Hist. Herzens Jesu r STERN DER NEGER Zweimonatsschrift Nov ember/Dezember 1951) INHALT Erzbischof Sigismondi: Botschaft zum Tag der Weltmission 121 Firmung in Driefontein ........... 122 P. Karl Fischer: Reißende Wölfe ................... 123 P. W. Kühner: Südafrikanische Notizen (Fortsetzung) 126 Hermann Klingler: Blume aus den Basutobergen ....... 127 P. General von Amerika zurück .... 132 P. Peter Taschler: Vom Unkraut überwuchert (Schluß) 133 P. Erich Huber: Plauderei eines Esels ............ 136 Br. August Cagol: Südafrikas Tierwelt im Markenbild .. 138 Reinhold Weiß: Bamberger Missionsausstellung .... 140 Titelbild Das blühende Missionsland U r u n d i im Herzen Afrikas sah ein einzigartiges Ereignis der Kirchengeschichte: In der Kathedrale zu Kabgaye erteilte ein schwarzer Bischof, Exzellenz Bigirum-wami, in Gegenwart der katholischen Kö-niesfamilie einem weißen Priester, dem Schweizer Missionar Msgr. Perraudin. die B’schofsweihe. Bei der weltlichen Feier führten die großgewachsenen Batutsi, die zu den schönsten Menschen der schwarzen Rasse gehören, dem Neugeweiht.en ihre Tänze vor. Das Bild zeigt einen dieser Tänzer in seiner malerischen Tracht. (Aufn. R. Darolle/Feuerreiter) Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Jährlicher Bezugspreis DM 2.50 — S 12 Einzahlung Deutschland: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 86211 „Stern der Neger“ Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionäre Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal Druck Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Postverlagsort: Eliwangen (Jagst) V_______________________________________J Geht hinaus an die Hecken und Zäune! Es ist doch seltsam: Missionare gehen zu den Feuerfressern und Eskimos, zu den Indern und Indianern. Und sie scheuen keine Zehntausende von Kilometern. Da draußen vor der kleinen Stadt ist ein Zirkus mit Indianern und Indern, und da geht kein Missionar hinein! An diesem Zirkusvolk in den Wohnwagen gehen wir Christen vorbei. Die Priester segnen die braven Ackergäule der Bauern und haben einen Segen sogar für die Schweine im Stall — und das ist gut so. Warum aber segnen sie nicht auch die Löwen in der Manege, die den Dompteur bedrohen, die Pferde, die die schnellen Zirkusreiter tragen? Der Priester segnet den Traktor — warum nicht auch das Trapez und das Seil, an dem die Artisten ihr Leben wagen für die Unterhaltung ihrer Mitmenschen? So ging ich eines Tages in die Zirkusstadt. Dort hielt ich dann in der Manege, begleitet vom Brüllen der Löwen, meinen ersten Vortrag vor den Zirkusleuten. Ich lernte sie kennen. Und ich muß diesem Zirkusvölkchen Abbitte leisten: Ich wußte nicht, daß sie ein so tadellos sauberes Programm boten. Ich wußte nicht, daß die junge Tänzerin ihres Berufes wegen in strengster Askese lebt und am Abend auf den Knien ihr Gebet verrichtet. Ich wußte nicht, daß der so hell lachende Clown in rührender Vatersorge „daheim“ im Wohnwagen seinen Kindern Religionsunterricht gibt, weil kein Seelsorger sich um sie kümmert... Ich wußte nicht, daß die zwei Chinesenkinder sich nach der Taufe sehnten und keiner sie ihnen spendete ... Ich wußte nicht, daß der Hochseilartist vor jeder Vorstellung ein Kreuzzeichen macht und mit seinen Kunststücken wirklich echte Freude bereiten möchte ... Und nun gibt es einen Zirkuspater, und das Volk hinter den bunten Vorhängen ist stolz auf „seinen Seelsorger". Aus: P. Leppich SJ, Christus auf der Reeperbahn Botschaft zum Tag der Weltmission 1956 Bei der Wiederkehr des allen Christen so teuren Tages der Weltmission, der alle katholischen Kräfte zur Sammlung, zum Bekenntnis des Glaubens und zur Liebe zu den Herolden der Frohbotschaft ruft, ist es erhebend, daran zu denken, daß diese apostolische Arbeit der Kirche ständig weitergeht. Immer mehr Völkern wird die Botschaft der Wahrheit verkündet, die aus der Liebe des göttlichen Herzens kommt. Die wachsame Sorge des obersten Hirten, unterstützt von der Kongregation der Glaubensverbreitung, von der unermüdlichen Arbeit der Päpstlichen Missionswerke, wie dem allgemeinen Werk der Glaubensverbreitung, dem Werk des hl. Petrus für den eingeborenen Klerus, dem Werk der hl. Kindheit und dem Priestermissionsbund, hat nun alle Weltgegenden erreicht. Sie errichtet neue Bistümer, erhebt zur Würde und Bürde des Bischofsamtes immer mehr Söhne der Missionsländer, baut neue Seminarien und vergrößert andere, weckt immer mehr geistliche Berufe, vervielfältigt die Arbeiter im Weinberg und vermehrt die Zahl der Neuchristen. Die Berichte, die bei der Kongregation der Glaubensverbreitung eingehen, sind wertvolle Zeugnisse der nimmermüden apostolischen Regsamkeit der Kirche. Es gibt auch verfolgte Missionskirchen. Aber in all den schweren Prüfungen, die in einigen Gegenden den Christen auferlegt werden, gibt es die immer stärkende Bestätigung der göttlichen -Verheißung: „Sie werden sie nicht überwältigen." An diesen Worten richtet sich der heldenhafte Widerstand der chinesischen Bischöfe, des Klerus und der Gläubigen auf, die sich jeder Gewalt widersetzen, aber auch jedem Täuschungsversuch und allen Manövern, um sie von der Einheit der Kirche und dem Gehorsam gegen den Stellvertreter Christi zu trennen. Ähnliche Heldentaten vollbringen auch andere Teile der Weltkirche, die nun ohne Freiheit und Frieden leben müssen. Wir nennen nur Nord-Korea und Nord-Vietnam, die von der Tyrannei der Feinde Gottes unterdrückt werden. Diese Standhaftigkeit im Glauben, in der Treue zur Kirche und in einem wahrhaft heldenmütigen christlichen Leben ist ohne Zweifel der göttlichen sühnenden Gnade zu verdanken, die durch das Gebet aller Christen auf sie herabgefleht wird. Wie erhebend ist dieser Kreuzzug des Gebetes, wie tröstlich die von Jahr zu Jahr wachsende Großmut der Gläubigen, mit der sie die Missionswerke der Kirche unterhalten. Es gibt im Osten und Westen kein Land, das nicht die Dringlichkeit spürte, am Werk der Glaubensverbreitung mitzuwirken, und das nicht bereit wäre, die Päpstlichen Werke mit immer größerer Sorgfalt auszubauen. Alle sind sich mit dem Heiligen Vater darin einig, daß die notwendigen Mittel, um die Kirche auszubreiten, vorhanden sein müssen, um die Missionswerke, aber auch die Universitäten, die Schulen aller Gattungen und Grade, die sozialen Werke sowie die modernen Mittel des Rundfunks, des Films und des Fernsehens in den Dienst dieser Aufgabe stellen zu können. Ermutigt durch diesen weltweiten Eifer, der Zeugnis gibt für die von allen Katholiken übernommene missionarische Verpflichtung, erinnern wir zum Tag der Weltmission an den Appell des Herrn: „Ich habe noch andere Schafe, die noch nicht bei mir sind. Auch sie müssen zu mir kommen, damit alle eine Herde unter einem Hirten werden." Dieser Appell erwecke in jedem Christenherzen neuen Eifer und vermehrtes Gebet, damit das Reich Christi zu uns komme. Anschließen möge sich eine noch tiefere Liebe zu den Werken der Mission. Bei dieser Erprobung der Liebe zur Kirche darf es keine gleichgültigen, kalten Herzen geben. Diese Liebe muß der ganzen Welt Zeugnis dafür geben, wie lebendig und opferfroh die sind, die sich, berechtigt durch ihren Glauben, ihre Liebe und ihre Gerechtigkeit, Christen nennen. f Pietro Sigismondi, Erzbischof, Sekretär der Kongregation der Glaubensverbreitung und Präsident der Päpstlichen Missionswerke Firmung in Am 2. September konnte Bischof Anton Reiterer von Lydenburg auf der Missionsstation Driefontein 143 schwarzen Katholiken das Sakrament der Firmung spenden. Da das Kirchlein für diesen Zweck zu klein war, verlegte P. Walter Driefontein Klemm, Pfarrer der Gemeinde, die Feier auf den Platz vor der Kirche. Der Altar war vor dem Portal aufgebaut. Die Schwestern der Station, Servitinnen, taten ihr Bestes, um ihn würdig zu schmücken. Vom Turm flatterten die päpstlichen Farben. — In Barberton konnte der Bischof 73 Eingeborenen die Firmung erteilen. Die Missionsstation Drie-fontein wurde vor 30 Jahren gegründet und hat sich gut entwickelt. Leider steht zu befürchten, daß sie bald geschlossen werden muß. Die Stadt Witbank braucht zur Erweiterung ihres Eingeborenenviertels, das im Westen der Stadt liegt, Baugelände und will uns zur Aufgabe unseres Grundstücks zwingen. Die angebotene Entschädigung reicht bei weitem nicht aus, die notwendigen Gebäude an anderer Stelle wieder zu errichten. Links oben: Missionskirchlein in Driefontein, vor dem die Firmlinge Platz genommen haben. Links unten: Blick über die Firmlinge, die andächtig der heiligen Handlung folgen. Hinter dem Kiefernwäldchen dehnt sich die Eingeborenensiedlung aus, in der 20 000 Schwarze leben. Rechts: Bischof Anton Reiferer spricht zu den Firmlingen in Zulu, ihrer Muttersprache. (3 Aufn. W. Kühner) Reißende Wölfe Von P. Karl Fischer, Umsinsini Im Juli dieses Jahres war ich von Natal aus nordwärts gefahren, um bei meinen Mitbrüdern in der Diözese Ly-denburg meine Ferien zu verbringen. In Gien Cowie machte ich die Jahresexerzitien. Von da lockte mich P. Engelhardt nach Belfast. In Maria Trost gefiel es mir diesmal nicht recht. Denn der Obere der Station lag im Spital von Gien Cowie krank darnieder, und P. Richard Lech-ner, nun Generaloberer, war auch nicht mehr da. Sehr herzlich aufgenommen wurde ich vom guten Bischof Reiferer in Witbank. An einem Sonntagnachmittag war ich auch einmal Gast in der Hütte einer christlichen Zulufamilie. Viele Leute, groß und klein, waren da versammelt. Als ich schon Platz genommen hatte, merkte ich erst, daß da etwas Besonderes vorbereitet wurde. Es ist nämlich in der Gegend von Lydenburg und vielleicht auch andernorts in Transvaal Brauch der Christen, einmal an einem Sonntag im Monat abwechselnd bei einer Familie ein gemütliches Zusammensein zu feiern. Die gastgebende Familie sorgt für Bewirtung und Unterhaltung. Vielleicht ist die- Der Vater dieses dreijährigen Buben arbeitet in Durban und hat seinem Sprößling städtische Kleider geschickt, die dieser, wie man sieht, mit Würde zu tragen weiß. Durban ist die größte Hafenstadt Südafrikas mit bedeutender und vielseitiger Industrie. Zwei Drittel der 475 000 Einwohner sind Schwarze. (Aufn. K. Fischer) ser Brauch die Nachahmung einer ähnlichen Sitte bei den Buren. Hier unten in Natal nun gibt es in den abseits der großen Städte liegenden Siedlungen der Schwarzen ähnliche Feiern. Eine Feier besonderer Art ist es jedesmal, wenn die Großtochter einer Familie heiratsfähig gesprochen wird. Da kommen viele Verwandte, Bekannte und Freunde und ergötzen sich bei Gesang und Tanz, Essen und Trinken — alles zu Ehren der dem Kindesalter entwachsenen Tochter. Es handelt sich hier um eine alte Sitte, die von den Heiden noch auf heidnische Art gefeiert wird. Eine alteingewurzelte Gewohnheit ist schwer abzuschaffen. Damit unsere Christen ihre Töchter dieser Sitte gemäß, aber in christlicher Weise, ehren können, wurde der Feier ein anderer Sinn unterlegt: Es wird einfach der Geburtstag der erwachsenen Tochter gefeiert. Bei diesem Familienfest, wo gegessen und getrunken und getanzt wird, werden auch die alten Ahnenlieder gesungen. Wie andächtig blicken alle auf, wenn ein Bursch oder ein schon älterer Mann aus dem Verwandtenkreis den Preisgesang (Isibongo) singt und tanzt. In ihm wird die Tochter an ihre großen Ahnen erinnert und aufgefordert, sie sich zum Vorbild zu nehmen. Es machte auf mich immer einen tiefen Eindruck, wenn ein ganz alter Mann in seiner heidnischen Tracht, mit einem Schild in der linken und einer alten Lanze in der rechten Hand, tanzend die Lobpreisungen der Familie ausrief. Ich fühlte mich bei solchen Anlässen immer ganz daheim bei den guten Leuten. Bis vor kurzem konnte ich nicht verstehen, wie manche dieser Töchter, die man heute so feierte und die auch ganz brav waren und ihren Eltern Ehre machten, morgen schon das Gegenteil davon sind, verkommene Dirnen in der Stadt und eine Schande für ihre Eltern. Den Grund sollte ich gerade bei einem solchen Familienfest erfahren. Während das Spiel zu Ehren der herangewachsenen Tochter in schönstem Gange war, gab ein alter Mann das Zeichen zum Schweigen und begann zu erzählen. Alle lauschten. „In einem hochgeachteten Zulukral war vor wenigen Jahren die Großtochter nach herkömmlichem heidnischem Brauch gefeiert worden. Sie war die Freude und der Stolz ihres Vaters. Ihre Mutter bekam helle Augen, wenn sie ihre schöne Tochter betrachtete und ihre süße Stimme vernahm, wenn sie zur Arbeit sang. Eines Tages kam ein vornehmer Mann auf einem Rad zur Hütte gefahren. Er trat ein und grüßte nach vornehmster Stadtmode. Er steckte in einem tadellos gearbeiteten schwarzen Anzug und trug (einen eleganten Hut etwas schief auf dem Kopf. Nach hergebrachter Vätersitte nahm man den Fremdling freundlich auf und bot ihm einen Platz zum Sitzen an. Er stellte sich als Mr. John vor und sagte, er komme aus Durban. Die guten Leute staunten über diesen vornehmen Herrn, der es nicht unter seiner Würde fand, in ihrer Hütte einzukehren. Sie hielten ihn auch für einen reichen Mann, da ja nur ein reicher Mann sich einen so schönen Anzug und ein nagelneues Fahrrad leisten kann. Sie nahmen gierig in sich auf, was er in schmeichelnden Worten von ihren Landsleuten in Durban zu berichten wußte, wie sie es so leicht hätten mit ihrer Arbeit, wie sie so viel Geld verdienten und bei all dem lustig und gesund seien. Die Großtochter — man nannte sie „Senzela" — hörte mit gespannten Ohren zu, und ihre Einbildungskraft füllte sich mit Bildern der angenehmen Lebensweise in den Städten, die ihr noch ganz unbekannt waren. Am Abend wandte sich der feine Herr direkt an die Großtochter und sagte: „Warum vertrödelst du deine Zeit hier zu Hause, ohne Entlohnung? Komm doch mit mir in die große Stadt." Er versprach ihr Reichtum, schöne Kleider und ein angenehmes Leben. In der selben Nacht verließ die Großtochter heimlich den väterlichen Kral, ohne Erlaubnis und Wissen ihrer Eltern. Das war vor zwei Jahren. Jetzt ist die einst so gefeierte Großtochter eine „Intombi Yomgwaqo" (eine auf die Straße Hinausgeworfene). Sie haust mit andern in einem Gebäude der Schande und des Elends." Am 5. März dieses Jahres ernannte Kardinal Fumasoni Biondi, der Präfekt der Propaganda-Kongregation (der päpstlichen Behörde für das Missionswesen) den Bischof Faustino T i s s o t zum Generalsekretär des Priestermissionsbundes. Bischof Tissot entstammt der Erzdiözese Trient, kam 1926 zum erstenmal nach China, wurde 1933 in der Heimat Novizenmeister, dann Generalvikar und Generaloberer der Genossenschaft des hl. Franz Xaver; 1946 wurde er zum Bischof von Chengchow, China, ernannt, 1952 eingekerkert, jedoch nach l6monatiger Haft aus Gesundheitsrücksichten entlassen und des Bandes verwiesen. Feierlich, die Hand gegen die junge Verwandte erhoben, schloß der Alte: „Das ist der Weg, auf dem viele Großtöchter in die Städte gelockt und in Sünde und Elend gebracht werden. Daheim im Kral schwindet das Lebensglück der Eltern dahin. Niemals werden sie ihre Tochter Wiedersehen. Daß es dir nicht auch so ergehe, das ist mein Segenswunsch für dich, meine Verwandte, und eine ernste Mahnung von mir, der ich das mit meinen Augen gesehen habe." Leider sind oft auch christliche Eltern schuld daran, daß ihre Töchter in dieses Elend geraten. Sie brauchen Geld; die Buben sind noch nicht groß genug, um arbeiten zu können. So schicken sie ihre Töchter in die ferne Stadt zum Geldverdienen und erhalten sie, wenn überhaupt, oftmals arm und krank und elend zurück. Findet eine solche doch noch einen Mann, der sie heiratet, dann ist der Brautpreis, den die Eltern bekommen, sehr gering. Südafrikanische Notizen Von P. Wilhelm Kühner, Witbank (Fortsetzung) Aus dem Rachen des Krokodils 18. März 1956 — Im benachbarten Swaziland ging eine Mutter mit ihrem sieben Jahre alten Töchterchen zum Fluß. Das Kind spielte abseits am Ufer. Plötzlich hörte die Mutter ihr Töchterchen Todesschreie ausstoßen. Von Entsetzen gepackt, eilt sie hin und muß sehen, wie ein Krokodil das Kind erfaßt hat. Todesmutig springt sie dem Tier auf den Rük-ken, ringt mit ihm und reißt das Kind aus seinem mit spitzen Zähnen besetzten Rachen. Dem Raubtier bleibt nur das linke Bein des Kindes. Herbeieilende Neger verjagen das Krokodil und bringen Mutter und Kind zu einem weißen Farmer, der sie mit dem Auto ins Krankenhaus fährt. Das Leben des Kindes konnte gerettet werden. Mitleidige Menschen sammelten Geld für eine Prothese. Der Vater des Kindes ruhte nicht, bis der Flußräuber seinen Lohn empfangen hatte. Zuerst war der weiße Farmer nach seiner Rückkehr vom Krankenhaus zum Fluß gegangen, sein Gewehr und viele Schwarze bei sich. Doch ließ sich das Krokodil nicht blicken und kam auch nicht auf den Lärm der Neger aus seinem Schlupfwinkel. Während die anderen fortgingen, blieb der Vater des Kindes zurück und veranlaßte seinen Hund, immer wieder zu bellen. Das lockte das Krokodil heran, es witterte leichte Beute. Der Mann rief eilends den Farmer zurück, der das Tier mit einer wohlgezielten Kugel erlegte. — Das Kind heißt Ubusisiwe, d. h. Die Gesegnete. Lob aus Feindesmund 17. April — Der Tomlinson-Report (Bericht einer Regierungskommission unter Prof. Tomlinson, die jahrelang die Verbesserungsmöglichkeiten in den Ein-geborenen-Gebieten studiert hat) bringt interessante Feststellungen über die Arbeit der katholischen Missionare. Das Werk der katholischen Kirche in ihren Mittelschulen, Haushaltungs- und Handwerkerschulen sei eine „wahrhaft große Leistung", wobei die Erziehung in den Volksschulen nicht im geringsten vernachlässigt worden sei. Die Kommission weist darauf hin, daß alle 631 katholischen Missionare wenigstens eine Eingeborenensprache beherrschen, während das nur bei 68 Prozent der 745 protestantischen Missionare zutrifft. An anderer Stelle stellt der Bericht fest, daß die 120 000 weißen Katholiken der Union 19mal mehr Missionare für die Arbeit unter den Schwarzen gestellt haben als die 2 Millionen Anhänger der hauptsächlichsten protestantischen Kirchen. Was die freiwilligen Spenden betrifft, hätten die weißen Protestanten z. B. 1951 hur wenig mehr als die an Zahl so sehr unterlegenen weißen Katholiken gegeben. Um so mehr befremdet es, daß die gleiche Kommission trotz aller Anerkennung, die sie den hervorragenden Leistungen der christlichen, besonders der katholischen Missionare, spendet, den Vorschlag macht, der Staat solle die Kontrolle über Erziehung und Krankenpflege übernehmen; keine Kirche solle berechtigt sein, private erzieherische oder krankenpflegerische Einrichtungen zu leiten. Und das, obwohl der Administrator von Transvaal, Dr. Nikol, erst kürzlich feststellte, die Missionskrankenhäuser bedeuteten für den Staat eine gewaltige finanzielle Ersparnis. Nur Haß und Furcht allem Katholischen gegenüber läßt eine solche Haltung erklären. Der Bericht schlägt ferner vor, die Missionare müßten, um unter den Schwarzen wirken zu dürfen, erst die Genehmigung des Staates einholen. Auch solle der Staat die Anerkenung weiterer Kirchen eingefrieren lassen, damit nicht immer neue Kirchen und Sekten aus dem Boden schießen könnten (von denen es auf südafrikanischem Boden schon etwa 1300 gibt!. Unverständnis auch bei Katholiken 22. April — Heute hatte ich eine freundliche Auseinandersetzung mit einem unserer Katholiken. Nennen wir ihn Mr. Smith. Als ich erwähnte, daß zur Konsekration unseres neuen Bischofs Msgr. Reiterer auch ein schwarzer Bischof kommen und auch mit den anderen Bischöfen an der gleichen Tafel speisen würde, meinte dieser Mr. Smith, das lehne er mit Entschiedenheit ab. Er sei ganz und gar mit der Rassentrennungspolitik der Regierung einverstanden. Ich legte ihm dar, daß die katholische Kirche, wie schon ihr Name andeute, für alle Völker und Rassen da sei. Wer andere wegen ihrer Hautfarbe zurückweise, sei kein Katholik. Darauf meinte Mr. Smith, dann müsse er sich eine andere Kirche suchen. Die Anwesenheit eines schwarzen Bischofs beim Festessen unter freiem Himmel, an dem ungefähr 400 Personen, Katholiken und Andersgläubige, teilnehmen werden, wird beträchtliches Aufsehen erregen. Aber das ist gut so: Die Südafrikaner sollen sehen, daß die katholische Kirche nicht Dienerin einer ungerechten Regierung ist. Hätten die ersten Missionare in Deutschland oder anderen Ländern Rassentrennung betrieben, was wäre dann aus diesen Völkern geworden? (Fortsetzung folgt) Clemens Slbande aus Driefontein will Priester werden. Zur Zeit arbeitet er in einer Wit-banker Fabrik, um seine Mutter und seine sieben Geschwister zu unterstützen, denn der Vater hat die Familie sitzen lassen. Ein jüngerer Bruder will Lehrer werden; wenn dieser nächstes Jahr in Mariannhill die Reifeprüfung besteht, wird er für die Familie sorgen, und Clemens kann ins Seminar eintreten. (Aufn. W. Kühner) Blume aus den Basutobergen Von Hermann Kl in gl er (Nach einer wahren Begebenheit) Glutrot leuchtete die Abendsonne über den Bergen des Basutolandes. Die afrikanische Nacht kroch in die Ebenen hinab. Ein letzter feuriger Schimmer traf die kleine Missionsstation an der Sottoschlucht. Der Abend hätte so friedlich sein können, wäre Papio nicht gewesen. Da stand er aber, der 40 Jahre alte Neger, und schrie, schrief unaufhaltsam. So groß war sein Zorn, daß ihm die Adern an den Schläfen anschwollen und die Augen schrecklich weiß aus den dunklen Höhlen hervortraten. Gelassen und traurig blickte die Ordensfrau ihm gegenüber in das wutverzerrte Gesicht. Nur hin und wieder erhob sie beschwichtigend die Hand, als wolle sie den Wortschwall des Negers unterbrechen. Aber Papio schrie unentwegt weiter. Es hatte wenig Sinn, gegen diese Sturmflut von Schimpfworten und Flüchen anzugehen. Auch Papios Wortschatz mußte einmal versie- gen und darauf wartete die Oberin der kleinen Missionsstation. Sie kannte die unbezähmbare Natur der Basutoneger; und was für die Basu-tos im allgemeinen galt, traf für Papio im besonderen zu. Er war ein Musterbeispiel dieser schwarzen Bergkinder: kriegerisch, trotzig, zuweilen auch unehrlich. Gerade darum war es so bitter, daß sie keine Macht hatte, das Ansinnen des riesigen Negers zurückzuweisen. Sie kannte die Gesetze des Landes und der Kolonialregierung und wußte, daß sie nicht gegen diese Gesetze verstoßen konnte; es hätte die weitere Missionsarbeit gefährdet. So mußte sie geschehen lassen, was in den Augen eines Europäers unvorstellbar ist und sie mit tiefem Mitleid erfüllte. Mitleid für das Mädchen, das gerade hinter ihrem Rücken erschien und weinend die Hand der Oberin ergriff. „Bitte, Mutter, behalten Sie mich hier! Ich will nicht mehr zurück! Er wird mich schlagen! Für ein paar Ochsen will er mich verheiraten! Behalten Sie mich hier!" Als Papio das Mädchen sah, wuchs seine Wut ins Maßlose. Mit einem jähen Sprung suchte er seine zwanzigjährige Tochter zu ergreifen. „Ich werde dir den Hals abschneiden, du elendes ..." Doch weiter kam Papio nicht. Die Oberin hatté ihn mit einem schnellen, harten Griff am Arm gepackt, so daß er, verblüfft über so viel Kraft, innehielt und die Ordensfrau ratlos anstarrte. Die Basutos haben große Achtung vor harten Griffen. Wenn sie überhaupt zur Vernunft gebracht werden können, dann ist das nur selten ohne Gewalt möglich. „Nun ist aber Schluß!" herrschte ihn die Oberin an. „Du schreist ja wie närrisch hier herum! Da ist deine Tochter! Hörst du? Und wenn du ihr nur ein Härchen krümmst, werde ich es der englischen Polizei sagen. Ich denke, du hast sie noch vom letzten Mal in guter Erinnerung, als du deine Tochter beinahe totgeprügelt hast. Aber warte nur! Dich wird die Hand Gottes noch zur Vernunft bringen. Sieh zu, daß es nicht schon zu spät ist! Hier hast du deine Tochter. Nach den Gesetzen des Landes gehört sie dir. Nach den Gesetzen des Landes, nicht nach denen deines Jähzornes oder den rohen Unsitten deines Stammes hast du sie zu behandeln. Ich werde mit einer Polizeipatrouille in dein Dorf kommen und nach dem Rechten sehen. Verlaß dich drauf, daß ich nichts dagegen habe, wenn erbärmliche Burschen in den Kerker kommen!“ Papio blieb ruhig. Er dachte an die Ochsen, die er durch die Verheiratung seiner Tochter gewinnen konnte. Als der Griff der Oberin sich lockerte, riß er sich los und trat schnell auf seine Tochter zu. Er packte das sich heftig wehrende Mädchen und zog es einige Meter mit sich fort. „Behalten Sie mich doch hier, Mutter! Helfen Sie mir!" Die Oberin hätte sich die Ohren zuhalten mögen, aber es blieb ihr nichts übrig, als alles geschehen zu lassen. Traurig, verzweifelt blickte sie den beiden nach und konnte es nicht verhindern, daß Zorn und Empörung gegen Papio und all diese gierige Brutalität eines primitiven, nur auf seinen Vorteil bedachten Menschen jäh in ihr aufflamm-ten. Zweimal war dieses junge Negermädchen Annetta aus den Basutobergen entflohen. Zweimal war sie, halb verhungert und verdurstet, in der Mission aufgetaucht und an der Türschwelle entkräftet zusammengebrochen. Immer wieder hatte sie nur diese eine Erklärung für ihre Flucht gehabt: „Ich will nicht gegen Ochsen ausgetauscht werden. Ich will eine schwarze Ordensfrau werden, will Kranke pflegen oder Lehrerin sein." Die Oberin sah, wie Papio sein widerstrebendes Kind mit eisernem Griff weiter und weiter fortzerrte. Es würde ein langer Marsch werden. Ganz in der Ferne lagen die Basutoberge im roten Abenddämmern. Ein Vater wagte den Weg durch die gefährliche afrikanische Nacht und setzte auch das Leben seines Kindes aufs Spiel, weil man ihm ein paar Ochsen dafür versprochen hatte. Als die beiden Gestalten in der Ferne kaum noch sichtbar waren, wandte sich die Oberin ab und ging zu der kleinen, stillen Kapelle am Rande der Schlucht. Sie betete für Annetta. Und Annetta brauchte das Gebet. Drei lange Tage währte der Marsch. Am Ende aber stand nichts Gutes für sie. Je näher sie dem Bergdorfe kamen, umso zahlreicher wurden die Prügeleien des gierigen Vaters. Schon gleich bei den ersten Hütten des Eingeborenendorfes wurden sie von einer Menge Neugieriger umringt. Man jubelte dem Vater, der stolz auf seine Tat war, begeistert zu und überschüttete Annetta mit schimpflichen Drohungen, ja einige warfen sogar mit Steinen nach ihr. Ein junger Bursche stellte Annetta ein Bein; sie stürzte und schlug mit dem Gesicht auf den Boden. Aber kein Laut der Klage kam über ihre Lippen, als sie sich wieder erhob und tapfer den Weg durch die höhnende Menge weiterging. Mit einem derben Fußtritt stieß sie der Vater in die Hütte. Dort wartete der Mann, der sie zur Frau begehrte. Annetta schrie leise auf, als sie in das grinsende Gesicht starrte. Lange konnte sie jedoch nicht hinsehen, denn Blut rann über ihre Augen. Ein dumpfes Dröhnen war plötzlich in ihrem Kopf, als sie langsam auf die schmutzige Erde der Hütte niedersank. Dann war ihr, als höre sie das ferne Läuten der kleinen Glocke der Emmausmission, wo sie gegen den Willen des Vaters und des Stammes Christin geworden war und Lesen und Schreiben gelernt hatte. Es war tiefe Nacht, als Annetta wieder zu sich kam. Zuerst wußte sie nicht, wo sie war. Dann kam ihr die harte Wirklichkeit schnell und schmerzlich zum Bewußtsein. Sie lag eine Zeilang auf dem Rücken und versuchte zu denken. Da merkte sie, daß ihr Gesicht von getrocknetem Blut ganz verklebt war. Schmerzhaft spürte sie die ungezählten Wunden, die man ihr mit Steinen, Fußtritten und Faustschlägen beigebracht hatte. Annetta hörte um sich das tiefe Atmen der Schlafenden. Es mochte gegen Mittag gewesen sein, als man sie niederschlug. Lange Stunden hatte sie bewußtlos gelegen. Niemand hatte sich um sie gekümmert. Sie dachte an das Leben, das nun vor ihr stand: ein dumpfes Dasein im Negerdorf. Sie dachte an ihre große Sehnsucht, Schwester zu werden, zu dienen, zu arbeiten, zu beten. Das war eine Aufgabe, die sie seit langem beseelte. Ich will Schwester werden, dachte sie, und ihr fester Wille rief neue Kräfte in ihr wach. Ihr Mund wurde plötzlich hart. Die Augen durchdrangen die Dunkelheit, und die Schmerzen schienen sie nicht mehr zu foltern, sondern zu wecken. Unhörbar erhob sie sich auf die Knie und blickte angestrengt in das Dunkel. Ihr Vater schlief an die Türe gekauert. Annetta schlich an die Rückwand der Hütte. Behutsam begann sie an einer rissigen Stelle die starken Zweige, aus denen die Hütte errichtet war, auseinanderzuschieben. Das Holz war dürr. Äußerste Vorsicht mußte angewandt werden, um ein Knacken zu vermeiden. Als die Öffnung groß genug war, wand sich Annetta wie eine Raubkatze hindurch. Auch draußen gönnte sie sich keine Sekunde Ruhe. Sie kannte ihren In Yokosuku, Japan, haben die „Dienerinnen des Göttlichen Herzens“ in der alten Militärakademie das „Seisen“-Kolleg eingerichtet. Seisen bedeutet Quelle reinen Wassers. Das Kolleg zählt gegenwärtig 1459 Studentinnen. — Blick in den Bibliothekssaal. Stamm und wußte: jetzt mußte sie Zeit gewinnen. Bis zum Tagesanbrudi mußte sie einen Vorsprung haben, der sie aus der unmittelbaren Reichweite ihrer Verfolger brachte; so lange war sie den Schrecken der Wildnis ausgeliefert, die ihren Weg durch die Nacht von allen Seiten umlauern würden. Als die ersten Sonnenstrahlen über das Gebirge der Basutos krochen, war das kaum zwanzigjährige Negermädchen schon am Fuße der Berge. Sie lief mit halbgeöffnetem Mund. Ihr Atem ging keuchend, die Stirnwunde blutete und Durst begann sie zu quälen. „Ich will Schwester werden!" stieß sie laut hervor, um sich selbst anzuspornen. Ihre müden Füße brannten auf dem sandigen Boden. Sie trieb sich unentwegt vorwärts. Mit dem Instinkt des Naturkindes hielt sie die Richtung ein, die in zwei Tagen zur Station der Holy-Cross-Schwestern führen mußte. Als man im Dorf der Bergbasutos die dritte Flucht Annettes bemerkte, schlief das Mädchen bereits in einem kleinen Dickicht. Sie schlief erschöpft, geborgen vor den brennenden Sonnenstrahlen. Am späten Nachmittag des zweiten Tages erreichte sie ein kleines Rinnsal voll schmutzig-trüben, abgestandenen Wassers. Fast besinnungslos tauchte sie das erhitzte Gesicht in das fade Naß und trank. Sie trank, obwohl sie wußte, wie gefährlich das war. Der Durst in ihrer ausgetrockneten Kehle war übermächtig und trieb sie zum Äußersten. Die dunkle Haut war fahl geworden, die Füße waren mit Blasen bedeckt und bluteten. Jeder Schritt schmerzte. Aber Annetta gab nicht auf. Sie sah das Kreuz wieder vor sich, das die Oberin auf ihrem Gewand trug. Es glitzerte im Strahlenkegel der Sonne, als wolle es Licht in das Dunkel der Welt verbreiten. Ob sie auch einmal ein solches Kreuz tragen durfte? Oder ob sie doch noch gegen Ochsen ausgehandelt würde? Mußte ihr Stamm diese dritte Flucht nicht mit dem Tode bestrafen? Die Gesetze in den Ba-sutobergen waren unerbittlich. In den späten Abendstunden des folgenden Tages erreichte sie die Missionsstation. Die Oberin erschrak, als in der Türe ihres Hauses das junge Basuto-mädchen erschöpft zusammenbrach. „Ich wollte doch Schwester—" „Ich weiß, mein Kind", sagte die Ordensfrau und fing Annetta in ihren Armen auf, ehe sie auf den harten Boden schlug. Sekunden stand sie ratlos vor den zahllosen Wunden, die sich schon entzündet hatten. Wo sollte sie zuerst beginnen: Die alte Frau, die das Missionsleben schon durch die halbe Welt geführt hatte, begann bitterlich zu weinen. Sie war dankbar, als eine Mitschwester leise den Raum betrat, um zu helfen. Die beiden Frauen nahmen sich mit großer Behutsamkeit des Mädchens an, das in eine tiefe Ohnmacht gefallen war. Bis spät in die Nacht hinein wuschen, salbten und verbanden sie den geschundenen Leib und betteten ihn sorgsam auf ein sauberes Lager. Spät am Morgen erwachte Annetta. Als sie das weiße Linnen des Bettes erkannte, lächelte sie leise vor sich hin. Tränen traten ihr in die Augen und rollten über die schwarze Haut der eingefallenen Wangen. Befriedigt nickten sich die Schwestern zu, als Annetta noch einmal für einen längeren Schlaf die Augen schloß. Sie fühlte sich geborgen. Aber nie hat sich Annetta später von den schweren Mißhandlungen ganz erholen können. 1944 durfte sie die heilige Profeß als Ordensschwester ablegen. In Samaria führte sie die Küche und bearbeitete den Garten. Später wurde sie nach Tsepo versetzt und erlebte die große Freude, daß ihre Schwester ebenfalls, diesmal aber mit Erlaubnis des geläuterten Vaters, zum Orden der Heilig-Kreuz-Schwestern stieß. Vergeblich versuchte die Ordensoberin, ihre schwarze Mitschwester Annetta im Spital Quthing zu heilen. Sie blieb kränklich. Am 4. Februar 1949 wurde die rote südafrikanische Erde auf einen weißen Sarg geschüttet. Der italienische Pater machte das Kreuzzeichen über dem Grabe einer mutigen Bergbewohnerin des Ba-sutolandes, die durch Willkür und tausend Gefahren hindurch den Weg zu Gott gefunden hatte. Erschüttert standen die Mitschwestern vor dem kleinen Hügel, als hinter fernen Gewitterwolken die Sonne wieder zum Vorschein kam und einen feuerroten Strahlenkranz über die Basutoberge streute, bis hinunter zum Grab der jungen Heilig-Kreuz-Schwester Annetta auf dem Schwesternfriedhof von Makeding in Südafrika. Aus: Hermann Klingler, Dienerin ohne Lohn. Mit 16 Bildtafeln, 188 Seiten, 6.80 DM. Verlag Herder, Freiburg i. B. Das Basutoland 1st britisches Schutzgebiet, aber rings von der Südafrikanischen Union umschlossen. Von seinen 600 000 Einwohnern sind 200 000 katholisch, die sich auf die beiden Diö- zesen Leribe mit dem Negerbischof Ma-bathoana und Maseru mit Bischof de Ro-siers verteilen. Auch die Königsfamilie ist katholisch. Der Kronprinz vollendet gegenwärtig seine Studien bei den Benediktinern in England und wird dann seinem 1940 verstorbenen Vater auf den Thron folgen. Bei seinem Besuch in Rom brachte der durch tadellose Erscheinung ausgezeichnete Prinz dem Sekretär der Propagandakongregation, Erzbischof Si-gismondi, seine Dankbarkeit zum Ausdruck für alles, was die Kirche für sein Volk getan hat. Das Basutoland gehört in der Tat zu den blühendsten und hoffnungsvollsten Missionsgebieten der Kirche. Sudan In letzter Zeit muß im Gebiet der jungen Republik Sudan ein beunruhigendes Ansteigen der missionsfeindlichen Bewegung beobachtet werden. In der Provinz Bahr Ei Ghazal wurden vier Missionare aus ihren Dörfern verjagt. Man gab ihnen nicht einmal Reiseproviant mit. Die Ausweisung war vom Innenminister dem sudanesischen Senat vorgeschlagen worden mit der Begründung, die Missionare hätten sich der politischen Agitation unter der Bevölkerung verdächtig gemacht. In derselben Provinz wurde eine Schule für Religionsuntericht unter fadenscheinigen Vorwänden für zwei Monate geschlossen. Ein Katechet wurde für zwei Tage ins Gefängnis geworfen, weil man ihn auf einer Werbereise für Missionsschulen ertappt hatte. An einem Ort wurde, entgegen den gesetzlichen Vorschriften, neben der Mis ■ sionsschule eine staatliche Schule eröffnet. In einer Provinz ließ der Distriktsleiter seine Anhänger ungestraft eine Kapelle zerstören, ja, er forderte das Volk auf, die Trümmer als Baumaterial zu benutzen. Aus zuverlässigen Quellen hat man erfahren, daß einheimische Behörden ihre ganze Macht aufbieten, um eine Unterstützung der Missionsschulen zu verhindern. Man ging sogar so weit, Eltern, die ihre Kinder in diese Schule schicken, mit Drohungen einzuschüchtarn. Dar sudanesische Staat sollte, um seinen Bestand zu festigen, eher den religiösen Frieden zu erhalten suchen, damit nicht unnötige Differenzen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsschichten entstehen. Religionsfreiheit und Freiheit der Meinungsäußerung sind allen Bürgern in der provisorischen Verfassung zugesichert. Das Staatsgebiet ist in zwei Regionen aufgeteilt, Nord- und Südsudan. Die 6,5 Millionen des Nordens sind größtenteils Mohammedaner, der Süden ist von 2,5 Millionen meist heidnischen Negern bewohnt. Im ganzen Land zählt man etwa 140 000 Katholiken, die zu 95 Prozent im Süden leben. Sie werden von 200 Missionaren betreut, darunter 11 einheimischen. Die „Söhne des Hist. Herzens" von Verona arbeiten hier besonders erfolgreich und setzen das Werk ihres Gründers Daniel Com-boni (f 1881) in seinem Geiste fort. Bischof Michael Keller von Münster in Westfalen machte vom 8. Juli bis 9. September eine Informationsreise durch die Missionsgebiete Ost- und Südafrikas, Nach der Rückkehr wandte er sich in einem Hirtenschreiben an seine Diözesanen. Unter anderem sagt er: „In diesem geschichtlichen Augenblick hat wieder eine große Stunde für die Weltmission der Kirche geschlagen, in der die folgenschwersten Entscheidungen für die Zukunft der Kirche und damit der Menschheit fallen. Die Entwicklung in Afrika droht sich zu überstürzen. Ungeahnte Möglichkeiten tun sich auf. Aber wie lange noch werden die Türen offen sein? Es war die Ansicht aller maßgebenden Missionskreise, daß sich in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren im wesentlichen das Schicksal des schwarzen Erdteils entschieden haben wird. Wie sehr bedarf gerade heute die Mission der Hilfe der Heimat!" P. General Richard Lećhner weilte fast sechs Monate lang bei unseren Mitbrüdern in den Vereinigten Staaten und in Peru, Südamerika, um sich Einblick zu verschaffen in ihre schwierigen und opferreichen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Hier sehen wir ihn auf schmalem Saumpfad dahinreiten, begleitet von P. Pezzei. Pater General von Amerika zurück P. General Rr. Lećhner berichtete uns nach seiner Rückkehr aus Amerika an mehreren Abenden an Hand von farbigen Lichtbildern, die er fast alle selbst aufgenommen hat, über seine Reise zu unseren Mitbrüdern in Memphis, USA, und in Peru, Südamerika. Am 20. März war er mit P. Konrad Lohr und P. Gebhard Schmid in Ellwangen abgefahren. Von Frankfurt aus flogen sie über Irland und New York nach Memphis, wo P. General die Negerpfarrei St. Anton übernahm und zunächst selbst betreute, bis sich die beiden anderen Patres in die Sprache und die besonderen Verhältnisse eingearbeitet hatten. Die Pfarrei St. Anton umfaßt die etwa 300 katholischen Neger, die über die Nordhälfte der Stadt und das umliegende Land verstreut sind. Die Stadt zählt annähernd 500 000 Einwohner. Am 9. Juli flog P. General nach Peru weiter. In Lima begrüßten ihn am Flugplatz die Patres Berger, Wetzel und Nagel. P. Wetzel ist Seelsorger des 5000 Einwohner zählenden neuangelegten Vorortes Mirones. Br. Kuno leistet ihm unentbehrliche Dienste. P. Nagel und P. Berger sind Krankenhaus-kapläne in Lima bzw, Callao. In Lima be- suchte P. General u. a. auch das Grab der hl. Rosa, der ersten Heiligen der neuen Welt. Von hier ging die Fahrt hinein und hinauf ins Hochland der Anden, zunächst mit der Bahn, dann mit einem primitiven Omnibus, bis zur Bischofsstadt Huanuco. Hier traf er die Patres Anton Kühner, Peter Tasch-ler, Anton Dettling und Br. Ludwig Kästel. Der Bischof und die ganze Stadt sind voll des Lobes über die Arbeit unserer Mitbrüder. P. Taschler spricht wöchentlich am dortigen Rundfunk. Von hier aus besuchte P. General in tagelangen Ritten die drei von uns betreuten Pfarreien Llata (P. Unfried und P. Huber), Panao (P. Andreas Lechner und P. Angst) und Pozuzo im tiefen Urwaldtal (P. Wagner und P. Pezzei). P. General konnte feststellen, daß alle unverdrossen und segensreich arbeiten und die Opfer der feindseligen Natur und der primitiven Lebensweise unter den Indios willig hinnehmen. Dann flog P. General von Lima aus nach Memphis zurück und landete am 15. September wieder auf dem Flughafen Frankfurt (Main). Yom Unkraut überwuchert Von P. Peter Taschler, Huänuco (Schluß) Ich muß an das Wort von Alban Stolz denken: „Wenn ich eine Gemeinde kennen lernen will, gehe ich auf den Friedhof. Der Friedhof ist der Spiegel der Gemeinde." Das also ist das Bild, nicht nur von Jacas, sondern von ganz Peru, ja ganz Südamerika: Ein verwahrloster Garten Gottes, mit Unkraut überwachsen, seit 150 Jahren verfallendes Christentum. So pflegt das „Christentum" der Indios auszusehen: Als Kind die Taufe, nur selten Firmung, Erstbeicht und Erstkommunion; in nur 40 Prozent der Fälle kirchliche Eheschließung; eine oder zwei Festmessen im Jahr und ebenso viele Messen für die verstorbenen Angehörigen. Erst nach dem Tode scheint es ernst zu werden mit dem Christsein, wenn's nicht mehr weh tun kann. Da wird der Tote in ein braunes Skapuliergewand eingenäht und unter vielen Gebeten, die ein Männlein lallt, zu Grabe getragen. Dabei wird eine Menge Weihwasser verbraucht (von ebendiesem Männlein „geweiht"?), aber noch mehr „Brannt-wasser", wie hierzulande der Schnaps heißt. Während wir die Totenvigil singen — der Cantor wieder nach eigener Komposition, aber mit großer Brille auf der Nase —, sage ich den Leuten, sie sollten für den Verstorbenen beten. Sie schauen mich groß an: Dazu haben wir ja den Geistlichen bestellt und bezahlt. Und schließlich kennen sie das Beten ja auch kaum. Der große Aufwand von Kerzen, Weihrauch und Weihwasser muß die innere Frömmigkeit ersetzen. Nachher macht die Schnapsflasche die Runde. Ich komme gerade dazu. Da verschwindet die Flasche unter dem Poncho (Umhang). Ich frage: „Weihwasser oder Branntwasser?" Sie lächeln verschmitzt. Die Menge des Alkohols bestimmt den Grad der Feierlichkeit. Nicht nur im Trinken, auch im Essen muß der Mann, der die Messe bestellt hat, die ganze Verwandtschaft und Freundschaft freihalten. Spart er, so schilt man ihn einen Geizkragen, sagt, das Fest war nichts, und kommt das nächste Mal nicht mehr. Dieser Mann muß heute auch den Pater freihalten. Entweder lädt er ihn in sein Haus ein, oder, und das meistens, er bringt die nötigen Rohstoffe dem Regidor, der dann für den Pater sorgen und kochen muß. Zuerst gibt’s Kartoffelsuppe; dann Bratkartoffeln mit Schaffleisch, dann Reis mit Meerschweinchen, die hier in jedem Haus herumlaufen. Und zu allem steht eine Schüssel Kartoffeln auf dem Tisch. Milch gibt es hier oben keine. Denn für Kühe fehlt der Weidegrund; auch sind die Hänge zu steil. Eine Wohltat ist der lange Morgen. Man kann versäumten Schlaf nachholen und in aller Ruhe das Brevier beten, bis sich die Leute auf 9 Uhr zur Messe her-richten. „Die Leute", das sind nur die Angehörigen des Toten; denn es ist „ihre" Messe, und sie wollen gar nicht, daß noch andere teilnehmen. Die könnten ihrem Toten etwas von der Messe wegstehlen. Man hat daher seine liebe Not, bis man auch noch andere zur Teilnahme bewegen und ihnen klar machen kann, daß die heilige Messe für alle Lebenden und Verstorbenen mehr als ausreicht. Nach der hl. Messe waren noch einige Taufen zu spenden. „Oleo, Taita!" (Hl. öl, Vater!) rufen die Paten. Der Padrino (Pate) ist bei der Taufe die Hauptsache. Er zahlt 5 Soles (1 DM) und legt um die Lumpen des Kindes das neue Taufkleid. Vielfach ist er allein dabei, während der Vater abseits steht, die Mutter, die immer dabei ist, sogar abseits stehen muß. Warum? „Costumbre - Gewohnheit!", vielleicht noch aus der Zeit der Eroberung, weil in Europa die Mutter wegen der alsbald erfolgenden Taufe des Kindes nicht dabei zu sein pflegt. Nach der Taufe schreit draußen alles, groß und klein: „Sebo, Padrino!" Und dieser wirft Geld oder Caramelos unter die Menge, die sich auf den „Sebo" (Gerste) stürzt wie daheim die Hennen auf die wirkliche Gerste. Von nun an Indianische Bürgermeister in einem Festzug. Der Stab ist das besondere Abzeichen ihrer Würde. Auf der nächsten Seite: Voraus marschieren die Musikanten mit zum Teil altertümlichen Instrumenten, angetan mit dem für die Indianer charakteristischen Poncho, einem viereckigen Tuch mit Schlitz in der Mitte, durch den der Kopf gesteckt wird. nennt das Kind den Paten „Padrino" (Väterchen), der Vater nennt ihn „Com-padre“ (Mit-Vater); die Patin heißt „Madrina" (Mütterchen) und wird von der Mutter des Kindes „Comadre" (Mit-Mutter) genannt. Von diesem Tag an fühlt sich die ganze Gevatterschaft wie eine große Familie. Immer weiter spricht es sich herum, daß ein Pater da ist, und so bringt man von allen Seiten Täuflinge herbei. Am letzten Tag sind’s gar neun, alle schön im Kreis herum. Dieses Geschrei! Eins steckt das andere an. Aber über allem Lärm steht die Erhabenheit der Taufgebete und Zeremonien. In neun Tagen konnte ich 33 Kindern das Sakrament der Wiedergeburt spenden. So wird es jeden Tag ein bis zwei Uhr, bis die Taufen gespendet und aufgeschrieben sind, und das zweimal: einmal als Be- scheinigung für die Eltern der Täuflinge, und einmal für mich, damit dann in Huanuco die Einträge ins Taufregister gemacht werden können. Dazu ergibt sich noch manches andere, z. B. die Festsetzung der kirchlichen Trauung lediger Eltern. Wenn dann das Mittagessen immer noch nicht gerichtet ist und mir der Magen knurrt, dann haben die Leute dafür kein Verständnis. Denn ihnen genügen pro Tag ein paar Kartoffeln oder Bananen oder eine Handvoll Maiskörner. Man sieht sie kaum kochen und essen. 60 Prozent der Eheleute leben in Peru ohne kirchliche Trauung zusammen. In Lima, der Hauptstadt des Landes, werden 90 Prozent der Kinder unehelich geboren. Nun wird man darauf keinen allzu großen Stein werfen, wenn man die besonderen Verhältnisse unseres Landes, besonders den krassen Priestermangel in Betracht zieht. Denn vielfach können sie sich zunächst gar nicht von einem Priester trauen lassen, besonders nicht in den abgelegenen Dörfern, wo nur ein-, zwei- oder dreimal im Jahr ein Priester hinkommt. Für diesen Notstand bestimmt das kirchliche Gesetzbuch, daß, wenn innerhalb eines Monats kein Priester zu erreichen ist, zur gültigen Eheschließung die Anwesenheit von zwei Zeugen genügt (Can. 1098), vorausgesetzt natürlich, daß man gewillt ist, eine unauflösliche Ehe zu schließen. Und da fehlt's manchmal. Auf alle Fälle wird bei solchen Paaren die kirchliche Eheschließung nachgeholt. Freilich darf man nicht annehmen, die Pärchen kämen nur so dahergestoben, wenn man auf so ein Dorf kommt. Nach meiner Ankunft in Jacas bat ich den Bürgermeister um eine Liste der „Zusammenlebenden". Durch seinen Polizeichef ließ er alle diese feststellen und vor den Pater zitieren, für den Weigerungsfall mit Gefängnis drohend. So brachten wir mit gemeinsamer Mühe für den letzten Tag vier Paare zusammen. Und die 20 oder 30 übrigen? Die müssen sich erst vorbereiten, Zeugen suchen, Schafe mästen, Geld verdienen . . Sie versprachen aber, bei meinem nächsten Besuch zur Stelle zu sein. So schnell schießt man hier in Peru nicht. Andere suchen sich zu drücken. Sie sagen: „Die Frau taugt nichts", und vielfach leider mit Recht. Besonders die „besseren": können nicht kochen, nähen, wollen nicht arbeiten, sondern wollen von einem Stab Dienstmädchen umgeben sein. Da sagt sich der Mann vielleicht: Wenn ich mich mit der richtig verheirate, kann ich sie nicht mehr fortschik-ken. Ähnlich denkt die Frau vom Mann, wenn er ein Trunkenbold oder Streithahn ist. Am Vorabend des Trauungstages ist vor der Kirche, also öffentlich und vor genügend Zeugen, Brautexamen; dann in der Kirche Braut- und Religionsunterricht -— auf der einen Seite die vier Brautpaare mit den Zeugen und Padrinos, auf der andern die übrigen „Andächtigen". Dann Beicht der Brautleute, Zeugen und Padrinos (16 Personen). Nun erfolgt die feierliche Trauung. Das Wichtigste dabei sind Arrha und Yugo. Der Bräutigam legt der Braut 13 Soles (ursprünglich Silbermünzen) in die Hände als Arrha, Angeld, Sinnbild seiner eigenen Übergabe. Dann legt der Priester den beiden das Yugo, Joch, um Kopf und Schultern und verbindet sie so sinnbildlich zur einen unauflöslichen Ehe, wie das Joch die beiden Zugtiere verbindet. Und sie verstehen: So müssen wir jetzt am selben Wagen ziehen und gemeinsam das Joch der Ehe tragen. Am Tag darauf ist dann die feierliche Brautmesse mit Kommunion (Erstkommunion!) der 16. Zuletzt Firmung, zu deren Spendung mich der Bischof bevollmächtigt hat. Dabei wechseln die Paten einfach ihre Rollen: Die Trauzeugen und Firmpaten waren dann Firmlinge und die Brautleute ihre Firmpaten. Natürlich werden dann alle diese neuentstandenen Bande von Patenschaften und Schwä-gerschaften nach ortsüblichem Brauchtum auch außerkirchlich gehörig gefeiert. Noch einige Bemerkungen zum Sakra-mentenempfang. Als die nützlichste und notwendigste Predigt erweist sich hier die über die sieben Sakramente. Denn die Leute kennen und empfangen meist nur die Taufe — wie die Protestanten. Diese verloren die übrigen Sakramente in der sogenannten Reformation, diese Leute hier in der Revolution und der Vertreibung der ausländischen Geistlichen um 1825. Seitdem stillen sie ihren Hunger nur noch mit den „Brosamen, die vom Tisch der Reichen fallen" — vom Tisch des vollen kirchlichen Gnadenlebens. Das Gotteskind wird in der Taufe wiedergeboren; aber dann wächst es nicht zur Vollkraft heran durch die Firmung, wird nicht genährt durch das Brot des Lebens, nicht geheilt durch Beichte und Krankenölung. In Jacas bat mich ein Mann, ich möchte seiner Mutter das Santo Evangelio auflegen. Daß es für die Kranken ein eigenes Sakrament gibt, scheinen sie nicht zu wissen. Kaum einmal ruft man uns zu Sterbenden. Erst nach dem Tod bekommen sie Eile und man soll nachholen, was beim Lebenden versäumt wurde. Das Kreuz des vielen Beichthörens kennt der Priester hier nicht; es gibt keinen Beichtstuhl. Oder ist gerade das sein besonderes Kreuz? Beichten ist nicht Costumbre, schon seit 150 Jahren nicht mehr. Und kommt gelegentlich ein Priester in ein Dorf zu einer Festmesse, dann hat oder nimmt er sich nicht die Zeit, die alten Sünder, die kaum das Vaterunser kennen, mühsam auf die Sakramente vorzubereiten. Aber dann, wenn man immer wieder dahinter her ist, in der Predigt, bei Taufen und Trauungen, mit Medaillen und Bildchen, zuerst die Kinder zu gewinnen sucht, dann die Frauen und zuletzt auch die Männer, die man gelegentlich einfach am Arm zum Beichten führen muß, bis sie sehen, daß man mit dem Leben davonkommt — dann endlich wird das Beichten wieder langsam Costumbre. So zählte ich in Jacas in den wenigen Tagen etwa 100 Erstbeichten und Erstkommunionen, meist von Erwachsenen, und am letzten Tag drängten sie sich um den Beichtstuhl (wirklich „Stuhl"), daß ich fast das Auto versäumte. Freilich konnten sie nicht mehr kommunizieren, was mir sehr leid tat. Hätte dieses Dorf mit seinen weitverstreuten Weilern einen ständigen Seelsorger, so hätten wir hier bald ein blühendes kirchliches Leben. — Ist vielleicht unter den jungen Lesern dieser Zeilen ein späterer Pfarrer von Jacas? Plauderei eines Esels Nachgesđirieben von P. Erich Huber, Llata Darf idi mich zuerst vorstellen: Ich bin ein Muli aus dem schönen Bergland der Anden in Peru. Meine engere Heimat ist das Mara-nontal, an dessen grünen Hängen idi meine herrliche, unbeschwerte Jugendzeit verlebte. Jetzt stehe ich im Dienst des hodiwürdigen Pfarrherrn von Llata, des Paters Lorenzo (Unfried). Mit mir redet er spanisch und deutsch. Ich verstehe ja beide Sprachen gleich gut. Darüber haben sich schon viele gewundert. Dieser Herr ist recht freundlich zu mir und ich auch zu ihm, soweit ich das mit meinem Flegelalter von acht Lenzen fertigbringe. Neulich wurde ich nach Culquish geschickt. Wie ich da mitten unter meinen Artgenossen stand und die schöne Welt betrachtete, sah ich einen neuen Pater herumlaufen, der midi mißtrauisch machte. Er sprach ein fürchterliches Spanisch, war groß und gewichtig und blickte mich an, als wäre ich eine wilde Bestie. Und dabei bin ich doch das sanfteste Tier auf Gottes Erdboden. Ich dachte, der wird es doch nicht auf mich abgesehen haben. Und tatsächlich kletterte er mit viel Ach und Weh auf meinen Rücken. Ich schielte herum und sah gleich: Der ist noch nie in einem Sattel gesessen, so steif hing er droben. Und Angst vor mir trat in seine Augen, wenn ich nur mit den Ohren wak-kelte. Aber ich hatte Mitleid und tat ihm nichts. So marschierte ich also los, begleitet von einem Gefährten, auf dem P. Lorenzo Platz genommen hatte. Ins Maranontal ging's hinunter. Ich trat so sanft auf wie ich konnte, wich jedem Sternchen aus und machte meinen Rücken so weich, als trüge ich eine Ladung roher Eier. Und wirklich, bald wurde es besser mit meinem Reiter, er fing die Stöße auf, wenn es über Stufen hinauf- und hinabging und machte den Rhythmus meiner vier Beine mit. Wenn der Weg schlecht war, klopfte er mir gar auf den Hals, um mich aufzumuntern; ich mußte lächeln. Allmählich wich seine Beklommenheit, er blickte in der Gegend umher, einmal sogar nach rückwärts, und begann sich mit P. Lorenzo zu unterhalten. Wenn der Weg gut war, konnte ich es mir nicht verkneifen, ab und zu ein paar Sprünge zu machen, und dann baumelte mein Reiter wie ein Kartoffelsack auf mir herum. Doch brachte ich ihn ohne Hals- und Beinbruch ans Ziel. Ende Mai war’s. Ich wurde wieder einmal gesattelt. P. Lorenzo unterhielt sich mit der Köchin. Ich spitze meine langen Ohren und erlauschte, daß ich wieder diesen Neuen aus Alemania tragen sollte. Ich sträubte mich und versuchte auch, durchzugehen. Denn ich dachte an den 200 Kilometer langen schlechten Weg und an diesen Reiter mit seinem Gewicht und seinen Reitkünsten. Da ich aber eine gute Kinderstube hatte, fügte ich mich schließlich und trottete hinter meinem Gefährten drein zum Städtle hinaus. Kurz vor Jircan passierte mir ein arges Mißgeschick. Schon sechs Stunden war es auf fürchterlichen Wegen dahingegangen. Ich hatte großen Hunger und war zum Umfallen müde. Noch dazu machte mich die Mittagssonne schläfrig. Da verwechselte ich meine Beine, stolperte und stürzte hin. Darauf war der gute Pater nicht gefaßt, er flog im Bogen aus dem Sattel und streckte die Beine in die Luft. Hat er geschimpft und geflucht? Nein! Er mußte schallend lachen, stand auf und wischte sich den Staub vom Talar. Dann klopfte er mir auf die Nase und meinte: „Du bist wohl gerade so eine Schlafmütze wie ich!" Und weiter ging's, aber nun waren wir beide wach. Der Pater sang und pfiff hell in die Welt hinaus, und ich lief munter und vergnügt fürbaß. Wir lernten uns immer besser verstehen und entdeckten das gute Herz füreinander. Wenn er etwas sagt, das mir paßt, dann wackle ich mit den Ohren. Das heißt dann: „Ja, du hast recht, genau so ist es." Kann ich aber einer Sache nicht beipflichten, dann wedle ich mit dem Schwänze. Wenn mir Unrecht geschieht, ergreift er sofort für mich Partei. So wagte es in Singa ein Indiobub, mir einen Strohhalm in die Nase zu stecken. Wie das kitzelte! Ich nieste heftig, aber es half nichts. Da zog mein guter Pater den Halm heraus und verabreichte dem Lausbuben zwei Ohrfeigen, daß es herrlich klatschte. In all diesen Tagen der großen Reise kamen wir in zwölf Dörfer, und ich erfuhr aus der Unterhaltung der beiden Reiter, daß sie 400 Kinder getauft haben. Am Tag des Rückmarsches nach Llata waren wir von morgens 9 Uhr bis abends 8 Uhr auf den Beinen, ohne Rast und nichts im Magen. Uber die Questa vor Llata zog mich der Pater nur so hinauf. Wir kamen in die Nacht hinein. Da mußte ich doppelt aufpassen, um den Weg nicht zu verlieren und nicht zu stolpern. Der Pater kann in der Dunkelheit vom Sattel aus unmöglich etwas sehen, sondern verläßt sich ganz auf mich. Todmüde, aber frohgemut zogen wir in Llata ein. Mein Herr kletterte aus dem Sattel, ich bekam eine kräftige Mahlzeit, streckte die müden Glieder aufs Lager und hörte im Traum noch einmal das Lied: „Dort, wo des Schwarzwalds Tannen schlank..." Frohes Wiehern aus Peru sendet Euer Muli Rozinante. Ähnlich tiefsinnig veranlagt wie P. Hubers Maultier scheint auch dies hier zu sein, auf dem P. Anton Kühner zu den Dörfern reitet, die er neben seiner Stadtpfarrei Cristo Rey in Huanaco mitzubetreuen hat. Liebe Bezieher des „Stern der Neger" Unsere Zeitschrift hat sich zur Aufgabe gesetzt, Euch über unser Missionswirken in Südafrika und Amerika zu unterrichten und will so für ihren Teil dazu beitragen, daß die christliche Heimat ihren Heidenmissionaren lebendig verbunden bleibt. Zu dieser Verbundenheit gehört nun auch die finanzielle Unterstützung, die von unserer Kongregation laufend ihren Missionaren gewährt werden muß, wenn sie mit Erfolg arbeiten wollen. Mit dem Bezug des „Stern der Neger" habt Ihr schon bisher dazu Euer Scherflein beigesteuert: Nun sind aber in den letzten Jahren die Herstellungskosten der Zeitschrift laufend gestiegen, so daß der verbleibende Gewinn immer geringer wurde. Wir sehen uns daher genötigt, den Bezugspreis vom kommenden Januar an zu erhöhen, und zwar für Deutschland von 2.50 DM auf 3.00 DM, für Österreich von 12 auf 15 S. Habt bitte Verständnis für diese Maßnahme, die uns selbst nicht leicht gefallen ist. Wir werden uns bemühen, unsere Zeitschrift mit dem Eintritt in ihren 50. Jahrgang noch interessanter zu gestalten. Südafrikas Tierwelt im Markenbild Von Br. August C a g o 1 Die Briefmarken der Südafrikanischen Union zeichnen sich aus durch Reichtum der Motive. Br. Cagol, gegenwärtig auf der Missionsstation Driefontein bei Wit-bank, schickte uns 14 Marken mit Darstellungen der einheimischen Tierwelt, dazu erklärenden Text. Die Marken sind teils ein-, teils zweifarbig. Vgl. dazu die Abbildungen auf der 3. Umschlagseite Penny Das Warzenschwein ist eins der häßlichsten Tiere Afrikas. Seinen Namen hat es von den großen, abstehenden Warzen an den Backen. Die Hauer oder Stoßzähne stellen eine gefährliche Waffe dar. Die Warzenschweine leben meist gesellig in Rudeln von acht bis zehn Tieren beisammen. Sie ernähren sich ausschließlich von Pflanzenkost. Als Wohnung dienen ihnen verlassene Gruben oder Höhlen von Ameisenbären und andern Tieren. Auf der Flucht halten sie den Schwanz senkrecht in die Höhe, doch hängt dabei die Schwanzquaste herunter. Wenn sie ihren Schlupfwinkel erreicht haben, machen sie kehrt und verschwinden rückwärts in der Höhle, wahrscheinlich um dem Verfolger bis zuletzt die grimmigen Hauer zu weisen. Die Tiere vermehren sich stark, fallen aber auch zahlreich der Flinte zum Opfer. (Schreiber dieses aß einmal von ihrem Fleisch und fand es hart und zäh wie das Fleisch einer alten Kuh.) 1 Penny Das Gnu. Diese Antilopenart, von den Buren Wildrind genannt, scheint halb Rind, halb Pferd zu sein. Kopf, Nacken und Brust dieses unschönen, störrischen Tieres erinnern an den Büffel, der Rest an ein Pferd. Wegen seiner lächerlichen Sprünge und sonstigen Schnaksen hat es sich den Spitznamen eines Clown unter den Antilopen zugezogen. Diese seltsamen Tiere ziehen in großen Rudeln umher. Sie sind neugierig und leben mit anderm Wild, besonders mit Zebras, gesellig beisammen. \XA Penny Der Leopard, diese schöngezeich- nete, zweitgrößte Raubkatze Afrikas, ist schlanker und behender als der Löwe. Seine Eigenart ist es, die Beute auf Bäume zu schleppen und in einer Gabelung der unteren Äste in Sicherheit zu bringen. Ein in die Falle geratener Leopard wird so wütend, daß im Vergleich zu ihm ein Löwe zahm wie eine Hauskatze wirkt. Wenn sich dann der Fallensteller naht, wird er geradezu sinnlos vor Wut und sucht sich mit aller Gewalt aus der eisernen Umklammerung zu befreien, selbst um den Preis eines abgerissenen Gliedes. Sollte ihm das gelingen, dann ist der Fallensteller in größter Lebensgefahr. In heutiger Zeit ist es für den Leoparden nicht leicht, eine sichere Zuflucht zu finden, nahe genug menschlichen Siedlungen, wo er einen Hahn, ein Zicklein oder ein saftiges Ferkel erwischen und doch vor Tagesanbruch seinen Schlupfwinkel erreichen kann. Viel wagt der Leopard, um sich einen Hund, diese seine Leibspeise, als Mahlzeit zu verschaffen. 2 Pence Das Zebra. Dieses schmucke Tiej, das „gestreifte Pferd", ist von gefälliger Form und schöner Färbung. Es lebt immer in Rudeln beisammen und vergesellschaftet sich gern, wie oben bemerkt, mit Antilopen, besonders mit dem launischen Gnu. Jung eingefangen, läßt sich dieser Einhufer verhältnismäßig leicht zähmen. 3 Pence Das Nashorn, eines der größten Säugetiere, hat eine faltige, hornartige Haut, die für Speer und Kugel fast undurchdringlich ist. Dieser Dickhäuter ist ein unberechenbares Geschöpf. Das eine Mal reizt ihn der unerwartete Anblick eines Menschen zu blindwütigem Angriff, dann wieder jagt er ob eines ungewohnten Lautes in überstürzter Flucht davon. Er ist sehr neugierig; da er aber nicht besonders gut sieht, geht er an die Dinge, die seine Aufmerksamkeit erregen, möglichst dicht heran. Dafür ist sein Geruchsinn, die „Witterung", um so feiner. Seine gefährliche Waffe ist das Stoßhorn auf dem Nas rkamm, dem ein zweites, kleineres Horn Vcigesellt ist. In Wut geraten, kann das riesenstarke Tier mit diesem Horn beträchtlichen Schaden anrichten. Das Nashorn liebt es, sich im Sande zu wälzen und im Schlamm zu „baden". 4 Pence Der Elefant. Er ist das größte un 1 schwerste Säugetier Afrikas. Sein Schulterhöhe beträgt fast vier Meter. Trotz seiner anscheinenden Schwerfälligkeit ist der Elefant ein guter Läufer und an Berghängen ein gewandter Kletterer. Im Gehen verursacht der unförmliche Koloß nur wenig Geräusch, denn er schreitet gewissermaßen auf G> mmisohlrn dahin. Sein Rüssel, eigentlich die verlängerte Nase, besitzt am Ende einen fingerförmigen Fortsatz, der es dem Elefanten ermöglicht, Futter aufzunehmen. Außerdem atmet und trinkt er mit dem Rüssel und benützt ihn auch als gefährliche Waffe. Die aus dem Oberkiefer hervorgewachsenen beiden Stoßzähne liefern das so geschätzte Elfenbein. 434 Pence Das Flußpferd, dieser plumpe Koloß, hält sich die meiste Zeit im Wasser auf; doch wälzt es sich auch gern im Schlamm und liebt auch einen Abendspaziergang oder einen nächtlichen Ausflug auf dem trockenen Land. Das geschieht nicht aus romantischen Gefühlen, sondern um sich an den schmackhaften Pflanzungen der Farmer gütlich zu tun, wobei mehr zertreten als gefressen wird. Wie die Elefanten, Krokodile und Schildkröten werden auch die Flußpferde sehr alt, wenn man sie am Leben läßt. Des Fleisches, des Fettes, der Haut und der Zähne wegen wird ihnen aber stark nachgestellt. Aus der Haut schneidet man vortreffliche Peitschen und biegsame, unzerbrechliche Spazierstöcke; die Zähne sind der nächstbeste Ersatz für Elfenbein. Im Wasser kann das Flußpferd gefährlich werden, wenn es nämlich aus Mutwillen oder im Zorn ein Boot umkippt; häufig finden sich dann Krokodile ein und finden willkommene Beute. 6 Pence Der L ö w e ist von Natur aus ziemlich gutmütig. Er nährt sich hauptsächlich von Antilopen. Dem Menschen wird er nur selten gefährlich, es sei denn, daß er sehr hungrig oder verwundet ist oder in die Enge getrieben wird und sich zur Wehr setzt. Doch gibt es auch Löwen, die auf Menschen Jagd machen. Ungeheuer ist die Stärke dieser Raubkatze. Er ist imstande, mit einem Rind zwischen den Zähnen über eine Mauer zu springen. 1 Shilling Die Kudu-Antilope. Dieses stattliche Pier mit den großen, gedrehten Hörnern liebt hügeliges, steiniges Gelände und läßt sich tagsüber wenig blik-ken. Es hält sich entweder einzeln, paarweise oder in ganz kleinen Rudeln auf. 134 Shilling Der Springbock oder die Gazelle bietet als vorzüglicher Springer ein gar liebliches Bild, wenn er mit gesenktem Kcpf, gebogenem Körper und zusammengestellten Beinen hoch in die Luft springt und so über die weite Ebene rast. Dieses Tier unternimmt zeitweilig weite Wanderungen in Herden von mehreren Tausend Stück. 134 Shilling Die Gemsbock-Antilope. Beide Geschlechter tragen lange, spitze Hörner, eine furchtbare Waffe, mit der sie den Angreifer mit gesenktem Kopf von unten her durchbohren und aufspießen. Selbst der Löwe qeht dieser Antilope aus dem Weg. 234 Shilling Die Nyala-Antilope ist ein prächtig bemähntes, etwas scheues Tier, dessen Lieblingsnahrung wilde Feigen bilden, die stets vom „Tisch" verschwenderischer Affen abfallen. 5 Shilling Die Giraffe. Sie ist das höchstgewachsene Säugetier der Erde und erreicht über fünf Meter Höhe. Dank seinem langen Hals äst dieses interessante, harmlose und schöngefleckte Tier an den Zweigspitzen der Baumkronen. Wenn die Giraffen laufen, scheinen sie bei (Fortsetzung auf Seite 144) Hoher Besuch in unserem Missionshaus St. Heinrich in Bamberg, anläßlich der Eröffnung der Missionsausstellung. In der Mitte Missionsbischof Bekkum SVD, links Generalvikar Dr. Lenhardt, Bamberg, rechts Msgr. Alois Lang, München; vorn ein belgischer und zwei chinesische Priester. Missioiisaiisstelluiig in Bamberg So fing es an. In einer Schulklasse Münchens gab Kaplan Erwin Hausladen eine Katechese über die Heidenmission. Doch lassen wir ihn selbst berichten: „Am Ende einer Religionsstunde über die Missionen sagten wir uns: Wir wollen für sie beten und opfern und auch mit Geldspenden helfen. Nun, tatsächlich haben wir bei dieser Gelegenheit ,ein Heidenkind auf die Beine gestellt'. Doch wollten wir noch mehr tun, und so kamen wir zu folgendem Entschluß: Wir veranstalten miteinander eine kleine Missionsausstellung in unserem Klassenzimmer oder im Pfarrsaal mit lauter Modellen und Zeichnungen über die Tätigkeit unserer Missionare. Wenn dann Eltern und Bekannte das sehen, werden sie auch eine kleine Geldspende opfern. Aus den kleinen Anfängen wurde dann eine große Ausstellung, denn auch andere Schulklassen machten mit, andere Schulen, Jugendgruppen arbeiteten in Bastelstunden An die Kinder wurden laufend Arbeiten verteilt, sodaß sich jedes nach Lust und Fähigkeiten beteiligen konnte." Diese originelle Missionsschau wurde dann der Münchener Bevölkerung gezeigt unter dem Namen Hindu, Zulu, Eskimo — Schule und Jugend gestalten das Erlebnis Weltmission. Von München kam die Ausstellung nach Dillingen und von hier, auf Anregung unseres Missionshauses St. Heinrich, nach Bamberg. Frater Oskar Hofmann organisierte die Aufstellung der von den Münchener Schülern angefertigten Modelle und Zeichnungen in den Räumen des Neuen Gymnasiums. Am Vorabend des 9. September fand die Eröffnungsfeier statt. Lassen wir darüber Reinhold Weiß, Schüler unseres dortigen Missionshauses, berichten und uns dann von von ihm durch die Ausstellung führen. Die Begrüßungsansprache hielt Generalvikar Prof. Dr. Hans Lenhardt; Prälat Alois Lang, Präsident des Ludwig-Missionsvereins, machte einige grundsätzliche Ausführungen zum Thema Weltmission. Dann sprach Missionsbischof van Bekkum SVD, Apostol. Vikar von Ruteng, Indonesien. Als Vertreter aller Bamberger Schulen überbrachte Rektor Prof. Dr. Paul Bayerschmidt Grußworte. Ebenso begrüßte Bürgermeister Dr. Schleyer die Gäste. Nach den Ansprachen wurde der Film „Die Glocken von Nagasaki" vorge- Liebe Leserin! Lieber Leser! Kennen Sie schon das „Werk des Erlösers", den Meßbund unserer Kongregation? Täglich wird für die lebenden und verstorbenen Mitglieder eine heilige Messe gelesen. Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt in Deutschland 50 Pfennig, in Österreich 2 Schilling. Die Mitglieder bekommen gratis ein Missionsheft mit Kalender als Jahresgabe. Wegen Aufnahme wenden Sie sich bitte an eines unserer Missionshäuser. Rundgang durch die Ausstellung. In der Mitte Bischof Bekkum, rechts Kaplan Hausladen, München. führt. Die ganze Feier war von Liedern des Klerikerchores umrahmt. Danach eilten wir wieder in die Ausstellungsräume, und es wurde bis in den Sonntag hinein, genau bis halb drei Uhr, geklebt und gehämmert. Als der letzte Nagel saß, gingen wir gemeinsam mit Kaplan Hausladen und Pater Witgar OSB, die bei der Aufstellung geholfen hatten, nochmals alles durch und verbesserten da und dort etwas. Am Sonntagmorgen kamen die prominenten Gäste, um die Austeilung zu besichtigen. Es waren: Erzbischof Dr. Josef Schneider, Bamberg, der sdion genannte Bischof van Bekkum SVD, Bischof Edgar Häring OFM aus China, Abt Dr. Burkhardt U t z OSB, Münsterschwarzach, P. General Richard L e c h n e r MFSC, Ellwangen, zwei Generalvikare und zwei Provinziale. Die Führung hatten Kaplan Hausladen und Fr. Hofmann, der Leiter der Ausstellung, übernommen. Die Ausstellung blieb bis zum 23. September geöffnet. In dieser Zeit wurde sie von 18 000 Menschen besucht. Darunter sah man auch Chinesen, Italiener, Jugoslawen, Brasilianer, Nordamerikaner, Inder, Ungarn, Rumänien und Gäste aus der Ostzone. Ich selbst hatte die Ehre, eine Spanierin durch die Ausstellung zu führen. Sie war sehr erstaunt, als sie hörte, daß das alles von Schülern gemacht worden sei, und sprach sich immer wieder lobend aus über die Vielfalt des Gebotenen. Aber wie kam ich eigentlich dazu, Führungen zu geben? Nun, ich machte zunächst einmal eine Führung mit, die einer unserer Fratres gab, und paßte gut auf. Und da kam mir der Gedanke: Da könntest du auch mithelfen. Schließlich kannte ich ja die Mission aus Vorträgen und Schriften. Und so klemmte ich mir einen Führer durch die Ausstellung unter den Arm und stellte mich, etwas beklommen, am Eingang auf. Und da kam auch schon mein erstes „Opfer", eine junge Bambergerin. So begann ich denn: „Was Sie hier sehen, ist Afrika. Hier das Zelt, in dem der Missionar die erste heilige Messe las, bis es im Lauf der Jahre zu dieser Bischofskirche in Peramiho kam. In der Kirche von Kabgaye steht dieser große Speisekelch, der 16 000 Hostien faßt und in einer Gemeinde von 35 000 Seelen jeden Sonntag leer wird." An Hand von Plastiken, Bildern und graphischen Darstellungen konnte ich ihr dann Einblick geben in Landwirtschaft, Schulwesen, Kunst, die sozialen Verhältnisse, das Handwerk Afrikas. Die original afrikanischen Schulhefte und Schultaschen betrachtete sie mit besonderem Interesse. Auf einer Wand war das Wirken der Missionsbrüder als Baumeister, Schreiner, Zimmerleute, Brücken-, ja sogar Schiffsbauer dargestellt. Dann durchschritten wir ein maurisches Tor, Symbol des Islam, und kamen in das islamitische Afrika; eindrucksvoll war hier der Unterschied zwischen islamitischer und christlicher Auffassung von Ehe und Familie dargestellt, besonders deutlich zu erkennen an der jeweiligen Wertung der Frau. Die Ecke „Krankenpflege" zeigte eine der wesentlichen Aufgaben der Missionsschwestern. Meine Begleiterin stand lange vor den Bildern der Aussätzigen und ahnte wohl, welches Heldentum darzugehört, der Pflege solcher Menschen sein Leben zu weihen. Von da gelangten wir zur Nordpolmission. Auf einer großen Karte war dieses Gebiet, das so schwer zu missionieren ist, dargestellt. Idi erklärte, daß die Eskimos, wie auch die Afrikaner, das Schaf nicht kennen und daß ihnen deshalb der dem Christentum so wesentliche Begriff des Gotteslammes fremd sei; als entsprechendes Symbol nehmen sie den Seehund bzw. das Kalb — ein Beispiel dafür, wie notwendig, aber auch schwer es ist, die christliche Botschaft in die Begriffswelt der Missionsvölker zu übersetzen. In der indischen Abteilung waren in Form von Lotosblüten die verschiedenen Versuche der Menschen, sich selbst zu erlösen, dargestellt, die alle die verzweifelte Sehnsucht nach Erlösung ahnen lassen. Bei Japan war auf großen Plakaten deutlich gemacht, wie weit der Mensch ohne Gott kommt. Da stürzen sich Verzweifelte, die mit der Religion auch den innern Halt verloren haben, in die Krater feuerspeiender Berge. Die Gottlosigkeit des kommunistischen China wurde demonstriert am Flüchtlingselend und an der Verfolgung der dortigen Christen. So suchte ich der Besucherin alles, was da stand und hing, zu erklären, allerdings in viel ausführlicherer Form, sodaß eine Führung immer rund zwei Stunden dauerte. Es waren ja dabei auch so viele Fragen zu beantworten, die für das große Interesse an unseren Missionen zeugten. Eine Frau fragte mich: „Wie kann Gott es zulassen, daß junge Missionare, die noch viel für die Missionen hätten tun können, umgebracht werden?" Auch Protestanten waren unter den Besuchern der Ausstellung, und es konnte geschehen, daß sie zwischenhinein allerlei aus unseren Katechismus wissen wollten. Einige kamen drei- und viermal, und man darf annehmen, daß bei diesen Rundgängen manches Samenkorn in die Herzen junger Menschen gefallen ist und Frucht bringen wird. Mehr Arbeiter und Arbeiterinnen für den Weinberg des Herrn! Dieser Ruf drang ja aus allen Ecken der Aus- stellungsräume. Und alle Besucher sollten durch diese Missionsschau dazu gebracht werden, die Bekehrung der Welt auch zu ihrem persönlichen Anliegen zu machen und etwas für sie zu tun, auch unter persönlichen Opfern. Ein breiter Strom von materiellen Mitteln müßte ununterbrochen von der christlichen Heimat dorthin fließen, wo man Missionskirchen bauen und einrichten, Katechisten und Lehrer bezahlen, Schulen errichten, Krankenhäuser unterhalten muß, kurz, wo das Reich Gottes im Aufbau begriffen ist. Paramente und Kelche, Werkzeug für die Missionsbrüder, Arzneimittel und Verbandsmaterial, und natürlich bares Geld — alles ist willkommen. Die Päpstlichen Missionswerke und die Missionshäuser geben gerne Auskunft. Eine nicht zu unterschätzende Hilfe sind auch gebrauchte Briefmarken. Während die Ausstellung ihre Tore geöffnet hielt, wurden auch zahlreiche Missionsvorträge gehalten, die von etwa 10 000 Menschen besucht wurden. Diese Missionsausstellung wird nun auch in andern Städten gezeigt, so in Passau, Ingolstadt, Freiburg i. B., Kronach und Würzburg. Oben: Frater Hofmann zeigt P. General R. Lech-ner die Nachbildung des Speisekelches, der 16 000 Hostien faßt. Links: Chinamissionar P. Kaspar OFM, erzählt der Jugend vom Land seines Wirkens. Unten: Modelle der Weltfriedenskirche in Hiroshima und einer Kirche Rhodesiens, letzteres gemauert aus Adventsopfern einer Schulklasse. (2 Aufn. E Bauer, Fränkischer Tag, Bamberg) Rechte Seite: Oben: Indianer in Gebetshaltung. Rechts: P. Johann Voit, Weißer Vater, erklärt die Missionsverhältnisse Australiens und der Südsee. Unten: Chor der Kathedrale von Peramiho, Ostafrika; davor Gesamtanlage der Station. (2 Aufn. A. Steber, Bamberger Volksblatt) Jugend stiftet Außenbordmotor Die Jugend des Dekanates Neunkir-c h e n bei Nürnberg hatte sich vorgenommen, 1000 DM zu sammeln und sie einem besonders bedürftigen Missionar zu schenken. Tatsächlich brachten sie diesen hohen Betrag zusammen und schickten ihn an die Missionszentrale in Aachen, wo er dem eben auf Heimaturlaub weilenden Brasilienmissionar P. Karl Kunz C. S. Sp. übergeben wurde. P. Kunz, der aus Mühlhausen bei Schwenningen stammt und seit 1950 in der Prälatur Alto Jurua (unter Bischof Josef Rascher) in Westbrasilien wirkt, beteiligte sich im Auftrag seines Ordens an der Ausgestaltung der bekannten großen Missionsausstellung „Missio“, die gegenwärtig in den größeren Städten Westdeutschlands gezeigt wird, und wurde dadurch in Aachen bekannt. Die Pfarrei, in der P. Kunz wirkt, hat fast den Umfang des Landes Baden-Württemberg und zählt 20 000 Einwohner, zumeist Mischlinge. P. Kunz ist drei bis vier Monate im Jahr auf einem Boot unterwegs auf dem Oberlauf des Amazonas und seinen Nebenflüssen, um diesen verstreut lebenden Kindern der Wildnis wenigstens einmal im Jahr Gelegenheit zu Sakramentenempfang und Gottesdienst zu geben. Für dieses Boot nun ist der Außenbordmotor bestimmt, den die hochgesinnte Jugend des genannten Dekanats gespendet hat. NEUN Im Sommer dieses Jahres konnte unser neues Knabenseminar in Neumarkt, Diözese Eichstätt, bezogen werden. P. Rektor Anton Fichtner war am 2. Januar von Ellwangen nach Neumarkt übergesiedelt und hatte zunächst im Haus eines hochherzigen Wohltäters Unterkunft gefunden. Im April traf J. Josef N e h e r ein und nahm sich als Präfekt der ersten kleinen Missionsschüler an, (Fortsetzung von Seite 139) ihrem halb hüpfenden, halb watschelnden Gang nur langsam voran zu kom-menen, doch ist das dank ihren langen Beinen nur eine Täuschung. Der Schwierigkeit, den Durst zu löschen, helfen diese hohen Gestalten damit ab, daß sie die Vorderbeine möglichst weit auseinanderstellen. Zur Verteidigung vermögen sie mit den langen Beinen mörderische Stöße zu versetzen. 10 Shilling Die Zobel-Antilope ist eine der P. Kunz auf seinem Boot. Begleitet wird er auf seinen Fahrten von einem Ruderer, der sich im Gewirr der Flußläufe auskennt, und einem Ministranten. Ein Petroleumkocher ersetzt die Küche. Das Palmblätterdach schützt gegen Regen und Sonnenbrand. ARKT die ebenfalls im genannten Haus untergebracht waren. Am 31. August nun bezogen die beiden Patres das neue Seminar, am 3. September folgten die 19 Studentlein nach. Drei Dillin-ger Franziskanerinnen besorgen den Haushalt; Br. Kaspar H au b e r hilft bei der Einrichtung des Hauses und der Gestaltung seiner Umgebung tatkräftig mit. größten Antilopenarten. Ihre schwerberingten Hörner schwingen in anmutiger Krümmung nach rückwärts und werden beim erwachsenen Stier über einen Meter lang; auch die Kühe tragen Hörner, allerdings bedeutend kleinere. Die glänzendschwarze Farbe des Felles, die von der weißen Unterbauchseite lebhaft absticht, verleiht im Verein mit dem stattlichen Gehörn dem Bullen ein eindrucksvolles Aussehen. Das Tier ist gesellig, mutig und im Kampfe ein gefährlicher Gegner. In Salisbury, der Hauptstadt Südrhodesiens, leiten die Dominikanerinnen ein Internat für 400 halbschwarze Kinder. Wie man sieht, fühlen sich die Kinder unter den Fittichen der Schwestern geborgen; später werden sie es noch schwer genug bekommen. Unter den Schwestern befindet sich auch die leibliche Schwester unseres P. Franz Kieferle, z. Z. Präfekt im Ritterhaus Mergentheim (in der Mitte, zweite von vorn). Südafrikas Tietwelt (Foto Zirlik) im Katkenbild Frau eines katholischen Lehrers in Mariampura, Indien In Indien finden gegenwärtig aus Anlaß des 2500. Geburtstages des Religionsstifters Gautama Buddha große Feierlichkeiten statt. Zwar ist der Buddhismus in Indien seit langem erloschen. Er hat aber zur Formung des indischen Volkscharakters Wesentliches beigetragen, hat ihn verfeinert und veredelt. Was der hl. Paulus vom Alten Bund sagt, kann man mit Einschränkung auch von manchen heidnischen Religionen sagen, daß sie „Erzieher auf Christus hin“ sind. (3 Aufn. Fides-Foto)