Wahlspruch! Was roh begehren von der Zukunft Fernen« Daß Brot und Arbeit im» aerüstet stehen, Bnfj unsere Kinder in der Schule lernen Und unsere Steife nicht mehr betteln gehen. ©. tzerwegh. den Eisenbahnern bei bem Kampfe des Jahres 1905 gemacht, aber in den drei Jahren unerfüllt gelassen hatte. Der Antrag wurde am 5. März von der bürgerlichen Mehrheit gegen die Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt. Da der Abgeordnete Ellenbogen den Antrag als Minoritätsvotum anmeldete, wurde im Abgeordnetenhause nochmals darüber verhandelt. Am 26. Juni 1908 wurde der Antrag in namentlicher Abstimmung mit 270 gegen 138 Stimmen abgelehnt. 135 deutsche Abgeordnete, darunter alle Führer des Nationalverbandes und der christlichsozialen Vereinigung, von Groß und Dobernig bis zu Waldner und Stölzel, von Lueger und Geßmann bis zu Pantz und Kunschak. stimmten gegen den Antrag Ellenbogen. Ant 24. Mai 1910 legte dann Abgeordneter T o m s ch i k im Budgetausschuß ausführlich alle Man gel der staatlichen Eisenbahnverwaltung dar, untc-i denen besonders die Arbeiter und Bediensteten leiden und er stellte mit Hinweis auf die seinerzeitige Vertröstung eine Reihe von Anträgen, in denen die dringendsten Forderungen der Eisenbahner zusammengefaßt waren. Um diese Forderungen befriedigen zu können, beantragte er die Aufnahme des.Betrages von 8,800.000 Kr. in das Budget. Der Ausschuß lehnte den Antrag, so bescheiden er war, ab und dasselbe geschah auch im Hause. Am 21. Juni 1910 wurde der Antrag vom Abgeordnetenhaus mit 246 gegen 142 Stimmen abgelehnt. Bezeichnend ist es, daß während im Ausschuß der Vertreter der Deutschnationalen. Herr Pacher, für den Antrag gestimmt hatte, er im Hause mit allen Deutschnationalen gegen den Antrag stimmte. Dann kam das Teuerungsjahr 1911, das die Eisenbahner zwang, in eine Lohnbewegung emzut^eten und dem Eisenbahnministerium ihre Forderungen zu überreichen. Am 5. -Oktober brachten T o m s ch r k und Ellenbogen im Abgeordnetenhaus den Antrag ein, das Abgeordnetenhaus möge die Regierung auf-fordern, die Forderungen der Eisenbahnerorganisationen vollständig zu erfüllen. Aehnliche Anträge wurden mich von den anderen Parteien, so von der „Internationale der nationalen Eisenbahner", von B u r i v a l. Knirsch, Z a m o r s k i und R y b a r eingebracht. Die Regierung berechnete, daß die Forderungen der einzelnen Parteien 62 bis 69 Millionen kosten würden. Da die Regierung aber erklärte, daß siö nur 14 Millionen für diesen Zweck aufwenden wolle, schränkten die bürgerlichen Parteien im Staatsangestelltenausschuß ihre Forderungen auf 38 Millionen ein, worauf Tomschik im Interesse eines einigen Vorgehens sich diesem Antrag anschloß. Am 16. Dezember 1911 nahm das Abgeordnetenhaus den Antrag des Ausschusses, für die Eisenbahner 88 Millionen zu bewilligen, e i n st t na m i g an, obwohl die Regierunp sich bloß zu einem Aufwand von 21 Millionen bereit erklärt hatte (was immerhin gegenüber dem ursprünglichen Zugeständnis von 14 Millionen, ein weiteres Zugeständnis war). Aber einstimmig, waren alle Parteien der Ansicht, daß dieses Zugeständnis ungenügend sei, und als die Regierung,tatsächlich nur 21 Millionen — also um 17 Millionen weniger — den Eisenbahnern zuwendete, brachten die Nationalverbändler ant 5. März 1912 — wie die Christlichsozialen — am 6. März 1912 geharnischte Interpellationen ein, worin sie die weiteren 17 Millionen, die das Abgeordnetenhaus ja einstimmig von der Regierung verlangt hatte, reklamierten. Hatte die Regierung die einstimmig beschlossene Resolution des Hanses mißachtet, so blieb nur der Weg des Gesetzes übrig.,Deshalb stellten Tom--schik und Glöckcl bei der Beratung Äs Budgetgesetzes im Juni 1912 den Antrag, die Bestimmung aufzu-nehmen, daß die.restlichen 17 Millionen für die Er-höhung der Bezüge der Eisenbahner aufzuwenden seien, Das wollte die Regierung nicht und deshalb stimmten die bürgerlichen Parteien am 2. jjjuli 1912 den Antrag ßttr Der »Eisenbahner" erscheint in einer Auflage von 50,000 Exemplaren. "HW [,■'• ’ (Tomschik nieder, der die Regierung gesetzlich verpflicht iiert sollte, das auszuführen, was das Haus einstimmig i m einer Resolution verlangt hatte. Im Budgetausschuß war der Antrag noch mit 17 gegen 17 Stimmen abac-tlehnt worden (die Christlichsozialen hatten gegen ihn, die Nationalverbändler zum Teil für, zum Teil gegen ;ihn gestimmt), im Hause wurde der Antrag mit 102 (gegen 136 Stimmen abgelehnt, tpobtzi die Nationalver-sbändler wie die Christlichsozialen gegen ihn stimmten. 1112 deutsche Abgeordnete aller bürgerlichen Parteien «stimmten gegen den Antrag, Tomschif, die Deutschradi-lkalen waren vor der Abstimmung aus dem Saale geiflohen. \;i,. \i,v %' Sollen Wp die Komödie, die dem nächsten Verrat llorausging, weiter schildern? Es genügt ein kurzer Hinweis auf die Ereignisse, die noch in allgemeiner Erinnerung sein dürften. Die Abstimmung vom 2. Juli 1012 hatte auch in die Reihen der nichtsozial-demokrattschcn Eisenbahner den Aufruhr getragen. (Also brachten am 23. Oktober die Nationalverbänolcr .Heine, Hofmann-Wellenhof, Markhl und Stölzel den Intrag ein, es sollen in das Budgetprovisorium die zur Durchführung des von der Regierung nicht erfüllten Beschlusses vom 16. Dezember 1911 erforderlichen Veträge eingestellt werden. Wohlgemerkt, das war zu itziner Zeit, wo das Budgctprovisorium noch in weiter (Ferne war. Als aber int Dezember das Budgetprovisorium zur Verhandlung kam, da hatten sie *— wie auch die Christlichsozialen, Die im Oktober einen ähnlichen Antrag gestellt hatten ihren eigenen Antrag vergessen. Deshalb wiederholte Tomschik seinen Antrag, im § 2 des Gesetzes die Regierung zu verpflichten, die |;17 Millionen für die Erhöhung der Bezüge der Eisen-bahner aufzuwendcm Aber ant 29. Dezember 1912 stimmten die Regierungsparteien mit 153 gegen 143 (Stimmen den Antrag Tomschik nieder. 100 national« verbändlerische und christlichsoziale Abgeordnete — darunter unter anderen die oben genannten Heine, Markhl und Stölzel — stimmten gegen die gesetzliche Verpflichtung zur Verwendung der 17 Millionen für (die Eisenbahner und 77 — darunter Fahrner, Hof» mann-Wellenhof und Kroy — liefen vor der Abstimmung davon. vT Viermal — am’ 26. Juni 1908, am 21. Juni 1910, am 2. Juli und am 29. Dezember 1912 -*» haben die Nationalverbändler und die Christlichsozialen iim Parlament gegen die Eisenbahner gestimmt und wenn nicht die Sozialdemokraten mit der Peitsche ihres Antrages immer wieder gegen sie losgegangen wären, müßten sich die Eisenbahner bis heute mit den papierenen Resolutionen degnügen, mit denen ihnen Nationalverbändler und Christlichsoziale zu Hilfe kommen wollten. Viermal haben Nationalverbändler und Christlichsoziale die Eisenbahner verraten und wenn es die Herren wagen sollten, vor die Eisenbahner hinzutreten und etwa das Verdienst an den endlich, dank der sozialdemokratischen Beharrlichkeit, bewilligten (15 Millionen für sich in Anspruch nehmen zu wollen, dann werden die Eisenbahner ihnen diese vier Merktage des Verrates i n die Ohr eit rufen. Und sie werden auch zugleich die Ueberzeugung 'aus diesen Tatsachen schöpfen, daß der kleinste Erfolg mühselig nur errungen werden kann, wenn eine starke sozialdemokratische Organisation den bürgerlichen Feinden Angst und Respekt ein flößt! Mit neuem Mute und mit neuer Tatkraft gehen die Eisenbahner Oesterreichs an die Arbeit, um ihre Reihen fester zu schließen, zu neuen Kämpfen und zu neuen Siegen! Feuilleton. Warum sich der alte Simon nicht anfhiingen konnte. Von Ferdinand Bernt.- (Nachdruck verboten.) f“ Der alte Taglöhner Simon schlich über den Dachboden; er hattet einen Strick in der Hand und suchte nach einem Balken, um sich daran aufzuhängen. i Er ist ein gebücktes Männlein mit einem zahnlosen Mund und einem schmalen Runzelgesicht, dessen Haut die «Sonne des Ackerfeldes braun gegerbt. Die Mundwinkel sind j tief eingekniffen, die groste Nase ragt traurig aus ihrer trostlosen Umgebung hervor und aus den bekümmerten Aeuglein stehlen sich einzeln zwei große, dicke Zähren. Simon tappt in allen Ecken des Bodens herum und kann nicht den richtigen Platz finden; wie ein Hund, der sich erst ein paarmal um sich selber dreht, ehe er sich zur Ruhe niederlätzt. Er stößt an da^ atte Gerümpel, das auf dem Boden in den Winkeln umherliegt, hier an eine zerquetschte Gießkanne, npt der sein Weib, die Barbara, noch im heurigen 'Sommer unten das bißchen Kraut im Gärtchen goß; da an ein zerbrochenes Grabscheit, das er selbst mit seinen schweren Stiefeln dienstuntauglich machte, als er mit feiner Barbara draußen die herrschaftlichen Hopfgärten umschachtete; dann an einen alten eisernen Topf. Der gibt einen ärgerlichen Ton von sich, brummig und falsch, weil man ihn in seiner Ruhe stört. Der hat die Ruhe gar nötig. Simon greift plötzlich, als ob er sich auf etwas besänne, mit beiden Händen nach ihm und hebt ihn vor seine alten Augen. Dabei baumelt der Strick aus seiner Hand auf den Boden hinunter. Simon scheint es, als bekäme der Topf ein MenscheNantlitz und lächle ihn wehmütig an. „Ja, ja, Gevatter Simon, will meine Ruhe haben," summt er jetzt; i,,hab' lange genug Bei dir gedient in Freud und-Leid...." > Simon setzt Hern großen, schweren Topf nieder, fällt in ’ " Der 17 Millionen-Antrag Tomschik im Budgetausschuß. Der von uns bereits mitgetcilte Antrag Tomschik auf Einstellung der fehlenden 17 Millionen für die Eisenbahner in das Budgctprovisorium bildete in der Sitzung deS Budgetausschusses vom 10. d. M. den Gegenstand der Beratung. Es sprach zu diesem Kapitel zunächst Abgeordneter Dr. Ellenbogen. Cr führte aus: Das Argument, es fehle die Bedeckung, sei in einem Staate mit 60 Millionen Defizit unhaltbar, weil hier zweifellos 60 Millionen Unbedeckt ausgegeben worden sind. Das Budget bilde eine Summe, aber es sei möglich, wenn man eine genaue, gewissenhafte Budgetierung vornehmen wolle, andere minder wichtige Ausgaben zu streichen, zum Beispiel die Spiritusprämic. Ueberdies sei diese Gewissenhaftigkeit um so seltsamer, als der Finanzminister 167 Millionen für Kriegs-rüstungcn nicht nur unbedeckt, sondern auch unbewilligt aus-gegeben hat. Dasselbe gilt von dem Antrag Tomschik. Den Sozialdemokraten handle es sich darum, daß von der für die Eisenbahner in Form einer Resolution bewilligten Summe von 38 Millionen Kronen der bisher nicht verwendete Restbetrag von 17 Millionen in das Gesetz ausgenommen werde. Wenn man sparen wolle, möge man dies an Militär-auSgabcn tun. Wie sehr diese MilitärauSgabcn die Kulturaufgaben des Staates zurückdrängen, dafür sei die Frage der Investitionen und Lokalbahnen ein klassisches Beispiel. Von den in das Budget für Eisenbahninvestitionen eingestellten 130 Millionen sei nur ein Viertel ausgegeben worden. Jetzt sei von einer Fortsetzung dieser Aktion keine Rede und für Lokalbahnen sei wegen der militärischen Ausgaben kein Geld vorhanden. Auch auf dem Gebiet der Telephoninvenstitio-nen zeige sich dasselbe. Mit allen möglichen Mitteln suchte die Telephonverwaltung die Regelung der Bezüge der Telephonarbeiter, die im Jahre 1011 erzielt wurde, zu umgehen. Im vorigen Jahre sind 20 »Millionen Kronen für die Erweiterung des Telephonnetzes bewilligt worden. Hiebei habe die Regierung, entgegen den Dienstesbcstimungen, jugendliche Arbeiter unter 18 Jahren angestellt, denen sie einen geringeren Lohn als den vereinbarten zahlt. Als nun der Balkan-kricg kam, suchten die Militärverwaltung und die Telephon-Verwaltung um den Aushau einer Anzahl strategischer Telephonlinien auf Kosten des AerarS an. Das Handelsministerium hat diesem Wunsche Rechnung getragen, wodurch der gesamte Bausouds erschöpft, eine Reihe projektierter Neubauten sistierr und der Stand der Telephonarbeiter von 700 auf 400 reduziert wurde. Bei diesen Entlassungen bedient sich die Tclephonverwaltung de§ Tricks, daß sie selbst die ständigen erfahrenen Arbeiter entläßt, sie aber zur Wiederaufnahme an die Zentrale I verweist, wo sie nur . unter Reduzierung der Taglöhne wieder ausgenommen werden. Dem Institut der Gewerbeinspektoren wende der Handelsminister keine Fürsorge zu. Die Zahl der revisions-pflichtigen Betriebe ist in Preußen 163.370, in Oesterreich 135.240. In Oesterreich hat ein Funktionär der Gewerbe. Inspektion durchschnittlich 2360 Quadratkilometer, in Preußen bloß 1049 Quadratkilometr zu bereisen. Auf einen Funktionär entfallen in Oesterreich 1073 revisionspflichtige Betriebe, in Preußen 492. Dagegen ist die Anzahl der Funktionäre der Gewerbeinspektion in Oesterreich 126, in Preußen 332, die Zahl der Gewerbeinspeltorate in Oesterreich 42, in Preußen 173. Nach ihm sprach Zisenbahnministcr Freiherr v. Förster. Rede des Eisenbühnministers. Der Minister bespricht zunächst einzelne wichtige Posten des Voranschlages und erörtert zunächst in dieser/Hinsicht das Erfordernis an Beiträgen zu den „Altersversorgungsanstalten und sonstigen Wohlfahrtseinrichtungcn", welches in Summe den außerordentlich hohen Betrag von _ 47 Millionen, sohin gegenüber dem Voranschlag von 1912 ein Plus von 2°7 Millionen ergibt, dessen Ursache hauptsächlich in dem Zuwachs an Personen' und den in den letzten Jahren durchgeführten Be-zugscrhöhungen gelegen sei. Bei dem wichtigsten Titel „Staatsbahnbetrieb" zeige sich eine Steigerung der Ausgaben von 38 Millionen, welche sich zum Teil ergeben aus Mehrausgaben bei den persönlichen Bezügen, zum Teil aus.einer Erhöhung der sachlichen Ausgaben. Der Mehraufwand an persönlichen Bezügen im Betrage von 7-2 Millionen Kronen ist in der Hauptsache die Folge der durch fixe, verbindliche Normen festgclcgten Vorrückungen und Beförderungen der Bediensteten aller Kategorien. Bei den sachlichen Ausgaben ergibt sich ein Mchrerforbernis von etwas über 30 Millionen. Diese Ziffer, die auf den ersten Blick vielleicht erschreckend hoch erscheinen wird, findet eine beruhigende Er- bte Knie und fängt ganz leise zu stöhnen an. Der Topf summt nicht mehr. Simon erinnert sich, wie schön er am Herde summen konnte. Das klang ihm oft lieblicher in den Ohren, als die Ziehharmonika des böhmischen Cölestin, der doch meisterhaft zu fingern verstand und dabei Schnaps soff bis zum Umsinken. Wie freudig summte der Topf damals, als Barbara mit einem neugeborenen Simonchen an der Brust auf der Ofenbank saß. War ein Gnadengeschenk vom lieben Gott, das Simonchen; er nahm es wieder zu sich, weil er meinte, es hätte eine bessere Pflege bei ihm als bet seinen Eltern, die es draußen während der Arbeit an den Feldrain legen muhten, wo es die Sonne stach und die Fliegen bissen.... Dapn summte der Topf jeden Tag, wenn sie vom Felde heimkamen und seine Barbara die gute Erdäpfelbrühe kochte. Das verstand sie, die BarbaraI..., Vor einigen Tagen noch summte der Topf wie besessen, aber zornig, so daß sich Simon eigene Gedanken machte, ob dem alten Kerl vielleicht etwas nicht in den Kram passe? Dann gab es plötzlich einen Knall auf dem Ofen, bas Wasser lief fauchend und zischend gleich bösen Schlangen über die Platten, der Topf war zersprungen. Seine Barbara war zu Tode erschrocken darüber, so daß sie sich legen mußte. Kränklich war sie ja immer gewesen. Und gestern hat man sie am Friedhof eingescharrt. Simon krabbelt sich auf und geht zum Dachbodenfenster; den Strick schleift er nach. Sein kahler Kopf stößt an die Wäschestücke, die Barbara noch zum Trocknen an die Sparren gehängt hat. Tragen wird sie die nimmermehr. Er auch nicht. Er ist beim Fenster angelangt; knapp darüber geht ein Querbalken, der die beiden Seiten des Dachstuhles verbindet. Hier ist der geeignetste Platz. Sein Leichnam wird die Fensteröffnung ausfüllen, sein Gesicht soll am nächsten Morgen aus dem Fenster starren, ruhig und friedlich, als ob es den Leuten, die sich da unten versammeln werden, sagen wollte: Aje, dem Simon geht’s jetzt gut, der hat Ruhe. Draußen auf der Dorfstraße läßt sich keine Menschenseels mehr blicken. Die Leute stecken in ihren Häusern und bereiten sich das Abendbrot. Das zeigen die rauchenden Schornsteine, Simons Ofen aber bleibt heute kalt. «WenhahvE arrch vom «Mmj klärung in der Tatsache, daß davon nicht weniger als 24 Millionen auf die Erhöhung der Erwerbsteuer entfallen, welche Erhöhung ihren Grund darin hat, daß das Betriebsergebnis der Staatsbahnen sich in den Jahren 1911 und 1912 erheblich gebessert hat. Dieser Betrag fällt nicht in seiner Gänze dem Staate zu, sondern cs sind darin auch Umlagen und Zuschläge, welche man rund mit über 50 Prozent bewerten kann. Eine weitere Erhöhung zeigt die Post „Materialverbrauch", was hauptsächlich darauf zuriick-zuführen ist, daß speziell das Erfordernis für Kohle eine Erhöhung von 4'5 Millionen aufweist, obwohl seht' günstige und glücklicherweise auf viele Jahre hinaus lautende Abschlüsse in früheren Jahren gemacht worden sind. Der Minister kommt dann auf die Einrichtungen des Dienstes selbst zu sprechen und sagt: Im Laufe der Jahre wurde eine Reihe von Maßnahmen getroffen, welche wenn auch nicht ausschlaggebend, aber immerhin danach angetan sind, eine Vereinfachung und Verbilligung des D i e n st e s herbeizuführen. Selbstverständlich findet die sich daraus ergebende Ersparnis bei der Aufstellung des Budgets eine besondere Berücksichtigung. Berücksichtigt werden müssen natürlich ganz besonders die. Verkehrsleistungen, welche zu prästieren sein werden. Es ist. bekannt, daß speziell auf dem Gebiet des FahrplanwesenS in den letzten Jahren ganz außerordentliche Fortschritte gemacht wurden. Es ist seit Jahren das Bemühen des Eisenbahmnini-steriums, durch Ergänzung des Fahrplanes die Verkchrs-möglichkeit zu erleichtern und dort, wo bestehende und selbst alteingelebte Züge sich vorfinden, durch Kürzung der Fahrzeiten die schnellere Erreichung des Fahrzieles zu ermöglichen. So ist die Fahrzeit einzelner Wien—Krakauer Schnellzüge um 40 bis 50 Minuten gekürzt worden, ähnliches ist in den westlichen Relationen, namentlich im Verkehr mit Frankfurt, der Fall, und mit 1. Mai d. I. wurdö ein Expreßzug von Wien nach Prag ins Leben gerufen, welcher in kaum 5% Stunden die Fahrt nach Prag absolviert und es den Reisenden möglich macht, in Prag zwei Stunden Aufenthalt zu nehmen und noch am selben Tage nach Wien zurückzukehren. Auch in sonstiger Beziehung ist die Eisenbahnverwaltung nicht müßig gewesen. So wurde eine ganze Reihe von Krankenwagen angeschafft, ebenso wurden außerordentlich gute Reinigungsapparate in den Stationen aufgestellt, und auf diesem Wege bewegt sich, die Verwaltung auch weiter. Von ausschlaggebender Bedeutung für die Aufstellung des Budgets sind auch alle jene Vorkehrungen, die danach angetan sind, Personalersparnisse im guten Sinne des Wortes herbeizuführen. Es wurde wiederholt darauf hingewiesen, daß cs eine wichtige Aufgabe der Verwaltung sei, durch mechanische Anlagen Menschenkraft dort/ wo sie an und für sich entbehrlich ist, also nicht qualifizierte Arbeit zu leisten hat, zu ersetzen. Speziell mit den mechanischen Bekohlungsanlagen, die in einer Reihe von Stationen erproht wurden, sind die besten Erfahrungen gemacht worden. Die Kosten dieser Anlagen sind eigentlich nicht sonderlich erhebliche. Sie schwanken zwischen 70.000 und 150.000 K. Und anderseits Betrögt- die Verzinsung der in diesen Anlagen aufgewendeten Gelder 6, 10, 15 und, je nach den lokalen Verhältnissen, sogar 20 Prozent. Es ist das also ohlie Zweifel eine durchaus fruchtbare und gewinnbringende Anlage. Der Minister wendet sich hierauf der Besprechung der «organisatorischen Maßnahmen zu, welche. das Eisenbahnministerium seit geraumer Zeit pflog, und betont hierbei, daß diese Maßnahmen sich der Natur der Sache nach nicht mit- einem Schlage, vielmehr nur in einer langsamen Aufwärtsentwicklung vollziehen können. Als eine seiner wichtigsten Aufgaben betrachte der Minister die Regelung des Eisenbahn-FachbildungSwesens. In einer Reihe von Landeshauptstädten, in Linz, Prag und Lemberg, besitzen wir sogenannte Eisenbahnfachkurse, ans denen dasjenige Beamtenpersönal hervorgeht, das bei uns im mittleren Betriebsdienste zu verwenden ist. Eine kleine Schattenseite dieser Kurse bestand früher vielleicht darin, daß der Unterricht sich überwiegend auf die theoretische Ausbildung der Kandidaten erstreckte. Die theoretische Seite der Ausbildung wurde nun in der Folge stark zurückgedrängt, und an ihre Stelle wurden praktische Uebungen gesetzt. Der ganze Komplex des Prüfungsstoffes ist in Lehrplänen zusammengefaßt worden. Die Stundenzahl wurde dem Umfang des Stoffes entsprechend abgegrenzt, die Gegenstände selbst wurden systematisch geordnet; die Errichtung eines vierten Kurses, der voraussichtlich in Wien etabliert werden wird, ist im Zuge. Künftighin werden sämtliche Beamten des mittleren Eiscn- Während er den Strick um den Dachsparren schlingt, treiben sich die Gedankens schtzünpelnd in seinem alten Schädel herum: Teufel, das wird', mör'gen ein Aufsehen werden, wenn du als ein Toter hier oben hängst! Wie sie dich mit erschrockenen Gesichtern angucken werden! Zuerst wird der Krawarsch die Dorfstraße heraufkommcn. Der klopft immer ans Fenster, wenn er vorbeigeht; das heißt: „Simon, es ist Zeit, aufs Feld zu gehen!" Dann wird er horchen, ob sich drinnen etwas rührt. Nichts. — Die Tür ist versperrt ... Da wird er sich Wundern und einen Blick über die Hütte werfen. Das Dachbodenfenster steht offen und der Simon schaut heraus. Was der heut' für ein seltsames Gesicht schneidet! „Simon!" wird er schreien. Der rührt sich nicht. Nun wird der Krawarsch seine Glotzaugen ein bißchen anstrengcn. Da sieht er den Strick. Nun werden ihm vor Schreck die Zähne zusammenklappen; in einer Weile darauf wird er lärmen: „Jesus! Jesus! Der alte Simon hat sich aufg'hängt!" Simon ist's, als sähe er den Krawarsch die Dorfstraße hinunterlaufen. Aus allen Häusern kommen die Leute und drängen sich vor Simons Hütte zusammen. Alle starren herauf nach ihm. In seinem Leben hat Simon nicht so viel Aufsehen gemacht. Der dicke Nachsteher von der Meierei kommt au»3 seiner Verwunderung gar nicht heraus. „Schau, schau; wer hätt' das von dem Simon denkt!" Der Schaffer, das weiß der Simon, wixd ihm sicher eine Zähre nachweinen. Und der Herr Verwalter? „Hm; der alte Simon hat uns die Versorgung erspart , , ." Er befiehlt schleunigst, daß man ihn abschnelde. Die Tür wird aufgebrochen. „Die kriminalische Sunnl" flucht der alte Simon jetzt. Er hat sich die Schlinge um den Hals gelegt und ist im Begriff, die Knie einzuknicken, da kommt ihm ein Sonnenstrahl ins Antlitz und blendet ihm Die Sonne ist nahe daran, hinter den Bergen zu verschwinden, sie bringt Mutter Erde den letzten Gruß. Einem ihrer Strahlen fällt es ein, just dem alten Simon einen Besuch abzustatten. Er hätte zu einer anderen Zeit kommen können, jetzt brennt er in die tränengeschwächten Augen SimonS wie Luzifer, Simon kann kein Ende machen, solange bahndienstes den Umweg über diese Fachschulen za machen haben. Der Minister anerkennt speziell die Leistungen der Eisenbahnfachschule in Prag, die heute eigentlich als Muster und Vorbild für alle übrigen Fachschulen gelten kann, was das Verdienst des Funktionärs ist, der an der Spitze der Lehranstalt steht. ^ e Eine weitere, vielleicht ebenso wichtige Institution ist die im Zuge befindliche Errichtung von Bahnmeisterschuleu. Bisher hat es eigentlich an einer richtigen Varschulung der Bahnmeister vollständig gefehlt. Die Eisenbahnverwaltung hatte es diesbezüglich meist mit Zertisikatisten und Absolventen niederer Gewerbeschulen zu tun. Es wurde die Wahrnehmung gemacht, daß diesen das zur Ausübung des Bahnmeister-dienstes spezifisch Erforderliche vielfach abgeht. Diesem Uebel-stand soll nun im Laufe des nächsten Jahres durch Errichtung einer Reihe von Bahnmeisterschulen abgeholfen werden, welche nach Maßgabe der sprachlichen und nationalen Verhältnisse in den verschiede,- ^ Teilen des Reiches errichtet werden sollen. Endlich , inöe sich eine Reform des JnstruttiouSwesens im Zuge. Es bestehe heute eine ungemein große Anzahl von Instruktionen, die leider der höheren Systematik so ziemlich entbehren. Sie seien in der Textierung oft unverständlich, hätten den Uebelstand, daß sie der Selbständigkeit bet einzelnen einen zu ge-ripgen Spielraum lassen, daß alles dekretiert, alles normiert und formuliert werde. Die Eiseubahnverwaltuug sei darangegangen, die Instruktionen in eine s h st e m a t i s ch e r e Form zu bringen und eine Teilung der Instruktionen insofern durchzuführen, als auf der einen Seite Hauptvor-schrrften, nämlich Vorschriften für jeden einzelnen Dienstzweig, in eine Einheit zusammengefaßt werden, während auf der anderen Seite Spezialinstruktionen geschaffen werden sollen, die dem einzelnen Bediensteten eine freiere Orientierung über die ihm obligenden Pflichten ermöglichen sollen. Eine weitere Aktion betreffe die im Zuge befindliche Reorganisierung des Bahnerl,altungs- und Bahuaufsichts-dienstes. Der Gedanke, den die Eisenbahnverwaltung dabei verfolgt, sei hauptsächlich dahin gerichtet, die heute den Bahnerhaltungs-dienst versehenden technischen Organe von allen minder-wertigen Arbeiten zu entlasten und sie speziell auf das technische Geschäft zu beschränken. Cs mutz eine richtige Scheidung vorgenommen werden, es muß der Techniker auf die rein technischen Arbeitern verwiesen werden, die rechnerische und administrative Arbeit muß untergeordneten Organen überlassen bleiben. Eine große und bedeutende Rolle spiele auch die O e k o n o m i e des Bahn-erhaltungsdienstes. Die Vorräte an Schienen und sonstigem Material beliefen sich bisher bei den Bahn-erhaltungsstellen auf nicht weniger als 60 Millionen Kronen. Die jährlichen Zinsen dieses Kapitals allein Be-trugen 2 'A Millionen Kronen. Durch eine Revision und eine energische Kontrolle, aber auch durch eine Superkontrolle ist es schon im ersten Anlauf gelungen, die großen Vorräte der BahnerhaltungSfektionen von 60 Millionen auf 40 Millionen herabzudrücken. womit allein eine Ersparnis an Zinsen von fast einer Million Kronen verbunden ist. Eine mehr auf dos rein fachliche Gebiet gehörige Teilmaßnahme dieser Reform besteht in einer Trennung dos Aufsichtsdienstes vom sogenannten Schranken, dienst. > Ganz besonders hervorragende Fortschritte wurden auf dem Gebiet der Reform des Güterzugsfahrplanes gemacht. Man ist im Herbst vergangenen Jahres daran gegangen, eine Reihe von direkten Güterzügen einzuführen, welche dazu bestimmt sind, das ständige Brutto einer Station in eine Zugsemheit zusammenzufassen und nach einer bestimmten Destination zu verfrachten. Es wurde mit 37 Fern-züyen begonnen und in Aussicht genommen, mit Eintritt des Frühjahrsfahrplanes eine Vermehrung auf 80 vorzunehmen. Aus den 80 damals erhofften direkten Güterzügen sind im Handumdrehen 178 Züge mit ungefähr 50 Zielstationen geworden. Wahrend man früher mit einer Geschwindigkeit von 7 bis 9 Kilometer rechnen konnte, ist es durch die bisher getroffenen Maßnahmen gelungen, diese Geschwindigkeit auf das Doppelte zu erhöhen, was zweifellos einen großen Erfolg bedeutet. Der Wert dieser Reform bestehe einerseits darin, daß es für den Verfrachter von größter Bedeutung ist, feine Ware schnell an den Mann zu bringen, anderseits bilhe die Ein-führung eines solchen Güterfahrplanes ein sehr wichtiges Surrogat für die son st notwendige SB e r m e l)= rung von Fahrbetriebsmitteln. Heute kann man ihm die Sonne so hell ins Gesicht scheint. Nun zieht er den Kopf aus der Schlinge, lehnt sich ins Fenster und schaut hinaus. Plötzlich kommt «in eigenartiger Glanz in seine Augen. Wie hübsch ftchs von da oben heruntersieht! Wie weit man schauen kann! Nachbar Schufterhansrntonl hat sein Grummet auf die Reutern gehängt. Der ist ein findiger Kopf und weih, daß trockene Tage kommen. Der Riedlbauer pflügt noch immer aus seinem Felde drüben die Stoppeln um; könnt' aber doch schon Feierabend machen! Den armen Ochsen müssen ja die Knie brechen, solange im Geschirr draußen! Der verdunnerte Häuslvinz hat richtig wieder seinen Mistkarren schief über dem Wege steh'n. der von der gräflichen Meierei zur Hütte her. führt! Wenn der Schaffer heut' dem Simon einen Besuch ab-statten will, stößt er sich ja an die Deichsel! Sakra, sakra; der hat ihm ja heute zugesagt, daß er ihn trösten kommt! Wie hat Simon nur darauf vergessen können! « . . Der Karo liegt vor der HauStür unten und läßt sich die Sonne auf den Pelz Brennen. Ist ein gescheiter Hund, der Karo! . -. Der Zaun umS Krautgärtchen ist auch schon schadhaft. Dort wirst die Sonne einen Breiten, hellen Klecks durch, weil mehrere Planken fehlen. Das nützt nichts — der Zaun wird morgen ausge-beffert! — Simon tastet zögernd nach der Schlinge... Da ist'S ihm, als fange der Sonnenstrahl leise zu reden an. Geh', alter Simon, wispert er; willst du zu guter Letzt Dummheiten machen £ Lebst ja so nimmer lang. Bedenke doch, Simon, was du anrichten willst! Die ewige Seligkeit wirst du verlieren und deine Barbara wartet im Himmel auf dich. Wenn du dich erhängst, fährst du schnurstracks bis ins Unterste der Hölle. Sie wird sich die Augen blind weinen, wenn du nicht zu ihr hinauf kommst. Bedenke doch, Simon! . . . Nun läuft der Sonnenstrahl davon, über das Dach hinauf und verschwindet am Firmament, denn die Sonne ist untergegangen. Simon aber löst eilig den Strick vom Dachsparren, schließt das Fenster und tappt über die Bodenstiege hinunter. Gleich darauf prasselt das Herdfeuer für Simons Abend» «effen und der Rauch wirbelt in den stillen Dorfabend hinein. . . —————— ..... bereits sagen, daß die Aktion, die allerdings noch nicht abgeschlossen ist. sich bewährt hat. Die Eisenbahnverwaltung hoffe mit 1. Mai 1014 mit ihr zu Ende zu fein. Der Minister wendet sich hierauf der Frage der Aufbesserung der Bezüge des Personals zu und erörtert zunächst jene Maßnahmen, welche seit der Annahme der Resolution des Abgeordnetenhauses vom 16. Dezember 1911 von feiten des Eisenbahnministeriums in die Wege geleitet wurden. Er sei heute in der Lage, dem Ausschuß mitzuteilen, daß in Ausführung des von der Regierung stets betonten Gedankens, die Wünsche der Eisenbahner schrittweise der Realisierung zuzuführen, eine Reihe von Maßnahmen für das laufende Jahr in Aussicht ge-st e LI t worden i st. Einen Teil dieser Maßnahmen habe der Minister bereits im Winter angekündigt, nämlich die i n d i-viduelle Ernennung von Unterbeamten zu Beamten, die Nachtdienstzulage für die Weichensteller und gewisse lokale Lohn Verbesserungen für die Arbeiter. Dazu habe die Regierung noch eine Reihe weiterer Maßnahmen beschlossen, welche noch im Laufe dieses Jahres in Wirksamkeit treten sollen. Unter diesen Maßnahmen kommen zunächst jene in Betracht, welche ihrem Wesen nach, weil sie die Beamten betreffen, in ernen näheren Konnex mit der Eventualität des Zustande-kommens der Dienstpragmatik gebracht werden müssen. In dieser Richtung schwebe der Regierung die Erhöhung der Endbezüge der gegenwärtigen Beamten der VII. und VI. Dienstklasse durch Gewährung von Zulagen von 400 Kr. vor, wodurch die Parität mit den Staatsbeamten hergestellt werden soll. Außerdem stehe in Erwägung die Einführung der Übergangsbestimmungen für die Adjunkten des Status III in der Beförderungsfrist. endlich die Gewährung eines Adjutums von 50 Kr. monatlich an Volontäre, welches ihnen schon nach Antritt ihres Dienstes zukommen foll, während sie bisher ein Adjutum erst nach Ablegung der Telegraphenprüfung erhielten, hielten. Als eine weitere Maßnahme für das laufende Jahr ist der in der Resolution des Abgeordnetenhauses erwähnte Härtenausgleich, und zwar für diejenigen Unterbeamten gedacht, die vermögeihresvorgefchrittenenLebensalterS voraussichtlich nicht mehr in die Lage kommen werden, den ihnen pragmatisch zugedachten Höchstgehalt zu erreichen. Für die Diener ist eine Erhöhung der End-gehalic, jedoch mit der Einschränkung auf gewisse, besonders qualifizierte VerwendungSkategorien. beabsichtigt. Eine allgemeine Erhöhung würde auch der Auffassung nicht entsprechen, wie sie im Personal verwaltet. Endlich soll für bas Lokomotivpcrsonal eine Verbesserung der Bezüge insofern eintreten, als eine Erhöhung der Materialersparnisprämie geplant und auch ettte Erhöhung des Stundengeldes für Verschieben in Aussicht genommen ist. Weiter ist in Aussicht genommen, mit den Lohnerhöhungen nach Maßgabe des Bedürfnisses fortzufahren. ... Für alle diese Maßnahmen zusammengenommen wird für das zweite Halbjahr 1913 die Tangente von 3 Millionen Kronen des sich ergebenden Jahreserfordernisics von 6 Millionen Kronen erforderlich fein. Alle diese Maßnahmen bilden den Gegenstand einer NachtragSvorlage zum Budget des laufenden Jahres. In weiterer Frist fei für das Jahr 1 öl4 eine Aufwendung für die Staatsbahnbediensteten von 4 Millionen und für 1915 eine solche von 5 Millionen in Aussicht genommen. Das alles zusammen-gerechnet macht ein Erfordernis von 15 Millionen Kronen aus, womit die Regierung aber die Aktion zur Besserstellung der SBahtiBedien steten als endgültig abgeschlossen erklären müsse. * Es gelangt hierauf Abgeordneter Tom sch ik zum Worte. Nachdem unterdessen die Verhandlungen über das Budgetproviforium und den Antrag Tomschik betreffend die 17 Millionen (Aufbesserung für die Eisenbahner) so weit gediehen sind, daß Abgeordneter Genosse Tomschik als Minoritätsberichterstatter bereits im Plenum des Hauses eine ausführliche Rede gehalten hat, tragen wir von den Reden im Budgetausschuß nur das nach, was Genosse Tomschik im Plenum des Hauses als Detailfrage rc. nicht neuerlich behandeln konnte. Rede des Mgeordneten Tomschik. Reichsratsabgeordneter Genosse Tomschik: Ich habe bei der Beratung des letzten Bugdetprovisorium im Dezember 1912 eine Resolution eingebracht, welche über Beschluß des Ausschusses und des Abgeordnetenhauses der Regierung zur Würdigung abgetreten wurde. Das.Eisenbahnministerium hat diese Resolution bisher nicht gewürdigt und uns auch keine Aufschlüsse über die aus-gewendeten Kosten, detailliert nach Direktionsbezirken, welche die getrdf.fenen Maßnahmen zur Aufbesserung der Löhne der Arbeiter, und zwar die Lohnaufbesserungen, Lohnvorrückun-gen (Lohnordnungen) und Arbeitsordnungen, erforderten, ge-geben. Das Eisenbahnministerium hat es bisher nicht für notwendig gehalten, Klarheit zu schaffen über diesen dunklen Punkt. Uns beseelt da? tiefste Mißtrauen, welches die Vorgangsweise des Ministeriums gegenüber den Arbeitern und Bediensteten, besonders in der letzten Zeit auf das schärfste heraus fordert. Wenn es hier nichts zu verdecken gibt, dann kann das Eifenbahnministerium mit einem wahrheitsgemäßen Bericht ohneweiters Herausrücken. Nun haben aber der Herr Eisenbahnminister und fern Referent einer Abordnung des Klubs der deutschen sozialdemokratischen Abgeordneten gegenüber, welche am 14. März l. I. bei ihnen vorsprach, ganz offen erklärt, daß man die letzten Lohnauf-Besserungen, welche auf Grund der Zusage der Regierung dem Parlament gegenüber anfangs des Jahres 1912 durchgeführt wurden, besser gesagt, vollständig durchgefüht werden sollten, dazu benützt hat. Verschlechterungen der Lohnvorrückungen rc. in einer Reihe von Direktionsbezirken vorzunehmen, und zwar zugunsten einer gleichmäßigen Lohnvorrückung in allen Di-rektionsbezirken. Das heißt, man hat in einer Reihe von Direktionsbezirken Verbesserungen der Lohnvorrückungen bei einigen Arbeiterkategorien vorgenommen, dafür aber in einer Anzahl von Direktionsbezirken und Arbeiterkategorien eine bedeutende Verschlechterung der Lohnvorrückung eintreten lassen. Der Herr Eifenbahnminister hat in seiner Rede am 16. Dezember 1912 ausdrücklich betont, daß er die schlechte Lage der Arbeiter anerkenne und bestrebt sein werde, die Lohnverhältnisse der Arbeiter besonders aufzubessern. Im Gegensatz zu dieser Rede macht das Eisenbahnministerium aber bei der Durchführung der Lohnaufbesserungen, besser gesagt, bei der Einführung der festen Lohnvorrückungen, 'n9? ...................................... ml,--- || Tc-nrr-- - — - T*fe- Besuch««-- L-lale, fat welche» der »MeMMeK WWM ein gutes Geschäft, das heißt, Ersparnisse. Man sagt zwar, das sei eine tendenziöse Entstellung, schafft aber keine Klarheit über die Beträge, welche für die Lohnaufbesserungen, für die Lohnforderungen, Arbeitsordnungen rc. verwendet wurden. * Hier zählt der Redner alle Verschlechterungen aus, welche für die Arbeiter zum Teil durchgeführt wurden oder, noch in Aussicht stehen, sowie die Verschlechterungen, welche, dem definitiven Personal zugefügt wurden. Nachdem Genosse Tomschik diese Verschlechterungen auch in seiner nachstehenden Rede behandelte, welche er im Plenum des Hauses gehalten hat, unterlassen wir, diesen Teil feiner Rede hier anzuführen, um Raum zu ersparen. Abgeordneter Genosse Tomschik besprach sehr ausführlich die Einführung der 50 Heller-Nachidienstzulage für die Weichensteller, er- protestierte entschieden gegen die Herabminderung der Nachtdienstzulage und gegen die' Uebergchung des übrigen Wächter- und Arbeiterpersonals, das keine Ueberstundenenüohnung bekommt, das Nachtdienst versieht, aber keine Nachtdienstzulage bekommt. Hierauf bespricht Genosse Tomschik ausführlich ' das Priimienshstem, welches mau beim Verschubdienst und Magazindienst ein-führen will. Er bespricht den Mangel einer entsprechenden. Minimalprämie und die Schäbigkeit der Staatsbahnver-' waltung, nachdem sich dieselbe nicht mit dem Profit allein begnügt, welchen sie bei der rascheren Abwicklung des Ver-schubdienstes und rascheres Freiwerden der Waggons rc. rc. herausschlägt, sondern noch an den Prämien mitpastizipicreu will.! Außerdem fehlt bei diesem Prämiensystem jede Kontrolle durch das beteiligte Personal. Er verurteilt die schroffe; Ablehnung der Anträge des beteiligten Personals hinsichtlich , des - Prämiensystems durch die Direktionskonferenz in Prag.: Er empfiehlt eine offene, ehrliche Aussprache mit den Ver-. trauenSmänneni verurteilt die Geheimnistuerei dem bt=: teiligteii Personal gegenüber. Ferner bespricht Redner ausführlich die Akkordarbeit und die geplante Einführung des Akkords in den Staattzbahn-Werkstätten. Auch hier fehlt es an einer offenen, ehrlichen Aussprache mit den Vertrauensmännern. Die Arbeiter in den alten Staatsbahnwerkstätten protestieren gegen die Wiedereinführung des Akkords, da sie in diesen Reparaturwerkstätten jeder Willkür durch ihre Vorgesetzten ausgeliefert sind. Redner verweist auf die Nordbahnwerkstätte Floridsdorf, die Aufregung der Arbeiter und fordert den Eisenbahnminister auf, die berechtigten Forderungen 6er Nord-brchnarbeiter hinsichtlich Ausbesserung der Löhne und des Akkords endlich Rechnung zu tragen. Slbgeordneter Genosse Tomschik bespricht hierauf ausführlich seinen Antrag, den wir bereits in der letzten Nummer unseres Blattes zum Abdruck gebracht haben. Er bespricht die einzelnen Zugeständnisse. welche durch die Annahme des Antrages an die Bediensteten und Arbeiter gemacht werden können und fordert alle Parteien auf, für den Antrag zu stimmen. Die Bedeckung hiefür ist vorhanden, da die Regierung die Mittel für die großen Militärausgaben aufgebracht hat ohne Bewilligung des Parlaments, da die Regierung den Schnapsbrennern ohne weiters die Liebesgaben weiter auSzahlt. ohne Notwendigkeit und ohne dazu bemüßigt zu sein. Ferner gibt es im Eisenbahnbetrieb eine Menge unproduktive Ausgaben, wo gespart werden kann, und zwar bei deh Diäten, wo das Geld beim Eisenbahnministerium und bei den Direktionen in der unvernünftigsten Weise, sozusagen beim Fenster hinaus* geworfen wird. > 7 Millionen Diäten wurden in einem Jahre aus ge geben. Ein Kontrollorgan jagt das andere, und kontrolliert oder erhoben wird in den meisten Fällen etwas, was nicht daS Wichtigste beim Eisenbahndienst ist. Wenn in einer Zeitung etwas steht, wird der Artikelschreiber oder Informator gesucht, aber kein Wert darauf gelegt, ob das wahr ist, was geschrieben wurde. So ist es auch bei den vielen Interventionen. Trotz der vielen Kontrollorgane konnten doch Fälle vor-: kommen, wie zum Beispiel der Lohnlistenschwindel in Pardubitz'; das gleiche soll auch in Jedlesee der Fall sein, Manipulationen mit Firmen bei der Verfrachtung von Gütern in Klattau, Manipulationen in Linz, wo höhere Beamte beteiligt sind, Manipulationen in der Werkstätte Trient, desgleichen in Knittelfeld. Der Redner richtet an den Eisen-, bahnminister die Aufforderung, nähere Aufklärungen über, diese Fälle zu geben und die Sachen nicht zu vertuschen. Wenn ein kleiner Bediensteter oder Arbeiter sich nur daS geringste zuschulden kommen läßt, folgt eine strenge Untersuchung und oft ungerechte strenge Bestrafungen, wenn sich aber höhergestellte Organe etwas zuschulden kommen lassen, dann folgt die Pensionierung. Durch ein solches'Vorgehen wird die Disziplin nicht gehoben, sondern auf das tiefste untergraben. Ferner stellt der Redner an den Eisenbahnminister dis Anfrage, wieso es kommt, daß man in den Werkstätten in Pilsen Erhebungen darüber pflegt, welcher Organisation die Arbeitet angehören. Auch andere Kategorien der Eisen* bahnfiediensteten in Pilsen sollen um ihre Organisationszugehörigkeit gefragt werden. Ganz abgesehen davon, daß diese» Material, daS da erhoben wird, nie stimmt, da viele Arbeiter den Schnüfflern gar. nicht angeben, welcher Organisation sie/ angehören und dazu auch nicht verpflichtet werden _ können,' so muß doch entschieden gefragt werden: Wozu diese Erhebungen? Die Staatsbahnverwaltung kümmere sich um den Dienst ihres Personals, aber nicht um die politische Gesinnung desselben. Aufklärung tut hier dringend not. Außerdem stellt Redner folgenden Resolutionsantrag: Das Eisenbahnministerium wird ausgefordert, die< getroffenen Maßnahmen zur Ausbesserung der Löhne der Arbeiter, und zwar über die Lohnaufbesserungen. Lohn-' Vorrückungen (Lohnordnungen) und- Arbeitsordnungen, detailliert nach DirektionSbezirken. und die aufgewendeten; Kosten dem Abgeordnetenhaus unverzüglich in einem Be»j richt bekanntzugeben. .1 Dann spricht noch Abgeordneter Mtz, der den Antrag .Tomschik unterstützt. , Die Abstimmung. Die bürgerlichen Mehrheitsparteien lehnen den Antrag Tomschik abermals ab. In später Nachtsitzung wurde dann am 11. d. M. das Budgctprovisorium im Ausschuß erledigt und über die einzelnen Anträge a b g e ft i m m t. Der Antrag Tomschik auf Einstellung des Betrages von 17 Millionen für die Aufbesserung der Bezüge der Eisenbahnangestellten und Staatsarbeiter wurde in namentlicher Abstimmung mit 27 gegen 19 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmten: Bndzhnowskyj, Choc, Diamond, Dnistrianskyj, Ellenbogen, Forstner, Glöckel, Gostincar, Heilinger, Masarhk, Anton Nemec, Seitz, Stanek, Tomschik, Tresic, Tusar, Vacck, Verstovsek und Zahradnik. Dagegen stimmten: Abraliarnowicz, Angermann, Bngatto, Buzek, Demel, Fink, Franta, Friedmann, Herzmansk», Hormuzaki, -Huber, Äolischer, Kraft, Lang, Malfatti, Marckhl, Miklas, Pacher, Panlik, Rauch, Rosner, Schoiswohl, Schraffl, Steinwenber, Stölzel, Teufel, Waldner. Der Antrag D i a m a n d, den für die Durchführung der Dienstpragmatik und für die Aufbesserung der Bezüge der BertragSangestellten, der Postangestellten und der staatlichen Arbeiter erforderlichen Betrag von 20 Millionen einzustellen, wurde in namentlicher Abstimmung mit 26 gegen 20 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmten: Budzynawskyj, Choc, Diamand, DnistrianSkhj, Ellenbogen, Forstner, Friedmann, Glöckel, Gostincar, Heilinger, Masaryk, Anton Nemec, Seitz, Stanek, Tomschik, TresiL, Tusar, Vacek, Verstovsek, Zahradnik. Dagegen stimmten: Abrahamowicz, Angermann, Bugatto, Buzek, Demel, Fink, Franta, Herzmanskh, Hormuzaki, Huber, Kolischer, Kraft, Lang Marckhl. Mastalka, MiklaS, Pacher, Paulik, Rauch, Rosner, Schoiswohl, Schraffl, Steinwender, Stölzel, Teufel, Waldner. Dah die bürgerlichen Parteien den Antrag prompt abermals ablehnen, stand natürlich schon einen Tag früher fest, da von ihnen bereits am 10. d. M. als Ergebnis einer Konferenz mit dem Ministerpräsidenten Grasen S t ü r g k h, dem Finanzminister Ritter v. Z a l e s k h und dem Eisenbahnminister Freihern v. Forstner folgendes Communiquö vcrlautbart worden war: „Nach mehrtägigen Verhandlungen der Vertreter der nachstehenden Parteien, und zwar des Deutschen National, verbandes, der Christlichsozialen Vereinigung, des Polen-klubs, der Jungtschcchcn, der Unio Latina, mit dem Ministerpräsidenten und den Ressortministern, betreffend die etappenweise Ausführung der bereits im Budgctprovisorium für das erste Semester 1913 in Aussicht genommenen Maßnahmen zur Besserstellung der materiellen Lage der Staatsbahnbe-dienstetcn und -Arbeiter wurde eine volle Uebereinstimmung über die vorzunchmenden Schritte erzielt. Im Sinne der eindringlichst vertretenen Wünsche der Parteien nach einer präziseren Feststellung der Absichten der Eisenbahnverwal-tung hat sich die Regierung bereit erklärt, die in Aussicht stehenden Maßnahmen innerhalb der Zeit von drei Budgetjahren, beginnend mit dem zweiten Halbjahr 1913, zur Durchführung zu bringen. Zu diesem Behuse sollen schon in der nächsten Zeit dauernde Verbesserungen Platz greifen mit dem JahrcSaufwand von 6. Millionen Kronen, zu welchem Zwecke für das zweite Halbjahr 1913 die Regierung eine Nachtragsvorlage zum Staatsvoranschlag für 1913 behufs Sicherstellung der Tangente von 3 M i l l i o n e n Kronen Einbringen wird. Weitere Maßnahmen, die ein weiteres Jahreserfordernis von 4 Millionen Kronen erheischen werden, sind per 1914 in Aussicht genommen und desgleichen weitere 5 Millionen Kronen Jahres. Erfordernis per 1915. Demnach wird sich vom Jahre 1915 an der gesamte Jahresaufwand für diese etappenweise durchzuführenden MaßnahEn zugunsten der StaatSeisen-bahnbediensteten und -Arbeiter auf 15 Millionen Kronen stellen, welcher Aufwand in den steigenden Mehreinnahmen des Staatseisenbahnbetriebvs seine.Bedeckung finden wird. Nach Anschauung der Teilnehmer an diesen Konferenzen erscheinen damit die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses vom 17. Dezember 1911, insoweit die Eisenbahnverwaltung gegen einzelne derselben aus prinzipiellen und organisatorischen Gründen nicht Einsprache erheben mußte, und zwar in der von der Regierung vom Anfang an vertretenen stufen* mäßigen und auch im letzten Budgetproviforium gesetzlich festgelegten Weise erledigt." Der Eisenbahnerantrag in der Parlamentarischen Vollversammlung. Die Budgetdebatte. Bei Beginn der Budgetberatung in der PI e n a r» !1 * u .tiom 18- d. M. begründete Abgeordneter Tomschik seinen Minoritätsantrag. Wir bringen die Rede des Abgeordneten Tomschik, in der derselbe in ausführlicher Weife auch die bisher auf den k. k. Staatsbahnen durchgeführten Verschlechterungen beleuchtete, vollinhaltlich. Minorit^tSberichterstatter Tomschik: Meine Herren! Es ist heute das drittemal. daß ich die Ehre habe, hier einen Minoritatsantrag zu vertreten, der vor allem anderen verlangt. daß das, was am 16. Dezember 1911 vom Hause ein-stimmig beschlossen wurde, restlos durchgeführt werde. Am 16. Dezember 1911 war gerade ich cS, der hier die Majoritätsparteien insbesondere darauf aufmerksam gemacht hat, daß, wenn sie für den gemeinsamen Antrag, der durch ein Kompro-miß zwischen allen Parteien zustande gekommen ist und der für die Aufbesserung der Lage der staatlichen Eisenbahnbediensteten eine Summe von 88 Millionen Kronen verlangt hat. stimmen, sie auch gleichzeitig die Verpflichtung übernehmen, die Regierung zu zwingen, daß der einstimmig zum Ausdruck gekommene Wille des Hauses auch wirklich zur Durchführung gelangt. Der Herr Eisenbahnminster hat damals im Namen der Regierung erklärt, daß die Regierung bereit sei, 21 Millionen Kronen zu gewähren. Cs war gerade der Berichterstatter des StaatSangestelltenausschusses, der Abgeordnete Heine, der hier dezidiert erklärte hat. daß es dringend notwendig ist, daß dieser Kompxomißantrag auch von der Regierung durch-gefuhrt werde. Die Negierung hat aber den Willen deS HaufeS nicht erfüllt, sie hat den gemeinschaftlich zum Ausdruck gebrachten Willen des Hauses nicht befolgt, sondern sie hat tatsächlich nur 21 Millionen Kronen verwendet. Ich muh aber sagen, daß berechtigte Zweifel darüber bestehen, ob die durch geführten Aufbesserungen überhaupt 21 Millionen Kronen aus machen. (Stufe: Hört! Hört!) Man kann zwar die Aufbesserungen für die Beamten und Bediensteten nachrechnen, aberj die den Arbeitern gegebenen Aufbesserungen kann man nicht nachrechnen. Ich habe hier schon wiederholt einen Resolutionsantrag eingebracht, der jsas Eisenbahnministerium auffordert, einen nach Direktions- bezirken detaillierten Bericht zu erstatten, in dem auseinander* gesetzt wird, in welcher Weise Aufbesserungen für die Arbeiter gewährt worden sind. Wenn die zur Aufbesserung der Arbeiter ur Verwendung gelangten Summen nach Direktionsbezirken etaiUiert angeführt werden und außerdem angegeben wird: soundso viel für die Bahnerhaltungsarbeiter, soundso viel für oie Werkstättenarbeiter u. j. w., dann ist man in der Lage, kontrollieren zu können, ob das, was der Minister damals versprochen hat, tatsächlich durchgeführt wurde. Dabei ist noch besonders zu betonen, daß der Herr Minister am 16. Dezember 1911 ausdrücklich erklärt hat, daß eS Aufgabe des Eisenbahn-ministeriums sein wird, die Lage der Arbeiter besonders aufzubesscm, da das Eisenbahnministerium einsehe, daß die Aufbesserung der Lage der Arbeiter dringend notwendig sei. Das ist damals vom Minister hier im Hause klar und deutlich erklärt worden. Nun hat die Regierung den Willen des Hauses nicht befolgt, sie hat 21 Millionen Kronen versprochen, aber, matt kann ruhig sagen, keine 21 Millionen Kronen verwendet. In einzelnen gut unterrichteten Zeitungen ist eine Berechnung erschienen, in der gesagt wird, daß zirka 18 Millionen Kronen dnrchgeführt worden sind (Rufe: Hört!) und das Eisenbahn-ministerium oder die Regierung ist durchaus nicht dieser Be-Häuptling in den Zeitungen entgegengetreten, sondern hat sie ruhig hingenommen, obwohl sonst immer jjteid) Kommuniques erscheinen, in denen gesagt wird, das oder jenes sei nicht wahr. In diesem Falle also hätte das Eisenbahnministerium mit Ziffern herausrückett müssen und das wollte es nicht und überging ganz einfach diese Berichte in den Zeitungen. Daher kann man ruhig annehmen, daß in Wirklichkeit nur 18'5 Millionen Kronen zur Aufbesserung der Staatseisenbahnbediensteten verwendet worden sind. Nun haben die verschiedenen Parteien damals schon zum Ausdruck gebracht, dah es notwendig sei, daß die gesamte Summe zur Durchführung gelange. Da war es gerade der Herr Mgeordnete Heine, der Abgeordnete des Deutschen Nationalverbandes, der im März 1912, also im vorigen Jahre, eine Interpellation — und der Deutsche Nationalverband hat sie ja unterschrieben — angebracht hat, in der es ungefähr hieß, die Regierung werde energisch aufgefordert, den einstimmig angenommenen Antrag des Hauses zur Durchführung zu bringen, und es würde der Würde deS Parlaments nicht entsprechen, wenn die Regierung nicht gezwungen würde, diesen einstimmig gefaßten Beschluß des Parlaments zur Durchführung, zu bringen. Kurz, es wurde hier im März vorigen Jahres von einem Abgeordneten des Deutschen Nationalverbandes eine geharnischte Interpellation an den Eisenbahnminister gerichtet, in der dieser und die Regierung aufgefordert wurde, dem Beschlüsse des Hauses entschieden Rechnung zu tragen. Wir haben eine solche Interpellation nicht eingebracht, weil wir uns gedacht haben, das ist zwecklos, und es hat sich ja auch gezeigt, daß der Herr Eisenbahnminister auf die Interpellation nicht geantwortet hat, und zwar auf eine Interpellation der Majoritätsparteien nicht geantwortet, sondern sie vollständig ignoriert hat, und die Herren haben es gar nicht für notwendig gefunden, ihre so ernst gemeinten Beschlüsse zur Durchführung zu bringen. Am 16. Dezember haben die Herren für die Sache gestimmt und sie haben dann draußen in der Öffentlichkeit erklärt, es sei ihnen ernstlich um die Ausbesserung der Lage der Eisenbahner zu tun, sie wollten durchaus, daß der gemeinsame Antrag burchgesührt werde. Aber als dann einige Zeit vorübergegangen, hatten sie natürlich ihren Ernst vergessen und dachten nimmer daran. Doch die Eisenbahner rührte« sich, traten an sie heran und zogen sie zur Verantwortung, daß dieses und jenes nicht geschehen sei. Die Christlichsozialen, der Deutsche Nationalverband u. s. w. haben also Interpellationen gestellt und der Minister hat sich nicht darum gekümmert. Wie seinerzeit der Komprpmißantrag hier gestellt wurde, möchte ich noch einigermaßen beleuchten, weil es die ganze Situation charakterisiert. Solange es sich im Staatsangestellten, ausschuß darum handelte, die Aufbesserung der Lage der Eisen« bahnbediensteten im Gesetzeswege durchzuführen, hat der Antrag für die Ausbesserung der Lage der Eisenbahner keine Majorität gesunden. Die Herren von den verschiedenen Parteien haben erklärt, daß bei den Christlichsozialen, auch beim Deutschen Nationalverband und den Tschechen die Agrarier Vagegen stimmen werden, also keine Majorität für den Antrag ge. fundett werden könne. Als nun die Regierung Stiirgkh gekommen ist und von dem Junktim mit den neuen Steuern für die Eisenbahner abgesehen und gemeint hat/daß die Aufbesserung der Lage der Eisenbahner im Verordnungswege durchgeführt werden kann und eigentlich ein Resolutionsantrag genügt, um für die Aufbesserung der Lage der Eisenbahnbediensteten das Notwendige zu veranlassen, siehe da, da haben auf einmal alle Parteien für den Antrag gestimmt. Id) vermute sehr, daß die Herren sich die Sache so zuvecht'geJegt oder wenigstens denjenigen, die gegen die Ausbesserung her Lage der Eisenbahner, als sie im Verordnungswege erfolgen sollte, Widerstand leisteten, einfach gesagt haben: Ihr könnt für die Resolution stimmen, die Regierung führt sie nicht durch und ihr habt euch doch wenigstens den Anschein gegeben, als sei es euch ernst damit, für die Aufbesserung der Eisenbahn-bediensteten einzutreten. Wir haben uns damals auf den RefolutionSantrag eingelassen, obwohl wir genau wußten, daß cS so kommen wird. Aber dieselben Herren hätten, wenn wir damals auf gesetzliche Durchführung der Besserung der Lage der Eisenbahnbediensteten bestanden hätten, gesagt: Ja, die Sozialdemokraten haben in ihrer Demagogie einfach auf dem Gesetz bestanden, aber es wäre, wenn die Parteien alle einig und geschlossen für einen RefolutionSantrag gestimmt hätten, die Regierung genau so gezwungen gewesen, die Aufbesserung der Eisenbahner durchzuführen, und nur die Sozialdemokraten sind durch ilire Demagogie daran schuld, daß dieser einstimmige Beschluß des HauseS nicht zustande kommen konnte. Wir haben uns gesagt: für den Gesetzesweg wird die richtige Zeit noch immer kommen. Tatsache ist, daß dieser Resolutionsantrag einstimmig angenommen wurde, daß aber die Regierung diesem einstimmig gefaßten Beschluß nicht Folge geleistet hat und daher für uns die Aufgabe notwendig geworden ist, dafür cin^u. treten, daß die Regierung zur Berücksichtigung dieses einstimmigen Beschlusses gezwungen werde. Wir haben nun, als im vorigen Jahre das Budgetprovisorium für die erste Hälfte des Jahres eingebracht wurde, unseren Slntrag gestellt, daß im Budgetprovisorium zum Ausdruck gelange, daß für die Eisenbahner dieser Restbetrag von 17 Millionen eingestellt werde. Die Regierung hat damals erklärt, sie könne die Annahme dieses Antrages nicht zulassen, und hat mit dem § 14 gedroht. Ich mache dabei noch aufmerksam, daß sich die Herren damals bei der ersten Abstimmung im Budgetausschuß noch an ihren int Dezember einstimmig gefaßten Bcfchluh erinnert haben, und es wäre beinahe die Majorität im Budgejausschuß für den Antrag zustande gekommen. Es hat sich um Stimmengleichheit gehandelt, aber der damalige Obmann des Budgetausschusses, Exzellenz Korhtowski, hat gegen den Antrag dirimiert und infolgedessen ist er abgelehnt worden. Es war aber nicht sicher, ob der Antrag nicht im Hause angenommen wird; die Regierung hat natürlich ihre Drohungen fortgesetzt, daß sie daß Haus vertagen werde, daß sie mit dem § 14 das Budgetprovisorium machen werde, und hat vor allem anderen als Begründung für ihren Widerstand gegen den Antrag angeführt, oaß die Bedeckungsfrage nicht gelöst sei, daß ihr also unmöglich sei, diesen Betrag für die Aufbesserung der Lage der Eisenbahner aufwenden zu können. Ich habe schon damals darauf verwiesen, daß die Bedeckung vorhanden ist, daß die Einnahmen dsr k. k. StatSbahnen gerade für das Jahr 1912 sich sehr gut gestalten und daß es ganz gut möglich fei, innerhalb des Budgets des Eisenbahn ministeriums diese Summe zur Aufbesserung der Eisenbahner u verwenden. Die Majoritätsparteicn hätten es ja in er Hand gehabt, gegen die Regierung aufzutreten, wenn sie es ernstlich gewollt hätten, denn sic hätten nur die Regierung aufmerksam machen müssen, daß sie sich diese Behandlung nicht gefallen lassen. Bei anderen Dingen, bei militärischen und allen anderen möglichen anderen Auslagen kümmert sich die Regierung um die Bedeckungssrage einfach nicht und,sic hat sich auch jetzt wieder um die Bedeckungssrage nicht gekümmert, als es sich um die Ausgabe von 167 Millionen für militärische Auslagen, Mobilisierungen u. s. w. gehandelt hat; dafür hat sie weder eine Bewilligung noch eine Deckung gehabt, sondern hat diese Summe einfach ausgegeben und auch die Bedeckung dafür gefunden. Hier aber, wo es sich um die Durchführung eines einstimmig gefaßten Beschlusses gehandelt hat, stellte sie sich auf den Standpunkt, daß die Bedeckung nicht vorhanden sei und sie das nicht machen könne, und die Majoritätsparteien sind einfach umgefallen und haben in dasselbe Horn gestoßen und vor allem anderen erklärt: Ja, was hätten die Eisenbahner davon, wenn das Haus vertagt, wenn der § 14 gehandhabt würde u. s. w.? Nun frage ich Sie: was haben denn die Eisenbahner voriges Jahr davon gehabt, daß Sie umgefallen sind und die Regierung nicht gezwungen haben, diese Aufbesserungen der Eisenbahner durchzuführen? Sie haben eine Resolution gefaßt so wie am 16. Dezember 1911, und haben die Regierung neuerlich aufgefordert. Sie sind dann aber bei Ihrer Aufforderung retiriert, indem Sie die Regierung nur mehr aufgefordert haben, den fehlenden Betrag für die Aufbesserung der Eisenbahner etappenweise zu verwenden. Nun hat aber, auch die Regierung auf Ihren Resolutionsantrag, den Sie unter Ablehnung unseres Antrages wieder angenommen hatten, damals gar nicht reagiert, sie hat Ihren Wunsch, daß die Summe von 17 Millionen Kronen etappenweise ausgegeben. werden soll, gar nicht beachtet und einfach gar nichts gemacht. Sie haben damals auch davon gesprochen, daß unser Antrag eigentlich Demagogie fei. Ich bitte, hier müssen wir doch fragen: Was ist denn in den 17 Millionen Kronen enthalten und wgs ist in dem gemeinsamen Antrag enthalten? Wenn unser Antrag auf restlose Durchführung des einstimmig gefaßten Beschlusses des Hauses eine Demagogie ist, dann ist es eigentlich Demagogie gewesen, daß Sie am 16. Dezember diesen Antrag einstimmig angenommen haben. (Rufe: So ist cs!) Wenn die Bedeckung dafür damals nicht vorhanden tvar und wenn die Durchführung dieses Antrages der Regierung unmöglich war, dann hätten Sie einfach dagegen stimmen, bahn Hätten Sie damals schon diese Bedenken haben müssen, um gegen diesen Antrag zu stimmen und hätten nicht erst später, als die Regierung drohte, darauf kommen dürfen, daß dieser Antrag eigentlich Demagogie sei. Mein Minoritätsantrag Hat im Juli 1912 136 Stimmen für und 190 gegen erhalten. Die Eisenbahner waren sehr empört und haben den verschiedenen Majoritätsparteien große Vorwürfe gemacht. Und Sie, meine Herren, haben es selbst erleben müssen, daß die Ablehnung dieses Antrages für Sie sehr unangenehm war. Das hat sich ja auch ausgedrückt, als das Haus im Herbst des vorigen Jahres zusammentrat, wo von allen Seiten der Majoritätsparteien Anträge gekommen sind, und zwar genau in demselben Sinne wie mein Antrag, den ich im Juni zum Budgetprovisorium eingebracht habe. Genau derselbe Antrag wurde von allen Seiten gestellt/ Und zwar sowohl von den Christlichsozialen als auch von den Tschcchischnationalen, als auch vom Herrn, Abgeordneten Heine vom Deutschen Nationalverband. Im Oktober wurde dieser Antrag eingebracht, von dem im Juli behauptet wurde, daß er Demagogie sei, den dieselben Herren damals als demagogisch hingestellt hatten. Freilich haben wir erleben müssen, daß der Herr Mgeordnete Heine, ein Mitglied des Deutschen Nationalverbandes, ' feinen eigenen Antrag und mit ihm auch der Deutsche Nationalverband im Stich gelassen hat. Sie haben haben zwar damals im Hause diesen Antrag als Demonstration eingebracht, aber im Budgetausschuß haben Sie damals auf den Antrag vollständig vergessen. Sie habe« ihn auch weiter nicht mehr hervorgeholt, sondern einfach darauf vergessen und wieder gegen meinen Antrag g e st i m in t. Int Dezember 1912 hat mein Antrag 142 Stimmen für und 152 Stimmen gegen erhalten. Große Empörung unter den Eisenbahnbediensteten, große Verlegenheit bei den Majo. ritätSparteien. Helfe, was helfen kann! Die Herren sind aus -gerückt und haben, wie Sie es gewohnt sind, uns natürlich wieder der größten Demagogie bezichtigt; ja, Sie haben sogar erklärt, daß cs uns Sozialdemokraten nicht angenehm ge» wesen wäre, wenn der Antrag angenommen worben wäre, das heißt, Sie haben in der Ocffcntlichkcit die Lüge verbreitet, lpir hätten unsere Abgeordneten abkommandiert, wir hätten sie eigentlich hinausgeschickt, damit der Antrag ja nicht angenommen werde. (Heiterkeit.) Meine Herren, Sie messen nach Ihrem eigenen Maß, nach Ihren eigenen Gedanken; Sie glauben, daß, weil bei Ihnen die demagogische Politik in dieser Richtung üblich ist, auch wir eine solche Politik ver? folgen. Nun hatten sich aber die Abgeordneten vom Deutschen sozialdemokratischen Klub, welche abwesend waren, krank gemeldet und waren auch wirklich krank. Die Behauptung also, baß wir Sozialdemokraten Angst vor unserem eigenen Antrag bekommen hatten und dah es uns eigentlich recht war, daß der Antrag nicht angenommen wurde, war eine Lüge. Gerade da? Gegenteil ist der Fall. Wir sind feit jeher dafür eingetreten und hätten unS natürlich gewünscht, dah der Antrag angenommen worden wäre. Nur Sie haben eine große Furcht vor dem Antrag gehabt, denn es sind Abgeordnete der Majoritätsparteien draußen in den Couloirs gewesen, da sie gegen den Antrag nicht stimmen wollten, aber auch für ihn infolge des Klubbeschlufses des Deutschen Nationalverbandes nicht eintreten konnten. Das nenne ich natürlich feine aufrichtige Meinung nicht bekennen. Nun, die Lüge, die Sie den Eisenbahnern ausgetischt haßen, hat bei denselben nicht mehr verfangen und sic haben Ihnen kategarisch erklärt, daß es endlich zur Aufbesserung ihrer Lage kommen muß, die ihnen in Aussicht gestellt worden ist und die Sie selbst ihnen in allen Sßcrfammlungcn versprochen haben. Sie haben sich als diejenigen aufgespielt, die das alles für die Eisenbahner erreicht haben, während Sie später einfach gegen den Antrag gestimmt haben. Jetzt habe ich zum gegenwärtigen Budgetprovisorium den Eintrag wieder eingebracht. Die Christlichsozialen haben erklärt, daß sic, wenn die Regierung nichts unternimmt, für den Antrag stimmen werden. Es ist eine große Bewegung unter den Majoritätsparteien äusgebrochen, die dazu führte, daß mit der Regierung verhandelt wurde. Und siehe da, die Regierung hat endlich das, was sie den Eisenbahnern schon seit langer Zeit versprochen hat, etappenweise etwas durchzuführen, in der Form gegeben, daß sie erklärte, sie wolle Heuer für das zweite Halbjahr 3 Millionen Kronen, das heißt für das ganze Jahr 6 Millionen Kronen durchführen. Für die nächste Etappe will sie dann 5 Millionen Kronen durch-führen, so daß bis zum Jahre 1015 ungefähr 15 M i l-Honen Kronen durchgeführt sind. Nun habe ich, als der Minister diese Aufbesserungen, die den Eisenbahnern jetzt sofort auf Grund der Vereinbarungen und dann auch später gewahrt werden sollen, im Budgetausschuß bekanntgab, durch einen Zwischenruf den Minister herauSgcfordert, mir zu antworten. Der Minister hatte angeführt, daß zwar nicht für alle Dicnergruppcn, aber für eine Reihe vou fcicncrgntppcn die Erhöhung des Eud-l j gehaktes auf 2000 Kr. durchgeführt werden soll, anderseits hat er aber durchaus nichts davon gesprochen, daß die zweijährig^ Vorrückungsfrist für die Diener durchgeführt werden soll, und als ich fragte, ob er beabsichtige, die zweijährige Vor-rückungsfrist durchzuführen, hat er darauf geantwortet: Nein, die Regierung wird die zweijährige V o r r ü ck u n g sf r i st für die D i c'n c r nicht durchführen. Warum nicht? Da kommt das Eisenbahnministerium, wie das seit jeher immer der Fall war, wenn eine Reform totgeschlagen werden soll, mit der Anführung von großen Ziffern. Der Minister erklärte, cs sei unmöglich, diese zweijährigen Borrückungsfristen durchzuführen, und zwar hauptsächlich auS dem Grunde, weil das nach drei Jahren eine Summe von ungefähr 10 Millionen Kronen ausmachen würde. Nun hege ich daran einen großen Zweifel. Wir haben seinerzeit dem Eisenbahnministerium eine Berechnung darüber vorgelegt, was die Einführung der zweijährigen Vorrrückungsfristen für die Diener eigentlich ausmachen würde, und das Eiscnbahnministerium hat uns damals bestätigt, daß das jährlich einen Betrag von 1,01 5.0 0 0 K r. erfordern wird. Als dann die Q u a r-tiergelderhöhung durchgeführt wurde, hat sich dieser Betrag entsprechend erhöht. Es ist also jährlich eine Summe von 2 Millionen Kronen, was die Einführung der zweijährigen Vorrückungsfristen für die Diener der Staatsbahnen eigentlich kosten würde. Nun hat ja der Minister schon seinerzeit, im Jahri 1Ö11, bei den Verhandlungen des Staatsangestellten-auSschusseS gegen diese Reform Stellung genommen, aber nicht mit der Begründung, daß sie 10 Millionen Kronen in drei Jahren kosten würde, sondern er hat hauptsächlich mit der Erklärung dagegen Stellung genommen, die zweijährigen Vorrückunasfristcn für die Diener der Staatsbahncn könnten deshalb nicht durchgeführt werden, weil die Analogie mit den übrigen Staatsbediensteten im allgemeinen höhere Kosten erfordern würde, da ja die Diener aus den verschiedenen Staatsbetrieben kommen und das gleiche verlangen würden. Das war bas Hauptargumcnt, das der Minister damals gegen diese Reform angeführt hat. Also nicht mit Rücksicht auf die Auslagen, die diese Reform für die Eisenbahner erfordern würde, sondern aus prinzipiellen Gründen könne, wie er sagte, die zweijährige Vorrückungsfrist nicht gewährt werden. Jetzt, bei den Verhandlungen im Budgetausschuß hat der Minister nicht mehr so sehr von den prinzipiellen Gründen, sondern hauptsächlich von der hohen Summe gesprochen, die nötig wäre, wenn man die zweijährigen Vorrückungsfristen für die Diener einführen würde. Nun hat der Minister auch auseinandergeseht, daß Aufbesserungen für die Beamten gewährt werden sollen — diese Aufbesserungen sind aber in dem allgemeinen Antrag, der am 16. Dezember 1011 angenommen wurde, nicht mehr enthalten. Das Ministerium führt aber diese Aufbesserungen durch, obwohl die anderen Aufbesserungen, die das Haus bereits für die Bediensteten beschlossen hat, eigentlich nicht vollständig durchgeführt find. Nun ist auch hier betont, daß die Nachtdienstzulage für die Weichensteller gewährt wird, und da möchte ich Ihnen auch so an der Hand eines Beispiels zeigen, welche Praktiken angcwendet werden, um die Versprechungen, die das Eisenbahnministerium den Bediensteten gemacht hat, nicht vollständig einhalten zu müssen. DaS Eisenbahnministcrium hat schon seinerzeit, im Jahre 1908, versprochen, daß denjenigen Bediensteten, die Nachtdienst versehen und keine Nachtdienstzulage zugesprochen erhalten haben — und das war hauptsächlich das Wächterpersonal — nach einer Reihe von Jahren diese Nachtdienstzulage gewährt werden wird. Damals hat man ihnen die Nachtdienstzulage, wie man im Eisenbahnministerium erklärt hat, deshalb nicht gegeben, weil sie ohnehin erst im Jahre 1908 in die Dienerkategorie eingereiht worden find, dadurch also eine Aufbesserung erhalten haben und man ihnen nicht sofort eine neuerliche Aufbesserung in Form der Nachtzulage gewähren könne. Nun bat das Eisenbahnministerium mit der ctappen-tyrisen Durchführung begonnen, und zwar ist schon, bevor noch t Majoritätsparteien Verhandlungen mit dem Ministerium flogen haben, im Amtsblatt ein Zirkular erschienen, das ion gesprochen hat, daß die Weichensteller eine Nachtdienst« zutage von 60 H. bekommen. Im allgemeinen ist die niedrigste Nachtdienstzulage bisher 1 Kr. gewesen und nun fängt das Ministerium an, diese Etnppenpolitik „ , ■ dazu zu benutzen, daß sie d i e s e Kro n e n i ch t a L f e i n mal, sondern auch in Etappen gewährt, das heißt, es gibt nun den Weichenstellern 60 H. Es hat die Weiche n« Wächter, wie sie früher geheißen haben, in W ei ch enstel« ier um getauft, gibt den W e i ch e n st e l l e r n 50 H. sind wenn nun die anderen Wächter kommen, so sagt es: Ihr eidkeineWeichen steiler, ihrkriegtkeineNpcht. ienzulage, den übrigen Wächtern können wir sie einfach nicht geben, wir haben sie nur den Weichenstellern geben können. Der Titel wird also, wie gesagt, umgetauft und dann gibt man nicht die eine Krone, sondern nur 60 H. Man mutz sich nur diese Aufbefferungspolitik borstellen. Wie soll denn da die Zufriedenheit der Bediensteten erreicht werden? Wenn man eine vernünftige Politik im Eisenbahnministerium betreiben würde, dann würde man eine solche Art der Durchführung der Aufbesserungen nicht pflegen. Was soll nun geschehen? Den Weichenwächtern, die man in Weichensteller umgetauft hat, hat man die Krone nicht gewährt, die sind also vollständig empört darüber, weil sie als minderwertiger eingcschätzt werden, weil sie nur 50H. als Nachtdienftzulage bekommen haben. Die übrigen Wächter sind aber empört darüber, daß man ihnen überhaupt keine Nachtdienstzulage gibt. Jetzt frage ich Sie;, --------- Was hat eine solche Art der Aufbesserung überhaupt für einen Zweck? Wenn nun der Eisenbahnmunster wiederholt betont hat, daß auch er ein zufriedenes Personal wünscht, dann müßte man eine ganz andere Aufbesserungspolitik betreiben, als es bisher der Fall war. Aber, meine Herren, noch etwas. anderes. Ich habe bei den Ausführungen des Ministers im Budgetausschuß, wo er alle diese Aufbesserungen bekanntgegeben hat, die an sich nicht viel ausmachen, auch den Zwischenruf gemacht, was es denn eigentlich mit der Abschaffung der Verschlechterungen ei, die bisher durchgeführt wurden, das heißt, mit denen, die schon durchgeführt worden sind, um mit. denen, die man noch durchzuführen plant. Auch darauf hat er keine entsprechende Antwort gegeben, sondern er hat gemeint, ja es sei eigenlich nicht so arg u. s. w. Nun, wie schaut es mit den Verschlechterungen in Wirklichkeit aus? Die Verschlechterungen, die man mir die ^Arbeiter durch geführt hat, sind kolossale und der Minister und sein Referent haben sich auch gegenüber einer Abordnung unseres Klubs durchaus nicht gescheut, offen einzugestehen: Ja, wir haben die Aufbesserungen, die wir im Jahre 1912 für die Arbeiter durchgeführt haben, dazu benützt, um eine Uniformierung der Vorrückungsfristen in allen Direktionsbezirken durchznführen, was aber gleichzeitig eine bedeutende Verschlechterung für verschiedene Ar» leitergruppcn bedeutet. Und zwar hat es eine ganze Reihe von DircktionSbezirken gegeben, die viel bessere Lohnvorrückungsfristen gehabt haben, als es jetzt der Fall ist Diese Lohnordnung, die jetzt hinausgegeben wurde und die bestimmt, daß für die Professionisten dreijährige Vorrückungsfristen mit je 20 H. eingeführt werden und für die übrigen Arbeiter eine dreijährige Vorrückungsfrist mit 10 H., bedeutet für eine große Anzahl von Arbeitern eine Verschlechterung. Wir haben zum Beispiel im Direktionsbezirk Wien bisher usuell bis zu einer gewissen Anzahl von Jahren eine einjährige Vorrückungsfrist gehabt. Jetzt soll auf einmal eine dreijährige Vorrückungsfrist mit 20 H. eingeführt werden, während die Leute früher ungefähr vier Jahre hintereinander jedes Jahr 20 H. Aufbesserung bekommen haben. In verschiedenen anderen Direktionsbezirken bestand die zweijährige Vorrückungsfrist. Für Werkstätten» arbeitet war durchschnittlich eine zweijährige Vorrückungsfrist mit 20 H. eingeführt, während jetzt plötzlich die dreijährige Vorrückungsfrist mit 20 und 10 H. eingeführt werden soll. Wir haben uns auch ausgerechnet, daß das in 16 Jahren zum Beispiel für einen Werkstättenarbeiter durchschnittlich einen Verlust von zirka 2 5 0 0 Kr. bedeutet, die also das Eiscnbahnministerium bei diesen sogenannten Aufbesserungen profitiert. Daraus geht hervor, daß daS Eisenbahn-Ministerium bei den Aufbesserungen, die cs für die Arbeiter eingeführt hat, eigentlich noch ein Geschäft, und war in der Weise gemacht hat, daß es eine Nni-ormierung der Verhältnisse in allen Direk-ionsbezirken auf Kosten der Arbeiter vorgc-noMinen hat. (So ist es!) ' Das gilt nicht allein für die Lohnordnungen, sondern auch für die Arbeitsordnungen. Man hak zum Beispiel den Magazin- und StationS-a r b c i t e r n den freien und bezahlten Tag im Monat weggenommen, dann hat man ber den Bahnerhai-tungsarbeitern eine A r b e i t s z e i t v e r-l ä n g e r u n g, hauptsächlich im Winter, durchgeführt, und zwar durch eine Bestimmung in der 'Arbeitsordnung, die es den Vorgesetzten Bahnerhaltungsvorständen einfach überläßt, die Arbeitszeit im Winter so festzusehen, wie «s ihnen paßt. Ferner hat man, wie ich bereits auseinander» gesetzt habe, eine Verschlechterung in der Lohnvorrückung teils in der Zeit, teils durch Reduktion in finanzieller Beziehung vorgenommen, ferner eine Verschlechterung der Bezahlung bei de» Nachtiiberstunden, dann eine Verschlechterung in der Bezahlung der Sonntagsarbeit, ferner Lohnverkürzungen durch Einführung von Zulagen. Man hat nicht etwa dieses Z u l a g e n s y ft e m bloß für die neuaufgenommenen Arbeiter eingeführt, sondern auch für Arbeiter, die schon dauernd einen höheren Lohn bezogen haben. So hat man zum Beispiel für die Bahnerhaltungsvorarbeiter diese Zulage in der Weise eingeführt, daß man den Lohn, den sie als Fixum hatten, sagen wir 8 Kr. ungefähr, teilte, und Kr. 2'60 als Lohn und 40 H. als Zulage aufgefaßt hat. So hat also der Mann nach einer, sagen wir, zehnjährigen Tätigkeit, in welcher er endlich einen Lohn von 8 Kr. erreicht hat, jetzt eigentlich nur mehr einen Lohn von Kr. 2'60, wenn er von dem Posten als Vorarbeiter abgezogen wird. Der Mann soll sich nun einbilden, daß er aufgebessert worden ist! Ferner wurde eine bedeutende Verschlechterung der Bezahlung der Bahnerhaltungsarbeiter bei Exponierungen und stationsivcisen Verwendungen als Wächter vorgenommen. Verschlechterungen in der Stabilisierung wurden durchgeführt. Seinerzeit wurde bei,Stabilisierungen der Taglohn des Arbeiters mit 300 multipliziert und die Gesamtsumme in Gehalt und Ouartiergeld aufgeteilt. Wenn nun zwischen dieser Gesamtsumme und dem Gehalt und Quartiergeld eine Differenz von 40 Kr. sich ergeben hat, dann wurde der Mann nicht in die nächsthöhere Gehaltstufe eingeteilt und sein Gehalt aufgerundet, sondern sein Gehalt wurde abgerundet, das heißt er verlor die 49 Kr. Nun ist das Eisenbahnministerium hergegangen und hat 100 Kr. als Differenzsumme eingeführt, aber der Mann soll diese 100 Kr. nicht verlieren, sondern sie sollen ihm als Zulage gewährt werden. Früher wurde dem Mann eine Differenz über 50 Kr. aufgerundet und er wurde in die nächsthöhere Gehaltstufe eingereiht, er hat also etwas profitiert; jetzt aber kommt er bei einer Differenz von 95 Kr. nicht in die Höhere, sondern in die niedrigere Gehaltstufe, er bekommt die 05 Kr. als Zulage und muß, wenn er zum Beispiel mit 1000 Kr. stabilisiert wird, sechs Jahre warten, bis er die nächste Zulage bekommt, daß heißt, er avanciert in drei Jahren, aber er bekommt 100 Kr. Gehalterhöhung und 95 Kr. werden ihm weggenommen, das heißt, seine ganze Erhöhung macht 5 Kr. aus, bis er das nächstemal, wiederum in drei Jahren, avanciert, so daß er erst in sechs Jahren ein Avancement von 100 Kr. aufzuweisen hat. Wir haben verlangt, daß hier Abhilfe geschaffen werde, daß bei sehr kleinen Differenzen die Differenz als Zulage bezahlt wird, daß man aber nicht die Differenz mit 100 Kr. festsetzt, sondern daß man überhaupt die Differenz als Zulage auszahlt und wenn sie 50 Kr. oder mehr ausmacht, den Betreffenden in die nächsthöhere Ge-haltstufe einreiht. Eine weitere Verschlechterung geschah durch Reduzierung von Arbeiten, wodurch ständige Arbeiter zu nichtständigen Arbeitern rückvcrsetzt werden. Auch dieses Kapitel ist bei den österreichischen Staatsbahnen sehr beachtenswert. Wir haben bei den österreichischen Staatsbahnen einen Arbeiterstand von ungefähr 140.000 Arbeitern. Wenn Sie die im letzten Bericht über das ordentliche Budget, das wir im Hause beraten und über das der Budget-auSschuß einen Bericht an das Haus erstattet hat, im Kapitel Eisenhahnministerium enthaltene statistische Darstellung zur Hand nehmen, die dort das Eisenbahnministerium selbst gibt, daun werden Sie finden, daß e§ auf den österreichischen Staats-bahnen 45.000 ständige Arbeiter gibt, das heißt soviel werden als ständige Arbeiter geführt, in Wirklichkeit gibt es auf den österreichischen Staatsbahnen 140.000 Arbeiter, die auch ständig lind; denn eine Fluktuation besteht ja eigentlich nur bei den Oberbauarbeitern. Die Zahl der Obcrbauarbcitcr macht nun auf den österreichischen Staatsbahnen ungefähr 45.000 aus. Wenn nun auch bei diesen Oberbuuarbeitcrn die Hälfte im Winter auSsetzcn muß, so macht das nur ungefähr 20.000 Arbeiter aus, aber sonst ist die übrige Arbeiterschaft dauernd beschäftigt. Sic werden aber nicht in die Kategorie der stän-diegen Arbeiter cingereiht. Man hat besonders jetzt wieder eine Reduzierung der ständigen Arbeiter vorgenommen, und zwar deshalb, weil man den ständigen Arbeitern einen Urlaub zugestanden hat, und zwar nach fünf Jahren drei Tage, nach zehn Jahren sechs Tage bezahlten Urlaub. In dem Moment, wo man gesagt hat, den ständigen Arbeitern wird Urlaub gegeben, hat man angefangen, die Zahl der ständigen Arbeiter zu reduzieren. (Abgeordneter Seliger: Hat man sie nicht ganz abgcschafft? Das wäre das einfachste!) Ich bitte, man hat. den Urlaub noch nicht überall eingeführt! Bei der Neichenberger Bahnerhaltungssektion haben auch die ständigen Arbeiter um einen Urlaub angesucht. Darauf hat die Bahnerhaltungssektion geantwortet: Der Urlaub kann noch' nicht gewährt werden, weil die Normierung, ob ständig oder nicht ständig, noch nicht durchgeführt ist. Meine Herren! Im vorigen Jahre — cs ist seither ein Jahr verflossen — wurden den Arbeitern diese Urlaube zugestanden. Nach Ablauf eines Jahres schreibt die Direktion der k. k. Nordwestbahn (liest): „Nach der Arbeitsordnung haben die »ständigen« Arbeiter Anspruch auf Urlaub. Die namentliche Bestimmung der ständigen Arbeiter kann aber erst erfolgen, wenn die Normierung der bezüglichen Arbeiterstände durchgeführt sein wird, die derzeit noch im Zuge ist." (Abgeordneter Dr. Schacherl: Im Lastenzuge!) Wahrscheinlich im Lastenzuge, da es so langsam geht! (Liest): „Die Erteilung von Urlauben kann daher vorläufig nur in dem Maße platzgreifen, als sie der Normierung voraussichtlich nicht zuwiderlauft. Denn im selben Maße würden es die Arbeiter als Härte empfinden, wenn manchen von ihnen nach Erscheinen der Normierung eröffnet werden müßte, daß sie im Rahmen der Normierung nicht Platz finden und daher noch keinen Anspruch auf Urlaub haben. Jenen Arbeitern, deren Einreihung als ständige Arbeiter mit Recht erwartet werden kann (Ablösewächter, Vorarbeiter Und dergleichen), wurde der erbeten Urlaub schon gewährt." DaS ist also die Antwort der Direktion nach Ablauf eines Jahres, daß man sich darüber noch nicht klar ist, wer ständig und wer nicht ständig ist. Dabei handelt es sich aber nicht ciwa tun Arbeiter, die vielleicht kurze Zeit bei der Eisenbahn sind, sondern es handelt sich hier um Arbeiter, die schon 10 bis 20 Jahre bei der Bahn sind. Man ist sich nur darüber noch nicht klar, wer als ständiger Arbeiter eingeteilt werden soll. Es wurde auch eine Verschlechterung in der Hinsicht durchgeführt, daß man die Bremser, die die Anwartschaft haben, als Kondukteure angestellt zu werden, einfach als Arbeiter im Verkehrsdienst eingereiht hat, und war so, daß sie als Etationsarüeiter zu betrachten find, so aß sie wenn sie nicht beim Fahren beschäftigt sind, einfach Magazinarbeit leisten müssen. (Abgeordneter Seliger: Sie verlieren dabei doch!) Natürlich verlieren sic dabei. Erst hat man die niedrigen Löhne der Bremser immer damit entschuldigt, daß man ihnen gesagt hat: Ihr wertzet ja definitiv, ihr müßt euch gedulden, ihr habt die Anwartschaft auf daS Definitivum. Das haben sich die Leute auch gewöhnlich bisher gefallen lassen, weil für sie die Aussicht auf das Definitivum bestanden hat. Nun hat man ihnen aber diese Aussicht, definitiv u werden, genommen und sie zu Arbeitern für den Fahrdienst egradiert. Sie werden also zum Fahren verwendet, aber die Anwartschaft auf das Definitivum besteht für sie nicht mehr. Auch bezüglich des definitiven Personals sind Verschlechterungen durchgeführt worden, und zwar in der Form der Reduktion einer großen Anzahl normierter Posten in allen DircktionSbezirken. Im Jahre 1908 hat die Regierung und das Eisenbahn-' Ministerium versprochen, daß die Zahl der normierten Posten erhöht werde. Unter Normierung ist nämlich die Fixierung der Anzahl der definitiven Posten in einer Kategorie zu verstehen, lieber das Ausmaß der als definitiv normierten Posten ist man null bei den Ernennungen nicht hinausgeaangen. Bezüglich des Zugs-, des Lokomotivpersonals und anderer Kategorien ivar der Uebelstand eingerissen, daß man provisorisches Personal lange Jahre auf Posten, die für das Definitivpersonal vorgesehen waren, verwendete, ohne diese Leute definitiv zu machen, indem man ihnen einfach erklärte, daß ihre Ernennung nicht erfolgen könne, weil normierte Posten nicht vorhanden seien. Nun wurde vom Personal die Erhöhung der normierten Posten verlangt. Man geht aber, anstatt dies durchzuführen, zu einer Verringerung der Posten über. Infolge dieser Normierungs-Verschlechterungen kann auch die Ernennung der Zugsführer, die allen, vorgeschriebenen Bedingungen entsprechen, zu Oberkondukteuren nicht erfolgen. Das gilt insbesondere auf den neu verstaatlichten Bahnen. In der Nichteinhaltung der bei der Nordwest- und Nord-bahn bestandenen Einreihungsgrundsätze entsprechend dem bestehenden Usus liegt ebenfalls eine Verschlechterung. Im Gesetz und auch im Motivenbericht über die Verstaatlichung der Nordwestbahn und der Nordbahn wurde nämlich den Arbeitern und Bediensteten versprochen, daß daS, was die Privatbahnverwaltungen ihren Arbeitern und Bediensteten usuell gewährt hatten, auch für die Zeit nach der Verstaatlichung voll aufrecht zu bleiben habe. Nun hat aber daS Eisenbahnministerium der Festsetzung des Usus schon die größten Schwierigkeiten entgegengesetzt, um die Ernennung von Dienern zg Untervcamten zu umgehen. Nun hat man es aber doch wiederholt durchgesetzt, daß der Usus fixiert wurde. Das Eisenbahnministerium hat aber die Sache hauptsächlich an die Normierung geknüpft, das heißt, daß die usuelle Ernennung, wie sie den Bediensteten nach dem Usus bei den Privatbahnen gewährt war, nur dann erfolgen kann, wenn die notwendigen Posten vorhanden sind. Und so hat man die Bediensteten bei den verstaatlichten Bahnen wieder um ein Recht gebracht, das ihnen bei den Privatbahnen gewährt war. Dann ist die Nichternennung von Arbeitern, die jahrelang auf Dienerposten den Dienst versehen, zu Aushilfsdienern und die Nichtcrneunung von Aushilfsdienern zu definitiven Bediensteten ebenfalls als eine Verschlechterung zu bezeichnen. Ferner ist die Verletzung des 8 40 der Dienstordnung der k. k. Staatsbahnen zu erwähnen, auf Grund dessen dem^gcsamten Personal die dauernde Verwendung in der betreffenden Gruppe des Personals oder in der betreffenden Dienergruppe garantiert ist und daß der Betreffende in seinen Hiehaltbezügen nicht verkürzt werden darf. Auch da geht man daran, Verschlechterungen einzu« führen, und zwar nicht nur dadurch, daß man nicht genau nach dem 8 40 der Dienstordnung vorgeht, sondern die Diener als Verwendungskategorie auffaht und den Betreffenden in eine Gruppe versetzt, wo er einen niedrigeren Gehalt hat und wo ihm eventuell auch bei der Vorrückung ein Schaden erwächst. Ferner die Verfügung, wonach bei der k. k. Nordbahn, direktion die infolge der Normierungsvcrminderung überzählig gewordenen Bediensteten in den zeitlichen Ruhestand zu versetzen find. Es gibt eine grohe Anzahl von Bediensteten, die gerne den Dienst versehen wollen; trotzdem werden sie in den Ruhestand versetzt, weil man für sie keinen leichteren Posten zur Verfügung hat oder nicht haben will. Obwohl die Leute nicht in den Ruhestand gehen wollen, versetzt man sie einfach in den Ruhestand und wenn sie wieder Dienst machen wollen, so sagt man dem Betreffenden, wenn er zum Beispiel Unterbeamter ist, er müsse einen Revers unterschreiben, datz er auf einem Dienerposten seinen Dienst weiter versehen werde, das hcitzt man zwingt ihn, weil er von seiner Pension oder Provision nicht leben kann, sich ßu verpflichten, seineil Dienst auf einem niedrigeren Posten weiter zu versehen. ‘ , ' , ; i ' Weiter die erfolgte und geplante Verschlechterung der Dicnstturnusse für das Verschub-, Wächter-, W a g e n a u f s i ch t s-, Zugbegleitungs- und Lokomotivpersonal. Die Reduzierung der Partienstärke beim Verschub-personal. Die Reduzierung der ohnehin kargen Bezüge der 93er« schublokomotivführer durch Einführung der Verschubprämien. Die Nichternennung von Dienern, die auf höheren Dienstposten, insbesondere auf Unterbeamtenposten Dienst versehen, in die höhere Diensteskategarie, beziehungsweise zu Untcrbcamten. Nichteinhaltung der Ernennung zu Lokomotivführern auf Grund deö Erlasses. Die Nichteinhaltung deS Zugeständnisses, wonach die Erholungsurlaube ohne Rücksicht auf Substitutionskosten und ohne Turnusverschlechterung gewährt werden. Die bei sämtlichen im Staatsbahnbetrieb befindlichen Lokalbahnen geplanten Verschlechterungen, wonach beim Fahrdienst die Verwendung von Unterbeamten ausgeschlossen wird, die Verwendung von definitiven Bediensteten tunlichst einzuschränken ist, die Turnusse verschlechtert und die dienstfreien Tage weggenom-men werden und das ganze Personal bedeutend reduziert werden soll. Nun haben wir ja gehört, daß dem Eiscnbahnpersonal eine Aufbesserung in der ersten Etappe gewährt werden soll, nämlich eine Erhöhung der Endgehalte für die Diener, was aber natürlich gar nichts bedeutet, dann soll ein. Härtenausgleich für die Unterbeamten erfolgen, der auch keine grotzen Summen erfordert, ferner die Nachtdicnstzulage für die Weichensteller, die schon wieder um 50 H. reduziert ist; dann sollen lokale Lohnaufbesserungen für die Arbeiter eingefuhrt werden — ein ganz minimaler Erfolg. Nun ist aber das Charakteristische bei diesem Erfolg, dah die Herren jetzt eine große Freude darüber besitzen, dah sie die Regierung endlich gezwungen haben, dah sie nunmehr mit der Etappenpolitik beginnt und einen Betrag auSwirft, um Verbesserungen auf Grund des Beschlusses vom 16. Dezember 1911 durchzuführen. Nun müssen wir Sozialdemokraten sagen, dah dieser Erfolg eigentlich unserer Konsequenz und unserer Beharrlichkeit zu verdanken ist (Zustimmung), denn wenn wir diesen Antrag nicht wiederholt gestellt, wenn wir nicht wiederholt gefordert hätten, daß das, was hier im Hanse schon einmal für die Eisenbahner beschlossen worden war, auch durchgeführt wird, so hätten das die Herren schon längst vergessen und hätten sich darum nicht gekümmert. (Zustimmung.) Wenn die Eisenbahner es sich hätten ruhig gefallen lassen, wenn sie nicht , Fraft ihrer Organisation aufgetreten wären und den Majoritätsparteien gezeigt hätten, dah sie sich das nicht mehr gefallen lassen, so hätten sich die Herren überhaupt nicht gerührt. Nun war aber der Antrag vorhanden und jetzt haben die Herren eine königliche Freude, dah die Regierung endlich einmal so gut ist und ihnen einigcrmahen entgegen-kommt, und sie sind im Budgetausschuh ausgetreten — es lvaren die Herren Abgeordneten Echoiswohl, MiklaS und Marckhl, die alle mit der etappenweise» Durchführung der Ausbesserungen einverstanden sind — und haben erklärt: Unsere Vereinbarungen sind es eigentlich, welche den Eisenbahnern wirklich einmal zu einem Resultat verhelfen haben; wenn wir den Antrag der Sozialdemokraten auf Bewilligung von 17 Millionen Kronen annehmen würden, würde für die Eisenbahner im Wirklichkeit gar nichts geschehen, das Haus würde einfach vertagt und da? Budgetprovisorinm mit dem § 14 gemacht , werden. Ja, ich bitte, meine Herren, wer nimmt Ihnen das Recht, dah Sie^ die Regierung, nachdem Sie sie nun dazu gebracht haben, die Etappenpolitik endlich in die Tat umzusetzen und 3 Millionen zu bewilligen, auch zwingen, dah der Beschluß vom Jahre 1911 endlich einmal durchgeführt wird? Der Herr Abgeordnete Heine — nachdem er anwesend ist, will ich darauf zu sprechen kommen — hat als Referent am 16. Dezember 1911 ausdrücklich erklärt: Wer schnell gibt, gibt doppelt (Heiterkeit), und er hat die Regierung aufgefordert, daß die Sache endlich durchgeführt wird. Ich bitte, Herr Abgeordneter Heine, auf das Schnellgeben haben die Majori-’iätSparteien ganz vergessen und sie haben iietzt eine königliche Freude, dah sie nicht (schnell geben, sondern etappenweise. (Heiterkeit ,unb Zustimmung. — Abgeordneter Heine: Tatsache ist, dah wir für die Eisenbahner doch etwas durchgesetzt haben!) Herr Abgeordneter Heine, Sie hätten gar nichts durchgesetzt, wenn wir diesen Antrag nicht eingebracht hätten. Die Majoritäts-i Parteien hätten sich um die Eisenbahner gar nicht gekümmert !und hätten die Regierung nicht gezwungen, wenn Ihnen nicht aus unserem Antrag Verlegenheiten erwachsen wären. (Leb-Hafter Beifall und Händeklatschen. — Abgeordneter Heine: Das ist die sophistische Darstellung der Sozialdemokraten. — Zwischenrufe.) Herr Abgeordneter Heine, ich erinnere Sie an folgendes: Sie haben im Oktober vorigen JahreS einen Antrag eingebracht, den gleichen, wie er früher und auch jetzt von mir eingebracht worden ist. Haben Sie sich um diesen Antrag gekümmert? Nein! Haben Ihre Herren im Deutschen Nationalverband sich im Budgetausschuß um diesen Antrag gekümmert? Nein! Sie haben nur meinen Antrag niedergestimmt und an «Ihren Antrag haben Sie vergessen. (Lebhafter Beifall und «Händeklatschen- — Abgeordneter Heine; Aber diese Geschichte ist ja längst dargestellt worden! — Abgeordneter Forstner: Sie sind bei den Abstimmungen mehr im Couloir als hier! — Abgeordneter Heine: Ich bin noch nie bei einer Abstimmung auSgekniffen. — Zwischenrufe.) i Sie waren bei der Abstimmung im vorigen Juli draußen. (Zwischenrfe. — Abgeordneter Herne: Damals hat unser Klub<». — Gelächter, Beifall und Händeklatschen.) Aus Opposition gegen die Regierung sind Sie ins Couloir hinausgegangen und haben nicht gegen das Budget gestimmt. (Zwischenrufe,^-- Abgeordneter -H e i n e :;i Wir-sind nicht wegen Ihrer - Abstimmung, sondern bei einer Behandlung des Budgets draußen gewesen!) Wenn Sie gegen die Regierung und die Art und Weise ihrer Verfügungen protestieren wollen, müssen Sie herinnen bleiben und gegen die Regierung stimmen, aber nicht hinauslaufen. (Zustimmung. — Abgeordneter Heine: Sie giften sich wahnsinnig, dah die Eisenbahner etwas be-kommen haben! — Heiterkeit. — Abgeordneter Heine: Ihr seid überflüssig auf der Welt, wenn die Leute zufrieden wären. — Abgeordneter Winarsky: So viel gibt die Regierung nicht, dah die Leute zufrieden sein können!) Die Art und Weise der Durchführung zeigt am deutlichsten, wie Sie die Interessen der Eisenbahner vertreten. Es kann durchaus nicht gesagt werden, daß die Löhne der Arbeiter und die Gehälter der Bediensteten solche sind, dah sie einer Aufbesserung, ja einer schnellen Aufbesserung nicht bedürfen. Herr Abgeordneter Heine war es, der auch in seinem Bericht angeführt hat, um wieviel höher draußen in Deutschland die Löhne, Gehälter und Quartiergelder der Bediensteten sind als bei uns und dah da etwas geschehen solle. Ich will als Beispiel anführen, wie die Oberbauarbeiter in Preußen, und zwar an der Grenze bei Halberstadt-Friedland auf den preußischen Bahnen bezahlt werden. Sie haben, in unsere Währung nmgercchnet, einen Anfangslohn von Kr. 2'71 und erhalten nach ungefähr elf Jahren Är. 3'30. Bei uns beträgt der Anfangslohn Kr. 2 30 und erst nach 27 Jahren bekommt man Kr. 3’30. Das ist der Unterschied in der Bezahlung der Arbeiter bei den ö st erreich i-schen und bei den preußischen Staatsbahnen. Schon aus diesem Beispiel können Sie entnehmen, wie schlecht unsere Arbeiter bezahlt werden und daß diese Bezahlung unbedingt einer Aufbesserung bedarf. Nun wird auch gesagt, dah es notwendig ist, bei den österreichischen Staatsbahnen zu sparen. Auch wir sind dafür; denn es gibt bei den österreichischen Staatsbahnen eine Menge von Auslagen, die vermieden werden könnten, wodurch auf der anderen Seite wieder die Lage des Personals aufgebeffert werden könnte. Wir haben zum Beispiel bei den österreichischen Staatsbahnen eine Ausgabe von ' 7 Millionen Kronen an Diäten, i Diese Diäten wachsen ins Unermeßliche, hauptsächlich schon deshalb, weil man für alles Kommissionen braucht. Wenn zum Beispiel in einem Wartesaal ein Tisch oder sonst etwas gebrochen ist und der Stationschef einen neuen anschaffen will, so kommt ein Kontrollorgan hinaus, welches zu untersuchen hat, ob das den Tatsachen entspricht und berechtigt ist. Wenn dann die Diätenrechnung für diese Kommissionierung aufgestellt wird, so sind oft die Diäten höher als die Anschaffungskosten des Tisches. Es ist eine kolossale Anzahl von Kontrollorganen eingeführt, so daß man sagen kann: auf jeden fünften Bediensteten kommt ein Kontrollorgan. Wenn schon so scharf kontrolliert wird, so müßte es eigentlich ausgeschlossen sein, datz Unregelmäßigkeiten Vorkommen. Das ist aber nicht der Fall; cs wird eben nicht so kontrolliert, wie kontrolliert werden sollte, sondern es werden in der unvernünftigsten Weise einfach diese Kontrollorgane auf die Strecke hinausgesendet, ohne daß dadurch die klaglose Durchführung des Dienstes auf den k. k. Staatsbahnen garantiert wird. Es gehen diese Kontrollorgane oft in der schikanösesten Weise gegen Bedienstete vor, die ihre Pflicht erfüllen, aber gerade nicht der Parteirichtung angehören, die den Herren angenehm ist. Ich habe nun nn Budgetausschuh eine Reihe solcher Dinge borgebracht. In Pardubitz besteht trotz der vielen Kontrollorgane ein schon längere Zeit hindurch dauernder Lohnlistenschwindel. In Jedlesee hat sich ein Beamter ebenfalls wegen Lohnlistenschwindels erschaffen. In Klattau wurden mit einer Firma hinsichtlich der Güterverfrachtung Manipulationen vorgenommcn; m Linz kamen Manipulationen einer Reihe von Oberinspektoren bei angeblichen Neuanschaffungen vor, die aber nicht existierten, das heißt es wurde das Geld einfach gestohlen. Die betreffenden Herren werden pensioniert, während Arbeiter oder Bedienstete, wenn sie sich das geringste zuschulden kommen lassen, einfach vor den Disziplinargerichtshof geschleppt und hinausgeschmissen werden. Wenn aber solche Herren etwas anstellen, werden sie einfach pensioniert. Der RegierungSrat Weffely ist ebenfalls pensioniert worden, und ich habe verlangt, man soll uns sagen, was geschehen ist, man soll die Sache offen aufdecken, aber der Minister hat es nicht der Mühe wert gefunden, überhaupt auf diese Anfragen einzugehen. Auch in Trient und in Knittelfeld sind Manipulationen vorgekommen, die ich dem Ministerium zur Anzeige gebracht habe, aber bis heute habe ich keine Erledigung in dieser Sache erhalten. Um Ihnen, meine Herren, zu zeigen, wie unvernünftig bei Ausgabenfeststellungen in den Werkstätten u. s. w. vorgegangen und wieviel dabei erspart werden könnte, will ich Ihnen einige Fälle vorführen. Im Direktionsbezirk Lemberg, Werkstätte Lemberg, wurde vor zirka fünf bis sechs Jahren eine neue Fräsmaschine eingestellt, die zirka 1000 Kr. kostete, jedoch dem Zweck nicht entsprach und bald zum alten Eisen geworfen werden muhte. In der Werkstätte Lemberg wurde vor einiger Zeit eine neue Kesselanlage mit Rohölfeuerung und Zubehör (das sind zwei große eingemauerte Rohölreservoirc, sogenannte „Vorwärmer", zwei Rohölpumpen samt den hiezu erforderlichen Rohranlagen respektive Rohrleitungen -c.) zum Dampfbetrieb dieser Werkstätte angekauft und geeignetcnorts fertigmontiert I Dieselbe steht bis heute unbenutzt da, rostet u. s. w. und die Dampfkessclfcuerung wird mit Kohle weiter betrieben. Die Tausende von Kronen, welche diese Kesselanlage gekostet hat, sind unnütz vergeudet worden. Für dle_ Schmiedeabteilung derselben Werkstätte wurde ebenfalls vor einiger Zeit eine Rohölesse angeschafft, und zwar samt Luftkompreffor und Transmission. Nun steht jene Rohölesse seit der Zeit der Erweiterung der Schmiedewerkstätte unbenutzt im Hof unter freiem Himmel und wartet auf Versteigerung als altes Eisen. In der Abteilung I (Montierung) steht die seinerzeit zum Biegen der Rohre angeschaffte Maschine vollkommen unbenutzt da, weil selbe ganz unbrauchbar sein soll. Für dieselbe Abteilung wurde vor einigen Jahren eine „Dampfschiebergesichts-Regulierungsvorrichtung" angeschafft. Seit der „Erprobung" derselben liegt selbe unbenutzt da und die Dampfschiebergesichte bei den Lokomotiven werden nach der vorherigen alten Mode reguliert. In derselben Abteilung steht seit einiger Zeit eine Blechschneidemaschine, welche bis vor kurzem zirka zwei Jahre lang in Kisten rc. verpackt dagestanden ist, da man selbe gar nicht auszupacken und aufzumontieren geruhte. Nun steht dieselbe aufmontiert da, aber selbe wird mit Maschinen-, respektive elektrischer Krast betrieben, wie es richtig sein sollte, sondern im Gebrauchsfall wird das Schwungrad derselben mit Menschen-kraft gedreht, wozu zwei bis drei Mann nötig sind. Das Blechschneiden mittels dieser Maschine ist somit teurer als mittels Hammer und Meisel. In der Abteilung I (Kesselschmiede) wurde eine neue Rohrschweihmaschine eingestellt, aber dieselbe erwies sich als unbrauchbar. Hier haben Sie, meine Herren, nur einen sehr kleinen Teil derjenigen Fälle, die mir bekannt sind, und ich könnte Ihnen noch an vielen anderen Nachweisen,. x in welch unvernünftiger Weise hier Ausgaben gemacht werben, die erspart werden könnten, wofür aber eine wirkliche Auf. besserung für die Arbeiter und Bediensteten ganz gut im eigenen Rahmen des Eisenbahnbudgets durchgeführt werden könnte. Ich komme nun zum zweiten Teil meines Antrages, und zwar bezieht sich dieser Teil auf die Aufbesserung der staatlichen Arbeiter. Hier sehen wir ganz deutlich, dah die Herren bei der Schnelligkeit ihres Kompromisses und der Freude über diese Etappenpolitik, die sie jetzt mit der Regierung abgemacht haben, ganz an die staatlichen Arbeiter vergessen haben. Sie haben mit der Regierung gar nichts darüber vereinbart^ daß die staatlichen Arbeiter ebenfalls, wenn schon nicht auf einmal, so doch etappenweise eine Aufbesserung erhalten sollen. Aber wenn Sie sich erinnern, sind dieselben Herren im Staats« angestelltenausschuh in der wärmsten Weise dafür cingetreten, dah den staatlichen Arbeitern, den Tabakarbeitern, den Arbeitern des Salzgefälles, den Forstarbeitern, den Münzarbeitern, den Arbeitern der Staatsdruckerei u. s. w. Aufbesserungen gewährt werden sollen. Sie haben sich alle an der Debatte beteiligt und erklärt, dah es notwendig sei, eine solche Aufbesserung für diese Arbeiter durchzuführen, aber bis heute ist in der Sache nichts geschehen, obwohl nur ein ganz minimaler Betrag angefordert wird. Es würde zum Beispiel eine zehnprozentige Erhöhung des Lohnes dieser Arbeiter nur fünf Millionen jährlich erfordern, aber Sie haben bis heute nicht durchsetzen können, dah die Regierung diese Aufbesserung den Arbeitern gewähren würde. Sie haben also in der Schnelligkeitstaktik der Verhandlungen, die Sie mit der Regierung gepflogen haben, an die übrigen staatlichen Ar-beiter vollständig vergessen und haben es versäumt, die Regierung darauf aufmerksam zu machen, dah es dringend not-wendig ist, auch für die Aufbesserung dieser Arbeiterkategorien etwas zu machen. ; Nachdem die Art und Weise dieser Etappenpolitik absolut nicht im Interesse der Eisenbahnbediensteten und auch nicht im Interesse der Siaatsbahnverwaltung und der übrigen staatlichen Arbeiter gelegen ist, beharren wir auf unserem Antrag und ersuchen Sie, für diesen Antrag zu st i m in e n. (Beifall und Händeklatschen.) y.. , * i: ! t k k Die Mittel sind vorhanden! Budgetäre Deckung für die Erfordernisse der Anträge Diamand und Tomschik. Abgeordneter Dr. Diamand schreibt in der „Arbeiter-Zeitung"; Den Antrag auf Beschaffung der notwendigen Geldmittel für die Erhöhung der Bezüge der Beamten, Unter, beamten, Staatsdiener, dekret- und vertragsmäßig Angestellten, Postangestellten, der staatlichen Arbeiter und der Bediensteten und Arbeiter der Staatsbahnen (Antrag Tomschik) nach Maß-gäbe der Dienstpragmatik und der Beschlüsse des Abgeordnetenhauses aus den Überschüssen der Einnahmsposten des Budgets für das Jahr 1918 habe ich in meinen Ausführungen in der Parlamentssitzung vom 18. Juni ausführlich be-gründet. Die knappe Form deS offiziellen Berichtes, vielleicht auch der Raummangel der Tagesblätter hat aber der Oeffent-lichkeit diese nicht unwichtige Begründung vorenthalten, und es scheint mir angezeigt, sie hier nachzuholen. Der Zentralrechnungsabschluh des Obersten Rechnung?- ■ Hofes für das Jahr 1911 — für 1912 erscheint er erst mit Ende dieses Jahres — weist in den ordentlichen Einnahmen einen Überschuß von 163 Millionen Kronen über die im Budget eingestellten Summen nach: Lotto 3'5 Millionen, Fahrkartensteuer 3 5 Millionen, Tabak 113 Millionen, Zoll 40 3 Millionen, direkte Steuern 15 Millionen, Verzehrungssteuern 44 Millionen Kronen u. f. w. Der Zuwachs an Einnahmen ist in den einzelnen Jahren ein nicht gleichmäßiger, aber stabiler. Im letzten Jahrzehnt hat er durchschnittlich bei den direkten Steuern 3 2 Prozent, bei den indirekten, ohne Zoll, 36 4 Prozent betragen, im Jahre 1911 3 66 Prozent bei den direkten und 7°08 Prozent bei den indirekten ausgemacht. Nehmen wir die wirklichen Einnahmen des Jahres 1911" als Grundlage und fügen den zehnjährigen Durchschnitt des Zuwachses für die Jahre 1912 und 1913 hinzu, dann erhalten wir eine dem zu erwartenden Ertrag entsprechende, genügend vorsichtige Präliminierung. > Demgemäß sollten im Budget für 1913 die direkten Steuern mit 405 Millionen eingestellt werden, sie sind aber mit 892 Millionen eingestellt, es erübrigen somit 13 Millionen. Bei den indirekten Steuern sollten eingestellt werden 454 Millionen, in Wirklichkeit figurieren im Budget 402 Millionen, es bleibt bei dieser Post frei der Betrag von 52 Millionen. Wenn wir von Lotto, Zoll, Tabak u. s. w. absehen und uns nur an die direkten und indirekten Steuern halten, bleibt ein Betrag von 65 Millionen frei, über den das Parlament noch nicht verfügt hat. Diesen Überschuh dürfte im ersten Halbjahr die Regierung nach ihrem Gutdünken verausgabt haben, im zweiten Halbjahr kann das Parlament im provisorischen Budget darüber verfügen, ebenso wie die Regierung es in der Forderung des Nachtragskredits dem Parlament vorschlägt. Es ist nicht unmöglich, daß in den budgetierten Aus«,-, gaben Überschreitungen Vorkommen werden, aber Pflicht des ' Abgeordnetenhauses ist vor allem, für die ordentlichen Ausgaben im Budget Sorge zu tragen und zu diesen gehören die vom Parlament in der Form von Gesetzen oder Resolutionen vorgenommenen Aufbesserungen der Bezüge der StaatSange-stellten. Kommen Überschreitungen vor, die im Budget nicht vorausgesehen werden konnten, dann müssen dem Staatssäckel neue Quellen eröffnet werden, sollte der natürliche Zuwachs der Einnahmen nicht genügen. Für die sogenannten Beamtenvorlagen ist vollauf Deckung vor-,' h a n d e n. Der Antrag Tomschik beansprucht 17 Millionen jährlich, der Antrag Diamand beansprucht 20-2 Millionen jährlich, zusammen 37 2 Millionen; die Mehreinnahmen für bas zweite Halbjahr 1913 betragen 18 6 Millionen, die Mehreinnahmen der richtiggestellten Steuererträgniffe vom 1. Juli bis 81. Dezember 26 Millionen. ES verbleibt somit ein lieberschuh von 7 4 Millionen aus den Steuererträgnissen, abgesehen von den zahlreichen Überschüssen in den anderen Staatseinnahmen, nachdem die Dienstbezüge im Ausmaß der Parlamentsbeschlüsse erhöht werden. Gelesene Nummern des „Eisenbahnen wirst man nicht weg, sondern gibt sie an Gegner nnd Indifferente weiter. Steigerung derBetriebrökonomie bei den österreichischen Staatrbahnen. Neue Versuche mit Ersparnisprämien. 1L Von den bürgerlichen Nationalökonomen von Ruf sind es zunächst die preußischen Geheimräte Professor S ch m o l l e r und Adolf Wagner, die sich gegenüber der Gewinnbeteiligung durchaus ablehnend verhalten. Für sie, die sich dabei durchaus nicht von radikalen Gründen und Ansichten leiten lassen, ist, wie bei vielen anderen bürgerlichen Gelehrten, der Gesichtspunkt maßgebend, daß man damit weder sozial ausgleichend wirken könne, noch aber, daß es ein Mittel sei, um damit ernsthafte Sozialpolitik betreiben zu können. Dafür findet freilich das System unter deu Unternehmern verschiedene begeisterte Befürworter. Einer von ihnen, der Berliner Fabrikant Heinrich F r e e s e, der auch die Gewinnbeteiligung in seiner Fabrik eingeführt hat, sagt davon: „Meine Beamten nahmen die Ausdehnung des Systems auf die Arbeiter nicht so günstig aus, wie ich erwartet hatte. Aber schon wenige Tage nach der Einführung der Arbeiteranteile kam mein Prokurist zu mir und sagte: Sie scheinen doch recht zu haben. Ein Tischler, von dem bekannt war, daß er Sozialdemokrat war, hatte einen jüngeren Werkmeister beiseite genommen. Er erzählte ihm, daß in seiner Werkstatt der Leimkocher, der mit Dampf geheizt wird, schon längere Zeit unbrauchbar sei. Er müsse den ganzen Leim, den er gebrauche, auf Gas kochen. Er habe den Werkmeister wiederholt darauf aufmerksam gemacht. Die Sache ging ihn schließlich nichts an. Da aber die Arbeiter jetzt am Gewinn beteiligt sind, so ginge ihnen doch das Geld mitverloren. Ich glaube, daß solche Fälle sich oft wiederholen werden und daß sie auf die Geschäftsresultate nicht ganz ohne Einfluß sein werden." Der verstorbene Laroche-Joubert, der Besitzer der großen Papierfabrik in Angoulöme, ein Mann, der oft Vater feiner Arbeiter genannt wurde, schrieb darüber: „Wenn ein Chef mit seinen Untergebenen ein Teilhaberverhältuis eingeht, glaube er ja nicht, daß er ihnen einen Teil seines Gewinnes schenke. Durchaus nicht, im Gegenteil, c r macht ein gutes Geschäft. Diese Tatsachen sollen alle Arbeitgeber sich gut einprägen."' In einem seinerzeit vielbesprochenen Buch, „Fabrikantenglück", sagt Herr F r e e f e dann noch weiter: „Ich habe also keine Veranlassung, mit den Ergebnissen unzufrieden zu sein. Ich finde sie im Gegenteil höchst befriedigend und empfinde tiefe Dankbarkeit für die Männer, die mir einen Weg gezeigt haben, der mich aus dem Dunkel unserer sozialen Klassengegensätze zu den lichten Gestaden des Glücks und der Zufriedenheit geführt hat. Das Glück, das ich gefunden habe uud anderen mitteilen möchte, besteht in der Herstellung einer Eintracht, einer Interessengemeinschaft zwischen meinen Angestellten und mir, die meine Mitarbeiter und mich zu einer einzigen Familie vereint haben. Die Auszahlung der Anteile erfolgte bei mir zuerst in kleinen Papiersäckchen' später fand sie in einer offenen Versammlung statt, die ich mit einem kurzen Bericht über die Ergebnisse des letzten Geschäftsjahres zu eröffnen pflege. E i n Einblick in die Geschäftsbücher wird den Angestellten nicht gewährt, er ist auch nie verlangt worden, da die Beamten, die bei der Feststellung der Bilanz Mitwirken, selbst beteiligt sind; doch empfiehlt es sich, die Richtigkeit des Verteilungsplanes dnrch einen vereidigten kaufmännischen Bücherrevisor jedesmal bestätigen zu lassem... Seit Anfang 1899 lasse ich die Gewinnanteile meiner Angestellten in Sparkassenbücher meiner Fabriksparkasse eintragen, ohne ihrem Vcrfügungsrecht über ihr Guthaben Schranken zu ziehen. Am besten wird sich natürlich die Gewinnbeteiligung bewähren, wo der Anteil des Arbeitslohnes an. dem Erzeugnis sehr hoch ist. Bei Borchert (Messingwarenfabrik) betrug er 3 Prozent des Wertes der Fabrikate, bei Godin (Ofenfabrik) dagegen 30 Prozent und bei Leclair (Saumalerei) sogar 70 Prozent. Wo die Arbeit einen sehr geringen Anteil am Verkaufspreis der Waren hat, kann die Wirkung der Gewinnbeteiligung nicht von Bedeutung sein." Der Verfasser schließt das Kapitel, worin die vorstehenden Angaben über das bei ihm eingeführte System enthalten sind, mit einer Aeusjerung des Herrn Laporte, eines der Delegierten der französischen Regierung auf der Berliner Arbeiterschutzkonferenz, die lautet: „Es wäre wünschenswert, daß viele Arbeitgeber so handeln wie Leclair. Die soziale Frage würde so von ihrer Herbheit verlieren und würde leichter zu beantworten sein." . - Freilich vergißt Herr Freese, der Begeistert in der Gewinnbeteiligung das Mittel zur Lösung der sozialen Frage erblickt, ganz darauf, daß es sich in Wirklichkeit dabei nur um ein raffiniertes Mittel handelt, den Grad der Ausnützung der Arbeitskraft zu steigern, und daß schließlich auch die Arbeiter nur so lange davon entzückt sein können, als ihnen der Einblick in das Wesen dieser Einrichtung fehlt. Ueberall dort, wo man dem Arbeiter und Angestellten im Großbetrieb die Aussicht eröffnet, dann, wenn durch seinen Fleiß und durch feine besondere Anstrengung die ^Rentabilität des Geschäftes erhöht wird, daran mitpartizipieren zu können, überschreitet naturgemäß die Kraftanspannung des -einzelnen die; dex , Leistungsmöglichkeit. Darunter leidet naturgemäß zunächst die Sicherheit des Betriebes, und die Gefahren, die damit besonders im Eisenbahnverkehr heraufbeschworen werden, lassen sich gar nicht ausdenken. Und deshalb auch kann man ruhig sagen: die Herren, die am grünen Tisch ein solches, einen unnatürlichen Anreiz bildendes System ausgeklügelt haben, scheinen keine Ahnung davon zu haben, was entstehen könnte, wenn die Bediensteten nicht klug geuug gewesen wären, das ganze Truggespinst zu durchschauen. Alle auf die Sicherheit des Verkehrs gerichteten Vorschriften würden einfach aufhören, praktisch zu bestehen, wenn nur der Gedanke beim Personal überwiegt, wie durch Zeitersparnis und Mehrleistung der Gewinn und damit die eigenen Arbeiten zu erhöhen seien. Es ist also klar, daß damit eine neue, nicht absehbare Quelle für die Entstehung von Unfällen gegeben wäre. Damit aber würde das System auch für die Bahnverwaltung selbst ein Mittel sehr zweifelhafter Natur fein, da diese doch bei einer höheren Unfallsziffer gleichzeitig auch für eilte höhere finanzielle Leistung an die berufsgenossenschaftliche Unfallversicherung herangezogen wird. Man sieht also, das Mittel, auf solche Art die Betriebsökonomie zu steigern, hat — soweit es den Eisenbahnbetrieb betrifft — nicht nur für die Unternehmung keinen praktischen Wert, es erweist sich doppelt schädlich für die Arbeiter und Bediensteten. Dr. S ch ö n h a l s, von der Nervenheilstätte Schönwald-Zehlendorf, hat sich der Mühe unterzogen, den Einfluß der Akkordarbeit auf die Neurasthenie festzustellen, und er kommt zu dem Schluß, daß dauernde Anstrengung und große Aufmerksamkeit einen mächtigen nachteiligen Einfluß auf das Nervensystem ausüben können. Der (Stimulus, der auf die Leistungsfähigkeit als Anreiz wirkt, ist natürlich bei der Aussicht auf eine Prämie oder auf Teilnahme am Gewinn noch weit größer als bei einer einfachen Akkordarbeit, weshalb auch die nervenzerstörende Wirkung, bii daraus heroorgeht, ungleich höher eingeschätzt werden muß. Gewinnbeteiligung und Prämiensystem sind also Mittel, die Leistung des Arbeiters und des Angestellten über die Grenzen seiner normalen Fähigkeit hinaus zu steigern. Daß das für eine gewisse Zeit hinaus gelingt, darüber ist kein Zweifel. Man könnte sich, wenn man den Sinn, der dahinter steckt, drastisch illustrieren wollte, ein müdes Pferd vorstellen, das einen Wagen weiterschleppt, und das durch einen vorgehaltenen Sack Hafer immer wieder zu neuen und letzten Anspannung seiner Kräfte augefpornt wird. Oder besser noch ist vielleicht der Vergleich eirtoS englischen Sozicilpolitikcrs, der von Prämien und Gewinnbeteiligung sagt, daß es das System sei, den Hund mit dem eigenen Schwanz zu f ü 11 e r it. Man holt eben durch ein raffiniert ausgeklügeltes System aus dem Arbeiter den letzten Rest von Nervenkraft itud Gesundheit so rasch als möglich heraus und gibt dann zizzerl weise als Prämie etwas zurück. Es ist daher auch nur zu Berechtigt', wenn darüber ein staatlicher Beamter, der WürttemBerger Fabrikinspektor, sagt: „Die Gewährung von Prä- mien an die ArBeiter ist eine Wohlfahrtseinrichtung sehr zweifelhafter Natur. Für die große Masse der ArBeiter ist das Prämiensystem nur schädlich, weil die Erlangung von Prämien von einer Reihe von Faktoren oBhängig ist, die dem Einfluß des Arbeiters entzogen sind." Der letztgenannte Hinweis kommt da noch besonders in Betracht. Immer hat es nämlich der Unternehmer in der Hand, die Prämien und Gewinnanteile nach eigenem Gutdünken festzusetzen oder sie von dem besonderen „Wohlverhalten" des Arbeiters abhängig zu machen. So kommt cL also, daß der Angestellte nicht nur Raubbau an seiner Lebenskraft und Gesundheit treibt, sondern auch _ zumeist auf feine Bewegungsfreiheit, auf das Koalitionsrecht und auf die Mitwirkung am Arbeitsvertrag verzichten muß. Und so erweist sich eben das System, so verlockend es aussieht, als das System zur Steigerung der Ausnützung der Arbeitskraft, bei dem der Unternehmer immer Uud auf jeden Fall den größeren Nutzen hat. Und eben deshalb, weit, es nicht geeignet ist, die Angestellten zu Befriedigen, ist man auch vielfach dort, wo es Bereits eingeführt war, wieder davon aBgekommen. Bei der französischen OrleansBahn wurde das System Bereits 1844 eingeführt, cBcitfo Bestand die GewinnBeteiligung Bei der eidgenössischen Postverwaltung in der Schweiz in den Jahren 1869 Bis 1872, und endlich auch Bei der Badischen Eisenbahnverwaltung in der Zeit von 1882 bis 1890. Heute ist man überall davon aBgekommen, und zwar wohl nur deshalB, weil die Erfahrung lehrte, daß die Erwartungen, die man daran knüpfte, sich in keiner Richtung erfüllten. Wie immer ist daher auch die österreichische Staatsbahnverwaltung etwas spät an der Reihe, wenn sie heute ein System zu erproben versucht, über das in der sozialpolitischen Welt die Akten so ziemlich geschlossen sind. Die Arbeiter und Angestellten stehen den Versuchen mit nüchternen Blicken gegenüber und werden sich durch diese Verlockungen keineswegs täuschen lassen. Haben doch gerade sie nur zu oft erfahren müssen, daß sie bei jedem Akt des sogenannten „Wohlwollens" reichlichen Grund zum Mißtrauen besitzen! Fr. I—1. Hie Grenzen parlamentarischer Wirksamkeit. Sechs Fahre sind es nun fast auf den Monat her^ daß die aus allgemeinen, gleichen und direkten Wahlen! hervorgegangenen Abgeordneten zur ersten Sitzung im! Wiener Parlament zusammntraten. Welche Hoffnung und! Wünschen vo>: Millioneil der sozial Gedrücktesten be-j gleiteten die Abgeordneten auf ihrem ersten Gang! Mehr als zehn Jahre hatten die österreichischen Arbeiter ge-j harrt und gekämpft, mehr als zehn Jahre hatten sie in'j unzähligen Versammlungen, auf Hunderten Kongressen,1 in Tausenden Straßendenioustrationen, in Kundgebungen^ buntester Art nach dem gleichen Rechte gefchrien — im 1 zehnjährigen unablässigen Ringen hatte sich das ut‘ wüchsige Sehnen dieser Millionen nach dem gleichen! Rechte zum überwältigenden Wahlrechtsrnf verdichtet; — und als an jenem Oktobertag die jubelnde KunhA von: Siege der russischen Revolution nach Wien drang j und gleichzeitig das feierliche Wahlrechtsversprechen des ungarischen Königs bekannt wurde — da vermochte keine Macht mehr das Vorwärtsdrängen der Arbeiterklasse zu hemmen, von neuem brauste, kraftbefruchtet durch die herrlichen Siege der ungarischen und russischen Brüder/ vollgesogen mit verjüngter Begeisterung, der Wahlrechts--sturm mit unwiderstehlicher Macht über Oesterreich dahin die Herrschenden im Reiche mußten sich dem Willen ‘ des Proletariats beugen — am 28. November 1905 war das freie Wahlrecht gesichert, am 14. Mai 1907 traten zum tzrstenmal alle volljährigen österreichischen Staatsbürger als Gleichberechtigte zur Urne, am 17. Juni 1907 trat das Volkshaus zur ersten Sitzung zusammen — es war kein Traum! Es war Wirklichkeit! Das Volks«; Parlament war nun da! Unser Kind! Die Frucht unseres,' die Frucht proletarischen Ringens! Unser Junge! Den wir im zehnjährigen Kampfe gezeugt, mit unserem Herzblut, mit unseren geheimsten Hoffnungen und heißestem Sehnen genährt hatten — er war nun da, unser Junge, gesund und lachend, zukunftsfroh! Wie anders muß es doch jetzt in diesem unglücklichen Oesterreich werden! Diesem Lande voller unmöglicher Ansätze und aller mög«' lichen Zufälligkeiten, diesem komischen Zwitterding schäm-, haftet Unbeholfenheit und tolpatschigen Größenwahns' — vielleicht, daß nun der Augenblick wahrhaftig da ist, daß aus diesem brüchigeil, unfertigen, niegeborenen, zusammengeschacherten, zusammengeheirateten, zusam-; mengeraubten Staatenmonstrum ein wirklicher, organisch gegliederter Staat hervorgeht, „einem geräumigen, Breiten, lichtdnrchlässigen Gebäude vergleichbar, der behaglichen Wohnstätte glücklicher Völker und Rationen" — vielleicht, daß mit diesem Hause' eine neue Aera für die Völker Oesterreichs heranbricht. So dachten und sehnten viele Taufende, öster- ' reichische Arbeiter. * ' "* . Sechs Jahre sind nun vorüber, doch sechs Jahre unerfüllter Hoffnungen, guälendcr Enttäuschungen, schmerzvoller Entbehrungen! Freilich, so leicht ist der Staatskarren ans dem Morast, in dem er bis zur Achse. steckt, nicht aufs Trockene gebracht. Doch diesem Oesterreich, diesem Laude von Ungefähr, dem doch geradezu alles zu einem modernen Staat fehlt, mit Ausnahme! van Bescheidenheit etwa, diesem Oesterreich wäre doch mit so wenigem zu helfen — in diesem Staat war und ist ja noch alles, rein alles zu tun — und nichts, nicht eine einzige jener unzähligen Möglichkeiten, die das Reich noch in sich birgt, wurde zur Tat. Die innere wie die äußere Politik: ein unglaublich plumpes, direktionsloses Herumtappen, ein allgemeines, erbärmliches Versagen, frei von jeder Spur von Großzügigkeit. Wo das Leben ' nach durchgreifenden Reformen schrie, kam kleinliches Flickwerk. Nicht ein großer Wurf gelang! Statt einer umfassenden Finanzreform — ein durchaus itnbegriin-; detes, sinnloses, in keinerlei organischem Zusammenhang stehendes Steuerbukett; der kleine Finanzplan, statt einem großzügigen, ans dem freien Selbstbestimmungs-recht der Nationen Beruhenden Nationalitätenprogramm —- der verunglückte Versuch eines kleitcherzigen Ausgleiches mit ängstlichem Festhalten an den historischen Landesgrenzen, statt einer wohltätigen, die ohnedies nicht geringe Blntlast mildernden Wehrreform gehässige Dienstbcftiinnumgen, Kriegsleistungsgesetz. Wo bestaub eine Möglichkeit, die politische Unfähigkeit zu beweisen,.| und die Oesterreich nicht pünktlich eingelöst hätte? Galt es, sich bei den eigenen Völkern verhaßt und vor, dem übrigen Europa lächerlich zu machen ■— Oesterreich ließ sich dnsit nicht bitten, zu solchem Zwecke eilte es ltnge-.rufen herbei. Kein einziges namhaftes sozialpolitisches Gesetz, betrogene Sehnsüchte, genarrte Hoffnungen —. ;daS die erstaunliche Ausbeute sechsjährigen parlamentari-I scheu Wirkens für das Proletariat. * Freilich, so trostlos wie für die Arbeiter klingt das Lied für die Regierung nicht. Die Befürchtungen der Herrschenden erwiesen sich als durchaus grundlos, die geheim gehegten unverschämtesten Wünsche und Hoff-! nunge'n wurden weit durch die Wirklichkeit übertroffen.1 Die Herren Volksvertreter waren ja nicht so böse als die hohen Herren anfangs dachten: lammfromm bewilligten sie Kanonen, Kriegsschiffe, Rekruten, Kriegspferde, Festungen und Offiziere und Geld in märchenhaften Mengen; freilich, die Regierung brauchte nicht unzufrieden sein, alles, was sie nur begehrte, bekam sie ohne-weiters, das „Dingsda", das Parlament, diese „Dingsda", diese Herren Niemand, nämlich diese sonderbaren Abgeordneten, mochten der Regierung nicht große Mühen und Sorgen. Sie sind ja so leicht zu behandeln,, die Herren Abgeordneten, eine Auflösungsdrohung öfter ein Ministerportefeuille und alles ist schon wieder gut. Die Regierung legt auf den Beratungstisch Wehrvorlagen, Steuervorlagen, Rekrntenvorlagen, Kriegs-leistungsgesetz, kurz: „Staatsnotwendigkeiten" in allen Nuancen — und mit automatischer -Pünktlichkeit, in unangetasteter Fassung erhält sie ihre Vorlage bewilligt zurück. Die Regierung ^befiehlt die Ablehnung sozialpolitischer Gesetze, ihr Schicksal »ft nun unbarmherzig Besiegelt, die. sozialpolitischen Gesetze fdllcji.,. sic existieren für die Mehrheit der Volksvertreter nicht mehr. Paßt das Parlament der Regierung nicht in den Kram, ei,. V€>eite 8. . / Wien, Freitag ff-r-J*---------------------------------,--------------— ' va vertagt oder schließt sie es ohne viel Federlesens mid -ie braven Volksvertreter mncksen nicht ein bitzcheu auf, wie gut geprügelte Schulknaben gehen sie wieder heim. Die Herrschenden können allerdings froh sein nnd Indien, besser ist es ihnen nie gegangen — freilich, die Arbeiter .ziehen trübe heim, Enttänschnngen, nichts als Ent-^ä^ungcit »reichte ihnen das Hans. , ^ . Doch wer trägt die Schuld an diesem Elend? Ist Lie Wirksamkeit des Parlaments unbeschränkt? Dürfen die Abgeordneten schalten wie sie wollen? Ei, die Antwort fällt nicht schwer: Die Abgeordneten gehen aus gleichen und direkten Wahlen hervor. Spiegelt uicht die -politische , Zusammensetzung eines Hauses das Niveau der politischen Reise der Wähler zurück? Die Wähler haben ja ein solches Haus gewollt! Auf die Wähler selbst :fällt die 1 Schwere der Verantwortung, an den Mitz-jHandlungen nnd Entwürdigungen, die das Parlament (von der Regierung und dem Herrenhanse zu erleiden hat, mögen die Wähler ihre politische Unbedeutendheit und' Energielosigkeit erfahren, die Erbärmlichkeit des Parlaments'möge endlich den Wählern erkennen lassen den Tiefstand ihres politischen Niveaus. Mit ihrem Votum am Wahltag haben die Wähler die Linien der 'künftigen Politik, die Grenzen der Wirksamkeit des Paria* ! ments wohl gezogen. In der Macht der Wähler allein liegt es, die Grenzen zu erweitern, die Volksvertreter können nicht anders bandeln als cs das Volk will, ein Parlament kann unmöglich mehr leisten, als es vom Volk gezwungen wird. Wenn das Volk betrogen nnd genarrt wird, wenn ihre Vertreter gcolirfcigt und geschändet werden — das Volk verdient es ja nicht anders, :cs wehrt sich ja nicht, genau so haben sie es gewollt. ! Jeder, Schlag, der das Parlament trifft, sanft in Wirklichkeit auf die Rücken der Wähler nieder — wie stumpf müssen doch im Grunde die Wähler sein, wenn sie gleichgültig den Prügel auf ihren Rücken tanzen lassen! Soll sich wahrhaftig der Segen jahrzehntelanger Kämpfe in Fluch verwandeln, weil es die gottverdammte Bequem-.lichfeit so wünscht? ' \ VwV‘J‘ ___________________ Die Leiden bet Stationsdiener der Wiener Stadtbahn. ^■ijtv.'Wtr waren schon öfters gezwungen, in unserem Blatt die unerträglichen Verhältnisse aufzuzeigen, unter denen die Stationsdiener und auch andere Bedienstete bei der Wiener Stadtbahn zn leiden haben. Die Zentrale unserer Organisation leitete auch sonst eine Reihe von Aktionen ein und führte sie durch, die daraus abzielten, die elenden Verhältnisse zu beseitigen. Wohl gelingt es in Anbetracht der vielen hemmenden Umstände nur sehr schwer und sehr langsam, Aendernngen durch. ! zusetzen. Aber ganz umsonst ist die viele aufgewendete ; Mühe nicht, und so können wir heute mit einem Erfolg, jder freilich nur eiix Teilerfolg ist, aufwarten. Wir ver-öffentlichen nachstehend eine Verfügung der Staatsbahn-direktion Wien, die geeignet erscheint, den Stations-|Dienern eine Reihe angenehmer Lebensbedingungen zu [schaffen. Allerdings nur dann, wenn die Dienstvorstände 'diese Verfügung respektieren und die betreffenden Maß. ! nahmen auch durchführen. Nach den bisherigen Erfahrungen, welche die Stationsdiener bisher diesbeziig-.lieft machen mutzten, scheint aber bei einer ganzen Reihe von Dienstvorständen dieser Wille nicht vorhanden zu sein. Beweis dafür wohl auch der Umstand, datz die Dienstvorstände diese Verfügung den Stationsdienern bisher nicht bekanntgegeben haben. Sie halten sie als streng vertrauliches Amtsexemplar in der Schreibtischschublade verwahrt, offenbar so lange, als sich eben die Stationsdiener die Nichtdurchsetzung dieser Verbesserung gefallen lassen. So müssen eben wir die dienstliche Aufgabe der Dienstvorstände, die sie bisher nicht erfüllt haben, durchführen und diese Verfügung den Stations-'Lienern zur Kenntnis bringen. Sie lautet: J- K. k. Staatsbahndirektion Wien. , 20. Mai 1013. '‘Betreff: Mangelhafte Instandhaltung der Schlaf- und Unterkunftsräume > v des Stadtbahnpersonals. A n a l l e B a h n ä in t e r und selbständigen Halte-■’ft e l l e n, Herren V e r k e h r s k o n t r o l l o r e der Wiener Stadtbahn und die f. k. Bahner ha l-•li tungsfektion Wien IIT. In Verfolg hierseitigen Dienstbefehles Nr. 2 6 36—V . vorn 23. August 1912 wird ferner verfügt, datz den Stadt- • ibahnbediensteten, welche auf Grund hieramtlich genehmigter D i e n st e i n t e i l u n g e n r e g e l m ä h i g 2 4 st ü n d i g e n ! Dienst versehen, und zwar den Personen. • ^kassieren, Portieren und Station S dienern . f. zum Ausruhen in der Nachtpause angemessene Schlaf. Gelegenheiten von Amts wegen einzuräumen sind. Als Angemessene Schlafgelegenheit kann entweder ein Leder-^jdiwan mit Lederpolftec samt Bettwäsche und Bettkohen oder : jein komplett ausgestattetes eisernes Bett dienen. _ Als Waschgelegenheit haben entweder die vorhandenen • ^Waschtische oder Waschkasten oder aber, mit Rücksicht auf mitunter sehr beschränkten Naumverhältnifse eine Garnitur, bestehend aus je einem Waschbecken, Wassereimer .fand einer Wasserkanne Verwendung zu finden. Aus öko- - Komischen und Zweckmäßigkeitsrücksichten ist nur die unumgänglich erforderliche Anzahl von Waschgelegenheiten zu-,'zuwcisen, weil eine abwechselnde Benützung derselben durch '.Portiere und S t a t i o n s d i e n e r in sehr vielen s Fällen möglich sein wird. Nach den hierseitigen Wahr-»nehmungen waren in vielen Fällen die seinerzeit erhobenen ! Beschwerden des eingangs genannten Personals über die (Unzulänglichkeit ihrer Schlaf- und Waschgelegenheiten de-»gründet, weil selbe teilweise ganz fehlten oder sich in einem fehr schlechten Zustand befanden. Es wurde jedoch hiebei j, festgestellt, datz mit Rücksicht an der mitunter in einzelnen Schlafräumen Hieramts festgestellten mangelhaften Reinlichkeit nicht eine in diesem Fall unrichtig angewandte ^ Sparsamkeit der Dienstvorstände schuld trägt, sondern datz «selbe hauptsächlich durch das Personal selbst verschuldet • wurde. Die Schlafstellen — Betten sowohl als auch Divans fr— werden von diesen Bedien st eten in der > IRegel in voller oder teilweiser Begleitung zum Ausruhe nund tagsüber als Depot stelle j.für diverse von Parteien unerlaubterweise übernommene Gegenstände benützt. Auch werden solche Räume entgegen einzelnen Lokalvorschriften von Bediensteten anderer Dienstzweige ausgesucht. Häufig werden die Ledordivans p£nc Bettwäsche und Bettkotzen be. nützt. Da auch einzelne Dienststellen anscheinend über die Benützungsart solcher. Räume sich im Zweifel befinden, wird hiemit ausdrücklich bedeutet, datz die Kasernenordnung des Zirkulars Nr. 93 im Sammclband IV auch auf solche Schlaf- beziehungsweise Unterkunftsräume sinngemäße Anwendung zu finden hat. Die Absätze 8, 12, 15, 16, 17, 20, 21, 22, 23, 24, 26, 33, 36 dieses Zirkulars haben sogar in vollem Umfang auch in diesem Fall Geltung zu finden, wobei besonders auf die Befolgung der Bestimmungen des Absatzes 21,22,23,24 und 33 strenge zu achten ist. Die mißbräuchliche Benützung dieser Räume als Garderoben beziehungsweise Gepäckaufbewahrungsränine ist unter keinen Umständen zu dulden, weil häufig dadurch das Ungeziefer eingeschleppt wird. Ungezieferverdächtige und rauchgeschwärzte Räume sind von den Bahnerhaltunssektionen frisch zu färbeln und ist dann das gesamte Mobilar von Stations-bediensteten mit einer vier- bis fünfprozentigen Desodorol-lösnng zu reinigen. Die Bettwäsche ist mindestens alle 14 Tage, bei größerer Verunreinigung ausnahmsweise auch früher, zu reinigen (von wem?). Nur bei rigoroser Handhabung vorstehender Anordnungen kann die auch im Interesse der Bediensteten gelegene Ordnung und ein mit den hiefür aufgewendeten namhaften Geldmitteln in Einklang stehender Erfolg erzielt werden. Der k. k. Staatsbahndirektor: K o l i s k o m. p. Die im Sammelband IV, Zirkular 93, enthaltenen Bestimmungen der Kasernenordnung, die im vorstehen-den Erlatz zitiert werden, lauten: Absatz 8: Die Lokalitäten sind mit Rücksicht auf die Art ihrer Benützung durch Aufschrifttcifeln oberhalb der Eingangstüren zu bezeichnen. Absatz 12: Für die Ordnung und Reinlichkeit in d'.m Kasernen sind die Dienstvorstände, beziehungsweise die speziell bestellten Aufsichtsorgane verantwortlich. Absatz 15: Die Bettsorten müssen sorgfältig ge- schont, stets rein erhalten, öfter gelüftet und ausgeklopft werden. Absatz 16: Die Zimmer müssen täglich, so oft als notwendig, immer aber während des Leerstehens aus-gekehrt und ausreichend gelüftet werden. Absatz 17: Staub und Spinnengewebe sind zu entfernen, Fntzböden, Fenster, Türen, Tische, Bänke und Bettbretter öfters zu reinigen und die Spucknäpfe mit frischem Sand zu füllen. Absatz 20: Wo tunlich, sind eigene Räumlichkeiten, Ivo sich die Leute waschen können, zu bestimmen. Absatz 21: Für jedes Bett sind zur Schonung der Kotzen zwei Leintücher zum Gebrauche bestimmt. Absatz 22: Das Liegen und Zudecken ohne Leintuch ist verboten. Für jedes 93 et t sind zwei Paar Leintücher zu bestimmen, welche abwechselnd in Gebrauch zu nehmen sind, so datz nach jeder Benützung des Bettes die Leintücher gewechselt werden. Absatz 23, 24 und 26: Verboten ist, angekleidet, mit den Stieseln auf den Betten zu liegen, das Belegen der Betten mit Kleider, das Abwischen des Gesichtes, der Hände oder der Stiefel an den Leintüchern. Die Kleider find an hiezu bestimmten Wandrechen aufzu-hängen oder auf Sessel zu legen. Absatz 33: Fremden Personen ist der Zutritt oder die Uebernachtung in den Kasernen nicht gestattet, Absatz 36: Die zugewiesenen Schlafstätten dürfen ohne Bewilligung des Aufsichtsorgans nicht gewechselt werden. Es wird nun Aufgabe der Stationsdiener sein müssen, darüber eifrig zu wachen, datz diese Verfügung in seiner vollen Gänze in allen Stationen zur Durchführung gelangt. Gleichzeitig sind wir neuerlich gezwungen, das bei der Wiener Stadtbahn herrschende Straf-s y st e in, das an den Stationsdienern in der rücksichtslosesten Weise geübt wird, zu brandmarken. Die meisten Strafen treffen die Stationsdiener wegen unrichtiger Stellung der Fahrtrichtungstafeln und wegen Nichtanwesenheit beim Hiigc oder wegen dem Zuspätkommen zu demselben. Nun ist allerdings richtig, datz für pflichtvergessene Menschen Strafen am Platze find. Aber hier handelt cs sich nicht, und zwar in den allermeisten Fällen, um unentschuldbare Pflichtvernachlässigungen seitens der Stationsdiener, sondern darum, datz diese Bediensteten bei dem mörderischen Dienst mit dem besten Willen nicht in der Lage sind, einmal etwas nicht zn übersehen oder eine falsche Tafelstellung vorzunehmen. Man stelle sich nur vor, datz die Stationsdiener 19 Stunden ununterbrochen bei einem durchschnittlich fiinfminutigen Zugs-verkehr diensttätig sein müssen. Und diese ungeheure Dienstdauer mutz in zugigen, rauchigen, kalten und heitzen Räumen absolviert werden, jedeMinute belästigt vom Aus-fünft suchenden und verwöhnten Wiener Publikum. Dazu kommt, datz die Stationsdiener über verspätete Züge und Aendernngen in der Zugsfolge keinerlei Verständigung erhalten, was übrigens bei den bestehenden Verhältnissen selbstverständlich ist. Der Blocksignaldiener darf seinen Dienstposten nicht verlassen. Wer soll also den Stationsdiener verständigen? Nachdem di? Stationsdiener Menschen sind wie andere und Bedürfnisse haben, so ist es ebenfalls selbstverständlich, datz die Leute manchmal nicht zeitgerecht am Platze sein können, denn in vier bis fünf Minuten feine Notdurft zu verrichten, ist nicht jedermann möglich. Darüber dürften auch die Burcaukraten der Staatsbahnverwaltung Er-fahrungen haben, die sie endlich zu der notwendigen Einsicht bringen könnten. Es handelte sich also nicht um Pflichtvernachlässigungen, sondern um ein Unvermögen, das die elenden Verhältnisse naturgemäß bedingen. Die Zugsführer haben den strengen Auftrag, alle Fehler der Stationsdiener gewissenhaft zu rapportieren, widrigenfalls sie selber bestraft werden. Und so regnet es Strafen auf Strafen. Es gibt Stationsdiener, die wegen eines einzigen Fehlgriffes mit 10 Kr. Gehalt-abzug bestraft wurden. In vielen Fällen wird den Bestimmungen des § 93 der Dienstordnung, wonach vor der Verhängung einer Ordnungsstrafe dem Bediensteten Gelegenheit zu geben ist, sich über das ihm zur Last ge-legte Dienstvergehen zu verantworten, gar nicht Rechnung getragen. Die Strafe soll doch ein Mittel .Luc Besserung, zur Erziehung sein. Wenn aber so sinnlos brutal gestraft wird wie bei der Stadtbahn, so wird die Strafe zum Unrecht, zur Brutalität. Die Vorgesetzten müssen doch soviel Intelligenz haben, zu unterscheiden, ob ein Bediensteter aus Nachlässigkeit oder ans Unvermögen infolge der in Betracht kommenden Verhältnisse Fehler begeht. Vor allem aber müssen die Dicustvorstände berücksichtigen, datz die Stationsdiener 24 Stunden im exekutiven Dienst stehen und davon 19 Stunden ununterbrochen angestrengt geistige und körperliche Arbeit verrichten. Bei einer derartigen Leistung müssen Rücksichten geübt werden, die man bei einer menschenwürdigen Arbeitszeit eventuell autzer Betracht lassen kann. Es gibt ja noch einen Weg, wenn man die Fehler beseitigen will. Her mit dem 12/24stündigen Dienst-turnns für die Stationsdiener und die Dienstvorstände werden sich nicht mehr mit barbarischen Strafverfügungen zu beschäftigen haben. So lange das aber nicht geschieht, besteht mich kein Recht zum Strafen, und die Staatsbahnverwaltung mutz es sich gefallen lassen, wenn ihr die Staatsbürger brutalste Barbarei zum Vorwurf machen. _________________ Die Serie der KsenbahmrrMe. Das Eisenbahnunglück bei Siebenbrunn. Am Sonntag den 8. d. M. um %ll Uhr abends ist in der Station Siebenbrunn der Staatseisenbahnstrecke der Pretz-burger Vergnügungszug mit einem entgegenrollenden Waggon zusammengestoßen. Die Wirkung des Zusammenstotzes war furchtbar, die Lokomotive des Vergnügungszuges wurde nmge-worfen. Der erste Waggon ging vollständig in Trümmer. Aus dem Waggon ertönten verzweifelte Hilferufe. Die Passagiere, die in den unversehrten Waggons waren, wurden heftig durch-einaiidergeschüttelt. Ihrer bemächtigte sich große Aufregung. Sie eilten zu dem zertrümmerten Waggon, und das Bahnpersonal leistete den zahlreichen Verletzten erste Hilfe. Der Wiener StaatSbahnhos wurde von dem Unfall gleich verständigt. Es wurde auch sofort ein Hilfszug nach der Unfallsstelle abgelassen. Nach den Berichten bürgerlicher Blätter haben zehn Personen teils schwere, teils leichte Verletzungen erlitten. Die ttrfachc des Unfnlls. Wie immer, so ist auch bei diesem 'Eisenbahnunglück die leichtsinnige Schlamperei die Ursache. Am genannten Tag hatte der Gütereilzug Nr. 168, der verspätet in Siebenbrunn eingetroffen war, zu verschieben, da er fünf Milchwaggons zu bekommen hatte. Die eigentliche Vorfahrstation des verunglückten Personenzuges Nr. 124 hätte fahrordnungsgemätz in Raasdorf sein sollen, Zug 168 hatte jedoch in Siebenbrunn schon eine Verspätung von 16 Minuten, weshalb Zug 168 den Zug 124 schon in Siebenbrunn Vorfahren lassen mußte. Er mußte daher das Einfahrtsgeleise des Zuges 124, Geleise I, räumen und stellte sich auf Geleise IV. Aber vor Ankunft des Zuges 124 hätte Zug 168, der sich bereits auf Geleise IV gestellt und so dem Personenzug das Einfahrtsgeleise freige-geben hatte, nachdem er diese Arbeit beendet hatte, nicht mehr verschieben dürfen, da die Ankunft des Perfonenzuges alle Augenblicke zu erwarten war. Als Verfchub-leiter fungierte jedoch der diensthabende Beamte, der den Ver-schub befahl. Nun genügt die in Siebenbrunn übliche Station-;. Beleuchtung . nicht einmal dann- wenn ein ankommender Zu s. gar nichts zu tun hatte. Bei einem verspäteten Zug aber, wc die Arbeit überhudelt werden mutz, ist eine solche Beleuchtung, wie dies gegenwärtig in allen Stationen der k. k. Staatsbahnen infolge der „E r sp a r u n g s m a tz n ah m e n" bei sonstiger Bestrafung des Personals üblich geworden ist, direkt verhängnisvoll. Und diese Ersparungsmaßnahme, also die total ungenügende ■ Beleuchtung, ist eine weitere Ursache bes. Eisenbahnunglücks in Siebenbrunn, weil vom verschiebenden Personal jene zwei Wagen, die nicht gekuppelt waren und infolgedessen entliefen, durch die herrschende^, in st errtis nicht bemerkt werden konnten. Durch Jahre hindurch war ferner am Ende des Geleises V ein Geleis eriegel angebracht, der den Zweck hatte, einen eventuell ins Rollen gekommenen Wagen aufzuhalten. Im Monat März ist nun das Geleise V verlängert worden und seit dieser Zeit fehlt dieser Geleiseriegel. ES ist bodenloser Leichtsinn, datz der Geleise-riegel nicht mehr angebracht wurde, woraus mit Bedauern zu konstatieren i st, datz die E r-s p a r u ti o § Iv u t der k. k< Staatsbahn Verwaltung selbst f a ch t e ch n i f ch e Schutzvorrichtungen, selbst wenn diese noch so billig zn stehen kommen, nicht mehr notwendig erachtet! Danach ist es klar, datz an dem Eisenbahnunglück in Siebenbrunn nur die Staatsbahnverwaltung schuld ist. Dennoch will man die Schuld auf jene Zugsbegleiter überwälzen, welche bei Zug 168 verschoben haben. Vier Einvernahmen haben diese Zugsbegleiter bereits hinter sich. Von dem Fehlen des Geleiseriegels will man bei der Protokollsaufnahme nichts wissen. Wenn einer diesen Punkt erwähnt, hält man ihm sofort entgegen: „Ja, wollen Sie denn die Sektion Hineinreitzen?" Das wpllen die Zugsbegleiter nicht; waö sie aber wollen, das ist, datz jeder Bedienstete und jede Dien st es st eile genau so die Pflichten erfülle io i e man diese von den Zugsbegleitern verlangt und wie sic diese auch durchführen! Dies für heute. Im großen und ganzen mutz gesagt werden, daß der fachmännische Geist bei der k. k. Staatsbahnverwaltung vollständig daniederliegt. Wenn das so fortgeht, wird man noch Gräfliches erleben müssen! Die Darstellung des Abgeordneten Genossen Bretschneidek. Abgeordneter Genosse Bretschneider, der auch mit diesem Zug gefahren, glücklicherweise über nicht verletzt wurde, schrieb der „Arbeiter-Zeitung": Ich fuhr mit meinem Söhne in dem Personenzug Nr. 124, der zwischen Pretzburg und Wien nur an Sonn-und Feiertagen verkehrt und um 8 Uhr BO Minuten von Preßburg abging. Ich war mit meinem Sohne im letzten Waggon; Ivir waren beide, eingeschlafen. Nachdem wir March* egg hinter uns hatten, wurden wir durch einen donnerähnlichen Lärm und durch einen ungemein heftigen Stotz geweckt und fielen auf den Boden. Ich verlieh sofort den Wagen. Als ich den Zug nach vorn entlang ging, bemerkte ich zu meinem Schrecken, daß die Lokomotive umgestürzt, die Tender aus den Schienen gehoben und der erste Personenwagen, welcher von Ausflügler» mit Frauen und Kindern besetzt war, halb zertrümmert über das Geleise hinaus- neigend dalag. Zwischen Lokomotive und Tender _ mit den Füßen eingezwängt, satz der arme Heizer der Maschine und ergab sich willig seinem Schicksal, als warte er geduldig sein Lebensende ab. Die Schienen waren, wo die Lokomotive lag, nahezu aufgebogen und daneben sah man einen in tausend Splitter zertrümmerten Lastwaggon, auf welchem sich Fässer, angeblich mit Petroleum oder Spiritus gefüllt, befunden haben, die weit herumlagen und ihres Inhalts entleert waren. Ich lief mit meinem Sohne rasch zur Station Siebenbrunn, die von der Unfallstelle etwa hundert Meter entfernt war, um Licht zu beschaffen. Leider waren zu meinem Erstaunen alle Laternen der Station Siebenbrunn-Leopoldsdorf bis auf eine schon auSgelöscht und auch von den elektrischen Mastlampenlichtern war, obwohl doch der Prehburger Zug erst einfahren sollte, nur eine einzige noch im Betrieb. Obwohl sich der diensthabende Beamte mit einem jungen Manne bemühte, telegraphisch Hilfe zu erwirken, und auch noch darauf bedacht sein mutzte, datz weitere Züge verhindert werden, in die Station einzufahren, war von einem Bahnarzt noch lange nichts zu sehen. Das Unglück ereignete sich um etwa 10 Uhr 10 Minuten abends. Jetzt erst wutzte man, datz ein Lastwagen dem Zuge im Wege gestanden war, der für ihn ein solches Unheil wurde. Ein Reisender, der glücklicherweise ein Arzt ist, bemühte sich schon mit mehreren anderen um eine am linken Fuße ziemlich verletzte Frau. Mit Ausnahme einiger schnell angezündeter Windlichter, welche die Reisenden aus den Splitterstücken des zertrümmerten Waggons herstellten, und der Fackel eines Eisenbahners, der auf der Lokomotive dem armen Heizer zu Hilfe kam, mangelte es an Licht und die Nacht war rabenfinster. Erst nach einer Stunde erschien ein Arzt. Der Hilfszug aus Wien traf erst um 12 Uhr nachts in Siebenbrunn ein. Wären nicht der Arzt und ein in erster Hilfe geübter Tourist unermüdlich um all die Verletzten Bemüht gewesen, so wäre der Zustand ein verzweifelter geworden. So fanden sich allmählich im Stationsgebäude all die Verletzten ein und konnten schlecht und recht mit Notverbänden und Kompressen versehen werden. Ich richtete mein Augenmerk darauf, den Arzt auf die Verletzten aufmerksam zu machen und ihre Namen und Adressen zu vermerken. Wenn der gestrige Bericht von 16 Verletzten spricht, so ist das nach meiner Schätzung eine ju geringe Zahl. Ich stellte außer den Personen, die im offiziellen Bericht als Verletzte angeführt werden, noch fest, datz verletzt wurden: Frau Johanna L i n d n e r, Gattin des Herrn Josef L i n d n e r sen., IX, Rutzdorserstraße 80; Aloisia Schulz, Kanzleigehilsens-gattin, XIII, Linzerstratze 49; Rosa Lindner, Gattin des Herrn Max Lindn er, XIX, Grinzingerstraße 80; Hans Kwiczda, III, Heilingergasse 28; Kamillo Mühlberg c r, technischer Beamter, XX, Pasettistratze 101. Zwei Verletzte wollen vorläufig nicht genannt werden. Als nach zweistündigem bangen Warten nach 12 lthr nachts der Hilfszug in Siebenbrunn einfuhr, um die Verwundeten und die übrigen Reisenden abzuholen, atmete alles auf; aber es wurde % 8 Uhr morgens, bis wir von Siebenbrunn abfahren konnten, um erst um 3 Uhr morgens in Wien anzukommen. Dieser schwere Eisenbahnunfall hat bewiesen, welche schlampige Wirtschaft heute noch auf der verstaatlichten Staatsbahngesellschaft anzutreffen ist und wie alles versagt: ärztliche Hilfe, genügendes Sanitätspersonal, Wasser, Tragbahren und Beleuchtung, wenn auf dieser Strecke einmal durch die ©partout der Staatsbahnen ein Unglück geschieht. Weitere Eisenbahnunglücksfälle. Eisenbahnunglück auf der Nordwcstbahn. Infolge Radnabenbruches bei einem AuSlandsgüter-tvagen fand am 10. d. M. abends zwischen den Stationen Lititz an der Adler und Pottenstein der Linie Geiersberg Koniggrätz beim Güterzug Nr. 777 eine Entgleisung statt, wo bei der Zugsführer getötet, der Lokomotivführer und ein Konduktur verletzt sowie mehrere Wagen beschädigt wurden. • Eisenbahnunfall auf der Nordbahn. Die Direktion der Nordbahn veröffentlicht folgendes (Tommunique: Am 15. d. M. um 5 Uhr 44 Minuten früh fuhr in der Station Cieskowice der Strecke Trzebinia-Szczakowa der nach Szczakowa verkehrende Schnellzug Nr. 1401 an den in der Station stehenden Güterzug Nr. 1481 an, wobei zwei Reisende und der Zugsführer des Schnellzuges Nervenerschütterungen, beziehungsweise Verletzungen erlitten. Fünf Wagen des Güterzuges sowie die Lokomotive, der Gepäcks- und ein Personenwagen des Schnellzuges wurden beschädigt. Der Vorfall hatte keine Störung des sonstigen Zugsverkehrs zur Folge, Eine strenge Untersuchung ist int Zuge. Schweres Eisenbahnunglück in Königsberg. Als am 13. d. M. abends ein Arbeiterzug auf den Königsberger Lizentbahnhof einfuhr, entgleiste die Lokomotive an einer scharfen Kurve, ait der sich eine Weiche befindet. Die ersten drei Waggons wurden total zertrümmert. Im nächsten Moment hörte man lautes Schreien und Stöhnen. Mehr als zwanzig Personen hatten schwere Verletzungen erlitten und lagen unter den Trümmern begraben. Die Bergungsarbeiten gestalteten sich äußerst schwierig. Den meisten der Verunglückten waren Beine und Arme abgetrennt. Die Verunglückten wiesen auch schwere Quetschungen auf. Die Verletzten wurden in das Spital gebracht. Der Zustand mehrerer der Verletzten ist ein lebensgefährlicher. Die Zahl der Leichtverletzten beträgt über 30, kussion um hic Frage der Nachtdienstzulage und um die bereits durchgeführten oder noch geplanten Verschlechterungen der Dienstturnusse. In allen Versammlungen gelangte ein einstimmig gefaßter Beschluß zur Annahme, wonach die Wächter solidarisch gegen diese ungleiche und unverdiente Behandlung protestieren und energisch verlangen, datz allen Nachtdienst versehenden Wächtern ohne Unterschied die Nachtdienstzulage im Betrag von 1 Kr. für den geleisteten Nachtdienst gewährt wird. Die Stellungnahme der Wiener Vertrauensmänner. Die Vertrauensmänner des Wächterpersonals int Wiener Direktionsbezirk hielten am 11. Juui 1913 in Penzing eine Besprechung ab, in der sie zu der Angelegenheit Stellung nahmen. Nach dreistündigen Beratungen wurde folgender Beschluß gefaßt: Die Zentrale der sozialdemokratischen Organisation und die Sozialdemokratische Fraktion im Parlament werden ersucht, neuerlich alles zweckdienliche zu unternehmen, damit das gesamte Wächterpersonal die Nachtdienstzulage im Ausmaß von 1 Kr. per Nachtdienst bekommt. Auf allgemeines Verlangen des Wächterpersonals soll die Zentrale für Donnerstag, 3. Juli 1913, 8 Uh r abends, in H o r a k s Restauration „zum Auge G o 11 e s" i n W i e n XV, Neubaugürtel 16, eine Protestversammlung deS Wächterpersonnls des Direktionsbezirkes Wien und aller in Wien einmündenden Bahnen einberufen. ijSn derselben soll zu der Frage der Nachtdienstzulage, zu den erfolgten und noch geplanten Verschlechterungen der Dienstturnusse und zu den übrigen Forderungen der Eisenbahner Stellung genommen werden. In der Versammlung soll ferner eine Deputation gewählt werden, die beim Eisenbahnminister vorzusprechen und ihm die tiefe Unzufriedenheit des Personals bekanntzugeben und um die Aenderung der Nachtdicnstzulagenvcrsüguug vorstellig zu werden hat. Die Vertrauensmännerversammlung befaßte sich auch mit dem demagogischen Verhalten der deutschnationalen Eisenbahner, das wir im folgenden zur Sprache bringen. Auch das Verhalten der christlichsozialen Eisenbahner wurde entsprechend gebrandmarkt, und es wurde konstatiert, daß das demagogische Gaukelspiel dieser gelben Organisationen sehr viel dazu beigetragen hat, daß die Wächter neuerlich so stiefmütterlich behandelt werden. Die Vertrauensmänner befaßten sich ferner mit folgender Angelegenheit: In Wien geht ein gewisser Ployer und in der Provinz andere Organe damit um. daß sie von den Wächtern die Bestätigung mit ihrer Unterschrift verlangen, daß die Pelzkappen abgeschafft und an deren Stelle die Tragzeit der Tuchkappen auf ein Jahr herabgesetzt wird. Das ist wieder eine Sonderaktion, die sich gegen die Personalkommissionsmitglieder richtet. Dieselben haben die Wünsche der Wächter begutachtet und sic sind einstimmig angenommen worden. Diese Beschlüsse und Forderungen sind für die Wächter allein maßgebend und sollen daher die Wächter allen diesen Unterschriften-sammlern die Tür weisen. Das Eisenbahnministerium soll die Anträge der Personalkommission erfüllen, und dann kann es sich diese Winkelzüge ersparen, die ohnehinnur darauf ab-zielen, die Einigkeit des Personals in Abrede stellen zu können. Die Vertrauensmänner erwarten, daß jeder dienstfreie Wächter am 3. Juli 1913 zu der Versammlung erscheint und dadurch dem berechtigten Unwillen entsprechend Ausdruck verleiht. Die Demagogie des deutschgclbcn Reichsbundes. An der stiefmütterlichen Behandlung der Wächter in der Nachtzulagenfrage haben auch der Reichsbund Deutscher Eisenbahner und die mit ihm koalierten nationalen Vereine einen grotzen Teil der Schuld. Diese deutschgelben Herren haben nämlich dem Vorschlag der Regierung bezüglich der etappenweise» Durchführung der in den unöurchgcfülirten 17 Millionen enthaltenen Verbesserungen ihre Zustimmung gegeben. Diese Haltung hat das Eisenbahnministerium naturgemäß daz» benützt, den Wächtern die längst versprochene Nachtdienstzulage vorzuenthalten. Das scheint auch der „Deutschgelbe" zu fühlen, und deshalb findet er jetzt, daß der Regierung gesagt werden muß, und zwar bei der Budgetberatung, daß derart unentwickelte Maßnahmen nicht verlangt wurden. Wir wollen die beiden Teile der betreffenden Artikel aus den: „Deutschen Eisenbahner" gegenüber stellen, damit jeder Wächter selber prüfen kann, wie grenzenlos dumm und zugleich niederträchtig der neueste Verrat der Deutschgelben ist:. In der Folge 14/15 des .Deutschen Eisenbahner" vom 20. Mai 1913 heißt es im Artikel: „Unsere diesjährigen Tagungen. Sie Wächter und die Nachtdienst-rnlnge. Die Behandlung, die das k. k. Eisenbahnministerium durch die unberechtigte Art der Gewährung der Nacht« dienstzulage dein Wächterpersonal neuerdings zuteil werden läßt, zeitigt bereits ihre Folgen. Große Erregung hat sich der Bahnerhaltungswächter bemächtigt, die, trotzdem sie genau so Nachtdienst leisten wie alle anderen Bediensteten, keine Nachtdienstzulage erhalten, und nicht minder groß ist die Erregung unter den Wächtern beim Verkehr, die anstatt 1 Kr. bloß 50 H. erhalten sollen. Diese Erregung zeigte sich in den Wächterversammlungen, die kürzlich Genosse Sommerfeld in Linz, Salzburg, Bischofshofen und Aßling absolvierte. Genosse Sommerfeld erstattete in allen diesen Versammlungen den Bericht über die Sitzung der Zentralpersonal, kommission. Doch überall bewegte sich die erregte Dis- In der Folge 17 des „D e u t-schen Eisenbahner" von, 10. Juni 1913 heißt es im Artikel: „Die N a ch t d i e n st z u l a g e der Weichen st eile r. Herr Ertl erörterte eingehendst die Arbeiten, die in sozialpolitischer Beziehung vom Reichsbund während des letzten Jahres vollzogen werdenmußten. Was die Fortführung der Aktion anbelynge (gemeint ist die Durchführung des restlichen 17 Millionen-Betrages. Anm. d. Red.), habe srch nicht allein der Reichsbund, sondern die nationale Koalition Etappenwege Wozu der Vollständigkeit halber noch besonders zu vermerken ist, daß der Reichsbund dein Eisenbahnminister kundgemacht hat, daß er mit der etappenweise,, Durchführung einverstanden ist, im Organ des Reichsbundes aber gleich darauf zu lesen ist, daß die Abgeordneten bei der Budgetberatuug der Regierung zu sagen haben,: daß das Abgeordnetenhaus etwas derartiges, nämlich die unbefriedigende Durchführung nicht verlangt bat. Was die natioimlverbändlerischen Abgeordneten bei der; Budgetberatung getan haben, ist bereits bekannt. Sie haben den 17 Millionen-Antrag des Abgeordneten Genossen Tomschik, der unter anderem auch für die Wächter ohne Unterschied die Gewährung der Nachtdienstzulage von 1 Kr. fordert, abgelehnt. Und diese Leute erkühnen sich noch zn behaupten, daß sie die einzigen sind, welche die Interessen der Eisenbahner ernsthaft vertreten. Wir bedauern die armen Eisenbahner, die dieser Gesellschaft noch immer Gefolgschaft leisten. esbnberß unser Verband könne sich nicht, auf alles verzichtend, in den Schmolte winkel stellen. Seine Vorschläge, die der Redner unter Be-tonung, datz taktische Rücksichten zurVertrau-lichhaltung der Mitteilungen zwingen, eingehendst erläutert, wurden auch von der nationalen Koalition gebilligt und dein Herrn Eisenbahnminist r als deren Willensmeinnng kundgc-macht." Inland. Der Antrag Heine aber sieht für die Gewährung der Nachtdienstzulagen 3,100,000 Kr. vor. Diese neue Maßnahme ist also wieder eine solche, in deren Ausmaß das Eisenbahnministerium bedeutend hinter dem Beschluß des Abgeordnetenhauses zurückbleibt. Es muß bei der Bndgetberatnng der Regierung gesagt werden, daß derart unentwickelte mit dem Maßnahmen dasVolks-abgefunden. haus nicht verlangt hat/ Der Finanzplnii. Das Abgeordnetenhaus hat nach endlosem Hiu- und X. Herziehen endlich vor einigen Tagen die zweite Lesung des berühmten „Finanzplanes" begonnen. Das hervorstechendste Kennzeichen dieses Planes ist seine vollkommene Planlosigkeit: schon die Zusammensetzung des Berichtes, den der Finanzausschuß dem Hause vorgelegt hat, läßt die jämmerliche Flickarbeit erkennen: der Finanzplan besteht aus sechs Gesetzen von ganz verschiedener Art und Bedeutung. Das wichtigste ist die Novelle zum P e r s o n a l st e u e r g e s e tz vom Jahre 1896. Sie enthält zunächst eine Erhöhung der Personal» einkominensteuer für jene Steuerträger, die ein Jahreseinkommen von mehr als 10.000 Kr. haben. Ferner bringt sie die sogenannte Junggesellensteuer: alleinstehende Personen sollen in Zukunft um 15, Haushaltungen, die nur aus zwei Personen bestehen, um 10 Prozent mehr an Personaleinkommensteuer bezahlen als bisher, weij» ihr Einkommen mindestens 2400 Kr. beträgt. Des weiteren enthält die Novelle eine Aenderung der Bestimmungen über das Veranlagungsverfahren (insbesondere die „Bucheinsicht", freilich in einer den Steuerdefraudanten die schuldige Rücksicht nicht versagenden Fon»), dann eine Aenderung der Bestimmungen über die Erwerbsteuer der Aktiengesellschaften, endlich die Tantiemenstcuer, die die Herren Verwaltungsräte zu etwas stärkeren Leistungen fürs Vaterland heranziehen soll. Das zweite Gesetz normiert eine namhafte Erhöhung der Braun t-weinsteuer (2 H. vom Achtelliter 1). Das dritte, das sogenannte U eb e r w ei s u n g s g e s etz, bestimmt, daß ein Teil des Erträgnisses der Branntweinsteuer den Landtagen überlassen werden soll. Dazu kommen noch die L u x u s st e u c r g e s e tz e (Automobil-, Schaumwein- und Rennwettsteuer). Das nennen unsere bürgerlichen Parteien und ihre Regierung einen Finanzplan. Die österreichischen Arbeiter stellen sich natürlich unter einer Finanzreform etwas anderes vor, als diesen Finanzplan, der den Besitzenden nicht weh tut und dafür die ärmsten Teufel, die Schnapstrinker, um so stärker belasten will und der die berühmte Sanierung der Landesfinanzen dadurch anzubahnen versucht, daß er den Landtagen die Möglichkeit zur Fortsetzung ihrer heutigen Lotterwirtschaft bietet. Und unsere Genossen im Parlament haben alles getan, um eine Verbesserung des Finanzplanes durchzusetzen. Sie haben vor allem verlangt, daß das von der Personaleinkornmensteuer freibleibende Existenzminimum von 1200 auf 2000 Kr. erhöht werde. Davon wollten die bürgerlichen Parteien aber selbstverständlich nichts wissen, angeblich deswegen, weil dadurch das Erträgnis der Pcrsonalcmfonuuncstcucr stark vermindert werden würde. Aber die Sozialdemokraten haben ihnen gezeigt, wie der Ausfall herein-znbringen wäre: durch eine ausgiebigere Besteuerung der Einkommen über 100.000 Kr., durch die Aufhebung der Privilegien, deren sich die großen Agrarier erfreuen (diese Herren brauchen nämlich nicht ihr wirkliches Einkommen einzubekennen, sondern nur den sogenannten Kütastralreincrtrag ihrer Güter, der bedeutend geringer ist, als der wirkliche Ertrag): ferner durch eine Erhöhung der Steuer der Klöster und endlich durch die Aushebung der Steuerfreiheit des Kaisers, der Erzherzoge und der Offiziere. Aber für alle diese Reformen waren die bürgerlichen Parteien nicht zu haben. Sie blieben dabei, daß zur Erhaltung des Staates vor allem die Schnapstrinker berufen sind. Unsere Abgeordneten haben sich natürlich gegen die Erhöhung der Branntweinsteuer ausgesprochen iind dem Parlament den Weg gezeigt, auf dem mehr zu holen wäre, als durch eine Schnapsverteueriingi sie haben die Abschaffung der Liebesgaben an die Schnapsbrenner beantragt. Umsonst. Sie haben endlich verlangt, daß das Ueberweisungsgesetz einen bestimmten Inhalt bekommen solle. Die Ucbertociftingen sollen nämlich, so erklären die bürgerlichen Parteien, zur Erhöhung der Lehrergel,aller verwendet werden. Aber bei der gegenwärtige» Wirtschaft in den Landtagen ist es sehr wahrscheinlich, daß die Lehrer von den Summen, die der Staat den Ländern aus de» Erträgnissen der Branntweinsteuer überweisen soll, »ich! allzu viel zu sehen bekommen. Der böhmische und der steirische Landtag zum Beispiel sind obstruiert. Die können also überhaupt kein neues Lehrergehaltsgesetz beschließen: und-daß der böhmische LandesauDschuß ohne-weiters das den Lehrern zngedachte Geld zu anderen Zwecken, nämlich zur Fortsetzung seiner glorreichen Bankrotteurwirtschaft verwenden würde, unterliegt keinem Zweifel. Ob den galizischen Landtag, der in ein paar Wochen gewählt werden wird, nicht alsbald die Obstruktion heimslichen wird, ist noch eine offene Frage. Und in den Landtagen, in denen die durch ihre Lehrer-feindlichkeit berüchtigten Christlichsozialen dominieren, wird die Neigung zur Verbesserung der Lehrerfinanzen sehr gering sein; die Vorarlberger .Christlichsozialen haben sogar schon erklärt, es falle ihnen gar nicht ein, den Lehrern etwas zu geben. Um nun zu verhindern, daß die den Ländern zugcbachten Ueberweisnngsgelder defrandiert werden, haben die Sozialdemokraten den Antrag gestellt, daß nur jene» Ländern Überweisungen gewährt werden sollen, die vtfichcr durch Landesgesttz ine Gehälter der Lehrer den Bezüge» gewisser Staats» beamtenkategorien gleichgestellt haben. Auch für diesen Antrag haben sich die bürgerlichen Parteien, die von der Unterschlagung der Gelder, die sic angeblich den Lehrern zukommen lassen wollen, schon die süßesten Träume träumen, nicht erwärmen können und unsere Abgeordneten haben alle ihre Anträge als Minoritätsvoten an-, melden müssen. Uebrigens besteht nicht die geringste Aussicht, das; die Beratung jetzt zu Ende geführt wird. Erstens ist gegenwärtig für den Finanzplan keine Majorität vor-.Händen, ja die Ruthenen drohen sogar, ihn zu obstruieren, 'weil — die galizische Wahlreform gcscheiert ist. Zweitens könnte der Finanzplan jetzt auch schon darum nicht erledigt werden, weil die Zeit zu kurz ist. Das Haus muß im Juni, und zwar noch vor dein Beginn der galizische» Landtagswahlen, das Budgetprovisorium und das Geschäftsordnungsprovisorium (im österreichischen Parlament sind die Provisorien längst eine definitive Einrichtung geworden) erledigen, und im Hochsommer sind die Agrarier nicht zu halten. Und dennoch haben die bürgerliche» Parteien beschlossen, die zweite Lesung des Finanz-planes jetzt vorzunehmen. Sie wollen auf diese Weise den Staatsbeamten und den Lehrern, die ihre Hoffnung auf die Erledigung des Finanzplanes gesetzt haben, Sand in die Augen streuen. Aber an eine Beendigung der Verhandlung denken sie nicht. Sie haben den sozialdemokratischen Antrag, daß die sechs Steuergesetze nacheinander erledigt werden sollen, abgclehnt und dafür beschlossen, über alle sechs Gesetze zusammen eine Generaldebatte zu führen, das heißt durch einen endlosen Schwatz ohne Sinn und Ziel eine wirkliche Verhandlung zu verhindern, zugleich aber der Oeffentlichkeit eine solche vorzutäuschen. Und wenn die Generaldebatte nach ihren Wünschen ausgegangen ist, wie das Hornberger Schießen, wollen sie dem Publikum einreden, daran seien die Sozialdemokraten schuld. Die Nationalverbändler und die Christlichsozialen (die überhaupt bald nicht Partei sein werden), haben zu diesem Zweck schon heute eine „sozialdemokratische Obstruktion" entdeckt. Aber ihre Spekulation wird nicht glücken. Die Sozialdemokraten werben dafür zu sorgen wissen, daß die Bevölkerung über die Absichten dieser sonderbaren Finanzplanschwärmer aufgeklärt wird. * Ein Fiasko btt österreichischen Eiscnbahnpolitik in Tirol. Der Rechnungsabschluß der Binschgaubahn für das Jahr 1912 schließt mit einem Betriebsdefizit von über 300.000 Kr. Eingenommen hat die Bahn 529.000 Kr. Der Betrieb kostete aber Kr. 898.887-34. Da die Bahn, die eine Aktiengesellschaft gebaut hat, im Betrieb der Staatsbahnen ist und der Staat die Zinsengarantie für die Prioritätsaktien übernommen hat, muß er für den ganzen Betriebsabgang und die Verzinsung der Prioritäten die respektable Suninie von 958.096 Kr. auf das Betriebsjahr 1912 draufzahlen.! Dabei erhalten die Besitzer eines Aktienkapitals von 2,600.000 Kr. keinen Heller Dividende! Dieses beispiellose Fiasko ist eine Folge der österreichischen Eisenbahnpolitik in Tirol. Solange die Binschgaubahn nur eine Sackbahn bis Mals ist, muß sie eine erstklassige Defizitbahn bleiben, weil sie nur dem Touristenverkehr ins Ortlergebiet und dem lokalen Marktverkehr dient. Erst wenn ihr Schienenstrang durch das Vinschgau bis Landeck und über den Ofenberg in die Schweiz läuft, kann sie ein finanzielles Ergebnis abwerfen. Die Bahn, die jetzt eine bedeutungslose Sackbahn ist, wird dann eine wichtige Verbindungslinie für den Personen- und Frachtenverkehr nach Venedig. Aber Vater Staat versteht sich nicht zum Ausbau dieser Bahn. Wohl werden seit vielen Jahren im oberen Vinschgau Trassierungsarbeiten gemacht, aber ausgcbaut wird die Bahn nicht. Wenn man die bisherigen Betriebsdefizite, die der Staat decken mußte, zu den überflüssigen Ausgaben für die Trassierung schlägt, so würde das eine Summe ergeben, mit der man zu Anfang in der Lage gewesen wäre, die Bahn ganz auszubauen. Auch jetzt kann das ungeheure, Jahr für Jahr wiederkehrende Defizit nur durch einen schleunigen Ausbau der Bahn beseitigt werden. Wenn im Staate so etwas wie kaufmännische Voraussicht regieren würde, dürfte das Eisenbahnministerium gar nicht verdrängt werden zum Ausbau dieser Bahn, es müßte selbst darauf drängen. Aber wo sind die Zeiten, in denen in Oesterreich kaufmännische Voraussicht walte» wird! Vorläufig sind Bahnbauten nicht ein Gegenstand kaufmännischer Kalkulation, sondern Gnadenerweisc, und den Tirolern glaubt die Regierung keine Gnade erweisen zu müssen, weil die Mehrheit ihrer Abgeordneten sowieso treue Mamelucken sind! , »| * >, > Die Redl-Affäre und das Parlament. Durch mehrere Tage beschäftigte ein ungeheurer Skandal die österreichische Oeffentlichkeit! man redete von nichts anderem, als von der Affäre Redl und den offiziellen Versuchen, von dieser Affäre so viel als möglich zu vertusche»! im Parlament regnete es Interpellationen, die die Regierung nicht ignorieren kann. Sie läßt sie also durch den Landesverteidigungsminister beantworten, aber diese Antwort ist eine freche Verhöhnung der Volksvertretung. Darauf beschließt diese, den ministeriellen Hohn — mit respektvollem Schweigen zur Kenntnis zu nehmen! Freiher v. Georg i, der Landesverteidigungs-minister, gab, nach einigen lyrischen Redensarten, den Abgeordneten auf Grund der ihm vom Kriegsminister gemachten Mitteilungen folgende „Aufklärungen" über den Fall Redl: Es ist nicht wahr, daß die Militärbehörden die Angelegenheit vertuschen wollten, denn sie haben alles getan, um den Sachverhalt nach allen Richtungen klar-zustellen. Also weil die Militärverwaltung selber wissen wollte, was Redl getan hat, ist auch bewiese», daß sie es auch die Oeffentlichkeit wissen lassen wollte. Eine klassische Beweisführung. Aber nicht minder klassisch waren die weiteren Beweisführungen des Ministers. Er erzählte, daß Redl am 24. Mai nach Wien gekommen sei, aber warum dessen Fahrt nach Wien erfolgte" darüber erfuhr das Haus kein Wort. Auch über die sehr interessante Frage, woher Redl den Revolver genommen hat, bewahrte der Minister trotz der dringlichen Fragen der Sozialdemokraten Stillschweigen. Dafür erzählte er, die Untersuchungskommission habe Redl gefunden, als er eben mit einem dolchartigen Messer und einer Rebschnur seinem Leben ein Ende machen wollte. Die Zeitungen hatten die Nachricht gebracht, daß dieser Kommission auch der Generaladvokat Pollak angehört habe. Das bestritt der Minister. Was er aber als Wahrheit erzählte, wäre der Aufklärung erst recht bedürftig. Er gab nämlich folgende Geschichte zum, besten: Redl hat mit dem Generaladvokaten, den er „von früher her kannte", den Abend in einem Restaurant angebracht. Dort hat er ihm gestanden, er habe sich gegen Moral und Standesehre vergangen und stehe unter Ueberwachung. Er bat Dr. Pollak auch gebeten, ihm einen Revolver zu verschaffen, und als diese Bitte nicht erfüllt wurde, gab er dem Wunsch Ausdruck, Pollak möge ihm beim Polizeipräsidenten die Erlaubnis zur Rückkehr nach Prag erwirken. Pollak setzte sich darauf mit dem Polizeipräsidenten telephonisch in Verbindung und brachte Redls Anliegen vor, wobei er bemerkte, er halte Redl für geisteskrank. Er bekam die Antwort, er möge auf Redl beruhigend einwirken und ihn bestimmen, seine Wohnung auszusuchen. Darauf brachte er Redl in sein Hotel. Wie das alles möglich war, trotzdem Redl bereits unter Uebcrwachung stand, darüber verlor der Minister kein Wort. Ebensowenig verriet er, warum Redl nicht verhaftet wurde und warum man seinen Selbstmord nicht hinderte. Dagegen weiß der Minister zu erzählen, daß Redl keine Mitschuldigen hatte (das hat nämlich — Redl selber der Kommission mitgeteilt) und daß er keine Kriegsvovbereitungen der letzten Zeit verraten konnte, weil er keine kannte. Auch habe er erst seit dem März 1912 spioniert. Die Zeitungsnachricht, daß er Geheimnisse der deutschen Armee verraten habe, sei falsch. Daß der ungeheure Aufwand, den Redl trieb, keinen Verdacht erregte, erklärt der Minister auf eine sehr einfache Art: Von den Ausgaben, die Redl seine homosexuellen Neigungen verursachten, hat man nichts gewußt, und der Luxus, dcn_ er trieb, konnte nicht auffallen, da man Wichte, daß er eine Erbschaft gemacht hatte. Es ist also eigentlich alles in bester Ordnung. Daß Redl an fremde Mächte (Redl hat nämlich nicht bloß für Rußland spioniert: das ist die einzige Neuigkeit, die man von dem Herrn Minister erfuhr) militärische Geheimnisse verraten konnte, daran ist beileibe nicht die Schlamperei und die Unfähigkeit seiner Vorgesetzten schuld. Es war einfach ein Unglücksfall, für den die Militärverwaltung nicht verantwortlich gemacht werden kann. So erlaubte sich der Vertreter des Militarismus zu den Vertretern des Volkes zu reden. Er durfte es sich erlauben. Denn der Antrag des Separatisten Nemec, über die „Antwort" des Ministers die Debatte zu eröffnen, wurde ab gelehnt! Und Genosse Seitz mußte im Budgetausschuß Vorbringen, was die Sozialdemokraten dem Minister zu erwidern hatten. Die Regierung hat die bürgerlichen Abgeordneten gut dressiert. Sie hat ihnen, so oft ihr das Reden im Parlament zuwider war, einfach das Maul verboten. Nun sind sie sittlich so weit geläutert, daß es keines solchen Verbotes mehr bedarf: sie haben selber das Kusch! zu ihrem kategorischen Imperativ erkoren. * 7A Die Gewinne der Agrarier. Wie die Gewinne der Agrarier seit dein Inkrafttreten des Zolltarifs von 1906 gestiegen sind, ist aus dem soeben veröffentlichten Statistischen Jahrbuch des Ackerbauministeriums deutlich zu ersehen. Es betrug demnach der Preis eines Zentners marktfähiger Ware: 19»! 191» « t 0 11 C II Weizen 16-14 22-03 Roggen . 1364 19-24 Gerste . 14-75 18-69 Hafer 18-76 Mais . 14-88 19-21 Multipliziert man die Größe der Ernte mit den durchschnittlich erzielten Preisen, so erhält man den Gesamtwert der Ernte. Er betrug: Millionen Krone» 1906 . . ................................1192-4 1907 ................................... 1447-9 1908 ................................... 1614-4 1909 .................................. 1668-8 1910 ................................... 1337-4 1911 ................................... 1600-9 1912 ................................... 1745-6 Seit dem Beginn der Wirksamkeit des neuen Zolltarifs ist also der Geldwert der Ernte um mehr als die Hälfte gestiegen! Der jährliche Mehrgewinn der Agrarier betrügt 500 bis 600 Millionen Kronen I Das ist so viel, als ob der Staat den Agrariern ein Kapital von 12.500 Kr. geschenkt hätte! • ' 7*" Der Gewerkschaftskongreß. Die „Gewerkschaft" veröffentlich die von der Reichskommission vorgeschlagene Tagesordnung des Gewerkschaftskongresses, der vom 6. bis 10. Oktober im Arbeiterheim Favoriten tagen wird. Die Tagesordnung umfaßt folgende Gegenstände: Situations- und Rechenschaftsbericht der Gewerk» schaftskommission und Bericht der Kontrolle. Referent: H u e b e r. Die Jugendorganisation. Referent: Grünwald. Die Tätigkeit des Arbeitsstatistischen Amtes. Referent: Müller. Die gesetzliche Regelung der Heimarbeit. Referent: S m i t k a.- Parlament und Arbeiterschutz. Referent: H a n u s ch. Zoll- und Handelsverträge. Referent: Doktor-Renne r. Wahl der Gewerkschaftskommission. Anträge für den Kongreß sind bis zum 23. August der Reichskommission zu übergeben. Die von den Organisationen gewählten Delegierten sind bis zum 13. September anzumeldeu. * Fortgesetzte Verletzung der Dienstordnung der f. k. Staatsbahnen durch die Direktionen. lieber einen neuerlichen Fall von krasser Verletzung des § 40 der Dienstordnung durch die Direktionsorgane berichtet die nachfolgende an den Eisenbahnminister ge-. richtete Interpellation der Abgeordneten T o rasch t k und Müller: Am 26. Mai l. I. haben die Gefertigten an den Herrn Eisenbahnminister zwei Interpellationen des Inhalts gerichtet, daß die den Bediensteten der k. Z. Staatsbahnen im § 40 der Dienstordnung gewährleisteten Rechte schwer verletzt wurden, und zwar dadurch, daß Bedienstete aus höheren Gehaltkategorien mit höheren Endgehalten in niedere Gehalt-! kategorien mit niederen Endgehalten überstellt wurden. Durch; diese Ueberstellung werden den Bediensteten die ihnen durch die Anstellung in der höheren Gehaltkategorie zuerkanntcn ständigen Bezüge, Gehalt und Quartiergeld gekürzt, was durch die Bestimmungen des Punktes 3 des § 40 der Dienstordnung der k. k. Staatsbahnen verboten ist. Ein krasser Fall einer solchen Rechtsverletzung ist neuerlich im Bereiche der I. k. Nordbahndirektion in der Station Mährisch-Ostrau an den Verschubaufseher Michael Abraham verübt worden. Der Genannte wurde laut unten zitierter Verfügung im Amtsblatt der k. k. Nordbahndirektion vom Verschubaufseher in der Gruppe A der Diener zum Weichensteller in die Gruppe C der Diener überstellt. Michael Abraham wurde am 1. Jänner 1899 als Zentralwcichenwächter mit dem Gehalt von 720 Kr. definitiv angestellt. Vor der Anstellung diente er als Verschieber und Weichenwächter seit 12. Juni 1898. Im Jahre 1901 erfolgte seine Ernennung zum Stationsaufseher nach Nordbahnnormen. Diese Statiünsaufseher versahen den Dienst als Verschubaufseher. Mit Gültigkeit vom 1. Jänner 1908 erfolgte seine Einreihung als Statiünsaufseher in den Staatsbahnstatus, und zwar in die Gehaltstufc von 1000 Kr. in der Gruppe A der Diener. Später erfolgte dann seine Titelände-rung zum Verschubaufseher, entsprechend den Normen der k. k. Staatsbahnen. Seit 1. Jänner 1912 befindet sich Abraham in der Gchaltstufe von 1200 Kr. und war so wie früher auch jetzt ständig als Verschubaufseher in Verwendung. Im XXVII. Stück des Amtsblattes vom 5. Juni 1913 wurde verfügt, dah Abraham zum Weichcnwächterdienst in die Station Albrechisweiche unter gleichzeitiger Aenderung seines Diensttitels vom „Verschubaufseher" zum „Weichensteller" überstellt wird. Das ist wieder einer jener Fälle, wo Organe der k. k. Staatsbahnverwaltung die den Bediensteten gewährleisteten Rechte schwer verletzt haben, lieber diese famose, allen guten Sitten hohnsprechende Art, wie die österreichische Staatsbahnverwaltung in letzter Zeit Personalpolitik betreibt, wurde wiederholt gesprochen, ohne dah dadurch der Sinn für Rechtlichkeit an den leitenden Stellen geweckt worden wäre. Man fährt vielmehr fort, wie cs der in Rede stehende neuerliche Falle beweist, die Lage der einzelnen Bediensteten durch die Aussinnung aller möglichen Winkelzüge zu verschlechtern, so datz die Absicht immer klarer wird, daß man in den Zentralstellen kein anderes Bestreben mehr kennt, als das finanzielle Gleichgewicht der Staatsbahnen auf Kosten des unteren Personals herzustellen und koste es auch die ganze moralische Reputation. Die Gefertigten fragen den Herrn Eisenbähnminister neuerlich: Ist der Herr Eisenbahnminister endlich gewillt, zu verfügen, dah diese Rechtsverletzungen krassester Art ein Ende nehmen? " Ist der Herr Eisenbähnminister bereit, zu verfügen, datz der nunmehrige Weichensteller Michael Abraham in Mährisch-Ostrau sofort in seine ihm zustehenden Rechte und Bezüge in der Gehaltkategorie A der Diener als Verschubaufseher rücküberstellt wird? Ausland. Tie Strangulicrung des Süddeutschen Eisrnvahncr-vcrbandcs. Es hat nichts genützt, das SchöN-brav-sein: die Schwarzen haben nicht locker gelassen, bis nun endlich das ersehnte Verbat heraus ist, das den bayrischen Eisen-bohnern den Beitritt zum Verband des Süddeutschen Eisenbahn- und Postpersonals verbietet. Denn unter dem 10. Juni wird der „Fränkischen Tagespost", unserem Nürnberger Parteiorgan, aus München gemeldet: Soeben ist der Erlaß bekanntgeworden, der die Entlassung allen Arbeitern und B e a m-t e n der Eisenbahnen ankündigt, die sich künftig dem Verband des S ü d d e u t s ch e n Eisenbahn- und P o stp e rs o nal s und den anderen freien Gewerkschaften anschließen. Allen Neueintreteitden wird ein ent-sprechender Revers zur Unterschrift vorgelegt werden. Das wäre das Todesurteil des Süddeutschen E i s e n b a h n e r v e r b a n d e s, wenn dieser sich nicht in letzter Stunde zu einer ganz außergewöhnlichen Anstrengung aufrafft. Einstweilen werden die Schwarzen triumphieren, aber schließlich doch nur einstweilen. Sie können zwar den Verband vernichten. Ob sic aber die Masse der bayrischen Eisenbahner in ihre Hürden treiben können, das steht auf einem anderen Blatt. Schließlich wird das gemeingefährliche Treiben des bayrischen Zentrums und feiner Parteieregierung noch manchem die Augen öffnen, der bisher politischen Vorgängen fernstand, und so dazu beitragen, dem Regiment der Schwarzen ein früheres Ende zu bereiten als diese ahnen. Der Zentralismus unter den englischen Eisenbahnern. Der kürzlich erfolgte Zusammenschluß der Eisenbahnern Englands in die National Union of Railwaymen hat jetzt zu einem Mitgliederstand von 190.000 geführt. Zwei Verbände stehen noch abseits, die Union der Clerks oder Bureaugebilfeu mit 20.000 und die Vereinigung der Lokomotivführer und Heizer mit etwa 25.000 Mitgliedern. Die gleiche Zahl der letzteren, wenn nicht mehr, sind auch in der National Union organisiert. Es wurde nun in letzter Zeit versucht, die abseits stehenden organisierten Lokomotivführer und Heizer zum Anschluß an die große Organisation zu veranlassen, aber mit wenig Erfolg, denn eine Urabstimmung bezüglich' eines Zusammen- oder Anschlusses wurde von der Leitung der separatistischen Organisation in Leeds ( abgelehnt. Viel wird der ^Versuch der ^Eigenbrötler, ihre j Nr. 18 Wien. Freitag «.Der Eisenbahner.- 20. Juni 1913 Seite 11 ! — ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Organisation für sich zu behalten, ihnen nicht nützen, denn in England liegt der Separatismus unter den Eisenbahnern in den letzten Züge n. Nur in Oesterreich kranken die Eisenbahner an diesem Hebel noch derart, daß es unter ihnen bald mehr Vereine und Verbände gibt, als unter den gewerblichen Arbeitern überhaupt Organisationen existieren. • Eisenbahnerstreik in Indien. Ein ernster Eisenbahnerstreik ist auf der Madras und Southern Mahratta-Eisenbahn ausgebrochen, der für mehrere Tage faft jeden Verkehr zwischen Bombay und Kalkutta zum Stillstand brachte. Die europäischen Lokomotivführer beteiligen sich anscheinend nicht an der Bewegung, die von den einheimischen Bahnangestellten und Arbeitern ausgeht. Nach den letzteren Nachrichten soll es der Gesellschaft gelungen sein, Streikbrecher in genügender Zahl zu erhalten, natürlich mit Hilfe der Regierung. Auch in anderen indischen Städten entstanden einzelne Eisenbahnerstreiks. ' ■- Die norwegischen Gewerkschaften im Jahre 1912. Der Jahresbericht der gewerkschaftlichen Landeszentrale Norwegens ergibt für das verflossene Jahr eine Mitgliederzunahme von 7714, so daß die Mitgliederzahl jetzt 60.829 beträgt. Für Arbeitslosenunterstützung sind von 14 Zentralverbänden 148.130 Kr. ausgezahlt worden. .Die übrigen 11 Zentralverbände haben diese Unter-stützungsform noch nicht eingeführt. Den höchsten Betrag für diese Zwecke zahlten die Metallarbeiter mit 74.449 Kr., sodann die Holzarbeiter mit 24.686 Kr. und die Buchdrucker mit 13.876 Kr. An Krankenunterstützung zahlten 12 Verbände insgesamt 483.590 Kr. Auch hier stehen die Metallarbeiter an der Spitze mit 313.899 Kr.; darauf folgen die Buchdrucker mit 68.126 Kr., die Holzarbeiter mit 19.691 Kr., die Modelltischler mit 13.360 Kr. u. s. w. .Für Streiks und Aussperrungen wurden an Unterstützungen 469.941 Kr. ausgezahlt, wozu 46.799 Kr. andere Ausgaben kommen. An Sterbegeld und für andere Versicherungseinrichtungen sind 131.043 Kr. verausgabt worden und für Jnvalidenunterstützung u. s. w. 12.033 Kronen. Die Gesamtausgaben betragen 1,611.774 Kr. Dieser Ausgabesumme steht ein Einnahmeposten von 2,002.314 Kr. gegenüber. Das Vermögen der Gewerkschaften stieg im Berichtsjahr von 1-3 auf 1-7 Millionen. Aus dem Gerichtssaal. Abgeordneter Simon Starck als Ehrabschneider gebrand-markt. Am 28. Mai L I. ist wieder eine der vielen Ehren-'beleidigungsaffären der berüchtigten Simon Starck beim ^ Kreisgericht Eger mit der Verurteilung dieses Herrn zu vier Wochen strengen Arrests, verschärft durch vier Fasttage, zum Abschluß gebracht worden. Der Tatbestand, der dieser Klage zugrunde lag. ist folgender: Am 8. Mai 1911 fand in Falkenau an der Eger eine Versammlung statt, in welcher Herr Simon Starck in seiner gewohnten Weise über die Eisenbahnerorganisation im allgemeinen und Genossen Brodcckh im besonderen loszog, indem er erstere „eine Betrugsanstalt" und den letztem „einen gerichtlich verurteilten Dieb" nannte. Gegen Starck wurde sowohl von der Organisation als auch vom Genossen Brodcckh beim Bezirksgericht Falkenau an der Eger die Ehrenbeleidigungsklage eingebracht. Endlich nach mehreren Verhandlungen kam es am 11. Februar d. I. zur Hauptverhandlung, in welcher Starck wegen Verjährung der beiden Klagen freigesprochen wurde. ; , ; |,,, Gegen dieses Urteil wurde Berufung eingelegt und die Verhandlung für den 28. Mai l. I. angeordnet; nach durchgeführter Verhandlung wurde das freisprechende Urteil in Angelegenheit Brodecky aufgehoben und Simon Starck der Ueber-kretung gegen die Sicherheit der Ehre, begangen durch die Aeußerung: „Wilhelm Brodecky ist ein Dieb, ein abgestrafter Dieb", schuldig erkannt und zur Strafe des strengen Arrestes in der Dauer von vier Wochen, verschärft durch vier Fa st tage sowie zum Straf-kostenersatz verurteilt. — Rücksichtlich der Aeußerung: „Die Eisenbahnerorganisation ist eine Bctrugsanstalt", hat das Berufungsgericht den Freispruch des Simon Starck mit dem Hinweis darauf begründet, daß auch nach seiner Anschauung die Verjährung dieser strafbaren Aeußerung und damit die Straflosigkeit des Angeklagten eingetreten ist. Dieser Freispruch mutet ganz eigentümlich an, wenn man weiß, daß die Klage rechtzeitig eingebracht wurde, und zwar am 16. Juni 1911, daß um die sofortige Anordnung der Hauptverhandlung seitens des Vertreters Dr. Unger ersucht und überdies in einer besonderen Eingabe unter Hinweis auf die bevorstehende Wahl des Simon Starck und die damit eintretende Jmunität desselben rechtzeitig der Richter aufmerksam gemacht und ersucht wurde, Starck sofort vorzuladen und einzuvernehmen, wodurch für alle Fälle die Verjährung unterbrochen 1 und die Bestrafung der Angeklagten sicher gewesen wäre. Statt aber diesen wiederholten Anträgen Folge zu geben, hat der damalige Richter gar nichts getan und es so direkt der-ur sacht, daß die Verjährung der zweiten Klage de facto eingetreten ist und eine Freisprechung erfolgen mußte. V, Paralyse als Unfallsfolge. Der Oberkondükteur Simon Lechner erlitt am 12. Juni 1911 in der Station St. Michael einen Unfall, indem er beim Aufspringen auf einen in Bewegung befindlichen Zug, als er aus dem Dienste nach Hause fahren wollte, abglitt und rücklings zu Boden stürzte. Er blieb betäubt eine oder zwei Minuten liegen und wäre wahrscheinlich von dem Zuge erfaßt worden, wenn ihn nicht ein Wächter weggezogen hätte. Als er zu sich kam, begab er sich selbst in die Kanzlei der Station. Seit dem Unfall litt er an heftigen Kopfschmerzen und nervösen Zuständen, meldete, sich jedoch erst einige Tage später krank. Kurz darauf nahm sein Gedächtnis ab, und er begann wirr zu sprechen, so daß er schließlich in eine Nervenheilanstalt gebracht werden mußte. Nachdem er einige Monate daselbst verbracht hatte, wurde er gegen Revers entlassen, mußte jedoch nach einiger Zeit wieder in eine Anstalt gebracht werden, woselbst er, nachdem er einige Monate vorher unter Kuratel gestellt worden war, im Mai laufenden Jahres starb. Als Todesursache wurde As. a r a l y s e festgestellt. Einige Monate vor seinem Ableben hatte er durch seinen Vertreter Dr. Leopold K a tz eine Klage beim Schiedsgericht eingebracht, da die Anstalt jede Entschädigungsleistung ablehnte, nachdem sie den Zusammenhang zwischen dem Unfall und der Krankheit Lechners in Abrede stellte. In dem Prozeßverfahren hob der Vertreter des Klägers hervor, daß der Umstand, daß Lechner bis zu seinem Unfall tadellos seinen Dienst versehen hatte, und ein halbes Jahr vor demselben die Oberkondukteurprüfung gut bestanden hatte, während bald nach dem Unfall die Paralyse zum Ausbruch gekommen war, ein Zusammenhang zwischen dem Unfall und der Erkrankung angenommen werden müsse. Bei der am 13. Juni l. I. stattgehabten Verhandlung erklärte der Sachverständige Professor Dr. Erben, daß Paralyse zwar immer auf eine früher durchgemachte Geschlechtskrankheit zurückzuführen sei, daß es jedoch manchmal vorkomme daß durch eine heftige Erschütterung des Nervensystems oder einen heftigen Schreck der Ausbruch der Krankheit beschleunigt werde. Durch die in dem Verfahren zutage getretenen Umstände, daß Lechner vor dem Unfall vollkommen gesund gewesen sei, während nach dem Unfall bald Paralyse aufgetreten sei, erscheint cs wahrscheinlich, daß ein solcher Fall hier vorliege. Gestützt auf dieses Gutachten, beantragte der Klageanwalt, der Klage stattzugeben. DaS Schiedsgericht unter Vorsitz des Herrn Oberlandesgerichtsratcs Cap verurt eilte daraufhin die Anstalt zur Zahlung einer 90prozcntigen Schadensrente für die Zeit vom 17. Juli 1911 bis 1. Oktober 1912 und einer 120prozentigen Sicchtumsrentc vom 1. Oktober 1912 bis 3. Mai 1913 als dem Todestag. Diese Renten belaufen sich auf den Betrag von Kr. 2 9 9 1"62. Ueberdics wurde die beklagte Anstalt gunv Ersatz der Kosten verurteilt. Nach dem Ausgang dieses Prozesses wird die Unfallvcrsichernngsanstalt sich vermutlich auch nicht weigern können, der Witwe Lechners die Witwenrente zur Auszahlung zu bringen. Aussig. (Eine schwere Beschuldigung gegen einen Lokomotivführer.) Am 25. und 26. April 1912 fand in Wien die Generalversammlung des Oesterreichisch-ungarischen Lokomotivführervereines statt. Bei dieser Versammlung war Eduard Klötzer als Delegierter der Station Aussig der k. f. priv. A. T. E. G. in Teplitz anwesend. Ohne Grund und Veranlassung ist Klötzer gegen Herrn Z ach e, pensionierter Lokomotivführer der A. T. E., losgezogen, indem er sich äußerte, man habe alle Anstrengungen gemacht und sich die Beine abgelaufen, um für diesen Mann (Zabe) einen Freispruch zu erwirken, da er ja, wie allgemein behauptet wird, ein so guter Kollege sein soll. (Die Angelegenheit betraf den Zusammenstoß in der Station Kamotau vom 22. Dezember 1909. Anmerkung der Redaktion.) Dieser Mann habe sich aber nicht gescheut, die Tat zu vollbringen, daß er eine Maschine vorsätzlich beschädige, damit ein anderer Lokomotivführer mit dieser Lokomotive liegen bleiben solle, und hat sich dessen im Gasthaus noch gerühmt. Er sei auch als guter Familienvater geschildert worden, doch das könne er (Klötze r) nicht sagen, denn da müsse er sich schämen. ES ist schon an und für sich traurig, wenn ein Kollege sich quasi ärgert, daß Anstrengungen gemacht werden, um einen anderen unschuldigen Kollegen zu retten, wenn_ auch dieser Kollege in einem anderen Parteilager steht, so ist es noch viel trauriger, wenn der Freispruch dieses Kollegen dazu benützt wird, um ihn in einer öffentlichen Versammlung anzugreifen. Herr Zabe, welcher nach diesen Unfall am 22. Dezember 1909 vollständig erblindete, hat nun durch Herrn Dr. Eckstei n, Advokat in Aussig, gegen Klötzer beim k. k. Bezirksgericht Lcopoldstadt in Wien die Ehrenbeleidigungsklage eingebracht, da er sich durch die Ausdrücke: „Es ist traurig, daß sich Kollegen für einen Lokomotivführer eingesetzt haben, der eine vorsätzliche Beschädigung einer Lokomotive vorgenommen hat und zwar derart, daß ein anderer mit dieser Maschine liegen blieb und sich dieser Tat noch im Gasthaus rühmte, und daß derselbe ein Familienleben führe, worüber er lieber schweige", in seiner Ehre beleidigt fühlte. Es kam zur Verhandlung und erwartete wohl jedermann, daß Klötzer bei derselben seine gegen den Kollegen gerichteten beleidigenden Aeußerungen zurückziehen werde, um so mehr, als ja der Nachweis seiner Behauptungen unmöglich war. Es kam jedoch anders. Wahrscheinlich durch Inspiration von dritter Seite hielt es der beklagte Klötzer für richtig, sich in die Heldenbrust zu werfen und zu erklären, er trete für seine Behauptungen den Wahrheitsbeweis an. In einem langmächtigen Schriftsatz wurde dieser Wahrheitsbeweis nun ausgeführt. Man höre und staune: Auf eine vor 18 Jahren zurückliegende, angeblich durch Herrn Zabe verübte Tat hat sich die erste Behauptung des beklagten Klötzer, Zabe habe vorsätzlich eine Lokomotive beschädigt, bezogen. Bereits vor 18 Jahren wußte Klötzer diese angebliche Tat des Z a b e, eine Tat, die im Falle ihrer Richtigkeit ein schweres Verbrechen des Zabe beinhalten würde. Durch volle 18 Jahre hielt Klötzer diese angebliche Tat des Herrn Zabe in seiner Brust verschwiegen, volle 18 Jahre hat er niemand eine Mitteilung davon gemacht, daß er Augenzeuge eines Verbrechens, begangen durch Zabe, war. Aber das Gewissen läßt Klötzer keine Ruhe und nach 18 Jahren sprengt es seine Brust, und die von ihm angeblich gesehene Tat wird der Oeffentlichkeit übergeben. Nun hat sich leider Klötzer geirrt, wenn er glaubte, daß Zabe nunmehr zu Kreuze kriechen werde. Die Behauptung K l ö tz c r s, Zabe habe vor 18 Jahren absichtlich einen Pressionsstift beim Exhaustor einer Lokomotive entfernt, damit ein anderer Lokomotivführer nicht fahren könne, zerfiel durch die vom Vertreter Zabes, Herrn Dr. Eckstein, aus den Wahrheitsbeweis erbrachten Gegenbeweis in nichts. Jeder Fachmann mußte über die Behauptung K lötz er s lächeln, daß eine Lokomotive, belastet mit einer Anzahl Waggons, imstande wäre, ohne den vorgenannten Pressionsstift anstandslos die Strecke von Aussig nach Brüx und retour zurückzulegen. Wohl war der damalige Lokomotivführer eine ganz kurze Zeit in Türmitz stehen geblieben, weil er erst Dampf zur Weiterfahrt sammeln mußte; da aber bekannt war, daß die Lokomotive „Hlinay" nur unter großer Dampfspannung fuhr, während dem Lokomotivführer Storch, der diese Lokomotive damals führte> diese Eigenschaft der Maschine nicht bekannt war, ist das nur auf den Mangel an nötiger Heizkraft zurückzuführen gewesen, nicht aber auf den angeblich entfernten Pressionsstift, dessen Fehlen der als gewiegter Lokomotivführer bekannte Storch sowohl als auch sein Heizer hätte bemerken müssen, da sic, wie der jetzt noch lebende Heizer König aussagte, in Türmitz die Lokomotive genau untersuchten und keinen Fehler vorgefunden hatten. Die überreichten Gegenbeweise nötigten Klötzer abermals zu einem großangelegten Wahrheitsbeweis, welcher auch, nachdem das Bezirksgericht Aussig zur Durchführung der Strafsache delegiert worden war, zum Teile vom hiesigen Bezirksgericht durchgeführt wurde. Bei dieser Beweisaufnahme vor dem 1. k. Bezirksgericht Aussig ergab sich der oben geschilderte Sachverhalt, als auch der Umstand, daß der verstorbene Lokomotivführer Storch wegen seiner schlechten Fahrt wiederholt von den Kollegen gehänselt wurde, ^Kei» Zeuge konnte jedoch die Behauptung Klötzers, Zabe habe vorsätzlich eine. Maschine beschädigt, bestätigen. Bevor es zur nächsten Verhandlung gegen Klötzer kam, erlitt die Strafsache dadurch eine Unterbrechung, daß Klötzer gegen Zabe eine Strafanzeige wegen Verleitung zur falschen Zeugenaussage vor Gericht machte. Zabe kam deshalb unter Anklage, es stellte sich jedoch heraus, daß die Anzeige vollständig unbegründet war, und wurde deshalb auch Zabe, der vor dem Kreisgericht Leitmeritz ebenfalls vom Herrn Dr. Eckstein vertreten war, freigesprochen. Nach Rechtskraft dieses Urteils wurde daS Verfahren wieder ausgenommen. Bei der am 17. Mai 1913 stattgefundenen Verhandlung bemühte sich nun der Richter, einen Ausgleich herbeizuführen. Zabe wollte ursprünglich auf einen Ausgleich nicht entgehen, da er mit Recht sagte, man dürfe derartige, von Kollegen gegen Kollegen leichtfertig vorgebrachte Beschuldigungen nicht straflos hingehen lassen. Da er jedoch krank und blind ist und die Aufregung, die jeder Strafprozeß mit ich bringt, seiner Gesundheit riesigen Schaden zufüge, ließ er sich über Ersuchen des Richters herbei, einen Ausgleich einzugehen, insbesondere auch mit Rücksicht auf Klötzer, der zwar eine solche nicht verdient hätte, der zwar immer darauf hinwies, daß ihm die Sache schon eine Unmasse Geld koste und ruiniere. Klötzer wollte ursprünglich eine Ehrenerklärung abgeben und nur einen Teil der Kosten bezahlen. Darauf ging jedoch der Vertreter des Zabe, Herr Dr. Eckstein, nicht ein, da nur ein voller Erfolg die Sühne für die von Klötzel getanen Aeußerungen sein konnte. Dagegen erklärte Herr Dr. Eckstein im Namen des Herrn Zabe, daß mit Rück icht auf die von Klötzer geschilderten Umstände und seine von ihm behauptete mißliche Vermögenslage Zabe entgegen, kommender Weise bereit sei, ihm Raten für die Abstattung der Kosten zu gewähren, Es wurde sohin nachstehender Vergleich geschlossen: „Der Angeklagte Eduard Klötzer erklärt, daß er s i ch nicht erinnern könne, daß er in dpr Versammlung am 26. April 1912 des L o k o-motivführervereines über d c-u Privat-ankläger Franz Zabe sich geäußert hätte, er habe vorsätzlich eine Maschine beschädigt, Beda ure, wenn er eine derartige Aeußerung i u der Aufregung getan ha b c, erklärt ferner, k e i n e n G r u n d z u h ab c n, s i ch ü b e r d a s F am i l i e n - l eben de s H e rrn Fra nz Z ab c i n eh re nrü l, r i ge r Weise z u äußern und zieht seine dießBezug lichen Aeußerungen mit Bedauern zurück. Der Angeklagte Klötzer verpflichtet sich ferner, die Bertretungskosten des Franz Zabe, welche gerichtlich zu Bestimmen sind, in monatlich e n Raten ä 20 K r. z u .Hände tt des 'Vertreters des Privatanklägers Herrn' I. lt. Dr. Friedrich Eckstein, Advokat i n Au s s r g. vom 5. 'August 1913 an gefangen und jeweils am 5. der darauffolgenden Monate bei Tcr-minSverlust und Exekutionsfolgen zu bezahle n." Bemerkenswert ist, daß Klötzer plötzlich behauptet, er habe den Ausdruck vorsätzlich nicht gebraucht, beziehungsweise er könne sich nicht erinnern, und wenn er gefallen sei, sei es in der Aufregung geschehen, trotzdem er ursprünglich den Wahrheitsbeweis diesbezüglich angetreten hat. Nun, sei es rote immer; eS steht nicht an, als Sieger sich zu brüsten, nun wird wohl Klötzer jetzt einsehen, daß Herr Zabe, wenn er auch in einem anderen Parteilager steht als Klötzer, ganz anders gegen Kollegen handelt und gehandelt hat, wie cs von seiten Klötzers ausgegangen sei. : Obwohl Zabe gewußt hat, daß Klötzer einer schweren Bestrafung cutgcgcnsah, obwohl Zabe in seiner Ehre-schwer gekränkt war. hat er dem Klötzer nicht NUr verziehen, sondern ist ihm sogar cntgegengekommen, da Klötzer erklärte, dieser Prozeß ruiniere ihn; ob es umgekehrt der ^ml gewesen wäre, wenn der Vertrauensmann Klötzer an Zabes Stelle gestanden wäre, ist wohl sehr fraglich. Unwahre Behauptungen haben eben kurze Beine, und so mußte denn auch in diesem Falle Klötzer, dem alle Htlr-y mittet von gewisser Seite zur Verfügung standen, zum Schluß zu Kreuze kriechen und Verzeihung von dem annehmen, reu er seine Ehre in einer öffentlichen Versammlung berauben wollte. Verdoppelung einer Unfallsrentc und gleichzeitige Annahme eines höheren JahrcSarbcitsverdienstes. Der Maschinenmeister der k. k. Staatsbahnen Rudolf Mel ich in Brunn erlitt am 14. Februar 1911 im Heizhaus Ober-Gerspitz im Alter von 64 Jahren einen Unfall, indem er, als er mit dem Revidieren der Maschinen beschäftigt war, in einen tiefen Kanal, den er infolge des ausströmendcn Dampfes.einer Maschine nicht sehen konnte, stürzte. Er erlitt hiedurch Kontusionen an der linken Gesichtshälfte, am Hintcrkops, m der Leistengegend und an der rechten Schulter. Rach Abschluß des Heilverfahrens bezog Mel ich eine 36prozentige Unfallsrente, welche ab 1. Februar 1913 aus eine 18prozentige Rente herabgesetzt wurde. Der Rentenbemegung wurde seitens der Berufsgenosscnschaftlichcn Unfgllversicyc-rungsanstalt der österreichischen Eisenbahnen ein Jahres-. arbcitsvcrdienst von Kr. 4632-27 zugrunde gelegt. Gegen den diesbezüglichen Bescheid brachte Melich durch Dr. Leopold Katz eine Klage ein, worin er bestritt, daß sich sein Zustand gebessert habe und auch erklärte, daß der Jahres-verdienst zu nieder bemessen worden sei. Schon vor der am 5. Juni 1913 stattgehabten Schiedsgerichtsverhandlung erkannte die Anstalt an, daß der Jahresarbeitsverdicnst um 1030 zu nieder angenommen worden sei, und erklärte sich bereit, für die bisher bezogenen Renten einschließlich- dor Heilverfahrcnsrente die entsprechende Nachzahlung zu leisten. Bei der Schicdsgerichtsverhandlung selbst erklärte dcr Sachverständige, daß Melich, ein Mann von 68 Jahren, das Bild eines gut erhaltenen 50jährigen Mannes biete, cs seien bei ihm keinerlei Alterserscheinungcn vorhanden, wohl aber sei eine Schleimbeutclentzündung in der rechten Schultcr und eine Neurasthenie mittleren Grades zu konstatieren, welche zum Teil ans den Unfall zurückzuführen sei. Gegen das Gutachten, auf Grund dessen seinerzeit Melich die 36prozcntige Rente ausgemessen erhielt, sei keine Besserung eingetretcn. Auf Befragen des Anstaltsvertreters erklärte der. Sachverständige, daß er die Einbuße mit 33l/3 Prozent schätzen würde. Der Vertreter des Klägers führte aus, daß die Schätzung des Sachverständigen in diesem Falle auf das Urteil keinen Einfluß haben dürfe, da nur in Betracht zu ziehen sei, ob eine Besserung int Zustand Melichs eingetreten sei. Dies aber habe der Sachverständige verneint. Das Gericht schloß sich diesen Ausführungen an und verurteilte die beklagte Anstalt, dem Kläger für die Zeit vom 1. Februar bis 30. Juni 1913 eine Nachzahlung von Kr. 425-20 zu leisten und ihm vom 1. Juli ab eine 36prozentige Rente von dem richtiggestellten Jahresarbeitsverdienst per 5667 Kr. zu bezahlen und die Prozeßkostcn zu ersetzen. Da Melich schon vorher von der Anstalt eine Nachzahlung von 1150 Kr. für die fÄhercn Renten erhalten hatte, so erzielte er durch die Klage eine Nachzahlung Bon Kr. 127520 und eine Erhöhung seiner Rente von Kr. 6 9'49 aus Kr. 170-09, , . Streiflichter. Sitte Ehrenspende für den gerichtlich gebrandmarkten VneinepröfiiDcnten. Herr Fritz Seidl, der saubere Präsident des Vereines der Südbahnbeamten und Unterbeamten, der aus dem Prozeß gegen Herrn Slaf moralisch total lädiert hervorgcgangen ist, ist „amtsmiide" geworden. Aber seine Kumpane, die sich — edle Seelen finden sich — gleichgesinnt fühlen, wollen den Abgang des moralisch so arg zerzausten Herrn Vereinspräsidcnten möglichst durch eine Zuckerpille vcr-siitzen. Sie senden daher an die Ortsgruppen des Vereines leigenden Schnorrbrief hinaus: Geehrte Ortsgruppe nlcitungl > Wie Sie aus der Beilage entnehmen, wird in kürzester Zeit die Generalversammlung stattfindc», bei welcher wir mit Bestimmtheit einen fast unersetzlichen V e r-lust beklagen werden. Die Spitze unserer Organisation, Kollege Fritz Seidl, wird unseren Verein nicht mehr weiterleiten. Die fortwährenden ununterbrochene n Kränkungen, SB er I cum dünge n, Quertreibereien einer gewissenlosen Meute, haben seine A m t s Nt ü d i g k e i t beschleunigt. 2icb werte Kollege nl Sollen wir wirklich einen Mann ln i c Seidl zum Gaudium gewisser Kreaturen, zur Freude aller gegnerischen Organisation eil und zur besonderen Genugtuung der Verwaltung vogelfrei erklären — soll ihm die Kollegenschaft preisgeben — damit die b l n t r ü n st i g en Bestien in Menschengestalt ihr Opfer grausam zerfleischen können? Soweit ich die Kollegen kenne, ist dies nicht der Fall, und nahezu sämtliche Ortsgruppen wünschen die Wiederwahl Seidls zum Vereins-Präsidenten. In letzter Sache lasse ich die Generalversammlung sprechen. Um aber einigermaßen die Kränkungen z u l i n d e r n, um Seidl für dessen Verdienste um die Organisation, welche zu schildern ich mir ersparen will, nur einen Atom von Dankbarkeit cittgegSnzUbringen, stelle ich an Sie, geehrter Herr Kollega, das dringende Ersuchen, Ihren Ortsgruppenmitgliedern Gelegenheit zu geben, damit dieselben in einer Ehren spende ihre Treue und Anerkennung bezeugen können. Es soll jedoch unter keinen Umständen ein Zwang ausgeübt werden. Jeder Kollege, der mit den Tendenzen Seidls einverstanden war und es Noch ist, soll dies durch Zeichnung eines kleinen Betrages, jedoch nicht unter 50 H., öffentlich bekunden. Bei der Generalversammlung soll daNn die Ehrengabe durch einen Strecken-fotogen an Seidl überreicht werdest. Wollen Sie daber gefälligst das beiliegende Verzeichnis verwenden und bis längstens 5. Juni l. I. an untenstehende Adresse leiten, damit die gezeichneten Beträge durch ZU-kartierung rechtzeitig in Abzug gebracht werden können, anderseits um über die Höbe des Betrages vorzeitig informiert zu sein. Mit kollegialem Gruß Karl V c r h a u z m. p„ Vizepräsident und PersoNalkommIssions-mitglied. . ersuchen, vorstehendes Schreiben an die im Verzeichnis (Beiliegend) genannten Mitglieder der Ortsgruppe Marburg gefälligst zu übermitteln. Der Schriftführer: ' ' Der Obmann: Bett. Wurzingcr m. p. Heiter stimmt in dem Schriftstück, das für seine Ab-scnder bezeichnend ist, vor allem das Wehklagen über „die Bestien in Menschengestalt", die Herrn Seidl „u nu nterbrochene Kränkungen zufügen". Sind damit wir oder das Bezirksgericht Favoriten gemeint? Ilcbrigens aber ist das Ganze nur eine Komödie, zu der die Mitglieder des Vereines mißbraucht werden sollen, denn wie wir erfahren, hat Herr Seidl nur die Ab. sicht, erst dann von der Leitung des Vereines zurücktrctcn, wenn er in der Generalversammlung wieder gewählt wird, das heißt, er will zuvor ein solennes Vertrauensvotum. Ob aber die Mitglieder einem Menschen ein solches ausstellen werden, der vom Gericht für einen Betrüger erklärt wurde, und der überdies bei einem zweiten diffamierenden Faktum die Klage bcdtngungs-I o s zurückzvg, weil er offenbar einen weiteren Wahrheitsbeweis fürchtete, bleibt noch abzuwartcn. Und auch die Frage, ob man für einen solchen Mann für ein „E h r e»" gescheit? aufkommt, hängt von dem guten Geschmack der Mitglieder ab. Die hum-ristischen Illusionisten. Der Linzer „Wahrheit" wird geschrieben: In der Nummer 11 der ..Oesterrcichisch-ungarischen Eisenbahner-Zeitung" vom 1. Juni las ich folgendes Eingesendet: „Fredi Norbert. Mitglied des christlichsozialen Eisenbahnervereincs »Berkchrsbund«, humoristischer Zauber-und Handschattenkünstlcr, Illusionist, amerikanischer Exzentrik, Ventriloquist. Kunstschütze, imitiert den Jongleur, Schncllmaler und Musikclown. Bei einem eventuellen Engagement mache ich mich auf Wunsch erbötig, die Adressen von anderen Kunstkräften jedweden Genres, ebenso auch Kostcnvoranschlägc für ein ganzes Barietiprogramm kostenlos zur Verfügung zu stellen. Erste Referenzen. Geneigten Zuschriften behufs Engagements freundlichst entgegensetzend, zeichnet sich hochachtungsvoll Fredi Norbert, Wien XVIII, Lcitcrmayergasse 64." — Ein christlicher Eisenbahner, der sich als Zauberkünstler sehen läßt, ist für seine Organisation unstreitig eine kostbare Erscheinung. Uebri-gens gibt es unter den Eisenbahnern boshafte Leute, welche behaupten, daß der „Verkehrsbund" satzungsgemäß eine Gesellschaft von humoristischen Illusionisten und Handsclpittcn-Xünstlern darstcllt. Eine Inspektion. Voriger Woche wurde der „Nimburger Mördergrube" (verstehe die dortige Station und das Heizhaus der Oe. N. W. B.) die groto Ehre zuteil, einen General-Inspektor der österreichischen Eisenbahnen und hervorragenden Techniker zu empfangen, welcher „inspizieren" kam. Damit die Inspektion würdig eingclcitct werde und die „Fachkenntnisse" des Herrn Technikers in das richtige Licht gestellt werden konnten, hat man eine Anzahl von Arbeitern in die um-liegenden Dörfer auf die Suche nach feisten Hühnern geschickt, welche dann goldgelb gebraten vom Herrn Techniker den Weg alles Irdischen in den Hühnerfricdhof des Herrn Inspizierenden wanderten; um dieses deliziöse Mahl zu befeuchten, wurde ein vorzüglicher Griottelikör serviert. Einen schlechten Gusto haben die Herren nicht wie man sieht, gestärkt ging es an die Inspektion utch siehe da, die erste Tat war die Suspendierung des !we f e r v e l o k o m o t i b p e r s o n a ls, weil der Heizer, um seiner leiblichen Notdurft nachzugehen, die Lokomotive ver. fassen, um einen diskreten Ort aufsvchen zu können, währenddem der Lokomotivführer die Verschiebungen weiterführtc und, nachdem die Stelle des Heizers während seiner Abwesenheit ein Oberverschieber versah, wurde derselbe vom Herrn Ingenieur sofort von der Lokomotive fortgejagt. Jetzt fehlt nur noch, daß unsere famosen Eisenbahn, bureaukraten darangehen, anzuordnen, daß bei de» Lokomotiven Klosetts angebracht werden. Möglich wäre cs schon! Maßnahmen des EisenbahnmlnisteriumS zur Bekämpfung der Tuberkulose. Das Eiscnbahnmiuisterium hat im Herbst des Vorjahres eine umfassende Aktion zur Bekämpfung der Tuberkulose unter deN Staaitbahnbedienstcten und ihren Angehörigen in Angriff genommen und zunächst in Wien vier Stationen für Zwecke der spezifischen Diagnostik Und Therapie der Tuberkulose in den Ordinationen Nächst den Wiener Bahnhöfen errichtet, llnt auch das Personal über die leicht erfüllbaren Verhaltungsmaßregeln zur Abwehr dieser Krankheit aufzuklären und zu belehren, gibt nun die Staatseisenbahn-verwaltung ein Merkblatt heraus, das in allen Landessprachen aufgelegt und durch die Dienststellen und Bahnärzte zur Verteilung gelangen wird. Auch ist die Abhaltung systematischer Vorträge für die Bediensteten und deren Angehörige über Wesen und Bekämpfung der Tuberkulose in Aussicht genommen. Was hier das Eisenbahnministerium in Aussicht genommen hat, ist in der Tat sehr zu begrüßen. Aber wenn man schon derartige nützliche Maßnahmen trifft, dann sollte sich auch die Praxis mehr mit ihnen in Einklang sehen. Ileber-mäßige Arbeitszeit und Ueberanstrengung im Dienste sind nicht darnach angetan, die Tuberkulose zu vermindern. Auch das ist zu verurteilen, daß in großen Stationen sich übermäßig viel Bedienstete in kleinen Schulräumcn vier Stunden hindurch zusammenpferchen müssen. Könnten für die Eisenbahnbedien-stctcn im Sommer hinsichtlich der Schule nicht auch Hitzfericn eingeführt werden? Besonders gesundheitsförderlich ist es eben nicht, wenn man in einem kleinen Raume durch vier Stunden sich damit abplagen muh, die verschiedensten Ausdunstungen einzuatmen. Auch höhercrseits weiß man, daß das eine Plage ist, weshalb eS mancher „Lehrer" nicht unterlassen kann, unliebsam gewordene Bedienstete fünf- und sechsmal zur Strafe zur Schule zu kommandieren. Der Passus, „daß die Abhaltung systematischer Vorträge in Aussicht genommen ist", soll im Laufe der Zeit jedoch nicht dazu äusartest, die Bediensteten, statt ihnen vorzutragen, immer vielleicht zu prüfen, wie es gegenwärtig die Herren „Lehrer" ist der Schule machen. Die Schule wurde eingeführt zu dem Zweck, die Bediensteten zu belehren; bei den halbjährigen Prüfungen kann sicherlich genug geprüft werden! Schädlinge der Organisation. Man schreibt un$: Es gibt Menschen, die eine große Freude daran haben, wenn sie irgendein Werk oder eine Person schädigen können. Was andere mühsam aufgebaut, böswillig zerstören zu können, macht ihnen Vergnügen; andere zu kränken, ist ihnen größte Wollust. Ist ihnen der Gegner gar verhaßt, so können sie die Freude über einen ihm zugefügtcn Schaden gar nicht verbergen. Ein mit solchen Untugenden veranlagter Mensch bildet sich natürlich immer ein, er sei das Muster eines Menschen. Immer ist er der Anständige, der Tugendhafte, der Unschuldige, der Fehlerlose, und er bäumt sich auf, schreit Zeter und Mordio, wenn sich einmal ein anderer gegen seine Untugenden zur Wehr seht. Solche Menschen sind natürlich auch ein Produkt unserer viel gelobten Gesellschaftsordnung,, die täglich den Kampf aller gegen alle proklamiert. Wir finden sie in allen Bevölkerungsschichten. Vom wirtschaftlich, politisch geknebelten Proletariat bis hinauf zu den im Besitz aller Macht schwelgenden höchsten Ständen. Ueberall findet man sie in mehr oder minder ausgeprägter Form. Ueberall gibt es ewige Kritisieren, die sich dadurch bemerkbar machen, indem sie andere ignorieren, die Handlungen anderer immer als schlecht bezeichnen, um sich so mit dem Nimbus des „Allesbefferwissenden", deS Unfehlbaren zu umgeben und womöglich immer zu „glänzen". Auch unter der Arbeiterschaft gibt es derartig veranlagte Naturen. Gewiß, Fehler hat jeder, kein Mensch kann sich in allem und jedem als Muster hinstellen. Es fällt mir nicht ein, zu richten, sondern es soll nur aufgezeigt werden. Wenn die bürgerliche Welt ihre Fehler zu verdecken bestrebt ist, so kann das nicht unsere Aufgabe sein. Im Gegenteil. Wir müssen trachten, diese Fehler auszuzeigen und daran zu lernen. Für das kämpfende Proletariat wäre nichts schädlicher, als Fehler zu verdecken, soll cs sich ja über alle Kleinlichkeiten der jetzigen Gesellschaft erheben und höheren Idealen zustreben. Vor allem muß sich derjenige, der an dem großen Kampf des Proletariats teilnehmcn will, sagen, daß er nicht für einzelne Personen, sondern für eine große Sache kämpft. Und wie häufig mangelt diese Erkenntnis auch bei der Arbeiterschaft, wieviel Schaden könnte uns erspart werden, könnte sich jeder von diesen Schwächen freimachen. Nehmen wir irgendeine Arbeiterorganisation. Da gibt cs vor atom eine Anzahl von Mitgliedern, die arbeiten, während einige andere die sogenannte „Opposition" ausmachen. Es wäre gefehlt, die Opposition von vornherein zu verurteilen, denn eine planmäßige, gesunde Opposition kann für jede Vereinigung nur wohltuend, vorwärtStrcibend und erfrischend wirken. Aber wie sieht in den meisten Fällen diese Opposition aus, woriy besteht sie? Da wird vor allem jeder Mißerfolg, von dem auch andere Organisationen nicht verschont bleiben, den leitenden Funktionären in die Schuhe geschoben. Fühlt sich einmal irgendein Mitglied in seinem vermeintlichen Recht benachteiligt, wird ihm irgendein Wunsch nicht erfüllt, so ist daran natürlich nur die persönliche Animosität eines Funktionärs schuld. Läßt sich ein Funktionär nicht jede Grobheit gefallen, und mag es der tüchtigste sein, er ist in den Augen dieser „Opposition" unfähig. Wird in einer Sitzung oder Versammlung dieser oder jener Beschluß gefaßt, so verhält sich die „Opposition" mäuschenstill, um dafür nachher um so mehr dagegen Stimmung zu machen. Wird einmal das Verhalten eines Mitgliedes bekrittelt, dann darf mm sich ja nicht an Ort und Stelle für dasselbe einsetzcn, sondern muß trachten, die Sache demselben nachher, womöglich in aufgebauschter Form, zu erzählen. Geht einmal eine Aktion verloren, so ist da? immer und unter allen Umständen der schlechten Taktik der Or» ganisationsleitnng zuzuschreiben, nie aber dem Verhalten anderer Faktoren. Will die Organisationsleitung eine größere wichtige Aktion durchführen, dann muß unter allen Umständen getrachtet werden, diese Pläne zu vereiteln. Grüßt ein Funktionär ein Mitglied nicht oder übersieht er, einen Gruß zu erwidern, so entschuldigt man das ja nicht, sondern schreibt alles dem Stolz und der Eitelkeit desselben zu. Auch sonst trachtet man. besonders den Hauptfunktionär in den Augen anderer hcrabzusetzen und ihm die Freude zur, Arbeit zu verekeln und gehörig zu versalzen. Man weigert sich aber mit Händen und Füßen, selbst irgendwelche Arbeit zu machen. Hat man gar irgendwo einen Beamten angcstellt, dann verlangt man von ihm alles und jedes, kümmert sich aber ja nicht, ob er dazu Zeit hat oder wie cs ihm wirtschaftlich geht. Er hat ja die „Pflicht", sich vollständig aufbrauchcn zu lassen. Von ihm verlangt man aber, sofort wegen 5 Heller Lohnabzug oder zehn Minuten Arbeitszeitberlängcrung beim Unternehmer zu intervenieren. Agitiert er nicht immer und überall für das Geschäft eines Parteigenossen, dann beschuldigt man ihn der Pflichtverletzung. Besucht er gar selber das Geschäft nicht, dann fragt man nicht erst um die Ursache, sondern verurteilt ihn ohneweiters. Bereitet man ihm durch faschle Mitteilungen Unannehmlichkeiten, dann schreibt man die Wirkung seiner Dummheit zu. Wehrt er sich einmal gegen ein ihm widerfahrenes Unrecht, dann säumt man nicht, ihn der Schädigung der Mitglieder zu beschuldigen, und nimmt den in Schutz, der im Unrecht ist. Nicht selten suchen einzelne die Klarheit in einer Angelegenheit zu verhindern, damit sie um so besser im Trüben fischen können. Jeden Fehler und jedes unüberlegte Wort legt man als Bosheit und Absicht aus und trachtet, einen gegen den anderen aufzuhetzen. Noch lastge könnte Mast so fortfahrcn, aber ich frage: Ist das Opposition? Ist das Arbeit und Interesse der Organi-falten? Nein! Ist es dann einer solchen Opposition gelungen, eine arbcitsfreudige Organisationsleitung wegzuschicben und soll sie dann selber positive Arbeit leisten, dann zeigt sich nicht selten ihre Unfähigkeit. Aber sind denn solche Elemente die Opfer und Schäden wert, die der Organisation durch ihre „Tätigkeit" erwachsen? Und dabei verstehen sie es gar oft, sich mit dem Mantel des tüchtigen, überzeugungstreuen Mannes zu umkleiden, sich einen Anhang zu erwerben, der nur oberflächlich urteilt, und oft spät, allzu spät, zur besseren Einsicht gelangt. Es ist wahr; Die Arbeiterschaft hat viele und mächtige Feinde, aber der größte, gefährlichste Feind sind doch immer die Arbeiter selber! Auch hier trifft dieser Satz vollkommen zu. Hoffen wir, daß mit der wachsenden Erkenntnis auch die Schädlinge verschwinden oder aber, daß sie zumindest entsprechend gewertet werden. Die k. k. Staatsbahudirektiou Triest und die Teuerungszulage auf der Friaulerbahu. Das Personal der k. k. Staatsbahn, welches den Dienst auf der Friaulerbahu versieht, reichte am 28. Februar 1913 bei der k. k. Staatsbahndirektton Triest ein Gesuch ein, um auch für diese Strecke die Teuerungszulage, welche im Triester Bezirk „Karstzulage" heißt, zu erwirkest. Trotzdem, daß mit den Beilagen bewiesen wurde, daß die Teuerung auf dieser Strecke viel krasser auftritt als in so manchen anderen Gegenden, für welche die Karstzulage bewilligt ist, stellt die k. k. Staatsbahndirektion Triest folgende Behauptung auf und sagt: „Die Gegend, welche die Bahn durchfährt, ist sehr fruchtbar, die Bediensteten sind teilweise im Besitze von Gärten; die ganze Situation ist so, daß die Bediensteten auf der Friauler-bahn besser daran sind, als jene Bediensteten, welche die Karstzulage beziehen. Als Beweis für diese Behauptung führt die k. k. Direktion an, daß sie den Bediensteten den Vorschlag gemacht habe, sich auf eine Strecke mit Karstzulage versetzen zu lassen, doch habe sich niemand gemeldet. Würde man den Eisenbahnern der Friaulerbahu die Karstzulage bewilligen, so müsse man naturgemäß den übrigen die Karstzulage erhöhen und das ist ausgeschlossen. Liest man diese Antwort, weih man wirklich nicht, über wxn man mehr erstaunt sein soll, über den, der eine solche Antwort zu geben imstande ist oder über den, der sich so etwas bieten läßt. Daß die Gegend in Friaul unfruchtbar sei, haben die Bittsteller nie behauptet, wohl aber, daß die Lebensmittel sehr teuer sind, was auch von diversen maßgebenden Persönlichkeiten der k. k. Staatsbahndirektion doch bestätigt wurde. Denn, wenn man den Bittenden zu beschwichtigen sucht und ihm unter anderem auch sagt: „Sie können ja in Görz einkaufen", so muß Man erst ein Wort konstruieren, um diesen Vorgang richtig zu betiteln, ohne in Gefahr zu kommen, gerichtlich belangt zu werden, denn Görz, löbliche!, k. Staats-b a h n d i r e k t i o n, hat d i e K a r st z u l a g c. Ferner Be« teilt die k. k. Staatsbahndirektion die Bediensteten der Friauler-bahn mit Lebensmittelfrcischetnen, lautend nach Monfalcone. Nun könnten wir aber der k. k. Staatsbahndirektion verraten, daß die k. k. priv. Südbahn den Bediensteten in Monfalcone auch die Karstzulage zahlt. So sieht die Ausrede der Direktion in dieser Beziehung aus. Daß die Friauler-gcgend für manchen ihre guten Seiten hat, bestreiten wir ja gar nicht. Daß bei dem unseligen Kolonnensystem, welches bei den hiesigen Agrariern praktiziert wird, so mancher Großgrundbesitzer sehr gut abschneidet, ist leider wahr, doch darf die löbliche Direktion die Großgrundbesitzer Marchese de Begliano, Bonaparte, Baron Ritter, Fror oder C o n t t Roman ?c. nicht mit Eisenbahnern vergleichen. Der Beweis, den die Staatsbahndirektion bringt, daß sich niemand zur Versetzung meldet, ist, kurz gesagt, sehr hinkend. _ Die Direktion soll klipp und klar antworten, daß die Bediensteten in Friaul die Karstzulage nie erhalten werden, daß sie den Bediensteten alle Wege, welche zur Erlangung der Zulage führen könnten, verrammelt, und die Herren im Verwaltungs-rat der Friaulerbahu ermuntert, die den Bediensteten gegebene Zusage zurückzuziehen. Wir werden dann die Frage auftverfen, wie viele von den StaatSbahnbediensteten noch nicht um Versetzung eingekommen sind, abgesehen von denjenigen, welche sich durch nichtreelle Machinationen und Geschäftchen ihr Einkommen ohne Karstzulage korregieren. Aus den Amtsblättern. Erlaß des Eisenbahnministeriums vom 6. Mai 1913, Zahl 11.937, an alle Organe betreffend die dienstliche Bezeichnung der Verwcndungskateaorien der „Wächtcr-kontrollorc" und der „Wächter". Im Grunde der Bestimmungen der §§ 6, Punkt 2, und 19 des Organisationsstatuts für die staatliche Eisenbahnver-waltung wird in teilweiser Abänderung der im Erlaß vom 8. Juli 1909, Z. 14.585 (Amtsblatt 1909, XXXVII. Stück. Nr. 67), getroffenen Bestimmungen hinsichtlich der dienst, lichen Bezeichnung der Verwendungskategorien der „Wächterkontrollore" und der „Wächter" folgendes verfügt: 1. Für die in der Gruppe B des Schemas für die Diener angeführte Verwendungskategorie der „Wächterkontrollore" wird die dienstliche Bezeichnung „Weichenkontrollorc" eingeführt. 2. Für die in der Gruppe C des Schemas für die Diener angeführte Verwendungskategorie der „Wächter" sind in Hinkunft folgende dienstliche Bezeichnungen anzuwenden: a) für die als „Weichcnwächter", „Stationsblockwächter" verwendeten Wächter, ferner für jene als Schrankenwächter m Stationsdienst verwendeten Wächter, deren Dienstleistung sich im Stationsravon innerhalb der Stationsgeleiscanlagen abwickelt und sich nicht nur auf die Schrankenbedienuita bezieht, sondern auch die Überwachung von Geleisen und die Besorgung des Wcichenwächterdicnstcs in sich schließt, wird die dienstliche Bezeichnung „Weichensteller" cingcführt; b) für die als „Streckcnwächter", „Streckenblockwächter", „Zugmeldewächtcr", „ambulante Wächter", „Rampenwächter", „Tunnelwächter", „Lehnenwächter" und etwa noch unter anderweitiger näherer Bezeichnung in Verwendung stehenden SWächter, mit Ausnahme der Weg-, Tor- und Nachtwächter, ist die dienstliche Bezeichnung „Bahnwärter" in Anwendung zu bringen; c) für die als „Weg-, Tor- und Nachtwächter" verwendeten Wächter wird die dienstliche Bezeichnung „Wächter" bctbehalten. 9. Durch die Einführung der Bezeichnungen „Weichen-kontrollor", „Weichensteller" und „Bahnwärter" werden die Bezugsverhältnisse und die sonstige Stellung der in Frage kom. menden Bediensteten nicht berührt. 4. Die vorstehenden Bestimmungen treten sofort in Kraft und sind die zur Durchführung derselben erforderlichen Ver. fügungen ohne Verzug zu treffen. Förster, Korrespondenzen. . Gmünd. Mit großem Pomp wurden seinerzeit die Bäder IN der Kremser und in der Gmünder Kaserne zur allgemeinen Benützung übergeben. So dankbar die Bediensteten für diese gewiß praktischen Badeeinrichtungen sind, so muh leider konstatiert werden, daß auch diese Einrichtung den Benützern viel Verdruß bereiten kann. Speziell bei der Badeanstalt in Gmünd, ^ede, selbst die kleinste Reparatur wird wochenlang hinaus-8°>choben und dadurch die Benützung des Bades unmöglich gemacht. Gegenwärtig ist der Baderaum schon über vierzehn Tage abgesperrt. Bedenkt man. daß Gmünd mit zirka 1200 Eisenbahnern außer dem Werkstättenbad keine andere Badegelegenheit besitzt, so wird man wohl begreifen, daß es insbesondere zur Sommerszeit ein Gebot der Notwendigkeit ist, dafür recht-zeitig zu sorgen, daß das Bad jederzeit benützt werden kann. Karlsbad. (B e t r i e bs w e r k st ä t t c k. k. Staatsbahn.) In der Betriebswerkstätte geht es seit der Pensionierung des Inspektors Pfeil gemütlich zu. Der Werkmeister Baumgartl schaltet und waltet nach Belieben. Baumgartl kommandiert gelernte Schlaffer zum Maschinputzen, dagegen stellt er zu einer Drehbank einen Maurer als Eisendreher, ein Pner kursiert als Lackierer, ein Zuckerbäcker als Schmied u. s. w. Diese widersinnigen Anordnungen kann Baumgartl nur deshalb durchführen, weil der gegenwärtige Vorstand so mit Arbeiten uberhauft ist. daß ihm für die Oberaufsicht über die Betriebswerkstätte sehr wenig Zeit übrig bleibt. Aber nicht nur, daß die verschiedenen Profefsionisten willkürlich zu verschiedenen Arbeiten kommandiert werden, die Leute müssen auch Arbeiten für Privatpersonen verrichten, die mit der Eisenbahn gar keinen Zusammenhang haben. Als Beweis diene folgendes: Sohn Laumgartls ist bei einem Herrn Seifert in Donitz rn der Lehre. Wepn zum Beispiel Herr Seifert einen Gegen-stand zum bohren, drehen oder eine sonstige heikle Arbeit hat, '».bringt der Lehrling diese Arbeit einfach in die Betriebswerk-statte, wo dann auf Anordnung des Werkmeisters Baumgartl der Gegenstand fertiggestellt wird. Nun sind die Profefsionisten und Arbeiter in der Werkstätte der k. k. Staatsbahn nicht für Herrn Seifert angestellt, haben infolgedessen auch keine der-artigen Arbeiten auszuführen. Die Bediensteten werden von der !. k. Staatsbahn entlohnt und nicht von den diversen -Privatpersonen. Wir könnten noch verschiedene Sachen über die von Baumgartl geübte Protektion schreiben, doch wir wollen für diesmal noch zuwarten. Sache der Vorgesetzten Dienstesstelle wird es sein, dem Herrn Werkmeister Baumgartl aufzu-tlagen, die Arbeiter und Professioinsten anständig zu behandeln und die gelernten Arbeiter dort zu verwenden, wo sie eben auf “rund ihrer erlernten Fähigkeiten hingehören. Jnnsbruck-Wörgl. (S üdbahn.) Gegenwärtig werden auf dieser Strecke Ncuanlagen vorgenommen. Die Oberbauarbeiter werden in Partien von 18 bis 20 Mann mit einem Vorarbeiter eingeteilt. Am 27. Mai wurde eine Partie von Echwazer Oberbauarbeitern zusammengestellt. Nach einigen -Lagen wurde die Partie wieder auseinandergeriffen um wiederum nach einigen Tagen durch kroatische Arbeiter und dem unvermeidlichen Aushilfsbahnrichter B u r z l e r komplettiert zu werden. Durch diese Komplettierung soll nun die Partie um einen Mann zu stark gewesen sein, wie vom Bahnmeister rübler konstatiert wurde. Grübler meldete dies dem Bahn-?inter aus Brixlegg, welcher die Arbeitspartie in der unflätigsten Wei,e beschimpfte. Bagage, Gauner, Falloten und dergleichen waren die gebräuchlichsten Titeln sowohl für den Vorarbeiter wie für die Arbeiter. Die Oberbauarbeiter waren empört über den Sauherdenton des verrückten Bahnmeisters w «ivr, ?,jtC .^och ander Einteilung und Zusammensetzung der Arbeitspartie vollständig unschuldig waren. Nicht die Arbeiter, londern der Bahnmeister Binter nieist doch die Leute den einzelnen Arbeitspartien zu. Nur durch die Wurstelet des -Sinter war die Schwager Partie um einen Manu stärker geworden. Doch das schönste an dieser Sache folgte noch. Als m .r? • fut vte ^U^wheit des Bahnmeisters wurde jedem fr •?*»»?rderSchwazer Partie eine Stunde vom Arbeitslohn abgezogen. Wir erlauben uns, an die Bahn-erhaltungsiektion Kufstein die höfliche Anfrage zu richten ob diese als Vorgesetzte Behörde des Bahnmeisters Binter in Bar- lCnrlnlCJwrr“nlCrcI,tL^C,'fmLUnfi bcr Arbeitspartie aufrecht er- - flCl denn doch nicht an, daß ein Vorgesetzter eigenen Fehler feine Untergebenen bestrafen darf. Wels Mif kürzester Zeit nochmals Über den Ausgang diese» seltenen Falles berichten. . . Wien-Brigittenau. Das Eisenbahnministerium hat durch ferne berufnen Vertreter bei verschiedenen Anlässen erklärt die Freikarten, die den Bediensteten gegeben werden, seien ein Aequivalent für den Gehalt und kämen daher in gewissem Sinne einer Art Bezahlung gleich. ... . Tatsächlich war durch eine Reihe von Jahren dieser Usus unangefochten und wurden die Ansuchen der Eisenbahner Öelt,'fser Beschränkungen immer anstands- ?ber die vom Eisenbahnministerium schon oft versuchte <7* L , 8 i scheint bei einzelnen Dienstbcrständen Vev- stammte gefunden zu haben, und diese Herren beginnen nitn nLXnr W-rkungskreis. das Personal um die bisher UN-a.igetasteten Rechte zu bemogeln. Herr Vorstand Richard Jellinek hat sofort bei feinem Jiniantritt vom Personal verlangt, daß jedes Ansuchen um eine Freikarte ihm persönlich zu übergeben sei. das heißt es haoen nunmehr alle um die in der Instruktion XII 1, Teil festgelegte Fahrbegünstigung Herrn Jellinek persönlich zu bitten. Nun weiß jeder Anfänger im Eisenbahndienst, daß zur Erlangung einer Freikarte ohnehin ein vom Gesuchsteller aus-^fertigendes Formulare aufliegt, daS dem Wunsche deS Be-menfteten vollen Ausdruck verleiht, „Stein, so darf es nicht scm, zu mir^muß jeder, der eine Karte will, und bitten ntußx er auch! So spricht Herr Jellinek, auf dessen Möbel-wagen, als er von Ober-Gerfpitz nach Nußdorf übersiedelte, or'n ßai niedliches Bild zu sehen war; jedenfalls ein Ungebinde fernes dortigen Personals. Aber damit ist der Eitelkeit noch nicht Genüge getan. Es muß doch das Personal auch wissen, daß ein Vorstand allmächtig ist, daß er wohl Gnade Ipenden, aber auch verweigern kann. So verweigert er den Kondukteuren Z. und F. die Freikarten mit der Begründung fie fahren ihm zu oft, er könne nicht eine eigene Schreibkraft für jte anstellen, und wenn sie fahren wollen, so sollen sie ['ch «arten kaufen. Pasta! Ist das nicht die bequemste Art. den Bediensteten ihre Rechte zu nehmen? Dann dekretiert er: „Jet) gebe jedem Bediensteten monatlich eine Freikarte und mehr nicht!" Ja, ich, der Herr Jellinek, der Chef jenes Departements im (Sifenbahnministeriuffl, wo die Fahrbegünstigungen erteilt werden. Will er päpstlicher fein als der Papst? Sollen denn die armen Bediensteten wie Schulbuben um jedes Recht noch zu einem verrückten Vorstand betteln gehen? Noch ein »all: Der Oberkondukteur B. erbat für feinen Urlaub Frei-karten nach Innsbruck mit Schnellzug. Er bekam sie und meinte, damit im Urlaub fein Auslangen zu finden, da er e>n geborener Tiroler ist und dort feine Anverwandten hat. Plötzlich wird von Amts wegen eine Verschiebung seines Urlaubes, den er in den Schulferien gehabt hätte, ange« ordnet, so daß eigentlich der Zweck, seine Kinder mit ihm ^gleich nach Innsbruck zu nehmen, zu Schanden wurde. Er muß den Urlaub früher nehmen. Es ist klar, daß 83., um zu feinem Ziele zu gelangen, eine zweite Fahrkarte benötigte. Wieder schrieb er ein Ansuchen, ohne dem Vorstand davon Mitteilung zu machen. Herr Jellinek nannte nun dieses Vorgehen eine Unanständigkeit, behauptete, das sei überdies ein Mißbrauch und er werde B. die Karte verweigern. Erst als B. nach vielen Mühen dem Manne seine Situation klarzumachen imstande war, erklärte dieser, er werde sich die Sache überlegen. Zwei Tage später bekam B. die Karte: Personen-zug nach Innsbruck. Ist das Verstand, den Bediensteten zuerst zu einem Canossagang zu zwingen und ihm dann höhnend nach Innsbruck Personenzug zu geben? Aber leider ist damit die vom Vorstand begangene Serie der Ungerechtigkeiten nicht erschöpft! Merkwürdigerweise sehen wir viele Ansuchen um Schnellzug abgelehnt und an deren Stelle Personenzug ein-gesetzt, und zwar mit der Schrift eines der in Rüßdorf amtierenden Offizianten. Uns will bedünken, daß derlei Karten ausnahmslos vom Fahrkartenbureau der Staatsbahndirektion Wien ausgestellt werden und daher die Handschrift eines dortigen Organes erkennen lassen sollen. Wie kommt e§ nun, daß die Karte von Nußdorf ausgestellt erscheint? Ist etwa über Befehl irgendeines StationSgewaltigen die Sache so arrangiert worden? Weiß die Staatsbahndirektion Wien, weiß der Herr Ministerialrat davon, daß Stationen die Befugnisse, die ihnen eingeräumt wurden, dadurch überschreiten, daß sie eigenmächtig die Staatsbahndirektion markieren? Oder ist dies alles im Einverständnis mit den Oberbehörden, daß man auf diesem Umweg die Bediensteten um ihre Rechte bestiehlt? Wir wollen der Staatsbahndirektion Wien damit die Möglichkeit geben, diese Fälle zu untersuchen, Herrn Jellinek jene Belehrung zu geben, die ihm die Bediensteten leider nicht geben dürfen und ihm nahezulegen, die Bediensteten von Brigittenau nicht mit jenen von Ober-Gerfpitz zu verwechseln. Und dann möge man ihn noch fragen, ob es anständig ist, Be-dienstete protzig um ihre Rechte zu bringen, während man anderseits Anstand predigen will oder muß. Attnang. In der Station Attnang kommt es vor, daß bei Zügen, die in Attnang ihren Ausgangspunkt haben, die Plätze bereits 50 Minuten vor Abgang des betreffenden Zuges von Reisenden besetzt werden. Da nun das Zugbegleitungspersonal laut Instruktion 30 Minuten vor der festgesetzten Abfahrtzeit des Personenzuges den Dienst antritt, so ist es gewiß für das Personal nicht angenehm, trenn die Wagen bereits von Reisenden besetzt sind. Das frühe Einsteigen in den Zug ist nur der „Bereitwilligkeit" des Portiers Weis-b ö ck zuzuschreiben. Doch nicht immer ist Weisbock den Reisenden so entgegenkommend. Wenn es sich um Reisende handelt, wo nichts für Weisbück herausschaut, oder gar um Reisende der 3. Wagenklasse, dann ist der Portier 5$ e i s-böck unnahbar. Wittert Weisböck in irgendeinem Zug ein gemietetes Coupe, so ist er stets zur Stelle, um als Kondukteur, Führer, Lastträger und dergleichen mehr zu fungieren. In solchen Fällen ist ihm kein Weg zu weit und kein Wetter zu schlecht. Und wie sich der sonst niemals dienstfertige Portier bei solchen trinkgelderversprechenden Gelegenheiten abjagt! W e i s b ö ck fürchtet, daß ihm so ein „Bauernkondukteur" den Obolus vor der Nase wegschnappen konnte. Wäre dieser Mensch von Stadl-Paura nicht gor so schrecklich aufgeblasen und beschränkt, so wäre es möglich gewesen, auf eine andere Art auf sein Hirnkastel einzuwirken. Doch wollen wir hoffen, daß wenn ihm jemand den Sinn unserer Notiz vorliest und erklärt, er sich doch bekehren wird. Pragerhof. (Abschied des Herrn Schneider.) Schon längst wußten wir, daß der Stationschef Schneider die Station verlassen wird. Wir wollten es ihm ermöglichen, ganz im stillen abzugehen und uns bei seinem Abschied nicht aufdrängen. So kam aber er zu den Arbeitern, um sich zu verabschieden — natürlich auf Arrangement der Reichsbundler, welche ihm ein Bild übergaben mit der Widmung: „Zur Erinnerung vom gesamten Magazinspersonal". Dies und die „Rede" des Magazinsmeisters Soretz — natürlich ein Reichsbündler — veranlaßt uns, dieses Arrangement etwas näher zu beleuchten. Am 27. Mai, als Schneider die Station feinem Nachfolger übergab, brachte jemand das genannte Bild ins Magazin. MagazinSmeister Stern berief alle Arbeiter zusammen, um ihnen mitzuteilen, daß Nachmittag Herr Schneider ins Magazin kommt, um sich bei den Arbeitern zu verabschieden. Weiters sagte er: „Hier ist das Bild, welches sich jeder ansehen kann, und dann dem scheidenden Herrn Stationschef gegeben wird, denn dieser hat es sich redlich verdient, seit er in Pragerhof ist." Nachmittags, als der Stationschef mit dem Magazinsineistei: Soreh, dem neuen Stationschef und mit dem Kontrollor Lorber ins Magazin kam, wurden alle Arbeiter zusammenberufen. Hierauf begann Soretz von der großen Güte des Herrn Sch neidet zu schwefeln und bedauerte, daß das Personal einen „so gütigen" Herrn verliert. Weil aber die Arbeiter über diesen so „großen Verlust" nicht weinen wollten, weinte Soretz selbst. Er bat den danebenstehenden Kontrollor, er möge dem Betriebs-inspektorat in Graz mitteilen, daß die Arbeiter PragerhofS um Herrn Schneider trauern, sowie, daß demselben die Arbeiterschaft niemals feindselig gesinnt war. Am selben Tage wurde auch das Verschubpersonal zusammengetrommelt. und zwar gleich nach 7 Uhr, um die Verabschiedung „imposanter" machen zu können. Hier aber setzte schon das Pech ein. Die Verschieber waren nach 7 Uhr nicht mehr anwesend, da die meisten lieber nach Hause gingen, als das Anstrudeln des Herrn Schneider anzuhören. Nur wenige beteiligten sich auS Neugierde, was da alles geschwefelt wird- Es waren samt den beiden Platzmeistern nur zwölf Personen anwesend. Von den Wächtern kam überhaupt keiner. Die Leute wurden ins Schulzimmer geladen, wohin auch Schneider kam und sich selbst lobte, wieviel Gutes (?) er während der kurzen Zeit in Pragerhof für das Personal getan hat, und daß es ihm nicht möglich war, noch mehr zu tun. Dann verabschiedete er sich und wieder flössen reichliche Träne» — aber nur beim sattsam bekannten Platzmeister Zelan Zelan, Stern, Soretz und einige andere Reichsbündler wissen schon, warum sie geweint haben! Das Personal aber ist froh, daß es nun endlich von Schneiders Regime erlöst ist. Wenn diese Abschiedsfaxen arrangiert worden wären zu einer Zeit, wo die Leute frei sind, wäre sicher niemand gekommen, um dieser Gesellschaft Staffage zu machen. Deshalb haben eben die Herrschaften die Komödie so arrangiert, daß sie wenigstens alle Magazinsarbeiter zutsainmenbekamen, von welchen in der freien Zeit sicher keiner gekommen wäre. Zu erwähnen wäre noch, daß wegen des Bilde» mit der Widmung: „Zur Erinnerung vom gesamten Magazins-Personal", die Magazinrarbeiter nicht gefragt wurden, ob eS ihnen recht ist, daß dein Schneider das Bild in ihrem Namen geschenkt werde. Es wurde auch nicht gesagt, wer das Bild bezahlen wird und wer es bestellte im Namen des gesamten Magazinspersonals. Wer cs bezahlen wird, wissen wir zwar noch nicht, aber die Herrschaften wissen sich ja zu helfen, da wir in dieser Beziehung schon Erfahrungen gemacht haben. Jglau. Als im heurigen Frühjahr unser Bahnmeister Herr Bodem von seinem Erholungsurlaub einrückte, bemerkte er, daß die Tischler um sechs harte Eichenschwellen mehr als zur Aufstellung des Geländers an der Südseite (Straßen-Übersetzung) notwendig waren, behauen haben. Er ließ diese sechs als Geländersäulen brorbeiteten Schwellen hinter der Waschküche aufschlichten. Doch schon des anderen Tages waren sie verschwunden!! Was lag näher, als die Oberbauarbeiter indirekt des DieSstahlS zu beschuldigen. An die Arbeiter wurden verfängliche Fragen gerichtet und jeder mit scheelem Blick beobachtet. «Durch einen Zufall wurden vier Stück von den gestohlenen Schwellen in dem neu h er- gcrichteten Gartenzaun bei dem Deutschnationalen Görner gefunden. Der Oberbauarbeiter wollte anfangs feinen Augen nicht trauen, ist doch der Hauseigentümer, der in der Werkstätte beschäftigte Schmied Görner, ein deutschnationaler Arbeiterführer, Schriftleiter der „Volkswehr", Obmann des deutschnationalen Kreis ausfchusfes u. s. w. Der Arbeiter holte zur Konstatierung seinen Vorarbeiter herbei, und als sich die Richtigkeit des gestohlenen Bahneigentums ergab, wurde der Bahnmeister verständigt.1 Der Bahnmeister erstattete die Anzeige an Herrn Ober-Ingenieur Kurz, und dieser ließ sich den Hausbesitzer, Schriftleiter und Arbeiterführer Görner rufen, und stellte an ihn das "Ersuchen", er möge — durch Reinheit zur Einheit, — die gestohlenen Schwellen wieder an den Platz zurückbringen, von wo selbe verschwunden sind. Nachdem jedoch die Säulen beinahe ein viertel Jahr verschwunden waren, kanti ■ es bei der heuer abnorm großen Hitze nicht Wunder nehmen, daß selbe so ein getrocknet sind, daß von den sechs Stück nur mehr drei Stück zurückkamen. Dem Vernehmen nach beabsichtigt der Herr Schrift-. letier in nationalen Blättern eine „Anleitung zur Herstellung billiger Gartenzäune" herauszugeben. Es bleiben jetzt aber noch die Fragen offen: Herr Kurz, waS wäre einem Oberbauarbeiter geschehen, der diese Schwellen aus Not gestohlen hätte? Was hätten die „ehrenhaften Naziblätter" alles geschrieben, wenn so ein „national unverläßlicher Sozi" die Säulen gestohlen und dann mit fünfzig Prozent Nachlaß hätte zurückbringen müssen? Wir sind neugierig, woher der „Hausbesitzer" jetzt Ersatz für die drei „rückgelieferten Gartenfäulen" hergenommen hat. Reichenberg. (Todesfall.) Am 7. d. M. starb nach kurzer Krankheit der langjährige Kassier unserer Ortsgruppe Genosse Franz Renner. Genosse Renner stand seit Gründung der Ortsgruppe stets an leitender Stelle und war jederzeit bereit, den Genossen und Kollegen mit Rat und Tat helfend beizustehen. ^.Genosse Renner hinterläßt eine trauernde Witwe mit drei Unversorgten Kindern. An seinem Leichenbegängnis beteiligte sich eine große Anzahl von Leidtragenden und Kollegen. Möge ihm die Erde leicht fein! B-zen I. (Todesfall.) Am 12. Juni starb Genosse Georg MooSheimer. Maschinenführer in Pension. Mooshelmer war stets ein treues Mitglied sowohl unserer Organisation als auch der Partei. Die außerordentlich zahlreiche Beteiligung seiner Berufskollegen an dem Leichenbegängnis war der beste Beweis, welcher Wertschätzung sich der Verstorbene in feinem Leben erfreute. Wir werden ihm stets in Ehren gedenken. Komotau. (Buschtiehrader Eisenbahn.) Wiederholt hatten wir Gelegenheit, auf die bei der V. E. B. geübte Protektionswirtfchaft hinzuweisen, wie sie speziell hier bei uns platzgegriffen hat — eine Protektionswirtfchaft, die sich vor allem darin zeigt, daß jüngere Bedienstete, die sich der Gunst von „oben" erfreuen, älteren vorgezogen werden. In verschiedenen Eingaben an die Direktion hat das Personal gegen diesen Unfug protestiert. Lange Zeit hat es gedauert, bis die Direktion sich zu einer Aktion aufraffte. Nun ist endlich ein Erlaß publiziert worden, der dem Unwesen steuern soll. Er lautet: „Z. 5089/V, ex 1913. Erlaß an die Stationen Prag, Komotau re. re. Betrifft: Grundsätze für die Einteilung von ZugSbe-gleitern auf Zugsführer- und Manipulationsposten: Bei Neueinteilung auf einen solchen Posten entscheidet die volle persönliche und dienstliche Eignung, vorausgesetzt in erster Reihe die Verwendungskategorie (Ober-kondukteure, Kondukteure I. und II. Klaffe), dann die Hohe des Gehalts, sodann der Zeitpunkt der definitiven Anstellung. Sind diese Umstände gleich, dann gibt die frühere Ablegung der Prüfung aus dem Zugrevisions- und Manipulationsdienst (nach welcher Prüfung die Befähigung für einen Zugsführer- oder Manipulantenposten erst eintritt) den Vorrang; bei geringen Differenzen hinsichtlich des Zeitpunktes der Ablegung dieser Prüfung ist die bessere dienstliche Befähigung maßgebend und die Entscheidung hierüber dem Ermessen des Dienstvarstandes der Dvmizilstation Vorbehalten. In letzter Linie entscheidet das Datum des Diensteintrittes, Beziehungsweise der Verwendung beim Fahrdienst. Wenn noch nicht ständig auf ZugSfiihrer- oder Mani» puIationSposten eingeteilte Kondukteure gegen bereits eingeteilte oder, wenn als Manipulanten eingeteilte, gegen solche als Zugsführer eingeteilte in den Vorrang treten, lei es durch Gehalterhöhung oder Beförderung (wozu auch der Fall gehör!, wenn länger dienende Kondukteure II. Klaffe nach nachträglicher Ablegung der Prüfung aus dem Zugrevisions- oder Manipulationsdienst zu Kondukteuren I. Klaffe ernannt werden), darf ohne hieseitige Bewilligung die ständige Einteilung des in die höhere Gehaltstufe Vorrückenden oder Beförderten auf einen Posten, der feinem Rang entspricht, erst dann erfolgen, wenn hiedurch kein früher ständig eingeteilter Zugbegleiter geschädigt wird. Bei Reduzierungen von Posten sind die kürzere Zeit Ständig Eingeteilten von den Posten abzuziehen, ebenso sind lei Wiedereinteilung dieser Bediensteten die vorher länger eingeteilten zu berücksichtigen. Die Auswahl der Zugsbegleiter für die Posten der Revisionskondukteure bei personenführenden Zügen wird, soweit nicht spezielle hieseitige Aufträge zu berücksichtigen sind, dem Ermessen der Vorstände der Domizilstationen des Zugbegleitungspersonals anheimgestellt. Hiebei ist außer den theoretischen und praktischen Kenntnissen des -Dienstes die sprachliche und sonstige persönliche Eignung des betreffenden Bediensteten in Betracht zu ziehe. Oberkondukteure dürfen auch weiterhin nicht ständig als Revisionskondukteure eingeteilt werden. Die bisherigen Einteilungen haben aufrecht zu bleiben, guch wenn sie' den vorstehend angeführten Grundsätzen nicht entsprechen. (Also das Fortbestehen der bisher geübten Protektionswirtschaft! Die Red.) Von dem vorstehenden Erlaß ist das zugeteilte Zug» hegleitungsperfonal nachweislich in Kenntnis zu setzen." Prag, am 15. April 1918. Böhm. Theoretisch scheint mit diesem Erlasse dem Wunsche deS Personals Rechnung getragen, indem hier das Prüfung?-* systeni analog den k. k. Staatsbahnen in Aussicht gestellt wird. In Wirklichkeit sieht die Durchführung, wenigstens in Komotau, anders auS. Zum Beispiel heißt es in den Zirkularen: „Sind die definitiven Anstellungen gleich, dann gibt die frühere Ablegung der Prüfung aus dem Zugrevisions- und Manipulationsdienst den Vorrang." Bei uns wird aber anders praktiziert. So zum Beispiel werden 'Kondukteure, die 1001 angestellt wurden, rund 3 bis 4 Jahre später die kommerzielle Prüfung ablegten, als Manipulanten eingeteilt, was ihnen die Aussicht auf UnterBc,amtenpoften gibt. Weitere Kondukteure wurden zu den P e r f o n e it z ü g e n gegeben! ES ist eben ein Grundfehler, daß man die Entscheidung hierüber dem Ermessen der Dienstvorstände überläßt. Es ist auch eine bedauerliche Tatsache, baß in Komotau kein Verzeichnis aufliegt, daS die Datums enthält, wann die Bediensteten ihre Prüfungen abgelegt haben. M wäre dringend notwendig,, daß die Direktion darauf sieht, daß solche Verzeichnisse in allen Stationen angelegt werden. So lange dies nicht geschieht, wird der zitierte Erlaß von vornherein illusorisch bleiben. Versammlungsberichte. Prötestversammlung des Wiener VerschltLpcrsonales. Am 10. Juni d. I. fand in Wien, IX, Hotel Franz JosesS-Bahnhof eine Versammlung des Wiener Vcrschub-personalcS der f. f. Staatsbahnen statt. ZentralauSschutzmit-glied Genosse Andrä erstattete den Bericht über die Sitzung der Zentralpersonalkommission. Die sachlichen Ausführungen des Genoffen Andrä über die Haltung des Eisenbahnmini-steriuviö in allen Personalfragen lösten in der Versammlung große Erregung aus. Genosse D e d c r berichtete über die Beschlüsse der Konferenz wegen der Verschubprämie und über den Siond derselben. Genosse Adolf Müller von der Zentrale schilderte die VerschlcchterungSmatznahmen bei den Staatsbahnen, von denen auch das Verschubpersonal betroffen wurde. Alti Redner schilderte, wie die Normierung verschlechtert wurde nnd dadurch „überzählige" Bedienstete werden und man zum Beispiel einen Vcrschubauffchcr in Mührisch-Ostrau wegen Ucbcrzähligkcit zum Weichensteller degradiert habe, bemächtigte sich der Versammlung eine ungeheure Eregung. Diese Erregnrig machte den jungen Herrn Regierungsvertreter sehr nervös und er ersuchte, mit ungesetzlichen Mahnungen den I'ietmci: an der Erörterung der Wahrheit zu hindern. Seine Absicht mißlang und so mußte er die ganzen Skandalgeschichten, die sich in letzter Zeit auf den StaatSbahnen ereigneten, bis zum Schluffe ünhören. Die Versammlung beschloß einstimmig folgende Resolution: » Resolution. “ Die heute am 10. Juni 1913 in Wien IX, Hotel Franz Josefsbahnhof staltfindende Verschubpersoualver-fammlung beschließt: Die Haltung des k. k. EisenbohnministeriumZ zu allen berechtigten Wünschen des Verschubpcrsouals ist derart, daß das Verschubpersonal aus dieser Haltung entnehmen muß, daß das 1 k. Eisenbahn Ministerium keinerlei ernste Absicht hat. die Lage dieser Bediensteten, die den so schwierigen und verantwortungsvollen Verschubdienst leisten, irgendwie zu verbessern. Die Versammlung bedauert diese unverständliche Haltung des Eisenbahnministeriums um so mehr, als von vielen maßgebenden Faktoren der Staats-bahnverwaltlmg wiederholt unzweideutig anerkannt wurde, daß die minimalen Wünsche des Verschubpersonals berechtigt und im Rahmey der Möglichkeit nnd einer entsprechenden Erfüllung liegen. Insbesondere ist jene Haltung der k. k. Direktoren lind des t. 1. Eisenbahnministeriums sehr merkwürdig, wo-„ach in der Frage der Verschubprämic die wichtigsten und dringendsten Wünsche des Personals wegen Aenderung des fettenden Systems ablehnend behandelt wurden. So wurde ic selbstverständliche Forderung Kriegen Gewährung einer garantierten Minimalprämie von 15 Kr. per Monat und Mann gar nicht in Diskussion gezogen. Die genannten Faktoren scheinen zu vergessen, daß die Erfüllung dieser Forderung die Voraussetzung für die Durchführungsmög-lichkeit des Prämiensystems überhaupt ist. Das versammelte Verschubpersonal wird diese verletzende Ignoranz so wichtiger Fragen im gegebenen Zeitpunkt entsprechend beantworten. Wo Einsicht und Vernunft an den leitenden Stellen von vornherein ausgeschaltet erscheinen, bleibt dem Personal nichts anderes übrig, als aus der ihm auf. gezwungenen Situation in dem Zeitpunkt, den das Personal für richtig erachtet, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Schließlich konstatiert die Versammlung mit tiefem, Bedauern, daß die f. k. Staatsbahnverwaltung trptz der Erkenntnis, daß sich das Personal in einer sehr traurigen Lage befindet, nicht nur keinerlei Verbesserungen gewährt hat, sondern noch bedeutende und zahlreiche Verschlechterungen durchführte. So wurden in einzelnen Stationen die Dienstturnusse des Verschubpersonals verschlechtert, die in der Dienstordnung im § 40 gewährleisteten Rechte verletzt, indem zum Beispiel Verschubcmfseher aus der Gruppe A der Diener zu Weichenstellern in der Gruppe C der Diener überstellt wurden u. s. w. Jeder objektiv denkende Mensch wird zugeben müssen, daß eine derartige Behandlung die Bediensteten nicht zu-sriedenstellen, sondern tief unzufrieden erhalten muß. Das Personal ist erbittert. Es will nicht mehr lange diese unerträgliche Behandlung ertragen. Geeinigt und geschlossen wird es im richtige» Moment der Stantsbahnverwaltuug begreiflich machen, daß solche Vorgänge auch nicht in ihrem Interesse gelegen sind. Konferenz der Professionisten und Arbeiter der Staats-Lahnen beim Oberbau für den böhmischen Rayon. Am 18. Mai fand in Prag-LiLkov eine Konferenz der beim Oberbau beschäftigten Professionisten und Arbeiter itatt, welche sehr zahlreich besucht war, und zwar waren 37. Orte durch 49 Delegierte vertreten. Die Konferenz eröffnete in Vertretung des tschechischen Sekretariats Genosse Buchar um y210 Uhr vormittags. Nach der Wahl des Präsidium« wurde zum ersten Punkt der Tagesordnung: „Forderungen der Oberbauprofessionisten und -Arbeiter" dem Arbeiter'auöschußmitglied Genossen Joses Nejedly das Wort erteilt. Der Referent besprach die Anträge. welche im Arbeiterzentralausschuß gestellt wurden und teilte mit, welchen Standpunkt das Eisenbahnministerium zu den einzelnen Forderungen der Arbeiter einnimmt. Er kenn, zeichnete, wie es notwendig sein wird, alle Kräfte anzuspannen, damit dies, was wir einmal als Antrag aufgestellt haben, auch endlich verwirklicht werde. Zum zweiten und dritten Punkt: „Lohnregulativ und Arbeitsordnung" referierte Genosse Buchar. Der Referent unterwarf die Arbeitsordnung sowie das Lohnregulativ einer scharfen Kritik und wies hauptsächlich auf die Einschränkung dcr Koalitionsfreiheit der Eisenbahnarbeiter hin, deren Einschränkung im § 17 der Arbeitsordnung enthalten ist. Die Arbeiterschaft hat die ehrende Pflicht, sich gegen die Einschränkung ihrer Bürgerrechte, auf das entschiedenste zu verteidigen. Mit Kt Herausgabe der Arbeitsordnung hat das Eisenbahnmini-steriimt die StaalSgefctze verletzt, welche jedem Bürger die Koalitionsfreiheit cinräumt. Das Lohnregulativ beinhaltet ebensall» eine ganze Reihe von Verschlechterungen der Arbcitsver-haltmsse. i Nach dein Referat entspann sich eine rege Debatte, an welcher mehrere Genossen teilnahmen. Aus ihren Aeußerungen loar zu ersehen, welche Stimmung unter der Arbeiterschaft, die unter solchen schlechten Verhältnissen leben muß, herrscht. ES wurde ein Komitee gewählt, welches die Aktion der Arbeiter um Verbesserung ihrer Verhältnisse weiterzuführen hat, Zum Schluß wurden die Vertreter Im ZentralarbeiterauSschuß aufgefordert, das Eisenbahnministerium zur sofortigen Einberufung des Zentralarbeiterausschusses zu bewegen. Dem ZentralarbeiterauSschuß wird auferlegt, sich nachdrücklichst zur Verbesserung der' begründeten Forderungen der Arbeiterschaft einzusetzeu. Nach der Wahl des Aktionsausschusses wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: „Die auf der am 18. Mai l. I. tagenden Konferenz der Oberbauprofessionisten und -Arbeiter "versammelten Delegierten protestieren auf das entschiedenste gegen die schädigenden Bestimmungen der Arbeitsordnung und des LohnregulativS. Ebenso protestieren die Vertreter der Arbeiterschaft gegen die geplante Einführung des Akkordsystems beim Oberbau, welches bei einzelnen BahnerhaltungSfcktionen bereits publiziert wurde. Die Delegierten bevollmächtigen ihre Vertreter der Gewerkschaftsorganisation, auf kompetentem Orte vorzubringen, daß die Arbeiterschaft diese Verschlechterung auf keinen Fall dulden werde. Die Delegierten verlangen vom Eisenbahnministerium die eheste Einberufung des ZentralarbeiterausschuffeS, wo über die Forderungen der Professionisten und Arbeiter verhandelt werden soll." Nach Annahme dieser Resolution wurde die Konferenz geschloss/n. Genossen! Beweist dein Eisenbahnministerium, daß ihr euch mit Hilfe eurer internationalen Organisation jenes rückerobern könnt, um was euch das Eisenbahnministerium gebracht hat. Wenn ihr alle mitarbeitet, so werden wir gewiß Erfolg haben. Wien XV. Die Vertrauensmänner der ZugSbegleiter aller in Wien einlaufenden Bahnen hielten am 14. d. M. um 2 Uhr nachmittags im Hotel Fuchs eine Söahnlinicnfitzung mit folgender Tagesordnung ab: 1. Verlesung des Protokolls. 2. Stundcngeldangelcgcnheit. 3f. Memorandum. 4. Qualifikation. 5. Eventuelles. Von der Zentrale erschien Genosse Swoboda. Die Sitzung währte bis %8 Uhr abends. Hauptzollamt. Am 16. d. M., abends 'A8 Uhr, fand in Wien III, in Lindners Gasthaus eine sehr gut besuchte Magazinsarbeiterversammluiig statt, zu welcher Genosse S w o v o d a von dcr Zentrale entsendet wurde. Nach seinem über die durch die Arbeits- und Lohnordnung durchgeführten Verschlechterungen gehaltenen Referat entspann sich eine interessante Debatte, aus dcr hervorging, daß dcr Vorstand im Hauptzollamt allen jenen Magazinsarbeitern, die auf sechs Tage Urlaub anspruchsberechtigt waren, im Vorjahr nur einen fünftägigen Urlaub gewährte. Obwohl diese Arbeiter auf die Arbeitsordnung hinwiefen, erklärte ihnen der Vorstand, daß er von der Direktion noch keine Erlaubnis erhielt, einen sechstägigen Urlaub zu gewähren, aber er gebe ihnen fünf Tage, und cs sei dies so aufzufaffen, daß er ihnen die fünf Tage auf seine Verantwortung gebe. Genosse S w o b o d a trat der den MagazinSarbcitern eingeimpften Auffassung entgegen, hervorhebend, daß der , Vorstand durchaus keinen Gnaienakt geübt, sondern vielmehr alle jene Magazinsarbeiter um den sechsten Urlaubstag mit Bewußtsein geprellt habe. Da nun aber die meisten Magazinsarbeiter int Hauptzollamt christlichsozial organisiert seien, so sei der Vorgang des Vorstandes erklärlich: denn wann wäre der Verkehrsbund jemals für die Rechte des Personals ein« getreten? Die Versammlung zeitigte einen schönen Erfolg. Wien. (Kanzleidienerversammlung.) Am 16. d. M. fand in Wien eine sehr gut besuchte Versammlung der Kanzleidiener von dcr Nordbahn und Nordwestbahn mit dcr Tagesordnung: „Die Lage der Kanzleidiener", statt. Die Kanzleidiener waren der Meinung, daß nun, da im Parlament doch endlich einmal zum Ausdruck gebracht wurde, wie den Eisenbahnern ein Stück von dem gegeben werden soll, das ihnen schon längst versprochen wurde, auch den Kanzlei-dienern etwas Bestimmtes zugesagt worden ist. Diese Anschauungen konnte dcr von dcr Zentrale entsendete Referent Genosse Rodler leider nicht bestätigen. Er mußte im Gegenteil anführen, daß nach den Erklärungen, die der Eifen-bahnminister im Parlament abgegeben, die Regierung und die bürgerlichen Parteien sich um die Kanzleidiener überhaupt nicht kümmern. In dcr Versammlung war auch Herr P i ch u l a, dcr Obmann des Kanzleidienervereines, anwesend. Er erklärte, daß er nun schon acht Tage von Bahnhof zu Bahnhof laufe, um die Interessen der Kanzleidiener zu fördern, und nun kommen die Roten und wollen die Sache zerstören. Das wurde von der Versammlung allerdings nicht ernst genommen. Schließlich entschlüpfte dem Herrn P i chu I a das Geständnis, daß er Verkehrsoündler sei und aufs christlichsoziale Programm schwöre. Das ist interessant, weil er es bisher in Abrede stellte. Er wollte sich auch jetzt wieder drücken, konnte aber, energisch zur Rede gestellt, doch nicht mehr aus und gab es dann mit einigen Windungen und Drehungen zu. Die Versammlung schloß mit einem warmen Appell des Vor-sitzenden, die Kanzleidiener mögen in den wirtschaftlichen Fragen einig Vorgehen. Linz. (Versammlung der Linzer HeizhauS-ar beit er.) Am 6. d. M., gleich nach Arbeitsschluß, versammelten sich die Arbeiter vom Heizhaus und Kohlenplatz der k. k. Staatsbahnen in Linz beim Stoll auf der Wiener Reichsstraße, mit die triften Verhältnisse zu besprechen, unter welchen sie leiden. Die Versammlung war sehr gut besucht und nahm trotz der Erregung, welche unter den Arbeitern über das skandalöse Treiben des Heizhausleiters Ingenieur Löbl herrscht, einen durchaus würdigen Verlauf. Die von der Staatsbahndirektimt zwecks Information entsendeten Herren Oberinspektor Kürschner und Sekretär Dr. Weidlinger konnten sich überzeugen, daß die Arbeiter auch in der Empörung über ihnen zugefügtes Leid strenge Disziplin zu halten verstehen und ihre Sache mit Ernst und Würde zu vertreten wissen. Nachdem Gemeinberat Genosse Weiser die Versammlung eröffnet und den Zweck derselben erläutert hatte, brachte Genoffc Schmidhuber die Beschwerden der Arbeiter über Herrn Löbl vor. Was sich dieser Mensch an Schikanierung der Arbeiter leistet, dürfte wohl selten in einem Betrieb Vorkommen, und wenn man als ein der Sache ge. luiffermaßen Fernstehender die Klagen mitanhörte, die in dieser Versammlung von allen Rednern vorgebracht wurden, dann mußte man cs einfach für unbegreiflich finden, daß eilt solcher Mensch wie Löbl Überhaupt noch eine leitende Stellung einnehmen darf. Geldstrafen, AuSfetzenlaffen. Entlassungen sind unter dem Regime LöblS ständig auf der Tagesordnung, dabei beschimpft Löbl die Bediensteten ohne jeden Grund in der gemeinsten Weise. Löbl hat schon die Existenz von Bediensteten zugrunde gerichtet, die jahrzehntelang im Bahndienst standen und stets getreulich ihre Pflicht erfüllten. Man gewann aus all den Klagen, die da von den Heizhaus» arbeitern und Kohlenarbcitern (namens dieser Kategorie sprach Genosse Stadler) über den Löbl borgebracht wurden, den Eindruck, daß die Zustände in dem Machtbereich Lobls derart unhaltbar geworden sind, daß nur die schleunigste Entfernung dieses verrückten Menschen von seinem Posten die erregten Gemüter der Bediensteten beschwichtigen kann. Folgende Resolution, die einstimmig angenommen wurde, gibt der Stimmung ■ des Heizhauspersonals beredten Ausdruck: „Die heute am 6. Juni 1913 im großen Saale »zur Stadt Salzburg« in Linz versammelten Heizhausbediensteten und Arbeiter ohne Unterschied der Kategorie und Verwendung protestieren auf das energischeste gegen daS persönliche Verhalten des Betriebsleiters Herrn Ingenieur Löbl gegenüber diesen Bediensteten und Arbeitern. Nicht nur Ehre und Gewissenhaftigkeit wird von diesem Herrn in den Kot gezerrt, sondern auch zahlreiche Existenzen ruiniert und zugrunde gerichtet. Mit Bedauern muß konstatiert werden, daß dcr Heizhausleiter Herr Inspektor D i t t e S diesen traurigen Uebelständen bisher nicht nur nicht abgeholfcn hat, sondern im Gegenteil durch sein Verhalten die Situation noch verschlechtert. Durch Rücksichtslosigkeit, grobe, brutale Behandlung werben sämtliche Bediensteten und Arbeiter zu verzweifelten Schritten getrieben, welche bis heute nur unter größter Anstrengung dcr Vertrauensmänner unterblieben sind. Ist schon an utib für sich der Dienst im Heizhause schwierig in physischer und geistiger Beziehung, sind heute schon durch die traurigen wirtschaftlichen Verhältnisse, unter welchen sämtliche Angestellte und Arbeiter leiden, die Existenzbedingungen erschwert, fo darf es nicht wundern, wenn noch obendrein durch unmenschliche Behandlung, die nun schon jahrelang dauert und jetzt den Gipfelpunkt erreicht bat, Mutlosigkeit und Verzweiflung Platz greifen. Von den Untergebenen wird immer die genaueste Einhaltung der Dienstordnung verlangt, Moral und Anstand gefordert, während sich Herr Ingenieur Löbl und Herr Inspektor Dittes, durch diesen Herrn beeinflußt, sich leichtfertig darüber hinwegfehen, zur Verzweiflung der Bediensteten, zum Schaden und Nachteil der"Bahnverwaltung. Die Mißftände haben ihren höchsten Punkt erreicht. ArBeiisfreubigleii, Gewissenhaftigkeit werden erstickt und Betrieb sowie Bedienstete der Demoralisation entgegengetrieben. Sämtliche Anwesenden setzen ihr Vertrauen auf die k. k. Staatsbahndirektion um gründliche Aenderung und Besserung, welche am schnellsten erreicht wird durch Beseitigung des Herrn Ingenieurs Löbl. Sollte die f. k. Staatbahndircktion nicht helfen wollen j>ber können, fo lehnen bte Versammelten jebwebe weitere Verantwortung ab unb haben bic Konseqenzen jene zu tragen, welche Veranlassung zu diesem Protest gaben." — Nach Annahme dieser Resolution wurde eine Deputation von sechs Bediensteten gewählt, welche im Laufe der nächsten Tage beim Herrn Dr. Messer-, klinger vorsprechen und um die Beseitigung der geschilderten Ilebelstände ersuchen wipd. Diese Deputation besteht au?: Weinzierl, Magazinineister; Bemdikowics, Lokomotivführer; Gabriel. Lokomotivheizer: Lin ding er, Werk- mann ; Schmidhuber, Kohlenarbeiter; Ritter, Kohlenarbeiter. Um 8 Uhr abends wurde die imposante Versammlung geschlossen. Linz a. T. (Wächterfünf ereil z.) Am 1. Junt fand in Linz eine von allen Wüchtergruppen des DirektionS-bezirkeS Linz sehr gut besuchte Konferenz statt. Genosse Sonnenfeld. Mitglied der Zentralpersonalkommisiion, er-stattete den Bericht über die cingcbrachten Anträge und deren Behandlung in der Zentralsitzung, da? Verhalten der -vahn-verwaltung und die Behandlung dieser Anträge im Parlament. Aus den Ausführungen konnten die anwesenden Wächter die immense Arbeit, welche die KommisiwnSmil. gtieder mit Hilfe unserer Organisation geleistet haben, erkennen und auch entnehmen, wie viel noch geleistet werden muß, und daß nur bann ein günstiges Resultat erzielt werden kamt, wenn alle ihre Kräfte in der Organisation zusammenschließen. Hierauf schilderten die Genossen Frey-schlag und Kinninger das Wirken der Perfonolkonu Mission im DircktionSbezirk und gaben der Hoffnung Aufdruck, daß alle Wächter den Wert der Organisation er. kennen möchten, um die berechtigten Forderungen der Wächter durchzusetzen. Böhmisch-Kamnitz. Am 7. Juni fand in Bensen eine Versammlung statt. Referent war Genosse Grunauer. Ischl. Am 7. Juni sprach hier in einer gut besuchten Monatsversammlung Genosse F r e i s ch I a g au5 Linz. Zclttucft. Die Mitglieder werden ersucht, die Interims-karten und Mitgliedsbücher bis längstens 1. Juli d. I. an den Kassier obzugeben. Luditz. Am 1. Juni referierte Genosse Kraus über den „Strafgcsctzcntwurf". Aus den Organisationen. Wien-Ottakring. Die Zahlstelle XVI hielt am 7. Mai 1913 ihre diesjährige Generalversammlung ab, in welcher Genosse Josef Schilhavy als Obmann. Johann Eibulka als Kassier. Leopold Z e h e n t n e r als Schriftführer, Johann Svanba unb Emmerich Vrattl als Kontrollore, Franz Wiblak unb Johann Kiement als Ausschuss- gewählt würben. Zuschriften in Zahlstellenangelegenheiteii sinb an Genossen Josef Schilhavy, XV, JbagaM 3, III. Stock, Tiir l , in Gclbangclcgenhcitcn an Johann Etbulka, XIV, 5ßrci-finaaaffe 8, II. Stock. Tür 10, zu richten. Die Einzahlungen jinben Freitag nach bem 1. unb 15. im Monat statt. fi&cr-Leutensbotf. Ab 1. Juli werben die Monatsvcr-faisntlungen immer um 8 Uhr abcnbS abgehalten. Zuschriften sind an Franz Knaf. Geldsenbungen an Heinrich Hrrget zu adressieren. Jglau. Die Mitglieder werden aufmerksam gemacht, daß bic Sprechstunden int Lokalseite tattat jeden Dienstag. Donnerstag und SamStag vormittags von 9 bis 12 Uhr unb an den beiden erstgenannten Tagen auch abends von 5 bis 7 Uhr stattfinben; an Sonntagen finden Sprechstunden nur von 9 bi§ 11 i! mj ^ 3 nontmen sind dringende Fälle, die nach Möglichkeit s 0-f o r t Erledigung finden. Unzmarkt. Die Subkassiere werden aufgefordert, die Jntcrimskarten und Mitgliedsbücher behusS Kontrolle einzu-sammeln und bis längstens 5. Juli d. I. an den Ortsgruppen« kassier abzugeben. Umstellen. Den Mitgliedern diene zur Kenntnis, dag Genosse Schernhuber keine Beiträge mehr eitigegennunmt. Einzahlungen sind entweder an Genossen Johann Lauer oder im Vereinslokal abzugeben. . c v. Ausgeschlossen wurde Franz Stocktnger, Kohlenarbeiter. Oderberg. Bei der am 3. Juni 1913 im Hotel „Austria ffattacfuitdeiien Generalversammlung tourdc folßeiwr schuß gewählt: Alois Zettelmann. Obmann, Anton Pretz-fr eund und Johann Brojda. Stellvertreter; Otto Roß-ler, Schriftführer, Anton Stuchlik, Stellvertreter; Johann Halbgebauer, Kassier. Valentin Gaib und Karl Rzyma »ek, Stellvertreter; Johann Pelka. Bibliothekar, Heinrich Fo11ner, Stellvertreter; Rudolf Lindowsky, Anton Mrösek, Kontrollore; Anton Betohlavek, Stanislaus Bonarek. Theodor Ehorzemba, Anton Demel (Heizer), Edmund Englisch, Joses Gorny, Johann Höllinger, Johann K l e i b e l, Johann Leinfeld n er, Oswald Lorenz, Stanislaus PospiSil. Karl Stolz, Eduard Spratek, Nikolaus Trnka, Ausschußmitglieder. Jglau. Am Samstag den 6. Juli feiert die Ortsgruppe Jglau ihr 15 j ä h r i g e s G r ü n d u n g ö f e st. Die in der Nähe befindlichen Ortsgruppen und Zahlstellen sowie Brudervereine werden ersucht, sich recht zahlreich an dieser Feier zu beteiligen. Die Festlichkeiten beginnen um 9 Uhr vormittags int schattigen Vereinbarten, Hohlweg Nr. 17, und werden bei , jeder Witterung abgehalten. Genossen von auswärts werden ersucht, sich rechtzeitig — mit beiläufiger Angabe der Anzahl und ob Mittagessen erwünscht — schriftlich anzumelden. Anmeldungen sind zu richten an das Lokalseiretariat, Jglav, Scheiben. gaff6 1. Lundenburg. Den Mitgliedern wird hiemit zur Kenntnis gebracht, daß die VereinSbibliothek vom 1. Juli bis 31. August behufs Revision und Instandsetzung der Bücher geschlossen bleibt. Entliehene Bücher sind bis längstens 30. Juni abzugeben. Ferner werden die geehrten Benutzer der Bibliothek ersucht, künftighin mit entliehenen Büchern in schonendem Weise umzugehen, damit nicht alljährlich so grohe Kosten für Reparaturen erwachsen. Selzthal. Alle Zuschriften sind an Peter Holub, Oberverschieber in Selzthal Nr. 9 4, zu adressieren. Wiirgl II. Die Monatsversammlungen finden am 15. jedes Monats statt. Tarvis. Bei der am 1. Juni stattgefundenen General-Versammlung wurden folgende Genossen in den Ausschutz gewählt : Philipp Tiefe nbacher, Obmann, Josef Weda in, "Stellvertreter; Martin Michor, Schriftführer, Isidor Hasch, Stellvertreter; Franz L i a u n i g. Kassier, Johann Schüttelkopf, Stellvertreter; Josef Pitamnih und Philipp W e d a m, Bibliothekare; Kreuzmann und Dollinger, Revisoren. Subkassier für die Strecke Thörl-Maglern: Valentin Sternik; Seifnitz: Stocke nboier; Uggowih: Murer; Lutzuih: Kovatsch. Alle Zuschriften in VereinSangelegen-Ijcitcix sind an Philipp Tiefenbacher, Wagen-schreiber, Tarvis II, Grünwald N r. 0, in Kassenangelegenheiten an Franz L i a u n i g, B l o ck f i g n a l-d i e n e r, Tarvis II, zu adressieren. St. Beit on der Glan. Die Monatsversammlungen werden jeden ersten Samstag im Monat um 8 Uhr abends im Lereinslokal (Hafners Gasthaus) abgehalten. Fällt der erste Tag im Monat auf einen Samstag, so findet die Versammlung nächstfolgenden Samstag statt. Verschiedenes. „Der Himmel ist schön, aber...." Die letzten Worte des verstorbenen Wiener Erzbischofs Dr. Nagl sollen, wie die „Reichspost" gemeldet hat, gelautet haben: „Der Himmel ist schön, aber ich trenne mich doch sehr schwer von der Erde." Wenii man den Ausspruch betrachtet, so kommt es einem so vor, als wollte Herr Nagl sagen: „Der Himmel ist schön, aber auf Erden ist es doch schöner." Wenigstens deutet die erste Stufe von schön und das darauffolgende aber darauf hin, daß nun eine Steigerung des Eigenschaftswortes schön folgen wird. Aber es wäre auch nicht zu verwundern gewesen, wenn dem Kardinal die Erde schöner als der Himmel vorgekommen wäre; zumindest hatte er den Himmel auf Erden. Alle Genüsse des Lebens standen ihm zu Gebote, Reichtümer und Pracht füllten seine Räume, sein kühnster Herrschertraum war erfüllt: alles in Oesterreich, was Rang und Namen hat, beugte sich vor seiner Gewalt — von der grotzen Schafherde, die ihm untertänig war, gar nicht zu sprechen, lins dünkt aber, datz ein Kirchenfürst auch Nicht solche letzte Worte, wie sie die Blätter gemeldet hatten, sprechen solle. Er hatte sich — wenn schon sonst das Herrschen auf Erden feine Gedanken ausfüllte — in seinen letzten Stunden nur mit dem Himmel zu befassen, cc hätte den aufhorchenden Gläubigen sagen sollen: „Die Erde ist schön, aber der Himmel ist tausendmal schöner; ich bin glücklich, das; ich von der Erde scheiden und die unendlichen Freuden des Himmels bald genießen darf." Dr. Nagl hätte uns in seiner letzten Stunde nicht so tief in die Karten des Ultramontanismus blicken lassen sollen. Literatur. Peter Noseggers klassisches LebenSwerk in endgültiger Raffung. Von Peter Rosegger, der am 31. Juli fcknen 70. Geburtstag begeht, begannen im April dieses Jahres seine „Gesammelten Werke" alö „definitive Ausgabe letzter Hand" zu erscheinen. Die vom Dichter neu bearbeitete und neu eingeteilte Ausgabe umfasst 40 Bände in vier Abteilung zu je zehn Bänden. Jeden Monat erscheint ein Band, und die „Gesammelten Werke" werden innerhalb der nächsten drei Jahre abgeschlossen borliegen. Die erste Abteilung der „Gesammelten Werke", die in diesem Jahre erscheint, umfaht: Die Schriften des Waldschulmeisters. (Mit der Lebensbeschreibung des Verfassers.) — Das Buch der Novellen, .Band 1. — Die Aelpler. — HeidepeterS Gabriel. — Alpensommer. — Sonnenschein. — Nixmchig Volk. — Der Gottsucher. — Am Tage des Gerichts. — Mein Lied. — Die Abelsberger Chronik. Hebet die Gesichtspunkte, von denen sich Peter Rosegger bei der Zusammenstellung der „Gesammelten Werke" leiten ließ, plaudert der berühmte Dichter selbst im Vorwort: „Ich will nicht in den Fehler der Alten fallen, die Jugend verbessern zu wollen. Die Jugend ist gut genug. Ich will sie, was Gehalt, Empfindung und Gesinnung betrifft, nicht anrühren; das soll stehen bleiben wie cs steht, mit aller Unbefangenheit, mit allem Ilebermut, mit all seinen rührenden Unzulänglichkeiten Und doch werde ich manches streichen mit derselben Lust, mit der es einst geschrieben worden. So sollen nach Möglichkeit beseitigt werden Längen, Wiederholungen, Jrrtümer, Polemiken, Sentimentalitäten und was sonst etwa von dem reiferen Ucberschauer seiner Vergangenheit als geschmacklos empfunden wird. Und fo habe ich in meinem _ vorgeschrittenen Alter die große Durchschau unternommen, mit jugendlicher Freude fast; denn ich sehe in ihr ein Recht, eine Pflicht und eine Gnade. Ist das nicht eine Gnade, die fünfzigjährige Lebensarbeit so vor sich liegen zu haben mit der Möglichkeit, Fehler gutzumachen? Der Wille dazu ist stark; möge mir auch die richtige Einsicht und ciit letztes Können nicht versagt sejn." „Erlebnisse eines Weltbutnntlers." Es ist ein tzanz eigenartiges Buch, erfrischend für jung und alt, ein Buch voll Lebenswahrheit und kraftvollen Selbstbewuhtseins. Ein klassisches Werk unter den Abenteuer- Und Reiseschilderungen, zu dem der ReichsratSabgeordnete Max Winter ein prächtiges Vorwort geschrieben hat. Von den verschiedensten. Teilen der Erde wird von dem „Weltbummler" Erlebtes und Erlauschtes geschildert. Ungekünstelter Humor ringt selbst dem verbissendsten Griesgram ein herzhaftes, befreiendes Lachen ab. Aber auch ernste Töne versteht • der „Weltbummler" anzuschlagen und greift damit tief ins Menschengemüt. So führt der Verfasser den Leser über die vereisten Goldfelder Alaskas, unter die Tropensonne Afrikas und durch die wasserlosen Wüsten Australiens. Episoden aus dem Freiheitskampf der Buren und Skizzen aus dem Goldgräberleben u. s. w. fesseln den Leser von der ersten bis zur letzten Seite. Neben dem gewinnenden Leichtsinn des „Weltbummlers" zieht sich durch das ganze Buch die Ueberzeugung von der Unbesieglichkeit eines festen Selbstvertrauens. Möge das Buch seinen Weg machen, rastloS wandernd und sich überall gute Freunde erwerbend, wie es der Verfasser zeitlebens getan. Die „Erlebnisse eines Weltbumm-lers" gelangen in zirka 16 Lieferungen zur Ausgabe. Preis per Heft 12 H. Alle acht Tage gelangt ein Heft zur Ausgabe. Alle Buchhandlungen und Kolporteure nehmen Bestelluttgen an. Sollte die Bestellung auf Schwierigkeiten stoßen,, wende man sich direkt an die Unterzeichnete VerlangSbuchhandlung, Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand u. Komp., Wien VI, Gum-pendorferstraße 18 Ein neuer Band der BorwSrts-Bibttothek. Die schmucken Bande zu dem Einheitspreis von 1 Mt, die unter dem Sammelnamen „Vorwärts-Bibliothek" herausgegeben werden, erscheinen^ in rascher Folge. Ein Beweis, daß das Bestreben Nnseres Berliner Parteiverlages, gute Unterhaltungsliteratur in würdiger Ausstattung zu einem billigen Preis auf den Markt zu bringen, in den Kreisen der Arbeiterfamilien Anerkennung findet. Der neueste Band enthält Werke der kürzlich verstorbenen Genossin Minna Kautsky, die einen guten Ruf als interessante Erzählerin besitzt. Das Buch führt den Titel „Der Pariser Garten und anderes" von Minna Kautsky. Die Erzählungen der Genossin Kautsky sind in weiten Schichten des Volkes mit Begeisterung gelesen worden, und wird daher der neue Band der Vorwärts-Bibliothek von vielen alten Freunden der Autorin willkommen geheißen werden, ihr zugleich aber auch viele neue Freunde werben. Der Pariser Garten sowie alle anderen Bände der Vorwärts-Bibliothek werden in allen Parteibuchhandlungen vorrätig gehalten. Der Einheitspreis beträgt, wie schon erwähnt, 1 Mk. Auf Verlangen sendet der Verlag oer Buchhandlung Vorwärts Paul Singer G. nt. b. H. ein Verzeichnis der bereits erschienenen kostenlos. Mitteilungen der Zentrale. Bcrtvaltungskomiteesihunn am 11. Juni 1913. — Beratung mit den Vertretern des Prager Lerwaltungs« koniitees und des Prager Sekretariats über die gegenwärtige Situation unserer tschechischen Organisation in Böhmen.________________________________________________ Versammlungsanzeigen. In nachstehenden Orten finden Versammlungen statt: Siersdorf. Am 22. Juni in der Restauration des Herrn Oswald Generalversammlung. Gaisbach-Wartberg. Am 22. Juni um 10 Uhr vormittags in Bergleitners Gasthaus Wächterversammlung. Teichstadt. Am 22. Juni um y,0 Uhr vormittags im Vereinslokal Versammlung der Oberbäuarbeiter. Schärding. Am 29. Juni um l/2ß Uhr abends in Schreiners Gasthaus Generalversammlung. Giirz II. Am 1. Juli um 7 Uhr abends Beim „Tiroler-Wirt", Via Camposanto Nr. 43. Brüx. Am 6. Juli um 8 Uhr abends im Cafi! „FranxaiS". Zartlesdorf. Am 13. Juli um Va4 Uhr nachmittags in Richters Gasthaus. Bom Sterbefiille 108. 109. 110. . 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 140. 141. Sprechsaal. Hinterbliebenenunterstützungsfonds. . 9. Mai bis 18. Juni 1913 wurden für folgende Unterstützungen ausgezahtt: Franz Mich! in Tannwald. Alois Lukas in Leoben. Marie Tutschek in Lundenburg. Juliana Laubenstein in Czernowitz. Josef Äekabek in ftorneuburg. Anna Hubikka itt RudolfSheim. Josef Refch in Krems. Franz FuchS in Wien IX. Johanna MikoläS in Mistek. Matthias Gindinger in Wien X/2. Marie Ogertschnig in Admont. Therrste Hatzler in Leoben. Anna Schiittbacher in Ardning. August Dippert in Villach II. Thekla Pittner in Rudolfsheim, Thomas Walter in Rusle. Stefanie Lahmer iit Aussig. Simon Ciaston in Neu-Sandee. Marie Heittzl in Sigmundsherberg. Franz Mikota in Vysokan. Marie Weger in Linz. Franz Lettner iu Wien XV, Viktoria Pucher in Leoben. Franz Täuscher in Wien II, Nordbahn. Johann Schuster in.Wien X/2, Franz Ludwig itt Brünn II. Franz Renner in Reichenberg. Anna ©reiner in Wien, Zentrale. Elisabeth Tatzl in St. Michael bei Leoben. Rudolf Schmidt in Laxenburg. Andreas Pa»er in Graz I. Simon Lechner in Leoben.. Helene Jurinkowitsch in Wiener-Neustadt. Offene Anfragen. Achtung, Südbahner! Wahlen in die Betriebskrankenkassc der t. k. priv. Sitdbahn-gesellschaft. Itt dem Ausruf sowie iit den zur Ausgabe gelangten Flugblättern ist ein unliebsamer Fehler ei »geschlichen, indem bei der Kandidatenliste die Bezeichnung der Farbe der Stimmzettel unrich.ig angegeben wurde. Richtig ist, daß für den Wcrkstättendicnst rosa Stimmzettel (nicht gelbe) und für den Bau- und B a h n c r h a l t u «i g s d i e n st gelbe Stimmzettel (nicht rosa) in. Verwendung zu nehmen sind. Wir ersuchen dringend, von dieser Korrektur N o t i z z u n c h in e n. Ebenfalls wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Heizhauswerkstätten, wie zum Beispiel Wiener-NeUstadt, Mürzzuschlag re. mit der Gruppe des „Zugfödcrungs-dtenstüs" wählen. Vom Lrbknsversicherungsvcrcln von Eisenbahnbedien-steten „De Laglio". Wir teilen den Mitgliedern des Lebensversicherung«» Vereines mit, daß das Zentralkomitee unter tätiger Mithilfe des geschaffenen Beirates, die in Aussicht gestellte Aenderung der Vereinsstatuten bereits Beendet hat. Die neuen Statuten, welche auf Breiter demokratischer Basis aufgebaut sind, sehen selBstverständlich die Zusammensetzung der Vereinsleitung aus sämtlichen Bedtensteter.kategorien vor und tritt an Stelle der MitgliederaBstimmuna dte Generalversammlung. Nach Fertigstellung einzelner technischer VorarBeiter und Drucklegung der Statuten werden dieselben den Mitgliedern zugesendet und wird die Mitgliederabstimmung über die neuen Statuten ein« geleitet werden, Für daS Zentralkomitee; Marek m. p« Für den Beirat: »tundl m. pi Prell m. p. Hofstätter w. p. genauer m. p. An die VcrkehrSdircktion der Südbahngescllschaft in Wien! t Das Zugbegleitungspersonal der Strecke T r i e st - C o r-tnonB hat am 15. April 1912 ein Gesuch um Söctciltmg mit Sommeruniformen eingebracht. Da nun seit der Einreihung bereits 14 Monate verflossen sind und weder die gewünschten Uniformstücke noch eine sonstige Erledigung herausgegeben wurde, so erlauben sich die Gesuchsteller, ihre vorjährige Bitte nochmals zu wiederholen und um eine baldige Erledigung zu ersuchen. An die k. k. Staatsbahndirektion iit Villach! Laut Amtsblatt der k. k. Staatsbahndirektion Villach wurden die zu versetzenden Wächter der aufgelassenen Posten auf der Tauernbahnstrecke angewiesen, sich jederzeit zur Ueber-siedlung bereitzuhalten. Da nutt die betroffenen Wächter durch diese Verfügung weder ihre Grundstücke bebauen noch sonstige für die Hauswirtschaft notwendige Vorkehrungen treffen können, da sie täglich versetzt werden könnten, so Bitten die Gesuchstcller um eine Bestimmte Auskunft, damit sic wenigstens Bis zum Tage der faktischen ABrcisc einen geordneten Haushalt führen können. An das hohe k. k. Pifciiünfjitmtitiftci'ium! Die gefertigten .Heizhaus- und WerkstättenarBeiter erlauben sich, an das hohe k. k. Eifcnbahnminiftcnum die höflichste Anfrage zu richten, warum das von ihnen an die f. f. Staatsbahndirektion Villach vorgelegte Gesuch, welches von der genannten k. k. Staatsbahndirektion am 8. Juli 1912 dem hohen k. k. Eisenbahnministerium übermittelt wurde, bis jetzt keiner Erledigung teilhaft wurde. Die Gefertigten bitten um rasche Erledigung derselben, da sie die darin crBetene Vorsprache Beim k. k. Eisenbahnministerium infolge der mißlichen Lage, in der sie sich befinden, für dringend und nötig erachten. Die Taglohnbedien steten der Heizhausleitung A nt ft e 11 e it. Briefkasten der Redaktion. L. M. Von der Auflassung der Gehaltstufe von 1300 Str. und der Erhöhung des Anfangsgehaltes auf 1400 Kr. für StationSrneister liegen keine offiziellen Zugeständnisse vor. Nach der Erklärung des Eisenbahnmtnisters soll einigen Unterbeamten die Erlangung des Endgehaltes vor der Pensionierung ermöglicht werden. Der Zeitpunkt für die Durchführung dieser Verbesserung wurde noch nicht Bestimmt. — Grußbach. Zu persönlich. — Kriegsdorf. Bereits in Nummer 17 erledigt. — Bruck an der Mur. Zur Veröffentlichung nicht geeignet. — 10. Mai. Wenn Sie 75 Prozent Rente beziehen, haben Sie gewiß Anspruch auf Provision. Siehe § 14 des Statuts. Gesuch machen. Flir den Inhalt der ln-■otate Übernimmt die RMaktlon und Administration keine wie Immer geartete Ver-o o anfworttng. 0 0 Fllr den Inhalt der Inserate übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-0 o antwortung. o o MAGGI Würfel ä 5 h (fertige Rlndeuppe) sind die besten! Qo es brennt, muss gelöscht wertlen! Und was ist brennender denn der DurstZ Es gibt kein besseres Dnrststillmittel als einen Absud des überraschend kaffeeähnlich-schmeckenden „ENRILO“ Fabrikat der Firma HEINRICH FRANCK SÜHNE In Uriz a’/D. Ein Liter wohlschmeckenden, mit Zucker geeüssten, Durststillers stellt eich auf etwa 81/» Heller. x y Klent - Strohkappe das Idealste aller bis jetzt existierenden Sorten. Ueberrafchend leicht, danerhaft, luftdurchlässig, hygienisch Alleinige Fabrikanten: Preß $c Läufer, Aussig a. d. Elve. Im Haushalte 50% Ersparnis leanft jede Hausfrau errieten, wenn sie an Stelle von Butter den einzigen Vollwertigen Butterersatz Blalmseholna ,Unlkum“-Mar- Sarine verwendet. 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