die Grentz-Häuser an den Türkischen Cousinen ausgerichtet; denn nach solchem ist man viel ruhiger und 'sicherer im Lande, weder man vormals gewest. a) Vid. p. Balbini partem 1. Miscellaneor. Bo-liemicor. 1. 1. c. 7. p. m. 25. b) S. die Schlesische Chron. Schickfusii part. 1. p. 93. Das Dorff AsP. Bella. Beritshauo. Oberbernze. Das vii. JCaptUef. Von den Dörffern in Ober-Crain und vom Ursprünge deß Sau-Stroms. Inhalt. Hcnmmg einer gebissen Anzahl aus den unzehlich-bielen Dörffern, so im (Dber-Cräin liegen, samt einer kurtzen Meldung ihres Abstandes (oder Distanz) bon den benachbarten Oertern und einiger andrer Deschaffenheiten. Gangbares Hoch durch einen Schnee-Derg. Schbere Aussprache der Cräinerischen Dupelloner. Das allergrösste Dorff in Grain. Seltsame Sprach - Aendrung und Verbirrung daselbst. Abkehr und Unleutseligkeit der Feuchtinger gegen den Fremden. Wie der Herr Haupt -Author solches selbst erfahren. Ein general Diebs - Oberster bird endlich ein ehrlicher Wann. Der diebische Drudenten- Orden. Dorff, so bon bielen Deutelschneidern bebohnt bird. Ein andres, da es bici frebchnütige Heute giebt. Falscher Gesichts - und Offenbahrungs - Gichter. Ursprung dess Sau-Stroms ben Ratschoch. Airchbeihe ben Reunische. Steinerne und schön-gemauerte Drucke. Mineralisches Drachen-Wut. Heudnische Wüntze bevm Grozaner- Derge. i ach den Städten, Klöstern, L Pfarren und Schlössern folgen billig nun die Dörsfer deß ersten zFünfftheils oder Ober-Crains. Weil derselben aber nnzehlich-viele so grosse und kleine, bin ich * nur einige Anzahl derer, ^ so hin und wieder in Ober-Cräin ligen, anhero zu setzen, und ihre Gelegenheit aufs kürtzeste zu berühren gesonnen. Damit sie aber auch dem Leser beym Nachsuchen desto leichter in die Augen gehn mögen, sollen sie zugleich nach dem Alphabet geordnet werden. Asp , ein schönes Dorff, ligt nahe bei) Feldes. Bella, allernechst bey Jauerburg unter dem hohen Schnee-Gebirge ligend, behauset viel Berg-Knappen, so das Eisen, Stahl und Ertz graben. Beritshauo, ein ansehnlich - grosses Dorff, entnähert sich der Stadt Laybach biß auf anderthalb Meilen, und hat sein Lager an dem Sau-Strom in einem schönen ebnem Felde; daher man vor etlichen Jahren daselbst eine Fahr über die Sau gehabt. Oberbernze ist gleichfalls ein groß und schönes Dorff voll schöner wolge-bauter Höuser, ligt auch in einer lustigen Ebene, desto lustiger, weil es mit vielem Obst befruchtet ist; wird von Mannsburg durch eine Meilwegs geschieden. Unterbernze kann sich mit gleichem u„terbernze. Recht für ein hübsch-grosses Dorff rühmen. Seine Häuser seynd groß und schöne, seine Baum-Gärten häussig be-obstet, seine Aussichten lustig, weil es einer schönen Feld-Ebne im Schöße ligt, und auch nicht übrig viel Schritte biß nach Oberbernze hat. Bessainauza steht im Tihainer Grunde Bessai-zwischen hohen Gebirgen, hingegen nauza- Brech an der Sau von Crainburg Broch, hinunter am lustig-ebnem Felde. B r i s ch (insgemein Brische genannt) serif*, ligt zwischen hohen Gebirgen nahe bey Kolobrat. Seine Bauren seynd ein Mal frömmer als das andre; haben daselbst vor etlichen Jahren einen Mesner todt-geschlagen, auch den Psarrherrn selbsten mit Steinen vom Pferde herunter ge-worsfen. Candersch (nach gemeiner Red-Art Landers*. Kandershe) ligt zwischen steinigtem Ge- Ereutz ^«itzdorff. Stoimu. stch durch klnen ^chnee- berg. eP&laua ^vlau ez. Dober- Evo. Dri Q3embt. Jraule. birge an der Anhöhe, doch an einem gutem furchtbaren Ort im Moräutscher Bodem. Creutz (auf Cräinerisch Krish) liht nahe bey dem Schloß Creutz unter einem Berglein und schauet mit Lust von sich in das anftoffeude ebne und schöne Feld. Cr e n tz d o r ff (auf Cräinerisch Krisha-te) ligt in einer Schlucken oder Graben im Moräutscher Bodem. C r o n a u, so das gemeine Bolck Ki aini-skagora nennt, ist ein groß Dorff Hart ant Schnee-Gebirge an der San dret) starčke Meile oberhalb Aßling. Dieses Dorff muß seines rauhen Nachbarn, ge-meldteit Schnee-Gebirges, ziemlich entgelten und das Lateinische Sprichwort Est aliquid mali propter vicinum malum empfinden in Ansstehnng groffer Kälte. Daher es auch wenig Ban-Felds hat und selbiges nicht gar zu gut. Der Bodem ist gantz steinigt und also dem Wachsthum gar schlecht gewogen. Oberhalb diesem Dorfs fink man ein Loch, welches die Natur selbst durch die Stein-Felsen eines Schneeberges so beqnemlich gemacht, daß man zu Fuß durch den Berg gehen kann. Jedoch ntitß au theils Orten Einer auf allen Bieren durchkriechen. Hingegen gewinnt man damit einen groffen Bortheil, in Flitsch hinein zu kommen, da man sonst viel Meilwegs herumgehen muß, welcher langweiligen Weitläufigkeit man durch so knrtzwährende Beschwerlichkeit deß gebückten Krichens eutiibrigt wird. Depalauas befindt sich unweit von Mansbnrg mit einem schönen Flach-Felde um gürtet. Dualauoz hat gleichfalls feinen Stand in einem uitgehoggertem und gleichem Felde von Crainbnrg hinunter, und zeucht viel auserlesene Pferde. Doberleuo ligt ans einem hohen Berge bey Tscbembsclienig. Hat gar keine Ebene und nichts destoweniger guten Feld-Bau anch^Obst und sonst andre Nothdursst mehr. Drage m b l, weches sonst auch Dergo-men heisst, ein grosses Torfs ligt ander Eiscbat anderthalb Meilen von Laybach gegen Potpetsch an der Landstrassen, und stynd viel Sämer, (daß ist Sanm-Noß - Führer) darinn. Braule muß eben soviel, nemlich eine balbe Meilen hintersich legen, wenn es Laybach erreichen will. Ist tu einer er-getzlichen Ebne begriffen. Daselbst steht Valv. H. Buch. die Kirche S. Rocht, wo man vorzeiten die Leichen begraben hat, welche vor vielen Jahren frortherum die Pestilentz gestiss-tet hat. Drittel) (sonst Bertva) ligt im Moräutscher Bodem allernechst bey Wildeneck. Dnmschall ein grosses Dorfs ligt an der Strassen zwo Meilen von Laybach gegen Pntbetsch nahe der Feistritz in einer schönen Ebne, und wird neben Andren von vielen Same r n (oder Sämbern, denn Etliche schreiben Samer Etliche aber Sämber) bewohnt. Dupelno steckt zwischen hohen Gebirgen im Tihaiuer - Thal. Die Leute dieses Dorffs haben eine schwere Aussprache, und ziehen ein Wort gantz lang ans; können dabey also deß Bortheil gemessen sich desto besser darüber zu bebenden und ihrer so langsamen Jungen zum Jünglein in der Goldwage ihrer Worte gebrauchen, woserrn die Hirnschale sonst nur zuforderst zur Wagfchaleit attentai erkoren wird. Langsam reden fällt jcntaleit was verdrießlich, schnell reden hingegen osst schädlich. Es scheint aber diesen Dorsslenten habe die Natur und Gewonheit solches zngeeignet, daß sie sesquipedalia verba anderthalb Schnh-tange und mit der langen Elen gemessene Worte machen. Dabey das Temperament, Constitution und Disposition deß Halses und Schlundes viel thutt kann. Aber gitttg vor bi fintai von diesen langsamen Ciceronibus und Dnpelnonischen Rednern, bei) betten Homerus einen Absatz finden würde, wenn er seinem Gebrauch nach die Worte Kztmtvx« (geflügelt) nennen wollte. Dnpplach (so sonst Duple von Gemeinen wird ausgesprochen) ligt an der Strassen zwischen Cräinbttrg und Nennt ärcktl in einer annehmlichen Feld-Ebne unter einem kleinen Berglein, und schüttelt liberans viel Obst von seinen Bäumen. F e u ch 11 it g (sonst Bitina) ist das aller-gröffeste Dorfs in dräut, erstreckt sich der Länge nach auf eine starcke Deutsche Meile weit, ligt zwischen Cräinbttrg und Bischoffs-Lagck, wird meistentheils von Siebmachern bewohnet, so die Sieb-Böden von Roßhaar machen und sonst im Römischen Reich Sieber genannt werden. Selbige Bauten ziehen auch viel schöne Pferde, welche mehrentheils auf Weiden in Italien auf den Kaufs verführt werden. In diesem Dorff wird Drittey. Dnmschall. Dupelno. Schwere Aussprache ■ der Dupel -toner. Dnpplach. Feuchliug das aller-gröste Dorff in Crain. Seltsame Sprach-Verwirr-rmd Aen-bnmg allda. Die Einwohner begehren keinen Fremden zu beherbergen. Dejj Herrn Haupt- Authoris selbst-eigene Erfahrung. halb Deutsch, halb Crüinerisch durcheinan-der geredt und zwar so verderbt (oder corrupt), daß man es nicht leicht verstehet, ob einer gleich beyde Sprachen kann. Man hat auch sicherlich zu glauben als eine warhaffte Gewißheit, daß, wenn zween Bauren zusammen kommen, deren einer beym Anfänge, der andere am Ende dieses Dorfss wohnhafft, sie einander nicht wol vernehmen können. Denn was dieser mit Deutschen Wörter: ausdruckt, das giebt jener mit Entmenschen; und umgekehrt, was dieser mit Cräinerischen vorbringt, spricht jener mit Deutschen aus. So wird man auch niemalen fünss Worte nacheinander in einer Sprache allda reden hören. Weil dann diese Bauers-Leute in der Sprache so uneins entzweyet und unvernehmlich sind, stehet leicht zu erachten, daß ein Fremder, der nur eine von beyden solchen Sprachen allein verstehet, oder ob er gleich eine svwol wie die andre weiß, dennoch dieser wunderlichen Mixtur unerfahren ist, bey diesen Leuten übel daran sey. Noch übler aber findt er sich bey ihnen accommodirt und beqnemt wegen ihrer Unleutseligkeit gegen den Fremdlingen; angemerckt sie deren keinen beherbergen, sondern ihn von einem Hause zum ändern weisen. Wird aber einer mit ihnen einmal bekandt, so ist er ihnen allezeit auch zu Mitternacht willkommeil, lieb und angenehm. Dieser ihrer seltsamen Weise hat mich die eigene Erfahrung vergewissert, denn es ist mir * selbsten vor eylff Jahren wie-derfahren, daß ich mit zweyen Geistlichen in ein Wirtshaus dieses Dorfss einkehren musste. Der Wirth Namens S n p p a n Ort nt a n n brauchte die Manier seiner Dorfs - Genossen, nemlich die Unleutseligkeit und versagte uns die Herberge. Aber ich wollte mich nicht abweisen lassen, sondern ging ihm ohu seinen Danck und Willen ins Haus wol ermessend, daß ich nimmer mit seinem guten Willen eingelassen würde. Solcher billigen Kühnheit ließ er mich anfangs im Traete-ment entgelten und mercklich spühren, daß wir ihm sehr unangenehm und die Freundlichkeit gegen Fremden bey ihm wild-fremd wäre; gab mir einen verdorbenen schlechten Wein und vermeynte mich damit hinaus zu bringen. Weil mir aber der Gebrauch schon bekandt war, goß ich in seiner Abwesenheit den üblen Wein hinweg und begehrte einen andren, der aber aus seiner unfreundlichen Hand nicht besser, denn der vorige erfolgen wollte. Solches geschähe dreymal nacheinander. Da er nun merckte, ich würde mich mit seinem schlimmen Trunck nicht vertreiben lassen, fieng er endlich an, denselben zu verbessern und reichte mir einen guten Wein. Mit samt dem Wein ward auch seine Aufwartung und übrige Bezeugung milder ; denn er führte mich eine Weile hernach in den Keller, darinnen 18 grosse Fässer allerlei) Geschlechts Welscher Weine lagen; und gab mir die freye Wahl, einen auszuprüfen, der meiner Zungen mögte am beliebigsten seyn. Hierauf setzte er uns auch ein gutes Tractement vor. Nachmals bin ich ösfter Malen bey ihm eingekehrt und allezeit wolgehalten worden. Die anfängliche Störrigkeit und Widerspenstigkeit dieses Menschen hat mich destomehr bewundert, weil er gleichwol ein wolgereistcr Mann ist, der osst nicht nur in Italien, sondern auch in Deutschland reiset. Derhalben weiß ich keine andre Ursach, solches seines Verhaltens zu ersinnen, als diese, daß er etwan ge-dencke, so er es anderst machte, wäre er kein aufrichtiger Feuchtinger. Feistriz (sonst Bistriza) ligt zwischen Fcistnz. hohem Schnee-Gebirge in der Wochain, hat zwar ein kleines und feines doch aber gar kaltes Bai:-Feld. In diesem Dorfse sind viel Bergknappen, so das Eisen -Ertz graben, oder sonst sich deß Bergwercks nähren. Felbern (sonst Verba) ligt an der Felbern. Land - Strassen zwischen Laybach und Putpetsch in der Ebne, und hat viel Same r zu Einwohnern. Feldes (oder Bleck) ligt unter dem Feldes. Schloß Feldes hart an Feldeser See. Seine umligcnde Gegend fällt ziemlich ungleich und hat von einer rechten Ebene gar wenig. Die Einwohner machen allerlei) hültzerne Geschirre. Gimpldorfs (sonst Kumpalle) hat Gimpl-seine Gelegenheit unter einem hohen Berge dorfs. an der Land-Strasse nahe bey Putpetsch, und finden sich viel Sä mb er darinnen. Gleintz (sonst Glinze) ligt eine Viertel Glcmtz. Meile oberhalb Laybach an dem Wasser-Klein-Laybach oder Grackashiza, hat einen schöngebauten Hof samt einer Mühlen, so vor etlichen Jahren dem Freyherrn von Witzenstein seeliger Ge-dächtniß, hernach dem gleichfalls seelig- Slogofrij Solide. Goreinauas. Goritsehiza. Coriza. Groble. @rueb. ®utfeib. Hof. Hlebze. Rrastie. Hudo. Jama, Woselbst »otmalg -'S"- "unmehr ^ber cbr. Ütfll ,et Mann lohnet. ruhendem Herrn Zügelfest zutzunde; nun aber der Frauen Neltlin, Witwen, zuständig ist. Glogobiz ismlst Blagonza) ligt cftt der Radolna zwischen dem hohen Gebirge an der Land-Strassen zwischen Pntpetsch und Franz. Daselbst hat es viel Same r. Golize ligt zwischen hohem Gebirge in Tihainer Bodem (oder Grunde). Goreinauas ligt zwischen dem höchsten Schnee-Gebirge in der Wachein. Goritsehiza, so zwischen Dragembl und Mannsburg ligt, wird von vielen S a-mern bewohnt. Gori za ligt nahe bey Tufstein im Mo-rüutscher Bodem. Groble trifft man mitten im Mannsburger Felde an. Es wird überall von einem schönen und ebnem Gefilde umringt, hat aber keine Wismaten, noch Vieh-Weide, viel weniger Wald oder Holtz. Gru eb (bey den Gemeinen sonst Jam-ma genannt), ist nur eine Viertheil Meile von Laybach unter einem kleinen Berge in einer schönen Feld-Ebne gelegen, deren sich vorzeiten der Türck zur Lagerstätte bevortheilt hat, als er Laybach einnehmen wollen; wovon an behörigem Ort ein Mehrers. G n t s e l d ligt nahe bey Ratmausdorss. Hof (sonst S. Peter benamst) ligt zwischen Laybach und Billichgraz an der Strassen bey dein Wasser Grad as hi za zwischen hoheür Gebirge. Höflein (oderPreduor) ligt aus der Ebne, nahe an der Kanker, eine Meile über Crainburg, ititb ist ein grosses Dorfs. Blebze ist mit Feldes benachbart. Hrastie ligt mitten aus einem Berge nechst beym Trojaner-Berge, ist, obschon mit keiner Ebne, dennoch gleichwol mit seinem und guten Bau-Felde verfehlt. Hudo triffst du unterhalb Gerlachstein an, und -Jama unterhalb Crainburg an der Sau. In diesem Dorfs ist der wolbekandte und hieselbst Landrüchtige Mann, Namens Klukez, daheim und wohnhafft, welcher vor wenig Jahren eine Diebs-Gesellschafft angerichtet, Zigeiner, verruchte Studenten, «ebenst allerlei) andren verwegenen Kerlen an sich gezogen, und unter seinem Commando gesichtet, als ein rechter Oberster in Bubenstücken. Sehr viel Leute in ^teyer, Kärnten und Cräin hat er betrogen, bestohlen, ansgeplündcrt; solchem nach hin und wieder überans-grosse Un-: gelegenheit gemacht; auch manche artliche und behände Stücklein gepractizirt trntz den spitzsindigst-geschwindesten fllous oder Bentelschneidern zu Paris. Man sollte wol von seinen argen Händeln einen gantzen Tractat füllen. Wie sehr man auch diesen General Maußkopfs und um die hoch-strickwürdige Gesellschafft der Seckeln-Feger hochverdienten Meister nach-getracht, hat man ihn doch niemaln können sangen, sondern sich etliche Jahr umsonst bemühet, indem er unterdessen solche seine schöne Kunst ungehemmt und unverstrickt immerfort getrieben. Dennoch ist ihm vor ein paar Jahren sicher Geleit gegeben, weil er sich gebessert und die Diebs-Rotte verlassen, nachdem er zuvor den Studenten wie auch den Zigeiner erschossen. Denn so bald Einer mehr seyn wollen, als er, hat er denselben gleich caput gemacht. Giebt sonst einen trefflichen Wund - Artzt, der nicht nur alle Beinbrüche, sondern auch allerlei) Fleisch-Wunden und ändern Schäden glücklich heilet: ob er gleich weder lesen noch schreiben kann, als der nur ein ungelehrter Bauer ist. Vermutlich ist dieser damals ein für-nehmes Mitglied gewest deß damaligen Prüdenten-Ordens (unter welchem ansehnlichem Titel um selbige Zeit sich eine weitlünsftige Lavernalische Societüt nicht nur an der Donau und dem Loch, sondern auch um dem Rhein-Strom und andrer Deutscher Orten ansgebreitet); denn zu der Zeit hörte man von solcher ehrlichen Raben-Gesellschafft, wie auch von ihren Regeln und Statuten viel seltsames Dings, tsie hatten ihre gewisse Probier- und Lehr-Jahre, mussten von einer Stasel diebischer Behändigkeit und Arglist durch Ablegung mancher Prob-Stücke zur andren sich erhöhen, biß sie von ihren Meistern, Hanptleuten, Vorgehern und professoriIms nequitiae in dieser Laster - Schulen für vollkommene und wol ausgelernete Meister, die einen Gradum in ihrer Diebs - Académie (wie auch aus der Catheder deß Meister Gurgel-Heffters) mentirteli, könnten erklühret und dermaleins mit allen Ehren zum Galgen promovirt werden. Zu ihren Proben gehörte neben ändern auch dieses, daß sie von Einem unter ihrem Haufen, der deß Henckers Der so genannte Prudente» -Orden. Stelle vorstellete, zu gewissen Zeiten deß Jahrs sich musten foltern und peinigen lassen. Denn so lang er noch nicht drey Folter-Züge nacheinander ausstehen funnte, hielten sie ihn annoch ihrer grös-sesten Geheimnisse und Künste mcht würdig noch fähig genug. Daher man auch mit etlichen, so aus dieser saubren Zunfft ergriffen und aufgelnüpsst worden, eben I' genug Zuschüssen gefunden, sie zur Bekenntnis; zu bringen; sintemal sie die Marter drey Mal ausgestanden, und durchaus nichts gestehen wollen, biß entweder Gott durch die gerichtliche Aussage anderer ihres gleichen, die man gleichfalls eingezogen hatte, oder auch durch eine grosse und sterbens-besorgliche Leibes-Schwachheit ihnen Mut und Mund gebrochen, und die Bekenntnis; endlich also abgenöthiget. Der rechten Rotten-Meister und An-sichrer aber dieser Belials-Buben hat man selten Einen bekommen können, weil ihre mit dem Satan gemachte Bündniß sie unsichtbar und unergreisflich gemacht. Ob nun dieser Crüinerischer Bauer nicht mit gleich-verfluchter Hülse der nachsetzenden Justitz allemal entkommen sey, stehet dahin. Es ist doch gleichwol viel und vielleicht bey so vieler Boßheit noch was Gutes an ihm erfunden, daß im endlich die Augen zur Bekehrung aufgegangen, und er wiederum Lands-Huldigung erlanget hat; angesehn sonst solcher Gesellen Busse gemeiniglich nur erst im Diebs-Loch anhebt, und mit dem Hencker-Strick herbeygezogen wird. Sein guter Verstand aus die Artzney samt der freywilligen Erbietung von einem solchen Schand-Leben abzulassen, und dann auch die Gefahr, welche mancher guter Haus-Vater oder reisender Mensch von seinem desperaten Entschluß noch zu besorgen gehabt, so man ihm die Erlassung der Straffe versaget hätte, hat die Obrigkeit zur Verzeihung bewogen. Wiewol das Ende seine Aufrichtigkeit am besten und gewissesten muß versichern. In Betrachtung, daß solche Leute als Land-Pro-soßen und dergleichen nicht selten einige Striche und Künstlern unter einem guten Schein oder in der Verschwiegenheit zu verbergen wissen, wovon dißfalls die Zeit am besten wird nrtheilen. Derselben wollen auch wir die weitere Erfolgungen in dieser Materi überlassen, und uns wiederum nach andren Dörffern umschauen. S. Jacob begegnet dir zwischen Lay- Das Dorff bach und Pntpetsch an der Land-Strassen ®- ^aco6-bey der Sau, wo anjetzo die Fahrt über diesen Strom gehet. Hat ein hübsches Eben-Feld. Ober-Jarsche ligt nahe bey der Ober-Stadt Stein, und Jarsche. Unter-Jarsche gleichfalls von jetzt- Unter-gemeldter Stadt nicht weit. Jarsche. Jauornig sindt man unter einem ho- Jauornig. heit Berge, und mit Bischofs Laag nechst benachbart. Jauchn (sonst Jechavv) ligt nahe bey Jauehn. Kräutberg. Seine Einwohner gehen mit Bettmachen (oder Bettfiedern) um, sowol die Weiber und Kinder als die Männer. Und weil sie sich alle von solcher Arbeit erhalten, tragen sie die verfertigte Betten sowol in Steyer und Kärnten, als auch durch gantz Cräin ans alle Kirchtäge rat Lande herum. Unter solchen Betterern sindt man Viele, so da meynen, weil sie soviel Bette bereiten, und dadurch viel gutes komme, indem man gleich wol darauf bete, (oder zur Fort-Zielung Menschliches Geschlechts einer Züchtigen Ehe-Liebe pflege) so sey ihnen hingegen auch nicht zu verübten, daß sie zu Zeiten einen Beutel abschneiden, wann es Gelegenheit setzt, wiewol keinen leeren, sondern gefüllten. Daher es unter diesen Leuten die Viel Bm-meiste Beutelschneider und Taschen-Pur- Asetbst^ girer setzet, auch sowol Weiber und Kinder als Männer solches behänden Hand-wercks sich bcfleissigen. Jedoch geschieht es darum nicht von Allen, sondern man sindt auch wol viel ehrliche und arbeitsame Leute darinn, die lieber rat redlichen Angesicht-Schweis, als von so unreinen Handgriffen ihr Brod essen. Jesseine ligt mitten in einem hohen Jesseine. Berge nahe bey Gallcnberg, hat zwar kein ebenes, doch nichts dcstoweniger gutes Bau-Land samt anderer Zugehör. S. Jörgen (auf Entmensch S. Tur), <§. Jörge»-ein Dorff ungemeiner Grösse, hat auf einem fchönem und ebnem Felde seinen Platz, und die Menge derer Handwercker in sich, so die Samer - Blachten (oder wie man in Deutschland redet, P l a g e tt), Kotzen, Decken und dergleichen Arbeit machen. , Jslag (Islake) hat seine Stäte zwi- Jstag. scheu Gallenberg und Gallneg auf einem Berge, und zwar keine Ebene zum Vortheil; doch auch den Mangel derselben zu keinem sonderlichem Nachtheil, Klein Sa-lenberg. Raschi. f%n- Sem. Weil es nichts destoweniger mit gutem Ackerbau und andrer zur Bauerschafft erforderlicher Nothdurfft versorgt, auch überdas mit Weingärten beglückt ist. Klein Kalenberg sonstHemez oder wie mans auf Cräinerisch ausspricht Chernez genannt) .ist ein feines Dorff an der Feistrrtz neben einem kleinen Berglein im sreyen Felde an der Straffen zwischen Laybach und der Stadt Stein gelegen. Kaschl ligt in der lustigen Ebne bey dem Fluß Laybach von der Hauptstadt Laybach durch eine Meilwegs abgesondert. Was man in Unter-Cräin auf Rattshach oder Gnrckfeld^ und Mokritz nach der Steyermarck aufLiechtenwald, Reichenbnrg und Ran, oder in Croatien auf Sa-mabor oder Agram und auf andre Oerter mehr an Waaren liefern will, das wird bey diesem Dorste entweder aus die Flössen oder zu Schiffe gebracht und nach solcher Einschiffung oder Flöß-Beladung nach der Sau hinab geführt; nachdem mans znsorderst ein Viertheil Meil weit nach der Laybach geführt und nachmals erst auf der Laybach hinunter flieste» lassen zu dem bey Osterberg erreichendem Sau - Strom; angemerckt bey jetztgemeldtem Osterberg die Laybach und Sau zusammen lausfen. Es gehen gleichfalls von ^obgedachten Orten allerlei) Waaren, als Getreyde, Wein, Honig, Knpffer und andre Kauff-manns-Güter mehr zu Wasser hingegen herauf, die allda ausgeschifft oder ausgeladen und von diesem Dorff biß in die Stadt Laybach zu Lande auf der Achse gebracht werden. Denn die viele im Wege ligende Mühlen und Wehr (oder Schleus- i fett) verursachen, daß man nicht vollends das Wasser biß gar in die Stadt befahren kann. Und solches gereicht den Bauren dieses Dorffs zum Glück und Vortheil, m dem man dadurch ihres Diensts be-nöthiget wird nemlich ihrer Fuhr. Denn ste verdienen viel Geldes damit, daß sie die Waaren auf Laybach und gleichfalls von Laybach ans ihr Dorff hin zu Lande führen. Katzen st ein ^Begine) ein grosfes bey dem Schloß Katzenstein an einem gesunden frischen Ort unter dem grossen Schnee - Gebirge; welches nicht Ändert, daß es dannoch eines gantz ebnen und wolgeschlachten Bau - Feldes und uberans vieles Obsts genieste. Kersch end or ff ist nahe bey den Hammer - Gewercken Steinbüchl. Kerschstetten (sonst Zeshenze ligt bey Lichteneck im Moräutscher - Grunde. Kokerza oberhalb Cräinburg unferrn von Egg in zierlicher Feld-Ebne. Kossesa bey Tuffstein im Moräutscher Bodem oder Grunde; Kötitsch an der Sau in ebenem Felde unter einem grossen Berge gleich unter dem Marck Watsch. Konorie sihet sich in schönem und ebnem Gefilde unferrn von Neumürcktl; Kraxen (insgemein Krashnia genannt), ligt an der Land-Strassen nahe bey Potpetsch, und daselbst Hausen viel Sanier. S. Lamprecht krönet das Mittel eines hohen Berges, zwischen Watsch und Sagur oberhalb der Sau; gemesti eines wolerbanlichen Feldes guter Vieh-Weiden und was es sonst noch weiter bedarfst Laschnie liegt zwischen dem Gebirge hinter Gewachstem, hat überaus viel Geysse (oder Ziegen). Längenfeld (oder Nadougem) ligt zwischen Aßling und Cranau am Sau-Fluß ein wenig an der Anhöhe unter dem hohen Schnee - Gebirge zwar an einem kalten und frischen doch gefunden Ort; sonst aber aus keinen gar zu furcht-seeligem Bodem; angesehn Alles herum steinigt ist, und aus einem so versteinertem Erd - Schoß kein sonderlicher Wachsthum aufgehet: ansbe nommen unter dem Dorff, allwo noch einiges Feld zum Bau sich bequemst doch gleich-wol so fruchtbar nicht ist, wie die Felder bey Cräinburg, Laybach und andrer Orten. Lescha wird von der Mitte eines |j hohen Bergs umfangen zwischen den Sau-Strom und H. Berg. Der Bodem ist zwar sehr steinigt, doch dem Bau gehorsam, und die übrige Zubehör gleichfalls vorhanden. Less nahet sich zu Feldes und macht I viel hültzernes Geschirres von allerlei) : Gattung. Lipenza hat die Steinbüchlische Hammer - Gewercke in der Nähe; Lubno eben dieselbe Gewercke zu Nachbaren. Lust-Thal führet seinen Heerd und Rauch unweit vom Sau - Strom zwo ; Meilen von Laybach wo die Laybach und Feistritz in die Sau fliesten. Hat ein feines Eben- Feld, so für den Bau-Fleiß I nicht undanckbar ist. Kerschstet- ten. Kokerza. Kossesa. Kötitsch. Kouorie. Kraxen. S. Lamprecht. Laschnie. Längenfeld. Lescha. Less. Lipenza. Lubno. Lnst-Thal. Mans- Éurcj. nie. Repuie, welches zwischen Mansburg und Flednig ligt, ist, soviel sein Feld betrifft, ebenmässiges Lobes berechtigt; wiewol es selbst unter einem kleinen Berglein seine Stelle hat. Reuische. Reuische ligt mitten auf einem hohen , Berge unter dem H. Berge, besitzt ein gutes Acker-Feld ititi) viel Obst, hat auch noch eine ziemliche EbNe. Kirchweih Sonntags nach Iaeobi ist aus diesem unt f'fh* H, Berge Unser Lieben Frauen Kirchweih. ma a et). Elsdann muß der Supan aus diesem Dorff oben bey gedachter Kirchen seinem Land-Gerichts-Herrn als Herrn zu Lübeck, so derzeit ein Freyherr von Witzenstein ist, ein Früh-Mahl geben. Wozu besagter Lands-Gericht-Herr alsdann' die hinaus kommende von Adel entlüdet. Der Supan setzt sich mit zur Tafel, und presentirt sei- nem Lands - Gericht - Herrn einen guten alten Ducaten in Gold auf einem Teller, massen ich, * als welcher ich gleichfalls etliche Mal dabey gesessen bin, selber solches mit angesehen. Rosori e ligt nahe bey Strobelhoff. Rosom. Rudnu ligt im Feldefer Boden, und Rudnu. bearbeitet sich mit allerley höltzernem Geschirr. Sabenza ligt zwischen Crainburg und Sabenza, Bischoff Laagk. Das Feld ist daselbst gar-schön ausgeebnet, das Obst in der Menge. So werden auch allda viel schöne Pferde gezogen, um dieselbe hernach in Italien zu verkaufst». Sabrcisie ligt nahe bey Zembscbenik Sabreisia aus einem hohen Berge, ist dennoch mit grosse» und gutem Feld-Bau versehen, wiewol mit gar keiner Ebnen. Sagur ligt eine halbe Meile von Galln- Sagur. II berge gegen der Sau, au einem sehr lei-michten Ort zwischen hohen Gebirge. Diese Dorff-Leute haben nebst ihren Nachbarn vor etlichen Jahren einen allgemeinen Aufstand und Land-Rebellion angefangen, wie ich * hernach an seinem bestimmten Ort ausführlicher werde berichten. Sahribam ligt auf einem Berglein nahe Salll'iba10, bey Gallneck. Vor diesem ist droben ein kleiner See gewest, aber man hat den Berg durchstochen, und durch das gegrabne Loch den See abgelassen, damit die Bau-ren ihre Wismaten und Ban-Felder haben könnten. Saloli ligt nahe bey Tuffstein im Ma- Saioh. raizer Bodem; Saiuse nahe bey Hamers - Gewercken Saluse-Stein Bühel Werts zu. Schiska oder Unterkheutsch, so nur eine Schlska' Viertheil Stunde von Laybach, ist ein grosses Dorff mit einem schönen guten Felde und Obst, von Natur und Fleiß begünstiget. In demselben haben die Herrn von Laybach viel Meyerhöfe. Slnnokoze hat seinen Ort im Feldefer Shmokoza Bodem. Secly ligt zwischen Polpe; und Franz Sedy-im Trojaner Berge, ohn einige Ebne, an dem Ort, wo (nach Megtseri und der meisten Mutmassung) vorzeiten Me-tul um , die fürnehmste Vtadt der Iapydum, gestanden; wie viele in der Erden annoch zu findende Steine, Schutt und Müntzen zu mercken geben; Massen überaus viel heidnisch Geld noch allhie in der Erden gesunden wird, wovon ich * selbst etliche tausend Stücker von den Bauren Selzoch. Shčmnig. Sheri. Sttosheze. ®reer_ Landstrassen nahe bey dem Wasser Feistriz. Bor 6 Jahren hat das Wetter darein geschlagen und alle Häuser darinn abgebrannt. Weutsch (sonst Nauizhu) ligt zwischen Laybach und Strobelhoff am Wasser Gradashiza. Es hat allda eine gute Mühle und einen schönen Hof darinn, so dem Herrn von Gainzel gehörig. Wolffsbühl (sonst Vouziepotok) ist nahe bey Wolffsbühel, hat ein schön ebnes Feld und gut Obst. Writoff ligt an der Kanker oberhalb Cräinburg nahe bey Egg in einer schönen Feld - Ebne. Unter der Würtzen (sonst Pod-kurenam genannt) ligt zwischen Cronau und Weissenfels. Da geht man über den hohen und gähen Berg Würtzen genannt in Kärnten auf Villach. Zheunische entwertet sich nicht sonders von Sagur, ligt zwischen dem Gebirge. Gleich bey diesem Dorff entspringt ein Wasser und treibt eine Mühl, hernach läufst es zwischen dem Bau-Felde hin, fällt aber hiernechst in ein Loch und ver-schlnpfft sich unter die Erden. Zirkla ist ein hübsch grosses Dorff zwischen Mansburg und Stormall in schöner Ebne, hat gute Stuttereyn und löset für seine Pferde, deren es viel erzielet, manchen Zekin und Scudi in Italien. Zirkusche einem hohen Berge mitten im Schoß ligend unter dem H. Berge hat zwar kein ebnes doch gleichwol zum Bau tügtiges Feld. Zirkusche (ein andres) ligt im Tihai-ner Bodem. Das DorffZwischen Wassernligt zwischen Laybach und Cräinburg halben Wegs auf der Strassen, wo die Zeyer der Sau ihren Mund beut und eine schöne lange Brücke über die Zeyer geht. Wolfss- bllhel. Writoff. Unter der Würtzen. Zheuni- sehe. Zirkla. Zirkusehe Zirkusche Zwischen Wassern. Das vili, ttajjittcf. Von beiten in dem ersten Theil deß Hertzogthums (Srain (ober Ober-Crain) befindlichen Bergwercken und Hämmern (ober Hammer - Gewercken.) Inhalt. dMas für Ertz in ©her - Crain befindlich. (trisen - (beberth zu Aisnem, zum Alten Jammer und zu Eropp. Die beste Stahl-Bereitung zu Jauerburg und Sava. Jammerbercb ben Meissenfels. Eisen - Arbeit zu Machein. was Besonders sucht, gantze Körbe voll metallinischer Erd-Klumpen oder mineralischer Steine mit sich hinweg nehmen und nicht viel Schreyens darüber machen. Absonderlich aber erzeugt der Ober-Cräinerifche Bodem eine gewaltig - grosse Quantitet Ertzes vom besten Eisen und allervortrefflichsten Stahl, so weit und breit durch die Welt verführt wird. Solches Eisen- und Stahl-Ertz nun wird an diesen nachbenennten Gewerck-Stäten bereitet. Als zu Aisnem, oder nach Cräinerischer Be- Das Eisen-nennung Selelniko. Selbiger Eisen-Ge- AiZem. werck (so Lands-Fürstlich ist) ligt zwischen hohem Gebirge. Allda wird mächtig-viel Eisens nicht allein geschmeltzt und zubereitet, sondern auch verschmiedet. Man macht allda allerley Eisen-Maaren in grössester Quantität. Wovon der weitren Beschreibung, sowol als der Kupffer-Figur die gebührende Stelle anderweit Vorbehalten wird. Alten-Hammer (sonst Nastavni- Nastam-kladue genannt) stehet in derWachai n nahe beym Wachemer See, zwischen dem Hammer. 5* das erste Entmensche verbirgt zwar unter-Ertz in seinem Erd-als Kupffer, Silber und ; allein es wird nicht bestritten, weil theils solches Ertzes gar zu wenig Goldes oder Silbers in sich hält, und also die Berg-Arbeit nicht belohnt, theils aber auch keinen steten Gang hat. Nichts de-stoweniger kommen offt Jtaliäner, graben heimlich solches Ertz aus, füllen damit Rantzen voll, und tragens davon, also dahin, ob man im Lande die Vortheile und Handgriffe so mehr Goldes oder Silbers heraus , als wie besagte Jtaliäner. denen auch P. Balbinus in Beschreibung deß Riesen-Gebirges und der Böhmischen Bergwercke aus dem Sagit-tantiro und Andren erzehlet, daß sie die Berg- und Ertz-Wercke fremder Länder, so den Einwohnern selbsten nicht gnug-sam bekandt, unter sich gleichsam ausge-theilt, und in Böhmen an manchem abwegigem Ort, da kein Böhm so leicht Sihe die Figur 4. Cropp. Jauerburg. Moisterna. Neumärcktl. Pley-Ofen. höchsten Schnee-Gebirge, wie obgesetzte Bildung im Kupffer weiset. Hie schmeltzt und fertigt man gleichfalls viel Eisen, ungleichen viel Nägel, nebenst andren Eisern Waaren. Dieser Hammer gehört jetziger Zeit dem Herrn Locateli! aus Wacheim, nachdem er ehedessen Tazolisch gewesen. Der Weg von hinnen biß Laybach trägt zehen Meilen aus. Cropp (sonst Kropa) ligt in einer Schlickten, wie in einem Kessel unter einem hohen Berge; bereitet nicht nur viel Eisen, sondern verarbeitets auch, und ist ebenfalls Land-Fürstlich. Anderstwo hievon ein Mehrers. Jauerburg (sonst Jauerniza) bückt sich unters Schnee-Gebirge nahe bey der Sau. Gehört dem Freyherrn Buceleni. Allhie wird der beste Stahl gemacht. Moisterna ist ein Eisen-Bergwerck, da viel Eisen gemacht wird. Neumärcktl (sonst Tershiz) huckt gleichsam zwischen hohem Gebirge unter dem Loibl, verschafft überaus-viel eisene Arbeit von allerley Art ; steht dem Grafen Barbo und Freyherrn von Werneck zu. Pley-Ofen (oder Bley-Ofen) vom Bolck Naplaushe genannt, ligt unter ho- hen Gebirge, verfertigt ebnermassen viel Eisen und Stahls, und gehört dem Herrn Locateli!. Sana oder Auf der Sau (auf Sava. Cräinerisch Sava) ligt zwischen hohem Schnee-Gebirge an der San, bereitet deß edelsten Stahls einen grossen Haussen, verschickt ihn auch weit und breit; ist dem Freyherrn Buceleni zugehörig. Steinbühel (Kamenagoriza beym Steinbühel, gemeynen Bolck) ligt in einem lustigen Thal, arbeitet auch lustig darauf, indem es nicht allein viel Eisens macht, sondern auch verarbeitet. Ist Lands-Fürstlich. Beym Weissenfels sind auch viel Hammer-Hammerwercke und Schmeltzhütten, und Weissenfels. wird in demselben gleichfalls das Eisen in der Menge gemacht. Ist dem Grafen von Trilleg (TriHeg) gehörig. Wachein (sonst Bobina) ligt in der Wachem. Wachein zwischen hohem Schnee-Gebirge. Allhie wird auch viel Eisen gemacht und gleichfalls verarbeitet. Anderthalb Meilen oberhalb Wachein ist ein Dratwerck (oder Drat-Zug), zu Verfertigung allerley Eisen-Drats in grösser Quantità ; gleichwie hingegen eine Meile unterhalb ein Gies-Haus stehet, da man allerhand Sachen von Eisen giesset. Gehört Herrn Locatelli. Das IX. (lapider. Von dem Ober-Crainerischem Post-Hause. Inhalt. Gericht don dem Dost - Muse in Oder - Crain, nebst einer Beschreibung dess Dost-Wesens ben unterschiedlichen ändern Nationen, loie auch dess ersten Stillters der Dost-Reuter. Woben insonderheit die Dost-Ordnung in Sinn, in Golcondn, Dersien, Türken, Kensers Tiberii, Augusti, Cyri und der Aussen erzehlt und angezeigt inird, ivo rinn alle die alte Dost-Anstalten bmt unsrer heutigen übertrollen loerden. nter die Gelegenheiten, wodurch : ein Land civilisirt werden, auch , gute Erfahrung und Nachricht ^fremder Sachen erlangen kann, "Hat man nicht allein die Besu-chung fremder Länder, sondern auch das Postwesen zu zehlen; wodurch nicht allein junger Leute Peregrinatimi und anderer eilfertiger Personen Reise mercklich befördert, son- dern auch mit ausländischen Nationen gute Kundschafft, Handlung und Eor-respondentz gepflogen, und überdas von allen Merckwürdigkeiten, so anderer Orten vorfallen, gar geschwinde Nachricht erhalten wird. Mit solcher lob- und nützlichen Anstalt ist auch das Hertzogthum Eräin bestens versehen, also, daß ein Jedweder nicht allein durch die Feder sich mit seinen Correspondenten bey ordentlichen gewissen Tagen von weitem besprechen, sondern auch, im Fall er selbsten zu reisen bemüssiget wird, ums Geld die Pferde dazu haben kann. <£rai°6.et= In Ober-Cräin, dem Ersten Fünfftheil von Cräin, ist nur ein Post-Haus, nein* iü Putpetsch. lieh zu Putpetsch (oder Potpetsch), drey Meilen von Laybach zwischen hohem Ge-Ngurì ^rge an dem Wasser Radolna, und ist r ‘L 5- diß die andere Post von Laybach aus auf Gratz zu. Jetziger Zeit, da diß Wer cf mir * unter der Jeder, versieht die Post-Berwaltung hieselbst Georg Ernst Kraa, als Post-Beforderer, der seine Bezahlung von der Hof-Kammer, und zwar aus Händen deß Herrn Postmeisters zu Laybach empfängt. Es ligt an einem guten frucht-barn Ort, hat gute Gelegenheit für die Peregrinatiteli oder durchreisende Leute, welchen daselbst mit allem forderlichem Willen und Bequemlichkeit (tun bequeme Erkenntlichkeit oder Zahlung) begegnet wird. -Pie so daselbst beym Durchreisen einkehren, finden ein trefflich gutes Tractement sowol im Trunck als in der Speise, es sey ein Fast- oder Fleisch-Tag; sintemal tttan an jedwedem also für ihn zurichtet, Bald. II. Buch. wie es sich an solchem Tage schickt, und dennoch ihn aufs allerbeste kann vergnügen. Wir wollen bey dieser Veranlassung den geneigten Leser, der etwan von dieser Materi, so Post-eilig abzuweichen Verdruß hätte, mit einigem Bericht von dem Post-Wesen anderer Nationen zu Ersetzung der Kiirtze dieses Capittels auswarten, und deßwegen von ihm die geneigte Erlaubniß eines kleinen Ausschweiss erbitten. Unsere Europäische Länder können sich zwar deß Ruhms, daß bey ihnen die Post gehet, allein nicht anmassen, sondern müssen davon auch anderen fernen Ländern einen Theil gestatten ; aber daß irgendswo das Post-Wesen in so guter und gemeinnütziger Ordnung, wie in Franckreich, Italien, Deutschland, Polen, Schweden und Dünnemarck stehen sollte, wird ihnen wol fehlen. Die Potentaten selbst haben mancher Orten in Asia eine solche Verfassung ihrer Post-Reuterey, die es offt der uns-: rigen in der Schnelligkeit zuvor thut; allein solche reicht nicht zu jedermanns Nutzen oder Geschäfften, sondern allein Sinesische Post-Läuffer. Erschreckliche Menge der Post-Pferde in Sina. Warum die Indianische Fußläuffer den Reutern zuvor lausten. Läuffer-Ord-nung in Golconda. zu Diensten deß höchsten Haupts, seiner Ministern und Beamten. Im Reich Sina seynd bey jedem Ruhe-Stein gewisse schnelle Läuffer bestellet, welche in geringer Weile sowol deß Königs als seiner Befehlhaber Schreiben an bestimmten Ort liefern; darum, obgleich diß gewaltige Reich seiner Grösse wegen schier für ein besonders Haupt-Theil der Welt könnte geachtet werden, fleugt dennoch gar ofst ein Königliches Patent in gar wenig Tagen überall durchs gantze Reich, a) So erzehlt Paulus Venetus, daß die Tartarisch-Sinesische Könige seiner Zeit an gewissen Land-Strassen besondre Pferd-Ouartier für drey- oder vierhundert Post-Pferde gehalten. Welcher königlichen Roß-Ouartier oder Stallung und Post-Häuser im gantzen Reiche zehen tausend in allen, und zwey hundert tausend Pferde auf deß Groß-Königs Currier und Post-Reiter bestellt gewesen; daher die Königliche Befehl- oder andere seine Schreiben und die gen Hofe von den äussersten Reichs-Grentzen zielende Zeitungen mit dem Blitz in die Wette geflogen. Zwischen solchen Post-Quartiern stunden noch andre Wohnungen für die Fuß-Läuffer, deren jeglicher an seinem Gürtel viel hell-klingende Glöcklern oder Schellen trug, damit ihn die andere Läuffer von Fermen, kommen hören, ohn Berweilung eines Augenblicks die Briefse von ihm nehmen und Wind-schnell zu den nechsten Wohnungen, da ein andrer sie gleichfalls ablöste, verbringen könnten. 6) Diese Weise ist in Sina annoch unverfallen, auch in manchen Indianischen Königreichen im Gebrauch. Da es solche Fuß-läuffer gemeinlich den Post-Reutern selbsten in der Geschwindigkeit zuvor thun. Wie nebenst ändern Tavernier in Beschreibung der Sitten und Gebräuche deß Königreichs Golconda durch diese seine Zeilen beglaubt: „Es ist zu mercken, daß in Indien alle Schreiben, so von den Königen, Feldherrn und Landschaffts - Verwaltern durch Fußgänger verschickt werden, viel schleuniger als durch reitende Boten sort-kommen. Die Ursach ist, daß aller Orten aus den Landstrassen nach zwo (Welschen) a) Vid. P. Maitinurn Martinii in Praefat. Atlantis Sinici. b) Vid. M. Paul. Venet, de Begionib. Oriental. lib. 2 c. 28. Meilen kleine Hütten stehen, da zween oder drey Männer sich aufhalten. So bald der Briefs-Träger daselbst ankommt, wirfst er das Schreiben den Andren dar, deren Witter solches alsofort nimmt, und damit fort läufst rc. Es ist auch dieses merckwürdig, daß die meiste Strassen in gantz Indien zu beyden Seiten gleich einem Spazier-Gange mit Bäumen besetzt, und wo keine Bäume seynd, allemal nach fünffhundert Schritten kleine Stein-Hauffen ligen, welche die Einwohner der nechsten Dörffer von einer Zeit zur andren weiß anzustreichen verbunden sind, damit die Boten auch bey finstrer Nacht und Regen-Wetters Zeit den Weg erkennen mögen." c) Ob nun gleich diese Weise nur denen Geschäften, so den Königlichen Hof und die Regierung oder der Aernter Verwaltung entgehen, gewidmet ist, und nicht, wie unsere Post-Läuffer, einem jedweden dabey zu Beförderung seiner Schreiben gereichet; fällt sie doch den Unterthanen gleichwol auch nicht beschwerlich, weil die Läuffer ihren ordentlichen Jahr-Lohn davon haben. Allein in Persien geht eine andre Post-Ordnung im Schwange, so in keiner andren Orientalischen Provintz üblich, auch andren reisenden Personen gar verfänglich ist. Wann ein Königlicher Beschaffen-Persischer Currier abgehet, um von dem ie!jr££l' A... -s . Persi,chen Komge an die Stathatter etite Ordre, Curnren. oder von diesen nach Jenem einen Bericht zu überbringeu, giebt ihm deß Königs oder Stathalters Stallmeister ein Pferd 1 und einen Mann, so nach läufst,^ und dasselbe wieder zurück führt. Trifft selbiger Currier unterwegens Jemanden an, der zu Pferde sitzet, so hat er Macht, denselben abzusetzen. Welches gar ofst geschieht, absonderlich wann sie mercken, daß ihre Pferde müde werden; und alsdann mag der Abgesetzte seinem Pferde nachlausfen oder Jemanden schicken, der es wieder hole. Vielmals mißbrauchen sie sich auch wol |j dieses Gewalts, und ob sie gleich nur vor einer viertel Stunden allererst Pferde :. gewechselt, nehmen sie doch wol wiederum einem ändern ihnen Begegnenden gleichfalls sein Pferd, daferrn ihnen dasselbe noch besser vorkommt, und darff sich der Reuter nicht widersetzen, ob er gleich stärcker und mit Beystande Jenem überlegen wäre. Denn wer Einen c) Tavernier im 1. Blich deß 2. Theils e. 18. p. rn. 77. dieser Chappars (wie man sie auf Persisch nennet) nur einen Finger krümmen würbe, der mäste ohn einige Gnade seinen Nacken hingegen fein gerad und steiff zum Sebel-Sreich halten. Weil nun die Curriers solches wissen, verlassen sie sich darauf, und mißbrauchen ihrer Viele solches Privilegii. Denn Mancher, der vorhin schon wol beritten ist, stellet sich dennoch gegen denen, die ihm zu Pferde begegnen, als wolle Er ihrer Einem sein Pferd nehmen, damit ihm der Entgegenreitende nur etwas spendire. Also wissen sich diese Gesellen von ihrem Aemtlein Kappen und Profit zu machen. Aber einem Francken dörffen sie solches nicht thun, a) weil es ihnen verboten ist. Türckische In der Türkey hat biß auf Amurath den Dritten derselbige böse Gebrauch regirt. Die Schweizerische Reiß - Beschreibung gedenckt, man habe zu Solimanni Zeiten, nemlich bey seiner damaligen Anwesenheit in Türckey, keine ausgetheilte Posten, noch Post-Häuser, wie in der Christenheit, gehabt ; sondern, wo die abgefertigte Curriers in ein Hans gekommen, hetten sie frische Pferde, so wol bey Türcken als Christen, wo sie dieselbe nur antreffen können, weggenommen mit Gewalt; und wären die Leute bey Lebens-Verlust schuldig gewest, solche ungeweigert herzugeben; wann es nun gleich noch so edle und herrliche Pferde gewest, habe man sie dennoch so lange geritten, ohn einige Ruhe, biß sie unter ihnen umgefallen. Wenn aber der Herr deß Pferdes das weggenommene wieder bekommen wollen (imsall es nicht zu Tode geritten worden), habe er der Post folgen und es wiederum heimführen müssen. Er meldet daneben, daß, wann dem Türckisch-Keyserlichen Currier ein Kauff-mann oder andrer Reisender unterwegs zu Pferde entgegen gekommen, derselbe auf Begehren habe absitzen und ihm sein Pferd hergeben müssen. Unterm Selim denZweyten ist dieser Brauch noch in seinem vollen, ja über-hänfftem Mißbrauch gestanden; Massen in der Reiß-Verzeichniß deß Römisch» Keyserlichen Orators Freyherrns von Un-gnad erzehlet wird, die Zauschen (oder Türckische Curriers) hetten Macht, dem Nechsten, der ihnen begegnete, er mögte auch führen, was er wollte, sein Pferd auszuspannen, und etliche Meilen damit <*) Terselbige im 5. Buch Persischer Reisebeschr. am 269. Bl. fortzureiten; der arme Mann mögte nach-lauffen und sein Roß wieder suchen; das wiederführ den Türcken nur selten, den Christen aber gar offt ; daher es dann gekommen, daß, wann sie einen Zauschen auch noch von weitem nur gesehen, sie gleich aus die Seiten ins Gepüsch oder Wald, wie ein furchtsames Wild, entflohen, oder sonst an geheimen Oertern ihre Rosse verborgen. Aber der Kadi oder Richter in einem Dorfse oder Städtlein ward, wann er nicht alsobald einen solchen Zauschen mit einem Pferde versähe, hart gestrafft. Diese Beschwerung siel so unerträglich, daß auch gantze Dörffer mit einander entlieffen, und sich in die Einöde begaben, b) Taverni er beglaubt, Amurath der Dritte habe solchen Druck der Leute aufgehebt, und gewisse Post-Häuser angestellet, darinn der Zausch mit nöthigen Pferden versehen worden. Allein diese Anstalt reicht dennoch unserm Post-Wesen in der Christenheit das Wasser nicht, wie ich bald hernach werde erweisen. Malavotta c) und etliche Andere geben aus, Keyser Angustus habe am ersten die Posten eingerichtet, und dieselbe vielstär-cker beschleunigt, weder wir die unsere. Nun giebt man gern zu, daß ein so ge-waltig-grosser Monarch Mittel genug gehabt, solches zu thun; ja, daß er auch solches würcklich gethan habe, wollen wir dem Tranquillo d) und Plinio wol glauben. Aus welchem letzten Cuspinianus Schnelle vermeldet, e) Keyser Tiberius sey zu sei- f°£™s nem in Deutschland erkrancktem Brüdern Tiber«. Druso in zweyhnndert tausend Schritten Tag und Nacht auf der Post gereiset.. Aber darum geht man weder dieses ein, daß Keyser Augustus der Post-Reuterey den ersten Anfang gegeben, noch viel weniger dieses, daß seine Anstalt unsere heutige übertroffen, ob sie gleich jemaln nach Gelegenheit der Sachen eiliger von statten gangen seyn mag. Das Erste lasset man darum nicht gelten, weil man weiß, daß allbereit längst vor Augusti Zeiten an grösser Potentaten Höfen entweder zu Pferde, oder durch geschwinde Läuffer zu Fuß gewisse Posten bestellet worden. Und damit meyne ich nicht eben nur bloß allein solche Reuter b) Gerlachius in benannter Reise-Erzehlung am 49. Bl. c) In Historia Senens, d) e. 49. e) In Tiberio. Cyrus, der Post.Pferde Urheber. oder Länffer, welche in ungemeiner Schnellheit die mitgegebene Befehl-Schreiben an befohlene Oerter oder auch mündliche Botfchasften von gewissen Sachen verbracht; denn sonst würden mancher heutiger Post-Reuter von manchem Fnß-Länffer der Alten weit dahinden gelassen werden, und dieser deß Namens einer Post viel fähiger sehn. Die Engländer erzehlens zum Exempel eines verwunderlichen Eil-Ritts, daß König Jakobns, als er nach dem Tode der Königin Elisabeth, ans Schottland nach England, zum König von Engel- und Irrland bernffen worden, in sechtzig Stunden dreyhnndert Englische Meilen, wie Meteranus den Weg von Edenbnrg biß Landen rechnet, geritten. Aber so man solchen Königlichen Ritt gegen der Schnellheit manches Länffers Alexandri Magni und anderer Häupter hielte, würde die Verwundrung von besagtem Könige diß-falls «blassen, und einem solchen alten Lauster in die Fersen fallen. Darum rede ich hie von dergleichen ungewöhnlichen und ungemein - schnellen Ritten nicht, weil derselben bey allen wol-beritt-nen Nationen, je und je, etliche geschehen seynd, sondern von den ordentlich-bestellten Post-Reutern. Diese Post-Renterey, sage ich, ist viel älter, als Augusti Anstatt. Der Persische Monarch Cyrus soll hierinn der Erste gewest seyn. Denn so tiefet man hievon beym Xenophonte : „Wir haben vernommen, daß Cyrus auch noch was anders ersonnen, so zu der Grösse seines Reichs gehörig, damit er nemlich geschwinde erfahren mögte, wie es auch an weit-abgelegenen Oertern stünde. Denn nach dem er gerechnet, wie weit ein Pferd in einem Tage lausten könnte, hat er Roß-Ställe bauen lasten, die eine Tag-Reise weit von einander gelegen,und daselbst Pferde samt derselben Wärtern oder Post- und Reit-Knechten verordnet. Gleichfalls bestellte er an jeglichem Ort Jemanden, der die angelangte Briefse dem ankommenden Postilion abnähme und dieselbe Andren wiederum überantwortete, auch die ermüdete Pferde und Leute beherbergte, und andre frische in den Platz stelltet Diese Posten rnheten bißweilen auch allerdings zu Nachte nicht, sondern die Tags-Post ward durch die Nächtliche abgelöst, und mit der Weise verrichtete Mancher seine Reise schneller als ein fliegender Kranich." Wiewol Xenophon sich hierinnen auf den empfangenen Bericht berufst und hinzu thut, wenn diese Geschwindigkeit vielleicht gar zu groß fürgegeben, und der Warheit ungleich wäre, so setz dennoch dieses gewiß und offenbar, daß dieses viel schneller gehe, denn einige Reise, die zu Fuß von schnellen Länffern geschehe. a) Die Vergleichung mit der Schnelligkeit fliegender Kranichen scheinet Xenophon allhie nicht nach Rhetorischer Red-Art der Uber-Masse zu verstehen, als wann David dem Saul und Jonathan nachrühmet, daß sie leichter, denn die Adler gewesen, sondern in recht eigentlicher Bedeutung, darum er auch billig selber die Gewißheit nicht verbürgen will. Wie er auch mit guter Vernunfft nicht kann, in Betrachtung, daß der Adler in einer Minuten eine gute Deutsche Meil-wegs slengt, und ein Kranich dem Adler Hiermit nicht viel nachgeben kann. Doch setze ich, der Kranich brauchte zwo oder drey Minuten zu einer Deutschen Meile, so wird doch kein Post-Ritt, ob er gleich alle Viertheil Stunden, ja alle Minuten, abwechselte, in solcher Eile eine Meile überwinden. Dann sonst kämmen 30 oder 30 Deutsche Meilen ans eine Stunde, welches mir das allerschnellste Schiff, geschweige denn einiger Ritt, ob er gleich mit lauter Arabischen Pferden vollbracht würde, wol bleiben lässt. Unterdessen Hab ich hiemit mein Erstes erhalten, nemlich, daß nicht Augustus, sondern Cyrus die Post-Reiterey am ersten gestisttet. Das Zweifle, nemlich, daß Augusti Warum vie und andrer vormaliger Potentaten Post- «ite von den Reiteret), ob sie gleich schneller gegangen, über dennoch von unsrer heutigen weit über- troffen troffen werde, beweiset sich in unterschied- werden, lichen Stücken. Erstlich darinn, daß unsere heutige Posten nicht nur mit der grossen Herrn, sondern auch andrer gemeiner Leute Brieffen ablanffen, und also einem jedweden nach seiner Noth-dnrfft dienen, da gegentheils die Römische und andre alte nur in öffentlichen Reichs-Geschäfften oder mit solchen Zeitungen, so allein an den König oder Keyser und seine Ministern giengen, spe-dirt wurden. Zweytens hierinn, daß Jene nicht so eben auf gesetzte Tage gelegt waren, obgleich die Post selbst alle Tage und Stunden zum Ablauffen in Bereitschafft stund, sondern nur an welchem Tage es die Noth oder Beliebung deß Königs und seiner Grossen erforderte oder etwas vorfiel. Wiewol nun bet) etlichen Höfen selten ein Tag vorüber gegangen da man nicht einen oder andren Carrier durchs Neich abgefertigt, um von dem Zustande aller Oerter im Reiche schleunige Nachricht zu erhalten, hat man doch auch bißweilen etliche Tage ausgesetzt nach Gelegenheit der Sachen und Zeit. Unsre Posten gehen hingegen ordentlich und an gesetzten Tagen zweymal in der Wochen, und so etwas Wigtiges sich begäbe welches deß Post-Tages nicht erwarten könnte, fertigt man geschwinde ausserordentliche Curriers ab. Drittens darinn, daß Jene nur durch ihr eigenes Land oder Königreich gegan-gen; die unsrige Posten aber mit allen Europäischen Reichen in Commnnieation begriffen auch überall in allen solchen Königreichen wiederum abgelöst und durch frische Posteti dergestalt fortgesetzt werden, daß die briefliche Correspondentz gleichsam im Circkel herum von einem Ort zum andren läufst. Gestaltsam durch solchen Bortheil wir nicht nur die fürnehmste Neuheiten unsers Teutschlandes, sondern auch fremder Länder ja schier der gantzen Welt in unsre Erfahrung ziehen. Bierdtens, so seynd die Posten der Alten nur etliche gewisse Haupt-Strassen Längs und Zwerchs gegangen, da die unsrige gleich den Haupt-Strömen, die viel andre kleine Flüsse zu-und mit sich nehmen, beschaffen sind. Denn sie empfangen auch von allen kleinen Städten, wo keine Heer-Strasse ist, beh ordentlicher richtiger Zeit einen Zufluß von Briefen durch gewisse dahin-reisende oder gehende Boten; weswegen auch die kleinste Städte den allgemeinen Zustand der Welt nach und nach desto füglicher erfahren können, indem jedwede particular Post oder Bot der allgemeinem Haupt-Post briefliche Handreichung thut, auch von ihr die Antwort ans alle abgegebene Briefe einnimmt und wiederum zurück beschleunigt. Fünfftens, können beh unfern Posten zumal in Teutschland, Franckreich, Italien, Spannien und Engeland nicht allein die Schreiben, sondern auch ums Geld aller- ley reisende Personen ohne Unterscheid mit Pferden versehen und weiter an den verlangten Ort befördert werden; da die Post-Pferde der Alten nur bloß zur Reise der Stands-oder Amts-Personen oder derselben Befehl-Schreiben bestellet waren und Privat - Personen dergleichen Leih-Pferde nicht leicht aus den Post-Häusern erlangen kunnten. Hiemit geht es doch in etlichen Ländern Europäischer Christenheit viel beförderlicher und leichter von statten, weder in theils andren, da man, es seh Krieg oder Friede, reine oder unreine Lusst, damtoch allemal zuvor einen Haupt-Paß vorher beh den Post-Häusern aus-weisen muß. Die Moscowitische Posten _ gehen so hurtig und schleunig als einige in Europa ; nehmen auch Jedweden mit, der es verlangt ; allein er muß zuvor vom Groß-Fürsten einen Paß aufweisen; wie aus diesem Bericht deß Petreji umständlich zu vernehmen ist: „Auf allen groffen Land-Straffen im gantzen Lande werden Post-Pferde gehalten, daß ein jeder unverzüglich Fortkommen kann. Wer allda im Lande reist, er seh einheimisch oder ausländisch, und hat einen Beweis aus deß Groß-Fürsten Cantzeleh, bekommt alsbald Pferde, wann er in den Hof kommt und absitzet, soviel er vonnöthen hat, und sein Paß ausweiset. Denn so bald die Bauren, so mit den Fremden gekommen sehn, pfeiffen und zischen durch die Zähne, schreyen die Andren ans dem Fenster, es seh Tag oder Nacht, und fragen wieviel Pferde man vonnöthen habe? Welches, so bald sie es erfahren, werden die Pferde in den Hof geführet, da die Fremden abgestiegen. Welche Höfe sonderlich dazu gebauet seynd." „Sie reiten mächtig geschwinde in vollem Currier, wie sie nur mögen, ungeachtet, daß zwischen einem jeden Post-Hause sechs, acht, zehen oder zwölft Meilen sind. Sie lassen die Pferde nicht einmal füttern, ruhen oder ) lallen, biß sie an den Ort kommen, da sie hin verlangen, und frische Pferde an die Stelle bekommen haben; achtens auch nicht, ob dieselbe gleich unterwegs stürtzen oder sterben, weil sie dieselben nicht bezahlen dörffen, sondern ihnen befohlen ist, Tag und Nacht fort zu reiten, und mit verrichteten Sachen wieder zu kommen. De-rowegen kann der Groß-Fürst alle acht Russische oder Moscowitische Post. Tage wissen, was auf den Grentzen und ändern Orten deß Lands geschieht, so von der Moscau anderthalb hundert Meilen entlegen seyn. So ferrn es verabsäumet wird und nicht geschieht, werden die Postillonen in stinckende Thürme geworffen und mit Peitschen auf den Rücken jämmerlich geschlagen, daß die Haut darvon gehet. Daß also einer solche Straffe zu vermeiden viel Meilen den Tag postiren muß und in 14 Tagen einen unglaublich-grossen Weg hinter sich legen, damit deß Groß-Fürsten Geschäffte verrichtet werden, a) Ist zwar für die damals noch sehr barbarische Sitten dieses Hofs viel, daß man so gute Gelegenheit gehabt (und auch noch hat) allstets fortzukommen; massen denn auch die Correspondentz ans Moscau nach Lieff-Tentsch-und Holland durch ordinari Posten ihren richtigen Gang hat; doch gleichwol kann der Reisende offt in etwas aufgehalten werden, wann ihn ein gählinger Borfall zu geschwinder Reise nöthigt, und er deßwegen doch noch erst ans der Groß-Fürstlichen Cantzelley sich mit einem Post-Zettel versehn muß. Gesetzt aber, solches halte ihn um ein Schlechtes aus, so hat doch unser Tent-sehland noch eine und andre Bequemlichkeit zum Borzuge, darunter sonderlich unser Ober-Cräin diejenige vor vielen ändern hat, daß das Post-Hauß daselbst den Reisenden Mann nicht nur mit Pferden, sondern auch mit gutem Tracte-ment accommodirt, wie anfangs gedacht worden. Welche Bequemlichkeit man mancher Orten um sein Geld nicht haben kann, da sie doch dem Reisenden zn nicht geringer Ergetzung gereicht. a) Petrejus im 5. Theil der Russischen Chronic p. m. 616. Das X. (Ea)fittrf. Von denen Böden, Thälern und Feldern in Ober-Crain. Inhalt. Der Aslinger Dodem und dessen Beschaffenheit dess Wachsthums foie auch dess Gevögels daselbst. Dillichgrätzer Dodem. Merdzucht dess Dischoffs-Haber Modems. Abscheuliche Drueben dess Eanrber - Thals und Unlust selbiges Thals. Mornechst noch unterschiedlicher andrer Hoden oder Gründe Gelegenheit und Eigenschafften angedeutet foerden; als der Erainburger Dodem. Eronauer Dodem. Drogembler Dodem. Feistritzer Thal. Feldesser Dodem. Galnecber Dodem. Gerlachsteiner Dodem. Glagofoitzer Dodem. Görtschaher Dodem. S. Helena Dodem. Kolobrater Thal. Köttizer Dodem. Havbacher Modem. Wansburger Dodem. Mareutscher Modem. Wöttniger Dodem. Wuscheniber Thal. Uablaser Thal. Ueumürrbtler Dodem. Cvben Holtz. Dölander Thal. Donauizer Dodem. Katmansdorffer Dodem. Sagurianer Dodem. Der Steiner Modem. Selzaher Thal. Ticheiner Thal. Mocheiner Thal. Dass daselbst. Zireblauer Dodem. «Kr > achdem unsre Feder aus dem Ober-Cräinerischen Post-Hause kinen kleinen Ab- oder Neben-^Weg geritten, kehren wir nun ^wiederum aus die ordentliche Strassen unserer vorhabenden j Materi, nemlich zur summari-^ rischen Erzehlung dessen, was uns von der Ober-Cräinerischen Gegend noch weiter für dißmal überhaupt zu melden obligt. Da wir denn Ursach finden, durch Thäler und Berge, Felder und Wälder die Augen fitegen zu lassen. Der Böden, Thäler und Felder, seynd in diesem ersten Theil eine grosse Anzahl, daraus wir anjetzo nur etliche mit schnellem Fuß durchzugehen gesonnen. Der Aßling er Bodem (Niederung oder Grund) soll der erste seyn. Derselbe ligt an der Sau, zwischen hohem Schnee-Gebirge, reicht von der Stein-Brucken biß Moisterna hinauf, nach der Sau 3 starcke Meilen weit. Ohn ists nicht, daß unterschiedliche Bödem und Thäler zwischen eintreten; aber weil selbige wenig merck-würdiges begreisfen und derohalben ihre Beschreibung dem Leser mehr Eckels denn Appetits und Lusts erwecken dörfste, als die ohne ziemliche Weitläufftigkeit nicht geschehen könnte, gehen wir dieselbe mit Schweigen vorbey, damit wir diejenige Grunde und Thäler, so ich * diesem Capittel gewidmet, desto eher und sonderErmü-dung deß Lesers können durchwandern. Dieser Bodem ist ein gar enges Thal, so den Schnee-Gebirgen emgesettckt, und im Winter von keiner Sonnen besuchet wird; daher es auch ein kalter aber doch gesunder Grund, der zwar gar steinigt und doch nicht durchgehends so rauh noch wild, daß er sich weigern sollte, etlichen wenigen Feldern und Wismaten einigen Platz einzuräumen zum Bau. ^pät-zeiti- Obst Diese Felder tragen aber nur einmal 016,1 deß Jahrs den Nutzen. Hingegen fällt daselbst ein grösser Schnee, und wenig Obstes, das auch spät zeitig wird. Ich * habe selber in diesem Thal bey Bley-Osen um Michaelis frische Kirschen ges-sen, welche doch gleichwol vom Gebirge herunter gebracht worden. Man bekommt daraus viel Föhrn- und Eschen-Holtzes. Es giebt auch viel Eisen-und Stahl-Bergwercks und das Gebirge streckt von Buch- und Fichten-Holtze die Gnüge vor zum Kohlenbrennen. Man erblickt in dieser Niederung oder Grunde keine Vögel, ohn allein eine schwartze Art mit gelben Schnäbeln wie die Amseln. Man nennt sie aber Krone-wet-Vögel (oder Krams-Vögel.) Keine andere Vögel Hab ich* jemals daselbst ersehen können, ob ich* gleich über dreyffig mal dadurch gereisst. Sonst setzt es im Gebirge vielFeder-Wild, als Schild- und Wald-Hanen und dergleichen, darzu überaus viel Gemsen, schöne Alben oder Alpen (wir nennen aber Alben das hohe Gebirge, wo gute Vieh-Waid oder Gras ist) finden sich in diesem Bodem. Die Einwohner halten viel Schafe und anders Vieh und machen viel guter Käse, so man insgemein Flitscher-Käse heisst, und gar viel derselben in Deutschland für Parmesan verkaufst. Sie erobern gleichfalls von ihren Heerden viel Wollen. Das fürnehmste Lob aber entstehet in diesem Grunde daraus, daß die Leute daselbst frisch, gesund, starck und danerhafft. Es finden sich in demselben sonders gute Ammen oder Seua-Ammen. Deß Sommers gehen sowol Weiber und Männer als Kinder in höltzernen Schuhen oder Socken. Die Wasser seynd dieser Gegend frisch, eys-kalt und gesund. Der Bilichgrätzer Bodem reicht von Bilichgrätz biß gen Laybach hinunter, hat unterschiedliche Thäler und Bödem, an theils Orten gutes Bau-Feld, auch aller-ley Obstes genug, dazu trefflich-gute Wismaten und Vieh-Weiden. Die höchsten und gähesten Berge seynd alle mit Leuten bewohnt. Droben ist die Lufft köstlich, frisch und gesund. Daselbst hat es auch frische gesunde Wasser und Quell-Brunnen, die so kalt wie Eys, aber gegen Laibach hinab verkehrt sichs damit. Der Bischoffs-Laaker-B odem (sonst Sorskupule genannt) gehet von Bischoffs-Laak biß Crainburg und biß Zwischen Wassern, formirt also ein Drey-eck nemlich zwischen dem höchsteitGe-birge und dem Wasser Zeyer und der Sau. Alles darinn begriffene Flach-Land ist um und um mit lauter groffen und trefflichen Dörffern besetzt, und sowol unter dem groffen Gebirge, als an der Sau, wie auch an der Zeyer, muß man sich der schönsten Dörffer verwundern. In der Mitte aber, oder dazwischen findet sich das ausbündigste Bau-Feld. Der Bodem ist Kern-gnt, köstlich und der Gesundheit hold. Es werden darmn mächtig-viel schöne Bögel daselbst. Bilichgrätzer Bodem. Bis» off s Laacker-Bodem. Pferdezucht Pferde erzogen, auf Weideil llach Italien ge-daselbst. bracht und allda verkaufft. Diese Pferde werden gemeinlich falsch (das ist sonderlich* wol) ausgefüttert, und deswegen im Lande nicht viel gebraucht. Denn der Adel deß Landes bedient sich nur der Karstnerischen oder aber meistentheils Croatifch- undTür- j ckischer Pferde. Es halten sich allda gewal- : tig-viel Sieb-Bödem und auch Kartezen-, Macher auf, deßgleichen unterschiedlich-viel andere Arbeits- und auch Handels-Leute, als Roßhändler, Weinhändler, Leinwadshändler und andere dergleichen. Canker- Canker-Thal (sonst Ukokre) ist ein Thal dreh Meilen lang, zwischen den höchsten Schnee-Gebirgen, von Thurn unter Neuburg biß Seeland an Kärnerischen Grellheit, da geht die Strasse gen Kärnten durch auf Koppl zu. Dieses Thal hat gar keine Felder ausser daß es auf etlichen gähen Bergen was wenig Getreyds oder Felder giebt. Denn auf den zähesten Bergen wohnen doch hin und wieder Bauers-Leute. Abscheuliche Dieses Thal giebt viel Hohes. Ein Theil daselbst! desselben hat gantz abscheuliche Brücken über den Kanker-Fluß. Etliche derselben seynd also gemacht: Man bricht Löcher in die Stein-Felsen deß Berges über dem Wasser, wie in eine Mauer, und schlägt starete Baum-Klötzer oder Baum-Wällen darein; ans der ändern Seiten aber werden die Bäume nicht unter gespreisset, sondern nur andre Klötzer darüber gelegt. Damit ist die Brucke fertig, wie behgesetztes Knpf- Siehe die fer vorstellig macht. ||9U^ Durch dieses Thal seynd einsmals die Türcken in Kärnten gekommen, Massen an seinem behörigen Ort soll erzehlt werden. In diesem Thal bin ich * nach vietino- Unlust ft' tigern Durchreisen niemals eines Bo- Thals, gels ansichtig worden. Leutseligkeit und Anmut, welche sonst in manchen Thä-lern ihren Erbsitz haben, darsf man da nicht suchen. Die Durch-Reise fällt gantz unfreundlich, melancholich und langweilig, also daß es tool für ein ziemliches Temperament und Mortificirung allzufrischer Gedancken dienen könnte; da es doch sonst der rechte Fuhr-Weg, welchen die Wagen gebrauchen. Man findt keine Häuser darinn. So ist der Bodem sehr steinigt, das gantze Thal gar eng und von dem Gebirge dergestalt zu beyden Seiten eingesperrt und gleichsam eittgemanert, als ob es die Natur zu einem Kercker der Traurigkeit verordnet hette. Solches Gebirg ist überall felsicht, darauf dennoch Tannen, Lerchen-Bäume, Büchen samt andrem Holtze wachsen. Mit wenigem zu sagen, es ist einerechte Wildniß, darinnen die Wildheit deß Übermuts sich füglich zähmen liesse. |tain6urger Der Crainbnrger Bodem ziehet 0 em- sich zwischen der Kanker und der Sau an das hohe Schnee-Gebirge, hat ein gutes, ebnes und grosses Bau-Feld, auch grosse Wälder, schöne Alpen, gute Vieh-Weide, treffliches Obstes die Menge, viel schöne Dörffer, frisch gesunde Leute. Das Bau-Feld stellt sich mit zweyfacher Erndte jährlich ein. Aber ans dem, was unter den Alpen und Schnee-Gebirge ligt, leidet zu Zeiten den Haiden (sonst Heid et oder Buchweitzen genannt) vom Reis im Herbst grossen Schaden. Das Erdreich fällt überall sandig und nirgends letticht oder leimicht. Man ziehet allda eine Menge edler Pferde, welche hernach Italien bezahlen muß. Es gibt daselbst viel Weber, die unterschiedlichen gemeinen Zeug färben und wircken. Lieben dem halten sich gleichfalls mancherlei) Handels-€ Leute daselbst auf. «obemer Ter Cronauer Grund (oder Bodem) lenckt sich von Moisterna biß Weis-sen-Fels hinaus, und kommt im übrigen mit obbeschriebenem Aßlinger Bodem in Dr allem überein. Es ist alles lauter Thal. *obemm6let Die Drogembler Niedrung (oder Bodem), so ein ebnes und auserlesenes Feld, geht zwischen der San und Feistritz, hat viel schöne Dörffer und auch ein treffliches Obst, aber wenig Gehöltzes, und in dieser Niedrung woh-a , neu gar viel Sümber. Das Feistritzer Thal (insgemein Ubistrize genannt) nimt seinen Anfang bey der Stadt Stein, und streckt sich hinauf gantz in das Schnee-Gebirg hinein. Ist ein wildes Thal, das dem Kancker-Thal in der Rauheit weiter nichts bevor giebt, als daß es keine so furchtsame und Selb,uederliche Brucken hat. ^ofcemet DerFeldesserBodem (sonstUble-(|o benamst) lencket sich um Feldes herum, weiß von wenig schönen Ebnen, hat aber doch gutes Acker-Feld und auch Wist Waten _ genug. Es wächst daselbst das ^bst in übermengter Fülle und seynd ^Sciiti. II Buch. viel wackere Dörffer darinn, da die Leute allerlei) höltzernes Geschirr verfertigen, als Legel, Butten, Schesfer, Kübel und dergleichen, welche ins Land verführt werden. An Holtz ist kein Mangel. Den Einwohnern gedel)et die frische Lufst zu frischer Gesundheit, weßwegen man gern die Menscher (oder Weiber) aus diesem Bodem zu Seug-Ammen nimmt. Der F l e d n i g e r Bodem (sonst Fledniger Smledenskupule) schweiffet um Flednig '0 em' herum biß auf das Schnee-Gebirge, begreifst trefflich-schöne ebne Bau-Felder, auch gleichfalls ausbündig-schöneund grosse Dörffer, wird mit vielem Obst-Werck gesegnet, und gentestet der Erziehung seiner vielen Pferde wol, in dem Italien diese an sich handelt. Man trifft darinnen viel Sämer und viel unterschiedliche Hand-wercks-Leute an, insonderheit aber viel Haffner (oder Töpfer), welchen das Lob zugeeignet wird, daß sie im gantzen Lande das beste irdene Geschirr machen. Der Gal n ecke r Bodem ziehet sich Gainecker bey Galneck herum in viel unterschiedliche Sot,cm-Thaler zwischen hohen und gähen Gebirgen, besitzt gar wenig Ebne, nichts destoweniger überall gutes Bau - Feld, Wiesen und Aecker, beydes im Gebirge und in Thälern. Holtzes ist da genug, Obstes übrig genug, so springen auch viel lebendige, kalte und klare. Brunn-guellen daselbst. Grösser Dörffer giebts zwar allda keine, sondern nur vier oder fünsi Häuser beysamen, weil zu vieler Dorffschafft keine Gelegenheit vorhanden; hingegen aber stehen sowol in den höchsten Gebirgen als in allen Thälern überall viel eintzelne Häuser. Die Einwohner scheuen keinen Schweiß, als gute und unverdrossene Arbeiter, welche Tag und Nacht Fleiß und Krasite anspannen. Es giebt Weide genug fürs Vieh, und auch Buchen-Holtz, aber keine Fichten. Der Hasel-Stauden steht der gantze Berg voll. Der Heidel (oder das Heidelkorn) wächst im gähesten Gebirge zwischen lauter Steinen sehr glücklich und überaus gut, dazu so häuffig, daß man keine Erden dafür fistet. In den Felsen, so man etwas davon abbricht oder herab reifst, findt man unterschiedliche Muscheln, Austern und Kapesanten, welche in Stein verwandelt seynd. DerGerlachsteinerBodemstreckt @eria*ftei» sich zwischen Feistritz und dem hohem ner 8o6em' i Gebirge um Gewachstem herum, hat ein 7 gut und ebnes Bau-Feld, viel wackere Dörffer und fruchtbare Bäume, auch Büchen, Fichten und deß Holtzes einen so reichen Borrath, daß er auch viel Nachbarn mit Bau- und Brenn-Holtz verstehet. Glagowitzer Den Glagowitzer Boden (sonst Boden, Ublagovize) fassen zwey hohe Gebirge in die Mitte, und reicht derselbe von der Fei- j stritz biß über den Trojaner Berg. Seine Bau-Felder seynd trefflich-gut, seine Wiesen deßgleichen. Er trägt seinen Dörsfern, die schön sind, viel Obst; versorgt sie auch überflüssig mit Holtz, und obgleich aus dem Gebirge überaus viel keine Dörsfer samt eintzelnen Häusern vorhanden, solchem nach diese Gegend trefflich volckreich ist, reichen doch die häuffigen Büchen und Fichten ihnen allen Holtzes genug. Gortschacher Der Gört sch ach er Bodem (insge- Bodem. mein Nagorizeine benamst) thut seinen Zug von Burgstall nach Zeyer hinunter biß gegen S. Beit. Seine Felder und Wiesen, welche sehr gut, ligen nach der Länge. Bon der einen Seiten hat er das Wasser Zeyer, von der andren das hohe mit Büchen bewachsene Gebirge; daneben auch viel Dörffer und deß Obstes vollauf. S. Helena S. H e l n ä Bodem (der sonst insge- Bodem. ntein Per Sueti Alene heisst) streicht von der Feistritz und neben der Sau hinunter biß an das hohe Mareutscher Gebirge; hat ein ebnes braves Bau-Feld, das mit seinen Halmen, Früchten und Pflantzen den Schweiß hernach in Wein verwandeln kann. So ist auch das Gebirge wol bebaut. Die Dörffer ligen schön, und ihrer Grösse wegen gar ansehnlich. Deß Obstes hat man da die Fülle und an keiner Nothdurfft Noth. Kolobrater Das Kolobrater Thal muß sich Thal. zwar zwischen hohen, gühen und steinig- ten Gebirgen um Kolobrat herum schmiegen; gemessi doch gleichwol guter Aecker, die noch ziemlich tragen. Die Bäume hangen deß Obstes voll: und die andre, welche der Herd oder Ofen, oder Bau verlangt, reichen soviel Holtzes, als man braucht. Gautze Berge werden da von Hasel-Stauden bedeckt. Fichten aber lassen sich nicht blicken. Grösser Dörffer hat es da keine, sondern nur zu 5 oder 6 Häusern. Hingegen ist es mit eiuzelen(oder besonders-stehenden) Häusern allenthalben besetzt, auch sogar im zähesten Gebirge. Welches obgleich überaus steinigt und gühe, danuoch kein Feind der Fruchtbarkeit ist; angesehn daselbst das Heidel- I Korn zwischen lauter Steinen so hänsstg ausgehet, daß man schier dafür der Erden nicht ansichtig wird. Besagtes Heidel-Korn (oder Heidel) wächst allda vortrefflich wol und besser, als im schönsteil Felde. Es ergiessen sich viel Quell-Brunnen, die frisch und Eiß-kalt sind, mit ihren flies-sendem Crystall durch dieses Thal sehr anmutig zu sonderbarer Erquickung bey-II des der Augen und der durstenden Kehlen. So vereinigen sie gleichfalls auch ihre Lieblichkeit mit Gesundheit. Uberdas stndt man daselbst viel gerechte Adler-Steine. Der Köttitzer Bodem schleicht ne-àitzer ben der Sau mn Köttitz herum, begabt mit einem braven Acker-Felde und gedey-lichen Wismatcn, erstreckt sich der Länge nach zwischen der Sau und dem hohen Gebirge. Die Bäume neigen sich unter der Bürde deß Obsts. Grösser Dörffer ligen im selbigen Grunde nur wenige, aber ans dem Gebirge stehen der kleinen Dörffer (oder Weiler) genug, und der einzelnen Häuser überflüssig. Der Laybacher Bodem (Lublan- Laobacher skopule sonst genannt) ligt zwischen dem y°ScnL Wasser Laybach und der Sau, hat köstliche und grosse Dörffer, ein schönes, grosses, ebnes uud woltragendes Bau-Feld, aber keine Wälder oder Gehöltze. So lauf-sen auch keine kleine Bächlein oder Wässerlein dazwischen. Deswegen ligen die Dörfler nur nach der Laybach hinunter, und nachmals gegen der Sau hinaus, hernach nach dem Gebirge hinaus gegen der Stadt Laybach, daß also gleichsam ein Drey-Eck daraus entstehet. Das Obst wiuckt und schimmert zwischen den gefüllten Zweigen hervor, wie Gold und Purpur; speiset sowol die Augen mit seiner Schönheit, als den Mund mit seiner Lieblichkeit. In den Dörflern dieses Grundes wohnen der Sämer und Fuhrleute, wie auch Roß-Leiher und andrer dergleichen Leute eine grosse Anzahl. Nach der Laybach hinunter giebt es schöne, grosse Mühlen. Auf diesem Laybacher Felde seynd viel Lerchen, die an dem Herrn Schweiger einen grossen Feind finden, weil seine Netze ihrer sehr viel berücken. Den Mansburger Bodem hat die Manàrg-c Natur zwischen Ferstritz ititi) dem Ge-5ÖDi?cm-birge gebettet, ihm dennoch sein grosses Feld wol geebnet und beschönt. Es ligen viel stattlich-grosse Dörffer darinn, die sich vieler Baum-Früchte zu erfreuen haben. Diese Glückseligkeit selbiger Ge- gend wird gleichwol in so weit gemässigt, das; sie alles Gehöltzes entblösset ist und sich in Gerlachsteinerischen Wäldern gegen jährliche Bezahlung behöltzen muß. Der Sämer seynd allhier gleichfalls ziemlich viel, scher"«- Ter Moräutscher Boden, welcher icn.r sich um Moräutsch herum zwischen dem hohen Gebirge lagert, ist gar lang, hat unterschiedliche Berge und Thäler und nebenst vielen Dörffern auch viel ein- | schichtige Häuser im Gebirge. Es seynd trefflich-gute Bau-Felder und Wismaten dabei). Deß Gehöltzes findt man da vollauf und vielerlei), als Fichten, Eychen, Büchen it. a. m. samt andrer Nahrungs-Nothdurfft. Wozu auch die Menge deß Obsts kein geringes beyträgt. Allhie giebt es der Sämber übrig genug und zwar an theils Orten mehr als der Pferde, also daß offt vier Sämber (Saum - Roß-Führer oder Saum-Träger) hinter einem Pferde gehen, als man sie pflegt zu verini. Die Einwohner werden sonst etwas mutwillig erfunden, lassen einander leicht die Fäuste ans Ohr fliegen, seynd zum Schlagen und Rauffen hurtig und geneigt. Daher es manches Mal aus ein Gelang Lapitharum und Centaurorum hinaus gehen muß, und mancher mit Klopfffischen gespeiset wird. $0^'9er Der Möttniger Bodem (denman sonst Mattniskadolina heisst) geht vom Tihainer Bodem biß herunter aus Mött-mg, ligt zwischen hohem Gebirge mit keiner Ebne doch vielen kleinen Dörffern und überaus viel einschichtigen im Gebirge stehenden Häusern verfehlt. Er hat gute Alpen, Vieh-Weide, gute Aecker, gut-m, und häuffiges, Obst dazu Gehöltzes genug, ker Das Müschen iker Thal neigt sich unterhalb Grafsenweg zwischen hohem Gebirge nach der Sau zu. Ebene Felder drucken dasselbe nicht sehr, sintemal es derselben wenige hat, wie auch wenig Dörffer; deren aber hingegen im Gebirge viele sind, sowol als auch sonst ein-tzelner Häuser; denn es ist da alles bewohnt, der Bodem fruchtbar, die Weide fürs Vieh gut, das Obst in der Menge 9it.fr - ìind deß Gehöltzes kein Mangel. «ofcsH' Der Naklaser Bodem, welcher um Naklas her sich erstreckt, ist mit schönen ^nen^ guten Feldern und vielem Obst begünstigt, auch mit groffen Dörffern be-pstantzet; unter deren Einwohnern viel Handwercks-Leute sich befinden, die allerlei) Sorten gemeines Zeugs wircken und färben, und selbigen nicht allein im Lande herum, sondern auch weit in die Deutsche Länder vertragen. Es werden daselbst auch viel stattliche Pferde gezogen. Neumärcktler Bodem (der sonst DteumMt. insgemein Pertersizche genannt wird) Ier Sobem-enthält in sich etliche lange abscheuliche Thäler zwischen höchstem Schnee-Gebirge. Oberhalb ist alles steinigt. Unterhalb hat die Natur ein treffliches Bau - Feld gelegt, dabei) einige grosse und schöne Dörffer. In den Thülern aber und Gräben stehen lauter einzelne Häuser. Er hat auch schöne Alpen und Gehöltzes satt; absonderlich an Tannen und Lerch-Bäumen und auch an vielem Eyben-Holtz. Die Wasser seynd gut, kühl und frisch, die Lufft gleichfalls gesund. Es lassen sich daselbst viel Fuhrleute antresfen, welche das Eisen ans den Wagen über den Berg Loibel und sonst andre Wege führen. Allhie wird viel rot-und schwartzer Cördaban bereitet, womit sich ihrer Viele nähren, welche biß rote und schwartze Leder (oder Cördaban) in fremde Länder verführen. Von hinnen reiset gleichfalls mancher mit Scorpionen in Holland, Engelland, Franckreich und andre Länder und löset daselbst gutes Geld daraus. Der Schmiede seynd auch nicht wenig, die allerlei) Eisen-Waar machen, imglei-chen kupfferne Kessel und Geschirre, wie auch Schieß-Röhre und dergleichen. Ob aber schon der Boden sowol als die Lufft gut und frisch ist, gelanget doch der Heidel selten recht zn vollkommener Zeitigung, daß ihm der Reiff sollte keinen Schaden zusügen. Das Pol ander Thal (Upolanacb) Pàà reicht von Bischofs Laagk nach dem Wasser Pöland hinaus gegen Id ri a zwischen hohem Gebirge, hat etliche hübsche grosse Dörffer, auch aus dem Gebirge viel kleine, wie gleichfalls in Thülern, ungleichen ziemliche Felder und Wiesen. Es sitzen darinnen viel Handels-Leute und Sämer. Der Ponauizer Bodem erstreckt Ponauizer sich von Ponauiz herum, hat überaus tkVPi'nL treffliche Wiesen auch etlicher Orten etwas ebnes Felds, jedoch nur wenig; itti-gleichen viel kleine Dörffer (oder Weiler) hingegen aber eine desto grössere Anzahl einzelner (allein stehender) Häuser. Dieser Bodem trägt wol und wächst überaus viel Obst darinn sonderlich Nüsse. Ratmans-dorffer Bodem. Saguria-ner Bodem. Steiner Bodem. Ratmansdorfser Bodem (dender gemeine Mann Eadolze heisst) lenckt sich um Ratmansdorff herum. Seine Felder ligen in frölicher Ebne; seine Wiesen lachen ; sein Gehöltz versorgt die Einwohner, so in mächtig - vielen grossen und auserlesenen Dörffern wohnen, reichlich. Ihn erhöhen auch hie und da manche schöne Alpen. Man macht hie viel Käse wie im Aeßlinger Bodem. Hie wird gleichfalls allerlei) Zeug gewirckt und gefärbt, hernach in fremde Länder verführt. Hie wächst auch die Menge einer gewissen Gattung von Esch-Bäumen, welche aus Crainerisch Knoy genannt wird, ititi) Eschen-Holtzes. Der Bodem ist gut, frisch und gantz nicht ungesund.. Es wohnen hie viel Berg-Knappen und allerlei) Schmiede, als zu Cropp und Steinbühel. So werden auch in diesem Boden allerlei) höltzerne Geschirre verfertigt. Der Sagurianer Bodem streckt sich von Gallenberg und Sagur herum mit vielen lieblichen reichlich - fruchtenden Thälern und Bergen, wie auch guten Alpen, attivo viel fette Ochsen ausgefüttert werden. An Vieh-Weiden hat es die Genüge nebst guten Sau-Feldern, deren aber wenige in der Ebne ligen. Der kleinen Dörsfer zehlet man gar viel und überdas eine ziemliche Menge einzelner Häuser. Des; Gehöltzes ist genug vorhanden, an Weingärten sindt sich auch etwas wenigs, und wann derselben eine grosse Menge wäre, dörsfte die Zahl frommer Leute vielleicht desto kleiner seyn. Denn wiewol hie die Einwohner gar arbeitsam, so gehen doch auch ihrer Viele der Büberei) nicht müssig, sondern seynd ziemlich mutwillig. Wie sie dann vor etlichen Jahren aufgestanden und eine Land - Rebellion angefangen, davon zu seiner Zeit und Stelle die Ausführlichkeit erfolgen soll. Der Bauersmann hat allhie zwar nur gar kleine aber doch gute Grund-Stücke. Der Steiner Bodem (sonst Per-kamneku) erstreckt sich um die Stadt Stein herum in etliche Thäler und Berge und schön ebnes Feld, hat viel herrliche und grosse Dörsfer und auch viel kleine «ebenst vielen einzeln Häusern, welche Dörsser und Häuser allesämtlich wolbewohnet sind. Das Obst wächst daselbst in der Menge. Es giebt allda viel Wild-Schützen. Der Bodem ist auch gut, frisch und gesund. Das Selzaher Thal (insgemein S-lz-her Useuzach) reicht von Bischofs- Lak hinaus 2f?al' über die Astenerti, hat unterschiedliche Thäler samt vielen sowol groß-als kleinen Dörffern, viel Eisen, viel Berg-Knappen, Schmiede, Kohl-Brenner und dergleichen. So finden sich auch ihrer Viele, die sich mit Verfertigung höltzerner Geschirre bemühen. Der Bodem ist gesund, aber frisch, ja nur gar zu frisch und mit wenig-gutem Bau-Felde begabt. T i ch e i n e r Thal (oder nach dem ge- Tàmer meinen Munde Tichina) begreifst viel 2f,aL unterschiedene Thäler und Berge, so gleich-wol alles zwischen höchstem Gebirge sich in der Niedrung befindt. Hierinn ligen viel köstliche und grosse Dörsfer, der kleinen Dörsser aber und allein stehender Häuser noch viel mehr. Der ebnen Felder seynd allda wenig. Auf den Bergen aber Felder genug, auch noch ziemlich Obst, gute Vieh-Weide und allerlei) Holtzes die volle Genüge. Wocheiner Thal (so vom Volck Wochemer Bobina wird benamst) zeucht sich unweit 2£,al" vom Feldesser See nach der Wocheiner San biß hinaus zn der Gegend, wo die Schnee-Gebirge Abschied nehmen, und nimt also einen Strich ein, der 4 Meil-wegs ausmacht. Darinnen stehn viel wackere und grosse Dörsser alle in ebnem Grunde; denn auf beyden Seiten giebts hohe Alpen. Doch gedultet auch das höchste Schnee - Gebirge etlicher Orten noch ziemlich-ebene Felder. Hat auch Obst ungleichen Eisens und Ertzes genug samt einem See. Es halten sich daselbst viel Kohl - Brenner, Knappen, Drat - Zieher und allerhand andre Schmiede auf. Dieses ist von der Natur selbsten unzugänglich gemacht, angesehen es von dem höchsten Schnee-Gebirge dergestalt geschlossen, daß kein Hund geschweig ein Mensch hinein kann, ansbenommen wo einiger Ein-ttttd Zugang, nemlich unferrn von Feldesser-See, allda eilte Schlucken (Tiesse oder Graben) ist zwischen zweyen Schnee-Gebirgen, so lauter Felsen sind. Daher Einem ein Entsetzen ankommt, so man nur hinein blickt. Da muß man in die Wochein hinein reiten oder gehen. Die zweeu Berge dringen so nahe zusammen, das man von einem zum ändern mit der Hand einen Stein werffen kann; und einiger Orten hangen die Felsen gantz über den Weg, derhalben ist allhie Paß w eilt so fester Paß, daß ich * dergleichen fel6iL niemals gesehen. 3trflaiter Bodem (so insgemein Perzirklah he isst) itintt seinen Zirck um Zirckla herum. Wird mit einem edlen, ebnem und grossen Raum oder Felde umgeben, und von vielen stattlich-grossen Dörsfern bewohnt. Es werden da viel brave Pserde gezogen, und nach Italien auf den Kaufs geritten. Welches auch Anlaß giebt, daß man daselbst viel Pserd-Plagten, Kotzen, Decken und dergleichen macht, und weit in andre Länder verführt. Dieser guter, frischer und gesunder Bodem zeuget allerley Holtzes und Obstes die Fülle. Das XI. GaptUel. Von den Bergen in Ober-Crain. Inhalt. |amrtze Deschreibung dess Bergs Besianski. Der Crain-Derg, der Eisen-Derg, die Gallenbergische Alpen. Derg - Doch auf den Gallenbergischen Alpen, daraus ein gewaltiger Sturm - Mind herauf brauset. Unerträgliches und Beben - schädliches Krachen der Nordischen Klafft Smellen. Stareber Schall dess Schweitze-rischen Derg - Schlundes, und eines andren in Dispaniola. Plinii stürmende Grube in Dalmatia. Ursach solches grausamen Schaltens. Gelegenheit der Derge Genss-Kucben, Grintauiz, Heilgen Derg, Jablansik, Jamnig, Jasselneck, Jauar-schiza, Jelouza, Kal. Sehr barche und doch mächtig-dicbe Ottern, der Kallen-Kerg, Klein Kallen-Derg, Kiltouiz, S. Dorenz - Derg, Doibl, der Wien - Derg. S. Margreten-Derg, Muthalerische Alpen, Oseunek, Oazenik, Palauitsch, Bakitaucz, Kosen-Dach, Schibeg, der Schum-Derg, Spich, Slouneg, Smolneg. Stebunig, Storshez, Trojaner - Derg, Mirs, Murchen. ^anski- vereh. che Natur hat Thaler und Berge, i l Gründe und Hügel, Niedrun-1 rgeit und Höhen einander bey-ch> gesellt; so wollen wir dann in .solcher Ordnung dem Bortritt dieser klugen Meisterin» nach- j treten, uns von den Böden ' x2W-v und Thälern heraus, und zu den Bergen machen. Derselben giebt es in diesem ersten oder Ober-Cräinerischem Theil so gewal-tig-viel, daß ich sorgen muß, so man jetzo alle namkündig machte, der Leser nur darob ermüden würde; darum will ich * aus solcher Menge nur etliche hin und wieder ligende aussondren, und mit der Feder berühren. Besianski (oder wie man sonst schreibt Wesianskiverch) ist ein gar weit-sichtbarer hoher Berg, nahe bei) Bilichgraz, und doch, weil er trefflich fruchtbar, droben überall mit Häusern besetzt. Crain-Berg (sonst insgemein Crain-Berg. Creinskagora genannt) steigt bey Cronan hoch, und weil er steinigt ist, beschwerlich empor, und thut seine Schnee-Hauben nicht ab; sintemal er unter die Schnee-Berge gehört. Durch diesen Berg geht ein Loch, dadurch man zu Fuß, wiewol kriechend, in Flütsch kommen kan, da man sonst viel Meilen herum zn gehen hat. Der Eisen-Berg (sonst auch Nase- Der Eisen-leiso genannt) steht gleichfalls in der yer3-hohen Schnee - Gesellschafft, hoch erhaben zwischen Kropp und Eisnern, noch oberhalb Jamnig. Unterhalb ist die Kirche S. Lneiä zn Drasigashi. Auf diesem Berge findet sich das berühmteste und zugleich älteste Eisen-Bergwerck. Gallenbergi- GallenbergischeAlpen (odermit sche Alpen, gemeinen Lippen Gallenberska planina) nennet man den überaus hohen Berg, welcher oben auf seiner Höhe Steher und Cräin scheidet. Er schauet mächtig weit um sich her, und hat oben ein Loch, das in Form und Gestalt eines Rauchloch hinunter geht, welches der Anwohner Berg-Loch, Veiernek nennet. Wirfst man einen auf den Stein dahinein, so führt ein starcker Wind'giebt. Wind herauf. Solches habe ich * selber versucht. Die Leute daherum sagen, es breche bißweilen der Wind so ungestümm-lich und gewaltig heraus, daß man unmöglich nahe kann hinzu kommen. Erschreckli- Dieses macht uns desto leichter glau- ber1 NorE ben, was Olaus Magnus von der er-schen Mufft schrecklich - krach - schallenden Klusft oder Smellen. Hüten beh der Nordischen See - Stadt Wiburg erzehlt, die man ger f.'c«etg ansik. Der j, mnig Jasselneg. Jai uarschi za. einer unzehlichen Reflexion oder Zurückprellung, und bewegt auch zugleich den inwendig versperrten Lufft; welcher, weil er anders nicht ohn durch das obere enge Mund - Loch heraus dringen kann, und desto mehr darüber gedruckt, auch indem er sich an Seiten Hut und wieder stosst, und dadurch immer vermehrt wird, zuletzt mit einem starefett Gebrüll heraus brechen und einen grausamen Schlag geben muß, wie ein angezündtes Stück-Pulver von einem Geschütze mit gewaltigem Krachen heraus fährt. Allein wir müssen diesen Schalt-Dis-curs von den stürmenden Berg-Holen nicht zuviel erweitern, damit sie uns von den Bergen selbsten nicht hinweg stürmen oder unsre Feder von den Bergen allzutiess in die Berg-Schlünde und Schrunden verfalle. So fahren wir dann in Benennung der Ober Craine-rischen Berge nun weiter sort. G a sr n ck e n (oder Kosieherbet) der sonst nach unsrer Deutschen Aussprache G c i ß rucke u Htesse, ligt zwischen der Stadt Stein und Möttnig an der Land-Strassen und trägt den Namen davon, daß er wie ein Geys-Rucken geformirt ist. Gfrintauiz ein sehr hocherhabner Schnee-Berg ligt oberhalb Crainburg. .Heiliger Berg (Sueta gora) ist ein hoher spitziger gäher Berg. Aus dessen Höhe steht eine Kirche Unserer Lieben Frauen. Man nennet diesen Berg deß-wegen heilig, weil etliche Miracul droben gescheht! sollen und er auch kein Schwein aus seinem Gipffel leidet; wovon ich unten hernach mehrere Nachricht ertheilen werde. Bott diesem Berge kan man gar-weit um sich schauen. Der Berg Jablansik, welcher nicht weit von Galneck, richtet sich gleichfalls sehr gerad-und gewaltig hoch empor, bringt Einem die umligende Landschasst von weitem ins Gesicht, ist mit rauhem Ge-höltze gar dick bewachsen. Man findet allda dasschwartze Drachen-Blut, so man aus Cräinerisch Promogoua Kri nennt. Der Jamnig ist ein grösser hoher und langer Berg, so zwischen Krup und Eisnem ligt. Jasselneg ein hoher Berg, sobeyNeu-Thal nahe ligt, hat gar grosse gühe Stein-Wände, so doch überall mit Ge-höltz bewachsen. •Jauarscbiza ligt im Morüutscher Bo- «Telouza. Kal. Kurtz-dicke Ottern. dem oberhalb Tuffstein und hügelt sich hoch empor. Der Je lonza, ein grösser hocherhabner Berg, reicht weit, nemlich von Krup an biß gen Wochein. Kal der oberhalb Gallneg ligt, ist zwar ein hoher und gäher Berg, hat aber dennoch gleichwol oben aus seiner Höhe Häuser und gutes Bau-Feld, aber keine Ebne noch Wasser, weßwegen man das Vieh gantz hinunter ins Thal zu dem Bach zur Träncke treiben muß. Dieser Berg beherbergt die grösseste Ottern und Vipern und zwar in sehr grösser Menge. Ich * habe vor vier oder fünss und zwan-tzig Jahren selber mit eignen Händen eine Viper oder Natter ergriffen, die gewiß so dick, als mein Arm war, und doch nicht gar drey Spannen; sie ist mir aber viel zu starck gewesen, als daß ich sie hätte können erhalten, habe derhalben müssen gescheht! lassen , daß sie in ein Loch gekrochen und mir entschlüpfst ist. Einesmals ist hieher ein Artzt gekommen, der seine Tage viel tausend Schlangen, Vipern und Sttern gefangen. Diesen hat ein Bauer zu einer steinern Wand dieses Bergs geführt, da eine ungeheure Otter-gelegen, für welcher sich der Artzt entsetzt und Reisaus genommen hat, fürwendend er könnte nimmermehr glauben, daß es eine natürliche Otter wäre. Der Kallenberg ligt ober der Sau Kallenberg, bei) Ruziug gantz frei) als ob er zu fürnehm wäre, mit andren Bergen Gemein-schasft zu haben. Er spitzt sich eben hoch aus ttttd ziemlich scharff zu, wirfst: die Augen weit und breit in die Ferne. Er ist von Standen bewachsen. Auf _ der obersten Spitze trügt er eine schöne Kirche nemlich Unser Lieben Frauen. K l e i n K a l l e n b e r g liegt ebner Massen in einem freyen Boden neben der Feistritz in freyem Felde. Seine^Spitz ist gleichfalls mit einer schönen Frauen - Kirchen gekrönt, wiewol nicht gar zu ho cP Ihn übergrünet der Fichtenbaum hänssig. _ Killouiz, eilt hoch- und gäh - ausge-spitzter Berg bey Wildenegkh am Ma-reutscher Bodem, ist hingegen mit Büchen besetzt. Oben seynd gleichwol Banren-Häuser und einiges Bau-Feld. S. Lorentz-Berg, welcher bey Vi-lichgratz ligt, und nach der oben aus seiner Spitze stehenden S. Laurentii Kirchen also Heist, ist hoch und gühe und wenig bewachsen. Klein Kallenberg. Killouiz. S. Lorentz-Berg. Loibel Der Lilien-Berg. S. Mar- greten- Berg. Neuthale-rische Alpen. Oseunek. Ouzenik Palauitseh. Eakitauez. Rosen- Bach. Schibeg. Schum- Berg. Loibel (oder Löbel) ein hoher sehr gerader und abschüssiger Schnee-Berg, welcher vermittelst eines durchgehauenen Lochs die nach Kärnten lauffende Strasse lässt durchpassiren; wovon anderswo ein Mehrers. Der Lilien- Berg (oder Limberska gora) überhügelt den Moreutscher Boden gar hoch und überschaut man von oben herab sehr weit ins Land. Unlängst ist droben eine Kirch S. Valentini gebaut. Unter diesem Berge Hab ich * eine Gattung deß Agat-Steins doch gar weich ange-trossen, und gleichfalls in diesem Berge solche Schlangen - Zungen, wie man ans Malta mitzubringen pflegt. S. Margreten-Berg oberhalb Crainburg hat eben sowol keine schlechte Höhe und eine weite Ferrn-Schau. Neuthalerische Alpen (Spitali-ska planina) ein sehr erhöheter weit-sichtiger Berg erstreckt sich gegen Fräntz und biß gen Ober-Burg. Oseunek ein abgeschnittener (oder gäher) Berg ligt nahe bey Bilichgrätz, seine Spitze aber nicht nahe bey der Erden sondern hoch aufgesührt. Ouzenik ist der höchste Berg um Bi-schoffs Laak herum. Der Palauitseh, ein hoher Berg, der zwar auch gäh und abstürtzig, dazu mit grossen Felsen behügelt und gleichsam bethürnet, ist doch mit Büchen bewachsen, darinn sich viel Lupen auf halten und nähren. Ligt nicht weit von Tihain. Eakitauez ist ein hoher Berg, hat aber droben auf seiner Scheitel eine zierliche Ebne und ein wackres grosses Dorff. R o s e n - B a ch verdient seinen Namen mit der That. Denn wie die Rose unter den Blumen, also hat dieser unter den Bergen in der Lust und Anmut den Vorzug. Er ligt nahe bey Laybach und hat die Ehre, sein zierlich-grünes Haupt der Kirchen unserer Lieben Frauen für ein Fundament zu unterwerffen. Welche Kirche zu besuchen nicht schwer füllt, weil er nicht übrig hoch ist. Seine Füsse oder Wurtzeln (nemlich sein unterster Theil) werden von einem Lust-reichen Wäldlein, so voll Büchen und Fichten steht, anmutigst begrünt. Schibeg (Schibka) ein hoher Berg hat grosse Stein- Wände, und dennoch viel Gepüsches und Baum-Wercks. Der Schum-Berg ligt bey Kräut-berg frey und von allem Anhänge abgesondert. Spitz (oder Spiza) druckt seinen Namen in der Figur würklich aus, denn er ist gantz spitzig und schön anzusehen, wiewol er in lauter Felsen und Steinen bestehet. Nicht weit von ihm ligt die Stadt Stein. Slouneg, der unweit von Gallenberg ligt, erhebt sich hoch und bekleidt sich mit Büchen. Srnolneg ist von keiner mittelmässigen Höhe und trachtet mit deroselben schier Kertzen-grad nach denWolcken; hat grosse Felsen und doch auch einen guten Wachs-thum deß Gehöltzes, ligt nahe bey Neuthal. Stebunig steigt gleichfalls gäh und hoch in die Lufft zwischen Galnek und Sagur. Man schauet an ihm viel Stein-Felsen, die sich wie die Pyramiden so artlich auf-thürnen, als hette man sie mit Fleiß auf solche Form gehauen und einem ziemlichhohen Kirchthurn in der Höhe gleichen. Storshez ein Berg, so oberhalb Crainburg gantz allein ligt, klimmt aus der Massen hoch und so spitzig empor, als wollte er die Wolcken durchstechen. Der Trojaner-Berg (insgemein Trojaine genannt) ist viel leutseliger. Er hat nicht allein viel Obst und gute Aecker, sondern ist auch oben mit Dörffern und Häusern wolbewohnt, und geht die Land-Strasse von Podpetsch auf Fräntz über ihn hin. Er ist schon vor Alters wohnbar gewest; massen deßwegen Lazius und Megiserus auf die Meynung gerathen seynd, ob wäre allda vor Christi Geburt die Stadt Metulum gestanden, welche Keyser Augustus selbsteigener Person gestürmt und'nicht nur die Soldaten zum Sturm gecommandiret, sondern auch mit eigener Hand sie befochten. Wie hernach an gebührendem Ort ausführlich erzehlt werden soll. Man finto noch viel alte Trümmer und Überbleibsel der Ruinen, dazu auch täglich viel heidnische Müntze, deren Ich * Selber von den Einwohnern etliche tausend bekommen. Wirs, der nahe bey Heilgen Berg ligt, hat eine gute Höhe und doch oben etliche Häuser, aber keine Ebne. Wurtzen (sonst Kuren benamst) ist nahe bey Cronau; hat zwar eine ziemliche und gähe Höhe, verschmähet dennoch nicht die Land-Strasse auf Villach, welche ihn überfährt. Oben in der Mitte scheiden sich Crain und Kärnten. Und hiemit wollen wir auch von den Bergen dieses ersten Fünfftheils scheiden. Spitz. Slouueg. Smolneg- Stebunig. Storshez. Trajaner- Berg. Wirs. Wurtzen. 0ns XII. CaMles. Von den Wäldern in Ober Crain. Inhalt. Der Wald Blat neg. Lggàald. Feistrrzrr-Mald, Fledniker-Mald. Oallen-bergìxche Alpen. Galleuberyischer Mnld. (Šeriachstemer- und Areutderger-Wnld. §ìr Wälder Doch, Lutikh, Pleinaua. Presrenskher-Wallt. Sajeleineg. §chtoart>-Walit, Schüpig. Suiden, Drrttoolorst. Adenluald. Meissenkelsische Wälder. f ie Wälder können für eine Krone mancher Berge und Felder, für einen Schatz deß Landes und für einen Lust-vermengten Nutzen seiner Einwohner ' gerechnet werden. Sie sind der allgemeine Thier-Kasten, darin» ' Gott uns zum Besten das Wild hegt, biß es mit Ergetzung erjagt und durch solche adliche Übung der Leib sowol bey guter Gesundheit, als wie die Tafel urit gutem Wildprett beehret wird. Sie kühlen in der Hitze und wärmen in der Kälte. Wider die Sommer-Pfeile der Sonn-Strahlcn erstatten ihre.Zweige uns einen Schild, und wider die scharff-schnei-dende Kälte ihre Bäume einen Harnisch, indem sie das Holtz zum Feuer hergebeu. Wären keine Wälder, so würden wir wider Schnee, Hagel und Regen schlecht bedeckt sitzen, noch einige Hütten geschweige dann ein Haus besitzen. Es bezeugen uns je Balcken, Getäfel, Tische, Stühle, Bün-cken, Haus-Thüren, Wein- und Bier-Fässer samt allerlei) andrem höltzernen Geschirr, daß wir der Wälder übel können entrahten. Sollte man auch von den Artzney - Künstlern, Medicis und Apo-theckeru eine Stimme fordern, würden sie mancherlei) Gummi und Laub der Bäume den Wäldern zur Recommendation dar-kegen, und aus ihren Zweigen denselben einen Ehren-Krantz flechten. Summa im Walde, steht nicht so mancher Baum als manchen Danck der Mensch für die $ Wälder dem Höchsten schuldig. 6ttn8 eta, Hieran hat der Allgütige auch das ^ Ober- ^sber-Cräin reich gemacht, sintemal sel-schen^W-l i>iges überhäuffig-wol bewäldert ist, dar- ber. a ’ um wir billig solcher Crainerischen Wäl- der auch etliche diesem unsrem Werck Valv. II. Buch. einpflantzeu. Ich sage etliche, nemlich von denen, in diesem ersten Theil deß Crainer-Lands stehenden Wäldern, denn so wir alle allhie durchgehen wollten, würde uns die Zeit zulang drüber werden. In Wäldern sich lange anfhalten, steht den Thieren besser an als den Menschen. Wir wollen derhalben die für-nemste nur zeigen, und zwar nach dem A. B. C. rc. So machen wir derhalben den Anfang von Blatneg, ein Wald mit lauterBü- tm‘9' chen besetzt, ligt unter dem H. Berge auf einem gantz unebnem Bodem. Darinn lausfen viel Luxen, Füchse und Dachsen. So nisteln auch viel Haselhüner darinn. Eggerwald (ans CräinerischBerske Eggerwald. Borst) ligt nahe bey Egg, bey Putpez, verbirgt unter seinen Eichen und Fichten viel Füchse und Hasen. Der F e y st r i tz e r W a l d (Ubisterze) |s^'äeV ein Lauds-Fürstlicher Forst erstreckt sich gar weit und hoch nach dem Gebirge mit seinen Büchen, Lerchen, Tannen und Fichten. Da findet man Hirsche, Rehe, Schweine, Luxen, Füchse, Hasen, Dachsen, wilde Katzen und sonderlich aber viel Gemsen; überdas allerlei) andres Wild und Geflügel, als Haselhüner, Wald-hanen, Aurhanen, Schildhanen, nebst mancherlei) andrem Flügelwerck. In diesem Walde entspringt das Wasser Feistriz. F l e d n i k e r Wald (Stare B orscht), |‘Jbni(er so hinter S. Peter ligt, hat Fichten und Eichen, deren sich viel Wölfe, Hirsche, Hasen, Füchse und Lüchse zum Aufenthalt bedienen. Gallen berge rische Alpen (Ga- Sm«. lenberski Borst) ein ausbündig - schöner pm. 8 Gallenber- geriscker Wald. GerlaKstei-ner Wald. Kreutber-ger Wald. ' Loch. Lutikh. Pleinaua. Wald steigt nahe bey Gallenberg im: hohen Gebirge empor, mit seinen hoch- : ausgerichteten Richten und Tannen, die so groß und dick wachsen, daß man aus einem einiger: Baum ein gantzes Schiff-von solcher Art und Grösse, wie der Sau-Strom führt, erbauen kann. Man holet den Baum aus wie einen Säu-Trog, und also ist er für die Sau, (für die strömende meyne ich) groß genug, und zur Schifffahrt gerecht. Auf der Maybach werden diese Schisse gleichfalls gebraucht, Massen an seinem Ort hernach gedacht wird. Den Galle nbergerischen Wald, welcher unter dem Schloß Gallerrberg seine häuffige Kästen-Bäume, Büchen und Eichen ausbreitet, durchstreichen die Füchse, Hasen und allerlei) Böget Im Gerl ach st einer Walde (Ko-louiz), welchen Gerlachstein nahe bei) sich hat, ! hält sich viel Wildes ans, als das Reh, der Hirsch, der Wolsf, das Schwein, nebst andren Thieren und Vögel, die daselbst ihre Zuflucht zu den Büchen, Eichen! und Fichten haben; gleichwie auch die gantze Nachbarschafft dieses Waldes sich getröstet, weil er sie gegen Bezahlung mit Holtz verstehet. Der Kreutberger Wald (Krum-pevski borst) steht gantz bey Kreutberg sehr zierlich und lustig unter seinem grünen Hut, welchen ihm die Fichten und Eychen zugerichtet. Doch findt sich kein andres Wild darinn, ohn allein Füchse, Hasen und allerlei) gemeine Vögel. Loch ist auch ein feiner Wald bey Warttenberg, tut Morent) eher Bodem, mit Fichten, Eychen, Büchen bewachsem Ihn durchschleichen nur Füchse und Hasen, denn kein andres Wild hat er. Wiewol er sonst den Rebhünern und gemeinen Vögeln auch seinen Schatten vergönnt. Lutikh, ein Lands-Fürstlicher Wald, zwischen Laybach und Bilichgraz, ist ein grösser weitsichtiger Wald, darinn viel kleine Berge und Thaler. Er verstummet die Eychen und Büchen, ist aber sehr ausgehackt, weil die gesamte Nachbarschafft seinem Holtze zuspricht. Gleichwol man-gelts ihm weder an Schweinen, noch Hirschen, noch Füchsen, Hasen, Rebhünern und andrem Geflügel. Pleinaua, ein langer Wald, nicht weit von Podpetsch, überkleidet sich mitlauter Büchen. Darinn haben Hirsche, Rehe, Schweine, Füchse und Hasen, ihren Spatzier-Gang, Hasel- und Rebhüner ihren Flug. Aberder Presrensker Wald unferrn von Ratmannsdorff kennet kein Wild, und hat lauter Eychen. Sajeleineg, der bey Bilichgraz steht, hat einen sehr steinigten Grund, und anders keine Bäume, als lauter Hasel-Stauden. Die man wol mit allen Ehren Hasel-Bäume nennen mögte, angemerckt ich * an keinem Ort so groß und dicke jemals gesehn habe. Der Schwartz-Wald (den man Je-louza sonst Heisset) ist mit Kropp und Stein-Püchel in der Nachbarschafft begriffen, ist eilt überaus grösser und hoher Wald, so im hohen Gebirge ligt, und viel Büchen, der Fichten aber nur wenige zeuget. In demselben haben die Hammer-Gewercke von Kropp und Steinbühel i ihre Kohl-Stäte, und auch allerlei) Wild seine Ruhe darinn, der Schildhan und Auerhan seine Nester. Schipig (Schipka) ist ein grösser Wald, so über Neu-Thal im hohen Gebirge ligt, und ein Stamm-Vater der Büchen, Fichten tuti) Tarnten ist, auch den , Schweinen, Hirschen, Schildhanen, und ! Waldhanen das Lager gönnet. S u i b e n, ein hübscher Wald, oberhalb der Sau, nechst bey Ponauiz, ligt auf einem Berge, und ziert denselben mit einem grünnen Feder-Pusch von lauter Büchen. Es spatzteren viel Füchse, Hasen und Schweine drinnen herum. So lassen sich auch viel Hasel- und Rebhüner darinn antreffen. Udenwald, (sonsten Hertzogforst genannt) ein Lands-Fürstlicher Forst, oberhalb Crainburg iti int ein sehr grosses Stuck Landes ein, und ist gar weit sichtbar. Und ob er gleich in der Ebne ligt, seynd doch viel kleine Hügel und Graben darinn. Es wächst da mancherlei) Holtz und heckt sich daselbst auch allerlei) Flügel-Wild, auch allerlei) wilde Thiere, ausgenommen wilde Gemsen. Die W e i s s e n s e l s i s ch e Wälder erstrecken sich weit herum um Weissenfels herunter nach der Sau im höchsten Gebirge. Es freuen sich daselbst ihres Wachs-thums die Büchen, Fichten, Tarnten, Lerchen, Eyben- und sonst allerlei) Bäume. Diesen Wald liebet auch allerlei) Wild, bevoraus die Gemsen. Nicht weniger be-nistelt ihn das grosse Geflügel, nemlich die Berg- Wald- Schild- und Aurhanen, ì ungleichen die Stein-Adler. Presrens-ker Wald. Sajeleineg. Schwartz- Wald. Schipig. Suiben. Udenwald. Wcissenfel« fische Wal-der. Das XIII. Lapittel. Von den Weinbergen in Ober Crain. Inhalt. Mirsad), warum in (Dber- Cratit nur etliche wenig Weinberge. Weinberg zu S. Jörgen, der zu Islac, der zu fbmauilsch und zu Sagur. ur Unterhaltung menschlicher ! Gesell-und Gewerbschafsten hat jber Schöpffer den Erdboden > nicht überall in der Frnchtbar-' feit oder in den Früchten selb-^sten gleich gehalten; damit nent* 4ich die Natur-Gaben unterschiedlicher Gegenden uns zur Erhandlnng dessen, was uns mangelt, und durch die Handlung zur Leutseligkeit verbinden mögten. Denn indem ein Ort dem andren von seinem Überfluß etwas überlässt, und dieser jenem hingegen wiederum von dem Seinigen, werden sie beyde deß Göttlichen Segens theilhafft, und gemessen derer Früchte deß Landes, die bey ihnen nicht wachsen, sowol als die ihr eigener Bodem hervorbringt. Ans solcher Ursach hat auch unser Crain nicht überall Alles oder Einerlei). Darum ligen in Ober - Crain wenig Weinberge. Aber daran ist gleichwol das gar zu nahe Schnee-Gebirge, und daß dieser Theil deß Landes hoch ligt, schuldig ; deßwegen Ober-Crain für die Wein- berge allznsrisch ist. Denn Bacchus lässt sich nicht gern unter eine weifse Kappen bringen, sondern liebt die grünen. Dennoch aber giebt es etliche. Weinberglein an den Grentzen deß Unter-Crains, nem-lich diese folgende: Bey S. Jörgen (oder Georgen) Weinberg nahe bey Gallneg hat es einen kleinen 3°c Weinberg, welches Wein den Durst treff- ' lich tool leschet. Zn Islac (na Jslakah) ist eben so- Z" Islac. wol ein nicht grösser Weinberg, dessen Reben - Sasft gleichfalls nicht allznsüß. Zn Ponanitsch ist ein Hos-Wein- Zu Po„a-garten gleich bey dem Schloß. In dem-llitM’-selben wachsen auserlesene gute und süsse Trauben. Zn Sagnr in demselbigen Bodem Zu Sagur. findt man hie und dort zwar viel, doch nur kleine Weinberg. Selbige dem Leser mit Namen zu speciticiren. ist der Mühe nicht werth. Es seynd diese Weine fast alle gleich, jedoch gegen denen in Unter-Crain und in den übrigen Theilen schlecht. Das xiv. (Caiiiltef. Von den Quell-Brunnen, warmen Bädern, Sauer-Brunnen und Seen dieses Ober-Fünfftheils deß Landes Crain. Inhalt. Ipeilsamheit gesunder Kufft und (Quellen, prüfte dess Warmbades Zuppa tl’ Homini in Campagna. Heilsame Mürebungen der Kader Fornelli und Cur-gitelli in der Aenarischen Insel. Marm-Käder in Crain und derselben Kuh m. Ober-Crainerisch Kad im Thal Holschiiz. Wlarm - Kad ben Nauouzaku. Vormaliges Kad ben Helden-See; wie selbiges durch Kargheit ruinirt worden. Wurm-Dsd ben Sugur. Sauer-Drunnen in Cräin. Etliche Seen in (Dbcr-Cräitt. Der See-Mubl )u Beukhla mit Woss-beivnchsenen Fischen. Der nbgelrrssene See Sah ribam. Der Wocheiner See und der in Seeland. tb sich gleich die weise Natur in dem Weinwachs gegen den Ober - Crainern eine ztemlich-genaue Stieff-Mutter erweiset, oder ihnen vielmehr nur den Überfluß deß Weins entzeucht, indem sie ihnen nicht die Höhen, sondern nur wenig unten bei) den Anhöhen ligende Plätze beträubelt; ersetzt sie doch solche Wein-Kargheit durch eine andre allgemeine Gnade, deren sowol der Arme als Reiche gemessen kann, und die das Leben, zn fristen viel dienlicher als der Weilt, welcher, weil man ihn gern nnmässig trinckt, der menschlichen Gesundheit vielmals grossen Abbruch thut. Gesunde Denn sie beschenckt das Ober-Crain mit frisch/"** einer köstlich - guten, frischen, gesunden Quelle». Sussi und mit Hellen Brunn-Quellen, die so klahr wie Krystall von den Felsen heraus springen, und mit ihrer Kälte den Schnee überwinden. Ja die Kälte solcher Fels-Quellen ist mancher Orten so starti, daß man kaum die Hand darinn halten kann. Dieses seynd gewißlich zwey fürnehme Haupt - Mittel menschlicher Gesundheit, dabei) sie sich viel besser und sicherer befind!, als ob sie beydes, den Magen und das Angesicht in lauter Weinbeer-Blnt wüsche. Den keine Frucht oder Ge-tränck kann uns so heilsamlich speisen, als die unsichtbare Lebens - Milch , oder der Balsam, so wir ans einer reinen und frischen Sussi sangen. Und die Eß-Speiseu, so in einem sehr gesunden Was- ! ser gekocht werden, bekommen dem Men- ' scheu nngewürtzt viel besser, als solche, die in schlechtem obgleich niedlich-gewürtz-tetn seynd abgesotten. Hat also die Natur den Ober - Eminent zugleich eine gute Apotheck und auch einen guten Trinck-Keller in die Felsen gelegt. Wie-wol darum ihre Hans-5leller von allerlei) guten Weinen nicht leer sind, weil man ums Geld ans der Nachbarschafst leicht haben kann, was man aus seinem eigenem Grund und Bodem nicht hat. . Es muß aber dieser Ober-Theil von Crain auch noch eine andere Wohlthat der Natur erkennen, so ihm zur Erfrischung seines Leibs gereichen kann, nem- lich ein paar Warm-Bäder und Saur-Brnnnen. Die Stadt Fazzuolo (Puteoli) in Heilsamkeit Campameli (Campagna) mag ihr be- g®®1* uachbartes Warm-Bad Zuppa tl' homini zuppa Hilsf dem Menschen (oder Men- f hommi scheu Hülfse) wohl tnit Ehren titn- pigna1"" tiren, wann es die Recommendation, so demselben Lombardus giebt, würcklich verdient. Denn er schreibt, es soll die Melancholey und Magen - Schwachheit vertreiben, demselben einen guten Appetit und Stärcke geben; auch der Lungen, Leber, Miltz und geschwollnem Bauch treffliche Hülsie thutt, die Stimme ver-klähren, das Podagra, ob es gleich schon alt und tieff eingewnrtzelt, stillen, wie auch sonst allerlei) Schmertzen wegneh-ineit ; doch aber in Erfrischung geschwächter Glieder seine Kräsfte am allermercklichsten verspühren lassen, a) So verdienen auch die Gesnnd-Bäder Kraffte der Furnelli und Gurgitelli in der Insel i,erUFumeUi Aenaria (oder Aeneas Insel) so heuligs und Gurgi-Tags Iscliia genannt wird, von der gleich ~|Jje(tn ber also heissenden Stadt, welche die Figur Aenari». einer Hüfften presentirt, ein grosses Lob von dem Neapolitanischen Medico Johanne Elisvo. Denn das erste erweist diese Tugenden, daß es das täg- und viertägliche Fieber vertilgt, Miltz, Wassersucht und Haupt-Weh knrirt, den Stein bricht und den Grieß ausführt, auch die Blase eröffnet, der Fnß-Gicht Abbruch thut, und den ecklenden Magen begütigt. Das andere dienet zur Artzney wider die Unfruchtbarkeit, er-gäntzt den Ansgezehrten die verlohnte Krässte, bekräfftet den Magen, zermalmet den Stein, hilfst der Leber, vertreibt den bösen Grind, erweckt Lust zn essen, zeucht das Eisen aus den Wunden, und hat auch ein paar besondrer Brnnu-Qnellen, deren eine, so gegen Morgen ist, die wütende Zähne entschmertzt, die andre, so gegen Abend, dem Haupt und Gesicht sehr dienlich, b) Unser Crain würde ohne Zweifel, obgleich in der Menge, dennoch nicht in der Güte und im Ruhm seiner Warm-Bäder а) Job. Franciscus Lombardus de Balneis Puteolanis e. 10. б) Johannes Elysius de Balneis Acnariarum e. 1. & 5. vorberührten Puteolanischen und Aena-rischen Bädern sonders weit weichen, wann die wenige, so es hat, entweder viel Liebhaber finden, oder behöriger Massen zugerichtet und unterhalten würden. Weil aber der Einwohner sich gern in seinem Schweiß badet und arbeitsam ist, erhält ihn solches gemeinlich bey so guten Knifften, daß er nach den Gesund-Bädern sich wenig sehnet. Daraus entspringt fol-gends die Müsse und Ledigkeit der Warm-Büder, und wiederum aus der so wenigen Besuchung oder Müsse die Bertuncklung ihres gebührenden Lobs samt der richti-Ober-Crai- 3en Unterhaltung, j^isch Bad Dessen hat man ein Aeyspiel an dem Polschi^ warmen Bade oder Tepliz (wie es der Crainer heisst) in dem Thal Polschitz bet) dem Dorff Polschiza nahe bey Cropp. Denn der Augenschein giebt annoch zu mercken, selbiges müsse vor diesem in gutem Bau gewesen seyn. Warum es aber nachmals der Verlassenheit also sey überlassen worden, davon hat man keine sonderbare Nachricht. Wietool ich vermute, weil die Güte der Ober-Crainerischen Lufft nicht viel Menschen lässt kränkeln, sondern durch ihre kühle und frische Art sie zur Arbeit und Bewegung artfrischet, und also die Leiber selbsten in Schweiß-Bäder verwandelt, überdas auch die setti ge so zu selbigem Warm-Bade sonderliche Lust getragen, und derhalben etwas darauf gewendet, mit Tode oder ihnen die Mittel abgegangen, so sey auch darauf die behörige Unterhaltung deß Bades selbst der häuffigen Besuchung in die Verlassung verändert. Jedoch ist es darum nicht so güntzlich ausser allem Ruhm ititi) Gebrauch. Denn obgleich die Bequemlichkeit der Anstalt meistens danider ligt und von ferneren Orten kein solcher Zugang mehr geschieht, wie vormals, brauchend doch die Einwohner dort herum gar sehr und bezeugen es helffe vielen Leuten für unterschiedliche Zustände, anders Ein andres Warm-Bad findt sich bey zakti'811011" dem Dorff Nauouzaku unseren von Gall-neck. Dasselbe quellet aus einem Felsen gantz heiß, und hat vielen Leuten sowol in Contracturen, als andren Kranckheiten und gebrechlichen Zuständen geholfen ; ist aber nichts gebaut noch recht eingerichtet. Gleich darneben 3 oder 4 Spannen weit entspringt auch aus selbigem Felsen ein Eyskalter und gesunder Quell-Brunn. Bey Felden-See ist vorhin auch ein Vormaliges Warm-Bad gewesen, aber durch den Ver- inX walter von Feldes ruinirt und vertilgt, m= 'ee' indem er vor etlichen Jahren vermittelst eines-gemachten Grabens den See drein leiten lassen, auf daß man nicht mehr darinn baden könnte. Denn weil er (der seines Geschlechts und Namens Einer von Weidmannsdorff gewest) denen guten Bekandten bißweilen aus Höflichkeit etwas ins Bad schicken oder sie auch tool gar zu sich Ehren halben auf das Schloß Feldes laden müssen, ihm aber als einem gar genauen Haushalter solches sehr hart ab- und gleichsam von der Seelen gegangen hat es das Bad entgelten, und seiner strengen Kargheit zu Wird durch Gefallen untergehn müssen. Daß man minit! also tool recht eigentlich sagen kann, er habe solche ihm beschwerliche Höflichkeit abgegraben. Nahe bey Sägur giebt es gleichfalls ein Warmes Bad, ist aber nichts aus- sagm-gebauet noch zugerichtet. Ausser diesen weiß ich * weiter kein warmes Bad mehr in diesem ersten Theil, da ich doch * das gantze Land etliche Mal Kreutzweise dnrchgereiset und mir die Gelegenheit meines lieben Vaterlandes ziemlich bekandt gemacht. Wiewol ich * dazu Mal noch keine Gedancken gehabt, eine völlige Beschreibung dieses Hertzogthums heraus zu geben ; sondern nur die Topographische Zeichnungen in Kupffer bringen lassen ohne Beschreibung. Massen ich selber* alle Städte, Märckte, Klöster und Schlösserabgezeichnet, auch darneben überall das Land abgemessen mit meinem Viatorio Astrolabio (oder Stern-Netze), willens eine grosse Land-Karte zu verfertigen. Welche auch dem curiösen Leser, so ferm mir Gott die Lebens-Frist dazu verleihet, und es meine Zeit, als an welcher mirs bißhero zu sothaner Ausfertigung gemangelt, zugiebt, ins künfftig will vor Augen stellen. In Seeland zwischen dem höchsten Sauer-Schnee - Gebirge, da die Kancker ihren Ursprung nimmt, nemlich an den Crain-und Kärnterischen Grentzen fassen sich etliche Saur-Brnnnen antreffen, unter welchen ich* selbst einen versucht, etliche Mal getruncken, und ihn ziemlich-gut befunden. Es seynd auch in diesem ersten Theil @cen-oder Ober-Cräin einige Seen. Unter dem Schloß Feldes ligt der seidener Feld esser-See, der eine Insel um- ®ee- Der See 1 Sahribam. mittelt, auf welcher Unser Lieben F r a n e n K i r che steht. Vom diesem See und gemeldter Kirchen wird hernach an geziemender Stelle eine absonderliche Be-schreibungsamtdem Kupffer-Stich erfolgen. Es giebt auch einen See zu Beukhla (Umustah genannt), dieser See oder Pfuhl stehet allezeit voll Wasser mitten auf einer Wiesen. In demselben Pfuhl oder See findet man zu Zeiten Fische, die gantz mit Moos bewachsen seynd. Beh Galneg hat der kleine See Sahribam oben auf einem Berge im leimigen Bodem ehedessen seinen ^chofi oder Kercker gehabt; ist aber von den Einwohnern solcher Einsperrung entlassen worden, und zwar also. Sie haben durch den Berg ans einer Schlutten so nicht weit ist, ein Loch gegraben, und in dergestalt abgelassen, daß ihm nur in der Mitten ein kleiner Platz übrig geblieben wie ein Teich, der aber erschrecklich tieff noch. Durch das Loch rinnet alleweile das Wasser hinaus, daß er nicht wieder ein- nehme und bewässere den Raum, welchen man ihm entzogen. Denn denselben Platz hat man in Aecker und Wiesen verkehrt. In der W o ch e i n hat der W o ch e i -ner See sein Quartier. Dieser schöpfst sein Herkommen aus der Wocheiner Sau, welche aus einem hochmächtigen Felsen, herunter schiesst und alsobald diesen See formirt gleichwie eine mächtig-weit gefüllte Schale oder Becken; angeschant solches der Kupffer-Stich unten im XV. Capittel euch vor Augen legt beh Abbildung der Wocheiner San. Die Länge dieses Sees misst sich mit einer halben Meilwegs, die Breite mit einem Viertheil von der Meilen. Er ist sehr reich von Forellen und Lachssühren, derer man osft zwantzig-psündige darinn findet, ungleichen viel schöne Waller oder Schaden. Es ligt auch ein S e e in Seeland an den Cräin- und Kärnerischen Grentzen, zwischen dem höchsten Schnee-Gebirge, ist aber nicht übrig tieff, und aus seinem Platze erhebt sich ein hoher steinigter Berg. Wocheiner See. See in Seelands Das xv. (Capittel. Von den Flüssen und Bächen in Ober-(5rain. Inhalt. Aturtze Beschreibung der Flüsse Buschina, Bischat, Cimbcrschit;, Clincher, Crop, Dobernischiza und der Ueumärchtlerischen Feislriz. Warum selbiges Feist ri; eine Zeitlang schwarzes Wasser geführt. Ungewöhnlich stur che Deute, so die Dcuteöber den Fluss tragen..Die Steinerische Fcistri;. Die Wocheiner Fcistri?, samt noch andren unterschiedlichen Flössen und Dachen. Die Dimbach und derselben Schifffahrt. Hierauf folgen noch manche andre Flösse und Dache. Der Sau-Strom. Wüh- und Gefahr-bolle Fahrt auf der Sau re. Schnee-Drache über die Sau. Die Wochei- ner Sau. Noch mehr andre Flösse und Däche. fonn ein Land den Ruhm haben will, daß es von Milch und ! Honig fliesse, wollte sagen, daß Is reichlich von Gott mit allerlei) Bequemlichkeit zu reicher 'Nahrung gesegnet sey, so muß sichs auch vieler Flüsse, Bäche und Brunnen rühmen können. Solches kann .nun auch unser Erain mit Ehren thun, sintemal es von guten Fischreichen Wassern hie und da beslossen wird. Wovon das erste Fünsstheil auch seinen Antheil hat.-Der Fließ-Wässer welche das Ober-Eräin darchädern, seynd gewaltig viele, darunter eine grosse Menge kleiner Bäche, welche alle zu erzehlen, uns so wenig, als Jemanden zu lesen, beliebig seyn ßushina. Bischat. ^"derschiz. kan; derhalben wir in diesem Capittel mit derselben Betreibung, obgleich noch viele darunter so ziemlich fischreich, unbemüht bleiben, und der Güte detz Lesers nicht mißbrauchen, sondern nur diejenige Flüsse und Bäche, die am grössest-und namhafftesten darunter seynd, einführen. Weit oberhalb Bilichgraz entspringt das Fließ-Wasser Bushina (odei’ Buschina) von lauter Quell- Brunnen, rinnet aber gleich unterhalb Bilichgraz in die Graclaschiza. Giebt viel schöne Forellen und Huchen oder Huechen (welche man in Meissen Teich - Fohren heisst) nebst andrem Fischwerck, treibt auch etliche Mühlen, und ist ein strenges Wasser. Bischat (insgemein Bischata) thut seinen ersten Sprung zwo Meilen oberhalb Mansburg, passirt durch Mansburg und Dragembl vorbei), da man vermittelst einer schönen Quadersteinern Brucken diesen Fluß übergehet. Welche Brucken aber die löbliche Landschafft dieses Her-tzogthums allererst vor wenig Jahren hat verfertigen lassen. Eine viertheil Meile von selbiger Brucken hinunter füllt er in die Feistriz, nachdem er etliche Mühlen herumgewältzt. Wanns regnet, geschwellet er hoch; wie tool es sonst gar ein stilles Wasser, das mit einem leisen Gange fortschleicht. Wan sähet darinn gute Hechte, Rassische, Alten (oder Barben oder wie mans in Crain ausspricht Baremb) und dergleichen, wie auch auserlesene Krebse. Cänderschiz (oder Kanderschiza) wässert sich aus lauter Brunn-Quellen zusammen zwischen hohem Gebirge nahe bey Cänderschhofs, wallet darauf mit so vereinigter Flut zwischen dem hohen Gebirge fort über Steine und Felsen nach dem Galnecker Bach zu, der sich ein wenig oberhalb Galneck lässt antreffen. Ist mit schönen Forellen, kleinen Stein-Bärmlein (kleinen Stein-Barben meyne ich) ungleichen mit Alten (die man anderswo Elten nennet) und Copen wie auch guten Stein-Krebsen gesegnet. Wird mit schneller Flut fortgerissen und durch den Regen mächtig vergrössert, weil alsdann das Wasser vom Gebirg herabschiesst, und miteinander auf ihn zueilet. Er bewegt viel Mühlen und schafft also mehr als einerlei) Nutzen. Die C a n ck e r gewinnt ihren Ursprung an Cärnerischen Grentzen in Seeland unter dem höchsten Schnee-Gebirge, wird auch von solchem höchstem Schnee-Gebirge, dadurch sie zwischen hinlaufft, biß auf zwo Meilwegs begleitet; demnechst wird sie solcher ihrer hohen Aufsehr und Hüter ledig, und erreicht gleichsam ihre Freyheit nemlich ein schön-ebnes Feld, wodurch sie eine Meilwegs fortreiset. Hernach wird sie von dem Sau-Strom unterhalb der Stadt Crüinburg bewillkommt. Diß Wasser hat überaus viel seltsame Schliche. Zwischen dem Gebirge gehen etliche höl-tzerne Brucken drüber, und bei) dem Dorff Writoff nicht weit von Egg ligt eine schöne hohe gemaurte Brucke. Bon schönen Forellen und andren Fischen giebt es gnug. Es läufst alleweil über Steine und Felsen und wächst vom Regen hoch auf. In diesem Fließwasser gehen viel Säg- Mühlen (oder Schneid- Mühlen) und Getreyd - Mühlen. Der C r o p p (Kropa) urquellet natürlich, als wie aus einem großmächtigem Kessel von Stein oberhalb denen Ham-mers-Gewercken Cropp, N B wir nennen aber die Hammer-Gewercke Cropp, Steinbühl, Eisnem und dergleichen, weil viel 100 Häuser beysammen seynd, und sich alle von Eisen nähren, indem sie allerlei) Arbeit von Eisen verlegen, und seynd diy keine Burger und auch keine Bauren, weder Marckt noch Dörffer. Ein wenig unterhalb Cropp fängt ihn die Leibniz aus und kröpsiet ihn ein. An Fischen ist er fast arm, hat nur allein wenig Forellen und wenig Aesche (oder Escher,) sonst aber keine andre Fische mehr. Solcher Mangel wird ersetzt durch den guten Nutzen, welchen er mit Treibung sehr vieler Hammer--Wercke zu Cropp zuwegen bringt. Diß Wasser hat bey seinem Ursprünge eine purgirende Krasit' und ist sehr gesund denen, die einer Leib-Reinigung bedörfftig sind, weil es laxirt und purgirt. Dobernischiza wird aus lauter' Brunn-Quellen geboren hinter den Gallenbergerischen Alpen, überlaufft einen gantz steinigte» Bodem, und geht endlich zur Wolska ein, so allbereit in Steyer ist. Es haben ihm etliche Mühlen ihren Gang, und die Fischer überaus viel schöne Forellen zu dancken. Die N e u ut ärcktlerische Fei st r i tz ; (Terschishka Wisterza) bricht hervor eine S! Meile oberhalb Neumärcktl zwischen höchstem Schnee - Gebirge, und läufst von Neumärcktl anderthalb Meilen hinab über Der Cropp. Doberni- schiza. Jieu= märcktleri-sche Feistriz. die Stein-Felsen und hart-sandigten Stein-Grund, biß ihr die Sau daselbst begegnet, und den Rachen zum Einfluß beut. In ihrer klaren Flut erlustiren sich die Forellen und andre Fische bey ziemlicher Menge, und arbeiten auch viel sowol Säg- als Getreyd - Mühlen darinn. Führt eine Es ist aber ihre Klarheit vor einiger schwartzes" M)r ertunckelt, und ihr Wasser ein Wasser. * Jahr lang gantz trübe und gleichsam aller schwartz geflossen; daraus der gemeine Mann den Wahn gefasst, es wäre in dem Berge deß Ursprungs ein Lind-Wurm, der das Wasser so trüb machte. Man glaubt aber vielmehr, in besagtem Berge, darinn es aufquellet, müsse eine grosse Höle sehn, darein inwendig ein Stück von dem Berge, so schwartzes Erdreich hat gefallen, oder hinab gefunden, und das Wasser so ge-schwärtzet, daß es also trüb geloffen, biß die eingefallene Erde nach und nach durch den Fluß weggespühlt oder die Schwärtze mit der Zeit von dem Wasser ihr gantz ausgezogen worden. Solche Verzehrung deß schwartzen Erdreichs ist erst in zweyen Jahren geschehn, also, daß im Jahr 1681 das Wasser die schwartz- trübe Farbe allererst gäntzlich verlohren, und seine vorige Helle Lauterkeit wieder bekommen hat. Seit dem ist es nun wiederum gleich wie vormals gantz verkrystallirt und Spiegel-Hell. Wenn man von Crainburg auf Rat-mansdorff reiset und allbereit halben Weg hat, muß man durch diese Feistriz reiten; ist aber das Wasser groß, so kan kein Pferd hinüber gehen, sondern _ wird von dem Strom gleich mngeworf- ' Ungewöhn- fen. Es wohnen aber Leute beh diesem Leute,'"sf F^uß, welche gewohnt durch das Wasser ben Reisen- zu gehen, wann es ihnen gleich biß an die Brust reicht; diese führen Einem auf ber* alsdann die Pferde hindurch und tragen Achsel tra- die Leute hinüber aus den Achseln. Man se"' sollte sich wol billig darob verwundern, daß ein Pferd der Macht deß strengen Flusses nicht leichter widerstehen und unumgerissen hindurch gehn sollte weder ein Mensch. Aber man darsi sicherlich glauben, daß diese Leute unglaublich starck und nicht allein durch die ungemeine Kräffte ihres Leibs, sondern auch durch Übung und Gewonheit die Gewalt deß reissenden Stroms überwinden. Ich habe selbst * vor 13 Jahren mit hoher Verwundrung zugeschaut, daß ein grösser langer Man, welcher nach hiesigem Landes-Brauch allerleh höltzern Ge- schirr, als Schäffer (oder Butten) und dergleichen auf den Achseln tragend, welche Last ihm fünsi Spannen hoch über den Kopfs gieng und über hundert Pfund wog von einem daselbst wohnhafftem Kerl begehrte, er sollte ihn über ,das Wasser tragen. Zu welchem Ende er das Geschirr wollte ablegen in Mehnung, selbiges würde ein Andrer absonderlich hinüber tragen. Aber Jener lachte ihn aus und sprach: „So ver-mehnst du, ich könne nicht dich samt deinem Geschirr hinüber tragen; setz dich nur aus mich! wirsts bald sehen. Allein du must mir einen Groschen geben." Damit stieg der lange Kerl auf einen Felsen und setzte sich ihm auf die Achseln, der mit ihm so leicht davon- und durchs Wasser gieng, als ob er ein Püschlein voll Federn trüge; da ihm doch das Wasser biß an die Brust gieng und deß Aufsitzers Füsse biß an die Knie im Wasser schwummen. Solches Durchwatend und Hinübertragens scheuen sich diese Leute auch im kältesten Winter nicht, weil sie durch Gewohnheit dazu gnugsam gehärtet und daurhafft worden. Die Steinerische Feistriz (Ramenska Bi sterza) entspringt zwo Meilen oberhalb der Stadt Stein und dem hoch- Feistriz. sten Schnee-Gebirge. Nahe bey dem Ursprünge hat die Natur selbst eine seltsame fig1cicine Brucke gelegt, wie man an eingedruckter n. 7. Figur erkennt. Bey berührtem Ursprünge ist das Wasser so kalt, daß man unmöglich auch.nur ein Vater Unser lang kan die Hand darinn halten. Es hat auch bey gedachter Brucken ein seltsamen Fall, wie in besagtem Kupffer erscheint. Unterhalb steht eine steinerne Tafel, darauf man zu tischen pflegt, wenn man auf der Jagt ist. Dieser Fluß wallet über Felsen und Stein die Stadt Stein vorbey und von dannen zwo Meilen hinunter bey Lustthal in die Sau. Alt vielen Orten, wo dieses Wasser weder Brucken noch Steig hat, gehen sowol Männer Sihe bie als Weiber auf Steltzen hinüber, wie Figur der Kupffer-Stich vorstellet. Denn das N- 8-Wasser ist breit und tieff, und fährt mit einem reissendem Strom davon; daher sich auch viel Hammer-Wercke Säg-und Drat-Mühlen seines Triebs bedienen. Der Regen pflegt es sehr »zu vergrößern. Es' Bessert viel Forellen, Aesche, Huchen und andre Fische mehr. Die Wochein er Feistriz (Boliin-ska Bi stri za) entspringt unter Wohein die Feistriz, unter dem hohen Schnee-Gebirge, eilet mit raffender Schnelle der Wocheiner Sau zu, als ihrer Einnehmerinn. Sie nöthigt viel Hämmern und Mühlen zur Arbeit, giebt sehr viel grosse Forellen. Wie ich * denn vor 7 Jahren selber gefehlt, daß der Herr George Locateli!, seliger, unter seinem Hammer-Werck das Netz werssen ließ, und aus einen Zug über 70 Forellen sieng. Der Galn- Der Galnecker Bach (Mudia) ent- erfer Bach, fteht etite Meil oberhalb Galneck zwischen dem hohen Gebirge aus unterschiedlichen Brunn-Quellen, so ihr Wasser zusammen giessen, daß er den Laufs eines Bachs gewinne. Der doch so übrig weit nicht reicht, sondern eine halbe Meile unterhalb Sagur in der Sau verrauschet. Dennoch treibt er viel Mühlen und läufst gewaltig j streng, also gar, daß er, wanns regnet, welches ihm seine Flut erhöhet und nnge-stümmer macht, viel Centner - schwere Steine und Felsen-Stücke sortwältzet. Forellen, kleine Stein-Barben, Alten und Kopen sähet man hänssig darinn, und der kleinen Stein-Krebsen die Menge. Görtschacher Der G ö r t s ch a ch e r Bach ist aus ®ad)- dem hohen Gebirge bürtig und sliesst in die San unterhalb Zwischen-Wässern. Die löbliche Landschasst hat ihn zwischen Laybach und Görtschach vor wenig Jahren mit einer von Quader-Stücken schönerbauten Brucken beehrt. Er hat nur gemeine Fische und kleines Wasser, ohn wann der Regen fällt, als davon er sich gewaltig ergrössert. Der Fluß Deß Fließ-Wassers Gradascliiza Oradaschiza. (àtspringung sindt sich oberhalb beyBi-lichgraz. Dip Wasser läufst in die Laybach , nachdem es eine halbe Meilwegs oberhalb Laybach seinen Namen verlohren und einen neuen angenommen ; angemerckt man es daselbst die Kleine Laybach l zu nennen beginnt. Der Eingang dieser kleinen in die grosse Laybach (welche letzte sonst schlechter Dings nur die Laybach genannt wird) geschicht gleich oberhalb der Stadt Laybach zwischen Krakau und Tur-ttou. Sie bewegt viel schöne Säg- (oder Schneid-) und Getreyd-Mühlen. èie reifst ihr Gewässer sehr ungestümmlich fort und steigt hoch, wann der Regen fällt. Es gehen darinn schöne zwantzig - pfündige Huechen, sehr edle Forellen, gute Nutten, Hechte, Alten, Nas-Fische, Brat-Fifche und andre mehr, deßgleichen treffliche Krebse. Unter dem höchsten Schnee-Gebirge, Der Katzen-hinter dem Schloß Stein quellet her- ftemer vor der Katzensteiner Bach, läufst Katzenstein vorbey und fährt hernach mit schnellem Ungestümm hinunter zu der Sau, und hegt Forellen. Biel Schneid- und andre Mühlen haben feiner zu gemessen. Der Kolobrater Bach erwächst |°j°6tatet aus eitel Brunn-Quellen zwischen hohem 'JJ Gebirge oberhalb Kolobrat, eilt mit schnellem Lauste aus lauter sandigem und steinigtem Boden nach dem Galnecker Bach zu, der ihn bey Wrisch zu sich nimmt. Der Regen verursacht ihm hoch Wasser und eine viel schleunigere Fahrt. Er hat Forellen. Die Laybach (Lablaneza) nimmt, Die Laybach, nachdem sie vorher zwey Mal in die Erde gegangen, ihren dritten Ursprung vier Meylen oberhalb der Haupt-Stadt Laybach, im vierdten Theil oder Innerem Crain bey Ober-Laybach, und fällt anderthalb Meilen unter der Haupt-Stadt Laybach, bey Osterberg, in die San. Überaus viel schöne, grosse und prächtige Mühlen müssten ausser ihrer Hülste sey-ren, nemlich unterhalb der Stadt, denn oberhalb derselben rinnt sie gantz still. Sie ist Schiss-reich, führt allerlei) Waa- Schifffahrt reit beydes die aus Italien kommen und Fi„ß.'" nach Italien geschickt werden sollen. Solche Fahrt geht sowol Nachts als Tags sort, nicht allein in kleinen, sondern auch groffen Schiffen. Die kleinere seynd aus Ahe die ^ einem einigem Baum gemacht, jedoch mit ^'dur 9ir-höltzernen Dächern, wann man will überdeckt, daß man sein ruhig darunter bey der Nacht (wie man denn in diesen I kleineren gemeinlich bey Nacht führet) schlaffen, und für dem Regen trucken bleiben kann. So sitzt man auch im Winter ziemlich warm darunter. Die grössere werden aus vielen Bäumen zusammen gezimmert, tragen über drey-hundert Centner. ^ Man sindt diß Wasser allstets mit Schissen angefüllt. Und fährt man schier eben so leicht hinaus, als hinab; nicht allein weil Alles mit Rudern geht, sondern auch weil dieser Fluß so leise und unvermercklich sortschleicht, als ob er sich fast nichts bewegte. Nichts destoweniger hat er eine Tiefst von 3, 4, 5 auch wol 6 Klasitern. An beyden Usern stehn die grösste Eichen und vertuncklen das Wasser so anmutig, daß man im Sommer sehr annehmlich im Schatten fährt. Die kleine Laybach. Die Leibniz. Wann der Regen das Wasser erhöhet, und in der Stadt Laybach nur um 8 oder 10 Spannen höher steigt; Jo entsteht von der Stadt Laybach ans biß Ober-Laybach auf vier Meilen weit, wie ein grösser See, der sich zwo und auch tool _ mehr Meilen in die Breite streckt also, daß man im Wasser nichts schauet als etliche Bäume. Bey solcher Übertretung deß Flusses, da ein so grosses Stück Landes unter einer so nassen Decke verborgen ligt, fährt man alsdenn ausser deß Hauptslusses nach lauter Wiesen und Gemöß den geradsten Weg hinauf und hinunter. Wo der rechte Strom geht, mercket man nicht, und solches kommt daher, weil das Wasser zu Ober-Laybach nicht gar um eine Seeunde höher sliesst, als in der Stadt Laybach, und schier tu einem Horizont (Gesichts-Ender) ligt. Es ist diß Fließ-Wasser nicht recht klahr noch lauter, sondern faul und ungesund, gleichwie Alles was trüg und langsam insgemein wenig zur Erfrischung taugt. Nichts destoweniger gießt es doch gute Lay- gesunde Fische, und zwar in unglaublicher Menge, auch gar vielerlei) Gattungen derselben: als Aale, Alten, Androge, Ba-beze, Copen, Forellen, Fritteti, Grundel, Hechte, Huchen, Kazele, Karpffen, Kres- fen, Acennaugen, vcaWfche, flcerssunge, Barem (oder Barben) Berstling (oder Berfyche) Pesdeze, Bratfische, Rlitten, Yachtarie, Zepe, Zernauke und viel andre Arten mehr. Man fängt auch viel grosse Krebse darinn, __ die aber von Geschmack nicht gar zu köstlich sind. So hält sich auch an diesem Fluß allerlley Geflügel aus, als wilde Gänse, mancherlei) Sorten der Enten, Schwanen und dergleichen ; derer Menge un-zehlich, und Vielfältigkeit ihrer Gattung verwunderlich füllt. Denn weil dieser Fluß Laybach selten gefriert, lieben sie ihn destomehr und besuchen ihn also desto hüufsi-ger als wie einen andren Caystrum der von den Schwanen so berühmt ist. Die kleine Laibach (Mallalablaneza oder Grradaschiza), von welcher vorhin schon gesagt ist, sliesst nahe bei) der Stadt, und rinnt zu der grösseren ein, tote oben unter dem Namen Gradaschtza gedacht II worden. Wie still und leise sie auch daher schleicht, ist sie doch auch Schiff- und Fischreich, Hat Rüttelt, Hechte, Schlehen, Bärmb I; (oder Barben), Alten und dergleichen Fische nebst den edelsten und schönsten Krebsen. Die Leibnitz entspringt oberhalb den , Steinbühelischen Hammer - Gewercken Lybeler Bach. Malauoda. Mois terna. Moschnik. Neul. Orehouiza. fieuftt schnell, treibt viel Kammern und stürtzt sich hernach in die Sau. Bon Forellen und Alten hat sie eine grosse Menge und auch viel Aeschen. Der LybelerBach entspringt unter dem Schnee-Gebirge Loibl, und sammlet sich aus lauter Quellbrunnen, strudelt und wudelt hiernechst zwischen dem höchsten Schnee-Gebirge weiter biß die Fei-striz gleich unterhalb Neumärcktl seine rauschende Ungedult stillet und unter ihrem Strom-Wasser verbirgt. Ich sage billig Ungedult und sollte noch wol billiger an stat der Ungedult ihm eine ungehaltene Wildheit zuschreiben in Betrachtung seiner reissenden Gewalt. Denn er geht nicht, sondern stürtzt sich gleichsam sort vor gäher und ungestümer Eyle, über Felsen und Steine. Sern Wasser ist dennoch schön hell und frisch und voll Forellen. So werden auch viel Hämmer, Säg- und Drat-Mühlen dadurch gezogen. Malauoda entspringt hinter Bilichgraz zwischen hohem Gebirge; da sich etliche Brunn-Quellen vereinigen und ihm zum Fließ-Wasser machen. Er führt Forellen und sein Wasser der Gradaschiza oder kleineren Laybach zu, die solches mit dem ihrigen vermischt. Moisterna rieselt in einer Schütten (oder Graben) zwischen dem höchsten Schnee-Gebirge, heovor und wallet der Sau zu, erzielt Forellen, entmüssiget auch die Hammer-Werke. Moschnik fließt gleichfalls in einer Schütten zwischen hohen Bergen aus lauter Brunn-Quellen daher und läufst in die Satt, führt Forellen, Alten und Barmb (oder Barben,) treibt auch etliche Mühlen. Bey diesem Wasser finto man viel Tuffsteins in Grösse grösser Felsen. Neul (Neuleza) wird oberhalb Tichein, zwischen bohen Gebirgen aus etlichen Spring-Quellen geboren, läufst zwischen zweyen spitzigen Bergen, und kommt bey der Brucken der Stadt Stein in die Fei-striz. Beym Regen-Wetter läufst er hoch auf. Er hat Fische, aber nur gemeine, als Alten, Barben, Copen und dergleichen. Unter dem Trojaner Berge entsteht der Bach Orehouiza, durch zusammen-stossung etlicher Brunn-Quellen, zwischen hohen Bergen, läufst über einem schwartzen und harten Bodem und zwar mit reissender Gewalt, unterhält viel Forellen, Stein-Päremblein, (kleine Stem-Barben) Alten, und sehr viel kleine Stein-Krebse, und theilt gar mancher Mühlen eine nützliche Unruhe mit durch seine eigene. Endlich ergiesst er sich in den Gallnecker Bach. Die P öl and (Palanschiza) quellet Die Pöland-zwischen dem hohen Gebirge oberhalb Bischofs Lak und überlasst sich der Zeyer gleich unter der Stadt BischoffsLack. Es ist ein raffendes Wasser, welches wider alle Hindernissen Gewalt übt, zumal wenn es vom Regen Aufwaffer bekommt. Ungefähr vor zwantzig Jahren ist selbiger Gegend ein Wolckenbruch geschehen, der diese Pöland so voll und toll gemacht, daß sie viel Menschen und Vieh, Mühlen und Häuser fortgerissen. Sie drehet viel Mühlen herum, giebt Forellen, Alten und dergleichen. Die Rabota springt aus dem hohen Radà Gebirge hervor bey Feldes, sucht den Weg nach der Sau und verliert sich in derselben. Forellen und Aesche fängt man häuffig darinn. Die R a d o l n a rinnt aus lauter Brun- Radolna. Quellen zusammen, unter dem Trojaner Berge zwischen hohem Gebirge oberhalb Glogowitz, und fällt in die Feistriz, nimt aber vorher unterwegs zu sich das Wasser Schelodnig und verliert gegen solcher Einnahme ihren Namen. Nachmals ein weites Stuck Wegs besser hinab begiebt sich die Ratsch a mit hinein und sormirt eine Triple Alliance zwischen diesen Wassern, da nimt die Radolna ihren vorigen Namen wieder, behält auch denselben biß ihr die Feistriz solchen aus-leschet und sie in sich schluckt. Ihre Flut geht mit Ungestüm und geschwillet sehr vom Regen-Guß. Viel Säg- und Ge-treyd- Mühlen lauffen in diesem Wasser wie auch allerley doch nur gemeine Fische nemlich Barben, Alten und dergleichen. Aber seine Krebse seynd aus dem Kern gut. Es hat schwartzen Letten und auch schwartzen Stein. Die R a t s ch a springt hervor bey Tuff- Die Ratscha. stein und läufst ins Wasser Schelodnig oder Radolna unterhalb Aych, wo das Wasser Schelodnig sich seines Namens verzeihet, und hingegen den Namen der Radolna, welche den f einigen vorhin an sich gewechselt und biß daher geführt, wiederum enttäuschet. Ratsch«. Wöttriiger Wieg. Wildenecker vtieg. ®°nsehiza. Die Rupa. |a3otianer *iach. Di- Sau. Die R a t scha fliesst sanfft und gemächlich, wird dennoch von überaus-grossen und schönen Fischen bewandert, nemlich von Hechten, Barben, Alten, Huchen und dergleichen, auch von trefflichen Krebsen durchkrochen. Der M ö t t n i g e r Ri e a (Reika) wird oberhalb Möttnig zwischen hohem Gebirge von etlichen Quell-Brunnen zusammen geflösst, und endlich der Walschka in der Steyermarck mit seinem Einfluß zu Theil. Macht sich mit seinen vielen Forellen, Stein-Barben, Alten rc. wie auch Antreibung vieler Mühlen beliebt, wiewol er sonst gleichsam mit dem Schuf; davon fleugt und sein Wasser schnell fortreisst. Dem Wildenecker Rieg geben gleichfalls einige Spring - Quellen eine halbe Meile oberhalb Wildeneck zwischen hohem Gebirge seinen Anfang und Laufs. Welche» er beh Potpetsch vollendet, da ihn seine Aufnehmerinn, die Radolna, eintrinckt. In ihm gehen viel Mühlen und allerley Fische, Forellen, Hechte, Alten, Ras -Fische und die schönsten Krebse. Beh Wildeneck ist er mit einer schön-gemaurten Brucken geziert. Rouschiza springt oberhalb Alten Ger-lachstein hervor, nimt ihren Ausfluß in die Feistriz. Berschet manche Mühlen mit Wasser, und Schüsseln mit Forellen. Die unterm hohen Schnee-Gebirge oder Alpen entspringende Rupa überliefert sich der Canker; treibt viel Mühlen, auch Forellen und andre gute Fische ins Netz. Ten Sagorianer Bach, welchen etliche unterhalb Gallenberg hervordringende Quellen gehend machen, nimt endlich der Galnecker Bach beh Sagor aus. Vorher aber bearbeitet dieser Sagorische Bach viel Getrehd- und Säg- oder Schneid-Mühlen, giebt kleine Forellen, Stein-Bärblein wie auch Alten. Die Sau (Sava oder Savus), der rechte Haupt - Strom in Crain, wird beym Dorff Ratschach zwischen hohem Schnee-Gebirge am ersten ausgeschüttet, oder wie ich sagen wollte, dringt daselbst ursprünglich hervor; doch in einer breiten und ebnen, wiewol morastigen Gegend; läufst biß in Croatien und Tückey hinab. Sie reifst viel Hammer-Wercke, Drat-und Säg-Mühlen mit ihrem schnell-schies-sendem Stromm zur Arbeit, und ebenfalls die Fischer, weil sie dennoch gleichwol an Fischen gar reich. Wann mir erlaubt wäre, von diesem herrlichem und nutzreichem Wasser also zu reden, mögte ich wol sagen, sie werde ans einem Säulein zuletzt eine grosse und starcke Sau. .Zu einem sehr groffen Strom, meyne ich, erwächst sie nach und nach, nemlich, nachdem die Wasser ans diesem Ober-Fünff-theil ihr zu Theil worden, biß auf drey kleine Bächlein, welche sie ihres Gewässers nicht theilhasft machen. Derer Ausbleiben ihr aber wenig Mangels bringt, sintemal ihr über vorige, hernach noch mehr andere Wasser aus dem Unterm Fünfftheil, so hernach beschrieben werden, zufallen, auch einen noch mächtiger« Strom und viel schnellem Laufs ausdringen; also, daß man auf so strenger Flut mit keinen andren Schiffen fahren kann, ohn allein mit solchen, so nur aus einem Baum gemacht sind, und zwar in Form eines Säu-Trogs.*) Und scheinet, ob wollte sich das Sprichwort, Gleich und Gleich gesellt sich gern, allhie einiges Räumleins anmassen, auch nur um deß blossen Namens Willen, nemlich, daß dieser Fluß, weil er die Sau heisst, auch keine andre Schisse, als Säu-Tröge leiden wolle. Wie streng aber und Pfeil-artig dieser Fluß immerhin ist, muß er doch gleichwol gestatten, daß man auch gegen seinen Strom führt. Aber solches geschieht nicht sonder harte Mühe, und muß alsdann das Trog-Schiff mit Stangen fortgeschoben werden. Ihrer zween führen ein Mühselige Schiff, so dreyssig Zentner schwer, aber g nimmermehr fällt es so schwer aus einer auf der Sau. Galleen zu ziehen oder zu rudern, als wie diese Leute arbeiten müssen, wann sie der ungestümmen Sau den Gewalt brechen, und ihr entgegen schiffen wollen. Gewißlich an diesen mühseligen Adams-Kindern wird der Göttliche Züchtigungs-Spruch augenscheinlich gnug wahr: I m Schweiß deines Angesichts s o l st du d e in B r o d essen. Denn es kommt weder Rhein noch Donau, noch Lech noch andre Flüsse mit der Strengheit dieses (soll ich schreiben laufenden oder fliegenden ?) Wassers in Vergleichung; angemerckt, an theils Orten der gantze Fluß zwischen dem Gebirge über die Felsen eines halben Manns tieff (belle *) Wie der Herr Haupt-Verfasser dieses Wercks Selber beglaubt. Slap nennts der Gramer) hinab schiefst. Dessen ungeachtet fahren sie doch ihm entgegen, und schieben das Schiss mit ihren Stangen auswerts. An einem einigen Ort können sie über einen Fall nicht thun (als unter den Natur - pariteten deß Landes Grain mit Mehrerm gedacht wird), allein sie müssen alles ausladen und das Schiff hinüber ziehen, wie hievon an seinem zugeeignetem Ort schon ausführlicher Bericht samt der Kupsser-Figur ertheilt werden soll. Der Würbel und Strudel aus der Donau kann in keine Betrachtung dabei) kommen. Denn wo es hie am best- und leichtesten zugehet, nemlich zwischen dem Gebirge (welches sich 3 Meilen lang erstreckt), da ist die Beschaffenheit doch noch weit schlimmer und mißlicher, als beh dem Donau-Strudel. Mir * kommt es für, gleich wie der Rhein beh Schaffhausen, über welchen Fall ihm keiner zu fahren getraut, sowol in Ansehung der Felsen, als der Wasser-Stürmung oder Falls selbsten. Sollten aber unsre Schiff-Leute, so im Untern Fünfstheil oder in Unter-Grain den Sau-Strom beschissen, (denn das Lahbacher Schisf-Volck darff, so zu reden, nicht ein Mal den Geruch dieser so gäh-zörnigen im Herab-Schuß gleichsam schnaubenden und schnarchenden Sau prüfen, noch ihre Zähne, die abschüssige Felsen und Fluten nemlich, einmal schmecken) beh Schaffhausen und zwar mit solchen Schissen, wie hier beh uns die Sau, also dort den Rhein-Sturtz befahren; würden sie es gleichsam wie spielend thun, und mit Lust drüber fahren. Dieser Strom ist gewaltig Schiffreich. Denn alle die Waaren aus Groatien, wie auch ein Theil derselben aus Steyer-marck und Unter-Grain gehen aus Lah-bach zu; müssen also nothwendig zuvorderst die Sau hinauf, und gleichfalls auch hinunter. Sie hat auch allbereit vor Alters den Ruhm einer reichen Schifffahrt ; ist schon von den Argonautis und Ja-sonischen Gefährten beschifft worden, wie ich * anderwerts unter den Grainerischen Geschichten ausführlich werde erzehlen. Es läufst aber die Sau erstlich von ihrem Ursprünge sechs Meilen biß zur Steinern Brucken zwischen hohem Schnee-Gebirge, und bleibt biß dahin noch ziemlich-klein. Wann sie hernach biß Grainburg vier starcke Meilen weiter hinab kommt, ist sie auch erstarckt und schon viel grösser, schiesst allda neben dem Gebirge hin, welches ihr auf einer Seiten, und auf der andren die Ebne liegt, hernach hat sie in der Grösse aber mal ein Grosses gewonnen, wo sie nemlich Kallenberg vor-beh strömet. Wann sie weiter hinab postirt, und zwischen Lustthal und Osterberg pas-sirt, attwo sie 5 Meilen wiederum hinter sich geworffen, kehrt die Feistriz, Lahbach und die Festniz beh ihr ein. Da wächst ihr nun der Muth dergestalt, daß sie sich, weil sie allda schon aller Schiff reich ist, eines freyern An- und Aussehens werth achtet, die Berge aus den Augen setzt, und durch die Ebne doch immerzu schnell gehet. Demnechst gallopirt sie eine Meile weiter biß nach S. Helena, und zwar gleichfalls überall durch die Ebne, welche Wie dieser also von ihr einen langen Durchschnitt erduldet; biß sie vier Meilen weit geflogen, J"n einem nemlich biß Muschenig, da sie schon wieder Ort zum durchs Gebirge hinfährt, doch den Schis- x"mmt. sen annoch nicht so gar schlimm und gefährlich ist. Denn ob sie gleich daselbst mit dem Geflügel in der Schnellkeit schier wetten dörffte, thut sie doch noch keinen Sturtz-Sprung oder gähen Fall, und giebts auch keinen Strudel daselbst. Hiernechst begegnet ihr ein gantz enges und hochmächtiges Gebirge, welches ihr keinen so breit-schweisfenden Laufs zu geben will, sondern denselben sehr schmälert und verengert, und keinen so weichen noch ebnen Bodem, sondern grosse Stein-Felsen ihr unter die Füsse wirfst. Weil man sie nun also zwinget und bedrengt, ergrimmt sie, wird gantz unsinnig und wütig, und aus der zahmen eine wilde Sau; taumelt, hupfst und springt vor Zorn und Bosheit, thut einen Wasser-Fall über den andren; und weil man sie nicht will unangefochten gehn lassen, stürtzt sie sich mit grösser Furi hindurch oder hinab, reifst und dringt sich mit Gewalt durch, also, daß einem Ungewohnten recht dafür grauset und er fast nicht glauben kann, er werde lebendig davon kommen. Bißweilen schiesst der Schnee vom Ge- Schnee-birge in die Sau hinunter, und wann solches von behden Seiten geschieht, wird L L ' sie wie mit einer Brucken beschlagen. Weil sie nun solches, ihr von den Bergen anfgeworffenes Joch, nicht so gleich abwersfen kann, lässt sie es, stehn, durch-dort es nur, und läufst also darunter durch. Dergleichen geschähe auch im Hornung (oder Februar) 1684sten Jahrs. s m m Bon Muschenig biß zum Marckt und Schloß Ratschach muß man sich so 3. Meilwegs beh solcher Unbequemlichkeit gedulden, worauf dann wiederum gut zu fahren ist. Denn alsdann legt sie die Bosheit ein wenig ab und verwechselt sie mit einer nicht mehr so schlimmen, sondern ziemlich-guten Fahrt biß Mokhriz. Sechs Meilen hernach ist sie schon Crabattisch. Dann zwischen Ratschach und Mokhriz läufst sie 6 Meilen, die noch alle in Crain: was aber weiter nach Mokhriz ligt, das gehört schon zu Crabaten. Bon Ratschach biß Mokhriz scheidet die Sau Crain und Steher, also daß auf einer Seiten Crain aus der andren Seiten deß Flusses Steh-ermarck des Bodems sich hat anzumassen. Wann es strenge wintert, so geduldet der Februar keine Schifffahrt, denn das Ehs gehet alsdann allzu starck und zwar mit ungeheuren Schollen, oder hält sich etlicher Orten schier zusammen, daß also der Paß den Schiffen verschlossen wird. Doch währet solche Sperrung selten über 5 oder 6 Tage, grosse^ Dieser Strom recommendirt sich doch fye in die- gleichwol auch mit seinem gesegnetem Strom. Fischsange, angesehen er einen grossen $ie(e Ittn und Überfluß unterschiedlicher Art Fischen darreicht, die er dergestalt mästet, daß man Huechen zu 30, 40 Pfunden und Waller oder Schaden zu 80, 90 Pfunden darinn sähet, wie auch sonst allerlei) andre Fische, dergleichen der Fluß Laybach giebt. So ist er auch mit allerhand Flügelwerck aller Orten und Enden übermengt. Die Wocheiner San (sonst B oh inska Sana genannt) ist von hoher Geburt. Denn ein mächtig-hoher Fels in der Wochein zwischen dem höchsten Schnee - Gebirge spritzt oder stürtzt sie vielmehr von seiner überans-grossen Höhe hinab und zwar mit einem so Wasserreichem starckem Guß und Schuß, daß darüber die Berwundrung deß Anschauers billig hingegen höchlich steigt. Denn die Ur-Quelle thut einen erschrecklich tieffen Sprung ans der entsetzlichen Höhe herunter, und schiefst, fast mehr einem kleinem Strom weder einem Strahl gleich, herab, sintemal sie nicht wie andre Spring-Quellen nur in Gestalt einer kleinen Aderläse deß Felsens herunter röret, sondern eine dicke und starcke Flut herab wirfst. Gestaltsam sie auch hiedurch alsofort unten am Fuß deß Felsens einen See macht, der eine halbe Meile lang Die Wocheiner Sau. Sihe die Figur N. 10. Stimmig. Die Schwartza. See-Bach. Sehelodnik. und ein Viertheil von der Meilen breit (tote wir aus dem Kupffer ersehen können) welche Ausbreitung die starcke und ungestüme Stürtzung einer so häufstgen Flut von einer so grausamen Höhe Zweifels ohn verursacht, als durch welchen gewaltigen Sturtz das Fließ - Wasser unten am Bodem voneinander gesprengt und verhindert wird, sich gleich alsofort in einen geraden und engem Canal zu bequemen; sondern dem Uberschwall und Ungestüm ein wenig ausweichen muß, biß es von dem so starckem Absturtz sich in etwas entferrnt befindt und den ordentlichen Laufs eines Stroms, der von seilten Ufern richtig eingeschränckt ist, gewinnen kann. Alsdann läufst sie in Form eines Stroms vier Meilwegs weit biß oberhalb Ratmansdorff, da ihr die rechte Haupt-Sau den Paß abschneidet und sie als die kleinere Sau von der grössern verschlungen wird. Sie heisst viel Mühlen und Hammer arbeiten, zeuget vortreffliche Forellen, Aesche und andre Fische. Das Wasser Schumnig entspringt nicht weit von Galneck im hohem Gebirge aus Brunn-Quellen und fliesst zum Galnecker Bach ein; drehet viel Mühlen herum und speiset das Land mit kleinen Forellen, kleinen Stein-Barben und Alten. Die Schwartza (Zerna sonst genannt) so ihren Namen von dem schwartz - steinigem Grunde, drüber sie hinstreicht, empfangen hat, entspringt unter dem Schnee - Gebirge und überlässt sich weit oberhalb der Stadt Stein der Feistritz. Hat gar wenig kleine Forellen. Der See-Bach kommt aus dem Fel-desser-See geloffen und wird hernach von der Sau erschnappt. Er giebt Forellen und auch andre Fische. Sehelodnik springt hervor zwischen E^g und Gewachstem im Gebirge, geht sein sanfft und gemächlich und rinnt tn die Eadolna bey Oberaych; wird daselbst Eadolna Sehelodnik genannt, biß die Eatza drein' kommt; alsdenn nimt die Eadolna ihren vorigen Namen Eadolna wieder. Dieses stillfliessende Wasser krümmet sich gar sehr; beschenckt die Netze mit Hechten, Alten, Barben, Grundeln, Schlehen und auserlesnen Kressen und überdas häufsig mit Muscheln. Meisten^ felsischer Bach. Weis- Suscha entspringt unter der Kirchen Suscha. S. Wolffgangus auf Crainerisch Olbing (Olbing wird Wolffgangus genannt) im Dorff Iauarnig und fällt beym Dorff Sucha (oder Suha) nahe bey Bischofs Lak in die Zeyer. Der Weissenfelsische Bach, welcher oberhalb Weiffenfels seinen Ursprung hat, läufst nach Kärnten, führt viel Hammer-Wercke und Mühlen und gewaltig- viel Forellen. Der Weissen-Bach kommt im Weissen-hohen Schnee - Gebirge hervor zwischen Weiffenfels und Taruis in Kärnten und läufst zum Weissenfelser Bach hinein. Dieser Bach der Crain und Kärnten scheidet, führt kleine Forellen. Der Weisbach (sonst Bella genannt) wird ausbrüchig oberhalb der Stadt Stein im Schnee-Gebirge und mit seiner Einflut der Feistriz zu Theil; führt ein schön blau-und weisses Wasser, für welchen weissen Glantz es seinem weiß-steinigtem Grunde verpflichtet ist. In solcher seiner Klarheit haben doch die Fische keine Lust zu wandeln, sintemal derselben fast keine darinn sich lassen antreffen als nur wenig kleine Forellen. Die Weßniza gibt sich hervor bey Weßmza. Ober-Weißniz, aber bey S. Tili (das ist bey S. Aegidien oder S. Otilia) wird sie unter S. Margareten Berg nahe bey Crainburg von der Sau erwischt und in den Rachen geschoben. In ihr spielen Forellen und andre dergleichen Fische. Die Wolska schöpffet ihr erstes Was- Woiska. ser unter dem Trojaner-Berge zwischen hohem Gebirge aus lauter Brunn-Quellen und marschirt nach der Steyermarck, bewegt etliche Mühlen, giebt Forellen, Stein-Bärmlein. (Stein - Bärblein) und Alten. Zayer (oder Zeyer) sonst Sorra ge- Zeyer. nannt, entsteht oberhalb den Eisnerischen Hammer - Gewercken; geht oder schisst vielwehr mit raffender Flut Bischofs Lack vorbey (woselbst eine gar schöne steinerne Brucke mit einem gar weiten und überaus hohen Schwibbogen gemacht ist) und endlich in die Sau bey Zwischen Wassern genannt; treibt viel Hammer-Wercke, Säg-und Getreyd-oder andre Mühlen, hegt Forellen und dergleichen delicate Fische. Das XVI. (EnpMeC Von denen Ober-Crainerischen Wassern, welche sich unter die Erde verschlupffen oder in die Löcher verlauffen. Inhalt. fralic der Spruch ztt bersteben sei, dass alle Wasser ins Meer tauften. Hrunn-Ouelle in Ober - Crain, so -sich der Erden einschenckt und iviederum heraus iliessst. Ginschuss dess Dachs Zheunische in die Erde. Grzehlung etlicher Ströme, so andrer Orten unter die Grden gehen und wieder empor kommen, als der Strom Lyons, Erasinus, der Tiger-Fluss, das Fliess-Wasser Dan, der Niger in Africa. Ursachen solcher Fluss-Verbergung. Etlicher Flüsse, so nicht wieder berbor kommen, und warum. §ie ber Uruch, Alle p«ffer laufen ins Meer, |u verstehen er Königliche Prediger spricht, es lauffen alle Wasser ins Meer, welches doch davon nicht Völler werde. Dieser Spruch würde -.in unsrem Ober-Crain nicht überall eintresfen, wann er so schlechter Dings dem blossen Wort - Laut nach zu verstehn wäre. Ja er würde noch wol mehr Oerter finden, die ihn deß Wiederspiels überzeugen könnten, wenn er nicht von dem urspringlich herflösse, dessen Zeugnis unfehlbar und viel gewisser und klüger, weder unser Verstand und Wissenschafft und Erfahrung ist, nemlich von dem Geist der weisesten Allwissenheit, welcher dem gekröhntem Prediger ohn allen Zweifel solchen Spruch in den Mund gelegt. Weil aber dieser göttliche Geist die All-wissenschasft selber und ihm nichts verborgen ist, müssen entweder durch das Wort Alle die meisten Flüsse, oder welches mir noch glaublicher scheint, der Einlaufs ins Meer also verstanden werden , daß etliche mittel- etliche aber unmittelbarer Weise ins Meer lauffen. Unmittelbarer, indem sie gerades Weges aus- oder unter der Erden der offenbaren See zueilen; mittelbarer, indem etliche derselben zwar in die Erde hineinlauffen, und nirgends wieder hervor brechen, ja auch wol gar in keinen Schlund oder unter-irdisches Rohr-Loch und Canal hineinlauffen; sondern, wie wir am Ende dieses Capittels vernehmen werden, ans ebner, gantzer und uneröffneter Erden Balv. II. Buch. sich verlieren; aber doch, nachdem sie also von der sündigten Erden eingetruncken worden, dieselbe ihrer Eintrinckerinn hin und wieder, wiewol sehr zertheilt, solang durchkriechen und durchschleichen, biß sie wiedrnm hie und da soviel Feuchtigkeit und Wasser unter der Erden zusammen bringen, daß eine neue Quelle daraus entstehen, und anderwo hervor springen, auch wol einen neuen Fluß gebären könne. Oder es kann auch ein also gleichsam durchs Sand gezeigter, von dem Sande eingeschlürffter Fluß sich bald unter der Erden wiederum versammle« und anderswo wieder seinen Ausbruch nehmen unter dem Namen eines andren Fließ-Wassers. In unsrem Ober-Crain schauet man auch etliche Exempel, daß die Erde ihr Maul aufthut, und die ausgebrochene Wasser nach einigem Fortlanffe wieder einschluckt. Doch sind darinn von solcher Eigenschasft nur ein paar. Hinter N e U M ä r cf" l zwischen dem Brunnquelle, Gebirge unter einer Alpen läufst etite f» unter die ziemlich-starcke Brunn-Quelle zu einer ro^eeru{"r, selsichten Grotten oder Holen ein, setzt für kommt, also ihren Laufs eine Meilwegs unter der Erden fort und kommt ans einer stein-felsigten Grotten hart bey der Landstrassen zwischen Nenmärckl und Crain-burg wieder an die freye Lufft. Zu Zheunische, nicht weit von Z» Zheuni-Gallenberg, nahe bey Sagur, einem zwi-f(f,e-scheu hohem Gebirge ligendem Dorff entspringt aus einem Felsen ein ziemlich grösser Bach, der so starck forteilet, daß 10 Was anders wo für Ströme unter die Erde und wieder heraus gehen. Der Fluß Erasinus. eine gleich daran gebaute Mühle durch ihn in den Gang gebracht wird. Er setzt folgends mitten durch die gebaute Felder und Wiesen, und begräbt sich hernach in einer tieffen Schluten oder Loch, da er hinein schiesst. Dient also dieser Bach gar füglich zum Spiegel deß schnellen Berlauffs menschlicher Lebens-Zeit, und schickt sich wol zu der Rede jenes klugen Weibs von Thekoa: „Wir sterben deß Todes, und wie das Wasser in die Erden verschleusft, das man nicht aufhält, a) Wie zu Sahribam der See sich durch ein gemachtes Loch retirire, ist im XIV. Capittel gedacht. Ausser diesen werden in Ober-Cräin keine Bäche noch Flüsse in die Erde gehn. Und ist wol ein Wunder, daß auch diese wenige Fließ-Wasser Hieselbst sich der Erden untergeben, nachdemmal in allen umgrentzenden Ländern als in Steher, Windischen Marck, Croatien, Dalmatien, Jsterreich, Friaul und Kärnten meines Wissens * keine unter die Erde verfallen, ohn ein einiges Fließ-Wasser, welches gleichfalls die Erde in ihren Schoß aufnimmt und verbirgt. Denn mir seynd fast alle Winckel, Wege und Stege da-herum bekandt. Sonst sindt man in theils andren aber ferneren Ländern dergleichen Gewässer noch wol mehr, die mitten in ihrem Lauste unter die Erde schiessen und anderswo wiederum heraus kommen, als ob es neue Ströme wären. Solche Weise wird dem Asiatischen Fluß Lyco (oder L y ch), der nnserrn von Laodicea rinnet, zugeschrieben, nemlich, daß er von einem unter-irdischem Canal verschlungen werde, und nachmals wiederum heraus komme. Der Fluß Erasinus (Rasino jetziger Zeit genannt) kommt aus einem Arca-dlschem See geflossen, wird nachmals von der Erden eingeschluckt und hernach in dem Argivischem Gefilde wieder ausge-worffen, und läufst dem Argolischen Meer« Busem zu. Bon diesen beyden poetisirt Ovidius folgender Gestalt: Sic ubi terreno Lycus est epotus hiatu, Existitprocul hinc, alioq. renascitur ore. Sic modo combiblitur, tacito modo gurgite lapsus Redditur Argolicis ingens Erasinus in undis, b) Solcher untertauchenden und wieder hervor schiessendenBäche sollen, wie Aristoteles gedenckt, c) um Arcadica herum im Peloponneso viele beobachtet worden sehn. Der Tiger-Strom in Mesopotamia Untertau-läufst nach Plinii Beschreibung durch den See Arethusa und schiesst hernach nach Stroms, dem Berge Tanrns zu, der ihn aber mit einem ausgesperrtem Rachen, will sagen, mit einer weiten Holen erschnappt und in sich schluckt; doch bald auf der andren Seiten solcher Hole an dem Ort, den man Zoroanda nennt, wieder ausspeyet, als wie eine unverdauliche Speise, oder einen allzustarcken Trunck, oder wie ein Gurgelwasser, das man bald wieder ans-spritzet. Und daß selbiger wieder hervor gehender Strom kein andrer, als der Tiger sey, erkennet man daran, weil das jenlge, was an der einen Seiten hinein geworffen wird, an der andren wiederum mit heraus fährt. Er reiset hernach durch einen andren See, welcher Thospites vormals hieß, und nachdem er von demselben Urlaub genommen, versenckt er sich alsdann abermal unter die Erde, läufst also ungefähr sechs Deutsche Meilwegs in ihrem finstern Bauch fort, und kommt alsdenn beh dem Fluß Nymphus wiederum ans Lickst. Den Fluß Alpheus in Achaja verstockt Deß Fluß gleichfalls die Erde. Wann den Griechi- WeuS' scheu Federn zu glauben, so geht dieser Fluß sowol unter dem Meer und unter der Erden biß in Sicilie», da er am Sicilianischem User sich hervor machen, und eben derjenige seyn soll, den man (vor Alters) in ^teilten Arethusa genannt. Welches sürnemlich daraus geschlossen, daß der Fluß Arethusa in Sicilie» alle Mal im Sommer deß sünfften Jahrs den Bieh-Mist ausgeworffen um die Zeit, da in Achaja die Olympische Ritter- und Helden-Spiele feyerlich gehalten wurden, und man den Mist oder Unflat von dem geschlachtem Opffer-Bieh in dmJFluß Alpheus schüttete. Welches der Strom unter der Erden mit sich weg nach Sicilie» geführt, daselbst solche saubre Waar endlich ausgeladen und den Sicilianern an stat deß Zolls verehrt hat. b) Ovid. lib. 15 Metamorph. e) lib. 1. Meteor, c. 11. Der Fluß Guadiana, ein Fluß so zwischen Lu- ua mno sitania und Boetica (zwischen Portugal und Granata ober Andalusien) strömet und vormals Anas hieß, verstürtzt sich bei) der Stadt Medilina gantz unter die Erde, und wird, nachdem er biß aus 8 Deutsche Meilen ihr unterthänig verblieben, hernach wiederum von ihr auf freyen Fuß und offenbaren Lauff gestellet. Der Strom Es läufst auch der Fluß Dan, welcher hernach, da er mit dem Fluß Jor zusammen sleusst, den Namen Jordan gewinnt eine Meile unterm Bodem. Der Niger- Der Niger oder Schwartz-Strom in Fluß in Africa soll laut einiger Welt-Beschrei- “• ber aus dem Nil-Fluß unter der Erden hergeleitet werden, angemerckt er zu ei-iterleg Zeit mit dem Nil steigt und über-läufft. Tiefer illiger (Fiume Negro) sonst auch etlicher Orten G ambra und Senega genannt, wird, wann er zu dem Nubianischem Gebirge kommt, von demselben eingekerckert und an der andren West-Seiten solches Gebirges wiedrnm sreygelassen; als da er wiederum aus seinem Gesängniß herfür geht. Bon dem Nilo giebt zwar Plinius dergleichen Spatzier - Gänge unter der Erden vor, aber man hat aus der Erfahrung, daß er seine gantze Reise über der Erden verrichte und nirgends sich unter sie verdemütige, noch unter ihren Füssen wandte. Wie dann auch Aristoteles von dem Eridano (oder Po) in Italien übel berichtet worden, als ob derselbe gleichfalls ein Stück Weges unter einer Erd-Tecken fort flösse. Tenn die Erfahrung behauptet das Widrige. Ursachen Wenn innit nun solcher Einsenck- und F'uß-Ber- lieber Ausbrechung der Flüsse oder Bäche Wiiigtmgen. Ursachen zu wissen verlangt, so lassen sich zweyerley dafür mit einem ziemlichen Schein ansühren. Erstlich diese, daß der Ort, wo der Flnß unter die Erde geht, etwas erhabner ist, als der Mittel-Grund oder Bodem deß Stroms; welches ihm dann veränderlich entgegen steht und keinen über-irdischen Fort-Laufs gestattet. Daher er bemüssigt wird, der Erden, die ihn nicht auf ihrem Rucken weiter tragen will, durch den Leib zu passiren, und zwar so lange in ihrem Eingeweide oder Bauch sortzuwallen, biß sie ihm wiederum ihren stoltzen Rucken erniedrigt und unterwirfst; das ist, biß er dahin gelangt, wo sie nach und nach wiederum in etwas sincket und ein wenig besser sich neiget, als sein Canal oder der Bodem seines Stroms. Zweitens giebt dieses dazu Ursach und Gelegenheit, weil die Erde selbiger Gegend irgend hohl oder auch nickt allzu hart noch fest und dicht, solchem nach dem anströmenden _ Fluß gar leicht nach- und freyen Paß giebt. Sonst giebt es auch sonderbare Fließ-Wasser, die weder dem Meer noch andren Flüssen znwandren; sondern, nachdem sie aus der Erden hervor gesprungen, von der Erden hernach gäntzlich scheinen verschlungen zu werden. Derer seynd nur wenige und zudem nicht sonderlich grosse, als wie diejenige nemlich, so aus den Pernviani-schen, Indianischen und Afrikanischen Gebirgen herab rauschen, und entweder von dem sandigtem Bodem verschlungen werden oder unter solchen Sand-Grund sich verstecken. Bon solcher Eigenschafft wird bey dem Flecken Mete am Arabischen Meer-Busem ein Fluß gefunden, der einen schroff-und sandigten Bodem hat. Unter solchen Kieß-gemengten Gries oder grobes Sand »erschleicht sich das Wasser selbiges Flusses im Sommer so gar, daß man int geringsten keines Tröpffleins mehr ansichtig wird. Woferrn nun dergleichen verschlossene Bäche unter der Erden keinen freyen Gang antreffen, so bringen sie alsdann Pfützen oder Pfühle und kleine Seen zuwege. Doch schleichen etliche von ihrer Ur-Quellen so langsam und träge fort, daß schier eben soviel durch die exhalation oder Ausdunstung ihnen entwandt, als durch die Quelle gegeben wird; daher ge-rahten sie dann in der Erden zum Stillstände und versiegen also, daß sie weder zum See noch von der Erden verschlungen werden. Als wie m der Moscati, (oder Rußland) die Bäche Oonitra, Salle, Maressa, Jeleesa und andre. Wovon Hondii grosse Land-Karte deß Nord-Krey-ses weiter nachzusehen. Es kann aber ein solcher plötzlich verkrochener Bach unter der Erden sich vertheilen und von der Natur dergestalt geleitet werden, daß daraus anderswo in der Ferne gewisse Brunn-Quellen entstehen. Vermutlich hat der Brunn in Westphalen, welchen man deß Orts um deß grossen Geräusches willen, womit er hervor kommt, den Boller-Brunn nennet, aus einem dergleichen Bach, der anderswo von dem sandigten Erdreich eingesogen worden, seinen Ursprung; weil 10* Flüsse so nicht wieder daraus kommen. er in einem sandigtem Felde deß Tages zwey Mal plötzlich anfqnellet, itnb bald wieder so gar sich verliert, daß man Seiner feinen einigen nassen Fnßtapffen im Sande mehr erblickt. Ob obengedachter Bach zn Zheimische in Ober-Crain nicht, nachdem er von einem Loch anfgefangen worden, unter der Erden gleiche Arbeit mache, das ist, anderswo entweder einen See oder etliche neue Quellen verursache, oder auch in einer weitentlegenen Gegend, da man von seiner vorigen und ersten Ur-Quellen nichts weiß, wieder heraus breche, steht dahin. Das xvii. Capitici. Beschreibt die nntcr-irdischc Gänge, Holen und Löcher dieses Ersten Theils oder Ober-Crains. Inhalt. Steinfelsen-Doch oberhalb Crainburg, daraus Bebel und člngctoitter erfolgt, wenn man was hinein foirfft. Hieben werden etliche andre Seen und Dächer, so gleicher gatur, mit eingeführt, als der wettrende Masser-Dfuhl in Spannten. (Ein andrer auf dem Apennino. Noch ein andrer in Sina. Mas don dem Pilatus-See zu halten. Hrunn-Ouell auf dem Armdischem Hergc Lycaeo. Metter, See in der gtarchgraffschafff Haben. Höhmischer See, so den cingetenrffenen Stein wieder auswirfft. Tieffe Dächer in Kähmen, so dergleichen GigenschaK haben, wie das in Ober-Crain. Doch ben Gronau in Grain, Mas Flutsch für eine Dand-schafft. Grotte im Felsen ben Duploh. Kerg-Doch ben Flcbniglch. Das Sturm-, teinb-qebenbe Doch Veternik. Geweihtes Doch ben Gallnerbh. Dächer ben Kreutberg. Das durchgebrochene Doch Loibl (Deobl.) Doch durch S. Wargreten-Hcrg. Die Kerg-Döcher bey Naklos. Doch hinter geumärcktl. S. Deiers-Doch und dessen Heilsam heit fürs Gehöre. Doch durch den Dilienberg. Steinerne Schlangen-Zungen und der Einwohner einfältiger Mahn dadon. aß tut Hertzogthnm Crain soviel Flüsse und andre Wasser unter die Erde gehen, ist Berwnnderns würdig, aber nicht , weniger auch dieses, daß darinn unter der Erden soviel Grof Theil nemtich im mittelern und innerem Crain; als woselbst man mächtig-vieler seltsamer und wunderbarer Holen oder Grotten ansichtig wird. Wiewol mttt in diesem Ersten Theil, nentlich in Ober-Crain, von dergleichen wunderlichen Holen und recht-eigendlichen Grotten oder natürlich-erkünstelten Grüfften keine vorhanden, trifft man doch diese nachbenannte wunderbare Durchgänge und Löcher an unter seinem Bodem. Oberhalb Crainbnrg ans einer Alten oder Höllen sich befinden I Pen unter dem Schnee-Gebirge bey ei-zumal im dritten und vierdten nein Fußsteige gegen Seeland zu geht ein überans-tieffes Loch in die Stein-Felsen. Wirsst man einen Stein drein, so fährt gleich ein Nebel heraus, und hebt es an zu regnen oder schiteyett, donnern und hageln. Solches habe ich * von dort mohnhassten Leuten gehört, die sich auf Tieffes Loch oberhalb Crainbnrg. Nebel und Ungewitter, so daraus auf einen Steinwurfs erfolgt. - ihre selbsteigene Erfahrung beruffen haben. Dergleichen hat mich * ein Käpucciner für gewiß berichtet, er habe gleichfalls die Wahrheit durch eigenen Versuch, als er noch weltlich gewest, erkundigt, und zwar desto beguemlicher, weil sein Vater aller-nechst dabei) gewohnt. _ Ich meines theils vermute, es müsse vielleicht^unten im tieffen Schlunde be-meldter Felsen-Höle ein grösser und sehr tiesser Wasser-Pfuhl fehlt, der solchen Nebel herauf schicke, wenn er durch den Stein-Wurff erregt worden, und auch nachmals durch seine häufsighervordrin-gende Dünste ein Unwetter von Schnee, Hagel und Donner erwecke; wann sonst nicht, wie zwar Einige argwohnen, der Satan solches Unwetter erregt, um die Leute, wo müglich, in einen alten heidnischen Aberglauben wiederum zu verleiten. JjtL . Die Ursach aber, so mich bewegt, aus in Spanine», einen in der Tiesse ausgebreiteten Wasser-Pfuhl zu rahten, ist diese, daß man anderswo von dergleichen Seen mehr zu sagen weiß, die sich über einen Stein-Wurss gleichfalls erzürnen, und mit einem Ungewitter rächen. Wann wir dem Lucio Marinaeo glauben wollen, so ligt in Spannien ein hoher Berg, (welchen Locatili s Cartatura nennet,) ans dessen obersten Spitzen ein unergründlich - tiesser See-Psuhl ist voll schwartzes Wassers; derselbe wird kaum von einem Stein-Wursse oder einer andren hinabgeworffe-nen harten Materi begrüsst, so danckt er alsosort mit einem schwartzen Ungewitter. «uf bemrer Gleicher Art soll auch, wie Bocatius ^pennino, ansgiebt, ans dem Gebirge Apennino der Wasser - Pfuhl Scafagiolus seyn. Denn, nachdem man denselben mit einem Stein oder Scheit Holtzes beworssen, soll zur Stunde ein finstres Gewölck aussteigen und ein solcher Sturm sich erheben, der einen gantzen Tag wütet, die Bäume mit der Wurtzel ausreisset und unter dem weidendem Vieh großen Schaden stifftet. a) «nbrct'in 2n der Sinesischen Gesandschasst-Er- Sina. zehlung deß Neuhoffs wird gedacht, es lige bey der Sinesischen Haupt-Stadt Chaoking, unferrn von der Sinesischen Land-Stadt Sinhing ein Berg, Namens Tienlu, welcher inwendig mit Holen gantz angesüllt, und deßwegen düsterlich daselbst anzusehen sey; derselbe beherberge ein o) Bocatius apud Majolum, Colloq. 1. stehendes Wasser, dazu man gar nicht kommen könne, weil darum der Zutritt verbauet worden, damit kein Unglück draus erfolge; denn so man von oben herab nur ein kleines Steinlein hinein wersfe, erhebe sich gleichsam ein Gebrüll und Krachen, als wie ein Donner-Wetter, auf welches Gekrach der Himmel sich gäh-ling mit Wolcken überziehe und zu einem starcken Regen anlasse. Weßwegen man dieses Wasser den Drache n-S e e nenne. Bey der Wünschen Haupt-Stadt Go-xang hat es einen Wasser-Fall, der eben sowol alsosort Donner- und Regen-Wetter herbey ziehet, wenn man ihm mit einem Stein-Wurfs erzürnet, b) Dergleichen Was vo» giebt man auch aus von dem berühmtem à Ge-Pilatus-See in der Schweitz. Welches Pilatus-See aber von theils erfahrnen und gelehrten zu halte». Leuten unsrer Zeit nur für ein altes Mährlein geachtet wird. Vadianus, deß Pomponii Melü Erklährer, schreibt demselben eben die vorerzehlte Eigenschasst zu, nemlich, daß er aus einen Stein-Wursf mit Sturm und Ungewitter zu toben beginne; darum er, Vadianus, da er diesen See besichtigte, sich gescheitet, durch einen Wurfs einen Versuch zu thun, damit der umligenden Land-Gegend kein Schaden daraus entstünde. Es beglaubt aber Gretserus, der Pater Ferdinand Krendel, sein wolbekandter guter Freund, habe, als er zu Lucern gelebt, diesen Pilatus-See besucht, und nicht nur etliche Steinlein, sondern auch gar grosse Steine dahinein geworsfen, woraus gleich-wol die geringste Lusst-Verändrung nicht erfolgt sei. Daraus er aus die Gedancken gefallen, es müsste eine alte Fabel seyn, daß derselbe See, so bald er mit einem Stein getroffen, ein Sturm-Wetter gäbe. So gekuckt auch der gelehrte Jesuit Pater Schottus: als er in seiner Jugend durch Lucern gereiset, sey ihm zwar viel von dem Pilatus-Berge, welcher Einem daselbst im Gesicht liget, erzehlt worden; aber von der ruchbaren Wunder-Comple-xion deß Pilatus-See das geringste nicht. Ich vermute dennoch nicht, daß, obgleich Pilati Begräbniß selbigem See angetichtet worden, man ihm darum auch falsch berüchtigt habe, als ob er keinen Stein-Wursf mit Sturm und Wetter unge- b) V. Atlantem Sinicum, Authorem Admirandorum &e. Neuhofii legationem, & Hornii Gesand« schafften an den Keyser in Sina. schölten liesse. Denn gleichwie solcher Sturm, Donner- und Hagel-Wetter von dem unter-irdischen Dünsten sich erheben kann, also kann der Bodem oder Grund deß Pilatus-See mit der Zeit durch einen Zufall an seinem Temperament eine Berändrung erlitten haben, daß er von dem cm zu Erweckung eines Ungewitters nicht mehr also gedisponirt ist, wie vormals. Brunnquell Unterdessen lasse ich mich gar leicht Berqàycao bereden, er habe ehedessen diese Unart an deren Beruh-sich gcljabt ; in Betrachtung, daß man rung Unge- von etlichen andren Wassern dergleichen gà9e Nachricht hat. Bei)tu Pausania liefet man von dem Brunnen Agno, auf dem Berge Lycäo in Arcadia, daß, wenn man daselbst den Götzen geopffert, und den Göttern die Andachts-Pflicht fleissig abgestattet, hernach das Wasser selbiger Brunn-Quellen mit einem Eychen-Zweige nur leise gerührt, selbiger Brnnn alsofort einen dicken Dampfs und Nebel von sich gebrochen, welcher bald hernach zu einem Gewölcke, und folgends in einem Platz-Regen ausgelöst worden. Solches für ein Getücht zu achten, hat man nicht Ursache. Es kann entweder der Satan zur Be-kräfftigung der Abgötterei), oder welches mir noch viel glaublicher vorkommt, die Natur deß Brunnens selbst gewürckt haben; welches weil es der Götzen-Psaff gewußt, hat er das Wasser nach vollend-tem Abgotts-Dienste mit dem Zweige deßwegen gerührt, daß er die Ehre seines Abgotts dadurch erhöhen, und den Leuten einbilden mögte, es wäre was Übernatürliches. Wie ich denn so eben nicht widerspreche, daß, wie bey denen natürlichen Jrrlich-• tern oder Irrwischen der Satan bißweilen seine Ganckeley mit einmengt, also auch bey dergleichen zur Würckung eines Ungewitters geschickten Wassern manches Mal wol auch der böse Geist als ein Schaden-Stiffter und 11 n g l ü cf s-Fro h sein Spiel zugleich treibe, daß ist, die natürliche Ursachen solcher Ungewitter bißweilen zur Würckung reitzen helsfe, oder aufs wenigste solcher natürlichen Beschaffenheiten sich bediene, die Leute desto härter zu erschrecken. Angemerckt, er gern so gefährliche Oerter zu seiner Behausung nimt, und den nechsten Anwohnern oder Vorbey-Reisenden durch gespenstische Erscheinungen einen Schrecken einjagt. Dieses lässt sich mit einer neuen und noch heutigen Befindlichkeit versichern. Denn man trifft vier Stunden von Ba- Erbosung den einen Wasser-Pfuhl oder kleinen See ^be^ardp an, dessen Wasser sehr ungesund, und grafsschafft denjenigen, der sich darinn wäschet, mehr yatcn-verunreinigt, als reinigt; sintemal man aller krätzig davon wird. Wirsst einer einen Erden-Kloß oder Stein oder sonst etwas Anders in selbigen kleinen See, so macht er sich gleich an Bosheit gar-groß, das ist, er betrübt und betobt die umliegende Gegend mit finstrer Lufft, schwartzem Gewölck, hartem Winde, Platz-Regen und Ungewitter, wodurch die um-ligende Felder und Aecker nicht wenig alsdann beschädigt werden. Weil dann der Satan an dem Schaden der Menschen seine sonderliche Lust trägt, lassen sich, wie man beglanbt, um selbigen See herum allerlei) Nacht-Gespenster sehen, und lassen fast Niemanden daselbst ruhig wohnen. Wiewol meines Erachtens die Schädlichkeit deß unholden Sees selbst Jedweden von der nahen Anwohnung am allermeisten abschreckt und zuruck hält. Dieses Sees erwähnt auch erstgedachter Pater Scliottus a) und erzehlt dabei), es stettext etliche Ordens-Genossen deß Jesuiter Collegii zu Baden, nachdem sie etwas davon vernommen, solches nicht allein ausser der Gewißheit, sondern auch Glaub-hafftigkeit gestellt, und den Mährlein bey-gezehlt; dennoch aber ihrer zween sich aus Curiosità ausgemacht, um die rechte Warheit oder Falschheit selbst-ersahrlich einzuholen. Wie sie auch gethan, indem Einer nach dem Andren etliche Steine hinein geworffen. Ob nun gleich die Lnfft hell und schön gewest, ist doch unter solchem ihrem Schertz ein neblichter Dampfs aus dem See herauf gestiegen, der sich zu einer Wolcken vergrübt, und den gantzen Himmel mit einer Schwürtze überzogen, lln-verweilt darauf ist auch ein so nngestüm-mer Wind und Schlag-Regen gekommen, daß diese zween Religiösen sich eiligst aus dem Staube gemacht, aber doch von dem Regen ziemlich genetzt worden, und Gott gedanckt, daß sie endlich wiewol durch ungebahnte und unwegsame Oerter wieder heim gelangt, als gewisse Selbst-und Aug-Zeugen dieser Abentheuer, so man bißhero nicht hatte wollen glauben. Dennoch wurden sie von ihren andren Ordens - Brüdern nur verlacht; sintemal dieselbe ihnen antworteten, der gemeine Wahn und Mißverstand hette sie betrogen, das entstandne Ungewitter, wovon sie also abgespühlt worden, könnte aus natürlichen Ursachen herrühren. Unter Andren fand sich ein Ordens- Mann ungemeiner Gelehrtheit, welchen P. Schottus für glaubwürdig rühmt, der wollte es weniger als alle Andre glauben, entschloß sich derhal-ben Persönlich dahin zu -reisen und die Gewißheit zu erfahren. Ln dem Ende hat er etliche fürnehme Leute aus der Stadt mit sich genommen, und sich mit ihnen nach dem See aufgemacht. Selbige seine Gefährten hatten einen Wasser-Hnnd bey sich, und versuchten denselben in diesen See zu bringen. Aber der kunnte weder mit Locken noch Dräuen dazu bewogen werden; sondern, so offt er hinzu gieng und biß an den Rand deß Wasser-Pfuhls kam, kehrte er mit Winseln und heulen wieder zurück. Zuletzt ergriffen die Umstehende den Schieß - Hund und werffen ihn mit Gewalt hinein, der sich aber mit solcher Eile und Bemühung wieder heraus macht, als hette man ihn in ein heisses Wasser geworffen. Nach dieser Probe werffen sie etliche Stücklein geweiheten Wachses hinein, fangen hernach an mit Verlachung des Teufels ihm zu Trutze einen gantzen Haussen von Steinen und Erd - Schollen hinein zn schütten. Weil nun hierauf, ohnangesehn sie etliche Stunden irr dem nechsten Gefilde sich in Erwartung deß Ausgangs ausgehalten, nichts Veränderliches erfolgt ist; seynd sich fröliges Muts wieder heim gereist gäntzlicher Meynung, es wäre eitel Fabelei), was man bißhero von diesem See ausgestreut. Gleichwol aber hat sich in der folgenden Nacht ein hefftiger Sturm und Platz-Regen erhaben, so einen gantzen Monat durch gewütet. Weßwegen beh-des die Stadt- und Land - Leute gewiß dafür gehalten, weil besagte Gesellschafft durch Einwerffung der Steine den Teufel gereitzt, wäre solches Unwesen durch deß Teufels Würckung darauf erfolgt; ge-staltsam sie auch darum einen grossen Haß aus sie geworffen, und von der Zeit an um soviel weniger gezweifelt, das Ungewitter würde durch den bösen Geist aus dem See erregt. Allein ich bleibe doch noch in meinen Gedancken hiedurch unverändert, nemlich, obgleich der Satan an diesem See sich offt ge)penstisch praesentiri und vielleicht auch wol bißweilen das Ungewitter, wann es Gott verhengt, befördert, daß solches dennoch an ihm selbsten sowol bey diesem als Andren dergleichen Wetter - Pfühlen, aus geheimer Natur-Krafft erfolge. Die Bernunfft giebts, daß, gleichwie die Lufft, also auch das Wasser und dessen Grund, nicht bey aller Zeit mit gleicher Bereit-schafst oder Hurtigkeit verfasst sey, seine gewöhnliche Krüffte auszulassen; sintemal sowol die Zeit deß Jahres als das Temperament deß Bodems Hiermit einen Unterschied verursachen kann; dannenhero die Dämpffe und Dünste, so in dem See verborgen stecken, nicht alle Mal gleiche Krafft und Nachdruck haben, solchem nach auch nicht eines Mals so hurtig als wie deß ändern ausbrechen und ein Gewitter erwecken können. Wann aber alle dazu erforderte Ursachen oder Bequemlichkeiten in ihrem behörigem Stande beysammen, so entstehet ohne Zweifel solches Alles von den unter-irdischen Dämpffen oder Dünsten. Welche, wann der hinab ge-worffene Stein den porösischen oder Lufft-löcherigen Grund deß Sees berührt, eine Bewegung und durch die Bewegung einen Ausgang für sich erbrechen, alsdann mit ungestümmer Gewalt hervor dringen und in der angefüllten Lufft sich zum Regen resolviren, überdas auch wol nach Art und Mischung der auffahrenden Dünste Blitz und Donner draus erfolgen könne. Das der Wasser-Hund nicht in den See gehen wollen, versichert mich auch annoch nicht, es müsse lauter Teusels-Würckung seyn. Denn entweder hat der Hund nicht Lust gehabt, hinein zu gehen, weil man ihm vorher keinen Stein oder Scheit Holtzes hinein geworffen ; _ oder weil etwan das Wasser ein wenig zu kalt gewesen, oder auch und zwar am allerglaublichsten darum, daß selbiges Pfuhl-Wasser einen solchen mineralischen Grund hat, so dem scharffen Geruch deß Hunds zu widern gewest. Will man aber sagen, ein Gespenst habe den Hund abgeschreckt, kann ich solches wol leiden; an-gemerckt solches der Haupt-Ursache, welche natürlich ist, nichts benimt. Denn es kann dennoch ein Ungewitter aus natürlichen Eigenschafften und Ursachen deß See-Pfuhls erzeugt werden, wann schon bey so natürlich-schreckhafften und Wetter-zeugen- beit Wassern ber Schrecken - Geist auch bißweilen seine Gauckeley treibt unb sich burch menschliche Leicht-ober Wahn-Gläubigkeit bewegen lässt, solche Gauckeley besto eher zu üben. Es ist noch wol was Seltsamers bieses, was Zacharias Theobaldus schreibt, nem-lich, baß bey Vopalko in Böhmen ein See sey, welchen man zu seiner Zeit b e n Baye ris chen genannt; berselbe hebe nicht allein an zu wüten und zu toben, wenn man ihm einen Stein hineinwirfft, fonbern stosse auch enblich ben Stein wieber heraus. a) Dabey könnte noch eher aus beß Satans Würckung ein Argwohn fallen. Derselbige Theobaldus schreibt auch anberswo von einem vielleicht ebenselbigem gar grossem See, ber hinter Sussitz (ober wie es bie alte Böhmen genannt Sicca) lige in einer kleinen Lanbs - Gegenb, bie um ihres engen Begriffs willen unb weil sie von ber Natur in einen Winckel verschoben ja gleichsam von ber übrigen Welt abgesonbert ist, von ben Vorfahren bie a nbxe Welt genannt worben: So man in benf eiben See nur ein Steinlein ober kleines Stücklein Eisens werffe, hebe bas Wasser gleich an sich unruhig zu erweisen, zu wallen unb wüten, errege sich von Grunb ans unb schlage seine Wellen so lang gegeneinanber, biß dieselbe ben allgemeinen Feinb, nemlich ben eingeworffenen Stein vertreiben unb wieber hinaus aufs Laub werffen. Das soll, wie ber Author hinzuthut, gantz gewiß, unb burch vielfältige Erfahrungen bewehrt seyn. b) ObbieseWieber-AnswersfnngdeßSteins natürlich geschehe, baran zweifle ich, unb halte solches fast für einen Zusatz. Es mag vielleicht burch bie tobenbe Wellen beß Sees ein ober anbres Steinlein ans Lanb gestösset seyn, so bem hineinge-worffenem gleich gesehn; barüber man sich eingebildt, es wäre eben ber, welchen man Helte hinein gewcrffen. Daß aber ber See zu wüten beginne, wann man etwas hinein wirfst, ist gar wol zu glauben, unb kann mit oben - gebuchtem tieffeit Stein-Felsen-Loch in Ober-Crain bestetigt werben. Aus welchem Loch ber Nebel nach Einweisung eines Steins gleichfalls hoher entstehet, weil brnnten ein tieffer Wasser-Pfuhl inwenbig vorhanden ist. Denn daß solche tiesse Löcher, baraus ein solcher a) Zachar. Theobald im I. Theil deß Hussiten-Kriegs am 76. Capiti. b) Idem de Arcanis Naturae Sect. XI. Dampfs unb Ungewittter entsteht, gemein-lich zu einem im Abgründe stehendem See-Pfuhl hinabreichen, und selbiger Pfuhl beit Nebel hinauf schicke, daran ist kein Zweifel, und solcher auch mit andren Erempeln zu belegen. Nur eines zu er-zehlen, so hat es in Böhmen hinter Mseno unb Hlusow mitten im Felde nnterschieb-liche abgrünblich - tiesse Klüsite Gruben und Löcher, derer Bodem weder mit Augen noch einem Bleywurffe noch einiger Erfindung sich erreichen lässt. Darinn steht unten viel Gewässers, welches auch im Winter gefriert. In solchen und dergleichen Hölen haben die Winde ihre Ge-burts-Stäte und Residentz, von dannen sie heraus stiegen und selbige gantze Gegend, ja auch wol das gantze übrige Böhmer-Land durchsausen. Osit geschichts, daß solche uitgestümme Winde grosse Stücker Eyses mit sich hinauf in bie Lufft raffen, bie viel Centner schwer sind und solche ungeheure Eys - Schollen biß auf tausend ja noch wol mehr Schritte in der Lufft herum führen, wovon unterweilen bie Häuser, Menschen itnb Vieh tödtlich beschädigt und zerschmettert werden. Intimsten der Jesuit Pater Balbinns solches mit solcher Leute Aussage bezeugt, bie von Mseno bürtig und es selbst mit ihren Augen gefehlt, c) ' Hieraus steht nun leichtlich zu schlies-feit, es sey beydes glaub-und natürlich, daß bie unabreichliche Tiesse deß Felsen-Lochs in Ober-Crain, wenn man ihm eilten Stein schenckt, durch ein Ungewitter die Vergeltung thite. Wir gehen aber hiemit weiter zu andren unter-irdischen Hölen ober Löchern in Ober-Crain. Bey Erottati in dem Schnee - Berge Crainberg genannt findt man mitten im Berge ein Loch, so von der Natur selbsten beut Steinselsen eingehölet; dasselbe geht durch beit Berg ins Flütsch. Welches Flütsch ein besondres kleines Ländlein dem Hause von Oesterreich gehörig, so nur in einem Thal zwischen beut höchsten Schnee - Gebirge begriffen, aber ein mächtiger Paß zwischen Frittiti und Kärnten ist, und durch einen Hauptmann regieret wird. Durch jetzt gedachtes Loch muß mai^ zu Fuß und zwar etlicher Orten auf allen Vieren herumkriechen, und ist nicht weit hinein zu gehen. c) Vid. P. Balbini Miscellanea Boliemiae lib. 1. e. 57. p. in. 129. Tiefe Klüff-te und Löcher in Böhmen, so dergleichen Eigenschafft an sich haben, wie das in Ober-Crain. Loch bey Cronau. Was Flütsch für eine Landschaft. Wer das thun ntag, der muß hingegen etliche Meilwegs umgehen. Felsen- Beh Du pl oli ist oben hoch auf einem Dupioh.6^ Felsen eine anmutige Grotte, so inwendig groß, breit, nnd tieff. Drinnen rinnt eine lieblich - frische Brunnquelle. In diese Grotte haben sich vorzeiten die herumsässige Einwohner für den Türckischen und andren feindlichen Einfällen getetirirt, wie an andren Orten mehr geschehen ist. Berg.xo» Bey Flednigkh, wo die Überfuhr nigtffebs über die Sau ist, (welche, obgleich dort herum das _ Land gantz eben, gleichwol etliche Klassier tiefs im Graben rinnt, weil das Wasser die Erden hat ausgefressen) setzt es einen Berg oberhalb der Sau, zu dem ein Loch hinein geht ; zu welchem man anders nicht kommen kann, ohn allein von oben. Also muß man sich aus einem Strick über den Berg biß zum Loch hinab lassen/ alsdann kann man hinein gehn. Drinnen trifft man überaus-viel Raums und Platzes an, so in unterschiedliche Kammern oder Holen vertheilt ist. Wie vormals die Türcken und andre Feinde offt im Lande herum gestreifft, haben sich die Leute dahinein geflüchtet. Deß Wassers kunnten sie mit einem am Strick hangendem (Schmer bey nächtlicher Weile aus der Sau soviel, als ihnen beliebte, schöpffen und zu sich hinauf ziehen. |a'5 In den hohen Gallenbergerischen Alpen WiàLoch oberhalb Zempschenig ist bey Gallenberg Veternik, eilt tieffeg Loch insgemein Veternik ge- nannt , welches aus Deutsch soviel als Windler oder Windmacher bedeutet. Denn wenn man einen Stein hinein wirfst, dringt ein mächtig-starcker Wind hervor. Das habe ich selber * probirt vor vielen Jahren. Man sagt, der Wind gehe bißweilen auch wol von sich selbsten heraus und zwar mit solcher Gewalt, daß, wenn gleich Leib und Leben drauf stünde, und Einer durch ein verfolgendes Schwert dazu gedrungen würde, man doch nicht hinzu kommen könnte. Daher, wann in selbiger Revier ein Würbel-Wind aufsteht, man denselben Veternek nennet, weil man nemlich dafür hält, er fahre aus diesem Loch hervor. Hierinn dörfften sich die Leute auch wol nicht betriegen. Denn daß ob-erwehnter Massen in den holen Felsen die Winde fürnemlich ihren Kercker oder Behälter haben, und von dannen offtmals mit gros-sem Ungestüm sich ausbrechen, Lussi und Land durchbrausen und bewüten, ist eine Valv. II Buch. gar alte Meynung oder vielmehr Gewißheit; und hat solches der Mantnanische Poet gar deutlich in diesen seinen Versen, nachdem er vorher die Berg- und Fels-Hölen Nimborum patriam und loca foeta furentibus austris genannt angezeigt: — — Vasto Rex Aeolus antro Luctantes ventos, tempestatesq. sonoras. Imperio premit, ac vinclis & carcere fraenat. Illi indignantes, magno cum murmure montis Circum claustra fremunt. Celsa sedet Aeolus arce, Sceptra tenens: mollitq animos, & temperat iras. Ni faciat, maria, ac terras, coelumq. profundum Quippe ferant rapidi secum, verrant-que per auras. Sed pater omnipotens speluncis abdidit atris, Hoc metuens, molemq& montes insuper altos Imposuit &. a) Bey Galle nek gleich ober dem Schloß Gewölbtes im Berge ein wenig auf der Seiten hat Gallenek es in einem Stein-Felsen ein kleines und so enges Loch, daß man auf Händen und Füssen muß hinein kriechen. So bald man aber solches schmales Loch durchgeschloffen, findt man inwendig gleichsam ein schönes Gewelbe, so gantz schön weiß und glatt, welches die Natur aus einem Stück Steins oder Felsens zugerichtet. Sonst erblickt man nichts denckwürdiges darinn, als daß es überall so fein glatt, gleich und eben, in solcher Vollkommenheit, die'keine menschliche Hand besser, schöner und meisterlicher könnte liefern. Auswendig neben diesem Loch kriechen die Ottern in grösser Menge überall herum, in diesem Loch aber niemals eine einige. Bey Kreutberg im Walde gehen Löcher bey einige Löcher in die Erde, denen man nicht Kreutberg, in den Busem kommen kann, so man sich nicht an einem Strick hinein lässt. Da erscheinen dann inwendige Hölen, so wie Gewelber formirt sind, darinn Tische und Bäncke von Stein. Selber habe ich * selbige Hölen zwar nicht besichtigt, weiß also nicht zu urtheilen, was es eigendlich seyn müsse, und habe es allererst unlängst vernommen; werde aber selbige Löcher bey a) Virgil, lib. 1. Aeneitl. Das durchgebrochene Loch Loybel. Sihe die Figur Nr. 11. erster Müsse und Gelegenheit beschauen, und int Fall sich was Schreibwürdiges darinn eräugnet, anderwerts solches nachrichtlich erstatten. Loybel (Libel) ist ein Loch, so oben auf einem Schnee-Berge dnrchgehauen worden (wie beygedrucktes Kupffer weiset) also, daß man durchhin kann fahren und reiten. Unten im Loch scheiden sich Crain und Kärnten. Mancher unter diesem Berge stehender sollte ihm tool nicht einbilden die Möglichkeit, daß über diesen Berg eine Strasse gehn könnte in Ansehung seiner überaus gäben und grosten töhe, die überdas gar selsicht wiewol mit üchen bewachsen ist. Aber unverdrossener Fleiß ebnet viel Unebens, bahnet viel Ungebahntes, und bequemt die Unwegsamkeit selbsten auch wol bißweilen zum Wege. Ohnangesehn dieser Berg durch seine Höhe so unzugänglich für Wagen und Pferden vor Alters ist gewest, hat man doch ihm endlich einen Weg angewonnen, und derselbe windet oder flichtst sich um ihn herum und geht Schlangenweise hinaus eine gantze Meil-wegs hoch oder lang. Vieler Orte ist er in die Felsen eingebrochen oder eingehauen, mancher andrer Orten aber der Berg auch hingegen zngemaurt. Vor etlich wenig Jahren war ich * gewillet, unten im Grunde ein Loch durchzubrechen, so groß als das obere, dadurch man stette reiten und fahren können, hatte es auch schon abgemessen. Das Loch sollte bey S. Anna seyn hineingegangen und auf der andren Seiten deß Bergs best S. Leonhard heraus kommen, und also Schnur-gerad vom Ein - zum Ausgange zielen ; aber die damals einreissende Wienerische Conta-gion oder Pestilentz - Seuche machte es hinterstellig. Denn ich * verlangte für meine Mühe und Unkosten von Ihrer Keyserl. Majestet einen ewigen Zoll nebenst einer gewissen Bey-Hülsfe, welcher Zweck aber best so trübseligen und gesperrten Zeiten der Contagion nicht zu erreichen war. Sonst wäre es wol ein gemein - nütziges Werck und Jedwedem damit mercklich gedient gewesen, weil man jährlich ans die Ausbesserung der Strassen ein Ehrliches wenden muß, auch zu Winters-Zeiten offt viel Leute darinn verbleiben, wann die Lauen herunter schiessen, das ist, wann dbie Strasfen ctus Crain in Kkarendten undt durch den i?'erq jLOlBL der Schnee oben los wird, und herunter rutscht. Man hat zwo Meilwegs über den Berg, eine hinauf, die andre hinunter; also aber hette man durch den Berg eine halb-viertel Meil. Im H. Margareten-Berge nahe steten Berg' bey Crainburg bey der Sau ist ein Loch, so durch den gantzen Berg gehet, vermittelst dessen man gerades Wegs durch den Berg gehen und in dem Bischofslaker Bodem kommen kann. Aber für weifte Schuhe ist es einschlechter Spatzier-Gang, weil der Bodem darinn sehr naß und kotig. Die Berg. Bey Na klas (Per naklem) gleich Nakios669 bey der Strassen zwischen Crainburg und Neumärcktel oben im Berge hat die Natur Löcher tieft in die Felsen ausgearbeitet. Aber etliche derselben seynd auswendig ein wenig vermaurt und mit Thürlein versehn, also, daß man sich hat darinn versperren können. Diese Hölen seynd auch vor Zeiten eine geheime und sichere Decke für dem eingebrochenen Feinde gewest. ^°ch hinter Hinter Neumärcktel zwischen dem eumarcktel. @efßVge unter einer Alpen präsentirt sich ein Loch zum Ein- und Durchgänge, führt dich auch eine starcke Meilwegs hindurch also, daß du ans der Strassen zwischen Crainburg und Neumärcktel wieder heraus kommst; ist aber naß und unsauber drinn. Denckwürdiges lässt sich sonst nichts weiter darinn blicken, als dieses, daß eine starcke Brunn-Quelle dadurch rinnet. S, Peters Aus einem hohen Berge oberhalb K at- z e n st e i n, gleich hinter der S. P e t e r s Kirchen, stehet man ein tieffes, steiniges Loch, welches nicht weiter, als daß ein kleiner Hund hinein kriechen könnte. Kkilsamkeit Dieses Loch hat eine sonderbare Tugend selben fürs oder Heil-Krafft in sich ; denn, wer Ohren-Weh hat, oder halb- oder gantz Gehörlos ist, aber den Kopfs über diß Loch leget, und denselbe, also eine Weile drüber hält, der erlangt wieder sein völliges Gehöre. Massen mir * solches oben bey dieser Kirchen nicht allein der Meßner, sondern auch viel andre Leute, denen es geholffen, bezeugt haben. H durch Bey dem Dorff üpctzali im Moreu-%eVilien= tscher Bodem eröffnet sich ein Loch in einem Stein-Felsen, und erstreckt sich durch den gantzen hohen Berg, welchen man den Lilien-Berg heisst, biß in den Glogowizer Boden. Bor 5 Jahren ging ich selber * gantz allein mit einem Wachslicht hinein, und zwar ziemlich tieft, rutschte aber darinnen ab auf einem Felsen; angemerckt, es inwendig an theils Orten sehr gähe und abseitig (oder abschüssig) ist. Darüber ward mir das Licht ausgelöscht, also ward ich bemüssigt, im Finstern zuruck zu kriechen. In selbigem Loch habe ich steinerne Schlangen-Zungen, grosse und kleine, gefunden, welche denen, so man aus Malta bringt, ohn einigen Unterscheid gleichen. Sie wachsen aus dem Felsen heraus, und soll Ihrer bey Beschreibung der Rariteten deß Landes weitere Meldung geschehn. Die Einwohner Possirlicher selbiger Gegend sprechen, der Teufel Wahn der schärfte ihm daselbst die Nägel; und von diesen solcher Wahn hat sie dermassen bethört, Schlangm-daß sie sich für diesem Loch scheuen, und ^u,lilcn' keiner hineinzugehn begehrt; vielleicht aus Furcht, er dörffte dem Teuftet unter die Nägel gerahten, und von ihm gekratzt werden. Wie ich * ihnen die mit heraus gebrachte steinerne Schlangen - Zungen zeigte, antworteten mir die Einfältigen, sie kennten es wol, es wären deß Teufels seine Nägel, so er ihm hette abgekratzt; liesse sich dabey vernehmen, sie wollten mich dort in der Nähe ans ein Ort führen, da es solcher Teufels-Nägel viel gäbe. Als ich * dahin gekommen, Hab ich gar viel grosse und kleine unter einem Felsen gefunden, welche hin und wieder ledig und abgelöst lagen. Die simple Baureit wähnten, es wäre was Uberna-türlichs, in rechtem Ernst glaubende, es wären eitel Trümmlein von Teufels-Nägeln, da doch der Teufel seine geschürffte Nägel in keinen Fels-Löchern so müssig ligen lässt, sondern in den meisten Staats-Kammern dieser Welt, und auch sonst in mehrern Ständen hüuffig austheilet, auch dermassen kratzen lässt, daß Land und Leute drüber bluten müssen. Unterdessen reden diese gute Dorff-Redner gleichwol so gar ungeschickt nicht, wenn sie die Schlangen-Zungen Teufels-Nägel titillimi ; nur hiermit ists gefehlt, daß sie den steinernen und nicht vielmehr den fleischernen Schlang-Zungen solchen Namen geben; denn falsche und Ottern-gifftige Zungen sind rechte Teufels-Nägel. Es sey aber für dißmal gnug hievon. Das XVIII. CaMel. Von dem Creutz-Feuer in Ober-Crain. Inhalt. Anstalt und Ordnung dess Aihreutt- oder Creutz-Femrs in Ober-Crnin. Wie dir Losungen auf einander geben. Dass die feurige Dos- und Warnung allbereit uralt, ìvìrd beioiesen- eil das Hertzogthmn Crain den Türcken zum nechsten, wiewol unnachbarlich - lebendem und grausamen Nachbarn hat, muß es stets aus seiner Hut fehlt, damit man sich für diesem reissenden Wolfe versichern, und ihm den Kehrab geben könne. Zn solchem Ende seynd gewisse Los- und Warnungs-Zeichen verordnet, worunter neben andren auch das Khreutt- oder Creutz-Feuer begriffen. Khreutt- Derselben werden in Ober-Crain un-Feue^in^' terschiedliche aufgerichtet. Denn man Ober-Crain. schlichtet ans den Spitzen hoher Berge großmächtige Haussen Holtzes zusammen, also, daß zu einem Hausse» etliche hundert Fuder kommen. Daneben stellet man auch etliche starcke, grosse, geladene Mörs-ner dahin, und gleichsals eine Wacht dabey. Wann nur der Türck einen Einsall thun will, es mag gleich ausbrechen über welchen Ort es wolle, (welches man bald erblickt, weil von denen drehen Orten, wo die zum Krentt-Feuer gewidmete Holtz-hausfen der Türckey am nechsten stehn, man alle die Oerter oder Pässe, wo der Türck heraus kommen kann, ersihet), so giebt alsdann der erste Ort zur Losung einen starà Schuß, und zündet zugleich das Krentt- (Creutz-) Feuer an. Gleich daraus giebt auch der ans dem andren Berge, so bald er die Losung hört und deß Feuers ansichtig wird, eben dergleichen Warnungs-Zeichen. Und also fährt die Losung nacheinander1 sort. Damit weiß dann innerhalb 2 oder 3 Stunden ein Jedweder im gantzen Lande, daß der Feind im Lande seh, welchem zu begegnen und Abbruch zu thun Er sich schicken müsse. Dreh Losungen gehen biß Laibach und von Laybach in Ober-Crain, nemlich in dieses erste Theil von Crain. Deßgleichen giebt man auch von Laybach aus aus die andre zwey Theile die Losung, wann sie von einem Theil vorher der Stadt Laybach zu Ohr- und Augen geflogen; und eilet demnach die Losung von der Hauptstadt Laybach ins erste Theil, das ist in Ober-Crain, nach dieser Ordnung von einem Ort zum andren: Von der H a n p t st a d t L a y b a ch Wie die Lo-Auf den Kallenberg, von dan- ààr 1 2. nett 3. 4. gehn. Anstalt und Ordnung solcher Creutz- Feuer. Nach Oberstein, von hinnen Nach S. Merthen-Berg bey Crainburg, von Crainburg 5. Nach Ratmansdorff zu S. Peters Kirchen, von hieraus 6. Nach Feldes, demnechst 7. Nach Aßling, und hiernechst 8. Nach Weissensels. Diese Weise, das Land für dem Erb-feindlichen Einbruch durch Anzündung eines Feuers aus hohen Hügeln zu warnen, ist gar alt, und schon unter den alten Griechischen Keyfern im Brauch gewest. Wie unter andren beym Zonara Die feurige zu erkennen, wann er schreibt, der (ruch- “qni> lose Turnirsüchtige und wollüstige) Keyser für dem Michael habe die Losungs-Fener ansgehebt, Erbfeinde welche von den alten Keysern angeordnet j£a“t. 'elčI worden, damit die Hagarener, wann sie den Römisch-Griechischen Provintzien eingebrochen, nicht Alles ungehindert verwüsten und. die Leute in Dienstbarkeit hinweg schleppen mögten; weßwegen sie zu Tarso aus einem hohen Hügel das Kastell Lulum aufgerichtet, woselbst die bestellte Wacht, nachdem sie die Ismaelite» straffen gesehn, das Feuer angezündet; nach dessen Erblickung folgends die Feuerlosung von einem Hügel zum Andren gegangen. Worauf die Land-Leute in die feste Oerter geflohen, und dem feindlichen Straff ausgewichen. Wie man nun von dem Felsen oder Berge deß H. Anxentii (dieser war der Letzte und dem Keyserlichem Hofe zu Constantinopel der nechste) dem Keyser solche Losung gegeben^ und den Einfall deß Feindes damit angekündigt, hat Keyser Michael, ans daß dadurch nicht an seinen Roßspielen er und andren Üppigkeiten verhindert würde, befohlen, solche Feuer-Losung ans denen benachbarten Bergen hinfüro einzustel-len. a) a) Johann. Zonaras lib. 3. Annal. in vita & Imperio Michaelis, fol. 110. Das XIX. (EaptM Von den Grentzen deß andren Theils oder Unter-Crains. Das andre F/nfftl Das Ist Vnter. Crain KroiseiiejK ^ * y t* f We 'ickslluy j ° '" ■'l // -■%>« _ ( ■ Orvr.dUiaft/ jhum.-^"u,^7>i*r “3 . - >L , Sio*1 —■057ÒV'1 C ScJineKtrUnt^uLo a 0mr^i Jrcä V __ "— '.... _ ^ -—0**=- klingenfeis'' MöHix y/einkojf O (ywrtuhofj Sentniur-J X ----^ JW&ru9 FrPAcf^LoLf ^ V/ ^ Ä__ Qs* k/canicu.!Ü& - oA*LU/tdt>.^ 7-Sctßnberq Köäk X L^- à 6 bie ur 12. »ach derjenigen Abtheilnng deß .Hertzogthnms Crain, so ich* anfangs versprochen, folget hiermit auf den ersten Theil der ■ Andre nemlich Unter-Crain, welchen man insgemein Dalen-’ ska Stran nennet. Tiefes Unter-Crain nimt seinen Anfang zu Laybach beym Franciscaner Thnrn und geht nach dem Wasser Laybach hinunter biß Osterberg, wo die Laybach in die San rinnt zwo Meilen an den Grentzen deß ersten Theils. m Hernach geht es nach der San hinunter biß unterhalb Sagnr an Steyerischen Grentzen, Nord-Ost gen Ost, sechs Meilen an den Grentzen deß ersten Theils. Demnechst erstreckt sichs noch weiter nach der San hinab biß Ratschach, Ost-Nord-Ost zwo Meilen an Steyerischen Grentzen. Hernach weiter Hinunter _ gegen der San biß unterhalb Mokhriz an den Windischen Marck-Grentzen, Ost, drey Meilen an Begrentznng der Windischen Marck. Nachmals um Mokhriz herum nach dem Gebirge herüber unter dem Usgo-khen-Gebirge biß Preyseckh sechs Meilen an den Grentzen deß dritten Theils. Hernach biß oberhalb Werdl zu dem Muß Gurkh, zwo Meilen an den Grentzen deß dritten Theils. Ferner nach der Gurkh hinauf biß Rudolphswerth, eilte Meile an den Grentzen des dritten Theils. Wiederum abermal nach der Gurkh hinauf biß Einödt eine starcke Meile gleichfalls an den Grentzen deß dritten Theils. II Nochmals nach der Gurkh hinauf biß Seissenberg eine Mett eben sowol noch an den Grentzen deß dritten Theils. Weiter nach der Gurkh hinauf biß zum Ursprünge der Gurkh zwo Meilen an den Grentzen deß dritten Theils. Hernach zwischen dem alten und neuem Schloß Ober-Gurkh über das Gebirge durch die Wildnissen biß Weissenstein, zwo starcke Meilen an den Grentzen des dritten Theils. Folgends hinauf biß S. Marain eine Meile an den Grentzen deß dritten Theils. Nechst dem den Berg hinüber zum Gemischer Bach und weiter biß ztr der Skofelza, nach derselben biß zum Fluß Igg, nach diesem biß zum Fluß Laybach eine Meile an den Grentzen deß dritten Theils. Alsdann nach der Laybach hinunter durch die Stadt Laybach biß zum Fran-ciscaner Thurneine Meile an den Grentzen deß merliteli Theils. Dieses wird nun also der andre Theil oder Unter-Ern in benamst. Dessen Lager oder Erstreck- und Grentzung in ob-beygefügtem Kupfferlein Nr. 12. zum Augenschein gelegt wird. Starcke uud arbeitsame Leute in Unter-Crain. Das xx. Capitlel. Von den Einwohnern, welche diesen Zweiten Theil, nem-lich das Unter-Erain bewohnen. Inhalt. à)ie toi tir die Ueibs-Ses ch aürnheit, Arbeitsamkeit samt der Kleider-Tracht und Sprache dess Nnter-Crains hürtstidh berührt ; nachgehends don ihrer Mahr- und Jandthierung sonderlich von der Arbeitseliglteit der Schikkleute und hernach von ihren übrigen Getoerben gehandelt. n diesem andren Theil des -Lands Crain, das ist in Unter-Crain, seynd alle Einwohner recht-natürliche Crainer, reden auch alle gut Crainerisch, verziehen doch ein wenig die Wörter. Und in ihrer Kleider-Tracht ^ findet sich gleichfalls einige Ber-ändrungl Wie anderwärts bey Beschreibung der Sitten und Tracht der Kupsfer-Stich zeigen wird. Es seynd Leute von guter Gesundheit, Starcke und Arbeitsamkeit, Massen auch die Arbeit selbst, womit sie umgehen, solcher Leibs-Beschaffenheiten vonnöthen hat, weßwegen ihnen die Natur auch Kräffte dazu verleihet. Denn wie diese solchen Vögeln, die ihre Speise von fer- nen holen und deßwegen weit stiegen müssen, starcke Flügeln und Fittichen zugeeignet, also ertheilet sie gleichfalls solchen Leuten, welche mit ihren Leibs-Kräfften müssen ihr Brod verdienen, Krasit und Starcke. Solche machen aber auch in Unter-Crain den grössesten Haussen. Denn es wird allda das alte Sprichwort nicht ausgeschlossen: Dii omnia vendunt laboribus ; noch der Apostolische Spruch: Wer nicht n r -beitet, soll nicht essen; sondern da gilt die Losung, welche Keyser Severus einem Römischen Legion-Obersten zu geben befahl: LABOREMÜS! Lasst uns arbeiten! a) Und muß ein Nahr- und Handthie-rung dieser Einwohner. Dlädte ^Unler- «r»,n. Klöster in Jedweder, der bey Brod oder häußlichen Ehren bleiben will, gedencken, was Seneca schreibt : Non est viri, timere sudorem : „Wer den Schweiß (deß Angesichts) scheuet, ist kein rechtschaffener Mann." a) Es giebtviel Sämmer (oderSämb-Roß-Führer) wie auch Fuhr-und Schiss-Leute. Unter denen die Sämmer nur biß Laybach sümben oder Wein tragen. Und die Fuhrleute führen den Wein auf Wagen auch nur biß Laybach. Die Schissleute aber alle die Waaren nach der Sau, so aus Croatien, Steyer und Unter-Cräin hinauf gehen gen Laybach, und zwar mit so harter Arbeit, daß man sich billig verwundert, wie dieses Schiff-Bolck die Haut dran streckt und solche Krüffte erweiset, einen so strenglauffenden Fluß zu dringen, daß er auch wider seinen Strom sie muß tragen. Sie führen gleichfalls alle Waaren hinunter. Ihrer Biele handle« mit Leinwad und a) Seneca Epist. 31. überaus Viele mit Ochsen, so man nach Venedig verkaufst, Man erzielt auch sonst viel von allerlei) Vieh als von Schweinen, Schafen, Ziegen (oderGeysen,) Ochsen und dergleichen. Nicht Wenige treiben einen Handel mit Haar oder Flachs, ein grösser Theil auch unt Honig, dessen man in diesem andren Theil oder Unter-Crain mächtig-viel jährlich erobert. Ausser diesen seynd daselbst noch andre Handwercks - Leute von allerhand Arbeit. Das Bau-Feld treibt eben sowol Manchem einen wackren Schweiß ans, denn es wird wol und sleissig gebaut; absonderlich aber und noch viel besser der Weinberg, dessen in diesem Theil eine grosse Anzahl vorhanden. Derselbe wird mit ungemeinem Fleiß allhie bearbeitet. Betreffend aber ihre Sitten, Wandel und Lebens-Art wird dessen hernach an fügigem Ort ausführlich gedacht werden, samt einer Kupffer-Bildnng ihrer Tracht oder Kleidung. Das XXI. (Capitici Zeiget an die Städte und Märckte, so in Unter-Cräiii ligen. ^ir wollen gleichwie bey den ^Städten und Märckten deß ersten Theils geschehen, allhie .auch so verfahren und nur die blosse Namen derselben für ^dißmal anhero setzen, so in diesem zweyten Theil deß Landes Crain ligen. DievölligeBe-schreibung wird biß auf andre Zeit verspart und samt dem Kupffer alsdenn erfolgen. So stehen dann in Unter-Crain diese stinsi Städte: 1. Gurckfeld (sonst auf Crainerisch Kerschku genannt. 2. Land st r a ß (oder Kostainauza.) 3. Die halbe Stadt Laybach (Lublana.) 4. R n dolp,hswerth (Nouomestn.) 5. Weichslbnrg (oder Visna gora.) An Märckten aber zehlt man in diesem zweyten Theil nachbenannte stinsi: 1. Lithay (Litia.) 2. N a si e n s u ß (Mokronah.) 3. R atschach (Radezche.) 4. Seisienberg (Susenberg.) ö. Schärffenberg (Suiben.) Das XXII. (Cajjittcf. ^egreifft eine Verzeichniß der Klöster und Pfarren in Unter - Crain. kn bet dem andren Fünfftheil deß Lan-^.des Crain, welches man Unter-tHCrain nennet, finden sich diese nach-^gesetzte Klöster: 1. Das Bisthumb zu Laybach. 4. Capucciuer-Kolster zu Gurckfeld. 3. Capucciner-Kloster zu Rudolphswerth. 4. Franciscaner-Kloster zu Laybach. 5. Franciscaner-Kloster zu Rudolphswerth. 6. Iesuiter Collegium zu Laybach. 12* Fleissiger Feld- nnd Weinbau. Märckte dieses andren Theils von Crain. Unter- Crain Namen der neuen und zwantzig Pfarren in Unten Crain. Schlösser in Unter« Crain. 7. Das Kloster Landstraß Bernhardi- 12. S. Marien. ner Ordens. 13. S. Margreten. 8. Residentz Pletrias. 14. S. Martini. 9. Das Kloster Sittlich S. Bernhard! 15. S. Merthen. Ordens. 16. Neydeck. Bey dieser summarischen Benennung 17. Ober-Nasfenfuß. lassen wirs jetzo bewenden. Denn ihrer 18. S. Peter. rechten Beschreibung ist ein andrer Ort 19. Presgaine. gewidmet. 20. Ratschach. Hierauf folgen nun die Pfarren in 21. S. Ruprecht. Unter-Crain und kiffen also: 22. Schauenstein. 1. Ainödt. 23. Schärffenberg. 2. Arch. 24. Seissenberg. 3. S. Bartholomäi. 25. Treffen. 4. Billichberg. 26. Tschatesch. 5. H. Creutz. 27. S. Beit. 6. Dobernig. 28. Weichslburg. 7. Gnrckfeld oder Gaffelbach. 29. Weißkirchen. 8. Hönigstein. Bon der eigentlichen Gelegen-und 9. S. Kazian. Beschaffenheit dieser Klöster und Pfarren 10. Landstraffe. soll anderswo hernach gehandelt werden. 11. Stadt-Pfarr Laybach. Das xxill. Ca,allei. Darin» die Namen der Schlösser in Unter-Crain enthalten. itter - Crain ist nicht weniger ,:ate das Obere mit vielen wol-) erbauten Schlössern geziert und ^zwar mit noch mehren als jenes, "denn es reicht die Anzahl der-1 selben biß auf Zwey und Neuntzig. Welche folgende Namen in beyderley Teutscher-und gemein-Crainerischer Sprache führen: 1. Ainödt. Sateiska. 2. Altenburg. Staregrat. 3. Arch. Raka. 4. Dräskowitz. Draskouz. 5. Duorizhoff. Tsehatesch. 6. Feystenverg. Grezariauthum. 7. Freyhoff. Berhouo. 8. Gallenhoff. Gabrie. 9. Geyerau. Leshitschie. 10. S. Geörgen. Pod S. juriam. 11. Gerbin. Gerben. 12. Gimplhoff. Kumpale. 13. Gimplhof an der San. Kumpale. 14. Gönische. Genische. 15. Greylah. Skerleuo. 16. Gronhoff. Germadeshe. 17. Grätsch. Nagritseho. 18. Grätsch. Nagrize. 19. Großdorff. Uelkauas. 20. Grnndlhoff. Grundloff. 21. Gschieß. Sela. 22. Gnttenhof. Dobrauza. 23. Gnttenhof bey der Stadt Landstraß. Dobrauza. 24. Gnrckfeld. Kersko. 25. Hochstraß. Ostres. 26. Hopffenpach. Hmelnig. 27. Hottmesch. Hotemesh. 28. Implhoff. Impole. 29. Klenisch. Kleuishe. 30. Klingenfels. Kleueush. 31. Kleindorff. Malauass. 32. Kleinlakh. Malalaka. 33. Kossick. Kosiek. 34. Krenffenek. Rakaunek. 35. Krenffen Bach. Rakaunek. 36. Lands-Preiß. Lanspresh. 37. Landstraß. Kostainauza. 38. Laybach. Lableinske grod. 39. Lithey. Lutija. 40. Matscherolhoff. Matscherolo. 41. Mokhritz. Mokrize. 42. Nassen seid. Mokrupule. 43. Naffenfnß. Mokronek. 44. Neydek. Mirna. 45. Neudorff. Sauerch. 46. Ober-Erkhenstein. Novigrad. 47. Obergurck. Verchkerka. 48. Pleterhos. Pletarie. 49. Poganigk. Pogauik. 50. Preütenau. Salog. 51. Prüpretschhoff. Prapretsche. 52. Preysek. Presek. 53. Rädelstein. Eadole. 54. Reutteuburg. Zuitesch. 55. Rudolffsberff. Sbure. 56. Sagorz. Sagorze. 57. Sauenstein. Sauenstan. 58. Saurätzhoff. Sauratze. 59. Schön-Aych. Lepedob. 60. Schönberg. Schumberg. 61. Scharffenstein. Sele. 62. Schnecken-Bühel. Sapusche. 63. Schutt. Schutta. 64. Schwartzenbach. Tschernepotok. 65. Seisenberg. Susenberg. 66. Seitenhoff. Brinye. 67. Sello. Naseleh. 68. Schärffenberg. Suiben. 69. Slätteneck. Slatina. 70. Smreckh. Smreka. 71. Sträscha. Ustrasche. 72. Strugg. Strugga. 73. Tärischendorff. Tarishnauas. 74. Thal. Pula. 75. Thnrn. Turn. 76. Thnrn am Hart. Sraiberske turn. 77. Thnrrn unter Ratschach. Turn. 78. Treffen. Trebno. 79. Bolautsche. Uolauzhe. 80. Unter-Erckenstein. Gami le. 81. Wagensperg. Bagensberg. 82. Weissenstein. Waissenstan oder Weissenstein. 83. Wazenberg. Dob. 84. Weichsberg. Vishnagora. 85. Weichslbach. Thurn,. 86. Weinbühl. Vynagoriza. 87. Weineck. Kranik. 88. Weinhoff. Wainof. 89. Weiplstein. Nouidouz. 90. Winckl. Kot. 91. Wördl. Otozez. 92. Zirckna. Nazirknem. Bißher genannte Schlösser stehen annoch in ihrem guten Bau und Wolwesen, werden auch bewohnt; diese nechstverzeichnete aber nunmehr öde und verlassen: 1. Gallenstein. Podpezio. Oede und 2. S. Iörgen-Berg. S. Juriauagora. 3. Landspreiß. Landsprais. in Unter- 4. Liechtenberg. Liechtenberg. Crain. 5. Lueg. Luknia. 6. Ober-Naffenfnß. Gureine mo-kronah. 7. Osterberg. Osteruercb. 8. Ratschach. Kadezej. 9. Reutenbnrg. Zuetesch. 10. Rot). Boje. 11. Ruckenstein. Bukenstan. 12. Sauenstein. Saustan. 13. Schärffenberg. Suiben. 14. Sübenegg. Šibenegg. Das XXIV. (Ciipillcf. Von dem Post-Wese» in Untcr-Crain. ach den Städten, Klöstern, Psar-^ ren und Schlössern sollten nun billig die Dörffer in Unter# Crain folgen; wie ^ttoor bey ìsummarischer Beschreibung des) ersten Theils, nemlich deß Ober-Crains, geschehen; aber in Ansehung etlicher Kupsfer-Figuren, sotrst gar zu genau aus einander dringen, müssen wir solche vorige Ordnung anjetzo verlassen, und zuvor das Post-Wesen in Nnter-Crain berühren, ehe denn wir die Dörffer betreten. Man sindt nicht in Ober-Crain allein nur die Bequemlichkeit mit der Zungen der Abwesenheit zu sprach-wechseln (ein- ander sag' ich, Briese zu schreiben) und den Verlaufs der Welt zu erfahren; denn Unter-Crain erfährt eben sowol die Ver# ändrnngen weltlicher, so wol öffentlicher als privat Händel durch eine gute Post-Ordnung, und kann also nicht nur seiner Curiositet in Vernehmung ferrner Begebenheiten, sondern auch seiner Nothdurfft zur Erfahrung eigener Angelegenheiten hiedurch pflegen. Die Haupt-Post ist zu Laybach, dahin alle Pfingst-Tage (oder Donnerstage) die ordinari Post von Wien kommt, aber selbigen Tags auch gleich wieder fort auf Ober-Laybach postirt, von dannen weiter ans Görtz und Venedig. Der Reisende Trefen geht meisten Theils zu Schiffe biß Ober-Laybach; wiewol auch, wanns einem beliebt, zu Lande. Anno 1573 ist von Ertz-Hertzog Carl zu Oesterreich eine fnß-lanffende ordinari Post von Grätz auf Laybach und von Laybach ans Grätz aufgericht worden. Im nachfolgenden 1588. Jahr aber zu desto mehrer Beförderung gemeinen Nutzens von Grätz hieher auf Laybach, und dann durch die Graffschafft Görtz biß nach Venedig eine ordentliche reitende Post ange-stellet. Als deßwegen die Löbliche Landschafft in Crain von obgedachtem Ertz-Hertzogen ersucht worden um eineBeyhülffe, so hat die Löbliche Landschasft in Crain bewilliget, jährlich 200 Gulden dem Herrn Postmeister zn Laybach zu geben, jedoch mit diesem Beding, daß sowol dieser Löbl. Landschafft gemeine, als auch der Herren und Landleute, wie auch der Landschafft Officirer und Diener particular Sachen Taxfrey ausgenommen und ausgeben, als auch ihro Landschafft oder dero Herren Verordnet«: zu fürfallender Nolhdurfft ein extraordinari abzufertigen unverwehrt seyn solle. Dabey bleibt es auf heutigen Tag. ^ Von Venedig gelangt sie alle Ehrch- Die Haupt. Tage (oder Dienst-Tage) dahin nach Lay- P°b bach, geht aber alsobald fort auf Podpetsch und also fort auf Grätz und Wien. Deß-gleichen kommt sie auch alle Ehrch-Tage von Carlstatt, und geht alle Freytage von Laybach auf Weirelburg, hernach weiter auf Treffen, Rudolphswert, Möttling und Carlstadt. Von Klagenfurt re. S. Veit am Pflanmb und andren Orten mehr lauf-fen nur die ordinari Boten. Erst-besagte Haupt-Post wird von der löblichen Landschasft dieses Hertzogthums Crain concurrenter mit 200 fl. bezahlt. Worüber zu dieser Zeit Herr Wolff Sigmund Freyherr von Strobelhoff Postmeister ist. Zu Weipelburg ist die zweyte Post von Der andre Laybach gegen Carlstadt zu, und wird gleich- ^oft ~ rti falls von Ruhmgedachter Landschafft unterhalten. Jetziger Zeit befördert diese andre Post Joannes Florian Tschitsch. Die dritte Post befindt sich zu T r e f- Die dritte-feit, geht wochendlich auf Laybach und Carlstadt, und wird auch unterhalten wie Nr. is. die obige und zu dieser Zeit vom Johann ; Ablaufs und Unterhalb disponirt, wie Halbertaller dirigirt. die vorige, und jetziger Zeit vom Nicolo Die vierdte ans Carlstadt zu ist zu 1 Liscutin versehn. Rudolphswerth angelegt, wird beydes im Dch xxv. La,lillà Inhalt. 1« herben erzeblt die Dörfler in Unter - Train nebst einem kurtzen Anhänge don den Serglvercben und Hummern dieses zioevtcn Fünfltbeils. Darunter ist insonderheit m merci;cn der alberne SSIahn, ioelehen die Sauren zu Hömgstein don ihrem DfarrHerrn haben, hegen der SÄetter-Schäden. Vormalige TÄasser-Sehleuse bev Aostreiniz. Die Sauren zu Martinauas müssen afft die Schergen begleiten. Slnzeitige Fisch läng er im Dorff S. Wertben. Antiguìteten ben dem Dorff Treffen. Heidnische Grab - Kampe daselbst. Serg- und Hammerloereb in Unter-Train. Lu einem sonderbaren Lob-Brief ' gedeyet es einem Lande, wann ^es wol bevölckert und bebauet -ist; angemerckt solches eine Anzeigung, es müsse entweder einen ^glückseligen Bodem oder auch -arbeitsamen und nahrhafften Einwohner haben, der durch unverdrossenen Fleiß aus der Unbequemlichkeit eine Bequemlichkeit zu machen und alle natürliche Schwerheiten durch unermüdeten Eyser zu überwinden wisse. Unter - Crain hat beydes miteinander Uemlich ein wolsruchtendes Land und nebst kluger Regierung einen fleißigen Bearbeiter deß Landes, darum ist es auch häufstg gepopulirt und mit einer grossen Menge Dörfler besetzt. Denn derselben ftnden sich überaus viele beydes grosse und UUne und überdas unzehlich-viel eintzelner Däuser, welche nicht wie in andren Ländern weit von stimmen oder entferrnet, 1 pudern gar nahe und schier dicht nacheinander stehn, gestaltsam auch deßwegen Unter-Crain trefflich reich an Seelen ist. Ftesem nach trage ich Bedencken, alle lolche Dörfler anjetzo mit der Feder durch-zuwandeln, sintemal der geneigte Leser tutr mehr Verdrusses als Lusts und Fesallens dabey empfinden würde; werde derhalben aus etlichen hundert Dörflern dieses zweyten Theils oder Unter-Crains ttur etliche hin und wieder ligende wählen, und derselben Gelegenheit kürtzlichst be- rühren. Mache also den Anfang von dem Dorff Arch (welches sonst von dem Bolck Raka benamst wird) dasselbe steht an einem guten fruchtbaren Ort und ist nicht nur von vielen Weinbergen, sondern auch von allerlei) Obst reich, angesehn es fast gantze Wälder von fruchtbaren Bäumen besitzt. Es ligt bey dem Schloß Arch. Bössen ein andres Dorff ligt nahe bey Sittich. Ober Bilichberg und Unter Bilichberg (insgemein Giuriene po-usheneg und Dulaine pousheneg genannt) ligen beyde an einem hohen Berge zwischen dem hohen Gebirge und zwar nahe beysammen nicht weit von Klenisch. Birckendorff (Breisie) steht nahe bey Sittich. Berleze ligt zwischen Laybach und Weipelburg; Hingegen Bi sterza bey Nassenfnß. Brunn (Nastudenzo) ligt nahe bey Sittich. Bukouza findt sich nahe bey S. Beit zwischen Gebirge in einem Thal. H. Creutz (Persuetem Krisi) trifft man an zwischen Gallenhof und Greilach. Ereutzdorfl aber nahe bey Sittich. Debernig (Dobernezke) ligt in der Temeniz, hat gute Bau-Felder, aber auch diese Ungelegenheit, daß es bey truck-uer Zeit das Wasser weit holen muß. Das Dorff Arch Bösse». Ober-und Unter-Bi- lichberg. Bircken- dorff. Berleze. Bisterza. Brun. Bukouza. H. Creutz. Creutzdorff. Debernig. Groß und Groß Dobraua und Klein Do- 6rauaS°' braua seynd beyde mit Sittich benachbart. Ober-und Ober und Unter D o b r u i n a, ein bniino60 Mvsses Dorff eine Meilwegs unterhalb Laybach, ist mit einem ebnem und gutem Acker-Felde versehn. Diesen Ort mögte man füglich auch Wäschdorff oder Bleichdorff heißen, angesehn daselbst überaus viel Bleicherinnen und Wäschinnen wohn hasst, die wochendlich von Laybach, das geschmutzte Leinwat abholen und waschen, auch viel leinen Gerähts und Garns in ihrem Dorffe bleichen. Dula. Du la ligt bey Toll (oder Doll) auf einem Berge, der andre Berge, mehr als tut Gebirge zu Gesellen neben sich hat. Groß und Groß und Klein Gaber ligen hinter klein Gaber. Temeuiz gleichfalls auf einem Berge, haben ein gutes und tool - nährendes Acker-Land. (Satina. Gatina ligt nicht weit von Weixel- burg; Geni,'cke. G e n i sche bey H. Marain hinterm Berge; Gimpelhof. Gim p elh o f (Kumpale) an der Sau bey Unter-Erckenstein. Allhie giebts eine Überfahrt über die Sau. Es hat auch ein feines groffes und ebnes Bau-Feld. Gradische. Gradi sch e findest du nahe bey Schärssenberg; Grassuple. 05 r aff n ple oberhalb Seitenhof zwischen dem Gebirge; Greiffen- Greiffenberg nahe bey Sittich; Grvschitsa G r o s ch i t s a unferrn von Bilichberg. HollandHorland (Lanischc). ein groffes Dorff, ligt nahe bey S. Marain. Borzeiten war daselbst die Pfarr-Kirche, welche jetziger Zeit zu S. Marain ist. Hönigstci». Höntgstein (Mednapez) ligt zwi- Da die scheu Treffen und Rudolphswerth. Bor Bauren wenig Jahren hat der Hagel hieselbst das den vom ' Getreide völlig in Grund geschlagen. Hagel Weßwegen die Bauren über den Pfarr- herrenì"' ßm"n gewollt in Meynung, _ ihn an stat rechnen! beß erschlagenen Getreyds ihren groben Flegel-Fäusten zu unterwerffen, welcher aber solcher erbarm Aufwartung unerwartet ihnen entwischet und so lang aus dem Gesicht blieben ist, biß diesen ergrimmten Leuten die Zorn-Hitze vergangen. Denn diese einfältige Bauren wähnen, die Geistlichen können den Hagel hinwenden, wohin sie wollen; weßwegen dann selbiges Orts Geistliche Ursach hetten, bey denselben Leuten auf offendlicher Cantzel durch offt-wiederholten Unterricht einen so thörichten Wahn auszureuten, gleich-wie auch die Obrigkeit durch ernstliche Bedrohungen oder würckliche Straffen den Frevel solcher Bauren wider den geistli-Stand im Zaum zu halten befugt. Aber ein erhitzter Menalcas oder Corydon lässt sich bisweilen durch Bedrohungen so wenig stillen, als ein erwildeter Stier-Ochs durch ein vorgehaltenes blut-rotes Tuch oder eilt wütender Sturmwind durch etliche Bögen Papiers. Hr astie hat seinen Wohn-Bodem zwi- HrasUe. scheu Leybach und Weixelburg; Hrast no den seinigen nicht weit von Hrastno. S. Ruprecht. Hrastouduor ligt mitten in der Te- Hrastou-meniz. Mitten in diesem Dorff hat es duor‘ einen groffen Wasser-Pfuhl, welchen die umherstehende Häuser umringen. Jablaniz steht in einem hübschen Thal Jabianiz. nahe bey S. Märten. Das zugehörige Feld ist eben und erzeigt sich für den steissigen Bau danckbar. J a s w i n e ligt auf dem Gebirge nahe Jasmine, bey S. Jörgen; Jauorie auf einem hohen Berge nicht Jauorie. ferrn von Schwartzenbach, hat viel Obst und gute Bau-Felder wiewol keine ebne. Bey diesem Dorff sindt man viel Tuffstein. Ja ne r ni g hat seine Wohnstüte zwi- Jauernig. scheu Laybach und S. Märten auf einem hohen Berge und zwischen hohem Gebirge. Ober und Unter-Jeleine schauet Ober-und von einem hohen Gebirge herab und hat nicht weit biß Neudorff. Das Bau-Feld mag jährlich nur ein-und selten zwey Mal genutzet werden. Welches auch nicht zu verwundern, weil selbige Berg-Gegend ziemlich frisch und kalt. Je s ch i H (Jeshize) ligt im Schoß eines Jeschiz. hohen Gebirgs, nemlich tut Thal und hat W a g e n s p e r g in der Nähe. S. J r g e n, welches nahe an der Sau ©• 3r3en' oberhalb Lithey ligt, ist vor wenigen Jahren abgebrant. Es ackert ein gutes Feld und schüttelt von seinen Bäumen viel Obst. Insonderheit wächst daselbst der Ho or oder Flachs trefflich-schön. Kall ligt wie Ober-Jeleine, ist auch Kall, dessen nechster Nachbar. Kerskauas ist mit Sittich in der Kerskau»* Nachbarschafft begriffen. Katzendorff ligt unweit von ^L>eis- Katzen-senberg. borff- K o st r e i n iz (Kostreiniza) ligt in Kostreinip einem Thal zwischen hohen Bergen unter Wagensperg. Ist zwar nur mit Bormalige Waffer- ^chleuse. Kvsrza. Manische. Lesk' ouz. „ . “ und tle'n Lackh. ©. Marai m. ^rsehiedu] Jlart; -mauas. Di° Bau-^ »llhie ^^ffen bisweilen den Kebs-à- S,eenBet= einem kleinen Bau-Felde aber grofsen Wiesen versehn. Unterhalb diesem Dorff bey klein Kostreiniz ist unter der Mühlen zwischen den Bergen eine überaus grosse Wehr (oder Schleuse) und Thamm gewesen, durch welche man das Wasser hat können schwellen und zwar so hoch, daß es im gantzen Thal wie ein See gestanden. Solches hat man, wie die Einwohner berichten, vorzeiten wegen deß Feindes also zugerichtet, wann derselbe von der Sau herauf nach dem Thal hat gegen Liechten-berg oder Wagensperg gehn wollen, damit man diesen Thamm alsdann abwerffen und die feindliche Truppen überschwemmen könnte. Kr e s n itz (Kresnize) ligt an der Sau oberhalb Paganik unten am Fuß eines hohen Berges und besitzt ein fein-ebnes Acker-Feld. Seine Einwohner seynd nteh-rentheils Roßhändler. Klan ist nicht ferm von Bilichberg; Korenitka nicht weit von Klein-Lackh. Kosrza nahe bey Bilichberg, und Lani s ch e hat eben sowol einen geringen Weg biß nach Bilichberg, gleichwie Leskouz nur einen kurtzen nach Sittich. Groß und Klein Lackh findt man zwischen Treffen und Klein Lackh. Seynd grosse Dörffer. S. Marain ist gleichfalls ein grosses Dorff von Layhach gegen Weipelburg, wird von vielen Sämmern (das ist Saum-Roß-Führern) bewohnt, und von einem hübschen ebnem Felde befruchtet. Marschiedul ligt oberhalb Treffen zwischen dem Gebirge in einem Thal; Martinauas sonsten Merthensdorfs genannt, nahe bey Treffen in der Tente-uiz. Dieses grosse Dorff gehört unter die Herrschafft Weixelberg. Wenn man nach einem Ubelthäter greisen will und kein Gerichts-Diener (oder Scherge) vorhanden ist, so müssen diese Leute denselben fangen, oder auch dem Gerichts-Diener, im fall derselbe allein nicht dastand, das Geleit geben und ihm den Mißthäter sahen helffen. Diese guten Leute müssen allo, wenn sie sich bey solcher ihrer Verachtung er bar und rep ut ir li ch achten wollen, die Augen vielmehr gegen dem O-uent weder gegen dem Occident wenden, b^enn gleichwie in den Nidergängischen Ländern solche Mühwaltung mehrentheils sur verkleinerlich und unreputirlich ausgenommen wird, also treten in manchen Morgenländern manche grosse Herren wol dem Scharffrichter selbsten ins Amt. Massen solches belesenen Leuten bekandter ist, als daß es einiges Beweises brauchen sollte. S. Märten ligt vier Meilen von Laybach nicht weit von der Sau in einem Lust- und Frucht-reichem Bodem. Es seynd zwar nur 4 Banren-Huben oder Gründe, aber alle in kleine Häuslein zer-theilt und der Einwohner mehr als hundert, darunter viel Sämmer und allerley Handwercksleute, die Einem ausarbeiten, was man verlangt; insonderheit auch viel Ledrer, so da schwaches Leder bereiten. So findt man gleichfalls ziemlich viel Wirtshäuser darinn, und zwar in dem Jahr, da ich* diese Topographiam aufsetze, 18 derselben. Denn diesen Leuten schmeckt der Wein viel besser als das Wasser. Wiewol sie dennoch die Fische, so aus dem Wasser kommen, so lieb haben, daß kein Fisch-wasser, oder auch Fisch-Be-halter für ihrer Etlichen ruhig verbleibett kann. Scheinen also diese Fisch-Näscher das Sprichwort Piscis in tertia aqua venenum, der Fisch ist im dritten Wasser ein Gisst, zu scheuen, daher sie ihn lieber bey sich in Wein als in Wasser schwimmen lassen wollen. Und mögen wol Einige darunter seyn, die stets bey Nachte selten bey Tage fischen. Mischiedul ligt in einem fruchtbaren Thal zwischen dem Gebirge, Mishek aber nahe bey Slatenek in einem feinem fruchtbaren Bodem; Mulaua, unterhalb Sittich, und da-bey die über-grosse Wiesen, so dem Kloster Sittich gehört; Naberhouem, nahe bey Hotemesch. Nabresaum gar bald bey Neudorff. Nafesinah (am Hammer genannt) steht an der Gurckh, zwischen Seisenberg und Ober-Gurkh und daselbst auch ein Eisen-Hammer-Werck. Nagobe häufst auf einem hohen Berge nicht ferra von Gallenstein. Naklanzu ist nahe bey H. Creutz. Nalasech ligt zwischen Osterberg und Litay und hat nicht weit zum Sau-Strom. Nalogo hat seine Wohnstäte unterhalb Litay bey der Sau, und zwar allda, wo die Überfahrt ist. ■ Namalegobe wohnet auf dem Gebirge nahe bey Gallenstein. Napresike sitzt gleichfalls auf der Scheitel eines hohen Bergs zum Ende S. Märten. Mischiedul. Mishek. Mulaua. Naber- houem. Nabresaum. Nafesinah. Nagobe. Naklanzu. Nalasech. Nalogo. Namale- gobe. Napresike. Nasagosdu. Nastrasehe. Nauerhu. Navodieah. Oberfeld. Ober-und Unter« Osredek. Padesh. S. Peter. Podgurie. Pollane. Ein andres Pollane. Praprateze. Prenek. Pustuja- uarie. Bada- cliauauas. Bakauig. Am Ran. Großraume. Besdertu. deß grossen Forsts oder Walds Langen-cke so man sonst insgemein Dogaret nennt. Nasagosdu findet man nahe bey Neudorff ; Nastrasehe bey Wazenberg. Nauerhu steht auf einem Hügel in der Temeni; ; Navodieah ist unentferrnt von Gallenstein; Oberfeld nahe bey Ainödt an der Gurlh hat ein gutes, groß und ebnes Bau-Feld. Ober-und Unter-Osredek hat seinen Wohnplatz nahe bey S. Geörgen auf dem hohen Gebirge an einem frischen Ort. Padesh (oder nach unserer Teutschen Weise zu schreiben Padesch) hat eben so tool den S. Georg zum Nachbarn und ein hohes Gebirge unterm Fuß, auch gleichfalls eine frische Lufft. S. Peter ligt nahe bey Wördl und nicht weit von der Gurkh. Podgurie nicht weit von dem Fluß Laybach, unter einem hohen Berge ; führt sotool aus seinem hübschen Äau-Felde als schönen und grossen Wiesmaten eine gute Ernte heim. Pollane ligt zwischen Osterberg und Paganikh an der San; lind ein andres Pollane nicht weit von Grünhoff in einem guten fruchtbringendem Thal, zwischen hohem Gebirge, Praprateze nahe bey Weissenstein. Sein Acker-Feld ist groß, schön und eben, aber kein Gehöltz dabey. Preuek nahet sich zn Bilichberg. _ Pustujauarie ist gar nicht weit ent-seffen von Wagensperg, und das erste Dorff in der Temeniz, führt seinen Heerd und Rauch in einem schönem Thal das nicht nur die Augen sondern auch den Mund weidet, weil es sowol fruchtbar als lustig. Radachauauas ist ein grosses Dorff, und in der Temeniz befindlich. Rakauig ligt nahe bey Kroissenpach. Am Ran (sonst Nabregu genannt) steht hart an der Sau nahe bey Litay, und seynd meistentheils Fischer darinn. G r o ß r a n m e ist mit Bilichberg benachbart. Resdertu ligt zwischen Laybach und Weixelburg; Rudnek, zwischen Laybach und S. Marain an der Strassen unter dem Berge, an einem leimigten Otr. Sadrago ligt bey Greülach. Salog ein schön - und grosses Dorff nicht weit von S. Marain. Sauenstein, ein nicht säuisch-sondern fein-und grosses Dorff, steht ans einem Hügel, von dannen es in die nahe vorüber laufende San sihet. Hat ein hübsch und ebnes Feld. Sauerstnig ligt nahe bey Grünhoff an einem guten fruchtbarem Ort; ^SeitenHof (Uhrine) unferrn von S. Marain an einem leimigtem (oder lettigtem) Ort; Sella in geringer Entsessenheit von Sittich; S ch els ch ek ligt in einem gutem und schönem Thal nahe bey Wagensperg, deckt aber seine schöne und anmutige Gelegenheit nicht auf von Fermen, eben darum, w eil es in Thal und dem Gebirge, als dazwischen es begriffen, ist im Busem steckt. Shusie (oder Schusie) ist nahe bey Bilichberg; Schutt zwischen Laybach und West xelbnrg; Schwa rtze nba ch (Zernepotok) ligt an dem gleich-so genannten Wasser Schwartz-Bach unterhalb Wagensperg, in einem Thal, das schön und fruchtbar zwischen dem Gebirge. Shubraze (oder Schubraze) geniefst eben sowol einer anmutigen Wohnstäte in der Temeniz; nemlich in einem guten fruchtbaren Thal zwischen hohem Ge-I birge. Slapnize ist zwischen Osterberg und 1 Litay gelegen unter einem hohem Berge an der Tau. Daselbst findet sich ein Wald, und im demselben eine grosse Menge von Kästen-Bäumen. Sostro steht an der Sau und Festniz gleich unter dem alten Schloß Osterberg in einem schön-ebnem Bodem; Stepainauas auch Stephansdorff genannt, eine halbe Stunde von der Stadt Laybach bey dem Fluß Laybach wo die Capelle deß H. Grabs ist. Hat ein ausbündig - schönes ebnes und Frucht* liebendes Feld. Stranskauas ligt zwischen Laybach und Weixelburg; Subskenize (oder Subsclienize) zwischen Budnek. Sadrago. Salog. Sauenstein. Sauerstnig. Seitenhof. Sella. Schelschek. Shusie. Schutt. Schwar- tzenbach. Shubraze. Slapnize. Sostro. Stepal nauas. Stransk»' ! uas. Subsheni*6, Tlak. §ber- ,,»d vnter- TöpL Treffen. Ttibeleno. ^iebsdorff UBtobo. Putsche. Udobu. B- Veit. und We<» Verch. ^SoBtte. Laybach und S. Marain in einem let-tigtem Ort; Tihainauas in der Temeniz und ist mit einem guten und fruchtbaren Bau-Felde begabt. Tlak ligt zwischen Laybach und Wei-xelburg. Ober- mtb Unter-Töpa ligen unten an einem hohen Berge nicht weit von Klinisch, mit vielem Obst und einem guten Bau-Felde gesegnet. Es finto sich aber keine Ebne dabey. Man erzielt daselbst an kleinerem Horn-Biehe, nemli-chen an Geyssen die Menge. Nun treffen wir auch einmal das bereits offt genannte Treffen (oder T re-f e n), diß ist zwar ein grosses, aber sehr leimigtes, unfaubres und kottiges Dorff zwischen Laybach und Rudolphswerth, dabey schöne Ban-Felder und Wismaten ligen. Bey diesem Treffen trifft man viel Antiquiteten an, als ausgehobene Steine, heidnische Gräber und Müntzen. Mir ist selbsten * eine irdne heidnische Lampe, so man in einem Grabe gefunden, zu Theil worden. Ich * habe gleichfalls eine heidnische Spernadel von Messing, so überaus groß und herrlich gemacht, bekommen, welches gleichfalls allhie in einer heidnischen Begrübniß angetroffen worden. _ Tribeleuo ligt zwischen Laybach und S. Märten auf einem hohen Berge, Zwar mit keiner Ebne, doch gleichwol mit gutem Bau-Felde und vielem Obst begünstigt. T r i e b s d o r f f ist nicht weit entlegen von Seifenberg. Ubrodo steht an der Sau erbaut unter einem hohen Berge, anderthalb Meilen von Panouitsch, und behauset lauter Fischer. _ Ubutsche ligt in der Temeniz mit gutem Ackerwerck versorgt; Udobu gleichfalls in der Temeniz und ebenfalls mit Baufelde wol beruhten. Bett, ein grosses Dorff, steht nahe bey Sittich in einem guten Segen-reichem Bodem, besitzt ein groß- und herrliches Bau-Feld. Daselbst wohnen, toel Handwercksleute und sind auch viel Wirtshäuser darinn, und im Jahr viel Klrch-Täge. Groß und Klein Ber ch ligen un-■ wert von Weipelburg. Ugabrie ligt im Stangen-Walde. Unterfeld, nahe bey Ainöd in einem fruchtbaren Bodem und gemessi eines guten Bau-Feldes. Uodiz (ober Vodiz), insgemein Uodize genannt, hat nicht weniger um ein gutes Acker-Feld und fruchtbaren Boden Gott zu dancken, der es auch mit vielem Obst segnet. Es ligt unweit von Wagensberg und hat viel Topf-Stein. Urebro ligt oberhalb Seisenberg an einem hohen Berge, hat keine Ebne, und da es doch ein groß Dorff, auch keine Wasser, dennoch aber ein gutes Bau-Feld. Uzeplah (oder Uzeplach) nahet sich zu Gallenstein. Warth, sowol das Obere als Untere (sonst Straso benamt), hat seine Gelegenheit in einem guten fruchtbaren Boden, und Einöd in der Näye. Winckel ist nicht ferrn von Seisenberg. Wlato ligt zwischen Laybach und Wei-pelburg, und heisst nicht umsonst Wlato (oder Blato, wie es die Cräinerische Zunge ausspricht); denn dieses Wort bedeutet soviel als Kot, und kommt in etwas mit dem Deutschen Wort Unflat überein. Weil nun dieser Ort überaus leimicht, kotich und unflätig, hat man ihm von solcher seiner Sauberkeit billig einen so saubren Namen zugeeignet, und das Wesen mit dem Wort rechtmässig vereinigt. Zatesch ligt neben der Sau in einem guten frucht-willigem Bodem zwischen Mokritz und Gnrkhfeld. Zesenze entweitet sich nicht weit von Sittich, Gleichwie Zerouza nicht weit von Wagensberg. Dieses wohnt in einem guten und Frucht-gefüllten Graben, mtb nährt viel Schmiede, die allerlei) Sachen aus dem Eisen erzwingen. Wir lassen noch viel andre Dörffer zurück, damit auch der Unlust, welchen man aus mehrer solcher Oerter Andeutung besorgen muß, zurück bleibe; hen-cken aber hingegen mit knrtzem einen kleinen Bericht hiebey an von den Berg-und Hammer-Wercken dieses Theils. In diesem zweyten Fünfftheil seynd ehedessen viel Bley- und Eisen-Bergwercke, wie auch andre gewesen, aber alle verlassen und eingegangen; ausbenommen ein einiger Eisen-Hatnmer und Bergwerck samt dem Schmeltz-Ofen, so eine Meile oberhalb Seisenberg an der Gurkh noch 13* linterfeld. Uodiz. Urebro. Uzeplah. Warth. Winckel. Wlato. Zatesch. Zesenze. Zerouza. Berg- und Hammer-Wercke in ilnter-Crain. i;- ■ i iwmiiHWmiW. S ji liimiHiiii'1"“'' ' •; H: Hammer, an £>er GurcK Sihe die Figur Nr. 14. übrig, da man das Eisen schmeltzt und hämmert. Und dieser Hammer gehört jetziger Zeit dem Herrn Fonzoy. Die Gelegenheit solches Hammer-Wercks erhellet in beygefügtem Kupffer-Druck. Auch ein Bley-Bergwerck wird der Zeit gegraben und geschmoltzen in S. Mertner Bodem, nahe beh Slattinegk in einem Graben, Malnek genannt, und lässt ein Jtaliänischer Graf solches bearbeiten. Das XXVI. Capitici*. Von den Böden, Thälern und Feldern in Unter-Crain, als dem zweyten Fünfftheil. Inhalt. frülarum aus denen sehr hänffigm Düden und Thälern in Unter-Crain nur eine gewisse Anzahl anjetzo erzehlt, und die übrige ausgelassen werden. Dern-nethst folgen die kürnehmste Köden dieses zwenten Theils nacheinander, wie die am Dlande gesetzte Uamen derselben ben dem ersten Anblick weisen. Insonderheit wird an dem Acber-Dodem die Fruchtbarkeit desselben und die Vortrefflichkeit seines Weinwachses gerühmt. Dergleichen wird an theils hernach folgenden Roden gelobt. Häuffiger Fang der Aebhüner im Gurkhfelder-Dodern. Quecksilber im Wthager - Doden. Wasser - Mangel im Ternenizer Dodern. fkfote Müdigkeit der Natur hat Usich in Unter-Crain viel weiter ßff ausgebreitet, als daß meine L Feder dieselbe sollte völlig be-^.greiffen oder bezeichnen. Sie ^ hat diesem andren Theil von Crain mehr Bödem und Thäler & zugeeignet, weder mirbe quemlich fällt, dieselbe alle sämtlich vorzutragen. Sie hat diesen Strich deß Landes gar sehr damit angefüllt und sich weit reicher an Wercken hierinn erwiesen, weder ich mich an Worten. Wie dann die Wercke deß hohen Schöpffers übermall von so grösser Fülle, daß sie uns einen groffen Mangel an Worten, womit sie Alle mögten ausgedruckt werden, hinterlassen. Es ist alles gut, was Gott gemacht, aber wer kann Alles zehlen, was Er gemacht? Es geht nicht einmal alles ins Gesicht viel weniger in unsre Rede, ja nicht ein Mal in unsre Gedancken. Wer zehlt bte Sterne allesämtlich auch nur mit den Augen? sintemal ihrer eine im* zehliche Menge unsren Augen von der entsetzlichen Höhe entzogen wird. Und wer Hehlt auch das Alles, was aus Erden ja was tn einem einigem Lande nur von Gott und seiner Dtenerinn der Natur bereitet ist? Einmal bleibt es dabey, daß Gott reicher an Wercken als wir an Worten. Mich aber schreckt allhie von Andeutung aller Bödem, Gründe und Thäler unsers Unter-Crains, die sich ja endlich noch wol zehlen liessen, nur die Weit-läusstigkeit und derselben gemeinlicher Anhang der Eckel deß Lesers ab. Denn wir Menschen seynd leider! so geartet, daß wir die Güter und Geschencke der Natur lieber sein weitlüusstig besitzen und gemessen als weitlüusstig anhören. So wollen wir demnach anjetzo von der Menge einen Ausschuß machen, und obgleich alle Gründe und Thäler deß Unter-Crains mit schöner Anmut und Fruchtbarkeit verherrlicht seynd, dennoch nur etliche hin und wieder ligende hervorziehen, mit Versicherung, daß die übrige, so wir allhie unbenannt lassen, an Preislicher Beschaffenheit denen anjetzo benennenden keinen Fuß-breit weichen. So soll demnach in dieser Erzehlung nach der Buchstab-Ordnung den Vorzug ^ und die erste Selle haben der Bodrni. Archer Bodem (Navake sonst genannt), diesen, der zwischen Gurkhseld und S. Margareten ligt, erhöhet seine Fruchtbarkeit zu einer grossem Ruhmwürdigkeit. Denn die ihm gar tieff geneigte Natur hat ihn durchaus mit allerley Baum-und Erd-Früchten begabt, ferne nnzehlbare Bäume mit dem alleredelstem Obst überhaupt. Bon Kastanien (oder Kästen) hat sie ihm gantze Wälder geschenckt. Es wachsen auch darinn sehr viel Zarpsen, etliche nennen es auch Arschizen. Die häuffige Weinberge prangen und suncklen mit ihren süssen Amethysten, Diamanten und Hyazinthen oder braunen, tpeissen und gelben Trauben auss lieblichste und liesfern einen vortrefflichen Trunck Weins. Es hat zwar dieser Bodem nicht viel Ebnes, nichts de-stoweniger doch schöne Felder. Aus dem grossen Gebirge stehen Wälder, an mittleren Bergen lauter Weinstöcke. In kleinen Berglein haben die Bau-Felder ihren Platz, und in den Thälern dieWiesma-ten. Das übrige ist mit vielen groß und kleinen Dörflern besetzt. Anàr Der Ainödter Bodem (Usateske) 0 em' hat an einer Seiten den edlen und fischreichen Fluß Gurkh und zwar den besten und sürnehmsten Ort desselben, nemlich wo man allerley Gattungen der köstlichsten Fische in häusfigster Menge sähet, dann weiter hinab ist dieser Fluß mit seinem Fischwerck so auswürssig nicht mehr als allhie. Ans der andren Seiten verbollwerckt ihn das Gebirge, welches, ob es gleich hoch, dennoch Gott dem Nutzen nach den Einwohnern dieses Grunds unter die Füsse gethan, sintemal es ihnen mit seinen schönen Wäldern und guten Bieh-Weiden sehr wol dienet. Besser unterwerts treten lauter Wein-Gebirge hervor samt dem de-licatestem und sonderbarstem Obst, und tut Grunde eröffnet sich das edelste Bau-Feld, gleichwie am Fluß die Aug-ersreu-lichste Wiesen ihren Teppicht dir vorlegen und so annehmlich auseinander wickeln, daß sie gar leicht deine Lust hingegen in sich verwickeln. Dieser Bodem unterhält unterschiedliche schöne groß - und kleine Dörfler, welche ihn desto glücklicher bewohnen, weil sie von einer köstlich-guten, frischen, gesunden und wolgetemperirten Lufft erquickt werden. S. B ar t h o l o m ü i Feld (Sentier- S. Bartho. neisku pule) ligt zwischen Pletriach und at Landstraß und kann sich eben sowol mit seiner schönen Gelegenheit was einbilden oder vielmehr die Güte dessen, der sie so schön gebildet hat, vorbilden. Du findest hie solche Bau-Felder so aus dem Kern über die Masse schön, eben, groß und Debruiner Bode». Festnitzer Thal. Gurkhfelder Bod en. S. Jrgen Bodem. Kostreinizer Thal. e Kresnizer Bodem. sehr erkenntlich für die aufgewandte Mühe find, ungleichen herrliche Weinberge und deß Obstes einen reichen Überfluß. Denn es ist ein Boden von ausbündiger Fruchtbarkeiß der mit Kästen, Zarpfen und dem alleredelstem Obst nicht nur etwan hie und da in etwas bewachsen, sondern gar bewäldert nur mit dem göttlichen Segen wie ein Irdisches Paradeys gefrönt ist; derhalben in einer so glückseligen Gegend auch viel schöne, sowol grosse als kleine Dörsfer zu wohnen belieben. Der Debruiner Boden (Udo-bruine) streckt sich von der Stadt Laybach hinunter zwischen dem Fluß Laybach und den: Gebirge, biß an das hohe Gebirg hinab geschmückt mit herrlich-gutem und ebnem Acker-Werck, häussigem Obst und vielen großen Dörffern. Das Festnitzer Thal (Ubesnize) erstreckt sich nach dem Thal hinunter von Tribeleu biß zu der San, ligi zwischen hohem Gebirge, hat etliche kleine Dörffer und wenig Bau - Feldes, aber große Wiesmaten. Der Gurkhfelder Boden (Ker-skupale) reicht biß an die Gurkh und zeucht sich neben der Sau hinunter; begreifst ein überaus schön-ebnes und großes Bau-Feld, auch viel Weinberge, auserkornes Obst, und in seinem Gefilde sammlen sich dieReb-hüner bey großen Schaaren so häuffig, daß die Netze wunderselten ohn einen reichen Fang zurück kehren. Solche Fülle hat verursacht, daß dieser Bodem auch mit mächtig-viel-schönen und großen Dörffern angesüllet und bepflantzet worden. S. Jrgen Bodem reicht nach der Sau hinunter biß gen Litay und hinauf biß Kresniz. Sein Acker-Feld ist kern-gut, sein Obstwerck häuffig. In seinen Wäldern stehen viel Kästen-Bäume, aber doch nicht häuffig beysammen, sondern nur hin und wieder. Er hat wenig Ebnes und doch einen fruchtbaren Boden. Es giebt darinn viel kleine Dörffer. Das K o st r e i n i z e r Thal ligt unterhalb Wagensperg zwischen dem Gebirge, begreifst viel Dörffer, deren Einwohner von der Holtzfuhr aus den Wagensper-gerischen Wäldern, daraus das Holtz in die Nachbarschafft verführt wird, viel gewinnen, wiewol sie auch viel Aecker und viel Wiesen haben. Der Kresnizer Bodem (Ukresni-zah) erstreckt sich oberhalb Poganikh nach der Sau, hat zwar Gebirge, doch dabey ein hübsch-ebnes Bau-Feld. Es Hausen darinn viel Roßhändler. Der Knmer-Boden lenckt sich um Kumberg herum nach demselben Gebirge, ist auch überall gebirgig und hat ein mächtig- hohes Gebirge. Aber dieses Gebirge ist oben sehr flach und deßwegen zum Bau und Wohnung bequem. Wie es denn auch würcklich alles wol gebaut und mit Leuten so besetzt ist, daß man schier kein Gehöltz hat zum brennen, indem alles voll Aecker und Felder und auch an theils Orten, da es nidrig, Weinberge sind, und überall bald große bald kleine Dörffer bald einschichtige Häuser stehen. Darum, obgleich in diesem Bodem überaus viel Hügel, Berge und Thüler befindlich, wird doch Alles bearbeitet, ohn-angesehn er wegen der erschrecklichen Höhe sehr kalt. Solche Kälte verursacht auch, daß das Obst, wiewol es häuffig allhie wächst, dennoch gar spät zeitig wird und die sonst gute Bau-Felder nur einen Nutzen geben. Den Heidel muß man alle Mal auf die Prahe säen. Und dem Hirs verstattet die Külte keinen Wachsthum. Man ziehet viel Vieh daselbst als: Rinder, Schafe, Ziegen (oder Geysse) und dergleichen. Der L i t h a y e r Boden (Uletye) passirt zwischen der Sau und dem Gebirge, hat ein feines flaches und ebnes Bau-Feld, darinn beydes Flachs und Hirs aus der Massen gern wachsen. Man sindt in diesem Boden bißweilen Quecksilber und auch sonst noch viel Gutes. Der Lueger Boden (Ulukne) geht von Lueg und dort herum, biß zu der Gurkh hinunter, umfängt nebst einer-großen Wildniß auch ein gut-und ebnes Bau-Feld, viel Weinberge, viel Obst, und fruchtet denen darinn gelegenen, großen und kleinen Dörffern, derer eine grosse Zahl ist, gar mildiglich. S. Marainer Boden (oder S. Marien Boden (Ushemarie) hebt von Geyerau an und fährt fort biß gen Wei-xelburg. Er hat viel große und ebne Felder, imgleichen viel Berge und Thäler, die doch alle Frucht bringen. Daher auch Alles voll großer und kleiner Dörffer steckt, wiewol dieselbe sehr kotich, und in demselben wohnen viel Sämber. S. Margreten Boden (Usheme-riete) schweifst dort herum biß zu der Gurkh. Ist von auserlesener Fruchtbarkeit und zwar von Hügeln, Thä-lern und Ebnen gemengt; doch überall Kumer- Boden. Lithayer Boden. Lueger Boden. S. attardi' »er Boden- S. Margreten Boden. zur Bearbeitung bequem. Es ligen überaus viel Weinberge darinn, und findt mau daselbst auch das auserlesenste Obst, gleichwie in den Wäldern von Kastaneen die Fülle. An grossen und kleinen Dorf-fern giebt es die Menge. rei « ì"ne- S. M ä r t n e r e r B o d e n (oder S. 0 cn' Martins Boden) (Pershumartene) lenckt sich um S. Merten herum biß zu der Sau; ist vortrefflich an Güte und Fruchtbarkeit, als der viel Obst zeuget, und nebst vielen andren Bergen und Thä- : lern auch Weingebirge, schöne Wiesen, gute Bau-Felder begreifst. Der Hirs und Flachs wächst darinn nach aller Lust und gerät!) ausbündig wol. Es ligen darinn vtel_ Dörfler, grosse und kleine, und auch sonst eintzelner Häuser eine grosse Zahl. Die Einwohner treiben allerlei) Hand-wercke, darunter der Ledrer und Schmiede ihres insonderheit gehet. Und weil gemein-lich, nachdem die Hände wol gearbeitet, der Mmtb auch eine gute Arbeit wünscht, so giebts in allen Winckeln Wirtshäuser, die einen guten Bissen und Trunck um die Gebühr ihnen vorsetzen. A'schieduler DasM i schieduler Thal, sonst M e n s s e n - T h a l - genannt, (Mischie-clull,) ligt zwischen Gebirgen, die es gleich- i sam wie eilten Schatz zu verwahren scheinen ; und zwar billig, weil es auch einen Schatz der Natur Hat,- nemlich herrliche Wiesen und Ban-Felder, Weingebirge und viel Dörfler. Bischer ^ Der Moreutscher Bodem lenckt sich um Gallenhoff und Thurn herum, und lässt ihm in der Güte von den an- j dren wenig nehmen oder zuvorthun. Ihn begrünen und überschatten viel Lust-reiche Wälder, ihn nähren manche grosse und gute Bau-Felder, ihn laben viel edle Obst-Bäume, ihn erfreuen viel Weinberge, ihn bewohnen viel grosse und kleine Dörfler, und gar viel besonders stehende Häuser. Bacher Der R a t s ch a ch e r Boden (Per ra-dezheje) nimt seinen Weg um Ratschach herum an der San, angehänsft mit vie-lem hohen Gebirge und Thälern, auch schönen, ebnen, guten Bau-Feldern, vielen Weinbergen, gnugsamen Obst, vielen grossen und kleinen Dörflern und über-aus-viel eintzelnen Häusern. $oben.ei . Der Rndniker Boden erstreckt sich von Laybach hinab gegen S- Marain zwischen grossen Wiesen und dem Fluß: Laybach ; hat hin und wieder Bau-Felder, und grosse Wiesmaten, ist aber sehr: morastig und leimig, und seynd etliche Dörfler darinn. Rudolphswerther Bodem (Per Rudolphs-novem mestu) geht um Rndolphswert Ser^cc herum an der Gurkh, besitzt viel gute °um" Bau-Felder, auch überaus viel trefflicher Weinberge; ist auch gantz voll groß- und kleiner Dörfler und einschichtiger Häuser. S. Rnprechter Boden (oder S. f-Ruprechts-Boden) sonst llsentroprat " 0 en' benannt, zeucht sich um S. Ruprecht weit herum, hat viel Berge und Thaler, auch viel schön-ebnes Feldes, gute Ban-Felder, viel Weingebirge, deß Obsts die volle Gnüge, sehr viel grosse und kleine Dörfler nebst viel einzelen Häusern. Der S a n e n st e i n e r B o d e n streicht Saumstàr um Sauenstein herum an der San. ' L' cn‘ Seine Berge und Thäler, derer gar viele, seynd alle bewohnt. Er hat auch viel Wein-Berge, köstliches Obst, viel grosse und kleine Dörfler und allein-stehende Häuser. Der Sitticher Boden (Perseti- Sinicher zene) erstreckt sich um Sittich herum, 's’I'en' umfängt viel Berge, Thäler, auch schöne und ebne Ban-Felder. Alles ist mit Dörf-fent, so grossen als kleinen, besetzt, und trägt dieser Boden trefflich wol. Der Stan gen walder Boden Stangm-(Ustange) ligt in dem hohen Gebirge zwi- ®a‘6er scheu Osterberg und S. Merten, ist auch selbst ein hohes weitsichtiges Gebirge, so in vielen Bergen und Thälern besteht, die " aber alle fruchtbar. Alles ist da voll grösser und kleiner Dörfler und eintzelner Häuser. Es giebt daselbst ein trefflichs Obst, treffliche Aecker und Ban-Felder, auch an manchen Orten Weinberge. In seinen Wäldern wachsen die Küsten gar hänfsig. In denselbigen läufst auch viel Wild, weßwegen es daselbst auch viel Wildschiitzen giebt. Bor wenigen Jahren war dieser Boden noch wenig bewohnt, mit lauter Wald- und Wildniß überzogen; nunmehr : aber sieht er aus weit andren und lent-j seligent Augen, sintemal fast lauter Felder und Garten draus geworden. Der T e m e n i z e r B o d e n (Temenza) Tememzer reicht weit hinaus, nemlich von S. Beit ®Di’cn' gegen Seissenberg und Treffen, und ist sehr groß. Es ligen darinn gar viel kleine Berge, Hügel und Thäler, ungleichen ebne und köstlich-gute Felder. Seine Frucht-: barkeit ist verwunderlich. Insonderheit bauet man allda guten Heidel oder Bnch-; weitzen (in Graut nennet mans Haden Stofftier Boden. S. Beiter Boden. ober Haiden). An Weinbergen findt sich die Menge, gleichwie auch an grosse« und kleinen Dörffern und einschüchtigen Häusern; hingegen aber kein Messendes Wasser, noch einiger Quell-Brunn; darum, wann der Regen etwas lange ausbleibt, müssen die Leute aus eine, ja zwo Meilen nach Wasser gehen, und selbiges entweder aus dem Fluß Gurkh, oder aus der Temeniz schöpffen. Die Einwohner handeln viel mit Ochsen und andrem Vieh, und ist auch sonst der Boden trefflich gut und fruchtbar. Der Trefsner Boden (Utrebne) erstreckt sich um Treffen herum, ist mit vielen fruchtbaren Bergen, Thälern, lustigebnem Gefilde, gutem Bau-Felde und Weingebirge und edlen Wiesen beschönt. Grösser und kleiner Dörffer wie auch alleinsamer Häuser setzt es darinn die Fülle. ©.Vetter- oder S. Veits-Boden (Usentuide) breitet sich aus um S. Veit herum, prangt mit ebnen, guten und aus-gesucht-schönen Bau-Feldern, frucht-rei-chenden Hügeln und Thälern, weßwegen auch daselbst Alles voll groß- und kleiner Dörffer und alleiniger Häuser steht. Er hat auch Weingebirge, und wird über die Masse viel Haiden daselbst gebattet. Zudem suchen ihrer Viel ihre Nahrung oder Vermöglichkeit im Handel mit allerlei) Vieh. Der Untererckensteiner Boden Untererckcn-(ügomilali) ligt um Erckenstein herum au der Sau und am hohen Gebirge, kann sich seines wolgeschlachten, grossen und hübschen Bau-Feldes, wie auch seiner Muffigen Baum- und Reben - Früchte (angemerckt, er an den Bergen guten Weinwachs hat) mit Ehren rühmen. Welchen Ruhm die Vielheit der Kästen in den Wäldern, wie auch der grossen und kleinen Dörffer überdas vermehrt. Der Weipelberger Boden (Per- Weixelber-uisne gore) hält seinen Strich um Wei- Boden, xelberg herum. Ist reich an Bau-Feldern und Obst-Gewächs, aber mangelhasit an Ebne, als deren man wenig da antrifft. So ist er auch an theils Orten sehr lei-micht oder morastig, an theils andren aber gantz sandig. Dennoch stehen viel Dörffer darinn. Der Weiskirchner Boden (Per Weiskirch-belle Zierkue) erstreckt sich um Weiskir- ner '■So6cIL chen herum langst der Gurkh. Ihn bekrönen viel fruchtreiche Berge, Thaler, zierlich-ebne und gute Felder. Nicht weniger bekräntzt ihn sein herrliches Weingebirge, dessen ziemlich viel ist, sowol als der grossen und kleinen Dörffer. Bey diesem Bodem lassen wirs beruhen, damit nicht dem Leser durch Benennung noch tnehrer die Lust zu Bodem gehe. Bas xxvil. (Captttel. Von den Bergen in Unter-Crain. Inhalt. Alle Mnter-Crnmtriscbe Kerge zu beschreiben, will man um die erb lende Weit-läutktigbeit zu meiden, unterlassen. Gelegenheit etlicher bon dielen berausgezogenen Kerge in Nnter-Crain. Steinigter Weg dess Hergs Ostresch. Vorzeitiges Vergiti er tb int Kerge Sittariauiz. Kr treten hiemit aus den Bö-, den zu den Bergen. Deren es l in diesem andren Crainerischen j.Fünfftheil oder Unter-Crain so voll, daß die Beschreibung 'aller derselben wol ein gantzes Buch füllen sollte. Zudem würde solches nicht nur viel zu weitläuffig, sondern auch zu schwer fehlt, in Ansehung, daß sich fast alles Gebirge aneinander henckt. Uberdas weiß man nicht viel Besonderes noch Denckwürdiges davon zu erzehlen. Diesem nach gedencke ich * nur etliche, so in Unter-Crain hin und wieder ligen, heraus zu ziehen, und auf folgende kurtze Masse zu beschreiben. Groshiza (welches ein Deutscher Gro- Der Berg schiza schreiben und aussprechen muß,) GrosMza- $er, nerh ligt nahe bey Klivisch oberhalb der Sau. Ist gähe, hoch und mit Büchen bewachsen. Javarnek. Javarnek ist eben sowol hoch und dazu fruchtbar, auch mit Dörffern und Häusern wolbebaut; ligt zwischen Laybach und S. Merten. Jörgen- Oberhalb Thurrn und Gallenhoff er-3> hebt sich der S. Jörgen-Berg (Sen-tiuriauagora) und ist ein lustiger Berg, der dem Gesicht überaus wol gefällt: daher er auch vorzeiten gewaltig-viel Ge-bäue und gemaurte Häuser gehabt, wie solches noch einige aus der Vergeh- und Verfallung rückständige und überbliebene Spuhr-Zeichen zu erkennen geben. Kersniskeuerb ligt an der Sau zwischen Osterberg und Poganigkh. Ist hoch und fruchtbar, mit vielen Bau-Feldern begabt, und auch von vielen Häusern bewohnt. Dumberg Der Kum-Berg (Kum) ist gleichsam aller andren Unter-Crainerischen Berge König; sintemal er über sie alle mit seiner gewaltigen Höhe erhaben steht und überaus weit (nach Art der Könige) in die Ferne sihet. Tenn er stellet dir nicht nur Steyer und Kärnten, sondern auch Croatien und Türckey unter Augen. Ihn bewachsen die Buch-Bäume, und seine Scheitel wird von einer S. Agnes-Kirchen gekrönt. K°*iek. Der Berg Kosiek ligt sehr lustig in der Temeniz. 1Iasouneg. Magouneg steigt bey Schürffenberg empor zu einer grossen und gühen Höhe, wird mit schönen Büchen überkleidet und hat grosse Wildnissen. llalnek. JVIalnek, der nahe bey Slattenekh an der Sau sich erhöhet, ist gleichfalls gar hoch gespitzt und voller Büchen: inwendig aber auch voll Bley-Ertz, und hat man vormals viel Bley ihm ausgegraben, gleichwie man auch jetzt vor einem Jahr angefangen, das Bley-Ertz zu graben und das Bley draus zu schmeltzen. Der Osredigk, so nicht weit von Wagensberg, ist zwar ein hoher, doch nichts destoweniger frucht- und wohnbarer Berg, mit Häusern, Obst und Aeckern aufs beste versehn. vsa :t6ets. Der O st erberg (Osteruercb) hat seinen hohen Stand zwischen den Flüssen Festnitz und Laybach in der Gegend, wo die Feistriz sich der Sau zuwältzet und zu verschlingen giebt. Dieser Berg hat eine trefflich-schöne Aussicht in die weite Ober - Crainerische Felder und Schnee# Balv. II. Buch. Gebirge. Insonderheit aber ist es eine Lust gleich vor sich hinunter zu sehen, wie die jetztbemeldte vier Flüsse das Land durchädern und endlich allhie zusammen rinnen. Ostrescb thürnt sich aus oberhalb Bi- Ostresch. lichberg mit einer sehr hohen und gautz spitzigen Scheitel, und um gleichsam destomehr zu bezeugen, daß er menschlichen Füssen sich ungern nnterwerffe, so ist er nicht allein spitzig, sondern auch sehr steinig, also, daß er wol zum Fürbilde deß Tugend- und Ehren-Steigs sich schickte, welcher nicht mit Rosen, sondern harten Kieseln gepflastert ist. Pli s ch i n iz (Plessiuiza) oberhalb Ain- Plischmiz. ödt ist hoch, beydes am Hügel, und an Fruchtbarkeit; hat grosse Wälder und ein hübsches Aussehn, auch unten ein Weingebirge. Den P r e s g e i n e r Berg (Presgaine) Presgemer zwischen Laybach und S. Merten macht ''8er9-eben sowol die Höhe ansehnlich und die Fruchtbarkeit beliebt. Der Berg Presika, zwischen Gallen- Pràa. stein und Wagensberg, richtet sich mit jj seinen grossen Buch - Wäldern hoch aus, bequemt sich dennoch auch zur Fruchtbarkeit und zur Wohnung; gestaltsam er viel Häuser, Aeker und Weinberge trägt, auch viel Obstes, sonderlich aber viel Kirschen und Kästen spendirt, und dabey auch das Gesicht mit einem schönen Pro-I spect ergeht. Der Berg Prinskau ist hochgespitzt, Prinskau. doch fruchtbar, viel-behäusert, mit Aeckern : und Weinbergen versehn, und stehen droben aus seiner weit um sich schauenden Spitzen drey Kirchen. S ch ö n b e r g (Schömberg) ist, wie Sàiberg. sein Nam lautet, ein schöner und lustiger Berg in der Temeniz gelegen. Shambach (oder S ch a mba ch) ober- shambaeh. halb der Sau zwischen Litay und Ratschach , ist ein gäh-hoher Berg und mit Buchen bewachsen. Der Sittariauiz aber, oberhalb Sittariauiz. Lithay an der Sau, hat wenig Gehöltzes nunmehr, sintemal es sehr ausgehackt und der Berg also schier nackt und entblöst ligt. So hat er auch weder Aecker noch Früchte. Vorzeiten hat man daselbst ein Bergwerk gebaut, wie man solches noch wol erkennet. Was es aber für eines eigendlich gewesen, steht leichter zu vermuten als unbetrüglich zu wissen Ich * vermeyne, man habe Bley-Ertz daraus gegraben, soviel man aus den Halmen Spega. Suiben. kann abnehmen und urtheilen. Sonst findt man bißweilen unter diesem Berge einiges Quecksilber; daraus zu schließen, es müsse da auch ein Quecksilber-Ertz seyn. Spega ist ein hoher Berg oberhalb Bilichberg, von keiner sonderbaren Eigenschafft berühmt. Suiben bey Schärffenberg ist gleichfalls hoch und wird von den Buchbäumen sehr geliebt, die in der Menge ihn begrünen. Telezuerch (oder Fletzberg) gleich bey Teiezuereh. Wagensberg, ob er zwar auch hoch ist, demütigt er sich doch unter den Pflug und menschlichen Besitz. Denn er trägt viel Häuser und fruchtbare Felder. Und wie man insgemein von allen hohen Bergen in die Türckey sihet, also auch von diesem, der sonst auch ohne dem einen schönen Ausblick in die Ferne wirfst. Das xxvill. (Cnpiltcf. Von den Wäldern in U»ter-(5rain. Viel Kästen-Wäldlein. Inhalt. don denen meistens kleinen Wäldern in Unter-Cruin werden die bekundeste beschrieben, und nicht allein ihre Gegend, sondern auch andre Eigenschaften und Dewandnissen angezeigt, als, was für Häume darinn wachsen, was für Wild darinn laufe, was für Mutzen sie liefern. Woben neben andren der schöne Marmel dess Waldes Hrastnig angezogen wird. Uuter-Craiu findet man nicht lauter Eychen, darauf Eychen-Mistel wach-übrig viel grosse, aber hingegen sen, wovon man jährlich einen Vogel-Leim bekommt. Wann die Eycheln gerathen, viel tausend Säue desto mehr kleine Wälder. Dar '" Unter-Crain. Gallila Berg. bertschberg. Gobnek. ®tiinbevg. Hallenberg. Malkouez. ^enischa- «ctg. Niltzberg. Jl°rauska- €ora, Prence. ^gomilah. ^araunech. ^ouagora. |ln andrer °uagora. £,t°3Perg. ^asina. ^atelineg Ogra- dam, ^riQskauo. s«uno. ^«nberg. Gertschberg (Grerzuie) ist nahe bey Altenburg. Aus demselben kommt ein trefflich-guter und starà Wein. Insonderheit ist sein roter Wein sehr delicat. Denn in diesem Weingebirge, welches groß, wächst sowol roter als weisser. Gobnek (Grobnek) nahe bey Gallenstein, giebt einen klaren Wein, wie Wasser, der gleichwol gar gut. Aber G r ün b e r g, (sonst Pisana gora genannt), so nahe Grünhof ligt, liefet einen Wein, der für den Durst gar nicht taugt. Hallenberg ligt unweit von S. Ruprecht, und hat einen guten Wein. Der Weinberg Malkouez, so bey Nas-senfuß ligt, lässt sich auch trincken. Menischa-23 erg bey Thurrn am Hart ungleichen. Am M iltz --Be r ge bey Klingenfels kommt der rechte Feind der Traurigkeit hervor, nemlich ein auserlesen-guter und herrlicher Wein. Morauska-goraim Moreutscher Bodem berechtigt sich auch einer Lob-Zeilen, denn er wirfst gar gute Trauben in die Butten. Murenze, welcher zwischen S. Ruprecht und Ratschach, erzielt einen frischen und scharffeit Wein. Dergleichen thut auch Nagomilah zwischen Schürffenberg und Ratschach. Naraunech, so nahe bey Nattschach ligt, zeugt einen Trunck von gleicher Art. Nona gora, so nahe bey Gallenhos, beweinet dich mit einem guten und klaren Reben-Safft, und mit fröhlig-machenden Threnen. Ein andrer Nouagora, so nicht weit' von Wagensperg ist, giebt gleichfalls guten und Wasser-klaren Wein. O k r o g p e r g giebt dem S. Ruprecht einen fröligen Nachbarn, sintemal er auch ziemlich-gut betrüubelt wird. Pasina nahe bey Klein Lak, liefert zwar geringen jedoch gesunden Wein. Petelineg ligt nahe bey Gimpelhos. Podgradam nahe bey Schärffenberg hinüber unter dem Kumberge, ligt in einem überaus steinigem und gühem Gebirge, dennoch wächst da ein guter frischer Wein. Prinskauo, nahe bey Zyrkna ligend, hat gute, frische und klare Weine. Senno, so gleichfalls nahe bey Zyrkna gelegen, gewehrt ebenmässig einen guten, frischen und klaren Trunck. S te i n b er g (Ustangrobe) ist ein gros-ses Gebirge, so bey Ratschach ligt. Bon demselben bekommt man einen guten frischen Wein ; an theils Orten aber auch einen ziemlich-sauren, der doch gleichwol für den Durst dienet, und ein guter Lesch-Trunck ist. Stattberg (Terska gora) ein gar grosses Weingebirge, so nahe bey Weinhof ligt, beglückseligt seine Besitzer mit einem stattlichem, süssem und starckem Wein. Ein andres Statt b erg bey Gurkh-feld ist dem vorigen am Namen aber nicht am Vermögen gleich. Denn ob es gleich auch ein grosses Weingebirge, wohnt doch kein solcher Edler Geist in dieses seinen Trauben wie in Jenes seinen. Jedoch seynd seine Weine auch noch von ziemlicher Güte, obgleich nicht von so hoch-edler Krafft. Stermez, nahe bey Neudorff, reicht einen frischen Wein, so zwar etwas sauer, doch im Sommer gut zu trincken. Straschaperg (oderStraschaberg) (Ustrasche), ein groß Weingebirge, ligt bey Strascha. Allda wächst ein redlicher Trunck Weins, der gut und starck ist. Straßperg ligt nahe bey Ratschach Teltschberg bey S. Kanzian gebiert einen roten Wein, der köstlich-gut. Am Thor (Naurateh) ligt nahe bey Wagensperg, verschafft einen frischen und klaren Wein, der gar gut für den Durst, darum ihn der Sommer mehr liebt, als der Winter. T r e s l a u i z-Berg ligt bey Thurrn am Hart. Bazemberg nahe bey H. Creutz. Der Vetternich nahe bey Sauenstein. Hie wächst ein guter frischer Wein. Vineuerch, so unweit von Rudolphswerth, ist ein groß Weingebirge, giebt einen köstlich-guten Wein. U k o b i l a h ligt nahe bey Thurrn und vergnügt seinen Herrn mit einem guten frischen Wein. Gleiches Ruhms ist auch der Ukro-karieh würdig, der nicht weit ^von S. Ruprecht. Denn aus seinen Trauben fliesst eben sowol ein fein frischer Trunck. Uranska, der gleichfalls bey S. Ruprecht ligt, reicht einen guten und frischen Speis-Wein. Der Weinberg Ustrasche ligt nahe bey Rudolphswerth. Weinperg (Vineuerh) ligt zwischen Hochstraß und Landstraß und giebt einen vortrefflichen Wein. Stattberg. Ein andres Stattberg. St ermez. Strascha- perg. Strasperg. Teltschberg. Am Thor. Treslauiz. Bazemberg. Vetternich. Vineuerch. Ukobilah. Ukrokarie. Uransku. Ustrasche. Weinsperg. Woinigkh. Ziernigberg. Stärcke solcher Weinen. Bon dem Weinberge Woinigkh, der nahe bey Rudolphswerth, bekommt man gar einen guten Frölichmacher. Ziernigberg bringt sein Wein-Gewächs nahe bey S. Ruprecht hervor. Wann bisher erzehlte Weine, welche wie oben gedacht, M a r h w e i n genannt werden, drey oder vier Jahre oder noch was länger gelegen, so brennen sie wie ein Branntwein wenn man sie zum Feuer setzt. Jedoch muß solches von den guten starcken Weinen und nicht von allen insgemein verstanden werden. Dennoch gleich-wol wird von dem schlechtesten, sauerstem und schwächstem Marhwein der Branntwein zehenmal stärcker gemacht, als von dem besten Wipacher oder Welschem Wein. Das XXX. (Capitici. Bon den Brunn-Quellen, Warm-Büdern und Seen in Unter-Erain. Inhalt. (•Melcher Orten in Nnter-Crain Hrnnn-Ouellen oder Keine fliessen. Wasser-Mangel an theils Orten. Heschreibung Fotntr schlechten Marm-Häder. Der See Mittalo, Key welchem ein durch rin Derg-Doch hinakgefallenes Ochsen-Ioch wieder hervor Kommt, obn die eingespannte Ochsen. DenrKwürdige Hegegniss, so einem Fischer auf dem A ras n er See widerfahren. Inwendige Datur-Seulen dieses Herg-Sees. Diseurs von der Natur- oder Nnnatürlichkeit setch-kerührter Hegegniss. Gespenster in einem See Key Cracau. Seltsame Art eines Sees in Armenien, wie auch eines andren m England. ; nter denen mancherlei) Röhren, ! Unser Unter-Crain ist von der Gött-^ (oder Canälen), wodurch der nn- wichen Güte auch htemtt nicht nngnä-tsichtbare Gott seine Güte uns 1 big angeblickt worden. Denn wrewol sie t armen Crd-Würmlein zuflösset über viel andre Länder diesen Quell-Wd sichtbar macht, seynd die Segen viel milder ansgegossen, hat sie ^^Brunn-Quellen uno warme diesem doch auch einen bescheidenenTherl Bäder. Durch sene werden nicht davon zugemessen und nicht so sehr eine allein Menschen und Thiere getrünckt, Kargheit als Mässigkert gegen ihm er-auch sonst allerlei) Bequemheiten und wiesen. . Wie es denn aus änderbarer hoher Nutzbarkeiten uns zu Theil, sondern auch Weisheit und Providentz Gottes herruhrt, manche anmutige und Nutz-reiche Bäche, daß nicht alle Länder oder Landschassten an ja Flüsse und Ströme, daraus erborn, allen Natur-Gütern gleichen Zuslusz haben, derem vielfältiger Nutz ans ben Brunn- ! Es seynd zwar mUnter-Cram an theils Quellen urspringlich herquellet. Welche Qrten gar keine oder nur schlechte Quell-Sprung-Quellen mit ihrer Silber-klaren Brünnlein, an manchen aberdoch hingegen Farbe gleichsam anzeigen , daß sie ver- jl gar gute. Als im Festmtzer 4. Hai sprnigen Quelle» mittelst Göttlichen Segens ein Land wol ; frische Eys-kalte, klare und gesunde Qnel- seynd oder versilbern, das ist, zu einem herrlichen Ber- len, wie auch etlicher Qrten im S. Mer* mögen Anlaß, Anfang und Ursprung geben tens-Bodem, und gleichfalls m vielen and-können. Durch diese, nemlich die warme ren Gegenden mehr. Bey Rudolphs-Bäder, wird der menschlichen Gesundheit werth aber und Landstraß ßndt man gedient und mancherlei) Gebrechen ab- aus einer Seiten keine rechte Brunn-—nel-geholfen, wie die Welt-kündige Ersah- len, doch hat es gleichwol daselbst gegra-rung lehret. !| bener tieffer Brunnen gnng, die alle gut Welcher Orten in Unter« Crain SttaSqet uni3 gesund zu trincken. In der Temeniz Thei,/ nn aber giebts gar keine Spring-Q-uellen Ctten- noch andre Wasser, so sich etliche Meil- wegs sowol in die Länge als Breite erstreckten. Weßwegen auch die Einwohner, wenn die Wolcken lange verschlossen bleiben und kein Regen herab fällt, genöthigt werden, aus eine oder auch wol zwo Meilen weit das Wasser herbet) zu führen. wes,te Was die warme Bäder oder Töpliz Warm- antrifft, so weiß ich * von keinen andren abct‘ ohn von zweyen. Deren Eines zwischen W ö r d l und W e i ß k i r ch e n anzutreffen, doch nicht in solchem Stande, wie es fehlt sollte; angesehn, es nichts zugerichtet, noch gebaut. Das Andre rinnet zu Klingen-sels gleich unter dem Schloß aus einem Steinfelsen, aber sehr unvollkommen und nur halb warnt ; zumal im Sommer, da es doch nicht recht warm, wie im Winter, weil es vielleicht, wie ich * vermehrte, inwendig mit einer kalten Brunn-$0n Quellen vermischt und gebrochen wird. Sren m Es ist auch in Unter-Crain kein rechter Untcc-<£rain. See, der die gewöhnliche Beschaffenheit eines Sees hette ; ausbenommen diese Sw r~ ^ween: Jiitta®ce Der See Mittalo nahe beh Ratschach, welcher unter einem Felsen, doch hoch ans einem Berge, und zwar nicht groß, aber unergründlich ist. Aus diesem See läufst das Wasser aus eine Mühle, und von $ _ dannen hernach in die Sau. In demsel-*«ich°?Orf, àl gehen viel Forellen. In Kn mb erg v". fo in ein sehnd ein paar Ochsen in ein gäh-stür-jjfe tziges Loch hinab gefallen, und ist das Joch, diesem See %ran sie zusammen gespannt waren, beh Wieder ‘ diesem See wieder heraus gekommen. Dar-rvpr' über es wol Fragens gelten mögte, wie ihnen das Joch vom Halse loß geworden, wann es noch gantz und unterbrochen wieder heraus gekommen? Vermutlich haben an diesen Joch-Ochsen grosse Hechte und andre Fische so lange gezehrt, biß sich das Joch abgelöset, in die Höhe begeben und davon geschwummen. Sonst steht unschwer zu begreiffen, wie e§_ zngegangen, daß das Joch, da es doch mit samt den Ochsen anderswo in ein tieffes Loch hinab gefallen, endlich beh diesem s che. Andren bey schwerer Straffe die Fischerei) verboten; woraus der Gewinn - gierige Kauffmann zwar alles angestellt, was zur Fischerei) gehörig, aber keine Fische, sondern einen Haussen Schlangen ins Netze bekommen. Solches hat hernach die andre Bassen, so diesem im Gubernament gefolgt, abgeschreckt, daß sie, seit dem sich niemals mehr unterwunden, den Fischfang zu verbieten, sondern Jedwedem frey- und nnverwehrt zu tasten, wie maus vor Alters gehalten. Einem See in Engeland, den man Grufer heisst, wird diese wunderbare Eigenschafft von Majo lo zugeschrieben, daß er gar reichlich die Netze füllet, so lange Männiglichem zugelassen wird, darinn zu fischen; hingegen aber, sobald man andren Leuten Einhalt thut, und die Erlaubnis; zu fischen nur gewissen Personen ertheilt, die Fische in demselben sich alsosort verlieren, auch eher nicht wiederkommen, als biß solches Verbot ausgehaben worden. Gleichwie nun solche Gewohnheit die-; ses Englischen und deß vorhergehenden Armenischen Sees nicht von der Natur, sondern aus Gottes gerechten Verheng-niß und aus einer übernatürlichen Ur-sach ohne Zweifel entspringt; ' also könnte auch die Feindschafft, so Gott wider die menschliche Unersättlichkeit, oder, eine andre verborgene doch übernatürliche Ursach auf diesem Unter-Craine-rischem See dem Fischer gewehrt haben, in dem Fischen die tägliche Nothdurfft zu übergehen. Wer weiß, ob nicht etwan inwendig ein gefährlicher Ort verborgen, da der Fischer, wann er mit der Zeit noch viel weiter sich hinein gewagt stette f mit seinem Schisflein stette zu $et Brech. Hnza. Dobruina. ^°F°istnz. ®'c Festniz. Grunde gehn können? weßwegen ihn vielleicht Gott durch ungestüme Erregung deß Wassers schrecken wollen, daß er nicht allzuweit hineinfahren mögte. Und hiezu dörffte die endliche Verfall- und Versperrung der Einfahrt, so nachmals durch Herabfallung eines Felsens geschehen, tool kein geringes Nachdrucken geben; nemlich es habe Gott nicht gefallen, dem Fischer die Einfahrt länger zu verstatten, damit derselbe nemlich nicht dermaleins in Unglück käme oder sonst etwas mit der Zeit daraus veranlasst würde, so den Anwohnern zu grossem Nachtheil gereichen könnte. Das xxxi. LaMel. Von den Flüssen und Bächen in Unter-Crain. Inhalt. iptbtnst dielen andren Mess-Massern in Nnter-Crain taird insonderheit die (Sürth und die Sau allhie eltaas umständlich beschrieben- Krebse bon unge-taöhnlicher Länge. Ztaeverlev Manier, über die Sau zu fahren. VortheilhaRe Erfindung der Schiller biel einzuladen. obgleich Unter-Crain ziemlich-|viet Flüsse und Büche zehlet, lachten wir doch dieselbe alle zu , erzehlen, für unnöthig und zu , weitlänfstig, wollen derhalben die ; kleinen, obwol ein Theil derselben auch fischreich sind, aus-lassen. Der Brech entspringt oberhalb Wei-xel burg und läufst in die Gurck. Es gehen nur kleine gemeine Fische darinn und etliche Mühlen. Boukouza fleusst zwischen dem Gebirge Sittich und Wagensperg hervor aus lauter Brunn-Quellen undbeyBrebill indieTe-meniz, hat kleine Forellen und Bärmblein, das ist Barben und treibt etliche Mühlen. Dobruina urquellet zwischen den hohen Gebirgen Presgein und Weixelburg und kommt oberhalb Osterberg zu der Laybach als ihrer Aufnehmerinn. Zhren Laufs ntmt sie mitten durchs lustig-ebne Feld, giebt mancherley sehr gute Fische und treffliche Krebse, auch etlichen Mühlen den Gang, und geschwillt vom Regen hoch ans. Dte F e i st r i z (Bisterza) gewinnt ihren Ursprung unterhalb Thall und ihren Aussprung (oder Auslaufs) in die Ney-ring, giebt Forellen, Bärben und Alten, treibt auch etliche Mühlen. Tie Festniz (Besenza) entspringt unterhalb Tribeleno zwischen Laybach und Grünnhof aus lauter Ouell-Brunnen, und zwischen hohen Bergen stürtzt sie sich der Sau in den Rachen bey Osterberg; führt Forellen, Stein-Barben, Alten und dergleichen, bedient auch viel Mühlen. G r a h a r z a läufst bey Sattenstein in die Neyring. Wann es Wasser-Güsse setzt, so wirfst sie bey ihrem Ursprünge Forellen aus. Grassuplizeza kommt hervor weit über Seitenhof, und verschenckt sich dem Schleinizer Bach bey Weissensteiu, treibt viel Mühlen, führt Schleyen, Alten, Hechte, Barben und ans bündige Krebse. Die Gurck (KerkaJ nimt ihren Ursprung zwischen dem Schloß Obergurckh und Gnrckhdorff aus einem Berge in der Ebene. Dann der Ursprung dieses Gurckh-Flusses hat einen sehr tieffen und fast unergründlichen doch Fisch- sonderlich aber und meistens Forell-reichen Kessel. Anfänglich wird sie von ihren Ufern enge gehalten wie ein Bach, biß dazu kommt das Wasser, welches gleich unter dem alten Schloß Obergurckh an zweyen Orten aus harten Felsen mit häuffigem Gewässer hervorbricht. Alsdann hebt sie an, sich nach und nach in einen ziemlich-grossen und etliche Getreid- iuta Säg- oder Schneid-Mühlen treibenden Fluß anszubreiten. Giebt Forellen von zwey biß fünff und sechs Pfund. Welche grosse Forellen zwischen 15* Graharza. Grassup- lizeza. Die Gurck. Siehe die Figur Nr. 16. Mariä Himmelfahrt und Mariä Geburts-Tag in diesem Fluß Gurckh sich gantz rot gefleischt inwendig befinden gleich denen Lachssahren. Zu anderer Zeit aber seynd sie nicht rot. Nachdem sie acht Meilen hintersich gemorsten, wirfst sie sich der San in den Schoß bet) Zatesch. Uber diß grosse und sehr tiesse Wasser ist man vieler Orten mit zweyen durch aufgelegte Bretter oder Böden zusamm-gefügten schiffen, denen ein ziemlich-weiter Zwischen-Ranm gleich-wol übrig bleibt, zu fahren gewohnt, wie oben gesetztes Kupffer abbildet. Dieser Fluß ziehet viel Getreyd- und Säg- oder Schneid-Mühlen, und macht bet) Wer dl eine ziemlich - grosse Insel, darinn das Schloß Werdl stehet so ziemlich groß, auch ein grösser Garten, ungleiche» bet) Landstraß, woselbst auch die gantze Stadt Landstraß samt dem Schloß in der Insel begriffen seynd. Ihn bereichern, wie schon gemeldt, die Fische mit einer grossen Menge und zwar allerlei) Gattung, unter welchem Schup-Pen-Heer nebst vielen andren delirateti und edlen Fischen auch die alleredelste Krebse, welche so wunder-groß, daß sünffsol- Sen|ce6-cher Krebse den längsten Mann überlän- s- dieses gern. Diese Länge dörffte bey Manchem Flussesleicht einen gar zu kurtzen Glauben antreffen und ihm wol die Meynung erwecken, man hette allhie solche lange Krebse nicht mit Krebs- sondern Schneider-Scheeren dem Leser zugeschnitten, oder mit einer poeti-I scheu Elen zugemessen, oder das Muster nach einigen Indianischen Krebsen nehmen wollen, welche so ungeheuerlicher Grösse und Stärcke, daß sie den Leuten Arme und Beine abzwicken können. Und ist nicht ohn, ein Fremder sollte wol eine Weile an sich halten, biß er eine solche Masse, daß sünfs Krebse einen langen Mann ausmessen sollten, für glaubmässig erkennte. Nichts destoweniger verhält sich ;j doch also in rechter Warheit. Ich kann * versichern, daß erst neulich zu Wien in Oesterreich eine fürnehme Stands-Person, als sie bey einer herrlichen Tafel dergleichen erzehlte, wie nemlich in Crain als ihrem Ba-terlande so grosse ordinari Krebse wären, derer sünfs eines Manns Länge ausmachten, von etlichen Cavalliern darüber sich heimlich verlacht merckend, also- fort aus diesem Fluß Gurck durch eine eigene Stasete auf der Post fünff abgesottene Krebse auf Wien bringen lassen, selbige ber_ gedachten Compagine gezeigt unsi erweisen habe, daß kein Mann diesen fünff Krebsen in der Länge gleich ; worüber man sich dann höchlich verwundert und durch den Augenschein sich genöthigt befunden hat, den gehabten Glauben gegen diesen Krebsen zu vergröfsern. Mancher Orten giebts zwantzig-drehssig-viertzig - ja^auch wol funffzig - pfündige Wahlen (Schaiden) oder Schaden darinn. Treffliches Die Fische seynd überaus wol geschmückt et • und so kernig als sonst in keinem Wasser, sowol die Hechte als Aesche und Forellen, wie auch sonst allerlei) andre Fische, insonderheit beh Ainödt und Teisenberg; jedoch beh Ein öd noch viel kerniger als oben beym Ursprung, und zwar aus Ursach, weil zwischen Teisenberg und Einöd gleich .am User dieses Flusses über neuntzig starete und eyskalte Brunn-Quellen entspringen. Solche Quellen machen den Fluß viel frischer, weder er sich oben beh seinem Usprunge befindt, der noch zwo Meilwegs oberhalb Teisenberg ist. Daher kommts, daß die allerbeste und wolgeschmackteste Fische zwischen Teisenberg und Einöd ihren Strich halten, wie auch noch ein wenig mehr hinunter. : Hernach aber noch weiter hinab fließen keine Quellen mehr, sondern nur andre weiche Wasser hinein, darum fallen die Fische daselbst nicht mehr so kernig, wiewol dennoch an sich selbsten, so man sie gegen andrer Flüsse Fischen betrachtet, noch trefflich gut. Hundz. Der Hundsbach (Pasiek) entspringt bach. ' unterhalb Bilichberg ans lauter Brunn- Quellen und setzt seinen Laufs zwischen dem hohem Gebirge durch nach der Sau zu, die ihn als einen Vermehrer ihres flüssigen Einkommens aufnimt. Er wird von vielen Forellen beschwummen und macht etliche Mühlen gängig, hat auch ehedessen einige Wercke zum Blehbergwerck getrieben. &ch!ka' Jablanschik kommt in dem Gallen-hofisch - und Wagenspergischen Wäldern hervor und unterhalb S. Märten in die Riekh. Ziehet viel Getreid - und Säg- ; (oder Schneid-) Mühlen und Hammer-Wercke. Das Wasser wirfst bißweilen schöne schwartzlechte Forellen aus. Beh dem Ursprünge spielen die Forellen, Bargen, Alten und dergleichen. Der Kastreinizer Bach (Kastreu- Kastreinizer niza) fließt aus eitel Brunn-Quellen 58(1(6 • zusammen in den Wagenspergerischen Wäldern und hernach in die Riekh, führt manchen guten Fisch, nemlich Forellen, Hechten, Barben, Alten, Schlehen und treffliche Krebse und drehet auch etliche Mühlen herum. Kreisenbach (ßakaunek) läufst vor- ®“lfcn’ über und hernach in die Neyring. Darinn a gehen auch mancherlei) Fische. Koseza entspringt nahe beh Smrekh Koseza. unter Weixelberg im Gebirge und rinnt in Wreg, hat nur schlechte und gemeine Fische. " Laybach (Lublaneza) ist allbereit oben Laybach, beschrieben in Ober-Crain. Melbach (Malnek) entspringt zwischen Màch. hohem Gebirge nahe beh Langeneg und nimt seinen Auslaufs in die Sau. Bormals hat dieser Bach viel Wercke zum Blehbergwerck getrieben. Seine Fische seynd nur klein. Metnai schi za empfängt diesen Namen Metnai-an dem Ort, wo der Kastrienizer Bach sehlza" mit dem Schwartzbach zusammen kommt oberhalb S. Märten in der Littay, und thut unterhalb S. Märten seinen Ausgang in die Riegkh. Man findt in ihm unterschiedliche Fische, als Forellen, Barben, Rassische, Neunaugen, Kopen, Alten und andre dergleichen, dazu auch schöne Krebse. So haben auch etliche Mühlen diesen Bach zum Beförderer. Die Neyring (Mirna) quellet beh Neyring. Gallenstein und schweißt etliche Meilwegs weit herum, biß zwischen Sauenstein und Tarifchendorff der Sau-Strom ihr Einhalt thut, und sich durch sie verstärckt. Sie regt viel Getreid-und Süg-Mühlen und führt allerleh Art Fische. Im Frühling gehen die Streich-Fische aus der Sau drein, da man dann viel tausend aus ein Mal sähet, aber keine andre als lauter Rassische. Prezhina springt beh Lueg aus einem Prezhina. Felsen und zwar so wasserreich, daß gleich beym Ursprünge eine große Mühle mit sechs oder sieben Rädern dadurch in den Gang kommt. Diß Fließ-Wasser speiset unterschiedliche Fische und ergießt sich in die Gurck. Die Rad olla entspringt oberhalb Rad olla. Reitenburg und begiebt sich mit ihrem Einlaufs unter den Gehorsam der Gurck, ist mit unterschiedlichen Fischen gesegnet und eine Sollicitantinn vieler Mühlen. Megkh. Die Sau. Zweyerley Überfahrt über die Sau. Sihe die Figur Nr. 17. Die erste Manier. Riegkh (Reika) ensteht im Stangen-Walde und eilt der (San zu, treibt Säg-und Getreid-Mühleu wie auch Hammer-Wercke, giebt Forellen, Barben, Alten (oder Aale) Nasfische, Bratfische, Hechte, Huechen und viel andre mehr, nebst schönen und grossen Krebsen. Wann der Frühling die Streich - Fische aus der Sau hinein führt, erfischet man etliche tausend Nasfische daraus und sonst keine nemlich unter solchen ankommenden Streich-Fischen. Bon der Sauen Ursprung und Laufs ist oben allbereit im XV. Capittel hauptsächlicher Bericht gegeben; dieses aber muß ich * allhie noch beybringen, daß man von ihrem Ursprünge biß zur Stadt Crainburg überall hültzerne Brücken über diesen Strom findet und die letzte derselben bey jetztgedachter Stadt Crainburg angetroffen wird. Hernach fährt man überall mit Schiffen drüber, und zwar auf zweyerley Manier. Denn man bindt entweder zwey grosse Schiffe (deren jedes von einem gantzen Baum-Klotz oder Stamm ausgehackt wird, gleich einem San-Troge) aneinander und setzt fünff, sechs, sieben auch wol acht Pferde dergestalt hinein, daß jedwedes Pferd mit seinen zween Border-Füssen in dem einem und mit dem zween Hinter-Füssen in dem andren zu stehn kommt, womit man dann also samt den eingetretenen Rossen hinüber fährt, (wie in beygedrucktem Kupffer vorgestellet wird) und zwar gar geschwinde. Denn das Wasser lanfft überaus streng und schnell, also, daß man überzwerch behend überschiffet, in einem Augenblick ja gleichsam hinüber fliegt; obgleich das Wasser zu Zeiten, wann es an-gelauffen, wol ein paar Musketen-Schüsse breit ist. Wann fremde Ausländer mit ihren eignen Deutschen Pferden, welche also die Schiffe zu betreten ungewohnt sind, hinüber wollen, macht es den Schiffleuten viel zu schaffen, biß sie selbige Pferde in die Schisse bringen. Alsdann geschieht es offt, daß solche Pferde ins Waffer fallen oder auch hinein springen nnd also heraus schwimmen, wann sie nemlich einer solchen Überfahrt und Stellung der Füsse nicht gewohnt sind noch mit Ruhe also stehen wollen, wie unsre * Crainerische Pferde, _ denen solches nichts Ungewohntes, deßwegen sie auch selbst freywillig hineintreten und sich recht stellen. Will man aber einen Wagen drauff setzen, so ligen zwey starete Breter zwerch über den Schiffen; da führen die Schiffleute den Wagen auf selbige über dem Schiffe ligende zwey Bretter, lassen ihn so drauff stehen; fetzen aber die Pferde, so zum Wagen gehörig, in die Schiffe nach jetzt beschriebenem Gebrauch und also mit Rossen und Wagen hinüber nach dem Gegen-Ufer zu. Die zwehte Oder (welches die andre Manier ist), an,et- man stellet es an, wie oberzehlter Massen an der Gurck geschicht, nemlich, daß man zwey in gewisser Weite vonfammen gestellte Schiffe mit einem Bodem oben überlegt. Allein auf diese Weise kann man nicht über vier oder aufs höchste fünff Pferde auf ein Mal überführen. So geschicht auch diese Uberfuhr nur an solchen Orten, da das Wasser nicht so starck, noch schnell läufst; wiewol es dennoch auch so eben starck und streng genug geht. Sonst führt man auch unterschiedliche Maaren die Sau hinunter auf Flössen, doch wnnderselten. Es muß das Wasser seine rechte Grösse auch dazu haben, sintemal^ es sonst keine Möglichkeit ist, über die Strudeln und Stein-Felsen zwischen den Gebirgen zu kommen. ?°3eit. Diese Unter - Crainerische Schiffleute düng j^fn* haben Mancherlei) Bortheil erdacht, das- Schleffer, j«tu)c, was sie ttt btetjen Schiffen die t^leneWu= San hinabführen sollen, in zweyen zu führen. Sie nehmen etwan zwey oder drey Paar Läget wol zugestopffte Und zusammgebnndne höltzerne Läget von solcher Art, darinn die Sämmer den Wein tragen, welche nemlich ein Roß-Tragt, so in einem Paar Läget voll Weins besteht, geben.^ Selbige Lägel schieben sie unter das Schiff, und können also in das Schiff viel ein Mehrers entladen, als sonst; denn die Lägel wiederstehen der tieffen Einsenckung deß Schiffs, und Haltens empor wie die Schweins-Blasen und Ballonen thun. Hievon müssen aber ausgenommen werden drey Meylen zwischen dem Gebirge, da dieses sich nicht practiciren lässt, sondern also hindurch zu kommen unmöglich fällt. Offt nimt auch wol ein Kerl ein solches Paar leerer, wolvermachter und zu-samm gebundener Lägel, und setzt sich, nachdem er die Hosen herunter gezogen, zwischen darauf, nimt alsdenn eine Krücken in die Hand, um sich damit, als wie mit einem Steuer-Ruder zu regieren, und fährt also das Wasser hinunter. Dieses Compendium oder kurtzen Behelfs :md Bortheil brauchen Ihrer gar Biele, und fliessen damit die Sau hinunter, sie mag gleich noch so streng lauffen und brausen; gestaltsam der Anblick beygesetztenKupffers Siehe die solches zum Augenschein lege» trab. 8,«"Nr'18' Der Schlei nitzer Bach (Schliuen- Schleimtzer zeza) entspringt bey S. Mar a in, läufst ®aä’-bey Weissenstein vorüber biß Kazi-nauas, und fällt in ein Loch unter die Erde, wie unten im XLVIII. Capittel zu sehen. Denn unter Weissenstein sliesst er schon im dritten Fünfftheil von Crain. Ihn durchschleichen die Barben, Hechte, Alten und ausbündige Krebse. Der Schwartzenbach geht oberhalb Schwartzen-Schwartzenbach ans der Erden hervor, 6ec und überlässt sich hernach der Riegk, wird " aber zuvor noch Metnaischiza benamst. Man fängt darinn Forellen, Barben, Alten, Pi) euren, Copen und dergleichen, wie auch sowol Stein-Krebse als andre schöne und edle Krebse. So gehen auch etliche Mühlen darinn. Skofelza bricht hervor unterhalb Gaye- Skofelza-rau und rinnt in die Igg im dritten Theil oder Mittel-Crain. Es geht eine schöne steinerne Brücke drüber auf der Landstrassen zwischen Laybach und S. Martin. Solche hat die löbliche Land-schafft neulich erst lassen zurichten. Diß Fließwasser schwellet vom Regen ziemlich hoch, und bewirthet allerlei) delicate Fische, als schöne Ruten (oder Ruppen), Hechte, Alten, Schleyen und dergleichen, ungleichen edle Krebse. Der Slapntza giebt der Stangenwald siapniza. ihren Ursprung zwischen Osterberg und Poganikh. Ist arm an Fischen, treibt doch gleichwol etliche Mühlen, und verliert sich endlich in die Sau. S o p o d dringt herfür hinter Billich- Sopod. berg und rauschet unterhalb Schärffen-berg über greuliche Felsen daher, biß er bey Ratschach die San antrifft, und von^ ihr wird eingeschwelgt. Die Forellen und' Stein-Barben erlustiren sich darinn bey ziemlicher Häusfigkeit. Der Stein-Krebs hat gleichfalls Belieben, darinn herum zu kriechen. Das Wasser schleufst sich über lauter steinigten Boden, und wächst vom Regen zu einer ungewöhlichen Grösse, fährt alsdenn auch mit gewaltig-reissender Flut und Flucht dahin. Es führt viel Mühlen herum. Die bekandteste und für-nehmste unter denselben hat es unlängst Stanigai. Shushiza. eilig weggerissen, wofür aber gleich daneben eine andre wiederum aufgebauet worden. Gleich oberhalb Siebeneck hat es vor diesem auch einen Hammer getrieben, der aber in Abgang gekommen. Stanigai entspringt nahe bey Unter-Erckenstein zwischen dem Gebirge und waltzet sich hinab zur Sau. Diesen Bach bestreichen im Frühling keine andre Fische als Kopen (welche Gresnerus Groppen nennet, a) aber am Frohnleichnams-Tage schiessen alle Jahre viel Forellen aus dem Ursprünge hervor, und beharren auch gegen dem Herbst im Bach, da man sie allezeit kann sahen. Shushiza kommt hinter Grundelhos hervor, und geht der Gurckh in denBu-sem. Dieser Bach lässt zwar etliche Mühlen nicht ruhen, aber wol den Fischer, weil er nicht viel Fische hat. Terstenig, so nahe bey Smrekh sich hervor macht, rinnt in den Werg, und hat nur kleine gemeine Fischlein. Töplitz (Topliza) macht gleichfalls • kein Netz leichtlich reich, sintemal eben £öp(i, sovol gar wenig Fische darinn gehen; entspringt doch gleichwol mit einem starcken Guß aus den Felsen unter dem Schloß Klingenfels, und sliesst in die Radola. Diß Wasser ist gar warm, wodurch vermutlich die Wenigkeit seiner Fische verursachet wird. Urainepotok läufst aus einem See aus einer Berg-Hölen zwischen hohem üraine. Gebirge und beut der Neyring seine Flut potok, an zum Geschenck. Z e r k n i z, ein trefflich kühler, lustiger und klahrer Bach, in welchem die Anmut ,erfnK ihre Gestalt am richtigsten sollte erspie- a" gellt, urquellet oberhalb Gallenhof; Passiri gemeldtes Gallenhof und Thurrn vorbey in die Neyring, die sich Seiner bemächtigt und seinen Ausfluß zum Tribut empfähet. Man findt Forellen und andre Fische. Das xxxii. (Capittcf Von den Unter-Crainerischen Wassern, so in die Erde gehen. Inhalt. Ein Buch Ztvischen Treffen und Dönigstrin fällt unter die Grde. Gin anderer thut ittssgleicbm, tote noch ein Paar andre es gleichfalls machen. Vor allen fleusst die Temeni; oikt fattn die Heil. Schrifft sagt, Gott leitete der Könige Hertzen wie die Wasser-Bäche, erkennen wir zugleich daraus, daß auch die Flüsse und Bäche von seinem Willen geleitet werden, und auch der allerseltsamste Laufs eines Fließ-Wassers aus seiner allweisen Vorsehung quelle zum Nutzen deß Erdkreyses und derer, so drauff wohnen. Darum sliesst es auch ohn einigen Zweifel aus keiner ungefähren Zufälligkett her daß manche Flüsse oder Bäche die Erde zur Qbdecke nehmen, und zu ihr hinein rauschen auch wol nachmals anderswo wiederum hervor dringen. Aus was für natürlichen Ursachen solches geschehe, habe ich in Ober-Crain beh eben dergleichen Gelegenheit angebeutet. Nebenst solchen natürlichen Hat aber die Göttliche Weisheit vermutlich noch manche andre Bewegnissen und End-Ursachen, warum sich manche Wasser an einem Ort verbergen, am andren aber wieder offenbaren müssen.- Welche Bewegnissen aus einer solchen Tiesse der Weisheit zu erkundigen, wir mit dem Senck-Bley unserer Vernunfft nicht auslangen. Weil aber gleichwol unterdessen solche Ein-Erdi-gung und Wieder-Entdeckung der Wasser nach der Göttlichen Leitung und Weis-Jas für heit geschicht, als übergehen wir um soviel Unter-Cräi Eiliger auch solche Wasser in Unterjoch ver-am Crain mit keinem Stillschweigen. Denn °rgen. ee giebt daselbst ebett wol auch etliche der- selben, so sich selbst der Erden eingiessen, und hernach auch selbst sich wieder von ihr heraus schöpfst«, oder auch wol gar unter derselben sich dergestalt verlieren, daß sie kein menschliches Gesicht wiederum zu sehen bekommt; angemerckt ihrer Etliche durch das Gebirge wieder heraus kommen, Val. II. Buch. mr Grden ein und aus. Etliche aber gar keinen Ausgang haben, dessen auch oben allbereit eine natürliche Ursach ist angeführt. ^ Bey dem Botrizeg (Botrizeg ist ein %et) beOT Baurn-Häusel, dessen Einwohner der Botrizeg. Baut Botrizeg heisst) zwischen Tressen und Hönigstein über der Brucken gleich bey dem Stein-Felsen rinnt ein Bach, Graben genannt, darinn gemeine und schlechte Fische gehn unter die Erden in ein Loch. Dergleichen geschicht bey Hönigstein Bey Höniz. hinunter gegen Sit eg, woselbst gleichfalls fteiTL ein kleiner Bach, welcher auch nur kleine und geringe Fischlein führt, sich untertaucht itt^dte Erde. Bey S. Marain zwo Meilen von Bey S. Laibach läufst auch ein Bach, gleich unter Maram, der Strassen in die Erde, aber auf der andren Seiten deß Berges bey Gobnische wieder heraus, giebt einer Mühlen den Umtrieb und hegt unterschiedliche ge-' meine Fische. Der Matsch er vier Bach, so ober- Matschero-halb Matscherolhof entspringt, verläufst sich lcv ®aä>' unterhalb WetttegkH in ein Erd-Loch. Nahe bey Wagenssperg gleich über dem 2:cme“ Berge nimt die Tementz ihren Ursprung und fällt unterhalb Treffen in ein Loch unter die Erden. Sie treibt viel Mühlen, giebt unterschiedliche Fische, wie auch wunderschöne grosse und edle Krebse. Sie macht sich aber ans der Gegen-Sei-ten deß Bergs wieder heraus und gleich eine Mühle gangbar, läufst hernach nicht weit nach einem treffen Thal zu, woselbst sie abermal in eine Erd-Höle schlupfst. In selbigem Liriche wird sie eben sowol von unterschiedlichen Fischen dnrchwallet. Eben dieses Wasser springt wiederum auf der andren Seiten des Bergs zum Loch heraus,, und gewinnt alsden den 16 Loch bey Copajina, welches auf einen Stcinwurff Nebel und Ungeteilter giebt. Namen Pretzina. Wie in nachfolgendem Capittel weiter zu lesen. Beym Regen-Wetter aber schiefst vieler Orten vom Gebirge das Wasser zusammen, und formirt einen kleinen Bach, welcher in eine Erd-Höle verfließt. An vielen andren Orten dieses andren Theils oder Unter-Crains geschieht von manchen Fließ-Wassern dergleichen. Das XXXIII. Capitici. Elltdekt die irdene Grotten, so in Unter-Crain, als dem andren Fnnfftheil zu finden. Inhalt. Das Jwch bey Coganna nabent bey Zoblsperg, Kelches über einen Steinwurkk sich erzürnend Uebel und Ungewitter herborbringt. Diseurs bau dergleichen Derg-Hölen und Hkühlen in andren Mndern, als in Sicilien, in der Schweiz, in Sina, Aethiopia und America. Die Hole unter dem Berge Copayna. Hole auf einem Serge im Kumberge. Grotte bey Aneg. Die Holen Podkurenam. Me bey Klufchen- stein und bey dem Urainepotogk. Pfuhl oder See haben, der die Dämpffe und Nebeln hinaus schickt, wenn man ihn mit Einwerffung eines Steins oder.andren Dings verunruhigt. Weil dann allhie in Unter-Crain uns das Andencken solcher Eeil wir unserer Mutter der Erchen nicht allein nur aufs Angesicht sondern auch und zwar .ofst noch viel begierlicher in den Busem schauen, muß uns 'das Unter-Crain den seinigen auch ein wenig blössen und seine Hölen weisen. Wiewol es derselben weder so viele noch so wunderliche hat als das Mittel-Crain. Bey Copajina nicht weit von unser Lieben Frauen Kirchen nahmt bey Zobl-sperg, trifft man ein Loch an, so in einen Berg hinein geht, welches man wol billig heissen mögte: Rühr mich nicht! Denn so man einen Stein hineinwirfft, geht gleich ein Nebel heraus, welchem bald ein Regen und Ungewitter folgt. Dieses hat mir * eine gewisse Frau, so noch am Leben, erzehlt, so es in Erfahrung gebracht, welche der Fürwitz getrieben, daß Sie selber mit einem Stein - Wurfs einen Versuch gethan und davon wolbe-netzet worden. Zudem ist es nichts Unerhörtes noch Unglaubliches, daß dergleichen Hölen, die auf einen empfangenen Stein-Gruß mit Nebel und Ungewitter dancken, gewiß zu finden seyn. Massen ich dergleichen Exempel auch in Ober-Crain angezogen, und dabey gemeldet, daß solche Berg-Löcher unten am Boden einen Wasser- zörnigen und' empfindlichen Hölen und Berg-Seen erneurt wird, wollen wir auch ein paar neue Exempel dazu beysteuren, um denjenigen solche Eigenschasft dieses Unter-Crainerischen Berg-Lochs und dessen darinn vertiefst«: See-Pfuhls desto besser zu bescheinigen, die etwan das Ge-zeugniß und die Erfahrung einer Frauen allein nicht für bündig, gültig, und kräsf-tig gnug ausgeben dürfften, zur Versicherung solchen (natürlichen) Abentheuer. Sicilien hat einen See, welchen die Alten Camarinam hießen. Von demselben hat man geschrieben, daß wenn etwas ungefähr hinein fällt, sein Wasser-ruhig verbleibe, imsall man aber vorsetzlich was hineinwirfft, ein schreckliches Ungewitter von Donner und Regen darauf entstehe. Daher das Sprichwort Camarinam movere soll seinen Ursprung haben. Wiewol ich glaube, es habe vielmehr selbiger See von diesem Sprichwort seinen Namen empfangen. Denn Camarinam movere heißt eigentlich einen faulen Haussen rühren. Weil nun der, so diesen See mit einem Wurfs regte, gleichsam auch einen fau- Der See Camarina iu Sicilie"' Schwejtze-usches ?erg-Loch "n Tschan-genau. Appen-ietter C" oiet. |«f dem Aannr- §S2r* ^m. andrer '1 Aethio. pia. len Hausten rührte, hat man den See deßwegen Camarinam genannt. Daß aber dieser Sicilianische See Camarina, wenn er ungefähr und ohne Borsatz mit einem Stein getroffen worden, in Ruhe stehen solle, achte ich für einen ertichteten Zusatz. Eben dafür sehe ich auch an die ver-meynte Eigenschasst deß Lochs in einem hohen Schweitzer - Berge, den man d i e Sch eiben-Flu im Tfchangenau nennt; auf dessen höchstem Gipffel ein Loch ist, so durch den gantzen Berg biß in die unterste grausamste Tiesse geht. Bon demselben sagt man, er solle gleichfalls, wann aus Mutwillen ein Stein wird hinunter gemorsten, alsofort einen ungestümen Wind von sich heraus lassen, der bald daraus das gantze Land mit Hagel und Regen überschütte, a) Die Erhebung eines ungestümen Gewitters achte ich für gewiß, weil ohne Zweifel im tiefsen Boden solches Berg-Lochs ein grösser See liegt, aber daß der See oder das Berg-Loch zwischen dem mutwilligem Einwurff und einem ungefähr-hinabfallendem Stein sollte so zu unterscheiden wissen, lautet seltsam und der Bernunfft ungemäß. Es müsste wol eine sehr vernünsftige und deserete Hole fehlt. Woferrn aber je was daran, so muß inwendig in der Holen und unten am See der Satan, gleichwie er etwan vor Alters beh heidnischen Zeiten gethan, also auch noch vielleicht sein Spiel treiben. Im Appenzeller Gebiet wird gleichfalls ein abgründlicher Berg - Schlund gewiesen, der eben sowol einen stürmischen Wind ausbläset, wenn man etwas hinein wirfst. Daß aus dem Spannischem hohem Gebirge Canado ein sehr wunderlicher See lige, dessen Wasser so schwartz wie Dinte scheine, (welche schwartze Gestalt von der grundlosen Tiesse ihm angestricheu oder vielmehr nur geschattirt wird) und daß derselbige See sich erbose, nach dem er mit einem Stein getroffen worden, ist im Ober-Crain schon gedacht. Es wird auch wol unter den übrigen Haupt -Theilen der Welt keines sehn, darinn nicht dergleichen Wetter - Seen etliche anzutreffen. In Aethiopia am Gebirge Ainoro hat es einen See, so von den Leuten daselbst der See Pontii Pilati genannt wird, und gleich zu toben beginnet, wenn etwas, was es auch sey, hineingeworsfen wird. Er hebt nicht nur einen Wellen-Krieg an, sondern lässt sich auch die Rasereh so weit übernehmen, daß er sein User überfährt und die gantze nmligende Gegend überschwemmt, da er sonst, imsall man ihn mit dem Einwurff unberührt lässt, in Ruhe bleibt. Bon gleicher Art erzeigt sich in der Americanischen Insel S. Domingo (oder Dominici) eine sehr weite Höle, darinn ein grösser und fast Grund-loser Wasser-Pfuhl befindlich. Wenn Jemand zu selbiger Holen hinein kommt (denn der Zutritt wird daselbst nicht wie beh manchen andren dergleichen Berg - Seen durch die abschüssige Tiesse verwehrt), erhebt sich alsofort ein gewaltiger Sturm-und Wirbel-Wind, welcher Menschen und Bieh zu sich reifst und im fall sie nicht in der Zeit sich schnell davon machen, zuletzt auch in den See stürtzt. Wie man behm Majolo liefet. Weil dann in allen Theilen der Welt solche wunderseltsame Berg-Löcher und Berg-Psühle zu finden, hat man desto geringere Ursach, dem vorhin angeführten fraulichen Gezengniß zu mißtrauen. Unter gemeldtem Unter-Crainerischem Berge Copayna geht auch ein Loch oder Höle tiefs in den Berg, dazu man zwar leicht Hienein kommt, aber nichts Merck-würdiges darinn antrifft, wiewol Keiner anch bishero noch das Ende erreicht hat. Eine mächtig-tieffe und weite Hole hat ein Berg unweit von Hopfenbach, an deren Ende eine steinerne Tafel steht. Die Landleute daherum erzehlen, man habe dieses Loch ein Mal vermaurt, worauf aber zu Nachts eine grosse Unruh entstanden und so lang angehalten, biß mans wiederum geöffnet. An jetzo aber kann man hinein gehen, wenn man will, und wird niemals etwas hören. Ans einem hohen Berge in Khum-berg eröffnet sich ein gewaltig - tieffes und grosses Loch, darein vor etlichen Jahren einem Bauren eitt_ Paar ans Joch gespannter Ochsen gefallen, und nachmals das Joch allein beh dem See Mitahi (oder Mitalo) wieder heraus gekommen. Wo aber die Ochsen geblieben, hat Niemand erfahren können. Massen dieses vorhin auch beh Beschreibung dieses Sees erwehnt worden. Beh Lu eg (öder Ulukne) findt sich eine schöne und tiesse Grotta oder Höle gleich beh dem Wasser Prezina, da man io* Zu S. Domingo in America. Eine Höle unter dem Berge Copayna. Auf einem Berge in Kumberg. Grotte bey Lueg. Die Hole Podkure-nam. Einrichtung der Kreutz-Feuer in Unter-Crain. in ein felsigtes Loch gar weit hinein gehn kann und unterschiedliche Schnee-und Alabaster-weisse Zapffen, so daselbst herunter hetttfen, erblickt. Solche Zapffen seynd ohne Zweifel aus einem Steinmachendem Safst erzeut, sintemal derselbe in dergleichen Hölen nicht ungemein ist. Podkurenam ist eine Hole an der Sau zwischen Ratschach und S. Mär-then zwischen dem höchsten Gebirge, da nun mehr ein Fußsteig neben der Sau hinunter biß zum Podkuren geht, woselbst er aufhört. Denn allda hat man unmöglich den Fußsteig neben der Sau erweitern oder ferner fortsetzen können, weil der Berg von lauter Felsen und so Mauren-gerad, daß keine Katze geschweige ein Mensch da sollte vorbey gehn können. Allein die gütige Natur hat dennoch dem armen Wandersmann zu gut in diesem an der Sau ligendem Berge, der von lauter Felsen, etti Loch gelassen, welches gantz durch den Berg hinreichet, und an der andren Seiten bey dem Ausgange deß Lochs findt der Fußsteig wieder Raum, daß man -an der Sau weiter fortgehen kann. Bey R n ck e n st e i n nahe bey dem alten Schloß ist ein Loch, daraus, wenn man was hinein wirfst, nnr ein Dampfs wie ein dünner Nebel herauf geht, jedoch auch wol, wie man sagt, bißweilen ein Ungewitter davon entsteht. Der Wurfs trifft Zweifels-frey unten einen Wasser-Pfuhl, von welchem solche Dämpffe herauf steigen. Bey dem Urainepotogk ist eine wunderliche Hole, die inwendig einen solchen See hat, wie oben schon beschrieben worden. Das xxxiv. CaMtel. Von dem Kreutz-oder Kreutt-Fcuer in Unter - Crai». jn Unter-Crain als dem andren Fünfftheil dieses Hertzogthums i^seynd die Kreutz-Feuer und Losungen von den äussersten Türkischen Grentzen biß zu der ^.Hauptstadt Laybach also eingerichtet, daß man die Ankunfft deß Türckens dabey gar geschwind erfahren kann. Denn dieser Erbfeind muß entweder von Carlstadt und selbiger Gegend heraufgehen, oder an der andren Seiten von Petrina und Sisseckh, welche Türckische Greutz-Oerter noch drey Meil-wegs von unsrem * Lande ligen. Also kann man von Maihau überall herumsehen. Etliche Kreutt- Feuer sepnd zwar im dritten Theil oder Mittel-Crain gesetzt, aber solches geschieht der Bequem- 1. 2. 3. 4. 5. Hole bey Ruckenstein. Bey dem Urainepotogk. lichkeit halben, und folgen sie in dieser Ordnung nacheinander. Mayhau. Möttling. Tschernembl. Hopffenbach. S. Petersberg ob Seisenberg. Prümskau. Weixelberg. S. Marain bey S. Maria Mag- 6. 7. 7. ! balena. 9. Hauptstadt Laybach. Wie es aber mit Anzündung solcher il Kreutt-Feuer gehalten werde, das achte I ich der Wiederholung unbenöthigt, weil es bey Beschreibung der Kreutt-Feuer in II Ober-Crain zur Gnüge ist angezeigt. Das xxxv. (Capittef. Von den Grentzen deß dritten Fünfftheils von Crain, nemlich deß so genannten Mittel-Crains. achdem wir also den Andren Theil von (Emin, nentlih das Unter-Crain kürtzlich durchgegangen, folgt anjetzo der Dritte. Theil, welchen man in gemein - Cräinerischer Sprach Metlishske Kr ai, in solcher Teutschen aber, die in Crain üblich ist Mitter-C r a i n, wie auch von Etlichen M ö t l i n- W/BACH Wisnhntf.- ,~^_ SatRrhX ° v / imerstU- 8 '7^»- ^ =».»X KaA vn> -H «“"fr** °- . ScnecK lo/f * 0 ^ 'jyoenua.a^-s^'ff Das Dritte Fvnfftl Das Ist Mitter Crain < : ortten^juet^, 'JTiurnLü " W_ '/'"M Qbewurck Guetenfeld /i ° Miamoan^Q, -n ^vlix. XosecK o Huprehts ^bichebenr G ^SAaih&rrv yihqvfrauù^ j2 °' % La as *" Gothchee ^ Frui&hst\ s, Sjhnejjertj ^ ^ à1 /(»äZ V O " Schierili^ ° n. Mottuno • SitrnijsenviOjj-V >53 ger Th eil genannt wird, wir aber5 allhie nach der Neichs-und rein-Teutschen Red-Art Mittel-Crain heissen. Dieses Mittel-Crain berechtigt sich solches seines Namens durch seine Situation oder Gelegenheit, angesehn es zwischen U nt er - Cr ä i n und Inner- C r a i n ligt. Es hebt an oberhalb der Haupt-Stadt Laybach, wo sich der Fluß Laybach mit der Jgg umsängt und vereinigt, und reicht hinauf biß zum Bach Skotlioa, itnb nach demselben hinauf zum Gobnischer Bach, nach diesem ferner hinaus biß zun: Ursprünge und über den Berg aus S. Marain eine starcke Merl an den Grentzen deß Andren Theils. Hernach hinunter biß Weissenstein, gleichfalls eine Meile an deß Andren Theils Grentzen. Folgends nach dem Thal hinab, und weiter über Illauagora durch die Wildnissen, biß zwischen dem Neuen und Alten Schloß Obe r - G n r g kh zu dem Ursprünge deß Flusses Gurgkh, zwo starcke Meilen an den Grentzen deß Zweyten Theils. Nachmals alleweil nach der Gurckh hinunter biß ein wenig oberhalb Wördl, sünff starcke Meilen an den Grentzen deß Andren Theils. Weiter von gemeldtem Fluß zu Lande gegen den Usgokhen-Berg oberhalb Preysegkh, zwo Meilen an den Grentzen deß Andren Theils: Hiernechst nach demselben Gebirge biß gegen Mokriz, vier Meilen an den Grentzen deß Andren Theils und der Win-dischen Marckh zwischen Ost und Ost gen Süden. Hernach zurück über das Gebirge biß zu dem Culp-Fluß, unterhalb Möttling Ost gen Süden vier Meilen an Croatr-schen Grentzen. Bon dannen nach der Culp hinauf, biß Wernitz, Ost Süd Ost sünff Merlen an Croatischen Grentzen, und werter nach der Culp hinaus biß Poland, Süd Ost zu Ost drey Meilen an Croatischen Grentzen. Und noch weiter neben der Culp hinauf biß nach Hinter Castell Süd Ost, auch drey Meilen an Croatischen Grentzen. Demnechst nach dem Gebrrge brß Schneeberg, sechs Meilen an den Grentzen deß Bierdten Theils oder Inner-Crains. Und ferner nach dem Gebirge um Zirkniz herum biß zwischen Freudenthal und Berrnstain zu dem Fluß Laybach, vier Meilen an den Grentzen deß Bierdten Theils. Vielerley Einwohner in Mittel-Crain. Der Gottscheer Sitten und Lebens-Art JC. Wiederum nach der Laybach hinab biß zu derJgg, und ein wenig nach derJgg hinauf biß zum Wasser Schkofliza drey Meilen an den Grentzeu deß Vierdten Theils. Dieses Alles rechnet man und zwar behöriger Massen zu dem senigen Strich, den man für das dritte Fünfftheil von Crain hält, und Mittel-Crain heisst; wie beygefügter Knpsier-Druck zu Augen stellt. |oNern sitzen in dieser Landschafft, nemlich in dem Mittel-Crain, die sowol in der Sprach und Kleidung, als auch sonst, in ihrer ALebens-Ärt und allen Wesen >gar nicht überein treffen. Massen ich*' von ihrem Thun und Lassen, Leben und Wandel, Sitten und wunderlichen Gebräuchen, als bet) ihrer Geburt, Tausse, Heirath, Leben und Sterben hernach absonder-nnd ausführliche Nachricht erstatten, ällhie aber nur mit Wenigem solches berühren werde. Die Einwohner um Gottschee, Pölandt und der Orten herum (ist eine gantze Graffschafft) Gottscheer geheissen, gehen in einer besondrer: Tracht. Sie führen mich in der Sprache eine absonderliche Deutsche, und schier Fränckische Red-Art; doch also, daß sie gleichwol ein Deutscher, nicht recht-ein Crainer aber gar nicht ein Wort davon verstehn kann. Sie seynd gottessürchtig und arbeitsam. Ihrer viele bewerben sich schier mit lauter höltzerner Arbeit, machen Skoteeln, Reiter, Sieb-Reisfen, Schäsfer, (oder Butten), Teller, Schüssel, Pitzerlein (seynd kleine gantz mit Reifsen überzogene Trinck-Geschirre) mtb allerlei) dergleichen höl-höltzerne Gefüsser, so man weit in andre Länder verführt und verträgt. Zweytens, seynd zwischen Rudolphswerth und Möttling in Vskoken- (oder man die Vskoken oder W a l a ch e n nennt; die haben wiederum ihre absonderliche Tracht und Sprache und überdas auch ihren eigenen Glauben, der schier dem Griechischen gleich. Wie-wol sie sich Alt-gäubige (Stara-vcrze) tituliren und den Patriarchen zu Constantinopel und in der Moscan für ihr geistliches Haupt erkennen. Ihre Kleidung kommt der Krabati-schen etlicher Massen doch nicht gäntz-lich gleich; sie reden auch ihre eigne Walachische Sprache, die doch gleichwol von der Crabatischen nicht gar toe’t sich scheidet. Ihre Nahrung betreffend suchen sie dieselbe meistens mit Plündern und Rauben, holen doch meisten Theils ihren Raub aus der Türckey. Ich sage meisten Theils. Denn können sie in der Nachbarschasit auch was erhaschen, so gilt ihnen Freund und Feind, Einer wie der Andre, sie verschmähen nichts, lassen nichts dahinden. Ihrer Viele handeln und betriegen, mit Pferden, geben gute Roßtäuscher und Täuscher, und wo sie auch sonst Jemanden eine Behändigkeit beybringen foulten, seynd sie nicht faul noch träg dazu. Doch finto matt auch viel ehrliche Leute darunter. Und geben sie gute Soldaten. Zum Raube werdet: sie nicht eben durch Nothzwang getrieben, denn sie Si he die Figur Nr. 19. Das XXXVI. lEaptM Von ben Einwohnern deß dritten Fünfftheils oder Mittel-Erains. Inhalt. Mittel-Crain hat bi credei? (Einwohner. Sitten und Lebens-Art der Gottscheer. Gracht, Dieltgion und Gewerbe der Nsboben samt derselben Raub-Sucht und Füllerev. Die Wittel-Crainerische Crabaten. Handthierung dess vierdten Volbs in Mittel-Crain. Nachricht don dem Tbierlein Hillich. <. ielerley Gattungen von Einwoh- !! Usgoken-) Berge seßhasste Einwohner so Der Uskoke» Tracht, W ligion un" Gewerbe. Verstehen sich meiste^ (ich auf Raub und Betrug, seynd aber gute Soldaten. h aber: ein fruchtbares Gebirge, da sowol Getrehde als Wein und Obst wächst, und dazu halten sie allerlei) Vieh. Allein ihr unniässiges Leben macht, daß sie damit nicht weit langen, dann sie fressen und sausten so lang, biß nichts mehr-übrig, sondern Alles durch Kragen und Magen gejagt ist; und halten hiermit treulich bet) einander. Alles muß auf eiu Mal auf fehlt, gleich als stünde ihnen grosse Straffe oder das Leben draus, wenn sie was überliessen, & tan quam effundi illa non possent, nisi per humanum corpus, wie Plinius redet, a) Und als ob solches nicht anders könnte verschüttet oder vergeudet werden, ohn allein durch den menschlichen Leib. Wie nun die Füll er eh einen Sohn gebiert mit Namen Mangel, also müssen auch diese redliche Vsgokhen, wenn sie mit ihrer Schlund-Arbeit fertig, sich, wo nicht beh den Türcken, so doch beh den Nachbarn behelffen, oder den Se-bel angürten und auf den Streifs gehen, damit sie was erschnappen, woraus sie wiederum ein frisches aurum potabile oder Zech-Geldlein machen können. Art ben?' . Das dritte Volck der Einwohner besteht wohnet m= in denen Krabaten, welche beh Möttling, Freyen Thurn, Weinst, Tschernembl und a aten- derer Orten herum leben. Diese kleiden sich wiederum auf besondre Weise, item* lich als rechte Krabaten, gleichwie auch ihre Sprache recht Krabatisch ist/ Sie besitzen schöne, grosse und sehr gute Bau-Felder, das beste Wein-Gebirge, wie auch treffliche Vieh-Weide; gehen offt auch auf Partheh in die Türckeh, fürnemlich die, so beh Weittitz und Freyen Thurn herum wohnhafft, wozu auch ihre Leibes-Beschaffenheit nicht übel geschickt, sintemal es frische, gesunde, starcke, wol-berittene Leute sehnd. |\e gerbte Die uicrbtc Gattung der Einwohner w°hn "Gnv sehnd die übrige rechte Crainer, welche a) Plin. lib. 14. Xat. Histor. c. 22. behdes in Kleidern und in der Sprache den Unter - Crainern gleich. Ihr Brod Ihre Ha»v-reisten sie gleichsam als arbeitsame Leutetf,,erunf1' aus der Erden hierfür, durch steissigen Ackerbau und durch Viehzucht; handeln doch auch theils mit Ochsen und Leinwad in Isterreich und aufs Venetische Gebiet, ungleichen mit Hönig, Wein und Billich-Häuten, so von ihnen in weit-entlegenen Länder, als in Nider- und Holland, ja gar in Engeland und Spannten vertragen werden. Bilich (oder Pülich) ist ein kleines Bittck, was Thier, in Grösse eines Ehchhörnleins e|J“r feeLn oder einer Ratzen, und findet sich in IC " keineut andren Lande so hänffig, als hierin Crain, also gar, daß mancher Bauer in einem Herbst viel tausend fängt. Die Häutlein oder Fellen dieses Thierleins braucht man zum Futter, welches sowol als das blosse Fell in die Ferne zum Verlaust gehet. Das Fleisch dienet zur guten Speise, behdes frisch und einge-saltzeu. Es wird aber anderswo hernach von diesen Bülchen (oder Büllichen) gantz ausführlicher Bericht erfolgen. Ihrer viele erhalten sich mit Sämb- Nahrung sahrten (oder Deutscher zu reden, mit der übrigen Saum-Fahrten), (das ist, mit dem, was 611 '' ihre Samb-Rosie um den Lohn führen), indem sie nemlich den Wein zu Pferde auf Lahbach tragen. Viele nähren sich , vom Saltz, holen dasselbe behm Meer, oder aber von Zirknitz, und tragens ans den Sämben oder Sämb-Pserden nicht allein im Lande hin und wieder herum, sondern auch in die Stehermarck. Sehnd Leute, die in ihrem Thun emsig und sich keiner Mühe gereuen lassen, einen Pfenning zu verdienen. Nicht Wenige suchen ihren Verdienst in Verfertigung allerlei) höltzernen Geschirrs, wie die Gott-scheer. Uberdas giebts noch allerlei) andre Handwercker unter ihnen, und zwar viel Hafner (oder Töpffer), Maurer, Kalch-Brenner und dergleichen. Namen Städte Mittel- Crain. der in Das xxxvii. La,altes. Erzehlt die Städte und Märckte in Mittel-Crain als dem dritten Theil dieses Hertzogthums. an seinen behörigen Ort, da ich auch * die Märckte dieses dritten Fünfftheils beschreiben, anjetzo aber gleichfalls nur bloß allein namkündig machen will. Es heissen aber diese Märckte also: 1. Aursperg, sonst Teryak genannt. 2. Circkniz. (Cirkenza.) 3. Freyen Thurn. (Podbreische.) 4. Kostell. (Kostel.) 5. Reuffniz. (Ribenza.) 6. Weinitz. (Vyniza.) ■ oit Städten zehlet man in sMittel-Crain vier, und heissen dieselbe mit Namen wie folget: 1. Gottschee. (Hozheuye). 2. Laaß. (Losh). 3. Möttling. (Metlika.) 4. Tschernembl. (Ischer-nombel.) Diese Städte zu beschreiben bin ich * jetzo nicht gemeynt, sondern werde solches verschieben samt dem Abriß derselben biß Das xxxviii. La,altes. Begreifst die Zahl der Comcnden und Pfarren in Mittel- Crain. nt diesem dritten Theil oder ^Mittel-Crain ligen keine Klö-' ster, aber wol zwo Comenden - (Comtereyen) oder TeutscheHäu-5 fer, als: 1. Die zu Möttling, 2. Die von Tschernembl. Ich setze gleich hinzu die Namen der Pfarren dieses dritten Theils, derselben völlige Beschreibung aber aus, biß zu seiner Zeit. Das seynd nun diese nachgesetzte: 1. Altlackh. 2. Brnnndorff. 3. Circkniz. 4. Gottschee. 5. Gutenfeld. 6. S. Kazian. 7. Kostel (oder Kosstl). 8. Laaß. 9. Lassiz. Laschitsch. 10. Loskepotok 11. S. Michael beh Nädlischekh. 12. S. Michel beh Pogainiz. 13. Müsset (oder Mößl). 14. Möttling. 15. Nößl-Thal. 16. Ober-Gurgkh. 17. Oblagkh. 18. Ossiuniz. 19. Reiffniz. 20. Rick. 21. Siemitsch. 22. Schweinberg. 23. Sichelberg. 24. Töpliz. 25. Tschernembl. 26. Weinitz. . 27. Zermoschnitz. Das xxxix. Lapiltes. Bcgreifft eine Lista der Schlösser in Mittel-Crain. m dritten Fünfftheil deß Landes Crain stehen diese nachbenamte Schlösser: 1. Aursperg. (Teryak.) Dobrauza. (Dobrauza.) Dominitschoff. (Domintsche.) 4. Eben-Porten. (Ubrestie.) 5. Eisenhos. (Schelesenza.) 6. Forst. (Saborstam.) 7. Freyenthurn. (Podbresche.) 8. Gottschee. (Chotschevie.) 9. Graben. (Graben.) 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23! 24. 25. 26. 27. 28. Gradez. (Gradez.) Grafenwarth. (Kastei.) tallerstein. (Kozianas.) ammerstill. (Homerstil.) Höfslein. (Mattona.) Krupp. (Kroppa.) Maihau. (Mehous.) Möttling. (Metlika.) Nädlischeck. (Nodlischek.) Neuhof. (Predmostekam.) Oedengrädez. (Pustegradez.) Ortteneckh. (Ortnek.) Pernstein. (Ustaie.) Psabenbrnnn. (Nastudenze.) Poganiz. (Poganze.) Poland an der Culp. (Pollane.) Pöland unter Aursperg. (Polane.) Reiffniz. (Ribenza.) Roßeckh. (Roshek.) 29. uerch 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. ) Ruprechts - Hof. (Rupretsch- Sauerch. (Sanerch.) Schneeberg. (Schneberg.) Sichelberg. (Schumberg ) Siemitsch. (Podschemzam.) Smnckh. (Smok.) Sor.eckh. (Shunek.) Statiden. (Germ.) Steegberg. (Steberg.) Sternüschen - Hof. (Pungert.) Thurrn. (Turn.) Thurrnig. (Naigo.) Thurnlagkh. (ülokah.) Tfchernembl. (Tschernomle.) Weinitz. (Vyneza.) Willingrain. (Nabrego.) Zoblsperg. (Zoblsberg.) Das XL. (Capitici Crzeblt die öden und verlassene Schlösser in Mittel-Crain. ie Namen derer unbewohnt-und öden Schlösser, so in Mittel-Crain annoch zu sehen, seynd Z diese nachgesetzte. 1. Alte Beste Aiuöd. (Stara Sateiska.) 2. Alte Beste Aursperg. (Stare Teriak.) Friedrichstein. (Fridrichstain.) 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Gradische. (Gradiscile.) Laaß. (Lösch.) ■ Nädlischeckh Tabor. (Nadlishek.) Ober-Gurgk. (Uerchkerka.) Ottenstein. (Ottenstain.) Siemitsch. (Pod Semizam.) Steegberg. (Steberg.) Wolsssdorss. (Boldorf.) Zoblsberg. (Zoblsberg.) Das XLI. (Eapittef. Bon den Dörffern in Mittel-Crain. Inhalt. ^pie grosse Wenge der Wittel - Crnmenschen Zörffer barrir Milite nicht, sondern nur der beste Tbeil du don numbündig gemacht, auch daben fedlvedes Dorffs Gelegenheit oder Gegend sowol, als seiner Eitvohner Wandthierung bermeldet. Ursprung der Igg ben dem Dorff Drunndorff samt dem Nutzen, so der 6in-biohner don selbiges Flusses Schifffahrt gemessi Saltzhändler in dem Dorff Gutenfeld. Kurtze Verfassung der Beschaffenheit übriger Dörfler. Alten Marth. Alt Kirchen. o wir alle die zu Mittel-Crain gehörige Dörffer samt derselben Gelegeneheit wollen anzeigen, dörffte es uns sowol als dem Leser nur beschwerlich seyn; sin-temal nicht weniger in diesem dritten Theil als in aildren zweyen Alles mit grossen und kleinen Dörffern besetzt ist; ausbenommen, daß an etlichen wenig Orten sehr grosse unbewohnte Wildnissen und Wälder ligen. Derhalben wollen wir uns an diesen nacheinander benannten, die ich * von der gantzen Menge heraus gezogen, begnügen lassen. Alte n Mark h ligt zwischen der Stadt Laaß und Schneeperg (oder Schneeberg) in der Ebne an einem sehr morastigem und nicht gar zu gesundein Ort. Alt Kirchen steht in der Gottschee. Der Einwohner dieses Dorffs redet Gott- |j scheerisch, welches eine eigne Sprache ist. Es Hausen viel höltzerne Teller-und Schüsseln-Macher daselbst, wie auch solche Arbeiter, welche Scatullen (oder Schachteln) Bütschelein, Sieber, Reiter, Mül-terlein verfertigen, oder sonst allerlei) Holtz verarbeiten, und solche Arbeit hernach sowol auf dem Puckel als auch bißweilen auf dem Rößlein nicht allein im gantzen Lande herum-sondern auch weit tu andre benachbarte Länder tragen. Alt L a ck h ligt in der Gottschee mtd wird gleich wie Alt Kirchen von dergleichen Handwerckern bewohnt. S. Andre steht nahe bey Schneeberg auf einem hohen Berge an den Croatischen Grentzen. A u e n hat nicht weit hin nach Roßeckh. B i t s ch i e ist Zobelsperg naher Nachbar. Boden (Danne) findest du unterhalb der Stadt Laaß. Allda wird der Laaser-Bach von einem Erd-Loch eingeschluckt, geht aber auf der andren Seiten deß Bergs wiederum heraus irr ben Cirknizer See, woselbst matt aber diß Wasser alsdann Obercli nennet. Br unttborff ist gar ein schönes und dorn, da die grosses Dorff im Igger-Boden gleich Ungt'" bey Thurn Igg am Fließ-Wasser Igg, welches bei) diesem Dorffe B r u n n-d o r ff entspringt, und gleich bey dein Ursprünge grosse Schneid-Getreid-und andere Mühlen zur Arbeit dringet, einen Stein-wurff aber besser hinab allbereit schiffbar ist. Bon solcher Wasser-Fahrt gedeyet Alt Lackh. S. Andre. Auen. Bitschie. Boden. Brunn- diesem Dorff ein Grosses ; denn vermittelst derselben bringen die Einwohner Holtz, Kalch ttttd sonst allerlei) Sachen aus Laybach. Die übrige Gelegenheit dieses Dorffs betreffend, so ligt es an einem ebnem und lustigem Ort mit schönen ebnen Bauseldern und überaus-groffen Wiesen begabt, doch an einer Seiten morastig, daher auch der Ort sehr ungesund. Seinen Namen Bruund orsi hat ihm der Ursprung jetztbesagten Flusses Igg zuge-stösset, in Ansehung, daß derselbe hieselbst recht wie eine Brunn - Quelle hervor quellet und läufst, aber mächtig groß ist. Bukauza ist gelegen nahe bey Refffftttz. Die Einwohner nähren sich meistens von der Arbeit in höltzernen Geschirren, als da sind Schäffer (oder Butten) Pottinge grosse und klebte Muttern, Löffel, Schmaltzkübel, Teller, Schüssel, Schachteln, Reiter, tatebmfst und dergleichen höltzerne Arbeit, welches sie int Laude überall herum tragen. Daneh steht nahe bey Reissnitz. Der Einwohner nähret sich gleicher Hand-Arbeit wie der zu Bukauza. Dobliskauas ligt nahe bey der Stadt Tsckernembl. Doblize ist gleichfalls von derselbigen Stadt nicht weit. Deleynauas steht nicht streit von Reifst ititz und ist ein ansehnlich-grosses Dorff über die achtzig Häuser starck, dessen meiste Einwohner Hafner seynd. Gallig ligt nahe beym Tschernem-blerischen Thurn. Groreinauas hat nicht weit biß Reifst niz. Die Einwohner treiben dergleichen Handthierung und Arbeit wie die zu Bukauza. Groritschauas nahet sich auch zu Reissnitz und hat meist lauter Töpsfer (oder Hafner) zu Einwohnern. Grasslinden ligt in der Gottschee und wird bewohnt von solchen Leuten wie Alt-Kirchen. Gutenseld (Dobrepole) steht zwischen Ober-Gurkh und Lasst; an einem schön-ebnem Felde, von welchem es auch seinen Namen trägt. Wiewol es aus einer Seiten steinig, auf der andren grosse Wildniß und Gebirge hat, die doch mit Gehöltz verwachsen seynd. Alle Einwohner daselbst seynd Saltz - Sä-|| mer, wodurch die Crainerische Red - Art ' solche Leute versteht, die das Saltz ent-i! weder zu Circkniz einkauffen oder deß- Bukauis. Daneh. Dobli- skauas. Doblize. Doley- nauas. Gallig. Gorei- nauas. Gorit- sehauas. Grafflin- ben. Gutenseld- Saltzhan- dler bie-selbst. Hasenfeid. Hernatscha, L» Hinterbach. Höflern. H°heneckh. Brastie. ®t06 Dava gora. ?Ie>n Dava g ora. Jörge». Ischkauas. Jotiau2a, ^'«NLagkh. Blandorfs. Bosarsehe. btag. Oschitz. wegen selbst zum Meer gehen, und es hernach im gantzen Lande auf kleinen Rößlein herum führen zum Verkaufs um baares Geld oder zum Austausch gegen Getreyd. Da sie denn ebensoviel Saltzes geben, als man ihnen gutes Getreyde giebt. Ist aber das Getreide schlecht, muß man ihnen anderthalb Mal soviel Ge-treyds geben, als deß Saltzes ist. Diesem nach seynd solche Saltzhändler selten zu Hanse und _ in ihrer Heimat schier nicht so einheimisch, als in der Fremde. H a s e n s e l d ligt gleichfalls in der Gottschee und bemüht mit gleicher Nahrungs-Arbeit wie Alt-Kirchen. Heruatscha ist unferrn von Reiff-niz und meistentheils ein A uff enthalt der Hafner. Hertzogthum ligt nahe bey Zobel-sperg. H i n t e r b a ch ligt in der Gottschee, hat solcherlei) Einwohner wie Alt-Kirchen. Höflent ist unweit von Aursperg. H o h e neck h ligt in der Gottsche. Seine Einwohner treiben gleiches Hand-Wesen, wie die zu Alt-Kirchen. J I rasti e (oder nach unserer Deutschen Schreib-Manier Chrastie) ligt zwischen Weiniz und Thurn bey Tschernembl. Groß llava gora erscheint nahe bey Zobelsperg auf einem hohen Berge in der grössten Wildniß und Wäldern. Klein llava gora ist nahe bey Groß Hava gora, steckt gleichfalls zwischen den Wäldern in grösser Wildniß. S. Jörgen ligt bey Zobelssperg in der Nähe. Ischkauas oberhalb Thurn-Jgg, wo das Wasser Sula oder Iska in die Erden lattfft. Juri au za, so im Reiffnitzer Bodem ligt, lebt von gleicher Handthierung wie Bukauza. Klai n L a g kh oder Klein Lakh, so in der Gottschee ligt, treibt mit Altkirchen einerley Hand-Gewerbe. Klandorff (nach der Crainerischen Zungen nemlich zu schreiben, denn in Deutschland müsste mans Kleindorff nennen) ligt nahe bey Zoblsberg. Kosarsche nahe bey Schneeberg; Laag findt man im Jgger Bodem. Laschitz (sonst in gemeiner Sprache Lasezhe genannt) ist ein grosses Dorff, so auf einer Anhöhe steht, zwischen Oblog und Gutenfeld. Groß Le netz ligt nahe bey Aursperg; Klein Le netz eben so wenig davon entferrnt; Ober-Lösch in in der Gottschee. Seine Einwohner machen solche Arbeit wie die zu Altkirchen. U n t e r - L o s ch i n ligt gleichfalls in der Gottschee, und bearbeitet sich in dergleichen Handgewercke wie offt-bemeldtes Altkirchen. Zu Mal gern welches ebner Massen in der Gottschee ligt, macht es eben also. S. Margaretendorff ligt im Laaser-Bodem. Marindol ist unentserrnt von Wernitz, Mathesdorff ligt im Jgger-Bodem. S. Michael nahe bey Nädlischeckh ligt im hohen Gebirge, doch ist oben ein schön ebnes Feld, und wird am S. Mi-chaels-Dage ein schöner grösser Kirch-Tag oder Kirchweihe daselbst gehalten. Mönichsdorff (Münchsdorff) zwischen Einöd und Roßeckh ein grosses Dorff, ligt unter einem hohem Berge, hat ein gutes und schön-ebnes Feld. Mosel ligt in der Gottschee. Seine Leute thuns denen zu Alt-Kirchen in der Hand-Arbeit nach. Moschwalde, welches gleichfalls in der Gottschee, ligt thut deßgleichen. Nadlessek findt man im Laaser Bodem; Nagore im Reiffnizer Bodem, und lebt von solcher Arbeit, wie Bukauza, hat aber auch ein gutes, ebnes und schönes Bau-Feld. Nemskauas ligt im Reiffnizer Bodem und behauset viel Hafner (oder Töpffer.) N e ß l t h a l, so wie Altkirchen lebet, ligt in der Gottschee. N e n d o r s f wohnt auf einem hohen Berge bey Nädlischeckh. O b e r ch ligt nahe bey Thurn und Tschernembl. O b l o g k h (Obloke) zwischen Laaß und Nüdlischeck auf dem hohen Gebirge, wiewol im hohen Gebirge es ein schönes ebnes Feld, auch einen schönen und star-cken Tabor hat. Otauezach ligt im Reiffnizer Bodem und da giebts viel Hafner. Ouerch ligt nahe bey Roßeckh. Pergoriza im Reiffnizer Bodem und da giebts viel Hafner. Groß Leuetz. Klein Leuetz. Ober-Lo- schin. Unter-Lo-ftfin. Malgern S. Margaretendorff. Marindol. Mathes- dorff. S. Michael. Mönichs- dorff. Mösel. Mosch- walde. Nadlessek. Nagore. Nemska- uas. Neßlthal. Neudorff. Oberch. Oblogkh. Otauezach. Ouerch. Pergoriza. Perendorf. Piauz- Bühel. Pletsch. Podgoriza. Podzerkuo. Pöland. Pudob. Eadauleg. Eashiza. Bazhina. Riekh. Roßecker- dorff. Sajauiz. Samosteze. Sapudie. Schalcke»- dorff. Seedorff. Sela. Sellai». Seuze. Sigmarze. Sitting. Perend or ff ligt nahe bey Zobelsperg. Piauiz-Bühel ist unserrn von Auersperg. Plesch unweit von Noßeckh. Podgoriza von Zoblsperg wenig entlegen. Podzerkuo ligt unter dem Schneeberge ; Pöland ein schlechtes Stuck Wegs von Roßeckh entsessen. Podob ligt zwischen Laaß und Schneeberg in einer kotichten und morastigen Gegend. Èadauleg nahe bey Nädlischeckh auf einem hohen Berge; Eashiza (oder wie die Deutschen Zunge diß lesen muß Baschiza) nicht weit von Aursperg. Grotz und Klein Bazhina (oder Bazchina) finden sich bey Zobelsperg zwischen dem Gebirge im Thal, und daselbst fällt das Wasser Eazina in ein Erd-Loch. Riekh ligt in der Gottschee und ist darinn die Lebens-Art beschaffen wie zu Altkirchen. Ropeckerdorsi steht gleich unterhalb Roßeckh. _ Sajauiz im Reissnizer Bodem führt eine Manier zu leben wie Bukauza. Samosteze so gleichfalls im Reissnizer Bodem ligt handthiert eben so wie gedachtes Bukauza. Sapudie ligt, nahe beym Tschernem-blischen Thurn; Schalckendorss in der Gottschee lebt wie Altkirchen. S e e d o r ff ist unterhalb Steegberg, wo des Wasser entspringt, das in den Circk-nizer See läufst, gelegen gleich unter einem Berge an einem steinigtem Ort, der überall mit Büchen bewachsen. Sela ist nahe bey Roßeckh. Sella in unentserrnt von Aursperg. Seuze ligt im Laaser Bodem; Sigmarze unentweitet von Reiffniz, nähret sich wie Bukauza. Sitting ligt nahe bey Roßeckh. Smuckh (oder Schmuck) in der Gottschee ist mit lauter Schindelmachern besetzt. Suhor ligt nahe bey Noßeckh. Teutschdorsi ligt aus dem hohen Gebirge nahe bey Nädlischeckh. Traundul unferm von Roßeckh. Tributs che nicht ferm von Oeden-gräz und gemessi eines ebnen guten Bau-Feldes. V er h i n g (oder Berching) ligt zwischen Laaß und Schneeberg und gibt dem Laaser-Bach seinen Ursprung. Ukotto, so im Reissnizer Bodem gelegen, lebt wie Bukauza. Untergehokh ist nicht weit von Roßeckh. • Uotoko steht aus einem Hügel mitten im Cirknizer See nemlich in der Insel. Es hat ein seines Wäldlein auch Bau-Feld und Wiesen nebst einer Kirchxn S. Primi und Feliciani. Uraunech im Reissnizer Bodem erhält sich von gleicher Arbeit wie Bukauza. _ Usaderscheze, so gleichfalls im Reiff-nizer Bodem hauset, führt gleichfalls seine Haushaltung von solchen Mitteln wie das viel-verglichene Bukauza. Ususie, welches eben sowol aus dem Reiffnzier Bodem susset, ist in gleicher Handthierung begriffen mit dem vorigem. Meissen stein, so in der Gottschee ligt, hat Weingebirge. Weiskirchen (Bella Zierku) steht zwischen Laybach und Auersperg. Windel (ükote) zwischen Roßeckh und Tschernembl unter einem steinigtem Berge hat ein gutes ebnes Bau-Feld. Z ermo sch niz ligt in der Gottschee bewohnt von Leuten, welche leben wie die zu Altkirchen. Zhelisez oder Deutscher zu schreiben Zchelisez hat nicht weit biß Roßeckh. Z w i s l e r n ligt in der Gottschee und seine Einwohner nähren sich gleicher Arbeit wie die in Altkirchen. Smuckh. Suhor. Teutsch- dorff. Traundul. Tributsche. Verhing. Ukotto. Unterge- fiofh. Uotoko. Uraunecli- Usader- seheze-. Ususie. Weiffen- ftein. Weiskir- chen- Winckel. Zermo- schuiz. Zhelisez. Zlvislern. Das xlii. Captiter. Von der Beschaffenheit deß Post-Wesens, wie auch der Berg- und Hammer-Wercke in Mittel-Crain. Wschaffen-h-'tdeß Postwesens in Mittel-Crain. «irknizn Vodem. ^ie Posthäuser betreffend, so hat |e§ in diesem dritten Fünsstheil oder Mittel -Crain nur eine Post, nemlich M Möttling in der Stadt. Dieselbe geht wo-chendlich auf Carlstadt, wie auch auf Rudolphswerth und weiter fort gegen Laybach. Diese Post wird von der Löblichen Landschafft in Crain unterhalten itnb zu dieser Zeit befördert durch Adam Per. Bon Berg- und Hammer - Wercken Eingegan-wird bey heutiger Zeit keines bestritten JjX' oder bearbeitet. Und obgleich vor diesem an unterschiedlichen Orten etliche Ham-mer-Wercke gestanden, Massen solches die überbliebene Trümmer gnugsam anzeigen und bezeugen, seynd sie doch nunmehr alle verlassen worden. Bas xliii. (Capittcf. Von den Böden und Thälern dieses dritten Theils. Inhalt. $IBas die allen Authores bttoogm, bas Kand Crain in fixten Theile zu unterscheiden. Kurtze Meschreibung der besten Ködcn in Mittel-Crain. Grosse Menge der Wachteln im Gottscheer Hoden samt andren Ualnr-Kaben desselben. Nn-gesundheit dess sonst fruchtbaren Möttling er Modems und etlicher andrer mehr. Das Trnrbne oder Dürre Crain, hranim es also genannt. Fischreiche Nber-schlvemmnng dess Thals üstrugah benm Regenwetter. Zween Wasser - Kerge, daraus das Trueben oder Dürre Crain sich mit Wasser bersorgt. Messerer Wachsthum weder Musst und Wasser dess Tschernembler Modems, wie imgleichen dess Meinizerischen. Wie die Alten das nL dem Flity G it r d. In demselben schauet man manche kleine frucht-gekrönte Hügel, schöne und gute Ader-Felder, guten Weinwachs, allerlei) auserlesenen Obstes die Menge, vielerlei) Wildprett und Flü-gelwerd, und die Manchfaltigkeit delicater Fische; daher auch viel grosse und kleine Dörffer diese Gegend bewohnen. Das <3 elei iter Thal (Teriaska do- ©deiner lina) hat seine Gelegenheit zwisdsett dem 2:6a(' hohen Gebirge von Äursperg hinab gegen Weiskirchen. Auf seinen hohen Gebirgen stehen dide grosse Wälder und Wildnissen. Die niedere Gegend wird überall bewohnt, hat gute Aeder, Vieh und hünffiges Obst. Im Thal ligen lauter Wiesen, welche überaus viel deß besten Heues geben. An theils Orten findt man gleichfalls etwas Weniges von Bau-feldern. Es seynd etliche grosse und kleine Dörffer darinn. Truden oder dürre C r a i n (Sucha Craina) ward von den alten Scribenten, Crain.""° als Sebastiano Münstero und andren, für die Helffte deß Landes Crain genommen. Denn, wie ich oben allbereit habe gedacht, sie unterscheideten das gantze Crain nur in zwei) Theile, nemlich in Carni-oliarn siccarn & hurnidarn, in das gewässerte und unaewäss erte Crain, weil sie dieser Provintz nicht recht kündig waren; und ans der Ursach rechneten sie Carnioliarn siccarn (das trudite Crai n) für den halben Theil Fischreiche Überschwemmungen deß Thals Ust-mgah. Zween Wasser- Berge. Tschernem-bler Boden. deß Landes. Allein es ist nur ein kleiner Boden, welcher nicht über vier oderfünff Meilen sich erstreckt. Will man den Tem-nizer Boden gleich auch dazu rechnen (denn er hat auch kein Wasser), wird er doch nicht sechs oder sieben Meilen überschreiten. Zwischen diesen beyden Böden läufst der Fluß Gurckh, ausser dem sie kein andres Wasser haben. Nichts destoweniger ist dieser Bodem, welchen man eigendlich TruckenCrain nennet, überall mit groß- und kleinen Dörffern voll- und wol-besetzt; ohnange-sehn sie bißweilen auch tool zwey Meilen weit nach Wasser gehn müssen, und sonst überdas das Land fast allenthalben bergig und steinig, doch gleichwol mit Büchen bewachsen ist. An theils Orten ergehet man dennoch auch manches gutes Thal, als bey Gutenfeld, da sich ein schöner, ebner Raum schlichtet. Es ist auch ein Thal und Grund vorhanden, Ustrngach genannt, allwo gar viel Löcher in die Erde gehen, daraus, wann es regnet, das Wasser hervor dringet, und den Boden dergestalt überschwemmt, daß er einem See gleich gebildet wird. Da führet denn das Wasser viel Fische mit sich heraus. Wenn es aber nicht mehr regnet, so geht das Wasser wieder zu den Löchern hinein, und hinterlässt den Boden gantz trucken. Es hat doch gleichwol der gnädige Schöpffer diesen Bodem auch aus andre Weise mit einiger Wasser-Steuer bedacht. Denn unferrn von gemeldtem Thal, nem-lich bey dem Dorff Kumpale, ist ein Berg, und im demselben eine Höle, in welcher inwendig im Berge ein See, daraus die da herumligende Einwohner das Wasser holen. Also wird ihnen der ausser-halb-befindliche Wasser-Mangel durch diß Wasser im Berge etlicher Massen ersetzt. Nicht weit von Gutenfeld bey dem Dorff Pocipezio hat gleichfalls die Göttliche Gütte den Einwohnern wunderbar-lich ein Wasser im Berge verehrt, wie man bey den Seen und Hölen dieses dritten Theils hievon ein Mehrers zu vernehmen hat. Sonst haben die Einwohner (unter welchen viel Saltz-Sämmer) noch ziemlich-gute Aecker, auch gute Vieh-Weide, und ein Obst, das nicht zu verachten. Der Tschernembler Boden (Per zernomlo) ist ein haupt-schönes, meisten-theils ebnes und gesegnetes Land, welches trefflich-wol trägt. Er hat viel gute Weine, viel Vieh, viel Aecker, viel Obst und viel grosse Dörffer. Insonderheit ist der Strich, so nach der Culp hinauf geht, in der Fruchtbarkeit vortrefflich. Der Einwohner-Tracht und Zunge krabatisirt. Ja, es ist nicht nur das Kleid und die Rede, sondern auch die Lufft Krabatisch. Daher Ungesunde den Fremden, als welche solcher unge- und wohnt, diese Lands-Gegend zur Gesund- allhie. heit nicht gar zu dienlich; sintemal die Croatische Lufft keinem recht günstig ist, der nicht eine ziemliche Zeit darinn gelebt. So sei)ni) auch die Wasser nicht gesund m trincken, sondern sehr fiebrisch, die Weine gar zu starck und wiech. Der Usgoken- Boden (Viskoska usgokhen gora) ligt im hohen Gebirge zwischen S8ot,en-den Flüssen Gurckh und Kulp. Er hat gleichwol auch einige Thäler und fruchtet ausbündig tool. Es wächst viel Weins da. So macht sich auch der Acker mit gewünschter Ernte belobt, und der Baum mit seinem köstlichem Obst.. In der Viehzucht ist die Fülle grösser als der Mangel. In den Wäldern wachsen viel Küsten und Zarpfen (oder Aerschitzen). Von Dörffern werden allhie nicht viele, sondern meisten Theils einzelne Häuser oder auch nur kleine Dörffer angetroffen. Dieses Bodems Bewohner reden ihre eigene Sprache, so der Krabatischen ziemlich nahe verwandt; gleichwie auch ihre absonderliche Tracht bey nahe der Krabatischen gleich. Von ihrer Religion haben wir oben allbereit gemeldet, daß dieselbe eine befondre sey, und daß die Bekenner derselben sich Sta-rauerze (die Alt - glüubige) titillimi. Doch wird von solcher Usgokhischen Religion, wie auch von ihren Sitten, Leben und Wandel an seiner fugenden Stelle ein breiterer Bericht nachmals geschehn. DerWeinizerBodem (Per vinze), Weimzer so an der Knlp ligt, beut mit seiner Güte ''tio6em' und Fruchtseligkeit manchem andren die Wette an. Er prangt mit vielen Weinbergen, guten Banfeldern, treffsicher Vieh-Weide und hüufsigem Obst, und geht ihm auch an dem, was sonst mehr zu menschlicher Nahrung und Unterhalt von-nöthen oder ersprießlich ist, nichts ab. Die Einwohner seiner vielfältigen grossen und kleinen Dörffer reden Krabatisch, und ziehen auch also in der Kleidung auf. Aber die Ungewohnten pflegen die Ungunst dieser auch Croatischen Lufft an ihrer Leibs-Gesundheit tool empfinden, denn sie ist der besten keine. Das xliv. La,allet. Inhalt. Desteht in lauter Herzen, so in Mittel - Crain befindlich, deren Uamen man am Hände lesen kann, irretì ausser ihrer Höhe und ihres Gehöltzes nichts Hc-tracbtsarnes daran, das einen rnebrern inhaltlichen Hericht berdiente. «ittel-Crain ist überall mit Bergen erhöhet und gleichsam eine Kette aneinanderhangender Hügel; darum, daß wir die Augen unter so gewaltig-vielen Bergen nicht zu müde machen, wird das rathsamste seyu, etliche ^ socher Höhen nur zu beschreiben, nach welchen alle die übrigen zn achten feyn, weil sene mit diesem fast gleiche Beschaffenheit haben. ^Andre S. Andre Berg, ein hoher Berg, ligt an den Croatischen Grentzen nahe bet) Schneeberg. |iutigct Blutiger Steinberg (Keruaua- emberg. petS0h) ligt eine starcke Meile von Anrsperg mitten in grossen Wildnissen, richtet seine mit Büchen gleichsam gehörete Scheitel hoch empor. Den Namen eines b l n-tigen Steinbergs haben ihm seine grosse rote Felsen verursacht und also die Kinder den Vater benamset. Wann der Gras von Anrsperg zu Herbst - Zeiten dem grossen Wilde nachtrachtet, pflegt er hie zu übernachten bet) einem reichen S n-pan (oder Dorff-Schnitzen) mit samt seiner gantzen Gesell-oder Nachbarschafft, die er ans die Jagt hat eingeladen. Ayedrich- Der Friedrich st ein ligt in der Gotischer oberhalb der Stadt Gottschee, und erstreckt sich sowol in die Länge als Höhe ziemlich weit, trägt Büchen und andres Brenn-Holtz. |mtev. Den Hinterberg belustigen eben dergleichen Bäume, und ligt dieser gleichfalls in der Gotische, hat auch eine gute Höhe. -otenbetg. Deß Horen bergs Höhe ist eben so wenig zu verachten und sein tnnckel-grü-tter Schatten von dergleichen Bäumen bürtig wie der vorigen gleichwie er auch in demselbigen Bodem, nemlich in der Gottschee ligt. Jasseineza. Der Jasselneza, welcher nahe bet) Reiffniz, trägt einen gleichmäßigen,Jäger-Valv. II. Buch. Nock, nemlich einen Bnchwald mit andren Bäumen untermengt. Dem Javarnig, welcher bey Circkniz Javarnig. sich hoch ausführt, und ein grösser wilder Berg ist, hat die wachsende Natur dergleichen Banm-Schmuck angelegt. Der Jelouez ist nahe bey Zobelsperg Jeiouez. und hat eine ziemliche Höhe. llavagora erhöhet sich gleichfalls so iiavagora, ziemlich unferrn von jetztgedachtem Zobelsperg, hat grosse Wildnissen und die Büchen zum belaubten Überzüge. Vom Khorin, der zwischen Anrsperg Khorin. und Freydenthal ligt, hat eine ansehnliche Höhe und Grösse, aber wenig Leutseligkeit, sondern greuliche Wildnissen. Kolschik ist eben sowol ein grösser und KolscMk-hoher Berg, der den Anrsperg zum Nachbarn hat. Lazchenberg, den Anrsperg und Lazchàrg Weissenstein zwischen sich^ haben, ist spitzig gegipffelt und steht S. Nicolai Kirche oben draus. Lozchnig, ein gar hoher Berg hart Lozchni"' bet) Anrsperg, darauf Unser Lieben Frauen Kirche stehet, hat ein trefflich - schönes Ansehn. Am Tage deß H. Ahazi (oder Achatii) wird droben eine grosse Solennità begangen für eine wider den Erbfeind erhaltene Victori, deren Beschreibung anderwerts von uns zu erwarten steht. Alsdenn lässt der Herr Graf von Anrsperg ans vielen Doppelhacken und Mörstiern droben spielen. Das Anssehn dieses Bergs ist ans der Massen schön und kamt man von demselben mächtigweit um sich schauen. Matschik, ein hoher Berg, hat Am- Matschik. sperg in der Nähe. M o k hriz ist ein hoher, grösser, langer Mokhriz. und weiter Berg, der sehr grosse Wildnissen hat, und das Auge seines Besuchers weit und breit in den nrnherligen-dett Landschafften herum führt. Man will, es sey ans diesem Berge ein heim» 18 Nadlischekh. Oblokh. Osterrnk. S. Peters-Berg. S. Primas-Berg. Groß-Reiff-nizer Berg. Reßwor. Sattl. Schleiniz. Schnee- berg. licher See, von welchem unten im 47sten Capittel die Beschreibung deß Mokhrizer Sees ein Mehrers rebeit wird. Der Nadlischekh ist gleichfalls hoch, seine oberste Höhe schauet weit um sich, und hat er einen schönen Prospect. Darauf ein Tabor. Den Oblokh muß man auch unter die hohe und grosse Berge setzen. Oben findt man eine mächtig-grosse Ebene. Der Osterrnk macht nahe beh Zo-belsperg dem Lande einen ziemlichen-hohen Rucken oder Hogger. S. Peters-Berg ist gewaltig-hoch, ligt oberhalb Alt-Ehnöd, Roßeckh und Seisenberg. Zu oberst an der Spitzen steht eine Kirche S. Peters, und dieser Berg selbst in drehen Grentzen, als in Seisenberg, Ainöd und Gottschee. Bon diesem Berge siehet man weit herum und giebt er einen aus der Masse schönen Prospect. Seine über die umligende Gegend triumphirende Höhe mag für eines unter den hohen Augen deß Landes gerechnet werden, durch welches man die Ankunfft Erbfeindlicher Truppen beobachtet. Gestaltsam droben auch deßwegen ein Krentt-Feuer seine ordentliche State hat. Man findet daselbst grosse Wildnissen, weil er dick-bewachsen ist. S. P r i m a s - B e r g, so nicht gar weit von Aursperg, gehört mit unter die hohen Berge. Und der Groß-Reiffnizer Berg noch vielweniger unter die niedrigen, sintemal er sehr weit um sich blickt und grosse Wildnissen begreifst. Oben auf diesem Berge soll gleichfalls ein heimlicher See sehn, wovon im 47. Capittel der curiose Leser weiteren Bericht finden wird. Der Reßwor (oder Resbor) ligt nicht fern von Schneeberg und ist hoch. Der Sattl (Sedlo) eben sowol und nahe beh Schneeberg. Der Schleiniz hat eine gute Höhe; Der Schnee-Berg eine noch viel grössere. Dieser Berg, den man insgemein sonst Snesnik heisst, und das ihm gleich-! benannte Schloß Schneeberg zum Nachbarn hat, ist gantz spitzig und ein rechter Wolcken-Bohrer : sintemal er dich dermassen erhöhet, daß du von seiner Spitzen herab im gantzen Lande mit deinen Augen herum spatziren, ja die Seh-Stralen auch übers Meer, in Italien, Dalmatien, Croatien, Türckey und überall herum fliegen lassen kannst. Er ligt an den Croatischen und Dalmatinischen Grentzen, und hegt greuliche Wildnissen. Der Sebunig nahe beh Aursperg Sebmüg. lässt sich auch nicht unter die niedrige zehlen. Der Schern an ez unweit von Reiff- Scher-niz überhöhek seinen Boden gleichfalls naueJ' ziemlich weit. Der Uskoken-Berg hat nichts un- uskoken-gemeines als eine ungemeine Höhe, welche ®rr3-Croatien, Türckey und andre Gegenden mehr in ihren Augen trägt, und einer weiten Ferne mit dem Gesicht gar nahe ist. Im übrigen ist er menschlichen Füssen nicht gar hold, noch sanfft zu bewandeln oder besteigen, sintemal er so steinig, als ob er gleichsam diejenige, welche ihn mehr als ein Mal und zwar mit zarten Füssen betreten entweder mit der Ermüdung oder schmertzlich- harten Tritten, ja mit Leich-Dörnen und Hüner- Augen, so aus einem druckendem Tritt erwachsen, zu steinigen viel tausend Steine versammlet hette. Doch muß er aller seiner Steine ungeachtet leiden, daß die Buchbäume ihn beherrschen und überziehen. Bonzhina, ein Berg von ziemlicher Vouzhma. Höhe, ligt unweit von Aursperg; Und der Zobels-Berg gleich beh §p6e(* dem Schloß Zobelsberg. Dieser, der auch 'fC3' eine wackere Höhe hat, versaltzt einem auch das Steigen mit Steinen, als dessen Erdreich sehr versteinert ist, und den Büchen ihren häuffigen Wachsthum nicht versagt. An der höchsten Spitze droben steht das alte Schloß Zobelsberg. Das xlv. LaMel. Von den Mittel-Crainerischen Wäldern. Inhalt. ie Grösse und Menge der Wildnissen in Wittel-Crnin. Deschntkenheit dess gelunltigen Waldes den Sehneeberg und desselben Unsicherheit. Der Einöder Wald und andre unterschiedliche. Dess Kesseltoalds Must und Anmut. Tretklich-gesunde Drunn-Guelle in selbigem Walde. Grotte so ben selbiger Spring-Guelle gemacht loorden. Der Koriner und Moschiner Mald. Ein Dar beschädigt ztoölK Dauren tödtlich und.luird über dem drevzehenden, der seines Uamens, mit der Kugel erlegt. Deschreibung noch andrer unterschiedlicher Wälder. sirosse und viele Bildnissen »> Mittel-«tain. Z?ld bey ^chneeberg. Unsicherheit aechtig-viele und überaus grosse Wälder bedecken einen grossen Platz dieses Mittel-Crains, dar-aus überaus grosse langweilige Tè und schauerische Wildnissen entstehen, als bey Zobelsperg, Ober-^ Gurgkh, Teisenberg, Alt-Einöd, Roßeckh, Castl, in der Gottschee, im Uskokhen-Gebirge und bey Wei-nitz herum, insonderheit aber bey Schneeberg. Denn in selbiger Gegend bemächtigen sich die Wildnissen eines sehr weiten Raums, und Haussen sich in der Anzahl gar sehr, angemerckt dieser Wald bey Schneeberg sich viel Meilwegs weit erstreckt, und so weit sich in die Türckey hinein vertiefst, daß er etliche Tagreise darinn sortsährt, gleichwie er hier in Crain durchs gantze Land biß an Kärndten gehet, und wo er am schmälsten, drey Meilwegs breit, aber an theils Orten viel breiter ist. Es giebt greuliche, abscheuliche und unglaubliche Wildnissen darinn. Er ist überall voller Berge und Thäler, dazu sehr steinig, also daß nicht nur das Auge sondern auch der Fuß seine Unfreundlichkeit scheuen muß. Dennoch scheuen sich für seinem steinigten Pflaster keine Bäume. Die Büchen, Tannen, Fichten und andre dergleichen wachsen darinn aufs höchste. Mancher Orten muß der Durchreisende die Unsicherheit zur Gesährtinn haben. Denn es halten sich Banditen, Wallonen, Morlacken, Martalosen, Türcken und andres dergleichen unnützes Gesinde darinn auf. Massen deßwegen etlicher Orten eigene Leute, so man Straschize nennet, unterhalten werden, welche die Fremde und Durchreisende umsonst durch diesen Wald convoyren und begleiten. Diese müssen stets in Bereitschasst stehn und mit dem Gewehr wol versehen seyn. I! Welches dann denen Reisenden ein grösser Dienst, weil ausser solcher Anstalt Mancher daselbst Gut und Blut würde im Stich lassen. Es vergisst doch gleich-wol auch die Lands-Obrigkeit hiebey ihres Amts nicht. Denn so bald man spührt, daß Mörder und Strassenrauber in den ! Wald gekommen, seynd die nechstgelegene Herrschafsten alsofort auf, und trachten darnach, wie sie solche Raub-Vögel ausrotten und vertreiben mögen, damit dieselbe nicht einnisteln. Sonst wollen wir auch unterschiedlich' andre Wälder, so in Mittel-Crain hin und wieder stehen, anjetzo kürtzlich durchgehen, nemlich diese folgende: Der Ainöder Wald (Sateiske borst,) ein sehr grösser und schöner Wald, hat den hohen Berg eingenommen, erstreckt sich mächtig-weit nach der Gurckh hin, und erschrecklich hoch berg-an. Wird am meisten von Büchen, Fichten und Tannen bezweigt, und unterhält mancherlei) groß und klein Wild, als Hirsche, Rehe, wilde Schweine, Bären, Wölfe, Füchse, Hasen, nebst allerhand Flügelwerck, darunter auch Aurhanen und Haselhüner sich befinden. Den Friedrich stein er Wald bewohnet viel rot-und schwartzes Wild. Er ligt in der Gottschee nahe bey der Stadt Gottschee und setzt die Wurtzeln 18* Ai »öder Wald. Friedrich- steiner Wald. Hinterwald. Horenwald. Jauamig. Kessel-Wald. Trefflichgesunde Brunn-Quelle daselbst. Khorim. seiner Büchen, Fichten, Tannen und andrer Bäume in einem hohen Berg. Hinterwald ligt gleichfalls in der Gottschee, hat Bäume und Wild, gleichwie der vorige. Dem auch der Horen-Wald, so ebenfalls in der Gottschee befindlich, darinn vergleicht. Der Jauamig steht aus einem hohen Berge beym Zirknizer See, ist ein ge--waltiger Wald, groß und wild, darinn sich gar weite Wildnissen finden, so aus Tannen, Fichten und Büchen zusammen gesetzt. Er hat auch etliche Tanben-Löcher, darinn sich die wilde Tauben beh Winters-Zeit auf halten. Von welchen Tauben-Löchern hernach eine absonderliche Nachricht soll gegeben werden. Es lebt auch sonst unterschiedliches Wild darinn. Der Kessel-Wald (Koter,) ligt, hart beh Aursperg, und nur eine kleine Viertel-Stunde davon auf dem Berge. Ist ein schöner, lustig- und anmutiger Wald, der zwar nicht übrig groß, doch von Tannen und Fichten zierlich slorirt, und von einem Krystall - klaren angenehmen Bächlein durchflossen wird, welches er selber auch aus seinem Boden lässt entspringen. Diese Brunn-Quelle, so wie gesagt, in dem Walde selbsten hervordringt, ergehet nicht nur mit seiner Klarheit die Augen und mit seinem kühl-frischem Wasser den Dnrst, sondern ist auch gantz gesund, also daß weit und breit keine köstlichere Brunn - Quelle anzutreffen. Nicht längst erst hat der Herr Graf von Aursperg beh dieser Brunn-Quellen eine annehmlich-schöne Grotta zurichten lassen, daraus der liebliche Brunn, wie ein hell-polirter Diamant aus seiner Schachtel hervor geht. In diesem Walde ist der Bodem mit keinen Hecken noch Standen sondern überall mit schönem Moos wie mit einem grünem Dafft oder Sammit, belegt, also daß man im Sommer mit sonderbarer Lust darinn spatzieret, und sich auch sonst manches Mal fein lustig darinn macht. Wann beh gedachtem Herrn Grafen fremde Gäste einkehren, lässt er bißweilen daselbst anrichten und speisen. Khorim ist ein weit-aussehender Wald, auf hohem Gebirge, zwischen Aursperg und Soneg. In demselben trifft man auch grosse Wildnissen an. Er prangt gleich den meisten andren Wäldern mit Büchen, Fichten und Tannen, als den grünen Federbüschen, so ihm die Natur hat aufgesteckt. Daselbst gehen Hirsche, wilde Schweine und viel Bären. Im Loschiner Walde, welcher in der Gottschee steht, haben gleichfalls unter den Büchen und andren häuffigen Bäumen viel Bären, nebst andrem rotund schwartzem Wildprett ihre Wohnungen. Wie der Fürst von Aursperg seliger Gedüchtniß vor ungefähr 14 Jahren darinn gejagt, hat man in einem Tage acht Bären darinn geschossen, da dann ein einiger Bär allein zwölfs Gottscheer, welche das Wild getrieben, tödlich beschädiget hat. Wovon doch derselben keiner gestorben. Und als er den dreyzehenden Gottscheer zu Bodem gerissen, welcher auch Bär mit Namen geheissen, ist er auf demselben von einem Jäger erschossen worden. Der Wald Meduedeza, welcher nahe beh Aursperg steht, hegt allerley Wild, und ist mit Büchen besetzt. In diesem Wald Meduedeza ist ein Fels, Noteu-kamen genannt, welcher Fels ein Loch hat, wodurch die Leute kriechen oder gehen, wann ihnen der Rucken wehe thut, auch alsdann genesen. An seinem gehörigen Qrt wird ausführlicher hievon geschrieben. Der Mokrizer Wald bedeckt einen hohen Berg nahe beh Jgg, ist groß und weitsichtig, hat auch grosse Wildnissen. Und in diesem Walde soll, wie man fagt, ein verborgener See sehn, wovon das XLVII. Capittel weitere Meldung thun wird. Daselbst wachsen Büchen, Fichten und Tannen. Es haben auch Hirsche, wilde Schweine und viel Bären ihre Bahn, viel Geflügels, als Waldhanen und dergleichen ihre Neste darinn. Der Petelinek, von welchem Aursperg nicht weit, wird als ein grösser Wald weit gesehn. Derselbe umfängt gleichfalls keine mittelmässige Wildnissen, und verleihet seine Bäume, als die Büchen, Fichten und Tannen eben sowol den Hirschen, wilden Hauern und Bären, derer letzten allda eine grosse Menge ist, im-aleichen allerley wildem Geflügel zur Wohnung. Der Podpeznik, welcher unseren von Petelinek steht, hat mehrentheils Fichten und wenig Büchen, darunter mancherley Wild herumstreicht. Int Prestrana, einem grossett Buchen-Walde, giebt es nicht weniger weite Wildnissen und allerley Wild. Er ligt auf dem Gebirge zwischen Zobelsperg Loschiner- Wald. Sihe die Figur N. 23. Ein Bar wird auf einem Bau» ren seines Namens erschossen. Meduedeza. Mokrizer Wald. Petelinek. Podpeznik» Prestrana» und Ober-Gurckh bey Ilavagora, und ist sehr steinig. Der Groß-Reiffnizer Wald (Uelike ribenske vvorst) trägt ein hohes Gebirge bey Reiffniz. Er füllet einen weiten Raum mit feilten Fichten und Büchen. Seine weit - reichende Wildnissen werden von Bären, Hirschen, Rehen und wilden Schweinen bewandelt, auch von Wald-Hanen und andrem wildem Schna-belwercr durchflogen. Wie verlautet, so soll in diesem Wälde gleichfalls ein verborgener See seyn, dessen in vor angewiesenem XL VII. Capittel ferner soll gedacht werden. Der Rogatez hat eben sowol ein hohes Gebirge zur Wurtzel, und seine mächtige Wildnissen den Hirschen, wilden Hauern, wie auch häufstgen Bären sowol, als den Waldhanen und andrem vielfältigem Geflügel erlaubt, welche daselbst sich unter den Fichten, Tannen und Büchen ergetzen. ^Der SchleinizerWald hat seinen Stand auf einem Berge und nebenst den Büchen viel Hasel-Stauden, dennoch aber gleichwol Wildnissen von ungemeiner Grösse, als ein weit-gehender und weit- sichtbarer Wald, darinn vielerlei) sowol geflügelt- als ungeflügeltes Wild lebet, sonderlich die Waldhanen, Hirsche, wilde Schweine und Bären, derer sehr viele seynd. Den S e b n n e g erhebt ein hocherhab- Sàneg. ner Berg, und lässt ihn weit und breit als einen groffen Wald schauen. Die Büchen, Fichten und Tannen haben ihn im Bestand, und die Wildnissen darinn eine merckliche Ausbreitung. Weßwegen der Wildschütz allda den Hirschen und die wilde Sau aufsucht, und der Bären eine grosse Menge antrifft, auch nebst andrem Flügelwerck manchen wackren Waldhanen mit dem Birsch-Rohr herunter wirfst. Den Schernauez, welchernechstbey Schern-uez. Reiffniz auf einem Gebirge vott Büchen und Fichten zusammen wächst, bewandert der Bär und das Reh. Der Usgokhen-Wald (Viskoske- usgokhen-vvorst) hat seinen Stand, wie fast alle $8atb-bischer beschriebene, auf einem hohen Gebirge zwischen den Flüssen Culp und Gurckh, und an etlichen Orten grosse Wildnissen. Es stehen nicht nur Büchen, sondern auch Kästen-Bäume und Karpfen (oder Arschizen) darinn. Am Weidwerckh mangelt es ihm auch nicht, sondern ist die Manchfältigkeit davon vorhanden. Man reiset an theils Orten selbigen Wald nicht allzu sicher durch wegen der Uskoken, bte sich daselbst bißweilen in Raubthiere (nicht dem Leibe, sondern Werde nach) verwan- deln, und zwar allermeist, wann die Kirchweihen dort herum nahe sind, da sie gern den Last-Träger und andre Kirchweih-Leute ungesordert erleichtern. Das LXVI. Capitici. Von den Weinbergen in Mittel-Crain. Oerter in Mittel-Crain, da keine Weinberge find. Andre, da es Weinberge giebt. Benennung unterschiedlicher Weinberge in Mit« tel-Crain. Alten Lakh. Dobliska- gora. Freyen Thurn. >eil Mittel-Crain mit Wäldern und Wildnissen so übermengt ist, giebt es die Vernunfft, daß der Weinwachs nicht überall Platz finde. Daher auch nicht allen Oertern der Weinberg von der Natur gegeben worden, zumal bey Aursperg, Igg, Reisf-niz, Schneeberg, Zobelsperg und dort herum, da es feine Weinberge hat. Jedoch gebricht es darum andren Orten nicht am Weinstock, denn bey Roßeckh, Mött-ling, Tschernembel, Weiniz und selbiger Gegend herum findet man die Weinberge in der Menge. Die geben aber einen überaus wiechen und starcken Wein, welche, wann sie drey oder vier Jahre alt worden, wie ein Brandwein brennen. Jedoch giebt es noch etlicher Orten gute und aus der Massen liebliche Weine. Ich will dißmal nicht alle Mittet-Crainerische Weine dem Leser einschencken, sondern nur etliche Trauben zu versuchen geben, durch Benennung etlicher der für-nehmsten Weingebirge. Hinter Alten Lakh ist vor wenig Jahren allererst ein Weingebirg angesetzt in der Gottschee gegen Seisenberg nahe bey dem Dorff Weissenstein. Dobliska gora ist ein ziemlich-grosses Weingebirge nahe beym Tschernembler Thurn, da guter Wein wächst. Bey Freyen Thur n ligen auch hin und wieder viel Weingebirge, die einen löblichen Wein geben. Um Möttling herum beherrscht der Weinstock fast selbige gantze Gegend, und bringt einen köstlich-starcken Wein, welcher denjenigen, der ihm zu viel trauet und allzu beständig an ihm beharret, auf den Füssen gar unbeständig macht. Bey Roßeckh findt man viel Weinberge, da ein guter und gesunder Wein wächst. Schiern izberg ist reich von Reben, die daselbst alles überziehen und einen guten starcken Wein geben. Bey Sternischen-Hof ist alles voll Weinberge, davon man einen guten und starcken Wein liefet. Ta i niza g ori za ist ein Weingebirge bey Tschernembel Thurn. Bey Töpliz (Per Toplizah) hat es überaus viel Weinberge von guten Reben. Deßgleichen bey Tschernembel, da gleicher Massen der Weinberg sich vervielfältigt, und mit einer sehr kräfftigen Trauben die Tafeln krönet. Im Uskoken- Ber ge (Viskoske gore) machen die Weingebirge eine grosse Anzahl und der Wein füllt ziemlich-gut. Bei Weiniz ligen viel Weinberge, deren Traube einen edlen Geist hat, und so starck, so kräfftig, daß sie durch allzu milde Beweinung, Fuß und Zunge schwächet, und gar leicht den Mann berauschet. Möttling. Roßeckh. Schiemiz- berg. Sternischen- 6of. Tainiza- goriza. Töpliz. Tschernem- bel. Uskoken- Berge. Weiniz. Das XLVII. Gopiltel. Von den Brunn - Quellen, Warm-Bädern und Seen in Mittel-Crain. An welchen & 2Utes lr ®'n andres m dabey. Inhalt. Hamen der (Derter in Mittel-Crain, da man Hrunn - Quellen tindt. Crefftidj-gutes Marrn-Had. Warum die Fische dess Wittel-Crainerisehen Dachs Sushiza matt werden, wenn derselbe bum Degen hoch angeloffen. Unterschiedlicher Skribenten Beschreibungen dess CrrbniZer Sees. Crosse Hechte. Der See ben liulupaie, und bergeblidjer Versuch, denselben zu gründen. Geläut, so man ben diesem See höret. See benrn Dorff Poclpezehio. Wunderliche Matur eines Muss-Haums. See im Wobrster Walde, der bald sicht- bald unsichtbar wird. Cin andrer, so bon gleicher Cigenschafft senn soll. £tte» man «tunn-Quellen Bnbet, nterschiedlicher Orten in Mittel-(iraiit sindt man frische gesunde Brunn-Quellen, als zu Alten Einöd, Aursperg, Roßeck und sonst anderswo mehr. Bey °K Tschernembel, Möttling und theils andrer Orten trifft man zwar Wasser an, die gar ungesund, aber das seyud keine rechte Brunn- j Quellen, sondern nur stehende und un- || gesunde Brunnen. Im Uskhoken - oder Usgoken-Berge trifft man nur selten eine Brunn-Quelle an, und dieselbe dazu ungesund. Mancher Gegend aber mangelt es gäntzlich daran, als wie im Truck-n e n Crain (Suha Kraina) und andrer Orten mehr. Anbelangend die Warm-Bäder, (welche der Crainer Töplitz nennet,) so ist in diesem Mittel-Crain ein über die Massen gutes Warm-Bad, so von Weitem häuffig besucht wird. Selbiges besindt sich zwischen zweyen kleinen Berglein im Thal, und entspringt an zweyen Orten. Das eine ist in Form einer halben Groten von einem Steinselsen ausgehauen und zu-gewelbt so groß, wie eine halbe Stube, also daß man bequemlich darinn sitzen itnd baden kann unter dem gewölbten Felsen. Es ist sehr warm und gar starck. Bey dem andren Ursprung aber, so von diesem kaum zwölsf Schritt ist, hat der Fürst Johann Weichard von Aursperg seliger Gedächtniß ein schön Gebärt herum und oben drüber ein Dach (wie aus nachgesetztem Kupffer zu sehen) aufgeführt. Dieses Bad ist jenem in der Grösse weit überlegen, aber in der Stärcke nicht gleich, doch gleichwol gantz warm, auch ein grosses Dorff dabey samt einer in selbigem Dorsse stehenden Pfarr-Kirchen. Deß Sommers ist daselbst überaus grosse Hitze, und wenn es lange nicht regnet wenig frisches Wassers vorhanden. Als ich * vor sechs Jahren im Augusto da war und eine gewaltige Hitze regierte, fiel plötzlich ein starcker Regen oder Wasser-Gnß, davon wuchs das Bächlein Sushiza, welches mitten durch dieses Dorff rinnet, gar geschwind und groß, und sähe man überall die Fische obenher häuffig schwimmen, aber so gantz matt, als wann sie angenblicks würden abstehen. Da gingen die Einwohner frisch daraus los mit Stecken und Stangen, schlugen tapffer darauf und erschlugen ihrer also mächtig-viele. Etliche banden kleine Kärpfflein an die Stangen, womit sie gleichwie mit einem Fischbern die Fische in grösser Menge heraus hebten, Gestaltsam ich Selber * viel hundert Fische also habe fangen gefehlt. Die Ursach, warum diese Fische so matt gewesen, ist diese. Es giebt in diesem Bach grosse platte Felsen, die wie eine Stiege oder Staffel auseinander gehn. Dazwischen finden sich tiesse Löcher. Wann nun in langer Zeit kein Regen fällt, trucknet dieses Bächlein so gar aus, daß keiner halben Spannen hoch Wasser Sihe die Figur Kr. 24. Matte Fische eines vom Regen gewachsene» Bachs. ax warme 1 è 2.4- Bon den Mittel. Craineri-schen Seen. Der Cirk-nizer Sec. bleibt, ausbenommen zwischen den Felsen, da es tiesse mit Wasser gefüllte Löcher hat, in welche Löcher sich dw Fische retiri-ren. Weil dann beh grösser Hitze die platte Felsen sich gäntzlich erhitzen, so wird nach dem Einfall eines sehr starcken und gähen Platz-Regens das Bächlein gar groß und von den heißen Steinen das Wasser gleichfalls gantz heiß. Davon werden dann die Fische so matt, denn das Bächlein hat keinen starcken Ablaufs. Damit wir nun auch von den Seen in diesem M i t t e l - C r a i n etwas handeln mögen, so ist zu wissen, daß derselben zwar nur snnffe sehen, aber über die Masse wunderliche. Denn ein See ist über der Erden und vor Augen, zweene sind unter der Erden, und die behden übrige weiß Ich * Selber nicht zu finden, weil keiner mir den Weg dazu hat zeigen können, auch niemand weiß, wo solche seynd. Der erste ist der in manchen Büchern und Ländern weitberühmte Cirknizer See, von welchem man beh den Alten zwar wenig findet ausser dem, daß Strabo ihn kaum unter den Namen Lugeoe paludis, oder, wie es die (Edition Guilielmi Xylandri gegeben, Lugei Lacus Jamn ein wenig leise allgerührt. Und ist wol billig zu verwundern, daß man vor Alters so gar wenig Wunders davon gemacht, daß sie desselben ungemeine Eigenschafft so gar ungerühmt gelassen. Unter den neuen Welt-Beschreibern sehnd ihrer Wenige so unachtsam gewest, daß sie dieses Wunder-Thals und wunderlichen Sees gar keine Meldung gethan hetten, als Mercator, Miinsterus, Lazius, Cluverius, Blau, Megiserus, F o urni er. Merlan und Andre. Insonderheit hat desselben Georgius Warner seiner Erzehlung der Ungarischen Wunder-Wasser a) mit vielen Umständen dieses Sees gedacht; und führt in einem Sendschreiben an den von Herberstein diese eigendliche Worte darüber, welche wir auch ihrem Laut nach also behalten und anstehen wollen. Ich gebende noch wol (schreibt er an Warners jetztbemeldten Herrn) daß ihr mir auf eine Zeit von einem See in Kärn- Wunderten, welcher von dem nechstgelegenen Sees. a) De admirandis Hungariae aquis. Dorffe Cirkniz seinen Namen empfangen, gesagt, so nicht geringe Verwunderung nach sich zeucht, denn die Dinge, so ich von den Wassern deß Königreichs Ungern angezeiget, nemlich, daß dieser jährlich fast zu Ende des Herbstes trefflich sehr sich ergiesse, dieweil viele Wasser unvermutlich schnell aus verborgenen Orten hersür kommen, die eine grosse Menge Fische mit sich führen. Wann sich aber der Sommer heran nahet, so sliessen diese Wasser wieder hinweg , und werde dieses Ort trocken; dergleichen andre sich jährlich dieser Platz, also daß man an dem Ort, da man kurtz zuvor gefischet, bald hernach säet und Korn schneidet. Man kann auch, so man will, darinn jagen, und wann das Jahr wieder herum ist, Fische darinn fangen." „Ich will aber diesen Ort mit aller seiner Gelegenheit ordentlich beschreiben. Ihr gedachtet, wie dieser Platz von allen Orten her mit Gebirgen umgeben, aus welchen mancherlei) Büche in ihren absonderlichen Canälen daher gelaufsen, nemlich von Orient drei), und von Mittage viere, je weiter auch jeder derselben geflossen, je weniger er Wasser behalte. Tann es verschleiffe sich alles in die Erden, biß sie zuletzt gar in steinerne Felsen versincken, welche dermassen von Natur gewachsen, daß man vermeynt, sie seynd also durch Menschen Hände ausgehauen worden." „Wann nun diese Felsen mit Wasser-gar erfüllet also, daß sie nichts mehr fassen mögen, alsdann springen die Wüllen wieder oben hersür, aus welchem erfolget, daß sie nicht allein kein Wasser mehr zulassen, sondern auch alles das, so herein gedrungen, wieder hinaus giessen und solches mit einem so sehr strengem Lausfe, daß es kein Pferd in vollem % Galop ereilen kann. Daher komts, daß |l«te und dieses Wasser, wo es Platz findet (wel-6cc§e be6 ches dann fast anderthalb Meilen breit) allenthalben ausgebreitet, einen grossen See machet, welcher an den meisten Orten achtzehen Elen tieff, wo er aber am aller-feigsten, doch eines Mannes hoch verbleibet." „Es wird sich aber jemand destoweniger hierüber verwundern, wann man bedencket, daß es auch in dieser Gegend Wasser giebt, so sich unter die Erde verbergen, und wann sie auch einen weiten Weg geflossen, doch wieder hersür kommen, wie- Bal. II. Buch. wol auch etliche vorhanden, so sich gar nicht mehr spühren lassen, wann sie einmal in die Erde geloffen. Denn er wird durch gewisse Mutmassungen verstehen, daß dieses Wasser durch seine verborgene Gänge in die See sliesse vorab wann er erst erkennen wird, daß in denselbigen Gebirgen viel grösser Hölen vorhanden, in welchen man deß rauschendenden Wassers Getöß höret, die sich darinnen wie Weyer erhalten. Derohalben nicht zu verwundern, daß die Büche aus diesen Weyern hersliessen, dieweil auch lebendige Enten darinnen hersür kommen. Wann aber gar keine Lusft in diese Hölen und Klüsste kommen könnte, würden die Enten nicht lebendig bleiben, wie leichtlich zu erachten ist." „Dieweil nun ausser Zweifel, daß j diese Wasserwachsung nicht durch die Bäche allein entstehet, so von dem Gebirge herab fallen oder sonst durch die heimlichen Gänge herzu dringen, sondern auch von dieser Felsen Überlaufs sich heraus und dann wieder zu gewisser Zeit hinein thun, wer wolte solches dann nicht für ein grosses Wunderwerck halten? Es ist aber dieses eben sowol etwas seltsames, daß die Wasser daselbsten fast in gleicher Schnelle wieder fallen, wie sie zuvor gestiegen nicht allein durch solche hole Felsen, sondern durch den gantzen umligenden Bodem, welcher dieses an sich zeucht, als obs ein Sieb wäre. Wann auch die Einwohner verspüren, daß dieses anhebt zu fallen, so eilen sie hänffig zum Fischfang herzu, verstopften die gröftesten Löcher und Gänge soviel ihnen möglich, und haben nicht allein einen grossen Spaß hieran, sondern auch ihren trefflichen Gewinn. Denn es wird eilte grosse Menge Fische mit leichter Mühe gefangen, dieweil sie' deß Wassers gantz und gar beraubt. Man weiß auch bey den umligenden Böl-ckern, was man dafür geben soll, - und in welchem Werth sie seynd; dieweil man sie eingesaltzen zu ihnen führt. Man findet mehrentheils grosse Hechte Krosse darinnen, so zweyer Elen laug, welches 9e*te-zu verwundern ist; denn es giebt dieser Fische vielmehr, weder andre in demselben See. Deßwegen ist leichtlich zu ermessen, daß sie innerhalb diesen Klüft-ten wachsen müssen oder zum wenigsten gentehret werden. Denn es ist unis Doctor Schönlebens Beschreibung deß Cirkni-zer Sees. müglich, daß diese Fische innerhalb der Zeit, als die Wasser dermassen das Feld überschwemmet, zu solcher Grösse kommen könnten." „So bald dieser See ausgetrocknet, hält man an diesem Orte, da vorhin gesti et worden, die Ernte. Man säet auch wieder, ehe das Wasser wieder wüchset. Der Bodem ist sehr sest und gut, bringet auch dermassen gern Gras herfür, daß man es nach Verlaufs zwantzig Tagen abmeyen kann. Doch ist er nicht an allen . Orten gleich fruchtbar, denn es bringet der mehrere Theil nichts als Bintzen herfür. Damit man aber diesen See noch besser erkennen möge, müssen folgende Anzeigungen beobachtet werden. Es liget dieser See eine Meile von dem Schloß, so von den Crainern und Italiänern Postonien genennet wird, rc." a) Das Übrige weil es wenig, zur Beschreibung dieses Sees thut, lasse ich aus, und setze dafür noch hinzu die Erzehlung, so der Cräinerische Scribent Doctor Schönleben von diesem See seinem Apparatui Carnioliae antiquae & novae hat eingefügt. Derselbe erstattet davon diese Jcachricht. Der Cirknitzer-See ist ein Thal schier eine Deutsche Meile lang und eine halbe breit, allenthalben von Bergen eingeschlossen und von vier Dörffern anbewohnt, welche Lipse, Jesero, Ototschez und Martinspach heisscn, durch welches einige kleine Bächlein lauffen, die Hcritach aus ebnem Felde zwischen dem Schilfs und Geröhr sich verschlupssen und verschlungen werden. Daselbst nemlich in besagtem Gethül giebt es fruchtbare Felder, Aecker und Wiesen, die man bauet, pflüget und zusäet, auch eine grosse Menge Heues davon erntet. Deß Som-mers sindt man auch tresslich-gute Bequemlichkeit darinn zur Jagt. Aber gegen der letzten Herbst-Zeit und nicht selten auch im Anfänge deß Frühlings (wie tut Jahr 1676 gegen Ausgange Quadragesimae das ist, der Fasten-Zeit geschehen) gewinnt es eine gantz andre Gestalt allda und ein merckwürdiges Wunder der Natur ; angesehn, alsdenn das gantze Thal mit Wasser überschwemmet wird, welches aus verborgenen Gängen hervor bricht, und gewaltig viel Fische, voraus Hechte mit sich führt. Solches Wasser bedeckt dennoch selbigen Bodem nicht über den funff- a) Wernerus, in Epist. ad Herberstenium. zehenden Tag, sondern verschlupfft sich von selbsten wiederum in seine unterirdische Canäle. Hierauf eilen die Anwohner, wenn sie solches an gewissen Zeichen wahrnehmen, mit Fässern und Wagen hinzu, und zwar jedweder an einen bestimmten Ort, verschliessen die Hölen und Löcher dergestalt, daß dem ein- oder hitt-sallendem Gewässer sein Gang zwar unverhindert bleibt, den Fischen aber der Rückgang verboten wird. Deren sie eine grosse Menge in kurtzer Frist sahen, oder vielinehr ergreiffen, dieselbige aufthun und ausnehmen, einsaltzen und entweder an der Sonnen oder im Rauch dürren, nachmals aber weit und breit verkauffen. Man sähet offt Hechte, so zwo Elen und drüber, zu fünffzehen, zwantzig und mehr Pfunden. Welches dann keine vergebliche Mutmas-sung giebt, daß unter dem Bodem ein großer Wasser-Pfuhl Hause. Diß ist gewißlich ein sonderbares Wun-derwerck der Natur, daß man mit der Weise alle und jede Jahre aus einerlei) Grunde und Bodem pflügen, säen, ernten, jagen und fischen kann, also daß Pflug und Nachen, Schnitter, Jäger und Fischer daselbst zu thun bekommen, daß man, sage ich, zweyerley so weit unterschiedene und widerwertige Dinge innerhalb eines einigen Monats, nemlich jetzt einen See, jetzt ein trucknes Feld, vermittelst solches Natur-Wechsels allda schauet. Weil aber die Alten hievon so gar nichts gedencken, kommt ruhm-gedachter Doctor Schönleben nicht unsäglich auf die Gedancken, es müsse selbiges Stuck deß alten Japidä etwan von Bergen überfallen seyn, welches, wie er vernom-men, auch zu unserer Zeit anderswo^ge-schehu seyn soll, und solcher Berg-Fall habe etwan Ursach zu diesem natürlichen Miracul gegeben. Welches viel Fremde, so dahin kommen, kaum glauben, wenn sie es nicht mit ansehn, aber nicht schauen können, woferrn sie nicht, Key rechter Zeit zugegen sind, b) Dieser deß D. Schönlebens Bericht stimmet mit dem Wanten)chen meistens überein, ansbenommen, daß der Wär-ner ihm anderthalb Meilen, der Schönleben aber nur eine halbe zur Breiten giebt. Nun ist nicht ohn, daß man laut jetzt angeführter Relationen und andrer in dem 6) D. Joannes Ludovieus Sehönleben in Appa-! ratu Carnioliae antiquae c. 4. fol. 122. seq. Thal, wo dieser See sich aus gewisse Zeit also einquartirt, in einem Jahr jagen, fischen, Hetzen, beitzen, ernten und das Heu abmehen könne; unterdessen hat doch keiner ihn noch so ausführlich beschrieben, daß es nicht mit weit mehrer Vollkommenheit noch geschehen könnte. K* "usführ- Derhalben verspreche ich * dem cnriösen l'che^schtti- oder geuauforschendem Leser von diesem b»ng è so wunderhafftem See einen völlig-ans-andren°Ort geführten Unterricht an seinem gehörigen verspahrl? Ort, nemlich unter den Lands-Rariteten. Da denn nebenst andren Umständen die Manier zu fischen samt Allem, was sonst dabei) vorgeht und zu sehen ist, alle Löcher mit Namen, wie nicht weniger aller Herrschafften ihre darinn habende Züge mit Allen Umständen und Denckwürdig-keiten sollen erzehlt, und auch die Gelegenheit dieses seltsamen Sees durch den Kupsser-Riß nach dem Leben vorgestellet werden. Der andre Nahe bel) Kn mp al e ist der zweyte Kumpale. See. Daselbst geht eine Hole in einen Berg, der durchaus von Stein-Felsen. Man begiebt sich aus zweyen Büchsen-Schüsse weit hinein mit Fackeln, biß man zu diesem See kommt, über welchen die Natur selbst ein überaus-hohes Gewelbe von Stein-Felsen hat aufgeführt. Wie groß aber und weit dieser See sich befinde, kann man nicht wissen. Ich habe fetter, * so weit ich reichen können, aus alle Seiten Steine darinn herumgewors-fen, da dann allezeit- der Stein nur ins Wasser gefallen. So kann man ihn auch . _ nicht bey brennenden Fackeln überschauen. *i?jjTn 3ch * habe zwo Fackeln zusammen ge- ^rsuch die- bunden, und versucht, den Grund zu siii- ttar?le öu den beym Ort, das ist (nach hiesiger n en' Red-Art) bei) dem Ilser, Habs aber nicht ergründen können. Die dort herum Wohnhaffte holen täglich aus diesem See das Wasser, weil sie sonst kein andres haben. Ob Fische darinn gehen oder nicht, wissen sie mir nicht zu sagen; sintemal Ihrer Keiner einen Fisch daselbst gefehlt, wiewol auch nicht darnach geschaut, ob er einen ersehen könnte oder nicht. Denn diese gute Leutlein treibt keine Curiosità, sondern die Noth dahin; daher sie wenig darauf Achtung geben, ob der See Fische hege oder nicht, wann sie nur Waffer b., bekommen. See toh™ . Vor ungefähr vier Jahren haben mir qeb-^lSut nicht allein die nechste Umwohner erzehlt, sie hätten darinn einen Glöcklern läuten gehört, welches auch ein gewisser Psarr-herr, der auch Selber das Läuten mit angehört, bestetigte. Solches Geläut wollten die guten Lente einem Gespenst zn-schreiben. Allein es entsteht nur von dem hernntertrieffendem Wasser, welches daselbst zum Stein wird, und zwar zu einem gantz - Schneeweissem klingendem Stein. Wann alfo aus folchen klingenden Stein die Wasser-Tropffen fallen, so giebt es einen Klang und Gethön, als ob es eine Music oder Geläut wäre; und das währet, biß sich die Feuchtigkeit vertröpffelt hat, und alsdann mit dem Herunterfallen so lange einhält, biß sich eine solche Quantität von neuem versammlet hat, daß sie abermal sich ablösen und Tropffen-weise hinabfallen muß; da es denn abermal an ein vermeyntes Läuten geht. Jnmas-sen auch gedachter Psarrherr eben also hievon genrtheilet hat. f) Ein andrer wnnderwürdiger See, so der Der dà dritte dieses Mittel-Crains ist, ligt gleich bey dem Dorffe Podpezhio, nahe bey pezhio. Gutenfeld, und wird gleichfalls von einem Berge eingesperrt, doch also, daß er dennoch den menschlichen Zutritt nicht aus-schlensst. Denn man geht in den Berg hinein, und kommt alsdann erstlich zu einem sliessendem Wasser, einen Büchsen-Schnß tieff im Berge. Daselbst läufst das Wasser gar schnell vorbei) in einen Felsen und in eine Höle, welche der curiose Leser miteni im L. Capittel beschrieben sindt. Neben selbigem Wasser geht man erschrecklich-weit hinein, und an theils Orten gar gefährlich, biß man zu einem See kommt, der Einem weiter zu gehen nicht erlaubt. Aus diesem See kommt obbeschriebenes Fließwasser geronnen, wie in erst betiteltem L. Capittel der Kupsfer-Stich answeiset. Diesen See habe ich * gleichfalls versucht mit einer Fackel, so anderthalb Klaffter lang war, zu gründen, aber damit nicht ergründet. Denn ich * hatte kein Spagat oder Faden bey mir, womit ich seine Tiesse hette erforschen mögen. Mit Steinen habe ich * allda auch herum geworssen, aber damit zu keinem Ende gelangen können, sondern allezeit gehört, daß dieselbe ins Wasser geplumpt. Ich gab auch durch scharffen Einblick Achtung I) Es kann aber auch das Wasser selbst wol, nachdem sich bißweilen gewisse Windlein inwendig erheben oder sonst hinein dringen, einen solchen Glöcklein-äbn-lichen Klang geben, wie ich solches aus der Erfahrung weiß. E. Fr. drauf, ob sich irgendswo eilt Atsch darum spichreu tiesse, kunnte aber keinen ersehen. Sonst hat diß Wasser mit dem Krystall einerley Klarheit und über sich einen rnäch-tib-hohen Stein-Felsen, den ihm die Natur tote ein Gewölbe zur Obdecke gegeben. Die Fackeln brennen darinn gar ungern. Bondenbcy- Anlangend die zwo andre 'Leen, so Seen^wird" ^ürffte mancher leicht für ein Mährlein gercdt, was aufnehinen, was von denselben insgemein man so ge- geredet wird; derhalben ich auch solches glauben '* dem forsch-gierigem Leser für keine un-kann. fehlbare Gewißheit verkanffe, tool wissend, daß Manchen bißweilett auch tool seine eigene geschweige den andre Augen und Ohren betriegen. Mir selbsten will der gemeine Verlaut davon nicht ohtt gtosten Zweifel und Miß-gläubigkeit entgehen. Gleichtool darsi ich * mich doch auch nicht unterstehen, es kecklich für eine gewisse Unwarheit anszugeben. Die Natur über-trisft vielmals unsre Vermutungen gar-weit. Ich habe * in fremden Ländern unterschiedliche gelehrte Leute gesprochen, welche den Sebastian Münster mit seiner Beschreibung deß Circknizer-Sees ausge-lacht, und mich * um die eigentliche Beschaffenheit selbiges Sees gefragt, denen ich, weil ich dazumal noch keine Wissenschafs drum gehabt, nicht davon sagen Wunderliche können. lind wer wirds glauben, daß ein Natur eines Nußbanin Abends vor S. Johannis Tag , uß- aum . ^och ßaich dürr, früh Morgens aber an jetzt besagtem Tage Johannis nicht allein gantz grün wird, sondern auch allbereit Früchte habe, wie andre Bäume? Wer wirds ihm leichtlich lassen anders einbil- i den, ohtt von seinen eigenen Augen, daß es keine Fabel sey ? Gleichtool ist es gantz gewiß, und werde ichs * unter den Ra-riteten deß Landes Crain ausführlich versichern. Dergleichen unglaublicher Sachen noch viel andre mehr sollten schwerlich beh einem auch wol verständigem Leser Glauben finden, welche doch endlich gewiß und wahrhafft befunden werden. Daß ein gewisses Meer mit Graß bewachsen und gantz bedeckt sey, würde man einer oder andren Americanischen Schifffahrt schwerlich geglaubt haben, wann es nicht hernach die öfftere Erfahrung allem Zweifel hette entzogen. Ja Alles, was in der Natur nicht alltäglich, sondern seltsam und rar ist, würde bey der Nach - Welt gar bald seinen Glauben vertieren,_ so man dann und wann durch neue Erfahrung die Gewißheit desselben nicht emettete und aus die Nachkommen verpflantzte. Also ist auch nichts unmögliche was man von diesen beyden nach* gesetzten Seen ausgiebt; ob ich * schon selber im schwachen Glauben, ja vielmehr Zweifel als Glauben, gebe, sondern es tut Mittel zwischen der Gewißheit und Verwersflichkeit beruhen lasse, als der ich * nichts für gewiß anzngeben gewohnt, was ich Selbst nicht gesehn und erfahr». Auf solche Vor-Bedingung setze ich demnach hieher, was mir * die Einwohner von solchen beyden Seen erzehlt haben. Der Eine, so in der anfangs beten-Der vierte leten Zahl und Ordnung der viertle ist, soll in teilt Mokrizer Walde aus dem Wà, der hohen Berge Mokriz sey it. Von welchem bald sicht- /. ' c~ 0 r , o , / / 5ad unficht' die Herumwohnende berichten, das; sie 6ar offt dazu kommen, wann sie in den Wald gehen, um Holtz zu fällen oder sonst etwas darinn zu verrichten, da sie ihn dann voller Fische sehen und ziemlich groß finden; hingegen aber, wenn sie j fürsetzliches Fleisses dazu gehn wollen, niemals wieder antreffen können. Vor sechzehen Jahren hat mir * der Herr Baron Hanns Adam von Engelshaus seel. zu Thurnig erzehlt, es sey zwey Jahre zuvor ein Bauer zu ihm gekommen, sagend, er hette den Mokrizer See jetzt recht gefunden, und den Weg so fleissig gementi, daß er auch wol bey gröffester Nacht-Finsterniß denselben zu finden sich getraute; weßwegen er diesen Herrn gebeten, daß derselbe mögte mit ihm gehen und solchen See sehen; worauf er auch nebenst mehr Ändern also fort mit ihm gegangen, aber keinen See nimmermehr finden können. Und daß ist gewiß geschehn. Soviel von diesem See. [Meine, Erasmi Francisci, einfältige Gedancken über diese abentheurliche Erschein- und Wieder-Verliernng deß Sees sind diese, daß solche der Einwohner Er-zehlung, weil sie einhällig ist, und ositer-mals geschehen, schwerlich gantz erlichtet seyn könne, sondern vermutlich etwas daran sey. Wie es aber zugehe, natür- oder unnatürlich? gilt rahtens. Wann ich Nachricht hette, daß in selbigem Mokrizer Walde irgendswo ein leerer Sand-Raum auf dem Gebirge wäre, so wollte ich sagen, dieser See hette die Eigenschafft und Natur deß Polter-Brunnens in Westphalen und etlicher andrer seltsamen Gewässer, die zu gewissen Stunden Plötzlich aus tem Bodem hervor dringen und nachmals ge- schwinde von der luckren Erden wieder eingetruncken werden durch verborgene Schlupfs - Löcher sonder Hinterbleibung einiger Spuhr der Nässe. Daß man ihn voller Fische zu sehn sich beduncken lassen, dörfste wol eine falsche Einbildung und durch das hervordringende Wasser selb-sten ein solcher falscher Schein erweckt fehlt. Denn weil der heimlichen Löcher gar viel, wodurch das Wasser entweder hervor-oder wieder hinein-eilet, kann solches eine Gestalt geben, als ob hie und da sich im Wasser Fische regten und spielten. Solte aber nirgendswo ein solcher leerer Sandplatz in besagtem Walde gefunden werden, müsste es eine gespenstische Gau-ckeleh sehn, welche die Arbeits-Leute von ihrer ordentlichen Arbeit verleiten und mit eitlem Zeit - Verlust äffen wollte. Denn es ist nichts unglaubliches, daß die Gespenster in grossen Wäldern an abwegsamen Oertern sich auf halten und den Leuten bald ans diese bald auf andre Weise eilte Blendung vor den Augen machen. Was der so genannte Rübenzahl im Riesen-Gebirge für seltsame Aufzüge mache, ist ruchbar genug. Zu gewisser Erkündigung der Sachen diente ein Ariadneischer Faden und könnten die Arbeiter in diesem Walde beh Erblickung deß Sees an den nechsten Bäumen nur ein Zeichen machen, nach deren Wiederfindttng sich alsdann auch leicht wieder finden tiesse die Gegend, da $ sie deß Sees ansichtig worden. E. Fr. ern. Äysch. Akizer ^runnquell fischen @i= tW und S- Kazian. Die Feistriz, D°r tz>ott->ch°er Bach. icht alle Fließ-Wasser des; Mittel-Crains behalten ihre Freyheit oder freye Lusit bis; zum Auslaufs in ein grössers Gewässer, sondern eine grosse anzahl derselben muß sich von der Erden verschliessen lassen, und kommt nicht wieder (wenigstens in diesem Lande nicht) ans Licht. Wie solches aber zugehe, habe ich oben schon deutlich Unter solchen ist erstlich die Aysch, welche entspringt zwischen Aursperg und Oblokh, und eine Meile fortrinnt, hernach in die Erden geht. Sie hat gar viel Forellen. _ Das andre ist der Welt-berühmte Cirknizer See (Cirkensko Jesero), in welchen See dreh Wasser verrauschen, als der Cirknizer Bach, der Oberg und die Ste-berzeza, und auch noch mehr andere aber gar kleine Bächlein. Dieser Wunder-See hat keinen andren Ausgang, ohn allein in seiner Mitten etliche grosse Löcher, durch welche er hinein rinnet. Gleicher Gestalt haben auch die dreh erstbenannte Wasser keinen andren Ausgang, ohn allein, daß sie in die Löcher slieften. Zwischen E i s e n h o f und S. C a z i a n springt eine starcke Brunnquelle hervor aus einem Felsen, lausft aber nicht gar-weit, sondern muß seiner Mutter, der Erden, bald wiedrum in den Leib gehen (wiewol an einer andren Stäte) und giebt also einen feinen Spiegel der Berkürtzung menschliches Lebens. Denn es führet zwar auch das allerlängste Menschen-Leben dahin wie ein Strom, aber vielen Gebornen wird solcher Laufs bald nach der Geburt in der Kindheit oder Knabenschafft gestillt und von der Grab-Erde bedeckt. (Die F e i striz (Bisterza) thut ihren ersten Aussprung oberhalb deß Marckts Reiffniz, welchen sie hernach durchpassirt, und nur eine Viertheil Meile unter demselben sich unter die Erde verbirgt. Dennoch ist er nicht arm an Fischen, sondern hat gute Schlehen, Allten, Kreßlein und ausbündige Krebse. Deß Gotscheer Bachs Entsprin-gung geschieht gleich oberhalb der Stadt Gotschee, und zwar nicht an einer einigen Stäte, sondern auch um die Stadt herum hin und wieder. Er wird aber seines Lauffens über der Erden bald müde, sintemal er nur eine Meile weit hinunter rinnt, und alsdann beh der Pfarr Mössel durch ein Loch in die Erde fällt. Beh einer so mittelmässigen oder vielmehr kurtzen Länge, so ihm die Natur hat zugemessen, erweist er gleichwol eine grosse Müdigkeit an Fischen, immafsen er derselben über die Masse voll ist, und auch von den köstlichsten Krebsen dnrchkrochen wird. Rutten, Brat-Fische, Schlehe«,_ Hechte, Alten und eine unglaublich-grosse Menge besagter Krebse haben ihn gantz angefüllt, also, daß dieses Wasser allein den Einwohnern gemeldter Stadt mehr Nahrung verschafft, weder Aecker und Bau-Feld. Es mag aber dasselbige wol mit einem unstäten Menschen, der nicht lange an einer Stelle bleiben kann, verglichen werden; denn es liebt die Abwechslung deß Ober- und Unter-irdischen Lauffs gar sehr, geht an überaus vielen Orten wiederum aus der Erden hersür und wieder hinein, wie ein unbeständiger Büsser, der mit seinem Hertzen bald über das Irdische herrschet und triumphirt, bald dem Irdischen unterworffen ist. Wanns regnet, häuftet sich biß Wasser so gewaltiglich, daß Alles damit überdeckt und gleichsam ein breiter weiter See draus wird. Wann es aber wieder fällt, vergeht und in die Löcher gehet, hinterläftt es an stat deß Zinses für den kurtzen Bestand seines genossenen Quartiers eine unglaubliche Fülle von Fischen auf dem Platze samt vielen Krebsen, so den Leuten gar wol bekommen, die alsdenn wol Ursach hetten zu sprechen, der Herr hette ihnen Fische und Krebse regnen lassen. Globouza springt heraus unferrn Globouza. von Eisenhof und trifft unterhalb Eisenhof ein Loch an, wodurch sie der Erden eingetrichtert wird. Eine Mühle wird durch sie deß gebührenden Fleisses erinnert und der Anwohner einer Dancksagung für gute Pfrillen und Krebse. Der Jesero bricht hervor eine halbe Der Jesero. Meile vom Cirknizer See. Man will sagen, es komme diß Wasser aus dem Cirknizer See. Wie es denn auch den Namen davon hat, angemerckt, Jesero in unsrer * Crainerischen Sprache soviel als ein See bedeutet. Dessen ungeachtet glaube ich * doch, es komm nicht her von dem Cirknizer See, denn solches lässt die Betrachtung deß Ursprungs Jesero nicht wol zu, als welcher um ein Gutes höher über dem Horizont ligt, denn der Cirknitzer See. f) Es ist gar ein gros- f) Wiewol Etliche accurate Erd- und Wasserschreiber beglauben, diß gebe keinen beständigen Beweis, Last ses Wasser. Wann auch der See trucken ist, so fließt doch Jesero da allezeit, rinnet aber nicht weiter, als eine Viertheil Meile, da er gleich ein Gefangener wird deß Lochs oder der Hölen bey S. Cazian, von welcher der geneigte Leser bet) den Rariteten deß Landes die Kupffer-Bildung besehen kann. Wann der Regen diß Wasser vergrößert, stürtzt sichs mit so gewaltigem Brausen zu der Grotta hinein, als ob es donnerte, und muß Alles sich darüber erschüttern. Fließquelle Bey S. Cazian nicht weit von Aur-bey S. Ca- jperg bricht eilt Wasser aus der Erden hervor, und trifft gleich auf ein Mühlen-Rad und treibt selbiges herum; verfleußt aber unter dem Rade alsofort in die Er-Sihe die Fi- den. Wie in der Kupffer-Figur zu ersehn, gur Nr. 25. Man hat sich wol zu verwundern, wie gef ließen und sorgfältig die Natur ist, den Menschen zu helffen, denn in selbiger Gegend giebt es weit und breit keine Mühle. Einen Büchsen-Schuß weit von selbiger Mühlen finto sich ein Loch, so dasjenige, was niedriger ligt, dem Hähern keinen Ursprung geben könne. E. Fr. zu Erden hinein geht; daselbst hört man auch ein Wasser unter der Erden starck rauschen, welches aber ein anders, und nicht dieses ist, das bey der Mühlen sich einerdigt. Der Laaser-Bach, so oberhalb Hat- Der Saafer lersteinbeydem Dorff Verchnig entspringt, Bach, fließt, nachdem er sich mit einer halben Meilen gemessen, unter die Erde durch ein Loch bey dem Dorff Baden (sonst Dane) genannt. Giebt überaus viel schöne und nngemeine nebst andren gemeinen Forellen, wie auch Lachsfähren. Die Rakitenschezeza entsteht aus einer iMiten-morastigen, flachen und ebnen Erden nicht sehezeza. weit von Reiffniz, und macht stracks bey seinem Ursprünge wie einen kleinen See oder Teich, muß sich aber bald nach solcher Großmachung demütigen und nach Uberlauffung einer viertheil Meilen wiederum in die Erde fallen. Gar viel Mühlen haben von diesem Wasser den Trieb, wiewol es jetztgedachter Massen über eine viertheil Meil nicht rinnet. Beym Regenwetter laufft es hoch 'an, deckt alle die Mühlen zu, und stehet wie Iwje to*er kìn See. Es ist aber wlder die Gewon-Stčbfe." heit der meisten Wasser weder Fischen noch Krebsen günstig, und leidet derselben keine. Sobald man einen Fisch oder Krebs hinein thut, stehen sie gleich ab, und verliert daselbst das Sprichwort: Man hat den Krebs ins Wasser gesetzt, seine ordentliche Bedeutung und Absatz. Gleichwol (welches zu verwundern) ist bist Wasser nicht ungesund, sondern gar gut beydes zum Kochen und Trincken; gestaltsam die Einwohner da herum kein andres als dieses Wasser nur gebrauchen. E 60,1 Sìe geben aus, es fest ein Mal verflucht Wasser. worden, erzehlen viel Fabeln davon, und unter andren auch dieses, daß man im Sommer zu gewissen Zeiten best dem Ursprünge einen Meer-Fisch erblicke. Ich * habe aber keinen bekommen können, der solchen gesehen hette ; man muß sich nur abspeisen lassen mit diesem Ihrem Vorgeben, sie hettens Einer vom Andren gehört. Vielleicht hat einer sich selbsten drinn gesehn, und also vermeynt, er hette einen Stockfisch gesehn. aschiza. Die hinter Aursperg entspringende R a- schiza (Raschiza) fliesst weit nach dem Thal hinunter, und geht demnechst best best Pogaznig seiner Mühlen in ein Loch unter die Erde. Wer die schönste, grössest' und edelste Forellen, Lachsfahren, samt andren guten Fischen mehr, wie auch herrliche und grosse Krebse liebt, der wird diß Wasser loben, weil sie häuffig darinn leben, azma. Die Razina entspringt aus der Gra- suplizcheza und dem Schleinizer Bach bey Weissenstein, wie oben tut XXXI. Capittel gedacht ist. Aber 6et) Ratschinavas, unferrn von Zobelsberg gensst er sich in ein Loch, und aljo in die Erde. Aus selbigem Loch, da das Wasser hinein fällt, gehen trefstich-schöne und sehr grosse Fische heraus. Dtß Wasser führt die stattlichsten Hechte, Barben, Rutten, Forellen, Schleyen, Alten und die löblichsten Krebse. Man vermeynt, diß Wasser rinne bey Ober-Gurckh heraus, welches Wasser daselbst die Gurckh genennt wird; aber ich * zweifle sehr dran, sintemal dieses ein gaittz trübes, leimigtes und gar kein frisches, dahingegen die Gurckh ein überaus frisch- und klares Wasser ist. Es könnte sich zwar wol unter der Erden puriflciren ; nichts destoweniger kann ich, * daß es einerley Gewässer sey, schwerlich gläuben. Und hierinn stimmen mir auch obgleich stummer Weise die Fische bey, als welche in solchen zween Wassern gantz unterschieden sind. Die Reiffniz (Ribenska uoda) ge- Die Reiffniz. winnt ihren Ursprung aus dem hohen Berge bey Reiffniz, und streicht etwan eine halbe Meile fort biß an eine Erd-Höle, darein sie sich begräbt; es ist wol Schade, daß ihr nicht etliche Meilen zum Lauste erlaubt stylt, weil es ein gar rühmliches Wasser, darinn die herrlichsten Fische gehn, nemlich aus der Massen grosse zehen, ja auch wol zwantzig-pfündige Hechte, köstlich-gute und grosse Schleyen, grosse Alten und viererley Sorten von Dari,», Forellen; als erstlich gleichsam schwartze Forellen mit schwartzen Tüpffeln, hernach schön-weisse Forellen (wie die Huchen) mit rot- und schwartzen Tüpffeln gesprengt, drittens kleine ordinare Forellen, v i e r d t e n s gar grosse und schöne Lachsfahren. Diese letzte aber finden sich allein oben bey dem Ursprünge, denn sie kommen aus dem Berge hervor. Die Sala entspringt zwischen Aur-Die Saia, sperg und Jgg zwischen zweyen hohen Bergen als Korin und Mokriz, so hernach Ischka genannt wird, und setzt zwischen diesen beyden Gebirgen ihren Laust fort, biß sie bey dem Dorff Ischkavas von einer offenen Erd-Hölen wird einge-truncken. In diesem Wasser leben lauter Forellen. Die S elei s ni za , welche unterhalb ®ie ®elei>5 Eisenhos entsteht, streckt ihren Laust nicht111'a' gar zu weit, sondern fällt bald hernach in die Erde. Hat gleichwol einige, doch nur wenige Forellen, welche das Wasser zu Zeiten heraus wirfst. Die Schusniza, so im Gottscheer Ge- Sckusmza. biet gebürtig wird, fliesst nur eine halbe Meile und geht allsdann in die Erde; lanfft aber vom Regen sehr hoch an, und erbreitet sich alsdann wie ein See; hat weder Fische noch Krebse. Die Steberzcheza nimt ihren Ursprung steherbet) Stegberg. Ihr wird aber der offen- zcheza-bare Laust nicht weit erlaubt, sondern von einer Erd-Hölen, da sie hinein muß, bald verboten. Aber über eine Weile bricht sie von ihrem Gefängniß sich aus, und aus der Erden wiederum hervor und ersäufst sich in den Cirknizer See. Giebt nur lauter Forellen. Vorzug der Mittel-Crai-nerischen Hö-len in der Verwundrung. Das L. (Capititi*. Von den Irdenen Grotten oder Holen in Mittel- Crain. Inhalt. Der Wittel - Cräinerisehen Wien Vortritt in der Knritet und Verhnmdrung. Wie im Berge Aetna. Wie am Neapolitanischen Gebirge Asinino. Eine andre im Uürnbergischem Meg-Amt Velden. Wittel - Grain irische Grotta beg Alt-Ginöd. Denm Cirbnizer See. Jeitbnecht, so mit dem Werde in ein tieffcs Koch gefallen, Ivird ivieder herauf gezogen. Sehr tieffes Koch im Jabernicher Walde. Gauben-Köcher in Grain. Wie ben S. Gazian. Grotte ben Kazchen-berg. Grosse Gyszapllen daselbst. Die Hole ben Podpezchio. Grotta ben Ober-Gurekh. Grosse Grotta ben Aosserbh, darinn gekaltig-biel Sommer-Oys. £im andre Zivischen Rosseelch und Ginöd. Wie, darinn das Gebeine dess häuffrg - hinabgeivorffenen berrerkten. Viehes gantz berlohren. Grdreich zu Waris, darinn die Keichen geschivind berlvesen. Vermutliche Nrsach dess Verlusts ge-meldten Aas-Gebeins. Wien in Granen, Kelche man jährlich muss iveihen. Vormalige Unheimlichbeit der Inländischen Wien S- Dateien. Wie heutiger Zeit ein reisender Geistlicher dieselbe befunden. Was bon dem Vergeben der Alten dissfalls sen zu halten. Abentheuer, so zkeen Missethätern in einer Wien erschienen. Mas Einer, Uamens Johann Deer, soll im Zottenberge ge-sehn haben. Tyrannen dess Teufels in einem Kieffländischen See. Einer etwas drum gewusst, ausser denen nahe dabei) wohnh afften Leuten, welche aber solches und dergleichen nicht achten. Ich lebe aber der Hoffnung, wann hin-süro ein curiöser Peregrinant oder Reisender ins Land kommt, werde er mehr Raritet- und Schauwürdigkeiten besichtigen können, weder ihm biß noch gezeigt worden; weil vor mir * (ohne Ruhm zu schreiben) Keiner gewest, der alle Winckel deß Landes so durchsucht, Alles und Jedes ausgeforscht und Selber nach Möglichkeit experimentirt hette ; solchem nach Keiner auch einem Fremden viel Besonders hat sagen öder weisen können, ohn den Cirknizer See und das Ouecksilber-Bergwerck in Idria. Nunmehr aber wird der curiose oder Gern - wissende Leser in dieser unserer Chronic und Topographia viel Rariteten vWe Arbeit der Natur an leb-Hofen Sachen ist nicht weniger 'unter- als über der Erden wun-Aderbar. Dazu gehören auch die s-, von ihr gemachte Grotten und ‘ Holen, welche mancher Orten ^ so seltsam, daß sie nicht wol * ohne Erstaunung anzublicken. Mit solcher Wunderwürdigkeit gehen die Mittel-Crainerische Grotten allen andren meines Ermessens weit vor. Ich * habe in unterschiedlichen Ländern und Königreichen, nicht allein in Europa, sondern auch in Africa, viel seltsam-wunderliche Grotten Selber gefehlt, aber in Warheit nirgends so seltene, noch Verwundrungmachende, als in diesem meinem Vaterlande. Diese sehnd btßhero wenig bekand gewest, weil Niemand noch biß anhero davon geschrieben, auch selten hier zu Lande finden, die sowol lesens als schanenswerth. Massen ich * den schau-gierigen Peregri- j nanten und andren durchreisenden Perso- 1 neu, so solcher Denckwürdigkeiten Liebhaber seynd, zu Gesallen an behörigem Ort dieser Chronic ein eigenes und absonderliches Capittel zu schreiben gesonnen, von allen dem, was ein Reisender in diesem meinem Vaterlande Crain zu sehen habe. Da sich gewißlich Mancher* dann wol verwundern wird, daß in einem einigem Lande soviel Seltsamkeiten und Cnriositeten anzntres-fen sehen, und er allhie sehen könne solche Sachen, wovon er in andren Ländern nicht einmal hat sagen gehört. Neapolis nnd Sicilie» weiß von vielen Hölen zu reden, welche die Natur zugerichtet, sonderlich in-und unter dem Berge Aetna, da unter andren eine Höle, so man den süssen Berg oder die Höle deß s ü ss e n Bergs nennet, gesunden wird, welche grausam - tiesf und nnersorschlich-8etg ’m weit sich erstrecken soll. Von dieser berichtet Aetna. Antonius Philotheus in seiner Topo- graphia Aetnae, man gehe zu derselben ein durch ein enges Loch, dadurch nur eine Person auf ein Mal kommen kann; führe aber den Menschen in eine unterirdische Höle, die nnermäßlich-weit reiche. In selbige tiesse und unendlich-weite Höle habe er sich mit Marco Franchino, Simone de Carolo und andren guten Freunden hinein gewagt, doch zuvorderst tut Eingänge einen starcken und dicken Bindfaden (oder dünnes Seil) Jemanden zu halten und zu verwahren gegeben, welchen Faden sie immer nach sich gezogen und sowol mit Laternen als grosse» Wind-Lichtern dreihundert Schritte weit durch häßliche Löcher, Hölen, Windel und gähe Gänge sortgewandelt, biß sie theils durch hefftige Kälte (ohnangesehn es mitten im Sommer damals gewest), theils durch erschreckliche Furcht wie auch durch die Uner-findlichkeit deß endlichen Ausgangs dieser entsetzlichen Hölen gezwungen worden, den Faden wiederum aufzuwickeln, und dabey den Ruckweg zu messen, biß sie wieder heraus ans Tags Licht gekommen; und habe man von den Vor-Eltern die Nachricht, daß vormals auch etliche Leute diese entsetzliche Höle auszugehen sich unterstanden, aber niemals wieder hervorgekommen. a) _ So eröffnet sich auch an dem Neapo- «> Antonius Pliilotlieus de Homodeis in Topo-graphia Aetnae kol. 1491. Italiae Illustratae. Valv. II. Buch. litauischen Gebirge Astruno eine gewaltig- Am Neapo. grosse Höle, darinn über dreh tausend Gebirge^ Menschen einen räumlichen Aufenthalt Astruno. haben könnten. Dieselbe geht je tieffer je enger zusammen, und sormirt zu letzt die Figur eines runden Spielhanses (oder Amphitheatri.) Mitten durchhin rinnt ein klar-gewässerter Bach, b) Deutschland hat gleichfalls wunder- In dem barer Hölen keine geringe Anzahl, _ dar-unter die, so in dem Nürnbergischen Amt Bei-Pfleg-Amt Velden anzutreffen und ben-das Geyßloch genannt wird, wol auch Meldens würdig ist. Denn sie ist gar groß und hat drei) Seen oder Wasser-Pfühle, auch viel Seiten-Gänge, deren etliche fast niedrig etliche aber sehr hoch gewelbt seynd, und hat man den endlichen Ausgang der wenigsten annoch erfahren können. Man trifft an etlichen Orten dieser Höle ein sonderbare Art nnbekandter Thier-Beine an, so von den Landlenten in mancherlei) Leibs - Schwachheiten und bißweilen glücklich gebraucht werden. Nicht weniger wird daselbst auch ein artzneyli-ches Erdreich gegraben, welches der Stri-gauischen Erde (oder Schlesischen Siegel-Erde) in der Heil-Krafft nacheyfern soll. Dergleichen Speluncken liessen sich viel andre mehr ans allen Königreichen Vörstetten, aber schwerlich werden irgendswo so wunderseltsame sich eräugnett, als wie in unsrem Crain. Mancher dörffte etwan gebenden, ich wolle meinem * Vaterlande mit der Feder nur anfhelffen, und seinem Ruhm dieselbe zum Flügel reichen, mit welchem derselbe sich über die natürliche Beschaffenheit könnte erhöhen; wie es dann nichts Ungemeines, daß Mancher sein Vaterland auch wol mit übermässigen Lob-Sprüchen herausstreicht; ich * versichere aber den freundlichen Leser, daß ich nichts für gewiß ausgebe, was meine Augen selbst nicht bezeugen. ^Wann ich aber etwas setze, das ich Selber^ nicht gefehlt, so setze ich allezeit dazu, daß ich " es selber nicht in Augenschein genommen, sondern entweder aus gewisser Leute Bericht oder auch nur aus gemeiner Sage es empfangen habe; verhosse also, ein vernünfftiger und guthertziger Leser werde sich zu mir einer aufrichtigen Er-zehlung versehen, und ja so ein gutes Vertrauen gegen mir tragen, als ich gute Lust und Neigung habe, ihn ohne wissend- b) Wie man in der Archontologia Cosmica liefet. 21 lichen Fälschung der Sachen zu bedienen. Lasst uns dann die Mittel-Crainerischen Grotten ein wenig durchblicken und die Tunckelheiten derselben mit leutseligen und gern - gläubigen Augen beleuchten. Mittel. Bey Alt-Einöd geht eine Höletieff Crainerische in den Berg hinein, darinn überaus viel AN-Einöd Eys ist. Man findt zwar in diesem Lande gar viel Grotten; aber in keiner derselben, ob sie gleich gewaltig tieff ins Gebirge sich verkriechen, ein Eys, als wie in dieser und in der Speluncken bey Lazchenberg und auch in der zu Roßeckh. Beym Cirk- Nahe bey dem Cirknizer See und nizer See- S. Kostern (oder S. Kazian) ist in dem Walde eine hoch - verwunderliche Höle, mit welcher es diese Beschaffenheit hat. Man geht ziemlich weit hinein in einen Felsen, so trifft man endlich als wie eine Stuben oder Wohnzimmer an und eine solche Vorstellung von weissem Stein, als ob ein Weber hinter dem Weber-Stuhl sitzend wollte Leinwand wircken. Oben an den Boden hencken gleichsam Schuncken, Schulter und ein paar Seiten Specks und dergleichen, welches Alles von weissem Stein. Weiter bin ich * nicht hinein gekommen, kann also nicht wissen, ob was Mehrers drinn zu sehen sey. Die nechst dabey seßhaffteste Einwohner vermeynen, es sey eine rechte natürliche Stube gewest, und versteinert worden; aber die Natur selbst hat von dem herunter tropffendem Wasser, welches sich zum Stein erhärtet, solche Figuren gekünstelt und ihren Schertz damit getrieben, um den Menschen dadurch als eine Mutter der Künste zu wincken, daß er sich aus gute Künste und Arbeit mit Ernst legen solle, gleich wie Sie nirgends feyret noch saullentzet, sondern auch allerdings an solchen Orten deß Erd-Busems, wo es still und einsam ist, sich nnmüssig beweist. Reitknecht Zwischen Gotschee und Seife n-Mt mH berg ist deß seel. Prelaten von Sittich in^em tieffes still Reitknecht, welcher noch am Leben, Loch hin- vor wenig Jahren bey der Nacht in ein unter. tieffes Loch mit samt dem Pferde sieben Klassier und wiederum ein andres Mal, als er bey dem Psarrherrn von S. Maram war, in ein Loch dreyssig Klassier tieff gefallen (als er mir selber erzehlt hat), und das Pferd gleich unter ihm todt geblieben, er aber mit langen Stricken wiederum heraus gezogen worden. Ob aber selbiges Loch hernach unten in eine weitere Höle sich erlängerte, hat er nicht zu sagen gewusst, als der sich mehr um sein Leben weder um die Gelegenheit deß Orts bekümmert und Gott gedanckt, daß er lebendig wieder heraus gekommen. Im Javarniger Walde geht ein Sehrtieff^ unergründlich-tiesfes Loch zwischen lauter ba?nlget Felsen-Wänden Schnur-richtig hinab wie Walde, in eine Cistern. In selbigem wohnen Tauben-den gantzen Winter durch die wilde Tau- m ben. Es giebt im Lande der Löcher noch mehr, darinn die wilde Tauben überwintern, und niemals als gegen den Frühling heraus kommen; da sie dann bey dicken Hanfseil wie die Wolcken heraus-und in fremde Länder fliegen. Bey 8. Kozian (oder Kazian) zwischen Höle bey Circkniz und Adelsperg schauet man 01 e°äiatl' gleichfalls eine überaus-wunderliche Höle, ans deren natürlichen Schwibbogen die Kirche steht. Unten rinnt der Fluß Jesero in die Felsen oder in die Grotta. Bißweilen, wann der Fluß groß Wasser bekommt, entsteht ein greuliches Brummen, Knallen und Krachen, als ob es donnerte also, daß sich Alles miteinander erschüttert. Die Gelegenheit selbiges Orts kan man im Kupffer bey den Lands-Rariteten ersehen. Nicht weit von dem Dorff Kninpale Grotta bey ist eine Berg - Höle, darinn man einen Kumpale. See findt, welcher oben allbereit im XLVII. Capittel beschrieben worden. Bey Lazchenberg oben, da die Kirch Hole bey S. Nicolai samt einem Thabor stehet, ^C1V findt man ein grosses Loch, so in den Stein-Felsen sich hinein stucket. Dadurch steigt man tieff hinab mit Fackeln, da eröffnet sich alsdann unten ein so grosses Gewelbe, wie die grösseste Kirche immermehr seyn kann, und dasselbe ist gewaltig hoch in Form einer Kuppel. Man stehet daselbst unterschiedliche Zapf-sen, so aus dem versteintem Wasser bestanden und ausgehärtet. Weiter hinunter gelangt man zu einer tiesien Schluten, dahin ich * aber nicht hinab gekommen bin. Aus der andren Seiten muß Einer wiederum hinauf steigen, und kommt alsdann wiederum zu einer Kuppel, in welcher Kuppel von Eys als wie eine Orgel von der Erden aufstehet. Allda stehet man gleichfalls Zapffen Grosse von lauter Eys unterschiedlicher Grösse Sapffen und Höhe, deren manche eine oder zwey Klassier hoch und so dick wie ein Mann, manche aber nur zwey oder oder drey Spannen hoch auch wol höher und Arms dick, wiewol etliche auch dünner. Dieses Eys besteht von denen herunter fallenden Wafser-Tropffen, und zwar im Sommer, denn im Winter giebts es kein Eys darinn. Uber solches Eys muß man hinauf steigen, da es dann wiederum unterschiedlich Löcher und Grotten haben soll. Allein es ist Niemand weiter gekommen. Bey dem Dorff Podpezcliio lässt sich auch eine seltsame und rare Höle nahe bey Gntenfeld antreffen, nemlich ein groß Loch in den Steinfelsen, welches sich hernach dermassen erweitert, daß ein gantzes Regiment Reuter darinn stehen könnte, und nachgehends sich in drey Gänge theilet. In den einen Gang geht man erschrecklichweit hinein, und ergeht doch kein Ende. In dem andren wandelt man eine Viertheil Meile inwendig fort, biß man zu einem starck-lauffendem Wasser kommt, welches den weiteren Fortgang verwehrt. Bey (oder in) dem dritten Gange gelangt man auch nach Übergehung der Weite eines Musketen-Schusses zu einem streng-lauf-fendem Wasser, welches brauset und gleichsam rollet, als wie der Donner. Oberhalb diesem Wasser geht man eine Viertheil Meile weit hinein, wiewol nicht ohne ziemliche' Gefahr, weil der Weg daselbst sehr verführisch und verleiterisch dazu von lauter Felsen, und mau gar bald allda eine grosse gähe Tiesse hinab stürtzen kann. Nach Uberstrebung dieses Weges sindt man einen See vor sich, welchen ich* mit Steinen beworffen ans allen Seiten, aber kein Ende treffen können. Ich* versuchte auch die Tiesse mit einer Länge oder Maß von anderthalb Fackeln, kunnt aber keinen Grund finden. Das Wasser ist gantz klar und streitet mit Crystall. Fische aber Hab' ich gleichwol nicht darinn vermercken können, muß es also in Zweifel lassen, ob welche darinn leben oder nicht. Unter den Curiositeten deß Landes hat der Leser hievon eine nach dem Leben abgerissene Fürstellung im Kupffer zu erwarten. Bey Ober-Gurckh nemlich oberhalb deß Ursprungs des Flusses Gurckh lassen sich die Felsen zu einer mächtig-tiesien Grotta hinein. Ich bin Selber* schier eine Meilwegs tieff hinein gegangen, Etlicher Orten giebt es darinn überaus-grosse Holen, und an etlichen siehet man Holtz, Kolen und Asche, welche den Schluß nach sich ziehen, es müsse diese Höle selbiges Orts vor dem eut Mal bewohnt gewesen seyn bey gefährlichen und und unsicheren Zeiten und wird durch solche Anzeigungen beglaubt, was die umherwohnende Leute sagen, nemlich daß vor diesem, wann der Türck ins Land gefallen, die Leute sich dahinein geflüchtet und versteckt haben. Zu verwundern ists, daß in allen diesen Holen das Licht gern brennet, welches doch sonst in den Bergwercken nicht brennen kann wenn eine Stollen (oder Loch) weit hinein gehet, imsall man nicht von oben herunter einen Schacht, das ist, ein Lufft-Loch macht und zubauet. Es berichten auch die Leute, wenn man in diesen Hölen ein Feuer anmacht, so sey es nicht möglich, daß ein Mensch sich zu der Grotten nähere, weil ein unerträglich starcker Dampfs heraus gehe. Und solches lässt sich gar wol hören. Denn solcher häuffiger und in dem Eingänge der Hölen sehr zusammen gedrungener Dampf muß obn allen Zweifel nicht allein denen, die hmeintrachten, das Gesicht mercklich verhindern, sondern sie auch mit der Erstickung bedrohen. Bey R o ß e ck h eröffnet sich gleich hinter dem Schloß eine großmächtige Hole von lauter Stein-Felsen und reicht Kesselförmig hinunter in die Erden. Oben eines guten Büchsen-Schusses weit, unten aber gantz eng. Und daselbst, nemlich unten, hat sie viel Löcher, in welchen das Eys den gantzen Sommer durch bleibt. Von solchem Eys hat bißhero der Herr-Friedrich Graf und Herr von Gollenberg im Sommer täglich gebraucht zur Kühlung deß Weins. Bor sechs Jahren bin ich im August-Monat hinunter gestiegen und habe* in allen Löchern Eyses genug gefunden. Zwischen Roßeckh und Ein öd hat es eine Höle, da man trefflich-weit und tieff hinein geht. Es ist aber nichts Be-sondres noch Rares darinn zu sehen, bißweilen auch ziemlich naß darinn. In diese Höle, die in der Gottschee ligt, gehet man weit hinein und hat keiner noch daß Ende derselben erreicht Es repraesentiren sich darinn unterschiedliche Figuren von Stein, und siht recht wunderlich darinn aus. Mitten darinnen sliesst ein Wasser, darüber die Natur selbst eine steinerne Brücken gemacht, daß man also darüber gehen kann. Man kann diese Hole gantz ausgehen und durch kommen also, daß man am Ende einen Ausgang Grosse Grotta beh Roßeckh. Darinn viel Eys. Grotta zwischen Roßeckhund Einöd. Grotta in der Gottschee. Die Hole bey Uluz-chach. In welcher das Gebein deß hinab-aeworffenen sich verlohren. Erdreich darinn die Leichen geschwinde verwesen. ftnbct, mtb wieberum ans Licht gelangt. Hernach hat es noch drey anbre Holen allernechst dabei), aber bey weitem so schön mtb verwunderlich nicht als wie diese. Als vor etlich-wenigen Jahren bie Gott-scheer gerebellirt und man deswegen einige Soldatesca über sie geschickt, seynb sie in diese Holen entwichen, da man ihnen nicht hat behkommen können. Die Hole Uluzchacli ist nahe bey Ila-vagora. Vor nicht vielen Jahren, da in denen dort nahe-beyligenden Dörffern ein Sterb unters Vieh gekommen, und dasselbe häuffig umgefallen, hat man alles solches verrecktes Aas in diese Grotta geworffen. Hernach ist in eben demselbigem Jahr ein Mensch unversehns hiueingefallen, welchen inan nachmals einen Strick nebst einem Licht hinunter gelassen, d l bey er sich überall drunten umher geschaut, doch aber kein einiges Bein noch einige Spuhr vom Ungeziefer bäumt gefunden. Wo dann solches Aas hingekommen, mögte man wol fragen? Jmsall natürlicher Weise dasselbe so bald samt allem Geripp drunten verweset oder verzehrt worden, müsste entweder ein sehr kalchichter Grund drunten seyn, drauf es gelegen, der es in wenig Tagen aufgezehrt, oder es müsste eine übermachte mtb zur Faulung sehr geneigte warnte Feuchtigkeit darinn regieren, von welcher es zur Verfaul- und Vermoderung bald befördert worden. Deren keines aber an dem Knecht in so kurtzer Zeit, als ei- bäumten zugebracht, seine Wir-ckung thun können. Daß manches Erdreich so scharff und Alles was man ihm vorlegt, in kurtzer Zeit verzehre, bezeugt die Erfahrung zu Paris aus dem Kirchhofe des Innocents, da die eingeerdigte Leichen in neun Tagen attss längste (wiewol Etliche nur von vier und zwantzig Stunden schreiben) verwesen. Und bey der abgebrochenen Kirchen S. Gertrud vor der Stadt Rostock in Mecklenburg ist die Erde daselbst so Festig, daß sie in Zeit eines halben Jahrs nicht allein das Fleisch der eingesenckten Körper samt dem Gebein, sondern auch allerdings die Särcke oder Leich-Truhen verzehrt, und man dessen alsdann das Geringste nichts mehr übrig findt. Was davon Sollte von jetzt erwehnten Ursachen keine zu halten? , . . * « .. ' , r\ . t ■ sich bäumten eraugnen, jo scheint kerne natürliche mehr übrig zu seyn, weil kein Un-geziesfer da vorhanden, wodurch die Gebeine deß Viehes hetten können zernagt mtb verzehrt werden. Also dörfftc es das Ansehn gewinnen, der böse Feind hette selbiges Äas-Geripp etwan davon getragen, um seinen Gesipp, den Truden und Zauberern eine Mahlzeit anzurichten und es ihnen für ein Wildprett vorzulegen, wie er sie sonst zum öfftern verbleudt und mit Ratzen, verreckten Hunden oder andrem schädlichem Aas tractirt, indem ihre verführte Einbildung es für köstliche und delicate Speisen aufnimt; oder er hette es seinen zugethanen Meyneydig-getreuen darum zugeführt, daß sie davon als ans einer von stinckeitder Faulung ergiffteten Materi mancherlei) gifstige Pulver oder andre Mördereyen menschlicher Gesundheit und Lebens bereiten, und zu dem Ende mit andren gifftigen Sachen vermischen mögten. Man kann aber weder aus Eines noch Andres einen gewissen Fuß setzen, ehe denn man fest genug gestellet hat diese Gewißheit, daß der hinabgefallene Mensch sich recht in der Holen umgesehen, und etwan vor ängstlicher Begierde wiederum aus der Gefahr seines Verderbens nur bald erlöst zu werden vorgegeben; er hette sich gnugsam drunten umgeschauet, da er doch wol vor Furcht und Grausen in solcher düstren und einsamen Verlassenheit kaum vielleicht einen Schritt von der Stelle ge-than oder die Augen mit gnugsamer Beobachtung herum geschickt, damit er hette wahnehmen können, ob nicht etwan in irgend einer Ecken hie oder dort ein Ungeziefer verborgen läge. Denn vermutlich wird solches ihm nicht entgegen gekrochen seyn nach der Stüte zu, darauf er im Hinabfallen zu ligen gekommen ; angemerckt die Schlangen, Ottern und andres Ungeziesfer aus Erblickung eines Menschen gemeinlich gern die Flucht nehmen, und sich in ferne Ecken oder Löcher verkriechen. Welches er bey dem ersten Schrecken seiner Hinabstürtzung schwerlich hat vernehmen können, wann es gleich würck-lich geschehen. So glaube ich auch nicht, daß die Furcht ihm gestattet habe, dem vielleicht entwichenem Ungeziefer viel nach-zuspühren, indem er besorgen müssen, er dörffte irgendswo für solche Mühe von einer gifftigen Otter oder Schlangen oder einem Drachen übel bedancket werden, oder etwan ein boßhafftes und abscheuliches Gespenst zu sehn bekommen. Derhalben ist man mit der Aussage deß Wiederherausgezogenen an- noch nicht gnugsam versichert zn glauben, daß kein Ungeziefer drunten fei), welches die faulende Gebeine hette nach und nach in seine verborgene Nester vertragen und daselbst verzehren können, ftwefi» c Zwischen Zobelsperg und Guten-mug. seld und dort herum werden drey Grotten (Löcher oder Hölen) gefunden, welche gantz perpendiculariter (oder Senckrecht) ur die Erde sich vertieffen, wie in eine Cistern. Zu diesen Grotten gehet man jährlich mit der Processivi: und weihet j sie, weil man glaubt, daß, woserrn solche Weihung hinterbleibt, ein grosses Ungewitter heraus gehe, welches den Umwoh-^?33. nern alles Feld dort herum verwüstet. Einsmals hat man Jemanden aus einem Strick in eine von diesen Holen hinab gelassen, welcher, nachdem man ihn wiederum herauf gezogen, gantz sinnlos worden, und nicht allein etliche Jahre also närrisch verblieben, sondern auch in solcher Absinnigkeit gestorben. Massen mir* solches sein hinterlassener Sohn und andre Leute mehr für eine gewisse Geschieht beglaubt haben. Ausführlicher Bericht wird hievon unter den Rariteten deß Landes erstattet werden. Solche Sinn-Berruckung muß entweder von bösen und gisftigen Dünsten, so unten in der Hölen regieren, entstanden seyn; oder auch von allzustarcker Entsetzung für einem vielleicht erblickten Gespenst. Das Letzte wählte ich fast lieber als das Erste. Denn , wo ein gisstiger Dunst versperret ist, pflegt er einen hinabkommenden Menschen nicht nur von Sinn und Bernnnfft, sondern auch gar vom Leben zn verrücken. Es würde auch der Wiederherausgezogene schwerlich soviel Krüsfte behalten haben, daß er sich beym Hinaufziehen gnugsam an den Strick hette halten können, und nicht aus Un-krasft oder Aberwitz solchen hette fahren lassen. Daher ich vermute, ihn habe irgend ein grausamer Anblick darunten erschreckt, auch wol vielleicht gar was angeblasen, wovon er nicht gleich aus der stelle, sondern, wie zu geschehen pflegt, über eine Weile hernach erst seine Vernuusft ver-lohren. Massen der Exempel nicht wenige vorhanden, daß ans Göttliches Verhengniß Mancher über den von einem Gespenst empfangenen Schrecken im Haupt zerstreut und verwirret worden. Daß aber unter der Erden das Ungeheuer vielmals regiere, bezeugen gnugsam die Bergwercke, und auch theils andre Speluncken oder tiesse Erd-Hölen, welche man ehedessen von dem Ungeheuer nicht rein befunden. Beym Cranzio und Ortelio und Andren liefet man, in dem Inländischem Land-Strich Ultonia finde sich eine Insel mitten in einem See, und selbige Insel unterscheide sich in zwey Theile. Der eine Theil sey fruchtbar und anmutig gewest, auch eine Kirche darauf gestanden, der andre aber wild, wüst und öde verblieben. In diesem letzterem Theil sollten neun Ehmalige unterschiedliche Hölen seyn, so aber inwen- ^ d^Jrr-dig zusammen kämen; darinn es bey nächt- ländischen licher Weile wegen der daselbst herumflatt-renden unreinen Geister so unsicher gewest, “ daß wenig Menschen, welche darinn übernachtet, beym Leben geblieben. Ums Jahr Christi 433, als die Einwohner des heiligen Patritii Predigten von der höllischen Pein nicht glauben wollen, soll er, wie man vermeynt, diesen Ort zum Beweis von Gott erbeten haben; welcher so furchtsam und voll peinlicher Marter-Blicke gewest, daß keinem Frevler eine härtere Strafs-Busse hat mögen auferlegt werden, als eine nächtliche Verweilung in diesen erschrecklichen Hölen. Vorher aber hat man ihm nach gethaner Beicht die Absolution gesprochen und die Communion gereicht, hernach auch die letzte Oelung, und ihn überdas auch mit Weihrauch wol berüu-chert, und zuletzt nach ertheiltem Unterricht, wie er sich sowol beym Eingänge solcher Poenitentz-Hölen als zu übrigen Zeit seines Berweilens daselbst verhalten müsste, zu dieser traurigen und abscheulichen Nacht-Herberge eingewiesen. Darinn er unbeschreiblich - grausame Teufels - Blicke und mancherlei) Marter der Verdammten bey-des gefehlt und gehört haben soll. Gestalt-sam man deßwegen diese Holen deß H. Patritius Feg-Feuer geheissen. Zu dieser Hölen seynd Ihrer gar Viele eingestiegen, und manche niemals wieder heraus gekommen, als welche Zweifels ohn der unmenschliche Schrecken ums Leben gebracht. Andre aber, die von dannen wieder lebendig hervor und heraus gekrochen, haben nicht gnugsam beschreiben können, was für Quaal-Gransamkeiten sie daselbst -gefehlt ; unter welchen der sür-nehmsten Einer der Soldat Agneius gewest , und ach! daß er nicht der Letzte gewest seyn mögte! denn es brauchtens heutigs Tags die übel-disciplinirte Sol- baten (wovon viel fürnehme nicht ausgeschlossen werben) gar sehr, baß man sie mit einer solchen Angft-Hölen ein wenig disciplinirte! Diejenige, so baselbst von ben bösen Geistern bald mit Schrecken balb mit Schmeicheln angefochten worben, sehnd, baferrn sie ohne Unterlaß ben Namen Jesu angernssen nnb sich in diesen Schutz empfohlen, unbeschäbigt bavon gekommen ; welche aber ben teuflischen Anfechtungen gewonnen gegeben, ober der Heuchelet) beß bösen Feindes im Geringsten zu gefallen gelebt, haben ben Hals verlohren. Man hat Abends, nachdem der Büssenbe in die Hole hineingegangen, die Thür hinter ihm zngesperrt, und gleich-folgenden Morgens dieselbe wiebrmn geöffnet. Welchen man alsbenn nicht beh der Thür wartend fand, nach demselben warb weiter nicht gefragt, sondern geur-theilt, er käme nimmer wieder. Wie hievon der alte Scribent Vincentins a), wie auch Dionysius Oarthusianus b), Albertus Kranzius c) nnb Andre mehr Nachricht geben. Es gebenett ber Anthor, so die Medullam Mirabilium Naturae geschrie-Wie heutiger bett, bet) Anziehung dieser Irrländischen inter'oieift' Hàn d), baß eine geistliche Person und iicLrtnefelle anbenebft ein wolgereister Welt-kündiger befunden. Mann von dem heutigen Zustande dieser Holen berichte, er habe vor wenig Jahren in Gesellschafft Andrer dieselbe genau besichtigt, aber doch nichts Widriges gesehn, noch gehört; daher es sich anjetzo mit derselben Zustande allerdings geändert haben müsse. Meine Meynung ist dieses: daß der H. Patritius solche Hölen zum Beweis der Höllen erbetet habe, seh ein altes Geticht, und auch gar nicht vermutlich, baß er sollte ben Naht ertheilt haben, in solche gespenstische Hölen die Sünder hinab zu straffen ; sintemal er als ein frommer, gottssürch-tiger und heiliger Mann aus der Paulinischen Epistel Zweifels ohn tool vernommen hat, bah kein Lehrer Macht habe, die Seelen zu verderben, sondern zu bauen und erhalten, und daß solches keines Hirten, sondern ungetreuen Schalcksknechts Stück .wäre, wenn man fein verirrtes Schäslein unter die Wölffe stellen wollte, damit es durch derselben grausamen Anblick erschreckt, hinfüro sich für dem mutwilligem Atts- al Lib. 20. Hist. c. 54. b) De quatuor Novissimis Art. 48. <0 in Dan. lib. 2. e. 24. d) am 495. Blat. schweiff fürchten mögte. Der gute Hirt stofft sein wiedergefnudues Schäslein nicht in gefährliche wüste Hölen, barinn Lenen, Leoparden, Tiger und Drachen wüten, sondern nimt es aus die Achseln einer väterlichen Kirchen-Zucht, und bringt es also wieder zur Heerde. Zwehtens glänbe ich doch gar gern, es sehen vormals und zwar allbereit noch vor beß H. Patrttii Zeiten besagte Irrländische Hölen von Gespenstern durchslattert worden, und dieselbe darinn in mancherley erschrecklicher Gestalt erschienen, welches S. Patritius auf seinen Vortheil gezogen und den verstockten Leuten solches zur Betrachtung geführt habe, daß nemlich böse Geister wären, die der Verdammten ihre Hencker fehlt würden. Solches mag vielleicht her- Was von nach durch einen oder andren uuverstäu-digen Lehrer durch Mißverstand gemiß- Alten zu braucht, nnb solche Gespenst-Hölen beit f?alten-Büssenden zur Straff-Hölen verordnet sehn; welches denn dem Teufel ein ge-fundnes Fressen gewest, die armen Leute tödtlich zu ängstigen und manchen Kleingläubigen in Verzweiflung zu bringen durch Fürstellung allerlei) höllischer Qualen, oder auch Manchen vermittelst Erscheinung in lieblicher Gestalt von der ihm anbefohlenen Stelle zu verleiten in die tieffsten Windel der Hölen, daraus er bann nicht wieder heraus finden können, sondern darinn jämmerlich verschmachten müssen; woraus mit der Zeit das gemeine alberne Bolck ein Gerücht gemacht, es würden daselbst die Höllen-Peiit und Fegfeuers - Straffe gesehn, theils auch geglaubt, es wäre würcklich allda das Fegfeuer, gleichwie man vor Alters dem Isländischem Berge Hecla solches zugeschriebeu. Daß nun endlich mit der Zeit, nachdem klügere Hirten dahin gelangt, die keinen Poenitenten mehr hinein gestrafft, auch die bösen Geister nachgelassen ihre Larvereh daselbst zu treiben, kann tool fehlt. Wte-wol aus der angezogenen Erzehlung besagter geistlicher Person, darauf sich gedachter Anthor beziehet, aitnoch keine Unfehlbarkeit ergehet, daß in solchen Irrländischen Hölen heutiger Zeit sich nichts Widerliches mehr sehen noch hören lasse. Denn erstlich so hat selbige geistliche Person nicht beh Nacht, da die Gespenster am liebsten als zu der furchtsamsten Zeit, erscheinen, sondern beh Tage sich darinn umgesehu. Zwehtens Abentheuer so öween Mis-ßthatern in emer Hölen erschienen >ehn soll. ist sie auch nicht allein, sondern mit einer Gesellschafft darinn herumgegangen, bey welcher Beschaffenheit die Gespenster sich nicht so leicht regen als bey der Einsamkeit ; weil sie wissen daß viele oder etliche Leute beieinander sich für ihnen zumal die Geistliche wenig fürchten, sondern Ihrer nur.spotten. Ohn zwar ist es nicht, daß manche Holen von den alten Scribenten, wo nicht gar mit ertichteten Mährlein, doch gewiß solchen Erzehlungen ausgesüllt werden, so den Mährlein in etwas gleich sehen. Unter welche Letztere nemlich unter die, so von zweifelhafter Gewißheit sind, man billig diese setzet, welche Henricus Korn-rnannus seiner Schrift vom Venus-Berge einverleibt mit folgenden Umständen. Bey Lauenburg in Cassuben hat man im Jahr 1596 auf einem Berge eine grausam-tieffe Klufft oder Loch an-getrossen, welches rechte Beschaffenheit zu erkündigen der Raht deß Orts zween Ubelthäter, die das Leben verwirckt hatten, hinab zu lassen beschlossen. Welche, nachdem sie hinab gefahren und auf den Grund gekommen, eines schönen Gartens ansichtig geworden, darinn ein trefflich-schöner Baum voll lieblich-weifser Blumen, deren keine aber anzurühren viel weniger abzubrechen ihnen erlaubt war. Hierauf hat ein Kind sie über einen weiten Platz Zn einem Schloß geführt, in welchem mancherley Saitenspiel und anmutige Gesänge erschollen, und ihnen auch ein König auf einem silbernen Thron-Sessel sitzend erschienen; welcher in der lincken Hand ein güldnes Scepter, in der rechten aber einen Briefs gehalten, nnd denselben diesen Beyden durch das Kind überreichen lassen, a) Bon dem Gesichte, welches ein einfältiger Schneider in der Basler-Gruben soll gefehlt haben, und man bei) nt Sturnpfio liefet, bilde ich mir keine bessere Gewißheit ein. Gleichwie ich auch aus diese Geschieht-Beschreibung, so im vierdten Theil deß Extracts Jacob-Böhmischer Schriften befindlich, keinen Kreutzer hin-hinleihen oder verwetten mögte, wiewol ich sie dennoch, weil sie nicht langweilig zu lesen, mit anhängig machen will. . Nahe bey der Stadt Schweinitz ligt em Berg, welchen man den Z o t t e n b e r g heisst. Um diesen Berg spatzierte im Jahr a) Sihe das 84. Cap. Henrici Kornrnanni von feem Venus-Berge. 1570 ein Mann Namens Johann Beer zu unterschiedlichen Malen, biß er eins-mals an einem gewissen Ort desselben einer vorhin nie erblickten Oeffnung ansichtig und darüber nach einem kurtzen Besinnen schlüssig ward, in selbige Berg-Höle hinein zu treten; aber weil ihm ein starcker Wind mit einem etwas entsetzlichem Schauer entgegen kam, damals wieder zuruck tratt und heimging. Nichts desto* weniger fasst er nach Bersliessung etlicher Wochen von frischem den Schluß, er wolle es nochmals wagen und zur Hölen hinein, gestaltsam er auch am Sonntage Quasimodogeniti gethan. Nachdem er ziemlich-tieff hinein gekommen, trifft er einen sehr engen doch geraden Gang an, zwischen zwo Fels-Wänden, und spühret weiter keinen Wind ; erblickt aber von Fernem einen Hellen Schein, und geht demselben nach biß zu einer verschlossenen Thür, in welcher eine eingeschnittne Glas-Scheibe, durch welche besagtes Licht heraus und gemeldten engen sonst gantz finstren Gang wnnderbarlich erleuchtete. Er fasst ein Hertz und klopfst dreymal nacheinander an die Thür. Welche ihm auch nach dem dritten Anklopfen wird ausgethan. Hieraus stehet er eine kleine Hole und in derselben drey lange hagre gantz abgemergelte Männer, die an einem runden Tische gegeneinander sitzen in alt-Tentscher Kleidung mit Spannischen Bareten aus den Häuptern. Dieselbe fassen gantz traurig »und schienen vor Betrübniß zu zittern. Auf dem Tische lag vor ihnen ein in schwartzem Sammit gebundenes und mit Gold beschlagenes Buch. Er tratt über die Schwelle hinein, stund daselbst still und sprach: Fax Vobis! Friede sey mit Euch! iste antworteten : Hie nulla pax ! Hier ist kein Friede! Er that (sicredere fas est) einen Schritt gegen den Tisch nnd sprach abermal : Pax vobis in nomine DOMINI ! Darauf erzitterten sie, gaben doch mit halber Stimm zur Antwort: Hie non Fax! Kein Friede ist hier! Er näherte sich solgends noch mehr zu dem Tisch und sagte: Fax vobis in nomine Domini nostri JESU CHRISTI! Friede sey mit euch, im Namen n n s e r s Herrn JESU Christi! Da verstummeten sie mit Entsetzung Furcht und Zittern, legten ihm aber erst erwehntes Buch vor. Welches er aufhat und diesen Titul fand: Liber- Was einer Namens Johann Beer soll im Zotten-Berge ge» sehn haben. Obedientiae! das Buch deß Gehör-' sa ms! Er fragte hierauf, wer sie wären? und bekam zur Antwort; sie ken-neten sich selber nicht. Wiederum fragte er: Was sie an diesem Ort machten? Draus erfolgten diese Worte: „Wir erwarten mit Schrecken deß ernsten und strengen Gerichts Gottes, zu empfahen den Werth unserer Thaten. Er sorg chete ferner: Was habt ihr dann bey Leibes Leben verwirckt? Sie zeigten aus einen Vorhang, hinter welchem er die Zeichen und Zeugen ihrer Mißhandlungen würde finden. Er zeucht den Fürhang beyseits und erblickt darauf eine Menge allerlei) Mord - Waffen, ungleichen etliche theils halb-theils gantz-verwesete Materien unterschiedlicher Dinge nebst etlichen Hirn-Schedeln und Menschen-Gebeinen: daraus abzunehmen war, daß sie viel Raubs und Mords begangen Helten. Nach Besichtigung dieser Sachen fragte er sie: Ob sie sich zu diesen Händeln bekenn eten? welches sie bejaheten. Er Hielt mit fragen an: Ob sie es für-gute oder böse Merck e erkenn eten? Sie sagten: Für böse! Aber (stetiger von Neuem an) ists euch denn leid, daß ihr solche böse Wercke habt begangen? darauf antworteten sie kein Wort, sondern erzitterten nur. Er Hub wiedrum an zu fragen : O b si e d e n n nicht bekenneten, daß sie gute Wercke h etten thiut sollen? Und sie antworteten Ja! Er fuhr fort : Ob sie auch noch tool gute Wercke würcken und besser hinfüro handeln wollten? Sie sagten das wäre ihnen unbewusst. Er hat sich hiernechst mit ihnen noch ferner ins Gespräch begeben, welches in angezeigtem Buch ausführlicher zu lesen, uns aber völlig hinzu zu setzen nicht anständig. Er soll auch in selbiger seltsamen Holen nebst andren Sachen ein schönes Positiv mit Silbervergüldten Claviren angetroffen und drauf geschlagen haben. Dieses zu glauben verbiete ich Niemanden, der es gern glauben will. Ich an meinem Ort Halte es nicht für gantz unglaublich, daß auf und um den Zottenberg (welcher gleichwol so hart nicht bey Schweiniz, sondern zwo Meilwegs davon ligt, wie Schickfusius in der Schlesischen Chronic bezeugt) vielleicht wol ehedessen eine Gespenstische Gaucke-ley mag gefehlt worden seyn, weil Anno 1428 da Hanns Cholda ein Huffitifeher Hauptmann den ^Zottenberg samt dem damaligen festen Schloß daraus eigenommen hernach aus solchem Nest dem nm-ligenden Lande viel Drangsalen angethan. Dergleichen haben sich abermal tut Jahr 1471 Räuber aus selbigem Schloß befunden. Wodurch die Breßlauer be-müssigt worden, mit Hülffe andrer Städte davor zu rucken, und dieses Raub - Nest gar zu Grunde geschleust ; ansbenommen etliche Stücke der Mauren, so sie zur Gedächtniß, daß einsmals eine starcke Bestttttg allda gestanden, haben stehlt lassen nebst dem hohen Thurn. Der aber nachmals im Jahr 1543 _ am 29. Julii selbst eingefallen, a) Weil nun der unsaubre Geist solche zerstörte Oerter, als Schlösser und Berge, da viel Übels geschehen, gemeinlich eben so lieb hat, als wie die Sau den Misthauffen, der stin-ckende Wiedhopfs ein Gestanck-volles Nest, der Rabe die Schindleichen und die Kröte einen unflätigen Morast; so dörsfte nach solcher Berstörung noch wol viel Jahre lang ein Gespenst sich dann und wann und vielleicht in Gestalt eines oder andren Räubers haben sehen lassen, wie man der Exempel mehr hat. Aber daß der gemeldte Johann Beer daselbst in besagter Holen alle solche Alten-theuren gesunden und überdas so kühn gewest, allein sich hinein zu wagen, auch allein mit den drehen Männern in Gespräch einzulassen, das erfordert eine stählerne Brust die keiner Entsetzlichkeit fähig, auch einen viel stärckeren Glauben, als der meinige ist. Ich stelle der Discretion deß Lesers anheim, ob er dieses für was Gewifsers annehmen wolle (wie es für gewiß ausgegeben wird), was ein annoch lebender Author in seiner also getitulirten Medulla Mirabilium Naturae beschreibt ans folgende Weise: Vor kurtz - verstrichenen Jahren begab sichs, daß ein Schottischer Edelmann aus dem berühmten Geschlechts der Buttler auf seiner Reise durch Italien unter andren auch die Gegend um Bozzolo (oder Fazzuolo) Bajae und Cuma nm der vielfältigen Antiquitäten und Natur-Wundern willen, so dort herum befindlich, besichtigte und bey solcher Gelegenheit mit einer Ordens - Person in einem unferrn davon stehendem a) Sihe Schiehfusium im vierdien Buch besagter Chronic, Cap. 2. Bl. 12. Heilsame iErzehlung in der Hibyllini- A«n Hölen 'OVfer Gt(i= ^en beqeq= "et fetj. Kloster in Kundschafft und Vertraulichkeit gerieth. Da nun selbige Ordens-Person, welche in der geheimen Philosophia, in der Magia und mehr andren verborgenen Wissenschafften vortrefflich war, bei) diesem Cavallier eine sonderbare Cnriositet in genauer Erforschung natürlicher Wunder vermerckte, erbote sie sich, ihm auf Belieben einige in der alten Sibyllen-Höle befindliche aber gleichsam versiegelte Geheimnissen zu zeigen. Welches Jener nicht ausschlug, sondern mit Danck als eine Höflichkeit annahm. Mehr-besagte Ordens-Person nimt hierauf noch dreh andre aus dem Kloster zu sich, und nachdem sie sich mit einigem Vor-raht von Lebens-Mitteln versehen, befördern sie ihren Weg zu gemeldter Hölen, und wollte die Sonne eben von ihnen sich beurlauben, als sie daselbst anlangten. Allein ehe sie hinein traten, band ihnen ihr Führer fleifsig ein, es sollte keiner unter ihnen ein Wort reden, auch nichts anrühren, viel weniger etwas anffassen und mit sich nehmen. Sie sollten sich auch fein beysammen halten, und Keiner etwa aus Entsetzung für dem, was ihnen etwa zu Gesicht oder Gehör kommen würde, zurück weichen. Nachdem sie sich zu gehorsamer Beobachtung dessen Allen erboten, reichte er Jedwedem eine brennende Kertzen, verrichtete hernach kürtzlich einige Cere-monien, und gieng hierauf stracks mit ihnen zur Hölen hinein. Darinn ersahen sie eine unglaubliche Höhe und Weiten. Und nachdem sie einen ziemlich-langen Weg fortgegangen, kamen sie endlich an einen Ort, da sich etwas ansehen ließ wie ein Thier-Gestell. Allhie gab ihnen ihr Führer durch ein Zeichen zu verstehen, sie sollten allda ein wenig stehen bleiben und verziehen, biß er vor noch etliche (Zeremonien abgelegt Hette. Nachdem er solche vollen-bracht und eine sehr tiesse Reverentz gemacht, tratt er mit seinem immer-bren-nendem Licht in das Zimmer hinein und lie ihm aus gegebenes Zeichen alsofort nach. , Als sie nun durch die Thür hinein und lns Zimmer gekommen, sahen sie totemol uicht sonder Entsetz-und Erschreckung ein Weibsbild vor sich stehen von ungemeiner Grösse, in grüner mit Blau vermischter (oder grün - bläulichter) Kleidung, so fast gantz durchsichtig, und von Farben wie lauter Smaragd und Saphir. Wie zierlich und schön aber gleich diese Kleidung Bal. II. Buch. ins Auge spielte, so erschrecklich und entsetzlich kam ihnen hingegen die Bewegung derselben vor, weil sie ein solches Geräusch und Gerassel alsdann gab, welches ihnen fast nnerleidlich fiel. Diß Frauenbild gab dem Führer mit Zeichen und Geberden Eines und Andres zu verstehen. Indessen mussten sie sich nicht allein dieser grossen und so prächtig angelegten Weibs-Person, sondern auch deß Gemachs oder Zimmers höchlich verwundern, welches überall von lauter feinem mit Edelgestein untermischtem Gold und Silber dergestalt schimmerte oder vielmehr blinckte, daß die durcheinander spielende Helleste und höchste Farben nichts als eitel Glantz und Licht leuchten liessen. In solcher Berwundrung dieses Losaments hielten sie sich ein wenig aus, biß die Franens-Person sich in ein andres Zimmer verfügte, und der Führer (oder Verführer) samt seinen Gefährten ihr nachfolgte. Diß zweifle Zimmer schien zwar in gleichen Glantz und Lichte, aber die viele durcheinander spielende Farben machten dennoch eine grosse Verändrung und gantz andres Ansehn demselben. Aus diesem Gemach sähe man wie von Fernen wiederum in ein andres jedoch kleineres und nicht so gar hell gläntzendes Zimmer, darinn noch mehr frauliche Personen stunden, und dieser Annahenden mit bessern Neigen Ehre erzeugten. Da sie nun biß hiehero gelangt waren, und mit Erstaunung gewahr wurden, daß es überall also voll Hellblinckender Edelsteinen läge; ließ sich Einer ans denen, welche ihr Führer aus dem Kloster mitgenommen hatte, den Fürwitz übernehmen, daß er behände ein Stück zu sich in den Sack steckte, und daraus - seinen vorausgehenden Gesellen, die eben in ein andres Zimmer eingetreten waren, folgen wollte. Aber im Augenblick verlosch ihm sein in Händen tragendes Licht, und befanden sie sich in der tieffsten und finstersten Hole. Alles, was sie bißhero gesehen hatten, verschwand vor ihren Augen, also daß sie mit äusserstem Schrecket: und Furcht überstürtzt gantz nicht wussten, wohin sie sich wenden sollten. Bey solcher entsetzlichen Verwirrung stellete ihr Führer, der die Ursach solcher gählingen Verkehrung alsobald merckte, die vor Augen stehende Gefahr ihnen gantz beweg-und ernstlich zur Betrachtung 22 nebst Erinnerung, daferrn Jemand unter ihnen, der ihnen vorher gegebenen Warnung und getreuer Ermahnung entgegen gehandelt, und etwas mit sich genommen hette, Selbiger solches ungesäumt wiederum durch die Füsse hinter- und von sich werfsen sollte. Welches denn der Schuldige alsofort gethan, doch gleichwol Mordersi beschauen wollen, was es wäre, und es einem natürlich - schwachem Probier-Stein gantz ähnlich befunden. Nach diesem tratt zwar ihr Führer noch ferner voran, jedoch mit grossem Unwillen und in lauter Verwirrung, und die andren folgten ihm in grösster Furcht, Angst und Bestürtzuug nach. Sie mussten eine lange Weile höchst-verdrießlich hin und wieder kriechen, bald hie bald dort durch enge Klüffte und Löcher schlüpften, da ihnen doch behm Eingänge nichts dergleichen sondern eine grosse und sehr hohe Weit-schasst vorgekommen. Zuletzt, nachdem sie um ein Auskommen zu finden, lang genug mit Händen und Füssen herum gepflügt, erblickten sie von fernem ein wenig Lichts, undj eileten demselben zu aus allen Krüsf-ten, gelangten also nach ausgestandener langwieriger Müh-und Arbeitseligkeit an deß Tages Licht ans einem ihnen un-bekandtem Gebirge, da sie nicht wissen kunnten, in was für einer Gegend sie sich befunden ; biß ihnen ein unten am Gebirge ligendes Dorff solches anzeigte, nemlich daß sie nicht weit von dem Kloster wären entferrnt, von dannen sie ausgegangen. Dahin sie dann nach Ablegung einer ziemlich-weiten Reise endlich wieder heimgelangten, a) Ich habe es in deß Lesers Distretion gestellt, ob er diese Erzehlung für gewisser annehmen wolle, als die vorige, erfordre aber dazu keine mittelmässige sondern ziemlich-grosse und glaub-willige Discre-tion, ja viel eine willigere, weder mir selbsten gegen dergleichen Sachen bey-wohnet. Denn ich bekenne, daß die Gewißheit dieser Sachen beh mir auf dem Fuß eines ungewissen Rohrs stehe, und unter den Zweifel-Wellen hin und her wancke. Welche Ordens-Person wird, wann sie sich mit so strässticher Wisstn-schafft und geheimer Lichtscheuender Kunst eingelassen, zu einer solchen Vermessenheit schreiten, und ihre Seel (oder Leben) so gar in ihre Hand setzen, daß sie dergleichen a) Joh. Heinrich Seyfried im 2. Buch seiner Medullae Mirabilium Naturae am 497. Bl. seqq. 5 Feuer - würdige Geheimnissen nicht nur I einem fremden Cavallier, sondern auch drehen andren ihren Mit-Brüdern, die biß-hero hierinn noch keine Vertraulichkeit mit ihr gepflogen, vertraulich entdecken sollte? Denn daß dieselbe hierauf annoch nicht abgerichtet gewest, giebt die geschehene Instruction und Vermahnung, wie auch die Übertretung derselben zu vermuten. Will man aber sagen, er könne sie vorher versucht und wol gemerckt haben, daß sie, wie die Sache selbst bezeugt, zu solchem Handel Lust und Begierde trügen; weß-wegen er leicht alles Mißtrauen, sie in solche sündhaffte Vertraulichkeit und böse Gesellschafft mit einzuflechten, auf die Seite geworffen; denn wer der Sünden dient, suche gemeinlich Andre seiner Sünden theilhasft, und zu MittKnechten deß Teufels zu machen: so begegnen uns hiebet) doch noch andre Schwierigkeiten, welche sich der Leicht- und Gern-Gläubigkeit entgegen legen. Denn es lausten etliche Umstände gantz widereinander so hart, daß eine die andre umstosst. Es wird gesagt, dem Vorwitz welcher der Vermahnung zuwidern etwas beh sich gesteckt, sey , das Licht verloschen. Solches hette wenig zu bedeuten gehabt, wann denen übrigen drehen Männern ihre Fackeln unerloschen geblieben. Derhalben lässt sich daraus schliessen, es müsse denenselben allen gleichfalls die ihrige ausgelescht sehn. Ist ; nun solches geschehen, wie es denn alle-; zeit geschieht, wann beh solchen beschwor-nen Erscheinungen und Teusels-Gaucke-I lehen wider die abergläubische Satzungen derselben ein Fehler vorgeht, angemerckt alsdann alle Lichter aus ein Mal und zugleich, wie von einen Sturm-Winde ausgeblasen werden, und niemals eines allein; wie kann denn Alles vor ihren Augen aus Eins sehn verschwunden? Wer im finstern ist, der stehet nicht, ob etwas bleibe oder vergehe denn feine Augen müssen fehren und können nichts anders sonst, als Nichts sehen. Seynd aber die übrige Fackeln nicht ausgegangen, wie können sie denn sich erblickt haben in einer tieften finstren Hölen? wo Licht ist, und zwar ein dreyfaches Fackeln-Licht, da ist keine Finsterniß. Weiter wann keine Lichter, wie das vermutlichste ist, mehr brannten, sondern die Finsterniß sie empfing, wie kunnten sie denn gewahr werden, daß sie in einer tieften Holen begriffen wären? Ja wie kunnte der Übertreter deß Verbots im Finstern erkennen, daß das, was er eingeschoben, ein natürlich-schwartzer Probier-Stein wäre? Will Jemand einwenden, es fei) keine solche schwartze und unsichtbare Finsterniß eben zu verstehen, dabey man gar nichts könne erblicken, sondern nur eine Tunckelheit oder Schatten, darunter man noch wol etwas könne schimmern sehen; so frage ich, ob ein schwartzer Stein und zwar noch dazu im Tuncklen schimmren könne? Und ich müßte wol wissen, wie man ohne Fackeln-Glantz in einer so tieffen, so weit von deß Tags Ltcht entferrnten Hölen sollte etwas sehen und unterscheiden können zumal bey nächtender Zeit? Denn die Erzehlung sagt, daß sie nach dem Untergange der Sonnen hineingegangen. Es reimt sich auch beh dem Schluß solcher Erzehlung dieses nicht wol zusammen, daß erstlich gedacht wird, sie Hecken tu dem Dorfs unten am Gebirge vernommen, sie wären nahe beh ihrem Kloster, und doch gleich darauf, daß sie nach Ablegung einer ziemlich-weiten Reise allererst dahin gelangt. Ist demnach mir die ausgegebene Begebenheit in dieser Sibhllinischen Höle sehr verdächtig, und meinen Augen vielmehr ein nicht behutsam gnng ersonnenes Gesicht^ weder eine wahre Geschieht. Es mag vielleicht dem peregrinirenden Cavallier in selbiger Gegend von Andren also erzehlt sehn. Wie denn »ebenst andren Fabeln manche Leute deß Orts glauben, die Sibhlla halte sich daselbst noch aus in selbiger Grotten, und erscheine bißweilen denen, die zu der Hölen hinein gehen. Da doch die Sibylla niemals daselbst, sondern in einer andren Holen, die mitten in der Stadt Cumis war, geweissagt. Massen solches aus unterschiedlichen alten Scribenten, als dem Jrenäo, Agathia und andren kann erwiesen werden. Daher auch Cluverius ln seinem Italia antiqua spricht, es seh ein Wahn der einfältigen Leute dort herum, daß die Sibhlla in vorbeschriebener Grotten, die 4000 Schritt von den Ruinen gedachter Stadt entlegen, ihre Wohnung gehabt, da sie doch vielmehr in der Stadt selbsten gewohnt; und Pflaumerns nennet es in ferner Beschreibung Tractus Puteolani fabellam, ein Mährlein. Welches Mährlein der Leander für eine Warheit cmfgefangen, und durch seine Italiünische Reisbeschreibung bestetiget hat. Welcher auch vorgiebt, beh der Cumanischen Sibyllen Wohnung seh eine Grotta gewest, die mit Golde und Edelgesteinen aufs herrlichste beziert gewesen, auch so manche Winckel und krumme Gänge gehabt, daß die, so da hineingegangen, mit schwerer Mühe wieder heraus gefunden. Daher mag vielleicht oberzehltes Geticht rühren, daß die, so zu der vermehnten Sibyllini-1 cheti Grotten eingegangen, solche prächtig-schimmrende Zimmer gefunden. Wir wollen aber ein Andres behtragen, welches gar wol zu glauben, weil es der bekandte Sebastian Franck aus einem gedruckten Buch mit der Relation deß Ber-chold Büchners, als eines dabeh gewesten Aug-Zeugen bescheinigt, und auch sonst in unterschiedlichen Geschicht-Büchern gelesen wird. An Petri Pauli Abend deß 1535. Jahrs Wie es de-verbanden sich fünff und zwantzig Bürger und Bürgers-Söhne miteinander in eine dr-y Meilen ungeheure Berg-Höle, so dreh Meilwegs von Amberg von Arnberg in einem Gebirge beh dem vermessen, Dorff Preden wind befindlich, sich zu ergangen.' wagen. Nahmen deßwegen Leitern, Pickeln, Hauen, Schaufeln, Hacken, Lichter, auch Speise und Getränck aus etliche Tage mit sich, also, daß ein Jeder was tragen musste. Sie giengen hierauf neunhundert Klassier itesi (oder vielmehr weit) hinein nach einer angebnndnen Schnur, welche ihnen den Ruckweg richtig zeigen sollte. Allda traffen sie viel seltsame Sachen an, als Paläste, Bildwercke, weite Plätze, rauschende Fließ-Wasser, quellende Brunnen, doch alles finster und Liecht-los; iingleichen viel ungeheure grosse Riesen-Gebeine, tobte und biß aufs Gebein verwesete Körper unsäglicher Grösse, davon sie auch zum Wahrzeichen etliche mitgebracht ; überdas viel Jrrgänge und Schlupsilöcher, wodurch sie verbunden worden, wie die Schlangen durch selbige nacheinander hinzukriechen. Sie hatten unter sich zween Hauptmänner aufgeworffen und ehdlich angelobt, dem Befehl derselben gehorsamst zu folgen, ja gar das Leben beh ihnen zu lassen. Einer derselben ist vorangegangen, der andre hinten nach, um zu verhindern, daß keiner zurück wiche. _ Nichts destoweniger ist unter den funsi und zwantzigen Einer, und zwar ebeti der, welcher draussen am freudigsten sich gestellt, von ihnen flüchtig worden, und nach der Schnur wiewol halb tobt wieder 22* Sie erblicken aus bem Berge zuruck gekommen. Ein em Gespenst. Andrer, ohnangesehn er geweihetes Wachs und auch viel geweihetes Krauts bey sich trug, ward doch im Berge mit einem Stein geworsfen, und zwar so hart, daß er sich sehr verblutete und schier ein Auge drüber eingebüsst hette. Solcher Wurfs geschähe von einem Gespenste, so sich in Gestalt eines Weibs blicken ließ. Nachdem sie nun ungefähr mit einer acht-stündigen Berweilung ihren Fürwitz gebüsst und solcher unter-irdischen furchtsamen Peregrinatimi gnug auch weiter hinein sich zu vertieffen weder Mut noch Lust hatten, kehrten sie (mit einer ziemlich langen Nasen) wieder um, und kamen aller krafft-los, von Furcht und Schrecken, vielleicht auch von ungesunden Dünsten der Höle, wieder ans dem Berge hervor, im Angesichte gantz entfärbt, gelblich-blaß und so greulich, als ob sie sterben wollten oder schon gestorben wären. Und hat, wie oben erwähnt, besagter Büchner als ein Geführt dieser Hölen-Visite solches Selber urit jetzt angeführten Umständen beschrieben. a) Was die darinn ersehene Paläste, Bilder-Wercke und vermeynte Riesen-Gebeine, wie auch Todten-Gerippe betrifft, seynd solches ohne Zweifel natürliche Würckungen; aber der Stein-Wursf von der Gestalt eines Weibs ist durch ein Gespenst geschehn. Mit dergleichen Exempeln solcher vom Gespenst geführter Hölen sollte man wol manche Hole anssüllen, und durch ihre Anhäuffung gleichsam einen Berg daraus machen. Derhalben kann man nicht gleich ohn Unterscheid Alles für Fabel-werck schelten, was von ungemeiner Begebenheit ist, noch leugnen, daß in manchen Hölen warhafftiglich die Gespenster Hausen, und denen Leuten, die hinein kommen oder auch nur nechst dahernm wohnhafft sind, feindlich zusetzen, wo nicht eben mit sichtbarlicher Schreck-Gestalt, doch gewißlich mit grausamen Getöß, Geräusch, Stein-Wersfen, und auch wol gar mit Erregung eines Frucht-verderblichen Ungewitters, wie aus dieser Mittel-Crai-nerischen Hölen zwischen Zobelsperg und Gutenfeld die Erfahrung zeiget. Denn, daß selbiges Ungewitter gar wol von etlichen unsaubren Gästen, so sich in dieser Hölen aushalten, entstehen könne, a) Und aus ihm obgenannter Sebastian Franck parte 1. Chron. sub Maximiliano Imperatore. gewinnt man einen guten glaubmässigen (Schein ; wenn man nur betrachtet, daß nicht allein die böse Geister auf Gottes Berhengniß offt ein schüdlichs Wetter durch ihre Werckzeuge, die Zaubrer oder vielmehr diese vom Satan dazu angetriebene, durch sie erweckt haben; sondern auch, daß man dergleichen gewisse Oerter in den alten Schrifften wol mehr antrifst, da der Teufel seinen ordentlich- und gleichsam eigenthümlichen Sitz gehabt, und um sich desto erschrecklicher und geehrter zu machen, alsofort Sturm und Donner erregt hat, wann ihm nicht die Heiden mit Opffern und andren Götzendiensten Ehre gnug erwiesen, oder wann er sich sonst bey seiner göttlich-vermeynten Authoritet und bey dem Wahn einer Gottheit erhalten wollen. In den Preussischen Chronicken liefet man, daß er bey denen ihm gethanen Opffern mehrmalen Donner, Blitz, Regen und Sturm erweckt habe. Und der Bischofs Majolus erzehlt aus Teuflische der Chronic deß Jsselts, es sey ungefähr Jg zehen tausend Schritte von dem ehemals siefttmtn* Bischöfslichen Land-Gut Odepe in Lief- Wen Seeland ein See, darinn vorzeiten der Satan dermaffen gedominirt oder vielmehr gety-rannisirt, daß, woferrn man ihm nicht alle Jahre in selbigen See ein Blut von unmündigen Kindlein geschüttet, die benachbarte Leute von den bösen Geistern sehr angeseindet, geplagt worden, und mancherley Schäden erlitten; indem diese verdammte Geister eine grosse Verwirrung in der Lufft, Donner und Blitz, Sturmwinde , Platz-Regen und allerlei) Ungewitter angerichtet. Weßwegen unter selbigen Leuten der böse Gebrauch auf-gekommen, daß sie den Müttern die Kindlein gestolen, und in den See geworsfen, oder aufs wenigste das von solchen Kindern das herausgezogene Blut hinein gegossen, b) . Dieses wenige, so von ausländischen Hölen und Gespenstern zum Beschluß der Mittel-Cräinerischen Hölen beyange-fügt worden, zielet eines theils dahin, das; der Leser bey Durchgehung dieser summarischen Topographiae, darinn man nothwendig vielmals Sachen, so mehren-theils einerlei) Gattung Vorbringen muß, bißweilen durch eine kleine Berändrnng und Einmischung historischer Sachen b) Majol. lib. de Angelorum Spectris & Terriculamentis fol. m. 82. annehmlich aufgemuntert würde, theils aber und zwar fürnemlich darauf, daß ich meine Meyinnig bewehren mögte, wie nemlich das Beschwer und der Schaden, so die umligende Felder, Aecker und Einwohner von dem Ungewitter der Mittel» Crainerifchen Grotten zwischen Zobelsberg und Gutenseld empfinden müssen, sowol als auch die Sinn-Verruckung deß hinabgelassenen Menschen ausser Zweifel von bösen Gespenstern, so in derselben Hölen sich ans halten, entstehe. Das Li. Lapittel. Von denen Kreutz-oder Kreutt-Feuern in Mittel-Crain. gleichwie man in den beyden ^vorigen Fünff - Theilen deß Hertzogthums Crain durch die 1 Feuer-Losung das Land warnet, _ eilst geschieht es auch in diesem ' dritten Fünff-Theil oder Mittel» Crain. Und werden allhie die Creutz - Feuer oder Losungs-Feuer um der Türcken willen auf den hohen Bergen also gerichtet, daß man sie von denen Oertern an, so der Türckey am nechsten, biß zu der Haupt-Stadt Laybach an stat einer Losung in gewisser Ordnung nacheinander anzündet. Die Setter1 aber, da solche Losung gegeben wird, seynd diese nachgehende. 1. W ei ni z. 2. Pöland auf dem WtgePrelibi. 3. K a stel aus dem Berge Skrull. 4. Friedrichstein bey Gottschee, oder aus dem Berge ob Schwartzenbach ob der Laschin. Reiffniz bey S. Anna. Orten eck. Aursperg am Latschnig. S a n n e ck. Haupt-Stadt Laybach. 5. 6. 7. 8. 9. Das LII. (CnpiKef. Von den Grentzen deß vierdten Crainerischen Fünftheils am Karst und Poig.Z^ Ws in vorigem kurtzen Capittel ^beschriebene Creutz - und Lo-1 sungs-Feuer dienet uns zugleich für eine Losung, daß wir von & dem dritten Fünfstheil aus-1 und hieMit in das v i e r d t e Fünfstheil von Crain treten, das ist in dasselbe, so am Karst und Poig ligt, (welches der gemeine Mann in Crain Ta snotraine den nakrasso jenu napiuke nennet) und was sonst dazu gehört. Es wird sonst überhaupt das J n n e r e C r a i n geheissen. Den Anfang dieses Inneren Crai ns findet man gleich oberhalb der Hauptstadt Laybach, allwo die grosse Laybach der kleineren den Mund beut und drese zween Flüsse zusammen sliessen. Also geht_ es nach dem Fluß Laybach hrnaus biß zu dem Fluß Jgg eine Meile an den Grentzen deß zweyten Fünfftheils. Weiter gemeldten Fluß Laybach hinauf eine Meil an den Grentzen deß dritten Theils. Folgends zwischen Freudenthal und Perenstein nach dem Gebirge hinauf und um Cirkniz herum ans dem hohen Gebirge biß Schneeberg vier Meilen nochmals den Grentzen deß dritten Theils. Hernach weiter nach dem Gebirge _ biß 'isitb Ost sechs Meilen an deß dritten Theils Grentzen. Demnechst über die Wildnissen und um Claan herum biß unter den Berg Utschka sieben Meilen an den Grentzen deß Wüssten Theils. Widerum unter dem Utschka-Berg zwischen^ Märenfels und Neuhaus biß Süd-Süd West abermal sieben Meilen an den Grentzen deß Wussten Theils. Hiernechst nach dem Gebirge biß Karstberg auf dem Karst Süd - West-qen West vier Meilen an den Namen der Certer, wo die Losungs-Feuer an-gezündl werden. La Vdr-.a. ü auncKirhriertrüiTY> ^ y^i'^frrurW‘^o‘tSCH' * & Ql&rux\ ba^h. aitseh. Lu,Kjuux ° isifo Stal n .. Das Vie Kn: Fvnfftl Das Ist Inner Crain oder Karst vnd Poyo O '***' fr*elb "■ JtlwJoH^aspery Ltug0 e« _ jieuLensitjfi0 A 'Wwkach o SVeìt I .o ^"\T ScktKlhà, JLudéHVuivi v- o ‘JfiuizaiisfLuì '% 0 OPrvflranu? Senoseixk JtedKcffl Ti mav Igistnz - , . o Thurrv ^ychiiertuoor 0 à pr/zfl ^abLani'x Q *-\eùhaiLs o SKahza- Hifterreichischen oder Venedischen Gren-tzen. Folgends um S. Serff herum und nach dem Karst hinauf biß Neuköffel Süd-West-gen West dreh Meilen an Triesterischen Grentzen. Von hinnen weiter nach dem Karst herum und beh Prosseckh hinunter biß zum Hadriatischem Meer oder Benetianischem Golfo West-Süd-West fünff Meilen wiedrum an Triesterischen Grentzen. Alsdann nach dem Meer biß S. Johannis West-gen Süd dreh Meilen an den Grentzen deß Venetianischen Golfo. Von dorten wiederum herauf nach dem Karst und nach dem Gebirge über Laitenburg auf Wipach West sechs Meilen an Friaulerischen oder Görtzerischen Grentzen. Deßgleichen über Heidenschafft und dem hohen Gebirge hinauf West gen Nord dreh Meilen nochmals an Friauler-und Görtzerischen Grentzen. Ferner hernach fort nach dem Gebirge und Wäldern biß in die grösfeste Wildnissen W e st - N o r d - W e st vier Meilen an Tholeinischen oder Görtzerischen Grentzen. Dann nach dem hohen Gebirge herunter gegen dem Wasser Gradaschiza neun Meilen an den Grentzen deß Ersten Theils. Und weiter fort nach der Gradaschiza (die unter Klain Laybach genannt wird) herunter zu dem Fluß Laybach gleich oberhalb der Haupt-Stadt Laybach vier.Meilen an den Grentzen deß Ersten Theils. Dieses nennet man den Vierdten Theil oder das Inner-Era in nemlich Karst und Poig samt dem so dazu gehörig. Wie uns beygedrucktes Kupffer zu Augen stellet. Sihe stigu Nr. byihzeiti- s«? Das LUI. Capitici. Von den Einwohnern dieses vierdten Fnnfftbeils oder Jnner-Crains. Inhalt. Die rer leg Einwohner im Innern Crain. Oer Wigacber Sprache, Gewerbe, Weinberge, Frmeitigs Obst und Arbeitsamkeit. Der Karstner Sitz, Rede, Aleider-Tracht und köstlicher Wein, wie auch ihre Weise, Oel und Mein über Dand zu tragen. Die dritte Gattung der Einwohner nemlich die rechte Iapndes. Verwunderliche Fertigkeit der Japy !um in der Schleuder. Die bierdte Art der Einwohner nemlich die rechte Cramer. Die Dovker. Aenrley Anwohner »6 Innern ^tatns. LK"-- nner-Crain als der Bierdte Theil, welcher nemlich begriffen ist im Karst, Poyk und andrer Zubehör, hat viererlei) Einwohner nemlich die W i p a ch e r, Karstner, Tfchitfcher und rechte C r a t n e r. Diese vier scheiden sich so tool in der Sprache und Tracht, als schier in allem ihren Thun und Wesen. Tie Wipacher (Vipauze) wohnen um Wipach, Leytenburg und S. Bett herum, und haben ihre eigne Tracht. Sie reden auch viel anders, als die Andren. Sie bewerben sich rneistentheils vorn Weingebirge und von den Baum-Früchten, welche bey ihnen gar zeitlich reisten, weswegen sie den gantzen Frühling und Sommer durch allerlei) Obst auf Laybach zum Verkaufs tragen. Denn gleich nach Georgii bringen Jste schon Kirschen. Und wenn in Ober-Crain die Kirschen erst zeitig, lieffern die Wipacher schon Weintrauben. Also kann man zu Laybach Einem das gantze Jahr durch auf ein Mal unterschiedliches Obst auf die Dassel setzen, welches sich sollst in andren Ländern nicht thun lässt. Sie verlassen sich doch gleichwol nicht allein auf die Mildigkeit der Natur oder Willigkeit ihres Erdreichs, also daß sie solche mißbrauchen und ihr Leben entweder dem Müstiggang oder seinen Schwestern, der Verschwendung und Wollust zueignen sollten, sondern ihre Lust beruhet meistens in rechtschaffener Arbeitsamkeit. Wozu ihnen zwar nicht so sehr der Kornbau, (denn sie haben wenig Getreids) als der Wein-Bau gute Ursach und Gelegenheit macht. Denn der Wein reget täude und Fitste nicht nur durch den echer der Fröhlichkeit, sondern auch durch die gute Hoffnung, eines guten Gewinns, welchen der verhandelte Wein-Fnhr zu dem Säckel einführen werde. Weil der-halben diese Wipacher ihrer Weinberge sleissig warten, und sich keine Mühe ver-driessen lassen, bekommen sie nicht allein sowol roten als meisten Weins genug zu ihrer Trinck-Mothdurfft und Labung, sondern auch zu Gewinn-reicher Verführung desselben in fremde Länder. Ja sie verwandeln ihn mehrentheils in Silber, weil ihnen die Genügsamkeit anhängig ist, und sie mit wenigen vorlieb nehmen. Die C a r st n e r oder K a r st n e r (Kras-liauze) so die zweyte Gattung derInner-Crainerischen Einwohner sind, haben ihren Sitz auf dem Karst, als bey Neuköfel, Tywein und S. Johann, haben ihre absonderliche Sprach und Kleidung. Sie seynd starck und arbeitsam, suchen ihre Nahrung mehrentheils ans den Weinbergen, woselbst der beste Wein wächst, als der Prosseker, der Muskateller und andre dergleichen gute Weine mehr, welche man in ferne Länder verführt. Ihr Grund ist zwar überall steinig und schier-gar keine Erde zu sehen, trägt nichts desto-weniger doch den herrlichsten Wem. So gedeyet ihnen auch das Vieh, dessen sie viel halten, zu ziemlicher Nahrung. Sie haben kein Getreyde, essen ein überaus spröd-und halb gemalenes Brod, wie das Holländische ist. Sie tragen auf dem Puckel gantze Säcke voll Baum-Oels und 23 * Die àrsine» Köstlicher Wein bey ihnen. Wie sie Baum-O el und Wein über Land tragen. Das dritte Geschlecht der Einwohner, netnlich die Tschitschen. Seynd die rechte Ja-pydes. Ihre Fertig, feit in der Schleuder. zu Zeiten auch wol den Wein über Land, bevorab zu Winters-Zeit. Denn wann gleich der tragende fällt mit solchem Ge-schier, bricht es doch alsdenn nicht leicht. Diese Säcke seynd also gemacht, ist ein gantzer Bock oder ausgezogener Wider, und also tragen sie in solchen Häuten das Del. Solches erfordert auch der rauhe Weg auf den Karst, der grausam unsanfft und übel zu betreten, als der überall steinig ist. Diese gute Leute behelfsen sich und leben gar armselig, und seynd überaus wol vergnügt, wann sie ein Stück rohen Specks (welches ihnen die unverdrossene Arbeit leicht-verdaulich macht), Zwiebel und ein speres (oder grobes und schwartz-spündigs Kleyen-) Brod haben. Etlicher Orten leiden sie auch grossen Mangel an Holtz und absonderlich im Sommer am frischen Wasser. Solcher Mangel entmängelt sie darum nicht guter Leibes-Kräsfte, sondern sie seynd dennoch gleichwol starck, frisch und gesund. Massen denn bey mässiger und müssiger Sparsamkeit oder Genauheit deß Borrahts und der Lebens-Mittel die menschliche Gesundheit sich yemeinlich besser besindt, als bey der müssigen Fülle und Uberflüssigkeit. Das dritte Geschlecht der Einwohner nennet man die Tschitschen (untern gemeinen Haussen aber Zizche.) Diese hausen zwischen Neu haus und S. Ser ff, kommen zwar in der Tracht den jetzt-beschriebenen Karstnern gar nahe, bleiben aber in der Sprache weit von ihnen, und reden ihre besondre, als die rechte Japydes oder Nachkommen der alten Japydum, welche von den alten Land-und Geschicht-Verfassern beschrieben worden. Sie treiben sonst auch mit den Karstnern einerlei) Nahrung, ausbenommen, daß ihrer Biele das Saltz auch vom Meer auf den Rossen weiter ins Land herein führen. Sie seynd über die Massen hurtig und geübt in der Stein-Schlingen (oder Schleuder), wissen damit ungesehlt zu treffen, was sie wollen, und werden damit einen Mann eben so brav vom Pferde wersfen, als ob man ihn mit der Kugel herunter schösse. Und welches noch mehr zu verwundern, so werffen sie nicht nur kleine, sondern auch grosse Steine, nem-lich ein-und zwey-pfündige, ja auch noch schwerere so leicht, so gewaltig-starck, und so weit, daß sie die Vermutung dessen, der es nicht gesehen, weit übertreffen. Das vierdte Geschlecht der Jnner-Crai-nerischen Leute seynd rechte Crainer (Krain-ze), als die bey Ober-Laybach, Alben, Loitsch und derer Orten. Der grösseste Hausse dieser Gattung besteht in lauter Sümern oder Sämb-Roß-Trügern (wie mans in Crain ausspricht, denn aus gut Deutsch nennet mans Saum-Roß und Saum-Roß-Führer), die den Wein von Wipach, Triest, Karst, Görtz, wie auch etliche andre von Venedig kommende Waaren nicht allein aus Laybach, sondern auch auf Grütz, ans Wien in Oesterreich und nach andren Orten mehr auf den Rossen vertragen. Uberdas giebt es noch andre Einwohner, die sowol in der Sprach, als Kleidung den vorigen ungleich, und bey Klan, Jablaniz und selbiger Gegend herum an der Poykh wohnhafft sind. Weil dieselbe aber den Wipachern, Karstnern und Andren nicht gar unänlich, wollen wir uns mit ihnen nicht lange verweilen, sondern allein soviel zur Nachricht geben, daß diese Poyker, welche der gemeine Mund Piu-zchene heisst, beydes in der Kleider-Tracht und Sprache von allen andren Anwohnenden etwas haben. Von dem Leben, Wandel, Sitten und Gebräuchen, dieser viererley Jnner-Crai-nerischen Zungen (oder Einwohner) einen völligen Bericht zu geben, lassen wir jetzo noch eingestellt sowol als die Beyfügung deß Kupfsers biß auf andre Gelegenheit und an seine zugedachte Stelle. Bas Liv. (Capitici. Bennent uns die Städte und Märckte im Jnuer-Crain. Jnner-Crain hat nur eine rechte Stadt. ’o der Bodem rauh und hart, firn lassen sich wenig Städte pflan-’tzen ; denn viel Leute lieben ein leutseliges Land, welches ihnen Anlaß giebt, sich zu einem volckreichen Körper aneinander zu vergliedern. Daß aber der Inner - Crainerische Land-Strich ein hartes Pflaster und keinem Getreyd - Bau gern unterwürffig sey, ist schon erwehnt. Daraus steht Die vierdte Art der Einwohner, . nemlich dp rechte Crainer. Die Poyker. leicht zu erachten, daß es so gar viel Städte darinn nicht gebe. Wie man denn gar nicht mehr als nur eine rechte Stadt darinn findt, nemlich Tybain (Dnin). Man mögte denn etliche Häuser von der Stadt Haydenschafft, so gleichfalls darinn befindlich, auch mit dem Titel einer Stadt noch beehren. Die Beschreibung solcher beyden Städte soll samt derselben Abriß in Kupffer am bestimmten Ort folgen. Ob nun gleich an Städten eine schlechte oder schier keine Anzahl vorhanden, finden sich dennoch unterschiedliche wol-bewohnte Märckte, Schlösser und nicht wenig Dörsfer nebst einigen wiewol wenigen Klöstern darinn. Wir wollen unserer bißherigen « Gewonheit nach die Märckte gleich allhie erstbenamster Stadt beysetzen, wiewol ohne Beschreibung, als die wir samt der Kupf-fer-Figur einer andren Gelegenheit Vorbehalten. So heissen demnach die Märckte dieses Namen der vierdten Theils also: “tc in 1. Adlsperg. (Postoina.) Crain. 2. Alben. (Planina.) 3. Brent. (Prem.) 4. S. Johannis. (Per sentianscho.) 5. Lohitsch. (Logatez.) 6. Ober-Laybach. (Verchnika.) 7. Senosetsch. (Snoschezhe.) 8. S., Beit. (S. Vet.) 9. Wipach. (Vipaua,) 10. Adria. (Idria.) Da? LV. Lainltel. Crzehlt die Klöster und Pfarren in Inner-Crain. (n diesem Vierdten Theil oder -Inner-Crain ligen nur zwey ^Klöster. Eines ist ein Carthäuser Klo-jster uttdheisstFreyden-Thal. ^ Das andre ist ein Münch-^Kloster zu T y w a i n (oder T y-°b e i n) in der Stadt. Zu dieser beyden Klöster Beschreibung und figürlichen Kupffer-Bildung will ich mich * zwar versprechen, aber anderswo solcher meiner Selbst-Verbindlich-machung entbinden. Gleicher Massen haben wir der rechten Beschreibung der Pfarren in Inner Crain eine andre Stelle als diese ausersehn, uttd derhalben allhie auch Mehrers nicht ohtt die blosse namentliche Anzeigung derselben zu gewarten. Es sind ihrer an der Zahl in diesem vierdten Fünff-Theil von Crain Siebenzehen, und benamt wie folgt: Anzahl und 1. Alben. 2. Dorneck. 3. Grafen - Brunn. 4. Heruonitsch. 5. Jelsltana. 6. Kassane. 7. Klano. 8. Lohitsch. 9. Ober-Laybach. 10. Preserie. 11. Schiler-Thabor. 12. Senossetsch. 13. Slanina. 14. Starada. 15. Tamai. 16. Vrem. 17. Wipach. Namen der Pfarren in Jnner-Crain. Da? LVi iCnpitli’i. Berührt die Schlösser, so in Innerem - Crain stehen. berühren seynd wird für diß [Mal nur und nicht ihre Beschaffenheit zu berichten gesonnen; fintemal solcher Bericht an seinen dazu ausgesonderten Ort samt den Kupf-fer-Bildnngen derselben verschoben wird. Ihre Anzahl erstreckt sich auf Dreyssig, unter diesen nach Alphabetischer Ordnung gerichteten Namen: 1. Bremb. 2. Unter dem Gwelb. (Podgnelbam.) 3. Haasperg. (Asberg.) 4. Hültzeneck. (Lesnoberclo ) 5. Jablanitz. (Jablanza.) 6. Klan. (Klano.) 7. Laytenburg. (Lösch.) 8. Lohitsch. (Logatez.) 9. Lueg. (Jama.) 10. Lukauiz. (Lukouiz ) 11. Mährensfeld. (Duina.) 12. Mostall. (Sablata.) 13. Neuhaus. (Castelnouo.) 14. Neukoffel. (Naschkole.) 15. Nußdorff. (Podorehek.) 16. Prostränick. (Prostraneck.) 17. Rädlseckh. (Kadiseck.) 18. Raunach. (Kaunie.) 19. Rosseneckh. (Roseneck.) 20. Schedlhoff. (Schekule.) 21. Schiler-Tabor. (Schilertabor.) 22. Senosetsch. (Snoschezhe.) 23. S. Serff. (S. Servolo.) 24. Skaliza. (Skaliza.) 25. Steinberg. (Stenberg.) 26. Thurrn. (na Turno.) 27. Trilleckh. (Pod krajam.) 28. Tybein. (Duin.) 29. Wipach. (Uipaua.) 30. Ydria. (Ydria.) Das LVii. Capitici. Begreifft eine Verzeichniß der öden und verlassenen Schlösser im Innern (Sram. ein Land ist in der Welt, da »nicht Auf- und Untergang, Er-, bauung und Zerstörung, Blühend Verwelckung umwechseln. "Was menschliche Hand aufrichtet, kann nicht ewig bestehn; denn, wie in der Zeit keine Ewigkeit, also ist auch in dem Zeitlichen kein Ewiges zu finden. Brechen wir selbst nicht ab, was wir gebauet, so kommen doch Andre ein Mal, zumal bey gewaltthätigen Kriegsläufften, die es ein-reisfen und schleusten ; oder es wird durch den Abgang nothwendigen Unterhalts der Verlassenheit überlassen und der Verwüstung eingeräumt. Diesen Wechsel hat auch manches Schloß-Gebäu deß Innern Crains empfunden, und endlich seine Ehre, nemlich die Einwohnung seiner Herren und nach derselben auch sein gutes Bau-Wesen verlohnt. Masten man an Schlössern einer oder neun zehlet, die mit ihrem blossen Überrest den vorigen Wolstand betrauren, und uns mit ihren Fallgeneigten Mauren und Bälden winden, sie anznbliden als einen Lehr-Spiegel, daß wir unser Gemüt über den Mond schwingen müssen, so wir einen ewigen Grund und ewige Paläste für uns wollen antreffen. Von solchen öden Schlössern im Innern Cräin geben wir diese nachgesetzte Verzeichniß an diesem Ort, und an einem andren die Beschreibung derselben samt Fürstellung in Kupster. 1. Adelsperg. (Postoina.) 2. Bamnlircher Thuru. (na Turno.) 3. Feistritz. (Bistriza.) 4. Gutteneck. (Gluttnek.) 5. Haaßberg. (Asberg.) 6. Klan. (Klano.) 7. Lueg. (damma.) 8. Senosetsch. (Snosetsche.) 9. Alt Wipach. (Stara uipaua.) Das LVIII. Capitici Von den Post-Häusern in dem Vierdten Theil oder Innern Crain. Inhalt. Die erste Dost dess Innnern Crains. Die gioente und derselben Dost-Hauses furchtsame Abgelegenbeit hon andren bewohnten Gertern. Erschrecklicher Wald. Zeilen Relation bon selbigem Mulde. Gut Truetrment in dem Muld-Dost-Huuse. Gefahr dieses tiost-pauscs für den Räubern. f“I krste erste Post in diesem vierdten Fü nfftheil oder Jnner-Crain ist die erste Post von Laybach aus Ober-Laybach (insgemein Naucrhenke sonst genannt). Diese Post geht gemeinlich auf dem Fluß Laybach hinunter auf Laybach, und gar selten zu Pferde über Land, gleichwie sie auch im Rückwege thut, weil es zu Wasser viel bequemer fällt. Aber gegen Görtz zu geht sie von Ober-Laybach zu Pferde über Land durch den Bierbaumer Wald. Darinn der Weg über die Massen steinig und auch ohne dem sehr langweilig, als der durch lauter Wildnissen läufst oder vielmehr hincket und sich sortschleppt. Denn wo böser steinigtet Weg ist, da gilt kein Wettrennen. Aber von diesem Aristotelischem (oder Stein-) Wege soll jetzt allsobald ein Mehrers gesagt werden. Diese Post wird von der Hof-Cammer bezahlt aus der Hand deß Herrn Post- ; meisters zu Laybach, und jetziger Zeit von Johann Hofmann befördert. Die andre Post ist in angeregtem Bierbaumer-Walde (sonst Uhruscheze genannt), und zwar mitten in den höchsten Wildnissen, darinn schlechte Freude und . nichts angenehmers als das Ende desselben. Weit und breit ist kein nahes Haus an-° ' zutressen, ohn allein dieses Post-Haus, welches mitten im Walde steht. Dieser Wald erlängert sich weit in die Türckey hinein, wie oben schon gemeldet worden. Er hat greuliche Wildnissen, darinn man Unlust, Verdruß, Langweil, Furcht, Gefahr und Unbequemlichkeit zu Gefährten haben muß. Bon diesem Zweyten Post-Hanse und dem Pierbaumer Walde setzt Zeilerus in seiner Reis-Beschreibung durch Deutschland folgende Relation: tionP.^e[a-- „Wir seyn (schreibt er) gar früh wie-cn' der fortgereift (nemlich aus dem Post-Hause zu Ober-Laybach), haben einen sehr-bösen, unlustigen und steinigten Weg biß nach Kruscheza ins Post-Haus und zu einer Capellen dabey zum Mittag-Essen gehabt drey Meisten. Es seynd auf diesem Wege mehrentheils glatte und breite Steine, darüber mit Gefahr zu reiten, und müssen die Pferde klettern wie die Geissen und Gemse rc. Wir hatten gleichwol nach vollendter erster Meil ein Dorff und Schloß Lohitsch genannt rc. und bey einer viertheil Meil einen ebnen, guten Weg, aber das übrige war lauter stetit, Berg und unfruchtbare Lucken. Nachmittags hatten wir wieder einen solchen steinigten Weg biß ins Thal auf drey Meilwegs lang, der gleichwol, weil wir besser in die Weite sehen fumiteli, etwas lustiger gewesen. Und wird der gantze festigte Weg, nemlich diese sechs Meile, so eine Tag-Reise machen, der Pirbaumer-Wald genannt. Wenn man hinab kommt, so sähet schon eine schöne Ebne an, die gleichwol noch etwas steinigt ist rc." a) So weit das Zeilerische Gezengniß. Wodurch diesem wilden Walde im wenigstem nicht zuviel noch Unrecht geschieht, sintemal er von aller Leutseligkeit und Lust gleichsam verwiesen zu seyn scheint. Denn es ist nicht allein der Weg überaus schlimm, böst, steinigt und von Berglein oder Büheln dermassen behoggert oder geprickelt, daß schier gar nichts Ebnes daran, sondern kan Einem auch keine einige Brunnqnelle liefern. Ist also wol ein rechtbetrübter Weg. Holtzes wächst in dieser Wildniß die Menge, aber Wiesen und Aecker schauet man nirgends darinn. Nichts destoweniger werden die Durch- @ut Tracie-reifende in bemeldtem Post-Hause, wann sie daselbst bleiben und speisen wollen, daselbst, mit Essen und Trincken aufs Beste versöhn und sowol tractirt, daß sie zufrieden seynd, ja sich noch dazu verwundern müssen, wie man an einem so wilden, unbewohntem und unbequemen Ort noch was haben könne, das man einem Reisenden möge fürsetzen. Denn er ist mit nichts als lauter Wüstenei) und Einsamkeit umgeben, und von Wohn-Häusern weit entfernt. Massen auch deßwegen der Post-Besordrer mit dem Gewehr wol verfehlt seyn, und Keiner, dem das Hertz in den Fersen sitzt, kein Furchtsamer oder Verzagter sich allda zu wohnen unterstehen darff. Denn weil manchen Raubvögeln bewusst, Gefahr dieses daß biß Post-Hans für Gewalt von an- Post-Hauses breit Leuten sobald keiner Hülffe und Bey- Räubern, standes sich getrosten kann, steht es der Gefahr gleichsam mitten in der Umfahung. Man hat sich schon offt unterstanden dasselbe zu plündern, aber mit unerschrok- a) Zeilerus in der Reisebeschreib, durch Teutsch-land am 334. Bl, Ersten Theils. db cts Qosthaus in 1&irlaumer Waid 3t. ckener Gegenwehr sich abweisen lassen müssen. Doch ist es auch geschehen, daß bißweilen die Post-Befördrer seynd ermordet worden. Darum darff er kein Geld, noch Gold oder Silber, noch viel Hausrahts und auch nicht viel Proviands oder übriger Lebens-Mittel bey sich behalten, sondern allein die Nothdurfft für sich und für die reisende Gäste. Diese Post gehet auch wochendlich auf Ober-Laybach gegen Laybach zu, ungleichen^ ans H. Creutz gegen Görtz zu. Tie wird sonst unterhalten gleichwie die zu Ober-Laybach, jetziger Zeit aber von Johann Baptista Nußdorffer befördert. Die äusserliche Form und Gestalt die- Sihe die fj' ses Post - Hauses kann man in der na- 9UC Nr-türlichen Kupffer-Figur ersehen. 31. Das lix. Capittel. Von den Dörffcrn deß Innern (Smino. Vermutliche Ürsach, wa- 2 it dem Jnner-Crain ligen mächtig - viel und grosse Dörffer. : Solche Vielheit und Menge aber •£ bewegt uns den wolgewogenen . Leser nur etliche hin und wieder | ligende zu benennen, damit wir ; durch die Weitläusftigkeit in sol-' cher nicht gar zu curiösen Materi seiner Gedult nicht mißbrauchen, noch ihm den Appetit zum Lesen verderben mögen. Allhie mögte aber Mancher nicht un-1 billig vorher gedencken, warum das In- « 3”n(et< nere Crain so viel Dörffer, und doch nur Dörffe/'un^ eine Stadt habe? Die Ursach ist allbe- mir eine reit oben angeregt, weil nemlich der Stadt- ®taM t,a c' Mann die Bequemlichkeit höher liebt, als der Dorff-Mann, das Innere Crain aber viel Wälder und steinigte Bödem hat, darinn sich der dauerhaffte Bauer-besser fortzubringen weiß, als der gemächliche Burger. Denn von einem sehr steinigten: Grund und Bodem werden die ganten etti. ** Dörffer Cressie. ^tünbei. ®tunn. Heriul. Hrasche. K°schana. Bau-Steine gleichsam weggesteinigt und mit Steinen vertrieben, die Leimen-Hüt-ten aber gedultet und zur Dauerhaftigkeit versteinert. Hernach so liebt die Stadt vielmehr den Reichthum weder das Dorff; nun verspricht aber die Gelegenheit deß Innern Cräins keinen sonderlichen Reichthum, sondern den Meisten nur ein nöthi-ges und schier unerkleckliches Auskommen; derhalben hat man viel Städte darinn aufzubauen vermutlich nicht thunlich erachtet. So sind auch solche Leute, denen die Erde hart, streng und stiefmütterlich fällt, und die Nahrung mit grösser, schwerer Mühe versaltzet, zu einer unbe-maurten und halb-wilden Freyheit geneigter, als zu Städtischer Eingezogenheit, Sittsamkeit und Policey. Zuletzt mag auch die Ungelegenheit deß Landes oder Grundes, welcher mehrentheils bergigt ist, wol für eine Mit-Ursach angeführt werden. Denn die Städte stehen gern auf einem ebnen: oder auf einen: sänsftlich und allge-mählich erhabenem Bodem; das Innere Crain aber ist grösser:: Theils uneben, bergigt und voll kleiner Hügel, solchem nach zu den Stadt-Wohnungen so geschickt nicht, wie andre ebnere Landschafften. Die Dörffer aber , so wir aus vielen hervor ziehen, sind diese: Bressie, ligt bey Hültzeneckh. Bründel (Studenz) ligt nahe bey Nußdorff, und ist vor vielen andren mit einem trefflich-guten Acker beglückt. Man darff den Weitzen nicht geylen oder tnn-gen, auch wenn man den Rocken einsäet, so wird Weitzen daraus wachsen. Grafen-Brunn (Kneschak) ist nahe bey Schiller-Tabor. Heriul hat denMarcktOber-Laybach in der Nähe und viel Hafner (oder Töpffer) zu Einwohnern, weil es einen ausbündigguten Hafner-Leimen daselbst giebt. H ras che ist ein groß Dorff nicht weit von Adelsperg. Kosarie trifft man an zwischen Laybach und Ober-Laybach gleich an dem grosse:: Stadt-Walde, den man Logk heisst. Es ligt in der Ebne, aber mit vielem Morast umgeben. Koschana ist ein hübsches qrosses Dorff in Ober-Poygkh. Nußdorff (Oreihek) ligt bey den: Schloß Nußdorff, und hat so trefflichgute Aecker, daß man dem Weitzen, gleichwie zu Bründel, nicht durch düngen fort- Helfe« darff, und das Land, wenn man ihm Rogen einstrenet, dafür Weitzen wieder giebt. Oberfelb (Uerchpolie) findt man Oberfeld, im Wipacher Bodem, und das hat aus der Masse guten rot- und weifen Wein. Oreiliauza, welches eben sowol im Wi- Oreikauza. Pacher Boden: oberhalb S. Beit gelegen, hat auch keinen schlechten Wein, und diesen nennt man Hunds-Schwantz (Upassiern repo). Groß Ottok ligt an der Poykh, wo Groß ottok. ein Arm deß Flusses Bcka in die Erde verfließt. Klein Ottok hat seinOuartier gleich- Klein Ottok. falls an der Poykh, da wo der kleinere Arm von dem Eeka-Fluß sich der Erden in den Busen: schüttet. Podkray (sonsten In Prardt genannt) Podkrai. ligt auf der Landstrassen zwischen Trill-eckh und dem Bierbaumer-Walde tnitten in einem hohen, steinigte:« Berge, und ist mit keinem so fruchtbarem Boden: begabt, wie Bründel und Nußdorff: sintemal es gar keine Ebne und mehr Steine als Aepffel oder Bieren hat. Podounza hat nicht weit nach Hül- Podounza. tzeneckh. Podraga, so im Wipacher Boden: nahe Podraga, bey S. Beit befindlich, hat viel Weins. S. Pol:e ligt auf dem Karst nahe ©• Po"e. bey Tybein auf einem steinigem Berge, hat gleichwol guten Wein, aber kein Ge-höltz, viel weniger Wasser. Eakitnig ligt an der Poykh bey dem See. Rakitnig. Saklanez nicht ferra von Ober-Laybach. Sakianez. Schönbrn n n bey Hültzeneck. Der Schönbrunn. Na«: entspringt ihm aus einer daselbst hervordringenden Brunn-Quelle, die im Sommer mit ihrer Kälte das Eys gleichwie mit Klarheit den Krystall ausfordert. Slap, bey Laytenbnrg ligend, fast über- siap. aus guten und köstlichen Wetn_ ein. Slavina ist ein feines und grosses Dorff. Slavina. Tamay, ein aus der Massen schön Tamay. und grosses Dorff, ligt auf den: Karst an e:nem hübschen und lustigen: Ort; hat noch ziemliche Felder, im Wein und Obst aber eine hohe Vortrefflichkeit und auch die Fülle. Teutschdorff (Nernskauas), so an der Poykh steht, führt diesen Denck-Namen zur Gedächtniß deß Treffens, welches im Venedifchen Kriege die Tratsche und Crai-ner wider die Venetianer, fo daselbst in die Flucht geschlagen worden, erhalten. Teutschdorff. Das LX. (fitpitlel. Von den Bergwercken und Hämmern im Innern -Crain. Bergwercke und Hammer im Innern Crain. n diesem vierdten Theil oder Inneren Crain finden sich nur -zwei) Bergwercke, als Erstlich: ’ Im Wip acher Bodem chat es ein Eisen-Bergwerck und Hammerwerck, so dem Herrn ^Grafen von Lantliery gehörig. _ Allda wird viel Eisen gemacht und geschmeltzt, auch allerlei) Dings aus Eisen bereitet; und unter andren eiserne Retorten, so man zum Ausbrennen deß Quecksilbers gebraucht. In diesem Wipacher Bodem macht man auch Papier, und ist eine Papier- fŠf Mühle darinn, welche vor - ermeldtem daselbst. Grasen von Lantliery zuständig. In Adria ist ein Quecksilber-Bergwerck, welches weit berühmt. Daselbst wird un-glaublich-viel Quecksilbers gemacht oder ausgebrennt, und auch Iungsern-Queck-silber erobert, welches man schier durch alle Welt verführet. Alt einem andren Ort werden wir von diesem Quecksilber-Bergwerk ausführlich handeln, und dasselbe auch im Kupffer zeigen. Das LXI. (Captiter. Von den Inner-Crainerischcn Böden und Thälern. 1 n h il l k. (Ititarum die Inner - Erarnerische Moden mit io enigem Gelrende befruchtet. Meschreibung dess Karstner - Modems. Tretkliche Dferde-Zucht auf dem Karst. Wasser • Wangel daselbst. Schildioacht ben den Aegen - Wfützen. Edler Wein am Karst. Ungemein - hefftiger Wind auf dem Gaberb, der Koss und Wann stürtzt. Geioaltsambeit der Mitternächtigen Winde. Was der Gaberb für eine Gegend sen. Wie die Fremde sich für dem Winde dess Gaberbs entsetzen. Der Mohitscher Modem. Der Ober-Manbacher-, Ober- und Nnter-Donber-Moden. Tschitscher und Unzer Moden. Wipacher Moden. Mein, den man Kindermacher heisst- Kdrischer Modem. -m Karst und Poykh und Wandrer zum Inner-Crain ge-U)öriger Enden ligen gar viel sBöden und Thäler, die noch ziemlich fruchtbar, darinn man doch mehrentheils nur Wein bauet, und zwar in grösser Nrsach. wa- Quantität, hingegen desi Ge- rum die Jn- treids gar wenig. Denn die Böden sind Ue Böden meistentheils steinigt, und so zu reden, wenig Ge- steinigte Verächter deß Pflug-Eisens. Zu-treyds haben. pein setzt es an theils Orten grosse Wildnissen, und an vielen einen grossen Mangel frisches Wassers. Diesem nach habe ich * die fürnehmste und beste Böden, so hin und wieder ligen, ausgesondert, um selbige allhie vorzulegen. Unter solchen wollen wir am ersten anjetzo betreten den KarstnerBoden (Nakrasso). Wo- Der Karst-durch anjetzo der gantze völlige Karstner yo6en' verstanden wird, so von Laytenburg und Senosetsch biß zum Adriatischen Meer geht. Dieser Boden ist durchaus und über die Massen steinigt. Es werffen sich auch soviel kleiner Hügel, Berglein und Bühel schier darinn auf, als wie in einem brausendem Meer Wellen, also daß er ihm selbsten überall an Nichts so gleich, _ als in der Ungleichheit sieht, und ihm nichts so eben, als die Unebenheit zu seyn scheinet. An theils Orten schauet man zwar etliche Meilenwegs herum, aber nur alles grau und wenig Grün, weil es überall mit Steinen bedeckt. Jedoch wächst einiger Orten gleichwol zwischen den Steinen das schönste und edelste Gras, und dienet dem Vieh zur Weide. Denn die Einwohner halten an theils Orten sehr viel Viehes. So werden daselbst auch die beste Pferde gezogen, welche man die Karst-ner-Pserde heisst, und durch gantz Europa verführt. Gestaltsam die Römisch-Keyserliche Majestet deswegen ihre eigene Stntterey aus dem Karst zu Lippiza, (wie man selbige Gegend nennet) haben, Zwar in Triesterischem Gebiet, doch gleich an den Cräinerischen Grentzen. an Mancher Gegend seynd die Einwohner gar arm an frischen Wasser, ja desselben wol gar beraubt. Denn man hat unterschiedlicher Orten gewisse Lacken (oder Wasser-Psühle), so vom Regen zusammen schiessen, und wann solches gesammlete Re- gen-Wasser im Sommer lange steht, wird selbiges Psuhl-Wasser blutrot. Jmsall es dann lange nicht regnet, so bleibt allezeit ein Bauer aus demjenigen Dorfs, dem die Regen-Psütze gehörig, bey derselben ans der Schildwacht, bewacht dieselbe und verwehrt, daß nicht Andre aus andren Dörs-sern etwan kommen, und ihnen ihr Wasser nehmen. An etlichen Orten haben sie auch gar kein Gehöltz, imgleichen sehr wenig Baufeldes und Ackers. Aber solcher Mangel deß Holtzes und frischen Wassers versüsst und ersetzt den Einwohnern der Wein. Welcher der besten Art, sowol roter als weisser, von allerley Sorten, und deswegen auch in weite Länder geht. Solches mag auch wot_ die sürnemste Ursach seyn, daß der übrigen Unfruchtbarkeit ungeachtet so tressüch-viel schöne und grosse Dörsser diesen Boden bewohnen. Es fällt da nicht viel Schnee. Aber deß Winters tobt bißweilen daselbst ein unglaublich-starcker Wind, der Roß und Mann übern Haussen wirfst, wie bey-gesügte Kupffer-Figur vorstellet. Daher werden offt Leute aus der Strassen tobt gesunden, sonderlich aus der Landstrassen Schildwach bey der Rcgen-Psiitze. Herrlicher Wein. Sihe die Figur N. 32. Wind der Roß und Mann stürtzt, auf dem Ga-berck. Ungestüme der Mitternächtigen Winde. Was Gab-«rck für eine Gegend sey. zwischen Triest und Senosetsch, welche Gegend man auf demGabrek nennt. Vielmals müssen sich deßwegen die Reisende wieder zurück begeben, wenn der Wind an-hebt zu blasen. Dieser Wind wird Buri a genannt und kommt ungefähr von Osten hergesloben. Wenn er recht ernstlich ansetzt und gleichsam seine beyde Paust-Backen mit seinem Lusft-Geschoß ladet, so kann kein Mensch für ihm bestehen, und ist alsdann unmöglich, Einer sey gleich zu Fuß oder zu Pferde, daß man von Se-nosetsch auf Triest, oder von Triest ans Senosetsch, über den Gaberckh komme, ob ihm gleich Leib und Leben drauf stünde. In andren Ländern brausen manches Mal die Winde so erschrecklich, daß Mann und Pferd um-oder fortgerissen wird, aber doch geschieht denen nichts am Leben, die sich für ihm demütigen und an die Erde legen. Bon der mitternächtigen Winden Ungestüm und Gewalt zeuget Olaus Magnus. Und Scheserus beglaubt a), daß die Lappländische Winde aus selbigen Bergen einen unbeschreiblichen Gewalt üben, Alles Angetroffene fassen und davon führen an sehr ferne Oerter, ohne Hinterlassung einiger Spuhr desselben. Wofür den Lappen dieses einige Rettungs-Mittel gleichwol noch übrig bleibt, daß sie sich entweder eilends in die Holen und Löcher verkriechen, oder behände zur Erden fallen, wie-wol dieses Letzte an allen Orten auch nicht sicher genug. Und deßwegen müssen auch ihre ans den Bergen herumgehende Thiere bey solcher Begebenheit sich entweder unter den Felsen oder in den Holen der Felsen verbergen. Solche Zu-und Ausflucht ist aber dieser Gegend abgeschnitten, da sich keine Holen zur Decke anbieten, noch das Niederlegen, wann der Wind in vollem Sturm ist, dich genugsam schützet. Denn er hebt alsdann Alles in die Höhe, reifst auch so gar die Steine auf und macht sie in der Lusst herum fliegen, nicht anders als ob es hagelte oder schlossete. Wann alsdann gleich Jemand an der Erden ligen bliebe, und nicht mit fortgerafft würde, wofür er doch nicht sicher ist, müsste er doch in der Gestihrjigeu, von den wieder herab fallenden Steinen zerquetschet und erschlagen zu werden. Dieser Wind regiert (tyrannisirt sollte ich sagen) absonderlich gar streng aus dem Gaberck. Mit diesem Namen wird eine a) In Descript. Laplandiae e. 3. gewisse Gegend oder Strich auf dem Karst bezeichnet, die ein oder zwo Meilwegs lang zwischen Triest und Senosetsch sich erstreckt, und weder Gras noch Erdreich blicken lässt, sondern eitel spitzige feste Steine oder Felsen, so mit ledigen Steinen untermengt, welche der entrüstete Wind hin und wieder wirfst, wann er starck brauset. Er-zehlet man solches den Reisenden, so lachen sie gemeinlich dazu, als die sich für keine fo leichte Waar schätzen die der Wind folte hinweg blasen; aber der Wind selbst weiß es ihnen nur gar zu starck einzubilden, wenn er gleich nur noch spielen will. Denn wann sie darüber zu kommen, indem er seinen Blase-Balg nur ein wenig regt, nur ein wenig sage ich, und zwar so erträglich noch zu laufen beginnt, daß man noch leicht dabey gehen oder reiten kann, bläset er ihnen gleich den Mut aus wie ein Licht, und das Hertz hinweg wie eine Feder, also daß man sie mit harter Mühe kaum dazu bringt, daß sie weiter mitreisen. Und alsdenn verwundern sich eben diejenige darob zum höchsten, welche es vorhin ihnen zur Kurtzweil und Gelächter dienen liessen. Woferrn aber der Wind ein wenig stärcker geht, wird man, obgleich unsre Leute, nemlich die Karstner annoch gar leicht (was thut Gewonheit nicht?) dnrch-Passiren, keinen Fxemden durchaus nicht dazu bereden, wann schon eine gantze Welt voll Redner vorhanden wären, daß er weiter fortgehe; er wendet sich, kehrt um, bedanckt sich der Music, verlangt solche Aeolische Posaunen und Störten (oder Fagotten) nicht länger anzuhören gäntz-licher Einbildung, sie dörsften ihm leicht die Seele aus dem Leibe blasen. Jmsall aber der Wind seine Flügel recht ausbreitet, gar starck bewegt und schwinget, so hat ein Jeder Zeit, er sey fremd oder einheimisch, daß er sich eilends retirire; denn alsdenn schertzt er fo grob, daß Mancher das Leben drüber verschertzt, der Lufft ein unglückseliges Ballen-Spiel, und der Erden so ungestümlich wieder zurück ge-spielet wird, daß Arm und Bern, ja gar der Hals drüber zu Stücken gehn. Der Lohitscher Boden (Ulugatzo) hat sein Lager zwischen grossen Wildnissen, welche sich weit in die Türckey hinein verirren, ist demnach um und um mit Wäldern und Wildnissen umgeben. Er ligt aber in Form eines Kessels, und ist sehr leimigt mit seinem Bau-Felde, und schöner Viehzucht verfehlt. Entsetzung der Fremden für g6* d achtem Winde. Der Loh'' tscher Boden. Es wohnen viel Sämmer (oder Sämb-Noß-Führer) darinn. Es seynd aber nur zwey oder drey grosse Dörffer darinn und zwar gantz nahe beysammen. kàck Ten Ober-Laybacher Boden «oben.cr rechnet man an von der Hauptstadt Laybach aus biß Ober - Laybach und dort herum bey Hültzeneck. Dieser ist sehr morastig, ja an theils Orten nichts als eitel Morast auf etliche Meilwegs weit sonderlich in der Gegend, die sich dem Fluß Laybach nahet. Und aus diesem Morast nehmen alle Frühling die nach Italien - und von dannen wieder heraus fliegende Kranichen ihr Nachtlager. Gegen dem Gebirge aber zu giebt es fruchtbares Bail - Feldes genug, daraus man doch gleichwol nicht viel Getreydes bauet. Die Einwohner bewerben sich mit unterschiedlicher Handlung und auch mit vieler Viehzucht. Absonderlich hausen allda viel Sämer. Und ist dieser Bodem mit gewaltig-vielen Dörffern besetzt. P°yqke Der Ober-Poygker-Boden (na «oben” gu reine pinke) geht bey Brem, Schiller- tabor, Jablanitz, Klan und dort herum. Etliche Theile desselben seynd gar steinigt, etliche auch voll grösser Wildnissen und Wälder. An etlichen Orten eröffnen sich gleichwol auch gute fruchtbare Felder. An Vieh mangelts auch njcht. Jedoch erhält der meiste Theil der Einwohner sich mehr von dem kleinem als grossem Vieh, nemlich mehr von Schafen und dergleichen weder , vom Rind-Vieh. Ihrer Viele lösen ihre Nahrungs-Mittel aus dem Holtze, welches man aufs Meer führt, um allerhand ’ Sachen, derer die großen Schiffe benöthigt : sind draus zu machen. Wegen so ziemlich-guter Nahrung hat dieser Bodem auch Un( viel wackre und grosse Dörffer. Wafer Der Unter - Poygker Boden (na $oben. duleine pinke) ligt zwischen Adelsperg Senosetsch und Guteneckh. Ist gleichfalls etlicher Orten sehr steinigt und an andren gar leimigt (oder letticht), doch nichtsdestoweniger auch noch mit ziemlichen Feldern untermengt, auch mit vielen grossen und braven Dörffern besetzt, deren Einwohner aber mehr Nahrung vom gross-als kleinem Vieh ziehen. Scben. Der T s ch its eher Boden, so zwischen S. Sersf und Castelnovo oder Neuhaus ligt, trägt trefflich-gute Weine sowol rot-als weisse, und verführt sie in weite Länder. Seine schöne und grosse Dörffer, deren gar viel sind, werden von vielen Vavl. II. Buch. Saltz-Sämern (Saltz-Führern) bewohnt, welche das Saltz vom Meer biß Senosetsch und Zirkniz auf Rossen führen. Sie halten doch auch eine grosse Viehzucht. Es ist ein guter fruchtbarer Boden, wiewol i an manchen Orten ziemlich steinigt. Der U n z e r Boden, so an Alben und unzer ! Haaßberg stosst, wird Kessel-förmig von öoten-grossen Wildnissen eingefangen, welche auch weit in die Türckey hinein rucken. Ist sehr letticht. Seine zwey oder drey grosse Dörffer (denn mehr hat er nicht) nähren sich theils von der guten Viehzucht, einem grossen Theil ihrer Einwohner aber müssen die Sümb-Rosse das Brod verdienen. Der Wipacher Boden (Vipave) Wipacher hebt an bey Prardt, zeucht sich von dannen öoben-hinunter gegen Wipach, S. Veit und dort herum. Wird mit ausbündig-gutem rotund weißen Weinwachs gekrönt und zwar sehr hüufsig. Diesè Weine kommen durch : ihren Ruhm weit und breit in fremde Länder, und wird der weisse Wein von den Auctoribus der Kinder-macher genennt. Welcher Nom allen guten Weinen in ^-Kinder, gewissem Verstände nicht unbillig gege- macher l’ ben wird. Denn wann sie unmäßig Heist, oder mit Maßen getruncken werden, machen sie aus Männern offt Kinder, ja wol gar aus weisen Leuten Narren. Wiewol sich die Deutung nicht selten verändert, also, daß bey mancher Weinverliebten Person durch einen allzu guten Trunck die Kindheit nicht nur in den Verstand, sondern auch in den Leib eingesührt wird. Darum insonderheit diejenige Jungfrauen, welche nicht allzufrüh Kindisch werden wollen, weder mit dem guten weißen Wein selbsten, noch mit denen, so ihn gern trincken, sich in gar zu große Vertraulichkeit einlassen müssen. Denn wie gut und köstlich der Wein auch immer ist, er sey gleich rot oder weiß, so ist er doch den Jungfrauen sehr gesähr, und soll gern, wie man sagt, Bauch-Geschwulst erregen. Es beherrscht doch gleichwol Bacchus diesen Boden nicht überall, die Ceres und Pomona haben auch einigen Theil daran. Nicht Alles, spreche ich, ist mit Reben so angefüllt, daß dem Getreyde gar keine Stelle übrig bliebe; denn an kheils Orten findt sich noch ein ziemlicher Acker zum Korn-Bau, und der Obst-Baum hat für sich auch manche Stäte mit einbedungen. Wo aber viel wächst, da sind gemeinlich auch Viele, 24 Die Alpes Juliae. Namen derselben bey den alten Scri-benten. die es essen, und also giebts in diesem Holtzknechte und sonst allerlei) Arbeits- si-% va » /Ai Co i i « . n v ». r.. f r. n v . cl Bodem viel Dörffer Der d)drische Boden ligt um 8)dria herum ziwschen mächtigen Wildnissen und hohem Gebirge. Seine Einwohner nähret er mit seinem Marck nnd Eingeweide, nemlich mit dem Quecksilber-Bergwerck. Daher viel Bergknappen, viel leute sich daselbst aufhalten, also, daß die meisten Leute dieser Gegend von gedachtem Bergwerck leben. Doch hat es auch aus dem Gebirge etlicher Orten Aecker. In dieser Gegend stehen wenig grosse und auch wenig kleine Dörffer, sondern mehr eintzelne Häuser. Das LXII. (Capitici. Von den Bergen deß Innern Crains. Inhalt. don den Alpibus Juliis und derselben unterschiedlichen Namen ben den alten Scribenten. Dieselbe werden vielmals mit den Alpibus Carnicis für Eins genommen. Diss Gebirge wird fetzt der Nur bäum er Wald genannt. Gebürt unter die berühmteste Gebirge in Europa. Der Derg Wabnagora. Der Nanas. Der Naverchech. Der Tschernekal. fieses vierdte Fünsftheil nemlich |da§ Innere Crai n, als der ! Strich am Karst und Poykh, »besteht fast in lauter zusamm-^gereiheten Gebirgen. In mancher Gegend erheben sich gar grosse Gebirge, in theils andren aber, als am Karst, nur kleine und Berglein, als will ich * allhie davon dipinti nicht viel Wunders noch Wesens machen, sondern allein etliche hin und wieder ligeude Berge anhero versetzen. Die Alpes Juliae sollen den Vorzug haben, und zwar billig, sintemal sie bey vielen alten Scribenten wegen der Durchzüge sowol der alten Deutschen als der Römer und andrer Bölcker berühmt sind, voraus beym Tacito, Paterculo, Ammiano Marcellino, Claudiano, ungleichen bey manchen christlichen Historicis, als Socrate, Nicephoro, Zosimo, Paulo Diacono, Sabellico, Gaudentio Merula und andren. Wiewol derselben Nam bey Manchen bißweilen anders lautet. Marcellinus heisst sie stets Julias Alpes und zwar unter andren an dem Ort, wo er von dem Gebirge Haemo und Rhodope handelt a), da er gedenckt, das Gebirge Haemus reiche biß an die Julias Alpes. Nicephorus nennet sie gleichfalls bey diesem ihren Namen, und titulirt sie a) Ammian. Marceli. 1. 22. Italiae portas, die Pforten oder das Thor zu Welschland, welches Euge-nins mit Völckern besetzt habe. Zu denen noch weit ältern Zeiten hat man sie Alpes Venetas geheißen, wie erstgedachter Ammianus berichtet 6). Sie haben hingegen diesen ihren Namen von dem Römischen ersten Keyser Julio, weil sie nicht allein unter ihm von dem Römischen Kriegs-Heer durchzogen worden, sondern er Selber auch der erste unter den Römischen hohen Kriegs-Häuptern gewest, der mit dem Römischen Adler und Panier durch diese Alpen gegangen, und auch gleich nach ihm sein Nachfolger Keyser Augustus seinem Beyspiel gefolgt. Seit der Zeit bleibt ihnen dieser Nam bey den meisten Scribenten beständig. Wiewol nicht ohn, daß, als wie ich bey Untersuchung deß Ursprungs deß Namens Carni und Crani oder Crainer gemeldet, es dreyerley Alpes Julias giebt, und auch Tacitus von der übrigen Scribenten Gewonheit ausgesetzt, indem er diese Julias Alpes, Pannonias Alpes nennet, c) Nicht weniger werden sie auch bey Werve» etlichen alten Scribenten bald Alpes A m^d-n Juliae bald Alpes Carnicae genannt, carnicis weil diese Gebirge aneinander hangen, für einerM Weßwegen der Doctor Schönleben gar ®^e recht daran ist, wann er schreibt: Puto V) lib. 31. c) üb. 2. & 3. Histor. totum illum tractum Alpium Oarnica-rum, ab origine Savi, usque ad Nau-portum, appellari modo Alpes Julias, modo C arnie as. Ich vermeyne, der gantze Strich deß Carnischen Alp-Gebirges von dem Ursprünge der Sau biß an Nau-portum (so man heut Verchnik nennet), werde bald Alpes Juliae, bald Carnicae geheißen a). Und ans gleiche Weise Hat man auch offt die Alpes Carnicas mit den Noricis Alpibus für einerlei) Gebirge ausgegeben. Wie auch Cluverius schon gemereft, weil man nemlich ans den Ju-liis Alpibus in das Nordgau hinüber geht, wie Gaudentius Merulla gedenckt. Welcher Author gleichfalls, wann er einige , denckwürdige Geschichte, so bei) den Alpi- j bus Juliis vorgegangen, berührt, diese beyde vergliederte Alpen, nemlich die Julias und Carnicas, bisweilen ineinander mengt und Eins fürs Andre nimt, bißweilen aber unterscheidet, doch nur als gewisse Theile oder Gliedmassen, so an einem Körper deß Gebirgs hassten. Als wann er spricht: Alpium • extremae sunt Carnicae, unde Julius Carnicus. 6) Derscheid _ Die Schönlebenische Beschreibung macht "ischen und ^esen Unterscheid: Alpes Carnicae inci- |®nifdjen piunt supra fontem Savi, & longo tractu ^P-Gebir- feruntur per superiorem Carnioliam, usque ad Nauportum, seu Verchnik, oppidum ; non autem, uti Cluverius asserit, usque ad Nauportum & Formionis fontes : quia fontes hi sunt in , ipso Albio monte, & antequam ad eos ! fontes pervenias, Alpes Julias jam atti- ; gisti. Das ist: „Das Carnische Alp-Gebirge hebt an oberhalb dem Ursprünge deß Sau-Stroms und geht mit einem langen Strich durch Ober-Crain biß an das Städtlein Nauportum oder Verchnik, nicht aber, wie Cluverius will, biß an Nauportum und an die Ur-Quellen Formionis ; sintemal diese Strom-Ouellen in dem Gebirge Albio sich befinden, und man schon die Julianische Alpen betreten hat, bevor man zu selbigen Quellen hingelangt. Ergo Juliae Alpes illae sunt, quae hodie per interiorem Carnioliam, à Nau-porto seu Verchnik oppido, in forum Julium iter ostendunt, & vasto nemore consitae sunt, quod Pirinam sylvam, a) D. Schönleben, in Apparatu Carnioliae Antiquae, c. 14 p. 113. A. b) Gaudent. Merula lib. 2. Antiquit. Gali. Cis-alp. c. 14. vulgo Birnbaumer-Wald dicimus. Der-halben seynd dieses die Julianischen Alpen, durch welche heutigs Tags der Weg durch das Jnner-Crain von Öber-Laybach nach Friaul geht, und die mit dem weitreichendem Walde bewachsen sind, welchen wir Heut den Birnbanmer-Wald nennen." Ein wenig hernach schreibt eben dieser Author: Nostrae Alpes Carnicae & Alpes Juliae ita continuae sunt ad invicem, ut superiores transitus Carnicis, inferioris Juliis tribuantur. „Unsre Car-nische (oder Crainerische) Alpen berühren einander dergestalt, daß die Ober-Strasse den Carnischen, die niedere aber den Julianischen Alpen zugeeignet werden." c) Was demnach bey voriger Zeit Alpes Alpes Juliae Juliae geheissen, das nennen wir heut zu !e9,lb . Tage den Bierbaumer-Wald, und baumer-'^' auf gemein-Crainerisch Kruscheza. Ist W-w, ein hohes und wildes Gebirge, so nicht allein durch gantz Crain gehet, sondern auch weit in die Türckey hinein, und sich viel Meilwegs weit erstreckt. Wo es am allergenausten und engsten sich verschmäh-! lert, da behält er doch noch eine Breiten ! von dreh Meilen. Es hat zwar einen gantz steinigten Boden, daraus aber doch die höchsten Bäume, als Büchen, Fichten und andre dergleichen, hervorsteigen, und ihm unglaubliche Wildnissen überall zu-wegen bringen. Diß Gebirge ist unstrittig eines von Gehört unter den berühmtesten und denckwürdigften in Europa, welches sowol vor Alters die Europa,^ Römer als auch die alte Teutschen Oester-reicher und Bayern anders nicht angesehen, als eine schwartze Wolcke, daraus an stat deß Hagels Schwerter und Pfeile herab- und den Leuten ins Land geflogen. Denn über diß Gebirge seynd die alte Gallier und Teutschen den Römern auf die Haut gezogen, über dieses auch lange hernach Julius Cäsars und Octaviani Augusti Heerzüge wider die Japidier und andre benachbarte Bölcker gegangen. Zn den Füssen diß- und jenseits dieses Gebirges oder unweit davon hat das Kriegs-Schwert sehr offt und grausamlich getobt ; mit was für einem Strom Römisches Bluts die Gegend um und an diesem Gebirge auch nur zu deß H. Hieronymi Zeiten überschwemmet worden, giebt er selber mit diesen seinen Worten zu verstehn: Horret animus, temporun) nostrorum ruinas persequi. Vigiliti & eo am- Der Berg Watmagora. Der Bier- baumer- Wald. pliùs anni sunt, quod, inter Constan-tinopolin & Alpes Julias, quotidiè Romanus sanguis effunditur. Scythiam, Thraciam, Macedoniam, Dardaniam, Daciam, Thessalonicam, Achajam, Epiros, Dalmatiam, cunctasque Pannonias, Gothus, Sarmata, Quadus, Alanus, Hunni, Wandali, Marcomanni, vastant, trahunt, & rapiunt. „Mir schauert, wann ich der Zerstör- und Kriegs-Verwüstungen unserer Zeiten gebende. Zwantzig Jahre seynd es schon, auch darüber, daß zwischen Constantinopel und den Iulianischen Alpen täglich Römisch Blut gestürtzt wird. Scythia, Thracien, Macedonie», Tardameli , Dacien, Thessalonien, Achaja, Epirus, Dalmatien und alle Pannonische Länder werden von den Gothen, Sar-matiern, Quaden, Alanen, Hünen, Wan-dalern und Marcomannen verwüstet, ausgeraubt, und die Einwohner weggeschleppt." Vieler Geschicht-Erzehler zu geschwei-gen, so die Kriegs-Thaten und Blut-Stürtzungen, welchen diß Scheid-Gebirge Italiens und Friauls und Crains hat zngeschant, beschrieben, zu geschweige«. Babnagora, so bey S. Peter am Hof gegen über ligt, ist ein hoher Berg, der ans einem seiner Felsen einen alten zerstörten groffen Tabor trägt, und zwar aus der Spitze desselben, welche sich dergestalt erhöhet, daß es unglaublich scheint hinaus zu kommen; da es dennoch ein grosses Gebün gewest, darinn man vierzehen Zimmer gesunden. Nanas ist ein hoher weit-berühmter Der Berg Berg zwischen Wipach und S. Veit.Nanas' Aus demselben sollen, wie man sagt, drey grosse und starete eiserne Ringe in die Felsen, doch weit voneinander, gemacht seyn, als wie man sonst dergleichen bey dem Meer zu haben pslegt, die Schiffe daran zu binden. Zu was Ende aber solche Ringe daselbst eingefasst seyn, kann man nicht wissen. Das Gebirge Navcrchech tm Wh Navercheoh-Pacher Boden: ist weit- und ferrn-sichtia, und ist mit Wein überhüufft, aber nicht mit so köstlichem, wie sonst unten im Thal wächst. Der Tschernekal, ein gar hoher zftfernefai Berg im Tschitscher-Boden oberhalb dem Adriatischen Meer, lenckt sich weit herum, und bringt den vortrefflichen Wein Tscher-nekaler, dessen weit-bekandtes Lob ihn weitentlegenen Ländern verlanglich macht, und auch würcklich zuführet. Bey diesem so herrlich-beweintem Berge wollen wir es beruhen, und die übrigen unbenannt lassen. Das LXiii. Capitici Von den Wäldern im Innern Crain. Inhalt. Beschreibung dess Dierbnumer - Waldes und Ursprung seines Namens. Der Wald itogli. Der Possa Wald. Pust-Wäldlein ben Kaunach. Der Wald Scliuza. Wald ben S. Serif. -it manchen Orten deß Inner-JCrains stehen sehr viel Wälder, ► oder rechter zu schreiben, grosse ^Wildnissen, die viel Meilwegs ‘"weit reichen. Unter denselben sind diese folgende, deren wir dißmal alleilt nur kürtzliche Mel-^ düng thun wollen, begriffen. Der Birbaumer-Wald ist der fürnehmsten einer, und beschattet das Julianische Gebirge, von dem wir in vorhergehendem Capittel geredet. Den rechten Ursprung dieses Namens machen Ursprung die unterschiedliche Meynungen der Seri-beuten schier etwas zweiselhafft. Lazius "amen" will denselben herletten von Burno, Clu-verius aber von ctitent groffen Birnbaum, welcher einem Ort deg Iuliani-schen Gebirgs, an dem er gestanden, den Namen adPirum (beymBiritbaunt) verursacht habe, teilte Worte sind diese: Ad Furnulos (seil, locus) circa Leiaci Vipacique amnium confluentes fuit. Hinc ab castris, sive Frigidi amnis D°r Wald L«g. Der Met trajectu, ad XV, millia summus est Alpis Juliae, sive Alpium Juliarum transitus, in quo insignis pirus arbor posita, cognomen loco dedit Ad Pirum a). Dem Cluverio stimmt das Schönlebenische Werck hiennnn bey, in Betrachtung, daß das Deutsche Wort Biernbaum und das SclcwonischeHru-schitza in der Bedeutung übereintreffen. Es erstreckt sich dieser Haupt-Wald durch gantz Crain und auch weit zur Türckey hinein, wiewol er nicht überall einerlei) Namen behält, sondern nach und nach andre annimmt. Ihn bewachsen hohe Tannen, Fichten, Büchen und sonst allerlei) Bäume, und gleichwie greuliche Wildnissen in ihm enthalten, also beherbergt er auch vielerley Wild. Log, der Laybachische Stadt-Wald, steht gleich vor der Haupt-Stadt Laybach gar groß, lang, auch ziemlich breit und gantz in der Ebne; ist mit lauter grossen und alten Eychen besetzt, und wollen keine junge bei) dieser Zeit darinn wachsen. Man hats auf mancherlei) Art versucht, aber es hilfst nichts, sie wollen nicht bekommen. In diesem Walde halten sich insonderheit die Rehe häufstg auf. Den Lo ss a Wald, der bey Senos-setsch ligi, bekleiden die Büchen gar annehmlich, und gefällt er wegen seiner a) Cluverius lib. 1. Italiae Antiquae c. 20. p. m. 131. lustigen Gelegenheit nicht nur den Menschen wol, sondern auch den Thieren und dem Geflügel, bevorab den wilden Schweinen und Haselhünern, welcher beyder eine grosse Menge darinn befindlich. Dem Walde Moschenateza, welcher zwischen S. Beit und Senossetsch grünet, hat die Natur lauter Eychen zugeeignet. Bey Raun ach steht ein kleines Wäld-lein, daß aber an Lust groß und sehr ergetzlich ist. Man mögte es nach seiner Gegend nicht unfüglich das Raunacher-Wäldlein nennen. Sch uz a stehet eine Meile von Laybach nahe bey Dobraua voll Büchen und Eychen, und ist ein Laybach-burger-licher Wald. Es ziehen die Burger von Laybach jährlich ein Mal hinaus diesen Wald zu bereiten und machen sich lustig darbey, halten auch bey Dobraua eine Mahlzeit. Bey S. S e r f f ligt ein schöner Wald zwischen S. Serff und Klantz, und lockt mit seiner Lust manchem ein Auge ab. Den Schiermanza, der bey Hültze-neck ligt, erfüllen die Buch-Bäume. Wann der Jäger oder Wildschütz ein Wild ausgehen will, führt ihn seine Vermutung in diesem Walde nicht übel an; denn darinn lagert sich allerlei) Wild, sonderlich der Hirsch und die wilde Sau. Moschena- teza. Wäldlein bey Rau-nach. Der Wald Schuza. Wald bey S. Serff. Schier- manza. Das LXIV. (Captiter. Von den Weinbergen deß Inneren -Crains. Inhalt. Trefflichkeit bcss Weins im Innern Crain. Der Weinberg Hunds - Schbiantz genannt. Der auf Oberfeld Podraga, Sabrizau und Slap. Tschernekalische Wrin berge. Der Uotozchacher und Drosseeker. Der um Cnbcin. Der Mipacher Wem. Uanchfaltigkeit und Vorlrefflickkeit der Weine auf dem Warst und im cher-Hodem. ŽMflttfiet in Inner« Crain. ieser vierdte Theil deß Landes, nemlich Inner-Crain (oder die Gegend am _ Karst, - Poygk und Wipach) wird mit sehr vielen Weinen, so die allerbeste und überall wol be-kand seynd, gesegnet. Dieselbe werden insgemein Welsche Weine genannt und auch weit-entsernteu Ländern zugeführt. Am Karst ktnd um Wipach ist Alles voller Weinberge, meme Namen Meynung aber nicht solche, alle znl be- KF--nennen, sintemal nicht nur der Wem selbst, sondern auch so gar der vielfältigen Weine Namen durch die Uberhäuffung : Beschwerlichkeit und Unlust erwecken. Nur Der Weinberg Hunds Schwantz. Nabrege. Nasirke. Navereheck. Oberfeld. Podraga. Sabrizau. Slap. Lscherne- kallische Weinge- birge. Uotozehach. Gut Quell-Wasser für die rote Ruhr. etlicher soll allhie derwegen Meldung ge-schehn. Der Weinberg Hunds-Schwantz sonst aber insgemein Pasierep genannt, ligt bey dem Dorff Orehauza oberhalb S. Beit im Wipacher Boden, und giebt einen gar guten Wein. Nabrege, so gleichfalls bey S. Beit ligt, bringt einen guten weissen Wem. Nasirke, welcher eben sowol von S. Beit nicht weit ist, zeuget auch einen weissen lobwürdigen Wem. Naverchech ligt hoch am Berge bey S. Beit und trägt auch weissen Wein, aber keinen so guten, als wie die Weine sind, so unten am Boden wachsen. Aus Oberfeld (Verchpolie), so im Wipacher Bodem ligt, wächst der rote und weisse Wein köstlich. So hat auchf Podraga in demselbigen Boden keine schlimme Weine. Sabrizau, ein Weingebirg eben dessel-bigen Bodems, darff für dem weissen Wem, den er trägt, nicht erröten, sintemal derselbe unter den guten Weinen nicht hindan steht. Deß Weinbergs Slap seine Threnen aber, der bey Laytenburg ligt, seynd noch köstlicher. Die Tschernekallische Weinberge, deren gewaltig-viele seynd, ligen oberhalb dem Meer und zeugen den über-trefflich-guten Wein, so der Tscherne-k all er genannt wird. Uotozehach ligt bey S. Beit und zeugt löbliche Weine. Um P r o ss e g kh herum wüchset gleichfalls und zwar in sehr grösser Ouantitet ein auserlesen-guter und stattlicher Wein, den man Prossecker nennt, die Authores aber Vinum Pacinum heissen. Um Tywein (oder Tybein) herum häuffen sich auch die Weinberge überall in grösser Menge und zeugen einen edlen Wein. Im Wipacher Bodem winckt die Weintraube überall. Überall wächst daselbst der weisse Wein in hoher Vollkommenheit, und gleichfalls der rote, welchen man Terant nennet. In jetztgemeldtem Wipacher Bodem und aus dem Karst gibts die allertrefflichsten Weine von unterschiedlicher Gattung und in mächtig-grosser Quantität, unter welchen die roten mancherlei) Namen führen, als Terant, Marcewin oderMarcemin, Pinol oderPignol, Eefoschko und sonst andre noch viele nach den vielerlei) Sorten derselben. Die Weissen seynd gleichfalls in mancherlei) Sorten unterschieden, als da find der Wipa-ch a r (welchen, wie oben gedacht, die Antores den Kinder-Macher nennen, weil er alle Glieder kräfftiglich erwärmt) der weisse Terant der Cividin, Proßecker, Tscherneckaler, Muskateller und sonst viel andre Gattungen mehr von den allerköstlichsten Weinen, dergleichen man beydes der Manchfaltigkeit und Bortreffiichkeit nach sonst nicht leicht irgendswo in einem andren Lande finden wird; wie nobel, wie delicat, wie kräfftig diese Weine seyn müssen, erscheinet daraus, daß man sie offt in Teutschen Ländern für Uin cV Canea (oder Candiotischen Wein) oder auch für Malvasier und für andre dergleichen Krafft-Weine verkaufst. Tybein. Wipacher Wein. Vortrefflich' feit und Manchfaltigkeit der Weine aus dem Karst und Wip"' cher BodeUt- Das LXV. LapillU. Von den Brunn-Quellen und Seen im Inneren Crain. an findet etlicher Orten im Innern Crain gar gute und ^gesunde Brunn-Quellen. Bey ^^Hültzeneck ist eine Brunn-^MQitette, welche heilsamlich für V5 rote Ruhr getruncken wird. Und andrer Orten giebts gleichfalls frische und gesunde Quellern Aber am Karst und auch am Poykh lassen sich selten irgendswo einige an- treffen. Unterdessen seynd gleich wol die Wasser überall gesund zu trincken. Anlangend die Seen, so giebts in diesem Viertheil zween und dazu ziemlich-kleine Seen, deren Einer anderthalb Meilwegs von Adelsperg an der Poykh gegen S. Veit am Pflaum bey dem Dorff Rakitnig See bey ligt, und weder sonderlich groß noch tiefsIiakltnlg' ist. Dieser See nimt seinen Auslaufs in die Poykh. Hat Hechte und Schleyen und Kleiner f."Ä. Der Schaid-°d-r Schad-Flsch. ^i°ß-Was- ser •m Jn- "°rnCrain Bela zur Winters - Zeit mächtig - viel wilde Enten. Der andre See wird bey Podpötsch unter S. Anna gefunden in Form eines runden Kessels. Ist gleichfalls nur klein, aber einer groffen und unergründlichen Tiesse. Weßwegen er auch grosse Fische behauset. Wie dann im Jahr 1680, von den Land-Hauptmänischen Fischern ein zwölff-pfundiger Waler oder Sch aid, gefangen worden. Ist derjenige Fisch, welchen die Alten Silurum genannt, Th. Gaza aber beym Aristotele für den Glanis irrig ausgegeben und verdolmetschet hat, gleichwie ihn auch Jovius und Andre mehr, mit dem Sturione oder Stöhr, nach Rondeletii Erinnerung confundiren. Dazu sie vielleicht durch den Ausonium bewogen oder verleitet worden, als welcher in seiner Mosella (oder Mosel) den Stör Silurum nennet, der aber wie Josephns Scaliger a) mit gar eruditem Beweis dar-thut, dennoch keines Weges Plinii Silurus ist, sondern deß Plinii Tursio und Acipenser oder tote er beym Plauto genannt wird Aquipenser, Fehlen demnach alle diejenige Nomenclatores, Vocabularia, und Lexica, welche den Silurum einen Stöhr verdeutschen und auch diesen Bers beym Juvenale dabey anziehen: Vendere municipes fracta de merce siluros. Auf Ausonium, der den Stöhr, weil er ihn nicht allerdings recht gekannt, für ein gewisses Geschlecht deß Siluri ausgegeben, muß Einer hierinn nicht gehen. Denn Silurus ist der Waller, Schaid oder Schad, der itod) auf den heutigen Tag, in der Donau und in diesem jetztgedachtem Crainerischem See, wie auch in Theils andren Strömen gehet, und vom Stöhr weit unterschieden, wie Rondeletius und Gesnerus bezeugen. a) Vid. Leet. Josephi Scaligeri in Ausonium. S---------------- Das LXVL (Capitici. Von den Flüssen und andren flieffenden Wassern deß Jnner-Crains. Inhalt. Dss Mssser btn Haasperg. Clcr Fluss Fcistn;. Die Hubel. Die i'atjb.idi. Dir Wasser Motschiunig unir Schiermanza. Der Fluss Timavus unir to as für alte Smbenten dessen gedenrlren. Club erti Bericht bom Timavo. Der Fluss Mipach. Die Yderscheza. :m Karst, Poykh und an andren rOrten dieses vierdten Theils Ihat es nicht so viel Gewässer Fals wie in den vorigen dreyen ' ' Theilen. Jedoch findet man gleich-wol derselben unterschiedliche, die allhie alle nacheinander sollen namkündig werden, biß auf etliche kleine Bächlein, so von keiner sonderlichen Betrachtung sind, auch keinen eigendlichen Namen haben. Weßwegen wir sie allhie auch ungenannt und unberührt vorbey schleichen lassen. Bela ist zu gewissen Zeiten ein Wasser, sonsten auch nur trucken. Dieses Wasser rinnt von sich fettsten alle 24 Stunden zweymal. Auch wann man will, so kann man es rinnen machen. Es hat auch Bistra : Wasser bey Haasperg. eine sehr wunderliche Eigenschafft an sich. Messt eine Meil von Ober-Laybach. Bey deß Lands Rariteten werde ich solches ausführlich beschreiben. Bistra entspringt bey Freudenthal, und läufst in die Laybach. Bey Haasperg entspringt ein Was ser, welches viel Getreyd- und Schneid Mühlen gehen lehrt, und in die Unz rinnet dasselbige hat überaus stattliche Hechte, Lachsfähren, auch ordinari Forellen, Allieti, Schleyen, Barben, Nutten und dergleichen. Ist demnach tool ein recht edles Wasser, und sollte man viel drum geben, daß es etliche Meilwegs flösse. Der F e i st r i z (Bisterza) ihren Ur- Die Feistriz. sprung trifft man an bey dem alten Schloß Feistriz, da sie aus dem Felsen hervorbrtcht. 25* Schier- manza. Sehuza. Sie bringt viel Mühlen in den Laufs, und nach Verrichtung solches guten Dienstes, der Reka an stat eines Zinses oder Tributs ihren Einfluß. Man fischet darinn die schönste Lachsfahren. Die Hubl. Die Hu bl (oder Kobl) kommt aus dem Gebirge bey Haidenschafft hervor, und wird von der Wipach eingetruncken. Hat Forellen. Die Lay- Die Laybach entspringt bey Oberbach. Laybach, und verrichtet eine Reise von sechs Meilen, biß sie endlich der Sau in den Rachen geht. Die Beschreibung ist oben allbereit völliger geschehen. Motschiuneg läufst S. Veit vorbey ne°g!e und der Wipach zu, von welcher sie ein- genommen wird. Es leben darinn unterschiedliche Fische. Schiermanza entspringt nahe bey Hül-tzeneck und läufst in die Gradaschiza bey dem Dorff Rosorie, verändert aber unten nahe bey gedachtem Rosorie den Namen, und wird daselbst Sehuza genannt. Die Huechen, Rutten, Schleyen, so darinn gehen, seynd der schönsten Gattung, auch die Krebse groß und übertrefflich. Der Fluß Timavus der weit-berühmte und ur-Timavus. bekandte Fluß, welcher so vielen Geschichtschreibern und alten Poeten durch die Feder geflossen, thut seinen Ursprung zwischen Tybein und S. Johannis aus sieben Löchern eines rechten Felsens. Virgilius gedenckt seiner etliche Mal, als erstlich in diesen Versen: Tum sciat aerias Alpes, & Norica si quis Castella in tumulis, & Japidis arva Timavi, a) Und an einem andren Orte b) poeti-sirt er also: Antenor potuit, mediis elapsus A-ehivis, Illyricos penetrare sinus, atq. inti-matutus Regna Liburnorum, & fontem, superare, Timavi: Unde per ora novem, vasto cum murmure montis, lt mare proruptum, & polago premit arva sonanti. Deßgleichen geschieht auch dieses Stroms Meldung beym Silio Italico c), Statio d), Lucano e), Martiale f), Claudiano g), a) Virgil, lib. 3. Georgio. 6) lib. 1. Aeneid. c) lib. 12. c?) lib. 4. Sylvar. Carni. 7. e) lib 7. f) lib. IV. Epigr. XXV. g) Panegyr. de Consulatu VI. Honorii & alibi. Sidonio Apollinari h), Pomponio Sabino i), Livio k), Strabone l), Mela m), Plinio n), und vielen andren. Allein da hören wir, in obangezogenen Virgilianischen Versen 'nicht nur von sieben, sondern von nenn Quell-Löchern dieses Flusses. Gestaltsam auch Claudianus neun setzet in diesen Worten: — Ing novem consurgens ora Timavus. So setzen auch Mela und Vadianus in seinem Commentario und Observation über den Melam neun Quellen. Interfluit Timavus novem capitibus exurgens, uno ostio emissus. „Der Fluß Timavus steigt ans neun Quellen hervor und fleusst nur durch einen einigen Canal ins Meer. Aber Strabo und Cluverius sagen gleich-tool anders dazu. Jener Strabo nemlich spricht: Habet (Timavus) portum & elegantem lacum, & fontes septem potabilis aquae, protinus in mare lato & alto excidentis amne. „Der Fluß Timavus hat einen Hafen, und zierlichen See, und sieben Quell-Brunnen gutes Trinck-Wassers. Polybius hat geschrieben, daß, eine ausgenommen, die übrige Spring-Quellen alle gesaltzen seyen. Posidonius aber spricht, der Fluß Timavus komme von den Bergen herab, und werde alsdann von einem Erd-Schlunde verschlungen, und nachdem er hundert und dreyssig Stadia unter der Erden fortgeloffen, flieffe er wiedrum hervor ins Meer o). Dieses, welches Strabo aus dem Posidonio von der Verschling-und Wiederausbrechung Timavi vermeldet, wird auch vom Plinio bestetigt mit diesen Worten: In Atinati campo fluvius mersus post XX. M. P. exit, & in Aquilensi Timavus p). Cluverius spricht dem Straboni und denen, welche nur sieben Quellen diesem Fluß zu eignen, Recht, wiewol er nur sechs derselben für die ersten und recht eigendlichsten achtet. Indem daß dieser Fluß von der ersten verschluckt und nachmals wieder ausgebrochen werde, will er dem vom Strabone angezogenem h) Carm. XIV. t) ad Virgilii Eclogam VIII. k) lib. XLI. ?) lib 5. p. 133. tri) lib. 2. e. 4. n) lib. 2. c. 103. & lib. 3 c. 18. o) Strabo lib. 5. p. m. 133. p) Plin. lib. 2. c. 103. uverii Be^ M vom -limavo. der Ti-ffus aus u°ben ober Posidonio auch nicht unrecht sprechen. Und berufft er sich aus seine eigene Besichtigung der Gegend dieser Fluß-Quellen. Man beliebe seine eigene, von mir aber geteutschte Worte ans seiner Beschreibung Italiae Antiquae zu vernehmen: „Bei) den Carnis (oder Crainern) ist ein Fluß, den die Einwohner insgemein S. Oanzan nach der Kirchen deß H. Can-tiani nennen, bei) welcher Kirchen unten aus dem Fuß eines hohen Berges eine grosse Menge Wassers durch viel Quell-Löcher mit starckem Geräusch und Brausen hervor bricht, und bald in einem unter-irdischen holen Gang sich dergestalt verbirgt, daß mans nirgends mehr sihet, biß es nach 14 Meilwegs bey dem Flecken, welchen man insgemein 8. Giovani di Cherso nach der Lands-Gegend und auch S. Giovanni di Duino von dem nechstgelegenem Schloß dieses Namens Heisset, wiederum mit vielen und gewaltig-grossen Quellen hervor dringet, die solcher Natur und Art sind, wie die Alten den Urquellen deß Timavi zugeschrieben." _ Und zwar daß er besagter Massen mit vielen Quellen wiederum heraus springe, ?eun Röhren verstehe bey gedachtem Flecken S. Johan-Mlle? urtheilet auch Martialis a). Mit oder aus wie vielen Spring-Röhren aber der Timavus hervorgehe, das ist unter den alten Bücherschreibern strittig. Strabo macht aus dem Bericht Posidonii sieben Quellen, dem auch Martialis beypflichtet b). Hingegehen setzt Yirgilius neun, welchem auch Mela c) und Claudianus d) bestimmen. „Ich selbst (seynd Cluverii Worte) habe der fürnehmsten und aller-grössesten Quell-Löcher, wodurch der Fluß sich widrum heraus giesst, bey gesagtem S. Johanns-Flecken sechs gezehlt, aus deren jedwedem das Wasser mit unzehlich-vielen Strudeln und aufwallenden Wogen hervorquellet. Die erste Quelle bricht oberhalb der Kirchen herfür und macht einen Canal oder Fluß, hernach machen die drey nechste den zweyten, folgends die zwo übrige den dritten. Endlich aber fliessen solche drey Canäle da, wo man zwischen den Ursprüngen und dem Meer ungefähr den halben Weg und das Mittel hat, zusammen in einen Fluß und gehen endlich mit einander durch einen einigen a) üb. 8. Epigr. 28. b) üb. 4. Epigr. 25. c) üb 2. c. 4 d) Panegyr. de VI. Consulatu Honorii. Ausgang ins Meer. Und selbige drey Quellen brechen aus den untersten Hölen eines Stein-Hügels, als wie aus so vielen Pforten hervor, doch die erste bey der Kirchen aus einem weiterem Munde." „Für die siebende Quelle seynd ohne Zweifel von den Alten diesen sechsen bey-gerechnet worden diejenige Ursprünge, welche am letzten, wenn man nach dem Kastell Duin zugehet, auf einer _ morastigen und sumpfichten Flächen mit nicht so häuffiger, sondern geringer Flut entstehen und zu dem dritten Canal hinab fliessen." „Was die zwo übrige Virgili! und Melae für Quellen gewest, ist ungewiß; denn besagter Fluß Timavus nimt mitten ans halben Wege zwischen dem Meer und Zusammenstoß der dreyen Canäle an seinem rechten Ufer noch ein andren Fluß zu sich, welcher daher rinnet aus einem See, der zweytausend Schritte von gemeteteli Quellen entlegen ist, und nun insgemein Lago della pietra rossa, das ist der See deß roten Steins oder derSee deß roten Stein-Felsens benamst wird. Und derselbige Fluß bringt selbst auch noch ein andres kleines Flüß-lein mit sich, den nian (auf Jtaliänisch) insgemein Fiumen di Santo Antonio, S. Antonius-Fluß nennt, welcher gegen Mitternacht eine halbe Insel macht, darinn die warme Wasser oder Bäder S. Antonii seynd. Ob nun etwan die Alten die Urquellen dieser beyden Flüsse für die zwo übrige Spring-Quellen deß Timavi mit angegeben, oder ob sie die beyde Fließ-Quellen, so nahe bey dem S. Johanns-Flecken unter dem Hügel daselbst und auch aus sumpfigten Oer-tern aus das lincke Ufer deß Not-Stein-Flusses hinunter lauffeit, dafür angesehn, kann man nicht wissen; denn für diese redet der Geschmack deß Wassers selbst, welcher gesaltzen ist, für jene Livius, welcher gemeldten See deß roten Steins oder Felsens Timavi lacum den Timavus-® e e nennet e). Unterdessen scheinen doch die recht eigendlich-genannte Spring-Quellen die sieben untere gewesen zu seyn, von welchen die meiste Authores diese Zahl genommen. " „Was aber Strabo von der Natur solcher sieben Quellen meldet, daß nem-lich selbige sieben Urquellen trinckbar seyen, dahingegen Polybius geschrieben habe, sie wären alle ohn biß auf eine gesaltzen; das beydes wahr, doch in Absetzung auf die unterschiedliche Zeit. Denn dieser gantzer Strich zwischen dem Meer und dem Fluß Frigido (den man heut Wi-pach nennt) besteht aus einem immerwährendem Stein-Felsen, welcher hie und da von unzehlich-vielen und gewaltig-tieffen Holen durchlöchert: aus denselben reichen etliche verborgene Gänge von dem Stein-Hügel oder Stein-Felsen, welcher zu den sieben Timavus-dnellen hinabschauet zu dem seichten Ufer deß nechstgelegenen Meers; und durch sothane verborgene Gänge oder unter-irdische Canäle bekommt der Fluß Timavus einen Zu- und Abfluß, vermittelst der Zu- und Ruck-Flut deß Meers; daher dann der Fluß gar sanfft und still, ohn einiges starckes Geräusch, mit seinem süssen Wasser durch viele Engen hinab rinnet, wenn das Meer gefallen und zurück gewichen. Aber sobald die Flut desselben wieder angekommen, dringt sie zu vorgesagten Canälen oder verborgenen Höl-Gängen so ungestümlich hinein, und vermischt sich mit der: Quellen deß Timavi, daß selbiges Urquell-Wasser hierauf mit hefftigem Brausen und gleichsam Brüllen und Krachen deß Stein-Felsens durch gedachte viele Mund-Löcher hervor brechend, nunmehr in dem ordentlichem Canal oder Fluß-Raum deß Timavi sich nicht halten noch einschrän-cken lassen will, sondern offtmals die nebenligende Wiesen, durch welche der Fluß nach dem Meer zu Passirt, weit und breit überlaufft und fast wie ein Meer bedeckt. Angemerckt eben deßwegen die Anwohner diesen See (oder Überschwemmung) eine Urquelle und Mutter deß Meers genannt, wie Polybius beym Strabone bezeugt. Wann nun das Meer-Wasser so häuffig mit den Fluß-Quellen vermischet wird, verbittert es dieselben alle mit seinem Saltze, also, daß mair sie nicht trincken kann, ausbenommen die einige, so die aller-grösseste ist und bei) der S. Johanns-Kirchen Hervorwudelt a). Das dem also sey, bezeugt Cluverius durch seine eigne Erfahrung. a) Cluverius in Deseript. Italiae antiquae e. 20. p. m. 132 seqq. Ob aber Cluverius hierum nicht samt dem Posidonio und Plinio betrogen wird, daß er meynt, derjenige Fluß, welcher in die Erde fällt, sey eben derselbige, welcher nach 130 Stadiis wieder hervorbricht, dafür brauchte man wol Bürgen. Denn weil sowol das Crainerische als Kärnterische Gebirge den Bauch voll Seen und Wasser-Quellen hat, kann man, wie D. Schönleben gleichfalls urtheilet, nicht allemal versichern, welcher Orten ein Fluß, der einen weiten Weg unter der Erden geloffen, eigendlich wieder hervor gehe. Weßwegen die Meynung von der Ein-und Auserdigung dieses Flusses auf gar matten Füssen steht. Doch wollen wir endlich denselben nicht eben schlechter Dings widersprechen in Betrachtung dessen, daß unten hernach in folgendem Capittel die Beschreibung deß Flusses Reka dieser Cluverianischen Aussage ein ziemliches Aufwasser geben wird. Es setzt endlich der Timavus seinen Laufs nach dem Adriatischen Meer zu in den Benetianischen Golfo. Aber es scheint, der Timavus dörffte gleichfalls allhie bey dieser unserer Er-zehlung der Flüsse sich leicht auch gleichsam zu einem See ergiessen, und über die Ufer unser allhie Vorgesetzten Mittelmäs-sigkeit der Flüp-Beschreibung zuweit er-breiten, so wir länger dabey beharreten; wollen derhalben diesen Strom nunmehr verlassen, und mit wenigem noch von zween andren reden. Der FlußWipach, welcher von den Der Fluß alten Authoribus Frigidus genannt wird, Wipach. und in Schrifften gleichfalls berühmt ist, entspringt aus lauter Felsen hinter der Burg oder Schloß zu Wipach unter dem hohen Berge und läufst nach Friaul in den Lisonzo. Ihn begleiten schöne Lachs-sähren und andre edle Fische mehr. Die Yderscheza kommt zwischen dem Ydersebez»-hohen Gebirge oberhalb Yd ria, da sie ihren Ursprung empfäht, herab, und läufst gleichfalls der Lisonzo, als ihrer Einnehmerin, zu. Giebt mancherlei) Fische, insonderheit eine grosse Menge trefflicher und wol-geschmackter grösser Aalen. ?»ner-Unerische Zaster i0 unter die Erd cn gehen Lo 'gua. Keka Das Lxvii. (Capittef. Von den Jnner-Crainerischen Wassern, welche zur Erden einfallen. Das zur Erden eingehende Wasser dev Nohitsch und die Loqua. Die Dovkh. Alvern Flüsse, die bende den Armen Reka führen. Schein der Miderwertigbeit zìvischen der ersten und andren Reka. Das Fliess-Wasser ben Mahrenstels. Die Enz. nterfchiedliche Fließ-Wasser deß Inneren Crains passiren unter die Erde, als Bey Lo Hit sch rieselt ein Bächlein vorüber und läufst nicht übrig weit, sondern begräbt sich bald in die Erde, und Jchenckt weder dem Hamen noch dem Netze besonders viel, weil es wenig zu verschencken hat, und sich nicht viel Fische darinn antreffen lassen. Loqii'a kommt zwischen kleinen .Bergen urspringlich hervor und läufst indie Erden nemlich in einen Felsen unter dem wunderlichen Schloß Lueg (sonst Jam ma genannt), dessen Abriß und Situation der geneigte Leser unten beh völligerer Beschreibung der Schlösser im Kupffer finden wird. In diesen Wasser gehen unterschiedliche Fische. Die P o h k h urguellet im freyen Felde und läufst tn die Erden in einen Felsen gleich bey Adelsperg beh der Grotten. Cs gehen etliche Mühlen darinn und auch mancherlei) Fische, als Hechte, Allten und dergleichen. Die Reka entspringt in Ober-Poykh und fällt beh S. Canzian unter der Stadt in die Erden. Macht aber viel A ariationen und seltsame Abwechslungen. Denn auf der andren Seiten sliesst sie gleich wieder heraus, kommt aber kaum eines Steinwurffs weit, als sie wiederum zu einem Felsen-Loch kommt und auf der Gegen-Seiten deß Felsens wieder her-auslaufft. Dieser Fels gleicht einem recht phramidalisch-aufgespjtztem Berglein und Ft doch gleichwol höher als einiger Kirch-Thurn. Kaum hat sich dieser Umsattler, unbeständiger Erd-Kriecher und Unter-Taucher, dieser Fluß sag ich, zween Stein-würffe weit über der Erden gedultet, da will er wieder unter oder in ihr sehn, flutet abermal zu einem Felsen hinein in die Erde und reiset unter ihrer Decke vier Meilwegs in der Karst. Alsdann bricht er zwischen Tywein und S. Johannis durch einen Felsen ans sieben Löchern hervor, gleich als hette die Erde ihn zur Danckbarkeit der Anvertrauung reichlich begabt, und unfeinem ansehnlich-vermehr-tem Geleit wieder beurlauben und erlassen wollen. Daß also aus diesen Fluß gar wol die Rede, so Tacitus über unsere Deutschen führt, füglich gerichtet werden.mag: Nee totam libertatem, nee totam servitutem ferre potest : Er kann weder die gantze Freyheit noch die gantze Dienstbarkeit tragen, bald will er frey von den Erd-Deckel bald unfrey sehn. Nachdem er aber aus bemeldten sieben Löchern hervorgebrochen, lässt er seinen vorigen Namen zuruck, und sich nunmehr Timaus (oder Timavus) nennen; dafür er vor dem letzten Ausbruch billig an stat Timaus wol hette die Maus heissen können, weil er gleich einer Maus bald aus einem Loch (deß Felsens) hervor wischt, bald in ein andres wieder hinein. Und muß sich Einer wol verwundern, wenn er stehet, wie dieses Wasser so wunderlich durch die Berge sliesst, wie nachgesetzte nach dem Leben gerissene Kupfer- Sihe die Figur abbildet. I'gur o a Nr. 33. Diesem nach mag Posidonius und auch Cluverius noch wol in gewissem Verstände recht geurtheilt haben, daß der Timavus vorher in die Erde sich ver-schlupffe, weil die Reka, welche sich so offt der Erden unterwirfst und wiederum von ihr heraus wirfst, nicht dem Wesen (das ist nicht dem Wasser selbsten), sondern nur dem Namen und der Abtheilung 5. Kozian nach von dem Timavo unterschieden. Denn obgleich weder Posidonius noch Cluverius von so vielmaligem Aus-und Einlauffen der Reta zur Erden etwas melden, mögen sie solches etwan nicht völlig erkundigt oder vielleicht mit darunter eins für alle Mal begriffen haben. Doch müssen wir es einen Weg wie den andren auch so noch bei) der Vermutung nur bleiben lassen und nicht bey der Unfehlbarkeit. Denn weil die Reka zuletzt gan-tzer vier Meilwegs unter der Erden fortstreicht, bevor sie durch ihren sieben-röhrigen Wieder - Ausbruch den Namen Timavi erwirbt, könnte freylich wol, wie der Doctor Schönleben besorgt, dieMut-massung fehlen und etwan die Reka gantz anderswo, da mans bishero noch nicht vermutet gehabt, ausbrechen, dieser siebenfältiger Ursprung aber deß Timavi ein gantz neues und absonderliches Quell-Wasser seyn. Jedoch, weil gleichwol der Timavus aus sieben Löchern hervor springet, dörffte unter sothanen sieben Quellen das Wasser der Reka wol mit begriffen seyn. Ein andre Allein es ist auch noch ein andrer Reka- Fluß eben dieses Namens Eeka, der deß vorigen Bruder aber gantz anti-pathisch. Dieser Fluß entspringt auch am Poig bey Prewald und zertherlet sich hernach in zween Arme, deren einer und zwar der grösseste bey dem Dorff Velike otog sich in die Erden verläufst. Deßgleichen thut auch der andre Arm bey dem Dorfs Klein - Otog. Er führt Hechte, Allten und stattliche Krebse. Beyde Arme dieses Wassers wie auch die Poykh vereinigen sich miteinander gleich im Berge, und auf der andren Seiten deß Bergs, als bey Klein-Häusel und Haaßberg, kommen sie an zweyen Orten wieder heraus, fliessen gleich unterhalb zusammen und werden nach geschehener solcher Bereinigung die Uittz genannt. Welche Untz nicht übrig weit läufst, da Einlauff sie gleichfalls zur Erden eingeht in ein Erv-n. Loch. Und über zwo Meilwegs kommen wiedrum an zweyen Orten zween Zweige oder Arme von ihr heraus, nachdem sie sich inwendig zertheilet hat, weil sie an stat eines — zween Ausgänge und Löcher gefunden. Solche ihre zween Arme streckt sie heraus bey Ober-Laybach und Freudenthal. Uber ein kleines fliesten dieselbe zusammen und macht das Wasser, welches die Laybach genannt wird und in die Sau läufst, die Sau aber in den Pontum Euxinuin, das ist, ins Schwartze Meer. Zwischen diesen beyden Flüssen, welche ich * oben um dergleichen Namen und so nahe benachbarten Urspünge willen Brüder genannt habe, scheinet gleichsam eine Schein der Antipathia oder natürliche Abgunst und itoiichenhber Widerwertigkeit zu seyn, weil sie, obgleich ersten und so nahe beysammen, dennoch im Zusammen* «tiren Beka. kommen noch einen See machen. Ange-sehn, ein greulich-hohes, wildes und über vier Meilwegs breites Gebirge zwischen Ober-Laybach und dieser Reka sich ins Mittel legt; gleichwie nicht weniger zwischen S. Kanzian und Tybein gleichfalls ein lauter steinigtes Gebirge von eben soviel Meilen kigt; wodurch dennoch diese beyde Flüsse sich nicht wollen zusammen zwingen lassen in einen einigen Strom und Canal; sondern lieber, damit sie nur von einander bleiben mögen, durch solches Gebirge, ohnangesehn es von harten Felsen ist, einen Durchbruch machen, und ein jeder vielmehr drey Mal durch den Berg lausten, lieber durch die finstere Berg-Höle allein reisen, weder mit seinem Nachbarn sich in Gesellschafft begeben will. Wie man dann bey Adelsperg einen Berg findet, darinn man das Wasser sehen kann, also wie es aus- und eingehet. Derhalben wie jene Reka bey S. Canzian dreymal aus- und einrinnt, also spielt auch diese andre Reka eine solche dreymalige Aus- und Einläufferiun. So begehren sie auch allerdings nicht in einerley Meer ihren Ausgang oder Ausfluß zu nehmen, sintemal die erste dem Adriatischen, die andre dem Schwartzen Meer zuwandert. Bey Mahrensfeld entspringt ein Wasser bey Wasser und treibt eine Mühle. Selbiges ?^ren8' läufst durch das Baufeld und nachmals in eine Grube unter die Erde. Der Fische fiudt man wenig darinn. Die U nz, von welcher vor schon gesagt, Die Nnz. daß sie bey Klein-Häusel entspringe, geht nach Uberlauffung einer halben Meilen bey dem Dorff Gcrzeriavez in ein Erd-Loch. Uber dieses Wasser geht eine schöne grosse steinerne Brucke. Ist ein überaus fischreiches Wasser, darinn Hechte, Lachsfahren zu funffzehen, auch zwantzig Pfunden imgleichen ordinari Forellen, Allten, Schlehen, Barben, Nutten und dergleichen Fische mehr gefangen werden. Das LXViii. llapittef. Von den Inner - Cratnerischen Grotten oder Holen. Insta». Den Vorzug 3mur-(£raxmnscfjer Grotten desto schernburer zu innchen, ioerden sie etlichen berühmten ausländischen Holen bergleichlich entgegen gesetzt, sonderlich der Haumanns-Hole im Hände Hraunschloeig, loriche zu dem Ende beschrieben loird. Verloundrung etlicher Heregrinanten über die Grotten zu Adelsperg und ben Hueg. Schloss in der Holen bey Hueg. Kurtze Beschreibung der lounderloürdigen Holen ben Adelsperg. Grausame Tirile etlicher gäher Gerter daselbt. Seltsame Figuren in gedachter Adelsperger Holen. Natürliche Schaubühnen und steinerne Drucke daselbst. Unter-irdischer Hau der alten Homer ben Fazzuolo. Wasser in den Adelspergischeu Holen, dazu man einen Menschen am Seil hinunter gelassen. Die Grotta ben Mein-Häusel. Die Wunder-Höle ben Hueg. Grosses Schloss in einer Holen oberhalb der Grotten ben Hueg. Die ^Grotta ben Uussdorll. Die Grotta Pod lamo Tabor. Ein andre ben S. Serif. Valv. II. Buch. 26 us der Massen wunderliche und gewiß gar schauwürdige sehr rare Grotten hat das Innere C r a i n, dergleichen man schwerlich irgendswo in einem Lande filibt, wiewol es nicht möglich alle recht zu beschreiben. Wer von seinen eigenen Augen nicht überzeugt und versichert wird, der kanns nicht tool glauben. Die Braunschweigische Thopographia Matthäi Merians streicht zwar die Wunderseltenheit der Die Bau- so genannten Baumanns -Höle in der Grafßchafft Stollberg für unvergleichlich schaft Stoll- aus, und giebt vor, es werde in keiner berg. historischen Schrifft von dergleichen gelesen, sey auch wot nirgends aus dem Erdbo- dem dergleichen eine mehr anzutreffen a). \ Nun steht nicht zu leugnen, daß sie eben nicht alltäglich. Ihr Eingang ist, wie sie Praetorius recht beschreibt, gantz niedrig und enge, also, daß man auf Händen und Füssen hinein kriechen muß. Vorher aber hat sie einen Bogen gleich einem Vor-Gemach, der von Felsen und Erden ! gewelbt. Inwendig gewinnt man bald nach dem Eingänge etwas mehr Raums; doch wird er hernach wieder ziemlich eng, aber demnechst je tiesfer je enger; und muß man gleichsam einen gantzen Berg von Steinfelsen hinab klettern. Je tiesfer man hinunter kommt, je grössere Weite findt man an allen Seiten. Und obgleich draus-sen die Lufft noch so warm wäre, em-pfindt man inwendig doch eine durchdringende Kälte. Ziemlich weit unten in der Höle ist ein Fels, welchen man das Pferd nennet, draus man sitzen und also herum klettern kann. Von diesem Felsen weiter hinunter muß mau durch enge Löcher zwischen den Steinen sich durcharbeiten. Daselbst findet sich wieder eine tiesse Höle, da man sich auf Leitern oder au Riemen muß hinunter lassen, und hernach von diesem Ort noch tiesfer hinab abermal in eine Höle. Allda und zwar fürnehmlich in der tiefsten und äußersten Höle findt man Hörner, Kinnbacken und Zähne, so man für Einhorn ausgiebt, da sie doch vielmehr demselben nur gleich sehen. Aber zu dieser äußersten Holen kann Eines nicht tool ohne Mühe und Lebens-Gefahr gelangen. So ist auch das Ende Dieser Holen annoch nicht gefunden. Vorn an derselben Eingänge quillet aus einem Stein ein heller Brunn, dessen Wasser dem Menschen den Stein abtreibeu soll. Inwendig in der Holen schauet man, wie das abtropf-sende Wasser in klare Eys-Zapffen gestehet, welche hernach zu Stein werden. Ich zwar* habe diese Baumanns-Höle Welche aber vor zwantzig Jahren, da ich selber drinn gr"ifltet^cn gewest, auch gesehen; aber in diesem vierd- fd,cn Holen ten Theil meines Vaterlands viel verwun- weit Mer^ derlichere gefunden, als unter andren, zu n n lDl Lueg und Adelsperg. Vor sünff Jahren ließ ich * einen Engländer und zween Holländer neben andren unsers Landes Denck-würdigkeiten auch diese Grotten sehen, leistete ihnen auch selber einen Gefährten. Dieselbe kunnten deß Verwunderns nicht Verwundsatt werden über die Grotte zu Adelsperg, ™en^gre|nlan. und noch weniger über die zu Lueg. Sie tcn über rie hatten die obbeschriebene Baumanns-Höle ®™ittcn H im Braunschweigischen auch gesehn, gleich- ' 6 ,pa ' wie auch sonst in unterschiedlichen Ländern viel andre wunderbare Speluncken; (denn es waren alle drey gar curiöse und schaugierige Peregrinanten) und versicherten, ! daß ihnen zwar niemals eine Hole zu ! Augen gekommen, welche über die Bau-manns-Höle wäre, diese zwo aber gingen weit darüber; ja die Baumanns-Höle könnte gegen diesen beyden Crainerinnen gar in keine Vergleichung treten. In welcher Meynung ich mit ihnen gantz einig. Diese zu Adelsperg kommt zwar ziemlich auf die Manier jener Braunschweigischen, nemlich sehr wild und furchtsam, aber die zu Lueg macht sich um ein cn-riöses Auge mit ihrer Gelegenheit hoch verdient; angefehlt, sie über die Masse schauwürdig, rar und künstlich, voraus Schloß in wegen deß darinn erbauten großen Schloß ^ f^n ses, welches viel anders, grösser und wunderlicher als in Tyrol der Köfel (Kofelo) ligt. Nichts destoweuiger ist doch auch überaus- und fast unglaublich wundersam die Grotta Bey Adelsperg (Postoina), da man mächtig-weit hinein geht, und noch Niemand zum Ende derselben gelangt ist. Ich bin Selber * ungefähr zwo gute Hoch ver-Meilwegs mit Fackeln und _ Lichtern “nb mäV hinein gegangen. Man findt inwendig tig-lange sie überall voller Gänge und Holen Spergi9 hin und wieder, ungleichen gewaltig-große Plätze, darinn große Häuser und Grausame Dörffer Raums genug hetten; an etlichen ^gäfet Orten auch abstürtzige Oerter, die so Oerter. tiesi hinab gehen, daß, wenn ein Stein Die Jnner-Crainerische Grotten gehen Andren fremden weit vor. hinab geworffen wirb, man aller erst über zweh Vater Unser lang den Fall hört. Welches gewißlich eine grausame Tieffe anzeigt. Denn wann der Adler in einer Minuten eine Deutsche Meilwegs slengt, wie der weitberühmte Herr Hevelius aus der Erfahrung beglanbt, und gleichwol der Fall eines nur nicht gar zu kleinen Kieselsteins der Schnellheit deß Adler-Flügels im Herabfallen vermutlich ehe vor- als nachgehet, verstehet sich leicht der Schluß, was ein solcher hinabgeworffener Stein für einen entsetzlich-tieffen Schlund-Boden müsse treffen. Und was noch schrecklicher, so hört man beh etlichen Sturtz-Oertern, (praecipitiis) gar keinen Fall; welches zu vermuten giebt, die Tieffe habe daselbst einen solchen Abgrund, daß der Schall, welchen der Stein drunten gegeben, eine solche Höhe nicht völlig hinauf steigen könne; welches doch in deil Hölen am stärcksten zu geschehen Pflegt. Wiewol an dergleichen gähen Oertern oder Abfällen, da nichts vom Grunde herauf schallet^ oder der Stein kein Schall-Deichen deß erreichten Bodems giebt, vielleicht der Schall in viel kleinere Seiten-Hölen und Winckel, sich verschlägt und verliert. Der Hauptgelehrte Mathematicus, Pater Ricciolus vermutet, wann man eine steinerne Kugel, so ungefähr ein Pfund wieget, durch dieLufft eines trucknen und biß ans Centrum der Erden ausgehöleten Brunnens hinabwürffe, würde derselbe ungefähr in 20 Stund-Minuten dahin, und an den Mittel-Punct, oder Gegen-Fnß gelangen a). Und wenn er daselbst im Centro nicht ruhen müsste, sondern wie Galilaeus dafür hält b), auf und abwankte, würde er von uns zu unsrem Gegenfüsser in 40 Minuten kommen. Dabei) kann Einer leicht ermessen, wie schreck-lich-tieff dieser Schlund sich hinabgründe, welcher allererst nach zwehen Vater Unfern mit seinem Schall, den Empfang deß hin-abgeworffenen Steins bezeugt. Wiewol ich nicht leugne, daß der Stein gar gern um ein halbes Vater Unser eher den Grund befallen und schlagen müsse, ehe dann der davon aufsteigende Schall dem Werffer droben solches anmeldet. f&me. Hingegen erblickt man auch, etlicher ì'eserHLlèn. Drten greuliche Höhen, und an etlichen Alles wie mit Seulen besetzt und so feltra) P. Eiceiol. lib, 2. Almagesti Novi e. 21. & lib. 5. Geographiae Reformatae, c. 38. Corollar. 8. p. 175. d) Dialogo 2. de Mundi Sistemate. sam gebildet, als ob man allerley Ungeziefer vor sich schauete, als Schlangen und andre Thiere, allerley Gespenstische Gestalten und mancherley Fratzen-Gesichter oder Abentheuren und dergleichen; wovon alle Ecken, Winckel, Böden und Seulen so voll, daß Manchem dafür grauset. Welcher Scheusal und Grauß um soviel vermehrt wird, weil sich ans allen Seiten, hie und da, viel Gänge, Grufften, tieffe Schlickten, wie auch in die Höhe unterschiedliche Grotten und Gänge gehn. Summa die schauerisch-düsterliche Beschaffenheit und Anblick lässt sich unmöglich durch einige Feder recht vorstellen. Und se tieffer man hinein kommt, je grausamer wird der Anblick. So kann man auch niemals das Ende dieser Grotten antreffen. Denn obwol gesagt wird, durch einen gewissen Gang beh der Grotten Klein - Häusel könne man heraus kommen, ist es doch ungewiß. Ich habe gewißlich* wol keinen erfragen können, der hindurch gekommen oder auch weiter hineingegangen wäre als ich*. Man trifft einiger Orten gleichsam die sàliche allerschönste und wunderwürdigste Thea- Bühnen tra darinn an, daraus man Comedien daselbst, spielen könnte. Diese sollten gar leicht dem steinernem Schau-Gerüste zu Salzburg alle Zuschauer abspannen und ihnen die aufgesperrte Augen, dem zu Hölebrunn aber den Rücken der Leute zuwenden ; denn es ist zwischen ihnen keine Gleichheit. Könnten also diejenige , welche für die Erlaubniß der Comedien oder andrer Schauspiele streiten, das wunderliche Spiel, so die Natur in dieser Hölen treibt, zur Begläntzung ihres Vorgebens mit anführen und sagen, wann die Schau-Bühnen verdienten abgebrochen, zerhauen und verbrannt zu werden, würde sie die Natur selbst nicht aufbauen, und so perfecte Muster davon vorstellen. Wiewol ein Andrer, der anders gesonnen und den Comedien nicht hold ist, ans eben dieser Hölen für sich ein Schutz-Wort herfür holen könnte und antworten: So die Comedien deß Lichts und christlicher Augen würdig wären, würde die Natur selbst die Comedicnckische Spiel-Bühnen nicht in finstre Hölen verstecken, gleich als wollte sie damit die Erklährung von sich geben, daß man billig alle Comedien und Spiel-Gerüste, zumal die üppige, vor menschlichen Augen verbergen und lieber unter die Erde, wie in einen tieffen Kercker verweisen, als über der Erden begaffen sollte. Steinerne Brucken darinn. Unter-irdischer Bau der Römer bey Puz-zuolo. Es steht auch eine steinerne Brucke darinn, die ziemlich breit und weit reichet, wiewol nicht über einen Werckschnh dick ist. Ich* habe selber auf der Seiten unterhalb mit Fackeln dran gegriffen. Hier sollte schier Jemand auf die Meynung geratzten, diese unter-irdische Gegend müsste vor undencklichen Jahren vielleicht bewohnt, und endlich durch ein grausames Erdbeben mit der Erden überstürtzet sehn; oder weil die Fels-steinerne Gelegenheit deß Orts solchem Wahn im Wege ligt, so müssten aufs wenigste viel Leute, denen vor Alters der Ausgang dieserschrecklichen und mächtigweiten Holen etwan nicht unkündig gewest, zu gewissen, nemlich gefährlichen Zeiten sich darinn aufgehalten und über das Wasser zu paffiren, diese Brucken drüber gebauet haben. Denn unter solcher Brucken läufst ein Wasser durchhin. Und wie wenn man diesem Vorgeben von den unterirdischen Gebäuen der alten Römer ein Färblein anstriche? Gewiß ist es, daß dieselbe unter der Erden manches wunderwürdiges Gebäu zugerichtet. Unter andren findt man noch bey Puzznolo in Campanien unter der Erden ein schönes Gebäu, welches zu Johannis Fran-cisci Lombardi Zeiten noch so starck und frisch ausgesehen, als obs neulich erst vor wenig Jahren verfertigt wäre, da sich doch die Macht und Herrlichkeit der alten Römer daran presentirt. Es seynd daselbst artlich-kleine Zellen von Ansehn so gut als neu, mit starcken Gewelbern überzogen, in deren jedweden eine Thür gegen der andren offen steht, also daß ein Jeglicher aus einer kann in die andre gehen. Solcher Zellen seynd so gar viele, daß soferrn Jemand ohne Licht hinein käme, er wol nimmermehr wieder heraus kommen würde. Gestaltsam die Leute zu Puzznolo deß-wegen selbiges Werck einen Labyrinth heissen. Uber allen solchen Gebäuen, ligen droben gebauete Gärten und Aecker, und scheinet anders nicht, als ob die Erde darunter durchgehends dicht und grund-fest wäre. Wer deß Orts nicht wol erfahren ist, wird die Eingänge nimmer finden; denn sie seynd gar enge, dazu mit Hecken und Dörnern gar dick überwachsen, a) Aber dieses Färblein hält gar keinen Bestand, wenn man gar zu ungleiche Gelegenheit beyder Oerter betrachtet. Wer a) Joh, Franeiscus Lombardus de Balneis Puteolanis, c. 15. wollte so mächtig weit und tieff hinein einen Bau legen, und im Finstern daselbst offt wandeln oder wohnen? Wie würde man durch so manche enge Löcher und Gänge die Materialien zum Bau hinein bringen? Wenn in dieser Crainerischen Holen menschliche Hände gearbeitet het-ten, würde man noch wol die Reliquien davon finden. Zudem unterscheidet das Auge gar leicht zwischen einem Kunst-Gebäu, wie das Unter-irdische bey Fazzuolo ist, und einem Meisterstück der bauenden Natur. Andrer gar zu grossen Ungleichheiten zu geschweigen. Gedachtes, unter der natürlichen Stein-Brucken fortstreichendes Wasser ist erschrecklich tieff. Auf einer andren Seiten rutschet man über einen Stein-Felsen hinunter, fol-gends hernach geht man weit herum, doch alleweile Berg ab. Alsdann kommt man nahe zu einem Wasser, allwo der Fürst von Aursperg, sel. Gedächtniß, vor ungefähr 15 oder 16 Jahren einen Menschen, der einen Fischbern bey sich hatte, mit Stricken zum Wasser Hinabgelaffen. Was derselbe damals gefangen, und was sich auch sonst zugetragen habe, wird der geehrte Leser unter den Rariteten deß Landes vernehmen. Denn daselbst wird man diese Grotte ausführlicher beschrieben finden, nebst der Kupffer-Figur. Bey Klein-Häusel, wo die Untz heraus kommt, da gehet man, neben dem Wasser oder Fluß sehr weit hinein; doch hat auch da keiner das Ende ausgegangen. Ich* habe mich nur eine viertel Meile weit hinein begeben, und die inwendige Gestalt überaus schön nitgetroffen. Die Curiosität hat da ihre rechte Weide und den Werth der Mühe, daß sie sich dahin verfügt; denn man schauet allerlei) Figuren, die wunderseltsam heraus kommen. Bey Loitsch ist im Walde ein gantz rundes Loch, so groß als eine grosse Stube oder Saal seyn kann, welches so tieff, daß man kein Ende siehet; auch so man einen Stein hinein wirfst, hört man nicht, wann er zu Boden falle. Ist aus lauter Felsen, und gantz glatt, als wann es mit allem Fleiß also gemacht wäre; geht gantz perpendicular oder Bley-recht hinunter, wie ein Brunn oder Cistern. Bey Lu eg (ober Jama) ist eine Grotte von so ungewöhnlicher Seltenheit, daß man sie, bestes Fuges eine rechte Curio-sität-Kammer, und einen Triumph der Es wird ei' ner zu deM Wasser dieser Hölen mit Stricken hinabgelassen. Höle beh Klein-HaU- sel. Höle bey Loitsch iiN Walde. Die Wun-der-Höle bey Lueg. Natur-Kunst unter der Erden titulireu mögte ; augesehn sie ein recht rares Werck der Natur, und natürliche Wunder-Arbeit ist. Mit derselben hat es diese Gelegenheit. Erstlich kommt man zu einem mächtighohen Berge, der ein lauterer sketch der so gühe und Schnurgrad aufsteiget, wie eine Mauer und unglaublich-viel Klassier hoch. Unten im Grunde fällt das Wasser Loqua in ein tieffes Felsen-Loch so tieff hinein, daß allerdings der blosse Einblick ein Grausen erregt. Daher auch solche tiesse Einstürtzung der Flut nicht anders tobt und brüllt, als ob es starck donnerte. Etliche Klassier hoch, oberhalb selbiger Gruben oder Loch, entdeckt sich eine Grotta, wozu der Weg mit Fleiß gemacht ist. Man geht eine Meilwegs weit hinein. Welches ich Selbst auch gethan, und zwar biß zu dem Ende, wo die Natur den menschlichen Gange das Ziel gesteckt. Denn eine Meile kann man nicht überschreiten noch sürter gehn. Da tritt einem dann die allerschönst' und lustigste Grotte ins Gesicht, die man immermehr irgendswo mag finden. Da thut die unter-irdische Verborgenheit ihre Kunst-Kammer auf, weiset dem Beschauer unterschiedliche schöne und rare Sachen, so durch die Versteinerung deß herunter tröpfslenden Wassers gekünstelt worden. An einem gewissen Ort daselbst fliesst ein Wasser durch, worüber eine schmale und nicht lange Brucke geht. In dieser Grotten kann man sich nicht vergehen. Denn sie nicht mehr ohn nur j einen richtigen Gang. Ein andrer Gang zwar geht von der rechten Hand hinein, kommt aber über eine Weile widerum zu dem rechten Gange. Allein selbigen Gang kann Einer nicht fortpassiren, weil daselbst keine Brucke über das Wasser geht. Nur an einem Ort allein muß man aus allen Vieren durchkriechen, weil einmal als der Vernutung nach, ein starckes Erdbeben entstanden, etliche zersprungene Felsen-Steine hinunter gefallen. Das beste aber ist, daß solcher beschwerlicher und übler Durchgang, welchen man so mit schmiegen und biegen, durchkriechen muß, nicht über drey oder vier Klassier weit reicht. Sonst ist es wie in einer anmutigem Spatzier-Gegend über alle Masse lustig drinn herum zu gehn. Mancher Gegend schauet man da grosse, breite Gewelber, so mit allerlei) schönen Figuren sind aus- geziert und aus den Wasser-Tropffen also nach gerat) entstanden. Etliche Klassier hoch über dieser Grotten ist ein erschrecklich-grosses Loch und weit geöffneter Raum, woselbst ein grosses Schloß und zwar völlig in dem Loch darinn erbauet steht, also, daß kein Regen drauf fallen kann. In demselbigen pflegt der Herr Graf Cabenzel mit seiner gantzen Hofstat den gantzen Sommer durch zu wohnen. Oberhalb diesem Schloß sedoch in eben diesem geraumen Loch, wiewol tieffer hinein, ist vormals ein andres Schloß gestanden, welches aber nicht gar groß gewest, und ansetzo zerstöhrt ist. Und ober dem Schloß, doch drinnen annoch in dem Loch, hat es gleich bei) dem alten Schloß einen Brunnen Eys-kaltes Wassers, welches gut zu trincken. Allda geht man vier Meilwegs und kommt endlich in der grössesten Wild-niß, im Bierbaumer Walde heraus. Allein gedachter Graf hat selbiges Loch oder Hüte ein wenig vermauren lassen, damit ran Ungeziefer mögte hineingehn. Uber jetztgesagtes grosses Loch steigt der Steinfelß noch gewaltig-viel Klafftet hoch empor. Wann einer aus dem Schloß durchs Fenster hinab schauet zu dem Wasser, wo es in die Griffst oder Loch zu den Felsen ! hinein brauset, überfällt ihn ein rechtes Grausen. Dem curiosili Leser soll hernach weiter sowol bei) Erzehlung der Lands-Ra-riteten, als auch topographischer Beschreibung der Schlösser, mit einer ausführlichen und völligen Nachricht hievon, wie auch von allen Denckwürdigkeiten, so sich Hieselbst zngetragen, aufgewartet werden, da sich dann auch die Abbildung im Kupffer einstellen wird. Bey Nußdorff, wenn man ein wenig von dem Schloß hinweg ist, kann man zu einer Grotten kommen, die dich in den Berg hinein führt. Und nachdem du eine viertheil Meile darinn fortgeschritten, wird dir ein grosses, tiefses und streng-lauffendes Wasser den Stillstand gebieten, und gleichsam Non plus ultra zu dir sagen. Diese Grotta unterhält ihren Besichtiget mit ihrer wunderlichen Art, auch wol vergnüglich und giebt ihm, wenn er wieder von ihr hinaus geht, keine Reue mit auf den Weg. Pod lamo Tabor wird eine andre Grotta genannt, welche in Ober-Poik mitten in einem hohen und gantz Stein-felsigtem Berge ligt. Den Felsen öffnet ein grosses Loch darinn ein grösser Raum und unterschiedliche, von der Natur- Grosses Schloß in einer Hölen oberhalb dieser Grotten. Grotta bey Nußdorfs. Die Grotta Pod lamo Tabor. Hand erbaute Gewelber. Voran aber ist eine gemachte Mauer, und eine Stiegen, so von menschlicher Hand in den Stein-Felsen gehauen, damit man hinauf gehn könne. Daselbst halten die dort herumwohnende Leute allstets einen Wächter, welchen sie Guardian nennen, weil sie ihre beste Sache droben haben, und dieser Ort gleich an den Grentzen ligt, wo sich manche liderliche und schlechte Heiligen offt aufhalten, als Banditen, Martelossen, Morlaken, Wallachen, Tiir-cken und dergleichen raubrisches Gesindlein. Wenn diese fromme Bnsch-Englein erfahren, das Jemand gutes Vermögens oder was Gutes bey sich im Hause daheim hat, entbrennen sie, bald darauf mit Ranb-Gierde, suchen wie sie einen solchen Hausmann das Haus leer und ledig machen, dasselbe überfallen und ausplündern mögen. Wobet) denn auch der Hauswirth selbst tool, entweder dem Tode oder ihnen zum Raube wird. Denn sie bringen denselben bißweilen gar ums Leben, oder durch gefängliche Wegführung um seine Freiheit. Wiewol solches nur selten geschicht. Es ist ein extra-ordinar festes Nest, so unter dem Schutz der Natur ligt, als die es, über einen feindlichen Anlanff, ziemlich hat erhöhet. Siehe die Wie beygefügter Kupffer-Stich davon den |ignL recht eigendlichen Abriß ertheilt. Bey S. S e r f f hat es eine Grotta Grotta m gleich hinter dem Schloß oben auf dem S. Serff. Berge, die gewißlich auch seltsam und über die gewöhnliche Vermutung ist. Sie senckt sich in die Tteffe hinunter, und nicht allein gewaltig-tieff, sondern auch sehr gähe, wie in eine Cistern. Weßw:gen ich* eben harte Mühe gehabt hinunter zu steigen und den Hinabfall zu verhüten; angemerckt, etlicher Orten, insonderheit die Gefahr aufsteiget, indem man nidersteiget. Ich bin nur etliche Klassier hinab gekommen, als sich gleichsam ein Gebäu sehen ließ, das mit Seulen unterbauet, dazu mit sehr vielen Gewelbern und Zimmern zu prangen schien, da man aus einem ins andere hin und wieder auch sonst mit und um gehen kann. Wer so seltsame Sachen daselbst ohne Verwundrung und Erstau-nung ansiehet, den mögte man tool selb-sten für ein Wunder, ja für einen eben so unempfindlichen Stein ansehn, als wie der Felsen-Stein, daraus solche gewelbte Kammern bestehn. In dieser Grotten pflegt man an einem gewissen Ort bißweilen Messe zu lesen, und hat der heilige Servulus etliche Jahre darinn gewohnt. LNan findt auch in dieser Hölen etliche Quell-Brünnlein, welche so kalt wie Eys. Dessen hat man sich auch nicht sonders-viel zu verwundern, sondern vielmehr darüber , daß, wenn man in dieser Grotten einen Wein kühlen und auffrischen will, derselbe so gleich seine Krasft verliert und recht stinckend wird; inmassen man solches mir für gewiß erzehlt, auch der Schloß-Verwalter selbst bestetigt und versichert hat. Etliche Engländer, welche die so genannte Eanarische Pique, nemlich den hochspitzigen Berg Teneriffa hinangestiegen, haben, wie sie biß auf die Mitte gelangt, an ihren Wein-Flaschen dergleichen Wein-Entkräsfigung verspührt, als sie nemlich an eine solche Gegend gelangt, da es bitterlich kalt gewest. Wiewol nachmals in der Wiederkehr ihr Wein wieder zu Kräfften gekommen. Aus dieser Grotte» steigt man weiter in die Tiesse hinab, doch also, daß man sich an theils Orten am Strick hinunter lassen muß; alsdenn kommt man alleweil zu schönem und weit verwunderlichem Grotten, also daß die Vortrefflichkeit deß Anblicks in der Erniedrigung erhöhet wird. Ich zwar * bin weiter nicht hinunter gestiegen, habe aber mit Leuten geredet, welche erschrecklichtieff hinunter gekommen, auch daselbst in der Tiesfen hin und wieder herum gegangen und mir glaubliche Nachricht gegeben, wie wunderlich es drunten beschaffen, was für artliche Gewelber, Grotten und Gänge darinn begriffen, mit was für (Dchauwürdigen Seulen alles stoltzire und den Anschauer in Verwundrung entzücke, ja vor starrender Erstaunung schier zu einer Seulen mache. Ob nun gleich die Grübel-und Schau-Lust ihrer Viele hinunter getrieben, hat Keiner doch bischero noch das Ende ergangen, sondern ihm selbst ein Ziel setzen müssen. Welches denn eine seine Sitten-Lehr gäbe, daß, wann wir so gern und zwar nicht unbillig den inwendigen tiesfen Bu-sem der Erden erkündigen, wir noch billiger unfern Gemüts-und Hertzens-Winckel zu besichtigen hetten, und weil die Natur im tiesfen Erd-Bauch solche Zierrahten und Schau-Wunder, da sie doch gar wenig Aufseher hat, stifstet, wir viel befugter seyn, unser inwendiges Ge-welbe, welches Gott zum Tempel durch die Heil. Tauff geweihet ist, zu schmücken, das ist mit allerlei) Verstands-und Gemüts - Tugenden, als wie mit lauter güldnen Pfeilern und Ehren - Seulen zu verherrlichen, nachdemmal wir ja nicht denselben verbergen können, sondern ein offenbares Schauspiel beydes der Engel und der Menschen seyn und sowol unser inner-als äusserliches Bauwerck demjenigen vor Augen steht, vor dem die Finsterniß ist wie das Licht. DflrS lxix. CaMtes. Von den Kreutz-oder Kreutt-Feuren oder Türcken-Losungen im Jmjer-Crain. -ür reissenden Thieren verwahret -man sich in den Morgenländern deß Nachts im Felde durch ein angezündtes Feuer, 1 und so macht maus auch billig an denen Orten, die mit dem 'Erb-Feinde grentzen wider die unwachsame Sicherheit, welche unter allen die allerschädlichste Bestie ist, und andre reissende Thiere nach sich ziehet, nemlich die einfallende Truppen streiffender Türcken oder Tartern. Denn wann die Einwohner den Glantz deß Feuers erblicken, wissen sie sich dadurch für feindlichen Überfall gewarnt und zur Anlegung der Waffen ermuntert, gleichwie hingegen die grimmige Raub-thiere die streikende Türcken von weiterem Einbruch dadurch abgeschreckt und in Sorge gestellt werden, man dörffte ihnen den Re-Paß samt dem Hals abschneiden. Massen solches auch offt geschieht und diese Raubgierige Wölffe nicht selten, woserrn man nur nicht mit Zusammenziehung der Truppen die Gelegenheit versäumt nnd sie wieder durchgehen lässt, ehe ihnen die Jäger über den Peltz kommen, deß Rückwegs ver- Creutz-Feuer im Jnnnern Crain. Das letzte und siinffte Theil von Crain. gessen. Unterliesse man solche Feuer-Losungen, so würden die arme Slylacht-Schafe der Christenheit in Crain erbärmlich und ohne Rettung herhalten oder mit diesen barbarischen Wölffen in die Sclaverey davon müssen, da man gleich-tool durch solche gute Losungs-Anstalt und Warnung manches Unglück zuruck treibt, und entweder diese böse Raubthiere dergestalt zurück schreckt, daß sie von selbsten sich geschwinde wieder zurück ziehen, oder, so sie je etliche Oerter überrumpeln und einen Raub beydes der Leute und Güter erhaschen, daß man ihnen nicht allein eilig nachsetzen, sondern auch unterschiedlicher Enden verwarten, und das Sltzaf dem Leuen oder Wolffe wieder aus dem Maul reisten kann. Hierinnen geschieht also in dem Innern Crain, nemlich am Karst und Poykh als dem vierdten Theil nicht geringere Fürsorge als in dem fünfften, das ist, in Histerreich und im dritten oder Mittel» Cram. In welchen Lands-Gegenden von wegen der Gelegenheit die Kreutt-oder Creutz-Feuer oder Türcken - Losungen richtig miteinander correspondiren und auf erheischenden Nothfall dergestalt zusammengerichtet und nacheinander ange-zündt werden, daß die Losung nechst von Türckey an biß zu der Hauptstadt Laybach mit dieser Ordnungs-Reihe geht. 1. Zu Geroua. 2. Utschkaberg. 3. Mahrenfels. 4. Mumach. 5. Klan. 6. Guteneck. 7. Schiller Tabor. 8. Wersauiz. 9. Wipach. 10. Senosetsch. 11. Adelsperg. 12. Laaß. 13. Lassitsch. 14. Ober-Laybach. 15. Hauptstadt Laybach. Ordnung der Losung^ Oerter. Das lxx. (Eainttet. Von den Grentzen deß Fünfften oder letzten Theils nemlich deß Histerreichs. i UN ist noch übrig der fünffte und , letzte Theil von Crain, nemlich ^Histerreich (oder 1 stria) und zwas sonst dazu gehört. Derselbe sitimt seinen Anfang bey S ü st-O st über dem Walde und Gebirge neben dem Teuflischem Garten (welchen man in gemeiner Sprache Pressida nennt) biß hernach oberhalb S. Veit am Pflüpumb (sonst Fiume oder Eeka genannt) biß zum Liburnischen Meer, welches man Sinum Flanaticum nennet, Süd - Ost gen Süden drey Meilen an Dalmatinischen oder Liburnischen Grentzen: Nachmals wiederum weiter fort nach dem Meer bey Lourana vorbey biß Bersehe?. Süd gen Osten vier Meilen an Dalmatinischen oder Liburnischen Grentzen: Hiernebst vom Meer zu Lande biß über Kherschan hinunter Süden vier Meilen an Histerreichischen oder Bene-dischen Grentzen: Folgends biß Gialiniano (oder Galig-nana) Süd gen Westen drey Meilen an Histerreichischen oder Venedischen Grentzen: Nachgehends unter Vermo Süd-Süd-West drey Meilen an Histerreichischen oder Venedischen Grentzen; Demnechst um Antignana herum und wiederum zurück heraus biß unterhalb Mahrenfels abermal Süd-Süd-West acht Meilen an Histerreichischen oder Venedischen Grentzen: Nachmals nach dem Gebirge biß Carst-perg (oder Karstberg) auf dem Karst Süd-West gen S ü d en vier Meilen an Histerreichischen oder Venedischen Grentzen: Bon dannen gleichfalls nach dem Gebirge biß zwischen Neuhaus und Mahrenfels wiederum zurück Süd-Süd-West vier Meilen an den Grentzen deß vierdten Theils: Hernach unter dem Utschka-Berge gegen Klan, biß zwischen Klan und Utschka-Berg, sieben Meilen an den Grentzen deß vierdten Theils. Dieses nennet man den fünfften Theil, Siehe beyge. und zwar auf Crainerisch Istrianske Kr ai. §!®chetteb Anwohner £ «ünfften ^he,l. Das lxxi. Lapittel. Von den Einwohnern deß Histerreichischen Theils. Inhalt. Aweverlen Einwohner in Disternich. Zie so genannte Fiumaner und derselben Gewerbe und Handthierung. Geistliche bon geist- und weltlichen Verrichtungen. Miteingerucbte Heschreibung dess unsinnigen Mutwillens der Meinleser zu- und um Noia, und gählinge Verändrung derselben zur Erbarbeit. Die andre Einwohner bon Disternich und derselben Nahrung. Treuliche Hasel-Uusse. weyerley Einwohner leben in Hister-reich, das ist in dem fünfften Theil deß Lands Crain, als die Fiumaner, Dalmatiner oder Liburnier und die eigentlich so genannte Histerreicher, derer Sprache und Kleidung sowol als Lebens Art und Wandel gantz ungleich bewandt. Die Fiumaner, Dalmatiner Die Einwoh-oder Liburnier wohnen in Dalmatien "e.r, f° man oder Liburnia, als bey Bersclietzsch, ne1“t^mer Laurana, Muschenize, Vaprinez, Ca-stua und dort herum an dem Meer. 27 Das lezte Fvnfftl Das Ist Histereich •Ma.kren.jeLs Statica- öraolina. Wachse, Schabez, VfyriniT. Antignana fynda.r ’Vefiiisch f ° o /' $ / — ^MYam-Sej y 'ì.- Moscheniza S.LSetn im ja-idl Verme TERB7RG OVRAN, imia.no, Beben, • huynbevcf Gewerb unti Hanti-thierung. Geistliche, so Vormittags geistliche Geschäfte, Nachmittagsweltliche verrichten. Ihre Sprache ist Dalmatinisch. Bon ihren Sitten und Gebräuchen wird unten ein andres Buch Nachricht geben. Viele dieser Leute nähren sich von dem Meer; denn sie sahen Fische, oder handeln zur See mit allerley Art Gehöltzes, so für die Schiffe gehört, als ^n Rudern, Mastbäumen und sonst mit allerley Schiff-Bau-Holtz. Welches sie verfüyren auf Venedig, Ancona, Senegallia (oder (Si-nigaglia), wie auch hin und wieder in Dalmatien und andre Länder. Sie treiben auch Handelschafft mit allerley raren Meergeschnältz, wie imgleichen mit (Zitronen, Pomerantzen, Limonien, Granat-äpffeln, Mandeln, Feigen und dergleichen edlen Früchten, so sie heranswerts verführen. Ihrer vielen verschafft der Weinberg Unterhalt, als welcher gar edlen Wein giebt. So erhalten sich auch nicht wenige von andren Früchten, als von den Maronen, daß ist von den groffen und trefflich-dicken Kästen (oder Kastanien), welche man auch in weite Länder verführt: sintemal allhie von solchen Kästen gantze Wälder zusammen wachsen. Theils Leute nähren sich auch von der Viehzucht. Bau-Felder aber und Aecker findt man Hieselbst gar wenig und selten. Wiewol es sonst den Einwohnern weder an Stärcke noch Arbeitsamkeit mangelt. Ja diese Arbeitsamkeit lässt dieser Gegend so wenig Leute feyren, daß allerdings die Clerici oder Geistliche mit eigenen Händen in den Weinbergen arbeiten. Vormittags seynd sie geistlich, Nachmittags weltlich; oder deutlicher zu reden, vor Mittage warten sie ihrer geistlichen Amts-Gebühr und lesen Messe, nach Mittags aber bemühen sie sich in so weit mit weltlicher Arbeit, daß sie, wie andre Leute, an die Arbeit gehen und einen redlichen Angesichts-Schweiß auswürcken. Dergleichen Geistliche aber, die beydes in dem geistlichen und natürlichen Weinberge arbeiten, verstehen kein Lateinisch, sondern nur Dalmatinisch, und in solcher, nemlich Dalmatinischen und Sclavonischen Sprache wird auch die Messe gelesen. Wobey aber zu mercken, daß die Geistliche an diesen Orten ein überaus schlechtes Einkommen haben; daher leicht zu erachten, daß keine Unvergnügsamkeit, sondern die Nothdurfft ihnen die Hand von dem vormittäglichen Seelen-Bau an den nachmittäglichen Reben-Bau leget. Und wer weiß, warum der Wein vor- gelobter Maffen so kräfftig ist? ob er nicht einen desto edlern und krüfftigern Geist gewinnt, weil die Geistliche ihn mithelffen bauen? Denn es ist vermutlich, daß diese manch gutes Vater Unser dabey beten, und den weltlichen Neben* Arbeitern mit guten Exempeln Vorscheinen, sich dabey deß Fluchens und allerley Ruchlosigkeit zu enthalten, hingegen aber mit einem christlichen Seufftzer und Vermeidung abergläubischer Händel und allerley Frevels den Göttlichen Segen herbey zu ziehen. Angemerckt, sonst in manchen andren Ländern die weltliche Wein-Arbeiter nicht gar zu fromme Englein seynd, und offt solche Wintzer-Lieder hören lassen, dafür einem züchtigen Gehör muß eckeln. Wie dann sonderlich denen Arbeitern, die zu- und um Nota in Italien die Weinlese verrichten, von dem Jtaliäner Ambrosio Leone dieses schlechte Zeugniß ertheilt wird, daß sie sich in der Weinlese toll und thöricht anstellen, allerley Fatz-Narren-Possen, grobe Zoten und schändlichs Geschwätz ausschäumen. „Die Weinleser oder Wucher (schreibt er) scheinen deß Tages, da sie für Jemanden den Wein lesen, wie auch sonst, die gantze Wein - Ernte über deß Götzens Bachi gantz voll (gute Bachus - Brüder) und gäntzlich rasend zu seyn. Denn alsdann ih un sie dreyerley über die gewöhnliche Weise und Masse, nemlich essen (oder vielmehr fressen), Wein-lesen und garstig schreyen; (als in welchen dreyerley Dingen sie alsdann die Maffe und Gewöhnlichkeit weit überspringen und über die Schnur hauen) ; denn cm Jeglicher unter ihnen frisst alsdann in einem Tage soviel, und zwar zu dreyen Malen, als daran sonst vier Menschen gnughetten. Zweytens, verrichten sie die Weinlese überaus hurtig und geschwinde. Drittens, thun sie Alles mit Lachen, und auch wann sie unten an der Erden seynd,mit lauffen, hupffen, springen. Denn sonst stehen sie auch auf der Leiter , weil der Wein daselbst an grosse Bäume, und nicht an niedrige Stangen hinauf gelenckt wird. Weßwegen auch selbiger Ort deß Weinwachses schier den Wäldern gleicher sieht als Weinbergen. Und werden an jedweden Baum vier oder fünff gar hohe Leitern gestellt, welche ein solcher Weinleser dennoch mit einer Hand so leicht, als ob er eine Federn trüge, von einem Baum zum andren versetzt. Sie führen aber dabey ein unmenschlich- und unglaubliches Geschrey, also, das man sie gäntzlich für unsinnig halten sollte. Auf dem Lande auch, wo sie Wein lesen, schreyen sie allstets mit vollem Halse allerlei) schandbare Händel aus von Sachen, wovon eine schamhaffte Zucht schweigen heisst; nennen Alles, was man Erbarkeit wegen bedeckt, bei) Namen; sprechen oder speyen vielmehr allerley Unfläterehen aus, rühmen sich der allerärgsten und garstigsten Schande, und wünschen diese oder jene Etcätera beh sich zu haben. Machen darauf selbst ein starckes Gelächter dazu, als gleichsam eine Gewürtze aus solches Wildprett. Kommt dann entweder der Herr desi Weinbergs oder Jemand der Seinigen, so heben sie alle miteinander an, gleich als ob man in ein Wespen-Nest hette gestört, zu schreyen, und das Allerunverschämteste, was Jedweder von Venerischen Sachen nur erdencken kann, kotzt er heraus. Gehen dann andre Leute vorbei) oder auch zu ihnen auf selbiges Feld, bewillkom-men sie ihn nicht allein mit dergleichen gehlen Bocks- Complimento:, sondern werffen ihm auch allerhand Schelt- und Schimpfs-Worte in die Haut. Begegnen ihnen dann etwan einige Bürger oder Wirthe, machen sie es denselben nicht besser, sondern wol zehen Mal schlimmer, verspotten und schmähen dieselbe mit wnnderseltsamen Schelt-Worten, werffen ihnen auch überdas vielerlei) Buhler-Geylheiten vor. Sie verschonen damit weder Hohe noch Niedrige, auch so gar Fürsten und Herren, Obrigkeitliche und andre fürnehme Personen; ja, es ist ihnen nicht zu viel allerdings Priester und Ordens-Personen mit Schaamlosen, garstigen, unflätigen, unzüchtigen Reden anzutasten, so bald sie derselben nur ansichtig werden. Sie werden auch dafür im geringsten nicht gestrafft, und geschicht ihnen im geringsten nichts, weder von der Obrigkeit, noch andren Leuten; weil man weiß, daß es desi Orts Gebrauch also mit sich bringt, und man sie allda nicht anders als wie die Rasenden im Narren-Hause betrachtet. Will sie aber Jemand mit Worten darüber straffen und vermahnen, daß sie mit solcher Laster-Weise sich nicht beflecken, noch so unreine Worte im Munde führen, so erfährt er gar bald, daß er ein Pech angegriffen, welches ihn besudle, und er einen faulen Haussen gerührt, ja Oel ins Feuer geschüttet ; denn sie machen ein hönisches Gespött daraus, verlachen ihn, stecken die Zunge aus, wiederbelffern, und machen mit dem Maul ein solches Geläut, als ob sie einen Wind vom Leibe liessen." In Summa, aller Schaam, alle Zucht und Ehrerbietung seynd beh ihnen erloschen, hinhegen der stinckende Schweffel und Hartz aller Unzucht-Wörter und Schaamlosigkeit in vollem Brand. Kein einiger erbarer Laut geht ihnen aus dem Munde, sondern eitel unflätiger Schlamm und gar nichts Reines noch Lauters, als lauter scalimi und schandiren. Ihr Mund ist ein offenes Grab, daraus ein häßlicher Todten-Geruch der erstorbenen Zucht und Erbarkeit hervorgehet, eine Kloak, die einen wüsten Gestanck alles von dem unsaubren Geist ausgeworffenen Epcre-ments aufsteigen lässt, ein abscheu- und greulicher unreiner Morast und Pfuhl, daraus nicht so sehr Frösche als Kröten hervor hupffen; er ist nicht die Schwelle eines lebendigen Tempels Christi, wie die Lippen wahrer Christen sehn müssen, sondern ein rechter Süu- und Bocks-Stall. Es scheint als wärens keine Menschen, sondern lauter Satyri, Geys-Füffer und Wald-Geister, mutwillige heidnische Bacchus-Psasfen, die voll Gespeyes und Unflats, voll Frevels und Unsinnigtot, von Schande und Scheusal gantz trun-cken, in aller Unsauberkeit ersoffen, und aller Sittsamkeit gantz entsessen, ja recht zu schreiben, gantz mit unsauberen Geistern besessen. Nachdem aber die Weinlese vollendet, hat alles solches Unwesen und Laster-Wesen beh ihnen auch ein Ende, ist gleichsam todt und abgeschaffen. Alsdenn verändern sie sich in lauter Catonianische Gesichter, lieben Ernsthafftigkeit, reden kein ungezogenes Wort mehr, nicht anderst, als ob sie aus einer brutali) chen Unsinnigkett wieder zur Vernunfft gekommen oder von den Todten aufer-standne und neugebohrne Menschen wären. Angesehn eben der jenige, welcher unlängst vor gehler Frechheit und Mutwillen wie ein brünstiger Hengst wieherte, sich wie ein Sinn- und Hirn-verruckter Mensch in Worten und Geberden anstellete und ein rechter abgeschäumter Fehtn aller Untugend und Schande zu sehn, schiene nunmehr gantz erbar, sittsam, bescheiden und wie ein andrer Mensch erfunden wird. Und wie man insgemein vorgiebt, daß manche zaubrische Menschen sich aus Menschen in Wölffe oder Katzen verwandeln; also könnte man von diesen Wein-Arbeitern füglicher sagen, daß sie sich aus Böcken, Schweinen, Kälbern, Hengsten und Eseln in leutselige und modeste Menschen verwandelt hetten. Wiewol solche Wandlung schlecht angewandt seyn kann bet) denen, welche hernach um die angehende Wein-Ernte die abgelegte Laster-Lumpen wieder anlegen und sich votr neuem in den Kot wältzen, wie die Säue nach der Schwemme, gerade als ob der Segen, welchen der gütige Gott um selbige Zeit aus viel hundert tausend Augen der Reben, will sagen, an den schönen Weinbeeren hervorblicken lässt, und über die Weinberge ausbreitet, eine Freyheit und Erlaubniß wäre, mit so Fluchwürdigem Laster seine Zunge und andrer Leute Ohren zubesudeln. Es scheinet, wie der Author urtheilet, daß solche Unfläterei), Raserei) und schändliche Unart noch ein hinterlassenes Überbleibsel der alten heidnischen Bacchus-Feste, Däntze, Bocks-Sprünge, Böllereyen und Unsinnigkeiten sei), und, gleichwie ehedessen solches bet) ihnen eine heidnisch-feyerliche Gewohnheit gewest, also wollten sie eine so tiesse eingewnrtzelte Weise noch nicht so gar abkommen lassen a). Ob aber in solchen Leuten darinn noch eine solche Wurtzel heidnischer Unordnung steckt, Christus wurtzele und wohne, und einem Christen solche heidnische Narrentheidun-gen nicht zu grösserer Verdammniß gereichen, weder einem Heiden, lässt man dahtn gestellt seyn. Unterdessen ist vermutlich, daß wenn elbige Nolanische Weinleser erstlich eine charsfe Bedrohung und Sraffe zu gewartet:, hernach auch viel Geistliche, gleichwie diese unsere Crainerische Weinleser viel arme Geistliche zu Mitarbeitern bekämen, a) Vid. Ambrosii Leonis caput ultimum libri tertii de Nola. solche schändliche Gewohnheit sich leicht würde ausreuten und tilgen lassen. Allein der Eigen-Nutz lässt gern Fünsfe gerad seyn. Die andre Einwohner anreichend seynd selbige rechte Histerreicher, die recht eigend-lich in Histerreich, als zu Mitterburg, wie auch in dort herumligendem Lande und Städten wohnen. Ihre Sprache ist Histerreichisch, das ist schlecht Jtaliänisch oder Welsch. Ihrer Sitten und Gebrauch Beschreibung samt ihrer Tracht und Kupf-ser-Stich wird einer andren Stelle Vorbehalten. Dieser Einwohner Nahrung entspriesst mehrentheils aus dem Weinstock, denn dieses Theil ist mit trefflich-gutem Weinwachs gesegnet, wovon der herrliche Wein auch in weiten Ländern seinen Käuffer sindt, dahin er mit vielen Fudern geht. Biele haben ihre Nahrung von dem Battm-Oel, dessen allhie gar viel gepresset wird. Hie müssen gleichfalls an theils Orten auch die Geistliche die Hand mit daran strecken nach Mittags. Denn Bormittags ist er nur ein Geistlicher, und nach Mittage ein Arbeiter. Ihrer Vielen reicht das Priesterliche Einkommen so weit nicht, daß sie davon leben könnten, also müssen die guten Leute, ob sie gleich sonst von Latem nicht viel verstehen, das Ora und Labora dennoch conjugiren lernen, und sich mit eigener Hand ernähren. So liefet man auch einiger Orten in Sclavonischer und Dalmatinischer Sprach Messe. Manche Einwohner dieses Land-Strichs sammlen ihren Unterhalt von den Nußbäumen, welche diejenige grosse und runde f>aselnüsse tragen, so man in Deutschen ander die welsche Haselnüsse nennet. Diese Hassel-Nüsse werden weit und breit durch den Verkaufs in fremde Länder ausgestreuet. Hierzu kann dieser Land-Strich die meiste Säcke füllen und die ! grösseste Fuhren beladen, weil er derselben gantze Wälder voll hat. Nahrung dieser Ein' wohner in Histerreich- Nahrung mit Hasel' Nüssen. ®tabte im letzten Fimfftheil. ^isthum und Siöji, er. Bas lxxii. Capfttcf. Bcncnnct bic Städte und Märckte dieses fünfften Thcils. fieses letzte Fünfftheil von Crain, snemlich Histerrerch und was lsonst für Oerter dazu gehörig, >so sonst in gemeiner Land-Sprache Istrianske oder Pi-k sinske Krai benamset wird, Begreifst nachbenannte Städte: 1. Antignana. 2. Berschezh. 3. Biben (Pitschern.) 4. Castua. 5. Galliniana. 6. Laurana. 7. Mitterburg. (Pasen.) Den Abriß derselben verspahret man biß zur Beschreibung der Städte. Wir wollen gleichfalls auch allein die blosse Namen der hiesigen Märckte anjetzo nur dazu setzen, und die Beschreibung der Städte samt den Kupffer-Bildungen soll gleichfalls an seinem £>tt folgen. Es heissen aber die Namen der Märckte also: 1. Boglion. 2. Kerschan. 3. Kring. 4. Lindar. 5. Moscheniza. 6. Pasberg. 7. Schumberg. 8. Swing. 9. Terviso. 10. Vepriniz. 11. Vermo. 12. Volouska. Namen der Märckte. Bas Lxxiii. (Eapiüef. Begreifst eine kurtze Verzeichniß die Klöster und Pfarren dieses Fünff-Theils. ■8 hat in diesem letzten Theil -vier Klöster und ein Bisthum, welche aber allhie nur ohne Beschreibung sollen mit Namen angedeutet werden, und also heissen: 1. Das Bisthum Biben •(Pitschem.) 2. Das Augustiner Kloster S. Jacob am Meer. 3. Das Franciscaner Kloster zu Mitterburg. 4. Das Kloster S. Marien am See. 5. Das Pauliner Kloster bey der Cron. 6. Das Kloster zu S. Peter im Walde. Den Kupffer-Niß dieser Klöster hat man anderswo hernach zu gewarten. Es ligen gleichfalls etliche Pfarren samt einer Probstey in diesem Theil unter nach-verzeichneten Namen: Valv. II. Buch. 1. Berschezh. 2. Biben. 3. Castua. 4. Dignämb. 5. Fermb. 6. Friaul. 7. Främb. 8. Gallignana. 9. Gardasel. 10. Kerschan. 11. Kring. 12. Lindar. 13. Louran. 14. Mährenfels. 15. Mitterburg. 16. Neusaß. 17. Ober-Burg. 18. Paaß. 19. Schwüng. 20. Terviso. 21. Zepitsch. Pfarren und Probstey. Schlösser in Hister-teich. Das Lxxiv. Cajnttef. Verzeichnet die erbaute und öde Schlösser dieses Theils. lvn denen Schlössern in diesem ^fünfften und letzten Theil, die k entweder annoch bewohnt und im guten Bau-Stande oder wüst 1 bau-und einfällig setjitd, müssen 'wir nun auch einen lurtzen Bericht thun. Derselben werden allhie in dieser Lands - Gegend nur wenige gesunden, und dazu die meiste nur in den Städten oder in den Märckten ; Massen derer, so ausserhalb den Städten und Märckten ligen, nur vier seynd. Wir setzen sie aber allhie in folgender Lista oder Verzeichniß untereinander: 1. Beilai. 2. Castua in der Stadt. 3. Gallignana (oder Galliniana) in der Stadt. 4. Gradina. 5. Kerschan im Marckt. 6. Lindär im Marckt. 7. Mährenfels. (Lipoglau.) 8. Mitterburg in der Stadt. 9. Pasperg (oder Paaß) im Marckt. 10. Schumberg im Marckt. 11. Veprinez im Marckt. 12. Zepitsch. Diese Schlösser sollen hernach an gebührendem Ort beschrieben und die Figuren derselben in Kupffer vorgestellet werden. Der öden und zerstörten Schlösser ligen Oeds und in Histerreich nur zwey, als nemlich: 1. Sch äbez, dem als einem nunmehr ^ unbehausetem Gebüu die Zeit, so nicht allein ein Schabe unserer leiblichen, sondern auch steinernen Gebäuen ist, je länger je mehr abschabet, und es der Ruin je mehr und mehr geneigter macht. 2. Wachsen-Stein (Cosgliaco) welches die Verlassenheit zum wüsten Stein macht. * * * Von Bergwercken und Hämmern findet In Hs ft«*' man in diesem fünfften Theil oder Hi-sterreich keines, oder aufs wenigste kein mer noch solches, das man heutigs Tags könnte Bergwerck. bestreiten. Es hat hie gleichfalls auch kein Post- Wie auch Haus, sondern es gehen nur wochendlich Haus, ordinari Boten hin und wieder. Das lxxv. Capittel. Benennet die Dörffer in Histerreich. obgleich in diesem fünfften und ^letzten Theil deß Hertzogthums fCrain, nemlich in Histerreich ) und denen dazu gehörigen Dal-^matinischen oder Liburnischen ’ Orten noch ziemlich viel Dörffer befindlich, will ich * doch in Ansehung, daß von denselben wenig oder nichts denckwürdiges die Feder fassen und sliessen lassen kann, nur etliche wenige hin und wieder ligende davon benennen. Benennen sprech ich und nicht beschreiben. Denn ausser dem, daß etlich viel Weinberge und Oliven-Bäume wenig Getreyds, alle aber Vieh haben, geben sie mir nichts Schreibwürdiges an die Hand. Die von mir zur Benennung ausgesonderten heissen derhalben also: 1. Briest. Namen 2. Cherbon. Dörfser in 3. Gollogerintsch. (hat einen Supan ^lflerret*‘ oder Schnitzen.) 4. Jesenouick. 5. Kherschickla. 6. Khaschar. 7. Malia. 8. Neysaß, hat einen Supan. 9. Sasgnieviza. 10. Turchliacho. 11. Velia crascha. 12. Vrebisch. 13. Warnch. 14. Wnteneg. 15. Zeralach, hat einen Supan. Das LXXVI. (Capitici Von den Böden und Th,»lern in Histcrreich. Der Bellaier -Loden. *EH Berdo. «oglio-"°r Bodm. Iraner «oien. iel Böden und Thaler begreifft dieser letzte Theil, die alle sämtlich von Wem, Del, Getreyde und sonst altertet) Welschen Früchten, gleichsam ein zweytes Canaan, das ist, trefflich fruchtbar seynd. Aber in diesem Stuck hat er nicht Canaans Eigenschafft, daß er wenig Wassers hat. Es führen aber dieselbe keinen andren Namen, als nur von denen allda ligenden Städten und Marckten. Derhalben habe ich * auch anjetzo nur hin und wieder etliche aussondern, und diesem Buch einverleiben wollen. Ter Bellaier Boden ligt um Bellat herum, ist fruchtbar, denn es wächst darauf Getreyde, Wein, Baum-Oel, viel Heues und auch mancher Wald, weswegen er auch Wildes und Feder-Wilds genug hat. Ter Boden bey Berdo ligt am Berge, trägt Getreyde, Wein und Oel. Der Voglioner Boden ist auch um seiner Fruchtbarkeit willen zu preisen, als ^ der im Wachsthum deß Getreyds, Weins und Oels andren Böden wenig bevor giebt. Ter Castuaner Boden, wie auch seine Nachbarn der Moschenizer und Ve-prinizer Boden, grentzet mit der Stadt Fiume (das ist S. Veit am Pflaumb, sonst insgemein Beka genannt), mit Guteneck, mit dem Venedischen Histerreich, mit der Graffschafft Mitterburg, und zwölff Italiänische Meil nach dem Sinu Flanatico. Er hat gesunde Weine, viel Hönigs, viel Oels, viel Obstes allerlei) Art, absonderlich viel Maronen (oder dicke welsche Kesten) aber wenig Getreyds. Man bricht in diesem Boden einen Schneeweisen Marmel, welcher weit verführt wird. Man hat allhie auch viel Schafe, und macht viel Käse. Ein ansehnliches und grosses Stück der Nahrung wächst diesen Einwohnern zu von dem Gehöltze. Denn sie bereiten und verfertigen allerlei) höltzerne Werck-Mittel und Gericht für die Schiffe, verführend weit und breit in Dalmatien, wie auch ins Venetianisch-und Pannonische Gebiet. Der Gallignianer und Bibner Bodem giebt durch seine Fruchtbarkeit ein sonderbares Muster eines gnädigen Himmels. Nicht allein Wein, Oel und Getreyde, sondern auch allerlei) andre Früchte freuen sich daselbst zu wachsen, sowol als die vielen Wälder, welche doch meistentheils aus Hasel-Nuß-Stauden zusammen gehäufft sind. Selbige Hasel-Nüsse fallen gar groß, dick und rundlicht, werden auch solcher ihrer Ungemeinlichkeit wegen in weit-entlegene Länder bey Fuhren verschickt auf den Verkaufs. Kerschaner und Schumberger Boden ist Garben- und Reben-reich, gebiert viel Getreids und Weins. Dem Paßperger und Gradiner Boden ist gleichfalls die Fruchtbarkeit an Getreide, Wein und Oel samt einer milden Heu-Ernte verliehen. So mangelt ihms auch nicht an Wäldern, darinn Wilds und Flügelwercks genug. Der Zepitscher Boden ist mit vielem guten Wein, Getreide und auch vielem Heu beglückseligt. So wird auch ein Fürst-Aurspergische Stutterey daselbst gehalten. Es stehen auch darinn viel Wälder, Wild und Geflügel, absonderlich viel Fasanen. Aber weil die See diesem Boden gar zu nahe ligt, ist der Lufft dieser Gegend von der Gesundheit ziemlich entferrnt. Der Gallignianer und Bibner Boden. Kerschaner Boden. Paßperger und Gradi-ner Boden. Zepitscher Boden. Der Berg Goretin. Der Utschka-berg. Frucht-Wäldlein in Histerreich. Der Boru-tiner Wald. Der Buko-uiza. Das lxxvii. (£a|!ilti’f. Von den Bergen dieses fünfften Theils. itt diesem fünfften oder letztem Theil hat es zwar viel kleine -Derglein, aber darunter seynd "keine nahmhafft chtt allein Der Goretin, welcher oberhalb der Stadt Biben ligt, und ‘fruchtbar dazu mit Gehöltze be-'wachsen ist, wiewol meiffentheils mit Haselstauden. Der Utschka b erg, welcher aufIta-liänisch monte maggiore, und bey den Historicis Mons Caldiera genannt wird, ist ein mächtig-hoher Berg und gantz steinig; trägt dennoch unterschiedliche ^Wälder und ist an vielen Orten mit Buchen bewachsen, an etlichen aber mit Kastanien. Man findet darauf die alleredelsten Kräuter von allerlei) Gattung, welche viel grössere Krafft und Tugend haben, weder die, so anderswo stehen. Unten an diesem Berge wachsen die allerbesten Weine und Oliven-Bäume, wie auch allerlei) andre Früchte. Das lxxviii. eapittef. Von beit Wälder» dieses fünfften Theils. licht gar viel grosse Hanpt-, Wälder, sondern nur allein ikleine Wäldlein ligen in Hi-iffteretch, als dem fünfften Theil ^von Crain. Dennoch hält darinn allerlei) Flügelwerck sich auf, bevorab die Fasanen. Aber deß groffen Wilds geht darinn gar wenig. Hingegen seynd unter solchen kleinen Wäldern auch viel fruchtbare, als Kästen-Bäume, darauf die Maronen (oder grosse und dicke Welsche Kastanien) wachsen; imgleichen Hasel-Stauden-Püsche, die voll grösser rund-bäuchigter Welscher Hasel-Nüsse sitzen, so mit Fuhren nach Teutschland und ändern entlegenen Ländern gehn. Den Borutiner Wald findest du beym Dorff Boruti. Bukouiza, so ein noch ziemlich-grosser Wald ist, ligt bey Bellaj und Pasperg. Der Cerouglier Wald ligt bey Der Coron-dem ihm gleich benamtenDorff Cerouglie. 9lter a L' Der Gerdasellasazer Wald hat Der Gerd--das schier eben so genannte Dorff Gter-dasella zum Nachbarn. Logg ist nur ein kleiner Wald bey Lo=g-Zepitsch, aber doch keine kleine, sondern grosse und häusfige Menge von Fasanen darinn. Der Nau ach er Wald ligt bey dem Der Nau--Dorff Nauacbo. _ ä8alb' Der Pre vis erWald nahe bey dem Der Previ-Dorff Previs. fet-aBalb- Vetuna ist ein Wald bey Biben. Vetun». Der Wald Utschka steht aus dem utsc-iika. Utschka- 33erize und begrentzt sich mit dem Benetianischen Gebirge Finona. Zrites, ein kleiner Wald, ligt nahe Zrites. bey Zepitsch und verbirgt viel Fasanen. Das lxxix. Capitici. Von den Weinbergen in diesem fünfften Theil deß Lands. Inhalt. Österreich und Mburnien ist sehr Mein-reich. Schivnrtzer Mein aus schlvartzen Weinbergen. Mein ben Dillen. Dev Buglian (oder Boglion.) Dev Castua. Heg Gradina. Den Kerschan. Den Mosehenize. Dev Dassperg. Dev Vepriniz. Dev Zeoitsch. fas Land Canaan wird in H. Schrisst gerühmt, es fliesse von Milch und Honig; von dem' fünfften und letzten Theil deß Landes Crain, daß ist, von Histerreich und Liburnien oder Dalmatien, mögte man wol sagen, es flieffe von Oel und Wein. Denn es wächst nicht allein dar-Theil inn, wie bey Beschreibung der Böden Wh" ge= dieser Lands-Gegend erwehnet worden, segnetes viel Oels und Getreyds, sondern auch über- an ’ aus viel Weins, und zwar deß köstlich- sten , wiewol meistentheils deß roten. Welcher Röte er sich doch gar nicht zu schämen, noch deßwegen die fremde Lusst zu scheuen hat, (wie zwar sonst mancher roter Wein nicht gern, sonder Einbuß seiner Güte, die Grentzen seiner Heimat überfährt), daß er vielmehr itt weit-ent-sernten Ländern einer guten Gunst und Appetits versichert ist, und denselben sich für einen delicaten Trunck praesentiren darss. Jmmassen man ihn auch deßwegen hänffig dahin verführt, und er also seinen Berkäussern eine andre Röte für die f einige hingegen zum egen bringt, nemlich die gittone der Ducaten und Zekinen, oder auch sein edles Reben-Blut mit weissem Silber verwechselt. Wiewol derhalben leicht zu ermessen, diß Wein-gesegnete Land müsse viel Weinberge haben, wie es dann derselben überall voll ist, will ich doch eine Lese darunter halten, und nur etliche anjetzt benennen. Schwartze ^e,H Berschetz am Meergiebtstress-pcinbcrge lich viel Weinberge, doch meisten Theils «nt torf(I,ch schwartze. Gestaltsam auch selbige Weiher Wà!' ue mehr schwartz als rot. Weßwegen man auch in Deutschland dergleichen Wein pflegt W e i n - D i n t e zu nennen. Sie seynd aus der Massen süß, nicht anders, als wäre lauter Zucker darinn. Zudem seynd eben diese Weine gar dick, und sättigen denjenigen, der einen solchen Wein trinckt, dermassen, daß er schier nichts essen kann. Man nennet ihn den Berschetscher Wein. Bey Biben ligt alles voll Wein- BeyBiben. berge, von denen gleichfalls köstlich-guter Wein fließt. Bey Boglion nimt der Reben auch Bey Bo-sast alles Land ein, und bezahlet die slion-Stelle überall mit einem guten Wein. Bey Castua machen die Weinberge Bey Castua. eben sowol eine grosse Anzahl, und geben einen gar schwartzen Wein, der dennoch sehr gesund und gut zu trincken. Bey Gradina seynd mächtig-viel Bey Gr«. Weinberge, geben auch einen guten und Bma-annehmlichen Wein. Bey Kerschan finden sich auch der Bey Ker-Weinberge ziemlich-viel, von welchen man f*an-einen guten, frischen und reschen Wein bekommt, den man, nach seiner Geburts-Gegend den K e r t s ch ä n e r Wein nennt. Bey Mosehenize ist der Weinberge Bey Modle Menge, und die zeugen einen Wein, sehemze-der gut, gesund und nicht allzu starck. Bey P a ß P e r g kann der allda, in den Bey Paßvielen daselbst befindlichen Weinbergen Ver9-wachsende gleichfalls für einen guten Weilt paff trat, und wird der Paßper-ger benamst. Bey Bepriniz ligen der Weinberge Bey Be-auch viel, und die Traube derselben ist prini$-voll gutes Weins. Bey Zepi tsch häusfen sich die Wein- Bey Ze-berge zu einer grossen Anzahl und tra- vit^- Brunn-Quellen dieses Land-Strichs. Ein einiger See allhre. Fließwasser in Hi ster-reich. Der Fluß Arsa. Boglion- schiza. gen einen ausbündig - guten, reschen oder picanten, doch gantz süssen und flar-cken roten Wein, welchen man den Ze- pitscher Wein nennt, sey es deß Weins einmal schenckt. Und hiemit genug einge- Das lxxx. Capittel. Von den Brunn-Quellen und Seen in Histerreich. isterreich, als das fünffte Theil deß Landes, hat wenig Brunn-Quellen. Auf dem Berge U t s ch l a ist eine die etliche Mühlen treibt, ausser derselben , wird man gar wenige, oder 'schier gar leine finden; ausbenommen oben auf dem Utschla-Berge, da es etliche Quell-Brunnen hat, deren Eine eine Mühlen treibt. Oben auf gedachtem Utschla-Berge, nahe bey Castua haben vormals die Griechen eine Wasserleitung gemacht, welche man noch heutiges Tags sihet, und nicht ohne Verwundrung, weil sie überaus curiös. Die Seen anbelangend, so ist nur ein einiger vorhanden, nemlich zwischen Ze- pitsch und Wachsenstein. Man nennt ihn den RepitfiHer See. Er ist anderthalb Welsche Meilen lang, und eine halbe breit, aber nicht gar zu tieff, hat auch leine andre Fische, als groß-köpffigte, magre Karpffen, die nicht allzu gut seynd. Aber hingegen hat er die schönsten Aale und zwar in der Menge. Ihm Jahr 1683 ist dieser See gantz eingetrucknet, und hat man damals über 90 Säm an Aalen in diesem See bekommen, und herausgenommen. Sämb aber bedeutet in Crain soviel, als, was ein Pferd trägt. Es ist auch bey diesem See eine sehr artlich-erbaute Mühle, sintemal sie gleichsam unter dem See, und gantz in der Erden gebauet worden. Das lxxxi. Capitici. Von den Flüssen oder Büchen dieses letzten Tbeils wie lUlch von einem in die Erde verflieffendem Fließ-Wasser. ieser fünffte Theil von Crain nemlich Histerreich wird nicht häuffig durchflossen von Strömen oder Bächen, als deren es nur gar wenige besitzt. Darum seynd sie auch bald gezehlt, nemlich diese nachgesetzte: Der Fluß Arsa kommt aus dem Zepitscher See daher geflossen, und gehet nach dem Meer zu; führt allerlei) Fisch, und viel Mühlen herum. Boglionschiza entspringt bey Boglion und läufst in den Zepitscher See. An Fischen ist er arm. Beim Regenwetter macht ihn seine gewaltige Vergrößerung gleichs am so übermütig, daß er gantz ungeh alten, wild und reissend wird. Recina bricht hervor in einem hohen Retina. Gebirge, und fällt bey Fiume ins Meer, nachdem sie vorher mit Bewegung vieler Mühlen und mächtig-vielen dazu auch schönen Forellen dem Lande gedient. Im Utschla-Berge urquellet oben bey der Spitzen ein kleines Wasser, und wältzet Berge, gleichwol zehen Mühlen nacheinander herum. Von Wassern, so unter die Erde ver- Wassers fallen, hat Histerreich nur ein einiges, àgeht. Denn weil sonst dieser Land-Strich von Gewässern einen schlechten Überfluß hat, können nicht viel Wasser in die Erde gehn. Das einige aber, so der Erden eingeschenckt, und von ihr verschlungen wird, geht ur-springlich hervor oberhalb Lind or, und stürtzet sich bey Mitterburg in ein tieffes Felsen-Loch. Das Lxxxii. (Eapitlef. Von einer Grotten dieses fünfften Theils. 2 n den vorigen vier Theilen deß Landes Crain seynd der Holen : gttitg, in diesem fünfften aber 'nur eine einige, die aber auch um soviel grösser ist, und in der Gegend, wo man von S. Ma-; rina Kirchen bel)m Meer hinaus gegen Utschkaberg geht, angetroffen wird. Man geht acht Welsche Meilen weit hinein biß gen Wachsenstein (oder Cosgliaco.) In dieser grossen Holen soll ein Ge- rüst stehen, so von tresflich-grossen und starà Bäumen zusammen geschlagen. Die nechst herumwohnende Leute geben diß Gerüst aus für eines großmächtigen Riesen Bette, der vor vielen Jahren in dieser Grotten oder Speluncken gewohnt habe. Aber solches Borgeben hat im geringsten keinen andren Grund, als die gemeine Rede und Gerücht. Einer hats so vom Andren gehört. Ausser besagtem Gerüst trifft man in dieser Hölen nichts Aug-würdiges an. Das Lxxxiii. Ca,nttel. Von dem Kreys-Feuer dieses fünfften Theils. Ms Mahometanische Reich, und ^sonderlich die Macht deß Otto-mannischen Hauses, wird bey idem Propheten Daniel einem , Hont voller Augen verglichen, und durch das Horn seine entsetzliche Kriegs-Macht be-zielt, wodurch es manches andres Regiment zu Grunde geflossen durch die Angen aber, daß es gleich den Falcken und Geyern seine Raub-Blicke auf alle Gelegenheit, Aeit und Stunden schärffe, wie es bald hie, bald da, wo das Land eine Oeffnung giebt, einfallen, Gut und Blut erhaschen möge. Hiedurch wird auch Histerreich, das ist der letzte und fünffte Theil deßHertzog-thums Crain, genöthigt, auf der Hut zu stehen, und für dieses raub-süchtigen Feindes einfallenden Truppen sich wol zu beobachten. Denn was hülffe es, so die vorige Theile wachten, und diß letzte sich im Schlaffe antreffen liesse? Ob der Dieb und Räuber, zu der Vor- oder Sinter-Thür einbreche, so steht doch das aus in Gefahr, und den Raub-Klauen seil, um einen allzu festen Schlaff. In Betrachtung dessen, lässt mans eben so wenig in dieser Gegend an fürsichtiger Anstalt der Türcken-losungen ermangeln als wie andrer Orten, sondern theilet auch in dieser Gegend die Kreys-Feuer ans, und giebt alsofort durch solchen Flammen-Winck ein Hügel dem andren zu verstehen, daß der Erbfeind auf den Crainerischen Boden getreten. Also wird der Widerstand überall geschwind in den Sattel beruffen, und der Land-Mann oder Hans-Vater zugleich erinnert, seine unwehrhaffte Leute aus allen Fall an einen sicherem Ort, sich aber selbsten ins Gewehr und auf den Platz zu stellen, dahin ihn die gewöhnliche und Lands-bräuliche Anordnung erfordert. Weil aber dieser letzte Land-Strich, nemlich Histerreich, mit dem vierdten hierinn correspondirt, und von gleichen Oertern gewannt werden kann, als haben sie auch einerlei) Losnngs-Fener miteinander gemein, und wird diesem Theil von eben denselbigen Höhen die Losung damit gegeben, durch welche der vierdte Theil wird aufgeregt und allarmili. Seynd demnach die Oerter, von wannen Ordnung und Namen der Losungs Oerter, wie im vierdten Theil. man die Türcken-Losung herab leuchten 7. Schiller Taber. lässt, eben die obige im vierdten Theil, 8. Coresauiz. und gehen also nochmals aufeinander: 9. Wipach. 1. Geroua. 10. Senosetsch. 2. Utschkaberg. 3. Mahrenfels. 11. 12. Adelsperg. Laaß. 4. Mumach. 13. Lassitsch. 5. Klan. 14. Ober-Laybach. 6. Guteneck. 15. Hauptstadt Laybach. Ende dess Andren Such s. Dess Hodjfö6ftd)m i^crčjogtfjums Hrrrin Topographisch-Historischer Veschrcibung Drittes ZZuch Von der HeschEercheit dieses Randes, bori dessen Hergen, Gebirgen und Strömen, auch born Temperament seiner Huikt, bon der Witterung, schädlichen Donner- und Hagel-Wettertr, imglei-chen bon den fürnebmsten Gebrachten, bum Getreode, bon fruchtbaren und ioilden Häumen, maneberlen Wumen, Kräutern und derselben Gebrauch Zur ArtZnev oder Missbrauch Zur Hereren, und bon etlichen Gesund-Hadern; bann mich beiter don den Trainerischen Hergtoereben und Herg - Gespenstern, Mineralien, Edelgestein und Marmeln; dich nicht beniger don den Thieren, Vögeln, Fischen, Seorpionen, Schlangen und allerlen GeZiefer in Train. Moden gleichfalls diel andre euriöse und lesbmrdige ErZehlungen nach beguemrr Veranlassung mit einlauiken. Das I. Lapiltel. Von deß Landes Crain Gelegenheit, sonderlich von den Bergen und Gebirgen desselben. Inhalt. bormalrge Uamcn der Cramms.chcn Serge. Welche Serg-Gegrnd ehedrssm den Uamcn Caravanca geführt. Der Serg Carusadius oder der Karst. Das Gebirge Ocra. Das Gebirge Albium. Das Gebirge Alpius. Sonst Monte Cese genannt. Das Gebirge Cetius, loclchcs heutiges Tags der Kalenberg heisst. Unterschiedliche neuere Kamen dess Gebirges Cetii. Der Kalenberg. Das Gebirge, toelches Phlygadia genannt toorden. Das Gebirge Picis. Das Gebirge Tullns. Die Höhe dess an Siburnia stossenden Schnee-Drrges in Train. Höhe dess FeistritZischen Schnee-Dergs. Wiemit loird unterschiedlicher Scribenten Jrr-thum toiderlegt. Höhe der Tanarischrn Dicke. Dess Dergcs Tocoantepec. Dess Gebirges Paraqua oder Paria. Der Kixhaischen Serge erschreclrliche Höhe. fcet' rf‘amen cr9e. Jasfiir eine c,"»>■«» worden. s Land Crain wird, wie in |ber Topographia vermeldet worden, in fünff Theile nnterschie--Z den, und nicht nur mit mancher i zierlichen Ebne, Feldern, Wäldern und Wiesen, sondern auch Bergen und Gebirgen, als wie mit hohen Ehren-Gerüsten geschmückt, darunter- die meiste bey den berühmtesten alten Erd-wie auch Geschieht» Schreibern belaubt gewesen, wiewol unter andren Namen. Die Fürnehmste derselben wurden genannt Carvanca, Carusadius, Cetius, Ocra. Albius, Pblygadius. Alpius, Picis. Der Berg Carvanca, welcher vermutlich soviel gesagt fehlt soll, als gleichsam Curvanca und ein Stück der Alpen ist, ward nach Plolomaei Anzeigung diejenige Berg-Gegend genannt, welche unter dem Norieischen oder Nöringischem Gebirge lag, und an einer Seiten den Adriatischen Meer-Busem, an der andren den Berg Cetium berührte. Weil aber nach dessel-bigen Ptolomaei Meynung jetzt erwehnter Berg Cetius sich biß in Crain ans Ufer der Sau hinaus gestreckt, allwo noch heut der äusserste oder letzte Hügel desselben der Kalenberg geheissen wird; so fällt glaublich, das Gebirge Carvanca gehe daselbst an, und durch das Ober-Craineri-sche Gethäl gegen Abend' fort biß an den Fuß der Norieischen Alpen, allda es sich wiederum durch eben dasselbe Gethäl zuruck ziehe gegen Morgen, bey Crainburg aber und schier nahe bey dem Ufer deß Flusses Laybach gegen Mittag sich lencke biß Ober-Laybach (oder Yercbnik), von dannen es sich wiederum krümmet und ins Friaulische kömmt, in selbigen Fri-auler-Alpen aber seinen Namen ablegt. Durch so vielfältige Krümmung und Herumlenckung mag, wie zuvor gedacht, diß Gebirge den Namen Curvanca an sich gezogen, und nach der Zeit eine falsche Aussprache denselben in Carvanca verändert haben. Der D. Schönleben vermeynt, das Gebirge Carvanca sey mit den Alpibus Carnicis nicht einerley, sondern denselben nur in der Nähe, oder wann man je soviel eingehe, daß es mit dem Carnischen i* und Görtzischem Alpen-Gebirge einerlei), so habe gleichwol Bilibaldus Pirckhei-merns gefehlt, da er geschrieben, unter dem Namen Carvancae werden heutiger Zeit die Carnische, Krabatische und Gör-tzische Alpen begriffen, weil es in Crabaten gar keine Alpen oder hohe Gebirge habe. Dem fey, wie ihm wolle, so dienet hie-bey unterdessen dieses zu mercken, daß denen, welche von Laybach aus nach Italien gedencken, dreyerley Berg-Reihen oder Striche begegnen, darunter das Julia-nische Alp-Gebirge, wodurch man gen Görtz kommt, das mittlere ; zur rechten Seiten das Gebirge Ocra, durch welches man eben dahin gelangt. Wiewol dieser Theil den Alpen dergestallt angehefftet, daß die Mittel-Helsite deß Ocrae deß-wegen den Namen der Iulianischen Alpen geführt hat. Die dritte Berg-Reihe zur limfen Hand ist das Gebirge Carvanca. Welches wiederum hernach den Berg Ca-rusadiurn oder Carsurn (daß ist den Karst) an sich henckt, und vom Aufgange das Gebirge, so man vormals Albium ge-heissen. Noch biß aus diesen Tag ist der von Caravanca herrührende Nam deß Crain-Gebirges übrig. Der Berg Jetztberührter Carnsadius, welchen obetTr”18 CI u ver ins mit dem Caravanca verwirrt, Karst. ist unser Karst. Derselbe vereinigt sich theils mit dem Carvanca, theils mit dem Ocra. Seine Breite reicht nicht allein biß in Histerreich, sondern auch über Hifterreich hinaus, und verändert seinen Namen in Poig fober Pinka). Das Gebirge Den Berg-Strich zwischen Triest und 0era- Circknitz hieß man vormals Ocra. Denn solches geben diese Worte Strabonis : A Tergesto, vico Carnico, transitus per Ocram est, ad Lugeam paludem. Wiewol Cluverius dafür hält, der Ocra sei) vom Carvanca und Carusadio nicht unterschieden ; dem man aber darinn nicht beystimmen kann. Das Gebirge Dem Gebirge Ocra gesellet sich sowol Albmm- als denen Julianischen Alpen das Ge- birge, so vom Ptolomaeo Albanum, vom Strabone aber mons Albius und Albium benamset wird. An selbigem Gebirge hatten die alte Japydier ihren Sitz, wie diese klare Worte Strabonis berichten: Siti sunt Japides in Albio monte, qui finis est Alpium. Diß Gebirge erstreckt sich an die Bebios montes und Nider-Pannonische Grentze, und beschliesst die Mittags-Seiten von Ober-Pannonien. Die Hügel und Berge solches Gebirges Albii (denn es werden derselben viele unter dem Albio monte verstanden, welche doch aber alle auf einem Strich oder in einer Gegend ligen), werden heut bewohnt von denen zu Laas und Reiffniz, imgleichen von den Gotschevern und Met-lingern und denen übrigen Leuten, so biß an die Ost-Grentze, welche zu Ober-Pannonien gehörig, ligen. Ja sie erweitern sich noch ferner und schm eisten durch Unter-Pannonien biß gar in Thessalien. Wir verstehen aber allhie durch den Albium nur denjenigen Theil dieses Gebirgs allein, so heutiger Zeit von den (Eminent besessen wird, und an die Liburnier und Crabaten stösst. Das Gebirge Alpius, so dem vorigen Das Gebirge zwar fast gleich lautet, und nur mit einem Alpmä-einigen Buchstaben sich ändert, sintemal es nicht, wie das vorige mit b, sondern mit p geschrieben wird, ist dennoch gantz ein andres und besoudres, nemlich dasjenige, aus welchem die Trav entspringt, und welches jetzo insgemein Monte Cese Sonst Monte ■ • i O6Se CIES genannt Wird. _ „annt An dem Gebirge Cetio, davon ein Das G-birz-groster Strich jetzo unter dem Namen Cetius. deß Kalenbergs begriffen ist, hat Crain gleichfalls einen ziemlichen Antheil. Durch dieses Gebirge Cetium lässt Lazius die Feder weit lausten, und auch nicht unbillig; weil dasselbe in vielen Stücken den andren vorzuziehen ist, beweiset auch, daß dasselbige biß in Nider-Steyer gehe a). Cluverius fasst es aus dem Lazio kurtz zusammen, und spricht, es fey derer Enden das berühmteste Gebirge, werde insgemein der Kalenberg genannt, womit J-tzi d n sich das Gebirge anfange, so von dem Donau-User gegen Mittag nach dem Ursprünge der Leita und der Stadt Pruk an der Muer hutstreiche, woselbst alsdann seine höchste Hügel von den Anwohnern insgemein Kaimberg und Grolacb benamst werden; von dannen wandre es weiter in gerader Linie eben denselbigen Mittags-Strich nach dem Drav-Fluß zu, wo das Städtlein Draburg stehe, und von hinnen endlich zu der Sau unterhalb der Stadt Zilli 6). Hiezu hette er billig auch dieses setzen sollen, was der Schönleben erinnert, daß derselbige Berg Cetius bey gedachtem Sau-Strom , unferrn vom Usfer desselben, а) Lazius de Eepubl. Bom. 1. 12. eap. ult. б) Vid. Cluverii Germ. Vind. & Norie, e. 5. da wo man gegen hinüber auf das | alte Schloß Gallenberg znschauet, sich | abermal weiter fortstecke gegen Laybach ;n, ! obschon von der Donau an biß dahin seine Theile unterschiedliche Namen gewinnen. Zum Ziel oder Ende kann ihm am richtigsten zugeeignet werden der schier allein ligende und gar hoch-aber kaal-begipffelte Hügel, welcher anfangs dem Cetio gleich scheinet, und den Bey-Namen Kalenberg hat, und unten die San vor- 1 über lausten stehet. Denn gewißlich, wann nach Ptolormei Bericht die Sau am Gebirge Cetio vorbey strömen soll, so kann solches nirgends süglicher geschehn, als nahe bey Laibach unter einem abhängigem Felsen deß Kalenbergs, welchen die Berge so von Zilly biß hieher gehen, gleichsam für ihr Grentz-Mahl und Ziel erkennen. Nach diesem Berge am Sau-Strom, wendet und kehret sich das Gebirge Cetius in etwas Mitternachtwerts gegen Zylli hin, berührt doch aber selbigen Ort nicht, sondern tritt näher zu dem gegen über ligendem Schloß Gallenberg. Ob wir nun aber gleich diesen Berg Cetium für den heutigen Kalenb erg dar- I stellen, verstehen wir doch durch solchen Na- j men Kalenberg nicht eben den gantzen Ce-tiutn, sondern nur einige Theile desselben. Denn diß grosse Gebirge, der Cetius nem-lich, nimt in unterschiedlichen Gegenden unterschiedliche Namen an sich. Ein Stück ^ desselben heisst der Kalenberg, andre aber anderst, als H a ck e n t h a l, Wie n-wen ie§a= ner - Wald, der Khaunberg, CeH-r9eä Rhauneck, Thanberg, Fra n cken-Fels, Im Gescheyd, Inder Primb-sy, Hohenalben, In der Dräng-? sel, Schneeberg, In der Preyn, ! Semering, Artzberg, Hart-Berg, ! Platschberg, Dranberg (welchesaber unrecht ausgesprochen wird Trojan-6er g) und zuletzt wiederum Kalenberg. Heisst demnach ein grösser Strich deß Ter Lalen- Gebirges Cetii der Kalenberg, und zwar et3- in zweyen Gegenden, nemlich bey Wien in Nider-Oesterreich und in Erain. Und wird also vermittelst dieses Gebirges die Stadt Wien mit der Stadt Laybach, und Oesterreich mit Erain, als wie durch eine sehr lange Kette aneinander geschlossen, obgleich sünffzig Deutsche Meilwegs dazwischen litgen; und geht dasselbe vom Nider-gange um gantz Ober-Pannonien herum, also daß dessen äusserste Städte, in Betrachtung der Provintz, westlich gewesen Vindo- bona und Emona, die nunmehr Wien und Laybach heisten wiewol nach Pto-lomsei Zeugniß jenes etwas nördlicher, dieses aber etwas südlicher. Weil dann der Anfang und das Ende deß Gebirgs Cetii heutiger Zeit der K a -lenberg benamst wirv, so begreiffen Etliche deßwegen das gantze Gebirge unter eben diesem Namen Kalenberg. Und denselben Kalenberg kann man^draus-sen vor der Stadt Laybach oder im Schloß daselbst von weitem sehen, wie er nemlich sowolallhie, als bey Wien seine kaale Scheitel (welche ihm solchen Deutschen Namen zugezogen hat) empor richtet, und' zwar in gleicher Höhe, dazu auch fast in gleicher Situation und Figur, als wie bey Wien. Phlvgadia oder Phlygadius ward vor Alters ein gewisses Stuck der Norischen (oder Noricischen) Alpen genannt, welche zu den Earnisch- oder Erainerischen (tost sen. Und solches Gebirge Phlvgadia hat noch bißhero, von seinem alten Namen etwas behalten, in einem Gethül, vermittelst eines kleinen Flusses, der sowol, als das feste Schloß daselbst, Flitsch genannt wird. Solches bezeugt das Lager oder die Gegend, so vom Strobone dem Gebirge Phlygadio zugeeignet wird. Denn nick)t weit davon bricht die San mit ihrer Quell hervor. Was derhalben die Römer Phlygadiam genannt, haben nachmals die Sclavonier und Deutsche Phlytsch geheissen. Deß Gebirges Pi eis geschieht Meldung beym Jornande. Welches aber dessen Gegend eigendlich sey, steht nicht unfehl-tzarlich mehr zu erkennen, weil der Fluß Nati sso, welcher nach Jornandis Bericht a) vom Berge Picis weiland herab, und an den Mauren der Stadt Agititelo vorbey geflossen, jetziger Zeit selbige Stadt-Mauren nicht beflösset, noch wie Mela will b) berührt, noch, wie man beym Herodiano liefet, c) rings umstellst, sondern wie Sabellicus d) und Cluverius e) vermuten, seithero einen andren Weg und Laust genommen haben muß. Unterdessen stehet glaublich, daß man denjenigen Berg habe Picis genannt, der den Fluß Natisene ausschüttet, von welchem der Ursprung des Flusses Lisonzo sich nicht weit entfernet; und diese Flüsse nehmen beyde a) Jemand de Beb. Get. e. 42. b) Mela 1 2. c. 4. c) Herodian. 1 8. d) Sabellicus lib. 1. Ber. Aquileiens. e) Cluver. 1. 1. Italiae antiquae c. 20. Das Gebirge, welches man Phlygadiam genannt. Das Gebirge Pieis. Das Tullns. Die Höhe deß an Liburnia stossenden Schnee-Berges in Crain. Höhe deß Feistritzi-schen Schnee-Bergs. ihren Anfang in den Crainerischen Alpen. Marcellinus gedenckt auch der Picenser oder PicensischenVölcker, da er den Feldzug Keysers Constantii wider die Sarmatier und Quader, welche damals Pannonien und Bosnia verheerten, beschreibt. Durch selbige Völcker muß er diejenige Crainer verstehen, welche am Gebirge Picis gewohnt. Man sindt auch überdas, bey den Alten das Crainerische Gebirge Tullum, welcher Gegend aber solches lige, gilt rathens. Lazios versetzt es nach Tyrol sowol, als das Gebirge Pblygadiam, und spricht, es sei Teltz in dem Virtzgalthal, darinn man deß Strabonis Tullum und Phlygaclium sehe, welche heutiges Tages De letz und Flitz genannt werden. Aber zwischen Deltz und Phlytsch ligt ein so weiter Weg, der sich zum Tulio und Phlygaclio gar nicht schickt; darum derjenige, welcher Tullum aussuchen will, besser thut, daß er sich nach Tulmino umsehe. Jetzt erzehlte Gebirge, welche nunmehr solche ihre alte Namen vorlängst abgelegt, und mit gantz andren, nach ihren unterschiedenen Abtheilungen, Bergen und Hügeln oder Grentzen und anligenden Städten oder nach andren Umständen bezeichnet werden, seynd theils bewohnt, theils unbewohnt und wild, theils bewäldert, theils bloß und ohne Waldung, viel Berge derselben auch oben mit Schnee bedeckt, sonderlich das daher also genannte Schnee-Gebirge. Bon welches Schnee-Gebirges und andrer Craineri-scher Berge heutiger Gelegenheit in der Topographia allbereit gehandelt worden. Weßwegen wir dieses Qrts weiter nichts davon reden wollen, sondern allein dieses nur noch anzeigen, daß unter sothanen Crainerischen Gebirgen manche eine großmächtige Höhe, und deßwegen obgleich das nahe an Italien ligende Land sonst warm ist, den gantzen Sommer durch auf seiner Höhe den Schnee unterhält: geftaltsam es gar offt zu Sommers Beiten droben schneyet, indem es unten regnet. ^Jch* habe vor zweien Jahren das hohe Schnee-Gebirge, welches garnaheanLibur-nien doch annoch in Crain ligt, abgemessen, und 7816 Werckschuhe hoch befunden. Desgleichen habe ich * von dem hohen Feistntzischen Schnee - Berge, welcher zwischen Crain und Kärndten oberhalb der Stadt Stein ligt, die Masse genommen, welche mir eine Höhe von zehen- tausend, zweihundert, vier und siebentzig Werck-Schuhen gab. Viel Authores schreiben, es steige kein Berg über 8000 Werck - Schuhe hoch; hier habe ichs aber weit anders erfahren; und Hecke also der alte Eratostbenes wol Ursach, wann er noch lebte, das Ziel, so er der höchsten Berg-Höhe gesteckt, auszuheben, und noch höher zu richten. Es thut unvonnöthen, daß wir solchem seinem Fehl-Satz die Canarische Pike auf der Insel Tenerifia entgegen setzen, welchen man nach Aloysii Cada-musti Bericht, allgemählich jnp ans 60 Jtaliänische Meilen hinaufsteigt, und also seine Höhe nach dem Perpendieul aufs allerwenigste- acht Welsche Meilen macht; unvonnöthen auch, daß man den Berg Tocoantepec (oder Etacepech) in Neu-Spannien ihm vorwerffe, welchen Robert Dudley in seinen Geographischen Charten neun Spannische Meilen hoch ausgiebt a), so gleichfalls nach der stracken Lini acht Jtaliänische Meilen austragen. Wir dörffen eben so wenig die Americanische Berge in Paraqua herzu nöthigen, welche, wie Petrus Martyr zeuget, Columbus über sunffzig Meilen (Jtaliänische) hoch geschützt b), so in gerader Lini eine Hühe von zwölfs welschen Meilen giebt. Dergleichen Höhe rechnet auch Fortunius Licetus c) wie ungleichen Julius Caesar Scaliger d) der Canarischen Pike zu. Und P. Josephus à Costa vergleicht diese West-Indische Gebirge mit Hoch-bethürnten Palästen, hingegen unsre Europäische Alpen mit nidrigen Hütten e). Noch vielweniger dörsfen wir dieRiphäi-schen Berge) den Ausspruch Eratostbenis zu überhöhen, ihm entgegen stellen, welche an den Moscowitischen Grentzen ligen, und zur Tartarei), das ist zu dem alten Scythien gehören, und der Gürtel deß Erdbode ms genennt werden; ange-merckt, dieselbe eine so erschreckliche Höhe ersteigen, daß man sie ans Russisch Stolp, das ist Himmels-Seulen nennet, und der von dem Moscowiti-schem Groß-Fürsten Basilio zu Erkundigung sowol ihrer Höhe, als zur Ausspüh- а) Vid. Chartas Geographieas Roberti Dudlaei. б) Petrus Martyr in Eistor, Occident. c) Fortun. Licetus de Lunae Luce subobscura lib. 2. p. 307. d) J. Scalig. Exereit. 43. in Cardanum. e) Joseph, à Costa de Natura Novi Orbis lib. 3. c. 9. Wodurch vieler Scri-benten Jrr-thum widerlegt wird. Höhe der Canarischen Picke. Deß Bergs Tocoantepec. Deß Ge-birgs Paraqua ober Paria. Entsetzliche' Höhe deß Riphäi-schen Gebirges. rung eines wegsamen Durchgangs indie Tartarei) ausgeschickte Bojar oder Edelmann Simeon Fedorowitz dieselbe in siebenzehen Tagen nicht ersteigen können, wie der Baron Sigismund von Herberstein a) beglaubt. Daraus P. Eicciolus schliefst, dieser Edelmann müsse 21250 Schritte hoch gestiegen seyn, und die gerade Höhe 21 Welche Meilen nach geringster Ausrechnung austragen. (Wiewol ich solches nicht für unbetrieglich oder gewiß halte, in Betrachtung, daß man nicht alle so nngemein-hohe Gebirge immerzu aufwerts steigt, sondern, nachdem man den unterste Hügel hinauf gekommen, alsdann manches Mal über etliche Büch-sen-Schüsse weit droben aus der Ebne zu gehen hat, bevor man zu dem zweyten und gleich also nachmals zu dem dritten vierdten, sünsften rc. Hügel gereicht, die zwar alle immerzu einander überhöhen, doch osft weit voneinander ligen, und bißweilen auch wol durch ein Thal voneinander abgesondert werden.) Wir brauchen, sage ich, solcher ungeheuren und fast unglaublichen Höhen gar nicht zur Erweisung, daß die höchsten Berge ihre Spitzen oder Gipffel nicht mit 8000 Schuhen sich ermessen lassen; weil uns der Beweis in der Nähe stehet, und wie wir zuvor vernommen, unser Erain solches mit dem Feistritzischem Schnee-Gebirge widerlegen kann. «) In seiner Moscowitischen Beschreibung. Im Saltzburger Lande und Bergthalsgaden hat es auch hohe Schnee-Gebirge, doch beh weitem so hohe nicht als hier in Eram. Und ob man gleich dort an theils Orten den Schnee findet, so muß doch auch dagegen betrachtet werden, daß allda das Land gar hoch und gar kalt sey, allhie in Erain aber das Widrige sich befinde. Ich * zweifle auch gar nicht, daß etliche Erainerische Schnee-Berge noch weit höher seyn, als diese jetzo gedachte zween; weil ich aber, als ich mich in Ober-Erain bey denselben befand, meine mathematische Instrumenten nicht bey mir hatte, kannte ich die Höhe derselben nicht nehmen. Wiemol nun das Land mit vielen Bergen und manchem Schnee-Gebirge angehäusft ist, dienen dieselbe doch vielmehr zur Vermehr - als Berkürtzung seiner glückseligen Beschaffenheit, sintemal solche Berge und Gebirge manche Silberklare Brunn-Quellen, Bäche und Flüffe von sich giessen, auch innerlich hie und da einen tieffett See beherbergen, und über-das sonst mit andren Nutzbarkeiten den Leuten zn statten kommen. So mangelt es darum auch nicht an vielen herrlichen Thälern, Feldern und Bödem, darinn sich der Land-Ban samt dem fruchtbaren Gewächse gar herrlich ausbreitet. Wovon wir aber allhie schweigen, weil davon in der Topographia zur Gnüge geredet ist. Das II. (Capiitrf. Bon Den Flüssen und Seen in Crain. Inhalt. Benennung der kürnehmsten Flüsse in Crai». Unmens-Ursprung der Sau. Ursprung solches Stroms. Zie Uavbach. Vormals Nanportus genannt. Die iounderbare Cigenschaikt dess Wassers Stari Malin. Zie Curdi. Zer Mìpach. Die Culpa. Der Timavus. Lisonzo. Seen tu Crain. testem Werth halte, da es doch der besten Dinge eines ist. Denn was dem menschlichen Leibe das Blut, solches ist dem Körper eines Reichs oder Landes das Wasser. Welches Land dessen die Menge hat, das übertrifft andre, die Waffer-arm sind, so weit als der Reichthum die Armut, und schier als wie das Scepter er Fürst unter den Philosophis Piato erkennet dieses billig für ungereimt, daß wir dasjenige nur auf einett hohen Praß setzen, was selten und nicht viel zu bekommen ist, und das Wasser (weil manns täglich haben kann) in dem allerschlech- den Bettel-Stab. Unser Crain ist vor manchen andren Ländern mit solchem Vorzüge begabt, denn es besliessen dasselbe unzehlich - viel schöne Brunn - Quellen, Bäche, kleine und grosse Flüsse. An den Flüssen rühmt der alte Jambische Vers: Sunt magna regni munimenta flumina die Ströme dienen einem Reich (oder Fürstenthum) zur Befestigung. Aber sie seynd nicht nur magna munimenta, sondern auch magna emolumenta, und tragen dem Lande eben sowol ein Grosses ein, und wie laut Heiliger Schrifft im Blut das Leben, also ist gleichsam das Leben der Nahrung in den Flüssen. Denn sie trän-cken oder leschen nicht allein den Durst der Länder, sondern speisen dieselbe auch mit ihren Fischen, führen die Waaren ab und zu, treiben die Mühlen, daß sie uns Brod geben oder die Bretter schneiden oder Papier machen oder sonst allerhand nützliche Arbeit verrichten. Für dkese Gabe hat demnach unser Crain den Höchsten danck-barlich zu preisen, der es mit vielen Fließ-Wassern reichlich versehen hat, deren es trefflich gemessen und vielerlei) Nutzen daraus schöpften kann. Namen der Die fürnehmste solcher Flüsse seynd fürnehm- der Sau-Strom, die Laybach, der Wipach, ingrani die Kulp, die Reka, der Timavus, der Lisonzo, über welche noch gar viel andre kleinere Flüsse gezehlt werden. Die Sau so unter diesen allen amstärckst- und streng-Namens sten geht und vom Strabone Sabus, vom derP@am Plinio Saus, sonst aber insgemein zu La- teinisch anjetzo Savus genannt wird, soll wie Etliche meynen, ihren Namen vom Savo empfangen haben, welcher ums Jahr 1900 nach Erschaffung der Welt unter deß Deutschen Königs Tuisconis sürnehm-sten Gefährten der zwölffte gewest und von selbigem Könige um seiner manch-fältigen Leibs-und Gemüts - Qualità willen mit dem Lande, so zwischen Italien und Ungarn gelegen, Erb-belehnet worden seyn, daß er daselbst regieren sollte. Welches Regiment er auch mit so kluger Moderation und Mässigung geführt, daß allerdings nach seinem Tode sein grosses Lob bey den Unterthanen noch m langer Gedächtniß wie ein hoher Ceder gegrünet. Weßwegen sie auch diesen namhafften Fluß, der Pannonien und Moesiam voneinander theilt, selbiges ihres hochgeliebten Fürstens angenehme Erinnerung zu verewigen, nach seinem Namen Savum oder die Sau geheissen. Wie dann vor Alters die meiste Länder und Gewässer nach den fürnehmsten Königen und Fürsten benamset worden. Der Schönleben schreibt, sie entspringe Ursprung in den Alpibus Carnicis innerhalb den Stroms. Ober-Crainerischen Grentzen in einem engen Thal kund zwar anfänglich mit kleinen Quellen, nehme aber bald andre aus der Nachbarschaft daher rinnende Bäche zu sich, und könnte gleich nach drey oder vier Meilen Schiffe führen, so ihr nicht einiger Orten etliche Felsen im Wege stünden; unter Crainburg werde sie zwar Schiff - trägtig, diene «jedoch allda nur noch zum Übersetzen; aber eine Meile unter Laybach nehme sie auch Schifte und Flössen über sich, womit man die Waaren m Sclavonien und gar biß in Türckey führen könne. Was aber für eine Form von Schiffen sich dazu bequeme und was für Erfahrenheit denen vonnöthen thue, welche diesen Strom befahren bevorab an denen Orten, da die San Sprünge thut und es Wasser-Fälle setzt, ist in der Topographia umständlich berichtet worden, und wird unter den Natur-Rariteten noch weiterer Bericht davon erfolgen. In gedachter Topographia ist angedeutet worden, daß zwar die Sau zwischen dem hohen Schnee-Gebirge beym Dorfs Ratschach am ersten Hervorbreche, doch in einer breiten und ebenen wiewol dabey morastigen Gegend, so sich zu ihrem Namen nicht übel schickt; und weil wir daselbst sie ausführlich beschrieben, wollen wir sie anjetzo ihres Wegs ohne Wiederholung lauft fen lassen. Der Fluß Laybach geht vier Meilen Die Laybachoberhalb der «L-tadt Laybach zum dritten mal wieder hervor, schleicht hernach von dieser Stadt ungefähr anderthalb Meilen gantz gemächlich still und langsam fort, gleich als ob sie sich scheuete für dem Ungestüm der Sau, und darum desto langsamer gienge, daß sie desto später dieser gantz widrig-gearteten tollen Sau-Flut in den Rachen fallen mögte. Bon den alten Römern ward sie Nauportus ®ormo^uS (quasi Navem portans oder Naviportus) genannt.U genannt, und soll ihr solcher Nant daher entsprungen seyn, daß das Schisi Argo bey ihrem Ursprünge den Port (Portum) oder Hafen erreicht hat. Mehrers handelt hievon die Topographia. Der Doctor Schönleben schreibt nicht er & utpslntm ì tn ratn s~ ^ n « . C a- li ,\ \, 3 .öJ.öatuagot preiti ÉlfW .A <<■ :■ > " _ z. àà. U >3» 5 - Rochus _ ^ A ' ' ^4 *■— . ó rixtrfx ^ ^/4 **-*'• . U 4 ^ « — xV - #< - e* ^x . r--|^z- Sìnr^Vj ' X- . - —. § -1 - f .. - - 1^4E9^ -, .. —»L. 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V^:\e'’bd y-NXx ut gar eine Welsche Meile von diesem Fluß Laybach treffe man ein kleines Fließ-Wässerlein cm, welches die Inwohner Das seltsame Stari Malin, das ist die alte Mühle, Wasstt stari heissen, weil vielleicht vormals eine Mühle Maiin. darinn gegangen: anjetzo aber tariffe es nur um den fünfften oder vierdten Tag in vollem Strom, verberge sich hernach in die Erde, und bleibe eben so lange wiederum trucken, also, daß die Wandersleute ungenetztes Fusses hin und ruckwerts drüber gehen; wann man aber das Felsen-Loch, daraus es hervorzubrechen pflege, mit einem Stock-Streich verunruhige, werde man sehen, wie es gleichsam aus dem Schlaffe erwache, aufwische, mit schaumendem Ungestüm hervor springe, und wiederum voll-strömigt fortlauffe, biß es nach gewisser Zeit-Frist sich wiederum zu seiner gewöhnlichen Ruhe begebe; und diß sey Ihm von Jemanden erzehlet worden, dem, als derselbe vor wenigen Jahren durch den versiegten Canal (oder über den Strom-Bodem) Key hell-schönem Wetter gereiset, dieses Wasser mit so voller Flut entgegen geloffen, daß er ihm ausweichen und ans Ufer sich retiriren müssen; den Inwohnern sey dieses gar bekandt und gantz gewiß, ob solches Natur-Wunder aber von langer Zeit hero also angehalten und fortgesetzt worden, habe er nicht können in Erfahrung bringen, auch bißhero noch kein einiger Scribent eines solchen Dinges, das dennoch so denckwürdig, mit einem Buchstaben gedacht. Der geneigte Leser aber wolle sich gedulden, biß wir zu den Natur-Rariteten schreiten, da wird ihm diß Wunder-Flüß-lein im XXVIII. Capittel der Rariteten gleichfalls entgegen kommen, und zwar mit gründlicherem Bericht, weder dem D. Schönleben hievon zu Theil worden; sintemal ich * davon selber den Augenschein samt der Probe eingenommen. Allhie soll nur dieses vorher erinnert werden, daß diß Wasser nicht nur um den fünfften oder vierdten Tag lauffe oder still und trucken stehe, wie man den Schönleben irrig berichtet hat, sondern sowol bey Tage als bey Nacht ein Mal von sich selbsten hervor dringe; auch das Felsen-Loch mit keinem Stabe geschlagen werde, wenn mans ausser seiner ordentlichen Zeit gleichsam herausfordert, sondern mit einer Stangen in selbiges Loch geflossen und gestöret werden müsse, Valv. III. Buch. worauf es in vollem Schaum heraus poltert und hervor rauscht. Die Gurck (bey den alten Corcoras Die Gurck. benamt), ein ausbündig-gutes Wasser, so die Fische in grösser Menge und sehr wolgeschmackt liefert, entstehet bey Ober-Gurck zweyer Orten, und schöpfst ihren fliessenden Krystall aus zween harten Stein-Felsen. Ihren Ausfluß schenckt sie der Sau. Scheint derselbige Fluß zu seyn, welcher vom Strabone Corcoras genannt wird, wie Lazius nicht ungereimt vermutet. Ein berühmter Fluß ist auch der W i- Der Mpach. p a ch, welcher hinter dem Wipacher Schloß aus lauter Stein-Felsen hervor röhret, und dem Fluß Lisonzo endlich zugehet. Seinen grössesten Ruhm aber führte- er bey den alten Römern unter dem Namen Frigidi, dessen bey manchen denckwürdigen Geschichten Meldung geschicht. Wiewol manche jüngere Anthores, denen die Gelegenheit deß Landes Crain unbekandt, den Namen Frigidus mißgedentet, und dadurch so viel alseinen kalten Fluß verstanden, unter welchen auch der hochgelehrte Nicolaus Heinsius zum Exempel dienet, daß menschliche Wissenschafft menschlich und der Fehlbarkeit verwandt bleibe, zumal in solchen Sachen, darinn die Erfahrung muß einen Beytrag thun. Die Culpa (von den Römern Colapis Die Culpa, geheissen) nimt ihren Ursprung in dem alten Iapydia zwischen Ossiuniz und Bucari, oder zwischen Kostel und Bucari oder Fiume, ungefähr drey Meilwegs von Kostel, und behält diesen seinen Namen biß er bey Sisseck in Crabaten von der Sau wird eingeschwelgt. Ist zwar ein grösser, breiter und tiefer Strom, doch aber nicht schiffreich, aus Ursach, weil ihn überall schier die Unsicherheit für den Türcken begleitet, daher man ihn sonst nicht anderst mit Schiffen befährt, ohn zur Überfahrt der Leute und Pferde. Es gehn in diesem Fluß viel Mühlen biß Carlstadt hinunter. Weiter hinab will gedachte Türckische Gefährung keine verstauen. Ihren Auslaufs nimt die Sau ein. Timavus, ein Fließwasser, wovon die Der Tima-Historici und Poeten gar viel Wesens vus-gemacht, ist von uns im LXVI. Capittel der Topographiae vorhin beschrieben, aber doch mehrentheils nur aus den alten Lateinischen Geschicht-Berfassern und aus dem Cluverio, soll derhalben unter den 2 Natur - Wundern und Rariteten noch eigentlicher beschrieben werden. Lisonzo. Cyiß- ®er Lisonzo (bey den Alten Sontins benamst) fährt unterhalb der Sau von den Crainerischen Alpen heraus nach der Görtzischen Landschafft zu, verschlingt daselbst den Fluß Wipach unterhalb Görtz und noch ein andres lauffendes Wasser nemlich den Fluß Turrurn, unter Gradisca; endlich verliert er sich im Adriatischen Meer. Die Bäche und Brunnquellen seynd in der kurtzen Topographia schon beschrieben worden. Diese und die übrige Crainerische Fließ-Wasser tragen dem Lande gar viel zur Nahrung etit, und thun auch der Gesundheit keinen Abtrag, weil die meisten ein klares Wasser und einen guten ge-deylichen Fisch führen. So giebt es gleichfalls manche stehende Seen in Wasser und Seen im Lande, so dent£ram' Einwohnern zum Besten gedeihen, unter welchen der Cirknizer See billig für einen Fürsten der andren erklährt wird, weil er nicht allein sehr Fischreich, sondern auch überdas der wunderbarste in gantz Europa ist; maffen unter den natürlichen Rariteten seine gründliche Beschreibung solches wird beglauben. Denn allhie seynd wir nicht gesonnen, von den Crainerischen Gewässer Weitläufftigleit zu machen, sondern haben nur die Feder ein wenig darein wollen eintauchen, zu beweisen, daß diß Land mehrentheils wolbewässert sey, so man einige wenige Oerter aussetzt, die sich etwas genau und mit wenigem ; Wasser behelffeit, und auch daffelbige I ziemlich weit holen müssen. Das in. (Capitici. Von der Witterung und dem Lufft-Temperament deß Landes Crain. Grofser Climatischer Unterscheid in Groin. Inhalt. ©rosser Climatischer Unterscheid in Crain. Beschaffenheit der Sommer - Kullt. Welche einiger Orten miissig-heiss. Andrer aber überaus heiss. Molgemässigle Winter-Kälte. Von dem Schnee. Warum man sich in Crain der Schlitten nicht gebraucht. Dicker Schnee im Wayen. Grösser Schaden bon einer Früh-lings-Kälte an frnchtbarn und wilden Mumen. Schärfte Winde auf dem Karst. Von dem Winde, so in Crain geht. Wo und wann es am härtesten stürme. Kerbst- und Frühlings - Witterung. Ungestümer Wind am Karst. Vom Nebel in Crain, der sehr ungesund und doch nicht gifftig senn soll. Der Keift in Crain. Verursacht leicht eine Cheurung. Beschädigt die Bannt - Früchte im Wayen. Kegcn-Wetter in Crain. Vieles Glocken-Uäuten berhindert den liegen. Unterscheid der Gegend; Massen deßwegen auch die Früchte, sonderlich die Baum-Früchte an einem Ort früher reiffen, als am andren, also, daß wenn an einem Ort noch die Erdbeeren, Kirschen und Weichsel stehen, am andren allbereit die Pfirsinge und Weintrauben wincken, ohn-angesehn solche Oerter offt nicht über eine oder zwo Tag-Reisen voneinander ligen. > bschon das Land Crain nicht mbrig groß, verspührt man doch Feilten so groflen Unterscheid da-, selbst in dem Climat, als sonst nirgendswo in einigem andren 'Lande. Die Lufft ist zwar so ziemlich getemperirt, doch gleich» wol auch ziemlich variabel, und verändert sich nicht allein leicht mit der Zeit, sondern auch mit dem Ort und Im Sommer empfindt Crain eine Sommer- Sufft. welche cini' 9et Orten ^"ffigheiß. Untrer nfcct nber- ®nž heiß. ^°>gemäs- J*Stc Win- ter-Külte. nicht übel-gemässigte Wärme. Ober-Crain hat deß Morgens früh allezeit eine frische und schier etwas kalte Lufst, weil das Land hoch und gleich oberhalb das Schnee-Gebirge ligt. Gegen Crabaten aber zu ist es überaus warm und heiß. Am Karst aber und in Histerreich brennt die Sonne hefftig ■ und hitzet gewaltiglich. Sonst wird im Lande die Hitze insgemein ziemlich gebrochen und gelindert von dem Regen und offtmaligem Schaur (oder Hagel), wozu gleichwol auch das Schnee-Gebirge das Seinige thut; sintemal von demselben allstets eine frische und kühle Lufst oder Wind herab webet und der Hitz Masse giebet. Ja bißweilen darff die Kühlung im Sommer wider die Wärme wol schier den Vorzug erstreiten, sonderlich wanns wie gemeldt, regnet oder schlosset (hagelt wollte ich sagen) und zwar absonderlich auf dem Gebirge; denn alsdann geht Einem der Wind so frisch und kalt ans die Haut, daß man schier darob erschauern und beh nahe einen Frost empfinden 'muß. Solcher Kühl-Lüfftung aber und Erquickung mag die Crainerische Lands-Gegend, so gegen Croatien zu ligt, nicht gemessen, sondern muß die überaus starcke Hitze nur mit Gedult tragen, weil dorthin kein Schnee-Gebirge sich nahet, und das Land daselbst gar nidrig ligt, weßwegen hingegen die Gewalt der Hitze sich erhöhet. Und solchen Unterscheid spührt man auch überall durch gantz Crain, daß je höher ein Ort auf einem Berge ligt, er desto frischer und kühler belüfftet, in der Ni-derung aber und in Gründen oder ebenen Feldern eine weit grössere Hitze empfunden werde. Gleichwie nun die Wärme mancher Gegend in Crain sich einer Übermasse anmasst, also fällt die Kälte desto erträglicher und wird die Lufst dadurch nicht allzu sehr geschürsft. Massen auch im Winter, da sonst die Kälte ihres Regiments berechtigt ist, sich dieselbe gar gnädig erzeigt. Insgemein gefriert die Erde allererst im December, und zu Ende deß Hornungs (oder Februars) wird sie schon wieder aufgeschlossen, wie sie dann auch zwischen solcher Zeit etliche Mal durch den Frost verstrickt und wieder entbunden wird. Zu Zeiten erhärtet sie sich von der Kälte noch wol etwas eher, wird auch wol später wiederum weich. Insgemein sängt sonst die rechte Kälte erst an gleichwie vieler andrer Orten in Deutschland ums Neu - Jahr, und hält an mit sothanem ihrem Ernst biß zum Ansange deß Hornungs, da sie sich zu brechen oder gelinder zu werden pflegt. Jedoch setzt es auch dißfalls nemlich mit der Kälte in Crain einen mercklichen Unterscheid. Denn in Ober-Crain starret bißweilen noch Alles von Frost_ und ligt der Schnee noch gantz dick, wann in Unter-Crain schon Alles aufgegaangen und offen ist und auszuschlagen beginnt, ja in Histerreich und derer Orten herum Alles allbereit in der Blühe steht. Uberdas fällt auch sonst der Schnee Von dem im Lande nicht allemal zu gleicher Zeit, Ä nee" bißweilen schneyet es zeitig, bißweilen spät, jedoch gemeinlich allererst im Christ-Monat wie auch im Jenner und bißweilen auch im November. Meister Gewonheit nach legt es keinen tieffen Schnee und bleibt derselbe auch nicht lange ligen. Denn obs gleich deß Winters osft schneyet, entsteht doch gühling ein warmer Wind, so den völligen Schnee schmeltzt; darauf erfolgt bald widerum ein frischer Schnee, und wechselt sich also die Witterung ohne Beständigkeit. Deßwegen braucht Warum man auch keine Schlitten im Lande, Schütten ohn allein bey Laybach und gegen Ober- i» Crain Crain zu. Denn in Ober - Crain ligt 6räu*ticf>-das Land auch hoch zwischen hohen Schnee-Gebirgen, daher sowol der Schnee als die Kälte selbiger Gegend viel grösser und daurhasfter. Was aber gegen dem Meer über das wilde Gebirge aus der andren Seiten ligt als am Karst, Poygk, rk$ Wipach und Histerreich, das wird gar-selten beschließet, und wann gleich jemaln ein Schnee dahin fällt, wird er doch über einen zween oder drey Tage daselbst nicht gefristet, sondern zergehet gar bald. Für was Ungememes ist diß zu ach- Dicker ten, daß es im Jahr 1686 am 5. May im nach Mittage angefangen zu schneyen und einen zwo Spannen - dicken Schnee gelegt, da das Land mit Blumen gefärbt stehen sollen. Doch wird das Schnee- -im S > Gewölck solchen Excess sonst wunderselten begehn. Nicht lange vorher nemlich am 15. Aprilis eben desselbigen 1686. Jahrs als am Oster-Montage hat es zu Morgens auf den Lacken oder Pfützen zween Finger-dickes Eys gesetzt. Worauf in folgender Nacht eine unerhörte Kälte eingefallen, welche auch nachgehenden Tags als am 16. Aprilis beharrete und 2* Grösser Schaden von einer Frühlings-Kälte an fruchtbar» und wilden Baumen. Sch arfse Winde auf dem Karst. Von dem Winde so in Grain geht. von ihrer Strengheit wenig nachließ; dadurch nicht allein das meiste Obst, dessen Bäume sich eben in bester Blühe befanden, in seinem Wachsthum erstorben und verdorben, sondern auch die Wein-Gärten ja so gar das Getreyde auf dem Felde an therls Orten höchst-schädlich verletzt, auch alle Nuß-Bäume so gar erfroren, daß sie gäntzlich darüber verdorrt und entgrünet worden. Den grossen Büchen-Wäldern geschähe gleichfalls gar weh. Die meiste grüneten allbereit gar lustig, mussten aber dieser ungewöhnlichen Kälte halben solche ihre Frühlings-Liverey ab-und die Traur anlegen, denn sie verdorreteir und verschwartzten. Welches dann recht traurig und nicht anders anzusehn war, als ob sich der freundliche Lentz in einen unfreundlichen kalen Herbst ja gar in einen feindseligen Laub-und Gewächs-hässigen Winter verwandelt oder die Jugend deß Jahrs mit dessen Alter die Kleider unversehns verwechselt hette. Solche erfrorne Wälder waren hiemit der Hoffnung, in selbigem Jahr sich wieder von Neuem zu begrünen; beraubt. Wie dann auch die andren, welche bißdaher mit ihrem Laube sich noch nicht hervor gewagt hatten, in langer Zeit noch keine Blätter gewinnen wollten, gleich als ob sie fürchteten, es dörffte solchem ihrem grünem Schmuck eben also ergehn. Jedoch fiengen diese endlich an zu grünen wie sonst. Daher nachmals solche Wälder gantz vermischt und als wie mit Grün und Schwartz gleichsam scheckirt sahen. Aus sothaner Obst-und Frucht-Erfrierung entstund den armen Bauers - Leuten grosse Sorge, ihre vorhin damals leidende harte Hungers-Noth dörffte hiedurch noch viel härter benöthet werden: und Jedermann befürchtete, es würden Sichel und Sense wenig zu thun bekommen. Auf gemeldtem Karst wie auch in Histerreich und derer Orten friert zwar die Erde nicht, dennoch gleichwol aber gehen daselbst die Winde so kalt und fcharss,_ daß sie Einem gleichsam durchs Hertz schneiden. Es ist auch zu mercken, daß in den Crainerischen Gründen und Thälern und ans den hohen Gebirgen die Kälte viel stärcker regiere, als auf denen Gebirgen, die mittelmäßiger und geringerer Höhe sind. Im übrigen seynd die Winde in Crain gleichwol gut und gesund, ob sie gleich nicht lange beständig bleiben, sondern bald umsatteln und bald den Ost-, bald den Nord-, bald den Süd-, bald den West-Flügel ausbriten, denn das Land wird dennoch darum von ihnen nicht allzu stürmisch angefallen noch bewütet ; ausbenommen daß am Karst und Poick der Wind überaus starck brauset und tobt, bevoraus deß Winters. Sonst steigt Wo und hier zu Lande manches mal auch wol im ”au,(V^ Sommer ein hefftiger Sturm-Wind ans, “t’enn ptme. wann ein Ungewitter einbricht; denn dasselbe hat allezeit einen harten Wind-Sturm zum Gefährten, wie gemeinlich auch in andren Ländern Sturm und Gewitter in Gesellfchafft miteinander auftre-ten. Ausser dem macht der Wind beh sommerlicher Zeit keine starcke Bewegungen. Im Winter ist es aber viel windiger und wird solche Jahrs-Zeit meisten Thecks von dem Ost-Winde bestrichen, welcher etliche Tage nacheinander continuirt, doch gleichwol nicht gar hefftig, nichts desto-weniger aber überaus kalt. Der Herbst wird gar wenig und selten Herbst, und von Winden angefochten. Frühlings- Der Frühling muß die meisten und lttmm9' stärcksten Winde leiden und dieselbe tapffer sausen hören. Darinn abermal auch dem Lande Crain vor vielen andren Ländern nichts Neues noch Ungemeines widerfährt, sintemal eben sowol mancher andrer Orten das Bor-Jahr im Mertzen und April von Winden offtmals verunruhigt wird. Aber auf dem Karst und an der Poick ungestümer raset er über die Masse starck, _ bevorab am im Winter, da der Ost-Wind mit solcher Gewalt sauset und stürmt, daß weder Mensch noch Vieh davor sortzukommen eine Möglichkeit findet, wann er mit gan-tzer Macht ansetzt, und recht mit vollen Backen seinen Streit ausbläset. Solches währet bißweilen zwey, drey, vier oder fünff Tage und noch wol länger nacheinander. Sein stürmischer Anfall wirfft Mann und Roß zn Bodem, darum derjenige, welchen er nicht zu Bodem stossen oder von der Stelle hinweg reisten soll, wann er recht ausgelassen ist, daheim bleiben muß. Er macht nicht nur die Baum-Blätter, sondern auch Sand und loß-gerissene Steine flüchtig, und pseifft so starck, daß Einem die Ohren davon wehe thun. In Ober-Crain nebelt es selten, Vom Nebel hingegen öffter in Unter - und Mittel- “‘r®^n'un' Crain. Aber um Laybach herum fällt gesund, und verdickt sich der Nebel im Herbst und den gantzen Winter durch so starck, daß bald Einer den Andren nicht sihet. Er liget also die gantze Nacht durch biß ungefähr zu neun oder zehen oder eylff Uhr gegen Mittag. Und ist solcher Nebel sehr ungesund, als welcher gern die Husten und Catharren erzeugt. Wiewol der Herr Doctor Franciscus de Coppinis in der Lateinischen Schrifft, welche wir unten hernach mit einzuführen willens, dafür hält, daß solcher häuffiger und Der doch starcker Nebel denen Laybachern an ihrer fern ff'9 Gesundheit wenig Schadens thue von wegen deß vielen Feuers und aufsteigenden Rauchs, wodurch die Lufft purisicirt werde. Welches meines Bedunckens also aufzunehmen, daß die Lufft dutch solchen dicken Nebel nicht bald vergisst et noch zu gisstigen Kranckheiten und ansteckenden Seuchen disponili werden könne, weil sie der hüufsige Rauch hingegen corrigire. Aber, was Husten und Catharren betrifft, vermute ich, daß selbiger vortreffliche Mediens für dieselbe so eben nicht bürgen wollen. An theils Unter-Craiuerischen Orten fällt der Nebel gleichfalls gar starck auch wol osft im Sommer. Reifs Wie nun der Reiff ein Sohn deß lam- Nebels und der Kälte ist, also kommt auch in Crain der Reifs gar starck im fierbft, zumal in Ober-Cram, weil Oberrain die andren Theile mit der Kälte weit übertrifft; gestaltsam früh-morgens, wann der Reiff zeitlich fällt, Alles davon überweisset steht wie eine weißgetünchte Wand. Und weil er vielmals drey Tage aneinander ligen bleibst so thut solches den Heidelkorn (Haden nennet mans in Crain), wann es alsdann noch im Felde steht, unbeschreiblich-groffen Schaden. Mas-^ursacht seit auch gleich daraus das Getreyde auf-Dh-urung ichiägt und theuer wird, weßwegen der Inwohner diesen bleichen Gast mit Kopff-schütteln und sorgfältigem Blick bewill-kommet und anders nicht als einen weissen Trauer Schleyer deß Ackers anschauet. Denn so der Reiff den Heidel (oder Haden) annoch in der Blühe trifft, erstickt er in demselben alle Krafft zu wachsen so gar, daß nicht ein einiges Körnlein daraus . mehr zu hoffen, sondern Alles verlohren ist. Darüber alsdann der Bauer gewaltig den Kopfs kratzet, und mancher Orten deßwegen kein Brod zu essen hat. Solches geschieht gar osft und stifftet im Lande grosse Noth, wie im Jahr 1685 geschähe. Jedoch befällt gleich tuo der Reiff das gantze Land nicht auf einmal. Wann es aber doch je zu weilen sich begiebt, daß er das gantze Land und zwar zeitlich bedeckt, so ist das Elend deß Noth-leidenden Landmanns nicht auszusprechen und sein Schade schier unerträglich. Es beleidigt aber, wie gesagt, der Reiff selten alle Striche deß Landes zugleich. Denn gemeinlich bleibt oben auf den Bergen Alles unversehrt und in gutem Stande, wann er unten in den Thälern und Gründen was Übels stifftet ; gleichwie er hingegen zu Zeiten droben im Gebirge Alles ruinirt, der Gründe und Thäler aber verschont, nemlich wann der Nebel in den Thälern ligt, dann so richtet der Reiff kein Unglück an; gleichwie eben sowol der Nebel für dem Reiff deß Gebirges Schild ist. Denn welcher Orten der Nebel ligt, da hält er sein Quartier für dem Reiff schad-los. Im Jahr 1686 und zwar zu unver- Beschädigt muteter Zeit, nemlich am 7. May hat Baumes so starck gereifft, daß die Thäler güntz- Mm" tm lich erfroren und davon sowol der Obst-Baum als der Weinstock großmüchtigen Schaden erlitten. Am Regelt leidet Crain keinen Durst, Regen-wei-sondern wird zum offtern damit mildig-tet in ®rain* lich getränckt, auch wol wann sichs desselben am wenigsten verstehet. Man erblickt jemaln gar kein Wölcklein und siehe ! so steigt dennoch gähling im Gebirge ein Nebel' aus sonderlich in dem hohen Schnee-Gebirge, der alsdann plötzlich in einen Platz-Regen sich verwandelt, und zwar gemeinlich in einen kalten, von dem nemlich die Lufft erkaltet. Im Winter geschieht das Widrige. Denn wanns bey Winters-Zeiten regnet, so wird die Lufft Badwarm. Solcher Unterscheid rührt daher, weil der Sommer-Regen gemeinlich mit einem kalten Winde geht, hingegen der Winter - Regelt mit einein warmen. Und also kommt osft der Regen deß Tags wol zwey, drey oder auch viermal, sonderlich in Ober-Cräin unter den Schnee-Gebirgen ; denn dort herum kann man sich memaln auf zwo oder drey Stunden versichern, daß es trucken und ungeregnet bleibe. Jedoch hat es nicht diese Meymtng, als ob alle und jedwede Tage darum von oben so benetzt würden; denn es vergehn auch wol acht ja osft gantzer vierzehen Tage, daß kein Tröpfslein fällt. So züchtigt der Himmel auch wol das gantze Land mit dieser nassen oder vielmehr dürren Ruten bißweilen so hart, .daß die Vieles Glocken Läuten verhindert den Regen. Viel Ungewitters aus den Berg-Hölen. Truckne eine ziemlich lange Zeit anhält zu grossem Nachtheil sowol deß Getreyds als deß Weins und Obsts. Die Schuld, warum es so lange nicht regnet, gebe ich eines Theils dem vielen Glocken-Geläut, welches vermutlich den Regen vertreibt. Denn sobald sich eine Wolcke hervor thut, hebt man in allen Kirch-Thürnen an zu läuten ans Furcht für dem Hagel, (oder Schaur), also werden dann die Wollten zertheilt und zertrieben. Es wird auch deß Sommers sonst nicht lange in einem Stuck regnen, sondern nur gähling geschwind und knrtz also, daß es bald wieder aufhört. Aber im Herbst pflegt der Regen gemeinlich etliche Tage fortzufahren, wodurch alsdann die Wasser hoch aufschwellen. Wann im heissesten Sommer das Land einen Regen bekommt, so fällt hingegen ans das hohe Gebirge ein Schnee denn man flehet, daß es gantz als wie mit einem weissen Tuch überzogen und bedeckt wird. Das IV. Capittel. Vom Ungewitter in Crain, als Hagel, Blitz und Donner. Inhalt. Ams den Herg-Hölen kommt diel Ungewitter. Hagel-Schaden. Grösse dess gefallenen Hagels. Wie lveit und breit der Strich gehe. Harte Donnerschläge beg solchem Hagel-Wetter. Ursach dess Glocken-läutens wann es hagelt. Mol-then-Exorcisirung. Hauren legen die Schuld, toann der Hagel Schaden thut, auf den Warrherrn. Wolcken-Schauer und Hagel-Wächter in der Achäischen Stadt Cleonis. Hauren megnen, der Hagel komme don den Heren. Dess Herrn Haupt-Authoris hochdernünlltiges Urtheil hierüber. Etliche Erempel unnatürlicher Ungetoitter. Diebcnzahls Wettermachereg. Dass die Keren Wettermacherinnen segen, war auch den Kegden und erborgen. Opitii Vorstellung einer Wettermacherinn. Remigii Dericht don der Wettermachereg. Was don dem Glocken-Geläut beg entstandenem Gewitter zu halten. Teufel ist dem ilirchen-Geläut feind. Remigii Heweistbümer dass das Häuten kein Getoitter hintertreibe oder breche. Welche aber als kraiftlos toiderlegt werden. In Märndten und Stegermarck sucht man das Gewitter mit Doppelhacken zu dertreiben. Ursach dess starcken Hagels in Train. Mie im Schnee-Gebirge das Ungewitter und Hagelwetter aufsteige. Vom Donner-Metter in Train. Welches gar offt einschlägt und diel Menschen erschlägt. Löchern. Denn es gehet erstlich als wie ein Ranch da heraus, und verdickt sich gähling zu einer schwartzen Wolcken, welche bald darauf Hagel, Blitz und Donner giebt. Im Sommer hagelt es offt, zwey-ja wol gar drepmal in einem Tage, und geschieht nicht selten dadurch grösser Schade fürnemlich, wann der Schauer oder n Crain kommt wo nicht alles doch gewißlich das meiste und schädlichste Ungewitter von dem hohen Gebirge, zumal von den Schnee - und andren Bergen, die eine grosse Höhe haben. Und daselbst entstehet es vielmals ans den vielen Holen und Schaden "°M Hagel. SU"‘ °fft ist. Wieweit und breit der Streich gehet. Graffa Schaden Hagel. Hagel nur allein mit seinen Schlossen oder Steinen, ohne eingemengte Regem Tropffen herabfährt und von einem star-cken Winde geführt wird; denn so erschlägt er nicht allein die Feld-, sondern auch Baum-Früchte samt dem Weinwachs also gar, daß bißweilen kaum im andren oder tool gar tut dritten Jahr hernach die Reben erst wiederum auswachsen und Trauben bringen. Die Fütterung geht gleichfalls drauf. Wann aber der Hagel mit einem yrossen Regen untermengt kommt und keinen starcken Wind zum Führer hat, so geschieht kein sonderlicher Schade. Offtmals fallen die Hagel-Steine (oder Schlossen) so dick als eine Faust, sonst aber gemeinlich so groß, wie eine Haselnuß oder Botte. Bißweilen geht der Streich aus eine viertheil Meile oder auch nur auf eine halbviertheil Meile, auch nur auf einen Büchsen-Schuß breit; wiewol er zu Zeiten auch eine halbe Meile breit, und ein andres Mal tool gar eine gantze Meilwegs in die Breite geht. In die Länge aber führt der Strich bißweilen auf dreh, vier, fünsf auch tool sechs oder sieben Meilwegs und noch weiter, wiewol bißweilen auch nur eine viertheil Meile. Offt macht er seltsame Sprünge, und trifft sehr unterschiedlich, nemlich auf diesem Ort mit Schaden, auf jenen ohne Schaden. Ich will sagen, er beschädigt den Anfang seines Strichs, fleugt herttach unschädlich fort, und weiter hin thut er von Neuem Schaden. Offt schlügt er zween, dreh, vier oder fünsf beysaurnten ligende Aecker gantz in Grund, aber einen in der Mitte oder daneben ligenden Acker versehrt er im geringsten nichts, also daß man sich zum höchsten muß darüber verwundern. Jemaln wiederholt er den Strich im folgenden Jahr an eben dem Ort, den er vorm Jahr auch getroffen , schlägt wol zwey oder dreh Jahre nacheinander zu auf einem Ort, gleichwie er auch wol offt zwey, dreh, vier Mal in einem Jahr einerley Platz trifft. Wann also der Schauer das Winter-Korn, nemlich Weitzen, Rocken und dergleichen zn Bodem schlügt, und hernach wiederum das Sommer-Getreide zu Grunde steinigt, als den Heidel (oder Haden) den Hirs, die Bonen, Erbiffen, Linsen it. a. m., so kommt der arme Hausmann in grosse Noth und elenden Zustand. Wann es starck hagelt und schlosset, wird Alles weiß davon und die Erde gantz damit bedeckt. Jemaln fällt der Schauer (oder Hagel) drey oder vier Finger dick, und bleibt bitz auf den andren Tag ligen. Unterweilen hagelt es so streng, ungestümlich und mit einem so starckem Winde, daß auch wol die stärckstem Bäume von einem so ge-waltia^stossendem und grausam-anfallendem Winde gantz gebogen gleichsam ligen bleiben. Manchesmal wird auch das Vieh von dem Hagel erschlagen, wann ein solcher Sturm dabey geht: denn derselbe versieht alsdann gleichsam die Stelle eines Büchsen-Meisters, spielet aus den geladenen Wolcken als wie aus einem Hagel-Stucke, mit den Schloss-Steinen wie mit lauter kleinen Kugeln unters Getreyde und unters Vieh, und schiesst beydes nieder. Gleichwie auch die Geschütz-Kugeln mit starckem Donnern und Krachen abgeschossen werden, also geschicht ebenfalls bey und unter diesem Hagel-Geschöß ein Donner-Schlag über den andren so starck und grausamlich, daß sich die Erde drüber erschüttert und Einem recht dafür grauset, der es hört. Daneben leuchten die Blitzen so starck und häuffig aus einander, als ob Alles in vollem Feuer stünde, darum ein Fremder, der solches Ungewitters bißhero noch unkundig gewest, ihm nicht anderst einbildet, als der Jüngste Tag sey vorhanden. Crain wäre wol ein rechter Kern glückseliger und fruchtreicher Länder, daferrn dieser Schauer ihm nicht seine Glückseligkeit mercklich verringerte; denn man rechnet den Schaden, welchen derselbe verursacht, so hoch, daß insgemein alle Jahre ein Fünfftheil der Frucht- und andrer Gewächse, und auch wol ein Mehrers, dem Lande dadurch abgeht und umkommt. Dennoch verursacht der Hagel gleichwol niemals eine Theurung im Lande weder am Getreyde noch Wein; weil der Streich alle Jahr gleich geht, jedoch bald aus diesen, bald auf jenen Ort. Aber wen es trifft, der empstndet es wol; sonderlich der mühselige Bauersmann, welcher dadurch in solche Armut und Noth vertiefst wird, daß er Mangel an Brot leiden, und mit den Seinigen die Hunger-Pfoten saugen muß. Er speiset sich in solchem Kummer und Jammer mit Hoffnung auf das andre Jahr. Woferrn solche arme Dorff-Leute dann im andren und dritten Jahr abermal von dem Hagel so hart und verderblich betroffen werden, daß ihnen alles Gewächs wiederum danider gekiselt wird Harte Donner- Schläge dabey. und die Schemen leer stehen, da wächst ihnen allererst die Noth recht über den Kopfs; da müssen sie die Rinden von den Bäumen mahlen und Brod daraus machen, weil sie keinen Verlag noch Borrath vom Getreyde übrig haben, ohn allein dasjenige, womit sie biß zum neuen Getreyde genau auskommen und sich behelsien mögen. Dabey dennoch den Meisten die Rechnung fehlt, indem sie noch zuvor solchen Rest deß Getreydes aufzehren, ehe dann ihnen ein neues wächst. Denn sie werden mit grossen Steuren, Contributionen und andren Anlagen belegt. Daher ein solcher Bauer glückselig ist, der durchs gantze Jahr nur deß lieben Brods gnug oder die Nothdnrfft hat. Sie befördern aber gleich* wol solchen Brod - Mangel nicht selten selbst, indem sie, wann das neue Getreyde kommt, ihnen wol- und gar zu wol dabey seyn lassen, der erlittenen Noth bald vergessen und mit ihren eylsfenbeinernen Mühlen alsdann desto geschäftiger seynd, je weniger dieselbe bißhero zu mahlen gehabt. Die Sparsamkeit lassen sie nicht mit auf den Tisch kommen, darum müssen sie nachmals, wann Alles auf ein Mal aufgegangen, die liebe Gedult für eine Tisch- und Haus-Genossin erkennen. Warum man, Das gemeine Volck vermeynt, solcher qm befallen ®chauet werde nur von den Hexen zu Kirchen ° wegen gebracht, deswegen hebt man an mit allen Glocken zu läuten, so bald man vermerckt, daß ein Ungewitter abhanden. Denn, wann sich nur eine schwartze Wolcke blicken lässt, so stürmt man an mit allen Glocken. Zu diesem Ende müssen bey Tage und Nacht die Meßner und Glöckner, oder bißweilen derselben Weiber, Kinder oder Dienst-Boten im Thurm bey den Glocken gleichsam Schildwacht halten und Achtung geben, daß sie, sobald es anfängt zu blitzen und zu donnern, oder der Himmel sich schwartz bewölcket, alsofort schon alle Glocken ziehen mögen. Wann es aber starck blitzet und der Donner in den Wolcken gewaltig kracht, grollet und rasselt; alsdann müssen die Geistlichen, es sey Tag oder Nacht, heraus, und sich ungesäumt vor die Kirchen am Freyt-Hofe stellen, um allda die Wolcken zu exorcisiren. Sollten sie solches unterlassen, so würden sie gewißlich in ihren Pfarrhöfen für den Bauren nicht sicher seyn. Wie es denn nicht selten geschicht, daß sie darüber in Gefahr Leibs und Lebens kommen. Massen es auch läutet. Dabey man die Wolcken exorcisirt. noch nicht lange, daß sich dergleichen würck-lich zugetragen. Denn als im Jahr 1685 der kieselnde Schauer (oder Hagel) in einer Pfarr starck eingeschlagen, haben die einfältige Bauren dem Pfarrherrn die Schuld geben, derwegen er bey der Nacht entlausten müssen, weil sie ihm sonst von der Reverende den Staub ziemlich hart ausgekehrt hetten. Es hat zwar die weltliche Obrigkeit selbige Bauren alsofort eingezogen, aber ob man sie gleich darüber hart abstrasit, kann man ihnen dennoch ihren falschen Wahn darum nicht aus dem Sinn reisten. Hieran seynd aber theils Geistliche selbst schuldig und wol würdig, daß ihnen ihre eigene Erfindung zur Straffe gedeye. Denn damit sie sich bey den Bauren desto besser einschmeicheln mögen, rühmen sie zu Zeiten, es sey durch ihre unverdrossene und eilfertige Zuvorkommung mit der Beschwerung dem obhandenem Hagel-Schaden zeitig vorgebeugt worden. „Gewißlich (sprechen sie), daserrn ich nur ein wenig verzogen oder gesäumt, auch so starck und kräfsiig nicht exorcisirt stette, so würde der Schauer in meiner Pfarr Alles erschlagen haben; Habs also eben mit harter Mühe noch abgewandt". Solche Schmeichelet) nimt der Bauer für Ernst lind Warheit auf. Thut aber hernach eins der Hagel in seiner Pfarr Schaden, jo machen die einfältige Bauren daraus diesen Schluß und sagen: „Ey! Hats der Geistliche jenesmal können abwenden, warum dißmal auch nicht? warum hat hat er es jetzt auch nicht gethan?" Woraus sie ihm dann die in seinem geistlichen Ehr-Rock vermutete Faulheit und Saumseligkeit auszuklopffen gedencken, und er also, wann solche grobe Gedancken nicht in grobe Thätlichkeit würcklich hinaus schlagen sollen, das sicherste Mittel, solchem ihm über dem Kopfs und über der Haut schwebendem Ungewitter zu entgehn, in hurtigen Schenckeln suchen muß; sintemal sonst ihr grober Unverstand und unverständiger Zorn an seiner eingebild-ten Nach- und Fahrlässigkeit sich rächen und ihn endelicher machen will, daß er künsitig mit dem Exorcismo nicht mehr so lang verweile, oder keinen so kalten noch unkräfftigen Wetter - Segen und Beschwerung gebrauchen möge. Solchem nach wären diese Bauren, wann sie vor Senecae Zeiten gelebt hetten, werth gewesen, in der Stadt Cleonis zu Bauren ge» ben ihrem Pfarrherrn die Schuld, wann der Hagel Scha» den thut. Wolcken-, Schauerund Hagel-Wächter i" faL*£ae* wohnen und daselbst Burger zu sein, cieonis.“1 weil in diesem Stuck ihre Weise selbiger Stadt Manier eines Theils ähnlich ist. Denn Seneca schreibt, Cleonis fuisse publicè praepositos xakatoqvXams, speculatores futurae grandinis. „Daß zn Cleonis (Cleonae aber war eine Stadt iit Ächaia) öffentliche Wächter bestellt gewesen, welche auf den Hagel haben Achtung geben müssen, und darnach sehen, ob ein Schauer kommen würde. Wann solche Hagel-Wächter ein Zeichen gaben, daß der Hagel schon vorhanden wäre, so opfserten sie nach Jedwedes Vermögen entweder ein Lamm oder ein jung Hitit oder ihr aus dem geritzten Finger tröpff-lendes Blut, um den Hagel dadurch abzuhalten, daß er ihnen ihre Aecker nicht mögte verderben. Woserrn aber dennoch der Hagel Schaden that, stellten sie diejenige, denen die Wacht und Aufsicht über den Hagel besohlen war, vor Gericht, und strafften sie ab, darum, daß durch | ihre Verabsüumung ihre Weinberge und Aecker vom Hagel beschädigt wären, und mussten also diese armselige Hagel-Hüter alle Schuld tragen a). Wiewol Clemens Alexandrinus gedenckt, daß solche verord-nete Wolcken-Schauer selbst mit ihren Beschwerungen mtd Opffern den Zorn der Götter zu stillen verpflichtet gewest, und nachmals, wann der Haupt-Streich dennoch dem Acker ein Unglück zugefügt, dessen entgelten müssen b), nemlich, als ob sie es nur durch ihre nachlässige Saumseligkeit übersehen, oder den Schauer nicht kräfftig gnng beschworen hetten. Aber _ diese Crainerische Dorfs-Leute allezeit"'' dringen sürnemlich darum so sehr in ihren Hexen zu. Geistlichen und erfordren deßwegen von ihm, daß er sich so zeitig mit dem Exorcismo und Wetter-Segen solle fertig halten, weil sie gantz sestiglich glauben, > der Schauer oder Hagel komme einig allein <»,. her vom Teufel und von den Hexen. Haupt-Iu? Nun bekennen zwar die Unholdinnen ‘horis hoch- auf der Folter, daß sie an diesem oder jenem Tage einen Hagel gemacht; aber hievon. Zch * für mein Theil kanns nicht glau- „ ben, sondern halte dafür, daß der Satan, wann er sihet, daß der Schauer oder Hagel natürlicher Weise kommen soll, hingehe zu seinen Dienerinnen, den Hexen oder Unholdinnen, und ihnen befehle diß oder jenes zu thun, sie versicherend, darti) Seneca lib. 4. Natural. Quaestion. c. 7. I) Vid. Clemens Alexandrin. 1. 6. Strom. Valv. III. Buch. aus werde so dann ein Hagel kommen. Also verrichtet die Hexe, was er ihr anbefohlen, der abergläubischen Einbildung, daß auf ihren Spruch oder Fluch und zaubrische Gauckeley der Hagel darauf erfolge. Welches der Teufel nur deßwegen ihr also einbildet, nemlich als ob die Zeremonien und Zauber-Worte, so sie von ihm erlernet, so kräfftig würckten, daß er sie nur dazu bringen könne, ihren Willen drein zu geben, und dadurch Gott den Herrn desto mehr zu erzürnen und beleidigen. Unterdessen bin ich nicht dawider, daß Gott der Allmächtige bißweilen tool mögte II zulassen, daß durch den Teufel und seine Schuppen, durch Truden oder Trüdnern uns zu einer Straffe unnatürlicher Weise ein Hagel- und Donner-Wetter erweckt werde; denn solches machen mancherlei) gewisse Begebenheiten unstrittig. ******** (Derselben wollen wir gleich etliche miteinschalten. Pater Balbinus ans der EtlicheExem-Societet Jesu erzehlt in seinen Collec- unnatür-taneis Historicis aus einhälligem Bericht rottter.Un9C' [j der Anwohner deß Böhmischen Berges Podliorbcrg oder Podhorstein, daß in selbigem Gebirge sich ein Geist aushalte, welchen die Leute, wann er zornig ist, gar sehr scheuen, weil derselbe alsdann das Unterste Oben kehrt und Schlag-Regen, Hagel, Blitz und Donnerschläge bei) sonst hellem klaren Wetter gähling erweckt c). So stimmet auch Scliickfusius in fei» || ner Schlesischen Chronic dem Weltkim» " digen Gerichts-Schall beh, daß im Schlesisch- und Böhmischen Riesen-Gebirge das Gespenst, welches man insgemein den Ri ebenzahl heisst, und bald in dieser, Riàzahls bald jener Gestalt erscheint, wenn man Bt‘ter' seiner lacht oder spottet, oder ja es zu m e e ' sehn begehrt, sich in einer angenommenen Gestalt presentire, oder auch alsdann beh Hellem Himmel und stillem Wetter erschreckliches Donnern und Blitzen, Hagel, II Regen, Schnee und Frost errege d). Wird also durch sothanen Bericht selbiger Chronic desto mehr beglaubt, was I der sonst im Glauben und Religion unrichtige Schlesische Edelmann Caspar c) P. Balbinus lib. 3. Collectaneor. Histor. Regni Bobern, e. 15. fol. 184. d) Schicksuß im niertten Buch ter Schlesischen Chronic, Cap. 3. Bl. 12. Schwenckfeld gedenckt, nemlich, daß vor Jahren etliche abergläubische Bergleute aus der Ober-Abendburg amFlintzberge imRiesen-Grunde aufgezogen, gewisser Hoffnung und Vertröstung, daselbst grosse Schätze zu erheben ; wie sie aber an den Ort gekommen, ihre Cirkel gemacht, und gleich eben am Wercke gewesen, habe sich der ungesegnete Schatz-Hüter Riebenzahl erzeigt, aber mit einem so erschrecklichem, etliche Tage währendem Ungewitter, nebst darauf erfolgtem Schnee und strenger Kälte, daß sie dadurch zerstreut und schwerlich mit dem Leben davon gekommen, doch gleichwol etlichen die Füße davon gar übel erfrört, und das sey ihre Ausbeute worden«). Daß die He. Daß aber der Satan auch durch die macherimim a^c Zauber-Vetteln, und diese durch ihn seyen^habe» solches verrichten, daran ist eben so wenig auch die Hèì>- zu zweifeln und den Haiden schon bekandt en gemimt, geniest. Tibullus, der Lateinische Poet, rühmt an einer Hexen unter andren Künsten diese, daß sie könne beydes, schön Wetter und Ungewitter machen, in diesem seinem zwey-schichtigem Verse: Cum libet, haec tristi depellit nubila coelo : Cum libet, aestivo provocat Orbe nives b). Gleiches bezeugen diese Verse Lucani : Torpuit & praeceps audito carmine mundus, Axibus & rapidis impulsos Jupiter urgens Miratur non ire polos; tunc omnia complent Imbribus, & calido producunt nubila Phoebo. Et tonat ignaro coelum Jove &c. — Es bilden sich auch die Unholdinnen damit was ein, daß sie Ungewitter Erwecken können, gleich als ob ihr Meister Tausend-Künstler sie dadurch zu grossen Künstlerinnen und Wunderthäterinnen gemacht, und ihnen alle Elementen, ja die gantze Natur unterworffen hette. Deßwegen macht sich beym Seneca jene saubre Amme, die eine Gesellschasiterinn dieser schönen Zunfft war, so groß, und spricht: Mare, terra, coelum, servit mihi. Nox media solem vidit, & noctem dies, Nihilque leges ad meos cantus tenet c). a) Caspar Schwenckfeld vom Hirschbergischem Warmen Bade, im 4lem Tbeil. b) Tibullus Eleg. 2. c) Seneca Tragicus Hercul. Oet. v. 405. Wie gloriirt jene vortreffliche Hexe, die Neapolitanerinn Canidia, mit ihrer Kunst beym Horatio ! Deripere Lunam vocibus possum meis, Possum crematos excitare mortuos, Desiderlq. temperare poculum d). Eine schöne Vorstellung solcher unschönen und verfluchten Handlung hat der glückseligste und zierlichste unter den Deutschen Poeten, der Opitz, in seiner Schäserey von der Nymphen Hercynie entworsien, da er erstlich eine solche Hecaten-Schwester mit ihren Hexen-Ceremonien und ruhmrediger Großsprecherey einsühret, hernach ihre Geberden und Zauber-Solenniteten beschreibt, und endlich, wie sie die gantze Handlung mit einem durch ihre Beschwerung erkünsteltem Ungewitter beschlossen, sehr artlich erzehlt. Weil, ob es gleich allda nur so abgebildet wird, dennoch darinn die gewöhnliche Ceremonien der zaub-rischen Beschwerungen trefflich nett vorgetragen werden, soll allhie seine selbsteigene Zier-Feder davon reden. „Als wir (schreibt er) zwischen der Tren- Opizii Vor-nung zweyer Hügel, dahin wir uns durch l^ung emec Hecken und Gestände mehr einen Weg macherinn, gemacht als gefunden hatten, gerichts eingingen, erblickten wir hinter den Bircken-Bäumen und Eychen eine grüne Wiese, auf welcher von einem andren Ort her ein altes Weib mit grauem Haupt, zitt-rendem Gange, krummen Rücken und einem Korbe daraus fast gekrochen kam. Wir winckten einander und legten uns unvermerckt in die Sträuche nieder, zu erfahren, was die redliche Mutter gutes machen würde. Sie war fast in die Mitte an einem Scheidweg zweyer engen Stege kommen, da ließ sie ihre geflickte Schauben fallen, strich die hagere Armen aus, und sing mit klingender Stimme also an zu ruffen rc.:" -----------Es muß ja sonsten mir Gehorchen, was die Welt in See, in Lufft und hier In ihrer Schoß verbirgt. Die Sterne müssen schwitzen, Der Mond muß stille stehn und seinen Wagen stützen, Der Nordwind legt den Sturm zu meinen Füssen hin; Der Sommer schneyet mir. Es machen, wo ich bin, Die Tobten sich herzu. Auf mein Geheisse gehen Tie starcken Eychen fort, die Flüsse bleiben stehen; Die Klippen senden sich, die Saate reiffet nicht ; * Die Thäler steigen auf, der Schlangen Leib zerbricht rc." Nachdem Er solches auf Manier und Art der alten Lateinischen Poeten weiter vorgestellt, fährt er folgends in ungebundener Rede also fort. „Der Glantz deß Himmels, die Sonne, welche, wie wir aus unsrem Schatten abnehmen kunnten, den Tag biß über die Helffte gebracht hatte, schien vor Schrecken zu erbleichen, kein Geflügel hörte man singen: Es erregte sich nichts als das Zittern der Bäume, und wir selbsten zweifelten, welches sicherer wäre, zu lausten oder zu bleiben? Sie zoch den linden Schuch aus, nahm ein Tuch über den Kopfs, kehrte sich zweymal gegen Morgen und zweymal gegen Nidergang, grub mit einer Sicheln ein Loch in die Erden, und machte darauf einen Zirckel um sich her, murmelte auch eine gute Weile Eines und Andres, das wir nicht verstehn kunnten. Hiernach brachte sie aus ihrem Korbe allerhand Kräuter, welche sie vermutlich bey vollem Mondschein und vor Aufgang der Sonnen, auch sonst zu gewissen Jahr-Zeiten mit der linden Hand eingelesen hatte, mengte etliche Steinlein wie auch Gebeine von den Tobten dazu, und rührte mit einer Ruten Alles durcheinander. Also legte sie es aus Wacholder -Holtz und Eisenkraut, dabey ungebrauchter Schwefel und Weihrauch war, zündete es auf, und wie die Lohe in die Höhe schlug, redete sie (gewisse) Worte rc." (die wir allhie auslassen, weil sie nicht aufs Gewitter, sondern auf zaubrische Liebs-Entzündung gehen.) „Nachdem nun Alles nieder gebrennet war, griff sie auf die Erden, warfs die Asche dreymal übern Kopfs, sähe nicht hinter sich und Hub wie erstlich mit verbrochenen Worten an zu murmeln. Sie hatte erschreckliche Beschwerungen in dem Maul herumzuwerffen, nicht recht angefangen, als sich ein mächtiges Wetter, Schloß, Hagel und Krachen erregte: Das Licht ward schwache Nacht, der Himmel lieff zusammen In dickes Finsterniß, die Wolcken gaben Flammen, Und eilten hefftig fort, man sähe keinen Tag, Als wann der grimme Blitz, durch einen Donnerschlag, Vorher gesendet kam. Ter Winde starckes Brausen Bewegte Wald und Berg mit seinem wilden Sausen: Die Lufft ward lauter See. Der Höllen gantzes Reich Erregte seine Krafft. Die Bäume wurden bleich: und was mich der Schrecken noch jetzo nicht erzehlen lässt rc." a) Was aber dieser auf Poetische Art nicht als eine recht würckliche Begebenheit, sondern als eine Vorstellung der Weise, so die Hexen im Gebrauch haben, anführt, das geschieht dennoch vielmals in rechtem Ernst also. Massen solches Sprengerus und Binsfeld, wie auch viel ansehnliche Rechts-Gelehrte, als Dam-hauderus, Remigius, Gotofredus, Bar-tolus, Baldus, Salycetus und Andre bekräftigen, auch in dem Corpore Juris gleichfalls ausdrücklich bestetiget wird, b) Insonderheit erzehlt jetzt - mit - ermeld-ter Remigius, weiland Hertzoglich-Lo-thringischer Geheimer Raht, es hetten mehr als zweyhundert Personen, welche bey seiner Session Zauberet) wegen zum Feuer verurtheilt, gantz sreywillig ausgesagt, daß sie mit Andren ihres Gelichters zu bestimmten und gewissen Tagen an dem Ufer eines Sees oder Bächleins und zwar meistens eines solchen, da keine Leute viel wandelten, häuffig zusammen zu kommen pflegen, allda ihnen der Teufel eine Rute (oder Stecken) gereicht, womit sie das Wasser so lange geschlagen oder gehauen, biß sie einen Haussen Dunsts und Schmauchs ausgetrieben, womit sie selbst hernach in die Höhe empor gefahren, dasjenige aber, was sie mit der Ruten aufgerührt, habe sich zu einer dicken finstren Wolcken zusamm gesetzt und sey nachdem sie samt den Teufeln sich drein gewickelt von ihnen getrieben worden, wohin ihnens gefallen oder beliebt, endlich aber mit vielem Hagel znrErden hinunter gestürtzt und verschlagen. Zwo Truden Namens Salome und a) Opitius in der Schäferey ton der Nymphen Hercynie. b) In 1. 4. C. de Malefie. üemigii Bericht von der ’SBetter« macherey. Dominica Zabella, haben noch über das angezeigt, ehebann sie also das Wasser bewegten und schlügen, hetten sie vorher einen irdenen Hasen oder Topfs hineinznwerffen pflegen, dem zuvor der Satan etwas eingeschlossen, welches ihnen nnbekandt gewest, ob sie gleich Ungeschaut; oder sie hetten auch Steine ins Wasser geworffen, in solcher Grösse als wie sie die Hagel-Schlos-sen, welche fallen sollten, gewünschet. Decker Maygeth, eine dergleichen Hagel-und Wetter-Künstlerinn, bekannte ihm, sie [jette etliche vom Teufel ihr gereichte blaue Lichter, so lange über den See Fon-tersgrube unter sich gehalten, biß Tropffen gnng hineingefallen, hernach ein gewisses zubereitetes Pulver auch in den See geschüttet und ansgestrenet, endlich aber das Wasser mit schwartzen Ruten, so ihr und ihren Rottgesellinnen vom Satan geschenckt worden, sehr offt und vielmals geschlagen, auch gewisse und sonderbare Fluch-Worte und Verwünschungen dabei) wiederholt, worauf die Lufft alsobald sich vertuuckelt, auch zuletzt einen starckeu Regen und Hagel über solche Gegend, die von ihnen dazu bestimmt und genannt worden, wann ihnen anders sonst nicht etwas widerstanden, ausgeschüttet. Jana Oberta, eine dieser schlimmen Kunst- Verwandtinnen und andre ihre Mit-Berhafftete berichteten, es hette ihnen keines wegs geträumt, sondern ihre leibliche und wachende Angen gesehn, daß eine gewaltig-grosse Menge ihres Gesipps durch die oberzehlter Weise erregte Wolcken wunder-schnell, ja schneller als Pfeil und Wind hin und wieder _ gefahren nicht anders, als wie etwan die glühende Fnn-cken durch einen dicken Ranch fliegen, unterdessen hetten sie gehört, wie erschreck-nnd unmenschlich Alles um sie her gekracht und gedonnert. Wiederum sagte eine andre Zauber-Bettel, nemlich die Alexia Grand Janna, als sie gleichfalls also in den Wolcken herumgeführt worden, und im Vorüberfahren ungefähr an den Ort gekommen, da sie eines Manns ans ihrem Flecken, nemlich deß Johannis Vehon ansichtig worden, welcher damals ans der Weide der Pferde hütete, wäre unversehens ein schwacher und sehr grösser Mann zu ihr getreten und hette als gleichsam gar dienst-erbötig und auf wärtig gefragt, ob Eine unter ihnen wäre, welche selbigem Bauren übel wollte? so hette er schon Mittel bey der Hand, sie an demselben zu rächen, wie sie nun geantwortet, Ja sie wäre ihm gantz feind, weil er vormals ihren einigen Sohn darum, daß er ans seinen Wiesen die Pferde grasen lassen, schier zu Tode geschlagen, hett er versetzt : el)! so willige du nur drein, alsdann will ich jetzt machen, daß er solches nicht länger umsonst und ungerochen g et Han haben soll; gleich damit und schier ehe dann er solches ausgesprochen, sey er so gewaltig und so Hoch aufgefahren, daß auch das schärsfste Auge so hoch nicht sehen könnte und habe einen Donner-Strahl mit einer mächtigen Feuer-Flammen ans der Höhe herunter ans die weidende Pferde geworffen, auch zwei) davon zu Bodem geschlagen, also, daß der zn-schanende und kaum dreyssig Schritte davon stehende Bauer vor grossen Schrecken zu zittern begonnen, wie er selber nachmals bezeugt hat. a) Und solcher Exempel werden Einem noch mehr, sowol bei) diesem als andren Scri-benten in der Menge begegnen. Daraus dann abzunehmen, daß ja freylich durch sothanes Hexen - Geschmeiß manchesmal L-tnrm, Hagel, Blitz, Donner und Platz-j Regen erregt werden könne, jedoch zugleich auch dieses, daß, weil die Unholden solches nicht ans eigener Krafft, sondern deß bösen Geistes thun und sie weiter nichts als solches nur wünschen oder begehren, und bewilligen dörffen, man leicht schlies-sen könne, er mache ihnen zu Gefallen nicht so osft ein Ungewitter als osft er ihnen solches einbildet, sondern weil er flehet, daß die natürliche Ursachen um selbige Zeit ohne dem ein Ungewitter erzeugen werden, so mache er ihnen weiß, daß sie es durch seine Hülffe und Krafft zuwege bringen sollen, wann sie nur drein willigen werden, damit nemlich, wann gleich Gott nicht allemal ihm ein Ungewitter herbei) zu ziehen erlaubt, sondern der Natur selbsten solches durch ihre ausgestiegene Schwefel - Dünste zu verrichten auferlegt, er dennoch einen Weg wie den andren durch ihren blossen so boshafsten Wunsch, Willen und Bewilligung ihnen eine neue Todes-Schnld auflabe und mit einer neuen Ursach der Verdamniß sie desto fester an sich verstricke. Denn daß das Regiment oder die Disposition über Hagel und a) Nicol. Remigius lib. 1. Daemonolatrieae c. 25. p. m. 147. seq. Ungewitter, der Willkühr deß bösen Fein- | des überlassen, und aller, oder auch nur der kieselnde, das ist grosse und Kornschädliche Hagel ein Gemacht und Geschafft deß Satans und seiner Kreaturen der Hexen seyn sollte, wie zwar unsre einfältige Bauren wollen, verbeut uns sowol die wahre Vernunfft, als wie auch die Göttliche Schrifft selbst zu glauben, gleichwie hingegen auch die H. Schrifft selbst durch das Exempel im Buch Hiob bezeugt, daß Gott dem Teufel und seinen Schuppen jemaln tool zugebe, durch ein angerichtetes Gewitter'Unglück zu stifften. Allein solches geschicht doch, gegen dem natürlichen Hagel-Wetter zu rechnen, nur selten. Denn wan Gott nach dem Rach-Eyfer seiner hohen Gerechtigkeit dem Satan so offt ein Ungewitter Verheugen wollte, als offt wir es derdienen, so müssten uns täglich die Donnerkeyle um die Ohren fliegen, und der Himmel alle Augenblicke schier seine Blitz-Stralen herabwerssen.s Der Geistlichen ihr exorcisiren und beten, ans dem Freythose (Kirchhofe oder Gottes-Acker) lasse Feh* in seinen Würden. Denn beten ist allezeit und überall gut, allein es könnte doch auch sowol daheim im Hause oder in der Kirchen geschehen. Wie-tool man deswegen nicht zu leugnen begehrt, daß das allgemeine Kirchen-Gebet bey öffentlichem Gottesdienste einen noch grössern Nachdruck habe. Was v o» Das Läuten aber mit den Glocken halte ìch für natür- und nützlich. Denn es giebt bey entstan- einen starà Klang, dringt gewaltig-weit den-m Ge- und hoch durch die Lusft, bewegt also auch, deß Herrn und zertheilt die Wollten und treibt sie àpt-à- voneinander. Welches unter andren dar-ty^ur- aus abzunehmen, daß, wann die Glocken baiten.u in hohen Thürnen hangen, man bißweilen biß aus drey Meilwegs einen gelinden Klang davon vernimi, t) (Es dörsften zwar die guten Bauersleute in Crain, wann sie studirt hetten, deß Gezeugnisses vorermeldten Remigii sich bedienen und es widersprechen, daß das Geläut zur Wolcken-Zertrennung grosse Würckung thue, hingegen dasselbe einig f) Solches habe ich, E. Fr. aus eigener Erfahrung: der ich der Reichsstadt Lübeck Glockeu-Geläut, einsmals auf der Reise, gantz nahe beh Ratzeburg, und also drey Meilen neit gehört. Denn die Thürne seynd gar hoch, und keine Berge sondern nur Wälder dazwischen, darüber aber der Klang unverhindert Hinfahrt, weii er von einem viel höhern Ort herunter thönet. allein dienlich erachten, den Teufel und die Hexen zu erschrecken, daß sie mit ihrem Ungewitter sich retiriren müssen. Denn Remigius schreibt, der Teufel sey den Glocken feind, weil die Leute dadurch zum Gebet und Andacht aufgemuntert werden, weß-I wegen er, wann dieselbe gezogen werden, sich sehr erzürne, und gegen den Hexen mit Unwillen verlauten lasse, es werde ihm sein angefangenes Geschäffte durch solcher tollen Hunde Gebell verwehrt. Solches be- Teufel ist glaubt dieser Author mit der gerichtlichen lèiàut Aussage eines mit Zauberei) willen gefäng- feind, lich gesetzten, und zum Scheiter-Haufsen durch Urtheil und Recht verwiesenen Weibes, mit Namen Cathrin Pigeon; ungleichen mit einstimmiger Bekenntniß vieler andrer gefänglich eingekommener Hexen, welche allesämtlich gesprochen, es wäre ihnen aus osftmaliger Erfahrung ungezweiselt bekandt, daß der Teufel das Geläut in rechtem Ernst hassete und ihms im Hertzen wehe thäte. Mehrgedachter Remigius nimt dieses auch für eine gnngsame Anzeigung so-thaner Gewißheit an, daß man nicht selten hört, wie daß ein Glocken-lüuter vom Wetter erschlagen worden, und keine einige ; andre Leute alsdann durch selbiges heff-tiger geführt worden. Und setzt weiter hinzu etliche andre Zauber-Weiber, namentlich Hennel die Bieh-Hirtinn und Johanna Oberts, nebst noch einigen andren hetten gesagt, das Glocken-Läuten wäre umsonst und vergeblich, woserrn es nicht bep Zeit geschähe, nemlich ehe dann die Wolcke an den, ums Dorff herum ligenden Grund und Bodem gelangte. Welches er aber mit diesen gar christlichen Worten widerspricht: „Man muß zwar der Strass-Hand Gottes znvorkom-men, und ist derhalben die Hurtigkeit hiermit billig zu loben, doch ist gleichwol das Gebet darum nicht unzeitig (noch unnützlich) welches Mittel unter schon wütendem Ungewitter, indem die Ziegeln von den Dächern allbereit zerbrochen werden und herumsliegen, zu Gott gethan wird. Denn es ist ihm eben so leicht das gegenwärtig Übel abzuwenden, als das obhandene und bevorschwebende rc. Derhalben ist dieses nur ein falsches Geticht der Unholden, von den Lehrmeistern derselben, (nemlich von den bösen Geistern) zu dem Ende erdacht, daß sie den Leuten damit alle Hoffnung und Vertröstung göttlicher Hülsfe unter dem all- bereit eingebrochenem Elende abschneiden mögen. Die Feuxen Engel that hinzu es fruchtete der Glocken-Streich oder Gethön, eben sowol nichts, wann eine unter sothanen Glocken, indem man dieselbe weihete, eine Priester- oder Pfarren - Concubin (oder Pfaffen-Hur) genannt würde, welches ich aber für lächerlich und ungereimt achte. Und obschon einige jüngere Scribenten leugnen, daß die Teufel in der Lusft, soviel Gewalts haben, daß sie einen Hagel und dergleichen grausame Dinge erregen könnten, kommen sie doch hierinn überein, daß den bösen Geistern bißweilen viel ungewöhnliches _ von Gott werde verhengt, darunter dieselbe ihre Händel und Tücke spielen, auch viel Dinges verrichten, welches unseren Sinn und Verstand übertreffe rc. Wann die Trompet den Anzug deß Feindes verkündigt, muß man solches nicht gleich verwerffen, noch also aufnehmen, als ob an solchem Klange und martialischem Gethön auch die träge und unmuntere Schlüf-ser wider den feindlichen Anfall, einen Schutz fünden; denn man berufst vielmehr nur die Kriegsleute damit ins Gewehr, daß sie den Schlaff aus den Augen wischen, munter, allart und wachsam seyn sollen, und was sonst einem redlichen Soldaten gebührt, frisch und hertzhaft verrichten mögen." Wir gehen diß Alles dem Remigio willig ein, denn es scheint nicht unglaublich der Satan hasse nicht nur den Gottesdienst selbst, sondern auch Alles was demselben beförderlich ist, und die Menschen dazu anreitzet oder daran erinnert; weßwegen ihm Zweifels ohn alle diejenige Zeichen, welche uns dazu ermuntern und also auch das Zusammenschlagen mit den Glocken zuwidern seynd, gleichwie der Türck nicht nur das Römisch-Key-ferliche Kriegs - Schwerdt und blitzendes Geschöß sondern auch die Keyserliche Feld-Trompet scheuet; ob ihn schon nicht diese sondern jenes schlägt. Wiewol diß Einige nicht vermutlich, daß deßwegen so viel Glöckner oder Glocken-Läuter vom Wetter erschlagen werden, weil der Teufel dem Geläute der Glocken so feind. Denn aus gleicher Ursach, müssten noch vielmehr die Priester selbsten erschlagen werden, sintemal diejenige, welche den Gottesdienst verrichten dem Reich deß Sa- i tans noch grössern Abbruch thnn, weder die welche mit der Glocken die Leute zum Gottesdienst nur beruffen. Sondern woferrn dem so wäre, daß die Glocken-Läuter vom Wetter-Schlage öffter getroffen und getöd-tet würden als andre Menschen (daran dennoch sehr zu zweifeln) dürffte es vielmehr daher entstehen, weil sie sich in der Höhe befinden, angesehn vieler Orten die Glocken nicht unten, sondern oben im Thurn, gezogen oder getreten werden, in hohe Thürne aber und Schlösser schlügt der Strahl leichter als in nidrige Gebäue. Wiewol auch etliche Glocken-Läuter und Thürner bißweilen deßwegen tool todtgeblitzet werden mögen daß sie ruchloß sehen; da ihr Amt sie doch erinnern sollte vor andren Leuten fromm und andächtig zu seyn weil sie das Haus der Andacht, nemlich die Kirche, öffter denn andre Lüntens halben besuchen, oder aus denen Gott und der Kirchen geheiligten, Thürnen geistliche Lieder blasen müssen und doch wol aus eben demselbigen Maul manchen bösen Fluch Herausblasen, wodurch das Zorn-Feuer Gottes mehr zur Rache und Straffe aufgeblasen, weder durch ihr blasen mit der Trompeten (soviel ihre Person betrifft) geleschet wird.lch) Sonst aber dörffte Gott der Herr dem Satan, wol nicht bald verhengen, einen Glöckner deß Läutens halben mit dem Wetter zu erschlagen, sondern derselbe vielmehr, in und bey seinem so guten Berufs, desto sicherer und Göttlichen Schirms desto versicherter seyn. Unterdessen lassen wir, wie gedacht dem Remigio gar gern dieses passiren, daß der Satan dem Kirchen-Geläut feind sey aus erst-berichteten Ursachen. Aber mit diesem was er endlich hin-anhenckt, können wir nicht einstimmen. Sunt &, qui, campanas pulsandi, ingruentibus tempestatibus, morem ambitiosius defendentes, addant, & vim illis inesse, dissipandiaeris, dispergen-darumque nubium ex sonitus sui immanitate, & vehementia, quasi si illud non succedat, hoc ei, ceu subsidium tt) Ich erinnere mich, daß in einer gewissen Stadt ein Wetter anfstieg, weßwegen der Thürner, welcher Bräutigam war und eben bey der Braut saß, vor Unwillen, daß er nun von der Braut aufstehen und den Thurn welcher gar hoch war, hinauf steigen musste mit Fluchen hinging. Da er nun droben war und die ersten Worte deß Buß-Lieds Erbarm dich meiner o Herr mein Gott! kaum geblasen hatte, i flog plötzlich ein Wetter-Strahl daher, schlug ihm die I Trompete von dem Maul weg, daß sie vom hohen I Thurn herunter auf die hart-daran rührende Gasse fiel, I und ihn selbsten tödtete er im Augenblick. Remigii Beweis-thum, daß das Läuten kein Unge-witter brechen noch vertreiben könne. aliquod, accedere conveniat, ac non aliae res, uti sunt tormenta bellica, lon-gè potentiùs, si expediat, id praestent, atque efficiant. Quamquam, & hoc à nonnullis ussurpari, audio ; verùm conatu utique irrito atque inutili. Qui enim satis valide concutere quaet rem, tam multa intercapedine dissitam, tam vasto atque denso corpore praeditam, quam nec inclusa tonitrua fragore, nec eluc-tantia fulmina jaculatione, nec flagrantia fulgura commotiohe suà dissolvere, ac dispergere valeant ? Et ut sit dispergendi facultas, quò queso ruinae jam foetarum grandine nubium ? Nam certe dissipatio fragmenta habet, ac xid^ara, quae necesse sit, momento in ea, in quae incumbunt, loca praecipitia ferri, ac ruere. Perinde igitur hoc esse exsti-maverim, quasi qui olim (ut refert Plinius) popysmis fulgetras, Jovem iratum definituri, adorabant: Aut illud quod est in proverbio : Vespa cicadae obstrepens, Catulus leonom allatrans a). , Er verwirfst in jetzt erzehlten Zeilen die Weise, daß man ans solcher Ursach im Ungewitter die Glocken lässt läute«, damit man dadurch Lnsst und Wolcken trennen, und also das Ungewitter vertreiben möge, weil, wann dasselbe dazu etwas Hülste, solches durch das Kriegs-Geschoß viel besser und nachdrücklicher ge-schehn könnte, da diese doch gleichwol auch vergeblich deßwegen loßgebrannt würden; sintemal ein Ding, das so weit entsessen, dazu einen so grossen und dicken Körper habe, als wie das kalte Hagel-Gewölck, dadurch viel weniger möge zerschlagen werden, ^ als durch das Gekrach deß eingeschlossenen Donners, der Donnerschläge und Donner-Stralen, welche dennoch auch durch ihre so gewaltsame Bewegung die Wolcken nicht aufzuschliessen noch zu zerstreuen vermögten. Und gestellt den Fall, daß sie die Krafft selbige auszulösen hetten ; wo würden dann doch wol die Hagelschwangere Wolcken hinkommen. Die Zerstreuung habe dennoch gleichwol auch Stücker und Trümmer, welche alsdann ja nothwendig auf solche Plätze und Oerter, denen sie über dem Haupt geschwebt, gäh-ling herabstürtzen und fallen müssten. Darum will er dieses Mittel für nicht nachdrücklicher achten, als wann vormals die Heiden ihren erzürnte« Jupiter zu be-sänsftigen und beschmeicheln, ihm den Blitz gestrichen und getetschelt, oder, als ob das Hündlein den Leuen anbelleke. Aber mit dieser Beweis-Rede Remigii Welche aber ist es nicht ausgemacht, noch gnugsam dar-gethan, daß weder Glocken noch Stücke ' die Wolcken trennen und dem Gewitter seine Gewalt brechen sollten, denn man hat beydes aus täglicher Erfahrung an vielen Orten. Daß die Kriegs-Geschütze oder starcke Musketen-Schüsse nichts dagegen würcken können, ist irrig. Man kann ein starckes Stuckschiessen bißweilen viel Tentsche Meilen bei) stillem Wetter etlicher masten emittent und spühren, warum sollte es dann nicht auch die Wolcken erreichen und endlich brechen? Die Blitzen und Donnerschläge schliessen je die Wolcken aus oder zerreissen sie vielmehr, nachdem der entzündete Schweffel-Dunst den Anfang dazu gemacht. Weil aber solches mit arossem Ungestüm und Gewalt geschicht, fahren die ausgetriebene Donner-Keile und Kiesel-Steine desto ungestümer und strenger auch herab. Ist derhalben abermal auch dieses irrig, dag der Blitz und Donner die Wolcken nicht trennen sollte. Bon dem Stncken-Donner aber und Glocken-Sumsen werden die Wetter-Wolcken nicht so schnell oder plötzlich und ungestümlich gespalten, sondern allgemählich zertheilt und verseltenet (rarefacirt) und dadurch auseinander geruckt ; daraus dann auch eine starcke Mit-Würcknng der Donner- und Hagel-Streiche aushört, weil die Wolcke, wann die blästigen Schwefel-Dünste von ihrer vorigen kalten Verdickung nicht mehr so eingezwänget werden, weder den Strahl und Donner-Keil, noch den Hagel hier-nechst auch mit so entsetzlicher Gewalt mehr von sich ausstürtzen kann. Das aber einen Weg wie den andren dennoch die Hagel-Trümmer und Schlossen hrrab fallen würden, wann die Hagel-Wolcke durch das Glocken-Geläut gleich .zertheilt wäre, folget darum nicht. Denn es hat mit Erzeugung deß Hagels keine solche Beschaffenheit, wie sich Remigius hat eingebildet, nemlich daß derselbe sollte nach seiner Formirung sich in seiner Mutter, der Kalten Wolcken, noch eine Weile aushasten können; denn weil selbiges Ge-wölck nichts anders als ein kalter, wässeriger oder feuchter Dunst würde der Hagel-Stein ohne dem, ob die Wolcke schon nicht getrennt würde, alsosort seines schweren Gewigts halben, müssen herabfallen. Sondern der Hagel, welcher nichts anders ist als ein gefronter Wasser-Tropfs oder Bißlein Eyses, wird, indem solcher Wasser-Tropfs herabfällt, allererst durch die schärfst Kälte der Lufft-Gegend, da er durch passimi muß, im herabfallen geformirt und im Augenblick erhärtet. Darum wann die Wolcke verdünnet oder zertheilet wird, kann darinn kein Hagel entstehen. Zudem kann auch die Materi deß Hagels, nemlich die wässrige Feuchtigkeit samt oder mit und in der Wol-cken durch den starcken Klang oder Knall anderswohin versetzet werden, weil die Zertheilung deß Gewölcks und desselben Verdünnung gar leicht droben einen solchen Wind erregen kann, welcher das kalte Regen- und Wasser -Gewölcke aus unserer Gegend verbringe und anderswohin versetze. Jedoch gesetzt, es enthielten sich noch droben die Hagel-Steine, und müssten nach Zertrennung der Wolcken herunter fallen, so könnten sie Joch, nachdem das Gewölck nicht so dick mehr, sondern allbereit subtiler oder luckerer, wo nicht gar auseinander geruckt worden, keinen so strengen oder harten Streich und Schlag mehr geben, wie sie vorhin ohne Zertheilung deß Gewölcks, vermittelst gewaltsamer Durchbrechung desselben gethan Hellen. Diesem nach kann das Glocken-Gelüut wie auch das Geschöß für vorerzehlten Einsprüchen deß Remigii das Lob seiner Würcknngen wol behalten. 11ns gelüstet aber nicht hievon weit-läufftiger zu disputiren, sondern lassen es die Naturkündiger weiter miteinander ausfechten; wiewol es meines Erachtens schon gnugsam ausgesochten ist durch den guten Erfolg selbsten, und auch der weit-reichende Gebrauch unserer Meynung den Sieg zuerkennt. Denn so weder das Geläut, noch das Schiessen dem Gewölck eine Trennung machte, nach dem Ungewitter zumal einem solchen, das mit Blitz und Donnerschlägen wütet, seinen strengen Gewalt bräche ; würde man nicht in manchen Städten deß Römischen Reichs, als zu Nürnberg und anderswo, eben sowol wenn ein starckes Gewitter kommt, in allen Haupt-Kirchen mit den grossen Glocken starck läuten, denn daß man daselbst das Ungewitter, sonderlich den Hagel, für ein unnatürlich Hexen-Werck halten, und deßwegen sich darwider mit dem Geläut schützen oder die Wetterma- cherinnen zu verjagen bemüht seyn sollte, wie zwar die Crainerische Feld-Leute in solcher Meynung das Glocken-Geläut bey entstehendem Ungewitter aufnehmen, darfs man nicht gedencken.j In Kärndten, wie auch an theils Orten in Steyermarck werden, sobald sich eine schwartze Wolcke zeigt, und durch Blitzen oder rasseln und Grollen zu verstehn giebt, was sie im Schilde führe, alsofort grosse Doppelhaken starckgeladen, und solcher Gestalt ans einen Stock gerichtet, daß man sie umwenden kann, und das Mund-Loch aufwerts gegen der Wolcken zu stehen kommt. Damit schiesst man also nach den Wolcken hin, alsdann zertrennt sich gleich das Gewölck, wie ich selber * gar offt gefehlt habe. Solche Doppelhaken hat man gemeinlich ans dem hohen Gebirge und auch in der Ebne. Weßwegen eine hochlöbliche Landschafft in Kärndten jährlich aus gewisse Oerter das Pulver für die Wetter-Schüsse aus-theilt. Es giebt auch in Kärndten offt starà Hagel-Wetter, ungleichen in Steyermarck, doch nicht so viele als wie in Crain. Je näher das Land am Meer ligt, je schwerere Ungewitter muß es ausstehn. Diesem nach eigne ich die Ursach, warum diese Länder so offt behagelt und vom Hagel so streng und hart gehalten werden, sowol dem Meer als dem hohen Schnee-Gebirge zu. In diesem, nemlich dem erhöhtem Schnee-Gebirge geht zu Anfangs etwas wie ein Nebel oder Rauch aus, daraus endlich eine Wolcke sich versammlet und um das Gebirge herum windet und webet, hernach aber in die Höhe steigt. Alsdann kommt ein starà Wind dazu, bewegt und treibt solche neugeborne Wolcke tapffer fort. Durch sothane harte Bewegung und ungestümmes Wind-Gerünsch wachen noch andre Winde mehr aus und stoffen dazu. Da geht es alsdann nach dem Birgtli-anischen Vers: Unà Eunisq. Notusq. ruunt, creberq. procellis Africus — — — — Da erhebt sich dann gleichsam eine grausame Schlacht zwischen dem Wind und Gewölcke, zwischen den unterschiedlichen kalten und heissen Dünsten, biß die so hart angesochtene Wolcke sich vor zörni-ger Ungedult entzündet und zu canoni-ren oder fulminiren beginnt, mit Blitz und Donner und ein solches Geraffel In Kärndten und Steyermarck sucht man das Gewitter mit Doppelhaken zu vetreiben. Ursach, warum in Crain es so starck hagelt. Wie sich im Schnee-Gebirge das Ungewitter und Hagelwetter erhebe. V°m 3)on: ?kr-Wetter ln Crain. und Gewudel entstehet, als ob in der Wolcken etwas in vollem Sud aufwallete. Dann ergeht ein Wetterschlag auf den andren und wird die Lufft mit feuriggeschlängelten viel-gebogenen Strichen linirt. Unter solchen Donnern und Blitzen schüttet die verwundete und zerrissene Wolde alsdann an stat deß Bluts oder der Threnen die Hagel-Schlossen und den betrübten Schauer aus, so den Aeckern wiederum viel Threnen auspressen. Selten vergeht in Crain ein Sommer-Tag ohne Blitz und Donner; selten kann sich einer Wetter-frey rühmen. Ein Schlag secundirt den andren, eine Donner-Flamme überstralt die andre, also, daß offt in einer Nacht nicht nur zehen, sondern wol zwantzig Donner-Streiche ge-schehn und alles so hefftig erschüttern, als ob ein Erdbeben entstünde. Bey Tage geht es nicht gnädiger daher. Es schlägt offt in die Kirch-Thürne, in Schlösser oder andre Gebäu und auch in die Bäume, absonderlich aber gern in die Eychenbäume. ftyägf unb”* toer*)en gleichfalls Menschen und Vieh diel Men- nicht selten davon getroffen, also, daß Ichen er- niemals ein Jahr vorbey läufst, darinn nicht einige Leute in Crain vom Stral schlägt. getödtet würden, bevoraus auf dem Karst und auf dem Utskkhaberge, wie auch an der Poick, da jährlich viel Leute und Vieh, sonderlich viel Schafe tobt gestraft, viele aber auch nur verletzt werden und mit dem Leben darvon kommen. Zwischen Laybach, Jgg .und Ober Laybach erschlägt der Donner in der Heu-Ernte viel Leute und sonst anderwerts gleichfalls ans dem Felde und in den Häusern, wie auch in den Kirch-Thür-nen diejenige, welche mit den Glocken daselbst läuten. Insonderheit aber geht der Streich gern in die Schlösser, in die Kirchen oder andre Gebäue und in die Bäume, so auf dem hohen Gebirge stehen, allda es auch viel erschrecklicher zu hören ist als in der Nidrung. Denn es zittert und erschüttert daselbst Alles gleichwie bey einem Erdbeben oder Gebrüll vieler nacheinander loß gehenden Kartaunen. Wobey denn die Blitzen auch so starci leuchten und so hart auf einander flammen, daß die gantze Gegend so licht erhellet, als ob Alles in volle Lohe entbrannt wäre, und der feurige Blitz-Glantz der Strafen der Sonnen nacheysern wollte. Da-s v. (Capitici. Von den Kranckheiten in Crain. Inhalt. rnrnnung der Krancliheiteu, so in Crain regieren. Manges Meben und ziemlichhohes Alter der Crainrr. Melcher Orten in Crain die Mufft nicht gar gut ist. Erfahrenheit der Craimrischm Mauren in der Mund-Artznev. Selbst-Kuhr der Mauren in Obcr-Craiir. Mie die Crainerische Mauren ihre Kopll-Schmertzen bertreibeu. Der Crainerischen Maureu Panacea. Sonderbare Krancbheit der Mauren auf dem Karst und an der Doicb rc. Sie ein Land das andre an reiner , Lufft übertrifft, also auch an l Gesundheit. Darum wird auch seines mehr bekrancket als das andre und eröffnet frühere Grä--ber als das andre. Manche Länder, welche feucht und warm, werden öffter durch Pestilentz oder andre gifftige Seuchen heimgesucht, Val. III. Buch. als die, so da truden oder kalt seynd. Wiewol auch das Gestirn, das Wasser, die Gewächse und Lebens-Art viel dabey thun, und den Mangel einer reinen oder wol-gemässigten Lufft ersetzen. In Crain ist, wie wir aus vorhergehendem Capittel gnug-sam verstanden, die allerbeste Lufft eben nicht, doch auch darum nicht die schlimmste. Denn obschon dieselbe durch vielfältiges Ungewitter vielmals und offt sehr befeuchtet und verwirret wird, überdas auch das Meer zum feuchten Nachbarn an theils : Orten und gleichfalls einiger Orten grosse Hitze an andren viel Nebels hat, kommt ihr gleichwol die osftermalige Verunruhi-gung, so ihr vom Sturm, Hagel und Ungewitter zustösst, dennoch auch ander-werts wiederum zum Besten, indem sie durch solche vielfältige Bewegung und Winde offt erfrischet, auch durch die häuffige Donner-Wetter und Blitzen zum offtern gereinigt wird. Diesem nach wird das Land von Kranckheiten weder überhäufft noch auch gäntzlich befreyet, sondern giebt seinen Einwohnern die allgemeine Gebrechlichkeit menschlichen Lebens zn fühlen. Was für Es regieren darinn unterschiedliche à'ckhnten Leibs-Schwachheiten, als allerlei) Fieber regieren" uebst der Dürre und Lungen-Sucht oder Schwindsucht, ungleichen das Podagra und das Freyschlein (Epilepsia), so die Meisten, wann sie sterben sollen, befällt, und dergleichen andre Unpäßlichkeiten mehr. Welches man gleichwol nicht Alles der Lnfft aufbürden kann, sintemal der Ursachen vielerlei) seyn können, wodurch sothane Gebrechen und Leibs-Beschwernissen Einer ihm zuziehen kann. Trainer Nichts destoweniger gelangen die Leute ti6bait31cm’ Z" einem ehrlichen Alter und bringend die meisten schier auf sechszig, siebentzig oder achtzig Jahre. Ja! es giebt viel Bauren im Lande, die hundert Jahre alt seynd. Worüber man sich wol verwundern und vermeynen sollte, die an theils Orten schlechte Lusft würde solches nicht zugeben, sondern weil die Feuchtigkeit eine Mutter der Faulung den Lebens - Faden bald Obgleich mürbe machen und brechen. Denn man SÄie muti gestehen, daß um Laybach, Jgg, Sufft nicht Ober-Laybach, Landstraß und an- am köstlich, dren Enden mehr, wo es sehr morastig, 6clv die Lnfft nicht allzu köstlich sey, indem gar offt selbiger Gegend ein dicker Nebel entstehet. Nichts destoweniger sichet man überall graue Haare. So werden auch überall alle Jahre mehr Leute geboren als begraben und mehr Wiegen als Gräber gefüllt, wie wir bey Beschreibung der Pfarren und Kirchen ersehen werden. Solchem nach muß Crain dennoch für ein ziemlich-gesundes Land passimi. Denn solches Lob kann man einem Lande, darinn mehr Sterbliche deß Jahrs zur Tansse, weder zu Grabe getragen werden, und dessen Einwohner sich so hoch befahren, keines Weges entziehen. Wie man geschrieben 1444, ist bey der Sau zwischen Wassern zwo Meil-wegs von Laybach ein Bauer Namens Peter Labing an einem Catharr gestorben, nachdem er hundert sieben und dreyssig Jahre gelebt. Daß Einer das Hunderste Jahr mit ins Grab bringt, ist in Crain nichts Seltsames; denn es schliefst sich kaum ein Jahr, daß nicht Etliche in Crain erst im Hundersten Jahr deß Lebens • ihr Leben schliessen. Doch werden die wenigsten gantz weiß, sondern behalten eine Gestalt als ob sie kaum das funfftzigst oder sechszigste Jahr erreicht hetten. Der Crainerische Bauer wird auch dem Crameri-Artzt nicht viel zu verdienen geben, noch denselben begehren, es mögte ihn denn der aBimn“ Tod schier auf den Lippen sitzen, denn die Aeryte. meiste Landleute curimi sich selbst und zwar mehrmalen nicht unglücklich, sintemal sie die Kräuter und Wurtzeln gar wol kennen. Ihrer Biele geben auch gute Wund-Aertzte, heilen trefflich wol alle Bein-Brüche, und zwar nur allein mit altem Schmeer, Pech und gewissen frischen Wurtzeln, welche sie untereinander stoffen, und damit ein gebrochenes Bein : oder Arm gar heilsamlich verbinden. In Ober-Crain wissen die Bauren Ober-Crai-ihre Zustände, Zufälle und Unpäßlich- *JnlupJ feiten selcht zu curiren, und müsste ein selbst en. Apotheker ihrenthalben wol das liebe Brod nicht haben; wie dann ohne dem ein Bauer gemeinlich seine Wagen-I schmier höher achtet, als den besten Balsam, und derselben Geruch ihm viel angenehmer als der Benzoe und Mastyr. Jedoch bedienen sich unsre Dorff-Gale-nisten darum nicht eben in ihren Kranckheiten deß Wagen-Pechs und Rad-Salben sondern unterschiedlicher heilwertiger Kräuter, als da )eynd lierba & rackix Rhocliac, nemlich die Rosen-Wurtz samt dem Kraut, wodurch alle hißige Kopff-Schmertzen, so à causa ca- Was sie licia herrühren, per occultam & appro- ü-r priatam quanckam qualitatem im me- Schmertzen ckiatè & instar incantamenti, so kräsf- Mcklick tig und behende weggenommen werden, rau l’"' als ob sie übernatürlicher und beschwor-ner Weise vertrieben würden; Zvenn man nur ein wenig Rosen-Essig, Sasfer und Kampsfer darzu thut, und solches insgesamt mit einem Tüchlein ums Haupt schlägt. Sie gebrauchen sich auch deß Doronici (der Gemsen-Wurtz) und zwar zweyer specierum, imgleichen radicis reptilis dulcis, Item Latifolii, so qualitatis calido-siccoe, warm-truckner Eigenschafft und für allen Schwindel und Mutter * Accidentien sehr dienlich sind, Pflegen von solchen Wurtzeln ungefähr eines halben Ducatens schwer vor ein Mal mit gutem Egkwein im Neu-und Vollmond einzunehmen. Die Lunaria minor oder das kleine Mond-Kraut wird von ihnen zu allen Gichten, die Sanicula flore luteo (oder Sanickel mit gelben Blumen) zu allen innerlichen Apostemen oder bösen Geschwüren und auch äusserlichen Schäden gebraucht. netitoenai= Sonst halten gemeinlich die Bauren, Baurcn" wann ihnen was fehlt, oder einige fanaeea. Kranckheit zustosst, für ihre beste Kuhr und gleichsam allgemeine Panacea oder allheilendes Mittel, daß sie Baum-Oel und Essig durcheinander gemischt trin-cken oder auch tool nur Essig allein, und daraus werden sie auch gesund. stoncfhe-ate 2luf dem Karst und an der Poick, der Baurm desgleichen im Wipacher Bodem bekom- N dem men die Bauren offt diese sonderbare an berUnb Kranckheit, daß ihnen der Leib an einem Poick k. Ort, (bißweilen auf der Brust, Rucken, Arm oder an einem Fuß) zu jucken und kitzlich zu werden beginnt. Darauf wird sich alsdann ein gantz kleiner schwartzer Fleck nicht grösser als ein Linsen-Körn-lein sehen lassen. Solchen Flecken reiben sie starck mit Knoblauch, so vergeht er wieder. Woferrn sie denselben aber nicht rieben, würde der Mensch in zweyen Tagen oder längstens in drehen sterben. Seynd also diese Flecken gar gefährlich und einer unverzüglichen Kuhr bedürfftig. Die Medici nennen diese Flecken Pete-chias malignas, wie man sonst insgemein die boshaffte Fieber-Flecken zu nennen pflegt. In Ober-und Unter-Erain aber weiß man gar nichts davon. Im übrigen hat Erain von seinen Medicis ein rühmliches Zeugniß, daß sein Lufft-Temperament der menschlichen Gesundheit zuträglich seh, und solches durch das hohe Alter vieler Einwohner desselben gnugsam erwiesen werde. Wie dann insonderheit Herr Doctor Franciscus Carusa Die Sufft in einer Lateinischen Lob-Schrisit deß Landes Erain, die wir hernach, wenn wir von den Medieis den Kräutern werden geredet haben, in 3elo6t-einem absonderlichem Capittel behfügen wollen, unter andren auch dieses erwehnt, daß, ob Crain schon von mancherley Winden werde durchstrichen, nichts destoweniger die Lufft desselben gantz tool mässig und : unverderbt und dem menschlichen Leibe gar günstig sich befinde, dannenhero auch j mancher Orten die Einwohner das hundertste Jahr überleben. Man sehe auch, daß allerdings diejenige Leute, so an den Seen und sumpfigten Wassern wohnhafft, dessen dennoch an ihrem Leibe wenig oder nichts entgelten dörffen, sondern wolgefärbt, frisch, hurtig, munter, fester Gesundheit und langbeharrlichen Lebens gemessen, und daß Ihrer nicht sonders Viele von langwierigen Fiebern, Durchbrüchen, Fäu-lung rc. oder Schlag - Flüssen befallen werden, da sonst dennoch die Mittags-Winde dergleichen schlimme Gefährten gern mit sich herbey zu führen pflegen. Massen solches hernach an dem Ort, dahin wir gerühmte Lateinische Schrisit bestimmt haben, mit Mehrerm verneh-ìneit werden. Denn weil solche Schrifft meistens von den Crainerischen Kräutern handelt, gebenden wir sie denselben als eine glanbhaffte Recommendation alsdann beyzupflantzen, und der-halben biß dahin zu verspahren. Wollen aber unterdessen dieses Orts unsrem gewogenem Leser den gelehrten Bericht Herrn Doctors Francisci de Cop-pinis vorlegen, nemlich in nechstfolgen-dem Capittel. Bas vi. CajHttef. Begreifst einen Bericht Herrn Doctoris Francisci de Coppinis. Inhalt. Die Dufft-Art Zu-nnd um Hanbadj. Ausführlicher Diseurs bom Gebrauch und Missbrauch dess Meìus unir denen daraus entstehenden Krancbheiten. Tabacb, The und Cofé werden aus der Feder Doctoris Simonis Pauli grosses Unheils beschuldigt und höchlich Widerrathen. Etwas bon den Hadern in Mider-Crain. Von der Hader Uatur insonderheit. Vom Salt;, Alaun und Salpeter. Wiederum etwas bon den Crainerischen Hadern, woben auch dess Stahls gedacht wird. Untersuchung der wahren Eigenschaften solcher Hader. Anmercbung dess C. Fr. wegen erstbenannter fremden Gewächse The und Cofé. ^er hochverdiente Crainerische |Medicus, Herr Doctor Fran-1 ciscus de Coppinis handelt in »nachgesetztem Lateinischem Verricht von unterschiedlichen Sa-‘ cheit und zwar unter andren wiewol mit kurtzem in der Proposition von dem Craine-Die Lufft- ichen Lufft - Temperament zu-und um Art zu-unb Laybach, folgends hernach von etlichen um Laybach, gefunden oder schädlichen Speisen und Geträncken sonderlich von den India- nischen Kräutern The und Coffe, und von dem Nutzen oder Schaden deß recht» oder übel-gebrauchten Weins, endlich auch von Mineralien und Bädern. Obgleich das Alles , was in erst-ge-setztem Inhalt angezeigt worden, nicht eigend- noch ausdrücklich auf Crain gehet, ist es doch den Crainern, zu desto besserer Wartung deß Leibes und der Gesundheit von Ehren - gedachtem Medico wol- meynendlich aufgesetzt, und mir zu dem Ende gekommunicirt, weßwegen ich diß Werck um soviel lieber damit zieren sollen damit es andren Leuten eines Theils gleichfalls zur Erbauung oder Fristung der Gesundheit und zur Empfehlung der Mässigkeit als der allerbesten Pflegerinn menschlichen Leibes gereichen könne. Der leutselige Deutsche Leser vernehme dann hiemit freundlich, was dieser hochgelehrte und Ersahrungs-volle Medicus discurrirt und zwar zuforderst den Inhalt seiner Schüfst in Deutscher Sprache. Denn es dörffte vielleicht Mancher, so der Lateinischen Sprache unkündig, in Deutscher gern vernehmen, was der Autor in solcher seiner Schrifft Gutes vorbringe; darum wollen wir ihm den Kern und Auszug davon hiemit zuforderst auf Deutsch darreichen. Dieser belobte Author bekräntzet mit Laybachs Gelegenheit und Lobe seiner Rede Anfang, daß nemlich, ob es gleich in einen sumpfichten und nassen Umkreiß gelegen, ja gar ein langsamer Fluß die Mitte der Stadt durchwalle, welche Feuchtigkeiten dann genugsam zu Anfziehung dicker Nebel bequem, selbige jedoch gedachter Stadt und umligendem Lande ohn-schädlich seyen, indem der unzehlbaren Einwohner (welche unsres unüberwindlichen Leopolds Bater-Beschü-tznng und Lands-Gerechtigkeit hegte) aussteigende Wohnungs - Räuche und auf» floderende Feuer diese dicke Nebel-Seuche dünn und unvergifftet machten; wie dann bekannt, daß öffters grosse angezündete Feuer die pestilentzische Mord-Seuche von Ruhm-benannten Städten und Ländern verjaget und entfernet. Von dieses Orts Gelegenheit wendet sich ruhmbemelte Feder in dem ersten Capit el zu dem Geträncke, und zwar be-zielet selbige meistentheils den Wein. Sie stellet uns zur Betrachtung, wie die erste menschliche Kost und Geträncke einfältig und untrer mischt gewesen, und ein Krystallen-Heller Wasser-Trunck die durstige Seelen abgekühlet; nachmaln aber hätten bewohnte Wildnüsse und mit Menschen besetzte Einöden bey der Brunnen und Wasserbäche Ermangelung die Milch der Thiere denen Durstleidenden einge-flösset, biß endlich der der greulichen Sündslut aus Gottes Gnaden-Zulassung entwischte Noah mit Pflantzung der Weinreben, worinn er seine Söhne unterrichtet, das Milch- und Wasser-Trincken mit dem Wein vergesellet hat. Hieraus handelt nun gedachter Author von den ungemeinen Tugenden deß Weins, welche er mit der Hertz-Erquickung, Lebens-Geister Verstärckung und der Leibes-Glieder Befestigung der gantzen Welt klährlich darthut. Jndeme aber zwey widrige Sachen, wann sie zusammen vereinet, ihre warhaffte Eigenschafft dem nachsinnenden Gemüt entdecken, so legt er auch den unwiederbringlichen Schaden, welchen deß Weins unmässige Geniessung als eine böse Mutter zeuget, an Tag. Deren böse Kinder die Auslöschung der natürlichen Lebens-Hitze, Absterbung der Nerven und deß ursprünglichen Gehirns sind, denen auf den Fuß der Schlag, die schwere Noth, Glieder-Zittern und Erlahmen, Banch-Grimmen, die Nacht-Alpe, Rase-rey, Taubheit, Blindheit, Schwindel und andre unzehlbare unselige Geburten folgen. Diesem fügt er noch die abentheurliche Würckungen deß Weins bey, daß derselbe aus vernünfftigen Menschen unvernünff-tige Thiere bildet, indem dieser, wann der Wein ihn etwas reichlich überschüttet, gleich einem Leuen wütet, jener einem Affen mit lustigen Schwencken und Ehr-bedürfftigen Zotten und Geberden nachäffet, dieser aber ein mit Trebern und Mast angefülletesWein-Schwein fürstellet. Welche seltsame und unterschiedliche Wür-cknngen er denen veränderlichen Temperamenten der Leute zuschreibet. Und so fort erörtert er auch eine strittige Frage, welchem Alter der Wein am anständigsten? da er dann solchen denen Greisen, bey welchen die Lebens-Hitze mercklich abgenommen, zutheilet; die Jünglinge aber, als bey denen mehr als allzn-mehr Glut auslodert, von den Wein-trincken ausschliesset, indeme es anderst keinen Effect hette, als ob man Oel in das Feuer gösse und ein schlimmes Übel ärger machte. Und obgleich die mutige Jugend den ohn-schädlichen Gebrauch dieses unschätzbaren Getränckes fürschützen könnte; so rähtet ihr bemeldter Autor, sie möchte sich belieben lassen, das mit dem Podagra, Nerven- und Gieder-Schmertzen belegte Alter anzuschauen, welches öfters nachmals den in der Jugend allzu überhäuf t-eingeschenckten Wein mit weinenden Augen verflucht. Hiernechst giebt er den Ausschlag, welchen Wein man in denen Wein-Ländern für andren zu erwählen; da dann der helle, wolriechende, gereinigte und die Zunge mit Anmut kitzlende für den unsaubren, trüben, übelriechenden und den Geschmack peinigenden Weinen den Fürzug erhält. Und schätzet er ein Land höchstens unglückselig, welches nach gros-sem Fleiß, welchen man an die Reben gewendet, seinen Einwohnern einen kalc-kichten, herben und unzeitigen Wein zinset, und durch dessen Gebrauch die in denen Eltern wohnende Kranckheiten auch auf die Kinder und Kindes-Kindes-Kinder fortpflantzet. Endlich beschleusst dieses erste Capittel das bekannte Laster der Trunckenheit, welches er, als ein gelehrter Künstler, mit lebendigen Farben abgeschildert, bekräftigend, daß Mehrere der wärmende Wein als das kalte Eisen Hinrucke, und unserer Lebens-Zeit die meisten und gesundesten Jahre wegreisse. Bishero hat er bey einem bekannten Getränck seiner Feder den Laufs gelassen, das nächstfolgende andreCapitel aber füllen die unbekannte Geträncke, mit welchen die andre Welt-Theile unser neubegieriges Europa zwar beschencket, nicht aber bereichert. Worunter er erstlich das Caffè oder Coffe, Cahve, Choava nennet, so seinen Ursprung aus einer Frucht Bon oder Ban, denen Grammet-Beeren (oder Wacholder-Beeren) nicht ungleich, herzehlet, und schon vor diesen dem Weltberühmten Araber und Medico Avicen-nae und Rhasi, unter den Namen Bun-cho, Buna, Elkana bekannt gewesen. Dessen Eigenschafften und Kräften entlehnet gerühmter Author aus dem hochrühmlich - gelehrten Deutschen Den-nemärcker D. Simone Pauli, wie daß nemlich bemeldtes Getränck in unseren Ländern, aus denen mannhaften Deutschen weibische Männer mache, und solche seine Kraft nicht nur in dem Leibe, sondern auch in dem Gemüt auswür-cke; welches zwar nicht eben durch eine Erkältung, so würcklich in diesem Getränck zu finden, sondern vielmehr durch eine Anstrncknnng geschehe, da nemlich der in dieser Frucht wohnende Schwefel gleich dem T aback und T h e e noch und noch die männliche Saat vertrocknet, welche dann nachmals den menschlichen Acker zu besämen vhntngtig. Da er dann auch die Erfahrenheit als eine bewehrte Lehr-meisterinn anführet, indente die Perser durch dieses Trancks Gebrauch entmannet, die Chinesen aber durch das Thee-trinckm so ansgedörret werden, daß sie keinen Speichel mehr ans dem Munde werssen können. Weßwegen dann gedachter Anthor als ein Vaterlandsliebender treulich von dessen Gebrauch abmahnet, sonderlich aber diejenige, welche die Rechts-Gelehrten mit dem Beynamen der Kalten betiteln, und welche ihre beste Ehe-Pfeile ausser der Ehe schon verschossen, damit ihnen die Actaeonische Hörner-Fabel nicht lebendig sürgestellt, und sie in die grosse Brüderschaft deß Steinbocks mögten ein-gerollet werden. Zum Exempel und Beweis deß bißher besagten stellet Er eine merckwürdige Ge-schicht für, welche Olearius in seiner leswürdigen Persischen Historie ausgezeichnet, wie nemlich Mahmud Casnins, deß Persischen Königs Gemahlinn, auch einen Ehebruch begangen, und zwar mit einem Becker, welcher mit seinen schnee-weissen Armen ihre (geziemende) Keuschheit allzu hart gedruckt, nachdeme zuvor der König durch den nnmässigm Gaffe - Gebrauch sich zum Kinder-zeugen uutügtig gemacht, welches nachmals die listige Mutter dem regierenden Sohn Mahomed entdecket mit Bericht, daß wann es nicht geschehen, er nicht ihr Sohn noch ein König der Perser seyn könnte. The, Cofe, Bet) so gestalten Sachen verweiset er Tahac, den Gebrauch deß Coffe, Thee, Chocolade, unh°China Fteber-Rtnbe China Chinae, Tabac Chinae ott die äusserste Einwohner in Novazem-^ bla, indente deren Verlust genugsam mit roibemfjten. der Betonica (ober Betonte n-Krant) zu ersetzen, und man eine rechte Lebens-Ort-nung biß ans das 70, 80, 90, lOOfte und mehr Jahre führen könnte. Und so dann zeiget er dem curieusen Leser, 6et) welchem Scribenten er eine ausführliche Nachricht von diesen Mode-Geträncken, welche uns die Ausländer mehr zu unfern Verderb als Nutzen geschickt, finden könne. Insonderheit beni erdet er ans dem AegidioVogel, einem besondrem Liebhaber und Gunst-Freunde deß Coffe, dessen rechte Eigmschasft, wie es nemlich eine Bohne sey in der Arabischen Wüsten hervorstammend, von daraus es gantz Türckey er-süllete. Dessen Gebrauch bestünde in einer Tranck-Art, welche kräfftig wäre und die kalte Feuchtigkeiten vertrocknete, die belästigende Winde und Blähungen legte, die Leber stärckte, und endlich dm wahren Trost-Becher denen Wassersüchtigen reichte wegen seiner anstrücknenden Krafft, ohne daß es auch fähig, alle Geblüts-Unreinigkeiten zu tierbanneu und eben deßwegen auch die stickende Krätze zu verjagen. Uber-das soll es das enthertzte Hertz wieder erquicken, dessen Klopften verhüten, den peinlichen Magm-Schmertzm stillen, Essens-Lust erwecken, die kalte und dicke Kopff-Fmchtigkeitm verdünnen, das sausen und brausen der Ohren stillen, die blöde Angen verklären, das Keichen zu weichen zwingen, Steck-Flüsse verhindern, denen Miltz-Schmertzeit stenren, die Wurm - Nester ausleeren, mit einem Wort eine rechte Panacea seyn. Jedoch stellt es bemeldter Anthor in eines Jeden, der es zu versuchen willens, selbst eigene Erfahrenheit, und achtet zur Abschreckung der - Leute von solchen Getränckm dieses für eine gnng-same Ursach, daß sie bewehrte Männer, welche es sonst mit mehr als Einer ausgenommen (wie dann solches ans der Perser Geilheit gar erweißlich) entmannet. So aber diesen allen nngeacht doch noch einige Liebhaber wären (wie dann solche Geträncke denen Geistlichen sehr anständig, sowol deß Wachens als anderer Ursachen halber) setzt er hinzu, wie ohngesähr und wie viel dieses zu gebrauchen, nemlich ans eine Maaß Wassers zwey biß drey Quintlein deß gepülverten Goffe. Ans einmal aber, so es nur zu trincken beliebig, zu acht Loth Wassers eines Dncaten schwer dieses entmannenden Pulvers; wovon nachmals die Grund-Suppe wegznschütten oder zu künfftigen Sieden zuruck zu behalten. Damit er aber ja einen rechten Schm für Colle, Tabac und Thee machen mögte, füget er ein Mandat bey, in welchem der König in Engelland seinen Un-terthanm den trncknen und doch trnn-ckmd-machmdm Tabacks - Trnnck verbocken, und beschlösset endlich dieses Capittel mit der Vermahnung, daß wir nach Senecae Anssprnch den viehischen Begierden nicht nachahmen sollen, als welche dem Gemetzel an stat ihres noch hälb-blöckenden Gesellen auch nach dem Tode zueilen ; da wir hingegen mit menschlichem Verstände versehen, welcher mit seiner Schärsfe, womit uns Europaeer die Göttliche Weisheit versehen, der Barbaren und Americaner Wissen und Gedancken weit übertrifft. Nachdeme er nun bißhero von deß in-nern Leibs Benetzungen geredet, so kommt er nun auch in dem dritten Capittel aus die Benetzung deß änssern Leibs, nemlich auf die Bäder, welche absonderlich in Nieder-Crain befindlich, und beklagt hie-mit den Unfleiß der Herrn Medicorum und Apotheker selbiger Orten, indente ihme nicht wissend, daß einiger von diesen so lang schon berühmten und wegen ihrer Krafft bekannten Bädern etwas verzeichnet, noch derselben Mineren untersucht, daher man dann so genau ihre in sich habende Tugendeir nicht bezielen könnte. Hierauf untersucht er insonderheit die Naturen der Bäder, indente etliche ge-saltzen, andre Salpeterhafftig, noch andere Alaun, Schwefel, Eisen, Gold, Ertz, Kupffer mit sich führen. Insonderheit aber hält er dafür, daß die warme Bäder diese ihre Hitze dem Schwefel zu dancken, da er dann kürtzlich und bey so gewünschter Gelegenheit die Schwefel-Eigenschafften aus denen Aristotelischen Vernunfft-Grün-dett entdecket, und dessen Welt-bekannte Kräffte, in denen kalten Nerven-Feuchtig-keiten und daraus herstammenden Schlag-Freisch - Schlaffsuchts - Mißgeburten mit einer löblichen Beredsamkeit an den Tag leget. Diesen folgen nun die Alaunhafften Bäder und zugleich auch die Natur deß Alauns und dessen Unterscheid. Da er dann nach Dioscoridis Verzeichnung drey-erley sürleget, welches mit den Namen deß Schiferichten, Federweisen und gemeinen oder Fels-Alaun betitelt wird. Die Würckunge deß Alauns, welche er in denen von dem Scharbock entfleischten Kiefern, überflüssigen Monats-Reinigungen und andren einer Adstriction oder Anhaltung benöthigten Kranckheiten aus-wircket, vermeynet er, daß es am füglich-stett seiner trocknen und hitzigen Eigenschasft könnte zugeschrieben werden. Die saltzige Bäder, und bey Gelegenheit auch das Saltz, urtheilt er in vielen mit dem Alaun überein zu kommen. Jndeme aber deren unterschiedliche Arten seynd, könnten auch solche in verschiedenen Kranckheiten Hülsfe ertheilen. Zumalen eines das Brod-Saltz könttte ge-nennet, dieses aber wieder in das Meer-und Mineral-Saltz (welches nemlich die See und die Bergwercke uns einhändigen) unterschieden werden; und achtet er dieses Brod-Saltz zu Erweckung der Essens-Lust, Geschmackmachnng der Speisen und zur Verdüuung sehr dienlich. Von Kry-stallen oder Stein-Saltz aber hält er, daß es den Magen reinige, dessen Schmer-tzett stille, das wilde und unnützliche Fleisch zerfresse, Krätze und Aussatz vertreibe, denen fressenden Geschwüren wehre. Letztlich diene das Indianische Saltz zu einer auflösenden Artzney, zur gäntzlichen Ausrottung der Schwermut, und Verdünnung der zähen Feuchtigkeiten. Jndeme aber der Salpeter auch eine Saltz-Art, so ge-dencket er auch desselben, welches er in ein Natürliches und durch Kunst bereitetes eintheilet, welches auch nach den fürnehm-sten Ländern, da es am meisten zu finden, das Armenische, Afrieanische und Teutsche genennet wird. Seine Würckungen bestehen im zertheilen, säubren und anhal-ten (oder astringimi), wiewol die Saub-rende seine anhaltende Krafft überwigt. Bon dem Salpeter schreitet er auf andre Dinge, als nemlich aus die Asche, welche durch austrücknende und säubrende Krafft die fressende Geschwür, das wilde Fleisch und unheilbare Schäden bezwinget. Weil aber der Kalch auch eine Art der Aschen, so verfügt er sich auch zu demsel-bigen. Welchen er, ttttch Dioscoridis Mey-nung, in dreyerley Gattungen eintheilet: Als erstlich in den Stein-Kalch, welchen die gebrennte Steine zu unsrem Bauen beyschaffen. Muschel-Kalch, den man aus denen ausgeglüheten Muscheln erhält, und Marmel-Kalch, so uns die Eingeweide unsrer Mutter-Erde einhändigen. Seine Krafft besteht, nach unsers belobten Au-thoris Gutdüncken, in Austrucknen, entzünden, beissen, brandmarcken, verbrennen so gar, daß er ein Merckmal in Verletzung der Haut hinterläst. Dieses Capittel beschlensst letztlich der Gyps, eine zehe und leimhaffte Erde, welche wegen ihrer Schädlichkeit nur äus-serlich zu gebrauchen. Seine Würckungen können durch eine Austrücknung, Ver-stopffung, Verleimung und Erkältung erkläret werden. Den besten Nutzen giebt Vom Quecksilber. Zinvber. uns der Gyps, nach deß Authoris Mey-nung zur Bezierung unserer Wohn-Ge-mächer. Das vierdte Capittel handelt noch von denen Crainerischen Bädern, worunter mehrere von dem Eisen, als von dem Ertz ihren Ursprung nehmen. Wobey er dann deß Eisens Natur und Eigenschafften abhandelt, und schreibt, daß, ob-wol solches unter denen Metallen das unwürdigste, doch deßhalben nicht zu verachten wäre, zumalen da selbiges ein Diener der Gerechtigkeit, Rächer deß Unrechts, Beschützer der Unschuld und Straffe der Gottlosen. Bey dessen Ermanglung in denen Handwercks-Künsten fast alles zu zu Boden ligen, die Häuser ungebauet und die Aecker ungepflüget ruhen würden, also daß kurtz davon zu sagen, das Eisenden andren Metallen allen obsiege. Hierauf gedencket er auch deß Stahls als einer Eisen-Geburt, welche aber wegen ihrer Feine ihre Mutter übertrifft. Zumalen da selbiger glätter, schöner, härter und zu vielen Sachen anständiger. Das Wasser vergrössert seine Härte und macht ihn das Eisen-Wasser, worinnen das glühende Eisen abgeleschet, desto preiswürdiger. Bon dem Stahl schreitet er zu dem fliehenden Bößwigt (das Quecksilber veziele ich), welcher auch nebst dem Zino-ber in denen Crainerischen Landen zu finden. Dieses Quecksilber beschreibet dieser Author, daß es sey ein weisses Metall, so wegen unglaublicher Weiche unter andren am flüssigsten, dem Gold ausgenommen am schwersten, und bey Erhitzung am flüchtigsten. Seine Geburt hat es einem geistlichen Saamen deß unbeständigen Mercurialischen Gestirns zu zuschreiben, und zeuget dieses Wunder-Kind noch den Z i n o b e r, welcher in denen Silber-Bergwercken befindlich. Dieser ist zweyerley, ein natürlicher oder durch Kunst verfertigter. Der natürliche erkennet den Mercurium als seinen Vater, ungleichen auch der künstliche, den durch Verehlichnng deß Quecksilbers mit dem Schwefel dieses Kind erzeugt. Die Ausrauchung, welche überdas in den Quecksilber Bergwercken befindlich, vermey-net dieser Author mit dem wegen seiner NaturkündigunH verewigtem Plinio Menschen und Thieren höchst schädlich zu seyn, welches er aus den Bergleuten, so in diesen Schächten arbeiten, und fast alle auf die Letzte mit Erlähmung und Gliederzittern bereichert, erweiset. Jndeme nun der Author mit Endigung deß vierdten Capittels seine Meinungen von den Bädern gar zu Ende gebracht, so geräth er in dem Fünfften auf die wahre Untersuchung dieser Bäder Eigenschafften. Welche er am besten durch die Destillation zu erfahren ver-meyuet und derhalben befihlt, daß man das Wasser alsobald an seinen behörigen Orten sammle, damit nicht etwan durch langes hinbringen an ein andres Ort seine Eigenschafft in etwas mögte geändert werden. Das Wasser nun soll in ein Glas mit übergedecktem Helm gethan, und dem Feuer die Probe überlassen werden. Da dann welt-bekannt, daß das, was wässericht, lüfftig und feuerhafftig, herüber steigt, und das gräulichte Erd-Wesen auf dem Boden zurück lässet. Dieses Letztere nun soll man (wann es zuvor mit Hülsfe deß Feuers aller Feuchtigkeit beraubt) aus dem Kolben heraus nehmen, aus ein breites Bret ausbreiten, und alsdann in dem Schatten auftrucknen, oder welches besser, in der Sonnen, wegen bey sich führenden saltzigten Salpeter-hafften und schweflichten Theilen, welche die saltzigten und Salpeter-hafften coagulirt, damit sie desto besser mögten erkannt werden, die Schwefelichte aber entzündet und Heller macht. Woraus dann nachmals leichtlich ein Urtheil gefällt und die wahre Eigenschafft entdecket wird. Sollte aber obgedachte Arbeit verdrießlich fallen, so zeiget offt-gelobter Author noch eine andre, wie nemlich die ausgebreitete Asche zu betrachten, da dann die gelbe Stüublein den Schwefel bezeichneten, welcher nach Aristotelis Meynung der Ursprung der warmen Bäder, die helleuchtenden aber bedeuteten die saltzigte, sal-peterhaffte oder krystallen-saltzigte Theile, welche dann noch weiter durch das Gesicht, Geschmack, Fühlen und Hören zu unterscheiden. Und zwar durch das Gesicht, weiht das Saltz unvergleichlich hell, das Stein-Saltz noch mehr der Salpeter zwischen beyden aber die Mittelstraß halte. Der Geschmack beurtheilt leicht das saltzigte und den Salpeter, welcher, wie wir oben schon gedacht, auch eine Saltz-Art, welche jedoch mit schärffern und spitzigem Theilen als das gemeine Saltz begabt. Durch das Fühlen kann man leichtlich befinden, daß der Salpeter härter als das Saltz, wovon dann schon oben gehandelt. So erkennen dann auch die Ohren leichtlich, daß das Knastern und Spratzeln deß in das Feuer geworffenen Saltzes dieses von dem Stein - Saltz und Salpeter unterscheide. Auf gleiche Weise ist es auch mit dem Alaun nach dieses Authoris Meynung beschaffen und können durch unsrer Sinnen Hülffe leichtlich auch die darinn steckende Gyps - Ertz - und Eisen - Theile entdecket werden, zumalen da die Eiserne alle andre am Gewigt übertreffen. Woraus dann nachmaln leichtlich auf solche zuvorher be-schehene Untersuchung zu urtheilen, von was Eigenschafften diese Bäder und aus welchen Theilen sie am meisten bestehen, welche nachmals ihre Ktüffte in den Menschen-Körpern auswürcken. Und endlich beschleusst unser niemals gnug gepriesener Author dieses kleine Merck mit dem Ausspruch, daß er mehrers von der Destillation in dieser Bäder Untersuchung als von derEbullition halte, weil bey einer gähen Aufwallung auch die Erden-Theile mit in die Höhe steigen, welches aber bey gelinder und angenehmer Destillation verhindert werde. Das ist also der Begriff und Inhalt der Lateinischen Schrifft ruhmgedachten Herrn Doctoris de Coppinis, dessen selbsteigenen vollständigen Aufsatz wir hiernechst in der Latinität gelehrten Augen zur Ergetzung folgen lassen. Propositio. Ne videar plus sapere, quàm oporteat, Solini sententiam sequar, qui inquit : Nil dictum, quod priùs non fuerit dictum : pariter nil dicam, quod Autoritatibus gravissimorum Classicorum Autorum non confirmem, tam ratione Vini, quàm ratione Bon fructus, sive Ban & Coffe, tam etiam ratione Thermarum & mineralium, in Carniolia existentium, quàm quoque ratione Vernacularum, sive endemiarum infirmitatum, quae maxime in hoc Carnioliae Ducatu regnare, sive grassari, solent. Ad quas vitandas, hoc unicum pro fundamento omnium pono, nempe sapi-entissimam sententiam, aureis in scribendam literis Austrii Alberti : qui, cum interrogaretur, quaenam jucundissima esset possessio ? respondisse, fertur, Sanitatis, cujus thesaurus tam presalo. HI. Buch. tiosus est, ut quidvis potius perpeti homo debeat, quàm sibi hanc eripi sinat. Hoc itaque quicquit est opellae, chartae committere statui : rogans humillime Omnipotentem DEUM, ut exe-quendo id ipsum perficiat, quod cordicitus Carnioliae apprecaturus sum. Civitatem Labacensem, aliàs Emo-nam, situatam esse in situ paludosis partibus vicinam, nulli dubium .esse potest, eo quod pariter fluvium ejusdem nominis, per medium Civitatis fluentem, utcunque pigrum habeat. Eapropter non mirum, si ob evaporationes, & effumationes, ex locis, & aquis paludosis & stagnantibus, demissisque, frequen-tissimae nebulae insurgant, quae auram humidam & crassam reddunt. Hi vapores crassiores sunt, quàm ii, qui tam pruinam, quàm rorem producunt : quandoquidem in infimiori aeris regione detinentur, ubi pluvia ordinarie congregari solet, uti clarè constat ex nebulis, quaepluviam producunt. Nebulae hae, etsi crassae & humidae sint, attamen non venenosae, eo quod tam Civitas, quàm Provincia tota, habitatoribus ac incolis scatet, ob clementissimum be-nignissimumque Serenissimorum Archi-ducum Austriae Patrocinium, & Gubernium Celsissimi, Excell. ac Illustrissimorum Provinciae Procerum : ita ut undique confluant, & concurrant ex diversis Regionibus Populi. Inde per ignem & fumum, aura purificatur, ita ut nebulae hae minime nocivae esse possint, prout & aliàs constat tempore Pestis, quae per ignem & fumum abigitur, & extirpatur saepissime. Aggredior nunc breviter intentiones propositorum. Caput primum. Magnus ille Philosophorum Princeps Aristoteles in libro de brevitate & longitudine vitae, nos docuit, vitam in calido & humido consistere. Calidum autem continuò in humidum agre plus-quam certum est, ita ut continuò humidum exsiccet & tanquam suum pabulum depascatur, unde juxta Galenum 3. de sanitate tuenda, cap. 11. in continuato est quasi fluxu : & si id minime fieret, immature emarcesceret, homòque ante tempus & ante fatalem terminum, defungeretur. Nunc vero sciendum, corpus nostrum, partim ex 5 solidiori & sicciori, partim ex humi-diori constare substantia, unde & hac, & illa resectione indiget eapropter necesse fuit, ut illa cibo, velut sicciori haec potu tanquam humidiori alimento instauraretur : quare homini & fames & sitis data est; fames qua cibum, sitis qua potum appeteret, unde cibo, ; vel pane, cor fulciri dicitur, utin libro Judiqum XIX. vers. V. & VIII. Fulci cor tuum pane, aut panis buccella, & Psalmo 01V. versiculo XV. nur etliche anzuzeigen gesonnen, welche zum Hausrath oder zur Artzney dienlich. I Der Ahornbaum (Ja-1vor) spendirt Holtz, daraus man möge Teller drehen, Löffel, Tische und dergleichen Arbeit machen, weil sein Holtz schön weiß ist. II. DerBu chsbaum(Puspan)wächst am Meer und auch überall in Garten, wird auch allhie zu Lande gleichwie anderer Orten zur Gärtnerey gebraucht. III. Ep heu (Burshlen) wächst in Crain so dick, datz ihn kaum ein Mann kann umklafftern. Diese Hedera (wie sie nicht allein Lateinisch, sondern auch Jtaliänisch genannt wird) dieser Epheu sag' ich, dienet uns hier zu Lande mit seinen grünen Blättern zu den Fontanellen; und denen Bechern, so aus seinem Holtze gedrehet worden, trauet man viel Gutes zu, nemlich daß sie unterschiedliche Tugenden an sich haben. IV. Noch viel berühmter ist fast überall in Europa das Eschen-Holtz, weil es in starckem Ruff, daß es Blut stille, dahero es auch mit dem Titel deß W u n d- fi ol tz e s beehret worden. Bey uns in rain, da der Eschen-Baum (zu Latein fraxinus und aus Crainerisch Jesen) gleichfalls nicht unhäusfig steht, drehet Balv. III. Buch. man aus seinem Holtz auch viel Schüsseln und andre Geschirre. V. Die Bircken (Bresa), derer wir gnug haben, geben, wie bekandt, einen gesunden Trunck, welchen wir, gleichwie andrer Orten auch geschicht, im Frühling, wann der Baum beginnt auszuschlagen, ihm auszapffen. Denn so man den Stamm ein wenig einhackt (oder wie mans anderswo macht, nur ein wenig tieffer als die Rinde geht, bohret) rinnt oder tröpffelt allgemählich ein Safft heraus, der gut und gesund zu trincken ist. Was für ein heilsam Mittel auch die Knaben an den Bircken wider die Faulheit oder Büberey finden, braucht keines Erzehlens. Es sässe Mancher auf keinen Ehren-Stuhl, wann er nie keinen Schatten von der Bircken gesehn oder gefürchtet hette. VI. Bon den Eychen (Hrast) wird auch mancher Wald begrünt oder verfinstert. VII. Bon den Büchen nicht weniger. Diese, so man auf Crainerisch Bukèu nennet, dienen den Säuen, sowolalswie jene die Eychen nemlich, so der Crainer Hrast benamst, gleich in andren Ländern, also auch in diesem zur Mästung, dcnZim-merlenten aber, Schreinern und Drechslern mit ihrem Holtze zu ihrer Arbeit. Auf dem Eychbaum wächst Eychen-mistel, und auf solchen Eychen-misteln gelbe Beeren, aus welchen man den Bogel-Leim (Tizhjelim) zurichtet, nachdem man besagten Eychenmistel im Herbst mit Die Bircken. Eychen und Büchen. Bogel-Leim aus Eychen-Misteln. Wie der Vogel-Leim bereitet wird. Erlen. Pulver-Flaschen aus Erlen. Allerley Bau-uud Zimmer- Holtz. Stech-Pal- men. Spindel- Bäume. Felder. Linden. Wacholder langen Stangen abgebrochen; angemerckt es so gebrechlich ist, und so gar nicht fest sitzt, daß es, sobald man mit der Stangen nur ein wenig dran stosst, alsofort herunter fällt. Von demselben klaubt man die Beere zusammen, lässt sie mit der Laugen oder aber nur mit Wasser sieden, und thut hernach Aschen dazu. Indem es ! siedet, rührt mans alleweil, biß alles Wasser oder Lange ist eingesotten; so hält sich; die Materi gantz zähe beysammen. Alsdann wird diese Materi mit frischem Wasser tool ausgewaschen, und mit einem Prügel weltlich geschlagen. Denn se besser mans schlägt und auswäscht, je besser wird der Vogel-Leim. Wann er nach solchem Gewäsch und Geklopff seine Richtigkeit und Vollendung erlangt hat, muß er in fremde Länder aus den Kaufs reisen. Wozu im übrigen das Eychen-und Büchen-Holtz diene, darum kann Jedweder seinen Ofen und Heerd fragen. VIII. Das Holtz der Erlenbäume (Jerscha), derer in Crain gleichfalls nicht wenige wachsen, wird nicht viel gebraucht, ohn allein wo es grosse ausgewachsene Klumpen oder Kugeln (Klötze oder Knocken) hat. Denn aus denselben werden Pulver-Flaschen gedrehet, welche schon gefladert, daß ist gespreckelt, auch schön zu polirei: seynd. IX. Es giebt auch mancherlei) Fichten-Holtz (Smreka), Lerchen (Mezesèn), Eiben (Tisau), Tannen (Hoika), und sonst allerlei) andres dergleichen zürn Bau-und Zimmer - Arbeit, wozu es auch allhie mehrcntheils gebraucht wird, dieusames Holtz. Darunter sonderlich das Eiben-holtz den Drechslern gar hänssig unter die Hand kommt. X. Die Stech-Palmen (Kristauez) seynd uns auch nicht fremd, die Spindel-büume (Farskekapèze) ja so wenig. XI. So haben auch die Felder oder Weidenbäume auf dem Crainerischen Bodem ihr Stand-Recht; von welchen wir hie nicht weiter viel Worte machen ohn allein, daß man sie auf Crainerisch Verba nennet. XII. Die Schau-lustige Linden (Lipa) berechtigen sich gleichfalls hie und da eines Platzes. XIII. Wacholder-oder Kronabet-Stau-deit und Sträuche (Bryne) bekleiden eben sowol manche Stelle. Alt denselben findet man zweyerley Beerlein, schwartze und Scharlach-rote. Denn wann sie recht zeitig und völlig-reif seynd, trifft man im fünff- ten Theil dieses Landes, nemlich in Hi-sterreich, sie in einer völligen Scharlach-Röte an, hingegen andrer Orten dieses Landes, wann sie zu vollkommener Zeitigung gelangt, gantz schwartz. Der gemeine Mann beräuchert damit (wie man in andren Ländern gleichfalls thut) die Stuben, wiewol man sie auch sonst noch zu unterschiedlichen Sachen nutzet. An etlichen Orten machen ihnen die Baureu einen Tranck daraus, werffen der saubren schwartzen Wacholderbeeren in ein höltzern Fäßlein, soviel biß es über die Helffte voll wird, giessen hiernechst frisches Wasser drauf, vermachen hernach oben das Spund-Loch gar fleissig, und lassend also vierzehen Tage oder drey Wochen stehen. Alsdann sticht man das Fäßlein unten an, um deß Wassers zu trincken. Und so offt man etwas auszapsfet, schüttet man oben so viel frisches Wassers wieder hinein, als viel man unten durchs Zapsfen-Loch hat lassen ausrinnen; so bleibt das Wasser immerfort gut zum Trunck von sechs biß in sieben Monaten lang auch wol noch länger. Es ist röß oder etwas scharff und schnittig auf der Zungen, und riecht sehr starck nach den Wacholderbeeren. Im Sommer teschi dieser Trunck den Durst trefflich wol. Aus diesem Kronabet-oder Wacholder-Holtze werden gleichfalls viel höltzerne Wein-und Wasser-Geschirre gemacht, gleichwie aus den Wacholderbeeren viel Brandweins und Oels gedistillirt und diß letzte in fremde Länder vertragen wird, denn deß Wacholder-Brandweins findt man anderswo gnug bey den Brandweinbrennern. XIV. Wir wollen diesen bißherigen Bäumen nun zuletzt einen Krantz anhängig machen ans Lorbeer-und Rosmarin-Zweigen. Diese und andre dergleichen wol-1 riechende Bäumlein mehr wachsen am Karst und am Meer gar hänfsig, und werden von dannen in fremde Länder vertragen. Die Castraunen (Leidhämmel oder Schöpsen) und Wider essen den Rosmarin sehr gern, daher auch das gekochte oder gebratene Fleisch eines solchen Kastrauns : lieblich zu essen ist, weil es gar annehmlich nach dem Rosmarin schmeckt. Behalten also weder in Engeland bic Schafe, I noch in Sina das Wild,_ dieses Lob allein, daß sie den Rosmarin-Geschmack gewinnen, und ein delicates Fleisch in die Schüssel liefern. Denn England hat 8a uren« Getränck aus Wacholdern. Geschirr aus Wacholder. Wacholsek- Del. Lorbeer und Rosmarin. Wovon . das Schar fleisch eine" angeneb-inen Geschmack be' kommt. sjffmarin» Selber in England und ©ina. gantze Felder von Rosmarin, worauf die Schaf daselbst sehr vernascht sind. Und wie die Sinische Reise-Bücher f) beglauben so wächst in gewissen Land-Strichen des; Reichs Sina der Rosmarin allenthalben auf freyem Felde, ja so häuffig als wie in manchen Europäischen Feldern das Heidekraut, so man in Deutschland Schoden nennet. Welches dann nicht allein den Reisenden einen Hertz-erquickenden Geruch gar-weit entgegen schickt, sondern auch dem Fleisch der Hirschen und Rehen, so sich f) Als deß Neuhoffs und Pieter Horns feine, u. a. m. darinn beweiden, einen so ausbündigschönen Geruch und Geschmack mittheilt, daß man den Rosmarin, der daselbst dem Wilde zur Speise wächst, nicht anderst daran schmeckt, als ob man im Kochen das Wildprctt damit gewürtzt hette. Wir könnten über bischer erzehlte noch allerlei) wilde Bäume weiter benennen, mögen aber dem Leser unter den Bäumen nicht länger aufhalten, zumal unter solchen, die keiner seltenen Art, sondern in den Kräuter-Büchern der Botanicorum oder Gewächs - Kündiger vorhin fattfanr beschrieben sind. Un-s XII. Capitici. Von manchcrley Kräutern in Crai». Inhalt. Allerley bctiimbte Kräuter. AIunt-Wurtzel. Wird Zu abergläubischen Windeln bnn leichtsinnigen Dirnen gebraucht. Gemsen-Murtz. Spich. Gebührter Spich biber die Kererev. Kleine Wonbraute. Wancherlen Herg-Kräuter. Das Kraut Pyrola. Absynthium Alpinum. Das Kraut Adiantum aureum ober Golbtarbe Frauen-Waar unb bessen zaubrischer Missbrauch. Der giftige Kapeü; Unglück, so etlichen Menschen aus unbissenber Geniessung bess Napelli entstauben. Das Wiber-Gift-Kraut Anthora. Satyrion ober Stenbel-Murtz. Wie solche Mur-tzel bon Dubenlüsternen Wägben gebraucht birb. Wotür bissbeiten auch bol anbre Thiere ihnen an stat ber Kuben nachlaufen. Gens unb Sau laufen einem Diebs-Künstler nach. Der Teufel liefert eine Kren-Haut an stat eines berlangten Obristen. Dterbe laufen in Grain einem Wägblein nach, fünf-finger Kraut. Sch berte (-Kraut. Kräuter, so zur Keren-Salbe genommen berben. Fahren-Kraut muss zur Zauberen bienen. Allerlev Speise-Kräuter. Hanf. Gberburtz. Graine-rische Kerge berben jährlich bon ausländischen Botanicis besucht. Wunderbare Observation bon einer Spinnen unb Schlangen und einem Giftheilendem Kraut. Schlange erholt sich aus ihrer Schbachheit boriger Kräfte an einem Kraut. Anmerckung über die Ausfahrt der Truden zum Keigen. Benennung der für-nehmsten Authorum, belche die bürcWiche Keren-FaHrt für eine blosse Einbildung halten. Crempel aus dem Porta und aus dem Dedencken Lerch-heimeri. Was für Scribenten die leibliche Ausfahrt behaupten. Kühler bird bermittels Aufstreichung der Keren - Salbe seiner zaubrischeu Buhlschaft nachgeführt. Gbelmann fährt mit Zur Keren-Versammlung aus Fürbitz. Einer, der sich aus Curiositet gesalbt, kommt in einen Weinkeller zu den 8* Allerley Kräuter. Alant- Wurtzel. Heren. Sgiälmte, so den Heren aufgemacht, befinden sich zuletzt unterm Galgen. Tochter, so der Mutter nachgeafft mit der Salben, kommt darüber plötzlich nach Venedig. Die toürdtliche Ausfahrt foird durch etliche Schfoedische Heren-Fahrten beioehrt. Der Satan kann an stat bermeynter Entzückung den an-toesenden Aufmerckern die Gestalt der Abfoesenden borstellen. Mas Theophrastus einem Spielmann für ein Pferd habe verschafft. Daraus drenerlen beioiesen foird. Ein Doctor bringt durch Keschfoerungen den Fahrcn-Saamen zu foegen. Mcherliche Hanneren-Verstöhrung. Alant-Wurtzel wird zu Teufels-Possen gebraucht. Gems- Wurtz. Spick. Geweiheter Spick wider die Hexe-rey. Kleine Mond- Raute. an trifft sowol in Crain als h in andren Ländern manches gneteš und nützliches Kraut und öw- allerley gedeyliche Wurtzeln an, Hàals Bilsenkraut (Sobniak) Jü-den-Kirschen, (Punzeze) Wermut (Pelen) Flöhkraut (Dresen) allerley Gattungen von Nachtschatten und dergleichen. Die Alantw urtz (Velkekoren) toird hie in nicht geringer Menge gefunden, aber von manchem gemeinem Weibsstück sehr gemißbraucht. Denn wenn leichtsinnige Weiber ein Mannsbild von weitem zu sich herbey ziehen wollen, so graben sie drese Wurtzel aus zu gewisser Zeit und mit gewissen Zeremonien, werffen hernach dieselbe mit besondren Worten in einen heissen Ofen. Darinn alsdann die Wurtzel seltsam hin und wieder springt Zweifels ohn vom Teufel getrieben. Und also muß derjenige, auf welchen solch eine Bröckinn es gerichtet, noch dieselbige Nacht zu ihr kommen, ob er gleich viel Meil-wegs von ihr entferrnt wäre. Auf dem hohen Schnee-Gebirge wachsen zweyerley Species der G e urs w u r tz nemlich Doronici latifolii ungleichen die Spik vom Plinio a) und Dioscoricle b) Nardus montana & Celtica, Berg-Narden und Celtischer Narden, wie auch sonst von den Lateinischen Botanicis Nardus montana genannt. Dieser Spik wird geweihet, und alsdann wider allerley Hexereyen gebraucht. Eben daselbst findet sich die Lunaria minor oder Mond-Raute (oder wie sie von etlichen benamset wird das kleine Mond-Kraut) sonst auch Leber-Raute genannt. Imgleichen die Sanicula flore luteo oder gelb-geblümter Sanickel. a) Plin. üb. 7. c. 20. d) Dioscorid. 1. 1. c. 7. Die Pyrola auf Deutsch M a n golt oder Wintergrün, auf Griechisch l*i fiobviov. Das Absynthium Alpinum oder der Alpen-Wermut ist unfern Schnee-Alpen eben sowol familiar und häuslich. Das Adiantum aureum (sonst Po-lytrichon aureum maj us) auf Deutsch Gold-gelb Frauen-Haar oder Gülden Wider-Tod genannt, hilfst diese Alpen gleichfalls zieren, und wird von etlichen Weibern in Ober-Crain wider die Verhexung, Liebes-Trüncke und andre Hexereyen gar starck gebraucht. Unter diesen guten Kräutern darff sich daselbst auch der gifftige Napellus antreffen lassen, welchen man den gifftigen Aconitis beyzehlet, und unsre Kraut-Erfahrne, zu Deutsch das Eisen Hütlein, Etliche auch wol die Mönchs-Kappe zu nennen pflegen. Die Natur hat wol gethan, daß sie dieses Kraut aus den Garten nach den hohen Alp-Gebirgen verwiesen, weil es einen so strengen und stanken Gisst in sich hält, den man schier mit keiner Artze-ney bezwingen und untödtlich machen kann. Es wächst zwar auch wol andrer Orten als im Gebirge und zwar nicht allein bißweilen in manchen Ländern im freyen Felde, sondern auch in den Zier-Gärten curi of er Garten - Freunde, aber auch nicht ohne Gesührung einfältiger Leute, denen seine Bosheit verborgen ist, und die es um seiner lieblich-blauen Blumen willen mit so geneigten Augen anblicken, daß es, gleichwie ein leichtfertiges Gemüt durch die schöne Gestalt einer Buhlerinn zum Ehebruch, also sie durch die liebliche Himmel - Farbe dieses Gifft-Krauts zu dem allgemeinen Ehe- und Lebens - Brecher dem Tode verführt werden. Welches mit mehr als einer Begebenheit sich bezeugen tiesse, wir aber an diesem Ort nur mit der einigen bekräfften wollen, die ein Mancher-ley Berg-Kräuter als biePy rola. Absynthium Alpinum. Adiantum wird für Zauberey gebraucht. Der Napellus. gewisser berühmter Deutscher Scribent der gelehrten Welt hat hinterlassen. Unglück, so In einer grossenundnamhafftenHandel-fichtiger^' Stadt ist eines fürnehmen Kauffmanns @enieffung Magd hinaus gegangen in den Garten, mmNkpelli um etliche Kräuter und Früchte zu holen, landen. ìn der Küchen gebraucht werden sollten, und hat ein paar Hände voll der blauen Blumen von dem Napello oder Eisenhütlein mit sich gebracht, vermeynend, es wären etwan Blumen von der Borragen oder Ochsenzungen, welche man unter den Salad zu mischen pflegt; wie denn solche Borrage-Blumen das Geblüt sehr reinigen, das Hertz stürcken, ja den Menschen recht lustig und frölig machen, da gegentheils die Blumen vom Napello oder Eisenhütlein gerad das Widrige wür-cken. Wie nun die unbesonnene Köchinn selbige mit dem Lactnk vermischt, und solch schönes Gemisch ihrem Herrn aus die Tafel bringen lassen, hat derselbe nebst seinem Sohn, wie auch seinem Cassierer oder Buchhalter und noch einen andren Kauffdiener davon gegessen, und solches zwar zu Abends, da es schon ziemlich tunckel gewesen, daß sie nicht viel sehen können, was eben für Kräuter oder Blumen unter dem Salad gelegen. Es ist aber der jüngste Sohn im Hause, welcher ein Student war, dieweil er ein Büchlein vor sich gehalten, das er noch vor der Mahlzeit zu Ende lesen wollen, dazumal erstlich in die Stube kommen, wie sein Vater, nebenst beh sich habenden drehen Gesellen, den Salad schon verzehrt gehabt; da denn dieser Student über alle Masse bestürtzt worden, indem er die Thür eröffnend die vier Personen in einer erschrecklichen Gestalt sitzende gefunden. Denn ihre Mäuler waren gekrümmt, ihre Augen starteten unbeweglich, alle ihre Glieder waren gantz steiff, und die Farbe in ihren Antlitzen war eben wie derjenigen zu sehn pflegt, welche bereits mit dem Tode ringen. In Summa, es war dieser Anblick so grausam, daß besagter junger Mensch vor Schrecken anfing zu zittern und erbärmlich um Hülsfe zu ruffen. Worauf alles andre Gesinde eiligst her-zugelauffen kam, und ersehend den elenden Zustand, in welchen ihr Herr samt den Seinigen war gerahten, haben Etliche unter ihnen die Medicos schleunigst be-ruffen. Welche beh ihrer Ankunfft bald verspührt, daß diese Leute ein sterbendes Gisst in den Leib bekommen; wie sie dann auch gleich daraus noch etliche Blumen von dem Napello in der Salad-Schüffel gefunden, und daraus leicht geurtheilet, daß sie durch Niessung erwehn-ten Gifft-Krauts in so betrübten Zustand gebracht worden. Ob nun wol selbige Medici alle mögliche Mittel hervorgesucht, und den Erstatteten die kräfstigste Gegen-Giffte behgebracht, um zu versuchen, ob sie etwan diese vier Personen beym Leben erhalten könnten, ist es ihnen doch nur mit zwehen, als mit dem Vater und Kanff-diener, welche vielleicht das wenigste von dem Salad gegessen, auch wol die stärckste von Natur mögen gewesen sehn, gelungen. Denn der Sohn, imgleichen der Cassirer haben diese unglückliche Mahlzeit und gisst tigen Salat mit dem Leben müssen bezahlen a). Hat derhalben Crain solches für keine Ungunst der Natur, sondern Wolgewo-genheit und Sorgfalt derselben zu halten, daß sie dieses Tods-Gewächs nicht überall in seinen Feldern herrschen lässt f ; sondern ihm m benanntem Schnee-Gebirge seinen meistenWachsthnm erlauben wollen. Da sie gleichwol ihm auch einen Feind Das Gifft-gepflantzet, nemlich die Antlioram (oder Antithoram, wie sie Caspar Banhinns titkora.n" nennet b, zu Teutsch H eil - Gifft und Gifft-Heil. Von Andren wird es Aconitum salutiferum, und wiederum von Andren Napellus Moysis benamset. Aus bemeldtem hohen Schnee-Gebirge würden die Gewächs-Forscher noch wol allerley andre Kräuter antreffen,, wann sie nicht müde Beine und unfreundliche Lufst scheiteten, denn die hohe Gebirge tragen insgemein viel Ungemeines. An manchen Orten findet man unter- Satyrion schiedliche Species deß rechten Satyrii ^reL®‘in' (Stendel - Wurtze oder Stendel-krauts). Der Crainer heisst es Zepètez. Zn dieser Wird von Wurtzel setzen manche Mägde, beh denen mehr Gehlheit als Zucht und Scham- gebraucht, hafftigkeit eingewurtzelt sind, ihre Zuflucht, brauchen dieselbe dazu, daß ihnen die Buben nachlaufsen, und ihre unkeusche Flammen löschen sollen. Zu dem Ende wird diese Wurtzel zu rechter Zeit, nemlich zu einer dazu bestimmten, mit teuflischen a) Johannes Rist in seiner Jenners Unterredung p. 31. seqq. t) More loquendi Vergiiiano. Steriles enim dominantur avenae Vergilio, i Ilie locorum, ubi plurimum nascuntur. d) Casp. Bauhin. p. 184. Geyß und Sau läufst dem Liebs-Künstler nach. Worten besprochen, hernach trägt eine solche brünstige Hengstinn und läuffige Hündinn dieselbe bey sich und magnetisirt damit die männliche Jugend also, daß ihr die Buben überall Nachfolgen, wie der Spühr-Hund oder Brack dem Wilde nachsetzt, als die durch die gesprochene Zauber - Worte begauckelt und bethört worden. Woferrn sie aber nicht die rechte Species deß Satyrions dazu nehmen, so lauffen ihnen die Pserde nach. Dieses ist wol gar was Seltsames, und wird man iit der zanbrischen Liebs-Künstlerey dergleichen wenig lesen, daß, wann der vom Buhler zu Rath gezogene Zauberer durch Betrug ein Haar oder sonst etwas vom Leibe eines Viehes bekommt, in Meynnng, es sey vom Leibe derjenigen Person, welche man dadurch ans zaubrische Art verliebt zu machen und herbey zu ziehen wünschet, dasjenige Thier alsdann an stat der Person sich einstellet. Als wie vor einigen Jahren einem gewissen Mann, dessen Amt oder Stand wir allhie nicht nennen wollen, in einem gewissen Lande solcher Poß widerfahren, daß, nachdem er der Kindbett-Kellerinn, einer schönen schwangeren Ehe-Frauen, drey Ducateli in die Hand geflossen, mit Bitte, sie sollte ihm nur etliche Tropffen von ihrer Frauen Milch zuwege bringen, als welche er bißhero durch seine Liebkosungen zu keiner Gunst bewegen können, die Kinds-Warterinn ihn betrogen und ihm in einem Gläslein etliche Tropffen Milch von einer Geyß, welche sie damals bey sich im Hause hatte, gegeben. Worauf die Geyß dem Verliebten, welcher ohne Zweifel die Milch-Tropffen derselben einer Hexen gebracht, überall zu Haus und zu Hose auch so gar zur Kirchen nachgeloffen, also, daß er deß Thiers nicht ledig werden können, biß er es an sich gekanfft und schlachten lassen. Eben dergleichen ist einem Andren mit der an stat verlangter Franen-Milch ihm untergeschobenen Süu-Milch begegnet, denn das Mutter-Schwein ist ihm Tags und Nachts vor seine Hausthür gekommen, hat daselbst ligen bleiben, und sich nicht abtreiben lassen wollen; darum er endlich auch solches Spotts abzukommen, gezwungen worden, die Sau gegen Bezahlung stechen zu lassen. Mit den Haaren werden bißweilen dergleichen Buben-Stücke getrieben. Wie folgendes Beyspiel bezeugt. Ungefähr vor zwey und viertzig Jahren hat ein Obrister £it Prag eine unzüchtige Dirne bey sich in seinen finstern Nacht-Diensten gehalten, und dieselbe ihres ehelichen Manns durch eine geschenckte Kugel entledigen lassen, auch seine selbsteigene Ehefrau von sich getrieben. Sie ist allenthalben mit ihm herum gezogen, wie im Kriege dergleichen Aufzüge und Huren - Führerey nichts Neues sind, und allerlei) Laster sich daselbst für zulässig achten; hat ihm auch einen Sohn geboren, welchen er auferziehen ließ, und zu seinem Erben einzusetzen versprach. Allein, weil er endlich dieses unreinen Honigs gnug geschleckt, und dieser Metzen satt worden, schaffte er sie von sich und machte ihr ihre starčke Einbildung, Frau Oberstin zu werden, zu Wasser. Solches that ihr wehe, und machte, daß sie auf Mittel spintisirte, wie sie wiederum mögte an deß Obersten Seite kommen und den Platz deß Bettes mit ihm theilen, nicht zweislend, die wiederholte Verstrickung würde unfehlbar ein unauflösliches Ehe-Band mit einknüpfen; derhalben ging sie endlich zu einer Unholdinn, dieselbe ersuchend, sie sollte ihr durch ihreKnnst den Obersten wieder zueignen. Die Hexe gab ihr Vertröstung, daß sie schon soviel auswürcken wollte, so ferrn sie ihr nur von dem Obersten ein einiges Härlein verschaffen könnte. Die Hure versucht deß Obersten seinen Cammerdiener anfänglich mit freundlicher Bitte, endlich auch mit Versprechung zwölss Reichsthaler, er sollte von denen Haaren, welche seinem Herren deß Morgens etwan in dem Kamm mögten sitzen bleiben, etliche zuschantzen. Der Kammerdiener, ob er ihr gleich etliche Mal solches abgeschlagen, als der wol merckte, was sie mit den Haaren im Sinn hette, wollte doch gleichwol die milde Anerbietung nicht gern aus der Hand, noch die Gelegenheit, ein gantzes Dutzent Thaler zu gewinnen, vorüber lassen; gab ihr verwegen Hoffnung zu den verlangten Haaren; drehete ihr aber eine Nase und rupffte etliche Haare aus einer Bären-Haut, welche sich mit seines Herrn Haaren in der Schwärtze sehr wol verglichen. Die Charogne nimt solche mit Freuden, als wie einen grossen Schatz an, und überantwortet sie ihrer vermeynten Helffe-rinn, der Hexen, gäntzlichen Vertrauens, ihr sey nunmehr ein so starcker Faden zu theil worden, dabey sie den Obersten schon zurück in ihr Spinnen-Garn ziehen Der Teufel Nett eine Bärenhaut an stat eines verlangten Dbtiften. Pferde Nffen den Mägden "?», welche °>e rechte "Peeiem j*1 Stendel-Biurtz nicht b°h sich tragen. Der Achwertel Radiolus. und fangen könne, ja er werde noch diese Nacht sie besuchen. Die zaubrische Frey-Werberinn und hellische Kupplerinn verfährt mit den Haaren nach ihrer zaubrischen Kunst. Aber die Würckung und der Erfolg lieff gantz wider ihre Vermutung. Denn indem der Kammerdiener samt einem Edelknaben zu Nachts auf der Bären-Haut ruheten, tratt durch das offen-gelassene Fenster ein schwartzes Gespenst, riß ihnen den Bären-Balg unter dem Leibe weg, und führte denselben mit sich zum Fenster hinaus. Die erschrockene Diener, welche leichtlich erachteten, diese Abholung und Entführung müsste nicht über die Bären-Haut, sondern über den Obristen beschlossen seyn, zeigten diesem an, was die Nacht über sich zugetragen. Worauf er diese seine gebrauchte Feld-Schleppe, damit sie dergleichen Stücklein nicht noch inehr wider ihn ersinnen mögte, nider-büchsen ließ. Dieser Art Abentheuren sollte man noch wol viel andre mehr liefern können; aber daß die Zauber-Brunst für die bezielte Person, darein man sich verliebt hat, bißweilen dennoch wol ein Thier treffe und entzünde, wann der Buhler oder die Buhlerinn gleich nicht so aetäuschet worden, daß sie etwas von solches Thiers Haaren oder Milch oder andrem dergleichen betrogener Weise empfangen hat, solches ist viel was Abentheurlichers, dennoch aber gewiß, und durch unterschiedliche Begebenheiten in Crain beglaubt, nemlich daß solchen mannsüchtigen Bubenfnttern oder geylernden Menschern, welche die rechte Gattung deß beschwornen lL-atyrions nicht bey sich tragen, an stat der Jünglinge die Pferde nachlausfen. Und davon hat man noch vor 5 oder 6 Jahren allererst den Augenschein gehabt: da zu Laybach gleich vor dem Bitzdom-Thor zwey Gutschen-Pserde, als sie eine Magd ersehen, mit solcher Gewalt auf dieselbe zugeloffen, daß der Gutscher sie unmöglich auf-und zuruckhalten können. Gestalt sie auch die junge Magd niedergetreten und man dieselbe kaum errettet hat. Daraus mau gar starck geurtheilt, diese habe eine dergleichen beschworne Wurtzel bey sich gehabt, und sich dadurch bey guter Zeit fein früh mit einem Auswarter oder Buhlen versehn wollen. Auf dem hohen Gebirge .steht auch Gladiolus verusder rechte Schwertel, (Deuetasrajziza). Die schlecht - zottichte Wurtzel wird gleichfalls absonderlich in Ober-Crain von leichtfertige n Leuten zu Liebs-Trüncken gebraucht. Überall wächst auch in Crain, das F ü n s s s i n g er-Kr aut (Pentaphyllon) ; ungleichen der Schlafs-Nacht-Schatten, Waffermelck, Acker-Wurtz, Eppich, Wolffs-Wurtz (Aconitum). Alle jetztbenannte Kräuter und noch einige andre Sachen, brauchen die Hexen nebst einem gewissen Pacto oder tenffli-schen Bündniß zur Bereitung ihrer Zauber-Salbe, womit sie sich schmieren inld also zu ihrem verfluchtem Hexen-Tantz fliegen oder durch ihren schwartzen Meister getragen werden. Warnt aber noch keine würckliche Verbündniß und Vergleich weder expresse noch implicite, mit dem Satan geschicht, so wird (wie Einige vermehrten) die Person, so solches Geschmier braucht, nicht würcklich zu dem Tantze kommen f), sondern mit oder in blosser Einbildung, und gleichwol festig-lich gläuben, daß sie dabey gewest ff). Denn sie fällt nur in einen tiesfen natürlichen Schlafs, darinn ihr von lauter tantzen, fressen, sansfen, Music und dergleichen träumt. Und also werden sie offt von ihrem Meister betrogen mit dem falschen Wahn oder Traum, als ob sie gefressen und gesoffen hetten, so es doch nur eine träumende Vorstellung oder Traum-Gesicht gewest, und sie mit blossen Gedanckeu an stat der Werde bezahlt, deß Schattens an flat deß Wesens theil-hafft worden. Mit dem FahrenKraut, welches zu Latein Filix auf Crainerisch Prapret genannt wird, und hie zu Lande gleichfalls gemein ist, treiben ihrer Viele eberrsowol viel Hexen-Possen. Ich * habe Selber hier im Lande Einen gekannt, welcher offt am S. Johannis Abend hingegangen und mit seinen zaubrischen Zeremonien den Fahren-Samen gesucht, auch denselben zu mancherlei) unzulässigen Händeln gebraucht. Er hat aber vor wenig Jahren ein jämmerliches Ende genommen, f) Die Salbe ist natürlich von obbeschriebenen Kräutern. macht schlaffen und unterschiedliche Phantaseven im Schlafs. Daß also ein Weib, die eine solche Salben braucht, und von einer andren es erlernt hat, vermeynt, sie sey geflogen! Es war aber nur ein natürlicher Schlaff und blosse starcke Einbildung. Die aber ein Pactum haben, brauchen zwar auch eine solche Salben, doch daß sie was mehrers dazu setzen, und alsdann führt sie der Teufel würcklich zum Tantze davon. ff) Sihe die Anmerckung am Ende dieses Capittels. Fünfs-Fin-gerkraut rc. Kräuter, so zur Hexen-Salbe kommen. FahrenKraut muß gleichfalls zur Zaubere y dienen. Allerley Speise-Kräuter. Lein. Eberwurtz (Carlina) und viel < ire Wur-tzeln und Kräuter mehr. Craineri-sche Berge werden jährlich von ausländischen Botanicis besucht. wie solches gar Vielen bekandt ist. Aber sein Nam wird an diesem Ort gewisser Ursachen halber verschwiegen, t) Sonst hat es auch beh uns allerley nutz-und eßbare Kräuter, mit welchen der Kuchen wol gedienet ist, als mancherley Köhl-Kraut, Rüben-Köhl, Blumen-Köhl, Cap-pes (oder weiffes àaut), imgleichen allerley Salad und Lattich (oder Lactucken) Enis, Türckischen Pfeffer, Saffer und Hopsten, so überall in Hecken wächst, auch Lein-saamen (Lan), daraus man Flachs und Leinwad oder wie mans hie zu Lande heisst Haar machet. Wenn man dessen soviel säet, daß es im Gewigt ein Pfund austrügt, bekommt man ungefähr ein und ein halb Pfund Haar oder Flachses davon. Der Hanff-Saamen (Konople) giebt zwar mehr Haar, ist aber gar grob. Der Chamaeleon niger sonst auch Carlina oder vielmehr Carolina, weil Keyser Carl damit ans seinem Kriegsheer die Pestilentz vertreiben wollen, benamst und auf Deutsch Eberwurtz, aufCrat-nerisch Kosia potiza genannt wird, wächst überall häuffig sowol als alle andre Species dieser Wurtzel, imgleichen allerley Veilwurtz, Entzian, (Lezi an) Engelsüß (Sladkekoren) und überdas noch andre vielerlei) Kräuter. Es giebt über bißher gesetzte noch mehr unterschiedliche, gute, auserlesene und berühmte Kräuter in unsrem Lande, und sonderlich auf dem hohen Gebirge, als auf denen Bergen Kerma, Groß-Stuhl, Feistriz, Nanos und Utschka-Berg. Welcher letzter von vielen Scribenten mit schönen raren Kräutern einen sonderbaren Ruhm erworben. Daher werden auch diese hohe Berge offt alle Jahre von gewissen Botanicis und Wurtzel - Gräbern aus unterschiedlichen Ländern besucht, weil sie nemlich droben manche fürnehme Wurtzeln und Kräuter finden. Ich zweifle nicht, so Jemanden die Forsch-gierigkeit nach diesen Höhen hinauf bemühet und die Uuverdrossenheit nicht von ihm weichet, er werde daselbst manche wunderbare und Beobachtenswürdigste Sachen, die annoch der gelehrten Welt nicht gar bekandt, noch gemein, in Erfahrung bekommen; denn das Buch der Natur hat noch keiner so gäntzlich ausgelernt, daß nicht die Zeit und eigne Ersahrniß noch immerzu seiner natür- t) Sitze hievon ein Mehrers unten in der Sin» merckung. lichen Wissenschafft was Merckwürdiges sollte zusetzen können, und solches Natur-Buchs seynd die hohen Gebirge nicht die schlechtesten Bläter. Denn daselbst hat die Natur manche besondre Schätze ihres grünenden Reichs hinterlegt, und allein denen, welche der Mühe unerschrocken darnach suchen, Vorbehalten. Die hochbe- H°tze Ge-hoggerte Schweitzer-Alpen und der Apennin weisen den nachsuchenden noch immerdar »es unge» ein ungemeines Kleinod von heilsamen Wurtzeln oder Kräutern, und so einer au ' unsere Crainerische Alpen mit einer munteren Erörterung offt durchspührete, zweifle ich gantz nicht, diese Höhen würden chm mit nngemeinen raren und merck-würdigsten Observationen seine Bemühung vergelten, und manches edles Kraut vorstellen von so gesunder Krafft und Würckung, die stärcker und verwunderlicher wäre, weder er gehofft oder ihm einge-bildt. Massen solches die Erfahrung versichert und diese folgende Begebenheit dessen zu einem Muster dienen kann, welche ich von einem gewissen adelichem guten Freunde vernommen, der es aus dem Munde eines wolbeglaubten Baurs-manns hat, welcher es, als er noch ein Hirt gewesen, selber gesehn. Derselbe Bauer, welchen Jederman jetzo Wunder» für einen aufrichtigen und warhafften Ovation Mann hält, ist einsmals im Sommer von einer in die Steinerische Feistritz (will sagen Spinnen auf das hohe und dickbewülderte Gebirge „ui)a bey der Stadt Stein in der Feistriz) einem @ifi> gegangen und unversehens einer Schlatt- ^e"tbem gen ansichtig worden, welche aus einem 'rau ' Loch hervor gekrochen, und bald darauf einer grosten Spinnen, die sich gleich hinzu machend einen weissen Tropffen auf die Schlange fallen lassen, worauf die Schlange angefangen sich zu krümmen und zu winden, bald wieder auszustrecken und so matt zu werden, als ob sie sterben wollte; Schlange endlich aber doch fortgeschlichen, wiewol erholt sich mit harter Miche und aller kräncklich zu Schwachheit einem Kraut und an demselben sich der- an einem gestalt erquickt, daß sie allem Ansehn firaut' nach gantz frisch und gesund worden, hernach wiederum in ihr Loch geschlupfft, über eine kleine Weile aber wieder hervor gekommen; da sich dann auch ihre Feindinn die Spinne gleichfalls wieder über sie gemacht, und sie mit ihrem Gifft-Tropsten von Neuem betroffen; weßwegen die betropffte Schlange sich wiederum übel befindend ihren vorigen Artzt, nemlich das Kraut auch wieder besucht uud damit ihre geschwächte Gesundheit erfrischet hat. Nachdeme sie nun zum ändern Mal in das Loch hineingekrochen, hat der Hirt dasselbige Kraut abgebrochen, und weggeworffen. Und wie über eine Zeit hernach entweder dieselbige oder eine andre, der vorigen gantz gleiche Schlange (denn obs eben die erste noch gewest, kann er nicht wissen, sondern allein soviel, daß sie der vorigen allerdings gleich geschienen) wieder hervorgekommen, auch den aus sie fallenden Gisst der erboßten Spinnen voriger Massen wiederum empfunden, hat sie wegen Ermanglung deß Krauts verderben und verrecken müssen. Es ist aber der unachtsame Hirt nicht so klug gewest, daß er das Kraut gemerckt hette, um solches ein andres Mal wieder zu kennen. Unterdessen muß es doch wider den Gisst ein treffliches Kraut und von ungemeiner Krafft sehn. A******:*:*** Anmerckmig E. Fr. über obberührte Ausfahrt der Hexen zum Tantze. /jàb die Ausfahrt der Hexen zum Rei-ì^gen recht würcklich oder allein in blosser Einbildung geschehe, ist unter den Gelehrten strittig. Der widersprechende Theil ist mit so schwachen Beweis-thümern versehen, daß selbige fast kaum einer Widerlegung benöthigt scheinen; ausbenommen der exemplarische Beweis, darauf sie mit Anführung etlicher Begebenheiten sich bewerffen. Und stehen gleichwol viel berühmte hochgelehrte Federn auf dieser Seiten nemlich der hiermit betrogenen leeren Einbildung solcher Truden, als da sind: Wierus, Go-delmannus. Agrippa, Duarenus, Aero-dius, Philippus Melanchthon, Alciatus a), Joannes Salisburiensis bj, Philippus Camerarius c), Longinus d) und auch nebst noch andren mehr Joannes Baptista Porta. Welcher schreibt, er habe eine alte Vettel gekannt, welche sich vermessen in geringer Weile aus fernen Orten Nachricht zu bringen, was daselbst passirt wäre, worauf sie auch, nachdem die Leute von ihr zum Gemach hinaus gehen müssen, sich abgekleidet, und mit a) Alciatus lib. 8. Parerg. e. 22. d) Saiisburiens. lib. 2. Polycrat. c. 17. c) Camerar. Hör. subcis. cap. 72. d) In Trino Magico p. m. 50. einer Salben geschmiert. Nichts desto-weniger hetten ihr dieselbe draussen dennoch durch eine Ritze in der Thür heimlich zugesehn. Nachdem sie sich nun mit ihrem Hexen-Geschmier gesalbt, sey sie zu Bodem gefallen, und so unerwecklich-fest eingeschlasfen, daß, ob man gleich nach eröffneter Thür sie mit der Karbatschen tapffer geschmissen, dennoch die geringste Empfindlichkeit eines Schmertzens nicht an ihr verspührt worden. Wie sie aber wiederum ausgewacht, habe sie gar abentheuer-liche Händel erzehlt, wie sie so gar weit in so gar kurtzer Zeit über Land und Wasser, Berg und Thal gereiset, und was sich daselbst in der Fenne hette zugetragen. Wietool nun die Anwesende sie versichert, ihr Leib wäre gar nicht von der Stelle gewichen, und der Augenschein dessen an denen empfangenen Striemen gnugsam zu ersehen, sey sie nichts destoweniger bey ihrer Einbildung unverruckt geblieben e). In einem Bedencken Lerchheimeri wird aus dem Munde Johannes Crederi, eines weiland wolberedten Doctors und Predigers im Thum zu Straßburg, erzehlt, es habe einsmals ein Psarrherr von Zauberei) geprediget und gesagt, daß das Fahren der Hexen nicht warhafftig und in der That geschehe; es träumte ihnen nur, daß sie an fremde Oerter führen, daselbst etwas besonders sähen, hüteten und thäten, davon sie hernach Andren sagten und rühmten. Als er nun aus der Kirchen gehet, redet ihn ein alt Weib, ein Hexe, an, die es verdroß, daß er ihre Kunst also vernichtete; sprach, sie wollte es ihm mit der That beweisen, daß es keine Träume, so er mit ihr heim in ihr Haus gienge. Er geht mit ihr. Da stellet Sie einen Backtrog oder Multern auf die Banck, setzet sich drein, schmieret sich mit der Salben, entschläfst daraus bald, und reget sich im Schlaff, wackelt mit den Händen hin und wieder, wirfst sich auf, als wann sie flöge, nnd hupffet, als wann sie tantzte. Das trieb sie so lange, biß ste den Trog nmstürtzte, und heraus fiel auf die Erde. Nachdem sie daselbst eine Weil gelegen war und gezappelt hatte, erwachete sie, sprang auf und sprach zu ihm: Da Habt ihr ja gesehn, wie ich bin gefahren und wiederkommen, dort und dort bin ich gewesen, dieses und jenes habe ich gesehen, gethan rc. Jawol sprach er, bist du gefah- e) Joann. Baptista Porta lib. 2. Mag. Natur, c. 26. Entzückung einer Cer« meyntlich-ausfahren« den Hexen. Authores, so die leibliche Ausfahrt behaupte». reit! bist eine Weil im Trog gesessen, und hast eingeschlaffen, darnach fielest du auf den Bodem, lägest da auch eine Weite, biß du erwachtest. Greifs über dein Auge, da hast du dich wundt und blutig gefallen. Also ward das Weib ihres falschen Wahns überzeuget, und der Psarrherr in seinem Sinn und Meynung von der Hexen fahren, daß es nichts wäre, ge-stärcket und bekräsftiget, oaß, wie diese im Troge hinaus gefahren, gleicher Weise und nicht anders andre auf Besem, Gabeln und Stecken fahren. Und solcher Einbildungs-Fahrten könnten noch viel andre mehr aus ansehnlichen Scribenten angezogen werden. Die leibliche Ausfahrt aber wird von einer viel grösseren Menge ansehnlicher Leute bejahet und behauptet, daß, obgleich offt der Teufel die Truden nicht würcklich ausführe, sondern in einem harten Schlafe ihnen durch ein Gesicht diese Einbildung fest eindrucke, als ob sie würcklich sort-geführt wären, dennoch viel öffter die Ausfahrt leiblich geschehe. Welches neben vielen Andren vergewissern Del-rio a), Tor-reblanca b) Simanca. Farinacins, Dam-hauderns, Remigius, imgleichen die In-quisitions- oder Ketzerey-Forscher Spren-gerus, Niderus, Cumanus. Dieser Mepnung stehen gleichfalls vor der H. Epiphanius, Augustinus und Gregorius ; wie auch viel ja die meisten Theologi Römisch-Catholicher, Evangelischer und Resormirter Religion, als der berühmte Thomas von Aquino, Albertus, Tostatus, Cajetanus, Alphonsus à Rastro, Toletus, Suarez c), P. Gaspar Sc hott us d), der Evangelische Theologus Doctor Thummius e), Bodinus J), wie auch der hauptgelehrte König von Engeland, Iaeobus, jetztregierenden Königs von Groß - Britannien Groß - Herr Vater. Welcher gleichviel dieses beysügt, daß solche Lufft-Fahrer eine solche gewaltsame Fahrt länger nicht ausstehen können, als nur so lange sie den Odem einzuhalten vermögen; denn so solche Fahrt länger währete, würde der Odem tn ihnen ersticken. Aber darinn fehlt er. Denn man weiß der Exempel viele, daß der Satan a) Lib. 2. Disquis. Magie, qu. 16. b) Lib. 2. q. 36. c) Suarez lib. 2. de Relig. c. 16. d) In Physica Curiosa lib. 1. Mirabilium Angelor. & Daemon. e) In Tractatu de Sagarum impietate, Quaest. 5. p. 30. seqq. f) In Deemonom. j Leute viel weiter und länger durch die ! Lufft fortgerafft, als daß sie so lange den : Odem hetten an sich halten können. Wie ! wir solches bald hernach durch ein paar Exempel ausfündig machen wollen. Der Satan, als ein gewaltiger Geist, grösser Künstler, und Fürst in der Lufft, kann die Gewalt der Lufft dergestalt wol brechen, daß sie solchen seinen, durch die Lufft postirenden Sclavinnen am Leben nichts schadet, wie er Kartaunen und ■ Musqueten-Kugeln, so er will, und von Gott ihm zugelassen wird, denen, welche einen Bund mit ihm haben, vom Leibe halten oder verwenden kann. Bodinus fällt zwar auch, wie gedacht, solcher viel bewehrten Meynung bey, und stärcket sie mit mancherley Geschichten; hat doch aber diese sonderbare daneben, daß i der böse Geist, wann er die Unholden zu j ihrer Versammlung führt, ihre Leiber zwar irgendswo in der Verzuckung unempfindlich li gen lasse, die Seele aber würcklich an denselbigen Ort, wo der Hexen Sabbath gehalten wird, hinführe, und nach Endigung desselben wiederum in ihren Leib g). Aber solches ist ein gantz eitler und falscher Wahn. Denn weil kein Leib ohne Seel lebendig bleiben kann, müsste mit der Weise der Satan, wann er Seel und Leib wiederum vereinigte, Tod-ten das Leben wiedergeben und Todte auf-: erwecken können; welches durch keine andre als Göttliche Krafft geschehen mag. Und hat diesen Jrrthum den Bodinus nicht am ersten erzeugt, sondern aus mancher He-I xen-Meifter betrogenen Einbildung ge-schöpsit hat, obengemeldter Engländischer König gar vernünfftig widerlegt h). Unser Herr Haupt - Author dieses Wercks hat solchem Schluß, daß der Satan nicht allemal die Zauberer und Unholden durch eine blosse Entzückung die Ausfahrt nur fest einbilde, sondern dieselbe auch mehrmaln mit leibhaffter Abführung ihrer Person ins Werck richte, billig beytreten wollen, ohne Zweifel nicht allein durch die einhällige Be-kenntniß der gerichtlich-verhörten Truden, sondern auch, und zwar noch viel nachdrücklicher, durch solche Begebenheiten dazu gedrungen, welche eine würck-liche Ausfahrt wider die Gegenstimmer g) Vid. Bodin. 1. 2. Daemonom. c. 5. h) Lege Serenissimi Britanniae & Scotiae Regis, Jaeobi, Daemonologiae librum 1. cap. 4. p. m. 97. Confer Balduin. Gas. Conscient. 1. 3. c. 5. Gas. 7. unwidersprechlich erweisen. Deren eine Er mir selbsten auch überschrieben, und bald hernach von mir soll mit angezogen werden. Denn mit welchem Fuge kann Einer der Bejahung solcher leiblichen Ausfahrt ftch_ länger entziehen, wann er bey glaub-hafften Scribenten oder peinlicher Gerichts-Verhör vernimi, daß manches Mal gewisse Leute unvermutlich solches Hexen-Ge-schmeis an sonderbaren Orten angetroffen in vollem Lärmen, Geschrey und Tantze, oder wie eine oder andre Gesellschaffte-rinn solcher verfluchten Zunfft unterwe-gens bißweilen von Jemanden erblickt, oder an einigen ihr entfallenen Sachen erkannt worden ; oder wie einige fürwitzige Personen ohne Ergebung an den Teufel mit der Hexen-Salbe nur aus Curiositet sich bestrichen, und darauf augenblicks zu solchem Hexen-Chor einen so fernen Weg hinweggeführt worden, daß sie, wann unversehens das unsinnige Gelag zerstört und aufgehaben, von dannen wieder heim zu kommen, viel Tag-Reisen vonnöthen gehabt? Aus unzehlich-vielen nur ein und andres Exempel vorzulegen, so erzehlt Bodi uns, es sey zu Lyon bey seiner Zeit eine gewaltige viel-vermögende Frau zu Nachts aufgestanden, habe ein Licht an- j gezündt, eine Büchse hervorgelangt, sich! geschmiert, und nach Sprechung einiger Worte sey sie davon gefahren. Als aber Einer, der ehebrecherisch mit ihr zugehalten, solches ihr Thun ihr abgemerckt, habe derselbe, nachdem er bey ihr gelegen, und sie von ihm hinweggekommen, das Licht genommen, und sie überall Wühler wird, gesucht; endlich aber, nachdem sie nir-fìch nur qe- ^nds zu finden gewest, und er nur die feiner Büchse mit der Salben allein angetrof-và à" sen, lüstern worden, zu versuchen, was 'e 11 ,rt' diese Salbe doch für eine Würckungs-Krafft in sich hette, solchem nach damit gethan, wie er von seiner Buchlerinn ge-sehn; worauf er alsofort zum Zimmer hinaus geführt worden, und bald sich mitten unter einer Hexen-Versammlung in Lothringen auf dem Lande erblickt hat; worüber er dann hefftig erschrocken und Gott um Hülffe angeruffen, darauf der gantze Schwarm verschwunden, und ihn gantz allein und nackt dahinden gelassen. Der doch gleichwol endlich wieder nach Lyon gekehrt und die Hexe angeklagt. Diese hat Alles bekannt, und darauf den Scheiterhauffen zu Lohn bekommen a). Er bringt daselbst neben andren Fällen auch diesen vor, der einem Edelmann damals erst neulich widerfahren bey Me-lun in Frankreich, welcher sich sowol durch Zusprechen eines Müllers, als durch seinen eignen lüsternen Fürwitz verführen lassen, nach dem Ort zu gehen, wo die Zauberer ihre Zusammenkunfft hielten. Ob derselbe gleich Gott den Herrn (ohne Zweifel vorher abgeredter Massen) nicht angeruffen, hat gleichwol der Satan, nachdem er gemerkt, daß dieser Nene Ankömmund Fremdling sich darob hefftig entsetzte und fürchtete, überlaut angefangen zu schreyen: Wer fürchtet sich hier? Wie nun der Edelmann hieraus abtreten wollen, ist die gantze Versammlung ihm aus den Augen gewichen, und er nach seiner Wiederheimkunfft Sinnes worden, den Hexen-Meister anzuzeigen. Welcher aber dafür von seinem Meister gewarnet, sich auf die Flucht gemacht ö). Bartholomaeus de Spina, weiland Magister Palatii Apostolici, meldet, ihm sey von einem zu Ferrar wohnendem Köhler Antonio Leone, aus dem Veltlin bürtigem, berichtet worden, es hette Einer seiner Landsleute in seinem Vaterlande auf sein eignes Weib einen Argwohn geworffen, daß sie, vieler Leute Meynung und Mummelung nach, zu Nachts, indem er schlieffe, zum Hexen - Convent ginge; weßwegen er heimlich drauf zu merken beschlossen, und in einer gewissen Nacht sich gestellt, als ob er im tieffen Schlaff läge. Worauf das Weib vom Bette aufgestanden, und aus einem kleinen Geschirr, welches sie vorhin verborgen gehabt, sich geschmiert, und hieraus nirgends mehr zu sehen gewest. Der hierüber sich verwundrende Mann gewinnt Lust den Handel auch zu probiren, steht affo auf und bestreicht sich gleifalls mit der Salben, wird darauf alsofort durch einen Schlott oder Camin, durch welchen er auch sein Weib hatte auffahren sehn, davon- und in eines Graseus Weinkeller geführt, allwo er sein saubres Weib bey vielen andren Zunfft-Schwestern antrifft. Sobald aber dieselbe seiner ansichtig worden, ist sie nach einigen gemachten Zeichen mit den Andren davon gefahren, a) Bodin. lib. 2. Daemonom. e. 4. b) Idem 1. eit. Edelmann fährt aus Fürwitz mit zu der Hexen-Ber-sammlung. Einer, der sich aus Curiositet gesalbet, kommt in einen Weinkellerzu den Hexen. Spielleute, so den He-xen-Tantz aufgemacht, befinden sich unvcrmutlich unterm Galgen. Dergleichen Geschieht, so sich Anno 1649 zugetragen und er allein daselbst zurück geblieben. Deß Morgens finden ihn die Diener deß Hauses, nehmen ihn mit grossen Geschrey für einen Dieb gefangen, und bringen ihn vor den Grafen. Als derselbe ihm zu reden erlaubt, hat er, wiewol nicht sonder Schaam, den rechten Verlaufs, und wie er dahin gerahten, berichtet. Hiernechst ist sein Weib bet) den Unter) itchertt der Hexerei) (oder Religions-Rähten) angegeben, und nachdem sie es gestanden, zu gebührender Strasse gezogen worden a). Unter den Traur-Geschichten Martini Zeileri liefet man, daß in Hessen etliche Spielleute und Pfeiffer ungefähr zu einem Unholden-Reigen gekommen, auch dabei) ausgemacht haben, und hingegen so wol traetirt worden, daß sie sich gantz voll gesoffen ; letztlich habe man sie in eine Kammer geführt, und in ein dem Ansehen nach stattliches Bette gelegt; als sie aber deß Morgens früh aufgewacht der Meynung, sie lägen in einem weichen Bette, hetten sie sich unterm Galgen befunden b). Bartholomaeus Anhorn schreibt in seiner M agiologi a von einer fast gleichen Aben-theur, welche sich im Jahr 1649 an den Schweitzerischen Grentzen an einem ihm wolbekandtem Ort zugetragen auf folgende Weise. An einem fürnehmen Gräflichen Ort haben etliche Jungfrauen zu Abends am Sonntage einen Spielmann bestellt, der ihnen deß Nachts bey einem angestelltem Tantze mit feiner Geigen sollte aufwarten. Welches er auch versprochen, so ferrn sie ihn zu bestimmter Stunde würden abholen. Solches ist geschehn, und zwar ungefähr um neuen Uhren. Der Spielmann bildete ihms nicht anderst ein, als man führete ihn auf das Gräfliche Schloß, allda er in einem schönen grossen Saal bey einem angestelltem Banquet und Tantz lustig aufmachte. Nachdem er nun ziemlich lange gespielt und Niemand ihm einen Trunck geboten, sagt er endlich: Den Banren ist gut geigen, sie geben den ^pielleuten auch zu trincken. So bald er das gesagt, kommt ; ein vermasquirter Kerl und reicht ihm einen schönen silbernen Becher voll Weins. Den setzt der Spielmann an, trinckt ihn halb aus und spricht darauf: G s e g n e dich Gott! Wie ist das ein guter Wein! Sobald er diese Wort geredet, a) Bartholomaeus de Spina, Q. de Strigibus c. 17. apud P. Gasparem Sehottum. b) Zeiler Traur-Geschichte p. 86. seq. ist Alles verschwunden, und er auf den Galgen selbiges Orts, bey welchem wenig Tage zuvor etliche Unholden verbrennt worden, gesessen mit einem würcklich in der Hand habendem silbernem Becher. Welchen er vollends ausgetruncken, hernach den Becher in den Sack geschoben, sich an der Galgen-Seul herunter gelassen, mit Schrecken heimgegangen und sich schlaffen gelegt, deß Morgens auch den Becher in seinem Sack gehabt, welcher mit eines fürnehmen Manns selbigen Orts ausgestochenem Hauszeichen bezeichnet gewesen, aber niemals abgefordert worden, und ihm also zu eigen verblieben c). Diesem will ich aus vorbenanntem de Spina noch ein andres denckwürdiges beygesellen. Zu Bergamo, einer weyland Hertzoglich - Meyländischen Stadt, heut aber Venetianischen Gebiets, lebte eine junge Tochter bey ihrer allda wohnenden Mutter, ward aber einsmals bey Nacht zu Venedig in der Schlaff-Kammer ihres Schwagers gesunden. Als nun ihre Be-freundte dieselbe allda frühmorgens gantz nackt antraffen und kannten, fragten sie, wie sie daher gelangt? und warum? worauf sie, nachdem man ihr ein Röck-lein umgeworffen, also zu reden begunnte. Als ich in dieser Nacht ungefähr erwachte, sähe ich, daß meine Mutter, welche meynte, ich schliesie, vom Bett ausstund, ihr Hemde auszoch und sich aus einer hervorgezogenen Büchsen salbte, hernach alsosort einen dazu hingestellten Stock ergriff, solchen beschritte, als ob sie drauf reiten wollte, und demnechst zum Fenster hinaus geführt wurde, seit dem habe ich sie mit keinem Auge gesehn. Da ich nun auch mich aus dem Bette erhub, und nach dem Exempel der Mutter meinen Leib gleichfalls schmierte, ward ich gleichmässig durchs Fenster gerafft, und alsosort an diesen Ort getragen, da ich die Mutter bey diesem Knaben, dem sie nachstellete, ersähe. ; Weil mich nun solche abentheurliche Begegniß sehr erschreckte, auch die Mutter gleichfalls über meiner Ankunfft sehr ; bestürtzt schiene und mir deßwegen dro-hete, rieff ich an den Namen deß Herrn Jesu und der seligen Jungfrauen; von dem an habe ich meine Mutter nicht mehr gesehn, und bin allhier gantz nackt c) Bartholomaeus Anhorn im 2. Theil seiner 1 Magiologiae, e. 2. Bl. 647. Tochter, ft der Muttek mit der Salbe nach" afft, kommt gähling nach Vene" big in ihres Schwagers Schlaff-Gemach. Schwedische Hexen- Wahrten. allein hinterblieben. Nachdem ihr Schwager solches von ihr verstanden, hat er es Alles dem Patri Inquisitori (oder Untersuchungs-Raht) zu Bergamo zu geschrieben, welcher das Weib gefänglich ein und an die Folter ziehen lassen. Da sie dann Alles bekannt, und noch dieses hinzugethan, daß sie wol ösfter als funff-tzigmal vom bösen Geist dahin getragen worden, den Knaben ihres Schwagers umzubringen, doch niemals so viel Macht an ihm finden können, weil sie ihn allemal mit dem Zeichen deß H. Krentzes eingesegnet und mit dem andächtigen Gebet seiner Eltern wolverwahrt angetroffen a). Noch unfehlbarer greifst man die Unfehlbarkeit leiblicher Truden-Fahrt aus dem Hexen-Wesen, so vor 16 oder 17 Jahren ungefähr in Schweden vorgegangen, und damals viel Novellen gefüllet. Einen kurtzen Auszug findet man davon in den Lateinischen Annalibus Henrici Breweri, welchen ich dieses Orts dem Leser aus Teutsch mittheile. Der Satan (schreibt er unter andren) ist herumgegangen rc., hat sehr viel durch seine Truden ihm zugeführte Kinder mit vielen wiewol liederlichen und nichtsnutzigen Gaben an sich gelockt, dieselbe auch bey Nachte aus gewissen Thieren oder Stäben und andrem Werckzeuge davon geführt, nach dem Ort, den sie Blocula nennen. Woselbst alles das Teufels- und Hexen-Geschmeiß ihre Zusammenkuufften hielt. Daselbst wurden sie offt, wenn sie das Geringste wider sein Verbot gethan, jämmerlich von ihm geschlagen, gestossen und ihnen eine ziemlich-lange Schmertz-Empfindung eingebräunet, also daß sie manches mal drüber in Ohnmacht sielen. Benanntes Blocula ist ein grüner und geraumer Platz; allda fassen die Zauberer und Hexen zu Tisch oder trieben mit dem Teufel aus einem besonderen Lager Schande und Unzucht; oder hupfften, sprangen am Neigen mit ihm aus freyem und offenbaren Platz. Diese elende Kinder aber werden bey- oder vor der Thür gespeisst; und die Thiere (als Böcke und dergleichen), worauf die Hexen geritten, auf der nechsten Wiesen geweidet. So aber einige Fuhrleute oder Träger dabey vorhanden, (durch welche die Hexen oder einige Victualien derselben dahin geführt oder getragen worden) hatten dieselbe in dem Borhofe ihre Stallung, mussten daselbst stehen bleiben und das Antlitz nach der Wand zu kehren und so lange schlaffen, biß der Handel ein Ende hatte. Wenn sich etliche neue Gäste zu deß Teufels Dienst bekannten, mussten sie sich ihm mit Leib und Seel versprechen, ihr Blut ans den Fingern hervor ritzen, und damit ihren Namen in sein Buch schreiben, nemlich den jenigen neuen, welchen ihnen der Bösewigt, indem er : sie umgetaufft, gegeben; mussten hingegen Gott absagen, und denselben verschworen, und zwar ans diese Weise: Sie I hatten etwas entweder von den Glocken oder Altären abgeschabtes bey sich in einem Beutel, warffen solches ins Meer mit dieser grausamen Verwünschung, daß, so wenig solches Verworffene wieder zu den Glocken oder Altären käme, ihre Seele eben so wenig hinaus kommen sollte gen Himmel. Er reichte ihnen ein Horn mit Salben gefüllt, womit sich gewöhnlich alle Hexen schmieren müssen. (Welches meines Erachtens diese Geheimniß und Bedeutung hat, daß, gleichwie wir Christen durch Christi Blut geistlich gesalbet seyn zu Königen und Priestern und Gliedern unsers höchst-gesalbten Haupts, als hingegen die von Christo abfallende, Teufels-Ergebene, durch den Anstrich solches Geschmiers sich würcklich für gesalbte Glieder des Satans, als Fürstens der Finsterniß, bekennen sollen. Wiewol ich vermute, daß bißweilen in solchem Geschmier wol eine natürliche Krafft und Würckung stecken möge, die Sinnen entweder einzuschläffen oder allerlei; seltsame Einbildungen in denselben zu befördern, oder solche Gotts - vergessene Unmenschen keck, behertzt, lustig und begierig zu machen nach der Zusammenkunfst und teuflischer Unzucht. Denn der Satan ist ein tiesfer Naturkündiger. Können die Indianer mit Kräutern Einen so bethören, daß er bey sehenden Augen nichts vernimmt oder versteht, was vorgehet; können die Huren aus natürlichen Sachen leichtfertige Liebs-Trüncke (wiewol gemeinlich auch was Unnatürliches darunter) bereiten, warum sollte nicht der gewaltig - viel - wissende Abgrunds - Engel auch manche uns geheime und verborgene Kräffte der Natur wissen, die dem zaub- rischen Geschmeiß diese oder jene Empfindung oder Regung erwecke? Er gab ihnen (ich rede nun weiter aus der Feder Breweri) überdas auch einen Sattel, Hammer und Nagel, daß sie auf jedweder Sachen ihnen einen Sitz befestigen und durch die Lufft fahren könnten, sobald ihr angerusfener Geist Loeyra vom Schörstein und Wege, alle Hindernissen und Anstöfse vorher hinweg geräumt. Er eignete ihnen auch zween Räuber zu, deren einer wie ein viersüssiges Thier und einer Katzen gleich gebildet, der andre zweyfüssig (bipedum nequissimus) und einem Raben ähnlich, welche Raub-Thiere von den Hexen zu rauben und zu stehlen allerley Speise ausgeschickt werden, wohin ihnen beliebt. Was ein solcher Räuber nun bringt, das wird für den Blocula oder Ort der Zusam-menkunfft aufgehebt. Der Vogel diebet für die Zauberinnen. Ein Mägdlein von Elffdalen hat bekannt, sie wäre durch eine Hexe aus dem Bette im Schlaffe davon geführt, hette aber, als sie unterwegens, ausgewacht und erschrocken den Namen Jesus! angeruffen, worauf sie gleich zur Erden hinab und die eine Seiten wundt gefallen. EtlicheKinder berichteten, sie hetten mehr-maleu einen Schnee-weissen Engel gesehn, der sie vermahnte, dem Teufel nicht zu gehorchen, indem was er von ihnen forderte, derselbige Engel hette sich offt mitten zwischen den fahrenden Hexen und ihnen (den Kindern aus die Gabel gesetzt vielmals sie auch unvermerckt hinweggeruckt, und wiederum an ihren Ort getragen, zu denen erwachsenem Kindern aber gesagt, es würde dieses um ihres bösen Lebenswillen also von Gott verhengt, doch gleich-wol mit erstem der Obrigkeit offenbar und alsdann dem Hebel gesteuert werden. Solches ist auch geschehen. Massen im Jahr hernach 1670 nicht allein durchs gantze Königreich öffentliche Buß- und Bettäge, sondern auch durch verordnete Königliche Commissarien scharffe Untersuchungen angestellet, und die Schul-dig-befundene zur Straffe gezogen worden. Die vollkommene Zauberer und Hexen hat man mit Feuer getödtet; andre aber, so nur noch erstlich dieser erschrecklichen Sünde einen Anfang gemacht, mit Ruten gezüchtigt. Indem die Eingezogene gerichtlich verhört wurden, verstopffte der Bösewigt Etlichen den Mund, etlichen die Ohren, Andre schreckte er mit der abscheulichen Gestalt, darinn er sich ihnen vorstellte. Denn er erschien ihnen, mit scharff-näglichten Klauen an Händen und Füssen, grossen Hörnern auf dem Haupt und einen langen Küh - Schwantz am Hindern. Er brachte ihnen in die Augen einen grossen feurigen Pfuhl, daraus zwar Etliche die Hände hervorstreckten, als verlangten sie draus errettet zu werden, aber von ihm mit einer drey- spitzigen Gabel wieder hineingestossen wurden. Diesen entsetzlichen Anblick setzte er ihnen vor zum Schreck-Spiegel mit Bedrohung, daß sie dergleichen zu gewartete hetten, woferrn sie die Warheit gestünden und ihm wieder absagten a). Diesen bischero angeführten Exempeln setze ich endlich noch bey ein sehr seltsam-und abentheurliches, so sich, wie deß Herrn Haupt-Authoris gnädiges Schreiben mich glaubwürdig berichtet, vor wenig Jahren trt (Eram zugetragen. Eine Frau adeliches Herkommens (deren Namen man bekandt zu machen nicht gesonnen ist) hat, als sie nebenst andren Gabel-Postillioninnen, und Bocks-Reu-terinnen, aufdenHexen-Tantz ausgefahren, ihres Herrn seinen Reit-Knecht, (indem derselbe im Schlaff gelegen) aufgezäumt, und also auf ihm davon geritten, wie man auf einem Pferde reitet; angemerckt er, sobald sie ihn aufgezäumt, die Gestalt eines Rosses gewonnen und sie aufsitzen lassen müssen. Es hat sich aber endlich einsmals : unter währendem Hexen - Tantze der Knecht abgezäumt, und wie seine Frau wieder zu ihm kommt, Willens ihn heim zu reiten, springt der Reit-Knecht behände auf sie zu, und legt ihr eben den Zaum an, womit sie bißhero ihn gezäu-met hatte. Worüber sie alsofort zu einer Stutten worden. Er nicht faul, setzt sich hurtig drauf, reitet aus diesem wunderlichen Pferde nach Hause, und ziehet das Pferd in den Stall. Zu Morgens in aller Frühe geht er hin und zeigt seinem Herrn an, er habe eine schöne Stutte in den Schoden auf dem Felde bekommen und dieselbe in den Stall geführt. Als der Herr hin- a) Vid. Henrici Brevveri historicam Enarrationem rerrum gestarum anni 1669. p. m. 189 seq. Abenthmr-licher Suffi' Ritt einer Craineri-schen Edel' Frauen auf ihrem Knecht. gegangen in den Stall, solche Stutten zu besehen, hat er sich über derselben Schönheit höchlich verwundert, auch dem Knecht befohlen, er soll ihr den Zaum abziehen und ihr ein Futter zu fressen geben. Da nun der Knecht solches gethan, ist die Stute augenblicks wiederum in seines Herrn Frau verwandelt. Worauf sowol die Frau als der Herr dem Knecht hart verbotten, von diesem Handel was zu sagen, ihn auch mit einem gutem Stück Geldes beschenckt haben. Nichts destoweniger hat man ihm mit so reicher Verehrung das Maul nicht so wol verstopffen können, daß nicht das Geheimniß dadurch heraus geflossen und hernach ruchbar geworden wäre. Wie es dann der Haupt-Bersasser Selbst aus seinem eigenem Munde gehört. Aus diesen und solcher Art gar vielen Geschichten erscheinet die Gewißheit, daß mehrmalen die Ausfahrt würcklich geschehe und viel unbetrüglicher als vielleicht bißweilen die blosse Entzückung ohne Ausfahrt deß Leibes. Denn ob ich zwar gerne zugebe, der Leib bleibe bißweilen, wann andre Leute zugegen seynd und ihn beobachten, am Bodem ligen samt der Seelen, indem allein die leere Einbildung, so durch ein teusflisches Gesicht künstlich erweckt worden, innerlich herum schweifst, und dem Hexen-Reigen beyzuwohnen sich beduncken lässt; so kann ich doch gleichwol auch nicht versichern, daß der Teufel nicht manchesmal eben sowol den Umstehenden eine Blendung mache, und die Person, so am Bodem in der Entzückung zu ligen scheint, würck-doch unvermerck-lich davon führe, hingegen etwas an die Stelle lege, und denselben die Gestalt der abwesenden Person antichte. Kann dieser Tausendkünstler, wann Gott ihms verhengt, an flat einer gewissen Person in derselben recht - eigendlichen Gestalt mit zu Chor geben und psalliren, wie man dessen unleugbare Exempel hat, kann er auch die Person eines ihm heimlich ergebenen Menschens dergestalt spielen, daß er in derselben Gestalt bey der H. - Communio» erscheint, und den Leuten = gäntzlich einbildet, es sey der ihm in geheim verknüpffte Mensch selber, wie solches vor nicht vielen Jahren in einer wolbenamten Stadt geschehen, warum sollte er dann nicht eben so wol eine am Bodem gleichsam entzucktligende und sich etwas bewegende, doch von dem schütteln nicht aufwachende Hexe agirai und den umherstehenden Zusehern eine Nase drehen können, um dieselbe glauben zu machen, es sey das Ausfahren und andre Hexerey nur purlautere Phantasey und Einbildung? Was aber diesen Unterscheid betrifft, welchen Etliche ausgeben, nemlich die Ausfahrt geschähe alsdann würcklich nicht, sondern in blosser falscher Einbildung, wann die Person weder ein ausdrückliches noch ein einbegriffenes Pact mit dem Satan annoch getroffen, so mag in Crain der Satan solchen Unterscheid vielleicht halten; denn er verändert seine Bedingnissen in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich, sonst aber halte ich solches für keine durchgehende Gewißheit in Betrachtung der gantz widrigen vielfältigen Erfahrungen. Borbemeldter Bartholomäus Anhorn schreibt von einem sehr denckwür-digem Handel, der sich vor etwas mehr als hundert Jahren in der Schweizerischen Stadt S. Gallen mit einem Spiel-und Fatzmann, genannt der Steu-ch e l e r, zugetragen, ihm aber dem Anthori deß Buchs im Jahr 1638 Herr Georg Huber damals zur Ruhgesetzter Bürgermeister zu S. Gallen und in selbigem Jahr ein Herr von 86 Jahren erzehlt hat, wie er solches in seiner Jugend aus deß Steuchelers, als derselbe nunmehr hingegen ziemlich alt war, eigenem Munde vernommen, nemlich dieses Inhalts. „Als auf eine Zeit eine grosse Tag-Satzung zu Baden in Schweitz gehalten und die Herren Ehren - Gesandten der löblichen dreyzehen und zugewandten Orten in dem Herrn-Garten daselbst ansehnlich tractirt worden, kam obgedachter S t e n ch e l e r, ein Spielmann zu S. Gallen, unter das Mnlter-Thor auf die Brucke, und fand etliche sür-nehme Bürger neben dem Theophrasto Paracelso, (welcher selbiger Zeit zu S. Gallen gewöhnet) auf den Bän-cken der Brucken beyeinander sitzen, stund bey ihnen still und sagte: „„Jetzt werden sich die Herrn Gesandten zu Baden im Herren - Garten lustig machen; dann ich habe gehört, die ange-stellte Gast-Mahlzeit werde heut gehalten werden. Wann ich jetzt auch dort wäre, wollte ich mit meiner Zwerch-Pfeiffen ein Trinckgeld aufheben. Worüber Theophrast zu ihm gesagt: Hast Was Theophrastus einem Spielmann für ein Pferd verschafft habe. Dreherley wird hiedurch bewiesen. Lust ein Trinck-Geld zu verdienen, so gehe heim, lege andre Kleider an, nimm deine Pfeifsen zu dir, und komm wieder hieher; ich will dir ein Pferd geben, darauf du in einer halben Stunde zu Baden fehlt kannst."" Der Steucheler sagte: „„Herr Theophrast! Ich weiß tool, daß ihr mehr könnt, als andre Leute; ich will heim, und meine Pfeiffen holen."" Damit geht er heim, legt andre Kleider an, nimmt seine Pfeifst zu sich, kommt wiederum unter das Mnl-terthor und sagt: „„Herr Doctor! ich bin gebutzt! wo ist das Pferd, daraus ich in einer halben Stund zu Baden sehn kann?"" Theophrast spricht: Gehe hinaus zur Schieß-Hütten, da wirst du einen weissen Schimmel gesattelt angebunden finden; löse ihn ab, sitz drauf, und hüte dich, daß du kein Wort redest, biß du wieder absitzest; du wirst in einer halben Stunde zu Baden sehn." „Der Steucheler geht hin, findt den Schimmel beh der Schieß-Hütten angebunden, löset ihn ab, sitzt auf und fahret durch die Lttfft in einer halben Stunde nach Baden, so sonst zu reisen 16 Stunden weit. Der Schimmel lässt sich zu Baden an der Schloßhalden auf die Erden, und verschwindt, so bald der Steucheler abgesessen." „Dieser geht hin in den Herren-Garten, und sänget an mit seiner Zwerch-Pfeifsen vor den Heeren Ehren-Gesand-ten künstlich aufzuspielen. Als ihn der Gesandte von S. Gallen gesehn und zu ihm gesagt: „„Steucheler! bist du auch da? welcher Teufel hat dich hieher getragen?"" antwortet der Steucheler: „„Ja Herr! Ja Herr! der leben- j dige Teufel, und kein andrer Heiliger!"" und erzehlt, wie er vor einer halben Stunde noch in S. Gallen gewest, und was sich mit seiner so geschwinden Reise zugetragen; „„aber Gott solle ihn woll behüten! Er begehre ans diesem Schimmel seine Lebtage nicht mehr zu reiten"" a). Aus dieser Geschieht quellen dreyerley Beweißthümer: Erstens, daß, wann der Teufel einen Kerl auf dem Pferde schnell durch die Lufft führt, es eben so glaubmäfsig sey, daß er auch eine Hexe durch die Lufft führe. Zweytens, daß Einer, den der Satan so schnell durch die Lufft trüget, wann es gleich länger währet, weder der Mensch den Odem an sich halten kann, dennoch darum nicht den Odem verliere oder ersticke, wie zwar vorgedachter König Jacobus geur-theilt. Eine Reise von 16 Stunden in einer halben zu verrichten, das erfordert schier Adler-Flügel; dennoch ist beh so wunder-schleuniger Lufft-Fahrt diesem Spielmann der Odem nicht ansgelescht, noch erstickt. Drittens, daß der Satan eben sowol Manchen durch die Lufft führe, ob derselbe gleich mit ihm in keiner würcklichen Bündniß begriffen ist. Will man aber sagen, ob dieser Pfeiffer von S. Gallen gleich mit dem bösen Geist in keine ausdrückliche Bündniß sich eingelassen, habe er sich doch durch einbegriffnes miteingeschlossenes Pact mit ihm bemengt, indem er eine unnatürliche Beforder- und Beschleunigung gesucht beym Theophrasto, den er für einen Beschwerer und Schwartzkünstler geachtet; so werden uns doch bald andre Geschichte begegnen und zu erkennen geben, daß der Satan bißweilen auch tool solche Personen aus Gottes Berhängniß durch die Lufft führe, welche weder ein ausdrückliches, noch eingeschlossenes Pact mit ihm haben, vielweniger sich mit einiger Hexen-Salbe jemals bestrichen, oder den geringsten Gedancken gehabt, mit seinen Händeln sich einiger Massen zu verwirren. In dem Malleo Maleficarum wird gedacht, es habe ein Priester zu Freisingen, welcher damals noch am Leben gewest, zu erzehlen pflegen, er wäre in seinen jungen Studenten-Jahren vom Teufel auf-gehaben, und an ferne Oerter hinweg getragen. Ein anderer, zu der Zeit gleichfalls noch lebender Priester in einem Städtlein bey Landshut, welcher deß vorigen Mit-Lehrling oder Schul-Genoß damals gewest, hat solches bekräsftigt und gemeldet, daß er selber solche Wegfahrt oder Wegsührung dieses seines Mit-Schülers angeschaut, wie derselbe nemlich mit ausgestreckten Armen und mit ^Geschieh, doch ohne Heulen und Weinen davon geführt worden. Und solches hat sich seines Berichts dieser Gestalt veranlasst. Als eines Tages viel Scholaren auf einen Trunck Biers zusammen gekommen, sehen sie alle miteinander eins geworden, derjemge, welcher das Bier holen würde, sollte nichts auslegen, sondern freye Zeche haben. Hierauf will Einer-unter rhnen hinaus gehen und das Bier bringen; sihet aber, indem er die Thür aufthut, einen dicken Nebel vor der Thür, darüber er gantz erschrocken zurück kehrt; und sich vernehmen lässt, er möge das Bier nicht holen, auch die Ursach, warum nicht, anzeigte. Endlich erzürnt er sich aber und entschliefst sich wiederum eines Teufel führt Andren, sprechend: Ey! so will ich ,e'n'nSà- dennoch das Bier holen, sollte $ufftUl ’ ’f auch gleich derTeufel selbst leib-hafftig da seyn! Hiemit tritt er hinaus, wird aber zusehens Aller der Andren aufgehoben, und durch die Lufft fortgeführt a). ^ Sollte nun Jemand vielleicht diesen Schüler, welchen der Satan ein Stück Weges in die Lufft geführt, in Verdacht ziehen, als müsse er etwau vorher tapffer geflucht haben, der und der sollte ihn holen, wie jemaln manche Schul-Pursch zu freveln pflegt ; so hat er sich doch mit keiner Hexen-Salbe geschmiert, und also weder in eine ausdrückliche noch eingeschlossene Bündniß mit dem Satan begeben, und ist dennoch würcklich durch die Lufft von einem Ort zum andren geführt worden. Will man aber den Fluch, welcher ihm vielleicht im Zorn heraus gefahren seyn mag, an flat eines einbegriffenen Pacts nehmen; so weiß man doch, daß von den aller- Hexen gantz unschuldige Kinder ofst den squldig"' Eltern gestohlen, und mit auf ihren ver-Kindermit fluchten Sabbath oder Tantz-Platz durch Hexen!" ^te Lufft geführt werden, von denen man Sabbath doch gewiß sagen kann, daß sie weder einen Sì" ausdrücklichen noch eingewickelten Bund mit dem Satan gestifftet. Dabey also leicht abzunehmen ist, daß obangezeigter Unterscheid nicht beständig sey; nemlich daß _ nur die jenige allein würcklich und leiblich ausfahren sollten, welche entweder in ausgedruckteur und offenbarem oder stillem und einbegriffenem Bedingniß mit dem Satan verworren seynd; Andre aber, ob sie gleich sich mit der Salbe schmierten, nicht leiblich dovon geführt würden, sondern nur mit tieffer Entzückung verstrickt ligen bleiben; Massen in obiger Erzehlung der Kinder-Eutsührung in Schweden etliche Exempel gantz ein Andres ausweisen. Die verdammte Weise aber, das Fahren-Kraut, dessen oben gleichfalls gedacht ist, und sonderlich den Saamen desselben zu a) Vid. Malleus Malefic. Tom. 1. parte 2. p. m. 112. Balv. III. Buch. holen, hat der Satan fast in allen Eu-ropaeischen Ländern bey Gottsvergessenen Leuten eingeführt, und verspricht sowol den Schwarzkünstlern als den Dieben und Raubern von dem Saamen dieses Krauts wunder-thätige Kräffte und Wür-ckungen, als, Schlösser aufzusprengen, durch alle versperrte Gemächer damit zu kommen, und dergleichen redliche Händel mehr. Weßwegen sothane heillose Leute in der Johannis-Nacht denen Oertern zuwandern, wo das Fahren-Kraut häuffig wächst, und mit gewissen Beschwerungs-Worten dasselbe oder auch den Saamen desselben einsammlen. Wie ich denn von glaubwürdigen Personen in meiner Jugend gehört, daß ein Hertzoglicher Leib-Medicus, welcher damals auch allerdings nach seinem Tode noch sehr berühmt war, und dessen medidnische Schrifften noch auf den heutigen Tag im Druck vorhanden, manches Mal auch wol practiärt werden, seiner Hertzoginn zu gefallen einen gewissen Kerl (wo mir recht, einen Sol-; daten, abgerichtet, wie er einen Kreys machen, und was für Beschwerungs-Worte dabey sprechen müsste. Welchem Ein Doctor die Hertzoginn (die ich ungenannt lasse, ob sie gleich längst unterm Grunde ruhet) rungm^en einen kühnen Edelknaben zugegeben. Der F-hren-gleichwol nachmals vor Furcht und Grau- äUwgen. fe« für denen um den Kreys her wütenden Gespenstern aus dem Kreys entspringen wollen, daferrn ihn der Soldat nicht angehalten und sich nieder an die Erde zu legen genöthigt hette. Dieser Soldat soll endlich nach vielfältigem Ansprunge der Geister etliche Körnlein deß Fahren-Saamens bekommen, und solche dem Doetor, dieser seiner cnriösen Fürstinu gebracht haben. Wovon es zu der Zeit viel Redens gesetzt. Sonst hat sich dieser Gegend vor 15 oder 16 Jahren ohngefähr bey einem dergleichen Werck der Finsterniß folgender kürtzweiliger Poß begeben. Es seynd etliche ruchlose Bauren unter sich eins worden, in der Johannes-Nacht hinaus aufs Feld zu gehen und nach gemachtem Zirckel einen Griff nach den Fahren-Saamen zu thun, damit sie hie und dort einige vermutete Schätze desto ungefehlter zu finden gehofft. Jndeme sie sich nun darüber zum letzten Mal unterreden, und bey tunckler Abend-Zeit einander die Stunde ihrer Zu-sammenkunfft samt dem Ort benennen, werden sie unvermerckt von einem andren 10 Ein Bauer stellt stet), als sey er der Teufel. Lächerliche Bannerey- Zerstörung. lustigem Bauren behorcht. Welcher, nachdem er ihren Schluß fein umständlich angehört, sich in folgender Nacht gegen die bestimmte Zeit mit seinem langen Brunn-Hacken hinaus begiebt an den Ort, da diese Bauren-Flegel miteinander sich einfinden. Daselbst gab ihm eine Hecke gar gewünschte Bequemlichkeit, sie zu belauschen. Sie heben an zu practiziren, was ihnen etwan eine alte Vettel oder ein Beschwerungs-Buch mag gesagt haben; ziehen einen Kreys und brummeln dabey gewisse, vorher erlernte Wörter. Weil aber Einer von ihnen furchtsamerer Natur als die andren, beginnt ihn deß Vorhabens zu gereuen, und will wieder davon gehen; seine Gesellen aber sprechen ihm ein Hertz ein, und ruhten, er solle sich nur gantz platt auf die Erde legen, und bey Leibe nicht aus dem Zirckel weichen, so lieb ihm sein ungebrochener Hals sey, sondern nur fein still liegen und keiner ein Wört-lein mehr reden, wann sich ein Brausen und Getümmel um sie her erhübe. Der hinter der Hecken ligende vernimi solches Alles, und nachdem er verspührt, daß sie mit ihren Beschwerungs-Gaucke-leyen fertig, langt er mit seinem langen Brunn-Hacken hindurch, und rührt dem Furchsamen, welcher der Hecken am nech-sten lag, damit an die Hosen. Dieser erschriflt, meynet, es sey der böse Geist, der ihn so zupffe, giebt seinen Gesellen mit murmelnder Stimme zu vernehmen, er sorge, es lauffe übel ab, könne ein Mal nicht da bleiben, sondern müsse davon; der Teufel habe ihn schon ans Geseß und ans Bein zweymal geflossen, er trau nicht mehr, die Beschwerung müsse nicht just noch zu ihrer Sicherheit kräfftig genug seyn. Sie beschwigtigen ihn nach aller Möglichkeit, wispeln ihm zu, er solle den Kreys nicht quitiren bey Verlust seines Lebens, der T. dörffte ihnen allen die Hälse brechen; darum sollte keiner mehr ein einiges Wörtlein weder laut noch sanfft oder leise reden. Indessen legt jener schalckhaffte Laur seinen Haken wieder an, häkelt denselben dem furchtsamen und zittrendem Bauren in die Hosen, fasst ihn so gewiß und fest, daß er ihn schier gantz aus dem Kreyse nach sich ziehet. Worüber jener aller be-stürtzt überlaut aufschreyet: Hol mich derT. jetzt reifst er mich hinweg! Nun bin ich verlohren! Dessen erschrecken die übrige Trollen, besorgen, weil dem Teufel auch innerhalb deß Kreyses nicht viel zu trauen, dörffte die Reihe an sie gleichfalls kommen, und er eben so leicht mit ihnen, wie mit Jenem, durchgehen; springen derwegen aus dem Kreyse, und lauffen allesamt den nechsten Weg ihrem Dorff zu. Also seynd alle diese ungeschickte Teufels-Banner von einem einigem (vermeyntem) Hecken- oder Feld-Teufel in ihrer teuflischen Andacht verstört und davon verjagt. Der vor Forcht und Schrecken halb-todte Bauer, welcher mit dem Haken gezuckt und aus dem Kreyse verzückt worden, erholt sich endlich wieder, kreucht auf Händen und Füssen eine Weile fort, und nachdem er gemerckt, daß der Teufel nicht weiter nach ihm graffe, noch ihm nachsetze, richtet er sich auf und läufst gleichfalls eiligst dem Dorff zu; hat aber nachmals sowol als seine Gefährten, nachdem der Haken-Teufel den Handel geoffenbart, verirens gnug drum leiden müssen. Aber damit es nicht scheine, als habe diese Materi uns mit Liebes-Haken gantz an sich gezogen und gleichsam verzaubert, wollen wir hiemit solchen Diseurs von den Gabel-Fahrten und Mißbrauch deß Fahren-Krauts ein Mal fahren lassen; denn es windet die Crainerische Flora unsrer Feder, sie solle die fahrende Canidiam ihrer Weges fahren und fliegen lassen, und sich zu ihren schönen Blumen retiriren. Das XIII. (Capitici*. Von Den Blumen in Crain. Inhalt. Der Tulipanen Zier und Wanchkaltìgke'rt. Anemonen. Der Manenluss. Die Fritillnrien oder Nnbit-Klumen. Ob diese Wume dom Fritillo genannt? Vielerlev Klumen. Hpanntben. Benennung unterschiedlicher schöner Gärten in Lrain. fte Blumen feynd uns von Gott znSpiegelnundBeweisthümern sowol seiner Fürsorge und Allgegenwärtigkeit, als unserer Lebens- und zeitlichen Glantzes-Berwelcklichkeit vorgestellt, doch nicht allein unsere Augen, sondern auch unser Geruch damit verbindlich gemacht, weil sie beyden grosse Ergetzlichkeit schaffen, ohn was sie sonst der Artzney für Heilsamkeit bißweilen mittheilen. Wäre es also was Unbilliges, wann wir sie hie gantz ausliessen, und nicht aufs wenigste ein paar Zeilen auf sie spendirten. Dieselbige Himmels-Güte, so unser Land mit wolriechenden oder gedeylichen Kräutern segnet, schmückt es auch mit allerlei) Blumen, färbt Wiesen und Auen, Felder und Thäler damit gar zierlich. Ausser solchen Feld-Blumen hat es auch bey uns die Menge edler Garten-Blumen sowol einländischer als fremder oder ausländischer. ^Ulipanen Bon Tulipanen hat man allein über äietre^61'* hunderterley Arten, die mit ihren zierlich-Farben. und unterschiedlich-gemahlten Farben ge- geneinander eyfern und um den Praß der Schönheit streiten. Eine steht in hochroter Tracht und brennet gleichsam vor Eyfer, alle ihre Farb-Genossen in der Röte zu überhöhen. Welches eine andre ihr nicht gestehen, sondern in ihrem edlem Scharlach für die Fürstinn unter den roten angesehn fehlt will, hingegen die neben ihr stehende nur gleichsam für ihre Aufwarterinn zu erkennen scheint. Solches widerspricht die bräunlich-rote, und bildet sich in ihrem Purpur eine Königliche Blumen-Hoheit ein. Die rot- und weißgestrichene verlacht Jener ihre Einbildungen, als wie einen schlechten Triumph einer jungen Bäurinn, welche mit ihren braunen Wangen alle Schönheiten zu überprangen vermeynt, und giebt sie sich aus für ein Diadem, so aus Rubin und Perlen zusammen gesetzt, oder für einen fürstlichen Braut-Rock aus güldnem und silbernem Stuck. Die Auror-farbne will die andre nur für Nacht-Sternlein, sich für die Morgenröte unter den Blumen, geachtet wissen. Die gold-gelbe dunckt sich so viel fürnehmer zu seyn, als viel die Sonne im Glantze höher ist, denn andre Lichter der Welt. Die Blau-, Rot- uod Weis-gestriemte rühmt sich für eine Raritet und besondres Kleinod deß Gartens, und vermeynt, die günstigsten Blicke der Blumen-Freunde zu gewinnen. Der weis-sen gefüllt ihr blühender Schnee besser als alle bunte Farben, schätzt ihre Geschlecht - Verwandtinnen für geschminkt, liebt den Glantz reiner Unschuld und Aufrichtigkeit. Indem sie aber also einander mit Zier und Schönheit ausfordern, vergleichen sie sich dennoch gar lieblich auf einen allgemeinen herrlichen Schmuck der Gärten, dazu jedwede ihren Dafft stenret, und speisen mit ihrer Anmut desto mehr den verzückten Blick der Anschauenden, je weniger sie den Geruch, wie zwar andre Blumen, bedencken; angemerckt, die Natur an diesem holdseligem Blumen-Gemähl desto künstlicher apellisirt, daß sie den Geruch-Mangel durch Vollkommenheit der Zier ersetze, und diesen Blumen den schönsten Glantz gleichsam zum Braut-Schatz schenckt, damit die Armut ihres Artzney-Vermögens werde vergütet, weß-wegen sie einen Kunst-Strich über den andren daran thut. Der Anemonen oder Anemonröslein Anemonen, zehlt man allhie fünff und dreyssigerley Sorten, einfache und doppelte. Hanenfuß. Fritillarien. Ob diese Blum vom Fritillo so genannt sey? Was ei« gendlick Fritillus gewest. Vielerley andre Blumen. Deß Eanunculi (oder Hanenfusses) giebts gleichfalls sowol doppelten als einfachen und über achtzehen Gattungen derselben. Die schöne Fritillarien bekleiden ihre Stelle mit nicht geringem Schmuck und unterschiedlicher Liverey. Und wie man andrer Orten, da man ein zierliches Blumenwerck werth hält, purpurfarbige, weisse, gelbe und bunte flehet, also prangt diese edle Blum gleichfalls dieser Orten mit der Berändrung und erscheint in unterschiedlicher Tracht. Viel Botanici (beyläuffig zu gebenden) stehen in dem Wahn, diese Blume habe den Namen Fritillariae angenommen von dem Fritillo, weil sie gestaltet sey wie ein Brett- oder Schach-Spiel, und eine solche Tafel heisse zu Latein Fritillus. Welches aber andre für Kinder-Possen achten, weil ein Schach-Brett oder Tafel bei) den Alten niemals Fritillus geheissen, sondern Fritillus eine Schachtel oder kleines Trichtern gewest, wohinein man die Würffeln gelegt, und, wenn man dieselben wol umgeschüttelt solche endlich hinaus aufs Brett geworffen; daraus dann leicht zu ersehen, aus was schlechten Gründen dieser schönen Blum der Nam Fritillaria von den Unwissenden sey angepflantzt. Weßwegen der gelehrte Petrus Laurenberg mit besserem Fuge sie Gavianam, zu Teutsch die Kybit-Blume benamset; an-gesehn sie bey eingendlicher Betrachtung einem Kybits-Ey gantz ähnlich gebildet sieht, und dennoch gar füglich Flos Ga-vianus oder die Kywits-Blume genannt werden kann a). Uberdas setzt es hier allerlei) andre Zier-und Geruch-volle Blumen, womit gemein-lich woleingerichtete Gärten geschmückt werden, als : weisse und rote Lilien, mancherlei) Rosen, Jasminen, Jenester, weisse, blasse, rote, braune, schwartz-braune, zierlich-gefleckte und auf allerlei) Art ein- a) Wie Joh. Rist in seiner Mertzen-Unterredung urtheilet. gesprengte Nägelein oder Gras-Blumen, sowol einfache als gefüllte, deren etliche Gattungen in ungemeiner Grösse unter den andren wie ein Sternlein anmutigst schimmern. Der Hyacinthen zehlet man hier über siebentzig Gattungen. So seynd uns gleichfalls viel andre Garten-Blumen, welche man sonst für rar achtet, auch nicht rar, sondern haben in vielen trefflichen Garten nunmehr an stat der Fremdlingschafft das Bürger-Recht gewonnen. Und wie man anderswo die Curiositet zu vergnügen um allerlei) seltene oder neue Blumen-Gewächse, so ihr erstes Vaterland im Orient haben, sich bewirbt; also mangelts auch hie nicht an Personen, die ihre Lust damit unterhalten. Denn in Crain finden sich nicht wenige, noch mittelmässige Garten-Freunde, solchem nach auch ziemlich viel schöner Garten, darunter etliche von der Vor-tresflichkeit ihrer Herren oder fürnehmen Besitzer eine vortreffliche Auszierung ziehen. Als bey dem Schloß Ainöd (oder Einöd) und bey Katzenstein hat es zween aus-bündig-schöne Garten, so von auserlesenen und seltenen Zier-Blumen reich sind; dergleichen bey dem Schloß Ehren-Au, welches mit herrlich-grossen Blum- und Würtz-Gärten belustigt ist. Wie nicht weniger unterhalb deß Schlosses Krois-senek die Garten-Lust in vollem Flor steht. So ist auch zu Laybach der Fürst-Aurspergische und deß Deutschen Hauses Garten gar schauwürdig. Ein sonderbarer Krantz aber gebührt dem ungemeinen Zier-und Lust-Garten am Schloß Gayerau, da sich die Flora einer anmutigen Herrschaft anmasset, und mit den raresten Blumen ihren bunten Lust-Platz krönet; wie wir an einem andren Ort, nemlich bey Beschreibung der Städte und Schlösser hievon weiter reden, und unterschiedliche Blumen-Geschlechte, die gewißlich nicht alltäglich seynd, daselbst benennen werden. Hyacinthen. Schöne Gärten in Crain. Aarum °'eses und Mgendes ^reiben Ebie ein« derleibt tvird. Das XIV. (Capititi. Begreifst den Bericht eines fürnehmen Crainerischen Medici von der Glückseligkeit deß Landes (5rain. Inhalt. ^Barimi dieser und hernach ein andrer glaubhafter Vericht hat sollen allhie mit einberleibet werden. Von dem Huikt - Temperament in Crain. Ron der Einwohner Uatur und Comxlerron. Von den Hrrgwerelien überhaupt. Von den Früchten. Von den Fischen. Uamen unterschiedlicher Kräuter in Crain. Heilsamkeit bieler Crainerischen Kräuter - Gewächsen Wider mancherlei Seuchen und Gebrechen. Gelehrte Heute in Crain. |ie Gewißheit dessen, was wir in svorigen Bögen von der natürlichen Bewandniß des Landes Crain, von der Witterung, ì Gesund- oder Krankheiten, Ge-K wachsen, Bäumen, Kräuter, und Früchten vermeldet haben, soviel mehr zu befestigen, und zugleich demjenigen, was wir unten hernach auch von den Bergwercken, wie auch von den Thieren zu berichten gedencken, eine Bahn zur Glaub - Achtbarkeit vorherzubereiten ; führen wir nun hiemit zum Gezengniß den glaubwürdigsten Bericht eines ruhmverdienten Medici, nehmlich deß Herrn Doctoris Francisci Carusae, fürnehmen und wolbewehrten Practici zu Laibach : dessen Urtheil hievon in nachgesetztem seinem eigenem Aufsatz ist enthalten. Welchen wir, so wie ihn seine eigene Feder uns mitzutheilen belieben wollen, darlegen. Derselbe lautet, samt der Überschrift wie folget: Parenthesis encomiastica Carnioliae. Felix Carnioliae Patria, quae necessariis ad victum, & vestitum spectantibus affluens mediis, etiam ad longam & incolumem protrahendam vitam abundanter à natura provisà est. Gaudet enim foecundissimo aere, qui licet ob Urbium, Oppidorum, & Pagorum in situ diversitates varias recipiat impressiones, ab Orientali, Occidentali, Meridionali, & Septentrionali afflatu, tem- peratus tamen existit, nullis in quina-mentis in tectus, serenus, lenibus & suaviter spirantium ventorum flatibus agitatus, quique salubribus pluviis interdum irrigatur, & per justa intervalla ventis perflatur. Calorem temperatum conservat, spiritus illustrat, & recreat, sanguinem attenuat, corpusque ad actiones omnes alacre rèddit, & cum integra sanitate conservat. Conspiciendae sunt hominum naturae, quae ubivis in Car-niolia longaevae sunt aetatis, ita ut in aliquibus locis annum centesimum excedant, & quamvis penes lacus, & palustria loca in colae habitent, sunt tamen agiles. industrii, utcunque colorati, & diu viventes, voluti videndi sunt penes lacum Circhnicen-sem, Bochinensem, Feldensem, & sub S. Annae Montem, quod alibi tam facilè non observatur, ubi subtumidi, pigri, valetudinarii, brevioris vitae, morbis malignis, febribus pestilentialibus, imo ipsi pesti obnoxii, cospiciuntur, Austrinas tamen Constitutiones silentibus aquilonaribus ventis saepè experimur, quae teste Hip. fect. 3. aphor. 16. febres longas pariunt, alviprofluvia, putredines, anginas, morbos comitiales & attonitos. Sed pauci inde mortales affectus consequuntur, exceptisiis, qui decrepità aetate confecti, vel multorum excrementorum colluvie, ob victum&inordinatumpotum, onerati fatis cedunt. In multis enim cibis erit infirmitas, & aviditas appropinquabit usque ad Choleram. Propter Crapulam multi obierunt, legitur in Ec-clesiast. Q. 37, 38. imo quod mirandum est, sunt loca currentibus aquis, & fontibus carentia, in quibus merae lacunae ab incolis construuntur tam pro hominum, quàm animalium beneficio, . Extant ad hunc alii, tam Latini, quam Germanici, manuscripti. Secutus est eum Alexander Werbezius, Filius, qui pariter, Annotationes & Axiomata Physicae im-primicuravit. JoannesLudovicus Schönleben, & ipse Patriam condecoravit, dum typis mandavit : Lib. de Immaculata Conceptione : Aemonam vindicatam: Austriam. Discursus praedicabiles super Dominicas Anni Conciones Quadragesimales, & Festivas, Evangelia in nationalem linguam conversa, & Chronieon Celsissimi hujus Ducatüs. De quo nil dictum, ne crepent llia Momo\ Propria cui solum Scripta vel acta placent. Franciscus Carusa, Doctor Medicinae. às^n Die Meynung solcher Lateinischen Lob-Lateainischer Schrifft ist auf Deutsch diese: daß Craiu Schrifft be- von der Natur mit aller Lebens - Noth-grlffe». durfft reichlich versehn jet), und daß, obgleich so gedachtes Land wegen der Städte Von dem und Flecken-Menge, bald von Ost, Sud, perawnT dèord und West-Wind bewehet werde, die in Crain. Luft doch unvergleichlich gemässigt und gesäubert werde vou allen Lnft-Unreinig-keiten unbefleckt, hell, klar und wegen der angenehmen und gewünschten Wärme dem Menschen-Körper höchst anständig; zumateli solche fähig, die erforderte Lebens-Wärme zu hegen, die Geister noch mehrers zu begeistern und zu erfrischen, die Zirckel-Flutdey Bluts zu verdünnen, den Leib zu allen Regungen und Bewegungen geschickt zu machen, und endlich die gewünschte Gesundheit zu erhalten. ^nroofiner. Der Menschen Naturen in Crain betref-Nà und send wären sie an allen Orten zu langem Comple Lebenclisponirt,sodaß einigerOrteu unter- ?,on- schiedliche Einwohner zu finden, welche das Hunderteste Jahr überschritten; und obgleich die Oerter an denen Seen und sümpfichten Orten alle bewohnt , wären doch die bewohnende hurtig, steissig, von guter Farbe und lang-lebend ; welches dann an den Zirk-nizer See, Bochiner-, Feldenser- und bei S. Annaberg zu erforschen. Welches doch an ändern Seen sonst nicht befindlich, da die einwohnende gantz geschwollen, zur Arbeit verdrossen, kräncklend, kurtz-lebend, dem hitzigen Fieber, ja der Pest gar unterworffett; und obgleich nach Hippocratis Ausspruch die Süd-Winde (welche in Crain stetigst zu verspühren) lauge Fieber, Durchbrüche, Fäulungen, Bräune, Fraiß und Schlag-Flüsse herwehen, werden doch wenige Crai-ner mit diesen Übeln beleget, ausgenommen diejenige, welchen das hohe Alter die beste Lebens-Kräfte entzogen, oder durch unordentliches Essen und Trincken diese Unfälle, ja endlich gar den Tod eingesogen. Wie dann Sirach in seinem Büchlein am 37,38. Capittel diesen Ausspruch selbsten darleget, daß viele durch das überflüssige Trincken sich um das Leben gebracht. Und welches noch verwunderns-würdiger, so sind auch unterschiedliche Oerter, welchen Fließ-Wasser und Brunnen mangeln; dahero sich blosser Lachen und Pfützen die Einwohner bedienen müssen, welche jedoch frisch und starck, von gesunder Farbe und biß in das Hunderteste Jahr das Leben ausfristen können. So sind auch überdas in Crain die schönsten Bergwerke zu finden, welche mit Silber f) Knpffer und Eisen andre Nationen zur Gniige versehen können. Wilde und zahme Thiere, die zur Speise und Feld-Arbeit dienlich, sind ingleichen unzehlbar; die Erd-Früchte aber in solcher Menge, daß sie noch andre angrentzende Provintzen versehen können. Flachs, Wachs, Honig, Wolle und andres dergleichen kann es von seinem grossem Überfluß auch ändern Ländern mittheilen, ff) Und obschon die rauhe Kälte, lange Winter und stürmische Wetter diese Süßigkeiten in etwas verbittern, wird doch dieses Mißvergnügen in etwas ersetzt durch die Herfürkunfft deß Weins und ^ andrer Früchte, so zur Nothwendigkeit, nicht aber eben zur Wollust erfordert werden, welche doch endlich nach Verlangen die angrentzende Länder verzinsen können. Die Fische von dem beliebtesten und anmutigsten Geschmack theilen die kleine Fluß-Wasser und bekandte Ströme _ in unglaublicher Menge mit; als da sind Forellen, Orffen, Karpffen, Grundeln, Hechten, Neunaugen, Lampreten, Lächse, Barben, Aele, Krebse, Schildkröten und andere, welche an denen Fast-Tägen den verdrießlichen Hunger bemeistern können. Die Kräuter, welche die Mißgeburt der abscheulichsten Krankheiten bezwingen können, bringet auch das Crainerische Erdreich häufigherfür, so daß man gantz nichtbe-nöthigt, die nichtige Hoffnung auf dasjenige zu setzen, was uns Indien,Span nien, Aegypten, Syrien und Alexandrien zuschicket. Sitenmaln zu Ausführung der wütenden Galle das grosse und kleine Tausendgülden - Kraut a), Wild - Aurin b), Scorpions - Kraut c), Kellerhalß d), Hasselwurtz e), runde Wolffs - Milch /), (f Mit Quecksilber wird Herr D. Carusa meyncn. (ft Vou den Berg-Wercken soll unten in etlichen Capitteln, ausführlicher Bericht erfolgen. a) Centaurium majus & minus, b) Timelum. c) Heliotropium. d) Gratiola. e) Asarum, f) Tithy-malus. Vou den Bergwer-cken überhaupt. Von den Früchten. Von den Fischen. Bon den Kräutern, dern viele benannt werden. Spring-Körner a) Efels-Kürbs b) Teufels - Milch c) Baurensempff d) Wild-bingel-Kraut e) Bocksdosten f) Faulbaums-Ninden g) und Manna (wann anderst Matthiolo Glauben beyzumessen) seine Kräffte darreichen. Wann ein zäher Schleim aber verdrießlich fällt, reicht Hülffe dar die in Crain herfürsprossende Beilwurtz h) die Ulm-baums-Rinde r) Erdäpfel k) Kellerhals Säubrod m) Attich n) Hollunder o) tickwurtz p) wilder Saffran q) Lerchenschwamm r) die lange und runde Oster-lutzey s) und entlastet durch ausführende Krasit den belästigenden Schleim. Die Melancholische Feuchtigkeit verjaget das Seydenkraut t) Thymseyden u) Engelsüß x) Schwartze Nießwurtz y) welchen die Bergwercke noch das Spießglas z) beylegeu. Uber die bißher erzehlte führen auch die andre böse Feuchtigkeiten aus die Meerwinde a) Lattich b) Eberwurtz c) Springkörner d) und wildes Bingelkraut e) und entledigen die durch solche Feuchtigkeiten gebundene Gesundheit durch eine schimpsi-liche Verweisung und spöttlichen Ausgang, worzu der Hintere Theil deß Leibs bte Pforte seyn muß. Sollte aber das Geblüt einige Hitz-Theile entzünden, tragen zu Leschung dieser Brunst, das Ihrige bey der Sauerampfer f) Endivien g) Wegwarten h) Löwenzahn i) Lattich k) Seeblumen 1) Wegrich rn) Hundsveil n) Erdbeerkraut o) und andere, welche die Natur häuffig dem Craineri-schen Erdreich eingestreuet und zu einem Noth-Ancker der entzündeten Leber und ändern Eingeweid - Brünsten eingesencket. Wo aber einige Kälte die Leibs-Feuchtigkeit rinnen machte und man deß anfthauens und erwärmens benöthi-get, zeiget sich der Wermut p) Stab-wurtz q) Agrimonie r) Beyfuß s) Betonien-Kraut t) Bircken u) Müntze x) Gamanderlein y) Körffel z) Seyden o) Cataputia. 6) Cucumis agrestis, c) Pephlium. d) Thlaspi e) Cynocrambe. f) Tragoriganum, y) Cortices Frangulae. h) Iris, i) Ulmi Cortices, fc) Mandragora. I) Laureola, m't Cyclamen, n) Ebulus, o) Sambucus, p) Bryonia, q) Carthamus. r) Agaricus. s) Aristolochia longa & rotunda, t) Cuscuta, u) Epitliymum. x) Polypodium, y) Helleborus niger. z) Antimonium. a) Soldanella, b) Lactuca, c) Bad. Carlinae. d) Bicini semen, e) Mercuralis sylvestris, f) Acetosa, g) Endivia, h) Cichoreum, i) Tarava cum. k) Lactuca. 1) Nymphaea, m) Plantago, n) Violaria, o) Fragaria. p) Absynthium. q) Abrotanum. r) Agrimonia. s) Artemisia, t) Betonica, u) Betula, x) Ca-1 amintha. j) Chamaedris. z) Chaerefolium. Kraut a) die beyde Odermenig 6) Hertzgespan c) Metter d) Melissen e) Leinkraut f) Pimpernell g) Saturep h) Ze-derack i) Sammet-Blume k) Wullkraut l) Ehrenpreiß m) und andre, welche dem Hertz, Leber, Haupt, Magen, Miltz, Nieren, Därmen, Blasen und Gliedern bezeichnte, und durch vielfältige Erfahrung angewiesene Kräuter, so durch verdünnen, eröfnen und reinigen solche Würckun-gen erzeigen, daß man der ausländischen Kräuter Gewächse und Kostbarkeiten gar wol entbehren und entübrigt seyn kann. Zumalen da die Erfahrung bezeuget, daß die Frantzösische oder vielmehr Neapolitanische oder noch besser die Indische Seuche auch ohne fremde und theure Kräuter und Holtz besieget, und der Gebrauch deß Engelsüß, Tor-mentill, Pimpernell, Tausendgülden-Krauts eben dasselbige verrichte, deme auch die Chur durch die Salbung mit dem Quecksilber und Zinober - Beräucherung beyzusügen. Wann auch die Mord-Seuche und Landverderbliche Pest Crain beschweren würde, zeuget dieser Lobens - würdige Boden stetigst dero Bekrieger und Besieger, als nemlich Angeliken - Wurtz n) Meister - Wurtz o) Gemsen - Wurtz p) Pipernett q) Scorzoner-Wnrtz r) Geißraute s) Ehrenpreiß t) Wacholder u) Rauten x) Pestilentz-Wurtz y) Teufels-Abbiß z) Entzian-Wurtzel aa) Tormentill-Wurtz bb) Baldrian cc) Schwalben-Wurtz dd). Deme die befindliche Thiere auch die Hirsch - Hörner und Gemsen-Kugeln, die Bergwercke aber Schwefel, Quecksilber und Bitriol beyzinsen, aus welchen vielerley Pulver, Geträncke, Latwergen, Pillen, Essentzen, Saltz, Oel, Überschläge, Pflaster und dergleichen können bereitet werder. Die theure Gewürtze, welche uns das kostbare Indien schicket, ersetzet der in Crain wachsende Majoran, Saturey, Timian, Melissen, Lavendel, Basilius, Theimmendte, Poley, Kalmus und andre unzehlbare mit gleichen Tugenden, als das Gewürtz begabte. Wie dann auch a) Cuscuta, b) Eupatorium utrumque. c) Cardiaca. d) Matricaria. e) Melissa, f) Binaria, g) Pimpinella. h) Satureja, t) Scolopendrium. k) Tanacetum. I) Verbascum, m) Veronica, n) Angelica, o) Imperatoria. p) Doronicum. q) Pimpinella, r) Scorzonera, s) Galega. t) Veronica, u) Juniperus, x) Buta. y) Peta-sites. z) Succisa aas) Gentiana, bb) Tormentilla. cc) Valeriana, dd) Chelidonium majus, genügsame Blumen, als Nelcken, Hia-cynthen, Iesmin, Rosen, Liljen, Narcissen Veilchen, Tulpen und Anemonen zu finden, an derer Farben - Pracht und Geruchs-Anmut Augen und Nase sich ergehen. So können anch fremde Zwiebel-Wnrtzeln und Saamen sortgepflantzet werden, wie dann solches der Tabak und Türckische Bonen-Bau in Crain kräfftig beweiset. Endlich wird das Land Crain auch nicht wenig durch den Ruhm gelehrter Leute beleuchtet, welche durch ihre Schriff-ten sich und die Städte ihrrs Vaterlands längstens schon verewigkeitet. Unter welche die Werbezii als Sohn und Vater und Joh. Ludwig Schönleben ein Ausbund aller Gelehrsamkeit zu zehlen. Biß daher der Einbegriff besagter Lateinischen Schrifft deß Herrn Doctoris Carusae. Leut im Lande. Das xv. Capitici. Crtheilt dem Leser eines andren Mediein-Doctors Zeugniß von den Bädern und Kräutern in Crain. Inhalt. (Scsunbe GigenschnR und Würckung der Rudalphwerthischen Hüdrr. Krüuter der Kudolphwerthlschen Düder und Thäler. Mnchsthum und Heilsambeit der Destilentz-Murtz. Tugend der kleineren Wond-Anute. Strenger Gillt dess Unpells oder Eisenhütleins. Wucken um den Uugell. Gilltheilende Herg-Senedicten-Murtz. Krüllte der Angelic-Murtzel wider die West. Dess Seillen-Kmuts Vermögen wider die Frnntzosen. Mus der Hnldrinn der menschlichen Gesundheit Gutes erweise. Dmchen-Murtz und wotür sie hellle. Hüullige Krebs-Augen. . ur Heilung verletzter Gefimd-l heit und Ersetzung geschwächter ^Leibs-Kräffte würcken gar glücklich sowol die Warm-Bäder, als die artzneyliche Krüuter, wann -sie anderst nicht unordentlich, -noch unschicklich, sondern füglich und auf Verordnung eines verständigen Medici gebraucht werden. Mit solchen beyden Mitteln könnte in Crain Mancher seinen matten Leib erfrischen, wann das erste nemlich die Bäder bey ihrem vorigen Wesen wären erhalten worden. Das letzte aber unterhält die Natur selbst und lässt es nicht abgehen an denen Orten, denen sie es hat gewidmet, nemlich das Gewächs gesunder Kräuter, womit sie dem Lande Crain an gewissen Oertern sich nicht karg, sondern gar freygebig erweiset. In etlichen vorigen Capitteln haben wir solches durch Benennung mancherlei) Kräuter beweislich gnug dargethan, und auch deß hochersahrnen Herrn Doctoris Carusae Gezeugniß, als wie gleichsam eine gute Recommendation->L>chrisft beygefügt. In gegenwärtigem aber werden wir mit der wahr-und glaubhafften Feder deß vortrefflichen Herrn Doctors Burchardi ein gewisses Stück dieses Landes deßwegen loben, nemlich die Bäder um Rudolphswerth und auch die Kräuter, so dort herum auf den Bergen oder in den Thälern anzutref-sen. Wir überreichen hievon gleichfalls dieses Herrn Authoris eigene Zeilen. Thermae Rudolphsberthenses dictae, quia Urbi Rudolphsbertliensi vicinae adjacent, calidae in activis, in passivis, qualitatibus, tametsi actu humidae, potentia siccae sunt, suum naturalem calorem bitumini vel maximè adscriben-tes; sulphuris parum participes, plus aluminis, cupri, & nitri plurimum : calefaciunt proinde, exsiccant, incidunt, abstergunt, scabiei, pruritui, aliis cutis vitiis opitulantur, Poda- gricos, & doloribus arthriticis afflictos, levant. Virtute qua pollent incidendi, & aperiendi uteri venas, viscidorum humorum infarctu obstructas adaperiunt, menstrua promovent, lienes induratos resolvunt, & emolliunt, plurimisque aliis humani corporis aerumnis extant salutares, quos effectus frequentiores me propria autopsia, & aegrotantium, consimilium, qui meo & aliorum Physicorum consilio his thermis usi sunt, experientia edocuit, ubi priùs corpora purgata fuerint, & inde balneum earum ritè adhibitum. Innumeras inter plantas, & flores tam ad praeservandamcorporisvaletudinem, quam morbos profligandos, hi nostrates montes, & circumsita loca insigniores, & rariores has edunt: Petasitem, ripis flcuviorum & aquarum adnascentem, quae valdè exsiccat, malignis hoc titulo ulceribus admodum proficua, & ipsi pestilenti contagio adversans, ut non immeritò das Pest-Kraut vocitetur. Lunariam minorem aliquibus Elati-nem dictam, scrobium aggeribus frequentem, quae praeter alias praeclaras virtutes hoc speciali, nec minus curioso, titulo gloriatur, quod ab ea equis in montibus pascentibus clavi ab ungula avellantur, & ita ferrei calceatus detrahantur, ideoque ab Italis SJerra-cavallo nuncupetur. Planta haec non nisi mense Junio visui nostro est obvia singulo die decrescentis Lunae unum folium deperdens, donec cadente Luna omnia decidant. Napellum, Eisenhütel dictum, virus homini prae reliquis exitiale, cui alimentum suum capturae, muscae quaedam aurei coloris insident non infrequentes, quas non semel Honorandus meus Affinis & Collega, Dominus Doctor Wolffgangus Conradus à Bre-henfeld, de re herbaria, ejusque sedulo studio optimè meritus, advertit, & ipse vidit. Haecce animantia ipsi napello, à quo suum sortiuntur alimentum, ita adversantur, ut unicum adversus eum, certumque sint antidotum: Verum enim vero, ut provida natura, coelumque clemens ubique, jacturis humanis proficue accurrat, connascentem quasi ubique napello adjungit virescentem Anthoram vicini sui exitialis Napelli insigne, & singulare alexipharmacum, & antimedici-nam, magnarum adversus caetera ve- nena virium, quod omnibus cordis affectibus mirifice auxiliatur. Caryophyllatam montanam plantam alexipharmacam, cujus radices fragrantem & suavissimum Cariophylli spirant odorem, spiritibus vitalibus recreandis perutilem. Archi-Angelicam circa montes nostrates, Mettlicam versus, & 8. Agnetem, ad Vallachos, crescentem, cujus varia genera quidem reperiun-tur, sed sylvestris, nobis etiam communis, viribus reliquis antecellit adversus luem pestiferam. Saponariam, quae ligno Guajaco in expugnanda lue Celtica vicarias agit vices, cujus decocto sudorifero Plebeus Vir mihi apprime notus vulgares non paucos, lue hac infectos, feliciter curavit, & etiamnum Sophistam Proto-Medicum luis hujus se exercere apud vulgus rusticum arbitratur. Valerianam sylvestrem rariorem etiam plantam, è genere Phu, quarum majus, minus & exile reperitur: Eximia adversus venena, & vulneraria insignis, praeter rariores ejus dotes, singularem praesertim ad Epilepsiam, ita chetante doctissimo Riverio aliisque Autoribus. Dragunculum majorem & minorem, qui ex mente Dioscoridis pectoris malis subvenit, oculis, & malignis ulceribus medetur. Gentianam, quam Matthiolus nostris in montibus Ananiis ad ipsa cacumina effodi scribit, cujus radices brachialem crassitudinem, & bicubitalem longitudinem, aemulantur. Rhabarbarum Monachorum, quod ego meo in horto nutrio, cui bilem purgandi vim ipsi Auctores attribuunt, hucusque mihi non agnitam. Jungere liceat his silentio neutiquam praetereundum ad varios corporis affectus commune quidem, at celebre medicamentum, Regioni huic Carnioliae nostrae inferioris abundans, Oculos videlicet cancrorum fluvialium, & quidem ejus magnitudinis nonnullos, ut singuli pondus scrupuli medicinalis adaequent, qui, in Seplasiorum usum, Venetias, & inde alias Urbes Italiae desiderati, efferuntur. „Diese obenberührte Beschaffenheit hat unser dieser unserer Stadt Rudolphswerth nahgelegenes warmes Bad, soviel meine wenige durch 30 Jahr gepflogene Erfahrenheit mich unterwiesen, und ich dessen mine-ralia in effectibus, wie auch in destillando n* vorzeiten obwollen nicht mit vollständigen und nothwendigem Fleiß gespühret habe." „Wie auch die wenige Verzeichniß der namhafftern Kräuter in diesen Gebirgen und Gegend, deren ohne Zweiffel viel mehr, & quidem in copia, zu-finden vielleicht wären, si nos (ipse fateor) so- lertiores Botanieae ad jiceremus cultores." Joannes Baptista Burchardus, Doctor, Physicus. Der Ru- Ist soviel gesagt, daß die Rndolphwer- tischen""' thische Bäder, deren Eigenschaft dieser Hoch- Bäder ge- schätzbare Medicus schon in das dreys-dungen'Ur' sigste Jahr erforschet hat, zwar seuchts jeden-noch ihrer Krasft nach austrückneten, und hätten sie ihre Wärme einer fetten Materie, wenig aber dem Schwefel, ein meh-rers dem Alaun und Kupfer, das meiste dem Salpeter zuzuschreiben- Weßwegen sie dann auch erwärmen, eröffnen, säubern , die Krätze, Jucken und andere Ungelegenheiten, welche die Haut beflecken, verjagen und die mit dem bekannten Podagra und Glieder-Schmertzen äusterst geängstigte trösten. Wegen ihrer eröffnenden und durchdringenden Krafft nun, können sie die mit zähen Feuchtigkeiten erfülleteMntter-Adern entlasten, die Monatliche Blüte, welche ein rauher Zufall zuruck getrieben, zum vorigen Ausschlagen bringen; das erhärtete Miltz erweichen, und andere Kranck-heis-Winde, welche auf den Menscheu-Cörper loßstürmen, verjagen. Wie denn solches dieses berühmten Medici selbsteigene Erfahrenheit, ja die Bekenntniß der Krancken, welche durch diese heilsame warme Bäder ihre Gesundheit erlanget, genugsam bezeugen können. Kräuter Bon den Bädern wendet er sich auf die dolphswer- heilsame Kräuter, womit die niemals gnug tischen gepriesene Natur die Rudolphswertischen iidi«Unb Berge und Thäler erfüllet, welche nicht nur zu erhaltender, sondern auch zu wiederbringender Gesundheit höchstens anständig. Worunter er alsobald in dem Wirckung Anfang die Pestilentz-Wurtz (Petasiten) samkeü der zehlet, welche bet) den Flüssen und Ge- Pestilentz- wässern wohnet und mit ihrer unge- ur6" meinen Krafft, womit sie die unheilbar- sten Schäden, ja die Pest selbst besieget, der gantzen Welt bekandt und deßwe-gen den Namen deß Pest - Krauts ererbet hat. Dieser folgt die kleinere Mond-Raute oder Wiederthon, (Lunaria minor) welche über andre grosse Artzney-Krüsste, so sie besitzet, diese wunder-würdige heget, daß sie die Pferde, so sie genossen, mit wunderbaren Würckungen belegt, indente ihnen die Hufnägel ausfallen und sie solgeich der Eisen beraubt werden, daher sie auch die Jtaliäner mit dem Namen Sfera-Cavallo betitelt. Und dieses Wun-der-werthe Kraut ist nur in dem Heu-Monat zu finden und verleurt es beh jeden abnehmenden Monds-Tage, auch ein Blat von seinem Stengel, bis endlich beh deß Mondscheins Abscheiden es seiner Blätter aller beraubt zu finden. Das E i s e n h ü t l e i n, (Napellus) ein hefftiges Gisst der Menschen, menget sich auch ungleichen in diesen Blnmen-Krantz ein, welches mit einer Mucken-Art von gülduer Farbe stetigst umgeben (wie dann solches deß belobten Authoris Herr Schwager und Collega, D. Wolffgang Conrad à Brehenfeld öffters bemercket) die auch das einige Heil-Mittel gegen die Beleidigung, so deß Eisenhütleins unversehener Gebrauch uns beigefüget. Uber dieses Gifft-Mittel hat die Natur noch ein andres Kraut dem Eisenhütlein an die Seiten gesetzt, nemlich das niemals gnugbelobte Heilgifft (Anthora), so die wahre Zuflucht aller von Gisst geplagten und mit Hertzens-Schmertzen belegten Menschen. Deme auch noch beyzufügen die Berg-Benedicten-Wurtz (Chary-ophyllata montana) eine wegen seiner Wunder-Würckungen berühmte Artzneh, deren Wurtzel durch ihren Nelken-ähnlichen Geruch in Latein einen Zunamen von den Nelken erworben und sich durch ihre Gei-ster-Erqnickung der gantzen Welt bekandt gemacht; wie nicht weniger auch Die Angelick-Wurtzel (Arch-angelica) insonderheit aber die wilde, nebst andren Arten (so gegen Mettlich und S. Agnes an den Wallachischen Gren-tzen häuffig wachsen) welche wegen Ruhm-Tugenden, die sie in Bestreitung der Grund-verderblichen Pest erwiesen, nicht gnug kann gepriesen werden. Ferner ist auch die Rudolphswerthi-sche Gegend mit dem Seifsenkraut (Saponaria) von dem günstigen Himmel be-glückseliget, welches dem Grautzosen-holtz (Ligno Guajaco) nunmehro in Besiegung der benamten Venus- Seuche seine Kräfften strittig macht. Wie dann unser Tugend der kleinern Mond-Raute. Deß Eisen- hittleins strenger Gifft. Mucken um den Napell. Von der Gifft- heilenden Berg-Be-nedicten-Wurtz. Kräffte der Angelic-Wurtzel wider die Pest. Und deß Seiffen- Krauts wider die Frantzo- sen. Wolthaten H Baldrians an w menschlichen Ge-iundheit. Drachen-Wurtz und wofür sie bffe. Author einen schlechten Mann gekennet, welcher durch Hülffe dieses Krauts nicht wenige mit dieser bösen Seuch belegte befreyet und bey allen Bauersleuten als ein vornehmer Medicus sich hiedurch belaubt gemacht. Uberdas bringt auch dieses Erdreich den wilden Baldrian (Valerianam syl-vestrem) hersür, so den Gisst hefftig bestreitet, die Wunden trefflich heilet und nach Aussage deß berühmten Frantzösischen Medici Riverii und auch Anderer das Freiß oder die so genannte Schwere Noth bezwinget. Die Drachen-Wurtz (Dracunculus) so denen Brust - Kranckheiten Augen-Schmertzen und fressenden Geschwüren dienlich. Die Entzian-Wurtzel (Glentiana) welche auf unfern Ananischen Gebirgen öffters Arm dick und zwey Elen lang ausgegraben wird. Die Münch-Rhabarber, so die Galle säubert und aussühret, ist gleichfalls in denen Landschafften befindlich. Endlich füget unser rühmlicher Author denen Kräutern etwas aus dem Thier-Reich bey, nemlich ein bekanntes und wegen ungemeiner Krüsfte, womit es die stärcksten Kranckheiten verjaget, belobtes Mittel die Krübs-Augen. Welche hier häuffig zu finden und zwar von solcher Grösse, daß sie öffters über einen Medicina-lischen Scrupel gewogen, und deßhalben wegen grösser Menge nach Venedig zu gewisser Künstler Gebrauch überschickt werden. Letzlich bekennet Ruhm-gedachter Doctor, daß in denen umligenden Bergen und Gegenden namhaffte und seltsame Kräuter noch zu finden, welche auch leichtlich zu bemercken wären, wann die Medici diesem lustigen Studio etwas Mehrers nachgehen und den Fleiß mit etwas Bemühung vergeschwistern wollten. Das xvi. Capitici Von den Mineralien und Bergwercken in Crain. Inhalt. ^brefflicbe (Eisen-miit Stahl-Dolirnng in Crain. Anzahl und Namen der heiligen Cisen-Wrgbercke. Wen - Kergberck in Nnter-Crain. Vormalige Wrgboercke, so nunmehr eingegangen. Mie etliche alte Kergbercke allgemach eingegangen. In den Craincrischtn Mergbercken inird eine Herg-Ordnung aufgerichtet. Ober-Wrg Kichter über die Cisen -Mergbercke. Mie beit sich dessen Stab erstrecke. An ben die Appellation bmt seinem Nrtheil gerichtet berde. Norico aber ist Crain bey alten Zeiten bißweilen sowol als Kärnten mitgerechnet worden; und kann diesem Lande an solchem stählernem Ruhm keiner die Theilhafftig-keit mit Fuge entziehen; angesehn Stahl und Eisen nirgends fast örtlicher und schöner polirt werden als bey Uns. Wozu vielleicht dieses keine geringe Aufmunterung den Einwohnern gegeben, daß in diesem Lande und seiner Nachbarschafft Schwert und Harnisch von Alters hero immerzu geschäfftig und in blutiger Action gewesen und nicht allein viel Kriegs-Züge, sondern auch ein feindlicher Einbruch und Einfall über den andren daselbst geschehn. Weil man demnach mit Eisen und Stahl viel zu schaffen gehabt, hat man sich um m- treten von den Gewächsen ìzu den Mineralien und Berg-! Arten in Crain, gesonnen .einen ausführlichem Bericht davon zu erstatten, weder in 'vorangezogenen Schrifften etlicher Medicorum überhaupt begriffen ist. Bon uralter Zeit hero besitzt Crain den Ruhm gutes Metalls, bevorab deß Eisens und Stahls; angemerckt allbereit beym Homero der Chalybs Noricus (oder Nöringischer Stahl) hochbelobt ist; weil man allbereit 1180 Jahr sich deß Nöringischen Stahls im Trojanischen Kriege vor andren gern gebraucht und denselben andren vorgezogen. Zu dem Häuffige Krebs- Augen. Eisen und Stahl wird in Crain trefflich polirt. Sihe die Figur Nr. 59. 59- der Vergessenheit aller Menschlichen Ge-dächtniß entrissen und denen Gewercken sowol durch Feuers-Brunst, als ausgestandene Kriegs-Gewalt entwandt, also daß man davon keine Entzweislung noch unfehlbare Wissenschafft haben kann. Derer Eisen-Bergwercke aber, welche Heu- Anzahl und tiger Zeit sich im Stande und Wesen Sg"« befinden und zu Nutzender Landsfürstli- Eisen-chen Hof-Kammer bewürcket werden, zehlet Bergwer --man dreyzehen als Sava, Bleyofen, Iauerburg, Ober-Eisnern, Unter-Eisnern, Wochein, das alte Berg-werck, andres Wochein, an der Feistritz, Ober-Kropp, Unter-Kropp, Steinbühel, und Gurck. Dieses letzte ligt in Unter-Crain, die andren alle in Ober-Crain. Neben solchen ligt in Unter-Crain Bley-auch ein Bley-Bergwerck, so sich im Bau befindet, nemlich in Mölpach sonst Crain. insgemein Malneg genannt. Vor diesem hat das Land noch mehr VormaW Bergwercke gehabt, als an der Leibnitz so nunmehr unfern von der Stadt Rattmansdorff eingegan-und gar nahe bey Steinbühel, welches 9en-Frau Catharina Freyinn von Lamberg zum letzten bestritten, aber endlich in den Ab-Bau kommen lassen ; hernach das im Pfaffenbach unweit von Eisnern, soviel mehr dasselbe in einen schneidenden Glantz zu bringen bemühet, und, damit dieses Lob der Einwohner nicht ertun-ckeln mögte, solchen Fleiß von einer Zeit zur andren fortgesetzt. Megiserus eignet zwar dieses vormalige Loch der Nöringischen Waffen-Polirung dem Lande Kärndten zu, wodurch zwar unserem Lande Crain dasselbe nicht benommen werden kann, weil Crain vormals zu Kärndten gehört und demselben anver-gliedert gewest; gleichwol fällt vermutlich, selbiger Stahl sey eher aus Crain als aus Steher geholet worden, in Betrachtung, daß das Eisen und Stahl von Alters hero allezeit aus Crain über Meer verführt wird. Wiewol man hierüber keine alte Documenten findet, weil bey den vielen Kriegen und feindlichen Einfällen deß Erb-Feindes wie auch in manchen Feuers-Brünsten alle die alte Schrifften von abhänden gekommen. Es seynd auch die Crainerische Bergwercke, ob sie gleich von Alters hero im Lande sich gleich befunden, dennoch an theils Orten offt verlassen, bald aber wiederum mehrentheils von den Welschen zu bearbeiten und zu bestreiten vorgenommen worden. Wer solche hin und wieder zu bauen angefangen, das ist gleichfalls von Wie etliche alte Bergwercke allgemach eingegangen. Craineri-fche Berg-^ewercke «halten eine Berq-^rdnung. Welches vormals die Frey Herren Coronili: bestritten; ungleichen Contaffel und H u-dowolsch, nicht weit von Pöland in der Herrschafft Lagkha, so ein gewisser Carnion in Bau gehabt, biß seine ausgewachsene Schulden ihm die Creditore» über den Hals gezogen, welche ihm hart zngesetzt und ein Edict wider ihn ausgebracht, darinn ihnen dieses Bergwerck zuerkannt worden, daß sie sich daraus mögten bezahlt machen. Diese aber haben das Bergwerck durch unerfahrne Leute bearbeiten lassen, welche, weil sie sich nicht recht drauf verstanden, auch nicht bergmännischer Gebühr nach die Arbeit befördert haben, nichts, als die endliche Ruin dran gebaut, also, daß diese Bergwercke bereits vor 60 oder mehr Jahren zu grosse» Schaden deß Landes ins Auftchen oder stecken und folgends in gäntzllche Verödung gekommen. Die Bergwercke waren ehedessen denen Herrschafften unterworsfen, in deren Territorio oder Gebiet sie lagen. Es haben aber die Gewercke wider die Pfleger und Verwalter solcher Herrschafften ofst grosse Klagen geführt, in Betrachtung, da§ dieselbe die grosse Mühe, Gefahr, Sorgen, mächtige Unkosten und andre Mühseligkeiten, denen die Gewercke untergeben seynd, nicht beobachteten oder auch wol nicht verstünden. Weil ihnen dann solche Ungelegenheit in die Länge nicht mehr erträglich fallen wollen, und sie indessen wargenommen, daß die Römische Keyserl. Mas. Ferdinand der Erste am 3. Jenner 1550ten Jahrs über die in dero damaligen Lands-Fürstlichen Herrschafft Rattmannsdorfs gelegene Bergwercke, Crop Steinbühel und Collintz eine Berg-Ordnung aufrichten lassen: haben sie darauf bey dem Ertz-Hertzog Carl zu Oesterreich, als Lands-Fürsten in Crain, nöthig befunden, anzuhalten, daß eine gemeine Bergwercks-Ordnung gestifftet und publi-cirt werden mögte. Welches dann soviel gewürckt, daß eine solche aus der von weiland Keyserl. Mas. Ferdinand dem Ersten am 1. May 1553 ans alle Jnner-Oesterreichische Lande gerichteten Ordnung gezogen, und unterm Dato Grätz den 23. Februarii 1575 in 36 Articul verfasst, jedoch allein nur für die Eisen-Bergwercke, verfertigt und aufgerichtet, auch bey allen Gerichten publicirt und eingeführt worden. Welche noch auf diesen Tag in ihren Kräfften erhalten und beobachtet wird. Uber sothane Eisen-Bergwercke haben Ihre Majestet einen eigenen Ober-Berg-Rrchter gesetzt, welcher von Deroselben Land-Vizdom-Amt in Crain, wie auch von denen Gewercken seine Besoldung und Unterhalt hat, Ihrer Keyserl. Ma-jestet aber mit Eyds-Pflichten verbunden ist. Dieser hat seinen eigenen ordentlichen Gerichts-Stab über alle Berg- und Ham-merwercke, Fünde, Gruben, Waldung, Rieß- und Wasserwercke, Höltzung, Gewercke und Bergwercks-Genossen, Rad-Hammer-Meister, Schiner, Holtz- und Feuer-Arbeiter, Knappen, Schmiede und über Alles dasjenige, was einigerley Weise dem Bergwercke zugewidmet ist; worunter auch alle Bergwercks - Grund - Stücke, Häuser, Mühlen, Schmieden und was darinn situirt ist, begriffen seynd. So hat er gleichfalls über alle und jede Sprüche in Civilibus, Criminalibus & Politicis (beydes in bürger- und peinlichen Prozessen, wie auch im Policey-Wesen) in allen Sachen zu urtheilen, allein die Malefiz-Sachen ausgenommen. Jedoch, so Jemand eines Malefiz-Handels beschuldigt würde, stehet solches zuvorderst zu seiner Erkenntniß, muß aber nach-gehends die Sache samt einem Urtheil dem nechsten Land-Gerichte am gewöhnlichem Ort übergeben. Von seinem Urtheil gehet die Appellation vor den Herrn Land-Bizdom in Crain, von dannen aber an die Inner-Oesterreichische Regierung und Hof-Cammer conjunctim (oder zugleich) Er aber für sich selbst ist sowol seiner Person als Amts wegen jetzt# erwehnter Inner - Oesterreichischer Regierung und Hof-Cammer unterworsfen, hat also daselbst seinen^höheren Richter und behörigen Gerichts-Stand oder Competens forum. Nach vor-ermeldter aufgerichteter Berg-Ordnung ist der erste Ober-Berg-Richter gewest Herr Gregor Comor. Nach dessen Ableiben in diesem Amt (Anno 1593) Herr Michael Harrer von Adelsbühel gefolgt, welcher zugleich Ihrer Hoch-Fürstl. Durchl. Ertz-Her-tzogens zu Oesterreich, Land-Raht allda gewest. Als derselbe seine Lebens-Zeit erfüllt hatte, ward die erledigte Stelle durch Herrn Valentin Oslar im Jahr 1602 wieder ersetzt. Desselben Absterben, so im Jahr 1618 geschehen, machte zu diesem groffen Ober-Berg-Richter über die Eisen-Bergwercke. Wie weit sich dessen Stab erstrecke. Wohin von seinem Urtheil geap-pellirt werde. Benennung etlicher nacheinander gefolgter Berg-Richter. Das Bergwerck Eis-nern. Sihe die 115. Figur. Ehren - Amt Platz dem Herrn Ulrich Pltton. Auf dessen Tods-Verfahrung ward diese Amts-Würde im Jahr 1636 Herrn Carl von Winzenstein, Freyherrn, aufgetragen. Nachdem aber derselbe in eine Kranckheit und aus aller Hoffnung derselben durch einen andren Weg als deß Grabes zu entgehen, gefallen, hat er dem Herrn Baron Eosseti im Jahr 1654 sein Amt resignirt, welchem es auch von Ihrer Keyserl. Masest. Ferdinand dem Dritten glorwürdigsten Andenckens würcklich conferì rt worden. Dieser Herr Baron Eosseti begab sich gewisser Ursachen halben solches Dienstes gleichfalls im November 1667ten Jahrs gutwillig, welcher inzwischen durch den Lands-Fürstlichen Fiscal, Herrn Gregorn Rostinger, beyder Rechten Doctorn, pro-visorio modo administrirt ward, bis; am 23. Februarii 1668 der Herr Frantz Jacob von Erberg, beyder Rechten Doctor, und Keysetlicher Comes Palatinus, von jetzt-regierender Römisch-Keyserlichen Ma- jestet Leopold dem Ersten damit bewürbet, und von Herrn Eberhard Leopold Ursin, Grafen von Blaggay, Lands-Vizdom in Crain, als in Sachen von der Inner - Oesterreichischen Hof-Cammer deputirtem Commissario, nach vorhero allerhöchst-gedachter Keyserlichen Majestet geleistetem gewöhnlichem Jurament installiti ist. Derselbe administrirt annoch dieses Amt jetziger Zeit. Dem auch im Jahr 1674 alle andre Berg-wercke und Mineralien, welche bißhero der Herr Marx von Zweckhenburg in seiner Administration gehabt hatte, incorporili, und Er, Herr von Erberg, mit dem Titel eines Obristen Berg-Richters beehret worden, wiewol er auch beynebst Keyserlicher Majestet Land-Raht in Crain, wie nicht weniger Lands - Vizdomischer Buchhalter und Keyserlicher Comes Palatinus ist, also, daß nunmehr alle Mineralien (ausgenommen das Quecksilber in Idria, welches seinen eigenen stets allda residirenden Verweser hat) unter seiner Obwaltung und Gebiet stehen. Das XVII. LaMes. Von dem Bergwerck Aisnern (ober Eimern). Inhalt. Das jtiergtocrrli Cisncrn. üerfcrtigung unterschiedlicher Eisen-Maaren daselbst. Mas man allda den Malik nenne. Benennung der Dersonen, toelche dieses Dergiuerrb bestreiten. Etliche alte Dribilegien Zeugen bon dem Alterthum dieses Dergioerrbs. dern auch Crainerischen Sprache benennet wird. Es wird aber in zwey Theile unterschieden, nemlich in Ober-undUnter-E i s n e r n, welche beyde Theile eine halbe viertheil Stunde weit von einander ligen. Es gehört dem Land-Fürsten und hat viel gemauerte grosse und schöne Häuser. Allda macht man viel Eisen, und aus dem Eisen allerlei) Gewehr, absonderlich viel Nägel. Viel solches Eisens wird auch in Italien verschickt, sintemal man allhie mit den Jtaliänern einen grossen Handel treibt. Hieselbst macht man gleichfalls aus Eisen-Ertz den so genannten Wolfs, das ist, man schmeltzt aus dem Ertz n vorigem Capittel ist von den Crainerischen Bergwercken überhaupt geredt, hiernechst soll von jedwedem insonderheit einiger Bericht erfolgen, und zwar zuerst von dem Bergwerck Eisnern. Dasselbe ligt in Ober-Crain, zwo Meilwegs oberhalb Bisch offs lagt zwischen dem hohen Gebirge im Graben daselbst, wie beygesetztes Kupffer weiset. Der Nant Eisernen ist ihm aus seiner metallinischen Frucht und Geburt, nemlich von dem Eisen, erborn, nach welchem es nicht allein in Deutscher, son- Daselbst wird allerley Eisen-Waar gemacht. Was der Wolffdaselbfl genannt werde. einen großmächtigen Klumpen, der viel Zentner schwer ist und der Wolsf geheis-sen wird. Wann das Ertz gut und auch einem guten Meister unter dieHand kommt, so wird dem Wolfe ein Genügt von 18 biß 25 Zentnern gegeben. Es ist eine Lust zuzuschauen und gereicht Manchem, der es niemals gesehn, zur Verwunderung, wie man eine so gewaltig-schwere gantz glühende Last ans dem Feuer unter den Hammer tegt und bearbeitet. Man dörffte den Fleiß und Schweiß dieser Vulcanns-Brüder vielleicht am fuglichsten mit der Mantuanischen Schwanen-Feder beschreiben, und ans derselben diese Zeiten dabey sliesfen lassen können. — — Nunc viribus usus! Nunc manibus rapidis, omni nunc arte magisträ! &c. — — Alii ventosis follibus auras Accipiunt, redduntq. alii stridentia tingunt Aera lacu: gemit impositis incudibus antrum : Illi inter sese multà vi brachia tollunt ln numerum, versantq. tenaci forcipe massam a). a) Virgil. Aeneid. VIII. Siate. III. Buch. Aus diesem groben und schwerem Ertz-Klumpen wird das Eisen ausgeschmiedet, und also das Wercf allhie auf die Wölsfe (wie man hie redet) gearbeitet. Diß Bergwerck E isn ern ist von Alters hero durch die Plauzen, Peren, Pe-trazzi und Arnotta bestritten word ein weit aber die meiste von solchen Familien fast verstorben, befinden sich nun mehr zu Eisuern nur zween Planzen und zween Petrazzi. Nach Ausweisung deß Herrschafft-Log-kerischen Saat-Buchs ist dieses Bergwerck schon Anno 1379 im Flor gewesen. Wje es denn auch noch von dem Stisft Freysing, welchem es damals untergeben gewest, Privilegien vorzuweisen hat, als vom Stephano, Bischoffen zu Freysing unterm Dato Sonntags vor S. Georgii 1423. Deßgleichen vom Leone, Bischöfen zu Freysing, so am 28. May 1554 gedatirt, wie nicht weniger vom Ernesto, gleichfalls Bischoffen zu Freysingen unterm Dato Neuen Jahr Tags 1568, da biß Bergwerck auch bereits Lands-Fnrst-lich war, und dennoch die Bischöfe zu Freysingen dasselbe noch begnadet haben, wie sonderlich das Diploma von Veit Adam, Bischöfen zn Freysingen, zu Lagk am Tage S. Apolloniae 1621 gedatirt, answeiset. Durcki was für Personen dieses Bergwerck bestritten werde. Etliche alte Privilegien beweisen das Alterthum dieses Bergwercks. Das xviii. (Capitici Von dem Bergwerck (Zropp (oder Kropa). Inhalt. Anger-Stelle und Gelegenheit bess Kergìuereàs Gropp. Medirmalische GrgenschaN biss Mnssers Lropp. Daselbst ivird auch auf die Möllle gearbeitet. Warum die Uägel daselbst ihren Dreis bor diesem berlohrn. m.mxivjy s rvevc/ oder^Lager Ober-Crain ligt gleichfalls das deß Berg- Berqwerck C r o p p, so man ins- Cropp. ^^^Mg.emein sonst Kropa nennet, in ' einer Schlntten oder Graben zwischen hohem Gebirge, nicht ferrn von der Stadt Rattmannsdorfs, und ist Lands-Fürstlich. Es wird in zwey Theile, nemlich Unter-Cropp unterschieden, die aber nicht weit, sondern allein biß auf Sitze die e*ne Halbviertheil Stunde voneinander 139. Figur, entsessen set)ad. Es ist mit wolgemaurten Häusern geziert, wie die gantz eigentlich darnach gerissene Figur zu erkennen giebt. Daselbst entspringt die C r o P a, welches Gewässer aus dem Felsen eines Berges, als >icinaii- wie aus einem Kessel, hervorspringt. Bey frf)ee eigen-selbigem seinem Ursprünge besitzt diß Was- fcfmfft d-ß ser eine medicinirende Krafft, sintemal es, eingetruncken, laxirt und purgiret, also, daß ein Solcher, der einer Blut-Reinigung vonnöthen hat, sich wol darnach befindt. . _ All hie wird das Merck eben sowol ans au* die Wölsfe gearbeitet, woraus man folgends auf die allerley Nägel, Garter-Eisen und derglei-chen Sachen schmiedet. Es haben vor einiger at Zeit die Nägel, so allhie gemacht werden, Warum die an ihrem Ruhm etwas eingebüsst, weil die Nägel da- selbst ihren Arbeiter damit nicht allerdings getreulich Preis vor diesem ver- umgegangen, sondern sowol an der Zahl lohrn. als am Genügt denselben ein wenig abgebrochen; aber solches ist nunmehr abgestellt, und die richtige Boll - Lieferung wieder eingeführt worden. Es wohnen daselbst lauter Hammer-Gewercke (oder Hammer-Meister) darunter fetziger Zeit die fürnehmsten seynd deß Stephan Mazol sel. Erben, Sebastian Schegan, Jacob und Gregor Gašperin. Eisen-werck, so in Gurck gemacht wird. Das XIX. CaptUel. Von dem Bergwcrck Gurck. Inhalt. Eisen-Merck so in Gurck gemacht wird. Mus für Personen solches Hergwerck besitzen. Marum selbiges nichts auf Wasser berlo enden bar ff. Anweisung des hiezu dienlichen Aupflers. Schloß Seisenberg an einem Fluß, der sein i urck, welches der gemeine Mann JCerka nennet, rechnet sich auch mttt unter die Eisen-Bergwercke, 'und Hammerwercke^ und hat (auch zu solchem Titel gutes ■ Recht. Denn es wird daselbst eben sowol aus die Wöllffe gearbeitet, hernach allerley Nägel, Garter-Eisen und was solches Dinges mehr draus verfertigt. Dieser Eisenberg, so anjetzo von denen Ä von Zoihischen bestritten wird, ligtinUnter- ^°rg-wercks. Crain, eine Meilwegs von dem Markt und Heutig Jnhab, solches er Namens-Genoß ist, nemlich an der Gurck; weswegen es Wassers allezeit gnim, und deßwegen unvonnöthen hat, aus Wasser viel zu spendiren, weil es von lauter im Wasser zusammen coagulirten und gewachsenen Tuff-Steinen, erhebt, und, so zu sagen, von sich selbsten gewachsen ist. Das dazu gehörige Kupfer, darinn es recht eigendlich ist abgestaltet, wird dem curi-ösen Leser die kurtze Topograpliia bey den Bergwercken deß andren Fünfftheils oder Nnter-Crains, weisen. Uh- die ytgut Nr. 203. Das XX. (EapiUef. Von dem Bergwerck Jauerburg. Inhalt. Ursprung des Uamens Jauerburg. Henennung drss fetzigen Herrn undHeständ-ner dieses Hergwercks. Der beste Stahl wird allhie berfertiget. Jmgleichen der Krabatische Stahl. Der Herg Kotschna Da mancher Zoll-Gntgeher seinem Heben entgehen muss. Hlutiges Gefecht so offt desswegen entstehet. Trefliche Gelegenheit und Nutzbarkeit dieses Herges. Dess hohen Herges Dernthal Überfluss am Milde, Meide und Geflügel. Silber-Ertz-Grube ben welcher man etliche todte Jtaliäner angetroffen. Lrtz - Gruben, bev dem Herge Benskeza. Felder bev Jaurrburg. Grosserr Garten bev Jauerburg. jauerburg ffndet sich in Ober-Crain, (zwo Meilwegs oberhalb der Stadt Mattmannsdorff, unter dem hohen - _ ^Schnee-Gebirge. Sein Nam ist ihm angewachsen, von dem Crainerischen Wort Jauernéza, welches herkommt von llauor, so einen Platanum oder Ahorn-Baum bedeutet, weil daherum viel Ahorn-Bäume stehn. Die übrige Situtation desselben ist aus beygesügter Kupffer-Figur, zu ersehen. Warum es nichts auf Wasser verwenden darss. Wo das hiezu dienliche Kups-ser anzutreffen. Ursprung deß Namens Jauerburg. Iayerewrg ü'avornzca, Es gehört dem Herrn Johann Ferdinand lerc9unb toon Zauerbnrg, Freyherrn, das Berg-Beständner werck aber wird anjetzo von Herrn Johann dieses Berg- von Meyerhofen als Bestand-Inhabern roercf8- bestritten. Allhie wird An diesem Ort lässt der Bulcan seine Stahl°ge. Meister-Stücke in der Stahl-Arbeit sehen macht. ‘ denn der allerbeste Stahl, so irgendswo mag anzutreffen seyn, wird Hieselbst bereitet ; weßwegen nicht allein Italien, sondern auch andre, noch fernere Länder denselben verlangen, wie dann auch dessen gar viel nach Welschland und von dort weiter reiset. Hingegen arbeitet man allhie im Eisen gar nicht ; es mögte dann Jemanden zu sonderbarem Gefallen, geschehn. Wann aber je bißweilen dasselbe gearbeitet wird, so ist es ohngezweiselt das beste, d"? àaba. Eben dieses Orts wird gleichfalls der tische ’ Krabatische Stahl gemeistert, der so gern Stahl. Türcken-Blut sauft und seinen Feinden erschrecklich vor der Nasen blinckt, denn solchen durchdringenden scharsfen Schnitt hat er den perfecten Stahl-Meistern in Jauerburg zu dancken. Nicht weit von Jauerburg, nemlich zwischen diesem Ort und Maries Elend und Geriach in Kärndten, liegt ein hoher Berg, Kotschna genannt ; derselbe scheidet Crain Der Berg und Kärndten und in der Höhe dieses Kotschna' Berges geht durch eine steinerne Wand, so dreyssig Schritte weit ist, ein grausames Praecipitium oder abstürtzende Tiesse hinab. Wie erschrecklich gähe nun gleich solcher ist, steigen dennoch die Contrabandirer mit ihren Trafiken, um die Zoll zu entgehen, dadurch hin und kriechen hindurch ; wiewol mit gröffester Lebens-Gefahr, bevorab zu Winters-Zeit, wann der Schnee will leinen, oder schier aufgehen. Und müssen solche Traficanten, weil sie die Woaren ®a "A nicht verzollen, einen andren viel theurern Entgch-r Zoll von Menschen dafür entrichten ; finte- feinem mal jährlich etliche solcher gefährlichen „„f. Durchkriecher mit ihrem Leben den nebenhin geschlichenen Zoll bezahlen müssen. Woferrn auch solche Contrabandirer und Zoll-Bergeher mit Saltz, Honig , Kro-nabet- oder Wacholder-Beeren, Wein und Brandwein unversehener Weise von den Kärnerischen Uberreutern (oder Einspän- Blutiges Gefecht, so cfft deßwe-Sen entsteht. Treffliche Gelegenheit ind Nutz- forfeit dieses Bergs. D°r hohe Berg Pern->hal,der voll Wildes, Weide und Geflügel. • Silber-Ertz. Grube, da- tz,°«iche •oiölianer tobt gefun-°en worden. niern) ertappt werden, wie nicht selten ge-schicht, so erhebt sich ein scharffer Scharmützel, der zu beyden Theilen viel Bluts kostet; weil beyderseits mit Kugeln, Sebeln und Bauren-Prügeln so hitzig gefochten wird, daß offtmals ihrer viele drüber auf dem Platze tobt ligen bleiben. Auf diesem Berge trifft man die schönste Alpen nebst der herrlichsten Vieh-Weide, imgleichen die beste Eisen-Gruben und Waldungen, so alles ingesamt nach Jauer-burg gehörig ist. So ligt auch unferm von dannen der hohe Berg Bernthal oder Pernthal (Meduedau dui), welcher denen Contrabandirern, die Honig, Wein, Saltz rc. ins Kärndtische verhandeln, eben sowol bekandt ist. Dieser zwischen Iauerburg und Kärnerisch Feistritz ligender Berg Pern-Thal scheidet Crain von Kärndten. Seine Alpen erhöhen sich gleichfalls gar schön und lustig, schencken dem Vieh eine fette Weide, dem unverdrossenen Jäger feiste Hirschen, Gemsen, Auerhanen, Stein-Adler, Steinameichsel und dergleichen in grösser Menge. Unter selbigem Berge befindt sich eine Silber-Ertz-Grube aus einem Stein-Felsen ausgehauen mit eisern kleinen Thürlein, zu welcher man über einen Lerchen-Baum steigen muß. Wobey vor sieben Jahren etliche Jtaliäner mit ihren Instrumenten tobt ge- funden worden. Eben dieser Berg wird unten an seiner Wurtzel mit den lust-reichsten Waldungen geziert, welche auf Iauerburg zum Kohlbrennen dienen. So lässtt er auch etliche frische Brunnquellen fliesten, von welchen Iauerburg beströmt wird. Es geht auch über bemeldten Berg ein sehr enger Paß ; wann derselbe nicht mit gewissen Tritt bewandelt wird, so mag es leicht geschehen, daß man den Contrabant (will sagen, das unverzollte Gut) mit der Haut bezahle. Man hat eben sowol von Iauerburg nicht weit nach dem hohen Berge Beu-scheza, auf welchem gewisse Begräbnissen vorhanden, nebenst zweyen nahe dabey ligenden alten Schlössern, wovon unter den Rariteten deß Landes wird geschrieben werden. Dabey seynd auch viel Ertz-Gruben, so auf Iauerburg gehörig. Es hat sonst überdas Iauerburg auch viel ebne Bau-Felder, welche sich zwischen diesem Ort und der Sau ins Mittel legen, und fliesst selbiger Strom nur eine halbe viertheil Stunde davon. Es hat bey Jauerburaeinen grossen Garten, auch Aecker und Wiesen beysammen, welches alles ingesammt mit einer hohen, gar weiten und langen Mauer em-gefangen ist. |a9et best Bergwercks Wölpach. Bas XXI. (Eapittef. Von dem Bergwerck Mölpach. Inhalt. ICager bess Herglmreks Wölpach. Ist ein altes Wen-Herglvercü. Kd er es ebebrssru besessen. Marb vor etlichen Jahren foieber in ben Gang gebracht. " Siebt Dien unb auch gutes Mupller-Grtz. Ist ehematn biel grösser gebest. n Unter-Crain, vier Meilwegs unterhalb Laybach, eine Biertheil Stunde von dem Sau-Strom, ligt das Bergwerck Meelbach oder Mölpach (sonst auf Crai-nerisch Malnek genannt) in einem ;@ra6en zwischen hohem Gebirge. Dieselbige Berg-Grube zeuget viel Bley, und ist ein uraltes Bergwerck, welches vor diesem durch die Herren von Wa-zenberg gebauet, nach Ableiben aber deß Herrn Michael von Wazenberg verlassen worden. Uber viel Jahre hernach hat Herr Wolfs Vizenzi, Graf von Wazenberg, angefangen wieder nachzusuchen und hin und wieder Ertz-Gru-ben bey dem Berge Beu-scheza. Baufelder bey Jauer-burg. Groffer Garten bey Iauerburg. Ist ein altes Bley-Bergwerck. Wer es vormals bestritten. Ward vor etlichen Jahren wieder in den Gang gebracht. Giebt Bley und auch gutes Kupf-fer-Ertz. Ist ehe mal» viel grösser gewest. Bedeutung best Namens Pleyofen. Wo es ligt. Sihe die 272. Figur. zu schärffen, aber bald nachgelassen und andren die weitere Bestreitung dieses Bergwercks hinterlassen. Nachdem also dasselbe eine Zeitlang geruhet, hat es endlich Herr Andreas Canillo, Graf von Locarno mit Zuge-bung deß Herrn Obristen Berg-Richters wiederum entmüssigt, und zu Nutz gemeinen Wesens es von Neuem zu bewürcken angefangen, auch in den Gang gebracht. Es recommendirt sich aber diese Berg-Grube zu Mölpach nicht allein mit einer bleyernen Ausbeute, wovon Stücke Musketen, Röhren, Karabiner, Pistolen, Feuer-Mörsner und dergleichen Donner-Geschösse ihre scharffe Ladung, wie auch manche Artzeneyen ihre Heilsamkeit sowol als der Feind und das Wild die Verwundrnng empfangen, die gebrechliche Fenster-Scheiben befestigt, hingegen die feste Wälle und Mauren gebrochen werden (massen, wie bekandt, zu allen solchen und noch andren Sachen dieses Saturnische Metall seine vielfältige Dienste leistet), denn man spühret daselbst, nemlich zu Mölpach, gleichfalls gutes Knpffer-Ertz. Vor diesem muß aber dieses Bley-Berg-werck weit reichern Fund und eine viel grössere Quantitet seines Matalls gewehret haben; angeschaut, die augenscheinliche Spuhr gnugsam bemerckmählert, was für eine gewaltige Arbeit hie und da herum getrieben worden. Welches aber nicht zu verwundern. Denn wie ihrem grünendem Reich die Natur bald milder, bald genauer sich erzeigt, also verhält sie sich auch in ihrem mineralischem Gebiet. Wiewol Fleiß und gnugsame oder geringe Geld-Mittel eines Bestreiters zu solchem Unterscheide auch nicht wenig beytragen. Und wann sonst keine andre Ursach ersinnlich fiele, schwebt doch diese allgemeine über alle menschliche Güter und Wercke beharrlich empor, daß Gott den rechten Haupt-Schlüssel zu den Schätzen der Natur immerdar bey sich trägt, damit Er auf- und znsperrt, und soviel oder wenig als ihm gefällt, uns davon zu heben oerstattet. Denn dieser alte Reim-Spruch verjüngt sich alle Morgen: An Gottes Segen ist Alles gelegen! Sintemal diesem Spruch sowol gute und böse Zeiten, als Fleiß oder Unfleiß, Treu oder Untreu, Verstand oder Unverstand der Arbeiter, wie nicht weniger Vermögen oder Unvermögen deß Bestreiters mit unterworffen seynd. Das XXII. (Cnpitlcf. Von dem Bergwerck Pleyofen. Inhalt. Aedeutung dess Uamens Weyoken. Mo dieses Kergivercb lige. Giebt jStabl-Arbeit. Hranb-Schaben daselbst. Mas der Kiss genannt iverde. Mie man das Uoltz bom Gebirg herab bringt. Ein ander Vortheil das Koltz herauszubringen. l e y o s e n wird auf Craine-fertsch Plausch genannt, wel-'ches eben soviel bedeutet, als ^Pla-Ofen (ober Pley-'Ofen), das ist ein Eisen-Schmeltz-Osen. Ligt gleichfalls ^ im Schos eines hohen Ober-Cräinerischen Schnee-Gebirges, eine kleine halbe Meile oberhalb Jauerburg, und ein wenig oberhalb dem Marckt Asling, und im Besitze deß Herrn Johann Baptista Locateli!. Es wird auch daselbst lauter Stahl gearbeitet, und die Arbeit in Italien versendet. Vor wenig Jahren hat sich die Kohlen* Hütte allda entzündet, und über tausend Gülden Schaden gestifftet, angemerckt, die gantze mit Kolen angefüllte Hütte verbronnen ist. Man lässt bey Winters-Zeiten das Holtz von den höchsten Alpen herunter lausten nach denen aufgerichteten so genannten Rissen, welche auf Crainerisch Rische heissen. Denn man macht Giebt Stahl- Arbeit. Brand- Schaden daselbst- PLEyOFEN 1 m 1 » 1 I I man °en Riß heiffe. Plc man '“mit das Vom eRtg, von langen Tannen oder Fichten-Bäumen von dem höchsten Gebirg herab beydes über Felsen und tiesse Graben gleichsam als wie Brucken oder Fußsteige, jedoch werden auf jeglicher Seiten auch Bäume gelegt, und solche Brucken oder Fußsteige nennet man Risse. Im Winter beschüttet man solche Riß-Brucken mit Wasser, damit es die Kälte darauf zu Eys mache und solch blanckes Ehs-Pflaster fein Spiegel-glätte. Unten aber, wo der Riß ein Ende nimt, setzt man ein starck-nnd dickes eisern Kreutz, welches gleichsam einen Schnitt oder Schärfst hat; alsdann bringt man oben voneinander geschnittene Baum-Klötzer ungefähr dreh oder vier Schuhe lang herbey biß an das gähe Ort, 8 ttll3e- da sie hinab fahren können. Von dannen lausten sie nach der Riß-Brucke (nicht ohn sonderbare Lust der Zuschauer) biß zu dem Kreutze. Wann sie allda an solches Kreutz anschlagen, springt jedwedes Stuck in vier Theile, daß also nachmals unvonnöthen ist, solche weiter zu spalten, und den Holtz-hackern die Mühe erspahrt wird. Ein solcher Riß wird ein viertheil-ja tool eine halbe Meile und auch wol länger oder kürtzer gemacht. Ohn dieses Mittel würde es nicht möglich fallen, das Holtz aus solchem Gebirge durch seltene Graben und Schlickten herabzubringen. An theils Orten in Ober-Crain gebraucht man beh diesen Rissen-Bergwercken noch einen andren Vortheil, das Holtz herauszubringen. Sie schliessen das Gebirge beh Antreffung enger Grüben also: wo es bequeme Gelegenheit nemlich tiesse und gantz enge Grüben und Schlickten zwischen hohen Bergen giebt,alldaverbauet man einen solchen Graben mit Holtz und vermacht ihn gär künstlich solcher Gestalt, daß man solche Vermach-oder Versperrung, sobald man will, leicht öffnen kann. Nachdem also zween Berge gleichsam zusammen geschlossen, daß das Wasser nicht kann durchrinnen, sammlet und stammet sich dasselbe und ge-schwillet hoch auf, daß es droben sich zu einem See oder grossem Teich vergrössert. Mittlerweile es aber droben also angehäufft wird, so wirfst man deß zerspaltenenHoltzes (nein-kich der Baum - Klötzer zu dreh oder vier Schuhen lang) unglaublich viel in den Graben. Nachdem also der Graben oder Zwischen-Grund deß Gebirges unter diesem ausgeschlichtetem Gerüst sich ausgefüllt und Ein andrer Vortheil das Holtz heranszu-Bringen. Holtzes genug empfangen hat, so eröffnet man die Schleusen, und wird alsdann von dem Wasser das darauf schwimmende Holtz zum Gebirge hinaus geführt, biß es unten auf die Ebne kommt, allda das Wasser die Ladung oder Holtz - Fuhr ablegt, und den aussammlenden Leuten hinterlaffend seines Wegs fortläufft. Lägerungs-Gegend deß Bergwercks Sava. Sihe die 298. Figur. Giebt lauter guten Stahl. Wasser-und Schöpf-Rad. Sas XXIII. Capillel. Von dem Bergwerck Sava. Inhalt. langer bcss gcrgbmks Saba. Siebt lauter guten Stahl. Wasser- und Schöpff-Rad. Capelle. Gang aus der Capelle ins Schloss. Merühmter Hüchsen-Meister. Dessen Sohn und Cpdam gleichtalls Künstliche Arbeiter. Allhie sind Herg- und Wammer-Merebe bevsammen. Schnee-breisses Stahl-Crtz. Nngemein-grosser Ancber. Vormalige GebercKe zu Aschling, ivarum sie ins Stecken gerahten. Aasbenommen im Schmeltz-Oten. Hlev-Crtz-Gruben. Capelle so daselbst unlängst gebauet borben. oder zu wenig, daher das Hammer-Werck immer fortgetrieben wird. Gleich aus dem Platze steht eine schöne Capell, zu welcher man aus dem Schloß über einen gemachten Gang hinein gehn kann. An diesem Ort wohnt ein trefflich-guter Büchsen-Meister, der mit seinem rechten Namen PeterBotti, mit einem Schertz-Namen aber sonst insgemein vaKel, genannt wird. Derselbe verdient durch seine geschickte Hand-Arbeit, daß wir dieses Orts seiner gedencken, sintemal er in Verfertigung saubren und schönen Gewehrs keinen für seinen Meister als sich selbsten erkennt, will sagen Niemanden gewonnen giebt und die beste Meister, sowol in Italien zu Brescia als in Franckreich und Niderland damit aussordert. Seine Arbeit macht er nicht allein nett, sondern auch gut, wär-nnd daurhafft. Welche Kunst und Geschicklichkeit init seinem hohen Alter noch nicht eraltet, sondern samt den Leibes-Kräfften annoch bei) ihm frisch bleibet. Sein Sohn und Eidam übergehn mit ihrer Arbeit gleichfalls dasjenige, was nur alltäglich und gemein ist, haben schon viel von Stahl künstlich ausgeschnittene Knöpffe, so man an den Kleidern trägt, gemacht, welche Italien und Franckreich gar gerne an sich handelt. So findet man auch gleichsam das Ebenbild der Kunst deß Alten an allerlei) Gewehren, so von ihrer Hand ans-gefertigt und gleichfalls in fremde Länder und Königreiche um theure Bezahlung verführt werden. Eisen-Werck wird dieses Orts nicht verarbeitet, es geschähe denn bloß Jemanden zn hher das Bergwerck Sava, wozu wirunshiernechst verfügen, diesen ! seinen Namen empfangen habe, .steht bald zu mercken, wenn man nur weiß, daß es an der Sau ligt, '(welche ehebeffen Savus genannt worden, und auch noch heut auf Erainerisch Savaheiffi) denn aus diesem Strom hat es seinen Namen ge-schöpfft, sonst aber sein Lager zwischen Marckt Aßling und Iauerburg. Dessen Besitzer seynd Herr Graf Octavius Buce-leni Thum - Probst zu Laybach und sein Herr Bruder, der Herr Graf Johann Andrä Buceleni. Es ist ein feiner lustiger Ort, angeblickt, solches die beygedrnckte Kupsfer-Figur klär-lich zu mercken giebt. Allhie wird gleichfalls lauter guter Stahl verfertigt und zwar in mächtig-grosser Ouantitet, weßwegen man andren nahen und fernen Ländern davon viel mittheilen kann; Massen es nicht allein häusfig nach Italien, sondern auch von dannen weiter geht. In der San (also heisst das Gewässer dieser Orten) sähet man Hieselbst gute Forellen und Asch. Allhie hält erstgedachter Herr Gras ein grosses Wasser-Rad, welches mit Eymern behängt und von dem Wasser umgetrieben, das eingeschöpsite Wasser in die Höhe hebt und daselbst in eine Rinnen verschenckt, damit es hernach durch sothanen Canal in den Garten geleitet werde. Sonst hat man allhie niemals deß Waffers zu viel Capelle. Gang aus der Capellen ins Schloß. Berühmter Büchsen-Meister. Dessen Sohn »nd Epdain gleichfalls künstliche Arbeiter. ■ S er Eisen Hammer Sava Gefallen, alsdann es aber in bester Vollkommenheit geliefert wird. So arbeitet man a , allhie auch den Krabatischen Stahl, wann S9etb^ fl"* er angefrömmt wird; denn allhie findt man Hamme" ein Haupt-Berg- und Hammer-Werck bey-sam à 6c^ fammen, weil der Ort mit beständigen Ertz-Gruben gnugsam versehn ist, auch niemaln @ weder Mangel noch Überfluß an Wafler hat. teeijjel Man hat htc ein Eifen- oder Stahl-Ertz ^tahl-Ertz. gefunden, welches so weiß wie der Weisseste Alabaster und einer Berwundrung werth ist; daraus macht man den allerbesten Stahl, ung^n,lDn Man hat eben allhie vor wenig Jahren ®u%einer eiserne Ancker geschmiedet, wovon der grös-sesten einer zu 30 Centnern gewogen. Weß-wegen die Venetianer, nachdem sie erfahren, daß man in Crain so schwere Ancker machen könnte, solche hernach in Italien nicht mehr haben wollen passiren lassen, besorgende, ihre Ancker dörfften darüber zurück bleiben. Noch jetzo ligen etliche zu Laybach bey dem Wasser, welche Herrn Walterich und Herrn $D Frantz von Jergollern gehörig. ®ctoettfè9c Vor Alters seynd oberbalb Sava und ^Aßlina, Pleyofen, ob Aßling, in der Alben die steife ^ewercke gewesen, von welchen zu Viertheil-«erahten. oder halben Oefen bestritten worden; Massen Valv. III. Buch. sie annoch einen Freyheits-Brief (oder Privilegium) von Herrn Friedrichen, weiland Grafen von Ortenburg, vorweisen können, so Anno 1381 am Tage S. Bartholomaei gedatirt. Nachdem aber die Herren Bucel-leni diß Bergwerck zu Sava zu unterhalten angefangen, und das andre zu Jauerburg angerichtet, auch folgends das dritte am Pleyofen erbauet worden; hat die Beförderung in der Alben aufqehört, ausge- Ausbenom- 1 ö, tl j, J-Rr ' ’ r < ° men der alte nommen der alte Schmeltz-Osen aus dem Scbmeltz-Gebirge daselbst, Roß eck (Roscheza) ge- Ofen, nannt, welcher annoch durch Ehren-gedachte Herren Grafen Buceleni von der Sava aus starck befördert wird. Gestaltsamsich daselbst an der Alben lauter Bergleute als Knappen, Holtz-Arbeiter, Köler, Kolen und Ertz-Fuhrleute und dergleichen befinden. Dieser Leute wegen ist vor diesem zwischen der Herrschafft Weiflenfels, sowol damals, da diese annoch Fürstlich-Eggenbergisch, als hernach, da sie dem Grafen von Trilleck zuständig war, und zwischen dem Ober-Berg-Richter - Amt eine schwere Strittigkeit entstanden. Unweit davon finden sich auch etliche Bley-Ertz. Bley-Ertz-GrubeN. Gruben. 13 Bey erst-berührtem Bley- oder Schrneltz-Ofen aber, da man das Elsen-Ertz auflöst, stehet eine schöne Capell, welche um destomehr Segens herbet) zu ziehen, durch Herrn Grafen Octavio Bucelleni, als Thnm- Probsten zu Laybach im Jahr 1684 erbaut und im folgenden 1685 Jahr durch jetzigen Bischofs zu Laybach geweihet worden. In Betrachtung, daß Andacht und Fleiß, Gebet und Arbeit einander secnndiren müssen. Capelli, so daselbst un« längst ge-bauet. Das XXIV. CCaptttef. Von dem Bergwerck Steinbühel. Inhalt. Situation bess Hergiuercks Steinbühel. Besitzer ber Hammeriuerà allba. Gelegenheit ber Häuser baselbsi Mas für Arbeit ba gemacht tuirb. Uamens-Ouelle selbiges Orts. Mas für Fischivercb allba zu haben. y~Camwarj^ewüro JLAIMßlC HJ J 9orlca àMEàKLU 231. Lagerung best Berg-wercks Steinbühel. Besitzer der Hämmern allda. teinbühel, das in Ober-Crain an dem Wasser Leibnitz, nicht serrtt von der Stadt Rattmannsdorfs, zwischen einem steinigten Berglein, dem sich hohe Gebirge zur Seiten erheben, in einem Graben ligende Bergwerck, ist Lands-fürstlich, und seynd lauter Ham-mer-Gewercke darinn, worunter die für-nehmste Herrn Johann Capus, Herrn Christoph und Herrn Wolfs Gasparin, und Herrn Andre Shegan zustehen. Oben ans einem nieder« Berglein steht eine schöne grosse Kirche, welche einen zierlich - hohen Thurn hat. Die Gelegenheit Häuser stehen zwar nicht nahe beysammen, au,ct sondern sehr zerstreut; nichts desto weniger a " giebts doch noch manche schöne Häuser barimi, welche das Auge loben muß, wie die dreyhnndert ein und dreyssigste man »a arbeite. Namens- Duell. Vier Schmeitz-und Ham-merwercke ? der Wo-«toin. Der Alt-vatnmer. Kupffer-Figur wird glaubmässig machen können. Man arbeitet auch an diesem Ort das. Werck auf die Wölffe, und schmiedet folgends daraus allerlei) Nägel, Gar-ter-Eisen und dergleichen Dinge mehr, und hat dieser Ort das Lob erworben, daß man allda die besten Nägel arbeite. Den Namen Steinbühel aber hat er von seiner anfangs gezeigten Gelegenheit und Stands-Gegend, nemlich von dem dabei) ligenden steinigtem Berglein oder Bühel, und zwar eben sowol in Craine-rischer als Deutscher Sprache. Das vorbeylauffende Fließ-Wasser, die obbemeldte Leibnitz, wird von Forellen und Aschen häusfig durchstrichen und manche Visite damit wol tractirt. Das XXV. CaMtes. Von dem Bergwerck Wochain (oder Bohina.) Inhalt. ^ ie bier Schwelt) - und Hammerlverrke in der Mochain. Der alte Hammer. Zlvevtes Hammerloercü. Unterschiedliche Drat-Zieher-Arbeit. Drsondres und curiose» Dratüehen. Das dritte Hammer-und Dergwrrrb. Besondre und curibse lles, was in der Wochain ligt, wird Wochain genannt. In dieser Lands-Gegend giebts an vier Orten Schmeltz-nnd 8Hammerwercke ; als Erstlich Alt Hammer, so insgemein Staro-kladuo sonst benamset wird, und nicht allein mit der Feder, sondern auch mit dem Knpffer - Grab-Stichel in der kurtzen Topographia bet) Erzehlung der Ober-Crainerischen Berg-wercke beschrieben worden. Ist vor diesem Tazolisch gewesen, anjetzo aber dessen Jnnhaber der Herr Alexander Locatelli. Man schmeltzt allhie auch das Eisen und arbeitet aus die Wölfe, daraus dann allerlei) Arbeit und Eisenwercks erzeugt wird, als Nägel und dergleichen. ^Dieser Alt Hammer ligt in einer Schlickten zwischen hohem Schnee-Gebirge nahe am Wochainer See, und wird auf Güainerifch Staroklacluo geheissen, welches auf Deutsch eben soviel heisst, als der Alte Hammer, weil dieses nemlich in in der Wochain das älteste Werck ist. Etwas besser hinab hat es ein andres Hammer-Werck, da man unterschiedliches Eisenwerck schmiedet und ausarbeitet. Insonderheit seynd daselbst viel Drat-Zieher beschäfftigt, sowol einen gantz dicken, als auch den subtilsten Drat und gleichfalls solchen, welcher den Instrumenten, Cithern und Harpffen bequem, zu ziehen. Für mittelmässigen Drat-Zng braucht man allhie eine schöne und curiose Manier. Es muß sich ein Mensch auf einen hangenden Stuhl setzen, daran man ihn fest bindet und anspannt, alsdann draussen das Wasser aufs Rad gehen lässt. Worauf das Wasser diesen Menschen geschwind und augenblicklich-weit vor-und wiederum weit ruckwerts oder hintersich treibt. Er, der indessen eine eiserne Zange in Händen hält, muß, so offt er vorsich gerafft wird, den Drat ergreiffen, indem er aber wiederum hintersich gerissen wird, den Drat herausziehen und also immerzu fortfahren. Sollte er aber fehlen oder säumen und den Drat mit der Zangen nicht ergreiffen, so würde ihm die Bewegung einen solchen Stoß geben, daß ihm Lunge und Leber samt dem Hertzen davon krachen, zerstückt oder zerquetscht werden mögten. Ist gar curtos, sonderlich den Fremden zu schauen. Dieses Werck gehört dem Herrn Locatelli gleichfalls. Und wird allhie auch sonst allerlei) Eisen geschmiedet. Eine halbe Stunde unterhalb diesem trifft man das Eisen-Berg-iind Hammer-Werck an, so insgemein Wochain oder Wochein an, der Feistritz genannt wird. Dasselbe ist von Alters hero Loca-tellisch und zwar ziemlich bereits in Abkommen gerathen, aber vor wenig Jahren von Herrn Georg Locatelli wiederum zurecht gebracht. Es hat hie selbst ein hübsches Gebäu, wie beygedrnckter Kupffer-Stich der eigendlichen Gestalt nach solches vorstellt. Fische daselbst. Dratziehens Weise. Das dritte Hammerund Bergwerck. Sihe die 387. Figur. WO CHAIN CJb>ohinst 3 & 7- An diesem Ort, den man recht wie gedacht Wachain an der Feistriz heisst, und anjetzo der Herr Vinzenzo Locateli! besitzt, wird gleichfalls das Werck auf die Wölsfe gerichtet und daraus mancherley Eisen geschmiedet, sonderlich aber Schi e n - G ar-te r-und andres gezogenes Eisen allerlei) Art verfertigt. Das aCchte fliessende Wasser wimmelt von häusflgen Forellen. Noch besser hinab steht eine Schmeltz-Hütte, welche gleichfalls deß Herrn Locateli i Eigenthum ist. In derselben giesst man die eiserne Retorten zum Quecksilberbrennen, wie auch andre Sachen, so man von Eisen zu giessen pflegt. Schmeltz- Hütte. Lagerung deß Berg-wercks Hydria. Siüe die Figur 390. Das xxvi. Capitici Bon dem Bergwerck Udria und dessen Erfindung. Inhalt. lUtgtr-düegenb brss Mergwereks Hydria. Wem es zuständig. Zu welcher Zeit nnb bon wem biss Kergwereb offenbaret worben. Alter Abrianischer Kergwerrb-Aeim. Ydria, welches Gebirge in einem Graben drei) starcker Meil-wegs von Ober-Laybach gleich an den Crai-nerischen Grentzen ; ist aber völlig und unmittelbar der I. O. Hof-Cammer auf Grätz unterworffen. Gehört also heutiges Tages dem Lands-Fürsten selbsten nemlich dem Römischen Keyser, von dem es auch bestritten und ein Verweser allda gehalten wird, welche {gggfiSfe as Bergwerck ^ÄWDgleichfalls die gemeine Sprache. Idria nennet, ist vor vielen andren in grossem und wolverdien-temRuhmnndeinerechte Schatz-Grube oder fruchtbare Mutter deß Quecksilbers. Ligt, wie fast alle die vorige, zwischen hohem Wem es zuständig. as Cài ec «MWU oiiiiii«....... MMM Ém gm : ’ lr%- {i# 4'' K M vn Ä»\l MWl llillE wiiis *E ,x 3Jo Stelle jetziger Zeit der Herr WolffSig-mund von Rinbach, Registrator und Secretar bey der I. O. Hof-Cammer, und Römisch-Keyserlicher Majestät Raht, bekleidet. Vor demselben führte diese Amts-Würde der Freyherr Herr Caspar von Lichtenthum. Es hat daselbst ein schönes Schloß ne-benst vielen wolgemanrten Wohn-Häusern. Welchen guten Bau man nach seiner Entdeckung dahin gelegt, und nach und nach von seiner Ausbeute aufgeführt. Da sonst ' vorhin daselbst kein einiges Gebäu, sondern ^ann und ein wildes Thal gewest. Denn im Jahr Beuditz 1497Dsl es von einem Bauren ungefähr entdeckt erfunden, als derselbe daselbst unter einem worden. Bächlein etliche Schäsfer gesetzt. Wiewol er anfänglich nich5^>erftänden, was das wäre, so er angetroffen, derhalben in ein Schaff etwas davon eingefasst und zu einem Goldschmied getragen, um von demselben zu erforschen, was es für eine Materi doch tool seyn mögte? Wobey er aber den Ort der Erfindung nicht anzeigen wollen, biß ihm endlich ein Lantzknecht, Namens C a-zian Anderlein, durch Versprechung einer guten Verehrung solche reiche Heimlichkeit abgelockt. Derselbige A n d e r l e i u ist dadurch bald ein Andrer, nemlich ein wolhabender Mann geworden, weil er hierauf viel ver-mögliche Leute an sich gezogen, welche mit ihm angestanden und das Bergwerck zu bauen angefangen. Wodurch er in geringer Zeit zu groffen Mitteln gelangt, auch seine Gesellschaftler die ihrige nicht wenig vergrößert haben. Von solcher Entdeckung Erfindung aber soll folgende ausführliche , wiewol schlecht- und altgereimte Erzehlung völligem Bericht ertheilen. Zfbvmmfdjer peigmeicäs Reim J ~J97stcu Intirs. Als man zehlt vierzehenhundert auch sieben und neuntzig Jahr, geschah ein grosses Wunder, als ich will stellen dar; Gott aus seiner Milde, uns seinen Kindern all, ein neues Bergwerck geben, den Menschen darvon zu leben in einem wilden Thal. Teutsch chdria man es nennet, mancher freyer Bergsmann dasselbe gar wol kennet und weiß zu finden schon. Ein edlen Schatz merckt eben hat man gefunden dar, Quekhsilber thnet es geben, Zinober auch darneben, Gottes Gnad die würcket dar. Wie diß Perkhwerck war erfunden zu Gottes Lob und Ehr, Hab ich mich unterwunden dasselb zu setzen her; ich hoff, es soll mir gelingen, wie das Perkhwerkh herkam, von wierkhlichen Dingen rein und schön zu singen, alles in Gottes Nam. Das Ort war erstlich gar wilde, von Pämern verwachsen gar, doch het allda Holtz milde, dahero sich ausgehalten war, ein hinter in einer Hekhen, so dieses finden thet, Gott woll durch ihme erweckhen das Silber thnet quekhen die Gnad von Gott er hätt. Auf einem Abendt alleine die gemachten Schaffer er setzt unter einem Pachtern kleine, das Holtz wurde ergetzt, so da war cingeschwunden von der heissen Sumer Zeit, zu Morgens hat er gefunden, daß er sich thet verwundern worzu es nun gedeut, Das khunte er nicht wissen, er khent es nit an der Gestalt, das gab ihm Gott ins Gewissen, daß er dasselbig behalt; im Schass thet ers hintragen gegen Pischoff Lakh zue, thet einen Goldschmied fragen, doch wolt ers niemandts sagen, wo ers erfunden thue. Doch weil Gott hat erschaffen all Ding dem Menschen zu guet, mueß es werden nambhafft, darfür hilff es kheine Huett, dann als der Pauer wollt eingehen woll durch den wilden Walt, da begegnet ihm auf der Strassen ein Landsknecht, die gehrn prassen, der redt ihm an Ja balt. Lieber, du bist gar sehr armb, das siht man wol an dir, will mich deiner erbarmen, so du wilt folgen mir, will dich gar bald reich machen, daß du sollst haben genug. Das thet das Päuerlein lachen, nit mehr werde ich Schaffer machen, gedacht in seinem Muet. Der Lantzkhnecht war im Bitten, daß er ihm mögt offenbahren, mit gantz freundlichen Sitten, wo er hat genomben die Wahr, die er zu Lakh helith verkaufst denen Goldschmieden het, aus welchen Perg es lauffet, und ob es sich bald hausfet, daß er ihm das weisen thet. Das Päuerlein war einfältig darneben gerecht und fromb, gedacht so meinfeltig, ich wills in ainer Sumb diesen Man setz und andeithen, wo ichs gefunden Hab; erzehlt ihm als von weithen, zum Orth thet er ihn laithen, verhosset auch der Gab. Dieser Landskhnecht mit seinem Namben häisst Catzian Anderlein, nicht sehr von reichen Stamen, ließ sich zu pauen ein, mit ihm viel andere Herren alle da die Pauherrn wahren, die theten sich gar reich nähren, durch Gott und frombe Herrn so gar in wenig Jahren. Gar viel Schächt und Stöhlen thet man da schlagen auf, Sonen seits sye haben wollen gieng gar viel Sämb Roß darauf; doch war alles vergebens, was man da fienge an, ander Herrn auch darneben, das Glikh hats diesem geben, Sye fiengen zu pauen an. Als die ersten Neun wahrgenomben, daß ihnen das Glikh nicht wolt, haben sie ihnen fürgenomben zu accordimi balt; machten derowegen einen Vorschlag, daß man abkauffen solt all ihr Gebäu und Durchschlag, alle Farth im Perg und auch am Tag, wie es die Ordnung halt. Damallen theten eine Brauen die Herrn und Gewerkhen guet viel neue Schächt erpauen, die man noch hält und huet St. Georgen und 8. Amohecin, darzue viel andere Orth würde man allda erhöben, Gott hat sein Segen geben, viel guete Freundt man darinn hat. Ein Haubt-Schacht theten sye sincken wird bet) St. Achat) genennt, gar wol thets ihnen gelingen, viel Zinower man da findt, khunten vill Quecksilber prennen wol von demselben Schlich; das thuet man gar woll khennen und diese Stundt noch nennen St. Achats Gruben, sag ich. Weil aber khein Glikh so feste, Unglikh wart auch darbey khomben da frembde Geste Anligen war darbey. Erstlich thet sich eindringen der Venediger Gewalt, wolten uns nun verschlingen, das würd ihnen Unglikh bringen, i wie ihr werdet hören balt. Nachdem Ihr Königl. Mayestat, so damall regireth das Landt, diesen Ubermueth vernomben hat, schikhen alsobald zu handt diesen Hochmueth zu vermeiden zween Haubtleith ins Thall herein die Venediger zu vertreiben, Niemand der Ihrigen leidigen, das war der Willen sein. Damallen Hub sich vill Streiten an diesem khleinen Ort die Venediger wollten Peüten, doch weren sye getrieben sorth, ob sye sich lang geroehret hetten ieder mit seiner Faust, so würden sye doch endlich geschlagen, begehrten nit vill zu tragen woll über den Perg hinauf). Die Herren und auch Gewerkhen 'damall wurden zu Rath diesen Einfahl zu verwachen, das Perkhwerk lobsamb, dem König theten sye bitten - mit unterthenigen Sitten diß zu erlauben schalt. Dieses war zugelassen im 1527ften Jahr, daß sye sollen einfassen das föste Ort gahr alda der Knapschafft Khirchen der Zeit gestanden ist, doch darin zway Wächter halten, das Geschloß woll zu verwalten, wie es noch breüchig ist. Dieses Geschloß thet man verwahren mit Geschütz und Munition, darumben mues verharren ein Verweser wollgethan, das Geschloß wird ihm eingeben woll für sein Wohnung frey, vill Aecker und Wisett daneben fein acht auf alles zu geben, 800 fl. Besoldung hat er darbey. Das Geschloß hat seinen Namben zu Gewerkhen Egkh so guet, mit Mauren woll umbfangen Är behalt man darin auch behuet, die Proviand deßgleichen man allda verwahren thuet, an teden Egkh ein Thurn, im Mittel sindt man die Uhrn die schreyen die Wächter guet. Ein andrer Unfahl mueß ich sagen, der sich zutragen hat deß Morgens an einem Sonntag, weil man gepredigt hat, ist ein Erdpidem kommen mit einem erschrecklichen Gewalt, ein halben Perg hergenomben, ist mancher in Trauren komben dan er zusamben falt. Das Wasser thet sich schwöllen biß in den Thall herein, ob man schon wehren wollen, mueß doch vergebens seyn. Die Grueben theten ertrinkhen, kunt niemandt widerstehen, über dem Perk miesten dan wünkhen der nit grad mueste hinkhen woll bey 500 Mann. Gott erzeigt noch sein Gnade und auch Barmbhertzigkheit, dann weilt das Wasser gerade nach seinem Segen guet hat es nach durchgegraben, doch mit gar langer Zeit, da theten sich wol gehabett Gewerkhen und Hellers Khnapen Gott darumben ein ieder die Ehre geith. Also stetigen an zu patten, die Gewerkhen wollgethan, St. Achats zu verhauen, vielt Schlicht da ftettgett an. da thet Gott erscheinen mit seiner milden Hand, ihren Schaden thet ablüinen, da niemands wolt vernähten, vill guets Er herein sandt. Ein Gäpl thet man pauen, woll an derselben Stadt, das Aertzt, so da gehauen, zu fierdern mit Roßsahrt; die Wasserkhunst deßgleichen gtettg durch den einen Schacht, die Khunst thuet weiter streichen, biß sye die Tieffe erreicht: diese gehet Tag und Nacht. Im 1578isten Jahr Hertzog Carl zu Oesterreich Hr. Hansen Khisel schickhet dar, ließ befahren das Perkhwerk reich, mit allen seinen Einkhomben und Gelegenheiten frey, ob ers mecht bekhumben, nichts darvon ansgenomben, er wollt es khauffen frey. Die Herrn und Gewerkhen waren woll zu derselben Frist in einer Summa fürwahr bey zwey und sibentzig gewest, die alle diesem Perkhwerk pauten mit ihren gneten Gewin, dieweil es aber thuet lauten woltens nicht länger pauen, gabens guetwillig hin. Diß hat ietzt Khayser Leopoldi, der Erst, gantz Ruheglich innen dem sonst auch zusteht dieses Land nimt davon gneten Gewin, einem Verweser thuet er halten der ist gantz wollgethan das Perkhwerch hat er zu verwalten alles in gneten Stand zu erhalten und zu guberniren schon. Der Gegenschreiber wird besold, darneben auch zugleich muß er das £er einwe^en, und wider geben auf die Wag. Er schreibt dem Ampt entgegen, alles was sich thuet geben, darumb ich ihn loben mag. Nach distili khombt das Perkhgericht, welches gantz lobsam bey welchen allerhand Geschicht so sich zugetragen Han wan mans nicht khan vergleichen und Appellation fürstelt, dieselb thuet man ihm reichen, zur ändern Instanz weichen; dem Verweser wird fürgestellt. Bruckenschreiber hat zu verwahren, Eisen, Insleth, Oel, Hakhen, Sail, Negl und Garn, das mues er täglich ausgeben, wer das vonnethen hat doch khan er darneben für sich auch was aufhöben, wann ihme die Noth angeht. Im funffzehen hundert am und neuntzigstem Jahr, stetig an zu sinkhen ein Hauptschacht das ist währ, St. Barbara in der Vesten Wandt, die man durchtreiben wolt manchen Khnapen thet es erhützen daß er mueß gar aussetzen und kost vill rothes Gold. In diesem neuen Wicht-Schacht St. Barbara genandt, stetig an mit grösser Macht bei einem vesten Wandt, ein Wasser auszubrechen, den Heuer setzt es nach ein Khunst bald aufzurichten auf daß verhindert mit nichten was zu erhöben gäch. Alda findt man zwo Künst, so diß Wasser höben khönen, von der Tieffe bis an den Tag, nit offt ichs gesehen Han, daß ein so khleines Wasser ein solchen Gewalt vermag: gleich also ist zu sehen die Fiedernuß thuet geschehen von der Tiefst biß an den Tag. Hierauf wird nun besoldt ein äigner Khunstmeister sein, das Wafstr sansit haltet, mit denen Kunst-Steigern sein, Tag und Nacht daraus §u wachten ; nemben die Besoldung ein darauf sye bösser achten, die Mengt offt betrachten und fleissig sollen seyn. Zimerleith, Säiber-Buben, undHeyer, mueß man da haben auch, Stiertzer, Prembser und Stallpar- they, Alles nach Perkhwerkhs-Gebranch alda mueß man fierdern zum Güpel und zu der Khunst, Truhmlauffer und Anschlager Haspler und Wasserhöber sonst were es alles umbsonst. Schiuder, Khlauber und Seyer und was dergleichen Gesündt Haupt Trög und Sibwäischer, man alle da findt die Holtz-Knecht und Sieber man alda haltet schon, darzue einem Prenmäister dan seine Untergebene iedesmall fein unterthan. Dem Wald mueß man belegen, zu rechter Weift und Zeit, das Prenen auch darneben, das Holtz thuet uns fein khomben woll auf den rehen dar, im Wald hat mans genomben, wird gezalt in einer Summa, auf die Prandt-Stadt führet mans gahr. Die Retorten thuet man bestellen, darin man das Silber prennt, die besten auserwellen, die ändern man hinwendt Sie costen vill der Pfening, und fehlt zu bringen weith. Es feint hergewendt der Unterthanen vill wan etwas were vonnethen Die Retorten thuet man bestellen, darin man das Silber prennt, die besten auserwellen, die ändern man hinwendt Sie costen vill der Pfening, und feint zu bringen weith. Es feint hergewendt der Unterthanen vill wan etwas were vonnethen daß sye khomben zu Hilff sonderlich in Khriegs-Läiffen oder ändern grosien Noch Zünß und Steuer geben sie zu heuffen, wann sye tauschen oder verkhausfen dem Verweser das angehet. Guet Wein und auch guet Fisch, hat man in diesem Thall guet Geträidt und auch guetes Vieh das ist nit überall. Es hat das Lob herzutreiben von ändern Orthen vill. Also habt ihr nun vernomben dieses Perkhwerks Ansang, wie es ist herkhomben und den ietzigen Staudt, auch was sich hat begeben biß ausi diese Zeit, die Verantwortung darneben, wie es Gotl thet erhöben, Dem sey Lob Ehr und Danck gesagt. Bißher dieses Berg-Geticht. Daß ich solches mit eingeführt, wollen mir delicate Augen nicht verübeln, angesehn hiebey nicht so sehr die Zier oder Unzier der Reime als die Leswürdigkeit deß Inhalts muß betrachtet werden. Weiset man doch keinen obgleich hinckenden Boten zurück, wann er mit angenehmer Botschafft oder Waar sich einfindet; also wird eben so wenig ein Liebhaber mineralischer Sachen diese obgleich hie und da etwas schlecht gesüßte Reimen verschmähen, weil sie von einer so reichen und glückseligen Erfindung handeln. Zu dem Bergwercke und zu den Knappen können sich knappende Reimen nicht übel reimen. Gehet etwan diesem oder jenem Reim-Satz ein Vers ab, wird doch ein anderer Satz durch andre übrige Verslein denselben überflüssig erstatten; gleichwie das Bergwerck selbst an diesem Tage bißweilen kärglich an jenem aber desto reichlicher und Häus-figer sein Metall spendirt. Das XXVII. Lapittes. Von eigendlicher Beschaffenheit deß Mercurialischen Berg-Wercks Ydria. Inhalt. Grelle dieses Kergtoercks. Gelegenheit biss Absteigens. Die memmalischm Dämpfe bekommen den Arbeitern gar übel: Worüber mancher lahm und zum Dettler toird. Erstickung etlicher Bergknappen. Doctoris Pope Relation bon dem Kergtoerck zu Ydria. Duslig - begrünte Gegend daselbst. Ztoeverlex Wege zum hinabsteigen. Mineral, so allda gefunden toird. Wareasit und Gold-getüpfelte Steine. Kunde Steine, toelche mit Wereur ungefüllt. Wie man das Quecksilber heraus bringe. Was durch den Mercurium Virgineum zu berstrhen. Sonderbare Eigenschaft desselben. Grosse Kader. Tag-John der Kerg-Deute. Mercktvürdiges Eremxel eines verzichteten Bergmanns. Ob das Ouecksilber die Zähne verderbe? Vortheilhafte Überbringung dess Holtzes zum Kergtoerck. Vormalig-angetoandte Unkosten bey diesem Kergtoerck. Doctor Browns Relation bon diesem Kergtoerck. Salti. III. Buch. 14 Von dem Fluss Idria. Zbeverlen Gattungen dess Mercurii Virginei. Mas eigendlich gemein Ouecksilber sen. Drioandniss dess Erdreichs dieser Derg-Gruden. Tieffe dieses Schachts. Alter dieser Krrg-Arkeit. Mie der Dunst die Bergleute nach und nach umbringe. Grosse Anzahl bon Retorten daselbst. Nutzbarkeit des Bergs Hydria Wie man das Wasser austübret. Wasserkunst zu Ausführung dess Gebässers. Gelegenheit dess Bergberck Hügels. Beschreibung der Wdrrfakrt-Eieffe dess Schachts nach P. Siseri Bericht. Weite der Kerg-Gruben. Wie man die frische Dullt hinab treibt. Zbeen Haupt-Schachte zu Idria. Nähere und eigend-lichere Beschreibung dess Schachts S. Acbatii. Grosses Aad. Ein andres brsondres Aad. Aufseher über die zerbrochene Sachen. Der andren unterschiedlich-benamten Schächte Tieffe. Von S. Barbarae Schacht. Meit-hergeleitetes Wasser aufs Drems-R»d. Was für Deute zur Obsicht dieses Haupt-Schachts berordnet sennd. Ordinari Einfahrt. Wann und bic lang die Knappen arbeiten müssen. Die Summa aller Dersonen. Die Drennungs-Obserbantz. Mas man in Hergbercken Schlich heisset- Jährlicher Verlag dieses Bergbcrrks. Wie tieff das Berg-werck Ddria. Gelegenheit deß Ab-steigens. Schädlichkeit der mer-curialischen Dämpfte. Wodurch die Arbeiter lahm und ieses Bergwerck ist tieff, und wird selten ein Fremder gar biß an den Bodem hinab steigen, sintemal Einer gantz Schnur-gerad nach der Leiter etliche hundert Klasfter tieff hinunter fahren muß durch ein beredtes Loch, so ungefähr vier Schuhe breit. Denn es seynd hültzerne Leitern an die Wand angeschlagen, über welche man hinab muß. Wann einer wieder herauf kommt, befindt er sich fo matt, daß mans kaum glauben sollte. Wie ichs * dann Selber nicht glauben könnte, wann ichs nicht hette erfahren. An theils Orten fiehet man das rechte Iungfern-Mercur oder das fo genannte jungfräuliche Quecksilber, (nemlich das gediegene) welches gleichsam heraus schwitzt. Es kommen auch bißweilen wol die Berg-Knappen aneinander, wiewol solches doch nicht alle Jahre, sondern nur selten geschieht. Von theils Orten fliefst das Quecksilber wie Brunn - Wasser heraus. Aber demselben, der es findet, bekommt es gemeinlich übel und gedeyet ihm schlecht zur Leibes-Gefnndheit. Denn die gisstige mercurialifche Dünste schlagen in den Menschen hinein und durchdringen ihn dermaffen, daß er, wann er wieder hinanf an die Lufft gelangt, ihm Kopsf, Hände und Füsse samt dem gantzen Leibe zittern, so lange er lebt, solchem nach er auch zu aller Arbeit krasftlos und untügtig sich befindt, biß an das Ruhmal seiner Mühseligkeit nemlich an den Tod. Also muß er von dem an betteln gehen und der Almosen sich nähren. Gestaltsam dergleichen arme und verderbte Leute, nachdeme sie sich einem öffentlichem Gezeugniß ihrer entkräfteten Gesundheit verfehlt, nicht nur in Crain, sondern auch andren unterschiedlichen Ländern herum wandrende ihr Brod erbetteln, da sie ihren augenscheinlich-elenden Zustand an stat eines Redners brauchen, der Barmhertzigkeit das Hertz zu rühren und der Mildigkeit die Hand ausznthun. Bor etlichen Jahren hat sich dieser Unglücks-Fall begeben, daß indem die Knappen in einer Stollen oder Berg - Gange gearbeitet, ein recht - feuriger Dunst heraus gefahren, welcher etliche der Knappen verbrannt und erstickt, also daß sie gleich hin-gefallen und tobt geblieben. Dieses Bergwercks haben viel Scribenten gedacht, doch meines Wissens keiner recht ausführlich. Am besten gefällt mir noch die Erzehlnug deß Doetors Grualteri Pope in einem Sendschreiben an den Doetor Jobannen! Wilkins, Diaconum Eipponensem, von Venedig ans geschickt, welche den Actis Philosophicis der Königlich-Engländischen Soeietät einverleibt worden, und in diesen Lateinischen Zeilen bergissen ist. Mercurii fodinae in Foro Julii &c. absunt circiter sesqiiidiei iter Goritià, Septentrionem versus, in loco dieto ldria, sito in Valle Alpium Jubarum. Fuerunt, ut accepi, abbine 160. annos in possessione Imperatoris, omnesque incolae loquuntur Slavonicè. ! Cum eò tenderemus, proficiscebamur aliquot horas in silvà, quà meliorem nec ante nec post id temporis vidi, refertissima Abietibus, Quercubus & Betulis, non zu Bettlern werden. Erstickung etlicher Berg-knap- pen. vulgaris crassitiei, rectitudinis, & altitudinis. Urbs ipsa est structa more in Alpibus usitato, tota ex ligno, Templo excepto, aliàque domo, in qua Inspector habitat. Cùm essem ibi, praeterito Augusto, tam Vallis, quàm Montana, ex quibus effoditur Mercurius, frondens-cente viriditate, non secus ac medio vere, ridebant, quod ibi attribuitur humori Mercurii, quàm rectè, non disputo. Fodina illa, quam intrabamus, omnium optima & maxima foecunditate, dedicata erat S. Barbarae, ut aliae Fodinae aliis Sanctis. Profunditas ejus erat 125. passuum, singulos autem passus illius Eegionis audivimus excedere quinque nostrae Regionis pedes. Duplex datur descensus ; brevior per-pendicularis via est, qua Minerale magnis situlis protrahitur, & qua saepè operariorum aliqui ascendunt & descendunt. Alia via magis trita, principio non est difficilis, ceu parùm declivis : maxima difficultas est, quòd in quibusdam locis non possimus erecti stare sed illud non diu durat, antequam perveniatur ad verum descensum per scalas perpen-diculares, super quibus pondus corporis alicujus est maxime sensibile. Ad extremitatem cujusvis scalae sunt asseres in crucem positi, ubi liceat paululum respirare. Scalae, ut diximus, erant per-pendiculares, sed si concipiuntur esse productae, non unam utique constituuut scalam, sed diversas parallelas. In fundo ipso nihil novi videbamus, praeter locum unde Minerale proveniebat. Tota via descensus, & fundus, ubi sunt in Montanis quidam viculi excisi, erant munita vel subducta & fulta magnis segmentis abiegnis, quae arctissime & densissime erant adaptata vel conjuncta. Effodiunt minerale vel fossile sarculis, persequentes venas, quod ut plurimum durum est veluti lapis, sed ponderosius, colore fulvo, vel quo est Crocus Metallorum. Spero me tibi quaedam monstraturum. Est etiam ibi quaedam mollior tera, inquaperfectèvidenturparvaeparticulae Mercurii purissimi. Praeterea in his fodinis saepè reperiuntur lapides rotundi, quasi silices, diversae magnitudinis, simillimi his globis pilosis, quosnonraròin Angliavidieximiexboumventribus. Sunt etiam ibi diversae A/orcAasftoe&lapides. qui videntur continere maculas aureas ; sed experimento facto, dicunt, nihil auri in iis reperir!. Horum rotundorum lapidum quidum sunt ponderosissimi, & bene praegnantes Mercurio ; alii leviores, parùm aut nihil ejus continent. Modus acquirendi Mercurium, talis est : Accipiunt terram extractam situlis, eamque imponunt Cribro, cujus rete est contextum filis aeneis, ea distantia, ut Spacium intermedium digitum recipere valeat: Defertur deinde Terra ad Fluvium aquae fluentis, & tamdiu lavatur donec nullamateriapercribrumtranseat. Terra illa, quae non transiit, seponitur in peculiarem Cumulum, quae vero transiit, continetur in Cavitate, & eximitur per Virum adjutorem. Et sic porrò proceditur in opere, circiter per decem aut duodecim cribra proportionaliter arctiora. Saepè autem accidit, ut in primae cavi-tatis, unde Vir adjutor Terram suam eximit, fundo sit Mercurius ; sed remotiorem extremitatem versus, ubi intervalla filorum sunt arctiora, reperitur in maxima proportione. Terra seposita tunditur, eadem que operatio repetitur. Paucum illud tenuis Terrae, postea remanens ; & ex quo amplius non possunt eluere Mercurium, imponitur Retortis ferreis, & obturamento detinetur, ne cadat in Recipientes luto adstrictos. Ita ignis violentia compellit Mercurium in Recipientes. Officiarius vel Inspector dislutabat eorum quosdam, ut nobis rationem ostenderet. In singulis observavi primo effusum perfectum fluidum-que Mercurium, eique successisse nigrum pulverem, qui aquà humectatus, se ipsum Mercurium prodebat, alteri similem. Porrò caput mortuum rursus contundunt, reiterant operationem, idque tamdiu donec nihil Mercurii amplius ex eo extrahere possunt. Hic est modus producendi Mercurium, dictum Vulgarem, quem excedit ille, qui acquisitus est dilutione, in maxima proportione, uti percipies ex relatione, subjuucta. Omnis Mercuriusuoopi-situs sine ope ignis, sive dilutione, sive intentione in Fodinis (nam in fodendo quaedam particulae concurrunt, sic ut in quibusdam locis possis excipere duo triave cochlearia plena puri Mercurii) ab eis appellatur Mercurius Virgineus, & prae illo magni aestimatur. Quaesivi ex Offic. qua Virtute prae alio polleret, ipse vero narrabat, si fiat Amalgama ex Auro & Mercurio Virgineo, & im- 14* ponatur igni, Mercurium istum secum ablaturum omne aurum, quod Mercurius Vulgaris non faciat. Machinae, quibus utuntur in his fodinis, sunt mirae ; Rotis illis alias majores per vitam meam non vidi ; quilibet facile secum rationem inire poterit, quanta moles tantae materiae sit sufficiens : omnia moventur impetu aquae, eò derivatae per Aquaeductum non magnorum sumptuum, ex monte, tria militarla inde distante : aqua exantlata ex fundo Fodinae 52. antliis, à quàvis parte 26. disposita est ad movendas alias rotas, pro aliis diversis institutis. Operarii laborant pro Julio (moneta Italica est, non excedens pretium 6. aut 7. denariorum Anglicorum, vulgo dictorum Penee,) integrum diem, sed non diu perseverant. Nam quanquam nemo illorum maneat in fodina ultra sex horas ; omnes tamen brevi (alii tamen serras, alii citius) fiunt paralytici, & moriuntur hectici. Vidimus ibi virum, qui spacium saltem semestre fuerat addictus fodinis, tam plenum Mercurio, ut si imponeret frustum Aeris in os suum, aut fricaret digitis suis, extemplo illud redderet album instar argenti, quasi cum ipso Mercurio fricatum fuisset. Erat praeterea adeò paralyticus, ut non posset ambabus manibus suis vitrum, ad medietatem Vino plenum, admovere ori suo, sine profusione; quanquam Vinum carius habebat, quàm ut effundendum judicaret. Postea didici etiam, quòd qui Venetiis operantur in superficie aversà speculorum illinenda, maxime sint obnoxii Apo-plexiae. Non observabam eos habere dentes nigros ; quare forsitan immeritò incusamus Mercurium corruptionis dentium, cum praescribitur in morbis Venereis. Confiteor, mihi istud non in mentem venisse cum essem in loco : attamen, cùm nigri dentes rarissimi sint in illa regione, arbitror, me non potuisse non observare illud, si ipsorum dentes nigri fuerant. Utuntur maxima copia ligni, in faciendis & reparandis Machinis, & in fornacibus (quarum sunt 16. singulae habentes 24. Retortae :) sed prasertim in Fodinis, quae continua reparatione opus habent, cùm Abietes non diu durent sub terrà. Modo sequente adducunt ligna sua: In loco, quatuor circiter milliaria distante à Fodinis, ex late- ribus duorum montium arbores caedunt, easque deducunt in interjacentem vallem, altiùs in dicta valle, sic ut arbores, secundùm delapsum aquae, sitae sint eum inter & ldriam : magno sumptu & copia ligni faciunt Aggerem , qui prohibeat omnem aquae transitum ; postea exspectant, donec satis sit aquae, ut ejus impetu deducantur arbores ldriam. Nam, si non adsit fons, (cum tamen communiter adsit,) pluvia, aut nix liquefacta, tantum aquae producent brevi tempore, ut possit fieri exundatio supra aggerem, quae (foraminibus meatoriis apertis) impetu magno omnes arbores ldriam abducit, ubi pons est firmissime constructus, & ad angulos obliquissimos oppositus fluxui aquae, utibi detineantur, & ejiciantur in littus prope fodinas. Hae Fodinae constabant antehac Imperatori 70000 aut 80000 Florenis in singulos annos, & minus Mercurii praebebant, quàm nunc, licet ei tantum 28000 Florenis nunc constent. Poteris videre, quantum sua Imperatoria Majestas accipiat ex sequentibus computationibus ejus Mercurii, quem Fodinae Idriae praebuere tribus ultimis annis. libras 198481 6194 204675 libras 225066 9612 234678 libras 244119 11862 1661 Vulgaris Mercurii Virginei Mercurii 1662 Vulgaris Mercurii Virginei Mercurii 1663 Vulgaris Mercurii j Virginei Mercurii 255981 Semper operantur 280 Viri, secundùm relationem quam accepi ab humanissimo Viro, qui me etiam instruebat omnibus aliis particularibus, quorum supra mentio facta : nomen illi erat Achatio Koppen-jagger; Officium, Contra-scrivano per sua MaestàCesareainldriadel Mercurio. Der Inhalt dieses Schreibens beruhet f tir neh mit ch hierinn, daß dieser Peregrinarli, als er mit seinen Gefährten diesem Bergwerck zugereiset, etliche Stunden durch einen so trefflich-schönen Wald gekommen, dergleichen er niemals weder vorhin noch hernach gesehn, derselbe sey mit Tannen, Eychen und Bircken Doetoris Pope Bel*' tion von dem Berz* werck zu Ydria. Schöner Wald. ungemeiner Dicke, Höhe und Geradigkeit sehr angehäufft, die Stadt gantz in Holtz gebaut, gleich andren Alpinischen Berg-Städten, ausbenommen die Kirche und das Haus, so der Inspector bewohne. Wie er sich daselbst im August-Monat befunden, sey sowol das Thal als das Gebirge, woraus das Quecksilber gegraben wird, so lustig-begrünt und in frölicher Gestalt gewest, gleich als ob der Frühling noch sein volles Recht zu herrschen gehabt hette, welches man der Feuchtigkeit deß Mercurs (oder Quecksilbers) znschreibe, wie recht oder übel, begehre er nicht zu untersuchen. Die Gruben oder der Schacht, da er hineingestiegen, ist der heiligen Barbarae zuge-weihet, wie andren Berg-Gruben andre Heiligen für Patronen zugeeignet werden. Er hat die Tiefst hundert fünff und zwantzig Schritte befunden (daraus aber leicht abzunehmen, daß er die rechte Grund-Tieffe noch bey weitem nicht erreichet hat). Er meldet, man steige durch zweyerley Wege hinab, von welchen derjenige am kurtzesten, welcher am geradesten, durch welchen das Mineral mit grossen Eymern hervor gezogen werde, und durch welchen stets etliche Berg-Arbeiter auf- und ab-steigen; der andre Weg aber, der mehr bewandelt werde, sey anfangs nicht beschwerlich zu gehen, als der nicht sonders gähe hinab schiesse, sondern die meiste Beschwerlichkeit bestehe darinn, daß man etlicher Orten nicht ausrecht stehen könne ; aber solches währe gleichwol nicht lange, ehe und bevor man zu der rechten Abfahrt, so vermittelst gerader Leitern beschicht, gelange; am Ende einer jeglicher Leiter habe man ein paar Bretter Kreutz-weise gestellt, um darauf ein wenig zu ruhen. Im Grunde habe man nichts Neues gefehlt, ohn allein den Ort, da das Mineral (oder der Quecksilbrische Berg-Safft) hervorgekommen; der gantze Weg der Niderfahrt sey gefuttert, überzogen und unterbaut gewest mit grossen Trümmern von Tannen-Bäumen, welche man aufs allerengste, genaust- und festeste aneinander gestossen. Das Bergwerck breche man mit Iät-Hacken und folge damit den ändern immerzu nach, selbiges Mineral sey gemein-lich hart wie ein Stein, aber schwerer, und von Farben gelb-rötlich, wie der Crocus metallorum. Man finde daselbst auch ein weicheres Erdreich, darinn man kleine Stücklein deß allerreinsten Quecksilbers perfect sehe. Uberdas werden in diesen Berg-Gruben auch runde Steine den Kieselsteinen schier gleich angetroffen, von unterschiedlicher Grösse, so denen härigten Kugeln gantz gleich sehen, welche man in England dem Rind-Weh aus dem Leibe nehme. Es gebe allda gleichfalls unterschiedliche Marcasti- oder Feuer-Steine und solche Steine, die gleichsam güldne Striche oder Gold-Flecken in sich zu haben scheinen, doch gleichwol kein Gold in sich halten. Erst-berührter runden Steine aber sollen etliche mächtig-schwer und voll Quecksilber seyn, etliche andre aber und leichtere wenig oder nichts von dem Mercur in sich halten. Das Quecksilber bringen sie aber, seines Berichtes, heraus ans diese Weise. Sie fassen die herausgezogene Berg-Erde in Eymern, thun dieselbe ans einen Sieb, so mit ährinem Drat überzogen, also, daß die Fäden solches Drat-Netzes eines Fingers weit voneinander hassten, demnechst werde diese Erde zu einem Fließwasser getragen und so lange gewaschen, biß keine Materi mehr durch das Sieb gehet; die ruckstellige Erde, so nicht durchgegangen, thue man zu einem gewissen Hausten besonders; aber diejenige, so hindurch gefallen, werde aus der Ca vi tilt, darinn sie ligt, durch einen Gehülsten hervorgenommen; und solcher Weise fahre man in dieser Arbeit weiter fort, also, daß die mineralische Erde ungefähr durch zehen oder zwölst Siebe, die immer nach der Proportion enger sind, gelassen werde; doch komme es offt, daß am Boden der ersten Oavität oder Zwi-schen-Raums, davon der Heister seine Erde heraus nimt, zwar Quecksilber lige, nach dem entferrnterm Ende aber, da die Fäden enger aneinander sitzen, in grössester Proportion gefunden werde. Die abgesonderte Erde werde hernach gestossen, und eben dieselbige Operation wiederholt. Die hernach noch übrig-bleibende wenige dünne Erde, wovon sie kein Quecksilber mehr herauswaschen können, wird in eiserne Retorten gemorsten und sowol darinn vermacht, daß sie nicht in die an-gelutirte Recipiente» (oder Borleg-Geschirr) hindurch falle. Solcher Gestalt treibt alsdann die Gewalt dep Feuers den Mercur in die Recipiente» ; der Aufseher habe et- Marcasit-und Steine mit Gold« Tüpffeln. Runde Steine voll Mercurs. Wie das Quecksilber heraus gebracht werde. liche derselben eröffnet, um ihm und feinen Gefährten die Operation zu weifen, da sie dann erstlich wargenommen den ausgegos-senen, vollkommenen und flüssigen Mercur und daß darauf gefolgt ein fchwartzerStaub, der mit Wasser angefeuchtet, welcher, nachdem man ihn mit Wasser genetzt, eben sowol für einen solchen Mercur sich angegeben und entdeckt habe, wie der vorige gewest; das so genannte caput mortuum oder Todten-Kopsi habe man nachmals wieder zerflossen und die Operation gewieder-holt so lange und offt, biß man gantz nichts von Quecksilber mehr herausziehen können. Also, schreibt er, fetz die gemeine Weise das Quecksilber herauszubringen, welche aber von derjenigen, so durch die Auswaschung geschieht, nach allergrössester Proportion übertrossen werde; denn alles Quecksilber, so man ohne Vermittelung deß Feuers entweder durch Waschen bekommt, oder auch schon so vollkömmlich in den Gruben nutrissi (angemerckt im graben einige Particuln zusammen laussen, also, daß man etlicher Orten zween oder dretz Löffeln voll reines Mercurs kann Was man aufsangen), werde J n n g s e r n - Q u e ck- Mercurium f tl 6er genannt, und weit mehr geachtet, ;r“ als das andre. Er hat endlich auch den Ausseher gefragt, worinn dann das Jnngsern-Quecksilber Sonderbare krüfftiger wäre, als das andre? daraus Mfernm^ ^ener geantwortet: wenn man ans Gold und Jnngsern-Quecksilber einen vermengten Klumpen sormirte und denselben ins Feuer legte, so würde der Mercur alsosort alles Gold mit sich hinweg nehmen, welches kein gemeines Quecksilber thüte. Er gedenckt auch deß Werckzeugs und der Instrumenten, deren man in diesen Berg-Gruben gebraucht, daß sie gar verwunderlich und er die Tage seines Lebens Grosse keine grössere Näder gesehn, wie denn ein Rader. Jedweder leicht ermessen könne, was für ein grosses Werck zu einer solchen Materi erfordert werde ; alles werde bewegt durch den Trieb deß Wassers, welches durch eine Wasser-Leitung, so nicht übrig-viel gekostet, dahin geführt worden aus einem Berge, welcher dretz Meilwegs davon; das Wasser werde von dem Grunde der Gruben ausgeschöpfft mit zwey und sunfftzig Pumpen (oder Zug-Etzmern), an jeglicher Seiten mit sechs und zwantzig, und setz solcher Gestallt angeordnet, daß es andre Räder treiben könne. Die Bergleute arbeiten, seines Berichts, Tag-Lohn im Heumonat um eine Jtaliünische ^Üte S' Müntze, welche etto an am Werth soviel mache, als sechs oder sieben Englische Groschen, den gantzen Tag; könnend aber nicht lange ausdanren; denn obschon ihrer keiner deß Tages über sechs Stunden in der Gruben bleibe, werden sie doch in Kur-tzem (wiewol Etliche später, etliche früher) alle miteinander gichtbrüchig und sterben an der Hectic. Er spricht, daß er daselbst Soàba-einen Mann gefehlt, der nur ein halbes "s Exem-Jahr in dem Berge gearbeitet, und doch D'ergwe-deß Quecksilbers soviel in sich gezogen, daß, ten Bergwann er ein Stücklein Ertzes (Messings mannv" oder Kupffers) in den Mund genommen, oder nur mit seinen Fingern gerieben, er solches alsosort so weiß wie Silber gemacht, gleich als obs mit Quecksilber gerieben und überstrichen wäre; derselbe setz überdas so durchgichtct gewest, daß er kein halbes Glas voll Weins ohne Verschüttung deß Weins mit beyden Händen zum Munde bringen können, da er doch den Wein sonst viel zu lieb und werth gehalten, als daß er mit Fleiß davon etwas hette sollen nmkommen lassen. Hernach hat dieser Engländer auch vernommen, daß die Leute zu Venedig, welche den Rucken oder die Gegen-Seite deß Spiegels überstreichen, vom Schlage sehr geführt würden. Er hat aber nicht daraus gemerckt, ob ObOueck-diese Bergleute schwartze Zähne hetten, £eJ'cct, und vermeynt, man thue dem Quecksilber dà? vielleicht unrecht, indem man dasselbe berichtigt, als obs die Zähne verderbte, wenn mans wider die Frantzosen (oder Neapolitanische Kranckheck) verschreibt; denn weil man in selbiger Landschafft selten schwartze Zähne sihet, vermetznt er, er würde solches nicht unbeobachtet gelassen haben, da-serrn die Zähne dieser Bergleute schwartz gewest wären. Sie verbrauchen eine sehr grosse Menge Holtzes zur Bereitung und Erneurung der Instrumenten oder Gerüste, und auch in den Oesen, derer 16 setznd, und jedweder vier und zwantzig Retorten hat, sürnemlich aber in den Metall-Gruben und Gängen, die man immerfort ausbeffern und repariren muß, weil die Tannen unter der Erden nicht lange dauren. Wie vortheilhafft man aber solches Behände^ Holtz dahin bringe, setzt er gleich dazu. gu„g teg An einem Ort, sagt er, so ungefähr vier Holtzes zum Meilen von dem Bergwerck entlegen ist, Bergwer. fällen sie an den Seiten zweener Berge die Bäume und ziehen dieselbe hinab in das zwischen-ligende Thal, machen hernach gleichsam ein grosses Bollwerck von Holtz, um dem Gewässer den Durchgang zu verbieten. Hernach harren sie, biß daß Wasser genug und soviel sich gesammlet, daß die Bäume durch desselben Gewalt nach Idvia geführt werden können. Denn wann keine Brunn-Quell vorhanden, da doch insgemein eine daselbst fliesst, so werden dennoch der Negen und zergangener Schnee in kurtzer Zeit soviel Wasser zusammen führen, daß dasselbe kann über die Dämme oder Bollwercke lauffen, und folgends, nachdem die Löcher, wodurch das Wasser seinen Gang nimt, eröffnet worden, alle die Bäume mit groffen: Ungestüm gen • Idria davon führt, woselbst eine gar grund- feste Brucke erbauet und der Flut deß dahinranschenden Gewässers dergestalt entgegen gesetzt ist, daß daselbst die Bäume aufgehalten und nahe bey den Berg-Gruben ans Land geworffen werden. ^°ste», so Zuletzt kommt er ans die Unkosten und Bergwerck Einkommen dieses Bergwercks berichtend, ^ diesem daß vor diesem siebenzig biß achtzig tausend sendet. Gülden dasselbe dem Römischen Keyser jährlich gekostet und doch weniger Quecksilber gegeben, denn jetzo, da jährlich nur acht und zwantzig tausend Gülden daraus gehen. In den drehen Jahren 1661, 1662, 1663 haben die Jdrianische Berg-Gruben Ihrer Keyserl. Majestet an Quecksilber geliefert, wie folget: Anno 1661 An gemeinem Quecksilber 198481 Pfund An Jungfern Quecksilber 6194 Pfund Summa 204675 Anno 1662 deß gemeinen Quecksilbers 225066 Pfund deß Jungfern Quecksilbers 9612 Pfund Summa 234678 Anno 1663 deß gemeinen Mercurs 244119 Pfund deß Jungfräulichen 11862 Pfund Summa 255981 Allezeit arbeiteten damals 280 Leute, und ist damals Achatius Kappenjäger Gegen-Schreiber dieses Jdrianischen Bergwercks gewest, a) a) Ex Belatione Doetoris Gualteri Pope Actis Philosophicis Angl. Anni 1665 inserta, p. 16. seqq. Diese Relation wird von deß Doctor Doctor Edoard Brown seiner so zu Palma Nova pr?v,vns in Friaul im Jahr 1669 am 15. Junii »o/ diesem aufgesetzt worden, bekrässtigt, überdas auch B-rgwerck. mit einigen Umständen und Zugaben erweitert. Gleich anfangs meldet Er, die Stadt Von dem Idria lige in der Grasschasst Görtz und Fluß Idria. in der Landschafft Friaul an einem niedrigen Ort; den gleich-benamten Fluß Idria, daran diese Stadt stehe, habe er klein und sehr schmal befunden, obgleich Leander denselben superbissimum Idriae Humen getitulirt; doch könne derselbe, wann es hüuffig regnet, Tannen und andres Holtz, so zu dem Bergwerck erfordert wird, führen. Zu welchem Ende jenseit deß Flusses ein ansbündig-gutes Werck, so vermittelst der unterstützenden Psüler allgemach bergab geht, gesehn, auf gleiche Weise wie in Ober-Ungarn zu Ren-Sol jenseit deß Gran-Flusses die Bäume ab-gehanen und von oben herab in den Strom geworffen werden. Laut dieser Relation ist der Eingang dieser Berg-Gruben nicht gar hoch, noch aus einem Berge wie zwar bey vielen andren Bergwercken, sondern in der Stadt selbsten, weßwegen die Berg-Gruben etwas mehr von dem Gewässer angefochten werden, dagegen sie doch mit vielen trefflichen Instrumenten und Kunst-Wercken gleichwie andre tiesse Berg-Grnben versehn seynd. Den Mercurium virgineum oder ge- Zweyerley diegenes Quecksilber unterscheidet er in Gattungen zwo Gattungen, deren eine flüssig ist und tijriJn™' sich ohne Arbeit oder einige Mühe von selbsten zeiget, die andre aber einer gewissen Extraction und Scheidung bedarff, wiewol keiner so grossen und starcken, als wie sonst durchs Feuer geschieht. Gemeiner Mercur wird derjenige Was genannt, den man erstlich nicht augenschein- eigentlich lich sehn kann, und der von seiner Erden Quecksilber nicht heraussällt, sondern durch Gewalt sey. deß Feuers herausgezogen wird. Diesen erlangen sie aber aus einer mineralischen Erde oder aus dem Zinober deß Mercurs, den man aus den Berg-Gruben grübt. Das Erdreich dieser'Berg-Gruben ist Bewand-tunckler mit Rot gemengter Farbe, das £6 ^6 allerbeste aber so hart, als der härteste dch'eràg-Stein, welches sie nicht gleich der Wür- Gruben, ckung deß Feuers unterwerffen, sondern zu gröblichtem Sande stoffen und durch das Sieb treiben, damit, woferrn etwas von Jungfern - Mercur darinn wäre, Treffe dieses Schachts. Alter dieser Berg-Arbeit. Wie der Dunst die Bergleute allgemach umbringe. dasselbe aus solche Weise abgesondert werde, und dasjenige, so nicht durch den Sieb will durchs Feuer in eisernen Oefen (deren in jedwedem Feuer sich funfftzig befinden) davon geschieden werden könne. Diese mercurialische-oder Quecksilber-Erde ist die reichste unter allen, so dem Authori zu Augen gekommen. Denn sie pflegt den halben Theil deß Mercurs in sich zu halten, und in zwey Theilen Erde einen Theil deß Mercurs. Bißweilen aber findet man auch tool in drehen Dritteln der Erde zwey Drittel Quecksilbers. Dieser Author (nemlich der Doctor Brown) ist gleichfalls durch den Schacht S. Agathae (denn wie ich hernach berichten werde, so wird diß Bergwerck zu Idria in zw een Haupt-Schachten unterschieden) in das Bergwerck eingegangen, und zum Eingangs-Loch S. Barbern wieder herausgekommen, auf Leitern auf-und abgestiegen, und hat eine derselben 639 Staffln oder 89 Klassier hoch aufsteigen müssen. In dem Mundo subterraneo Kircheri wird der Schacht dieses Bergwercks von Andrea Sissero so entsetzlich beschrieben, daß Männiglich denselben hinabzufahren dadurch abgeschreckt werden könnte, welches aber dieser Doctor Brown zweifeln macht, ob der Sisserus selbst jemals in einiger dieser Berg-Gruben gewest, bevorab in einer solchen, zu welcher man auf Leitern hinabsteigt. Man hat ihn berichtet, daß man dieses Bergwerck allbereit zweihundert Jahre bearbeite und zwar eben soviel Jahre als wie den Berg zu Neu-Sol. Uber die Dunst-Schädlichkeit dieses Bergwercks (so man sonst in den Bergen das Wetter zu nennen Pflegt) hat er keine solche Klagen gehört wie über andre. Doch (spricht er) seynd die Arbeiter ohne dem gnugsam geplagt, denn ob sie schon nicht alsosort umkommen, werden sie doch, wenn ihnen das Quecksilber in den Leib gegangen, allgemählich entlebt. (Wir haben aber oben schon vermeldet, daß sie gelähmte Glieder samt dem Bettel-Stabe davon bringen.) Bielweniger (schreibt dieser Doctor Brown) habe er können erfahren, daß daselbst die Gespenster, so man Bergmännlein nennet, erscheinen und zwar nicht einmal die unschädliche vielweniger die schädliche, wie Andre schreiben und Ihrer Biele fabuliren, daß dergleichen Bergmännlein in andren Bergwercken sich sollten sehn lassen. Allein daß hierinn dieser Author übel berichtet und auch die Erscheinung der Berg-Männlein keine Fabel sey, werden wir hernach unten exemplarisch versichern. Weiter meldet diese Browniscbe Relation, Er habe in einem Laboratorio, darinn das Quecksilber durchs Feuer geschieden und ausgebrannt wird, einen Haussen von sechszehenhundert Retorten erblickt (dafür der Teutsche Übersetzer dieser Braunischen Reise - Beschreibung gantz ungereimt mit ausgedruckten Buchstaben f echszehen tausend gesetzt a). Wovon jedwede, auch wann sie am wolferlsten, bey denen Eisern Oefen in Kärndten einen Reichsthaler koste. Achthundert Retorten und eben soviel Vorlagen braucht man, das Quecksilber in sechszehen Oefen überzutreiben , nemlich in jedwedem Ofen funfftzig, an einer Seiten fünff und zwan-tzig, oben zwölff und unten dreyzehen zugleich, und soviel auch an der andren. Im Jenner 1669, als dieser Peregrinavi daselbst gewest, haben sie zwölff Lasten oder Ladungen deß Quecksilbers in fremde Länder geschickt, davon jedwede 315 Pfund gewogen und im Werth 400 Ducaten in Gold geschätzt worden. Im Schloß hat er drey tausend Lasten (oder Ladungen) beyeinander in Gefässern gefehlt, da das Quecksilber zuforderst in doppelt Leder eingewickelt worden, und in einem andren dieses reichen Erdreichs soviel als sie in zweyen Jahren distilliren können, soserrn ihnen nicht der häuffige Regen fuget, daß sie viel Holtzes herabflössen könnten. Weil aber die nechstligen-den Berge hoch seynd, schneyet es auf den Hohen derselben öffter als es regnet 6). Weil in dieser Braunischen Relation deß Berichts Siseri, so beym Kirchero zu lesen, gedacht wird, wollen wir denselben gleichfalls auflegen, so wie ihn bemeldter P. Kircherus aus einem Schreiben seines Ordens - Genossens Patris Sigismundi Siseri dem zweyten Theil seines Wercks de Mundo subterraneo hat eingefügt. Denn desselben eigene Feder redet davon also: Elapso anno dum Gorilla Clagenfur-tum iter haberem, placuit in Hydriam excurrere, & curiositati jamdudum o) Jm 7. Capittel am 209. Blat selbiger Reise-Beschreibung. d) Sitze die Relation deß D. Edoards Braun von den Bergwercken in Friaul, so den Actis Anglicis 1669. Jahrs p. 895 einverleibt ist. Grosse Anzahl von Retorten daselbst. optatissimae satisfacere : Cùmque ejus loci constitutionem, ac reliqua jam-dudum peroptarit nosse penitius E. V. singulariter perquisivi omnia, & sequentia nunc de iis perscribenda duxi. Locus, qui in eadem cum Groritia quasi elevatione poli est, in valle profundissima jacet undique inseptus montibus, cujus nos planum post trium horae quadrantium spatium continuo descensu vix attigimus. Pagum commodè transfluit torrens, unde & nomen fortassis Hydria, qui ab innumeris sublevans operas laboribus, variaè, ac artifìci osé derivatus, varios summo caeterùm conatu labores facillime supplet; nam illius beneficio ultra centum orgyiis profundas subterraneas aquas, antliis aliquot ab infimo una in alteram sese infondente, donec ad summum perducatur, artificiosissime exhauriunt, quae alias in fossa operas impedirent. Materia effossa per solam hydraulicam (unico tantùm homine opus dirigente) funem in se innectentem gravissimi ponderis ac ingentis molis attrahitur demittiturque, terra item inutilis à materia hydrargyro referta, percommode elicitur, & similia. Sed plura de fossa ipsa. Colliculus est arboribus nudus, gramine tamen laetissimus, circuitu dimidiam leucam ut censeo, vix adaequans, sub quo thesaurus hactenus effossus jacuit penò omnis. Hàc patet introitus in directum aliqnamdiu protensus, demissus adeo, ut vix unquam justae virum magnitudinis erecto corpore progredientem admittat; inde in sinistram hiat descensus, non adeò tamen praecipit! à principio gradu, ut ab itinere dettereat ingredien-tem, donec aliquamdiu inductus, ad perpendiculum erectas scalas attingat ; ubi sane horreo referens, si abyssum illam vix visu terminabilem mecum repeto, in quam sese qui ita curiositatem suam pascere desiderat, debet immittere. Est fossa à summo in infimum centum, & aliquot orgyias profunditate adaequans; vastitatem vero tam facile ob varios in dextram sinistramque distractos meatus attingere non potui; Colligere eam nonnihil exinde licebit, quod ab introitu ad egressum tres omnino horae, si u ltra solitum sese quis non detineat, supputentur. In hac continuo labore ad id jam quasi nati loci incolae mutatis vicibus diu noctu que de- Balv, III. Buch. sudant, suoque jam quisque fungi munere novit, ita ut quidam sint fossores tantùm; alii qui eruderata jam in locum, unde in apertum extrahantur, convehant, idque in tenebris etiam beneficio rimae per totum iter rectè deductae, in qua rotula curriculi inambulans vehentem deducit. Aliorum praecipuè interest machinis, quibus aqua, ut dixi, educitur, attendere, ac ad manus habere omnia, que deffectui subitaneo supponant. Sunt etiam, qui de loco aura recentiori, in inferiora, ubi defectus aeris est, eum follibus haustum, canalibusve inclusum detrudant, sine quo vix diuturni forent inferiorum labores. Caeterùm non effoditur tantum vi continua Mercurius, sed variis in locis aliquando forte apertis per se exstillat, nullo igne, aut ulteriori conatu ad puritatem suam, quam absolutissimam habet, indiget, unde virgineus appellatur, de quo sesqui alteram forfè libram dono ibidem à loci curatore acceptam mecum habeo. Weil aus jetzt-gesetzter Lateinischen Relation Alles in Deutscher Sprache zu wiederholen unvonnöthen, will ich nur das merckwürdigste aus Deutsch wiederholen. Er berichtet, das Fließwasser Hydria, welches er nur einen Bach nennet, erleichtere die Bergleute von unzehlich-vieler Arbeit, welche sonst die höchste Mühe brauchen würde, indem man denselben manchsältig und künstlich leitet; sintemal sie vermittelst dessen die unter-irdische Berg-Wasser, so über hundert Klaffter tieff, mit etlichen Zug-Ehmern oder Lumpen so lange aus einem ms andre giessen, biß es von dem untersten Grunde allerhöchst hinauf geführt wird, weil es sonst die Arbeit sehr verhindern würde. So wird auch die ausgegrabene Materi allein durch eine Wasserkunst, dabey nur ein einiger Mensch das Werck dirigirt, vermittelst eines Seils hinauf gezogen und hinab gelassen re. Der kleine Hügel, der solchen Satz bedeckt, ist zwar mit keinen Bäumen, doch aber sehr lustig mit Gras bewachsen, und mag ungefähr im Umkreyse kaum eine halbe Meile begreiffen. Daselbst entdeckt sich das Berg-Loch oder der Eingang, welcher sich eine Meile gerad und richtig fortstrecket, doch so gesenckt (oder schmal), daß kaum ein Mann von rechter Länge auf-gerichtes Leibes darinn fortgehen kann. 15 Nutzbarkeit deß Bergs Hydria. Wie man das Wasser ausführet. Wasserkunst zu Ausführung deß Gewässers. Gelegenheit deß Bergwerck-Hügels. Beschreibung ber Niderfahrt. Tieffe deß Schachts nach P. Siseri Bericht. Weite der Berg-Gruben. Wie man die frische Lufft hinab treibt. Zween Haupt-Schächte zu Idria. Von bannen sperret zur Lincken die Abfahrt ihren Rachen ein wenig weiter auf, welche doch gleichwol anfänglich nicht so gähe und abschüssig, daß sie den Hinabsteigenden von der Niderfahrt zurück schrecken sollte, ehe und bevor er etwas besser hinab kommt zu denen perpendicu-lar- oder Schnur-richtig-gerichteten Leitern; da sich dann derjenige, welcher seine Lust und Curiositet also zu büssen verlangt, in einen so grausam-tieffen Schlund und Abgrund, dessen (Sitte das Auge kaum erreichen kann, hinab lassen muß, daß dieser Pater Siserus auch allerdings bey solcher Erzehlung ein Grausen empfunden, da er doch denselben nicht mehr mit den Füssen, sondern mit der Feder nur bewandelte. Die Grube (oder der Schacht) hält von oben biß zu unterst hundert und etliche Klaffter in »ihre Tieffe. Wie weit und breit sie aber sich erstrecke, hat er so leicht nicht ergreiffen können wegen der manch-sättigen zur Rechten und Lincken führenden Gänge. Jedoch mag dieselbe hieraus etlicher Massen geschlossen werden, daß man von dem Eingänge biß zum Ausgange drey gautzer Stunden rechnet, so sich anderst Einer nicht über Gewohnheit darinn aushält. In dieser eontinuirlichen Arbeit (spricht Er) schwitzen sie als gleichsam dazu geborue Leute, Einer um den Andren Tag und Nacht, und weiß Jedweder seine gewisse Verrichtung. Etliche derselben fangen oben einen Fischern Lufft auf mit Blasebälgen, oder versperren denselben in Canäle und flössen ihn in die untere Oerter hinab, als woselbst man ohne Erfrischung nicht wol lange würde arbeiten können a). Nun will ich eine etwas umständlichere, doch nicht gar zu weitläufftige Beschreibung dieses Silber-Bergwercks Hinzuthun, so wie mir über meine selbsteigene Erfahrung dieselbe auf geschehene Ersuchung ist mitgetheilt worden. Bey diesem Bergwerck Idria befinden sich zween Haupt-Schächte, nemlich S. Achatii und S. Barbarae, von deren inwendigen Beschaffenheit ich * nicht allein aus selbsteigener Besuch- und Beschauung derselben, sondern auch ans jetzt-gedachter mir zugeschlckten richtigen Beschreibung derselben diese folgende Nachricht dem günstigen Leser ertheile, und zwar mehrentheils mit den jenigen Worten oder Zeilen, wo- a) P. Sigisrnundus Siserus ap. P. Athanas. Kircherum part. 2. Mundi suhterr. Üb. 9. fol. m. 173. mit sie mir beschrieben worden. Welches ich darum dem Leser vorher anzeige, damit er sich nicht befremden lasse, wann er eine oder andre Red-Art darinn antrifft, welche hie zu Lande, und zwar absonderlich bey diesem Bergwerck, etwan gebräuchlicher, als sonst anderswo und in andrer Materi seyn mögte. Bey S. Achatii Haupt-Schacht wird durch Hülsse deß Wassers, welches eine Viertheil und eine halbe Meile nach dem Gerenwerch (oder Wasserleitung) von der Kobilla auf das Prems-Rad gerichtet, das jenige Ertz und Wäischwerck, welches unter gemeldtem Schacht durch die Truhen-Lauffer selbiger Hau-Oerter geführt worden, mit einem dick-angeheffteten Seil in einer Tonnen gefürdet. Bedeutetes Rad ist doppelt gemacht, damit selbiges sowol auf die etite als andre Seiten nach Gestalt uothwendiger Förderniß aus der Gruben an den Tag als von oben Hinein getrieben werden möge. Dieses Rad hat in der Höhe 4 Klaffter und gleichfalls 4 in der Breite. Nechst dabey ist ein andres absonderliches Rad gleicher Höhe und Breiten, welches vermittelst obgemeldten Wassers und deren beyderseits darangesetzten höl-tzenten Zug-Stangen ans der Tieffe besagten Schachts das ans dem Gebirge dringende Wasser durch acht Sätze eingerichteter höltzerner Pumpen hervor ans Licht schöpfst und heraus zeucht. Vor war dieser Haupt-Schacht 613* Klaffter tieff, anjetzo aber hält die Tieffe nur 33 V, Klaffter. Diesem Haupt-Schacht undBerg-Gebäu müssen vier Kunst-Steiger und zween Tru-Hen-Lauffer beywohnen, mit zuverlässige Aufsicht zu halten, daß alsobald und unverzüglich dasjenige, was etwa gebrochen werden mögte, wiederum ergäntzt werde. Von gemeldtem Haupt-Schacht folgt der Haupt-Stollen biß zu dem Burger-Schächtlein ober der Rigl-weit, und macht eine Länge von 81V- Klafftern. Hülff-ischächtlein S. Achatii ist tieff Klaffter 4. Festen-Schacht Klaffter 65, so verlassen. Md-Ort von Mittern Schacht biß zu dem Todten-tieffer Schacht Klaffter 103 lang. Burger-Schächtlein Klaffter 7 Hoher Schacht Kl. 19 Mittere Schacht Kl. 12V3 S.JohannisBaPtistäSchacht Kl. 8 Nähere uub eigentlichere Beschreibung deß Schachts S. Achatii. Grosses Rad. Ein andre» besondres Rad. Ausseher über die zerbrochene Sachen. Der andre» unterschieb' lich-benaiN' ten Schächte Tieffe. 35on S. ^arbarae Schacht. Weit-Her-Mleitetes Gaffer aufs Prems- 9iab. ESas für Me zum Absicht die-Haupt, «»achis verordnet fehnb. S. Peter Schacht Kl. 16 Senckl aus S. Peters Schacht Kl. 2V3, so verlassen. Senckl unter dem Gestäng deß Mit-tern Feld-Orts S. Achatii Kl. 2% Todten - tiesfer Schacht S. Achatii Kl. 7% Senckl unter dem Todten-tieffer Schacht Kl. 3 V* verlassen. Senckel hinter der Todten-tieß Kl. 2 verlassen. S. Joseph Schacht Kl. 5 Senckl neben dem Mitten: Feld-Ort Kl. 12 Von S. Peter - Schacht hinter der Todten-tieß ein Stollen biß ans die zween Hau-Oerter Kl. 40 lang. Von dannen biß zu der Reid gegen drey Hau-Oertern ein Stollen nach der Ebne Kl. 15 Daß wir nun auch von S. Barbern Haupt-Schacht Bericht thun, so wird bey demselben ebenmässig durch Hiilsse eines andren jenseit deß Bergs in etlichen höl-tzernen Rinnen eine Viertheil Meile geführten Wassers das Prems-Rad getrieben, um die Fürderniß deß Ertzes samt andren Nothdurssten obangezeigter Massen zu beschleunigen. Dieses Rad ist auch doppelt, von der Höhe 5 Klaffter und in der Breite eben soviel. Recht- und lincker Hand seynd wiederum zwey andre grosse Räder aufgesetzt, welche von dem Gewässer, das von der Kobilla auf S. Achatii und von dannen nach dem Gerenwerck stießt, getrieben werden; um vermittelst derer beyderseits eines jeglichen Rades angesetzter 13 Zug-Stangen das aus dem Gebirge schiessende Wasser an zweyen Orten aus der Tiesse gemeldten Schachts herauszuziehen an den Tag, welches jeden Orts mit 26 Sätzen eingerichteter Pumpen, dann auch absonderlich soviel angesetzten Zug-Stangen heraus geschöpffet wird. Dieser Haupt-Schacht ist 101 Klassier tieff. Obberührte zwey Rüder haben in der Höhe und Breite 5'/- Klaffter. ^Zn fleißiger Obsicht dieses Haupt-Schachts seynd ebenmässig gewisse und absonderliche Leute verordnet, nein lieh 9 Kunst-Steiger, 1 Premser, 2 Hinschlager, 2 Zimmerleute, 2 Stürtzer, damit das aus der Gruben treibende Ertz in den nechst-dabey befindenden Garten geführt werden. Von jetzt-besagtem Haupt-Schacht ist ein Hülff-Schächtlein tieff Kl. 4 Alt Feld-Ort von S. Barbarae Haupt-Schacht biß unter den Silber-Schacht nach der Ebne Kl. 70 Alt Feld-Ort von der Reid unter dem Silber-Schacht biß zu dem Durchschlag Kl. 53 Drey vergangene Vorder-Schächtlein. Eines Kl. 7 Das andre Kl. 4 Das dritte Kl. 3 Vergangener Vorder-Schacht Kl. 11 Bon S. Barbaren Haupt-Schacht das neue Feld-Ort biß zu dem Trachter nach der Ebne Kl. 937- Wasser - Stollen von S. Barbarae Haupt-Schacht biß zu dem Wasser-Schacht nach der Ebne Kl. 77 Hülff-Schächtlein bey S. Barbern Kl. 4 S. Mariae Schacht Kl. 14 Senckel neben dem Wasser-Stollen Kl. 17* Tieffeit Schacht Kl. 13, so verlassen. Senckel hinter dem flachen Schacht Kl. 37-, verlassen. Alt-erfundene Schacht Kl. 67« Köler-Schacht Kl. 167» S. Aegidien Schacht Kl. 14 Neuer Wasser-Schacht Kl. 16 Alter Wasser-Schacht Kl. 17 Senckel hinter dem Wasser-Schacht Kl. 27- verlassen. Flacher Schacht hinter dem Trachter Kl. 12 Trachter Kl. 27,- Biß daher erstreckt sich S. Barbern Gerechtigkeit. Wegen der Einfahrt steht folgendes zu berichten. Zwischen vorgedachten zweyen Haupt-Schächten befindt sich der Ordinari Einfahrts-Stollen, woselbst die drey Compagnien Knappen samt ihren zugeordneten Hut-Leuten, deren gleichfalls drey seynd, von sechs zu sechs Stunden entfahren, und eine die andre also und solcher Gestalt ablösen, daß eine jedwede Kompagnie zwölss Stunden frey seyn könne. Wiewol etliche gebotene Feyer-täge ihnen überdas zum Besten und zur Ausruhung gereichen. Die Einfahrt-Stollen nach der Eben- Perl hält Kl. 60 Die lange Stollen Kl. 507- Pukhl Stollen Kl. 167« 15* Ordinari Einfahrt. Wann und wie lange die Knappen müssen arbeiten. Die Berg- Amtleute allhie. Von bannen kommt man auf alle obenbeschriebene Fahrten, Schächte und Feld-Oerter. Dabey steht zn mercken, daß die Knappen nicht das gantze Jahr durch, sondern nur Winters-Zeit in der Gruben zu arbeiten Pflegen, ausser 3 oder 4 Compagnien Gedinghener, deren Anzahl samt dem Setzer, Anschläger und Haspler auf die 40 Personen sich etwa belaussen mögte, welche den gantzen Sommer über p. Geding denen Ertz - Klüssten nachsetzen, mit denen übrigen aber die Brennhütten, Scheidt und Watsch (oder Wäsch) anfangs deß daraus folgenden Frühlings belegt werden. Welcher Arbeit angezeigte Knappen von S. Georgii biß Martini abwarten müssen. Nach vollendetem Waschen werden abermal die Gruben völlig ersetzt. An Ossicirern (oder Berg-Beamten) und andren Bedienten, wie auch gemeinen Arbeitern, als Ertz-Knappen Holtzhackern, Kliebern (oder Klobern a), Holtz-Sägern und Holtz-Knechten, werden folgende dabey unterhalten : Der Herr Verweser (oder Berg-Amtmann. Der Gegenschreiber. Keyserl. Capellan. Berg-Richterund zugleich Wald-Meister. Gruben- und Brand - Stät - Schreiber zugleich. Ober-Brenn-Meister. Leut-Hutmauu 6). Unter-Brenn-Meister. Dreh Hut-Lente, deren einer Schiner c) und Einsahrer zugleich. Wasser-Leiter. Kunst-Meister samt neun Knechten oder Zimmerleuten. Kobila- und Gerenwerck-Meister samt sechs Knechten. Rechenmeister samt gleichfalls sechs Knechten. Stall-Parthey und Stader, derer an der Zahl vier sind. Ertz-Knappen (oder Berg-Knappen). Anschlager und Stürtzer in S. Achat ii Gruben vier. Haspler, Truhen-Lauffer und Setzer achtzehen. Zimmerleute in den Gruben sechs. o) Klieber heisst, der das Holtz klobet. b) Hutmann heisst, der so über etliche gemeine Ertz-Knappen ist. c) Schiner heisst, der mit dem Berg-Compaß das Bergwerck abmisst. Anschlager und Stürtzer in S. Achatii Gruben seynd an der Zahl 12. Derer in beyden Gruben ansgetheilten Knappen 178, darunter 21 Brenner begriffen. Uberdas hat es Wächter bey der Brenn-Hütten 2 Wächter bey den Scheidhütten 2 f oltzknecht-Meister samt Knechten 41 rbeiter bey der Ziegel-Hütten 5 Holtz-Klöber und Holtz-Säger 40 Seynd also in Allem samt der Meister-fchafft die Personen zu rechnen auf 355 Hiezu geschlagen die Ossicierer 10 Macht ingesamt 365 Personen. Hieruechst müssen wir von der Art und Weise deß Ertz- oder Waschwerck-Waschens anzeigen. Erstlich wäfchet man mit dem so genanntem Steb-Siebe das grosse Waisch-werck, sondert auch zugleich das Unartige ab von dem Guten. Das am Bodem verbliebene aber kommt etlichen andren nechst daran flehenden Kern-Schlamm- und dergleichen Sieb-Wäschern zu Theil, welche ebenmässig den besten von dem nichts-nützigem Kern austhun. Der in den Boden durch bemeldtes Sieb getriebene und daselbst verbliebene Schlamm wird denen darneben stehenden Trog-Waischern (oder Trog-Wäschern) zn steiffiger Pnri-ficirung überreicht, und von bannen folgende in die Scheid-Hütteu behaltweise übertragen. Das Jnngsern-Silber lässt sich nicht eben alle Jahre in den Gruben antreffen, sondern zufälliger Weise, und zwar alsdann, wenn das fettige Han-Ort mit dem über-zeitigtem belegtem Zinober angeschärsst worden, welches Jnngsern-Silber vermittelst der natürlichen Erd-Hitze zur Destillation getrieben; bamtenhero keine gewisse Onantitet der Erzengniß benennt werden kann. Zubern trifft man dergleichen Kluffte nur selten an. Und obgleich femaln eine Spuhr sich erängnet, ist doch selbige nicht allezeit rinnend (ober flüssig), sondern Tropssenweise zwischen dem Waischwerck vermischt, so hernach in dem Waisch-Trog ausgewaschen und geleitet wird, dessen beylänsfig in die drey oder vier Eenteit erzogen werden mögten. Nun ist noch übrig, daß wir auch von der Brenmrngs - Observantz und Die Sunt* ma aller Personen. Die Bren-nungs Ob-scrvantz. man ln Berq-wercken Schlich hnffet. eingerichteten Weise die Beschaffenheit andeuten. Das Quecksilber-brennen wird jährlich bevorab zur Sommers-Zeit in die zwantzig und mehr Wochen fortgesetzt mit vierzehen Oefen , und werden dessen in die zweitausend Centen erzogen. Wann dann täglich an der Brand-Stäte in das erste Fell lvs Eentner und etliche Pfund am Gewigt eingebunden, wird es von dannen in das Schloß, allwo der Verweser zu residiren pflegt, abgeführt; um dasselbe in dem dazu eigendlich zur Be-haltniß aufgebauten Silber-Kasten wo-chendlich ein Mal abzuwegen und folgends, nachdem es also abgewogen, in das andre Fell nicht allein einzubinden, sondern auch hernach in die dazu gerichtete Barillen (Legel oder Tonnen) einzuschlagen. Jedweder jetzt-angezeigter an der Brandstüte befindlicher vierzehen Oefen (wiewol obige Brownische Erzehlung von sechszehen Oefen gesagt) fasset funfftzig eiserne Retorten, welche Retorten mit dem Zinober-Ertz und unter den Waisch-Hütern ausgewaschenen, folgends in die Scheid-Hütten behalt-weise hinterlegtem vermischtem und zu der Brenn-Hütten verführtem Schlich (also nennet die Berg-Red-Art das kleingepuchte Ertz) daselbst angefüllet, in die Brenn-Osen eingesetzt und nachdem daran gelegten Recipienten (oderBorlag-Geschirr) wie auch andrer dazu erforderlichen Verrichtungen Vollbringung endlich nacheinander angefeuert werden. Also wird dann unter fleissiger Bey- wohnung und Aufsicht deß Ober-Brenn-Meisters wie auch seines untergebenen Brenn - Meisters, Mit - Gehülffens und zwantzig gemeiner Brenner der Brand glücklich vollendet. Wann aber die eingesetzte Retorten die grosse Hitze deß Feuers beginnen zu empfinden, so rüstet sich so dann das eingefüllte Ertz oder Schlich allgemach zur Destillation, folgends auch der Mer-cur zum Ubersteigen aus der Retorten in das daran gesetzte Borleg - Geschirr (nemlich in den Recipienten), in welches nicht allein bedeutet Mercnr, sondern auch zugleich eine Silberhaltige ; Stup (oder Pulver) getrieben wird, davon das Quecksilber nicht abgesondert werden kann, woferrn nicht besagte Stup mit dem Wasser vorher wol genetzet wird. Sodann begiebt er sich von seiner Mutter und ergreifst die Feuchtigkeit samt der Kühle, deren der Hitz-fliehende Mercur ein Liebhaber ist. Nachdemmal aber der in die Retorten gefüllte Schlich nicht auf ein Mal ausgebrannt werden kann, als muß noth-wendig der in den Retorten überbliebene Brand andermalig ausgewaschen und hernach ausgebrennt werden; zu welchem Ende der Sieb-und Trog-Wäscher und Zureicher (oder Handlanger) dahin gesetzt werden. Der ordentliche Verlag oder aufwendender Kosten dieses Bergwercks beläufst sich auf acht und zwantzig tausend Gülden, womit es jährlich bestritten wird. Das XXVIII. Cipiltel. Von dem verneintem Silbermachen zn Ndria, ungleichen von einem falschen Wahn wegen der Berg-Männlein samt einem Anhänge vom Weisen-Stein. Inhalt. Arrige Mennung als ob aus dem Mercur zu Ydria Silber gemacht lverde. Warum die Muren in Crain solchem Mahn bevtallen. Vergebliche Hoiknung mancher Personen, lotiche Silber aus dem Mercur erloartet. Dass andre Metallen in Gold tingirt lverden können, loird hier nicht loidersprochen. Jährlicher Verlag dieses Bergwercks. Unterschiedliche groben, lotiche der Herr Haupt-Author selbst gesehen. Melche aber noch keinen Lapidem Philosophorum machen. Gelehrter Heute Wevnungen dienen dem Lapidi zu keinem Fundament. Grosse underdrossene und iveit herum-gereisete Luriositet des Herrn Haupt - Authoris. Zbenter Irrbahn don der DeschaA^enbrit dieses Dergbercks. Von denen Dergmännlcin in diesem Dergberck. Falsches Ausgeben, als ob man denselben Speise borsetzte. Ursprung solches Gerüchts. Die Hergmannlein lassen sich auch zu Hydria hören. (Es ist nicht alles falsch, was don den Herg-Gespenstern gelesen iuird. Ungleicher |lampff eines Dergmanns mit einem Herg- Gespenst. Hergknapp diird don einem Herg-Geist heütig angeiochten. Herg-Geufel in Grau-Dünten derdrehet einem Flucher den Kopf-Seltsame Begebenheit mit einem Mestphälischen Studenten. Wem der Diseurs dom Lapide hochnutzlich sey. Ydria ist schon zu Theophrasti Zeiten in Gerücht gebest, als ob aus seinem Wereur Silber werden könnte. Goldmacher suchen Iaht bevm Teufel. Gin andres neuliches Grempel, bie einen der dermennte Lapis Philosophorum auf den Kabenstein gebracht. Solcher gar zu eyfriger Sucher dess Lapidis baget sich in eine Schacht, so don Gespenstern sehr gelahrt bird. Gestalt dess Weisen - Steins nach Helmontii Beschreibung. Aalscher Wahn als ob aus dem Mercur zu Ydria auch Silber gemacht werde. Warum die Bauren in Crain dergleichen glauben. 'evor wir dasBergwerck Ydria verlassen, erachte ich nöthig, ein und .andres Gerücht und irrigen Wahn, so von demselben bet) etlichen hasstet, mit der Warheit zu widerlegen. 'Darunter dieses das Erste ist: Ihrer Viele stehen in der Meynung, man mache aus diesem Quecksilber zu Ydria auch rechtes Silber. Welcher eitler Wahn sich nicht von unsren Crainerischen oder nachbarlichen Grentzen hat einschräncken lassen, sondern auch in theils ferne Länder ver-pslantzet worden, und daselbst bey Manchen tieff eingewurtzelt ist; also gar, daß allerdings theils witzige ^rantzosin dieses Geticht für eine Warheit gantz willig und begierlich angenommen. Wie ich dann selber manche Chymicos in Franckreich dieser Meynung gantz ergeben und zugeeignet gefunden, welche mit aller Gewalt besser haben wissen wollen, als ich *, was man hie zu Lande aus bem Mercur mache. Und vielleicht ist dieser Jrrthum wie ein übler Dunst aus der Quecksilber-Gruben am ersten dieses Orts daher entstanden, daß allhier in Crain die Bauren festiglich glauben, daß die Benetianer aus dem Quecksilber gutes Silber bereiten, weil der Keyser vor diesem den Benetianern alle Jahre den Mercur käufflich überlassen hat und nachmals den Holländern. Mir ist zwar wol bewusst, daß viel grosse Herren sich von etlichen vermeyn-ten Goldmachern bewegen lassen, ans dem Mercur gut Silber zu hoffen, sa daß sowol manche gelehrte als hochfür-nehme Leute sich mit dieser vergeblichen und Lufshfischenden Mühe beschäftigen, wie sie aus besagtem Mercur nicht allein ein Silber, sondern gar den Lapidem Philosophorum oder Weisen-Stein bereiten mögen; von welchem Weisen - Stein doch gleichwol die Natur nichts weiß und der keinen andren Grund hat, als betriegliche Einbildung, solchem nach auch billig von einem gewissen gelehrten Mann unter die alleredelste Thorheiten, noch billiger aber meines Bedunckens unter die allerkostbarste gerechnet wird. Ich weiß, daß Manchem Pseudo-Chymico dieses Wort, nemlich die Natur wisse nichts vom Lapide Philosophico, in die Nase beissen und er mich * darüber einen unwissenden Mann, der sich im mercurialischem Rauch (oder verrauchendem Silber) nicht hoch verstiegen habe, achten, ja wol gar für den (unerfindlichen) Weisen-Stein sich obgleich unter verschwiegenem Namen mit einer apologia oder Schutz - Rede einfinden und zur Rache der verwerflichen Stein-Einbildung mich mit Schmäh - oder Vergebliche Hoffnung mancher Personen aus dem Mercur Silber z» machen. Schelt-Worten steinigen borsite. Ich versichere aber einen Solchen von mir eines sonderbaren Mitleidens, anstat eines Verdrusses; angemerckt das Schmähen, eyfern und geyfern solcher Leute, welche sich mit der Wahrheit und Vernunft vorsetzlich in Streit legen, oder betrieglicher Weise die Unwarheit mit falschen Farben der Warheit, wie die Müntz-fälfcher eine böse Müntze, anstreichen, an mir einen solchen Felsen treffen, der allen dergleichen Rachoder Zorn-Schaum mit einer recht Stoi-schen (oder vielmehr christlichen) Unempfindlichkeit entgegen stehet, auch dadurch von seiner in der Warheit fest - gegründeten Meynung um keinen Finger-breit sich bewegen lässt. Deßwegen ich eine solche im Tunckleuhe rumsliegende Flattermaus, einen so namlosen Apologisten, sage ich, mit keiner andren Antwort weiß abzufertigen, daß er ein rechter Idiot, grösser Herren Betrieger und unerfahrener Ofen-Sitzer sey, der seine Lebetage wenig gesehen, vielweniger Practieirt hat. Ist er etwa irgendswo gewest, so ist er gewiß nur von einem Hose zum andren gezogen, und hat grosse Herren, wie auch andre Leute, mit seiner Goldmacherey betrogen. Wann er ein aufrichtiger Mensch und nicht Sonnenscheu ist, so setze er seinen Namen; alsdann werde ich wissen, meine Worte wider ihn zu verfechten und sehen, wer unter uns das Gewehr der Vernunfft hierinn am sieghafftesten gebrauche. Mit einschneidenden und nicht mit aufschneidenden Gründen muß es ausgesochten werden. Reden oder schreiben, ist keine sonnerliche Kunst, es muß auch das Beweisen dazu kommen, wem es damit am besten gelingt, der verdient von allen Verehrern der Warheit den Krantz und sein Gegner eine Röte. Mancher Liebhaber der edlen und wahren Chyniice borsite sich über diese meine Zeilen verwundern, mit welchen ich mich unterstehe, öffentlich zu schreiben, daß der Lapis Philosophorum niemals in der Natur gewest, ein solcher beliebe aber mich recht zu vernehmen, à» giebt Ich leugne nicht, es gebe eine Gold-«lndre^Me.^ Tinctur, welche allerley Metall in das ^lien in beste Gold tingine, sondern gläube solches »etbenS M* 9enu9* ! ich habe selbst* einmal jien. ' mit meinem Augen gefehlt, daß tut Jahr 1670 zu Lyon, in Franckreich, auf dem Oder Herr groffen Platz Bellecourt, in dem Hause, Haupt-Au. so man den Ficht-Zapsfen oder TanN'Zitzen I (la maison du Pin) nennet, ein Engländer thor hkevoa anderthalb Pfund Kupffer mit einer Gran |e‘6fi 3e' in das beste Gold tingirt hat ohne eini- c elL gen Betrug. So habe ich gleichfalls im October 1666. Jahrs zu Wien, nahe beym Roten Thurn in dem Arnoldischen Hause, (woselbst ich damals bey dem Herrn Mein» tzer eben in selbigem Hause in der Kost war) mit meinen eigenen Händen ohtt einigen Betrug ein Pfund Bley mit einer Gran Tinctur ins köstlichste Gol tingirt. Und selbige Tinctur hatte Herr Johann de Monte Snidens gemacht, welcher auch zween chymische Tractaten in Druck gegeben. Aber damit ist noch lange kein Lapis Welche aver Phylosophorum oder gerühmter Weisen- noch keinen Stein erwiesen; angemerckt solche Tinctn- pmoso" reit und Transmutationes oder Verwand- Mrum gelungen nichts anders seynd, als eine concentrirte Extraction deß Goldes und Schavens mit keinem Nutzen, sondern grossem Scha- Nutzens den geschieht, also daß Mühe und Arbeit ' u" verlohren geht und auch etwas Gold dazu. Es fällt nicht gleich so möglich, just soviel zu tingiren, als vorhin deß Goldes gewesen; weil von der Tinctur bald da, bald dort was abgehet, verstreut oder verzetet wird. Denn es bleibt bald da bald dorten, hin und wieder etwas hencken oder ankleben. Wodurch also der Nutz verschwindt. Man kann sonst durch chymische Kunst-Griffe unglaubliche Curiositeten auch die allerköstlichste Mediciamenten zurichten; wie mir dergleichen viel Dings zu Gesicht gekommen; aber Einen, der Gold hette machen können und den Weifen» Stein gehabt, hat mir das Glück niemals noch in die Augen gebracht, welche ich vermutlich auch wol zur seligen Ruhe schliessen werde, ehe dann sie eines solchen Wunder-Künstlers ansichtig werden. Es seynd jetzo, da ich dieses schreibe, noch nicht drey Jahre vorüber, seit dem mich im R. Reich (Anno 1685) befindend mit höchster Verwunderung an zweyen Orten einige curiose Liebhaber der Chymise an getroffen, welche aus gewissen Büchern etlicher meiner Landsleute sich mit grösser Hoffnung angesül-let, den Weisen-Stein zu ergraben und derhalben nach Anleitung derselben taps-ser drauf gearbeit (tapffer ihren Fleiß in die Lufft ausgesüet), indem sie festig» lich geglaubt, solche^ meine Landsleute wären deß Weisen-Steins theilhafft gewesen. Sie zeigten Mir gewisse Briefe, nebst vielen andren Documenten in Mey-nung, mir dadurch allen Zweifel zu beneh-hmen, daß dieselbe mit solchem philosophischem Stein beglückt gewest, und sollten sie einen Andren vielleicht tool damit unschwer bewegt haben, solches zu glauben. Allein beh mir wollte dieser, glaube nicht hassten, weil ich, dem nicht allein solche Personen als Landsleute jederzeit gar wol be-kandt, sondern auch in etwas befreundt gewest, am allerbesten weiß, gleichwie auch das gantze Land, wie weit derselben Wissenschafft hiermit gereicht oder noch reiche. Eben dergleichen Sinns kenne ich auch Leute in fremden Ländern, die beh uns das völlige Credit und das tieffeingedruckte Vertrauen besitzen, als ob sie Alles zu Golde machen könnten und doch das liebe Brod nicht haben. Solcher Exempel wüsste ich viel darzusetzen und die Personen mit Namen zu nennen, oder sonst gar kenntlich abzubilden, begehre aber Niemanden zu beschimpften noch zu beleidigen. Unterdessen kann gleichwoll ein aufrichtiges Gemüt nicht wol, sondern Verdruß und Unmut daran gedencken, daß solche Betrieger sich rühmen eines Lapidis Philosophici , oder einer solchen Tinctur, womit sie alles Metall soviel man haben könne, zu Gold tingiren wollen mit allem Nutzen, da doch solche Aufschneider nicht einmal eine extractionern auri zu machen wissen, daß sie auch nur mit Einbuß und ohne Nutzen ein andres Metall in Gold tingiren mögten. Obgedachter Herr Johann de Monte Sniders, welcher samt seiner männlichverkleideten Frauen mit mir in einer Kost war, hat einen Hauptmann mit Namen Frantz Wittenberger, welcher lange Jahre an der Contractur und am Podagra kranck gelegen, so glücklich und geschwinde kurirt, daß derselbe, so bald er nur von seiner Medicin etwas eingenommen, in etlichen Tagen frisch und gesund worden. So ist auch deß Herrn Barons von Kirch-berg, welcher bey S. Ulrich vor der Stadt Wien wohnte, sein Lackey gleichfalls über etliche Tage durch dieses Manns Artzney von der Wassersucht gerettet und zu frischer Gesundheit gebracht. Was aber seine Gold-Tinctur anbetrifft, bin ich versichert genug, daß ihm dieselbe keinen Gewinn verschafft; ohnangesehen, viel fürnehme Herren zu Wien angefangen, aus seinen, in Druck ergangenen zweyen Tractaten den Lapidern zu machen mit starà Einbildung, weil er in der Artzney so gute Proben gethan und sie auch von der warhafften Transmutation etwas vernommen, so würdet auch darinn, nemlich in der Gold-Kunst, ein rechter Meister sehn und an seinem Wei-sen-Stein sich Niemand verstossen. Aber ihre Mehnung von solcher seiner Unfehlbarkeit musste sich doch endlich fehlbar bekennen. Wäre er nicht eilends gewichen, so wäre er seines Lebens nicht sicher gewest; sintemal er eben soviel mit Nutzen hat transmntiren können als ich; weß-wegen er zu letzt in geheim sich mit seiner Frauen davon gemacht, doch sowol von Mir als von dem Kost-Herren, Urlaub genommen, auch hernach mit mir gecorrespondirt, so lange er gelebt. Ihrer Viele setzen mir diese Instantz und Widerrede entgegen, warum sollte man das nicht glauben, was soviel fürnehme und gelehrte Leute geschrieben nemlich, daß ein Lapis Philosophicus in der Natur sey? Aber solcher Einwand kommt mir sehr artlich vor und nicht besser gegründet, als ob ich spräche: Es haben viel fürnehme und gelehrte Leute geschrieben, es seh keine Hölle, darum ist keine Hölle. Gelehrter Leute Federn sind keine Pfeiler noch Eck-Steine deß Weisen-Steins; beweis und zwar augenscheinlicher muß dazu kommen. Es giebt viel Gelehrte, die gern angesehen sehn mögten, als ob sie durch ihren übertrefflichen Verstand und scharftes Nachsinnen vor vielen andren einen viel vertraulichem Zutritt in die Geheim-Kammern der Natur und beh derselben gleichsam die geheime Secretarmi-Stelle erlangt hetten ; wenn es aber zum Vorschein kommen und ihre Kunst recht an die Sonne soll, so erweiset sich nichts als ein eitler Ruhm, oder grundlose Speculation, falsche Einbildung und selbst-betriegliche Folgerehen einer irrenden Vernunfft. Ich bekenne ohne eitle Ruhm-Sucht und Jactantz, daß mich alle meine Lebtage die Curiositet, oder Wiß- und Ersahr-Lust zwischen ihren Sporen gehabt und auf möglichste Untersuchung natürlicher Rariteten oder Geheimnissen stets angehauen als einen groffen Liebhaber aller sreyen und natürlichen Künste. Wo ich nur einen curiosen Mann in Erfahrung bringen können, da bin ich hingereiset und ist mir kein Weg zu weit, noch die Gefahr zu groß, noch die Mühe zu verdrießlich gewest, die Hoffnung, etwas Gelehrter Leute Meh' uungen seynd kein Fundament deß Lap idis. Grosse un- verdrossene und weit-herum ge-reifete Curiositet deß Herrn Haupt-Authoris- Stoe^ter Trr- Wahn von der Beschaffenheit wercks. $°n denen .^.erginänn-'°>n in die-lein Berq-werck. Ungemeines zn erlernen und erkundigen, hat alles Saure versüsst ; also gar, daß mich solche blosse Onrio8it6t nicht allein in Europa, sondern auch in Africa etliche Jahre lang weit und breit herumgeführt, um den natürlichen Wissenschafften nachzujagen. Wie ich dann auch manches Stücklein mit eignen Augen und Händen experi-mentirt habe. Bey solchem Suchen und Untersuchen habe ich unter vielem Korn auch viel Spreuer, unter vielen Curiosen und Natur-Erfahrnen auch viel Betrie-ger gefunden, von welchen ein gantzes Buch zu schreiben wüsste, wann ich alle ihre Triegereyen und falsche Griffe sollte mit dem Licht beschämen, und die War-heit nicht spahren. Weil ich aber weiß, daß diß Wenige, wiewol Warhafftige, so allhie gedacht worden, für manche zarte Ohren oder Augen, denen die rauhe und runtz-lichte alt-teutsche Warheit ein grösser schmertzlicher Dorn ist, schon zu viel sey, laß ichs für dißmal t) hiebet) bewenden. Der zweyte Wahn, so von diesem Berge ausgesprenget worden, ist dieser, dessen auch P. Kircherus in feinem Mundo subterraneo in folgenden Zeilen, wiewol aus Bericht deß Pater Eissert, gedenkt: In Hydria (inquit suprà citatus Pater) argento vivo feracissima, & maximorum redituum fodina, Archiducum jurisdictioni subdita, spectatur. De qua memoratu dignum referunt, daemun-culos montanos quàm frenquentissimè, ibi spectari : felicesque se credunt fossores, si eos audierint : & communis opinio est, ibi solùm ejusmodi dae-munculos, ubi divites venae sunt, reperivi : audiunturque frequenter, laborare malleo, caeterum invisibiles. Blasphemes , jurantes, fistulatores, seu quosvis scelestos, non patiuntur. Unde solent fossores superstitiosi indies ollulam cibo refertam certo loco illis exponere, & quotannis togulam rubram, ad longitudinem pueri, & certo tempore coemtam, illis veluti munus ofierre. Quod ni fecerint, inclementes & offensos virunculos experiuntur ; si satisfecerint, beneficos erga se experiuntur. Tantam enim effodiunt, malleis-que excutiunt metalli quantitatem, quantam vix pluribus diebus fossores omni adhibito labore, possunt. Ita homines superstitiosos ludit humani generis ho-stis, Satanas. f) Sihe untcn hievonin der Anmerckung ein Mehrers. Balv. IH. Buch. Das ist: „Zu Hydria, welcher Ort acht Meilen von Laibach ligt, hat es ein Bergwerck, so gewaltig viel Quecksilbers bringt, und Ertzhertzoglicher Jurisdiction unterworssen ist. Bon demselben wird dieses Denckwürdige gesagt, daß sich allda die Bergmännlein (oder Berg-Gespenster) sehr oft sehen lassen. Und schätzen es die Bergleute oder Arbeiter für ein Glück, wann sie dieselbe zu hören bekommen, weil man insgemein wähnet, daß da, wo dergleichen Geister Hausen, gar reiche Adern vorhanden sehen. Man höret sie auch arbeiten und hämmern, aber unsichtbarer Weise. Sie leiden kein Gottslästern, Fluchen, Schweren, Pfeiffen, noch daß man sonst i einige Büberey treibe. Deßwegen pflegen i die abergläubische Bergleute ihnen täglich 1 ein Häflein (oder kleinen Topfs) voll Speise an einen besondern Ort hinzustellen, auch jährlich ein rotes Röcklein, so der Länge nach einem Knaben gerecht, zu gewisser Zeit zu kaufen, und ihnen an stat eines Geschencks zu opffern. Woserrn sie solches nicht thun; erzeugen sich diese Männlein ihnen gar ungnädig und erzürnt. Woserrn man ihnen aber hierinn gnug thut, spühren sie dieselbe gegen sich gar gütig und willfährig. Denn sie graben, brechen, und hauen eine solche Quantità deß Metalls aus, als die Bergleute mit aller Mühe und Arbeit kaum in vielen Tagen thun können. Also äffet der Feind menschliches Geschlechtes, der Satan, die abergläubigen Leute." a) In diesem Stück geschieht den Adria-nischen Berg-Leuten zuviel, und hat man den guten P. Eissert zu milde berichtet, daß sie den Bergmännlein (oder Zwerg-Gespenstern) sollten Speise vorsetzen, und jährlich ein Röcklein geben. Wiewol Ihrer ein Theil selbst Ursach dazu giebt, daß man solches von ihnen glaubt, und hernach ausbreitet. Denn die Berg-Knappen pflegen dem Fremden solches vorzuschwätzen, um den Bergwerck desto mehr Verwundrung zuzuziehen. Unterdessen ist es doch niemals würcklich geschehen , daß man den Geistern ein solches Kleid oder Röcklein, oder aber gewisse Speissen zugeeignet hette. Denn ich* habe mit sonderbarem Fleiß die Leute deß Berges recht ausgefragt und von a) Ex Epistola Patris Joannis Eisserti aqud P. Kircherum Tom. 2. Mundi subterranei, lib. 10. fol. m. 245. Falsches Ausgeben als ob man denselben Speise vorsetzte. Woher solches Gerücht entstanden. Die Bergmännlein lassen sich gleichwol auch zu Hydria hören. ihnen vernommen, mansey gewohnt, nicht allein den Fremden, sondern auch wol Einheimischen eine Nasen zu drehen. Wiederum aber fehlt auch die obange-zogene Brownische Relation darinn, daß sie für Fabelwerck schilt, was man sonst von Erscheinung der Bergmännlein in denen Metall-Gruben schreibt. Denn es ist gantz gewiß und kein Mährlein, daß, gleichwie in andren ausländischen Berg-wercken, also auch in diesem die Gespenster hart klopfsen. Worüber die solches hörende Knappen sich erfreuen, und desto tapffrer drauf arbeiten in Hoffnung, daselbst gutes Ertz zu bekommen, wie solches auch gemeinlich drauf erfolgt. Wiewol dieses hingegen falsch, was in vorangezogenem Bericht deß Pater Eissert mitenthalten war, daß die Berg-Geisterden Bergleuten zu gut, in einem Tag würcklich etwas Vorarbeiten ; denn, ob sie gleich viel klopfsen und hämmern, ist es doch nur ein leeres Getöß ohn alle Würckung. So ist dieses gleichfalls gar keine Ungewißheit, daß sowol die Berg- als andre Leute sich für fluchen, schänden und schelten hüten müssen, auch weder ruchlos pfeiffen, noch Narrentheidungen treiben dörffen, wann sie nicht Unglück haben wollen ; angemerckt, es gar osft geschehen , daß solchen unge-zogenen Mäulern ein Unfall drauf begegnet ist auch Etliche wol gar drüber ums Leben gekommen set)nd. Denn es wird für eine beständige und gewisse Warheit geredt, das Bergmännlein füge solchen verruchten Menschen nicht allein allerlei) Schaden zu, sondern drehe ihnen jemaln auch wol gar den Hals um. Jedoch muß einer darum nicht geden-cken, es sey der Teufel in den Bergwer-cken so christlich oder ein solcher Eysrer über das Fluchen und Sacramentiren; sintenmal seinen Ohren solches ein süsser Nachtigaln-Gesang ist; sondern weil er ein ewig-abgesagter Feind menschliches Geschlechts, der gern alle Augenblicke, wanns das Göttliche Berhengniß zuliesse, viel tausend Menschen erwürgte, und die Oerter unter der Erden ihm zu Er-schreckung, Anfechtung und Verletzung der Leute ohne dem bequem sind, er aber doch gleichwol mit aller seiner Macht und Gewalt in denen Schmucken stehet, welche Gott ihm gesetzt; so thut er denen Fluchern, oder sonst ruchloswandlenden Berg-Arbeitern deßwegen Schaden, weil sie ihm durch ihr Fluchen oder unziem- liche Bezeigungen die Ketten Göttlicher Berhengniß, daran er allenthalben gehet, dermassen erlängern, daß er auf sie zu springen und seinen Wunsch, sie zu beschädigen, alsdann erreichen kann; als welcher sie ohne dem längst gern beleidiget hette, und nur ans Gelegenheit, ihnen beyzukommen, gewartet, die sie ihm nun durch ihr sündliches Verhalten eröffnet, und sich gegen ihm bloß gegeben. Ist demnach auf die Braunische Relation deßsalls nicht so sicher zu gehen, daß allerdings die Bergmännlein in diesem Quecksilber-Gruben auch nicht ein Mal unschädlich, vielweniger schädlich sich aufhalten sollten; denn wer daselbst ein gottlos Wesen führen wollte, der würde diese Hencker der göttlichen Rache bald empfinden und von ihnen hart genug gezüchtigt werden. Es hat aber dieses Bergwerck zu ^Hria in dieser Beschaffenheit, nemlich dag sich die Bergmännlein darinn spühren lassen (wiewol sonst Niemanden hinderlich oder gefähr sind, ohn allein denen Ruchlosen), mit unzehlich-vielen andren Berg-Gruben Gemeinschafft; sintemal wenig berühmte Bergwercke in der Welt werden anzutreffen seyn, die sich sothaner Berg-Geister gantz besreyt und privilegirt rühmen mög* ten; darum so viel mehr zu verwundern, daß der so wol gereiste D. Brown solches Gerücht, welches wegen der Bergmännlein schon von langer Zeit hero die Welt durchschallet, für Fabelwerck ausgenommen. Man befrage allenthalben die Metall-Berge oder Ertz-Grnben, so wird sich derselben keins leichtlich darvon ausgenommen erkennen. Es giebt manche so seltsame Köpffe, welche sich nicht philosophisch oder witzig genug düncken lassen, woferrn sie nicht Alles, was von Gespenstern gemeldet wird, zu den alten Rocken-Mährlein verweisen. Es muß ihnen Alles entwender natürlich, oder betrieglich und falsche Einbildung seyn, sonderlich das, was die Vergente von den Bergmännlein erzehlen, daß diese sich osft sehen oder hören lassen. Sollte ihnen nur einmal die Begegnig manches angefochtenen Bergmanns zustossen, würde ihnen gewißlich die Einbildung, daß es nur lauter falsche Einbildungen seyn, bald ausgebildet werden. Der überhäufften Erfahrung widersprechen, giebt in diesem Stuck eine Unerfahrenheit zu mercken; Es ist nicht Alles falsch, was man von den Berg-Gespenstern liefet. und jedermanns Stimme verachten, ist ein ehrsüchtiger Dünckel-Witz. Daß die Bergmännlein nicht in falscher Einbildung der Bergleute, sondern würcklich in den Gruben herumwandeln, auch sich bißweilen sehen lassen, dazu mancher Orten die Arbeiter auch wol jemaln, doch nur selten, gefahren und anfeinden, hat jener Bergmann im Jahr 1673 in einer Norwegischen Silber-Gruben wol empfunden. Zu welchem, als er in der Berg-Gruben einsmals eben allein gearbeitet, ein lang-gebärteter Berg-Teufel mitteler Statur und am Leibe überall gantz schwartz, getreten, der kein Wort zu ihm geredt, sondern diesem Arbeitsmann aus einer Büchsen ein Taback-Pulver darge-Ungleicher reicht. Worüber der Mann ungedultig wor- i einesBerq. ^ctt, als der sich in seiner Arbeit gantz un-wanns mit gern irre machen ließ, und deßwegen die Gà'derg- Taback-Büchfen aus der Hand zur Erden geworfsen. Welches aber den Berg-Geist dermassen verdrossen, daß er dem Berg-mann alsofort ins Gesicht gefallen. Und ob derselbe sich gleich mit seiner Axt gantz behertzt zur Wehr gesetzt, hat er doch bald ausreissen und ans der Gruben sich hinauf retiriren müssen. Wiewol er einem so unmenschlich-schnellem Verfolger unmöglich würde entflohen seyn, wann Gott dem Satan seine Macht nicht beschnitten, und derselben ein Gesperr angehenckt hette. Indem aber der Fliehende aus allen Kräsi-ten sich bemühete, den Schacht hinauf zu steigen, fühlte er eine so schwere Bürde auf seinem Rücken, daß er mit aller Möglichkeit kaum die Höhe erreichen und also aus seiner Erfahrung, wo nicht eben den Wort-Klang, doch aufs wenigste hiebey, wiewol in einer andren Bedeutung, den Verstand jenes Vergilianischen Verses erlernen können: Seel revocare gradum, superasq. evadere ad auras, Hoc opus, hic labor est! — — Endlich ist er doch durch Gottes Beystand entrannen, aber gleichwol so übel zugerichtet, daß man gar wol das Sprichwort gemeiner Leute von ihm hette sagen mögen, Er wäre dem Teufel aus der Bleiche entlausten, oder der T. hette ihn in der Con-tribution gehabt. Denn es war ihm nicht allein sein Hemd von den Nägeln deß höllischen Tigers zerrissen, sondern auch das Angesicht häßlich zerkratzt, ja der gantze Leib gebläuet, gebräunet und blutrünstig gemacht, also, daß ihm die Narben und Wund-Mahlen von langer Zeit nicht aus-gelescht worden. Uber einige Zeit hernach hat ein Berg- Bergknapp knapp desselbigen Bergwercks den Aufseher "^Be'rg-daselbst sehr demütig gebeten, zu erlauben, Geist hefstig daß er in einer andren Gruben hinfüro angesochtm. arbeiten mögte, weil im ein Berg-Gespenst so gewaltig zufetzte, daß er dafür seine Arbeit nicht recht verrichten könnte. Diesem hat man gerathen, daß, sobald das Gespenst sich zu ihm nahete, er alsofort demselben, ehedenn es die Arme bewegte, eine Ohrfeige geben sollte. Wie ihm solches sey gelungen, meldet der Author Bartholinus nicht a). Mit dem Teufel sich in die Fäuste geben, scheint sonst ein sehr mißliches Gefecht und gleichsam ein Streit deß Strohalms mit der Eychen. Ist derhälben dieses keine Fabel, daß in den Bergwercken die Gespenster entweder erscheinen, und zwar in Gestalt kleiner alter Männlein auf Bergmännisch gekleidet, dazu gewissen Werckzeug in Händen führende, als Hammer, Schlägel, wie auch Berg-Laternen und andres Gerähte, oder daß man sie aufs wenigste dann und wann klopsien und gleichsam arbeiten hört; imgleichen daß Etliche derselben ohne sonderbare frevelhaffte eigne Reitzung oder Fluchen und Sacramentiren Niemanden leichtlich beleidigen, Etliche hingegen aber trutzig, boshasit, grausam und sehr entsetzlich sich sehen lassen und geberden, wie jener Geist in der so genannten Rosen-Cron zu Annaeberg, welcher in Gestalt eines langhälsigten Rosses mit grimmigen Augen erschienen, und einen bösen Dampfs aus seinem Rachen geblasen, auch endlich zwölff Bergknappen getödtet, weßwegen man selbige, obgleich Silber-Reiche Grube hat verlassen müssen. Ich besorge aber, es dörfften selbige Berg-Knappen sich dem Allmächtigen nicht gar zu fleissig vorher durch ein gläubiges Gebet, welches auch der allerboshasitesten Teufel Grimm und Tyranney bändigen kann, empfohlen, sondern vielleicht den Satan mit Fluchen und Schänden gepocht und getrutzt haben; wodurch auch wol die allerfrömmeste Teufel (so anderst unter den bösen Geistern einer fromm genannt werden mag) aufgebracht, und als rachgierige Geister solchen Gottes-Versuchern auf göttliche Berhängniß Schaden zu thun, a) Vid. Thom. Bartholin. Vol. 2. Act Medic. Observat. 8. p. 12. wo nicht gar den Hals zu brechen, bemächtiget und berechtiget werden. Allermassen man dergleichen Exempel unterschiedliche lieset. Nur Eines derselben anjetzo noch zu gedencken, so hat ein Bürgermeister zu Tafuns in Graupünten ein ansehnliches Stück Geldes an eine Silber-Grube in selbigem Alp-Gebirge gelegt, auch durch Gottes Segen einen ehrlichen Gewinn daraus erhoben. Es fand sich aber in derselben Gruben ein Berg-Geist, der sich gemeinlich am Freytage sehr geschäftig bezeigte, und das Metall aus einem Gefäß ins andre schüttete. Be-Berg-Teufel sagter Bürgermeister, so Peter Buoi ißtt£U‘ gewissen, ließ sich solches nicht irren, verdrehet noch verdriessen; doch gleichwol niemals «nem Flu- auch sich bloß und unverwahrt antreffen mit der Rüstung deß christlichen Glaubens, sondern, so offt er in den Berg hinab fuhr und wieder hinauf steigen wollte, segnete er sich gar andächtig mit dem Zeichen deß H. Kreutzes, und ward also niemals von dem Geist im geringsten nicht beleidigt. Als aber einsmals dieser Berg-Teufel den Arbeitern sehr beschwerlich und ungestüm fiel, ward einem Knappen der Kopfs so hitzig, daß er nicht allein mit vielen Scheltworten herausfuhr, und unter andren sagte, er sollte sich weg-geheyen und an den Galgen gehen, sondern auch weitlich dazu fluchte; erwischte ihn der Teufel beym Schopff und ver-drehete ihm den Kopfs so abscheulich, daß das Antlitz auf dem Rucken zu stehn kam. Wiewol der arme Kerl davon nicht gleich todt, sondern noch etliche, doch nur wenig Jahre beym Leben geblieben a). In unsren Crainerischen Ertz-Gruben weiß man, Gott sey gedanckt! von so grausamen Unglücks-Füllen und teuflischen Mord-Stücken nichts; doch wollte ich keinem dafür stehen, daß, wann er durch ruchloses und todt-sündliches Verhalten dem Teufel die Klauen schärfste, ihm dieser nicht gleichfalls ein übles Denck-zeichen geben würde. Was aber die Fürsetzung der Speise, womit denen Bergmännlein hofirt und derselben Ungunst verhütet werden solle, angeht, so haben zwar, wie ich vorhin gemeldet, die Jdrianische Bergleute den Fremdlingen dieß weiß gemacht, aber vermutlich solches selbst von andren Orten, da es gewissenlose Leute also machen, sagen und erzehlen gehört. Denn wie sich in a) Vid. Lavater. de Speetris part. 1. e.J 16. manchen Ländern theils verwigte Menschen mit Geheim-Geistern und Alraunen be-schmitzen, also unterhalten auch einiger Orten, bevorab in Westphalen und dort-herum, etliche Wirthe, Becken, Müller und Bauren einen Haus-Geist, den man dort insgemein Kobald nennet, welcher ihnen die meiste Haus- und Stall-Arbeit verrichtet, dagegen sie ihm zu Abends einen Topfs mit Bier und Brod, oder einer andren Suppen sammt einer Kannen mit Bier hinstellen, und solche Geschirr am folgenden Morgen gantz leer finden, weil der Teufel vermutlich die Suppen samt dem Bier etlichen Hexen spendirt. Ich weiß mich zu erinnern, was mir hievon ein ernsthafter und gar gelehrter Mann, der selber aus Westphalen bürtig war, erzehlet hat ans seiner eigenen Erfahrung, nemlich, daß er, als noch damals ein funger Student, von der Universitet Rinteln nach einem andren Ort in Begleitung eines andren Studenten zu Fuß gereiset, aber am Abend, weil es sehr starck zu regnen und überdas die nächtliche Finsterniß angesangen, daher sie ein gewisses zu ihrem Nachtlager bestimmtes Dorff, biß dahin es noch schier eine Stunde gehabt, zu erreichen, nicht getraut, bey einem Müller angeklopsft und um eine Nacht-Herberge gebeten. Welcher sich kaum erbarmen wollen, doch nach langem Flehen ihnen ausgethan und sie in eine Stuben geführt, aber ihnen weder mit einem Trunck noch Stück Brods auch ums Geld durchaus nicht willfahren wollen, sondern allein die harte Banck zum Ruh-Bette vergünstigt bey ernstlicher Verwarnung, daß sie den nebst einer Kannen mit Bier auf dem Tisch stehenden Hafen, so lieb ihnen ihre Hälse, unberührt lassen, im übrigen aber sich an nichts kehren, noch einiges Übels befürchten sollten, wann sie etwan bey Nacht in der Stuben ein Gerümpel ■ vernähmen, sondern nur still ligen und schlaffen. Womit der Kerl hinausgegangen und die Stnben-Thür zuEschlossen, daß sie nicht hinaus gekonnt. Ob ihnen nun solches gleich sehr übel gefallen, daß er sie also eingesperrt, haben sie doch als eingestallete Schafe Gedult tragen und mit leerem Magen sich auf das höltzerne Bett niderlegen müssen. Aber nach einer Stunden greifst sowol der Hunger als noch vielmehr der Durst Einen unter diesen Beyden so hart an, daß er aufsteht, und die auf dem Tisch befindliche Bierkanne zu besuchen sich entschliefst, ohngeachtet der ernstlichen Abwarnung seines Kameraden, der ihm treulich geruhten, er sollte dem Teufel lassen, was dem Teufel gewidmet, und eines so ungesegneten Gefrästes sich enthalten. Er setzte zu seiner Verantwortung den unleidlichen Hunger, und daß er besser Recht dazu hette als der Teufel. Also ergreifst er den neben dem Hafen ligenden Lössel, frisst trutz dem hungrigsten Wolfe tapsfer drauff, also, daß kaum etwas weniges von dem Gemüse übrig bleibt. Hernach thut er gleichfalls aus der Bierkannen einen guten Pommerischen ^itg, und legt sich drauf wiederum auf semen Ort auf die Banck. Uber eine Weile, da ihm wiederum zu dursten beginnt, geht er abermal hin, thnt noch einen braven Soff aus der Kannen, und hinterlässt dem Hans-Geist oder Kobald die Neige. Nach- | dem er sichs also selber fein gesegnet und tool bekommen hetffen, begiebt er sich wiederum zur Ruhe und in einen Schlaff, welchen die Müdigkeit beförderte. Seltsame Aber ein wenig nach Mitternacht kommt Gegebenheit etwas zur Stuben hereingerauscht mit W-stphäm einem so starckem Gerümpel, daß sie beyde lchen Stu- drüber erwachen und darob erschauern. enten- Das Gespenst zeschet erstlich in der Stu- ben ein paar Mal auf und nieder, und kommt endlich an den Tisch, ruckt den Hasen so starck, daß es die Beyde auf der Banck gar wol hören kunnten, und setzt denselben gleichsam ans Ungedult mit einem Stoß wiederum nider. Macht hernach gleichfalls die Kanne auf, und schlägt den Deckel ungestümlich wieder zu. Demnechst hebt es an, den Tisch samt dem Tischfuß abzuwischen, auch das Pflaster als wie mit einem Besem fleissig zu kehren. Kommt hernach wieder zum Hafen und zur Kannen, stofft beydes, wie zuvor, zornig wiederum nider und geht damit hin zu den Bäncken, hebt an dieselbe gleichsam zu waschen, zu wischen, zu scheu-ren und abzureiben, sowol unten als oben, ausbenommen die «stelle, wo die beyde Studenten lagen, welche es zweymal vorüber geht, und unten zu ihren Füssen den übrigen Theil der Banck wieder vor-nimt zu säubern. Als es aber zum drittenmal von oben anfing und abermal an sie gelangte, betastete es dem einem Studenten (der ein junger Magister war, und nachmals ein Geistlicher, dazu mit einer grossen Amts-Würde beehret wor- den) seine Haar und gantzen Leib, doch sonder einige weitere Beleidigung, wofür ihn auch sein eyfriges Gebet bewahrte. Wiewol ihm dennoch das Hertz vor Bangigkeit hefftig geklopfft, und der kalte Schweiß ausgebrochen. Als es aber diesen verlassen hatte, und seinen Kameraden, der besser hinab zu seinen Füssen lag, erreichte, erwischte es denselben bey den Füssen, riß ihn von der Banck, schleppte ihn also ein paar Mal auf dem Bodem herum, ließ ihn endlich fallen, und an der Erden liaen, lieff darauf hinter den Ofen und Hub an überlaut abscheulich zu lachen. Der gute Kerl kreucht auf Händen und Füssen wieder nach der Banck, und legt n sich an seinen vorigen Ort. Der Andre führt ihm seinen Frevel zu Gemüt, daß er das, was dem Teufel bestimmt und gleichsam geopsfert worden, verzehrt habe, und ermahnt ihn, er solle Gott fleissig anruffen um Beystand. Ungefähr nach einer guten Biertheil-Stunden hebt der Rumpel-Geist von Neuem an, den Bodem zu kehren, den Tisch und ringsherum die Bäncken zu 1 putzen! begreifst den Magister abermal gantz gelinde; aber den andren Studenten, nemlich den jenigen, der den Brey gefressen und das Bier ausgesoffen, zeucht es abermals wieder bey dem Fuß von der Banck, wirfst ihn mitten in die Stuben auf den Bodem nider, und lässt gleichwie vorhin, hinter dem Ofen ein bäurisches grobes Gelächter hören. Hieraus scheuet der Studiosus sich wiederum aus die Banck zu legen, und treten Beyde hin, die Stuben-Thür zu suchen, klopffen, stoffen und schreyen, daß man dieselbe solle aufsperren. Aber Niemand hört es, oder man hat es vielleicht nicht hören wollen. Also werden sie schlüssig, daß sie nicht mehr auf der Banck, sondern neben derselben aus dem platten Bodem ligen wollen, und zwar also, daß der Angesochtene hart an der Banck, der Andre aber genau an seiner Seiten sich lagern sollte. Dessen ungeachtet packt ihn das Gespenst zum dritten mal anund spielt mit ihm die vorige Proceffion ; ruckt ihn dem Andren dennoch von der Seiten hinweg, schleifst ihn der vorigen Verführung gleich ein wenig herum, wirfst ihn endlich nider, und springt darauf hinter den Ofen, von dannen es ein gleiches frohlockendes Hohn - Gelächter erschallen lässt, als wie zuvor. Aber hierüber wird der Geschleppte zuletzt toll, richtet sich aus, geht hin und erwischt seinen Degen, läufst damit gegen dem Ofen-Winckel zu, von dannen das Gelächter erschollen war, sticht und hauet daselbst hinein, fuchtelt auch sonst hin und wieder in der Stuben herum, tobet wie ein Unsinniger und schreyet: „Komm noch eins, du Bestie! du Schand-Vieh! Ich will dich auf die Lumpen stoffen, du sehest gleich der Teufel oder seine Mutter! Scher dich heraus, du Hundskopfs! Komm und greiff mich noch eins an! Du sollt einen rechtschaffenen Kerl an mir finden." Nachdem er in solcher Raserey eine Weile herum gefochten, und ziemlich-viel Lufft-Streiche gethan, hat er sich endlich auf deß Andren inständiges Zusprechen zur Ruhe begeben, doch nicht mehr nidergelegt, sondern auf die Banck niedergesetzt, und den blossen Degen in der Faust behalten. Worauf sich kein Gerümpel mehr hören lassen. Deß Morgens, als sie dem Müller verwiesen, daß er sie in eine solche unheimliche Stuben gesperrt, hat er ihnen die Schuld heimgegeben mit dieser Verantwortung, daß ihnen nichts Übels würde begegnet sehn, wann sie seiner Ermahnung uachgelebt, und das, was aus dem Tisch gestanden, unangetastet gelassen hetten; mögten ihnen also selbsten die erlittene Ungelegenheit dancken und noch froh sehn, daß ihnen nicht gar der Hals gebrochen wäre. ********* E. Fr. Amiierckulig zu obigem Discurse vom Lapide Philosophico. er Wersen-Stein hat gewißlich viel und nicht schlechte Thoren gezeugt, und manche nicht nur um alles Geld, sondern wol gar dazu um Leib und Leben gebracht, bevorab solche, welche grosse Herren betrieglich damit angeführt und ihnen viel tausend vergeblich verschmeltzet haben. Wie solcher Betrug zuletzt gekränkt werde, davon hat man in vorigem Jahr in einem Teutschen Fürstenthum ein denckwürdiges Spectakel und Beyspiel gesehn an einem solchen Mann, der sich durch ertichteten Fürwand und Ruhm der Gold-Kunst beh fürnehmen Häuptern zu hohen Würden, endlich aber, nachdem sein Betrug nebst andren Lastern ans Licht gebrochen, an den Galgen zu einer Raben-Kron erhoben. Es hat derhalben der Herr Haupt-Anthor dieses Wercks, als ein hochverständiger und in vielen Wissenschafften hochersahrner Herr mit dieser seiner Abwartung sowol um hohe Häupter und andre fürnehme Herren, als wie auch die jenige Leute selbst, die sich deß Lapidis vergeblich rühmen, und gr off eit Herren diese ihre Dunst-Kunst oder Kunstgleissende Dunst anpreisen, sich keines geringen Dancks würdig gemacht; sintemal denen Stands-Personen dieselbe grossen Geld - Verlust, denen Weisen-Steinsuchern aber, die sich selbsten mit güldnen Träumen gern unterhalte, das Verderben verhüten und endlich den Betriegern die fürsetzlich Leute von hohem Stande oder Ansehn und Vermögen damit anzusetzen trachten zur Abmahnung gereichen, und sie der Fürsicht erinnern kann, daß sie nicht für ihren betrieglichen W e i s e n - S t e i n den unbetrieglichen Raben-Stein zitrrecompenge empfangen. Hiezu hat Er bey Beschreibung deß Bergwercks Ydria desto füglichern Anlaß genommen, je älter der falsche Wahn ist, als ob man ans dem Quecksilber desselben könnte den Weisen-Stein zuwegen bringen und Gold machen. Denn weil etliche Alhymisten und vrrmeynte Goldmacher dem Mercur diesen Ruhm ange-tichtet, daß, wann er recht zeitig auch der unsaubre und steinigte Schwefel davon weggethan worden, alsosort alsdann Silber oder Gold vorhanden sey; Silber nemlich, so das Quecksilber allein voll weisses Schwefels, Gold aber, so es voll roten Schwefels stecke, ist das Quecksilber aus dem Bergwerck zu Ydria vor vielen andren mit solcher Eigenschafft berüchtigt worden, weil dasselbe Bergwerck von langer Zeit hero schon mit großem Ruhm und gar reicher Ausbeute geadelt tst. Dannenhero auch Theophrastus. da er von der Tinctur der Weisen oder von dem Lapide Philosophico einen trefflichen Schnitt daher macht, dem Suchenden unter andren eine Anweisung ans das Quecksilber zu Ydria thut, wann er schreibt: „Damit du meine Meynung recht einnehmest, du musst deinen Leuen im Orient zu dieser unserer fürgenommenen Arbeit suchen, und den Adler gegen Mittage. Warum und wem obiger Dis-curs vom Lapide hochnützlich sey. Ydria ist schon zu Theophrasti Zeiten im Gerücht gewest, als ob aus fei' nem Mercur Silber werden könnte. Wirst dazu keine tauglichere Instrumenten finden, als Ungarn und Istria oder Carneol (das ist Crain) und Kärndten. Begehrst du aber solches aus der Einheit durch Zweyheit in Dreyheit zu bringen, so richte deinen Weg gegen Mittag; denn wird dir in Cypern dein Wunsch zu Theil werden." Durch das vom Leuen ex trab irte Blut mehltet er die allerröteste Schwefel-Tinctur deß Arsenici, durch den Adler-Leim den erhöheten Mer cur. Solche Lenen befihlt er im Orient zu suchen, weil Syrien viel Arsenic giebt; von dannen auch, wie Plinius gedruckt, Keyser Cajus eine grosse Menge hat nach Rom bringen lassen, ans daß man draus Gold ziehen mögte. Den Mercur aber will er in Histria oder Earneolia und zwar sonderlich zu Yd ri a gesucht wissen, weil selbiges berühmte Quecksilber-Gruben hat. „Wann du aber (spricht er) das Alles nach rechtmässiger Verwechselung unter der Proportion von 1 zu 2 hast zusammengefügt, wird doch nichts ausgerichtet stylt, du richtest denn deinen Weg ans Hydria gegen Mittag, damit du in Cypern deinen Wunsch mögest erlangen." Welches soviel gesagt: die Materi sey in der Insel Cypern, so von Carniolia gegen Mittag ligt, und mit sothaner Materi reichlich verfehlt, zu suchen rc. Es stossen diejenige, welche solchem ver-meynten Lapidi so begierlich nachstreben, nicht allein ihr zeitliches Vermögen und Leben, sondern auch wol gar ihre Seele selbsten in Gefahr, als die nicht selten darüber in Versuchung und Stricke fallen. Denn welche ihre Zeit und Geld daran vergeuden, werden vom Satan mit allerlei) Begierden angesochten, und mit mancherlei) Netzen bespannet. Ungezweifelt fistet der böse Geist solcher Arbeit heimlich zu, wie ein Vogeler, der in der Lausche ligt. Er sucht, wie er dem Laboranten einigen Betrug einblasen könne, durch welchen derselbe diesen oder jenen Gold-Geyer möge heimlich ansetzen, und um ein wackeres Stück Geldes schneutzen; oder wie er denselben in seinem obgleich übel von statten gehendem Vorhaben verhärte, so lange biß alles Gold und Silber verschmitzt seynd, und dem Goldmacher sonst nichts als Armut und Schulden das Einhalten auferlegen. Wodurch sie dann leichtlich in Verzweiflung oder andre grosse Laster fallen und den Satan um Beystand anruffen. Inmassen hievon in der Daernonomania Bodini ein merck-würdiges Exempel zu lesen. Diesem Bodino hat ein berühmter Alchymist, Namens Wilhelmns Constantinus, Selber erzehlt, nachdem seine Gesellen eines Tages gar fleissig doch gantz umsonst gearbeitet, und von einigem Golde das geringste Scheinlein sich nicht blicken lassen wollen, hetten sie endlich den bösen Geist um Raht gefragt, ob sie die L>ache recht angegriffen und ein guter Erfolg davon zu hoffen stünde? Oder ob sie vielleicht worinn gefehlt, daß ihnen das verlangte Gold entgangen wäre? Sie haben solchen verdammten Geist durch ihre Beschwerungen hervor gebracht in Gestalt einer schönen Jungfrauen, und beschworen, er sollte ihnen den Weisen-Stein zu wegen bringen oder Nachricht ertheilen, wie man solchen machen könnte. Worauf er befohlen, aus sechs Anasatis oder gleich-proportionirten Theilen deß Metalls und aus einer gewissen Quantità Quecksilbers ein Gemisch zu machen. Nachdem sie solches also zugerichtet und ans die Glut gesetzt, hat er das Metall von sammen geworffen mit so grausamen Krachen, als ob es hagelte und donnerte, und hernach ihrer mit einem so grausamen Gelächter gespottet. Sie seynd zwar darüber zum stetigsten erschrocken und vom Feuer weg-geflohen, aber darum von ihrem heillosen Vorhaben noch nicht abgeschreckt, sondern haben diesen verfluchten Lehrmeister wiederum angesprochen, demselben seine verübte Gewalt mit beweglichen Klag-Worten verhebt, und anbei) eine demütige Bitte angelegt, er mögte ihnen doch nunmehr einen rechten Unterricht geben, wie sie damit umgehn müssten. Hierauf hat der Bösewigt ihnen diese zweydentige Antwort ertheilt: Arbeitet! Arbeitet! Ob nun gleich das Wort Arbeitet! also Hütte können gedeutet werden, daß sie sich ohne Vorwitz und Geitz mit der gewöhnlichen Arbeit, wozu sie beruffen wären, beschäsftigen sollten; haben sie es doch so ausgenommen, wie er ohne Zweifel gewünscht, nemlich, daß sie ferner in dieser vergeblichen Gold-Künstlerey fortfahren und sich einen grossen Gewinn davon Unbilden sollten. Massen sie denn auch hiedurch wunderbarlich angefeurt und be-gierdet worden, das Blasen und Schwitzen so tapffer, so beharrlich, so inständig sortzusetzen, biß endlich Alles drauf und Ein andres neuliches Exempel, wie Einen der ver-meynte Lapis Philosophicus auf den Rabenstein gebracht. in Rauch gesetzt, ohn einige Ersetzung deß Kostens und Schadens. Nichts destoweniger seynd sie schlüssig worden, ihr übriges, auch so gar den letzten Heller drauf zu wagen, und nicht davon abzustehen, biß sie den Philosophischen Stein hetten. Aber obbesagter Constantinus ist ihrer Thorheit in den Zügel gefallen, indem er ihnen angezeigt, was der Satan für eine Manier brauchte, nemlich mit Zweifel-Worten und doppelsinnigen Reden die Leute zu äffen durch das Wort Arbeitet ! hette er anders nichts gemeynt, als sie sollten diese vergebliche Mühe einstellen, und eine andre nützliche Hand-Arbeit fürnehmen, die ihnen einen gewissen Lohn erwerben könnte. Ich will dieses mit einer frischern Ge-schicht, die sich zu unserer Zeit und zwar vor schier wenigen Jahren allererst begeben hat, vergesellen. Ein gewisser, ziemlich-belesener und scharffsinniger junger Mensch, dessen Berufs und Gewerbe samt dem Namen ich ungemeldt lasse, machte zu N. N. mit vielen gelehrten Leuten Kundschafst, die ihn wegen seines guten Verstandes und freymündiger Manier überall lieb und werth hielten, zudem auch mit Communicatio» curiöser chymischer Bücher und Processen sehr willfährig an die Hand gingen, welche er auch mit unglaublich-hitziger Begierde meistenteils bey Nachtzeit durchgelesen und den Kern mit der Feder herausgezogen hat; deßwegen auch aller Gesellschafft junger Leute sich entschlagen und einen grossen Borrath allerhand Processen zusammen getragen. Wodurch seine Erfahrung und Wissenschafft bey Erkündi-gung deß Lapidis nunmehr so weit seiner Meynung nach gewachsen, daß er sich deß rechten Subjects oder der wahren Materi desselben fest versichert achtete, solchem nach durch Recommendation und Befordrung eines gewissen Doctors sich in die Kürndterische und Steyermärckische Bergwercke begeben, allda er einen Berg-Hauptmann seinem Tichten und Trachten sowol geneigt für sich gefunden, daß derselbe als gleichfalls ein ungemeiner Liebhaber der Alchymisterey, der schon lange Jahre vom Laboriren Profession machte, ihn biß in die zwey Jahre bey sich behalten und in allem wol verpfleget hat, der grossen und sehr milden Hoffnung, daß, wann er ein Adeptus worden, er wol etliche Regimenter Soldaten auf eignen Unkosten wider die Un- oder Irr-gläubigen werben wollte. Da kunnte also der junge forschgierige Mensch nach allem Belieben die Bergwercke besehen, und nahm von seiner verlangten Minera eine ziemliche Ouan-titet mit sich, obgleich sonst dergleichen aus dem Lande mitzuführen, hochverboten. Daselbst soll er auf eine Zeit von etlichen Bergknappen gewarnet seyn, in etliche ungeheure Schächte sich nicht hineinzuwagen, oder ja nicht lang darinn bey curiöser Untersuchung der Mineralien zu verweilen, weil es allda wegen rumorenden Gespenster und Bergmännlein nicht sicher wäre; welche Warnung er aber mit einem Hohn-Gelächter abgewiesen, sagend, daß er sich für einem kleinen Teufelein in Duodetz nicht fürchtete, sondern mit demselben noch wol zu recht kommen wollte. Da denn Gott, wie verlauten wollen, verhengt hat, daß er allda mit dem in eines Bergknappen Gestalt erscheinendem Teufel in Kundschafft und Bündniß gerahten, aus Hoffnung von selbigem höllischem Tausendkünstler das Geheim-niß deß Lapidis zu erhaschen, wiewol derselbe ihn doch nur betrogen. Nachdem er nun auf Unkosten seines Berg-Hauptmanns unterschiedliche Processen versucht und falsch befunden, hat er mit dem letzten, welchen er für gewiß und unfehlbar geschützt, zurück gehalten, und sich von dem Hauptmann beurlaubt unter dem Vorwand, als müsste er in England eine Reise fürnehmen zu einem sehr berühmten Laboranten; wollte aber von dannen gewiß wiederkehren und alsdann wollten sie das Werck glücklich vollenden. Dessen sich dann Jener so willig überreden ließ, daß er ihn mit einem zulänglichen Reisepfenning erließ. Hingegen begab sich dieser in etliche Deutsche ansehnliche Städte, darunter eine sein Geburts-Ort war, und labo-rirte mit so unglaublichem Eyfer, daß er darüber sein gantzes Patrimonium biß auf den letzten Heller verzehrte. Weil dann auch seinen Wahn-Genossen die Zeit zu lange und der Kosten zu hoch auslauffen wollte, wandte er sich zwar wieder zu seiner ersten Profession, doch mit Vorbehalt und Ausdingung, daß er ohne Versäumniß seines Herren Diensten für sich besonders in einem artigen Oefelein seinen Brey allgemach auskochen mögte. Welches er hernach auch in theils Solcher gar zu ehsriger Sucher deß Lapidis waget sich in eine Schacht, so von Gespenstern sehr geführt wird. andren Städten bey dergleichen Gelegenheit versuchte. Unterdessen begunnte den armen Tropf-fen das Gewissen zu nagen, welches er von dem an, daß er aus gedachten gespenstischen Schachten wieder in Schwaben gelangt war, mit mehr als gemeinen Lastern und heimlicher, wiewol theils dennoch bißweilen hervorblickenden Schande hatte besudelt, darunter der fürnehmsten etliche Sodomitisch gewest. Sintemal er nicht allein das zur menschlichen Gene-ration Gehörige, um desto höhere Subtilitet tea* *** uà Wissenschafft in Erkündigung deß tödtliche» Lapidis dadurch zu erlangen, in Wein oder Astern. andren Säfften eingebunden und sonst allerhand Gauckeleyen damit getrieben, sondern auch nebst gemeiner Hurerey und Ehebrüchen mit Knaben und etlichen jungen Kerlen sich vergreuel hatte. Solchen Gewissens-Wurm trachtete er in Wein ein-zuschläffen oder zu ersäuffen, gerieth aber darüber in ein so ruchloses Leben, dessen übles Gerücht so wenig als der Gestand eines überfüllten (s. v.) Privets verborgen bleiben kunnte. Daher ein Geistlicher ihn ernstlich zu Rede setzte und bestraffte, dem er aber mit seinen lustigen Schwänden den Zorn zu brechen und sich wieder einzuheucheln wusste. Als er aber einsmals aus einer gewissen Stadt, da er bey theils gelehrten und seiner Profession verwandten Leuten eine Visite abgelegt und vom Wein einen guten Zuspruch empfangen hatte, Abschied genommen, und wieder nach dem Ort seines Aufenthalts zurück reifete, sagte, indem unterwegens ein Regen-Wetter einfiel, sein Rels-Gesell zu ihm, er wäre gar müde, wünschte, daß er schon mögte an dem verlangten Ort seyn. Worauf Jener geantwortet: Wann er Lust hebe, wollten sie beyde miteinander auf seinem Rock nach N. N. fahren. Welches der Gefährte anfangs nur für eine gewöhnliche Vexier-Rede annahm. Weil aber dieser anfing, mit erschrecklicher Verfluchung zu betheuren, daß er ihn gewiß auf dem Rock dahin bringen wollte, antwortete sein Begleiter, dafür sollte ihn sein Herr Jesus behüten. Worüber der Andre in diese gottslästerliche Rede ausgebrochen, daß er sich dißmal mit seinem Jesu nicht schleppen mögte; er wollte, daß derselbe weiß nicht wo wäre. Welches Alles der Gä-fährte mit grossem Mißfallen und Verdruß anhörend sich vernehmen ließ, daß er auf Valv. III. Buch. solche Weise länger mit ihm zu reisen keine Lust trüge. Indem aber der Verruchte nichts desto-weniger inzwischen fortfuhr grausam zn fluchen, fand sich unversehns der dritte Kamerad, so ohne Zweifel der leidige Satan gewest, gesellte sich mit Gespräch zu dem Flucher und discurrirte mit demselben von allerhand Sachen Lateinisch. Unter welchem Discurs dem frommen Reisgefährten angst und bange war. Jedoch gelangte er mit dieser Gesellschafft viel schneller, weder es sonst natürlicher Weise möglich zu seyn schien, nach dem bezielten Ort. Ehe sie aber zu dem Städtlein gar hinzu kamen, fanden sich gantz urplötzlich noch mehr Männer um den ruchlosen Goldmacher, unter denen einer einen entsetzlich-groffen und gleichsam brennenden Kopfs soll gehabt und ihn mit einem grossen Freuden-Ge-lächter frohlockend empfangen undbewill-kommt haben, ihn auf die Achsel klopffend, schüttelnd und sprechend: Hei! Bruder N.N. halt dich frisch! deine Zeit wird bald aus und du vollends unser ewiger Camerad seyn! Diß Letzte will zwar von einer gewissen Person, die ihn hernach im Kercker besucht hat, für einen Zusatz angesehn werden, weil der Mensch in seiner Ge-fängniß gar keinen teuflischen Bund habe gestehn wollen. Unterdessen ist doch soviel gewiß, daß dem gewissenhafften Reis-Gesellen Furcht und Schrecken angekommen, also daß er am Thor deß Städtleins hefftig angefangen zu schreyen, man sollte doch weil er wegen allerhand Teufels-Wercke in Lebens-Gefahr stünde bey dem Stadt-Vogt die Schlüssel holen und ihn einlassen, wie auch geschehen. Da er dann alsofort demselben angezeigt, was er gesehn und gehört. Welcher auch hierauf den Angezeigten in Verwahrung nehmen lassen, biß von höherem Ort gerichtliche Befragung wider den Ver-hafften verordnet worden. Welches endlich Kommt zu einem solchen Urtheil hinaus geschla- cf™ unter gen, daß ihm der Kopff abgehauen und die Hand, der Körper nachmals verbrannt werden sollte. Den Schwert - Streich hat er auch Verflucht nach ernstlicher Bereuung seiner Sün- ^ G°n>-den, Verfluchung deß Goldmachens und 6 ' bitterlicher Beweinung, daß er sich vom Teufel so hette verblenden lassen, gantz behertzt ausgestanden, solchem nach auf dem Raben-Stein erkennen gelernt die 17 Gestalt best Weisen-Steins beym Hel-montio. Thorheit, so er um deß Weisen-Steins willen begangen, als an welchem ver-meynten Weisen - Stein er einen unglückseligen Leit-Stern ja rechten Unstern gehabt, der ihn von der wahren Weisheit ab in schändliche und tödtliche Narrheit geführt. Sonst giebt auch Helmontius vor, er werde gedrungen zu glauben, daß ein Gold-und Silber-machender Stein sey, weil er selber zu unterschiedenen Malen mit eigener Hand eine einige Gran deß Pulvers über etliche tausend Gran erhitzten lebendigen Quecksilbers geworffen, und solches Werck in Beyseyn vieler Personen mit höchster Verwundrung im Feuer also gerahten, wie die Bücher davon schreiben rc. Der, so ihm selbiges reines Goldmachendes Pulver gegeben, habe dessen so viel gehabt, daß er auf zweihundert tausend Pfund Goldes damit färben (tingiren) können rc. a) Und an einem andren Ort schreibt er: „Ich habe ihn etliche Mal mit meinen Händen betastet und mit meinen Augen gesehn, daß das gemeine Quecksilber, so man öffentlich feyl hat, dessen doch der Berhältniß und dem Genügte nach etliche tausend Mal mehr gewest, als das Goldmachende Pulver warhafftiglich verwandelt worden. Nemlich er hatte die Farbe wie ein Saffer (oder Saffran), war schwer in seinem Pulver und gläntzte wie ein zerstossnes Glas, wenn er nicht recht klein getrieben war. Es ward mir aber einmal davon gegeben der vierdte Theil von einem Gran, und nenne ich eine Gran den sechshundertsten Theil einer Untzen." „Dasselbige Pulver wickelte ich in ein Wachs, so ich ungefähr von einem Briefe abkratzte, damit es nemlich, wenn ichs in den Tiegel würffe, durch den Kohlen-Dampff nicht versprengt werden mögte. Und solches Wachs - Kügelein nun warff ich auf ein halbes Pfund heiß-gewordnen Quecksilbers, welches ich gantz frisch darzu gekaufft hatte, in einen dreyeckigten gemeinen Tiegel, da begunnte alsobald das gantze Quecksilber nttt einigem Geprudel stillzustehn von seinem stressen, und fatzte sich wie ein dicker Brey. Es war aber die Hitze dieses Quecksilbers so groß, als ein zer-schmoltzenes Bley bedarfst damit es nicht gestehe oder hart werde. Bald darauf stärckte ich das Feuer mit zublasen und ließ das Metall schmeltzen; und nachdem ich den Tiegel ausgoß, fand ich, daß es am Gewigt hatte acht Untzen deß allerreinesten Goldes. Darauf machte ich die Rechnung und befand, daß eine Gran von diesem Pulver 19200 Gran von dem Unmuß und flüchtigem Metall, welches im Feuer leichtlich fortgehet, in warhafftiges Gold verwandelt. Nemlich dieses Pulver, so sich mit obgemeldtem Quecksilber vereinigt, hat solches^ in einem Augenblick so zngerichtet, daß es in Ewigkeit nicht mehr rosten, noch faulen, noch sterben, auch durch das allerstärckste Feuer nicht mehr abnehmen kann, also daß es auf gewisse Maffe_ unsterblich worden, es mag die Kunst und das Feuer alle Krafft dawider anwenden, soviel immer möglich ist. Und ist solches nunmehr dadurch in die jungfräuliche Reinigkeit deß Goldes versetzt worden. Und ist andres nichts dazu vonnöthen als ein mittelmässiges Kohlen-Feuer. b) Zvvölferus, welcher diesen Ort Heimo nt ii gleichfalls für sich anziehet, schreibt, Helmontius habe besagtes Pulver auf ein gantzes Pfund Quecksilbers geworffen, aber beym Helmontio selbsten wird nur vom halbe Pfunde oder 16 Loten gesagt. Ich besorge, Helmontius habe das Gewigt nm ein ziemliches mit seiner Feder vergrössert, die man, o6_ er gleich sonst ein ausbündiger Chymist gewest, wegen vieler andren Sachen, so sie verspricht, tun die Erfüll-oder Lieferung noch zu besprechen hette, und glaube zehenmal eher dem Herrn Haupt-Urheber dieses Wercks, daß kein Lapis Philosophicus oder mit Nutzen Gold-machender Weisen-Stein jemals in der Welt gewesen, als ein einigsmal dem Helmontio , daß einer sey. Gleichwie mir auch dieses sehr hart eingeht, daß mit einem viertheil Gran Gold-Pulvers ein halbes Pfund Quecksilbers zum reinstem Golde verwandelt seyn soll. Woferm aber je die Welt einem Lapidem Philosophicum oder Weisen-Stein besitzt, so halte ich, es sey dieser der in folgenden Versen von mir beschrieben wird: b) Helmont, im 55. Tractat vom langen Leben cap. 5. fol. m. 1185. LAPIDIS PHILOSOPHICI verissima Demonstratio. Eliae Artistae si vis congnoscere vultum, En ! vermes monstrant, ossag, pigra, virum ! Ore docet muto; mustus, Resipiscito! clamat, Aether ei et auri si capit alma James: Disce mori vanis, nostri non imme-mor unquam: Aureus ut possis vivere, disce mori. Eoe opus! hic Labor est! merces sed certa Labori. Non Fumus Lapidem, sed tibi gignit Humus. Numulus haud verum, Tumidus sed reddet ADEPTUM. Aurifer, ut meus est, nullibi pulvis erit. Hocq, silens dicet, quod sit Sapientia, marmor : Hic Sophiesrecubat certior ecceLapis! Si bene procedis, Julvum convertet in aurum Plumbea vitäi tormina cuncta tuae. Si te nulla movet tantarum gloria rerum ; Ne quaeras LAPIDEM : namq, eris ipse Lapis. Das xxix. Capitici Von allerhand unbestrittenem Ertz und mancherley Mineralien. Inhalt. ic man sich die Eisen - Kammer - Wereke zu Nutz macht. Silber-Ertz be§ Saba. Unbestrittenes Wex- und Kupker-Ertz. Unterschiedlich andre Mineralien oder mineralische Erde. Drachen- Wut. man M der Ei. *en=§am-Wctttettfe dtbienet. ujjer bischero erzehlten Metalls wird bet) dieser Zeit keines gegraben. Der Eiseu-Hammerwercke gehen zwar im Lande hin und wieder viele; es wird auf denselben kein Eisen gemacht, oder geschmelzt, sondern nur ausgezogen und gehämmert. Zu Wipach ist zwar auch ein Eisen-Smeltz-Ofen gestanden ; so dem Herrn Grafen Lanteri zugestanden, aber neulich verlassen worden. Eisen-Steins und Ertzes, gibts im Lande hin und wieder gnug; Bley und Kupfer-Ertzes, wie auch Quecksilber-Ertzes, gleichfals, ja Silbers und Goldes, es wird aber nicht bestritten. Denn obschon an vielen Orten, Gold- und Silber-Ertz anzutreffen, ist das Bergwerck so reich doch nicht, daß es der Mühe Werth wäre, «Ilber-Ertz solches zu bestreiten. Unweit Sava wird ava. oben in denselben ein Silber-Ertz gefunden, aber nicht in solcher Quantitet, daß es den Bau-Kosten austrüge. So hat auch ihm Jahr 1684 Herr Heinrich Conrad, Freyherr von Ruffenstein, unweit von Stermoll in der Gemein, von dem Pol-liner genannt, ein Silber-Ertz angetroffen, und von Herrn Obristen Berg-Richter empfangen, welches die kleine Proben gar reichlich gegeben ; aber der Mangel deß Gehöltzes bewegt ihn, selbiges annoch nicht fortzubauen, auf daß er mit denen Grund-Obrigkeiten zu keiner Strittigkeit gerathe; wie dann bte Friedsamkeit und güldne Ruhe güldner als Gold und Silber seynd. Bey Ponauitsch, Lübeck, Bischoff-Lak, Görtschach und sonst unterschiedlicher Orten mehr hat es viel Bley-Ertz, aber keinen Bestreiter dazu. Nicht weniger setzt es Kupffer-Ertz um Mölpach und Hundsbach herum bet), Ponauitsch spührt mans ebenfalls häuffig. Bey Bischoff-Lak ereignet sichs, auch und hat Herr Lorentz Rechbeck Doctor der Artzney angefangen, dasselbe zu bauen, aber solchen Bau wieder aufgegeben, zumal weil es nicht gar gut gewest, sondern mehr Victril als Kupffer geliefert. Von andren Mineralien spühret man auch allerlei) Gattungen, als Victril, Antirnoniurn (Spießglas), Marcasti, Unbestrittenes Bley-nnd Kupffer-Ertz. Allerletz andre Mineralien oder mineralische Erde. Drachen- Blut. blauen Lasur, Zinober, Talck, Feder-Alaun, Bolus oder Lemnische Erde, Gips, Berg-Granaten und anderes dergleichen in dem Ober-Crainerischem Gebirge, doch nicht in sonderlicher Menge; ausbenommen den Bolum, dessen in (traut hin und wieder eine grosse Quantitet und zwar in vollkommener Güte zu haben. Deß Drachen-Bluts trifft man gleichfalls einiger Orten etwas an, sonderlich nahe bey dem Dorff Strabale, nicht weit von Gallurgk in dem Walde Jab-lanschik genannt. Denn allda erzeigt sich in der Erden eine schwache Materi, wie Stein-Kohlen, und zwar nach der Menge. Die dortherum wohnende Bäu- mt nennen es Premogouakry, die Apotheken aber Sanguinem Draconis oder Drachen-Blut; und wird von den Land-Leuten diese Materi offt dem krancken Vieh zur Artzeney eingegeben. Nicht weniger ist diß Land mit andrem unterschiedlichen Erdreich, Mahler-Farben, mineralischen Bädern, warmen Wassern und Saurbrunnen (wiewol die Bäder jetziger Zeit in keinem Bau, noch in solcher Bereitschaft und Commoditet sich befinden, wie ehedessenftmgleichen, mit unterschiedlichen noblen Steinen und Marmeln begnadet ; davon uns das folgende Capittel die Namen und Oerter benennen und milderen Bericht vorlegen wird. Das XXX. (EapiM Von dem Edelgestein nnd Marmel in Crain und dessen Beschaffenheit gegen dem ausländischen. Inhalt. Unterschiedliche Drainerische Ddelsgeteine. Eine angetroffene Krnstall - Ader zu Uanbach. Drainerischer Hnacinth. Krnstall in der Grafschaft! Aursperg und auf dem Serge Sliuenza. Achat ben Uendorft und unterm Wien-Serge. Jaspis. Adler-Steine. Ein gar grösser Adler-Stein. Drainerischer Wut-Stein. Schlang-Zungen. Hreis dess Warmels. Zum bergleichlichen Gegenhalt dess Draineri-schen Warmels iuerden zuforderst allerhand ausländische berühmte Warmel-Geschlechte erzehlt, als: der Daros-Marmel und der Uunensische. Wunderliche Sild-Steine in Lime, Dorinthisch- und Uesbischer Marmel: Dharisteischer, Alabandischer, Aegnptischer Durpur-Marmel. Dorphur, Alabaster, Gold- getupft-ter Dhebaischer Marmel und Desrenii Sildniss daraus. Marmel zu den Ae-gnptischen Sonnen - Seulen. Snenitischer Marmel. Manneine Wörsner der Alten. Wemphitischer Marmel, ivelcher unempfindlich macht. Uumidische Mar-mel-Seule. Snnnadischer Marmel, Nomadischer, Äthiopischer, Köstlicher Marmel in Sina, in der Sinischen Drobint) Peking. Dorallitischer Marmel in Deutschland. Allerlen Marmel in Mieder - Deutschland. Weisnischer Serpentin - Marmel. Der Weisnische Basaltes. Lrainerischen Warmels erste Gattung. Ausbündig- schöner schioartze Marmel. Der zfoeute Marmel in Drain. Die dritte schioartzer Marmel - Sorte daselbst, loie auch die bierdte und fünftte. Die sechste Sorte eines Crainerischen grauen, und zwar dreifachen Warmels. Die siebende, achte, neundte und zehende. Die enlfte, so ein weisser Warmel. Was in Drain die Steinmetzen und Sildhauer anstat dess iueisseu Warmels offt gebrauchen. Die zioälllte Sorte, so ein roter Marmel. Die Dren-Zehende, so ein diel- farbig-roter Marmel ein sonderlich - schöner und mehr als Marmel-Stein. er Adel eines Landes hangt nicht an Gold, Silber und Edelgestein, sondern an Klugheit der Regenten, wie auch tapffrem Gemüt und noblem Geblüt der Ritterschaft, sonst müssen manche barbarische Länder, als Guinea, Pegu, Decan und andre, da reiche Gold-Bergwercke oder Demant- und Rubin-Gruben zu finden, unser Deutschland im Adel weit über steigen und auch sowol Italien, als Franck-retch barimi übertreffen. Darum geht dem Hertzogthum Crain an seinem hohen Werth und Preis wenig oder nichts ab, wann es weit mehr Adels über- als in oder unter seinem Boden, mehr adlichen Wesens, sag' ich unter den Einwohnern, als unter den Steinen hat. Es kann sich keiner andren Deamanten oder Rubinen, rühmen, ohn allein derer, so an seinen gesegneten Weinstöcken blincken, nemlich seiner edlen weissen oder purpur-roten Weinbeeren. Dennoch ist ihm gleichwol nichtgäntz-lich alles Edelgestein versagt. Denn es ist mancher Bodem daselbst schwanger von Hyaeinthen, Jaspis, Agat und Krystall, und würde wol dieselbe in ziemlicher Anzahl gebären, wann es nur an Heb-Am-nten und Wehnuitternlnicht fehtcte, das ist, wann man sich nur bemühen wollte, die Erde zu brechen und darnach zu graben. Hingegen kann es mit seinem vielfältigem und köstlichem Marmel viel andre, ja fast alle Europäische Länder anssordern, und ausser denen auch sonst noch einige Steine anfweisen, die nicht gemein. Hievon soll anjetzo gehandelt werden. Als ich* zu Laybach im Gießhanse vor dem Carl-Stüter Thor die Gruben viel tiefer, weder sie zuvor war, graben ließ, damit ich das Model der Statuten Unser Lieben Frauen, welche ich* von Metall hatte giessen lassen, drein setzen mögte, ist man ans eine dicke Ader von lauter Krystall gekommen, so von eitel kleinen Krystall - Zincken zusammen gewachsen. Zwischen demselben, nemlich mitten in selbiger Krystall-Ader fand ich* am 7. Novembris 1681. eine andre Ader, welche kleinwintzige, gelbe und rechte Hya-zinth-Zincken hatte. Einen selbiger Hyazinthen allein fand ich 4 Gran schwer, die andre waren alle kleiner. Dieser Hyazinth hat die rechte Härte und Klarheit. Und ist kein Zweifel, so man weiter nach derselben Ader graben und brechen mögte, man würde noch grössere Hyazinthen antreffen. Sonst habe ich noch an zweyen Orten recht- ausgewachsene Krystall in grösser Quantitet gefunden, als erstlich in der GrafschafftÄursperg, eineViertheil Stunde von dem Gräflichem Schloß Aursperg auf einem Berge, da es allenthalben voll Krystall. Im Jahr 1673 hat der Herr Gras von Auersperg tieffer in die Erde graben und einen Versuch thun lassen, ob man in der Tiesse grössern Krystall finden I würde. Im Anfänge, eine Span tieff, fanden wir deß kleinen, recht harten Krystalls gar viel, deren doch keiner über einen j Finger dick. Je tieffer wir hernach graben liessen, je weniger traffen wir mehr an, haben doch gleichwol in einer Stunde viel hundert ansgegraben, und zusammen geklaubt. Jmgleichen liegt ein hoher Berg, Sli-uenza genannt, gleich über dem Zirckni-zer See, auf selbigem Berge hats ebenfalls die Fülle von Krystallen doch auch nur kleine, denn ich* habe keinen grossen antreffen können. Drittens habe ich auch, wie oben bey den Hyazinthen gedacht, zu Laybach Kry-stall-Zincken und also an dreyen Orten Krystall gesunden. Wer weiß, so man nachsnchte, ob sich nicht noch sonst auch mancher Orten in Crain ein im Verborgenen biß anhero schlaffender Krystall aufwerfen und entdecken liesse? Im Jahr 1676 habe ich* bei dem Schloß Nendorf etliche kleine Stücklein Achats gefunden. Welches mich bewogen, weiter nachzusuchen ; da ich* dann ein grosses Stück von 9 Pfunden schwer fand. Dieser Achat ist gar schön gelb durch einander gestriemt, doch nicht hart, sondern ziemlich weich, lässt sich schön schneiden und poliren. Krystall in der Grafschafft Aursperg. Item auf dem Berge Sliuenza. Achat bey Neudorff. Ein andrer unter Lilien-Berg. Jaspis. Adler- Steine. Ein gar grösser. Schlangen Zunge. Etliche Jahre zuvor habe ich auch unter dem so genanntem Lilienberge, im Moreutscher Bodem oder Grunde, eine Art von schönem Achat, aber auch weich gefunden. Es waren gantze Zincken bey-sammen, aber gar klein. Dergleichen Hab ich im 1686. Jahr in der Aynödt auch viel Stücke gefunden. Hernach habe ich weiter nicht gesucht; zweifle unterdessen gar nicht, daß man dort einen gar schönen, klaren, und zierlich-gestriemten Achat finden würde, so man sich deß suchend nicht verdriefsen liesse. Ein halbe Meilwegs von Laybach, bey dem Schloß Stroblhosf, habeich* offt kleine Jaspis-Steine gefunden und niemals grössere als zu sieben Loten. Der grös-seste, den ich jemals gefunden, ward mir im Jahr 1681zuTheil. Derselbe ist recht hart und mit schönen Jaspis-Farben geziert. Von Adler - Steinen hat Crain die Menge. Zwischen dem Gebirge bey dem Schloß Kholobrat, liegen auf einem Acker ar viel Adler-Steine. In dem Walde angeneck unter den Kirchen S. Marice Magdalence habe ich derselben in einem Graben genug, und unter andren einen so grossen gefunden, daraus man ein ziemlich-grosses Trinck-Geschirr machen könnte. Diese Adler-Steine seynd alle von dergleichen Tugend und Krafft, als diejenige, so man von Neapolis bringt, werden auch mit Haussen an fremde Oer-ter versendet. Ich selber* habe derselben viel hundert in andre Länder verschickt. Zwischen Laybach und Grünhof auf dem Berge, nahe bey dem Tabor fand ich* einen Haematitem, oder Blutstein, welcher aber gar weich und zwar noch viel weicher als der Spanische. Dieser Stein, der in seiner matrice, (oder Gebührmut-ter) erzeugt wird, und gantz weich ist, sollte den Mahlern, wann er ihnen be-kandt wäre, trefflich wol zur roten Farbe an stat der roten Englischen dienen, ist auch viel schöner und höher an der Farbe als jene. Endlich setzt es auch in Crain ein sonderbares Geschlecht von Gesund-Stei-nen, nemlich von denen so genannten Schlangen-Zungen. Aber dieses Stein-Gewächses wollen wir allhie an diesem Ort keine weitere Meldung thun, sondern die Ausführlichkeit davon denen Natur-Wundern, oder Rariteten in Crain Vorbehalten, und hiemit den Marmel besichtigen. Da-bey wir dann zuforderst die fürnehmste und Welt-berühmtesteMarmel-Geschlechte auf die Schau zu legen, und hernach unsre Crainerische Marmel-Gattungen auch herbet) zu führen gedenken, um desto besser und erkenntlicher zu beweisen, daß Crain unbenöthigt sey, für einigem andren Lande diese seine steinerne Geburten zu verbergen, noch damit Hindun zu stehen. Es rühmen sich manche Länder deß Mar-mels; und zwar nicht ohne Fug und Recht denn er tritt gemeinlich sowol mit seiner Zier, als Härte von gemeinen Steinen aus. Er beprangt und gründet die Paläste grösser Herrn, und die Häuser der Fürnehmen, schmückt und begläntzt die Gottes-Häuser, darin er die Bildnissen heiliger Personen oder derselben Monumenten, im-gleichen die Altäre und andere Sachen mit einem Schau-würdigen Glantz verherrlichet. In herrlichen Lust- und Zier- Gärten sprechen sowol Luft, als Pracht und Glantz den Marmel an, um ihre Vermehrung, als da sich manches Marmel-Bild in einem Krystall-klarem Brunnen spiegelt, und gleichsam silberne Wasser-Pfeile von sich schiefst, oder auf mancherley andre Art mit dem feuchten Element spielet, über das auch entweder in den Lust-Gängen oder an den Garten-Mauren entweder der heidnischen Götter, oder der wahren irdischen Götter, nemlich grösser Herren Abbildungen vorstellet. Stattliche Ehren- Seulen und Pfeiler lieben vor andren Steinen den köstlichen Marmel als einen treuen und beständigen Unterhalter oder Verwahrer heroischer Gestalten oder Thaten; denn wie-wol er selber kein Leben in ihm hat, fristet er doch denen, die ihn künstlich verwunden (will sagen, ausarbeiten) lassen, das Leben ihres Ruhms und Triumphs auf Erden. Daß ich andrer Tugenden und Nutzbarkeiten, so dem Marmel beywohnen, nicht gedencke; als welches auch an diesem Ort unsers Thuns und Vorhabens nicht ist; sonderen deßwegen allein von uns nur angereget wird, damit zuforderst die Ur-sach hervorblicke, warum wir dieses unser Merck gleichfalls vernarmeli:, das ist, einen Marmel drein bauen ; weil peinlich alle Länder es für eine Glori ihres Bodems achten, wann derselbe ihnen einen guten Marmel zu brechen giebt. Wol achtzehnerley Marmel - Gattungen stndet man bey den Alten (als Plinio, Isidoro, und Andren) dessen sich unterschiedliche Länder zu erfreuen haben; darunter insonderheit der Africanische Marmel vor andren in den Schrifften Preis des. Marmels der Alten berühmt ist, wiewol nicht so sehr seiner Bortrefflichkeit als Vielheit halben. Denn in der Vortrefflichkeit nifàcrmo= àffte der Lacedämonische eher den Marmel. Vor-als Nachtritt nehmen, sintemal Plinius a) und Isidoras b) ihn für den allerköstlichsten ausgeben. Er ist von Farben grün und von Anschauen lustiger als alle andre, und weil er am ersten bey den Lacedämoniern gefunden, nach ihnen auch benamset worden. Etliche vermeynen auf solchen Lacedämonischen Marmel ziele dieser Bers Martialis : Quis quam picta colit Spart ani Jrigora saxi. Wodurch der Epigrammatist die Häuser der Gewaltigen zu Lacedämon verstehet, als die mit Laconischem Marmel stoltzirten; wie Perotus bey selbigem Verse Martialis erinnert. Welcher Perotus aber solchen Laconisch- oder Lacedämonischen Marmel für einerley mit dem Ophite oder Schlan-gen-Marmel dargiebt wegen der Maculo, womit er wie die Schlangen besprengt und gleichsam geschuppt sey. Der Ser- Beym Plinio aber wie auch beym Schlanqem laesio wird der Ophites oder Schlan- Marmeicn" gen-Marmel von dem Lacedämonischen unterschieden, und setzt Plinius desselben zweyerley Gattungen, eine weifst, die weich, und eine schwartze, welche hart ist. Hierinn folgt auch dem Plinio, Caesius. Agricola aber benennet dreyerley Ser-Pentin-oder Schlangen-Marmel, nemlich einen weissen schwartzlechten und (drittens) einen Asch-grauen, sondert aber sonst eben sowol dieselbe von dem Lacedämonischen gantz ab. Es muß aber deß Plinii weisser Serpentin nicht für gantz weiß oder rein von aller Scheckirung, sondern also ausgenommen werden, daß er liechter oder weislechter scheckirt sey, als der schwartzlechte; denn es zeugt sowol Plinius als Agricola, der Serpentin-Marmor sey sprencklicht bunt und fleckicht wie eine Schlange. Und Samuel Fabricius meldet in seiner Cosmo-Theoria, der Serpentin-Marmel sey sprencklicht, fleckicht, wie eine Schlange, mit weissen, gelben, schwachen Tüpfflein, Aeder-oder Strichlein, c) Georgius Vasarius beschreibt den Serpentin-Marmel in Italiänischer Sprache also: La pietra Serpentino si cava in a) Plin. lib. 36. c. 7. b) lib. 16. e. 5. c) Samuel Fabrit. in Cosmo-Theoria sacra c. 33. p. m. 431. Egitto, e nella Grecia, di color verde, scuretta alquanto con alcune crocette dentro giallette, è lunghe per tutta la pietra a). Der Serpentinstein wird in Egypten und Griechenland gegraben, ist an der Farbe grün und innwendig mit etlich gelblichten Ereützlein, die sich über den gantzen Stein ausbreiten, bißweilen tuschirt oder schattirt. Der Paros-Marmel (das ist der aus Paros-der Insel Paros gebracht ward) hat Marmel, einen schönen weissen Glantz. Er ward auch in theils andren Eycladischen Inseln gefunden, als in Carysto, Donysa, Naxo, und noch etlichen andren mehr. Wie schön weiß aber derselbe Marmel, soll ihn doch der Lunensische noch weit Lunensi-übertreffen, wann dem Agricolae Hierhin, fd,er-wie billig als einem sehr erfahrnen Scribenten, zu glauben. Denn Isidoras berichtet, der Lunensische habe eine Asch-Farbe und das Lob, das man ihn wieder die Schlangen heilsamlich anbinde. Es kann aber seyn, daß er unterschiedlich salle. Augustus hat aus dem Lunensischem (der sonst auch Limensischer genannt, von den Italiänern aber heut der Earrariense genannt wird) den Tempel Apollinis Actiaci bauen, die oben aufgesetzte Götzen-Bilder aber aus Paros-Marmel hauen lasten. Man pflag ihn aus dem Hafen Lunae, daherum er in der Nähe gebrochen ward, nach Rom zu bringen. Aben Gezar schreibt von den Mar- Wnnder-mel-Steinen in Lime, welche die Ara- ^eein®'^' ber Hajar Acht und die Sparmier los limT m Hechizos nennen, daß auf etlichen derselben ein gantzer Mensch, aus andren ein Arm, oder Kopfs, oder ein Hertz, oder sonst ein Glied oder Stück menschliches Leibes abgebildet stehe. Solche Bilder-Steine braucht mau heutiges Tags zur Zauberey und zum Weist- oder Wahrsagen. Sonderlich halten die Wahrsager dieselbe, daraufein vollkommenes Menschen» Bild stehet, in hohem Werth, festiglich gläubend, es stecke eine sonderbare Krafft verborgen, die Gunst der Fürsten und Könige zu gewinnen, wann Einer sie am Halse trägt, b) Eine noch höhere Stusse erreicht beym Agricola, wie auch Plinio und Isidoro, die weifst Zier deß Corali tischen Marmels. Somiiti- ____________ scher. a) Georg. Vasarius 1. parte de Vitis. b) Sitze deß Dappers Beschreibung Africae am 27. Blat. Corinthisch-linb Lesbischer. Charistei- scher. Alabandi- scher. Aegypti-scher Purpur-Marmel. Porphyr. Alabaster. Gold-ge- tupfster Dessen Stücke zwar nicht über ein paar Elen groß, aber dem Elffenbein fast ähnlich gläntzet. Er führt sonst auch noch andre Namen, als Lygdynum Marmor, Sangarium nnd Arabicum. Man fand ihn in Arabia und auf dem Asiatischem Gebirge Tauro, im gleichen beh dem Fluß Coralio (welcher auch Sangarius benamst wird) tu Phrygia. Die Araber machten Edelgesteine draus. Man sollte ihn für Elffenbein ansehn, wann es seine Härte zuliesse. Der Lesbische Marmel sihet bräunlichblau oder ziehet sich aus dem Blauen aufs Gelbe und ist mit unterschiedlichen Farben scheckirt. Der Corinthische variirt gleichfalls die Farben und mischet sie bunt untereinander. Den Charisteischen recommendirt die Grüne, bevorab denen Edelgestein-Gra-bern, weil, wie Isidorus berichtet, seine grüne Farbe die Augen erfrischt. Dem Alabandischen hat die Stadt Alabanda in Caria, einer Landschafft im kleinerm Asien (wiewol er auch bey Mileto erzeugt ward), seinen Namen und die schöne Purpur - Farbe einen günstigen Anblick ertheilt. Man pflog ihn nach Plinii und Isidori Bericht im Orient mit Feuer zu schmeltzen und zu giessen, um ihn für ein Glas zu gebrauchen. Eine andre besondre Art von Purpur-Marmel wächst in Aegypten (den Isidorus deßwegen auch eigentlich purpu-ritem nennet), welcher schön purpurrot doch mit weissen Tüpflein interpunctirt. Eben daselbst, nemlich in Aegypten, giebts auch Porphyr. Welcher aber mit erst-gedachtem Purpur-Marmel rinerley. Denn was Isidorus Purpuritem heisst, das nennet Plinius Porphyritem und der Jtaliäner Porfido. Den Alabaster giebt die Aegyptische Provintz Thebae und auch die Gegend um Damasco in Syrien, wiewol diese einen weissern, Caramannien den allertrefflichsten, und Cappadocia den allerschlechtesten. Isidorus nennet den Alabaster einen Marmel-Stein, der fein blanck-weiß und mit mancherley Farben unterschieden. Seinen Namen soll er tragen von der Aegyptischen Thebaischen Stadt Alaba-strite. In Deutschland ist er insgemein mit bleich-bläulichen Adern durchstrichen. Der köstlichste Thebaise Marmel ist gleichsam mit güldnen Tupffen betröpffelt. Agricola schreibt, er sey schwartz und mit Gold-Tropffen besprengt, gleichwie der Syenitische (das ist, der bey der Stadt Syene in der Aegyptischen Landschafft Thebaidis gebrochen ward) mit roten. Aus Thebaischem schwartzen: Marmel war die Statue (oder Bild), womit der The-bäische König den Römischen Keyser Pescennium Nigrum befchencÉte, auf daß dieser Marmel mit seiner schwartzen Gold-besprützten Farbe den Nacken selbiges Keysers desto lebhaffter vorbilden mögte. Denn Pescennius war ein schöner Herr, hatte aber einen schwartzen Nacken, wovon er den Zunamen Nigri gewonnen. Die jüngste Beschreibung Aegyptens gibt diesen folgenden Bericht: Von der besten aber und schönsten Art deß Thebaischen Marmels ist derjenige gewest, welchen die Welschen Granito Rosso, die Aegypter aber Thebischen Marmel heissen. Seine Härte und Unzerbrechlichkeit tunte mit dem Porphyr-Stein streiten. Er war gleichfalls mit vielerlei) Farben Tropffen-weise durch-sprenckelt. Und hat man alle Sonnen-Seulen, keine ausgeschlossen, allein aus diesem Marmel gehauen, dergleichen sich in andren Königreichen auch selbsten in Aegypten, da es doch allerley Marmel über flüssig giebt, nirgend, wie man schreibt, finden soll. An manchen Oertern in Welschland, Schweden und Gotland findt man ebenmäßig schönen Marmel, aber von denen allen kann keiner mit dem Thebischen verglichen werden, von wegen seiner Vielfältigkeit und Härte. Weil er durch seine Farben die Macht und Eigenschafft der Sonnen, als welcher zu Ehren solche Seulen aufgerichtet wurden, gantz eigentlich abgebildet, hat man ihn eben deßwegen zu den Sonn-Seulen vor allen andren erkoren. Denn er hat von Natur vielerley Farben. Die fürnehmste ist blinckend-rot, darunter hie und da bald ein hell-, krystall-färbiger, bald ein blau-oder asch-bald ein schwartz-oder grau-färbiger Fleck vermischet. Die blinckend- oder feuer-rote Grund-Farbe sollte das Feuer oder die feurige Gewalt und Gestalt der Sonnen bezeichnen, die Krystall-Helle Flecklein das Wasser, die Asch-blauen die Lufft, und die schwartz-grauen die Erde. Weil nun die Sonne ihre meiste Gewalt in diesen vier Urwesen (oder Elementen) erweiset, so ist kein Wunder, daß von denAegyp-tern solcher Marmel dessen viererley Farben mit den Farben aller dieser Thebaischer Marmel. Daraus Pescennii Bildniß war. Marmel zu den Aegyptischen Sonnen-Seulen. vier Elementen überein kamen zum Bau der Sonnen-Seulen, um das Gebiet und die Macht der Sonnen dadurch vorzubilden, allein erlesen worden, a) Aber solcher Sonn-gewidmeter Marmel muß eben der Syenitische gewest seyn, dessen zuvor Meldung geschehen. Denn Syenitischer von dem Syenitischen Marmel liessen die Marmel. Aegyptische Könige in die Wette gewisse Balcken zurichten (wie Plinius redet), und nannten solche Obeliscos, das ist Kegel-Seul en, so der Sonnen gewidmet waren. Vormal hießen sie diesen Marmel Pyrropoecilon, (welches aber billig mit einem eintzelnem r [nvqonoUilov] nur geschrieben werden sollte, und eine solche Manchfarbigkeit, die mit feuerfarbnen Tüpffeln durchstreut ist, bedeutet. Marmelne Aus diesem Pyropoecilo oder Basanite ict alten (wie er sonst auch benamst wird) wurden vormals in Aegypten Mörser zur Artzney gemacht, wie nicht allein Plinius 6), sondern auch Dioscorides c) und Glalenus d) anzeigen. Weswegen auch die Apotheken zu Rom, Neapolis und Venedig damit Prangen. Wiewol sonst die Mörsner bey den Alten auch aus schwartzem Marmel gemacht wurden; als Plinius e) und Strabo bezeugen. Welcher letzter schreibt, solchen schwartzen Marmel habe man von den äussersten Enden Aethiopiens in Aegypten geführt, und aus diesem schwartzen Aethiopischen Marmel sey die dritte Pyramis erbaut mit desto grösserem Kosten, je härter solcher Marmel und schwerer zu verarbeiten. Selbige schwartze Pyramis (oder Grab-Spitze) soll, wie insgemein die Reise-Bücher melden, von einer berühmten Curtisaninn aufgerichtet worden seyn. Strabo aber berichtet ein Andres, nemlich, daß ihre Buhler dieselbe ihr zu Ehren haben setzen lassen /'). Welches nun unter diesen Beyden auch seyn mag, so ist die Invention doch gleichwol geschickt. Denn einer solchen, die sich in dem Werck der Finsterniß geübt, ist gar füglich ein Grab-Thurn von finstrem Marmel gesetzt worden. Ermeldter Strabo fügt zwar hinzu, daß andre wollen, es sey keine Hur , sondern die Rhodope ge- ; west, deren der Adler einen Schuh eilt- et) Dapper in der Beschreibung Aegyptens am 107. Bl. 6) lib. 36. e. 22. c) Dioscor. 1. 5. c. 11. d) Galen. 1. 1. de Antidot. e) Plin. cit. 1. 36. c. 17. f) Strabo 11b. 17. fol. m. 538. führt, und in deß Königs Schoß habe fallen lassen ; worauf der König sie aufsuchen lassen und zu seiner Gemahlinn erkoren. Allein er achtets für eine Fabel. Nicht weniger fand man in Aegypten Memphi. den Memphitischen Marmel, dessen Ge- w.*611 stalt uns Plinius so eigendlich nicht be- arme ' schrieben, wie der andren ihre, sondern nur dieser seiner wunderlichen Krasit gedenckt, daß, wenn man ihn zerstosit, zerriben und in Essig gerührt, hernach das jenige Glied, welches man schneiden oder brennen will, damit bestrichen, der Leib dermassen darüber erstarre, daß er keinen Schmertzen fühle g). Wenn nun Welcher dem also, steht leicht zu erachten, daß die *irlemprilH jenige Marck-schreyende Aertzte, welche sich 1 ’ mä freywillig verwunden lassen, um die Heilsamkeit ihrer Wund-Salben desto glaublicher zu bewehren, mit dergleichen Mittel die Empfindlichkeit vinculiren müssen; ob sie gleich noch so hefftig winseln und über Schmertzen schreyen, sich auch von ihren Leuten von dem Gerüste, gleich als könnten sie vor Unkräsiten nicht gehen, hinweg tragen lassen. Der Numidische Marmel ist grau mit Numidische ; gelben Flecken. Und daraus ist die Seule gehauen, welche Antonius dem ermordeten ei’w' Julio Caesari zu Ehren auf-, Dolabella aber zu Bodem wersfen lassen. Mit diesem Marmel hat man auch zu Carthago den Bodem gepflastert in reichen Häusern. Deß Synnadischen Manuels schön Synnadi-weisse Farbe scheinet gleichsam zu bluten, j*c,r 9JZaCs angesehn er mit blut-roten Flecken ver- ° ' ameillirt ist. Der Nomadische ist gelb mit Pur- Nomadi, pursarbnen Mackeln. !df,er- Der Aethiopische Marmel, Basaltes Aethiopi-genannt, hat Eisen-Farbe und auch eine f^er-Härte wie das Eisen. Der Sineser trinmphirt, und zwar nicht Köstlicher ohn allen Grund, mit dem Marmel, womit seine Provintz Quantung, im Gebiet Kaoclieufu, wie auch bey Tali be-glückseligt ist, und den man aus Steinklippen hauet. Denn er nutzt und schmückt. : Der Nutz besteht darinn, daß er mit : Sägen zerschnitten und allerley Hausrath, als Tische und dergleichen, draus gemacht wird; der Schmuck aber in seiner Zierlichkeit und Mahlerey, welche ihm die Natur selbst angestrichen.. Denn er ist mit allerhand Farben dergestalt geflammt, daß man Berge, Flüsse, Bäume, Blumen g) Plin. 1. 36. c. 7. und bißweilen gantze Landschafften so klar und deutlich darinn abgebildet siehet, als ob sie von guteu Künstlern mit dem Pensel gemahlt wären. Diesen Marmel nennen sie Tiensiang nach demjenigen Berge, daraus er gegraben wird. In der Si- Nicht weniger giebt es auch noch andre LaMchafft schöne Marmel-Gattungen in Sina, und Peking! zwar in der Haupt-Provintz Peking, einen weiffen und roten Marmel-Stein. Wie man in der allgemeinen Beschreibung deß Reichs Sina, sowol deß Neuhofs als deß Holländischen Abgesandtens Peters von Horn liefet. Corallitischer Unser Deutschland ist die Natur bey Deutschland Austheilung deß Marmels auch nicht vor-beygegangen. Offt angezogener Agricola schreibt, man finde das Coralitische Marmel-Geschlecht, welches wir vorhin gerühmt (darein auch, wie Theophrastus gedeuckt, Barii Leichnam gelegt worden), eben sowol im Hildesheimischen, wie nicht weniger im Hartzwalde, bey Elbingerode, und dem Dorff Bentechestein, und theils andrer benachbarter Orten, wie gleichfalls in den Meisnischen Silber-Bergwercken; solcher Deutscher wachse bißweilen wie Eys-Zapf-fen zusammen, und sey offtmals durchsichtig, gläntze auch offt, wann er gleich ungepolirt ist; im Hildesheimischen, jen-seit deß Moritz-Bergs, grabe man auch einen Marmel, der aus einem Aschfarbnem Grunde weislecht, und wenn man ihn zerbricht, wie der lapis Judaicus oder Juden-Stein glintzet, womit die Sachsen zu seiner Zeit die Wege gepflastert ; unseren von dem Fluß Iudersta werde ein Marmel angetroffen, so zwar mancherlei Farbe sey, doch allezeit sich aus Aschfarbe neige; in dem äusserem (oder vorderem) Theil selbiger Gegend finde man _ einen schwachen mit gantz-Meisnischer subtilen weiffen Adern durchstrichen, wel-Marmel'"' $e8 beyderley Marmels sich dort die einfältige Einwohner nicht achteten; in Meissen, nicht weit von dem Schloß Lauterstein, neben dem Städtlein Zeblitz, grabe man einen in etwas blau- oder graulechten Marmel mit schwachen überaus subtil- und zarten, wiewol gemein-lich zerrissenen Aederlein, und voll sehr subtiler weisser Tüpfflein, welchen man zu Kemnitz und der Orten Serpentarium den Serpentin nenne; bey dem da-ey ■ » >(?• mals allbereit alten Röchlitz, in Meissen, grabe man auch einen Aschfarbnen, der ein wenig auf Himmelblau mit schwartz-und weiffen Flecken, so wie Silber gläntzen. Dem Aethiopischen Basalti soll auch Der Meis-seines Berichts der Meisnische weder in "à. der Farbe noch in der Härte etwas bevor geben, daher ihn auch die Meisner an die Ecken ihrer Häuser, auf der Gassen setzen; damit die Wände von den vorüberfahrenden Wagen nicht beschädigt und aus-gesahren oder allzuhart bestreifft werben, und sey das bischöfliche Schloß zu Stolpa auf einem solchen Basalt-Stein erbauet cr). Solches bestetigt auch Samuel Fabricius in diesen seinen Zeilen: „Ein herrlicher Stein oder Marmor ist auch der Basaltes, Eisensarb und sehr hart, wird nicht allein in Aethiopia, sondern auch im Meisner-Lande gefunden, da er dem Aethiopischen an der schönen Eisen-Farbe und Härte nichts zuvor giebt, also, daß ihm wegen seiner Hurtigkeit fast nichts anzuhaben : hat viel Ecken und stehet auf-gericht in den Steinbrüchen, wie die Seu-len oder Balcken, von aussen schlecht und glatt anzugreiffen, fast so hart, wie ein Demant, daß man die Stücker mit grösser Gewalt herunter schlagen und brechen muß, welche die Schmiede, Goldschlager und Buchbinder zu Ambosen brauchen. Er bricht zu Stolp in Meissen in grösser Menge und also aneinander gesetzt, als hette ihn ein Tischer zusammen gefügt." 6) Gesetzt aber, es gäbe in Deutschland Aàerischer sonst gar keinen Marmel, so könnte doch " arme ' das Land Crain allein gnug die Deutsche Lands-Ehre in diesem Stück erhalten; sintemal kaum ein andres, und Aegypten selbst nicht, mit so vielerley Arten deß Marmels obgleich mit grösserer Menge von der Natur begünstigt worden. Denn man zehlet in Crain wol dreyzehenderley Marmel-Geschlechte. Erstlich hat man einen recht kohl- Die erste schwartzen Marmel, der mit kleinen weiffen 31tL Aederlein hin und wieder durchzogen wird. Welche Adern bald überaus zart und subtil wie ein Härlein, bald breiter fallen. Daher dieser Crainerische Marmel mit allen Ehren die schwartze Schönheit mögte getitulirt werden, denn er ist der allerschönste, den jemals ein Auge а) Vid. Georg. Agricola de Natura fossilium, lib. 7. fol. m. 630 & 631. б) Samuel Fabrie. in Cosmo-Theoria c. 33. p. 532. ^bündig jitag erblickt haben. Den schwärtzesten schwartzer Moren ziert sein elffenbeines Gebiß so Farmer. wol nicht, als diesen schartzen Stein-Moren, den Marmel sag' ich, gemeldte seine weisse Adern, die ihn gleichsam wie mit Silber durchsticken. Er ist gar zart und subtil, aber doch nichts destoweniger trefflich hart und zu einer schönen Polirung gar bequem. Von diesem Marmel kann man so grosse Stücker haben, als man verlangt, und auch so dick oder dünne wie man wünschen mögte, nemlich entweder dreh, vier, fünff oder sechs Spann dick und auch wol dicker, und hingegen auch nur drey oder vier Finger schmal. Dieses Manuels giebts einen gantzen Berg, da alles Lag-Weise an theils Orten übereinander ligt. Eine Lage ist dünn, eine andre dickre Lage drüber, und so immerfort bald dicker bald dünner. Und also kann man gantze Tafeln heraus nehmen, die gantz eben seynd. Vor der Jesuiter-Kirchen zu Laybach, bey der Statua Unserer Lieben Frauen, schauet man dieses Marmels mitten an dem Postament (oder Fuß-Gestell.) Er finto sich in der Herrschafft E y n ö d zwischen dem alten Schloß Eynöd und Roßeck gleich von dem neuen Schloß gegen über, nemlich über dem Gurck-Fluß und hat, unter den schwartzen Marmel im Lande seine Zier nnd Schönheit, soviel a mir * wissend ist, den Vorzug. Marmel^ Für den zweyten Crainerischen Marmel rechnen wir billig denjenigen, der bey Dobraule in der Herrschafft Tybain auf dem Karst bey unglaublich - grossen Stücken gebrochen wird. Denn ob er gleich auch schwartz und weiß - geädert und zierlich ist, muß er doch dein vorigen nachgeben. Doch verkaufst er sich mit seiner gleichfalls nicht geringen Schönheit nach Venedig auch andren Oertern und Ländern mehr, dahin man ihn verführt. Jener aber nemlich der vorige bey der Eynöd, ist weit vom Meer und macht sich so gemein nicht. Sorteà dritte Sorte deß zierlich-schwar- schwartzen Öen Marmels bekommt man nicht weit Marmels. von Laybach nahe bey S. Anna. Ist eben sowol kohl-schwartz, hat weisse grosse nnd kleine Adern, ist aber nicht so zart als wie der erste. Die Laybachische Steinmetzen verbrauchen desselben viel zu unterschiedlicher Arbeit, machen Tische, Tafeln, Thüren, Fenster, Gesimse, Altäre und dergleichen daraus. Unweit von dannen hat es noch eine Die vierdte. andre schwache Marmel-Gattung, so aber an stat der Adern weisse Tüpffeln hat. Und abermal ein andrer schwartzer Die fünfte. Marmel, so unter den schwartzen der fünffte ist, hat weder Adern noch Tüpsfel, sondern allein örtliche, kurtze und lange, dicke, zerspaltene und örtlich - gekräußte Striche. Soviel von dem schwartzen Marmel in Crain. Nicht weit von Laybach, wo der obige Die sechste zu finden, wächst auch ein grauer Mar-mel von dreyerley Gattung. Die erste grauer ist gleichsam aschfarb und weiß-geädert. Marmel. Die zweyte ist grau und weiß-getüpsfelt, und die dritte hat weisse, kurtze und lange, gekrausete und gleichsam zerspaltene Striche, gleichwie der vorige. Uberdas findet sich bey gemeldter Die siebende. Stadt Laybach ein grau- und schwartzer Marmel, welcher ebenfalls auch einen drey fachen Unterscheid zeiget, wie die zween vorbeschriebene, ausbenommen, daß er grau ist, und schwartze Adern, Tüpssel oder Striche hat. Von allen diesen'Marmel wird jährlich zu Laybach viel zu mancherlei) Arbeit, sowol grober, rauher und ungepolirter, als zu wol-polirter schöner Arbeit vernutzt. Man bedient seiner sich zu Quader - Stücken zum Bau zum Fundament, zu Fenstern, Thüren, Stiegen oder Treppen und dergleichen. Vors achte gebiert der Crainerische Di- achte i Bodem einen S chwartz-und gelben und "Aber Marmel. Ich * habe bey mir zu Wa- Marmel gensperg f) gleich unter dem Schloß von dreyer-im Walde Koprinnek im Graben einen schwartzen Marmel gefunden von drey-oder vielerlei) Gattung. Einer ist schwartz und hat hochgelbe Flecken, der andre aber qelbe Striemen und der dritte gelbe Adern. Allernechst dabey findt sich wiederum Dienenndte. ein grauer Marmel von deryerley Bildungen. Der eine wird mit gelben Flecken oder Tüpffeln bezeichnet, der zweyte mit kurtzen Strichen oder Striemen, der dritte mit gelben Adern. Er ist gar hart und lässt sich schön poliren. Das zehende Marmel-Geschlecht in Diezchende. Crain ist trefflich schön, zart, subtil und wird man solchen in andren Ländern selten finden. Seine Farbe fällt Asch-grau, er ist aber mit zarten roten f) Ist deß Herrn Haupt-àtlwrls fein Schloß. 18* Die eylfste. Weisser Marmel in Crain. Was an-stat dessen von den Stein-Me-tzen gebraucht wird. Die zwölffte. Roter Marmel. Die dreh-zehende. Aederlein geziert, hin und her gekrausst, auch sonst gantz veränderlich, und als ob er von der Farbe angeloffen wäre ; indem er bald tunckler bald lichter siehet und doch nicht gefleckt, sondern so ineinander vertrieben, daß mans nichts bald merckt. Von solchem Marmel ist zu Laybach in der Capuciner-Kirchen der Stein oder Kessel, darinn das Weihwasser enthalten. Die Schönheit dieses Manuels gewinnt durch die Polirung eine treffliche Erhöhung. Man hat auch zwischen dem Schloß Wildeneck, Tuff-Stein und Liechteneck dieses Manuels eine gute Quantität, und bekommt davon so grosse Stücker, als man begehrt. Den weissen Marmel betreffend, so habe ich * zwar in Crain keinen rechten klaren schneeweissen Marmel irgendswo angetroffen, als allein in der Grafschafft Aursperg unfern von dem Schloß Aur-sperg ans einem Berge. Man findt aber nur kleine Stücker desselben, welche Kugel-weise ligen, wie die Grieß-oder ; Sand-Steine und doch ein rechtnatürlicher zarter schneeweisser Marmel seynd, der sich auch schön lässt poliren, der den besten obbeschriebenem Paros - Marmel Trutz bieten könnte, wann man nur 1 grössere Stücke davon fünde. Aber die Natur hat keinem Lande die Vollkommenheit aller Sachen bestimmt. Die; Bildhauer und Steinmetzen dieses Landes : brauchen an stat deß weissen Marmels für die Capitäle und Schafftgesimser zu den Altären den halb - ausgebrannten Kalckstein. Der Kalckstein ist sonst grau, wann er aber ein wenig gebrennt ist, wird er schneeweiß, als wie der Genuesische weisse Marmel; aber er lässt sich nicht tool poliren, wiewol er schneeweiß ist und sich sauber arbeiten lässt. Roten Marmel giebts in Crain unterschiedlich. Unter dem alten schloß Sauenstein habe ich * in dem Graben einen schönen roten Marmel-Stein gefunden, der gantz rot durch einander scheckirt ist und atterley Flecken hat, als, hochrote, bleich-rote, tunckel-rote und dergleichen, so alle durcheinander spielen. Zu Tribeleuo zwischen Laybach und S. Märten ans dem Gebirge erweiset sich gleichfalls ein schön-roter Marmel, der eben sowol bleichrot, hochrot und tunckel-rot ist durcheinander gesprengt. Bey dem Marckt Aßling in Ober-Crain trifft man einen sehr schönen roten Marmel an, welchen die Natur mit allerlei) Farben unterschiedlich gesprengt, als mit mancherlei) rot, weiß, braun, grau, asch-farb, allerlei) Gelb und allerlei) Schwartz, daher man ihn billig den Marmel von allerlei) Farben, oder den bunten nennen sollte. Man rechnet ihn aber darum unter die rote Marmel, weil die Röte darunter aus dem roten Grunde vorschlägt. Sonst siehet die Gestalt dieses Marmels nicht anders, als ob man lauter kleine runde Steinlein, so von atterley Farben zusammen gewachsen oder coagulirt, schauete. Er lässt sich schön poliren und sauber arbeiten. Aus diesem Marmel ist die Seule bey der Statuen unser lieben Frauen zu Laybach bey den Jesuiten: gemacht, und kann man auch sonst, aus diesem gar schönem und rarem Marmel-Stein atterley Sachen erzwingen, zumal weil er so grosse Stücker gewehrt, als man wünschet. Uber diese bißher erzehlte setzt es auch sonst noch in Crain überall atterley Sorten Marmels die Gnüge. Ich * habe einen Stein, der mehr als ein Marmel ist, unter den Gallenbergi-schen Alpen gegen Frantz, nemlich zwischen Gallenberg und Frantz im Graben bey dem Wasser oder Bach angetroffen, derselbe ist mit allerlei) rot-und weisser Farbe Tüpffel - weise durcheinander gesprengt; die Tüpffel seynd so groß, als ein Weitz - Körnlein und auch grösser, daher es scheint, als ob er von lauter groben Sande zusammen gewachsen wäre. Er überwindet in der Härte allen Marmel gar weit, also daß deßfalls, nemlich in der Härte zwischen ihnen gar keine Gleichheit Stat findet. Er kann polirt werden, wie ein Edelstein und hat viel einen bessern Glantz, als das Venedische Spiegel-Glas. Man erblickt darinn etliche rote durchsichtige wie auch weiß-durchsichtbare Körner. Wann er also geschnitten und polirt wird, spielen die Farben übertrefflich-schön durch-und ineinander. Einen grossen Bruch habe ich * zwar nicht gefunden, wiewol mich auch nicht sonders viel darnach bemühet, dennoch gleichwol seynd Steine von drey, vier oder fünff Centnern und noch wol schwerer zu haben, soviel man derselben verlangt. Bielfärbig-roter Marmel. Crain ist reich an Marmel. Ein sonderlich-schöner und mehr als Mar« mel-Steim- Das xxxi. Lapittel. Von den Thieren in Crain, und zwar sonderlich von dem so genannten Thierlein Billich. Inhalt. Unterschiedliche Gattung biertüssiger Ghiere in Grain. Hob der Karsf-Dferde. Starrke Hunde. Das besonbre Thier Hillich. Selbige soll der Teutel aut die Weide führen. Mie sie sich dafür in menschliche Kleider verstreben. Dess Satans schnaltzen und pfeissen. Die Hillich - Thierlein bekommen ein Zeichen vorn Teufel. Mo die Hillichen ihre Uester haben. Unterschiedlicher Fang derselben. Der Hogen-Fang. Wie der Teufel die Heute bevm Hillichfang äffet. Auf bas Weise solche Thiere im Herbst gefangen berden. Die Winter Hoch er der Hillichen. Wie einer in einem tieften Hoch sein Heben erhalten. Tin andres bunderbares Erempel. Eines Hüttners Fall in eine tiesse Drachen- Hole. Selbiger bleibt sechs Wonat lang ben den Drachen. Seine Speise. Wird bon einem Drachen bieder herausgeführt. Von dem Fleisch der Milchen. »rainhatdie bekandtesten Thiere jjmtt andren Europäischen Ländern gemein; als Pferde, Rindvieh, Schafe, Geyse, (oder Ziechen) Schweine, Esel, Katzen, -Hunde rc. Unter den Pferden rühmt man in gantz Europa die Karst-Pferde, welche in Crain gezogen werden sonderlich wegen ihrer Daurhafftigkeit, denn sie leben lange und halten sowol die Arbeit, als den Ritt lang-beharrlich aus. Wie sie dann auch, weil sie noch jung, dazu gewöhnt werden, in dem man sie auf lauter Stein und Felsen lässt weiden. Unter den Hunden (die der Crainer Pès nennt), hat Crain auch nicht die schlechteste; zumal am Karst und an der P oigck; da man grosse und starcke Hunde hat, die dem Wolfe seinen Peltz wacker schütteln; deßwegen die Hirten solche Hunde allezeit bey sich haben. Es hat aber in Crain ein sonderbares Thierlein, das in andren Europäischen Ländern schwerlich gesehn, hie zu Lande aber in gar grösser Menge gefunden und Bilch (oder Pillich) auf Crainerisch aber Pouh benamset wird. Dasselbe ist ein wenig grösser, als eine Ratze, deren es sonst in der grauen Farbe nicht ungleich. Selbi- ges frisst allerlei) Obst wie die Eichhörner, denen es auch in der Grösse gleichet. Mit den Früchten deß Buchbaums nimt es auch vor lieb. Diese Thierlein Hausen den gantzen Winter durch in der Erden; zur Sommers Zeit aber gehen sie hervor und zwar so häuffig, daß aus manchem Loch zumal in grossen Buch-Wäldern viel tausend heraus kommen. Man sagt für gewiß, daß der Teufel sie auf die Weide führe. Bor etlichen Jahren bin ich selber* mit Andren bei) der Nacht in einen solchen Wald gegangen, darinn man diese Thiere pflegt zu fangen ; da wir dann ein starckes knallen und schnaltzen gehört, wie die Fuhrleute mit der Geissel klatschen. Als nun hierauf die Billich (oder Bülich) in unglaublich grösser Menge gekommen und fortgelosfen, haben die Bauern, welche um mich waren, ihre Röcke samt den Stiefeln ausgezogeu und hingeworffen; und seynd hierauf der Billichen so viele dahinein gekrochen, daß solche Röcke und Stiefel alle davon gantz voll geworden. Nachdem solche Billich-Armee (oder Heer und Heerde von Billichen) vorbei) war, hat man alle die in solcher Kleidung versteckte Billiche gelobtet und heraus genommen; Massen mir solches mein eigenes Sihe die Figur Num. 93. Teufel soll die Billich weiden. Wie sie sich dafür in menschliche Kleider verbergen. -— Gehör und Gesicht zeugen kann. Doch geschicht dieses nicht alle Nacht; sondern nur am Samstags Abend und auch zu andren heiligen Zeiten. Die Leute sagen, der Teufel habe keine Macht, solche Thierlein aus menschlichen Kleidern zu vertreiben, wann sie sich da- rein verstecken; und wann ein solches Peit-tats @a= schen-Geklatsch erschallt, auch hernach dar- Schnaltzen auf gepfiffen wird, wie gar offt geschicht; und Pfei- so müsse man davon lauffen; wiewol derselben keiner mir die rechte Ursach Zusagen weiß, ohne allein, daß, wie Andre ausgeben, der Satan denjenigen, welcher ihm, wann er gepfiffen, nicht ausweichen will, umstosst. Wiederum sagen andre, der böse Geist lasse sich alsdann in erschrecklicher Gestalt sehen. Und solches habe ich von zweyen Bauren vernommen, welche Vorgaben, sie hetten ihn mit Augen gesehn. Als ich aber einen von diesen beyden fragte, wie denn der Teufel ansgesehn? sagte er: Gar wild, wie ein halber Bock! Uber eine lange Zeit, ließ ich ihn durch einen Andren fragen von weitem, was der Teufel für eine Gestalt gehabt? Dem er geantwortet: Eine gantz grausame! wie ein halber Mensch. Derhalben kann ich keine Gewißheit geben, ob er was gesehen oder ihms geträumt habe, f) Unterdessen ist dieses doch gewiß, daß man ihn offt hört, die Billich treiben, auch dabei) schnaltzen, klatzschen und starck pfeiffen. Biel fürnehme Personen im Lande Habens nicht wollen glauben, biß die Selbst-Erfahrung ihnen allen Zweifel benommen. DieMeisten sprechen, sie hetten von ihren Eltern gehört, man solle alsdann dem Teufel ausweichen, wann er zum drittenmal starck pfeifst, indem er die Billich treibet. Sonst hat man sich zu verwundern, daß eilt jeder alter Billich an einem Ohr einen Schnitt hat ; und wird geredt, solches Zeichen mache ihnen ihr ungesegneter Hirt. Versichert ist man dessen, daß der jungen, welche annoch nicht von dem Baum gekommen, keines gezeichnet befunden wird, wann es gleich schon groß ist. t) Ich vermute aber gäntzlich, der Bauer habe beydes mal die Warheit geredt, und dem Herrn Haupt» Author das Gespenst beschriebe», nach der Gestalt der Untern-Helffte des Leibs, die sich einem Bock verglichen; dem andren Angestifftetcn aber nach der Figur deß ober» Leibes, welche menschlich geschienen. Denn so man den Ober- Mentschen mit dem hinterm Theil eines Bocks zusammen setzt, wird ein Wald-Gespenst daraus, nem-lich ein Satyr oder Pan. In welcher Gestalt den Heiden die Geys-füssige Frauen, Panen, Sylvanen ehedessen erschienen auch noch wol heutiges Tages in grosse» Wälderen Manchem, der allein dadurch wandert, also ins Gesicht treten. In gleicher Gestalt wird ohne Zweifel der Teuflische Billich-Hirt auch in dem Craincrischen Walde aufgezogen kommen, nemlich wie ein Bock-Mensch. Die Billich-Thierlein werden vom Teufel gezeichnet. Man dörffte sich einbilden, daß sie sich untereinander beiffen, und alsdann selbst also mit ihren Zähnen zeichnen; aber so müssten ihrer Etliche gantz zerfetzte Ohren und manche mehr als einen Biß auch tool an beyden Ohren haben, oder solche Fecht- und Rauff-Puncten unter ihnen selbsten veraccordirt fehlt, daß keines dem andren mehr, ohn nur in das eine Ohr, auch nicht mehr als nur einen einigen Biß versetzen sollte, und zwar nicht eher, als biß sie vom Baum herab gekommen, wie vormals die Longobardische Duellanten gewisse Kampff-Gesetze gehabt, wodurch gewisse Theile deß Leibes dem Balg-Schwert verboten worden. Bleibt also der Argwohn übrig, und noch unerloschen, daß die alte Billich solchen Ohr-Schnitt von keinem Gebiß, sondern unnatürlich empfangen. Wo die Es sollen aber vom Teufel diejenige Nestel ,(,re nur also gezeichnet werden, welche er einhaben. mal auf die Weide treibet, wann anderst auf der Bauren Wort zu gehen. Ob dieselbe ihn oder die Billich selbst drum gefragt haben, kann ich nicht wissen. Es haben diese Thierlein oben in den Löchern hohler Bäume ihre Jungen, gleichwie auch die Alten in solchen holen Bäumen beh Tage sich enthalten und darinn ruhen, hingegen beh der Nacht heraus gehen und das Obst oder die Büchten fressen. Wenn man in einen holen Baum den Odem zum Munde starck heraus bläset, heben die Billich drinnen an zu murren mit einem solchen Laut: Dèrn, dèrn, dèrn Lo. Alsdenn steckt man eine lange Spiesruten ins Loch, stört damit darinn herum, stosst dieselbe aus und lich^lchied. ein, so kommt der Billich heraus. Dann derselben"^ erwischt und ergreifft man ihn mit der Hand beym Halse und schlägt ihn todt. Doch muß der Griff mit Vortheil ge-schehn, weil er sonst scharff beisst. ianägen in zwey Theile, hernach wird mit einem alten Lumpen oder Hadern von Leinwand so-wol bey dem Löchlein als bey dem Deckel hinein ein Rauch gemacht, und damit so lang angehalten (wie zwar auch anderswo solches insgemein geschieht), biß sich alle | Bienen in den hintersten Theil deß Stocks ' retiriren. Alsdann hebt man den halben Deckel ans, schneidet den Honigseim heraus, und hinterlässt gleichwol in dem Hinter-Theil soviel, daß die Bienen den Winter über ihre Nahrung und Unterhalt daran gemessen können. Hiernechst macht man den Deckel wieder zu, und setzt solche Bienenstöcke ans ein Ort, da sie nicht zu hart von der Külte angegriffen werden. Wofür man sie am besten zu versichern hofft, wenn man sie ins Haus unter das Dach, wie gemeinlich zu geschehen Pflegt, stellet. Im Frühling setzt man sie wieder hinaus ins Bienen-Häuslein. Woferrit alsdann aber, nemlich im Frühlinge, etliche Stöcke schwer seynd, Pflegt man solche auch zu öffnen, wie oben gemeldt, und den Honig heraus zu nehmen, also, daß nur ein wenig darinn gelassen wird. Solches Honigs wird viel in andre Lün- Verschickung der verschickt, und gehn insonderheit auf Saltzburg jährlich viel tausend Centner. mg/ in ° Wie mildiglich das Land Crain von be,nH Honig fließen und überfliessen |müffe, steht an er' leicht abzunehmen an dessen Wolseilheit; Wolfeilheit angemerckt, in Crain ein Pfund Honig um 2 Kreutzer gegeben wird, und auch noch wol um ein wenigers. Nichts desto-weniger verbraucht doch auch Crain selbst viel Honigs zum Met-sieden; denn deß Winters hat man den Met schier in allen groffen Dörffern, und trinckt ihn wegen seiner Güte und Süssigkeit sehr gern. Dieser wird aber allhie aus eine andre Wie in Manier gesotten, als in Deutschland durch die Leck - Küchner (oder Leck-knchen- ten wirv. Becker). Denn allhie machen ihn die Bäumt also: Erstlich thun sie warmes Wasser in ein höltzernes Faß oder Tonne, und Honig drein, drucken und mischen solches so lang, biß alles in dem warmen Wasser zergehet. Hernach seigt oder giesst Wie das man dieses Honig-Wasser durch einen ^ZAdru-Reiter oder Sieb, und macht von dem, det wird, was im Sieb verbleibt, das Wachs, also, daß mans in einen Kessel thut und Wasser dazu schüttet; hiernechst es starck sieden lässt, wol rühret und mischet, folgends in einen Sack, und sothanen Sack geschwinde in die Presse thut. Durch so hartes Pressen rinnet sowol das Wachs als das Wasser heraus. Ist der Sack ein wenig erkältet, schüttet man siedend-heisses Wasser darein, und kommt wieder darüber mit der Presse. Solches wiederholt man so offt, biß alles Wachs aus-gedruckt ist. Welches man in dem Geschirr, darinn das Wasser samt dem Wachs atts-gesangen worden, eine Weile stehen lässt, biß das obenschwimmende Wachs beginnt hart zu werden. Alsdann bereitet man mit den Händen grosse Kugel, und hebt dieselbe ans. Dieses Wachses geht gar viel nach Italien, und zwar absonderlich nach Venedig. Aus obbeschriebenem Honig - Wasser Wie aus aber bereitet man folgender Weise den Met. Man muß solches Honig-Wasser Met berei. mit einem gantz frischem und zwar set- tet wird, lügen Tags gelegtem Ey abwegen, um dabey zu prüfen, ob zuviel oder zuwenig Honigs darinn fey. Und hiemit wird also verfahren. Man legt das Ey in selbiges Wasser, woferrn alsdann das Ey schwimmt und oben ausser dem Wasser ein wenig herfürguckt, so dients zum Zeichen, es sey deß Honigs zuviel darinn; darum schüttet man alsdenn mehr Wassers dazu. Sinckt aber das Ey zu Grunde, so wird mehr Honigs dazu erfordert, welches man noch hinein thun muß. Jmfall aber rechte Masse getroffen ist, so wird das Ey ungefähr zween Finger oder zwey Zoll tieff im Wasser schwimmen und damit anzeigen, daß das Wasser recht gemässigt sey. Daraus wird dann ein guter Met. Schwimmt aber das Ey vier Finger tieff im Wasser, so wird der Met gar schwach werden und nicht gar süß. So aber das Ey dem Wasser fast gleich schwimmet, nemlich also, daß sichs nur ein wenig davon, ungefähr so groß, als ein Grosch entdeckt, alsdann »erhofft man den besten Trunck Mets. Allein das Ey muß gantz frisch seyn, sonst wird die Probe triegen und gantz falsch befunden werden. Wie man Demnechst wird biß also protiirte Ho-HàWas! nig-Wasser in küpfferne Kessel gethan: fer sieden und wol gesotten, unter währendem sie-muß. den aber muß alleweil aufgegossen wer- j den, wie beym Biersieden geschichtz damit es nicht überlauffe. Unter solchem Kessel! brennt man nur Holtz von Kirschbäumen, | von welchem Holtze der Bauer viel hält, der Meynung, es werde der Met nimmermehr so gut, wann man ein andres als dieses dazu gebraucht. Nachdem ein Kessel biß auf vier Finger eingesotten, giesst man solches heraus; und wann sichs ein wenig abgekühlt, giesst oder seigt mans durch ein lernen Tuch, auf daß es schön hell, lauter und klar werde; alsdann thut mans in die Fässer. Etliche zwar schieben solches durchseigen auf, biß der Met schon vergohrn oder ausgeworf-fen hat, aber die Meisten thuns vorher. Solche gefüllte Fässer legt man in eine warme Stuben nahe zu dem Ofen, daraus hebt es von sich selbsten über etliche wenige Tage an zu arbeiten, zu gieren und die Unreinigkeiten auszuwerffen. Unterdessen muß man allstets zugieffen, damit das Faß alle Weile vollbleibe und die Unreinigkeiten auswerffen könne, so lange, biß es aufhört auszuwerffen. Nachmals bringt man die Fässer in den Keller und hat eines guten lieblich-süssen Truncks davon zu gemessen, der auf der Zungen eine angenehme Schärffe spühren lässt; ohnangesehn es nichts anders ist, als Wasser und Honig, und weder Germ (oder Ferment) noch Hopffen, noch was dergleichen dazu gekommen. Dieser Met hat eine schöne und klare ssortreffM* Gold-Farbe, bleibt das gantze Jahr durch !^etg,efcž gut, wann er anders wol ist gesotten. In der Stärcke gleicht ihm kein Wem, daher er auch seinen Trincker geschwind abfertigt und mit einem guten Rausch heimschickt. Will man denselben aber viel Jahre Wie « sich lang erhalten, so muß das Honig-Wasser Ian9e ^att' ein wenig besser einsieden, daß es stärcker werde; alsdann Übersicht er zwantzig Jahre und hält sich; wie man solchen alten Met bey etlichen Herrschafften hat, der aber viel stärcker als ein Brandwein. Es giebt auch bißweilen etliche schlechte gewinnsüchtige Bauren, welche, wann sie den Met sieden, ein gewisses Unkraut (lulèka uennets der Crainer) drein thut; wovon hernach die, welche solchen Met trincken, so toll und voll werden, als ob sie den allerstürcksten Met getruncken hetten, ob es gleich der schlechteste und schwächste ist. In Deutschland wird dergleichen Kraut Poft genannt, und von manchen geitzigen Bierschencken eben zu dem Ende gebraucht, daß es den Zechenden die Köpffe einnehmen, und sie wacker taumeln oder vielmehr fallen machen solle; weil die unsinnige Säuffer einen solchen Trunck, wovon der gute Schwelger bald zu Boden füllt, am höchsten hernach erheben, den Bart darnach streichen und mit dem Maul dazu schmatzen, als ob man sie mit himmlischem Nectar oder Ambrosiner tractirte. Dieser Met ist demnach viel lieblicher zu trincken, als der Lezelter (oder Leck-Küchner) ihr Met, welcher nach dem Gewürtze schmeckt, und mehr einem Apo-thecker Trauet, als Tisch-Getränck gleichet. Zu Laybach machen zwar die Leckküchner gleichfalls solchen gewürtzten Met, schen-cken aber wenig davon aus, weil man den bäurischen oder Crainerischen Met lieber trinckt, als den so genannten Deutschen Met. In den Klöstern und auf den Schlös- Wie man fern macht man, wiewol nur zu selbst- ü"d Schl»b eigenem Genieß und nicht auf den Kaufs, fern die gute Lezelt (daß ist Honig- oder Pfeffer- JJJg' Kuchen), und zwar also: Man bereitet backt, aus Weitzen-Meel und gantz starckem Honig-Wasser einen Teig, walget denselben gantz dünn und so subtil aus, als wie ein Papier, setzt hernach diese dünne Platten oder Teig-Blätter in einen Backofen^ und wann sie gebachen sehnd, zerbricht man sie, schickt sie in die Mühle, lässt sie daselbst wiederum zu Meel mahlen. Hieraus siedet man behm Feuer einen geläuterten Honig, damit derselbe etwas dicker werde. Alsdannwird aus gesottenem Honig, und obbeschriebenem Meel ein Teig bereitet, dazu grob-gestossener Pfeffer, Ingber und Koriander kommt, daraus werden Kuchen gemacht und höltzerne Modeln drauf gedruckt. So dann schiebt man solche Pfeffer-Kuchen (oder Lezelt) in den Backofen, und wenn es allda sein Recht erhalten hat, nimt man sie wieder heraus, da sie dann so hart geworden, daß sie wie Glas springen. Man muß sie aber ans einem trucknen und warmen Ort liegen lassen, sintemal sie sonst weich werden. Sie sehnt) zwar schwartzlecht, doch aber gut-und weit besser zu essen, als die Nürnberger Leckkuchen, welche, ob sie gleich auch nicht zu verachten, dennoch dagegen in keine Vergleichung kommen, f) Hiezit wird der Honig auf solche Weise geläutert. Man schüttet denselben in einen Reiter oder Sieb, setzet solches ans ein irdenes, verglasetes Geschirr, und also miteinander in einen warmen Ofen. Alsdann rinnen Honig und Wachs durch das Sieb in das Geschirr, die Unreinigkeit aber hinterbleibt im Siebe. Wenn mans nachmals heraus nimt, so schwimmt das Wachs über dem Honig, von demselben gantz abgesondert. Solches nimt man davon, alsdann proesentirt sich unten der Honig gantz tf|) schön und klar, und wird aufgehebt zum schem H^'-i' Gebrauch. Ausser den Bienen hat es auch r>°n Wespen uoch andre unterschiedliche Fliegen und Hum- Mucken, welche Honig wircken, aber nur in den Wäldern und nicht gar viel. Dasselbe wird nur zur Artzney gebraucht, und von keinen Bienen, sondern von den gemeinen Wespen (Osa) sowol, als von den grossen gescheckten Wespen, die man in Crain Zhèmèrl, in Teutschland H u nt nt e l n und Bremen nennet, imgleichen von den f) Die gemeine Nürnberger Leckkuchen mögen vielleicht hierunter verstanden werden. Denn sonst macht man zu Nürnberg für delicate Mauler noch andre Leckkuchen, die mit Zirnrnet, Zitron - Schellffeu, Citriuat, Mandeln, Kardemüinmel, Ingber und Zuckergemengtem Honig zugerichtet und auch in ferne Länder verschickt werden. Wofern die Delicatesse das Urtheil sprechen soll, dörfften diese mit dem Krantz durchgehen. Thorn in Prensseu hat auch berühmte Kuchen, davon man etliche Schnitte zum Konfect aussetzt, weil sie delikat und mit Citrinat ziemlich durchgespickte, aber doch will man diese letztberührte Nürnberger noch weit vorziehen E. Fr. Hornissen, (Sershen) und andren dergleichen Stachel-Vöglein gemacht. Uberdas flattert und sumset noch mehr andres fliegendes Geschmeiß beh uns herum : nemlich viel schöne grosse Schröter (Rogaz) mit zierlich-grossen Hörnern, auch ©chrst«-e Heufchtecfett(Kobilca), allerleyzier-gefärbte ». a. m. Sommer-Vögel oder Zwiesalter (Matul), Flattermäuse (Topir oder Pirgogazhèza) die man sonst auch Speck-Mäuse heisst, S. Johannis-Fliegen oder Kefer (Kèrsni-za), Ilsen (Komar), Spinnen (Paigk.) Und in der Erden kriechen die Erdheimi-chett oder Grillen (Murenze) gar häuffig herum, welche ihren unangenehmen Gesang, gleichwie in andren Ländern auch allhie beh der Nacht anstimmen, und denen verdrießlichen Sängern folgen, über welche Horatius klagt, quocl nunquam inducant animum cantare rogati ; injusssi nunquam desistant, Diese Würmlein nemlich die Grillen, haben ungefähr I % Spann kleine Löchlein in der Erden. Darein giessen die Kinder Wasser, alsdann kommt die Grill heraus, weil sie durchs Wasser heraus genöthiget wird. Deßgleichen geschicht auch von ihr, wenn man mit einem Stroh-Halm darinn 5f6Ir9l£urf rühret. Allein in der Türckeh und aus die Grillen unsren Grentzen werden die Grillen auch mit gewissen mit gewissen Worten heraus gebracht. ^r°a„egn5U Massen ich Selber* von einem Türcken bringen.0 gehört, daß er sich gerühmt, es müssten ihm die Grillen zum Loch heraus kommen, wann er einige Worte zweh- oder dreymal gesprochen. Wie dann auch beh andren Türcken in Bosnia imt> Lika solches gar gemein ist. Die Worte sehnd dieses Lauts: Pole saide na tuoie duore Zhemo uieste Saut stör-tucie szenze : H e t m ch e it (oder Grill) Jnhatt sol-k o m m aus deinem Hose! deine ch°r Worte. Jungen wollen mich beissen. Darauf eilen sie so geschwinde heraus, daß, wer es niemals gesehn, sich verwundern muß. Wer mercket aber nicht, daß diß was abergläubisches oder ein stummes Vernehmen mit dem Satan sey, zumal beh solchen Leuten, die schon reisfes Verstandes sehnd? Beh den Türcken zwar ist dergleichen nichts Neues, denn es geht der abergläubischen Gauckeley unter ihnen gar viel im Schwange, als Charactern, sonderbare Worte, und sonst allerley Hexereyen. Noch viel andres dergleichen Geziefer lasse ich aus. Würmer derer gern» tzer Leib im Finstern leuchtet. Gesundheit ungesunder Thiere. Die Erde wird allhie auch sonst von unterschiedlichen Würmern durchckrochen; denen rotr| mit der Feder nicht nachkriechen, noch den Leser dabey aufhalten mögen. Dieses ist aber doch Meldens werth, daß in den Hecken und Stauden viel Wurme herum schleichen, die eines halben Fingers lang und so dick alsein dicker Federkiel, ja auch wol dicker; dieselbe seynd beh der Nacht gantz liecht. Und wie die S. Jo-hannis-Käferlein nur ein kleines leuchtendes Stücklein an sich haben, also leuchten diese Würmer dergestalt an ihrem gan-tzen Leibe, als ob sie von lauter Licht zusammen gesetzt oder vielmehr nichts andres, als ein lebendiges Lichtlein wären. Man findet sie beg der Nacht das gantze Jahr, jedoch am allermeisten im Herbst. Ich* habe einsmals versucht', einen Phosphorum daraus zu machen, und ist mir auch etlicher Massen damit gelungen, aber ohne Bestand und Beharrlichkeit. Nachmals habe ich keinen Versuch mehr damit vorgenommen, glaube dennoch aber, daß sich noch wol etwas davon tiesse erkünsteln, wenn man dem Nachsinnen Zeit und Weile spendirte. _ Von Schnecken, Igeln und dergleichen viel- gemeinen Erd-Kriechern, deren diß Land so wol, als andre die Fülle hat, erachte ich zu schreiben unvonnöthen. Das xxxvili. ttapittef. Von Scorpione» und Schlangen. Der Herr Haupt-Author versucht ei* neu Phosphorum daraus zu machen. Inhalt. (Sesunbsmt ungesunder Thiere. Mìe man in Train ohne Verletzung die Stor-pionen tähet. Mozu die Matter dess Flöhbrauts dienen. Falscher Mahn wegen der Zeit, solche Wäter Zu gebrauchen. Tnderen und Molchen. Werden von Deren gebraucht. Schlangen und Uattern. Ob in Deutschland nirgends sonst, ohn allein um Schmalbald Uattern anzufallen. GeHeimniss wider den Schlangen-Kiss sicher und unverletzt zu bleiben. Jingleichen tür den Hiss der Uattern. Zubereitung einer sympathetischen Kämpen aus Wenschen-Hlut. Diebe in Train fassen das Dertz der Kinder. Teuflische Schlangen-Hiss-Cnr einiger Heute in Train. Kächerliches Hewahrungs-Wittel tür den Scorpion. Persische Scorpione» stechen gefährlich. Mas theils alte Uaturbüudiger tür Hewahrungs-Mittel Wider den Schlangen-Hiss verschrieben. Tarentini, Athentei und Graleni UatH datür. Mie der J. Uist sein Schlangen-Dnlber zubereitet. s gereicht einem Lande etlicher »Massen zur Gesundheit, und -auch auf gewisse Art zur Näherung, daß es nicht lauter gesunde, sondern auch etliche giftige ) Thiere oder Thierlein habe. Was für einen Abscheu und _ Eckel geben manchen Augen die Spinnen! wie fürchtet sich manche zarte Person dafür! und zwar nicht unbillig, weil sie nicht allein von Gestalt so rauh und erschrecklich, daß die Natur selbst durch solche grauerische Bildung den Men- schen für diesem Ungeziefer zu warnen scheint, sondern auch inwendig einen schlechten Syrup bei sich haben, nemlich einen tödtlichen Gisst. Gleichwol wohnet in den Spinnen eine solche Reinigung der Lufft, (will sagen, der aus der Lufft eingesogene Gifft), daß wir, wann sie nicht wären, manches böses Lüfftlein in uns ziehen und bekreissen, wo nicht jemaln gar mit dem Leben büssen müssten. Noch viel verbindlicher macht ihr die Natur das Land Erain durch Erzeugung häuffiger Scorpionen, welche nicht allein den Gifft in sich saugen, wie andre vergiffte Dhiere thun, sondern auch mit demselben ein empfangenes Gisst bestreiten und vielen Menschen eine Nahrung verschaffen. Denn weil in (Eram der Scorpione» mächtig viel seynd, sonderlich in Ober-Crain bey Neumärcktl in den hohen Alpen, da unter jedwedem Stein viel Scorpione» sitzen, werden sie von etlichen dort wohnenden Bauren nicht allein in das Römische Reich, sondern gar in Niderland, Holland, Engeland, Franckreich und in andre Länder mehr getragen. Hiebet) hette man sich wolzu verwundern, daß, nachdem gleichwol der Scorpion so boshasit und rachgierig ist, dennoch die Leute, so ihn fangen, von ihm unverletzt bleiben: aber man muß wissen, daß, wann sie sich nicht durch ein gewisses Mittel dagegen verwahrten, er so fromm und gedultig sich gegen ihnen nicht Verhalten, noch ungerochen greiffen lassen würde, mani« Ich will dem curiosen Leser anzeigen, ««latzunq* womit man für den Scorpion-Stich sich bie Scorpio- in Crain privilegira. Zu Morgens früh nen làhet. vor ausgehender Sonnen isset man am Psingst-Sonntage von der Persiearia, so D°hkraut- man auf Deutsch Flöhkraut, auf Craine-nen bafür6* Dresèn heisst, dret) Blätter, alsdann thut Einem hernach niemals ein Scorpion etwas. Solche Würckung ist natürlich und einig allein besagtem Flöhkraut zuzuschreiben, welches mit dem Scorpion eine natürliche Feindschastt oder Abscheu (Antipathiam) hat, wie es dergleichen Syn- und Antipathias gar viele in der Natur giebt. Daß sie aber vor der Sonnen Aufgang solche Blätlein gebrauchen, ist meines Erachtens unvonnöthen, wenn man sie nur nüchtern einnimt. t) Gleichwie mir auch dieses un-nöthig fürkommt, daß es eben am Pfingst-Sonntage geschehe, wanns nur ungefähr um selbtge Zeit geschicht, weil alsdann die Persiearia in den Blätern am kräsi-tigsten ist. Welches der gemeine Mann nicht versteht, und weßwegen sich einbildt, söer es müsse just an dem Tage seyn, werde gen der Zà sonst ferne Krafft haben. Es siehet gar solche Bläter glaubmässig, daß die Leute solches nur chenSc6tau= aus blosser Einbildung und irrigem Wahn thun. Allein warum müssen eben drey t) Höchst nöthig dörfste es wol eben nicht, aber dennoch besser seyn, angemerckt, erfahrne Gewächs-Kundiger beglauben, daß die Kräuter vor der Sonnen Aufgang am kräfftigsten, und deßwegen vor ausgehender Sonnen gebrochen werden sollen. Denn in der Früh-Kühlung behalten sie ihren Geruch und Kräffte noch völlig und unzerstreut. und nicht vielmehr vier oder fünff Bläter dazu gebraucht werden? wann es die Antipathia wircket, so wird der Scorpion noch vielmehr durch vier oder fünff Bläter als durch drey unschädlich und wehrlos gemacht werden. Scheinet derhalben, daß auch dißfalls die Bauren einigen Aberglauben mit einmengen. Es lausten auch viel grosse und grüne Eydexm Eydexen an der Erden herum unter dem ^°l-Namen Kuscher, ungleichen kleine Ey-dexlein, die wir Martinèz nennen, und eben sowol schwartze gelb-gefleckte Molchen, deren sich die verfluchte Hexen bedienen, Werden daß sie damit ihre Greuel-Milch zurichten. Bon Schlangen (Kazha) und Ottern @d)(angen oder Nattern (Grad) hat unsrem Lande und Nat-der allmächtige Schöpffer gleichfalls die tmL Fülle mitgetheilt. Der vielbelesene Zeilerus zwar gedenckt Ob in in seinerSchatzkammer, es sollen in Tentsch- Deutschland lande sonst nirgendswo die Vipern (oder sonst ohn Nattern) anzutreffen seyn, ohn allein in um Sachsen im Schmalkaldischen Gebirge, l^wru Womit er aber die Nattern viel zu enge ftynd? beschrenckt, sintemal wenig Länder in Deutschland seynd, darinn nicht, wo nicht eben gar viele, doch gleichwol etliche Na-tern leben sollten; masten solches mit lebendigen Zeugen sich gnugsam beglauben sieste. Und muß dieser gute Author hierinn übel berichtet seyn, oder es nur von der Menge verstehn. Dieses mag man unterdessen sicherlich glauben, daß Crain derselben einen Überfluß hat, beydes der grosten und kleinen. Massen solches die vielfältige Verletzungen, so von ihnen geschehen, gnugsam ausweisen. Denn es werden offt beydes Leute und Vieh von diesem boshafftem Ungeziefer so tödtlich gebissen, daß sie gleich sterben müssen. Ich will aber wider solche Verletzung Geheimnis, dem geneigten Leser ein gutes Bersichernngs-Mittel oder Praeservativ als ein Geheim- Schlangen-niß offenbaren, welches ihn für Schlangen Biß sicher und Nattern kräfftig soll beschirmen. Man wtzlich'wer-nehme von einer lebendigen Schlangen den könne, früh Morgens nüchtern das Hertz heraus, und verschlinge oder fresse es also lebendig, hernach einen Löffel voll frisches Wassers drauf, so wird ihm sein Lebenlang keine Schlange beissen noch beschädigen können, hingegen er dieselbe fangen und in Händen tragen, ohn einige Gefahr verletzt zu werden. Solches habe ich * selber probirt und Manchem ein Schlangen-Hertz gegeben, welches allezeit einem 21* Jmgleichen für den Biß der Nattern. Aus Menschen-Blut kann eine sympathetische Lampe bereitet werden. Diebe in Crain fressen das Hertz der Kinder. jedwedem geholssen, daß er für den Biß der Schlangen sich befreyt und wol verwahrt befunden. Wider die Vipern (oder Nattern) rüstet man sich gleichfalls mit ihrem selbsteige-nem Hertzen, wenn man nemlich auf erst - gemeldte Weife damit verfährt, f) Denn tote bös und grimmig diese sonst auch seynd, kann man doch eine jede solcher Gestalt ohne Schaden greiffen. Diß hat in keinem Aberglauben, sondern in der Natur seinen wahren Grund, und wer in der Syn- oder Antipathia seine gute Belesenheit mit der Erfahrenheit verehlichet hat, der wird es in den geringsten Verdacht nicht ziehen. Es finden sich in der Natur noch tool andre Sympathien, daraus etwan leichter ein böser Argwohn fallen und hassten mögte, da sie dennoch in natürlichen Schrancken bestehen. Was für Geheimnissen stecken nicht in dem menschlichen Blut verborgen, die man für teufflisch ansehn dörsfte, so man der rechten Ursach nicht kündig wäre! Wer sollte meynen, daß man aus Menschen-Blut eine brennende Lampen bereiten könne, welche so lang als der Mensch lebt, hell oder tun-ckel brenne, nachdem der Mensch sich wol- oder übel-, gesund- oder kranck be-findt? Dennoch hat man darinn die Gewißheit. Kann man doch auch sonst auf unterschiedliche Manier weite Cor-respondentzen und viel andre Sachen sympathetisch zurichten, deren ich * selbst etliche experimentirt habe. Es ist ja bekandt, was allhie in Crain bey grossen Kirchweihen und sonst bißweilen geschicht, daß die Diebe Kinder stehlen und deß Kindes Hertz samt der rechten Hand nach verfluchter Weise der Hexen fressen. Mit welcher grausam-mörd-lichen Hexerey meistentheils die Morlacken und Martelosen umgehen, die bey grossen Zusammenkünfften und Kirchweihen in Crain sich eindringen, daselbst in grösstem Gedrenge mit betrieglicher List die Kinder erwischen und hinweg stehlen, derer Her-tzen sie nachmals zu ihrer Zauberei) gebrauchen; Massen allererst vor etlichen Jahren dergleichen grausame That vorgegangen. So ist ebenfalls den Liebhabern tieffer Natur-Geheimnissen unverborgen, daß t) Sihe die Anmerckung am Ende dieses Capittels. durch einen unschuldigen, will sagen, reinen und keuschen Knaben oder Mägdlein unterschiedliche Sachen natürlicher Weise verrichtet werden, die durch einen Andren nicht geschehn können. Also ist in einem unschuldigem Kinde eine viel grössere Sympathia, als in einem andren. Wie-wol eine noch viel grössere und mirwol-bekandte Sympathia in einem Kinde wohnt, welches nach Absterben der Mutter aus Mutter-Leibe geschnitten worden, die wol der verwunderlichsten Natur-Wunder eines geschätzt werden mag, und doch allerdings so natürlich ist, als wie man natürlicher Weise ein Licht anzündet. Ob ich es gleich sagte, und nicht den würcklichen Augenschein davon gäbe, würde es doch unter tausend nicht einer glauben. Es bleibt aber noch zur Zeit versiegelt als ein grosses Geheimniß, das vor diesem Keiner gewusst, auch anjetzo noch nicht mehr, ohn unser dreyen allein, bekandt; daserrn es anders nicht durch meine zween Mit-Wisser etwan ist ausgekommen. Ein guter Naturalist wird mich schon verstehn und mercken, wohin ich ziele. Der höfliche Leser aber wolle hierüber keine ungleiche Gedancken schöpften, noch sich den Argwohn lassen entnehmen, als ob ich was Ungereimtes und Abergläubisches darunter verdeckte. Wer da betrachtet, daß man in allen Apotheken die Mumiam, das Cranium humanum, Menschen-Schmaltz und dergleichen mehr zu manchen Medicamente» gebraucht, der wird mich leicht deß Verdachts, als ob meine Feder mit unnatürlichen Händeln einen Verstand hette, und von Werden der Finsterniß redete, überheben. Sonst weiß ich sehr wol, daß sich manches Mal die Magia mit dem Namen der Sympathiae schmincket, und die Alliirte deß Satans ihre Händel damit zu beschönen pflegen. Wie dann sowol hier in Crain, als vermutlich auch wol mehrerer Orten in der Welt sich etliche Künstler finden, die sich rühmen und auch wol würcklich darthun, daß sie einen Biß von der Otter durch die Sympathiam kuriren können, da doch inzwischen ihre Kunst keinen andren Meister hat, als den Teufel. Und mit sothaner Kur geht es also zu. Ist Jemand von einer Schlangen oder Otter gebissen, so schickt er geschwinde hin zu einem teufflischen Naturalisten oder unnatürlichen Künstler und sucht bey demselben Hiilffe. Worauf solcher Künstler also bald dem Abgeschickten befielt, er solle still stehen und keinen Fuß verrücken, mittler Weile er (der sympathetische Heil-Meister und Artzt) demselben um den rechten Fuß herum mit dem Messer einen Zirkul reiset. Nachdem der Zirkul g°n-Biß- gezogen, zeichnet der Künstler etliche Kur einiger Worte in den Kreps, und schabt her- Crà.'" nach mit dem Messer von solchem ge- machtem Kreyse daselbst, wo die Worte geschrieben stehn, es sey gleich auf einem Stein oder Holtz oder aus blosser Erden oder wo der Abgeschickte sonst gestanden ist, einigem Staub ab. Dieses abgeschabte Pulver giebt er dem Abgeschickten in einem Sessel frisches Wasser also fort ein zu trincken. Dieser hebt daraus an erschrecklich sich zu brechen und zu übergeben. Alles was er im Magen hat, muß heraus. Dabey dann zugleich viel gelbe und grüne Materi ihm zum Munde mit heraus geht. Kurtz, erbricht sich so starck, als ob er den aller-stärcksten Brech - Trnnck eingenommen hette und den Magen selbsten samt Lunge und Leber von sich speyen müsste. Unterdessen wird der Andre, welchen die Otter gebissen und der Jenen abgeschickt hat, daheim frisch und gesund. Die Worte, so dem Kreyse cingezeichnet, lasse ich mit Fleiß ans, weil ihrer viele allhie, die nicht glauben wollen, daß hiebey eine teuflische Verknüpfung oder Bündnis; sey, solches sonst ohne Zweifel practi-ciren würden, wann ihnen nur die Worte bewusst wären. Denn man vermeynt, was zum guten Ende geschieht, das sey keine Sünde, man brauche gleich für Mittel dazu, welche man wolle. Da dennoch diese Sympathia recht teuflisch ist und die Würckuug von einem solchen Meister ergeht, der alseinehöllische Schlange der Seelen deß jenigen, welchen er von dem leiblichen Ottern-Biß heilet, hingegen eine tödtliche Wunde versetzt und auch zugleich den Abgesertigteu au der Seelen ans den Tod verletzt. Aber eine so ungesegnete Sympathiam und alle andre Sachen, so gleiches Schlages sind, verfluche ich. ******** Anmerckung. !>u sicherem Angriff der Scorpionen -W^soll insonderheit dienen, daß man Scorpion-Krant in der Hand halte, wie Tarentinus verspricht. Die Reise-Beschreibung deß Ritters Chardin berichtet, man treffe in der Persischen Stadt Casan oder Cachan, wann sonderlich die Sonne in Scorpion ist, gewaltig viel Scorpionen an, dafür man die Reisenden gar sehr warne : doch gleichen ol habe er, wann er dadurch gereift, keine geführt, viel weniger vernommen, daß einige Menschen von ihnen versehet worden; Königs Abas deß Grossen Sternseher fetten der gemeinen Sage nach im Jahr 1623 eine Talismanische Figur giessen lassen, um dadurch dieses schädliche Geschmeiß zu vertreiben, daher dann auch dieses Ungeziefer von Tage zu Tage allgemach abnähme. Er, der Peregrinarci, lässt solches seines (und ich gleichfalls meines) Theils auf Werth und Unwerth beruhen. Dieses Nachfolgende aber kommt fast Lächerli-lächerlich (sowol mir als ihm) vor, daß die Perser ihn haben bereden wollen, die »ntw'für zu Casan befindliche Fremde könnten sich dp, Schram besten für den Scorpionen schützen, pl0U' wann sie nur, so bald dieselbe in ihre Behausung kämen, diese Worte sprächen: Scorpion ich bin ein Fremder, rühre mich nicht an! Wodurch sie denn gantz unberührt verblieben a). Wer will aber so übergütig seyn, daß er den Persischen Fabel-Hansen bey allen ihrenErzehlnngenGlauben zustelle? Dieses Persische aber ist gewiß genug, daß dieses Ungeziefers ®corgs Stich allda eben gefährlich sey und den Ehrlich. Persern Anlaß gegeben, dem jenigen, wider I welchen sie in Zorn entbrennen, also zu fluchen: Daß dich der Scorpion zu Cachan in die Hände steche! Gestalt sich auch deßwegen ein Jedweder für diesem giftigem Geschmeiß dessen Verletzung gar behntsamlich ver-nnd wahrt. Die Unverletzlichkeit oder Freyheit von Was theils den Schlangen wird bey den alten Natnr- “tte ■Ratm> kündigen: durch unterschiedliche Mittel sììr àah-I versprochen, welche doch nicht alle in der rimgs-! Glaubwürdigkeit gleich. , , , wider den Tarentinus, ein alter und deß Grichi- Schlan-schen Acker-Baues erfahrner Natnr-Scri-beut, lehret, mau müsse sich mit Rettich- ben. Safft bestreichen, so könne Einem keine Tarentini Schlange bet feit. Welches Mittel auch „„('Igieni ; Adrianus ans ihm verbringet. staht dafür. Athenaeus aber wie auch Galenus und viel andre Scribenten recommen-diren an flat dessen den Pomerantzen-nnd a) Chardin dans son voyage en Perse, & aux Indes orientaux pag. 491. Citronen-Apffel dafür. Hingegen lässt man dieses deß Apuleii Geschwätz eben soviel als ein Mährlein gelten, daß die Schlangen, so man mit einem Riet-Stock nur einmal schlage, drüber erstarren, aber, so man den Streich zum öfstern wiederhole, dadurch stärcker werden. Ob folgender deß Alberti Raht besser und viel gültiger sei), zweifle ich; derselbe will, man soll die Aristolochiam rotundam mit einem Feld-Frosch wol zerstossen und etwas von der Schreib-Dintendazu schütten, hernach aus solcher Mixtur etwas auf einen Zettel schreiben und vor den Schlangen niderwerssen, worauf sie alsofort werden still ligen nicht anders, als ob sie todt wären. Bürgen wären gut dafür! Sicherer und gewisser ist ohn einigen Zweifel unsers Herrn Haupt-Authoris sein angezeigtes Mittel, wiewol vielleicht nicht nach eines Jedweden Appetit, nemlich die Verzehrung deß Hertzeits von einer lebendigen Schlangen. Denn es werden die Artzney-Osficinen oder Apotheken gern der Glaubmässigkeit solcher Versicherung beystimmen, in Betrachtung, daß bißweilen auch sie von dem Fleisch der Schlangen gar heilsame Medicamente« zumal wider allerlei) Gisst zurichten. Ter vor diesem schon angezogene Herr fcin Johannes Rist, welcher einen guten Chymicum abgegeben, gedenckt in seiner Ersten Monats-Unterredung, er habe die gifftige Schlangen in den heissten Tagen an sumpsfigen Orten, da sie auf den dürren Rasen oder Krautbewachsenen Erd-Schol-len zu ligen Pflegen, mit seiner eigenen Hand gefangen, dieselbe in grosse mit Weitzen-Träbern biß über die Helsfte angefüllte Gläser gesetzt, hernach an die Sonne gestellt, etliche Wochen in solchem Stande und an selbiger Stelle gelassen, da sie dann von den Weitzen-Träbern endlich so fett geworden, daß man sich hat drüber verwundern müssen. Wann es nun gegen den Herbst ging, langte er seine Gefangene aus den Gläsern hervor, und beraubte sie ihres Giffts, nagelte sie hernach mit ihren Köpffen an einen Pfahl im Garten unter dem blossen Himmel, zoch ihnen die Haut ab, schnitte sie aus, nahm das Hertz nebenst der Fettigkeit heraus, und bewahrte solche Stücke _ absonderlich, (Zweifels ohn darum, weil in dem Hertzen eine absonderliche Krafft wider den Gisst und auch wider den Schlangen-Biß verborgen.) Darnach wusch er die abgezogene Schlangen fein sauber mit weissen Weilt inner-und äusserlich, da sie dann viel schöner und klährer anzusehen als die frischen Aale, welchen die Haut abgenommen ist. Nachdem solches geschehen, schnitte er sie in Stücken etwan eines halben Fingers lang. Selbige Stücklein wurden in Backöfen fein langsam ge-dörtet, und, wann sie nun wol truden worden, zu Pulver gestossen. Dieses Pulver ward wiederum mit einem andren Pulver vermengt. Welches Gemeng an einem nicht gar zu kaltem Ort in einer beinern Schachtel verwahrt denjenigen, so entweder etwas Gifftiges genossen oder auch von gifftigen Thieren verletzet worden, zu ihrem sonders-grossen Nutzen und Wiedererlangung verlohnter Gesundheit von ihm ward mitgetheilt. Was für gute Kuren damit geschehen, davon liefet man in anfangs-gemeldter Jenner-Unterredung unterschiedliche Exempel. Daß in dem Hertzen manches natürliches Geheimniß stecke, ist wol vermutlich, aber, daß die zanbrische Diebe und diebische Zaubrer das Hertz eines gestohlnen Kindes fressen, geschieht nicht meines Bedunckens aus solcher Gewißheit, als ob in sothanem Hertz-fressen ein solches natürliches Geheimniß steckte, welches den Dieben Mördern oder Zaubrern könnte zum Vortheil gereichen oder zu ihren vorgenommenen Ubelthaten Befordrung thun, sondern darum, daß der Satan ihnen einbildet, es sey dannn eine sonderbare Krafst begriffen, allerlei) Diebstülle glücklich zu vollbringen oder sich unsichtbar oder ein Donner-und Hagel-Wetter zu machen oder behertzt und kühn zu werden und dergleichen, da er doch unterdessen selbst hernach alle diejenige Würckungen thut, so von ihnen dem gefressenen Kin-der-Hertzen zugemessen wird, damit sie nur sich desto härter an Gott und Menschen versündigen mögen und er durch ihren Dienst in dem Blut der unschuldigen Kindlein seinen Neid-und Mord-Lust büssen könne. Von der sympathetischem Ferrn-Cor-respondentz und Verständniß haben unterschiedliche Authores geschrieben, und neben Andren auch der so genannte Janus Hercules (unter welchem erdichtetem Namen der weiland berühmte Mathematicus und Altdorsfinische Professor Daniel Schwenter verborgen ist) welcher vermeynt, wann zween an einer fleischigteil Stelle sich mit einem Feder-Messer ein wenig verwunden, und Einer etliche seiner Bluts - Tröpfflein in des andren Wunde thut, hernach ein Pflaster drauf legt, so werde man beyderseits nachmals einander, von Fernen Anzeigung geben und bedeuten können, was vorher untereinander verabredet hat ; denn nach dem der Eine 2, 3 oder 4mal die Narbe mit einer Nadel bestichelt oder betupffet habe, werde der Abwesende daraus durch das Mit-Gesühl erkennen, was Jener ihm wolle zu verstehn geben. Johannes Babtista Porta verspricht, solche geheime Kundschafft auszurichten durch eine sympathetische Salbe, so aus San- oder Bären-Schmaltz bereitet, und mit Menschen-Blut und andren Sachen mehr vermischt seyn soll. Welches aber sowol als wie das vorige vom Kirchero und Schotto widersprochen, und als eitel Fabel-Werck verworffen wird, a) Wie nicht weniger der hochrühmlich - gelehrte Herr Doctor Wagenseil, in seinen sechs curiösen Exercitationibus, die er unlängst der Chursürstlichen Dnrchl. von Bayern dedicirt hat, die Gelingnng obgedachter Schwenterischen Anweisung gar sehr bebezweifelt aus Ursachen, welche er daselbst gleich dazu setzt. Was aber die aus Menschen-Blut zugerichtete Lampen angehet, welche deß abwesenden Freundes Leben und Todt, Gesund- und Kranckheit anzeigen soll, hat jetzt rühm - erwehnter Doctor eben in derselbigen Exercitation die Art und den rechten Proceß, solche zu bereiten, dem curiosen Leser mitgetheilt, so wie er denselben in der herrlichen Bibliothec deß weltberühmten Spannischen Laurentzer-Klosters, welches mani Escoriai nennet, angetroffen, und aus einem groffen geschriebenem Buch daselbst abgeschriebeu. b) Es borsite zwar auch hieran Mancher noch sehr fcrupuliren, ob diese Erfindung jemals durch würckliche Erfüllung sey bestetiget worden, oder die Gelingnng und verlangte Würcknng davon zu hoffen; denn vieler andrer Einwendungen und Anstösie zu geschweige», so wolle der Handel schier einer Superstition verdächtig werden, weil in der Description solcher Lampen - Bereitung gedacht wird, daß ein Theil deß a) Yid. Part. 4. Magia P. Schotti lib. I. p. m. 58. seqq. b) Vid. Celeberrimi Dn. Doctoris Wagenselii sex Exercitationum, Exercitationem secundam p. 69. seqq. gelben Wassers, so sich bey Fermentirung deß Bluts absondert, in einem reinem Glase aufgehebt werden soll, um davon Buhler- und Liebs-Trüncke zu machen, denn so man nur 5 oder 6 Tropffen davon einem Manns- oder Weibs-Bilde in starckem Wein eingiebt, müsse selbiges gegen Einem unglaublich entbrennen, und könne man eben also die Thiere zu seinen Diensten gantz willig machen, welches gewißlich ein Zeichen keines guten Geistes sey; denn ein guter Geist gebe zu keinen bösen Händeln Raht oder Unterricht; derhalben setze sich der Urheber dieser Lampen in grossen Verdacht, daß er entweder diese seine angegebene Lampen niemals geprobirt, oder, so es ihm damit gelungen, etwas Abergläubisches damit unterlauffe. Weil auch vors Andre die Description sagt, ein solches mit Menschen-Blut zugerichtetes, und von der Sonnen ange-zündtes Lampen-Oel bleibe und brenne unverzehrlich, so lange der Mensch, aus dessen Blut die Lampe bereitet ist, noch im Leben beharret, und wann er rrancket, gewinne das Flümmlein oder Licht derselben einen blassen und tuncklen Schein; stirbt aber derselbe, so erlesche die Lampe gar und lasse sich hernach durch keinerley Kunst-Ersinnnng wieder ersetzen; so will auch hiedurch die Gewißheit Etlichen zwei-selhafft fürkommen. Denn es scheinet ihnen unmöglich, daß eine Lampe brennen, und doch ihrem Oel nichts abgehen könne. Das Sonnen-Feuer, womit eine solche Lampe muß angelenchtet werden, trucknet und zehret eben sowol die Feuchtigkeiten aus, als die Hitze eines Herd-Feuers. Wird doch das Blut in dem menschlichen Leibe als in seinem natürlichem Sitze und Gefäß bey zuwachsendem Alter und versiegender Grund-Feuchte (oder Humido radicali) von der überhandnehmenden Natur-Wärme allgemählich abgezehrt und verringert, warum nicht auch in einem Glase, ob es gleich in ein Oel zum Theil verwandelt ist? Und wann dann diß wunderbare Lampen-Oel ein so genaues Neben-Gefühl leidet mit dem übrigem Geblüt der weitabwesenden Person, aus deren Blut das Oel bereitet ist, so muß es eben sowol auch in diesem Stuck die Simpathiam empfinden, daß es sowol. wo nicht viel stärcker abnehme, als wie das übrige Blut in den Adern einer altenden Person. Denn jenes wird noch täglich wiederum durch die Speisen in etwas erfrischt, und unterhalten, dahingegen diese Lampe keinen tüglich-vernenerten Unterhalt empsähet. Also sage ich, dörffte mancher Scrupuli-rer gedencken. Ich aber unterstehe mich in dieser Sachen keines Ausspruchs, als die ich niemals versucht oder probirt habe; sondern will lieber Andre davon reden hören, welche, wie der Herr Haupt-Au-thor, in den Natur-Verborgenheiten einen tieffern Grund erreichet haben, als meine Wenigkeit. Unterdessen werde ich gleichwol nicht allein von hochermeldtem Herrn Haupt-Urheber dieses Wercks, sondern auch von etlichen gar gelehrten Medicis, welche zu keiner Snperstitionim geringsten geneigt sind, versichert, daß man schon unterschiedliche Proben der Unfehlbarkeit hiermit, und zwar noch allererst neulich an einem mir benanntem und wolbekanntem Ort gesehen, daß solche Lampen ein unbetrieg-liches Zeichen deß Lebens und Todes ; an sich blicken lassen, indem derselben eine unlängst erloschen, und bald darauf der abwesenden Person, aus deren Blut sie bereitet war, Lebens -Erleschung in Erfahrung gebracht worden. Es scheinet dieses auch um soviel glaublicher, weil allerdings ein Phosphorus, so aus menschlichem Nacht-Wasser erkünstelt ist, das Merck-Zeichen giebt, ob der Mensch noch lebe oder schon verblichen sey. Denn so bald er verschieden, werden auch die Spiritus vitales oder Lebens - Geister, so solchem Phosphoro noch einverleibt waren, verschwinden, und eine gäntzliche Verfinsterung hinterlassen, welche zu mercken giebt, daß nunmehr die Person vom Schatten deß Todtes überzogen sey. So nun allerdings die natürliche Sympathia dem Nacht-Wasser deß Menschen solche Nachricht erscheinen lässt, wie vielmehr wird sie mit einer Lampen die von menschlichem Blut bereitet ist, entdecken können, daß der Mensch sein Leben geschlossen; und hat man also auch die Möglichkeit dessen, was der Herr Haupt-Author von dem Schlangen-Hertzen oben erwehnt hat, für unmöglich zu halten keine Ursach, weil jetzt vernommene, noch viel seltsamere Sachen natur-möglich erfunden werden. Ende dess Dritten Buchs. Dess odjföüftdjm i^^ertzogkhums Hruin Topographisch - Historischer Beschreibung Tncvòtes Ruch. Von den Aatur - Raritäten dieses Randes, absonderlich don dm Zung - Steinen, allerlei) bersteinten Muscheln, Schlangen und Vögeln, don manchen Schau- und Wunder - bündigen Grotten und durch die Uatur selbst bünsttich Zugerichteten Holen, Loie auch Sturm- und Wetter-Uöchern; imgleichen don unterschiedlichen seltsamen Wassern, deren zwar diele auch dorhin im andren Huch, doch nur bürtchch, in diesem aber axtsf ühr l ieb beschrieben Lverden. Unter Loelchen der Weltberühmte Cirlmizrr See insonderheit seinen Lvunderbaren Gigenschafften nach samt seinen unterschiedenen Gruben und Fischeregen dollbömmlich beschrieben tvird, darinn auch ein eurioser Diseurs don den Igeln dieses Kees nebst andrer begfälliger Materi begriffen ist. Das i. Capitici. Von den Schlang-oder Stein-Zungen in Crain und Malta. Inhalt. (Einfältiger gemeiner Wahn don den Malteser-Stein-Zungen. Wril-KrMe der Malteser - Stern - Zungen. WancherleZ Figur der Stein-Augen in Malta. Figur und Farbe der Schlang-Zungen. Dieselbe bachsen nicht nur in Malta allein. Zung-Steine nahe Key Podgoriz in Erain. Deg Caniierschhoff und Upetschach. Widerlegung dess falschen Wahns, als ob es jemals lvürebliche Schlangen gebest. Gb diese Steine aus den Zahnen eines Daub-Fisches Herkommen? Die Gründe dess Boccone stehen nicht unbebeglich und berden alle nacheinander biderlegt. Menschliche Sein-Figuren an der Meirel. Die Stein-Zungen bachsen in der Erden. Materi der Stein - Zungen. Wozu diese Stein-Zungen in der Artzney gebraucht berden. §>as die Natur nicht gemein* sondern nur sehr wenig Oerter i ihr damit danckverbindlich macht, chas setzt man billig unter die Natur-Wunder oder Rariteten der Natur, ob es gleich seine natürliche Ursachen hat. Und von solchen Nariteten oder Natur-Wundern und Seltenheiten deß Landes Crain wird dieses Buch handeln. Wir wollen den Anfang machen von denen so genannten Schlangen-Zungen (Glossopetris.) Hiebevor hat man nicht anderst insgemein gewusst oder geglaubt, als daß die Welt - beruffene Insel Malta von der Natur mit den Stein-Zungen privi-legirt und sonst kein andres Land irgendswo derselben theilhafft sey, welche man sonst Natter-oder Schlagen-Bungen heisst der Meynung, als ob sie in Stein also verwandelt worden. Und weil sie am meisten auf ersterwehnter Insel gefunden werden, da sonst dennoch keine lebendige Schlangen sich spühren lassen, ist daraus dieser nunmehr schon alter Wahn erwachsen, weil dem H. Apostel Paulo nach ausgestandenem Schiffbruch auf selbiger Insel beym Feuer eine Otter an die Hand gefahren, die er ins Feuer geschleudert, so wären alle Ottern und Schlangen dadurch vertilgt und zu Stein worden. Daß dieser Wahn schon von vielen Jahren her daselbst eingerissen und tiesse Wurtzel gesetzt, bezeugen nicht allein die Reise-Beschreibungen, sondern auch andrer gelehrten Männer Schrifften gar häuffig. Unter den neuesten setzt Einer in Beschreibung der Africanischen Inseln diesen Bericht davon: „Das Erdreich in der Insel Malta oder vielmehr die Stein - Felsen sind mehrentheils bleich-gelb und weich, auch deßwegen leichtlich etwas draus zu machen, sollen vom Apostel Paulo gesegnet seyn, daß sie grosse und kleine Schlangen-Zungen unterschiedener Farben und Gestalt hervor bringen, wie auch runde Pomerantzen - färbige, gelbe und schwartze Schlangen-Augen und Zähne, ungleichen Steine, die einer Schlangen Haut ähnlich. Bon den Augen und Zähnen saget man, daß sie wider alles Gisst und gifftiger Thiere Biß oder Stich dienen, ja werden von etlichen nicht l* weniger als der Bezoar-Stetn gepriesen. Für die Augen zu gebrauchen, lasset man sie in einen Ring fassen, also daß sie die blosse Haut allezeit berühren. Die Heil-Kräffte Zähne werden an den Hals gehangen, w .rf- oder man nimt etwas deß Pulvers davon Zungen."" in Bier oder Wein ein, oder lasset sie nur dareiu weichen, und trincket den Wein, oder man lasset Trinck-Geschirr aus dem (Steht machen und trincket daraus. Imgleichen schreiben die Einwohner einem weissen und weichen Steine, der in S. Pauli Grube gefunden wird, grosse Krafft wider allerhand Gifft zu a)." Wir wollen diesem beysügen die Observation deß hochgelehrten und trefflich -wolgereisten Doctoris Simonis Aloysii Tudecii, dieser Zeit StadOPhysici zu Praga. Welcher davon unter andren, dieser Meynung schreibt. „Es seynd von der Victori, welche, der Apostel über das gifftige Ungeziefer erhalten, diese Siegs-Zeichen ans den heutigen Tag annoch Übrig nemlich gewisse Steinlein, welche den Augen und Zungen der Schlangen gleich gebildet und wider mancherlei) Krauckheiten auch allerlei) Gifft augehenckt werden; weil von viel hundert Jahren hero die Erfahrung bewehrt hat, daß sie eine sehr grosse Krafft dawider haben re. Es werden (schreibt dieser Medicus ferner), besagte Augen und Zungen der Schlangen, soviel mir wissend ist, nur allein tu besagter Insel Malta gefunden, indem die Einwohner bei) Vorfall einiger Nothwendigkeit das Erdreich, welches die gantze Insel durch weislecht ist und zwar am meisten beh der Hillen S. Pauli, graben oder den Felsen brechen. Derselbe ist aber so weiß, daß er gleich einer Töpffer-Erde (oder Leinten) mit der Axt oder Beil zum Bau der Häuser und Mauren ans mancherlei) Form und Figur mit leichter Mühe gebildet werden kann. Doch wann er soviel Regen-oder Brunnen-Wassers, als gnug ist, einge-truncken, verändert er sich zum allerhärtesten Stein, daran sich die Schärfte oder Schneiden deß Eisens umlegt; daher es daun scheint, als ob die Ge-bäue in beyden Städten daselbst aus einen gantzen Felsen gehauen wären, maffen sie in freyer Lnfft von der naften a) D. O. Dapper in Beschreibung der Afrikanischen : Witterung sich noch mehr erhärten. Die Nrsach solcher Erhärtung ist meiner Einbildung nach der mit dem Regen und Platz-Regen herab fallende Salpeter (oder Salnitter), welcher eine Yiscosität oder klebrige Eigenfchafft beh sich hat, und zu diesen Steinen (als welche in ihrer Substantz leer und kreidigt seynd und denen die Zungen wie gebranntes Hirschhorn anhangen) entgehet. In diesen Steinen werden demnach besagte Edelgesteine (nemlich die Stein-Augen und Stein-Zungen) überall in gemeldter I Insel, wiewol etlicher Orten in grösserer Menge, gegraben, ^nnd von den Einwohnern in der Stadt feyl hernmge-tragen. Ich selbst habe viel Paar sowol der Augen als Zungen von einem Einwohner um billigen Preis erkaufst, deren etliche noch in ihrer Gebär-Mntter hingen, und eines unter den Augen, welches schöner als die übrige in meiner Rückkehr nach Wien dem f>ochwolgebornen Herrn Herrn Casimir reyherrn von Kielmannseck, mit dem ich ehedessen zu Rom bekandt gewest, verehrt." „Man sindt aber nicht nur allein M-ncher-Augen und Zungen, sondern auch andre ^ Theile deß Eingeweids und Leibs daselbst Augen in in der Erden, als die Lunge, Leber, Mut-. Hertz, Miltz, Rieben und andres dergleichen mehr, also daß es Einem sollte Zweifel erwecken, ob sie von Natur oder durch Kunst also ansgearbeitet seyen. Solche habe ich zu Rom bei) einem Soldaten, der sich in Malta lange Zeit aufgehalten hatte, erblickt und ihm abkauften wollen, aber weder mit bitten noch bieten (nee prece nee pretio) von ihm erhalten können." _ „Die Figur solcher Augen und Zungen Figur de-ist nicht einer-sondern mancherley, denn fd,lan1f etliche Augen seynd grösser, etliche kleiner, un9° " etliche elliptisch (nach dem Ey-Strich) doch gröftern Theils rund. Andre for-miren eine Halb-Kugel, andre eine hyperbojem (oder Stand-Schnit-Form) die Stein-Zungen aber (oder schlang* Zungen) haben eine natürliche Kegeloder Dannzapften - Figur, doch Etliche eine schärfte. Etliche aber stumpfte, Etliche eine regulier, Etliche eine irregulier Kegel-Spitze." „Die Farbe erscheint gleichfalls daran Jhr-F-r^ unterschiedlich, zumal an den Augen, denn etliche seynd Aschsarb, etliche Leber- farb, etliche Erdfarti oder ùntele! -- grau (fasci) etliche schwärtzlich, und diese zwar die rareftett, daher auch in grösserem Werth; daraus ich beh einer Gräfin ein paar mit Gold künstlich eingefasste Armbänder gesehn. Andre seynd dem Stein, welchen man Leucophthalmum nennet, sarb-ähnlich mit einem weissen Augapssel, und selbige auch die allerschönsten, weil sie ein Auge recht abbilden. Sonst aber trifft man sie am meisten in der Po-merantzen-Farbe an rc. a)“ Dieser sonst sowol in der Welt, als in Büchern weit versuchte Medicus ist in dem Stuck nicht recht daran, daß er meynt, man finde solche Schlangen-Zungen-Steine sonst nirgends, ohn allein Die Stein- in der Insel Malta. Denn ob man sie sehnd^auch ifidch nicht aller Orten, auch nicht an Mehrer Or- vielen, sondern nur an wenigen sindt, Malt^ 3U (weßwegen wir sie auch allhie unter die Natnr-Rariteten setzen) so eignen doch die Malteser ihnen solches Privilegium, daß sie nur Key ihnen wachsen müssen, vergeblich zu. Goropius Becanus gedenckt, man finde derselben viele bey Antwerpen. Anshelmus Boetius berichtet, es gebe dergleichen Stein-Zungen gleichfalls bey Lüneburg in der Allaun-Gruben. Eben das berichtet Georgius Agricola, wann er schreibt: Ad linguam penò habet similitudinem ea glossopetra nigricans, quam Germani natricis linguam vocant : cui similis non est, sed magis linguae pici. In Saxonibus Lunaeburgi reperitur, in terra aluminosa. „Derjenige Znng-Stein, welchen die Deutschen Nattern - Zunge nennen, hat schier eine Gleichheit zu der Zungen. Welcher sie aber nicht, sondern mehr der Zungen eines Spechts gleichet. Bey den Sachsen zu Lüneburg wird sie in dem Allaun-Erd-reich gesunden, b) Vorher in sünfftem Capite! spricht er: „Die Stein-Zunge (oder der Zungen-Stein) ist einer menschlichen Zungen ähnlich, bißweilen der Zungen eines Spechts oder einer Dohlen. Ich habe eine gesehn, die vierdthalb Zwerch-Finger lang, wovon das Vordre Theil gespitzt war. Sie zoch sich aus dem Weissen aussTunckle, war zu beiden Seiten wie mit Säg-Zähnen besetzt, und am äuffersten Ende mit einem kleinem Punckel gleichsam ge- a) Vid. Observat. CXIX. Anni IX. & X. Academiae Curiosor. p. m. 287. b) Georg. Agricola lib. 7. de Natura Fossil, fol. 628. zähnt. Der Hintere Theil ist gehörnt und schwartz. Der untere Theil hatte da, wo er flach und eben, eine Länge von dritt-halb Fingern, der obere aber da, wo er sich auswarff, zween Finger rc. c) Was braucht es aber ausländischer Zeugnissen darznthun, daß Malta nicht allein solche Stein-Zungen aus ihrem Erd-Rachen, wenn man denselben ansbricht, hervorstrecke, indem unser Crain dieses allein gnug ausmachen kann? Ich* habe Aètne"',» die SteinerneSchlang-Znngen an 4 Orten Crà°nahe in Crain angetroffen, als; erstlich unter bcy Pod-' dem Heiligen Berge ans einem klei- gonz' nein Berglein unter einem Felsen nahe bey Podgoriz. Und zwar habe ich daselbst die grössesten gesunden. Der allergrösseste hat ein und zwantzig Lot gewogen. Wie-wol es sonst derselben auch, zu sünss und dreyLot, insgemein aber nur ein Qnintlein schwer giebt, ja auch noch wo! geringer. Sie seynd denen natürlich, gleich welche man deßmegen aus Malta bringt, weil man sagt der H. Paulus habe alle Schlangen gebannt, woraus sie wären zu Stein geworden. Nimmermehr wird Einer diese Crainerische von den Malteserischen zu unterscheiden wissen. Und kann ich* mit WarHeit sagen, daß die Schlang-Znngen aus den Felsen wachsen, und keine Schlangen jemals gewesen, sondern ein Spiel der Natur seynd. Zum andren habe ich bey Canderschhos Bey Can-auf einem Acker derselben auch viel kleine upet-I gesunden. schach. Drittens habe ich auch in der Grotten bey Upetschach diese Steine gesehn, wie allbereit vor diesem in der Kurtzen und Summarischen Topographia bey Nennung selbiges Ober-Crainerischen Dorffs ist erwehnt worden. Letzlich und vierdtens bin ich auch unter einem Felsen nicht weit von selbiger Grotten dieser Zungen-Steine ansichtig worden. Also erhellet hieraus die klahre Gewiß- àd«le-heit, daß nicht die Insel Malta allein diesel- falschen ben besitze. Gleichwie auch Fieses zugleich Wahns,^ daraus erscheint, daß diejenige einsältiglich würckliche ° ge irret, welche bißhero in der Nieynung ge- Schlangen standen, es wären Reliquien und Zungen scroeit-derjenigen Schlangen und Ottern, welche der H. Apostel hette in Stein verwandelt. Man stehet auch wol, daß sie keinen Schlangen oder Otter-Zungen, wie sie Ob diese Steine aus den Zähnen eines Raub-Fisches Herkommen. in Europa fallen, ähnlich, und bezeugt ja auch erst angezogener Tudecius, daß sie i gegraben werden. Wären es jemals Schlau- j gen-Zungen gewest, und also versteinert worden, warum sollten denn nur allein die Zungen und nicht auch der gantze Dalg oder Leib der Schlangen in Stein übrig geblieben fehlt, und wie sollten doch wol so viel Schlangen an einem Ort sich auf ein Mal zusammen gehäufft haben, als viel man dieser Zungen-Steine an einem Ort offt behsammen findet. Etliche halten mit Plinio sie für Donner-Steine, andre für die Zähne deß Fisches Carchariae, welchen die Seefahrende Hä Yen nennen. Solches glauben Cae-salpinus a) Fabius Culumna 6), welcher letzter solches mit mancherlei Beweißthü-mern zu befestigen sich bemühet. Eben dieser Mehnung geht auch der viel-erfahrne und gelehrte Sicilianische Edelmann Paul Boccone mit unterschiedlichen scheinbaren Gründen zu Hülffe, die mehrentheils Hiermit bestehen. Erstlich, daß ans der Insel Malta die Versteinerungen unterschiedlicher Theile oder Gliedmassen mancher Thiere gar gemein, woselbst er dreherley Gattungen von Schwein-Igeln gesehn, so in Stein verwandelt worden, ungleichen auch Steine, die den Gliedmassen manches Thiers ähnlich gewest, und etliche Arten von Krebsen, deren Schalen zu Stein worden. 2. Wann man die Zähne deß neulich gefangenen Raubfisches Carchariae sollte anatomiren, würde man finden, daß ihr äusseres, ihre Wurtzel, und das Futter, darinn die Zähne stecken; von gleicher Form und Composition sehen, als wie man an unterschiedlichen Malteser Stein-Zungen siehet. 3. Achtet er insonderheit dieses für keinen leichten Beweiß, daß, wenn man die Schlang-Zungen brennet sie gleich wie die Beine oder Knochen sie vorher in Kohlen verwandeln, ehe dann sie zu Kalck und Asche werden; da hingegen die Steine, welche zu calciniren sind, unmittelbar in Asche verfallen. 4. Die Wurtzeln der Stein-Zungen werden seines Berichts gemeinlich auf mancherlei Weise zerrissen befunden, welches einen klaren Beweiß gebe, daß sie an dem Ort, wo man sie gräbt, von der Natur nicht erzeuget worden; sintemal a) lib. I. de Metall, e. 44. b) In App. 1. de Purpura. dieselbe andre mit Figuren bezeichnete Sachen, so man gräbt, in ihren vollkommenen oder gantzett Bärmutter ohn einige Verletz- oder Stümmlung formire. 5. So mehltet er, es gedehe seinem Urtheil dieses zur Gunst, daß die Substantz in unterschiedlichen Theilender Stein-Zungen unterschiedlich ist, nemlich in der Spitzen eine dichte, feste, und durchgefüllte Substantz , in der Wurtzel keine feste oder dichte, in dem Ober-Rand-Theile eine zu-sammengedrungne, in dem Marck ein porèsische Lufft-löchrige oder luckere, und ädrichte. Zudem ist die Auswendigkeit (Superficies) glatt und gleichsam Polit wider die Gewonheit der Natur, die keinen Stein, er seh gemein oder edel, so polit und glatt formirt. Es seh Hiebeh die Figur zu betrachten, die in viel Weise veränderlich falle, sowol als ihre Grösse: denn es werden grosse, breit, dreheckigte, schmäle, kleine, gar kleine, kegel-förmige, gerade, krumme, Vorwerts, Hinterwerts, rechts- und lincks sich krümmende, mit kleinen Säg-Zühnen, oder grössern Kerben und Spalten gezierte, gefunden, und sehnd die Pyramidal-förmige osft gantz ungekerbt. Wie er nun gäntzlich glaubt, es seh hie-mit genug erwiesen, daß die Schlang-Zun-gen nicht unter die Steine gehören, also schätzt er hingegen damit fest genug gestellt, daß es rechte Zähne derer Raub-Fische sehen, welche von den Fisch-Beschreibern, Lamia, Canis, Carcharia, Aquila und Requies, das ist, der Häin, der Hund, der Fisch-Wolfs, der Fisch-Adler benamset werden. Er will sich hieran auch nicht hindern lassen durch den Einwand, daß man diese vermehnte Schlang- oder Stein-Zungen an solchen Orten der Insel Malta finde, die gar weit vom Meer entferrnt sehn, dahin schwerlich solche Fische jemals gekommen, vielweniger einen solchen Haussen vottz Zähnen, wie man noch auf den heutigen _ Tag von dannen heraus bringt, daselbst abgeleget oder fallen lassen haben; weil man aus vielen Philosophis und Historicis wisse, daß bißweilen mitten aus dem Meer neue Insel entstanden, daraus denn erhelle, auf was Weise solche Fisch-Zähne mitten in der Insel begraben worden. Und so vielleicht ein Eigensinniger nicht zugeben wollte, daß die Insel Malta auf solche Art hervorgekommen, könne man gar wol es den Überschwemmungen der Wasser-Fluten, ja gar der allgemeinen Sündflut zuschreiben; wer auch dieses nicht hören wolle, der müsse dann sagen, wie und durch welche Gelegenheit dieStücker oder Trümmer von Schiffen, die Ancker, Corallen und andre dergleichen Dinge in oder aus solche Berge gerathen; denn daß solche allda sollten gewachsen seyn, wird keine gesunde Vernunfft sagen. Uber die gewaltige Menge aber solcher Zähne wird sich kaum Einer verwundern, der da weiß, daß besagte Raub-Fische nicht allein bei) gantzen Haussen herumstreis-fen, sondern auch in ihrem Rachen eine grosse Anzahl der Zähne beschlossen, welche bei) etlichen leicht über sechshundert steigt, a) ^BBo^onc r ìvenn man alle diese Beweis-stehen nicht'' thümer recht examinireii sollte, würde unbeweglich, sichs befinden, daß dieser sonst curiose Author mit keinem einigem Rechte auslangt. Daß die Glieder mancherlei) Thiere, auch gantze Igel und Krebse in der Malteser Erden versteinert worden, dringt uns zu keinem unumgänglichen Schluß, daß die Stein-Zungen nichts anders, als Raub-Fisch-Zähne sehen, so zu Stein geworden. Denn es ist erstlich noch gantz ungewiß, ob solche Thier-Figuren aus recht natürlichen Thieren daselbst entstanden, und die Thiere sich würcklich in Stein verwandelt haben? Die Natur kann ohne I Versteinerung eines lebendigen Thiers für sich selbst solche Figuren in der Erden formiren. Wie man dergleichen Natur-Spiel mancher Orten in den Gruben und Bergwercken vielfältig antrifft. Doch gesetzt, es habe die Malteser-Erde eine Versteinernngs-Krafft, welches man nicht streiten will, und habe auch biß-weilen einen Erd-Krebs oder andres Thierlein etwan würcklich versteinert, so bin ich darum ja noch lange nicht gezwungen zuzugeben, daß deßwegen keine Stein* g .. Zungen und andre dergleichen Sachen in teitW6°% selbiger Erde entstehn können. Denn wie *Vife§tflen sollte die Natur nicht sowol an solchen Orten, wo die Versteinerung herrschet, als anderswo mit den Bildungen ihr Spiel treiben können? Vielmehr hat sie in den Stein-Gruben, Marmel-Brüchen, und in einer mineralischen Erde ihre rechte und meiste Spiel-Häuser, da sie in ihrer Bild-Kunst neben dem Ernst auch vielfältig schertzet, Bäume, Beine, a) Vid. Reeherehes naturelles de Monsieur Boccone p. 306. Knochen, Köpfte, Thiere u. a. m. aus Steinen ertichtet. Welche Getichte sie nicht eben also verfertigt, daß sie allemal solche rechte natürliche Sachen mit einem steinernen Uberzuge überkleiden sollte, sondern mehrentheils ohne dieselbe selbst aus dem steinigtem oder mineralischem Erdreich, sonderlich aus dem saltzigtem und allaunichtem solche Gestalten hervor bringt, wie man in manchen Grotten, da niemals einiges Thier hinein gerahten, noch einiger todter Mensch hineingestellet, noch einige Seule hinein gesetzt worden, dennoch Menschen-ähnliche Bilder, Thiere und Seulen von Salpeter oder dergleichen Materi mit Verwundrung antrifft. Beh der Polnischen Stadt Casimir Figuren am Ufer deß Weixel-Stroms, findt man $eefn^lla^0C nicht selten menschliche Schienbeine, Zähne der Weixel. und Hirnschalen unter der Erden, welches der gemeine Mann für Riesen-Gebeine ansihet; da doch, wie der Jesuit Tylkowsky erweiset, solche Figuren die Natur würcket, und aus dem Mergel oder weichem Letten foriniti, b) Es bezeugen die heutige Natur-Erfahrne, daß schier kein Thier, noch Gliedmaß eines Thiers bekandt sei), welches man nicht irgendswo unter denen Sachen, die sich graben lassen, vorgestellet finde. Derhalben, wenn man in der Erden einen Stein, so irgend einem Thier oder Gliedmassen deß Thiers ähnlich erblickt, ist solches noch kein unstrittiger Beweis, daß ein solches Thier oder Thier-Glied in seiner rechten wahren Substantz allda gewesen und versteinert worden sei); weil die Natur selbst, als eine künstliche Bild-künstlerinn, solche Bildnissen daselbst ans der irdischen, steinigten oder leimigten Materi machen kann. Und wann sie gleich bißweilen ein rechtes, wahres Thier oder Stück vom Thier versteinerte, kann man daraus noch keine allgemeine Regul machen, als ob sie alle ihre Figuren aus dergleichen zufälliger Weise angetroffenen Stücken verfertigt hette. Diesem nach fällt auch deß Boccone Schwachheit sein zweyter Beweis zugleich mit übern yeroe“fjm Haussen, welcher darinn bestund, daß die Wnrtzel und das Futter, darinn die Zähne deß Raub-Fisches stecken, in der Form und Zusammenfügung mit den Malteser-Stein-Zungen Übereinkommen. 6) Vid. Adalb. Tylkowsky Philosoph. Curiosae pars. 2. p. 31. Unkrafstdeß dritten. Ten dritten Beweis, welcher tool sein allerfürnehmster ist, hat vor ihm schon Fabius Columna geführt, nemlich, daß die Stein-Zungen, ehe sie äschern oder in Kalck zergehen, vorher zur Kohlen werden, wenn man sie mit Feuer angreifft. Aber Columna und Boccone haben hiemit ihrem Vorgeben noch keine starcke Seule, sondern gleichsam nur ein Schilfs-Rohr oder Stroh-Hälmlein untergestellt. Denn erstlich zweifelt man noch billig, ob solches Experiment gewiß sey, nachdemmäl Reiskius versichert, solches treffe bey den Lüneburgischen Stein-Zungen gar nicht ein, ob solches gleich wahre Stein-Zungen seynd, sowol als wie die Maltesische; sintemal jetztbesagte Lüneburgische, wenn man sie in die Glut wirfst, keine Kohlen, sondern lauter Asche oder einen glintzen-den Kalck hinterlassen. Wie man dann auch an dem gegrabenem Einhorn und Elffenbein und an andren Dingen, die in dem Lüneburgischen Erdreich daselbst wachsen, anders nichts heraus bringen kann, wenn man sie ins Feuer legt. Was sollte eine saltzigte oder allaunichte und grob sandigte Erde nach der Verbrennung doch auch tool weiters hinterstellig lassen? Es mag sehn, daß ein Theil der Stein-Zungen ein wenig länger sich im Feuer gehalten, und so geschwinde nicht als der andre vom Feuer sich aufgelöset, daß darüber der Columna und Bocconne in den Wahn gerahten, als ob die Stein-Zunge erstlich zu Kohlen und hernach erst zu Asche würden. Denn von denen Lünebnrgischen beglaubt Reiskius, daß der vordere Theil derselben, welcher glatt ist, dem Feuer leichtlich nachgebe, weil es mehr saltzigter und flüssiger Substantz an sich zu haben scheint; der Hintere Theil aber oder Grund widerstehe dem Feuer länger, werde doch endlich nebst dem vorigem zu Kalck und Asche. Jedoch wir wollen setzen, daß vielleicht aus den Malteser Stein-Zungen Kohlen gebrannt werden, so wird dennoch Columna und Boccone damit wenig oder nichts für sich erhalten. Denn wann sein Obersatz, nemlich daß gar keine steinigte Substantz sich zu Kohlen resolvire, allgemein wäre, so würden auch die Zungen-Steine keine Kohlen geben können. Die vermeynte Raub-Fisch-Zähne seynd entweder in Stein verwandelt oder nicht. Seynd sie verwandelt, so gehören sie alsdann unter die steinerne Substantz oder Materi, und nicht mehr unter die Kehrichte oder knöcherne, sintemal sonst keine Verwandlung könnte geschehn seyn. Seynd sie aber nicht verwandelt, so können sie nicht versteinert und auch keine so lange Zeit über unverwest geblieben seyn. Also muß unwidersprechlich folgen, daß auch einige steinerne Substantz in dem Feuer zu Kohlen werden könne, und ist demnach erstgedachter Ober-Satz unrichtig. Uberdas weisen ja die Stein-Kohlen das Widerspiel sowol als dasjenige Holtz, so man aus der Erden zu graben Pflegt. Sein vierdter Beweis von den zerrissenen Wurtzeln oder Stein-Zungen besteht eben so wenig. Denn werl die Wurtzel etwas weicher, kann es leicht geschehn, daß, wenn sie einen harten Stein geborn, sie etwas eintrnckne und ausspringe, wie ein leimigter Bodem zu thun Pflegt, wann er gar zu hart trucknet. Und muß Boccone noch erst fest stellen, daß gar keine ' mit Figuren gebildete Sachen, so man : gräbt, mit einiger Verletzung oder Riß : erscheinen. Der fünffte Beweis kann gleichfalls mit Grunde widersprochen werden, und ist so gering, daß wir ihn nicht auf die Wage legen (das ist, nicht examiniren noch erörtern) , mögen, weil er gar kein Gewigt hat. Wie er nun nichts weniger als gründlich durch solche fünff Gründe erwiesen, daß der Zungen-Stein nicht unter die Steine gehörig, also kann er noch viel weniger behaupten, daß es Zähne deß Raub-Fisches seyen. Es steht je freylich seiner Meynung solches gar sehr im Wege, daß man die Stein-Zungen in der Insel Malta an solchen Orten findet, die ferm vom Meer entlegen, und noch vielmehr, daß man sie eben sowol in unsrem gebir-gigtem Erain, als wie bey der Stadt Lüneburg antrifft. Aus welcher Geschicht-Beschreibnng wird er doch wol darthnn, daß das Meer diejenige Erainerische oder Lüneburgische Oerter überschwemmt habe, wo die Stein-Zungen erzeugt werden? Die Sündstut dienet ihm zu keiner Erweislichkeit noch Ausflucht. Wann gleich das Wasser den gantzen Erd-bodem und alle hohe Berge überstiegen, sollten darum die Stein-Zungen bey solcher Sündflut zu den tieffeit Busen der Berge und der Erden sich hineingedrungen haben? Sollte es auch wol glaublich fallen, daß den Raub-Fischen die Zähne ausgefallen und entweder Ungrund deß vierdten Beweises. Deß fünff' ten. mit dem Erdreich bedeckt oder in den Stein-und Felsen-Holen verschlossen worden, und noch biß auf den heutigen Tag daselbst verborgen sitzen? Sollten wol die härteste Stein-Felsen und Stein-Klippen in ihre Adern und verborgneste Gänge die Fisch-Beine und Zähne eingelassen und eingenommen haben? Für diejenige Oerter, so dem Mittel-Meer benachbart sind, mögte man solches noch wol leichter zugeben, aber viel von dem Meer mächtig-weit abgelegene Berge werden sich dawider setzen. Zudem bestrafst der Raub-Fisch, welchen man Hain und Kreutz-Hayn nennet, nicht alle und jede See-Küsten, sondern hält seinen gewissen Strich und denselben nicht in allen Meer-Wassern. Sollten die Stein-Zungen lauter aus derSünd-flut hinterstellige Raub-Fisch-Zähne und solche Fische allenthalben geschwommen seyn, so müssten sie überall nicht nur durch gantz Deutschland, sondern auch in gantz Europa gefunden werden. Zudem (siebt man dem Columna und Boccone billig insgemein auch dieses zu bedencken, daß vermutlich nimmermehr soviel tausend Zähne von Anfänge der Welt allen Raub-Fischen aus den Kinnbacken gefallen, als viel man bishero der Stein- ' Zungen hat ausgegraben und derselben noch immerzu je länger je mehr ausgegraben werden. Obgleich auch nicht nur zweyhun-dert, wie Fabius Columna, sondern wol sechs hundert, wie Boccone gedenckt, bißweilen dem Raub-Fische im Rachen sitzen, und solche Fische seit Erschaffung der Welt biß an die Zeit der Sündslut alle abgestanden (oder gestorben), hernach durch Wind und Wellen an den Strand getrieben, die Zähne mit der Zeit heraus gefallen wären, daselbst mit Leim und Sand hetten bedeckt und endlich in Stein verwandelt werden können, giebt doch solches keinen gewissen Folg-Schluß, daß es würcklich also zugegangen. Denn es geschicht darum nicht Alles, was möglich ist. Daß bißweilen einige Schiff-Trümmer oder Korallen auf die Berge gereihten, kommt nicht von der allgemeinen Sündslut, sondern daher, daß entweder solche Trümmer der zerstossenen und gebrochenen Schiffe von einem Meer-Würbel verschlungen, und in einen unterirdischen Canal getrieben worden; da sie endlich gestrandet, und nach- | dem der Canal durch einen neu-entstandnen Berg etwan verstopfst, auch solcher neuer Valv. IV. Buck Berg mit der Zeit durch vielfältige lange Stürme wiederum guten Theils abgetragen und erniedrigt ist, zuletzt ans Licht hervor gekommen, oder, daß etwan mitten in einem See gähling ein grösser Berg sich hervor und aufgeworffen (wie solches, sonderlich bey großen Erdbeben und Wasser-Fluten bißweilen geschicht), und solcher neuer Berg ein über sich angetrosfenes Schiff oder Stuck vom Schiffe ans seinen Rucken von dem nassen Rucken deß Meers versetzet hat. Wann aber ans einem Berge Korallen gefunden werden, muß es ein Spiel der Natur seyn, welche bißweilen in der Erden den Geburten deß Meers hierinn nachaffet. Denn es bezeugen glaubhaffte Scribenten, daß es einiger Orten gantze Felsen und Klippen von Korall gebe. Und wann mitten auf dem Lande oder auf einem Berge ein rechtes Korall - Gewächs erblickt wird, darff der Cavallier Boccone nicht lange fragen, woher es komme? Sintemal er sich selber beantwortet, und in solcher Antwort sich selber schlägt, wann er spricht: Nous sommes assuré, que les grands Fleuves ont accostumò d'ar-racher & traisner assez de terre, pour former des Isles d’un hauteur & dune profondeur considerable &c. Er will sagen, die groffen Haupt-Ströme raffen Erdreichs gnug mit sich fort, davon eine ansehnlich-hohe Insel formirt werde. Und sagt hernach ferner, daß auch an ferrn-vom Meer entferrnten Orten durch Erd-bidem oder nach und nach durch Applicir-oder Zustossung mehrers Erdreichs solche Inseln sich erheben könnten, und man also nicht zweifeln dörffte, daß bey solcher Gelegenheit die Korallen und gleichfalls die Raub-Fisch-Zähne dahin gelangten. Allein es braucht grössere Mühe, solches von den Fisch-Zähnen zu bescheinigen, weder von den Korallen. Denn die Korallen leben nicht, daß sie könnten, wie der Häin-oder Schad- Fisch behände zurück oder davon schwimmen, wann der Strom oder das Erdbeben oder die allge-mähliche An-und Abflössung eine Insel formirt. Der Strom oder das Meer mag tausend Inseln hervorgeben, so wird sich kein einiger Fisch damit befangen lassen, wie zwar durch den Wieder-Ablauff eines übergeloffenen Wassers geschicht, da mancher Fisch verlassen wird, und auf den Trucknem ligen bleibt; angemerckt 2 Die Stein-Zungen wachsen in der Erden. Materi der Stein- Zungen. bey Entstehung der Inseln die Fische viel füglicher davon kommen körnten, weder bey dem Ablaufs einer Wasser-Flut, da das Wasser sie betriegt, indem an nidrigern Orten ein Theil desselben hinterstellig verbleibt, wann das übrige wieder davon geflossen, und zuletzt vertrocknet, wodurch alsdann die Fische in Verhasst bleiben müssen. Zudem giebt es nicht allenthalben, wo man Stein-Zungen gräbt, solche Haupt-Ströme oder offenbare Seen in der Nähe, und geschicht so wnnderselten, daß in Crain oder im Lüneburgischen durch Erdbeben eine hohe Insel oder ein Berg entstehen sollte, daß man gewißlich gar langsam und wenig Stein-Zungen daselbst antreffen würde, so man derselben durch solches Mittel, nemlich durch die Raub-Fisch-Zühne, nur allein habhafft werden konnte. Uberdas wird matt der Korallen keine sonderliche Menge, sondern nur wenige auf dem Lande finden, wann sie das Meer vielleicht daselbst hat zuruck gelassen: der Fisch-Zähne aber müssten aus ein Mal viel Millionen samt allen dencnFischenselbsten, die solche Zähne geführt, zurück bleiben, wann die Stein-Zungen nichts anders, als solche versteinerte Fisch-Zähne wären. Viel leichter und Vernunfft-mässiger beharret man demnach bey dem Urtheil Gtesneri und Boethii, daß die Stein-Zungen an denen Orten, da man sie ans-gräbt, in der Erden erzeugt werden. Sie arten ja mit ihrer gantzen Substantz und schwartz-lechten Farbe und Resolvirung oder Zerreißung ihrer Mutter der Erden nach, wie andre Steine, und haben zu ihrer Materi ein saltziges allauniges Erdreich, dem Gott die Bersteinerungs-Eigenschafft hat zugeeignet. Sie bekennen ja ihren Ursprung gnugsam mit ihrem rauhen und steinigtem Grunde, Fuß oder Unter-Theile. Welches auch die Malteser und Jtaliüner gar wol wissen, aber dennoch aus andächtiger Leichtgläubigkeit es bey den einfältigen Gedancken etlicher frommer Alten, daß es Schlangen-Zungen seyn sollen, verbleiben lassen. Welches doch gleichwol der Haupt-gelehrte und verständige Hieronymus Welschius a) nicht für bekandt annimt, wann er schreibt: Das glauben wir annoch nicht, sintemal wir wissen, daß sie warhafftig steinern und solche Dinge seynd, die man aus der Erden gräbt. «) In Heeatostea 1. Num. 44. Eine unverwerffliche Anzeigung ihres irdisch-steinernen Ursprungs und Wachsthums kann man insonderheit hieraus nehmen, daß sie zunehmen in ihrem Wachsthum, und in der Erden aus kleineren grössere werden, biß sie zu behöriger Grösse gelangt. Massen solches gedachter Reiskius von den Lüneburgischen Stein-Zungen bezeugt, und sich von den Maltesischen keines andren versichert. Mit welchem man derhalben den besten Fug hat zu schliessen, es streite wider die Natur, wider das würckliche Befinden und wider alle Erfahrung, daß die Stein-Zungen aus den Raub-Fisch-Zähnen sollten entstanden seyn. Diesen stimmt auch Olearius in seiner Gottorffischen Kunst-Kammer bey, wann er schreibt: Ob wir zwar eben solche Zähne, wie die kleine (Stein-Zungen) seynd, noch in drn Rachen eines (Jarchariae (oder Raub-Fisches) fitzen haben, so fiehet man doch, daß beyderley Art in der Erden wachsen, und haben noch theils ihre Mutter an sich a). Es werden diese Stein-Zungen gerühmt für eine gute Artzney wider allen Gisst und zwar insonderheit wider Schlan-gen-Biß. Sie sollen auch heilsam seyn in hitzigen Fiebern, Flecken und für die Würme der Kinder. Rondeletius will, daß sie den Kindern auch zum Zahnen sehr behülfflich seyn,wenn man sie ihnen an den Hals henckt, ihnen auch den gählingen Schrecken benehmen 6). D. Bartholini schreibt, er habe von einem guten Freunde verstanden, wann eine kreyssende (oder an der Geburt arbeitende) Frau einen Malteser-Zungen-Stein (oder Stein-Zunge) in der Hand so lange hält, biß er erwärmt ist, so be-fordre er die Geburt. Derselbige Doctor Bartholini vermeldet daneben, es habe seines guten Erinnerns denen Kindern, die das Freischlein (oder die böseKranck-heit) bekommen, gut gethan, so man ihnen mit einem Zungen-Stein ein paar subtile Schnittlein gegeben, oder die Haupt ein wenig damit aufgeschärfft. Andrer Zuständen zu geschweige», darinn diese Steine gleichfalls dienlich seyn sollen c). а) Olcar. in der Gottorffischen Kunst-Kammer im 32. Bl. б) Rondelet. 1. 32. c. 10. e) Plura de Glossopetrarum usu v. in Centur. 6. Hist. 1. laudat. D. Bartholini, qui & peculiarem de Glossopetra scripsit Dissertationem. Wozu lief1 Stein-Zuu' gen in lei Artzney dienlich. Obangezogener Tudecius bekräfftiget ihre Krafft wider den Gifft und wider viel andre Kranckheiten, und sagt, daß solches auf der Insel Malta die vielfältige Erfahrung bezeuge, imgleichen daß man sie nicht nur äusserlich gebrauche, sondern auch das Wasser, der Wem oder ein ander Naß, darinn solche Stein-Zungen eine Weite gelegen, eingetruncken werde. Weil nun die Crainerische Stein-Zungen denen Maltesischen allerdings Gestaltähnlich seynd, muß man ihnen keine geringere Tugend zutrauen. Ich hoff, daß hinfüro werden diese Schlangen-Zungen bekandt werden, weilen ich die Oerter angedeutet, allda solche zu bekommen seynd. Dn-s II. LaMkel. Von versteinerten Muscheln, Schlangen und Vögeln. Inhalt. ^virine Steinlein ben ben Aegyptischen Pyramiden. Allerley bersteinerte Muscheln und Austern in Train. Stein-Muscheln ben dem Hertz. Schlange im Stein. Allerley Muscheln in unterschiedlichen Crainerischen Stein - Krüchen. Vogel samt dem fìest bersteinert. Versteinerte Haselnüsse. Tropft- Müsse und Eropff-Sfein-Manbeln ben Tours in Franebreich. Steinerne Schnecken ben ber Enibersitet Altbcrff. Recht-lange Meer-Schnecken, auf dem Acker ben S. Margreten. He der Aegypter die verbindliche Leiber mit dem Balsam, und der Apothecker manche schön-rie-. chende Blumen im Zucker conservili; und erhält, so fristet die 5 Natur im Stein die Gestalt und den Kürper vieler Sachen, als der Muscheln, Austern, Schnecken, Schlangen und andres dergleichen mehr, indem sie dieselben in Stein , verwandelt. Steiniei, Strabo setzt es unter die Sachen, so ^y den Py- ihm gar wunderlich fürgekommen, daß er rainiden. bet) den Aegyptischen Pyramiden etliche Stein-Haussen gesehen, darunter sich kleine Steinlein in Gestalt und Grösse der Linsen, etliche auch so groß, wie Gersten-Körner, gesunden; welche gleichsam halb abgeschält, solche habe man ausgegeben für Überbleibsel derer Speisen, so man den Arbeits-Leuten gereicht, und diesel-bige hetten sich nachmals zum Stein gehärtet, welches ihm nicht unglaublich geschienen. Daß aber selbige Steinlein so glatt wie Linsen gewest, darüber verwundert er sich, a) Hette dieser alte Scribent soviel unter-als über der Erden sich umgeblickt, würden ihm daselbst in manchem Steinbruch, und sonderlich in unseren Crainerischen, noch wol andre viel wunderlichere Stein-Figuren und versteinerte Sachen eine Verweil- und Wolbetrachtung abgelockt haben. Denn es liefert Crain allerley seltsame Muster von versteinten Sachen. Ich* habe darinn vielerley Dings gefunden, so zu Stein worden. Nicht weit von dem Schloß Wildeneck im Moralischer Bodem ist ein Steinbruch, darinn der Stein weich, daselbst findet man die Menge von klein und grosse» Austern, Capesanten und allerley Meer - Muscheln, die zum Stein worden, und gleichsam in dem Stein gewachsen. Wiewol man von solchen Meer-Muscheln, nur allein die leere Schalen finii. Ich halte dafür* dieser Stein sey vormals nur ein Leim oder Letten gewest; denn er ist gar weich, und wann er lange an dem Regen ligt, wird er noch weicher. Woher aber die Meer-Muscheln kommen, wird so leicht nicht nngezweifelt entdeckt werden können. Stenon will in seiner Myologia solche in den Bergen antref- Allerley versteinerte Muscheln und Austern. fende Meerschnecken- oder Muschel-Schalen von der gemeinen Sündflut herleiten. Und zeucht zu dem Ende etliche Ueber-bleibsel von der uralten Toscanischen Stadt Volterre (Volaterra) hervor, die weit älter als Rom, in welchen Ruinen oder Schutt man viel Muscheln antreffen soll; daraus er schliessen will, es allerdings zu glauben, daß solche Muschel-Salen von der Sündflut allda hinterblieben. Daran doch meines Bedunckens noch gar sehr zu zweifeln, sintemal man nicht weiß, ob nicht lange nach der allgemeinen Sündflut selbige Toscanische Gegend von einer andren absonderlichen Wasser - Flut ein Mal bedeckt worden, oder ob nicht, wie ich gäntzlich dafür halte, die Muscheln, so in selbigem Schutt stecken, vielmehr in den Steinbrüchen erzeugt worden. Denn ob zwar der Boccone sowol als der Stenon, solches hart widersprechen, achte ich es doch für möglich und glaubwürdig. Gewißlich daß solche Stein-Muscheln sollten eine Verlassenschafft der ersten grossen Sündflut sehn, verliert allen Schein, wenn man betrachtet, daß obgleich die Sündflut solche Austern und Muscheln zuruck gelassen hette, sie doch dieselbe nicht so tieff der Erden und zwar der festen Stein-Erde oder hartem Steine einverleibt, darinn man sie gleichwol findet, sondern nur auswendig und oben auf der Erden ligen lassen. Und ob man gleich sagen mögte, es hette sich solche Stein - Erde je länger je mehr erhöhet durch den immer zufliegenden Staub, dadurch die Muschel-Schalen tieffer in die Erde versenckt worden; giebt doch solches 'annoch keine Vergnügung, weil solche Muscheln nicht in gleicher Tiesse der Stein-Gruben, son- 1 dem etliche oben in der Höhe, etliche unten, und mitten in dem steinernem Bn-sem stecken. Man würde auch nicht nur in solchen Stein-Brüchen und Sand-Gruben, sondern eben sowol auf dem nechsten Felde oder in dem Bodem deß Waldes dergleichen Muscheln antreffen, wann sie die Sündflut hette dahin geworffen, weil die Sündflut sowol den einen als andren Ort bedeckt hat. Denn obgleich die Muscheln in der See nicht alle beysammcn ligen, sondern bald hie, bald da ein Hauffe der- j selben ligt, wie man bey der Abflut zu sehen bekommt; so machen sie doch solcher Haussen gewaltig viele in der Nachbarschafft, auf einen weiten Strich hin, und gemeinlich auf viel Meilwegs, fort und lassen ihnen ihren Aufenthalt mit keinem so engen Raum, womit die Steinbrüche sich begnügen, beschränken. Ich vermute gäntzlich, wie die Natur manche andre Thierlein auch in der Erden bildetmnd vorstellt, welche sonst gewöhnlich im Wasser leben; also bringe sie auch daselbst etwas hervor, das den Austern und Muscheln ähnlich oder eine gewisse Gattung von Muscheln sey. Wie fremd zwar dieses lautet, wird es doch Einem so ungereimt nicht Vorkommen, wann er betrachtet, daß die Muscheln ans Leimen oder leimigtem Sande und Schleim erzeugt worden. Weil dann in solchen unterirdischen Oertern, wo man dergleichen Muschel-Schalen antrifft, das Erdreich, wie wir vernommen, vor diesem nur ein Leim oder Letten gewest, aber doch mit saltzigter Feuchtigkeit vermengt, so können daraus solche Muscheln erzeugt werden, die zwar der auswendigen Gestalt nach natürliche Muschel-Schalen erweisen, inwendig aber die rechte Vollkommenheit einer Meer-Muschel nicht erreichen. Solches lässt sich damit bescheinigen, daß an manchem Flüssen, Teichen, Weilern, die ein sandigtes Ufer haben, in dem Sande daselbst Muschel- und Auster-Schalen gefunden werden, so denen, die im Meer leben, allerdings gleich sehen; obgleich solche süsse Gewässerwolüber hundert Meilen weit vom Meer entlegen seynd. Daß aus der offenbaren See die Muscheln sich in ein süß Wasser begeben, und einen Strom so weit hinaus gehn sollten, ist nicht glaublich, sondern sie werden am Grunde und auch an den Usern der süssen Wassern erzeugt, nemlich solcher Orten, da der Bodemoder Grund darnach getemperirt,dasistmiteinem saltzigtem Schleim in etwas vermengt ist. Wenn man aber solche Muscheln aus dem Wasser noch frisch hervor zeucht, und öffnet oder offen findet; wird man keine rechte Gestalt eines Muscheln - Fleisches, sondern eine andre feuchte und schlüpff-rige Substantz darinn antreffen, welche, wenn man die Muschel gesotten, gantz abgeschmack ist t). Dabet) hat man abzunehmen, daß die Natur mit solchen Muscheln zu ihrem Zweck nicht gelangt. Wie sie nun in dem Rettich oder schlei-migtem Sande der Flüsse und stehendem t) Massen ich (E. Fr.) dergleichen ungeschlachte Teich - Muscheln in meiner Jugend selbst etliche hervor gezogen und also befunden. Wasser aus denen Particuln, so die meiste Salsuginositet in sich haben, solche Austern erzeugt; so kann sie auch in denen Gruben, die einen letticht-wei-chen, doch gleichwol dabey in etwas steinigten Grund und was Saltzes in sich haben, eine gewisse Gattung von Muscheln gebären; sintemal es daselbst an Feuchtigkeit nicht fehlt, und auch der Regen osft hinein dringt. Wie man denn in solchen Ausflüssen oder kleinen Armen deß Meers, da das Wasser mit der Flut gäntzlich hinweg fährt, gewahr wird, daß die am Grunde häufsig übereinander ligende Muscheln gern an solcher «State, die sehr grob - sandigt, lettig und mit Steinwerck durchmengt ist, ihr Lager haben. Wann aber solche Muscheln sich in den Leimich oder Lettich zu weit vertieften, und der leimigt- oder schleimigte Grund mit der Zeit zu einem Stein erhärtet, verwandeln sich auch diese Muschel-Schalen in Stein, weil solcher Lett eine versteinerende Kraft in sich begreifst, und auch die Muschel-Schalen selbst mit dem Stein in naher Verwandschafft sind. Will man aber dieses, daß lebendige Muscheln in solchen Stein-Brüchen erzeugt werden können, durchaus nicht eingehn; so kann die Natur auch wol gantz unbelebte Muschel-förmige Figuren oder Muschel- und Auster-Schalen in den Stein-Brüchen gebären. Denn so sie ein lignum fossile, ein gleichsam mineralisches Holtz, unter der Erden zeugen kann, uemlich ein solches, das kein versteinertes Holtz, sondern ein absonderliches Werck ihrer Arbeit und weder ein rechter Stein noch ein rechtes Holtz ist a), warum nicht noch viel mehr die Muschel-Schallen, welche vorhin gleichsam steinern sind? Sie macht ja auch Stein-Kolen und formirt völlige Menschen-Staturen in Stein mit Kopfs, Brust, Armen und Beiner, wie die Natur-Verständige zeugen, wie sollte sie nicht auch ein Müsch- oder Schnecklein können in Stein bilden, zumal ohne Leben? Diß ist gewiß viel glaubwürdiger, als daß solche Müschlein von der Sündslut sollten herstammen. Oder es müssen vielleicht vormals durch solche Stein-Gruben gewisse unterirdische Wasser-Adern gegangen seyn, welche solche Muscheln mit sich geführt. Denn daß a) Vid. Lib. VIII. P. Kirchen, Tom. 2. de Mundo subterr. fol. m. 68. nee non Caesius de Mineralibus. auch wol in stiften Wassern eine gewisse Art und zwar lebendiger Muscheln (wie-wol nicht in "ber Menge) gefunden werden, haben wir allererst verstanden. In dem Moreutscher Boden giebt es gleichfalls auf dem Berge einen Stein-Bruch, bey dem Pertz genannt, welcher aber härter als der vorige. In demselben werden eben sowol viel See-Muscheln gesehn. Der Stein-Metz Pertz hat mir * erzehlt, er habe einsmals eine rechte Schlange in dem Stein gefunden, welche gantz zu Stein geworden, und mitten in einem grossen Stein, als er denselben von ander geschlagen, gesessen, weßwegen er sie mit einem Eisen herausgegraben, doch nicht gantz oder unterbrochen heraus bringen können, sintemal sie ihm in 3 Stücke zerbrochen. Beym Caesio liefet man dergleichen, und dabey die Urstich oder Gelegenheit, wie solche Schlangen oder auch wol Kröten dahin gerathen. Und Kircherus setzt in seinem Munclo subterraneo ebenfalls davon ein Exempel. Es kann aber auf unterschiedliche Weise den Schlangen ein solcher Arrest von dem Stein-Safft und steinerendem Spiritu angelegt werden. Denn entweder lässt sie etwan ein Adler aus dem Schnabel hinab fallen, oder sie kriechen selbst willig hinein, weil sie gern den in etwas saltzigten Stein belecken, und vermutlich sich dabey schlaffen legen, unterdessen aber allgemach in ihrer Empfindlichkeit erstarren, oder von dem (Dtein-Spiritu gelähmet werden, daß sie nicht wieder zuruck können, solchem nach sich in die steinerne Natur versetzen lassen müssen. Kircherus bringt andre Ursachen bey, die wir im XXL Capittel unten erzehlen wollen. Zn Watsch, gleich bey dem Marckt, ist auf einem hohen Berge ein Stein-Bruch, darinn der, obgleich ziemlich-harte Stein, dennoch auch viel kleine Müschlein von allerley Art zu schauen giebt. Bey Galleneck hats unterschiedliche Stein-Brüche von ziemlich-hartem Stein, da sich gar viel Meer-müschlein allerley Art entdecken. Nicht weniger hat der S. Ruprechter Bodem einen Stein-Bruch, darinn es voll kleiner Müsch- und Schnecklein. Nicht weit von der weiften Kirchen unter dem Berge, den man den Weinberg nennt, findet man in einem Graben viel grosse Meer-muscheln, gleich denen Stein-Musckiel beh dem Pertz. Schlange im Stein. Allerley Muscheln in unterschiedlichen Stein-Brüchen. Steinerne Schnecken zu Altdorff. Versteinertes Vogel-Nest samt dem Vogel. Capisanten, die seynd durchaus zum harten Stein geworden, und geben in ihrer Härte dem festesten Marmel nichts bevor. Ich * habe derselben etliche mit einem Hammer aufgeschlagen, und darinn eine Menge kleiner Capisanten, als wie gleichsam in einem Nest beysammen gefunden, die allesammtlich in Stein verkehrt waren. Man muß sich verwundern, daß in einer grossen so viel kleine zu finden seynd. Nicht weit von Greilach fand ich * in einem Graben etliche zum harter: Stein verwandelte Schnecken, und da ich sie ausschlug, erblickte ich inwendig das Fleisch, so zwar auch zum Stein erstarret, aber doch noch von solcher Farbe war, wie das Schnecken - Fleisch zu seyn Pflegt, und nichts destoweniger doch so hart, daß es dem härtesten Marmel auch nicht weicht. ******** [Hierinn kann die Natur eben sowol in dem Stein einer lebendigen Schnecken Nachspielen, wie sich solches mit manchen andren Beyspielen liesse bescheinigen. Wie-wol ich nicht unmöglich schütze, daß sie anfangs rechte natürliche Schnecken ge-nerirt habe, welche allda endlich mit der Zeit versteinert worden. Es bringt auch die Natur bey der Nürnbergischen Academi zu Altdorff Schnecken in Stein hersür, welche sie bißweilen eintzeln, bißweilen aber mit grösser Sorgfalt dick ineinander gefügt, (doch so, baß keiner deß andren Vollkommenheit hindere) denen Liebhabern ihrer geheimen Würckungen mittheilt. Die schönste Art dieser Stein-Schnecken findet man in sumpffigten Tieffen oder Grotten, die schlechtere aber auf den Aeckern und in dem leimichten Schutt, welchen man ans den Kellern zu führen Pflegt. Gestalt mir eben in dieser Stunde, da ich dieses nachlast, von einem guten Freunde das Muster davon zu Händen gekommen. E. Fr.] Bey Landsprers über dem Berge bin ich* in einem Graben auch vieler Meer-muscheln ansichtig worden, die eine steinerne Härtigkeit gewonnen, oder vielmehr die Stein-Art selbst angenommen, imgleichen eines Vogel-Nestes mit einem kleinem auf den Eeyern sitzendem Vogel, welches alles miteinander der Stein-ma-chende Spiritus zum harten Stein gemacht. Und dieses habe ich* nebst andren obbeschriebenen versteinerten Stücken _ und einer halben Schlangen, die ich hieselbst gleichfalls angetroffen, dem Monsieur Henry Garbusat nach Lyon in Franck-reich geschickt, auch eben sowol viel dergleichen Steinerungs-Raritäten auf Venedig und nach andren Oertern mehr, denen ich auch etliche versteinerte Haselnüsse samt noch andren Sachen, die sich aus ihrem natürlichen ins Geschlecht der Steine begeben hatten, beyfügte, wie gleichfalls einige Steine, die also gezeichnet seynd, als ob ein Petschafft draus gestochen wäre. Und diese habe ich nicht weit von Hopffen-bach angetroffen. Bey S. Margareten ligt ein grösser Acker, daraus man überall viel Meer-Schnecken findt, die eines Fingers lang, wie auch kürtzere darunter. Doch seynd es nur die ledige Häuslein und gantz unbefleischt. Bey Bolautsche ist ein Graben nahe bey Freyhof und Feistenberg, allwo ein kleines Bächlein fliesst, und es auf beyden Seiten eine Anhöhe oder kleinen Berg hat, den man Bainiza nennt; allda giebts dergleichen lange und kurtze Meer-Schnecken, imgleichen spitzige und auch runde von allerley Gattung. Als ich daselbst ein wenig in die Erden grub, fand sich solcher Meerschneck-Hüuslein die Menge, aber die meiste waren zerbrochen. Ich* vermeyne, diese Meer-Schnecken müssen durch einen unterirdischen Wasser-Gang heraus geworffen seyn. Denn es hat das Ansehn, als ob da, wo dieses Bächlein, langst welchem solche Schnecken hinunter ligen, seinen Ursprung gewinnt, ein gar grosses Loch in den Berg hinab ginge, so aber nunmehr alles verwachsen ist. Wie man auch unfern: von Kropp allerley versteinerte Früchte finde, davon wird das XX. Capittel dieses Buchs, wie auch von einer lebendigen Schnecken im Felsen, Bericht thun. Versteinerte Hasel-Nüsse. Stein mit einem Petschafft bezeichnet. Rechte, lange Meer-Schnecken. Das m. CapitteL Von Enten, so aus dem Berge kommen. Inhalt. Enten so in Cr am aus einem Merg-Moch Herbor brechen. Grosse Menge derselben, so den Mauren Zur Meute gereicht. Geben ein Mehr-Mild nachteiliger Kren- und Ausgelassenheit. Gestalt und Meschaifenheit solcher Enten. jn der Fürstlich-Anrspergischen -Herrschafft Schneeberg, nahe bey cher S. Catharinen-Kirchen, fliesst .ein gar kleines Bächlein, draus lvor etlich und zwantzig Jahren ^viel lebendige Enten gekommen. Zwischen diesem Schloß Schnee-°berg und Laaß aber ist ein andres Loch, draus, wann es starck regnet, das Wasser rinnet. Dieses Loch wird Starseck genannt und giesst gleichfalls ein Wässerlein von sich und zwar aus einem Berge oder Felsen, welcher es durch ein sehr enges Loch (denn es ist nur eines Schuhes breit) aus seiner finstren Versperrung hervor an die freye Lufft lässt. Aus selbigem Loch dringen osft viel kleiner Enten und zwar mit grofsem Ungestüm, also, daß das Loch lauter Enten und Wasser durcheinander gemischt gleichsam heraussyeyet oder von sich bricht. Denn es geschieht dieser Ausbruch oder Hervor-stossnng mit so grossem Gewalt, daß die Enten als wie zerbrochen und gequetscht und auch blind seyn. Zu Zeiten kommen ihrer viel tausend heraus. Im Jahr 1670 kam in selbigem Bodem zur Somnrer-Zeit ein Wasser-Guß, weil ein starcker und langer Regen fiel; da wurden dieser kleinen und schwar-tzen Entlein viel tausend herausgeworffen ; worüber der gantze Bodem zwischen L-chnee-berg und der Stadt Laaß mit diesen Enten überfüllet ward. Denn wanns regnet, wird dieser Bodem überschwemmet und so Wasser-voll wie ein See. Da seynd die Bauren nicht faul gewest, mit Stangen, Stecken, Prügeln und dergleichen drein-und die Enten tobt zu schlagen. Hernach haben sie dieselbe in höltzerne Fässer eingesaltzen, also, daß mancher Bauer eines, zwey oder auch wol dreh Fässer voll eingesaltzener Enten bekommen. Und solches begiebt sich gar osft, wiewol nicht allemal in gleicher Quantità oder Vielheit. Diese Enten seynd zwar klein, doch sehr fett und haben schier mehr Fetts als Fleisches; weßwegen die einge-saltzene nicht gut zu essen, frische aber köstlich zu geniesten. Im Jahr 1677 hat der Fels abermal etliche tausend derselben mit dem Spring-Wasserdeß Bächleins ausgeschüttet; wovon der Müller, welcher daselbst eine Mühle hat, allein über 250 eingesaltzen, die ich selbst besehen*. Das Jahr 1679 beschehrte wiederum etliche hundert solcher Felsen-Entlein. Im Jahr 1683 seynd abermal etliche hundert herausgefallen, und vergeht schier kein Jahr, daß das Felsen - Loch nicht etliche herausschickte, aber, wie gedacht, nicht allezeit so über-häuffig oder bey etlich tausend, sondern nur zu etlich Hunderten auch mehr und weniger. Der Hochwürdige jetzo regierende Prälat von Sittich Herr Ludwig Ramb-schisl Freyherr hat mich berichtet, es sey eins Mals, als er zu Schneeberg (welches Schloß dazumal annoch Rambschißlich war) gewesen, ein grosses Regen-Wetter eingefallen und daraus auch besagte Enten von dem Felsen so häusfig ausgestreut worden, daß das Wasser in selbigem Bodem überall von Enten gewimmelt, und wie das Wasser gefallen, habe man die noch hin und wieder ruckstellige Lacken oder grosse Regen-Pfützen derselben gantz voll gesehen, welche die Bauren mit Stecken und Stangen geschlagen und aufgeklaubt; daß also diese Entlein denen, die sich der wolgemeynten Zucht und sichren Eingezogenheit entbrechen und eine ungezügelte Freyheit suchen, zum Fürbilde dienen könnten, wie schädlich es Manchem sey, wann er Scheu und Geben eilt Lehr-Bild schädlicher Ausgelassenheit. Zwang um Frey und Franck vertauschen will, und wie übel die Ausgelassenheit denen gelinge, welche nicht anders ohn unter einer guten Aufsicht bestehn können. Allzufreye Lust wird gemeinlich mit grösser Unlust geküsst. Gleichwie nun die arme Entlein ihrer gesuchten Lust nicht lange froh werden, indem nicht allein bey ihrem Ausfall ihnen gar weh geschieht, sondern auch alsofort der Land-Mann mit dem Prügel sie dergestallt bewillkommt, daß die Federn darvon stieben: also ists hingegen eine schöne Lust, trefflicher Spaß und Kurtzweil zu schauen, wie sich die Leute alsdann herum tummeln. Bey trudnem Wetter haben sie nichts zu hoffen, denn alsdann kommen keine Entlein heraus, sondern nur beym nassen, und zwar wanns starck regnet oder Wasser-Güsse giebt, so werden ihrer gemeinlich etliche hundert heraus geworffen. Gestalt Ausser dem, daß wie vorhin ist ange-fckàbeit $c¥' diese Enten schwach von Farben, dieser Enten, klein und sehr gequetscht und blind seynd, so können sie auch nicht fliegen, weilen sie annoch keine Federn haben, sondern solche allererst in 14 Tagen, wann sie heraus übrig bleiben und nicht erschlagen werden, gewinnen, also, daß sie davon stiegen können. Daran wol ihre Feistigkeit schuldig styn mag. Welches eine Anzeigung giebt, daß sie sehr gute Nahrung indem Berge haben. Wiewol man nicht wissen kann, worinn dieselbe eigentlich bestehe, werden doch vermutlich Fische ihre Speise seyn. Denn es muß notywendig der Berg einen See im Busem begreiffen. Er muß ihnen auch gute Gelegenheit und Bequemlichkeit erstellen, die Jungen auszubrüten, weil sie darinn ihre Brut und Nester haben. Es wäre zu wünschen und auch der Unkosten wol werth, daß man selbiges Loch tiesse erweitern und einbrechen. Vielleicht hette man nicht weit hinein biß zu dem See, an welchem sich mehrberührte Enten befinden. Denn daß ungefehlt ein See darinn seyn müsse, giebt sowol das herausstürtzende Bach-Wasser als wie die Enten-Menge zu erkennen. Dadurch würde man nicht allein zu einer merklichen Curiositet, sondern auch zu einem guten Nutzen gelangen. Das IV. (Capitici. Von wunderlicher Schifffahrt durch einen Berg wie auch wunderbaren Grotten. Inhalt. Stand (oder Situation) der Kirchen S. Cantiani. Aus-und Einflüsse des Zirlmizer Sees durch einen Serg. Unterschiedliche Grotten selbiges Serges. Zwo Kirchen auf diesem Serge. Wen - richtiger Fels. Drenerlen Wege dazu. Sehr schmaler und schwindelhaffter Stein-Weg. Kuhe bleibt lebendig bmt einem sehr tieften Fall, und geht einen sehr engen Steig wieder hinauf. Privilegium bess Biehes allda für dem Molffe. Grosse und Mild-gefüllte Mildniss. Koch, so zu einer grossen Grotte eingeht. Wancherlev Figuren in denen Grotte daselbst. Dossirliches Urtheil der Sauren daselbst bon selbigen Figuren, dabon auch theils Gelehrte etwas geglaubt, aber allzu geschwinde. Mahre und natürliche Ursach solcher Bildnissen in der Grotte. Geritzte Kamen in Wassersteinerne Silder ben Kueg. Mas daraus für eine Observation zu nehmen. Dieselbe zeigen an, dass diese Wensch-ähnliche Figuren keine Mürrlmng eines Erdbebens, wie auch das auswendige Ansehn. Versteinerung eines gantzen Afrikanischen Dorffs samt dessen Einwohnern. Denrk-Sild etlicher bersteinerten Sodorniten. Weiterer Sebieis, warum man die Figuren in den Crainerischen Grotten für Kerne übernatürliche halten könne. HeschaKenheit des« Steins solcher Figuren in dieser Crainerischen Herg-Wlen. Hild-gefierte Hole in America. Hoch andre verborgene Grotten in diesem Crainerischem Aerge. Canti ANVS’ M ine halbe Meile vom Zircknitzer und eine viertheil Meil vom Dorff Untz steht mitten in der gr öftesten Wildniß die K/and der ^^^^MKirche 8. Cantiani, so man Cantici ^WÄsonst insgemein S. Kozian (oder Kazian) heisst, an einem v ^ „ recht seltenem und wunderba- |^e die rem Ort, gestaltsam beygesetzter Kupffer-Nr9U27_ Stich recht natürlich solches abbildet. In demselben wird die Stelle, wo der Fluß Jezero aus einem Felsen hervor läufst, durch Lit. A. bezeichnet. Jetztberührter Fluß tzs^'und kommt ans dem Zircknitzer See. Denn deß |{[etni= selbige See fliesst zu einem Loch, Karlauza Sees ' genannt, hinein und zu diesem Loch hingegen *cÜg einen wieder heraus. Uber eine halbviertheil-Meile verschlupfft er sich in den Felsen B, das ist in einen ziemlich-hohen Berg, hernach einen guten Musketen-Schuß unter dem Berge durch lauter Felsen und Grotten. Alsdann macht er sich auf der andren Balv. IV. Buch. Seiten zu solchem tuncklem Berg-Quartier wiederum heraus, und läufst wieder einen starcken Musqueten-Schuß weit, allwo er bet) 0. zu einer Grotten einstiesst, die inwendig gar hoch und weit als immermehr die grössest und höchste Kirche seyn mag. Durch selbige Grotte passirt er hernach Jmgleichm in eine kleinere Grotten und also weiter ^rchunter. fort hinein; wohin aber, ist nicht zu wissen, ©romC weil es auch nicht möglich weiter zu fahren und ihm mit dem Schifstein zu folgen. Biß hieher bin Ich Selber * auf einem kleinem Fischer-Schifflein durch den Berg biß in diese letzt-gedachte Grotta gekommen. Durch den Berg fährt sichs gar gut und nnverdrießlich, weil es auch nicht zu finster drinn; angemerckt das Loch oder die Grotte, wie gesagt, sehr hoch und breit wie gleichsam ein Schwibbogen oder Ge-welbe von einem Felsen-Stück. In der andren hohen Groten ist auch noch ziemlich gut fahren, aber weiter hin- Bley-recht- gerader Fels. Dreyerley Wege daselbst. Zwo Kirchen auf dem Berge. Sehr- schmaler und ein nicht rahtsam noch thunlich; sintemal es alsdann finster und weder so hoch noch so breit mehr, auch das Wasser gar starci daher rauscht, und die Mntmassnng giebt, daß es über grosse Felsen fliesfett und unterschiedliche Abfälle oder Stürtznngen darinn thun müsse. Es ist auch hiebet) zn mercken, daß das Wasser zwischen A und B eine, zwo auch an theils Orten dreh Klaffter tieff sey. Denn es wird beh B geschwellt, also kann man hie durch den Berg im Schiffe fahren. Die Strasse oder der Weg, so dich von Zircknitz dahin leitet, wird durch Gr angewiesen. Oberhalb deß Wassers ans dieser Seiten, wo der Weg gehet, ist der Berg (wiewol es im Kupffer so füglich sich nicht lässt andenten) zimlich hoch, daher man biß zum Wasser hinunter auch hingegen ziemlich tieff und gar gäh hinab gehn muß. Ans dem Berge aber, welcher wie verstanden, von ziemlicher Höhe ist, stehen zwo Kirchen, eine grosse und kleine, beydeaber mit einer Manr umfangen, nebenst einem Freit-oder Kirchhof, darauf man kann die Todten begraben. Die grössere Kirche F ist S. (Sa nt ioni, die kleinere F. ist Sanet Benedicts. Das Mesner-Hans wird durch H. bezeichnet. Solches steht alles oben über derGrotten,danntendasWasserdnrchlanfft. Beh I. erhebt sich ein gantz gerader Fels wie eine Manr so Bley-richtig und abgeschnitten, daß der Augenblick von bannen nicht ohne Furcht und Grausen hinab-schiesst, gleichwie auch von der andren Seiten desselben da nemlich das Wasser ans dem Berge kommt und bey C in die Grotten fliesst, das Auge sich hinunter zu sehen für der furchtsamen Abschüssigkeit scheuet; angeschanet es seinen Blick nicht allein gähe, sondern auch gar viel Klaffter tieff seinen Blick hinabfallen lassen muß, wie von einem Berge ins Thal. Der aber darum so furchtsam nicht hinunter zu schauen als wie dieser Fels, weil er so Schnnr-gerad und Manren-gleich eben nicht ist wie diese mit K. K. K. bemerckte hohe Felsen-Wand, welche mit Abhauung aller Clivo-sität oder neigenden Sincknng so gähe oder glatt hinab stürtzet, daß auch keiner Katzen hinunter zn dem Wasser oder zn der Ebne M. M. zn kommen, möglich fällt, geschweige dann einem Menschen, ahn allein durch drey unterschiedliche Wege, die wunderlich genug, als (Erstlich) bey B., da man durch den Berg im Schiffe fahren muß. Hernach findt sich (Zwehtens) hinter der Mesnereh ein Stein-Weg, der aber den Geysen oder Ziegen anständiger als den Menschen. Denn es sihet, ob ein Gestühl oder Brett wäre einer Mauren angeleimt, und ist der Weg etlicher Orten nur einer Spannen-, gar selten eines Schuhes, vieler Orten aber nur vier Figur breit, daher ich* alle Mal mit grösser Furcht drüber gegangen bin. Als ich * im Christ-Monat 1684 Jahrs dahin kam, um diese seltsame Gelegenheit einem Frantzösischen Peregrinatiteli sehen zu lassen, führte der Mesner uns, weil wir teilt Schiff hatten, so uns hette durch den Berg führen können, diesen gesähr-nnd abenthenrlichen Weg, den die Natur doch so kärglich hat abgemessen, als ob sie denselben hette ungangbar wissen oder zu betreten verbieten oder aufs wenigste zn einer Übung fürsichtiger Behutsamkeit bereiten wollen. Unten beh M. M. ist es ziemlich eben, eines guten Musketen Schusses breit und lang. Es siehet einem Hafen (oder Kessel) gleich, und ligt in der Rundung; auge-fehlt die rings umher mächtig-hohe und Bley-recht-erhabene Felsen einen solchen Kreys oder felsichten Krantz formiren, als wann Alles mit fürsetzlichem Fleiß also ausgearbeitet wäre. Ich habe mich wol höchlich müssen verwundern, daß, wie mir* der Mesner erzehlte, vor wenigen Jahren ihm eine seiner Kühe über den Berg, das ist über den Felsen hinunter gefallen, und ob derselbe gleich so hoch als kein einiger Kirch-Thnrn, dennoch nicht allein den Leib nicht zu Tode geschmettert, sondern auch die geringste Belehrung nicht davon empfangen. Er ist doch gleichwol in Sorgen gestanden, wie er sie lebendig mögte wieder heraus bringen, und derhalben in das Dorff zn seinen Bekandten gegangen, um dieselbe um Naht zn fragen. Dann durch die Grotte oder Berg-Höle solches Stück Viehes in einem Schiffe zu bringen, erschien teilte Möglichkeit; angemerckt selbiges Schifflein viel zu klein für eine so schwere Last, und kaum zwo Manns-Personen trägt. Als endlich die Leute dazu kommen und hinunter schauen, da geht die Kuhe diesen so sehr-engen und nngebrei-teten Steig am Felsen herauf wider alle Bermnt-nnd Einbildung der Anschauer, wie dann Einer, der diesen engen Steig und die abschüssige Tieffe betrachtet, es nimmermehr glauben kann. Weßwegeit auch der Mesner und die andre Leute es für ein Miracnl gehalten und geglaubt, schwindel- haffter Stein- Weg. Kuhe fällt von einer grosse» Höhe unschädlich. Geht den sehr sch ma' len Steig wieder hinauf. Gott müsste es nicht haben wollen, daß sich ein Vieh allda zu Tode falle. Kir- Sie haben mir auch erzehlt, der allda soll für'ben wohnende Mesner hielte niemals einen Wvlff privi- Hirten bey seinem Vieh, weil die Wölffe «e-rt seyn. j)ag 2?teh, so zu dieser Kirchen gehörig, nimmermehr angriffen, da es doch dort herum der Wölffe die Menge gäbe. Welche Vielheit der Wölffe daselbst auch nicht unvermutlich ist, denn es findt sich um und um allda die grösseste Wildniß, welche viel Meilwegs weit in die Türckey hinein geht und fern Ende nimt. Grosse Wild- Bey Lit. L., da dieselbe am dicksten und höchsten ist, hat der Fürst von Eggenberg nur gleich von Brettern eine Hütten machen lassen, darunter Er zu Zeiten auf die Hirsche und andres Wild, welches sein Birsch-Rohr verlangt, wartet. Denn diese Wildniß hegt allerlei) Wildes überall die Fülle. Summa, dieser Weg ist eben so unfreundlich als wunderlich und gefährlich. Ter dritte Der dritte und letzte Weg ist auch seltsam genug. Denn man muß in ein Loch steigen, gleich als ob man von einem Dach durch einen Rauchfang oder, Schörstein hinunter kröche. Bey D. geht ein enges Loch von lauter Felsen schier gantz Bley-recht hinunter, erfordert also, daß man sich überall aller Seiten mit Händen und Füssen wol anspreitze und anhalte, so man nicht allzugeschwinde hinab kommen und lieber hinunter stürtzen als klettern will. Alsdann gelangt man nahe zu der großen Grotte, und gewinnt allda einen ziemlich-grossen Raum. 1% 10 zur Gleich auf der rechten Hand geht da-Grotte hi„. wiederum ein Loch, da ich * aber ab gef)et.m= wegen Ermanglung einer brennenden Fackel nicht weit hineingegangen. Dort aber, wo, wie gesagt, ein gnugsam-weiter Raum sich ausdeckt, geht man alsdann weiter hinunter, als wie von einem steinigten: Berge hinab. Und je weiter man über lauter Felsen hinab kommt, je mehr erbreitet, erweitert und erhöhet sich die Grotte, wie die größte und höchste Kirchen-Spitze immermehr thun kann. Allda läufst dasWasser mitten durchhin. Gleich-wol ist es ziemlich licht darinn, weil bey dem Loch C. viel Lichts hinein füllt, und etwas Wenigs auch von Lit. D. Alsdann kommt Einer bey dem Loch 0. leicht hinaus an die Lufft zu M. M. Ist also dieser Weg auch seltsam genug und anfangs mit Furcht begleitet, wo man nemlich gleichwie durch einen Schlott oder Camin hinein nndZmrch festes Anhalten von dem Hinab-Sturtz sich abhalten muß. Wer aus dieser großen Grotten, wodurch das Wasser passirt, weiter gehen will, der lässt alsdann Lichter und Fackeln anzünden, die man nebst dem Fetter zu dem Ende mit hinein bringen muß; und gehet man lincker Hand hart neben dem Wasser durch ein enges Loch, kommt hernach wiederum zum Wasser, und gehet neben demselben ungefähr einen Pistolen-Schnß weit, allemal zur lincken Hand fort; da man das Wasser verlässt und abermal ein Stück Weges ein Zeitlang I fortgehet. Alsdann kommt man immer ans einer Grotten in die andre, wie in einem Hause aus einem Zimmer in das andre, und wird allda unterschiedlich- Mancherlei, artlicher Figuren und Postnren ansichtig, fiTenen bevorab in einer Grotten zur rechten ©rotten Seiten; da es scheint, als träte man in daselbst, eine Stuben oder Zimmer, darinn ein Weber an seinem Weber-Stuhl säße in solcher Postur gleich wollte er Leinwand machen. In einem andren Winckel eräugnet sich gleichsam die Form eines Kamins, und die Gleichniß allerlei) gesaltzenen I oder geräucherten Fleisches, als Schuncken, Würste, Schultern, zwo gantze Bachen Specks; und die dritte Speck-Seite schei, als ob allbereit viel wäre davon abgeschnitten, daß demnach allhie ein Schau-gieriges Auge gmtg und vielmehr als das Maul zu naschen hat. Noch viel andre Abbildungen mehr stellen sich da vor zur Verwundrung über dem so artlichen Gewirck und Spielwerck der heimlich-künstlenden Natur. Das einfältige Bauren Bolck sagt und KurtzwM. glaubt gantz festiglich, diß alles seyen vor-mals recht natürliche Körper, wie auch von solchen das Weber-Bild am Weber-Stuhl ein Figuren, wahrer Mensch gewest, der sich versündigt habe, indem er an einem Feyertage gearbeitet, worauf unser Herr Gott zugegeben, daß der böse Geist zu ihm gekommen und ihn angehaucht, darüber alles in Stein verwandelt sey, und noch immerdar so verbleibe zu ewiger (Bauren-) Gedächtniß. Wer weiß, wann bey denen Schuncken und Speck-Seiten die Natur daselbst auch etwas wie Katzen oder Mäuse in Stein gebildet hette, ob nicht diese gute Leute i gleichfalls auf die Gedancken kämen und Welches auch theils Gelehrte zum Theil geglaubt. Aber gar zu geschwinde. glaubten, solche Katzen und Mäuse müssten Lutherisch gewesen seyn, und an einem Freytage Fleisch genagt haben, darüber sie zur Straffe in Stein verhärtet wären? Wiewol dieser Schertz allhie weder Lutherischen noch Catholischen zum Schimpfs gemeynt seyn soll. Wann aber solcher Wahn der einfältigen Bauren eine Verwundrung erwecken sollte, so müsste uns dieses dann gar entzücken, daß allerdings auch gelehrte und verständige Leute von so possirlichen Ge-dancken eingenommen worden ; Massen ein Österreichischer Cantzler nebst seinem Gefährten Conrad von Meidenberg sich solches auch haben einbilden lassen. Wie in dem Ehren-Spiegel deß Ertz-Hanses Oesterreichs vermeldet wird. „In diesem Jahr (schreibt der zierliche Meister desselben am 322. Blat), it entlieh 1348, entstund den 25. Februarii um Vesper bey hellem Sonnenschein in Oesterreich, Mähren, Hungarn, Kärnten und Crain ein grausames Erdbeben, welches 40 Tage gewährt, und bey sechs und zwantzig Städte samt vielen Schlössern zerschüttert und verwüstet. Es wurden Menschen und Vieh unter die Stein-hauffen der verfallenden Mauren, Tempel und Häuser begraben, auch etliche Oerter von den nechsten Bergen überfallen, zugedeckt und von der Erden verschluckt. Conradus von Meidenberg schreibet selbiger Zeit, man habe ihm und dem Oesterreichischen Cantzler in Crain etliche Mensch- und Vieh-Bildnissen in einer solchen Klufft gezeigt, welche durch einen Erd-Geist in diesem Sturm angehaucht, erstarret und zu Saltz - Seulen geworden rc." a) Ja! es hat sich der hochgelehrte Doctor Schönleben von dergleichen Einfällen (oder Meynung) eben sowol überfallen und betriegen lassen, wie wir unten bey der Hölen Lu eg vernehmen werden. Es ist aber dieses fast lächerlich zu hören. Pur lautere und so starcke Felsen können nicht zusammen gefallen seyn. Einiger Ritz oder Spaltung mögte jemaln an einigem Felsen geschehen, wie bey der Scheidung deß Allerheiligsten, Massen noch heut der Berg Golgatha einen solchen Riß von damaligem Erdbeben weiset; aber daß zw een so hohe und starcke Felsen durch ein Erdbidem sollten zusammen gestossen werden, ist unvermntlich. Ein andres ists, wanns eine Grotta (oder Erd-Höle) wäre, so aus vielen zusammengelegten Steinen bestünde; alsdann mögte man urtheilen, daß ein Berg zusammen geschossen und dadurch eine Grotte formirt. Wollte aber dennoch Jemand darauf beharren, es wären vielleicht die Berge zusammen gefallen, und dadurch solche Grotten entstanden, von den herunterge-tropfftem Wasser aber, welches zu Stein wird, die Grotte also verzinnt, als ob ein Stück Felsen wäre; so stimme ich zwar hierauf gern mit ein, daß alle diese Sachen, als der Weber samt seinem Stuhl, und auch die übrige, itentltch die Schun-cken, Schulter, Würste, Speck und sonst allerley wunderliche Sachen mehr, die allda zu Stein geworden, anders nicht zuvor als ein Wasser gewesen, welches durch die Felsen tropfet und zum festen Stein wird; solchem nach nur das Alles gleichsam ein Wunder-Schertz der Natur; aber es tröpfselt doch gleichwol nicht überall das Wasser herunter, wird auch an den meisten Orten, da es herab tropfst, zu keinem Stein. Und da, wo sichs versteinert, mag doch gleichwol in 100 Jahren desselben wenig zu Stein werden. Daraus folget die Vermutung, es müsse bereits etliche tausend Jahre getröpfelt haben, _ biß von solchen Wasser - Tropffen ein dicker Stein erwachsen können. Denn ich habe* in deß Herrn Grafen Cobenze seiner Grotta zu Lneg wol beobachtet, daß etliche Namen mit einer Messer-Spitzen in dergleichen ans dem Wasser bestandene Steine, daraus es noch täglich tropfst, vor 70 und 80 Jahren geritzt worden, wie die drein gekratzte Jahr-Zahl ausweiset. Solche vielsährige Zeit hindert doch gleichwol nichts, daß man die Namen nicht noch gar hübsch lesen sollte. So sihet man auch wol, daß in solcher achtzigjährigen Zeit solche Stein-Figuren gar wenig, ja schier soviel als Nichts, grösser " oder dicker worden. Ich gläube nicht, daß jemals Einer dieses Hab in acht genommen. Dann ein Theologus (wie unser D Schönleben gewest) und andre dergleichen Leute, so keine Naturalisten sind, noch sich auf die Natur-Kündigung jemals gelegt, vielweniger die natürliche Dinge oder Wür-ckungen practizirt haben, können dergleichen Natur-Fügungen nicht beurtheilen, sondern müssen glauben, was sie von Die wahre Ursach solcher Bildnissen in der Grotte. Geritzte _ Namen in Wasser-steinerne Bildnissen bey Lneg. Was daraus für eine Observation genommen. Dieselbe menen zur Sta, Würckunq d-ß Erd-bebens ^ricanisches Santzes Dorff 5'ri) samt ■Äßen Ein- ssrs" Andren hören oder was ihnen sonst in den Kopsf kommt. Derhalben ist nicht hoch zu verwundern, daß auch unser Doctor Schönleben hierinn mit seiner Mutmas-sung es nicht getroffen, ohnangesehn er sonst ein nicht mittelmässig-gelehrter Mann und sowol in Historicis und Genealogi-cis (sowol in den Geseichten und Stamm-Registern) als in seiner Theologia mehr als alltägliche Wissenschafft gehabt. Denn er ist hiermit, nemlich in solchen natürlichen Dingen, ungeübt gewest, hat sich also nicht zu Helffen gewust. Will man nun erzwingen, solche Speluncken seyen in dem 1348. Jahr geschehenen Erdbeben gescheht!, und von zusammen gefallenem Gebirge gemacht worden, so müssten in 337 Jahren diese von Wasser bestandene Sachen zu solcher Consistentz und steinernen Figur gelangt seyn, welches in so kurtzer Zeit nicht geschehen kann. So hat es auch sonst vor eines Naturkündigers Augen, der vernünfftiglich will davon urthei-len und es auswendig betrachtet, kein Ansehn dazu, daß die Berge wären zusammen gefallen. Wir begehren gleichwol darum nicht ins leugnen zu setzen, daß wol auch einige Wunder-WandlungenlebendigerKreaturen en Stein irgendswo mögen zu finden seyn, nachdem etwan die Göttliche Rache über solche bestialische Leute, die in allerhand Laster-Greueln unerweichlich und gleichsam steinernes Gemüts gewest, deswegen auch mit einer plötzlichen Versteinerung ihres Leibs gestraffet hat. Wie P. Athanasius Kircherus aus dem Schreiben deß damaligen Vice-Eantz-lers von Malta und Ritters von Jerusalem für gewiß erzehlt, so soll in der Gegend deß Mittelländischen Africae in diesem Jahr-Hundert unserer Lebens-Zeit ein gantzes Dorff samt allen Einwohnern, Vieh, Thieren, Bäumen, Hausgeräth, Speise, Getreide und allen andren Sachen gäntzlich zum Stein verhärtet seyn. Massen ihm solches nicht allein besagter Maltesischer Vice-Eantzler, sondern auch alle Araber, so aus selbiger Gegend her-gekommen und von ihm darum befragt worden, als etite unertichtete wahre Begebenheit versichert haben. Unter andren hat es auch eine Africa-nische Schwärtzinn aus der Stadt Cucu in der Landschafft Tongil bürtig, vormals Calsurakie, in der Tauffe aber nachmals Victoria genannt, bestetigt, und also, wie es ihrer Mutter Schwester ihren Ettern erzehlet hat, verstanden, mit diesen Umständen zu sagen gewust: daß der Flecken Biedoblò, welcher nicht übrig weit von be-meldter Mutter-Schwester ihrem Geburts-Flecken Biegioda gewest, zur Sommer-Zeit bey Mitternacht unter einem grausamen Donnern und Erdbeben samt allen einwohnenden Menschen, Thieren und Gewächsen in Augenblick verkieselt und versteinert worden. Welche entsetzliche Mähr dann ihre Eltern und ältesten Bruder bewogen, zwey Pferde nebst einem Eamel zu satteln, und nebenst ihrer Tochter gerades Weges nach Biedoblò, welches von ihrem Wohn-Flecken Biegioda nur drey Stunden gelegen, zu reiten; da sie denn daß erschreckliche Spectakel von der Welt ins Gesicht bekommen, wie nemlich Menschen und Vieh solche Postur, Stellung, Stand und Geberde behalten, darinn sie die Göttliche Straffe ergriffen, denn diß mit abscheulichen Lastern vergreuelte Geschlecht sey nicht aus den Moren, sondern Arabern bürtig gewest, die ihnen zu Biedoblò einen Sitz erwehlt hetten, weil sie die ungemeine Fruchtbarkeit deß Bodems dahingelockt; da nun täglich unzehlich-viel Leute dahin gekommen, habe der Fürst in der Stadt Cucu, nachdem er selbst davon den Augenschein eingenommen, offendlich verbieten lassen, daß Niemand ohn seine Erlaubniß mehr dahin gehn sollte, a) Es scheint eben der Ort zu seyn, dessen ein Engländischer Kauffmann in seinen Africanischen Reis-Geschichten gedenckt, und dabey diesem Bericht ertheilt: daß er von etlichen guten Bekandten, welche zu Tripoli gewesen, verständigt worden, fünff Tag-Reise weit von Tripoli stünde ein Denck-Mal Göttlicher Gerechtigkeit gegen Süd-Ost von gedachter Stadfi in dem Gebürge Gfubel. Viel christliche Kaufsleute bezeugten, die Moren hetten davon etliche Stücke nach Tripoli gebracht, und würde auch in der Stadt davon geredet, daß es unwidersprechlich wahr; zudem wären etliche Englische Kauffleute so curiös gewest, daß sie denselben Ort selbst besucht, und hernach die wahre Beschaffenheit umständlich bezeugt hetten, nemlich, bey fünff Tag-Reisen von Tripoli wäre eine Stadt von Stein-Figuren häuffig angesüllt, und finde man unter andren allda Steine, welche allerhand zu a) P. Ath. Kireh. Tom. 2. M. Snbterr. 1. 8. Sect. 2. fol. 50. Denck-Bild ein paar versteinerter Sodomiten. einer Stadt behörige Figuren, als: Häuser, Menschen, Thiere, Bäume, Mauren und Gemächer sehr eigendlich abbildeten; daselbst hetten seine Landsleute, die Engländer, ein in der Wiegen ligendes Kind, ein Weib in einem Bette, einen Mann, der unter der Thür sich auslausete, einen andren Mann, der sein Weib schlüge, zween Fechter, Kamele unterschiedlicher Gestalt oder Geschlechts, auch Hunde, Katzen, Mäuse, Alles in Stein gebildt und zwar so natürlich angetroffen, daß es kein Bildhauer Natur-mässiger hette machen können. Dieser Peregrinaut berufst sich hiebet) auf die urkündliche Wissenschafst der gantzen Stadt Tripoli, welche diese Warheit mit mehrern Umständen zu beglaubeu wisse; so gäben auch die Moren hievon diese Nachricht, daß diese Stadt, welche sehr Volckreich und fruchtbar gewest, (welches von den steinernen Bäumen und andren rings herum gewachsenen Früchten wie auch an denen Orten, welche die Gestalt der Früchte und Obst-Gärten behalten, abzunehmen) aber um der unnatürlichen Sünde der Einwohner willen neben den Menschen, so wie sie sich zur selbigen Zeit in ihrem Thun und Lassen befunden, augenblicklich in einen harten Stein von Gott verwandelt worden, denen Nachkommen zum Exempel sich für seinem gewaltigem Gericht zu fürchten. Eben dieser Peregrinaut hat auch selbst an einem andren Ort in Africa unweit von Tezrim aus einer kleinen Wiesen, wo ein schönes Gras wächst, die vollkommene Abbildung eines Manns gefehlt, der mit einer Eselinn sich vergreuelte. Welches so lebhafft geschienen, daß er von fernen anderst nicht gemeynt, als sie wären lebendig, biß ihm die Zunäherung gewiesen, daß es eine steinerne Figur wäre. Er fragte, warum die Moren und Araber, welche sonst alle Arten der Bilder von Natur hasteten, in Vorstellung so viehischer, schändlicher und der Natur selbsten abscheulicher Figur ihre Kunst sehen liessen ? Worauf man ihm antwortlich zu verstehn, gab diese Figur wäre nicht von Menschen - Händen gemacht, sondern ein natürlicher Mensch, welcher allda mit einer Eselinn einen stummen Greuel begangen, mit seiner Unthat plötzlich zum Stein verwandelt worden, daß also der gerechte Gott das fleischliche Wesen beydes deß Kerls und deß Thiers in einen Stein verkehrt zum ewigen Abscheu allen vorbei) - reisenden Menschen, und zum Exempel seines Straff-Eyfers in so unmenschlichen Sünden. Auf solchen Bericht hat er die Figur in nähern Augenschein genommen und befunden, daß dieselbe nicht nur die blosse Gestalt deß Manns und Thiers, sondern auch so gar derselben Glieder, Adern, Augen und andre Theile in ihrer Farbe so natürlich darstellte, daß kein Künstler es hette besser abbilden können. Er hat sich bemühet, diß Stein-Bild zu bewegen, welches man ihm aber gewehrt mit Vermelden, es hetten Unterschiedliche sich unterstanden, solches von der Stelle zu bringen, aber solches nicht thun können; etliche Andre, die gleich-mässiger Wegräumung sich angemasst, wären samt ihrem Vieh deß Todes gewest. „Gottes Gericht (setzt der Peregrinai hinzu) will das nicht ansgetilgt haben, was Ändern zum Straff-Exempel ist vor Angen gesetzt worden. So ist auch nothwendig, daß die Mohren solche Wahrzeichen Göttliches Zorns allezeit vor Augen haben, weil sie mehr als andre Bö lcker auf dergleichen häßliche Thaten entbrannt seynd a). Zu Athen sollen, wie dieser Engländer meldet, steinerne Figuren zweyer Mannsbilder stehen, welche Sodomiterei) treiben. Aber solche mögen wol von den unzüchtigen Türckischen Unflätern ausge-stellet sehn. Sonst soll auch in der grossen Tarta-rischen Wüsten eine gantze Horde von Leuten und Thieren, so in Stein verwandelt worden, zu schauen sehn, wann den Erd-Beschreibern zu glauben. Allein für solche Stein-Bilder, so zum Abscheu der begangenen Laster aus einem Göttlichem Nach-Eyser entstanden, lassen sich unsre Crainerische Stein-Bilder nicht ansehn, noch vermuten, sondern für blosse Meister-Stücke der Natur. Denn hette Gott diese durch ein Straff-Wunder also formiti, würden sie nicht unter der Erden in tieffeit Holen, da selten Jemand hinabsteigt, sondern über oder auf der Erden stehen, damit sie Männiglichen zum warnenden Denckmal, Schrecken und Wunder da stehen mögten. Zudem trifft man in allen Theilen der Welt etliche Grotten an, die von Natur mit allerhand Figuren ausgeziert seind. a) Aus den Afrikanischen Reis-Geschichten eines Englischen Kaufsmanns. Warum man die Crainerische Grotten-Figure» für feine übernatürliche halten könne. In der Guatemalischen Gegend Vera paz, hart am Flecken S. Augustin, findt sich zwischen zween Bergen eine steinerne Höle mit einem weiten Munde, in derselben trifft man einen grasten geraumen Bild-gezierte Platz an mit vielen WincMn. Durch Imnica den Felsen tröpffelt eine versteinernde Feuchtigkeit hinein, die in selbiger Hölen viel Bildnissen mancherlei) Gestalten fìgurit, derer schöner Glantz mit dem weistesten Alabaster um den Preis ringet. Man vermint aber auch daselbst ein furchtsames Geräusch, so von einem Wasser sich erregt, und von allen Ecken zwo Picimeit hoch hinunter fällt in einen Wasser-Pfuhl, welcher eine unergründliche Tiesse hat, hohe Wellen wirfst, und einen mächtigen Strom von sich heraus schiesst. Beh dem Ungarischem Berg-Schloß trifft man eine Spelunck an, darein das Wasser von oben herab tropffet, aber also-fort erhärtet. Allda schauet man von selbigen bestandenen Wasser-Tropffen gantze grosse Steine wie Menschen-Bilder formirt und gantz weiß von Farben; Massen sie dann auch den Mahlern, wenn man sie gerieben, zu weisser Farbe dienen. Solche Speluncken, Grotten oder folcii, darinn die Natur eine solche Bild-Meisterinn abgiebt, könnten wir noch viel andre mehr anziehen, zu beglauben, daß solche Stein-Bilder ein natürliches Merck. Denn wann sie so vieler Orten von der Natur so gestaltet werden, giebt uns solches den Schluß, daß sie auch in den Crainerischen Grotten natürlich sehn können. Diesem nach bleibt es dabey, daß es ein lieblicher Betrug und Geticht der schätzenden Natur sey. Der Stein sihet schön weiß und trutzt hierinn den Alabaster. Inwendig ist er so hart als ein Marmel, auch nicht sal-tzig noch salpetrisch, wie sich mancher einbildet. Ich habe versucht,* ob er weicher werden mögte, so man ihn in Master sötte, ihn aber in seiner Härtigkeit beständig und unerweichlich gefunden, biß ich einen Salmiac dazu gethan und damit sieden lassen, darauf er ein wenig nachgegeben und in etwas weicher worden. In dieser Grotten hat es noch unterschiedliche Gänge, Grotten oder Hölen und Löcher, darein ich nicht kommen bin, * viel weniger ein Andrer. Und die Natur will vielleicht nicht überall ihren Bnsem so gar durchaus entblösst wissen vor menschlichen Augen, damit wir durch allzu vieles und gar zu mühseliges Untersuchen unterirdischer Dinge von Beobachtung der überirdischen nicht zulange ausgehalten werden mögten. Das V. Capiltet. Von der raren Grotte bey S. Serv in Crain und etlichen ihr ziemlich gleichenden ausländischen. Inhalt. Senecae Jede bon der Gelegenheit unter der Erden. Entsetzliche Grösse der Holen in den Americanischen Hergen Andibus. Die Entmensche Grotten gehen in der Curiositet schier allen andren berühmten Hölen dor. Die Eorycische Hust-Höle der Alten. Aust-Heschallenheit der Weriranischen Kote Kuertlavaka. Französischer Gesandter besichtiget eine wunder-reiche Höle. Grosse Höle auf der Insel Anti-Paros. Iiesen-Hild daselbst. Schau - lustige Stein-Haumlein. Ein kühner Schillknecht wagt sich in ein besondres Hoch hinab. Steinerne Taxezerex. Zierliche Uatur-Seule. Zw eiste Desuchung solcher Grotten. Gantzer Schau-Watz bon Stein-Hildnissen. Tepyicht-Schmuck aus der Versteinerung Beschaffenheit deß Steins solcher Figuren. Stoch andre annoch verborgene Grotten allhie. formirt. In der Grotten wirb Weihnachts-Andacht celebrirt. Dnramidal-Hüte in der Grotten. Texpicht-behenckter Thron bon der Katur aufgerichtet. Ein tiefferer doch Kleinerer Schau-Matz in seidiger Grotten. Wan hält in der Grotten Wesse. Freuden-Schüsse in der Grotten. Uralte tnscripiion bevm Eingänge der Grotten. Höhe und Tieffe selbiger SpeluncKen. Solcher Grotten lo erden die Hölen in Erain bergleichlich entgegen gestellt. Ausführlichere Beschreibung der Grotten ben S. Serb in Erain. Wunderliche Kammern und figürliche Seulen daselbst. Wein-berderbendes Drünnlein. Viel Küdem übereinader in dieser Grotten. Unterschiedliche Thronen darinn. Seltsam-wunderliche Eigenschafft dess Drünnlein-Massers in der Grotten. Kirnt bom Ausschöpffen nicht ab. Meidet durchaus beine Unreinigkeit. Dienet zum Hehr-Mde Göttlicher Güte. Man glaubt, solches Drünnlein sen dem S. Servulo bon Gott geschafft loorden. Att-merrkung Er. Fr. über biss beschriebene Grotten-Drünnlein. Tauff-Drunn-Wasser in Portugal, so bom Ausschöpffen nicht abgenommen. 8. Servuli Aufenthalt in der Grotten S. Serb. Etliche Erempel gleich-genaturter Brunnen. Eigenschafft dess Apollinischen Brunnens zu Dodone. Andre Brunnen, die der Unsauberkeit fevnd. Das Brünnlein in der Grotten ben S. Serb lvird mit dem Arünnlein in der Grotten S. Baume in Provence berglichen. Dess Matth. Werians irriger Bericht bon dem Drünnlein selbiger Grotten. Gelegenheit dess Wegs nach S. Baume. Auch-anmutig-bekräuterter Derg. Anmutiges Dlumen-Feld. Dergleichen Must-Gelegenheit man auch ben S. Serb erblickt. Weitere Beschreibung dess Weges nach S. Baume. Vorstellung der Grotten Zu S. Baume. Kleines Drünnlein dasselbst, so man nicht aussögffen kann. In dieser Grotten soll Einem das Gewissen autwachen. Berg, darauf die K. Maria Magdalena dess Tags sieben Wal bon den H. Engeln erhaben senn soll. Sonderlicher Gebrauch ben der Capellen S. Pillon. Anmerckung E. Fr. über die Beschreibung der Buss-Hölen S. Mariae Wagdalenae ben S. Baume. Bericht bon dem Kriege zioischen Carl dem VIII. und Könige Mtcr in Arragon. S. Maria Magdalena soll den Drintzen Earl erledigt haben. Mie es mit solcher Erledigung zugegangen. Welches aber der rechten Histori entgegen lautet, Lvelche benan-gefügt ivird. Rechter Verstand der Worte dess Herrn zu Maria Magdalena: Rühre mich nicht an! rc. Welcher Bedeutung die H. Maria Magdalena bon den Alten eine Dredigerinn genannt worden. Ausführlicher Discurs bon der Strittigkeit, ob Maria Magdalena dess Hazari Schwester und die grosse Sünderinn gewest? Unterschiedliche Wevnungen der alten Hehrer hiebon. Alte Sage derer bon Marseille bon der H. Maria Magdalena. Mit was für Haaren nach eines gelehrten Theologi Wevnung sie dem Herrn die Füsse getrucknet haben soll- Warum sie Magdalena geheissen? Hiedurch geräth die Wennung, als ob die H. Magdalena in der Grotten S. Baume gewohnt in Ungewissheit. Dass die Grotte ben S. Serb dess H. Servuli Wohnung gewest, scheint biel gewisser, als die Wohnung S. Wagdalenae in der Grotten S. Baume. Senecae Spruch von ?er untermischen Gelegenheit. Erstaunlich straffe Hö-«n in den ^dibus. ie Erfahrung unterschreibt dieses täglich, was Seneca in seinen natürlichen Fragen geschrieben: Sunt sub terra minùs nota nobis jura Naturae, sed non minùs certa. Crede infra, quicquid suprà, vides. Sunt enim illic Specus vasti, sunt ingentes recessus ac spatia, suspensis hinc indè montibus saxa, sunt abrupti in infinitum hiatus, qui saepe illapsas urbes receperunt, & ingentem in alto ruinam condiderunt a). „Unter der Erden ist uns das Regiment der Natur nicht so bekandt, unterdessen doch eben so gewiß, als droben. Glaube mir! was du über der Erden, das sichest du auch unter der Erden. Denn dort seynd mächtig-grosse Speluncken, gewaltig weitreichende Holen und Plätze, grosse Stein-Felsen in denen hin und wieder gewölbten Bergen; es giebt daselbst Klüffte, die fast unendlich - tiesf und abschüssig hinab gehn, drein offtmals gantze Städte gefallen, und mit einer grossen Ruin in der Tieffen begraben worden." In den Americanischem Haupt-Gebirge, welches man die Andes nennet, und schier für das grösseste auf Erden achten will, sollten tool Beweisthümer gnug darüber erscheinen. Denn die West-Indische Historien berichten, es gebe in selbigem Gebirge so erschrecklich-groffe Hölen, die gantzen Ländern in der Weite nichts nachgeben, auch so ungeheure Abfälle der Flüsse, die ihr Wasser mit so grausamen Brausen und Krachen und so mancherlei) Schall oder Getöß herabstürtzen, daß die Berggrüber bezeugen, sie hetten niemals was Entsetzlichers gehört. Allein diß ist so hoch eben nicht zu verwundern, daß die Natur unter der Erden schrecklich ist, denn im Schatten und Finstern wird so bald nichts anders vermutet, sondern vielmehr dieses, daß sie unter der Erden bißweilen auch anmutig, leutselig und zierlich siehet, oder jemaln Lust und Furcht vermengt. An grausamenTieffen, Abgründen undWasser-Stürtzungen kann weder das Ohr noch das Auge einen sonderlichen oder ja nicht allzu langen Gefallen schöpften, jondern sich bald auf ein Mal dran vergnügen; aber in solchen Grotten, darinn die Natur nicht bedraulich noch grimmig, sonai Seneca Natural. Quaest. 1. 3. e. 16. Val». IV. Buch. dern mehrentheils leutselig und künstlich aussihet, finden sie viel annehmlichere Unterhaltung. Wer es nicht gehört oder gelesen, sollte ihms schwerlich einbilden, daß sie unter unsren Crainerischem Bodem so : meisterlich den bekandten Spruch wiewol in andrem als sonst gemeinem Verstände practizirte Artificis est celare artem, EinKünstler pflegt seineKunst zu verstecken. Denn sie verbirgt in mancher Hölen bey uns unter der Erden so manche Zier - und Wunder - reiche Arbeit, daß curiöse Personen darob erstaunen, wann sie dieselben in solchem ihren Nider-Sälen und Kammern den Einkehrenden auf die Schau stellet. Sie entdeckt da nicht selten solche Gelegenheit, deren man sich in ihrem stillen und holen Schatten gar nicht hette ver--sehn, und beweiset, wie schön sie auch wol im Finstern winken und ohne Liecht Licht-würdige Kunst-Stücke verfertigen könne. Man liefet von vielen seltsamen Hölen, aber gewißlich nicht von übrig-vielen, darinn ein schau-lüsternes Auge so ergetzet wird, als wie in dem Unterirdischem Crain, dessen Hölen die Gegenstellung der allerruhmbekandtesten Speluncken in der Welt keines Wegs hat zu scheuen und sich gar nicht schämen darfst wann ihre inwendige Geheimnissen den Menschen zn Augen und in Erfahrung kommen. Mela b), Solinus c), Plinius d) und Strabo e) seynd nicht unbefugt, die Seltsamkeit deß Antri Coryciani oder Co-rycischen Grotten zu loben, denn sie hat es verdient, und solche Gelegenheit dieser ihrer Beschreibung nach gehabt: sie lag nicht weit von der Stadt Pompejopoli, bey dem Städtlein Corycio, und ward insgemein die Höle Conthyos geheissen, und ward von bemeldten Scribenten vortrefflicher geachtet, als daß sie es gnugsam könnten beschreiben. Denn sie eröffnete sich (und Zweifels ohn auch noch) oben auf der Höhe eines Vor- oder See-Gebirges, welches sich nach und nach solang erhebt, biß es zehen Stadia oder 1250 Schritte gestiegen. Je besser man durch solche weite Oefnung seiner Scheitel hinab gehet, je mehr erweitert 6) lib. 1. c. 6. c) c. 39. d) lib. 31. e) lib. 14. Crain tri-nmphirtmit cutiöfen Grotten schier über die meiste uni) berühmteste Hölen deß Erdbodems. Die Cory-cifche Lust-Höle. sich inwendig der hole Busem, will sagen, das Loch der Grotten, so inwendig sehr anmutig grünet von Lust-reichem Gepüsch und Wald, womit sie so schön rings umher eingefasst und bekräntzet wird, daß sie den Mut ihrer Besucher im ersten Anblick durch ihre Anmut und Schönheit gantz bestürtzt macht, und diese, je länger sie dieselbe beschauen, je weniger sich ihrer ersättigen können. Es führt dich nur ein einiger enger und rauher Steig hinab, biß aus tausend fünffhundert Schritte durch lustig-schat-tirte Wälder, darinn es weiß nicht was für einen wilden Wieder-Schall giebt, auch hie und dort liebliche Bächlein rinnen. Nachdem man zu innerst hinunter auf den Grund gelangt, entdeckt sich eine andre Höle, welche anfänglich den Hineingehenden einen Schrecken giebt, hernach etwas lichter ist und eine Weile ziemlich hell bleibt, bald aber darauf, je weiter man hinein kommt, je tunckler wird, und dich endlich in einen tieffen Gang bringt, da ein gewaltiger Strom hoch aufgewallet und gleichsam nur seine Stirn weiset, das übrige aber verdeckt, und nachdem er mit grossem Ungestüm einen strengen Schuß gethan, alsofort wiederum verschlungen wird. Inwendig erweitert sich daselbst ein Raum, aber so furcht-samlich, daß Niemand vor Entsetzung weiter kommen kann, und derhalben die fernere Gelegenheit solches Platzes damals (zu Plinii Zeiten, dazu auch vielleicht auf den heutigen Tag noch wol) unentdeckt verblieben. Es soll auch, wie genannter Plinius meldet, in selbiger Hölen das herabtropffende Wasser zum Stein werden. Strabo schreibt von dieser Corycischen Hölen Foljjendes: strabonis „Zwantzig Stadia oberhalb dem Bor-Bericht von gebirge Coryco (in Cilicia) ist die Cory-schen Höle/ cische Grotte, darinn der edelste Saffer wächst. Es ist aber dieses eine gewaltig-grosse Höle, rund und groß - steinigt, allenthalben ziemlich hoch von dem Berge überwölbt. Wann du da hinabgestiegen, findest du den Bodem sehr uneben und schier meistens steinigt, doch voll immerzu grünender Stauden. Bey an giebt es einen besäeten Grund, der Saffer trägt. Eben daselbst (nemlich in selbiger Grotten) ist auch eine Höle, die em grossi Brunnquell hat, daraus ein Fluß lauteres und hell-klares Wassers erwächst, aber alsofort unter die Erde geht und ingeheim dem Meer zuwandert. Man nennet ihn das bittere Wasser, a) Keines mittelmäßigen Lobs mag auch Lust-Besch-f-berechtigt seyn die Höle bey dem Mexi-canischen Flecken Kucrtlavaka an einem schen Höle hohen Berge in Neu Spanien (oder Me- K»ertla-xico). Sie hat einen gar engen Eintritt, 'ai' der sich aber bald, nachdem man ein wenig hineingekommen, zu einem vier-ecktem funfftzig-schnhigem Platz erweitert, an dessen Ende eine Brunn-Grube mit hohen Treppen (oder Stafeln) gesunden wird, woselbst ein krummer und irrsamer Weg angeht, und eine gantze Meile weit läufst, aber fast auf Art der Irrgarten gerichtet ist. Nachmals trifft man noch einen andren grossen Platz an, welchen ein Spring-Brunn frisches Wassers belustiget, und nicht weniger ein nechst dabey rinnender lieblich-schöner Bach recommendirt. Wie aber die übrige Theile dieser Hölen gestaltet seyn mögen, weiß bißhero die Verborgenheit für sich allein nur, weil noch zur Zeit sich Niemand hat weiter hinein erkühnt, b) Aber ob solche beyde Hölen, von denen i jetzo gesagt worden, zwar freylich sehens würdig seyn mögen, können sie es doch etlichen unserer Crainerischen Grotten in der Curiositet nicht gleich thun. Denn daß in- oder unter der Erden Brunnen und Bächlein laufsin, ist so seltsam nicht. Und daß in der Corycischen Hölen ein grünes Gepüsch, wie auch trefflicher Saffer wächst, giebt dem Gesicht zwar eine Anmut, dem Verstände aber, als dem inwendigem Auge deß Menschen, keine so sonderbare und ungemeine Ergetzung, als wie andre gantz unvermutete Beschaffenheiten und inwendige Gestalten mancher Grotten; angemerckt, selbige Corycische Höle nothwendig Luffts und Sonnen-Lichts gnug in solcher Gegend, wo die wachsende Natur in ihr noch regiert, haben muß, worüber die Berwundrung abnimmt und verwelckt. Diesem nach müssen wir andre Hölen von grösserer Curiositet unsren Crainerischen entgegen stellen, wann die unsrige entweder durch Ubertreffung der fremden bey dem Leser Ehre entlegen, oder aufs wenigste durch Erlangung der Gleich-schätzbarkeit gleichen Preis und Gewogenheit von ihm erhalten sollen. Und hiezu a) Strabo lil). 14. p. m. 440. b) Sihe das 2. Bach Americae c. 15. p. 287. können meines Bedunckens vor vielen andren ausgesondert werden zwo sehr ungemeine Grotten, deren eine auf der Insel Antiparos in dem Archipelago befindlich, und vor nicht vielen Jahren allererst ihren gebührenden Ruhm durch die Feder eines peregrirten Italiäners, wie auch Patris Kircheri, der sie dem dritten Theil seines Mundi subterranei, als eine sonderbare Blum solches seines ansehnlichen Wercks, mit eingepflantzt, beh der gelehrten Welt erhalten hat; die andre aber in dem Frantzösichen Lande la Provence ligt, la Girotte de la Saincte Baume genannt wird. Wir wollen die vorderste zu erst zeigen, die andre aber hernach bey Beschreibung unserer Grotte bey S. Serv zum Vergleich mit einziehen. Als der Frantzösische Gesandte an die Ottomannische Pforte, Marchgrasf Noiri-thel im Jahr 1673 aus Curiositet die Insel Tenedos, Lesbos, Mytilene, Scio, Mycene, Naros bisichtiget, ist er endlich auch zum Hafen der Insel Paros eingeloffen, woselbst sonst gemeinlich auch die Meer-Rauber um defi bequemen Hafens 3tcn|cjv willen zu überwintern pflegen. Da dann ftobt,®6' gedachtem Gesandten zu Ohren gelangt, besichtiget es finde sich in der Insel Antiparo, so ìn-tUckH' 6on Paros ein paar Meilen nur abge- Höie.' sondert, eine Riesen-Statua bey dem Ein- gänge einer berühmten Holen, welche er alsobald Belieben empfunden, zu sehen. Solchem nach den 22. Decembris dahin gefahren, und daselbst von einem Griechischen allda wohnhaftem Priester in Lessen Häuslein ausgenommen worden. Demnechst hat er seinen Bibliotheca-rium, einen sehr gelehrten jungen Menschen, der in Orientalischen Sprachen keine schlechte Erfahrung hatte, vorausgeschickt, die berühmte grosse Statue zu beschauen, damit ihm derselbe hernach seine Meynung sagen mögte, ob die Sache mit dem laufenden Gerüchte übereinträffe und der Mühe werth wäre, daß man Leßwegen dahin reifete. Dieser kommt wieder voll Verwunderung, sagt von vielen und grossen Wunder-Sachen der Natur. Wodurch der Marchgras gleich begierig worden, sich dahin zu begeben nebst seiner Suite, darunter auch Cornelius Magni, ein edler Geschlechter (oder Patritius) von Parma gewest, welcher diese Höl-Visite hat beschrieben. Sie reiseten zuvorderst vier Meilen ungefähr durch anmutige Felder und ügel, und endlich einen gar nicht hohen erg hinan, auf welches andren Seiten im Heruntersteigen ihnen das Loch einer gewaltig-weiten Hölen ins Gesicht kam. Grosse Höle Der Eingang war zwar breit und weit, dennoch gleichwol tunckel, und praesen- paros"1' tirte ihnen gleichsam eine finstere und grauerische Vorkammer. Nachdem sie ungefähr zwantzig Schritte darinn fortgegangen, trafen sie das Rie-sen-Bild an, welches von nichts anderst, ohn von dem durch die Ritzen deß Berges herabgetröpfeltem Wasser, so daselbst durch die Versteinerungs-Kraft sich verdickt und zum Stein verhärtet, und von Zeit zu Zeit dergestalt zugenommen Hate, daß die Höhe dieser Statuen ungefähr zwantzig Palmen machte. Nachdem der Riesen-Bild Anschauer von einer bequemen Stelle sie daselbst, ansahe, so kam sie ihm vor wie ein Riesen-Bild, daran die Scheitel einem Menschen-Kopff gantz gleich fiche, mit einer so richtigen Maß und Eben-Maß der Stirne, der Augen-Hölen, der Nasen, deß wildverwachsenen Barts und deß Halses gegen denen andren Gliedern, als ob es mit allem Fleiß nach den Reguln der Bildhauer so ausgearbeitet wäre. Wie sie nach Betrachtung dieses steinernen Polyphems ein wenig tiefer Hineingiengen, begegnete ihnen eine Seule von gleicher Materi, gantz perfect rund und dick. Noch weiter hinein erblickten sie unter- Lustige schiedliche Stein-Bäumlein, hie etliche von Stein-grüner, dort etliche von grauer Farbe, 55aum[eiTL welche der Distantz nach mit ihrer Ver-größ- oder Verkleinerung so Proportionirlich gegeneinander stunden, als ob sie mit gantzem Fleiß also nach dem Perspectiv gesetzt und gepflantzt stünden. Dieselbe Banm-Gleichnissen waren so trefflich schön und ergetzlich anzusehen, daß das Auge sich kaum endlich davon abziehen ließ. In einem Winckel dieses gar hölichten Schau-Platzes fand sich ein gar düstres Loch ungefähr drey Hand breit. Der Marchgras, welcher gern wissen mögte, was in diesem finstren Loch es für eine Beschaffenheit fette, fragte die Einwohner deß Orts, ob niemand unter ihnen jemals fette vernommen, was es für Gelegenheit darinn hette? Und bekam von einem achtzig-jährigem Greysen zur Antwort: er hette je und je gehört, dieses Lochs stockfinsterer Gang nähme seinen Ausgang in einem mächtig-tiefen See-Pfuhl. 4* Solches zu probiren, warff er etliche Steine hinunter, welche nach langem Getöß deß wiederschallenden Sturtz-Orts von einem löcherichten Schlund oder Pfuhl verschlungen zu werden schienen. Der forsch-gierige Marchgraf ließ es Htebeh noch nicht beruhen, sondern mancherlei) Lichter anzünden, und einen von denen Schiffleuten, so man ^sventi Heisset, Ein kühner hinein gehen. Gleichwie die Leute dieser wÄch'in Art gemeinlich dem See-Raube obliegen, ein beson. und desperat anzugehen gewohnt seynd; dres Loch. Q)s0 war auch dieser zu allen gewagten Händeln allbereit gnugsam erhärtet, und sein Mut durch so vielfältige Übung manches Wag-Stückleins gleichsam auch allbereit so steinfest worden, daß er keine Lebens-Gefahr mehr achtete, und derhalben mit einem ergriffenem Licht sich kecklich hinein erkühnte. Nachdem er schier eine Viertheil-Stunde darinn verweilt, kam er wieder zurück und berichtete, daß er beyläuffig funfftzig Schritte in das Inwendige hinein gekommen, und sehr viel wunderlicher Tropff-Figuren (will sagen von den Wasser-Tropffen entstandene und Stein-Hart-gewordene Bildnissen) daselbst angetroffen, wovon er zum Muster etliche Stücklein mit sich herausgenommen hatte, die gewißlich der Kunst die Gunst entwandten, und sie beschämten als eine Überwundene. Es war nunmehr schier die Nacht auf der Bahn, und rieth, man sollte sich wiederum aus den Ruckweg zu der Wohnung deß Griechen machen; weil aber ob-an-gezeigter Cornelius Magni nicht gern von dannen wollte, bevor er auch dahin gekommen, wo der Schiffknecht gewest, hielt man sich noch länger da auf, und band besagter Cornelius ein Seil an bei) dem Eintritt deß Lochs, um desto sicherer sich einem so irrsamen Wege zu vertrauen. Da er dann bald Anfangs einen Sprung über Mann-Hoch thun müssen, und nachdem er künlich hinab steigend sechs Schritte hinter sich gelegt, eine so mächtig-weite und hole Beschaffenheit dieser Grotten gemerckt, die ihn glauben gemacht, es müsse der gantze inwendig leer und ausgehölert seyn; wie er dann grössern Theils auch war. Die Tunckelheit und der finstre Schatten deß Orts stellette doch gleichwol Alles noch grösser vor. Er gab zwei) oder dreymal ein lautes Geschrei), solches schien weiter als eine MeilWeg zu schallen, und von Fernem einen Wiederschall zu geben. Hernach, als er sich etwas besser um-schauete, merckte er, daß die versteinerte Wasser-Tropffen daselbst einer genaueren Besichtigung werth wären, weder mit einem so kurtzem und leichtem Anblick und Vorbehgange sich thun liesse. Überall Steiàe hingen solche bestandene Stein-Gewässer wie Teppichte, und zwar so trefflich-wol selbst, geformirt, daß, ob sie gleich sehr breit, sie dennoch an solchen Theilen, die etwas subtiler, nicht dicker als ein Blat Papiers waren, und auf die geringste Anrührung einen Klang wie die Glocken von sich gaben. Weil an einer Seiten es gar zu gerade sich absenckete, und mit seiner Neigung auf eine gähe und gewaltige Tiesse hinab zielte, wie man bei) den angezündten Lichtern ziemlich wol spühren kunnte, warff er, in Meynung, die Finsterniß dörffte alles über die wahre Beschaffenheit vergrössern, etliche Steine dahinunter, deren gar langsamer Grund-Fall und Gekrach ihm gnugsam zu verstehen gaben, daß selbiger Abschuß oder Sturtz (Praecipitium) gewaltig tieff seyn müsste. Nichts destoweniger verließ er sich auf seinen Ariadneischen Faden, nemlich auf das angeknüpffte Seil und aus seinen Führer, den Schiffknecht, welcher allbereit vor ihm zum ersten Mal darinn gewest, und begab sich ungefähr funfftzig Schritte tieff hinab; kunnte doch seine Lust nicht recht nach Wunsch und Beliebung büssen, indem er sich stets wegen deß Hellen (will sagen glatt-schlüpff-rigen) Wegs in acht nehmen, und auch dißsalls die Vermahnung: Hab acht aus dich selbst! practizireu müssen, auch sonst sein Gemüt immerzu über so vielerlei) Curiositeten sehr perplex gewest, als daß er nicht so genau das vielfältige und wundersame Schau-Spiel, so die kurtzweilende Natur daselbst mit den erstarrenden Wasser-Tropffen anrichtet, betrachten können. Bald vom Ende (nemlich seines Fortschreitend ist man auf ein kleines und ebnes Plätzlein gekommen, da sich eine Seule von dem Bodem biß an das winckel-hole Gewölbe erhub, und aufs allerzierlichst gleichsam wie mit Weinreben umflochten war. Sie stund auf ihrem Zierliche Fuß so Proportionirlich und wolgemessen, dazu mit einem schönen Knopff, nach aufgerichtet' den Regeln der Proportion so meisterlich gekrönt, daß er geschworen hette, es wäre nicht der Natur, sondern der Kunst und deß allerberühmtesten Meisters Arbeit, so er sie anderswo unter etlichen alten Ruinen und nicht in dieser Werckstat der Natur hette angetroffen. Sie war an wolständigen Orten mit manchfältigem Zierraht bekleidet, mit Laub und Früchten behängt, die gleichsam durch die Reben-Zincken ineinander ver-ringelt schienen, also, daß das Auge und Gemüt unersättlich dadurch ersättigt und viel grössere Süssigkeit davon empfand, weder der Mund am natürlichen Weinstock hette genissen mögen. Die Verwundrung vertieffte, verwirte und verliebte sich drein so sehr, daß es schien, als wollte das Gesicht eben auch noch über diese Wasser-erzeugte Stein-Seule zu Stein erstarren, und sich dran fest hefften lassen, weil es nicht aufzuhören wüste, dieselbe anzuschauen, sondern je länger je ergetz-licher daran verstrickt ward. Nachdem nun seine Augen dieses Reichs der Finsterniß (wie es der Peregrinant im Lateinischen titulirt) dieser unterirdischen Gegend, will er schreiben, da schatten und Tunckelheit herrschen, ziemlich schon gewohnt, gedachte er weiter zu gehen, hatte aber kaum wenig Schritte hinter dem Rucken gelegt, als er sich am gefährlichem Rande eines gähen Sturtz-Orts oder Abfalls stehend fand, so beylüuffig dreyssig Palmen hoch seyn mögte: das zwang ihn zurück und dem Eingänge wieder zuzugehen, welches nicht ohn sonderbare Müh und Beschwerlichkeit geschähe. Als er wieder zu dem Marchgrafen kam, der nicht ohn einige Sorge Seiner mit Verlangen gewartet hatte, und demselben Alles, was ihm vorgekommen, erzehlte, verwundert sich derselbe drüber zum höchsten. Die herzu dringende Nacht hieß sie nunmehr heimgehen, und die weitere Entdeckung biß auf folgenden Tag verschieben. Als derselbe angebrochen, befahl der Gesandte, man sollte ein gar lange Leiter dahin führen, schickte auch nach der Insel Paros hin, da unterschiedliche Raub-Schiffe (oder Freybeuter) angeländet, daß man mehr Leute und Seile nebst andrer Noth-dursst, als Fackeln und Lichter, von dannen herüber holen sollte. Da sie nun wiederum zur Speluncken kamen, flettete der Patritius, Cornelius Magni die Leiter bequemlich, wie deß Orts Gelegenheit erheischte. Zehen Schiff-Knechte mussten mit angezündten Lichtern voran gehn, um die Finsterniß zu erleuchten und Verirrung zu verhüten. Der Königliche Abgesandte folgte nach, und fuhr bald am Seil, bald auf den Achseln der Schiff-Leute hinab ohn weitere Furcht und Grauen über der weitläufftigen Finsterniß dieser Hölen. Also gelangte man wieder biß an vor-bemeldten Platz, da obbeschriebene Seule stund. Daselbst setzte er sich nider an einer nicht unbequemen Stäte, alle solche Wercke der Natur mit dem Auge durchzugehen, welche ihm stets neue Ursach und Materi zur Verwunderung reichlich darreichten. Unterdessen waren jedwede Schiff-Knechte mit einem brennendem Licht in der Hand durch mancherley Wege hie und dahinabgestiegen, welche in dieser finstren Tiesse bey ihren Lichtlein nicht anders schienen, als wie die Teufelein oder Geister, so man Bergmännlein nennet, gemahlet werden. Der Marchgraf bereitete sich hierauf, Ein g-ntzer Alles und Jedes zu besichtigen, und Schauplatz nachdem sie Mann für Mann die Leiter Figuren""' hinab gestiegen, sahen sie sich nach etlichen wenig Schritten auf einem mächtig-weitem Schau-Platze, der so hoch und breit, als weit das Auge reichte. Allda zoch die lustig-schertzende Natur in einer wunderbaren Pracht auf, und spielten die erhärtete Stein-Tropffen sowol häuffig als verwunderlich. In den entlegenen Theilen Zierliche dieses Theatri theilten sie sich ab als wie gleichsam in ein Kunst - ordentlich - abgemessenes Viereck Proscenium oder Vor-Gerüst, so mit seinen Teppichten artlich umkleidet war wie mit natürlicher Ta-Pezerey, welche aufs allernetteste daran-vorgebildet war, allerdings wie man sie dem Theil der Seulen, daran das Blumen-werck kommt, wie auch den Balcken und Pfeilern, bey prächtigen Festivitäten und feyerlichen Begängnissen pflegt anzubilden. Endlich breitete nach einer wol pro» portionirten Distanz die Höle (oder Grotte) in ihrem sehr tieffen Busem so vielerley Reichthümer und Schätze be-besagter Stein-Figuren aus, daß zur Beschreibung Alles und Jedes viel Blätter nicht zureichen würden, und mans eher für eine poetische Bergrösse-rung, weder für die lautere Warheit achten dörffte. Die Gestalt dieser Sachen setzte den Gesandten in solche Erstaunung, als ob er mit in die steinerne Figuren verwandelt wäre; also, daß er stracks beschloß, nicht nur etliche Stunden, sondern gantze Tage Weih- und Nächte sich daselbst aufzuhalten, dacht^der Derhalben hat er seinen gantzen Comitat Grotten dahin geführt, und in der instehenden gehalten. heiligen Geburts-Nacht deß Allerheiligsten seine weihnächtliche Andacht darinn halten wollen. Zu welchem Ende er nach der Insel Paros schickte, um von dannen fünffhundert Wachs-Lichter, zwantzig Fackeln und keine geringe Anzahl Lampen zu holen, damit dieser weit-geraume Schau-Platz, welcher an allen Enden absonderlichen Anlaß zur Verwundrung gab, überall erleuchtet würde. Ungefähr in der Mitte dieses Schau-Bodems stund gleichsam ein versteinertes Gebäu sunffzehen Palmen hoch, welches nach gleicher Proportion vom Bodem biß Pyramidal- zur Spitzen sich allgemach verschmühlerend ^utte- einen pyramidalischen Tabernacul zu for-miren schien, um und um mit tausenderlei) raren Kräntzen bekrönt war, also, daß man billig dafür hielt, es dörffte sich derjenige an der künstlenden Natur sündlich vergreisten, welcher an diesem ihrem Meister-Stück mit vermessener Hand etwas verderbte. An dem Fuß desselben musste man auf deß Marchgrasen Geheiß einen Altar aufrichten, um in dieser heiligen Geburts-Nacht Christi darauf Messe zu halten. Hie und da stunden in gewisser Weite viel andre Seul-förrmge Stein-Tropffen und getröpffelte Seulen rings umher wie ein Kreys oder Gattern, und dienten für Leuchter, darauf man die Wachs-Kertzen und Fackeln setzte. Bon dem gewaltig-hohem Estrich oder Bodem-Decke hingen wiederum andre, so einer unermäßlichen Länge und Grösse, herunter, verrenckten und verbanden sich miteinander, machten also ein Gewirck oder Zusammenknüpstung vieler Früchte und Blätter zu nicht schlechter Auszierung deß Orts und grösser Verwunderung der Anschauenden, die alle solche Augen-Freude nicht gnug begreiffen kunnten. Für das allerrarest aber und wundersamste achtet der Peregrinant dieses: In einer Ecken dieses weitläufftigen Theatri hing vom Gewelbe herab in der Lufft eine vollkömmlichst runde und gewaltig-dicke Figur, daran unten gleichsam viel Vor- hänge waren, so miteinander einen Thron ausbildeten nicht anders, als obs ein guter Meister gemacht hette. Der Saum war Teppi-hr-auswendig als wie von gestickter Arbeit erhoben und die Dollen oder ertichtete Seiten-Locken legten sich mit so schöner Manier herunter, als ob Alles mit dem Zirckel richtig abgemessen wäre. Der Biameter oder Mittel-Strich desselben, hatte ungefähr in der Breite acht Palmen daraus der gantze vollkömmlich runde Um-Kreys leicht ist abzunehmen. Unterdessen waren viel Malteser-Ritter auf die Insel Paros ausgestiegen nebenst andren Kriegs-Leuten, so deßwegen ange-ländet, daß sie allda überwintern möchten ; dieselbe kamen, um dem Frantzösischen Gesandten anfzuwarten, nach dieser Gegen-Jnsel hinüber zu der Grotten, also, daß die Solennität der feyerlichen Andacht, beydes an der Zahl und auch am Gepränge, sehr zunahm. Es befanden sich in deß Ambassadörs Suite zween Missionarii aus Franckrach und noch darzu ein Capuciner-Pater, so deß Ambassadörs Eleemosynarius oder Allmosen-Psleger war; dieser richtete und schmückte an vorbedeuteter Stelle nebst seiner bey sich führenden Capellen einen Alter auf. Iederman erstaunte darob, daß die unterirdische Gegend mit so vielen Lichtern ward beschienen. Denn die Schiffleute, welche auf ihren Schiffen die Schiss-Seilen und Mastbäume auf und ab zu klettern und sonst langst dem Schiffe hin und her zu lausten gewohnt, krochen und hupfften durch alle Ecken und Winckel, um überall Lampen und Lichter aufzustellen. Unter welchen Einer ein solches Stuck Tropff-Steins fand, das so weis wie Alabaster und dazu durchsichtig, inwendig aber ledig wie ein Haler papierner Kegel war; darein setzte er das Licht als wie in eine Laterne. Welches unter so mancher Schau-Lust alle Anwesenden nicht die geringste gab, angesehn sie sich dabey den Stern der Weisen aus Morgenlande einbildeten. Was hernach noch mehr zur Andacht und Verwunderung reitzte, war dieses, daß wiederum noch ein andres salpetrich-tes Stein-Werck von der Erden empor stund in Form einer deckten Schachtel, zwo kleinen Seulen ruhete; darinn so auf gleichsam ein Hausten sehr delicate Früchte und Blätter lagen; und die dazwischen brennende zwo Lampen Präsentirten ein Ein tieffe* rerdoch Heilerer Schauplatz. pteffe in ©cot- teti Dmden-' Kliffe in Hole. kleines Kripplein. Solchem nach fügte und schickte sich Alles miteinander zu der Andacht dieser heiligen Nacht trefflich wol. Wir seynd aber hiemit annoch nicht zum Ende dieses Holen-Reichs gelangt. An einem Ort dieses sehr grossen Schauplatzes entdeckte sich ein offene Klufft, die gar gähe hinab gieng. Damit nun der forschgierige Marthgraf derselben Beschaffenheit auch erkundigen mögte, stieg man durch Hülffe deß Seils und Lichts hinab, mehr als funfftzig Schritte tieff, biß zu einem kleinem und ebnem Raum, dessen Boden nicht, wie der vorige, aus hartem Marmel, sondern weich war, und sich leicht eindrucken ließ, also, daß man einen Stock aus sechs oder sieben Palmen tieff hinein stellen kunnte; und das verursachte die Menge der Wasser, so allenthalben hieher herunter flössen, und verschlungen wurden. Es war aber dieser Platz auch überall mit erhärtetem Stein-Wasser und gar de-licaten Kunst-Stücklein oder Figuren von Tropfs-Stein angehäufft, die so weiß wie eine Milch gläntzen. Unter solchen waren vor andren dreh oder vier gar grosse Steine schauwürdig, die auf einander lagen, und einer gedeckten Tafel gleich sahen, dabey hin und wieder kleine Schwämlein hervor wuchsen, welche auf die geringste Anrührung brachen wie Eys; und davon befahl der Ambassadör eine Quantität für ihn aufzuheben. Von dannen wandten sie sich wiederum zu dem vorigem, mit so vielen Lichtern erleuchteten Platz, und machten zu ihrer Andacht den Anfang ; worauf hernach die mitternächtige Messe folgte, und endlich, nachdem sie hernach so ein paar Stündlein geschlummert, die Morgenröte aufgegangen, welcher lieblichen Vorlaufferinn der völlige Tag und Aufgang der Sonnen bald nachtrabte. Diese, nemlich die Sonne, schenckte ihre gülden Stralen zu dem Eingänge dieser Wunder-Hölen auf eine kleine Weile, und schien einen grossen Theil derselben zu verguldne, welches dem Gesicht über alle Massen angenehm und erfreulich fiel. Die in der Hölen sich befindende Schiff-Leute hatten eine Anzahl von Feuren und Kriegs-Geschössen mit sich daher gebracht, welche zwar nicht groß waren, doch gleich* wol ein Gekrach und Gebrüll gaben, so von den kleinen Feuer-Mörslein sich nichts bevor thun ließ; solche brannten sie un- terschiedlichmal loß zu dem Gloria in Excelsis, sowol gegen Nacht als gegen den Anbruch der Morgenröte, welches in dieser schattichten, viel - löcherichten Hölen einen solchen Wieder-Knall und Donner erweckte, als ob die allerschweresten Geschütze mit ihren Donner-Schlägen wüteten. Endlich, ob sie gleich so vielerlei) Cu-riositüten sich nicht satt noch müde schaue-ten, verlangten sie dennoch deß lieben Tags - Lichts wieder einmal ansichtig zn werden, kehrten also wiederum, und zwar nicht ohne schwere Mühe, aus der Nacht zu dem Tage, aus der Hölen an die flehe Lufft. Und nachdem sie daselbst mit neuen oder vielmehr erfrischten Lebens-Geistern wiederum ein wenig erquickt, erblickten sie beh dem Eingang dieser Spelunck eine Griechische Inscription oder lieber)ehrifft, Uralte rameiche, ob sie gleich sehr zerstümmelt und zerbröckelt, weil die Littern von dem Alter Eingänge, schier ausgenagt waren, dennoch, soviel man schliessen kunnte, mit ihrem unvölligem Wort-Verstande soviel anzeigen wollte, daß ein gewisser Antipater zu den Zeilen Alexandri deß Grossen dahin gekommen wäre. Daß derselbe aber das innere dieser Höllen sollte durchgangen sehn, davon meldete sie nichts. Soviel man an dem gebrauchten Seil H°b- unv hat abnehmen können, erstreckt sich die Spe- " Höhe und Tieffe dieser überaus-weitläuff- lumfm. tigen und viel-löcherichten Hölen über die sechtzig Schiffer-Schritte, deren Jedweder von einer Canna Romana, die acht Palmen macht, gar wenig unterschieden, a) Ich leugne nicht, diese jetzt vorgestellte Grotte muß man billig preisen, und über viel andre erhöhen; aber daß wir sie darum für eine Königinn und Kron aller andren anbeten sollten, dazu wird sich manche Wunder-Höle in Crain unverbunden achten, und ihr den Palm-Zweig vor einem unparteyschen Kampf-Richter schwerlich lassen. Helle der Königliche Frantzösische Ambassadör Marchgraf Noin-thel unsre Grotten bey S. Serti, Lu eg und Adelsperg besichtiget, dörffte er von seiner Verwunderung über die in der Insel Antiparos nicht wenig haben fallen lassen. Wir wollen die Unsrige dann nun auch allhier auf dem Papier schauen lassen, und zwar zuforderst die beh S. Serv. a) Ex literis Cornelii Magni, Patritii Parmensis, ad P. Athanas. Kircherum, Tomo I. Mundi sub-terr. editionis tertiae insertis, pag. 122. seqq. Ausführlichere Beschreibung der Grotten bey S. Serv. Deren wunderliche Kammern und figürliche Seulen. Zu dieser, wie auch von der bey Lueg und bey Adelsperg, haben wir dem hochgeneigten Leser zwar allbereit in der Summarischen Topographia, als dem zweyten Buch, dieses Werckes einen Vor-und Einblick gegeben; müssen aber allhie ihn aufs Neue wiederum darinn herum führen, nnd etwas Mehrers davon reden, um desto besser darzuthun, daß diese bey Gegenhalt derer dreyen ausländischen, so wir jetzo beschrieben, wo nicht von grösserer, doch gewißlich von keiner geringem Raritet und Schau - Würde seyn. Diese Schatz-Höle vieler Curiositä-ten bey S. Serv, lässt sich antreffen oben auf dem Berge hinter dem Schloß bey S. Serv, welches Ort seinen Ehren-Namen trägt von dem heiligen S. Servulo, welcher in dieser trefflichen Holen seinen Aufenthalt gehabt, und sie durch seine andacht damals gleichsam zu einem Tempel gemacht; Massen dann noch heutiges Tages an einem gewissen Ort dieser Grotten bißweilen Messe gelesen wird. Man geht sehr tieff in diese Grotte hinab, und zwar eines fürsichtig-und gewissen Tritts tool bedörfftig, weil der Gang gähe gehet, gleich als hette die Natur damit anzeigen wollen, daß ihre dar-unten wartende Schau-Kammern werth wären, begierlich und bald zu ihnen hinab zu kommen, oder vielmehr, daß sie wol würdig einiger Mühe der Fürsichtigkeit im Absteigen, sintemal ihr schöner Anblick sich nicht werben lasse ohne Mühe. In einem Fürstlichen Pallast platzt man nicht gleich so leicht hinein, man muß durch die Garde und mit bescheidenem Tritt hinein gehn. Die Natur hat in dieser Grotten gleichfalls einen unterirdischen Pallast, zu dem man von steter Behutsamkeit als wie von einer Fürstlichen Wacht hinab begleitet werden muß. Denn drunten eröffnen sich gleichsam prächtige Herrn-Säle und Prang-Zimmeren. Es ist Alles da gantz wunderlich zu sehen, allerdings wie ein stattliches Theatrum oder Schau-Bühne, um und um gleichsam mit ihren Seenis (Schau-Zelten oder Spiel-Hütten) besetzt, welches ingesamt mit zierlichen Seulen gantz palastisch untersetzt ist, und zwar nicht mit schlechten, noch solchen, daran weiter nichts ohn die blosse Seul-Form zu sehen, sondern mit sothanen die, allerhand wunderliche Figuren presentirei!, gleichwie auch überdas alle Seiten mit Figuren geschmückt sind. Sobald man etliche Klassier tief hinab kommt, erblickt man ein solches Natur-Gebäu, das auf dergleichen Bild-Seulen sich zierlichst gründet, auch überdas mit gewaltig-vielen Gewelbern und Zimmern prangt, deren immer eins ins andre führt, also, daß man nicht nur aus einer Kammer in die andre, sondern auch sonst um und um, hin und wieder spatziren, und solchen ohne Hand aufgebauten Kunst-Bau mit grösser Behäglichkeit betrachten kann. In dem ersten und obersten Gaden dieser Wunder-Grotten steht der Altar, darauf man, wie vor erwehnt, jemaln Messe liefet. Eben in diesem ersten und Ober-Theil der Grotten finden sich unterschiedliche, sehr kalte Quellen und unter denselben ein Brünnlein in Form eines Kessels, oder einer tieffeit Schüssel oder Beckens, dessen Wasser so kalt wie ein Eys. Wo man in diesem Wasser den Wein will kühlen, so wird er alsofort stin-ckend, daß man ihn nicht mehr trincken kann, wie ich* von fürnehmen Personen aus ihrer eignen Erfahrung bin berichtet, als welche es selbst versucht haben. Aus dieser Ober-Grotte komnt man hernach weiter hinab, als wie in eine tiesse Cistern, muß sich aber an theils Orten am Seil hinunter lassen. Da entdeckt sich dann ein noch viel grösserer Platz (darinn aber kein Wasser), und jetieffer man steigt, je curiöser findt man die Plätze aufgeräumt und geschmückt. Denn wiewol ich für meine Person weiter nicht hinab gekommen, als biß auf den zweyten Gaden, so hat mir doch derjenige, welcher mich hinein geführt, erzehlt, daß er noch durch etliche Böden hinunter gegangen, und allezeit Einer den Andren am Strick hinunter gelassen habe. Dieser sagte, je weiter man hinunter gienge, je weitere Bödem und Plätze träfst man auch an, und wäre es unten viel weiter begriffen als die Stadt Triest, es wäre alles hin und wieder voll Grotten und Löcher, wie in einem Hause übereinander; doch hette er auf den alleruntersten Grund und Bodem nicht gelangen, noch auf einiger Seiten das End erreichen können, weil die Sorge _ der Verirrung ihm endlich ein Ziel gesetzt, darüber er zu schreiten sich nicht getrauet, ! damit die Grotte ihm nicht zu einer ewi- Wein-v«r- derbendes Brünnlei» Vnter- Aedliche 5^onen ^arinn. gen Gefängniß und Begrübniß würde, als dem mit einer so weitläußtigen Ruhstat nicht gedient; darum obgleich Ihrer etliche beysammen gewest, haben sie sich doch Alle weiter hinab zu wagen gefürchtet in Betrachtung, daß der Rachen dieser Schlund-Hölen weit genug, sie endlich alle unerläßlich zu beherbergen und in seinem Labyrinth vor der Zeit zu verewigen. In dem ersten, andrem und dritten Bodem haben sie zwar wol überall auf der Seiten das Ende ergangen, im vierdten aber nicht mehr. Wie ich dann selber * im ersten und andren Gaden oder Stockwerck allenthalben mit Fackeln und Lichtern Alles recognoscirt und nirgends kein weiters Loch gesunden. Dann in dem ersten Stock ist es einem groß-mächtigen Saal oder Theatro gleich gesormirt, und wie vor gedacht, umher mit gleichsam vielen kleinen Kammern dergestalt umsetzt, daß man nicht allein aus einer in die andre, sondern auch schier aus einer jedweden in den Saal treten und also gar weit herum, doch nicht gäntzlich um und um, gehn kann. An theils Orten findet sich wie ein aufgerichteter Thron, daraus man sitzen kann, und ist nichts glatt daran, sondern Alles gekraust, gleichsam mit Senlen untersetzt und voll allerlei) wunderseltsamen Figuren oder Bildungen. Unter diesem ersten Gaden oder Bodem siehet der zweyte jenem obigen zwar gleichförmig, ausbenommen, daß dieser andre wol achtmal niehr Platzes hat. Denn ans den Seiten waren zwo, drey auch vier Kammern, welche tieff hinein gingen, und also schier um und um. Aber weiter hinab kunnte ich nicht kommen, weil unser zu wenig waren, die uns hetten aus-und abgezogen. Denn bey jedwedem Stock oder Gaden müssen Leute verbleiben, von denen diejenige, so hinab gestiegen, wiederum heraufgezogen werden. Wie verdrießlich und mühsam dieses nun Manchen, der es nur hört oder liefet, mögte beduncken, wird doch die Gegenwart und würckliche Beschauung gantz anders gesinnt seyn, und es gar wol der Mühe werth achten, weil die Curiosità und Schau-Lust alles versüßt und alle Mühe gering macht. Denn einen solchen Natur-Bau trifft man eben nicht in allen Grotten an, daß ein Stock über den andren stehet und der untre den öbren sowol mit Kunst-fügigem Zierraht der mancherlei) Bildnissen, als mit geraumern Balv. IV. Buch Platz allezeit übersteigt. Wer Zeit und Gelegenheit fünde, noch tieffer hinab zu fahren, als diejenige, welche sich noch um ein Gutes weiter, als Ich, * darein vertiefst haben, der dörffte vermutlich noch viel seltsames Dinges daraus hervor und an den Tag bringen. Wegen deß Brünnleins, dessen ich zuvor Meldung that, daß der Wein in dem Wasser desselben stinckend würde, habe ich Eines zu berichten vergessen, welches dennoch denck-und merckwürdig. Es hält besagtes Becken, darinn es begriffen, dessen nur gar wenig und ungefähr nur drey Viertheil oder drey Maß. Unserer waren fünff Personen dabey, die wir, wie ich glaube, gar gern drey Maß Wassers ans-gesosfen, weil es kalt und sich sehr gut trincken lässt; gleichwol kannten wir nicht spühren, daß das Brünnlein im geringsten deßwegen hette abgenommen. Zwar daß es mit dreyen Maßen nicht gleich erschöpfst wird, dörffte vielleicht kein so großes Wunder seyn; aber hierüber verwundert man sich billiger, daß, wenn in dieser Grotten Messe celebrirt wird, über hundert Leute alsdann hinein kommen, und Alle dieses Wassers trincken, sie Alle genug zu trincken finden, so klein es auch ist, und sich doch gar kein Abgang im Brünnlein eräugnet. Dieses verhält sich also in der Warheit. Denn ich habe es von vielen glaubwürdigen Personen gehört, die solcher Versammlung und Zulaufs offt beygewohnt, und mit bey dem Brünnlein gewest, und auch selber, wie gesagt, es versucht. Ich * habe nach genauer Beobachtung, wo doch solches Wässerlein wol mögte Herkommen, soviel gemerckt, daß es von keiner Seiten einen Canal oder Ader habe, wodurch etwan das Wasser rinnen und zufliessen mögte; sondern es lässt sich ansehn, als ob der Stein überall das Wasser heraus schwitzte. Wenn man diß Wasser mutwilliger Weise verunreinigt, als zum Exempel, wenn man die Hand darinn wäscht oder sonst ein faules Wisch-Tüchlein oder ein andres garstiges Tuch oder anders dergleichen herdurch zeucht, so trucknet es gleich aus und wird in kurtzer Zeit gäntzlich versiegen. Aber über wenig Tage hernach und auch wol zu Zeiten über Nacht stellt sichs wieder ein. Gibt also eine feine Nachbildung Göttlicher Güte, die alle Morgen neu und uner-schöpßlich ist, so lang man ihrer nicht mit unsaubren und undanckbarem Gemüt 5 Uberaus-wnnder-liche Eigenschafft deß Brünnlein-Wassers in der Grotten. Welches gar keinen Abgang vom schöpf-fen nimt. Will durchaus feine Unreinigkeit leiden. mißbrauchet, doch gleichwol sich wieder einfindet, wenn man aufhöret, ihre Klarheit zu betrüben. Ich habe *, mich der Gewißheit zu versichern, solches probirt und die Hände darinn gewaschen, und hernach gleich, da ich wollte hinausgehen, mit meiner höchsten Berwundrung gemerckt, daß das Wasser also fort abgenommen. Solchem nach glaube ich wol und halte dafür f), es sey miraeulos, daß der allmächtige Gott zulässt, daß für alle Wallfahrter allezeit Wassers gnug vorhanden. Gleichwie auch dieses für ein Wunder zu halten, daß es der Unsauberkeit so feind, und sobald es vernnlautert worden, zu schwinden Man halt beginnt und ins Abnehmen geräht. Scheint dafür, solches demnach, Gott habe dieses Brünnlein dem feVe'm's. heiligen Servulo, der diese Grotten bewohnt Servuio hat, verschafft, damit derselbe zu seiner wàn! Nothdurfft ein Wasser Hette, gleichwie der Allgütige auch noch würcklich so vielen Leuten davon die Nothdurfft reicht, doch aber es zu keiner Unreinigkeit noch Übermut mißbrauchen lassen will. Amnerckeng E. Francisci über das von dem Herren Baron jetzt-beschriebene Wunderbare Grotten-Brünnlein. [Betrachtet Einer die jetzt-erzehlte Eigenschafft dieses Brünnleins nicht obenhin, und verwundert sich dennoch darob nicht, so muß er selbst wol ein Wunder seyn. Denn daß ein so kleines Brünnlein, wann gleich ihrer viel daraus bald nacheinander schöpffen, dennoch unerschöpfft bleibt, da es doch vorhin über drey Maß oder etliche Viertheil Wassers nicht vermag, und daß es auch durch nichts unsaubres angerührt seyn will, sondern davon versiegt, und etliche Tage ausbleibt, überbas nicht so sehr aus der Erden durch eine Ader oder Röhren, sondern durch das Becken oder Schale überall hervorzuschwitzen scheint, ist j e was Un gemeines. Allein ob dieses ein natür-oder übernatürliches Wunder sey, getraute ich mir nicht allerdings sicherlich und ungezweifelt zu detenniniren oder fest zu stellen. Will t) Der Herr Baron Valvasor als der Herr Haupt-Author dieses Wercks ist der Meynung; aber meine Erasmi Francisci hierüber habende Gedancken solle» bald hernach folgen. Jemand mit hochermeldtem Herrn Urheber dieses Buchs glauben und dafür halten, es sey ein miracnlöses und von Gott wunderbarer Weise um deß H. Servuli willen zu dessen Labung und Unterhalt damals allererst gegebnes Brünnlein; so begehre ich zwar solches nicht gleich zu ver-werffen, sintemal solches weder unmöglich noch unglaublich ist. Denn daß Gott seine Heiligen bißweilen ungewöhnlich und wunderthütig versorgt habe, zeugt der geschlagene Fels Horeb, der Waffer-quellende Backen-Zahn deß Lenens, welchen Simson zerrissen hatte, und andre dergleichen Exempel H. Schufst mehr. So findt man auch zimlich-viel Wunder-Quellen in den alten Kirchen-Historien, die man nicht allestir eitel Legenden halten kann. Der H. Bischofs Epiphanias, nachdem er von dem Persischen Könige sich hinweg in PHönieten begeben, und daselbst an einem Ort ihms an Wasser gebrechen wollen, hat er von Gott eines erbeten, das ihm nicht allein wieder seinen Durst, sondern auch zn Wässerung seines Gärtleins gedient, damit er von den Kräuter Gewächsen seine Nahrung haben könnte. Jnmassen solches sein Gefährt Johannes in Beschreibung deß Lebens Epiphanii bey dem Meta-phraste mit seinem selbsteigenem Gesicht beglaubt. So gedenckt Gregorius Turonensis, Tauff-daß zn seiner Zeit in Portugall bey dem ilt Felde Osem ein Taufs-Brunn gewest, Portugal dahin sich der Bischofs und die Bürger vam selbiges Orts jährlich am Sonntage, wenn fe“ man das Nachtmal gereicht, zum Gebet abgenom-versammlet, den noch leeren Brunnen ver- men-riegelt und versiegelt, und biß aus den H. Sabbath-Tag geharret haben; da sie dann nach genauer Besichtigung deß Schlosses nttd Siegels ansgesperrt, das Siegel weg-gethan, und alsdann den Ort, welcher vorhin gantz trucken war, nunmehr voll Wassers angetroffen, und zwar also, daß, obgleich deß Wassers sehr viel und ein grösser Zitstuß gewest, selbiges gleichwol niemals übergeloffen, hingegen aber auch niemals abgenommen, noch tut Geringsten verringert worden, ohnange-sehn alles Volck zur Heiligung ihrer Häuser, Felder und Aecker davon ge-schöpfft. [Wie besagter Gregorius redet und Zweifels ohn dadurch verstehet, daß sie nicht allein von solchem heiligen Wasser ihre häusliche Nothdurfft genommen, sondern überdas Felder und Aecker und vielleicht auch ihre Häuser damit besprengt haben). Sobald aber die Taufs-Handlung vorüber gewest, ist das Wasser zurück gewichen und nirgends mehr gefehlt worden. Es haben sowol Privat-Leute als Könige gar genau dieser Sachen nachgeforschet, und sich bemühet recht ans die Spuhr zu kommen, ob auch etwan ein Betrug darunter verborgen; aber alsofort den Göttlichen Zorn darüber empfinden müssen, sintemal sie entweder gleich unsinnig worden und sich sebst mit den Nägeln, wie ein wütender Mensch zerrissen, oder in Kurtzem gestorben. Wie insonderheit dem Könige Theodegisillo widerfahren, welcher dieses Geheimniß gar grübel-witzig untersucht, den Ort mit eigener Hand verschlossen, auch Hüter dabey gestellt, und das Erdreich umher tieff durchgraben lassen, weil er geargwohnt, es geschähe durch einen von den Römern, das ist den Catholischen, heimlich practizirten Fund, da sich doch gleichwol nichts dergleichen, wie scharst man auch darnach gesucht und gegrübelt, oder vielmehr gegraben, erüugnet hat; worauf aber selbiger König annoch in selbigem Jahr durch die Göttliche Rache seines Lebens verkürtzt worden, a) Warnt nun gleich dies; letzte Erempel Jemanden verdächtig Vorkommen und den Schein einer Legende gewinnen mögte, könnte matt noch viel andre an die Stelle setzen, die schwerlich alle sich für Legenden verlausten Xiesten, wann wir derselben hiezu so unentbehrlich brauchten. Uttvott-nöthen ists, solcher Erempel mehr attztt-ziehen, sintemal sonst derselben eine grosse Menge könnte vorgelegt werden. Es giebt solches auch die christliche Bernunfft. Denn, wenn Gott auch wol an Heidnischen Orten bißweilen zur Erhaltung der Einwohner einen neuen frischen Brunnen hervor springen lässt, und wann Er in einer Canarischen Insel den vormaligen heidnischen Einwohnern sowol als den heutigen christlichen einen Wunder-Baum zur Träncke gegeben, wie sollte es denn gar nicht wahrscheinlich noch glaubwürdig sehn, daß die Göttliche Güte auch dem Heil. Servulo zu seiner Erquickung ein kühles Labungs - Brünnlein wunderbarer Weise hette hervor gebracht? Denn derselbe ist ein gar heiliger Jüngling gewest, welcher, wie die Friaulische Geschicht - Schrifft Henrici Palladii be- o) Gregor. Turonens. in Glor. Martyr. 1.1. c. 24. richtet ö), in einer Holen bey Triest ein Jahr und neun Monate lang seiner einsamen Andacht und andächtigen Einsamkeit gepflegt, nachdem er von seines Vaters Hanse zu Triest heraus gegangen und sich dorthin aufgemacht, endlich aber wiederum hervor getreten, und, nachdem er Gott um Krasit und Beystand angernsien, vor dem heidnischen Richter Juliano seine osiend-liche Bekenntniß gethan, worauf man ihn zu Triest lebendig in einen Brunnen gestürtzt und mit Steinen darinn tobt gemorsten. Weswegen auch Baronius mit diesen wenigen doch rühmlichen Worten Seiner gedenckt: Tergestae Servulus, insignis Martyr, passus invenitur (sub Nurneriano) Nono Kal. Februarii (Anno Christi 284). Das ist: „Man findet, Servulus, ein vortrefflicher Märtyrer, habe am vier und zwantzigsten Jenner (im Jahr Christi 284) unterm Keyser Nurneriano gelitten." c) Wovon wir aber an gebührendem Ort weiteren Bericht thun werden. Durch besagte Hole bey Triest wird keine andre als diese bey S. Serv verstanden ; angemerckt, dieser Ort nicht weit von Triest entfernet ist. Gleichwie ich nun gern gestehe, es sey nicht unglaublich, Gott habe diesem H. Märtyrer zu Gute in dieser Grotten das Brünnlein bereitet; also muß ich gleichwol beynebst dieses gleichfalls gestehen, daß dennoch, solches zu glauben, keine Unumgänglichkeit aus vorerzehlten Umständen erscheint, weil keine historische Feder selbiger Zeiten solches bezeugt. Denn ein andres ist glaublich seyn (weils nemlich eine Sache, die nicht unglaublich und derhalben wol geschehen seyn könnte) und ein a n d r e s i st, g e w i ß s e y n. Die Gottseligkeit und Frömmigkeit deß Bewohners dieser Grotten führt nicht gleich eine Unfehlbarkeit oder Gewißheit mit sich, daß das Brnnn-Wässerlein allererst zu dieses heiligen Märtyrers Zeit entstanden, und nicht schon vor ihm gewest sey; denn es lässt sich nicht wol also folgern: „Hier lebte und wohnte ein gar heiliger Mann, darum muß nothwendig hier ein vor dem nicht gewestes Wässerlein entstanden seyn." Aber so tiesse sich wol davon urtheilen: „Weil ein heiliger Mann diese Höle bewohnt hat, dörffte vielleicht das Wässerlein, weil es nicht ausgeschöpfft wird, d) Lib. 8. c) Baronius ad Annum 284. auch nicht vernnsaubert seyn will, und also ein wunderseltsames Wasser ist, dessen man keinen rechten durch einen Canal kommenden Zufluß findet, von Gott dem H. Servulo zur Labung und Aufenthalt erschaffen seyn." Ich getraue mir aber auch hiebey anderst nicht, als vielleicht zu schreiben, weil eben tool die jetzt-beygefügte Ursach der Unerschöpfflichkeit und Unerträglichkeit der Verunreinigung kein unfehlsames Anzeigen eines übernatürlichen Brünnleins seyn kann, sondern nur in Betrachtung deß H. Servuli Aufenthalts einige nicht ungereimte noch allerdings unglaubliche Vermutung giebt, sein gläubiges Gebet dörffte vielleicht dieses Brünnlein erweckt, und das Wasser damals erst auf sonderbare Schickung Gottes sich dahin begeben haben; weil es sonst in einer so unbewohnten Holen vor dem nicht nöthig gewest zu seyn scheint, nemlich ein so seltsames, das ob es gleich nicht über drey Biertheil oder drey Maß Wassers hält, gleichwol vielen Personen zu trincken giebt, und sich dennoch darum nicht deß Wassers entblösst. Denn, daß sonst unter der Erden und in unterirdischen Holen gemeine Brunnen quellen, ist nichts Seltsames. Daß ich aber dieser Umstände und ungemeinen Eigenschaffteu wegen es dennoch auch nur auf eine Vermutlichkeit oder Wol-glaublichkeit (wodurch ich eilte Veri-similität verstehe) und auf keine gründliche Gewißheit setzen darff, dazu wollen mich folgende Bewegnissen verbinden, die Einer deßsalls einwenden könnte. Erstlich, weil es an eines uralten Kirchen - Scribentens Zeugniß mangelt, daß Gott dem in dieser Holen wohnenden H. Servulo diß Brünnlein allererst sollte erweckt haben. Zweytens, weil gleichwol auch vermutlich füllt, der H. Märtyrer werde selbst vorher die Gelegenheit dieser Holen wol erörtert, solchem nach auch das Brünnlein darinn gleich angetroffen haben, bevor er seiner Eltern Wohnung verlassen, und diese einsame gewählt; sintemal Niemand gern seinen Aufenthalt einem solchen Ort zueignen wird, den er mangelhafst am Wasser findet. Dannenhero der Aufenthalt S. Servuli an diesem Ort eben sobald die Vermutung giebt, es sey das Wüsserlein schon vor seiner Ankunfst, daselbst gewest, als daß Gott es ihm allererst verschafft habe. Will man aber sagen, Gott habe es kurtz vor- oder auch nach seiner Ankunfst auf seine Bitte hervor kommen lassen; begehre ich solches eben so wenig gantz geschwind, glatt und rund zu widersprechen, als wenig_ mich ein gründlicher Beweis dessen gewiß und ungefehlt kann versichern. Drittens, weil allerdings auch die natürliche Heil-Brunnen, so Gott zu gewissen Zeiten verleihet und wunderbare Hülffe manchen Patienten dadurch wiederfahren lässt, selten so lange bleiben, und noch vielmehr die übernatürliche oder gantz miraculösische Quellen endlich insgemein wieder aufgehört (wenige ausgenommen, die Gott um hoher Ursach willen zur Gedächtniß lange hernach hat auf die späte Nachkommen fliesten, oder bey vorigen Wunder-Krüssten beharren lasten); so scheint, wann je dieses Brünnlein dem H. Servulo von Gott beschert und absonderlich für ihn entstanden wäre, daß es schwerlich noch so viel hundert Jahre hernach aus miraculösische Weise und ausser der natürlichen Art einer Brunn-Quellen immerdar würde gefristet seyn. Bierdtens, weil die angezogene Umstünde und wunderliche Eigenschafften, so man an diesem lieben Wässerlein verspührt, uns zu keinem grund-festen und gewissen Schluß treiben, daß es ein gantz übernatürliches Wunder-Wasser sey. Welches zwar geschehen würde, wann dergleichen Brunnen solcher Natur und Eigenschafft in der Welt und in der Natur sonst nirgends keine mehr gefunden würden. Aber daß es derselben gleichwol etliche gebe, beweist nicht allein unser Herr Baron selbst in dem leswürdigem Bericht von der Grotte S. Baume in Franckreich, wie unten folgen wird, sondern es bezeugte auch Leander bey dem Majolo aus etlichen alten Scribenten mit dem Exempel eines Quell-Brunnens nicht ferrn vom Sicilianischem See-Gebirge Lilybaeo, welcher weder durch die zuflies-sende Wasser, noch durch das zugegossene vergrössert wird, und auch hingegen im geringsten nichts abnimt, ob man gleich noch soviel heraus schöpffte. Und so wir uns mit den Naturkündigern weiter befragten, würden sie uns von solchen Brunnen noch mehr zu sagen wissen. Ob mir nun gleich die Ursach solcher wunderlichen Natur und Eigenschasft un- ®tiidje bewusst, mag sie darum dennoch wol na-seltsamgma- türlichseyn. Indem Apollinischen Tempel turterBrun- zu Dodone war ein Brunn, derdiebren-Brunn deß "ende Fackeln, so man sie drein tauchte, Appollini^. anszuleschen, und hingegen die geleschte sch-n Tem> anzuzünden pslag ; wie Mela, Solinus und Dodene. Pünius bezeugen. Wer will die Ursach solcher wunderlichen Eigenschafften ergründen ? Dennoch kann sie gar wol aus der Natur fliessen, und fügt sich hierzu der Aussprnch deß Heil. Augustini, Prodigiosis hujusmodi naturae operibus raro alia ratio praetexitur, quém quod talis eorum sit natura. „Von solchen wunderbaren und seltsamen Werden der Natur wird selten eine andre Ursach angezeigt, als daß ihre Natur es also mit sich bringe." a) Was dieses betrifft, daß dieses Wunder-würdige Grotten-Brünnlein alle Un-sanberkeit hasset und dafür weichet, so besitzt es dieses Lob gleichfalls nicht einig allein, sondern hat auch hierinn andre ^ndre seines gleichen. Zacharias Theobaldus auch Unr'ei" "ìàt in seiner Beschreibung deßHussiten-nigkeit has- Kriegs von einem Brunnen auf dem '■ hohenBerg-Schloß Riesenberg, derselbe sey also genaturt, daß, wann ein Weib, so ihre Monat-Rosen oder Zeit hat, zu selbigem Brunnen trette und Wasser daraus schöpfte, derselbe versiege, und etliche Jahre ausbleibe; deßwegen er auch allezeit von dem Herrn selbiges Schlosses einem alten Mann vertrauet worden mit Befehl, daß er kein Weib dazu kommen liesse. b) Wiewol uns P. Balbinus in seinen Collectaneis Bohemicis lehret, biß Schloß stehe heut unbewohnt. Beym Crusio liefet man, es sey im Jahr 1580 im Dorff Klein Engstingen, anderthalb Mehlen von Aurach ein Brunn saures Wasser gefunden, der sich nicht hat wollen einschliessen lassen, und doch gesund zu trincken gewest; wann ein Weib in ihrer Kranckheit hinzugehe, werde sie gleich gesund, der Brunn aber unrein und gleichsam mit einer roten Haut überzogen, doch innerhalb einer Stunde von sich selbsten wieder gereinigt ; wann ein Aussätziger hinzu nahet, verliere der Brunn seine Farbe, c) Weil dann dergleichen wundersame Eigenschaften an diesem Brünnlein in der Grotte bey S. Serv nicht allein, sondern auch an etlichen andren, wiewol gar a) Augustin. 1 21. de C, D. e. 7. b) Zaehar. Theobald, im I. Theil dcß Hussitcn- Kriegs c. 63. Bl. 248. c) Crus. lib. paral. e. 12. fol. 47. wenigen verspühret werden, wollte ich schier lieber sagen, es sey diß Wässerlein vielmehr ein jNatur-Wunder, weder ein übernatürliches. Ob auch gleich so geschwinde Einem nicht einfällt, wie es zugehe, daß das Wasser durch einen Stein gleichsam hervorschwitze, dörsfte sich aussleissigs Nachsinnen doch noch wol eine Ursach hervorgeben. Gesetzt aber, sie bliebe im tiefen Brunnen der Verborgenheit ligen, und wollte sich mit keinem Vernunfft-Eymer schöpfen, oder hervorziehen lassen, so können wir darum nicht alsosort der Natur dasjenige absprechen, was sie unsrer Wissenschaft und Ermessung vor enthält. Denn sie hält in noch weit mehr andren Dingen das Maß bey sich zurück, und mit manchen Geheimnissen an sich. Welches durch sehr viel andre Muster zu beglauben stünde, wenn ich mich in diesem Diseurs weiter mögte vertiefen. Hiemit wird aber dennoch nicht umge-stossen, was ich anfangs gesetzt, daß es nicht allerdings unglaublich wäre, daß Gott solches Brünnlein dem heiligen Servulo zum Unterhalt verschafft. Denn obgleich besagte Eigenschaften dieses Brünnleins natürlich zu seyn scheinen könnte Gott es dennoch nichts destoweniger aus des 8. Servuli Anrufung wol haben an diesen Ort kommen lassen, gleichwie Er bißweilen auch wol anderswo neue Brunnen entspringen lässt, die gantz natürlich seynd. Wiewol hingegen eben so starck, wo nicht stärcker, die Vermutung ist, daß das Wässerlein vielleicht schon vor seiner Ankunft in der Grotten sich befunden; sintemal manche Sachen, deren man keine unbetriegliche Gewißheit, so von allem Zweifel gäntzlich entledigt ist, haben kann, gar wol zweyer-ley widrige Vermutungen gestatten, deren gleich wol eine noch scheinbarer und stärcker ist, als die andre. Eben also scheint auch das geartet zu sein, was hiernechst der Herr Urheber diesesBuchs von den wunderwürdigem Brunnen zu S. Baume in Frankreich zur Vergleichung desselben mit diesem Crainerischen bey S. Serv uns lehret, wann er ferner dieser Mey-nung und Jnnhalts fortsühret.j Mir kommt dieses Brünnlein bey S. Berglei- _ Serv fast vor, gleichwie dasjenige, welches *U10 sch in Frankreich, in dem Lande la Provence 1,113 in der Grotte, die man la Girotte de la Serv mit Sainte Baume nennt, zu sehen ist; allwo |'“(funn die H. Maria Magdalena ihre Busse (wie «rotte s. man dafür hält) gethan, und lange Zeit Baume* Teß Matth. Merians irriger «Bericht von diesem Brunnen. Beschaffenheit deß Wegs nach 8. Baume. Ruch.lieblich-bckrau-terter Berg. darimr gewohnt. Diese Höle ligt Izwo starcke Meilwegs von der Stadt S. Maximin , und hat gleichfalls einen solchen Brunnen den man niemaln ausschöpffen kann, wie ich mir* nicht allein erzehlen lassen, sondern auch selber es versucht habe. lieber jetzt-berührtem Brunnen habe ich unterschiedliche Autores gelesen, so davon geschrieben, aber nicht wol übereinstimmen. Einer hat es aus dem Andren genommen, und also bringen sie die Sache viel anderst zu Marckt, weder sie an sich sechsten ist beschaffen. Unter Andren berichtet von diesem Brunnen bey S. Baume der bekandte Matth. Merian in seiner Topographia Galliae (oder Beschreibung Franckreichs), es finde sich in selbiger Holen ein Stein, wie ein Bette gestaltet, zu dessen Hanpten eben aus selbigem Felsen ein gar süsses, wolgeschmacktes Wasser als wie aus einem Brunnen sliesse. Womit aber selbiger Brunn ziemlich schlecht und übel beschrieben ist. Denn erslliesst nicht heraus, sondern stehet. So ist der Brunn auch nicht beym Haupt deß Bettes, sondern noch weit genug davon. Weil dann diese Grotte in etlichen Sachen mit der Unsrigen bey S. Serv ziemlich übereinkommt, und doch ihrer eigentlichen Gestalt unter solcher Miß-hälligkeit derer, so von ihr geschrieben, sich der Leser nicht wol versichert halten kann; will ich demselben zu Liebe ihre rechte Beschaffenheit allhier bey dieser Gelegenheit mit einer warhafften Feder vorstellen, so wie meine Augen* dieselbe beschauet haben. Denn als ich* imJahr1670, am 6. Julii zeitlich und früh auf to. Maximin angelangt, auch noch selbigenTags allenKirchen-Schatz und die H.Reliquien gesehen, bin ich den folgenden Tag, als den 7. Julii noch vor Tage in Gesellschafft vier andrer Personen nach S. Baume, so zwo Tentscher Meilwegs von dannen ist, gegangen. Die erste Meile hat einen rauhen und steinigten Weg, hernach geht die andre und zwar starcke Meil alleweil Berg auf, also, daß man ziemlich gähe zu steigen hat. Busch und Wald lassen sich da nicht blicken, ohn allein etliche seltene und kleine Stauden. Unterdessen ergetzt dennoch dieser Berg die Mühe deß Aufsteigens mit einer besondern Anmut, denn er bekleidet sich mit lauter edlen und wol-riechenden Kräutern, absonderlich aber ist er mit Spicanarden häuffig bewachsen. Wenn man unter einem so schönen Geruch diesen herrlich bekräuterten Berge nun schier aus die Scheitel zu treten und'seine Spitze unter diese Frisse zu legen vermeynt; kommt man auf eine erfreuliche Ebne, da alle Ungleichheit verschwindet, und der Boden so gleich wie ein Stuben-Pflaster erblickt wird. Diese Ebne misst ihre Länge mit einer starcken halben Meil, ihre Breite . aber erstreckt sich nicht gar auf ein Viertheil von der Meilen. Daselbst prmsentirt sich gleichsam ein Elysisches Feld, angeschant lauter wolbe-rnchte Kräuter und Blumen, die sowl von Farben als Geruch edel und schön sind, allda wachsen, und nicht allein das Auge, sondern auch die Nase mit holdseligster Annehmlichkeit füllen. Unter solchem Lust-11 ni) Krafft-Gewächse triumphirt vor allem mit der Menge die Spicanard. Es dörfften sich deß Anschauers Blicke in diese grünend- und blühende Anmut gantz verirren und verwirren, wann nicht der nicht weniger schöne Prospect oder Ausblick nach dem Meer zu eyferte, und diesem Paradisischem Blumen-Plan das Gesicht zu entwenden trachtete. Darüber als dann ein lieblicher Neid-Eyser zwischen Land und Wasser sich erhebt, indem das eine gleichsam mit so manchen Sternlein als Blumen, das andre aber mit seinem Saphir-blauen Wellen wincket, und um die lustigste Augstralen lustig buhlet. Mir war fast eben, als ob ich unsrer Crainerischen Grotten 8. Servuli zuginge. Denn hinter dem Schloß, so dem Herrn Grasen Petazi gehörig, da wo diese Höle ligt, hat es eben eine solche Ebne auf dem hohen Berge, die gleichfalls von Ruch-seligen Kräutern und zierrei-cheit Blumen vertapezereyet ist, auch einen so freudigen Prospect sowol auf das Meer als auf das Land giebet, daß ich mir ohne Ruhmredigkeit sicher getraue zu sagen, man werde in vielen Ländern keine so annehmliche Aussicht treffen als hier bey S. Serv. Daß ich aber wiederum auf den Weg nach 8. Baume komme, sobald man bemeldte Zier- und Lust - reiche Ebene durchgangen, stösst einem gleichsam ein hohes Gebirge von lauter Felsen auf, das gar wenig mit Spicanarden bewachsen ist. Diß seltsichtige Gebirg erstreckt sich nach der Ebne so lang, als die Ebne selbst ist. Wann dann Einer, auf die lin-cke Hand die Gegend nacheinander mit Anmutiges Blumen« Feld. Fast gleiche Lust-Gelegenheit erblickt man beh S. Serv. Weitere Beschreibung deß Weges nach' 8. Baume. seinem Blick passili, dunckt ihn nicht anderst, als wandelte er in einem schönem ebnem Grund und Bodem, und vermeynt, das steinigte Gebirge lige noch erst höher, weilen neben der Ebene ein steinigtet Berg ligt von lauter Felsen gleichwie eine hochmächtige Mauer. Gleich aber zur Lin-cken thut sich unter dem steinigtem Berge ein gar anmutiges Wäldlein hervor von allerlei) Holtz, so immermehr zu bedencken, bewachsen. Da richten sich allerlei) Gattungen gerad-steigender Fichten und Tannen empor, da breiten sich die Eichen und Buchet auseinander, ohn was sonst für-wildes Holtzes allerlei) Art daselbst grünet. Ja man will insgemein sagen, es sei) kein Holtz, das nicht in selbigem Wäldlein zu finden. Welches ich * aber nicht glaube t), auch deswegen mich darnach so eigendlich nicht umgesehn habe. Unterdessen gestehe ich gern, daß es einem keine geringe Er-getzlichkeit schafft, sondern sehr anmutig, lustig und seltsam vorkommt, in diesem Lande einen solchen Wald auzutreffen, weil sonst das gemeine und gewöhnliche Holtz allhier in Pomerantzen, Citronen, Mandel, Mar-garan oder Granatäpffel, Oliven, Maulbeeren und andren dergleichen fruchtbaren Bäumen besteht. Denn von wilden Bäumen habe keine erblickt ohn allein in diesem Walde. Durch diesen sehr behaglichen Wald geht man hin, und alsdann kommt man erst unter den Berg, der von lauter Felsen sich erhebt, und gar hoch droben dir die Grotte eröffnet. Die Natur selbst hat einen Fußsteig in die Felsen gemacht, daß man hinauf gehn kann. Wiewol solcher Fußsteig sehr schmal ist, hat ihn doch menschliche Arbeit so verbessert, daß man ohne Gefahr hinauf steigt. Forstel. Warnt man nun droben ist, findet sich Grotte"zu un*cl" dem Felsen in einem Loch an der S- Baume, linckcn Seiten eine gemauerte Kammer und in derselben ein Wirth, der ums Geld Essen und Trincken schafft, wie wir dann darinn selbsten auch nach abgelegter Andacht, Speise und Tranck zu uns genommen. Neben dieser Kammer trifft man ein grosses Loch an, welches in die Grotte (oder Höle) de la Saincte Baume gehet; an derer (Grotten) rechter Seiten gleich- f) Ich (E. Fr ) auch nicht. Die Frantzosen brauchen gern eine hyperbolische Bergrösserung bey Auspici sung ihrer Sachen. Bermeyne so von allem Holtz der Erden daselbst ein Muster wüchse, dörfste kein Waldlein, sondern ein grösser Wald daraus entstehen. falls unter dem Felsen drey oder vier kleine Stüb-oder Zeltlein gemaurt seynd für die Mihtche, derer vier darinn ihre Wohnung und weissen Habit haben. Nachdem man ungefähr dreyssig Schritt hinein gegangen, kommt man ans der lincken Hand zu einem Altar, attivo die H. Maria Magdalena gelegen, ff) Neben selbigem Altar tritt man gleichsam zwo oder drey Staffeln oder Treppen hinauf, so giebt sich lincker Hand etwas Erhabnes ins Gesicht, das einer Capellen gleich stehet, woselbst (wie die Frantzosen berichten) die H. Maria Magdalena gebetet. Zur rechten Hand endeckt sich ein Kleines vierecktes Loch ungefähr eines Schuhes breit und auch so tief); das ist voll Eis- man nicht" kaltes Wassers und eine küpffern-oder ka,,„ aus-messingne Pfanne dabey, womit man ,*opTfen' das Wasser schöpf feit und trincken kann. Weil man uns nun gesagt hatte, daß man diß Wässerlein nicht könnte erschöpften noch ausleeren, haben wir^ es selbst proli irt, wol dreymal soviel Wassers heraus geschöpsst und weggegossen, als unsrer Meynung nach darinnen wäre; da es dann nichts dcstoweniger voll geblieben. Diesem nach kann ich * mit Warheit sagen, daß das Wasser nicht heraus fliesse, auch nicht nach irriger Aussage der Meria-nischen Beschreibung nahe bei) dem Bette heraus fliesse. Es steht, wie gedacht, daselbst ein Altar, vor demselben ligt die H. Maria Magdalena in rechter natürlicher Lebens-Grösse, und hat solchen Altar der H. Maximinus hinein gesetzt. Inwendig ist diese Grotte so hoch als eilte mittelmässige Kirche. Wer zu derselben hinein gehet, der kommt rechter Hand durch ein ziemlich - grosses __ Loch, welches ihn gar gäh hinunter steigen lässt als wie in einen tiefsen Keller, ihm doch nichts Schauwürdiges darinn zu schauen giebt. Er muß aber mit Lichtern hinab gehn. In der obigen Grotten braucht man kein Licht, weil es noch ziemlich licht daselbst. Dieses ist auch wahr und gewiß, In tiefer daß wann Einer hinein geht, ihm das Gewissen aufwache, und Alles, was er 60a§ Gefeilte Tage gesündiget, ihm vorkomme, fe« aufm». Inmassen mir allerdings etliche Personen *"• reformirter Religion, welche vorher es nicht glauben wollen, nach eigener Erfahrung solches gestanden haben. Berg, darauf die H. Maria Magdalena von den Engeln sieben mal täglich erhaben seyn soll. Sonderlicher Gebrauch bet) der Capellen fcainct Pillen. Hernach, als wir wiederum hinunter gestiegen, schlugen wir uns zur lincken Hand mitten in den Wald zurück, gingen Berg-auf, also, daß 8. Baume an der rechten Hand ligen bleib, und kamen gar-hoch ja aus das Höchste dieses steinigten Berges, woselbst eine kleine aufgebaute Kapell, Sainct Pillon genannt, stehet H. gerad über der Grotten. Man sagt die H. Maria Magdalena sey von den Heil. Engeln alle Tage siebenmal ans der Grotten dahinauf erhoben t)- Daselbst setzt es den allerschönsten Prospect, sintemal man von dannen herab auf allen Seiten herumschauet und auf das trachte Land. Bey dieser Capellen wird der Brauch geführt, daß der, so da hinauf kommt, drey, vier, fünff, sechs, auch mehr Steine, ja soviel er kann, dergestalt aufeinander setze, daß sie ruhig stehen bleiben. Ich * habe viel tausend solcher Steine aufeinander daselbst gefehlt, und auch selber es also gemacht wie Andre, wiewol ich nicht wusste, noch von Jemanden erfahren kunnte, warum es geschähe? sondern mit der Antwort vorlieb nehmen müssen, daß es ein alter Gebrauch wäre. ****** Amnerckuiig E. Francisci über diese Beschreibung der Bnß-Hölen S. Mariä Magdalena bey 8. Baume. [Diese Beschreibung der Grotten 8. Baume (oder, wie mans gemeinlich in Franckreich nennet, de la Saincte Baume, ist gewißlich rar und, macht meines Erachtens manchen Leser dem Herrn Urheber dieses Wercks danck-verbindlich, sintemal man nicht bald bey einem Authore solche eigendliche Umständlichkeit davon antrifft. Was aber den miteingesügten Bericht von der H. Maria Magdalena betrifft, daß dieselbe in solcher Grotten ihre Buß-Andachten soll verrichtet haben, wie man in Franckreich glaubt, will ich den Leser mit einer und andren weiteren Relation hievon bedienen und t) Sollten sie aber wol dieselbe in ihrer bußfertigen Andacht so verstört und an einen solchen hohen Ort erhoben haben, da sie durch die Lust und Anmut der Gegend leicht hette gereiht werden können, ihre einsame Buß-Höle zu verlassen? Ich (E. Fr) hielte dafür, wann die heilige Engel alle Tage mit Jemanden so leut- und holdselig, freundlich und vertraulich umgingen, so würde die Busse gar zu sehr versüsst ihre Strengheit und Schürfst einbllssen. Setzt derbalben der Herr Haupt-Author wolbedacht und behutsamlich dazu: Man sag es. zwar hoffendlich mit seiner freundlichen Behebung. Ich begehre der Grotten zu 8. Baume an ihrem Ruhm, im Fall sie von dieser oder etwan einer andren heiligen Person mit heilig - bußfertiger Andacht beehret worden, keine einige Staffel abzubrechen; sondern will nur bloß etwas beytragen was, sich hiezu füget, und die strittige Meyttnn-gen, so über diesem Vorgeben bey den fürnehmsten christlichen Religionen schweben, ein wenig berühren, zuforderst aber erzehlen, was der berühmte und von dem Evangelischen zum Römisch-Catholischen Glauben endlich getretene Besoldus vor seinem Abtritt in seinem Tractätlein de Regibus Siciliae & Neapolis davon geschrieben, und auch nach solchem Abtritt also hat stehn lassen, nemlich eine Relation aus dem Bzovio, welche dieser aus einer geschrieben Chronic gezogen. Ich muß aber zu besserer Vernehm-lichkeit derselben mit Wenigem vorher eine kleine Vorbereitung machen durch kürtzlichste Anzeigung der zwischen König Petent von Arragon und Hertzog Carln von Anjou. Könige von Neapolis, entstandenen Fehde. Jetztbesagter König Carl hatte den Conradinum zu Neapolis durch den Hen-cker schmählich hinrichten lassen, dieser aber vor dem Nidersitzen seine Handschuh in die Höhe geworfen, und den König Peter von Arragon zugleich dabey für den Erben seines Königreichs Sicilien ausgeruffen, nachdem er kurtz zuvor, weil er, wie er sagte, auf Erden sein Recht nicht erlangen könnte, an den Richterstuhl Christi geappellirt, vor welchem seine Feinde von ihrer ungerechten Verjährung Rechenschaft geben sollten. Woraus König Peter solchen Tod deß Conradini zu rächen und die Frantzosen von Sicilien auszurotten mit den Sicilia-nern sich heimlich verglichen, daß man ans einen Tag, wann das Zeichen mit der Glocken um Vesper-Zeit gegeben würde, alle Frantzosen erschlagen sollte. Welches auch am 30. Martii 1282sten Jahrs dergestallt vollzogen worden, daß durch gantz Sicilien innerhalb 2 Stunden alle Frantzosen den Rest bekommen haben, nemlich 8000 Personen, und zwar mit solcher verbitterten Grausamkeit, daß man allerdings denen Weibern, so von Frantzosen schwanger gewest, die Bäuche ausgeschnitten, damit ja nichts von Frantzösi-schem Geblüt übrig bliebe. Das einige Städtlein Sperlinga hat sich solchen blutdürstigen Raht mißfallen lassen, und seine Fäuste in dem Blut der Frantzosen zu waschen nicht begehrt. Daher ihren Stadt-Thoren dieser Vers eingehauen worden: Quod Siculis placuit, tantum Sperlinga negavit. Nach solchem Blut-Bade nahm König Peter gantz Sicilien ein, und bekam auch nachmals sein Ammirai den Sohn deß Neapolitanischen Königs Caroli Carolum Claudum, Fürsten von Salermo und Stathaltern von Sicilien, gefangen. Dem wollten die verbitterte Siciliane durchaus mit dem Kopfse fort und ihn eben so durch den Hencker caputiren lassen, wie sein Vater dem Hertzog Conradin gethan. Welches aber die Arragonische Königinn Constantia, König Peters Gemahlinn, nebst ihrem Sohn, dem Printzen Jacob, verhinderte, als welche deß jungen Fran-tzösischen Printzen jammerte, darum Sie den ergrimmten blut-gierigen Pösel mit diesem Vorwand stillete, man müsste ohn Vorher-Besragung ihres Gemahls deß Königs nichts mit dem Gefangenem vornehmen, sondern verziehen, biß derselbe Ordre ertheilte ihn zu tobten. Mit solcher Entschuldigung entübrigte sich diese Tugend-haffte Königinn deß täglich-ungestümen Anlauffs und Ansuchens um den Kopfs deß Gefangenen, entzoch ihn auch endlich der gemeinen Pösel-Wüte hiemit und schickte ihn heimlich hinweg in Arragonien. Als er nun daselbst zu Barellinone (Barcellona) gefangen lag, und nichts Gewisses als den Tod erwartete, soll ihm die H. Maria Magdalena, wie man ausgiebt, erschienen sehn und ihn erledigt haben. Denn Verlaust hat obbenannter Bzovius, wie gedacht, aus dem Manuscript einer Chronick S, <_0iatia mit folgenden Umständen beschrieben. s?ll?en°ge. Nachdem Printz Carl von aller mensch-dngenen lichen Hoffnung sich nunmehr verlassen Zarobim la^c (also lautete es in der Chronic) und erlediget sich feilte andre Rechnung machte, als auf a6en- einen Schwert-Streich durch seinen jungen Hals, ermahnte ihn sein Beichtvater Gruil-lelraus de Tornais, Prediger Ordens, er sollte die H. Magdalenam, welche in seinem Lande gepredigt, gebüsset und den Geist aufgegeben ghette, um Hülste und Rettung anruffen. Worauf er auch alsosort aus den Verdiensten derselben eine Balv. IV. Buch. feste Hoffnung gefasst, sich derhalben mit fasten, beichten und vielen Threnen ihr anbefohlen. Und sihe! was geschicht! In der Nacht vor dem Feyertage und Fest Sanct Mariae Magdalenen kommt eine wunderschöne Matron vor ihm zu stehen, rustte ihn beh seinem eignem Namen lauter Stimme: Carl! Und soll dabey inson- Wie es mit derheit diese Worte gesprochen haben, wie Mun^' man sagt (denn so stehet in dem aus zügegangen, der geschriebenen alten Chronic gezogenem Bericht: Et quidem imprimis ei dixisse memoratur). „Wann ich dich von diesem Verhafft bestehen werde, wirst du dann thun, was ich dich heisse?" Als er solches angelobt, ist sie verschwunden. Da wird er auf sich selbsten unwillig und spricht: „Ach! Hab ich doch nicht ein Mal gefragt, was Sie von mir verlange!" Sie erscheint ihm bald zum ändern Mal, und wiederholt ihren vorigen Antrag. Er sagt: „Was hat sie dann zu befehlen, gnädige Frau?" f) Sie antwortet: „Du sollst die Stäte, da ich gestorben und Busse gethan, meinen Brüdern übergeben." Wie er solchem nachzukommen versprochen, ist sie verschwunden. Er aber zörnete abermal mit sich selbsten und klagte: „Ach! daß ich dann nicht so verständig gewest, zu fragen, welche doch ihre Brüder sehen!" Hierauf ist ihm die H. Magdalena vors dritte Mal erschienen, hat angefangen zu reden wie vorhin, ihn aber gleich damit aufgehebt (ob sie ihn beym Schopff, wie der Engel den Propheten Habacuc, oder beh der Hand ergriffen und so fortgeführt, wird in der Relation nicht gedacht) und biß nach Nar-bonne, da eben das Volck ihr zu Ehren das Fest S. Mariae Magdalenae feyer-lich begieng, aus diese Weise getragen. Denn als er unterdessen für seine nebst ihm gefangene Leute bat, sagte Sie: „Folge du mir nur, alsdann werden sie alle miteinander folgen." Welches auch also geschehen. Uber eine kleine Weile aber hernach, da er ein wenig fortgegangen, steht Sie still und zeigt chm an, Sie seh die von ihm angeruffene Magdalena, und spricht ferner: „Weifst du, wo du jetzo bist?" Er antwortet: „Wo mir recht, so sehn wir annoch innerhalb der Stadt-Maur f) Wann allhie das Lateinische Wort Domina nach seinem rechten Verstände geteutscht werden soll, muß mans nicht bloß geben Frau! sondern ein Wort dazu setzen, der Person Zustande und Condition gemäß. von Barcellona." „Du irrest (war ihre Gegen-Nede), denn du befindst dich allbereit innerhalb den Grentzen deiner Herrschafft, und nur noch eine Meile von Narbonne." Es ligen aber Narbonna und Bareellonna drey Tagreise, nemlich etliche dreyssig Meilwegs weit von einander. Hierauf hebt er an (vor Freuden) zu weinen, und spricht: „O gnädige Frau! was kann ich Euch doch immermehr für diese Wolthat Angenehmes zur Bezeugung meiner Danckbarkeit erweisen?" Sie giebt zur Antwort: „Das will ich schon sagen. Wie einsmals wegen bevorstehenden Kriegs mein Leichnam von meinem Grabe herausgenommen und ein andrer an die Stelle gelegt worden, damit die Feinde möchten betrogen werden, imsall sie etwan meinen Körper wollten mit sich davon führen, ist es würcklich also geschehen. Daher meine Reliquien noch an einem solchen Ort ligen, und andre dafür hinweggenommen worden. Nach selbigen Ort mache dich auf, und da wirst du gedachte meine Reliquien an gewissen Zeichen erkennen. Denn an demselben Ort steht ein Weinstock, wann du zu demselbigen gekommen, wirst du sehen, daß er aus meinem Munde hervorgegangen; und da ligt mein Haupt gantz bloß, ausgenommen dasjenige Fleisch desselben, welches der Seligmacher im Garten anrührte, als ich seine Füsse halten (oder seine Füsse umsahen wollte, cùm ejus vestigia tenere voluissem.) Die Haare seynd alle vergangen, ohn allein diese nicht, die dem Herrn Jesu seine Füsse gerührt. Neben dem Haupt steht ein Krug voll Erde, so mit dem Blut Christi genetzt ist, welche ich unter seinem Kreutz auf-gesammlet, und allezeit, so lange ich gelebt, zur Gedächtniß meines Herrn ver-wahrlich aufgehebt habe. Wann du diese Sachen gefunden, sollst du sie mit gebührender Ehr von dannen erheben, und den Ort meines Absterbens und meiner Busse meinen Brüdern, das ist den Prediger-München, übergeben. Denn ich bin eine Sünderinn und Apostolinn gewest. Weiter, sollst du dem Convent (oder Kloster) selbiges Orts, darinn ich verschieden bin, ein gewisses Einkommen für hundert Brüder zueignen, auf daß allda stets das Studium generale im Schwange gehe und florire. Diß gesagt ist sie verschwunden. Er aber, als er nach angebrochenem Tage die Stadt Narbonam vor sich sähe, befahl, daß man an der State, wo die H. Magdalena verschwunden, ein Kreutz setzen sollte, welches biß aus diese gegenwärtige Zeit Crux de Leuca genannt wird. Und da er nach S. Maximin kam, fand er alles nacheinander dem empfangenem Bericht gemäß, und that dem Befehl ein Gnügen. Denn weil an denen beyden Orten Münche wohnten, legte er ihnen eine gewisse Steuer zu, gab selbige Oerter den Brüdern Prediger Ordens ein, und bestimmte ihnen von den Zöllen gewisser Städte ordentliche Einkünsite, wie die Heil. Magdalena hatte besohlen. Als er hernach wieder gen Neapolis gekommen, ließ er diesem Orden auch zwölff Klöster ausbauen und mit Einkommen versehn. Wie er nach etlichen Jahren endlich nun gestorben, hat er demselbigen Orden sein Hertz zugeeignet, welches biß noch in dem Dominicaner Kloster, welches er unter dem Titel der H. Magdalenen gestifftet hatte, in einer eylffenbeinern Büchsen (oder Kästlein) aufgehebt wird. So weit die Relation aus besagter geschriebenen Chronic. Besoldus scheint derselben nicht allerdings zu trauen, sondern sie in Verdacht zu ziehen, denn er henckt gleich diese Rede und Erzehlung hinan: „Ob diß alles, was von der Erledigung dieses Printzens gesagt wird, in Warheit sich also zngetragen, überlasse ich Andren zur Beurtheilung. Diese Zweyerley seynd gewiß, die ich werde hinzu thun. Als Printz Carl in Sicilien gefänglich ausgehalten ward, haben alle Herren und Stände einen bittren Haß wieder ihn spühren lassen, und unermü-det angehalten, man sollte mit diesem eben so ein Müsterlern machen, wie sein Vater mit Conradino und dem Hertzog von Oesterreich gemacht, und seinen Hals ihren Geistern aufopsfern. Ob auch gleich der Papst durch seinen Legaten fid) dahin bearbeitete, daß man dem Printzen Carl keine Gewalt anthun mögte, gaben doch die Sicilianer nichts darauf, auch so gar auf den Bann nichts, sondern schryen einhellig, man müsste Carolum hinrichten. Da hat die Königin» Konstantia dem gefangenen Printzen andeuten lassen, er sollte sich zum Tode bereiten, weil ihre Leute mit einem Beweis, daß solche Wunder-Erledigu») der gewiss^ Historisch^ Beschreibung nta)1 gemäß. unwiederrufflichem Spruch drauf drängen. Er hingegen, der sich nicht zart noch weich, noch nnstandhafften und leicht-bewegliches Muts antreffen ließ, als ein Fürst, in dem noch das hitzige Blut der ersten Jugend wallete, hat darauf geantwortet: wann es Gott so beschlossen, könne er es geschehen laffen, und set) zum Tode bereit aufs allerbeste, und sterbe um so viel lieber an eben demselbigen Tage, daran auch der Wiederbringer unsers Heyls für die Sünden der Menschen unschuldig gestorben. Uber solcher Antwort hat die Koniginn sich entsetzt, das Urtheil zur Stunde wiederruffen, zur Clementz und Sanfftmut sich geneigt, und den Printzen Carl zu ihrem Gemahl geschickt, a)" Das andre, welches Bosoldus hinzu-zuthun versprochen, gehört zu dieser Materi nicht, sondern geht allein den Arragonisch-Frantzösischen Krieg an, und kürtzlich zu sagen dieses, daß in dem Treffen des Fran-tzosichen Königs Caroli mit dem Könige Peter von Arragon ein dicker Schwarm grösser bunter Mucken auf die Frantzosen angeflogen, und dieselbe mit ihren Stacheln nicht anders, als wie mit Stileten er-tödtet habe. Wovon, wie auch von dem gantzen Kriege, sonst Marinaeus Siculus 6) und Hieronymus Bianca c) und nicht weniger Fazellus d) uuständlichern Bericht ertheilen. Wann nun dieses gantz gewiß, daß dem Frantzösischen Dauphin, nemlich dem gefangenen Printzen Carl, die Klugheit und Clementz der Arragonischen Königinn seinen Lebens-Faden unzerrissen behalten, so muß obige Relation aus der geschriebenen Chronic ein falsches Gerücht seyn. Welches auch unterschiedliche Umstände ohne dem verdächtig machen. Denn daß der Herr, als die H. M. Magdalena im Garten Ihm seine Füsse umfangen wollen, ihr sollte das Haupt augerührt haben, steht beh keinem Evangelisten. Das Widrige nemlich, daß Er sie nicht angerührt habe, sollte man schier vielmehr daraus vermuten, weil Er sagt zu Ihr, Sie solle Ihn nicht anrühren ; denn weil sie Ihn nicht anrühren sollen, wird Er vielleicht auch Sie nicht haben angerührt. Doch will ich hierüber а) Vid. Besoldum lie. de Heg. Si eil. & Neapel, c. 7. p. m. 1014. seqq. б) Marinaeus Siculus lib. II. de Regib. Hispan. e) In Commentar. Rer. Arragon. d) Lib. 8. & 9. nicht viel disputiren, ob Er Sie angerührt oder nicht. Daß Sie Ihn nicht augerührt, glaube ich zwar wol, ob Er gleich zu Ihr gesprochen: Rühre mich nicht an! nachdem Sie Ihm aus heilig-entbrannter i Liebe und Freude um seine Füsse gefallen, dieselbe zu hertzen und zu küssen sintemal ihr nicht so sehr das Hoffe Anrühren hiedurch verboten worden, als die Verwei-lung mit oder beh solcher Anrühr- und Fuß-Umhälsung. S. Augustinus, der herrliche Lehrer legt dieses Anrühren alfo aus: Quid est, Noli me tangere ! nondum enim adscendi ad Patrem ! Quod me vides, hominem solùm putas, Patri aequalem esse, adhuc nescis. Noli me tangere talem! Noli in solum hominem credere ! sed verbum aquale Genitori intellige. Quid ergo est; Noli me tangere? noli credere? Quid, Noli credere ? Quia hoc solùm sum, quod vides. Adscendam ad Patrem : & tunc tange, e) Versteht also der liebe heilige Mann durch das Anrühren, soviel als glauben, undver-meynt, der Herr habe damit sagen wollen, Glaube nicht, daß du einen blos-senMenschen anrührestrc. Darinn er zwar den letzten Zweck, doch nicht die eigentliche Meynung der Worte Rühre mich nicht! trifft. Der H. Märtyrer Justinus nähert sich dem rechten Verstände derselben ein wenig besser, wann er schreibt: Noli me tangere, à Salvatore ad Mariam dictum est eo sensu, quo dictur : Noli me comitari, ut continuò mecum sis, juxta eam, quae mihi fuit ante crucem, vivendi consuetudinem, jf) Das ist: „Rühre mich nicht an! hat der Seligmacher zu der Maria gesprochen in solchem Verstände, nach welchem gesagt wird: du musst Mich nicht also begleiten, daß du stets aneinander um mich setzest, nach solcher Weise zu wandeln, die Ich vor der Kreutzigung geführt. Dieser, sage ich, hat die rechte Bedeutung solcher Rede, Rühre mich nicht an! noch besser ausgedruckt, wiewol doch noch nicht allerdings so völlig, daß man daraus den Wörtlichen Sinn derselben recht erken-nete. DennderbuchstablicheWort-Verstand ist dieser, Sie solle sich nicht auf halten, undIhm nicht lange zu seineFüssen mitihrer c) Augustin. Serm. 155. de Temp. f) Justin. Matyr in Quaestionibus & responsie ad Orthodoxos, p. 327. Rechter Verstand der Worte deß Herrn Rühre mich nicht an rc. Umfahung verweilen, sondern eilends fort» gehen und seinen Jüngern ansagen, was sie gefehlt ; denn er habe vor seiner Ausfahrt noch mehr zu verrichten und werde sie noch wol weiter Ihn zu sehen bekommen, ehe denn er auffahre. Gleichwie man sonst zu sagen pflegt, wann man Jemanden eilig fortgehn heissen will, Rühre nichts an! Laß alles ligen und gehe eilends da und da hin rc. Denn das Griechische Wörtlein amu hat diesen Sinn: „Hange jetzo nicht weiter an Mir! Hencke dich so nicht an mich! Du weissest nun ja ein Mal genug, ja greiffst und fühlest es auch, Ich sey war-hasstig auserstanden. Ich weiß gar wol, daß du Mich hertzlich liebest und aus hertzlicher Liebe Mich hältst und dich um meine Füsse schlingest; aber gnng ans diß Mal! Rühre Mich weiter nicht an! Halt dich um Mich nicht länger aus! Es ist nöthig, meine kleinmütige und hochbekümmerte Jünger zu erfrischen und erfreuen. Ich bin noch nicht ausgefahren, sondern werde noch gantzer viertzig Tage Mich Dir und Andren offenbaren, da du Mich ferner sehen, hören und mit Händen greiffen können wirst. Stehe aus! und werde die erste Predigerinn von dem, daß du jetzo gesehn und gehört hast rc. Laufs und zeig es unverzüglich meinen Jüngern an." Diß ist der eigendliche Literal-Verstand der Worte: Rühre mich nicht an! wie es auch ein gewisser geistreicher Mann fast eben also erklährt. Solchem nach lautet dieses seltsam, daß Sie selbst sollte gesagt haben zum Printzen, Sie wäre eine Apostolinn und Lehrerinn in Franckreich gewest, gleich als ob Sie von den Alten deßwegen eine Predigerinn genannt'(wovon bald hernach weiter). Ob sie in Franckreich und daselbst in der Grotten S. Baume gewesen, wollen wir an diesem Ort noch nicht betrachten. Constantinus Manasses giebt vor, sie sey nach der Himmelfahrt Christi nach Rom gekommen, habe daselbst die gottlose Kreutziger deß Herrn angeklagt und damit den Key) er Tiberium so ausgebracht, daß er Alle dieselbe durch einen harten Tod hinrichten lassen. Welches aber nichts. Die Frantzosen und mit ihnen theils gelehrte Scribenten, darunter auch der tieff-gelehrte Mann David Cbytraeus ist o), sagen: Lazarus, welchen der Herr vom a) Sihe im 2. Theil deß Sachsen-Landes am 749. Blat. Tode auserweckt hat, sey samt seiner Schwester Magdalena, Martha, Chelidonio und Maximilians nach Massilia in Franckreich gelangt, habe daselbst gelehrt und im dreyssigstem Jahr nach seiner Auserwek-kung, am 17. Christmonats-Tage seinen sterblichen Leichnam wieder abgelegt. Woraus gleichfalls der Haupt-gelehrte Cardinal Baronius mit einstimmt. Gesetzt aber, dem sey also; so wird doch die heilige Matron schwerlich sich für eine Apostolinn Selbst ansgegeben haben. Die lieben Alten haben ihr zwar diesen Ehren-Titel gegeben und sie Apostolam & Praedieatricem, die A p o st olinn und Predigerinn, geheissen, aber im geringsten nicht der Meynung, als ob sie in Franckreich oder anderswo gepredigt, gelehrt und das Amt eines Apostels geführt hette, sondern nur deßwegen, weil der Herr sie zu seinen Jüngern gesandt, und denselben seine fröhliche Auserstehung durch sie verkündigen lassen. Denn ein Apostel heisst ein Send bot. Und weil ihr der Herr die Ehr und Gnade erwiesen, daß solche freudenreiche Botschafft durch sie den Aposteln am ersten sollte angesagt werden, titulirt sie auch ein gewisser evangelischer Theologus Apostolam Apostolorum. Aber das Apostolische Lehr-Amt ist ihr darum vom Herrn nicht, sondern (ordentlicher Weise) nur den Männern anbesohlen. Derhalben sihet es nicht glaublich, daß sie in Franckreich offendlich gelehrt und gepredigt habe wider das ausdrückliche Apostolische Verbot, daß kein Weib öffentlich lehren soll. Im übrigen begehre ich meines Theils die Frage, ob die H. Magdalena in der Grotten de la saincte Baume Busse ge-than, weder zu bejahen noch zu verneinen, ehe und bevor ich in allen, sowolCatho-lischen als Evangelischen Schrifften eine Gleichstimmigkeit darüber finde. Denn weil die Frantzosen vorgeben, Maria Magdalena habe in den Grotten Poenitentz gethan, als eine ehedessen grosse Sünderinn, nemlich diejenige, so in deß Pha-riseers Haus gekommen und daselbst dem Herrn die Füsse mit ihren Haaren ge-trucknet, bringen sie die Sache damit in grossen Zweifel; angemerckt, theils sowol alte als neue Lehrer behaupten und mit einem trefflichen Schein begründen, Maria Magdalena sey selbiges gemeines und übelberüchtigtes Weib nicht, auch nicht deß Lazari Schwester gewest. Und wann Welcher Bedeutung die H. Ma' ria Magda« lena no» den Alten eine Predigerinn genannt worden. Discurs von der Strittigkeit, ^ M-iia Magdalena ^azari Schwester ìlllì) bie »rosse Sünderinn gewest? Unter- schiedliche Dil hiev eynungen on. dem also wäre, so wäre sie vielleicht auch nicht in Frankreich mit dem Lazaro gekommen, weil sie von vielen alten Kirchen-Lehrern nicht fiir diejenige Maria, so deß Lazari Schwester gewest, auch nicht für die ruchbare Sünderinn, die Simon der Pharisäer für ein leichtfertiges Weibsbild vorhin gekannt, will gehalten werden. Ich will überhaupt hievon ohn Nach-theil einiger Religion (wie es denn auch die Religions-Puncten nicht angeht) die fürnehmste Meynung hievon kürtzlich bey Veranlassung der Grotten 8. Baume den Leser mit einem kleinen Zwischen-Discnrs zu bedienen durchgehen und hernach ohne gewisse Entscheidung Jedwedem heimstellen, was er davon urtheilen wolle. Bilibaldus Pirckheimerus, ein Mann, dessen seltene Erudition in menschlicher Gedächtniß mit einem grossen Nachruhm und Ehren annoch grünet, nach dem seine Gebeine schon längst verdorret, lässt sich vernehmen, es sey zwar im Anfänge deß vorigen Seculi die Frage Wieviel Weiber den Herrn gesalbt? zwischen Etlichen scharsf und hitzig disputirt worden, indem Etliche vier, Andre drey, Andre nur ein einiges Weibsbild dafür ausgegeben, wobei) man dann diejenige, so da widersprochen haben, daß Maria Magdalena diejenige Sünderinn gewest, deren beym Luca am 7. gedacht wird, für Ketzer gehalten; unterdessen wären alle streitende und disputirende Partheyen hierinn gleichwol einig, daß die Maria, welche in dem Flecken (oder Kastell) Bethanien dem Herrn Christo die Füsse gesalbt (Ioh. 12.) mit dem Zunamen Magdalena genannt worden a). Und diesem gelehrten Mann stimmt hierinn bey ein fürnehmer Evangelischer Theologus, so noch am Leben. Wann nun dieses von dem vorigen und heutigen Jahr-Hundert verstanden wird, so dörfften freylich hierauf die meiste Stimmen, doch gleichwol so gar nicht Alle, sich vereinbaren. Denn wie vor Alters in der alten Kirchen die Stimmen hierüber nicht einstimmig gewest, also geben sie auch noch heutiges Tags keinen Gleich-Laut darinn. Origenes 6) hält davor, der Herr sey zu dreyen Malen gesalbt worden, und auch von dreyen unterschiedlichen Weibern; a) Vid. Pirckheimer. in Disquisii, de kae Contro vers. fol 220. seqq. b) Homil. 35. in Matthaeum. erstlich von dem Weibe, die eine Sünderinn doch nicht mit Namen genannt wird, und in Galiläa gewohnt habe, welches geschehen sey im Hause Simonis deß Pharisäers und zwar lange vor der Passion deß Herrn; hernach zum andren Mal von Maria der Schwester Lazari und Marthä sechs Tage vor Ostern; und endlich zum dritten Mal von einer Frauen unbekandten Namens zwey Tage vor Ostern zu Bethania im Hause Simonis deß Aussätzigen. In diesem Stuck hat er auch Theophylactum und Euthymium. auf seiner Seiten. Nach Chrysostomi Meynung haben nur zwey Weiber die Salbung verrichtet, davon Eines die ungenannte Sünderinn, das andre die Maria deß Lazari Schwester gewest. Hieronymus will auch nur von zweyen wissen, wiewol er dannoch dieselbe, so das Haupt gesalbt, nicht für diejenige auch achtet, so die Füsse gesalbet habe. Nemo pulet (schreibt er) eandem esse, quae super caput effudit unguentum, & quae super pedes. Illa enim & lacrimis lavat, & crine tergit, & manifestò meretrix appellatur. De hac autem nihil tale scriptum est. Nec enim poterat statim capite Domini meretrix digna fleri, a) Der H. Ambrosius lässt sichs nicht entgegen seyn, daß man sie für unterschiedene Personen achte, vermeynt doch unterdessen, man könne sie doch auch wol füglich für eine einige Person ansehn, so man nur den Unterschied der Zeit beobachten wolle. Potest ergo non eadem esse (spricht er) ne sibi contrarium dixisse Evangelistae videantur. Potest etiam quaestio meriti, & temporis diversitate, ut adhuc illa peccatrix sit, jam ista perfectior. Etsi enim non personam mutat Ecclesia, vel anima; tamen mutat profectum, b) Begehrt also der liebe Ambrosius deß-wegen sich mit Niemanden hierüber zu entzweyen, und stellt es fast gleich, ob man eine oder zwo Personen draus machen wolle, wiewol er fast geneigter scheint, nur eine Person als zwo zu setzen. Es hat aber auch der Asricanische Kirchen-Stern und hochtreffliche Lehrer Augustinus geurtheilt, Maria Magdalena sey Lazari und Marthä Schwester, vorher eine Sünderinn gewest und von den vier a) 8 Hieronymus in eap. 26. Matthaei. b) Ambros, in c. 7. Lucae, Evangelisten verstanden (ober angedeutet) > worden a). Dieser hochangesehene und ' theure Lehrer hat hernach die meiste Lehrer der Occidentalischen Kirchen nach sich gezogen, gleichwie auch das Rituale ! der Römischen Kirchen seinen Satz dahin gerichtet, nemlich, daß mans für eine Person halten müsste. Und diß war also die dritte Meynung, welche nemlich alle die dreymalige Salbungen der H. Mariä Magdalena allein zuschrieb. Hingegen haben nichts destoweniger die Griechische Patres sie für unterschiedliche Personen geachtet wissen wollen, als Theophylactus, Euthymius, Leontius und Andre. Basilius schreibt ausdrücklich: QV% UVTTj TjV ft TlÓoVTj, Tj 6% TM MutOtiibì l'iÓ'i tj óv TM /luxà. ai.).Tj yg avtrj. ’Exsivai uìv yao ti ó or ai yvvaìxsg rjcrav, xal nolliav yiannai xaxcòv. uvtTj dè atfivt], xal OTiudaìa. Das ist Z ,,Dip war nicht die Hur, von welcher man beym Matthäo liefet, auch nicht diejenige, von welcher Lucas schreibt ; denn diß war eine andre. Jene waren Huren und Laster-volle Dirnen (oder Schand-Weiber) Dieses aber ein erbar und ehrliches Frauen-Bild." a) Wiewol nun die meiste Lateinische Theologi sich durch der Griechen Au-thoritet nicht bewegen lassen, sondern die Authoritet der Römischen Kirchen vorgeschützt, als die in dem vom Gregorio Magno verordnetem Officio alle solche vermeynte dreh Frauen für eine halten, seynd doch etliche gleichwol unter den Römischen Theologis selbsten gewest, welche der Griechischen Kirchen -Väter Urtheil nicht verworffen, sondern ihre Gründe Betrachtungswürdig erkannt haben und zu verstehn gegeben, es würde die Authoritet der Römischen Kirchen dadurch gar nichts geführt noch geringert, weil solches wenig oder nichts zum Glauben thäte, und man gleichwol auch nicht leugnen kännte, daß die Verfasser der Ritualium bißweilen auf die rechte Be-wandniß der Histori so gar genau eben nicht gesehen. Weßwegen unter andren Jacobus Faber und Jodocus Clichtovaeus kein Bedencken getragen, die Gegen-Meynung in offendlichen Schrifften zu bestätigen, nemlich daß dreyerley solcher Marien gewest, als die Sünderinn, die Schwester Marthä und die Maria Magdalena, von o) Augustin, lib. 2. de Consensu Evangelist, e.79. b) Basilius Seleuciensis Homil. 1. de Lazaro. welcher 7 T. ausgetrieben worden, welche doch damals schon unter dem Namen Mariä Magdalenä alle drey insgemein begriffen wurden a). Nichts destoweniger hat den Satz, daß nur einer Person die drey Salbungen zuzuschreiben, die Römisch-Catholische Kirche darum nicht quitirt, sondern fest gestellt und davon nicht weichen wollen. Wie dann insonderheit der sehr berühmte Cardinal Baronius denselben gleichfalls verfochten 6). Unter denen neuen Scribenten wird man hierüber eben so wenig eine durchgehende Gleichsinnigkeit spühren, zumal unter den Theologis der Protestirenden. Die meiste Evangelische Habens bischero bey der alten Meynung der occidentalichen Kirchen gelassen und dieselbe nicht so genau untersuchen wollen, daher sowol tn Predigten als Gebet - Büchern der Evangelischen noch gar offt die H. Maria Magdalena nach dem Exempel teß _ H. Augustini zum Spiegel einer bußfertigen Sünderinn angezogen wird. Nicht wenige aber unter den Gelehrten haben solches, daß Maria Magdalena oder auch Maria Lazari Schwester durch die Sünderinn, so dem Herrn die Füsse mit ihrem Haar getrucknet, sollte verstanden werden, verworffen und hierinn den Griechischen Kirchen - Vätern, wie auch Theophylacto und theils andren Lateinischen Lehrern Beyfall gegeben, daß die Sünderinn weder die Schwester Lazari .noch die Maria Magdalena gewest. Der resormirte und hochbenamte Joh. Gerardus Vossius ruckt in etwas näher wiewol nicht gar auf deß Baronii Seite, wann er setzt, durch die Sünderinn, so dem Herrn die Füffe gesalbt und mit i ihrem Haar getrucknet, sey die Lazarus-Schwester Maria zu verstehn. Da er dann unter andren vielen Beweisthümern auch diesen führt, daß woferrn ihrer mehr als eine den Herrn gesalbt hette, der Evangelist Johannes nicht nur bloß dieselbe würde Mariam genannt haben; denn so ihrer mehr solches gethan, würde hiebet) die Maria Lazari Schwester nicht gnugsam von den andren unterschieden seyn; kommt also auf die Meynung deß H. Ambrosii hinaus, daß dieselbe Maria anfangs wol mag sehr sündlich o) Vid. & Pererii Praefatia in lib. 16. Comment. in Danielem. 6) Baronius ad Annum Chr. XXXII. Clementis rimani Unheil oavon. ^ite Sage b-r Massi-»cnser von LZL und leichtfertig gelebt, nachmals aber sich bekehrt und bußfertig gehalten haben. Allein dieses will ich weder dem Ba-ronio, noch etlichen Protestirenden, so darinn dem Baronio beystimmen, zugeben, daß es Maria Magdalena gewest, und vermeynt, Bavonins habe nur deß-wegen also geurtheilt, weil Maria Magdalena unter denen Weibern, welche den Leichnam Christi zu salben kamen, sich befunden, welches aber allein zu schwach sey. Ich aber zweifle nicht, Baroriius habe nebst Allen, die ihm hierinn betreten, auch zugleich daraus gesehn, daß von der Maria Magdalena sieben Teufel ausgetrieben worden; daraus sie vermuten, es müsse die Magdalena vorhin durch einen groben Laster-Wandel ihr solche Besessenheit zugezogen haben. Und zwar haben Etliche solche Besessenheit geistlich verstanden. Uberdas wird sichs bald hernach bey Erklährung deß Namens Magdala weisen, daß Baronii Meynung, so eben deß Augustini seine ist, noch sehr wol zu betrachten sey, ehe man sie so geschwinde verschleudert. Gedachter Vossius aber stellet dem Baronio entgegen die Rede Clementis Romani, so im 3. Buch der Apostolischen Constitutionen zu lesen : Erat nobiscum Mater Domini, & Sorores ejus, praeterea Maria Magdalena, & Maria Jacobi, & Martha, Sorores Laz ari, & Salome, & quaedam aliae, a) In welcher Rede die Maria Magdalena von den Schwestern Lazari unterschieden wird. Dieses aber, was im vorigen Seculo der Bischofs von Rolle (soll vielleicht Rosse heissen) wider obberührter Clich-tovaeum und Fabrum vorgeschützt, nem-lich, daß die Massilier (oder Leute zu Marseille) und die, so in Provence wohnen, von allen Zeiten hero es so dafür gehalten, nemlich daß es Maria Magdalena deß Lazari Schwester und diejenige Sünderinn gewesen, so mit ihrem Haar dem Allerheiligsten die Füsse abgewrscht, ungleichen, daß noch eine alte Uberschrifft deßjenigen Grabes, welches Maximinus, einer aus den siebentzig Jüngern Christi, der Marthae Schwestern zu Ehren auf-gebauet, vorhanden sey, woselbst derselben alles dasjenige zugeschrieben werde, was die H. Schrifft von der Maria Magdalena erzehlt; dieses, sage ich, würde seines Be-richts und Bedunckens von grösserm Ge- wigt stylt und etwas mehr Nachdrucks Vorgesetzter Meynung Baronii geben, wann nicht, wie er, Vossius, sagt, viel Sachen wären, so solches billig verdächtig machten, darunter neben Andren dieses, daß bey den alten Scribenten kein Wort davon gedacht werde, und glaublichem Ansehn nach, nur allererst in den nechsten Seculis solches Gerücht der Massilienser sich angefangen habe, b) Hette Vossius überdas vernommen, was, wie oben angedeutet ist, Ihre Gnaden der Herr Baron Valvasor, als der Herr Haupt-Urheber dieses Wercks, für eine warhasfte Gewißheit beglaubt, nemlich, daß in der Holen de la saincte Baume Einem das Gewissen aufwache, und Alles, was man jemals begangen, vorkomme oder gleichsam unter Augen gestellet werde, (wie mich dann der Herr Haupt-Urheber dieses Wercks in einem besondren Schreiben versichert hat, es sey gantz gewiß, und so gar nicht ertichtet, daß allerdings etliche fürnehme Kauff-Leute resormirter Religion, die Er gekannt, selbst bekennet haben, ihnen wäre in dieser Grotten eben dergleichen widerfahren,) so dörffte er (Vossius) solches vielleicht noch für wigtiger erkannt haben, sich zur gemeinsten Meynung zu neigen, und den Maffiliensern recht zu sprechen, wann ihm (mehr-erwehntem Vossio) vielleicht nicht auch dieses verdächtig und als eine blosse vorgefasste Einbildung vorgekommen wäre. Wie dann nicht ohn, daß, wann Jemand auf ein so starckes Gerücht und allgemeine Meynung sein Vertrauen und feste Einbildung stellet, ihm alsdann leicht solche starcke Einbildung durchs Gedächtniß fahren, und alle erinnerliche Mißhändel darinn zusammen klauben dörffte. Zugeschweigen, daß, wann schon nicht Maria Magdalena, sondern eine andre heilige Person in rechtschaffner Büßfertigkeit allda gelebt hette, vielleicht nach derselben Absterben die Heiligkeit der Stäte wol eben dergleichen Verweiß dem Gewissen solcher Leute geben mögte, die mit der Welt etwan viel bischero zu schassen gehabt; angemerckt, solche Oerter, die von besondrer Heiligkeit geschätzt werden, bey solchen Personen, die nicht gar zu wild oder ruchlos sind, leicht eine andächtige Furcht und diese folgends eine b) Videatur Vossius lib. 1. Hannon. Evangel. eap. 3. Mit was für Haaren Maria dem Herrn die Füffe getrachtet haben soll? Erinnerung der fürnehmsten Fehler un-sers Lebens erwecken kann. Zu einer nicht schlechten Stütze aber dienet meines Ermessens nicht allein dem Baronio, sondern auch Allen, die Mariam Magdalenam für die Schwester Lazari und geweste Sünderinn achten, sowol die Authoritet deß H. Märtyrers Cypriani a), deß Augustini b), Gregorii c), Cornelii à Lapide d), wie gleichfalls andrer hauptgelehrter Leute, alsGrotii e) und andrer ungemein-eruäiten Männer mehr, sondern noch vielmehr dieses, was ungefähr vor 14 Jahren ein in den orientalischen Sprachen hocherfahrner fürnehmer Doctor und Professor Theologiae auf einer Evangelischen Hohen Schul zu dem Ort Johannis am 12. v. 3. in öffentlicher Lection seinen Zuhörern in die Feder dictirt hat, ich aber allhie in Teu-tscher Sprache erzehlen will. „Es wird (also redet er hievon) Jemanden vielleicht wol Wunder duncken, warum die Maria Magdalena mit ihren Haaren, also, wie sie von den Mahlern gebildet wird, und die meisten dafür halten, dem Herrn die Füsse getrucknet? Damit aber solches richtiger begriffen werde, wollen wir untersuchen, warum sie zubenamset worden Magdalena? Denn auch hierüber ist unter den Auslegern grosse Mißhelligkeit ; sintemal Etliche derselben von einem Schloß Magd alo, so ihres Vätern gewest und darinn sie geboren sey, Andre von der Stadt Magdala, Andre von einem andren Ort solchen Zu-Namen beymessen, welchen Ort wiederum Etlche gegen Orient, Etliche gegen Occident setzen. Dieselbe seynd, meines Erachtens hierinn gewaltig betrogen worden, und muß die Ursach solcher Benennung aus der Thalmudischen Sprach-Gewohn-heit, welche zu Christi Zeiten in Judaea unstrittig die einheimische Land-Sprach gewest, hervorgesucht werden. In derselben kommt offt das Wort vor, als ein Epitheton (oder beyfügiges Wort undBey-Nam), nicht nur einer Mariae, sondern auch andrer Weiber, und bedeutet eine Flechterinn der Haare oder а) Tract. de duplici Martyr. б) De Consensu Evangelist, c. 97. & Lib. de Confi. Vitior. & Virtut e. 15. Toni. 9. c) Homil. 33. in Evangel. d) In hunc locum. e) In Matth. 26. kraus er Locken, oder wie man insgemein redet, eine Haarschlagerinn oder Parrukenmacherinn /). Denn das Wurtzel-oder Stamm-Wort 7U bedeutet bey den Thalmudisten und Nabinnen soviel, als einwickeln, einwirren (flechten), die Haare drehen oder winden und wickeln wie ein Seil." Ist demnach Magdala, oder nach Griechischer Termination zu reden Maydair^ (Magdalena) ein solches Weib gewest, so die Haare zu schmücken und zierlich zu flechten pflog, den Frauen zu ihren Schmuck, Parrucken (oder eine Tour) zuzurichten und zu verkauften ; rc." „Bey den alten Juden, sonderlich zu deß Herrn Christi Zeiten seynd die gemachten Haare oder Parruken sehr un Gebrauch gewest, als damit adeliche Jungfrauen und Frauen Haupt und Stirne schmückten, wie die Thalmudisten vieler Orten bezeugen." g) „Also verstehen wir nun, diese Maria sey eine solche Haarschlägerinn, Parrukenmacherinn oder Tour-Bereiterinn gewest, die den Jüdischen Frauen einen Krantz oder Aufsatz von Haaren oder Locken gemacht und deßwegen Magdala, Maria, die Parrukenmacherinn geheis-sen worden, weil sie allstets wol-gewaschne Locken in Bereitschafft hatte, die mit kostbaren Oelen und wol-riechendem Pulver trefflich wol zugerichtet waren. Daher ist gantz glaublich, diese Maria, als sie nach ihres Volcks Land-üblichen Gebrauch dem Herrn, wie er zu Tische sitzen wollen, die Füsse zu waschen Sinns gewest, habe an flat Wassers ein Pfund Salben aus kostbaren Norden (oder köstlichen Narden-Wasser) dazu gebraucht, und an flat eines Wisch- oder Hand-Tuchs solche wol-riechende Haar-Locken, die sonst zum Verkauft und Weiber-Gepränge bestimmt waren, genommen, beydes dem Herrn Christo zu Ehren." „Neben diesem hat diß verhurte Weib (Luc. 7.) noch einen andren Zwegk hie-bey gehabt, indem sie mit Thränen dem Herrn die Füsse netzte und mit solchem f) Videantur Codd. Talmud de Synedriis, fol. 67. col. 1. de Sabbato fol. 97. col. 2. & fol. 104. col. 2. de Festivitate fol. 4. col 2. Glossa ad Cod. de Libello Bepudii fol. 90. col. 1. g) Vid. Codd. de Sabbato fol. 64. col.2. de Na-siraeis fol. 28. col. 2. de Aestimationibus fol. 7. col 2. falschen Haar, das auch sie Selbst nebst andren Huren-Schmuck auf ihrem Haupt zu tragen Pflegen, dieselbe getrucknet. Denn die Weibs-Bilder und zwar insonderheit die unzüchtige wandten ihre für-nehmste Sorge auf den Haupt-Schmuck. Weil diese aber anjetzo ernstliche Busse that, hat sie dessen sich so gar nicht mehr geachtet, daß sie mit Wegwerffung alles Schmucks ihr delicatestes Haar, womit sie bischero sich soviel eingebildt und ihren Buhlern zu gefallen beflissen gewest, nunmehr auch zu dem allergeringsten Dienst (oder Verrichtung) gebrauchen wollen; welches auch der Herr an ihr gelobt." „Hie könnte Jemand einwerffen: wäre der Nam Magdalena kein eigener Nam oder Geschlecht- (Lands- oder Orts-) Nam, würde der Evangelist denselben tool verdolmetschet und mit einem solchen Griechischen Wort, das eine Parrnken-macherin oder Haar-Schmückerin anzeigte, gegeben und nicht ein Wort Ehaldäi-scher Red - Art dafür behalten haben. Darauf lässt sich aber antworten, diese Folgeret) könne bekriegen und derselben eine grosse Menge solcher Namen entgegen gesetzt werden, welche, ob sie gleich keine Nomina propria oder Eigen-Namen seynd, von den heiligen «scribenten deß Neuen Testaments so gelassen behalten und gesetzt worden , wie sie in der Hebräisch-oder Tälmudischen Sprache lauten. Also wird der Apostel Simon beym Matthäo (e. 10. v. 4.) und Marco (c. 3. v. 18.) beygenannt Knvavnrj? < (oder Simon von E an a.) Und daß solches kein Eigen-Nam sey, gibt Lucas zu mercken, indem er ihn nennet Zr^^v (c. 6. v. 15.) Judas wird gleichfalls mit einem Ehäldäischen Wort Jschariot, benamst, welches einen Menschen bedeutet der ein ledern Schurtz-Fell trügt wie die Gerber." Biß daher dieser fürnehme Theologiae Doctor. Wann nun solches unfehlbar sehn sollte, daß die Maria Magdalena von dem Haar-schlagen ihren Zunamen und nicht von dem Kastell Magdala geführt, so gäbe dieses gewißlich eine sehr speciose Anzeigung, daß Maria Magdalena die Sünderinn gewest und auch Lazari Schwester. Allein die dritte Parthey dörffte zu- Valv. IV. Buch forderst drüber noch sehr scrupuliren und fragen; weil die Salbung der Füsse mehr als ein Mal geschehn, und zwar die erste von der so genannten Sünderinn in Galiläa (wie der H. Augustinus selbst solches für gewiß hält) nachmals aber im Flecken Bethania kurtz vor dem Leiden und Sterben Christi, ob dann wot vermutlich, daß, wann die Schwester Lazari oder die Maria Magdalena zum ersten Mal ihre gemachte und gepülverte Locken zum Ab-trucknen der Füsse deß Allerheiligsten gebraucht, sie nachmals noch weiter mit falschen Haar-Locken sich geziert oder solche noch länger ausgehebt haben sollte, daß sie abermal dergleichen zum Abtruckneu hernach gebraucht hette? Ob sie nicht vielmehr mit den leichten und eitlen Parruken - Gepränge dem stoltzen oder üppigen Frauen -Bolck weiter zu dienen unterlassen hette? Zumal weil Lucas ausdrücklich (c. 8. v. 2.) anzeigt, die Maria Magdalena sey nebst andren gottseligen Weibern dem Herrn gefolgt? Ob ihr wol, seit dem der Herr sieben böse Geister von ihr ausgetrieben, die Lust zu so leichter und eitler Nahrung nicht sollte verschwunden seyn? Jmgleichen weil eine Parruken - Meisterinn selten so reich, daß sie dreyhundert Groschen aus ein Mal aufwende, so wolle auch daher schier einige Vermutung erwachsen, daß Lazari Schwester Maria keine Par-ruckenmacherinn gewest; ehe die 7 Teufel ausgefahren, würde die Maria Magdalena schlechte Parruken gemacht, auch keine fürnehme Frau einigen Haar-Schmuck von ihr angenommen, auch der böse Geist ihre selbsteigene Parrüke ihr dermassen ausgekämmt haben, daß sie einer Furien gleicher als einer galanten Courtisaninn ähnlicher gesehn; nach Ausfahrt aber solcher sieben Teufel würde sie deß Haar-Schmückend wol müssig gegangen seyn und sich zu einer löblichem viel erbaulichem Arbeit begeben haben; derhälben müsse ihr der Nam Magdalena von Magdala als einem Ort ihrer Geburt angeklebt seyn. Wann aber diese Scrupeln ihnen gleich noch wol könnten benommen werden, setzen sie doch gleichwol mit noch andren viel stärckern Einwürsfen an, und fragen: ob auch, weil sie, nachdem die böse Geister von ihr gewichen, stets dem Herrn i und seinen Jüngern gefolgt, ihnen gedient 7 und Handreichung gethan, sie der Zeit gehabt, solchen Hoffart nemlich die frauliche Parrnken weiter zu bereiten? Und wo nicht, wie sie dann hernach aber Mal kurtz vor Ostern mit gepulverten fremden Haarlocken dem Herrn die Füsse getrucknet? Zudem sagte die H. Schrisft deutlich, die grosse Sünderinn habe mit ihrem Haar (nicht mit Fremden) dem Herrn die Füsse getrucknet; welches auch von deß Lazari Schwester doch an einem andren Ort und Zeit geschehen. Sie sprechen: die Sage, daß diese Maria Magdalena die grosse Sünderinn gewest, habe bloß in menschlichen Gedancken aber nicht in Göttlicher Schrisft ihren Grund; und sehen solche irrsame Gedancken beh etlichen Alten nur daher entstanden, daß der Herr 7 T. von der Maria Magdalena ausgetrieben, woraus man gemutmasst, sie müsste vorhin ein leicht - fertig - ehr - vergessenes Laster-Weib gewest sehn, so in groben Sünden und Unreinigkeit gesteckt; welche Mutmassung hernach mit der Zeit sich gar in einen unwidersprechlichen Lehr-Satz verwandelt habe; die Besessenheit sey aber nicht allemal eine Anzeigung begangener grober Mißhandlung, sintemal auch tool bißweilen kleine unschuldige Kinder besessen werden; die verruchte Sünderinn sey zwar geistlich, Maria Magdalena aber nur leiblich besessen gewest, laut deß Buchstabens; die Heil. Schrisft gedencke deß Namens deß unzüchtigen Weibs gar nicht, derwegen sey es ein grösser Fürwitz, denselben zu erforschen oder ihr einen gewissen Namen aufznlegen und die H. Maria Magdalenam für eine so grosse Unzüchteriun in der Welt auszugeben, dergleichen doch im geringsten von ihr nicht möge erwiesen werden ans H. Schrisft, sondern eher das Widrige, nemlich daß selbige Sünderinn ein gantz andres Weib gewest; weil die Sünderinn wegen ihrer Leichtfertigkeit in der gantzen Stadt übel berüchtigt und in Unehren bekandt war, daher sie auch der Pharisäer stracks kannte, so hette mans ohne Zweifel auch wol in der gantzen Stadt gewusst, daß der Herr 7 Tensel von ihr ausgetrieben, wann sie hette Maria Magdalena geheis-sen, und alsdann hette der Pharisäer nicht geweynt, der Herr kennete sie nicht und wüsste nicht, wer sie wäre; welches er wol nicht würde gesagt noch sich verwundert haben, daß der Herr sie nicht von sich wegschaffte, daferrn er (der Pharisäer) sie für die Maria Magdalena hette gehalten; sintemal ihm alsdann auch nicht hette verborgen sehn können, daß der Herr dieselbe von so vielen bösen Geistern be-freyet hette; zudem müssten wol solche Buhler ihrer Sinnen nicht mächtig gewest sepit, die mit einem von so vielen Teufeln besessenem Weibe courtoisirt hetten, nun zeuge aber die H. Schrifft deutlich genug, daß die Maria Magdalena nicht geistlich, wie man vorgeben wollen, sondern leiblich besessen gewest, masseti sonst auch von dem, zu welchem der Herr sprach: Gehe hin und sündige fort nicht mehr! die Schrifft wol gesagt hette, er wäre besessen gewest; darum könne das leichtfertige Weib nicht die Maria Magdalena seyn gewest, in weiterer Betrachtung, daß die Leichtfertige eher nicht bekehrt worden von ihrem Laster-Leben, als biß sie zu Christo zu gehn sich entschlossen, der ihr ihre Sünde vergeben hat; überdas werde der Schwester Lazari nirgends der Nam oder die Besessenheit der Magdalenä, auch der Magdalenen nirgends die Füß-Salbung und Abtrnck-nung mit dem Haar zugesetzt, Lazari Schwester auch also beschrieben, daß viel erbare Jüden, ihr das Leid zu klagen, bei) ihr eingekehrt, welche Ehre sie einer offendlichen Stadt-rüchtigen Schand-Me-tzen schwerlich erwiesen hetten. Also schliessen sie endlich mit Tlieo-phylacto, Basilio und theils Andren, man müsse seinen eignen Gedancken hierinn nicht trauen, und weder Magdalenam noch die Mariam zu Bethania für die Sünderinn, sondern jedwede solcher drehen für eine besondre Person halten. Dieses seynd also die dreyerley Mey-nungen, so noch heutiges Tages unter den Gelehrten walten, wiewol die erste, nemlich die Sünderinn sey Magdalena gewest, am längst-nnd tieffsten gewur-tzelt, solchem nach auch noch beh den meisten Leuten in allen christlichen Religionen beharret. Meines Theils unterwinde ich mich darinn keiner gewissen Entscheidung, an-gesehn jedwede mit ziemlich-scheinbarem Beweis vertheidigt wird. Weil aber unterdessen doch dieser Satz, ob die Maria Magdalena in Franckreich gekommen, und Lazari Schwester und dazu die grosse Sünderinn gewest sey, hiemit auch in Ungewißheit kommt, und nicht gar zu sicher stehet, besorge ich, es dörffte auch dieses zugleich mit in die Ungewißheit gezogen werden, ob Maria Magdalena in der Grotten de la Saincte Baume gelebt, und nicht ettomt sonst eine andre andächtige und heilige Person, derer Nam mit der Zeit vergessen fehlt mag, zur Zeit der heidnischen Verfolgung sich daselbst ausgefallen habe? Nach deren Absterbung man vielleicht in Ansehung deß mit Spicanar-den und allerley Blumen gezierten Berges ans die Meynung gerathen, es müsste daselbst Maria Magdalena ihre Wohnung erwählt haben. Wäre also dißfalls mehrere Gewißheit zu wünschen, weder aus dem tiefen Schweigen der alten Kirchen-Lehrer von dieser Sachen zu ergreiffett steht. Daß Maria Lazari Schwester mit ihrem Bruder und andren christlichen Gefährten in Franckreich gekommen, ist nicht unglaublich; aber damit hat man noch keine Unfehlbarkeit, daß sie mit der Maria Magdalena eine Person, und als lange solches noch ausserhalb den Grentzen der Gewißheit stehet, bleibt meines einfältigen Ermessens auch diß itoci) tut Zweifel, ob nicht vielmehr eine andre Gott-ergebene Person weder die H. Maria Magdalena in der Grotten ihre andächtige Wohnung gehabt? Und daserrn je Maria Lazari Schwester die Magdalena gewest fehlt sollte, würde es doch noch weitern und klährern Beweises gelten, daß solches die grosse Sünderinn gewest. Wann aber dieses nur dnrch gewisse Urkund, nemlich durch Zeugniß eines so alten Kirchen-Scribentens, der zur Apostel Zeiten gelebt, unbeweglich und Zweiselfreh gemacht wäre, daß Maria Magdalena und Lazari Schwester Einerley, so sollte sich allsdann, ob sie gleich eben nicht die grosse Sünderinn gewest wäre, die Grotte zu S. Baume dennoch wol zu ihrem gottseligem Aufenthalt nicht übel schicken. Denn weil die Maria zu Bethania, wie es scheint, mit Zurichtung wolriechenden Narden-Wassers gern um gegangen, und was sie daraus gelöset, es sonst verkaufst oder auch als eine wohlhabende edle Frau zu ihrer Erquickung und des Neusten Labung solches gedistillirt, so könnte man keine ungereimte Mntmassung schöpsfen, dieses heilige Frauenbild hette insonderheit zu ihrem Aufenthalt besagte Grotten auch deßwegen erkohren, weil die Spieanarde dort herum gern und häusfig wächst, und ihr zit Destillirung deß schön-riechenden Wassers gar bequem-und toolgelegentlich in der Nähe gestanden, welches Spicanard-Wasser sie nachmals zu Gelde machen, und den Armen davon geben, oder auch mit dem Wasser selbsten die Krancken bedienen können. Indessen dnnckt mich, es sey gewisser, daß S. Servulus in Crain, in der Grotten bey S. Serv eine Zeitlang gelebt, als, daß S. Maria Magdalena, und nicht etwan eine andre Buß-eyfrige Christinn in der Frantzösischen Grotten 8. Baume gelebt, weil jenes heiligen Märtyrers Ge-bnrts- und Marter-Ort die Stadt Triest, so nicht weit davon ligt, einen grossen Schein dazu gibt, auch seiner Person wegen kein zweisel gemacht, die Vereinigung aber Marios Magdaleme mit der grosien Sünderinn hingegen von vielen Scrupeln ange-sochten (obgleich sowol von vielen Evangelischen als von den Römisch-Catholischen ohne Gewissens Verletzung geglaubt) wird. Derhalben meines Vermutend die Crai-ner dieser ihrer Grotten Raritet und Denck-würdigkeit mit jener 8. Baume in Provence, soviel diese Gewißheit betrifft, nicht vertauschen sollten. Jedoch lasse ich Jedwedem seine Gedan-cken srey, und offtgemeldte Grotte de la Saincte Baume in ihren Würden. Und wird der freundliche Leser im Besten ver-mercken, daß ich ihn durch diese ausführliche Anmerckung auf Veranlassung der mit-eingezogenen schauwürdigen Grotte 8. Baume von denen Crainerischen Grotten ein wenig beyseits geführt, Er seh aber hiemit ersucht, mit mir anjetzo wieder umzukehren nach Crain, auf daß wir der Beschau-Lust noch andrer Crainerischen Grotten, womit uns die hochpreisliche Ett-riosität und Leutseligkeit deß Herrn Baron Valvasors ferner behulden wird, innechst-folgenden Capitteln gleichfalls gemessen mögen. Daß die Grotte bey Sera deß H. Servuli Wohnung gewest, scheint viel gewisser als die Wohnung S. Magdalena in der Grotten S. Baume. Grosse Grotte daselbst. Da« VI. CaMtet. Von einem schönen Sichernngs-Ort oder Retirade und etlichen seltsamen Grotten. Inhalt. Ein natürlicher Sicherungs-Grt Zur Kriegs-Zeit. Eine grosse und weite Grotte daselbst. Hole in Franebreich, darinn hundert Hürde stehen können. Grotte hinterm Schloss Kosserk, die diel Schnee berwart und Ens Zeuget Zum Weinkühlen. Ein Kesselkörmiges Koch oberhalb Alt-Einöd. Die Grotte im KatZken-Derge. Allerlen Stein-Figuren daselbst. Wan eher len EnsZapffm allda. Ens, das gern bricht und ungern schmeltZt. Wasser-Trobilen, so im Sommer Zu Ens werden. Unterschiedliche Gänge und Eiellen in dieser Grotten. Eine andre und Tiellere Grotte daselbst. Dìe Evs-gebende Grotta in Fgger-Dodem. Ein. natürlicher Sicher-Ort und schöne Retirade. Seil wir von der Holen bey S. ^Serv wieder heraus gehen, müs-Ifcit wir uns annoch ein wenig nn der Nachbarschaft derselben mnfehen. Alsdann wird uns »gleich unter dem Schloß S. Serv, so anjetzo den Herrn Grasen Petazi für seinen Herrn und Besitzer erkennt, wiederum ein curiö-ser Anhalt begegnen, nemlich eine schöne Retirade oder Schirm-Ort, dahin man für dem Feinde viel gesicherter entweichen kann, weder in einige Festung. Denn daselbst ligt ein hoher Fels, darein ein Loch gehet, und ist eine Zug-Brücke dazu gemacht. Inwendig breitet eine grosse Grotte ihren Schoß so weit ans, daß zu Kriegs-Zeiten die gantze umliegende Nachbarschafft samt aller ihrer -beweglichen Haabe sich hinein flüchten, und beguemlich darinn aufhalten kann. Hiebet) hat keine menschliche Hand was gethan, sondern die Natur alles mit einander, ausbenommen, daß man die Brücke dazu verfertigt hat. Wann diese aufgezogen worden, so kann denen, die sich hinein salvirt haben, keine feindliche Gewalt beykommen, noch den Ort errobern, dafern sie nur wider den Hunger gerüstet sind; denn das ist das einige (Schwert, womit dieser Ort zu erobern steht, der sonst allen Sturm und Anlaufs verlacht. Denn er ligt mächtig-hoch mitten am gähen Berge, und besteht allenthalben aus dem härtesten Felsen, dem keine Stück- Kugel seine steinerne Festigkeit auflösen : noch brechen kann. Die Frantzosen mögen ihre Hole bey Höle m dem Flecken Gard noch eins so hoch herausstreichen, darum daß hundert Pferde der: Pferd-darinn stehen können, und König Hein-rich der Bierdte das Mittag-Mal darinn nnc"' gehalten haben soll, ohn was man sonst für mancherlei) Mährlein von derselben erzehlt; dieser Crainerischen Grotten gereicht zu einem grössern Ruhm, daß weder Pferde noch Männer ohn den Willen derer, die sich ihrem Schoß vertraut haben, zu ihr nahen können, und hette sonst wol viel grösseren Raum inwendig als für hundert Pferde, wann sie nur denselben den Zugang vergönnete, und nicht mehr zur Versicherung weder zur Belustigung dienete. Von einigem andren natürlich-festem Aufenthalt , so man Tabor heisst, und gleichfalls in der Herrschafft S. Serv ligt, gedencke ich hernach an seinem be- sondrer: Ort zu reden, wann wir zuforderst unsre noch übrige fürnehmste Grotten beleuchtet haben. Gleich hinter dem Schloß Rosegk, so dem Grafen von Gallenberg znsteht, hals eine Grotte, die wie ein Kessel geformirt, oben eines guten Büchsen-Schusses weit ist, aber Hinunterwerts alleweile schmäler wird wie ein Kessel. In dieser Grotten, die gar tieff ist, häufst sich viel Schnees zusammen, bleibt auch das gantze Jahr durch in den Löchern stecken. Denn der Grottehinter Bodem hat viel Löcher, die zwischen den Stein-Felsen hinunter in die Tiesse viel Schnees reichen. Wann im Sommer der Schnee aJ?,mUnb ausgeht und schmeltzt, rinnet das Schnee-Weinkühlen Wasser zu solchen Löchern ein. Zuletzt gebiert. aber wird der Schnee zu Eys und hangt sich an die Löcher. Wie ich dann selbst* vor etlichen Jahren im Angusto noch in sieben Löchern Schnee oder Eys gefunden, welches man deß Sommers zum Weinkühlen gebraucht. Ein Kessel- Eben ein solches Kessel-Loch ligt ober- Loch'ober- ^lb Alt Einöd (so in der Herrschafft halb Alt- Einöd, im Besitz deß Grafen und Herrn Einöd. bon Gallenberg ist). Dasselbige findt man gleichwie das obige in der Herrschafft Rosegk. Die Grotte Bey Lazkenberg unweit von Weist 6enrJagur "r. 426. 4 29 ®elcgen, ^"dieses Schlosses. perpendicular und nach der Schnur aufsteiget wie eine Maur. Mitten in diesem Stein-felsenem Berge steht ein hübsches grosses Schloß (wie solches in der beyge-setzten gantz natürlich-gezeichneten Kupffer-Figur sich presentirt) und zwar so völlig in der Lucken oder Klufft (in Hiatu), im Loch sage ich, daß kein Regen draus fällt. Wiewol es nichts destoweniger ein Dach hat von wegen deß Wassers, welches durch die Felsen herunter tropfst. Die Helffte deß vordem Thurns steht allein hervor und äussert sich soweit des Felsens, daß er sich nicht unter demselben befindt. Den Eingang hat man von dem Felsen ausgehauen und darneben eine Manr aufgemaurt. Zwischen den zweyen Pyramiden und dem Thurn giebt es eine Zug-Brucke, zwischen diesem Thurn aber und dem andren Gebäu wiederum eine andre Zug-Brucke ; cm gefehlt, das Schloß viel schöne Zimmer hat. Dasselbe besitzt anjetzo Herr Johann Philipp Graf Cobenzel, Hauptmann zu Triest, welcher die meiste Zeit deß Sommers samt seiner gantzen Famili sich allhier anfzuhalten pflegt. Denn obgleich dieser Ort ziemlich feucht wegen deß Tropfs- Wassers, ist er nichts destoweniger gesund zur Wohnung, bevorab im heissen Sommer, da die kühle Oerter ja so erspreiß-als annehmlich. Gar viel Klassier tieff unter diesem Schloß, nemlich tut Grunde und am Fuß deß Berg-Felsens, darinn es steht, reifst der daselbst ebne Bodem deß Felsens gleichsam das Maul oder vielmehr seinen steinernen Rachen gar weit auf; denn allda hat er ein grosses und tieffes Loch, zu welchem ein kleiner Wasserbach bey Litt. A hineinfällt mit einem so starstem Sumsen, brausen und brummen, als ob es donnerte. Biel Klaffter hoch über diesem Loch ist eine Grotte, die vorn ein wenig zugemaurt. Zu derselben geht neben dem Berg-Felsen ein gemachter Weg, welchen man zu Fuß leicht bewandelt, und ohne Beschwerlichkeit dadurch zu der Grotten hingelangt. Gleich vor der Grotte hat es eine gähe Abschüssigkeit (oder Praecipitium), darüber an stat einer Brucken ein dick-und starckes Brett befestigt ist, daß man leicht und sicher darüber hingeht. In diese Grotten kommt man eine Meilwegs weit hinein, und da nimt der Gang ein Ende. Etlicher Orten wollen Tieffes Loch in dem Felsen. Meilenlanger Gang in der Grotten. die Fackeln ungern brennen, und erleschen offt, müssen aber wieder angezündet werden. Sonst ist überall gut darinn zu gehen, ausbenommen an einem einigem Ort, da man auf allen Vieren hindurch kriechen muß. Vorzeiten sind etliche Felsen und grosse Stein-Stücker von dem Ober-Bodem herabgesallen, dadurch der Gang beschwerlich gemacht worden, biß ungefähr aus zwan-tzig Schritte, denn weiter reicht solcher schlimmer Weg nicht. Vielleicht mögen diese Felsen-Stücker beh dem Erdbeben 1368sten Jahrs herabgesallen sehn, doch darum nicht die gautze Berge über einen Haussen zusammen gefallen, also, daß sie damals den Fluß bedeckt, und mit einem Gewelbe überzogen hetten, wie zwar unser Doctor Schönleben in seiner oberzehlten Beschreibung dieser Holen vermeynt. Mich * treibt kein Ruhm-Gierde durch Irriger Be- Verkleinerung solches seines Urtheils und v^Scbön- au$ übrigen Berichts von der Grotten, lebms von meine Observation zu vergrößern, oder dieser Holen, durch Schattirung seiner Relation dieser meinigen einen Glantz zu geben, sondern die Noth bemüßigt mich anzudeuten, daß er hiebet) in etlichen Stücken übel berichtet worden, damit die rechte wahre Beschaffenheit ans Licht komme. Seine Arbeit in dem Carniolia Antiqua & Nova sowol als in dem Apparatu zeigt einen unverdrossenen Fleiß, und verdient ein großes Lob. Man hat ihn aber offt zu milde oder zu kärglich in theils Sachen unterrichtet, und er viel Dinges selber nicht gesehn, daher seiner gelehrten Lateinischen Feder bald hie bald da sich ein Jrrthümlein mit angehenckt. Welches solchen Personen nicht zu verdencken, die keine Gelegenheit oder Zeit gehabt, alle Oerter, wovon sie schreiben, selbst zu beäugen, sondern andren Leuten trauen müssen. Also ist diesem lieben Mann gleichfalls beh der Erkündigung dieser Grotten aus dem falschen Bericht der Befragten eine unvollkommene und irrende Kundschafft in etlichen Dingen zu Theil, und dadurch hernach seine gelehrte Feder zu einer irrsamen Erzehlung verleitet worden. Denn er schreibt, man gehe neben dem Wasser hinein; welches sich aber anders verhält. Das Wasser hat seine eigene besondre Grotte, welche hinabzusteigen nicht möglich fällt. Ich * habe auch deß Orts warhaffte Leute gefragt, ob sie jemals gehört, daß Jemand wäre hinunter gestiegen? Worauf zur Antwort Nein! erfolgte. Aber viel Klafster hoch über dieser Grotte besindt sich diejenige Grotte, da man hinein geht. In welcher auch von den Wasser-Tropsfen allerhand Figuren erwachsen seynd. Von welchen jetzbesagter Author sich die Gedan-cken gemacht, als ob es ehedessen wahre menschliche und andre Körper gewest, die allda zum Salpeter und Stein geworden. Es ist aber gar kein Salpeter (oder Stein -Saltz), wie ihnen sonst auch viel andre mehr einbilden; denn ich habe selbige Steine mit brennen und sieden selber probirt, wie allbereit oben bet) der Grotten S. Ktiazian oder S. Cantiani an gezeigt ist. Es meldet gleichfalls obgedachter Author, diß Schloß sey ohne Dach; welches aber irrig; denn es hat ein Dach. Und dabet) mercket man leicht, daß er persönlich nicht dabey gewesen, sondern aus eines andren Munde diß geschrieben, der ihm unrichtigen Bericht aus Mangel selbsteigener Wissen-schafft gegeben. Diß habe darum dem gunst-wollendemund curiosenLeser anzeigen sollen, damit er nicht irre gemacht, noch in Zweifel geführt werde, ob er dem D. Schönleben, (welcher nur fünff Jahre vorher hievon geschrieben, ehe denn ich * die Feder angesetzt) oder mir hierum am sichersten trauen könne, indem er sihet, daß wir beyde Landsleute und gleichwol von den Rariteten unsers Vaterlands so ungleichen und widrigen Bericht thun. Dennwieichschonkurtzzuvorgemeldet, Geschickes bewegt mich im geringsten keine Passion, «chkeit und noch Klügelet) oder Tadel-Sucht dazu, finte- d/ß'vöstor mal er mein guter Freund gewest, von dem Schönle-ich allezeit viel gehalten und ihn um seiner 6en§-Erudition willen, von welcher seine in Druck gegangene gelehrte Bücher gungsam zeugen, hoch geschätzt. Denn er war nicht allein ein hochgelehrter Theologus, sondern auch trefflicher Historicus und Genealog ist. Was aber andre Curiositeten und zwar sonderlich die natürliche betrifft, hat er sich darauf nicht gelegt, auch das Land selber deß-wegen nicht durchgereiset, daß er überall den Augenschein hette einnehmen mögen; ange-merckt er solches nicht viel geachtet, sondern sich bloß allein der Histori beflissen, und im übrigen auf die Aussage der Leute verlassen. Derhalben er billig für entschuldigt zu halten und die Schuld der Jrrthümer denen zuzurechnen, welche ihm die rechte Beschaffenheit nicht gegeben. Aber wiederum aus unsre Grotte zu kommen, so dient zu wissen, daß in derselben nur ein Gang sey, ohn allein an einem einigem Ort, und zwar, wenn man allbereit tu die Grotten weit hinein gekommen, da man zur rechten Hand auch einen Gang oder Höle trifft, welche aber bald wiederum zu dem ersten Gange eingeht, und demselben die Besucher wieder zuführt. _ Zn dieser gantzen Grotte giebt es gar kein Wasser. Aber an einem gewissen Ört findt sich eine Stürtze (Praecipitium), als wie gleichsam ein Abschnitt; im selbigem Sturtz-Rachen hört man das Wasser starck rauschen oder lanffen. Uber diese gestürtzige Klufft, welche nach Art eines Zieh-Brunnens oder Zisternen einer gautz Bley-recht hinab geht, jedoch nach der Länge einer Zerspaltung oder einem Graben gleich stehet, und ungefähr anderthalb Klaffter breit vonander steht, ist ein starckes, dickes, höltzern Brett gelegt, darüber man leicht gehen kann. Etlicher Orten ist diese Grotte lang, wie ein langer Gang formirt, an etlichen aber findt man einen gewissen Platz, wie ein grosses Zimmer oder weiten und langen Saal, da es hin und wieder grosse Seulen hat nach allerlei) Figuren gebildet, und lassen sich auch sonst überdas allerlei) andre Figuren daselbst schauen, als ob man an einem Ort wäre, da man j^Eauplatz die Glocken giesst. Denn es sihet wie ein Grotten" grösser Saal oder wie ein Gießhaus, an-wit vielen geschaut, auf der Erden gar viele, unter* Bildnissen.*' schiedliche, grosse und kleine Glocken-Figu-ren stehn, von so Schnee-weissem Stein, der noch kläret als ein Alabaster. An einem andren Ort weiset die Natur die Drechslerei), denn es sihet so artlich, als obs lauter recht-ausgedrechselte Arbeit wäre. Kurtz zu sagen, man wird allerlei) wunderlicher Sachen darinn ansichtig, deren kunstmäsfige formir- und nette Bildung das Gesicht sähet und ergetzlich anhält. Solches Alles ist von dem Wasser-Tropf-sen also zum Stein verhärtet. Man durchwandelt auch diese Grotten ohne Furcht, grausen oder grauern, weil sie keinen solchen Abscheu erweckt, als wie die bei) Adelsberg, welche auf allen Seiten voller verführischer Neben-Gänge und Grotten ist, wie ein Labyrinth, sondern ihren Besucher allenthalben mit einer leutseligen Gestalt und annehmlichen Gelegenheit begleitet; wiewol es an theils Orten von dem starcken Herabtröpfflen deß Wassers ein wenig naß ist. Der Herr Baron, Herr Johann Frantz Rosseti ist vor etlichen Jahren mit einer : ziemlichen Gesellschafft in diese Grotte gekommen, um die Schauwürdigkeiten derselben zu sehen. _ Da sie nun über vor- Hinabgefal berührte abstürtzige Klufft oder Spalt gegangen, ist ein kleines beyherlauffendes aus dem Händlern zu selbigem tieften Schlund hinab ins Wasser gefallen, indem es über ààs das Brett gehen wollen; weswegen man »«muten nicht anders gemeynt, als der Hund wäre rcieier' schon hin und ohn allen Zweifel verlohnt, weil es auch keiner Katzen möglich, daß sie den Rückweg wieder herauf nehmen könnte. Nicht destoweniger ist folgenden Tags dieses Hündlein wiederum frisch und unbeschädigt zu ihnen ins Schloß hinauf gekommen, wie aber und durch welchen Gang oder Oeffnung, das hat kein Mensch gewusst. Vermutlich hat er, nachdem er ins Wasser hinab gefallen, drunten neben dem Wasser einen trucknen Gang ange-troffen, der ihn zu einem verborgenem Ausgange geleitet. Oder er hat drunten vielleicht eine noch unbekannte schmale Röhren oder Hölen angetroffen, die nicht so gähe, sondern allgemählich auswerts steiget, und ist dadurch wieder hinauf in den Obern-Theil der Grotten gelangt. Viel Klaffter hoch über dieser Grotten steht das Schloß-Gebäu völlig im Loch. Aus diesem Schloß geht man hoch hinauf über eine Hültzerne Stegen oder Treppen, biß man die Höhe deß Schloß-Dachs über-höhet hat. Alsdann muß Einer auch seine Verwundrung erhöhen über die so artliche Grotte, welche allda darinn angetroffen wird. Dieselbe zertheilt sich als wie in unterschiedliche Kammern. Wiewol man gar tieff im Loch darein auch darneben mit Stein und Kalck etwas gemaurt hat. Und diß ist das alte Schloß gewest, wel- Wo das à ches vor vielen Jahren die Herren von Schloß der zV ,» . ' ,s verrn von Lueg (so man msgemem die Lueger L»eg ge. genannt) besessen. Bey jetzt - berührtem standen, alten Schloß und gleichsam ober dem Dach deß neuen oder groffen Schlosses, welches hernach dem vordem Loch ist eingebaut, hat es drinnen in letzt-gedachter Grotten einen Brunnen oder Cistern, so Brunnen in viel Klaffter tieff und stets Wassers ge- 5®r“jj'n nug mittheilt. Man schöpfte und brauche Schloß, deffen, soviel man will, so lässt es doch nie keinen Mangel an sich spühren, ist allezeit schön klar, auch im Sommer Eys-kalt und gesund zu trincken, daher es auch alleweile wird gebraucht. Woher aber solches Wasser, und wie es hinein komme, davon habe ich keine Gewißheit. Wiewol man mir gesagt, es komme nun her von Welchen die trteffendem Wasser. Es ist aber dieser perfectio-6*1 Brunn darum soviel mehr zu verwun-nirt hat. dern, daß ihn keine menschliche Hand so ausgehauen, sondern die selbst-eigene Natur oder vielmehr die Fürsehung deß himmlischen allmächtigen Meisters in recht-mässige vollkommene runde Perfecti on gebracht, und einer rechten Cistern gleich geformirt. Heimlicher Aus dieser obigen Grotten schleicht 4 “Seiìcn*0 à gewisser und heimlicher Ausgang lang/1 cn zu dem nechst - anstossenden Pierbaumer Wald hinein. Man will sagen, solcher Gang solle vier Meilwegs lang seyn, welches Ich * aber für gewiß nicht schreiben kann, weil ihn meine Füsse nicht gemessen, noch seine Weite oder Länge Wird der examinirt haben. Wie mir denn auch benaver“1* sowol als Andren, diesen Gang zu ver- mauft. suchen, dieses veränderlich gewest, daß dieser Weg vor mehr als sechszig Iah- j ren schon vermaurt worden, damit kein Ungeziesfer und getauffte Vögel wider Verhoffen ungebeten hinein kommen mögten, als wie bereits einmal geschehn. Denn als Herr Hanns Marckouitsch der Aeltere vor etlich und sechszig Jahren diese Herrschafft L n e g in Bestand gehabt, seynd etliche Diebe durch selbi- i gen geheimen Eingang ins Schloß gekommen, haben gemauset und geraubt, was ihnen möglich gewest hinweg zu bringen. Wie aber nachmals dieser Dieb- | stal ausgekommen und die Thäter ertappt worden, hat man sie gezwungen, diesen Einschlich zu offenbaren. Worauf man denselben alsofort von Aussen in etwas vermacht, und gleichfalls inwendig ein wenig vermaurt Hat; und zwar auswen- I dig darum, damit er von Aussen zu nicht gefunden würde; inwendig aber auch, daß keiner hinein gehn könnte, und die auswendige Vermachung wieder aufmachen. Massen die Diebe eben mit der Weise den auswendigen Eingang gefunden, da Einer von Innen hinaus gekommen. Im Fall der Noch kann mait doch gleich* wol diesen Gang innwendig öffnen, und also dadurch hinaus gehen wie zuvor. Hernach erhebt sich über dieses grosse Loch oder Grotte der harte Stein-Fels noch viel Klaffter hoch, so richtig wie eine Maur. Etwas höher alsdann hinauf wachsen oben drauf zwischen den Felsen schon hie und da Buchbäume. Noch wei- ter hin aber begegnen dir lauter graffe Wildnissen von Wald, Felsen und Gebirge. Hiebey ist zu mercken, daß der Wasser- Der Was-Bach, welcher in die Unter-Grotte oder Loch bey dem Bodem oder Grunde in 0qa ' die Erde geht und Loqua heisst, ungefähr eine Meilwegs von dem Schloß entspringe, und unterschiedliches schlechtes Fischwerck führe, weil es sehr lettig, morastig und unsauber. Es läufst unter der Erden hin ungefähr zwo Meilwegs biß Wipach, da es gleich bey dem Schloß und Marckt Wipach heraus fliesst mit verändertem Namen, sintemal es daselbst die W i p a ch geheissen wird. Die alte Geschieht- und Der Alien Erd-Beschreiber Habens aquam frigidam >>igidas. und den Fluß Frigidum genannt von wegen seines kalten Wassers. Er sihet nunmehr bey diesem seinem Ausbruch so trübe, leimicht und unlauter nicht mehr, sondern fliesst Spiegel-Hell und klar und so kalt wie Eys heraus, mit sich führend die herrlichste karmosin-rote Brechen (oder Forellen), welches dann eine starcke Vermutung giebt, es müsse sich das Waffer im Berge unter der Erden purificiren. Vielleicht hats auch einen See darinn. Nicht vielleicht aber, sondern un bezweifelt gewiß ist dieses, daß diß Wasser die Wipp ach eben das senige sey, welches bey L n e g hinein rinnet. Denn man Ente», so hat bey Lueg lebendige Enten hinein ge-setzt, welche bey Wipach wieder hervor tha», kom> gekommen. So hat maus auch mit Säg-Spanen versucht, die, nachdem sie gleich- der hervor, falls in das Wasier bey Lueg geschüttet worden, ebenfalls bey Wipach heraus gekommen. So giebt demnach dieser Ort der Verwunderung Platzes genug und mehr als einerley Ursach, als nemlich jetzt-berühr-tes Wasser, das die Erde allhier verschlingt, und einen so ziemlich-weiten Weg unter sich hingeführt, hernach wol geläutert wieder von sich bricht; und zweytens, die Meilwegs lange Grotte; drittens die Manchfaltigkeit der Figuren und Statuen samt allerley andren wunderbaren Sachen von Stein, so darinn zu schauen; vierd-tens, das so grosse, dem weit aufgesperrtem Felsen-Loch eingebaute Schloß; fünfftens, das andre Schloß, so über jenem gestanden; sechstens, der Brunn oder die Cistern, darüber die Natur selbst Brunnenmeisterinn ist; siebendens, der so ferme Geheim-Gang, welches, weil es Namen, so vor mehr als 80 Jahren in die Stein-Figuren geritzt. Schönheit A.Tropff- Steins. Welcher von dem Toph-Stein {vejt unter-Ichieden. alles an diesem einem Ort sich miteinander beysammen sinbt, billig für schau-und denckwürdig zu achten. Ich * habe schon unterschiedliche Fremde durch blosse Meldung dazu gebracht, daß sie solches Alles zu besichtigen sich entschlassen, welche sich zum allerhöchsten darob verwundert haben. Sonst habe ich auch in vorgedachter Meilwegs-langen Grotten dieses obser-virt, daß in unterschiedliche aus der Tropsf-Nässe entstandene Stein-Figuren etliche Namen samt der Jahr-Zahl mit dem Messer eingekritzelt worden, und solcher etliche vor 70 etliche vor 80 Jahren drein geritzt, wie wir solches vor diesem schon auch zum Beweis angezogen, daß die Figuren von dem tropffen-dem Stein-Wasser in langer Zeit erst sich mercklich vergrössern. Denn jetzt-erwehnte Namen sehnd annoch nach so geraumer Zeit nicht also verwachsen, daß man sie nicht lesen könnte; ohngeachtet es noch täglich darauf tröpffelt. Jedoch habe ich auch wargenommen, daß an Theils Orten, daß Wasser sich viel geschwinder versteinert als an andren; ange-merckt an Theils-Orten nach Ausweisung der Jahr-Zahl die Schrifft, da sie doch nur vor dreyssig Jahren erst eingeschnitten worden, besser und zeitiger ausgewachsen und überzogen ist, als manche die schon vor siebenzig Jahren eingezeichnet ist. Wer biß zum Ende hineingeht, der pflegt gemeinlich sich am Ende aufzuschreiben, und wiewol daselbst nur der natürliche Fels ist, schreibt man sich doch an, oder ein Jeder macht nach Belieben allerlei) Zeichen, wohin ihm seine Phantasey weiset. Es ist auch merckwürdig, daß diese Steine, welche von den Waffer-Trops-fen sich zum Stein gefestet haben, nicht allein obbedeuteter Gestalt Schneeweiß und schöner als ein Alabaster, sondern auch gleichsam durchsichtig, dennoch aber gantz dicht und nicht leer noch hohl sehnd. Mancher mögte ihm einbilden, es wäre der Toph-Stein, den man hier zu Lande Tuff-Stein heisst, weil derselbe auch aus Wasser sich zusammen setzet; aber selbiger wird nicht in Grotten erzeugt, sondern draussen in den Gräben oder Schluten. Zudem ist solcher Toph-Stein nicht weiß, sondern grau und gantz lucker, voll-löcherig, gantz gering und leicht. Solches Steins giebt es beh uns hin und wieder gnug und wird zu den Gewelbern gebraucht, dazu er viel besser dient als Ziegel - oder gebackne Steine. Von diesem Schloß hat man keinen andren Prospect oder Aussehn ohn nur allein gen Himmel. _ Gar nahe beh diesem Schloß und nicht gar weit von dem Pferd - Stall steht eine kleine Kirche Unser Lieben Frauen, welche Pa bst Pius der Andre selber geweihet. Wovon beh Beschreibung der Kirchen ausführlicher gehandelt wird. Allhie aber müssen wir noch diese denck-würdige Geschieht beyfügen, so sich mit dem vormaligem Herrn dieses Schlosses oder dieser Berg-Festung Lu eg, Herrn Erasmus Lueger, begeben. Derselbe war eilt guter Soldat und Parthey - Gänger, hat auch offt sonst mit Manchem Händel gehabt. Als er nun auch endlich am Keyserlichen Hofe den Marschall von Pappenheim umgebracht (welches wie P. Bautscherus in seinen Annalibus gedenckt im Jahr 1483 vorgegangen sehn soll a), hat er sich eilends davon gemacht und in diß sein Schloß geretirirt. Von welchem Schloß damals noch Niemand oder je selten Jemand was gewusst, denn es lagen umher die grösseste Wildnissen. Und dieselbe sehnd guten Theils auch noch allda anzutreffen. Aber an einer Seiten giebt es jetzt keine mehr, sondern Häuser und Dörffer. Da er nun zu Hause gewest, hat er überall den Benachbarten grosse Ungelegenheit gemacht; wie gemeinlich eine unbereuete Mißhandlung nach Art der Spitz-Mäuse und andres Ungeziefers häuffige Jungen hecket. Er war gewohnt, sich mit Federn, so er Andren ausgerupfft, zu zieren, verstehet lieber von einem fremden Gut weder von seinem eigenen zu leben. Wer ihm nicht gutwillig gab, was er verlangte, der musste es wider Willen thun, denn er nahm ihms alsdann mit Gewalt. Sein Recht führte er in der Faust und Scheiden, verstund sich also nicht allein aufs würgen, sondern auch, wenn mans nach dem guten alten und reinem Teutschen ohne Anstrich geben will, auss rauben. Obgedachtes Herrn Barons Rossetti Herr Vater christlichen Andenckens, hat offt erzehlt, er) Die Worte Bautsckeri lauten also: Erasmus de Lneg, quod in Curia Caesaris Mareschallum de Pappenheim occidisset, fuga se recepit in castrum suum Lugeum &e. d. Author lib. I. ad Annum 1483. Kirche bey dem Schloß, die der Papst ge-weyhet. Denckwür-diger Verlaust mit Herrn Erasmo Luegern, vormaligen Besitzern dieses Berg-Schlosses. Welcher den von Pappenheim umbringt. Und hernach die Nachbarn verun-ruhigt. er hette mit einem alten Bauren geredt, der vielmals gegen ihm gedacht, daß sein (deß Bauren) Vater, als derselbe noch ein junger Knabe war, gefehlt wie dieser Herr Lueger seinem Vater, nemlich deß jungen Bauren-Bubens Groß-Vatern, indem derselbe geackert, ein Paar Ochsen von dem Joch ausspannen und wegsühren lassen. Auch den Als auch im Jahr 1483 die Ungarn feindlichen jn (£rattt eingebrochen, und sich deß Anschläge Schlosses Klingenfels liebst vielen andren già Schlössern mehr bemächtigt, auch sonst viel Detter geplündert und ausgeraubt, hat ihnen dieser Lueger den Anschlag und Anweisung gegeben, daß sie aus den Karst gekommen, allda geraubt und gemordet, letzlich auch im December vor die Stadt Triest geruckt Willens solche einzunehmen. Da dann abermal dieser Herr Erasmus Lueger ihr Anführer gewest. Sie seynd von der Bürgerschaft tapsser zurück geschlagen. Den Lueger hat die göttliche Rache einer andren Zeit Vorbehalten. Solche Frevel - Thaten dieses Luegers schatteten bald nach dem Keyserlichen Hose zu, und dienten sehr schlecht demjenigen Gnade zu erwerben der ohne dem vorhin schon durch den Ableib deß Pappenheimers bey dem Keyser schwartz genug war, und desto tiesser in der Ungnade, weil er sich bißhero nicht stellen wollen. Weil er dann nun seine Blutschulden mit Beleidigung der Nachbarn und verrähterischer An-An den sührung deß Feindes häusste, ergieng Herr» Ra». Befehl an Herrn Caspar Räuber, Haupt-jmjfeZ mann zu Triest, er sollte mehr gedachten Befehl wider Lueger entweder gefangen oder demselben den Lueger. 0^n billige Gnade, das Leben nehmen und nicht ruhen, bevor er ihn lebendig oder tobt bekäme, und dazu soviel Keyserliche Soldaten gebrauchen, als er wollte. Er nimt hieraus etliche Soldaten an und setzt dem Lueger überall nach, kann ihn aber niemals antreffen. Als aber einsmals der Herr Räuber aus seinem Schloß Klein-Häusel samt den Soldaten daheim, so kommt der Lueger vor das Schloß findt daselbst einen von deß Herrn Räubers Bedienten, Frevel und und spricht zu ihm: „Gehe hin zu deinem ?eß°Lueqers £ettn unb fa9 ihm, ich lasse mich ihm ' empfehlen, und weil ich vernommen, daß er bereits etliche Tage mich gesucht aber nicht finden können, so wolle ich ihm den Weg zeigen zu meinem Schloß. Ich verspreche er solle von mir ehrlicher tractirt werden, weder er mich vielleicht allhie in seinem Schloß tractiren dörffte." Diß gesagt, wendet er das Pferd um, thut einen oder zween Bravad - Schüsse und rennt davon. Der Herr Räuber macht sich samt Andren hurtig aus, steigt zu Pferde, und galoppirt ihm nach. Allein es war kein Verlässt , Lueger mehr weder zu hören, noch zu sehen, »“f fe,n sondern schon entwischt, und als wie ein Schloß. Gespenst gleichsam verschwunden. Der Hauptmann hatte um sein Raub-Nest, um Lueg sage ich, noch keine Wissenschafft, bestelltehernach aber gewisseLeute, die überall der Spuhr deß Hueffschlags nachspühren sollten, biß sie ihn ausgekundschasstet. Als solches geschehen, und er endlich vor dieses Loch gekommen, hat er sich zum höchsten verwundert, wol sehend und erkennend, daß es keine Möglichkeit schiene, seiner mächtig zu werden. Doch hat er seine Rosse samt dem Vieh, welches dranssen in einer Hütten war, weggenommen, und an den Keyser berichtlich gelangen lassen, was vorgegangen, und was es mit dem Aufenthalt deß Luegers für Beschaffenheit hette, nemlich daß derselbe seine Retirade und Sicherheit in einem mächtig-hohem Felsen hette, der ihn für Gewalt gnugsam deckte und keiner Katzen vielweniger einem Menschen zu-kömmlich wäre ohn allein von einer Seiten, da nur etliche schmale Tritte in den Felsen gehauen, also daß Einer daselbst doch mit höchster Gefahr hinaus nach der Seiten, allwo jetzt der Weg darzn gemacht ist, steigen könnte; wann aber nur eine einige Person droben .stünde und den Paß disputirte, so gieng alle Bemühung, hinaus zu kommen, verlohnt. Keyser Friedrich schickt hieraus dem Herrn Räuber einen ernstlichen Befehl zu, er solle das Loch belagern, daß der Lueger nicht heraus komme und entwische, so werde derselbe von Hunger und Durst gezwungen werden, entweder sich zu ergeben oder zu sterben. Solcher Ordre und ernster Meynung deß Keysers gemäß, wird eine gantze Compagnie Soldaten dahin gelegt, welche den Ort starck verwachen müssen, damit er ihnen nicht mögte entrinnen. Also stehet man, wie ein Gottloser sich selbsten in Unglück bringt, und die Rache wider sich reitzet. Hette der vermessene Lueger den Ritt vor deß Herrn Räubers Schloß und die zween Schüsse unterlassen, auch frevelhaffter Weise selbigen Herrn der doch vom Keyser, nach ihm greiffen zu lassen, besehlicht war, nicht eingeladen ans sein Schloß, sagend, er wollte ihm selber den Weg zeigen, so würde vermutlich der Hauptmann auch den Weg nicht mehr-gesucht, noch sich bemühet haben, demjenigen, der seiner Straffe selbst winckte, und sein Unglück ansforderte, zu erscheinen. Aber wie gemeinlich Hochmut vor dem Fall kommt, also hat es Gott so wunderlich geschickt, daß dieser Mann durch so mutwillige Reitznng durch die Hneff-Spnhr seines eignen Ritts Jenen unterrichten müssen, wie und wo er ihn könnte finden. Mit der Weise hat er sein Wort über selbst eigenes Vermuten redlich erfüllt, nemlich daß er ihm, dem Hauptmann, wollte den Weg zeigen. ^ Er begehrte dennoch darum nicht zum Kreutz zu kriechen, sondern trutzte noch immerfort, nicht vermutend, daß man einem Vogel, der sein Nest hette, auf solch einem hohen Felsen gebaut, würde bekommen können. Er ließ sich offt im Loch sehen und hören. Und damit sie ihre Hoffnung, ihn durch Hunger herab zu nöthigen, mögten fallen lassen, hat er in der Fasten-Zeit deß 1484. Jahrs ans dem Loch den Soldaten zugeschrien, und sie zn sich ans die Fastnacht geladen. Ich ginge, rieff er, Selber zu euch hinunter, sehe aber, daß ihr wenig zum Besten habt. So wollt ihr auch nicht zu mir kommen. Doch will ich euch gleichwol ein Stück Fleisches hinunter geben lassen. b.e= Hierauf hat er ihnen auch einen gantzen, aus'hungèrn wiewol in vier Theile samt der Haut zer- wollen, ei- hackten Ochsen lassen hinab werffen. ^Ochsen (gie verwunderten sich darob höchlich, gedachten aber hernach, weil es in dem Loch kühl wäre, und er noch vor der Belagerung, die erst noch dreh Wochen nur gewährt, den also in vier Theil zerhauenen Ochsen hinein gebracht hette, wären die vier bißhero noch beharrlich frisch geblieben, und darum noch keine sichere Anzeigung, daß er droben noch wol zu leben hette. Weil man auch Tag und Nacht aleweil in dem Loch reden hörte, überdas der hernnsstei-gende Rauch die nnbetriegliche Nachricht gab, daß man droben Tag und Nacht Feuer machte, fasste der Herr Räuber gute Hoffnung, deß Luegers bald mächtig und fähig zu werden, verneinend, derselbe hette versucht, durch dieses Mittel die Soldaten von dem Schloß wegznbrigen, und biß ans diesen Ochsen Alles ausgezehrt, durch dessen Verschenckung er ihnen ein- bilden wollen, er hette noch genug zu zehren, und an Victualien nicht den geringsten Mangel. Aber es verhielt sich weit anders. Denn nachdem man die gantze Fasten über vergebens gehofft und geharret, der Hunger sollte deß Felsens Meister werden, hat sichs gesunden, daß sie sich indessen mit leerer Hoffnung gespeiset, Massen er sie in den Oster-Tagen wiederum anss neue zu sich hinauf erbeten, ans ein Oster-Lamm gleichwie vorhin zur Fastnacht, und hernach ihnen etliche lebendige Castrannen oder Widder hinab ge- Hernack, worffen. Da sähe der Herr Räuber allererst, ^ daß man mit der Belägerung schwerlich ' er" etwas ausrichten würde. Aber obgleich ein arglistiger und verschmitzter Mensch alle Leitern nach sich gezogen, oder alle Leitern so weit überhöhet, daß ihn keine menschliche Gewalt ersteigen noch sahen kann, so hat Gott doch noch allezeit Netze übrig, ihn zu verstricken, sollte er auch ihm seine eigene Zunge zum Netz' und Strick machen. Denn Er weiß die unweise Weisen in ihrer Weißheit zu sahen, und bedient sich ihrer unfürsichtigen Ruhmredigkeit manches Mal zu einer Häscherinn, daß sie von Unglück ergrieffeu und befallen werden. So geschähe auch diesem Groß-unb Hohnsprecher. Hette er können sein Maul halten, und sich nicht viel mit seinem Belägerer in Sprach-Wechsel eingelassen, dörffte er vielleicht in seinem Nest fest gesessen, und der Hauptmann mit den Soldaten endlich abgezogen seyn ; weil er aber keiner rechten Klugheit, sondern nur arger List sich bißhero befliessen, hat die Göttliche Weißheit ihn verblendet, daß er der Rache Bahn und Wege selbst bereiten müssen, ihn zu ergehen und umzubringen. Wenn Frevel und Unfürsichtigkeit zusammen sich verehlichen, seynd keine andre Kinder davon zu hoffen, als Unfall und Verderben. Es tratt nunmehr der Frühling ein und mit demselben auch das Unglück, welches der Leuger ihm selbsten gesäet hatte, allgemach in die Blühe, deren herbe Früchte nun bald sollen raffen. Indem offtbe-sagter Hauptman von Triest nunmehr alle Hoffnung finden lässt, diesen allzuhoch sitzenden Vogel zu erzielen, giebt dieser ihm selbsten Ursach, solche wieder aus-znrichten, und gleichsam seinen eignen Schnabel zu einem Pfeil, womit man ihn möge treffen. Wie aber? Belägerter bittet hiernechst den Herrn Räuber offt in Schimpf und Ernste er solle zu ihm hinauf kommen und sich anderst nicht, als eines guten Traetements versehen gäntzli-cher Zuversicht, daß ihm kein Leid wiederfahren werde. Weil er aber tool wusste, daß er nicht würde zu ihm hinauf kommen, sagte er weiter, Er wollte ihm droben im Loch erst recht zeigen und zu erkennen geben, daß man ihn gantz umsonst belagerte, und nichts als vergebliche Mühe davon haben könnte, angemerckt er darinn mit mancherlei) Vieh, Obst, Garten, Fisch-Teich und allerlei Lebens-Nothdurft aufs beste bemittelt wäre, er hette aber keine so lange Stricke, daß er ihm etwas davon konnte hinab schicken; wann aber er, der Herr Räuber, (o Verblendung!) ihm bey Treu und Glauben verspräche, daß seinen Leuten nichts geschehen sollte, sondern er dieselbe unaufgehalten wiederum zurückgehn lassen würde, so wollte er ihm immer was von seinen Rariteten hinunter schicken. Der Ertzschlauhe Französische Cardinal ge». 1 Richelieu sagte einmal, Gott gäbe den Richtern andre Augen als andren Leuten, daß sie offt gantz anderst urtheilten, weder sonst die gemeine Vermutung hette sollen erachten, und viel schärffer sähen als andre Menschen. Solches traff bey diesem Hauptmann Räuber, der zwar kein Richter doch von der höchsten Majestet deß Reichs mit ordentlicher Vollmacht und Befehl wider diesen Lueger versehen war, trefflich wol zu. Er gab ein gutes Muster davon, daß die Augen Obrigkeitlicher hoher Befehlhaber und Beamten gemeinlich schärfer sehen als die Augen der Miffe-thäter. Wie genereux oder groß- und edel-mütig dieses Erbieten deß Luegers gleissete, so war es doch sehr blödsichtig, ja mit einem dicken Staar-Fell überzogen ; dahingegen die von Gott geschürffte Augen deß Herrn Räubers in solchen prangenden Erbietungen deß Belagerten gar behände einen solchen Strick oder Seil erwitterten, welches, wie er hoffte, lang genug seyn würde, den jenigen in den Strick zu bringen, welcher sich rühmte, daß keine so lange Stricke wären, wodurch er etwas von seinen Rariteten dem Belägerer könnte überreichen. Ihm, dem Herrn Räuber war nichts liebers, als solche erbietliche Antragung, denn er vermeynte, dißdörffte wol zu einem bequemen Mittel gedeyen, etwas Mehrers oder Gewissers zu erfahren; gab derhalben sein Wort, daß seinen Leu- ten die geringste Hinderniß, sicher und ungefährt wieder heimzukehren, nicht gemacht werden sollte. Hierauf hat der Lueger seinen vertrau- Der Lueger testen Diener, der sein Kammer-Diener Mst^urch und Schreiber war, erstlich über eine Leiter sein pran-biß zu der grossen Grotten (oder Holen) steigen lassen, alsdann die Leiter wiederum Unglück, hinauf gezogen; hernach ist der Kammer-Diener den Felsen aus der Seiten hinunter über den gemachten schmalen Tritt, wie eine Geys gegangen, und hat ein Körblein von Früchten, als Erbeern, Kir- Beschickt scheu und dergleichen hinunter gebracht, mann mit Welches denen drunten ein Wunder-Blick Früchten, gewest, in Betrachtung, daß solche Früchte dort herum kaum erst abgeblühet, der Belagerte aber selbige im Loch schon zeitig und reiff hette. Also hat man wol geglaubt, er müsse darinn ein rechtes Para-deys haben ; weil man anderst nicht gemeynt, als daß droben solche Früchte gewachsen, da er doch diß Alles aus dem Wibacher Bodem hatte bringen lassen durch den vor-borgenen Langen Ausgang, welcher oben beschrieben worden. Denn in der Wibacher Lands-Gegend werden alle Früchte um etliche Wochen früher zeitig als anderswo in diesem Lande. Aber der Diener redete, wie er von seinem Herrn gelehrt und befehlicht war, daß nemlich diß Alles droben gewachsen, und noch andere Früchte mehr daselbst erzeugt würden. An einem Freytage hat er den Haupt-mann mit den schönsten Fischen beschenckt, Fischwerck. auch schier alle Tage mit frischem Obst, so offt als der Herr Räuber unten zugegen gewest. Warnt dieser Herr, der Lueger, nach seinem Tode noch reden können, hette er wol jenes Comici Worte reperi mihi in benignitate negotium brauchen können; angemerckt, er durch diese Geschencke seine Sicherheit verschenckt, und einen viel andren Erfolg damit ausgewirckt hat, weder seine Einbildung ihm vorgestellt. Er gedachte, der Hauptmanu sollte, nachdem derselbe in den Wahn geführt, daß droben eine solche Fruchtbarkeit anzutreffen (wie er dann durch bemeldteu Geheimen Gang solches herbei schaffen knnte) desto eher die Belägerung ausheben, auch zugleich durch so höfliche Beschickungen desto leichter bewegt, werden ein Auge zuzudrucken, und hiernechst keinen sonderlichen Ernst weiter gegen ihm zu gebrauchen Dessen Kam-Wetbiener Esst sich mit Gelbe bestehen, seinen Herrn zu verrathein Aber er irrte sehr. Der Hauptmann wollte ihm die Treu und Pflicht gegen dem Keyser und der Gerechtigkeit nicht mit Garten-Früchten abkaufsen, noch sich mit Erdbeeren und Kirschen als wie mit Musket- und Pistol-Kugeln wegspielen, noch mit schönen Fischen abfischen lassen. Er reitzte den Cammer-Diener deß Luegers durch leutselige Begegnung endlich zu grösser Vertrauligkeit, bat ihn offt und inständig, Ihrer Maj estet dem Keyser einen ohne dem schuldigen Dienst zu thun und Gelegenheit zu entdecken, wie man seinem Herrn dem Luger am süg-lichsten mögte aus die Haut kommen. Er gab ihm auch zu dem Ende grosse Geschencke und zu noch viel mehrern ein mildes Versprechen. Jener Maeedonische König Philippus schätzte kein Schloß für uneroberlich, wann nur ein geld-beladener Esel dasselbe hinan steigen könnte. Dafür könnte man allhier sagen, es sey kein Schloß so hoch und fest und unüberwindlich, von dem nur ein Geld-nehmender Diener hinunter steigen könnte; denn dieser Kammer-Diener ließ sich mit so silbernen Bewegnissen so gar umschmeltzen, daß er versprach, seinen Herrn zu verrathen. Und darzu schlug er folgendes Mittel vor, daß man die Stücke (derer der Hauptmann 3 oder 4 bey sich und im Anfänge etliche vergebliche Schüsse damit gethan hatte, hernach aber dieselbe ruhen ließ) ans ein gewisses Loch richten sollte, bey welchem Loch er nach seiner Wiederhinauf-Kunsft ein Tüchlein heraushencken wollte, und in solcher Postur sollte man die Stücke nur stehn lassen biß in die Nacht hinein; und wann er bey einem andren Loch würde ein Licht hinaus zeigen, sollten sie solches für die Losung erkennen, und gleich darauf aus den Stücken zugleich Feuer geben; angemerckt, daselbst ein Ort wäre, allwo sein Herr alle Nächte eine gewisse nothwendige Sache zu verrichten hette, welche auch der Türckische Keyser selbst durch keinen Abgesandten oder Groß-Bizir sondern in eigener Person verrichten muß. In der Kupffer-Figur ist selbiges Loch mit dem Buchstaben B gezeichnet, ober dem kleinen Häuslein grad über der untern Grotten A. Wie geredt, so gethan! Als der Ber-rähter ein Zeichen gegeben, hat man ans den Stücken ans das entdeckte Ziel an-geblitzet, und die Kugel ein Stück von Valv. IV. Buch. dem Felsen herab geschlagen, worüber ein abgesprengter Felsen-Schiefer dem Lueger das Schienbein zerschmettert, und ein andrer ihn auf den Kopfs getroffen, wovon er Todes verblichen, und nicht von der Kugel berührt, sondern nur von den Stein-Schiefern so hart gequetschet worden. Hieraus hat der Kammer-Diener dieses Loch oder Berg-Schloß übergeben, auch den langen Durch- und Ausgang gezeigt, dessen sich der Hauptmann nicht gnug verwundern können. Also ist dieser toller Herr der Erasmus Lueger durch seinen vermeynten Witz sein eigner Überwinder und Verderber worden, der mit seiner Prang-Blumen und frühzeitigen Früchten ihm selbsten den zeitlichen und ewigen Untergang ge-zeitiget hat. Wiewol er sonst schon ziemlich bey Jahren gewest, sintemal er im 1441. Jahr sich verheyrathet hat mit einer Barbara von Tschernembl, welche aber schon etlichen Jahr zuvor gestorben ohne Leibs-Erben; gleichwie auch sein Bruder Ulrich Lueger vorher mit Tode abgegangen, und einen weit bessern Ruhm hinterlassen. Denn dieser hat sich trefflich wol gehalten im Felde, imgleichen sein Vetter Friedrich Lueger, der im Jahr 1462 vor Wien nebst andren Crainern seinen Mut erwiesen und ein stattliches Lob erstritten. Weil aber auch dieser Vetter den letzten Feind der Menschen den Todt anders nicht als durch den Tod und letzten Kampfs überstreiten können, angemerckt, er bald darauf ledig gestorben; so ist demnach mit diesem Erasmus Lueger, als dem Letzten seines Stamms, die Lnegerische Famili gantz abgestorben. Welche doch ein edles, altes Geschlecht gewest, so ^roch mehr andre ansehnliche Güter und Schlösser im Lande gehabt, als, in Unter Crain das Schloß Lueg, welches ein Herr Lueger hat bauen lassen und besessen. Man sihet noch aus den heutigen Tag gar kenntlich, wie ich * dann Selber auch gesehn habe, die Stäte oder den Ort, die Kugel das Stück vom Felsen weggesprengt. Nach selbiger Zeit ist dieses Berg-Schloß immerzu Lands-Fürstlich verblieben. Seit dem hat man angefangen auf einer Seiten, nemlich gegen der P o i g zu, aus den Wäldern und Wildnissen Felder und Häuser zu machen, daher nunmehr selbige Seite bewohnt wird. Daraus Hat Womit bie Lueaerische Famili ausgelescht. Herr Johann Cobentzel, welcher bey dem Herrschafft Ertz-Hertzogen Carl hochseligen Angeden-an°die°F^ às im Jahr 1566 Hof-Cantzler zu mili derer Grätz gewest, diese Herrschasft an sich gebracht, hernach von dem Wipacherischen, Lohitscherischen, Haasbergerischen und Adelsperqerischen und auch diesem Luege-rischem ein Land-Gericht gemacht. Gleichwie auch er und seine Successoren als Herren Co. bentzel. die Herren Grafen Cobentzel, das grosse Schloß unten im grossen Loch haben bauen lassen, wie nicht weniger dieser jetziger Herr Graf, Herr Johann Philipp Cobentzel von Possegk rc., Römisch-Key-serlicher Majestet Hauptman zu Triest, der es anjetzo in Besitz hat, viel dabey wieder erneuert und ausgebessert. Das rare Schloß Luknia. Das vin. (Eapittef. Bon der Grotten bey dem raren Schloß Lueg vulgo Luknia, und der berühmten Grotten bey Adelsperg. Inhalt. Lagerung (oder Situation) dcss raren Schlosses Luknia. Starcker Ursprung eines daselbstigen Wassers. Schöne Grotte in selbiger Mähe. Bericht bon der Grotte ben Adelsberg. Entsetzlicher Anblick ihrer inwendigen Gestalten. Einige zierliche Schau-Wätze darinn. Zwo Uatur-Hrücken in selbiger Grotten. Ein Wann wird mit einem Fischpern hinabgelassen. Der sich durchaus nicht will wieder hinab bereden lassen. Auch nicht anzeigen, was er da gesehn. Mas bon solcher seiner Weigerung zu bermuten. Gemeiner Mahn der Meute, dass es nicht gut seo, alsobald anzuzeigen, wenn man ein Gespenst hat erblickt. Eodes-Gespenst begegnet einem Oesterreichischen Mägdlein. Unterschiedliche Erempel, welche beweisen, dass denen, welche die Gespenst-Erblickung alsolort anzeigen, nichts desswegen Wiederkahre. Die zwevte Drucke in der Grotten ben Adelsberg. in Unter-Crain liegt ein Schloß • Lueg, welches insgemein Luknia "genannt wird, und dem Herrn Baron Brenner gehört; dasselbe ^verdient seines Lagers halben , unter den Rariteten zu stehen, ^weil es auch etwas rar und selt-_ 'sam zn sehen ist; angesehen, es zwischen Bergen wie ein Kessel ligt, und keinen andren Prospect hat, als den Himmel, solchem nach den eifersüchtigen Portngisen zu Goa für ihr Frauen-Zim-mer tool bequem seyu dörffte; denn dieselbe lassen die Gemächer ihrer Weiber gemeinlich also bauen, daß sie nicht vor sich auf die Gassen hinaus, sondern nur übersich gen Himmel sehen können. Allhie ist auch hoch in einem Felsen ein altes Schloß gestanden, wovon der Rest noch zu sehen. Gleich unter besagtem Schloß bricht ein Wasser mit einem starcken Ursprünge hervor, welches also-fort bey jetztberührtem Ursprünge viel Mühlen treibt, wovon bey Beschreibung der Schlösser ein nach der Natur gezeichnetes Kupsfer die wahre Gestalt vorbilden und auch eine völligere Beschreibung dabey erfolgen wird. Allernechst dabey findt sich eine schöne Grotte, in welche man gar weit hinaus geht. Darinn werden gewaltig viel Zapffen und andre Figuren geschaut, so aus Wasser* Tropsfen zu Stein geworden. Wenn das Wasser groß ist, kann man nicht hinein kommen, weil das Loch hart an dem Wasser in den Berg hinein gehet, und alsdann solches zu demselben einfliessen-des Wasser den Eingang verwehrt. Starcker Ursprung eines Was" sers daselbst. Schöne Grotte daneben. Aber ob diese Grotte gleich auch einer Beschauung nicht unwerth, so ist sie doch unter den Fürnehmsten nicht ;it rechnen deren wir allbereit etliche beschrieben und noch einige zu beschreiben übrig haben, sonderlich die bey Adelsperg. Grotte^b Von derselben ist zwar vorhin schon Adelsperg? in der summarischen Topographia ge- handelt worden, aber die völligere Ausführung einer gewissen Geschieht, so sich dabey zugetragen, diesem Ort Vorbehalten; welches uns bemüssigt, die Gestalt und Gelegenheit der Grotten selbst anjetzo eines Theils zu wiederholen. Es scheint, diese Grotte sey in Crain die allergrösseste und weitlänfstigste, dabey aber auch wol die allerfnrchtsamste. Wie tiefs und schrecklich weit man gleich hinein gekommen, hat sie doch ihr Ende noch Keinem bischero weisen wollen. Ich kann versichern, daß ich zwo gute Meil Wegs bey Lichtern und Wind-Lichtern hineingegangen, doch das Ende nicht erreicht. So habe ich auch nach fleissiger Forschung nicht erfahren, daß Jemand noch weiter hinein gekommen wäre, als ich dazumal samt denen, die dazumal bey mirw aren. Man will zwar sagen, daß es darinn einen gewissen Gang habe, welcher Einen bey der Grotten bey Klein-Häusel heraus führe; aber es ist keine Gewißheit, und habe ich wol Niemanden können erfragen, der solches ans eigener Erfahrung könnte versichern. Doch glaube ich solches, weilen Alles hin und wieder voll Löcher ist. Ich bin zwar viel weiter als biß Klein Häusel drinn gewest, aber rechter Hand hinein. Furchtsam aber ist sie deßwegen, weil sie überall in viel Gänge und Holen sich theilet, auch viel mächtig - geraume Plätze und an manchen Orten abschüssige Oerter darinn angetroffen werden, welche sich über die Masse tiefs hinab stürtzen, also daß man einen hinunter geworffenen Stein kaum nach ein paar Vater Unser den Grund deß Schlundes treffen hört. .Anbttck'^^ Uberdas seynd etlicher Orten greuliche derselben. Höhen darinn, und anderswo eine Menge abentheurlicher Bild-Seuleu, welche Einem gleichsam allerley Ungeziefer vorstellen, als Schlangen und dergleichen, imglei-chen allerley Teufels-Larven. Solcher wüsten und düsterlichen Figuren wird man hie und da in allen Winckeln, Böden und an vielen Seulen mehr ansichtig weder dem Gesicht gefällig. Ja es steigen Einem mancher Orten die Haar empor über solche Abentheuren, Mißgestalten, tiesse Grüffte, Klüfste und Schlutten, wie auch erschreckliche Höhen ; also, daß man wol sagen mögte, die entsetzliche Curio-sitet habe daselbst ihren rechten Muster-Platz. Denn je mehr man in diese Grotten sich vertiefset, je mehr sie ihre Gestalten vergrausamt. Dennoch ist sie würdig, daß man sie besichtige, und wird durch die Unleutseligkeit ihrer vielen Holen Winckeln, tieffett Schrunden und Schlünden, wie auch abschenlicher)Figuren und Bilder, ja durch die Häßlichkeit gleichsam selbst der Schan-Gierde recommendirt, gleichwie ein wüster und wilder Afrikanischer Mor als etwan ein häßlicher Hottentot mit nicht geringerer Schau-Lust angeblickt wird, als wie ein schöner wolgebildter Mensch in Europa. Denn die Ungewöhnlichkeit reitzet auch mit scheußlicher und schrecklicher Gestalt die Besucher an sich, und was rar ist, es sey lieblich oder grauerisch, das wird durch seine Ungemeinsamkeit der Verwunderung fähig. Zudem seynd gleichwol in dieser Groten Etliche auch noch etliche schau-lustige Oerter, darinn Schauplätze gar zierliche Schauplätze hervortreten, und darin», das Auge unter so manchen strengen ! Objecten erquicken. In Summa, diese Grotte giebt sowol der Cnriositet, als der Fürsichtigkeit Materi, und will von dem j menschlichen Gesicht eins Theils geliebt, ! andren Theils gefürchtet seyn; geliebt um besagter Zier-reicher Schau-Gerüste willen, gefürchtet wegen gedachter abscheulicher Stürtz-Oerter, Höhen, Weiten und mancherlei) Krümmen, die einem Labyrinth oder Irr-Garten fast ähnlich, und Einen, der seine Augen nicht brauchen wollte, gar unsansft und sehr tiefs hinab betten sollten. Vorhin ifUiit der kurtzen universal-Topograpliia in dieser Grotten nur einer einigen Brucken allein gedacht; es Zwo Br»-seynd aber vielmehr derselben, meines ^™er,n Wissens zwo darinn von der Natur ©rotten, erbaut und zwar aus puren Felsen, deren Eine nicht weit vom Eingänge gantz dick ans einem Felsen-Stück ist. Gar tiefs unter dieser Brucken findet man etwas als wie eine ansgemaurte Mauer, welche meistens wäre herabgefallen, also, daß noch etliche Stücke nur hinterstellig und daraus stehn blieben; welches recht örtlich Es wird ein Mann mit einem Fisch-pern hinabgelassen. Welcher zum ändern Mal durchaus nicht wieder hinab will. Auch nichts sagen was er gesehen. zu sehen ist. Nicht weit von dieser Brucken ist ein Umgang Hinabwerts gegen dem durch die Brucke sliessendem Wasser, daß man also gantz nahe dazu hinunter kommt, und nur vier Klassier weit noch davon abgesondert bliebt. Johann Weichard Fürst von Auersperg ruhmwürdiger Gedächtniß hat im Jahr 1673 befohlen, einen Mann auf einem Strick zum Wasser gar hinab zu lassen mit einem Fischpern, um zu versuchen, ob er bannt etliche Fische bekommen mögte. Derselbe, als man ihn wieder herauf gezogen, brachte drey Fische mit, so er gefangen hatte, nemlich, einen Hecht, einen Karpffen nnd einen Alten; welche aber gar nicht fett, sondern ziemlich mager gewest, doch gleichwol, nachdem sie gekocht worden, gutes Geschmacks und gar kernig befunden worden. Deß ändern Tags hat gedachter Fürst befohlen, daß der Mann wiederum hinabgelassen werden sollte. Welcher aber durchaus nicht mehr hinunter gewollt, wie gute Worte und Versprechungen eines ehrlichen Trinckgelds man ihm auch gegeben. Es hatte ihm der Fürst gleich deß ersten Tags allbereit eine Cron, so zween Gülden machte, geschenckt, und ihm jetzo noch eine mildere Verehrung zugedacht. Geld pflegt sonst bey vielen Hohen und Nidrigen, sonderlich aber bey solchen geringen Leutlein der glückseligste Redner zu seyn, und ihren ehren eit Nacken bald zu beugen; aber hie wollte es bey diesem Kerl keine Wirckungen thun; er war gar nicht dazu zu überreden, sondern sagte, man sollte ihn nur mit Ruhe lassen, er ginge doch ein Mal nicht, ja alle seine Lebetage nicht mehr hinunter, wenn man ihm gleich die Herrschafft Adelsperg schein cken würde. Die Ursach hat man von ihm nicht erfahren können, weil er sich stets mit dieser Antwort, dieselbe zu entdecke», geweigert: „Ich sage nichts, daß ich drunten was gesehn hab^; allein ich gehe einmal nicht mehr hinunter, will lieber mein Leben verlieren. Und ich rahte es auch Keinem, daß er hinunter gehe, und ich sage dennoch nichts, warum man nicht hinunter gehen solle." Also hat man ihn zu frieden gelassen. Man hat aber vermeynt, er müsse ein Gespenst erblickt haben, welches zu ihm gesprochen, es sollte weder er noch ein Andrer sich gelüsten lassen, mehr hinunter zu kommen, und wann er ein Wort würde sagen, was er gesehn Hecke, so wollte es ihm den Hals umdrehen. Dieser gemeinen Mutmaffung steht auch tool zu glauben, denn warum sollte er sonst nicht entdecket haben, aus was Ursachen er nicht allein selbst nicht mehr hinunter steigen, sondern auch einem Andren solches nicht rahten wollte? Ich * habe vor einiger Zeit nemlich im Jahr 1679 ihn gesprochen und gefragt, warum er nicht sagen wollte, daß er drunten ein Gespenst gesehn? da er mir dann gleicher Meynung wie vorhin Andren geantwortet und zwar mit diesen Formalien: „Ich sage nichts, daß ich was unten gesehen oder gehört habe, und sage auch nichts, warum ich nicht mehr hinunter wollte gehen." Ist demnach leicht daraus zu schließen, es müsse ein Gespenst zu ihm gekommen seyn. sOb ihm aber solches Gespenst das Stillschweigen so hart eingebunden, ist darum so gar gewiß eben nicht, in Betrachtung, daß unter vielen sonderlich gemeinen Leuten ohne das die Furcht und Meynung tieff eingewurtzelt, es sey demjenigen, der ein erblicktes Gespenst hernach anzeiget, oder, so er was gesehn, offenbaret, am Leben schädlich. Wiewol Andre glauben, es sey gnug, so man nur drey oder vier Tage über nichts davon sage. Beym P. Kirchero wird aus der Relation eines Medici gemeldet, es sey : solche Meynung deß gemeinen Manns sehr : offt durch die Erfahrung bewehrt worden, wann Jemand einem Andren, daß ihm ein Gespenst erscheinen, vor den Dritten, ; oder wie Andre wollen, vor dem Neundten : Tage entdeckt, so werde er entweder in ! Kurtzem sterben, oder müsse gemeinlich i eine lange und schwere Kranckheit ausstehn; zu dessen Anzeigung sie insgemein im Angesichte ein gewisses Zeichen mit sich bringen, da ihnen ein Character oder Merckmal und Kennzeichen einer bösen Vorbedeutung eingedruckt werde, welches eine Zeitlang nicht vergehe, als etwan ein gantz bleicher Malflecken, der so rund wie ein Pfenning oder auch wol von anderer Farbe und Figur. Dieses bezeugt besagter Medicns mit folgendem Exempel. Als ich (schreibt er) in Ober-Oesterreich zu Efferdingen war, betheuerte mir eine Frau eydlich, daß, : als sie ein Mägdlein von 17 Jahren uu-! gefähr gewest, und in ihrem Schurtzfleck Gemeiner Wahn der Leute, daß man nicht gleich Am dren anzei« gen müsse, wenn man ein Gespenst gesehn. Gespenst begegnet einem Oesterrei-chischen _ Mägdlein in Gestalt deß Todes f«6 Obige OUtcfit, eine Gespenst-Er. 'Jinungzu Mnbaren, nur in blos-à Wahn bestehe. (oder Vor-Tüchlein) einiges Obst tragend, von dem benachbartem Dorff heimgehen wollen, ihr auf dem Felde nicht weit von ihrem Dorff ein Gespenst entgegen gekommen sey in der Grösse eines Riesens, so aber wie der Tod nichts als ein Ge- ^ ripp und Gebein ohne Fleisch an sich ge-habt; nachdem sie von diesem Todes-Gespenst oder gespenstischem Tode oder vielmehr teusflischer Todes-Larven eine kleine Weile erschrecklich angeblickt und bestürtzt gemacht worden, habe dasselbe Gespenst endlich sie bey den Haaren ergriffen und hoch empor gehebt; doch als sie Jesus Maria! geschneit, wiederum fahren lassen, also, daß sie dar-über zu Boden gefallen, wiewol dennoch ohne Verletzung; Massen ihr denn auch nicht ein Mal ein einiger Apffel aus dem Schurtz-Tuch darüber entfallen; als sie nun hiernechst das abscheuliche Abentheuer mit Bestürtzung und Furcht wieder an-geschauet, sey sie von demselben zttm andren und dritten Mal aufgehaben, weßwegen sie geschneit und gerüffelt: O mein lieber Jesu! soll ich denn hier so sterben! Auf welche Worte das Todes-Gcspenst sie mit einem trutzig-grimmigem Blick angesehn und den Kopfs geschüttelt, gleich als wäre es übel zu frieden, daß es müsste von ihr Massen, habe sie darauf (jedoch ohn einige Beschädigung) zu Bodem geworsfen und güntzlich i verlassen; weil sie aber dennoch sich sehr gefürchtet, habe sie sich umgeschaut und wargenommen, daß diß Todten-Gespenst mit unmenschlich weiten Schritten in das nechste Dorff gegangen, allwo auch deß ändern Tags drey Leichen begraben worden ; endlich, nachdem sie heimgekommen und ihre Mutter gefragt, warum sie im gantzen Gesicht so blaß wäre? habe sie den gantzen Handel erzehlt, und sich also-fort darauf an ihren Lippen, da wo sie nemlich zuvor im Fallen die Erde berührt hatte, eilt Pfenning - rundes Merckmal sehen lassen, und wenig Tage hernach sey sie in eine Kranckheit gefallen, die ein gantzes Jahr gewährt, a) Soviel aus selbiger Relation deß Medici. Es ist solcher Wahn, als ob die jenige, welche, daß sie eilt Gespenst gefehlt, gleich offenbaren, hart erkrancken, wo nicht gar sterben müssten, auch mehrer Orten und o) Elias Georgius Loretus, in Kelatione Patri Kirehero S. J. facta, apud ipsum Kircherum fol. 110. Mundi subterran. Editionis tertiae. fast überall unter den Leuten, doch meh-rentheils nur unter den gemeinen, und zwar unter solchen, die kein wahres Vertrauen zu Gott haben. Ich bin aber versichert, daß es anderst nichts als eine falsche, kleinmütige und wahnsüchtige Einbildung sey, so von etlichen abergläubischen Bergleuten ihren Ursprung genommen und sich hernach nicht nur in Teutschland, sondern im gantzen Europa ausgebreitet. Mir seynd solche Fälle auch mehr als einer vorgekommen, daß die Leute, wann ihnen ein Gespenst erschienen, durch alle Welt sich nicht hetten bewegen lassen, gleich dieselbe Stunde zu eröffnen, was ihnen begegnet wäre, aus Beysorge, sie müssten alsdann gewiß bald sterben, ge-rad, als ob der Teufel und nicht Gott der Herr dem Menschen sein Ziel hette gesetzt, daran sich sein Leben endigte. Jener heilige König von Israel hat gewißlich viel anderst geglaubt, als er gebetet: Meine Zeit stehet in deinen Händen. Der Teufel hat über deß Menschen Leben keine Gewalt ohne Zulassung Gottes, steht also nicht in deß bösen Geistes Macht, den jeuigen, der solches offenbahret, allemal zu tobten oder aufs Siech-Bette zu werffen; hingegen einen Andren, der es eine Zeitlang verschweigt, lebendig und gesund zu lassen; sondern, wann er von oben das Verheng-niß erreicht, so schlägt er alsdann solche erschreckte Leute mit tödtlicher Kranckheit, sie mögen gleich seine Erscheinung alsofort entdecken oder nicht; oder erschreckt vielmehr selbige Personen so hart, daß sie drüber Bett- und wol gar Grab-lägerig werden. Wiewol er vielleicht auf Göttliche gerechte Verstattung Manchen, die es gleich von sich sagen, was ihnen begegnet sey, hernach wol bißweilen insonderheit darum eine Kranckheit an den Hals wirfft, damit Andre Leute desto mehr in solchem falschen Wahn gestärckt werden sollen, als ob die Kranckheit wol ausgebliebeu wäre, daferrn der Erschreckte seinen eingenommenen Schrecken nicht hette angezeigt, damit man nemlich denen, die es verschweigen, nicht gleich alsofort einige Artzneyen wider den Schrecken eingebe, noch einer leicht daraus erfolglichen Kranckheit etwan zuvorkomme. Es ist aber das Vermutlichste, daß diejenige, welche es fort entdecken und hernach erkrancken, nicht deßwegen allererst vom Satan mit Kranckheit angegriffen Unterschiedliche Exempel, welche beweisen, daß denen, die ein Gespenst gleich anzcigen, darum nicht! wicderfahre. werden, sondern den Saamen der Kranckheit gleich anfangs bey Einnehmung deß harten Schreckens empfangen haben; welche Kranckheit dennoch hernach einen Weg wie den ändern würcklich alsdann zuletzt ausgebrochen wäre, ob sie gleich kein Wort von dem Schreck-Gesicht ihnen hetten entfallen lassen. Es kann auch wol seyn, daß solche Leute, die das Gesicht nicht bald anzeigen, offt behertzter als Andre seyn, welche, weil sie etwas furchtsamer und erschrockner, ihre Bestürtzuug alsosort Andren klagen und zu vernehmen geben, und darauf nicht eben darum, daß sie es stracks geklagt, sondern darum, weil sie vielleicht furcht- ; samerer Natur und mit einem viel hefftige-rern Schrecken als die, so es nicht gleich klagen, befallen worden, in Kranckheit fallen. Gewißlich! Woferrn dieses eine allgemeine Gewißheit wäre, daß der, welcher solche seine Entsetzung alsosort erzehlt, erkrancken oder sterben müsste, dem aber, der sie stillschweigend bey sich behielte, nichts Unsanfftes hernach weiter wiederführe, so müsste sichs durchgehends also verhalten; da man doch das Widrige versichern kann, nemlich, daß es keine durchgehende noch unaussetzliche Gewißheit sey. Ich erinnere mich, daß Etliche in etlichen Tagen nichts davon gemeldet, was sie gesehen, und bleichwol über dem grossen Schrecken in eine Kranckheit gefallen. Hingegen erinnere ich mich auch unterschiedlicher Personen, welche, daß sie ein Gespenst erblickt hetten, zur Stunde Andren erzehlt und sich doch nicht übel draus befunden haben. Ich selbst habe Gespenster gesehn und entsetzlichst tumultuiren gehört, auch solches gleich alsosort Andren angezeigt, aber im geringsten (Gott Lob) keinen Abbruch an meiner Gesundheit drüber erlitten. Als ich noch ein Knabe war, geschähe es, daß ein Glockenzieher (oder Gehülff deß Meßners) ein ödes und unbewohntes wiewol ansehnliches Haus vorbey gehen wollte, aber, weil ihm eben eine natürliche Nothdursft anstieß, zu der offenstehendem Pforten deß Hofs und durch den Hof ins Haus ging, allda seine Nothdursft abzulegen. Indem er nun also daselbst sitzt und nach geblösstem Sitze die Füsse deckt, hört er hinter sich etwas die hohe Stiegen herab kommen, welches Geräusch ihm, der vorhin schon wusste, daß dieses Haus nicht allerdings rein wäre, alsosort Argwohn gibt, es dörffte nichts gutes seyn; derhalben er sich umschauet und erstlich ein paar rauher, doch blosser und sehr grösser Füsse, hernach deß übrigen Leibes eines düsterlichen Kerls ansichtig wird, der einen eisernen Prügel in der Hand haltend allgemach die Stiegen herab marschirt; worauf er, besorgend, derselbe dörffte ihm einen üblen Willkomm schencken und den Prügel mit ihm theilen, eilends sich aufrichtet, den Überzug seines Gesässes (s. v.) in die Hand nimt (weil die Aufbindung ihn hette verkürtzen mögen) und also vor grossem Schrecken zum Hause, zum Hofe, zur Hof-Pforten hinaus fliehet auf die freye Gasse, da er denen ersten, so ihm begegnet seynd, gleich erzehlet, was ihm für ein Poß wlederfahren. Demselben Mann hat gleichwol kein Finger darauf weh gethan. Noch eines andren erinnere ich mich aufs allervollkömmlichste. In einer Deutschen Reichs-Stadt bewohnte (vor sieben oder acht und viertzig Jahren) eine Jungfrau mit ihrer Magd ein ansehnlich-grosses Haus, welches ihr verwittibter Vater auf ein paar Jahre um jährlichen Zins bestanden hatte, aber selten daheim, sondern mehrentheils am fürstlichen Hofe als Raht lebte, wiewol ab- und zureisete, und diese seine Tochter indessen in solcher Stadt um einer sonderbaren Angelegenheit willen mit der Magd in gedachtem Hause hinterließ, nicht wissend, daß das Ungeheuer gegen dem Herbst darinn rumoren würde, als welches die, welche ihm das Haus vermietet hatten, verschwiegen. Ob nun gleich die Tochter mit der Zeit gnugsam spührte, daß es in dem Hanse nicht richtig, achtete sie es doch nicht sonders viel (denn sie war von Natur ziemlich behertzt) solange es nur bey klops-fen und werffen, hauen, hobeln, sägen und was sonst der Polter-Geist für Händel ; anrichtete, verblieb. Weil es aber der Teufel nach und nach immer gröber machte, und so Tags als Nachts in einem Saal, welcher gantz leer stund, arbeitete, entschloß sie sich ein Mal durch das Schlüssel-Loch hineinzukucken, und erblickte einen Mann I im roten Röcklein, der allda ihm, weiß nicht was für eine Hand-Arbeit sehr eyfrig gleichsam angelegen seyn ließ. Das verschwieg sie zwar der Magd, um dieselbe nicht furchtsam zu machen, zeigte es aber folgenden Tags ihren in selbiger ! Stadt wohnhassten Verwandten an. Wel- ches ihr an ihrer Gesundheit in geringsten keinen Schaden gebracht. Doch gleichwol rieten ihre Freunde ihr gar starck und inständig, sie sollte sich mit den Vormündern deß Hauses um ein billiges vergleichen, und lieber etwas an dem noch unverwohntem Haus-Zinse entrichten, als sich in einem so nnsicherm Hanse länger aufhalten. Wozu sie sich auch endlich entschliefst, und von ihrem Vater schrifft-liche Ordre empfähet, sich bey seines Bruders Frauen in die Kost zu legen. Der-wegen lässt sie vordem Ausziehen etliche Wäscherinnen bestellen, welche alles ihr Leinen-Geräht waschen sollen. Indem diese nun nebenst ihrer Magd die Nacht durch bey solcher Arbeit ausbleiben, die Jungfer aber oben in der Kammer allein schläfst heben die junge übermütige Weiber bey einem herumgehendem Brandwein lustig an zu singen allerley Buhlen - Lieder. Aber mitten unter solchem ihrem Gesinge springt eine Stunde nach Mitternacht die Kuchenthür aus und tritt ein langer, schwartzer, abscheulicher Kerl herein. Darüber crstnm-men und erstarren sie alle drey, zittern und erbeben. Keine darsi vor Furcht ein Wort reden, sondern sehen einander still schweigends gar ängstlich an. Indessen kommt das Moren-Gespenst näher, stellet sich gantz nahe ihnen vor Augen und schauet sie eine Weil mit seinem ^Schlotsegerischem Gesicht gantz trutzig an. Sie hingegen schlagen die Augen vor sich nider, zittern und seufftzen in der Stille zu Gott. Worauf endlich das Gespenst nach und nach wieder hinter sich weicht, und zur Kuchen hinaus tritt. Da ermuntert sich Eine unter ihnen, und hebt ein geistlich Lied an. In solcher Andacht seynd sie beharret biß eine Stunde vor Tage, da die Jungfer angestanden, und von ihnen vernommen, was für ein schönes saubres Pürschlein bey ihnen eine Visite abgelegt hette. Ob nun schon alle diese drey hefftig erschrocken, und gleich verkündigt haben, was ihnen begegnet wäre, ist doch keine Einige ans ihnen erkrancket, vielweniger bald darauf gestorben. Und solcher Beyspiele wüsst ich noch viel andre mehr anzuführen, aber es ist diß einige krüfftige genug, den falschen Wahn zu zernichten, als ob die gar frühzeitige Offenbarung eines erschienenenGespenstes allstets eine Kranckheit oder gäntzliche Entlebung nach sich ziehen müsste. Denn wenn dem so wäre, würde sowol die Jungfer als auch her- Die zweyte Brucke in der Grotten bey Adel-sperg. Grotte bey Klein- Häusel. Bon welcher die Untz heraus fliesst. Schöner Weg langst selbigem Wasser in der Grotten. nach die Magd, samt den Wäscherinnen er-krancket sein, da sie doch alle ihre Gesundheit behalten haben. Und bin ich versichert, daß dises sich warhasftiglich also zugetragen. E. Fr.s Aber wieder zu unserer Adelspergischen Grotten zu kommen, so wird, nachdem man darinn eine Meilwegs gegangen, die zweite Bruck alsdann angetroffen, welche gleichfalls von der Natur selbsten verfertiget worden. Aber diese letztere Brucke ist gantz dünn, und kaum eines Werckschnhes dick. Auf beyden Seiten derselben gibt es einen greulich-tiesfen und gähen Abschuß (Praecipitium.) Der in dieser ernsten und schreckhafften Grotten befindlichen wunderlichen und unholdseligen Schau-Gerüste habe ich selber etliche abgezeichnet, und sind auch die abscheuliche Larven oder gespenstische Gestalten derselben in obgesetztem Kupffer etlicher Massen vorgestellt. Sihe die Figur N. 95. Das IX. (Capitici. Von ber Klein-Häusler Grotte, und etlichen Flieh- oder Rettungs-Grotten zur Kriegs-Zeit. Inhalt. Dìe Grotte ben Klein-Musel. Von loelcher die àlnK herbor lliesst. Schöner Weg daselbst langst dem Wasser. Geioelbe daselbst voll ivilder Tauben. Grotte tur Kriegs-Unsicherheit ben Duplach. Line andre ben Fleding. Die Seelen-Grotte. Grotte ben Gber-Gureb. Ketirade zlvischen Jgg und Oblog. Die Wochainer Ketirade. Grösse und Glückseligkeit der Wochaine. Maldensiscbe Ketirad-Köle. Waldenser Morten benm Thal S. Martin- I { C-V'VVI ^n der Herrschafft Haasberg, welsche dem Fürsten von Eggenberg, ^jetzigem Herrn Land-Hauptmann -sin Crain zusteht, ligt gantz im ^Grunde eines hohen Bergs, ‘nahebei) dem alten Schloß Klein-^Häusel, eine ausbündig-schöne 'und seltsame Grotte, und scheinet gleichsam die Mutter deß Flusses zu seyn, welchen man die Untz heisst, angesehn dieses Wasser vor ihrem Loch heraus fahret. Neben diesem Flnß Untz kann man allezeit, nemlich auf der Seiten desselben stets hinein, und alleweil fortgehen. Das Ende aber dieser Grotten hat bißhero gleichfalls noch Keiner ergehen können. Ich bin nur eine Viertheil Meil hinein gekommen und weiter nicht. Die Natur hat sich allhie in billige Verwundrung gebracht, indem sie langst dem Wasser her einen so schönen Weg gebahnt und zwar überall durchgehends ans lauter härtestem Felsen, zwischen welchen Fels-Harten Ufern oder Wegen das Wasser etwas tieffer als der Weg ligt, gleich wie in einem Canal dahin läufst. In dieser Grotten praesentiri sich gleich Gewelb-anfangs ein grosses Gewelbe, oder eine Dott ID,ll5e’: solche Höle, die fast einem Theatro gleich sihet, und darinn eine grosse Menge wilder Tauben, die ihre Nester darinn haben, und Junge brüten. Uberdas giebt es an unterschiedlich-andren Orten grosse Plätze darinn und mancherlei) Gänge. Tauben. So sihet man gleichfalls der Zapffen und Figuren die Fülle, so von Wasser-Tropffen sind versteinert worden. Verwegen man diese schöne und gewaltigweitreichende Grotte mit unbereneter Mühe besichtigen kann, und würde man noch tool mehr Schauwürdiges darinn entdecken, wann sie sich gantz durchaus wollte durch-spühren lassen, oder Jemand die Zeit ihm und Mühe, nehmen sie durchzuwandeln und zu erkundigen biß an das (von ihrer Baumeisterinn, aber der Natur, vielleicht unerfindlich-versteckte) Ende. Wie nun von jetzt-beschriebener Grotten ein Fließ-Wasser heraus geht, also fliesst zu einer andren Grotten beh Duà/f" Duplach in Ober-Crain, welche in UnsiÄerheü e*nen Felsen geht, hingegen eineBrunn-deß Kriegs. Ouelle hinein. Wodurch selbige grosse, breite und tiesse Grotte nicht wenig belustigt, und zu einer Herberge derer, die für feindlichem Einbruch sich retten wollen, soviel bequemer wird. Wie dann ehedessen die Einwohner selbiger Gegend für den: Erbfeinde und andren feindlichen Unsicherheiten sich darein verbergt haben, sowol als in die Ober-Crainerische Grotte ' Grotte bey deß Berg-Lochs bey Fleding, zu welcher 9- man anders nicht, ohn aus einem Strick sitzend hinab gelangen kann, und gleich-tool solche Mühe bey Kriegs - geführten Läufsten nicht geschenkt hat wegen inwendig-guter Gemächlichkeit. Denn drunter: gewinnt man Raums und Platzes genug und unterschiedliche Kammern. Zudem haben die, so für dem Türckischen Sebel sich dahinab geretirirt, vermittelst eines bey Nacht mit einem Strick aus der Sau heraufgezogenen Eymers Wassers genug zu ihrer Nothdurfst daselbst gehabt. Wie man gleichfalls bey solchen Noth-follen in den Berg-Löchern bey Naclos sich aufgehalten, ist vorhin schon in der kurtz- summarischen Topographia angedeutet. !tot?ectcn= Die Höle, so die Seelen-Grotte benamset und in der Gottschee befunden wird, hat gleichfalls zu einem solchen Quartir und Rettung der Flüchtigen gedient. Ob«-6 Dergleichen giebt die Gelegenheit der ®urcf. Cl mächtig-grossen und tieffen Grotten bey Ober-Gurck zu mercken, nemlich, daß vormals die, so für dem eingefallenem Erbfeinde haben fliehen müssen, von sel- ; biger Grotten eine Zeitlang behauset worden. Denn sie begreifst sehr viel grosse Holen in sich, und die annoch daselbst vorhandene Asche und Kohlen zeugen klärlich, es habe darinn Jemand eine Weile Herd und Rauch geführt. Welches denn noch soviel glaublicher wird, wenn man betrachtet, daß in allen selbigen Holen, die man zur Retirade oder flüchtigen Rettung gebraucht, das Licht nicht ungern brennet, und hingegen der vor dem Eingangs-Loch dick-gewölckte Dampfs dem Feinde veränderlich fällt hinein zu kommen; Massen vorhin in der kurtzen Beschreibung der Grotten in Mittel- j Crain bey dieser Grotten gedacht worden, nemlich in dem zweyten Buch dieses Wercks ; j als darinn dem geneigten Leser auch sonst i Valv. IV. Buch. noch manche andre Wunder-Würdige und wolbetrachtliche Grotten vorgestellet seynd, welche auch mit Ehren unter die Rari-teten deß Landes gerechnet werden können, die wir aber allhie nicht wiederholen, sondern uns aus selbige Beschreibung hiemit beziehen. Aber der Flieh- oder Schirm-Grotten noch mit etlichen Zeilen mehr zu geden-cken, so hat man an noch andren unterschiedlichen Orten deß Landes Crain eben sowol sehr gute Flieh-Oerter oder Oerter der Sicherheit, so man sonst gemeinlich Retiraden nennet, darinn man sich im Fall der Noch eine Zeitlang aufhalten kann. In der Atsch, das ist zwischen Igg Retirade und Oblog, giebt es treffliche Retiraden. H'vs'L Erstlich geht der Weg zwischen hohen Oblog. " Felsen in die Atsch, allwo gar wenig Personen eine starcke Parthey können aufhalten. Denn es ist (fürs Andre) auch Wasser darinn. Und (drittens) gehen gar grosse Spelnncken oder Löcher, so den Ge-welbern gleich sehen, in die Felsen hinein. Die allerbeste und fürnehmste Retirade Die Wo-aber in Crain ist die Wochain (sonst auf *ajner. Crainerisch Bochina genannt). Diese ' °na e‘ Wochain (wodurch der also heissende Grund und Bodem verstanden wird) ist mit sehr hohem Schnee-Gebirge allenthalben umringt und verschlossen, also, daß man nur bey einem Ort, auf der Seiten, wo die Wochainer Sau ans der Wochain fleusst, hinein kann. Denn da geht die Strasse hinein zwischen dem höchsten Schnee-Gebirge, welches gantz voller Felsen ist, so einem gleichsam über bent Kopfs hangen. Wenn man drey oder vier solcher Felsen von dem Gebirge ablöset und herunter fallen lässt, welches zwo oder drey Manns-Personnen leicht verrichten, so kann der Feind unmöglich hinein kommen. Auf solche Weise können drey oder vier Leute eine gantze feindliche Armee allda zurück halten. Darum wie offt auch die Türcken vor diesem in Crain eingefallen, so seynd sie doch niemals in die Wochain gekommen, wie noch ietzo unweit von der Stiegen zu sehen ist. (Stiegen nennt 'M, dm man den Paß, nemlich die Felsen, so auf der Strassen seynd, wo es am schmähl- nennt, sten ist und fast einer Stiegen, Treppen oder Staffel gleich stehet.) Denn allda wird noch eine Jahr-Zahl neben einer alten Schrifft, so in einen Felsen gehauen worden, gelesen, anzeigend, wie 10 Grosse und Glückseligkeit der Wochaine. Die Val-denstsche Retirad-Höle. weit der Türck vor Jahren durchgedrungen. Hette er sich getraut durchzubrechen in die Wochain, würde er ohne Zweifel seine beste Krafft davor spendirt haben; denn es ist eine gesegnete Landschafft, so sich auf dreh starete Deutsche Meilen in die Länge, in die Breiten aber an theils Orten bald auf eine halbe, bald gantze Meile nur erstreckt, aber mit vielen Dörsfern, Baufeldern, Aeckern, allerlei) Wild- und Weidwerck, Bergwercken, Wassern und guten Fischen beglückseliget, dazu überaus anmutig und lustig. Welche Glückseligkeit dieses Ländleins von dem umherschweisfendem mächtig-hohem Schnee-Gebirge eingeschlossen und trefflich ver-bollwerckt wird, sintemal über selbige Berge keine Katze, geschweige denn ein Feind kommen kann. Gestalsam deßwegen diese Wochain auch für sich selbst schau-und merckwürdig ist. In den Piemontischen Thälern giebt es solcher Retiraden gleichfalls unterschiedliche, unter denselben wird insonderheit gerühmt die Waldenser Höle, welche man la rnerueillense Caverne des Vau-dois, die wunderbare Höle der Waldenser, nennt. Es sollen sich, weil sie durch Natur und Arbeit also zubereitet ist, dreh- biß vierhundert Menschen darinn aufhalten können, und daselbst aller Bequemlichkeit gemessen, deren ein Castell bedarff; angemerckt, durch etlich Ritzen und Spalten deß Felsens das Tag-Licht einfällt, auch unterschiedene Gemächer, nebst einem Brunnen, Back-Ofen und andrer Nothwendigkeit darinn vorhanden. Dieser Noth- und Flieh-Hölen haben sich die Waldenser schon vor diesem etliche Mal bevortheilt, wann ihnen ihre Her-tzogen mit dem Religions-Zwange scharff zugesetzt, weil man ihnen da übel bekommen kann. Denn es leidet selbige Höle durchaus nicht, daß Biele mit einander hinein gehen, sondern es kann nur Einer aus ein Mal hinein, und deßwegen tool ein einige Person ein gantzes Kriegs-Heer zurück halten. Gleich also beschützt auch die Waldenser Pforte bei) dem S. Martins-Thal diejenige, so sich dahin retiriren. Denn man kann anderst nicht hinein kommen, als durch ein Loch, so in den Felsen geht, und le Pont de la Tour genannt wird wegen der hohen allda befindlichen Brucken. Wobei) kein andrer Raum ist, ohn derjenige, welchen der Fluß oder vielmehr strenge Bach de Gtermanasque einnimt, über welchen eine gewaltig-hohe Brücke gehet, die aller Seiten mit erschrecklichen Felsen sich berührt, auf welche Felsen das Gebirge herab hanget, womit das Thal geschlossen wird. In selbige hat man mit grösser Mühe so viel Weges gehauen, als ein Maulthier oder Pferd zum passimi bedarff, also, daß, wann die Brucke abgenomen (welches mit leichter Mühe zu thun, wann man nur will) es alsdann unmöglich fällt, einen Zugang zu gewinnen. Zu verhindern aber, daß man die Brucke nicht wieder dahin lege, braucht es weiter nichts, als daß nur die Weiber von der Höhe selbiger Felsen grosse Steine hinab wältzen. Wovon alle die jenige, welche sich wollen hinzu nahen, ungestümlich befallen werden, a) Dergleichen Stein hat in dem Jahr 1686 manchen Frantzosen ohne Zweifel getroffen , weil solcher un-zukommlicher Oerter, die mit Steinen den Feind abhalten können, in Piemont noch mehr. Ich halte aber unsre Crainerische Retiraden wol so sicher, als irgend eine bey den Waldensern. a) Joh. Leger. Hist, des Vaud. I. 1. e. 1. Das x. Capii lek. Von etlichen aus der Massenfesten Taborn. Bedeutung btss Morts Tabor. Gram hat diel Tabors. Mo vormals die Tabors gestanden. Gin gebiattig-tester Tabor den dem Hör ff Tschernikal. Drucke allda. Gelegenheit dess Pod Jarno Tabor. Die Waldenser Pforte beym Thal S. Martin. hat Gott die Felsen und Stein-Klüffte nicht nur den flKp Kaninchen (oder Küniglein) zur Zuflucht gegeben, sondern auch TlßRfflß den verunsicherten und feindlich-öersolgteit Menschen; ob Er gleich daneben dieselbe auf einen noch andren und zwar ordentlichen Zwegl gerichtet, nemlich zu allgemeiner Erhaltung und Nutzen dieses oder jenes Landes, wie solches die Naturkün-diger auszusühren wissen, und sonderlich in dem herrlichen Werck Patris Kirchen de Mundo subterraneo unterschiedlicher Orten erklärt wird. Dafür ist das Land Crain dem gütigen Gott insonderheit zu Danck verpflichtet, als welches, wie in vorigem Capittel angedeutet worden, unterschiedlicher Stein-Klüffte oder Fels-Löcher sich zu sicheren Schlupff-Hölen und gleichsam zu Schirm-Deckeln wider feindlichen Ein- und Anfall der Türcken brauchen kann. Weil aber nicht überall Felsen und tügel oder natürliche Schirm-Hölen zur etirade vorhanden, hat man der hierinn vorleuchtenden Natur folgen und selbst durch menschlichen Fleiß hin und wieder gleichwie in den umligenden Ländern, also auch in Krain gewisse Wehr-und Schutz-Gebüu an bequemen Orten aufgeführt, und sich daselbst durch einige Befestigung für Raub, Plünderung oder andrer Feindseligkeit versichert. Und solche Gebäue, die gleichsam eine gewisse und besondre Gattung von Retiraden seynd, hat man M-mung Tabor genannt. Welches bey der Böhmi-Tabor.Drts scheu, Polnischen und andren Nationen Selavonischen Ursprungs soviel als ein Lager heisst a), weil nemlich diese Böl-cker an solchen vortheilhafften Orten gern das Lager schlugen, und daselbst, wann sie vom Feinde sich übermengt achteten, in ihrer Defension stunden. Gleichwie man aber einen etwas festen Ort nicht allein zum Vortheil und Nachdruck der Gegenwehr, sondern auch zu Salvirung fliehender Menschen und Güter anwenden kann; also heisst (wiewol aus demselbigen Ursprünge) ein Tabor in Crain soviel, als ein fester Ort, dahin bey Kriegs-Läufften die Nachbarschafft ihre Mobilien und im Fall der Noth auch wol das Volck selbst sich flüchtig salvi-ren kann. a) Ita P. Balbinus in Colleetan. Bohemiae parte I. p. 25. In Crain stehen solcher Tabor gar In Crain viel, zur Anzeigung, daß Crain vieler ^ 6,el Kriegs-Unruhe, Einfällen und Durch-Zügen unterworffen gewest; daher man alsdann das Seinige einem solchen Tabor hat anfzuheben geben müssen. Die meiste zwar seynd nunmehr verlassen worden, nachdem man die Grentz-Häuser aufgerichtet, allwo man Tag und Nacht mit höchster Fürsorge die Grentzen bewacht, daß man also nun, Gott Lob, im Lande für dem Türcken Ruhe hat, wann nemlich kein offenbarer Krieg geführt wird; denn alsdann hat man sich in völlige Postur zu setzen und zu verhüten, daß er nicht durch die Croatische Grentzen einbreche. Die Tabors auf der Ebne seynd ge- Wo die meinlich bey einer Kirchen gestanden, und ^dem zwar dergestalt, daß die Kirchen einge- gestanden, fangen gewest mit starcken Mauren, Thür-nen und Graben, wie dann solcher auch noch viele übrig und vorhanden seynd. Wo aber die Natur selbst durch Offeri-rung eines Bergs oder Felsens die Verfertigung eines Tabors an die Hand gegeben, und einen vortheilhafften Ort dazu angewiesen, da hat man ihre Anerbietung angenommen, und den Tabor auf eine sichere Höhe gelegt. Unter solchen Taborn ist wol ein rech- Em auster Ausbund der jenige, welcher bey dem ^ " Tabor Dorff Tschernikal (so man insgemein bey dem sonst Zernickal ausspricht) in der Herr- Verschafft S. Serv ligt, und dem Herrn nikai. Grafen Petazi gehörig ist, allwo der weitberühmte und kostbare Tschernikaler-Wein, wie auch der Marzamin, wächst. Dieser Ertzfester und seltsamer Tabor steht auf einem hohen, felsigtem oder steinigem Berge ober dem Meer, und auf diesem gantz droben ein solcher mächtig-grosser Fels, wie ein Berg, und mitten darinn ist ein grosses Loch. In demselben Loch ist ein grösser Tabor gebaut, der kein Dach hat und doch trefflich wol gedeckt steht; angeschaut, ihm der härteste Fels gleichsam einen solchen Hut oder steinerne Hauben aufgesetzt, daß er gar keines Dachs braucht. Man muß sich drüber verwundern, daß man diesen Tabor droben so seltsam gebaut oder gemauert. Man geht oder steigt in diesen Tabor hinein, nachdem man über eine gar lange und hohe hül- W( tzerne Brucke gekommen. Wann solche vaseibst. 10* Ein andrer wunderlicher Tabor, Pod Jarno Tabor genannt. Brucke abgeworffen, so ist alle Möglichkeit denselben einzunehmen aufgehaben (dergleichen vorhin von der Waldensischen Brucken erzehlt ward) und kann er alsdann durch nichts sonst bezwungen werden, als allein durch Hunger. Es hat sich auch ein andrer Tabor nicht weniger einzubilden, der nicht weit von dem Schloß Schiler Tabor in der Ober-Poigk auf einem hohen und gantz felsigtem Berge ligt. Mitten in solchem Felsen-Berge ist ein grosses Loch, und vor selbigem Loch eine Mauer gemacht. Inwendig hat es viel Plätze und unterschiedliche Kammern, darinn die, so dort-herum wohnen, ihre meiste Mobilien und Getreyde haben, und auch einen Hüter droben halten, welchen sie den Guardina nennen, welcher seiner Namens-Bedeu- tung gemäß auf ihre Sachen Acht haben und seiner Hut treulich empfohlen lassen seyn muß. Denn man kann in selbiger Gegend nicht ohne Unsicherheit und Gefahr viel bey sich daheim im Hause haben, weil die grosse Wildniß gar nahe daran ruckt, in welcher sich offt allerlei) Raub-Gesinde , als Banditen, Morlacken und dergleichen ehrliche Bursch aufhalten. Diesen Tabor nennt man Pod Jarno Tabor, welches soviel gesagt, als unter dem Loch Tabor. Man geht aus solchen Stiegen, so in den harten Felsen gehauen seynd, nach der Seiten gar hoch hinauf. Wie die gantz natürlich gezeichnete Kupffer-Figur zu sehen giebt, welche in der Kurtz-Topographischen Beschreibung unter den Grotten deß vierdten Theils oder Innern Crains zu sehen ist. Dn-s XI. (£a)uttef. Von den Wetter-Hölen in Crain. Inhalt. Anzahl derer Crainerischm Wetter-Hölen, so man jährlich weihet. Schaden dom Nngewitter wegen Unterlassung solcher Weihe. Grösse und Form solcher Hücher. Äeremonien ben solcher Weihung. Das erste Hoch ben Gutenfeld. Seltsamer Fall, so sich bor etlichen Jahren ben diesem Hoch begeben. (Ein hinab-gelassener Mur wird närrisch. Das Wetter-Hoch auf dem Herge Illavagora. Das Hoch Napod-petschio jamma. Das Wetter-Hoch auf dem Herge Sliuenza. Heren - Sabbath daselbst. Etliche entzucbt-ligende Kinder berücken sich auf ein gewisses wahrhaftes Zeichen ihrer würcblichen Ausfahrt und Desucbung dess Heren - Sabbaths. Geworfener Stein ins Hoch Sliuenza Wird lange poltrend gehört. Das Hoch auf dem Herge Viniverch. Ob der Grund solcher Hücher trucben oder nass? Obs nach Kircheri Artheil unglaubmässig seo, dass die Höcher ein Gewitter geben? Welches aber durch die Erfahrung bielfältig beglaubt wird. Gelegen- und He-schackenheit dess Mummel-Sees in Warchgrafthum Haden. Derselbe erregt auf einen Steinwurck Nngewitter. Welches ein Medicus probirt und wahr befindet. Der Haitische Wetter-Muhl. Wild-See. Doctoris Wagneri Hericht bon dem heutigem Zustande dess Mlatus-See. Jetzige Grösse und Gestalt dess Mlatus-Sees. Obs wahr, dass der Dilatus-See Nngewitter errege. Solches wird heutigs Tags für ein Währlein geachtet. Wetter-Hoch oberhalb Erainburg. Wind-Hoch. Uebel- und Wolcben-Hoeb. Anzahl der Wetter-Hölen in Train, die man jähe« "ch weihet. Schaden vom Unge« mittet wegen Unterlassung wlcher Loch. Weihe. Aröfle solcher Locher. it völligem Recht gebührt unter denen Rariteten oder wunderseltsamen Sachen in Crain £ eine und zwar fürnehme Stelle M-solchen Hölen und Löchern, welche, so man sie mit einem Wurfs aufweckt, sich erbosen und ein Wetter machen. Solcher Wetter-Hölen ist vor diesem schon in der Kurtzen Topographia gedacht worden; weil wir aber allhie die Rariteten behandeln, können wir nicht tool vorbey, anjetzo derselben abermal und zwar mit mehrer Umständlichkeit von ihrer Jährlichen Weihung zu gedencken, als wovon damals nur gar ein Weniges gemeldet ist. Man zehlet solcher zörnigen Wetter-Löcher in Crainhau ptsachlich fünff, denen man jährlich die Weihe giebt, weil daraus grosse Ungewitter entstehen, damit man sie durch sothanes weihen und segnen besänfftigen und ihren Ungestüm brechen möge. Denn wenn solches nicht geschieht, glaubt man gantz gewiß, es werde ein schweres Ungewitter verursachen. Und wird für die Gewißheit ans-gegeben, es habe vor diesem ein Pfarr-herr von Gutenfeld solche Weihung in einem Jahr unterlassen, weil er nicht glauben wollen, daß es etwas zu bedeuten gäbe; worauf er aber gar zu spat vergewissert worden, daß es nur gar zu viel auf sich hätte, und mehr dann allzu wahr wäre; angemerckt in selbigem Jahr ein Ungewitter über das andre aus diesen boshafften Löchern hervor gegangen, wodurch alle Feld-Früchte erschlagen worden. Hierauf ist er dem alten Gebrauch, die Löcher zu segnen und zu weihen, wiederum nachgekommen. Wann diese Löcher aufrührisch und stürmisch werden, so geht ein Dampfs wie ein Rauch oder Nebel hervor, daraus schwartze Wolcken werden, die einen star-cken Hagel und Schlossen werffen, so alle Felder verwüstet. Solche Löcher seynd rund und die breitesten ungefähr zwo Klassier, die schmälere aber nur eine breit, und etliche noch wol schmäler. Man verfährt mit Segnung und Weihung dieser Hölen also. An einem gewissen Tage geht ein Geistlicher nem-lich der Psarrherr Selber oder dessen Vicarius oder Capellan wie auch der Mesner mit dem Weih-Wasser und Weihrauch dahin, und ein paar Bau-renbuben mit ihnen, deren jeglicher eine kleine Kreutz - Fahne trägt. Biel Leute aus der Nachbarschafft, junge und alte, männ-und weibliches Geschlechts folgen nach. Wenn sie mit solchem Aufzuge oder Procession zum Loch kommen, besprengt der Priester das Loch mit dem geweihtem Wasser berüucherts auch mit Weihrauch, betet dabey etliche Gebetlein, und spricht aus dem Rituali Romano etliche Exorcismos oder Beschwerungs-Formuln wider die Teufel. Dergleichen Exorcismos man auch wider das Ungewitter braucht. Hiernechst bewuchert er das Loch abermal und besprengts mit Weih-Wasser, indem das dabey - und umher - stehende Bolck etliche Vater Unser betet. Dem-nechst setzt man neben dem Loch einen hohen Mayen-Baum und oben aus denselben ein Creutz. Alsdann wirfst das gemeine Bolck Steine, Höltzer und was sie nur bekommen können, hinein und zwar so häuffig, daß man nicht anders gedencken sollte, denn das Loch würde biß oben voll davon werden; zumal weil man gantze Bäume und was man sonst haben kann, (welches ein Jedweder mit allem Fleiß zusammen trägt) hinab fallen lässt. Aber obgleich solcher Einwnrff alle Jahr geschieht, ist doch im geringsten noch nicht zu spühren, daß jemals etwas wäre hinein geworffen. Weßwegen diese Löcher sich wol zu denen Dingen schreiben liessen, die da laut der Heil. Schrifft sprechen: Es ist nicht genug! Wiewol ich der gäntzlichen Meynnng bin, es lauffe unten in der Tieffett ein Wasser, welches die eingeworffene Höltzer mit sich nach und nach hinweg führe. Das Erste Loch, welches man Zeschka jamtna nennt, ist in der Gutenselder Pfarr auf einem hohen Berge nahe bey dem alten und ödem Schloß Altzobels Berg. Wenn man einen grossen Stein hinen wirfst, vernimi man allererst über lange Weile einen Hall, und mögte wol schier ein Vater Unser vorher ausgebetet werden, biß sich solcher Hall vernehmen lässt. Ob aber selbiger Hall von einem Wasser oder sonst von einem harten Grunde herrühre, steht nicht zu wissen f). Darum ist bey diesem Loch wol zu verwundern, daß zu der Zeit, da mans weihet, es gar keine Empfindlichkeit durch einige ungestüme Bewegung spühren lässt, ob man gleich alsdann Ceremo-nien bey solcher Weihung. Das erste Loch bey Gntenseid. viel Dinges hinein wirfst, hingegen aber, so an einem ändern Tage etwas hinein geworffen wird, alsofort ein Nebel heraus steigt, der gleich Ungewitter und Regen gibt. Es ist noch eine Frau am Leben, welche Laut ihrer eigenen, gegen mir gethanen Erzehlung vorhin nicht glauben wollen, daß sichs also verhielte, was das Gerücht von solcher Ungedult und Er-zürnung deß Lochs über einen Stein-wurff sagte; weßwegen sie, als sie eins-mals da vorbey reiten müssen, der Fürwitz geritten (oder gespornet) solches selbst zu versuchen; worauf sich ihr die Gewißheit bald zu erkennen gegeben, sintemal zur Stunde der schöne klare Tag sich ange-trübet mit dicken Wolcken und ein Ungewitter darauf entstanden. Dieses Loch wird demnach alle Jahre am Pfingst-Montage geweihet (oder mit Weih-Wasser besprengt) und exorcissirt, damit dem Teufel die Macht, ein Feld-und Frucht-verderbliches Gewitter daraus zu erregen, möge benommen werden. Seltsamer Bey demselbigen Loch hat sich vor wenigen Jahren diese gantz-gewisse Gefahren bey schicht zugetrageu. Es geht ein Bauer diesem Loch jn Gesellschafft seines Sohns bey Nacht ,uge ragen. Wclld, selbiger Gegend die Thier- lein, so man Pilich nennet, zu fangen, Massen man solche auch sonst gewöhnlich bey Nacht-Zeit sähet; weil nun der Bauer mehr auf dèlì'Hang als auf seine Tritte gedacht und die "nächtlich - dicke Finsterniß mit seiner Unachtsamkeit wider ihn einen Bund gemacht, giebt er auf dieses Loch so gar keine Acht, daß er hinein fällt. Der erschrockene Sohn läufst nach Hause und bittet folgenden Tages die Nachbarn um Hülffe, seinen Vater wieder herauf zu bringen, auf daß er desselben tobten Leichnam könnte begraben lassen deß Erbietens, dem jenigen, der sich auf einem Strick hinunter lassen wolle, seine Mühe redlich zu bezahlen. Wer sollte meynen, daß Jemand das Hertz hette, einem so übel-berüchtigtem Loch, das so viel Übels den Feldern zufügt, und dessen schreckliche Tieffe in tieffen Verdacht einer gespenstischen Einwohnung steckt, sein Leben zu vertrauen? Geld macht Mut, wiewol auch nicht selten Unmut. Und wie das natürliche Leben im Blut wohnet, also sitzt deß Muts Leben bey Manchem in dem Affter-Blut, das ist im guten Pfenning. Also hat sich endlich ein Bauer gesunden, der wie es scheint, ums Geld vielleicht sich gar in die Hölle hinab zu lassen wol entschlossen hette, und also zu dieser Abfahrt gegen angebotner Bezahlung sich gewagt. So viel Stricke die gantze Nachbarschafft finden können, hat man aneinander geknüpfft und also diesen Mann in das Loch hinab gelassen, auch daneben ihm ein dünnes Seil (von dünnem Strick oder Spagat, das ist von einem dickem schwartzem starcken Faden, womit die Kauffleute ihre Paguet oder sonsten etwas zusammen binden, zusammen gebunden) in die Hand gegeben, damit er ein Zeichen könnte ertheilen, wenn er wieder hinaufgezogen zu werden verlangte. Solches Seil hat er, nachdem man ihn, wie man für gewiß sagt, über 40 Klassier tieff hinunter gelassen, angefangen starck zu ziehen zur Anzeigung, daß man ihn wieder hinaus ziehen sollte, welches auch alsofort geschehn. Als er aber wiederum heraus gekom- Ein hinab men, hat er nichts zu sagen gewusst, weil |^etnet er gantz närrisch und Sinnloß geworden, wird na» auch viel Jahre lang bey solcher Wahn- risch, sinnigkeit verblieben und damit abgestorben. Sein Sohn aber ist dieser Zeit noch im Leben und weiß davon gnug zu sagen. Wovon fotelje Verkehrung seiner Bernunfft und Sinn-Zerstreuung recht eigenblich verursacht worden, hat man nicht erfahren noch gewiß urtheilen können, ob er von einem gifftigen Thier angehaucht oder durch eine gifftige Lufft oder bösen Dunst oder von einem bösen Geist seines Verstandes also beraubt sey f). Diß ist gewiß, daß er frisch und gesund gewesen. Das Andre Loch wird genannt Se- Das Andre deska Jamma und auf dem hohen Berge Illavagora gefunden, ligt gleichfalls in dem Berge der Psarr Gutenfeld, wird auch eben Illavas°ra-sowol am Psingst-Montage consecrirt und exorcisirt. Denn derjenige Geistliche, welcher das vorige Loch geweihet, beschworen und gesegnet, gehet von dannen hinüber zu diesem, und verrichtet Hieselbst eben dieselbige Ceremonien. Das Dritte Loch nennet man Napod- Das Dritte petsebio Jamma. Dasselbe ist auch noch p°jpet.a" in mehrbesagter Gutenfeldischen Psarr, scMo aber auf dem Berge Kamennercb. Wird Jamma- f) Warum das Letzte, nemftdfìne Anblasung oder auch Erschreckung eines Gespenstes viel vermutlicher sey, habe ich (E. Fr.) unten im Andren Buch dieses Wercks, da dieses Unfalls auch gedacht worden, allbereit angezeigt. Das vierdte auf dem Berge Sliuenza. f inb ligt in ^ufllscher ^-Utzuckung. prüfst sich auf ein ^ahrhafftes Zeichen feiner Gegenwart beym He- ken-Tantz. mit eben dergleichen Gebräuchen, wie die vorige beyde, am Pfingst-Montage geweihet, aber nicht von dem vorigen Geistlichen,\ sondern von dem Vicario zu Lasitsch,^ weils im Lasitschischem Vicariai tigt. Es ist aber dieses Wetter-Loch bet) weitem so tieff nicht, als wie die vorige. Wenn man einen grossen Stein drein wirft, hört man, daß derselbe in ein tieffes Wasser fällt. Auf dem hohen Berge Sliuenza, gleich oberhalb dem Zircknitzer See, in der Zirck-nitzer Pfarr trifft man das vierdte Loch an. Nahe bet) diesem Loch oben, aus der Spitzen deß Berges haben die Hexen ihren Sabbath oder Truden-Tantz. !f Wiewol manche Gelehrte nicht zugeben wollen, daß die Hexen würcklich ausfah-ren, sondern dafür halten, daß ihnen in einer starcken Entzückung der Satan solche Fahrt nur starck einbilde. Daß es auch also manches Mal nur damit zugehe, ist gewiß, und hat vor weniger Zeit mir t) ein guter Freund glaubwürdig erzehlt, daß in einer gewissen Stadt deß Hertzogthums Würtenberg die Hexen unlängst etliche Kinder zu solchem ihrem Hexen-Reihen mit verleitet, welche hernach, nach dem es offenbar worden, daß sie sich zu der Truden-Zunfft gesellet, etliche mal von ihren Eltern gar genau bewahret worden. Da denn einsmals das eine Kind, ein noch gar zarter Knabe, Angesichts der Seinigen plötzlich zum Boden gefallen, und eine lange Zeit unermunterlich gelegen, wie hart mans auch geschüttelt und grüttelt. Als er endlich von selbsten wieder aufwacht, und zu erzehlen beginnt, an was für einem Ort er gewesen, und wie lustig es allda zugegangen, bezeugen ihm alle Umstehende, er set) allda stets vor ihren Augen gelegen, und nicht aus dem Gemach kommen. Denen er aber antwortet, er wisse mit gewissen Umständen zu beglau-bett, daß er auf dem von ihm genanntem Platze dem Reihen beygewohnt, allwo der Metzger (N. N.) mit seinem Hunde vorbei) gegangen. BZeil nun ein andrer Knabe, welcher eben sowol bewachet worden, daß er keinen Fuß aus dem Hause gesetzt, sondern nur an der Erden, als wie gantz ausser sich selbst ligend blieben, dennoch auch dergleichen nach seiner Erwachung ausgesagt, hat man von demselben Metzger vernehmen lassen, ob er um solche Zeit selbi- t) Erasmo Francisci. gen Ort vorbei) gegangen mit einem Hunde? Welcher solches bejahet hat, nem-^ich, daß er etliche stunde vor Tage an "elbtgem Platze, mit seinem nachlauffen-dem Hunde vorüber gegangen. Hat also der Satan diesen beyden, gleichsam entzückten Knaben solches vorsetzliches Fleisses also vorgestellt, gleich als ob sie würcklich an dem Reigen sich befunden, und den allda warhafftig vorübergehenden Metzger gesehen hetten, wie er sonst denen Lapländern bald bet) offenen und wachenden, bald bet) geschlossenen Augen, indem sie über Feld gehen, vorstellig macht, was in der Ferne für Leute wandeln. Und scheinet, er habe eben deßwegen als ein ertzlistiger Geist diesen beyden Knaben den vorübergehenden Metzger vorgebildet, damit sie denen Umstehenden, welche ihnen die würckliche Ausfahrt ausreden wollten, nicht glauben mögten ; weil er leicht erachten können, daß man zuförderst den Knaben, wo er gewesen? was er gesehn? und hernach auch den ihm unter der Entzückung gewiesenen Metzger befragen würde. Ob nun gleich jetzt-exemplarischer Massen der Teufel die Unholden mit blosser Einbildung, als ob sie ausführen und ihren Hexen-Reigen hielten, nicht selten bethört, so hat man dennoch andre unfehlbare Beweisthümer, daß mehrmaln die Ausfahrt warhafftiglich geschehe, die ich aber anjetzo nicht setzen mag; damit wir nicht von unfern Wetter-Löchern zu den aussahrenden Wettermacherinnen zu weit abgeführet werden. Es steht auch noch dahin, ob der Tausendkünstler bißweilen nicht _ eben so bald den Aeltern oder andren Umstehenden, als wie den Kindern eine falsche Einbild-oder Augen-Berblendung gemacht habe, daß sie gemeynt, das Kind bliebe vor ihren Augen ligen, da er es doch vielleicht unterdessen unvermerckt hinweg geruckt. Jedoch Widerrede ich darum nicht, daß er sie manches Mal auf der Erden, wie im tieffen Schlaffe, tool ligen lasse, und nicht hinweg führe. Ist derhalben gar wol zu glauben, daß die Hexen an dem obbenanntem Ort in Crain ihre Zusammenkunfft und verfluchten Sabbath anstellen. Besagtes vierdtes Loch aber auf dem Berge Sliuenza wird geweihet von einem Priester aus Circknitz am Psingst-Mon-tage, wie die vorige. Wirfst man in dieses Loch einen grossen allein, so rollet und rumpelt derselbe In dem Vierdten Loch hört man den eingeworf-fenen Stein gar lange poltern. DasFünffte Loch auf dem Berge Viniuerch. Ob der Grund solcher Löcher trucken oder naß? P. Kirehe-nis will nicht glauben, daß das Gewitter aus also hinunter, daß man ihn eine lange Zeit rasseln hört. Denn obgleich solches Loch auch meistens prependicular gehet, müssen doch die innerliche Wände desselben hie und da etwas uneben seyn, und bißweilen eine etwas mehr extuberiren oder pu-ckelicht werden, und sich hervor geben als die andre, darüber dann der Stein, wann er einmal angestossen, aus seinem schnurrichtigem Fluge in einen irregulirten verfallen, und also immerzu mit einem Gepolter hinabfahren muß. Das Fünsste Loch befindt sich gleichfalls in der Zircknitzer Psarr, aus dem Berge Viniuerch, wird derhalben auch von einem Priester aus Circknitz conse-crirt, aber am Samstage nach der Auffahrt Christi. Diß Loch geht nicht Bley-recht hinunter, sondern schreg und seitlings, das ist nach der Obliquitet und geschobenen Lini, gleich einem gähem Dach. Lässt man einen groffen Stein hinein fallen, so rutschet derselbe hinunter, als ob er von einem Dach hinab rottete, also daß man eine lange Zeit ihn höret poltern und rasseln. Denn alle diese Löcher hat die Natur einem lautern harten Felsen eingehölert. ******** Anmerckung. (Daß oben bey Beschreibung deß ersten Lochs gedacht worden, es stehe nicht zu wissen, ob der Hall, so auf einen eingeworf-fenen Stein langsam erfolgt, von einem Wasser oder hartem Grunde entstehe, hat diese Meynung, daß es nicht unfehlbar zu wissen sey, weil niemand auf den Grund hinab gekommen, der von dannen einen gründlichen Bericht hette mit heraus gebracht. Unterdessen ist doch das Vermutlichste der Grund, welchen der Stein getroffen, und der den Hall nach ziemlicher Weile erst hinauf geschickt, sey wäs-serich unb ein mächtigtieff-ligender Wasser-Pfuhl. Denn wäre der Bodem hart, so würde schwerlich ein Ungewitter von dem Einwurff eines Steins entstehn, ange-merckt alle Scribenten schier bezeugen, daß in dergleichen Berg- und Wetter-Löchern die Wasser-Pfühle den tieffen Bodem bedencken. Der vortreffliche Kircherus zwar will nicht viel darauf halten, noch gerne glauben, daß das Ungewitter aus solchen Löchern und zwar von Einwerffung eines Steins sich erhebe, sondern achtets theils für einen Aberglauben, theils für eine irrige und falsche Einbildung, in Betrachtung, daß die Besuchungen solcher Löcher gemein-lich nur bey Sommers-Zeiten geschehen, da alsdenn die Lufft und Wolcken über solchen Löchern an sich selbsten so gena-turt seyn können, daß sie auch ohne einige Berührung oder Bewerffung deß Lochs, ihrer gewöhnlichen Art und Natur nach, tool ein Gewitter geben mögen, welches hernach die Leute fälschlich dem Loch und Stein-Wurfs zurechnen. Doch setzt er endlich dazu, wenn je etwas dran seyn sollte, daß das Ungewitter oder dessen Ursach aus dem Loch empor stiege, so müsste der Bodem, unter dem Pfuhl etwan gantz mineralisch seyn, und die mineralische Dämpffe oder Dünste durch den Stein-Fall bewegt worden, hinaus zu steigen und droben in freyer Lufft hernach ein Gewölck und Ungewitter zu erregen, welches er aber nicht gern glauben will, bevor man mehr Experimenten oder Erfahrnissen davon eingenommen, und vermutet er, man werde alsdann dennoch gleich-tool im Zweifel beharren, ob solche Mineralien deß Pfuhl-Bodems kräfftig oder mächtig genug wären, ein Ungewitter zu machen, sintemal er ihm solches gar nicht einbilden könne. Allein was die Erfahrung betrifft, hat man derselben die Vielheit nicht allein in Crain, sondern auch in allen vier Theilen deß Erdbodems. Er, der weiland berühmte Kircherus selbst Hat ja der dritten Edition seines Mundi Subterranei ein paar merck-würdiger Exempel ans einer sehr curiösen und glaubhafften Erfahrung und Beschreibung deß Medici Eliae Georgii Loreti einverleibt. Daraus ich sie wiederum auch in dieses Werck doch mit Deutschen Worten versetzen will, nemlich die zween berüchtigte Seen in der Marchgrafschafft Baden, (wovon wir zwar auch in dem zweyten Buch dieses Wercks ein andres Exempel, aber dieses noch neuere bißhero annoch nicht erzehlt haben.) Besagter Medicus ist laut seines Berichts zu einem Flecken gekommen, da er einen, sonst im Walde wohnhafften Jäger zum Wegweiser genommen, welchen vor vielen Jahren der Eyfer zu jagen nach der Gegend, wo die Seen seynd, geführt, weßwegen er gehofft, den Weg noch tool wieder zu treffen. Dieser hat Alles, was ihm vorher andre gemeine Leute den Löchern hervor komme. Welches doch die vielfältige Erfahrung bezeugt. Der Badi-là Mum-THel=@ee. von solchen beiden Seen gesagt, bestetigt und daß der eine Mummel-See, der andre Wild-See hiesse. Mit diesen frischen Gefährten ist er durch viel um- und abwegsame Wege, auch nnbewandelte und schier gantz unzu-kömmliche überhängige Klingen und Klippen fünff gantzer Stunden fortgegangen, und schier gantz ermüdet. Endlich, nachdem sie Gemsen-artig lange gnug hie und da geklettert, haben sie auf deß Berges Scheitel oder Spitze, die eine Kessel-förmige hole Grube begriff, einen See erblickt , der mit dickschattichten Fichten-Wäldern umher gekräntzet war, und mit seinem Pechschwartzen stillem Wasser dem Ansehen nach über vierhundert Schritte, zugleich in die Länge und Breite sich erstreckte, also, daß man schier glauben mögte, man sehe i>en höllischen Avernum, oder Phlegethontem vor sich. Wie der Führer und Wegweiser aus dem vormaligen Versuch versicherte, so soll der Grund unergründlich seyn. Nur allein gegen den Mittage, (da ein schmaler Ausfluß war, so von unzehlich-vielen, trefflich-lang- und wie ein langer Faden aneinanderhangenden Würmern wimmelte) lässt er sich, biß auf 6 oder 7 Schritte, mit Füssen und Augen gründen, also daß man so weit wol durchwaten kann. Woselbst auch die aus dem See hervorragende Steine einen Zutritt geben, etwas besser hinein ztt blicken. Der Theil aber dieses Sees, so dem User gar nahe, war mit Schnee und Eys bedeckt. Derselbige See leidet gar keinen eini- i gen Fisch, sondern, wofern man etliche hinein setzt, wirfft er sie wieder aus, wie das Meer die Dotiteli Körper. Es nährt auch dieser unleutseliger und träger See-Pfuhl keine hupffende Frösche, sondern nur etlich gewaltig-grosse abscheu- und häßliche Kröten, wiewol verreckte, fand der Medicus darinn. Sonst waren aber auch sehr viel andre Spann-lange Thiere (oder vielmehr Ungeziefer) darinn, so den Salamandern und Eydepen gantz gleich sahen (doch nicht also wie der Medicus in den Wasserleitungen und Röhren die Salamandern unschädlich befunden, und offtmals ohn ei- j ni ge Verletzung der Hand angerührt und ergriffen). Sie hatten einen Schwantz, der 4 Schuhe lang, eine überaus schwartze Farbe auf dem Rucken, darunter dennoch kleine Sternlein, und gelbe Tüpffel her- , Valv. IV. Buch. vor schimmerten. Die Farbe der Seiten neigte sich aus Schwartz aufs Blaue mit Lazur-Sternlein. Der Bauch war liecht-gelb, mit Flamm-Farbe untermengt. Eine derselben langte er nach angelegtem Handschuh ans, und ward gewar, daß das Thierlein begliedert wäre, wie ein Weibsbild, nemlich mit Brüsten und andren weiblichen Gliedmassen, daraus es eine weisse Feuchtigkeit auf den Handschuh fahren ließ. Das Wasser wird für schädlich gehalten. Dessen ungeachtet hat dieser Medicus, aus treibendem Durst, etliche starcke Züge draus gethan, und sich gar nicht übel darauf befunden, ob er gleich dasselbe, weil es der umherstehenden Wälder und Berge halben in immerwährender Unbeweglichkeit und fauler Ruhe bleibt, mit nichten dennoch für gesund achtet. Es wird aber selbiger See-Pfuhl insgemein, gleichsam für heilig geachtet, darum daß er kein Getöß, noch Unreinigkeit erdulte, und so Jemand einen Stein hinein wirfft, Regen, Donnerschläge und gnugsame Gewitter darüber entstehen, auch der jenige der es rege macht, in keine geringe Gefahr komme. Zu einem scheinbaren Gezeugniß dessen erzehlen sie, ein gewisser Marchgraf von Baden habe mit etlichen Religiösen und Hofleuten diesen See besichtigt, geweihte Kugeln hinein geschossen und heilige Sachen drein ge-senckt, woraus alsosort ein entsetzliches Ungeheuer ungewöhnlicher Gestalt von dannen hervor gekrochen, und sie in die Flucht getrieben, auch gleich damit ein stürmisches Ungewitter erweckt, das sieben Tage nacheinander gewütet. Hieraus thut nun dieser Medicus seine eigene Probirung hinzu: Ein Jeder (schreibt er) möge frei) glauben hievon, was er wolle, Er könne warlich mit ungesälsch-ter Warheit dieses bestetigen, daß er um die Warheit zu erfahren, dreh Steine mit Geschrey und Ausforderung hinein geworf-fen, und nachdem er sowol deß Weg-Leiters als seinen eigenen Namen in einen an dem See stehenden Baum gezeichnet, (Anno 1666, 12 May) wären sie hernach aus den allerkalesten Hügel deß Bergs, so man den Katze n-Kopfs nennt, gestiegen; da sie auf einen sehr grossen Stein nidergesessen, dem die Ge-dächtniß eines Hertzogs von Würtenberg, welcher allda Mahlzeit gehalten, eingegraben, oder vielleicht ein Malzeichen der ii Erregt auf einem Steinwurf ein Ungewitter. Medieus probirt solches und erfährts in der That. Der Badische Wild-See. Soll auch ein Wetter-Pfuhl seyn. Würtenbergischen Grentzen zum unaus-leschlichen Andencken eingeschnitten worden, von dort herab genossen sie der Freyheit, weit und breit herum ^n schauen, über das gantze unter ihnen liegende flache Land, sowol deß unten sich lustigst ansbreiten- ' den Elsasses, als auch deß gantzen Rheins. Aber es war kaum ein halbes Ständlein vorbey, da begunnte gleich der Himmel, so bißhero länger dann einen gantzen Monat den durstenden Feldern keinen Tropf-fen zu trincken gegeben hatte, seine Stirn mit finstern Wolcken zu runtzeln, und als wie mit einem strengen Blick, Rache ; zu dräuen; erschiene sich darob gleichsam zu erzürnen, daß sie die kühne That begangen, brummete und grollete erstlich von weitem, ereyserte sich aber bald noch hitziger, Hub an mit Blitz und Donner, Hagel und Platzregen, sie, die schon gantz müde waren, zu verfolgen, und wussten sie in selbiger Gegend keinen Ort zu erlausfen, der sie hette für dem Regen und Schlossen trncken und sicher gestellt. Also trieb sie die grosse Furcht und Bangigkeit über die Schnee-volle, snmpsigte, rauhe, scharffe oder schroffe Berg-Hügel davon. So ritterlich haben diese zween brave Helden Stand gehalten, nachdem sie die Aus-sordrung gethan! Sie seynd hernach dem andren See zugegangen durch eine gantz unfreundliche und ungebaute Gegend, da weder Laub noch Gras, sondern nur lauter Klippen, Felsen und so grobe und ungeheure Steine zu sehen waren, daß der Medicus sich beduncken ließ, Hic cumulos tumu-losque sibi struxisse Gigantes, als ob die Niesen allda Grab-Hügel hetten ausgerichtet. Endlich gelangten sie über die ( stets aneinander stossende Berg-Hügel, welche sich bald erhöheten bald nidrigten zu dem ändern See, Wild-See genannt, welcher einen etwas engern Begriff, als der vorige und eine Oval-Runde hat. Gegen Mittage wäscht er gleichsam einem Schnee-Berge die Füsse (will sagen, daß er an selbiger Seiten einen Berg vor sich hat) über welchen Berg man allgemählich zu ihm hinab kommt. Aus diesem See geht gegen Mitternacht ein Canal durch eine Ebne, die etwas lustiger anzusehen. Bon diesem See wird eben dergleichen, was von dem ersten, allenthalben ausgegeben, und noch dieses hinzu gethan, daß allda von Alters ein berühmter Tempel gestanden, zu dem man gewallfahrtet, wel- cher nun, weiß nicht aus was Ursachen versuncken seyn, und unterm Wasser im Grunde stehen soll. Indem sie nun diesem See sich nahete, ließ sichs ansehen, als ob der Himmel besorgte, ihre Verwegenheit mögte auch hier eine Kühnheit begehen. Denn er lebte dergestalt ab mit so erschrecklichem grollen, rasselln, krachen, blitzen, regnen und hageln, daß sie gezwungen wurden, über dem kahlen und dürrem Berge den Rückweg zu nehmen und mitten im Platz-Regen durch einen andren zwar rauhen doch gleichwol gebahnten Weg nach ihrer vorigen Behausung zu kehren. Von diesen beyden Seen wird viel seltsames Dinges erzehlt, und soll in dem Aller H e i l i g e n - K l o st e r bei den Cisterzen, welches ein paar Meilen von dannen ligt, ein eigenes Geschicht-Bnch davon vorhanden seyn. a) Ich bin aber der Meynnng weil die Lufft 6et) dem zweyten See auch allbereit gewütet, ehe sich noch gar zu dem See hinab gekommen, daß beyde Seen unter der Erden miteinander correspondiren, und deß einen Erregung den ändern gleichfalls mit ausrührisch gemacht, deßwegen es sowol bey dem Zweyten, als Key dem Ersten gewettert, ehe sie noch zu dem Zweyten völlig hingelangt. So hat ja nun der P. Kircherus von diesem Medico die ungezweifelte Expe-rientz vernommen, daß, wenn man in solche Seen oder Pfühle Steine wirfst, ein Ungewitter gleich alsofort, oder je bald hernach drauf erfolge. Und mögen dennoch auch zugleich deß Satans, (dem es P. Kircherus schier lieber zuschreiben will) Stücklein dabey bißweilen mit unterlauffen. Denn gleichwie er aus den Wolcken über der Erden ein Ungewitter versammlet! kann, also auch aus denen Wasser-Pfüh len unter der Erden, die einen mineralischen und schweflichen Boden haben. Diesem dörsfte Mancher entgegen setzen, man schwätze sowol mit der Zungen als Feder gleichfalls viel von dem Pilatus-See, und befinde sich doch solches gar nicht also bey der Einnahm des Augenscheins. Ich muß bekennen, daß heutigs Tags das vormalige Gerücht von dem Pilatus - See bey den meisten Gelehrten in d) Vid. Relatio Eliae Georgii Loreti, Medici, apud Kireherum parte 2 de Mundo subterraneo libro 8. Seet. 4. fol. m. 113. Editionis tertiae. dem Mährlein - Register stehe, wofür es insonderheit allererst vor acht Jahren der Schweitzerische Medicus, Doctor Johannes Jacobus Wagner, in seiner Historia naturali Helvetiae, Curiosa, verkauffet hat. Gestaltsam dieser sein Bericht solches aus eigener Erfahrung behaupten will, den ich in seiner Latinität, dem Leser vorstelle. Bostons Dicunt, hunc lacum Pilati esse in ca-Beà^von cumine Montis Fracti, loco solitario ac dem heuii- sylvoso, horridum aspectu ; profundum, deß^tta"^° ™ò imperscrutabilis profunditatis ; im-tus-Sses' motum jacere, nec ventos facile, torpentem, exciére ; in eum nullum rivum in fluere nullumque exire ; hincque mirum, hvbernis eum nivibus non crescere , nec rursum aestivis contrahi caloribus; nigricantem ejus esse aquam; lignisque locum esse circumscriptum, ne à quoquam irritetur ; in .lacum hunc de industria injecta maximas tempestates ciére, & omnia undis implere ; quae vero casu incidunt nihil irritare eum, quasi planò humano sensu, culpa carere, quod casu fit, intelligat ; capi rerum fidem, quòd pacatum irritare ausi, mox capite sint plexi ; atque hinc aci hunc Pilati lacum neminem admitti ab incolis (juramento etiam, ne id facerent quotanis astrictis) qui non probum aliquem virum ex civibus Lucernensi-bus secum duxerit, ex quo veniam conscendendi à Praetore Lucernensi concessam intelligant. Scriptores XXXV. atque inter hos non nullos magni nominis viros, haec scriptis suis inseruisse, & alios adhuc hodiè haec publicare reperi. Yerùm fabulosa haec esse pleraque, nvto\pin me docuit, postquam anno MDCLXXVI. die 15. Jul.unà cum Spectassimo Viro, Dn. Jacobo Chri-stophoro Zieglero, Amitino atque Com-patre meo amantissimo doubus etiam o%ö(£, locorum peritis, conductis, montem hunc, haud sine labore, conscen-' dimus atque contemplati sumus. Et quidem nomen Laculi, nedum Lacus, vix meretur, sed Lacunae potius atque paludis, cùm aquae haec exiguum spatium comprehendant ; aquae quoque hujus promiscuae sit collectio in loco uliginoso : talesque paludes tres ibi, haud longè à se invicem distantes, reperimus ; Haec vero, de qua loquimur, intereas est maxima, nomen-que Lacùs Pilati obtinuit, eó quòd Pilatus, injustus ille Judex, in eo immer- sus & sepultus fuerit, uti antiqua habet fabula &c. Palus autem haec haud in cacumine, seu in ultimo ac supremo Montis Fracti jugo, sed, ad Montis Pilati, proprie sic dicti fermò verticem, in loco augusto ac declivi, quive undique collibus seu jugis altioribus cingitur, sita est; ita ut hinc ad supremum Montis Fracti jugum, seu editissimum verticem, qui nomen Campi arietis habet, ultra IV. mill. pass. sint. Circa paludem hanc locus equidem est solitarius, utpote qui ab hominum consortio satis remotus ; & quanquam Mons Fractus sua habeat praecipitia, prope paludem tamen pascuus est ibique boves, & in eminentissimis quoque montis jugis, incredibilis caprarum greges, tribus integris mensibus aestivis, diu noctoque, oberrant. Cacumen quoque Montis Pilati arboribus est obsitum, & hinc palus ejus sylva, quae ex pineis constat, fermò est circumdata. Horrorum autem quod hic incutere queat, nil subest: palus haec non magis horrida atque alia in loco aliquod deserto, uliginoso, ab hominom consortio remoto, ac ubi vastum ubique silentium. Verum hominum superstitio locum hunc horridum sibi imaginata est ob prae-conceptam & vanam opinionem de admirandis ac stupendis paludis hujus tvsQydai : unde & pastores ab illis, quos antehac eò ducebant, modestiam & silentium, ac si ad sacra eos perducerent, expostulabant ; simque severe injunget) an t ac tantùm non jurisjurandi Sacramento adigebant, ne quid importunius tentarent, viso lacu, aut ne quid injicerent &c. Alveus vero paludis figurae fermò est rotundae ; longitudo ac latitudo ejus hastarum trium longitudinem non excedit: à parte superiore usque ad medietatem suam ulvä palustri, juncis & graminibus est vestitus, ita ut hinc de profunditate, ejus conjicere liceat : & sanò ea ad summum duorum est cubitorum, uti ex injectis colligere potuimus. Quòd AEoli intemperie, seu impetu ventorum, haec non impetatur, id certe minime mirum ; cum alias parvae paludes, intra alveos suos, à ventis non facilè commoveantur: & quando quidem paludis hujusis sit situs, ut circumquaque à montibus praecelsis sit circumii* data, ut, &sylvà densa, ad collem Montis Pilati, munita; ipsa vero in valle quadam respectu jugorum supereminentium jaceat, fieri nequit, ut venti vallem hanc perflare, ac undas in palude excitare queant, sedimmobilis&tranquilla manet. Certum etiam, aquam hanc alveo suo esse inclusam, nec exitum habere, nec flumen in se recipere. Aqua enim soltem pluvialis, nec non aqua nivis saluta, hic colligitur atque in hoc sinu fovetur. Et cùmlocussitpaludosus, uligine profunda repletus, consequenter quoque porosus ; facile pars aquae, antequam paludem ingrediatur, à meatibus absorbetur : ut hinc, semper in eodem statu permanere videatur. Coloris etiam luridi & nigricantis haec estaqua, si inspiciatur; handsanè ob suam profunditatem ; sed, tum ob limum nigrum, aquae huic stagnanti subjectum ; tum, quòd aquae perpetuo immobiles facile corrumpantur: tùm, quòd sylvà tenebrosa, cujus arbores umbram in eam projiciunt, sit circumdata ; tum denique, quòd radiis Solis nunquam irradietur. Utrum autem palus haec antehac lignis fuerit circumsepta, non habeo, quod dicam. Cùmpaludemhanc lustrassemus, margo paludis inferior unica trabe transversa erat munita ; haud sanò eum in finem, ne ea a quoquam irritaretur, cum & pastores praesentes, majorum suorum superstitione minime capti, una nobiscum aquas has turbàrint ; sed ne boves, qui hic proxime inter pascua collium foecundissima pascuntur, in profundiorem hanc paludis partem praecipites ruant ac pereant. Quam vis vetus sit traditio, quod palus mirandas excitet tempestates, pluvias, tonitrua &c. si industria quidpiam ei injiciatur, merum tamen hoc esse commentum anilemque fabulam dvroipia, & experientia, nos docuit : Omnes enim, qui aderamus, lapides, sespites, ligna, sti-pides, & quaecunque ad manus erant, illi injecimus, ac aliquamdiu ibi substitimus, diu expectantes, numquid, vel exhalatio ex undis emergere, vel aquae in nubem sese convertere vellent : sed vana erat expectatio nostra, operam lusimus, irrita erant cuncta : nullae hinc tempestates, procellae nullae, tonitrua j nulla exorta, damnum nullum hinc neque oppidis, neque pagis, ncque agris, illatum. At nonnulli poena affecti sunt, qui paludem hanc turbarunt ? Primo, non omnia statim credenda, quae vulgo narrantur, neque facile credenda, quae vel superstitione idiotarum, vel desultoria quadam illusione phantasiae, passim referuntur : cùm saepè causa insoliti ali-cujus effectus uni rei tribuatur, quae multò diversam originem ab eo sortiatur ; siquidem accidere potest, ut eo tempore aestivo, quo altissimorum horum montium vertices ut plurimum visitari solent, talis sit coeli & aèris constitutio, ut inde praedictus subsequatur effectus. Accedit subinde Daemonum, qui deser-tis&inaccessis locis plerumque dominantur, illusio, qua, superstitione quadam detentos hominum animos, divinioris alicujus Numinis, talia ac tanta operantis. persuasione, dementare solent. Verissimum interim est, superiori I etiam adhuc seculo in more fuisse positum, ut venia conscendendi hunc montem & adeundi paludem, à Praetore Lu-cernensi, impetrari debuerit, hujusque rei testimonia omni fide majora adsunt. Neque mirum, usu tunc id fuisse receptum : cùm aniles superstitiones nulli unquam seculo defuerint, nec fortèdeerunt. Sequiori autem tempore, cùm paulatiam experti essent, anile hoc esse commentum, nec quicquam Ine subesse, ac meris mendacis, vel Satanae prastigiis, homines hactenus dementatos esse, Amplissimus Magistratus Lucernensis Anno M. D. XCIV. decreverat, ut ad praecavendam omnem superstitionem aqua hujus paludis aliò derivaretur : Verum, cum is paludis hujus sit situs, ut aqua sponte in alveum hunc congregetur, fieri non potest, ut alveus evacuari possit : hinc etiam hodierna die nulla amplius fides i commento huic adhibetur, cùm eam non mereatur: quivis proinde locum hunc adeundi licentiam habet, a nemine impeditur. Raro etiam locus hic in visitur, nisi fortè à pastoribus, & iis, qui animi gratia montem conscendunt cum amplissimus atque jucundissimus inde in subjacentes regiones pateat prospectus, & ex montis summo vertice ultra XVI. Lacus & ilumnia, summa cum admiratione, ac delectatione, numerari queant, a) a) Doet Joh. Jacobus Wagnerus, in Historia naturali Helvetiae curiosa, Seet 3. Articulo 3 p. 53. seqq. Dem Deutschen Leser zu Liebe will ich es nun zugleich hiemit verteutschen. „Man sagt, dieser Pilatus-See sey aus der obersten Höhe deß Berges Fracti an einem einsamen und bewäldertem Ort, düsterlich anzusehen, und tieff, ja gar nicht zu gründen, bewege sich nicht und werde nicht leicht von Winden erregt; es sliesse auch kein Bach weder zu ihm hinein noch ans, darum man sich billig verwundren müsse, daß er weder deß Winters vom Schnee wachse, noch deß Sommers von der Hitze abnehme; sein Wasser sey schwärtzlich und der Ort mit Höltzern umfangen, damit er nicht von Jemanden erzürnt (oder ver-unruhigt) werde; so man in diesen See mit Fleiß etwas hinein werffe, werde dadurch grosses Ungewitter erregt und Alles mit Wasser überlassen; so aber ungefähr etwas drein falle, werde er darüber im gerinsten nicht vernnruhigt, gleich als verstünde er nach einer menschlichen Bernunfft, daß dasjenige, was zufälliger Weise geschieht, für kein Verbrechen aufzunehmen noch zu rächen sey; solches werde hiedurch um soviel mehr beglaubt, weil man diejenige, welche ihn, wann er still und friedlich gewest, unruhig zu machen sich unterstanden, älso-sort am Leben gestrafft; deßwegen werde auch von den Anwohnern niemanden zugelassen, an diesen Ort zu kommen, (zumal, weil sie jährlich solches nicht zu thun, eydlich angeloben müssten,) der nicht einen redlichen Bürger von Lucern mit sich bringe, dem sie trauen mögen, daß es vom Richter zu Lucern erlaubt sey." „Ich habe (schreibt er folgends) gefunden, daß fünsf und dreyssig Scriben-ten, darunter etliche hoch-ruhm-benamt seynd, dergleichen ihren Schrisften einverleibt haben, und Andre auch heut noch dergleichen öffentlich schreiben." „Allein meine selbsteigene Augen haben mich gelehrt, daß solches mehren-theils Fabelwerck sey, nachdem ich im Jahr 1676 am 15. Julii mit dem Grosachtbaren Herrn Jacob Cristoph Ziegler, meinem lieben Vettern und Gevattern und zweyen gedungenen Führern oder Wegleitern, so der Gegend wol kündig, diesen Berg wiewol nicht sonder Mühe hinangestiegen mti> besichtiget." „Es verdient aber dieß Wasser kaum den Namen eines Seeleins, geschweige dann eines Sees, sondern vielmehr nur einer Laken, Pfützen oder Pfuhls; sintemal es nur gar wenig Platzes begreifst, und sich an einem feuchten, snmpsfigtem Ort sammlet. Sothaner Pfützen haben wir drey nicht weit voneinander ligende gefunden. Diese aber, von welcher wir jetzo reden, ist darunter die grösseste und wird der Pilatus-See geheissen, weil laut der alten Fabel der ungerechte Richter Pilatus soll darein versenckt und begraben worden seyn." „Diese Pfütze oder Pfuhl befindt sich aber nicht auf der alleröbersten Spitze deß Berges, sondern schier bey dem Gipsfel deß eigentlich so genannten Pilatu s-Bergs an einem engen niderwertigen Ort, der allenthalben mit Hügeln und hohen Berg-Löchern umringt ist, also, daß von hinnen biß an den obersten Hügel deß Montis Fracti, oder biß an den allerhöchsten Gipstet, welchen man das Widder-Feld nennet, über vier tausend Schritte gehn." „Der Ort um diesen Pfuhl her ist zwar einsam, als welcher von menschlicher Gesellschafft ziemlich weit entferrnt. Und wiewol der Mons Fractus (welches gantze Gebirge gleichfalls auf Deutsch gemeinlich der Pilatus - Berg benamst wird, sowol als das eigentlich also genannte sonderbare Stück desselben) seine Abschüsse oder Stnrtz-gähe Oerter hat, giebt es doch um dem Pfuhl Weide, darauf das Rind-Vieh gehet, gleichwie auch auf den höchsten Hügeln deß Bergs unglaublich - viel Heerden von Ziegen (oder Geyssen) drey gantzer Monaten lang im Sommer Tag und Nacht herum lausten." „Die Spitze deß Pilatns-Bergs ist mit Bäumen bewachsen, und dannenhero dieser Pfuhl mit seinem Fichten-Walde schier gantz umgeben." „Sonst aber sindt sich allhie nichts, das schrecklich oder schauerisch wäre; denn dieser Pfuhl fistet nicht düsterlicher noch entsetzlicher als ein andrer, der an einem J einsamen, sumpfigtem, von menschlichen Wandel serrn entwichenem und gar stillem Ort etwan befindlich seyn mag. Allein der Leute Aberglaube hat sich diesen Ort so schauerlich und furchtsam ein-gebildt nach dem vorgefassten Wahn von den wunderbar» und entsetzlichen Würk-kungen dieses Pfuhls. Deßwegen auch vor diesem die Hirten von denen Personen, die von ihnen dahin geführt wurden, begehrten, daß sie sich still halten und kein Wort reden sollten, auch zugleich ernstlich ihnen angesinneten, ja sie schier eydlich verbanden, nach Ersetzung deß Pfuhls nichts ungestümmes noch thätliches vorzunehmen, noch etwas hinein zu werffen." ©reffe und „Es ist aber der Pfuhl fast runder Gestalt deß Figuren, nicht über dreh Picken lang und Sees.""" breit, das ober Theil desselben mit sum- pfichtem Moß-Kraut oder Meer-Linsen, Bintzen und Gras bedeckt, also, daß man die geringe Tiesse desselben leicht kann ermessen, welche gewißlich zum höchsten nicht über zwo Elen ist, wie wir an den eingeworffenen Steinen haben abnehmen können." „Daß diese Pfütze oder Pfuhl von keinem Ungestüm der Winde betroffen wird, braucht keines Verwundernd, an-gesehn auch sonst andre kleine Pfühle in ihrem Kessel oder Busem von den Winden nicht leicht bewegt werden. Weil auch das Lager dieses Wasser - Pfuhls also beschaffen, daß er um und um mit hohen Bergen umgeben, auch gegen dem Hügel deß Pilatus-Bergs mit einem dicken Walde gerüstet, er selbst aber hingegen in Ansehung derer über ihn erhöhten Hügeln im Thal ligt, so können die Winde solches Thal nicht durchstreichen und das Wasser deß Pfuhls erregen, sondern es muß unbeweglich und ruhig verbleiben." „Auch ist gewiß, daß dieses Wasser in seinem Kessel versperrt und keinen Ausgang habe noch einiges Fließwasser einnehme, denn es sammlet sich nur darein das Schnee- und Regenwasser und wird in diesem Busem unterhalten. Weil auch der Ort sumpficht und voll tieffen Mo-rasts oder Lettens, folglich auch gar porösisch oder lucker, so mag leicht ein Theil deß Wassers, bevor es zu dem Pfuhl eingehet, von den Durchgängen oder Löchern verschlungen werden, daß es dannenhero allstets bey einerlei) Stande zu beharren scheinet." „Diß Wasser sihet zwar tunckel und schwärtzlich, doch gewißlich nicht um seiner Tieffe willen, sondern sowol von wegen deß schwartzen Leimes, Schlamms und Lettens, so diesem stehendem Wasser unterworffen, als deßwegen, daß unbewegte Gewässer leicht erfaulen, wie nicht weniger auch darum, weil es mit einem finstren Walde umringt ist, dessen Bäume ihren Schatten drein werffen, und endlich auch daher, weil es niemals von den Sonnen-Strahlen beleuchtet wird." „Ob aber diese Pfütze vor diesem mit ! Höltzern sey umzäunt gewest, davon weiß ich nichts zu sagen. Als wir diesen Pfuhl beschatteten, war der untre Rand desselben mit einem einigem zwerchs-ligendem Balcken belegt, doch keines Wegs zu dem Ende, daß er nicht von Jemanden mögte ausgebracht und entrichtget werden; augemerckt, die Hirten, so zu gegen und von den abergläubischen Scheu ihrer Vorfahren gar nicht eingenommen waren, das Wasser desselben sowol als wir trübe gemacht haben, sondern deßwegen nur, damit die Kühe, welche nechst dabey in den fetten Weiden der Hügeln das Gras fressen, nicht etwan in diesen tieffern Theil deß Pfuhls von oben herab stürtzen und ersausfen mögen." „Ob es gleich eine alte Sage ist, der Ob der Pi-Pfuhl errege wunderseltsames Ungewit- sàs-See ter, hat uns doch die Selbst-Besichttgung ei^X et | und Erfahrung gewiesen, daß solches ein purlauteres Geticht und alt-vettelisches Mährlein sey. Denn wir Alle, so daselbst beyeinander waren, haben Steine, Rasen, Höltzer und was uns sonst zur Hand lag, hineingeworsfen, und seynd eine Weile dabey stehn blieben in Erwartung, ob einige Dämpffe aus dem Wasser hervor steigen oder das Wasser sich in eine Wolcken verkehren würde? Allein unser Harren und Warten war umsonst, unsere Mübe verlohreu und Alles vergebens. Es entstund weder Ungewitter noch Sturm noch Donner, und ist keiner Stadt, keinem Dorff noch Acker einiger Schaden geschehen." „Es seynd doch gleichwol, wie man vorgiebt, Ihrer etliche deßwegen gestrafft worden, daß sie den Pfuhl rege gemacht und in die Ruhr gebracht. Aber vors Erste muß man nicht gleich Alles, was insgemein geredet wird, gläuben, auch nicht solche Dinge leichtlich glaubwürdigen, die entwender von abergläubigen Leuten oder durch betriegliche Einbildung und getäuschte Phantasey erzehlt werden, weil offtmals die Ursach ungewöhnlicher Würckung einer Sachen zugeschrieben wird, die einen weit andren Ursprung hat. Denn es kann geschehen, daß zu selbiger Sommers - Zeit, da man die Spitzen dieser sehr hohen Berge am meisten zn besuchen pflegt, die Lusft also beschaffen sey, daß besagter Effect darauf erfolgt. So kommt auch tuoi offt der Teufel und bösen Geister, welche gemeinlich an wüsten und unwandelbaren Oertern herrschen (oder sich gern aufhalten) Betrug und Täuscherey dazu, wodurch sie die Gemüter solcher Leute, so mit Aberglauben besangen sind, zu narren und ihnen einzubilden pflegen, als ob einige Gottheit dergleichen würckte." „Unterdessen ist dieses gantz gewiß, daß es noch im jüngst-verwichenem Jahr-Hundert bränchlich gewesen, den Richter (Praetorem) oder Schnltheissen zu Lucern um Erlaubniß zu begrüßen, diesen Berg aufzusteigen, und nach dem Pfuhl hin zu gehen; denn darüber seynd noch gantz unverwerffliche Zeugnissen vorhanden; und ist kein Wunder, daß man damals solche Weise gehalten, sintemal es zu keiner Zeit jemals an alt - weibischer Superstition gemangelt, auch vielleicht künfftig nicht manglen wird. Als man aber in denen folgenden Zeiten allgemach erfahren, daß solches nur ein altes Wei-ber-Mährlein und gar nichts dran wäre, sondern die Leute bißhero durch eitel Lügen oder durch deß Teufels Gancke-leyen genarrel worden, hatte ein Hochweiser Raht von Lucern im Jahr 1594 decretirt. daß zu Verhütung aller Superstition das Wasser dieses Pfuhls anderswohin sollte abgeleitet werden; allein weil das Lager dieser Pfützen oder Pfuhls also beschaffen, daß sich das Wasser von selbsten in seinen Kessel hinab sammlet, so lässt sich derselbe nicht ausleeren. Deßwegett stellet man auch heutiges Tages diesem Geticht keinen Glauben mehr zu, weil es dann auch keinen verdient. Steht demnach einem Jedweden frey, an diesen Ort zu gehen, und wird von Niemandrn ihm solches gewehrt. So besucht auch selten Jemand nunmehr diesen Ort, wo nicht ungefähr die Hirten und die Leute, so zur Lust den Berg hinauf steigen, dahin kommen, weil man von dannen herunter eines lustigen und lieblichen Prospects genie)st auf die unten ligende Landschafft, und droben von dem höchsten Gipffel deß Berges über sechszehen Seen und Flüsse mit höchster Verwundrung und Ergetzlichkeit gezehlet werden." Ich habe oben im zweyten Buch, da der Pilatus-See gleichfalls durch meine Feder diesem Discurs mit eingeleitet worden, meine Meynung schonan gezeigt, nemlich daß dennoch das alte Geticht von dem Pilatus-See schwerlich durchaus ertichtet, sondern vormals durch würckliche Ungewitter verursacht seyn dörffte, und vielleicht nach soviel hundert Jahren der Bodem selbiges Sees ein andres Temperament mögte gewonnen haben, daß er heutiges Tages ungerochen und ohne Erfolgung deß vormaligen Effects nemlich deß Ungewitters mit Einwerfsttng eines Steins oder andrer Materialien gereitzt werden könnte. Ich habe gleichfalls dahey gesagt, daß auch wol vielleicht ehedessen der Satan, um die Leute im Aberglauben zu befestigen oder denselben bey ihnen zu erwecken, ein solches Spiel getrieben, und ans den Entwurfs der Steine ein Ungewitter erregt habe; wie man dergleichen unleugbare Exempel hat, daß noch heutiger Zeit einiger Orten, wo vor Alters heidnische Altäre gestanden, Ungewitter entstehen, so man solche Altar-Steine einiger Massen vergewaltigt, ungleichen, daß bey Ausbrechung alter Heiden» Begräbnissen der Teufel ein grausams Gewitter gemacht habe. Weil ich aber unlängst allererst diese Historiam naturalem Helvetiae Curiosam deß D. Wagneri und in derselben gelesen, daß der so genannte Pilatus - See kein See, sondern nur ein kleiner Pfuhl sey, und zwar aus einem dahin zusammen lansfen-dettt Regen-ober Schnee-Wasser bestehe, andre ich solche ineine vorige Meynung in so weit, daß ich nicht mehr dafür halte, als wäre jemaln der Bodem dieses Pfuhls mineralisch und zum Gewitterzengen bequem gewest, beharre aber doch nichts destoweniger bey dem Letzten, daß der Satan vormals bey diesem Pfuhl auf dessen Steinigung müsse ein Ungewitter erweckt haben, weil vielleicht ein verzweiffelter Mensch sich darinn ersäufst, oder man sonst einige verfluchte Körper Hienein geworffen haben mag. Ob aber solches Teustls-Spiel endlich mit der Zeit aistgehört, so ist dennoch das Gerücht aus manche hundert Jahre hernach fortgepflantzt. Denn man weiß, daß die Oerter, da vor vielen Jahren Wetterloch oberhalb Crainburg. das Gespenst gewütet, dennoch eine gar lange Zeit hernach bißweilen übel berüchtigt verblieben, obschon das Gespenst allbereit längst aufgehört, daselbst zu toben. Gesetzt aber, es sey gleich Anfangs mit dem Getichte von deß Pilati Be-gräbniß auch die Eigenschafft der Gewitter - Entstehung daselbst ertichtet, so kann doch der einige Pilatus-See mit seinem Getichte darum nicht alles zum Getichte machen, was man von andren Wetter - Pfühlen oder Sturm - Löchern liefet und schreibt; sintemal unter vielen andren die oben erzehlte Crainerische Exempel durch ihre unleugbare Gewißheit allen Zweifel überwinden und auf-heben. Dessen wir den Herrn Haupt-Au-thorn dieses Wercks zum ansehnlichen und glaubwürdigen Zeugen haben. Dessen Feder weiter redet, wie folget. Es hat zwar ohne dem bte vielfältige Erfahrung an mehr als einem Ort ausfündig gemacht und versichert, daß dergleichen, nachdem man ihren innwen-digen Pfuhl mit einem Stein gegrüsst, hingegen durch ein ungestümes Wetter dafür gedancket; doch ist mir unter allen keine gewissere, als deren mich dieser Herr vergewissert sowol in seinen vorigen als in diesen folgenden Zeilen.] Daß manche Löcher, so man sie mit einwerffenden Steinen verunruhigt, sich gleichsam darüber erbosen und über solche Beleidigung eine rachgierige Ungedult zu erkennen geben, bescheinigt gnugsam unter ändern auch das mächtig - tiesse Loch, welches oberhalb Crainburg durch den Steinselsen hinab passirt. _ Denn daß sich selbiges gegen einem Steinwurff Nebel-und Wolcken- Loch. gleich mit Regen und Schnee Hagel und Donner räche bezeugen die allda herumwohnende Leute durch eigene Versuchung, wie wir solches bereits in dem andren Buch bey Beschreibung der Ober-Crainerischen Holen oder Löcher mit mehrern erwehnt haben. Allda der hoch- Wind-Loch geneigte Leser gleichfalls einen Bericht findet von dem tieffeit Loch Veternigk oberhalb Tschembschenigkh, daraus der Wind hervorbricht, und zwar manches Mal mit solcher Gewalt, daß Niemand davor an das Mund-Loch, daraus er so stark bläset, alsdann gelangen kann «). Bey Ruckenstein ist ein Loch ungefähr vier oder stinsi Spann breit; von demselben fährt eine Wolcke oder Nebel heraus, so man einen Stein hinein wirfst. Und ist dessen schon unter den Unter-Crainerischen Grotten in der Topo-graphia gedacht. Daß wir zuvor in diesem Capittel das Loch Zeschka Jamma (oder Sedeska jamma) bey Alt-Zobelsberg unter die jenige, so jährlich geweihet werden müssen, gesetzt, ist eigendlich darum geschehen, weil, wann es ungeweihet bleibt, es von sich selbsten ein schädliches Ungewitter gibt. Dennoch müssen wir allhie auch kürtzlich gedenckeu, daß eben dassel-bige Loch, wann es gleich geweihet ist, gleichwol mit Steinwürsien unbeschimpfft seyn wolle! Denn wo solches geschieht, so entsteht gleichwol richtig ein Ungewitter, wiewol nicht eben allemal zu sogrossem Schaden der Felder als wie sonst, wenn es ungeweihet wäre. a) Sihe das 17. Capittel deß II. Buchs der kurtzen und allgemeinen Topographiae. Von etlichen Holen und Grotten, darinn unterirdische Seen befindlich. Inhalt. (Brotte ben Uussborll, barimi ein See zu fmbm. Eine ben Eumpal, so gleichfalls einen See berbirgt. Cine Srotte und ein Fischreicher See, barimi untemi Schloss Umben-Stein. Grotte bey Podpetschio, samt derselben innerlichem See. Völlige Heschreibung und Aniveisung derselben nach dem Hupller-Mss. Grösser See in selbiger Grotten. Observation dess Herrn Authoris ben solchem See. Grösse der Siphonum oller Heber in den Canälen. Wunderliche Heber von Iaiur. Menge derselben. Hewm aus dieser Grolle sür die innerliche Gelegenheil dess Cirhititor Sees. Versorgung der Anwohner mit Wasser aus dieser Grollen. ir haben zwar vorhin in der knrtzen Topographia allbereit mancher Grotten gedacht, die unten im Grunde einen See haben, müssen doch nichts desto weniger etliche derselben anjetzo wiederum berühren, weil ihnen eine Stelle unter den Lands-Rariteten gehört, in Betrachtung, daß solche, unter der Erden verborgene Seen, und solche Seen in den Grotten, dazu man kommen kann, nicht in allen Ländern an-getrossen werden. Doch wiederholen wir darum gleichwol nicht alle Grotten, die einen See oder Wasser-Psnhl haben, sondern nur solcher etliche, die einen solchen See haben, zu dem man hintreten, oder ihn auss wenigste von Nahem sehen kann, luüb™ 6et) Erstlich hat ein Berg bey Nußdors eine darinnen Grotten, da man, nachdem man eine See. kleine Viertheil Meilwegs hinein gegangen, zu einem Wasser kommt, welches gäntzlich still zu stehen scheinet und einem See gleichet. Es ist mancher zwar dazu, aber keiner noch hinüber gekommen. Es wird beinebenst ein starkes Geräusch und Wasser-Lauffen allda vernommen, welches Zweifels ohn von eben diesem Wasser entstehet und durch einen Ablaufs desselben verursacht wird. Man weiß aber nicht, daß in diesem Wasser jemals einiger Fisch wäre gesehn worden. B-yànp>il. Nicht weit von dem Dorff Kumpal, unter der Kirchen der H. Dreifaltigkeit, gibts eine Grotten, die dich nicht weit in ihrer Holen gehen lässt, sondern bald einen See vorwirfft. Wovon in der topographischen Beschreibung der Leser die weitere Be-schaffenheit derselben findet. Ruckenv^°k . Unter dem alten Schloß Ruckenstein, |CUL nicht weit von Tarischen-Dorff, an dem Wasser Neyring, welches man insgemein Mirna nennt, bedeckt der Berg daselbst einen wunderlichen und Fisch-reichen See, i von welchem der kleine Bach Maine potok seinen Ausfluß nimt. Die Beschreibung dieser Grotten und dieses ihres Sees in Unter -Erain haben wir allbereit in der knrtzen Topographia unter den Unter* Erainerischen Grotten und Seen abgelegt, und allhie nicht zu wiederholen. Gleich bei dem Dorff Poclpetschio, ~ic . ’ n. , 1V- , L- n, ,, bctjrn Dorfs unfern von Gutenteld, ligt die Grotte Podpetschi» Podpetschio, von welcher wir in der knrtzen ’?mt derselbe Beschreibung deß Mittel-Erains schon et- i^mbtsem was gemeldet, nemlich, daß man durch ein grosses Felsen-Loch zu ihr eingehe, welches Loch nachmals sich noch viel mehr ausweite, und sür ein ganz Regiment zu Pferde Raums genug mache, hernach aber in drey Gänge sich absondere, und der eine Gang, wie mächtig weit man auch hinein gehe, dennoch gleichwol Einem kein Ende weise, der andre Gang nicht über eine viertheil Meile fortzngehen verstatte, sondern durch ein starck-lausendes Wasser Einem Ziel und Schrancken setze, der dritte Gang erlaube nur gar einen Musketen-Schnß weit zu gehen, nemlich biß zu einem stark laufsenden Wasser, welches mit seinem brausen, rasseln und grollen dem Donner nachaffe; oberhalb selbigem Gewässer komme man eine viertheil Meile weit hinein, und zwar mit einiger Gefahr, weil der Weg daselbst sehr irrsam und von lauter Felsen sey, und für vielen gähstürtzenden Tieffen erschrecken müsse; nachdem aber solcher mißlicher und mit Furcht betretener Weg vorüber, gelange man zu einem See, welchen ich * ans keiner Seiten mit meinen Stein-Würffen hette ermeßlich befunden, gleichwie ich auch den Grund seiner Tiesfen mit keiner Länge von anderthalb Fackeln hette erreichen können, auch nicht vermer-cken, ob sein Krystall-klares Wasser mit Fischen gesegnet wäre oder nicht. Weil ich * dann nun in selbigem Buch damals versprochen, unter denen Euriosi-teten deß Landes Erain, darunter wir jetzt mit unsrer Feder wandten, den natürlichen Abriß in Kupffer vorzustellen; soll dann nun, nebst der Delincatimi, eine Erklühr-und Anweisung zu solchem Abriß, und zugleich eine mehrere Beschreibung der inwendigen Gelegenheit solcher Grotten allhie erfolgen und mich meiner Verbindlichkeit entbinden. Ausführliche Man kommt nach Ausweisung dieses die Felsen setzt, daß man also, wieneben ferjfceä Abrisses Erstlich bey Litt. A. gleichsam einem gantz gähem Dach gehen muß; ohn-beygefügtem durch ein großes Thor in die grosse Grotteli angesehn man einiger Orten etliche Klaffter àpffer-Ritz. yìnein. Und dieses ist die jenige, von welcher tiesse Abschüsse oder Sturtz-Gäheiten (Prae-wir vornhin gesagt, es könnte ein gantzes cipitia) zu fürchten hat, auch unten das vor-Regiment zu Pferde darinn stehen. Aus beylauffende Wasser gar starck rauschen hört, dieser Grotten führt dich ein ziemlich-langer, Hernach kommt man über einen langen Grösser S--durch die Buchstaben I und K angezeigter Weg zu dem großen See K Wie weit in dieser Gang bis zu dem Wasser 0. Welches einem und breit dieser See reiche, kann man durch ®rottm' stillen See gleiche, Gewässer sich ruh-ständig keinen Steinwursf übermessen, noch bey an-ansehn läßt, doch nicht übrig groß ist. Aus gezündten Windlichteru oder Fackeln den-diesem kleinen See geht ein Canal (oder selben übersehen, noch erfahren, wie tieff er kleiner Arm) hervor, bei P und zwar ab- ist, nemlich in der Mitten. Denn gleich Werts, und dringet das Wasser aus dem am Ufer ist er über drey Klaffter tieff. Sihe das kleinen See-Pfuhl 0 in diesen Canal so Und wiewol ich ihn fleißig mit Fackeln be- ^447. ungestümlich hinein, daß ein Mensch deß leuchtet, habe ich doch*, wie vorgemeldt, andren Wort nicht hören kann, er schreye keine Fische darinnen können erblicken, gleich so starck als er wolle, und reiße das Wie dann auch die Leute, so da herum Maul auf biß an die Ohren, denn das wohnhafft und hanssüssig sind, und offt starcke Wasserbrausen übertäubt und ver- zu diesem See langst dem User her gehen, schlingt allen andren Schall. Wenn man niemals einigen Fisch oder sonst etwas zwischen 0 K und I, oder vielmehr Lebendiges darinn gefehlt. Sievermeynen nur zwischen K und I stehet, so erstreckt (wie man mir gesagt), dieser See getje biß sich ein andrer Gang oder Canal wie ein zu dem obberührtem See bey Kump ale. Zweig gegen lit. M zu, welcher gar hoch Wiewol sie mir dessen keine andre Ursach und etlicher Orten gar gefährlich zu gehen zu geben gewusst, als daß sie es von ihren ist, weil es daselbst nur etliche Tritte in Eltern so gehört. der arundris 'der grotta fÉodpdschio. Novation b-K Herrn ^-uthorig X Nem See. Ms ich * im Jahr 1685 jüngstens da war, hatte ich meinen Schünzeug (Ist ein mathematisches, in allen grossen Berg-wercken bräuchliches und also genanntes Instrument, womit man die Bergwercke a b s ch ü n e t, das ist, abmisst) derhalben ich mit solchem Schünzenge die beide Seen, nemlich den bey Kumpal, und den bey Podpetschio, (welche eine Meilwegs voneinander ligen) mit grösser Mühe abge-schünet nnd befunden, daß beide Seen just unter einem Horizont ligen. Solchem nach scheint es nicht unglaublich, daß es nur ein See sey. Es hat mich zwar meinem Augen-Maß nach beduncken wollen, dieser See bey Podpetschio läge viel höher als der bey Kumpale, aber nachdem ich mit einem guten Schünzenge beide abgeschünt, habe ich den Betrug meiner Angen gemerckt. Es wäre zwar gut und der Curiosità vor-trüglich, so man ein kleines Schifslein machen tiesse, um mit Fackeln und Lichtern daraus herum zu fahren; denn man dörsf-te sonder Zweifel noch viel unterschiedliche Merckwürdigkeiten darinn finden. Ich hette auch Neigung und Lust gnug dazu, wann es nur meine Zeit und Gelegenheit litten, solches zu experimentiren und nicht gewisse Hindernissen mich abhielten, nicht allein diese, sondern auch viel andre Curiositeten meines Vaterlands in rechte Erfahrung zu bringen ; da sich doch meines starcken Vertrauens noch viel andre seltsame Rariteten mehr würden entdecken. Jedoch habe ich den Weg gezeigt und das Meinige, ja ein Mehrers hierinn, als sonst noch keiner, gethan. Kanns aber ein Andrer weiter bringen nnd ein Mehrers erkündigen, werde ich Ursach bekommen, ihm dafür zu danken, und kann er ihm eben sowol viel andre seiner Landsleute, welchen die gründliche Erkundigung der Oerter ihres Vaterlands eine Luft ist, wie nicht weniger manchen fremden Leser, dem sothane Entdeckung und Beschreibung unterirdischer Gelegenheiten ein sonderbares Augen-Consect sind, damit verbindlich machen. An diesem See kann einer zur rechten Hand wol eine Weile hingehen, biß man kommt über dem Canal L. Ich * habe mich selber, an einem Strick haltend, hinunter gelassen bey Lit. T, da es zwar nur zwo Klaffter tieff hinab hat, und allda bey T befunden, daß daselbst ein rechter Heber (Sipho) sey, der das Master aus dem grossen See N ziehe oder hebe. Dieser Heber (Sipho oder ;/g-oo>') gehet in den Canal lit. L. Durch welchen Canal (oder Wasser-Gang oder Arm) das Wasser mit mächtigem Geräusch in 0 füllt, da, wie vorgedacht, sich gleichsam wie ein stillstehender kleiner See-Pfuhl findet; angemerckt, mehrgemeldter Canal L gar gühe, als wie von einem Dach, in den Wasser-Pfuhl 0 hinunter fährt. So habe ich gleichfalls wahrgenommen, daß dieser Canal L etlicher Orten offen stehe, groß und tief sey, dazu durch rauhe Felsen dahin rausche. Daher auch nicht möglich fällt, gantz allda dnrchzukommen. Der Heber aber ligt nicht hoch, und sein Loch ist ungefähr eines Werckschuhes breit. Wann der See voll, so gehet dick-gemeldter Heber ungefähr drey Spann oder zweit Werckschuhe tieff in den See hinein. Denn ich bin * dabey gewesen, wie bey Lit. 0 kein Wasser war, weil durch den Canal Lit. L kein Wasser rann, indem dieser ungefähr um drey Spann war abgeloffen, nemlich so weit, als tieff der Heber hinein gehet. Ich war gleichfalls auch dabey, als das Wasser liest und voll war. Wann dann dieser Canal L anhebt, Wasser zu geben, so rinnt er etliche Wochen aneinander, nemlich solange, als der Heber das Wasser erreichen und schöpsfen kann. Aus der grossen Grotten B geht man durch einen Canal (oder Gang) lit. C, derselbe Canal zweiget sich hernach wiederum in 3 Canäle. Als erstlich in D, da ich aber nicht weit hinein gekommen bin. Uber ein wenig hernach kommt man in den zwey-ten Canal E, zu welchem ich hinein gegangen, und allda viel unterschiedliche kleinere Canäle, wie auch Siphones oder Heber gemerckt, doch aber auch das Ende darinn nicht erreicht habe. Drittens geht man auch in den Canal F) so ein langer Gang oder Canal ist, der etlicher Orten sich gar gähe hinab vertiefst. Bei lit. F erbreitet er sich, und macht einen grossen Raum, gleich einem Theatro ; hat auch hin und wieder mehr andre kleinere Canäle und Siphones. Ein Sipho (oder Heber ist so groß, daß einer leicht hinauf steigen kann, jedoch über zwo Klaffter nicht Hoch, und bin ich Selber hinauf gestiegen. Auch hat es unterschiedliche kleine. Hernach geht man tieff hinunter, biß man zum Wasser G gelangt, welches stark läufst. Ich bin längst selbigem Wasser Hinauswerts biß lit. Ft gegangen, weiter Hab ich nicht kom- Grösse der Siphonum tre den Canälen. men können. Dort habe ich mit Lichtern nnd Fackeln hinein geleuchtet und erblickt, daß drinnen das Wasser sich weit ausbreite, doch in Ruhe stehe, gleich einem stillen See oder breitem Wasser-Psuhl. Dennoch kunnte ich dieses Wasser bey Lichtern überschauen, und erachtete, es mögte ungefähr sieben oder acht Mal grösser seyn, als die See-Psütze lit. 0. Zweifels ohn geht der Canal P biß in diesen See. Hie verdient gewißlich die höchste Ver-wundernng, sowol als das verständige Nachdencken viel Platzes an solcher Arbeit, welche allhie die Natur so wunderlich gemacht, daß ihms kaum ein Mensch sollte einbilden. Und erkennen wir daran, wie sie nicht allein aus- und in der Erden, sondern auch im Wasser ihre Bau- und Wasser-Kunst übe. Welches dann uns Menschen weiter in die danckbare Er-kenntniß und Betrachtung führen könnte, wie treulich der grosse Natur - Schöpffer auch in der Stille und im Verborgenem, nemlich unter der Erden, in den Holen, in den Wassern, in den Seen, im Meer, und in allen Tieffen, für unser Bestes sorge, und die Natur daselbst Hand an-legen lasse, wo keine menschliche Hand so leicht hinkommt. Denn daß solche unterirdische Wasser-Pfühle und Seen uns zu allgemeinem großen Nutzen ge- deyen, daran ist im geringsten nicht zu zweiffeln, und eben so wenig hieran, daß die Länder keinen geringem Schaden empfangen würden, wann der Höchste solche seine versiegelte tiesse Brunnen nicht zu-deckte, und unter der Erde weislich leitete. Wunderliche Ohne Zweifel hat dieser grosse See Heber von f,ei) lit. N. gleichfalls auch noch mehr andre Siphones oder Heber, oder Canalen, wie derselben sonst schon vorhin gnug in dem großen Gange C. F. und E. zu sehen sind. Zn diesem Kupffer-Riß zwar seynd solche nicht gezeichnet; aber der citri Öse Leser lebe versichert, daß rechte wunderliche Heber sich allda in die Höhe empor richten, wie ein Camin (Schlott) oder Rauchsang, hernach gekrümmt wieder herab kommen. Ich bin selber einen solchen hinaus gestiegen, nahe bey F. habe einen Stein aus ein Spagat gebunden, und auf der andren Seiten hinunter geworffen. In dieser Grotten ist überall eine solche Mmge Menge kleiner und großer, hoher und derselben, niderer Siphonen (oder Heber) und Canalen, dap man darüber schier vor Ver-wundrung erstarren sollte. Es besteht aber alles ans lauter hartem Felsen, und in solcher Kunst-Richtigkeit, als ob der beste Meister es mit gantzem Friß gemacht hette. Von Wasser-Tropffen ist es gar nicht entstanden, auch von der natürlichen Tropfs - Arbeit daselbst nichts zu sehen, ausbenommen an etlichen Orten, da man etliche wenige und kleine Figuren von versteinerten Wasser-Tropffen findet. Also kann nun Einer, in dieser Grotten Podpetschio, einen großen und kleinen See finden samt unterschiedlichen Canälen und Hebern. So man weiter nachsuchte, würde sich noch wol ein Mehrers entdecken. Diese Grotte ist mein Schild und Schirm wider alle diejenige, welche, weil vn-n Vutho/i sie es nicht verstehen und doch ein Urtheil sum 'Scroc^ von der Sache, solgends auch also in Zwei- hernach "von sel stellen wollen, ob die Operation bey dem Circknitzer dem Circknitzer See meiner Beschreibung ^geschrieben gemäß, das ist, obs möglich sey, daß in der Erden soviel Seen, Canäle und Heber, von der Natur bereitet worden, und durch dergleichen eine solche Würckung geschehen könnte. Wiewol ich versichert bin, daß ein erfahrner Natnrkündiger es nicht würde in Zweifel und Ungewißheit ziehen. In dieser Grotten, darinn ich mir eine solche Wasser-Kunst zuzurichten getraute, die keine schlechte Verwnndrung nach sich reißen sollte, schauet man gleichsam ein Muster, wie der Circknitzer See in etlichen Stücken inwendig beschaffen sey. Die Leute, so nahe bey dieser Grotten DieAnwoh-« wohnhafst, haben feilt anderes Wasser, ohn was sie ihnen mittheilt; darum gehen mit Wasser sie alleweile mit Fackeln aus und ein, öcri°r9t-das Wasser bei lit. 0. zu holen. Wann aber der Canal L. kein Wasser mehr gibt, und das Wasser aus lit. 0. völlig ausgeschöpfft und ausgetragen wird, alsdann müssen sie gar zu dem großen See N. gehen, und denselben um Wasser mit ihren Eymern ansprechen. Nas XIII. fapifM. Bo» den ticffcn Tauben-Löchern in Crai». f erck- und schau- würdig ist unter herauf steigenden Staub. Es kamen hier- denen Crainerischen Holen und auf dreh Nacht-Eulen herauf geflogen. Löchern auch ein über die Man sihet sonst überaus tieff und weit Masten tieffes Loch. Dieses hinunter. Wenn man recht scharst hinein Loch sindt sich eine halbe Stunde schaut, du lieft einen, er sehe unter den weit von Unter-Loitsch gegen ißoben, und an demselben überzwerch, Alben, im Walde drein, lincker gleichsam ein Berglein oder Sattel. Hand, einwenig von derStrassen. Man sindt sonst auch hin und wieder wirii*ffe6 Es hat die Weiten eines Steinwurffs, im Lande manche tiesse Tauben-Löcher, rundes Loch und gehet gantz Schnur-gerad durch einen welche ebener Masten wie eine Cistern, tm Felsen, lauter-harten Felsen hinab, in so schöner, sich ganz Bley-richtig hinunter vertieften, runder, und glatter Form, als ob es von und zur Winters-Zeit die grosse wilde eines künstlichen Meisters Hand also ge- ' Tauben beherbergen; gleichwie anderswo macht wäre. Wie mächtig tieff es seyn in manchen andren dergleichen Tauben-müsse, steht leicht hiebet) zu merken, daß, Löchern die kleine wilde oder Feld-Tauben wenn man einen obgleich grossen Stein überwintern. Jedoch fliegen solche kleine hinunter wirfst Einer schier nicht hören Tauben täglich fast heraus, und ihrer kann, daß er nider füllt. Nahrung nach. Als ich * vor wenig Jahren mit etlichen Wiederum hat es noch andre Löcher, Peregrinanten da war, ließ ich einen darinn sowohl Sommers als Winters groß-mächtigen, hart neben diesem Loch diese Feld-Tauben nisteln. gewachsenen Buchbaum, welchen kaum Von allen solchen Tauben-Löchern aber zween Männer umklasftern kunnten, ab-, wird der curiose Leser, unter Beschreibung hauen, und denselben völlig hinein fallen, der Thiere, ein Mehrers und Aussühr-Das gab ein greulichs Geräusch, und lichers sinden. über eine kleine Weile einen vom Loch $as XIV. «aptffßf. Von etlichen Strassen und gangbaren Wegen durch die Berge. jhlüilt, Anzahl der Leiten Gänge durch etliche Ostata erstehe Serge. Der erste heg (Ober-Croitatt. Der andre am Iati-Strom. Der dritte durch den Serg Ioghi, so eine rechte Iand -Strafst ist. Dess Englischen Doctors Edward Browns Sciatimi von diesem Serge. Etliche noch andre Scribetttett, welche diesen Serg lohen. Instiger Prospect von Iöhel - Serge. Aus demselben geschieht oßt viel Bngtiichs. Distichon, so an einem Sein-Hause steht. Wann diese Strasse gemacht worden, Der vierdte Gang durch den Serg hinter Keumärchl. Der siinjste durch den S. Margreten - Serg heg tistainburg. Der sechste im Utschhaherge. Der stehende heg S. djiantian. Der achte heg Upetschach. Der neundte in der Grasschaßt Gottschee, so die Seelen-Grotte benannt wird. Der Lebende in der Herrschaßt Iueg. Mancherlei tieffe Zaubert-Löcher. ott hat allenthalben mit milder Hand die Ursachen ausgestreut, seine Wercke zu verwundern; davon das Land Crain keinen geringen Theil bekommen, und nicht nur auf- oder unter den Bergen, sondern auch mitten durch die Berge zur Bekenntnis? seiner Allmacht gezogen, und jenes heiligen Königs Zuruffung „Sprecht zu Gott, wie wunderbar seynd deine Werke! beyzustimmen befugt wird. Denn Er hat den Einwohnern etliche Berge also zugerichtet und durchbort, daß sie mitten durch dieselbe hin passiren können. à^GLng? Solcher wunderseltsamen Wege und durchdieBerge. Durchgänge seynd im Lande zehen, und im ersten, ändern, dritten, vierdten und fünsften Theil der kurtzen Topographie behöriger Orten, nemlich bey den irdenen Grotten, schon beschrieben worden. Der-wegen wir anjetzo nur noch etwas Weiters hinzu thun wollen, so zur Erkenntniß ihrer rechten Beschaffenheit dienlich. Es seynd solcher zehen Durchgänge neun von der Natur selbsten, und der zehende nur allein von Menschen - Händen verfertigt. Wiederum seynd drey derselben annoch nur recht gangbar; doch kann man durch zween derselben nur zu Fuß kriegen, durch den dritten aber reiten und fahren. Die sechs übrige werden nicht gebraucht, ohn allein im Fall der NotH. Der erste bey Der erste ist bey Ober-Cronau in cBrr-emmu. ^ber-Crain; allwo die Natur durch den Schneeberg ein Loch geöffnet, dadurch man täglich zu Fuß in die Flitsch gehet, und damit ein ziemlich Stück Weges er-spahrt, oder in dre Nicht geht; angemerckt, man sonst einen weitern Umschweifs nehmen muß, so man will in die Flitsch kommen; weil das Schnee-Gebirge zu passiren unmöglich füllt. Hat demnach die Natur hieran den Reisenden einen guten Dienst gethan. à.s°m Der andre Fuß-Gang findt sich in Unter-Crain, unter dem Namen Pod-kurenam, hart an der San. Wenn Einer an diesem Sau-Strom zu Fuß gehet, kommt er zu hohen und gähen Felsen, welche ihm keinen Borbeygang gestatten; deßwegen hat die gütige Natur durch den Felsen und Berg daselbst ein solches Loch gebrochen, oder vielmehr offen gelassen, da der Wandersmann kann durchkommen, wiewol aus allen Vieren kriechend. Und dieser Fußweg wird täglich bewandert. Der dritte Weg, so eine rechte Land- Der dà Strasse ist, geht durch den hohen Berg Loybl (oder Löwel) oder Leobl, oder wie ist und dm» ihn die Crainer heissen Lybel. Uber diese bclJ°t1,£,1= Strasse verwundert sich Mancher, der unter dem Berge steht, und hinaus schauet; angesehn es drunten nicht vermutlich sihet, daß dieser so güher und felsigter oder steinigter Berg den Füssen der Menschen und Pferde sollte unterwürffig seyn, und für eine gemeine Landstrasse sich gebrauchen lassen. Welches doch gleichwol würck-lich geschicht. Denn die Strasse ist so ziemlich gut zngerichtet, daß man mit Rossen und Wagen täglich drüber reisen, reiten und fahren kann, und zwar auch mit beladenen Wagen, welche allerlei) Waaren führen. Jetzt regierende Römisch-Keyserliche Majestet Leopoldus, ist Selbst darüber geritten, und seynd gleichfalls alle Dero Carossen nebst ändern Reise-Wagen am 5. Septembris 1660sten Jahrs darüber gegangen. Es krümmet, windet und wendet sich dieser Weg wie eine Schlange hin und her eine gantze Meilwegs hinauf. Allein oben hat man die Strasse über diesen Berg nicht weiter bahnen können, und deßwegen den Berg durchgehauen, und ein Loch darinn gemacht, welches ungefähr 150 Geometrische Schritte lang, 12 Werckschuhe hoch und neun breit. Auf der andren Seiten hat man die Strasse gleichfalls also geschlängelt, oder Schlangenförmig gemacht. Etlicher Orten ist diese Strasse in die Felsen gebrochen, andrer Orten aber mit Kalck und Steinen zn-gemaurt. Das Loch selbst ist inwendig über die Helffte von Holtz ausgezimmert (oder überzogen und gefüttert) gleichwie in den Bergwercken, der Überrest aber deß Lochs von Steinen ausgewelbt. Diß Loch scheidet Kärnten und Crain voneinander, und hat diesen Lübel-Berg die Natur selbst zu einem Grenz-Mal gelegt, das ansehn- und kenntlich gnug ist. Der wolgereisete Engländer Doctor p^tor Edward Brown, welcher von der König- Edward lich-Englischen Societet zu London im Aridst^ Jahre 1668 in unterschiedlich-Europäische diesem Länder verschickt worden, um die Rari- Durchgang teten dieser oder jener Oerter in Augenschein zu nehmen, und hernach einen gründlichen Bericht davon zu geben, ge- Älldxx denckt dieses Berges und seines Durchgangs, tut dritten Buch seiner Reis-Er-zehlung und vergleicht selbigen aus gewisse Masse mit dem Durchgänge deß Neapolitanischen Bergs Pausilippi. Wie-wol er der Lange besagten Durchganges nicht nur 150 Schuhe, sondern 156 Ruten znschreibt. Seine eigne Feder redet hievon also: „Nachdem wir diesen Himmel-hohen Berg (den Lübel-Berg) so hoch als möglich aufgeklettert, kehrten wir zur Seiten ab aus einen gemachten Weg, der uns in eine Speluncke oder Durchzug führte, welche sich durch den ganzen Berg hinaus erstreckte, gleich der berühmten Grotte in dem Berge Pausilippo bey Neapolis. In der Mitten ist ein hültzern Verdeck, welches biß nach der Crainerischen Seiten hinaus reichet. Die Hole ist ziemlich hoch, erstreckt sich 156 Ruten in die Länge, und 4 in die Breite. Ich hielt dieses im ersten Anblick für ein Werck der alten Römer; aber man berichtete mich, daß es lange hernach gemacht worden, und daß in vorigen Zeiten kein Passage dieser Orten aus Kärndten in Crain gewesen, sondern daß man mit grösser Mühe weite Umwege gebrauchen müssen. Als ich in der Tieffe, dieser Oeffnung deß Berges in der Höhe gewahrt ward, bildete ich mir ein, es müsste eines Einsiedlers Wohnung seyn; ohnerachtet ich nicht be-greiffen kunnte, wie er da hinaus kommen könnte; biß ich endlich durch so viel Kehren ttnd Wenden deß Weges nicht allein selber dahin gelangte, sondern mir auch viel Passagirer, welche aus Crain herüber wollten, entgegen kamen. Es gehen täglich viel Wagen und Karren dadurch, und der fleissige Landmann säubert in den Winter-Tagen allen Schnee von dieser Passage ; damit kein Reisender in Gefahr gerathe. Wenn man durch diese Höle gekommen ist, so geht man wol dritthalb Teusche Meilen stets Berg ab, ehe man bey der Stadt Crainburg wieder ins flache Land gelangt." a) So viel der Doctor Brown, von diesem Durchgänge. pottm, „fL Es hat gleichfalls Happelius diesen in-^Durchgang wendigen Berg-Weg seinen Relationibus globen. Curiosis eingefügt, und sich dabey eben a) D. Edward Brown im drillen Theil seiner Rcisebeschr.^cim 139. Bl. solcher Beschreibung aus jetzt angezogenem D. Brown bedient, ö) Nicht weniger lobt Lorenzo de Chu-relichz, in der Reise-Bescheibnng Römisch-Keyserlicher Maj estet Leopoldi des Ersten, in Italiünischer Sprach am 95. Blat dieses Berg-Loch, da er sagt, man schaue von obgedachtem Berge das Land Crain, wie eine nette Welt. Solches verhält sich auch nicht anders. Denn es ist nicht zu beschreiben, was es daselbst für einen wunderschönen Prospeet gibt. Ich * habe gewißlich nirgendswo in einigem Lande einen schönem gesehen, vermeyne auch, es werde eben sowol Jemand anders in einigem Lande keinen trefflichem angetrosfen haben. Denn alles das hohe Gebirge Presentiti sich gleichsam in der Ebne oder wie kleine Hügel und Berglein, und wie schöne Ebne dazwischen. «L>o schauet man auch über den hohen Bergen lustig-flaches oder ebnes Land in solcher Zier und Anmut, daß ihm Einer nichts art-lichers, noch annehmlichers sollte einbilden können. Gleichwie aber selten ein Ort auf Erden so lustig, daß nicht bißweilen auch wol Unlust daselbst entstünde; also wird auch auf diesem Berge bißweilen für Lust Unlust eingenommen, bevorab im Winter; als zu welcher Zeit vielmals ein Unglück geschieht. Denn alsdenn werden osft die reisende Leute von dem leinendem, das ist, sich ablösendem und hinabschiessen-dem Schnee überfallen und dermassen bedeckt, daß sie darunter tobt bleiben. Dessen erblickt man betrübter Zeugnissen gnug in denen beyden Bein-Häusern, welche man an den beyden Kirchen findet. Denn an jeglicher Seiten steht eine Kirche, und bey jedweder Kirchen ein Bein-Haus, darin die Gebeine der Tobten ligen. An Einem derselben liefet ntait dieses Distichon, oder zwey schichtigen Lateinischen Vers. Gerrenis inhians curis, male Presbyter, olim Corde tibi falso, dartara H)itis erunt. Es ist aber diese Strasse gemacht worden im 1569 und 1570, und etlichen nächstfolgenden Jahren auf eignen Kosten Ertz-Hertzog Carls. In der kurtzen Topographischen Be- tp Sihe Happelii Relationes Curiosas pag. 233, Kr.30. Lustig» Prosperi »oabens Berge. Auf diesem Berge ge-schichl im Winter gern ein Unglück. Distichon, so an einem Bein-Hause steht. Wann diese Straffe gemacht. Der toterbte Durchgang Der fitnfste. Der sechste. Der siebende. Der achte. Der Fels Voten -Kamen oder Holm-Stein. schreibung hat der geehrte Leser bey Er- Wege seynd nicht im Gebrauch zum durch-zehlung der Grotten hievon den Abriß wandren, wiewol man dennoch bei erhei-im Kupffer; woselbst ich auch meines, schender Noth dieselbe gebrauchen kann, wegen dieser Berg-Strassen einsmals ge- Wir haben sie vorhin schon alle drey in habten An- und Vorschlags Meldung demselbigen Buch und Capittel, darinn deß gethan. Loybl oderLübels gedacht worden, beschrieben. Der vierdte Gang, so durch einen Berg Der neundte Berg-Gang findt sich in der Der nwndG geht, ist hinter Nenmärckel, zwischen dem Fürst-Auerspergischen Grasschafft Gottschee ©rotte“m" Gebirge; da man über eine Meilwegs unter und wird die „Seelen-Grotte" genannt, der Erden gehet, biß man auf die Land- Durch dieselbe kann Einer gar weit gehen, Strasse zwischen Crainburg und Neu- biß er wiederum hervor-an den Tag-kommt, märkel kommt. Vor etlichen Jahren ist dieser Gang den Der fnttffte Gang Passirt durch S. Gottscheern trefflich wol zu statten kommen; Margareten-Berg bey Crainburg, und lei- denn als man sie um ihres Aufruhrs willen tet den Wanderer heraus auf den Bischof- mit einer Kriegs - Macht überziehn wollen, Lackerischen Grund und Boden. haben sie in den Gang dieser Grotten sich Ter sechste ist im Utschkaberg, und geretirirt, und denselben dergestalt mit kann Einer durch selbige Hole bis nach Offenlassung etlicher Schieß-Löcher ver-Cosgliaco gelangen. Diesen haben wir maurt, daß man ihnen nicht beykommen bey Beschreibung der Grotten deß Fünfften können. Ein Mehrers wird von dieser Theils von Crain vorstellig gemacht. Grotten gehandelt im dritten Theil der Den siebenden trifft man an bey 8. Kurtzen Topographim, nemlich bey Er-Cantian, da er nebst selbiger Grotten in zehlung der Grotten daselbst, diesem Buche der Rarità gleichfalls schon Der zehende und der letzte Gang ist in 3>r»6f,CItbM beschrieben ist. Durch diesen fährt man der Herrschafft Lueg oder Jama, in dem aber nicht zu Lande, sondern in einem Loch bey Lueg. Derselbe geht vier Meil-Schisflein zu Wasser. Hat also die vari- wegs unter der Erden, und schafft in Noth-irende Natur eine Wasser-Straffe durch Fällen unglaublich großen Nutzen. Wir einen Berg gemacht anstatt dessen, daß die achten aber unvonnöthen, denselben allhie menschliche Hand eine Land-Strasse an- abermal absonderlich zit beschreiben, nach-derswo durch einen Berg bereitet hat. demmal er nicht allein in der Kurtzen Den achten Gang findet man tut Mo- Topographia in etwas berührt, sondern lettischer Boden bey dem Dorff Upetschah, auch tut siebenden Capittel dieses Buchs der da man durch den Lilienberg kann ans den Rariteten ausführlich, und nach aller seiner Glogowitzer Boden gelangen. Allem diese Beschaffenheit erörtert worden. Das XV. Capiffcf. Bon etlichen Gesund - Löchern, jhfliilf, Der Jstls Dolen-Stein oder Voten-Kamen vertreibt das Ruckt - Web. Dessen wird zum àeinpel die Genesung eines Dfarrlterrns daselbst eingesiiltrt. Gin IocK, so fürs Obren - Welt hilfst. icht weit von Auersperg, in dem oder gehen kann. Selbiges Loch könnte Walde, welchen man Meduedeza man mit Recht das „Gesund-Loch" oder das heisst, ligt ein grösser Stein oder „heilsame Loch" oder „Hülff-Loch" nennen. Fels, den man Votenkamen, das Denn so Jemand mit Rucken - Weh be-ist Holen-Stein nennt. Derselbe schmerzet, oder ihm sonst der Rucken ver-idC« hat ein grosses Loch, durch welches renckt ist, darff er nur durch diesen Stein Io Einer leicht hindurch kriechen kriechen, alsdann wird er deß Ruck-Schmer- Der das tzens ledig. Und diese Nucken-Kur brauchen dwtreibt ' die nahe hermn-wohnende Bauren gar offt. Bor wenig Jahren hat ein Pfarrherr an seinem Ruckgrad eine lange Zeit grosse» Schmertzen erlitten, und denselben mit keiner Artznei vertreiben können. Weswegen ihm endlich die Bauren zu diesem ihrem steinernem Doctor, zu diesem Felsen, oder vielmehr Loch im Felsen, vielmals gerahten, mit Vertröstung unfehlbaren Genesens, so fern er durch diesen Stein kriechen würde. Weil er es aber für einen falschen Wahn geachtet, und ihnen nicht geglaubt, ist er auch nicht hingegangen. Nachdem aber die Anmahnung von den Bauersleuten sowol als von seinem Rucken selbsten oft wiederholt worden, ist er endlich mehr aus Fürwitz wie er mir * selbsten gesagt, weder auf Hoffnung einiger Hülffe dahin gekommen und durch den Stein gekrochen, auch alsofort darauf gesund und ohne Schmertzen wieder heimgekommen in sein Haus, und hat sich zum höchsten darüber verwundert. Vermutlich webet ein subtiler und durchdringender Schwefel-Dunst in demsel-bigen Loch, der das Rucken-Weh wegzunehmen geschickt ist. ^ Wie nun solches Felsen - Loch den Ruck-Schmertzen zuruck weiset, also trifft man oberhalb Katzenstein ein Loch, welches für Ohren-Weh gut und dienlich ist, solchem nach auch füglich für eine Raritet erkannt wird. Einein Psarr--herrn vergeht daselbst dasselbe Loch so für Ohren-Weh gut. 2?» bereine Achmliche ®cho già Das XVI. Von einem schrecklich-widerschalendem Felsen und einem kalten Gebirge. (Fels, der eine abfrheutiche und vielstimmige (fcho giebt. Das Kälteste KeKnee-Gebirge unter denen Gker-CràeriMen. Merde kommen daselbst um durch grosse Kälte. n einem hohen Gebirge zwischen Poland und Kastell, an der Culp, ligt ein wenig tieff hinein ein grösser Fels, und bildet mit seiner Situation, gleichsam einen Teufels-Rachen aus. Und ;wte das Maul, so ist auch die 'Stimme darnach beschaffen. Denn die Antwort, so dieser Fels dem jenigen giebt, der ihn anschreyet, lautet abscheulich. Nemlich, wann Einer dort nahe herum ein Geschrey thut, oder ein Hund bellet, so scheinets, als ob ihm der höllische Ketten-Hund Cerberus Selber aus seinem Rachen die Antwort oder das Gegen-Geschrey ertheilte. Es giebt, sag ich , einen viel - Felsigten abscheulichen Widerschall oder Echo, dafür Einem schier grauset. Denn es erfolgt auf die Ausforderung keine recht-echonische Antwort oder Wiederholung, sondern eine unterschiedliche Vielstimmigkeit. Massen wir !i in Beschreibung der Flüsse und Bäche des Mittel - Crains oder dritten Theils von Crain hievon ein Mehrers geredt haben; allwo auch das beygehörige Kupffer zu sehen ist. Ober-Crain hat unter seinem überallhochsteigenden und kalten Gebirgen dennoch auch was Anmerckliches. Unter den Schnee-Bergen desselben, womit es allenthalben besetzt ist, wird insgemein das jenige für das allerkälteste Gebirge geachtet, welches sich bey der Steinernen Brucken herum erhöhet. Und zwar gleich ober der steinern Brucken ligt ein hoher Berg, welchen man Groß-Stuhl, aus Crainerisch aber Velkestol nennet. Dieses Gebirge hat schöne Alpen (oder Hügel) und gute Vieh-Weide, aber bißweilen auch eine greuliche und recht tyrannische Kälte. Wie dann im Jahr 1676 im Julio, am S. Jacobs-Tage, siebenzehen Pferde vor grösser Kälte daselbst Las kälteste- unter den Ober-Crai- nerischeu Schnee- Gebirgen. Pferde voir der Kälte umgebracht. verdorben; und hat solches Herr Doctor Peter mann mit angesehn, als er damals nebenst einem Jäger allda nach einem Wolfs geschossen, und denselben auch verletzt hat. Es vergütet doch aber gleichwol dieser Berg seine unfreundliche rauhe Kälte mit einem ausbündig - schönem Ausblick oder Prosperi : angesehn man von demselben halb Crain und das halbe Kant Mett, schauet. In Crain sihet man Crainburg, Laybach, Stein re. in Kärndten aber Clagensurth, Villach, S. Beit, Velden, Feld-Kirchen rc. 2)ns XVII. Von ben wunderlichen Eigenschaften des; Berges Kerma. ü 1t li a 11, I Innger Tag auf dem höhnt Berge Kerma. Das Schnallten mit der (leistet erweckt allda Mngnvitter. Etliche Medici erkundigen und erfahren folcite«. Mas davon *u hatten. Eine Trude streicht (anderswo) Hutter aus dent Miefs-Master. Meiches einem Jungen, der kein Trud iter war, auch angeht. Der hohe iBerg Kerma. Langer Tag auf demselben im Sulio. Geissel-schnaltzen erregt allda ein Ungewitter. So von etlichen Medicis er’ tunbigt wird. r mischen Meister na und Pflitsch in Ober-Crain stellet sich der hohe Berg Kerma, dem Lande Crain und dem Ländlein Pflitsch ins Mittel, als gleichsam ein Schiedsmann. Derselbe hat dieses Merckwürdige an sich, daß auf seiner Höhe im Heu-Monat der Dag gar lange währet, also daß man nicht viel länger als eine Stunde spühren kann, wie die Nacht abgenommen, und hernach der Dag zunehmen werde. Viel Merckwürdiger aber ist dieses Folgende: Wenn Jemand oben aus diesem Berge mit einer Geisfel oder Peitschet! um die Mittags - Zeit schnaltzet oder klatschet, alsdann wird unmittelbar und alsofort ein Ungewitter vom Donner und Hagel drauf erfolgen; obschon der Tag noch so heiter und klar wäre. Wie seltsam und unglaublich solches auch dem verständigen Leser Vorkommen dörfste; so ist es doch kein blosses Gerücht oder Ge-ticht, sondern die Gewißheit. Und darff man nicht gedenckett, dieselbe allein werde durch die Aussage der Umher-Wohner authorisirt: denn Herr Johann Baptista Petermann und Herr Laurentius von Rechbeg, beyde Doctores der Medicin, haben solches vor wenig Jahren selbst persönlich gesehn. ****** (Ans was für einem Grunde solches herrühre, mögen verständige Naturkün-diger untersuchen. Ob vielleicht in der umligenden Gegend oder in diesem Berge selbsten einige gar subtil- und leichtflüchtige mineralische Dünste durch den starcken Streich und Knall, welchen die Peitsche oder Geißel dem Lufft giebt, ausgerührt, sich schnell in die hohe Lusft schwingen und nachdem sie mit den Dünsten derselben verstärckt worden, oder auch durch ihre selbsteigne Httz und Truckne, oder blähende Eigenschafft mit obiger Lufft - Külte einen Streit an-gefaugen, dadurch Hagel und Donner erregen ? Allein, weil solches nur um die Mittagszeit geschieht, daß die klatschende Geißel ent Ungewitter zuwegen bringt, wird die Sache verdächtig, und dieser Glaube sehr geschwächt, daß sie sich sollte tu den Grentzen der Natur noch aufhalten. Denn in der Mittags-Zeit pflegen sich, wie man sagt, an unheimlichen Oertern bey Tage die Gespenster am meisten zu rühren. Wer weiß, ob nicht etwan vor diesem ein zaubrischer Wetter-Macher mit dem Satan dieses Bunds-Zeichen abgeredt, daß, wenn er mit der Geißel daselbst klatschen würde, der Teufel darauf ein Wetter erwecken, und das umligende Land damit beschädigen sollte? Solches Zeichen könnte vielleicht ein oder andrer mutwilliger Jung, der es etwan, von einem Was bttoott zu halten. zaubrischem Vater oder Mutter oder Verwandtem gesehn, hernach also für sich selbst allein ohne Eingehung eines ausdrücklichen Pacts mit dem Satan etliche Mal für die Knrtzweil und aus Fürwitz nachgemacht, auch solgends Andren zum Spaß gewiesen, die es gleichfalls versucht haben, biß endlich mehr Leute es nachmals zur Lust haben probirt. Da dann der böse Feind gemeinlich-gern noch immerzu dieselbige Wiirckungen zu leisten pflegt, welche er ein Mal, obgleich schon vor langer Zeit, gegen Erneurung oder Wiederholung solches gegebenen und ab-geredten Zeichens versprochen hat; zumal weil durch solche Erfüllung die Lufft verunruhigt, und leicht entweder ein Ackeroder Wein-Schade, oder auch wol eine Kranckheit, verursacht werden kann. Wie man denn wol davon allerley Exempel an-ziehen könnte. Als ich (t) noch ein Knabe war, hatte im Hertzogthum Mechleuburg eine alte Trude einsmals sich zu einem Fluß begeben, und zusörderst etliche Worte daher gemurmelt, hernach mit einer Ruten einen oder etliche Streiche ins Wasser ge-than, woraus gleich ein Haussen Butter ^ Trude (oder Schmaltzes) heran geschwommen; am bemUttcl welches sie, in einen mitgebrachten Hasen 8ließ-Wasser. ausgesasst, hernach die Ruten an dem User weggeworssen, und ihres Weges davon gegangen. Ob es wahre, vielleicht vom Satan durch etliche von ihm in Pflicht genommene Diebe, anderswo gestohlene, oder nur falsche Schein-Butter, und etto an ein Fett vom verreckten Vieh gewest, das der Teufel der Hexen so wie Butter vor- und ein-gebildet habe, sey dahin gestellt. Nachdem aber die redliche Matron und Dutz-Schwester der Heeate zurück gekehrt; macht sich ein Hirten-Jung, welcher im Gepüsch am User verborgen gesessen, und unvermerckt diesem Handel zugesehn, hervor, hebt die hingeworsfene Ritten von der Erden aus, und geht t) E. Francisci. damit ans Wasser, aus Lust, zu probiren, ob ihm dieselbe gleichfalls ein Schmaltz àches zusühren werde. Thut also ohn einiges ™embef£0% Gemürmel aus blosser Büberep und kein Triüm-r-Fürwitz ein paar Streiche ins Wasser, luar- and) woraus augeublicks Butter daher fleusst. nit9esan8en-Dariiber er sich entsetzt, die Rute fallen lässt, und davon läufst. Weil dieser Jung das Zeichen, darüber der Satan mit der Hexen eins geworden, gegeben; ist daraus durch deß Satans Würckung auch das Bezeichnete oder das, was das Zeichen bedeutete erfolgt. Man könnte zwar dawider diesen Entwurfs thun: es sey diß ein Andres; der Jung habe gesürwitzelt, und wol erachten können, daß die alte Vettel solche Butter nicht natürlich zu wegen gebracht: wodurch der Teufel Hoffnung gewonnen, ihm durch gleiche Begegniß und Lieferung deß Schmaltzes eine Lust zu der Zauber-Kunst zu erwecken; allein es giebt andrer Exempel genug, dadurch sich erweisen tiesse, daß, wann gleich Einer nichts dergleichen Hexen-Werck gesehen, dennoch gleichwol der Teufel eben sowol seine Gauckeley treibe, wann Einer nur das jenige thut, was er nicht gewusst, daß es vor dem zu einem Zeichen zwischen dem Satan und seinen Kreaturen erkoren, und abgeredet sey, bevorab, wanns zu dem Ende geschieht, daß eine ruchbare aben-thenerliche Würckung, deren man in der Natur keine Ilrsach füglich ersinnen kann, draus erfolgen möge. Der Teufel sihts gerne, daß man, mit seinen Zeichen, ob gleich Einer nicht weiß, daß er es vormals Jemanden zum Zeichen bestimmt habe, spielet, und macht daraus einen Possen daher. Welches mit Exempeln i zu erweitern, uns allhie nicht anständig. Jedoch will ich dieses eben nicht für eine Unfehlbarkeit, hiemit verkaufst«, daß das Ungewitter aus diesem Berge Kerma vom Teufel erregt werde, sondern allein als eine BermNtlichkeit.s 3)as XVIII. Von einem schau-würdigem Berg-Schloß und einer raren Kirchen. Das schauwürdige und rare Berg-Schloß S. Serv. er Herr Graf Benevenuto Pe-’tazi, besitzt ein Berg-Schloß, welches 8. Serv genannt wird; dasselbe lässt was Besonders an sich schauen. Denn es steht nicht allein auf dem Felsen eines hohen Berges erbaut, und ist unten mit einer aus lau-term Felsen gehauenen Reit-Schul versöhn; sondern es geht auch von unten eine durch den Felsen gehauene Stiegen Rare Stiegen, hoch hinauf, und wird man eine dergleichen so leicht sonst nicht antresfen. In derTopographischen Beschreibung der Schlösser ist von diesem schönen Berg-Schloß etwas mehr gesagt, und allda auch dasselbe im Kupffer zu sehen. Es mangelt auch dem Lande Crain nicht an schönen Kirchen, aber in der Stadt Stein ist an der kleinen Festen ein obgleich kleines, doch wunderliches und rares Kirchen-Gebäu, das vorzeiten zu dem an der kleinen Festen gelegenem Schloß, gehört hat. Denn es stehn drey Kirchen auseinander unter einem Dach. Die über und untere Kirchen an der Erden, seynd nunmehr profaniti (oder entheiligt) und wird anjetzo allein in der mittelern Messe gelesen: in welcher ein einiger Altar mitten darinn stehet, nem-lich Sanct Elagii. Es fällt von aussen zu gar schön und artlich ins Gesicht, daß diese Kirchen gleichsam aus andren Dächern zu stehn scheinen ; wegen eines Felsens in der Stadt, der die Dächer überhöhet und auch gründet. Dann diese kleine dreysache Kirche ist auf denselben gebaut. RareS Kir- chengebiiu t# der Stadt Stein. $08 XIX. Copillcf. Von einem großem, doch beweglichen Felsen. .wischen S. Veit am Pflaum ! und Zeng am Meer, lincker iHimb, wenn man von Fiume, -oder Sanct Veit am Pflaum, auf Zeng zu Wasser fährt, so ^kommt man linkerer Seiten, -etliche Schritte von dem Meer, an einen steinigen Berg, der Grösser aber einen grossen Felsen trügt, welcher nicht Lberhttngiger anderst sihet, als ob er herab ins Meer Fels am Meer, fallen wollte. Wenn man zu selbigem Felsen hinauf steigt, und ihn nur ein wenig mit der Achsel anrührt, bewegt er sich so hesftig und starck, daß die Leute, welche unten im Schiffe sind, fürchten, er werde auf sie herunter fallen. Da hingegen aber, so man diesen Felsen mit den Händen oder mit dem gantzen Leibe, aus gantzer 1 Macht, zu bewegen trachtet, und sein äußerstes thut, wird er ganz unbeweglich bleiben, und sich im geringsten nicht regen. Sobald man ihn aber mit einer Achsel nur ein wenig rührt, bewegt er , sich gar sehr. Massen ich selber * solches ’ mit Verwunderung gesehen habe. Dieser Fels ligt zwar nicht auf (Erat* ii nerischem Grunde und Bodem, sondern schon in Dalmatien, doch gleichwol auf unsren Crainerischen Meer - Grentzen. Denn, wo wir die Soldaten bezahlen, und wider den Türckischen Erbfeind unterhalten , das nennen wir unsre Meer-Grentzen. Der sich der Achp bewegen I«6' und sonst nicht. Das XX. w einem schönen Bergwerck ltnb allerlei) versteinerten Sachen bey Cropp. Quecksilber-Bergwerck M Adria. Allerley versteinerte Sachen nahe °n Cropp. u Idria ist ein Quecksilber-Bergwerck, welches mol werth, Idaß Seiner auch unter den Rariteten Meldung geschehe. .Die Schächte desselben gehen gar tieff in die Erde; und hat es gar schöne Wasser-Künste. Das Quecksilber wird sonst in ändern Europaeischen Bergwerken, zumal in (Spannten, wie auch in America, ge-meinlich aus Zittitolit. : und Meng Minio gezogen, allhie aber in Crain mehren-theils aus tuncklem Stein, aus welchem man das darin enthaltene Quecksilber ausbrennt. Aber von der Manier, den Mercurium auszubrennen, und andren Sachen dieses Bergwercks, wird der curiöse Leser einen ausführlichen Bericht in Beschreibung der Mineralien finden. Wir haben in dem zweyten Capittel dieses Buchs erzehlt, daß in Crain man-cherley Schnecken, Muscheln und auch gewisse Baum-Früchte, so zum Stein worden, geschaut werden. Zn solcher Schau-Waar legen wir billig dem ge- wognen Leser auch die Schnecken, Austern und dergleichen vor, welche unweit von Cropp, in einer Schlucken oder Graben gefunden werden bey einem Bach im Bischoff-Lagkerischem Amt Poglschitz. Wir können ihm allda vorsetzen eine Augen-Collation von allerley Stein-Gewürtz und Konsect, einen natürlich-gebildeten Ingber, Zimmetrinden (oder Canel) und sonst allerley machen von lauter Stein, welche durchs Wasser hervor geworffen werden, und mich, als ich sie gesehn, zu hoher Verwunderung bewogen. Sie seynd recht vollkömmlich zu Stein, und doch ihrer natürlichen Farbe nicht verlustig worden. Welches gewiß kein unwerther Anblick, sondern eine grosse Raritet ist. Es gemahnt mich dieses an die trops-fende Hölen bey Tours in Franckreich, welche man insgemein les caves gout-tieres nennet, allwo das aus dem Ge-welbe herabsallende Wasser sich in unterschiedliche Gestalten von Früchten, als Nüsse, Mandeln und dergleichen verformet. Das XXI. Bon lebendigen Schnecken im Stein-Felsen und deren Ursprünge. i 0 Jebendige Schnecken mitten im Felsen ben Tìbenn. Gestalt derselben. Bauschii Zeug' iss darüber. Steine, darinn man lebendige Kröten und Frosche stndi Durpur - Schnecken in den Fels - Kicken. K ire her i Meinung von dem Ursprünge derselben. Unsre besondre Sedan eben darüber. sor diesem ist, im zweyten Capittel -dieses Buchs, auch derStein-Mn-scheln und versteinerten Schnecken finit einiger Ausführlichkeit gedacht: aber von lebendigen Schnecken in Steinen ist damals noch nichts gemeldet. Dieses Natur-Wunder eräugnet sich bey Tybain (sonst vom gemeinen Bolck Duin genannt) an dem Meer. Denn daselbst ligen grosse Stein-Felsen, wovon man mit starefett Hämmern, grosse Stücker bricht, hernach sothane Stein-Stücker voneinander schrotet. Alsdann findet man grosse, schwartze lebendige Schnecken darinn, welche gantz delicat und so gut, wie die Austern, zu essen. Die Tropfs-Hölen Iss caves gout-tieres. Äbmdige Schnecken im skeinfelsen jet) Tybein. Gestalt solcher Schnecken. Welches auch Banschiüs bezeugt. Stritte bet) Karbonna, bori rat mau lebendige firöten findet. Purpur-Schnecken in den Fels-Ritzen. Kircheri Meinung hievon. Sie seynd so groß wie eine Faust, und seßhafft in schwartzen Häuslein oder Schaalen. Der Stein, welcher sie beherbergt und einschliesst, ist etwas luckericht und voll kleiner Löchlein. Diß ist der Ort, den Bauschius meynet, wann er meldet, man schlage bey dem Schloß Duyno, am Venetianischen Meer mit grossen Hämmern von dem Felsen am Meer Stücker herab, und wann man solches hernach zerschrotet habe, finde man gar viel Schnecken in ihren besondern Häuslein, welche sich verspeisen lassen, und den Austern an gutem Geschmack nichts bevor geben, a) Solchem nach sieht dem Agricolse desto leichter zu glauben, daß, wie er schreibt, bey Narbonne ein ebenes Feld am Meer sey, so von vielen Flüssen durckgewässert; woselbst nicht allein lebendige Fische aus der Erden hervor gerissen, sondern auch eben daselbst gewisse Schwamm - luckrichte Steine gefunden werden, woraus die Müller ihre Mühl-Steine machen lassen; und daß man mitten in solchen Steinen, bey Brechung oder ^Zerschlagung derselben, vielmals lebendige Kröten und gifftige Frösche antreffe, weßwegen sie sich wol fürzusehen haben, daß sie nicht gleich alsobald solche Steine dazu gebrauchen, ohne gnugsame vorhergehende Durchsuch- und Probirung derselben; auf daß, wenn selbige nachmals durch die schnelle und stetige Um-waltzung erhitzt worden, kein inwendigverborgener Gisst sich in das Getreyde, ergiesse und dieses tödlich vergiffte. Es bezeugt auch der in Curiositäten hoch-vortreffliche Pater Kircherus, daß allerdings die Purpur-Schnecken in den Fels-Ritzen, ihre Geburts-Hölen haben, nemlich in denen, welche am Meer oder in dem Meer stehen. So man nun zu wissen wünscht, wie solche Schnecken dahinein gerathen und darinn das Leben behalten können? so urtheilt zwar was erstgedachte Kröten oder Frösche betrifft, gerühmter P. Kircherus davon also : Wann irgendswo unter dem Leimen oder Rettich, bißweilen Frösch-Leich vermischt wird, und in dem solcher Lett allgemach zum Stein erhärtet, ein bequemes I . Räum- oder Ecklein, da Wärme und Feuchtigkeit recht gemässigt seynd, bekommen hat; wird es daselbst wie in einer Bärmutter durch die Krafft der unterirdischen Wärme lebendig gemacht, und erzeugt einen Frosch (oder Kröte), welcher, nachdem er durch die Lufft-Löcher deß Steins gnugsame Feuchtigkeit zu zu seiner Nahrung an sich saugen kann, also auch innerhalb solcher versperrten steinernen Cellen sein Leben länger oder kürtzer erhalten und fristen kann, biß der Stein voneinander gehauen, und er lebendig heraus springt. Jedoch weiß man, daß solche Thierlein, wann sie an die Rufst kommen, bald hernach sterben. Aber gesetzt, es gehe mit der Stein-Frösche Erzeugung würcklich also zu; so wird sich doch solches nicht gleich auch aus die Schnecken also bequemen, welche nichts dergleichen von sich lassen wie die Frösche ihren Froschleich. Uberdas wird schwerlich auch ein Frosch oder Schnecke so lange leben, biß der Rettich damit sie eingewickelt und verdeckt sitzen soll, zu einem so grossen und festen Stein erhärtet, den man mit starcken Hämmern zerschlagen muß, wenn man den inwendigen Frosch oder Schnecken heraus nehmen will. Denn es seynd keine kleine Steine, sondern grosse Stein-Felsen, ! darinn besagte Schnecken gesunden werden und wol vielleicht eben so bald in der Höhe des Felsens, als unten an dem : Bodem desselben. Derhalben wollte ich lieber sagen, wie vorhin schon unten im dritten Capittel geschehn, es müsse mitten in dem Stein-Felsen fettsten hie und da ein gewisser Schleim oder Safst stecken, daraus die Natur Frösche und Schnecken erwachsen lasse. Und weil solcher Felsen-Stein sehr viel kleine Löchlein hat; kann es der inn-wendigen Schnecken auch an Lussi nicht ermangeln. Denn so die Schnecke nicht mitten in dem Stein erzeugt wäre, sondern anfänglich in einem Rettich gesteckt, der hernach versteinert worden, doch gleichwol ihr ein Räumlein zu ihrer Wohnung übrig gelassen hette, müsste sie längst abgestanden und gestorben seyn, bevor aus solchem Leimen- oder Lettich-Kloß ein so grösser Stein-Fels wäre erwachsen. Unsre befotr dre Gedanke« hierüber. Trosse Menge Wimifdjer Begräbnissen °us dem Berge "euacheza. ®n Medicus etliche Zossen auf-Ntachen. ■SHtb durch pngeluitter davon abgeschreckt. Das XXII. fctpitM. Bon einer seltsamen Begebenheit bei einem heidnischen Grabe. Inhalt. Oroffe Menge heidnischer Segräbiüffen auf (km Serge Beuscheza. (Bin Medicus will derSciben etliche laßen öffnen. Miril durch Ungewitter davon abgeschreckt. Zwei alte heidnische Scklöffer unten an felbigcm Serge. Küpfferne Maffer-Söhren und Miintee, so man dabei gefunden. Obiges Gewitter hat der Teufel erregt. Man folt auch allerdings heilte heidnische Gräber ohne wigtige otrfach verstören. Haraldus wird von der Oeffnung einer heidnifcheit Herrn-Kegräbniff abgefchrecht. Siefen-Setten oder Gräber in Holstein. Weibsbilder taffen ein Kiefen-Grab öffnen. Mas für Trauer-Fälle darauf gefolgt. Schwert, fo aus einem Itcid-nifchen Grabe entwandt, wird bedrohlich wieder abgefordert. Warum die Schiffe nicht gern Mumien mitnehnem. Driester wird von Mumien-Gefpenstern fehr geplagt. Mumien-Gefpenster follen großen Sturm und Ungewitter erweckt haben. Abergläubifche Sauren-Furcht für der Oeffnung eines heidnifcheit Grabes. fit Ober-Crain liegt zwischen dem klaren und heiterem Himmel ein Kärmer - Bellach und Feistritz solches Gewitter mit Donner, Hagel und der hohe Berg Beuscheza, der Sturm entstanden, daß sie anderst nicht zwischen Crain und Kärndten gedacht, denn es würde der Himmel eineine Scheidung macht. Ans der fallen. Worüber sie von solcher vorge-Höhe dieses Berges werden nommenen Grab - Untersuchung nicht über dreyhundert heidnische Be- allein abzustehen, sondern auch ihreFüsse gräbnissen nebst etlichen Leich- tapsfer zu gebrauchen, und den Berg Steinen", daraus grosse Characteren ge- flüchtig wieder hinab zu laufen bemüsstgt schrieben stehn, gefunden. worden. Bon selbigen Begräbnissen hat ohnge- Vielleicht mögten die Characteren oder fahr vor acht Jahren Herr Johannes Grab-Schriften Nachricht geben können, Baptista Petermann, Medicinee Doctor, was in sothanen, Begräbnissen zu finden Lust gewonnen, eines und andres zu und was für Leute darinn begraben öffnen; ohngeachtet die umherwohnende worden, wenn man solche abschriebe und Berg-Knappen ihm angezeigt, solche Gräber versuchte, ob sich die alte Schafft er-liessen sich nicht austhun; welches er kennen und die Bedeutung treffen lieffe. doch nicht glauben wollen. Zu dem Ende Obgemeldter Doctor hat aber keine davon hat er einen , dem Herrn Baron von abgeschrieben: weil er sie nicht lesen können, Jaurbnrg gehörigen Berg-Knappen, Na- uni) auch in Hoffnung gestanden, die mens Solzina, mit sich genommen, und Eröffnung eines von solchen Gräbern seynd auf diesen Berg Beuscheza zu könnte ihm vielleicht den Augen-Schein den Gräbern gestiegen. zum Unterricht geben, was darinn ent- Als sie nun hinauf gekommen, und halten. Nachdem aber sein Vornehmen dieser Berg-Knapp mit einem Berg- ;i allda so geschwinde verstört, und mit so Kranpen auf eine Begräbnis den ersten ungestümer Gewalt hintertrieben worden ; Streich gethan, um diese aufzuschlagen: ist ihm die Lust mehr hinauf zu kommen ist gleich den Augen-Blick darauf aus >! vergangen. bài è Unter diesem Berge findet sich der Nest Schlösser unten Zweyer uralter heidnischer Schlösser. Eines an diesem derselben ist meistenteils aus dem Felsen Berge. gehauen ; wobei) noch einige Spuhr-Zeichen und Überbleibsel erscheinen, als nemlich eiserne Thür-Stöcke und steinerne Stiegen, welche in den Felsen eingehanen. Das andre Schloß aber ist völlig und gäntzlich eingefallen und so wühst und öde worden, daß weiter nichts davon als die alte verfallene Maur erscheint. Küpyerne Bey solchen Schlössern hat man vor und Müntzm! Jahren sehr kostbare küpfferne Wasser-so man badet) Röhre nebst manchen schönen Grab-gefunden. schrifften,wie auch heidnischen, silbernen und küpffernen Medaillen gefunden; gleichwie noch auf den heutigen Tag dergleichen gar offt von den Hirten gefunden werden. Wie solche zwey Schlösser geheissen, steht nicht zu erfahren; ich habe in keinen alten Schrifften etwas davon angetroffen. Die einfältige Leute sagen insgemein, es seyen heidnische Schlösser gewesen. Und daran dörfften sie auch vielleicht nicht weit fehlen. Von einem See mit ungesunden Forellen, der ein paar Büchsen-Schüsse von diesem Berge ligt, soll unten in einem andren Capittel gesagt werden. ****** Anmerkung E. Fr. (Aber von gedachten heidnischen Gräbern tiesse sich bey dieser Gelegenheit füglich fragen, aus was für einer Ursach, natür-oder unnatürlicher, dasGewitter entstanden, welches den Doetor samt dem Bergknappen von dem Begräbniß weggejagt? Wäre eine tiesse Höle und Wasser unter solchem Grab-Stein gewest, hette mans mit einigem Schein oder Schatten auf eine natürliche Würckung vielleicht schieben können, wie Mancher die gerührte böse Wetter-Hölen für eine besondre natürliche Krafft und Eigenschafft annehmen dörffte. Aber dieser Donner wider die Begräbniß - Ausbrecher nimt dergleichen Schatten oder Farbe gar nicht an. Denn wie sollte ein einiger Streich auf einen unterbrochenen oder abgedeckten Stein so geschwinde ein solches Donner- und Hagel-Wetter natürlich herbey ziehen? Obiges Ge- Es ist anders nichts, als deß Satans Teufel^erregl Spiel gewest, welcher, wie er in den Kindern deß Unglaubens herrschet bey ihrem Leben ; also auch nach ihrem Tode, in ihren Gräbern gern seinen Aufenthalt hat. Und weil unter den Heyden die zaub-rische Beschwer- und Verfluchungen sehr gemein gewest, mögen diese heidnische Begräbnissen auch wol in ihrer charaeteri-sirten Ausschrifft einen Fluch wider denjenigen begreiffen, der sie würde aufbrechen. ^Es mögen die Herren, so oben in den Schlössern gewohnt, diese ihre Begräbnissen und ihre darinn begrabene Leichnamen, etwan einem heidnischen Donner-Götzen gewidmet, dessen vermeyntem Schirm vertrauet , und ein Paet mit demselben gemacht haben, daß er die Verletzer ihrer Gräber und Verwüster ihrer Gebeine mit Donner und Blitz sollte abtreiben. Denn die alte Deutschen hatten unter ihren Weibern viel Wahrsagerinnen, die mit solchen Verfluchungen wol umzugehen wussten. Der Satan, als ein Stiflter und Stützer der Abgötterei), vollziehet solches auf Gottes Zugebung gar gern wider diejenige, welche ihm seine verfluchte Heilig-thümer und zugeeignete Sachen verun-ruhigen oder verwüsten wollen,wann sothane Verunruhigung aus blosser Kuriosität oder 9Jiünjo((au4 ausSchatz-Vermutung wird vorgenommen, ‘feine'Lid»* Weßwegen auch einige Gelehrte es in W« Zweifel ziehen, obs recht sey, die Gräber ur”a^na 9 der (obgleich heidnisch-) Verstorbenen zu versiöhren. verstöhren? Und schliessen, daß solches ohn sonderbare erhebliche Ursach nicht mit Recht geschehen könne; sintemal sonst das Recht der Gräber, ja fo gar das Recht der Völcker gebrochen werde, a) Jedoch hat dieses dennoch gleichwol auch seine gewisse Absätze, und eine Obrigkeit, wann sie aus gemeinnntzlicher Bewegung ein solches altes heidnisches Grab eröffnen tiesse, nicht Unrecht daran thnn würde, auch der böse Geist die Arbeiter, so es ausschlagen sollten, alsdann wol uuvertriebeu lassen müsste. Zudem steht es dahin, ob solches Grab - Recht nicht endlich mit einer anderthalb tausend-jährigen Zeit verrauche, nachdem die Ge-dächtniß deß Heyden (denn von einem solchen wird allein geredt) allbereit vor undencklicher Zeit samt den Gebeinen verweset ist? Zumal wann derjenige, so die Stüte, darinn das heidnische Grab ist, besitzt, selbiges wollte öffnen lassen, und auch deß Begrabenen feine Rach- a) Vid. Garmannurn de Miracul, Mortuorum lib. 1. lit. 3. §. 34. Eöie Haral-dng bott beni - . - emcv heidnischen Herrn weg-Seschrecket borben. fahren gar nicht mehr bekandt wären. Denn Obrigkeitliche Authoritet und privat Curiositet seynd gar weit unterschieden. Unterdessen bewegt uns dieses Craine-rische Epempel, daß wir auch nicht ungern glauben, was Saxo Gramaticus (welcher sonst nicht alle Mal glaubwürdige Sachen schreibet, sondern bißweilen wol ein altes Mährlein mit drein giebt und das Gold seiner Historien mit Schlacken der Fabeln menget) erzehlt; nemlich es haben zu seinen Zeiten Etliche, darunter der Fürnehm-ste der Haraldus gewest, sich an einen kleinen Grab-Hügel (oder Bühel) gemacht, darunter der heidnische Printz Balderus begraben lige, von dessen Begräbniß das uralte Gerücht annoch nicht vergangen war; selbiges hetten sie bey der Nacht aufgraben wollen in Hoffnung, gut-altes Geld darinn anzutreffen. Denn man pflag mit der heidnischen grösser Herrn Leich-Asche viel Gold und Geld osft ins Grab zu legen. Indem aber diese Geld-Sucher in voller Arbeit gewest, haben sie einen gählingen Schrecken empfangen. Denn aus der Spitzen deß durchgrabenen Hügels ist plötzlich (wie es ihnen vorgekommen) ein ungestümer Bach mit grossem Geräusch hervor gebrochen, der gar schnell gleichsam mit einem Schuß herab fuhr auf daß drunten liegende Feld, und daselbst alles, darauf er zutrasf, zu überschwemmen oder mit sich fort zu reiffen schien. Durch den ungestümen Ausbruch und Hinabstürtzung desselben seynd die Grabende über Hals und Kopff von der Arbeit weggejagt, haben ihre Grab-Scheite und Schauffeln von sich geworffen, und das Hasen-Panier aufgesteckt, also, daß Einer hie, der Andre dorthin geflohen aus Furcht, die starke Bach-Flut mögte sie ergreiffen und ersäuffen, so sie ferner mit der angefangenen Arbeit fortführen. Solcher Gestalt haben die Schutz-Götter deß Ortes (wie sie Saxo titulirt), oder besser und christlicher zu reden, die böse Geister ihnen durch solche eingejagte Furcht und Erschreckung die Gedancken von der Gold-Sucht ab- und auf die Sorge für ihre Lebens-Rettung gewendet, «d Denn das Leben ist eine viel grössere Beute und Schatz als Gold und Geld. Unter den berühmten Medicis unserer Zeit gedenckt Einer, 6) es habe im Jahr 1684 am 16. Junii ein fürnehmer Herr, welcher ihn zu sich holen lassen, um sich der Gesundheit halben seines Rahts zu bedienen, hernach über Tafel eines gewissen Manns erwehnt, der einem von Adel versprochen, er wollte alle die Haussen der grossen Steine aus seinen Feldern, und zwar auf seinen eigenen Kosten, wegräumenlassen, wann er ihm die darunter vergrabene Schütze wollte zukommen lassen. I Denn es giebt in Holstein solcher Stein- taussen gar viel, da gantz ungeheuergrosse teine aufeinander gelegt sind, und für Riesen-Graber geachtet werden, darein man die Asch-Gefäfse derselben (will sagen die Aschen von den verbrannten Leichen) bey-gefetzt hat. In einem Walde zwischen Kiel und Ecklenförde, welchen man den Schnellmarckt : Heisset, erscheinen solche Riesen-Hügel, Rie-sen-Bette oder Grab-Steine und Grab-Hügel der Riesen in ziemlicher Menge, ' und beglauben glaubwürdige Leute, es soll aus derselben einem ein grosfer Schatz gegraben sein. Darum war es diesem Schatz-Geier auch zu thun. _ Bei solcher Veranlassung hat gedachetr Herr dem Medico erzehlt, es hetten zu seiner Eltern Zeit etliche Weibs-Persouen aus unzeitiger Curiositet, indem ihre Männe bey einer Gast-Mahlzeit der Wein-Andacht abgewartet, etliche Banren zusammen gefordert, daß sie ihnen ein solchses Riesen Bette oder Riesen-Begräbniß sollten aufgraben; da man dann nach Eröffnung deß Grabs einen Topff (oder Hafen) voll Asche samt einem alten Messer und neun zierlichen und gleichsam polirten Donner-Keilen gefunden; nach solcher Verrichtung wären sie wieder znrück gekehrt zu den Gästen, da die Männer gefraget, was das Frauen-Zimmer doch unterdessen Gutes gemacht? womit sie ihre Zeit vertrieben hetten? Worauf sie der Meynung, als ob sie es hetten wol ausgerichtet, fein erzehlt haben, mit was für einer Curiositet sie die Zeit gekürtzt, nemlich mit Eröffnung eines Riesen-Begräbnisses; darüber fey der, welcher die Gastung gehalten, übel zufrieden und sehr unwillig worden sprechendes würde gewiß ein Unglück daraus entstehen. a) Saxo Grammat. lib. 3. Bald. IV. Buch b) D. Johannes Ludovik Hannemannus in Observat. qu® LUI. est Decad. 2. Anni 4ti Natur® Curiosorum p. m. 124. Riesen-Bettcn ober Gräber in Holstein. Weibsbilher lassen ein Riesen Grab öffnen. Was für Trauer-Fälle darauf erfolgt Welche Borverkündigung auch die Zeit beglaubt hette; denn es wären hierauf aus dieser führnehmen Famili innerhalb Jahres Frist so viel Personen gestorben, als viel in dem Riesen-Grabe der Donner-Keile gelegen , nemlich neun vornnter er, der Wirth, welcher die Gäste tractirt hette, Einer mit gewesen. Allerley Ber- Wofern diese Geschicht in Wahrheit also warum Golt ergangen ist, so hat der Teufel solche neun der Herr solche Personen wegen der Grab-Oeffnung nicht ^ààissen qetöbtet, sondern, weil er vermutlich vor-solcher Grüber her gewusst, daß soviel Personen aus der dem Satan Famili in Kurtzem mit Tode abgehen wür-Mrfjenge. hat er die nenn Donnerkeile in das Grab hinunter gelegt, um die Gedanken zu erwecken, die Gräber der Heyden wären heilig, und wegen Ausgrabung eines solchen Grabes soviel Leute urit dem Tode gestrafft. Denn es wird sonst manch heidnisches Grab anfgedeckt und deßwegen Niemand leichtlich verunglückt oder ange-sochten, ausbenommen, wann es bezauberte und mit Verfluchungen des künsftigen Grab- Zerstörers aufgerichtete Begräbnissen seynd (wie ich obige Crainerische mit Characteren beschriebene Berg-Gräber dafür halte), angemerckt, bey solchen Grab-Stäten der Teufel viel geschüfftiger ist und leicht ein Göttliches Verhengniß bekommt, diejenige, so aus Neu- oder Schatz-Sucht darin herum stöhren wollen, mit einer Er-schreckung davon wegzustöbern. Wiewol auch die von Jahren zu Jahren unter den Leuten fortgepflantzte abergläubische Furcht ihm nicht allein Anlaß, sondern auch Göttliche Erlaubniß zuwege bringen kann, daß er bey solchen Gräbern, wenn man sie aufschliessen will, einen Schrecken, als ein starckes Donner-Wetter oder dergleichen etwas erwecke. Denn der Aberglaube ist ein rechtes Zunder und Unterhalt teufflischer Schrecknissen, weil er dem wahren Vertrauen auf Gott entgegen, deswegen auch sich Straff- und schreck-würdig macht. Es mag auch ohne dem Gott der Herr wol keinen Gefallen an Beraubung solcher heidnischer Gräber haben, weil er entweder ungern stehet, daß ein Christ von den Grab-Geschirren und dergleichen Überbleibseln derselben soviel Wesens und Wercks macht, da er vielmehr von solchen in Gütlichen Augen unreinen Sachen sich enthalten, und die Zeit samt den Gedancken nützlicher anwenden könnte; oder weil Er, wie die Personen solcher Leute, so eine Obrigkeitliche Gewalt bey Leibes Leben geführt, also auch ihre Begräbnissen nach ihrem Tode nicht gern beschimpfst sihet, wann es gleich auch nur Gräber der Unheiligen seynd. Denn dergleichen Begräbnissen, die mit so grossen Steinen erhöhet scheinen, haben ohne Zweifel Fürstlichen Personen oder hohen Befehlshabern gehört. Endlich bleibt doch gleichwol dieses das Vermutlichste, daß der Satan, nachdem er an so unheiligen Oertern, welche durch Unglauben, Aberglauben und Abgötterei) seren unsichtbaren Herrschasft oder Behausung heimgefallen, einen Aufenthalt gewonnen, das Ansehn gern auch behaupten wolle, als ob er solche seine Paläste, nemlich die Begräbnissen der Ungläubigen, fleissig bewahre und für Beschimpffüng oder Beraubung dieselbe wol zu schützen wisse; welches ihm auch desto leichter angeht, je eitler etwan die Beweg-Ursach ist, die Manchen zur Eröffnung und Aussu-chung solcher heidnischen Monumenten antreibt. Man hält dafür, daß bißweilen auch wol Warum bey den Ruh-Stäten der Christen zu Nachts ”e°, einige Gespenster erscheinen. Und solches d)«i (M»«11 fällt desto glaublicher, weil der Satan ein Stiffter des Todes und der Sterblichkeit ist; weswegen er gern an solchen Oertern Ruhe und Ergetzung sucht, wo soviel Denck-Mähler seines meuchellistigen Bubenstücks nemlich der Einführung des Todes in die Welt, beyeinander seynd. Doch hat er aber daselbst, ob er gleich auswengid jemaln zu Erschreckung der Leute in einer gespenstischen Gestalt bei solchen Grab-Stäten herum flattert, in den Gräbern der selig-Entschlaffenen keine Behausung, noch Residentz, wie in den Begräbnissen der Verlornen. Darum eyfert er gern über die Zerstöhrung der Letzteren. Und weil die Gebeine der Ungläubigen verflucht seynd, verunruhigt er bisweilen auch wol die jenige, welche etwas von den Reliquien oder anch nur von denen mit ihnen eingescharrten Sachen daraus entwenden und mit sich heimnehmen. Auf der Dänischen Insel Hiarnoe, (wel- g^mert, f° che ihren Namen vom Könige Hiarno hat), ;nl.y^„ ligen auf der mittäglichen Seiten derselben ®xau über zwantzig kleine Grab-Hügel, so mit «rtn6t,lil1 grossen Steinen umher belegt sind. Allda soll, wann der Einwohner Aussage sicher abgefot»* ?ienug hierinn zn trauen von einem der- in welchen allezeit Götzen-Bildlein verbor-elbigen Gräber ein Stier mit seinen Hör- :! gen steckten dannenhero nicht zu zwei-nern ein Schwert ausgegraben und selbi- feln, daß sowol derselben Leiber alsSee-ges ein Baur mit sich heimgetragen ha- jj len in der Macht und Bewahrung der ben. Der aber bey Nacht eine Stimme Teufel wären: welche auch, ob die Todten vernommen, die ihm gerahten, er sollte das gleich von einem Ort zum ändern verführt Schwert wieder hinlieffern an seinen Ort, würden, nimmermehr doch von ihnen wi-oder es würde ihm übel bekommen. Wel- chen. ches er auch hierauf alsofort zu Merck ge- Nichts destoweniger hatte der Fürst zu stellet, a) damck er nicht etwan mit er- Alcair in eine Hole, wo dergleichen Todten- nem Gespenst Händel bekäme. Körper begraben liegen, sich hinab gelassen, Was man diß Mau sagt, daß auch die jenige Schiffe, und zween gantze Leiber, als einen Mann Mumien à welche aus Aegypten heidnische Mumien und ein Weib um ein gewisses Geld eben vorgibt. mit heraus führen, offt darüber auf dem so, wie sie daselbst bewahrt und eingewickelt Meer in Gefahr eines Schiffbruchs kom- waren, bekommen, aber damit solche Kör-men, indem der Satan alsdann Sturm und Per mögten desto bequemer und nnver-Ungewitter ihnen erregt. Wovon man vor- ■ merckter fortgebracht werden, einen sedwe-mals viel geglaubt, nunmehr aber wenig den in drey Theile zerschneiden, und in oder nichts weiter vernommen wird. Es grosse von ausgedorrten Baumrinden ge-kann seyn, daß, wann solche heidnische Kör- jj machte Kasten legen lassen, also daß mit Per aus lüsterner Euriositet oder geitziger diesen Mumien sechs Kasten angefüllt Begierde, solche mit grossem Wucher in En- wurden. In den siebenden Kasten aber ropa zu verkaufen, und nicht aus einem ließ er die geschnittene Götzen-Bilder, so gutem Vorsatze für die Apothecken solche man in den Mumien gefunden, legen, um ein Billiges zu verhandeln, anhero ge- Weil er sich aber erinnerte, was die führt werden, der Satan alsdann die Leu- Schiff-Leute der Gefahr halber ihn berichte im Schiffe mit Schreck-Gesichtern oder tet Hecken, erkundigte er sich bey den Kauffeinem Gepolter oder auch das Schiff selb- Leuten, ob sichs also verhielte? Etliche besten mit Sturm anfechte. Oder er kann kräfftigten die Aussage und Meynung der auch wol so ohne jetztbenannte Ursache de- Schiff-Leute, andre aber schätztens für neu Angefochtenen zur Übung und Prü- Mührlein und bezeugten gar hoch, sie Heck fung ihres Glaubens Zulassung erlangen, ten schon dergleichen Mumien manches ihre Schiffe mit Sturm zu bewüten. Wie Mal mit sich nach Italien genommen, man dann in den Schreiben deß Fürsten und darum doch die geringste Gefahr nicht Razevils hievon einen denckwürdigen Fall erlitten. Diesen gab er also mehr Gehör liefet. als jenen, und ließ die Mumien verschwie- Selbiger Fürst hatte nebenst seinen an- gener Weise mit einschiffen, dreu Sachen sieben Kasten in das Schiff Wie nun das Schiff in der See war, tragen lassen, unter dem Schein, als ob erhub sich Sturm und Ungewitter, und es sonst anders Geräht wäre, und dem gedachte doch Er selbst so wenig, als An- Schiffer nichts davon gesagt, was selbiger dre an die Mumien. Aber Simon Albi- Truhen rechter Inhalt wäre ; nachdem Er montanus, ein Polnischer Priester, welcher von erfahrnen Schiff-Leuten vernommen, bey dem H. Grabe zn Jerusalem gewesen man nähme keine Mumien mit zu Schiffe, und Laut deß Ruhms, welchen ihm die weil ein jedwedes Schiff, darinn man die Fürstliche Feder gibt, ein frommer gott- Mumien oder gebalsamirte Todten-Körper seliger Mann war, bekam von Gespenstern überführte, entweder in die höchste Gefahr grosse Anfechtungen. Er wusste gantz und Warum v geriethe, oder auch wol gar zu Scheitern gar nichts von den Mumien, kunnte es kline ginge; weßwegen die, welche ihre Güter auch nicht wissen, denn der Fürst hatte rnL'n gerr und Maaren zu Schiffe brächten, ermahnt sie gantzer drey Tage zuvor, ehe Jener noch "• würden, daß sie ja keine Mumien zu sich war in die Stadt Alexandria angekommen, nehmen sollten; weil die Mumien der zu Schiffe bringen lassen. Als nun der abgestorbenen Heiden todte Körper wären, erste Sturm und Ungewitter auf dem _______________ Meer entstund, und der gute Priester sei- W.nniu, in Additamentis ad M.nnm.nt. m Betstunden hielt, beklagte er sich sehr, Danica p. 4. daß zween Gespenster chm gar zu groffe 14* Priester wird von Mumieim Gespenstern Berhinderniß machten, welche nicht von ihm -ehr geplagt, Zeichen wollten, sondern ihn aller Orten, wohin er im Schiffe sich wendete, stets begleiteten. Als der Fürst und seine Leute solches zum ersten Mal hörten, nahm sie es Wunder, wiewol sie hernach, da sich das Ungewitter legte, einen Schertz draus machten, und es für eine blosse Einbildung der Furcht achteten, so den Seefahrenden, wann sie in Gefahr kommen, tool mehr zu begegnen pflegte. Weil aber der Priester in dem zweyten und dritten Ungewitter seine vorige Klage erneuerte mit hoher Betheurung, daß er einen schwartzen Mann und ein schwartzes Weib auf die und die Art oder Weise angelegt augenscheinlich sähe, dergleichen Keiner doch von allen Dienern deß Fürstens (nur ihrer Zween ausgenommen) an den Mumien gesehn hatte, und also dem Priester das Geringste nicht davon anzeigen können, fing der Fürst an, sich höher nunmehr zu verwundern, indem er sich genugsam vergewissert achtete, daß seiner Bedienten Keiner diese beyde Todten-Kör-per gesehn, ohn allein die zween, welche als Verschwiegene dieses Geheimniß keinem Menschen, zumal einem Fremden, entdeckt hetten. Dennoch seynd ihnen auch das Mal die Mumien nicht in den Sinn oder Gedancken kommen. Letzlich wie mehrbesagter Priester aller verwirrt, bestürtzt, bleich und zittrend zu den Fürsten angeloffen kommt, und bitterlich klagend erzehlt, wie grausamlich ihn diese zwey erschreckliche Gespenster unterm Gebete tribuliren, martern, reissen und flössen, fällt ihm ein, derselbe dörsfte vielleicht der Mumien wegen so schwere Anfechtungen leiden; schickt derhalben hin zu dem Schiffer, und lässt denselben ersuchen, er möge doch die Schießlöcher im Unter» theil deß Schiffs geschwinde öffnen lassen. Aber die Ursach solches Begehrens behielt er bet) sich unangezeigt, denn er gedachte die Truhen mit den Mumien heimlich ins Meer zu werffen. Der Schiffer entschuldig» SfenlSm te aber seine Verweigerung mit dem, daß und Ungewttle, er solches für den Schiffbedeckenden Wäl-erweckl haben )en unmöglich thun könnte, gab darneben die schöne Vertröstung, sie sollten sich nur ein wenig gedulden, alsdann würden sie allesämtlich unten am Bodem deß Meers mit ihm seyn, daher sie unbenöthigt wären hinunter zu steigen; das Meer und der wütende Sturm würde sie schon hinab führen. Es schien auch, daß solches sich nicht würde thun lassen ohne Beförderung und Beschleunigung ihres Untergangs. Also stund thtten auf einer Seiten die höchste Gefahr vor Augen, so sie das Schiff öffnen liessen, aus der andren die Angst deß Priesters, welcher nicht aufhörte, über die ihm von den Gespenstern angelegte Marter und Plage zu heulen und zu klagen. Wie nun endlich der Wind ein wenig voir seiner Wüte nachließ, befahl der Fürst, man sollte das Schiff öffnen. Und obgleich die Erscheinung deß Gestirns (oder vielmehr Meer-Lichtleins), welches die Alten aus Einfalt S. German genannt, ihnen ein gutes Zeichen gab, ließ er dennoch, weil die Gespenster nicht aufhörten, den armen Priester zu plagen, seine sieben Kasten mit den Mumien ins Meer zu werffen. Sobald solches geschehen war, kam der Schiffer geloffen, und fragte, was sie doch hetten aus-geworffen? Ob es etwan Mumien gewesen? Und als der Fürst solches bekennete, er» sch rack darob Jener zum allerhefftigsten. Aber da er wieder zu sich selber kam, bezeigte er sich fröhlich und wolgemut, und versicherte, sie würden von nun an kein Ungewitter mehr haben. Welches sich auch in der That hernach also befunden. Als zuletzt gleichfalls der Priester den Handel recht erfuhr, ward er darüber sehr bestürtzt, uttd straffte den Fürsten, daß er sich nicht hette gescheut, die todten Körper der verdammten Heiden mit sich über Meer zu führen, um welcher willen er so viel Plage und Marter hette müssen ausstehn. Ob nun hierauf Jemand gleich einwenden utögte, man führe noch heut manches Mal Mumien übers Meer, ohne daß man deßwegen bestürmet oder von Gespenstern geplagt werde, so kann man doch darauf antworten, daß daraus, daß ein Ding nicht allemal geschehe, sich nicht schlieffeit lasse, es geschehe nimmermehr, gleichwie man darum, daß nicht allen, sondern den wenigsten Leuten und zwar nicht zu aller Zeit, sondern nur selten Gespenster erscheinen, nicht schliessen kann, daß man niemals Gespenster erblicke. Denn Gott hat keine Ursach, warum Er solches nicht alle Mal, sondern nur bißweilen verhenget. Vielleicht hat das vorhergehende Scru-puliren deß Fürstens die Gespenster ge- reitzet sowol, als die furchtsame Natur deß Priesters. Denn gewißlich ein andrer be-hertzterer hette dem Satan besser widerstanden und im Glauben Trutz geboten, also, daß er wol hette müssen weichen und ihn zu Frieden lassen. Unterdessen haben doch selbige Gespenster in den heidnischen Todten - Körpern ihr Luder gehabt, und seynd das Mal denselben gefolgt; damit sie den Fürsten durch die abgenöthigte Auswerffung der Mumien mögten in Schaden bringen. Gleich also hat er auch die heidnische Begräbnissen in Crain nicht gestatten wollen aufzumachen, weil er daselbst vielleicht was darunter sucht, daß er andrer Orten nicht antrifft, da gleichwol auch viel Gräber der Heiden ohne einige Anfechtung aufgethan werden. Man wirfst vielleicht ein, in den Mumien seyen inwendig kleine Götzen-Bild-lein verborgen gewest, welche der höllische Laban nicht habe quitiren wollen, in ob-gemeldten Crainerischen Heiden-Gräbern aber würden vermutlich keine Götzen-Bilder gelegen seyn. Aber wer wills versichern, daß keine, wo nicht eben Bilder, dennoch aber andre abgöttische Sachen darinn ligen, um derer willen der Satan selbige Begräbnissen mit Sturm, Hagel und Ungewitter verfechte? Sonst hat man Exempel genug, daß manche Heiden-Gräber ohn einige Ungelegenheit oder Vernachtheilung der Aufgrabenden aufgethan worden. Dr. Thomas Bartholin erwehnt in seinen Historiis anatomicis gleichfalls solcher alten Monumenten (deren ich auch selbst in einer Reise durch Holstein gar viele gefehlt), daß dergleichen grosse Steine und Grab-Mäler denen Peregrinante« auch in Dennemarck sehr viel begegnen; darunter etliche den Heiden zu Altären und Götzen-Opfern gedient, etliche aber der Riesen oder heidnischer Fürsten Grab-Gedächtnissen gewest, daraus man Grab-Geschirre nebst den Beinen und Asche der Verstorbenen hervor grabe, beh dem gemeinem Bolck aber herrsche dieser Aberglaube, daß man solche Gräber, die so viel hundert Jahre verschlossen blieben, ohne Schaden und Unglück nicht öffnen könne; daher sie dieselbe in solchen Würden und fast andächtigen Ehren halten, daß sie festiglich glauben, derjenige welcher M-rglaubische sich sie unterstehe aufzumachen, werde blind; Bau-rn-dessen ungeachtet habe sein Vater aus- ^ro.-ffmmg : Curiositet seinen Pacht-Leuten befohlen, à-s hnd-ein nahe bey seinen Feldern ligendes ^5" Grab zu öffnen. Welche aber dessen sich ra ' geweigert der starefett Einbildung, wann sie den Schatten deß Grabes an deß Tages Licht brächten, so würde hingegen das Licht ihrer Augen in Schatten sich verwandeln und in Finsterniß begraben werden; weßwegen er solchem Aberglauben zu Spott am ersten das Grab-Scheit ergriffen und zu graben den Anfang gemacht; also ihnen zur Nachfolge ein Hertz gemacht, worauf doch so wenig ihm, als den Ändern Blindheit widerfahren; ausbenommen, daß ihm, weiß nicht, was für eine Tunckelheit vor Augen geschwebt, welche aber bald hernach vergangen und vielleicht von dem Ausbruch der Dünste, die so viel hundert Jahre in dem Grabe verborgen gesessen, oder auch von der Erhitzung, so aus solche starete Bewegung zu erfolgen pflegt, entstanden. Sie haben in selbiger Begräbniß ein Grab-Gefäß samt der Asche und den Knochen deß Begrabenen gefunden. Ich glaube aber daß selbige bestellte Arbeits-Leute deßwegen in die abergläubische Furcht gerahten, als ob die Ausgrabung solcher Begräbnissen mit Blindheit würde gestrafft, weil vielleicht vormals ans einen andren Riesen-Bette allda, nachdem man es aufgegraben ein verstockter und lang-gesteckter Dunst den Grabenden ins Gesicht gefahren und ihnen dasselbe vertunckelt hat ans eine Zeitlang.j a) D. Thomas Bartholini Centar. 4. Hiator. Anatomie. Histor. 31. p. m. 296. seq. 3)as XXIII. Von einem Gottes-Acker, der keine Leichen leidet. jUttstalK Ein Itirchltof in Kroatien, so die Leichen beti Jacht nieder heraus ivhft. Welches mit einem verstorbenen Knaben probirt wird. Mrfach, narunt man solchen Kirchhof in dieses Huch gefetzt. Frantzösische Kirche, so nur allein die Leichnam der Heiligen in ihrer (Erden ruhen lässt. Kirchhof in Srabaten, da kein Leichnam ligen bleibt. Welches mit einem Kn aber probiret wird. Warum dieser Kirchhof diesen Buch eingesiigi wird. icht ferm von Jastrabarska in (Eroberten, steht ein Kirche Unser Lieben Fronen. Ans dem Kirchhofe oder Gotts-Acker derselben erduldet die Erde keinen Leichnom ; sondern fo j j man daselbst einen begräbt, 1 ^ wird er über Nacht heraus ge- wvrsten, und findt man deß ändern Tags den begrabenen Körper vor dem Freithofe (oder Gottes-Acker) unterm sreyen Himmel ligen. ■3ch * Habe von einer geistlichen Person die Gewißheit vernommen, daß nt ans vor wenigen Jahren mit einem gestorbenem Kinde versucht und also befunden habe. Wir können diese abentheurliche Beschaffenheit zwar nicht dem Lande Creyn zueignen, sintemal (Erahnten und Creyn nicht einerlei) ist, dennoch gleichwol aber dieselbe zu den Natur - Rariteten deß Hertzogthnms Creyn mit gutem Fuge wol mit anführen ; weil diese Kirche, ob schon nicht auf (Ereynerifchen Grund und Bodem, jedoch nahe an unsren (Ereynerifchen Grentzen stehet. sDaß gottloser Leute Körper bißweilen ! wieder von der Erden fettsten gleichsam ansgespeyet, und folgenden Tags ausser dem Grabe gesunden worden, davon liefet man noch wol mehr Epempel. Und weifen die Jndostanische Mahometisten noch hen-tigs Tags ein Grab, darinn der Leichnam eines Blut-Schänders nicht habe ruhen ^-mtzösisch-fönnen. Und zu Tolosa in Frankreich 'tiretje, so fei» sagen die Geistliche, daß in der Kirchen àZL» 8. Saturnini, die Erde keinen Körper leidet, leide, wann er nicht eines Heiligen gewesen. Aber wann gedachter Freythos oder Gottes-Acker in (Eraitt gar keinen Leichen die Ruh-Stäte in feiner Erden vergönnen will, auch allerdings den kleinen unschuldigen Kindern nicht, so muß es wol recht wunderlich darum beschaffen, und noch viel höher als die andre zu verwundern seyn. Und zwar kommt mir dieses insonderlich seltsam vor, daß die Erde daselbst den Leichnam über Nacht und nicht bey Tage heraus- auch dazu denselben so gar vor den Freythos hinaus wirfst. Daß der Leichnam wieder zum Grabe hinausgeworffen werde, ist nicht unglaublich; aber obs durch einen Engel oder Teufel oder Menschen geschehe, das ist meinem Verstände zu hoch. E. Fr.j $as XXIV. Von ben Todten-Köpffen zweyen Brüdern, so einander zugleich erschossen. slnhzlt. Ueichenburg in der Steyennarch, von wem es seinen Kanten habe. Zmeen verbrüderte Herren von Keichenburg tödten einander zugleich mit dem Kohr. Ihre Točilen-K'öpsse müssen unzertrennlich beisammen bleiben. Areen Freiherrliche Hrücler erstechen einander m JinZ. drastiche Gebrüder von Griechinnen räumen einander durch der Steyermarck ligt Hart am WWà Sau - Strom, da wo derselbe Steyermarck und Crain scheidet, P^^Mund die nahe gegeneinander ru-inSSükr ckende Grentzen vorbey fährt, der man. Marckt Reichenburg samt seinen zugehörigen zweyen Schlössern; & deren eines oberhalb der Sau auf einem Berge, und das andre unten an dem Strom gleich bey gemeldtem R-ichenbm" Marckt-Flecken steht. Diese zwey Schlösser ei!5‘ haben ihren Namen von zween Herren von Reichenburg, welche dieselbe vormals besessen, und, ob sie gleich leibliche Brüder gewest, dennoch nicht brüderlich sondern gar feindlich mit einander gelebt und sich auf den Tod gehasst. Wie dann bey Abtheilung der Güter nicht selten sich auch die Gemüter zertheilen und gegeneinander verfeinden, auch ein gemeines Gut gar leicht schwere Strittigkeiten und Verbittrungen gebiert und zwey nahe beysammen stehende Schlösser unter zweyerley Herrschafften wunderselten ohne Mißtrauen, Eigennutz, Hader und Zanck einander angesehn; indem gemeinlich eines jedweden Herr entweder den andren beargwöhnet, als ob er seinen Rechten etwas Nachtheiliges vornähme, oder ihm was entrasse, oder auch selber dem Andren von dem, was ihm gehörig, unter allerhand gemachten Prsetensionen , Depen- I dentien, und gleichsam rechtlichen Zu- ; und Ansprüchen, ein Stück nach dem andren zu entziehen trachtet. Zween Brüder Dergleichen Widerwill und Entzweyung lä£!enmit. der Einigkeit muß auch bey diesen beyden «na,iber.am Brüdern aus deß Einen oder Andren Unvergnüglichkeit entstanden und eingerissen seyn. Was nun aber endlich auch die eigendliche Ursach ihrer Zerfallung mag gewesen seyn, so ist gewißlich eine so bittre Wurtzel der Feindselibkeit Key ihnen aufgewachsen, daß ihre Femdschafft gantz tödtlich worden, und ihr brennender Zorn anderst nicht als in dem Blut deß Gegners erleschen wollen. Wie nun der Teufel als ein Mord-Geist nicht feyret, eine so boßhaffte Anzielung auf den bösen Zweck ungesehlt zu richten; also regierte und trieb er auch diese zween Cains-Gemüter so ungestümlich, daß sie zuletzt die Kugel auf. beyde mit gezogenen Röhren, und zwar Einer von dem Ober-Schloß herab, der andre von dem Unter-Schloß hinauf, aus den Fenstern auseinander anschlugen auch beyde zugleich losdruckten und Feuer gaben. Da dann das Unglück sie so Bleibm gleich hielt, daß beyde zugleich erschossen, ^ ’,U3leid’ und wie deß Lebens, also besorglich auch der Seelen und Seligkeit beraubt wurden, der Nachwelt zum schreck- und Lehr- Spiegel, wie leichtlich die jenige welche sich untereinander beissen, sich auch wol untereinander verzehren und dem hellischen Raub-Thier zum Wildprett werden können. Diese abscheuliche und erschreckliche Verbitterung solcher leiblichen Brüder Halden Himmel so hefftig verdrossen, daß er allerdings auch ihren gantzen Stamm samt ihrer Person von der Welt ausgetilgt, und die Prophezey deß heiligen Königs bey ihnen eintreffen lassen: „Das Antlitz deß Herrn stehet über die, so da Böses thun, daß Er ihr Gedächtniß ausrotte von der Erden;" denn sie seynd mit Stamm und Namen vergangen, als welche ihres Stamms und Namens die letzten, in todt - bitterer Feindseligkeit aber vermutlich die erste oder fürnehmste gewest. Ob sich aber gleich diese zween bos- 3t)tc Zobten= hasste Ottern einander todt gebesten, und Mpffe wollen sich selbsten samt ihrem Geschlecht aus- in der Kirchen gelescht; hat doch die Göttliche Fürsehung 2“^, das Denck-Mal solcher verfluchten Grau- bleibm. samkeit eines so unbrüderlichen und teuflischen Bruder-Hasses der Nach-Zeit zur Warnung noch bis auf den heutigen Tag aufbehalten. Denn es ligen beyde Todten-Kopffe dieser entleibten Herrn von Reichenburg schon viel Jahre in der Kirchen allda auf einem Fenster beysammen. So man dieselbe verrückt oder eines davon wegthut, wird man sie dennoch zu Morgens wiederum beysammen finden. Welches gar osst und vielmals von Fremden und Ungläubigen, (das ist, die es nicht gläuben wollen) probirt wird. Ist aber zu verwundern daß, die Köpffe, welche im Leben einander nicht haben in in der Nähe leiden können, im Tode ungeschieden seyn wollen. Man findt sonst unter den Traur-Fällen solcher Bruder-Entleibungen noch Zween Betten und zween Brüder erstechen sich einander zu Lintz. Tödlicher Kngel-Wechse. zweyer Grüs lichen Brüder die sich erschlossen. tool mehr, aber daß hernach im Tode ihre Köpffe so ungetrennt hetten bey-sammen bleiben wollen oder müssen, davon liefet man nichts. Als Keyser Matthias höchstpreiswürdigster Gedächtniß im Jahr 1614, nachdem Er von dem zu Regensburg gehaltenem Reichs-Tage zurück gekommen nach Lintz, und allda schier ein gantzes Jahr Hof gehalten, haben bey währender solcher Hofhaltung zween väterlich befreunde Grafen, beyde ans einer hochfürnehmen Famili, imgleichen zween Brüder Freyherrn-Standes, miteinander sich auf den Stoß geschlagen. Wobey ein Vetter den andren und auch ein Bruder den andren erstochen, und zwar diese letzte einer liederlichen Ursache nemlich Spielens halben. Deßgleichen liefet man ein fast gleiches Epcmpel in einer Franckfurter Relation, daß nemlich vor etlichen Jahren beyde Gebrüder Grafen von Griechingen, den Herrn Rhein-Grafen zu Mörchingen besucht , und nachdem es allerseits einen starcken Rausch gesetzt, sie ingesamt hinaus geritten, einen Hasen zu hetzen. Wobey gedachte heyde Gräfliche Brüder mit Worten dergestalt an einander gerahten, sie nach daß den Pistolen gegriffen, und der Eine, welcher zu erst Feuer gegeben, seinem Brüdern zwo Kugeln in den Leib geschossen. Worauf der Getroffene, wie er sich so hefftig verwundt empfunden, zur Rache auf den Verletzer, nemlich auf seinen Herrn Bruder gleichfalls eine Pistol gelöset, und demselben so tödtlich den Kopff getroffen, daß er gleich vom Pferde gefallen. Nachdem aber das ge-stürtzte Blut dem Uberbleibenden seinen gähen Zorn gelescht und der vor Augen stehende schreckliche Todes-Fall dessen' der mit ihm unter einem Hertzen gelegen , nunmehr aber durch seine Rachgier zur Erden und ins Land der Tobten gelegt worden, ihm die Grösse seiner That vor Augen stellete, fiel ihm dieselbe wie eine schwere unerträgliche Last aufs Gewissen und verwundete ihm dasselbe mit diner schmertzlich-beissendcn Reue, viel schmertzlichcr weder die zwo Kugeln deß getödteten Bruders seinen Leib verwundet und beschmertzt hatten. Ein blutendes Gewissen lässt sich viel schwerer stillen als eine abgehauene Median-Ader, und mag gar leicht geschehen, daß es durch Ungedult, Verzweiflung oder allzutieffe Traurigkeit und Hertzleid wider sich selbsten ein Blut-Richter, ja wol gar seines Leibes Nachrichter wird. Solche tödtliche Gewiffens-und HertzensQuaal empfand auch dieser unglückselige Graf; denn er bekümmerte sich so untröstlich, daß er keine Speise zu sich nehmen, sondern kurtzum sich durch Hunger deß verdrießlichen Lebens abhelffen wollen. Und solcher leidigen Fälle wüsste man noch wol mehr zu erzehlen. Denn das ein Bruder den andren umgebracht, ist schon was Altes , und ja so alt, als der Mord-Prügel Cains; aber daß die Häupter zweener in tödtlichem Haß gegeneinander verstorbener und durch ausgewechselte tödtliche Wunden entlebter Brüder nach dem Tode, ungeschieden beysammen bleiben wollen ist was Neues und Seltenes, darum wir es auch füglich den Rarità untermengt haben. 3)as XXY. Eapittel. Von einem Felsen, der die Unglücks-Fälle ominirt. Grösser F°ldes-r Dqs XXX. iajriffßf. Bon einer schönen Insel mitten in einem See, daraus eine Brunnquell. KttltaU Die lustreicke Insel im IMdcfrr Jee. Grosse Tiefe, Junge und Breite fettiges Jees. Serglem, fo aus dem Jee hervor stecht. Kirche auf felbchem Herglein. Gmsulel-Häuslein dafelbst. Ifrifche Drunnquell in diesem Herglein. itten im Feldeser-See ligt eine lustige Insel, die gewißlich nicht |eben so sehr ihrer ausbündigen Anmut und Schönheit als ihrer gSSiibriger Gelegenheit wegen für eine schöne Raritet der Natur mag gepriesen werden. Mit ihrer Schönheit erbuhlt sie zwar auch günstige Augen darum, daß sie er-freulich-grünend und mit dem Wasser umringt einer grünseidnen Decke gleicht, die mit einer silbernen Einfassung umher geziert , oder einem Kleinod von Smaragden die mit vielen Perlen umher besetzt seynd. Weil aber mit solcher Lustbarkeit und Zier manche andre Inseln mehr von der Natur beehret worden, kann sie unter solchem Borwand deß Titels einer Natur-Raritet sich nicht berechtigen; sondern muß denselben mit einer andren Gelegenheit oder Bewandniß erwerben, nemlich mit dieser, daß der See, welcher sie umsängt, grausam-tief ist, und sie dennoch nebenst einem Kirch-Gebäu mitten in seiner Schoß geduldet. Ich * habe zwar seine Tiesse selber nicht gemessen, doch von andren glaubhafften Leuten die Versicherung, daß dieselbe ihren Bodem und Grund mit gar vielen Klaff-tern kaum erreichen lasse. Er ist eine Meilwegs lang und eine halbe breit. Aus seiner Tieffen gehet ein rundes Berglein heraus, und ziemlich-hoch empor, welches mit grossen, dicken, hohen Bäumen von allerley Art und Gattung bewachsen. Oben auf demselben steht eine Kirche Unser Lieben Frauen erbaut, dabey sich auch ein kleines Eremit-Häuslein befind!. Unten aber hat es einen trefflichen Quellbrunnen, der im Sommer Eyskalt, und den Anschauenden eine Verwundrung giebt, daß er in solch einer kleinen Insel sich antreffen lässt. Im übrigen soll der curiose Leser anderswo bey andrer Gelegenheit abermal zu dieser schönen Insel geführt, und daselbst sowol mit mehrer Beschreibung, als auch Abbildung derselben im Kupsfer bedienet werden. Graffe Men ze Fische kommen aus dessen dreh Löchern hervor Der gewaltig lieft ist- Daraus ein ziemlichhohes Berglein hervor steigt. Eine kleine Einsiedel. Wasser, daß nichl läufst, ohn wenn mane anriihr 3)as XXXI. Eapiitel. Von einem Wasser, das nur zu gewisser Zeit taufst, sonst aber anderst nicht, ohne wann mans rühret. Wafer, (Ins nicht läuft, ohn, wenn mans rühret. Kam defs Wafers. Es fieft nur zu getrtfen Stunden. Jachricht, fo eine alte r Beinlein-Brunn in I'ngdanb. BrunnqiieÜ, so kein m, will ans fi* trinken lasset Das XXXIII. Capiffcf. Bon einer trefflichen Waffer-Quelle, aus dem lustreichen Berge Utschka. Kn fiali MHer-chneNe auf äesten Holte. Kustbarheit besagten Herges. er Utschka-Herg. Der ütachka Treffliche n dem Sinn Flanatico ligt ein ^Berg welcher Key den Historicis mons Caldiera, auf Italiänisch ^^Monte maggiore (der grosse ^ "Berg), auf Craiuerisch aber Urscheka und auch aus Deutsch der Utschka Berg benamset wird. Derselbe hat eine gewaltige Höhe und ist dortherum der höchste unter allen. Wann die Schissleute über Meer herüber fahren, erblicken sie diesen weit-anssehenden Berg am allerersten. NPw, . Obm-us d-rSch-it-l Metten bricht droben. eine starete Wasser-Q nelle hervor, welche den Krystall mit ihrer Klarheit könnte neidisch machen. Sie springt mit einem grossen Ungestüm gantz oben bey der Spitze deß Bergs ans einem Stein-Felsen heraus, und treibt viel Mühlen-Räder. Solches gereicht der Luft dieses Berges zu keiner geringen Vermehrung. Denn er ist ohne dem auch sonst dem menschlichen Auge gar beliebt und erfreulich. Denn, wer ihn droben besucht, dem führt er das Gesicht weit herum, und in die Ferne hinaus, stellet ihm die schönste und lustigste Inseln ans dem Meer vor, und trägt auch manche rare Kräuter, welche von unterschiedlichen fremden Botanicis (oder Kräntelern) von dannen abgeholt, und in fremde Länder vertragen werden. Es hat sich ein Jeder über diesen Berg verwundert, der nur hinauf gekommen ist. Ich habe es nicht glauben wollen, daß man Ursach hette, viel Wunders von ihm zu machen, biß ich ihn selber erstiegen und droben beschauet; da er mir dann solche ausgewandte Bemühung mit seiner Anmut droben mol vergnügt hat. Man findet auch sonst auf diesem Berge noch unterschiedliche Rariteten. 3)as XXXIV. fapiffef. Von gesaltzenen Brunn-Quellen auf dem Berge und dreyen Erd-Löchern. ^nhllli Die Jatur lässt ihre Wunder-Arbeit bald hie, bald dort, überall blichen. ln h » ll. Unterschiedlicher Ursprung der Ueistà Wie selbiges Wassers, ben dessen Ursprünge. Unturlià Drücke über diesem Wasser. Seltsame Uelsen-Dostur, am diesem Wasser. Eine alte Iagt-Uafel. br aus der steinerischen Feist- hat gewißlich seine Gedancken und Besitz ohne Verwundrung wieder Pachtungen in andren Sachen so tieff ! Hinaus geht, über dessen Un- vergraben, daß sie durch keine Wasser-chewegsamkeit hat sich billig ein Lust können erweckt werden. Denn der Andrer zu verwundern, und Wasser-Fluß, welchen man die Feistritz 'lässt derselbe damit seine Ver- nennet, stellet dem Gesicht unterschiedlicher achtung wunderwürdigerNatur- Orten etwas Schau -und Merck -würdi-Wercke gnugsam blicken, oder ges vor. l Dieser Fluß entspringt zwo Meilwegs- herum krümmen, dazwischen auch das Feistritz. 1 oberhalb der Stadt Stein, in der Lands- Wasser sich eben also krümmet, und Schlan- Gegend, welche man gleichfalls die F e i st- gen-gleich wickelt. Daher, wann Einer ritz nennet, nemlich unter-und zwischen nur eines Steinwurffs weit davon steht denen höchsten Schnee-Gebirgen, und und dem Laufs deß Wassers zusihet, es zwar an drehen Orten. Beh solchen ihm anderst nicht vorkommt, als ob es seinen Ursprüngen trifft man diß Was- unten aus den Felsen hervor sprünge, und ser so Ehs-kalt an, daß es einem unmög- man gar nicht erkennen kann, daß zwi- lich fällt, zw eh oder dreh Vater Unser schen diesen hohen Felsen ein Gang oder Killte dieses *on9 die Hand darinn zu halten. Es gleichsam eine Gaffe oder soviel Platzes Wassers beym hat deßwegen schon manche Wette gegol- sehn sollte. rsprung. ten, und gilt auch noch offt, daß die Hand An einem andren Ort eröffnet sich nicht solange, wie gemeldt, sich darinn zwischen diesem Schnee-Gebirge, in der gedulten werde, noch mit gleicher Stand- Feistritz, eine annehmliche und lustreiche hafftigkeit die Kälte desselben überstehen, Ebne; woselbst vor undencklichen Jahren mit welcher deß Scaevolse seine die bren- eine steinerne Tafel gemacht worden. In nende Hiße der Glut überhärtet hat. der Kurtzen Topographia wird der ge- Uber das giebt es, an etlichen Orten neigte Leser beh Beschreibung derOber- artlich-schöne Wasser-Fälle, wie auch wun- Crainerischen Wasser die Abbildung da- derliche Felsen, so zu beyden Seiten, wie von in Kupfer sehen. An selbiger Tafel eine Maur dergestalt stehen, daß, so man pflegt man zu speisen, wenn man in der nur etliche Bäume oder Höltzer drüber Feistritz das hohe Wild jaget. Denn in ^Erliche wirfft, gleich damit eine hohe Brucke ge- dieser Feistritz befinden sich grosse Wäll diesem Wasser Klagen ist. An einem gewissen Ort der und Wildnissen, sonderlich auf dem Infame ^ hat die Natur selbst gleichsam eine rechte Gebirge ; sintemal es daselbst viele und Festen a ^ Drucken von lauterem Felsen gelegt. Ei- unterschiedliche Berge und Thäler giebt. diesen ufeTO. uiger Gegend stellen solche Felsen eine so Wer curiös ist, den wird es gewiß nicht seltsame Postur vor, die gar wunderlich gereuen, wann er im Sommer solche geformirt, indem zu beyden Seiten viel lusttige Gelegenheiten zu besichtigen, sich Klaffter-hohe Felsen Schlangenweise sich dahinein giebt. $tts XXXVIII. iaptffef. Bon einem raren Ursprünge und hohem Wasser-Fall, wie auch einem gar anhängischem Wasser. Ursprung und Ml der Mochainer Snu. Ausbreitung derselben, gleich nach ihrem Anll und Ursprünge. Unterschied Mischen dem Ursprung der ersten und andren Sau. Master, so steh an das Mühlen-Ilad hencht, und daselbst versteinert. Fällte? imb der Wochain, so ein gewisser Hohen Bergs hervor springe, und gleich Meiner schöner Bodem oder Landschafft in alsosort einen See gieffe, der eine halbe 'rtu' ist, gewinnt die Wochainer Meil lang, und zwar zwischen dem höchsten TjjPp!' Sau einen schönen Ursprung. In Schnee-Gebirge. Massen der Kupffer-Topographia, unter den Stich, welcher in besagter Topographi* hat dieses Wasser den erstem Theil beh den Ober-Crainerischen ^A^llrechten Ort seiner Beschreibung: Flüffen und Bächen sich befindet, beydes -MFdoch muß _ allhie so viel besserer den Sprung und auch den stracks for-Lauterkeit wegen, gleichwol so viel angezeigt mirten See weiset, werden, daß dieser Fluß, den man die Das mögte wol eine frische Sau heissen, Wocheiner Sau heisst, aus dem Loch die gleich beh ihrer Geburt einen so mäch-eines gantz glatten Felsen eines mächtig- tigen Sprung thut, und nachdem sie kaum Eine alte Jagt-Tafel^ Welche gleich nach ihrem Fall sich weit ausbreitet. Unterschied zwichen dem Ursprung der ersten und andren Sau. Gefährliche i erschreckliche Fahrt an etlichen Orten deß Sau-Strome. ausgeschüttet, gleich alsofort eine solche beinigten Säuen, den Türcken. Damit ja Grösse gewinnt. Billiger sollte sie da ein alles fein säuisch bey dieser fliessend- und Krokodil heiflen, als die Sau. Denn das Flut- stürtzenden Sau sehe, so werden Krokodil soll, indem es von seiner Mutter auch keine andre Schiffe auf der Sau Leib heraus geht, mehr als drey mal so gebraucht, als die nur aus einem einigen groß werden, weder es heraus gekommen; Baum ausgehölert, und einem Sau- und diese Wocheiner Sau macht es gerad Troge gleich geformet sind. auch also, wird gleichsam aus einem klei- Wir wollen der Sau ein kleines Bächlein item Färcklein alsofort eine grosse Sau; allhie anknüpffen; ob es gleich mit ihr das ist, nachdem sie kaum aus ihrer Mutter keine Gemeinschafft hat, sondern durchs s ~ 6ag Trag-Sack, (aus dem Loch deß Felsens, Kancker- Thal rinnet, und Urobleko be- sich an das meyne ich) hervor- und hinabgesprungen, namst wird. Denn ob es schon kein groffes MiMm-R-d wüchset sie gleich bey solchem ihrem Ur- Wasser ist; hat es doch was Besonders an ,U1 f' sprunge zu einem grossen See. sich. Es henckt sich an das Mühlen - Rad, Hingegen aber ist der Ursprung der an- (angemerckt eine Mühle von diesem Bäch-dren Sau viel fauler, als die, in der Ebene lein herumgedrehet wird) und wird so hart, aus einem morastigen Ort (wiewol das wie Stein; also, daß der Müller offt mit Wasser dennoch gantz frisch ist) ihren ersten einer Hacken drüber - und den Stein her-Aussprung thut. unter hauen muß, damit das beschwerte Diese zwo Säue stoffen oberhalb der Wasser- Rad frey, und in seinem Gange Stadt Ratmansdorff zusammen; und nicht verhindert werde. Welches er dann nach solcher Vereinigung wältzt sich die desto leichter und glücklicher verrichtet, weil also verdoppelte Sau alsdann, oder fliesst der Stein nicht gar zu hart. Dieser aus und schiefst gar schnell durch gantz Crain in dem Waffer erhärtete Stein sihet sonst die Türckey hinein zu den rechten zwey- schwärtzlich aus wie ein altes Bley. à XXXIX. tapifM. Von Entsetzlicher Schifffahrt, über die, zwischen Felsen hinabspringende Sau. (Üefähr- und crfchrechtiche Fahrt an etlichen Orten defs Jan - Ulnffes. Wie behänd und gefrltichlirh die Schiffer das Schiff regieren muffen. Woben arar bifs-tceilen, doch nur feiten ein (Bngtiirh geschieht. Was für Schiffleute sich diefer Fahrt unterstehn können. Wie man allda ben Auchfahrt hinüber hornrnt. Enger und fchmindlender Steig dafelbst. ie Sau ist vorhin ein sehr un- Denn in diesen drehen Meilen giebt es gestümes , und schnell-fort- lauter hohes und steinigtes Gebirge, strömendes Wasser, schnarcht zwischen welchen die Sau über hohe Stetnaber und brauset noch viel zör- Felsen, von einem Strudel auf den andren niger an solchen Orten, da ihr dahin fährt. Welches sich gar grausamlich die Stein-Felsen ihren Lauff lässt ansehn, absonderlich wenn das Wasser brechen, oder bedrengen, oder klein ist. Denn je kleiner dieser Fluß, je auch stürtzen wollen. Und dann grösser ist die Gefahr. Wann aber der ist es eben so rar und seltsam, als er- Fluß gar groß ist,_ und die gewöhnliche schrecklich anzusehn, wie die Schiffe über Grösse Übertritt, lassen sich angezeigte drey die gähe Abfälle dieses Fluffes dahin fahren, Meilwegs unmöglich fahren, angeschaut nemlich zwischen dem Marckt Ratschach alsdann das Wasser von allen Seiten und dem Schloß Grafenweg; welche beyde in die Höhe springt. Denn es thut Oerter zwo Meilen voneinander ligen. zwischen den Stein-Felsen einen hohen Ae das ««dffer 9< Fall, und wird von andren Stein-Felsen aufgefangen, welche aus dem Wasser hervor gehn, wie beygesetzte Kupffer-Figur solches in recht natürlicher Gestalt vorstellet. Wer es zum ersten Mal sihet, entsetzt sich dafür, und kann schier nicht glauben, daß es möglich sey, mit einem Schiffe dahinab zu kommen, und nicht vielmehr sich dem Untergange in den Schlund zu stürtzen. Nichts destoweniger fahren unsre woler-fahrne Unter-Crainensche Schiff-Leute mit ihren Sau-Trögen, nemlich mit denen also geformten, und noch dazu mit Waaren oder Gütern voll-geladenen Schiffen ohn einige Sorge und Furcht drüber hin. Allein die darinn befindliche Leute müssen sich entweder niderlegen, oder starck an-halten, damit sie bey solchem Sprung und Schuß, welchen das Schiff thut, nicht hinein fallen ; wofür die Schiff-Leute sich schon zu hüten wissen. Der Schuß selbsten aber, welchen das Schiff durch das Wasser thut, geht ^ar wunderlich; angesehn, das von dem Schiff-Fall getroffene Wasser auf-und in die Höhe springt, und das Schiff dahin durchschiffst. Hiebey muß aber die Behändigkeit deß Schiffmanns das Beste thun, und durch bequeme Lenckung die Unbequemheit der Fahrt ersetzen. Denn es geschicht offt, daß bey solchem Abfall viel Wassers in das Schiff kommt, und selbiges füllet; Verhalten muß alsdann der Schiffer hurtig und geschwinde anländen. Wozu er dann desto eher kann gelangen, weil zwischen zween Felsen daselbst nicht eine Klaffter breit Raums ist, allda er das Wasser ausschöpfft, und alsdenn weiter sortfährt. Uber das muß der Schiffmann auch das Schiff schier in einem Augenblick, wenden, damit es nicht an einen Felsen stoffe, und zerscheitert werde, sondern wie eine Schlange durch die Felsen gehe. Wann aber die San ein wenig groß ist, bedeckt sie die untere Felsen mit gnugsamen Wasser ; Verwegen hat es alsdann nicht so grosse Gefahr, drüber zu fahren. Unterdessen begiebt sichs zu Leiten dennoch wol, daß bey diesem Wasser-Fall Belleslap genannt, ein Unglück vorgeht, und die Leute, ertrincken. Als wie im Jenner 1686. Jahrs geschehen; da man bey kleinem Wasser in einem Schiffe Mühlsteine geführt. Denn als selbiges Wie behänd und ge-schicklich die Schiffer das Schiff regieren müssen. Wo bey zwar bißweilen, doch nur selten ein Unglück geschicht. Schiff über diese Waffer-Stuffe mit dem Fall sich hinab gelassen, seynd nur die Mühlsteine hinunter gerutscht, und das Schiff ist zu kleinen Stücken gangen ; worüber dann zwey Weiber ersoffen, die Schiff-Leute aber wieder heraus gekommen seynd. Aber von solchen Unfällen höret man nur selten etwas ; sintemal die geübte Erfahrenheit der Schiff-Leute mit Fürsichtigkeit dergleichen Fällen gemeinlich vorbeugt. Aber daß die Güter oder geladene Waaren drüber naß werden, ist nichts Neues. Wenn fremde Leute sich im Schiffe befinden, pflegt man sie oben auszusetzen, und der Schiffmann mit seinen Knechten allein drüber zu fahren. Welche Leute es aber schon gewohnt, die steigen nicht aus, sondern bleiben bey den Schiff-Leuten, und fahren samt ihnen hinüber, für Es unterstehen sich aber nicht alle Schiff- Mfflk'à sich Leute dieser Fahrt, nemlich diejenige, so unterstehn dieses Strichs der Sau nicht tool erfahren tonnen. sind; denn solche getrauen sich gar nicht, dieselbe anzugehn. Die Schiffmänner in Ober-Crain können zwar den Sau-Strom wol beschissen: aber zwischen diesem Gebirge wagt es ihrer Keiner; denn allda darff sich zu dieser erbosst-gruntzenden Sau Keiner nahen, den sie nicht aus täglicher Übung und Erfahrung sehr wol kennet. Wenn man zurück fährt, so muß bey diesem Waffer-Fall Alles aus dem Schiffe genommen und diffeits deß Flusses auf dem Rucken zu Lande getragen werden; das Schiff aber müssen sie mit Seilen und Stricken über den Fall (welchen man im Rückwege füglicher eine Stuffe nennen könnte) hinauf ziehen. Hernach labet man die Waar wieder ein. Auf der andren Seiten deß Stroms aber ist ein Fußsteig in die Stein-Felsen eingehauen; der etlicher Orten kaum einer Spannen, oder wenn es wol gemeffen, eines Schuhes breit; weswegen Mancher darüber den Schwindel bekommt, wann er hinunter in die Sau schaut. Denn der Steig steigt mächtig-hoch, also muß man alsdann nothwendig in eine gähe Tieffe hinab blicken. Nichts destoweniger reiset man mit Sam-(oder Saum-) Pferden, das ist, mit beladenen Rossen drüber. Es wird auch eben dieses schmale Pfad beritten; aber mit einem scheuen Pferde wollte ichs Keinem rathen; denn dafern es im geringsten wofür erschreckte, und den Huef aus dem so engen Steige verrückte, würde es einen Sprung gelten, der Hals, Arme und Beine sowol dem Reuter, als dem Roß kostete, und müssten beyde der Sau in den Rachen fahren. Wie man allda beq der Rückfahrt hinüber fornir1' Enger und schwindlendck Steig daselbst. Viel-rühriger Ursprung der Jgg. 3)as XL. tapifM. Bon einem schönem Ursprünge, und etlichen schauwürdigen Mühlen. Viel-rölmger Ursprung der Igg. (Eine jMliche MM gleich dabeg. Warum dieselbe in der (Ebne bann getrieben werden. Ungesundheit dieses Ipring-Wassers. Geschwinde Kchijfbarheit dieses Ursprungs. Mühle so nicht ferm rem Ursprünge und (ßnde defs Wassers steht. ngemeinm Spring-Quellen der Ort gantz beysammen, und zwar gleich Flüsse hat man wol Ursach unter dem Schloß Thurnigg, sodem Herrn cheyzusetzen den schönen Ursprung Baron von Engelshaus gehörig. .deß Flusses Igg, so insgemein Gleich bey diesem Ursprünge findt sich Eine statr ?Ishéca wird genannt. Denn eine, jetzt-gedachter Herrschafft Turnigg dieses Fließ-waffer, die Igg, zuständige, stattliche und grosse Mühl mit entspringt aus einem harten vielen Läuffen (oder Gängen) und Stäm-Stein-Felsen in der Ebne und pffeln; imgleichen eine Säg-oder-Schneid- zwar aus unterschiedlichen Röhren und Mühl, womit man die höltzerne Läden Löchern, welche doch gleichwol an einem oder Bretter sägen oder schneiden kaun. Warum dieselbe in der Ebne kann 8'trieben werden. ^ngesundheit d>°se« Spring-Wassers. Solche Säg - oder Schneid-Mühlen erfordern sonst einen starcken Trieb, der vermittelst eines hohen Wasser-Falls zu geschehen pflegt; und allhie ist doch Alles tn der Ebne ohn eine Stürtzung oder Fall deß Masters. Aber der Mangel solches Abfalls wird hier durch den häufig-und starcken Ausschuß oder Heraus-Fluß deß Wassers, der einen starcken Gewalt und Nachdruck mit sich führt, ersetzt. Dieses Spring-Waster gleicht dem gs in der Kälte, und dem Krystall in der Klarheit; ist aber ungesund zu trincken; denn wer davon trinckt, bekommt alsobald das Fieber. Laufft also dieses Masters Eigenschafft in der Würckung allen andren Erainerischen Mastern entgegen; angemerckt, alle Brunn-Quellen, die so Eys-kalt und klahr heraus brechen, insgemein sonst einen gesunden Trunck geben, dieser kalte und Helle Ursprung allein aber ein Ursprung deß Fiebers demjenigen wird, der seinen Durst darinn kühlen will. Einen guten Steinwurff von dieser Spring-Quell ist diß Master allbereit schiffmch und voller Schiffe, darinn man allerley Maaren, auf Laibach zu führet. In der Grafschasst Aursperg ligt allernechst bet) der Pfarr S. Kantian eine Mühl im hohen Gebirge, die zwar nur schlecht hültzern und klein, und nur einen Läuffer hat, aber doch ihrer Situation oder Lagers halben rar und denckwürdig ist; wie an der Kupffer-Figur zu sehen, welche in unserer Kurtzen Topographia, unter denen in die Erde gehenden Mastern deß Dritten Theils von Crain, nemlich deß Mitter-Crams, sich erweiset. Denn das Wasser entspringt gleich ober der Mühl, laufft durch eine hültzerne Rinnen auf das Rad zu, fällt aber unter dem Rade alsofort in ein Loch, und geht in die Erde hinein. Welcher Gegend es aber seinen Mieder-Ausgang nehme, das weiß Niemand. Also ist diese Mühl unferrn von dem Urspruge und Ende ihres Masters erbaut. Geschwinde Schiffbarkeit dieses Ursprungs. Miihle, so' nicht ferrn vom Ursprünge-und Ende deß Wassers steht. Das XLI. iapitfel. Von einer seltsamen Mühl, mitten in- und unter einem See. Vierechter Mühl-Thum. Mühle die unter dem Jee geht. Mieviel Setregds ein Starr hält, liefe Mühle utufs zu geirtffer Zeit Miteinander genommen werden. Alsdann werden durch das Loch. Meer - Jfifche herauf geworfen. S^hjutel wunderbare und seltsame. der See allda nicht übrig tieff, weil die Mühlen habe ich * gesehn, auch Mühle nicht weit vom Lande steht in Mühl-Thurn-unterschiedlichen Büchern ge- der Figur eines viereckten Thurns. lesen; aber niemals eine solche Inwendig aber, unter dem Wasser, . gesehen, vielweniger gelesen, als und tieff unter der Erden, ist eine Mühle unter dem diese von welcher ich jetzt reden daselbst gebaut mit zween grosten Lauf- See geht. ^ will; glaube auch, man werde fen. Hernach so gibt es mitten tm Thurn ^ schwerlich sonst irgendswo der- ein grosteg Loch, so wie ein Fenster geglichen eine finden. Diese Mühle steht macht, wodurch das Master dieses Sees unter der Herrschafft Wachsen st ein rinnt, und tieff hinunter in die Erde (sonst insgemein Cosgliaco genannt) so fällt ins Loch, und durch selbiges aus unter die Grafschafft Mitterburg, und die Mühl-Räder. Die Mühl-Steine dem Fürsten von Aursperg gehörig. Sie werden dadurch so starck Herumgetrieben, ligt im Zepitscher See, und zwar mitten daß diese zween Läuffer in einer Stunde im Wasser, und ist von Steinen so gut mehr Getreydes mahlen, als sonst eine gemaurt, daß es Wasser hält. Mietool andre der allerbesten Mühlen in vier Dalv. IV. Buch. 10 Wieviel Ge-treyds ein Star hält. Stunden. Daher man gemeinlich allhie in 24 Stunden 15 Star Meel bekommt. Ein Star Weitzens hat ungefähr 160 Pfund Weitzens, und ist viel grösser, als im Reich ein Metzen oder Vierling. Also fällt demnach diß Wasser, welches die Räder treibt, gar gähe hinunter, und kommt gar ins Meer. Dieser See wird Arf'a genannt, weil der Fluß Arfa aus demselben daher rinnet. Er hat einen kleinen Ausgang, da wo das Wasser hin-ausfliesst, und zwar nicht weit vom User vorhin ein Loch mitten im Wasser gehabt, da sein Wasser hinein geloffen; anjetzo aber ist diß Loch mit einem Thurn um-gemaurt, und die Mühle drein gemacht, also daß die Mühle tieff unter der Erden und unter dem See ihre Stelle bekommen hat. Welches gewißlich keine gemeine sondern rare und merckwürdige Invention .ist. Dabey dann auch zu mercken, daß, J^zugewisser ^ann das Meer ungestüm wird, bevoraus Zeit tiottmv . CYrv . V < ■ „ ander genom- wann der Wind, welchen man msgemem NIM werden. Sirocco nennt, wehet alsdann das Meer in dem sinu Flanatico (oder engem Adri-atischem Meer-Busem, den der Jtaliäner Golfo Carnero heisst) sich gar starck bewegt; weßwegen der Müller alsdann die Mühle geschwinde voneinander schlagen, und das Gerüst oder Holtzwerck viel höher hinauf tragen muß, als der See ist; ge-staltsam die Mühle mit Fleiß also zugerichtet und gemacht ist, daß man sie bald zergäntzen und füglich zerlegen, oder vielmehr voneinander schlagen kann. Die Mühlsteine aber lässt er drunten liegen, Diese Mühle und die Mühle hernach also offen. Er merckt auch gleich, wanns Zeit ist, die Mühle voneinander zu thun. Denn sobald aus der Erden, das ist, aus dem Loch, da sonst das Wasser deß Sees hinein läufst, das Wasser spritzt, nimt er solches an für das Zeichen, daß er das Holtzwerck der Mühlen müsse voneinander nehmen, und von unten herauf bringen. Welches er dann auch noch zu rechter Zeit thun kann, weil anfänglich das Wasser nur ein wenig spritzt, und hernach alleweil stärcker, zuletzt aber mit so ungestümer Gewalt heraus dringt, und empor fliegt, daß es Alles, wenn mans nicht wegthäte, zerbrechen, ja soferrn man ihm nicht Lufft machte, gar den Thurn voneinander treiben würde. Bey solcher Begebenheit wirfst es dann unterschiedliche gute Meer-Fische heraus. Durch welches Mittel man in diesem See zu Zeiten gewisse Meer-Fische bekommt, wie mir * fürnehme Leute, die selbst davon gessen, beglaubt haben. Diß gibt eine Anzeigung, dieses Loch im See müsse einen Durch-Gang oder Klufft haben, so ins Meer hinab reiche. Wann aber das Meer widerum still wird, geht kein Wasser mehr aus dem Loch herauf; darum fügt der Müller alsdann seine Mühle hurtig wieder zusammen, daß sie nicht länger feyren dörffe. In meinem Augen ist diese Mühle eine grosse Raritet; und wer sie recht betrachtet, wird auch wol keiner andren Meynung seyn. ®as XLÜ. iaptfM. Von unterschiedlichen kleinen Seen in Crain. Der kleine See Mitalo. See Key Prükel, dessen Fische mit Mooss beochfen find. Gn andrer Wasser-MM, so dergleichen Fische giebt. Kleiner See bey S. Anna. Wühle, so man Fenster nennet. ’ett wir in diesem Buch uus ver- derselben in unserer Kurtzen Topographia l pflichtet Haben, dem Hochgeehrten schon beschauet haben. Massen wir an die-'Leser die Curiositeten deß Landes fern Ort dieselbe nur darum, gleichwie vor-Crain zu zeigen, können wir nicht hin auch bey unterschiedlichen andren, in geneben hin, denselben auch zu etlichen klei- feuchter Topographischer Beschreibung schon neu Seen zu führen, doch dabey nicht lange erzehlten Sachen geschehen, fiirtzlich_ wie-aufzuhalten, eingedenck, daß wir die meiste derholen, damit der Leser alle Curiositeten Alsdann werden durch das Loch, Meer-Fische herauf geworfen. Der See Mitalo. des Landes desto leichter finden, und in diesem Such, so dazu insonderheit bestimmt ist, beysammen haben möge. Man dörffte wol die unterschiedliche kleine Seen in Crain, die wir jetzo berühren, vielleicht für keine rechte Seen erkennen wollen, wie sie dann eigentlich auch nicht dafür gehalten werden; man gebe ihnen aber gleich diesen oder einen andren Namen, so haben sie doch eine besondre Gelegenheit oder Umstände, wodurch sie von gemeinen Seen, dabey man nichts Ungemeines antrifft, in der Cnriositet einigen Vorzug empfahen. Unter diesen setzen wir voran den kleinen See Mitalo, der unter einem Felsen in Unter-Crain nicht weit von Ratschach ligt, nnd Fische giebt. Denselben bringt schier nichts anders unter die Seltenheiten, als dieses, daß von Knemberg ein Loch zn ihm herab geht. Welcher Gestalt ein Mal ein paar Ochsen dadurch hinabgefallen, ist an offt gedachtem Ort schon erzehlt. Der andre, so in Ober-Crain nahe J2kla.’ besser! beh dem Dorff Priikla gefunden wird, bewachsen, ^ ist ein morastiger kleiner See, daraus offtmals Fische, die mit Mooß bewachsen seynd, kommen, gleichwie ans dem roten Meer manche gleichfalls mit angewachsenem Mooß bekleidete, oder auch mit Mnschel-nnd Auster-Schalen besetzte ge-fischet werden. Drittens verbrüdert sich jetztgemeld- See bey Pm'! 1 i ter See in solcher Eigenschafft mit einem andren, den man zn Mühlstäten im Kloster - Garten findt. Denn derselbe entsteht ans eben derselben morastigen Brunn- Quelle; dacher er eben sowol Mooß-begrünte Fische hegt. Welches zwar nicht für den Magen, als welchem mit mosigtem Fischwerk schlecht gedient, doch aber für die Augen eine kleine Schau-Lust ist. Denn das Seltsame ist offt, so lang es seltsam bleibt, dem Gesicht angenehmer, als das Gewöhnliche; ob dieses gleich am Werth nnd Güte jenem weit vorgeht. ^Vi erdt ens ist unter solchen kleinen Seen auch einer bey S. Anna in Mit* ter - Crain, zwischen Laybach und Ober-Laybach, von dem wir die an oberwehu-tem Ort geschehene Beschreibung nicht verdoppeln wollen. f ünfftens, so hat es zwischen Lay-Igg nnd Ober-Laybach noch gar viel dergleichen überaus - tiefe Waffer-Psühle oder Löcher voll Wasser, welche man insgemein die See-Fenster nennet. In diesen weiß man schier keinen Grund zu ermessen. Welche Ungründe denn zu mercken geben, daß diese kleine See-Pfühle oder Waffer-Löcher unten durchfällig werden, und zu dem Schlunde eines tieff unter der Erden gehenden Canals eingehen, oder vielmehr von demselben herauf reichen. In etlichen derselben halten sich viel schöne Fische aus. Das LXIII. ffiapiffßf. Von etlichen Wassern, dabey an den Fischen was Besonders zu mercken. (Bin See der fdttnrtee und ungesunde Forellen giebt. Wajser, darinn kein «dpfdt lebendig bleibt. Kote Forellen atifritcn Unser Weben Frauen Tagen. Ausgang der Forellen um Frobnleidmatns-Tag. Wie soldies Anlass, Zur Daitdtsagung gegen Gott erwecken könne. demselben kommen bißweilen sehr grosse, ^ gliche Büchsen-schüfst weit von èden heidnischen Begräbnissen, welche oben im XXII. Capittel beschrieben worden, wird man von acht biß zehn pfündige Forellen in den Bach Beleza. Welche mit ihrer schwartzen Farbe selbsten gleichsam war-eines kleinen Sees ansichtig, neu, daß man sie gehen, und unge* welcher mit Schilfs-Rohr und geffen lassen soll, so man nicht febrim Mooß völlig bedeckt ist. Aus tertianam intermittentem, oder sonst Dem ein andrer hià gleichet. See bey S. Sinn®. Psiihle so man Fenster nennet. See daraus schwartze undungesunde Forellen kommen. Wasser, darinn kàFisch,lebendig bleibt. Rote Forellen zwischen Unser Lieben Frauen Tagen. Ausgangs der Forellen, um gewisse Jahr-Zeit. quartanam intermittentem (das unterlassende drey-oder auch sonst viertägige Fieber) bekommen will. Aufrichtiger erzeigt sich das Wasser Rakiténscheza, indem es lieber gar keine Fische haben will, als daß es ungesunde und schädliche, hegen sollte; denn es bleibt kein Fisch darinn leben, wie vorhin schon in der kleinen Topographia solches eingeführt worden, und auch Zei-lerus ein dergleichen Wasser in seiner Epistolischen Schatz-Kammer, anzeucht. ») Das Wasser ist je sonst der Fische eigenes Element, und darum fast wunderlich, daß dieses den Fischen so abhold; aber man kann leichtlich erachten, daß der Grund müsse mit einigen Mineralien, so den Fischen am Leben schädlich, gemischet seyn. Sonst will auch (beh uns in Crain) für etwas Rares und Merckwürdiges geachtet werden, daß die Forellen in der Gurck, beh dem Unsprunge dieses Wassers, zwischen Unser Lieben Frauen Tagen rot fehnd, zu andren Zeiten des Jahrs aber nicht. Ich * Habs von einer gewissen Person, welche selbst etliche Jahre nach einander gar offt dabey gewest, als man daselbst gefischt, daß man niemals sonst im Jahr rote Forellen, ohn allein zwischen Unser lieben Frauen Tagen, gefangen, und zwar allem beh besagtem Ursprünge. Ob solche rote Forellen zu solcher Zeit allein aus dem Ursprünge hervor-und hernach wiederum hinein gehen, oder ob sie nur solche Farbe in gemeldter Zeit behalten, kann man nicht wissen. In Unter-Crain, nahe beh Unter-Erckenstein, kommen in dem Wasser Stani gai alle Jahre an einem gewissen Tage, nemlich am Frohnleichnams-Tage, die Forellen beh dem Ursprünge jetzt» genanntenBachs Stanigai heraus. Massen mir von unterschiedlichen Leuten für gewiß erzehlt worden, daß sie selbst solches erfahren, und als sie etliche Tage vor Frohnleichnams-Tag darinn gefischt haben, ihnen gar keine Forellen ins Gesicht oder ins Netz gekommen, wann sie aber etliche Tage hernach darinn gefischt, alsdann Forellen genug von ihnen gefangen worden. ****** Anmerckung. [Wir lassen solchen frommen einfältigen Leutlein hierüber ihre Gedancken zwar unverhönt, begehren doch gleichwol auch unsers Theils, dieses für keine Gewißheit zu setzen, daß solches von dem Frohnleich-nams-Fest herrühre, als welches nicht eigendlich auf die Fische, sondern Menschen sein Absehen hat, auch vormals zehen Tage später eingefallen; sondern halten dafür, es bringe die natürliche Gewohnheit und Zeit der Forellen dieses Bachs also mit sich. Woferrn dieser Bach schon bey noch heidnischen Zeiten geflossen, werden ohne Zweiffel auch damals schon die Forellen um selbige Zeit sich hervor begeben haben. Es ist nichts Neues, daß bißweilen einerlei) Fische an einem Ort früher oder-später, als am andren herausgehen, und ihre besondere Zeit halten. Weil aber gleichwol die Forellen dieses Bachs mit dieser ihrer Zeit und Weise, sich von andren Forellen absondern, geben wir ihnen billig unter den Curiofiteten eine Stelle. Und weil der gebenedeyteste Frohnleichnam deß Allerheiligsten eine Brunn-Quelle alles, so wol zeitlich-als ewigen Segens, auch demselben laut deß 8. Psalms Alles unter seine Füsse gethan ist, Schafe, Ochsen, die Fische im Meer, und Alles was im Meer gehet; so kann die Zeit-Ordnung, welche diese Forellen beobachten, dennoch gar füglich Anlaß geben, sich deß geist-und leiblichen Segens, welcher dem H. Frohnleichnam das Geleit giebt, oder vielmehr von demselben, als wie aus dem Wasser deß Lebens, herausfliesset, mit Dancksagung zu erinnern. Wozu insonderheit ein Fisch als das Sinnbild deß Glaubens sich trefflich wol bequemt. E. Fr.s Wie solsch^ Anlaß zur DancksaguNg gegen (Sott erwecken könnt. Vas XLIV. tapittef. Bon dem seltsamen Lausf deß Flusses Reka, und deß Timavi. ^ N h Slt. Seltsamer Aus- und Ginlnuß defs Masters Reka. Der steben-rohrige Timavus-Strom. Welcher Gegend der Timavus eigendlich ausbrüchig wird. Kirchen Be- richt von diesem J[tufs. Herg, den die Allen Timavum genannt. Vormalige Insel daselbst. Wann-Vad. Nrsach der Zu- und Abstut des Timavi. Was an den Forellen dieses Stroms ru verwundern. Rngemein-groste Isorellen. Wie in Timavo die Meer-Mi jlche, ben häustgen Schaaren gefangen werden. ^aß die Natur in der Wafser--^unst Meisterinn sey, und dem menschlichen Gesicht manche »Lust anzurichten wisse, erweiset i sie an vielen Orten, sonderlich aber bey- und mit dem Wasser Reka bey 8. Kazian, auf dem Karst. Es ist würdig und lustig zu sehen, wie sich daselbst das Wasser durch die Berge schwingt und zwingt. Denn erstlich läufst dieses Gewässer unter der Stadt 8. Cazian in den Felsen, und auf der ändern Seiten wiederum heraus, doch bald wiederum in einen andren pyrami-dalischen Felsen, als ob es gleichsam einen steinernen Hut nach dem andren aufzusetzen verlangte. Denn, nachdem es sich zu dieser felsigten Pyramis oder Kegel-Seulen eingestürtzt, eilt es zur andren Seiten wiederum heraus. Uber eine kleine Weile hernach geht es abermals in den Berg und in den Felsen, beharret auch alsdann etliche Meilwegs unter der Erden, und nachdem es vier oder fünff Meilen unter solcher finstren Obdecke fortgelosfen, bricht es bey S. Johannes unter Tybayn durch sieben oder neun Löcher wiederum hervor ans Licht mit starckem Strom, und erbreitet sich zu einem grossen Fluß; welcher mit einem andren Namen, Ti-maus genannt wird. Sobald er durch besagte Nähren sich heraus gestürtzt und gar breit ergossen, läufst er nicht weit mehr, sondern ersäufft sich bald im Meer. Er thut aber gedachten seinen sieben-röhrigen Sprung nachgesetzter Orten. Bey S. Johannis und bey Tibeyn W« entspringt er auf der Wiesen, wo der freye Graf-Turnische Roß-Kirch-Tag (oder bruchig wird. Kirch-Weihe) gehalten wird, aus zweyen Löchern. Das dritte Loch ist unter der Kirchen S. Eatharinen, da wo sich Ister-reich von Italien scheidet. Das vierdte Loch befindt sich nicht weit davon unter dem Namen Bragantino ; das fünffte, unter dem neuen herrschafftlichem Hause oder Polatz. Das Sechste wird Locaviz genannt. Das Siebende Loch (oder den siebenden Canal) heisst man la Fontanelle, und ist über diesen Ursprung eine gemauerte Brucke gelegt, welche das Bene-tianische Gebiet don dem Crainerischen scheidet. Diese zusammen fliessende sieben Ouell-Sprünge, welche deß Namens T i-maus sich anmassen, lausten nach ihrer Conjunction nur eine Jtaliänische Meile, worauf der Strom ins Meer fällt, und hat es an selbigem Ort seines Einfalls einen Meer-Port oder See-Hafen. Die alte Scribenten, sonderlich Poly-i1 bius, Strabo, Livius, Pliuius, und Andre Ser $ima gebenden dieses Stroms Timavi gar osft. vus-Suo>n. Und unter den jüngern führt der ruhmberüchtigte P. Kircherus einen ausführlichen Discurs von diesem Fluß, indem er sich bemühet, die Ursach zu eröffnen, warum etliche Brunnquellen ihre ordentliche Ab- und Huflut gewinnen, gleichwie das Meer. Drese Gelegenheit führt ihn auch auf diesen unfern Fluß Timaus, welchen seines Berichts die Alten Timavum genannt, sowol als den Berg, welcher unter dergleichen Namen zwischen Histria und Carnia ligt. Der Berg Von selbigem Berge meldet er, daß der-Timanis. selbe viel Waffer-Behalter verdecke, und den Timavus - Strom durch neun Ausgänge oder Strom - Psorten (ostia) von sich breche, deßwegen auch nicht unbillig von den Alten ein Ursprung und Vater deß Meers benamset worden; sintemal er nicht anders als wie in selbigem äufferstem Winckel des Biomedri-schen Meer-Busems, (nemlich zwischen S. Johann und Tybain) das Adriatische Meer selbst ab- und zuuehme, Zu- und Rückflut gewinne, ja manches Mal dergestalt wachse, daß er selbige gantze Lands-Gegend überlauffe und beschwemme. R ^lrCt!'eri Hernach schreibt er von diesem berühmten diesem Fluß. Fluß weiter also : Weil dieser Strom allezeit süß bleibt (ohnangesehn er gleich-wol die Zu- und Ab-flut mit dem Meer-Wasser gemein hat, so verwundern sich Viele darüber, warum er nicht den Geschmack deß Saltz-Wassers an sich nehme. Bormalige Nicht weit von dem Munde oder Aus-Insel daselbst, lauff dieses Stroms sähe man vormals eine Insul, darauf eine sehr berühmte Quell eines Warmbades, so mit dem Meer in der Flut und Abstut sich ver-Warm-Bad. stund, und heutigs Tags das Falcken-Berger-Bad genannt, auch von den Leuten noch häuffig besucht wird; obgleich die Insel durch Anhäuffung deß Lettens mit der Zeit dem festen Lande sich vereinigt, und den Namen einer Insel verlohrn hat, da das Bad nichtsdestoweniger doch noch beharret. Er sucht hiernechst die Ursach, warum dieser Strom so verwunderlich zu- und abnehme? Und warum er sich unter die gesaltzene Meer-Wogen menge, sondern so gar biß an das Meer selbsten seine Süssigkeit behaupte? Solches recht zu erörtern, muß Einer (sagt er) wissen, daß vierzehen Meilen weit von dem Fluß Timavo ein Berg bey dem Flecken 8. Can-zian, (welchen man sonst auf Crainerisch S. Cazian nennet) lige, aus dessen Schoß eine grosse Menge Wassers wie ein Strom sich ergiesse, welche, nachdem sie kaum sich auf der Ebne hat blicken lasten, also fort von einem ihr begegnendem Schlunde erschnappt und so gar verschlungen werde, daß sie nirgendswo mehr erscheine; indem derhalben dieser unterirdischer Fluß dem Meer-Wasser, welches durch einen unterirdischen Canal gleichfalls unten durchwallet, entgegen eilt, und der grossen Gewalt deß Meer-Wassers seiner leichteren Natur halben nicht obsiegen kann, auch wiederum einen Rücktritt zu thun, ihm nicht erlaubt ist; so wird er durch einen andren Canal, der inwendig in dem vielbehöltem und löche-richtem Berge Timavo seinen Gang hat, zurück getrieben, und erfüllet den gantzen Berg von unten biß oben. Wenn nun der Berg von so häuffigem Wasser übermengt und erfüllet wird, giesst er solchen Uberstuß durch vielfältige Löcher von sich aus, und gebiert nach so hoher Schwängerung den Timavus - Strom, welcher, wenn das Meer in der Flut begriffen, wächst und zunimt, und wann es in der Rückflut ist, abnimt. So macht demnach das Meer denent-gegenlauffenden Fluß nicht auf der auswendigen Ebne durch seinen Anfall so geschwülstig oder groß, sondern verursacht demselben solche Zu- und Abnehmung vermittelst deß verborgenen Canals und Wasser-Triebs der inwendigen und unterirdischen Beschaffenheit. Denn, indem der bey dem Flecken S. Canzian (von der Erden) verschlungene Fluß denen unterirdischen Meer-Wellen entgegen wallet, wird er gedrungen, durch gewisse Canäle seine Retirade zu nehmen, und hiedurch der gantze Berg voll Wassers. Welcher Berg aber die eingeschwelgte Uber-Maß alsdann endlich wieder von sich brechen, und damit den Timavus-Strom hervor bringen muß. Dieser überschwemmt hieraus Alles umher, solange das Meer im Wachsen. Wann es aber zurück wallet, und hiedurch der unterirdische Fluß einen freyern Zügel in seinem Lauff gewonnen, folget er denen zurück fliessenden Meerwellen nach. Womit alsdann dem Berge der gewöhnliche (vollkommene) Tribut abgeht, solgendlich auch der Timavus-Strom aus seinen Berg-und Geburts-Quellen soviel Wassers nicht empfähet, solchem nach an seinen Ufern eine Schmählerung leiden muß; biß das Meer wieder in den Zufluß kommt und zwischen beydem Gewässer, nemlich deß Meers und Stroms, ein neues Ringen und Dringen sich erhebt, wovon abermal der Berg sich voll Wassers säufst, und von seinem Überfluß dem Strom die Zunahme oder Ausbreitung schenckt. Solchen Ursach der Flut und Abflut deß Timayi. ®dfj wegen ber Forellen, diesem Sirom zu derwundern. ®r°ffe und schwere Forellen. ®arnm die Mt Stein-Aoler unter °te Raritete" Wechsel deß Ab- nnd Zunehmens treibt also dieser Fluß stets aneinander fort.«) Diese Kircherianische Beschreibung wird von der Natur selbsten, das ist, von der wahren Beschaffenheit unterschrieben. Es ist zu verwundern, daß man in dem Fluß Reka, dem Vater deß Timavi bei) S. Canzian gar keine Forellen findet, aber beh S. Johannis, da solcher Reka-Fluß mit dem neuenNamen Timavi, wieder heraus geht, nicht allein die schönste, auserlesenste und alleredelste, carmosin-rote Forellen, sondern auch die grösseste, so irgendswo zu sehen seynd, gesunden werden, darunter manche am Genügt wol 25 Pfund haben. Daraus schliefst man, es müsse nothwendig unter der Erden ein See seyn, darinn diese so grosse und schöne Forellen erzeugt werden, und zu einer so ungemeinen Gröffe erwachsen. Sonst liefet man beh nt Äliano, daß der Timavus-Stroin auch den allertrefflichsten und sehr fetten Aal gebe. Auf welche treffliche Fischerey vielleicht unter andren Martialis mag gefehlt haben, indem er die Stadt Aglar um deß Timavi willen für glückselig preiset, laut dieses seines Verses: St tu, Jßödcoo felix Jlcfioileia, Üfimavo. o) P. Athanas. Kircher. Tomo I. Mundi Subterranei fol. m. 303. seq. Zwischen S. Canzian und S. Johannis findt man gar kernen weichen Grund, sondern lauter Stein und Felsen; also muß gleichfalls der See unter der Erden einen Schoß von lauter Felsen haben. Wann deß Winters der ßuria, das ist, der Ost-Wind (da es doch dem Laut nach billiger den Nordwind Boream, bedeuten sollte) stank bläset, so sihet man seine Lust, wie sich alsdenn die Meer-Fische in diesen Fluß Timaus retiriren; welche man daselbst dann mit den Netzen versperrt. Denn wann nunmehr der Fluß von See-Fischen wimmelt und wudelt, so ziehet man die Fisch-Garne nahe bey dem Meer über dem Fluß zusammen; damit die Fische nicht wieder zurück gehen können ins Meer. Hierauf sähet man sie aus dem Fluß mit Netzen, mit Fischpern (oder Fisch-Reusen) und allerlei) Fischer-Zeuge, wie man aufs beste kann und mag, auch wol ohne Instrumenten oder Fang-Zeuge, mit blossen Händen. Denn zu Zeiten wird daselbst eine so unglaubliche Menge beschlossen, darüber man erstaunen muß. Den seltsamen Aus- und Eingang aber deß Flusses Reka durch die Berge und Felsen haben wir in der kurtzen Topo-graphia der natürlichen Gestalt nach ins Kupffer gebracht. Me die Meer-Fische in diesem Fluß bey Haussen gefangen werben. 3)as XLV. Eapillet. Bon den großen Adlern in Crain. flnhslt. Warum die große Mein-Adler, unter die Kanteten dieses Iandes m Leiden. Kämpßende Adler werden für ein Vorspiel dess Kriegs geachtet. Adler, so die Ickase entführen. Grimmiger Kampfs zmeener Mein-Adler, nicht weit von Danàig in Preußen. Obfigender Adler ersäufst seinen Feind im Meer. Gin andrer hit,tiger Adler- Kampfs. ie in vorigem Capittel etliche Forellen, ihrer ungemeinen Grösse wegen zu unsren Land-Rariteten mit eingeschwommen, also hat auch der grosse Stein-Adler der Crainerischen Alpen Fug und Recht sich mit drein zu schwingen. Es giebt zwar in theils andren Ländern, zumal in den hochbehügelten und bergigten, eben sowol Stein-Adler, aber überall derselben keine solche Vielheit. Und eben darum zehlen wir sie den Landes-Rari-teten bei), weil sie in Crain so rar nicht wie in Deutschland, und andren Europäischen Ländern; da der Adler als ein >e§ Laude» Lrain gehören. fremder Vogel betrachtet und wunderselten 1 gesehen wird, auch gemeinlich beh den 1 Einwohnern in Betrachtung kommt, als eine Vorbedeutung sonderbarer, und zwar mehrentheils widriger Obhandenhetteu. Wie dann sonderlich die streitende Adler, woferrn sie in einer Lufft, die selten einen Adler - Flügel führet, miteinander die Fe-«ämpffknde dern theilen und kämpffen, für ein Vor-w« ein|$or Zeichen deß Kriegs insgemein ausgenommen sp^sbeß werden, und auch offtmals solchen vorspie-lenden Adler-Flügeln das Feld-Spiel der Heer-Flügel über etliche Jahre hernach zu folgen Pflegt. In Crarn aber würde man sich deswegen keine fremde Gedancken machen, weil der Adler daselbst auf den hohen Alpen kein Mangel, besondern sie so rar sehnd, daß der Landmann und der Schaf- t'trt sie viel rarer oder seltener wünschete. ch vermeyne, daß sie daselbst die hohe Lufft fast täglich durchrudern, und den Schafen gefähr fallen; denn nachdem sie in der Lufft die Gelegenheit mit ihrem scharffen Gesicht ausgespeculirt, schieffen Udler forbie sie blitzschnell hinunter, ersoffen mit Klauen Schafe ent- und Schnabel ein Schaf bey seiner Wollen, führen. führen es also mit sich hinauf in hohe Lufft in ihre Hügel-Nester, und legens ihren Jungen vor zur Speise. Jedoch thun solches nicht alle, sondern nur die Stein-Adler; welche mächtig groß und starck seynd. Wir haben von denselben schon in vorigem Buch gesprochen und unterschiedliche Exempel; derhalben ich mich darauf beziehe, und allhie begnüge mit dem Bericht, daß solche grosse Adler gleichfalls billig unter die Land-Rariteten mit gerechnet werden. • * * Anmerkung. sDaß der Vogel-Streit an ungewöhnlichen Orten auf Krieg oder andre Ver-unruhigungen der Länder oder sonderbare Fälle insgemein gedeutet werde, ist beraubt. Man hält zwar sonst die gar grosse Adler nicht für die tapfferst- und streitbarste, wie man auch gar lange und grosse Leute nicht für mutig halten will. Aber gleichwie das Letzte vielmals triegt, und sowol durch die lange Person Keysers Julii, als deß jetzigen Königs in Franck-reich, Ludwigs deß Vierzehenden, trefflich widerlegt wird; also trifft auch solches bey allen Adlern durchgehend nicht ein. Denn die Stein-Adler seynd schier der I gröffesten Art, und doch darum von Mut nicht kleiner, sondern streitbar und grimmig im Kampffe. ‘ Ich habe im vorigen Buch, da der Herr taupt-Author von der wunder-groffen tärcke und gewaltigem Flügel-Schwung deß Crainerischen Stein-Adlers discurrirte, ein denckwürdiges Gefecht eines groffen ungeheuren Adlers mit zwölff Frantzosen in der Anmerckung beygefügt, aus der Feder deß Cavalliers de Ponti : Jetzo solle uns hier ein Paar Stein-Adler, welches im Jahr 1666 am 6. Jenner, nemlich am Heil. Drey-Könige Tage anderthalb Meilen von Dantzig in Preussen, unweit vom Dorff Kalipke, einen Lufft-Duell miteinander gehalten, solches bestetigen. An jetzt-erwehntem Ort, der ungefähr Grimmig« eines Mußketen-Schuß weit von der Ost-See ligt, wurden von den Fischern, wel- @tcm-W« che allda nicht ferrtt vom Strande mit 6et) ®anW ihren Netzen bemühet waren, zween selbiger Orten ungewöhnliche Stein-Adler in der Lufft erblickt, welche man nachmals zwo Elen hoch befunden; daraus leichtlich zu ermessen, was sie für Grösse und Stärcke müssen gehabt haben. Selbige Fischer erzehlten, daß diese zween Feder-Fürsten von ein biß drev Uhr nach Mittags, und also zwo gantzer Stunden über der See in der Lufft über alle Massen hart miteinander gestritten, auch den Anfang ihres Streits mit einem sonderlichem Geschrey gemacht, gleich als ob sie damit einander ausfordern, und absagen, oder sich selbsten und ihre gantze Stärcke sammt allen Kräfften, als tote mit einem Feld-Geschrey, zum mutigen Anfall aufmuntern wollten. Demnechst haben sie aufeinander gesetzt und gesucht, wie Einer dem Andren einen Vortheil abjagen mögte, endlich aber sich dergestalt angegriffen, daß die Federn in der Lufft herum geflogen, sich gebissen, gerissen, gestossen, und also so lange hin und her getrieben, biß zu letzt der Eine den Andren mit Schnabel und Klauen fest verhafftet, in der Lufft sich mit ihm herum getummelt, ihn auch endlich unter sich gebracht, und also mit ihm hinab in die See gestossen. Als nun die Fischer sie gesehn aus der Lufft herabfallen; seynd sie näher hinzu gefahren; um zu schauen, wie es mit solchem Vogel-Kampff mögte ablauffen. $er obsiegende Mer ersäuft fernen Feind rot Meer. ®tt andrer Adler-Kampfs. Da sie dann gewahr worden, daß der Überwinder seinen unter sich habenden Widersacher Mahl über Mahl unter das Wasser getaucht, auch demselben oben in denKopff ein ziemlich Loch gehackt. Welches Loch dennoch ihm nicht gleich tödtlich gewest, sondern das Meer, darinn ihn der Obsieger ersäufst hat. Es hat dennoch der erbitterte Obermann den Ertränckten nicht loß lassen wollen, sondern denselben immerzu fest gehalten, und ist also auf ihm sitzen geblieben. Wie er dann auch so bald von dem obgleich schon todten sich nicht wol loß wircken können, weil sie, da die Fischer an ihn gelangt, mit den Klauen fest annoch ineinander verwickelt gewest. Welches den Fischern zum Vortheil gedient, deß Lebendigen, der sonst ihrer sich hesftig borsite erwehrt haben, desto leichter mächtig zu werden. Worauf sie den Lebendigen samt dem Todten nach Dantzig getragen. Schier eylff Jahre weniger drey Monaten zuvor nemlich am 2. Aprilis 1655 haben sich gleichfalls, drey Meilen von gedachter Stadt Dantzig, zwischen denen beyden Dörffern Zitzo und Sägers zw een Adler in der Lufft sehen lassen; welche Nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr feindlich aneinander gereihten, und bey einer Stunden lang sehr scharff geduellirt. Der Eine kam von der Seekannt, der andre aber aus Kassuben angeflogen. Bald anfangs, da sie einander von fernen erblickt, haben sie theils durch ihr Geschrey, theils durch ihren sonderbaren Flugg zu erckennen gegeben, daß sie einander nicht hold, sondern eine sonderliche Feindschasit wider einander hetten. An-gemerckt, sie nicht gleich so geschwinde aufeinander stiessen, sondern zuforderst sich mit einem sonderbaren Geschrey befehdeten, und davon dem Streit einen Anfang machten; wie man beym Tressen vor dem Ansatz die Trompet erschallen läsit. Sie suchten auch, erfahrnen Kriegsleuten gleich, Einer dem Andren einen Vortheil abzuhaschen; und als der Eine solchen vor dem Andren erlistet hatte, schoß er alsobald ans ihn zu, und that den ersten Anfall, setzte ihm mit Schnabel und Klauen hart zu. Sein Gegner ließ sich auch nicht faul noch feig antreffen, sondern seinen Adler-Mut und Tapfferkeit tapsier blicken, empfing jenen mit guter Resolution, und wehrte sich so ritterlich, daß man kaum urtheilen kunnte, welcher von Beyden den Meister spielen, und daß Lufft-Feld erhalten würde. Jedoch wichen diese geflügelte Balger auf eine kleine Weile von einander. Sie waren aber kaum von ander, als sie bald darauf den andren Gang thaten, und viel hitziger, denn vorhin einander ansielen; angeschaut die von innen abstaubende, und in der Lufft herumspielende, auch in groffer Menge zur Erden hinab fallende Federn den Zuschauern an stat einer Beschreib-und Vergewisserung dieneten, daß diese beyde Lnfft-Kämpffer kein Spiel, noch Spiegelfechten, sondern gewaltigen Ernst gegen einander übten. Wann ein Soldat im Felde fechten muß, braucht er bey einerlei) Bewegung und Zustreichen aus ein Mal nur einer-ley Gewehr. Indem er seine Musket oder Pistol löset, und mit Feuer den Feind bestreitet, ruhet indessen das Schwert ; und wann der feurige Gruß geschehn, alsdann greifst er erst zum Degen, und beginnt mit demselben seinen Feind gleichfalls zu actioniren; aber diese zween großmütige Flügel-Ritter operirten mit Oberund Nieder-Gewehr zugleich, und befochten einander stets mit dreyerley Waffen. Die starcke Fittichen gaben einen harten Streich über den andren, der Schnabel einen grimmigen Stoß Hieb oder Biß, und die scharff zugreiffende Klauen einen Rups-fer und Riß nach dem andren. Solches Gefecht währete abermal bey einer halben Stunde, ehe denn sie wieder von einander kamen. Dennoch begeherte Keiner die hohe Wahlstat zu räumen, noch die Flucht zu geben ; sondern es schien, als ob sie unter sich die Abrede genommen, daß Nichts als der Tod ihren Kampfs aufheben sollte. Denn sie hatten sich nur eine geringe Weile von einander gesondert, als sie gleich den dritten Gang thaten, und mit unglaublicher Furi zusammen stiessen; nicht anders, als ob sie durch solchen Lufft-Krieg dem Erdboden ein Muster wollten sehn lassen, wie unverzagt man aus seinen (offendlichen) Feind im freyen Felde loßgehen, beharrlichen streiten und lieber das Leben^ als die Standhafftigkeit verlieren müsste. Denn jetzo, da man vermuten sollte, die Ermüdung hette, wo nicht Beyden doch aufs wenigste Einem, den Mut gebrochen und den Appetit zu solcher Schärffe ziemlich geschwächt, ging das Gefecht allererst am schärffsten an, und so ernstlich, daß die zween vorigen Gänge, ob sie gleich lauter Ernst waren, in der Gegen-Betrachtung dieses dritten den Schein eines Schertzes gewannen. Es ließ sich ansehn, als gingen diß letzte Mal Beyde zusammen mit der Entschlies-sung, entweder Eins dem Andren das Leben zu nehmen, oder selbst das Leben nicht zu haben; mit solcher Wüte thaten sie den Angriff und das Treffen. Die Verwunderung kunnte sich nicht ersättigen ob dem Anblick ihres grausamen Gefechts, ihres beissens, stossens, schlagend, reissens, womit sie eine geraume Zeit anhielten und alle Kräffte samt li dem feurigstem Grimm gegeneinander jj auslieffen. Zuletzt aber, da sie sich einander mit Klauen und Schnäbeln ineinander gefesselt, und gleichsam geentert und in solcher feindseligen Allianz eine Weile in der Lufft herum getummelt, ist der Eine dem Andren zu starck gefallen, hat ihn unter sich gedruckt, und also in der Lufft schwebend gehalten, auch als er ihn der schweren Last halben nicht länger zu halten vermögt, dennoch nicht loß lassen wollen, sondern mit ihm zur Erden nider geflossen. Nachdem die Umstehende gesehn, daß sie herab gefallen, seynd sie eilends zugeloffen und gewahr worden, daß diese geflügelte und nunmehr an der Erden ligende Kämpffer sich fest hielten, und weder der Überwinder den Überwundenen, noch dieser jenen wollte fahren taffen ; darum sie beyde voneinander reissen wollten. Aber man kunnte sie nicht voneinander bringen; der übermachte Grimm hatte die Klauen ihnen dermassen eingedruckt, und ihnen die Nägel oder Sporen so sehr eingehäkelt, daß es nicht möglich fiel, sie beyde lebendig voneinander abzulösen; also ward der Überwinder von ihnen erschlagen, und der Überwundene beym Leben erhalten. Massen ich mich dieses Adler-Gefechts, dessen sonst in der neuen Beschreibung der Stadt Dantzig a) gedacht wird, noch selbst gar wol erinnere, zumal dessen, welches ich jetzo zuletzt erzehlt habe, tote-wol es in der Begebenheit das erste gewest. Gleichwie es aber insgemein für eine widrige Vorbedeutung obberührter Massen ausgenommen wird, wann sich einige Adler aus ihrer Kreiß-Gegend in eine fremde zu weit vergehen; also dörffte es meiner Feder gleichfalls von Einigen übel gedeutet und für eine Verwirrung ausgerechnet werden, daß ich mit den Adlern über die Crainerische Grentzen -zuweit hinaus in andre Länder schweiffe, wiewol mich der Crainerische Stein-Adler dazu hat veranlasst; darum halte ich mit mehren Exempeln ein, und ziehe mich zurück nach etlichen wunderbaren Seen in Crain, von welchen in folgenden Capitteln unser Herr Haupt-Author einen leswürdigen Bericht ausführlich abtegen wird.j (a) Sihe Reinhold Curikens Beschreibung der Stadt Dantzig, am 429. Bl. seqq. ■Das XLVI. (BaptfM. Von zweyen Seen unglaublicher Eigenschafft, wie auch von dem Cirknitzer See und der Scribenten Menge, die ihn verwundern. Arveen Seen, die bisweilen ftch feiten, aber niemals finden lassen, dflrchniteer See. Benennung derer Geographorum, die von diefem See geschrieben. Der Cosmographorum. Topographorum. Historicorum. Der ÜUifebÜdter. Der Poeten. Der Calenderfchreibcr. Der Jatur-Forfcher. Mie die alten diefen See genannt. Warum die alte Wmer diefen See Lugeum lacum, oder Lugeam paludem, geheissen. Warum die (Fremden diefen See nicht fo gar umständlich noch richtig haben befchreiben hörnten, djuriofitet eines Pfarrherrn von Ravenna Stoeen Seen, bißweilen N sehen, °°er niemals toben lassen. in (Erforschung der Gelegenheit diefes Orts. Mas die Sente heg CCirchmte für die Melle und Mie der alten Mclt Metuli ausgehen. Irriger Bericht defs D. Schönlehens von Verstopfung der Söcher diefes Sees. Warum man die Söcher nicht verstopfen hörnte. Andrer und dritter Irrthum diefes Authors. Cluverii Bericht von diefent See. Kircheri dreifache Meldung defelhen. Was P. Kircherus für Erfachett der Ötigenfchaften diefes Sees gegeben. Seine abfon-derliche Erhlärung darüber. P- Kircherus hat auch in etlichen Stiichen allltie gefehlt. Erfach, warum beit den Alten von diefes Sees wunderfamen Eigenschaften nichts fehler gefunden wird. Dafs die Aomer etwas von diefent See gewußt, wird aus dem Strabone bewicfeu. Warum Strabo diefeit See nur Mirtetich berührt. Missverstand etlicher Aitthorcn über den hi- und Ablauf diefes Sees. nter allen natürlichen Nariteien deß Landes Crain Halte ich drey Seen für diewnnderbarlichste und nngemeinste; weil sie bald sicht-bald nnsichtbar seynd, wiewol nach nnterschiedlicher Art und Meynnng. Denn zween derselben werden bißweilen nur denen sichtbar, welche sie nicht suchen, noch zu sehen begehren, und verbergen sich denen, so sich mit Fleiß darnach nmsehen. Der dritte aber erscheint zu gewisser Zeit deß Jahrs eine Zeitlang; und verliert sich hernach wiederum. Die beyde erste bestehen schier mehr im glauben als im schauen; weil diejenige Leute, von welchen sie bißweilen unversehens gesehen werden, Niemanden ans den Augenschein dessen, was sie gefehlt haben, führen, und also, was sie gesehen, Einem mit dem Gesicht nicht beweisen können, derwegen man ihnen nur glauben muß, daß sie es gesehn; weil es nicht Einer allein , sondern ihrer Mehr bezeugen, daß es ihnen, wiewol nicht zugleich, sondern Einem diß- dem Andren ein andres Mal unvermutlich zu Gesicht kommen. Der Erste unter diesen beyden lässt sich ungefähr blicken ans dem Berge Mokriz im Mokritzer Walde, der andre im Groß-Reissnitzer Walde. Bon beyden wird gesagt, daß sie bißweilen denen, die in selbigem Walde Holtz hauen, unvermutlich erscheinen, und weil ein umgekehrter Ahorn» bannt darinn stehe, den Anschaner sehr erschreken; wenn man sie aber nachmals wieder zu sehen verlange, lassen sie sich nicht aufsuchen noch antreffen. Mag vielleicht eine gespenstische Tänscherey oder ji Heperey, und unter die natürliche Wunder-Seen nicht zu rechnen seyn. Was etliche Banren von diesen Seen ausgesagt, findet der freundliche Leser im XLVII. Capittel unserer Knrtzen Topographiae. Der dritte aber, der sich dem Gesicht ans gewisse Zeit stellet, und wieder ent-zencht, ist natürlich, nemlich der Circk-nitzer See; den wir mit allen Ehren eine Raritet von Seen titnliren können und ein rechtes Wunder der Natur. Weß-wegen er auch vielen sowol älteren als neuen Scribenten durch die Feder geflossen, und von ihnen unter die sürnehmste Cnriositeten des Gewässers gesetzet worden. Unter den Geographis oder Erd-Be-schreibern haben ihn angezogen diese nachbenannte. I. Strabo, der Seiner im 7. Buch mit diesen Worten gedenckt: Trajectus montis està Tergesta, vico Carnico, ad Lacum Lugenm. a) II. Philippus Cluverius, Tomo I. lih. 3. c. 4. kol. 158. Jmgleichen lih. 4. c. 1. kol. 286. üb. 3. c. 8. kol. 164. III. Michael Aistingerus in Europee virginis tauro insidentis geographica descriptione part. 1. c. 9. IV. Atlas Minor Janssonii, parte 2. V. Atlas Major Plauens. Tom. 1. kol. 42. VI. Mundus chartaceus, oder Geographische Beschreibung kol. 36. VII. Eberhard! Schul tesi Geographisches Handbuch kol. 230. VIII. Šanson d’ Abbeville, Königlicher Majestet in Franckreich Geographus in seiner Land-Charten der gantzen Erd-Kngel, lih. 1. kol. 90. IX. Abraham Ortelins, in Theatro Orbis terrar. kol. 41. X. Unzehlich- noch andre Erd - Bert) Strabo lib. 7. Col. m. 211, Der Circk-mtzer ©ee. Benennung derer Geo-graphorum, die von diesem See geschrieben. Der Cosmo-graphorum. Topo- graphorum. Historico- rum. schreiber mehr, als: der Mercator, der Former, u. a. m., welche ihren Schrifften j diesen See znm Gepränge mit eingeleitet als was Ungemeines, aber allhie nicht alle ohne Berkürtzung der Gedult deß Lesers erzehlet werden können. Unter denen Cosmographis seynd diese folgende: I. Sebastianus Münsterus in seiner Cosmographia am 1425. Blatt. II. Johann Rauwen in der Grossen Cosmographia am 665. Blatt. III. Merula lih. 1. Cosmographiae Generalis, fol. 268. IV. Theatrum oder Schau - Spiegel der gantzen Welt, Lit. g. V. Joh. Lud. Gothofredus Tomo 1. Archontologiae Cosmicae fol. 63. Nebenst andren Mehren. An Topograpliis (Ort- oder Land-Beschreibern) mangelts ihm auch nicht. Er hat zu seinen Diensten gehabt den Fleiß I. Matthaei Merians, in Topographia Provinciarum Austriacarum, (oder Beschreibung Österreichischer Provintzien) lib. 4. fol. 111. II.'. Jmgleichen deß Allain Manesson Mailet Parisi : Ingenieur des Camps & Armees du Roy de Portugall &c. In dessen Beschreibung deß gantzen Welt-Kreyses Tom. 5. Europae, fol. 40. IÌI. Gabriel Bucelinus, Topographicae Germaniae Notitiae Part. 2. p. 101. berührt diesen See, wiewol mit knrtzen Worten. Und diesen drehen könnte man noch andre beyzehlen, wanns die Noth erforderte. Bon Geschicht- und Jahr - Geschichtschreibern , nemlich von Historicis und Chronisten tiesse sich eine merckliche Anzahl aufbringen, die diesem See eine und andre Zeile zu Ehren oder Berwundrung geschrieben; wir wollen anjetzo aus sehr vielen nur etliche hervor ziehen, die ihn mit ihrem Zeugniß geziert; als nemlich I. Wolfgangus Lazius. II. Boterus. HL Camerarius lin seinen Horis Sub-scisivis. IV. P. Martinus Bautscherus, 8. J. in seinen Annalibus Noricis. V. Sigmund von Bircken im Oester-reichischen Ehren-Spiegel am 179. Blatt. VI. Der Author deß Buchs de Re-publica & Statu Regni Hungariae fol. 91. & 94. VII. Autor Admirandorum Sinae & Europae oder Abentheuer der Natürlichen und Kunstreichen Sachen in Sina und Europa, fol. 365. VIII. Doctor Johannes Ludovicus Schönleben in seinem Apparatu Car-nioliae, fol. 122. Samt andren mehr. Hiezu können auch gerechnet werden etliche Historische Send-Schreiben; als IX. Martini Zeileri, der in seiner Epi-stolischen Schatz-Kammer am 86. Blatt von diesem See etwas meldet; und X. Auch deß Eduard Browens, welcher sowol in seinen Send-Briefen als in seiner Reis-Beschreibung Part. VI. cap. 6. fol. 205 desselben gedenckt. XI. Das Send-Schreiben Freyherrn Sigmunds von Herberstein de admirandis rebus naturae Wie man dann auch in theils andren Reis-Büchern und Schreiben der Peregrinanten hievon einen Bericht findet, sonderlich beym XII. Georgio Wernero de admirandis 3er ^se-Hungariae aquis, fol. 17. wie auch beym Bücher. XIII. Zeilero, im ersten Theil Germaniae novae & antiquae am 334, und im andren Theil am 176. Bl. Unter den Poeten hat seiner gedacht Georgius Sigismundus Freyherr von Scr Poeleli- § allerstein in seinen, Anno 1682 zu lagenfurt, in 8 gedruckten Epigram-matibus Es haben gleichfalls einige Calender-Schreiber ihren beygedruckten Erzehlungen DerCaim^ ihn mit einverleibt. Insonderheit wird chreiber. seiner gedacht im Calendario Tyrnaviensi, so im Jahr 1676 zu Tyrnau aufgelegt ist; woselbst im zweyten Theil De admirandis virtutibus lacuum & fluviorum Num. 44. Lit. L. 2. die wunderliche Eigenschafft dieses Sees erzehlet wird. Unter den Natur-Forschern hat diesen See berührt: I. Henricus Oldenburgius, weiland der Königlich-Englischen gelehrten Societät Der Natur-Secretar, in den Philosophischen Acten deß 'or'd,er’ 1669. Jahrs, Monats Dee., am 897.Bl. IL P. Athanasius Kircherus, in seinem Latio, (fol. 42.) und im ersten Tom > Mundi Subterranei (fol. 305. ) wie auch im zweyten Tomo (fol. 94.) III. Johann Heinrich Seyfrid in seiner Medula mirabilium natura; fol. 344. und sonst viel andre Untersncher der Natur noch mehr. Ja nicht allein diese bißher benamste, sondern auch gar viel andre allerlei) Au-tores, sowol alte als neue, haben ihre Feder mit diesem See benetzt, von diesem Eircknitzer See, sage ich, geschrieben; deren Wie die Mm Etliche denselben Lugeam paludem, et-acnann?6 liche, als Strabo , Lugeum Lacum genannt. (Wovon sie Anlaß genommen, ihn also zu nennen, ist ungewiß. Vielleicht hat er von dem Wort Lug, welches etwan Key den alten Galliern (oder Deutschen) allbereit damals mag bräuchlich gewest fehlt, im Verstände einer Lucken, oder eines Lochs, solchen Namen Lacus Lugei gewonnen. Denn weil dieser See nicht gar zwo Meilen von der Holen Lueg und von Adelsperg, da gleichfalls ein Loch oder rare Hole ist, liget, dörffte man ihn vielleicht darnach genannt und mit dem Namen Lugei Lacus soviel haben sagen wollen, als der See, welcher nahe bey Lueg oder bei) denen beyden Löchern Adelsberg und Lug ligt. Denn es werden Zweifels ohn selbige beyde Speluncken, dahin sich ohne Zweifel die Carnische Gallier eine Zeitlang geretirirt, die Römer aber endlich den Weg auch gesunden, damals schon gar bekandt gewesen fehlt. Und weil sonst umher Alles schier aus etliche Meilen unbewohnt war, haben vermutlich die Römer diesen See nicht süglicher zu benamsen gewusst, als nach diesen behden Holen, Lug und Adelsberg, welche man damals noch wol mit einem gemeinen Namen, Luck, Lug oder Loch allebehde genannt haben mag. Die nechste Umwohner aber mögen diesen See vielleicht auch wol darum den Lug-See geheisten haben, als gleichsam den See mit dem luckern Bodem, oder den See mit den vielen Grund-Löchern, daß er nem-lich wieder durch hinsällt. Welches Wort Loch, Lug oder Luck die Römer hernach nach ihrer Lateinischen Termination ausgesprochen, und ihn genannt Lugeum Lacum, oder Lugeam paludem, den Lug oder Loch-See, das ist, den löchrigteit See oder Wafferpsuhl. Sonst ist mir bekandt, daß die Römer unter dem Wort Lugio, oder Ligio, oder Logio, gewaltig viel Landes begriffen, und zwar, unter andren Ländern alles dasjenige, was zum Königreich Polen gehört, wie auch ein grosses Stück von Deutschland. Aber daß aus diesem Wur-tzel-Wort der Natn Lugei Lacus sollte entsprossen sehn, scheinet nicht glaublich.] Beh den neuern Seribenten heisst er Lacus Zirknicensis, oder der Circk -nitzer See, nach dem Marckt, welcher nahe dabey stehet. Ob nun gleich ihrer so viel diesen wunderseltsamen See angezogen ; so hat ihn bischero doch Keiner unter denselben, welches zu verwundern, recht ausführlich beschrieben, vielweniger sich bemühet, ihn selbst recht vollkömmlich zu besichtigen, und nach vorhergehender Untersuchung oder Selbst-Erkundigung aufs Papier zu bringen. Manchen Fremden zwar hat die Curiositet dahin gezogen, und selbsten dahin zu reisen bewogen, wie den Georg Warner (dessen Relation wir der Kurtzen Topograpbiae eingesügt) den Eduard Brown, wie auch neulich den Herrn Vanderduz und Herrn Scute-mayer aus England nebst vielen Andren mehr; allein wann sie zu diesem See gekommen, ist derselbe entweder gar voll oder gar leer und trucken gewest, derhalben können sie nicht viel daran beobachtet haben. So können auch die Fremde von Warum die denen herumwohnenden Leuten wenig Fremde diesen Grundes oder Gewisses hierüber einziehen; ^tz"aus-denn dieselbe wissen einem Fremden nicht sühriich noch viel davon zu sagen, ohn allein dieses, (Eiben*° daß der See gähling voll werde, zu ge-totster Zeit wiederum ablauffe, und viel fische habe, ungleichen, daß er in einem ahr aus seinem Grunde oder Bodem ! fischen, Hetzen und erndten könne; denn sie wissen selbst nichts weiters davon. Weiß Einer unter ihnen schon Etwas, der Andre wieddrum auch Etwas; weiß doch Ihrer Keiner Alles miteinander, was einem gründlichem Untersucher sonst bewusst werden könnte. Wann demnach ein Reisender zu ihnen ohne Kundschafft der Crainerischen Sprache kommt, kann er wenig erfahren, und keine rechte Nachricht einziehen. Denn von Einem oder Dreyen wird ihm aus Alles keine Vergnügung wiedersahren ; man müsste gar viel Leute darüber vernehmen, und nach allerley Umständen fragen, biß man was Rechtes und Vollkommenes aus ihnen erfischete. Denn diese Leute bekümmern sich mehr Enriositet etnee Pfarr-hcrrn von Ravenna in Erforschung der Gelegenheit dieses Sees. Die Leute bey Circknitz halten einen Berg daselbst für die Stiite Metuli. um ihre Arbeit und Nahrung, als um die Beschaffenheit deß Sees, also, daß sich keiner derselben sonderlich achtet, und derhalben auch sonst kein Mehrers davon weiß, als was ihm entweder ungefähr ins Ohr geflogen, oder der gegenwärtige Anblick und Augenschein jährlich vorstellet. Bor etlichen Jahren, nemlich 1684, ist aus der Romania, von der Stadt Ravenna, der Stadt-Psarrherr, Francesco Negri mit Namen, ausdrücklich zu dem Ende, nach diesem See hingereiset, auch etliche Manaten lang bey demselben beharret, überdas in folgendem 1685. Jahr gleiches Absehens und Fürsatzes abermals dabey angelangt, und etliche Wochen verblieben, als ein gar curiöser und wohl-gereiseter, obgleich allbereit ziemlich alter Mann. Da er dann zwar Eines und Andres so ziemlich geobservirt, aber, weil er die Crainerische Sprache nicht verstanden, noch lange nicht alles ergriffen hat. Dazu haben ihm die Leute auf seine Fragen manchen falschen Unterricht mit ein-aemischt, und er also offt Schwartz für Weiß ausgezeichnet. Weswegen ich ihn Selber habe gewarnt, er sollte nicht gleich eines Jeglichen Aussage glauben, sondern besser sich umhören, und andre Leute mehr darüber befragen. Unter Andren hat er selbige Leute dort herum gefragt, wo die alte Stadt Me-tulum zu der Zeit gestanden, da Keyser Augustus sie angegriffen, und verstöhrt bette; worauf sie ihm gleich bey dem See auf einen steinigten Berg gewiesen; allda er graben lassen, und alte Müntzen gesucht, aber, ob er gleich viel darauf ge-spendirt, dennoch keine gefunden; wie dann an selbigem Ort schwerlich jemals ein Gebäu gestanden, (f) Und also bringt es die Weise dieser Leute mit sich, daß sie Einen nur abfertigen; obs mit Grunde oder Ungrunde geschicht, gilt ihnen Eins wie das Andre und eben viel, als die wenig fragen nach solchen Sachen, welche ihnen ihrer Meynung nach nichts eintragen; sondern mit ihren Gedancken nur an der täglichen Nothdnrfft oder Gebrauch kleben. t) Wo am stärcksten die Gegend deß alten Metuli zu vermuten sey, wird im 4. Castittel deß Buchs von den alten Kriegs-Geschichten ausgesührt; nemlich zwischen Laas und Oblak. Weil nun Circknitz an der Seiten iigt und beydm Oettern benachbart ist. mag daraus wol das Hinterbliebene Gerücht von solcher Stadt denen Leuten um Circknitz den Wahn veranlasst haben, als ob selbiges Metulv-m an ihrem See oder nahe dabey gestanden. Nichts destoweniger hat doch erstgedachter Psarrherr von Ravenna, Herr Francesco Negri, aus eigener Erfahrung viel gemerà. Ich * wäre ihm gern an die Hand gegangen; wie er mir dann auch versprochen, zu mir zu kommen; aber das eingefallene üble Wetter hat, wie ich hernach vernommen, ihn durch die Furcht einer gar zu mühseligen Ruck-Reise abgehalten und überredt, sich wiederum über Meer auf Ravenna heim zu begeben. Also ist er mit unvollkommener Erfahrung heimgezogen. Dem D. Schönleben ist es gleichfalls nicht zum besten hiemit gelungen; wie man aus der wenigen und fast schlechten Beschreibung, so in seinem Apparatu a) hiervon zu finden, und auch von uns in ; der kurtzen Topographia angeführt wor-den, wol erkennet; wiewol er selber von ! Geburt ein Crainer, und also ein Land-Kind war. Doch hat er auch kein Mehrers in Erfahrung bringen können, und überdas sich in etlichen Stücken zu milde berichten lassen müssen. Man hat ihm gesagt, die Löcher deß Sees würden mit leeren Fässern verstopfst; welches der wahren Befindlichkeit nicht gemäß, dazu auch gar nicht möglich ist; angemerckt, die Löcher oder Kessel etliche Klaffter tieff, und etliche Löcher oder Kessel oben eines Büchsen-Schusses breit, etliche aber schmähler, dazu alle voll Wasser, und mitten im See seynd; derwegen ich wol gern sehen oder wissen mögte, wie man doch die ledige Fässer unter das Wasser, etliche Klaffter tieff, biß zum Grunde des Kessels, zum Loch, allwo das Wasser schon in die Erden rinnt, hinab bringen sollte; weil es mit einer unglaublichen Gewalt und Ungestüm hineindringt. Daher man auch, wann das Wasser schon ziemlich abgeloffen ist, nicht mehr fischen kann. Indem es also gar zu starck hinein schiesst, darff kein Mensch nahe dazu kommen; obgleich das Wasser noch einer Klaffter hoch, oder noch wol höher darüber steht; sondern dà muß man mit der Fischerey einhalten. Daraus steht leicht zu erachten, daß sich die Löcher nicht verstopffen lassen. Es gedenckt auch besagter Uoctor Schönleben, ein jedweder lauffe bey der Fischerey zu seinem gehörigen Ort; vermeynt also, Jedweder habe seinen eigenen Ort, da er für sich allein sischen möge. Aber es verhält sich anderst; denn ein Loch oder a) Fol. 122. Irriger Bericht deß D. Schönlebens von Verstosts-fung der Löcher dieses Sees. Warum man die Löcher nicht verstopffen kann. Ein andrer Jrr-Bericht deß D. Schönlebens. Grube wird von Ihrer mehren gefischet, welche gewisse Züge nacheinander thun; wie ich * unten diß Alles ausführlich werde beschreiben, sowol als alle die Wasser, so darein lauffen, nebenst denen umher liegenden Dörffern, und zwar so richtig, als bischero noch von Keinem geschehn. Der liebe Doctor Schönleben hat vermeynt, es wären in einem Erdbeben einige Berge zusammen gefallen, und dadurch dieses Dritter ì- ®eeg blrsacher worden. Der Beweis, wo-rhum desselben mit er solchem seinem Urtheil eine Gestalt hlebey. zu geben gedacht , ist sehr schwach und krafftlos, und besteht hauptsächlich darinn daß seines Borgebens die Alten nichts von diesem See geschrieben; darüber er sich sehr verwundert, und doch selber ein paar Zeilen zuvor eben dieselbige Worte aus dem Strabone setzet, welche wir oben gleichfalls angezogen, nemlich von dem Lugeo Lacu, den alle jüngere Scribenten bißhero noch für den Eirknitzer See gehalten. So nun Strabo allbereit von diesem See Wissenschafft gehabt, kann man nicht sagen, daß in den Schrifften der Alten dieser See gar unbefindlich sey; und weil er zu Strabonis Zeiten schon den Römern bekandt gewest, folgt hieraus, daß er nicht hernach erst durch eine Zusammen-fallung etlicher Berge hervor gekommen. 6iuverii Cluverius hat etwas besser hievon ge-eschreibung. ^heilt und nebenst andren Beschaffenheiten, die gemeinlich von allen andren Scribenten gleichfalls angezogen worden, zuletzt auch wegen seines Ein-und Ausoder Ablauffs diesen Bericht ertheilt: Scrobes autem sunt, quibus aquae evomuntur, rursum absorbentur, ita in saxeo solo natae, uti humano opere excisae videantur. Lucii heic capiuntur, lacu exundante, qui duos cubitos longitudine excedunt: unde certum est, eos gigni intra eas voragines & augeri ; cum fieri nequeat, ut duom foris stagnant aquae, ad tantam magnitudinem perveniant. Sed id etiam maxime mirère, ex praedictis montium cavernis vivas evehi anates : quae in locis subterraneis, qu<5 aurae aditus nonpateat, degere minimé possunt, ingenti a igitur haec stagna esse oportet Kirchems Besser hat ebenfalls von diesem See hatdieUrsach der sowol in natürlicher als mathemati-bffjer getroffen scher WifftttfiHafft wàfahrne UNd Weiter) Cluverius lib. I. Italiae antiquae c. 21. p. 144.|' berühmte Kircherus geurtheilt. Derselbe Desselben gedenckt dieses Sees an drehen Orten, liefmltl0“ als erstlich in seinem Latio mit diesen Worten: Est in Carniolia, non procul Labaco, campus, qui quotanis ita, etiam siccis temporibus , inundarur, ut, qui prius factioni & venationi leporum, jam piscium capturae aptus sit. Qui hujusmodi Naturae prodigiorum causas & rationes exactius scire desiderat, is consulat Mundum nostrum Supterrane-um, ubi de fluminum lacuumque exortu, juidquid desiderari poterit. descriptum reperiet. „Es ist in Eratu nicht weit von Laybach ein Feld, welches jährlich auch so gar beh truckner Zeit dergestalt überschwemmt wird, daß, da es zuvor zur Saat und Hasen-Jagt tauglich war, es hernach zum Fisch-Fange sich bequemt. Wer die Ursachen solcher Natur-Wunder genauer zu wissen verlangt, der schlage unser Werck von der unterirdischen Welt auf, allda er von dem Ursprünge der Flüsse und Seen finden wird, was man verlangt." b) Derselbige schreibt im zweyten Tomo seines Mundi Supterranei abermal von diesem See also: Est & in Carniolia, prope Labacum, campus ingens, ex quo quotannis verno tempore tanta aquarum copia, unà cum piscibus, erumpit, ut intra paucos dies campum in Lacum, piscibus refertum commutet. (In Erain nahe bey Laybach ist ein gros-ses Feld, daraus jährlich bey Frühlings-Zeit ein solcher Hauffe Wassers herausbricht, das in wenig Tagen das Feld in einen Fisch-vollen See verwandelt wird. 0 In beyden jetzt-benannten Stellen be-zeucht er sich auf seinen Bericht, welchen er im I. Tomo oder Theil Mundi Sub-terranei hievon ausführlicher abgelegt, und daselbst die Ursachen solches Natur-Wunders angezeigt habe. Derhalben wollen wir denselben nun auch Hinzuthun; welcher wörtlich also lautet: Esc in Carmona, non procul Labaco, ®$a3, , i • . 7 Kircherus locus admiratione sane dignissimus, für Ursachen quem hoc loco describendum duximus. Hic locus primó aestivo & autumnali S-es an-cempore pratum, multiplici germinum Mà. ij fceturä gravidum, mentitur ; in Novem- ! b) Athanas. Kircher. fol, 42. Latii b. c) Idem Tomo 2. Mundi Subterr fol. 94. b. bri verò longè lateque stagnantis aquae speciem refert, totäque hyeme glacie constrictum comperitur. Verno vero tempore, defluente aqua, in agrum sementationi aptissimum evadit : ita , ut unus idemque locus nunc ager, nunc pratum fruticosum, modo lacus, triplici ä Natura sibi concredito munere fungatur : neque sine insigni publici toni emolumento, cum copiosa messe tum frumenti, tum leguminum, fceriique patriam non beet duntaxat, sed & vena tione leporumque aprorumque aestivo tempore oeconomis non exiguum praestet subsidium, uti & sub hyberni temporm initium copiosa piscium captura in signi sanè commeatu territorium provideat. Visis prodigiosis hujus loci effectibus, jam causas eorundem inquiramus. Quaeritur igitur primo, 'Unde tanta huic loco aquarum copia proveniat, quae i derepente in preamplum lacum evadat? Respondeo, hoc accidere eo, quod in Mpibus Penninis ingens nivium qua cooperiuntur, copia cestivi temporis de= cursu continuò liquefiat: unde fit, ut Jtlpium hydrophylatium nivium liquefactarum incremento, circa finem 6cto= Iris, paulatim exuberet, exundatione vero sua per occultum quondam subter= raneum meatum in hunc locum sese exoneret. Nam ut indigenae observarunt, statuto tempore cum maximo frigore cum ex visceribus scopulosae rupis vicinae, tum ex centro campi aqua evolvitur, totam planitiem in lacum convertens. Quaeritur 2. °Unde lacui tanta pis= dum copia? Respondeo, ex hydrophy= lacio quodam, seu lacu externo aut interno piscibus referto, qui magno impetu redundans una secum in hunc locum pisces rapiat ; uti in multis aliis similibus locis accidit. Quod vero verno tempore lacus una cum piscibus, ne uno quidem superstite, evanescat ; ratio est, quod aquae defluxum paulatim secuti, per subterraneum meatum e<5, unde venerant, revertantur. Atque hoc pacto locus, ä tyrannide aquarum liber, in campum agrum que vertitur pinguis & opimae glebae, adeoque se- -minationi aptissimum; messe veró pe- | racta, multiplici stirpium fructicumque germinatione sylvescens, Leporibus, Apris , Lupisque , stabulationi aptissimum locum praebet : donec nova inundatione oppressus campus, denuó in lacum mutatus, Neptuni subdatur jurisdictioni. Duratque haec admiranda sane Naturae nsQixmlmou; quotannis, duratura sine dubio in pernetuum. a) Der Einhalt dieser Rede ist: daß weil der häufige Schnee deß Apenninischen Gebirges im Sommer allgemach zergehe, darüber der Wasser-Behalter oder innerlicher Wasser-Pfuhl solches Gebürges sehr wachse, und ums Ende deß Octobers nach und nach überlauffe, folgends vermittelst solches Uberlauffs durch einen verborgenen unterirdischen Gang an diesem Ort sich seines Überflusses entlade; indem selbiges Wasser zu ordentlich-gewisser Zeit mit einer gewaltigen Kälte, sowol aus dem innwendigem Schlunde deß benachbarten steinigten Felsens, als auch aus dem Mittel-Ort deß Feldes hervorsteige, und die gantze Ebne zum See mache; die Ursach, woher der Zirknizer See eine solche Menge Fische habe, seh diese, weil entweder ein aus- oder inn-wendiger Wasser-Pfuhl mit Fischen be-mengt fit), und wann derselbe hernach mit grossem Ungestüm herausstürtze, alsdann er die Fische mit sich fort nach diesem Ort hin reisse. Daß aber dieser wandelbare See im Frühling mit samt den Fischen ohne Hinterlassung eines einigen verschwinde, komme daher, weil die Fische dem Wieder-Ablauffe des See-Wassers nach und nach folgen, und durch den unterirdischen Gang wieder hinschwimmen, wo sie hergekommen; nachdem also das Feld von dem Wasser wieder frey worden, schicke es sich trefflich wol zur Saat, und wann die Erndte vollbracht, finden die Hasen, wilde Schweine und Wölffe unter dem belaubten Gesträuch ihren angenehmen Auffenthalt; biß die neue Was-fir-flut den Platz von frischem einnehme rc. Wobey ich aber dieses kürtzlich errinnere, daß dieser Author in der vorher angezogenen Stelle deß zweyten Tomi gesetzt, das Wasser breche im Frühling häufig samt den Fischen heraus, in jetzo zuletzt angeführtem Bericht aber aus dem ersten Tomo solches umkehrt, sagend, im Frühling fließe das Wasser wieder ab, nach-dem es vorher im October übergeloffen a) P. Athanas. Kircher. Tom. I. fol. m. 258. und im November das gantze Feld unter Wasser gesetzt. Stimmt er also mit ihm selbsten hierinn nicht allerdings überein, und muß, als er den andren Tomum geschrieben, ihm entfallen seyn, daß er im ersten Tomo der Feld - Überschwemmung eine andre Zeit und zwar die widrige zugeschrieben. Er bemühet sich hernach, solches durch eine Erklährung ausfündig zu machen, welche wir gleichfalls uns von seiner eigenen Feder berichten lassen, die darüber diese nachgesetzte Fragen stellet, und wie folget, beantwortet. P. Kiroheri Georgius Wernerus in sua Panno- nia, Lacum, ait, esse naturalem & vi-»nterschledllcher ’ ’ ’ . TT Umstände und varum aquarum m llungaria ; quae ^qe?Seed" tarnen perennes non sint ; sed eas hy-bernare totä aestate intra vicinas montium cavernas, relicto alveo etsi aquis orbato, per id tamen tempus jucundo satis herbosissimoque ; mox ingruente autumno manare, totoque hyemis curriculo ad principium usque aestatis, non solum fluere, sed copiosa etiam piscium fcetura repleri. Quaeritur itaque ; Gur dictus fluvius, qui in praeamplum lacum terminatur, hyeme tantiem, non vero aestate fluat? Dico, hujus rei causam esse tum loci Constitutionem, tum cavernas montis, ex quibus autumnali tempore evolvitur. Ad situm quod attinet, cum Wer-nerus ita describit : Shegio plane & molli= ter depressa, quee tamen montibus undi= quee lausa, multiplicibusq rivorum duc= tibus irrigatur ; triplici yuidem ab orientali situ, é quadruplici ab australi. ?Mi fluvii quo magis à fontibus suis elongantur, hoc mitioribus parcioribusq excurrunt aquis : quas plane tum ipsum porosum solum imbibit, tum apertoc ad finem scrobes, quasi immanium spelun= carum sub illis montibus portee, absorbent. Hinc itaque accidit, ut cum haec flumina toto aestatis decursu continuis aquis speluncas istas repleverint, sub auctumni tandem fine, quasi cum ple- ' nis ac redundantibus alveis, non mo- I dò non recipiant, ut potius, nescio quonam intus motu, ac aeris ventorum- | que, quemadmodum continui fremitus ‘ testantur, impulsu, quot aquae antea : Bà IV. Buch. receptae fuerint, tot mensibus, quasi ex orci faucibus, rejectentur, ac tanto cum impetu, ut vix concitati equi cursu, sicuti ferunt, eas evitare liceat : atque hoc pacto omnem loci humilitatem ca-pacitatemque implent lacus ; sesqui mil-liari quaquaversum spatio, altitudine ubi major, 18. cubitorum. Sed rem Schemate hydraulico explicemus. Sint montes ab Ortu ex Austro HHH scaturigines rivorum GGG ; scrobes, quibus absorbentur, FFF, & hinc per subterraneos meatus corrivati, per E, intra ingentem montis C cavernam D defluant. Sit deinde intra cavernam D per saxosos scopulososque parietes alius quidam meatus, in fundo cavernae, sursum tendens B A, in formam siphonis coeci R H deductus, cujus orificium I ad extra pateat. Hisce positis, dico, necessario fluvium I K, aestate siccari, hyeme vero fluere. Quoniam enim aestate ex rivorum absorptorum corrivatione, tum intra cavernam D , tum siphonem B A, semestri spatio aquae continuò crescunt, hinc contingit ut aquae, ubi ad summum intra siphonen A B pervenerint, per I, os siphonis, summo impetu eructatae , fluvium I K, & deinde intra concavitatem planitiei JHacum L, constituant. Quoniam vero ea natura Siphonis reflexi, quem Hydraulici (3}ia= beten vocant, est, ut aquam fundere non desistat, nisi ubi totum vas, intra quod constituitur, aquis exhaustum fuerit ; quibus exhaustis, tum denique ä fusione ulteriori cesset. Hinc vides, aquas intra Cavernam & Siphonem aequo incremento assurgentes, ubi Lineam L E attigerint, tum denique per orificium I sese exoneraturas. Fluent autem juxta Siphonis proprietatem tam diu, quam diu aqua continebitur intra cavernam ; neque unquam à fluxu cessare potest, ex Vacui, quod intra siphonem A B, ex discontinuatione aquae intervenire posset, formidine. Flueret autem semper perenni cursu, si tantum aquae ex siphone diffunderetur, quantum aquae fluvii cavernae suppeditant. Sed sagaci naturae consilio actum est, ut canalis A B plus effundat aquae, MW Sihe das Kupffer Nr. 144. P.Kircherus hat es auch nicht allerdings getroffen. quam fluvii Gr F affundere possint : unde aquae necessario semestri spatio, usque ad fundum cavernae, per canalem evacuabuntur ; oì-ificioy. B siphonis aperto, aquae fluere cessabunt, usque dum altero dimidio anni per fluvios F Gr cavernae denuo, usque ad lineam L E, aquis impletae, illae iterum, uti prius, fluere incipiant, & hoc perenni vicissitudinis lege. Quicunque haec ritè conceperit, is nullum tam intricatum irregularis aestus tum in fontibus, fluminibus, lacubusque elucescentis nodum reperiet, quem non, ex similibus naturae machinis, dissolvat. «) jj Ob nun zwar, wie oben gedacht, dieses Authors, nemlich Paters Kireheri Gedan-cken sich hierüber viel glaublicher hören lassen, als deß Doctor Schönlebens seine; finiit sich doch gleichwol die rechte Beschaffenheit dieses Sees noch weit anderst, als er gemeynt; angemerckt derselbe durch eben dieselbige Löcher auch heraus kommt, durch welche er hinein geht, dazu auch sowol lebendige Enten, als Fische heraus wirfst. Wiewol nicht ohn, daß der See a) P- Athanas. Kircher. Tom. I. Mundi subter-ran. lib. 5. c. 4. fol. 306. dennoch durch etliche Löcher geht, durch welche er nicht wie Cluverius oben recht dieser See im Sommer austrucknete, und sonst keine Würckung hette, so wäre Kircheri Meynung recht. Mein Urtheil * ist demnach über diesen See dieses: Daß daselbst Berge sollten über einen Hauffen gefallen fehlt, sey eine falsche Mutmassung und gar keine Anzeigung deswegen vorhanden. Noch etwas eigendlicheren Bericht von der Gelegenheit dieses Sees scheint der obenbenannte D. Brown erlangt zu haben; wie aus dieser seiner Beschreibung desselben zu vermercken. „Ich verfügte mich (sagt er) zu dem Stadt-Richter Andreas Wiser; welcher mir eme und andre Nachricht gab, und diesem S-e. bequeme Gelegenheit machte, den See zu beschauen. Darum ging ich nach Seedorff; welches Dorff eine halbe Meil näher nach dem See ligt. Und ferner kam ich nach Niderdorff, allwo ich ein Schiff nahm, und also eine Zeit auf dem See hin und her fuhr. Es ist aber derselbe ungefähr zwo Deutsche Meilen lang und eine breit, und ligt zwischen dem Gebirge, welches doch nicht so gar nahe ist. An dessen Seite gegen Mittage ligt ein Holtz, so ein Theil von dem Birn-baumer Walde, der sich aus eine ziemliche Weitschafft erstreckt; darinn sich vielerlei) Wild enthält, als Hirsche, wilde Schweine, Füchse, Wölffe und Bären. Alle Jahre um eine gewisse Zeit im Monat Iunio verliert sich das Wasser von diesem See unter die Erde durch vielerlei) Löcher, so in die Tiesse gehn; und im September kommt es wiederum durch dieselbige Löcher heraus, und zwar mit einer solchen Gewalt, daß es aus solchen Löchern bei) einer Picke hoch in die Höhe springt; wodurch dann dieselbe gantze Gegend in geschwinder Eile wiederum unter Wasser gesetzt wird. Wenn das Wasser unter die Erde gewichen, wächst in furtzer Zeit Gras genug an demselben Ort, welches man zum Futter für das Vieh auf den Winter gebraucht. Und zu selbiger Zeit läufst viel Wild, als Hasen, Hirsche, und |l wilde Schweine aus diesen Platz aus dem umligenden Lande, und vorgemeldtem Walde, so allda vielmals auf allerlei) Weise gefangen werden. In dem See findt man einen grossen Überfluß von Fischen; aber sie fischen nur auf Zulassung deß Fürsten von Eggenberg, welcher Herr darüber ist und über einen grossen Theil des umliegenden Landes. Wann aber das Wasser wieder im Ablan-sten begriffen, haben sie alle miteinander die Freiheit, daß sie fischen mögen. Alsdann stehen sie biß an den Gürtel im Wasser bei) den Löchern, schneiden also den Fischen den Weg ab, und sangen dieselbe in grösser Menge; welche sonst gewohnt sind, dem Wasser unter die Erde zu folgen, und nicht eher als im September wieder hervor zu kommen. Ich kunnte nicht vernehmen , daß einige unbekandte Fische durch das Wasser hervor gebracht würden ; sondern die hervor kamen, sollen eben derjenigen Gattung seyu, als die, so vor-hero hinunter gegangen, nemlich eine gewisse Art von Karpffen, Hechten, Aal und dergleichen, wie man gemeinlich in andren Seen mehr findet. Und wenn sie herauf kommen, hat man eher Zugang als Abgang. Denn wann der Fisch vorhero geleichet, so wächst in diesen dreyen Monaten unter der Erden die Brut, und hat um ein ziemliches zugenommen, wann sie wieder herauf-in den See-kommen. Der Grund dieses Sees ist sehr ungleich und uneben, und das Wasser nicht von einerlei) Tieffe; sintemal es an etlichen Orten nur 4 Schuhe, an andren aber tool 20 Schuhe tieff ist. Und weil die Fische sich längere Zeit in den treffen Oertern aufhalten, als auf den hohen und seichten, so haben die Fischer, welche diesen Platz wol kennen und gar eigendlich wissen, wo es tieff oder seicht sey, diesen sieben Tieffen sonderbare Namen gegeben, welche auf Sclavonisch, nemlich in der Land - Sprache also lauten : Vodanas, Reshetu, Sitarca, Ribishkiania, Na-knishu, Levishe, Kottel. Ich fuhr über die fünff erstgemeldte Tieffen, und begab mich zu einem bekandten Stein, gennantdie Fischers-Klippe; daran sie mutmaßlich können erkennen, wie gähling das Wasser sincken wolle. Ich kam auch zu einem Berge, welcher, wann das Wasser hoch ist, zu einer lustigen Insel wird; und hiemit machte ich mich wieder zurück. Sie können nicht sagen, daß diß Wasser ein einiges Jahr wäre stehn blieben, ohne daß es sich unter die Erde begeben, und wieder herauf geschossen; wissen auch von den Alten keine Nachricht, wie lange diese Eigenschafft deß Sees also beständig abgewechselt. Ob nun gleich einige Seen durch das Erdbeben entstanden; hat es doch allhier mehr das Ansehn, daß dieser von uralten Zeiten her also gewesen; und nach den besten Mutmassnngen ist dieses der See, welcher bet)tit Strabone, Lugea palus genannt wird. Ist derhalben um soviel destomehr zu verwundern, daß die Alten hievon nicht einen Buchstaben gemeldet haben rc. Der Bodem nicht weit von diesem Tee ist sehr hohl, gantz voller Holen und Löcher. So habe ich auch gespührt, daß viel Hölen und tieffe Klüffte, in andren Gegenden von Erain, da kein Wasser zu sehn seynd, die sich etlicher Massen vergleichen lassen mit der Klufft von Elden in der Landschafft Darbyshire." aj In dem Lateinischen Sendschreiben, so besagter D. Braun aus Venedig am 20. Junii, 1669. Jahrs aufgesetzt, und diesen See darin beschrieben, wird nebst dem was bereits aus seiner Feder gedacht worden, gemeldt, daß zwischen dem Dorff Seedorff, welches um eine halbe Englische Meile dem See näher lige als die Stadt a) Bischero aus der Tenlschm Version Braunischer Reisbeschreibung, Cap- 6. p. 206. Fehler in der Braunischen Relation. Nrsach, warum bey den Alten von der wunderlichen Weise dieses Sees nichts zu finden. Zireniz, und dem noch abermal etwas näher ligendem Dorff Nider-Dorff, sich Getreyd-Aecker befinden; welche aber dennoch bißweilen unter Wasser zu stehn kommen; und halte man dafür, das unter selbigen Korn-Feldern viel unterirdische Holen sehen; denn es begebe sich offt zu Nidern-Dorff, daß, mancher Orten der Bodem sincke, wann der See plötzlich wieder zuruck weicht; der Fürst von Eggenberg sey einsmals aus groffer Curiositet in eine derselben Hölen hinab gestiegen, auch durch dieselbe unter einen Berg und andrer Seiten wieder hinaus gekommen; wie ihm, dem 1). Brown, damaliger Richter zu Zirknitz, Andreas Wifer, erzehlt habe. Es hat aber diese Beschreibung gleichfalls in etlichen Stücken geirrt; sonderlich in der Länge und Breite deß Sees. Denn jene erstreckt sich nicht auf zwo Deutsche Meilen, und diese auch nicht auf eine gantze, sondern jene nur aus eine gantze, und diese ungefähr auf eine halbe. So hat man diesen sonst gar curiösen Engländer auch nicht allerdings die Anzahl der Löcher völlig angezeigt. Und hat er auch etliche derselben nicht recht ausgedruckt ; als Ribishkiania , so Ribiskajama heißen sollte; wie dann aus folgenden Capitteln schon gnugsam zu erkennen sehn wird, was es eigendlich um diesen Welt-berühmten See für Gelegenheit hat. Nicht weniger hat man diesen Pere-grinanten unrecht berichtet, daß dieser See auch Karpffen und Aale und dergleichen Fische gebe; Massen wir hernach in unserer Beschreibung ein andres berichten werden. Aber diese seine Mutmassung halte ich für richtig, daß der See durch kein Erdbeben entstanden, wie Ihrer Etliche, unter denen vorhin angezeigter Massen auch der D. Schönleben ist, vermeinen. Die Ursach, daß die Alten von diesem See gar still geschwiegen, kommt dem Doctor Schönleben, wie vor zum Theil schon ist angezeigt, wenig zu statten. Denn daß sie gar nichts von ihm gewusst haben sollten, ist vorhin schon aus dem Strabone widersprochen ; daß sie aber seiner so seltsamen Berändrung deß Bodens, welche vermittelst seiner Ein-und Rückkehr ge-schicht, keine Meldung gethan, rührt daher, weil diese Gegend zu ihren Zeiten, nemlich vor Alters, unbewohnt und ungebaut, ja die grösseste Wildniß gewest, ehe noch der Marckt Circknitz samt andren umligenden Schlössern und Dörffern gebaut und wohnbar worden. Wie denn noch heutiges Tags selbiger bewohnter Strich schier allerseiten, absonderlich von der mittägigen, guten Theils mit unbewohnter Wildniß umfangen ist, die sich viel Meilen weit in die Türckey hinein erstreckt. So lässt sichs auch anderst nicht ansehn, noch schliessen, als daß an der andren Seiten es eben so unleutselig, wild und unwohnbar gewest, wie dann noch auf diese Zeit, gleich nach einer halben Meilen oberhalb, und eben so weit unterhalb Circknitz eine gewaltige Wildniß angeht, also daß ungefähr nur zwo Meilwegs anjetzo mit Leuten besetzt, sonst im übrigen eitel wilde und grosse Wüstenehen auf viel Meilen sich herum ziehen. Daraus steht unschwer zu begreiffen, daß, weil vor hundert Jahren diese Gegend von lauter Wildniß verödet gewest, Niemand damals die Natur dieses Sees so leichtlich habe wissen können. Denn wann gleich Jemand ungefähr dazu gekommen und denselben angetroffen, da er eben das Feld bedeckt gehabt, aber hernach zu andrer Zeit wiederum dahin gekommen, da das See-Feld trucken, und das Wasser nicht vorhanden gewest; hat er ihm doch einen solchen natürlichen Wechsel der Bewässerung und Entwässerung nicht fort eingebildet, sondern vermeynt, weil daselbst, wo vorhin Wasser gestanden, nun der truckne Boden läge, es müsste nur eine Regen-Pfütze sehn, die hernach von der Dürre oder Hitz versiegt und ausge-trucknet wäre. Unter solcher falschen Einbildung ist der See unbekandt geblieben. Denn wann schon auf erstgedachte Weise Jemand dazu gekommen, ist es doch selten geschehen. Denn was hette Einen bewegen sollen, diesen Ort offt zu besuchen und besichtigen, der von lauter Berg und Thal, Felsen, Klippen und dicken Wäldern aller dings verwildert, wüst und furchtsam war? Ohn ist es nicht, daß, wie ich vor vermeldete, Strabo von ihm etwas gewusst, und zwar soviel Nachricht gehabt, daß es kein verrauschendes Regen-Wasser oder versiegende Regen-Pfütze wäre, dafür es jetzterwehnter Weise die Meisten vor ihm angesehn; denn sonst hette er nicht Lugeam Paludem (den Lugischen Pfuhl) in seinen Schrifften mit angezogen, durch welchen der Circknitzer See eben verstanden wird, warnt er denselben nur für einen p die Römk Regen-Pfuhl geachtet ; aber daß gleichfalls Se"s Naiur Strabo von dem wunderlichen Wechsel gewusst. welchen dieser See jährlich hält, sollte ge- hört haben, kann ich nicht vergewissern; denn es scheinet, er hette solches alsdann schwerlich unangedeutet gelassen: derjenige Römer, welcher ihm Nachricht von diesem See gegeben, muß etwan Selber noch um solche Abwechselung nichts gewusst haben, weil er vielleicht als ein Römer nur ein paar Monat daselbst in Quartier gelegen. Jedoch ist solcher Schein nicht allzu fuß-fest, und will sich fast verlieren, wann man bedenckt, datz die Römer zu der Zeit, als Strabo solches geschrieben, in Crain keine Fremdlinge mehr gewest, sondern schon alle Ecken durchgekrochen, Alles unter ihre Botmüssigkeit gelegt; daher nicht wol vermutlich, daß ihnen der rechte Zustand dieses Sees sollte unbekandt gewesen, und auch dem Straboni nicht berichtet, oder auch von ihm selbsten, als welcher trefflich gereiset, besichtigt worden seyn. Triest, welches die Römer inne hatten, ligt ja nicht weiter als sieben Meilen davon. Daß er aber seine seltsame Eigenschafft dennoch unberührt gelassen und vrschwiegen, mag vermutlich darum gescheht! sein, weil man entweder dieses Sees, als welcher damals mit lauter Wildniß umringt war, sich nicht sonders Warum viel annoch geachtet; oder auch weil Strabo strabo des- an dem Ort, da er seiner qedenckt, ihm lilben nur . r, ... -r < V nicht furgenommen, ihn zu beschreiben kürtzlich gedachl. sondern nur deßwegen Seiner Meldung gethan, daß er die Gelegenheit oder Eut-sessenheit der Oerter vermittelst dieses Sees desto besser messen und bezielen könnte. Zugeschweigen, daß Strabo auch ohne dem gemeinlich von manchen Sachen, um welche man heut sehr curios ist, nur kurtz schreibt, und kaum zwey oder drey Worte davon macht. Diese letzte Mutmassung, so von seiner gewöhnlichen Kürtze entsteht, will mir fast am glaublichsten scheinen. Denn wann ich auch die Gelegenheit betrachte, bey welcher Er deß Lugei Lactis erwehnt, so hette sichs nicht wol geschickt, für das Mal die Natur deß Sees anzudeuten, da er nur gesonnen war, anzuzeigen, wie die Wege derer Oerter aufeinander giengen ; und wird einem solche Betrachtung deß Anlasses, welcher ihn auf diesen See geführt, nachdenÄich zu mercken geben, daß die Beschaffenheit dieses Sees ihm oder denen, welche ihm denselben genannt, nicht gäntzlich verborgen gewest seyn könne; wiewol er, weil man damals von einem See, so der Wildniß mitten im Busem lag und von dem Bodem desselben, welcher, ob er gleich jährlich nach Abgang deß Gewässers entdeckt war, dennoch von Niemanden annoch gebauet, noch geerndtet, noch mit dem Jäger-Zeuge bestrickt und bezogen ward, nicht viel Wesens machte, denselben so hoch eben nicht achtete, daß er seinen Schreib - Griffel tieff hinein tuncken und seine seltsame Weise erzehlen sollte. Man hat ihm auch von der Eigenschafft dieses Sees schwerlich noch ein Mehrers zu sagen gewusst, als daß er zu ordentlicher Jahr-Zeit seinen Abscheid nähme, und sich gleichfalls hernach wieder einstellete. Die genauere Untersuchung seiner andren Eigenschafften haben die Römer so genau nicht thun, noch seine Natur und gäntzliche Bewandniß erfahren können; weil damals die in Crain wohnende Leute noch viel weniger als jetzo, da der See gleichwol schon viel Umwohner, umliegende Dorffschafften, Schlösser und Städte in der Nähe hat, Achtung darauf gegeben, auch die Römer selbst wenig darnach gefragt, was ein so wilder See für Manier ' eigendlich hette, oder nicht, wann sie nur die Fische daraus genossen ; so man anderst nur auch in solcher damaliger Wildniß ihn schon gesischet; wie ich gleichwol dan-noch der Meynung bin. Denn weil Strabo diesen See dergestalt anziehet, daß er spricht, es sey von Triest ein reisbarer Weg übers Gebirge zu de m Lugischen See (ad Lugeam paludem) gegangen; kann man anderst nicht daraus schliessen, als dieser See sey zwar nicht aller seiner so wunderlichen Eigenschafften, doch aber seines Nutzens wegen, nemlich seines trefflichen Fischwercks halben (denn säen, mehen und I erndten hat die damaligeWildheit derGegend ;; noch nicht gestattet) ruchbar gewest. Daher vielleicht auch wol einige Fischer-Hütlein allda mögen gestanden seyn, ob er gleich mitten im wilden Walde zu der Zeit annoch gelegen. Weil aber das meiste Absehn, so die Römer auf diesen See geworden, weiter nicht, als aus seine Fische ' gegangen; als hat Strabo auch nicht viel Besonders weiter von demselben erfahren, und also ihn deß Ansehns nicht geachtet, daß er ihn ausführlich sollte beschreiben. Mißverstand etlicher Authorum Wer den Zu ratb Ablaufs dieses Sees. Ans dergleichen Ursach haben andre Römische Scribenten, die nicht so curios waren im nachforschen wie Strabo, entweder gar nichts von dem See vernommen, oder was sie vernommen, weil sie es für nichts Ungemeines geschätzt, nicht ausgezeichnet, sondern mit Schweigen übergangen. Und also hat der Leser die Ursach, warum man bey dem Alterthum diesen See nicht ohn allein bey dem einigen Strabone, und zwar bey diesem nur aufs kürtzeste berührt findet. Aus solcher Obscuriteet und geringer Bekandschafft nun, oder vielmehr ans Mangel tauglicher Unterrichter ist etlichen Authoribus der Wahn entstanden, als ob dieser See mit dem Meer eine unterirdische Correspondentz hette, und sich der Flut oder Rück-Flut desselben anhängig machte. Welches aber für keine Ursach j| seines Abscheideus und Wiederkehrens : bestehn kann; angemerckt, er weder ab-ttoch zunimmt, wann sich das Meer bewegt oder bestürmt wird, oder auch zu-und ab- wallet; er empfindet davon im i geringsten nichts. Darum muß Einer gar eine andre Ursach suchen. Mein Erachten, wie solches ohne die Beweg-oder Anregungen deß Meers geschehn könne durch die unterirdische Canalen, soll unten beym Ende der Beschreibung dieses Sees dem Leser zu Diensten stehn. Das XLYII. EaptfM. Bon der wahren Beschaffenheit deß Cirknizer Sees, als dessen Lager-Gegend, Länge, Breite, Tiesse, fürnehmsten Löchern und deren Ausleerung. C min erstelle Benennung dieses Sees. Ursprung und Bedeutung dess Works Zirkniza. In welcher Gegend der See lige. Ins mild-rauhe Gebirge Javornich. Wie fieistig und gennu der Herr Haupt-Author dieses Buches diesen See in Augenschein und Annterchung genommen. Mnuergleichlichheit dieses Sees. Ein paar seltsame Seen in Burgund, so mit diesem See einige Denvandtnifs, doch Keine völlige Gleichheit haben. Miess-Wäjserlei». so nur quellet um die Zeit der Hielt-franche. Grojse, Sänge, Breite und Tiesse dess Sees. Wieviel Werch-Schulte hier auf eine litafier gerechnet werden. Dren Inseln in diesem See. Eine Deimstel daselbst, .ttvey Bauben-Söclter. Hemt-TanL auf dem Berge Slivenza. Schlösser, so dem See am nechflen sielten. Was für Dörfer und Archen um denselben her ligeit. Bäche, so in diesen See laufen. Durch welche Söclter der Sec feinen Abscheid und Ablauf nintt. Zeit-Ordnung seines Ablaufs, ganten der Söclter, samt der unterschiedlichen Zeit ihrer Austruchnuna. - uf daß der Mensch Ursach und sie Jenem Verschwiegen. Der Riegel aber, Gelegenheit finde, in vielerlei) womit sie ihre Geheim-Kammern versperret, iSachen die Spnhr Göttlicher besteht entweder in einer Unachtsamkeit Weisheit, Güte und Allmacht, und Verachtung ernstlichen Untersuchens, ; so der Natur ist eingedruckt, auf- oder in der Unfreundlichkeit solcher Leute, zusuchen, und darinn zu ver- welche mit einer guten Nachricht dem wundern, seynd etliche so un- Nachsuchenden recht zu dienen nicht be-f3 gemein und geheim, daß nicht gehren, bißweilen auch wol nicht können, Jedwedem das Geheimniß-Siegel derselben weil sie selbst wenig davon wissen, zu brechen so leicht ankommt, noch gelingt. So ist es auch mit der Natur und Denen zwar, die in den Wercken der Eigenschafft deß Cirknitzer-Sees bewandt. Natur den Ruhm ihres Schöpffers suchen. Diesem hat Gott in den vergangenen breitet sie dazu täglich die Fülle der Materi Zeiten die Verborgenheit als wie gleich-aus, behält aber doch noch immer etwas sam ein Siegel oder Riegel und Schloß in ihrem treffen Busen zurück für die angehenckt; nicht zwar also, daßsiealler-solgende Zeiten, und eröffnet diesem, was dings gäntzlich oder in allen Stücken, sondern nur in denen, welche einer flechsigem u. inständigem Nachforschung würdig wären, und Niemanden zu Theil würden als dem, der sich um sothane Theilhafftig-keit eyfrigst bewürbe, verschlossen bliebe ; oder damit dem gewöhnlichen Eckel der Menschen desto besser könnte gerochen sehn, wann die Zeit, als eine Schatz-meisterinn der natürlichen Schatz- und Schau-Kammern, curiösen Augen und Sinnen nicht Alles miteinander zugleich, sondern nach und nach, heut etwas, morgen ein Mehrers eröffnete, und immerzu den künfftigen Jahren noch was Neuers vorstellen könnte, wovon die verstrichene nichts gewusst. Denn in der Natur hat doch Keiner soviel erlernt, daß er nicht ihr Schüler verbliebe, der noch allezeit mehr von ihren Sachen zu lernen und zu erfahren hette. Daher kommts, daß heut Einer, der gern Alles biß auf den Grund erforschen wollte, dennoch ohne Grund seinen Bley-Senckel zurück ziehen muß, weil ihms an gnugsamer Unterweisung und Nachricht, oder auch an Unverdrossenheit gebricht, hingegen morgen ein Andrer richtigere Kundschafft, bessere Gelegenheit und Mittel antrifft, das Verlangte in gründliche Erfahrung zu bringen, oder auch mit gröfferm und unverdrossenem: Elster diesem delieatem Wildprett, nemlich der Entsiegelung eines natürlichen Geheimnisses, solange nachjagt biß er es ergriffen. Meines Orts begehre ich * mich zwar nicht hierinn der Vollkommenheit zu rühmen, sondern glaube gern, solches Ziel möge noch wol weiter hin in der zu-künfftigen Zeit stecken, und noch immer ein Mehrers an diesem Wunder-See zu observiren seyn; unterdessen kann tch ohne eitlen Ruhm doch wol sagen, daß meine unermüdete Gedult und Unverdrossenheit im Nachsuchen weit über alle Andre, die von diesem See was gedacht, mit Erfahrung und gründlicher Erkündi-gung beglückt worden; zumal weil ich sothane Erfahrung nicht nur mit dem Gehör, sondern auch mit dem Gesicht ergriffen, dazu nicht mit einem oder andrem, sondern vielfältigem Bericht mich unterweisen taffen, und auch durch meine eigene Augen mich selbst unterwiesen habe. Solchen Grund der wahren Beschaffenheit nun, den ich erreicht zu haben hoffe und glaube, will ich hiemit dem leut- seligen Leser gemein und kündbar machen; auf daß er beydes, den Circknitzer See und zugleich meine Dienstwilligkeit, recht kennen lerne. Dieser See wird auf Crainerisch genannt Zirknisku jeseru, und hat solchen Namen von dem Marckt Circknitz oder (auf Crainerisch zu reden) Zirkniza Daher zu glauben, es sey vor Zeilen in dieser (damaligen) Wildniß eine kleine Kirche gebaut, dabey annoch keine Wohn-Häuser gestanden; massen in Crain noch heut dergleichen eintzelne Kirchen in der Wildniß und an gantz einsamen Orten gefunden werden. Denn solche kleine Kirchen hat inan Zirkniza genannt ; an-gemerckt, unsere Land-Sprache noch jetzt I ein kleines Kirchen - Gebäu oder Gottes-Haus Zirkniza heisst. Nachmals aber ist durch üble Aussprache mit der Zeit das u in u verwandelt, und für Zerkuiza, Zirkniza aufgekommen. Denn wie solches gar leicht geschieht, daß im reden oder schreiben, n für u und u für n vertauschet wird; also ist auch hier das n für u misst verartlich eingeschlichen, und so gemein worden, daß jenes darüber gantz verjähret und durch solchen Mund-Fehler endlich verdrungen ist. Darum spricht und schreibt man nunmehr anstat Zirkuiza, Zerkuiza ; gleichwie auch der See sich nicht einen Zirkuizer wie vormals, sondern Zirknizer See, beydes nennen und schreiben lassen muß. Hat demnach der Zirkuizer-See soviel gesagt seyn sollen, als der K i r ch - S e e , das ist, der See, so bey der Kirchen ist. Dieser See ligt sechs Meilen von Laybach, mit rauhen, wilden und steinigten Bergen rings umfangen, unter welchen gleichwol derjenige, so an der Mittags-Seiten ligt, die ändern weit überhöhet, auch viel wilder sihet, nemlich der so genannte Javornig. Derselbe hat viel hohe Hügel und Felsen, die mit allerley Bäumen, wiewol meistentheils mit Fichten, Tannen, Eiben und dergleichen bewachsen. Woraus dann eine greuliche Wildniß entsteht, die viel Meilwegs weit reichet. Auf der andren Seiten sieht es nicht so wild und finster aus; weil das Holtz daselbst ziemlich weggehauen, und selbige Gegend von Leuten bewohnt ist, auch in dem Grunde, nahe am See viel schöne Dörffer, Häuser und Kirchen hat, nemlich in der mitternächtigen Gegend; ge- Me die Crainer diesm See nennen. Bedeutung deß Worts Zirkniza. Gegend, da dieser See ligt. Das rauhe Gebirge Javornig. Sihe das Kupffer Nr. 445. bei diesem See angewandt. Dieser See scheinet wenig seines gleichen zu haben. staltsam auf dem hiezu verfertigtem grossem Kupffer solches zu ersehen; zu welchem ich selbst * die Zeichnung gemacht und darinn dem euriosen Leser den gantzen See samt Allem und Jeden, was darinn oder herum zu sehen ist, nach dem Leben vor Augen gestellt habe, nachdem ich vorher Alles soviel möglich, selber in Augenschein gezogen, aufs flechsigste gemerckt und ausgezeichnet. Wie ich dann in den Genau-fleißige fotsten verwichenen Jahren 1684 und 85 so beT^crr" vielmal selber mich dahin begeben, sowol Haupt-Äuthor wann er einqeqanqen, als wann er wie-drum hinaus gegangen, ungleichen sowol wann er gantz voll, als wann er gantz versiegt und trucken gewest. Und solches ist nicht nur in jetzt gemeldten Jahren, sondern auch etliche Jahre zuvor zum öfftern gescheht!. Denn dieser See bedunckt mich der Mühe wol werth zu seyn, daß ich Seinethalben so vielmalige Mühe übernommen; in Betrachtung derselbe meines Erachtens, eines der gröffesten Natur-Wunder ist. Und ich glaube, daß man einen dergleichen wunderbarlichen See weder in Europa, noch in den übrigen drehen Welt-Theilen antreffe, der alle solche rare Eigenschafften an sich hette, wie dieser. Es hat zwar die Natur auch wol andre See-Wunder, andrer Orten hervor gebracht ; aber an einem Ort ein seltsamers und verwunderlichers, als am andren. Nicht zu verachten ist die Raritet jenes seltsamerSecr fischreichen Sees in Burgund, zwischen in Burgund, jfozoreth und Riparia in Bonvalle, von welchem Mercator in seinem Atlante, «) wie auch Lansius, b) und gleichfalls Martinas Zeilerus in seinen Send-Schreiben berichten, daß er alle sieben Jahre sich in etlichen Wochen, ohne Wasser antreffen taffe; imgleichen daß noch ein andrer See in Burgund zu finden, auf dem der Letten sich so sehr erhärte, daß man über dem Wasser gehen könne; und derselbe See komme nicht hervor beh trüben oder regenhafftem Wetter, sondern entstehe aus seinen Löchern; wann es sich ausheitern will, da er alsdann schleunig groß werde, und die gantze Ebne herum befeuchte. J Wunder - würdig ist ebenfalls dieses, wann anderst der Erzehler Stumpfius nur hierinn glaubwürdig gnug ist, daß a) In Discript. Burgundi če. b) In Orat. pro Gallia. Em paar tut Ergöw in der Schweitz, auf Engstlein ein Alp (oder hoher Berg) lige, darinn man mitten im Sommer vom Junio biß in den Augustum, etwan auf zween oder dreh Monaten die Kühe erhält, und daselbst eine Quelle von einem Felsen heraus in eine Gruben taufst, deß Tags nicht mehr als zwey Mal, und zwar Morgens und Abends, eben um die Zeit, da man das Vieh zu träncken pflegt, hingegen aber vor- und nach solcher Zeit diß Flüßlein kein Wasser weder Tags, noch Nachts gebe, o) Aber solche und dergleichen Gewässer können mit diesem unsren Cirknitzischem in keine Vergleichung gestellet werden. Die Sineser bilden sich mit ihrem See Kin-ming, in der Provintz Honan gar viel ein, weil er überaus lustig; gestaltsam sie deßwegen allenthalben an seinen Ufern prächtige Marmeln aufgerichtet, daran ihrer Poeten Lob-Sprüche von selbigem See zu lesen; aber dieser unser Cirknizer wäre der marmelnen Ehr-Seulen viel werther; sintemal die gütige Natur mit demselben, weit grössere Ehre einlegt, und sich viel wundersamer erweiset als mit jenem. Weßwegen mich keine Mühe ver-; dreusst denselben der Welt besser bekandt zu machen. Dieser Cirknizer See ist vom Auf-gegen Nidergange, eine gute starcke Deutsche Meilwegs lang, und von Mitternacht gegen Mittag, eine gute halbe breit. Daß er sollte achtzehn Elen tieff seyn, wie ; Wernerus gesetzt, sindt sich nicht, denn seine unterschiedliche Tiesse ist von 1. 2. 3. und einiger Orten von 4. Klafftern; nemlich nahe beym Ufer ist er gemeinlich eine Klaffter tieff, in der Mitten hin und wieder zwo Klaffter, und auch einiger Orten wol drey; wo er aber am aller-tieffsten, lässt er sich mit vier Klafftern ergründen. Wo aber die Löcher oder Gruben sind, da ist er viel tieffer; weil etliche Gruben an sich selbsten etliche Klaffter tieff. Dann etliche Löcher oder Gruben, gehen 2. 3. 4. auch wol 5. Klaffter tieff in die Erde wie ein Keffel. Uber welchen Kessel alsdann das See-Wasser noch 2. oder 3. Klaffter hoch stehet. Eine Klaffter rechne ich für sechs Werckschuhe. Er ligt fast in einem ebnem Grunde, um und um wie gedacht, von Morgen eingeschlossen; und hat drey schöne Inseln. c) Stumpfius im 7. Buch der Schweitzer Chronic Cap. 21. Flüßlein, ft nur um die Zeil der Vieh" Träncke quellet. Grösse deß Sees. Tieffe desselben. Wieviel Werckschuh hie auf eine Klaffter gehen Die drey Inseln dieses S?es. \ - J* hexen &iJa m nun kkunjf bergShuanza |>4. >-**'>-- Unjev/i&er f* i «K E ' èàL-L; auòen/ocjf x s auratam Tressenz à ehrecfi •mmge VelKa bobnarja -■' jSKidnenza \ ^MjseKaduiza- ?3 ?s£r'M?ot Torne . - . r j .MàààM Kraloudàor ednenia i** »i ' -—v Levisene (...) hfavza lAìHJZj Kes cheto ^ T R E. 1 M H VettaKa àà Flauste ttjbtrjf S. Z. - :.2 YelKioSerch RhatesKeHamen t4 FauniKh ^vzšT ~7~' Yooonos — . ■». ffLaurent ■S.Marci „ ~~~'“rrhurnla.kh oCeina.ua^ annis c/alence «JSSSSK Peninsnl daselbst. Zwey ^anben-Löcher Die erste wird Yornek genannt, und auf selbiger ligi das Dorff Ottogk, samt einer Kirchen S. Primi und Filiciani, so auf dem Berglein steht. Diese lustige Insel ist mit schönen Ban-Feldern, Wis-maten und Bäumen gesegnet. Die andre Insel Namens Velka gorica ist ein kleines mit Bäumen bewachsenes Berglein. Gleichwie auch die dritte Insul , welche man Mala Goriza heisst. Es hat dieser See aber auch eine Pen-insnl (oder unvollkommene Insel), welche man Dorvoschez oder Dervascheck heisst. Dieselbe wird meistens vom See umher eingefasst, biß ans ein kleines Stuck, womit sie ans einer Seiten dem Berge anhangt. Zwischen dieser Halb-Jnsel (oder Penin sul) und der Insel Yornék sihet man gleichsam als wie einen Eingang zu einem Meer-Port; angesehn, der Hintere Winckel oder Bnsem deß Sees nicht anderst, als ein Meerhasen sihet. In diesem See seynd viel Gruben oder Löcher, auch viel Ströme oder lange Gruben wie Canäle, ungleichen kleine Hügel; sintemal sein Bodem nicht gar eben ist. Aus solchem Grunde und Bodem kann man in einem Jahr fischen, Hafen hetzen, sa auch das grosse Wild, nemlich Bären, wilde Schweine und dergleichen jagen und schiessen, wie nicht weniger Wachteln und andre Vögel bei-tzen, Heu erndten, Hirs säen und schneiden. Man kann auch nach Belieben zu Fnß draus gehen, oder reiten, oder fahren, sowol zn Wagen als im Schisse, imglei-chen eine Ladung ans dem Eyse schleissen, auch allerley Wasser-Geflügel schiessen. Diese Inseln werden und entwerden, entstehen und vergehen, nachdem der See entweder vorhanden, oder gewichen; denn wann er da ist, macht er solche Plätze zu Inseln; welche hingegen, wann es tru-cken ist, die Gestalt einer Insel verlieren und dem andren Lande gleichförmig werden. Obiges Alles kann man in einem Jahr aus dem Grunde deß Sees verrichten zu höchster Verwuudruug der Ausländer. Aus obbesagtem hohem dick-bewäldertem wildem Berge Javornigkh seynd zwey Taubeu-Löcher, welche absonderlich beschrieben werden. Aus der andren Seiten dieses Sees steigt der hohe Berg Slivenza empor; aus welchem ein Ungewitter-Loch besind- lich, wie gleichfalls an seinem Ort absonderlich erzehlt wird. Aus der höchsten Spitze dieses Berges halten die Hexen, Truden und Unholden ihren Tantz und Zusammenkunsst; welche man offt wie kleine Lichtlein fliegen sihet. Wie dann dort herum die Gegend mit Hexen ziemlich versehn ist. Daher man auch offt an selbigem Ort ihnen ziemlich einhitzet, und ihrer Viele brennet, also daß bißweilen in dieser Gegend mehr Hexen in einem Jahr auf den Scheiter-Haussen kommen, als sonst bey Manns Gedenckeu im gantzen Lande nicht, aus dem flammenden Holtzstoß seßhafft und zu Asche worden. ^An der mitternächtigen Seiten deß Sees ligt eine Ebne mit vielen Aeckern und Wiesen, Dörffern und Kirchen, wie solches im Kupffer ist abgebildet. Nahe bey dem See ligt der Marckt Zirknitz, und nicht gar eine viertheil Stunde davon. Es stehen auch drey Schlösser dabey. Eines heisst Alt-Steegberg, welches aber gantz öd und unbewohnt, das andre Neu-Steegb erg. Beyde gehören dem Fürsten von Eggenberg, das dritte aber, mit Namen Thurnlag, dem Carthäu-ser-Kloster Freudenthal. Der Dörfer ligen neun herum, als Läse,Verchjesero, das ist Ober-See-Dorff, Lipse, Greliovo, Serovenza, Martini potok, (oder Martins-Bach) Najesero, das ist See-Dorff, Dolejnavas, (aus Deutsch Unter-Dorff) und das Dorff Ottok, so mitten im See aus der Insel Yornék. Es stehen gleichfalls 20 Kirchen um den See herum. Bey dem Dorff Läse steht die Kirche S. Brictii. In Obern See-Dorff ist die Kirche 8. Cantiani, oben aus dem Berglein aber die kleine Kirche oder Capell 6. Crucis (zum heiligen Kreutz.) In dem Schloß Alt-Steeg-berg die Kapelle Unser Lieben Frauen, nahe bey dem Dorff Lipse die Kirche S. Stephani, in dem Dorff Grehovo befinden sich zwo Kirchen, nemlich 8. Marci und Unser Lieben Frauen; im Dorff Serouniza (oder Serovenza) die Kirche S. Pauli, nicht weit von eben demselbigen Dorff 8. Elias ; bey dem Dorff Martins-Bach 8. Viti : nicht weit davon 8. Mariae Magdalenae ; in dem Dorff See-Dorff 8. Petri ; nahe bey Cirkniz imFelde S. JohannisBaptistae ; Hexen sollen in Gestalt kleiner Lichtlein gesehn werden. Schlösser nahe bei dem See. Umligende Dörffer. Umher- stehende Kirchen. Durch was für Löcher der See seinen Ausgang nimmt. Ordnung und Zeit deß Ab-lauffs dieses Sees. unter dem Berge Slivenza S. Nicolai ; im Unter-Dorff S. Laurentii ; auf einem kleinen Hügel oder Berglein 8. Wolfgang! ; bey Thurnlag S. Leonardi ; Nahe bey Cirkniz 8. Rochi. In dem Marckt Cirkniz ist die Pfarr-Kirche Beatae Mariae Virginis, natae Reginae Angelorum, und mitten in der Insul Vornek oberhalb dem Dorff Ottok, auf dem Berglein die Kirche 8. Primi und Feliciani. Es lauffen in den See stets acht kleine und grosse Bäche, als 1. Bellebrech, [ so nur eine starcke Brunn-Quelle ist. 2. Tressenz, so gleichfalls nur eine starcke Quelle. 3. Oberg, so eiu ziemlich-groffer Bach. 4 Steberziza, so gleichfalls ein Bach. 5. Lipsinziza, so eben sowol ein Bächlein. 6. Das Büchlein Seromschiza. 7. bet Martinschiza, oder Martins - Bach. 8. Cirknizer Bach, welcher groß ist. Weil, wie wir vor vernommen, dieser See um und um mit Bergen hoch ver-bollwercket ist, hat er keinen Ablaufs oder rechten Ausgang, ohn allein durch gewisse Löcher. Seinen ordentlichen Ausgang nimt er durch zwey grosse Löcher, deren eines gleichwol kleiner, denn das andre. Das kleinere wird Mala Karlouza, und das grössere Velka Karlovza, genannt. Diese zwey Löcher gehen in den Berg hinein, und zwar in den härtesten Felsen, in einem Horizont, so dem See gleich. Nachdem also das Wasser durch solche beyde Löcher hineingefahren, kommt es auf der ändern Seiten deß Berges wieder heraus, rinnt hernach durch den Berg bey 8. Kazian, und in die Grotten; wie solches die Beschreibung selbiger Grotten bey 8. Cantian ausweiset, und solches währet solange, biß der See abzunehmen beginnt. Dieser wunderseltsame See hat aber auch unterschiedliche und viel Gruben oder Löcher in sich, die nachgehends sollen angedeutet werden. Wann er beginnt in Abnehmen zu geruhten, läufst er in fünff und zwantzig Tagen gäutzlich ab, und leeret sich innerhalb solcher Zeit solcher Gestalt aus, daß fünff Löcher oder Gruben nicht zugleich miteinander auslauffen oder entwässert werden, sondern allezeit in fünff Tagen Eines der- selben leer wird, nemlich in dieser Ord-mmg. Wann der See sich anhebt zu retiriren, so wird über fünff Tage die Grube oder das Loch, welches man Kamine nennet, leer; über fünff Tage hernach das Loch Vodonos; wiederum über fünff Tage Reschetto, abermal über fünff Tage Koten; und nochmals über fünff Tage Levische, also wird in fünff und zwantzig Tagen der gantze Bodem trucken. Denn es werden nicht allein jetztbenannte Gruben in solcher Frist, sondern inzwischen auch die andre Löcher leer und truden. Wir wollen sie alle nacheinander bey Namen samt ihrer Ordnung und Zeit der Austrucknung hieher setzen. I. Malioberch wird leer in dreyen Tagen vom Anbeginn der Abrechnung deß Gewässers. II. Velkioberch, über zween Tage hernach. III. Kamine, (so aus Teutsch soviel als Steine bedeutet) über vier Stunden hernach. IV. Suejnskajama, (dasist die Schweinoder Säu-Gruben), über eine Stunden hernach. V. Vodonos, (oder Wasser-Träger) über fünff Tage nach Kamine. VI. Louretschka, (das ist Laurenze-rin) über anderthalb Tage. VII. Kraloudouor, das ist, Königlicher Hof, (oder Königs-Hof) einen halben Tag hernach. VIII. Rescheto oder Reiter, (womit kein Reit end er (oder Reuter), sondern ein solches Sieb gemeynet wird, das man zum ausreitern des Getreyds braucht), über drey Tage. IX. Ribeskajamma, welches soviel in Teutsch gesagt als Fischer-Loch, leeret sich mit Rescheto zugleich aus. X. Rethie, über zwo Stunden. XI. Sittarza, über eine Stunde. XII. Lipauza, über -fünff oder sechs Stunden. XIII. Gebno, über drey Tage nach Rescheto. XIV. Koten (Kessel) über zween Tage. XV. Ainz, über vier oder fünff Stunden. XVI. Zeslenza, über drey Stunden. XVII. Pounigk, über zween Tage nach Koteu. XVIII. Levische, über drey Tage. Ramm der Löcher samt der unterschiedlichen Zeit ihrer Austruck-nung. Dieser Gestalt werden alle Gruben oder Löcher nacheinander ledig, und ist jetztbenannte letzte Grube Levische, in fünff und zwantzig Tagen ausgeleert, von dem Tage nemlich an zu rechnen, an Uber jetztbenamste achtzehen Gruben oder Löcher hat es noch andre Löcher, welche mit denselben inzwischen zugleich ablauffen, und ledig werden, deren etliche ich hernach specifictren will, anjetzo aber welchem der anhebt, seinen Abzug zu neh- sie unbenamt lasse; weil es darinn keine men, und das Feld zu räumen. ! rechte Fischerey giebt. 3)as XLVIIL Von den unterschiedlichen Fisch-Zügen, so in dem Cirknitzer-See nach der Ordnung geschehen. Wer diejenigen, fu den Anfang defs abflieffendcn Sees am ersten aitzeigen rnüsten. Die Zeit der Fisehereg wird durch einen (Blochen-Streich huitd gemacht. Was die (strainer Fifclipern nennen. Wie die Ufer- oder Kand - Mehe getheilet werden. Die alte Kuchen. Ungewöhnlich groster Hecht, fo etliche Jahre nacheinander gefangen worden. Alter Hecht, welchen Keifer Friedrich der Andre mit einem Halsband gegiert. Fische werden vom Donner erschlagen. Groste Krebfe. Die Denier stfcheit etliche Gruben allein. Was für Heute durch die Derner verstanden werden. Richtige Ordnung der Züge bei der Gruben Vodonos. Wie genau die Zeit mäste beobachtet werden. Mit was für einem Reize die Züge geschehen. Form der Gruben. Weste und Keile derselben. Schnell-rinnender Canal, fo die Fische herzu führt. Giebt der Jugend einen nützlichen Sehr-Spiegel. Die dren Durchbrüche oder Löcher in der Gruben Vodonos. Wo das Schiff endlich bleibt. Ordnung der Züge in der Gruben Louretschka. Fifchrccht in der Gruben Kralouduor. Item in der Gruben Boschetto. Kfchastenheit der Gruben Ribescajama. Selbige wird andren ostt um Geld überlasten. Kfondre Art zu fischen in dieser Gruben. Kare und leichte Weife zu fischen. Unterschiedlicher Kationen t)ortheile in der Fischerei). Guineische Kelze. Guineer fragen ihren Abgott der Fischerei) halben um Kaht. Welcher einen Christen begehret. Wie man im Mittel-Meer die Fische durch den Glanz defs Feuers ins Ketze bringe. Fische durch die Muftc gefangen. Fang der Meer - Haanen ben Guinea. Manier, die Fische empor schwimmen zu machen. Stillstand eines schwedischen Stroms bringt den Leuten viel Fische zuwege». Fifch-Kccht über die Grube Rethie. Zug-Ordnung ben der Gruben Sittarza. Kg der Gruben Lipauza. In der Gruben Gebno. In der Gruben Koten. In der Gruben Zesslenzka. In der Gruben Pounigk. In der Gruben Levische. Kachlefe für die gemeinen Leute. Unverschämtes Zulausten derselben. Was dem Fürsten von Cggenberg für einen Fifchpern gegeben wird. Wer mit dem Kachnetz darf fischen. Wie damit gefifchet werde. Der Fisch-Fang mit Keufen. Diet Ströme in diesem Sec. etzo soll nun berichtet werden, wie .und welcher Gestalt der Circknitzer Sobald man derhalben an einem Fel-r . , , -- --- fett oder Stein wahrnimt, daß sich das L>L>ee werde gefischt, wer darinn zu Wasser deß Sees zu verkleinern beginne, >fftschen Macht oder Erlaubniß habe, zeigen die Bauren in Obern See-Dorff und wie in vorerzehlten Löchern die Züge denen um den Cirknitzer See her wohn-nacheinander gehen. hassten Fischern solches an; damit die Was für Leute den Anfang deß abfliessen-den Sees am ersten müssen anzeigen. Die Zeit der Fischerey wird durch einen Glockenstreich angedeutet. Was man in Erain Fisch-pern nennet. Wer die Uferoder Rand-Fische deß Sees bekommt Fischer der interessirten Herrschafften, welche in dem See zu sischen bemächtigt und berechtigt seynd, denselben solches zu wissen thun können. Hiezu seynd bemeldte Bauren zu Ober-See-Dorfs von Alters hero durch die Lands - Gerichts - Herren verpflichtet und bestellt; nemlich auf den See Acht zu haben, daß nicht Jemand, wann der See voll ist, darinn flsche; daher selbige Bauren dem See gleichsam zu Hütern gesetzt worden. Wann dann nun das Wasser anhebt zu fallen, und dadurch, daß der See ins Abnehmen getreten, zu mercken gibt, so muß der Mesner dieser Dorffs Achtung geben, wann über dreh Tage in Malioberch, die Zeit zu fischen, vorhanden sey, und alsdann bey der Kirchen S. Cantiani, einen Glocken - Streich thun. Sobald solcher Streich mit der Glocken erschallet, und den Leuten zu Ohren kommt, lassen sie die Arbeit im Felde, stehn, und tanfi fen zusammen mit Fisch-Peru, werssen ihre Kleider von sich samt aller Schaam, und eilen gantz nackt und blos, wie sie von Mutterleibe auf die Welt gekommen, dem See zu. Alles menget sich ohn einige Erblödnng und gantz unverschämt mutternackt durcheinander, Junge und Alte, Männer und Weiber, Verheiratete und Unverheiratete. Keines bekümmert sich um Feigen- Bläter, weil auch keines Augen aus Menschen, sondern auf Fische gerichtet seynd, denen sie mit ihren Fisch-pern eyfrig nachstellen. Fischp ern nennet man in Crain (wie auch einiger Orten in Deutschland) die jenige Boben - förmige Netze, so einem Mond-gleichem Hvltz anhassten, das an einer Stangen oder an einem starcken Stecken ist fest gemacht. An solchem halben Bogen hängt ein mit kleinen Löchlein gestricktes Netz, wie ein Sack, so unten einen engen Zipffel hat. Die Hoch-teutsche Sprach nennets eigendlich einen Hainen ; und werden damit in Deutschland gemeinlich nur die allbereit gefangene Fische aus dem Fisch-Behalter hervor gelangt. Der Ort, da sie solche Fischpern ein-tauchen, nemlich der vorderste Theil deß Sees, steckt zwar voll grünes Krauts und Grases, und hat keine Gruben oder Löcher, nichts aber destowenige rote lschöne Fische; welche, nachdem sie gefangen, in zwey Theile getheilt werden. Wovon der Fürst von Eggenberg einen Theil als Land - Gerichts - Herr hinwegnimt, den andren aber die Bauren von Ober-See-Dorff unter sich theilen als eine Vergeltung ihrer gehaltenen Wache über den See. Eben also wird auch in Velkioberch. mit dem Glocken - Streich ein Zeichen gegeben, und eben also von selbigen Bauren alsdann gefischt, wie in Malioberch, auch der Fang von diesen Bauren gleichwie oben getheilt. Allhie seynd auch noch keine Gruben noch Löcher, und dannoch stattliche Fische. Es wird auch dieser Ort niemals recht trucken, sondern behält in der Mitten allezeit Wasser. Die Bauren Hieselbst dörffen sicher fischen biß zu der alten Brucken welche in dem grossen Kupffer angezeigt wird. Wiewol heutiges Tages keine Brucke mehr allda vorhanden, sondern nur noch einige überbliebene Stem-I Pel und Pfühle, welche zeigen, daß daselbst eine Brucke vormals über den See gegangen. Weiter aber, als biß an dieses Mahlzeichen der ruinirten Brucken, müssen sie ihren Fisch-Fang nicht strecken. Vor 16 und 17 und in mehr Jahren nacheinander hat man einen groß-mächtigen Hecht gefangen, der einen Kopss zwo Spannen breit gehabt; welchen der Herr von Schmntzenhaus, damals Fürstlich-Eggenbergischer Rentmeister, allezeit der Gefangenschafft befreyet, und wiederum ins Wasser werssen lassen. Sobald aber die Carthüuser diese Fischerei) bekommen, und diesen Hecht auch gefangen, hat ihm das Ansehn seines grossen ungeheuren Kopsss weiter nichts geholffen, noch Gnade erwerben können; sondern sie haben ihm ihren Magen zum Quartier bestimmt. ****** (Vermutlich wäre dieser Hecht noch viel grösser und zu einem hohen Alter erwachsen; wann er einen Herrn hette angetroffen, welcher die Raritet höher als das Fleisch gehalten. Wie Key) er Friederich der Zweyte gethan. Welcher einen schönen ansehnlichen Hecht nicht allein mit dem Leben, sondern auch einem ansehnlichem Hals-Bande beschenckt, und wiederum befreyet, auch selbst ins Wasser gesetzt hat, daß er in seinem Element dem Wasser damit herum prangen mögte, als ein Diadem-Führer und gekrönter König über alle Fische selbiges Sees, daraus man ihn mit dem Netze hervorgezogen hatte. Grossen und fürnehmen Gemütern ist die Generositet und Mil- Die alte Brucke. Wnnder-grosscr Hecht, so etliche Jahre nacheinander gefangen worden Don dem Olten Hecht, welchen Keyser Miderich der Andre mit einem Halsende geziert. digkeit so natürlich und anbürtig, daß sie dieselbe allerdings bißweilen auch anver-nunfftlosen Thieren spielen lassen. Etliche wollen, selbiger Hecht sey bey Heilsbrunn in einen See gesetzt, und nach langen Jahren allda gefangen worden. Etliche aber, es sey zu Keysers-Lautern geschehn. Den ersten Ort wird diese Begebenheit vom Crusio, a) wie auch Gresnero, b) und Christoph Lehmann zugeschrieben. Welcher letzter sie auf diese Weise beschreibt. „Ein Hecht (sagt er), den Keyser Friedrich in einen See bey Heylbrunn Anno 1230 gesetzt, ist Anno 1497 gefangen worden. Im Jahr 1497 hat ein Erbarer Raht der Stadt Heylbrunn, in der Stadt zuständigem See, in angestellter Fischerei) einen Hecht gefangen, dem hinter die Ohren ein messingner Ring angelegt, doch also überwachsen gewesen, daß er kümmerlich heraus geschienen, darans diese Schrifft gestanden » Ei ui èxeìvog iydhg zdvzt] Ufivq na v-za.ì,cozog iTTiztfh'ig ó'ià za xrii7iu)zn cpedìjQÌxa rh-yunag vv zfj e. ijutna zu OxznBoiu. D)U§ lautet auf Deutsch: „Ich bin der Fisch, so zu erst unter allen Fischen in diesen See gesetzt worden, durch deß Regenten der Welt, Friderici deß Andren Hand, den fünsften Octobris. Aus der Jahrzahl aus dem Ringe hat man vernommen, daß solcher Hecht 267 Jahre im See sich gehalten und gelebt habe; dessen Con-terfeyt und Grösse samt dem Ringe hat männiglich, der gen Heilbrnnn kommt, unterm Thor, wenn man von Speyer dahin reiset, auf einer Tafel zu besehen. Bißher der Lehmann, c) Welcher aber etliche Worte anders setzt, weder sie bet)nt Frehero erzehlt werden; ob sie gleich fast einerley Jnnhalt und Meynung führen. Zudem hat er nicht allein das Wort Kontra (dafür stehen sollte KorTfirjzu) falsch accentuili, sondern auch Koarfzu übel geteutschet „deß Regenten der Welt; da er vielmehr ent- il Leiter dafür hette setzen sollen: deß Re- ii genten oder deß Keysers, oder auch ìnJJne^ Schmückers. Denn durch selbrges Griechische Wort kann sowol „Einer, der etwas ziert und schmücket, als ent Herrscher oder hoher Regent und Potentat, aber darum kein Regent der а) Lib. I. parte 3. Annal. Suev. c. 7. б) In Praefat 4. libri Historite Animalium. c) Im 5. Buch der Speyerischen Chronic Cap. 83. Bl. 592. Welt verstanden werden. Er ist aber in dem, was das Griechische betrifft, vielleicht zu entschuldigen; weil er es so gesetzt, wie er es auf der Tafel zu Heilbrunn gefunden; derhalben ichs hie auch so nachsetzen wollen. Marquardus Freherus aber sagt, dieses sey zu Keyserslautern geschehn', und beschreibt es also in Lateinischer Sprache, wie folget. Neque vero minus Friderico etiam II. Imperatori gratum hujus loci (deß Orts Keysers-Lautern nemlich) aspectum a usum fuisse, argumento certo est insignis & miraculosus ille piscis, ante 'XV. annos ri) ibi cantus in stasrno vicino (dicto Keysers-Wag) quod etiam-aum ä Caesare lmmen tenet : Fer quod ipse fluvius Lutra transcurrens, molam-)ue impellens, maximos & sapidissimos isees nutrit, & in his Lucium, quem cultorem stagnorum Ausonius vocat. De hujus autem longitudine & captura estimonium perhibet vetus pictura in irce ibi visenda, piscem ipsum ingentem torquatum exhibens, & lineae nigre XIX no les Innn-ae a lserintum habens : „Diß ist die Grösse deß Hechts, so Keyser Friederich dieses Namens der Andre, mit seiner Hand, zum ersten in den Wag zu Lautern gesetzt, und mit solchem Rtnge bezeichnet hat Anno 1230. Wurd gen Heidelberg gebracht den 6. Novembris 1497, als er darinn gewesen war 267 Jahr, iorques quuque, sive mavis annuius collaris, aeneus & deauratus, cum minusculis annulis circumquaque insertis qui etiam hodie in cimiliarcheis Pala-finis, & meritò, asservatur) adpictus est, & aiscriptum : HvEC EST FORMA ANNULI, QUEM LUCIUS GESSIT IX COLLO AD CCLXVII. ANNOS: }Ul CAPTUS ANXO MCCCCXCVII. ATTR/E EX STAGNO. ET HEIDEL-BERGAM PERLATUS IX. NOVMB. HORA POST MERIDIEM SECUNDA. Jrc&terea & Jiceo : In foraminibus istis ligris fortasse fuerunt signa imperialia, vel similia. Nihil tamen reperimus: sed oìùm foramina sic posita, ut patet. Torques autem ille, vere visu dignus, & auro contra non carus, incisam habet Ä) Scripsit autem hic Author circa annum 1612. memoriam Caesaris tlnUìlrpog, qui felici manu tam vivacem piscem, posteris pascendum simul & stupendum, stagno immisit : que ita habet : EIMI EKEIN02. 1X6TX0 THN A1MNHN TlANTOTIPP. T02, E1ATOA AIA TOP KOXMHTOPOX d>E/1-HP1KOT B. TAX XEIPAX EX TH E. HMEPA TOT OKTOBPIOT AXA Hoc est: Sum ille piscis, stagnum omnium primum ingressus per Imperatoris Federici II. manus, quinta die Octobris, A. MCCXXX. Quem licet Augustä manu stagno impositum, velutique prefectum, depastumque diu vivaria Caesaris, tandem aetate fessum, & jam declinantem, crudelis coci machaera confecit, & sub Philippo optimo Principe epulis Pala tinis intulit. Et haec de memorabili illo & ferè plùs quàm lucio, ut rem raritate non miniis, quàm antiquitate, commendabilem, hoc loco eo magis annotare operae pretium visum est, quod ejusdem vir doctus & probus, minus bene de tota re informatus, erroneam in suis commentariis mentionem fecerit: quam, si fata sivissent, ex his nostris sinn dubio fuisset correcturus, a) Streiten also diese zwo Städte, Heilbrunn und Keysers-Lauter, um die Ehre dieser Antiquität. Welche Strittigkeit aber aus jetzt-angezogener Erzehlung Freheri, meines Bedunckens leicht zu schlichten und zu vermuten steht, es müsse diese Begebenheit nur als etwas Denckwürdiges zu Heilbrunn, als einer Stadt, die sogar weit von Keysers-Lautern nicht entlegen, aus besagte Tafel verzeichnet, obgleich in der That aber zu Keysers-Lautern geschehn, und hernach mit der Zeit zu Heilsbrunn ein gemeiner Wahn daraus entstanden seyn, als ob es nicht zu Keysers-Lautern, sondern zu Heilbrunn sich hette zugetrageu. Die Ursachen, so mir diese Mutmas-sung erwecken, seynd folgende. Erstlich, weil zu Keysers-Lautern vor Alters ein solcher kleiner Lust-See oder grösser Fisch-Teich unstrittig gewest, daran sowol Keyser Friederich der Erste, als Friedrich der Zweyte, ihre Lust und Er-getzlichkeit gehabt. Denn wie Freherus dafür hält, so hat Keysers-Lauter von Friderico Barbarossa den Ursprung solches Namens erhalten. Welcher auch ein a) Marquard. Freherus parte 2. Originum Palatinarum e. 12. p 54. editionis 1686. schönes Schloß daselbst gebauet, dabey auch einen schönen Thier-Garten nebenst einem mit Fischen besetzten Lust-Teich angerichtet. Masten solches Radervicus, ein alter Scribent, mit diesenZeilen bezeugt: Apud Lutra tomum regalem ex rubris lapidibus fabricatam, non minori munificentia accuravit. Etenim ex una parte muro fortissimo eam amplexus est : aliam partem piscina ad instar lacus circum fluit, piscium & altilium in se continens omne delectamentum, ad pascendum tam visum , quàm gustum. Hortum quoque habet contiguum, cervorum & capreolorum copiam nutrientem. Quorum omnium regalis munificentia, & major dictu copia, operae precium spectantibus exhibet. b) Der alte Poet Guntherus bestetigt ebenfalls, daß Keyser Friedrich der Erste die Gegend an der Lauter hernach wieder besucht, und etliche wiewol wenige Tage in dem von ihm neulich-erbautem Keyser-lichem Lust-Gebäu, ausgeruhet, laut dieser Lateinischen Verse: Jiursus Vangionum campos Jsuthramifibe revisii : tflegaleaywe, sili yuos struxerat ipse, penates Ancdlvit paucis sedata mente diebus, c) Weil nun Keyser Friedrich der Zweyte an diesem lustigen Ort gleichfalls bißweilen seinen ergetzlichen Aufenthalt gesucht, giebt solches nebst der lustreichen Gelegenheit deß Orts einen ziemlichen Schein, er müsse auch daselbst den Hecht mit einem Halsbande geziert, und in selbigen Lust-Weiler gesetzt haben. Welchen Hecht samt der Hals-Bands-Schrifft die Heilbrunner nachmals aus dem Gehör oder Gerücht mehr, dann aus dem Original, aus eine Tafel vielleicht haben mahlen lasten, zur Ehren - Gedächtniß Keysers Friedrichs deß Andren, als welcher Heilbrunn zur Reichs-Stadt gemacht. Zweytens spricht auch der Name deß Teichs. Keysers-Wag, hierinn für Keysers-Lauter. Denn wäre der Lust-See oder Teich nicht deß Keysers gewest, würde er schwerlich mit eigener Hand den Hecht drein gesetzt haben. Daß aber dieser Keyser bey Heilbrunn einen eigenen See hette gehabt, davon liefet man nichts. b) Radevicus lih. II. c. 76. apud Freherum. c) Guntherus 6. Figurini. Donner Achlägt viel Fische. Wer die Venter fein. Grosse Krebse. Die Perner Achen in etlichen Gruben allein. Wie die Züge bei der Gruben Vodonos auseinander gehen. Drittens. So kann man^ je nicht leugnen, dieser Hecht sey nach Heidelberg zuletzt aus die Pfaltzgrüfliche Tafel geratzten. Allda liefet man aber in der Kunst- und Schau-Cammer, dieser Hecht sey Anno 1497 in dem Lautrischem See gefangen. Welches Einige gnug scheint, den Wahn, daß er im See der Stadt Heilbrunn sollte gefangen seyn, auszuleschen. Vierdtens, beglaubt auch, wie wir oben vernommeu, Marquardus Freherus, es sey Gesnerus hierum irrig berichtet worden, und dadurch auf einen Verstoß geratzten, a) Aus solcher irrigen Quellen seynd hernach irrige Nachsolgungen geflossen. Aber es ist Zeit, daß wir von dem See Keysers-Wag wiederum zurück kehren nach unseren Cirknitzischen See-Gruben.) Im Jahr 1685, am 3 Septembris, frühmorgens, ein wenig vor Tage, schlug der Donner in Velkioberh, und erschlug 65 grosse Fische, tödtete auch gar viel kleine. In der Gruben Kamine, fischen allein die sogenannte Perner, das ist, diejenige, welche dem Lands-Gericht-Herrn zu Haas-berg, nemlich dem Fürsten von Eggenberg, einen Deutschen Gulden geben. Denn wer einen solchen Gulden erlegt, darff mit einem Fischpern sicher für sich fischen. Und daher nennt man solche Frey-Fischer die Perner. Man bekommt aus dieser Gruben auch auserlesen-stattliche und grosse, doch gantz magere Krebse in gewaltiger Menge. Eben diese Perner fischen auch allein in der Gruben Suejnskajamma; welche gleichfalls grösser Krebse die Fülle hat, aber eben sowol nur gantz magere und dazu ungeschmackt. In der Gruben Vodonos hat den erst e n Z u g der Fürst von Eggenberg von der Herrschafft Haasberg; den Andren der Graf von Auersperg von der Grafschafft Auersperg ; den Dritten abermal der Fürst von Eggenberg von Haasperg aus ; denn Vierdten wiederum der Graf von Auersperg von Auersperg aus; den o u“TTt eu abermal Fürst von Eggenberg von Haasberg aus; den S echst en Gras von Auersperg von Auersperg aus. Weiter kann nicht gefischet, noch ein Zug ge-than werden. Es geschicht offt, daß mans bey zwey Zugen muß beruhen laffen, und alsdann ^te Flscherey einstellen, wann o) Vid. Gesner, in Iconib. aquatil. fol. 516. edid. Basii. 1560. nemlich das Wasser gar zu sehr abnimt. Worüber dann unter den Fischern beyder terrschafften nicht selten Zanck und treit entsteht, wenn man mit der Fi-scherey zu spät anfängt. Hiebey muß die Zeit und Stunde zu fischen gar genau beobachtet seyn, damit der Zug nicht allzu langsam verrichtet werde; wie am 24 Augusti 1685sten Jahrs in meiner * Beywesenheit geschähe, als da Jedweder nur einen Zug that, und hernach nicht länger fischen kunnte. Denn die Fischer hatten damals sich um eineStunde versäumt und verspätet. Sonst hat es nahe bey dieser Gruben einen Felsen-Stein, den man Ribeske Kamen, das ist, denFi-scher-Stein heisst. Sobald dieser Stein erblickt wird, muß der Fürst von Eggenberg den ersten Zug thun, hernach der Graf von Auersperg, und also fort. In dem Zuge aber darff keine Herrschafft der andren ein- oder vorgreiffen ; sonst setzte es gleich eine gerichtlich-Klag und Rechts-Gang, deren man auch offt genug gehabt. Man thut aber solche Züge mit einem Netze, welches Ulac oder Wad (Ist ein gewisses grofses Zug-Netz oder langes Fisch-Garn, so man mancher Orten in Deutschland einSegen heifft) genannt. Selbiges Fisch-Garn hat eine Länge von zwantzig Klafftern, und wird ins Schiff übernommen, doch also, daß das eine Ende davon am Lande bleibt in Händen dessen, der es dabey hält. Der, so das übrige im Schiffe bey sich hat, fährt damit um das Loch oder Gruben herum, indem sein Gesell, der bey ihm im Schiff ist, das Garn allgemach ins Wasser wirfft, solange, biß er einen halben Kreys gemacht, und wieder herum ans Land gekommen. Alsdann wird das Netz an beyden Enden aufs Land und zusammen, und der Fisch aus dem Netz hervor gezogen. Sollten aber im Netze gar zu viel Fische beschlossen sein, und das Netz dermassen belastet haben, das man nicht ziehen könnte; so werden sie mit Fischpern (oder Hamen) nach und nach heraus genommen. Und diese Weise, mit einem solchen Garn zu fischen, wird bey allen Gruben und Löchern (wie auch anderswo in vielen Ländern üblich) gebraucht. Gedachte Gruben aber oder Löcher, welche also gefischet werden, seynd von der Natur also formirt, daß sie oben breit und unten schmahl, wie ein Keffel, doch ihrer etliche breiter, etliche schmäler, imgleichen etliche Wie genau die Zeit muß observirt werden. Mit was für einem Netze die Züge geschehen. Was die Gruben für eine Form haben. Tiesse und Breite der Gruben. SchneL-lauffenber Canal, so die Fische herzu-Mrl. Giebt der Jugend einen guten Lehr-Spiegel. viel Klaffter tieff, und etliche tiesier, etliche seichter seynd. Als zum Exempel, die Grube Vodonos erbrettet ftch oben eines Büchsen-Schusses weit, und ihre Tiesse giebt fünff oder sechs Klaffter. Wann der See um die Gruben her allbereit so weit hat abgenommen, daß man das Land sihet oder herum betretten kann; bleibt doch von einer Seiten gleichsam ein Canal annoch, als wie ein starck-rinnendes Wasser, welches aus dem übrigen See mit solcher Schnellheit daher läufst, oder vielmehr herzu schiesiet, daß das leichteste Pferd in vollem Gallopp ihm nicht würde folgen können. Da sich dann alle Fische selbiges Strichs in diesen Kessel, in diese Grube sag' ich, versammlen. Alsdann muß man sie zeitlich heraus fischen, wann sonst das Wasser die Fische nicht mit sich hinab in die Erde, und diese sie samt dem Gewässer verschlucken soll; angemerckt, am Grunde gar grosse Löcher, so aus lauteren Felsen (wie oben Cluverius recht gesagt) zur Erden hinunter gehen. Könnten sich also junge Leute dieses Fischfangs zumLehr-SpiegelundBeyspiel jj benutzen, wie man den vorübersahrenden Strom deß iugend-und männlichen Alters, ernstliches Fleisses, bey rechter Zeit und Gelegenheit beobachten müsse, so man Kunst, Erfahrung, Wissenschafft, allerlei) Geschicklichkeit, Ruhm und Ehre, ehrliches Vermögen und mancherlei) Gutes erfischen wolle, ehedann die schnell-fliehenden Jahre alle Bequemlichkeit mit sich fortreissen und die Gelegenheit zur Ungelegenheit machen. Ja ein Jedweder kann sich in seinem Stande und Berufs seines Bestens, nem-lich der zeitlichen Beobachtung dessen, was zu seinem Aufnehmen beförderlich, dabei) erinnern. Sonderlich füget sich diese Betrachtung zur Aufmunterung deß wahren Christenthums sehr wol dazu, und kann uns gemahnen an die Worte deß Apostels: „Als wir denn nun Zeit haben, so lassi uns Gutes thun rc." Denn wie bey diesem abnehmendem Wasser die Wachsamkeit und Eile zunehmen muß, daß man keine Minute verabsäume, dasNetz zu gebrauchen; also muß in der Zeitlichkeit, die wie ein Wasier dahin fährt und immerzu abnimt, der Mensch nicht Weile, sondern Eile brauchen, die Hoffnung einer glückseligen Ewigkeit, die Huld und Gnade und geistliche Gaben Gottes, ja dasHertz seines Gottes selbsten ins Netz zu bringen, ehe dann die abftiessende Stunden verschwunden, darinn man Gottes Wercke und in der Vergänglichkeit unvergängliche Speisen wircken muß. (Job.6.) Der Hort und Stiffter unsers Heils hat Selber dieses Gleichniß uns recommendirt, indem er sein Heil am ersten durch Fischer verkündigen lasten. Denn die Fischer müssen ihre Netze zu rechter Zeit auswersien, und viel wachen ; weil sie vielmals bey Nacht ihren Fang thun. Wir tretten aber von dieser kürtzlich eingeschalteten Gemüts-und Glücks-Fiche-rey wiederum zu derjenigen, welche durch leibliche Arbeit bey diesem Cirknitzer See verrichtet wird. Wann das Wasser schon auf zwo oder drey Klaffter kommt, so ist es um den Fang geschehen, und weiter nichts zu hoffen ; weil die Fische alsdann fast alle von dem tieffen Erd-Loch schon mit eingeschwelgt seynd; wiewol bey andren Gruben, welche keine solche Tiesse haben, sie auch so geschwinde nicht verschlungen werden. Denn der Grund und Bodem der Gruben Vodonos hat drey Durchbrüche oder Schlund-Löcher, darein das Wasser samt den mit-fortgerissenen Fischen mit so unglaublichem Ungestüm hinabfällt, daß sich Einer darob verwundern muß. Es brauset, brumt, sumst und knallet gleichsam, daß sich Alles darüber als wie schütteln und erschüttern muß, und der Bodem zittert. Nachdem also die Grund-Erde mit einem aufgesperrtem dreyfachem Rachen (oder dreyen Löchern) das Wasser der Gruben Vodonos verschlungen, bleibt das Schiff in der Gruben an einer oder andrer Seiten auf dem Trucknen ligen, so lang, biß der See wieder voll wird; da es alsdann wiederum empor gehebt wird und schwimmt. Und seynd diese Schiffe, (Weidlinge oder Nachen) nur aus einem Baum ausgehölert. In der Gruben Louretschka, hat der Fürst von Eggenberg, als Lands-Gerichts-Herr gleichfalls den ersten Zug, von Haasberg aus; den andren ebendersel-bige Fürst, aber von der Herrschafft Stegberg aus (will sagen, von wegen der Herrschafft Steegberg); den d r i t t e n der Graf von Auersperg, von Auersperg aus. Der vierdte Zug gebührt dem Fürsten von Auersperg, von wegen der Herrschafft Laas ; Der f iinffte dem Kloster Sittich. Denn es haben in diesem See sechserley Herrschafften zu ftschen; als „Haasberg Steeg- Die drey Durchbruche ober Löcher in der Gruben Vodonos. Wo das Schiss endlich Bleibt. Ordnung der Züge in den Gruben LouretschkN Fisch-Rechl cm der Gruben Kralouduor. An der Gruben deschetto. ^kschaffenheil der Gruben Ribesca-jama. Die andren °fft um Geld überlassen wird. ßerg, Auersperg, Laas, Schneeberg und Kloster Sittich." Wiewol sie darum (welches zu mercken) nicht Alle, in allen Gruben zu fischen berechtigt, sondern Jede also, wie allhie wird erzehlt. So glückts auch nicht allemal einer Jedweden, daß sie ihres Rechts würcklich gemesse, und erfreut werde. Laas, Schneeberg und Sittich können osft zu dem Zuge beh etlichen Gruben nicht kommen, daher diese das wenigste erlangen. In der Gruben Kraloudouor stehet das Fisch-Recht allein dem Fürsten von Eggenberg wegen Haasberg zu, als Lands-Ge-richts-Herrn und sonst keinem Andren mehr. Die Grube Boschetto gestattet den ersten Zug eben jetzt ermeldtem Fürsten, von wegen derselbigenHerrschasftHaasberg ; den zwehten dem Grafen von Auersperg von Auersperg aus; den dritten wiederum dem Fürsten von Eggenberg von Haasperg aus; den vierdten dem Grafen von Auersperg von Auersperg aus; den f ü n ff t e n nochmalsJoem Fürsten von Eggenberg wegen der Herrschafft Haasperg. Den sechsten abermal dem Grasen von Auersperg von Auersperg wegen. Und damit wird der Fisch-Zug in dieser Gruben beschlossen; denn öffter kann er Hieselbst nicht wiederholt werden. Man sagt, in dieser Gruben sey ein eisern Gattern Merck; ich habe * alle Gelegenheit tool besichtigt, doch dergleichen nichts gefunden. Gleich neben Boschetto ist die Grube Ribeskajama. Welche im Grunde ein grosses Loch hat, so in den Felsen hinab reicht, mit solcher Breiten, daß Einer leicht hinunter steigen kann. Sie gehört dem Fürsten von Eggenberg, als Land-Gerichts-Herrn auf Haasperg, allein zu, der das Fisch-Recht drüber hat. Er hat sie aber allezeit den Fischern zur Vergeltung ihrer gehabten Mühe überlassen ; und diese haben bißweilen selbst darinn gefischt, jemaln aber dieselbe Andren um vier, fünsf, auch tool um sechs Kronen (deren einer zween Gülden gilt) verkaufft. Ungefähr vor drehen Jahren hat ein Wachtmeister, so im Marckt Circknitz im Quartier gelegen, diese Gruben (oder vielmehr den Fischfang derselben)^ um sechs Kronen und einen Du-caten in Gold gekaufft, nicht ohn guten Gewinn ; mafsen er acht Fuder (oder Wagen) voll herrlich-grosser Fische herausgezogen. Jetzo aber, seit dem das Kloster Freudenthal von dem Fürsten von Eggen- berg diese Fischereh bekommen, fischet daffelbedieseGruben fein für sich selbst aus. Es geschieht aber die Fischereh in dieser Gruben aus eine andre Manier, und , zwar also : wann das Wasser in der Gruben gantz versiegt, oder vielmehr aus-und hinab unter die Erde geloffen ist, alsdann steigt man aus der Gruben in die Erden hinab durch das Grund-Loch, welches durch eitel harten Felsen zwo, dreh, auch wol vier Klassier tieff unter die Erde geht, mit brennenden Fackeln; so trifft man unter der Erden daselbst, wie einen : Hof-Platz oder Bodem an, der zwar dem Wasser auch noch durchgängig ist, aber nicht mehr den Fischen; angesehn er allda nur kleine Löchlein, wiewol in grösser Menge hat; solchem nach die Fische aus-und zurück hält und das Amt eines Netzes vertritt, indem er sie allda unter der Erden, an der Erden aus dem Trucknen, den Leuten zur Aussammlung vorlegt; von welchen alsdann solche Fische in leinen Säcke ge-worsfen, und also bey gantzen Säcken voll aus dem Loch gezogen werden. ******** (Ist demnach dieses wol eine rare und seltene Manier zu fischen, welche noch bequemer und leichter, als in etlichen Tür-ckischen Fisch-reichen Wassern, sonderlich in dem Cappadoeischem Fluß H a l h s, da sich, wie ßusbequius gedenckt, die Fische mit der Hand ergreiffett und ohn Netze aus dem Wasser ziehen lassen. Es weiß mancher Ort und manches Bolck vor dem andren im fischen einen Bortheil, und übertrifft bisiweilen eine Erfindung die andre um ein Merckliches. Die Barbern in Guinea machen nicht allein Fisch-Garnen oder Netze aus , Baum-Rinden und aus den kleinen Hirsch-Adern, welche in der Fisch-Fähigkeit mit unsren Netzen streiten; sondern hefften auch ein Garn, an langen Pfeilen und tödten damit die grössere Fische; wozu sie sich gleichfalls langer Stecken, so aber Pfeilgleich geschnitten sind bedienen, und damit die Fische in den Strömen, Seen und im Meer erschiessen. Sie haben auch kunstreiche Wasser-Gabeln oder wie es der 20. Niderländischen Schifffahrt Erzehler nennt, W aff e r - F o r ch e n (so vielleicht W aff e r-Furchen heissen soll) wodurch sie eine grosse Menge Fische bekommen. Aber sie ! können damit doch keine solche Menge aus I ein Mal aus dem Wasser erheben, als Besondre Manier zu fischen in dieser Gruben. Rare und leichte Weise zu fischen. Was unter-schiedlichc Nationen in der Fischerey für Bortheile brauchen. Guineische Netze. Guineer fragen ihren Abgott der Fischerei, halben um Raht. Welcher einen Christen zum Opffer fordert. womit Gott die Circknizerische Fischerey segnet. Gestaltsam eben diese Guineer bißweilen auch wol in langer Zeit nichts fangen können, und deßwegen als blinde Heiden ihren Abgott, (oder Fetisso) fragen, woran es doch lige, daß ihnen keine Fische ins Netze gehen wollen? und was sie thun sollen, damit ihnen der Fang gerathe? Worauf der Bösewigt ihnen allerlei) mörd-liche Anschläge giebt; nemlich, daß sie einen Menschen ihm zum Opffer schlachten sollen. Wie er dann auch eins Mals ihnen geantwortet, wann sie einen Christen opfferten und die Stücke ins Meer würffen, so würde es ihrem Netze gelingen. Weswegen sie folgenden Tags, als ihrer bey 400. auf die Fischerey gefahren, unweit von dem Castell del Mina angeländet, und dreyen ihrer Capiteinen befohlen, nach diesem Castell, zu dem Holländischen General zu gehen, und demselben einen Christen um ein Stück Goldes abzuhandeln. Die kommen, und melden sich an, berichtende, wie sie in drey Monaten wenig Fische gefangen, und zur Verbesserung deß Fangs, von ihrem Fetisso, zu diesem Mittel angewiesen worden. Der General, nachdem er solches erbare Anbringen vernommen, bemühte sich erstlich, mit gütlichem Unterricht ihnen solchen gottlosen Wahn zu benehmen, und den Betrug ihres Abgotts verhasst zu machen, Als er aber sähe, daß an diesen Raben deß finstren Unglaubens alle Säiffe verlohren ging, und sie nicht eher ins Meer wieder abfahren wollten, bevor sie eines Christen habhafft würden; ließ er ihnen bald einen andren Bescheid ertheilen. Er befahl nemlich einem Schiffer, welcher damals eben bey ihm war, dem Constabel zu sagen, daß er in ihrer Hauptleute Hütten etliche Stück-Schüsse thun sollte. Nachdem solches geschehen, haben sie sich eilends aufs Meer retirirt; damit sie nicht mögten getroffen werden. Darauf liessen sie ihrem Fetisso andeuten, wie es ihnen mißlungen und zwar von den Christen eine oder andere rauchende Kugel aber kein Christen-Mensch zu theil geworden; fragten auch beynebst, was sie nun weiter thun sollten? Hierauf antwortete auf Befehl deß Abgotts, ihr Lehrer oder Teufels-Banner, Sie sollten dann einen Mohren und Möhrinn opffern. Solches thaten sie; schlachteten ein altes Weib, tlnd einen jungen Knaben, wurffen auch die Stücke ins Meer, und fuhren darauf in Hoffnung einer glücklicheren Fischerey fort. Ob sie aber hieraus einen reichern Fancj gethan, meldet der Schifffahrts-Be-schreiber nicht; sondern hängt allein dieses hinan, es begebe sich offt, daß sie nach solchem Opffer eben soviel, und noch wol weniger sahen. °) In der Christenheit mangelt es einiger Orten auch nicht an Leuten, die, wann die Netze allzu leicht bleiben, zu abergläubischen Sachen oder Worten ihre Zuflucht nehmen; wie manche Lappländer, Norweger, und Sicilianische Fischer, von welchen letzteren unten im L. Capittel ein abergläubischer Fischfang erzehlt werden soll. Sonst brauchen die Fischer in dem Mittel-Meer bey dem Sardellen-Fang zumal um die Fasten-Zeit eine sonderbare Erfindung. Nemlich sie bringen eine Anzahl Nachen zusammen, legen etliche Bündlein dörrer Zweige drein, und fahren also damit aus die Höhe; woselbst sie die Nachen hintereinander in eine so lange Reihe oder Ordnung stellen, daß zwischen den Nachen ein gewisser Raum bleibt. Folgends spannen sie daselbst ein sehr langes Garn aus und zünden darnach die Reise-Büschlein an. Hierauf schwimmen die gerechte Fische dem Glantz deß Feuers häufsig zu, und fallen darüber in die Netze, wie ein leichtfertiges Hertz in die Stricke einer unzüchtigen Schönheit, die es durch das Feuer ihrer Augen entzündet, und an sich gezogen. Andre beschmeicheln die Fische mit der Music, nemlich mit Säiten-Spiel oder-einigem Gethön; welches insonderheit etliche Meer-Fische als die Delphinen und andre sehr lieben, und sich dadurch ins Netze verführen lassen. Mafien solches auch obangezogene Guineer zu Practiciren wissen, wenn sie den Meer-Hanen zu fangen trachten. Denn man macht alsdann, wie die Niderländer erzehlen, eine Holtz-Flösse, und bindet ein Horn darauf, mit einem Klöpffel, welches alsdann einen Klang giebt, wie die Schellen, so man bey uns den Kühen anhängt. Solches Instrument schwimmt mit stetigem Geläut, indem es von den Wellen bewegt wird; biß endlich der hiedurch verreitzte Fisch einen Schuß darnach thut, sich also selbsten dem verborgenen Angel anhängig, und zum Gefangenen macht. Wie man im Mittel-Meer die Fische durch den Glanz deß Feuers her-bey lockt. Fische durch die Music gefangen. Fang der Meer-Hanen bey Guinea. Manier, die Fische empor schwimmen Pr machen. Mit der Music pflügen auch die alte l Aegypter nach Rüliani Bericht den jenigen Fisch, welcher nicht allein bey den alten Lateinern, sondern auch bey den Frantzosen Alosa heisst, ins Netze zu verleiten. Sie sungen und tantzten in ihrem Schifflein, und spielten ein gewisses von Muschel-Schalen gemachtes Instrument; wodurch der Fisch bethört ward, herbey zu schwimmen und bey Haussen in die Netze fiel. Dergleichen verderbliche Music - Liebe eignet auch Athenaeus dem Fisch Trichidi zu, welcher, wie er berichtet, sich gar aus dem Wasser hervor-in die Höhe werffe, einen Lust-und Lufft-Sprung thue, wann er die Fischer singen und tantzen höre. Isidorus beschreibt solchen posirlichen Fisch-Fang also: Man breitet die Netze längs und zwerchs aus. Vor dem Garn wird ein Instrument gestellt, welches | wie ein Boge gesormirt, und über dem Wasser schwimmet. An dessen oberstem Theil hangt eine Schelle. Wann der jj Fisch Alausa dieselbe erklingen hört, kommt er mit groffen Schaaren herbey, folgt dem Geklinge thöricht nach solange, biß er ins Netz gerecht und in grösser Menge berückt wird. Es gehet aber dieser Fisch aus der See auch in manches grosses Fließ-Wasser herauf. Rondeletius stellet sich selbsten für einen Ang-Zeugen dar, schreibt, er sey langst dem User eines Flusses spatzi-reu gangen, und habe diese Fische mit einer Lauten häuffig herzu gelockt. Andre haben noch eine andre Erfindung gebraucht, diesen Fisch zu betriegen. Denn Oppianus meldet, man habe ihn auch mit Fisch-Reusen gefangen, darein Erbsen, so in vermyrrten Wein gebeitzt waren, gestreut. In der Gerlachischen Reise-Beschreibung wird gedacht, daß in etlichen Tür-ckischen Flecken zwischen Weissenburg und Riffa die Fische und Krebse von den Leuten daselbst auf eine unbeglaubte und unbekandte Weise gekörnet, und empor schwimmend gemacht, hernach mit der Hand gefangen werden. Welche Weise aber nicht alle Mal gesund, und auch bißweilen nach Gelegenheit deß Orts oder oder der Personen nicht gar zu redlich ist. Die Türcken brauchen vermutlich dazu das Opium, und vielleicht auch wol daneben einige abergläubische Sache. In Brasilien wächst ein gewisser Baum, dessen Rinde, wann sie klein geflossen, ins Wasser geschüttet wird, wodurch die Fische eingeschläfert, oder so ohnmächtig werden, daß sie oben schwimmen, und den Wilden ohne Mühe in die Hände kommen; wie man beym March grafio in dessen natürlichen Histori von Brasilien liefet. Wiewol Piso will, daß die Fische gar davon sterben. Aufs wenigste müssen sie doch davon erkrancken.j Wir bedancken uns aller ^tcher Inventionen, und ziehen allen denen bißher erzehlten Vortheilen oder Mitteln der Fischerey dieses, so uns bey der See-Gruben Riheskajama die Natur selbst verschafft, vermittelst des unterirdischen Wasser-Siebs oder subtil-und viel-löchrig-ten Bodems; da sie die Fische nicht nur II dem, der die Grube küufflich in Bestand genommen, ohn einige Fang-Mühe vor die Nase hinlegt, also daß er sie nur in den Sack einfassen, hinauf ziehen und davon führen darff, sondern auch eine viel grössere Menge auf ein Mal ihm bescheert, weder denen ausländischen Böl-ckern, derer Fischfang wir jetzo erzehlt haben. Daher nochmaln dieses für eine rare Fischerey oder Fisch-fahung zu achten. Im Jahr 1660 hat man zwar zu Nord-Köping inSchweden, weil derStrom, ob er gleich sonst zwischen zwo Klippen schnell hindurch fliegt, dennoch am 24. Novembris, gantzer vier und zwantzig Stunden lang still gestanden, und das Wasser unterwerts gar abgeloffen, die am trucknem Bodem ligende Lächse mit Stecken todt geschlagen, auch vieler Orten die Fische mit Händen gegriffen.: ») Aber das ist schier unnatürlicher Weise geschehen, und für ein ominirendes Wunder ausgenommen, hat sich dazu auch nur ein eimges Mal zugetragen; dahingegen dieser Ab-und Durchlaufs deß Wassers ordentlicher Weis e zu gewiss er Zeit ges chicht. Uber die Gruben Rethie, hat der Fürst von Eggenberg als Lands-Gerichts-Herr allein das Fisch-Recht wegen Haasperg. Sie ist aber die schlechteste unter allen, und giebt die wenigsten Fische. Seit dem die Carthaus Freudenthal diese Fischerey bekommen, hat sie die Gruben dem Schulmeister zu Cirkniz gegeben; damit er bißweilen nach dem See ein Auge werffen, a) Wie (Siottjrieb Schultz in seiner Chronic berichtet. 23* Stillstand eines Schwedischen Stroms liefert den Leuten viel Fische. Fisch - Recht über die Grube Rethio. und Achtung geben möge, daß demselben jj keine Fisch-Diebe zusprechen. Zug-Ordnung Aus der Gruben Sittarza thut offt- j| s?ttarz^utie ermeldter Fürst von Eggeuberg den ersten Zug von Haasperg ans; den zweyten eben derselbige Fürst aber von Steeaberg aus; den dritten der Graf von Auersperg von Auersperg aus; den vierdte n der Fürst von Auersperg von^Laas aus; den fünfften das Kloster Sittich; den sechsten der Niemand, denn man kann weiter nicht fischen. Bey der per Gruben Lipauza hat den Bor- Lipauza. zug der Fürst von Eggenberg von Haas- berg aus; den Affterzug derselbige gleichfalls, doch von Steegberg aus; den dritten der Gras von Auersperg von Auersperg aus; den v i e r d t e n der Fürst von Auersperg von Laas aus ; den f ü n ff - jj ten das Kloster Sittich. Nach welchem kein Zug mehr geschicht, weil man als-denn dasselbst nicht mehr fischen kann. In der Gruben In der Gruben Gebno, hat der Fürst Gebno. von Eggenberg von Haasperg aus den ersten; und von Steegberg aus den andren Zug; der Graf von Auersperg den dritten von Auersperg aus; der Fürst von Auersperg den v i e r d t e n von von Schneeberg aus; das Kloster Sittich den fünfften. Man lässt aber gemein-tich das Wasser völlig ablausfen, daß die Grube trucfen werde, klaubt alsdann die Fische auf, theilt sie in sünff Theile und nimt jedes sein Theil. Denn, weil diese Grube gar kleine Grund-Löcher hat, darunter die grösseste nur eines Arms dick seynd, können die Fische nicht wol hindurch unter die Erde schlupffen, deßwegen fischt man diese Gruben nur selten mit dem Netze, sondern lässt sie trucken werden, und theilt alsdenn, wie gesagt, die vom Wasser verlassene Fische unter sich aus. In der Gruben Aus der Gruben Koteu gebührt dem Fürsten von Eggenberg der erste Zug von Haasperg aus; der andre keinem Andren als eben Ihm jedoch von Steegberg aus; der dritte dem Grafen von Auersperg von Auersperg aus; der vierdte dem Fürsten von Auersperg von Schneeberg aus; der fünsfte und letzte dem Kloster Sittich. In dieser Gruben lässt man gleichfalls offt das Wasser gantz abgehn, wie bey der Gruben Gebno, und was alsdann Gott am Grunde be-scheert hat, das wird ebenener Massen in fünff Theile getheilt. Jedoch geschicht Koteu. solches bey dieser, so offt nicht als wie bey voriger Gruben; denn weil diese grössere Löcher hat, als jene, lässt man so offt allhie das Wasser nicht ablausfen. In der Gruben Ainz, hat der Fürst 3« ber Gruben von Eggenberg den ersten Zug von Amz-Haasberg aus; und den Andre n von Steegberg aus; den Dritten der Grass von Auersperg von Auersperg aus; den V i e r d t e n der Fürst von Auersperg von Laas aus; den Fünfften das Kloster Sittich. Es geschicht auch wol bißweilen allhie bey dieser Gruben, daß man wartet, biß sie sich des Wassers gantz entledigt hat, und daraus die Ausbeute unter sich in sünff Theile theilt, wie bey der Gruben Gebno, aber nur selten; sintemal die Grube Ainz ein zicmlichgrosses Loch hat; weßwegen man besorgen muß, daß die meiste Fische samt dem Wasser durch-passiren. Allein wann es die Noth erfordert , nemlich wan man mit Ausfischung der andren Gruben noch nicht fertig ist, so lässt diese inzwischen sich entwässern, und theilt hernach die Fische; ausser solcher Bewandniß aber thut man den gewöhnlichen Zug mit dem Netze. In der Gruben Zesslenza, hat der Zn der Grube« Fürst von Eggenberg den ersten Zug von Zesslenza-Haasberg aus; und den andren von Steegberg aus; den dritten aber der Graf von Auersperg von Auersperg aus; den vierdten der Fürst von Auersperg von Schneeberg aus; den fünfften das Kloster Sittich. In der Gruben Pounigk hat den er- zuderGrubm sten Zug der Fürst von Eggenberg we- Pounisk gen Haasberg; den Andren aber wegen Steegberg; den Dritten der Gras von Auersperg von Auersperg aus ; den Vierdten der Fürst von Auersperg von Laas aus; den Fünfften das Kloster Sittich. In der Gruben Leviscbe ist Fürst In der Gruben von Eggenberg wiederum der Erste zum Levische-Zuge von wegen Haasberg; und der Andre von wegen Steegberg; der Dritte aber der Graf von Auersperg von wegen Auersperg; der Vierdte der Fürst von Auersperg von wegen Laas. Der fünffte Zug ist dem Kloster Sittich zuständig. Und biß ist die allerletzte Grube, darinn man fischet. Bey welcher aber der Fürst von Auersperg und das Kloster Sittich zu ihrem Zuge, wann sich die ersten drey mit ihren Zügen zulange verweilen, nicht gelangen können; sintemal die Fische Nachlese für-We gemeinen Sente. Unverschämtes Znlanffen der Leute. alsdann von ihren Grund Löchern schon verschlungen worden. Denn wann die Zeit da ist, daß der erste Zug geschehn soll, so ist8 bey etlichen Gruben über eine Stunde bey etlichen aber über zwo Stunden hernach zu spat; angemerckt bey den gröfsten Grnben die Fischerey nur zwo Stunden lang währet, bey den kleinern aber nur eine Stunde. Wann die Gruben bey der Nacht ablaufen wollen, so fischt man zu Nachts bey angezündten Fackeln und dürren Reisern oder Geröhr. Nachdem also die letzte Grube ausgefischt worden, giebt der Mesner bey der Kirchen S. Johannis Baptistee im Felde einen Glocken - Streich unweit von dem Marckt Cirkniz. Hieraus lausten alle die Leute sowol aus jetzt-besagtem Marckt Cirkniz, als allen umliegenden Dörffern zusammen, beydes Männer und Weiber, alte und junge, allerlei) Gattungen durcheinander , wiewol meistens fein natürlich bloß, und mit nichts als ihrer eigenen Haut und Schaam-Vergessenheit bekleidet, mit Fischpern (oder Hauten), Körblein, Säcken und sonst allerlei) andrem Geschirr, und die Überbleibsel auszusammlen. Jedweder aber von ihnen muß zuforderst dem Mesner, welcher das Zeichen mit der Glocken gegeben, einen Benedischen Sold (macht 2 Pfenning) geben, wann sie die Kirchen vorbei) lausten. Alsdann gehen etliche in das Geröhr oder Schilfs, suchen Fische und klauben sie auf. Etliche gehen und durchsuchen die Grnben, in welchen noch etwas Wassers stehet mit Fischpern; etliche wühlen im Grase und Kraut herum. Etliche steigen hinunter in die Erden, in die unterschiedliche steinigte Löcher, und finden daselbst noch viel Fische. Jedweder sucht, wo er will, und was er bekommt, ist sein. Da werden ihnen dann nicht allein unglaublichwiel kleine, sondern auch noch viel schöne grosse Fische. Und ist eine Lust zu schauen, wie sich so viel hundert Leute daselbst herum tummeln, so emsig bemühen, junge und alte, Männer und Weiber. Wiewol sie allerlei) seltsame Postttren machen, daran sich auch wol die züchtigste Augen ärgern sollten. Solche schändliche Gewonheit ist ihnen so gar eingefleischet, daß es unmöglich, dieselbe auszureuten. Die Carthäuser selbsten, ob sie gleich versucht, nachdem sie die Fischerei) bekommen, solches nackte und schaam- lose Herumlausten der Leute abzubringen, haben doch wider die allzu tieff eingewurzelte Gewonheit nichts ausgerichtet. In denen Gruben Velikoherch, und Piauze und Narte, börsten diese Leute nur nicht fischen, sonst aber überall. Es gehet auch nicht leicht Einer von ihnen leer heim, wann er nur nicht faul, oder verdrossen ist aufzuheben, was Gott und das Glück ihm hie und da bescheeret; denn obgleich alsdann der gantze See fast überall trucken, liget doch noch hin und wieder Alles voll Fische. Sobald der See beginnt zu fallen, und die erste Grube gefischt ist, nimt der Fürst von Eggenberg als Lands-Gerichts-Herr von Haasperg aus soviel Perm auf, als er will. Da ihm dann Einer eine halbe Cron (oder 1 Gulden), von einem Fischpern geben muß. Welches also zu verstehen: Er muß dem Fürsten für die Erlaubnis), mit einem Fischpern dergestalt für sich selbsten zu fischen, daß er Alles was er damit gefangen, behalte, einen Gulden erlegen. Jedoch dürsten solche Perm weder aus den Gruben, noch in obspecifieirten Löchern fischen, sondern nur in schlechten Gruben, und auch sonst im See hin und wieder; aber anderst auch nicht, ohn allein mit Fischpern. Es barst gleichfalls dieser Fürst, als Lands-Gerichts-Herr von Haasperg aus, sobald der See ins Abnehmen kommt, nur mit einem Netze Metna oder Metauenza (welches auf Deutsch ein Rachnetz heisst, und 15 Klassier lang ist), in dem See sichen, desgleichen auch der Graf von Auersperg, welcher eben sowol von Auersperg aus mit dergleichen Rachnetz ficheti mag, wie auch der Fürst von Auersperg von Laas aus, und eben also auch das Kloster Sittich mit einem solchen Netz; wobey aber zu mercken, daß, wann der Fürst von Eggenberg als Lands-Gerichts-Herr nicht sichen will mit diesem Rachnetz, alsdann auch der andren keiner, mit solchem Netze fischen darff, und also allein bey dem Fürsten von Eggenberg als Lands-Gerichts-Herrn stehe, den Anfang zu machen. Welches doch gar selten hinterbleibt. Man fischt aber mit besagtem Rach-Netze also. Man setzt im See über einen Strom oder wo man hin will, und strudelt (wie mans nennet) das ist, treibt die Fische ins Netze, mit langen Strudel oder Stangen. Alsdann zeucht man das Netz Was dem Fürsten von Eggenberg für einen Fischpern gegeben wird. Wer mit dem ikachnetz darf fischen. Wie in mit gestschec werde. Der Fischfang mit Reusm. Viel Ströme m diesem See. auf und nimt die fische heraus, setzt hernach das Netz wiederum auf ein andres Ort. Und auf solche Weise verfährt man alle Tage aus dem See hin und wieder, wo wan will, solange biß er völlig ablaufst ; aber auf den Gruben oder Löchern, muß Keiner mit diesen Netzen fischen. Es wird in diesem See gleichfalls mit Reusen gefischt; von welchen Reuse njed-wede 12 Klassier lang. Sobald der See den Anfang seines Ablauffs spühren lässt, setzt der Fürst von Eggenberg, alsLand-Gerichts-Herr von Haasberg aus, vorzeiten nur 7. Neusen, jetzt aber gemeinlich 10 oder 12. Vorzeiten ist Er zwar nicht weiter hinauf- als biß zu der Gruben Pounigk dieselbe zu setzen, befugt gewest; aber nachdem er nunmehr in die Possession per abusum, wie man sagt, gekommen, so setzt er überall hin, wohin ihms gefällt. Denn die Grube Pounigk scheidet gleichsam das Haasbergische und Laaserische Land-Gericht dieses Sees. Was von Pounigk hinauf gegen Oberg ligt, gehört gleichsam unter das Laaserische Land-Gericht, was aber von Pounigk herunter biß Karlauza geht, ist gleichsam dem Haasbergischen Land-Gericht unterworffen. Man setzt aber diese Reusen nach den Strom (Posterseno). Denn es lauffen hin und wieder durch diesen See unterschiedliche Ströme. Hernach setzt der Graf von Auersperg, der von Auersperg aus vor Zeiten nur 5 Neusen gesetzt, anjetzo derselben auch wot mehr (weil der Fürst von Eggenberg auch mer als 7 Reusen setzt) wohin er will, in beyde Lands-Gerichte biß Kralouduor herunter und nicht weiter, ohn nur eine Reuse allein. Denn eine allein von diesen fünffen, darff er kühnlich noch besser herunter über Kralouduor setzen. Demnechst seßte das Kloster Sittich vor Zeiten nur 3 Reusen, jetzt aber auch mehr Reusen in beyde Land - Gerichte, wohin es will. Aber weiter herunter muß es nicht setzen, als biß Reschetto. Folgends darsi der Fürst von Auersperg von Laas aus nur 2 Reusen setzen, und weiter nicht herunter als biß Pounigk. Will sagen: Er darf nicht in das Haaspe-rische Land-Gericht setzen, sondern allein in das Laaserische Land-Gericht. Jmfall aber dem Fürsten von Eggenberg etwan nicht belieben mögte, mit Setzung dieser Reusen den Anfang zu machen ; so dörffen die Andren hernach sicher den Anfang machen. Nachdem also diese Reusen gleich mit dem Anfänge deß Ablauffs ausgesetzet !| worden, lässt man dieselbe stehen so lange, !i biß sich das Wasser gantz verloffen und den Bodem gantz entblösset hat. Alsdann thut man die Fische heraus, und wird zu Zeiten mit einer unglaublich-grossen Menge derselben beglückt. Das XLIX. Bon etlichen besondren Gruben vorgedachten Sees, und dem daselbst hallenden Trummel- Schall. Die ärey Iee-Grnben Skednenza, Mala bobnarza, und Velka bobnarza. MJ-fchereg in der Gruben Skednenza. Bedeutung der Inmen Mala bobnarza und Velka bobnarza. Arsach dieser seltsamen Iamen. Trummel - Schalt, so in solchen beyden Gruben gehört wird, tntmt es donnert. Uns einem Mischer, unter dem lodern dieser Gruben, abentheurliches begegnet ist. Dess Herrn Haupt-Authoris Meynung hieran, nebst einem angehengtem Diseurs darüber. Aussage eines ersahrnen Bergmanns, von der grasten Gewalt dess Windes, unter der Grden. Warum steh die Gespenster nicht allezeit, noch alle Mal, an einem gewisten Ort, beständig aushalten. Noch drey andre Gmbeit. Fischerey in der Gruben Skednenza. Die Gruben Mala bobnarca. Die Grube Velka bobnarza. Urfach solcher wunderlichen Namen. Trnmmel-Schall in dlesen beyden Gruben. EÜas einem Fischer unter dem Bodem dieser'Gmben für eine Abentheuer begegnet sey. ber vorhin beschriebene, finden sich noch drey andre Gruben oder »Löcher, welche zwischen denen oben benamten auch abgehen; »weil solches aber keine fürnehme Haupt-Gruben, auch keine so grosse Menge von Fischen liefern, als wie obspecificirte, fischen darinn nur die Perm. Die erste von solchen drehen Gruben wird genannt Skèdnenza, und nur von den Pernern mit Fischpern oder Hamen gefischt. Die andre Grube heisst man Mala bubnarza, hat den Namen von einer Feld-Trommel, und ist auf Deutsch soviel gesagt, als die „kleine Trommel-Schläge-rinn." In dieser Gruben fischen gleichfalls nur die Perm mit ihren Fischpern. Die dritte Grube wirbVelka bobnarza („die grosse Trummel-Schlägerinn") ge-heissen, und gleichwie die zwo ersten, nur von den Pernern mit ihren Fischpern ausgefischt. Es führen aber diese beyde letzte Gruben, als Mala und Velka Bobnarza, solchen wunderlichen Namen nicht ohne ursächliche Bedeutung. Denn wann es am Himmel donnert, hört man in solchen beyden Gruben ein so starckes Brummen, als ob ein Trommelschläger eine grosse alte Trum-mel schlüge. Solches habe ich * zwar selber auch am 18. Octobris 1685 Jahrs in der Velka bobnarza gehört, indem es dreymal nacheinander donnerte, als ich dort zu gegen war; aber die zween Männer, welche damals um mich waren, sagten, wanns recht starck donnerte, so hörte man viel lauter und unglaublich-starck, in dieser Gruben trommeln, in der Màla bobnarza aber („oder kleinen Trummelschlägerinn") so hart nicht. Es hat mir auch ein alter zu Dollina -vas oder Unter-Dorff wohnhafter Fischer Namens Jerne Roschenta, ein Mann über 80 Jahre alt, welcher gleichfalls mit mir gewest, für gewiß erzehlt, man könne etliche Klaffter tieff von dem Bodem oder Grunde dieser Gruben hinab unter die Erde gehn, und sey er selber, nachdem das Wasser aus der Gruben sich verlassen, mit einem kleinem Fischpern hinunter gestiegen, habe auch drunten viel schöne Fische bekommen; als er aber im Jahr 1655 etliche Klaffter tieff hinunter ge- stiegen der Meynung, mit einem pern etwas daselbst unter der Erden zu sahen, habe er allerley Geschrey und Ge-plerr gehört, welches erschrecklich laut und abscheulich gelautet, und habe ihn gedunckt, als ob ihm Etwas den Fischpern (oder Hamen) wollte nehmen; weßwegen er vor lauter Furcht mit Hinterlassung seines Fischperns aus dem Loch gestiegen, hernach aber draussen vernommen, daß es am Himmel alleweil nacheinander gedonnert. Die andren Leute aber, so um dieses Loch herum gestanden, haben gar eigendlich gehört, wie es darinn gebrummet und getrommelt. Und solches hört man allezeit, so offt es nur wettert und donnert und der See sein volles Wasser nicht hat. Gedachter Roschenta ist deß andren Tages, wie er ferner mich berichtete, wiederum in das Loch hinab gestiegen, um seinen Fischpern heraus zu holen; hat auch denselben zwar gefunden, aber gantz zer-riffen und das Holtz daran zerbrochen. Er vermeynt, ein Gespenst habe ihn denselben also zerrissen und zerbrochen. Ich aber * bin der Meynung, er habe solches selber zerbrochen, indem er vor Furcht heraus- und hinaus geeilt. Denn j so ein Gespenst ihm den Poffen gespielt hette, würde man wol öfters etwas davon vernehmen; dergleichen ich doch, obgleich gar fleissig nachfragend, nicht in Erfahrung bringen können. Daß er aber so abscheuliche Stimmen gehört, und es dazumal eben draussen am Himmel gedonnert, kann natürlich seyn; weil vielleicht dieses Loch einen Ausgang in die grosse, rauhe und greuliche Wildniß Javornig nimt; daher, wann der Donner raffelt oder kracht, der Hall und Knall sich durch gewisse Eanalen in dieses Loch verschlagen, und eine abscheuliche Stimme von sich geben kann; gleichwie eben aus derselbigen Ursach der vermeynte Trommelschlag, welchen die Leute drauffen hören, und mein eignes Ohr bezeugen kann, so-wol eines Jedweden, der nur alsdann bey der Gruben zugegen ist, entstehet. * * * [Ich (E. Francisci) unterwerfe mich ; diesem hochverständigem Urtheil in diesem Stück gar gern, daß das häßliche Geplerr und Geschrey, so der Mann drunten unter der Erden mit Entsetzen gehört, aus der Natur seyn könne. Denn mit dem Deß Herrn Hanp! AuthoriS Meynung hievon. Mein Gr. Francisci einfältig bekunden Hiebet). Gewitter steigt gemeinlich ein Wind auf; der aus den tieffen Erd- und Wasser-Löchern, eben seinen Ursprung nimt, vermittelst der sich blehenden Dünste, auch in solchen Erd-Löchern und wüssrigten Hölen noch eher erwecket wird, und darinn zu wehen beginnt, bevor er in der Lufft herumfliegt und sauset. Gleichwie ich nun den Trummel-gleichen Schall der Gruben, mit dem Herrn Urheber dieses Wercks, nicht ungern einer Einschall- und Einknallung durch die Canäle zuschreibe, also wollte ich solchen Trummel-Schall doch noch lieber schier denen innwendigen, alsdann wann es draussen am Himmel donnert, gewaltig schwellenden, sich blähenden und ausbreitenden Wind-Dünsten zuschreiben, welche, weil sie zu der Leit auf mehr Platzes und Raums ungestümlich dringen, weder ihnen das für sie zu enge Loch vergönnt, nothwendig starck anstossen, und gleichsam einen starcken Streich nach dem andren thun, und solche Streiche vermittelst deß holen Wiederschalls, einen Trummel-ähn-lichen Schall geben müssen. So aber je das Trummel-Spiel ein Nach-Hall deß auswendigen Wolcken-Don-ners seyn sollte, wie ich denn solcher Mey-nung nicht unveränderlich entgegen stehe; wird dennoch das Geschrey, welches den Mischer geschreckt, füglicher denen innwen-dig-verschlossenen blästigen Wind-Dünsten, welche alsdann schon rege werden, und drinnen zu blasen beginnen, zugerechnet. Man kann leicht erachten, weil unter solchem Boden alles hohl und vollerWinckel, auch weiter hinein in dem Grunde deß Felsens ein Wasser-Pfuhl ohne Zweifel ist, daß der innerlich-sausende Wind, ne-benst denen aufrührisch-gemachten Wellen, ein wunder- und gantz düsterliches Gethön, Geheul und gleichsam ein viel und mißstimmiges Geschrey geben muß, indem er bald hie, bald da, durch engere oder weitere Lufft-Röhren fährt; welches den Fischer als was Unbekandtes im Schrecken die Einbildung gemacht, als ob er ein Teufels-Geplerr, oder gespenstisches Geheul und Geschrey hörte; wie die einfältige Leute in Eisland vor diesem sich eigebrldt, es wäre im Berge Hecla, entweder das Feg-feuer oder die Hölle, weil sie daselbst ein klägliches Geheul und Zetter - Geschrey gehört; da doch sothanes Geheul durch nichts andres, als durch die ans Ufer ' schlagende Wellen, und zugleich durch das Gesäuse des Windes, so aus den Löchern deß Berges heraus fährt, verursacht wird; angemerckt, Wind, Wellen und Hölen, eine gar seltsame Harmonie und Mischmasch von Stimmen geben; welches dem, der nicht wüsste was es wäre, gar leicht den Argwohn eines gespenstischen Geplerrs, Gebrülls, Geheuls oder Ge-schreyes, sollte eindrücken. Das der Wind in den unterirdischen Hölen und Erd-Grüfften, und zwar am stärcksten in denen, darinn die Wasser-Pfühle ihr Lager haben, sich starck bewege, und einen grossen Gewalt führe, erführt man von den Bergleuten. Heinrich Oldenburg, der gelehrten Königlich-Englischen Soeietät Secretar er-zehlt unter den Acten (oder gelehrten Handlungen) deß Brach-Monats 1667 Jahrs, es habe ein Mann, der inBerg-wercken grosse Erfahrenheit gehabt, Namens Johannes Gill, ihm seine, aus einer zwantzig-jährigen Erfahrung und vielfältigen Anmerkungen, erborne Gedancken hievon mitgetheilt, und unter Andren gesagt, wann ihnen, den Bergleuten in einer tieffen Gruben eine grosse Menge Wassers entgegen käme, so pflegten dre Berg-Arbeiter einen Zugang zu bereiten, wodurch sie solches Gewässer mögten ableiten; sobald sie aber zu demjenigen Parallelismo Horizontis (zu solcher gleichständigen Tiesse) gelangt, daß das Wasser beginnte herab zu lauffen, wichen sie von solchem Zugänge oder Zubereitungs-Ort hinweg, damit sie nicht an den Seiten deß Zugangs mögten auf Stücken zermalmt werden , weil der in dem stillen Wasser eingeschlossene Wind mit Gewalt und grausamen Krachen Hervorbreche, gleich als ob ein grosses Geschütz los ginge; und zwar so ungestümlich, so unwidertreiblich daß er Alles mit sich sortreisse, auch allerdings die Felsen zerreise, ob sie gleich von dem ugange oder Stracken, wie es die ergleute nennen, ziemlich-weit entfernet lägen. Wiewol nun der Wind unter der Erden der Cirknizerischen See-Gruben keinen so hefftigen Gewalt thut, weil er daselbst auch nicht aus einer so tieffen Versperrung und gählingen Oeffnung, plötzlich hervorbricht, sondern seine gewisse Ausgänge, Löcher und Schlupfs-Löcher hat; muß er doch nothwendig daselbst eine ziem- Aussage eines erfahrnen Bergmanns von dem grossen Gewalt deß Windes unter der Erden. lich-starcke Bewegung machen; indem bald hie bald dort seine Flügel ihm gleichsam von der engen Durchfahrt beschnitten, be-drengt und gedruckt werden. Woraus dann, weil zugleich der erregte Wellen-Schlag deß Berg-Pfuhls bald aus dieser bald aus jener holen Ecke einen Geyen-Schall empfäht, nicht allein nothwendlg ein unliebliches und entsetzliches Geheul oder Afferey eines Geschreyes, sondern auch ein ungestümer Gewalt wider Alles, das so dem Winde daselbst entgegen steht, erfolgen muß. Derwegen man denn wol ferner hieraus die Mntmassung fassen könnte, es hette nicht so sehr der Fischer selbst vor Augst und Furcht den Fischpern zerrissen , und das Holtz daran zerbrochen, als vielmehr der auf ihn anfahrende ftarcke Wind. Aber weil er, wann dieses der Wind gethan, solches unserem Herrn Baron, nemlich dem Herrn Urheber dieses Wercks wol zugleich angezeigt hette, dazu auch selbst den harten Stoß eines so gewaltigen , Windes hart genug empfunden haben würde, so kann ihm der Wind weder den Fischpern zererisien, noch das Holtz am Fischpern zerbrochen haben. Denn ein solcher Wind würde sonst ihn selbsten, wo nicht gar zermalmet, doch gewißlich zu Bodem geworffen haben. Gewißlich müsste es eine unglaublich-starcke Windsbraut sehn, die mir eine dünne Fischpern-Stange zerbrechen sollte in der Hand eines Fischers. So bleibt demnach nichts übrig, als die Betrachtung, ob ein Gespenst oder der Fischer selbst vor Furcht seinen Fischpern zerrissen, und die Stange zerbrochen? Woferrn nun etwan der Gang, wodurch man zum Bodem-Loch der Gruben auf-und absteigt, einiger Orten sehr enge oder ungleich ; so könnte es wol sehn, daß der Mensch aus eilender Forcht irgends-wo damit angestossen, und also seinen Fischpern unversehens zertrümmert hette. Ich bekenne aber, daß mir solches etwas schwer eingehe, weil er solchen Anstoß und Bruch seines Fischpern schwerlich würde vergessen haben, nachdemmal er sich gleich-wol noch des gehörten Geschreys, und daß ihm gleichsam Jemand den Fischpern habe nehmen wollen, imgleichen daß er denselben drunten fallen lasten, um desto schleuniger heraus zu fliehen, wie die Furchtsame pflegen, zu erinnern gewusst. So lassen sich auch solche Stangen, ohn fürsetzlichen Gewalt so leicht nicht zerbrechen durch einen oder andren Anstoß; es gehört eine ziemlich - starcke Zerbrechung dazu von menschlicher Hand. Daß aber solche Zerbrechung von dem Fischer selbsten sollte geschehen seyn, kann ich mir gleichfalls nicht wol einbilden. Aus Furcht pflegt man wol dergleichen was aus der Hand- und von sich zu Wersten oder fallen lasten, aber nicht leicht-lich zu zerbrechen; und lässt beh solchen Schreck-Fällen die ängstliche Eile nicht zu, daß man sich mit sothaner Zerbrechung noch länger an einem Ort, da Einem der Bodem unter den Füssen gleichsam brennet, aufhalte, oder auch mit Fleiß das Netz deß Fischperns zerreisse. Wann er aber je selbst das Netz des Fischperns sollte zerrissen, und die Stange zerbrochen haben, müsste es auf erst erwehnte Weise, nemlich durch einen hinderlichen harten Anstoß im Heraus-Eilen geschehen seyn. Derhalben neiget sich meine Einfalt zu dieser Mutmassung, daß zwar das häßlich-düsterliche Geschrey, so dem Fischer zu Ohren gekommen, von dem in denen Winckeln und Löchern des holen Erd-Grundes webenden Winde, wie auch von denen, beh auswendig-entstandenem Gewitter, inwendig sich regenden und bewegenden, aufrührischen Wasser-Wellen (ob diese gleich weiter in dem Felsen hinein ihren Pfuhl haben) gemacht, und damit einem unnatürlichem Zeter-Geschrey gantz natürlich oder eigendlich nachgeafft, oder j: aus der mancherlei) inwendigen Gelegenheit eine Vielfältigkeit der Stimmen, und mancherlei) Schall erzeugt worden, nichts destoweniger aber dennoch das Gespenst beh solcher Gelegenheit deß schreckhaften und abscheulich-lautenden Geschrey-ähnlichen Wind- und Wellen - Geheuls dem Kerl zugesetzt, den Schrecken und die Furcht durch eine noch furchtsamere Vorstellung oder Einbildung deß Geschreyes vergrös-sert haben könne; imgleichen, daß, woferrn kein ungestümer Wind ihm den Fischpern aus der Hand an einen Felsen getrieben, und der Mann folgends die Stange, so er indessen noch in der Faust behalten, beym Fort-eilen an einem unebnen Felsen-Stein, daran der eine Theil deß Fischpern etwan sich geflossen und gehemmet haben mag, nicht vielleicht selbst, doch un-fürsetzlich zerbrochen hat, daß alsdann vermutlich das Gespenst beydes gethan, nem- Warum die Gespenster sich nicht allezeit an einem gewissen Ort Beständig aus-Hallen. lich ihm sowol das Netz am Fischpern zerrissen, als den Stock oder die Stange zerbrochen. Ob auch gleich Niemand bey Men-schens Gedencken etwas Unrichtiges daselbst vernommen, auch unser Herr Haupt-Author von denen darum Befragten nichts solches erfahren können; könnte dennoch wot ein Gespenst den Fischer also heraus getrieben haben. Denn man kann daraus, weil keiner bißhero an diesem oder jenem Ort nichts Grauerisches gespührt, keinen unfehlbaren Schluß machen, daß darum dennoch nicht ein Gespenst darinn sich aufhalte, und unvermutlich einer gewissen Person vor der andren sich spühren lasse. Ich weiß Oerter, da Niemand vor dem Etwas vom Gespenst gefehlt oder gehört; und dennoch Einem einsmals eines begegnet ist. So weiß man auch, daß an manchen unreinen Oertern (will sagen, die von Gespenstern verunsichert, und deß-wegen berüchtigt sind) nicht von Jedwedem, ob er gleich hundert Jahre sich daselbst aufhielte, sondern nur Einem oder Andren ein Gespenst gemerckt werde, dazu selbiges nicht afft, sondern nur wunderselten sich rühre. Uberdas sagend die Leute, ob man sie gleich noch so fleissig fragte, nicht gern, daß sie was Unnatürliches gesehen oder gehört; entweder damit sie dem Ort kein böses Geschrey erwecken mögen, oder weil sie besorgen, das Ansehn eines behertzten und männlichen Muts zu verlieren, wann sie gestehn sollten, daß sie auf etwas dergleichen Achtung gäben, und ihnen Ge-dancken darüber machten. Wie ich dann solche Leute selbst gekannt, welche, was sie gegen ihres Gleichen in Vertrauen hernach gestanden, gegen fürnehmen Personen vorher gantz verneinet und geleugnet, nemlich daß ihnen im Walde oder aus dem Felde hie oder dort ein Gespenst eins Mals begegnet wäre. Weßwegen Einer auf solcher Leute Wort hiebet) so genau nicht zu gehn, noch sich einer Unbetrüg-lichkeit zu ihnen zu versichern hat. Die Gespenster bleiben auch nicht stets an einem Ort , dörffen sich auch nicht allemal hören oder sehen lassen, wenn sie wollen, sondern wenn Gott oder der Engel Gottes, von dem sie auf gewisse Weise gleichsam gebunden sind, ihnens verhengt und zulässt. Es kann sich auf vielerley Art fügen, daß ein Gespenst irgendswo sich rühre, da es vor dem niemals vernommen worden, auch wol niemals vielleicht sich aufgehalten. Es kann entweder durch böse Leute und Teufels-Banner in eine gewisse Gegend gebannt, oder durch gewisse unglück-haffte Begebenheiten veranlasst werden, dahin zu kommen, wo es vor dem keinem Menschen zu Gesicht oder Gehör gekommen. Mir ist ein gewisser Ort bekandt, da ich mich selbst viel Jahre lang aufgehalten, sonder Berspürung einiger Unheimlichkeit oder gespenstischen Wesens, gleichwie auch kein Mensch daselbst in vielen Jahren was Unnatürliches jemals gemerckt; nichts destoweniger hats hernach daselbst angefangen, wann ein widerlicher Fall abhanden gewest, ein Zeichen zu geben; das doch vorhin bey oder vor solchen Fällen niemals gescheht!. Die böse Geister haben heut in der Lnfft, morgen etwan im Wasser, oder im Feuer, oder auf Erden, oder unter der Erden, oder in Feldern, Wäldern oder Gebirgen ihre unruhige Herberge, und schleichen dem Menschen überall nach, versuchend, ob sie an ihn kommen und ihm, wann sonst weiter nichts ihnen von Gott verstattet wird, aufs wenigste einen Schrecken oder Furcht beybringen können. Denn daß einer sonderbaren Gattung von Geistern das Wasser oder eine Höle zur Behausung oder Gefängniß zugeeignet sey, darff man nicht gedencken. Sie beziehen entweder solche Wasser-und Erd-Hölen aus freyem (roiewot dennoch unterm göttlichem Zügel stehendem) Mutwillen, oder auch wol bißweilen aus Zwange, doch nur auf eine Zeitlang; gleichwie sie auch den Wald und das Gebirge ohne Zueignung solcher Gegend dann und wann auf gewisse Zeit durch-streinen. Welche Zeit bald kürtzer, bald länger und zwar bißweilen gewaltig-lange ihnen verstattet wird, nachdem Gott ihnen das Ziel steckt, und auch ihr oberster Fürst Lucifer ihnen Ordre ertheilt, wie sie sich in gewisse Gegenden vertheilen sollen, damit sie auf unterschiedliche Wege und mancherley Weise ihre Tücke und Netze mögen anbringen. Denn der Satan und seine Engel trachten überall Unglück zu stifften, und an dem Menschen einige Rache zu üben, es werde gleich dadurch setn Leib mit Kranckheit, oder sein Mut mit Furcht und Schrecken, oder Beydes zu- gleich verfehlt; gleichwie ein Gewinn-gieriger Kauffmann fowol zu Wasser als zu Lande, zu Roß und zu Fuß dem Profit, nicht zu weit von der Cirknizischen See-Fischerey verführen lassen, sondern vernehmen, was uns die curiöse Feder deß darinn gleichsam seine Seel wohnet, nach- Herrn Haupt-Verfassers dieses Wercks, eilet. in folgendem Capittel für weiteren Be- Wir müssen uns aber diß Gespenst i ncht mittheilen werbe. ] $as L. Von den Cirknitzer - See - Gruben Narte und Pjauce und der abentheurlichen Igel-Versammlung daselbst. chbffchaffenhcit der See-Krnben Narte und Pjauze. Grosse Menge von Alnt-Igeln daselbst. Melcüe auf gewissen Zuruf häufig herben kommen. Welches Zurussen mit dem seltsamen Schwert - Fisch - Mang in Sicilien verglichen wird. Das einige Mittel, solche festhangende Igeln nbzuVöfen. Ein gewisser Mann, der ihnen geraffen, wird von ihnen schier todt gesogen. Thomae Fazelli Beschreibung dess Sicilianischen Schwert-Fisch-Fangs. Mrcherianische Beschreibung desselbigen. Worte, so die Meffanische Fischer gebrauchen, den Schwert-«Fisch herben zu raffen. Erzehlung cless gantzen Droceffes. Erörterung, ob sothnne Jerbegruffung dess Fisches und der Igeln natürlich segn könne? Etliche Berühmte vermenne-n solches zu erweisen. Warum ihre Mreisthümer nicht bestehn können. P. Kircheri Beweis, dass es natürlich zugehe, wird ungründlich erfunden. Delphin lässt einen Jungen aufsitzen und nimt Brod aus seiner Hand. Ein Spanier probirt zu seinem Verderben die widrige Daturen der Tarantulen. Ein Hund, der nur in Lateinischer Sprache gehorchen wollen. Eitler Vorwand derer, die den blossen Worten eine iirafft zueignen. Paracelsi und theils Andrer Heil-Sprüche. Die Würckung btoffer Worte wird widersprochen. Segenfprecheren ist von verständigen Heiden für verwerflich geachtet worden. Abergläubische Wort-Aertztinn wird zu Athen öffentlich gesteinigt. Dass blosse Worte keine andre Würckung, okn aus einem mit eingefiocktenem Teufels-Dact, haben. Sonderbares Experiment mit einem Glase, welches den Worten einen Beweis natürlicher iirafft zu geben scheinet. Dabei aber dennoch die Worte selbst nichts wiircken. Der vermennte Salomonische Spruch In Verbis, Herbis & Lapidibus &c. Dass die Worte ben dein See muffen gesungen werden, ist ein uralter Gebrauch der Zauberer und Gemerck des Aberglaubens. Worauf solcher Worte Würckung urspringlick gegründet worden. Ob einer, der sie nicht für unrecht achtet, sich gleichwol nicht damit versündige? Denkwürdiges Exempel einer magischen Merd-Bändigung. Die zwo Gruben Narte und Pjauze. Groffe Menge Blut-Igeln daselbst. Welche auf gewissen Zuruff häufig herzu kommen. LMMj&g s hat der Cirknizer See sonst ^^^Mtzauch noch zwo Gruben, als und Pjauze ; welche aber niemals versiegen noch aus-^MMtruckuen, sondern morastig ver-bleiben wie eine lettigte Pfütze. denselben nähren sich die Fische, und haben, wie man sagt, ihre Brut darinn (oder Teutcher zu reden, streichen sie sich darinn), darum darff Niemand darinn fischen, ob sie gleich voller Fische seynd. Aber neben den Fischen wohnet auch eine unglaubliche Menge von Blut-Igeln darinn; welche, wann einer hinein tritt, gleich sich Einem an dieFüsse hencken. Merckwürdig ist, daß, wann diesen Igeln etliche gewisse Worte zugeruffen werden, dieselbe alsdann zu dem Menschen mit Haussen herbet) kommen. Hievon hat mir * am ersten obgemeldter alter Fischer Jerne Roschenta, Nachricht gegeben, wiewol bet) mir darinn keinen Glauben gefunden, biß ich durch den Augenschein dessen gantz vergewissert bin. Er sagte, die Igeln würden häuffig sich zu dem Menschen versammlen, sobald er nur diese Worte ihnen zurieffe: pii mene pjau-ka ! pii mene pjauka! „Trincke (oder saug) mich Igel! Trinck mich Igel!" und damit er mir hievon mögte eine gegenwärtige Probe unter Augen scheinen lassen, ging er selber hinein, rieff auf jetztgedachte Weise, oder sang gleichsam vielmehr diese Worte pii mene pjauka &c. Worauf ich selbst mit Verwundrung gesehn, wie die Igeln fiel) zu ihm hingerottirt. Wann er aber diese Worte nicht sang, so gingen gar wenig zu ihm. Und solches ist Angesichts Meiner am I Octobris 1685 gescheht!. Es kommt mir diese Abentheuer fast eben also für, wie der seltsame Gesang, womit nach P. Gasparis Schotti Zeug-niß die Fischer auf dem Mittel-Meer eine gewiffe Art von Fischen Herbet) locken, (f) Wann sonst die Leute nahe bet) dieser Gruben, (die deßwegen gar füglich die Igel-Grube Heißen mag) oder sonst anderswo, in diesem See fischen, und eine Igel sich ihnen an die Haut setzt, müssen sie dieselbe geschwinde mit der Hand weg-werffen; oder sie wird so starck angreiffett und sich so fest ansaugen, ja gleichsam selbst sich an den Menschen versiegeln, daß (t) Sihc hievon unten in der Anmerkung ein Mehrers. er sie nicht wieder abreiffen, noch wegbringen kann, woferrn er sich nicht von Jemanden mit dem Brandwein, welchen der menschliche Leib selbst destillirt und in die Nacht-Scherben einzufaffen pflegt, so fein warm, wie derselbe aus seinem belebtem Helm fließt, betröpffeln lässt; denn so fallen sie gleich ab. Massen ich selber solches am 24 Augusti 1685. Jahrs gesehn; da sich eine solche Blutsaugerinn nicht weit von der Gruben Vodonos einem Fademnacktem Weibe zwischen den Beinen angehenckt und durchaus nicht abzulösen gewest, bevor ein Mann, der gleichfalls gantz mutternackt war, sie (mit Züchten zu schreiben!) beharnete. Man hat mir auch für gewiß erzehlt, daß vor etlichen Jahren ein Fürstlicher, bet) der Herrschafft Haasperg Bedienter, Deutscher Geburt, zu der Fischerey gekommen, und durchaus nicht glauben wollen, daß die Blut-Igeln, wann man ihnen oberzehlter Weise rieffe, kommen sollten, ehedann er solches Selber hette versucht. Da er dann solches nur allzu wahr befunden ; sintemal die Igeln sich in großer Menge an ihn gehenckt, und weil er zulang sich in dem Wasser verweilt, ihm so viel Bluts ausgesogen, daß er um-und in Ohnmacht gefallen, auch alle die Igeln mit harter Mühe durch den (S. V.) Harn von ihm abgesondert werden können. Worauf man ihn also halb todt heim führen und tragen müssen. Und diß hat sich eben bey der Gruben Pjauze begeben. ****** Anmerkung. E. F. (Die abenteuerliche Herbeyruffung eines gewissen Fisches im Meer, wovon oben aus dem P. Gaspare Schotte nur mit kurtzen Worten Meldung geschehen, verdient um so viel mehr anjetzo eine völligere Erzehlung, weil sie bißhero noch wenigen Scribenten bekandt gewest, und weder bet)nt Aldrovando, noch einigem andren gefunden wird, ohn allein bet)m Fazello, Kirchero und erst - genanntem Schotte. Der erste, nemlich Thomas Fazellns, beschreibt solchen seltsamen Fang deß Fisches, (welcher eigenblich der Schwert-Fisch ist)also: „Es werden auf derSee-Küsten beh Messana die Schwert-Fische gefangen, indem sie den Thynnis (oder Braun-Fischen) nachsetzen und dieselbe verfolgen. Als ich, Einiges Mittel, solche fest-hängende Igeln abzulösen. Sie saugen Einen, der ihnen geraffen, ganz ohnmächtig und halb todt. Thomse Pazelli Er-zehlnng deß Schwert« Fisch-Fangs- einsmals bey sothanem Schwert-Fisch-Fange mich gegenwärtig befand, musste ich weiß nicht was für ein Gemerck oder mercksame Natur, (welche Aristoteles auch an etlichen andren Thieren beobachtet hat) an ihnen verwundren. Denn bey solcher ihrer Fischerey steht ein Mann auf dem Mastbaum, und rufft mit lauter Stimm in Griechischer Sprache den Fischern zu (die unterdessen in ihren häuffigen Nachen auf der Hut stehn), sie sollen ihre Nachen mit dem Steuer-Ruder nach dem Ort hin richten, wo sich die Fische aufhalten. Durch solche Griechische Worte werden die Schwert Fische gereitzt und kühner, also daß sie sich ungescheut zu dem Schiffe und zu den seichten Oertern nahen, daselbst von dem Fischer mit einem Wurff-Spieß verwundt und gefangen werden. Imfall aber der, so auf dem Schiff-Baum steht, oder auch sonst ein Andrer, ungefähr ihm etwas in Italiänischer Sprache entfallen lässt, fliehen die Schwert-Fische, sobald sie solches hören, so schnell davon, als ob ihnen selbige Sprach den Tod bedeutete; scheinet also, daß sie die Griechische, von der Ita-liänischen Sprache bald zu unterscheiden wissen." ») Ob nun Fazellus gleich selber dabey gewest, irret er doch in dieser Meynung, daß es Griechische Worte seyen; undzwey-tens auch hierinn, daß damit den Fischern zugeschrien werde; denn es gilt vielmehr p.. das Geschieh den Fischen selbsten. Beschràng Kircherus hat tm Jahr 1638, als er desselbigm. nach Meffana in Sicilien gereiset, dieser Fisch-Jagt gleichfalls zugeschaut, auch von den Fischern den gantzen Proceß nebenst denen Worten, so dabey gesprochen werden, ihm erzehlen lassen; Massen die Fischer ihm selbige in die Feder gedictirt, nem-lich diese folgende: Mil was für Marnassi! di Pajanu, Meffanisch- Palletta di Pajanu, Fischer ben Majassa Stigneta. ÖRR Palletu di Pajanu, Pale la stagneta, Mancata stigneta Pronastu varitu pressu du visu e da terra. Allermassen besagter P. Kircherus dieses in zweyen Werden, nemlich in dem de Arte magnetica, und wiederum in der Musurgia b) also beschrieben. uIc-nicht gemein, noch einem Jedweden wis- ' send ist. In Deutschland spricht man insgemein: Das ist ein fahrender (oder erfahrner) Schüler. Oder: Er ist in der schwartzen Schule gewest! Ich halte dafür, es gebe solcherTeufels-Schulen nicht nur zu N. N., sondern auch wol andrer Orten mehr. Es wird aber von Vielen geglaubt, der Teufel nehme jedes Jahr einen Schüler mit Leib und Seel hinweg; welches sich doch nicht also verhält. Sondern wie ich von gewissen dort wohnenden Personen, welche diese Schule der Finsterniß selbst, ' wiewol in geheim frequentirt haben, gehört, so hat es diese Beschaffenheit darum: Wer da verlangt, eine ungemeingrosse Was «mit Wissenschafft zu erlangen, auch geschwin- der T-m-ls-der was zu lernen und zu erfahren, weder ihm sonst anderswo beygebracht, oder von Hai. ihm sobald erlernet und begriffen werden mögte, der schauet, wo er einen Solchen, der zu dem Acherontischen Professor in die Lection geht, aufspühret, daß derselbe ihn mit sich führen möge zur Schule. Selbiger zeiget ihm obbeschriebenen geheimen Stein, und spricht, er solle nur mit dem lincken Fuß darauf treten. Alsdann kommt er gleich zu der Versamm- lung in ein großes Zimmer, darinn die Schüler sitzen und den Teufel profttiren hören. Dieser präsentirt sich allda in menschlicher Gestalt, discurrirt und dic-tirt etwas von allerlei) Wissenschafften, als ans der Astrologia, Methesi und Mechanica, imgleichen aus der Physica, Theologia, aus der Jurisprodentz, Me. dicin und aus der Magia, oder woraus sonst ein Jeder etwas zu hören verlangt. Jedoch darff in solcher SatanS-Schul\ keiner was zu Papier setzen, sondern wann sie nachmals heimgelangen, so zeichnen sie ans, was sie vom Teufel gelernet." „Keiner darff auch in diesem Auditorio reden noch seinen schwartzen Lehrmeister etwas fragen, sondern man muß alleinhören und aufmercken, was er discurrirt. Ein solcher Belials-Discipul und Teufels Academicus (oder vielmehr Kakademicus) kann alle Tage oder nur dann und wann, so offt und lange er will frequentiren. Jedoch lernet er nur eine Disciplin oder Scientz vors Erste. Will er hernach andre Wissenschafften mehr fassen, so muß er wiederum länger frequentiren, weil Einer nur eine Scientz auf ein Mal stndirt. Daraus werden die gelehrteste Leute (doch nicht zum Himmelreich gelehrt) deren Etliche Ich Selber * gekannt. Weiter haben sie keinen ändern Pact mit dem Teufel, ohn allein dieses implicitum (oder stumme und miteingeflvchtene) daß sie auf denStein treten. Wiewol nichts destoweniger sich ein Solcher an Gott gar hoch versündigt." 1 „Schließlich wollen wir noch ein andres Exempel geben. Wann einer einen charac-terisirten Zettel oder sonst etwas, das aus einer abergläubischen Hand herkommt, anhengt entweder für die Kranckheit oder Festen, so Hilfst ihms für die Kranckheit oder er wird fest, wofern er daran glaubt oder seinen Willen drein giebt; und das geschieht alsdan ex pacto implicito. Jm-fall er aber nicht daran glaubt noch seinen Willen dazu giebt, so hilffts ihm nichts." „Also bestehet demnach das pactum implicitum im Glauben und in der Einwilligung. Denn die Eharacteren und Worte seynd nur das Mittel (oder Zeichen), wodurch der Mensch seinen Willen bezeugt, und ist darinn allein ohne Glauben oder Einwilligung kein mit-einbegriffener Bund oder Vergleich." „Weil dann zu dem pacto implicito, oder eingeflochtenem stillem Vergleich oder Bunde der Will oder der Glaube erfordert werden, zu Herbepruffung der Igeln aber und der Schwert-Fische deren keines erfordert wird, sintemal dieselbe auf ob-gemeldtes Geschrey einen Weg wie den andren sich einstellen, obgleich der Ruffende solches nicht glaubt, als kann man diesen Ruff der Igeln und derselben An-kunfft keinem pacto implicito beymessen." „Endlich so bleiben auch diejenige, welche mit dem bösen Geist sich implicite in ein Pact einlassen, von demselben hernach ge-meinlich nicht unangefochten, dergleichen aber begegnet diesen Jgel-Schrepern und Schwert-Fisch-Ruffern nicht, darum hat man auch keinen Verdacht eines Pacts auf sie zu werffen, darinn sie sich mit dem Satan sollten verwirrt haben." Biß so weit die Feder deß Herrn Barons, dessen bischerigen Discurses dieser der rechte Kern ist, daß er die Eigenschafft und Zubehör einer still-schweigenden Pact-Berwirrung mit dem T. darinn erklährt, solche auch durch ein und anders merck-würdiges Exempel bescheinigt und endlich daraus den Schluß erfasst, daß, weil die Herzuruffung deß Schwert-Fisches und der Igeln solcher Eigenschafften ermangelt, selbige auch kein stummes Pact mit involviren oder einwickeln könne. Ich muß bekennen, daß hochgedachter mein gnädiger Herr Patron diesen seinen 1 Gegen - Satz gar specios, scheinbar und subtil verfochten, und seine Feder hiermit eine scharffsinnigere Streitbarkeit erwiesen als deß berühmtem Patris Kircheri seine. Weil Er dann solche form irte Beweis -thümer mir auszulösen gegeben und meine Einfalt ein wenig damit ermuntern wollen, auch diese seine gar ingeniöse Jnstantzien einer weiteren Betrachtung würdigst scheinen, will ich mein geringes Beduncken davon hiemit folgendlich beyfügen und die Ursachen eröffnen, warum ich dennoch um jetzterzehlter Beweisthümer willen, wie ; trefflich dieselbe auch von vernünfftiger Gestalt gläntzen, meinem vorigen Schluß nicht Urlaub geben könne. Daß der Thon mehr Hiebet) würcken könnte als die Wörter, gestehe ich gar gern, wie nicht weniger dieses, daß manche Fische einen gewissen Klang lieben und der Music zuschwimmen, sonderlich die Delphinen. Der Gesang hat eine grosse Krafft, die Sinnen zu zucken und zu ziehen, ge-staltsam die alte Poeten solches, nebst Worinn der rechte Kern bisherigen Discurses begriffen ist. andrem moralischem Verstände durch das Geticht, als ob allerdings auch leblose Dinge durch baß'Orphei Leyer bewegt wären, hyperbolischer Weise zu verstehen geben wollen. Unde vocalem temere insecuta 6rphea sylvce, Arte materna rapidos morantem Aluminum cursus, celeresaue ventos, Alandum S auritas fidibus canoris bucere puercus. a) Man weiß, daß auch die Hirsche, Pserde, Elephanten und theils andre Thiere an einem gewissen Klang ihre Freude haben. Aber daraus lässt sich vor Erst kein allgemeiner Schluß ziehen, daß darum alle Thiere und Fische die Music lieben, sondern nur soviel, daß vielleicht auch der Schwertfisch und die Igeln die Music lieben. Vielleicht aber und Gewiß seynd Zweyerley. Es scheint aber auch das Vielleicht allhie an den Igeln aus dem Exempel setzt-erwehnter Thiere und Fische nicht allzu-vermutlich, weil solche Thiere und Fische sich weder durch so kurtzes Schreyen oder singen etlich weniger Worte, noch durch eine einige besondre Sing- oder Kling-Weise, sondern durch eine etwas anhaltende und variirende bewegen lassen; über-das auch dem Singenden nicht so gleich auf die Haut eilen, sondern etto an in der Nähe um ihn herum schweiften, oder an ihrem Ort da sie stehen, sich daran ergehen. Ohn ist nicht, daß zwar etliche Fische, als der Manati, auf den Zuruft gewisser ihnen gegebener Namen herzu schwimmen, aber dazu seynd sie mit Fiirwerffung der Speise angewöhnt worden, sintemal andre ihres Geschlechts, wenn man sie nicht vorher etliche Mal gefüttert hat, solches nicht thun. Die Tarantul hupfst zwar nach dem Gesänge, aber nach keinem so kürtz-gefafttem, kommt auch nicht zu dem Singendem, sondern bleibt an ihrer Stäte und bezeichnet daselbst ihre Behäglichkeit mit örtlichem hupften nach der vorgespilten Melodey. Die Kreutz-Vögel (welche man sonst auch Krummschnäbel heisst) sollen sich an einer besondrer: Melodey, wann dieselbe ihnen gepfiffen wird, ergehen und herbey nahen; aber solches Pfeiffen muß wiederholt und damit angehalten werden, kommt auch mit ihrem Gesänge ziemlich überein. Durch welche Schall-Gleichheit sie betrogen und herbey gelockt werden, wie von dem Gesänge eines Lock-Vogels. Wären die Igeln in den Gesang „Igel komm und trinck mich!" so verliebt, würden sie vor Entzückung und gleichsam Verwundrung den Schreyenden nicht anfallen und aussaugen, sondern still halten und den angenehmen Thon an stat deß Bluts in sich saugen. Wann in Norden die Hirten von einem starcken Bären fortgerafft und davon getragen werden, der Hirt aber nur unterdessen seine Pfeiffen immerzu schallen läftt, so thut ihm (wie man schreibt) die Bestie nichts vor grösser Lust zu dem Pfeiffen-Schall. Und wann sie endlich hungert, lässt sie den Hirten fahren, um Speise zu suchen; da er dann ein Horn hervor langt, und einen rauhen Thon bläset, wodurch der Bär in die Flucht getrieben wird wie mit dem Jäger-Horn. Daß etlicher Gegend die Croaten gleich au heb eit zu tantzen. sobald man ihnen ein àim'nach gewisses Lied singt, halte ich für nichts i'onanm» Abergläubisches, doch aber auch nicht dafür. S“ daß die Proportion oder Melodey deß beginnen. Liedes vor allen andren Liedern hauptsächlich solche Wirckung thun sollte, sondern die Gewonheit solches Liedes und solches Tantzens, welche Gewonheit ihnen von ihren gleichfalls dazu gewöhnten Eltern und Vor-Eltern samt einer natürlichen Lust und Neigung zum tantzen, gleichsam erblich anklebt und von Jahren zu Jahren, von einem Zeit-Alter zu andren stets sortgepflantzet worden. Denn es ist nicht nur ein Volck oder Land geneigter zum hupften, springen und tantzen als das andre, sondren auch eine Stadt, ja ein Dorff Tantz-süchtiger als andre. Ich habe Personen gekannt, die sich bey Erschallung eines, ihnen vor andren Täntzen beliebigen und offt geübten Tantzes schwerlich, und mit grösser Mühe haben enthalten können, gegenwarts hoch-fürnehmer und von ihnen ehrerbietig-ge-scheueter Personen aufzustehn und zu tantzen. Wer gern tantzt, dem ist laut deß gemeinen Sprichworts bald gepfiffen, und Gewonheit die andre Natur. Gewonheit masset sich zumal in lustigen und selbstgefälligen Sachen endlich einer solchen Herrschafft an, daß sie die Phantasey, Einbildung und Willen gar übernimt und dergestalt coinmandirt, daß der Stets-Gewöhnte meynt, es müsse sound nicht anderst seyn, ja daß ihm gar weh geschicht, wann er von solcher Ge-wonheit sich abzwingen muß. Es saugen solche Krabaten die Gewonheit, nach solchem Liede zu tantzen, gleichsam mit der Mutter-Milch ein, werden auch solches vor fürnehmen Zuschauern am allerliebsten thun, weil sie hohe Augen bey ihrem Tantze für eine Gnade und Ehre halten, wiewol das Erste, nemlich die Gewonheit das Meiste, ja fast Alles allein dabey würdet, indem sie durch die ihnen gewöhnlichste und so zu reden als wie gleichsam eingefleischte, oder besser zu sagen, ihrem Gehör eingepflantzte und gantz eingewurtzelte Melodey ihre Phan-tasey und Einbildung so gewaltig corrum-pirt, überwältiget und erfüllet hat, daß den Leuten es nicht anderst vorkommt, denn es könne nicht anderst seyn, sie Müssen es so thun. Zugleicher Weise, wie manche Leute sich an gewisse Wörter so hart von Jugend auf gewöhnt, daß ihnen dieselbe bey solcher Materi oder Gelegenheit, wobey sie selbige zu sprechen gewohnt, alsosort auch tool wider ihren Willen in einer hochsürnehmen Gegenwart unaufhaltlich zum Munde heraus fahren. Zum Erempel: In einer gewissen grossen Stadt am Rhein hat ein ansehnlicher Mann noch zu unserer Zeit, wann Jemand ein Glas mit Wein umgestossen, zu sprechen pflegen: Plumpert! Ist soviel gesagt, als Gr o b er und Unfür-sichtiger! Nachdem solches ein grösser Fürst erfahren, hat er selbigen fürnehmen Mann nebst Andren zur Tafel laden lassen und fürsetzlich ein Glas umgestossen, da sich dann der ansehnliche Mann, kaum erwehren und halten können, daß er nicht das mit der vordersten Syllbe schon angefangene Wort vollends heraus stiesse. Als aber der Fürst noch ein Glas umfallen lassen ; ist dem guten Mann wie fleissig er sich auch in Acht genommen, und seiner Gewohnheit zu entbrechen gestrebt, dennoch das Wort heraus gebrochen. Wiewol er ans Ehrerbietigkeit und vermeynter Höflichkeit nicht Plumpert, sondern Plümpertchen gesprochen. Worüber der Fürst sich sehr ergetzt hat. Wie übel und schier unmöglich nun dergleichen Leute solche ihnen in fester Gewonheit sitzende Sprichwörter heraus zu sprechen, sich enthalten können, so übel kann auch der Krabat seiner Gewon-heit zu tantzeit, Einhalt thun, daß sie ihn “ nicht überlauffe, weil sie ihm von Jugend auf, ^ gleichsam angewachsen ist. Warum aber muß er eben nach einer gewissen, und keiner andren Melodey tantzen? Darum, weil sein und seiner Vor-Eltern Ohr und Fuß sich an dieselbe vor allen andren gewöhnt. Ich habe einen schönen Hund gehabt, welchen man tantzen gelehrt; derselbe war an zwo Melodeyen, welche ihm der Jung, indem er ihn dazu abgerichtet, stets vorgesungen so gewöhnt, daß er sich gleich aus seine hintern Füsse richtete, und artlich forttantzte, ob man ihm gleich nicht dabey zurieff, daß er tantzen sollte, wie sonst gemeinlich geschähe. Ja obschon der Jung in dem nechsten Zimmer stund, und der Hund ihn nicht sehen, sondern nur hören kunnte, so tantzte er doch gleich allsosort, wann er nur hörte, daß der Jung der beyden Melodeyen eine sang. Wann auch der Jung mit den Fingern, und zwar mit einer Hand allein, einen starcken Schnaltzer schlug, so drehete sich der Hund um, wie man ihn hatte unterwiesen, und machte gar artlich ein Ringlein; woferrn man aber mit beyden Händen etliche Mal geschwinde nacheinander schnaltzte, kehrte sich der Hund nichts daran, und drehete sich nicht herum, denn er hörte die gewöhnte Proportion und Mensur nicht. Jmsall man auch andre Melodeyen zum Tantze sang, begehrte er nicht zu tantzen; nach denen er doch ohne Zweifel würde eher als nach den gewöhnten gehupsft haben, so man dieselbe anstat der beyden gewöhnten Melodeyen gleich Anfangs seiner Unter# Achtung dazu erwehlt hette. Gleich also geht es zu mit dem Tantze gedachter Krabaten. Sie seynd vors Erste wie manche andre Völcker zum Tantze von Natur sehr geneigt, und zwar viel geneigter dann ein Hund oder Pferd. : Vors Andre hat die langjährige Übung nach dieser gewissen Melodey zu tantzen, sie an eine gewisse Clausul so hart gewöhnt , daß sie deß unter ihnen von ihren Vor-Eltern längst Angeführten und gleichfalls von ihnen selbsten durchgehends fortgesetzten, auch von spielender Kindheit an geübten Brauchs so wenig, als wie ein unterwiesener Hund deß Tantzes sich enthalten, wann die von ihnen dazu gewidmete und am meisten ihnen bekandte Melodey dazu gesungen wird. Denn ihre Einbildung ist, durch die Gewöhn- heit schon gäntzlich darauf gerichtet und gleichsam so hart daran gebunden, daß sie mehlten, es müsse so seyn, und einen ftarcken Trieb dazu in ihnen empfinden, welcher doch nicht eben in der sonderbaren Melodey, sondern in der Gewöhnung zu einer besondren Melodey steckt. Die Sybariter waren Ertz-Wollüster, und hatten allerdings aus lauter Üppigkeit auch ihre Pferde zum tantzen gewöhnt. Solches erfuhren ihre Feinde, die Croto-niatenser; bestellten derhalben, wie Aristoteles gedenckt, viel Pfeiffer, welche, als es zur Schlacht kam, mitten im Treffen die Gewöhnliche Tantz-Melodey der Pferde spielen mußten. Worauf sich alle Rosse der Sybariter aufrichteten zum Tantze, und jeder seinen Reuter abwarff, allso, daß darüber die gantze Sybaritische Reu-terey in lauter Sand-Ritter verwandelt, ihr gantzes Heer geschlagen, auch ihreHaupt-stadt samt der gantzen Nation zu Grunde vertilget ward. Solches würckte nicht die gewisse Melodey noch der Thon, sondern die Gewöhnung an selbige Melodey; denn sonst würden eben sowol der Crotoneser Reuter-Pferde nach der gepfiffenen Melodey aufgesprungen seyn zum Ballet. Gleich also müssten auch alle andre Kraba-tische Oerter nach der Melodey und Clausul Tonanina tanänana na &c. stracks aushup-ffen, wenn solche Melodey die Eigenschafft undKrafft hette, einen Krabaten zum Tantze zu treiben mehr als andre Melodeyen. Wer in Lithauen, oder Polen, oder Lieffland, oder Preussen gewest, der wird wissen, daß allerdings die alte Lithauer, wann die Melodey eines oder andren gar gewöhnlichen Lithauischen Tantzes erschallet, ob sie gleich Alters oder Müdigkeit halben nicht mehr tantzen mögen, dennoch auf einer State stehen bleiben, den Leib nach dem Tact auf und nieder bewegen, welches sie aber so ein fremder ihnen unbekandter Tantz gesungen oder gepfiffen wird, unterlassen. Gleichwie auch der Lithauische Bär nach der Schalmey nicht tantzet, so man ihm die Melodey nicht spielet, deren er gewohnt ist. Also zeuget derhalben die sonderbare Melodey, der Trieb zum Tantze komme aus der Übung in solcher Melodey. Denn hette man den Bären zu einer andren Melodey gewöhnt, würde er nach selbiger andren, und nicht nach der ersten, wan er der ersten noch wäre ungewohnt gewest, tantzen. Wer will aber sagen, daß die Igeln zu dieser Melodey und Clausul: Igel komm, und trinck mich! unterrichtet und angewöhnet worden? Will also auch dieses Epempel von den tantzenden Krabaten, wie es scheinet, dem Igeln-Ruff keinen Schein einer natürlichen Wür-ckung geben. Ich bin der Gewißheit gatz versichert, daß einer gewissen Person, wann sie zu Nachts den Abend-Segen betet und auf die Worte der Empfehlung kommt, denn ich befehle dir meinen Leib und Seel rc. gleich das jehnen (oscitatio) mit solcher Gewalt ankommt, daß sie sich dessen schier nicht kann erwehren, und sobald solche Worte von ihr mitten unterm jehnen ausgesprochen seyn, lässt das jehnen nach. Wann sie aber deß Morgens den Früh-Segen sprechend eben an diese Worte gelangt, so geschicht ihr solches nicht. Dieser Zwang deß Jehnens rührt nirgend anderst als allein daher, weil sie sich von Jugend auf so darzu gewöhnt. Darum sie nun, wann sie gleich deß Abends noch gantz munter ist, dennoch bey Sprechung selbiger Worte unterm Gebet allezeit muß jehnen. Weiter, wann es nur der Thon vielmehr als die Worte oder derselben Bedeutung thut, woher kommts dann, daß die Igel nach der Wörter Inhalt und Einladung herandringen und sich würcklich ansaugen, gleich als ob sie es verstünden, was man ihnen befohlen? Darum etwan, weil sie ohne dem von Natur deß Blut-saugens be-gierlich seynd? Aber so würden sie gleich-wol in solcher Menge nicht saugen. Hierauf mögte vielleicht geantwortet werden, die Menge oder Vielheit werde durch den angenehmen Thon, das saugen aber sothaner Menge durch natürlichen Appetit und Begierde erweckt. Allein da geht es an die Frage, warum dann nur eine einige Clausul und nicht mehr Clauseln selbiges Thons den Igeln gefällig seyn sollten ? Warum dann auch in solchem Thon eben diese Worte und keine andre müssen gesungen oder geschrien werden? Warum die Cirknizer Igeln ein musicalischers Gehör haben sollten als andre Igeln? Ich werde hierauf der Antwort gewürdigt : Ob man gleich zu demselbigen Thon andre Worte fügen wollte, würde sich der Thon dennoch unterm Waffer verändern durch die Refraetion der Wörter, und also den Igeln (ober dem Schwert-Fisch) ungewöhnlich Vorkommen, solchem nach dieselbe mehr abkehren als anlocken. Diese Antwort belustigt mich zwar sehr mit ihrer Subtilitet, und zeuget von der Scharffsinnigkeit ihres Herrn Erfinders; will mich aber doch noch nicht beruhigen noch Scrupel-frey machen. Ich unterscheide zwischen Thon, Laut und Melodey, angemerckt, Melodey und Thon zwar nach gemeiner Red-Art für einerlei) genommen werden, doch aber würck-lich und eigendlich unterschieden seynd. Der Thon entsteht aus den musikalischen Clavibus, a. b c d e f g. Tonus est Intervallum harmonicum, vocem aut unicä intensione intendens, aut unica remissione remittens, schreibt Kircherus, in seiner Musurgia. Die Melodey aber ist eine Eomposition, so aus solchen Gesang-Schlüsseln intonirt und aus etlichen thönenden Clausuln besteht oder sormirt wird. Der Thon besteht in der Höhe und Nidrigkeit der Stimme, die Melodey aber in der Modulir-und Variirung der. Stimme und harmonischer Fügung unterschiedlicher nacheinander thö-nender Clausuln, wie mir solchen Unterscheid die Music nicht absprechen wird. Hiezu kommt aber (Drittens) der Laut (oder Klang), welcher bey einerley Thon und Melodey mancherley seyn kann. Denn das Instrument, Spinet, die Laute, Geige, Harpffe, Pfeiffe und menschliche Stimme können alle einerley Thon und Melodey; aber nicht einerley Laut, Schall oder Klang geben. Diese vorhergesetzte Unterscheidung hoffe ich, werde der Sachen die Klarheit geben und ich nicht irren, wann ich spreche, daß der Laut zwar unterm Waffer einige Ver-ändrung erleiden mögte, die Melodey aber und der Thon keines Weges, obgleich auch einige Resraction vorginge, sondern wie das erste Mal die Clausul „Igel komm und trinck mich! unterm Waffer thönet, so muß sie gleichfalls auch ein andres Mal daselbst thönen, obschon in demsel-bigen Thon gantz andre oder nur in etwas geänderte Worte gesungen würden. Sollte der Thon vielleicht im Wasser um ein Semitonium nidriger fallen als ausser dem Wasser, so wird er solches alle Mal unverändert thun, es möge gleich mit veränderten oder unveränderten Worten derselbe gesungen werden. Man begehret hiemit nicht, schlechter Dings zu leugnen, daß der Schall oder Klang in oder unter dem Wasser schwerer falle, als aufferhalb. Denn es hat nicht längst ein vortrefflicher Mathematicus aus der Erfahrung gelehret, daß der Klang einer Glocken, so ausserhalb und über dem Wasser zween Grad gehabt, in dem Wasser auf sünff Grad gekommen sey. Denn das Waffer widersteht dem Klange eines schallbaren Körpers innerhalb dem Wasser stär-cker als ausser dem Wasser, aus welchem Widerstande die Langsamkeit der Mittel» Bewegung entstehet, und aus sothane Langsamkeit ein schwerer Klang erfolgen muß. Gleichwie nun solcher Unterscheid allein aus der Luckerheit (oder Rarität) der Lufft und aus der Dicke oder Densität deß Wassers entspringt, also kann ich nicht wol begreiffen, wie dazu dieVerän-drung der Wörter etwas thun könnte, angemerckt ja auch die unterschiedliche Resraction und echonische Widerprellung, welche man mir zum Gleichniß vorgestellt, gar nicht an- Verändrung der Worte, sondern theils an der Disposition deß Orts, der die Stimme zurück giebt, theils an der Stimme Stärcke oder Schwachheit liegt. Und wird solche öfftere oder wenigere Wiederholung einen Weg wie den andren geschehen, man schreye der Echo gleich vieler- oder einerley Worte zu. So wird man in dem Thon der Echo (oder deß Gegenschalls) durch Verändrung der Worte auch nicht leicht eine Verändrung der Melodey oder deß Thons erwecken; obgleich bißweilen einige Wörter von dem Gegenhall etwas williger und deutlicher zurück kehren als andre, welches aber nicht im Thon sondern im Laut und in der stärckern und schärffern oder gelindem und weichem Aussprach oder Ausschaltung steckt. Will man aber sagen, daß eben der Laut dann Ursach daran seyn könne, warum die Igel mit veränderten Worten nicht herbey gezogen werden, indem andre Worte nothwendig auch einen andren Laut geben müssen, und ein Laut den andren in der Annehmlichkeit überträffe, so mögte ich solcher Meynung mich gern unterwerffen, wann der Laut Schall oder Klang sich einig allein nur durch die Worte und nicht eben sowol in der Stimme verändern könnte, auch allerdings bey einerley Thon, angemerckt, der Klang unterschiedlicher Instrumenten unterschiedlich lautet, ob sie gleich einerley Thon führen, und auch eines Menschen Stimme viel anders lautet als deß andren, ohn-angesehn beyde einerlei) Worte sprechen oder einerley Thon und Melodey singen. Solcher Gestalt müssten dann die Igeln ' und Schwert-Fische nicht allemal aus obbeschriebenen Ruff oder Gesang hervor kommen, weil Mancher ihnen mit Heller, Mancher mit rauher Stimme rufst, obgleich beyde in einerley Thon, ja Mancher auch den Thon nothwendig verändern muß, ob er schon eben dieselbige Worte singt, indem der eine nidriger singt als der Andre, auch vermutlich ein Jedweder die Melodey nicht allemal so gar genau trifft, daß nicht bißweilen, sonderlich in der Stimme deß Fremdlings einiger Jrr-thum oder Mißlaut mit unterschallen sollte. Nun kommen sie gleichwol allemal unausgesetzt hervor, wenn man ihnen obgedachte Wörter zuschreyet oder vorsingt, es mag dieselbe gleich ein junger oder alter Mann, ein Weibs- oder Mannsbild, eine Helle oder holdselig - oder grob-und düsterlich-lautende Stimme ihnen zuruf-fen, also will erfolgen, es könne die Krafft, durch welche sie aufgereitzt und hervor getrieben werden, auch nicht in dem Unterscheide deß Lauts sitzen. Uberdas kanns geschehen, daß bißweilen nicht aller und jeder Wörter-Laut dem Schwert-Fisch oder den Igeln zu Gehör komme, weil ein Mensch viel stärcker redet und lauter singet den der andre, auch der Wind, wann er entgegen kommt, an der Durchschallung ein Mercklichs abbrechen und die Erschallung der Wörter im Wasser sehr verkürtzen kann. Wir können hiezu nochmals uns deß Epempels der Echo in etwas bedienen. Je stärcker man derselben zuschreyet, je schneller wird sie antworten: fordert man sie aber mit einem gar zu starckem Ge-schrey oder Knall aus, so wird vor eilender Hurtigkeit ihr Gegenhall sich in dem Zurufs verlieren und verschlungen werden. Herr Kircherus schreibt in seiner Musurgia, er habe solches selber pro-birt, daß, wenn die menschliche Stimme von einerlei) Stüte oder Stelle eine deutliche Antwort von ihr empfangen, die Trompete hingegen eine verworrene, die Mostete aber oder Pistol schier gar keine von ihr erhalten, weil die Gewalt deß starcken Knalls sie dergestalt überfällt und übertäubt, daß sie schier gar zu keiner Antwort gelangen könne, oder dieselbe von dem starcken Knall stracks verschlungen werde, a) Welchem auch dieses verwandt ist, was Mersennus gedruckt; nemlich er habe in dem Thal Montmoranci eine Echo gefunden , welche deß Nachts 14 Syllben bey Tage aber nur 7 wieder erstattet habe, dessen keine andre Ursach ist, als diese, daß bey nächtlicher Stille die Lufft nicht so verunruhigt und zerrissen wird wie bey Tage, da so mancherlei) Hinder-dernissen den Schall in seinem Fluge verzögern, b) So hat auch erst-erwehnter Kircherus in früher Morgen-Zeit den Widerschall allezeit am allerschwächsten vernommen, weil die Lufft alsdann gar feucht vom Thau und Nebel, und überdas mit sonderbarem Fleiß beobachtet, wann es geregnet oder geschneyet, daß alsdann der Widerschall fast erstumme und kaum etwas davon vernommen werde. Es wird gleichfalls, wie bekandt, eine stürckereStim-me von manchem echonischem Ort eine Antwort empfangen, daraus die schwächere gar keine oder nur eine gestümmelte empfähet. Sollte es nun in dem Wasser eine Refraction der Wörter geben, so würde dieselbe nach Beschaffenheit der Stimme gleichfalls stärcker oder schwächer, vermehrter oder verkürtzter, fallen, auch nach Bewandniß deß Ruffs manches Mal wol gar eine oder andre Syllbe, ja wol gar ein Wort zu den Fischen oder Igeln nicht mit hinab gelangen, und dadurch würde alsdann sowol die Melodey als der Ruff einen Abbruch und Verändrung leiden, zumal wann noch dazu die Lufft dick, feucht und trübe wäre. Weil aber solches Alles die Igeln und Schwertfische nicht abschrecket, sondern sie dennoch herzu kommen und gleichwol so offt der Laut durch Kürtz-und Stümmelung der Worte oder deß Gesangs, die auf jetzt-gedachte Weise nothwendig entweder wegen veränderter Lufft oder wegen der bißweilen allzu schwachen Stimme deß Sängers oder Ruffers erfolgen muß, würcklich verändert wird, will auch aus diesem Grunde a) Vid. P. Kircheri Musurgia Universal, lib. 9. de Magia Phonocamptica, p. m 244. Tom. 2. in fol. b) Mersennus üb. 3. Harmoniae universalis Gallicae, fol. 214 apud Kircherum. ®er gewisseste «eweis, warum die Erscheinung ^er Igeln und Mi Schwertfisches nicht Natürlich verursacht werbe. zu schliessen seyn, daß die Wort-Aen-drung den Schwertfischen und Igeln keine Hinderniß gebe. Osftgelobter P. Kircherus discurirt in seiner sehr subtilen und überaus scharff-sinnigen Musurgia «) gar schön unter andren von dem Halb-Thon (Semitonio) und meldet, es habe derselbe nicht allenthalben gleiche Krafft, die Sinnen zu bewegen, sondern müsse an seinem behörigen Ort stehen; angemerckt, es in jedwederm Grad seine besondere Würckung thue, wegen der langsamen oder schnellen Bewegung oder Lauffs sowohl der vorher-als nachgehender Schöne ; aus welcher Manchsaltigkeit und Unterschiedlichkeit deß ; Ton- und Semi-Ton-Lauffs noth wendig die eingepslantzte Lufft so und so angeregt wird, und folgendlich bald diese bald jene Neigung oder Bewegungen erwecket. Ge-staltsam er deßwegen den „Halb - Thon -die >L>eele deß Gesangs" titulirt. Wer will uns aber doch versichern, daß ein grober Menalcas oder rauher Kerl, wann er den Igeln vorsingt, nicht leicht bald einen Thon, bald ein Semitonium von seinem behörigem Sitz verrücke oder ’ seine heisere Stimme die etwan bißweilen mit der Nachtigal, so dem Bauren die Schafe raubt, in Lieblichkeit und Klarheit certiren dörffte, gar fallen lasse biß auf eine Tertz? weil aber solches einen gar widerlichen Mißlaut giebt und dadurch der Laut sowol als der Thon mächtig verändert wird, dennoch aber wie ich dafür halte, die Igel solches Mißlauts und gefallenen Thons ungeachtet herzu kommt; muß gewißlich weder die Verändrung deß Lauts noch deß Tons schuldig daran sehn, daß der Schwertfich und die Igel nicht erscheint, wann man nicht bey einerley Worten, noch durchaus bei einerley Thon oder Laut bleibt. Sollte mich aber etwan solche Folgerey betriegen, (wie ich mich dann nicht für infallibel achte) so stelle ich diese die gantz unbetrieglich ist, dafür an die Stelle. Wann die Sache gantz natürlich und in einer Annehmlichkeit deß Thons gegründet wäre, müssten überall die Schwertfische und die Igeln durch dergleichen Wörter# Thon oder Gesang herzu gezogen werden. Weil solches aber nicht geschieht ohn allein Jenes in Sieilien und dieses in etlichen Löchern deß Cirknizer Sees, und also an- derswo weder die Schwertfische noch die Igeln solcher Gestalt herbey gebracht werden, so kann die vermutete Annehmlichkeit deß Thons oder der Melodey die Ursach gar nicht seyn. Und also füllt auch der Beweis, welchen man von andren durch die Music ergetzten Thieren genommen, zugleich mit weg, weil solche annehmliche Bewegung und Ergetzung alle die Thiere, die einerley Geschlechtes seynd, überall betrifft, und nicht nur an einem sonderbarem Ort allein. Weßwegen auch das Exempel von den Krebsen in dem Culp-Strom, so man durch Pseiffen aus den Löchern hervor reitzt, sich deß Verdachts nicht gar entschütten kann, weil nicht überall in allen Wassern, sondern allein in der Culp, und zwar vermutlich nur in einer gewissen Gegend die Krebse also sirenisirt werden. Jetzo wollen wir die zur Erläuterung deß Pacti impliciti beygebrachte Exempel ein wenig bertachten. Der Herr Haupt-Author steht in den Gedancken, (oder giebt mir vielmehr dieses zu weiterer Übung meiner Einfalt nur auf) es könne kein solches Pactum seyn, noch genennet werden, woferrn. nicht die Einwilligung oder der Glaube dabey sey. Dessen zum Exempel hat er den gar leswürdigen Bericht von dem Stein zu N. N. mittheilen wollen. Welche Erzehlung meines Bedunckens auch woll allein verdient, daß der freundliche Leser diese etwas weitlaufftige, doch curiose Erörterung von der natür- oder unnatürlichen Einladung deß Schwert-Fisches und der Igeln ohne Verdruß und Langweil vernehme. Ich kenne gewißlich machen ehrlichen Mann, der sich in selbiger Stadt, da der Stein befindlich, (die ich aber wie gedacht, namkündig zu machen Bedencken trage) lange aufgehalten und fast alles Schau-I würdiges daselbst wol beäuget, doch von dem, was bey diesem Stein mißbräuchlich und verdammlich Passirt, nichts gehört hat. Gleichwie aber eine Person die andre in der Curiosità und Erkündigungs-Lust weit übertrifft, also wird sie auch mit mehrer Erfahrung oder Nachricht beglückt, als die andre. Deßwegen hat gleichfalls unfern Herrn Haupt - Authorn der be-sondre Eyfer in der Natur- und Raritet-Kündigung nicht allein weit durch die Welt herumgeführt, sondern auch mit weit häufigem Observationen und An# merckungen heimbegleitet, als manchen Andren. Geht demnach dieser Schluß nicht an, welchen meines Wissens Etliche machen. Ich habe nie was dergleichen auf meiner Reise gehört, darum muß nichts daran seyn. Haben wirs nicht gehört oder ge-merckt, so könnend dennoch Andre gehört oder gemerckt haben. Es ist auch leider! nur allzu gewiß, daß der Satan mancher Orten Schul halte und einem aeademischen Professor nachaffe, auch die Zuhörer entweder ausdrücklich oder stillschweigends mit ihm in einen Bund eingeflochten seynd, nemlich sowol die, welche aus Vorwitz, ohne Intention sich ihm zu ergeben, darinn erscheinen, als die, welche wie seine ge-schworne Sclaven, sich dabey einfinden; daher eben sowol die ersten sich hoch an Gott versündigen, wie der Herr Haupt-Author gar christlich urtheilt. Massen dann auch deßwegen Keiner derselben, die nur aus sündlicher Curiositet solcher Schul-haltung einmal mit beywohnen, von solchem unseligem Professor unangesprochen, oder von seiner Prätension frey bleibt, es geschehe über kurtz oder lang; als wie aus dieser denckwürdigen Begebenheit, welche Doctor Frommannus aus der Relation eines hochfürnehmen und dabey aufrichtigen Manns erzehlt, exemplarisch erhellet. Ein junger Mensch hat sich durch seines guten (oder vielmehr schädlichen) Freundes inständigstes Anhalten in eine Teufels-Schule mit ihm als ein Gast zu gehen, verführen lassen. Nachdem die Lection da-selbst zu Ende, redet der schwartze Lehrer pra in ber seinen neuen Zuhörer gar freundlich an, Satans-Schul und begehrt, er solle etwas gleichwie alle Bitte66008 seine Neben-Sitzer thäten, von ihm bitten. Dieser entschuldigt sich und zuckt die Achsel. Allein der Satan dringet darauf, er solle doch dann nur etwas gleichwol von ihm bitten oder wünschen, möge seyn was es wolle, er werde ihm nichts abschlagen. Solcher Inständigkeit giebt er endlich gewonnen, und wünschet dieses zu erlangen, daß er im Reiche mögte der Dritte nach dem Könige werden. Der Satan verspricht ihm mit einem Winck, ihn seines Wunsches zu gewehren. Hierauf gehen Lehrmeister und Schüler voneinander, und legt sich hiernechst der Student auf ernstliche Studien, ohn weitere Sorge, daß ihm solche einmalige Besuchung der Teufels-Schule, und die gethane Bitte etwas schaden, oder nutzen werde, steigt aber in der Erudition und Geschicklichkeit so hoch, daß er nicht allein von Jedermann verwundert und geehret, sondern auch hoher Digniteten und endlich die andre Ehren-Stelle nach dem Könige zu erreichen, würdig erklährt wird. Bey solchem seinem hochreputirlichen Zustande kommt einmal Einer und klopfst an vor seiner Thür. Wie er austhut, wird er gleich seines vormaligen Lehrmeisters, der ihm so milde Erbietungen gethan, ansichtig. Derselbe führt ihm zu Gemüt, er habe nun sein Versprechen erfüllt, und also die Vergeltung verdient, daß er sich ihm gantz zu eigen ergebe. Dieser treibt ihn zwar durch Anruf-fung Göttlichen Namens , von sich hinaus ; aber der böse Lehrmeister kommt hernach osft wieder, und setzt mit wiederholter Forderung gar ungestümlich an, worüber der Angefochtene so bestürtzt und um die Gefahr seiner Seeligkeit dermassen besorgt wird, daß er der Obrigkeit selber anzeigt, was er vormals durch Besuchung der Satans-Schule und die an den Satan gethane Bitte für einen Frevel begangen, beynebenst ernstlich bittend, ihm den Kopfs zu nehmen, als welcher Straffe er sich gar nicht unschuldig erkenne, damit ihn nicht bey Verlängerung seines zeitlichen Lebens die Ungestümigkeit deß bösen Geistes um das ewige bringen möge. Welches Urtheil auch endlich seiner Bitte gewehret worden, a) Solcher Exempel könnten noch tool mehr beyqebracht werden, wann es von-nöthen. Weil nun derjenige, welcher obbesagten Stein zu N. N. betritt, wann er seinen Willen nicht drein giebt, auch nicht dran glaubt, alsdann auch nicht vom Satan, hinweg in seine schwartze Schul geführt wird, will der Herr Haupt-Author damit bewehren, es gehe kein Pactum implicitum vor, wann Einer der Handlung weder Willen noch Glauben beyfügt, sintemal sonst der Satan einen Solchen ihm Nicht» glaubenden, noch zu ihm hin Verlangenden, eben sowol von dem Stein hinweg raffen würde, als wie diejenigen, welche die Hinfahrt gläuben und verlangen; und weil hingegen in dem Cirknitzer-See-Loch die Igeln sowol denjenigen, der nicht dran glaubt, doch drein willigt, daß sie a) D. Frommannus de Fascinatione Magica, üb. 3. part. 6. c. 1. p. m. 7E1. kommen sollen, dennoch gleichwol mit Haussen anfallen, als wie den welcher dran glaubt und Ihrer begehrt, so könne solcher abentheurlicher Erfolg kein eingewickeltes abergläubisches Pact zum Grunde haben. Aber ich halte das angegebene Exempel wegen einiges Umstandes für ungleich, und sage: Wann Jemand ungefähr oder ohne Vorwitz den Stein betritt, so werde ihm nichts begegnen nicht allein darum, weil er nicht dran glaubt oder nicht drein willigt, nemlich in deß Satans Schule dadurch zu kommen, sondern auch, weil er es nicht aus Vorwitz, noch Gott zu versuchen, thut. Welches aber der Jgeln-Ruffer thut, der ob er gleich noch nichts Gewisses davon glaubt, dennoch eine Probe davon thun will mit Worten, die er für abergläubig oder wenigstens für eitel hält, und auch würcklich abergläubig seynd; daher solcher Beyder Intention und Zweck unterschiedlich ist. Wann gleich Einer gar nicht an deß Satans Gauckel-Possen glaubt, vielweniger durch ihn denEffect verlangt(oder sehen will) doch aber gleichwol aus Curiosità oder Fürwitz sehen mögte, ob es wahr, daß diß oder jenes daraus erfolge, so wickelt er sich dennoch auch in ein Teufels-Pact, wann schon unwissend und unvermeynt ein, indem er mit den Ganckel-Possen der Satans-Schüler sich bemengt und ihre abergläubische Zeichen oder Geberden practizirt. Daher denn eben sowol gar ofst die unverhoffte und nicht- geglaubte noch vermutete Würckung erfolgt. Denn der Teufel trachtet dem, der seine Gauckeley nicht glauben will, dennoch sür-witzlend sie versucht, ob was daraus entstehe oder unnöthiger Weise solche machen, denen der Teufel einige abergläubische Eharactern angehenckt, behandelt, einen Glauben (oder Aberglauben) beyzubringen, durch würckliche Leistung dessen, was der Versucher deß Zeichens nicht vermutete, daß es würcklich geschehen würde, sondern nur zur Kurtzweil oder aus Vorwitz, wie-wol ohne Glauben, solches für Spaß vorgenommen. Viel ein andres ist es, wann Einer, der einen rechtschaffenen Glauben an Gott hat, dem Satan zu Trutz auf den Stein träte, um den andren Abergläubigen zu weisen, wie so gar keine Macht noch Gewalt der Bösewrgt über einen Gott-ver-trauenden wahren Christen habe, da würde der Teufel freylich wol zu schänden werden und seine Possen nicht spielen können. Allein ein Solcher begehrt es nicht zu probiren, sondern nur gläubig zu verhönen, und hat gar keine Intention noch Verlangen zu sehen, obs angehe oder nicht. Und wird auch einen solchen heroischen Christen, der so voll Glaubens ist, der Satan so wenig Verlangen als Macht haben, vom Stein wegzuführen. Thue aber Einer, der bißhero nicht dran geglaubt, nur ein Experiment, um zu versuchen ob was daran sey, daß man darüber ins Satans Schule komme, und trete aus den Stein mit dem lincken Fuß zu solchem Ende, daß er die Gewißheit deß Effects möge erfahren, ich will versichern, der T. wird ihn sowol, als Andre davon tragen in seine Schule. So bat es auch mit bemeldtem Stein dißfalls eine andre Beschaffenheit als mit dem Igeln - oder Schwert - Fisch - Ruff. Denn der Stein ligt eigendlich zu dem Ende nicht da, daß die Satans-Schüler ihn betreten sollen, welches nur aus Mißbrauch geschieht. Der Jgeln-Ruff und Gesang aber, samt dessen Formular und Worten sind eigendlich wie es scheinet, zu demEnde abergläubisch ersonnen, daß die Igeln und Schwert-Frsche herbey kommen sollen; also ist kein Wunder, daß demjenigen, welcher ohne Aberglauben und Vorwitz den Stein betritt, nichts widerführt, diesem aber, der den abergläubischen Gesang oder Ruff thut, die Igeln dennoch zuschwimmen. Denn der Teufel hat Lust und Freude daran, wann diejenige, welche nicht daran glauben, noch auf das gegebene Zeichen den ruchbaren Erfolg würcklich zu sehen wünschen, dennoch solche seinen Händeln von einem bösen Menschen anfangs gewidmete Characteren, Zeichen, Geberden oder Worte für Spaß oder aus blosser Curiosità, auch nur lesen oder lüsterner Weise ansehen, geschweige dann würcklich probiren. Daher geschichts auch, daß, wenn Mancher die abergläubische Characteres oder Beschwerungs-Zeichen, oder Wörter nur liefet oder schreibet, ohn einigen Willen, sich derselben bey Gelegenheit zu gebrauchen, sondern allein aus Curiosità, dieselbe zu wissen und zu kennen, ihm dennoch wol bißweilen der Teufel einen Possen macht; ob gleich dadurch kein recht - eigendliches pactum implicitum entstehet, wie alsdenn geschicht, wenn man die abergläubische Zeichen auch würcklich Probirt, obschon ohne intetion mit dem Satan sich einzulassen, auch ohne Vermutung, daß der Handel einigen würcklichen Erfolg nach sich ziehen werde. Mich hat ein gar gelehrter Medicus, der allen abergläubischen Sachen gäntzlich abhold ist, unlängst berichtet, daß, als er vor einiger Zeit in dem Agricola etliche Beschwerungen nur für Spaß gelesen, der Stuhl unter ihm in Stücken zerbrochen sey, und daß ein andres Mal, als er noch eins selbige Beschwerungs-Formuln im Winter gelesen, ein grösser Schnee-Klump vom Dach herab gerollet und wider den natürlichen Laufs an sein Stuben-Fenster einwerts fallend ihm dasselbe eingeschlagen. So erinnere ich mich, daß in meiner Jugend-Zeit ein gewisser Mathematicus einige Beschwerungs-Numern nur auf den Tisch mit der Kreiden geschrieben, und gar nichts damit vorzunehmen oder zu probiren Willens gewest; nichts destoweniger aber doch, wie er ungefähr aufgeblickt, viel Raben auf den Simsen vor ihm erschienen; weßwegen er zwar die Kreiden auf den Tisch geworffen und zur Stuben hinaus gewollt, aber nicht gekonnt; endlich aber sich besonnen daß er gehört, man müsste wieder zurück rechnen, welches er auch ge-than und also solcher schrecklichen Nachtvögel loß geworden, nachdem dieselbe ihm einen tapffren Angst-Schweiß ausgetrieben. Wiewol ein bußfertiges Gebet dienlicher dazu gewest wäre. Daraus spührt man, daß es allezeit verfänglich sey, deß Satans abergläubische Zeichen zu behandeln, man glaube gleich daran oder nicht, wolle sie gleich zum Gebrauch hernach ziehen oder nicht. Wann aber auch die blosse Lesung oder Betrachtung sothaner Characteren, ohne würckliche Probirung derselben den bösen Geist aufgeweckt, wie vielmehr die würckliche Probirung derselben, ob diese gleich ohne Bewilligung eines Pacts jemaln auch geschicht. Betreffend das von mir vorhin angeführte Exempel deß Knechts, der mit dem Angriff deß Ober-Bodems seiner Frauen nachgeafft, so gebe ich nicht ungern zu, daß er durch solche fürwitzige Anrührung deß Bodems in ein Pactum implicitum getretten, aber doch ohn seinen Willen und Glauben, daß ihn der Satan sollte und würde davon führen zu der Hexen-Versammlung. Denn es bezeugen alle die Authores, so diß Exempel aufgesetzt, daß er nicht gewusst, daß seine Frau zur Hexen-Zunfft führe, sondern daß ihms nicht anderst vorgekommen, als ginge sie wieder zum Stall vor seinen Augen hinaus; darum er endlich lüstern worden zu wissen, was doch dahinter stecken mögte und zu probiren, was doch immermehr daraus entstehen würde, so er solche Gauckel-Griffe thüte. Und durch solches sürwitzlende probiren hat er sich in ein Pact, ohn seine Vermutung eingewickelt. Gesetzt aber, dieser habe vermutet, sie müsste entweder eine Truden-Fahrt oder sonst dergleichen etwas aus der Zauber-Kunst und Hexerei) anrichten wollen, so sollen doch bald hernach andre Exempel erstattet werden zum Beweis, daß auch ohne solch Vermutung, ja ohne Einwilligung und Glauben ein pactum implicitum geschehn könne, so offt man etwas thut, das abergläubisch ist, wenn es gleich nicht dafür angesehn wird. Zuforderst aber müssen diese beyderley WorteEin willi gen und dar an glauben, von ihrer Zweydeutung befreyet werden. Denn man kann die Einwilligung entweder also verstehen, daß Einer bewilligt in eine abergläubische Handlung zu treten, die er weiß oder merckt, daß sie aus der Würckung deß Satans herrühre, oder also, daß er mit bewilligt in eine Handlung , die er nicht von unten her, das ist, vom Satan, sondern aus einer ihm verborgenen und geheimen Natur-Krafft vermutet, da doch selbige, aller Vernunft nach, ausser-natürlich zu seyn scheinet. Gleicher Gestalt läfft auch diese Red-Art mcht daran glauben, zweyerley Auslegungen zu. Es kann entweder der Meynung geredet werden, daß Einer nicht glaubet, es geschehe die Würckung abergläubischer Weise durch geheime Werck-stellung deß Teufels, sondern aus geheimer Natur-Krafft, oder dieser Meynung, daß er weder das Erste noch das Andre, und also gar keinen Effect glauben, sondern es für eine ledige Einbildung oder blosses Geticht achten will. Nach dieser und folgender Unterscheidung wird diese Frage, ob der Schwert-Fisch und die Igeln durch ein-oder durch kein eingeflochtenes Pact, und natür-oder unnatürlicher Weise auf offt-beschriebene Worte herzu- Unterschiede-nes Absehn der Einwilli-gung Unterschiedene Deutung deß Glaubens av eine Sache. Zweierley Art fcefj emgefloch-tenen Pacts. kommen, desto füglicher und wolbegreiff-licher expedirt werden, wann wir auch noch dieses vorher betrachtet haben, daß deß pacti impliciti (oder eingeflochtenen Pacts) gleichfalls zweyerley Gattungen von den Theologis und Canonisten gesetzt werden. Denn die erste Art solcher Mit-Einverwicklung in den Teufels-Bund geschicht, wann Einer mit Wissen und Willen solche abergläubische Zeichen gebraucht, so die Zaubrer brauchen, und die er entweder aus ihren Reden, oder Schrifften, oder auch von andren Leuten, die keine Zaubrer sind, im Diseurs vernommen. Und ein solcher begeht eine grosse Tod-Sünde. Denn es soll kein Christ wissendlich mit abergläubischen Händeln was zu schaffen haben, sondern damit gantz unverworren bleiben. Die zweite Art oder Weise geschicht, wann einer unwissend magische Zeichen, oder Characteren, Wörter oder Gesänge braucht, weil er nicht weiß, daß dieselbe vom Teufel gestifftet, oder gesetzt und bedungen worden. Welches unter Andren einem Solchen zu begegnen pflegt, welcher abergläubische Schrifften liefet, der Meynung, daß es guter unverwerfflicher Philosophen oder Aertzte Meynung en oder Lehr-Sätze sehen, oder der es von Leuten erlernet, welche für fromm, christlich und gläubig geachtet werden, solchem nach die Übung derselben nicht scheuet. Diese zweyte Art gereicht denen Einfältigen zu keiner so sonderlich-grossen Sünde, wann es aus einer verzeihlichen Unwissenheit geschicht, als wie denen, welche es aus einer groben unverantwortlichen Unwissenheit thun, und besser wissen oder verstehn sollten, oder leicht besser verstehn lernen könnten, als da sind die Kirchen-Lehrer, Naturkündiger, wie auch andre gelehrte und wolbelesene, oder sonst gar witzige und scharffsinnige Leute, denen es grössere Sünde ist, wiewol dennoch lange so groß nicht, als denen, die wissendlich solche Sachen üben. «) Hernach so muß der Unwissende auch willig und bereit seyn, von so abergläubischem Handel abzustehen, sobald er eines Bessern erinnert wird. Denn nach der Erinnerung hört die Unwissenheit auf, a) Vid. Delrio lib. 2. Disquisit. Magicar. queeat. 4. p. m. 117. Cum omnibus Canonist. & D. Calandri Traci, de Magia, p. 322. und hebt die Halsstarrigkeit an, mit welcher dann die Sünde sich vergrössert. Wir wollen zu dieser Unterscheidung etliche Exempel setzen. Diejenige, welche den Stein zu N. N. mit dem linden Fuß betreten, aus daß sie mögen in die Satans-Schule hinfahren, begeben sich schier mehr in einen ausdrücklichen weder in einen eingewickelten Bund deß Satans, ob sie schon mit ausdrücklichen Worten sich ihm nicht versprechen. Denn sie bell gehren unmittelbarer Weise ihn zu sehen, : und zum Lehrmeister. Solchem nach ver-knüpfft sie die That selbst mit dem Sa-tan. Wer aber Papierlein für die Festigkeit (daraus gemeinlich ein Zeichen, wie ein Scorpion steht) anhengt, der hat : wissendlich ein pactum implicitum, oder stillen Bund mit dem Teufel, sowol als derjenige, welcher bey Hexen und Zaubrern Rath sucht. Einer unwissendlichen Einverknüpfung oder Einverwirrung kann folgende Begebenheit beygezehlt werden, welche Smetius |! erzehlt. Ein kleines Mägdlein, das noch nicht verstund, was es thäte, hatte offt-mals zugesehn denen Geberden und Gau-ckeleyen ihrer Ammen, so dieselbe gebraucht, wann sie Donner und Blitz erregen wollen ; solchen Geberden affte das Kind einsmals nach; darauf sich ein Donnern und Blitzen erhub, und das Wetter unferrn von Leipzig einen Meyerhof anzündete, b) Eben dazu rechnet man auch billig das Exempel von der Tochter, welche wie ich oben im Dritten Buch erzehlt habe, mit ihrer Mutter Hexen- Salbe sich bestrichen, darüber mit Bestürtzung sich bald an dem Ort, da ihre zänkische Mutter vor ihr hingefahren, befunden. Bon diesen Beyden kann man wol sali gen, daß sie ohn ihr Wissen und Willen in einen teufflichen Pact gerathen, weil sie nicht gewusst noch geglaubt, daß die Würckung vom Teufel wäre. Und zwar, was die Letzte betrifft, kann ihr auch nicht einmal beygemeffen merden, daß sie den Effect geglaubt, nemlich, daß sie nach dem Anstrich der Hexen-Salbe wird durch die Lufft hinweg geführt werden; sondern sie hat bloß den Willen gehabt, Vorwitz zu treiben, daß ist, eben diesen Anstrich zu gebrauchen, aus Lüsternheit, zu erfahren , was doch darauf mögte erfolgen? Wiffendliche Teufels-Possen aber practi- ziren hat sie nicht gewollt, auch nicht geglaubt, das es Räuberet) wäre und ein solcher abenthenerlicher Erfolg daraus entstehen würde; sintemal sie sonst die Salbe tool nicht angerührt hette. Der blosse Vorwitz hat sie in den Pact unwissendüch mit eingewickelt, und ist also durch den Satan die Würckung geleistet. Welches Gott darum zugelassen, weil sie vermutlich nicht viel gebetet, als dazu sie von ihrer verfluchten Mutter schwerlich gehalten und angeführt worden. Die erste, nemlich das kleine Törchter-lein, hat zwar geglaubt an die abergläubische Ganckeley ihrer Ammen, aber doch nicht gewusst noch geglaubt, daß es Zau-berey wäre; auch kindlicher Einfalt halben noch nicht verstanden, was zaubrisch wäre oder nicht. Und weil diß Kind eben sowol mit dem Gebet weder durch sich selbsten noch durch die gottlose Wettermacherinn, die Amme, wenig oder nichts versichert gewest, ist es desto leichter mit dem wettermachenden Zauber - Zeichen, beschmitzt und implicirt worden. Der Thüringische Edelmann, welcher seinem unbändigen Pferde das Papierlein ins Ohr legen lassen, hat eben sowol nicht vermutet, daß es ein zaubrisch Mittel wäre, sondern, wie die Umstände zu schlossen geben, gewähnt, es musste etwan ein natürlich Geheimniß oder geheime Krafft in der darinn enthaltenen Cha-racter-Schrifft verborgen seyn. Und so er solches gemutmasst, hat er zwar aus Unwissenheit, doch aus einer ziemlich-groben in ein abergläubisches Teufels Pact sich verwirrt. Denn der Handel hette ihm billig einiges Nachdencken und bessere Nachfrage, ob er auch Recht daran thäte? erwecken sollen. Wofferrn er aber wol erachtet hat, daß der Kerl, welcher ihm den Rath gegeben, was Abergläubisches gebrauchte, und magische Characteren drein geschrieben hette, die aber ihm, dem Edelmann seiner Einbildung nach darum sein Gewissen eben nicht verletzen, sondern allein dem Erfinder oder Rahtgeber j zur Sünde und Seelen-Gefahr gereichen j könnten, so ist es keine unwissend- sondern j Ein grösser wissend - und fürsetzliche Einmengung in i Herr hat ein teuflisch Bündniß gewest, yroiffc ^ Unter die unwissendliche Implicir-oder j Schüsse ver- Einwicklungen ist meines Vermutens j nn5nbteCr auch dieses Beyspiel zu setzen, welches Worte. wie unlängst eine hohe Stands-Person beglaubt hat, vor etlich wenigen Jahren sich begeben. Eine vornehme Person hatte täglich drey unfehlbare Schüsse, und ihr dabei) einbilden lasten, daß ihr solche die natürlich - vermeynte Krafft einiger, Ihr selbsten unverständlichen, Wörter zuwege brächten, keines Weges aber solche für abergläubisch geachtet. Wie Sie aber einsmals einen unlängst angelangten hochansehnlichen Mann mit sich auf die Jagt genommen, hat Sie zu denselben gesprochen, Er sollte nur sagen, was für einen Vogel Er verlangte, so wollte Sie denselben gleich aus sreyer Lufft mit der Kugel herab holen. Welches sie auch zweymal nacheinander ungesehlt gethan, den bezielten Vogel richtig getroffen, und herunter geworffen. Weil sich nun derselbe höchlich darob verwundert, hat jener Herr gesagt, es wäre eine geringe Kunst, die nur in wenig wiewol unbekandten Worten bestünde, und Jewedem, der sie spräche, alle Tage drey gewisse Schüsse lieferte, womit er auch solche Worte zugleich angezeigt. Wor- ™g . über ermelter hochansehnlicher Äann sich Worte entsetzt und gefragt, Ob Er auch wüsste, bedeutet aus was für einer Sprach diese Worte 1 m genommen und was sie bedeuteten? Sie wären aus einer fremden Sprache, es könnte sie aber ein Christ ohn äusserste Seelen-Gefahr nicht nachsprechen. Darob jj ist Er hefftig erschrocken, und schlüssig worden, diese Worte hinfüro nimmermehr zu sprechen. Diß sage ich, ist eine unwissendliche Jmplicirung gewest, jedoch nicht der einfältigsten eine. Es hat selbiger Herr weder gewust, noch gewollt, noch geglaubt, daß solcher Spruch abergläubisch oder teuflisch wäre, doch aber den Erfolg geglaubt, nemlich, daß Er durch solche vermeynte Kunst den Vogel gewiß treffen und die Kugel nicht irren würde, deßwe-gen dann auch von dem Satan die Ziel-Richtigkeit befördert worden. Wann nun eine unnatürliche Würckung, j aus einer abergläubigen Vermittelung, ! dennoch gleichwol entstehet; obschon der-j jenige, welcher solches Mittel gebraucht, j nicht will, noch weiß, noch glaubt oder ! vermeynt, daß selbiges Mittel abergläubig i sey; da es doch unterdessen abergläubig I ist, so kann eben sowol alsdann eine ! unnatürliche Würckung erfolgen, wann i schon Jemand solche Ersolgung nicht glau- ben will, und dennoch dieselbe durch das abergläubige Mittel probirt. Denn solche Probe verbindt oder wickelt ihn gleich an sich selbst mit ein in ein stummes Pact, weil er aus seinem Berufs schreitet, mit verdächtigen Sachen sich einlässt, und durch die Entschliessung zur Probe aus i der vorigen Nicht-Gläubigkeit in einen; Zweifel tritt, obs vielleicht so erfolgen, mögte. Er will erfahren, obs also sey, wie man vorgiebt; deßwegen befördert der Satan durch die Würckung solche Erfahrung hierauf eben so gern, als er Einem, der den Effect der Beschwerungen nicht eher glauben wollte, ehe dann er sie würcklich versucht hette, die Würckungen alsofort hurtig verschafft. Ohn ist es zwar nicht, daß, so Jemand an eine Sache glaubt, jemaln auch alsdann wol der Effect erfolge, wann derselbe schon nicht aus dem vermeyntem Mittel, sondern entweder aus einer festen und starcken Einbildung oder geheimen Würckung deß Teufels entsprisst. Daher Mancher, indem er gar ein starckes Vertrauen auf irgend ein ihm angehencktes Säcklein setzt, darüber geneset; obgleich weder ein Artzney noch einige abergläubische Eharacteren darein vernehet seynd. Als ein gewisser fürnehmer Printz eine Stadt in Poictu zu entsetzen und Proviand hinein zu bringen herbey nahete, erschrack darüber der, welcher das Gommando darinnen hatte, so hefftig, daß er dem Barbierer unter dem Scheer-Meffer aufspringend, mit halbgeschornem Bart aus der Vorstadt, Loges genannt, davon flöhe an einen andren Ort. Der Printz kam hernach ungefähr in deß geflohenen Eommen-dantenQuartier, und nachdem er das an der Erden ligende Bart-Haar erblickt hatte, fragte er einen Frantzösischen Edelmann, der ein braver Soldat, aber seines Fiebers halben allda zuruck geblieben war, weffen Haar es wäre? Auf erhaltenenen Bericht ueß er selbiges heimlich aufsammlen, in ein seidenes Säcklein vernehen und dem Febricitanten an stat eines Anhengsels recommendiren, vorher aber diese vierschichtige Lateinische Reimen dazu hinein legen: juro hehrem yioabridwanam de, per barbara Gyllenianam, %Ct ab hoo corpore repedes, Gew, me bella wie, Gòwx de -ßoges. Hör! ich beschwere dich, du Fieber von vier Tagen, Bey diesem Bart, den der in Loges hat getragen, Daß diesem Leibe dich die Furcht so schnell entführe, Wie der von Loges geht, wann ich die Waffen rühre. Wie nun das Fieber hierauf den Edelmann verlassen, reiset er wiederum hin zu seinem General, und trifft denselben mit seinem Frauenzimmer eben über der Mahlzeit an. Derselbe verwundert sich seiner unvermuteten Ankunfft gar sehr. Dieser aber erzehlte ihm, wie er sobald wiederum genesen, rühmt die Generositet (oder großmütige Mildigkeit) deß Printzen von N. N., der ihn ohne Rantzion-For-drung loßgelassen, auch für seine Gesundheit so gnädige Sorge getragen hette, daß er ihm ein Bünd-oder Säcklein gegeben, dem er gäntzlich seine Genesung zuschriebe. Womit er zugleich das Säcklein hervor langte und allen zu besehen gab, nicht wissend, was darinn wäre. Der General hette gern gewusst, was doch immermehr müsste darinn verwickelt ligen ; machte derhalben das Säcklein auf, und fand darinn nicht sonder Errötung, sein eigenes Bart-Haar samt dem Lateinischen Zettlein. a) Also hat vor nicht vielen Jahren auf der Academia zu Leipzig Einer gestudirt, der sich von Andren immerzu hat müssen ve-piren lassen, weil er kein Hertz gehabt und den Degen gescheut. Wie es nun aus hohen Schulen nicht wenig solcher Blancanorum und Blancardorum giebt, die da festiglich glauben, es könne Keiner ein rechtschaffener Student oder minerva-lischer Compagnon sehn, der nicht gleichwie die poetische Minerva, sowol den Degen als die Feder zu führen und den Schimpff sowol mit Blut als mit Dinten auszuleschen wiffe, also mangelte es auch dort nicht an Leuten, welche diesem seine Zagheit verhebten. Weil er sich aber, mit seiner natürlichen Furchtsamkeit entschuldigte, gab ihm endüch einer ein zusammen gewickeltes und verpittschirtes Zettlein, welches er in ein kleines Säcklein thun und anhencken sollte; versprach ihm dabey, daß er hiedurch im fechten allezeit glück-hafft, auch ohne Gefahr und Furcht seyn a) Camerar. Memoratoli. Mediem. Cent. 7. Observat. 6. Student wird durch einen: Schertz-Zettel bchertzt. Würde, darum er nur fein resolut, auf seinen Gegner angehn sollte. Jener gehorcht, henckts an, fetzt ein grosses Vertrauen drauf, und dringt von dem an mit der Fuchtel seinen Widersachern so ungestümlich aus die Haut, daß sie zu schaffen finden, sich gnugsam für ihm zu defendiren. Ja er wird so kühn und toll, daß er sich schier alle Wochen schlägt und ihm Niemand einen unfreundlichen Blick geben darfst woferrn er nicht von ihm will vor die Klinge gefordert seyn. Hernach, als er einsmals bey seinen Tisch-Genossen über der Mahlzeit sitzt, und man von solcher seiner Verändrung zu reden kommt, verwundert er sich selber sowol als seine Beysitzer darob und bekennt, es müssen treffliche Krafft-Worte oder sonst einige besondre Geheimnissen in dem Zettel verborgen seyn. Da begehrt sein Nahtgeber, er solle den Zettel nur öffnen, alsdann werde er es wol sehen, daß es keine Segensprecherey, doch aber sonst ein rechter Kern-und Macht-Spruch sey. Als er solches thut, finden sich diese drey Worte, als wie gleichsam drey kräfftige Hertz* Blümleindarinn: Bernhäuter! wehr dich! worüber ein lautes Gelächter entstanden. Es würcke nun gleich die feste Einbildung, oder wie vermutlich, der Satan, bey solchen Poffen (als wie jenem widerfahren, welchem man einen Grillen für einen Ge-Heim-Geist oder Spiritum familiarem ver-verkaufft hatte), so lässt sich doch aus solchen Exempeln das Gegentheil nicht allemal schliessen, nemlich daß, wann einer von dergleichen Händeln ihm keinen Erfolg einbilden, noch dran glauben wollte, er hette sie dann zuvor selber versucht, alsdann auch keine Würckung geschehen sollte, indem er sie probirte. Denn obschon das abergläubische „dran gläuben" leicht eine Teufels-Würckung gebiert, ergeht gleichwol daraus keinSchluß, daß ohn solches „dran glauben" der Teufel dem Nichtgläubenden bißweilen nicht eben sowol eine Gauckeley daher machen sollte. Er richtet (zum Exempel) offt ein Gepolter an in Beyseyn eines frommen gottsfürchtigen Menschens, obschon dieser bißhero nicht geglaubt, sondern es nur für ein leeres Geschwätz muffiger Leute geachtet hette, daß an solchem Ort das Gespenst rumoren sollte. Mag demnach aus dem „dran glauben" wol affirmative, aber nicht so bald negative geschloffen werden, und zwar alsdann destoweniger, wann der „Nicht-Glaubende" sich zur Probe neiget. Denn der Versuch zeiget an und bezeugt, er schwebe schon zwischen gläuben und nicht* gläuben, das ist, im Zweiffel, und begehre es zu gläuben, wann er es sehe. Woferrn nun alsdann die Würckung nicht aus der Natur ergehet und dennoch erfolgt, so hat die fürwitzige Lüsternheit der Probe den Satan erweckt, seinem gegebenen Zeichen mit Nachdruck beizuwohnen, daß die Wür-cknng geschehen und der Versucher nicht mehr zweifeln, sondern festiglich daran glauben mögte. Jmsall dann derjenige, welcher es unversucht nicht glauben will, mutmasset, daserrn je was daran wäre, so müsse nicht die Natur sondern der Teufel die Würckung vollbringen, und er dennoch den Handel Probitt, so gehört solche Probe schon etlicher Massen mit zu einem wissendlichen pacto implicito. Denn er glaubt gleichwol, daß der Satan solches thun müsste, so ferrn etwas daran sey, und weil ihm die Handlung wegen teuflischer Mitwürckung verdächtig ist, sollte er sich derselben gäntzlich entziehen, sie gantz ungerührt lassen, wie die Beschwerungs-Characteren, und ihrer ohn einige Probirung gantz müssig gehen. Weil er aber dieselbe nicht meidet, sondern die Zeichen solcher Handlung, welche in seinem Sinn oder Mutmassung anderst keinen Effect, ohn durch den Teufel gebühren kann, experimentirt, so probirt er solche Zeichen, welche der Teufel ursprünglich mit einem Zaubrer angelegt, die er vielmehr meiden und unversucht lassen sollte, und also wickelt er sich in ein stummes Pact eben sowol, abgleich annoch so tieff nicht, als ob er schon völlig daran glaubte. Gesetzt aber, er habe den Handel bißhero für ein pur lauters Geticht gehalten, und weder vom Satan noch aus der Natur einigen Effect auf die Zeichen vermutet, begehrt aber dennoch durch einen Versuch in gewisse Erfahrung zu bringen, ob der Effect erfolge oder nicht, so wird er, imfall der Effect für sich selbst unnatürlich erfolgt, in ein verborgenes und stilles Pact unwissendlich eingeflochten, weil er dasjenige versucht, was superstitios ist. Sintemal Alles, was weder durch Gott noch durch die Natur* Kräffte geschieht, für superstitios und abergläubisch zu achten. Denn die würckliche Experimentirung abergläubischer Händel versetzt denjenigen, der vorhero nicht daran glauben wollen, zu denen, die daran glauben, ob sie schon nicht glauben, daß sie aus der Würckung deß T. geschehen. Da ist dann der Satan eben sowol mit der Erfüllung oder Ersol-gung fix und hurtig, damit er deß Zweiflers etlicher Massen anhebenden Glauben völlig entzweifle und fest stelle. Gleichwie es bey den fürwitzigen Probirungen deß Unsichtbarmachens (wiewol ich dieses für viel was sündlichers achte) geht, da bißweilen einer, vermeinend, er könne sothane Unsichtbarkeit nicht glauben, ohne Versuchung, mit dem Teufel aber keine Gemeinschafft zu haben vermeynt, sondern etwan denen Figuren, Eharacteren oder Worten selbsten solche Krafft zutrauet, und dennoch durch die Probe in den Pact verwickelt wird. Ist demnach nicht genug, daß Einer nicht willigen will in einen Verstand mit dem Teufel, er muß auch in die Selbst-Expe-rimentir- oder Practizirung derer Mittel nicht willigen, die mit dem Teufel vormals verabredet und geordnet sind zu diesem oder jenem abentheurlichem Erfolg. Sollte Jemand an einen characterisirten Festung-Zettel nicht glauben, doch einen solchen für Spaß anhencken und mit sich herum tragen der Meinung, daß er versuchen mögte, ob er dadurch fest würde oder nicht, so will ich, dem hievon Exempel bekannt seynd, versichern, er werde würcklich fest seyn, imfall der Teufel nicht aus geheimer Ursach die Krafft zurück hält, gleichwie er, der Satan, gegentheils bißweilen diejenige, so würcklich daran geglaubt und auf solche Zetteln sich verlassen, aus besondern Ursachen betriegt und die Krafft oder den Effect hinterhält. Wie ehedessen in Frankreich geschehen, da der Hertzog von Guise etliche tausend Franken geschlagen, und nach geendigter Schlacht schier ein gantzes Regiment, so meistens in Edlen bestanden, mit Festungs-Zetteln am Halse, auf der Wahlstat gefunden, welche Zettel damals doch krafftlos worden. Man weiß, daß manche groffe Herren, wann sie zum Treffen geritten, gantz unwissentlich und ohn ihren Willen von diesem oder jenem Jäger samt ihrem Pferde stein-fest auf eine Zeitlang gemacht seynd; wie sollte dann nicht vielmehr noch dort, wo einer wissentlich die nicht glaubende abergläubische Sache selber probiren will, der Satan eine Würckung darauf beschleunigen? wiewol ich darum nicht leugne, daß er zu seinem Vortheil bißweilen damit tool an sich hält, nachdem er die Intention und den Zweck deß Pro-birers beschaffen findt. Denn zum Exempel, es mögte etwan Einer sich in einer abergläubischen Handlung recht informiren und durch die Selbst-Versuchung in der Gewißheit gründen, ob dem also sey oder nicht, daß auf Sprechung dieser oder jener blosser und bekandter Worte eine so abentheur-liche Würckung geschähe, damit er, wo-ferrn dieselbe erfolgt, den Menschen, der damit umgehet, ernstlich davon abmahnen und mit einiger Bedrohung hernach schrecken möge, hmfüro davon abzustehen , so würde dennoch ein solcher Experimentirer, obschon seine Intention gut, zwar auch fehlen, indem er selbst verdächtige Sachen probirte, aber der Satan dörffte mit dem Effect alsdann vermutlich wol an sich halten, auf daß der Andre nicht bestrafft oder abgeschreckt werde. Jmgleichen so etwan ein Atheist, der gar keinen Teufel noch Hexerey glaubte, solches probirte, würde der Satan eben sowol vielleicht zurück halten, um denselben in der Atheisterey zu befestigen. Unterdessen woferrn die Versuchung aus eitler Lüsternheit, und zwar von dem Zweiflendem selbsten geschicht, wird der T. nicht säumen die Versicherung zu geben , und doch bißweilen gar gerne sehen, daß mans nicht für seine, sondern der Natur Würckung achte, damit auch christliche und tugendhaffte Porsonen solchem seinem Spaß beyzuwohnen, bewegt werden mögen. Denn wann er gleich weiter nichts damit ausrichtet, noch den Versuchenden in einen engen Bund verleiten kann; siht er doch gern, daß derselbe sich in eitlen Dingen erlustige, auch das Gerücht solches abentheuerlichen Effects immerdar erhalten, und mehr Leute zu solcher seltsamen abergläubischen Handlung verleitet werden, als wodurch bißweilen Mancher hernach zu andren viel gefährlicher», und noch sündlichern Superstitiositeten mit der Zeit sich gewöhnen kann. Weßwegen auch der H.Apostel den Christen alle eitle und unnütze Reden untersagt; «) weil sie dem Satan zum Vortheil gedeyen. 8. Augustinus spricht: Omnis sermo vanus, qui dicitur, immundo Spiritu dictante profertur. Vanum ergo sermonem dicentes, non tantum ideò peccamus , quia per illum sermonem aliquem laedimus ; sed quia damus locum in nobis agendi, quod volunt, immundis sniritihus. b) Wie nun mit eitlen Reden, also ist es auch mit Versuchung eitler Sachen, derer Natürlichkeit in starckem Zweifel hangt, beschaffen, zumal wann ein schwerer Verdacht eines implicirten Parts mit dem Bösen darauf hasstet. Diese exemplarische Erläuterung bequeme ich nun schließlich aus unsere gegenwärtige Frage. Weil aus vorigem erhellet, daß weder die Igeln noch die Schwert-Fische durch eine blosse natürliche Krafft auf den Ruff Herbet) zu kommen scheinen, und zwar sonderlich aus diesem unwidertreib-lichem Grunde, daß solche eben sowol sonst anderer Orten mehr, und nicht in einer besondren Gruben deß Cirknitzer Sees, ji oder auf der Sieilianischem Meer-Küsten allein geschehen würde, so muß nothwendig ein abergläubiges Pact das erste Fundament, und ein implicirtes Pact immerzu hernach darauf gebattet seyn, ungeachtet der Effect auch denen, die doch nicht daran glauben, erfolgt. Ich sage weiter. Welcher Mensch diesen Jgeln-Ruff für superstitios achtet, und glaubt daß der T. die Würckung leiste, dennoch aber solchen Ruff thut, der implichi sich wissendlich. Welcher solches aber nicht-sondern eine natürliche Ursach dabey vermutet, und daran gläubt, daß es geschehn werde, der implichi sich un-wiffendlich. Welcher aber nicht daran glauben will, er probire es dann zuvor, der steht zwar in Zweifel und in der Ungewißheit, nahet sich aber durch den Versuch zum Glauben, und thut den Versuch mit einer stummen Bedingung, daß er alsdann, wann es angeht, daran glauben wolle, experimentirt gleichwol unterdessen dennoch ein solches Versuch-Mittel, welches für sich selbst superstitios, und einen solchen Effect der an sich selbst in der That aus unnatürlicher Krafft entsteht , derhalben wird ihm solches für einen Glauben an abergläubische Sachen durch seine Handlung oder Experimentirung zugerechnet, und dem T. hiedurch Macht und Ursach gegeben, ihn zu betriegen; daher ein Solcher eben sowol, obschon so gar tieff nicht implizirt wird, zumal wann er es bey dem ersten Mal lässt beruhen. Kurtz, ich sehe nicht wieviel solche Jgeln-und Schwertfisch-Fordrung besser sey, als die Herausfordrung der Grillen oder Hei-michen, dabey man spricht: „Heinrichen! komm heraus!" Wer aber solcher Handlung zuschauet, und selber dieselbe nicht zu probiren begehrt, sondern einem Andren, der ohn sein ausdrückliches Begehren oder Geheiß ihm zur Beglaubung der Gewißheit deß Erfolgs dieselbe vornimt, nur zusiehet, um ein desto gewissers Urtheil davon zu fällen, auch Andren Bericht davon zu ertheilen, hernach aber es dabey bewenden lässt, und solche Probe weiter zu sehen nicht begehrt, (wie vermutlich der Herr Haupt-Author ge-than) derselbe impliciti: sich, meines Ermessens nicht, weil er die abergläubische Mittel selber nicht exerzirt noch versucht, noch für abergläubisch annoch erachtet. Moses und Aaron blieben unverwickelt, ob sie gleich den Gauckeleyen und zaub-rischen Wandlungen der Aegyptischen He-xen-Meister mit zuschaueten, und dazu gar wol wussten, daß es Teuffels-Possen waren. Wiewol sie keinen Gefallen daran hatten. Woferrn man gleichwol anderst nur nicht denjenigen, welcher Gegenwarts seiner es probiti, dazu nöthiget oder beredet, daß er es probiren solle. Denn auf solche letzte Weise würde es doch auch in etwas gefehlet seyn. Letztlich so bleiben diejenige freylich von dem Satan bißweilen so wol auch ge-meinlich nicht unangefochten, die ein pactum inplicitum mit ihm haben, bißweilen aber auch wol, nemlich wann er gröfferen Bortheil davon hofft, so er sie biß an ihr Ende unangefochten, und in der Sicherheit bleiben lasse. Wiewol ge-meinlich, woferrn es eine wissendliche Im-plizirung ist, das Sterb-Bette doch zuletzt mit seinen Pfeilen deßwegen sehr geführt und geschreckt wird. Ist es aber ein unwisiendliches pactum implicitum, so erfolgt zwar darauf selten eine merck-oder empfindliche Anfechtung, zumal so lange mans nicht weiß noch recht begreifst, aber daraus ergeht noch kein fester Schluß, , daß es deßwegen kein Pactum implicitum seyn könne. Denn man hat Exempel, daß Mancher, der wol gar einen expreffen Pact mit dem Satan gehabt, ohne teuflische Anfechtung dahin gestorben. Unter welche Zahl auch Paracelsum Ihrer Viele setzen, welcher wo nicht gar eines expressi, doch gewißlich impliciti pacti gar zu klar und unwidertreiblich von ihnen überführt wird. Wie ihn dann seine eigene Schrifften selbst dessen kräfftig zu überzeugen scheinen. Ich habe selbst etliche Krigsleute ge-kennt, welche sich im Dreyssig - jährigen Teuschen Kriege eines ihnen vom Scharff-richter verehrten zusammengedruckten Pa- I pierleins, drauf ein Scorpion gezeichnet war, bedient, und so lange unverletzlich gewest, als biß sie nach ihrer Abdanckung solchen Scorpion - Zettel von sich gelegt, welchen sie doch noch stets zumAngeden-cken bey sich in einer Schachtel behalten. Dieselbe seynd meines Erinnernd nie darüber angesochten worden, hingegen ziemlich ruchlos geblieben und ohne merck-liche Lebens-Besserung oder ernstliche Reue liederlich gestorben. Vielweniger kann demnach ein unwis-fendliches pactum aus solchem Grunde unmöglich seyn. Das ist meine einfältige Meynung, die sich aber einem reiffern Urtheil gern untergiebt. Die Löcher Mala Kar-und Velka Kar lauza. Das LI. Von füllst andren besondern Löchern deß Cirknitzer Sees. Hericlü von den rwepen Fächern Mala Karlauza und Velka Karlauza. (5ro|)’e;; Joch im Felsen an diesem Kee. Die nvci wunderliche Fächer Urajna jamma und Sékadulze. Einerlei) seltsame Weise solcher beinlen Fächer. Schivarle und blinde Enten. Ungestümes Wasser-Jxritren aus dem Foclt Sekadulze. Ausgeworffene blinde Enten daselbst. Hohe und Breite bcijder obbenannten Fächer. Jnwendigheit derselben. 3 ch kann die Feder von den Gru- liche und grosse Löcher bey diesem See, nem- ben deß Circknizer Sees noch nicht gar abziehen. Denn er hat weiter noch zwey Löcher, deren eines man Mala Karlauza heisst, und das andre Velka Karlauza. Beyde gehen in den Berg hinein, so von lauterem Felsen. Durch diese Löcher laufft der See hinaus, wann er seine Fülle erreicht hat. Und wann er abnimmt, steigen die Perner (oder Hamen-Fischer) in diese Löcher etliche Klafftet tiefs hinein; da ihnen viel Fische zu Theil werden. L°ch Zwischen diesen beyden Löchern aber hat im Felsen an es noch ein andres grosses Loch, doch nicht resem See. im See, sondern etliche Klassier höher im Berge, als der See ist. Selbiges Loch sihet, lich Urajna jama, wie das erste, und Sekadulze , wie das andre, genannt wird. Diese zwey seltsame Löcher ligen zwar weit voneinander und führen doch einerlei) hochverwunderliche Weise. Nemlich, wenn einDon-ner-Wetter sich hören lässt, stürtzen sie Alle beyde mit solcher Gewalt und ungestüm das Wasser heraus, daß es ohne Er-staunnng nicht anzusehn, um soviel mehr, weil auch zugleich viel fchwartze und blinde Enten mit heraus kommen. Gestaltsam ich selbst * solches am 18. Octobris 1685 Jahrs gefehn, wiewol nicht ohne merckliche Gefahr. Es war sonst an diesem Tage der Himmel gantz hell und klahr, und ich befand mich dazumal um 1 Uhr Nachmittags in wie ein großmächtiges Gewelbe gantz von der Insel Vornek, und der See-Bodem Felsen, und wird Skednenza genannt, war gantz trucken ; als auf dem Berge Zu diesem Loch gehen deß Sommers die Slivenza aus dem Wetter-Loch daselbst Rosse und Feldinen oder junge Füllen ein Rauch oder Nebel hervorging, auch gleich hinein, sich abzukühlen. Hingegen kommt darauf sich eine kleine Wolcke zusammen nimmermehr ein Floh, noch einige Mucke setzte. In Erblickung solches Nebels und drein. Wölckleins sagte der alte Fischer zu mir, Uberdas findt man noch zwey wunder- wir müssten geschwinde nach Hause eilen, Die zwey wunderliche Löcher Uraj-najamma und Sekadulze. Gleiche seltsame Weise dieser beiden. Ungestüme Herausspritzung des Wassers aus dem Loch Sekadulze. denn es dörffte das Wasser kommen. Nichts destoweniger seynd wir noch unterwegens zu der Gntbett Velkabobnarza gegangen, da wir als immittelst aus gedachter Wol-cken zu dreyen Malen ein Donnerknall geschähe, gar eigendlich hörten, das in diesem Loch ein solches starck - brummendes Ge-sumse erschallete, als ob man eine grosse alte Trummel schlüge. Welches wir für eine Losung aufnahmen, daß wir Zeit hetten, weiter zu marschiren und derhalben unsren Gang fortsetzten. Als wir aber zu der Insel Velka goriza kamen, war das Wasser deß Stroms allbereit mehr als Klaffter-tiesi, da doch vor zweyen Stunden der Bodem noch gantz trucken war gewesen. Wir traten derhalben in das allda unser wartende Schiss, thaten auch zugleich das Pferd hinein. Weil aber das Schiff nicht für Pferde, sondern allein für die Leute bequem war, wendete sichs um also, daß das Pferd rücklings drüber ins Wasser siel, doch aber gleichwol hinüber zum Ufer schwamm. Wir kamen aber mit dem Schiffe doch nicht ohn harte Mühe zu Lande. Da sähe ich, wie gegen über das Wasser aus , dem Loch Sekadulze mit unglaublichem Ungestüm über drey oder vier Klaffter weit nicht anders, als wie aus einer Feuer-Spritzen hervorschoß, auch zugleich viel schwartze, schier gantz nackte und fast noch gantz ungefederte lebendige, jedoch blinde Enten, welche hernach innerhalh 14 Tagen Federn bekommen, daß sie davon fliegen können und auch sehend werden, mit heraus warff, die nachmals daselbst herum ge-schwummen. Aus der Gruben Urajnajam-ina wird dazumal gleichfalls das Wasser hervorgespritzt haben, ich habe es aber nicht gesehn. Unterdessen ist es doch zu verwundern, daß sich das Wasser, wann sich ein Gewitter erhebt, so unruhig erzeugt und so starck hervorspritzet. Es seynd diese zwey Löcher etwas höher als der See und übertreffen sowol in der Höhe und Breite eine Klaffter. Man kann weit und schier gerat) hineingehn, bar ff sich darum dennoch nicht gar zu weit hinein wagen aus Sorge, daß nicht etwan plötzlich ein Schuß-oder Hervor-Sturtz vom Wasser komme, sintemal es alsdann unmöglich fallen würde, der Ersäuffung zu entrinnen und das Leben davon zu bringen. Obgedachter alter Fischer hat mir erzehlt, er wäre etliche mal zwey oder drey Büchsen-Schüffe weit in dem Loch Sekadulze gewest ; hette aber weiter sich hinein zu erkühnen Bedencken getragen. Inwendig sollen sich unterschiedliche abscheulich-furchtsame Holen befinden. Ausgeworf-frne blinde Enten daselbst. Höhe und Breite ob benannter bey-den Löcher. Jnwendigkeil derselben. 3)as LIL iuptfM. Vom Ausbruch und Wiederkunfft deß Wassers im Cirknitzer See, wie auch von dessen Fischwerck, Geflügel, Gewächs u.a.m. Inhalt. Ausbruch dcfs Waßrrs von (tot Jöckern. Wunderschneller Muß defs Itervor-brechenden Waßers. Wie bald der See voll wird. Der Wetter-Strahl lödiei viel Lische. Heu-Ernte und Saat auf dem Sodem defs abgeloßenen Sees. Wactitelu-Heià. Jagt daselbst, Llügelwerck und Waßer-Vögel allda, vielerlei wilde Enten. Haub-Vögel. Schwarte Entlein. Zu welcher Zeit das Wa|fer wieder anltommt. Warnt der See die meisten Lische giebt. Reicher Lifch-Lang. Dreyerlen Lische in dem See. Große Hechte. Große Krebse. Lisch-Gerechtigkeit dess Lürsten von Eggenberg kommt ans Kloster Lreudentkal. t iernechst haben wir von der Erfüllung und Berfliessung deß Sees insonderheit etwas zu Zur Fülle gelangt der See auf diese Weise. Wann es ein wenig regnet, dringt aus denen Gruben Koten und Ze-slenza das Wasser hervor und spritzt zwo oder drey Klassier hoch heraus. So fährt es auch von dem Loch, aus welchem die Brunnquell Tressenz sliesst, mit Macht und gewaltigem Ungestüm heraus. Woferrn es aber starck regnet und daneben so starck donnert, daß davon die Erde zittert, so bricht das Wasser von dch"hervoà àn Seiten aus allen bißher beschriebe-chendm Was-' nen Löchern ausser aus Velka- und Mala-,cre- karlouza nicht, zu welchen vorhin der See eingegangen, mit so reissendem Ungestüm hervor, daß man solches nicht wol anderst, als seinen eignen Augen glauben kann. Mit dem schnellsten Merde würde Einer dem daher fliegenden Wasser nicht entfliehen. Solcher unvergleichlich-schneller Ein-und Zufluß füllet den See, von welchem vor vier und zwantzig Stunden schier noch kein Tröpfflein so zu reden vorhanden war, in Tag und Nacht, biß zur rechten Masse seiner Ufer vollkömmlich. Bißweilen wird er auch wol in achtzehen Stunden voll. In diesen See schlägt gar gern sonst das Wetter ein, wenn man drinn fischet. Als wie am 3 Septembris 1685 Jahrs geschehen, da der Streich deß Donners früh ein wenig vor Tage in die Grube Velke Oberch (wiewol dieselbe zuvor schon ausgeflschet war) gegangen, und Der Wetter- sünff und sechszig grösser Fische, wie auch Strahl tobt« viel kleine erschlagen. Bor sechszehen Jah- viel Fische. ren ist um Mitternacht die Grube Le- vische, und zwar eben, als man dieselbe hette fischen sollen, vom Strahl getroffen, und zwar so hart, daß man drey und zwantzig Fuder oder Wagen voll Fische heraus genommen, die alle oben geschwum-men. Nichts destoweniger hat man dieselbe in sünff Theile zertheilt, und Jedweder seinen Theil hingenommen. Und das geschieht wol öffter. Denn wenn man dergleichen abkräfftig - wordene Fische geschwind heraus nimt und in ein andres frisches Wasser setzt, werden sie wiederum lebendig und frisch. Daß aber ein so grösser Hauffe auf eins vom Wetter-Strahl entweder getödtet- oder tödtlich geschwächt wird, ist dem Donner-Strahl selbften nicht dergestalt zuzuschreiben, als ob er allein nur alle solche Fische, die hernach verwendet oben schwimmen, würck-lich hette getroffen und tobt geblitzet, sondern theils auch der harten Erstaunung und Erschütterung der Fische, über den grausamen Schlag, grössern Theils aber dem Schwefel-Gestanck, welcher alsdann im Augenblick das Waffer der gantzen Gruben durchzeucht und den Fischen tödtlich oder aufs wenigste sehr ungesund ist und sie kräncket. Nun müssen wir auch noch Eines und Andres von dem Ablauff dieses Sees diesem See- ' vermelden. Da dann zu mercken, daß Gefilde, er nicht eben alle Jahre ablaufft. Denn es geschieht bißweilen wol, doch nur selten, daß er in dreyen, vier, oderauch in sünff Jahren nur ein Mal abgeht. Dahingegen begiebt es sich auch offt, daß er in einem Jahr zwey- ja wol gar drey Mal abgeht, aber niemals ein gantzes Jahr truden bleibt. Im Jahr 1685 ist er im Jenner abgangen, wie auch im Augusto. Am 15. Augusti geschähe deß Abnehmens Anfang, und am 8 Septembris war er gantz leer oder truden. Sonst verfliesst er ordentlicher Gewonheit nach, in einem Jahr nur ein Mal, nemlich um Johannis oder Jacobi. Wann also der See zeitlich hinweg fährt, so wächst das Graß in zwantzig Tagen, und giebt trefflich-gutes Heu. Nachdem dieses ist abgemeht, ackert man den Boden um, und säet Hirse drein, welcher aber, soferrn der See nicht zeitlich abläufft, nicht drein gesäet werden kann. Es geschicht auch wol bißweilen, daß der Hirs vom Wasser überschwemmet wird, indem der See allzu zeitlich anläufft. Doch kommt es gemeinlich zu Nutzen, weil gemeinlich der See spat anlaufft, und geräth solches Aussäen auch gemein» lich wol. Es erstatet aber der Hirs die aufge- H'rs-Saat wandte Mühe der Saat mit mehr, als einerlei) Gewinn. Denn nachdem man zuvor gefischt, hernach das Heu eingeerntet und den Hirs-Saamen ausgestreut, kann man die Wachteln in den Hirsen beitzen. Hernach bringt man den Hirsen ein. Demnechst kann man daselbst die Hasen Hetzen, auch hohes Wild jagen und ‘28* Wasser - Vögel und Geflügel. Vielerlei) wilde Enten. Raubvögel Schwartze Entlein. Wann das Wasser wiederkommt. schiessen. Den es setzt alsdann die Fülle von allerley Thieren, als Hirsche, wilde Schweine, Bären, Wölffe, Füchse, Hasen und sonst noch andre Thiere Mehr daselbst, wann der See-Bodem trucken ist. Steht er aber unterm Wasser, wird der Thiere Abgang durch allerley Flü-gelwerck erstattet. Sintemal eine unzeh-liche Menge Wasser-Geflügels allerley Geschlechts alsdann sich daselbst versammlet, als mancherley Gattungen wilder Gänse, wie auch allerley Sorten wilder Enten, als unter andren diese Arten, so man ans Crainerisch heißt Ariauke, Liske, Passauze, Kreplize, Zherne, Pan dirke, Pini, und noch andre dergleichen mehr; uberdas viel Reiger, viel graue und weisse Schwanen, samt vielerley andren Wasser-Vögeln, derer viel tausend zusammen kommen. Es wissen aber auch bey solcher Versammlung deß Geflügels die Falcken, Adler und dergleichen Raub-Vögel ihren Vortheil zu ersehen und aus solche Wasser-Vögel tapffer zu stossen. Gewaltig-viel kleine schwartze Entlein, so das Wasser aus den Löchern Seka-dulce, Urajnajamma und Oberch mit sich heraus wirfst, beschwimmen gleichfalls diesen See, und können anfangs, wann sie allererst aus besagten Löchern hervor kommen, weder sehen noch fliegen, aber nachmals vergeht ihnen die Blindheit und gewinnen samt dem Gesicht auch die Fertigkeit zum fliegen. Sie seynd trefflich feist, wiewol zu ihrem Unglück. Denn wann sie heraus fallen aus den Löchern, wartet man ihnen desto fleissi-ger auf den Dienst und schlägt mit Stecken gar viel derselben zu Tode. Ge-staltsam im Jahr 1683 Einer mit Namen Ansile Ver bare ihrer über dreyhun-dert tobt geschmissen und drey Hafen (oder Töpffen) voll Schmaltzes daraus gebrannt. So kommen auch alsdann aus Seka-dulze , Urajnajamma, Tressenz, Re-schetto, Vodonos, Oberch und aus andren Löchern mehr die Fische, in der Menge heraus. Zudem führen die Bauren viel Gre-nach (das ist See-Graß) aus dem See, welches sie nicht allein dem Vieh einstreuen, sondern auch zum tüngen deß Ackers nützlich gebrauchen. ^ Im Winter legt der Frost über diesem See eine starà, dicke und feste Eis-Brücken, (wann es nemlich gar scharff und hart wintert), daß man mit geladenen Holtz-Wägen ans dem Walde drüber fahren kann. Wann aber der See abgeflossen, wird er hernach gemeinlich im October oder November wiederkommen, und seinen gewöhnlichen Platz füllen. Daß über diesen See vormals oben eine Brucke gegangen, ist vorhin schon angedeutet, und das noch vorhandene Merckmal im Kupffer zu ersehn. Zu mercken ist auch dieses, daß, wann der See in etlichen Jahren seine Rest# dentz-Stüte nicht verändert noch abgehet, I man hernach unglaublich viel Fische bekomme. Als er im Jahr 1655. nach dem er zuvor fünff Jahre lang zwischen vollen Usern gestanden, endlich ein Mal sich wiederum abgefordert, hat die Grube Resehetto dem Fürsten von Eggenberg im ersten Zuge ein und zwantzig Fuder voll Fische ins Netze geschüttet; im zwey-ten Zuge dem Grafen von Auersperg siebenzehen Fuder. Der dritte Zug ist von der Fürstin« von Eggenberg dem Kloster Sittich geschenckt, und denseben an stat Ihrer zu thun erlaubt, in welchem dann selbiges Kloster noch neun Fuder empfangen. Was man hernach noch weiter bekommen, ist mir nicht bewusst. Der anjetzo dem Kloster Sittich vorstehende hochwürbige Prelat hat mir er-zehlt, man Habe, als er bey seinen Vor-Eltern zu Schneeberg gewesen, (welches damals noch dem Freyherrn Ramschissel gehörteseylff Centner gedörrte Fische und zwey Samb (das ist zwo Ladungen oder Tragens eines Saum-Roffes) eingesal-tzener Fische bekommen, ohne was man verschenckt und verschickt gehabt, da doch selbiges Jahr der besten keines gewest, und dazu Schneeberg das Allerwenigste, ja gegen Andren zu rechnen, gleichsam Nichts darinn zu stschen hat. Nichts de-stoweniger hat es gleichwol damals noch einen so reichen Zug gethan. Sollte man nun die gantze Summ aller der Fische, so in einem guten Jahr gefangen werden, zusammen bringen, würde sie fast unglaublich scheinen. Hingegen mangelt an sothaner Menge ein Grosses, wann der See deß Jahrs zwey Mal ablaufft. Auch wann er alle Jahr abgehet, giebt es bey weiten nicht so viel, als wann er in zweyen oder dreyen Jahren nur einmal abgehet, da es mächtig viel Fische giebt. Wann der See die meisten Fische gebe. Reicher Fischfang. Dreyerley Fische in dem See. Grosse Hechle. ^reifliche Krebse dieses Sees. Fürstlich-Eg-JenbergischeS Fisch - Recht kommt aufs Kloster Fren-denchal. Es lassen sich aber nicht vieler-sondern nur dreyerley Fische in diesem See antreffen, und zwar am meisten stattliche Hechte zu 10, 20, 30, ja bißweilen gar zu 40 Pfunden. Man finti in den Mägen solcher grossen Hechte zu Zeiten gantze Enten. Die zweyte Sorte bestehet in (L>chleyen von 3, 4, 5, oder jemaln auch wol 6 oder 7 Pfunden. Die dritte in Ruten, welche 1, 2, auch wol 3 Pfund haben. Alle diese dreyerley Arten seynd trefflich gut, wolgeschmack und kernig, schmecken auch im geringsten nicht nach dem Letten. Krebse giebts in diesem See nirgends, ohn allein in denen zwo Gruben La mino und Sueinskajamma, da man dieselbe häuffig finti, und zwar von ungemeiner Grösse, aber doch gar mager und keines gar zu guten Geschmacks. Eh wir diese Fischerey beschließen, muß dieses noch erinnert werden, daßdeßFür-stens von Eggenberg Gerechtigkeit in dem See zu fischen, vor ungefähr 5 Jahren auf dieEarthausFreudenthal mit gewissen Eonditionen gegeben worden. Weil höstgedachter Fürst nicht selber in Erain con-tinuirlich re fiditi, hat Er solches Recht unter einiger Bedingung den Earthäusern zu Freudenthal übergeben, daher dieselbe ij anjetzo die gantze Fischerey und Züge deß Fürstens von Eggenberg haben. Nicht weniger dienet auch noch zu mer-cken, daß vor Jahren der Eirknizer See ! samt dem Land-Gericht dort herum nach Adelsperg dem Fürsten von Eggenberg gehört. Als aber vor einigen Jahren die Herrschafft Adelsperg an den Fürsten von Auersperg käufflich gelangt, hat sich der : Fürst von Eggenberg den Eirknizer See und auch dort herum das Land-Gericht Vorbehalten und seiner Herrschafft Haas-perg appliciti und anhängig gemacht. Dieses ist es, was mir von diesem wnn-derbarlichem See wissend und ich dem curiösen Leser zu Gefallen, so ausführlich habe erzehlen wollen, weil ich mich durch die Unvollkommenheit deß bey andren Scri-benten hievon befindlichen Berichts dazu verpflichtet geschützt. Ich »erhoffe aber, man werbe es als ein Zeichen meiner, gegen den Liebhabern der Natur und Urkündi-gung, (will sagen der Principien, Gründe und Ursachen) seltsamer Sachen, brünstigen Geflissenheit ansehn, wann ich nun über manche bißhero berichtete Wunder-Eigenschafften oder Würck-und Erfolgungen desselben noch meine Speculation hergebe und in nechstfolgendem Capittel eröffne. Das LUI. ffa|iifM. Bon den Ursachen einiger wunderbaren Operation deß Cirknitzer Sees. ss II li 811. Unterschiedliche fragen von etlichen seltsamen Beschaffenheiten und Miirckungen dieses Kees. Dess Herrn Haupt-Autkoris rümllcK-angewandte Mühe, die eigend-liche Jatur dieses Kees m erforschen. Exemplarischer Beweis der unterirdischen Eanäle und Heber. Wunderbare Kanäle in der Grotten Podpetschio. Gröffc derselben. Der Eirknirer-Kee bat fast gleiche Beschaffenheit. Desselben inwendige Gelegenheit und Waffer-Gänge werden nach der Kupffer-Mgur angewiesen. Beweis, dass der Kee BB aveg und vierzig Wercbfchuh hoch. Erhläkrung und angesiigte Ursachen der drevrelien Actionen, welche an diesem Kee beobaclrtet worden. Ursach, warum das Waffer viel Enten und wenig Mscke aus dem Kee E hersürbringt. Warum viel Waffers aus den Jöckern P und Q ben groffem Drryzchm uutrrschiÄli-che Fragen von der notte lichen Wür-lkung etlicher seltsamen Besch affenheüm dieses ©eeS. Wacher der Trommel-Schall in zweiten Jöckern gehört merde ? Und warum in einem färcher als im andren ? Warum diefe am Fächer nur ben siarckem liegen mit Wafer übergehen. Warum das Wafer ben kleinem liegen aus vier Fächern rinne. Warum bey Treffenz nur wenig Wafer fiteffl. Warum allda, ben dregett Fächern Keine Enten hcrfür schwimmen? Warum mann ben Oberch allezeit ein wenig Wafers flehet. Warum das Wafer nicht allezeit ben Urajna jamma und Sekadulze laufe ? Warum beit grofem liegen das Wafer aus theils Fächern mit oder ohne Mche herfür breche? Grünes Kraut wird in den Magen derer Enten gefunden, welche (ich im unterirdischen See aufhatten. Mugdüncklender Einwurf bekommt feine Abfertigung. Mrfach, warum der See in fünf und zwanzig Tagen trucken werde? Wo das Wafer durch Z hinauslaufe. Warum der See in vier und zwanzig oder achtsehen Stunden voll werde? Sonderbare Augen-Fuf an den Wafer-fpritzendcn Kanälen. Starcher und häufiger Ausbruch des Wafers aus den gröfern Gruben. Etliche Ginwürfe und Ausnahme. Wie das Wafer durch diefelbe Fächer herauskomme, in welche es znvor hinein-jgefofen. Wo die sich verlierende Wafer hinkommen oder bleiben ? Warum zwo Gruben allezeit nafs angctrofen werden. Warum etlicher Orten mehr Enten und weniger Lische heraushommen, anderswo aber mehr Mche und weniger Enten. Warum diefer See nicht alle Jahre abjliefe. Woher das häufige Wafer beg Oberch komme, wenn gleich der See leer ist. Erinnerung wegen eines, in der grofen Kupfer -Figur dieses Sees begangenen Leltlers. »n vorigen ErzeHlnngen von der ^Beschaffenheit und vielfältiger Eigenschafft dieses Sees seynd > unterschiedliche wundersame Din-Ae enthalten, welche Einem der ■ ihrer Ursache nicht nachdenckt, l gar seltsam und schier unglaublich Vorkommen; deßwegen bin ich * entschlossen, anjetzo zu erklähren, wie und wodurch dieselbe vermittelt werden. Unter denselben wollen wir die drey-zehen fürnehmste erörtern und erweisen, wie sie sich natürlich fügen. Zuforderst aber müssen wir dieselbe kürtzlich wiederholen , damit man desto besser erkenne, wovon eigendlich die Frage und Antwort gestellet werde. I. Erstlich wird gefragt: Warum aus den zweyen Löchern Sekadulze und Uraj-najamma, wann sie zuvor trucken gewest, daß Wasser, wenn ein Donner-Wetter sich erhebt, mit grossem Gewalt Hervorbreche, auch bißweilen viel Enten nebst wenigen Fischen mit heraus kommen? Jmgleichen warum eben sowol aus diesen beyden Löchern, wann es gar starck regnet, viel Waffer, Enten und Fische herausgehen, wie im Donner-Wetter? II. Warum in den beyden Löchern Velkabobnarza uttd Malabobnarza gleichsam ein Trummelschlag gehört wird, wanu sich ein Donner in der Lufft hören läfft? Jmgleichen, warum aus diesen zweyen Löchern auch Wasser gehet, wenn es starck regnet, und sonst nicht? III. Warum, wanns nur ein wenig regnet, das Wasser aus vier Löchern hervor bricht, und zwar aus zweyen, welche vorhin gantz trucken waren, nemlich aus Koteu und Zesslenza, aus den ändern beyden Löchern aber allezeit ein wenig Waffer fliesst; hingegen wanns nur ein wenig regnet, mit grossem Ungestüm hervor dringt? als bey Tressenz, da allein das Waffer geht, und bey Oberch, da samt dem Wasser auch Enten und sehr viel Fische herauskommen? IV. Warum, wann es starck regnet, aus etlichen Löchern (oder Gruben) als aus Reschetto, Vodonos, und andren mehr, viel Fische hervor kommen, aus vielen andren Löchern aber nur allein Wasser und keine Fische? V. Warum der gantz-volle See in fünff und zwanzig Tagen leer und trucken wird, und doch in vier und zwanzig Stunden kann voll werden? VI. Warum das Wasser zur Bewässer- und Erfüllung deß See-Raums durch eben dieselbe Löcher heraus kommt, durch welche es zuvor ist hinein gegangen? VII. Wie der See bleiben kann, daß er nicht alle die umligende Dörffer bedeckt, weil er ja um und um von Bergen eingeschlossen? VIII. Wann der See ist abgeloffen, und die hineinfallende Bäche und Wasser keinen See formirat, wo solche alsdann hinkommen? IX. Warum zwo Gruben, nemlich Narte und Pjauze, allezeit naß verbleiben und Wasser haben, und dennoch kein Wasser sichtbarlich dazu rinnt. X. Wie es zugehen müsse, daß beh Oberch viel Fische und wenig Enten herauskommen, Gegen-Weise aber beh Urajnajamma und Sekadulze viel Enten und wenig Fische? XI. Wie es geschehe, daß, wann es nur ein wenig regnet in Overch (oder Oberg), ber Ausguß deß Wassers nicht gar lange währet, sondern das Loch Overch mit Aufhörung deß Regens auch aufhört, so starckes Wasser zu geben; dagegen beh den leeren Löchern Koten und Zeslenza die Ausgiessung deß Wassers viel länger anhält, wann es nur ein wenig regnet? XII. Wie es komme, daß dieser See alle Jahr ein- und auch wol zwey-, ja bißweilen gar dreymal deß Jahr leer wird, und auch hinwiederum zu Zeiten zweh-, dreh-, ja gar viermal in der Fülle steht, und allererst im dritten, vierdten, auch wol gar nur im fünfften Jahr erst abgeht, auch bißweilen in einem Jahr zwey Mal ablaufft, dem entgegen aber niemals ein gantzes Jahr durch trucken beibt? XIII. Warum, wann der See A. A. beh trucknem Wetter leer ist, nichts desto-weniger gleichwol alsdann die Grube Oberch, Zesslenza, Tressenz und Koten, wanns nur ein wenig regnet, viel Wassers geben? Alle diese Operationen oder Actionen und Eigenschafften (welche trauen! an einem einigem See zu verwundern!) habe ich, und zwar jedwede insonderheit möglichstes Fleisses erkundigt und beobachtet; unangesehn der grossen Mühe und Ungelegenheit, womit solche Observation vereinigt und beschwert war; angemerckt ich ziemlich weit davon, und zwar anderthalb Tag-Reise wohnhafft bin, und von mei- nem Ort der Weg durch lauter rauhes, wildes, hohes Gebirge dahin geht. Aber die Lust und Begierde, dem Leser zu dienen, als meine fürnehmste Führer, haben alles Ungemach überwunden, und mir aus den Augen oder vielmehr aus dem Sinn gesetzt. Berhoffe also, es werde mich die Vermutung nicht täuschen, daß dem cu-riosen Leser solcher mein Fleiß die Vergnügung geben könne, als welche mir zu einer sonderbaren Freude gereicht. Es mag aber das Urtheil über solche meine Bemühung ergehen so gut oder schlecht, als es wolle, so darff ich dennoch ohne eitlen Selbst-Ruhm dieses für gewiß sagen, daß wann ich die Mühseligkeit, so der Wissenschafft und Erfahrung gemeinlich auf dem rauhen und unsafften Tugend-Steige das Geleit gibt, gescheut hätte, die wahre Beschaffenheit und Natur dieses Sees vielleicht noch wol nicht ans Licht gebracht, sondern im Finstern verblieben wäre. Diesem nach steht mir meines Bedun-ckens desto bester zu trauen, daß ich alle oben benamste dreyzehen Operationen dieses Sees werde beweisen können. Solchem nach lege ich demselben hiemit mein ausgestudirtes Werck vor in beyge-setztem Kupsfer, darinn zu ersehn ist, wie alle und jede dergleichen Actionen oder Operationen deß Sees natürlicher Weise geschehen. Sollte vielleicht ein oder andrer ungläubiger Thomas dafür halten, es sey schwerlich zu glauben, daß solche Eanalen und Siphones (oder Heber), welche der Kupffer-Stich allhie zeiget, in dem Berge würcklich zu finden, sondern nur ein bloster Wahn und Geticht meiner Einbildung, so muß derselbe auch nicht glauben, daß die obbenannte Operationen also in der That geschehn, welche sich doch gleichwol in rechter Warheit also befinden. Damit aber ein solcher Schwach-gläubiger Zweifler exemplarisch überführt werde, daß unter der Erden dergleichen Waster-Günge und Heber warhafftiglich zu finden sehen, muß ich ihn zuvor weisen in die Grotte beh Adelsperg, woselbst ihm solche Holen, Canäle und dergleichen Vorkommen werden, daß er leichtlich dörffte in Furcht und Sorge fallen, die Hölle habe ihren vordersten Rachen ihm aufgesperrt. Einem Forsch-lüsternen Leser aber, der an den Naturkündigungen Freude und Beliebung trägt, will' ich zum Beweis die Grotte Grosse Äiühe deß Herrn Haupt-Xn-thoris, dieses Sees Natur recht zu erkennen. Sitze das Kupfer It. 446. Die unterirdische Canäle und Heber werden exemplarisch bewiesen. Wunderbare Cantile in der Grotten Podpet-sčhio. GrLffe derselben. ? 'X IW5 4 'am: Podpetschio, so nahe bey Gutenfeld ligi, recommendirt haben ; angesehn er in derselben^ nicht allein einen See finden wird, sondern auch ein durch dergleichen Canal fliessendes Wasser nebenst unterschiedlichen thane Göttliche Fürsorge und Versetzung durch solche stumme Lehr-Wercke, denen Augen, so dieselbe nicht obenhin anschauen, augenscheinlich gepredigt wird. Jedweder muß sich darob höchlich verwundern, denn Canälen und Hebern (Sihponihnsp welche in dem Berge befinden sich eben sowol zwar trucken seynd, doch nicht aus Wasser- i grosse und kleine Seen , wozu dich die Tropffen etwan nur zusammen gehär- 1 truckne Canäle oder Gänge leicht kom-tet, sondern aus recht natürlichem Stein, men lassen. nemlich aus lauter festem Felsen von der In Erwegung dessen sage ich, es müssen Natur also gemacht, und ihren Anschauer gleichfalls nothwendig zween verborgene vor Verwundrung fast entzücken sollten, grosse See und zween kleinere und ein gar Etliche Canäle und Siphones (oder Heb- kleiner und also zusammen fünff Seen Röhre) seynd klein, etliche aber so groß, samt ihren Canälen unti Siphonibus oder daß man darin gehen kann. Was es aber Hebern allhie in dem Berg-Felsen seyn, mit denjenigen, durch welche das Wasser wie das Kupffer solches zu Augen legt, rinnt, für Beschaffenheit habe, davon findt In welchem, durch A A der Cirknizer See ein, solchen Sachen günstiges Auge noch bezeichnet wird; und durch CG ein grösser mildern Bericht in selbigen Sees Beschrei- See-Pfuhl in der Erden unter dem Cirk-bung (oben im XII Capittel dieses Buchs) nizer See; durch BB ein andrer grösser und gleichfalls eine Fürstellung im Kupffer, See, drinnen im Berge auf der Seiten, Fast dergleichen Besch as-senheik muß es auch mit dem Cirknizer See haben. wiewol in demselben nur der Haupt-Gang gezeichnet ist. Uber solche Werde der Wasser-leitenden Natur wird ein Ver» nünfftiger sich zur Betrachtung führen lassen, wie wunder-sorgfältig der allmächtige Bau-Herr sich in Einrichtung und Leitung deß Gewässers, sowol unter- als auffer der Erden erwiesen; angeschaut so- verstehe, neben dem Cirknizer See; aber hoch im Berge darinn, nemlich zwey und viertzig Werckschuhe hoch über dem Cirknizer See; durch D und E die zween kleinere Seen, welche gleichfalls hoch im Berge, doch nicht so hoch als der See BB, sondern zwischen beyden grossen Seen ligt. Der fünffte und kleinere See lit. F Anweisung der inwendigen Gelegenheit und Wasser-Gänge desselben nach der Kupffer-Figur. hat einen Kessel oder Schoß auch im Berge, | aber am höchsten und zwar über dem gr off eit See BB. Damit nun solche Seen miteinander Gemeinschaft und Corespon-dentz pflegen können, müssen auch eben also sich die Canäle oder Röhre und Heb-Röhre (Siphones) darinn befinden, wie die Figur anzeigt. Woraus der Daserrn mich aber Jemand vorwerff-2?& e?' lich mögte fragen, aus was für einem BB. 42 Grunde ich * dem im Berge verborge-àkschuh nem gr off ent See B ß eine gewisse Höhe zugeeignet? ob ich dann darinn gewesen, und solchen See hette gesehen? So könnte ich demselben zur Antwort geben, daß ich zwar nicht darinn gewesen, doch nichts destoweniger mit beständiger Bernunsst urtheile, es könne nicht fehlen, derselbe See müsse acht Klafftet oder zwey und viertzig Werck-Schuhe hoch seyn. Ich führe hierüber meinen Beweis folgender Gestalt. Zwischen Schneeberg und Laas bey der Brunn-Quellen Storsek kommen, wanns einen gr offen Wasser-Guß gibt, oftmals eben solche schwartze und blinde Enten heraus, gleichwie allhie bey diesem See; daraus schliefe ich, daß solche in einem See erzielt werden, solgends auch aus einem See hervor kommen ntüfeit. Diese Vernunft-mässige Folgeret) hat mich bewogen, mit meinem grossen Ni-derländischem guten Astrolabio (oder Stern-Maß), wie auch mit meinem neuersonnenen und zusammen gerichtetem Mathematischem Instrument Me tropa s geometricum genannt, richtig, genau und sieissig die Masse zu nehmen, nemlich von Urajna jamma biß zum Stursek bey Schneeberg; da ich dann gesunden, daß Storsek um zwey und vierzig Werckschuhe höher, als Urajnajamma lige, und daß ! der Abstand (die Distantz wollte ich schreiben) 4860 geometrische Schritte, oder 24300 Werckschuhe gebe, nemlich nach gerader geometrischer Lini. Also hält der Sinus 24300 Werckschuhe, und Tangens hat sechs Minuten; solchem nach secans (oder die durchschneidende Lini) acht geometrische Schritte und zween Werckschuhe oder zwey und vierzig Werckschuhe. Muß derhalben dieser verborgene See zum wenigsten zwey und vierzig Werckschuhe hoch seyn, und nothwendig mit Storsek gleiche, wo nicht noch wol etwas mehrere Höhe haben, damit nemlich das Wasser ein wenig fallen möge. So kommt demnach die Brunnquelle Storsek aus dem See B B durch den Canal (oder durch die Ader) a. Bey Nr. 20. geht sie hinein und bey Nr. 21. lauft sie in den grossen Canal L. Welcher grösser Canal von diesem See biß Storsek hinaus geht. Wann also ein starckes Regenwetter kommt, darüber dieser See vom Gewässer überhäuft wird, indem dasselbe durch die Canalen (oder Wasser-Adern) T T, und durch andre dergleichen Wasser-Röhre mehr, zu dem See hinein wallet, und denselben so lange schwellet, biß das steigende Wasser die Höhe von Nr. 23. erreicht, alsdann dringt das Wasser bey Nr. 23. in den grossen Wasser-Gang (oder Canal) lit L. mit ungestümer Gewalt hinein, und reift zugleich die nahe dabey schwimmende Enten, (welche in diesem See Haufen-weise Jungen brüten) mit sich sort, sintemal jährlich ihrer so viele an vier Orten heraus kommen, (als bey Storsek, oder dreyer Orten im See, wie hernach beschrieben wird) und also bey Storsek heraus ans Licht geworfen werden. Diß voraus gesetzt, erweise ich nun die Ursachen ob-specisicirter Actionen deß ein« 13 Sees nacheinander aus folgende Weise. Actionen I. Daß allein nur die zwey Löcher ’^hrt " Urajnajamma und Sekadulze, (welche sonst und zwar nicht ohne Ursach truden sind, weil sie sich etwas höher im Berge hinein, weder der obgleich vollgewordene See befunden) wann in der Luft sich ein Donner-Wetter erhebt, soviel Wassers samt so vielen Enten, aber wenig Fischen von sich ausstof en; andre Löcher aber solches nicht thun, geschicht aus dieser Ursach, wann ein Donner-Wetter aussteigt, so regt sich auch ein Wind dabey; derselbe verschlägt den Hall in das Loch bey Gi hinein, und geht durch den Canal I hinein zu dem kleinen See F. Welcher kleiner See nur biß aus die Helf te voll ist. Also wird dann das Wafer darinn bewegt von dem Hall. (Hiebey dient zu mercken, daß durch eine sichere Ader oder Canal, welchen die Zeig-Littet Y weiset, ein Gewässer in diesen See sliesse. Daß aber dieser kleine See nicht voll werde, verhütet ein andrer Canal, welcher aus demselben kleinem j See in den untern See B B geht. Als bey Nr. 9, lauft solches Wasser in den Ursach warum viel Enten und wenig Fische aus dem Loch kommen. Canal und bey Nr. 8 hinaus in den See B B.) So hebt demnach erstbemeldtes Wasser an zu rinnen durch den Siphonem oder Heber d. Denn weil dieser Siphon dem Wasser in der Höhe gleicht, muß das Wasser gleich aus die geringste Bewegung in den Laufs treten. Ietzt-besagter Heber d geht in einen andren Siphonem e bey lit. f hinein, und wandert eben dieser Siphon lit. e, welcher gar hoch über dem Horizont deß Wassers steckt, aus dem grossen See ßß in den untern See E. Also wann das Wasser durch den Canal d rinnet in den den Canal e, hebt er das Wasser bey Nr. 6. und »erschöpfst es bey Nr. 5. in den unteren kleinen See. Dieser See E wird gleich gefüllt, weß-wegen das Wasser bey Q und R in die weite Canalen läufst, auch zugleich viel Enten und was weniges von Fischen mit hinein führt, und kommt solches Wasser bey P und Q, nemlich bey Urajnajamma und Sekadulze mit solchem Ungestüm heraus, weil das Wasser inwendig im Berge einen hohen Fall thun muß. Denn diese zwey Löcher ligen etwas höher in dem Berge hinein, als der See, wann er schon voll ist. Das aber durch die zwey Löcher viel mehr Enten heraus kommen, als bey Oberch, entsteht daher, weil das Loch X viel grösser ist als W. durch welche beyde Löcher X und W. die Enten in diese zween kleine Seen kommen müssen. Daher dann viel mehr Enten sich durch dieses (weitere) Loch mit samt dem Wasser, (welches Wasser sonst ordentlicher Weise oder am gewöhnlichsten diesen Löchern im Horizont gleich steht) verschlagen; solchem nach in diesen unteren kleineren See samt dem Wasser hinein fallen. Weil dann viel und mehr Enten darinn seynd, können auch mehr heraus kommen. Die Ursach, warum hingegen wenig Fische allhie durch gedachtes Loch heraus fahren, ist diese, daß in diesem kleineren See aus obigem grössern See menig Fische herüber setzen, weil sie keinen andren Zugang haben, ohn allein durch das Loch X. Nachdemmal aber selten die Fische oben auf dem Wasser schwimmen, so verschlägt sich auch selten ein Fisch durch dieses Loch ausser alsdann, wann dieser ! innwendige grosse See höher oder grösser wird (bey welcher Erhöhung er aber nicht lange beharret) und zwar dergestalt, daß das Wasser viel höher steht als das Loch X. Denn zu solcher Zeit allein kommen die Fische in den See E. Bey dem andren See 1) aber hat es den besondrer: I Canal C, welcher sich nahe am Boden deß Sees besindt; durch selbigen gehen die Fische arrs dem oben: grossen See » B B in den kleineren unteren See D. Daß diese zwei Löcher P und Q bey stan ckem Negenwetter viel Wassers geben, wird dacher verursacht, weil sich das Wasser sammlet bey V und durch den Canal I : in F läufst. Denn alsdann hebt das Heb-Rohr (oder Siphon) d das Wasser aus den kleinem See F, und wird auch zugleich aus dem SeeB durch das Heb-Rohr e das Wasser gehebt, welches hierauf bey p und q herauslausft II. Zweytens: daß man in den beyden Löchern Malabobnarza und Velkabobnarza, als in Lit. 8 3, wanns am Himmel donnert, gleichsam einen Trum-mel- Schlag hört; ungleichen daß nur alsdann, wann es starck regnet, und sonst zu andrer Zeit nicht, das Wasser daselbst heraus spritzt, rührt daher; wenn der Donner kracht, verschlägt sich der Hall bey Gr und fleugt durch den Canal H hinunter biß 8 8, da er sich bey 8 und 8, als wie in einen Trommel-Schall verwandelt, und von dannen dem menschlichen Ohr anderst nicht als wie eine gerührte Trnmmel vorstellet. Daß man aber solchen Trummel-Schall bey der Gruben Velkabobnarza flärcker als bey Malabobnarza höret, verursacht der grössere Raum, welchen der Canal ! inwendig bey Velkabobnarza hat, der den Raum der Gruben überarössern muß. I Daß aber diese zwey Löcher kein Wasser geben ohn bey starckem Regen-Wetter, geschieht deßwegen, weil sich dasWasser, wann es hefftig regnet, bey V versammlet, und durch denselben Canal in II rinnet, hernach bey 8 8 heraus kommen muß. III. Daß aber (drittens) das Wasser, wann nur ein kleiner Regen tröpf-felt, aus vier Löchern gehet :c, nimt sei- I nei: Anlaß daher, weil das Wasser bey T T, welches sich dort sammlet, dem See B B eingeschencket wird. Und weil der Warum die Löcher P und Q bey grossem Regen viel Wassers geben. Wocher der Trommel-Schall in zweyen Löchern ent stehet 2c. Und warum in einem stiirker als im andren. Warum diese zwey Löcher nur bey starkem Regen Wasser geben. Warum das Wasser bey kleinemRe-gen aus vier Löchern gehet. Warum bey Tressenz nur wenig Wasser fliesst. Warum allda bey dreyen Löchern keine Enten heraus kommen? Heber (Siphon) Nr. 11. dem Wasser gleichständig ist, so hebt er, so bald der See in der Grösse ein wenig zunimt, das Wasser, und führt es bey Tressenz als bey Lit. k, hinaus. Nicht weniger geht das Wasser aus selbigem Heber Nr. 11. in den Siphonem 1, bei lit. i hinein; worauf alsdann das Wasser bey Zeslenza, lit. m, und bey Koten lit. n herausfliesst. Daß aber bey Tressenz, lit. k alleweil nur wenig Wassers fliesst, hat diese Ursach, weil der Canal Nr. 11. einen kleinen Canal lit. h hat, durch welchen Canal allstets. aus dem See B B etwas Wassers rinnt, und bey k heraus kommt. Warum kommt es aber bey m und n nicht heraus? Darum, daß der Siphon (oder das Heb-Rohr) 1 krumm und gebogen ist, solchem nach das Wasser nicht hineindringen kann, weil desselben bey lit. h nur wenig hinein geht. Wann aber der Siphon Nr. 11. bey Nr. 10. das Wasser hebt, alsdann läufst es so-wol bey m und n, als bey k starti heraus. Bey diesen dreyen Löchern werffen sich aber deßwegen keine Enten heraus, weil diese Siphones oder Heb-Röhre, durch welche sie nicht kommen können, solches behindern. Warum aber bey Ohereh auch bey kleinem Regen so starties Wasser Heraus fleugt, auch viel Enten nebst gar vielen Fischen mit sich bringt, muß dieser Ursach zugemessen werden, daß der Siphon Nr. 13 mit dem Siphone Nr. 11. in gleichem Horizont fleht ; daher also bey Nr. 17. das Wasser gehebt wird und bey Nr. 18. in den untern kleinern See it. D fliesst. Alsdann passirt das Wasser mit Macht durch den Canal X bey Nr. 15. hinein und bey Obereh Nr. 16. heraus, samt denen lebendigen Enten und einer grossen Menge Fische. In diesem kleinem See aber Lit. D giebts darum wenig Enten und viel Fische, weil das Loch W viel kleiner als das Loch X, denn deßwegen können durch das Loch W soviel Fische nicht heraus gehn als wie dort durch X. Daß aber l)ie viel mehr Fische heraus kommen, geschicht aus dieser Ursach, weil die Fische durch den Canal c, der nahe bey dem Grunde im obern See BB ist, kommen; dergleichen Canal es bey dem andren See Lit. E nicht hat. Theils ist aber auch diese Ursach, daß etliche wenig Fische aus dem Laserbach, welcher bey dem Dorff Udanach genannt, in die Erden sich verbirgt und also durch den gantzen Berg fliesst, bey Velke Ohereh aber wiederum Heraus geht, da heraus kommen mögten. Daferrn aber Jemand vermeynen würde, daß vielmehr viel Fische aus dem Laser bach kommen sollten, so berichte ich, daß dieses nicht seyn kann; weils erstlich in selbigem wenig Fische hat, zum Ändern, weil die meisten Fische, so da heraus kom men, einer ändern Sorten oder solcher Gattung seynd, welche im Laserbach nicht gefunden werden. Die Ursach aber, warum allezeit bey Oberch ein wenig Wassers läufst, ist diese, weiht der Laaserbach bey Danach allezeit hinein-und also auch, hier allezeit heraus rinnt und auch weil das Wasser alleweile durch den Canal c aus dem obern See B B in den kleinern D läufst und keinen andren Ausgang findet, als durch den Canal X bey Nr. 15, da nur soviel hinein gehet, als durch den Canal c und durch das Loch W kommt. Wann aber das Wasser durch den Canal 13 wallet, alsdann dringet es durch den Canal X mit ge-häuffter Flut, und treibt sowol die Enten als Fische heraus. Daß aber bey Urajnajamma, und Se-kadulce nicht allstets das Wasser laufft, rührt daher, weil es einen andren Canal M hat, allwo bey Nr. 3. das Wasser hinein geht und in den grossen See A A bey Nr. 22. das Wasser heraus kommt. Dieser Canal ist so groß, daß durch ihn soviel Wassers lauffen kann, als beli Lit. X in den See E kommt. Wann aber der Siphon lit. d das Wasser hebt, alsdann stürtzet sich das Wasser bey Urajnajamma p und bey Sekadulze q ungestümlich heraus, samt vielen Enten und wenigen Fischen. IV. Daß (V i erdtens), wann es heff-tig regnet, aus etlichen Löchern, als Deschetto, Vodonos und andren mehr, mit groffem Ungestüm ein Haussen Wasser nebst vielen Fischen kommet, aus vielen andren Löchern aber nur das Wasser allein und keine Fische, da doch gleichwol alle solche Löcher in dem groffen Cirknizer See jl A A enthalten, welcher See A A allein am Tage und alle die übrige in der Erden verborgen seynd, solches entspringt aus Warum bey Oberoh allzeit etit wenig Wasser läufst. Warum bey Urajnajamma und Sekadulze , nicht alleweil Wasser läufst. Warum bey groffem Regen aus theils Lächern Was. ser mir- ober ohne gliche kommt. Enten deß unterirdischen Sees haben grünes Kraut rat Magen. dieser Ursach, weil aus dem unterstem See C C unterschiedliche und zwar viel Canäle, als 0 0 0 P biß zu dem öbern grossem See A A4 4 4 gehen. Welche grosse Canäle von vielen kleinen Canälen begleitet und bezweigt werden, als von oooo &c. Durch diese kleine Canäleo oo &c. können keine Fische gehn, weil sie so klein seynd. Bey Nr. 4 4 4 aber finden sich grosse Ca-nalen, durch welche dieFische heraus schwimmen, wann es viel Regens gibt. Wann der obere See B B voll wird, daß der grosse Canal K das Wasser hebt, alsdann völliget sich der untere See C C. Und weil daselbst ein hoher Wasser-Fall, werden die Fische samt dem Wasser bey Lit. 00 0 Hineingetrieben und bey Nr. 44 4 heraus. Bey o o o &c. aber geht nur allein das Wasser heraus, und durch den Canal P bey o o o o &c. geht gleichfalls nur das Wasser heraus, weil es gar kleine Canäle seynd. Denn die grosse Canäle 0 0 0 ligen bey nahe am Bodem, darein sich die Fische verschlagen, welche hernach ausgetrieben werden. Fragt man aber, wie die Fische in diesen untern See gekommen, dient zu wissen, daß, wann der See A A ablaufft, alsdann auch viel grosse und kleine Fische durch die grosse Locher Vodo nos, Rescheto und andre mehr, als bey Nr. 444 durch die Canalen lit. 0 0 0 in den untern See C C gehen. Ich lasse auch zu, daß die Fische sich auch in diesem unterm See zielen und mehren, doch gläube ich gewiß, daß sie sich in dem obern See B B viel häuffiger zielen, weil die Enten aus demselben obern See allein herausschwimmen, und derselben Speise meisten-theils von kleinen Fischlein seyn wird, masten ich solches selber beobachtet habe, nachdem ich solche Enten, welche allererst heraus gekommen, gleich ausgeschnitten, und nebst grünem Kraut kleine Fische und viel Sand ut ihrem Leibe gesunden. Gleichwie ich mich nun über solches grüne Kraut höchlich verwunderte, also mustte ich glauben, dieser verborgene See müsste inwendig recht wunderlich beschaffen seyn, daß er Gras oder grünes Kraut hette, in Betrachtung, das sonst bey andren in den Bergen befindlichen Seen, deren es etliche in Crain qiebt, nie was Grünes sich antreffen tiesse, ja sogar kein Stengel oder Blättern von grünen Kraut oder Wurtzeln oder andrem Gewächse. Ich hett auch gerne wissen mögen, was dieFische, so aus diesem verborgenem See gekommen, in ihrem Leibe hetten, habe aber niemals eines habhafft werden können. Gleichwol müssen sie ohne Zweifel gute Nahrung darinn haben, weil sie sich so starck darinn fortzielen. Mancher Super-Kluger, dem der grosse Witz zu Nasen und Maul heraus steiget, wie ein frischer Most zum Spund-Loch hervor dringt, dörffte wol mit einem dergleichen Einwursi aufgezogen kommen, als wie mir schon einsmals von einem Naseweisen geschehen, welcher es viel bester und näher zu treffen vermeynte, indem er sagte, solche Fische würden allein in dem See A A erzeugt, nachmals, wann der See abginge, und die Fische mit samt dem Wasser unter die Erde in die Löcher sich verschlupsiten, kämen dieselbe in den obern See B B. Aber solcher Klügling ward von mir mit einer so langen Nasen abgefertigt, daß er einem Andren, der eine gleich-spitzige Nase hette, noch wol etwas davon mittheilen könnte. Denn ich gab zur Antwort: Weil die Fische aus dem unterm See C C durch keinen andren Weg kommen könnten in den obern See B B, ohn allein durch den grossen Heber K, also gingen die Fische hinauf, wann das Wasser mit grossem Gewalt und Ungestüm hinunter, oder aber, wann der Heber leer, so flögen die Fische hinauf, müssten aber hernach ohn allen Zweifel zu Enten verwandelt und ihnen in dem Siphone die Flügel abgewetzt seyn worden, weil solche Enten nachmals nicht fliegen könnten. Also bin ich von seiner allzu grossen Weisheit und Wistenschafft weiter unangefochten, und mit Ruhe geblieben. Wann aber Einer aus Curiositet unterschiedliche Fragen mit gutem Grunde und Verstände vorbringt, steht demselben schon eine bessere und richtigere Antwort zu Diensten, denn nachdem der Gast ist, wird ihn angerichtet. V. Daß der See A A in fünff und zwantzig Tagen trucken wird, geschicht also. Wann es lange nicht regnet, sondern trucknes Wetter bleibt, so läufst das ge-sammlete Gewässer bey T T hinaus, und die Brunn-Quellen bey 11, welche nur vom Regen-Wasser entspringen, (dergleichen dann viele seyn können) vertrocknen. Also hat der See B B dann keinen Zulaufs mehr vom Wasser. Und der grosse Heber K läufst alleweil, biß das Master Klugdiincklen-der Einwurff. Wirv nach Würden abgefertigt. Wie es zn-geht, daß der See in 25 Tagen trucken wird. Wo das!Was-1er durch Z. hiuaus-lauffe? zu Lit. X kommt. Alsdann hebt selbiges Heb-Rohr (oder Siphon) kein Wasser mehr. Hierauf beginnt der untere See C C, der vorhin voll war, abzunehmen durch den Canal Z. Welcher Canal Z aber grösser ist als alle die oben specisicirte kleine Bächlein, so in diesen Cirknizer See täglich unaufgehört lausfen. Sobald nun dieser See C C anhebt zu fallen, nimt der See A A gleichfalls ab, und geht das Wasser bey allen groffen und kleinen Löchern durch alle Canalen, als Nr. 4.4.4. lit oooo rc. in dem untren See C C hinunter. Der Canal Z aber ligt nicht gar am Bodem, sondern besser oben wie Nr. 19. zu sehen ist, damit in diesem untrem See allezeit etwas Wassers samt den Fischen verbleibe. Sollte nun Jemand Verlangen tragen, zu wissen, wohin dann solches durch den Canal Z laussende Wasser seinen Auslaufs nehme? so muß ich bekennen, daß defselbigen endlicher Ausgang verborgen, und nicht erkandt werden mag. Wie dann in Crain dergleichen Gewässer noch mehr, und zwar an nicht wenig Orten zu finden, die in die Erden lauffen, und ihren Ausgang dergestalt verstecken, daß man nicht erfahren kann, wo sie hinkommen, als wie das Gewässer in der Grotten bey . Cantian, imgleichen in der Grotten bey Nußdorff, wie auch in der Grotten Podpetschio, und anderswo mehr. Unterdessen halte ich dafür, dieser Canal Z gehe zu dem Canal 8 angesehn das Wasser, welches bey Velkakarlauza und Mala-karlauza rinnet, Nr. 1. 1. alles durch den Canal 8 auf der andren Seiten eines Bergleins heraus fleusst, unter dem Namen Jesero, und hernach in eine Grotte läufst, wie in Beschreibung der Grotten 8. Cantiani, gemeldet worden. Jetztberührtes Wasser Jesero bleibt so lange groß, als der See A A voll ist, und durch die zwey Löcher Nr. 1.1. läufst. Ja wann der See auch gleich anfängt abzunehmen, bleibt doch besagtes Waffer Jesero noch groß, wiewol nicht so groß mehr wie zuvor, sondern um etwas kleiner. Wann aber der See gantz ausgeloffen und trucken ist, so sindt man dieses Wasser Jesero auch gar klein. Daraus steht also leicht abzunehmen, das die Canalen Z und 8 zusammen gehn. Daß aber der See in vier und zwanzig oder auch tool nur in achtzehen Stunden voll wird, hat diese Ursach. Wann es starck regnet und donnert, wird der obre See B B gantz voll, von denen häuffig zusammenlauffenden Regen-Bächen bey Lit. 1.1, wie auch von andren versamm-leten Wassern bey Lit. T. T. Daß das Waffer den groffen Siphonem K bey Nr. 12. übersteigt, und also den unteren See C C bald voll macht, dazu tragen die herzueilende Bäche, welche sich vom Regen, indem das Wasser vom Gebirge überall zusammen schiefst, sehr ergröffern, kein Geringes bey, denn sie fliessen zu dem See hinein. Sobald dann der See C C hievon sein volles Waffer empfängt, hebt das Wasser an, aus allen Gruben und Löchern mit ungestümster Macht hervor zu dringen. Bey dem groffen als Nr. 4. 4. 4. gehen viel Fische heraus, von denen andren kleinern Löchern und Ritzen aber, derer viel tausend seynd, fliesst das Waffer heraus. Etliche unter den kleinern seynd Arms dick, auch gröffer oder kleiner, manche auch wol nur Fingers dick, theils gar so subtil, nur wie ein Spaget oder Fadem. Mit groffer Verwunderung sihet man, wie hoch das Waffer sowol aus den groffen als kleinen Canälen oder Röhren, und Löchern hervorspringt. Denn obgleich etliche der grössesten so breit wie eine Cistern, spritzt doch das Wasser mit stärck-ster Gewalt drey biß vier Klaffter Hoch daraus empor. Etliche der Kleinern, wie auch der gar kleinen werffen eben soviel Klaffter hoch ihren Wasser-Pfeil empor; welches dem Anschauer keine geringere Anmut ins Auge wirffi, als ob er die trefflichste Wasser-Kunst spielen sähe. Wie ich denn mit beständiger Warheit sagen kann, daß meinen Augen keine Kunst jemals ein lustigers Spiel, Äs affine die künstlende Natur selbst mit solchem Wafser-spritzen dieser Löcher und Canäle, vorgestellt habe. Denn sie zielen mit ihrem ZVaffer-Schuß nicht allein überall in die Siche, sondern auch vieler Orten nach der eiten, hin und wieder. Doch muß ich auch nicht verschweigen, daß an vielen Orten das herauf dringende Waffer nicht über zwey oder drey Schuhe hoch spritzet, ja, an theils Orten gar nicht spritzen, sondern nur so heraus quellet. Mit äufferstem Ungestüm setzt es gleichfalls von den Gruben Urajnajamma nud Warum der Zee in 24 oder 18 Stunden voll wird. Sonderbare Schau-Lust an den Wasser - spritzenden Caniilen. Stativ und Aussige Her-vordringung deß Wassers aus der gros-fern Gruben. Emwurff uni Ausnahm. Wie das Wasser durch dieselbe Löcher herauskomme, in welche es zuvor hineingeronnen. Sckadulze heraus, und zwar in einer unglaublichen Menge, angemerckt, diese beyde Vöchet allein soviel Wassers geben, als zween grosse Flüsse. Bon der Gruben Oberch fährt eben sowol das Wasser mit einer grossen Macht und Fülle, einem Wasser-reichen Strom gleich herauf. Tres-senz bricht desselben auch keine geringe Menge von sich aus. Kurtz, alle obenbenamste Löcher und Bäche contribuiren das ihrige so reichlich, daß der See in achtzehen Stunden zur Bölligkeit gelangt, und seinen gewöhnlichen Bodem vollkömm-lich beherrschet, wanns recht starck regnet und donnert. Sollte hie abermal Jemand einstreuen, das Wasser müsste, nachdem es die Heber (Siphones) eimal gezogen, hernach alleweil fortgehen, so füge ich demselben zur Antwort, daß die Heber nicht so tieff gehen, wie Nr. 17., Nr. 10. und Nr. 6. zu sehen, als welche gar nicht tieff. Der Siphon k ist allein tieff nur biß X. Dann derselbe hört nicht auf. Wann aber dieser Siphon k aufhört, so ist der See A A im Ab- und Rucklauffe begriffen. Es mögte aber Einer versetzen, wie? wann aber der Regen gar lang anhielte? und deß Wassers könnte nicht so viel bey Nr. 1.1. durch den Canal 8 lauffen? Dann müsste ja das Wasser immerzu höher wachsen? Darauf bekenne ich zwar gern, es sey wahr, daß offt der See um vier, fünff, auch tool sechs Werckschuhe |j höher anlaufft (nemlich über Velka- und Mala Karlouza), ertheile aber diesen Bey-Bericht, daß nachmals, wann das Wetter nachgelassen, das Wasser geschwinde durch obbemeldte zwey Löcher Velka- und Mala Karlouza fortstreiche, und der See in seinem Stande verbleibe. VI. Wie (Sechstens) das Gewässer durch eben dieselbe Löcher herauskomme, wodurch es zuvor hinein geronnen, habe ich oben schon bey dem sünfften Punct gewiesen, und zugleich mit ausgemacht, nemlich, wann der groffe Siphon K kein Wasser mehr giebt, so lauffe das Wasser aus dem See C C durch den Canal Z ; alsdann lauffe das Wasser aus dem See A A in den untern See C C durch die Canäle lit. 0 0 0 bey Nr. 4. 4.4. und bey oooo &c. Nachmals, wann der obere See B B voll wird, so setzt das Wasser seinen Gang durch den grossen Canal K in den untern See C C, desgleichen thut das Wasser aller andren Canäle; es geht alles in diesen See C C. Sobald derselbe nun voll ist, druckt das perpendiculum Si-! phonis das Wasser aus dem untern See !j C C, daß es eben durch dieselbige Löcher herausgehn muß. VII. Wie es (Siebendens) komme, daß der See die umligende Dörffer nicht überschwemmt, habe ich ebenfalls oben bey gedachtem sünfften Punct mit zu verstehen gegeben, indem ich vermeldet, es geschehe bißweilen, doch nur gar selten, daß der See seine gewöhnliche Grösse um einen, zween, drey, auch tool gar sechs Werckschuhe überschreite, doch aber hernach bey Velka- und Mala Karlouza auslauffe, weil selbige zwey Löcher viel gröffer als sonst die Nothwendigkeit erheischete, daferrn der See allstets in seinem ordentlichen Zustande und gewöhnlichen Grentzen sich hielte. Man hat aber auch dieses hiebey zu mercken, daß, wann das Wetter truden, alsdann auch der See ein wenig kleiner ist, und zu solcher Zeit bey Karlauza keinen Auslaufs hat. Ur-sach, weil wenig Wassers von den hinein lauffenden Bächen alsdann hineinkommt, auch bey Oberch gleichfalls ein geringer Zulaufs des Wassers verspührt wird, indem aus W nichts Herb et) rinnet. Also läufst Alles durch den Canal Z hinaus. Sobald aber nur ein kleiner Regen kommt, oder es auch nur starck donnert, n wird der See zur Stunde wiedrum in seinen rechten Stand gesetzt; sintemal das ' Wasser durch einige vorhinbeschriebene Löcher wieder bey ihm einkehrt, wobey ich erinnern muß, daß, wann ich in dieser Materi Oberch schreibe, allezeit dadurch Velke Oberch zu verstehn sey. VIII. Wann (fürs Achte) der See A A truden ist, indem die täglich hineinlauf-fende Bäche keinen See formiren, so verlieren sich auch allgemach alle sothane hineinrinnende Gewässer selbst. Denn das Wasser geht durch die kleine Canalen ( o o o o &c. in den untern See C C, und kommet bey Nr. 19. durch den Canal Z hinaus. Also bleibts oben truden. IX. Daß (Neundtens) die zwo Gruben Xarte und Pjaze Nr. 2. 2. allezeit naß bleiben, und nicht gäntzlich versiegen noch austrucknen, ohnangesehn sie sichtbarlich Wo die sich verlierende Wasser hinkommen oder bleiben? Warum zwo Gruben allezeit naß bleiben. Waruin etlicher Orren mehr Enten nnd weniger Fische heraus komme, anderswo aber mehr Fische und weniger Emen. Warum dieser See nicht alle Jahre abgehet. keinen Zufluß neuen Wassers empfangen, füget sich ursächlich also: Weil aus dem kleinen See E ein Canal M, biß Narte nnd Pjauze geht, so rinnet das Wasser bei Nr. 3 in den Canal M und geht heraus bey Nr. 2. 2. Und allda hats in der Nähe keine Canalen oder Löcher zu dem untrem See C C. Deßwegen bleibt dort allstets so weit herum Wasser, biß die kleine Canalen zu dem untren See C C gehen. So ist auch dieser Canal M die Ut]ach, daß das Wasser bey Urajnajamma und Sekadulce nicht alleweil so läufst als wie bey Obereh, da es immerfort rinnet, weil der See D keinen andren Canal oder Ausgang hat. X. Daß (Zehendens) bey Oberch viel mehr Fische und weniger Enten, bey Urajnajamma und Sekadulze aber viel mehr Enten und wenig Fische herauskommen, entsteht aus dieser Ursach. Durch den Canal C passiren viel Fische, und bey dem kleinen Loch W wenig Enten, also kommen bey Oberch Nr. 16. gleichfalls viel Fische und wenig Enten heraus. Bey den andren zweyen Löchern geschicht das Widrige, weil daselbst für die Fische kein Canal, für die Enten aber ein grosses Loch X vorhanden. Dannenhero kommen bey Urajnajamma und Sekadulce nem-lich bey p und q viel Enten und wenig Fische hervor. XI. Daß (Eylfftens) zu Oberch das starcke Wasser kürtzer anhält, als zu ’/es-slenza und Koten, kommt daher, weil der Heber Nr. 13. bey Nr. 17. nicht so tieff ins Wasser geht, als der Siphon Nr. 11. bey Nr. 10. Denn Nr. 10. geht er tieffer ins Wasser als Nr. 17. XII. Daß (Zwölfftens) dieser See nicht alle Jahre abgeht, rührt daher, daß das Wetter nicht lange trucken bleibt, und also immerfort, indessen das Wasser durch die Canalen T. T. 1.1. zuläufft. Woferm er aber dem entgegen in einem Jahr zweimal abgeht, so steckt die Ursach bey einem truck-nem Winter, der keinen Schnee noch Wasser gebiert, daher es dann bey T. T. 1.1. am Zulaufs ermangelt, folgends der See ablauffen muß. Daß aber der See kein gantzes Jahr leer oder trucken bleibt, erfolgt hieraus, weil in einem Jahr dennoch gleichwol soviel Wassers durch T. T. f. t. in den See dB geht, daß der See B B voll wird, und biß über den Siphonem K bey Nr. 12 Hoch kommt, alsdann der grosse Siphon K das Wasser heraus hebt, und also der See dadurch gefüllet wird. Man hat aber Hiebei) dieses zu mercken, daß der See A A nicht allezeit in achtzehen oder vier und zwantzig Stunden voll werde, sondern solches allein alsdann geschehe, wenn es sehr regnet oder starck wettert. Sonst wird er bißweilen auch kaum in acht oder vierzehen Tagen voll. XIII. Daß fürs Dreyzehende bey truck-nem Wetter, wenn der See A A leer ist, dennoch gleichwol das Wasser zu Zeiten, wann der See A A anlauffen soll, bey Oberch Num.lt>, Zesslenza lit. m Koten, lit. n, wie auch bey Tressenz lit. K. heraus kommt, hat diese Ursach, weil das Wasser aus dem See B B durch den Siphonem K ausgeloffen, und der See A A trucken ist, folgends hernach das Wasser sich wiederum in den See B B samlet durch die Canalen T. T. 1.1. (denn es giebt auch bey dürrer Zeit doch, wie vorher gedacht, bey trucknen Canalen T. t. noch ein wenig Wassers) und also das Wasser den Siphonem bey Num. 13, imgleichen bey Nr. 11. übersteigt. Denn alsdann geben sie viel Wassers. Und wann solches bey trucknem Wetter geschieht, schliessen die daherum wohnende Bauren daraus, der See werde bald anlauffen, ob sie schon die Ursach nicht wissen, welche eigendlich diese ist, weil alsdann das Wasser allbereit auf diese Siphone8 Hinaufgestiegen, so ists nicht mehr so hoch biß zum grossen Siphone K Num. 12. Alsdann hebt der grosse Siphon das Wasser, daß also der See A A voll wird. Vielleicht dörffte Jemand fragen, warum nicht auch Urajnajamma und Sekadulze Wasser geben, weil gleichwol derselben Löcher Siphon lit. e eben sowol in diesem See B B steckt? Solches kann aber darum nicht geschehen, weil dieser Siphon gar hoch biß Num. 14 gebogen und gekrümt ist, solchem nach bey truckner Zeit kein Wasser mitzutheilen vermag, sondern allein, wann der Himmel einen gar grossen Regen herab giesst, daß das Wasser bey dein Canal V an den Canal I kommt, auch bey Y deß Wassers mehr heran fließt, weder bey dem Canal Num. 9 völlig ab Warum das Wasser doch Bel) Oberch häuffig ist. wenn gleich der See leer. lauffen kann. Alsdann hebt dieser Siphon allhie habe verzeichnet. Ich verhoffe, daß lit. d das Master bey Nr. 7, hernach hebt Keiner, der dieses mein Urtheil von denen dieses Wasser bey Num. 6 durch den Canal inwendigen oder verborgenen Seen, Ca-lit. e. Sonst fliesst aus diesen beyden nälen und Heb-Röhren auf die Bernunfft-Löchern das Wasser nur bey einem Donner- Wage legt, dasselbe für verwerfflich er-Wetter, wie oben allbereit Meldung kennen wird aus solchen Ursachen, die geschehn. bereits vorhin zur Gnüge seynd angezeigt. Ws daher reichen meine Observationes Ich kann aber dieses letztlich nicht un- emnner ung I von diesem wunderbarem See, der vordem erinnert lasten, daß in dem arostemKupf- gefjia/hf so manchem Scribenten durch die Feder, fer, darinn dieser See abgebildet worden, der greifen * als wie durch einen Canal geflossen. Ber- der Kupffer-Stecher einen Fehler began- ^3' hoffentlich wird dieses, was ich gemerckt gen, mdem er die Stelle zweyer Gruben @eev. und anjetzo mitgetheilt, manchem curiösen verwechselt hat und Malioberch gesetzt Auctori künfftig tool zu statten kommen, da, wo Velkiobereh stehn soll, und hin-daß er von diesem See hinfüro einMeh- gegen Velkiobereh da, wo Malioberch rers und Gründlichers, weder von Andren seyn muß. So hat er auch einen Berg biß noch geschehen, schreiben könne. Unter- (nicht durch Miracul, sondern durch Indessen hat sich ein jedweder, dem vielleicht thum) versetzt, nemlich den Berg Slivenza, mehrgemeldten See zu besuchen geliebelt welcher vorn auf dieser Seiten des Sees, mögte, versichert zu halten, er werde alle und nicht dort hinten auf jener, dahin von mir erzehlte Actionen (oder Opera- ihn der Kupfferstecher gesetzt, ligt. tionen) daselbst also finden,' wie ich sie Ende M} Vierdien Buchs.