Narodna in uniyerzitetna knjižnica v Ljubljani 139317 , Zu haben bei ^ Rudolph Sammer ! Buchhändler in Wien. < Länderund Völker - Merkwürdigkeiten des österreichischen Kaiserthumes. Erster Theil. 138217 /?/>Msis«n M'das südliche Deutschland. "' Hi^n. am 2S. Oktober I8«Z. Dr. Franz Sartors Der Fürstliche Gchwarzenbergische Park Dornba^ bey Wien in Oesterreich unter der Ens. «x>sn tlnem sowenig bedeutenden Orte wie Doin-bach, 80 Wohnhäuser zahlt, kann nlan nicht viel sagen. Wollte man auch zum Beyspiel anführen, daß die Bewohner größtenthells von Weinbau, und den Zinsen ihrer Häuser leben, daß eln Forstamt ficy hier befindet, welches nach Purkersdorf gehört, daß die Kirche geräumig, hell und meb-llch, der Gasthof wie fast überall sehr massiv und wohlerhalten lst, daß allenthalben das Gepräge von Wohlstand und Lebensgenuß sichtbar, die umlleaende Gegend des Orts bezaubernd, seine Geschichte hingegen trocken, und unbefri'Älgend s«0, jc nun, das ließe sich auch von manchem andern Dorf« in Oesterreich sagen. — I» — Bezeichnender und merkwürdiger lst berltm» stand, daß es gleich Hadnsdorf das Eigenthum «ines berühmten Feldherrn —eines Mannes war, der Josephs Fce,n,d zu seyn verdiente; und das es von diesem als ew Erbtheil auf den legieren, den Fürsten zu Schwarzenberg überging. Den Namen erhält dieses Dorf von einem Bache, der wirklich aus einem Dorngesträuche hervorqullt, und mit der Als zusammenfließt. Unter dtzn Häusern nehmen sich einige Private, bände, von Städtern sehr hübsch aus; Dorn« bach verdiente auch seiner tage wegen gleich Hietzing die Vorliebe der Wiener. Ringsum bilden sich abwechselnd romantische Szenen und A'sichten, ein buntes herzechebendes Gemische von Wald und Wies«, Quellen und Büschen. Aus' .sichten, und verborgen schleichenden Labyrinthen. Der prächtige Steinbruch, welcher noch immer viele Hände beschäftigt, gibt ein hohes, impo, santes Gemählde, die stille Vertiefung, ln welcher Dornbach, und Neuwaldegg sich umschlingen, die tausendfachen Gruppm auf Strasse und Waldbahn verjüngen stäts das herrliche Bild. Aber anziehender noch, der Bewunoerlmgunb der klebe gewisser, ist der Lazysche Park, welcher Dornbach seine Berühmtheit vorzüglich nr, haM. Ihm wollte lch ble Stunden welhk, Md mlch vorbereiten zum Genuße der 3l:ike> Der Park. Achtes Grau färbte den Himmel in schwankenden Conturen. Oesillch breltete sich derRo-senmantel des Morgens aus, still und heiter wickelte sich dle Landschaft allmähllg aus den Faltenwürfen der Dämmerung. Der ungewisse Aether versprach einen lieblichen Tag, wie das minder schöne Kind eine herrliche Jungfrau. Es zitterten «och des Thaues funkelnde Perlenkranze «uf den Halmen des Grases, kaum wehte die Luft, als wagte sic nicht, dle Perlen wegzn? streifen. Der Hirt blies in sein friedliches Horn, und aus den Thoren traten langsam dle Kühc. Geschäftig eilte jeder an seine 3irbelt, uno Kinder paarten sich spielend im Freyen. Die Gll'iclll-chen, welche von keinem Geschäfte wissen, denen die Stunden vergehen, ohne gezählt zu werden! Für sie haben die Thürme keine Zungen und blc Zeit nur Flügel. '. Alles ist für sie belebt, wie für den Griechen der alten Fabelwelt, sie geniessen ohne genlessen zu wollen. Ich verließ meinen guten Men, und ergab wich der zwanglosen Leitung meines Hnmbrs. Heiter betrat ich daun auch den herrlich«« Pack. — t2 — Zwischen grünen Wänden von AHern und Hartriegel erbebt sick allmähliq dl« Bahn. Laternen sind zu beyden Saiten aufPf'iblen «"igebrackt, ein? Tafel zur Linken verbietet das Herumlaufen in Rasenplätzen und Betten, das Mitnehmen der Hunde, das Anschreiben der Wände; Abpflücken der Blumen, und das Tobakrauchen zwar etwas nachdrücklich, aber wahrlich noch vlel zu gemasilgt. ' Geht man nun durch das Gitter auf den OeM, mit Gewächsen und Blumen gezierten Pläh, welcher das Schloß oomwlrt, so ergötzt das Auge sich an der luftigen Eurythmle des einfachen Gebäudes, ober schweifet irrend herum auf den Parthieen des Gartens. Groß und blendend ist das Gebäude nlcht, aber reihend und «wlabcnb. Man zeigte mir zuvorkommend das Innere. Ein Erd-Salon, dessen Decke auf Statuen ruht, gewährt durch seine großen Glaswände ein« volle herrliche Aussicht. Es wird Licht in dem Saale, wenn man ln den Saal tritt, ihn könnte dle Heiterkeit selbst bewohnen. Eine Reihe von Zimmern empfiehlt sich durch ft'fchmackvolle Einrichtung und Dekorationen, die Kapelle durch simple Würde, und einige treffliche Gemählde. Noch mehr Genuß findet Man »n den Gemächcri? der obern Etage. Es sind meistens lingemein liebliche Kabinette, durch mancherley — »3 — Kolorlt von einander verschieden. Dv«d r Vernunft noch Furckt bey gewissen Menschen frommt, beweisen tausend Klecksereyen allenthalben, wo man nur sie anbringen konnte. Ich gelangte att ein Gitterthor, welches wie durch Feeich.ind sich vor mir aufschloß Kast.inlenbaume ziehen sich geordnet hin, zur Linken liegen in einer gerlngm Entfernung von einander zwey unregelmässige Teiche, denen die Absicht der Kunst jenes liindll-che Leben gab, welches zu ihren Umgebungen so herrlich paßt. Schwanen und seltene Enten segeln durch ble klare Fluthen, ringsum hat der Zufall, so scheint eS, Felsen über dem Gestirne, Lauben und Kuulanden von Immergrün und Windling, und hochragend: Bäume zerstreut. Dunkle Gebüsche »umgrünen einen Felsaltir, unter welchem etn heUlaet Huell hervorniuscht. Ein neuer, höherer Charakter hat ble "bwech» selnden Nü'anzen von Jugend und Frohsinn ver, drangt; die Zauber der ländlichen Natur schmel» zen mit dem stillwiltenden Einfluß des inneren Himmels zusammen, den ihr Genuß erhabene« Merkw. I. Thlls. B — «z — Seelen gewahrt. Vorbtreltenber Frieden goß sich üb«r das Wechselspiel der Erscheinungen hin, «!n labyrinthlscher Pfad führte mich bann wie durch des Lebens Verwickelungen an einer Fel-ftngrupp« mit Ruhesitzen vorüber, hlnter welchen monotonisch einzelne Wassertropfen herabträu-felten. Es ist gleichsam der letzte Ruhepunkt nach den letzten Thränen, das Abschiebsplähchen des Crdenwallers, wenige Schritte bringen ihn zu dem Symbol des letzten Augenblicks. Zwl, schen grünen lieblichen Wänden tritt er in ein helles Blumengemach, all die tausend Freuden des entschwlndendcn Lebens hat dle Phantasie hlec w zarte Vlumenlelber zusammengedrängt; berauscht von dem Duftmeere sinkt er in des Todes Umarmung. Gleich einem Sarge umschließt ihlt rothumglttert ein Sonnenschirm, sie leuchtet nichts ln den finstern Sarkophag. Dle Stunden sind alle verrollt. Aberhorch! es rieselt Gewässer, lichte Hlm-metsfunken spielen ans Auge, es öffnet sich, und dem Schatten zeigt sich Clysium. Freundlich wandelt Lethe durch grüne beblümte Wiesen, tausend Caskaden und Inselchen bilden sich, kein Charon leitet ihn, welsse, glänzende Bogen springen vor ihm über das wogende Silber. Dunkel besäumt der Wa'b dle Flur, fremdartige Bäunlch«n, duftende Blumenhligel schmücken sie. - l9 - Elne llchte Vase stelgt lm Mittelpunkt aus einem großen Blumenzirkel sanft abstechend hervor. Waldbegranzte Hügel thürmen sich lm Hintergründe, und aus der Men Nacht der NMbniß glänzt von fern ein marmorner Tempel. Dieses Elysium, wie lockend und süß er. greift es den Geist, das Auge! Diese freundliche Lethe ladet sie nicht zum Vergessen jebeS Kummers eln? und während sie die Seele auf künftige Genüsse vorbereitet, wie gefällig läßt sie nicht auch die vergangenen ihr leises Blumen» leben vollenden! Jedes traurige Bllb ist ver« schwunden, goldene Blüthen scheinen dem Busche neckend zu entfallen; Bilder des reinsten Genußlebens lächeln gleich Kindern am Busen d«r Blumen. Der Jugend frisches Kolorit hat allt Theile dieses Ganzen mit Liebe ln einander verschmölze,,. Kein schneidender Kontrast löset die schöne Bezauberung auf, in die der Anblick der heitern Szene unwillkürlich versetzt, und mlt sanfter Hingebung folgt man dem wechselliebenden Genius nach, der fich fröhlich zum Wegweiser anbot. Nicht fern von dem chinesischen Son, tienschirm steht in kühner Haltung dle Bildsäule eines Fechters. Markiges Leben und hohe MuS-kklkraft sind das Auszeichnende dieses gelungenen Wertes. " Es scheint, den Angriff ablehnend, — 2« — lbn mächtig zurückzugeben. Ich konnte nlcht den Nahmen des Künstlers erfahren. Cin angenehmer Epaziergang führt zu dem Teiche, der im Hintergründe der schönen Ebene llegt. Zwey buschlchte Hügel bilden hier ein kleines friedliches Thal, ln welchem das Wasserbecken sich ausbreitet. In drey Abstufungen schau« Met über einen runbgeformten Stein die Quelle, welche dem Teiche das Daseyn gibt. Den Hintergrund schmücken herabhängende Trauerweiden, vorne schließt eln Geländer ihn ein, zur Rechten grünt verwildertes Buschwerk, zur Linken laden ln einer Wand von ungarischen Tropfstein kühle Grotten zu behaglicher Ruhe. Die klaren Fluchen des Teiches durchsegeln Schwanen unv seltene Enten, und vier bebüsch-te Inseln von verschiedener Groß« verschönern ihn. Man kann lhn rings umgehen, und wo man fiill steht, genießt man einer neuen Anficht. Im Vordergründe schlangelt der Weg fich Ober eine Bogenbrücke, welche den Bach deckt, der in tausend Krümmungen uns so eben das Bild von Lethen gab. Eine liebliche Blumenschule duftet hinter den Babylonischen Weiden am Teiche. Ich Hllte vor» über von dem Regenschirme aufwä'rtS gegen dle dunkle Waldung hln. Man öffnete eine Gitter« thü'r, ich trat ln die ländliche Wohnung d«e — »I — Dammhirschen, welche hier ein lustiges Daseyn verleben. Die Höhe weltF hinan zog sich ein herrlicher Buchenwald, in den M höflicher Al^ ter durch ein Gitter mich einließ. Ueberraschend stand d e r D i a nentempel vor mir. Er ruht aus einem grimm heitern Hügel, hinter welchem gleichsam als Mie sich majestätisch das wald-umfiorte Gebirge erhebt. Acht Säulen tragen dle zierliche Kuppel. Diana schwebt von heiligen Hirschen gezogen auf Wolken durch eine helle Mondnacht hin. Das Gemählde macht an dieser Stelle vielen Effekt. Die Einfassung deS Kuppelgewölbes besteht aus eil'er Guirlande von Tannzqyfen. .. Sehr gut sticht der weißstrahlende Tempel von dem nächtlichen Dunkel der Eichen und Buchen des Hintergrundes ab. In dieses Dunkel vertieft'ich mich gedankenvoll, aber hnter. Das Rauschen des welken Laubes unter melnen Fußtritten, die leisen Gespräche der Bäume rings um mich, das furchtsame Flattern b^r Vögelt« der wtldverwachsenem Laube, diese schwachen Sy'NP« tome des Lebens schlugen sich sanft au.das Glockenspiel der Phantasie, die mit der Vernunft s» gerne gemeine Sache macht. Es umgab mich urplötzlich ein Heer von Sylphen und Gnomen, Bedeutung füllte die Lücken um mich aus, fröhlicher flog mci» Herz — bis die «llmMlch eln? ^. 22 —. samer und düsterer werbende Gegend und das Verschwinden der Sonne zu ernstern Betrachtmt» gen mlch hlnanzog. Es zeigte sich eln romantisches Tbäk durch' Gitterw?rk von der Höhe geschieden. Der siür» zend« Walddach scheint den Hügel unges?üm zer» rissen und tobend, eine Bann sich gebrochen zu haben. Betäubendes Geräusch entbrauset^sejnen schäumenden Wogen, und lm kühnen Sprung stürzt er gleich einem fliehenden Heere über die vorbereiteten Stufen der Wasserstlege hinab. Fcl-sentrü'mmer ragen allenthalben zwischen üppigem Moose hervor, gigantische Eichen und hellgrüne Buchen verstreuen sich auf Thal und Hö^; lu-silg tönt der Vögel glelchstlmmiges kled durch die schwingenden Lleste. Den Plafond des Gemähldes bildete daS Firmament, übersäet mit drohen» den und lackenden Wolken. Nichts ist angenehmer als diese kühle/kunstlose Wllbnlß. Und als sich die Sonne ivleder siegend durch die Wolkenheere schlug, schien eine Fee voll Triumph tn die Dämmerung des Wale des zu treten. Beseelter klangen der Vögel- Lieder, lebhafter grünten und säuselten Baum und Stauden, süßer, und heimlicher wardzj dem Schatten unter bcn dichten, und grünen Gewölben. Auf der rauhen Waldbahn fort stieg ich müder werdend der Bergsplhe entgegen. Hunde- — HZ — gebell, und Menschenstlmmen vernahm lch, die abgeschiedene Klausnerweu schwand, auf einer umzäunten Ebene, die mit Hütten und Hau, sern im sogenannten holländischen Geschmacke umgeben war, zeigte sich Mlr die Aussicht. Man gibt ihr vielleicht dieses Styles wegen gewöhnlich den Nahmen des holländischen Dorfes oder der Mo ritz ruhe. Wir wollen ihr aber den Nahmen lassen, mit dem der große Besitzer selbst deti Ort bezeichnete, der sellt Lieb« lingsaufenthalt war. Wirklich spricht er auch am eigentlichsten seine Vorzeige aus. Man verstattete mlr sehr gefällig den Ein» tritt in dieses stille, künstliche Dorf. H)ie armlichsten Hütien von aussen, wie geschmackvoll und angenehm von lnnen! Nicht so überladen, den Kontrast beynahe erstickend, wl< das Steinhaus zu Kalksburg, Nein, es bleiben ländliche Zimmer, aber sie find geschmackvoll ausgemaö» len, und meubllrt, sie enthalten schöne Gemahl« ve, Spiegel und andere Verzierungen; aber sie sind nicht bloß zum Anschauen da, sondern auch zum Bewohnen. Besonders gefiel mlr das Hütt« chen, wo einst der treffliche Graf von Browne so gerne sich aufhielt. Die Fenster gewähre« «i ne liebliche Aussicht über Severn, Ernstbrunn, nnd d«n Kahlenberg. i< .l ^-z- 24 — Man findet hier 17 solcher Häuschen. Je-)»es einzelne verdient Aufmerksamkeit. In elner -jhem Anfchfln« nach armseligen Strvhhütte findet man ein.Bewlrthungszlmmer für Fremde, und ln demselben AllcS, was nur elnlgerlnqssen im «rsten Augenblicke für ihn Bedürfniß ist. Selbst M?. >' Ueberhaupt ist hier Mies in Abtheilungen ^Ggchanyen^ was sonst die Mächtigen der Erbe ,M einen, nicht unwichtigen Theil ihrcs Lcbens- ,^geuuffes glelchsM iu nuce beysammen haben« Eine Kapelle^,^ln Vogelhaus, Keller und Eis« gruben, Lamnen mr Büeuchtuug des Nackts, Tasclzllvmer und Andere Wohnungen sHr Haus- ^offizlere^ stzmmt Tllem, was zur Bäckerey, zur Küche, zur, Equjpagc,, zur Bedieizung, und sonst zur Beifuelyltchkeit oder zum Lu^us gehört. Heißt ^es daher ftlchf zjyit Mecht in der Inschrift zu ', «,cÜ^6MUA^..^ P«s«r< l ,, DaS Marsck)allszimmer'oder die eigentliche Aussicht schwebt über einer Treppe von 5« Stußtn. Es ist mehr ein schönem Gaal, den •■"*£•« '.-.', , ..;■•■: 1:,. ■ J§ SA^ .^# cjipix ! ftameawque /e H^f^X, tui yit ici traa^uille et soli- t#ire { DaS Marschallszlmmeroder die eigentliche Aussicht schwebt über elner Treppe von 5« Stußen. Es ist mehr e!n schöne Gaal, brn WM 2? ^5» auch Grazien ihrer Tänze nicht ur.werth acktten würden. Das herrliche Blau, welches ihn ko-lorirt, mich dünkt, es war Lazy's Li«blings-sarbe, der glänzende Boden mlt künstlichem Holzwerk getafelt, deryicht unbeträchtliche Raum und das geschmackvolle Ameublemcnt würde den Göttinnen nicht mißfallen. ' -'-'-Alle diese Vorzüge lassen den Beschauenden dennoch nicht das Herrlichste vergessen, was seine lüsternen Sinne auf diese Höhen rief. , Wie könnt tr auch vergesse!«, was bey jedem Blick aus del» Fenstern so erfreulich aus der Ftrne lhm zula? chelt, oder so sanft und schwermüthig von ihm sich abwoidet? Diese w^lbigten, dunkeln Thaler mit ihrer sinnvollen, benbtfam schweigenden Nacht, dies« kühn aufstrebenden Berge mit dem steten Gewitter ihrer Wälder, diese bekannten und unbekannten Vertiefungen, leblos und düster die eine», mit Häusern und Menschen erfüllt dte andern, dort gebietend und weit verbreitet die schimmernde Kalserstadt, ak welche gleich einen» wogenden Meere die Arne fich anschließt, und hier des Isiers vielfache Arme mit ihren Inseln ynb Auen, welter an ihr hinab das königliche Schloß zu Preßburg, nördlich l>n Mbel di«Hö^ hen von Nlkolsburg, und näher bey mir, untz stattlich Schönbrunn, mir nun so nen und so HPMH. Wer könnte dieß Alles vergessen! Wer ^. HÜ »»» wollte nlcht stundenlange auf blesem Clysium mlt frohem Blicke verweilen! ^' Ein abwärts eilender Pfad führt durch dichtes Nabelgehölz zu dem ernsten Rosenplatze, wo die beyden Feldherren Freunde im Tobe wie im Leben beyeluander ruhen. Es erhebt sich hier eln kapellenähnliches, mit Kupfer gedecktes Ge, bäude, dessen Portal auf Gäulen ruhet, und «in eisernes Kreuz trägt. Hinter dem eisernen Gitter, welches dle Kapelle schließt, bemerkt Man zwey große Grabsteine flach am Boden. Der eine ist dem Andenken iiacy's, der andere feinem Freunde dem Feldzeugmelstec Grafen Browne geweiht. Ihre Wappen sind an den Wünben angebrächt, und haben die Devisen: MerNi« HUßontur konores» und : k'itienl, ß«. 0U5YUS «ervabo. In lateinischer Schrift finde« man ferner an den Wänden einen kurzen Lebens, abriß der beyden Seligen, welche gewlß eine länger« Biographie verdienten. Unter Betrachtungen über das hinschwin^ dendt Glück der Erde, über den frostigen Winters der sobald den englischen Garten des Iugendle« bens entblättert, folgt' ich durch düstere Halnb gewlnbe meinem stummen Führer links am Dia^ nentempel vorüber bis zu dem niedlichen Regen, schirme, der aus einer doppelten Llndeiwmge, bung auch bey heiterem Wetter so einladend ist. H!-r entließ lch meineü Cicerone, Mb pflegte auf her grünen Bank ein Weilchen der Ruhe. Hat n'chk, knkr lch in meinen Betrachtungen fort, der gütige Himmel uns reich für dle schnelle Flucht der VlütbenM entschädigt? In uns ist ewige Iugcnd, erhaltet sie nur durch weisen, mWgen k bs'^'aenM. Nlnon entzückte noch im achtzigsten Iihrc, Homer und Olsian dichteten noch alS blinde Gleis«. Wie vlcl' könnte lch noch nennen, die w lt ,'ibe^dte Grenzen der physischen Jugend hinaus genickt, durch dle jugendliche Kraft ihres Gchies klebe oder Bewunderung sich erwarben. Durch die ll blichst«« Gartenparthien wandelte lch an ewer Sonnenuhr vorüber, und kam auf ew heiteres Wasenparterre, welches Blumenbü« sche ln regellosen Gruppen zierten. Bald zeigte fich bcs Orangenhaus mit seinen lieblich duften«^ den Bewohnern, endlich unter hohe»« Fichten Ml> Pappeln verborgen ein einsames Jägerhaus. Ein kleiner Helch mit Goldfischen bevölkert/Tische und Ruhebänke von Linden und Weiden mah-lrrlsch beschattet, eine Quelle, die durch grüne Ufer herab sprudelt, machen dieses Planchen zum angenehmsten Aufenthalt. Vorne am Jägerhause befindet sich mit Garnfiechten umspönne dieFao sauerie, Gold-und Sllberfafane mir lhv-.'U prcich-Ug spielendin Gefieder amüßlren sich h'ler nach Herzenslust. An die Fasanerie stößt der Obst? «f» HF -^". satten. Angenehme Gänge leibten wlch zu dem sogenannten Schö'psg^rten, einen freyen mit Pap» peln umgebenen Platz. Seine Mitte enthält eint grüne Büschung von Schneegras, über welches «ine düstere Föhre trauert. Vor mir erhob fich der herrliche Hügel, auf welchem das chinesische LMaus steht. Ich aber glnq hurch kühle, Hielfach verschlungene Gänge seitwärts her. Ein lautes Geschnatter verrieth mir den Aufenthalt her tm.kischen Gänse und Schwanen, welche links hinler einer grünen Gitterthier einen Theil des Gartens bewohnen. In der Mitte steht eine Waldfohre, an der Wand eine Laterne, deren ticht des Nachts die Raubvögel zu verscheuchen, bestimmt ist. Durch mehrere Schattenalleen und eine Hütte, welche auf vier Säulen ruht, kam ich auf einen ronmntischen Play, der mie Epheu und Pappeln besetzt G. Von hier zieht sich der Fahrweg zur Aussicht hinauf. Ein herrlich grü-nenbes, von Bergen umschlossenes Feld rollt sich vors Auge hm, und läßt dem Blicke Salmanns« dorf, eln nahe liegendes Städtchen erscheinen. Da mtr hier einige Anlagen auffielen, welche mit Gittern eingeschlossen waren, so sah ich mich »ach einem FGrer um, der sie mir ausschloßt. Ein Gärtnergehilfe, der mein Bedürfniß errieth, both ßch mir treuherzig zum Wegweiser an. Er - 2y - wolle mlch, sagte er, zuerst ln den botanischen Garten, dann in die Sternremise führen. Der botanische Garten führt auch den Nahmen der Sechzehnthelle, und ist eine verschlossene Anlage, in ,5 Vierecke symmetrisch abgetheilet, deren jedes eine seltene Holzart nebst kleineren Pflanzen enthält. Die Einfassung be« siehe aus einer Mischung aller dieser Holzarten. Unterrichtend führte mich nun mein Gärtners«-hülfe zu jedem einzelnen dieser Quadrate htn, und ließ mich den verborgenen Schatz betrachten. Meln Führer hieß mich ihm wetter folgen. Wir glngen durck ein finsteres Frhrenwäldchel» zu dem schönen Eplegelteich. Er bildet ein !r-reguläres Paralellogram, und ist mil em cm Teppich von hellem Grün umgeben. Goldfische und türkische Enten beleben seine stillen Gewässer. In der Mitte erhebt sich für die Letzteren eine kleine buschigte Insel. Unten an der schmälern Seite des Teiches hing an einem Strick« ein Nachen. Vorzüglich wirb dlese Gartenparthie durch dle Natur des sterbenden Fechters gehoben, welche sich auf einem Postament an dem obern Rande des Teiches erhebt. Er ist ein Nachbild zu dem vorigen, seine Verhältnisse sind richtig durchgeführt und kräftig gehören. Der Dolch liegt am Boden , aus der Wunde träufelt »lut, aber dl« Miene entstellt keiu unmännlicher — 3<2 '— Schmerz. Cr schelnt auf ben Tod, wle auf elnen neuen Gegner zu warte». Nicht lange ließ mich meln Cicerone betrach» tend verweilen. Er war ungeduldiger auf ote Stern remise als lch. Wlr gingen dann einen Gang von Buchen und Eichei entlanz, von dem Teiche weg, zu dem freundlichen Geländer, welches diese seltsame Remise umschlagt. Dle Gänge, welche von allen Selten zur Remise, wie zu elnem Mittelpunkte führen, und so einen Stern bilden, geben ihr den Nahmen. Das Geländer der Remise selbst schmiegt sich an elnen Zirkel junger Tannen, welchem eine Blumenfiur, mit orientalischen Platanen besetzt, nachfolgt. Dle dritte Reihe füllet zwischen Blumen aller Art die Ilubina lllLpilla aus, und nun folgt noch ein breiterer Zirkel, der die herrlichsten Blumen in sich vereinigt, mit den verschiedensten Fnrben und Düften. Im Mltttlpunkt zeigt sich ein Bassin, dessen Fontäne unter dem Schatten von Linden, Wasser-Ulmen, und Atlasbeerbäumen fiöbltch em-porsprlngt. Diese Bäume bilden um den Sprlng-quell eine Art von Salon, au dessen Wänden Ruheplätze befindlich sind. Nicht „ur Ziele Idee, sondern die ganze Anordnung der einzelnen Theile gidt d«r Remise etwas feenattu; Lkbliches. Glaubt man nicht Sylphen, und Sylphyden — 3, — unter dem zarten Blä'ttersplele der tausend Blumen, auf dem farbensprühenben Wasserstrahle, oder in den kühlen kaubengängen gauckelnd zu sehen? Selbst mancher finstere Gnome guckt aus den Buschwerken mlt schwarzen Augen hervor. Auch Salamander und Salamanderinnen hätt' es hier geben können, denn dle Hltze war brennend, und nur leise strömte die kuft. Dle schöne Fee schien l'ibrlgens bald meiner satt zu seyn, denn vermuthlich war sie es, wel« che meinem Führer auftrug, mlch mlt den Worten : „Jetzt haben Sle schon Alles gesehen," aus ihrem zauberischen Aufenthalte zu entfernen. Aber sieh da! vor meinen Augen stand das chinesische kusthaus. Es ist ein heiteres, achteckigtes Gebäude, welches auf einem Erdge» schösse ruht. Eine schöne steinerne Treppe führt zu demselben hinan. Man findct hier ein angenehmes, mlt acht hellen Fenstern versehenes Ca-binett. Die Mahlerey desselben besteht aus einem grünen Gitterwerk, an dem sich Rosen bis zur Kuppel hinanwinben. Ueber demselben fiat» lern Schmetterlinge herum. Sonst waren in diesem reizenden Cablnett« verschiedener Meubels unter andern auch ein Tubus, den die ausgebrel» tet« Aussicht zu elnem wahren Bedürfnisse mache. Gegenwärtig aber steht es leider! ganz leer. Un-ngS um dieses Cablnett zieht sich «ine Gal-lerie mit gelbem Geländer, welche durch 8 Säulen tn eben so viele Parthlen abgesondert wirb, deren jede elne andere Aussicht darstellt. Hledurch wird das chinesische Lusthaus zu einem wahre» Panorama der umliegenden Gegend. Zwar ist dle Umsicht von der Aussicht umfassender und ausgedehnter, aber so schöne Parthien, so viele reihende Aussichten gewährt sie dem Auge nicht, wie diese. Anfangs stellen sich blos zwey waldumflorte Berge sanft gerundet, vor den verlangenden Bllck, dann tritt ein Theil von Dornbach und das prächtige Wien, weit entfernt, aber doch lmpo« sant, und glanzend auS den Nebeln hervor. Entlegene Berge bilden den Hintergrund. Dann sieht man das Marsfeld, den Teich, das Brünnchen, den ruhigen Gott, ein Wiescngrunb spielt seine grüne Welle lieblich des Hasen Sprung, des Hirschen Galopp, der Fasane« heimliches Pilgern verstreut. Alles das, und wie vielmehr noch machte diese Aussicht labend und bezaubernd! Die Beschreibung von Gegenden und vorzüglich von Aussichten ist eine klitzllcke Sache. Dett Gemeinplatz, daß sie nicht möglich sey, will lch als faktisch widerlegt durch glänzende Beyspiele, vorübergehet«. Aber die Frage, ob sie belohnend? genug der Absicht und Mühe entsprechen? ist ganz geeignet, mich ein wenig an sich zu fesseln. Das Stältige, Permamentt ist ganz eigentlich ein Vorwurf der Mahlerey, frilh schon mag sis' Merkw. I. The l. C - 34 — sich daher mit den leblosen Erscheinungen derBa-tur befaßt haben, obschon sie sich auch ln Work scken Gemählden mlt der blossen Andeutung del-Bewegung zufrieden stellen muß, gleichsam dle Handlung wle durch Zauberen versteinert und den Moment verkörpert. Allein diese Darstellung mit Farben ist ketne Beschreibung, sie wirkt unmittelbar auf die Sinne, wo dle letter« erst dl'e Phantast« für sich erobern muß. Mlt Unrecht also wünscht der Dichter, der irgend etne Gegend beschreiben soll, sich den Pinsel eines Mahlers, denn es handelt sich hier nicht um eine Ansicht fürs Auge, die Phantasie soll in Bewegung gebracht werben, und nach dem Modelle des Dichters «ln Bild entwerfe:,. Ist diese Apostrophe bloß Figur, so ist sie zu verbraucht, und findet ebenfalls nickt Statt. Aus dem Gesagten scheint mir klar zu folgen, daß die Beschreibungen von Gegenden durch Gemählde nickt entbehrlich gemacht werden. Im Gegcnthlile könnte selbst der entgegengesetzte Fall eintreten, wenn nehmlich das Gemählde niche bloße Landschaft ware, sondern auch andere Be» ziehungen hätte. Nur würde es sick um die Art und Weise handeln, wie diese Beschreibungen gcdacht und ausgeführt werden sollen. Das Ta-lent bricht sich zwar seine eigne Bahn, uild hat seine eigene Chrestomathie für sich, das Indiot- — 35 -- buum ka.it, aber doch wohl sagen, was lbm am besten gefällt. Dieser Befugniß zufolge sey- mir die Bemerkungen erlaubt, baß der D^ckter oder Befchreiber, wie man ihn nennen wUl, m.hr den Einbrock wiedergeben soll, den das Objekt auf lhn macht, als das Letztere selbst. Ewige scharf und kräftig bezeichnende Con-turcn sind hinlänglich die Phalltasie zu schneller Vollendung des Gemähldes aufzuragen, und um Schnelligkeit lst es hier hauptsächlich zu thun. Dahcr muß der Dichter Ausdrücke wählen, welche gleich den Lxciatnutionen der Wilden ttt wenigen Sylben eln GanzeS zusammenfassen, oder gleich den Hieroglyphen und den Schriftzügen der Slnesen vieles mit einem Mahle sagen. Dantt möge er aber auck sich hüthen, daß seine Hiero« glyphen nicht so räthseihast sind, als die ögyptll schen für uns. Die Rückkehr. Angenehm von Innen und von Außen beschäftigt, «ilt ich durch «in herrliches glüneS Labyrinth, dem chinesischen Sonnenfcdtrme zu, bey welchem man auf die elyl'älschen Felder herauskömmt. Bis zu dem Drahtg'tter-Thor, in der Nähe des Schottenbrüclcis (der Platz gehörte ehemals dem Stifte SqMen) dl,«b ich d«m C 2 - 36 - Weg< treu, den ich vorhln eingeschlagen hatte: dann aber wandelte ich im Schatten einer Kastanien - Allee bis an das Ufer des Baches. Von hier aus läuft eine größtentheils beschattet« Fahrsirasse bis nach Hütteldorf zu dem Schlosse der Fürstin von Ltchtensiein. Lacy war ein warmer Freund dieser hochgebildeten Dame und legte diese Straß« eigends zu dem Zwecke an, schnell und angenehm das Schloß selner Freundin zu erreichen. Auf der schönen Wiese, welche der Bach durchschneidet, steht auch die gelungene Bildsäule des ruhenden Mars. Wlr haben ihrer schon erwähnt. Am Ufer des geschwätzigen BacheS ging lch, von Bäumen wider die Sonne gebeckt, und bann im Halbzirkel fort, bis ich in die Haupt-allee zurückkam. Ich mied gegenwärtig den Phl« losophengang, und hielt mich mehr an die Alltags-Straße, denn die Mittags-Stunde war schon vorüber, und ein mächtiges Bedürfniß erinnert^ mlch, wie ein memento mari an die Gemeinheit meiner Natur. Daher schlug ich, um dem Gasthofe näher zu kommen, meinen Marsch über die Treppe ein, welche links am Gezelte tns Dorf hinabführt. Wenige Schritte brachten mlch dann zu dem braunen Hirschen. 37 Die Bergfeste Trossky in Böhmen, "ewlß kann man Böhmens alten Burgen und Schlössern den Vorwurf nicht machen: daß sie alle, oder auch nur ein großer Theil derselben, nach einem und eben demselben Zuschnitt «rbaut worden wären. — Ihre Erbauer richteten sich gewöhnlich bey Anlage derselben mehr nach der ursprünglichen Beschaffenheit des Orts, als daß sie gegenseitig den Ort selbst nach feststehenden Regeln umgeformt haben sollten. Größten ThellS wählten sie der weitern Ueber, licht, des schwereren Angriffs, und der leichtern Vertheidigung halber, Anhöhen und Felsen da« zu, und da gerade hier die MannlchfaltigkM der " 38 ^- Natur fast lns unendliche sich erstreckt, da Böhmen an Geböte,, jeder Art Uebe-flllY beiHet. so dürfte man auch vielleicht unter den 7 bis 822 alten Burgen, von welche» noch Uebn-rcste sich erhalte« habtn, kaim 2 od,?r ^ finden, von wel' chen sich jagen ließe: Hier ist i-n Plan der An? zag.' völlige, oder auch nur fast völlige Gleich- ') Icki wiss k^in^'wras l'ier gesagt haöcn: daß di«? altern Bch!»,.'« beym Bau ihrer Vcsicn a«r keine K^^ln befolgt, gar lri»e Urbereinsiimmnilg beobachtet liäitcu. Eine solche Behauptung wäre offenbar abgeschmackt. Man kann nur ««, odrr ^ »2 dergleichen Vurgen «lit aufmerksamen Geiste belra^'lct l»abeil, nm zn sinde», daß sie gern einen e,»zigr,l Einfang, drc sich iu einem eil,gen Zwinger, »m einen große» Theil der Burg wa»»d, Üttblachtcn: daß sie gern 2 auch Z Festungen (ihrer Art) in einander fügten, daß gemeiniglich »hr stärkster Thurm anf der höchsten Spitze stand, ten Eluqa,lß von weilcn bestrich, «nh die letzte Zuflucht ubgab; und mchrrre drrsileichea Gruod, sätzl', von lvelchen ich' i.nter ander» de» lehrreichen 'Aufsah »achzulcsv» bitte, den Here Iahn im August Monat des Apollo vorigen Jahres ab, drucken lassen D»ch alle diese Urberrinkünfte, in wrlchc sie stillschweigend sich gefügt haben, verhinderten nicht, daß sie in tausend a»derlr Dinaen der anßern und innern Form von eiu« ander ftbwich««. « " 3Y — Aber nicht lmmer leitete bloß der Wunsch nach Ma»nichfaltlgkcit, und nach Festigkeit die Er« bauer dieser Schlösser! Nicht selten überließen fi< sich auch einer gewissen eigensinnigen kaune; nicht selten wcihlten sie sich absichtlich solcbe Plätze, wo ihre Burgen, weim sie nun vollendet da stan? den, nicht bloß die Empfindung des Etarken, des Erhabnen, des furchtbar Großen, sondern auch des Abenthellerlichcn einzustoßen bestimmt schienen; und als Beyspiele dieser Art habe ich absichtlich ein Schloß, ober vielmehr ein Ueb«rbleibsel eines Schloßes aufgespart, das vielleicht in ganz Deutschland seines Gleichen suchen dürfte; das höchstens erreicbt, doch kaum übertreffen werben kann — Troßky. Oft schon ist der Anblick desselben von vaterländischen Schliftstellern mit den egyptischen Pyramiden verglichen worden. Ein Vergleich, der schon in so fern hinkt, als diese leh?ern sich gleich dem ersten Augenmerk als Erzeugnisse menschlicher Thätigkeit darbieten, da man bey Troßky hingegen .licht sofort zu entscheiden wagt, oh man es für ein Spiel der Natur oder der Kunst achten soll , bis man endlich beym n U,ern Hinan, kommen, ober beym länger« lleberblick deutlich erkeulit, daß beyde sich hier vereine». ,— 4«> — Denn zwey ohnwelt von einander stehende, jodschon in lhren Fuß zusammenlaufende, steile, konische Felsen sind der Gcundbau dieser seltsamen Feste, die im Bunzlauer Kreise, eine Meile von der Stadt Tm'.nau liegt. Eine von VNttag gegen Mitternacht sich erstreckende Doppelmauer vereint beyde Felsen ohn-gefähr ln ihrer Mitte zusammen, und machte sie geschickt, daß hier «in Schloß mit zwey Citadellen erbaut werden konnte. Diese aus bloßen schwarzen Steinen errich? tete Mauer ist überall wenigstens sieben Schuh dick, und fünf — an einigen Orten auch sechs Klafter hoch. Der freye Platz innerhalb derselben ist so groß, daß ein vierspänniger Wagen recht glmächllch barinnen herumfahren kann. Das Hauptgebäude stand auf b«r Nordseite, wy man noch ziemlich hohe Mauern mit Thoren und Fenstern findet. Auch war auf dieser Seite die Haupt Einfahrt in die ganze Festung angebracht. Von den beyden Felsen ist der eine, da, wy er über die mitlere Mauer empor steigt, schier um ein Drittheil höher, als der andere. Der höhere, von der Prager Straße her, linker Hanlz liegende wird Pana, oder die Jungfrau, d«r kleinere, weiter rechts gelegene Baba, oder piß alte Mutter genannt. V- 4l — Auf dem Gipfel elnes jeden stand sonst schen erwähnter Welse, etn Geba'u, das als Warte und Zitadelle angesehn werden konnte. Nach der paselbst noch befindlichen Quer- Mauer zu urtheilen, waren in jedem vier geräumige Zimmer. Das Gebäude selbst war im Quadrat von gebrannten fast sieinhartcn Ziegeln, mit sechs Fuß dicken Gemäuer errichtet, ein ordentliches Thor führte in dasselbe. Jetzt kann man nur noch auf die kleinere Felssplhc, und auch da kaum ohne Lebensgefahr klimmen. Daß von der Nord- Seite um den Eingang zu decken, ehemals mehrere Schanzen angebracht waren, verräth sich aus mchrern deutlichen Spuren. Auch findet sich am Fuße des Berges tln geheimer unterirdischer Gang, der sich ohn-gefähr dreyhundert Schritte tief erstreckt. Häufiges Wasser, und dle eingerollte Wölbung hindern dann das Weiterbringen; ohne Zweifel führte er sonst bis ins Schloß, und war zum Ausfall oder auch zur heimlichen Rettung ln Be-sageruligsfällen bestimmt. Die beträchtliche Höhe dieses Berges läßl sich daraus schließen, daß man von ihm, und zwar schon von semer Quer- Mauer herab, bis in die Gegend von Prag — das doch ellf Mel? len weit liege — sehen kann. Ueberhaupt be? herrscht er das ganze umliegende Land. Wenig- — 42 — stins eine Stunde welt sind rund herum kelne be« ttächtllchen Anhöhen, wohl aber verschiedene brclte Desileen mit Wänden von nackten, senk rechten Felsen befindlich, die um so mehr über-raschen, je minder man von ihnen, oft in der Nähe eines Büchsenschusses schon etwas wahr, nimmt. Gegen Süden seitwärts dem Berge liegt das Bors Troskowltz, wahrscheinlich von dem ver-fallenen Schloße so benannt. Eine kleine Anpflanzung von ohngcfähr acht und zwanzig Häusern Zehött zu der gräflich Waldstelnischen Herr« schaft Groß- Skall. Weber die Alt wann, -. noch von wem Trosky erbaut worden, !st bekannt. Doch al« lem Ansebn nach war einer der Herren Berka von Dub, und Leipa der Erbauer, und der Entste-hungspunkt entweder gegen End« des vierzehnten, oder Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts, denn beym Jahre ,420 findet man in mehreren vaterländischen Schriftstellern eines Otto Berka von Trosk auf Chlumecz erwähnt; und deshalb hier eine Vermuthung, die man annehmen kann, obec verwerfe», nach — Gutdünken! Eb-n dieser Otto Berka von Trosk war ein Spiesgeselle desjenigen Johann von Hermann Mlestecz, der das reiche Kloster Opatowty so — 43 — helmfückisch überfiel, und so sn assenrü'ukttlsch ausplünderte. Mlestecz kaufte sich für das allda erbeutete Geld Opoczro, könnte Berka seinen Antheil nicht zum Bau von Trosky verwendet haben? Die Aechtung, die König Wenzel der Vierte gegen ihn ergehen lleß, machte irgend ein« festc Zuflucht nöthig, und noch jetzt sieht man an den Ueberresten des Schlosses einlge Spuren, daß es mit Eilfertigkeit gcbaur worden; denn selbst die Dramlöckier find nicht vermcmert. Auch findet sich weder vor, noch nachher ein Berka, der sich auf Trost geschrieben hätte. Gelbst die Feind, sellgkeittn, die Ziska dagegen ausübte — und wovon wir gleich etwas mehr sagen wollen, zels gen: daß es einem Gegner der Husfiten gehört habe. Diese Belagerung gieng 1424 vor sich. Balblns Handschriften, und gedruckten Nachrichten zu Folge, verlor Ziöka allda viele Leute, und muß'e doch endlich fruchtlos wleber abziehen. Dahcr bekam wahrscheinlich eines dieser Kastelle den Beynamen Jungfrau, oder auch, wle andere es benennen, Iungfrauentrotz; well es diesem berühmten Helden zum Trotz elne Jungfrau blieb' Doch verbindet sich auch ein anderes melnes Be-dü!,kens nach unwahrscheinliches Gericht damit. Mnn sagt nänMch: Ziska habe dte PM er- ^. 44 — stürmt, abir die Panna unerobert lassen müssen. Da sie beyde nur Theile einer und eben derselben Festung waren, da sie kelne elgene Brunnen und Mittel sich zu halten besaßen, so hätte es doch wahrlich nicht schwcr falle« können, nach einmal erstiegener Hauptburg auch diese Citadelle zur Uebei-gabe zu nöthigen. Ziska zog daher gewiß nicht von ihr alleln, sondern vom Schloße l'iberhcmpt unverrlchteter Sachen ab. Glücklicher war George von Podiebrab im Jahre 1463. Damals befand sich Trosky (man weiß nicht genau durch welchen Wechsel der Din« ge) in Besitz Wilhelms Zaplcz von Hasenburg. Dieser war einer von denjenigen böhmischen Baronen, die es mit König Mathias von Ungarn gehalten, und George, nachdem er diesen letztern zum Rückzug und zu einem Frieden, (.den Mathias freylich nicht lange hielt) genöthigt hatte, wandte nuu seine Waffen gegen dle Auf.ührer. Die Schlösser Groß- Stall und Trosky konnten -» denn mächtig war seit 1420 der Gebrauch des Geschützes, und mit ihm die Kunst der Be, lagmlng gewachsen — nicht lange Widerstand leisten, wurden erobert, und — zerstört. Doch kehrten sie wieder bald lm Besitz der Familie Hasenburg zurück. Denn Wilhelm unterwarf sich König Georgs Zepter, und der gütige Monarch verzieh ihm, Troßky scheint damals auch wie- "- 45 " der, wenn schon nicht zur festen Burg, doch zu« bewohnbaren Schloße hergestellt worden zu seyn, denn 149z entrichtete Agnes verwlttwetc Sternberg , und gebohrne von Hasenburg lhrcm Vater und beyden Brüdern Niklaus, und Johann zwey tausend, fünf hundert Schock Böhmisch unter der Bedingung, baß sie dafür lebenslang den Genuß des Schlosses Troßly haben dürfe. Gleichwohl verschwindet diese Burg von nun an !n der begllwbten Geschichte; nr.r die Ueberlieferung trögt sich noch n,it einer Volkssage von-ihr. — Trosiky, lautet dieselbe, gehörte einst» mals zwey Schwestern, ob es Fräuleins odcr Wittwen waren, darüber sind die Meinungen ungewiß; genug, sede bewohnte eine von den Burgwarten, und da die eine der Katholischen, die andere der Hussitlschen Lehre zugethan war, so haßten sie sich so ü'cht schwesterlich, daß sie oft, wenn sie einander gegenüber zum Fenster heraussahen, zu Schlmpfworten, lmltem Zank, und anderen ungeheuchelten Zeugnissen des Hasses Übergingen. Beyde erbauten auch im Vdrft Troßkowltz Kirchen, die in gleicher Entfernung, wie dle Burgwarten, von einander standen, und wo jede nach ihrer Religion Gottesdienst halten ließ. — Beglaubte Gründe hat dieses Gcschichtchen nicht für sich, doch auch nichts an sich selbst un<» mögliches. Wenigstens sind jeht zwey Kapellen ln angegebener Entfernung vorbanden, wovon dle eine Johann dem Tü'ufer, lie andere den Aposteln Philipp, und Jakob gewidmet ist. Auch wmmt sich das Bild jener freundschaftlichen Gee spräche, bey einer geringen Ausmahlung von Ein, bilbungskraft so leicht, und so drollicht aus, daß es fast Schade ware, sich mühsam nach Be-zweifiung desselben umzusehen» Dte Herrschaft Groß-Skall, zu welcher Trosky angegebener Weise lmigst gchötte, und bey welcher e?« ungetrennt verharrte, kam abwechselnd an die FamlNe Waldsieln, dann an dle Boskowitz, ba»m eine geraume Zeit an dle Smirzizky. Doch d!ese Lchtern verloren nach der Schlacht auf d?m weissen Berge ihre zahlreichen Göter, und Anrecht uun Waldsteln -^- der nachher so berühmt gewordene Friediänder — ;r-kaufte von der königlichen Kammer dlt Herr^ schaft Groß- Stall für einmal hmidert, «in pnb zwanzig Tausend, zwey hundert u«d zwa,^ zlg Schock, 53 Groschen, 4. Nencir. SeitH b«m lst sie unverrüctt bey seiner Verwandschast »erblleben. - 47 - Die Hochzeitfeyerlichkeiten der Podluzaken in Mähren. ^le slavischen Bewohner der Herrschaft 5tM-benburg, die den äußersten südlichen, durch das Zusammenströmen der March und dir Thaja gebildeten Winkel d«s schönen Mährens ew-ntmmt, sind, mit Ausschluß der, etwas nördlt. cher liegenden Dörfer Zlskow und Billowly ln der ganzen benachbarten Gegend unter dem Nahmen Podluzaken bekannt. Wahrscheinlich sind sie kroatischer Abkunft, so wie dieß gewlssermnssen schon aus der Benennung von Kroaten echellt, womit sie und ihre nach Oesterreich ausgesprossenen Brüder, von den ansiossenoen Deutschen M» 48 ^. allgemein belegt werben. Sie unterscheiden iich von den übrigen, in MHren ansässigen Äbk^nm-» llngen des großen weit ausgebreiteten Sla-venstammes, auffallend durch Sprache, Kleidung, Sitten, und mehrere ändere Eigenthümlichkeiten. Eine kleine Skizze ihrer Hochzelts-feyerllchkeiten dürfte hier nicht am unrechten Orte stehen, und b«m Freunde vaterllinbtscher Kenntnisse willkommen styn. Im Vorbeygehen sey es gesagt, baß sie sich sehr jung zu verheiraten suchen. Sle hei-rathen aber, wenn man einige wemge Beyspiele ln Eisgrub ausnimmt, wo sie mit Deutschen vermischt leben , und wo ihr etwas mehr ras-finirter Geist sie diese Rücksicht aus Politik und andern ökonomischen Vortheilen vernachlässigen heißt, nie außer ihren Stsmn. Ihrt Ehen können im Bezüge auf ihren individuellen Zustand, meistens glücklich genannt werden, nnd zelchnen sich durch die gesegneteste Fruchtbarkeit aus. Uneheliche Geburten sind unter ihnen höchst selten. Am Vorabende des Hochzeitstages werben bie gewöhnlich zahlreichen Gäste von dem Etol-njk, einer kttmcn Copie von Ccr?mo,nenn,e!ster/ mit einem artigen Sprüchlein, auf das morgige Fest, feycrlich geladen. Die junge Welt, beyderley Geschlechts, findet sich lndcssen schun hcute in — 4!) — in dem Hause der Braut, zum sogenannten Krauzbiuden, ein. Man bringt dle Haare der Braut in Ordnuug, bespricht sich liber dle nöthigen Vorkehrungen, nimmt ein kleines Mahl ein, und belustigt sich, wenn der anwesende Cir-kel hiezu Neigung zeigt, eine, ober die andere Stunde dcs Abends, m't Tanzen. Am eigentlichen Hochzeitstage versammeln sich die geladenen Gaste in dem Hause d«r Braut-elteni, vor bem gewöhnlich eine Art vsn Etan-darte aufgepflanzt wird. ble aus einer rothen Etange besteht, worauf eln welsses, zuweilen auch buntgefärbteS, von der Braut hergeschenk-tes seidenes Tuch flattert. Dltse Standarte wird bey dem Kirchengange dem, ln feyerllcher Stille durchwallenden Zuge vorgetragen. Nicht selten begleiten denselben auch dle Musikanten mlt dem Raricnalinstrumente, dem Dudelsäcke und zwey Geigen, und beunruhigen dle Obren der Gesellschaft mlt lhreu schneidenden Mißtö'nen. Die Braut ist an diesem Tage stattlich ausgeschmückt. Das Hauptstück der Kleidung macht heut« der lange, blaue, mlt^schwarzem kämme ausgeschlvge'.le Pelz. Auf dem Scheltet siyt ein kleines, aus falschem Slberd^ithe künstlich zusammengeflochtenes Kr.mzchen. Mlt Thränen in den Augen nimmt sic von ihren Eltern, Gesckwt, st«rn u»b Anverwandten Abschltd, und selte» Merkiv. I. Theil. D — 50 — vertrocknen sie vor der Einsegnung. Diese Thränen schelnen indessen mehr ln der herkömmlichen Sitte als ln elner wirtlichen Herzenserschütterung lhren Grund zu haben. Bey der Rückkunft im elterlichen Hause wirft dle Braut den in Menge herströmenden Kindern, rückwärts, Stücke von der Vrana, eincr Art von großen, inwendig hohlen Küchelt zu. Man macht sie bisweilen von solcher Größe, daß man sich genöthlget steht, das Ofenloch auszubrechen, um den Rlesenkolatschen zum Ausbacken, ln das Innere des Ofens schieben zu können. Bey der Tafel, die mlt Allem, was der kanbnwnn Gutes aus dem Thier- und Pflanzenreiche nur lmmer aufbringen kann, üppig besetzt ist, und oft bis ln die sinkende Nacht wahrt> sitzt die Braut, umgeben von ihren Kranzjung-fern, an einer Tischecke im Winkel, und berührt von allen angebothenen Speisen nicht daS Mindeste. Die Deutschen der angrenzenden Gegend haben sich hlevon ein Sprichwort abgezogen, und beschämen ihre Gäste, wenn sie den gutmüthigen Aufforderungen zum wetteren Essen nicht geböllg Bescheid geben wollen, oder können, mit dem Ausdrucke: Sie sitzen da, w.'e elne kroatische Braut! — 5» — Während der Mahlzeit läßt man elne Schaale, Mlt Weltzen gefüllt, herumgehen. Dle Gäste nehmen einige Körner heraus, werfen sie lm Kreise der Gesellschaft umher, und lassen unbe, merkt einige Goldstücke hlnewrollen. Dle ganze, auf diese Weise erhaltene Summe wirb der Braue zum Bindbanbe verehret. Zum Schlüsse der Speisen erscheint in der Regel ein GrieS ober Hlrsbrey. — So wie er ncich heiß ist, pflegt man lhn den, zu diesem Possensplele aufgelegten^ Und bereitwilligen Personen, auf die blosse Hand zu serviren. Man kann leicht denken, baß sieben fast brennenden Brey nicht lange ruhlg halten wer^ den. Sie schleudern ihn bald darauf in der Runde herum,trelben allerhand Späße damit, was, wie leicht zu erachten ist, der ganzen ehrbaren Versammlung viele Kurzweile gewährt, und sie zu einem allgemeinen, recht herzlichen Lachen bringt. Endlich, wenn man des Sltzens müde geworden ist, stimmen die anwesenden Mädchen eili Liebchen an, das, seiner Melodie nach, von el-nem sehr ernsthaften Charakter zu styn scheint; Anfangs verhält sich Alles ruhlg, und merkt mit einer sonst ungewöhnlichen Stille auf den Gesang. Aber kaum beginnt die lehte Strophe, so kommt die ganze Masse wieder in Bewegung. Dle singenden Mädchen bereiten sich, den Wust vöö D 2 — 52 ^ Wp^lscn und Geschirren, der dle Tische belastet, wegzuschaffen, wobey lhnen, da sie ihre Sitze nicht verlassen, dle ledigen milder Bedienung ausschlüßllch beschäftigten Mannspersonen hilfreiche Hand leisten. Bey dem letzten Worte des Liebchens besteigt d wo jedermann sein Eigenthum um ewe von se'.„er eigenen Willkür abhängende Summe einlösen muß. — Zum endlichen Beschlusse der ganze» Feyerllchkeit giebt man, besonders, wenn man sich auszeichnen will, das Schauspiel des Hahn« köpfens. — Eln ausgewachsener, stattlicher Hahn wlrd in einem Topfe so ln die Erde ge-, graben, daß ihm nur Hals und Kopf frey her« ausstehen. Der muthlgste und rüstigste Bursche aus der Hochzeitsgesellschaft übernimmt gewöhn^ lich die große Exekution. Mit verbundenen Au» gen und einem hölzernen Säbel in der Faust,, wirb er in den Kreis eingeführt. Die anwesen-, de Menge begrüßt ihn mit einem schallende^ Freudengeschrey, und ermuntert ihn, die Hei« denthat rühmlich zu vcübrlngen. Die Musik begwnt, er macht seinen ersten Gang; aller Augen sind auf ihn geheftet; unMlgeSlreiche ln die Kreuz und Queer fallen, aber alles um--sonst — der wehrlose Gegner bleibt ungettof-ftn — er wagt den zweyten, dritten, viertem Gang — mit dem Nehmlichen Erfolgs. «« End'- - 54 " lich nach vlelen mißlungenen Versuchen ist er so glücklich, dem Thiere den Kopf abzuschlagen. Eln lautes Rufen krönt seinen Sieg; die Bln-be wird ihm abgenommen, er vollendet seinen Triumph, indem er sich noch eine Zelt auf dem Schlachtfelds tanzend herumtummelt. Natürlich werden alle seine fruchtlosen Bemühungen, und die possierlichen Geböhrden, in dle er selnen Körper absichtlich zwingt, vo» den Umsteheublli aus vollen Halse belacht. //;*//?/*/*'£*€>■#> ' /WS/?. t'ivts/t't {'-/imi, utfe.t/rs/?^. « 55 ^ Dle Brücke zwischen Ofen und Pestb in Ungern. 6> ^ le Ufer der Donau gewähren an sich selbst einen sehr unterhaltenden Spaziergang. Um dle Stunde der Dämmerung und Kühlung bat sich das größere Gebrmig und Gefahre schon verloren, und man kann ziemlich sicher seyn, in einer langsamern zur Contemplation bequemeren Bewegung durch nlchts mehr gestört zu w-roen. Deßhalb kann man nicht allein zu beyden Selten, innerhalb der Barrieren, durch die man ohnehin vor Pferden und Magen vollkommen gesichert ist, sondern auch selbst mitten auf der Brücke ganz bequem spazieren. Denn bey Tage muß ma» auf diese Gemächlichkeit freylich Verzicht thun, weil nian natürlich theils durch das Gedräna der Fußgänger, theils besonders durch das häufige - 56 - und oft schnelle Fahren und Nelken dabey tlner beständigen Gefahr ausgesetzt seyn würde. Bey dieser Gelegenheit kann ich mich nicht «nthaitei,, die Verwunderung mitzutheilen, milder tch taglich die dreySchildwachen beobachte, welche die Hrücie übersehen, und die dabey selbst mitunter ln Gefcchr kommen, schnell fahren und reiten zusehen, welches fast zu beweisen schiene, daß dawider gar keine Verordnung eMkte, wenn nicht beym Anfange der Brücke eine schwarze Tafel sliindc, auf der man deutlich lesen kann, baß scharf fahren und reiten verbothen ist. Dieß ware auch in der That um so begreiflicher, als daS elgcltt InMesse der Entrepreneur in Ansehung der größeren Abnutzung der Brücke dadurch evident. b«einttächtlgt wird. In o«r Hauptstadt von Steyermark, t.^Gräh, hac man ganz kürz.-lich in dieser Rüctsicht eine sehr zw^etmäßige und wutsame po^izeyllcl>e Maaßregel genommen, vermög deren jeder Kutscher oder Fuhrmann, bn auf der Brücke schnell fährt, i'lcontanente und z>var absolut ohne allen Unterschieb angehalten, und eben so schnell und unnachläßltch mit einer gemessenen Zahl an Stockstrelchen bestraft wird. Bey alle dem geht es auf de>> hiesigen Brücke noch immer fo ziemlich ohne Gefahr ab, welches lch um fo mehr bewundere, da sie, wegen her >- 57 "- etwas hohen Ufer, ein wenig steil apparelk« tlrt ist. Also, nachdem das größere Giwühl des Tages vorüber ist, und die Daminc^ung mit ihrer ganzen Annehmlichkeit eintritt, so sehen Sie von der Bracke die ganze Landschaft, ln derc« Mittelpunkte Sie sich befinden, in dem reihen» den Lichte, das den Tönm der Farben sowohl, als besonders dem Wasser, seincn Wieder-scheinen und dei: Fernen der Berge, allzeit so vonhellhlift ist. Beym Hmübergehen nach Ofen haben S!e zur Rechten d!s mahleri« schc Ansicht auf die Inseln, welche mit ihrem schönen und reichen Vaumwuchse die interessanteste Parthie bilden. Zwischen ihnen hindurch schimmert aus dem entfernte«,! Hintergründe, der letzte und äußerste Theil der lang ausge» dehnten Neihe von Häusern und Kirchen, welche auf der Ofnersette die Dpnau einfaßt, mit einigen Gebäuden, die nur durch lhre lebhaft« Farbe zu erkennen sind, und einen kleinen Tburm hervor. Den letzten Hintergrund macht eine Reihe Berge, deren entferntesten Lagen Sie nur im duftigen Nebel erblicken. Auf der «inen Seite wird diese Landschaft von der nehmlichen langen Reihe von Gebäuden und Kirchen begrenzt, be-«en äußerstes Ende Sie so eben «blickt haben. ble sich an dem Fuße dlS FesiunZsberges herum-zieht, und das Ufer bis in den Vordergrund begleitet; auf der anderen schließen die Insel« den Horizont, indem sie (im Gemählde nähmlich, denn in der Wirklichkeit sind sie weit da« hinter) an die auf diesem User hervorragenden Häuser ln der Gegend des Neugebäubes anstos-fen, und so das Auge längs diesem schlffreichen Ufer und längs den hervorragenden Gebäuden der Stadt Pesiy bis in den Vordergrund zurückführen. Sie werben sehr begierig seyn zu erfahren, was diese Inseln, die Ihnen schon so oft ln der Ferne gezeigt worden, in der Nähe für einen An» blick gewähren, und was sie in sich enthalten. Hier muß ich mit Bebauern sagen, daß der Ge-uuß dleser schönen Parthie, der «inst dem gan-zeu Publikum gehörte, für dasselbe verlorengegangen ist. Es waren' elnlge Bequemlichkeiten für das öffentliche Vergnügen d.irin angelegt; jeyt aber hat man diese eingehen lassen; und die ^ Insel dem Zutritte des Publikums verschlossen. Doch meln Bedauern lst sehr üwfil'ißig, he««, wie man mir sagt, so dient die Inftl jetzt zur Fasanerie des Erzherzogs Palatins, der, wie Sie wissen, zu Ofen rtsitmt, und die ganze Stadt gönnt elnem vortrefflichen Fürsten, den ße verehrt und llebt, diesen kleinen Platz ohne — 59 ^ das mindeste Ressentiment über den Verlust; dcn sie dadurch selbst leidet, und der, in Rücksicht des natürlichen Reichthums, mit welchem noch so viel« andere Vergnüg« ngsörter ihrer Gegend geschmückt sind, in der That sehr gering ist. Kehren sie a» einem schönen Abende, nachdem es schon völlig finster geworden, von Ofen über die Brücke zurück, so genießen sie auch dann noch einen mahlerischen und interessanten An« blick, ?b gleich die Landschaft an sich schon ll» Nacht gehüllet llegt. Diesem verdanken Sie der Beleuchtung, mit der sowohl d!e Brücke, als auch die beyden Städte versehen sind. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, baß die Wlederscheinc so vieler Lichter, welche die stille und dunkle, Fläche des breiten Flusses mit eben so vielen erleuchteten Streifen überzlehn, nebst den Feuern, die sich längs seinen Ufern auf den Schiffen zeigen, dieser Scene eine sanfte und anziehende Lebhaftigkeit geben, dle durch das erleuchtete KaffchhauS außerordentlich erhöht wird. Es ist der Mühe werth, dieses nächtliche Schauspiel mlt Aufmerksamkeit zu genießen, und zu erwägen, daß es zu den ganz eigenthümlichen Vorzügen dieser Stadt gehört, um welche sie viele andere größere Städte zu beneiden haben. Wle todt lst «s nicht nach zehn oder «!lf Uhr Hbends ln den meisten großen Städten des Nords, — 6o — fa selbst in Wlen, in Vergleich gegen dicfcS stllle und angenehme Leben, das hlcr die Natur selbst, ohne des betäubenden Geräusches der Vetrieb-flmkeit ober dem Pracht zu bedürfen, über die schlummernde Gegend ausgießt. Es ist wah^, die Beleuchtung der Wie den und Iosep h-fiabt ln Wien, wenn man von Marlahllf hereinfährt, wo man des Anblickes mehrere tau, send Laternen auf einer unü'berschbaren Fläche genießt, die theils ln regelmäßiger Ordnung, theils im Hintergründe, in chaotischen Massin, ausgebreitet sind, wirb mit Recht zu den sehenswür-dlgsten calpi 6'ncekio in Europa gerechnet, und ist, in Ansehung der Größe und Unermeßlichkeit, mit der stillen bescheidenen scene, die ich Ihnen beschreibe, nicht zu vergletchen; aber eöcn t>test R^lhe und Anmuch, die der letzteren ausschließlich angehört, erhebt sie, ihrer Gattung nach, für den Freund der Natur, über jene. Wenden Sie sich um, so »rblicken Sie den alten und ehrwürdigen Festungsberg, auf welchem der Erzherzogllche Pallast majestätisch «»,0 feyerllch hervorragt und weiter hinunter den felsigten Blocksberg, auf dessen alten bemosttem Racken die schwarze Nacht gelagert hat. — kl — Die alte Nitterveste Staechau in Steyermark. ^8lr hatten ln zwey Stunden den Vermnh« lungsttmpel desPaltenflusses wltderEnns erreicht, und vertauschten nun den hohen Zauber des Ennsthales und den Grimmlug mit den sanfteren gefälligeren Reltzen des Paltentbales, das uns an den Erlenusern feines Flusses, schneller als wir es wünschten nach Ströcha brachte. Eln langer Felsenberg, von Morgen gegen Abend hin ausgebreitet, stand in der Mitte des Thales, vor uns. Seinen Scheitel krönte eine der schönsten alten Felsen Sleyermarks. Wlr ließen das niedliche freundliche Städtchen Rotten mann zur Men, und bestiegen die Burg^ ^ 62 ^ lncht von der Fahrsirasse, sondern wle wühle Ritter, durch Stock und Strauch die schroffe Felsenwand hinan. Valo ward es uns aber un-möalich weiter vorzudringen, und wir mußten > wie der gute Pater Schaffer bemerkte, dcr so gefällig war uns zu begleiten, den Weg allesFlel-sches »" das man nach der Vu?g hinauf treibt. Hier hatten wir dann Gelegenheit die mühsam escarplrten Felsenwände und dcn Fleiß, mit welchem sie zugehauen sind, eben so sehr als die Kühnheit, mit welcher man auf dieselben baute > zu bewundern, und den Schutz zu preisen, dcn sie in dcn naturrechtlichen Zeiten des Faustrechtes ihren Bewohnern gewähren mußten. Ehe man den Gebrauch des Pu'vers kannte, mußte man bcn schmalen Rücken wohl leicht vertheidigen können, mit welchem dieser Felsenberg an der südlichen Gebirgskette hängt: von nllen übrigen Seiten umstießt diese Feste dcr Ocean der Luft^ Eine Allee von Zirbelnüssen führt von dem Thore der Feste in einen Nadelwald, der die Avenues versteckt. Wir gingen durch eine Reihe von Fallthoren und Hängebrücken, durch ein Labyrinth von Boll- und Mauerwerken in die Burg, dle, «us elnem Fclsclm'iclen von beynahe z Stunde Lm,a.e, mehr ell'.er kleinen Stadt, als elncnt Bergfchlossc ähnlich sickl. Alles ist hier noch wohl erhalten: jetzt noch könnttn dle Burgver- ^. 6Z ^- ließe gebraucht werden, und ln den zahllosen Süllen könnten jetzt noch dle Reisige ein Hundert Pferde zum Kampfe rüsten. Woniger brauchbar würden die verrosteten Kanünleln seyn, dle hler auf zerbrochenen Laveten liegen, und die ftlbsi die französischen Eisenfresser (so nennen die Et-fengewerke in Steyermark dle Franzosen mit vol» lem Rechte) nicht des Fortschleppens werth fanden. Der Vorhof allein ist ln dieser alten Burg durch ein modernes Gebäude entstellt, daß der Schloßverwalter bewohnt. Es wlrkte nicht so harmonisch, wie das niedliche Gärtchen, in welchem wir am Ende Augusts noch Rosenknospen pfil'lclten, das, wie von einer wohlthätigen Fee hingezaubert unter diese ehrwürdigen Reste, das Harte und Sonderbare des Eindruckes, den sie auf uns machen mußten, mildert« und gleichsam verjüngte. Wir kamen endlich durch ein enges Thor ln ble Burg selbst. Ein schmales Trapezoid warb von einem Gemäuer von zwey Geschossen elnge« schlössen, und aus prächtigen Bogengängen, nicht in gothischer, sondern f.'st in dorischer Form ge-baul, blickten Rechen vielendiger Htrschenkövfe auf uns herab. Etn freundliches ttlic. ttlA(^. 8^K. NO^ ^Aufschrift von ,c>2y) dem Por« tale feverlich gegesmoer geschrieben, lud uns ill die Säle der Burg hinauf zu stügcn. Wir durch^ —' 6g "- irrten eine 33e!l)e von Zünmern undCälen, Treppe hinan und Treppe hinab, und weideten uns an dem echt alt ritterlichen Tafelwerke, das dle-se Gemächer zierte. Wenn man die Größe des Fabrikates nach der Größe dcr Werlstätte beur, «hellen darf, so sind in den Archen von Bettstätten, die hier herum stehen, weder Zwerge gesckwfen, noch 3w?:ge geboren worden. Wk hätten hier elnen Causalbewels für eine größere und stärkere Menschenrace gefunden, der mit dem Finalbeweise, welchen wir unten in der noch ziem« lich wohl erhaltenen Rüstkammer trafen, vor» trefflich übereinstimmt. Wir wMen lange unten bey diesen Reliquien des Mavors, und wir bedauerten, (aß wir es nicht langer konnten. Das Studium der Wassere rathe der Alten wäre ein nicht unwichtiger Theil in der philosophl, schen Naturgeschichte des streitbaren Thieres, des Menschen — Schade nur, daß man dann erst ' dieses Studium anfangen wird, wenn die Ma-icrlallen zu demselben längst verfchleppt und verrostet se:)n werben, und wenn Räsonnement und Phantasie die Rechte der Erfahrung usurpiren wird. Es gehört unter dk unglücklichen Bestimmungen der Menschheit, daß man das nicht achtet, was man täalich vor Augen hat, und daß der Wlrch der Dinge mit ihrer Entfernung und Verstümmlung ln gleichem Verhältnisse sieht. Mr "^ 65 "— Wer bte Herren waren, bit dieses schöne Schloß bauten? Wann es gebaut wurde? dar« liber welß selbst der erste Geschichtschreiber Steyer-markS, Cäsar, keinen Bescheid. Nach Urkunden, die er anführt, kommen schon il/o und illt6 Herrn von Strechaw vor. Als der M. Boct. Lazlus seine Geschichte Oesterreichs schrieb, hatten die Herren von Hofsmann Gruen-plch el (Glünbüchel) und Str ech au. In der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, als dle Grafen Hoffmann wessen des Protestantism MUS auswandern mußten , kaufte Urban Abt von Admont das Gut zu Strechau um 96,00« fi. Wenn Cäsar nicht mehr von dieser alten Burg wußte ^ wie soll ein Reisender mehr erfahren? Wlrsuchten vergebens um ältere Denkmähler und stiegen wieder hinauf in dcn Rittersaal, wo wir uns am Ströchawasscr labten. Wenn von irgend einem Wasser auf der Welt das Pindarlsche «'i!i?e>l/^5v uF«<, gilt, so gilt es von diesem: denn dieses köstliche Strächawasser ist der älteste Lutten-berger, den je eln Verehrer des Bachus trinken konnte. Man reichte uns denselben in einem gläsernen Pokale, der oben 7 Zolle im Durchmesser hatte, und den unsere nüchternen Vorältern zum Willkommen leerten. Wlr sieben Söhne NoahK hatten genug daran zu trinken, und elner sehr naiven Versicherung des Herrn Schloßo«rwalter< Merkw. l. The«. H »?» 66 "-» zu Folqe, vermag selbst der Pater Qüardmn von " denselben nlcht auf einen Wttorzug zu lee, ren. Wir eilten jeder, so gut wir konnten, und halfen einander ihn leer zu bekommen, um die Nahmen der Ritter zu lesen, die hler mit Diamanten einaefchnitten waren. Die West« Inschrift, die wir lasen, war: ,.1559 Hanns Wolf, barth Strein, Herr zu Sch warzena u." Dann folgten „»59» Georg Christoph F»,chS." „1660 Johann und Christoph princep« ab N^^enkurF." Z66^ in elner lang?« Reihe: „Urban Abt juAdmont, A n d r eas Pr 0 bst zu R 0 ttenmann, Chri-stoph Johann zu Pergen, Nubolph von Stadion, Ernst v^n Pergen, Hans Christoph Putterer von All, HanS F r i e d rich Freyherr vonStein ach; — Franz Säur au — 176« Carl Graf von TrautmannSoorf. Eine sonderbare Urkunde! Ich erinnere mich nicht irgendwo «inen Beytrag zu einer kiZtoria k^tria« c^a»l,l8 i!lu«tr2ta ae-lesen zu haben. Nnd doch kommen hler äußerst wichtige Nahmen tn der vaterMbllchen Geschichte mit Iahrszahlen vor. Es scheint, daß der Historiker eben so richtig schließt: er trank anno ,50a, also lebteer noch anno lF^a; als Descartes richtig schloß, wenn er sagn: lch deute, also bin ich. - 67 - Nichts gleicht der prachtvollen Aussicht, d!« man von den östlichen Fenstern bleses Saales in das lange Pallenthal hinan genießt. Zwischen zwey Re'hen von Perqen, d'ebtsan lbre Gipfel hinauf gebaut im bunten Ackergewalide sich vor uns hin zogen, hier und da schattlrt mit tmnklen Walbparthlen, irrte das Auge über Gruppen von Dörfern und Hütten und Schlössern hin in die blaue F?rne deS östlichen Horizontes. Dli?ch Alten und Mühlen und Hammerwerke und Büsche schlangelte der Paltenssuß sick) herab zum Fusse unseres Felsens, und vie weiße Heerstrasse wand sich thm entgegen durch Acker- und Wlesengründe. Im Vordergründe lag links das schöne Schloß, chen, Grün büchel: rechts der freundliche Thalhof im Schatten der Berge; das Städtchen Rottenmann zwischen beyden blickte herauf zu der Feste um Schutz. Gegen Mittag sahen wir über die Hammerwerke von Klamm am Clausbache hinein in his Waldgevli-ge und in die Alpen, a^lf welchen der Relchtkum der Gegend, über »oc>O Rmder, weideten. I,n No» den lag die Heerstraße dickt am vorbeyrauschen» den Flusse, der mit ihrhinauSeilte !n daS Enns-thal, am Fusse unseres Felsens. Jeden Wanderer, der hier vorüber zog, konnten wir sehen, m»t einem kleluen Fernrohre erkennen: wir hätten ihm jeden Schritt durch blnabgerollts Stein» E2 - 68 >- streitig machen können, wären w!r so hartherzig gewesen, als die Burgvögte des Mlttelalters. Wir waren gutmüthigere Geschöpfe, unb genossen in Frieden die Schönheiten eines Sommer-abendes, der nicht leicht irgendwo schöner seyn kann. Wir sahen vom Fenster dem Schatten un-seres Felsens zu, wie er immer länger unb lan» ger unb welter hinaus in's Thal sich hinzog, das in mildem Abendlichte vor uns lag; wle er jetzt das kleine Städtchen an seinem Fllsse, Haus um HauS, freunbllch bedeckte, während die Zinne des Stadtthurmes noch im Abendglanze schimmerte, wle er schon Dörfer unb Auen ln der Ferne umhüllte, während er kaum noch die Spitze des Thurmes besiegt hatte; wir träumten ln unserer Schwcirmerey uns auf den Athos, dessen Gipfel die Inseln des ögälschen Meeres beschattet, unb wellten hier b!S das Abenbgolb von den östlichen Alpenglpfeln wlch. Das sttlle freundlich traute Paltenthal contrastirte so angenehm sü'r uns mit dem große» erhabenen wellen EnnStha-!e, daß wir uns nicht satt schen konnten an al^ len den lleblichen Kleinigkeiten, die eS uns bar-5oth, und b!e wlc im Eunsthal« b«relts verges, sen hatten. -69 Die Heiljgenbluter- Bauern in Kärnthen. -^le Bewohner einiger Alpenhükten - ble hier den Nahmen eines Dorfts erhalten haben, Men, schen, ble stets so hoch ln den Alpenregionen, meilenweit entfernt von jedem auch nur etwas beträchtlichen Städtchen, und bisher unverdorben von fremden Besuchen lebten, die, im langen Winter verschneyt, oft Monathe lang ihre Nachbarn nicht sehen, die eben so wenige Bedürfnisse kennen, als sie zu befriedigen lm Stande stnd, sollten doch einer längeren Beobachtung werth seyn, als wir während unseres kurzen Auf-«nehaltes hier über dieselben anstellen konnten. Wenlasttns sollttg diejenigen, die l'ib«r die Na» -. 7° — tur des Menschen nicht a priori phi la soph lren wollen, und die nicht Muth und Lust genug haben den Wilden l» der Walachcy, ln Dalmatlcn oder Nordamerika zu studieren, den Aelpler einer gwßeren Aufmerksamkeit unterziehen. . Unser Alpcni'ewohner ist noch nicht das, was der Echwet-zer oben ln Urseren am Gotlharde oder in Spital ist; die Tkaler, auf die er herabsieht, haben noch nickt Schweitzer--Industrie, und der oft giftige oft wohlthlüiqe Hauch der Kultur ist noch nicht vis zu ihm empor a/stiegen. Bey uns stcht der Bauer ln l«n hohen Alpen genau noch auf jener Etufe, auf welcher der Walache zw'fchen Wlldkelt und Cultur in der Mitte steht Körper-ttche Starke, die Alaunen erregt, und eine Gewandtheit tn den Verrichtungen, wozu dle ersten Bedürfniss« des Lebens lhn zwingen, die Bewunderung verdient, eine Sinnlichst, die nahe an jene der Thier« grenzt, und das, wodurch sich der Mensch vom Thiere unterscheidet Ausdauer« im Mangel und Elende sind Hauptzuge in der Parallele zwischen den Wilden und unftrcn Alpen-tewohnern. Wenn e'n Mann, der um die Welt reiste, uns mit Erzählungen von Beyspielen der Starke, der Geschickliäikeit tm Klettern und Schwimmen tc. der Ncuscela der mttechalttn darf, warum soMen wtc MHr auch ähnliche körperliche Fähig- » 7« " keitei» an Europäern loben? Dtr Bauer w Hei-ligenblllt tst so stark als em Olahelter;, er wirft seinen Stein, daß die Lüfte pfeifen, ven einer Felsulwand zu der andern, so gut, wie oerOta, heiter seinen Wurfspieß; ein Bursche von l?Iah» ren hod mlch mit einer Hand beym Genicke lil^r einen Felsenklumpen hinauf, den lch nur mit Mühe übersteigen konnte; ein Bauer hielt ein Seil, an dem wir sieben uns mi? beyden Armen hielten, um eine Felsenwand hinan zu klettern; Mädchen tragen centne Lasten auf dein Kopfe die Alpe hinan u»d üt>er den Men Ab, hang herab. Und diese Stärke würde bey der Reinheit der Sitten dieser Alpenbewohner noch größer seyn, wenn sie einen eben so gesegneten Boden hätten als die Südsceinsulaner; wenn dle undankbare Erde, dle sie bauen, nlcht sie und lhre Hausthiere nur kümmerlich nährte; wcnn sie auf ihren steilen Acker nicht beynahe eben l> Vlele Kmfte verschwenden müßten, als sie durch die geringe, kaum fünffache Frucht, die er trägt>-nur sparsam wieder ersetzen können. Ich glaube allerdings, daß Einfachheit der Kost den Mm-schen stärke und gesund erhalte; wenn man dcm Manne aber statt Bocksteisch, das er hier höchstens eln Mahl in der Woche am Sonntage erhält, Rindfleisch, statt Kllyen- Gersten.- uud -haftrbrod, das er schlecht bäckt, WlltzMro.d, — 72 ^ unb statt Branntwein Weln glbt; wenn er, statt sieben Monathe sich in einer nledrlaen Hütte ohne Schornstein und beynahe ohne Fenster bey dem fürchterlichen Feuer zu räuchern, reine Luft athmet, so kam, die Stärke seineS Körpers bab?y sicher nichts verlieren. Nur bey dieser Athleten, stärke und bey elner Gewandtheit im Steigen und Klettern, die über alle Begriffe geht, ist es dem Men/He,, möglich, hier Haus zu halten. Diese Geschickllchkeit ist hler so nothwendig, daß eln Knecht ober Bauer, der nlcht in hohen Alpen geboren worden ist, hier schlechterdings nlcht fortkommen kann. Diese Fertigkeit macht be»>. nahe allein hie Gegend bewohnbar; ohne dieselbe wäre es h er unmöglich einen auch noch so klei« nen Viekstand ,u halten. Unser Bauer aus der Ebene könnte nicht hlnankllmmen an der schroffen Wand, an der der Aelpler jauchzend aufsteigt; er könnte sich nicht hlnabwaqen ln die Schlucht, ln welche dieser pfellschnell hlnabfährt; erwürbe sich nicht aus die stelle Kuppe hinaus getrauen, die gäher als das Dach elner gothischen Kirche, über einen tausend Fuß hohen Abgrund hinhängt, um dort ein P"ar Hälmchen Grases für seine Kuh abzumähen, welcke erhungern muß im langen Winter, wenn er nicht sein Leben fur sie wagt. Mit Schaudern sah ich Mägde auf dem Men AbHange die Sense schwingen, die welt iiber den Nand des Abgrundes im lühntn No-gi oft, „der Wlnfer ist nlcht das, was wlr am meisten fürchten: tr dauert zu lang«, als daß wlr uns nicht an lh« gewöhnten. Den Frühling aber, ble gefahrvolle Zelt, wenn alle die Schneemassen aufthauen, ble uns begruben, diesen fürchten wlr. Wam der Straft! der höheren Sonne wieder einmahl in unser Thal hereindrtngt, wann eln lauerer Sl'ibw'nd den Schnee und das Cis ln den ewl< gen Schatten der Thäler schmilzt, h^n stürzen dle hundert Fuß hohen Eiszapfen herab von unseren WasserMen, und schlafen int Falle Trümmer der Felsenwinde los, dle zugleich mit der gedämmten Fluth in's Thal h'nab fich wälzen "» 77 « Schnee und ElS und Felsengttb'lle füllen das Beet der Moll und das Thal und verschütten den schmalen Fahrtweg in demselben. Niät mehr gestüyt von dem lmmer mehr und mehr aufthauenden Eise neigen die Lauwlnen sich hin an den Abgrund zum nahen Sturze: und wenn die Lauwwe stürzt, dann krachen die Bäume, die sie entwurzelt, dann donnern dle Felsen, die sie zerschmettert, bann heult der Sturmwind, dcn ihr Fall erweckte, um die Verwüstung zu vollenden. Dann fürchtet die Mutter füc den Vater, d Ich kann hier nicht umhin eine Anekdote anzuführen. Eie gehört in die Zoologie, »nid recht, fertiget te» guten Nahmen eines Thieres, das lnebr Achtung verdient, als diejenigen, dieman mit seinem Nahmen beehret. Der Hr. Pfarrer ritt vor «inige» Jahren im Frühlinge von Döllach NachtS nm »a Uhr »ach Haust. Ihm folgte sein Knecht auf ejnem Esel. Um auf dem «lallen hall, auf-Hechaute» Wege sicherer zu reiten, wechselte «e mit ftincm Diener, «nd ließ dirsei« voraus. Zn>i? schen dvn Hatarrakten der Moll und drm Jung- Kinder nicht erschlagen wird, bis er wiederkehrt., Wte soll der Mensch mild werden und sanfter in einem Alpenwlnkcl, wo der Frühling so schrecklich ist! Wie kann ein Mensch hier wohnen, wo der Boden nur mit dem Schweiße b»s Angesichts gedüngt seyn will? wo de^ Acker den Pftug nicht kennt und nur dem Karste gehorcht? wo die erntende Sichel oft m Schnee zu Felde geht, ' fern sprung blieb der Esel ans einmahl stehen, sah aufwärts an die Fclsenwand, drehte die Oh« 5fky hm« schnaubte, zitterte an dem ganzen Leibe, und that dann mit eincm Mahle ein Paar Saye, dic der Esel des heiligen Dionyims nicht grösiür gechan haben konnte. In demselben Augenblicke fiel l»tnirr ihm eine Schneelrhne herab, die, hätte der Esel nicht ihre» Stnrz geahndet und den ungeheuren Sprm,g «echan, den'Pfar, rer, wen» nicht erschlagen, doch lebendig begra, hen hätte. Dic Anekdote wäre also ein neuer Beweis für die Scharfe dl'r Sinne des Esels, der von Apulejus und Lucian bis auf den Wei. sen von Ferney so viele Apologeten fand, und doch noch immer in jencr Achtung steht, in wel. cher alles ist, das einer Apologie bedarf. Denn man hält hier diese brauchbaren Thiere nicht, obschon sie leichter zu erhalten ware,» als die Pferde, mit welchen der Bauer nicht si-in Stroh, sondern sein Haferbrot theilen muß. «^-^- — TV -" wenn sie nlcht vorher noch die erfrorne Saat als Hcu statt der Aehrenerndte mäben mußte? Und doch lsi hier jede Spanne, nur für Riesenkräfte bauchigen, Bodens theuerer als w den fruchtbarsten Ebenen Deutschlands, und eine Wiese, die auch hier öfters gemäht als bebaut wird, kojtet bey aller Gefahr der Heuernte beynahe mehr als das beste Kleefeld in Steyermark. Wle kann eln Mensch hier wohnen, der da welß, daß in den fruchtbaren und Menschenleeren Steppen Ungarns der Weltzen ohn« Dünger und der Klee ohne Pflug wuchert? Aber die dem Menschen angesioine Trägheit, dieses Gegengewicht, das die Natur in ikre künstlichste Maschine legte, um sie vor Eelbstzerstö-rung zu bewahren, macht den Lappländer in sei-nem ewigen Winter eben so glücklich, als den Bewohner der freundlichen Inseln in seinem im» Merwährenden Frühlinge. Diese Trägheit ist das nescio tzua nat»le »alum rlucit ciulceclme cun« «to«. Philosophische Reisende haben längst schon «n dem wilden Menschen treue Anhänglicl'telt an seinem Boden als eine Eigenheit seines Charak« ters bemerkt. Man wendet ein, daß diese Trag« hell der Verbreitung des Menschengeschlechtes tnl Wege stünde: aber ist es nickt eben diese Trag, helt, die dem Menschen an dem Eise der beyden Pole und auf den Gletschern gefesselt hält, die — 8a — thn noch über der Erde verbreitet erhält, nachdem dle noch stm-kere Tmgheitslraft der Bewohner der Wiege der Menschheit denselben aus die« ser Wiege hinausgeworfen hatte in unwlrthbare Wüsten? Nur die Frage: ob man die Menschen glücklicher wachen dürfe als sie «s selbst seyn wollen? könnte als Zweifel der Meynung «ntge? gellgestellt werden, daß es gut n^'ire, wenn man die Bergwüsien, die ewig Wüsten bleiben müssen, und gegen welche die Natur ihre Rechte in «lnlgetl Jahrhunderten auf eine schreckliche Art behaupten wtrd, wenn die Gletscher herabgestlegm seyn werden in die Thäler, wieder der Verwilderung überließe, und ihre Bewohner mit glücklicheren Fluren, z.B. in Ungarn, wo es so sehr an Menschenhänden fehlt, für die Beharrlichkeit lohnte, mit der sie dem Hungettode entgegenge« kämpft haben. Der Wuchs der Aelpler hl«r tst, verglichen wit jenem der Kärnthner in der. Mittelgebirgen und an der steyerischen Grenze, und zumahl mit jenem der Steyrer, bey beyden Geschlechtern schö« ner. Doch fehlt auch ihnen ein Unterscheidungsmerkmahl zwischen dem Mcnschcn und dem Orang-Outallg, (das wahrscheinlich diejenigen Anthropologen, die nie Gebirgsbewohner gesehen haben, ala solches aufgestellt haben) nehmlich die Waden. Bey der stattlichsten Torositür der — -A ^ iibrlgen Glleber sind ihre Be,lne Straußenfü'ke^ Uebrlgens nähern sie sich ln BMung, so wie ln» Tone der Sprache und ln den Sitten den Tyro-le^m Ich habe oft dle Bemerkung gemacht, daß Eilten und Gebräuche, so wle auch zum The'Ie dle physische National-Bildung die Grenzsteine eines Landes, ober einer Provinz weniger respec-lk«n, als die Diplomatik. Eo sängt ln Unter« österrclch schon bcy Amstatten unverkenntllch obec» österreichischer Wuchs und oberennsische Sitte an. Auch am Schneeberg«, am Annabcr.qe, bey Ncunkirchen, ln Weyer, glaubt Mlin bertits in Stcyermark, bey Brück, ln Ungarn, und zu Felbsperg, bereits in Mähren zu seyn. Zu Neu« markt ln Cteyermark lst Kcirnthner- Schlag und Sitte, wie zu Döllach jene deS Pusterthals. Aber umgekehrt bemerkt man lm Pusierthale tei« ne kmnthucrlsche Sitte; in Fliesach keine steyri-sche; ln Oberösterrelch auf dem Lande an der Grenze kelne unterennsische Sitte. Soll die Stärke des Natlonalcharakters der Bewohner dle-ser Provinzen, wle di< Stärke elnes Magnetes oder die Badung einer electrischen Batterie, nach der Größe beS Durchmessers ihrer Ätmos« Phäre sich berechnen lassen, ln welcher man Wlr« kungen davon wahrnimmt? Doch so lange uns dle vaterländische Geschichte nuch keine genauen Instrumente an ote Hand gab, durch welche Merkw. l. Tplll. F »>— 82 -^" wir die Etärkc der Ausflüsse des Natioualcharak-ters unserer Landsleute messen können, wollen wir unsere Erfahrungen noch nlcht als Data zu einer künftigen Theorie über die Stärke b«5Na-tlonalcharakters vorlegen. Daß der physisch« Mensch auf Kosten des moralischen auf Alpen so wle in der Ebene gedeiht, das bedarf wohl keiner Erfahrungen als Beleg?. Aberglauben und Vorurthelle gedeihen < wle die Flechten, auf Alpenglpfeln und ln Schachs ten. Der Glauben an Hexen und Gespenster^ an Teufelsbannereyen und Exorcismen ist hier unter unseren Vlertelhalbwlltxn eben so stark, als es in Lappland und Nordcanada nur immer seyn kann. Wie erstaunten wir nlcht, als wir ln der ersten Nacht, da uns ein feyerllches Donnerwetter in HeMgenblut begrüßte, die möctern-den Glocken am Kirchenthurme den Donner des Himmels parodiren hörten? Wir fragten am folgenden Morgen den würdigen Pfarrer: wie ts dann käme, daß Josephs Befchle nicht bis an die Grenze Kärnthens drangen, da Franklins Gelst doch die Hauptstadt in Karnchen von Nordamerika aus erreicht hatte? „Ich muß läuten lassen," antwortete er seufzend, „damit nicht ein gefährlicherer Blitz mich zerschmettert. Äle Bauern wollen es so, weil man es in Tyrol auch nlcht besser will." Uebngens w'.rd hi-sab der Alte», oder vom heutigen Gabenik, letztere aber von dem kleinen Flusse Poyl; indessen sind sie doch alle drey eben dasselbe Volk, oder doch wahrscheinlich von dem mihmlichet, Slam» me, das ist nach Etrabo Gallier und Illmler zuglelch, haben aber die erste Abstammung längst verloren, und so auch den Nahmen des Landes aus der Geschichte. Man kann Iapiblen als e»n entferntes, hy, hes Küstenland betrachten, wo die nordöstlichen Winde, die bey den Einwohnern unter dem Nah. men Vora bekannt sind, eben solche Orkane wie tn Westlndien hervorbringen, wo Menschen und Thiere, und kastwagen von 60 Centnern hinge, schleudert werden, und alles, was Leben hat, habey umkommt, denn was durch Stelnregen und Hinwerfen an die Felsen nicht getödtet wlrb> - 87 - das bringt die darauf folgende Kälte um. El« Glück für jene, dle unter liner Felsenhöhle eine Freysiatt finden, denn auf dieser md haben siatt deren einen von gehauenen St«w«n aufgeführten Queerbalken, woran eine Glocke hängt. Fremde, welche zur Stunde, als dieser obenerwähnte Wind eintrifft, von dem Seehafen Trlest nach Deutschland «lirels.'!, wollen, müssen gewarnt seyn, dem Rath der Einwohner zu folgen, wenn ihnen an einem länqern Leben etwas gelegen ist. Die Erfahrung gab mir eines Tages den Beweis davon. Da ich so viele Seelüften und Gebirg« bereist hatt«, kam mir so etlvas unglaublich vor, und ich sah das Abrathen als einen Wirthshausknlff an. Der um die Menschheit unvergeßlich« Hoff warb stellte sich dlcseS auch mchr vor, da er so vielen Gefahren durch ganz Cmop.' widerstand, als ihm von meinen bekannten Finden gerathen wurde, ja nicht leicht gekleidet über die Steppen !« reisen, »,nb da er diesen Nach von Cherson aus nicht befolgte, büßte er sein sv wohlttM-- "«5 38 *M» hts, rastloses Leben ein. Der Chllrafter l>«r ZhtHhen, welche nur einen Mlbeträchtiichen Di» strict lm Besitz baden, ist nicht der beste; st« sind berüchtlget, dem Raub ergeben zu seyn, wel? ches ab?r die Karster und Poyter nlcht find. Erstere sind sehr beherzt, letztere weniger, kommen auch an Bllbmlg uud Kräften den Zhitzhen nicht gleich; alle habeil wenig oder keine Religions-schwärmerey, sind aber doch nicht ohne kinbi» schem Aberglauben, als an so vermeinte Verhe» ^un^ und böse Geister, welches ihnen aber dle Pfaffen zu glauben aufdringen. Sie glauben «s folglich nlcht aus Geistesschwäche, sondern wegen schlechten erhaltenen Unterrichts. Ich habe Bursche gekannt, die nach gehöriger Belehrung sich vortheilhast auszeichneten. Im übrig«« ist per Iapider stark, meistens groß und wohlgebaut, von Gesichtsfarbe braun, dle Haare schwarz; seine pastorallsche Lebensart macht, baß er gegen alles Ungewitter abgehärtet ist. Arm, ja sehr arm ist er, da niemahls eln Decenlum vergeht, wo nicht viele vorder 3 der meistens in eine saure Gährung übergeht, als Csstg ln ganz Krain von den Zhltzhen verkaust wird. Diejenigen, welche Pferde halten, ge« brauchen sie als Packrosse, um Salz, Wein u-dgl. von der See welter ln das scste Land zu überbringen» Ziegen und Schafe halten sie, so viel sie können, und dlese machen einen Theil ihres Unterhaltes aus, doch verkaufen sie auch diese Thlero in die Seestädte. Sie werden three Güte wegen gesucht, denn da sie meistens von aromatischen Kräutern sich nähren, so lst the Fleisch äußerst schmackhaft. Die Karster und Poykec leben von einem elenven Fuhrwerk, weil die Cotnmercestrassen von dcn, Seehafen Trieft (Trlest, Fiume, Reka), durch ihr Land laufen» Ihr Fuhrwerk wirb mit zweyspännig«n Ochse« betrieben, die kleinen Wagen sind ohne allen Be» schlag von Eisen, werden anch nie geschmiert, indessen geschieht diese Unterlassung nicht aus der Ursache wie bey den nogaischen Tatarn, die i« dem Wahn stehen, wer keinen Dieösiahl begehe« welle, müsse sich vyn weitM hören lassen, syM vern well sie nlchts zu schmieren haben, um dl« Reibung und das unleidliche Geknarre zn unterbrücken. Nirgends habe ich ein so elendes Fuhrwerk in Europa angetroffen, wie dieses, auch kein ärmeres Volt, und dennoch find sie den Alanen gleich, die lieber verhungern, als ihre Felsen verlassen wollen. Diese Menschen haben auf dem felsigen Bo» den, wo das Wasser äußerst selten lst, wenlg ober keine Wassermühlen, und an Windmühlen ist gar nicht zu denken. Für lhr weniges Brod, welches sie genießen, bedienen sie sich, wle die Hebräer zu Abrahams Zelten, der kleinen Hand» mühlen und Mörser, manche begnügen sich nach Sama's Methode mit Aschkuchen. Ihre Weln-pr«ssen sind dte elendesten, die man sich nur vor-siellen kann, so auch die steinernen Hüllen, wor» lnn sie wohne«. Di« Uebertragung des Weins geschieht oft in häutenen Säcken. Unter diesem Volke giebt es keine Handwerker, sie verfertigen sich alle höchst nothwendige Hausgeräthe selbst; alles, was aus Stein, Holz, 3hlerhäuten u. dgl. gemacht wirb,, lst des Mannes Geschäft, Spinnen, kein- und Wolle weben, Kleider machen u. s. w. liegt dem Weibe ob. Ausser Nah-rungSmlttel kaufen sie wenlg oder gar nichts, und hätten sie nlcht das Unglück gehabt, sich an ein nachthMges und unnützeS Bedürfniß zu ge- — HI — wohnen, nähmlich an den Tabak, so wssrde» s»e nock immer leidlich sich befinden. Ewig aber werde ich an einen schwelgenden Tabaksbeamte« denken, der, wie er cs auch verdiente, mit sei, «er Familie ein schlechtes Ende genommen hat. Er sagte mir eines Tages: Siehe da, blest unfruchtbare Felsengegend, und ausgehungerte» Einwohner, von selchen zlche ich durch meine Obmacht (Gewalt) Tausende für den Staat heraus u. s. w.; aber meine Antwort war a« den Tyrannen, der seinen Nebenmenschen und de«, Staat betrog, aber dabey mlt Anbqche unoPa« triotismus bewaffnet war, daß, wenn der Men» schenftcund Franz der I. es wüßte, wleer mit diesen armen Leuten verführe, dieser so was nicht dulden würde. ; Die Sprache dieser drey kleinen Stämme ist ein verdorbenes Windlsch mit chrobatischen Wörtern vermengt. Valvasor erwähnte ihre Ge-schlcklichtelt mit der Schleuder, welches lch bestätigt gefunden. Er sagt mit vieler Wahrheit: „Daß die Karster Männer rin grobes Volk von wildem, widerlichen Anblick sey, auch garMwarz« braun von der Sonne, hingegen ble Weiber etlicher Orten sehr schön wclß, und recht sauber;" ferner: „Im übrigen ist dieses fast zu verwundern, je gröber und schwärzer dle Wanner an einem Orte sind, desto weißer uno schöner findet ««» HL ^> m«n ai: sslchen Orten die Weibe»», Mch als ob die Natur beyderley Geschlecht hatte mit Licht ttnd Schatten vergleich?», und anch in solche Gesellschaft sctzcn wollen." Ein Zeichen, daß die Männer nur mlt einer Schmink« belegt smb> «nd nicht die braune Farbe von Natur haben. > Die Hochzeil^sgebräuche sind bey diesem Völkchen nlcht ln jedem Orte glelch, lch will also nur vom Allgemeinen Erwähnung machen. Nenn der Bursche mit seiner Geliebten, und deren Eltern ln Allem ins Reine gekommen, welches se schenlti, ober ein Weib nehmen heißt, und bald vollbracht ist, da keines viel hat; so schlckt öer Bräutigam ober kommt wohl selbst ln das Haus der Braut, um ihre Balla (ein aus dem Italienischen übertragenes Wort^) ober bewegliches Hab und Wut avzuhohlen. Ist es nun nlcht der Bräutigam, sondern nur ein Abgeschickter, so bekommt solcher ein geringes Geschenk, als: ein kleines Schnupftuch u. d. Den folgenden Tag wirb die Braut durch den Bräutigam, und Sta-rashina aus dem Hause gehöhlt. In Anfang werden zur Täuschung dem Bräutigam ein oder zwey häßliche Figuren vorgeführt, die aber nicht empfangen werden, bis nlcht die ächte Braut werfen. Nach der Trauung werben ble Brautleute zu jener Thüre in das Haus geführt; wo das Vieh in den Stall eingeht, da wartet die Mutter mit einem Krug Wein und lrtnktchem neuen Ehepaare drey Mahl zu. Ich konnt« nie recht er, fahren, warum si« nach der Vermählung zur Etallthüre in das Haus gehen müssen, außer b.iß man mir sagte: daß dadurch der Viehseuche vor, gebeugt würde, und der Braut in Zukunft vor nlchtS eckeln solle. Die Tänze dieses Volks sind wie bey den Wipachern, die ich weiter unten beschreiben wirde; doch wird Sollo getanzt, wobey dte ganze Musik melstenS in einem Dudelsäcke (Mushen) ober Leyer (Lajne) besteht. Die Dep» pelpfeife ist hier auch bey den Hlrten üblich. Das Aequinoctlen-Feuer ist auch hier nicht in die Vergessnchelt gekommen; aber doch istble, ses nur da beybehalten wordcü, wo das Holz nicht äußerst theuer geworden ist. Dasi b!es«r Ge, brauch noch von den sogenannten heidnischen Zelten herrühre, und der Göttin Coleda, oder K o-l e tt.d a dem Gott der Festtage (wenn je so ttwas bestand) zu Ehren geschehe, werde ich vey de.r Beschrelbung der USkoken ausfü'hrltch erwähnen. Die Tracht oder Kleidung (Ol,l,Ma) der Fhitzhen ist von der der Karste? und Poyker etwas abwelcheud, aber beyde letztere kommen den i?i-burnlern iilmllch gleich, ron denen ich auch reden — 95 "" werde. Um nichts zu wieberhohlen, übergehe ich sie hier. Die Gesichtsbllduug der Zhitzhen oder Iapoder lst, wie man hier den Mann vorgestellet findet, hager, eln etwas wildes Ansehen, wel« ches die Leidenschaft seiner Secle und ein kümmerliches rohes Leben anzeigt. Die Haare auf dem Kopfe hatte er vor Zelten abgeschoren, dermal)-len läßt er diese dlr Natur über, da sie ihm auf allen Selten herunter hängen. Seine Kopfdecke ist elne hohe schwarze Filzkappe (Klobuk) mit ei» ner schmähten Mfstolpung; Hals und Brust bloß; auf dem kelbe ein grobes Hanfhemd ohne Kragen mit geschlossenen Aermeln, darüber eln lan» ges Wams (Hala) ohne Aermel; lm Winter über dieses «ln eben solches von schwarzer ungefärbter Schafwolle und engem Rock (Sukna) ohne alle Falten. Die Beinkleider sind lang von schmutzigweißer Wolle, an den Füssen hat er Schnürschuhe (Opanke); um denLelb manchmahl «ine Binde, und beym Regenwetter einen Mantel von Schilf (Plaish). Dieser grobe elende Aufzug ist oft nicht zwey Gulden werth, und so «lend der Zhitzhe gekleidet lst, so ist der Karster und Poyker doch oft noch übler daran, da man für sell'.« Kleidung nicht 30 Kreuzer bekäme. Der Zhiyhe geht nle ohne seine Wasscn aus dem Hause, gewöhnlich hat er sein Stockbell (Halcha) vder eine Flinte bey sich, doch lehtttß H6 l)lue M Tage Mlng mehr, weil sie lhm untersagk worden ist. Indessen so elend auch diese Menschetr leben, so erreichen sie dennoch ein hohes Alter, etn klarer Beweis, daß Wohlleben, m:d Ueber-fiuß an Speisen eben so frühzeMg todten, alS Mangel daran. Das Hleäium tenuere bsati ist wohl eine göttliche Sache, wd es Ctatt findet; aber ln welcher Himmelsgegend lsi dieses? ' Daß dieses Volk tn einigen Gegenden schönt Weiber unter sich habe, lst schon von den krawe» ltschen Schriftstellern angemerkt worden, und ich fand dieses in der That bestätiget, doch nur ln j«l,en Dörfern, wo bit Einwohner am wenigsten Noth leiden. Sie sind eben so gut gebauet, als bie Männer, in frühern Jahren von angenehmer Gesichtsfarbe weiß und roth. Ihre Tracht als Mädchen lst jener der Weiber gleich, nur ist mek' stens bet Kopf unbedeckt, und ble Haare in Zö-Pft geflochten, das Weib hat aber solch« aufgebunden, und den Kopf mit einem langen leinenen Tuche so umwickelt, daß eine Art linkischen Bun-des entsieht, das aber auf jeder Seite wie et»r Quasten vom Kopf wegsteht. Sonderbar ist es, wie sie über die Ctirne das eine Ende des Tuches so anbringen, als wenn sie noch ein gefallenes Häubchen unter dem Bund besonders hätren. So hängt auch ein Theil des Tuchs rückwärts über den Hals herunter, wobey die Haare versteckt blels bleib". Der Hals ist bloß, selten, dass gefsirbtt Glaskorallen getragen werden. Das Hemd lstan dem Hals vorwärts ausgeschnitten, und die Aer-mel mlt Manschetten besetzt. Auf bi,eses kommt, sowie bey den Istnauern, ein leinerner Rock ^Rash oder Robazha) ew grobes Ueberhemb ebenfalls mlt Aermeln, das aber etwas kürzer als baS erste Kleidungsstück ist. Vorn auf der Brust tragen sie elne Art gesticttcn Latz (ArnoSh) dann von schwarzen Tuch «inen langen UeberroH (Poverhsukna) , der mlt elnem gefärbten Gürtel zugemacht ist; auf beyden Selten an der Brust haben sie an diesem Kleid «ine Quaste angenäht; jetzt ist dieß eine bloße Zierde, vor Zeiten war es vermuthlich zum Zubinden, und es hieß Opers-nek. An den Füssen etwas gefaltene roth ober weiß wollene Cttl'impfe, mit vorn rund gebildeten Schuhen, die mlt Riemen oder Bandern zu« gebunden werden, wohl auch Schnürschube bey dem armern Theik, und das nur im Winter. Merkw. I. Theil. G - 98 - Die Spiegelfabrike zu Neuhaus in Oesterreich unter der Enns. -^er Herr Verwalter der Spiegel-Fabrik, der ln dem schönen Fabrik-, Gebäude wohnt, erthell-t« uns die Erlaubniß, dieselbe besehen zu dürfen,-und wir wurden von einem Arbeiter in das Schmelzhaus geführt. In diesem ungeheuern höl-zernen Gebäude sind vler Oefen zum Blähn, und zwey zum Gießen, nebst neun Kü'hlöfen. Ein Ofen, der unausgesetzt im Feuer bklbt, dauert neun bis zehn Jahre: dle Ziegel so wie die Hafen werden dazu in der Fabrike selbst verfertiget; die Hafen sollen aus einem Thone bereitet werden, der von Göttweih kommt, woher ihn auch die k. k. Blaufarben-Fabrik zu Glocknttz bezicht. 5- 99 ^ Die Hafen, aus welchen das Spiegelglas aus die gewöhnliche, jedoch minder ungeheuere und der Gesundheit der Arbeiter verderbliche Welse geblastn wlrd, sind tlegelförmlg: die anderen, ausweichen das GlaS gegossen wird, gleichen viereckigen Kufen. Auch die Scherben der Topfe werden wieder benötzt. Die Kiesel zur Frltte kommen von Nimiktrchen hinter Neustadt. *) Das Pochen und Sieben der gerösteten Kiesel so wohl als des Kalkes und der übrigen Materialien geschieht hler aus freyer Hand ohne Poch. werke. Die Tagelöhner, die diese mörderische Arbeit verrichten müssen, stampfen mlt verbunde-nem Munde. Die Bestandtheile der Frltte sind, wie m«n uns sagte, Kleselsand, Potasche, Kalk, Salpe- *) H. D. Stütz sügt am a. T>. S. 30Z. „Zu Meuhaus, südwestwarts von Vaden bcp Fabra-feld, ist die k. k. Spiegel- Fabrike. Diese setzt «ine Kieseltage oder eme» Quarzbruch voraus." Dieser Kiesel oder Quarzbruch, oen einc Spie. gel. Fabrik allerdings voraussetzt, ist aber bey unserer Fabrik nicht um NeubauS, wo u u r Kalk vorkommt; nicht eiumahl Gyps bricht dort, obschoil eine Spiegel'Fabrik auch Gpps yoxuus setzt. G2 — 100 »^ tcr, Kochsalz, Arsenik, Braunstein.") Das Schmelzhaus soll jlihrllch an zooo — 4000 Ksafter Holz verbrauchen, wovon dle hartc Klafter auf fünf Gulden zu stehen kommt. Das Holz wlrb vor dem Verbrennen gedörret, damii es nlcht rauche; man legt es zu dieser Absicht um den Glasofe". Das Schmelzhaus ist frey. llch nur ein Mahl seit seiner Erbauung abge^ brannt, indessen geschah auch dieser Brand, wie ich hörte, durch die Holzdörre. Im Schmelzhause arbelten fünfzehn Personen für täglich 20 — 24 Kr. Lohn. Bey Tage und bey Nacht, in der Hitze des Sommers und in der durch den schnellen Wechsel noch empfindlicheren Kälte des Winters stehen diese Arbeiter vor den ä'tnciischen Glasöfen an elnem Feuer, das tn dcr Cyclopen-Höhle des Aetna nlcht wüthender geprasselt haben kann. Ein schmaler Schrägen ist ihr Lager, auf dem sie dicht am sprühenden Ofen ruhiger schlafen, als der Graf in dunkeln Pavillon. ^ Ich bin nun durch die Güte eines Freundes in drn Stand gesetzt, die Verhältniße der Bestand, thrile der Fritte anzugeben, sie si„d 6« Pfund Hirse!, 45 Pf. Potasche, 20 Pf. H^f, 4 cp^ Salpeter, 2 Pf. Kochsalz, 1 Pf. Arsenik, LP5 Braunstein. Man blaßt und gießt hier Spiegel. Dle gebla» senen, die man mit eigenen starken Röhren blaßt, erhalten an 30, ja wohl auch an 5a Zoll Länge: lm letzteren Falle werben sie auch noth, wendig sehr schmal. Wir übergehen die Beschrel. bnng des Gusses, die uns, ohne daß wir dem Kenner etwas Interessantes sagen könnten, zu lange aufhalten, und dem Nlchtkenner nur elnen schwachen Begriff von der herkulischen Arbeit bey dem Gusse einer größeren Tafel geben würde; wir begnügen uns zu bemerken, daß die Metallplatte, auf welche der Spiegel gegossen wird, bis zum 67. Grabe erwärmt seyn muß (drey Grade weniger als der Kühlofen ^); daß, nachdem die eben so heiße Metallwalze über die ausgcgossene Glasmasse hlngewalkt wurde, das an dmRandern von derselben herabgedrückte, oder vielmehr herabgeflossene und erstarrte Glas abgeschlagen und der Saum bcr Glastafel, die man hierauf in den Kühlofen schiebt, umgebogen wird. Dle Oessnung des Kl'chloscns wiro, so wie dle Platte hinein kommt, auf das eiligste vermauert, was auch geschieht, wenn die Tafel ln den zweyten Kühlofe» geschoben wird. Man goß hier einen Spiegel, der ,2« Zoll Länge, und 60 Zoll Breite hatte. Dieser Spiegel, d«r fiir den Herrn Fürsten von Lichtenstcln ge? aossen wurde, gelang erst beym sechsten Gusse! Eltte glelch große Tafel liegt noch rob hler, und wartet auf Bestellung. Dieser Neuhauser» Spiegel ist, so viel wir wissen, eln«r der größtel, Spiegel, die je gegossen worden sind.*) Auf der ungcheuern beweglichen metallenen Guß« platte, die l?o Zoll lang, und 75 Zollbreit, und 15 Zoll dick ist, fanden wir am Rande fol, aende Aufschrift: ^ptat?» «?«t kaeo lamina 5. (^. ac: k^. ^l. ^liereziae ^aliricao auspicant« excoU. Dno. ltu6olpko lüamito a (^tioteck, et aäminiztl-anw NaUna Müller p«r lusorez loseplZllm k'kranZer et ^näream Xlein «754- ^) Gewöhnlich gießt mau hier am Mon« tage deS Morgens. ^ Die Pariser Spiegel« Fabrik rühmt sich zw«r '7 Schuh lang«. Spiegel liefern zu können, sie hat aber blsher nur Spiegel von y Schuh Höhe UNd F Schuh Breite geliefert. Der größte zu St. Ildefonso gegossene Spiegel maß nach La> ruya 14Z Zoll Höhe und 8Z Zoll Breite. Ein englischer Spiegel, der zur Folirilng hier lag, maß ttnr ,ay Zoll Hohe und 48 Zoll Breitr. I« England hat man bisher noch fcine größeren Spiegel ve fertigt, als 6° Zoll lange. ") Jetzt erhält diese Fabrik eine neue metallene Gußplatte, die zu Wi«n im Gußhans« unter Lei-tunz des bekannten Mineralogen und Chymikers, Hauptmannes von Lcthenycy, eines geborne» Ungers, gegossen wird» Aus dem Schmelzhause kamen wtr in ble unteren Zimmer der Fabrlk, wo dle gegossenen und geblasenen Tafeln geschliffen werden. Ehe sie aber geschliffen werden, werden sie im Schnei, dezimmer untersucht, und diejenigen Tafeln, welche Blasen oder wesentliche Fehler haben, werden zu kleineren Stücken zerschnitten. Die Glastafeln werden mit Gyps auf einen feststehenden Tlsch und auf die untere Seite einer oben offenen Küste angeküttet, und so je zwey und zwey von gleicher Rauheit übereinander abgeschliffen. In dieser Küste, die der Arbeiter bey zhren Wänden ergreift, und in mannigfaltigen Richtungen auf der unteren am Tische angckütte-ten Tafel herum reibt, liegen große Steine, wo-durch nicht nur der Druck und die Reibung der beyden Glastafeln gegen einander im Allgemeinen, sondern da die Steine in derselben beweglich find, und bald hier bald dort angelegt werden, auch an einzelnen Stellen, wo der Arbeiter «s nöthig findet, vermehrt werden kann. Der Sand, welcher zum Abschleifen gebraucht wird, ist ein äußerst rauher, harter Quarzsand, der sehr leicht Glas ritzt, und von Afpang herge, führt wird: «r wird mit Wasser geschlemmt auf die Glastafeln aufgetragen, und immer desto fel, ner genommen, je mehr die Tafel gleich unl> eben wirf. Eine rings um den Schleifstein laufende «-. ing «- Mnne sammelt den Abgang auf, her wieder ver, braucht wird. Auck hier geschah ehedem, wie in Ilbtfonso und zu Gmnplan und auf anderen Spiegel-Fabriken das Schleifen der GlaStafcln durch Mahlwerke: die Tafeln wurden nach Fah-rafelb geführt, und dort auf den Polirnnihlen an der Tricstlng geschliffen ul:t» pollrt. *) Jetzt hat man dies« Mühlen aufgegeben, «ill die Ta« feln häufig sprangen, und entweder nickt so eben, oder migielch dünner wurden: m^t Men-schenhä ldcn kann man immer d.^t nocht)elfen, wo Fehler auszusHlelfen sind. Nur schade, daß die Arbeit baburck vcrl^naert wird: denn zu einer Tafel von ^ Schuh kange und 2 Ochuh Breite braucht man vler Tage, ehe sie auf beyden Seis ttn eb«n wird. Obschon hter kein Staub zu fürcht«« lst, so greift doch das H!n- und Her« schieben der ungeh«u«vn Küstcl,, und die feuchte dumpfige Luft der Schlafzimmer, v^ren Fenster nie geöffnet werden dürfen, die Brust der A> b«j, ter so sehr an, daß nur wenlqe von ihnen hier lange anhalten können, u>ld alle mehr oder weul. '^ Diese Polirmühle« zu Fahrafeld yeraltlaßten wahrscheinlich den i» mehrerm Gcographil!« Oesterreichs lpiedcrlwhsteu Frhlcr, daß die k, k. Spiegel - Fabrik zu H»chrafeld fty. «^ IQ) —. ger die Anwartschaft auf Lungensuche" an b«r Stirne tragen. Von dem Geräusche tn den Schlelfsiuben, das dem Sausen clnes stürmenden Meeres gleicht, sind bi« melsien Arbeiter halb taub. Wann die Tafeln so lben geworden sind, daß das Aneal auch nicht dle geringste Uneben-helt mehr verräth , werden sie auf einem großen Taktische, wle dle Glastafeln bey Glasern be» schnitten, und zum Poliren abgegeben Man sagte uns nichts, ob dle Tafeln geschmirgelt wer, den, oder nicht: wir wissen aber, baß die F.i-brik Schmirgel aus Venedig kauft, und es scheint, daß die Tafein, ehe sie mit er Po«6e rouge pollrt werden, mit Schmirgel abgerauhet werden. Dle Potse rouge oder den Kohlkothar erkalt die Fabrik aus dem Ml'inzamte zu Krem-nltz: mit dieser geschieht das Pollren mlttelS Filzes und Strcbemthen wie gewöhnlich. Die Pollrer, so wie dle Glasschleifer werden stlickwel-se bezahlt, und arbeiten sich „ach ihrer verschiedenen körperlichen Stärke auf 9—13 fi. den Mo? nach. Wenn sie unglücklich sind, und ihnen eine Tafel sprlngt, so träqt die Fabrik den Schaden. Diese verkauft das Pfund roher Scherben für ,8, geschlissene für 2,, pollrte sl'ir Hz, und belegte siir 36 kr. Bey weitem der gr^te Theil der Abfälle aber, die theils am Schimlzofen hangen bleiben, theils beym Gusse durch dte her- — ,o6 — ab rossende Walze in baS unterstehende Gefäß hinab gedrückt wtrden, wlrd wieder gepocht und eingeschluolzen. Wenn die Tafeln aus dem Po» lirtisch« spiegelglatt geworben sind (man kann lm Allgemeinen nicht bestimmen, wie lange ein Arbeiter zu einem gegebenen Stücke braucht, um «s auszupoliren), und die Probe angehalten haben, kommen sie ln das Belegezlmmlr. Die^ Probe besteht darin, daß man die Tafeln ln ei», nem Fensterrahmen paßt, dessen Nebenfächer ohne Glastafeln sind. Bey mehreren in das Fen, sier nach und nach eingesetzten Tafeln waren wir , ln einer Entfernung von 5 Schritten von derTa,-fel nicht im Stande zu sagen, in welchem Fache des offenen Fensters die Spiegeltafel eingesetzt "ar: so rein war das Glas! Die Aussicht, die man von diesem Fenster in eine weite grüne Ferne genießt, kommt hier bey dieser Probe treff, lich zu statten. An dem B«leg«tlsche fanden wir z, keine anderen als die gewöhnlichen Vorrichtungen. ^ Der Staniol wird in der Fabrlke selbst aus böl^ mischem Zinne mit hölzernen Hämmern geschlagen. Streck-und Glättwerkc sind hier, so M wir ^ erfahren konnten, keine. *) 1 *) Das «Pfund Staniol oder Folie kostet: von 3"hoch 7"breitbis4<>"hoch23"breit i fl. 3-lr. Zt . . 2I . . . ' 4« . . IO . , . ifi. F5kl. 4' . . 3» ...» 5° ' . 34 . . . «si.4'kr 5' . Die Fabrik liefert nur zweverley Serien vstt Spiegeln; gnle, und Ausschuß'Spiege l: letztere fangen bey 2°" Höhe u»t> 'Z" Breite an. Ein Spiegel von 62" Höhe und <8" Breite kostet aut 4«7 fi. 7 kr. Ausschuß Z«5 st. »9 kr. <5drn derselbe Spiegel von Z°" Breite kostet nur Jetzt soll eine Fabrik von gefärbt«« Glas» waaren mlt der Spiegtl - Fabrik« verbunden wer» gut 229 fi. ?kr., Ausschuß .7, fi. ^, f^ Fazettax beym ersten Spiegel ist « fi. 1 ^. /bcym zweyten 2 fi. ZZ kr.: beym Ausschuß so wie bey guter Ware. «8" Breite bey 60" Höhe erhöhe,» ' also den Werth eines Spiegels um 177 ft. 58 kr. Gin Spiegel von 30" Höhe und 24" Breite, gute Mare, kostet 29 fi. 48 kr., und 26 kr. Fazettax. Ein Spiegel 5,5" Höhe,, und ,2" Brei«' te kostet uur Z fi. ,<^ kr., und 6 fr. Fazeltax. Wenn also die Spiegelfiächen in gedoppeltem Verhältuisse wachsen: ? 4 8, .so wachse« die 5e Spiegclniedcrlage zu Wien den ' ^ Werth: das Gesetz, wornach der Werth des ^ Spiegels bey zunehmender Größe steiat, ist al- s» ein Reservat der Fabrik, und läßi sich aus den Daten des Tariffs nicht berechnen. Vor vier. zig Jahren kostete ein Spiegel von iaz" Höhe .54" Breite nur 22,6 fl. Jetzt würbe er 3000 fl. kosten. Seit unserer ersten Anwesenheit erhielt die ..Fabrik an Hrn.Regierungsrath Niedermayr unte» dessen weiser Leitung sich auch unsere Porcellan-Fabrik zu Wk'n zu je»er hohen Stufe von Vollkommenheit erhub, welcher ahnliche Fa° hriken im Auösandc noch nachstehe, ciln»! — ,09 »^ ben. Man hat ben Ofen dazu benlts «baut/ und erwattet Arbeiter aus Venedig. Director, der, da ihm alle Desiderate seine Kunst eben so genau bekannt sind, als die neueste« Entdeckungen in derselben, und d« er seine Her, ren Beamte, wahrscheinlich auf seine Kosten in Chymie und Mineralogie unterrichten läßt, g«. wiß keinen Wunsch des Technologen «„befriedigt lasse,» wifd. no jährliche Aufgebothsfeyer zu Wien in Oesterreich miter der Enns. ^»nter bi« mnkwurblgen Anstalten von Wlen darf man blMg auch den Iahrstag des allgemeinen Aufgeboths zählen, weU er tmmer an el,en sehr kriegerischen Zeitpunct erinnert, und das Gefühl der muthigen Vaterlandsoertheidlgung alljährlich erneuert. Am 17. Aprtll «797 zogen ungefähr ,5,000 Mann lauter fteywtlilge Streiter aus Wkn gegen den sich derHauptjtadt näherndenFelllb; sie bestanden aus einer Escadron freywllliger Cavallerlsten; aus dem Universitäts-CorpS; dem Jäger»Corps; dem akademischen Corps; dcm ^orps des Hanbelsiandes; der jungen Mannschaft «us den Vorstädten, welche sich tn mehrere Vrl- Uadcn ftrmirt hatte. Ein von den niedel österreichischen Stunden angeworbenes Corps war an diesem Tage noch nicht ganz vollzählig, aber schon laglich zum Ausmarsch bereit. Die am 18. geschlossenen Friedens - Präliminarien machten zwar allen kriegerischen Auftritten für damahls ein Ende ; allein Kaiser Franz II. erkannte darum nicht Minder den bezeugten Muth und guten Willen der getreuen Wiener, und befahl, ihnen ein ewiges Denkmahl darüber zu stifte». Es wurden eigene silberne Münzen geschla. gen, an ein gelb und schwarzes Band gehangen, und allen, die zum Aufgeboth sich gestellt hatten, ausgetheilt, und ihnen erlaubt, dieselben bey allen feyerllchen Gelegenheiten öffentlich zu tragen. Alle Jahre am 17. Aprlll wird die aus jenem Zeltpuncte noch vorhandene Aufgeboths-Mannschaft, wie auch die Bürgerschaft, in der Stadt bey St. Stephan, und in den Vorstädten in den betreffenden Pfarrkirchen versammelt, und w lhrer Gegenwart ein feyerltches Hochamt und Te Deum abgesungen, und jeder erscheint dabey mit jener Denkmünze geziert, welche auf einer Seite das Bild des Kaisers Franz II. zeigt, und auf der anderen den schmeichelhaften Denkspruch: Den biedern Söhnen Oesterreichs des Landesvaters Dank. m- IlH — Die Hochzeitftvenichkeiten im Riefengebirge ln Bbhmen. Tqnz hingebracht. In b«n meisten Gegenden wlrd die Braut von dem Braut- füy» ^ ,13 — führer, den Weibern und Mädchen die si« in einer Kammer ihres vaterlichen Hauses verborgen halten, gegen ein Geschenk, das meistens im Gel, de besieht, gleichsam erst abaekuuft, und dann mit Musik ins Haus des Bräutigams, und vo« d^i zur Trauung in die Kirch« geführt. Musik ist der hksigen Sitte gemäß ein Haupterfordernlß, das, so sparsam auch in andern Stücken fmge, gangen würde, hier nlcht leicht fehlen darf. In den reichen Fabr»törtern der äußern Subetentha-ler, wie zu Hohenelb« und einigen benachbarten Gegenden geschieht aller hockzeltllcher Prang mit einer viel umständlicheren Förmlichkeit, und beträchtlichem Aufwande. Es werben da wirtliche Hochzeitgäste, und auch sogenannte Brautschauer, das lst, Bekannte des Brautpaares welche durch ihre Gegenwart die Feyerllchkelt des Hockzeitauf-zuges, und die übrigen Lustbarkeiten der Schenke vermehren helfen, sonst aver zu dem Gastgelage nlcht gezogen werden, durch einen eigenen Hoch-zeltdltter eingeladen. Die Braut wählt sich aus dem Zirkel ihrer Bekannten 2 oder 3 oft auch 4 bis fünf sogenannte Kränzeljunssfern, für deretN jede der Bräutigam einen jungen Purschen aus seiner Gesellschaft zum Kränzelgesellen ernennt. Mr die gesellschaftliche Uitterhaltung, und bli" Ehrendienste der Braut, wirb ein eigener Braut« führer bestimmt. Eine pecheprathete Vttwandtt Merfw. I. Theil, H - ,14 - von gesetzten Jahren macht unter dem Nahmen Salzmaste eine Art Hofmeister!» der Braut, llnb ist ihr beständig zur Scite. Wer den bey weiten wichtigsten Posten hat der sogenannte Plemplalsch oderPlaubermann, le FeycrNchkeit dauert, der wichtigste uub ge-schättlgste, aber auch geplagteste Mann anf einige Meilen ln der Runde. Da, wie man ficht, zu seinem Amte nicht alltägliche Talente erfordert werden, und. ein Mann, ber so vielcrley zu leisten lm Stunde ist, kein gemeiner Vogel seyn kann, so ist sein Amt ordentlichcrwcise lebeas angllch," und er wird nach dem Maaße seiner Brauchbar, teit bey allen Gelegenhelcen, wo sich seinem Genie ein Tummelplatz anbietet, bey Hochzelten, Kmd, taufen, ,md Lelchcnbegängnlßen nlcht nur ^y sei^ — >t5 -^ «em Orte ftlbst, sondern auch auswärts w dlt Nachbarschaft gedungen. Mancher Hockzeitgast hat bey solchen Gele-genhetten sieben biS acht Gulden für Bler, und Branbteweln, an den Schenkwlrth zu zahlen, nicht als ob er eine so ungeheure Menge selbst getrunken hätte, sondern weil ei eine Ehre darlnn sucht, jedem seiner Bekannten, und selbst jedem angeschenen Fremden, der bort gerade zugegen lst, eine bestimmte Menge Bler anzuweisen, dle wenn sie nicht am Platze ausgetrunken wird, zu gelegener Zeit auf Rechnung des Gasts vom Wirthe geholt werden kann. Kann diese Summe nicht gleich bezahlt werden, so werden dem Schuldner Fristen gesetzt. Der Ehrentanz, den der Angesehensie oder Artigste der Gesellschaft auf Anforderung des Plemplatsch, mlt der Hraut tanzt, ist jederzeit eine Memiet, doch lieben sie mehr das Deutschtanzen (Walzca). Jenes nennen sie Buschkarante, letzteres Hoppich. Eine sclmettunde Geblrgs-Musik aus Trompeten, Waldhörnern, oder anderen Blas Instrumenten zusammengesetzt, Wt fich wühlend der ganzen Daucr der Hochze't Feye«lichke!ten vor dem Hause beS Bräutigams mchrmahl hören. Sle nenntn dieß da^ Hof' eckt, well es ih, nen ehrenvoll, oder vorlnbm büntt, wenn bey einem Haule Nusik gemacht lvird. Jeder Kränzelgeftl! H2 . — n6 - erhält am Abend vor dem Vrauttage von seiner Jungfer einen Strauß von künstlichen Blumen mit Flittergold, vom Bräutigam aber wird ihm trank das Wasser wegen der salzlqten Tbelle,w?lche dasselbe mit sick) führet, gern und so wurden immer die Anzahl der Brunnen vermehrt. Cnbllcl) kamen einige dieser Bru-nettstsäber auf stärkere Adern, welche sich fes Inquisitions - Gericht aus, und lauert mil ArguSaugen, dmnlt ja di« Tochter niemahls Uelegenheic bekomme, e viel« Umstände glücklich gemacht, und morgen rhält er den Abschied, und Choraltar ist von ganz einfacher Bauart, aus rothem Marmor. Das Altarblatt ist von Rens, aus Trtent, und stellt die Auferstehung Christi vor. Auf den Seltenwänden befinden sich zwey Trlbunen, jcbe auf drey Console« , und darunter zwey hohe Wandbilder, die Grablegung und die Erscheinung Chvistl von Solari. Den übrige« Th«ll des PresbltertuM nimmt der ^ 137 — Chor ein, der mtt einem M'lichen Brl,stin< der aus welßem Marmor eingeschlossen ist; dle beyden Selten.- Capellen haben ebenfalls Altäre von rothen Mürmor, und weißmarmorne Brust« jMnder. Das Altarblatt nuf der Evangelien, Ceile stellt den Portiunculä- Ablaß, leider, mlt der apokryphlschen Vorstellung der drey wunder» baren Rostn in der Hand des hellige Franzis-cus, und jenes auf der Epistel- Seite Maria von Scknee, oder dle Legende dieses Wunderbildes vor; bende sind von dem Servlten- Mönche Pater Arsenlus Mascaqnl aus demFlol-cntinlschen, dessen Porträt ebenfalls ln der oberen Schatzkam-mer sich befindet. Der oben genannte Solarl war sein Schüler. Die acht übrigen Altarblätter sind von nicht minder geschickten Meistern, auf der Eoangelien- Seite Christus am Kreuze von Sclarett!, der heilige Vtncenz von Heinrich Schönfeld, die heilige Anna von Sanbrart, d,r htill^H Rochus und Sebastian von Heinrich Gchönfeld: auf der Epistel, Selte der heilige Carl von Borromäo von Sandrart, der H. H. Martin und Hyeronlmus von Heinrich Schonfeld, die Sendung des heiligen Geistes «on Sclaret« ti, und bl« Taufe Christi von la Neve; das Deckengewölbe des Schiffes und des Chores, dle Kuppel und die Decken der beyden Selten» Ca« Pillen find mit abgetheilten größercn ul»h ll »» 138 "" ren Fresco- Gemählden in Rahmenfassungtu ge« ziert, welche die Lebens« und Leidensgeschichte Jesu, nebst den Vorbildern auS dem alten Bunde, und in den Selten. Capellen auch emiges aus der Lebensgeschichte der heiligen Jungfrau und des heiligen Franziscus vorstellen. Die größeren Bilder sind vom Pater Mascagnl, die tlelntren von seinem Schüler Solarl. Das Altarblatt auf dem Rupertinlschm Oratorium, wo hin und wieder die helligen Weihen ausgetheilet werden, ist ebenfalls von Mascagni, das lm Vtrgllianischen von la Neve, dle Platfonds beyder Oratorien sind von Mas-eagnl und Solari. Die Domherrn-> Sakrlstey hat Erzbischof Flrmlan prächtig austäfeln, und mit schönm Kästen und Gemählden auszieren lassen. An den vier Hauptschwlbbogen, woragf die große Kuppel ruht, sind vier ganz gleiche Orgeln; die Hcuptorgel ab«r, ein Meisterstück dieser Kunst, sieht auf dem großen Musikchore des Schiffes rückwärts; alle fünf sind vom Erz« blschofe Paris, und unter Erzbischof Jakob Ernst von Llchtensteln erneuert und neu gefasset worden. Diese große Orgel hat Johann Chrl« stoph Egebacher, Hoforgelmacher zu Salzburg mit drey Manualen und 44 Registern verfertiget. Sein Sohn Rochus Egedacker hat sie erst vor wenlgen Jahren mit Registern vermehrt- Die "» '39 »- Kirchensiühle sind durchaus von hartem Holze, und die hmtcrsien mit halberftobcner Schnitzarbeit gezierten beydcrseitigcn Stühle führendes Thltmsche Wappen, nebst dem Wappen dcs Crz-siiftes. Das Pflaster ist durchaus vm, unter« mcügten wc-utü n«d rothen Marmorplattm, welche mehrere Fnü breit und lang sind, und verschiedene Flgurcn bilden. Ueber die Haupt« orgel isi ein großer Uhrschilb angebracht, wozu der iht regter^'.d: Erzblschof die Uhr im Jahre 1782 von dem Salzburger Uhrmacher Pentele für 2502 Gulden verfertigen ließ, am Ausgange aus der Kirche sind zwey freystehendi Weihbrun-nenschalcn von weißem Marmor und auf beyden Seiten führen marmorne Wendeltreftptn in den Musikchor und die Oratorien empor. Rechts am Eingänge l,i einer Ecke an der Wand steht ein sehr merkwürdiges Lap^izterium von Glo« ckenmetallc in gothischem Geschmacke, worauf eitel Bildnisse von heiligen Kirchen- Prälaten und heiligen Aebtissmnen mit Klummstä'ben und lhren Nahmen nebst anderen Verzierungen aus einem Zeitalter zu sehen sind. Der Kessel ruht auf vier aus Bronze gegossenen Löwen, und diese sammt dem Kessel auf weißen Marmor. Der Deckel ist von Kupferblech, worauf ein neumodischer vergoldeter helliger Johann der Täufer von BUbhauerarbeit angebracht ist. Ja hm zw«y — 14° — Thürmen sind sechs Glocken; ble grösste wiegt 7'5 Centner; diese «st zu Ehren der helllgen Jungfrau, dle übrigen zu Ehren des helllgen Johannes des Täufers, Ruperts, Vlrglls, Peters, und dem heiligen Schutzengel geweiht. Der Knopf auf der Kuppel faßt (nach Mg. g,r) anderthalb Salzburger Schaff; und zu dessen Vergoldung sind i»o Dukaten verbraucht worden. i4i Dl« kaiserliche Burg zu Wkn in Oesterreich unter der Ens. <^)er von der k. k. FamMe bewohnte Pallast, oder die sogenannte Burg, liegt an dem südwestlichen Cnde der Stadt, dlcht an den Bastionen, und besteht jetzt aus mehreren Gebäuden, die ln verschiedenen Zeiten erbaut worden sind, und folglich kein zusammenstimmendes Ganzes ausmachen. Wenn man sich auf den Burgplatz stellt, ss hat man vor sich ein einfaches, langes Gebäude, und links und rechts neben demselben, gegen Ost und West, liegen zwey vorstehende Seitengebäude; diese sind viereckig, haben jedes einen viereckigen Hof, schließen von einer Seite an das lang« Burgsebäudtj von der andern on Kaiser Friedrich III. erbaut; am Hochaltar ist ein aus Metall gegossenes Kreuzbild von Donner, und die Blätter an den beyden Celtenaltären sind von Titian. Vom Allerheillaentage an bis zum Ostersonntag ist in diescr Kapelle alle Sonn-und Feyertage öffentlicher Hoftlrchendlenst; die kaiserliche Familie gcht auf elne feyerllche Art, unter Begleitung der Leibwachen, um «llf Uhr Morgens dahin, und ein großer Theil des Adels, der inländischen und fremdln Mnl« ster tc. findet sich dabey ein. ' " Dle kleinere oder sogenannte Kammerkapelle wirb nur bey besonderen Änläßen gebraucht. Das Hochaltarblatt, den stabenden hettlgen Joseph vorstellend, »st von Karl Marati, ote Blätter der beyden Seltenaltare sino vonStrud l^ und die übrige Verzierung ist von Fischer und Maulbertsch. Die k. k. Schatzkammer lst in der Burg w Schweizerhof, im ersten Stockwerke. Unter Kaiser Joseph II. waren dariim dte ungertsHe Merkno. i. Theil. K «Ml» l^6 »« Krone, die böhmische Krone, und der österreichische Herzoghut; well aber ble Stände dieser Provinzen die Lanbeslnsignien wieder an den ge» wohnlichen Aufbewahrungsorten wünschten, so »st dle ungerlsche Krone wieder nach Preßbmg, die böhmische nach Prag, und der österreichische Herzoghut nach Klosterneuburg gebracht worden. Gegenwärtig ist das kostbarste Stück ln ole-ser Schatzkammer der große Diamant, genannt der Florentlnlsche; er war einst dasClM-thum Karl des Kühnen, Herzogs von Vurgund, welcher lhn durch die Schlacht bey Gran son verlor, nach welcher ihn eln schwel« zerlscher Landsknecht lm burgundischen Lager erbeutet, und an einen Bürger zu Bern um fünf Gulden verkauft; von dort kam er durch mehrere Hände, und stets lm Preise steigend, in die herzogliche Schatzkammer zu Florenz, und von dort durch Kaiser Franz I., als Großherzog von Tos-tana, "ach Wien. Noch ist eln anderer Brillant von ungewö'hn-llcher Größe hier, welcher in Form eines Hut-tnopfes gearbeitet ist, und welchen Kaiser Franz I. »764 zu Frankfurt gekauft hat. Von eben diesem Kaiser ist eine ganze Garnitur von Knöpfen auf «ine Mamiskleidullg vorhanden, wobey jeder Knopf ein einzlaer großer Brillant ist. - 147 - Nebst Uesen lst noch der sehr reine Faml» Nenschmuck b?s österreichischen Hauses hi«r, wie auch viele goldene GeWe, theils seltene Stücke der Kunst des Alterthums, theils der neueren Zeit, worunter besonders eine runde Schüssel aus elnem einzigen Achat, von zwey Schuh und zwey Zoll im Durchmesser, wie aucl' ein anderes Gefäß aus weißem unt> braunem Mat, welches drey Wlenermaß halt, merkwlndig sind; ferner eine sehr kostbare und künstliche Stockuhr, wel, che im Jahre 1750 der damakttge Landgraf von Hessen der Kaiserinn Maria Theresia zum Geschenk gemackt hat, auf welcher nach jedem Stlindenschlag die wohl getroffenen Porttötfigu« rcn des Kaisers und der Kaiserinn , des erwähnten LanografenS, nebst mehr anderen erscheinen. Sehr groß ist der Norrach von anderen kostbaren Uhren, Basreliefs, kleinen Statuen, Büsten, Vasen, Kameen, Do das Manu sactnr.-Wesen, deren Piofessorcn Drechsler und Lamt Nijc r find. --" l53 ^ Alljährlich werben an die Schüler, welche die besten Preisstücke verfertigen, silberne Beloh-nungsmünzen, und alle zwey Jahre goldene Medaillen, von H> Ducatenam Werth, an eben dieselben für größere Arbeiten ausgetheilt. Von Zeit zu Zeit wkd auch eine öffentliche Ausstellung neuer sehenswürdiger Etücke von hiesigen akademischen Künstlern und anderen Mitgliedern in dem große» Modell-Saal und elnigen Nebenzimmern veranstaltet. l54 Das Benedietilter Kloster Opatowitz in Böhmen. «>^n welchem Dezennium des ellften Iahrhun^ berts dasselbe erbaut worden? Wer dessen eigens licher Stifter gewesen? Wie es König Wratis, law der II. zu «wer Abtey erhoben? wle relch« lich er es ausgesteuert? wle Beym Abschied danlte er dem Abt für die Will-fahrung seiner Bitte, betheuerte, daß dieser Ring im Leben nie von seinem Fi,,ger kommen, ja selbst im Sarg noch ihn begleiten solle, fragte aber zugleich, ob er diese Geschichte wohl, da er den Ort des Schatzes nie zu wissen begehre, ei-"lgen v«rttaut«n Freunden erzählen dürft? der - IF8 - Abt überließ dieß ganz selner Willkühr^), Unb so schieben sie von etncmder. Karl der vierte trug kebenslang sorgfältig diesen Ring, unb — verschwieg: woher er ihn habe? Erst auf dem Todbette vertraute er das Abentheuer einigen seiner geheimsten Räthe, «,,d dann kam eS bald zur Kundschaft von Mehrern. Keln Zweifel, baß dieses Geschlchtchm el-nem Mährchen gleicht, wie ein Wassertropfen dem andern! Auch baß Haycck allein dessen Ge, währsmann ist, vermehrt die Glaubwürdigkeit niche. Gleichwohl halte ich es wenigstens für kelne Fabel von Hayecks eigner Erfindung. Sie klnn wahrscheinlich bald nach Karls Tob« lm Umlauf: bestärkte den allgemeinen Glauben: baß in Opatowch große, mehr als königliche Reichthümer verborg«« liegen, und hatte fur das Kloster selbst bald schr unangenehme Folgen. Johann von Merzmann Mlestecz — ein Ritter, wie es ln damaligen Zeiten^ viele gab, tapfer «on der Faust, gewaltthätig in Plänen unb Hand- *) Woean er boch meines Bedunkells eine« schr großen, einem sonst gewöhnlich schlaum Abte, 5 gar nicht gleichsehende» Fehler brging 1 Hi«e Mt daher der Erfinder des Ganzen sehr an? dcm Charakter der Wahrscheinlichkeit. — ,59 ^ lungtn, auch gegen Ktrchengl'iter bey weitem nicht so zart gewissenhaft, wie Karl der vierte fühlte gewaltige Lust, jene begrabene Schätze auf die Oberwelt zurück zu bringen. Mit Olta Ber« ka von Trosk, und auf Chlumecz kam er dem Anscheine nach a»f einen freundschaftlichen Be, such zum damaligen Wt Peter Laczur, und ward zutraulich empfangen. Einzelne Reisige folgten lhren Gebietern. Allmöhlig wuchs das Gefolge bis zu drey* ßlg Menschen hinan, und nun nahmen sie die friedliche Maske ab, überfielen das Kloster, erschlugen alle wehrhafte Dienerschaft, verjagte« die Mönche, behielten aber den Abt zurück, und gaben ihm die Wahl zwischen Anzeige des Scha-yes, ober der grausamsten Folter. 2er unglückliche Greis — entweder seinem Eibe unerschüt« terlich treu, oder, weil er von keinem Schatze wußte, auch unvermögend ihn anzuzeigen — ertrug dle peinlichsten Martern mit einem Helden' nmth, der selbst seine Quäler ermüdete. Da st« He unterirdischen Schuhe nicht erfahren könn« ten, plünderten sie wenigstens was über der Er« dt sich befand. Sechszehn Tage lang schmauß-ten sie aufs herrlichste, luden — was freylich von den Sitten der Zeit, und der Nachbarschaft «inen besondern Begriff erzeugt — die umliegende Ritterschaft mil Frauen u,,d Fräuleins zu Gast«; « l6o - und trugen noch elne ansehnliche Beute von bannen. So erzürnr König Wenzel bey erster Nachricht dieses Frevels war, s„ ernstlicher zu w!e-derhohltenmalen die Thäter vor Gericht forderte, so blieben sie doch ungestraft. Die gleich darauf folgenden hussitischen Unruhen zogen seine Aufmerksamkeit an sich; und Verbreche« dleser Art wurden leider nu? zu gewöhnlich. So wle jene ungebetnen Gaste sich entfernten, sammleten dle zerstreut?« Mönche sich bald wieder und durch diesen Vorfall klüger gemacht, auch durch die traurigen innern Zwiste des Vaterlandes genöthigt, nahmen sie eine beträchtll< 6)« Anzahl von Söldnern zu ihrer Vertheidigung. Wirklich gelang es ihnen auck zweymal den Angriff der hussitischen Königingrötzer abzuwehren. Aber «ndlich schlug doch die letzte Stunde dieses mächtigen Klosters. Nachdem der hcrumliegendc Adel, und bte Köttlglngrätzecische Bürgerschaft nach und nach einen Theil chrer Grundstücke theils verwüstet, theils an sich gezogen, auch der Abt Johann bereits mit mehrern Mönchen sich geflüchtet hatte, überfiel ein gewisser Bobunco Bawov von Olowicz mtt emer Schaar Gewaffneter 1430 die noch zutückgeolleoenen Geistlichen, verjagte sie, plünderte, u.d zerstörte das Kloster von Grund aus. Sou- — l6i -« Sonderbar ist es, baß so große treffliche Gebäude, als nach dem Zeugniß der Altgenossen Kirche, Kloster und Prälatur seyn mußten, fs g'nen K»ch, so machen sie sich ohne Bedenken über diese Beute her. Am meisten machen sie Jagd auf Thiere, die lm Feuer ihren Tod gefunden haden. ,>Wenn daher, heißt es von den Zigeunern ln Ungern, irgendwo auf dem Lande, oder ln einer Stadt,eine ungll'icklicheFe>lelsbrttnst gewüthet hat, so sl»d am folgenden Tage die Zigeuner gleich bey der Hand, eilen aus allen umliegenden Gegenden herzu, um das erstickte und halbverbrannte Vieh aus der Asche herauszuziehen. Mmu,«r, Weiber und Kinder kommen schaarenwelse, bezeigen sich sehr geschäftig, nehmen das Fleisch auf lhre Achseln, und wandern damit vergnügt zu ihren Wohnplatzen. Dieses wledeihohlen sie zu etlichen Mahlen, versorgen sich mit dergleichen Braten reichlich, und schmausen alsdann ln lhrm Hütten, so lange diese Herrlichkeit dauert." Die Zurichtung dieser lüsternen Kost lst sehr einfach, was für die nsten Tage bestimmt ist, wirb gekocht, oder gebraten, und lst der Norrath größer, so wird das Uebrlge entweder an der Sonne gedörrt, oder ln ihre» Hütten geräuchert, und sodann obne weitere Umstände gespe^t. Wie wenig eigensinnig der Appetit ocS Zigeuners sey, ist, glaube lch, ans dem Bishefi-2«n hinlangllH entschieden, Mr sollte nun er- — IT» — warten, daß er gerade ln solchen Dlnge«, ble jeder gesittete Mensch mit Vergnügen genießt, seine Launen habe. Und gleichwohl liefert Grl-selinl ein ganzes Verzeichniß solcher Speisen, die den Geschmack des Zigeuners belelblqen, oder vielmehr sclnem Gewissen anstössig sey» sollen. Dcr Bohnen und Zwiebeln gar nicht zu gedenken , so sind die übrigen vorgeblich von ihm ver« miedenen Speisen nichts geringeres, als roth, schllppigtc Sparren, Perschen, Lampretin, und sämmtliches Fcderwlldprcit. Um die Richtigkeit dieser Behauptung aber sieht es sehr mißlich aus. Bohnen sowohl als Zwiebeln lßt der Zigeuner nicht nur, sondern ißt sil auch mit großem Vergnügen. Und was Fasanen und Rebhühner, rothschupplgte Sparren, sammt Perschen und Lampreten betrift, so enthält er sich ihrer vermuthlich aus der Ursache, well er keine hat; welches aber auch der Fall bcy vielen andern Menschen seyn mag. Vrod backen die Zigeuner nicht leicht selbst, das kaufen, betteln, oder stehlen sie entweder oder entbehren es ganz bey ihren Mahlzeiten. Wenn sie aber backen, so geht es dabey ganz orientalisch zu. Auf der Erde wird Feuer gemacht, und einiges Holz zur Asche gebrannt. Unterdessen knätet dle Hausmutter Teig, unb b«. rettet kleine Kuchen, die alsdann «n die heiße Asch« gelegt, und so gebacken werden. Mit Messer und Gabel zu speisen, ober Tel, ler und Tisch zu gebrauchen, lst gar nicht Sitte unter lhncn,'Nlcht einmahl der Gebrauch einer Schüssel ist allgemein. Ein irdener Topf, eine eiserne Pfanne, ble zugleich die Stelle der Schüssel vertteten, ein Löffel und ein einziges Messer macht thr gesammtes Köchen- und Speiscgeräthe «uS. Ist die Mahlzeit fertlg, so fetzt "sich die ganze Familie um den Topf oder dle Pfanne herum, das Gekochte ober Gebratene wird zer-siückt, nnd nun hebt, ohne sich erst beym Gebet zu verweilen, ungesäumt der Genuß des Mahles an. Was sonst wohl Messer und Gabel thun, verrichten hier Finger und Zähne, zum Teller und Tisch aber dient die bloße Erde. Wasser ist das gewöhnliche Getränk der Zi< geuner, seltener, und meist in dem Falle, wenn sle es unentgeldlich haben können, trinken sie auch Bier. Wein lst für sie zu kostbar, hat auch eben nicht sonderlich ihren Befall. Ungleich mehr halten sie dagegen auf Branntwein, der ihnen «in überaus süßer Nahme lst. Sle lieben Berauschung und weil sie diese am leichtesten und geschwindesten durch Branntwein bewerkstelligen können, so halten sie außer ihm kein Getränk iws Geldes werth. Für diesen aber giebt der — 4/2 —- Zigeuner bann auch hl«, was er nur immer Hai; lst auf diese oder jene Welse eln Groschen sein geworden, sogleich wird ein Haus gesucht, wo dieses edle Getränk zu haben lst. Jede Klnd-t>,ufe, Hockzeit, oder andere festliche Begebenheit muß mit Branntwein geschert werben. Haben sie dessen genug, so ist die Welt ihre, uuh keiner ermangelt alsdann, durch Schreyen und Lärmen zu zeigen, wie wohl ihm sey, und daß er so eben die glücklichsten Stunde» seines Lebens feyere. So groß indessen der Durst des Zigeuners nach Branntwein ist, so kommt er doch kaum in Betracht gegen die unglaubliche Begierde die» ser Leute nach Tabak. Cs lst dieß nicht bloß Leidenschaft der Manner, wie man erwarten sollte, sondern zugleich so sehr auch Llebhabcrey der Weiber, daß dies« es jenen hierin« oft weit zu-v^thun. Sit ziehen d«n Rauch ntcht m.rln sich, sondern kauen und verschlucken auch Blälttr und Stengel mit heißer Begierde. Daniit ferner der Rauch dieses «vertheil Krautes desto früher zum Orte seiner Bestimmung komme, und mit voller Kraft Gaum und Zunge beißen, so bedlemn sie sich ctnes Rohrs, das kaum dle Länge eines Fingers hat. Hieses Nohr ist jederzeit von Holz und daS aus der Ursache, damit «s den Saft w sich zieht, und sich dadurch zum grösten Lecker- — 173 — bissen des Zigeuners verwandeln, der sodann, wenn es nach langem Gebrauche genug durchzo, gen lst, mlt unglaublicher Wollust daran naget, so lange ein Spänchen übrig ist. Es kommt dem Appetit bes Zigeuners auch nicht darauf an, ob eln solches Rohr in seinem, oder in dem Munde eines Fremden jene edlen Eigenschaften erhalten hat. Als ein werthes Geschenk nimmt er es von Jedem mit Dank an, und gehet damit so wlrth-schastlich um, daß er fich oft mehrere Tage daran erquickt. Ja, er lst fähig, ohne Brod und alle Speift mehr als einen Tag bey Mner Arbctr auszuhalten, wenn er nur ein Tabaksblatt, oder eln Stückchen Rohr von beschriebener Eigenschaft zu sich nlmmt. Daran käuet er, trinkt einen Mund voll Wasser dazu, und ist vergnügt. Ich könnte übrigens oben auch von der Lüsternheit dieses Volks nach Menschenfieisch geredet, und mich zum Beweise dessen auf jene berüchtigten Unholden in Ungern berufen haben, die man mehr als vierzig an der Zahl lm Jahr '782 als angeschuldigte Menschenfresser wirklich hingerichtet hat, wenn die Sache, außer elner weit größern Vedenklichkeit, nicht auch den Ein, wurf verstattete, daß dieser Vorfall etwas Ausser-ordentllcheS sey, dergleichen man ln sonstigen Nachrichten von diesem Volke nicht weiter an, tr«ff«. Vorausgesetzt indessen, wa« nachher noch - '74 " z»t prüfen seyn wird, daß dle Richtigkeit des Böt-saus, und der davon verbreitete,, Nachrichten kel-ncn Zweifel leid«, so scheint er keineswegs etwas ganz Ungefähres zu seyn, ln sofern nicht davoll die Rede ist, was etwa Einer, sondern was vle« le, und zwar nicht Zehen, sondern Hunderte, auch nicht seit heut und gestern erst, sondern so« gar seit langen Jahren her, gethan haben. Kam nun vollends hinzu, daß Menschenfrefferey in dem Lande, aus welchem die Zigeuner ursprünglich herstammen, wirklich Gebrauch und Sitte wäre, oder jemahls gewesen sey; so dürfte man vielleicht noch mehr versucht werden, das abscheuliche Beginnen ssch mit Menschenflelsch zu sättigen , für eine natürliche Neigung bey ihnen auszugeben. Und das sagt die Geschichte ln der That, und versichert insbesondere, daß es gerade in der Klasse von Mensche«, aus welcher die Zigeuner wahrscheinlicher Weise abstammen , Gebrauch und Herkommen gewesen sey, daß die michsten Verwandte und Freunde einander geschlachtet, unb verzehret hätten. Man wird nicht erwarten, baß fZch dle Kleidung eines Volks, das zu Folge seiner ganzen Vcrfass'mq wenigstens dem größern Haufen nach ln die Classe der Bettler gehört, durch etwasan-ders als durch Armuth und Dürftigkeit auszeich-n,e. Gleich die ersten Ankömmlinge in Europa — '75 -- «rschlenen zerrissen und elend, nur lhre Ansühree allenfalls machten eine Ausnahme. Auf solche Welse hat sich der grcßke Theil von ihnen Hunderte von Jahren hindurch bchol« fen, und behilft sich noch bis auf den gegenwärtigen Tag also. Das lst besonders in den Ländern der Fall, wo es viele Zigeuner giebt, als in Siebenbürgen, Ungern, und der Europäischen Türkey. Dort tragen sie sich weit nachläßlger, als etwa ln Deutschland. Eine Bedeckung des Kopfes holt der Zigeuner ln Ungern für sehr entbehrlich. Kein Wind kann lhm leicht den Hut wegführen, denn er trögt keinen, ausgenommen wenn er Staat machen will, wo er sich auch wohl statt des Huts, eli ner rauhen Mütze bedient. Eben ss hält er es auch mit seinem Fußwcrke, das hat er immer sehr wohlfeil. Im Winter müßen, wenn die Frau nicht Socken strickt, wie die Zigeunerinnen in der Moldau, und Walachey, deren Nadeln aus Hol« flno, ein paar alte Lumpen zu Dienste stehen, die «r um die Füße windet, der Sommer macht aber a«ch diese unnüthig. Wie es im Punkt des Lin« "" beym Zigeuner aussehe, läßt sich leicht errathen, da Zigeunerinnen nicht gewohnt sind zu spinnen, zu nähen, cder zu waschen. Von neuen Hemden wirb er also nie geliehen, .veil er nie «ln«s hat. - ,76 - Viele Abwechslung ist auch sein Fall nicht, Fr liebt Beständigkeit, und was er daher einmahl angethan hat, wird sa lange getragen, bis es ln den Stand der Verwesung übergeht, und abfällt. Ueberhaupt aber, wer auf den gewöhnlichen Zigeuner, «6 sey in Spanien ober Italien, in Ungern oder der Turkey in elner Verst«lgerung bot, würde ln Betracht seines ganzen Anzugs selten mehrere Stücke mit lhm erhalten, als ein halbes Hemde und zerrissene Hosen. Man glanbe indessen nicht, als trage sick der Zigeuner so elend, weil ihm an bessern Anzüge nichts gelegen sey. Er ist vielmehr auf stolze Klei, der bls zur Ausschweifung b.dacht, und jene Dürftigkeit ist nur Nothfall, der freylich zur alltäglichen Gewohnheit wird, weil der Zigeuner vergißt, daß Arbeit «nd Mühe die Mittel sind, sich Nahrung und Kleiber zu verschaffen. Hat er Gelegenheit, durch Eck.enkung, Kauf, eder Stehlen ein gutes Kleid zu erhalten, unverzüglich sucht er sich dessen zu belimchtigen, «nd soglelch muß es auch an ihm schimmern, gestyt auch, d?s der übrige Änzuq noch zu sch^t da« mlt übereinstimmte. Wm en oaher auch der Löcher, womit sei» erogrcmes Hemde verjchen lst, gleich unzählige, und seine 5einkle«oer von der Art, haß Wen stlbst eln blöces Akqe lbre alten Dten-stf ansehen müßte, hatte er überbieß weder schuhe — l77 — he noch Strümpfe, noch Hut, so hindert ihn das doch nichl, in einem Kleide mlt Golde einher zu treten, und sich besonders vlel zu wissen, wenn es von rother Farbe ist. Schon Martin KelpiuS sagte daher, baß die Zigeuner in Siebenbürgen all thrcn Erwerb auf Trwthätlser und Klelvm.g wendeten. Ihr Anzug aber sey so seltsam, daß er auch den fiusteiften Philosophen zum Lachen zwinge; indem sich der Zigeuner ohne Bedenken mle elnem Kasiorhüte, und seidenem Gewände, oder elnem rothcil Tuchkleide schmlicle, wenn gleich selne Schuhe oder Stiefeln hundertfach mlt den Kunstwerken des Flitters bedeckt wciren, und neue Messe, ansehnlich an Zahl und Größe, ih, r,.n wohlverdienten I.'viilidensts,nd beurkundeten. Daß diese Art Galia zu machen, noch immer w Siebenbürgen gangbar sey. bezeugtBenkb instil ner Beschreibung dieses Landes ; ui.d erwähnt dabey, daß die basigen Zigeuner vorzüglich solchen Kleidern nachstellten, dle «'n«n ungerischen Gchnl« hätte»:, oder gar von emcmMagnaten getragen worden wären. Wörtlich trift alles dieses auch bey den Zigeunern ln Ungern zu. Ick will die ganze hieber gehörige Stelle aus den Anzeigender k. k. Erbender anführen. „So niederträchtig, helßt es daselbst, dieses Volk überhaupt ist, da nähmlich die meisten stch "«s Noth nur mit alttn Lumpen, die nirMds Merkw. l. Thell. M hinreichen, noch lhre Blöße gehörig bedecken, be, hängen; so »errathen sie dennoch, sobald sie sich welche zu verschaffen ln Stande sind, lhren al, bernen Geschmack, und «wen recht närrischen Hochmuth." „In Siebenbürgen tragen zwar einige von ihnen die walachische Kleidung, aNein ln Ungern find fie auf die Landestracht so erpicht, und da» für elnglnomme«, daß eln Zigeuner lieber halb nackend elnhergchen, oder einen Sack unmehnmt will, als baß er sich entschließen sollte, eln ausländisches Kleid, gesetzt es würbe ihm solches geschenkt, es mag noch so gut seyn, anzulegen.'« Dle grüne, noch mehr aber ble rothe Farbe der Kleider, hat vor allen anderen ln lhrtn Augen ben Vorzug. Darum eben darf sich auch Niemand ln elnen roth gefärbten, etwas abgetragenen Kleie de vor diesem Volke sehen laßen, ohne zu besorgen , daß er niche sogleich von elnem Haufen alter und junger Zigeuner mnrwgr werde, die ihn» auf öffentlicher Gasse seinen Rock, Pelz, oder Beinkleider abzuhandeln suchen. — Einen Bauernrock legt dtr Zigeuner außer dem äußersten Nothfall, wenn ihn die Kalte drückt; sonsten nlemah-len an. Sie kaufen daher am alle»llebsten alte ab^ getragene Kleiber zu ihrem Gebrauche, und wenn dies« entweder mit Schnüren verschiedentlich gar« nnlt, oder gar mtt Borden besetzt sind, so tre- — «79 "» ten fie in oleser Kleidung so stolz einher als stitil-de nlcht allein dle umliegende Gegend unter lhnen, sdndern dle ganze Welt zu ihren Diensten, und in der That verschwenden sie auch das meeste Gelb, welches sie erübrigen, auf solche Kleidungsstücke, dle ihrem Stande gar nicht angemessen find, und lediglich dazu dienen, die albernen Gesinnungen dieses VolkS zu verrathen, und hltidurch öffentlich an den Tag zu l,ge». Tie sehen nlcht ln minbe» sien darauf, wie sich eins zu dem andern schicke, kehren fich auch nlcht daran, was dle gesittet« Welt von ihrer Kleidung für eln Urtheil fällen werde, sondern wenn fie nur etwas haben, da« an ihrem Leibe glänzet, und ln die Augen fällt, so bekümmern sie sich wenlg darum, ob das übrl» ge schlecht sey , oder gar fehle. Man wird daher eines Zlgeunirs nicht selten gewahr, ber ln elnem verborbirten Pelz oder galonitten Rock, mit fil« bernen Knöpfen behängen, barfuß, ohne Hut, und ln einem beschmutzten ober zerrissenem Hemd« auf offener Gaffe stolz einher kommt. Etn unde» rer hat von seinem rothen Tuche oerbordlrt« Beinkleider, und welter nichts, außer einem Hal« ben Hemde, an seinen ganzen leib." Soll sich der ungerlsche Zigeuner endlich ln sewem Fußwerte gefallen, so muß er gelbe Sll«, feln3t -« elngellaht, so bleibt er so lange »n diesem G»F cken, bls fie sich etwa durch Verwesung von selbst ausziehen; ober dje ersten Frühlingstage erlebt haben, da denn dle Zigeunerinn gleich ihrem Manne ihren Fuß von seiner Bekleidung befreyt, und barfuß geht. Ihr Hang zum Putz lst eben so stark wle bey den Männern, aber auch eben so unsinnig. Ele tragen oft Hauben, indessen ein zerfetzter lel-„tner Kittel kaun, die hauptsächlichsten Blößen ihres Leibes bebeckt. Auch putzen sie die Ohren mit Gehenken und allerley Gepampel, so wle dle Finger mit Ringen. Ihre Schläft bekleistern auch viele von denen ln Spanien, mit großen Stü'ck.en von schwarzem Taffet, wozu noch aller« ley Flittersachen kommen, die sie um den Hals herum anbringen. . Die Kleidung der Kinder macht dem Zigeuner wenig Sorge. Bis ins zehnte Jahr läßt Ü sie auf gut kalmückisch nackt laufen, und dann erst bekommt der Knabe Hosen, und das Mäb, chen «in« Schürzt. Dieser Uebelsiand aber wirb nun, zufolge einer Verordnung, dle der große Joseph, dessen sckarfem Auge nichts entgleng, nach Siebenbürgen hat ergehen lassen, wenig-llens hier, und vielleicht auch ln Ungarn, aufhören. Ich muß ehe lch diesen Artikel verlasse, noch Mlt zwey Worten von elnem löblichen Brauche reden, seine Kleider zu schunen. Er 1st gleichfalls hen Zigeunern eigen, und wirb alsdann ausge-Übt, wenn sich zwey miteinander zü„ke», unb nun l"w Vn'igeln fortschreiten wollen. Ehe noch die Aihrlichleiten wirklich ihren Ansang n«hmen, machen beyde Theilt, wenn fie ausser dem Hemde einen 3lock, oder sonst noch etwas anhaben, auf «in paar Mnuten Waffenstillstand, und ziehen sich bis aufs Hemde aus, damit ihre Kleider bey dem Handel nichts leiben mögen, und dann erst hricht das Wetter los, und jeder arbeitet auf des andern Buckel herum, so gut er kann. Diese Vorsicht setzt den 3'geuner unleugbar in den Stand, jedem, dem er in einem zerrissenen Rockt begtgnet, auf Ehre versichern zu konKen, baß blese Löcher, bty sicher Gelegenheit nicht hlneln geschlagen seyen, und außerdem hat si« auch den unstreitig«« Nutzen, daß jeher die kiebkosüngen des andern ganz, und aus der ersten Hand be-lommt, ohne sich zuvor durch Rock oder Weste einen Theil ihrer Kraft entziehen zu lassen. Daß b«r größte Theil der Zigeuner noch ganz unbearbeitet in den Händen der rohen Natur liege, ober wenigstens kaum auf der ersten Stufe zur Menschwerdung stehe, beweist unter andern auch ihre häuslich« Verfassung. Es giebt - ,«3 - zwar vlele, die fich an elnem Orte beständig auf, halten, und ihre, /eder „ach seinen Umständen elngerlchtett Wohnung haben. Hlcher gehören diejenigen, die sich ln Spanien als Gasiwirthe nähren, nebst denen ln Siebenbürgen, und Hun-gärn, die ein ordentliches Gewerbe trelben, und daher bey Hermannstabt, Kronstadt, Blstrlh, Großwarbeln, Debreczln, Eperies, Kaschau, und mehreren Orten ihre eigenthümliche, ob, gleich elende Hlltten besitzen, die sie nie verlassen. Ferner sind auch viele ln der Moldau und Walachey, die als Sklaven einzelnen Bojaren dienen; ja es giebt endlich ln Kleinasien, vor« nehmlich in der Gegend von Chandeck, Boll, unbWolaöb, solche, die außer anderer bü'rgerll? chen Nahrung, sogar auch Ackerbau trelben, und folglich eben so wenig, als die vorigen von Veränderung ihres Wohnplatzes wissen. Dennoch führen bey weitem die meisten unter di«, sem Volke elne ganz entgegengesetzte Lebensart. Unbekannt mit den Vortheilen eines blechenden Aufenthalts ziehen fie hordenweise aus einer Ge» gend in dl« andere, und haben keine andere Wohnungen als Zelte, Felsengrotten, und unte», irdische Höhlen. Jene dienen ihnen des SoO-mers, blese aber lm Winter zum Obdach. Vlele von diesen rohen Menschen besonders ln Deutsch« land und Spanten führen auch nicht einmal Zelte mlt fich, sondern lagern sich, wenn fit ble Mittagssonne silckt, ln Webern, ln ben Schalten der Felsen, hinter Zäune. ,,nd am Mosten unter ten Weldenbaum, wo fie auch ihre EchlaWM ausschlagen, wenn der Tag sich neiget und der Llbenb «inbrlcht. Viele wiederum die Zelte has ben, wohnen nlckir nur im Sommer darunter, sondern suchen auch gegen die strengste Keilte des Winters keinen andern Schutz. Uiberhaupt llebt der Meuner nichts mehr als ein Zelt, oder wie er es ln seiner Sprache nennt, einen Tsch ate r. In Ungarn kann man diese Bemerkung oft ma» chen, denn wenn auch einer wirklich eine siäte Lebensart befolgt, und seinen einmahl gewählten Wohnplatz nie verändert, so laßt er doch nlcht leicht einen Frühling herbeykommen, ohne ln den ersten helfen Tagen a„s seiner Hütte hervorzu-kriechen, u»b fich «eben an für den Sommer ein Zelt aufzuschlagen. Darunter mle seiner Familie vergnügt, verqißt er seiner vorigen Wohnung ganz, bis dee Mnter wiederkehrt, «no Frost und Schneegestöber ihn dahin zun'iütrelbt. Der nomadische Zigeuner hae, wenn er es nur irgend möglich machen kann, in Ungarn und Siebenbl'irqen el't Pferd, in der Türkey und Ital^n einen Esel, bey sicb, um ihm seine Frau, ,ln paar Kinder, und seln Zelt aufzuladen. Kommt er an eine der ihm gefällt, und "" 185 "" nahe bty einem Dorfe, oder einer Stadt lleqt, so ladet er ab; spannt sein Zelt auf, läßt sein Pferd an elnen Pfahl gebunden, umher grasen, und bleibt etliche Wochen da; sieht es ihm aber nicht an, so bricht er schon über den zweyten oder dritten Tag auf, befrachtet fein Thier, und sucht in der Nähe eines anHern Dorfs einen bessern Platz. Es sieht lndessen nicht immer ln seinem Willen, wie lange er an «Wem Ort bleiben will, denn die Bauern, deren Hüner und Gänse er sich unbezahlt schmeckn läßt, haben gemeiniglich dabey allerley zu erinnern. Sie stürzen daher bisweilen wenn es ihm gerade am besten gefallt, mit Knltteln und Zauns-pfählen aus ihrem Dorfe heraus, und reden ihm durch diese Sprecher so ernsthaft zu, baß er nicht das geringste Bedenken trögt, feinen Stab so« gleich weiter zu setzen. Doch sink dle Zigeuner listig genug, wenn sie an einem Orte ihres Aufenthalts jemanden etwas entwendet, ober sonst ln einem Stücke ausgeschweift h iben, sich gemeiniglich davon zu machen, ehe noch im Dorfe lhre Vergehung bemerkt wird. Ihre Wl»techlitten sind biswellen Gruben, zehn auch zwölf Schuh tief in die Erde, das Dach bechlbm besteht aus Pfuhlen, die quer oben über gelegt, und mit Stroh und Rasen — ,86 — bedeckt sind. Zur Stallung ftlr das Thler, das ihr Zelttrager im Sommer war, wirb beym Eingänge ihrer Hohle ein Echoppe» angebracht, und dieser mit Stroh und andern Dingen verwahrt. Nichts als dieser Schoppen, und «twa eln Rauch, fang, darüber das Dack ihrer Höhle emporragt, kündiget dem Reisenden ihren Aufenthalt an. Da sie aber ihren Wohnplah wie im Sommer, so auch im Winter gern ln der Nähe eines Dorfes, oder elnec Stadt wählen, und lhre Hütte am liebsten an einem Hügel anlegen, so bedle-nen sie sich solcher Höhlen in die fiache Erde nur tm Nothfall, wenn kein Hügel daselbst ist, wo sie den Winter zubringen wollen. Diese zweyte Art von Wohnung wirb nach der Beschreibung eines ungrischen Schriftstellers auf folgende Ac< eingerichtet: „Sle bauen, sag« «r, ln einen kleinen Hügel, der nahe bey «lnem Dorfe Uegt, elne ohngefcihr Klafter breite Lücke ein, so tl«f bis d«r Boden der andern Fläche des Feldes gleichet, damit hl«, durch wenigstens der hintere Theil ihrer Wohnung elnc feste und gerade Wand erhalt«. Aus dieser Wand, ohngefä'hr eine Klafter hoch vo« Boden, wirb ein Balke befestiget, der mit dem Erdboden parallel sich so weit erstreckt, als e< ole Größe der Wohnung ersvdert, deren Länge ebenfalls selten sieben oder acht Schuh übersteige. - N7 - Mi nun das elne End« dieses Battens ln ber Wand an dem Hügel ruhet, also wird das an-vere auf elne Säule oder Pfahl, der kn der Erde eingegraben wird, feste gemacht. Ist dieses fertig, ft legen sie von beyden Gew.» Bretter, Stangen, und anderes Holz, wle sie es für gut befinden, und zusammenbringen können, in Ge-sialt eines DacheS spitzig zu, gegeneinander, so daß das Haus von ferne einen glelchschenklichten Triangel vorstellet. Zuletzt wlrd das ganze Haus oder Gebäude mtt Stroh, Rasen und Erbe überdeckt, damit der Inwohner desselben für Regen, Schnee, und Kälte gesichert seyn möge. Sie richten ungemeln gerne, wenn es sich nur thun laßt, die Fronte des Hauses gegen Sonnen-Aufgang, oder Mittag zu; den« hier eben pflegen sie zum Ein «und Ausgange elne Thür oder Oeffnung zu lassen, dle des Nachts entweder mit elner groben wollenen Deckt, oder mit Brettern zugemacht wlrd." Wle graus und schrecklich ble innere Verfassung solcher Zigeuner Hütten sey, läßt sich leicht denken. Der Luft, und dem Tageslicht« bl« Nttlste Zelt «erschlossen, feucht, und voll Un-raths, scheinen sie mehr Höhle« wilder Thiere, als Wohnungen vernünftiger Wesen zu seyn. An Stuben, und abgetheilte Gemächer ist hler Zar nicht zu gedenken. Alles ist ein gemeinschaft« — 186 -" Wer Plütz, in dessen Mitte das Feuer brennt, das ihnen zum Kochen der Speisen und zur Erwälmunq dielt. In dieser letztern Absicht liegen Vater, Mutttr, und Hinder, die er» stern halb, d»e letzen ganz nackt um dasselbe herum. Scüdle, Tifcb. Betten, und Bettgs-siell< st'ih auch luchs w titftn Wohnungen zu su-chen, denn siyen, essen, schlafen alles geschahe auf blosse? Orke, höMenS legen einige ein altes Bettzeug, odes w?e d>e im Bannat, ein Schaf, fell unter. Leuchter und Llckt sind gleichfalls un» bekannt in diesen Hütten der Zigeuner. Ist «ln heiterer Tag, so öffnen sie ihle Höhle dem Lichte der,Sonne, und wachen so lange als blese schernt, steigt sie abe? am Horizont hwab, und beschließt den Tag, so schließen auch sie nach zugemachter Oessnung ihre Augen, und überlassen sich der Ruhe, bis sie den Hessen Morgen vtrmu-then. Stürmt dann wieder der Winter mit kal» tem Wtnd und Schneegestöber, und nöthigt sie ihre Hütten ganz zuzuhalten, so unterhalten sie Feuer, bis sie schlafern, und keine Leuchte mehr brauchen. Die HausOeräthsckafttn, und Habseligkelten des Zigeuners, sind größtentbeils auS dem Bis-hengm schon zu erschcn. Alles besiebt etwa ln «jnem irdenen Topf, etner eisernen Pfanne, el? nem Löffel, Wasserttug, und eüttlst Messer, unh — ,89 "" w:nn a« der Wirthschaft gar nichts auszusetzen seyn soll, so gehört noch eine Schüssel dazu, hie, mlt behilft sich eine ganze Familie. Ist der Hausvater ein Schmied, wie nachher gesagt wer« den soll, so besitzt er noch ein paar Hanobälae zum Anfachen des Feuers, einen kleinen Ambos aus Eteln, eine Zange, und etwa ein paar Hammer. Hlezu rechne man etwa noch etliche Lumpen, dle zufolge des obigen seine Kleidung ausmachen, und denke sich einen Schnappsack, nebst einigen Stücken zerrlPnen Bettzeugs, sein Zelt, und seinen betagten Gaul: so hat man ein vollständiges Verzeichniß von der ganzen Habs«, ligkeit deS nomadischen Zigeuners. Von den häuslichen Geschäften der Ageunes rlnnen läßt sich wenig sagen. Ihre Sorge für die Pflege der Kinder ist gering, und fast keine; Waschen, Ausbesserung der Kleider, Reinigung ihres Gemachs, ist nicht gewöhnlich, und Brod« backen fällt selten vor. Alles, nmS daher etwa noch unter ihrem Zelte, oder in ihrer Hütte vorgenommen wirb, kommt darauf hinaus, baß Speise gekocht und verzehrt, Toback geraucht, geschwatzt und geschlafen wlrd. Ueb'igens bleiben sie in ihrer Hütte den ganzen Winter hin, durch, sobald aber der erste Frosch quacket, kriechen sie aus, zerstören lhr H«us, und zieh«« fort. «w 190 -> So lst ln Ungarn, ln d«t Turkey unb mehs rern Ländern die Verfassung derjenigen Zlgeu? n e r, dle umherstrelchen, undnirgenbS, oder vlel-mehr überall zu Hause sind. Der übrige Theil dieses Volkes, der sich eine Me Lebensart gewM hat, ist in etwas bessern Umständen, und auch um vieles gesitteter als jene, die ich so eben oe^ schrieben habe. Von den spanischen Zigeunern, dle Gasthalter und Wirthe sind, wird man das von selbst erwarten, aber es hat auch bey denen in Ungarn unb Siebenbürgen, die auf andere Art sich nähren, seine Richtigkeit. Ihr«' Wohnungen slnd nicht nur bequemer, unb ln Stuben abgetheilt, sondern auch mit Tlsch und Bänken, ordentlichem Küchengeschirr, und anderer Gerächschaft versehen. Bey den wenigen, die sich mit Ackerbau unb Viehzucht abgeben, trifft man Pftug und all« nöthlge Werkzeuge «lnes Ackermannes an; und so vermißt man auch bey andern nichts, was gewissermaßen zur Bequemlichkeit ihrer Hcmdthienmg gehört. Ueberfiuß ist indessen auch hier nicht zu suchen. Ihre Wohnungen sowohl, als ihre Kleider, unb übrige Habe, sind vielmehr r?dl Markte reiten, recht munter und hurtig zu ma, ch-n. sselaen sie!n der Nähe des Orts, wo fie hin wollen, ab, und fanden an, auf das Thier los: Dingen so? jedermann weiß, daß ecr Jude betrügt, so oft er kann . U"t> d)ch lebt diescs V- lk seie seiner EntlassuM, aus Äabel blsauf den heutigen Taq vom HssNdtf. Da ^„dessen jene groben Be^ trügereyen nicht immer Statt findtn, der 3»geu, ner l'ib^bleß mit setnesn Thiere wl.'ylfeil ist, und der Arme nichts Theures bezahlet: kann, so l.M sich ganz wohl «ittsehen, wie es noch Zigeuner geben könne, b!e ihr Gewerbe mit Pferden treiben, Zu den etgenthümllchen Verrichtungen der Männer, dergleichen die zwey bisher abgehan». delten sind, kommt ferner, daß auch ewige von ihnen Zimmerte»!« sind, und andere sich mlt Dr«chslerarbe«t abgeben. Die ersteren verfertigen hölzerne Tröge und Mulden, die letzternaber hölzerne Teller, Schüssen, Löf«ln und andern bergle'chtn Hausrath, d«n sie umher vertrödeln. Außer diesen giebt , ah« doch außer aftbercu Vortheilen lhr — «99 — grwlßes Essen und Trinken bekommen. Wer aber nicht auf diese Weife versorgt lst, wartet nlche bis er von elnem Kunbmann aufgesucht wlrb, fondern hat sein Werkzeug ln «wem Sack auf oem Rücken, und fragt ln allcn Straßen der Städte, oder auf den Dörfern an, ob nichts für ihn zu arbeiten sey. Hört er Ja! sogleich wirft er seinen Schnappsack ab, und schlägt seine Werkstatt vor der Thür des Hauses auf, wo er Arbeit bekommen hat. Dem Ackerbau lft der Zigeuner mlt leib und Seele abgeneigt, lieber leidet er Hunger und Noth, «he er hinter dem Pfluge hergehen, und verdank, baren Erbe einen besseren Unterhalt abgewinnen sollte. Da aber kelne Regel ohne Ausnahme lst, so giebt es außer denen, dle in der Moldau und Walachey als Sklaven der Bojaren ihn treiben müssen, auch in Kleinasien viele, und in Ungern einige, die sich fteywlllig damit beschäftigen. Seit dem Jahre 1768 hat zwar Theresia durch wleberhohlt« Verordnungen die ungerlschm «no sllbeMjrglschen Zigeuner zum Ackerbau anweisen lassen, gleichwohl aber sind diese Befehle blsher beynahe ganz ohne Erfolg geblieben. Und solcher Ackersleute sind zur Zeit noch ln dlesen Ländern so wenige: daß es kaum der Mühe werth H, lhrer hierZzu gedenken. Noch ftlten^r sini> 2OV sie indessen ln Spanien, m,d den übrigen Lä'nbttn von Europa, denn hier giebts vielleicht nicht ei« nen, der jemahls eine Furche gemacht hatte.- . . Ehedem versahen die Zigeuner w Ungern häufig, und die ln Siebenbürgen gewHhst-li ch Hinters- und Scharfrichters Dienste, und werden noch jetzt ln Uigern zu Abdeckern> und ,'n Siebenbürgen zu Scharfrichtern hin und wie« der gebraucht. Ihre Geschäftigkeit bey Tortu, ren. ihr: ersi iberisch: Grausamkeit i,»n Peinigen, beschreibt Toppeltin so schrecklich, daß man deutlich sicht, es sey niemand zu Werken der Unmenschltchkelt mehr geschaffen und aufgelegt, als der Zigeuner. Abdecken ist nirgends ihr ordentliches Ge, schäst, sondern nur eine zufällige Verrichtung, dle sie außer ihrer Schmiede- ober andern Arbeit nebenher lwernchmen, w:nn in einem Dorfe, beydem sie sich «be>, aufhalten, «ln Stück Vieh gefallen, und kein ord,ntl»ch bestellter Ab« decker vorhanden lst. Hieß Geschäft macht lh-nen viel Freude, zwar nicht daruin, well sie mit den Hinten viel gewinnen könnten, denn dies« müssen sie, gegen eine geringe Vergütung, dem Eigenthümer üblclassen; sondern weil diese Arbeit lmmer einen guten Fleischvorrath für sie und ihre Familie abwirft. — «01 — Das wären also die eigenthümlichen Verrichtungen der Männer, außer daß sich auch viele im Orient, mit Bärenführen und Affen befchäfti, gen, deren Tanz sie durch ihren Gesang lelteu. Es war ehedem, und ist noch jetzt bey herum» streifenden Zigeunern besonders zur Winterszeit gewöhnlich, daß der Mann nicht die Frau, sondern die Frau den Mann ernähre. Wo dieß aber auck nicht ist, wie im Sommer, da der Mann die vorhin erwähnten Verrichtungen treibt, oder bey denen dle ordentlich ansäßlg find, sucht doch auch die Frau zur Erhaltung der Familie das Ihrige beyzutragen. Einige trödeln daher mit alten Kleidern, andere bevölkern Bordelle, oder geben sich auf andere Art gegen Bezahlung der Unzucht Preis, welches die Relsebeschreiber besonders von denen in Spanien, noch mehr aber in Konstantinipel, und der ganzen Turkey versichern. Noch andere, gleichfalls in Konstantino-pel machen, und verkaufen Besen, werben Hun-dewärterlnnen, und scheuen sich nicht, selbst so tief ihre Menschheit herabzuwürdigen, daß sie sogar Ammen junger Hund« werben. Davon warb Herr Niebuhr Zeuge, während seiner Anwe, senheit ln Haleb oder Aleppo. Das Weib eines Zigeuners oder dort sogenannten Kurbabs, die den jungen Hund elnes englischen Kaufmanns säugte, kann, „wie Herrn Nie buhrs, eigene Worte lauten, tägllch elnigemahl ln ble Stadt, setzt« sich vor die Hausthür, und legte den Hund an die eine, und bisweilen zugleich ihr Kind an die andere Arust." Tanzen ist gleichfalls eln Mittel wodurch sie etwas zu gewinnen suchen. Sie machen davon gemeiniglich alsdann Gebrauch, wenn sic betteln, und besonders Mannspersonen auf der Strasse, oder auch ln Häusern, um eine Gabe ansprechen. Diese Tänze aber sind das Anstösslgste, was nur irgend zur Beleidigung der Sitten erdacht werden kam,; indem sie sich gewöhnlich ln Grimassen, Stellungen, u»,d Entblößungen endigen, die ei« ne selbst den rohesten und ungesittesten Völkern übliche Schamhaftigkelt z« vermelden befiehlt. Auch ist diese Ziellosigkeit nicht den verheyrathe? ten Weibspersonen eigen, sondern fast noch mehr unter Mädchen gewöhnlich. Diese ziehen ln Gesellschaft ihrer Väter ble zu.qwch Musikanten sind, allenthalben umher, und such«« jeden, d«r ihre Kunst sehen will, gegen eine kleine Erkenntlich, kelt, durch dergleichen unsittliche T.'nize zu unter, halten. Sie werden zu dieser Ausgelassenheit schon »n den frühesten Jahre» ihrer Kindheit angefl'ihtt, »Mb dürfen niemanden vor der Hütte ihrer Aeltern vorbeylassen, ohne ihm dadurch eine Gabe abzulocken , daß sie nackt vor seinen Augen hcr»ms gaukeln. Von Wahssaqerey der Zigeunerinnen, wo, mlt sie ln allen Gegenden und Ccken von Europa die Einfalt betrügen, will ich nichts fageu, weil t>le Sache ohne dem jedermann bekannt ist. Es lft doch aber sonderbar, daß gerade Weiber von so verworfner Art, so scharfe Augen haben, daß sie in der Hand tlnes jeden die dunkeln Gehtim-niße sc'ner Zukllnft zu sehen im Stande sind. Bis« wellen giebt es zwar auch Manner, die den Ruf haben, solche Geheimnlßseher zu seyn, deren aber find so wenige, daß sie bloß unter die Ausnahmen gehören. Den Zigeunerinnen hat man es großtenthells mlt zu danken, baß dieser Aber, glaube an Wahrsagerey noch lmmer in den Köpfen mehrerer Millionen gemeiner Menschen her?« schend ist. Er ist zwar für Europa kein eigenes Geschenk der Zigeuner; denn er war schon tief ln die Dummheit des MittelalterS eingewurzelt, als sie zu unS kamen, unb ihn mitbrachten. Man hatte es auch schon ln dieser Weisheit weiter gebracht, als sie, und verstand kunstmäßig aus der Hand zu ll'ia/n, ba fie hingegen für bloße Stümper und Pfuscher gehalten wurden. Sic machten noch im vorigen, und zu Anfange dieses Jahrhunderts ganz dle iiberflüßige Parthey. da «6 hoch erleuchtete Manner gab, welche über die göttliche Kunst Chiromantie genannt, nicht «"r auf Universitäten Vorlesungen hielten, son- der« auch Dutzende von Blichern schr eben, und den Zigeunern durch Schimpfen und Vorwürfe ihrer Unwissenheit den Markt zu verberben suchten. Aber tene gelehrten Manner sind nicht mehr, und lhre Kenntnisse stecken nur ln den todten Archiven der Literatur, wahrscheinlich als« würbe mlt ihnen auch der Glaube an Chiromantie auS-gestorben seyn, wie Astrologie, Nekromantie, Onelromantie, und andere Kinder der Einfalt oder des Belr^gs, gestorben sind, wenn es keine Zigeuner mekr aä'be. Durch sie vorzüglich erhalt er sich, dieser Betrug ln vielen Ländern, und wird sich so lange erhalten, bis jeder Zigeuner ein Vaterland erkennen unb gezwungen seyn wirb, sich mlt seiner Hände Albeit zu nähren. Uebrigens kann man nichts thun, als den Einfältigen be-^ dauern, der für einen Mund voll willkürlicher Worte einen Groschen pder Kreuyer auszugeben im Stande ist. W^ können uns Menschen über unsere künftigen Schicksale belehren, die nicht einmahl lhre eigenen kennen, und nicht wisse», ob sie morgen und übermorgen wieder wahrsage ode?, wegen eines Diebsiahlsvon der Gerechtlg^ ktit ergriffen, am Galqen hängen werden? D«m chiromantlschen Belrugz der Zlgeunerln« „en füge ich bey, bag sie auch jedoch nlckt qanz mit Ausschließung ihrer Männer bezaubertes Vich von ihrem Nebel befreyen, verborgene Dlebstahle -^ 2Q5 — «ntbecken, und Arzneymittcl besitzen wvllen, dt-nen sie Wundcrkraft und sichere Wirkung zuschreiben. Dlese Alzncymlttel bestehen größtentheils in besonderen Wurzeln, und Amuleten aus unge« säuertem Telge, der an der Luft getrocknet, und mit willkürlichen Figuren bezeichnet ist. Im Temeswarer Bannat verkaufen sie auch, wie Griselint sagt, gewisse kleine Steine meist fchlackenartig, von denen sie rühmen, baß, wer sie bey sich trage, glücklich in der Liebe, im Spiel, und andern Dingen sey. Ist aber das, so sind sie sich ja selbst dle Nächsten, warum überlassen sie andern, was sie selbst sehr nöthig haben? Warum betteln und stehlen sie? um sich des Hungers zu erwehren, da sie durch diese Steine mit telchtlqkeie reich und glücklich werben können? Indessen man kauft diese Steint auch ausser dem Banat, bisweilen selbst in Deutschland, man braucht jene Ouacksalbcreyen, ruft die Zigeunerinn, wenn man sie haben kann, in den Stall, um be-zaubertes Vich zu entzaubern, und wähnt nichts Arges, wenn aleick der gröbste Betrug dahinter sieckt. D'tse ist frevlicd oft so glücklich, dem Un-, hell abzuhelfen. Sie kömmt nm.läßt sich die Knh w Slall zeigen, und bleibt, nachdem sie jedes Mensclenauge entfernt hat, einige Minuten ai« lein. Hat sie gethan «as zu thun war, so .uft ße den Hausvater wieder herbey, und klilidigt ihm ble Herstellung seines Thkres an, unb stche da: die Kuh frißt wirklich l War das nlcht eitt Fall der Bezaubecunq, wobey die Zigeunerin«, wlt Satanas und Abr^melechä Hülfe die soge» nannte kluge Frau machte? In wt.fcrn dleset Schluß richtig sey, mag folgende Enthüllung des Räthsels entscheiden! Wenn die Thiere auf der Melde gehen, macht sich die Zigeunerinn in ewi« ger Entfernung des Hirten herbey, lockt mlt elnee Hand voll Futter tinigc Stücke an sich, und fahrt lhnen dantt Mit der andern die sie vorher mlt Unschlitt bestrlchen hat, über Maul und Na, se weg. Dieß macht nun, daß einem solche,, Thie^ re von Stunde an silr allem eckelt, es enthält sich alles Futters und Trinkens, weil ihm alles wle Unschlltt riecht. Wird nun die Zigeunerinn zu Hülfe gerufen, so besteht ihre qa, ze Km st bacln, daß sie mlt einem alten kappen die stelle reibt „Nd relnlgt, die sie bewustermassen gestern, ödet Hegestern mit Unschlttt bestrlckf,, hat. Dadllrch ändert sich der Geruch des Thiers, und da es hnngett tst es kein Wunder wenn es sogleich mie heißer Begierde anbeißt. Von dlvsem einzelne» Beyspiele schließe man nur auf mewere. Wenn übrlgens Zigmner seldji heut zn Tag» nsch im Stande sind, hier und da Einfältige zn fmden, dle ihnen gevachter Künste, Zauverwnr-zeln, und Amulett weM zinsbar werden, ww — 20/° — groß muß nicht ehemahls auch selbst ln Deutsch« land ihre Ernte gewesen seyn? Die Jahrbuch« der vorigen Zeiten lassen zwar bey Erwähnung der Zigeuner auch nicht leicht unberührt, wie sehr dieses Volk den gemeinen Haufen durch jene Künste unoGauckeleyen hwtergangen, und umsGeld ge« bracht hatte, um sick aber den Unfug ln seiner Größe denken, und desto leichter folgern zu tön» nen, was dem Zigeuner in Betracht seiner Be-trügereytn möglich sey,, mußte, darf man nur den Geist des Aberglaubens erwägen, der selbst ln solchen Provinzen und Städten Deutschlands wehete, wo Religion und Wissenschaften, und tausend andere Begünstigungen sich vereinigten, um Licht und Aufklärung zu verbreiten. Wir gehen nun zu anderweitigen Verrichtungen der Zigeuner fort, woran beyde Geschlechter gleich vielen Antheil nehmen. Und diese sind Musik, vorzüglich in Ungern und der Türkey, und Goldwäscherey in Siebenbürgen, im Ban-«at, in der Molbau und Walachey. Ehedem treiben sie auch hier und da Schleichhandel, und «reiben ihn vermuthlich noch, obgleich kein neu«« «r Schriftsteller dessen gedenkt. Mit ihrer Musik warten sowohl die Zigeunerin als ihr Mann bey Fröhlichkeiten auf. Et, n«s ihrer gewöhnlichsten Instrumente ist ihre sogenannte Zymbel, die in einem Bezug« von Sai« leu über einem elenden Resonanzboden besteht, der oft bloß ein Bret ist. Auf dlese Seiten wirb Mlt zw«y Rutyen geschlagen, und so der Violin accompagntrt. Auf letzteren hat sich bereits mancher unter diesem Volke ungemeln hervorgethan, und «s bisweilen so weit gebracht, daß «r in Kapellen gräflicher Personen ordentlich a,l-gejtellt, und als Meister bewundert wurde. Ein solcher Orpheus war ein gewisser Bar-na Mlhaly, im Zipser Kcmltat, der sich gegen die Mitte dieses Jahrhunderts in der Kapelle des Kardinals Grafen Emerich von Kohary auf be» sagte Weise auszeichnete. Der Kardwal, der selbst großer Musikverstänblger war, schätzte lhn so hoch, daß er sein Blldniß ln Lebensgröße durch «wen der geschicktesten Mahler fertigen, und mit der Unterschrift klaZ^ar Orplieuz verewigen ließ. Und so f«hle «s auch nicht an ähnlichen Beyspielen, von Seiten des andern Geschlechts. ES ist Nichts Unerhörtes, daß eln Zigeuner-nMchen von 14 Jahren eine so berühmte Vl'o-linsplelerln gewesen isi, daß sie von den reichsten und vornehmsten Personen ln Ungern 20 — 30 Meilen weit begchtt wurde. um ihre Kunst et« nem glänzenden Ball zu leihen. F,eyl?ch sind unter den vielen Musiktreibenden Zigeunern auch vicle Stümper, bey b?>'.cn Zeillcr vollkommen Recht hat. Aber das sind inSgemein solche, die ihre ihre Ku"st für sich, oder doch von einem andern Stümper aus ihrem Mittel gelernt haben. Diese zlth?>, mit den vorhin e'wähnten Tänzerinnen umher, ober werben die Musikanten des Buuers. Da »n»n der Geschmack de? letztem auch bey der «lendesten Musik selten etwas zu erinnern hat, und sie sich zagl/lch bey gemeinen Hochzeiten und solchen Alltagstänzen lmmcr nohl bcsoiden, so scharren sie auf elner gestickten Vlollne fort. und schlagen elne Cymbel von vosbfschrlebener Art, vhne auf bessere Instrumente, oder reinerm Geist zu decken, und bleiben also nickr durch »hr« Nachlässigkeit, als aus Mängel an Fäh-qkelten zurück. Uebrlgens lre'ben verschiedene zuqlelch auch Vokalmusik, und maS-en wtt »hrem Emgcn besonders in Spanien lbr Glück. Ausse.bem aber hatten auch einige dieser Vittuosen zu Klausen-durg, und Hermannstadt »-ei, N^st s^ar dle Ehre, Ioa, baß sie ^afü'r ausser dem Geschenk «hrer Männer noch el« M besondere Verehrung erhielten. Gold aus bcn Flüssen zu waschen, ist end« llch auch noch «,« Geschäft, .^v'nit etliche taujenb. 3igiuncr beyderley Geschlechts tn SiebenomM, Mctfw. I. Theil. O lm Bannat, ln der Walachey und Moldau, Brob und Unterhalt verdienen. Es ist aber nur e?n W«rk des Sommers, im Winter muß sich dann jeder Goldwascher auf andere Alt zu erhalten su-cken. Nicht allen ohne AuSnahme steht es auch frey, sich mit Goldwäschen abzugeben. In Sie-bentm'sgen dürfen es nur diejenigen, welch« von dem Bergamt ausdrückliche Erlaubniß dazu erhalten haben. Und auch diese genießen ihres Rechts nicht ohne Einschränkung. Eben so ist eS auch in der Walachey und Molbau. Hier darf keiner von denen, die als Sklaven den Bojaren angehören, und daber Vojeresk sBojarenzlgeu« ner) heißen, bey Golbwäscherey Hand anlegen, das ist blos ein Vorrecht derer, die wie andere Unterthanen unmittelbar unter dem Fürsien sie« hen, und deswegen den Nahmen Dannesk (füi-stllche Zigeuner) führen. Aber auch von dle-ftn werden wleder drey Klassen gemacht, wovon die erste Nudar, die zweyt« Ursar, und die dritten Bajaschen genannt werden. Nur dem Rudar kommt jenes Recht zu, die andern müssen auf eine andere Art ihr Auskommen suchen. Je-der hat nun dafür eine gewisse Abgabe an die höchste kandes Obrigkeit zu entrichten. Was der Siebenbürglsche Goldwlischer, und der lm Ban» nat giebt, sind vier Gulden jahrlich, die jeder lm Goldsande abträgt. So viel sollte auch jeder — 2ll «^ von den übrlgen jährlich erlegen, aber ts a.e« schiebt von den wenigstem; wenn dle Ta.qe der Zahlung komme», machen sie sich gern unsichtbar, und besonders gllt das von den ungrischen Zigeunern. I« der Walachey und Moldau ist ihre Abgabe nicht lm.'ner glelch, und kommt auch nicht ln den öffentlichen Schatz, sondern gehört zum. Nadel- oder Spielgelde der Fürstinnen. So brachten dle in der Moldau zu Kantemlrs Zeit Mrllch l^oc» Drachmen dar, und die Gemah» lln des Walachischen Hospodars Stephans Ra-kowiza echielt im Jahre «764 von ihren Ruda-ren, deren damahls 240 waren, »254 Drach« men, welches wie General von Bauer und Sulzer anmerken, ,«03 in feinem Golde beträgt. Was der 3'geuner über dcn Betrag seines Kopf; geldeS erbeutet, bekommt in der Walachey und Moldau dcr Groß- Armasch, die Drachme für zwty Löwengulden, dle er dann zu seinem eignen, nicht der Fürstin, Nutzen, wie Herr General von Bauer meynt, wieder höher und nach ihrem wah-, ren Gehalt verkauft, iüi« Goldwäscher im Ban-, nat und Siebenbürgen aber sehen ihren Ueber« schuß bey oer königlichen Einlözung in Zalatnya um. Der Verdienst dieser Leute ist nicht immer und überall gleich. Zur Zeit der Regen uno Ue-berschwemmullgeu ist vte Ausbeute am größten, O 2 — «l2 Unb lst ilberUeß, wle sich von selbst versteht, auch größer und kleiner, nach Beschaffenheit des Flusses, an dem gewaschen wird. Zur günstig-sienZeit, das heißt nach geschehener Ueberschwem-mung, gewinnt wie Grlsellni sage, der Zigeuner höchstens drey Groschcll des Tages. Versieh! man das wie man muß, nicht von jeder einzelnen Person, sondern von einer ganzen Familie, so trifft damit ziemlich übereln, was Herr Demscher anglebt. „Im Jahre ,77« sagt er, waren W dem Ulpalankaer, Orsovaer, und Karansebe-scher Distrikten etliche und 8o Goldwcischer, die alle Familie haben, und mit Weib unv Kindern dieses Geschäfte treiben, und doch habe» so vlelt Arbeiter nur 6 bis 700 Dukaten werth Goldes tlngellefert." Man nehme das ungewisse siebente Hundert halb, z»eh von d« ganzen Summe 520 Gulden Kopfgelb ab, und vertheile den Nest unter 8a Familien, so bekömmt jede jährlich etwas übee Z2 Gulden. Jedem Tage des Sommerhalben Jahres nur davon das Selnlge zugetheilt, ft wirb nicht vlel unter oder über drey Groschen heraus kommen. In der Walachey betrug wle lch angeführt habe, t/64 die Abgabe von 240 Rudartn ,254 Drachmen, Herr General von Bauet fetzt hinzu, und dieß sey gerade die Half-t< dessen, was im ganzen Lande dieses Jahr hw durch sey erbeutet worden. Da nur dlese 3lge»l< ner ihre 12 oder 139? Drachmen, dle ihnen nach Abzug ihres Steuerbetrags etwa übrig blieben, an den Groß- Armasch, die Drachme gegen zwey Löwengulben überlassen mußten , so haben stt noch weniger als jene im Bannat verdient, obgleich dl< Fleiße ln der Walachey golbrelch genug sind^ un, einen zehnfach größern Gewinn zn machen, aber daran werden sie durch ihre Faulheit gehindert. Am ansehnlichsten lohnen die Eiebenbürs gischen Flüße. Acht, bisweilen auch ,0 Zentner beträgt der Schah des Goldes; das aus ihren, Sande jährlich gesichtet, und nach Zalatnya zur Einlösung gebracht wlrd. Da dlese Summe aber nicht bloß eln Werk der Zigeuner, sondern auch der Walachen lst, und weder dle Anzahl her Gold, wascher überhaupt, noch der Zigeuner des be, sondern nebst ihrem Antheil an jenen acht Zentnern, irgendwo bestimmt wirb, so läßt sich auch nicht eigenthümlich sagen, wle groß der Verdienst der Slebenbl'irglschen Zigeuner beym Goldwaschen sey. Daß blese sich aber besser stehen, als andere im Bannat und anderswo, lst daher gewiß, weil die Siebenbürglschen Flüße goldreicher sind, "ls die übrigen ly dortigen Gegenden. Das sind nun die gewöhnlichen Verrlchtun-gm, und Gewerbe der Zigeuner ln allen Ländern u"b Staaten von Europa Min denke aber — „4 " nicht, daß die Werkstä'tte des Schmiedes beständlg von gehendem Hammer wiederhabe, odcr andere ihren andern Verrichtungen so fleißig obliegen, daß fie sich damit auch nur nothdiirftiqes Brod, geschweige einen Wohlstand verschaln sollten. Ihre Faulheit macht vielmehr der müOgen Stunden und Tage so viele, baß oft der dürftigste Mangel in der Familie elnrelßt. Betteln und Stehlen ist daher unter ihnen ein weit gewöhnlicheres Mittel dem Hunger vorzubeugen, als Fleiß und emsige Betreibung obiger Handthlerungen. Rechnet man diejenigen ab, die etwa Soldaten find, und durch die Tugend des Korporals in Ordnung gehalten werben, und nimmt allenfalls dle Slcbenbt'irgischeil Golbwä'scher oder auch einige unter denen aus, die sich auf Musik lcgm, und durch Absonderung von ihrem Geschlecht, und langen Umgang mit bessern Mensthen einen Anstrich von bessern Sitten, und ein Gefühl, wo nicht von Recht und Unrecht, wenigstens doch von bürgerlicher Ehre und Schande bekom-men haben, so lsi für dleRaublust der «ibrigen, lm eigentlichsten Sinne kein Nagel sicher. Es scheint beynahe, daß sie nur arbeiten um desto lesser stehlen zu können, denn die verfertigte Sache, die sie in Dörfern und Stovten zum Verkauf ausbieten, dient ihnen trcffilch zum Vorwanbe, sich in dicß und das Haus zu schleichen, unt, — 2l5 ^ auszuwittern, wo etwas ist, das etwa lhre «,«r, den tonnte. Dieser List bedienen sich besonders d'.e Weiber, die es ohnedem in der Dieberey th-ren Männern von jeher zuvorgethan haben. Sie nehmen insgemein ihre Kinder mit, und diese sind denn schon so abgerichtet, daß sie im Hause zu» rü'ckbleiben, und einstweilen zugreifen, wenn die Mutter ihr Verkehr in der Stube hat. Die Weiber sind es auch vorzüglich, die dem Bauer Hühner und Gänse entführen, wenn sich diese an einem gelegenen Orte sehen lassen. Schreyet das Thier beym Erhäschen, so wird ihm der HalS umgedreht, und bann ist es «in Braten lns Haus. Hat es sich aber weit genug vom Dorfe verlaufen, daß sein Schreyen ohne Gefahr ist, so bleibt es am Leben, und wird in einer benach, barten Stadt zu Markte gebracht. Im Winter lst vornehmlich die Zeit, wo die Zigeunerinnen versuchen müßen, wie viel ihre List im Stehlender, möge: denn alsdann bleiben viele Männer !n ih, rer Hütte, und schicken die Weiber aus, um Brod zu schassen. Sie betteln zwar zum Sckei,», l'Nd das recht kunstnmsstg, lndem sie gemeiniglich ein paar kleine gegen Kälte und Forst aufs elende« st« verwahrte Kinder eines an der Hand, das an, dere in einem Tuche auf dem Rücken, mit sich "«bmen. um durch diesen Anblick den Mitleidigen besto glücklicher zu übermannen; auch wahrsagen — 2,6 — fie dabey, und belrnqen dle Eln^alt mlt Amule, ten: gleichwol aber kehi-en s,e fetten von e'llier solcken streiferey ,l, lbren Männern znrü'ck, oh« ne zualelch elne gestohl"« Beute mitzubringen. lwer die gl'instlgsse-, Gelegenheiten aber füc die Diebereyen dieses Volkes Überhang gehören Jahrmärkte, dem; kel«st. Eln e>, Waren abzuziehen. Einige, also Männer und Weiber, glengen hin auf o«e sogleich an den Martt angrenzenden freyen Feldplätze, und betrugen sick daselbst mit so tble-ri'cher Schamlosigkeit, daß fast alles Käufer unb Veitaufer vsm Ma kte we^ nach diesem Schau, platze der Schande hinzustürzte; und somit streck, ten denn einstweilen dle verbündeten Diebe an. verlassenen Buden lhre lauernden Hände aus, Manche Schriftsteller schränken übrigens die Ol'ebeleyoi der Zigeuner nur auf Kleinigkeiten ,e Frau in der Folge etwas, so setzt er ein halbes Dutzend Ohrfeigen bey ihr ab, oder schickt sie, wennauch der begangene Fchler noch so unbedeutend ist, gar fort. Und überhaupt muß diese sich sehr nach jenem richten, und ihn mehr pflegen als sich selbst. Zu erinnern lst hler noch, daß der Zigmner keine Person heyrathet, die nlcht ebenfalls wie er, aus ächtem Zigsunergeschlecht ist. Wird die Frau Wöchnerin, wie das oft geschieht, da dieses Volk außerordentlich fruchtbar lst, so bringt sie in ihrer elenden Hütte, oder nach Beschaffenheit der Umstände auch unter fteyem Himmel die Geburt zur Wclt, und zwar immer glücklich und leicht, wobey denn zugleich ein Welö von eben dtcsem Volke den Hebammendlenst vertritt. Geht es nun weiter ächt Zigeunerisch zu, so Wirb wegen Mangel eines Gefäßes in den Erdboden eine kleine Grube gemacht, diese mit kaltem Wasser angefüllt, und daS neugebohrne Kwd darin gewaschen. Nach diesem Bade wird es i>l «tliche Lumpen gehüllt, welche die mütterliche Vorsorge vorhin schon gesammelt hatte, und !> -»- 2?O zur Taufe befördert, woben nicht leicht Zlgelmer, sondern andere Leute zu Taufzeugen genommen lrerden< Was aber auch dlese fiir ansehnliche Per? sonen seyn müssen, lst daraus zu ersehen, das der Vater des Kindes seinen Gevarern, nach geschehener Taufe ln die Schenke, ober wenn dlese nicht bey der Hand ist, in ein anderes Haus führet, und sie allda mlt Semmeln und Brante-wein bewirthet, Ist er indessen etwas weniger, als ganz arm, und will freygebig seyn, so laßt e,be. Das ist aber auch alles, was sie zum Putze lhres Kindes lhtttj dem» Kleidung bekommt es den Som-mer hindurch vo? dem io. Jahre nlche, und »,n Winter muß es sich mit einigen Lumpen behängen lassen. Srbald der Knabe oder das Mädchen gehen kann, wlrd es zum T«kzen angeführt, wovon die ganze Kunst darinnen besteht, daß es nackt auf einem Fujje umher hüpfen, und nne dem andern Immer an den Hinterleib anschlagen muß. Dnser Tanz, der bey Erwachsenen alletley Wen» — 22Z' -" dungm noch zu bekommen pfiegt, ist ein Mittel, wodurch die Kinder jedem, der vor der Lag«-, statte ihrer Eltern vorbey geht, Kurzweile zu machen, und eine Gabe abzulocken suchen. Wo< zu sie ferner, besonders von ihren Müttern ab« gerichtet werden, ist dle Kunst zu Stehlen, von der sie auf obbeschrlebene Weise sehr oft Gebrauch zu machen wissen. An Unterricht und Schule wkd gar nicht gebacht, zur Arbeit werden sie auch nicht angewiesen, außtr etwa, daß sie die Hanbbälge drucken, wenn der Vater schmiedet, oder beym Goldwaschen helfen. Im l2ten ober izten Jahre lernt der Knabe etwas von dem Gewerbe seines Vaters, und hört sodann auf unter seinen El» tern zu sieben, weil ihm um diese Zelt gemeiniglich der Gedanke zu Kopfe steigt, auch zu thun, was scln Vater that, um Vater zu werden. Was übrigens rohen Völkern überhaupt eigen ist, findet auch bey den Zigeunern Statt, ich meine: unbeschränkte Liebe zu ihren Kindern. Dlese wird denn die Quelle der strafbarsten Nachstckt, Kein 3lge.unerkind erfährt, was die Ruche für «in Ding sey, sie treiben den ausgelassenste!, Muthwlllen, und hören dabey nlchts, als Echmeicheleyen und Liebkosungen lhrer Eltern. Hingegen thun si« auch, was dl« Erfahrung so« wohl überhaupt als besonders bey rohen Vote lern besiallget, stt lohnen ihren Ellern mit U» dank. Dlese übertriebene klebe der Zigeuner gegm ihre Kinder hat nebenher den Nutzen, daß, wen« sie jemanden etwas schuldig sind, wie das in Ungern und Siebenbürgen oft geschieht, ldnen lhr Gläubiger «in Kind wegnimmt, und auf dlest Welse sicher und bald zu seiner Forderung gelangt, weil der Zigeuner sogleich alle Mittel anwendet, die Schuld abzutragen, um sein geliebtes Kleinod wieder zu bekommen. So sieht es um die Eben, und so zugleich um die Erziehung bey ben Zigeunesn aus. Dee Ausnahmen, die etwa hier Statt finden, sind wenige, und erstrecken sich nur kropoUtantirch« zu St. Stephan, ein höchst soll, 'des, majestätisches Gebäude von schöner gothi» scher Archltectur, das ganz allein üb« alle Ge» baude hervor ragt. Ihre Geschichte ist w kurzem folgende: Der erste österreichische Herzog Hllnrlch Iasomlrgott legte im Jahre ii44 den erstm Grund davon; im Jahre 1147 war ste schon vollendet, worans sich von setl'ft «giebt, d«ß sie ziemlich klein gewesen seyn muß. Der damahlige Bischof von Paffau weihte fie ein, und erhob sie zur Haupt« — ?3l' _^ pfarre, obschon sie außer der damahligen Stadt lag. Im Jahre 1253 brannte sie gänzlich ab, wurde schnell wleder aufgebaut, und brannte, im I.chre ,265 neuerdings ab. König Ottokar stellte sie ganz von Neuem, und etwas geräumiger wieder her; und im Jahre »275 fano man sie scholl ansehnlich genug, um darlnn eim dreytägige Klrche„versammlung unter dem Vorsitze eines päbstllchen NuntiuS zu halten. Im Jahre 1^26 und den folgenden wurde sie durch neu angebaute Capellen merklich vergrößert. Im Jahre 1^53 baute Herzog Rudolph IV. gemeinschaftlich mir seinen Brüdern Albrecht 11. und Leopold den Chor oder das Sanctuarium dazu, auch sing er den Bau der zwey großen Thürme an. Nach dem bald darauf erfolgten Tode Rudolphs setzten dessen Brüder Albrecht und Leopold den Bau fort; eben dieses that der ungerische König Mathias, Kalser Friedrich IV,, unb die auf ihn folgenden Souveralne von Oesterreich, und da» durch kam diese Kirche endlich in den Stand, worinn sie heut zu Tage ist. Im Jahre 1365 wurde sie aus einer bloßen Pfarrkirche, was sie bis dahin gewesen war, zu einer Probstey- und Collegiatklrche erhoben. Im Jahre ,463 wurde sie zu einer bischöflichen Domklrche erklärt, und lm Jahre «72z ward durch Vermittlung Kaiser -" «32 — Karls Vl. der Bischof mit der «rzblschöfilchez, Würde bekleidet. Cr hat dermahlen omfe Fl'jrstw Emmanuel« von Lichten, sieln sind gestiftet worden. Sämmtliche Dom-, Herrn machen das Consistorlum des Erzklschofs aus, haben aber kein Wahlrecht, sondern dee Eseit nach gothischer Art. Das Dach lst i» Klafter hoch, und mit einer elgenen Art von roth, grün und welß glasurten Ziegeln gedeckt, die durch kelne Nässe ausgelöst werden, und lm Sonnenlicht etnen starken Wl« derschel» lieben. Die Länge der Klrcke betrat ^42 Fuß, bl« Breite 222, und dle Höhe 79; ig freystehenbü und «ben so vlele Wandpfeiler stützen chre Ge« wölbe; Ihr I.merttchts lst feyerllch düster, und ganz baw gemacht, religiösen Ernst und anbäckt ttge Gemüthsstimmung zu erwecken. Cs banden sick darin 38 Altäre, welche «Ne von Marmor sind, und großen Theils :ctuarwms unter d:m großen Kreuzaltar, von weiß und rothem Marmor, 12 Fuß lang, 65 Fuß breit, 5 Fuß hoch, mit mehr als 300 Figuren und 38 Wappen verziert, alles sehr fleißig gearbeitet, jedoch mit heutigen Kunstwerke» ble-ser Art nicht zu vergleichen. Oben a,»f dem Grabmahl lst das liegende Bildnlß Friedrichs in Lebensgröße und »m kaiserliche» Ornate. Dieses Monument soll 40,00a Dukaten gekoste haben. Das Monument des fiir die österreichische Monarchie unvergeßlichen Prinzen Eugen von — 2Z4 — Savoyen sieht im hlntern Theile der Kirche, m der Kreuz- Kapelle. Am Eingänge in diese Kapelle, linker Hand, befindet sich das Grabmahl des wienerischen Bürgermeisters, Johann Spießhammer, ver zu seiner Zelt ein berühmter Historiker, Philosoph, Arzt, Redner und Dichter war, und seine Grab-schrtft selbst verfaßt hat. Die Grabmähler der beyden letzteren wiene« rlschen Erzblfchöfe und Cardinale, Kollonitz '^gestorben ,75«) und Trauthson (gestorben 1757) sind ebenfalls in dieser Kirche, und verdienen die Aufmerksamkeit der Reisenden. Nahe an der Kanzel, bey dem Peter- und Paulsaltar, ist in Blldhauerarbeit das Bild des Baumeisters dieser Kirche, welcher Anton Pil-gram soll geheißen haben. Nach einem alten Herkommen werbe« ln el» ner besonderen Gruft vleser Kirche die Eingeweide aller verstorbenen Mitglieder des regterenden hohen ErzHauses beygesetzt. Die Kirche hat eine geistliche Schatzkammer welch- an kostbaren Reliquien- Kästen, goldenen und silbernen, mit Ebelgesteinen besetzten heiligen Geschirren, und allen Arten von Ornaten und Paramenten überaus reich ist. Sie besitzt eine ungeheure große Orgel, welche seit vielen Iah- — 235 — ren verdorben und unbrauchbar war, im Jahr« l/yl aber mit einem Aufwand« von 9000 Gul» den wleder hergestellt wurde, und bey großen FeyerUchkeite», gespielt wird. Die äußeren Wände der Stephansklrche sink mit sehr vielen alten Basreliefs, Figuren, Statuen und Lelchensieinen überladen. Am. vordere» Ecke der Unken Seite isi eine steinerne Kanzel, worauf im Jahre ,45« der selige Johann Ca« pistran Predigten hielt, well die Klrche die Men« ge fewer Zuhörer nicht fassen konnte. Der berühmte Stephansthurm steht an der südlichen Seite der Kirche; sein Bau wurde lm Jahre iZ6c> angefangen, und lm Jahre «433 vollendet. Er ist ganz aus Quadersteinen aufgeführt, hat die Gestalt einer Pyramide, und eine Höhe von 4345 Fuß; seine Außenwände sind mit mancherley gotischen Verzierungen beklel-det; die obere Spitze ist wie von durchgebrochener Arbeit gebaut, und allenthalben mit steine» nem Laubwerk und Blumen durchwunden. BiS zur engeren Spitze führen 702 theils steinerne, thells hölzerne Stufen, bis zur obersten Spitze aber muß man auf keltern klettern. Die Uhrtafel ist zwey Klafter fünf Zoll hoch, und ein Klafter fünf Fuß und drey Zoll breit» die Ziffer der Uhr sind zwey Fuß lang, und der, Stundenzeiger ein Klafter unb vier Zoll. Ms Uhr selbst schlägt bloß die ganzen Stunden; dlo Viertelstunden müssen die Thurmwächter schlagen, welche auch von diesem Thurme das Zel? chen elner entstandenen Feuersbrunst geben, ln, dem sie anschlagen, und bey Tag eine roth« Fahne, bey Nacht aber eine große Laterne nach jener S«lte der Stadt aushängen, wo es brennt. In diesem Thurme hängt, nebst vier klel« nern, dle große Glocke, welche Kaiser Joseph I. lm Jahre 1711 aus den beym Entsatz vo» Wien erbeuteten türkischen Kanonen hat gießen lassen, weßwegen sie auch die Iosephinlsche beißt; sie wiegt 354 Centner, und lhr Klöppel noch besonders 1300 Pfunde. Man läutet sie bloß bey besonderen KlrchenfeyerUchkeiten. Der Stephansthurm neigt sich merklich nordwärts; man weiß dle eigentliche Ursache dieses Umstandes nicht: vernwthltch ist er durch ein Erdbeben, oder durch elne Senkung der Grundfeste entstanden. Um auf diesen Thurm stelgen zu dürfen, muß man die Erlaubniß von, Klrchenvorsteher haben, welche man ohne Schwie, yigkeit erhält. Me bey den meisten gothischen Kirchen üblich wa.r, sollte auch an der Sttphanstlr, — HZ7 — che, dem trften Thurm gegen liber, eln zweyter ähnlicher gebaut werden. Man fieng auch den Bau wirklich an, und setzte lhn blS zur Hä, he von 25 Klaftern fort; bann aber wurde, vermuthlich der großen Kosten wegen, ausgesetzt, und so steht dieser Thurmrumpf noch jetzt unvollendet, lst jedoch mit einer Kuppel von Kupfer gedickt. 2Z3 -», ^llte Dberstburggrafenamt zu Prag in Böhmen. -dieses Gebliude 1st im Jahr 817 als eine herzogliche Burg angelegt, izi6 und 1541 gcinzllch ew-geäschert, und endlich 1555 auf vle Veranstaltung des Prayer Obersiburggrafen, Johann von Lobkowicz, unter der Aufsicht des berühmten Baumeisters, Johann Ventura, so wie man eS ißt sicht, wieber hergestellet wor.-den. In dem ersten Stockwerke dieses Gebäudes trifft man dle ehcmabllge Oberstburaarcifiiche Ge» richtsstube an, wo sich auf der Rohrdecke der Könlg Salomon in selner Pracht zu Gerlckte sitzend mit schönen Farben entworfen darstellet. — -39 ^ Bey blesem Gerichte lst ehedem das 7u6iciuni uobile in Executions- Fallen ausgeübt worden. Aus dem alten Archivszimmer führen n6 Staffeln in elne tiefe und finstere Gruft herab, darin die Leichen derjenigen, welcke mit dem Schwert», te hingerichtet wurden, mittelst zweyer, gleich bey dem Eingang, in der Mauer festgemachten starken eisernen Walzen auf Stricken herabgelas, sen wurden. Diese Gruft ist der vermoderten Gebeine und vermorschten Bretter noch heut zu Tage fast ganz voll. In eben diesem Gebäude soll Carl IV., wie er solches selbst in seiner Lebensbeschreibung anmerkte, sammt ftlnem Rel-fegespanne, Boles law von Welyartiy, und dem übrigen Gefolge, da er »ZZ4 von Bürgllh nach Prag kam, und sein Nacht- Quar, tier ln eben diesem Hause nahm, nächtlicher Welse auf eine ganz sonderbare Art geschreckt worden seyn. Kaum legten sie sich zu Bette, da tben noch das Feuer im Kamine, und viele Kerzen auf dem Tische brannten, wurden jene Becher, aus welchen sie bey dem Abendessen tranken, hie und da ln dem Zimmer a» die Wand geworfen, ohne daß er, oder ewer aus seinen Leuten, die doch alle wachten, jemanden in dem Zimmer gesehen hatten. Nicht ferne von diesem Amtshauie erblickt Man den sogenannten schwarzen Thurm, dann den Thurm Ball borka, und etwas wel, ter in dein goldenen Gässel den weißen ThurM. Alle diese drey Thürme dienten ehedem zu den Staatsgefängnissen. Bey dem Cllitrltte ln dieselben komme man ln ein gewölbtes finsteres Gemach, ln der Mine desselbe« entdecket man ein rundes offenes Loch von «lnee halben Elle im Durchschnitte. Ober dieser Oeff-nung ist ein an dem obern Gewebe festgemacht tes, und von dem öftcrn Gebrauche schon ziem» lkch abgenutztes Rad, beßglelchen man sich liiss gemeln bey den Wasserbrünnen bedienet. Die gleich erwähnte Oeffnung gestattet mittelst eines brennenden AlndUcktts vie Uebersicht dieses schaudervollen Kerkers, der noch gegenwärtig, ohngeachtet er schon mlt einer großen Menge ver-» moderten Menschenknoche»! angefüllet «st, «5 Klafter ln der Tiefe, und fünf Klafter in dee Breite hält, und ganz bMlq vie Tobtengrufl dee Lebendigen genannt werden kann. . Man ließ mlt< telst eines an dem kurz bevor erwähnten Nad« angebrachten Seiles nock im füche^len, w,v Anfangs des sechszehnten Jahrhunderts jene ade« ltchen Person«« da herab, oie sich der Regierung verdächtig gemacht, oder «ln anderes grobes Staatsverbrechen begangen haben, und ließ sie laselbst ohne Speise und Dank ihrem verzv if« lungsvollen Tode über. Die in dem obern Gc» mache mache rings um die Oeffnung eingemauerten el« fernen Pfähle sind ganz deutliche Merkmahle, daß noch andere Personen, ble ew gleiches Schicksal zu gewärtigen hatten, an selbe ange, schmiedet, und solchem nach genötblget wurden^ das jammervolle Schreyen und Aechzen ihrer ln der unterirblschen Höhle sterbenden Mitmensche« snzuhörey. M-» 242 »» Sonderbare Gebrauche d e s Riesengebitgs be wohners in Böhmen. '"N den ersten Fesitaqeu zu Weihnachten, Ostern, und Pfingsten wlrb von den Gebirgs Bewohnern aus besonderer Rellglösie.it, und der Sitte lhrer frugalen Vorfahren genM t«ln Fleisch gegessen, dafür entschädigen sie sich den zweyten und zuweilen auch den Z. Tag. Auch gehen den ersten Festtag bie Jungfrauen ganz einfach, und alltäglich gekleidet zur Kircke. Am jweyten Feyerlage aber erscheinen sie im vollen Staate, sammeln sich in abgetheilte Haufen nach Verschiedenheit der Gegend, und nchmen auch während des Got^ ttsdienstes auf hlese Art ihre Sltze. Dle Welhnacht^feyertäge sind ble elMttlchi Erholungsz^lt des innern Sudeten Bewohners. In sclnet Baude ganz verschwelet, Und oft vott üller Nachbarschaft getrennt, ebinvonh^uslichett Geschäften weniger umringt, und deshalb sörgcn-sreyer und fröhlicher, thut er ftch jetzt aM gütlich« ften. Schutt durch die gan^e Adoentzeit werbett Vorbereitungen M Bestreitung der erforderttchett Kosten getroffen; 3 ober 4 Kreytage vor Weih» nachten wiro dle günze Nacht gesponnen, unb das gelöste Geld zur Crgöhurg an den Feyerta-gin verwendet. In dtn Dörfern und Gebirgs Städten sind Schlittenfahrten, Echmansereyen Und B.'ille jetzt an der Tagesordnung» In d«»l letzten Faschlnqstagcn wild ln München Ortschaft«, ein in Erbftnssrol) a«s Bar verz klelbeter Mann mit Msik und elntt Kanne Biet und allerley andern ^ummereyen, unter Jault» zen und Geschrey der lhm folgenden Menae herumH Seführt, zum Anbetn wie die Säqe lautes^ daß vor Zelten BKreN in diesen Gegenden gehauset ha^ ötn. Iü andern O,ten ntNnt Man eine ähnliche MuiMerey die Aschenbraut. Dle verkappten Bttr^ scht fordern von Hause ,u Hause Geldgeschenke tln> das freygebigste Mädchen wird Abends feyet-llch zum Tanz abgeholt, Am sogenannten schwafelt Sonntage w der Fasten glht der junge Nachwachs d«s weibiich«n Geschlechts Nachmittags wenn dle — 544 - Witterung milde ist, mlt elnem Fichtenbäumcken herum, an dessen Zweigen Eyerschalen und Bänder befestigt lind, welches sie Sommergeheu heisst«. Auf gleiche Art gehen auch h!«r wle in vie-len «mbern Gegenden Böhmens bl« Knaben mlt einem solchen Bäumchen, und aus Neiden ge--geflochtenen Peitschen in der Hand durch die Dürfer, necken und schlagen, dle ihnen begegnenden Mädchen, und forde?« unter elguien Benennun« g"> 2^6 ^ Dsr Augarte« zu Miey in Oesterreich unter der EnS, "-w/iestr herrliche Park wlrb nur durch ein grünes Gegitter von der Brigitten.-Au geschieden. Er lkgt am nördlichen Ende der Leopoldsiadt und, sieht durch zw,y Alleen mit dem Prater in Ver-hlndung. Dle Aufschrift über hem Clngang?, von Joseph ll. selbst angegeben, als er den Garten schyf, ist eln sckönes Denkmahl stlnes Herzens: Allen M«nsch-n flfwldmfter Crlusti-gunsssyrt pon lhrem Schätzer/So lautet si«, unh noch immer spricht sie sanft undriih-fend z» Jedem, der an ihr vomber geht. Sie ist oft bekrittelt worden, was bekritteln Menschen-nicht, hle sich zu keiner Ide^ erhchen könne«. — 247 ^ Ein großer Hof mit vier Alleen besetzt, schließt sich an das Hauptgebäude an. Es enthält einen Vorsaal, zwey große Speisesäle, eln Billards zimmer und mehrere Nebenaemächer. Von dem schöngemachten Plafond hängen groß«, vergol» dete Armleuchter herab. Wandleuchter, Spiegeln, Uhren, Gemählde, Statuen sind hler und da zur Verzierung des Ganzen vertheilt. Die angenehme Aussicht in ben Garten, die gute Bedlenung, welch? der Hof-Traiteur Iahn seine Gäste hler finden läßt, die musikalischen Akademien, welche auch jetzt noch zuweilen hier gegeben werden, machen djeses Gebäude auch nach dem Tobe sei? nes großen Erbauers ungemein interessant. Es blldet mit den, Garten, der sich dicht an seiner Rückseite lagert, eln reguläres Vlersck von großer Ausdehnung. Neben dem Gebäude rechts bemerkt man «ln einfaches Haus mit einem Vumengarten und schönen Aussichten. Es ist darum merkwürdig, weil es Joseph II, zur Sommerszeit öfters bewohnte. Der Gatten selbst enthält üpptge Wasen, ' Parterre und regelmäßige Meen, welche nach ver« schledenen Richtungen die dichte Waldung durchbrechen. Kastanien, Pappel» und Linden von außer-ordentlicher Größe und Schönheit lassen denMan-btrer ihren Blüthenduft und ihre Schatten gut» Wüthlg zuströmen, zahllose Nachtigallen siöten aus — 248 — bett Gebüschen, Spaziergänger von feinerm Ton lmb Gehalt, ble ltebltchen Gestalten unter den Augen ihrer Mütter ober Erzieherinnen beleben ble reihenden Gänge. Vorzüglich schön ist ble Allee, welchevom Gebäude zur Donau führt; dle Bäume wölben sich über den Lustwandelnden in stiller Hoheit zur prächtigen Halle; eln seltsames Gefühl, der Wirkung des Erhabenen ähnlich, und doch mit Hei» terkelt gepaart, steigt von den Wipfeln herab, die sich bräutlich berühren. Ein anderer Character drückt fich dem ausgehauenen Heckengange auf, den Garten durchschneidend ble sogenannten Stern-, allem bUdenb;ungcmeln lieblich sind ble drepbrei, ten Gänge, welche zur Terasse führen und von Rasenplätzen und Wäldchen begrenzt werben. Jeder findet hier ein stilles, helmliches Plätzchen, oder fceut sich des schönen Gewühles, welches auf der Arena fich entfaltet und wieder verwirrt. Au? der Terasse kann man dte mannigfaltlg, sie Aussicht genießen. Eln wetter Kreis von den Vorstädten Wlens, den nahe gelegenen Dörfern und lebhaft grünenden Flächen und Hügel« ausgefüllt, vom Kahlengeblrge im Hintergründe geschlossen „no von dem Donauarme durchschnitten, siellt sich amphitbeatralisch vors Auge. Von der zweyten Terasse überblickt man die Brlgitten-Au lml, den vorbeygleltenden Donauarm. Noch frap^ 24', panler ist aber ble Atisicht der großen Donau, durch deren Auen man tief in das gegenüber sich ausbreitende Land sieht; und wenn man in der Mitte der Hauptallee stille stcht und Made vor sick hinbllckt, öffnet etn glücklich angebrachter Durchhau dle unabsehbare Fläche des MaräM-des, von dem blauen Saum der mährischen Gebirge geschlossen. Der Prater hat dem Augarten stlt dcm Tode Josephs II. einen grosten ThcU scwes Publi-cums entzogen. Denn Meser Monarch, der eigentliche Schöpfer der herrlichen Anlage, mischte sich g«rn unter sein glückliches Volk, und fühlte sich froh in dem bunten Gedränge. Seinen ersten Ursprung verdankt der Augarten Ferdinand III.; fti-ne erste Verschönerung Leopold I. Damahls hieß er die Favorite, späterb i, aber, nachdem die Tlirlen ihn während der Belagerung Wiens ver-wüstet hatten und von Joseph I. das Gebäude für dle Kaiserinn Mutter errichtet worden war, nannte man ihn zum Unterschiede von der Favorite auf der Mieden, dle alte Favorlte. Der berühmte Pozzi hatte den Tafelsaal gemahlt, das Gebäude selbst war aber unvollendet geblieben und der Glitten nicht sonderlich gepflegt. Endlich eignete Joseph II., als Maria Thercfta schon genese war, die Anlage zu verschenken, sich dieselbe als Elgenthum zu. Schnell gedieh nuy oes Kaisers glückllä-er Entwurf; er war zu ungeduldig, dies Gedeihen, von der gewöhnliHen, langsamen Entwicklung ber Zeit zu erwarten; auS der Ferne ließ cr mit grohem Aufwand« die schönsten Bäume von vorzüglicher Größe bringen, erweiterte dtn Garten, ließ dl« dichten Walbungen regelmcjßlg burchhauen, die alten Anlagen durch neue ersetzen, die Gebäude v«r, größern und verschönern. In diesem vollendeten Zustande öffnete er ihn nunfchenfr?undlich seinen! Volke. Dlesk Ewffnung fand am 30. Aprill ^75 Statt. Eine ungeheure Menschenzahl aus allen Stunden hatte sich herzugedr^ngt, Musik enttäusch-le den beyden Sälen, unter den Bl'mmen ward Jeder, ber da wollte, mit Erfrischungen bcblent und am Abend brannte Glrandolinl auf der nach« st Forellen ^c. vdn besondertt Größe^ Ait dle y))eyirhöfe schließt sich von «wer Seite «ln großer Garten, der so halb in englischerMa, nler angelegt ist. Man findet hler emen Teich, dort «ine Wiese, durch die sich ein silberner Bach Mischen Feldern und Weibtngestrallä^nhinschlän-gelt; an diese schließt sich eln Hügel, auf den« ein schönes Llnbenwlilbchen den Freund bet Ns-tur ilnladet, int kühlen Schatten, lmter den, ilillen Gelispel sanfter Zephyre, die herrliche Aussicht auf die Krems, und auf die östliche Gegend um die Nbley z>l genießen Wie matt das Wäldchen verläßt, sicht man an ber rechten Seite die gvlbene Eäat in wOMder Biwegung öaherströmen; zur Lutten den Abhang eines Berges, auf dem eine schattlcle Äue de,l Hirschen und Nehtll Schutz bcut. Over frommt es clnen« besser, zwischen Hoheit Alte?« im bafnmerudell Schatten hinjuwandeln, ödet hler im Garten sich am Dufte ber Blume!'« zu weloen, oder zwisckeil sietnttnen Bttofliulen aus Achlns und Roms Göttttlehtt sich burchzuschleicheu, und am sanft ien, süßen Klänge ber griechischen Dichttr sich 5« ttgöyeN, ober vö»l «ilienl an» Abhänge des Berges gelegenen Pavillon im Kremsthal? bi^ Schönheit des fruchtbringenden Herbfies zu betrachte,, ? Sie Abtty hat eine Qr^ngerie, wo alle Baume im kalten Grunde stehen. 3>« Winter kann man dle ganze Orangelle eindecken; selt-»lirts wlrd sie oon Außen durch große hölzerne Bälken, von Innen durch Oefcn vor der Kätte geschlitzt. Im May, oder so wie die Wltrenmg früher ober spater sich mildert, wlrd das Dach weggenommen. Die Gegend um Kremsmunster lsi eben so fruchtbar als mahlerisch. Der Bodm ist, besonders gegen Wels zu, meistens thonartig. Der Ackerbau wirb vorzüglich gut bettle« ben. Der Gebrauch des Mergels für Dünger «uf Wieftn und Saatfelder ist hier ziemlich ge-Meln. Vom Gemüse gedeihen alle Arttn reichlich, m,d auch vo<: Obst, und cs wlrden tn der Gegend von Wartberg südwärts der Absey Mrlich elnige tausend Clmer Cyber gemacht, der ein kiel'lingsgetrcink des österreichischen Bau-. ^ Die beyden Geschlchtschrriber von H«msmÜlb> strr, Rettenbacker und P«chmay« baden dies«» Gtiftbrirf in ihren Schriften ia «««N80 gelie» ftrt. "*>» Beyttage zur Hopsgrühhi« dts Landes ob der Ens in dem Vt. Band« der B«rn«ullischm Sammlung. G«te l64» 5»^ 255 — Härten ln ben Gegenden von Nußborf, Gum» polbskirchen und Klosterneuburg; in Ungern, Weingarten um Ofen, w denen auch vorzüglich guter weiser Wein wächst; endlich ansehnlich« Häuser ln Wlen, Ofen, Linz, Wels, Kirchdorf u. s. w. Im Jahre 1785 haben zu dem Stift« 17 Vfarren, welche ,57 Dörfer ln sich begriffe», gehört. Es wirb also in den deutschen Erbstaa, ten unserer Monarchie, wo nicht das reichste, doch gewiß eines der reichsten Stifte seyn. Unter die Subsidlen zur gelehrten Bildung ist vorzüglich die Stiftsblbliothek zu zählen. Cie ist ln einem Saale, der an das Convent stößt; «r holt ln der ka'nge 24 Klafter, ln der Brelte 4?, und ln der Höhe 3s Klafter. Cr ist von einem salzburgischen Mahler, Chrlst 0 ph L e-derw asch, ausgemahlt. Dle Sternwarte steht ganz frey an dem Hintergründe eines Ziergartens, und hat eine Höhe von 29 Ruthen. Der Abt Fixlmüllner hat nach dem Entwürfe des berühmten Abtes Desing im Jahre 1747 den Anfang zu dem schb. nen Gebäude gemscht. Der verdienstvolle Cugen Dobler, eln Benedlctlner von Presee, der viele Kenntnisse ln der Mathematik und Naturgeschichte besaß, ward lm Jahre ,746 hierher berufen, um die Mathesis an der Akademie zu lehren. Unter - 259 — der Aufsicht blescs ManneS, zu dessen Empfehlung ich statt allem Lobe nur seinen nahen Um« gang mit la Caille und ReauMur wahrend eines ziemllch langenAuftnlhaltSin Par!s ayl'!b en da f, ward der Bau geführt. Durch verla leoenc Unfälle ward der Bau verzögert, und vie Stern« Watte kam erst im Jahre «758 zu Stande. An berOstselte derselben liest man über dem Haupt-elngange die Inschrift: AD GLORIAM ALTISSIMI BONARUMQUE DISCIPLINARY OR* NAMENTUM HANC SPECULAM POSUIT ALEXANDER III. ABBAS CREMIFA- NENSIS ANNO MDCCLVIII Ot Df O. M. B. V. Uebet dem CluMge an der Menbselte lksi «an: 3ENEDICITE SOL BT LüNA DOMINO, ßFNEDICITE STELLAE COELI DOMINO, R2 — 26l» — Von dem Erdgeschosse dleseS Gebcmdes ge^ hen noch zwey Etagen hinab in die Crde. Auf dem Mlttenabsatze vom Erbgeschosse zum ersten Stockwerke steht die Statue des Ptolomäus des Vaters der ältesten Astronomie. I. Stock. Das erste Zimmer links lst der Entomologie gewidmet. Die Exemplare sind von der Gegcnd um Kremsmünster, meistens schön, durchgehends gut conservlrt, und wer« den, wenn ste zu Grunde gehen, immer neu er« setzet. Die Sammlung der Insekten lst nach Fabriclus geordnet. Sie ist die Frucht zehnjäh-llaerArbeit, die den Geistlichen des Stiftes um so mchr erschweret wurde, und daher um so verdienstlicher ist, da fie hier ohne alle Verbindung »«ine Gelegenheit haben, sich durch Tausch oder Ankauf etwas zu erwerben. In den übrigen Zimmern der ersten Etage wohnt der Maschinist. Auf dem Absätze der Vtlege ln den zweyten Stock sieht die Statue des Kopernlkus. ll. Stock. Das erste Zimmer rechts ent« hält Gemählde. Von besonderem Interesse für mich waren die Porträte des Albrecht Dürer von ihm selbst gemahlt, des Kremser Scbmld-tes, von ihm selbst, von dem ln Oesterreich so vM^Urbjllten w dhN Mch«n zu sehen sind, dann die Porträte der Mahler Branbl und 6« ?leve. Das zweyte Zimmer enthalt physikalisch« Instrument« und Maschinen, Hohl- und Brenn, spiegel lc. Im dritten Zimmer findet man me^ chanlsche Modelle, Modelle der im Salzkammer-gute bestehenden Maschinen, eine Maschine zum Ausrelßen der Bäume, doppelte Feuerleitern, hydrostatische Maschinen tc. Ferner ein Tetra« korb, Chlabnl's Klangfigyren, ew Aeolsharse, drey Luftpumpen ic. III. Stock. Im ersten Zimmer gibt «s Felbmeß-Instrumente, und zwey Uhren, wo» bon bey einer der Zeiger durch einen Magnet be« wegt wird, die andere hlngegen den kauf der Sonne, des Mondes und aller Planeten an, zeigt. Das zweyte Zimmer besitzt ebenfalls ma» thematische Instrumente, bann elnen großen Bli« chetschrank mit sehr vorzüglichen astronomischen Werken. Als Seltenheiten muß ich einiger in diesem Zimmer vorfindlgen Zeichnungen von Fl« Suren erwähnen, wo dle Conturen und ole Schatten von einer Schrift gebildet werben, die ganze Psalmen enthält, und so klein ist, raß sie nur mlt dem Mlkroscop gesehen wirb. Das zweyte Zlmmer ist zur Bewohnung des Astronomen be« stimmt. Man findet da die Porträte Hell's, Lalandes, Fixlmlllers lc. Im dritten Zlmmer -k» 262 «- stehe eln Kasten voll seh en siv etcher Kunststücke aus Elfeiibem, dl« besonders durch ihre Feinheit n»erkwü big weiden. Auf diese folgen die Schränke der Mineralien-Sammlung. Auf dem Msatze der vierten Stiege befindet fich die Statue Keple-'s. IV. S t 0 ck. Diese Etage hat die ganze Weite res Thurms, ohne, wie die andern Stock« tvctte, durch Zwischenmauern in Zimmer abye-theitt zu seyn. Hier ist die Gemählde, Gallerie. stin Verzeichnis der Gemählde würde die Leser ermüden ohne für sie lnstructlv zu seyn. Auf die Gemählde. Gallerie folgt, wenn man weiter hinan steigt, eln niedriges gewölbtes Zimmer, welches dem Beobachtuugszlmmer, mittels eines Gewölbes zu tiner festen Grundlage blent. , ^ ''^^. Nun kommt der eigentliche astronomische Saal, mit zwey offenen Altanen, eine gegen Mittag, die andere gegen Mttternach«, und ein Zimmer, welches dem Beobachter statt ewes Zu« fiuchtsortes, um sich zu wärmen, dient, eben« falls mit zwey offenen Altanen, eine gegen Ost, die andere gegen West, und endlich eine Gallerle mit Pavillons. Die innere Einrichtung dieser Sternwarte entspricht den FordttUugtN, die man an dieselbe macht. — 262 — Noch muß ich des Sommerspelsesaales er« wähnen, der in der That gesehen zu werben ver« dient. Abt Alexander Strasser ließ ihn im Iah, re «?l9 bauen. Der schöne Plafond ist von dem Münchner Maler Steuert, die Porträt« d« Kalsn aus dem Habsburgischen Hause vsn Mari tw Moment?. — 264 »- Das Dorf Bezdiekau bey Klattau in Böhmen. <^)as Dorf Bezdlekau llegt w elnem male-lisch schönen, fruchtbaren Thale. Nach den ver» sckiedenen Standpunkten, von denen man dle Aussicht über das Thal genleßt, entdeck«« stch ve schitdene reitzende Partlen. Beträchtliche Fl^ chen der schönsten Felder und Wiesen, unterbro, «he» von kleinen Bergen, auf denen Kirchen thronen, ansehnliche Telche, in denen sich die Sonne spielt, viele zerstreute Flecken, der Prospekt b blescS alles zusam, men bildet ein Ganzes, das zu erhaben lst, als Haß es mit der Feder coplrt werden könnte. Bezdiekau wurde von dcm voltgen GutSbe, fitzer, dem Grafen Hermann von Kü'nlgl, be, leichtlich vergrößert und verschönert. DaS Schloß zwischen seinen beyden Gärten nimmt sich eil seilier Verschönerungen zu verdanken. Wenigstens gab er die Ideen dazu au. Gewiß tsi l t w o r t. Er sey's. Doch dlent er blr und mir zur Lehre: Daß Iebir, der mit fremden Früchten prahlt, Auch Acpfel auf die Fichten malt. Gerade gegenüber sieht eine Hütte. Sie ist gesunken, und wäre gewiß gänzlich eingestürzt, hätte fie sich nicht an einen kräftigen Baum ge, lehnt, bcr sie noch aufrecht erhält. Die Aufschrift heißt, wie folgt: Spotte melner nlcht, Kamerad! Ich bin das Sinnbild deines Gtticks. Schwankt und sinkt es ntcht oft gleich nur? Mich hält ein Baum aufrecht. Heil dir, Wenn dich ein wahrer Freund unterstützt! Dieses Häuschen enthält zwey Gemächer worin sich Pl-ospecte von der Stadt Salzburg befinden. Schade, daß es nicht die der G"ind um dieselbe sin d. Nach einer Pyramide und mehreren Ruhe-puncten gelangt man in einen langen, schattigen Bogengang auf elnem Damme, der den HM auf einer Seite einschließt. Zwischen den Zweigen kommen kleine Ansichten der Gegend zum Vorschein, wie Gemälde in einer lebendigen Etnfas, sung von Blattern und Zweigen. Auf diesem Wege sind mehrere Thüren an gebracht, durch dtz man auf Felder und Wiesei' kommt. An diesem perspectlvlschen Gang schließt sich ein kleines, freyes Rondel, ohne ein anderes Dach, als das, welches die Aeste elner Elche demselben darbieten. Eine Strohbank ladet zur Ruhe ein. Dieser Standpunct ist der beste, um dle Aussicht der Gegend zu genießen. Man lib«r< sieht von hter aus das Thal wie eine aufgerollt te Landkarte. Der andere Garten, eln Irrgarten, ist schon nlcht mehr so einfach und natürlich. Cr faßt schö« m Gänge von Pappeln, eln chinesisches Sommerhaus u. s. w. in sich, und grenzt an elnett kleinen Teich, mit einer Insel, worauf «in Son, nentempel sieht. In diesem Garyn befanden sich mehrere Sinnbilder und Aufschriften, als z. B., «in kleiner Sarg, wortn geschrieben war: „Auch du wnst elnst so ruhen." Elnige sind nun weggebracht worden. Am Eingänge i,i eln« Tafel unter Gesträuchen versteckt, mlt der Aufschrift: Zur Nachricht und WarNUNg. Wer hler von Bällen, Opern, und den rauschenden Vergnügungen der Städte schwatzt, wlrb streng bestraft, denn ihm singt die Grasmücke kein Lieb, thm öffnet sich nicht die Knospe d«r Rose, ihm grünt nicht Baum und Laub, «>n flieht -" der einzige Wunsch d«s W«'s«n — Et«, -. 273 <" Clnsamkeit und Ruhe. Am Ende des Gartens steht eine große, alte Weibe. Rund herum lst eln Tisch mlt Kana-pehs angebracht. An dem Baume ist elne Tafel mlt folgender Entschuldigung befestiget: Dl'inn und sparsam, wle das Haar des Greises Grünen meine Blätter: Aber dürft'ger Schatten lst besser als keiner Darum verachte das Alter nicht. Es nützt nach KMen. Merkw. I. Theil. V - 274 >" Die Juden in Galizieu. ^v^an hat so vieles von den Juden in GaliM gesagt und geschrieben, daß man sich lächerlich zu machen droht, wenn man noch von diesem Gegenstände spricht. Und doch ist es nöthig, diesen Gegenstand noch einmahl aufzunehmen, ehe man ihn beendet zu haben glaubt. Die Melmmg des statistischen Publicums, und leibst cichtunqs-würdiger Personen besteht darln: bast die 500200 Juden in Galizien an allem Uebel dieses fruchtbaren Landes die Schuld trügen, und daß man dieses Menschengeschlecht entweder vertilgen , odec z«r Taufe zwingen, oder endlich, baß man ihm das Bedürfniß einer Cultur fühlbar machen müsse, d« lhm alle möglichen Güter einbringe. Die Juden, sagt man, sind es, welche, indem sie — 275 "- Überall den Branntwel"vacht innehaben, bleses Gift durch glinz Gillie», verbreiten, sie sind ?s, welch'' dlts Volk d niuschtli ,n.d i:, Dummheit versetzen, welche seo^, («eist d<>r Industrie « wür« ben, wenn ein so verworfenem Volk als die ga, Uzlschen Bauern, noch für irgend eine Nachei« s"uug empfänglich wäre, und wenn dle Herren, S 2 welche lhre Unterthanen den Juden in Pacht geben, ntcht selbst das Möglichste thäten, sie tn den Juden selbst zu ersticken. Die Juden aNein sind lm Stande, für Ihre Bedürfnisse und Ihre Wünsche zu sorgen; Sle Mögen nun in Gallzien reisen, oder sich hl» festsetzen. Sle sind dle Schneider, Schuster, Tapezierer, Klrschner, Glasmacher, Goldarbeiter, Graveurs, sie pollren dle Steine und bebauen die Felder, die sie in Pacht haben, besser als ihre christlichen Nachbarn, weil sie das Gesäme von der Fremde bringen: das Bier, welches sie brauen, ist fast das einzig trinkbare; sie sind überall dle Gastwirthe, und oft finden Sie etwas, womit Sie sich stärken können, mitten in elner Wüste in einem Dorfe, daS eln Jude bewohnt, während Ihnen alle christlichen Einwohner einer Kreisstadt für ihr Gold ein Stück Brod verweigern. Die Juden auf dem Lande in Gallzlen sind nicht diese, welche man in Oesterreich, Mähren und den Hauptstädten Galiziens findet. Vergleichen Sie weiter die Gesichtsblldung der polnischen Juden mit den Bauern von Ga-lizten, und Sie werben schcn, daß das einen Menschen mit einem Orana - Outang zusammen» stellen heißt In dem bleichen, aufgedunsenen, zermalmten Gesichte eines Bauern werden Sle taun» noch eine Spur vom Geiste antreffen, wtth- ^ 277 " rend die Augen der Juden noch größtentheils von dem lebhaften Feuer ihres orientalischen Vatcr« . landes glänzen. Ihre Adlernasen, thre schön ge. öffnete,, Llpptn, ihre goldenen Haare, lhr Bart selbst endlich gibt lhn«n ein geistreiches Ansehen, welches von den dummen sie umgebenden Gesichtern gewaltig absticht. Ich habe niemahls Geld von den Juden geborgt, wie jene, die gegen ihre Gläubiger geschrieben und gehandelt haben, statt sie zu bezahlen. Ich habe also auch keinen Vortheil davon, daß ich meine Meinung zu Gunsten der Abstä'mm-llnge Israels aussprecht, die ich für das Wohl von Gallzlen eher nothwendig und nützlich halte als schädlich, und zwar im Jahre 1826 der christlichen Zeitrechnung, welches gerade 5567 Jahre nach der Zeltrechnung der besagten Nation beträgt. Möge die Zelt niemahls kommen, wo uns die Juden schuldig werben können. Ein berühmter Schriftsteller sagt: Die Juden seyen dem Staate das, was die Schwäm-"t den Bäumen, welche sie zu Gninde richten. Aber mgy kcmn dabey bemerken , daß die Schwämme nur auf todtem, oder schon beynahe todtem Holze wachsen, und auch die Juden nie einen Staat zu Grunde gerlchttt haben, der nicht setner Auflösung nahe war. »78 Das Denkmahl der Erzherzoginn Christina vom Ritter Canova zu Wien in Oesterreich unter der Ens. ^!5>ens Kunstschätze wurden im Jahre »805 durch eln Kunstwerk vermehrt, welches kühn eine Vergleichung mit den berühmtesten Werken des Alterthums aushalten kann. DieseS ist das . Denkmahl der Erzherzoginn Christina vom Ritter Canova. Seine königliche Hoheit der Herzog Albert von Sachsen - Teschen weihten dieses Deikmahl dem Gedächtniß« ihrer verewigten Gemahlinn, und es wurde im Oktober des ge-daHten Jahres in der Augustillttkirche aufge« ßellt. — 279 -" Ueber einer Grundfeste von karrarlschem Marmor, ble ? Schuh, 9 Zoll hoch, 28 Schuh lang, und 6 Schuh, 6 Zoll in der Breite von der Mauer entfernt ist, erhebt sich «ine verhält, nlßmäßlge, aus mehreren Stücken tarrmlschm Marmors zusammtng,setzte Pyramide von unge« fähr 28 Schuhen in der Höhe, mit Inbegriff der Grundfeste. Vor der Pyramide sind zwey Stufen, welche zu eine? kleinen Pforte führen, die nach der Form ahnlicher, öffentlicher Denfmähler tn der Hohe verengt, und in der Mitte für den Zutritt in die Gruft angelegt ist. Auf der Oberschwelle liest man: üxori optimae Albertus« Weiter oben auf der nähmlichen Flache der Pyramide sckwebt in Naturgröße en b^reliek die Glückseligkeit, welche in ihren Armen ln einem Medaillon das Vilbniß der Erzherzvginn trägt. Dieses ist nach dem Geschmacke der Medaillen der Tochter der Ceres ve„ SyracuS aus« abschmückt, und mit einer Schlange, dem Sinn-bilde der Ewigkeit, eingefaßt. Der Medaillon führt die Inschrift: Maria Christina. Uuf der andern Veite schwebt ein kleiner, holder GenluS, welcher Christinen den Palmen-zweig zum kohne ihrer Tnqenben darreicht. >" ' .Ein breiter Teppich, nachlWg über den, Gnng zur Pforttnschwelle der Pyramide hingebreitet, bedeckt von einer Ecke zut andern rechts die zwey Stufen, wäbr.enb das elne Ende davon iiber die Grundfeste herabfällt. Aufden Teppich gegen die Pforte des Denkmahls zu steht die Tugend, ln tlese Traurigkeit versunken, und trägt den Aschenkrua, mlt den Ueberresten der Verstorbenen. Sinnend neigt fie ihre Stirne über die Urne, an welcher zwcy Blumenketten befestigt find, die symettlsch verbunden, ihre Enden über die Arme zwey junger Mädchen fallen lassen, welche vor und hinter ber Tugend mit Leichen» fackeln in der Hand gehen, um d',e Asche der erhabenen Verstorbenen zu ehren, and das Innere d«r Gruft zu beleuchten. Nebe« dieser Gruppe zelgt sich eine andere ntcht minder interessante und rührende. Auf der untern Stufe, hinter den Figuren der vorigen Gruppe schreitet die Wohlthätigkeit, ganz ln Trauer gehüllt, mlt vorgesetztem linken Fuße, auf dem nähmlichen Teppich. Sie beugt ln un, endlicher Neigung ihr Haupt gegen das Grab. mahl. Ihre Hände ruhen, gefaltet unter dem .Busen, und den rechten Arm rtlcht sit einem ar- men Bünde» hin, der ihn mit seiner linken faßt, und n,!t der Rechten auf einen Stock gcskicht, mühsam sich seiner Leiterinn nachschleppt. Er sieht mit b m rechten Fuße auf der Grundfeste der Pyramide; der llnke hat sich den rechten ?«.rm gekrümmt öiber seinen Mähnen hält, so daß die Hand stlnem Gesichte zur Unterlage dient, welches mlt dem Ausdrucke tlefes Echmerzcns an ber Seite des Löwen ruht. Der andere Arm hängt gegen den rechten Schenkel herab. Der r" unter dem König Wladislaw N., weil dle husfltischen Unruhen hierfalls ein großes Hu,-dernlß legten, zu Ende gebracht worden. Der hierauf geführte Auf»vano soll slch auf »80,009 Rclchochaler utisers Osldcs belaufen haben. Sle — 284 — enthält 2yF Klafter und eine Elle ln der Länge, l,nb 5 Klafter 2I Elle in der Breite. Die sichtbare Höhe derselben, wenn das Wasser mittelmäßig ist, steigt auf 205 Elle. Sie ist aus lauter Quadersteinen, welche mit dem besten, und wie einige wollen, mtt W?ln und Eyern, deren zu jenen Zeiten 12 auch 14 um einen silbernen Pfennig feil waren, gemischten Mörtel verbunden sind, erbauet, und besteht aus 16 Bogen, deren jeder mit doppelter Wölbung versehen ist. Durch die Langt der Z:it hat das Gemäuer dieser Brücke eine solche Feste erhalten, daß selbes einem F lsen gleich kommt und keines« Wegs abgetragen werden kann, sondern nur mlt Pulver gesprengt werden müßte, wie man solches 165a, und l/^3 b.'y dem mit ersten Bogen vergeblich unternommmen Versuche erfahren hatte. An beyden Enden dieser Brücke sind hohe ThüMe angebracht, welch: derselben zur Mder-lage dlcntn. Vor Zeitin, wie uns Balvln berichtet, traf man auf dieser ganzen Blicke nur tin von Holz geschnitztes Mdnlß des gekreuzigten Heilandes ar:; wo ein gleiches von Erz noch heut zu Tige steht, und gegenüber ble Bildsäule der Gerechtigkeit, dann den böhmischen Löwen, und das Bilbnlß Königs Georg Pöble brad zu Pferde, di^ aw ^ Zelt des - 285 — Passauer - nnd Schwedischen Einfalls zu Grunde gerichtet nomdeu. Zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts sind auf tlnem jeden Pfeller verschiedene, von berühmten Meistern aus Stein gehauene Bildsäulen der Heiligen g«seyt worden. HZ6 «" Inhalt deS ersten Thelles. Gelte l^)ol?ede ... . . Ill Der Fürstlich - Gchwarzenbergische Park Dorn« bach bey Wien in Oesterreich unter der Ens ..... 9 Die Bergfeste Trossly in Böhmen . 37 Die Huckzeitfeyerllchkelten der Pobluzaken w Mähren .... 47» D>e B. üäe zwzft)en Ofen und Pesth in Un» gern ..... 55 Die alte Rltterfeste Strechau ln Stlyer- mark . . . ° . 6l Die Helllgenbluter-Vauern ln Kilrnthcn 63 Die Kaister od, Oesier- reich unter der Ens ... 93 Die jährliche Aufgebothsftyer zu Wien in Oesterreich unter der Ens . . na Die Hochzeltftytrllchkeltell lm Riesengebirge in Böhmen . . . . ^l« Der Palltscher Salzsee in der Bätscher Ge- spannsckaft in Ungern . . 127 D«r merkwürdige Aentenfang ln Slavonien .....12! Die Grätzer Mädchen in Gteyermark . 124 Die Domkirche zu Salzburg . . 130 Dle kaiserliche Burg zu Wien w Oesterreich unter der Cns .... 541 Ble Akademie der bildenden Künste zu Wien ln Oesterreich unter der Ens . 150 Das Benedicliner Kloster Opatowitz ln Böhmen . . . . . 154 Dle Zigeuner in Ungern und Siebenbürgen »62 Die St. Stephanskircht zu Wien l« Oesier. reich unter der Ens . . . 23a Das altt Qberstburggraftnaml zu Prag !n Böhmen ..... 2Z8 Gonderbare Gebrauch« des Riesengeblrgs« bewuhnerS tn Böhmen . . g^Z Der Augarten zu Wien in Oesitrreich unter derEus , . . , . 246 Seite Dao Btntdlctiner-Stift Kremsmünster, und seine Mtrkwmbigküten tn Oesterreich ob der Ens .... 25» Das Dorf Bezdlekau in Böhmen . 2Ü4 Die Juden in Gallzlen < . . 274 Das Denkmahl der Erzherzoginn Christina vom Ritter von Cnnova zn Men in Oesterreich unter der Ens. . . »73 ^)it Prager Brücke in Böhmen . 2K3