PERSPEKTIVEN DER STADTENTWICKLUNG DER STADT REHAU/OBERFRANKEN – EIN BEITRAG ZUR ANGEWANDTEN GEOGRAPHISCHEN KLEINSTADTFORSCHUNG Jörg Maier Prof. Dr. Dr. h.c. Universität Bayreuth, Lehrstuhl Wirtschaftsgeographie und Regionalplanung Universitätsstraße 30, D - 95447 Bayreuth e-mail: ls.wigeo-regplg@uni-bayreuth.de Beate Kadner Dipl.-Geographin Universität Bayreuth, Lehrstuhl Wirtschaftsgeographie und Regionalplanung Universitätsstraße 30, D - 95447 Bayreuth e-mail: ls.wigeo-regplg@uni-bayreuth.de Matthias Gutgesell Dipl.-Geograph Universität Bayreuth, Lehrstuhl Wirtschaftsgeographie und Regionalplanung Universitätsstraße 30, D - 95447 Bayreuth e-mail: ls.wigeo-regplg@uni-bayreuth.de UDK: 911.37 COBISS: 1.02 Abstract Development prospects of town Rehau/Oberfranken – a contribution to applied urban geography The attempt of a classification or allocation of functions for provincial towns reveals a exceedingly wide spectrum of manifestations, structures and perspectives. The palette ranges from examples showing traditional provincial structures with decreasing population and economic power to the "vital cities”, which came out with the EU competition. Localized in the environs of the Metropolises they are characterized by high communication dynamism and an highly attractive social environment. The successful industrial town Rehau situated in the rural space on the border to Czech Republic with the new development possibilities also belongs to this category. A huge number of geographic research projects prove that the common prejudice of the small town´s provincial fug - cultivated in particular of the metropolitan press - is not appropriate. However, other studies concerning the subject and finding further evidence will be necessary for the purpose of a resurgence of the geographic provincial town research. Key words small towns, development of towns, demographical transition, town’s development policy, Oberfranken/Germany Uredništvo je èlanek prejelo 30.10.2006 1. Problemstellung In den vergangenen Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Städte und Gemeinden erheblich geändert. Die Internationalisierung, der verschärfte wirtschaftliche Wettbewerb aber auch der gesellschaftliche Wandel mit der Ausprägung neuer Lebensstile sowie einem anzunehmenden Rückgang in der Bevölkerungszahl sind heute wichtige Ausgangspunkte der kommunalen Entwicklung, zumindest in Deutschland. Auch in der Zukunft ist mit weiteren Veränderungen zu rechnen, die für Städte Entwicklungschancen aber auch Hemmnisse beispielsweise in Fragen der Einzelhandelsentwicklung, der gewerblichen Wirtschaft, im sozialen Bereich oder der Beanspruchung der natürlichen Umwelt in sich bergen. Dies gilt insbesondere für Kommunen im ländlichen Raum wie die Stadt Rehau. Die Lage an der Grenze zum neuen EU-Partner Tschechische Republik und in einer Region mit rückläufiger und alternder Bevölkerung verschärfen in Hochfranken einerseits die Ausgangsbedingungen, andererseits ergeben sich auch neue Handlungsspielsräume. Die Stadt Rehau, die „Industriestadt im Grünen“ konnte bislang ihre Position in der Region gut behaupten, ist wirtschaftlich sehr gut positioniert, muss sich aber für die Zukunft auch mit dem demographischen Wandel und der neuen Lage in der EU auseinandersetzen. Abgesehen vom Interesse an kommunaler Entwicklung aus der Sicht einer angewandt arbeitenden Geographie bzw. Regionalforschung bzw. am spezifischem Beispiel Rehau stellt sich jedoch zunächst die Frage nach einer Notwendigkeit einer Forschung im Bereich von Kleinstädten. Gelten die gleichen Ansätze wie für Städte allgemein, was häufig eben Großstadtforschung bedeutet oder gibt es spezifische Aufgaben und Forschungsansätze? 2. Zum Thema Kleinstadtforschung 2.1 Gründe für eine weitgehende Vernachlässigung Dabei gilt in Deutschland, dass Kleinstädte weder ein besonders wichtiges Thema der aktualpolitischen Diskussion sind noch eine breite Forschungsfront von Seiten der Wissenschaften vorhanden ist, ganz im Gegenteil. Nach einer gewissen Intensität in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, in der Geographie besonders durch E. Grötzbach (Grötzbach 1963) repräsentiert, trat die Beschäftigung mit Kleinstädten mit Ausnahme eher historisch orientierter Ansätze in den Hintergrund.1 Nun, seit einigen Jahren erfährt die Diskussion eine neue Belebung, was einmal mit der Frage des demographischen Wandels und damit den Auswirkungen in den ländlichen Räumen gerade auf diese Siedlungskategorie zusammenhängt, zum anderen an den neuen regionalpolitischen Konzepten der räumlichen Clusterbildung liegt, die durchaus diesen Siedlungstyp wie auch manche Kategorie der zentralen Orte in Frage stellen. Und drittens, etwa im Umland mancher größeren Städte, die Kleinstadt im klassischen, teilweise im negativ interpretierten provinziellen Sinne sich zu einer „modernen Kleinstadt“ als beliebter Wohnort und Standort von Dienstleistungsunternehmen entwickelt hat. 2.2 Ansätze der geographischen Kleinstadtforschung Um eine Einordnung der empirischen Fallstudie in die verschiedenen Forschungsansätze zum Thema Kleinstadt vornehmen zu können, soll kurz ein Überblick dazu gegeben werden (Niedermeyer 2000): 1 vgl. Niedermeyer, M. (Hrsg.), Kleinstadtentwicklungen. H. 93 d. Würzburger Geographische Arbeiten, Würzburg 2000, S. 88 ff. und Hannemann, Chr., Die Herausbildung räumlicher Differenzierungen – Kleinstädte in der Stadtforschung, in: Löw, M. (Hrsg.), Differenzierung des Städtischen, Opladen 2002, S. 265-278 • Physiognomische Ansätze, etwa anhand städtischer Gebäudestrukturen, • strukturalistische Ansätze, • historisch-genetische Ansätze, • funktional-zentralörtliche Ansätze, • prozessorientierte Ansätze, • aktionsräumliche Ansätze, • regionalwissenschaftliche Analysen, • regulationstheoretische Ansätze, und • angewandte Planungsansätze. Aus eben diesem letztgenannten Bereich ist die konkrete Fallstudie der Stadt Rehau gewählt. 500300100 3. Die Fallstudie der Stadt Rehau 3.1 Ausgangssituation in Gesellschaft, Wirtschaft und Infrastruktur Die Stadt Rehau im Landkreis Hof gelegen, hat seit der Fertigstellung der Bundesautobahn A 93 Hof-Regensburg, mit den Anschlussstellen „Rehau Nord“ und „Rehau Süd“ in alle vier Himmelsrichtungen optimale Verkehrsanbindungen. Was das Thema demographischer Wandel angeht, so ist Rehau eingebunden in den Landkreis Hof, der als altindustrialisierter Raum – mit Ausnahme der Zeit der wirtschaftlichen Sonderkonjunktur durch die deutsche Wiedervereinigung 1990 – 1995 – seit vielen Jahren eine rückläufige Bevölkerungszahl aufweist (vgl. Abb. 1). Die Stadt Rehau konnte zum 1. Oktober 2005 insgesamt 9.952 Einwohner nachweisen, also von der absoluten Bevölkerungszahl durchaus dem Kleinstadttypus zuzurechnen. Gemessen an der Altersstruktur ähnelt die Form der Alterspyramide der Stadt Rehau ähnelt wie der für Gesamtdeutschland der eines Tannenbaums, was der Form zwischen Bienenkorb- und Urnenform entspricht. Diese Form der Alterspyramide ist zum einen durch eine schmale Basis gekennzeichnet – Ausdruck der seit Jahren anhaltenden niedrigen Geburtenraten, welche auch die Stadt Rehau zu verzeichnen hat. Zum anderen weist sie eine starke Besetzung der Personen der Jahrgänge der älter ab 65-Jährigen auf. Der Anteil dieser Altersgruppe wird im Lauf der nächsten 20 Jahre nochmals kräftig ansteigen, da dann die geburtenstarken Jahrgänge der sog. Baby-Boom-Generation der heute 36- bis 50-Jährigen dieser Altersklasse angehören werden (Kuls, Kemper, 2000). Deutlich erkennbar ist auch der starke Frauenüberschuss in den Altersklassen ab 76 Jahren. Dies ist einerseits auf die höhere Lebenserwartung der Frauen und andererseits auf die Verluste bedingt durch die beiden Weltkriege zurückzuführen. Was die Wirtschaftsstruktur der Stadt Rehau angeht, so prägten Industrie und Gewerbe viele Jahrzehnte den Wirtschaftsraum und haben trotz des schon weit vorangeschrittenen Strukturwandels nach wie vor eine hohe Bedeutung in der Region. Der bedeutendste Wirtschaftszweig ist inzwischen jedoch der dynamisch wachsende Kunststoff-Sektor, der gerade in der Stadt Rehau mit weltweit aktiven Unternehmen wie etwa der REHAU AG + Co. hervorzuheben ist. Eine weitere Wirtschaftssäule ist die Metallbearbeitung. Die Stadt Rehau ist damit eine industriell geprägte Kleinstadt in der oberfränkischen Grenzregion. Sie hat sich den Herausforderungen gestellt und weist in der Wirtschaftsstruktur sowie am Arbeitsmarkt positive Entwicklungen auf (vgl. auch Abb. 3). Sie hat sich dabei von einer Stadt des Viehhandels über eine Hochburg der bayerischen Lederindustrie bis zu der heutigen modernen Industriestadt im Grünen entwickelt. Die vielfältigen interessanten Potenziale, mit denen die Region aufgrund ihrer neuen, zentralen Lage aufwarten kann, hat man bzw. möchte man in der Stadt noch stärker zur Geltung bringen, um es jungen Menschen zu ermöglichen, sich in der Region eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen und so dem demographischen Wandel etwas entgegenzuwirken. Abb 1: Veränderung der Einwohnerzahlen im Landkreis Hof (Zeiträume: 2004 - 2005 und 2000 – 2005). Quelle: Entwurf: J.Mahkorn, Bearbeitung: J.Feilner, Lehrstuhl Wirtschaftsgeographie und Regionalplanung der Universität Bayreuth 2005. Abb. 2: Altersaufbau der Rehauer Bevölkerung im Jahr 2005 (Stand: September 2005). Quelle: Daten des Einwohnermeldeamtes Rehau, Stand September 2005. 3.2 Stärken und Schwächen der Stadt Fasst man im Sinne einer Stärken-Schwächen-Analyse die Aussagen für Rehau zusammen, so lässt sich etwa für die Bevölkerungswelt mit einem verstärkten Fokus auf die älteren Mitbürger festhalten, dass die Stadt Rehau bereits viele Angebote und Merkmale aufweist, welche sie zu einem attraktiven Wohnort für die ältere Bewohnerschaft macht. Dieses bereits bestehende Potential in den unterschiedlichen Bereichen gilt es den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechend zu ergänzen und zu erweitern. Im Bereich altengerechte Wohnformen stellt die geplante Ergänzung des bestehenden Angebots um das Hausgemeinschaftsmodell mit angegliedertem betreuten Wohnen am Maxplatz bereits eine den Anforderungen der Zielgruppe entsprechende Erweiterung dar. Angebote im Bereich Freizeit und Kultur gilt es besser erreichbar für die Zielgruppe zu machen und gezielter auf deren Anforderungen auszurichten. Hinzu kommt noch der tendenzielle Bedeutungsverlust vieler traditionell stützender Familienstrukturen. Auf der anderen Seite stellen die vielen jungen und aktiven Alten auch ein nicht zu unterschätzendes Potential in Hinblick auf bürgerschaftliches Engagement dar, welches es zielgruppengerecht anzusprechen gilt. In der Stadt Rehau findet man ein gewachsenes kleinstädtisches Milieu, die Rehauer der Generation 60+ und ihre Familien, die zum größten Teil ihr Leben lang Rehauer sind, haben vielfältige Kontakte untereinander, jedoch besteht zu jüngeren oder zugezogenen oder gar ausländischen Mitbürgern eine gewisse Distanz. Ein möglicher Weg die „Stadt für alle Generationen und Nationalitäten“ voranzubringen, könnte beispielsweise sein, die Erfahrungen, Biographien und Lebensumstände der „Alteingesessenen“ besser weiterzuvermitteln. Abb 3: Städtebauliches Entwicklungskonzept für die Stadt Rehau. Quelle: Eigene Erhebungen. Entwurf: T Beuschel, F.Hrabak. Bearbeitung J.Feilner, Lehrstuhl Wirtschaftsgeographie und Regionalpanung der Universität Bayreuth 2005. Im Hinblick auf die Unternehmenswelt zeigt sich zusammenfassend, dass die Stadt Rehau mit den sie prägenden großen Industrieunternehmen zwar bislang die Chancen und Risiken des Strukturwandels, der Globalisierung und v.a. auch der EU-Osterweiterung gut genutzt bzw. bewältigt hat. Die wirtschaftliche Ausgangslage ist aber nach wie vor sehr vom produzierenden Gewebe geprägt, für die Sicherung und Weiterentwicklung der guten Position sollten v.a. die Möglichkeiten durch die Lage in der „Neuen Mitte Europas“ genutzt werden. Die Stärken und Schwächen im Bereich der Bildungs-, Freizeit- und Kulturwelt haben sehr enge Verknüpfungen zu den beiden anderen Welten und ihren Chancen und Risiken. Sie bestimmen die Lebensqualität für die Bürger und sind wichtige weiche Standortfaktoren für die Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte in den Unternehmen bzw. für Unternehmensansiedlungen. Auch kann zusammenfassend festgehalten werden, dass die Stadt Rehau für die Größe der Stadt eine gute Ausstattung an Bildungs- und Freizeitangeboten bereithält. Jedoch werden die demografischen Veränderungen und der Wandel hin zu einer immer dynamischern Leistungs- und Konsumgesellschaft auch hier einige Herausforderungen für die Akteure in den Vereinen und Institutionen bereithalten. 3.3 Leitbilder und Strategien für die Zukunft (2015): Der Weg zur modernen Kleinstadt Wie sich sowohl bei der bisherigen Entwicklung der Stadt Rehau wie auch in den Diskussionen der Arbeitskreise engagierter Bürgerinnen und Bürger zeigte, hat sich Rehau aus der ländlichen Kleinstadt bereits in den letzten 20 Jahren über eine Industriestadt im ländlichen Raum mit einem erfolgreichen Großbetrieb und zahlreichen Mittelständlern nicht nur zu einer finanzkräftigen Kommune (an 7. Stelle der Steuereinnahmen pro Kopf der Bevölkerung in Bayern) entwickelt, sondern mit neuen Aufgaben Wege zu einer modernren Kleinstadt eingeschlagen. Als zentraler Punkt für ein übergeordnetes Leitbild der Stadt Rehau erscheint die Weiterentwicklung der „Industriestadt im Grünen“ unter dem Slogan „Rehau - eine Stadt macht sich fit für das 21. Jahrhundert“. Diesbezüglich lässt sich an den bisherigen Leitlinien der Stadt („Kunst und Kultur für jeden Geschmack“, „eine Stadt, die zu feiern versteht“, „die Industriestadt im Grünen“, „offen f“ur die Welt“ oder „Rehau – mit verlässlichen Partnern Daseinvorsorge betrieben“) anknüpfen. Durch das Leitbild soll die Stärkung des Kooperations- und des Nachhaltigkeitsgedanken in allen kommunalen und regionalen Bereichen verdeutlicht werden. Eine entscheidende Rolle spielen in diesem Zusammenhang mögliche Auswirkungen des demographischen Wandels sowie wirtschaftliche und gesellschaftliche Trends und die Erweiterung der Europäischen Union. Hieraus ergeben sich folgende Schlagworte, die das Leitbild prägen: Netzwerkdialog - Rehau im Zeichen der Vernetzung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung Bei der zukünftigen Entwicklung der Stadt Rehau kommt der Entwicklung der Wirtschaft eine entscheidende Bedeutung zu. Das derzeitige vermehrte Auftreten von cluster- und netzwerkorientierten Ansätzen auf verschiedenen administrativen Ebenen bestätigt, das eine zukunftsfähige Entwicklung der Wirtschaft und der dazugehörigen Region teilweise mit einer steigenden Vernetzung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft/Forschung und Verwaltung einhergeht. Aufgrund der sich daraus ergebenden möglichen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen kann auch die Stadtregion Rehau profitieren und einer zukunftsfähigen Entwicklung entgegenblicken. Generationendialog - Rehau im Miteinander der Generationen Der in naher Zukunft wirkende demographische Wandel wird den die Stadt Rehau umgebenden Regierungsbezirk Oberfranken im Gegensatz zu anderen Regionen im Freistaat Bayern vergleichsweise hart treffen. Trotz der im Vergleich zu benachbarten Landkreisen weniger dramatischen Ausgangssituation in Rehau gilt es, durch ein Miteinander der Generationen den richtigen Weg einzuschlagen, um einer veränderten demographischen Situation entgegnen zu können. So ist die Einbindung von aktiven älteren Bürgern in soziale, kulturelle aber auch wirtschaftliche Prozesse ebenso von Bedeutung wie die Berücksichtigung der Belange von jungen Menschen und Familien im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Stadt Rehau. Beide Personengruppen – Jung und Alt – gilt es verstärkt zusammenzuführen und Synergiepotentiale durch verstärkten, generationsübergreifenden Kompetenz- und Kommunikationsaustausch zu suchen und zu nutzen. Bildungsoffensive - Rehau, die Stadt des Lebenslangen Lernens Mit dem demographischen Wandel, einer zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung sowie durch immer kürzer werdende Zyklen neuer, technischer Errungenschaften mit Relevanz zu tagtäglichen Arbeits- und Lebensgewohnheiten geht eine Steigerung der Bedeutung des lebenslangen Lernens einher. Im Hinblick auf Qualifizierung, auch von älteren Bürgern bzw. Arbeitnehmern, kommt dem Bereich der Erwachsenenbildung, privat oder auf staatlicher Ebene, eine hohe Relevanz zu. Auch eine verstärkte Vernetzung zwischen Belangen der Wirtschaft und dem Angebot von Bildungseinrichtungen wird, im Hinblick auf die zukünftige Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitnehmern stärker zu forcieren sein. So wird die Entwicklung eines Hochlohnlandes, wie es Deutschland ist, zunehmend in der steigenden Qualifizierung gesehen, die über alle Altersgruppen hinweg Zukunftschancen verspricht. In diesem Zusammenhang stellen v.a. die Bereiche Innovation, Wissen und Dienstleistungen bundesweite Zukunftschancen und Förderschwerpunkte der Zukunft dar. Soziale Kompetenz und Zukunftssicherung – Rehau als Stadt des bürgerschaftlichen Engagements Bedingt durch den wachsenden Anteil älterer Menschen wird zum einen der Bedarf an Betreuungs- und Pflegemöglichkeiten und -angeboten zunehmen, gleichzeitig wird, mit einer abnehmenden Zahl der arbeitenden Bevölkerung, die Unterstützung der öffentlichen Hand in diesem Bereich weniger Leistungen bzw. Finanzierungen erbringen können. So kommt dem bürgerschaftlichen Engagement diesbezüglich eine steigende Bedeutung zu. Das Ziel Rehaus muss es sein, das Engagement der Bürger zu aktivieren und zu nutzen, um einerseits mögliche finanzielle Engpässe auffangen zu können aber auch die weitere aktive Einbindung älterer Menschen in Prozesse des täglichen Lebens zu gewährleisten. Vermittlungsfunktion - Rehau in der neuen europäischen mitte Die Lage Rehaus in der neuen Mitte Europas kann und muss in vielen Bereichen als Vermittlungsrolle der Stadt verstanden werden. So können die Vorzüge des Standortes Rehau im Bereich der Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft gegenüber seinen neuen europäischen Nachbarn gewinnbringend eingesetzt werden. Dies bedeutet zum einen die Vermittlung von Dienstleistungsangeboten und Wissen, um mögliche Win-Win Situationen zu schaffen aber auch die konkrete Nutzung der diesbezüglich (noch) existierenden Standortvorteile (beispielsweise im Bereich qualitativ hochwertiger Produkte). Weiterhin gilt es aufgrund der zentralen Lage mögliche Sitze von Standorten für Koordinierungsstellen für europäische Kooperationsnetzwerke usw. Anzustreben. Abb. 4: Städtebauliches Entwicklungskonzept für die Stadt Rehau –„Eine Stadt macht sich fit für das 21. Jahrhundert“. 4. Kurzes Fazit: Vielfalt der Strukturen und Perspektiven auch bei Kleinstädten Wie sich schon bei dem Versuch der Typenbildung bzw. der Funktionszuweisungen für Kleinstädte zeigte, ist die Palette der Erscheinungsformen, der Strukturen und Perspektiven überaus breit. Sie beinhaltet sicherlich das in bezug auf Bevölkerung und Wirtschaftskraft rückläufige, traditionellen Provinzstrukturen entsprechende Beispiel ebenso wie die besonders beim EU-Wettbewerb hervorgetretenen „vitalen Städte“ im Umland der Großstädte mit hoher Kommunikationsdynamik und Bedeutung als attraktive Lebenswelten. dazu zählt eben auch die erfolgreiche Industriestadt im ländlichen Raum an der Grenze mit ihren neuen Entfaltungsmöglichkeiten. Das immer noch in der Öffentlichkeit, insbesondere der Presse der Großstädte gepflegte Vorurteil der Kleinstadt mit ihrem provinziellen Mief ist – wie vielfach in der geographischen Forschung – so nicht zutreffend. Literatur Grötzbach, E. 1963: Geographische Untersuchung über die Kleinstadt der Gegenwart in Süddeutschland, Münchner Geographische Hefte, Band 24. Kallmünz. Niedermeyer, M. 2000: Kleinstadtentwicklungen. Würzburger Geographische Arbeiten, Heft 93. Würzburg. Hannemann, C. 2002: Die Herausbildung räumlicher Differenzierungen – Kleinstädte in der Stadtforschung. In: Löw, M.: Differenzierung des Städtischen, Opladen. Kuls, W., Kemper, F. 2000: Bevölkerungsgeographie. Stuttgart. PERSPEKTIVE RAZVOJA MESTA REHAU/OBERFRANKEN – PRISPEVEK K APLIKATIVNEM GEOGRAFSKEM PROUÈEVANJU MALIH MEST Povzetek V preteklih letih so se pogoji razvoja mest in obèin moèno spremenili. Internacionalizacija gospodarstva, vse veèje konkurenca, spremembe gospodarske strukture, novi življenjski stili ter zmanjševanje števila prebivalcev so v današnjem èasu pomembna izhodišèa pri naèrtovanju razvoja obèin. Tudi v prihodnje je prièakovati spremembe glede oskrbe, gospodarskih razmer, socialnih razmer in okoljskih vprašanj, ob èemer se bo spreminjalo razmerje med možnostmi in pastmi gospodarskega in socialnega razvoja. To še posebej velja za mesta na podeželju, kakršno je Rehau. Mesto leži v bližini nemško èeške meje, v obmoèju, ki ga oznaèuje neugoden demografski razvoj. Osrednje vprašanje bodoèega razvoja mesta Rehau je, kako ohraniti obstojeèo industrijsko usmerjenost. Niè manj aktualno ni vprašanje demografskega razvoja. Menimo, da je rešitev v gospodarskih povezavah s sosednjimi obèinami v regiji in oblikovanju mreže interesnih skupin. Možni poudarki prihodnjega razvoja so naslednji: • oblikovanje interesnih povezav s sosednjimi obmoèji in gospodarskimi subjekti v regiji • sodelovanje med generacijami bi lahko bila rešitev za probleme na socialnem podroèju • izobraževanje prebivalcev • aktivnejše vkljuèevanje prebivalcev pri odpravljanju socialnih konfliktov • izkorišèanje strateškega položaja v središèu „nove Evrope“. Ob tem se postavlja še vprašanje, kako pri geografskem prouèevanju malih mest upoštevati njihovo specifiko; dosedanji pristopi so namreè v veliki meri prilagojeni prouèevanju velikih mest in urbanih aglomeracij, kjer imamo opraviti z drugaèno socialno in gospodarsko strukturo od tiste v malih mestih.