Besondere Beilage zur Laibacher Zeitung Nr. 69 vom 1U. Mai 1848. An m^me 5HOVem§Ä)sm Nvü^ev. ^cr Beweggrund meines öffentlichen Auftretens ist sicher nicht Ruhmsucht, sondern der aufrichtigste Wunsch deines Herzens das allgemeine Beste nach meinen Kräften zu fördern. Das wallende Rad dcr verhängnißvollcn Zeit, von seiner Hemmung befreit, wälzt sich mit Erstaunen fegender Schnelle und breitet uns augenblicklich Rollen der Begebnisse aus, die früher ein Jahrhundert ^'vorzurufen unvermögend war. Was uns die nächste Rolle bieten wird, weiß nur Gott, der allein ble Zeitereignisse auch in ihrem schnellsten Schwünge leitet. So wie ein durch Ausschweifung und übermäßige Anstrengung entnervter Körper im höchsten Stadium seiner Nervenkrankheit alle Sorgfalt und die zarteste Behandlung erfordert, um der Auslösung zu entgehen, Uni dann ein neuer, mit Lebenskraft ausgerüsteter Körper zu werden; so verhält es sich auch mit jedem Staatskörper. Lange schon wühlte in dem edlen österreich. Ctaatskörper eine sich durch unverkennbare und nur von ^lrch Eigendünkel verblendete Augen nicht wahrgenommene Symptome darstellende Krankheit, die ausge^ kochen/jetzt ihr gefährliches Stadium erreicht hat. Ihr Daseyn sieht Jeder, ihre bange Zukunft nur Gott, der Wcltcnlenker. Eine heilige Pflicht jedes Staatsbürgers ist: Alles anzuwenden, was zur Hebung dieser gefahrdro- ^ndcn Staatskrankheit zweckdienlich erscheint. Zur radicalen Heilung jedes Uebels ist die Kenntniß dessen , ^"lstehungsursachc erforderlich. Gegenwärtige Krankheit hat Metternichs System — Alles in Allem s ' . ^ zu seyn, keine, wenn auch noch so vernünftige, Vorstellung zu würdigen vorgebracht. Daunt derlei ^^gi'lcchte Postulate nicht durchdringen, hat er mit kluger Schlauheit die edlen Glieder Oesterreichs zu 'l'cnnen, die aus dcn verschiedenen Nationalitäten hervorgehende Abneigung zu begünstigen und uns auf die - ^^ ^"^ geliebte Slaven und Deutsche, durch überspannte Phantasien für den Panslavismus in .^angermanismus nicht dahin verleiten, euch zu entzweien, euch mit Eifersucht zu betrachten, statt "ner Bruderliebe zu umfassen. vev> ?!^^ Schulscribenten kennen das wirkliche Leben nicht, sie sehen die offenbare Gefahr eines höchst-^N'a! ^"' Nolkerkriegcs nicht ein, und sind passend mit den Hautausschlägen eines reinen Körpers zu «eichen, die in Eiterung übergehen und dann verschwinden. liich. . "stört sie nur derlei Marktschreier, wer sind sie? Leute, die die Sprache, über die sie schimpfen, il, ^ elmnal kennen; lasset sie reden, lasset sie schreien; vox <»8ini non :»mn^n ulri» co^ll (des Esels ' verschallet sich nah'). ten /-^ Kation ist ihre volle Selbststandigkcit durch die mächtigen Worte Sr. Majestät unsers gerech-denl! l -^ 5"l'a"tirt, und scher wird jede Nichtachtung dieser hohen Garantie Blutspuren hinterlassen, vttdcrscits werden kraftvolle Kämpfer zur Anerkennung ihrer Nationalsclbstständigkeit auferstehen. Der vernünftige, rechtschaffene Mann jeder Nationalität ehrt und liebt mit gleicher Unparteilichkeit den biedern, rechtschaffenen Mann, ohne Rücksicht auf Nationalverhaltnisse, er traut dem redlichen Krainer so gut wie den Kärntner, während er seinen unredlichen Landsmann verabscheuet und meidet. Glaubet mir, ich habe Deutsche vieler Neiche, ich habe Pohlcn, Böhmen, ich habe Oesterreichs sammt-liche Provinzen kennen gelernt: jedes Land hat seinen Weizen und sein Unkraut, überall wird dieses nach Kräften ausgerottet und vernichtet, jener gesucht und eigen gemacht. Höret nicht an derlei Auswürflinge, die jetzt in der wichtigen Krisis der bereits längst nothwendigen, kräftigen Vereinigung der beiden gebildeten deutschen und slavischen Nationen zu einem Staatenbunde den biedern Landmanu aus unzeitigem Ehrgeize durch schändliche Intriqucn verhindert, seinen Vertreter nach s^ ner geschöpften Ueberzeugung unbefangen zu wählen, wenn der anerkannt Brave zufällig ein Krainer oder ein Kärntner ist. Nicht Nationalität, sondern durch Leben bewährtes Betragen der Personen leite Euch» Personalunrecht kann und sott auf die allgemeinen Interessen keinen Einfluß nehmen, wer hätte sonst mehr Grund, die aufkeimende Uneinigkeit zu begünstigen, als ich, dem sogar mein einst so heiß geliebtes Klagenfurt die Ehre erweiset, mich unter die Volksagitatorcn zu zählen. Euch, Großen! ist das ein Dorn im Auge, daß mich das Volk liebt; allein es liebt mich nicht sell der entstandenen Aufregung, es hat mich bereits früher geliebt, was Euch Krain, meine Heimath, was Euch Rosenthal, was Euch mein gegenwärtiges Hcimathland Möllthal bestätigen wird. Nicht der Aufwieg' ler des Volkes genießt die allgemeine Achtung, sondern der gerechte, wenn auch strenge Richter, wenn er das Volk menschlich behandelt, wenn er mit dem Volke mitwirkt, mit fühlt, mit leidet. Das habe ich nach meinen schwachen Kräften gethan, und deßhalb genieße ich das Zutrauen meiner Untergebenen. Doch denke von mir Jedermann was er will, entsprechet nur meinem aufrichtigen Herzenswunsch^ uns in brüderlicher Eintracht, ohne Rücksicht auf die Nationalverhältnisse, fest zu vereinen, damit wir nw vereinter Kraft der drohenden Zukunft die Stirne bieten können, eingedenk des genialen Sal u st's Wort' Ooncorcliil res n^lv« elelzomll, discuiclla lllgximuo (illakunlm'. . Obervcllach am 12. Mai 1848. Matth. prescht.