PROLOG ZUR DES KAISERS UND DER KAISERIN AM 24. APRIL 1879 VERANSTALTET VON DER PHILH. GESELLSCHAFT IN LAIBACH GESPROCHEN VON FRAULEIN CAROLINE WILHELMI. D R - FRIEDR. KEESBACHER, 3/wS, < G: A * |MWenn froh nach langer, banger Wintersnacht Der Fruhhng kommt mit seiner Farbenpracht, ' Verheissungsvoll die zarte Knospe schwillt, In Feld und Hag erneutes Leben quillt, Der muntern Vogel Schaar uns in dem Wald Aus tausend Kehlen froh entgegenschallt, Da zieht auch in die kleine Menschenbrust Ein Hochgefuhl, erneute Lebenslust. Wir zieh’n begliickt binaus in’s Freie, Uns lockt des Himmels tiefe Blaue, Uns reizt der Blumen reiche Farbenpracht, Die iippig uns aus hundert Kelchen lacht. Bewundernd lauschen wir in Feld und Flur Geheimnisvollem Werden der Natur. Des Fruhlings freu’n Avir uns nach Kinderart, Die nur begliickt der Reiz der Gegenwart. Und doch! was heute schon emporgesprossen, Wer weiss, welch’ Zukunftslos ihm noch verschlossen! Die Bluten, die im Farbenschimmer gleissen, Ein Sturm geniiget, sie vom Stamm zu reissen, Ein kalter Hauch kann sich im Norden heben, Vernichtend rasch ein junges Bltitenleben. So bluhen in des Junglings Lebenslauf Die Ideale aucb im Herzen auf, Docb jedes nicht, das seinem Sinn entquillt, Wird stets im Manne durch die That erfullt; Das eine wird vom Frost der Wirklichkeit erstickt, Durch rauhen Sturm das andere geknickt. D’rum preise ich die Knospe, schon gestaltet, Erst, wenn zu kraft’gem Sein sie sich entfaltet! Doch — wenn die Pflanzensafte reicber quellen, Am Blutenstande siisse Friichte schwellen, Auf Wald und Feld sich tiefre Farben breiten, Die Rebe rankt auf sonnenhellen Leiten, Die Sonne gliihend den Zenith erklommen, — Da rufen freudig wir: der Sommer ist gekommen! Die sonnenbelle, freud’ge Sommerszeit, Wir athmen auf, von schwerer Sorg’ befreit; Zur reifen Frucht wird nun gesunden, Was Nordwinds Fahrlichkeiten iiberwunden. So preis’ ich gliicklich auch den Mann zumal, Dem schon herangereift sein Jugendideal, Der in der Sommerszeit noch hegt und pflegt, Was einst im Lenz des Junglings Herz bewegt. Fin solcher Fruhling war mit brautlichem Verlangen Im Herz des Kaiserjiinglings aufgegangen, Als Kaiser Franz Josef zum ersten mal geschaut Von Liebreiz zart urnhaucht die edle Braut, Als Habsburgs Enkel freite um die Hand Der bluhenden Rose im Baierland. Der Fruhling zog ins Herz des Kaisers und zugleich Ins Herz des Avackern Volks von Oesterreich, Uas, aufgeschreckt aus langer Geistesnacht, Sich neu erliebt in stolzer Pracht. War das in jenen herrlich schonen Tagen In Oestreichs Landen rings ein Frohbehagen, Als vom St. Stefansthurm die Glocken kiinden, Uass Kaiser und Kaiserin sich nun verbinden! Ua regten sich zum hohen Feste aile Hande In Stadt und Reich, — des Jubels war kein Ende! Begeistert huldigte das Volk den Fiirstensprossen, Die einen Herzensbund fur’s Leben nun geschlossen, Im Fruhlingsglanz erstrahlte Oestreichs Aar. Im Jugendschmuck erglanzt’ das Herrscherpaar. Der sell one Tag, er war ein Doppelfest zugleich, Ein Friihlingsfest dem Herrscher und fur Oesterreich. Seit jenem Tag, an dem der Bund geschlossen, Sind funfundzwanzig Jahre nun verflossen, Doch — was an jenem hohen Fruhlingsfeste Sich Fiirst und Volk erhoffet als das Beste, Die Wunsche, die im Herzen Fiirst und Volk genahrt, Wir selfn sie heut’, am Sommerfest, gewahrt; Die HI0ten, die der schone Lenz getrieben, Sie sind zum Heil uns unverwelkt geblieben. Wol riittelt’ Unheil oft am alien Reiche, Dem Nordsturm gleich, der niederbeugt dieEiche; Wol hat der Feinde Hass uns oft bedrangt, Dem Fro six; gleich, der an den Bluten sengt, Doch unversehrt entstieg dem Kampfe Oestreichs Aar, Getreulich schirmend Reich und Herrscherpaar. Je liefer die Gefahr in Oestreich ward empfunden, So fester ward das Band urn Fiirst und Volk gewunden, Der Kaiser hat im Kampf mit feindlichen Gewalten Des Reiches Banner muthig hoch gehalten. Dem Jugendmuth, der stolz des Kaisers Brust geschwellt, Hat sich des Marines Weisheit und Erfahrung zugesellt. Die Kaiserin, des Thrones edle Zierde, Sie trug getreu mit ihm der Krone Biirde; Geschmiickt mit mitleidsvoller, edler Sinnesart Hat sie sich Schonheit und die Jugend selbst bewahrt. Dem Herzensbund, im Lehenslenz geschlossen, Sind edle Frii elite reich entsprossen: Des Kaisers Sohn, edit ritterlich und mild, An Tugenden des Vaters Ebenbild, Bestimmt, zu schmiicken einst den Thron Als Rudolfs, des grossen Ahnen, wiird’ger Sohn. Auf bluhender Tochter und Enkel Gluck Ruht liebend, beseligt der Eltern Blick. Des Lebens hochstes Gluck hienieden, Es ist dem edlen Kaiserhaus beschieden. Der Freudenruf, der einst durch Oestreichs Lande scholl, Dem jungen Fiirstenpaar aus vollem Herz entgegenquoll, Als Herz zum Herzen sich zum Lebensgange fand, Er tdnet heute wieder durch das weite Land; Der jungen Liebe zartes FriihlingsgTiinen Ist heute von des Sommers Silberglanz beschienen. 0 mog’ dem Furstenpaare auch beschieden sein Ein schoner Herbst mil. seinem gold'nen Schein, Ein gold’ner Flerbst dem edlen Kaiserpaar, Ein gold’ner Herbst dem Reich und Oestreichs Aar! So blithe denn, du machtiges Haus Oesterreich! An Siegeri und an Ehren reich! Wo Weisheit sich mit Kraft vermahlt, Wo Lieb’ zum Kaiser stets das Volk beseelt! So bliihe denn, du Habsburgs machtiges Geschlecht, Ein Hort fur Tugend, Weisheit und fur Recht! Du edler Herzensbund, erbliihe fiirderhin Zum Heil dem Kaiser und der Kaiserin! Dess rnoge immerdar das Schicksal walten : Franz Josef nnd Elise moge Gott erhalten! Kleinmayr & Bamberg, Laibach. J