^i^^s ^ < " Reisen !N M r a ß i e n. Zweiter Band: Adolph von Wrede's Reise in Hadhramaut Beled Beny 'Yssä und V e l e d c l H a d sch a r. mit cincr Einleitung, Anmerkungen und Erklärung der Inschrift von^Obne versehen vun Heinrich Frcihcrrn von Maltzan. Nobst Karte und Facsimile der Inschrift v^n 'Obnc, Braunschweig, Drnck und Verlag von Friedrich Vieweg nud Sohn. 1873. Ankündign« g. Das hier erscheinende Werk füllt eine Lücke in der geographischen Literatur aus, welche bereits Carl Nittcr im Jahre 1846 sigualisirte. Wrede's Neisewcrk ist unsere einzige Quelle für die Kenntniß eines wichtigen Theile von Sndarabim, den außer ihm kein Reisender besncht hat. Durch seltsame Zufälle lag dieses Manuscript seit 25 Jahren ungedruckt da, obgleich, wie gesagt, schon Nittcr es ansgesprochen hatte, wie wichtig dessen Vcröffmtlichnug sein werde. Anßer dem wichtigen geographischen Material wird hier anch dem Leser eilte Fülle des interessantesten ethnographischen Stoffes geboten, und die merkwürdigen persönlichen Schicksale des unter Verkleidung reisenden Verfassers bieten die Schilderung der fesselndsten Abenteuer. Endlich ist auch uoch dieses Werk durch die hier zum erstenmale gebotene Copie und Erllä'nmg der interessanten himyaritischen Inschrift von Dbne werthvoll, welche bereits seit vielen Jahren die Aufmerksamkeit der Gelehrten fesselt, ohne jedoch veröffentlicht worden zu seiu. Mit einer längeren Einleitung, welche den Standpunkt der geographischen Wissenschaft in Bezug auf Südarabieu ins Licht setzt, wurde das Werk durch den Herausgeber, dem berühmten Afritareisenden Heinrich ssreihcrrn von Maltzan versehen, den wir auch eine Anzahl erläuternder Noten, sowie die Znsammeustcllung der Ko'nigslistcn von Aemeu uud die Inschriftserklärung am Schlüsse des Buches verdanken. Braunschweig, im October 1873. Friedrich Vieweg und Sohn. Adolph von Wrede's Reise in Hadhramaut Beled Bcny 'Yssc und Beled el H a d s ch a r. Adolph Von Wrede's Reise in Hadhramaut ! Beled Beny Yssä und Beled el H a d s ch a r. ^Herausgegeben, mit einer Einleitung, Anmerkungen und Erklärung der Inschrift von 'Obnc versehen von Heinrich Freiherrn von Maltzan. Ncl'st Karte und Facsimile der Inschrift uon 'Obne, Braunschweig, Druck uud Verlag uun Friedrich Vicwcg und Sohu. 18 78. Die Hercnisgabe einer Uibcrsehung in französischer mid ?ng>ischcr Sprache, sl'wil in anderen modernen Sprachen wicd vorbehalte». Vorwort. Dem Herausgeber des »Globus", Dr. Carl Andree, kommt das Verdienst zu, zuerst nach langer Vergessenheit wieder auf den handschristlichen Nachlaß Adolph vonWrede's aufmerksam gemacht zu haben. Ihm verdanke ich auch das Manuscript der hier herausgegebenen Reise, welches von Nrede's hinterlassenen Handschriften nur einen Theil, aber den wichtigsten Theil bildete. Wrede's übrige Ncisebeschrei-bungm behandeln die bekannteren Gegenden am Rothen Meere. Da diese aber seit Abfassung des Wrede'schen Manuscripts schon vielfach von anderen Reisenden geschildert wurden, so galt es für angezeigt, hier nur denjenigen Theil der Nrede'schm Reisen zu veröffentlichen, welcher seine, wichtigen geographischen Entdeckungen in Südarabien behandelt. Dresden, tt. Juli 1870. Der Herausgeber. I n h a l t. Seile Einleilnng. . .,.................. 1 Ueber dic Ncchtschrcibnnq arabischer Namen...... 42 Erstes Capitel. Klistmrcise von Aden nach Makalla ... 43 Gchifffahrt von 'Aden nach Vormn. — Boruiu. — Der Staunu der Bcny Hassan. — Nadiy F»wa. ^ Wädiy Hallc. — 'Ayu el Ghassssäny. - Ankunft in Makalla. Zwcitcö Cnpitel. Von Makalla nach dem Dschcbcl Tsahnra. 55 Abreise von Makalla. — B« Qnrrayn. — Wädiy Ouun Dschirdsche. — Dac« Dorf Harr Schiwätö. — Hafiye. — Fall, ess Ssifle. — Wadiy Mahuiyc. — Frdsch nun Allah. — Die Area. -Dschebel Bä Bihae. — Der Engpaß 5>aylcbat. — 'Aqaba el Mahulyc. — Dschebrl Harf el Hacyc. — Dschebel cl I'dmc. — Schnra. — Missnc. —'El Qa da. — Cily. — Dschcbel Pdära. — Wädiy Montisch. — Dschebel Nochc. -^ Dschebel Vc'obarcf. — Tschcbcl Tsahura. Drittes Capitel. Der nördliche GebiraMbhang..... 8U Wadiy cl°Äf. — Maqubct cl Chomra. — Die Hochebene. — Nachtlager ain Wadiy Hacarhayau. — Wadiy Tcchmc. — Wasserbehälter. — Nadly i^harit, — Nachtlager ani Wadiy Chayilc. — Uebrrraschende Aussicht in dein Wadiy Du än. — Ankunft iu Cheraybe. ^ Schaych Md-Mlih-Bä-Ssndan. ^ BrU'ässcruugssystlNN und Kaualanlagen. — Abendmahlzeit bei Mauacs beu Ssa^yd ibu'M'a el^Aunid, Snltan von l>hc>raybe. Bicrtcs Capitel. Erste Excursion vom Wadiy TX/än nnö, i l? Abreise vou Choraybe. ^ Wadiy Minua. - El Qirbc, — Wadiy Gharam. ^- Nachtlager im Nadiy Schomayre. — El Ebna. — Cirrayu. — Excursion nach dem Dschebel Schaqq. - Nachtlager iul Wädiy Ssalaf. ^ Wadiy Mayschc. — Dschebel Qabr ess Ssayir, — Nachtlager im Wadiy Qarat es Soha, — Wadiy cl Boynt. — El'Aqyq. — Dschebel Molk. — Wädiy ssasra. -" Nnknnft iu Hicu bcn Dighäl. -^ Wadiy El Hadschar. — Hicn cl Qayime. Fünftes Capitel. Die Nnincn von Dbnc.......1^4 Abreise von Hicu bcn Dighal. — Wadiy No man. — Dschn! bä Yaghnth. —' Nadiy Dschi^wcl. — Dschebel No'äb. Ein erloschener Vulkau. - Wädiy Dbue. — Rniuen Uou 'Obne. — Wadiy 'Ärar. — Zur Charaeteristik der Bedninen, — El DschüN'ayrc. — Qobbcl el 'Ayn. - Die H>ay Hardscha. -Wädiy Maysa a. ^ Ankunft iu Dschul esch Schaych, -^ Schanch VIII Inhalt. Seile °Omär ibii 'Abd er Nahmän ben 'Abd el Mauäh. — Abreise. — Saqqume. ^ Anfall der Dsiyayby. — Rückreise nach Dschnl esch Schaych. — Abreise. - Wädiy El Hadhcna, — Dschebcl 'Alqa. — Wädiy Soqqayme. — Gc Codayrc. — Wädiy Scharad. — Zweiter Anfall der Dsiyayby.' — El Hoda. — Wädiy ^arhyr. — Ankunft in Hicn brn Dighäl. Sechstes Capitel. Stämmcvcrsammluna, UN Wädiy Hafar 180 Abreise uon Hicn bcn Dighäl. — Anknnft in Hoda. — Meine gefährliche Lage daselbst. — Lager cnn Wädiy Hassy. — Nachtlager am Wädiy Mintät. — Nachtlager am Wädiy Hafar. — Eine interessante Scene. — Anfbrnch. — Wegelagerer. — Metelle. — Wädiy Nhayde cd Dyn. — Delä'. —' Kaydäm. — Chowayre. ^ Nachtlager ain Wädiy Maghära. — Anknnft in Choraybc. Siebentes Capitel. Das eigentliche Hadhramaut .... W8 Zweiter Vesnch bei dem Snltan. — Abreise. — Anliinft in 'Anid. — Schaych^Abd er Ztahinän bä Dyak bcn'Annidy. — Abreise. — Nachtlager bei Hallet bä Salib. — Nachtlager bei Qirbe. — Ankunft in Hnnra.'— Der Wädiy °Amd. — Der Wädiy El Hadscharyn. — Die alten Königsgräbcr im Wädiy c^hayibnn nnfern Vieschhed 'Alyy. ^- Der Wädiy Qacr. Achtes Capitel. Ausfluq nach der Wüste El Ähqäf . . . 23? Abreise uun Hanra. — , Batermord eineZ Bedninc'nknaben. — Anknnft in Cahwa. — Excnrston nach d^m Bahr css Ssafy. — Die Wüste El Ahaäf. — Ein altes Oralnnal.'— Der Wädiy Er Nächiyc. — 'Rückreise über 'Amd nach Clwraybc. — Der neue Snltan. Neuntes Capitel, fetzte Katastrophe lind Niickkchr nach Makalla....................25,2 Abreise, — Qarrayn. — Ankunft uor Tsayf. — Meine kritische ^agc daselbst. — Entschridnng der 'Olamä. — Betragen des Snltanö 'Alyy Mohammed ibn 'Abd Allah ibn No'män beil Ssa'yid ibn'M'a cl'Amud. — Abreise, — Der Wädiy El Ayssär. — Gastfrenndschaftliche Anfnahme in einem Gehöfte unweit Chorayf. — Doqum cl Ayssär, — Wohnungen der Beduinen im Wädiy Kotayf. — Eine Bedninenhoch;cit. — Nm« zng der Beduinen. — Neue Wohunngru inl Wädiy Howayrc. ^ 'Ayn er Näss ed Dyn. ^ Anknnft in Makalla, — Frenudliche Aufnahme von Seiten des Sultans. Bcmcrtnngcn nnd Anoführnngen.......... 27.'j Erster Anhang. Ueber die Konige und Bülter Südarabicns 2<>5 Zweiter Anhang. Hnnyarischc Inschrift ^»n Dbne . . . :;25 Register...................... 303 Himyaritische Inschrift auf einer das Thal ^Obne schließenden Mauer. MX!!«IX!I)^!?^XI^Il,Nl!°«IN«>I°!1^°z?VM«MI»)MX!!lM'<°IX1iI^AIV!!^ ^ ^^' Einleitung. Wir Deutschen haben an Entdcckungsreisendcn keinen Mangel. Keine Nation, die englische allein vielleicht ansgenommen, kann sich in dieser Beziehung mit uns vergleichen. Aber wir wissen gar nicht, wie reich wir sind. Noch mancher Name, der berühmt zu sein verdient, schlummert im Verborgenen, den Fachmännern allein nnd selbst diesen nur oberflächlich bekannt. Der Grund hiervon scheint mir nicht schwer zu entdecken. Die meisten deutschen Forscher, wie die deutschen Gelehrten, verschmähen die Reclame. Wenn diese in Frankreich und England in so üppiger Blüthe steht und jedem Zweige der Publieistik, selbst der wissenschaftlichen dient, so beschränkt sich ihr Gebiet bei uns mehr ans die sogeuanute „oberflächliche Literatur", ein Umstand, der ohne Zweifel seiue gute Seite hat, denn das wahrhaft Gcoiegcue wird so gezwungen, sich im Kampfe zu bewähren und als solches zu offenbaren, indem es auch ohue Rcelamc zur Ocffentlichteit dnrchdringt. Aber es macht mituuter scineu Weg nur sehr langsam. Eine schlimme Folge der Bescheidenheit unserer tüchtigeu Männer ist ohue Zweifel die, dasi die Bnchhändlcr dadurch stutzig gemacht wcrdcu, dasi sie an dem Erfolg eines Wertes zweifeln, von dessen Verfasser so wenig verlautet nnd daß deshalb die Werke dieser Mäuucr sehr oft keinen Verleger finden. So ging es auch dem trefflichen Maune, dcu wir deu unbekannten Reisenden nennen tonnen. Dieser Mann, dessen Namen wohl viele Leser jetzt zum crstcumal hören A. v. Wrcde'S Reise in Hadhramaut. 1 2 Einleitung. werden, war Adolph von Nrcde, ein geborncr Ncstphalc, den: die geographische Wissenschaft die Ausfüllung einer jener Vückcu verdankt, an dcueu dieselbe vor kurzenl noch so überreich war nnd dereu viele auch jetzt noch auf ihrc Ausfüllung nnd Beseitigung harren. Ueber Heimath, Leben lind sonstige PrivatvcrlMnisse unseres Reisenden habe ich mir Mühe gegeben, etlvas Bestimmtes zu erkunden, leider nur mit sehr geringem Erfolg. Der berühmte Missionar Dr. Krapf, der mit Wrcdc im Herbste l^43 iu "Aden zusammen traf, tonnte mir über den Ursprung Wrcde's nichts Genusses sagcu. Von ihm erfuhr ich uur, daß unser Reisender in den dreißiger Iahreu dieses Iahrhuuderts in griechischen Dieusteu als Offizier gestaudeu, dann sich iu Kleinasien anfgehalten uud später uach Acgypteu begeben habe, vou wo aus er im ^riihinhr 184.'! seine denkwürdige Entdeckuugs' reise uuteruahm. Erst viel später scheint er nach Europa zurückgekehrt zu sein, um sciu Manuscript zu veroffeutlicheu, was ihm jedoch nicht gclingcu sollte. Leider wurde dem muthigcu Reiscudeu in seinem Vaterlande nicht nur keine Anerkennung zu Theil, souderu ihn traf auch noch das grausame Schicksal, daß seine Berichte bei Vielen keinen Glauben fanden uud daß mau ihu für wenig besser als für eiuen „Schwiudler" erklärte. Obgleich einige tüchtige Geographen, wie Carl Ritter, Sir Roderich Murchisou, Uiepert, Petermauu die Wichtigkeit seiner Ent> dcckungcn zn würdigen wusitcu, so blieb doch nicht unr das Publikum ihm gcgeuübcr gleichgültig, sondern sogar bedeutende Mäliner, wie Alerauder vou Huniboldt mtd Leopold von Buch, sprachen offen ihre Zweifel über die Glaubwürdigkeit semer Rciscschiloeruugeu aus. Letzterer iu seiucr derben Weise nannte den Reisenden gcradczn eiuen Lügucr mld Pflegte zu erzählen, wie Humboldt sich geärgert über die „Aufschneidereien", welche fich Wredc beim Könige Friedrich Wilhclui IV. iu Sanssouci, wo ihu Hmuboldt eingeführt hatte, über seine Abenteuer erlaubt habe. Was namentlich das Mistraucn des großcu Naturforschers erweckte, war die Schilderung, welche Wredc von einer merkwürdigen, allerdings sehr räthselhaften Naturerscheinung entwarf, Einleitung. 3 dic er am Bahr ess Ssafy in der Wüste el Ahqäf beobachtet hatte und über die der Vcser, dcr sic im vorletzten Capitel dieses Buches findet, sich selbst ein Urtheil bilden mag. Allerdings klingt es souder-bar, wenn mau einem Naturforscher ins Besicht hinciu behauptet, daß rine Nießschnur in: Wüstcnsande wie in cincin Brunnen versinken könne, und diese Erzählung Wrcdc's, wenn ohne gehörige Erläuterung, d. h. außer Zusannucuhang mit den sie begleitenden Ncbenumstäuden im gewöhnlichen Ocsvräch gemacht, mochte wohl den Verdacht der „Aufschneidereien" aufkommen lassen. Aber wie die fragliche Schil-dernng iu Wredc's handschriftlichem Nachlaß klingt, sehen wir sie fast ganzlich jenes wunderlichen, abentencrlichen (Gewandes entkleidet, welches Hnmboldt's Mißtrauen hervorrief. Nicht im Sande schlechtweg ver sank die Mcßschnnr, sondern in einer tiefen Höhlnng, die dem Reisenden wie ein Brunnen erschien, in deren Grunde wahrscheinlich eine Petrolcmnquellc sich befand, uud deren Oberfläche mir eine Schicht sehr feinen Sandes oder Staubes, sehr verschieden von dem gewöhn lichen Wüstensand, bedeckte. Die Naturforscher mögen entscheiden, in wiefern cinc folchc Erscheinung möglich ist. Ader im schlimmsten Falle können wir hier nnr einen Irrthum des Reisenden voraussetzen, da er ja seine Mcßfchnnr uicht wieder aus dcr Hohluug heraufziehen vermochte uud da das, was ihm wie ein Versinken vorkam, möglicher weise ja nnr ein Stcckcublcibcu derselben, durch mechanische Hinder^ uisse, z. B. cm Vorrutschcu des Saudes verursacht, seiu kouutc. Dies ist übrigcus auch die einzige Episode im ganM Wrcdc'-scheu Werke, welche jene Zweifel au seiner l^lanbwnrdigteit erklären kaun. Im Ucbrigen macht scine Neiseschildcrnng dnrchans den Eindruck dcr Wahrhaftigkeit. Wie hätte anch ein Schwindler solche Männer, wie Earl Ritter, uud die audcru bcdcutcudcn Gcographcu tänschcn können, wic hätte der langjährige Kenner Arabiens, dcr bc-ruhmtc Arabist Fresuel, Wrcdc's Ncise als eine dcr wichtigsten Entdeckungen unseres Ichrhnndcrts preisen könucu? Aber wir haben anch noch andere, gcradezn dircctc Bcwcisc für die Authenticität dcr Wrcdc'schcn Rcisc. Dcr erste ist der, daß Anmnd, 1* 4 Einleitung. welcher gleichzeitig mit Wrede's Reise in Hadhramaut, seinen berühmten, unzweifelhaft authentischen Ausflug nach Marib unternahin, in letzterer Ortschaft von Arabern, die aus dem benachbarten Ha dhramant kamen, hörte, daß sich zur Zeit cm Europäer in dieser Provinz aufhalte, dessen Personalbeschreibung durchaus auf Wrede paßte. (Die vollständige Beschreibung steht im «lournal ^8>a.tic>u«, IV. 86ri6, V. Volume, Ntar8—^.vril 1845, S. 311 und 312.) Doch auch ohne Personalbeschreibung konnte die Erzählung jener Araber uur Wredc uud keinen Andcrli bezeichnen, dcuu nie ist außer Wrede cm Europäer m Hadhrainaut gcweseu. Einen andern Beweis schöpfen wir ans dem Umstand, daß Wrede eine himyarischc Inschrift von seiner Reise zurückbrachte, auf welcher die Orientalisten dcntlich den Namen mehrerer Orte und Landschaften (Hadhramaut, MaysVa und Dbnc) entzifferten, welche unser Reifender besucht hat. Namcutlich dcr Name des Fundortes der In schrift ,/Obnc", scheint unzweifelhaft festgestellt. Nnn ließe sich zwar die Verumthnng aufstellen, Wrede konnte diese Inschrift an der Küste gefunden haben, aber znm Mindesten wäre dann dcr Umstand hvchst auffallend, wenn nicht räthselhaft, daß dieselbe gerade dcn Namen ,/Obnc", wo dcr Rciscude sic gcfundcn zu habcn behanptct, deutlich wicdergicbt. Wäre sie aber au dcr Küste vorhanden gewesen, so mußten frühere Reisende, wie Crntteudcn, Wellstco, welche dic Inschriften gerade dieses Küstcntheils copirten, doch auch etwas von ihrer Eristenz gehört haben. Was schließlich eine andere für Wrcde noch nach-thciligerc Vernmthnng bctrifft, die nämlich, daß er jene Inschrift fabricirt habe, so konnte eine solche nnr von Menschen anfgcstellt werden, die keinen Begriff von der cpigravhischcn Forschnng himya-rifchcr Schriftdenklnälcr besaßen. Denn diese Forschung war zu Nrcde's Zeit noch so wcnig vorgeschritten, daß kaum der gelehrteste Orientalist damals im Stande gewesen wäre, eine solche Inschrift zu fabriciren, uud Wrcdc kauute uicht einmal das himyarische ^llphabct. Die Authenticität dcr Inschrift ist anch von dcn (Mehrten nie ernst' lich in Zweifel gestellt worden. Den-Namen ,/Obnc" tonntc aber Einleitung. 5 Wrede nicht mw ihr selbst geschöpft haben, da, wie gesagt, er nicht ün Stande war, sie zn lesen. Wenn er uns mm eine himyarische Inschrift aus dein Innern Hadhramauts bringt und behauptet, er habe dieselbe in einem Orte Namens „Dbuc" gefunden, und die Orieu wüsten auf derselben später den Namen „Dbnc" wirklich deutlich lesen, so gehört viel böser Wille dazu an der Authenticität des Fund orw zn zweifeln. Wenn abcr Wrcde den Namen „Dbnc" nicht aus der Inschrift schöpfte, woher sollte er ihn entnommen haben? Etwa aus frühern Rcisewcrken? Äcin einziges kcuut diescu Namen. „Dbne" war vor Wredc in Enrofta ganz unbekannt. Es bleibt also nichts anzunehmeu, als daß Wrcde selbst in „Dbnc" gewesen sein muß. Auch noch auderc Umstände lassen die Vermuthuug, daß Wrede seme ganze Reise unr erdichtet habe, im höchsten Grade unwahrscheiu lich, wcnn nicht paradox erscheinen. Wie ist es deutbar, daß ein Reisender cm ganzes System von Wadiy's (Fluftthälcrn), von Gebirgen, Hochebenen, daß er über 100 Namen von Ortschaften erfinden konnte, und daß diese Erfindungen vollkommen mit dcu Berichten der Einheimischen übcrcinstimmcu, welche Frcsucl ein Jahr später sammelte? Ferner war Wrcdc uicht gelehrter Etymologist, er verstand sich nur schlecht auf die Ableitung arabischer Namen, nnd dennoch passen die Namen der von ihm genannten Ortschaften in vielen Fällen genau auf den von ihm geschilderten topographischen Charakter jener Ocrtlichkcitcu! Wäre dies Alles erfunden, so müßten wir dem Rei^ seudeu übernatürliche Divinatiousgabc zuschreiben. beider giebt es auch in der neuern touristischen Literatur sogenannte fabricirte Nciscbcschrcibnugm, d. h. völlig erdichtete Schilderungen von Ländern, in die dcr Antor nie einen Fuß gesetzt hat. Abcr dicsc Machwerke tragen einen ganz andern Stempel, als die Wrcdc'schc Nciscbcschrcibuug. Handeln diese Bmhcrfabrikantm von noch uncutdccktcn Ländern, so bestreben sie sich vor allen Dingen das geographische Element in den Hintergrund zn drängen nnd unter einem Schwnlst von weitläufigen, oft romanhaften Dctailcrzählmigen zu erdrücken. So erreichen sic dcu Zweck, cin dickes Buch zu liefern. 6 Einleitung. ohne sich allzu sehr zu eompromittircu, d.h. ohuc geographische Data zu geben, dcrcu Uucchthcit ciuc vielleicht baldige (5utdcckung cinco wirtlicheu Reisenden allzu klar bcwciscu tonnte. Nicrtwnrdigcrwcisc hat auch Wrede's Rciscgcbict das Schicksal gehabt, zu einem der beschriebenen Machwerke dcu Porwurf zu liefern. Ein französischer Reisender, du Courct, der sich auch Hadschy Md cl Hämid Bey uanutc, wollte im Jahre 1844 (also ein Jahr uach Wrede) eiue Neisc durch Hadhramant gemacht haben, die er uutcr dem rouianhaften Titel „1^8 ^I^8tvi-W äu ä^^ort" in Paris im Jahre 1859 veröffentlicht hat. Diese „Geheimnisse der Wüste" sind ganz nach der oben crwähutcu Schablouc augclcgt. Vou geographischem Material wird nur das Merdnrftigstc, nnd anch dies nur aus falschen, veralteten Quellen geschöpft, geboten. In ganz Hadhramant tcuut du Courct uur vier Ortschaftelt und weist dicscu gcuau dieselbe irrthümlichc ^agc au, uutcr welcher sie Äerghaus altf sciucr I8Z4 uach älteru Bcrichtcu, die jedoch uur auf Hörcusagcu beruhten, verfaßten Karte, verzeichnete, z. Ä. giebt er Do^äu (das er eine Stadt ucuut) um Vieles nördlicher als Terym und Schibaili an, während es südlich von besagten Orten liegt. Das zwischen diesen vicr Ortschaftcu bcfiudlichc ^and bezeichnet dn Conrct theils als eine Wüste, theils als eiue Steppe, uach Art der amcritauischcu, von frischen hohen l^räscru bcwachscu, theils aw einen uatürlicheil Garten voll aromatischer trauter uud wundervoll schöner Blumen. Von Gcbirgsbezeichnuugen, Flüsscu, uou dem so wichtigcu Systeni der Wädiy's fiudct sich bei ihui teiuc Spur. Auch die Bewohner siud sehr wenig berücksichtigt. Außer den Gnwohueru besagter Städte liild den Mitgliedern seiner Äarcwaue kennt der Franzose eigentlich nnr noch Nänbcr, wie die wilden Stäunue von Mahra, welche bis nach hadhramant cingcdrnngen sein und ihm dort anfgclanert haben sollen, uud die sogcuauuteu zthafir cl Oriauiu (richtig geschrielicu Kafir 'el Dryauyn), welche letztere er als eiue Art von Wilden beschreibt, die das ganze Flachland und die Wüste bcwohuen nnd misichcr machen. Was sollen aber diese „Khafir cl Oriauin" fein und was bedeutet der Einleitung. 7 Name? Letzterer ist lediglich ein Schimpfwort und bedeutet die „nackten Ungläubigen oder Ketzer". Es ist möglich, dasi dn Couret, der wirtlich cm der Küste von Mcmen gewesen zu sein scheint, mit jenem Schimpfwort die halbnackten Bcdnincu, welche eben keine strengen Muslims sind, von den fanatisch orthodoxen Städtern be-zeichnen hörte. Ader wie kann man annehmen, dasi ein Reisender in einem so stammesstolzen Lande wie Arabien, wo die Namensbczeich nnngen der Stämme nnd ihre Gcuealogiren eine viel wichtigere Rolle spielen, als topographische Unterscheidungen, für die zahlreichen Stämme, deren (Gebiet er dnrchwandert haben muß, nie andere Namensbezeichnungeu vernommen haben sollte, als den beschimpfenden Collcclivausdruck „die nackten Ketzer"? Ausicrdem spricht du Courrt von einem Glanz und Luxus, der in befahlen Städten herrsche, von einer gewissen Civilisation nnd Toleranz, indem er sogar Juden, Oanianen nnd Sabäer (?) im Innern des fanatischen Hadhramant wohnen läßt, überhaupt von Zustäuden, wie sie allenfalls in Küsten' städtcu von Meinen vorkommen, wie sie aber im Innern Arabiens nicht existiren; einen Satz,»für den wir uoch andere Zeugen als Wrcde haben, nämlich Cruttcndcn nnd Wcllstcd, die auch fchon von den barbarischen Znstäudcn im Innern berichteten, nnd vor allen Dingen Fresncl, der in Dschidda viel mit Hadhramautern zusammenlebte und dessen aus ihrem Munde entnommene Berichte dnrchans mit denjenigen von Wrcdc übereinstimmen, diejenigen seines romauschmicdcndcn Landsmanues dagegen Lügen strafen. Dies das dürftige geographische uud ethnologische Skelett der „Geheimnisse dcr Wüste". Desto reichhaltiger erweisen sich dieselben jedoch an romanhaften Ausschmückungen. In Marib, dessen Beschreibung übrigens ein Plagiat Arnaud's bildet, giebt uns du Courct, nachdem er den Palast des Oberhauptes mit Arnaud's Worten geschildert, eine Reihe fabelhafter Scenen nntcr dem Titel „1^68 epi-ouvs»" zum Besten, welche als ein Zerrbild der ehemaligen freimaurcrischen Novizenprüfungen erscheinen. Es wird ihm befohlen, sich von einem fünfstöckigen Thurme, hinabzustürzen, zu einem wüthenden Panther in 8 Einleitung. den Käfig zu steigen, ein unterirdisches Labyrinth ;u durchwandeln, und nachdem er dies Alles gethan, aber beim Hinunterstürzen vom Thurme von kräftigen 'Armen aufgefangen, im Käfig des Panthers durch eine plötzlich hiuabsiukcudc Scheidewand errettet worden ist und im Düster des Labyrinths sich von einem mit Blitzesschnelle sich cnt faltenden Lichtmcer umgeben gesehen hat, trifft ihn noch die schreckliche Schlußprüftmg, daß man seinem größten Feinde, einem mit ihm angekommenen Araber, der seinen Tod geschworen hatte, befiehlt, ihn zl> erschießen, letzterer drückt wirtlich los, aber — die Kugeln waren auf Befehl des Gebieters von Mario ohne Vorwisscn des Mörders, der wirtlich die Absicht zu todten hatte, aus der Büchse cntfcrnl worden, und so endet die romanhafte Prüfung zum Ruhm und Heil des Schwcrcrprobten!' Ist es möglich, daß in unserm Jahr Hunderte noch solche Märchen aus „Taufeud und einer Nacht" den Lesern als wirkliche Erlebnisse und Reiseabenteuer aufgetischt werden können? Omen siegreichen Beweis gegen die Wahrhaftigkeit des Verfassers der „Geheimnisse der Wüste" hat uns jedoch dessen eigene Unvor fichtigkeit au die Hand gegeben. Wenn man eine Nciscbcschreibung erdichtet, so muß man sie wenigstens ganz erdichten, und sich wohl hüten, die Abenteuer Anderer, die bereits gedruckt sind, als eigenes Erlebniß wiederzugeben. Diese Vorsicht hat dn lHourct gänzlich außer Acht gelassen, indem er eine Scene mit Schlangcngautlern aus dem bekannten Werte des englischen Consuls Drummond Hay „Mirocuo, its ^viicl tril)68 anä «avnFL aniniais" uicht nnr wicdergiebt, sondern fast wörtlich aus der französischen Ucbcrsctzuug dieses Werkes abschreibt und dem Vcscr znmnthet, diese in Marokko vorgefallene Scene, deren Details durchaus nicht nach Arabien passen, für eine in lctztcrm Lande von ihn: persönlich bezeugte hinzunehmen. Zu diesem Zweck verfetzt er die ^Ayssauya, die marokkanische Sectc der Schlangen-gauklcr, mitten ins Herz von Arabien! Selbst den sprachlichen Fehler Drummond Hay's, welcher den Stifter der Scctc Affser nennt, während er Mohammed ben Mssa (mit a, nicht mit er) hieß, wieder- Einleitung. 9 holt der unkritische Verfasser der Oehcimnissc der Wüste. *) Wenn wir aber einen Reiscschriftstcllcr ans einem so offcukundigcu Piraten thum ertappen, dann iniissen wir anch jcdm Glauben an die Authen ticitat seiner übrigen vcrincintlichen Erlebnisse von uns weisen. Der Leser entschuldige diesen Ereurs über das französische Reise wert mit der Rücksicht ans unsern Landsmann, von Wrcdc, dessen Berichte eben durchaus falsch sein würden, wenn wir die des ssran zosen für wahr halten könnten. Deshalb nnr habe ich so lange bei lctztcrn verweilt, dcnu da Wrcdc's so reichhaltiges geographisches Material mit dem dürftigen des Franzosen dnrchans im Widersprüche steht, so können numo'glich beide Berichte wahr sein. Ich denke, der Leser wird sich schon längst darüber entschieden haben, wem von Beiden die Palme der Wahrhaftigkeit zukommt. Daß dleser Preis Wredc gebührt, darüber herrscht heut zu Tage unter dcu Männern der Wissenschaft wohl kaum ein Zweifel mehr. Leider war dies jedoch zu Wrede's Lebzeiten (wie schon oben erwähnt) nicht der Fall, und dieser Umstand erklärt wohl, warum der Reisende ill seinem Vatcrlandc keinen Verleger fand. Grösicrc Anerkennung dagegen schien ihm iu England bevorzustehen. Die dortige „Gco^ graphische Gesellschaft" hatte einen Auszug feiner Reiseberichte in ihre Zeitschrift aufgenommen. Reiscschriften fanden von jeher in England bereitwillige Verleger uud Publikum. So kau: er denn auf den Gc^ danken, w dort zu versuchen, und es waren wirtlich anch gegründete Aussichten vorhanden, dasi sein Manuscript, einmal ins Englische übersetzt, einen Verleger iu Euglaud fiudcn werde. Leider sollte jedoch demselben in England der größte Vcrlnst bevorstehen; ein Verlust, den wir nahezn als unersetzlich bczcichucu können. Wrcdc hatte seinem Manuscript cine mühsam cutworfcuc, vollständige Karte des von ihm entdeckten Theils von Arabien, sowie eine Anzahl Hand- *) Die gestohlene Stelle ftndrt sich in den ,M^«l-o6 ^ D^i-t, par Ilu^j H.dä 'ei Naiuiä L07" (Paris, Dcntn, 1859, Bd. I, S. 177—181) und ist dle beinahe wörtliche Wiederholung der französischen Ncbersetzuug in Drmnmoüd Hay's ,Mllloc!On ote.", S. 193—196 der französischen Anögabe. 10 Einleitung. Zeichnungen nebst eolorirten Costümbildern beigegebeu ^), und diese Zugaben befanden sich in den Händen des Uebcrsctzcrs, welcher jedoch, noch ehe er in seiner Arbeit einigermaßen vorgeschritten war, starb (durch Selbstmord), und in dessen Nachlaß sich nichts vorfand als das einfache Manuscript. Karte, Zeichnungen und Aquarelle warcu und blieben spurlos verschwunden. Dadurch verschwand auch die Aussicht auf ciuc Herausgabe des Werkes iu Euglauo. Entmnthigt scheint Wredc von nuu au auf eine solche verzichtet zu haben. Er lebte zu jener Zeit wieder in Wcstfthalcn, wo er wegen Mittcllosig^ kcit sich genöthigt gesehen hatte, eine Privatanstcllung als Förster ans den Gütern des gleichfalls als Schriftsteller bekannten Freihcrrn von Haxthauscu anzunehmen. Doch scheint es ihm in Dentschland im Ganzen schlecht gegangen zu sein, seine Reisclaufbahn fand keine An erkenmmg, seine Privatvcrhältnisse sollen drückend gewesen sein. Dazn kam nun noch jene lHntmuthigung des Mislingens der englischen Herausgabe seines Werkes, nud dies scheint das Maß der beiden für ihn voll gemacht und ihn zum (5ntschwß gebracht zu haben, sein Vater land (wahrscheinlich für immer) zu verlassen. Bald darauf (ich glaube um 1856) soll er uach Texas ausgewandert uud dort gestorben sein. Aber über seincu Tod fehlen mir alle zuverlässigen Angaben. Wollte Gott, daß er noch lebte und daß ihm dieses, sein nun endlich go drucktcs Werk, als ciu Trost am Abend seines vielgeprüften Bebens zu Händen kommen möge. Von den schweren Verlusten, welche das Wredc'schc Reiscwcrk iu ^oudou betroffen hatten, war glücklicherweise wenigstens einer nicht ganz unersetzlich. Ich meine denjenigen, welcher die Karte betraf. Wrcde allein kommt das Verdienst zu, daß dieser Mangel ausgeglichen werden konnte, natürlich nur beziehungsweise, dcnu seine eigene Karte würde nnglcich Vollkommncrcs geboten haben, als diejenige. *) Auch Fresuel erwähnt dicsc Zugaben zum Wredc'schcn Manuscript, daS er kannte, im ^unrnai ^»mt^uo, IV. H^rio, VI. Volum«, ^uvemdr« 1845, S. W4 uud 3l»5. Einleitung. 11 welche es mir, nicht ohuc Mühe, gelang aus seinen Reiseberichten zu sammeuzustcllen. ')latürlich mußte cch uiir sagen, daß die Heraus gadc dcs Rciscwcrtcs für das größere Publikum fast wcrthlos sein würde ohuc die Zugabc ciuer Karte, und ich forschte deshalb im Ma uuseript nach Datcu für dieselbe und siehe da! ich fand die deutlichsten, so deutlich, wie ich sie nicht erwartet hatte und wie sie vielleicht noch kein Reisender uor Wrcdc gcgcbeu hat. Wrcdc hat überall die Distanzen gcuau augcgebeu, deu Winkel uud die Himmelsrichtung seiner Route bis auf die Minute vcrzcichuct; er hat gcuauc Beob^ achtimgei, ülier die Schritte der >^ameele, welche dieselben iu einer Stunde zurücklegen, angestellt, und da er fand, daß ^000 Kainecl^ schritte einer halben geographischen Meile (^ 15 auf den Breitcgrad) entsprechen, fo hat er diese Rechunng als Basis seiner Bezeichnung der Wegstnudeu gcuonnucu. Ciue astrououüsch bcsliiumte Basis war ihm außerdem durch dic bckauuten Gradbczcichmmgeu von Niakalla uud Bonnu, voll wo aus er sciue Reise unternahm, an die Hand gegeben. (5in Tascheuchrouometer, eine Boussolc uud cm Bisirkompaß waren die einfachen Hülfsmittel, mit dcueu er seine Route maß und seine Aufnahmen bewerkstelligte, uud diesem ciufacheu Apparat und den dauach gcmachtcu Beobachtungen verdauttc ich deu Umstand, noch jetzt nach so vielen Iahreu eine Mrte vou Wrede's Itiuerar eutwevfeu zu wuucu. Jenes Land, welches das Rciscgcbict uusercs kühnen Entdeckers bildet uud an das sich cm so wichtiges historisches Iutercssc knüpft, die große Halbinsel Arabien, war für uus vor wenigen Jahren noch em mit sieben Siegeln verschlossenes Buch uud ist es zum großen Theil auch jetzt noch. Wic wir von einem solchen nichts sehen, als den Einband, so kannten wir auch von Araliicu vor den Eutdcckuugsreiseu von Palgravc, dem Erforscher des Wahabitculandcs, Aruaud, dem Cutdcckcr vou Marib, und Wrcdc nur die itüsteu und die diesen zu-nächstgclegeucn ^ändcrthcile; denn die frühcru Nciscudrn, »vie Burck-hardt, ^tiebuhr, Scctzcn, Wellstcd, wic groß auch immer ihre Bcr-dicnstc genannt werden müssen, waren doch eigentlich uiemals tief in 12 Einleitung. das Innere eingedrungen. Iedc der drei gebildetesten Nationen Eu^ ropas hat einen von den obengenaunten drei Entdeckungsrcisendcn gestellt. Frankreich nnd England haben die ihrigen gebührend an erkannt nnd deren Werken den verdienten Ruhm gezollt. Nur Deutsch land hat den Namen des seinigcn in Vergessenheit schlummern lassen, lind dennoch verdient gerade er bekannt und berühmt zu werden, denn Wrede's Wagnisi war ein größeres, als das irgend eines Reisenden vor oder nach ihm, und an seinen Namen knüpft sich eine der interessan^ testen Entdeckuugcn, die je auf dem Gebiete der Erdkunde gemacht worden sind. Carl Ritter wußte etwas von dieser Entdeckung, aber nur wcuig, nur so viel, als in der erwähnte« englischen Zeitschrift in kurzem Abriß darüber veröffentlicht worden war, indeß selbst dieses Wenige begrüßte er als die wichtigste Erruugeuschaft uud machte im zwölfteu Baude seiuer Erdkunde den möglichsten (Gebrauch von demselben, denn für den von Nrcdc entdeckten Theil Arabiens, o. h. für Hadhramaut, Bclcd Hadschar, Bcny Hssä nnd angrenzende Bänder, war dieser seine einzige Qnellc. Noch nie war vor Nredc ein Europäer in jene Gegenden gekommen, nnd nachmachen wird es ihn: so leicht auch kciuer. Aber Ritter erkannte uud bedauerte lebhaft das Ungenügende jener Mittheilungen, der einzigen übrigens, die bis jetzt über Wrcde's Reise in: Drucke erschimcu sind, uud sprach die Hoffnung aus, das vollständige Reiscwcrt des unternehmenden Wcstphalcn bald erscheinen zn sehen. Seitdem waren 24 Jahre verstrichen nnd noch immer lag Wrcde's Manuscript uugedruckt da. Vor Ritter hatte schon ein Franzose auf Wrcde's Verdienste aufmerksam gemacht, nämlich der berühmte Arabist Fnlgcnec Fresnel, lange französischer Consnl in Dschidda in Arabien, derselbe welcher Arnand bestimmte, seine denkwürdige Reise nach den Rninen von Mariaba, der alten Hanptstadt der Könige von Ssaba, dem heutigen Marib, zu unternehmen nnd zwar in demselben Jahre, in welchem Wredc seine Reise ausführte. Fresnel schrieb nn Jahre 1845 im .lourncü ^,8mti(zu6: „Nie ist eine interessantere Reise gemacht worden, Einleitung. 13 als die des Herrn von Wrcdc, und dieselbe muß in dcr geographischen Wissenschaft Epoche machen." Durch einen Znfall gelangte uor kurzem Wrcdc's Viannscript in meinc Hände. Anfangs war ich nicht geneigt, ihm große Be^ dcntnng znznmcsscn, da ich mir nicht zu denken vermochte, daß man etwas wirtlich Gediegenes riu Viertel Jahrhundert lang im Vcrbor gcncn schlummern lassen konnte. Ader je inchr ich Ulich in dessen lecture vertiefte, desto deutlicher erkannte ich den unzweifelhaften Werth, die außerordentliche Wichtigkeit dessen, was hier geboten wurde. Wrcdc's Manuscript offenbarte mir gleichsam eine neue Welt, eine Fülle von Thatsachen und Erschcinnngen, die den Ethnographen Räthsel geblieben warm; es lüftete den Schleier von einem Theile jenes großen nubetannten Landes, Arabien, von einem Theile desselben, über den ich bis jetzt selbst in den arabischen Autoren umsonst uach Anftlärnng gesucht hatte, denn dicsc geben uus über die au dcn indischen Ocean grenzenden Landschaften nnd namentlich über deren Inneres nur die allerdürftigsteu, kaum ncnncnswcrthcn Aufschlüsse. ' Nie es Nrcdc gelingen konnte, in dieses so außerordentlich schwer zugäuglichc Laud einzudringen, uud was dazu gehörte, um seinen kühnen Plan auszuführen, das vermag cigcutlich uur dcr voll-tommeu zu würdigen, dcr selbst einmal Aehnlichcs, wenn auch weniger Gefährliches, unternommen hat nnd dcr so von den großen Gefahren des cincn ans dic noch großcru des andern Waguisscs aus Erfahruug schlicßcu kauu. Nach Mekka zu dringen ist allerdings nicht lcicht, abcr nntcr dein bunten Völkcrgcmisch, das sich alljährlich dort zum Pilgcrfest vcrsauunelt, wird es für dcn verkleideten Eindringling eher ausführbar, sich zn vcrstcckcn nnd seine wahre Nationalität zu verbergen, als in einen: Lande, wie Hadhramaut, wo Niemand, der nicht ans dieser Provinz selbst stammt, reist nnd wo der Fanatismus, dcr in der Anwesenheit des Christen eine Entweihung nnd cin todcs-würdiges Vcrbrccheu erblickt, ebeuso mächtig, ja vielleicht noch mächtiger ist, als in Mekka. Im oceanischen Arabien ist nicht nnr dcr Europäer und Ehrist, soudern selbst jeder uicht ans diesen Pro- 14 Einleitung. vinzcn stammende Moslim cine heterogene Erschcinnng nnd zwar in einein solchen l^rade, daß es sehr schwer, ja fast unmöglich wird, eine einladende Entsrhnldignng, einen glaubwürdigen Vorwand für seine Anwcseuheil daselbst zu finden. Seit der Besitzergreifung don ''Aden dnrch die Engländer ist es in dieser Beziehimg nnr noch schliinuler geworden. Die Engländer in "Aden sind in einer ganz ähnlichen Lage, wie vor dein letzlen marokkanischen Krieg die Spanier in Ecnta nnd Mclilla. "Aden ist für sie ein (Gefängniß, ans dein ein Entkommen nnr zur See mög lieh. Zu ^andc ist jeder Schritt über die l^rcnzc der schmalen Halbinsel für den Europäer mit Todesgefahr verbunden. Nichts, durchans nichts ist von den Engländern im Vanfe der dreißig Jahre, wahrend welcher sie "Aden besitzen, für die Erforschnng des Bandes geschehen, von dem ihre Besitzung einen Theil bildet. Dasselbe ist für sie so vollständig tcl-ni, incD^nit^ geblieben, wie wenn es bei den Antipoden läge. Nnr ein einziger Reisender ist in diesem Zcitranme von "Aden ans in das Innere eingedrungen, nnd dieser eine war kein Engländer, sondern nnscr Vandsmann, Adolph von Wrede. Eine chinesische Mauer mnzicht das Innere dieses Bandes, die dafür, daß sie keine handgreifliche ist, nnr desto nncrdittlicher bewacht wird. Mancrn lassen sich niederreißen, Thore lassen sich in ihnen anlegen, aber mit dem religiösen Fanatismus, der Arabiens chinesische Mauer bildet, giebt es 'kein Abkommen. Die Völker Hadhramants namentlich zeichnen sich dnrch die Schroffheit ihres Fanatismus aus. Die in feinen Dörfern nnd Städten ansässige Bevölkerung bekennt sich zn der strengsten Auffassung des orthodoxen snnnitischcn (Aanbens^ bekenntnisscs. Die Beduinen, d. h. die Bewohner der Wüsten nud Steppen, welche bei weitem die Mehrzahl der Bevölkerung dieser Provinz bilden, sind zwar auch hier wie überall, lax im Glauben, beten nie, nehmen nicht die Ablutioncn vor, hegen aber doch eine abergläubische Ehrfurcht vor den Morabils (Santons), den Heiligen grübcrn nnd selbst vor den Schyäch (Pl. von Schaych), den Schorfa Einleitung. 15 und Ssayyds, d. h. der fauatifch-religiofcu Geistlichkeit und dcr theokratischeu Adelskaste der ansässigen Bcvo'lkeruug. Dic geistlichen oder theokratifchen Oberhünptcr dcr Städte und Dürfer tonnen denn auch überall ihren schroffen Fanatismus zur Geltung briugeu, die Beduinen fauatifireu und durch überspannte religiöse Reden zu den unvernünftigsten und grausamsten Haudluugeu hiureißen, wie sie in Europa nur in den frühesten Zciteu des Mittel alters möglich waren. Die inerte Masse der Vaudbcvo'lkcrnug, die an nnd für sich gar tein Interesse au der Religion uimmt, wird in den Händen der Glanbenswächter, die sie zu fanatisiren verstehen, das verderblichste Werkzeug, welches sich zu Allem gebranchen läßt, wozu es jene verweudcu wollen. Haft gegen Änderoglänbigc gilt aber jenen Maubenswächtern als Gesetz und diesen den Beduinen ein zufloßeu, gelingt ihucn sehr leicht, besonders da deren uatnrliche (Grausam teil sowohl, als dercu ränberische Iustiuete ihre ^Ilechnnug dabei finden, diesen dnrch die Ncligion geheiligten Haß zn bethätigen, den Fremden, der ins Land eindrang, zu todten und sich seiner Habe zu bemächtigen. Nie ist deshalb ein offen als Christ auftretender Europäer iu dieses Vand cingcdruugeu, uud uie werden die fanatischen Olaubenswächtcr dergleichen gestatten. Hadhramaut gilt für ebenso unnahbar als Mekka, ja es ist in That für den Enropäer noch viel nuuahbarcr, deuu unter dem buutm Völkergcmisch des Islmn, welches sich jährlich nach Mekka zuwcudct, knuu, wie erwähut, eher ein Enropäer sich verstecken. Mehrere haben es gethan, uud ich selbst faud tciuc allzu großeu Schwierigkciteu, dies auszufnhreu. In Hadhramaut dagcgeu ist die Nnknuft eines Fremden cm fast beifpielloses Erciguiß, desseu "Lachricht sich vou eiueu: Eudc des Landes zum andern wie ein Vanffencr schnell verbreitet, alle Kopfe beschäftigt uud oft auf die abmtencrlichste, ja verrückteste Art gedeutet wird. Ist uuu dieser Fremde gar ein Christ, oder wird er beargwohnt, cin folcher zu fciu, so sind die (befahren, denen er sich aussetzt, unsäglich. Die fauatifchcu Glaubenswächter, welche ihr Land fpcclcll 16 Einleitung. Beled cd Dyn (Land des Glaubens) oder Bcled cl 'Ilm (Land der Gottcsgclehrthcit) nennen, erblicken in der Gegenwart des Andersgläubigen die größte Profanation für ihren geheiligten Boden. Nicht nnr das; sie bilden fich ein, daß er ihren Schulen, Moscheen, ihren Gottesgelehrtcn irgend ein religiöses Geheimniß ablcmschm nnd dieses dann zum Unheil ihrer leiblichen nnd geistigen Wohlfahrt dnrch irgend welche satanische Zauberkünste, in denen sie alle Christen für wohlerfahren halten, ansbcnten tonne. Die weltlichen Häupter des Volkes erblicken mit echt arabischer Schwarzsehern in jedem solchen Fremden einen Spion irgend einer europäischen Macht, namentlich Englands, dessen Eroberung dcs nahen "Aden sie immer noch nicht verwinden können. Selbst die rohen, unwissenden Beduinen, die sonst noch die am wenigsten fanatischen Bewohner Hadhramants sind, werden nicht selten mistranisch, namentlich dann, wcuu sie eiueu Fremden Dinge vornehmen sehen, deren wahren Zweck sie nicht begreifen. Als der bei der englischen Küstcnaufnahmc Südarabiens bethciligtc Engländer Wcllstcd im Jahre 1833 an der Grenze voll Hadhramaut einen tnrzen Ausflug landeinwärts nnternahm, uud die berühmte himyarischc Inschrift von Naqb cl Haoschar eopirte, zerbrachen sich die Bedmnen die Köpfe über den Zweck dieses seltsamen Gcbahrens. Als aber bald daranf die Engländer Aden eroberten, da ward den Bednincn auf einmal dieser Zweck klar. Wcllsted hatte in der himyarischen Inschrift das Geheimniß entdeckt, wie das »lach arabischen Begriffen uneinnehmbare ^Aden zn erobern sei! Nreoc hat zehn Jahre später diese Ansicht noch überall von den Bednincn des Küstenlandes vernommen. Nach dem Gesagten wird nun der ^eser bcnrtheilcn können, wie uuermeßlich groß Wrede's Wagniß war, in ein solches Land cin-zndringen. Daß er seine Eigenschaft als Ehrist nnd Europäer (nach arabischen Begriffen gleichbedeutend) aufs Strengste verheimlichen mußte, versteht sich von selbst. Ebenso, daß er der arabischen Sprache vollkommen mächtig sein mußte. Den ägyptischen Dialett kannte er wie seine Muttersprache, nnd er beschloß deshalb, sich für einen Einleitung. 17 Aegyptcr auszugeben. Seine äußere Erscheinung scheint ihn bei dieser angenommenen Rolle auch im Ganzen unterstützt zu hnbcn. Er muß dunkle Angen und dunkle Haare gehabt haben, denn er sagt ansdrück-lich, daß ein blonder uud blauäugiger Mann eine solche Reise, wie die seine, nie wagen dürfe. Nur die Weiße seiner Haut erregte bei dm Arabcru oft Aufsehen. Seine europäische;: Gcsichtszüge mußten wohl immerhin auffallen, bei den Gebildeten nnd Gereiften freilich weniger, da dieselben wissen, daß nicht nur die Züge der Türken, sondern auch diejenigen mancher Moslims Syriens nnd Acgyptcns, die oft aus sehr kühn gemischter Race stammen, den europäischen ähneln. Da aber solche nordische Moslims sich unr sehr selten nach Hadhramant verlieren, so war es natürlich, daß das rohe, unwissende Volk dennoch in Wrcdc manchmal den Europäer witterte, bis zuletzt bei einer vcrhängmßvollcn Gelegenheit dieser Argwohn zum offenen Ausbruch kam, und seine Folgen der Reife des kühnen Manues ein verfrühtes Ziel setzten. Aber selbst seine angenommene Rolle als Acgypter sicherte ihn nicht uor den: Argwohne der Südaraber. Er wurde oft für einen Politischen Spion des damaligen Vicckonigs Mohammed Mhy gehalten. Zudem war ein Aegypter als Reisender in jenem Lande eine derartige Seltenheit, daß man gar nicht begriff, in welcher Absicht er dorthin gekommen sei. In Hadhramaut reist eben Niemaud, anßcr Hgdhramauter. Der geringe Handel, welcher zwischen der Küste und den festen Wohnsitzen des Innern besteht, ist anöschließlich in Händen von Einheimischen, die man nicht einmal Kaufleute nennen kann, die vielmehr den Handel nur gelegentlich betreiben, wenn irgend eine andere Vcranlassnng sie zum Reisen treibt. Die beliebtesten solcher Vcranlassnugcn sind die Besuche der verschiedenen Hciligcngräbcr, an denen das Land Ucberfluß besitzt. Da dies nun derjenige Ncisczwcck ist, den der abergläubigc Araber am lcichtestcu begreift und gegen welchen er am wenigsten Einwendungen machen kann, so wählte sich ihn anch Wrcdc zum Vorwaud. Unter allen Heiligeugräbern von Hadhramaut erfreut sich das- A. v. Wredc'ö Reist m Hadhramaut. 2 18 Einleitung. jenige des Propheten Hnd (nach Einigen der Eber der Bibel) der größten Verehrung. Zu diesem beschloß Wrede zu wallfahrten, gab vor, auf Anrufung dieses Heiligen in Aegyptcn, seinem angeblichen Vaterlande, von einer tödtlichcn Krankheit geheilt worden zn sein und nun zum Danke und zur Erfüllung seines Gelübdes nach dessen Grabe zu pilgern. Demgemäß nannte er sich anch Md el Hnd, d. h. Diener des Propheten Hud, ein Name, der in andern moslimischm Ländern kaum vorkommt, der aber in Hadhramaut, dem Lande des Hud, erklärlich, ja populär sein mag. Das Grab des Propheten Hud liegt etliche zehn Tagereisen von der Küste entfernt. Die nächsten Hafenortc sind Makalla und Schihr. Wrede beschloß von crsterm aus die Reise zu unternehmen, weil er sich die Erforschung der hadhramantischen Oebirgsterrassen zur Auf' gäbe gestellt hatte. Da die Ssyära (Wallfahrt) immer nur in einer bestimmten Epoche des Jahres stattfindet, und Wrede nach vollbrachtem Gelübde keinen Vorwand mehr zur Anwesenheit im Lande gehabt hätte, so mußte er es so einrichten, daß er einige Monate vor der Pilgerzeit von der Küste anfbrach. Er tonnte leicht vorgeben, als Fremder die Epoche der Ssyara nicht genau gewußt zu haben, und die so gewonnene Frist zur Erforschung des Bandes benutzen. Um den Leser in den Stand zu setzeu, die Wichtigkeit der Wrede'schen Entdeckungen in ihrer volleu Tragweite zu würdigen, scheint es mir wünschenswert!), hier einen turzcu Ucbcrblick über den Stand der geographischen Wissenschaft in Bezng auf den südlichsten, an den indischen Ocean grenzenden Theil von Arabien zu geben. Kein Theil der Erdkuude ist vielleicht so sehr vernachlässigt worden, als gerade dieser, und für keinen stießen nnscrc Quellen spärlicher. Von diesem Theile von Arabien, der sich von der Meerenge Ääb el Mandeb bis zum Räss el Hadd, d. h. vom 12. bis zum 22. Grade nördlicher Breite und vom 61. bis zum 77. Grade östlicher Länge von Ferro hinzieht, kannten wir vor Wrede wenig mehr als die Küste; selbst von dieser war nnd ist auch bis heute nur ein Theil genauer erforscht, nämlich derjenige, welcher zwischen ''Aden und Atisenat bei Schihr Einleitung. 19 liegt und zwar ^durch die englische Küstenaufnahme von Hayncs, Cruttcndcn und Wcllsted im Jahre 1833. Neber das Innere dieser Ander hatten die englischen Reisenden nur sehr wenig Aufklärung geben können und dies Wenige beruhte theils auf falschen oder falsch verstandenen Mittheilungen, geeignet eher die Confusion zu vermehret, als zu zerstreuen. Um nur ein Beispiel, aber cm recht schlagendes anzuführen, genügt Folgendes. Wcllstcd uud Hayues sprechen von einem Wahidi-Stamm, dessen Snltan in Abvan (Habban) residirc und der 2000 Musketen stellen köunc. (5m solcher Stamm existirt nach Wrcde nicht. Wohl aber giebt es eine Dynastic Md el Wahid, von deren Oberhaupt die Engländer horten uud aus deren Namen sie schlössen, der ganzc Stamm müsse Wahidi heißen. Die Sultane sind aber iu Wirklichkeit von ganz anderm Stamme, als die Bewohner des Landes, die Beduinen, auf welche sich ihre Herrschaft nicht erstreckt. Vom Innern dieses ganzen großm Küstenlandes waren uns vor Wrcdc eigentlich nur die beiden Ormzlä'ndcr, Jemen im Südwcst und Dman im Nordost, einigermaßen bekannt, und zwar ersteres Haupt sächlich durch Nicbuhr und uuseru unternehmenden, zu früh ver storbmcn ,^andsmann Scctzen, letzteres durch Wcllstod, dem wir heute noch Palgravc aureihcu kounen. Aber der an den indischen Ocean grenzende Theil dieser bcidm mchr oder weniger erforschten Länder war ein so verschwindend kleiner, daß die Masse des dazwischen liegenden Unbekannten nicht wesentlich vermindert wnrdc. Auch ist gerade derjenige Theil von Jemen, welcher an den indischen Oecan grenzt, weniger erforscht, als irgend ein anderer dieser arabischen Provinz, und außer ^Adcu, welches mit ihm zwar in geographischem, sonst aber auch in gar keinem Zusammenhang steht, kennen wir fast nichts von dieser südwestlichsten Ecke der großen ara-bischen Halbinsel, d. h. vom ^andc südlich von Mocha nnd nördlich von Aden. Ehe die Engländer letztere Stadt erobert hatten, war freilich einer ihrer Lcmdsleutc, Wellsted, bis nach Vähiosch im Norden Adens vorgedrungen, und das, neben den spärlichen, noch ältern Be- 2" 20 Einleitung. richten Scctzen's, ist Alles, worauf sich unsere Kmutniß dieses Theils vou Jemen stützt. Seit aber die Britten sich in ''Aden festgesetzt haben, sind sie selbst von den: nahen Lähidsch wie durch eine un-übersteigliche Maner getrennt. An diesen Theil von Jemen grenzt im Osten die Landschaft Jaffa, eine mit Ausnahme der Küste nie von einem Europäer betretene Region, über deren richtigen Namen man sogar lange im Ungewissen war, bis ihn Wrede's Forschungen feststellten. Die Küste selbst gehurt strenggenommen nicht zu Jaffa, soudcrn wird durch einen mächtigen Gcbirgsgürtel von dieser Provinz getrennt. An der Küste liegt mit der Hauptstadt Cughra'''') daö kleine Sultanat der früher in Aden herrschenden Dynastie Fadhl Myy, anch znwcilen in der Nelativform Fadhly genannt, von welchen: Namen einige Nei-sende Anlaß nahmen, das ganze Volk „Fadhly" zu nennen; ein Irrthum, der auch in Ritter's Erdkunde übergegangen ist und den erst Wredc aufhellte. Ueberhauftt findet sich kein District von Arabien in Ritter's Werte so sehr vernachlässigt, wie Jaffa. Nicht einmal Nicbuhr's Augabeu, die allerdings spärlich genug sind, hat er benutzt. Nicbuhr rechnet freilich diesen Distriet zur Landschaft Dschauf, die er „Dschof" schreibt, welche, wenn überhaupt der Name richtig ist, mehr nördlich gesncht werden mnß. Er ucunt die kleine Landschaft Harib, eine Tagereise von Marib (dem östlichsten Grcnzpunkte Jemens, der alten Mariaba, durch Arnaud wieder entdeckt), ferner Äaham, Nösab, Marcha und Öbara, „wovon", sagt er, ,^abcr nichts weiter bekannt, als daß in denselben große Wüsteneien sind und daß die Gegenden von herumstreifenden Arabern bewohnt werden". Danach scheint Niebuhr diese Namen für diejenigen von Landschaften gehalten zu haben. Dies mag thcilweise auch der Fall sein. Daß es aber auch Städte dieser Namen giebt, hat Wrede erkundet, der zwar Jaffa nicht selbst betrat, aber am Wäoiy Mayfa'a, an seiner Wcstgrenzc, *) Dieser Sultan lebte nach der Eroberung 'Adcnö Anfangs in Lähidsch, zog sich aber später nach ^ughra zurück, wc> ihn Wrede besuchte. Einleitung. 31 ttnige wcrthvollc Erkundigungen darüber einzog. Der Ort Härib cristirt, aber nicht eine, sondern drei Tagereisen von Märib nnd zwar in südöstlicher Nichtnng. Das Baham des Niclnchr ist vielleicht das Hschybnm Wrcdc's, eine Tagereise östlich von Härib. Nicab (das Niebuhr Nösab schreibt) liegt nach Wrcdc eine Tagereise nordlich von Achybmn nnd zwar auch un Wädiy Hschybnm, ist also nur ein Orts- und kein Districtsnamc. Von hier noch eine Tagereise nördlich nach Mardscha (bei Nicbuhr Marcha), welches aber schon in Aelcd cl Dschauf nnd nicht mehr in Hafi^a liegt, und zwar gleichfalls im Wädiy Hschybum, der sich also von Siiocu nach Norden hinzieht. Eine Tagereise südlich von Härib liegt Dbara, das auch Nicbuhr kannte. Soweit letzterer. Außer den genannten Orten erfuhr Wredc noch die Existenz folgender: Tsähir zwei Tagereisen von Dbara, Baydhä zwei Tagereisen von Tsähir; letzteres drei Tagereisen von Naqb cl Hadschar entfernt, welches bereits den erforschten Gegenden angehört und nicht mehr in Mfl^a liegt. Die Straße von Naqb cl Hadschar nach Baydha und Tsähir zieht sich in westlicher Richtung, eine andere von dcmsclben Pnnkte ausgehend, führt über Hcän nnd Habban im Bclcd ^ Hadschar in nördlicher Nichtnng nach Hschybum. Nach den Erkundigungen, welche Wredc im Wädiy Mayfa'a über Nafi'a einzog, schciut diese Proviuz auf ciucr wcuigcr tiefen Stufe der Cultur zu stcheu, als Hadhranmut, Vcled Hadschar nud Bcny ^)ssä, die Bänder, welche unser Reisender selbst besuchte. Die Beduinen, jcnc größten ssciude aller Enltur (nach nnscrn politisch socialen Grundsätzen), herrschen dort nicht so absolut, wie in den genannten drei Landschaften. Die Sultane der Städte sind nicht, wie in jenen drei Districtcu, zu ohnmächtigen Schattenfürsteu hiuabgedrückt, die "hue Erlaubuiß ihrer Schutzherrcu, der Bcduiucn, kcincu Schritt thun köuucu ltnd deren Herrschaft sich auf ihre Stadtmauern beschränkt, sondern genießen den rohen Herren der Wüste gegenüber eine gewisse Selbstständigkcit, ja dehnen nicht selten ihre Oberhoheit über einzelne Stämme jener Halbwilden aus. Emzclnc sollen sogar stehende Heere 22 Einleitung. zu ihrer Verfügung haben, ja von einem erfuhr Wrede, daß er eine berittene Truppe mit 5000 Pferden besitze, ein fönst unerhörtes Ding in dein pferdcarmen oceanischen Südarabien. Die höchst cmfchnlichc Bevölkernngszahl der Städte in Mfi^a (Wrcde hörte von mchrcru, die 40,000—50,000 Einwohner haben sollen) deutet gleichfalls auf eine freiere Entwickelung des bürgerlichen Bebens, somit auf eine höhere culturhistorischc Stufe. Auch der Umstand, daß in allen jenen Städten Juden leben und, wenn auch schwer bedrückt, so doch geduldet wcrdeu, deutet auf ein einsichtigeres nationalötonomisches Verständniß, während in der von Wrede bereisten Wandergruppe, in dem sogenannten Belcd ed Dyn (Land des Glaubens), die Fanatiker ihren Stolz darein setzen, daß niemals ein Nichtmoslim daselbst geduldet worden ist. Eine Aus-' nähme von dem raubrittcrlichen Faustrcchtznstand in den erwähnten drei Districten bildet nnr das Sultanat Habban im Wädiy Dschandän, dem oberu Wädiy Mayfa'a, iu dem wir ähnliche Zustände wie iu Iäfsa finden und das in der That auch an Mfsa grenzt. Der Wadiy Mayfa'a, in seinem obern Theile Wädiy Dschandän genannt, bildet die östliche Grenze von Mäst'a uud die westliche vom Oelcd ed Hadschar, an welches letztere im Osten das Bclcd bcny 'Mä stößt, das wieder vom Beled Hammn östlich begrenzt wird. Alle drei Districtc ziehen sich von der Küste etwa sechs bis acht Tagereisen ins Innere und stoßen im Norden an das eigentliche Hadhra^ maut, welches also ganz eine Provinz des Binnenlandes ist. Auf unsern frühern Karten begreift man zwar die Gcsammtgrnppc aller dieser vier Länder nnter dein Collectivnamen Hadhramaut, aber bei den heutigen Arabern ist diese Bedeutung eines Hadhramaut im weitern Sinne ganz unbetaunt. Hadhraiuant ist unr die nördlich von den großen Gebirgsterrassen und südlich von der Wüste el Ahqaf gelegene Landschaft, als dercu Hauptthäler uns der Wädiy Ämd (jedoch nur fein östlicher Theil), die Wadiy Nachiyc und Qacr genannt sind. In letztcrm, der so recht eigentlich das Hauptthal vou Hadhramaut bildet, waren uns vor Wrede nur folgende Punkte aus glaubwürdigen Quellen bekannt: Qabr Hud, das Grab des Propheten Hud, ferner die Einleitung. 23 . Städte Terym und Schibäm, beide von Edryssy genannt, sowie der geheimnißvollc Brunnen Bnrhut, dessen wunderbare Eigenschaften uns der Qämuss schildert. Es ist wahr, schon vor unserm Reisenden hatten Nicbuhr (1763) uud Wellsted (1833) Listen von Namen hadhramautlscher Ortschaften gegeben, aber info verstümmelter Form, daß uns erst dnrch Wrede's Forschungen ermöglicht wurde, zu unterscheiden, was für Namen diese barbarischen Wörter bedeuten sollten. Den Wadiy Qacr, das Hcmfttthal von Hadhramant, hat mm zwar Wredc nicht selbst betreten, aber seine über dcusclben eingezogenen Erkundigungen, die man in diesem Buche finden wird, geben uns eine Menge von Städten und Dörfern mit deren ungefährer Lage, von welchen die Erdkunde vor ihm kaum eine Ahnung besaß, denn selbst die arabischen Quelleu lasscu uus iu Bezug auf die Kenutniß vom eigentlichen engern Hadhramaut fast ganz im Stiche. Ja diese arabischen Quellen fallen in denselben Fehler, wie unsere europäischen Geographen, indem sie Orte als in Hadhramam gelegen angeben, die den drei erwähnten oceanischen Districten, den Vorländern von Hadhramant, angehören. Sogar der Qamuss begeht diese Fehler; nnser Irrthmn in Bezug auf ein Hadhramaut im weitern Sinne scheint somit aus mittelalterlichen arabischen Qncllcn zu stammen. Das Beled el Hadschar wird von zwei Hauptthälcru im Wcstcu und Osten eingeschlossen, welche beide seltsamerweise denselben Namen fuhrcu, nämlich Wadiy Mayfa^a, ein Umstand, den wir aus dem Oamuss, welcher von zwei Wadiy Mayfa'a, zwei Tagereisen voneinander entfernt, spricht, zwar schon kanuteu, der aber erst durch Wrede uus erklärt wurde, da wir bisher die Lage der im Qamuss genannten Thäler nicht wußteu. Das westliche Thal wird sogar von einem uiemals versiegenden Fluß, an seiner Mündung (beim Räss el Kelb) auch Wadiy Mayfa'a genannt, dnrchflosfcn, der in seinem obern Naufe die Namen Wadiy Dfchiswel uud Wadiy el Hadschar führt. In ihm glaubt Wrede den Prion des Ptolcmäos und im östlichen Wadiy Mayfa'a iu einem Dorfe, das deusclben Namen wie das Thal führt, die Stelle der Mefat Metropolis des Plinius erkennen zu können. 24 Einleitung. Es scheint mir indessen bei der noch so großen Unvollkommen-heit unserer Kenntniß des oceanischen Arabiens gewagt, nns auf ins Einzelne gehende Spcculationcn über die Lage der von den alten Autoren genannten Orte einzulassen, da spätere Entdeckungen dieselben doch ohne Zweifel nmstoßcn dürften, ähnlich wie jetzt bereits d'Anville's nnd Manncrt's Vermuthungen ;nm großen Theil in ihrer Nichtigkeit erkannt sind. Was die Städte betrifft, so kennen wir mit Bestimmtheit nur die Lage einiger wenigen, wie die der wichtigsten Handelsstadt, Eanc emporium, welche mit Hicn Ohoräb idcntificirt wurde, diejenige von Saubatha oder Sabota, das wir mit Recht iu Schiuäm wiedererkennen können, da cS nach Ilm Hayik noch nach Mohammed's Zeit den Namen Sabut führte. ") Save dürfte ferner das von Wrcdc wicdcrentdcckte Cahwa im Wadiy Rachiyc fein. Ganz dcntlich sind endlich die Namen Makalla und Tsofar. ^^) Nicht mehr wissen wir über die Wohnorte der meisten von den alten Autoren im oceanischen Südarabieu genannten Volter. Nur solche allgemeine Benennungen wie Ehathramotitcr (Bewohner von Hadhramaut), Sabaci (o. h. Sabäcr, Bewohner von Nord-Hcmcn), Homeritae (d. h. Himyariten, Bewohner von Süd-Jemen), Ocrraei (Bewohner der Landschaft Qara, vulgo Gara ausgesprochen) sind erkennbar. Was jedoch die Toani des Plinius nnd die Minaei des Strabon nnd des Ptolcmäos betrifft, so kann ich es trotz der Behauptung Frcsncl's noch nicht für ausgemacht halten, daß wir in erstern eine Untcrabthcilnng (die Dorcni des Ptolcmäos) der lctztcru, der Minaci, und in diesen Minaci selbst die Bewohner des heutigen Wadiy Minna, den Wrcdc entdeckte, mit Sicherheit erkennen dürfen. y S. Sprenger, „Das Leben und die Lehre des Mohammad", Berlin 1805, III. Bd., S. 444, Note. **) Die Idelitificatiuu der Orte m Zcmen und'Oman gehört nicht hierher. Auch die von Choraybe im Wäoiy Do an, welches Frcöncl früher flir das Ca-ripeta deß Pliniuö hielt, muß hier unberücksichtigt bleiben, da Frcsnel selbst später Caripeta in Charibe in Jemen wiedererkannt hat (Journal ^siaticiuo, 8l>i)t.-0ct. 1845, S. 222). Tsofar (nicht Tsafär) uach Sprenger (a. a. O. III, 438). Einleitung. 25 Die Toaui odcr Dorcui (bci Stcphanns BYzantinus Doveni genannt) sollen die Bewohner des Wadiy Do'au sein. In dein als der Hauptstadt dieser legend mvähntcn Karana des Strabon will Frcsnel das hmtigc Qarrayu, das cr Karn nennt, erkennen. Wie unwahrschcin llch ist cs, daß die Minaci, welche uns als „ge,^ milFnn," bezeichnet werden, in einem so nnbedcntcndcn Thalc, wie dem Wädiy Minna, bcn Gipfelpunkt ihrer Macht fanden? Möglich freilich, wenn anch noch keineswegs constatirt, daß die Toam, Dovcui odcr Dorcni, dic ja (wcnn anders diese Namen zusammenpassen) als eine anscheinend nur kleine Nntcrabtheilung der Minaei bezeichnet werden, in dem ebenfalls sehr kleinen Wädiy Do'än ihren Wohnsitz hatten. Die Untersuchungen über diese Frageu sind indeß keineswegs abgeschlossen, aber räthlich scheint cs mir, das schlüpfrige Terrain der Speenlationen so lange zn vermeiden, bis nicht neue bestimmte Data es wieder zu betreten einladen. "') Diese meine Zweifel sollen teiucswcgs eiuc Schmälcrnng der Verdienste Fresnel's beabsichtigcu. Aber wo noch des Ungewissen so viel ist, halte ich cs für sicherer, nicht die Vei> gangcnhcit mit in unsere Sftcculationcn zu ziehen. Kennen wir doch die Gegenwart kaum! Das Bclcd Bcny Hssa, südlich von Hadhraiuaut, östlich von Vcled el Hadschar, uud westlich von Bclcd Hamnm gelegen, welches wir gleichfalls erst durch Nrcdc kennen lernten, wird durch die großc hadhramautische (fo genannt im cnropäischcn Sinne) Küstcnterrassc in zwei ungleiche Hälften getheilt. Dic dem Ocean zugewendete hat nur nneu einzigen größcrn Wadiy, der Wädiy Qirbc, ill seinem obern Theile Nädiy Raube, in seinem untern Wädiy Fuwa genannt, der w dic Tihäma von Fuwa iu der Nähe vou Bornul mündet und viele kleinere, als Hotsiyc, Mahniyc u. s. w., welche iu der Gegend von ' Maklllla das Meer erreichen. Ihre einzigen Küstcnstädtc sind Bormu und Makalla. Jenseits der Wassersä)cidc, dercu höchste Verge, dic ") Mau sehe Fresucl's Sfteculationcu im ^oui-i^l ^.Lllltni»^, IV. 8ürie, VI. Vnwme, S. 368—.W8. 26 Einleitung. Dschebel Tsahura und Kaur Ssaybän nach Wrede's Schätzung eine Höhe von 8000 Fuß erreichen, liegt cm ganzes System von Wädiys, in welchem wir übrigens zu nnscrer genauern Oricntirung zwei Haupt-zügc nut Deutlichkeit unterscheiden tonnen, den westlichen, dessen Hanptthal zuerst W. Nhaydc ed Dyn, dann W. ^Amd heißt, und den östlichen, dessen Hcmfttwädiy nacheinander die Namen W. Minua, W. Do^än lmd W. Hadscharyn (letzterer der bedeutendste) annimmt. Beide Haufttwadiys treffen zusammen bei Haura im eigentlichen Ha-dhramaut (welche Landschaft ungefähr hier ihren Anfang nimmt) und münden in den Wadiy Qacr, das Hauptthal von der genannten Provinz. Das ganze Belcd Bcuy Hssä, ebenso wie die drei andern Pro vinzen, ist in Händen der Beduinen; nur die Städte werden von ohnmächtigen Sultanen regiert, die jedoch ohne Hülfe der Beduinen, ihrer Schutzherren, ihre Herrschaft nicht einmal innerhalb ihrer Stadt mauern cmfrecht zu erhalten vermögen. Es ist das gerade Gegentheil von dem uns durch Palgravc bekannt gewordenen politischen Znstande des Wahabitenlandes, in welchem, wie uns der berühmte englische Reisende enthüllt, die ansässige Bevölkerung bei weitem das Ueber gewicht über die Beduiuen errungen und diese aus räuberischen Wüsten-lagerern in gezwungen friedliche uud (freilich ungern) gehorchende Unterthanen verwandelt hat. Aber genau derfclbc Zustand herrschte in Nedschd noch im vorigen Jahrhundert, ehe ^lbd cl Wähab die religiös politische Scctc der Wahabiten gründete nnd das Wunder Mohammed's, den anarchischen arabischen Stämmen den Ehkyly Amhärisch (hc>,. Die beiden letzten Glieder sind also je dnrch zwei Zwischenglieder von der gmmnsamen Stannnnuütcr, dcr Ntota^äriba, getrennt, und wenn schon die einzigen mw bekannten Zwischenglieder, Himyarisch und Aethiopisch, so viel Verschiedenheit neben ihrer allgemeinen Verwandtschaft aufweisen, so sollte man denken, daß diese Verschiedeuheit zwischen Elsi'yly nnd Nmhärisch noch größer sein müßte. Dies scheint mm merkwürdigerweise nicht der Fall oder wenigstens nicht in dem Grad der Fall ;n sein, wie wir versucht wären, anzunehmen. Die einzigen wissenschaftlichen Andentungen, welche nur bis jetzt über das Eht'yly habcu, und die wir Frcsncl und Krapf verdanken, sind mm zwar dnrftig genug, aber diese Andeutungen genügen doch, um iu zwei Punkten eine auffallende Aehnlichtcit zwischen ihm und dem Amhä-rischcu darznthuu; eiue Achulichkcit, welche zu erklären die gemeinsame Abstammnng nicht genügt, da wir bei den Zwischengliedern gerade in diesen beiden Pnnktcn diese Aehnlichkcil vermissen. Diese beiden Punkts sind die Bilduug des Zeitworts uud die Hiuznfügung ncner Buch' stabeu zu dcul ursprünglichen südarabisch-äthiopischcn Alphabet. A. v. Wrcdc'S Reift in Habhramaut. '^ 34 Einleitung. Stellen wir die einfachsten Formen des Zeitworts in diesen beiden Sprachen vergleichsweise nebeneinander nnd zna,lcich neben die des Acthiopischcn, so erhalten wir folgendes Äild: Aetlnornsck.*'» Amkariscl,. Eklnln. III person M.i8c. 8nt,a 8nt,ll, 8ul. III person kem. 8owt 8«.ta,tli 8utot II person INN80. 8otk.T 8atn,on 8utok II person f«m. ^s>tl,tH8ll i>l>t<>8 I ^or8on ^OtliVl 8a,ta1l ßntolc Ill person 8atu 8atu 8utu II porgon ma8^. 8ot^c^mn 8s>tat!il>1.l 8utkam II p«r-8l>u t«m. ßotklm .... 8utks!N 1 ^oi-ßon 8c)tu.i 8a,tanä. 8utc:n Imperlsctum. Ill person ma»«. ^esot ^08at ^i8ut III porson fsm. "I^80t 1°68at ^c>8ut II person inasa. ^68ot ^losat 1<38ut II psrgan loin. losoti I^ats I'es^t I person Vsat Ngat Nsut III porscili m.^8a. ^'«8otn 'l'ksatu ^isut III person t'em. ^o8utü, .... ^ikutan II person ma8C. 1o30w ^N5aw ^S8ut II person toin. lesotü, .... lesuwu I person ^68ot ^osat I>se8ut. ^) Wir wählen absichtlich drci Verba von ähnlichen Wnrzelbuchstabei,, ob-gleich das 8lU ^s Ehkyly (schlagcn) >md das ««w des Nethioftischo, (gießen) den Concave», das 8uoi8nn »iux., das im Acthiopischcn ans lci, dagegen im Amhärischcn ans. ä8 ^1 1 ). . . . u ^ ' Diphtonge. ) 3 ^) N ^"«8 » K ^____^ ^S. . . . ^ Das ii Finale wird nicht ausgedrückt, das Fatha vor ihm wird meist als kurzes «, selten als kurzes ^ wiedergegeben. Erstes Capitel. Knstenreise von 'Aden nach Matalla. Schiffahrt von 'Adcn nach Borum. — Borum. — Der Stamm der Neny Hasfan. — Wadiy Fuwa. — Nädiy Halle. — 'Ayu cl Ghasfssäny. — An> kuuft in Makalla. Nach langem Warten anf eine (Gelegenheit nach Älakalla schiffte lch mich am 21. Juni Abends anf einem dahin bestimmten arabischen ^ahrzcngc ein. Znr Charakteristik der Araber, bezüglich ihrer Den kuligoart über Christen, mag hier ein Gespräch Platz finden, welches tnrz vor meiner Anknnft an Bord stattfand. Während nämlich die Hornisten der Garnison den Zapfenstreich bliesen, brach einer der Matrosen in die Worte ans: „Hört ein mal, wie die Hnndc hcnlcn!" worauf der Mchodä') antwortete: „Gott beschütze den Islam!" — „Amen!" rief die ganze Gesellschaft nnd Einer setzte hinzu: „Möge Gott das ^and des Edrns^) von diesen Hunden befreien!" — „Amen!" horte Man wieder in allen Winkeln des Schiffes. So lange die Musik währte, machten die Araber ihrem Acrgcr dnrch Ansrnfnngcn Luft, als: „Dschinss cl Kelb!" (Hundegeschlccht!), „Kafir!" (Unglänbigc!), "Näfidhy!" 3) (Ketzer!) und dergleichen mehr; Ansrufnngcn nnd Ans-briicke, die alle zur Genüge darthun, mit welcher ^iebc die Moham' lnedaner den „Christen" zugethan sind nnd wie hoch diese in ihrer Achtung stehen. Das, was ich hier hörte, war nicht etwa der Aus- 44 Abfahrt von °Adm. Dic Taräd. druck der Meinung einer einzelnen Person oder jcncr ivenigen Personen, sondern die allgemeine aller Bekenncr des Islam, die ein Jeder derselben vom Größten bis zum Kleinsten in Gegenwart seiner Glaubensgenossen, je nach dein Grade seiner Bildnng, in mehr oder minder derben Ausdrückcu ausspricht. 22. Juni. Am 22. verließen wir in aller Frühe die Bay „Cyra". — Mehrcrc Beduinen vom Stamm der Beny-Hassau waren meine Reisegefährten; sie und die Mannschaft des Schisses, alle eifrige Mohammedaner, weshalb ich „Pseudo-Islamite" anch regelmäßig die vorgeschriebenen „fünf Gebete" täglich vcr richtete, um bei meiner Ankunft in Makalla mit dem Rufe eines orthodoxen Muselmannes auftreten zn können. Der Wind war sehr schwach nnd die See ging hoch, weshalb unser kleines Fahrzeug sehr stark umhcrgeworfen wnrdc. Doch hatte ich das Glück, von der leidigen Seekrankheit verschont zu bleiben. Nicht so die Beduinen, welche alle daran litten und zum Erbarmen jämmerliche Gesichter schnitten. Während der vielen Seereisen, welche ich gemacht habe, kam es nie vor, daß die Seekrankheit den Tod herbeiführte; hier aber war es mit einem 18jährigcn jnugcn Beduinen der Fall, bei welchem sich das Uebel bis znm Blntsfteicn steigerte, sodaß er noch am Abend uuter hcftigeu Convulsionen starb. Die Tarad^), auf welcher ich mich eingeschifft hatte, erinnerte mich sehr lebhaft an das Fahrzeug, womit weiland Abu Ssaryr ^) von Bombay nach Dschidda fuhr. Nur ein „Fatalist"'kanu es wagen, sich auf einen solchen Vrctterkasten zn setzen nnd auf ihm durch die hochrollenden Wogen des iudischcu Oeeans zu fahren. Hätte ich feine Bauart im Hafen gekannt, keinen Augenblick würde ich gesäumt haben, es wieder zu verlassen. Mau denke sich meine Ueber raschnng, und sie war keine der angenehmsten, als ich bemerkte, daß die Schiffsplanken, anstatt fest genagelt zu sein, nur mit Stricken aus Palmfasern an die Kniehölzer befestigt nnd die Fugen nur nachlässig mit getheertem Werg kalfatert waren. Jetzt war es freilich zu spät, die Sache zn ändern, weshalb ich auf eine schützende Allmacht Gefährliche Fahrt. Landung in Bormn. 45 und die Stack der Vorschuug bauend, mich mit stoischer Gelassenheit in mein Schicksal ergab und Betrachtungen über die Folgen austeilte, welche dieses Primitive Verfahren, ein Schiff znsammcnznfügeu, havm könnte. Obgleich luni dem Schiffe bei dem gegen Mittag eingetretenen starken Wiud stark zugesetzt wurde, so hielt es dennoch zum Erstannen M — wiewohl die Schiffsmannschaft das durch die Fngeu eiudriu grndc Wasser fortwährcud ausschopfeu niußtc. 23. Juni. Der giiustigc Wind währte die ganze Nacht und brachte nns bis zum Morgm des 23. Angesichts der Berge von Biyr 'Alyy, von deueu ein eisiger Wind uicderstrich, uud uoch vor Sonnenuntergang auf die Rhcdc von Borum, wo wir vor Anker gingen. Der ')iächodä unterrichtete mich, daß die Nhede von Matalla in der jetzigen Zeit uicht haltbar sei und rieth niir daher, hier ans Vaud . zu gehen. Da es iu ineineln Plane lag, so viel als möglich zu ^andc zu reisen, uud ich, nebenbei gesagt, seiner Arche auf die Dauer keine genügende Haltbarkeit zutraute, so willigte ich auch sehr gcru darein. Meine Nciscgefährteu, sowohl der Todte, als auch die bebenden, wurdcu mit nur nud den Effecten in cm vom ^ande getoinluenes Boot gepackt und ausgeschifft. Der sehr gefällige Nächodä, der wahrscheinlich sehr froh war, seine Passagiere los geworden zu sriu, führte mich W das Haus eiues seiner Bckauutcn, wo ich aufs Hefte auf-genommen wurde. Bo rum") ist eine kleine Stadt oder vielmehr eiu großes Dorf, nnt etwa 400 Einwohnern nno liegt im Hintergründe einer Bucht, welche zwischen dem westlich liegenden Näsf Bornm nud dem im Osten vorspringenden Räss cl Ahmar (d. i. das rothe Vorgebirge), einem Ausläufer des Dschcbel Resch?) gclrgcu, etwa '/4 Stuude Tiefe hat. Der Ort ist von einem Dattclpalmwaldc umgeben, der sich bis iu eine hmter dcmselbcu liegcuoc Schlucht fortzieht, in welcher mir wenige Schritte voneinander entfernt, zwei Quellen entspringen, von deueu die eine ein vortreffliches Trinkwasfcr liefert; die audere ist eiuc start mit Schwefel geschwängerte Thermatqnclle. Mehrere gemauerte, mit 46 Gastfreundschaft in Borum. Ecmrnt bekleidete Bassins nehmen ihre Wasser auf und dimcn dm Bewohnern von Bornni als Nasch- nnd Badeorte. Zwischen dem Städtchen nnd Nass Borum öffnet sich ein weites Thal, der Wädiy Dahss"), vor dessen Mündnng sich die Nhede befindet, welche während dem Südwest Monsun, durch Nass Borum geschützt, vollkommen sicher, in der entgegengesetzten Jahreszeit aber nnhaltbar ist. «Hinige 20Bagla's^) nnd Däuw's lagen abgetakelt, theils vor Anker, theils ans dem Trocknen nnd erwarteten die günstige Jahreszeit des Nordost-Monsnns, nm die gewohnten Reisen nach dem rothen Meere nnd nach der Ostküstc Afrikas zn nnternehmrn. Kaum war die Nachricht im Städtchen verbreitet, daß ein Fremder, ein Acgypticr angekommen sei, als die Nengicrde eine Menge Besucher hcrbcitricb; wenigstens 40 Personen hatten sich auf der Terrasse des Hanfes eingefnndcn, wo mau die angenehmen Abende znbringt, nnd begafften mich, wie man bei uns ein jüngst angekommenes, seltenes Thier zn besehen Pflegt. Ein Jeder machte seine Bemerkungen : der Eine bcwnndcrte meine für Arabien ungewöhnliche Statur nnd schloß sehr naiv aus dein Umfange meines fchr großen Hammel-fcllcs, daß da, wo solche Widder rristirtcn, die Menschen ebenfalls sehr groß feil» müßten; ein Anderer bewunderte meine weiße Hant-färbe nnd warf die Frage anf, „ob Mohammed Myy anch fo weiß sei?" Kurz, ein Jeder entdeckte etwas ihm Auffallendes an meiner Person, nnd des Fragens war kein Ende. Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, während welcher mau mich mit Fragen gepeinigt hatte, als mich der Wirth des Hauses benachrichtigte, daß der Herr des Ortes, oder wie er ihn betitelte, der Sultau, gekommen sei, um mich zu sehen. Gleich darauf trat ein kleiner Mann von etwa W Jahren nuter die Versammlung, der sich übrigens weder dnrch die Kleidung, noch dnrch sonstigen Schmuck vor den übrigen Bewohnern auszeichnete. Das Entgegenkommen, welches ihm von seinen Unterthanen zn Theil wurde, war ehrerbietig, aber nicht kriechend, und bestand nnr darin, daß ein Jeder sich zn ihm hindrängte, nm ihm die Hand zu tüsscn. Fragen über Ncisczwcck u. s. w. 47 Diesein Beispiele folgte ich natürlich. Hierbei entstand mm zwischen uns ein Wettstreit der Höflichkeit. Wie ich mich nämlich zmn Handkuß bückte, bückte er sich ebenfalls nnd drückte nnser Beider Hände so Himmler, daß sie beinahe den Boden berührten. Dieses wahrte einige Sccnnden, woranf er als der hoher bestellte nnd Bejahrtere zugab, daß meine kippen die Spitzen seiner Finger streiften. Wir setzten uns dann nebeneinander nieder, während die Versammlung, die indeß an die ilO Personen herangewachsen war, nm uns hcrnm nicdcrkanertc, nm der Unterrednug mit gespannter Anftnerkstunkeit Anhören. Auf seine Fragen: „Wer ich sei?" „Woher ich käme?" „Wohin ich ginge?" — gab ich ihm die für diesen Fall schon im Voraus bereiteten Antworten: „daß ich nämlich ein Acgyfttier sei nnd Md el Hud hieße, daß ich vor drei Jahren, während ich an der Pest darniedcrgclcgcn, das (Gelübde gethan, eine Wallfahrt nach dem Grabe meines Schutzheiligen Ncby Allah Hnd '") zn unternehmen; daß sein Name für immer verherrlicht werde. —Hier antwortete die Versammlung mit: „Amen!", erhob die Hände und betete das Fatiha "). — Hergestellt, hätte ich leider die Erfüllung des Gelübdes Tag für Tag verschoben nud endlich gar vergessen, da sei mir dreimal im Tranmc ein Engel erschienen und habe mir befohlen, die Wallfahrt anzutreten, welchem Befehle ich jetzt nachznkommcn im Begriff sci. — „Efchhcd Allah!" ^) ^^ ^l>. - „Gott ist groß!" „Es ist nur ein Gott!" „Und Mohammed ist sein Gesandter!" — „Dn wirst Deine Reise glücklich znrücklcgcn, denn Gott ist mit Dir!" setzte der Sultan hinzu. — In tiefes Nachdenken versank die Versammlung, desseu Gegenstand ohne Zweifel mein erzähltes Wnndcr war, wie ich aus den Stoßsenfzcrn entnehmen konnte, welche von Zeit zu Zeit die Stille unterbrachen. Manche meiner geehrten Leser, welche nicht mit dem Idccngangc eines Arabers bekannt sind, werden mir vielleicht vorwerfen, meine Erzählung mit einer Abgeschmacktheit gewürzt zn haben. Hierbei er-lanbc ich mir jedoch zn bemerken, daß es in meiner ^agc meine erste Sorge sein mußte^ mir das Zutrauen der Einwohner des Bandes zu 48 Aberglaube dcr Araber. crwcrbcu, welches ich zu bcreifcu gcdachtc. Dazu reichte aber bci dcu Arabern tciue ciufa6)c, gewöhnliche Mahlung hin, die nicht nur einen oberflächlichen Eiudruck gr»>mcht, sondern sogar ^iistraueu crrcgt haben würde. Dahingegen fand die uiit ciuem Wuuder verbrämte (beschichte ans dcr Ttclle Alanden nnd stellte niich ihnen als ein von <^ott unmittelbar beschütztes Wesen dar; wie man allein schon ans der Aeußerung des Sultaus ersieht. Was sich in dieser Beziehung für den aufgeklärten l^nropäcr als ungenießbar herausstellt, ist für den abcrglänbischcn fanatischen Moslim eine leicht verdauliche Speise, dem, für ihn, in dessen Gemüth der schwärmerische Maube au die auf dcu Meuschcn statthabende „unmittelbare" ^inwirtuug der (^eistcr-wclt so tief wurzelt, — haben dergleichen (5rzähluugcu nichts Absurdes. Nach uud nach bekam die Ncugicrdc wieder die Oberhand uud von allen Scitcu regnete es fragen. Muhammed Myy, ^Abd ul Medschyd und die Enqläudcr in 'Aden waren die Hauptgegmstäude uuserer Ulitcrhaltuug, welche bis spät in die Nacht währte. Die crsteru Beide schm sie als „die mächtigstcu Fürsten dcr Erde" an, nnd sie wunderten sich sehr, daß nicht dcr Eine oder dcr Andere den Engländern befohlen habe, ''Aden zu räumen, waren jedoch dcr frohen Hoffnung, ein Heer dcr „Bcuy Ottoman", wie sic oic „Türken" nennen, vor "Aden erscheinen zu scheu. Wic im ganzcu Orient, so ist auch hier die Meinung verbreitet: „daß es nur sieben christliche Könige giebt, welche sämmtlich ihrc Kroucn vom Sultan dcr „Bcny Ottoman" zum Vehen tragen, wosür sie demselben Unterthan uud tributair siud. Die Temperatur bei Sonuemmtergang, wolkenlosem Himmel und Nordwcstwinde war dicseu Äbeud 25" N. Der Sultan von Äorum ") heißt Alyy ibn Nacr und gehurt dem Stamme El Kessady au, dcr einen Theil dcr Provinz ?)äfsa bcwohut. Mit sichtlichem Wohlgcfalleu erzählte cr mir, daß er sew Geschlcchtsregistcr bis auf Noah zurückführen tonne, und in gerader Linie vom Propheten Hud ldem (5bcr dcr Bibel?) abstamme, durch Himyar und Oahtäu ") (Iottan), wclchc feiner Meinung nach Allc Bmy-Hassau-Stamm. Der Wäcy. 49 Mllselmänner gewesen sind. — Trotz dieser hohen Abstanmumg ist er doch nur ein luinzig kleiner nnd armer Fiirst, der anßerhalb seines Städtchens auch nicht dir geringste Autorität besitzt, nnd selbst unter dem Schuhe der Beny - Hassan - Beduinen steht, denen er dafür einen jährlichen Tribut entrichten mnß. , Dieser Staunn der Beny Hassan ist eine Unterabtheilnng des großen Hanptstammes Sfaybän '''), dessen Wohnsitze sich weit ins Innere erstrecken. Diesem Stamme oder, was dasselbe ist, einem cmzia.cn Sprößling desselben vertraute ich mich noch am Abend, nach dein Rathe des Sultans und meines Wirthes, für die Reise nach Makalla an. 24. ^uni. Am 24. nahm ich in der Frühe von meinem Wirthe Abschied und verließ um '^7 Uhr das gastfreie Bornm nnter dem Schutze eines lOjährigen Beduineutilaben. — Eine lange Ämtenflinte und eine Dfchembiye '") lDolch) waren die Waffen meines kleinen Beschützers, der mit trotziger Miene vor dein Kamcele einherschritt. In einem ^andc, wo es Niemand wagt, nnbewaffnet außerhalb seines Hauses zn erscheinen, würde eine solche Escorte wenig Sicherheit gewähren, wenn nicht die Furcht vor der Rache ihres Stammes, ihrer Familie und ihres Wacy ") den Räuber davon abhielte, sie anzugreifen. Der Reisende wird, sobald er sich unter den Schntz eines Bedninen begeben hat, als ein (Aast des Stammes angesehen, und eiue jede Beleidigung, welche ihm angethan wird, rächt der beschützende Stamm an dem Thäter oder desseu Familie. Der geleitende Bednine ist also für die Dauer der Reise gleichsam als Wäcy des Reisenden anznsehcu. Oleich, nachdem wir den iameeles hin nnd versuchte seine zerstörende Kraft an den unzähligen Felsblocken, welche den Weg thcilweise so verengen, daß ein belaoenes Kameel knnm dnrch taun. Mau sieht an den steilen zerrissenen Wänden dieses Vorgebirges, welches seiner röthlichcn Farbe A. v. Wicde'ö Nciso W HadhnnmnU. 4 50 Wadiy Esch Scherebbo. - Fuwa. halber Räss Ahmar, d. i. ,,das rothe Vorgebirge" genannt wird, daß das Meer schon einen bedeutenden Theil davon weggenommen hat. Dieser ^erstörnngsprozeß dauert noch fort, denu der ganze etwa 20 Fuß breite Weg ist voller Spalten, aus deiu-n bei jedem Wellen schlag das Wasser mehrere Fnß hoch, gleich topfmdc die Säge eines Sägefisches aufgepflanzt ist. Hinter diesem ^clscnthorc führt die Straße eine Stunde lang theils durch ein (5haos uon Felsblücken, theils durch tiefen Saud längs dem Meere hin. Danu tritt das Ge birge plötzlich nach -)cordoften zltriick nud dacht sich nach der Tihäma '") lMedernng) von ,,^uwa" bis ;nm Wädiy ,/Äcerrrt" ab. Der Weg bleib: fortwährend in der Mhe der Meeres nud wird bis zum Wadiy Halle"') mit niedrigen, mit Gestrüpp bewachsenen Hügclu begleitet. Bis zum Dorfe Fnwa""), wo wir um V-Il Uhr Halt machten, überschritt ich noch die Wadiy „Cahäh"^,^ ,Fh»,nyr"'^) nnd „Dscharrc"^!. Die Tihäma vou Fnwa erstreckt sich von Süd^ Westen nach Nordosteu, uonl Dschcbel Esch Scherebbe bis zum Gebirge Makalla, eiue Strecke von ^ Stuudcn, und hält in ihrer größten Breite ^ Stunden. Die Strecke vom Dorfe Fuwa bis zum Dschcbel Efch Schercbbe ist ivohl für Eliltllr geeignet, jedoch fand ich nur die Umgebnng des Dorfes und das Bett des Wädii) „Fuwa" angcbant. i^uwa liegt eine Stunde vom Meer im Wädiy gleichen Namens nnd besteht ans einigen 50 Hänsern, welche von uugefähr ."00 Beduinen des Stammes ^lqaybere'", bewohnt werden. Dieser Staunn ist eiue der Untcrabtheilnngen des Stmumes Ssayban nnd ist „Beschützer" des Sultans von Mala!!!',, ivelchcr dafür einen jährlichen Tribut zahlt. Rochtsgcbrmlche der Beduinen. 51 Halbjährlich hält dieser Stanun hier seine „Qabayl Bnkry" ^^) oder Stammversannnlungen, wobei jedesnlal ein großer Äiarkt stattfindet. Bei dieser Gelegenheit werden Streitigkeiten geschlichtet, Ur lheile gcfnllr lind vollzogen, >irieg und Frieden beschlossen -- kurz "lle mir Ulöglieheil Angelegenheiten des Staunnes, sowie der einzelnen Beduinen besproche!,, geordnet n. s. iv. Der sonst im strengsten Sinne deö Wortes vollkommen ilnabhängige Bedniue ist während der drei ^agc, welche die Versammlung tagt, dem Schaych nnd dein ^lürthe der Arltcstcn nnterworfen, deren llrtheilc nnwiderrnflich sind nnd ge wissenhaft vollzogen werden, ^in jeder Fremder sogar kann in diesen dni Tagen seine >Naqrn gcqen einen Angehörigen des Stammes vorbringen nnd erhält, wenn sie gegründet sind, vollständige (^enng Ujnnng. jedoch nicht Alles, was bei nns Verbrechen ist, wird dort nls ein solches erkannt. So würde ;. ^. die Klage eines Menschen, der von einen. Bedninen ans der ^andsMM gemißhandelt oder beraubt Worden ist, oder dessen Brnder von demsclden gemordet wnrde, für den ^all zurückgewiesen werden, wenn er oder sein Bruder uicht zu der Heit nnter dem Schntze des Stammes gestanden habeu. Da-hingegen wird Verrath am Stamme mit dein Tode bestraft nnd Diebswhl von Gegenständen, welche einem „Stammesgenossen" "der ewein „Schützling des Stammes" gehören, Ermordung "nes „Schützlings" und Bernntrennng ;mn Transport anvertrautcr Gegenstände mit „Ausstößen ans dem Stanlme" geahildet. Das „Ausstößen aus dem Stamme" ist eine sehr harte strafe nnd gleicht dein „Bann" nnd der „Acht" des Mittelalters. ^ mu nicht nnr, daß der Ansqestoßene von keinem andern Stamme aufgenommen wird nnd er aller seiner Rechte verlnstig ist, werden 'lim auch seine Leiber, «iuder, Heerden, Waffen u. s. w. genommen. Während der „drei Tage", welche der Vollstrecknng des llr-Uieils folgen, ist der Verurtheilte unantastbar und ^lienland darf ihm nachgehen, um die ^nflnchtsstntte ;n erfahre», welche er erwählt hat, '>st aber diese ^.rist verflossen, so hat jeder Stammesgeuosse das Nccht, lhn wie eiu wildes Thier ;n verfolgen nnd zu tödteu. — Solchen 4>» 52 Wädiy Fuwa (Qirbe). Ungliicklichen bleibt dann nichts anderes übrig, als die nnwirthbarsten Gebirge aufzusuchen, wo sie gewöhnlich audcrc „Vauwäq"^^) d. i. „Treulose" (denn so nenut mau diese Verbannten oder Geächteten) autreffen nud dort ordentliche „Räuberbanden" bilden, die um so gefährlicher sind, als sic aller herkömmlichen Gesetze der Ehre entbunden, ihre angestammte Raubgier und Mordlust rücksichtslos befriedigen können. Das Dorf Fuwa.liegt am linken Ufer des Wädiy Fnwa, in dessen sehr breitem Bett der fruchtbare Humus mit vielem Fleiß cnl^ tivirt ist. Dattelpalmen sah ich dagegen nur wenige. Wie man mir berichtete, war der Wädiy früher mit eiuem dichten Dattelftalmen-waldc bedeckt, welcher aber vor etwa 10 Jahren, während eines Krieges mit benachbarten Stämmen, namentlich dem Stamme der Chämiye, uou demselbcu umgehauen wurde. Dem Dorfe gegenüber auf der rechten Seite des Wädiy stehen einige verfallene Wacht-thürme, welche im cbenerwähnten Kriege zerstört wurden. Oberhalb des Gebirges führt der Wädiy Fuwa deu Namen Qirbe'-"), iu welchem nur folgende Ortschaften genannt wurden: „Qobba"), El Irme, Baydhä, Oirbct-Oahwe, Biyr Ha Näye, Adyd, Kclbub, El Modayne und El Qara". Eine Stunde oberhalb Fuwa liegt das Dorf Kulang, und eine Stunde nördlich von Fuwa, der Ort M)n-cl Ghassäny'"), wo ein Bassin chstirt, zu welchem das Wasser mehrerer Qnellen durch Wasserleitungen geführt wird. Das Gebirge von Vorum bis zur Tihäma besteht aus eiuem Conglommcrat vou Geschiebcu eilics sehr krystallinischen Kaltsaudsteius uud Jaspis mit quarzigem Bindemittel; unmittelbar am Meere steht Granit zu Tage. Die Temperatur war am Morgen 20°, nm Mittag 30' R. bei Nordwestwind auf freier Ebene ohne Bäume uud Gesträuche. Um '/22 Uhr setzte ich meine Reise fort. Die Hitze, welche schon ohnedies bedeutcud war, wurde uoch durch das Reflcctireu der Sonueustrahleu von den blendend weißen Sandhügcln, dnrch welche der Weg führte, bedentmd gesteigert. Die Gegend war fast ohue Wadiy Omm Bahya. — Makalla. 53 alle Vegetation, deim nur hier und da ragten einige „Tamarisken" (lamarix orienwU^, bci den Arabern Athl genannt), nnd „Dom-Palmen" (II^>Ii!l«n0 cvinitn) ans dem sslugsaude Hervor. Die „DomPalme" hat fächerartige Blätter nnd zeichnet sich vor den übrigen Palmenarten dadnreh ans, daß sich ihr Stannu in mehrere Aestc theilt. Die braunen Früchte silken traubenformig zusammen und sind von der l^röße nnd (Gestalt einer großen Kartoffel. Das fleisch dieser Frucht ist faserig nnd widerlich süß nnd der Kern von außerordentlicher Härte, weshalb man allerlei Sächclchcn aus ihm verfertigt, Perlen zn Rosenkränzen, Knopfe n. dcrgl, m. Eine Stunde nach unserm Aufbrnchc betraten wir das Bett des Wadiy Omm Bayha -'"), welches wir bis ans Meer verfolgten, in dessen unmittelbarer Nähc wir bis Matnlla blieben. Ein und eine halbe Stunde Weg? brachte mw an den Wadiy Wl/ayka "), welcher als klarer, reißender Bach ins Meer strmnte. Jedoch hält dieser Wadiy nicht immer Wasser, sondern unr nach einem im Gebirge kurz vorher gefallenen Regen, Meich hinter diesem Wadiy tritt ein Ausläufer des Dschebel Aqay-bcro bis ans ZOO Schritt vom Meere vor; längs welchem wir nach V2 Stunde au die Mündung des Wadiy ba Qarrayu gelaugten, welcher sich zwischen diesem Vorgebirge und Dschebel cl Qara nordwestlich zieht. Dschcbel el Oärn überragt die Stadt Makalla, welche Uch, vom Wadiy ans gesehen, sehr hübsch ausnimmt nud an die dcnetianischen Städte des Orients erinnert. llm <» Uhr langte ich in Malalla au, U'o ich iu Folge des Empfehlungsschreibens des Schaych Mohaiumed el Bä Harr von dem Kaufmann °Md Allah Mmed ibn bä Wähil gastfrei aufgenommen wurde. Die Schilderung, welche er mir von deu Beduinen machte, war freilich nicht geeignet zur Reise ins Innere nnfznumutern. Mciu Entschluß aber war gefaßt nnd ich bat ihu daher, mir für den fol-tteudeu Tag eiuen Dachayl ^") s^cleitsmaun, Beschützer), nebst Kamee! zur Reise nach dein Wadiy „D^äu" zu Verschaffen. Da ich befürchtete, vielleicht in der Stadt als Enroväer erkannt zn werden, 54 Makalla. so unterdrückte ich den Wunsch, dieselbe ;u besehe» und blieb den ganzen folgenden Tag „;n Hause". Die Tcmpcrritnr stand bei Sonnenuntergang 25'. Am ^5. mil Sonncnaufganli ^ , mn 'Llittag ans der Terrasse des Hanfes W, bei Sonnenunter^ann ^5 '>i. ^ j bei wolkenlosem Hiniincl und Slid Westwinde. ^) Hier und siir die Fo1.'ay lebät. —'Aqalia rl Mahnil,!'. - Tscheln'l »arf cl Hacy^. - Dschebcl el I'dme. — Schura. — Missnr. -^ ^il QlVda. - My. -' Dschcbel 6idära. - - Wädn, Monüsch. — Dschcdcl ^loclic. Dschcliel Mudaret. Dsch^'cl Tsahnra. ^5. .niui. :'liil H. ^lüü kachle mir mm, Wirth cinm Bc dumcn dci< Staimnoe« Aqaybcre lind srhlch »ur dcinj^lbcn ^inm Cmi ^'lU't, ;nfolgl' drssrn cv sich vcrpflichtctc, inich >^^cn ^inpfan^ cincv '"äsiMn Smmno nach lälnnal>ln' i»! Wadly „D^an" ;u drmqcn und uuch währcild dicscr .)n'is^ q^^-n ^cdmuaim ;u drschützcn. — Dlc ^'bcrqabl,' ci,i^x žvrcnidcn in den Tchliv rinc^ Brdiiincn ist hier mit mmn cig('ntl)mulich^!i ^'cr^nonil'l vcvlnnidcn, wolchcö in )')cmcn und drin nordlichcn Arlidicl! inchl w'oblichm N'ird, ^nul, Abschluß drc-Contracts umnlich l^'wr inei» Wirll, tm' >>and dl'o ^rdninm in die mciuM und frug ihn, „0d cv inich nnd »tl'lnc Hubf wnhrcnd ber ^tcisr dcschü<5on wolle?" Aufsein NlMkcncs „^a" benetzte der Kanfmauu seinen ^eiqefmqer >nil den, Speichel und schrieb meinen tinmen ans die Ttirn dw Beduine», indem er sprach- „Der Name dieses >aild ^M'l'm uud i'iiä, nach scineiu Be Nndrn crknndiqt hattc. ^)cachdem anch mich eill ^cder nach meinem ^efmdcn qcfragt, setzten wir nns nieder. Einer der (Gesellschaft be-^^'uetr den Kaffee nnd reichte das fnv die Pfeife nöthige Fcner, welche von Zeit ,;n Zeit die ^)lnnde machte, Dic Beduinen, wir allc Araber, lMtcn viel alls Begrüßungen, stnd unerschöpflich in ihnen und lassen nicht leicht sich in dieser Be «lehunss eine Nachlässigkeit zu Schulden kommen. Auch ist eo für emen Reisenden sehr wichtig — ob er bcgrüsit wird oder nicht, denn ^' kann gewis; sein, dusi der Beduine, welcher ihn nichl grüßt, etwa^ «eindscliges gegen ihn iln Schilde führt. Der Abend verging nntcr Gesprächen aller Art. Ich mußte ihnen von Mohammed 'Alyy, dem Sultau der Beny Ottouiau, voln Zweck meiner ^>icisc ll. s. w. erwählen, sie dagegen waren so erpicht auf alle diese Ncnigkeiten, dc^ ich auch nicht eine einzige 7nage anbringen konnte. Wcnn mau diese Äienschen ^uu, ersten Male sieht, flößen sie freilich wenig Zutrauen cin. Man denke sich dunkelbraune, nervige Kerle, deren gan^e Weidung ans einem Schnr; um die Hüften besteht, dcr kamn bis zn den Mnen herabrcicht, und dcrcn langes, schwarzes, etwas gekräuseltes Hanpthanr zu emcm Büschel ain Hintertopfc zu^ lammenge bunden ist. (>in spärlicher Bart beschattet das Xinn, wäl, Nnd der Schnurrbart sorgfältig geschoren ist dem, in Hadhra Ulant wird ein Mensch, der einen Schnnrrbart trägt, „Makrnh", ". i. „als ein nnanstäudigcr Meusch", vermieden. ^ Unter ihren buschigen Brauen blitzt ein feuriges Augcnpaar, dessen nächste Um gebung durch den Gebrauch des Kohls (äußerliches Augcmnittcl, Col- 58 NechtsanschamtlMn dor Bcdmnm. lyriilnl von gepulverten! Antiiuoiliumi eine dunkle, stahlblaue Farbe erlaugt hat, d'ndlich spielt uiu den feinen, nnt perlcuwcißeu Zähnm besetzte» Äiund cm Zug, welcher die Berachtuug aufspricht, mit welcher diese wilden Söhne dor Wüste auf Alle herabblickcu, die uicht wic sie, frei wie das ^iaubthier ihrer Gebirge nmherfchweifen. >>n ihrem l^ürtel blitzt dic Dschcmbiyc iDolch) iu dor ^iachbarschaft ciuco großen blnuk'U Puloorhorilos — cin tlcun'r^, N'orin fnugcricbeueo Pulver für die Pfanne euthaltcu ist, häugl an eincin uüt Ä^eta» knöpfen besetzten Diemen über die liilte Schulter auf der rechten Brust, — fortwährend lieqt die un;ertrenuliche Begleiterin, die Knuten fliute, in Bereitschaft, um entweder einem AiMiff ;u begegucu oder bei lniilstiger »Gelegenheit selbst einen solchen auszuführen, ^>e läugcr >uau unt ibncn umgeht, lim 50 williger söhnt mau sich mit ihrem wilden Aeunern ano, Tittcu und Gebräuche, durch die ^änge dec< Bestehens geheiligt, bannen ihre Naub und Mordlnst in engere Tchrauten, und geben iyrer Haudlungoweife einen ritterliche«l Anstrich, der seltsam mit ibrem sonstigen Thun uud Vassen eontrastirt, So isi ^. B. dem Beduiucu sein gegebeneo ^^ort heilig, uicht etwa auo religiös uioralischen l^ründen, 0 nein! sondern weil ihm sein Valer diesen C'Nuudsatz eiugeprägt hat; weil der Wortbrüchige vom glin;e„ Stamme verachtet wird, nnd ihm die schreckliche Strafe der Auo stoßuug droht. Alle Kaufleute vertrauen daher auch ihre Waaren, wären fie uoch so kostbar, einzelnen Brdnineu ;um Trausport iu^' innere des Vaudes au; und mit der grositeu l^ewisscnhaftigfeit, aber auch mit blntendeiu Hcr;en liefert er sie ab-, denn er taun sich des Gedantcns uicln erwehren, wie schön es gewesen wäre, wenn ihm diese Gegenstände ohne Schutz begegnet, wo er sie dauu, unbeschadet feiner O'hre, hätte rauben können. Dasselbe gilt von den Reisenden, Der Vedninc vertheidigt deu Fremden, welcher sich seinem Schutze anvertraut hat, bis zum letzten Athemzuge. — Denselben Fremden aber wird er ohne Weireres ermorden nnd berauben, wenn cr^ih" „unbeschützt" auf der Strcche trifft, ^i,, nnu gleich der Beduiue nut seinem ganzen Thnn nnd Treiben nicht als ein Muster der Moralität Gebrauch des Kohl. 59 aufgestell! werden tann, so ist er mir, bei aller seiner ailertannten Naub nnd Hiordlnst, dennoch lieber, alo der ränlevolle, fanatische und allen Vasteru ergebene Slädtebewohner. ')loch ist die Avl und ^veise, es sich denn 3itzen bequrn: zn 'Uach^n, zu enuähneu. Die seist eben so zweckmäßig, al^ originell »nd Utcines äsissenx' iu krinem andrrn ^andc licbranchlich. Ii, lmmn ^ausi' bcfindrn sich »ninlich Kissen, >m die inan sich lchm'n kmutt^ und "le Bcdnin^n wnmi s^lchc Vnxnenrtifcl uin so wcnMr, Da nun das ^tzen mit trcuMis unterschlagmcn Beinen bald ermüdet, so schlingen !'t das M'tte lanqc Tuch, welcheo iedev ^eduiue liei sich führt c»der "Uch das Gehänge dei> kleinen Pulvcrhurno dersicstalt lnn die Älltte bes Uürpers nnd um die Nnicr, daß eo gleichsam cin^, Reif bildet, Ut welcheui sich Mcken nnd >t»iee qeqenseitiq nntcrstnl^en. Der (Gebrauch deo >lol,!o oder Antilnoupnlver^, alo ein ^iittel "l^ Render der Aitgeltlidcr zn färlicu nnd sie dadnrch grober er Willen ;u lassen, ist in Aegypten, Tyricu und gallz Arabien al! ll^ncilt uud stninint aus dein Alterthnm. Als die erste Person, welclie buses Collyrinin gebrauchte, nennen die arabischen l^rschichtöschreiber ein ^eib aus dein ^tainnic Dschicäl, ^iaiuens: ,.3e>/a ^) el Hcinama" "ud behaupten von il,r: „sie habe in /.ol^e der Anwendung dieses Kohls ein so scharfes Besicht erlangt, dasi sie die Armee des himya uschcn ,^o'l,iqo vassan et Tobba', ivelchcr qegen ihren Stamm ;u Felde ^°9, iu einer ^ntfenuln^ von drei Tagereisen entdeckt habe. Sie wurde jcdoch vom feinde ssefailgeil, nnd nachdem ,Wuia, Hassau ihr °ie Anqen habe ausreisten lassen, habe mnn alle innenl Fibern der Augen schwarz gefärbt gefnndeu," wahrscheinlich hat diese ?,abel ^ur Verbreitung dicseo (^ebranchs beigetragen, l^cuug, dasi alle <äm geborenen, ohne Ansnahme des Alters, (^cschlechw oder Standes den '^ohl aniveudeii, um die Augen ;n starten nud sie größer erscheinen '^u lassen. Am 2Ulf und zogen nordwärts den ^>ädiy bä Qarrayn "> hinauf. <5s hat dieser Wädiy seinen ^'ailien von einein Dorfe belommen, da^ 60 Dorf Harr Schiwats. wir, nachdem wir eiuc Stuude Wegs zurückgelegt, in einer nnt Dattel-und Eocospalmcn bedeckten Schlncht, links liegen ließen. Es gehört dem Sultan von Matalla und mag ungefähr 400 Einwohner zählen. Von diesem Orte an wird die Richtung des Weges Nordost, 15° Ost uud führt durch eilten Engpaß, welcher sich 1^ Stunden lang bis zum Wädiy Omm Dschirdschc ^') hinsieht und an dessen Ansgnng eiu Dattclgcbüsch, Ess Ssitt geuauut, am ssusie des Dschcbel Fats, cdl, Dhayq 2'') liegt. Ulu '/2^.Uhr lagerten wir uus in einem schönen Palmeuwalde, am Fuße eines niedern Ausläufers des Gebirges, ans welchem das Dorf H arr - 3 ch iiv ä ts -^) liegt. Auf der andcru Seite des Gc Holzes befaudcu sich auf einem Hügel ciuige verfallcue Wohuuugcu und Wachtthünne. Das Dorf besteht aus gut gebauten, zweistöckigen Häusern uud ^ahlt uugcfähr 400 Eiuwohuer, lvelche dem Stamme Aqaybcre angehören. Uittcr den Eoeos- und Dattelpaluicn befanden sich gnt angcbaitte Getreide inid Tabaksfeldcr, welche durch eine warme Quelle bewässert wurden, die am südöstlichen Abhänge des Dschebel Fath cdh Dhayq rutspriugt. Die Bewässeruugskauälc, welche zu dcu vcrschicdcucn Abthcilungeu der ssclder fuliren, sind mit großer Umsicht augclegt. Nach der Ankunft auf einem Ruheplätze sind alle Beduinen beschäftigt, die Bedürfmssc des Augenblicks hcrbchuschaffcu. Einige suchcu Breunh^lz, Andere holen Wasser, die Ucbrigcu füttcru die Kameele. Nachdem das Feuer angeMdct ist, schickt sich die Gesellschaft an, den Kaffee zu;nbreitcu, uud cm Paar Andere übernehmen das Brodbackcn. Zum Kaffee steuert eiu Jeder gewöhnlich nur 5 oder 6 Bohnen, uebst ciuem tleincu^Stückchm Iugwcr, Die Bohnen werden nun gebrannt, mit dein Iugwor in eiucm Mörser gestoßen und in riucm großen kupfernen Gefäße gekocht. Da von etwa 60 Bohnen 20 ziemlich große Tassen bereitet werdcu, so kann man sich deuten, daß der Kaffee nicht zn starf ausfällt nnd der Ingwer ist auch nicht geeignet, ihm einen angenehmen Geschmack zu verleihen, — Zum Brode giebt Icdcr, nach Maßgabe seines Appetits, mehr Lagersittm. Fcldbmi. 61 oder weniger Mehl, indem cr zwei Hände voll für mi Brod rechnet. Das Ntchl wird in eiuem hölzerne» ')iapf mit Nasser zu einem Teig gemengt, dann zn zwei Finger dicken, 6 Zoll im Durchmesser haltenden Kuchen geknetet nnd auf den ausgebreiteten Holztohlen gebacken, (^c wohnlich sind diese Brode an ihrer Außenseite vcrbramtt, während sie ui ihr^in innern noch nicht gar sind. — Einige getrocknete Datteln, ^n wenig Gutter oder Sesauwl nnd dann und wanu ein Stück auf bem Feuer geröstete lederzähe Haifischfiilnen — sind die Zuthaten; Wasser das einzige (^'eträllt. Altfäuglich wurde es mir freilich etwas schwer, mich in diese Lebensweise zu fiudcu, nnd oft ge»mg sehute ich mich nach deu Fleisch-^pfcn Aegyptcus zurück. — Jedoch woran taun nia» sich nicht Alles gewöhnen! ^iach wenigen Tagen schmccktcu uud detainen lnir alle diese Zachen vortrefflich; wo;n denn die gesunde ("cdirgsluft, das vorzüg-^chc Wasser und die fortwährende Bewegung beigetragen halien mögen. Nördlich von Harr Tchiwatö steigt der Aqayliere auf, von ^'^lchem ini Nordwesten zwei Zweige, die Dschebel ^ahüb-'"> und "'ath edh Dhayq ausgehen; niedrige Hiigcl tertiäreli Kalko nehmen °le Strecke bis zum Meere ein, dessen Brandung deutlich zu horeu ^^'- Dic Felder waren in Vierecke uou etwa 5)0 Fuß ^äugr und 20 Fusi Breite getheilt, welche mit 2 Fusi l'reitcu nnd 3uß hohen »Hrdaufwürfen unlgeden waren, in denen Ninnen »ur Leitung des Wassers cingegrabeu sind. Diese Weise, oie Felder ^n;ntheilcu nnd zu bewässern, ist auch in Acgyfttcn gäug und gäbe. ^as ^aud war mit Durra ^Ilnicms «nr^Innn), Dochu (Iloicu« ^ooinia; I^orslcui), Ecsam (8(?»lninnn uriontlüo) uud Tabat bebaut, "ängs der Abtheilungen wuchsen Nimmssträuche. ^ängö der Duelle nnd am Nnnde des bebauten Felder sah ich Tamarinden, ^wba (Mango) uud Arätbänme stehen. Der Arätbaum, welcher hur wächst, ist wahrscheinlich von der Art, welche Wcllstcd „^.vi-^nma niticl^" uennt. (^r geivährt cincn freundlichen Anblick und 1km Laub l,at ein lebhaftes (^rün. Ociiu Zerreiben verbreiten seine Blätter einen aromatischen Duft. l^3 Vegetation. Der Ta mar indenbanm oder richtiger Taniavhind, dcr in dischc Dattelbanm, von Tamar, „Dattel" nnd Hind, „Indien", ist einer dor prächtigsten Banme, die ich je gesehen habe, sowie seine frucht eine der gesundesten nnd erfrischendsten, welche die tropische ^one auf^uweifen hat. Nnler denl dichten Vanbdache miw dicser Oäinilo hatten ll'iv uns gckMrt, jedoch nniri,'!! leider dir lvanbm cirtiqcn Früchte uc'ch nicht N'if. ^in sandigon Bcttc des Wädiy nnlchs,,'!, anch ;wci Artcn von Tallmristcn, nmnlich dic TlN'fa t^I'anu^rix ^1ü'!l) und Athl i^n-nlnrix oriontil!l8); ^vri Artcn oon Ala^irn, niiinlich Scyal <^li>liu8u ^oj!!,!, I^oi'»^. ^lor. >ul^. 177) nnd lic'i,,); l'ttdl' c;c'b«l l^uttuni, dic l^tztorc jcdoch dao lnitc. F^rncr sal) ich dm ,/Xl'bctbanm" l^utu« nßde<-^ odcr nach I^c)r8icn1 I^lor. s'u^. l)'j Iv!>nl!Ni!,8 tl^!)0O:!<'), du'DomMlm» lily-s>1ia<3n^ criliit:,.); »inc ^'iu'lM'palim', nlit dcrcn „^achcrn" «„Tasini nmn dic Hütten de«,^, lind mie (Giftpflanze ^ialncno „(ül Oschr" l^8<'Ioi)!ll8 ^ro^^r:,.), lvclchr hirv rine Höhe uon 10 ^»nß crreiclit. Dm Stanun dieser Pflanz sah ich hier vmi dcr Dickc cincs Ncaunes nnd ctwa .'; ,Vnsi hoch, und e>? sind nnr dir ^wrigl,', welche U) Fuß Hühe erreichen. Dno Holz ist schr weiß, weich nnd leicht, weshalb l-s die Bedninen für ihr Pulver ;n bohlen benutzen. Bei wollen losein Himmel nnd schwachem Nordweslwind stand drr Thermometer bei Somienanfgana, 20 , um Mittag 30 . Etwael nach !> llhr brachcn wir wicder auf nnd zoqcn in der Nichtnng Nordoften 1^ Ost dnrch dcn „Pallüenwald", ^ den Hügel hinan, hinter dem Dorfe vorbei, von wo ano sich der Wec, nach ^corden wandte. Um ^ ühr stickn wir bei einem (Gehöfte, Namcuo Hnwä, wieder in den Wädiy Onun Dschirdsche hinau, welcher hier cbenfalls mit einem dichttn Palmenhnine bedell ist. Die in ihm liegenden Felder werden von einer heißen O.urlle bewässert, welche oberhalb dec< Dorfes Hafiye entspringt. Dieseo Dorf liegt in einiger Entfernung linlo vom Wegc, etwa 2^0 ^uß über dem Thale, in einer Tchlncht, von Bärten nntgeben, welche sich in Ter Wädiy Hotsiye. Fall, oss Ssiftc. 63 raffen längs der Schlucht und mehrere 1(X) Fuß hoch oberhalb des Dorfes erheben; diese geben der ^age diesem Ortes etwas Malerisches, welches mit deu nackten Fclseli des (Gebirges wohlthuend eontrastirt. Um ^ Uhr sah ich rechte vmn Wege iu der Entfernung von l/2 Stunde das Dorf Dhyq edh Dhyäe> ^') unter Pallnen lieben, welche durch den Wädiy „Näye" bewässert werden. '^ Stinte später überstiegen wir in der Richtung Sud Z4 West einm niedern Felscutaiuui, welcher sich nacb Westen noch in weiter Entfernnng be merkbar macht und von welchem ich eine schöne Aussicht in den siä, ;u unserer Rechten hinziehenden Wädiy Hotsiye^') genoß. Bon grünen Saatfeldern umgeben, rcigten dovt alis einer Gruppe hoher Palme» die Minareto der Stadt „Falh esf Ssifte'^l! hervor, deren «^iin wohner, etwa 1M0 an der ZM, sich nüt Ackerball lind der Be reitung des Indigo brschäftigeil. Der Weg über diese Hügel war, der scharfen ^elseu^acken halber, mit denen er gleichsam besäet ist, sehr schwierig, besonders, da das dnntle (Gestein der (^rauwacke, cnw der sie bestehen, einen solchen l^rad der Hitze erlangt hatte, daß ich meine Hand nicht darauf halten tonnte. Um so mehr wnndcrte ich mich über die Fußsohlen der Beduinen, welche barfuß nüt der Be lMdigtcit einer (^a^elle über diese FelsenMken hinwegliefen, Obgleich sie Alle mit Sandalen versehen sind, so bedienen sie sich derselben nicht einmal gegen die Hide des Sandeo oder Bodeno, sondern man sieht sie nur an ihren (^'wehren hängen, und nnr, wenn fie im Dickicht ^rcnnhol; oder Fnlter sür ihre -^ameele holen, bedienen sie sich der sttben. Zn meiner großen Znfriedenheit stiegen wir schon nach W Mi llnteli ;ilnl Wädiy „Äi^ahniye" ^) nieder, welcher sich bei der Stadt Falh ess Ssifle niit dem Wädiy „Hotsiyc" vereinigt, El>e loir das eigentliche Bett deo Wädiy betraten, tamen nnr an ^wci kleinen Feldern vorüber, ans welcben Tabak angepflanzt N'av, ivelcher von Platanen überschattet wurde. Bei jedem dieser Felder befindet sich ein vier rckiges gemauertes Wasserbecken, in welches sich eine warme Quelle ^'lüeßt, welche beide etwa 1W Fuß oberhalb derselben vom AbHange l>4 Wädiy Mahniye. des hier steil abfallend«, (^edirgeo der l^rnnwacke entspringen. Das Nasser dieser Quellen hatte einen Wärmegrad von 50° R. nnd war, wenn abgekühlt, von sehr angenehmem (Geschmack. Jin Wädiy Mahniye angelangt, verfolgten wir denselben anf-wärts, in der Nichtnng ^)iord, 40 West, welche wir, einige wenige Wendungen abgerechnet, bio zum Abend beibehielten, Rnrz vor <> Uhr lagerten wir in einer Stelle des Wädiy, welche ivedsch-nümMah ") genannt wird nnd wo nach der Menge der Lagerplätze zu nrtheilen, welche sich daselbst befinden, die Qäfila i Karawanen) gewöhnlich ihr Nachtlager aufzuschlagen pflegen, Von Harr Schiwäts bis zuin vorerwähnten ^elsentnnnn führt der Weg iibrr tertiären ^lalt, welcher eine schwach ondnlirendc Ebene bildet, die sich nach Tnoosten allmählich abdacht, Wadiy Mahniye selbst ist nnt Eand lind nieseln bedeckt und mit verschiedenen stachligen Ttränchen nnd Säumen besetzt, mit den Mimusengcschlechtcrn.- El (Hoff, Seyal, Semnr f^^aml,. v«-li, nach ^<)r8!i. Il'ior. (^XXIII, pn^'. 176 Miml,8n nugni8 o^ti) nnd mit einer reichlichen Anzahl Ncbctbämucn. Eine Menge Schlingpflanzen durchziehen diese ^e-büsche oft so, daß sie cm nndurchdringlichcc< Dickicht bilden. Hier und da sah ich ganze Strecken des Bodens unt Eoloquinteu ((>,u:umn8 <;c,k)^)ntlni8) bedeckt. Wie in allen fandigen Thälern dieses Bandes fehlte es anch hier an der Giftpflanze El Ofchr nicht, zn welcher fich nbrigelis noch Hyoseyamns in ziemlicher 'Anzahl gefellte. Der Wädiy Mahniye ist im Nordostcn vo:i einem Gebirge be^ gi^nzt, welchem nnter dein altgcmeinen Nninen ,,Harf el Hacye"") l'elannt ist, nnd in welchen: ich die bw zn llnserin Ruheplätze sich herüberziehende Koppe Dschcbel Harmal ^^) beiuertte, welche sich gegen 2000 Fns? ilber den Thalboden erhebt, ^m Slidwesten trennt der Dschebel Aqaybere den Wädiy Mahniye von dein Wädiy „Qirbe". Die höchsten (Zipfel desselben, luelche ich während dieser Tagereise er-schantc, waren die Dschebel ^ahab nnd Nnghyss"), N'clchcr letztere sich an die 2000 Fns; erhebt. Unzählige tlemc, init dichten: (Gestrüppe bewachsene Nebenshäler mnnde:< in deil Wädiy Malmiye nnd verzweigen Neugierde und Geschwätzigkeit der Beduinen. 85 sich zwischen kleinen Gebirgskcgcln, die in schroffen Wänden abfallen. Diese dem Hanptgcbirgsstockc vorliegenden Höhen bestehen aus Grau-wackc, welche anf ihrer Oberfläche rothlichbrnun gefärbt, wie polirt glänzend und beinahe schwarz erscheint. Adern eines sehr feinkörnigen Granits dnrchschwärnun fie nnch allen Dichtungen. Dieser Granit geht da, wo er mit dem Hnuptgestein in Bernhrnng tonnnt, in porphyrartigcn Syenit über. Die Granwackc zeigt fich sehr deutlich geschichtet nnd ihre Schichten fallen nnter cincnl Winkel von 47" ab. Gleich nach der Ankunft in der Oäfila (Karawane) anf irgend einem Ruheplatz werden die Kamccle abgeladen, ihre Vorderfüßc gefesselt nnd ihnen die Freiheit gelassen, ihr Futter zu fnchen. Bei Anbrnch der Nacht werden die Waarcnballen llm den Lagerplatz hernm gelagert, desgleichen die Kameele, doch so, dasi ihre Köpfe nach der Außenseite gerichtet sind. Denn da diese Thiere im Dunkeln ziemlich gut sehen und außerordentlich scheu sind, so verrathen sie durch ihre Unrnhc die Annähernng eines fremden Menschen oder wilden Thieres. Der Abend wurde von den Beduinen mit wenig interessanten besprächen zugebracht, die sich meist nm ihre häuslichen Angelegen heilen drehten. Unstreitig sind die Beduinen das neugierigste und geschwätzigste Volk der Erde. — Ueber alle meiue Angelegenheiten wollteil sie Auskunft haben. Hatte ich dem einen dieser nncrnmd-lichcu Frngcr so viel beantwortet, alo ich für gut fand, ihm mit zutheilen, so wiederholte ein Zweiter, obwohl er Alles mit augchört hatte, eben dieselben Fragen. War auch dieser befriedigt, so wollte ein Dritter nnd Vierter Alles uoch einmal und Alles von vorn wieder hörm. — bab ich dann, der unaufhörlichen Fragen müde, keiue Ant wort mehr, so beruhigte fic nmn Dachayl in der Regel mit den Worten: „Vaßt ihn in Nnhe, fein Herz ist schwarz, deun er ist müde!" — Nach diesem wagte dann Niemand eine Frage mehr an mich zu richten. — Dahingegen sind die Bednmrn anch ebenso gc schwntzig in ihren Mittheilungen, wenn man nämlich die Fragen dem augenblicklichen Gespräche anpaßt. Sowie man aber ohne weitere ^iuleitnng uaeh diesem oder jenem Stamme oder nach der Starte A. v. Wrcbc'ö Ncise m Habhrammtt. 5 66 Engpaß Laylebat. Die AreMume. des ihrigen fragt, stutzen sie gleich, werfen einander fragende Blicke zu nnd geben entweder gar tcinc oder eine falsche Antwort. Bevor sie sich zur Ruhe begeben, inachen einige derselben eine Nnndc in der Umgebnng des Lagers, nni sich zn überzeugen, daß kein Feind in der Mhe des Bivouaks sei. Cmcr oder zwei von ihnen halten fortwährend Wache nnd unterhalten das Feuer. Mit Sonnenuntergang stand das Thermometer anf 30" N. bei schwachem Nordwestwinde. 27. Inni. Am 27. Juni früh Morgens 4 Uhr verließen wir unser Nachtlager nnd zogen den Wädiy in der Richtung Nord, 40" West hinan. Kurz vor 5 Uhr lag zn unserer Linken der hohe Bergkegel Dschcbcl Wässib") und nm <'» Uhr tamen wir an dein nicht minder hohen, ebenfalls znr Vinten des Weges sich erhebenden „Dsche-bel Hanbarc"^) vorüber. Bon hier an wird der Weg immer schwieriger, indem er sich dnrch dichte, dornige Gebüsche wendet und mit großen Rollsteinen bedeckt ist. Quellen fehlten ganz. Dcmnn-geachtet litten wir keinen Mangel an Wasser, da man nur ein zwei Fuß tiefes koch in den Sand zu graben brauchte, nm sich das herrlichste Wasser zn verschaffen. Um 7 Uhr kamen wir an eine Stelle, wo sich das bisher 300 Fuß breite Thal plötzlich so verengte, daß es kanm 40 Fuß Breite hielt. Außerdem war dieser Paß auf bcidcu Seiten dergestalt mit dornigen Büscheu besetzt, daß kaum soviel Platz blieb, ein bcladcnes Kamccl durchzulasscn. Hinter diesem Engpaß, von den Beduinen ^aylcbät benannt uud deu zu durchschreiten eine Minute genügt, öffnet sich das Thal zu seiner frühern Breite. (5inc dichte Grnvpc Areabänmc nahm nns in ihren Schatten anf, der zu ciulndcud war, um sich nicht in ihm zn lagern und zn erquicken; was zu meiner großen Zufriedenheit geschah. — Auch für unsere Kamccle war dieses Ruhcplätzchen von bcsondcrm Werthe, da die saftigen Blätter der Area ihr größter Veckcrbissen sind. — Hinsichtlich seiner Form nnd Größe hat dieser Äanm große Achnlichkcit mit unserer Pappel. Das weiße Holz desselben ist mit einer feinen, röthlichcn, sehr faserigen Nindc bedeckt, aus welcher die Beduinen Beispiellose Hitze. Aqaba cl Mahniyc. 67 Lunten verfertigen. Die Blätter haben die Form einer Lanzette, sind gegen zwei Zoll lang, einen halben Zoll breit nnd von lebhaftem (Win. Wie es scheint, ist die Area anch in Abyssinien zn Hanse, denn Salt beschreibt in seiner zweiten Reise nach Abyss in ien einen ähnlichen Banm nnd versichert, daß die «Anwohner aus der Rinde desselben die Vunteu verfertigen. Er fand ihn anf seinem Wege uon Schelitnt nach dem Taeafse, bei dem Dorfe Schcla, dcfscn Bewohner ihn „Schctnmt" nenneit. Nie habe ich mehr die Wohlthat eines dichten Schattens empfunden, als an diesem Tage, an welchem eine Hitze herrschte, die Alles überstieg, was ich je in dieser Beziehung erlebte. 5tcin Lüftchen regte sich; keine Wolke milderte die Wirtnng der senkrecht hcrabfchieftcndcn Sonnenstrahlen, welche vom duuklcn glatten Gestein abprallend die Temperatur der Ätmofphärc dermaßen steigerte, daß der Thermometer zu Mittag 46' N. im Schatten zeigte. Am Morgen stand er bei schwachem Südostwinde und woltenloscm Himmel 26" N. Trotz dieser außerordentlichen Hitze fingen die Beduinen an, gleich nach Mittag in der Glnth der heißen Nachmittagsstnnden ihre Kamccle zn beladen, nnd ohne anf meine Einwendungen zu hören, sctztcu sie sich nm V^I Uhr in Bcwcgnng und verfolgten thalaufwärts die Richtnng West, 30" Nord. Zwanzig Minntcn nach 1 Uhr befanden wir nns zwischen den beiden Bcrgwppcn Harf cl Hacyc und Aqaba cl Mahniye, von denen die eine rcchto, die andere lints uom Wege aufsteigt. Der Wadiy ist auf diesen beiden Wegen mit enormen ^clsblöcken angefüllt, zwifchen denen dorniges (Gestrüppe wächst. Vints öffnet fich am Fnße der 'Aqaba el Hcahniye (d. i. Aufstieg des Mahniye) ein breites tief eingcschnittcncs Thal, der Wädiy „Cl Idmc". Der Weg findet sich den steilen ^Äqaba el Mahniye hinan, dessen Gipfel wir um 3 Uhr erreichten. Die Granwacke ist hier von ciucm 50 Fuß mächtigen Kalkstein Überlagert, welcher eine Ebene bildet, die unter einem Winkel von 10° nach Westen einfällt. Die wcißc Farbe dieses Gesteins, sein körniges krystallinisches Gcfügc, sowie die dariu euthaltcuen, sparsam 5- 68 Das Gebirge dcs Dschcbel Aqaybcrc. zerstreuten, höchst undcntlichen organischen Reste, lasscn mich es als Jura-Dolomit-Kalt bezeichnen. Spalten durchschneiden es in rechten Winkeln nnd theilen diesen Kalk m große Platten, welche der Ebene das Ansehen geben, als sei sie mit Marmor gepflastert. Man sah es den Kameelen au dem ungleichen nnd schwanteuden Gange an, daß das Besteigen dieses Berges sie sehr angegriffen hatte. Wir zogen daher noch eine halbe Stunde westlich, wandten uns dann nach Norden und schlngcn '^4 Uhr nnscr Nachtlager in dem Wädiy el Ahliyc auf, welcher 60 Fuß unter der Ebene liegt. Südlich von unserm ^agcr lagcu zwei Haufttkuppeu des Dschebel Aqayberc, die Dschcbel Na Byhae und el Idme. Obwohl eine nn gefähre Schätzung dem Irrthnme uutcrivorfcu ist, so meine ich doch nicht bedeutend von der Wirklichkeit abzuweichen, wcun ich die Hohe dieser Gipfel zu „5000 Fuß über der Mceresflächc" schätze. Im Norden ragt der Dschcbel cl Ahliye empor, der aber höchstens eine absolute Höhe uou 4000 Fuß habeu mag. Von Fedsch min Allah bis hichcr sah ich beständig die gestern beschriebene Grauwackc. Der HauptgcbiraMock des DschcbclAqaybere erhebt sich in mehrcrn durch Sattelvcrtiefuugcu getrennten Knpften, welche sich nach Ätordwcsteu mit sanfter Böschung uerflachcn, in Süd often aber in steilen Wänden abfallen. Die obere Formation diefes Gebirges dürfte wohl aus oolitifchem Gestein bcsteheu uud ihre ^ager-vcrhältnissc wohl dieselben sein, welche ich später bei dem Dschebel Choraybc, seiner nordwestlichsten Kuppe, crwähucu werde. Der Wädiy Mahuiyc hat einen sehr starken Fall, nämlich 100 Fuß auf eine Stunde Weges. Am Abhaugc des Dschcbel Aqaba el Mahniyc wuchern uiclc aromatische Kräuter und Stauden, als da sind.- Rantc (Iluw ^ra-veolens), wilder Lavendel, Iasmiu (NiLilaeU«. oliain^aoa,), Ricinus lIU<'inu8 (nilinuini»), vou dcu Arabern des Yemen Dscharr, in, Hadhrantant aber (5sch Schcrroah gcnainlt; ferner Kapern (ca^r!» 8^inc>3»,, I^inn.), die oben erwähnten Atazienarten, die fchreckliche Giftpflanze ^.äeuia, und der „Balsamstrauch", aus welchem Wädiy Lachmc. Wädiy Dhayss. O9 der berühmte „Mckkabalsam" gewonnen wird, und der nach Noch „ l5ü,i8ani0ä«iiäi'um Opc>dn,i8l>,i!cinin", nach Forokal „^in^ri^" lind von den Arabern „Bischäm" genannt wird. Diesem bcschwcrdcvollcn, mühsamen Tag folgte eine kühle, erquickliche 'Nacht, die sehr von der Schwüle der vorigen abstach. Der Thermometer stand am Abend W N. bei schwachen« Nordwinde nnd wolkenlosem Himmel. 28. Juni. Am 28. früh um '/2^ Uhr verließen wir den Wädiy und schlugen anf der Ebene die Richtung nach Westen ein, in welcher wir nach einer halbcu Stunde den Fnß eines 100 Fnß hohen Fclscn-tammcs, Dschcbcl Fathc Walyma^^) genannt, erreichten. Dieser Felsengurt zieht sich gner über die Ebene vou Norden nach Süden nno bildet, indent er die Dschcbcl cl Idmc ^'") und cl Nhliyc verbindet, die Wasserscheide zwischen dein obern Theile dcs Wädiy Mahniyc und denl Wädiy cl Hotsiyc. 'iltachdcln wir dicseu Fclsenkamm überstiegen hatten, kainen wir auf eine der vorigen gan; ähulichc Ebene, wclä)c hier mit losgerissenen Fcloblöcken deo südlichen Gebirgszuges, dem wir uns jetzt genähert hatten, besäet war. Diese Felsstückc bestanden aus Jura-Dolomit-Kalk, lithographischem Schiefer und mergelig sandigem Kalkstein. Um 7 Uhr überschritten wir den tlcmeu Wad iy Lach me ^), der in den Wadiy Hotsiyc mündet nnd wie ein grünes Band durch die weißen Kalkfelscn zieht. An dem Pereinigungspnnktc des Wädiy Schnra ^) mit dem Wädiy Dhayss "2) liegt, von Gärten und Palmcngcbüschcn umgeben, höchst malerisch das Städtchcu Nische, von welchem der Wädiy Dhayss dcu Namen El Hotsiyc annimmt. Im Wädiy Hotsiyc liegen von Oben uach Unten die Ortschaften El Hotsiy, Me-hassa"), El'Arafa, Foqayde, El Hatsa, El Dbayd, El Acab und Falh css Ssiflc. Uln V28 Uhr lagerten wir unter den laubrcichcu Bäumen des Wädiy Schura. Die Vedmncn berichteten mir, das Dorf Schnra, uach welchem der Wädiy genannt ist, läge iu geringer Eutfcrnung in einer Schlucht, welche sie mir als cm kleines Paradies schilderten. Ich schloß mich 70 ' Herrliche Lage vou Schma. daher einigen von ihnen an, welche daselbst Bekannte besuchen wollten, und erreichte mit ihnen in einer halben Stnnde das Dorf. Die Vc-dnincn hatten nicht übertrieben, denn sowohl die Vage des Ortes, als auch die Fruchtbarkeit seiner Umgebungen übertraf alle meine Erwartung. Schura liegt amphithcatralisch am Abhänge eines Hügels, im Hintcrgrnnde eines von himmelanstrcbcndcn Felswänden auf drei Seiten umgebenen Thals, welches gegen 4000 Schritt Breite haben mag, und mit Gärten bedeckt ist, die dicht mit Cocos und Dattel-Palmen-, Citronen-, Bananen-, Tamarhindcn-, Platanen- uud Sykomorcn-Bänmcn, an welchen sich die Rebe hinanwindet, bedeckt sind. Eine starte krystallklare Quelle, welche aus eiuer breiten Spalte des Dolomits hervorsprudelt, vertheilt ihr Wasser in verschiedene gc-mancrte Kanäle, welche es nach den Behältern leiten, von wclchcu iu jedem Garten weuigstcns ciucr angelegt ist. Das Dorf selbst mag ungefähr 400 Seelen beherbergen, welche dem Stamme der Aqaybcrc angehören. Die Häuser sind zwei bis drei Stock hoch und cms Ziegeln gebaut, die in der Sonne getrocknet sind. Die Wände nnd der Fußboden des vorspringenden Theils der Terrasse find mit Schießlöchcrn verschen. Außerhalb des Orts befinden sich zwei Wachtthnrmc, welche den Weg znm Dorfe behcrrfchcn. Ich hatte mich an einem der Wasserbehälter unter einer Platane niedergelassen, von wo ans ich einen Theil des herrlichen Thales übersehen konnte. Es währte nicht lange, so kamen mehrere der Eiuwohucr zu mir. Sie waren zuvorkommend nnd höflich, machten mir ein Feuer an, kochten mir Kaffee und versorgten mich mit Früchten. Nach nnd nach hatten sich an die 80 Personen, klein nnd groß, nm nnd über mich versammelt, denn die Dorfjugcnd hatte sich in den Acsteu der Platauc niedergelassen. Mit neugierige,! Blicken begaffte man mich und lauschte auf jedes meiner Worte. Mohammed Myy war auch hier betauut uud mehr wie einmal nmßte ich scine Person, seine Macht, seinen Reichthum beschreiben. Diese meine Beschreibnng setzte alle meine Zuhörer in nicht geringes Erstanncn. Ueber die Verhältnisse des türkischen Sultans zu den christlichen Königen haben sie dieselben schon früher Wunderliche Ansichten der Beduinen. 71 von mir bei Bormn erinnerten Begriffe. Sie erzählen sogar in dieser Beziehung Geschichten, welche ihrer Origiualiät halber wohl einer Erwähnung verdienen; ich werde hier nnr eine derselben mittheilen. Einer meiner Zuhörer, welcher anf die Andern eine Art Auto^ rität ausübte, erzählte mir nämlich, daß der Sultau der Beul) Ottoman (der Türken) die Königin von England bereits vor langer Zeit nach Konstantinovcl beordert habe, wo sie zum Islam übergetreten sei. Ihre hinreißende Schönheit habe den Snltcm vermocht, sie in seinem Harem aufzunehmen, wo sie ihm bereits sieben Söhne geboren habe. Noch merkwürdiger sind ihre Meinungen über fremde Völker. Nach ihnen ist der Kaiser von Rußland cin Herr, der feine gute sieben Ellen mißt und eine Leibwache von 7(X)0 Autropophagen besitzt, welche an Größe und Körperkraft ihren Herrn noch übertreffen nud die (wic weiland die Cyklopen) nur eiu Auge auf der Stirn tragen. Wie mau sieht, spielt hier die mystische Zahl „Sieben" ihre Rolle uud der Reisende wird erinnert, daß er im Vaterlandc der „Tauscud und Einer Nacht" hcrumwandclt; freilich mnß er sich mit den Erzählungen begnügen, denn die Herrlichkeit, deren in diesen Nächten erwähnt wird, sncht er hier vergeblich. Der große 5tomet blieb auch nicht uubcrührt, und ich wurde über die Bedeutung desselben belehrt. Seine Erscheinung galt nämlich bei den Arabern als ein sicheres Kennzeichen, daß die vereinigten Heere der Beny Ottoman nnd Mohammed Myy, des Sultans von Acgypten, wie sie ihn betitelten, kommen würden, um die widerspenstigen Engländer ans Aden zu vertreiben, und daß, wenn dieses geschehen sei, Mohammed Myy den ganzen Hadhramant in Besitz nehmen würde, woselbst dann die Thaler so häufig werden würden, wie der Sand der Wüste. Ich mußte mm schon die gutcu Leute bei ihrer Mciuuug lassen; denn als orthodoxer Moslim durfte ich weder an der Macht uud Herrlichkeit des türkischen Sultaus, uoch au dieser Bedeutuug des großcu Kometen zweifeln. *?2 Eine Mme Euphorbicuart. Unter dicsru interessanten Gesprächen war der Mittag herangekommen, weshalb wir den Rückweg zum ^cigcr antraten. Untcr^ Wegs fiel mir eine Art Enphorbia ans, welche ich nie gesehen hatte. Der Stamm derselben war 1,0—12 Fnß hoch, kerzengerade »nid von der Stärke eines starten Mannesarmes. Schnurgerade Acste, welche im rechten Winkel vom Stamme abstehen nnd von denen wieder gerade Zweige im rechten Winkel ausgehen, bilden den Gipfel nnd bis zur halben Hohe des Stammes eine kegelförmige Krone. An den Enden der Zweige stehen die Blätter gleichfalls im rechten Winkel ab nnd bilden einen Kranz, ans dessen Mitte Missuc. 73 einen Stem, sei er anch noch so klein, auf ein Grab legen, indeur sic glaubcu, dadurch zum Begräbnis; des darin ^üihenden beigetragen zn haben. Gleich hinter diesem Grabe stiegen wir in den Wädiy Dhayss hinab, wo wir längs eines langen Dattelpalmenwaldes, welcher den nördlichen Nand des Wädiy bedeckt, hinzogen. Diese Strecke führt den Namen „El Mä" (das Wasser), weil hier ans eine Strecke »on ein Paar hnnoert Schritten „fließendes Wasser" znm Vorschein kommt. — Um ^4 Uhr langten wir in dem ziemlich bedeutenden Orte Missne an, wo die meisten Bedninen nnscrcr O.äfila zn Hanse waren. Obgleich man mich einlnd, in dem Dorfe zn übernachten, so zog ich doch die frische Vnft einem dumpfen Zimmer vor, und fchlng nu'in ^cachtqnartier nnter einer Platane im Wädiy anf. Missne ist ein ansehnlicher Ort von ungefähr 1000 Einwohnern, welche dein Stamme Aqaybere angehören, dessen Schaych ''Abd cl ^Asys ibn Mohssin hier wohnt, In der zicnüich großen Moschee, welche sich aber durch keine architectonischc Schönheit auszeichnet, rnhcn die Gebeine eines hochverehrten Heiligen, des Schaych Ncdschd ibn Ssa^yd ibn Hssä el ^Amnd, des Großvaters des wunderthätigcu Kamccldoctors. Jährlich sindet eine Wallfahrt nach diesen: Grabe statt, bei welcher Gelegenheit ein großer Markt abgehalten wird, welcher dem Orte einige Wichtigkeit verleiht. — Anf der Südseite des Wädiy, dem Orte gegenüber, sind am Abhänge des Gebirges Gärtm anf künstlichen Terrassen angelegt, die sich bis znr Höhe von 200 Fuß über deu Boden des Thals erstrecken; sie liefern Coeosnüssc, Datteln, Aauancn, Aprikosen, Ainba oder Mango, Weintrauben, Dnrra, Dochn, Bohnen, Kürbis, Sesam, Waizen, Tabak, Banmwollc :e. Oberhalb dieser Anlagen entspringt der Grauwackc eine starke Duelle, die sich in ein Wasserbecken ergießt, von dein ans alle Tcr-^asfcn bewässert werden. Der Bednineutnabc, welcher mich hinauf-Hcleitct hatte, führte mich zn diesen: Behälter, welcher vor langen Zeiten schon gcbant worden zu sein schien, wenigstens war die Bauart ^'»selben weit dauerhafter, als bei dcu Wasscrbeckcu, welche ich bisher Mchcn hatte. Das Mancrwcrk bestand ans zwei Fnß langen, 74 Der Schaych der Aqaybere. einen Fuß hohen und ebenso freiten, gnt behanencn Qnadcrn eines feinkörnigen, schr harten Grünsandsteins, den ich später in bedeutender Entfcrnnng von Missnc anf der Hochebene von Hadhramaut fand. Warllln man nicht die nmnittclbar danebcnlicgendc, ebenso harte Grau-wackc zn diesen: Zwecke verwandte, ist mir unerklärlich. Der die Quadern verbindende nnd den innern Umwnrf des Wasserbeckens bildende Mörtel hat beinahe die Harte des Gesteins erlangt. Bon diesem Wasserbecken ans führen kleine, gcmancrtc Kanäle das Wasser nach kleinern Behältern, von denen eines sich auf dein höchsten Punkt einer jeden Terrasse befindet. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, in dem krystalltlarcn Wasser zu baden. Kanm war ich aber hineingestiegen, so mnßte ich mich auch wieder so schnell als möglich zurückwichen, da eine Masse hungriger Butigcl einen Angriff auf meine nackten Glieder machte. Bor Sonnenuntergang langte ich wieder nnter meinen Platanen an, wo ich den Schaych der Aqaybcre mit den angesehensten Beduinen des Ortes bereits zngcgcn fand, welche in der Absicht gekommen waren, sich mit mir zn nntcrhalten. Auf des Schaychs Wink wurde eine Binsenmatte ausgebreitet, auf die einige Frauen ein halbgargcbratenes Schaf nebst Datteln nnd Brod setzten. Der Schaych hatte sich neben nur niedergelassen nnd schnitt mir eine tüchtige Portion Fleisch in kleine Stücke, wobei er mir von Zeit zn Zeit ein besonders dclicatcs Stück in den Mund steckte. Nach beendigter Mahlzeit mnsitc ich eine Fluth von Fragen beantworten, besonders aber über Mohammed Alyy ausführlichen Bericht erstatten. Auch der Komet wnrdc nicht vergessen und ich wurde aufgefordert, meine Meinung über die Bedeutung seines Erscheinens zu sagen. Da ich es für überflüssig hielt, einen Vortrag über die Natur eines Kometen zu halten, so hielt ich mich als guter Muselmann an die unter den islamitischen Gläubigen herrschende Meinung, dasi nämlich „ein Komet ein Schwert Gottes sei, welches den züchtige, der nicht nach seinen Geboten handelt". Der Engländer Besitznahme von "Aden Oberer Lauf des Wadiy Dhayss. 75 schien ihnen besonders zu Herzen zn gehen, nnd es fehlte nicht an Schimpfwortcn und Flüchen, welche den nnglänbigen Ustlrpatoreu "Adens galten. Dahingegen erscholl das nngemessene ^ob Fadhl^Alyy's von allen Vippen. Sie nannten ihn Ssayf cd Dyn (das Schwert des Glanbcns) nnd der Schaych betheuerte wiederholt: „wenn Fadhl es verlange, nicht allein er mit seinen: Stamme, sondern alle andern Stämme, soviel ihrer im Vandc feien, würden ihm zn Hülfe eilen." Erst spät brach die Versammlung ans nnd ging, nachdem sie mir für den folgenden Tag glückliche Reife gewünscht hatten, nach dem Dorfe zurück. Zwei Beduinen blieben bei nur als Sicherhcitswachc zurück. Missne gegenüber erhebt sich die ungefähr 5500 Fuß hohe Go birgoknftpc Hayt cl Qarr"'), welche dnrch eine Sattclvcrtiefnng uom Dschebcl (5r Näyat getrennt ist. Bom Wadiy Schnra besteht die ganze (legend ans einer Anhäufung des Oroblalks, welcher sich besonders auf der nördlichen Seite des Wadiy Dhayss auf mehrere Stunden Weges ausdehnt. An der südlichen Seite des Thals hört diese Formation schon bei Missnc auf, wo die Grauwackc wieder auftritt. Die Versteinerungen, welche dieser Kalk in großer Mcugc mit sich führt, sind wie zermalmt und daher schwer zn erkennen. Jedoch bemerkte ich Stacheln eines Echinus und Bruchstücke von Ammonitcn. In dem Umkreise von einer Tagereise liegen noch die Ortschaften Cl Qarr im Wadiy gleichen Namens, Moyqaq-"), Qarr cl ssayn, Schownyye'"), ^ohdc ^') und Ba^ Dschah "). Während dieser ersten drei Tagereisen hatte ich viel Ungemach zn ertragen, da meine nackten Beine von der Sonnenhitze start angeschwollen waren und empfindlich schmerzten. Anßcrdcm hatten die Diemen der Sandalen, welche zwischen der großen uud zweiten Zchc hindnrchgczogen werden, die Stellen aufgerieben. Das einzige Mittel, welches mein Dachayl anwandte, nm der Wirknng der Sonnenstrahlen zu begegnen, war — jeden Abend nnd Morgen, nachdem ich die Vcinc gewaschen hatte, mir dieselben mit Butter cinzurcibcn. Ich fand dieses Mittel sehr probat, denn schon am vierten Tage war die 76 El Qa da. tzily^ Geschwulst verschwunden. Auch dic Beduinen schmieren sich jeden Äiorgcn mit Gutter oder Ocl ein, weil ihnen sonst, wie sie sagen, die Haut ;n trocken wird und anfsvringt. In der Folge beobachtete ich auch diese Gewohnheit, und befand mich fortwährend sehr wohl dabei, Am Abend zeigte der Thermometer 25" N. 29. Inni. Am 29. Juni verließen wir Missuc erst vor V-7 Uhr, da natürlich die Beduinen keine besondere Eile hatten, sich von ihren Familien zu trennen. Um 7 Uhr kamen wir all dem kleinen, am südlichen Rande des Wädiy höchst malerisch gelegenen Dörfchen El Qa^da vorüber, welches höchstens 150 Einwohner zählen kann. Sie leben vom Ertrage ihrer fruchtbcladencn Gärten, welche oberhalb des Dorfes, wie die bei Missnc, in Terrassen aufsteigen. Je höher wir den Wädiy hinaufkamen, um so beschwerlicher wurde der Weg, welcher über Anhäufungen von großen Rollstcinen und dnrch dichtes, dorniges Gebüsch führt. Gegen V28 Uhr passirten wir das romantisch gelegene Dorf Cily^), welches auf ciucr Anhöhe zur Rechten des Weges uud am Wicdcrvercittigmlgsvuuttc des Wädiy Dhayss mit dem Wädiy Ci-dära "2) liegt. Dattelpalmen nnd Saatfelder nehmen hier den ganzen, ungefähr 300 Schritte brcitcu Wädiy ein und lassen nur ein schmales Bett zum Abfluß des Negenwassers frei. — Dem Dorfe gegenüber steht auf einem hoheu Felsen eine tleiuc Kapelle, in welcher Reliquien eines Heiligen ruhen, zu welchen an einem gcwifsen Tage des Jahres ge^ wallfahrtet wird und wobei ein großer Markt stattfindet. Cily zahlt ungefähr 300 Einwohner nud gehört wie El Qa'da zum Stamme Aqaybcre. -— Vou El Qa^da bis hierher ist die Haupt-richiung Nord, 30 ' West. — Der Wädiy Dhayss kommt hier aus einer Schlncht am Fuße des Dschcbcl Foghär"), der ungefähr 5800 Fuß über der Mceresflächc erhaben seiu mag. — In der Rich tung Nord, 40 West bogen wir in den Wädiy Cidära ein, welcher feiner ganzen Länge nach mit Felstrümmcru übersäet ist, durch welche Dschcbcl Cidärn. 77 cin klarer, von kleinen Fischen belebter Bach rauscht, welcher sich i»i Wädiy Dhayss nntcr deui Saudc verliert. Dichte Gebüsche dcckm die Bergesabhange, iugleichcu die Ufer dos Baches und der Ouellen, welche, weuigsteus zehu an der Zahl, dem Gehäugc am südlichen Ilfer des Wadiy cntsprndebl. Außer den bcrcits obm gcnanntcn Pflanzen bcincrktc ich hicr noch die Ssonna 3Nctky ((Ün88ia lanoLo^tl,.), Sanoranipfcr, Vrunnonkrcssc, Salbci. (5in Botaniker wiirdc in dicscn Thälern nnd an dcn Ab^ hängen der (Gebirge einer reichen Anöbcilte gewisi sein. Wie manches Neue mag hier verborgen wachsen, was ich als ^aic in der Pflanzen-Kinde keiner Beachtung würdigte. Zn meinen: großen Bedanern verließen wir zn bald dieses dnftende herrenlose Thal; denn schon um 10 Minuten nach 8 Uhr stiegen wir dcn steilen Dschebel Cidära hinan, ^inks brauset hier der Bach mit Heftigkeit unter dichten: Schilf aus dem mit Lianen dnrchschlungencn Gebüsch hervor. — Eine halbe Stunde stiegcu wir in Schnecken-Windungen steil bergan, — dann wnrde der Anhang sanfter. Da aber die Kamcele sehr erschöpft waren, machten wir nntcr einem überhängenden Felsen Halt. Der Thermometer stand am Morgen bei schwachen! Südostwind uud heiterm Himmel anf 20". Um Mittag vollkommene Windstille. Die Sonne ist dann nnd wann nut Wollen bedeckt. Der Thermometer zeigt 25". Int Nordwcsten steht cin Gewitter. Gegen V2I Uhr verließen wir nnsern Ruheplatz und stiegen den gewundenen Weg hinan. Der Reichthum dieses Gebirges an aronia tischen Stauden uud Kräntcru ist unerschöpflich nnd znm Erstaunen. Oft genug bedauerte ich, kein Botaniker zn sein, um diese Schätze ausbeuten zn tönneu. Bor uns lagen jetzt zwei riesenhafte Gcbirgswändc, die Dschebcl Choraybe "') nnd Fardschalät««), welche ursprünglich zusammeuhiugeu, jetzt aber dnrch eine zehn Minuten breite Schlucht getrennt sind, oie das Ansehen hat, als sei sie von Menschenhiludeu durchbrochen worden. 78 Wädiy Montisch. Un! 2 Uhr standen wir in diesem Ricsenthore, dessen Boden mit Fclsblöeken bedeckt ist; Denkmäler der Katastrophe, welche dieses mcrk-würdige Defile bildete. Die Wände dieser beiden (Gebirge erheben sich etwa 800 Fnß über den Buden der Schlncht. Die absolntc Höhe der Ocbirgswände mag dagegen meiner nngefährcn Schätznng nach 6000 Fnß betragen. Die Breite des Dschcbel Fardschalät beträgt da, wo der Dnrchbrnch stattfand, tamn 200 Fnsi, nimmt aber nach Nordosten allmählich ab. Nachdem wir nns dnrch ein Chaos von Felstrnmmcrn, von denen einige die (Hroßc eines Hanseo haben, hindnrchgewnnden hatten, traten wir in den Wädiy Montisch ''') ein, in welchem wir die Nichtnng West, 20° ^lord längs der steilen Wand des Dschebel Choraybc ein-schlngen. — Wädiy Niontisch ist nngcfähr '/4 Stnnde breit itnd wird im Norden von dem sanft abfallenden Dschebel Nochc ^^) nnd im Süden von den langen, steilen Wänden des Dschebel Fardschalät nnd Choraybe eingeschlossen. Vom Fnßc des letztcrn dachet sich das Thal nach Norden bis zum Fnß des gegenüberliegenden Gebirges allmählich ab, längs dem sich das ^lnfchett nut starkem Fall von Ost nach West hinzieht, ^ine nnzählbare Menge Ravins dnrchfnrchen diese Abdachnng von Süd nach Nord. Dschebcl Fardschalät hängt mit den Niesen-toppen dieser legend, dem Dschebcl ^ianr Ssaybän nnd Mayilc Matar^) znsammen nnd bildet mit dem Dschcbcl Choraybe die Wasserscheide zwischen dem Wädiy Montisch nnd dem Wädiy Dhayss. Der Wädiy Montisch ist dem Wädiy Oirbe tribntär. Schon seit Mittag hatte ein Gewitter drohend in Nordwesten gestanden nnd brach mm über nns los. Die höchsten Zinnen des (Gebirges waren in schwarze Wolken gchiillet, Blitz anf Blitz dnrchznckte zischend die Vnft, nnd mit betänbendcn Schlägen folgte ihnen krachend der Donner nach. — ^'incr Mcr erweichenden, tropischen Negcn, die man weit richtiger „Wolkcnbrnche" nennen kann, ergoß sich in Strömen über nnscre Hänptcr, und schäumende l^ießbächc stürzten von der Gebirgswand ins Thal. — In dem noch vor wenig Angenblicken trockenen Bette des Montisch branste jetzt ein Ein Gewitter in: Hochgebirge. 79 reißender Strom hin, der Fclsblöckc von bedeutender Größe mit sich fortriß und dcrcn dnmpfcs Gerolle man dentlich vernähn:. Die bisherige Windstille wurde plötzlich vom heftigsten Sturme unterbrochen, der sich ans der Ferne henlend kundgab nnd mit furchtbarem Getöse in den Klüften nnd Höhlen des Dschebel Ehoraybe wüthete. Schön, erhaben nnd un vollkommenen (Anklänge mit deu großartigen Umgebungen war freilich diese Natnrsccnc, — versetzte mich aber in eine höchst prosaische Stimmung. Denn nicht nur, daß ich alle Augenblicke durch die reißenden Wildbäche waten mußte, welche in den Hohlwegen nnd Schluchten hcrnicdcrtobten, wobei meine Füße mit den mitrollcndcn Steinen in unangenehme Berührung kamen, bewirkte auch noch der schlüpfrige Boden, daß ich mehr wie einmal den Abdruck meiner Person darin zurückließ. Endlich erreichten wir eine Slcllc, welche die Beduiuen El Ha-dschnr uenncn, wo wir nnscr Nachtlager anfschlngcu. Meine Begleiter, welche keiue andere Bekleidung, als einen Schnrz um die Hüften trngcu, konnten die ganze Begebenheit als ein Sturzbad anfchen; ich nbcr, der nicht gewohnt war in einen: so primitiven Kostüm einher Nlgchen, sah die Sache ans einem ganz andern Gesichtspunkte an, denn Mc meine Effecten waren durchnäßt uud die Nacht, welche kalt zu werden drohte, nicht mehr fern. Zum Glück zog das Gewitter bald vorüber, und dank der tropischen Sonne hatte ich das Vergnügen, noch uor Einbruch der Nacht Alles wieder trocken zn sehen. Ich darf hier nicht übergehen, daß die Beduinen nach jedem Donncrschlaa. in die Ansrufnng ansbracheu: „eh ya ho?" — nnd unt der Fnnst nach der Gegend drohten, von woher das Gewitter kam. — An: Abend frug ich nach der Dcdcntnng dieses sonderbaren Gebrauchs. Sie wnfttcn es aber selbst nicht> oder wollten mir es nicht slWn; denn die einzige Antwort, welche sie mir gaben, „Firach ya b"!" („Es ist so Gebrauch, mein Sohn!") — Auch später konnte lch nie etwas Mhcres darüber erfahren. Mein Dachayl sagte mir, daß der „Felsen" oder „Stem", welche dieser Stelle den Namen gegeben hat, nämlich „Hadschar" 80 Der hembgchürztc Fels. („Stein"), vor W Jahren während eine^ Erdbebens von dem obern Theile der Felswand herabgestiir^t sei, Der Platz, den er früherhin einnahm, ist noch dentlich bcniertbar. Dcr Felsen hält auf elwa 70 Fnß Hohe, 20 Fnß Tiefe nnd Breite nnd ist etwas nach dein Thalc geneigt, gleich einein „Pfeiler" stehen geblieben. Alls einer Spalte a»i obern Theile desselben war eine Mimose gewachsen nnd auch die iibrigen ')»isse nnd Höhlnngen niil lleineili l^eftränche bedeckt. Während ich diesen „Felsen" betrachtete, schosi einer der Be dninen nnweit desselben eine schöne Gaulle, deren Fleisch nach den Beschwerden dieses Tages trefflich nmndete. Ticfc Stille war dem Toben der empörten Elemente gefolgt, in violettem Farbenspicle zeichneten sich die fernen Berge cmf dem AM-blan des Himinels in scharfen Eontnren ab, nnd ein Stroni von Wohl geriichen entstieg den aromatischen Krcintcrn des Thals nnd erfüllte die gereinigte Atmosphäre. Es war einer der schönsten der vielen schönen Abende, welche ich währcnd dieser Reise geiws;. Bon Missne bis oberhalb Ply ist ans dcr nördlichen Seite des Wadiy Dhayss dcr oben erwähnte Grobtalt das herrschende bestem, während anf der entgegengefetztcn Seite die Granwackc dem Hanpt gcbirgostocke vorliegt. Oberhalb Aly herrscht nn Dschebcl Cidära ein grobkörniger Sandstein vor, welcher anf Drnsen nnd Nestern Thonciscnstein fiihrt nnd dergestalt von Eisenoxyd dnrchdrnngen ist, dasi er fast ein Eisen scmdstein genannt werden könnte. Die Dschcbcl Fardschalat nnd Ehoraybc sind sehr dcntlich ge schichtet, nnd die Straten derselben eorrcsftondiren hinsichtlich der Beschaffenheit ihrer Gesteine nnd ihrer rcsvcetiven Vage genan. Die ^agerlmgoverhältnissc sind folgende: zu nntcrst lagert Inra ^talk, nbcr diesem Inra-Dolomit-Kalt, alsdann lithographischer Schiefer, und als oberstes Glied dieser Oolithcnbildnng lagert ein mergelig sandiger Kalk. — Die Schichten fallen ein wenig nach Siidosten ein, Dschebel Ehoraybc ist die nordwestlichste Uopuc Ein Iagdbrauch dcr Bcduinm. 81 ^ des großen Gcbirgszngs, welchen ich nnter dem stamen Dschebcl Ngay-bere anfgcführt habe. Ich hatte während meiner R'cise bisher die Bemerkung gemacht, daß dic Kolben der Gcivehrc lnciner Begleiter mehr odor minder nüt rohen Fellen überzogen waren, ohne dabei einen andern Zweck zu vermuthen, als den, die Gewehrkolben gegen den Einfluß der Fclichtig-tcit :e. zn schützen. Jetzt wnrde ich aber eines Andern belehrt. Der glückliche Jäger nämlich zog ein Stück von dem Felle der erlegten Gazelle über den nntcrn Theil eines Gewehrkolbens, obgleich derselbe bcrcils mit einem Felle überzogen war. Ans mein Gefragen sagte man mir: daß es Sitte sei, ein Stück von dein Felle eines jeden erlegten Wildes als Trophäe ans den Kolben zn spannen. Einer der Bedninen zeigte nur ein Gewehr, ans welchem nenn Felle übereinander gezogen waren. Mit Sonnenuntergang stand der Thermometer 18° N. ZO. Inni. Den W. Inni früh 6 Uhr verließen wir unser Nachtlager lind bestiegen nach '/4 Stunde einen steilen Thonhngrl, auf dessen Nucken ein großer Wasserbehälter cingegraben ist, welcher von dem Regen gefüllt war. Das Thal, welches hier nur uoch WO Schritt Breite hält, wird von diesem Thonhügcl fast ganz eingenommen, '/4 Stnndc später stiegen wir in das Flußbett des Wadiy Montisch hinab, welches wir bis 7 Uhr verfolgten und dann in nördlicher Richtung deu Dschebel Nochc hiuaustiegcu. Der Wädiy Montisch verfolgt die Richtnng West, Z()" Nord uud mündet, uachdem er sich mit dem Wädiy Mobärek vereinigt hat, einige Stunden unterhalb, bei dem Orte El Oära in den Wädiy Qirbc. Die brausende Flnth ^'on gestern halte keine weitere Spur hinterlassen, als einige dachen in den Fclsenverticfuugcn. Nachdem der sanfte Abhang des Dfchcbel ^ochc erstiegen war, schlangelte sich der Weg dnrch Thonhügel bis )U>n EntstehungspmMe dco Wädiy Mosfaffaq "'), wo wir nm !» Uhr anhielten. Anßer diesem Wädiy, welcher nach Osten streicht, nehmen auf der entgegengesetzten Seite zwei andere Wädiy ihren Anfang; nämlich der Wädiy Mobärck, der sich Süd, 10° West wendet, nnd A. v. Wlcde's Neijc u, Hadhramaut. 6 82 Der „Milchbusch". Ein aromatischer Wädiy. der Wädiy Dfwc "), der eine mehr westliche Richtung nimmt. Schon am Abhänge des Dschcbcl Pdära hatte ich den sogenannten „Milch-busch" (^upliurdiu tiruc^iii».), welchen die Araber Schadschcrat Chasn, die Beduinen Qamhäna nennen, bemerkt. Hier aber bedeckte diese Pflanze bald das ganze Gebirge. Sie hat weiche, schwammige, glänzend bleifarbige, beinahe blätterlose Zweige, welche verworren durch-cinandcr wachsen, nnd dichte runde Büsche »on 2 Fnß Höhe nnd 3 Fnß Breite bilden. Die wenigen Blätter, welche ich sah, waren lcdcrartig, herzförmig gezackt nnd glänzend dunkelgrün. Die kronen sonnigen, grünlich gelben Blüthen sitzen "am Ende der Zweige. Beim Abbrechen der Zweige nnd Blätter quillt ein dicker, ätzender milch-artiger Saft hervor. Dcmnngcachtet fressen die Kamcclc diese Pflanze sehr gern, nnd sie bekommt ihnen uortrefflich. Der Grobkalk, dessen ich bei Missnc erwähnt habe, tritt anch im Dschebel Nochc in bedeutender Entwickclnng ans. (5r ist vou einem mergeligen Thon überlagert, welcher durch die Answaschnugcn des Regenwassers nach allen Richtungen hin durchfurcht ist. Am Morgen stand der Thermometer bei wolkenlosem Himmel und fchwachcm Westwind 15", mn Mittag bei freiem Himmel 25 '. Um '/2I Uhr setzten wir unsere Reise wieder fort und ersticgm in einer Stnndc den Dschebcl Mobärck (Berg des Segens), welcher ein Plateau oder vielmehr eine Terrasse bildet, auf der wir nach einem Marsche uon einer Stnndc am Fnßc des Dschebel Harämy (Diebesberg) anlangten, wo zwei Wädiy ihren Anfang nehmen, nämlich der Wadiy Harämy, welcher sich nach Westen zieht, und der Wädiy (ihilafat. Dieser Wädiy nimmt einige Stnndcn östlich von seinem Entstchungs-punttc den Namen Mäyilc Matär an, als welcher er sich dann mit dem Wädiy Howayrc vereinigt. Nach der Aussage der Bcduiueu soll dieses breite uud tiefe Thal einen erstaunlichen Reichthum an aromatischen Standen nnd Kräutern besitzen, uud es herrscht uuter ihnen die Sage: „oasi Jemand, der in diesem Thalc wohnen würde, unfehlbar ein Alter von wenigstens 100 Jahren erreichen würde." Wildniß bcim Dschcbcl Tfahura. 83 Trotzdem ist es unbewohnt, da es als ein Tummelplatz böser Geister verrufen ist. Der Dschebcl Haräniy bildet abermals eine Terrasse, welche bis zum Fuße der großen hadhrmnantcr Hochebene, welche hier unter dem Namen Dschcbcl Tsahnra bekannt ist, eine Strecke von beinahe zwei Stunden einnimmt. Ans dieser Strecke entstehen znr Rechten des Weges die Wädiy Hiräwe, Ssanäwc und Tsahura, welcher sich mit dem Wädiy Ssauawc verbindet, zur linken die Wädiy Hirma nnd Wcrnra. Alle diese Wädiy sind tief eingcschuitten, nüt dichtem Ge strupft bedeckt und als der Tummelplatz der Tigcrkatzcn, Panther, luchse, Wölfe, Hyänen, Nnnber uud obligateu böseu Geister verschrieen. Trotz diesen gefährlichen Bewohnern sah ich mehrere Stein-bocke uud Gazellen am Abhauge derselben weiden, auf welche die Beduinen vergeblich Jagd machten. Am Fuße des Dschebcl Tsahura hiclteu wir iu dem Wädiy gleichen Namens eiuige Miunteu an, uin die Schläuche mw einen: mit Wasser gefüllten Fclsbecken zu füllen nnd Brennholz zu sammeln, nnd erstiegen dann in ''/^ Stunden den Gipfel des Berges. Nach einer ungefähren Schätznug gebe ich diesem Plateau 8000 Fuß über dem Meeresspiegel, uud die Aussicht, welche man von ihm aus genießt, ist eine der großartigsten, welche man sich deuten kann. — Von West nach Nordost schweift der Blick über eine unabsehbare, graugclbe Ebene, anf der fich hier und da kugel- und oachstnhlfo'rmige Hügel erheben. — Im Osten ragte, von der fchcidenden Sonne ma gisch beleuchtet, der lolossale Kaur Ssaybäu weit über die (5bcne Hinalls lluo zeichnete seine riesigen Formell auf dem dunkeln Alan des tropischen Himmels. — Nach Süden überschaut das Auge ein Labyrinth bereits in Finsterniß versunkener Thäler und scheinbar chaotisch hingeworfener Gebirgstegcl, nnd verliert sich in der schwach erleuchteten, nebelerfüllten Alluoffthäre des indischen Oeeans. Giganten, wie der Bä Byhac, el Iome n. a. m., zu deren Gipfel ich früher bewundernd hiustmmle, lagen jetzt zu meinen Füßen. — Geraume Zeit uach Sonnen-llutergaug lenchtete noch die ^oppe des .''tallr Ssaybän, während schon 6^ 84 Schätzung dcr Gcbirgshoheu. das Geheul dcr Beute suchenden Naubthiere die tiefe Stille dcr Thäler nnterbrach. — Die ^iacht war unbeschreiblich schön. Wohlthätige Kiihle wehte herab und Myriaden fuutelnder Sterne schmückten das dunkle Gewölbe des Himmels. — Im Süden stand, wie anf dein hchrm Altar der Natur gepflanzt, das Zeichen der (5rlösnng, das südliche Mcuz, uud mahnte ehrfurchtgebictcud an den großen Architeeten des Weltalls, dcr die Bahnen der Gestirne ordnete nnd anch die Äiassen des Kaur Ssaybän ordnete und thürmtc. Um meine Schätzung der Höhe des Dschcbcl Tsahnra zu rechtfertigen, habe ich Folgendes zu bemerken. Man wird aus dcr vorher gehenden Beschreibung des Weges vom Meeresgestade bis zur hadhra mantcr Hochebene erseheil haben, daß man zu ihr über fünf Terrassen hinaufsteigt, welche dnrch den Dschebel 'Aqaba el Hiahniye, (^idära, Rochc, Mobärck und Harämy gebildet werden. — Das Terrain vom ssußc der ersten Terrasse bis znm Meere l,at ferner einen sehr starten ssall, welcher im Wädiy Aiahuiye aus eine Stnndc Wegs wenigstens 100 Fnß beträgt, also anf die Strecke von 7'/^ Stunden, welche ich in ihm aufwärts zog, 725 Fuß. Bou der Stelle au, wo ich diesen Wadiy zuerst betrat, bis ans Meer, rechne ich einen Nivcaunnterschied von 100 Fuß an, welches das Äett des Wädiy, am Fnßc des Dschebcl 'Acmba cl Mahniyc «25 Fuß iibcr den Niccressplegcl setzt. Diese crstc Swfc zur Hochebene erhebt sich über den Thalbodcn nm 1500 ssnß nnd dacht sich bis zum Wädiy Schura u,u 150 Fuß ab, welches diesen Wädiy 2175 Fuß über dem Meere erhebt. Pom Wädiy Schura bis zum Fuße des Dschebel Cidära beträgt der Höhcmmter-schied anf 3^4 Stunde Wegs 325 Fnß. Die Hohe des Adara über dem Thalbodeu ist 1000 Fnß, folglich über dem Meere 3500 Fuß. Dic drei folgenden Terrassen schätze ich immer über die Cbene der untern gerechnet, den Dschcbel Nochc 800 Fuß, den Dschcbcl Mo-bärck 1500 Fuß uud den Dschcbel Harämy anf 000 Fuß. Hierzu kommt noch der Höhenunterschied anf den Ebenen der Dschebel Mobärck und Harnmy, welcher anf jeder 50 Fuß ausmacht. Dieses alfo giebt 6500 Fuß als absolute Hohe des Dschcbcl Harümy am Fußc Geologisches. 85 des Dschebcl Tsahura. Dschcbel Tsahnra, die letzte Stufe zur Hochebene, steigt 1500 Fuß über den Dschebcl Haramy empor, und IM also eine positive Hohe von 8000 Fuß. Dschebcl Kanr Ssayban ist etwa 1,000 Fuß über der Ebene erhaben. Am Fuße des Dschebcl Mobärck hören die tertiären Gesteine auf uud dic Oolithenbildnngcn des Dschebcl Choräybe treten wieder hervor, verschwinden aber am Fuße des Dschebcl Tsahnra nuter einem mächtigen Thonlagcr. Dieser Thon wird von einem Conglomerate von Hornstcingcschiebcn iibcrlagert, welches dem (Mmsaudstemc zur Unterlage dient. Dieser (^riiuscmdstcin ist vou gelblicher Farbe, welche nach Oben hin lebhafter wird, sehr feinkörnig, hart und wcchscllagcrt mit Jura-Dolomit-Kalk. Mit Sonnenuntergang stand der Thermometer bei Nordwestwind und wolkenlosem Himmel auf 18" N. Drittes Capitcl. Der nördliche Oebirgsabhang. Wädiy el 'Äs. ^ Maqubet cl Chomm. - Die Hochebene. — Nachtlager am Nadiy Hacarbayan. — Wädiy Dahme. — Wasserbehälter. — Wädiy Ehärit. ^ ^cachtlager am Wädiy Chäyilc. — Ueberraschrudc Aussicht in dem Wädiy Do^äu. — Ankmift in Choraybe.— Schaych ^Abd Allah-Ba Ssudän. ^ Nc-wasscrunssiisystem und Kanalmilassen — Abcxdnlcihl^'it bei Mauäci' ben Ssa Yd ibii '^ssä et 'Amud, Sultan von Choraybe. Ani folgcndcn Niorqcn saßcn l'ci nlcincnl (>rwachc>l dil' Bodniueil nln Fcucr und schienen an tcincn Anfbrnch zn dcntcn, Ätan rrzahlte nur, daß währcnd dcr )lacht cm Kmnccl »ntwcdcr entlaufen odcr sscstohlcn worden sci und das; Einigc von ihncn in dcn Wädiy go siicsscn scicn, um cs anfznsuchcn. Ihrr Bcsorqniß, das Thier zn r»cr-licrcn, war freilich gcanindct genng: denn außcr, dasi dic Umqcgcnd nicht im besten Nufe stand, befanden sie sich jetzt nicht mehr anf ihrem Territcirmm, sondern anf dem der Stämme Sfamuahyn nnd Asswyra, deren Ztannncsgcnofsen, wie iilierhanpt alle Vednincn, fich tein Ge^ wissen darans tnachen, ihre ^iachbarstäumte zu destehlen. Diese beiden Stännuc sind Unterabtheitnnssen dc^ Ttauuuei< Beny Zsaybän. ^ch belmtztc diesclt Aitfcnthalt, um die ^cbirqossipfcl zu oisiren. Die Bedninen zeiqtcil utir unter andern den Dschebel ^.ära, an dessen ssuft Matalla Uc^t, wodnreh ich die Hanptriehtnnn von dieser Stadt nach dem Dschebel Tsahnra Nordwest, tt West fand. Od> gleich im Juli nnd innerhalb deo 11. Breitengrades zeigte Reaumur's Monotone Hochebene. 87 Thermometer, nach einer bitterkalten Nacht, — bei Sonnenaufgang, heiterm Himmel und vollkommener Windstille 10" nnd um Mittag bei Nordwestwind 20". Dieser niedere Thermometerstand nnter dieser Breite nnd in solcher Jahreszeit läßt mich vermuthen, daß meine Höhcnschätznngen, wenn anch nicht vollkommen, doch annähernd richtig sind. Kurz nach Mittag kamen die Beduinen mit dein wiedergefundenen Kamcclc zurück. Jedoch verzögerte sich meine Abreise bis nach 1 Uhr. Der Weg führte nun in die unabsehbare Ebene, welche sich mit trostloser Nacktheit vor uns ausbreitete. Daher bietet auch der Weg über diese Hochebeue wenig Interessantes dar. Jeden Tag zeigt sich dieselbe abschreckende Nacktheit und Ocdc, und nur dann und wann bietet sich die Gelegenheit dar, eine Scene zu beschreiben, welche als Beitrag znr Kenntniß der Sitten und Ocbränche der Bewohner dieser steinigen „Wüste" beitragen kann. Wenn nun auch die wiederholte» Angaben der Namen der Wadiy und der Richtung, welche dieselben nehmen, für viele meiner Leser etwas Monotones haben und vielleicht ermüden könnten, so ist es doch im Interesse der Wissenschaft durchaus nothwendig, dieselben zn berücksichtigen, und ich bitte daher, mich dnrch den Sachvcrhalt zu entschuldigcu, wenn der Inhalt einiger Seiten etwas trocken ist. Um 2 Uhr sah ich rechts an: Wege den Wadiy Madschid, welcher sich Nord, 50° Ost zieht. Zwanzig Minuteu später lag links der Wadiy Qotub. Nach einer halben Stunde führte uns der Weg zwischen zwei Wadiy, von denen der zur Vinkcn liegende Wndiy El Ayssiry genannt wird. Er vereinigt sich mit dem Wadiy Kotub nnd mündet dann bei dein Orte Qirbet Qahwc in den Wadiy Qirbe. Der zur Rechten ist der Wadiy Matara, welcher sich mit dem Wadiy Madschid vereinigt. Um ^4 Uhr kamen wir in den Wadiy Bntrach, der auch in den Wadiy Madschid mündet. Kanm zehn Minuteu später führte der Weg zwischen dem düstcru, tiefeu Wadiy El 'Af ^) uud einem 88 Cisterneu in der Wüste. dcr dachstuhlförmigcu Hügel hin, welcher den Namen Qarr cth Thamnlc führt. In diescm Wädiy liegt in cincr Entfernung von einer Tagereise das Dorf El Vatha "), welches voll Beduinen des Stammes Ssau-mahyn bewohnt wird. Wädiy El 'Af mündet in den Wädiy Madschid, nimmt dalm den Namen El Aysfär an, nnd nn'indet bei dcr Stadt El 'Arssämc in den Wädiy Do'än. Kurz nach 4 Uhr kamen wir an dem Wädiy Esedun vorüber, welcher in den Wädiy El ^Äf mündet nnd an dessen Nandc sieben Cistcrncn eingehalten sind, nnter dein Nalncn Miqnbct cl Ehomra (die Cisterncn von Ehomra) bekannt. Die rnndcn Ocffnnngcn dcr Cistcrncn, von den Einwohnern „Maquba", d. i. „Ort, dahin man das Wasser schüttet" genannt, halten im Allgemeinen drei Fuß Durchmesser nnd sind brunnenartig dnrch die Schichten des Grünsandstcins gebrochen. In dem untenliegenden Jura-Dolomit-Kalk ist dann ein zimmcrartiger Raum ansgchaucn, dcr je nach den Umstanden größer oder kleiner ist, gewöhnlich aber anf 6 ssuß im Quadrat 4 ssusi Tiefe mißt. Die herausgebrochenen Steine sind zu beiden Seiten dcr Oeffnnng zu cincr Maner aufgeschichtet, die sich nach Außen abdacht. Um das Rcgcnwasscr hincinzuleitcn, hat man von der Ocffmmg aus zwei Reihen dicht aneinander gelegter, mit Thon verbundener Steine gezogen, welche mehr oder minder lgcwöhnlich nntcr einem Winkel von 45/) divergircn. Gewöhnlich steht in jeder Eistcrnc cin mit kurzen Aestcn versehener Baum, um das Hcraufhcbcu des Wassers zu erleichtern. Auf allen Wcgcn übcr diese Ebene findet man eine Anzahl solcher Wasserbehälter. Sie sind eine wahre Wohlthat, denn ohne sie wäre es nicht möglich, diese große, wasserlose Wüste zu durchziehen. Diese gemeinnützigen Anlagen verdankt der Reisende dcr Wohlthätigkeit einiger Reichen, welche bei ihrem Absterben eine gewisse Summe, sowohl zur Anlage neuer, als auch zum Unterhalt dcr schon vorhandenen Eistcrncn aussctztcn. Entstchmgspuuktc dcr Wadiy's. 89 Cine halbe Stundc von Maqnbct el Ehomra trafen wir am Fuße des Hügels Knra ^^) lvicderuln fünf Eistcrncn. Eine halbe Stundc weiter gelangten nnr ;nm Wadiy Vn ^?.alayt, dcr in dcn Wadiy El 'Af nn'indct. Einc Stundc Marsch brnchtc nns in dcn Wadiy Hamrhayan ^), wo wir unscr )lachtlagcr aufschlugen, ^tahe an nnftrm Vasscr lag der Hügcl Dschonayydc, an dessen Fußc cinc groftc Cistcrnc vortreffliches Wasscr licfcrtc. Dcr Wadiy Hacarhayan vcrcinigt sich nut dem Wadiy El "Äf. — Die Nichtnng von Dschcbcl Tsahura bis hicrhcr ist Nordlvest, U! West. Im Nordwcstcn drohtc cm t^cwittcr, wclchcs sich abcr zu mcincr Frcndc vcrzog und sich übcr cincr andern (Legend entlud. — Dic ^iacht wnrdc so empfindlich kalt, — dasi ich, obwohl in cinc wollcnc Decke gehüllt, fortwährend fror. — Gegen Morgcn stürmte ein scharfer ^iordwcst über die Cbcnc, nnd noch mit Smmcnanfgang stand der Thermometer auf 10 ^)l. Alle Wadiy dcr Hochebene stellen sich als tiefe, uon stcilcn Wänden begrenzte Schluchten dar. An ihren Entstchungspunkten dachen sic sich erst Zl>^-50 Fuß allmählich ab, nnd fallen dann Plötzlich steil nicdcr. Die vorliegende Abdachnng ist gewöhnlich mit Mimosen nnd Ncbekbänmcn besetzt, deren Wurzeln das Abspülen der Erde verhindern. Die Wcgc übcr dicsc Platcanx führcn gcwöhnlich über ein etwas erhöhtes Terrain, welches einc Wasfcrschcide bildct; denn alle Wadiy, wclchc ich angeführt habe, sah ich an ihren Entstchungspunkten ill bcidcn Seiten des Weges. 2. Juli. Am 2. Juli setzte sich unsere Qafila '/F Uhr wieder Ü! Bewegnng. Der Wind war immer noch heftig nnd talt, nnd ich wunderte mich nicht wenig über die Mcichgültigtcit, mit welcher meine nackten Gefährten das Unbehagliche derselben ertrugen. Um V-7 Uhr lcuncn wir an dc» Entstchnngopiinttcn ^>vcicr Wadiy vorübcr: "m Qorn''') uud Vatal-Latal"), von dcncn sich derbste links nach dem Wadiy Qirbc, dcr andere rechts nach dem Wadiy El 'Äf zicht. ^is nm '/26 Uhr pafsirtel, wir noch die drei Wadiy El Mä Ohöräbe, ^-l. „das verdorbene Wasscr", — El Foraysch lind Ssorbc, wclchc 90 Die Beduinmfrcmen. in Zwischenräumen von '/4 Stnnde sich links dem Wadiy Qirbc zuwenden. Am Wadiy Ssorbe befinden sich fnnf Cisternen, und ein kleines Haus, welches als Zufluchtsort während eines Unwetters dient. Solche Häuschen bestehen ans übcrcinandergclcgtcn Steinen, ohne alle Mörtclvcrbindnng, und sind mit Reißig und Vchm gedeckt. Man findet sie dann und wann an Stellen, wo Cisternen angelegt sind. '/4H Uhr gelangten wir in eine Niederung, welche mit dem jetzt durchwanderten Theile der Hochebene wahrhaft wohlthätig und erquickend contrastirt. Sie führt den Namen Wadiy Dahme. Diese Nicocruug streicht von West nach Ost, nnd wird von dem Flußbette, welches von einem dichten Aröa-Gebüsche eingefaßt ist, in zwei fast gleiche Theile gelegt. Am Eingänge der Niederung befindet fich ein Wasserbehälter (Bäade), welcher in ein festes Thonlagcr cingegrabcn ist. An der Thalscite sind in dem Damme desselben zu beiden Seiten mehrere Löcher übereinander angebracht, nm bei dem verschiedenen Stande des Wassers die thalabwärts, terrassenförmig angelcgtcu Weideplätze bewässern zu können. Die sanften Abhänge der angrenzenden Höheu und die Säume der Terrassen sind mit Mimosen-, Tamarisken-und Ncbekbäumcn besetzt. Zahlreiche Schaf- und Ziegenhccrdcn weiden nntcr der Obhut einiger Bconinenfrauen, anf den im herrlichsten Orüu ftraugcudcn Terrassen. Der einfache nnd originelle Anzug dicfer Bedninenfrauen besteht in ciuem großen, brauuen, wollenen Hemde, dessen hinterer Theil bis auf die Fersen reicht, während der vordere tanm die Kniee bedeckt. Oben ist eine runde Oeffmmg gelassen, welche anf beiden Schnlteru durch einen Einschnitt erweitert ist, der, nachdem es an gezogen worden ist, angeknöpft werden kann. Die Amnel reichen nur bio auf die Hälfte des Oberarms. Eiu breiter, lederner Gürtel, der mit messingenen Ringen und kleinen weißen Porzcllanmuscheln, sogenannten „Ottcrköpfchrn" besetzt ist, hält dieses Kleidungsstück über den Hüftcu zusammen nnd dient zugleich zum Tragen eines Beils, welches sie immer mit sich führen, nm während des Weidcns das nöthige Holz zn schlagen. Eine enge Hose ans blancm Baumwollen- Der Wädiy Dahme. 91 zeuge reicht bis unter die Waden. Kopf nnd Gesicht sind unbedeckt, und die Haare fallen unordentlich herab. — Wie ihre Männer, gehen die Bedmucufraucu fast immer barfuß, der Sandalen bedienen sie sich nur, wenn sie im dornigen Gebüsche Hol; holen. — Als Zier-rathen tragcu sie au den Beinen Messingringe von I Zoll Breite nnd 1 Linie Dicke; desgleichen mn den Arm messingene Ringe, welche aber glatt und vou der Breite eines Fingers sind, um den Hals eine Schnur Glaskorallen und in den ^hrcu uud Nasenflügeln messingene oder silberne Ringe, — Wenn sie die Hcerdeu anstrciben uud ins Freie gehen, tragen sie an einem Riemen eiucu Korb, der die Gestalt eines Viertel Kugelabschnittes hat nnd mit ^eder überzogen ist. Beim Tragen ist die 5?effnung nach dein Körper gewandt. Es dient ihnen dieser Korb znm Fortschaffen ihres vollkommen nackten Sä'nglings, uud jüngst geborener Kammer und Zickelcheu, wenu diese zum kaufen noch zu schwach siud. Das tleiuc Dorf Dahme besteht aus eleudeu Hütten, welche ungefähr 50 Einwohner beherbergen und dem Stamme Ssaumahyn angehören. Wir passirten es um 9 Uhr und kanten gleich darauf in ein kleines Gehöfte, dessen Bewohner Schafe znm Verkauf anboteil. Da meiue Beduinen sich bisher immer zuvorkommend gegen mich bc-lwmmeu hatten, so erstand ich zu ihrer Belohnung drei Schafe, zn dem grringen Preis von V^ mies österreichischen Thalers ein jedes, oder 8 Silbergroschen, Das Flußbett, welches sich diesscit des Dorfes zu unserer Rechten hinzog, schneidet sich etwas unterhalb desselben, wie die übrigen Wädiy der Hochebene, plötzlich grabenartig ein, bildet in den angrenzenden Höhen eine tiefe Schlncht nnd mündet weiter nnten in den Wädiy Eharit. — Zwanzig Minuten hinter dem Gehöfte führte uns ein mit verölte bedeckter Weg auf das Plateau, wo wir uns am Entstehnngo^ punkte des Wädiy Ehärit nuter einigen Mimosen lagerten. Vints vom Dorfe erhebt sich ein Hügel iu der Form eines Halb-wondeo, auf welchem eiu „Wachtthnrm" steht, um den eiuige 20 Hütten gruppirt siud. Dieser Ort heißt Hicu el Ohowayr, ") 92 Wadiy Chant. Wadiy Chäyilc. In dem Nanmc, welchen die concave Seitc des Hügels einschließt, liegen terrassenförmig übereinander ntchrere Weideplätze. — Wädiy Ehärit inündct bei dem Orte Doqnin el Nyssär ^^) in den Wadiy El Ayssär. Der Thermometer stand um Mittag bei wolkenlosem Himmel nnd Nordwcstwind 20 N. Gleich nach Niittag brachen wir ans nnd tamcn nach einer halben Stnnde an einem großen Wasserbehälter vorüber, welcher am Entstchnngspnnttc des Wadiy Vä Nayyara eingehaueu ist nnd nnt Wasser gefüllt war. Der Wadiy Aä Nayyara wendet sich rechts vom Wege ab und mündet in den Wadiy Ehärit. Einige zwanzig Minntcn später sah ich rechts am Wege in den Wädiy Ghowayr hinab, welcher sich mit dem Wadiy Ehärit vereinigt. Ein Weg, welcher in diesen Wädiy hinabführt, wird von einem Wachtthnrm vertheidigt, welcher von einigen Bednincn des Stammes Dschanbnch besetzt ist. Links entsteht der Wädiy Bä 'Allda, der dem Wädiy Qirbe tributär ist. Neben dem Thurme befindet sich eine Cistcrnc. Ein Viertel 9 Uhr kamen wir wieder an zwei Cistcrncn nnd um 2 Uhr an dein Wädiy Ess Ssyrabbc vorüber, welcher mit dem Wädiy Ehärit zusammenhängt. Zwanzig Minnten später füllten wir unsere Schläuche ans einer Cistcrne, nnd bezogen um 3 Uhr unser Nachtlager am Wädiy Ehäyile, der in den Wädiy Ehärit mündet. — Die Hauptrichtung während der hcnligcn Tagereise ist Wcft, 30' Nord. Wir fanden hier vcr l)3 Schmaus» ein, welches nur, wie mcm denken kann, warine Vobes erhebungcu erwarb. Ein Jeder nulßte nun, dem Ocbranche gemäß, etwas znr Bereitling des Gastmahls beitragen. Einige holten Holz, Andere sammelten Kiesel, noch ^lndcre schafften Wasser zum Reinigen der Thiere herbei, oder halfen meinem „Führer", der das Schlachten übernommen hatte, da er als mein „Beschützer" (Dachayl) seine Ansprüche ans dic Felle geltend machte. Ihr Verfahren bei dieser Gelegenheit ist so eigenthümlich, daß es hier wohl beschrieben zu werden verdient. Nachdem nämlich das Thier geschlachtet ist, wird es an den gespreizten Hinterfüßen anfgehangen, die abgebogene Hant wird ans dem Boden ausgebreitet, nm das Fleisch daranf zn legen, welches bis ans die Schenkel abgeschnitten wird, bevor die Eingeweide herausgenommen sind. Hierauf wird der Magen herausgenommen, gereinigt nnd zer^ stückt; um die Eingeweide zn reinigen, nahm mein Führer den Mnnd voll Wasser nnd blies dasselbe so stark als möglich in den 'Anns des Thieres, während es dessen (behülfen durch die Eingeweide drückten. Diese Operation wiederholte er, bis Mcs genügend rein erachtet wnrde. Das an ihnen haftende Fett wird dann abgetrennt, sie selbst "bgcnommen nnd in fingerlange Enden geschnitten, nm welche dann ^s Fett gewickelt wird. Znlctzt werden dann anch die Schenkel zn kleinen Stücken zerschnitten. — Mittlerweile haben Andere von großen Ttemen einen kreisförmigen Hrerd errichtet, ans denselben einen yroßen Holzhaufen znsannnengctragen nnd denselben mit Kieseln bedeckt. Ist nnn das Fener hernntergebrannt, so wird das Fleisch ans die glühend gewordenen Kiesel gelegt, bis es heiß geworden ist. Hieranf werden so viele gleich große Hansen gemacht, als Personen Zugegen sind, nnd zur Theilung verschritten. Um jcdcn Streit zn vermeiden — giebt ein Jeder irgend wten Gegenstand, welcher in ein dazu bereit gelegtes Tuch geworfen lvird. Einer der (Gesellschaft nimmt diefe Pfänder in Empfang, schüttelt sie dnrchcmandcr, uud setzt sich, mit dem Rücken nach den» Fleische gewandt, nieder. Ein Anderer zeigt dann auf dcu Fleische 94 Gesänge der Beduinen. Haufen und fragt: „Für wen derselbe bestimmt sei?" Hierauf wird ein Pfand aus dem Tuche gezogen und anf das bezeichnete Fleisch gelegt. Ein Jeder nimmt dann das Fleisch, anf welchen' seiu Pfand liegt. Das Fleisch ist danu noch roh. Die Beduinen essen es aber so am liebsten — wenigstens sah ich äußerst selten, dasi sie es noch einmal auf die glühenden Kohlen gelegt hätten. — Cbcuso essen sie es ohne Salz, und scheinen sogar den Gebrauch des Salzes lächerlich zu finden. Wenigstens machte Einer den Andern darauf anfmcrtsam, daß ich mich deffclbcu bedicute, uud Alle lachten herzlich darüber; — aus welchem Gruudc, konnte ich nicht erfahren; die Scheriffe versicherten mir übrigens, dasi die Beduinen zn keiner ihrer Speisen Salz gebrauchen. Am Abend (des 2. Juli) flammten in unserm ^ager, dessen Stärke jetzt anf 36 Manu uud 50 Kamccle gesticgeu war, acht Fener auf, nm welche die Beduincu gelagert, durch die eingenommene Mahlzeit froh gestimmt, sich mit Gesaug ergötzten. Sie fangen „Hodschayuy" nud „Achamcr". Die erstere der beidcu «^esaugw eisen, Hodschayny, ist „erotisch", und wird nur vou einer Pc-rsou vorgetragen; der zweite, Achämcr, ist „panegyrisch" nnd wird im Chore vorgetragen. In der Regel singt Eiucr einige Worte aus dem Stegreif, worauf dann der ganze Chor diese Worte wieder holt. Gou einem cmdcru Feuer antwortete einer auf diese ersten Strophen und fnhr iu dem Lobe fort, nnd der Chor wiederholte dann die gcstmgcucu Worte. Dieser Chorgesaug pflanzte fich von Fener zu Feuer fort und dancrtc bis spät in die Nacht. — Im Ucbrigen war der Gesang zwar rauh, aber sehr harmonisch uud durchaus von dem Gesänge der Acgyptcr verschieden. Bei Sonucuuntcrgang, Nordwcstwind und heiterm Himmel stand der Thermometer auf 18° N. Am 3. Juli brach uufere verewigte Qäfila früh <; Uhr auf nnd langte um V2N Uhr au zwei Wädiys an, deren Namen ich nicht erfahren tonnte. Der znr Rechten mnndet in den Wädiy Chärit und Cisternen und Zufluchtshttuser. 95 dcr znr Linken in deil Wädiy Raube. Hier befindet sich cm Wasserbehälter, welcher m den Felsen gehauen ist, und eine „Cistcrue", beide aber waren ohne Wasser. Uni 8 Uhr trafen wir eine „Eistcruc", und um 9 Uhr den Wädiy Hebät, welcher bei der Stadt Tsahir ^") in den Wädiy Do^äu mündet. Kurz vor 10 Uhr lagerten wir uns an einem Wadiy, der sich mit dem Wädiy Hcbät uercinigt und au welchem eines jener „Zufluchtshäuschcu" steht. Hier sind nicht weniger als 17 Eisterucn in einer Reihe eingchaueu, von dcucu aber nur einige Wasser cuthiclteu. Uni Mittag war dcr Thcrmomctcrstaud bei heiterm Himmel und Nordwcstwiudc 20 . Aiu Morgen bei Sonucuuutcrgaug 10° R, Unl V2I ^hr setzteu wir die Reise fürt und gelaugten uach eiucm Marsche von ^/4 Stuudc au den Wädiy Qolaylc"), der in den Wadiy Ess Ssabal ^) mündet und dessen Entstehungsp uukt wir uach zchu Minuten erreichten. Er mündet bei dcr Stadt Qarrayn ^^) iu den Wädiy Do''««. Ihul gcgcuüber sah ich rechts von: Wege den Wädiy Esch Schaff ^), dcr sich mit dem Wädiy Minna vereinigt. Zwei andere Wädiy Chadhära ^) mid Qollc^^), au deuen wir um ^3 Uhr vorübertamen, uüindeu ill deu Wädiy Do^äu; der erstere bei der Stadt "Awra ^^), dcr audere bei dem Dorfe Esch Schnrq ^), Zchu Miuutcu später trafcu wir vier tlciuc Häuschcu Mtd 1Z Ci-stcrncn: dieser Ort wird Qabr Bayt^-') genannt. In kurzen Zwischcuräumcn kamcu wir uoch au cincr „Cisternc", ciucm „Wasserbehälter" uud cincm jener kleinen „Znfluchts Häuser" vorüber, die Schutz gegcu dic Witterung gewähren, uud lagerten dann '/4 uach 4 Uhr auf dcr Ebene. Die Vcduiucu hatten hier ciucu hartcu Staud, da sic Brennholz uud Futter für die Kamccle aus dein cutlcgcuen Wädiy Qolle holcli Nlllßten uud daher spät erst ihr Brod backcu tonutcu. Wie wellig die Beduiucu die Vorschriftcil des Qoräil bcachtcu, ultd wie wenig dclicat sl'e in der Wahl ihrer Speisen sind, kann man aus folgender Thatsache cntuehmcn. Einer der Beduinen unserer Qäfila brachte eine großc Eidechse 96 Erster Anblick des Wädiy Do'än. mit und warf sic lebcudig, wie sic >vav, in die Glnth der brennenden Kohlen; tanm war das Thier todt und die Haut von der Hitze geborsten, so zog er es hervor nnd verspeiste es init seinen Gefährten. Anf meine Bemcrtnng, dasi der Geiinsi solcher Thiere »erboten sei, antwortete man mir lachend- „Nnr für die Städter sind solche Gebote gegeben, nicht aber für nns, die init dem Alfrieden sein müssen, was wir hier im Gebirge finden." Die Richtung, welche wir während dieser Tagereise eingehalten hatten, war Nord 12", West. Mit Sonnennntcrgang stand derThermo-nwter bei heiterm Himmel nnd Nordwcstwind anf 18". 4. Inli. Am folgenden Tage zogen wir nach l> Nhr in der Richtuug Nord ^2 , West dem nahen Wadiy Do^nn zn, nnd meine Erwartung war, nach dem, was man mir von ihm erzählt hatte, nicht wenig gespannt. Hereits eine halbe Stnnde waren wir miter-wegs, nnd noch immer sah ich nichts als die nnabsehbare steinige Fläche. Kanin .'>00 Schritt von dem Wädiy entfernt, bcmerttc ich endlich den gegenüberliegenden Rand desselben, der immer sichtbarer hervortrat, je näher wir tamen. Wir stiegen nnn etwa 40 Fnß in cine cnge Schlncht hinab, nnd gelangten in einigelt Hliinnten an den Nand dieses lnertwürdigcn Wädiy. Nie ward ich so mächtig überrascht, wie von dein Anblick, der sich jetzt so plötzlich darbot. !>r war unvergleichlich, im höchsten Grade anziehend nnd originell. Da das Hinabsteigen der Onfila auf dem sehr schwierigen nnd gefährlichen Wege nnr langsam von statten ging, so setzte ich mich anf einen seitwärtslicgcndcn Fclsbloet, nm diese Secnc mit Mnßc betrachten zn tonnen. 7>,ch sah in eine WO Schritt breite und 500 Fuß, tiefe, von senkrechten ^elsenwänden begrenzte Schlncht hinein, von deren halber Höhe ans hinabgerullte Felsstücke nnd Schutt des verwitterten Gesteins eine sanfte Abdachnng gebildet haben, welche den Thalbodcn anf eine Arcitc von 300 Schritt rcdneirt. Anf ihr erhcben sich amphithcatralisch Städte und Do'rfcr, zwischen denen einzelne Gehöfte und Gräber von Heiligen liegen. Thalabwärts bemerkte ich die Städte: Qarrayn, Naschyd und Awra. Ueber sie Ankunft im Wädiy Do'an. 97 hinaus begrenzt die Felswaud des sich daselbst wendenden Thals die Aussicht. Thalaufwärls sah ich die Städte: Choraybe, ^cibäl, und die Dörfer: Chorde, Oaru el Älauasil, Csch Scharq und Bä Dschisas. Alle diese Orte liegen ans einer Strecke von einer Stunde beisammen.— Dichter Dattclpalmeuwald und grüue Saatfelder bedecken das Thal und nur hier und da zeigt sich das trockene Bette des Wildbachs als blendend weißer Streifen zwischen dein dunkeln Grün der Palmen. Dieser Anblick entschädigte mich reichlich für alle Cntbchrungcn, welche ich während der Reise erduldet hatte, und flößte mir neuen Muth eiu, diese interessanten Gegenden weiter zu erforschen. Die Qafila war mittlerweile an nur vorübergezogen und dcr Zuruf dcr Bedninen entriß mich meinen Betrachtungen. Der Weg, welcher in das Thal führt, ist etwa 6 Fuß breit und wird zur linken von der hochanfsteigenden Felswand begrenzt, wah rmd znr Rechten der Abgrund droht. An vielen Stelleu führt er auf einer Treppe 8 bis 10 Stufen abwärts, au andern ist er mit Kieseln gepflastert und der felsige Boden dnrch das Auf^ uud Absteigen der Thiere und Menschen spiegelglatt geworden. Da keine Wehr cxistirt, so ist es ein wahres Wunder, daß uicht mehr Unglücksfätlc vorkommen, als die weuigeu, vou denen man mir später erzählte. Bcwuuderuswerth ist die Sicherheit des Schrittes, mit welchem die Kameele diesen glatten Weg znrücklegen. Ich selbst glitt im Au^ fang mehrere Male ans, weshalb ich dem Nathc meines Führers folgte und die Saudalcu auozog. Uuter dcu unaufhörlichen Znrufungeu: „Gieb Acht!", „langsam!", „Halt fest!", Znrnfnngen, denen die Kamcelc mit Anfmcrtfamtcit horchen, hatte die ganze Oäfila nm ^ Uhr das Thal ohne Unfall erreicht, wo sie sich in verschiedene Abtheilungen sonderte, von denen eine jede, je nach der Nichtnug des Drtes ihrer Bestimmung, eine andere Straße zog. Wir zogen thal-aufwärts durch deu Palmeuwald, wo die 5iamcele das Bette dcs Wildbachs als Straße bemchtcu, während die Fußgänger auf den Fuß-feigen blieben, welche anf den Dämmen liegen. Um '/2^ Uhr langten wir an dem Orte unserer Bestimmung, A. v. Wrcdc'S Ncise in Habhramaui. ^ 98 Gebräuche beim Empfaug des Oastes. der Stadt „El Ehoraybe" an. Mein Führer belud sich mit mciuem Gepäcke und führte mich durch die eugen, trunlinen uud stcileil Straßen in das Haus des Schaych ,/Äbd ^Allah Bä Ssndän". Die neu gierige Stadtjugend lief uon alten Seiten herbei, mn den Fremden zu sehen, jedoch ohne mich zu belästigen oder gar zu beleidigen; im Gegentheil betrug sie sich sehr anständig und drängte sich heran, um mir die Hand ;n küssen. Nach wiederholtem Klopfen wurde die Thüre uou einem hochgewachsenen jnngcu Nl'alme geöffnet, dcr sich als „Schaych ^Abd el Qädir" und Sohn des Hauses gab, weshalb ich ihm, der Sitte drs Landes gcmäsi, die Hand küßte. Er hieß mich willkommen nnd führte uüch eine schmale dunkle Treppe hinauf, in eiu Zimmer im oberen Theil des Hauses, uon dein ans ich cine herrliche Aussicht ill das Thal genoß. Hicr entrichtete ich den Gruß uon dein Schaych Mohammed el Bä Harr und übergab ihm das Empfchluugsschreibcu an seineu Vater. Zu gleicher Zeit bat ich, demselben vorgestellt ;n werden; mau sagte mir aber, daß er ruhe, und gab mir das Vcrsprechcn, mich Nachmittag zu ihm zu führen. — Gleich darauf erschienen noch drei andere Söhne des Hauses, die Schnychs Mohammed, Ahmed uud Abu Vckr, welche mich bewillkommnete,! und sich angelegentlich nach meiucm Befiudeu und dem Verlauf mciucr Neisc ertuudigteu. — Hierauf tam eiu Selave, wusch mir die Füße uud rieb sie mit Butter eiu. Es herrscht diese Sitte iu allcu Gegcudeu dieses Vaudes, und dcr Reisende würde eiu Necht habeu, sich über eiuen Nüuigc'l an Anfincrksamteit Seiten seines Wirthes zu betlagen, im Falle sic nicht beachtet würde. Das selbe gilt vom Räuchern dcr Stubc mit Weihrauch ^ welches täglich fünf- bio sechsmal geschieht. — Nach eiuigcr Zeit brachte eiu bereits erwachsenes Mädchen Kaffee und Dattclu. Es war die Schwester des jungen Schaych, „Sophic", ein Name, dm ich hier nicht zu findeu hoffte. Noch mehr aber wunderte ich mich, sic mil unbedecktem Gesicht vor eiuem Frcmdcu erscheinen zu sehcu, welches hicr, wie ich später erfuhr, alleu uuverhcirathctru Mädchen gestattet Kleinliche religiöse Borschriften. 99 ist. Nachdem wir den Kaff« getrunkeu hatten, entfernten sich die Schaychs, damit ich mich ungestört dcr Nuhe überlassen könne. Viir selbst überlassen überdachte ich meine Vage, deren Schwierigkeiten ich mir nicht verhehlen tonnte. Ich befand mich anf einem Boden, der, alo heilig anerkannt, nnr von Mohammedanern betreten werden darf, und überdies in dem Haufe eines Mannes, der von dem höchst fanatifchen Volke wie ein Heiliger verehrt wnrde. Bei den Beduinen, welche ihre eigene Religion wenig kennen — nnd fast keine ihrer Vorschriften befolgen — ist ro leicht, als Muselman>i zn gelteu. Hier aber hatte ich es mit beuten zu thnn, welche als handfeste Theologen auch die kleinsten Fehler bemerken nnd bci einem schärferen Eramen leicht die Entdcctnng machen konnten, daß ich kein Mohammedaner sei. Geschah dies aber, so wurde ich ohne Weiteres der Wuth eiues fauatischeu Pöbels Preis gcgcbm. Bei einer Religion, wic du- mohammedanische, welche fast einzig uud allein dariu besteht, einige Stellen des Qoräns unter siunlosen Gesti-tulationeu herzuleiern nnd bci dem Gebote die vorgeschriebenen Formen zu beobachten, scheiut es freilich ein leichtes zu sein, als Bekcuner derselben anf;ntrctcn; aber co giebt ciuc Unzahl von Kleinigkeiten, welche berücksichtigt werden müssen, So unterscheiden sich ;. B. die beiden Secten drr Hanefy nud Schafsy unter Anderem dadurch, daß Erstere bei der Abwaschung l^dlution) Arme und Füße „uur bis zum Ellbogen uud Knöchel", letztere hingegen „vier Finger breit höher waschen", uud audcru Uu-sinn mehr. — Daun darf ein rchtcr Ätusclmauli nicht anders als nut der rechten Hand Speise lind Trank zum Munde führen, nichts unternehmen, ohuc vorher die Worte auszufprechcu: „B' ism ill ah er ^ahmän crrahym", d. h. „im ')iameu des alkbarmhcrzigeu Gottes!" <är darf teiucn Gegenstand auf die Erdc werfen oder auf die Erde werfen sehen, ohue „tesdur", d. h. „erlaube" zu sagen, und dergleichen mehr. — Solcher Älcinigteittu giebt es, wie gesagt, l'mr nll;ät)lige Nienge, die ein cchter Vtuselinailn streug befolgen und ln'achten >nnß, nud man muß wirklich sin geborener Mnscl^ 100 Begrüßungen beim Empfang. mann sciu, nm alle diese Abgeschmacktheiten genan kcnucn zn können. Man kann hiernach abnehmen, ivelche Vorsicht ich anwenden mußte, mn nicht ans der Nolle zn fallen, nnd ich folgte daher am Nachmittag mit klopfendem Herzen einem Diener, der mich zn dein alten Schaych führte. In einem Zinnner des oberen Stockwerks, welches mit cllenbreitcn Streifen eines schwarzen, grobgewebten Wollenzengcs be-dcckt war, und keine andern Möbel enthielt, als einen nut Büchern gefüllten Wandschrank, saß in einen: Winkel anf persischen: Teppiche der Schaych Md Allah Bä Ssndän, ein etwa 7()jährigcr, hagerer, vollkommen crblinocter Greis. — Um ihn, mit aufgeschlagenem Qorän in der Hand, seine Söhne, nebst einem halben Dntzcnd jnngcr Schcryf und Ssayydy. Bei meinem Eintrittc standen Alle, mit Ansnahmc des allen Schaych, anf nnd erwiderten meinen Gruß: „Cß Ssaläm ''alay kom!", d. h. „Friede sei mit ^nch!" mit der üblichen Antwort: ,/Alaytom csi Ssalain!", d.h. „Mit Euch sei Friede!" Ich schritt dann anf den ehrwürdigen Alten zn nnd küßte ihm beide Seiten der Hand, welches er ans Höflichkeit zn verhindern suchte; ich wandte mich hierauf znr Versammlnug nud sprach der Sitte gemäß: „Haqq esch Scher äs!", d. h. „das Nccht der Schcryfe?", wonuif so^ gleich alle Scheryfc nnd Ssnyydy"'), unter welchen auch cm IZjähri gcr Ünabc—mir die Hände entgegenstreckten, welche ich denn mich pflichtschuldigst bcroch. Die Art nud Weise, mit der sie diese (5hren bczeigung annahmen, war so anmaßend und impertiueut stolz, daß uur der Drang der Umstände mich vermochte, meinen Widerwillen zn überwachen. Die Söhne meiucs Wirths, denen ich als Schaychs die Hände küssen mnßtc, ließcu nach vielem Widerstreben meinen Mnnd die Finger streifen nnd wollten den Handkuß erwiedern. Nachdem dicsc Ceremonie beendet war, nahm ich im Kreise Platz; ich mußte dem Schnych über mein Vaterland, den Verlanf nud die Absicht meiner Reise Rechenschaft geben. Alterthümer im Wädiy Ohaybun. 101 Dcmn frug er mich, zu wclchcr Scctc ich gehöre, worauf ich ihm dic Hancfy nannte, zu wclchcr Tcctc sich fast allc Acgyptcr bckcnucu. Zu meinem uncudlichcn Vcrguügcn war das dic einzige Frage, wclchc dic Ncligion betraf. Dagegen mnßtc ich von Aegyutcu und Hiohaunncd ^Alyy, wcl^ chcu der altc Schaych früher während seiner Pilgerreise uach Mcnä in Dschcdda gcschcn und gesprochen hatte, viel und nnsführlich erzählen. Da der Alte wahrscheinlich noch einige Kapitel dcö Qoräu mit seinen Zöglingen durchnehmcu wollte, so empfahl ich mich und ging in mein Zimmer zurück. An: Abcud kamcu mehrere Schcrifc und statteten mir ihren Besuch ab, während welchem sich das Gespräch um Acgyptcu, seinen Beherrscher nnd den Znstand ihres Vaudeö drehte. Schaych Md el ^.adir machte mich anf einen Schaych aufmerksam, der, wie er mir sagte, alle legenden des Hadhramant kenne. Ich knüpfte daher mit diesem Manne ein Gespräch an, welches ich nach und nach auf die „Hypogäcn" lenkte, welche nach Fresnel im Wädiy Do'än cxistiren sollen. (5r theilte nur mit, daß sich bei der ^tadt Mcschhcd Alyy an der Mimdnug des Wädiy Ghaybun in den Wädiy Hadscharyn ctwa „40 Grabmäler" befänden, wclchc er mir aber, nicht als in Felsen gehauen, sondern ats tlcinc Hänser beschrieb, wclchc aus bc^ haucuen Quadcru aufgeführt wären. Diese Gebäude, beschrieb cr, hätten nnr cinc Kammer nnd über dem Eingänge eines jcdm befände sich cinc Inschrift, die Niemand lesen könne. Achnlichc Inschriften, erzählte er mir, fände man anch in Bclcd cl Hadschar, namentlich im Wädiy Dbnc. Außer andern merkwürdigen Mittheilungen, welche ich an Ort und Stelle näher bemerken werde-, erfuhr ich vou ihm, das; die legend, welche ich von Malalla aus bereist hatte, sowie auch der Nädiy Do'än """) und andere Thäler, wclchc cr mir nannte, zu einer Provinz gehören, welche Bcled bcny Hssä (das Land der Sohne ^ssä'o) genannt würdc, uud uicht zuiu eigentlichen Hadhramaut, welches cinige Tagereisen nach Nordostcu läge, u. s. w. 102 Abhängige Stellung der Sultane. Jede Stadt, ja fast jedes Dorf deö Wädiy Do^an hat seine,' Herrn, der sich die verschiedenen Titel „Snltan", „Da>vle<", „Naqyb" oder „Dula" beilegt. Alle diese kleinen Fürsten oder vielmehr „Feudalherren" sind zwar einer von dein andern unabhängig, stehen aber sämmtlich nntrr dem Schntzc oder vielmehr der Herrschaft der hier hausenden Stämme El Chämiye nnd Moräfchide, denen sie einen jährlichen Tribut cnt richten müssen. Bei vorkommenden Streitigkeiten zwischen zweien dieser Snltanc werden sie gewöhnlich alc< Schiedsrichter von denselben anerkannt. Eine Anzahl Beduinen der beschützenden Stämme wohnen mit den Sultanen in ihren Thürmen, welche außerhalb der Städte so angelegt sind, daß sie dieselben beherrschen. Durch diese Ein richtung haben die Bednincn nicht nnr die Stadt, sondern auch den Sultan in ihrer t^ewalt. Die beiden hier herrschenden 3tämme sind Unterabtheiluugeu des Stammco Smy Ssayban. Der Schaych des Stamlucö Chamiyc heißt Hosscchn bä Tohrn beli 'Amudy, lind der Schaych des Stammes der Moräschide heißt Mid er Nahman bä Qorra ben Amndy, imd wohnen beide zu Choraybe. Der Sultan, der zur Zeit meiner Anknnft dort regierte und dem anch das gegen überliegenoc Dorf Esch Scharq gehört, hieß: Menäcih ibn 'Abd Allah ibn ben Hssä cl 'Amndy, und stammt, wie alle seine Collcgcn, in gerader Vinic von dein heiligen Ssa'yd ibn Hsfa el 'Amud ibn Hodun ibu Hnd ab. Er residin iu einigen festen Thürmen, die südlich von der Stadt, nur durch ciue tiefe Schlucht oder Hohlweg vou derselben geschieden, dergestalt liegen, daß sie einen großen Theil der Stadt beherrschen. Die Oruftpcn von Thürmen heißen „El Ärr". El Choraybe liegt an der westlichm Seite des Wüdiy und zählt ungefähr <>000 Einwohner, welchc den Geschlechtern der 'Amudy und Qorayschy angehören nnd sich nlit Ackerbau und Handel be schuftigen. Die Straßen sind eng nnd abschüssig, mit Kiesel gepflastert uud überall mit Kehricht bedeckt, den man nnr dann nnd wann hin wegräumt, um ihn als Dünger zn gebrauchen. — Fast neben jedem Hause befindet sich eine kleine Lache, iu welche sich Wasser uud Unrath Bauart und Einrichtung dcr Häuser. 108 sammelt und mehr wie mim Sinn unangenehm berührt. — Dieses macht das Gehen auf den Straßen eben nicht angenehm, besonders, da man iunner besorgen muß, von oben herab mit schmutzigen: Wasser begossen zu werden. Die Form der meist vier, auch fünf Stock hohen Hänscr erinnert mich an die der Tempel der alten Aegyptcr, welche, wie sie, oben schmäler als unten sind. Die Fenster sind verhältnißmäßig sehr klein und werden uur mit starten Läden von hartein Holze verschlossen, da Glasscheiben unbekannt sind. Anßcr dem Fundament, welches aus unbehauenen Steinen etwa sechs Fnß hoch über den Erdboden reicht, ist der obere Theil der Häuser ans ^chmziegrln aufgeführt, welche, obgleich in der Sonne getrocknet, dennoch sehr dauerhaft sind. Die Terrasse steht ungefähr 2 Fnß vor, uud ist mit einer ungefähr 4 Fnß hohen Maner nmgebcn. ^n jedem Stocke sind die Zimmer durch einen l^ang verbnndcn, auf welchen die schmale Treppe ansmnndet. Die Wände der Zinnner, Treppen, Gänge, so wie anch deren Fnßböden lind die Stnfen der Treppe sind mit einem thonigen Cement belegt, in denen zur Zierrath breite, wellenförmige Streifen eingedruckt find. Die Hausthür ist sehr uiedrig und gc schmackvoll nut Schnitzwcrk verziert, in der Ncgel ist anch ein Spruch aus dem Qoran daranf angebracht; die Einrichtnng der Zimmer ist sehr einfach, denn anßcr einein Wandschrank, dessen Thür mit eingcschuitzten Arabesken nnd großen messingenen Mgelknöpfcn geschmückt ist, sieht man keine Möbel. Der Fußboden ist cnt weder ganz oder nnr längs den Wänden mit dem oben erwähnte», schwarzen Wollenzcuge bedeckt, nnd an den Wänden hängen Lnnten^ flintcn, Säbel, kurze tanzen nnd Schilde. — An der Wand, welche der ^ba (Mekka) zugewandt ist, hängen mehrere kleine Matten, anf denen man das liebet verrichtet. In allen nach Außen gchmdeu Wänden nnd im vorspringenden Theile der Terrasse sind runde Schicßlöchcr augebracht. — Die Wohnungen der Sultane und M'os;cn Schaychs erkennt man an den „Hörnern des Steinbocks", wttchc anf der Terrasse und allen oder einigen Ecken eingemauert sind, 104 Großc Unsicherheit dcs Handels. Die Stadt besitzt drei Moscheen und einen kleiucu „Basar", in welchem sich höchstens einige zwanzig spärlich ausgerüstete Kanf laden befinden. Die Häuser sind von Außen so dicht aneinander gebaut, daß sie die Stelle der Stadtmanern vertreten; roh gearbeitete starke, hölzerne Gitter verschließen die Ausgänge der Straßen. Ärnnncu befinden sich sowohl innerhalb, als anch außerhalb der Stadt mehrere, welche ein vortreffliches Trinkwasser in gehöriger Menge liefern. Mit Sonnenuntergang stand der Thermometer bei heiterm Him^ mcl nnd Windstille 20°. 5. Juli. Am folgenden Morgen machte ich iu Begleitung Schaych Abn Bckr's, des jüngsten Sohnes meiucs Wirths, einen Spaziergang in die Umgebnng der Stadt. Während wir über den Basar gingen, bemerkte ich dem Schaych: „daß ich den Basar für eine solche Stadt — schlecht versorgt fände". Darauf cntgegncte er mir- „daß die Städte Ribät, Raschyd, Awra nnd Qarrayn keinen Basar besäßen, nnd daß die Kanflente ihren größcrn Waarenvorrath in ihrcn Hänsern hätten. Da aber die beiden Bednincnstämme des Wadiy mit denen der Umgegend fortwährend im Streite lägen, und daher jeden Augen blick cm Uebcrfall möglich sei, so wagten sie es nicht, die in solchen Fällen nubcschützteu Kauflädcu mit ihren Waaren zu füllen. Selbst die beiden sonst befrcnndctcn Stämme gcriethcn oft inucrhalb der Stadt iu Streit, wobei die Einwohner für die Ciuen oder die Andern Partei nähmen, und die den Beficgtcn zugehörigen ^anflädcn gewöhnlich gc^ plündert würden. Ans diesem (hrnnde verlaßt Niemand sein Haus, ohne mit bewehr nnd Dolch bewaffnet zu sciu, nnd jeder Kaufmauu hat iu sciucm Vadeu feine geladene Flinte neben fich stehen." Welch ein Znstand! Keine scelcnläutcrudc Nioral legt hier der rohcu Gewalt Fcssclu au, lind ilt sciucr ursprünglichen Roheit herrscht hier noch das Faustrccht. — Die Rcligiou tauu tcincu unldcril den Einflnß ans üben, — denn die, welche hier herrscht, ist nicht die Religion der ^icbe nnd Versöhnuug, sondern die des Schwertes. FestuuMhik'mc. Bewässerung. 105 Die beiden Beduinen-Schaychs, ein Neffe des Sultans uud dcr O.adhy faßcu ans einer Erhöhung neben eiuem Kcnlfladen, und jvaren, wic unr mein Bauleiter sagte, beschäftigt, Streitigleiten zn schlichten; cine Mcuge Beduinen umgaben sie. Es schien mir aber, daß die Furcht des Herrn uicht groß bei ihnen war; denu sie machteu ciucu ^ärnl, daß mau sein eigenes Wort uicht hören touutc. Schaych Abu Betr machte mich mit dem Schaych bekauut, uud uach deu laudcs' üblichen Begrüßungen setzten wir uns auf ciuc Matte nieder; setzten aber, uachdem wir die ^cengierde dieser „Gewaltigen" befriedigt hatteu, uusern Spaziergang fort. Durch ein enges (Nßchcu gelaugten wir ms Freie und stiegeu in die Schlucht hinab, welche G Nrr vou der Stadt trcnut und mit Dattelpalmen dicht besetzt ist. Am Ab^ hauge der gegegclliibcrliegendcu Anhöhe fil'leli mir dic oben erwähnten ans^hulichcu Substruetioueu auf. Sie siud aus roh behauencu Quadern gemauert, welche mit einem steinhartcn V^örtcl ucrbunden sind nnd hier uud da uoch 3—4 Fuß über deu Schutt hervorragen. — El Ärr besteht aus „12 Thurmcu", die dergestalt augelegt sind, daß sie sich gegenseitig bestrcicheu. Vou El Arr stiegeu wir ins Thal hinab, wo ich die Wasserlcituugcu besah, deren zweckmäßige An^ lagen in eineni „solchen" vandc wirtlich überraschen. Das 2l) Fuß breite Flußbett, welches, wie die meistcu Wädihs, uur uach jedesmaligem Negeil Wasser führt, hat auf beiden Ufern 10 Fuß hohe Dämme, dercu Hreitc an der Äasis 8 Fuß, in: obcru Theile aber nur 4 Fuß mißt. Sie sind ans dem festen, mergligen Thone des Wädiy aufgeführt, und mit großcu Stciueu, sowohl nach Außen, als uach Junen belleidet. Hier und da siud iu diesen Dämmcu lleiue runde Oeffuungeu angebracht, durch welche das Nasser iu kleine Kauäle fließt, welche je nach der Höhe des oaucbculiegeudeu Terrains hoher oder tiefer augelegt siud. Die obere Fläche der Dämme ist mit kleiueu Stciucn gepflastert und dient als Weg für die Fußgäugcr. — Steinerne Brücken eristireu nicht, und uur hier und da sieht man, von eiucm Damm znm anderu, drei bis vier DcMclpalmstämmc ucbcu- 106 Fruchtbarkeit des Wädiy Do'an. rinandergelegt. — Da das Thal mim ziemlich starten Fall hat, so sind im Flußbette an verschiedenen Stellen l—5Fuß hohe Quer dättnne oder Wehre abzogen, oberhalb welcher sich das Wasser staucht und dadurch m 4 Fuß breite, ebcufalls eingedämmte Neben-tanäle gedrängt wird, die das Terrain bewässern, welches thalabwärts, längs den Abhängen, folglich höher liegt, als dic Väudereien neben dem Flußbette. Alle diese Alllagen fand ich aufs Beste unterhalten. Der Boden des Thals besteht aus eiuem setten, mergligen Thon, welcher mit etwas Saud vermischt ist uud sehr fruchtbar sein soll. Väugs den Kanälen zieht sich eine üppige Vcgetatiou vou Area, Tamarisken, Mimosen, Rieiuus, Plataneu und Sytonwreu hin. Die Felder sind auf eben die Art eingetheilt, wie dir von Harr Schiwäts. Ehoraybr gegenüber mündet der Wädiy Qolle, welcher unt Gärten bedeckt ist, die theils dem Sultan, theils einigen Schcryfen gehören nnd Bananen, Aprikosen, Citronen, Weiutraubeu, Grutüsc inaucherlei ?lrt liefern; unter diesen bemerkte ich Badiugan (ßolaiiuln intilon-^^inl), Zwiebeln, ^iiuseu, Rettige lweiße), Petersilie, Bohnen, Vn-pinen, (Alrken, Kürbis, Vattich n. dergl. m. An der Südseite des Wädiy Qolle liegt das Dorf Esch S6)urq, welches Eigenthum des Sultans von Choraybc ist. Tchaych Abu Belr schlug inir vor, daselbst einen Scheryf seiner Bekanntschaft ;u besuchen, worein ich gern willigte, dc> ich keine Gelegenheit vorüber gehen lassen wollte, die mir Belehrung versprach. Nir trafen bei dem Scheryf mehrere andere Perfonen, welche alle sehr erfreut waren, mich zu scheu. Nachdem wir Ehre gegeben, dem Ehre gebührte, ließen wir nus nieder und zogen nnscrn Kaffee beutel, aus dem ich !'>—«! rohe Kaffecbohucn, nebst einem kleinen Stückchcu Ingwer nahm und auf einen aus Palmblättcrn geflochtenen Präseutirteller legte, den ein Negcrselnvc herumreichte. - Dicfc sonderbare Sitte herrscht im ganzen Hadhramant, weshalb auch ein ^cder eincu klcincll Beutel mit rohen Kaffeebohnen bei sich führt. Es würdc als eine Beleidigung gelte», wenn Jemand dem, der ihm Besuch beim Sultan vou Choraybc. 107 Besuch macht, mit Kaffee bewirthen wollte, bevor lücht derselbe durch das Ocffnen feineo .^affeebeutels das Verlangen darnach geäusier! hat; eine Ausnahme von dieser Ncget ist, wenn der Fremde im Haufc wohnt. Das Gespräch war für uuch von welügem Iuteressc, da ich nur die Neugierde der (Gesellschaft zu befriedigen hatte, während sie meine Fragen nur oberflächlich beantworteten. Ich verabschiedete mich daher, sobald der Kaffee getrunken war, und kehrte nach Choraybc zurnck. Des ^l'achmittagö besuchte mich des Sultans Bruder, ein schöner Mann, von etwa 50 Jahren, dunkler, fast schwarzer (Gesichtsfarbe und mit der einfachen Tracht der Bedniuen angethan, Er sagte nur, daß sein Bruder, der Sultan, mich zn sehen wünsche nud ihn daher sseschickt habe, mich znm Abendessen einMadcn; an Schaych "Abd cl ^)ädir erging dieselbe Einladnng, ^iatiirlich war ich erfrent, den Be Herrscher vou Choraybe keuuen zu lerneu, uud folgte also in Begleitung 'Abd cl Qadir's dcul hohcu Führer nach der Residenz Bei uuscrer Autuuft im Hause des Sultans schritt eiuer der dort Nache haltrudei^ Beduinen voran und führte uns in die obere Etage, wo er die Thüre des Zimmers öffnete, in welchem sich der Sultan befand. An einem Fensterchcn des mehr breiten als langen Gemachs saß Sultan Menacih, ein hagerer, etwa Mähriger (Hreis, auf einem persischen Teppiche, den der Zahn der Zeit bedentend mit genommen hatte. Wie fein Bruder, war auch er bis zur Hälfte nackt und von dunkler Farbe, von der das blaute silberne Heft der Dschembiye und der mit kleinen silbernen Platten besetzte Riemen seineo kleinen Pulver-Horns nicht weniger auffallcud abstach, alu Viorgen, mit Sonnenaufgang, bei wolkenlosem Himmel uud Windstille stand der Thermometer auf 15", um Oc'ittags 25", des Abends 20" ^)t. 6. Juli. Den uul) jenen Gcgcudcu zu vcrsehcu. Erstaunt frug er mich: „warum ich mich dm Beschwerden nnd Gefahren ciucr solchen Gleise aussetze» wolle, da ich doch rnhig das Fest in seinem Hanse abwarten tonne, wo es mir an Nichts mangeln würde". Ich dankte ihm fiir die Güte, die er mir bis fetzt erwiesen nnd erklärte' „daß ich neben dem eigentlichen, religiösen Zwecke meiner Reise, auch noch den verbände, mich soviel als möglich zu nntcrrichtcu uud durch Anschauung zu belehren, nnd daß besonders die altcrthümlichcu Inschriften aus der Zeit der himyarischeu Köuigc mciue Aufmerksamkeit in die höchste Sftauuung gesetzt hätten, nnd ich sehnlichst wünsche, meiner erregten Wißbegierde zn genügen". Diese Erklärnng befriedigte den ehrwürdigen Alten voMounucu und er versprach mir Briefe nach Hicu bcu Dighäl nnd Dschul csch Schaych mitzugcbcu. Auch sollte mir seiu Sohu eiuen „Führer" verschaffen. Doch ermähnte er mich, nicht zu lange bei den Nuiucu zu bleibcu, da die Beduinen leicht die Meinnng fassen könnten, daß ich der Schätze halber dahin gekommen sei. Vor zehn Jahren sei auch ciu Mann durch (>horaybe gekommen, der einen „rothen Bart" getragen, weshalb ihn die Beduinen für einen „Kafir" (d.i. „Ungläubigen") gehalten hatten. Dieser ssrcmde habe auch die Ruinen besucht nnd deren Inschriften eopirt, sei aber anf dem Wege nach Märib von den Beduinen des Stammes Hawälyy") erschlagen worden, Haupt-sachlich deswegen, weil sie der Mcimmg gewesen, er habe dort Schätze gchobcu. Der Abscheu, wclchcu die Beduinen des Hadhramaut für alle diejcmgcu hcgcu, welche „rothes Haar" trageu, schreibt sich auf l^rund folgender legende aus dcu Feiten des Propheteu Cälih her. „Als Gott nämlich den Propheten Caüh sandte, um deu in grenliche ^astcr versunkenen Stamm Thaumo zu bekehreu, läugnctcn sie die A. v. Wrcbe'ö Ncisc in Hadhmmaut. ^ 114 Die himyarischc Künigslistc. Göttlichkeit feiner Sendung nnd verlangten von ihn: ein Zeichen. Hierauf führte sie der Prophet an einen Felsen, öffnete denselben und ließ darans ein Kamecl mit seinem Inngcn hervorgehen. Znglcich warnte er sie, diesen Thieren etwas zu ^cidc zu thun, widrigenfalls eö dem ganzen Stamme znm Verderben gereichen würde. Trotz dem Wunder schenkten sie dem Propheten keinen Manbcn, uud ciucr unter ihnen, Namens Qodar cl Ahmar-'^) (Qodar der Rothe), to'dtete durch einen Pfeilschnß die K'amcclkuh. Das junge Kamccl verschwand in dem Felsen. — Gott aber vernichtete den Stamm." ^- Noch jetzt sagen die Araber: „roth wie Qodar" — oder auch: „Nnhcil-bringend wie Qodär der Ruthe", — nnd sehen nntcr andern einen Jeden, der rothes Haar trügt, wie einen Menschen an, der Böses gegen fic im Schilde führt. Nächst diesem unterhielten wir uus über die vorislämitischc Ge^ schichte der Araber, worüber indeß der alte Schaych wenig zn sagen wußte. „Sein Sohn Ahmed dagegen", versicherte er mir, „wisse mehr als er von solchen Sachen, denn der besitze ein altes Mannseript, welches die Geschichte der himyarischen Könige von Qahtan bis Mohammed enthalte." Nachmittag besuchte ich den Schaych Ahmed und bat ihn,, nur das Manuscript zu zcigcu. Es war durch vier verschiedene Hände und mit vielem Fleiß geschrieben. Das Papier war gcblich nnd glatt und im Quartformate. Zur Schrcibnng der Namen der Könige, Provinzen nud Stämme hatte mau rothe Tiute verwandt, der Titel jedoch fehlte. — Ich hätte es sehr gcru an mich gebracht. Jedoch da die Snmmc, die Schaych Ahmed dafür verlangte, meine Rcise-tasse zu start angegriffen haben würde, so mußte ich zu meinem ^cid-wescu auf den Besitz desselben verzichten. Der Schaych war so zuvorkommend, nur zu versprechen, mir bis zn meiner Rückkehr ein Verzcichniß der darin genannten Könige anzufertigen, welches An erbieten ich mit Dank annahm, ^r hielt anch in der Folge Wort, — wodurch er mich in den Stand setzte, eine bedeutende ^üäc aus- Heftiges Gewitter. Abreise nach 'Obnc. 115 znfüllcu, welche sich bei Abu el Fida lind andern arabischen Schriftstellern finden. ^) Kaum war ich ans meine Stnbe zurückgekehrt, sv brach cm heftiges Gewitter los. Blitz auf Blitz durchzuckte das schwarze Gewölle, welches dicht über dem Thalc lag. Mit furchtbarem Getöse hallten ans allen Schluchten des Thales die krachenden Schläge des Donners wieder und ein Regen, wie man ihn nur unter den Tropen kennt, Prasselte gleich einem Wolkenbruche nieder. Hundertc von Cascaden stürzten von der Hochcbcuc in die Tiefe hinab, nnd in dem turz vorher noch trockenen Flußbette des Wadiy tobte jetzt ein reißender Berg' ström. Dabei brauste ein heftiger Nordwcst und bog die schlanken Stämme der Palmen. Der Rnf „Ec Ml!" („die Ueberschwemmnng!") erscholl aus allen Häusern, und die Francn trillerten den auch hier gebräuchlichen „Sngharit". Endlich nach zwei Stunden ruhten die empörten Elemente nnd dic letzten Strahlen der untergehenden Sonne erhellten wieder das während des Sturmes in nächtliches Dunkel gehüllte Thal. Der Thermometer zeigte am Morgen bei heitern! Himmel und Windstille 15 ', am Mittag bei Nordwind 25", am Abend nach dem Gewitter bei Nordostwiud 20'. 7. Juli. Am 7. Juli übergab mich Schaych Abd el Qädir dem Schutze eines Bednincu vom Stamme Bä Omm Ssadnss, welcher Vch verpflichte, mich sicher nach dem Dorfe Hicn bcn Dighnl zu bringen, welchem fünf Tagereisen von Choraybe im Wädiy cl Ha bsthar liegt. Da ich noch nicht mit den: uüthigcn Proviant versehen war, der -"cdniue aber einer Oäfila angehörte, welche sogleich aufbrechen wollte, und ohnehin am folgenden Tage mehrere Beduinen nnd Städte-bewohucr nach Hicn bcn Dighäl reisen wollten, so beschloß ich, lu Gesellschaft dieser Vente zu gehen, nnd übergab meine Effecten ") Ätan schc dic Wrcde'schc Kunig« Ulngcli licmdiqt. Mcin Wirth ucrsorqtc unch mit Mchl, Dattelu, Kaffcc, Butter und Houig uud mit ciucm grosicu Stücke ssctrockucter Httifischfmnc, hior „Cham" ncuauut, wolchcs Allcs auf dcu Esel ^ncs mciucr Neiscgcfährtcu gcladcu wurdc, cincö Schcryfs, dcsseu Dbhm bis El Ebua ich bcsoudcrs cmpfohlcu ward. Die gcsammtc Reisesscscllschaft war uln 1 Uhr Nachmittags auf dein Bazar versammelt, wohin sie uus rufen ließ. Ich machte dauu noch mit dem Schcryf ciueu Abschiedsbesuch bei meinem alten Wirth, der mir seine ^"'Pfchluusssfchrcibcn einhändigte uud mich noch einmal dem Scherhf nachdrücklichst empfahl. Nachdem wir ein Fätiha gebetet und den Segen des Schaychs ^upfaugen hatten, eilten wir, uns der übrigen Reisegesellschaft anzuschließen, welche ans 20 Personen bestand. Da war aber noch so Manches zu besorgen, daß wir erst V4 «ach 2 Uhr zur Abreise 118 Rtbät. Wadiy Milma. Wädiy Oharhäu. kommen tonnte,!. Sechs Bedllmcu des Stammes Äa Omm Ssadllss bildeten die Escorte. Einige 100 Schritt vor der Stadt machten wir Halt, nm an einem hier befindlichen Grabe eines Heiligen, alt»? der Familie der Bä Ssudän, ein knrzcs Gebet zn verrichten. Dieses Grab ist sonder barcrwcise anf einen von der Gcbirgswand herabgestürzten, eilormen ssclsblock erbant nnd unt einer Knftpcl bedeckt. Hei Ribät bogen wir in den Wädiy Minna ein und kamen nm -i Uhr an einem Wacht thurme vorüber, der anf dem westlichen Abhänge erbant ist. Das Thal, welches bis hierher mit herrlicher Palmenwaldung und grünenden Saatfeldern bedeckt war, nimmt hier plötzlich an BreÜe ab, und ist mit ubcreinandergethnrmtcn, enormen Fclsblöckcn bedeckt, zwischen welchen Mimosen, Tamarisken, Ncbck uud kräftig wuchernde Schlingpflanzen hcrvorwachscn, welche einen großen Theil der Fels massen gleich einem Teppich bedecken. — Obgleich diese Fclscnftarlicn dem Thalc einen romantischen Anstrich geben, so ist doch der Weg dnrch dieselben im höchsten Grade beschwerlich, nnd ich war daher schr erfreut, als wir uach einer Stunde diese Trümmcranhäufnngcu verließen. Der Wädiy ist hier wieder anf eine kleine Strecke frei von Fcl> blocken, und von Dattelpalmen nnd Saatfeldern besetzt. Rechts an der Mündung des Wädiy Gharhan, einer düstern buschigen Schlucht, liegt das kleine Dörfchen El Qirbc. Von hier aus stiegen wir in dcn Wädiy Miuua ill der Richtung Ost, W' Süd hinau. Einige 100 Schritt oberhalb der Mündung des Wadiy Oharhän saugen die Anhäufungen der Oebirgstrümmer wieder an, und zwar iu solcher Masse, daß sie bis zur Hälfte der gegelt 300 Fusi hohen Thalwände hinanrcichcn. Die Gegend hat ganz das Ansehen, als wenn das Wasser eines früher weiter oben cxistircndcn Sees, anstatt es vou oben auS' zuwaschen, sich unten Bahn gebrochen habe, wo danu die zu stark unterhöhlte Decke einstürzte. — Diese Gcbirgstrümmer haben eine Ausdehnung von 15 Minuten, nud steigen vou bcidcu Seiten Musik und pantomimischer Tanz. 119 Plötzlich an. Oberhalb dieser ^tndera rieselt ein Bach krystallklarcn Wassers dllrch ein dichtes (Gebüsch von Area, Platanen, Mimosen llnd Tamarisken. Der Bach ist permanent nnd voller kleiner Fische nnd einer winzig kleinen Art Granclcn. Um 5 Uhr «erließen wir den Nädiy Minna nnd bogen rechts in den Wädiy Schomayrc ciu, welchen wir etwa 10 Vtinutcn hmanstiegcn nnd iniscr ^tachtlagcr nntcr weit überhängenden Felswänden anfschlngcn. Wie gewöhnlich, wnrdcn sogleich einige Fcncr angezündet nnd Kaffee gekocht, wozn ich, wie die Uebrigen, Holz herbeiholen wollte, welches aber Niemand zngab, worans ich abnchlncn konnte, wie nachdrücklich die (5mpfchlnlln, des hochverehrten Schaychs ^Abd Allah ba Ssndän zn meinen Gunsten gestimmt hatte. Ein Gewitter war im Anzng nnd wir waren froh, unter nnscrcr Fclsdcckc einigcrlnaßcn geschützt zn scin. Das Unwetter warf sich znm Wädiy Do^än hiniiber, nnd cntlnd sich über ihm, der es anch besser gcbranchcn tonnte, als wir. Am Abend dclnstigtcn sich meine Reisegefährten mit Gesang nnd mil Tanz, welche von einer Rhobäba '") nnd Qacüba begleitet wnrdcn. Die Qacäba war aber für dies Mal weiter nichts, als cine euro pasche „Querpfeife", wie fie Pfeifer bei den Regimentern in Enropa branchcn, nnd der Birtnos war als Knabe Compagnicftfcifer bei cincin nghfttischcn Rcgimcnte gewesen. Sein Vater war bei demselben Rc-Mlncntc Soldat, descrtirtc aber samntt seiiu'ln Sohne nnd wurde hierher verschlagen. Der frühere Rcginicntspfcifer hatte von den damals erlernten Stückchen Nichts vergessen, denn er blies ganz gc Müthlich die Arie: „Marlborongh geht in den Krieg" Mu'Ibo-''sm^li v:^ ^ i^ ^u«rr«), nach deren Tatt die Andern wie besessen umhersprangen. Zmn Finale parodirtc ein alter nnd witziger „Spaß^ Macher", der lange in Dschiddc gewesen war, die „Türken", „See lcntc" und selbst die „Äcdnincn", wozu ihm scin ansgczcichnct häßliches Satyrgcsicht vortrefflich zn stattcli kailt. Ob er gleich den Beduinen start znsctztc, so nahmen sie es ihm doch nicht übel, sondern lachten alls ihre eigenen dosten mit. 120 Wasserscheide zwischen Wadiy Do'an und Qirbe. Des Morgens stand dcr Thcruwmcter bei hcitcrln Himmel und Windstille 15", nin Mittag im Schatten 25", des Abends bei Süd Westwind 20"; dcr Himmel war mit Wolken bedeckt. 9. Inli. Am 9. Juli früh '/4 nach 5 Uhr stiegen wir in dcr Richtung Süd, M" West den sehr steilen Wädiy hinan nnd gelangten nach einer halben Stunde bei seinem Entstehungspnukte auf das Plateau, wo wir etwas anhielten, um die Nachzügler zu erwartcu. Bald wareu wir Alle versammelt und stiegen rüstig bis '/28 Uhr vorwärts, wo dann '/2 Stnndc geruht wurde. Nach ciucm abermaligen Marsche von fünf Viertelstunden gelangten wir an den Ent-stchuugspnnkt des Wädiy Gharhän. ^inks vom Wege senkt sich dcr Wädiy Dilhäm ein, welcher in den Wädiy Minna mündet. Dcr Ranm zwischcu diesen beiden Thälern heißt: Qabadh Schaych.'") Unter einem am Rcmde des Wädiy Oharhan stehenden Bamnc ruhten wir bis um 10 Uhr. (äinc Stunde Marsch brachte uns an die Stelle, welche die Bcdniucu Qabaoh Hayif ^') nannten, nnd wo an der Ein^ scnknng des Wädiy Mä Allah (d. i. das Wasser Gottes), welcher in den Wadiy Oharhäu mündet, drei Cisterncn eingchancn sind. Die gauze,Gegend, ans eine Strecke von mchrcrn Stunden, gewährt hier einen eigenthümlichen Anblick. Sie ist nämlich mit kleinen 1—2 Zoll hohen Fclszackcn dicht besäet, zwischen denen eine pechschwarze, glänzende, etwa V^ Zoll starke Kruste liegt. Bei näherer Uutersnchnng fand ich, daß sie ans einer im Bruche „sehr weißen kreide" bestand. Ich nahm einige Stücke davon mit, da ich vermuthete, daß dcr schwarze, außerordentlich feine Uebcrzug nichts Anderes als eine vielleicht unbekannte „Alge" sei. Unglücklicherweise fand ich aber später die sehr zerrcibliche Kreide fast pulvcrisirt. Um '/4 nach 1 Uhr lagerten nur unter einem Mimoscngcbüsch am Wädiy Dschilwc, an dessen Rand sich eines jener kleinen „Schutzhäuschen" uud drei Cistcrncn befinden. Dieser Wädiy gehört nicht mehr zum Gebiete des Wadiy Do^än, souocrn zn dem Wädiy Qirbc, mit welchem er durch dcu Wädiy Raube in' Verbindung steht. ^- Geologische Bildung dcr Hochcbmo. 131 Voll hicr ans hört das Gebiet dcr Stämme Chämiyc und Maräschidc auf luid das dcö Stammes Bä Mardagha beginnt. Zwciundzwanzig Miuuteu sctztcu wir lmscrn Wcg fort nnd gc^ langtcll in drei Stnndcn nnd zwanzig Minuten an dm Fuß einer Iiohcil Hügelkette, über welche nnser Wcg führte. Auf dicscr Strecke trafen wir von Zeit zu Zeit mehrere Wasser bchältcr und Eistcrncn, sowie mich einige dcr tlcincn Schutz oder Zufluchtshäuschcn au. Von Wädiy Dschilivc an erhebt sich das Terrain allmählich. Plänarkalt uud mergliger Thon überlagert anf der ersten Halste des Wcgcs den Grnusaudstciu und verschwindet dann bis znr Hügelkette unter ^iuunllithcukalk. Dcr Gcstciuhügcl ist eine sehr weiße Kreide von Adern eines schwarzen Feuersteins durchsetzt, der zwischen 2 Zoll dicken Schichten cincs schon grasgrün gefärbten, durchsichtigen (^yftsspathcs nmcliegt. — Dir übrigen Hügel der Hochebene zcigcn dieselben ^rsteme lind habeu zn oberst uoch eine starte ^agc niergligen Thou. Dm Oypssftath fand ich nur hicr vou grüner Farbe; in den Hügeln der audcrn Oegcudcu ist cr weiß uud durchsichtig. Wie es schciut, war früher das ganze Plateau mit dicscr Krcidcforma-Uon bcdcckt, welche nach nud uach mit dem iitcgenwasscr ab-^'schwemmt wurde. Aiu siidlichen AbHange dieser Hügelkette läuft cm uur wcmg cin-Ncschuittcncr Wädiy hin, welcher den Namen El Ebnn führt nnd ut welchen die Dörfer El Ebnä nnd Ec Eirrayn liegen. El Ebnä, ^^ Ziel nuscrcr Tagcrcife, crrcichtcu wir V^ nach l> llhr und fanden m ciucin kleinen Hanse Obdach, welches eigens zur Anfnahmc von keifenden bestimmt ist. Wir lanften einige Schaafe nnd Brennholz, wozn, lnit Ausuahme dcr eoeortirendcn Gcduiueu, ein Jeder beistencrtc. El Ebnä ist dcr hochstgelegcnc Ort des Plateaus uud das Klima daher schr kalt. Wie man mir erzählte, frieren dort uicht uur im Winter, sonder:, schon im Herbst die Eistcrum zu, welches ich durchaus nicht bezweifele, da mein Thermometer am Abend nnr wenige l^radc über dein (^efricrftnuttc stand. Uufcr aller Spaßniacher nannte 122 Rauhes Klima voll El Ebuä. es gar nicht anders als Omm eth Thaldsch (Äinttcr des Eises). Nin so nnangenehmcr war es für mich, das; mein Beduine noch nichl an-gekommen war. Meine Decke lind mein Schaaffell waren nnt ans dein Kamccle, nnd su war ich genöthigt, so wie ich war, ans der nackten Erde zn schlafen. Den größten Theil der Nacht saß ich nlit mehrcrn Andern, denen die Kälte gleichfalls nnbchaglich war, a»l Fcncr, dessen dichter Ranch noch nnser Ungemach vermehrte. Der sehnlichst erwartete Morgen brach endlich an, nnd die (Gesellschaft rüstete sich zum Anfbruch. Da aber mein Beduine noch nicht an^ gekommen war, so blieb ich znriick, nm ihn zn erwarten. Des Htorgeni< stand der Thermometer bei heiterm Himmel und Windstille 15', nm Mittag ^) , nnd am Abend 10". Die Haupt-richtung von unsernt Nachtlager biö hierher war Süd, 10"' West. Das Dorf El Ebnä zählt etwa Z00 Einwohner, welche in etwa 60 niedrigen Hänschcn wohnen und dem Stamme Bä Mar^ dagha angehören. Dieser Stamm ist eine der Abtheilungen oder Zweige des Stammes Benh Ssayban. Ec Cirrayn gehört ,;n dem selben Stamme und hat dieselbe Einwohnerzahl. Ein jedes dieser beiden Dörfer hat einen großen Wachtthurm, in welchen sich die Ein^ wohncr bei einem Ucbcrfall flüchten. Der Wädiy streicht von Westen nach Osten nnd mündet einige Stnndcn nntcrhalb in dcn Wadiy Er Raube. Wahrscheinlich ist das rauhe Klima schuld, daß der Wadiy gän,^ lich von Mnincn entblößt ist nnd überhanpt nnr eine dürftige Vegetation auszuweisen hat; denn anßcr einigen verkrüppelten Mimosen nnd einiger berste sah ich weiter nichts. Der Name dieses Ortes erinnert an die Eolonic, welche von persischen Soldaten gegründet wnrdc, die ;urnckbliebcn, als die persischen Machthaber, von dein mohammedanischen Feldherrn verdrängt, das südliche Arabien räumten. Diese Colonie nennen die arabischen l^cschichtoschrcibcr mit dem Namen El Ebnä oder Ebne. Ist dieses Ebnä das hier liegende oder cxistirt ein anderes? Manches spricht dafür, Manches dagegen. Daß die Sieger den besiegten nnd zurückgebliebenen Feinden nicht eben dcn Aufbruch uach der Tropsstmchöhle. 123 fruchtbarsten Theil des Bandes überließen, ist n^chr als wahrscheinlich, und in dieser Beziehung wäre es wohl möglich, daß dieser Ort dcr^ selbe sein könnte, den die arabischen l^cschichtsschrcibcr genannt haben. Diese Wahrscheinlichkeit wird stärker durch die Bcdcntung des Wortes, denn „Mnä" bedeutet „Barbar". Allein die Bewohner des heutigen Ebna sind keine Abkömmlinge der Perser, sondern stammen von ' Ssayban ibn Nedschd ibn Ssa^yd ibu 'Dssä el Mund ab, also von Hud (Eber) durch Hoduu (Pclcg). Oder haben sich im Laufe der Zeiten diese persischen Ansiedler mit diesem Stamme vermischt? Das wäre leicht möglich. "^) 10. Juli. Gegcu ti Uhr Morgens kam mein Beduine mit der Qafila au und wollte gleich weiter ziehen, was aber nicht i» meinem Plane lag. Ich wollte vorher eine „Hohle" bcsnchcu, welche in der Mhc von <Ä Ebna liegt und von der mir der Scheryf oon lähoraybc viel Wnnderbarco erzählt hatte. Ich machte den Bednmen Mit meiner Absicht bekannt, stieß aber, wie ich erwartet hatte, ans starken Widerstand, den jedoch das Versprechen überwand, ihn und dir andern Beduinen für den uevnrsachteu Aufenthalt schadlos zn hatten. Er holte nun die Truppe herein, nm den Handel mit mir ab zuschließen, und nach vielem Hin ^ uud Herschrcieu wurden wir endlich dahin einig, daß ich zwei Schaafc tanfcn nnd einen Thaler zahlen solle, wogegen sie sich verpflichteten, bis zu meiner Znrückknnft zn warten nnd mir vier Manu zur Bedeckung mitzugeben. Ich machte sogleich die nöthigen Vorbercitnngcn; einige Brode wurden gebacken, Kaffee, Butter, Datteln eingepackt nnd in Crmangelnng von Fackeln oder Wachskerzen einige Bündel trockener, znsanuucugcdrehtcr Dattel zweige herbeigeschafft. Außerdem füllten meine Begleiter einen kleinen Schlanch mit Wasser, und so ausgerüstet zogen wir Morgens um V2A Uhr von danncn. Der Weg führte bei dem Dorfe Ec Cirrayn vorüber, ^ Stunden thalabwärts, wo wir dann die Hochebene in der Richtnng Süd, 20" West bestiegen. Ich hatte von hier aus eine Anösichl in den Wädih Cr Raube, 124 Gefährlicher Gckirgspfad. welcher bedeutend tiefer liegt, als dcr Wädiy El Ebuä, und mit cincm dichten Dattelpalmenwaldc bestanden ist, in welchen: ich das ansehnliche Dorf Nanbc bemerkte. Nach einer Stnndc überschritten wir den nnr wenig cmgcschnittcneu Wädiy Ca^ar und wandten uns Süd, 24" Ost. Ein Marsch von 1^ Stunde brachte uns an den südlichen Rand dcr Hochebene, wo wir neben einer Eistcrnc ansruhten. Die Hochebene fällt hier etwa 2000 Fuß in mchrcru schmalen Stufen mauerartig ab. Ein schmaler Fußsteig führt längs dieser Nicscumaucr mit unzähligen Windungen in eine schauerliche Schlucht hinab, welche den Namen Wädiy Schaqq führt. Das unterwegs getrunkene Wasser wurde ersetzt und wir traten nunmehr die gefährliche Wanderung auf ciuem Pfade an, dessen gewöhnliche Breite 4 Fnß, mehrere Male bis zu 2 Fuß — abnimmt. Grauenerregende, fürchterliche Abgründe gähnten auf der einen Seite, während ans dcr andern Felsen theils senkrecht emporstiegen, theils die Schwindel erregende Tiefe überhangend, den Pfad beschatteten, den man all solchen Stellen nnr geblickt gehen kann. — Ich mnß gestehen, daß ich gern wieder umgekehrt wäre; aber ich schämte mich, weniger Mnth zn zeigen, als die Beduinen, welche mit leichtem, sicherm Schritte vorangingen. — In dcr unmittelbaren Nähe einer Gefahr, gegen welche menschliche Hülfe Nichts vermag, bei dein Bewußtsein, daß ein Fehltritt unausbleibliches Verderben zur Folge hat, wo, einmal vom Schwindel ergriffen, auch dcr Wüthigste, wie von unsichtbarer Geisterhand, unwiderstehlich ill deu Abgruud gezogen wird, da wird wohl anch dein Tapfersten das Herz in, Bnscn klopfen. In keiner Situation meines Bebens hat sich meiner ein solch unbeschreiblich beklemmendes Gefühl bcmcistcrt, wie bei dicfcr Gelegenheit. Ich glanbe, es ist dasselbe, welches ein armer Sünder empfindet, wenn er zum Hochgericht geführt wird. Auch schienen meine Gefährten diese Empfindnug mit nnr zu theilen, dcnu die so geschwätzigen Bursche sprachen nicht eher eine Silbe, als bis wir am Fnßc dcr kolossalen Felswand standen. Nachdem wir 5/4 Stuudc den Wädiy Schaaq verfolgt hatten, Der Eingang der Höhle. Oeisterfurcht der Beduinen. 125 stiegen wir nördlich 300 Fuß dm steilen Berg gleichen Namens (Dschcbel Schaqq) hinan und langten glücklich V^ Stunde vor 4 Uhr zum Eingänge der Hohle. Nachdem wir unser frugales Mittagsmahl zu uns genommen hatten, forderte ich die Beduinen anf, einige der trocknen Palmzwcige anzuzünden und mir in das Innere der Hohle zu leuchten, wogegen sie aber allerlei Einwendungen machten. Ihre Meinung, daß wilde Thiere in der Höhle sein könnten, widerlegte ich dadurch, dast ich sie, anf den gänzlichen Mangel von Spuren im sandigen Boden des Einganges aufmerksam machte; hierauf rückten sie mit der wahren Ursache ihrer Furcht, „deu bösen Geistern, welche dem Volksglauben gemäß, diese Höhle bewohnen", heraus. "Nach langem Zureoeu eut-schlosseu sich endlich „zwei meiuer Begleiter" unter der Bedingung mit mir zu gehen, „daß ich uorher durch Gebet die Geister bannen wolle", wozu ich mich denn auch, um der Sache ein Ende zu machen, verstand und „mehrere Gebete" sagte, worauf sie sich zum Befahren der Höhle anschickten. — Da keiner meiner beiden Begleiter zuerst hinein wollte, nahm ich eine der Palmcuzweigfackcw nnd kroch, ihnen vorans, in die tamn 1 Nieter im Umfange umfassende Oessnuug dcr Höhle hinein. Die Beduinen folgten mir, indem sie fortwährend rufen: „ Tossdor! Tossdor! Erlaubet! Ihr Gesegneten!" Nach einer durchtrochencu Strecke von 6 Meter befand ich mich in einem Gewölbe, welches anf 100 Fuß Höhe nngcfähr 300 Fnß ^angc und 250 Fnß Breite mißt und von einer Säulenreihe mächtiger Tropfstchtpfciler getragen zu werden scheint, welche die Form zweier mit ihren Spitzen znsammcngcgusscucr Kegel haben. Die Farbe dieses Tropfsteins, welcher auch die Wände der Höhle überzogen hat, ist „röthlich-gclb" und contrastirt seltsam mit dem weißen Sande des Bodens. Eine Menge anderer Pfeiler fiud im Entstehen uud hängeu, gleich Eiszapfen, vom Gewölbe herab, während sich am Boden Kegel und Blöcke gebildet haben, deren phantastische Formeu wohl geeignet sind, einen: nnwisscndcn und nberaMtbigm Menschen Furcht einzujagen, 126 Das Innere der Tropfsteinhöhle. der schon darauf gefaßt ist, etwas Ucbcrnatürlichcs zu sehen. Meine Begleiter standen daher eine nainenlosc Äugst aus, und ein Jeder von ihnen hielt fortwährend einen Zipfel meines Oberhemdes fest, als wenn meine Berührung sie vor einem Unfälle hätte beschützen tonnen. Bon diesem domähnlichcn Namnc gehen nach verschiedenen Seilen hin fünf Gänge, welche ich der Reihe nach untersuchte. Dcn ersten Gang, welcher sich links vom Eingänge befindet, fand ich nach wenigen Schritten durch einen Felsblock versperrt. Der zweite endete nach funf;chn Schritten in einen Spalt; der dritte war fo niedrig, dasi ich nur gebückt darin gehen tonnte, erweiterte sich aber bald nnd führte nach zwanzig Schritten an dcn Rand eines Adgrnndes, dessen Weite mir nicht möglich war zu bestimmen. Ein Stein, welchen ich hinabwarf, fiel nach zehn Secunden in Waffer (dem Geräusche nach zu urtheilen). — Der vierte Gang führte cbeu^ falls an den Nand dieses Abgrundes. ^- Dnrch dcn fünften gelangten wir an eine tleine Nebenhöhle, welche anf W Fuß Ho'hc, <^4 Fnß MM nnd 50 Fuß Breite hält. Wände nnd Decke derfclbcn sind mit Krystallisationen bedeckt, die das Vicht nnscrer Palmenzweig.' fackeln unzählige Male znrückwarfen. Während ich mich in diesem Prachtgewölbc nmsah, flüsterte mir eincr meiner Begleiter ins Ohr: „Nur eiu Palmcnzweig ist noch übrig und Zeit die Höhle zu verlassen." Da ich, wie sie, ebenso wenig Vnst hatte, im Duutcln hcrumzntappen, so trat ich den Rückweg au, versuchte aber vorher von den Krystallen loszuschlagen. Hieran wnrde ich aber von meinen Begleitern mit einer Heftigkeit verhindert, welche mich nicht wenig betroffen machte. Mit Gewalt lind ohne ein Wort zu sprechen, zogen sie mich bis an den Ausgang der Höhle und trochcu so fchuell als möglich hinaus. Dransicn hatten sie wieder Muth zu sprechen, erzählten ihren zurückgebliebenen Kameraden, was fich zugetragen, nnd machten mir Borwürfe über mein Betragen in der Höhle, nämlich, daß ich es hätte wagen wollen, die Schätze cmzutastcu, welche den Dfchinu oder Geistcru zur Bewachung anvertraut worden feieu. Sie waren der Aberglaube in Bczug auf die Höhle. 127 festen Ueberzeugung, daß, hätte ich mein Borhaben ausgeführt, cs nnvermeidlich nnser Aller Berderben gewesen wäre. Ich versnchte, sic von dieser Idee abzubringen; aber, wer vermag einem Volte, wie diesem, seine mit der Mnttcrmilch cingcsogcncu Vorurthcilc zn cnt reißen? Ich ließ sic also bci ihrer Mcimmg nnd machte mich bereit, den Rückweg nach El Ebnä anzutreten. Es lag uns natürlich vicl daran, noch vor Anbrnch der ^iacht die Hochebene zn erreichen, da es im Dunkel doppelt gefährlich wurde, am steilen Abhänge hinzutappcu. Um V26 Uhr stiegen wir in den Wädiy Schaqg hinab nnd gingen so schnell wie möglich, wnrdcn aber dennoch ans der halben Hohe von dcr Nacht überfallen, welche in diesen Breiten plötzlich, ohne vorhergegangene Dämmerung eintritt. Zum Glück hatten wir Mondenschcin, ohne welchen es fast unmöglich gewesen wärc, einen solchen gefahrvollen Weg zn betreten. ^ Immer längs der Felswand hin vorsichtig fortschreitend, und ans Ttcllcn, wo die Felsen den Weg überhingen, ans Händen uud Füßen fort^ kriechend, erreichten wir um 51 Uhr die Hochebene, wo wir uns neben der Zisterne niederließen. Wir zündeten Feuer an und bereiteten Kaffee, welcher ucbst Brod nnd Datteln vortrefflich mundete. Nach einer Stunde Rnhc machten wir nns wieder anf den Weg und er reichten mn 3 Uhr Morgens das gastliche Dach im Dorfe El Ebnä. 11. Juli. Bei unserer Ankunft standen sogleich alle Bedninen anf und waren geschäftig, uns zu bedienen. Einige legten Holz auf das Fener, Andere kochten Kaffee nnd brachten miscrc Por twnen Brod nnd Fleisch herbei. Des Fragens war kein Ende nnd meine Begleiter wurdeu nicht müde zu erzählen, daß ich die Geister gebannt hättc, daß, nachdcm ich eiucn Stein in den Schacht geworfen, sich fnrchtbarc Stimmen hätten vernehmen lassen lt. f. w. Nichts Wurde vergessen nnd wie gewöhnlich auf das Unsinnigste commeutirt. Die Beduinen sahen bald mich, bald die Erzähler mit großen Angen au. Stillschweigend nahm ich mcinc Abendmahlzeit ein und horchte der Erzählung der von mir vollbrachten Wunder, erhob mich dann mit dcr Erklärung: „daß sie Alle insgesammt nicht recht gcscheidt 128 Hon Ebna zum Wädiy Ssalaf. wären": die Einen, solche Ungereimtheiten zu erzählen, die Andern, sie anzuhören und zn glauben" — nnd streckte die nmdcn Glieder anf mein Schaffell. — Diese unerwartete Erklärung bewirkte eine augenblickliche Stille, die aber bald durch ein allgemeines Gelächter unterbrochen wurde. Alle traten auf meine Seite und gegen mciuc Begleiter damit auf, daft sic weniger Muth besäßen, als der fremde Acgypter, und jeder rühmte sich, bei einer solchen Gelegenheit mehr Muth zu zeigen, wie sie. Ich meinerseits wünschte ihnen iu aller Stille Glück dazn, war aber überzeugt, daft fich keiner von Allen in einem solchen Falle besser benommen, haben würde, als meine heutigen Begleiter, welche übrigens derselben Meinung zn sein schienen; denn ohne sich nm die Spöttereien zn kümmern, folgten sie meinen: Beispiele und legten sich znr Mhe. Der Thermometer stand am Morgen 5", nm Mittag und bei heiterm Himmel und Nordwestwind 20", des Abends hatte ich nicht obscrvirt. Am 11. Inli erwachte ich ^rst um 10 Uhr, sah aber keine Anstalten zum Aufbruch. Die Beduinen sagten nur, daß sie heute mir eine kurze Strecke zurückzulegen gedächten, da dieser Tag einer der unglücklichen sei und sie daher bcfürchtetcu, beim Hinabsteigen von der Hochebene Unglück zu habcu. Um V-2 Uhr verließen wir El Ebna und stiegen von der entgegengesetzten Seite des Wädiy auf die Hochebene, wo wir die Nich-tnug Süd beibehielten. Nach zwei Stunden kamen wir an einer Cisteruc vorüber, welche zwischen deu Entstchnugspnnttcn der Wädiy (^är nnd Ma'ysche liegt. Letztgenannter Wädiy zieht sich znr Rechten des Weges hin. V4 nach 4 Uhr schlugcu wir unser Nachtlager in einer kümmerlich mit Mimosen besetzten Niederung auf, welche Wädiy Ssalaf gcuannt wird. Am Morgcu hatte ich deu Thermometer uicht beobachtet, um Mittag bei heiterm Himmel nnd Nordwestwind 20", des Abends 10". 12. Juli. Nach ciuer empfindlich kalten Nacht verließen wir kurz vor 0 Uhr Morgens nnscr Nachtlager, stiegen eine halbe Stunde Gefährliche Gebirgspafsage. 129 einen steilen Abhang hinan nnd kamen etwas nach ^7 Uhr an eine enge steile Schlucht, dnrch welche der Weg führte. Bevor wir sie betraten, lösten die Beduinen die Stricke, mit denen die Kameele gewohnlich gebnndcn sind; damit, wenn eins stürzen sollte, die andern nicht nachgezogen werden. Um 7 Uhr Morgens befanden wir nns am Ansgange der Schlucht nnd am Rande des hier 1000 Fuß jäh abstürzenden Plateaus. Der Weg, der zur Rechten von dem Abgrnndc begrenzt wird, während sich zur linken eine steile Felswand erhebt, wendet sich hier plötzlich im rechten Winkel links, sodaß dic Kameclc auf einen: Namu von 6 Fuß Breite die Wcndnng machen müssen. Fast alle waren bereits an dieser gefährlichen Stelle vorüber, als eines der lctztcrn, welches mit zwei kleinen Kisten böhmischer Maswaaren beladen war, an die zn umgehende Ecke anprallte, ausglitt und ins Thal hinabstürzte. — Die Verzweiflung des Eigcnthümcrs, welcher, wie man nur sagte, mit diesem Kamccl seine gauze Habe verlor, war uubcschreiblich. Er wollte sich sciucm Thiere nachstürzen, nud würde es auch ohne Weiteres gethan haben, hätten ihn die andern Bednincn nicht daran verhindert. Am Fuße dieser Uuglückswaud angekommen, zogen wir in vielen Krümmungen eine langgedchnte sanfte Abdachung hinab, welche sämmtlich aus nngehcncrn Fclsblockcn nnd aus Schutt bestaub, vou einer Fülle aromatischer Kräuter, Staudeu uud Bäume überdeckt. Diese Anhäufuug vou Gcbirgstrnmmcrn erinnerte mich lebhaft an den Bergsturz von Goldau in der Schweiz. Anch hier »liegen, wie dort, kolossale Massen, dem Gesteine der Hochebene angehürig, in bedeutender Entfernung nmhcr. Dieser Bergsturz fand vor geraumer Zeit statt, denn ein beinahe 70jährigcr Beduiue berichtete mir: „daß, als sein Vater noch ein Knabe gcwcscu sei, sich diese Massen von der Hochebene getrennt hätten". Um '/2I0 Uhr befanden wir uus am Fuße dieses Trümmer-^birgcs und im trocknen Flußbette des Wadiy Ma'ysche ^«), iu dem ^'lr noch zehn Minuten fortschritten und daun uuter dichtbelaubtem ^röagcbüschc lagcrtcu. A. v. Wrcde'ö Reise in Habhramaut. 9 130 Sturz eines Kameels. Verzweiflung des Eigcnthümers. Die Richtung von imserm Nachtlager bis hierher ist gerade Süd. Ich folgte den Beduinen, welche mit dem Eigenthümer des verunglückten Kamcels zu der Stelle gingen, wo es zerschmettert lag. Die Ausrufungen des Schmerzes erneuerten sich hier. Voller Verzweiflung warf sich der Beduine anf sein todtes Thier, rief es beim Namen und weinte bitterlich. Knrz, der Anblick eines zerschmetterten, zu scinm Füßen liegenden einzigen Sohnes hätte einem Vater leine stärtern Aeußerungen der Trauer entreißen können. Die Beduinen starrten schweigend, anf ihre Gewehre gelehnt, in die Scene, ohne auch nur den geringsten Versnch zu machcu, den armen Menschen von dem Gegenstand seiner Betrübniß zu entfernen. Endlich machte Einer von ihnen die Bcmcrtnng, daß es Zeit sei, nach dem Rnhcplatze zurückzukehren, worauf sie ihren klagenden Kameraden mit Gewalt fortführten. Der Packsattcl, obgleich zerbrochen, uud die Halfter wurden mitgenommen. Rechts, (westlich) von der Stelle, wo wir die Hochebene verließen, erhebt sich jenseits des Wadiy Maische, ein weit über die Ebene ragendes Vorgebirge desselben, Dschebel el Ham genannt, welches in der Richtung Nordwest streicht und, so weit ich es vom Plateau aus übersehen konnte, in uncrsteiglichcn Riescnwändcn abfällt. Mit Ausnahme des Flußbettes ist der Wadiy mit einem Dickicht von Area, Nebck, Mimosen, Tamarisken, Dompalmcn, Scnnestauden, Uwar und mehrcrn Arten aromatischer Sträucher bedeckt, welches von Schlingpflanzen so durchwachsen, daß es nicht möglich, in dasselbe einzudringen. Außer den bereits früher beschriebenen Bänmen und Sträuchern lernte ich noch drei nie von mir früher gesehene kennen. Das erste Gewächs, welches mir besonders durch seine Gestalt auffiel, war der Drachenblutbanm Uhr hatten wir den tief ciugcschuittcncn Wadiy El Boyut zur ^iutcn des Weges nnd stiegen nm !) Uhr an seinen: Vcreinignngspnnttc mit dem Wadiy El Ghowayte in ihll hinab. Hier beginnt das Gebiet des Stammes Ba Ssa^d, cillcr Abthcilnng des Stammes Beny Nnh. Von hier an bleibt der Weg im Flnßbcttc des Wadiy Boyut, der mit dichten Gc^ büschcl, bedeckt ist. Kurz vor 11 Uhr lagerten wir nntcr großen laubrcichen Platanen neben einem Fclscnbcckcn, in welches sich eine starte Quelle ergießt, die etwa 50 Schritte oberhalb plötzlich ans dem Sande hervortritt und sich unterhalb des Bassins in eine enge, tiefe, mit dichtem Gestrüppe überwachsene Schlucht stürzi. Dieser Ruhe-platz heißt El 'Aqyq (der Achat), so von den vielen Achaten gc^ nannt, welche im Sande des Wadiy umherliegen. Anßcr den Achaten fand ich auch Chalccdon, Jaspis n. dcrgl. m.; alle jedoch von höchst nnanschnlicher nnd schlechter Qualität. Der Ruheplatz war so angenehm, daß ich gern bis zum folgenden Morgen dageblieben wäre, wenn die Beduinen es zngegebeu hatten; aber diese gestrengen Herren kümmern sich so wenig nm die Wünsche des Reisenden und machen überhaupt so wcuig Umstände, daß man oft alle Mühe hat, nicht gegen sie anfznbrausen. So geschieht es oft, daß ich von meinem Bcdnincn durch einen Fußtritt in die Seite geweckt werde. — Jedoch diese zarte Manier, Jemanden zu wecken, ist unter ihnen gang und gäbe, nnd ich machte deshalb, obgleich wenig davon erbaut, gute Mime zum boscu Spiele. Der Wadiy El Boyut ist von Gebirgen eingeschlossen, in welchen der Äassandstein und die ihn begleitenden quarzfclsartigcn Bildungen die vorhcrrschcuden sselsartcn sind, woher sich das Vorkommen der Wädiy Molk, Aafrä und Hadschar. 135 Achate, Chalcedom u. s. w. erklärt. Der Wädih El Boyut verewigt sich mit dem Wädiy No'män, welcher in den Wädiy El Hadschar mündet. Die Richtung des Weges von unserm Nachtlager bis El Aqya ist Süd, 30" West. Nachdem ich mich für die lange Entbehrung eines Bades schadlos gehalten hatte, brachen wir um 1 Uhr 10 Minuten auf und zogen binnen 40 Minuten den Dschebel Molk hinan, bis auf seine untere Terrasse, welche sich nach Osten allmählich abdacht, während sich im Westen das Gebirge steil erhebt. Der Liassandstein des Dschebel Molk, dessen Schichten fast horizontal liegen, ist an mehrern Stellen von 40 Fuß mächtigen Straten eines Conglommerats höchst merkwürdiger kugeliger Concrctioucn durchbrochen, welche unter einem Winkel von 45' von Ost nach West einfallen. Die kugeligen Concretionm bestehen aus Oyftsspath, sind durch ein mergelig thonig es Bindemittel verbunden und haben eine concen-trisch-schalige Textur, und zwar so, daß sie im Durchschnitte abwechselnd durchsichtige und opake Ringe zeigen, welche erstere nach dem Mittelpunkte hin an Breite zunehmen. Ihr Durchmesser war verschieden und varnrte von 2 Zoll bis zu 2 Fuß. Einige waren an der Oberfläche rauh, hart, mit kleinen Krystallen bedeckt, andere aber locker und nach allen Richtungen hin gespalten. Kurz nach 2 Uhr lag zur Linken des Weges der Wädiy Molk, welcher die uuterc Terrasse des Gebirges durchfurcht und in den Wädiy el Boyut mündet. Bon hier bis zum Wädiy ^afrä, eine Stunde Weges, überstiegen wir mehrere Höhen, deren Sandsteinbildungen von dein darin vorkommenden Eisensaudstcin röthlich-braun gefärbt sind. Ehe ich in den Wädiy Cafra hinabstieg, genoß ich eine entzückende Aussicht in den Wädiy El Hadschar. Unter dem ihn bedeckenden Palmcnwalde schlangelt sich ein Fluß hin, in dessen Fluthen sich an offenen Stellen die Sonne spiegelte. An den Abhängen des gegenüberliegenden Gebirges liegen höchst malerisch mehrere Dörfer und Wachtthürme, deren Bauart und Lage au unsere mittelalterlichen Bnrgen erinnert. Durch eine Schlncht zur 136 Ankunft in Hicn ben Dighäl. Rechten erblickte ich größere Saatfelder, die sich unter dem Palmen-Haine verlieren. Im Hintergründe dieser reizenden Landschaft erhebt sich in pittoresken Formen cm hohes Gebirge, dessen Gipfel in die Region der Wolken ragen. — Eine Stunde währte cö, bis wir an der Mündnng des Wädiy Cafrä ankamen nnd dann den Palmen^ wald des Wädiy El Hadschar betraten. Rechts an der Mündnng des Wädiy (^afrä liegt anf einem hohen, steilen Felsen das Schloß El Qäyimc '"2) M dem Dorfe gleichen Namens. Ucbcrall sah ich unter Dattelpalmen gnt bebaute Felder, welche mit Bewässerungskanälen durchfurcht sind. Wir zogcu jetzt thalabwärts und kamen nach '/2 Stnndc vor der Mündung des Wädiy Qiu-nync ^"^) vorbei. Rechts liegt hier ein Gehöfte und links auf einer Anhöhe ein Wachtthnrm. V2 Stunde wanderten wir längs den an-muthigcu Ufern des Flusses dahin und langten dann indem Hanpt-orte des Wädiy Hicn bcn Dighäl an, wo ich im Hause des Schaych Mohammed ibn 'Abd Allah Bä Räss eine gastliche Aufnahme fand. Mein Wirth ließ sogleich Datteln und Kaffee auftragen, welche ich in seiner nnd zweier Schcryfe Gegenwart zu mir uahm. Während des Gespräches fragte er mich nach seinem Bruder, der als Kaufmann in Kairo ctablirt ist, und schien ebeuso erstaunt, als unangenehm berührt zu sein, als ich ihm entgcgnctc, daß ich seinen Bruder nicht kenne. Auf meiuc Bemerkung, daß es ein Leichtes sei, in einer Stadt von 250,000 Einwohnern einen Menschen zu übersehen, erwiederte er dagegen: daß der Hadhramant noch weit großer sei als Kairo, und daß dennoch alle Glieder seiner Familie von Jedermann im ganzen'Lande gekannt seien. Gegen dieses Argument war nnn freilich Nichts einzuwenden und ich versprach ihm daher, bei meiucr Zurückkunft nach Kairo diesen Fehler wieder gut zu machen und feinen Brnder zu besuchen. — Nach beendigter Mahlzeit wies man mir eiu Zimmer an und ließ mich allein, um von meiner Reise auszuruhen. Der diebische Sultan. 137 Kaum mochte ich eine Stunde geruht haben, als mir mein Wirth einen herkulisch gebauten Manu von beinahe schwarzer Hautfarbe brachte, angethan nut einer ärmlichen Bcduiucutracht, den er mir als den Sultau Qässim ilin bcnDighät vorstellte; er setzte sich neben mich nieder uud überschwemmte mich mit eiucr solcheu Fluth uou Fragen, daß ich gar nicht wußte, welche ich zuerst beantworten sollte. Zudringlicher als diesen schwarzen Priuzcu habe ich keinen Menschen auf meiner ganzen Reise angetroffen. Alles wollte er besehen und betasten, was mir um so unleidlicher wurde, als ich bemerkte, daß er eine sehr lebhafte Ncignug blickcu ließ, sich das Eigcuthum Anderer zuzueignen; denn kaum hatte er ciuigc Worte mit nur gesprochen, so verschwand auch schon ciuc ucbcu mir licgcudc Schecrc uutcr seinem Gürtel. Ich sagte kein Wort, ließ es ihn aber merken, daß ich seiner Fingerfertigkeit Anerkennung zolle, indem ich mehrere Gegenstände, welche zwischen nns lagen, mit einiger Hast auf die andere Seite legte; welches er aber uicht zu beachten schien. Zu meiner großen Zufriedenheit befreite er mich bald von fciucr Gegenwart, nicht aber ohne mich vorher gebeten zu haben, ihm ein Messer zn schenken, welches ich cbcn erst aus dem Bereiche seiner Hände entfernt hatte. Schaych Bä Raff erzählte nur am Abend, daß in dem Schlosse El Qayilne ein merkwürdiger Bruuucn cristirc, welchen ein himyari-scher König habe ausbaue» lassen. Ich bat ihn daher, mir am folgenden Morgen einen Beduinen zn verschaffe!,, damit ich dem im Schlosse hausenden Schaych des Stammes Schoqayr einen Besuch abstatten könne, welches er mir auch versprach. Er hatte von dem Bcdnincn, welcher mich hergebracht hatte, gehört, daß ich die Höhle im Dschcbcl Schaqq besucht habe, und war neugierig auf das. Was ich darin gesehen. Nachdem ich ihu befriedigt hatte, erzählte er mir: daß in dieser Höhle, lang vor Mohammed, ein Zauberer, Namens Schaqq gewohnt habe, in dessen Körper anßer den Nippen und den Imgerknöchcln keine andern Knochen existirt hätten; daß ferner unermeßliche Schätze in ihr aufbewahrt lägcu, die vou einem Heere 138 Machtlosigkeit des Sultans. böser Geister bewacht würden u. s. w. — Solche Erzählungen sind bei diesem Volke so allgemein, daß ich denselben wenig oder gar keine Aufmerksamkeit schenkte. Mehr iutercssirtc mich dagegen, was mir der Schaych Ba Räss über die Bevölkerung des Bandes, die politische Eintheilung und den Handel mittheilte. Da ihm die Aufmerksamkeit gefiel, mit der ich ihm zuhörte, so war er unerschöpflich in Mittheilungen, und ich muß gestehen, daß ich dcu größten Theil von dem, was ich darüber erfahren habe, dicscm Manne verdaute. Schaych Bä Räsf erzählte mir unter Anderm: „daß der Sultan Qässim ibn ben Dighal noch vor 20 Jahren sehr mächtig gewesen sei, aber durch einen unglücklichen Krieg mit Ahmed ibn Mo el Wahid, Sultan von Habban, zu Grunde gerichtet worden wäre, und der ehedem so mächtige Fürst jetzt Nichts mehr besäße, als sein Haus und einige Grundstücke mit den darauf befindlichen Dattelpalmen. — Abgaben würden keine an ihn entrichtet, denn diese habe sich der Schaych der Aä Schoqayr augemaßt, welcher der eigentliche Machthaber des Wädiy sei. Dieser müsse aber einen Theil der Abgaben an den Sultan von Habbän eutrichten, welcher den obern Theil des Wädiy besitze. Die Familie der 'Abo el Wahid (Sclave des Einigen) haben mit der Familie der Bcn Dighal einen und denselben Stammvater, nämlich einen gewissen Abo cl Manah. '<") ^_ Acr hier regierende Oeduinenstamm ist eine Abtheilung des Stammes Bell Nuh. Hicn bcn Dighal (das Schloß oder der Thurm der Söhne Dighäl's) ist ein kleiner Ort von 40 Häusern und höchstens 200 Einwohnern, welche sämmtlich der Klasse der Schcryfc und Schaychs angehören. Er erhebt sich auf dem Rücken eines steilen, schmalen Gcbirgsvorsprunges an der Nordscitc des Thales. Die Häuser sind wie die im Wadiy Do^äu gebaut und wie dort mit Schießlo'chcrn versehen. Das Haus des Sultans zeichnet sich durch seine Größe aus, sowie durch seine höhere ^agc und durch die Hörner des Steinbocks, mit welchen die Ecken der Terrasse geschmückt sind. Die Straßen Der Wadiy el Hadschar. 139 sind schmal und onrch Maltern unterstützt, welche, gleich den Dämmen des Wadiy Do^än, nur ans übercinandergelegten Kieseln ohne Mörtel> Verbindung bestehen. Der Wadiy el Hadschar, nach welchem die ganze Provinz bc nannt wird, nimmt 12 Stnnden nordwestlich von Him ben Dighül am Dschcbel Ba Dschanaf seinen Anfang, bchanptet diesen Namen bis "/4 Stnndcn südöstlich von diesen« Orte und wird dann Wadiy Dschiswcl genannt, welchen Namen er 8 Stnndcn Weges beibehäll; 6 Stunden, bis znm Meere, welches er bei Biyr cl Hassy am Räss el Kelb (Vorgebirge des Hnndcs) erreicht, führt er den Namen Mayfa^a. (5s ist vielleicht das einzige Thal Arabiens, welches sich eines permanenten Wasserstandes erfrent, und vielleicht das einzige, welches einen Flnß besitzt, der zu allen Jahreszeiten das Meer erreicht. Dieser Flnft entspringt am Fuße des Dschcbcl Bä Dschanaf nnd nimmt an der nördlichen Seite des Wadiy Hadschar noch zwei starte Bäche auf, welche ans dem Wadiy Scharad nnd Carhyr hervortreten. Die Dnrchschnittsbrcitc desselben beträgt 50 Fuß nnd ist er stellen weise sehr tief. Ich sah sehr viel kleine Fische und eine Art Gra nelen in ihm. Im ganzen Wadiy El Hadschar soll kein Sperling cxistiren, und wirtlich sah ich dort auch keinen einzigen, obgleich während meiner Anwesenheit die Dattclcrntc war, wo sie sich in andern Gegenden scharenweise einfindcn. Die Einwohner schreiben dies dem Ncby Allah Hud (dem Propheten Gottes Hud) zu, welcher, um das gehorsame und ehrerbietige Betragen der Einwohner gegen ihn zu belohnen, den Sperlingen den Zutritt in dieses Thal verbot. Da ich mich nnr einen Tag aufhalten wollte, so äußerte ich gegen meinen Wirth den Wunsch, einen beschützenden Führer auf den Wadiy Mayfcsa und Habbän anzunehmen, worauf er mir ein sehr abschreckendes Bild von den zügellosen nnd räuberischen Gewohnheiten des auf diesem Wege hausenden Hcduincnstammes Eds Dsiyayby entwarf und mir ricth, diese Reise nicht zn nntcrnchmen. Jedoch einmal entschlossen, mich weder dnrch eingebildete noch wirtliche Ge- 140 Das Geschlecht der Abd el Manah. fahren abhalten zu lassen, erklärte ich, daß ich trotz dcm Allcn die Rcise dennoch wagen wolle. Er sagte mir dann, daß Niemand mich sicherer dahin geleiten könne, als ein Mitglied der Familie Abd el Manah, welche in jener Gegend hoch verehrt würde und daher im ^ande den größten Einfluß hätte; wenn mich also der einzige hier wohnende 'Abd cl Manäh dahin führen wolle, so würde ich vielleicht Nichts zu befürchten haben. Mit dem Versprechen, am folgenden Morgen wo möglich diesen Mann zu gewinnen, zog cr sich in sein Zinnner zurück. Der Thermometer stand des Morgens bei Windstille und heiterm Himmel auf 15", um Mittag bei Nordwestwind 25", am Abend bei demselben Winde 25". Die Richtung uon El Aaya bis hierher ist Süd. 14. Juli. Am Morgen des 14. brachte mein Wirth den er wünschten Abd el Manah zu mir, einen jungen rüstigen Mann, uon schwarzbrauncr Hautfarbe und vielversprechendem Aeußcrn. Bald kam ich »nit ihm üb crem, daß cr mich iibcr die Ruinen von Dbnc, Dschul-esch-Schaych, Naqb cl Hadschar und Hcän nach Habbän bringen und sich überall mit mir so lange anfhaltcn müsse, als ich es für gut befinden würde. Dagegen versprach ich, bei unserer An-tunft iu Habbän zu der ausgemachten Snmmc noch ein Geschenk hinzuzufügen, welches im Verhältniß zu seinem Betragen gegen mich stehen solle. Nach dieser Uebcreinkunft übergab mich ihm mein Wirth mit Beobachtung des schou früher bei Matalla beschriebenen Gebrauchs. Dieses wichtige Geschäft beendigt, begab ich mich mit Schaych Ssalym (so hieß nämlich mein schwarzer Schutzengel) nach El Qäyime, wo ich vom Schaych der Ba Schoqayr freundlich cm vfangcn wurde. Auch dieser ncth mir davon ab, anf dcm Territorium der Dsiyayby zu reisen, welche er als eingefleischte Teufel schilderte. „Es sind keine Beduinen wie wir (sagtc cr), die Gott fürchten und dcm Rciscndcn das Scinige lassen, — sondern Mördcr und Räuber, die weder Wort noch Eid bindet." Die räuberischen Dsiyayby. 141 Mit diesem Lobe, welches er sich und den andern Beduinen auf diese indircttc Weise auf Kosten der Dsiyayby gab, war ich mm freilich nicht ganz einverstanden; bei allcdem war es aber keineswegs beruhigend, einen Räuber, der nur dnrch die Macht herkömmlicher Gesetze oder durch Furcht abgehalten wird, den zu berauben, der mücr dem Schutze seines oder eines andern befreundeten Stammes steht, sagen zu hören, daß für einen Stamm, dcsfcn Gebiet man betreten will, alle diese dnrch die ^ängc ihres Bestehens geheiligten (ionvcutiouen ein leerer Schall sind und daß weder religiöses Gefühl noch Furcht ihu abhält, seinen räubcrischcu Gewohnheiten freien ^auf ;u lassen. Doch beruhigte mich einigermaßen seine Meinung, daß nnter dein Schutze eines Md cl Manäh die Gefahr geringer fei. Auf meinen Wunsch, die Brunnen zu sehen, führte er mich in den Schloßhof, wo mehrere Beduinen Datteln auf Matten ans breiteten. Ich bemerkte hier, das; die Fundamente der Gebäude frühern alten Äantcn angehörten, während der obere Theil derselben in nencrcr Zeit aufgeführt war. Auf rincm der Mauersteine bemerkte ich zwei himyarische Buchstaben, sonst aber nichts von alten Inschriften. — Man führte mich dann in einen großen bedeckten Raun», der ein gemauertes Bassin umschließt, das 10 Fuß ins Gevierte enthält und zu dem das Wasser durch cine Rinne von Außen hergeleitet wird. Der Schaych ließ cinc kleine Thür öffnen, durch die wir ins Freie traten. Hier steht, etwas uou der Mancr entfernt, ein ruudcr Thurm, in welchen sich der erste Brunnen öffnete, der ungefähr 3 Fuß im Durchmesser und 4 Fuß Tiefe hat. In den Seiten des Brunnens sind Köcher gehauen, welche als Treppe dienen; denn cin anderer Weg ,;n den untern Brunnen cristirt nicht. In der Hoffnung, an den untern Brunnen eine Inschrift zu finden, stieg ich mit meinem Schaych und einem Beduinen hinunter. C'twa 3 Fuß oberhalb des Brunncnbodcns ist cin Seiten-taual eiugehanen, dnrch welchen das Wasser in ihn geleitet wird. Dieser Kanal ist so niedrig, daß ich nur gebückt hindurchgehen tonnte, 142 Alte Bauten und Brunnen in Qayime. und führt in cinm Thurm, der mit einem andern iu Berbindnng steht, in welchen der zweite Brnnnen niedergeht. Dnrch diesen gelangten wir in den nntersteu Thurni, in dessen Nebengebäude der eigentliche, wasscrspendcndc Brunnen bis nntcr dem Nivcan des Flusses emgehanen ist. Das Wasser wird in ledernen, konischen Eimern, ohne Hiilfe einer Nolle oder Welle von Brnnnen zn Brunneli gefördert, bis es das Bassin innerhalb der Schloftmancr erreicht. Von Inschriften fand ich nicht die geringste Spnr, anch sind die Thürme, die Grundmancrn abgerechnet, ncnercr Construetion. Obgleich dieses Vrnnnenwert den Brnnnen ^Adcns nicht gleichkommt (wenigstens hinsichtlich der Solidität des Gesteins), su ist es doch nichts desto welliger ein bewundernswürdiges Wert, welches auf Zeiten höherer Cultur hindentct. Welche Ursachen walteten ob, die Nachkommen jenes civilisirtcn Volkes in ihren jetzigen Zustand der Brutalitätzu versenken und ein Land, welches die alten Geschichtschreiber und Geographen ein reiches, fruchtbares und daher glückliches nannten, in eine wüste Einöde, in den Tummelplatz roher Horden zu verwandelt,? — Auch hier hat sich der gcisttodtcuoc Cmfluft der Religion Mohammed's kund gegeben, deren sinnlose Formen und leerer Wortschwall im Verein mit der nnseligcn ^chrc des Fatalismus die colcrn Scelcnkräftc der Vültcr cntschlnmmcrn lieft. Das Hcidcnthum mit seinen Vchrcn voll Poesie, das Erblühen der Knuste nno Wissenschaften — das Christenthum Pflanzte sie fort nnd baute auf unvergänglicher Basis das schönste aller Gebäude, „das Glück der Völker", indem es mit trostbringendem ^icht die Macht der Barbaren verdrängte. Die Religion des Qoräns aber wie ein zerstörender Brand anf die Bahn der Zeiten geworfen, vernichtet jedes Gefühl für Humanität, erstickt jeden Keim, aus welchem sich eine beglückende Civilisation entwickeln könnte, und verwandelt blühende Bänder in grauenerregende Wüsteneien. Bei unserer Zurückkunft verabschiedete ich mich bei dem Schaych Bewässerungssystem. 143 und verließ das Schloß, mn noch cinm Sftaziergang im Thale zu machen. Anch hier ist das Bewässerungssystem im Gange, das ich im Wädiy Dl/än beschrieben habe, jedoch mit dem Unterschied, daß hier weder das Flußbett, noch die Kanäle eingedämmt sind. Ans der knrzen Strecke von einer Stunde sah ich drei Wehre im Flusse, welches ans einen ziemlich starten Fall des Wassers schließen läßt. Den Rest des Tages benutzte ich zum Niederschreiben meiner Notizen und zu den Vorbereitungen zur Reise. Der Thermometer staud mn Morgcu bei Windstille und starkem Nebel 25", um Mittag bei heiterm Himmel und Nordwestwind 36", des Abends 28". Fünftes Capitel. Die Ruinen von 'Obnc. Abreise von Hicn ben Dighäl. — Wädiy No'mäu. — Dschul bä Daghuth. — Wädiy Dschiswel. ^ Dschebel Na'ab. — Ein erloschener Bulkan. — Wädiy 'Obne. -^ Ruinen uon 'Obne. — Wädiy 'Arär, — Zur Charakteristik der Ne^ dmnen. — El Dschowayre. — Qobbet el 'Ayn. ^- Die Bay Hardscha. — Wädiy Mayfci'a. — Ankunft in Dschnl csch Schllych. - Schaych 'Omar ibu 'Abd er Rahman ben 'Abd el Manah. — Abreise. — Saqqmnc. — Anfall der Dsiyayby. — Iiüctrcisc nach Dschul' csch Schaych. — Abreise. — Wädiy El Hadheua. — Dschebcl 'Alqa. — Wädiy Soqqaymr. — Ec (^odayrc. — Wädiy Scharad. ^ Zweiter Anfall der Dsiyayby. — El Hodä. — Wädiy ^arhyr. — Ankunft in Hicn ben Dighal. 15. Juli. Am 15. Illlt ucrlicßcn wir tnrz uor 7 Uhr das Haus mmics gastfrcicit Wirthes und dcfaudcu uuö bald uuter dm fruchtbcladmcu Paliucu au dcil Uftru des Flusses, dem wir thalabwärts rüstig mtlaug schrittcll. Mciu Tchaych war liicht so gesprächig wie die Hedmucn, mit deucu ich bwhcr reiste, deuu still-schwcigcud trieb er sciu Kmnccl vor sich her uud saug uur dauu uud wauu ciuige au dasselbe gerichtete Worte, um es zum raschcru Schritte aufzmuuutcru. Die Sitte, dcul Kameele uorzusiltgeu, herrscht im ganzen Drieut, uud die Kamccle horcu den lHesaug geru uud uchnieu auch, sobald gcsuugcu wird, eiucu raschern Schritt au. — Die Worte des Gcsauges haben gewöhnlich Bezug auf die Eigenschaften des Thieres oder auf die Beschaffenheit des nächsten Nnhcftlatzcs. So hörte ich uuter Auderm die Bcbuiucu oft siugcu: „O! uteiu HtllMccl! Reiselicder. Wädiy No'män. 145 Deut Rückm ist breit und fleischig! Du trägst mehr wie andere Kamcclc! Deill Gang ist rasch und sicher, und Du wirst nicht müde!" — Oder auch: „Vor uns liegt ciu Brnuucu! Eiu Bruuneu mit süßem Wasser! Du wirst unter den Gaumen ciuhergchcu, unter Bäumen voll saftiger grüner Blätter" n. s. w. Nach '/4 Stnndc sah ich rechts vom Wege, auf einer Anhöhe, fast in der Mitte des Wädiy einen Wachtthurm, welcher Hicn cl Misnc genannt wird. Zehn Minuten später kamen wir an das Dorf Dschnl bä Uaghuth '"''), N'clchcs au der westlichen Seite der Mnuduug des Wädiy No^näu liegt uud gegen M) (Anwohner zählt. Der Wädiy ^lo'nlän ist eine halbe Slnndc breit nnd mit Dattelpalmen bedeckt, unter denen vortrefflich angebaute Felder liegen. — Wir hielten hier an, da der Schaych zu ciuem seiner Bekannten gcheu mußte, um eiucn Wasserschlauch zu holen. Ungefähr 300 Schritt vom Dorfe entfernt, liegt unmittelbar am Dorfe ein Wnchtthnrm, welcher dazu dient, die Einwohner, wahrend sie Wasser holen, zu beschützen. — Knrz vor 8 Uhr setzten nur unsere Reise weiter fort. Die Palmcu uud mit ihnen die Saatfelder verschwinden schon nach 10 Miuuten, uud das Thal vereugt sich plötzlich zn einer etwa 40 Fnß breiten Schlucht, die einen Höhcnzng durchschneidet, welcher die Dschebel No'män uud Matny"«) vcrbiudct. Ntit starken! Oetöse stiirzt sich der Fluft iu diese Schlucht uud drängt sich schäumend durch die Felscutrnmmer, welche seinen Vans hemmen. Der Weg führt etwas bergan und IV2 Stnndc zwischen der Schlncht und dem Abhänge des Dschcbcl Ni/män hin. Dieser Nerg cntsrudet eiueu Ausläufer nach Südost, welcher den Namen Dschcbel Dschofayye "^) führt. Von diesem Höhenzuge stiegen wir in ein breites Thal hinab, welches Wädiy Dschiswel genannt wird und mit cmcm Dickicht von Area, Platanen, Mimosen und Tamarisken besetzt ist, durch welches sich der Fluß schlangelt. Um 10 Uhr lagerten wir unter dem Lanbdache einer nesigeu Platane am linken Ufer des Flnsscs. 146 Gebirgsbilduug. Wädiy Dschiswcl. Die dammartige Ablagerung dcs tertiären Kalksandsteins, welche die bcidcu Dfchcbcl N'o^nau und Matuy verbindet und durch welche sich der Fluß Bahn gebrochen hat, hat cinc Höhe von nugcfähr 150 Fuß. Nahe bei unscrni Ruheplätze braust aus der Schlucht der Fluß heruor und ergießt sich in ein kreisförmiges Becken, welches eine Tiefe von mindestens 20 Fuß mißt und augenscheinlich durch den Fall des im Anfang über den Damm fließenden Wassers eutstandeu ist. Denn allem Anschein nach war der Wädiy El Hadschar früher von einem Landsee bedeckt, welcher nach vollendeter Auswaschung der Schlncht vollständig abfloß. Anch bellten die Süßwasserdiluvieu darauf hin, mit welchen ich später den westlichen Theil des Wädiy, von El Hodä aufwärts, auf cinc Strecke von .^ Stunden überdeckt fand. Der Fluß war hier reich au Forelleu lind karpfenartigcn Fischen. Gegen '/2^ Uhr brarhcu wir auf und verfolgten den Vans des Flusses bis '/4 nach .'! Uhr, wo wir die bisherige südöstliche Richtung verließen uud, uus nach Süden wendend, eine Anhöhe erstiegen, auf welcher der Weg einem bedeckten Gebirge zuführt, welches den Namen Dschebel No'äb trägt und nur durch eine Niederung von dem hier steil abfallenden Dscheücl Matuy getrennt ist. Um 4 Uhr genoß ich eine herrliche Allssicht in das Thal, au dcsseu westlicher Seite eiu burgähnlicher Bail liegt, welcher Hicn et Tawyle heißt. In dein Bette des Wädiy Ni/äb, welcher bei diesem Bau in den Wädiy Dschiswel mündet, erblickte ich mehrere mit Saat fclderu umgebene Häuser, welche von den Beduinen des Stammes Bä Dorns bewohnt werden. — Dieser Stamm ist eine Abtheilung dcs Stammes Beny Nuh. Von Hicn et Tawyte abwärts wird das Thal Wädiy Mayfa'a genannt. Das Vett des Wädiy No'äb verfolgte», wir eine Stunde in südwestlicher Richtung uud stiegen dann eineil schroffen Abhang hinan, an welchem trin anderer Weg war, als die vorspringenden Schichten der Grauwackc. Mau ist in Europa der irrigeu Ansicht, daß das Kameel unr alls ebenem Boden fortkommen könne und in den Gebirgen von wenigem Geologisches. 147 Nutzen oder auch ganz und gar uicht brauchbar sei. Allein sowohl hier, als anch bei vielen andern Gelegenheiten habe ich mich vom Gegentheil überzeugt, nnd oft mit Erstannen den sichern Tritt nnd die Leichtigkeit bewundert, mit welcher dieses Thier ans den schwierigsten Gebirgswegen einherschreitet. Wir hatten 40 Minnten znr Ersteigung dieser Anhöhe gebraucht und betraten jetzt eine Gegend, welche in geologischer Beziehung ciue der merkwürdigsten ist, die mir während meiner Neise aufstieß. Der Weg führte nämlich in eine kreisförmige Niederung von 10 Minuten Durchmesser, die von einem 20 Fuß hohen wulstigen Nnude erstarrter Vava nmgeben ist. Längs der innern Seite desselben erheben sich mehrere kouischc Hügel, welche man beim ersten Anblicke für Ascheu-haufeu ansehen könnte. Bei näherer Besichtignng jedoch fand ich, daß sie ans Aimstein bestanden, dessen Oberfläche schon sehr verwittert war. Sie sind von Ströunmgen eines schwarzen Obsidians durchsetzt, welcher als schwer zu verwittcrudes Gestein über die Oberfläche der Hügel vorsteht. — Die Lava ist schwarz, voll ruudcr, oft ganz schwarzer Blascuränmc, Oliuiu nud glasigen Feldspat!), Krystall-kreide enthaltend. — Die schanerlichm Klüfte, welche in den Wänden des nahen Gebirges gähnen, nnd die bedeutenden Hcbnngen der Schichten in der nächsten Umgcbuug des Kraters zeugen von der erschütternden Gewalt, mit welcher sich hier das plntonische Element Bahn brach, geben der Gegend einen höchst bizarren, wilden und großartigen Charakter, der anch anf die lebhafte Einbildnngskraft der Araber einen starken Eindrnck gemacht hat. „Gleich feurigen Phantomen" (erzählt Ulan fich) „streifen hier nächtlicher Weile Geister nmher nnd vernichten jeden tollkühnen Sterblichen, der es wagt, au diesem ihren Tnmmel-Platzc zn übernachten." So hat sich die Sage von den Schrecknissen, deren Schauplatz dieser Ort einst war, bei dem Volke fortgepflanzt nnd dem Glauben an bösartige Feucrgeistcr seine Entstehung gegeben. Sie nennen daher "nch diesen Ort: Omm cl Dschinny, d.i. Ort der Geister. Nachdem wir dcu südwestlichen Rand des Kraters überstiegen io ^ 148 Der Wädiy 'Obue. hatten, zogen wir bis zum Wädiy ^Obuc 40 Minuten lang ciuc sanft abgedachte (ibcuc hiuab, welche von einem ^avastrom bedeckt ist. Noch eine kleine Strecke verfolgten wir den Wädiy und lagerteil uns nuter einer großen Mimose. Während wir mm hier an einem hell-lodernden Feuer sitzend Misere srngalc,Abendmahlzeit hielten, wnrden wir dnrch das plötzliche Aufspringen des Kameclö aufgeschreckt. Zu gleicher Zeit erblicktcu wir iu einer ^ntfermmg von l5 Schritten zwei große Hyänen, welche aber, als wir mit Feuerbräudeu bewaffnet, auf sie loögingeu, eiligst die Flucht ergriffe«. Wir baudcu das Kameel au dcu Baum, beendigten uufcre Abendmahlzeit nud legten uns zur Nuhc, die auch in dieser Nacht nicht weiter gestört wurde. Am Morgen stand der Thermometer bei starkem Nebel und Wiudstillc 25", am Mittag bei heiterm Himmel uud Nordwcstwiud W , am Abend 25". 16. Juli. Am 111. friih '/4 nach 5 Uhr machten wir uus auf deu Weg, und verfolgtcu den Wädiy, der sich mit sehr starkem Gefalle durch ein Jura-Dolomit Kaltgebirge wiudet. Die Thalsohle bildet ciuc vollkonnnene Treppe, deren Stufen cinc Hohe von 1—5 Fnß haben. (5inc Viertelstunde Weges hatten wir zurückgelegt, als mir der Schaych auf der zur Vinken des Weges liegeudeu Anhöhe die Nnincn eiueö altcu Baues zeigte. Ich stieg hiuauf, fand aber N'ichts als einen alten Echutthanfcu, iu dem man herumgewühlt hatte, wahrscheinlich nm Schätze zu suchcu. Behaucnc Steiue, Ziegel uud zerbrochenes Töpfergcschirr lagen nmher. Das Gebäude war, uach dem HüUerial zu urtheilen, gewiß aus schr alter Zeit und mochte wohl ein Wachthnrm gewesen sein. Um '/^7 Uhr horte die treppcnfürmigc Abdachung des Thales auf, uud ein sandiger, mit Gerölle bedeckter Pfad waud sich zwischeu großcu Felsblöckeu. Kurz vor 7 Uhr laugtcu wir bei deu merkwürdige» Nuineu au, welche von den Arabern Hicu el/Obuc gcuauut werden. Vou nnscrnt Nachtlager bis zn diesen Ruinen hatten wir beständig die Richtnng Süd, 20" West eingehalten. UcberauS kümmerlich ist die Die Rumcn von ^Obnc. 149 Vegetation cms dieser Strecke, und nnr nntcr einem großen schiefliegenden Fclsblockc fanden wir Schlitten. Die Rninen von Dbnc sind nicht die einer Stadt, wie ich mir vorgestellt hatte, sondern die einer Man er, welche quer durchs Thal gezogen ist nnd dann über einen nicht sehr steilen Berg geht, welcher den Wädiy Dbnc in Westen begrenzt nnd im Osten an einer tiefen, wie ein traben gestalteten Schlncht endigt, an deren entgegengesetzter Seite eine Anhöhe sehr steil abfällt. Diese Anhöhe und der Thnlboden bestehen ans Oranwacke, der gegenüberstehende Berg ans Inra-Kalkstein. Dem östlichen Cnde der Maner gegenüber zieht sich von der Anhöhe eine schmale Schlucht nieder, welche anch durch eine Maner geschlossen ist, an der man am Boden ein viereckiges Voch gelassen hat, um das Negcnwasser durchstießen zu lassen. MO Schritt südlich von der großen Mauer fällt die Thalsohlc ciuigc 30 Fuß ab, und der Wädiy, welcher von da an ''Arär genannt wird, ist so ziemlich mit Arc'a, Mimosen nnd Dompalmcn bepflanzt. Einige 5)0 Schritt weiter mündet östlich ein anderer Wadiy ein, nach welchem obenbemcrktc Anhöhe sehr steil abfällt, aber da, wo sie gleichsam ein Vorgebirge bildet, eine weniger steile, stufenförmige Abdachung zeigt. Da mm von diesem Punkte aus die Hauptmauer umgangen werden kann, so hat man den Gipfel des Vorgebirges mit liner Maner gekrönt, die, wcun anch nicht so groß, doch hinsichtlich ihrer Banart der großen Mauer gleicht. Die Hanptmauer ist im Thalc gleich gut erhalten, dagegen am Berge und am AbHange desselben zerstört. Die großen Qnadern sind sorgfältig behancn und uu'l einem Mörtel zusammengefügt, der beinahe so hart geworden ist, wie das Gestein selbst. Die Höhe dieser Mauer ist 0 Meter nnd ^ Centimeter, die Breite Uhr Nachmittags war ich mit der Aufuahmc alles dessen Zu Staude, was mir dieser merkwürdige Ort bieten konnte, nnd gab daher den Vorstellungen meines Schaychs Gehör, der durchaus weiter thalabwärts übernachten wollte, weil einerseits das nöthige Futter für seiu Kameel daselbst zu finden wäre, nud andererseits, weil dort nicht zu befürchten sei, mit den au der Mauer uächtlicher-' weile umherschweifcudeu Geistern in Collision zn geratheu. Wir ^gen also noch '/4 Stunde weiter nnd lagerten au eiuer gebüschreichen Stelle des Wädiy 'Ärar am Fuße des Dschebel'Ärar. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille nnd heiterm Himmel 20", 154 Fruchtbarkeit dos Wädiy 'Ärar. uiu Mittag bei Nordwcstwind 36", an: Abend bei sehr schwachem Südwcstwind 25°. 17. Inli. Am 17. Inli früh (10 Minntcn vor 5 Uhr) verfolgten wir den Wädiy 'Arär in südlicher Richtung. Es herrschte vollkommene Windstille und die Hitze wurde um 8 Uhr schon so drückend, daß wir nnscr Vorhaben, erst um Mittag zu ruhen, auf-gabcu und nns schon mn !) Uhr nntcr einen: Dome des herrlichsten Grüus lagerten. Das Thal ist hier ungefähr 400 Schritt breit und von niedrigen Hügeln des Nnmulitcnkalks eingeschlossen. Die Vegetation ist herrlich. Riesige Palmen, schlanke Areas, Mimosen nnd Nebet bilden hier ein Dickicht, welches von blumenreichen Schlingpflanzen dnrchflochtcn wird. Uiu das schmackhafteste Trinkwasscr zn bekommen, brancht man nnr höchstens 1 Fuß tief in den Sand des eigentlichen Flußbettes zn graben. Der Boden besteht aus mergeligem Thon, mit etwas Sand vermischt, uud töuute Tausende von Menschen ernähren. Kaum hatten wir einige Minuten gcrnht, so hörten wir die Stimmen mehrerer Männer dnrch das Gebüsch schallen, und bald erblickten wir auch acht bewaffnete Beduinen, wie es schien, Frcnndc meines Schaychs; denn nachdem sie sich gegenseitig begrüßt hatten, setzten sie sich nieder. Da sie nnr weder die Hand gegeben, noch mich sonst begrüßt hatten, so ahnte mir nichts Gutes. Es danertc anch nicht lauge, so entfernten sich zwei von ihnen und riefen meinen Schaych, dem gleich daranf die übrigen folgten. Während ihrer langen Untcrrcdnng beobachtete ich ihre Bcwcgnngm und Blicke, nnd sah auch bald, daß von mir die Ncdc sei, sowie daß sie es daranf abgesehen hatten, mir einige Thaler abznprcsscn. Ich hatte mich nicht geirrt; denn, nachdem sie zurückgekehrt warm, führte mich Schaych Ssalym auf die Seite und erklärte mir, daß ich den Beduinen 50 Thaler Passagcgcld zn zahlen hätte, widrigenfalls würde er mich verlassen nnd allein nach dem Wädiy El Hadschar zurückkehren. Schon bekannt mit solchen Bednincnknnststücken, verweigerte ich entschieden diese oder irgend eine noch so kleine Summe und erinnerte Versuch zur Gcldcrpressung. 155 ihn, daß er sich verpflichtet habe, mich sicher nach dein Orte meiner Bestimmung zu bringen. Es sei daher seine Sache, sich mit den Beduinen abzufinden; übrigens möge er thun, was er verantworten könne. Wie ich es vorausgesehen hatte, so geschah es. Er versuchte nun, mich zu überreden, nnd drängte einige Male, das Geld hcrzngeben; da ich ihn aber keiner Antwort würdigte, so brach er mit der ganzen Trnppe auf, nahm sein ^amecl nno zog von dnnncn. Ich that, als bemerke ich den Abzug nicht, nnd blieb rnhig anf meinem Platze sitzen. Mein Dachayl kam nach V^ Stunde wieder und theilte mir ganz im Vertrauen mit, daß es seinem Einflüsse gelungen sei, die Bcdninen mit 25 Thalern zufrieden zu stellen. Ich solle doch nicht so hartnäckig sein und diese Summe zahlen; denn sonst müsse er mich ganz gewiß verlassen. „Und was wird dann Dein Schicksal sein?" setzte er hinzn. „Entweder bringen Dich die Beduinen mn, oder Du wirst von wilden Thieren zerrissen, oder Dn verhnngcrst in diesen Bergen! — Darum bezahle lieber das Geld, damit wir weiter ziehen können." — Ich erwiederte so barsch als möglich, daß ich auch nicht 25 Kaffeebohnen hergeben würde, und daß ich, was meinen Untergang anbelange, nntcr dem Schutze Gottes stände, ohne dessen Willeu keiu Haar meines Bartes gekrümmt werden könne. Er aber sei nicht viel besser als ein Räuber, obgleich er sich einen Schaych und Md el Manäh nenne; er möge also seiner Wege ziehen, wenn cr es glanbe zn dürfen. Nach diesem Bescheid verließ er mich mit den Worten: „Du hast mich nicht hören wollen, Dein Älnt komme über Dich!" — Worauf ich ihm zurief: „Nicht über mich komme es, sonderu über Dich, der Du handelst wie ein Vawwäq (Trcnloscr)! Schande über Dich uuo Deinen Stamm, Md el Manäh!" Nach Verlauf von '/.^ Stnndc horte ich die ganze Gesellschaft znrMommen, ohne daß ich jedoch dnrch eine Bewegung verrieth, daß ich es bemerkte. Sie setzten sich wieder neben mich hm nnd vcr^ langten zehn, dann fnnf nnd endlich nnr einen Vicrteltyalcr, welche 15 s; Aussöhnung mit dm Näubcru. Forderungen ich alle in einem sehr bcstinunten Tone von mir wies. Als sie sahen, daß mich bis jetzt Nichts eingeschüchtert halte, versuchten sie e5, nur auf eine andere Art Furcht cinznjagcu. Einer von ihnen zündete die ^nntc seines Gewehrs an, öffnete die Pfanne und setzte mir die Mündung auf die Brnst, mit der Drohung mich zn erschießen, wofern ich ihren Forderungen nicht Genüge leisten würde, ein Anderer versetzte mir zugleich Kolbenstoße iu den Nucken. Obgleich ich übcrzcngt war, das; der Beduine mich nicht erschießen würde, so hatte ich doch die Besorgnis;, daß sich das Gewehr dnrch Unvorsichtigkeit entladen lönnc, zumal die brennende ^untc kaum 1 Zoll hoch über der offenen Pfanne schwebte. In der Hoffnung, daß sich mein Schaych ins Mitlel schlagen würde, verhielt ich mich noch einige Augenblicke leidend. Als ich aber sah, daß derselbe lachend zusah, so machte ich dem Unfngc ein summarisches (5ndc; das heißt, ich riß mit der cincn Hand die Mündung des Gewehrs von der Brnst nnd gab mit der andern Hand meinem Gegner cincn so derben Fanstschlag vor die Stirn, daß er rücklings zn Boden fiel. Ich erwartete jetzt, daß mich der Beduine mit der Dschcmbiyc angreifen würde, uud zog deshalb die meiuigc. — Allein Nichts von Allcm erfolgte. Im Gegentheil lachten Alle, selbst der Geschlagene. Man gab mir gute Worte, verzichtete cmf jede Contribution nnd setzte sich mit der Bcmcrknng nieder: „daß ich ein Mann mit weitem Herzen, d. i. ein nmthigcr Mann sei". — (Hs wnrdc Kaffee gcwmken. Mein früherer Gegner setzte sich mir znr Seite nieder, gab mir die Hand nnd wechselte znm Zeichen der Versöhnung die „Kaffeetasse" mit mir, kurz. Alles war wieder ins alte Gleis gebracht. Im Verlauf meiner Reisen in, Orient habe ich sehr oft Gelegenheit gehabt, zu bcmcrleu, daß bei einem rohen Volte nnr derjenige imvonirt, der bei einer kräftigen Pcrföulichkeit Muth uud Geistesgegenwart besitzt. Daher darf mau nie unterlassen, solchen anmasimden Forderungen gegennber eine rnhige, feste Haltnng auzu^ nehmen, und sich nur dann Thätlichkeiten zu erlauben, wenn dic Sache im Wege der Güte nicht bciznlcgen ist. Aber auch dann muß Begriffe über Ehrenkränkungen, 157 mau sich hüten, seinen Gegner anf eine Weife zu behandeln, »velchc in feinen: nnd Anderer Nngen für schmachvoll gilt. Hätte ich z. Ä. dem Beduinen eine Ohrfeige statt des Fanstschlages versetzt, so wäre cine solche Beleidigung nnr mit meinem Bllltc abznwaschen gewesen; dahingegen lag in den: Faustschlage nichts Beschimpfendes, und das gute Vernehmen wnrde bald wieder hergestellt. Bald nach Beendigung dieser Eeenc verließen nns die Beduinen, wir aber wanderten erst am Mittag weiter, wo wir noch eine halbe Stnndc den Wädiy verfolgten nnd dann die den Wädiy znr Linien begrenzenden Anhohen bestiegen, anf deren ^ciicken sich eine von aller Vegetation entblößte Ebene nach Südwesten ausdehnt, welche in dieser Richtung allmählich abfallt. Bon diesen Mntten aus erhebt sich znr Rechten in einiger Entfernnng ein hohes Gebirge, der Dschcbel ^Arciule; links ragen die gezackten Gipfel des düstern Dschebel El Ocayde. ^'") Drei Stunden bleibt der Boden felsig, dann aber be ginnt ein tiefer Sand, aus dein im auffallenden Gegensatze zn seiner blendenden Weiße mehrere l()0 Fnß hohe, kugelförmige, schwarze Hügel hervorragen. Im Hintergründe endigt die Sandwüste an der fenchten Wüste des indischen Oecans. Etwa '/2 Stunde vom Meere entfernt überstiegen wir einen Damm oder vielmehr einen tammartigen Dnrchbrnch des Basaltes, der von Rorden nach Süden streicht, nahe am Meere in einem tegel formigen Hügel endigt nnd mit den früher erwähnten Hügeln in Verbindnng steht, ^nrz vor die Mimosen nnd Tamarisken von der Wurzel bis in die Einsten Spitzen der Zweige vollkommen allsgehöhlt, sodaß ich ohne 158 Ankunft am Moeresstmndc. große Mühe einen 20 Fuß hohen Baun: umrcißcn konnte. Sie scheuen das Vicht nnd ban«: daher bedeckte Gänge, in denen sie bis zn irgend eincr Oeffnnng der Nindc lanfcn; denn diese verzehren sie nicht, nagen sie cmch nirgend an. Ich zerstörte einen Gang, den diese Ameisen gcbant hatten, sie arbeiteten aber so emsig, das; der Schaden bald wieder ausgebessert war. Diese kleine weiße Ameise heißt bei den Arabern El Arda nnd ist die ^orinLß fatalo des ^innc. Die Hanfttrichtung von Hicn el Dbnc hierher ist gerade Süd west. Der Thermometer stand am Morgen bei heiterm Himmel nnd Windstille 22", nm Mittag bei schwachem Nordwcstwindc 36", am Abend 25". 18. Juli. Am 18. früh nm 5 Uhr verließen wir nnser sandiges Lager nnd wateten in der Nichtnng Nurdwest zwischen nnd über Sand dü'ncn hin. Nach einer Stnnde betraten wir eine kiesige Ebene, die im Norden nnd Nordwcsten uon hohen Sandbergcn begrenzt wird nnd ans denen sich mehrere kleine Waldungen von Dattelpalmen gruppircn. Um V^ nach 7 Uhr erreichten wir El Dschowayry, ein 10 Minntcn von: Meere, am Abhänge eines Sandbcrgcs gelegenes Dorf des Stammes Ess Ssolaymany, einer Untcrabtheilnng des Haufttstammeö der Dsiyayby. Es besteht ans einigen 60 ärmlichen Hütten, zwischen denen eine Moschee und einige massiv gcbante Hänscr stehen. Die Einwohner beschäftigen sich hauptsächlich mit Fischfang, liegen aber auch der Viehzucht und der Jagd ob. Ackcrban wird nnr sehr wenig betrieben, da der sandige Boden nicht dazu geeignet ist. Wir kehrten in das Haus eines Bekannten meines Schaychs ein, wo wir frenndlich bewirthet wurden. Ich hatte in Hicn bcn Dighäl einem Kranken etwas Arznei gegeben, und der Hauswirth, der dieses durch Schaych Ssalym erfahren hatte, bat mich, einen armen kranken Mann zn besnchen, der am Ufer des Meeres in einer Hütte wohne. Ich besuchte den Kranken, der in einem sehr heftigen Fieber lag. Da man aber in Arabien mit Arzncicngebcn sehr vorsichtig sein mnß, so erklärte ich, daß ich bei dieser Krankheit Nichts thun tonne. Man Ei« seltsamer Talisman. 159 bat mich, dem Kranken ein Amnlctt zn schreiben, welchem Verlangen ich anch nachkam, indem ich ans Schiller's „Vied von der Glocke" den bekannten Vers schrieb: Gefährlich ist's den ^en zn wecken, VerderdNch ist des Tigers Zahn; Iedüch das Schrecklichste der Schrecken, Daö ist der Mensch mit seinem Nah». Unterschriftlich fügte ich meinen Namen bei. Die Fran des Kranken legte das Papier sorgfältig zusammen, nahte es in ein Stück ^cder ein nnd hing es dein kranken um den Hals. Zugleich hörte ich sie zu ihrem Manne sagen: „er solle bis zn seiner Genesung zu irgend Jemand so hoch als möglich ins Gebirge gehen". Ich hatte hier die Gelegenheit, die Fahrzeuge zn sehen, welcher sich die Araber beim Fischfang bedienen. Es waren ihrer zwei Arten, nnd ich mnß gestehen, daß es wohl nicht etwas Primitiveres geben tmm. Die ciuc Art besteht aus 10—12 armstarkcn, 6—7 Fnß langen znsannnengebundenen Aesten. Anf diesem Floß ist eine Matte ausgebreitet nnd einige ans Palmblättcrn geflochtene Korbe sind an ihm befestigt, um die gefangenen Fische darin aufzubewahren. i>twas nach vorn ist in der Mitte eine Vorrichtung, nm eine Stange darin befestigen zn können, an der eine Matte als Segel anfgezogeu wird. Ein Paar Stücke Holz dienen als Ruder. Die zweite Art ist ebenfalls ein Floß, welches aus 6 anf-geblascnen Schläuchen besteht, anf denen eine Art Rost von zusammengebundenen Dattelzwcigen ruht. Diese letzte Art der Flöße, nnd wahrscheinlich anch die erstere, war schon in den ältesten Zeiten in Gebrauch; denn Ptolemäns erwähnt derselben in seinem 6. Buche bei der Beschreibnng des Sinns Sachalitornm, uud Arriau in seiner Beschreibung des Erythraischen Meeres. — „Znr Zeit der Blüthe des sabäischcu Reiches" (erzählt Diodor bon Sicilicn) „wohnte an der Küste des indischen Meeres, 'U! glücklichen Arabien, ein Volk Debac genannt, mit wel- 160 Die Dsiyayby. Ayn ba M'bct. chcm die Sabacr Handclsverbinduugcn pflogen." ^- Vcr-niuthlich find diese Dcbae und die Dsiyayby "") rin nnd dasselbe Volk. Wenigstens ist kein Grnnd vorhanden, die Identität in Zweifel zu ziehen. Um Z Uhr Nachmittags verließen wir diesen gastlichen Ort, welcher mich bei weitem günstiger fiir die vcrrnfenen Dsiyayby gcstinnnt hatte. Wir stiegen den mit Dattelpalmen besetzten Sandberg hinan, ans welchem ein gemauerter Wasserbehälter die wenigen mit Tabak bepflanzten Felder bewässerte. Eine alte Wasserleitung, welche in ihn mündet, verliert sich nördlich in dem Sande. Um '/4 nach 3 Uhr gelangten wir wieder an eine Gruppe von Dattelpalmen und ein Bassin, welches, wie das frühere, durch eine Wasserleitung gespeist wird. Bis hierher sah ich bedeutende Snbstrnetionen eines alten Baues, wahrscheinlich einer Maner, stellenweise vom Sande entblößt, deren bchauenc, sehr große Quader mit einem sehr festen Mörtel vcrbnnden sind uud daher einer sehr alten Zeit anzugehöreu scheinen. Eine Viertclstnnde weiter lag zur Rechten des Weges das von Palmcu mugebmc Dörfchen "Ayu bä Mi'bct. Hier taufte mciu Schaych einen ledernen Beutel voll gesalzener Fische von der Größe der Sardellen, von den Arabern Wark genannt. Bon diesen gab er dem Kameele täglich eine oder zwei Hände voll, die von ihm mit Begierde gefressen wurden, sie ersetzen die Salzlecke, welche znr «ärhaltung der Gesundheit dieser Thiere erforderlich ist. Ich sah auch in der Folge in andern Gegeudeu des Ha-dhramauts die Bedniueu ihren Kameelen von Zeit zu Zeit solche Fische reichen. Um 4 Uhr trafen wir, gleichfalls zur Rechten des Weges, auf einen andern kleinen Ort, Namens Fyn Fhwayry. Im Norden erheben sich die Sand Hügel noch bcdcuteud uud sind hier uud da mit Gruppeu vou Dattelpalme»! besetzt. Diese aus dem dürren Flugsande stcllenweis hervorbrechende Vegetation verdankt ihr Dasein dein Wasser des Wädiy ^Nrär, welches auf dem vom Sande bedeckten, fcsteu mcrgeligcu Thone, der Tihänm Wanderung der Küste entlang. 161 (Niederung) znfließt. Dieser Thon bildet nämlich einc dem Dschebcl Arcime vorliegende Terrasse, auf welche der Wädiy ^Arar ans^ mündet. Der Weg wird nun, des tiefen Sandes wegen, außerordentlich beschwerlich; besonders wnrdc er uns aber noch dadnrch ermüdender, daß sich kein Lüftchen regte und die Hitze dnrch den erhitzten Sand noch bedcntend gesteigert wnrdc. Erschöpft kamen wir um 5 Uhr in dem Dorfe Qobbet el Ayn an, wo wir bei einem Frcnnde Schaych Ssalym's Nachtquartier uahmcu. Das Dorf zählt nngefähr 400 Einwohner vom Stamme der Ssolaymäny, liegt an dem Abhänge der sandigen Höhen und besteht aus lanter massiven Häusern, zn deren Erbammg das Material größtentheils den Ucberrcsten alter Ballten entnommen ist. Seine Entfernung vom Meere beträgt '/2 Stunde. Die Einwohner treiben Fischfang, Viehzucht, Jagd nnd etwas Ackerban. Die Nichtnna. von nnscrm Nachtlager hierher ist West, 10" Nord. Das Meer bildet in dieseu (^Mnden mie Bncht, welche Schern: Hardscha genannt wird nnd sich l> englische Seemeilen landeinwärts erstreckt. Im Westen schließt diese Bncht Nass Hardscha, eine niedere sandige Landznugc an: Fuße des Dschebcl El Hamra. Im Osten wird sie vou de:n diistern Vorgebirge Nass el Ocaydc begrenzt. Diese beiden Vorgebirge sind ungefähr 22 englische Seemeilen voneinander entfernt. Nahe bei dem Vorgebirge El Ocaydc liegt ein befestigter Thurm, welcher dem Snltan vou Myr Myy nnd Mcoäha, Mahdy ibn bcn 'Abd cl Wähid gehört und den Namen Him Bä cl Haff führt. Von diesem Thurme aus bcgauucn die Herren Wcllstco nnd Crnttcndcn ihre E^eursiou nach Naqb cl Hadschar. Wellstcd benicrkt hier auf sciuer Karte ciuen Stautm, den er Wahidi nennt. Zu dieser unrichtigen Angabe hat ihn wahrscheinlich der Name des Snltans von Biyr Myy verleitet; denn ein Beduinen-stamm jenes 3tamcns existirt nicht, wohl aber mehrere Glieder dcr Fantilic El Wähid (Selave dcs Einigen). Ebenso wenig wohnt m dieser Gegend der von Wcllsted angegebene Stmum der Ämy A. v. Wicde's Neise in Hadhramaut. ^^ 162 Geographische Irrthümer. Ghoräb; denn bis Mcdäha wohnt der Stamm Dsiyayby, von dessen Abtheilungen keine diesen Namen führt. Beiden Herren fallen indeß diese unrichtigen Angaben nicht zur Last, da Nichts leichter ist, als von den Beduinen hintergangcn zu werden. Sie sind sogleich mit einer Antwort bei der Hand und sagen gewöhnlich immer Ja, wenn man sie fragt, ob dieser oder jener Ort so und so heißt. Ich bin fest übcrzcngt, daß, hätte ich einen Beduinen gefragt, ob nicht in der Gegend ein Stamm cxistire, der Beuy Borussia hieße, er ohne zu zögern, Ja gesagt haben würde. Man darf diese Leute nie fragen, ob ein Ort so oder so heiße, sondern muß sie jedesmal fragen, wie er heiße, und dann erst Andere, welche die Antwort nicht gehört haben, noch einmal fragen. Stimmen diese Angaben übcrciu, so kann man von der Nichtigkeit des Namens eines Ortes überzeugt sei. Längs dieser Bucht zieht sich cincTihäma hin, in deren nord östlichem Winkel der Wadiy''Arär, in deren nordwestlichem dagegen der breite Wädiy Mayfa^a mündet. Der Sand der Ebene ist reich an Glimmer, und in den Betten einiger Rcgcnbäche fand ich kleine Stückchen sseldspath, Onarz, und wenn ich nicht irre, Angitkörucr. Ans allen diesen Stein^ arten hat sich am Meere ein eigenthümlicher, merkwürdiger Sandstein gebildet, in welchem die verschiedenen Muscheln nnd Schnecken-arten des indischen Oceans eingeschlossen sind. Dieser jnngc Meeres-sandstcin bildet bei dem Dorfe El Dschowayrc eine 18 Fuß lange Bank von ziemlicher Mächtigkeit, und ist bereits so hart, daß es mir viele Mühe kostete, ein Handstück davon zn treuneu. Ganz iu der Nähe dieser Bauk sieht man noch andere, die im Werden begriffen sind. Als Bindemittel dient der dnrch die Negeu bäche herabgeschwemmtc mergelige Thon. Dieser Sandstcin erinnerte mich lebhaft an die jüngste Sand steinformation am Näss et Tyn in Alexandria, in welcher man außer den Schnecken und Muscheln des Mittclmccrcs auch Scherben von irdenen Gefäßen und Ziegeln eingeschlossen fiudct. Der Thermometer stand am Morgen bei heiterm Himmel uud Flugsand Hügel am Mccrcsnfer. 16.". Windstille 20", um Niittag im Schatten "0", am Abend bei schwachen, Nordwcftwinde 25, . 19. Juli. Am lü. Illli begannen wir unsern Tagemarsch be rcits nin 4 Uhr Morgens nud stiegen in Begleitung nnseres Wirthes, der merkwürdigerweise "Abd el Jaghuth (Sclave des Jaghuth) hieß, in dir mit Flugsand bedeckte Cbeue bis zu einem Wasserbehälter hinab, wo cine Viertelstunde angehalten wnrde, nm das Morgen gebet zn verrichten nnd den Schlanch zn füllen. Hicr nahmen wir von unserm Wirthe Abschied und wateten in der Nichwng von West, 20' Nord eine Viertelstunde dnrch ermüdenden Tand, bis zu einer mcrgelia.-kreidia.cn Cbene, welche mit ^enrrstcincn bedeckt war, auf der wir bis l<) Vlinntcn nach <> Uhr fortwandcrtcn. Hicr be-ganncn die Mühscligtcitrn cinfo Nenc, indeut sich ein unabsehbares Labyrinth hoher sslngsandhüliel vor uns anodehnte, zwischen denen die Tonne mit entsetzlicher (Auth brauute. Kein Baum, kein Strauch, kein Grashalm war irgend zu erspähen, überall vollkommener Tod. — Kein Aiftchcu regtc sich, uns ^iihlnng zuzuwehen. Eine traurigere Wüste ist nicht zn denken. — Cndlich erreichten wir ^ vor ^ Uhr einige verkrüppelte Tamarisken, neben denen sich eine kleine Wasser lache befindet. — Wir waren von dem fortwährenden Nnf- und Nieder st eigen in den Flngsandhiigcln so erschöpft, daß wir uns unter den dürftigen Schatten der Tamarisken lagerten. — Der Brnnuen oder vielmehr die ^ache war in ciu Lager eisenschüssigen Thones gegraben, der mit kleinen Adern vou (^ypsspath uud Stein salz durchsetzt ist, weshalb deun auch das Wasser einen nnangcuchmeu, stark brackigen (Geschmack hat. Zum (Mick bedurften wir feiner nicht, da wir hinlänglich mit gutem Wasser verschen waren. Uni V2I2 Uhr setzten wir nnsern mnhscligcn Marsch fort und erreichten nm V4I Uhr das Ende dieses Sandmeeres, — am west licheu Abhänge des Dschcbel Massya, welcher sich mit dem Flußbette des Wädiy allmählich abdacht. Dieser Berg erreicht eine Hohe von ungefähr 500 Fuß und hat ciu fo auffallendes Aussehen, daß man ln einiger Entfernung die Ruinen von Burgen auf ihm zu sehen ver- 11* 164 Ankunft im Wädiy Maysa'a. meint. Sein Fuß besteht aus tertiärem Kalk, der, nach den herald gefallenen Blocken zn urtheilen, weiter oben in quarzigen Kalksand^ stein übergeht. Der Wädiy Massya, welcher den Namen dieses Berges führt, scheidet ihn von dem westlichen Abhänge des Dfchcbel Arcime. Von hier aus tonnte ich den ganzen nntern Theil des Wädiy Mayfa^a übersehen, in welchem mir Schaych Ssalym in der Reihenfolge von Süden nach Norden, die Ortschaften Kofayce, Nadnu, Schomcha und Sahnn zeigte, welche alle dem Stamme Ssolaymäny gehören. Wir zogen nnn längs dem Abhänge hin, auf welchem von Zeit zn Zeit noch Anhäufungen von Flugsand vorkommen, nnd gelangten um 4 Uhr in das Bett des Wädiy, der durchaus mit hohen Platanen, Sykomoren nnd andern Gesträuchen besetzt ist. Der Flngsaud nimmt stellenwcis wieder übcrhand nnd zwar so, daß ich Hnnderte der höchsten Bänmc bis znm Gipfel damit bedeckt sah. Diese konischen Hügel sind mcisteus mit Schlingpflanzen so dicht überzogen, daß man nur gauz in der Nähe den Sand dnrchschimmern sieht, nnd gleichen grünen Grasschobern; welches der Gegend ein ganz eigenthümliches Ansehen giebt. Von nun an führte der Weg fort während thalaufwärts, längs dem hohen steil abfallenden Dschebel Hamrä hin. Vor der Mündnng eines breiten Thales kamen wir V26 Uhr vorüber, nnd erreichten 72 Stnnde später nnd im höchsten Grade erschöpft das Dorf Dschul csch Schaych nnd die Bchansnng des Oberhanptcs der Familie Abo el Manäh, des Schaychs 'Omar ibn 'Abd er Nahman. Man findet in diesem Theile Arabieus oft, dnsi Familien noch jetzt Namen tragen, welche an Gottheiten der vorislämitischeu Mytho logic der Araber erinnern, so die Familie des 'Abd cl Daghnth oder Sclave des Götzen des Stammes Mndhidsch: Daghnth, bei welcher ich in Qobbct cl M)n übernachtete, nnd die Familie 'Abd el Manäh, Sclave des Manäh, des Götzen der Stämme Qocay. Nach Abu cl Fidä war Abd el Manäh, der Stammvater dieses Geschlechts, anch der mehrerer Stämme, welche alle verschwunden sind, mit Ansuahme der Äeny Dighäl, welche, wenu auch uicht als großer Die Engländer in Naqb el Hadschar. 165 Stamm, so doch als Geschlecht, wie ich bereits oben erwähnt habe, im Wädiy Hadschar leben. Kein Glied dieser Familie hat anch nnr die leiseste Ahnung davon, wessen Sclaven sie sich nennen; denn, wenn sie es wüßten, müßten sie als orthodoxe Muselmänner dieselben im höchsten Grade anstößig finden. Der alte Schaych bewillkommnete mw ans der Terrasse seines Hanscs. Nachdem die Begrüßungen vorüber waren, befahl er seinem Selaveu, nns die Füße zu waschen und mit geschmolzener Butter einzureihen, eine Operation, die ausnehmend rcstanrirt und die ich jedem Fusigäugcr empfehlen kann. Ich übergab ihm dann mein welches er bei dem Scheine einer Laterne las. — Und da ihm in demselben mein Wuusch mitgetheilt worden war, Naqb cl Hadschar und Habbän zn besuchen, so sprachen wir nach beendigter Mahlzeit ein Langes nnd Breites über diesen Gegenstand. Währcud dieser Uuterreduug erzählte er mir, daß vor mehrern Jahren zwei Kafir lUngläubigc; er meinte die Herren Wcllstcd nnd Crnttcndcn) die Nninen von Naqb cl Hadschar besncht hätten. Hier ergoß er sich m Verwünschungen über das böse Treibcu dieser Herren. „Daß ihr Name verflucht sei!" rief er aus. „Diese Fcrcughy (so ucuucn sie die Europäer) hatten ein bo'scs Ange anf nnser Land geworfen, denn im ganzen Jahre, das auf ihren Besuch folgte, ist weder im Wädiy Mayfa^a, noch in den Thälern, die ill ihn münden, ein Tropfen Regen gefallen! Ohne Zweifel haben sie auch die Schätze entführt, die in den Rninen begraben lagen, nnd sie dem Malik (König) der Fcrcnghy überbrachte — Denn der Eine ist zur Belohnuug Dawla vou ^Adcu (Gouverneur von ^ldcn; Crntt enden nämlich Adjutaut des Gouvcrucurs) gewordcu. So lauge ich lebe, soll keiner dieser Hunde wieder nach Naqb el Hadschar kommcu!" Ebenso brachte der alte Schaych Dmär die Besitznahme von 'Aden mit dem Besuche der Hcrreu Wcllstcd uud Crnttcnden in Vcr-biudnng, iudcm cr behauptete, daß sic in den Rmucn Inschriften gefunden, welche sie über die Nrt uud Weise aufgeklart hätteu, wie "Aden zn nehmen gewesen sei. '") 166 Thronstreitigkeitcn in Habbau. Außer diesen Hcrzcnsergicßungcn, wclchc incincn geehrten Lesern einen Begriff von dem Ideengange dieser ^cute geben können, theilte er mir die Nachricht mit, dasi der frühere Snltau von Habban, Ahmed ibn ^Abd cl Wähid, dnrch seinen Vetter entthront nnd nebst seinem Sohne eingekerkert sei. — Sowohl in Habbän, als anch in der Umgegend herrsche vollkommene Anarchie, indem die Beduinen-stamme sich theils für den entthronten Sultan, theils für den Usnr-pator erklärt hätten nnd die Wege nnsichcr machten. Alle Kanfmanns-lädcn wären daselbst geschlossen und Jedermanns ^ebcn schwebe in Gefahr. — Der neue Sultan (fügte er hinzu) kann dieser Unordnung nicht Einhalt thun, da die Sorge für seine eigene Sicher-heit ihm gebietet, den Beduinen seiner Partei nicht zu nahe zn tretcu. Bei so bcwandtcn Umständen wäre es eine Tollkühnheit gewesen, nach Habbän zu reiseu. Ich änderte daher meinen Plan und beschloß, nur bis nach Hcän zu gehen und von dort nach Hicn bm Dighal zurückzukehren. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille nnd heiterm Himmel 20", am Mittag in« Schatten 45°, am Abend bei schwachem Nordwcstwinde 25". 20. Juli. Nm 25. Juli Morgens um 5 Uhr tratcu wir unsere Neise nach Naqb el Hadschar und Hcäu au. Von dem Dorfe Dschul csch Schaych aus führte der Weg ciuc Viertelstunde über angebautes sseld, ucben dem eine Menge Heiligcugräber stehen, die, wie der Schaych Ssalym mit Stolz bemerkte, sämmtlich der Familie Mo cl Manah angehören. Wir stiegen dann in dem Bette des Wadiy thal-anfwärts nnd hielten schon um tt Uhr neben den Nuincu oon Saqqniua, uon welchen mir inein Schaych versicherte, daß sie ans der himyarischcn Zeit stammten. Mehrere Beduiueufamilicu lebten hier nntcr großen Sykomoren nnd Platanen, welche von einem Verhaue dorniger Sträucher umgcbcu siud. Die zuuächststchcndcn Bäuznc sind »lit ähnlichen Verhauen umgeben und dienen den Hccrdcn während der Nacht zum Aufenthalt. Milch und Wasserschläuchc, die wenigen Hausgcräthschaften, der Tragekorb nnd eine lederne Wiege in der Die Beduinen versperren den Weg. 167 Form eines Troges hängen an den Aesten umher. In der Nähe des Stammes brannte ein Feuer, au welchem die Frau des größtentheils müßig liegenden Beduinen Kaffee bereitet, Brod bäckt und ihn und seine Gäste mit Fener für die Pfeife versorgt. Nir ließen uns bei einer dieser Familien nieder, in welcher drei Männer, auf Strohmatten ausgestreckt, dein äol«6 iar nionto fröhntcn. Sie empfingen uns sehr gilt und warteten mit Kaffee, Brod, Datteln, Milch und Honig auf. Einer uou ihnen vermochte es sogar über sich, mich nach den Nnincn zn geleiten. In meiner Erwartung, Ueberrestc alter Banten oder gar interessanter Inschriften zu findcu, wurde ich jedoch getäuscht, denn ich fand Nichts als einen Haufen in der Sonne getrockneter, größten-theils zerbrochener Lehmzicgel, knrz „die Nndera eines modernen Dorfes". — Ich kehrte daher sogleich zurück uud faud bei meiner Ankunft unter dem Baume ein Gericht aufgetragen, das aus einer Mischung von gekneteten: Brod, Datteln nnd Milch bestand, über welche man frische Butter gegossen hatte. Um 8 Uhr Morgens verließen wir dieses gastliche Laubdach uud waudcrtcu weiter thalaufwärts. Mein Schaych saug seluciu Kamccle vor, währcud ich die schöuen Formcu des znr Linken ragenden Gebirges nnd die pittoreske Lage zweier von Saatfeldern umgebenen Hofe bewunderte, als wir plötzlich ^/4 Stunde nach unsern: Aufbruch von 9 Bednincn, die mit Säbeln, kurzen Lanzen und Kcnlcn bewaffnet waren, angehalten wnrden, welche hinter einem dichten Gebüsche hervortraten; ein Zehnter stand schnßfertig in einiger Entfcrmmg seitwärts. Mit Ungestüm verlangte ihr Anführer, ein alter Granbart, 20 Thaler Wegegeld, welche mein Schaych entschieden verweigerte, da, wie cr sagte, dieser Boden Ardh el Abd el Manäh (Land der Abd el Htanah) sei, nud Niemand das Recht habe, von einem Mitglicdc dieser Familie ciu Wegegeld zu vcrlangeu. Der Alte sprach ihm jedoch die Qualität eines Md cl Manäh ab, nnd bestand ans seiner Forocnmg. Da gegen so Viele Nichts anszurichten war, so traten wir den Rückweg nach Dschul csch Schaych au, wo wir hoffcu kounten, 168 Stcmwmfskampf der Beduinen. von dem in dieser Gegend Alles vermögenden Schaych Dmär unterstützt zu werden. Uns so ungeschoren ziehen zn lassen, lag jedoch nicht in dem Plane nnserer Straßcnräuber; denn kaum waren wir 100 Schritt weit von ihnen entfernt, fo liefen sie hinter uns her und riefen uns zu, „anzuhalten". Schaych Ssalym übergab mir mm dic Sorge für das Kamcrl, nnd ermähnte mich, es su uiel als nio'g-lich anzutreiben. Er rief ihnen dann mit gebieterischer Stimme zu, „znrückznbleibcn", und da sie wenig darauf achteten, griff er zu Steinen, welche er mit vieler >lraft uud Geschicklichkcit warf. — Aber auch unsere l^guer blieben nicht müßig, uud die Kiesel sausten von allen Seiten heran. Man hielt es gar nicht der Mühe werth, mich mit einigen Stein-würfen zn beehren, nnd somit war nuu mein armer Schaych die Zielscheibe aller. Mittlerweile waren wir auf eine erhöhte Stelle gekommen, wo mau uus von Saqquma aus scheu konnte. Da ich bc^ merkte, daß uns die Beduinen voll dort zn Hülfe tamcu, der Schaych aber hart bedrängt wurde uud mich zugleich auch dir Gcringschätznug meiucr Person von Seiten dieser Buschklepper ärgerte, so ließ ich das Kamccl stehen nnd nahm Theil an der Affaire. Kanm aber hatte ich ewige Steine geworfen, so schenkte man mir zn viel Aufmerksamkeit und Kiesel nm Diesel sanften nm meine Ohren; auch wnrde ich an der linken Schulter gctroffeu, welches mir später ane schmerzhafte Geschwulst verursachte. Schaych Ssalym, dessen Gewandtheit bc wundernswerth war, wurde uugcachtet derselben mehrere Male, jedoch glücklicherweise an keiner empfiudlichcu Stelle, getroffeu. Als das Gesinde! die Hülfe herankommen sah, floh es in die Gebüsche. Was mich hierbei besonders Wunder nahm, war, daß der seit wä'rtsstchcndc Beduine ein müßiger Zuschauer blieb, uud sich seines Gewehres nicht bediente. Da es nach diesem Vorfalle uicht rathsam war, die Reise fort-zusetzen, so kehrten wir nach Dschnl csch Schaych zurück, wo sich Schaych Dmär nicht wenig wunderte, nns so bald wieder zu sehcu. Anfänglich war ich der Mmning, daß dieser Unfall durch Tchaych Der obere Theil des Wadiy Mayfa'a. 169 Ssalym absichtlich herbeigeführt sei, uin Gcld zu erpressen, oder um dcr Mühe übcrhobcu zu sein, nüch weiter zu geleiten; jedoch ließ ich diese Idee fahren, wie ich die Quetschungen sah, welche ihm die Stcinwürfc verursacht hatten. Sowohl Schaych "Omar, als auch die Bewohner des Ortes waren der Ansicht, daß diese Wegelagerer aus dem Stamme verjagte Bawwäq (Treulose) wären, besonders schlössen sie dieses aus der schlechtcu Bewaffnung derselben. Der Wadiy MaysVa streicht, wie alle Hauptwädiy, die uou der Hochebene uiedcrgeheu, vou Nordwest nach Südost, uud mißt eine Breite vou 2 Stuudcn. Nordwestlich von Dschul csch Schaych licgcu au sciucr östlichcu Seite die Dörfer: Gä Noqayc, El Maucura uud Mayfa^a, welches dem Wadiy seineil Namen giebt. An dcr westlichen Seite liegen Ess Ssayid und Dschnl cl Aqyq. Jedoch liegen mehr Ortschaften in dieser Gegend, denn die englischen Reisenden sahen ihrer eine Menge. Ich konnte aber nicht mehr iu Erfahrung bringen und uwgeu diese wohl auch die Hauptortc seiu. Die ganze Gegeud oberhalb Dschul csch Schaych bis Naqb cl Hadschar ist vou Beduiueu des Stammes Es Ssalmy bewohnt, welcher eine Abtheilung der Dsiyayby ist. Oberhalb des Dorfes Mayfa'a nuiudct au der Ostscite bei den Ruinen von Naqb el Hadschar der Wadiy Hcäu, in welchem die Stadt "Mcan liegt; hier beginnt das Gebiet des Stammes El 'Adsmy, gleichfalls eine Abtheilung der Dsiyayby. — Zwei Tagereisen vou Hcän liegt uordwcstlich im Nadiy Dschandau die Stadt Habbän. Der Wadiy Dschandän ist der obere Theil des Wadiy Mayfa'a. Habbän soll nach der Anssage mehrerer glaub-würdiger Personen nicht weuigcr als 20,000 Eiuwohucr zahlen, darunter 2000 Inden, lvelche unter dem grausamsteu Druck leben. Man erlaubt ihnen weder Handel zn treiben, noch die Stadt zu verlassen. Edcuso dürfeu sie uur vou dcu Nioslims abgesondert leben. Ihre einzige erlanbtc Beschäftignng ist die Bearbeitung dcr edlen Metalle uud des Kupfers. Von Dschul esch Schaych uach Märib giebt es zwei verschiedene Wege, und zwar der erste, abgesetzt von Dschnl el Schaych 170 Räsestraßm in Mass a. nach Naqb el Hadschar 1 Tagereise, von da nach Hcan 1 Tagereise, von da nach Habban 2 Tagereisen, von da nach Hschybum im Wadiy gleichen Namens, Provinz Jaffa, 1 Tagereise, von da nach Härib 1 Tagereise nnd von da nach Märib 3 Tagereisen; also im Ganzen 9 Tage. Der andere Weg ist: bis Naqb el Hadschar 1. Tagereise, von da nach Tsähir 3 Tagereisen, von da nach Dbära 2 Tagereisen, von da nach Härib 1 Tagereise nnd von da nach Märib 3 Tagereisen; also im Ganzen 10 Tage. Der Weg von Dschnl csch Schaych nach Mardscha im Wadiy Hschybnm führt zuerst über Hcan nnd Habbän nach Hschybmn, dann weiter nach Nicäb in: Wadiy Hschybnm 1 Tagereise, nnd von da nach Mardscha 1 Tagereise; also im Ganzen 8 Tage. In der Landschaft liegen von diesen Städten Hschybum mit 10,000 Einwohnern, Tsähir mit 0000 Einwohnern, Dbära mit 6000 Einwohnern; Härib ist ein Dorf, Nicäb mit 15,000 Einwohnern. — Habban und Hcan liegen in der Provinz Beled cl Ha-dschar. Letzteres zählt ungefähr 5000 Einwohner und gehört dem Sultan von Habban. Von Tsähir nach Baydhä, einer Stadt in der Landschaft Jaffa mit mehr denn 10,000 Einwohnern, beträgt die Entfernung 2 Tagereisen. In allen Städten der Landschaft Jaffa wohnen Indcn. Dschul csch Schaych ist ciu ansehnlicher Ort von etwa 000 Einwohnern, welche dem Stamme El Nhmedy angehören. Er liegt am Fnßc des östlichen Abhanges des Dschcbcl Hamrä. Der Stamm El Ahmcdy ist eine Abtheilung der Dsiyayby und bewohnt den Wadiy und die angrenzenden Gebirge von Dschnl csch Schaych südlich von Sahuu. Die nächste Umgebung des Ortes ist gnt angebant lind liefert Weizen, Durra, Dochcn, Sesam, Tabak, Bohnen, Lupinen, Kürbis, Linsen, Bodiugau, Zwiebeln, Knoblauch nnd Melonen, hier Hundschil gcnauut. Außerdem wird auch noch Viehzucht getrieben, welche sich auf Kameele, Esel, Schaafe, Ziegen nnd ganz wenige Kühe beschränkt. Das Costüin der Frauen ist, was den Schnitt der Costume ün Wädiy Mayfa'a. 171 Kleider betrifft, mit dein im Wädiy Di/äu volltolumm gleich; der Kopfputz aber und die Farbe der Kleider ist wesentlich von demselben verschieden. Die Haare werden hier in Flechten getragen, von denen gewöhnlich zwei nach vorn nnd zwei nach hinten hängen. Ueber den Kopf hängen sie jedoch so, daß das Gesicht unbedeckt bleibt; cm blaues Netz, welches, je nach dem Neichthnmc des Familienvaters, entweder aus Seide oder Baumwolle verfertigt ist. Die Farbe der Oberhemden ist roth. In: Ucbrigen ist das Gelbfärben der Haut nnd das Bemalen des Gesichts auch hier Mode. Das Nothbeizcu der Nägel an Händen nnd Füßen mit Henne, wie es in Aegyptcn nnd andern arabischen Provinzen der Fall ist, scheint hier ganz unbekannt zn sein. Verheirathetc Frauen bedecken sich hier nicht allein das Gesicht, sondern — wenden auch den Männern den Nucken zn, wenn dieselben vorübergehen. Dagegen sieht nun, nnverheirathete Frauenzimmer unbedeckt ciuhcrgchcn. Auch die Männer weichen hier in ihrer Kleidung etwas von dcu Beduinen anderer Gegenden ab. So sah ich unter Andcrm Viele, welche weiße Tücher anstatt blaue um die Hüften trngen. Die Scheide ihrer Dschembiyc (Dolche) hat eine stärkere Krümmung nnd ist so lang, daß die Spitze beinahe die Hohe der Schulter 'erreicht, während die, welche ich bisher sah, unr znr halben Brust hinaufreichten. Des Nachmittags bat ich den Schnych Dmär, mir zn meiner weitern Neise behülflich zn sein, wozn er sich anch sogleich bereitwillig zeigte. Jedoch bchanptete er, nur bis Naqb el Hadschar verantwortlich sein zu tonnen. Im Fall ich also nach diesen Nninen und wieder zurückreisen wolle, würde er mir zur Bedecking 4 Manu mitgeben, welche ich aber mit 8 Thalern zu bezahlen habe. Dieses Anerbieten schlug ich alts. Denn da ich nur bis zu den Nnincu nnd zurück garautirt war, alles dort Schcnswürdigc aber von den englischen Ncisrndeu bereits geuügeud beschrieben wnrde, so hielt ich es für unnütz, der Neugicrde Zeit und Geld zu opfern, welche anders besser benutzt werden kouuteu; verzichtete daher anf die Excursion nnd cutschloß mich, geraden Weges nach Wädiy cl Hadschar zurückzukehren. 172 Brunneneinrichtung. Verheerende Ameisen. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille nnd heiterm Himmel 20", am Mittag 40", am Abend bei schwachem Nordwestwind 25°. 21. Juli. Am 2l. Juli, Nachmittags gegen '/23 Uhr, verließen wir Dschnl esch Schaych nnd schlugen die Richtung nach den gegenüberliegenden Bergen ein. Unsere Gesellschaft hatte sich nm den Bruder des Schaychs Dmär, den Schaych Myy ibn 'Abd-el-Manäh, und einen Bcdnincn vermehrt, welche Ocschäftc halber nach den: Wädiy El Hadschar reisten. An der Grenze des bcbauteu Bodens hielten wir neben einen: Bruuncu an, nn: die Kameclc zu tränken nnd die Wasscrschläuchc zu füllen. Der Brnnncn war etwa 40 ssnß tief nnd lieferte vortreffliches Wasser, das ans eine ganz eigenthümliche Weise zu Tage gefördert wird. Mau grabt nämlich vom Brnnncn aus eine schiefe Ebene in die Erde, deren Länge der Tiefe des Brnnnens gleichkommt. Ueber den Brnnncn ist ein Gestell erbaut, au dein ciuc Rolle angebracht ist, über welche ein Seil länft, an dem ein großer lederner Schlauch befestigt wird. Ein Stock hält diese Art Eimer offen. Am andern Ende des Seils wird ein Kamecl angespannt, welches, inocm es dic schiefe Ebene hinabgeht, den Schlauch heraufzieht. Diese Manier, Wasser aus einem Brunnen zu ziehen, ist auch iu Jemen gebräuchlich.' Nach V4 Stnndc zogen wir weiter nnd bezogen bald die Region der wilden Gestrüppe, ohne jedoch cincn gebahnten Weg zu verfolgen. Mehrcrc entlaubte Bäume, an denen kleine, bedeckte Erdgänge hinan-fnhrten, dcntctcn die Gegenwart der kleinen, verwüstenden Arda s1ei'M68 iIlWÜ8 I^ilN!.) all. Um '/2Z Uhr deutete Hundegcbctt die Gegenwart vou Menschen au, und gleich darauf erblickten wir mehrere Bcdnincufamilicu, die mit ihreu Heerden ihren Wohnsitz uutcr Bämneu anfgcschlagcn hatten. Alle drängten sich heran, nm dem allvcrehrten Md cl Manäh die Hände zn küssen, und von allen Seitcu ergingen dringende Ein-laduugcu, uutcr ihreu von der Natnr gebauten Wohnungen auszu-ruheu. Jedoch lehnte der Schaych Alles ab, da wir noch eine lange Wasserscheide zwischen Wädiy Mayfa a und Hadschar. 173 Strecke zurückzulegen hätten. Nach einer Stunde trafen wir abcr^ mats Bednincn, gleichfalls nntcr Bämnen wohnend und nns einladend, Erfrischungen bei ihnen einznnchmen. Diesmal wurde die Einladung angenommen und wir setzten uns auf Matten außerhalb der Einzäunung nieder, wo Kaffee, Milch, Datteln, Brod und Honig mit solcher Freigebigkeit anfgctraa.cn wurden, daß es mir schien, die guten Leute hätten ihren ganzen Vorrath hervorgeholt, nm ihre Gäste würdig zu bewirthen. Sie klagten dem Schaych, daß in der ver flosfcncn Nacht ein Panther in ihre Hccrdcn eingebrochen nnd ihnen mehrere Ziegen erwürgt hätte, bevor sie hätten zn Hülfe kommen können. Meinc Frage, ob es viele Panther im Wädiy gäbe, bejahten sie, setzten aber hinzu, daß Wölfe uoch häufiger und bei weitem mehr zu fürchten wären. Ebenso hänfig fei der Dirlmn (Oaouw dcs Strabo), welcher aber den Heerden nicht so gefährlich fei. Nach 1 Stnndc machten wir nns wieder auf und bestiegen nach W Minuten eine nur wenig über den Wädiy erhöhte, tranrig nackte, felsige Ebene, welche sich auf eine Strcckc von .'! Stunden ansdchm und dann von hohen Sandbergcn bedeckt wird, über welche die dnn kell« Ncassen des östlichen Gcbirgcs ragen, welches die Wasserscheide zwischen den Wädiys Mayfa/a nnd El Hadschar bildet. Nach '/2 Stnnde trafen »vir einen alten, im Umziehen begriffenen Bedumeu, der mit feiner zahlreichen Familie nnd einer bedeutenden Heerde fich focben gelagert hatte. Wir folgten seinen: Beispiele, nnd nach den üblichen Äegrüßnngrn schlachtete der Alte, der sich als der zuerst Angekommene das Nccht nicht nclnncn lafsen wollte, ein Schaaf, welches nach der bereits beschriebenen Methode geschlachtet wnrde. Neun Uhr Abends marschirteu wir weiter nnd erreichte» um 11 Uhr den Fuß der Sandberge. Ist das Besteigen eines steilen -Berges schon ermüdend, so ist dieses nm so mehr der Fall, wcnn man cs, wie hier, mit einem ans Flugsand bestehenden Berge zu thun hat, wo man mit jedem Schritt einen halben Schritt znrückweicht. Zum Tod ermüdet erreichten wir endlich nach einer Stnnde den Mftfcl, fctztcn aber dennoch den Marsch, fortwährend im tiefen Sande 174 Dcr Wädiy Hadhena. bergauf, bergab watend, fort. Nach einer Stunde versagten uns die Glieder ihre Dienste, nnd cm Jeder streckte sich ermattet auf das weiche Sandlager — um am andern Morgen ncugestärkt den Nest dieser trostlosen Gegend durchwandern zn können, die im falben dichte des Mondes sich noch meilenweit auszudehnen schien. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille nnd heiterm Himmel 20", um Mittag 40' nnd am Abend, bei schwachem Nordwestwind, 25". 22. Inli. Am folgenden Morgen verließen wir schon um ^4 Uhr unser Lager und erreichten in 3 Stnnden den östlichen Ab-hang der Sandbcrgc. In der sandigen, spärlich mit Grasbüscheln bewachsenen Ebene, welche diese Sandauhäufuugcu vom Gebirge trcuut, zieht sich ciu grüuer Strich, der Wädiy Hadheua, in welchem wir nns um 7 Uhr nnter einer Platane lagcrteu. Un: 1 Uhr Nachmittags fetzten wir die Reise, den Wädiy aufwärts verfolgend, fort, und kamen um 20 Minuten nach 2 Uhr an eine Stelle, wo sich derselbe zn einer Schlncht gestaltet. Hier hört der von ciucm bläulichen, salz-führenden Thone getragene Dilnvialfaudstciu auf, nnd es beginnt ein Conglommcrat, in welchem die Gesteine des Hauvtgcbirges, als Granit, Syenit, Diorit, Grauwackc und einige oolithischc Gcbirgsarten, durch einen sehr festen, eisenschüssigen, mergeligen Thon verbnudm sind, uud iu welchem sich der Wadiy Hadhcna sein Bett gegraben hat. Kurz vor dein Eingänge der Schlucht befiudeu sich rechts einige Sand-Hügel, in denen der Sand bereits in einen lockern Sandstein umgewandelt ist. In ihucu stehen theils abgestorbene, theils uoch grünende Bäume, welche lctztcru aber auch schon kümmerlich ihr Leben fristeten. Beim Anblick dieses im Entstehen begriffenen Sandsteins drang sich mir die Frage anf: Werden diese vom Sande eingeschlossenen Bäume von der siliciöscn Materie durchdrungen werden, und erklärt sich mir hier, währcud ich die schaffmde Natur iu ihrer Werkstatt belausche, auf ciuc ganz einfache Art das Entstehen jener merkwürdigen Anhänfnngcn fossilen Holzes, welche man in der Wüste zwischen Kairo und Suez antrifft? Eine fromme Stiftung zm Kaffeebereitung. 175 Die Richtung des Weges, welche von Dschul csch Schaych bis hierher Nordost, 10" Ost gewesen war, wird mm Nord, 20° Ost. Einige 100 Schritt innerhalb der Schlucht öffnet sich rechts cin tiefes Thal, welches bis zur Höhe von einigen 100 Fuß mit Flugsand angefüllt ist. Der Weg führte nm eine Stnnde thalauf-wärts dnrch dichtes Mimosengcbüsch bis znm Fuße des steil abfallenden Abhanges eines Vorbcrges, der sich an den Hanptstock anlehnt und alls Granwacke besteht. Kurz vor 4 Uhr hatten wir dieses Vorgebirge erstiegen nnd lagerten in einem Hohlwege, unter einer Art Dach, welches dnrch zwei sich aneinander lehnende Felöblo'cke gebildet wird. Unter diesem Dache lagen in einem ledernen Bentel: Kaffeetöftfe, Tassen, Mörser, eine Pfannc znm Brennen der Kaffeebohnen und selbst Kaffeebohnen, kurz alle Gcräthschaftcn, deren man zur Kaffccbcrcitung bedarf; selbst cin vollständiges Feuerzeug war uicht vergessen. Wie man sich denken kann, wunderte ich mich nicht wenig, daß Gegenstände, nach deren Besitz der Bcduiue besonders lüsteru ist, keine Mitnehmer fänden, uud gab dem Schaych mein ^rstauucu darüber zu crkenueu. Der Schaych erklärte mir: daß dieses eine fromme Stiftung sei uud es daher Niemand wagen würde, diese Sachen zn entwenden, indem ein solcher Dicbstahl den, der ihn beginge, znm Bawwäq (Treulosen) stempeln würde. Dieser zarte Gcwisscusscruftcl ergötzte mich nicht wenig. Welch cin Volk! — Ohne sich cin Gewissen darans zn machen, bemächtigt es sich dcs Eigenthums eines Jeden, dem es ohne Schntz auf der Landstraße begcguct, uud ermordet ihn sogar. Ohne Bedenken zn tragen, ob er die Gottheit erzürnt, taucht er mit mörderischer Haud dcu Stahl iu die Brust sciucs Frcuudcs, Bruders, ja selbst seines Vaters! — Aber nach einen: Kaffcctopfc, zum Gebrauche eines Jeden nuf die Laudstraßc gestellt, wagt er die Haud nicht ansznstrccken; denn sein Stamm würde ihn verdammen, wcnn er den geheiligten Branch der Väter mißachtet, nnd ansgcstoßcn würde er, wie cin 176 Mineralischer Reichthum. Naubthicr von Klnft zu Kluft gejagt, endlich unter dm Streichen seiner Feinde verbluten. Etwa 10 Fuß übcr dem Hohlwege geht in der Granwacke ein 5 Fuß mächtiges, qnarzia.es, sehr reichhaltiges Eisenerz (Eisenglanz) zu Tage, uud fällt, wie die Schichteu des Muttcrgcsteins, nnter einem Winkel von 47" nach Wcsteu ein. Ich zweifle uicht, daß in dieser Gegend ein ergiebiger Bergban betrieben werden konnte, be sonders da alle Thäler dieses Gebirges reich an Brennholz sind. Aber die Zeit ist noch weit entfernt, wo die rohen Bewohner des Landes die Wohlthaten der Civilisation genießen werden. Und so wird denn wohl auch dieses reiche Lager noch Iahrhnndcrte der unit terlichen Erdc anvertraut bleiben, bevor der Hammer des Bergmanns es ihr entreißt. Die Aussicht, welche man von diesem Pnnkte ans genießt, ist prachtvoll. Tief unten im Wadiy Hadhcna ein Chaos marmorner Felsblockc mit Sänmcn nnd Gestrupfte durchwachsen. Rechts gegenüber der hohe, von dunkeln Schluchten zerrissene Dschebel "Acfuu. Liuks zieht sich der Bergrücken des Dschcbcl Matny nach Süden, und in der Richtung unseres Wegs eudlich strebt iu steilen Abhänget! der Dschebel Alqa empor, dessen Gipfel das Ziel uusercr Tagereise sein sollte. Ncngcstärkt stiegen wir '/25 Uhr über loses Gerolle dcu steilen Pfad hinan nnd erreichten nach einer Stunde mühsamen Klettcrns den Gipfel des Dschcbels Alqa. Anch hier war eine mit Schicßlöchcrn versehene Brustwehr aus losen Stemm aufgeführt, welche dcu Aqaba (d. i. den Aufstieg) beherrscht und, wie schon bei den Nninen von Dbne bemerkt worden, den Zweck hat, int Falle eines Kriegs diesen Uebergang zn vertheidigen oder anch gelegentlich Reisende zn brandschatzen. Oben senkt sich das Gebirge nach Nordwcstcn nnd bildet eine Kesselvertiefnng, welche sich als Wadiy Soqqaymc nach Norden öffnet. Wir stiegen in den Wadiy hinab nnd lagerten nntcr einigen Mimosen, am Fnße eines Hügels, auf dem vier Cisterum cingc-hauen sind. Ocschicklichkeit des Kaimels. 177 Die Formation dcs Gebirges ändert sich von dem Punkte aus, wo das Lager zu Tage steht. Die Granwaekc verschwindet nämlich unter dem Lias-Sandsteine, auf welchem dann weiter oben der Oolithcn-Kaltstcin liegt. Nach meiner nngefährcn Schätznng steigt der Dschcbcl Mqa 3500 Fnß, Dschcbcl Acfun 4000 Fnß und der Dschcbcl Matny und ^Nrcinlc jeder 3000 Fnß über den Meeresspiegel empor. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille und heiterm Himmel 20°, nm Mittag bei schwachem Nordwcstwindc 45", am Abend 18°. 23. Juli. Am folgenden Morgen nm 5 Uhr begannen wir den östlichen Abhang dcs Gebirges hinabznstcigcn. Am Ansgangc der Schlncht, ans welcher der Wadiy hervortritt, schneidet er sich plötzlich als eine enge und sehr tiefe Kluft ein, längs der ein schmaler Pfad den Schlangcnwindungen folgt, welche sie beschreibt. Einige fnnfzig Stellen tmncn vor, welche mich an den Pfad er-iuncrten, anf den, ich den Wädiy Esch Schaqq niedersticg. Uebrigens ist das Gebirge reich an romantischen Particen, welche den Reisenden einigermaßen für die Mühen nnd befahren schadlos halten. Gegen tt Uhr hörte die Oolithcnbildnng anf nnd die Granwncke, häufig mit Grauwackcnschicfcr wechscllagernd, trat wieder hervor. Etwas nach 10 Uhr stiegen wir wieder in den Wadiy hinab, welcher bereits eine Breite von 100 Fnß erlangt nnd der hier von straffen Wänden des Iura^DolomitKalts begrenzt wird. Große Blöcke füllen das Thal oft dergestalt, daß man sie bis zn einer Höhe von 60 Fnß förmlich überklettern mnß, wobei die dornigen Mimosen nnd Nebet, welche zwischen diesen Trümmern hervorwachscn, Gesicht, Hände nnd Kleider arg mitnehmen. Hier hatte ich wieder Gelegenheit, die Sicherheit zu bewundern, mit der die Kamcelc sich auf diesem Terrain bewegen, welches kanm für Menfchcn gangbar war. Mit der größten Vorsicht setzten sie Fnß vor Fnß anf die oft rsehv hohen Felsblöckc nnd thaten keinen Schritt, ehe sie nicht gewiß waren, ihn mit Sicherheit thnn zn tonnen. Bis 11 Uhr blieb der Weg im Wadiy und führte dann eine Anhöhe Brackenschnttlandcs A. v. Wrebe's Neise in Habhramaut. 12 178 Dorf «^odayre. hinan, welche als unterste Stufe des Gebirges sich sanft nach dein Wädiy cl Hadschar abdacht, dessen üppige Flurcu sich jetzt zu nnsern Füßen ausbreiteten. Gerade vor nns, fast iu der Mitte des Thals und am rechten Ufer des Flusses, lag EcCodayre, ein ansehnliches, von Thürmen flankirtes Dorf von etwa 309 Einwohnern, welche den Stämmen Bä Häfir nnd Bä l^aura, Abtheilungen des Stammes Beny Nnh, angehören. Auf der andern Seite des Dorfes öffnet sich der Wädiy Scharad, aus welchem ein starker Bach hervorbricht, der in keiner Jahreszeit versiegt. Im Nordwcstcn des Dorfes verengt sich der Wädiy el Hadschar zu einer engen Schlucht, welche sich bis zum Fuße des Dschcbcl Bä Dschanaf hinanfzieht und dem Hanptftussc das Rinnfal giebt. In einer halben Stnnde erreichten wir das Dorf, wo wir bei einem Freunde Schaych Ssalym's Einkehr nahmen. Es gehört jetzt dem Sultan vou Habban, welcher die Wachtthürmc mit Beduinen des Stammes Hawalyt aus der Gegend von Nicäb besetzt hält. Diese ^eutc wußten bereits die Entthronung ihres Herrn nnd waren auf den Ansgang gespannt, wollten aber von einer Ucbergabc Codayrc's an den neuen Sultan nichts hören. Die Stämme Bä Häfir uud Ba Caura bewohnen den Wädiy el Hadschar von seinen: Entstchlmgspuuktc bis zum Ausflusse des Wädiy Scharad uud dicseu iu sciuer ganzen Ansdchnnng. Die Gebirge zwischen den Dschcbcl Bä Dschanaf uud Matuy werden von einer andern Abtheilnng der Bcny Nuh, uämlich vou deiu Stamme Bä Maur bewohnt. Trotzdem, daß wir bereits 7 Stunden eines beschwerlichen Weges zurückgelegt hatten, entschlossen wir uns, noch bis Hicu bcu Dighäl zu gehen. Schaych Myy Md cl Manäh blieb zurück. Dagegen fanden wir eine andere Reisegesellschaft in fünf Beduinen des Stammes Bä Schoqayr, nnd Freunde meines Schaychs. Da dieselben noch Geschäfte abzumachen hatten, so kamen wir übcrciu, daß wir vorausgehen sollten; sie selber wollten '/2 Stnnde später auf- Der fruchtbare Wädiy Hadschar. 179 brechen und uns dauu einholen. Um V^ ^"^^ 2 Uhr verließen wir Ec Codayre und verfolgten thalabwärts die ^Ilichtnng Ost, 10" Süd. Dein angebauten Boden, der sich '/4 Stunde vom Orte erstreckt, folgte eine dichte Waldnng von Platanen, Sytomoren, Area, Mimosen nnd Nebel, unter der ein Pflanzenteppich den fetten, mergclig-thoma.cn Boden bedeckt. Uni 20 Minuten nach Z llhr lag uns rechts am nahen Gebirge Him Ba Ssolaymän ein kleines Dörfchen mit einen: Wachtthurm. Oleich daranf dnrchuiateten wir del: Flnß, der hier etwa W Fnß Breite nnd 2 Fnß Tiefe halt. Mit tropischer Fülle breite:, hicr Platanen und Area ihre dichtbclanbten Kronen und verschlingen sich über dem Flnß zu einem undurchdringlichen Laubdach, in dcsscu Schatten Tausmdc von kleinen, silberglänzenden Fischchcn in der klaren Flllth des spicgclhellcn Wassers ihr nmntercs Wesen treiben. Nnr wer je durch trostlos nackte Sandwüstcu oder über kahle Gebirgsrücken unter den senkrecht herabschießenden Strahlen der tropischen Sonne gewandert ist, kann begreifen, mit welcher Frendc, ja mit welchem Entzücket, ich diesen Flnß nnd diese Vegctatiunsfüllc und die grüne Decke betrachtete, welche sich über den Fluß wölbt. Schaych Ssalym sah mich ganz crstannt an, als ich ihm den Vorschlag machte, au dieser Stelle zn nbcrnachteu, und wahrscheinlich mochte er glauben, daß mir es im Gehirn uicht gauz richtig sei; denn er antwortete keine Silbe, schüttelte mehrcremalc den Kopf nud trieb das Kamcel zum raschcru Gchcu au, wobei er folgeudc Strophcu sang, deren Inhalt seine Gedanken über den tranken Zustand meines Kopfes aussprach. Er saug unmlich: „Geh' rasch, mciu Kamccl! Geh' rasch! Mcht jeder Kopf ist heute gesund! Nicht jeder! Die Sonne hat heiß geschienen in uuscrn Bergeu nnd der Sand hat die Augen geblendet, der heiße Sand! Nicht jeder Kopf ist heute gesund, mein Kameel! Geh' rasch! Geh' rasch!" Ich lachte laut auf uud fragte: ob es dcuu uicht vorzuziehen sci, an eiuem so schöueu Orte zu schlafeu, anstatt sich iu einer 12" 180 Das Gästerthal. Wädiy Hassy. dumpfen Stube einzuschließen. Er erwiederte hierauf: „ob ich denn nicht wisse, daß eine unzählige Menge von Dschinny uud Ghul (böse Geister) an solchen Orten des Nachts ihr Wesen trieben und ich glaube, daß er so ein Narr wäre, sich den Mißhandlungen derselben auszusetzen?" — Gegen solch ein Argument war natürlich Nichts einzuwenden, und im Grnndc tonnte er auch Recht haben, wenn er unter den Mißhandlungen der Geister das Fieber verstand, welches in diesem Thalc sehr häufig uud bösartig ist, und das man am leichtesten in der unmittelbaren Nähe eines Flusses bekommen kann, der von einer so üppigen Vegetation nmgcbcn ist. Jenseits des Flusses windet sich der Weg noch eine kurze Strecke durch das Dickicht uud führt dann etwas bergan auf eine dürre, kiesige Ebeuc, welche hier und da mit verkrüppelten Mimosen nud einzelnen Grnppcu Aloe s^iov kpioata) nmherstchcn. Diese Ebene besteht ans Süßwasscrdiluuicn, und der Saudstciu derselben schließt viele Versteinerungen ein, welche aber, wir das Gestein selbst, sehr verwittert sind. Er liegt einem Mhlich-branneu mergeligen Thone ans. Um 4 Nhr kamen wir au eine Stelle, von der ans man rechts am Abhänge des Gebirges ein kleines Dorf nebst Wachtthnnn liegen sieht, welches den Namen Him ben Dommäu führt. Der Wädiy macht hier eine Wcndnng nach Nordostcu, welche aber schou uach V2 Stunde um 10' östlicher wird. Rechts am Gebirge zeichnet sich eine Schlucht durch ihr frisches Grün aus, in welchen: das kleine Dörfchen Ayn beny Mo^n'n schimmert. Um 5 Uhr überschritten wir den mit dichtem Gestrüpp bedeckten Wadiy Hassy, welcher links aus einer Schlucht der uacktcn Kreide-Hügel hervortritt und die Ebene bis zum Flusse grabenartig dnrch-zieht. Der Fluß ist zur Rechte» durch die Gebüsche sciucr Ufer sichtbar, welche gleich einem grünen Bande die trockene Ebene durchschlängeln. Kaum hatten wir den Wädiy Hassy überschritten, so wurden wir von derselben Bande angefallen, welche nus noch von Ssaqquma aus in frischem Andenken war. Neuer Kampf mit Steinwiirfen. 181 Mit lautem Geschrei stürzte sie, den Alten an der Spitze, aus dem Dickicht des Wädiy auf die Ebene. Schaych Ssalym empfing sie mit Steinwürfcn nnd sagte mir schnell, mich in Nichts zu mischen, bis er mich dazu auffordern wiirdc, und das Kamecl anzutreiben. Obgleich er die Steine mit außerordentlicher Gcschicklichkcit schleuderte, so hielt sie das doch nicht ab, ihm auf den Leib zu kommen. Auch diesmal dachte Niemand daran, mich zu bcnnrnhigcu, dahingegen waren Lanzen, Dschcmbiyc und Kculcu gegen den Schaych erhoben, der auch seine Dschcmbiye gezogen hatte und, rückwärts gehend, damit hin- und herfuhr, ohne jedoch einen seiner nachdrängenden Gegner zu verwunden, welche auch keinen Gebrauch von ihren Waffen, wohl aber einen desto bessern von ihren Zungeu machten. Voller Erwartung nnd staunend sah ich der Secnc zu nnd hatte große Lust, mit meinem ciscnbcschlagcncn Ncbnt ernstlich darein zn schlagen; denn es tam mir im höchsten Dradc lächerlich vor, so schreiend, lärmend, Dolche zuckend, rückwärts zu gchcu und nachzudrängen, ohne sich die Haut zu ritzen, da doch die Sache auf die eine oder die andere Art ein Ende nehmen mußte. Etwa eine Minnte mochte der Anftritt gedauert haben, als er einen sehr ernsten Charakter annahm. Schaych Ssalym konnte nämlich, da er gegen die Räuber Front gemacht hatte, den Weg übersehen, den wir zurückgelegt hatten, nnd erblickte die fünf Beduinen, welche uns einzuholen versprochen hatten und die jetzt im vollen Laufe herbeieilten. Jetzt schrie er mir zn: ,/Abd et Hud! Schlag nieder die Hunde!" nnd stieß in demselben Augenblick den alten Anführer nieder. Ich war mit dem Kamccl etwa 20 Schritt entfernt und eilte auf seinen Ruf sogleich herbei, hatte aber kaum einige Schritte gethan, als zwei Schüsse fielen, welche zwei der Nänbcr todt niederstreckten. Die Ucbrigcu hicltcu es nicht für rathsam, die Beduinen zu erwarten, und verschwanden hinter dem Gebüsch. Unsere Beduinen hatten dies erwartet und daher zwei der Ihrigen in das Dickicht des Wädiy Hasfy gesandt, die anch einen der Flüchtlinge fingen nnd brachten. Diesem wurden die Hände anf den Rücken gebunden nnd dann an den 182 Der Kriegsgefangene. Schweif des Kamccls befestigt. Keiner der Unsrigcn ließ es sich einfallen, die Gefallenen ;n begraben, wohl aber setzten fic sich in den Besitz ihrer Kleidungsstücke und Waffen. Während dem Marsche wnrdc mit dem Gefangenen ein förmliches Verhör angestellt, nnd nur erfuhren nun, wer fic waren nud wärmn stc so erpicht anf nns gewesen. Sie gehörten den: Stamme der Beny Dldschyy au, welcher jenseits des Dschebel Hamrä längs der Küste wohnt, nnd standen in dein Wahn, es habe der Schaych mit meiner Hülfe die Schätze gehoben, welche der Sage nach ill den Ruinen von Hicn cl Dbne vergraben liegen. Auf meine Frage, warnm sie nns denn hier und nicht im Dfchebel Mqa angegriffen hätten, gab er mir die Antwort, daß die Fnrcht vor dem alten Schaych, Myy ilm ^'lbd cl Manäh, sic davon abge> halten habc. Man sagtc ihm dann, daß Schaych Sjalym ebenfalls ein "Abd cl Manäh sei, worauf er den Schaych sehr reuig um Ver-zcihnng bat und scinc Hand zu küssen wünschte, welche ihm denn anch mit vieler Würde dargereicht wurdc. Schaych Ssalym erklärte ihm hierauf, daß er Rabiet sei und als solcher behandelt wcrdcu würde. Nabict heißt nämlich derjenige, welcher auf einem Naubzugc oder im Kriege zum Gefangenen gemacht wird, und gehört nicht dem Stamme, sondern dem Seduiucu, der ihn gefangen hat nnd der dann Rabbät genannt wird. Sie behalten ihn so lange, bis er das Lösegeld bezahlt hat; von dem Augenblicke an, wo Jemand gefangen worden ist, kann er das Recht des Dachayl (das Recht des Schntzes) nicht mehr beanspruchen, wie es im nördlichen Arabien der Fall ist. . Zwanzig Minuten von dcm Wädiy Hassy kamen wir an einem Wartthurm vorüber, welcher hart am liutcn Ufer des Flusses liegt nnd zum Schntzc eines Wehres erbaut ist, welches hier das Wasser staucht und in Kanäle drängt, die das im untern Theile des Wädiy längs dem Gebirge, also höher liegende Terrain bewässern. Um l> Uhr erreichten wir das Ende der unfruchtbaren Ebene und traten in eincu dichtcu Dattclftalmcnwald, in dem wir ^4 Stnndc Rückkehr nach Him beu Dighäl. 183 spater einen Wachtthurm zur Rechten des Weges liegen ließen, in welchem einige Beduinen zur Bewachung der Anlagen wohnen. Von hier ans liegt das Dorf Masyyat cl Qäyimc zur Rechten, Hicn ec Cobayh zur Linken des Wadiy. Wir näherten uns nun der linken oder nördlichen Seite des Thals, verließen 20 Minuten nach 6 Uhr den Palmenwald und stiegen an: äußersten Ende eines niedern, schmalen Oebirgsvorsprnnges zum Dorfe El Hodä hinan. Die Hänser dieses Dorfes sind nicht so groß nnd gut gebaut, wie die der andern Orte des Wädiy, und licgeu zerstreut umher. Die Einwohner, etwa 200 an der Zahl, gehören ocm Stamme Bä Schoqayr an. Bei unserm Dnrchzuge hatten wir Alt und Jung auf den Fersen, welche mich uud den Gefangenen begafften. Jedoch war ich, als ein fremdartiges Geschöpf, ganz vorzüglich der Gegenstand ihrer Neugier, und besonders war die Dorfjngend so zudringlich, daß ich froh war, als wir auf der andern Seite des Dorfes in den Wädiy (^arhyr hinabstiegen. — Dieser Wadiy führt dem Flusse des Wädiy El Hadschar einen starken, nie versiegenden Bach zu. — Jenseits dieses Baches führt der Weg wieder unter Palmen fort, am Schloßbergc von Hicn el Qäyime nnd den Mündungen der Wädiy Ec Cafrä nnd Qinnync vorüber. Nach V28 Uhr langten wir wieder vor dem Hanse des Schaych Bä Näss in Hicn bcn Dighäl an. Der Abend verging unter allerlei Gesprächen und Mittheilungen des Schaych Bä Räss, welche von großem Interesse waren. Ich erzählte uuscre Nciseabeutcuer, verschwieg aber deu Vorfall im Wädiy 'Ärar, da Schaych Ssalym durch seiu späteres Betragen den Ein-druck verwischt, dcu er damals auf mich gemacht hatte. Ich frug meinen Wirth nach der Eutfcnmng Marios und nach dem Wege, welcher dahin führt, da ich später denselben zu reiseu gesonnen war. Er sagte mir, der Weg führe über Habbau, Mchybmu u. s. w. uud daß die Entfernung 11 Tagereisen bis Märib betrage; bis Habbän, wie er mir angab, 6 Tagereisen. Der Wadiy El Hadschar, den ich jetzt, so weit er bewohnt ist, gesehen habe, hat, von Ec i^odayrc an gerechnet, bis Dschul Ba 184 Ungeslmdheit des Wädiy Hadfchar. Vaghnth eine ^ängc von <; Stunden und seine größte Breite 2 Stuudeu. Mit Ausnahiue von (5c Codayre, welches dem Sultan von Habban gehört, steht er unter der Herrschaft des Bcduincnstammcs Bä Scho-qayr, welcher von den Dörfern, die voll Personen bewohnt werden, welche nicht zu dem Stamme gehören, sehr starke, oft gauz willkürlich erhöhte Abgaben erpreßt. Verweigert ciucs dieser Dörfer die Bezahlung der Abgaben, so wenden die Beduinen nie offene Gewalt an, sondern schneiden die Verbindung mit dem Flusse ab, wodurch denn, da keines derselben Brunnen oder Cistcrucu hat, die Einwohner gezwungen werden, die Beduinen zu befriedigen. Dieser Wädiy ist der ungesundeste oder vielmehr der einzig ungesunde des ganzen Bandes, und Krankheiten, wie Fieber, Ruhr, Pockcu, Aussatz, sind sehr häufig. Ebenso sah ich Viele, welche an dem obcu beschriebenen Jemengeschwür nnd Guinea-Wurm (V^rentit; 6arlIiii8-V6nu in«-äinknsis) litten. Die Ursache dieser Krankheiten liegt iu dem Flusse, besonders aber in der in Auwcuduug gebrachten Bcwä'sscruugsmcthode. Wie schou crwähul, ist der Vauf des Flusses mchrcremal dnrch Wehre gehemmt, wodurch das Wasser immer zwischcu zweien derselben staguirt. Da nun die Ufer start mit Bäumen besetzt sind, so fallen eine Menge Blätter u. s. w. hinein, die natürlich im stehenden Wasser in Fäulniß übergehen und schädliche Dünste im Thale verbreiten. Iu keinem Theile des von mir besuchten Arabien sah ich so viele Stcruschuuvpcn, wie in diesem Thnle. Dieses hat wahrscheinlich seinen (^nmd iu dcu Dnnstcu, welche sich fortwährend aus dem Bette des Flusses entwickeln. Ebenso erklären sich auch die übelriechenden Nebel, welche jeden Tag bis gegen 10 Uhr Morgens so dicht über dem Thalc liegcu, dasi mau nuf 10 Schritt Weite einen Gegenstand kaum nntcrschcidcn kann. Die Hauvtproductc des Wädiy siuo Datteln und Tabak. Außerdem werden noch, jedoch in geringer Quantität, Weizen, Durra, Bohucn, Baumwolle, Linsen, Dochcn, Sesam nnd Vupiucu gebaut. Cocospalmcu sah ich keine, dagegcu Tamarhinden -, Amba- oder Mango, Area-, Citronen und Banaucnbä'umc. Da ich mich nicht Stämmeversammlnng. 185 aufhalten wollte, so bat ich meinen Wirth, mir für den folgenden Tag einen Führer nach dem Wädiy Do'än zu verschaffen, welches er mir versprach. Er erzählte mir, daß zwischen den vereinigten Stäm^ men Ba Mardagha nnd Chamiyc und den Stämmen Ba Schaybe nnd Ba staschwyn Feindseligkeiten ausgcbrochen wären, und daß in ewigen Tagen eine Qabayl Satry (Versammlung der Stämme) der beiden letztgenannten Stämme im Wädiy Hafar stattfiudcu würde, um über Krieg und Frieden zn berathen. Viele, jetzt hier znm Dattel markte auwescnde, neutrale Beduinen wnrdcn über den Wädiy Hafar ziehen nnd dort verweilen, bis die Bcrathnngeu be-eudigt seien; ich müsse daher zufricdcu sein, diesen Umweg zu machcu. Was der Schaych als für mich uubccmcm hielt, talü mir gerade erwünscht; denn erstens brauchte ich uicht dcuselben Weg zurückzumachcu, auf welchem ich gekommen war, und zweitens erwartete mich das höchst interessante Schauspiel einer Qabayl Bakry (Stammvcrsamm-lnng), bei welcher Krieg nud Frieden beschlossen werden sollte. Das Thermometer stand jetzt am Morgen bei heiterm Himmel nnd Windstille 15°, am Mittag bei Nordwestwiud 36", am Abmo25". Sechstes Capitel. Stllmmeversammlung im Wädiy Hafar. Abreise von Hicn ben Dighal. — Ankunft in Hoda. — Meine gefährliche Lagc daselbst. -- ^agcr am Wädiy Hassy. -^ Nachtlager am Wädiy Mintät. — Nachtlager am Wädiy Hafar. — Eine interessante Scene. — Aufbrnch. — Wegelagerer. — Metell'e. — Wädiy Nhayde ed Dyu. — Dclä'. — Kaydäm. — Chowayre. — Nachtlager am Wädiy Maghäm. — Ankunft in Choraybe. 24. Juli. Aln 24. Juli übergab uüch Schaych Ba Rass einem Beduinen, Naniens Bä Onnn Ssadnss, einer Abtheilung des Stammes Ed Daym. Nachmittags holte mich derselbe nach El Hodä ab, wo cr mit mehrcrn Beduinen seines Stammes lagerte. Auf dcm Nucken des Gebirgsvorsprunges, an dessen äußerster Spitze der Ort liegt, machten wir neben einem Dattelhanfcn Halt, wo Nlir mein Dachayl nntcr Gottes frcicln Hlmmcl einen Platz anwies, auf welchem ich von den brennenden Sonnenstrahlen gebraten und fast vom Staube erstickt wurde, den die nmhcrwogcndc Menge verursachte. Dcun hier lagerten ülchr denu 3000 Kamcele mit ihren Führern, welche aus allen Gegenden des Hadhramcmt herbeigezogen waren, um die Productc ihrer Thäler gegen Datteln einzutauschen. Eine Viertelstunde ungefähr war seit meiner Ankunft vergangen, als sich plötzlich das Gerücht verbreitete, ich sei ein Christ uud Fe-renghy (Europäer) aus Aden. In einem Augenblicke warm Beschimpfung uud Mißhandlung des Neismden. 187 Hunderte von wilden, drohenden Gestalten um mich versammelt, welche ihren Christenhaß gegen mich anstobtcn. Man stieß mich mit Füßen, man spie ans mich herab, Stanb nnd Steine wnrdcn ans mich, als einen Kafir (Unglänbigcn), geworfen; kurz ein Jeder beeifertc sich, es dem Andern im Mißhandeln zuvor zu thun. Der ganze Haufe schrie wie besessen, Zwanzig anf einmal fragten mich, wer ich sei, woher ich käme, wohin ich ginge, während Andere mich aufforderten, die mohammedanische Glanbensformcl zn sprechen. Dagegen schrieen meine Beduinen ans ^cibcsträftcn: „Ich sei ein Moslim aus Acgyfttcn, ich verrichte die fünf Gebete", — und ließen es weder an Bitten, noch an Drohnngcn fehlen, nm die aufgeregten Gemüther zn besänftigen. Jedoch alle ihre Bemühungen blieben fruchtlos, sie wnrdcn nnr ausgelacht, worauf mich diese einzigen Beschützer meinem Schicksale über-ließen. — Kanin hatten sie den Rücken gewandt, als sich anch der Kreis, dm man um mich geschlossen hatte, immer enger zusammen zog und nnr ärger denn znvor mitgespielt wnrde. Der Eine stieß den Andern anf mich, und ich erstickte fast im Staube, den dieser Anf^ lauf erregte, Endlich brachtcu sie einen Verrückten herbei, dessen Hände an eine turzc eiserne Stange geschlossen waren. Als man ihm gesagt hatte, ich sei ein Käfir, warf er sich mit einem den Wahn sinnigen eigenen Schrei anf mich, riß mir den Tnrban herab und kratzte mich an Hals uud Kopf, währcud die Umstehenden in schallendes Gelächter ausbrachen. Obgleich ich mir vorgenommen hatte, dem Zwecke meiner Ncisc zulieb, so geduldig als möglich zu fein, so überstieg doch, was ich hier erduldete, die Grenzen von alle dem, was ich selbst inmitten dieser wilden, fanatischen Horden befürchten zn dürfen je gedacht hatte. Beim Angriffe dieses Menschen verließ mich der letzte Rest der Geduld. — Außer mir vor Wuth sprang ich anf, warf mit alter mir zu Gebote stehenden Kraft den rasenden Menschen znrück und zog meine Dschembiyc, fest entschlossen, mein Vcbcn so thcncr als möglich zn vcrtanfcn; denn, wie man denken kann, hielt ich mich für verloren. Bei dein Anblick der von mir angenommenen drohenden Stellung 188 Verhör des Reisenden. erhob sich von allen Seiten ein wüthendes Geschrei, cms dem ich die Ausrufungen: „Der Käfir hat seine Dschcmbiye gezogen? Schlagt den Hund nieder! Steinigt ihn! Schlagt ihn!" verstehen konnte. Vertrant mit gewaltsamen Scenen nnd rasch zur blutigen That, griff der fanatische Hanfe zn Steinen, um mich den Tod des heiligen Stephan sterben zu lasscu, und Einige drangen mit gezogener Dschem-biye auf mich ein. In diesem kritischen Momente erschien der Schaych von El Hodä mit meinen Bcduiucn, welche ihu aufgefordert hatten, mir zu Hülfe zu kommen. Man machte ihm ehrerbietig Platz und dem'rasenden Wnthgcschrci folgte tiefe Stille. Nach den gewöhnlichen Bcgrüßungeu setzte der Schaych sich mir zur Seite uud begaun ein Verhör, welches ich wörtlich hierhersetzen will. Der Schaych: Wer bist Du? Antwort: Ein Acgyfttcr. Der Schaych: Du hast aber nicht das Auseheu eines Arabers! Wer war Dem Vater? Antwort: Ein Maghrcby (Bewohner des Westens). Der Schaych: Und Deine Mutter? Antwort: War ebenfalls aus dieser Gegend. Der Schaych: Wie heißt Du? Antwort: Abo cl Hud. Dcr Schaych: Was machst Du hier im ttande? Antwort: Ich wallfahrte nach Qabr Hnd, zufolge eines Nedsr (Gelübde) zur Ssyära (Wallfahrtfcst). Dcr Schaych: Bist Du ein Moslim? Antwort: El hamdullah! (Gott sei Dank!) Dcr Schaych forderte mich danu auf, Glaubeusformel und Fa-tiha herzusagen, an deren Schlnssc die aus wenigstens 100 Mann tief umgebende Mcnschcmnassc das „Amen" lant wiederholte. Hicranf untersuchte der Schaych mciuc Arme, Hände, Beine und Füße, und verlangte endlich, daß ich die Arme so weit als möglich über den stopf legen sollte. Hiermit war die Untersuchung Körperliche Kennzeichen des Unglaubens. 189 beendigt und der Schaych theilte dem Volke daS Resultat derselben iu folgcudcu Wortcu mit: „Ya halq Allah!" (Ihr Volk oder Menge Gottes!) rief er aus, „dieser Maun ist ein Moslim, dmn er hat Glaubcusformcl und Fatiha gesagt; dann ist er ein Acgypter, welche alle gute Moslims sind; feruer kouuut er aus dem Hause des Schaych 'Abd Allah vä Sfndän, dcsscu Wohuung kciu Aufmthalt für Uu gläubige ist; auch hat er keine Zcichcu auf seinen Gliedern, wie sie die Unglänlügcu zu habeu Pflegeu; und endlich kauu er, wie wir, die Arme über den Kopf zusammenlegen, welches die sscrcughy nicht töuucn." Hicrnächst forderte er die Leute auf, mich in Nuhc zu lasscu, da sie sonst eine schwere Sünde auf sich laden würden. — Wic man sieht, hatte der gntc Manu seine Logik iuue uud war besonders in der Naturgeschichte der Europäer bewandert, die er anf den ersten Blick zu erkennen meiute. Ueber die Arme der Franken hcrrfcht hier die sonderbare Meinung, sie seien so kurz, daß die Häude den Mund nicht erreichen könutcu, weshalb sie Speisen mit Hülfe der Löffel uud Gabeln gcnosfcn. Nachdem die Gelehrsamkeit des Alten vermittelst so schlagcudcr Beweise meine Qualität als Moslim dargethan, und mich ans cincr so drohenden Gefahr errettet hatte, veränderte sich das Benehmen der Leute gegen mich. So gefährlich mir vorher ihr Fanatismus gewesen war, so belästigend wurde er mir jetzt, indent Jeder das mir zugefügte Unrecht durch Frcnndschafts-bczcigungm wieder gut machen wollte. Alles drängte fich heran, mir die Hand zu reichen, ja Bicle küßten sie nur. Ich verlangte Wasser, uud gleich liefcu Einige fort, um mir solches zu briugcu; Milch, Datteln, Brod wnrdeu mir gebracht, kurz, man that alles Mögliche, mich die erduldete Mißhandlung vergessen zu machcu. — Aus diesem Vorfalle kauu man abuehmen, wie gefährlich es für einen Christen, selbst unter der Maske des Islams ist, diese Gegcudeu zu bcrciscu, und daß es unvermeidliches Verderben nach sich ziehen würde, als Christ anfzntrctcn. Eine halbe Stunde uach diesen: Auftritte beludcn die Beduinen ihre Kamcclc, uud bald darauf befaudru wir uns anf dem Wege, dcu 19l) Amulet gegen Ameisenverheerung. ich am vorigen Tage herwärts verfolgt hatte. Bei dein Wachtthurme, dessen ich schon früher als hart am linken Ufer des sslllsses gelegen, erwähnt habe, wnrdc incin Führer von den dort Wache haltenden Beduinen gebeten, nnt mir heranfznkommen, n", am Abcud 25". 26. Juli. Da uuscr Wasscrvorrath bis auf emeu klciucu Rest verbraucht war, so bracheu wir am folgenden Ältorgcn bereits ^ uach 4 Uhr auf. Die Gegend erhebt sich von hier aus allmählich, gleicht aber im Allgemeinen der, welche wir gestcru durchzogen. Um 9 Uhr bestiegen wir eine Anhöhe, Uou der aus mich der Anblick des uüt dichter Waldung überzogenen Dschebcl Hafar höchst angeuchm überraschte. Mit welcher Lust schwelgte mein ermattetes Auge cm dem freundlichen Grün der üppigen Vegetation, welche die dürrcu Hügel gleich ciucm Bande durchzieht, welches im obern Theile des Wädiy einem Hügel entrollt zu sein scheint, der auf sciucm Rücken eine Ruine trägt. Im Hintergründe dieser Landschaft ragen die steilen zerklüfteten Wände der hadhramauter Hochebene. Eine Menge Nanchsäulcn entsticgcu dein lachenden Orüu, iu welchem unzählige Kamrcle, sich an dm saftigen Blättern labend, weideten, uud ein vielfaches Echo trug den Schall von Gewehrschüssen und das dumpfe Gcmurmel der lagernde» Menge zn unsern Ohren. Wirz, reges Leben herrschte in dieser liegend, welche gewöhnlich nur dann und wann eine Qafila oder der irre ssnß des Äawwäq betritt, und deren Stille soust nur vom Geheul der Raubthicrc unterbrochen wird. Wir stiegen in den Nädiy hinab und verfolgten ihu thalaufwärts bis jenseits der Ruinen, wo wir neben einer Wasserlache, anf einer mit Mimosen bewachsenen Auhöhc uuserc Lagerstätte einnahmen. Während des Marsches dnrch den Wädiy kamen wir au mehr deun 200 Feuern vorüber, an denen zusammengenommen mehr als 2000 Beduinen lagerten. Uns gegenüber brannten in geringer Entfernung voneinander die Feuer der Stämme Bä Sschaybc und Ba Kaschwyn. Die bisherige Krcidcformatiou Hort im Süden des Thals auf. Die Auhohen, welche dcu Wädiy im Osten und Westen einschließen, bestehen aus einem sehr feinkörnigen Ouader-Sandstcin, dessen horizontale Schichteu ciuc Mächtigkeit von 10 Fuft habeu. -— Am Fußc Sagenhafte Riesenbaute. 193 dieser Höhen und besonders im Bette des Wadiy sah ich viele große, regelmäßig geformte Blocke dieses Gesteins, welche meistens anf 20 Fuß Länge 10 Fnß Breite nnd Hohe hatten. Viele dieser Blöcke waren dnrch die Einwirkung des Wassers znr Sänle abgerundet. Der Thalbodcu besteht ans cincul fetten, mergelig-thonigen Allnvimn nnd ist des Anbancs im höchsten Grade fähig. Aber wie viele Jahrhunderte werden noch vergehen, bevor der Pflug darüber Furchen zieht, wo jetzt nur Räuber uud wilde Thiere Hansen? Der Bau, welcher sich in der Ferne so malerisch ausnahm, hat in der Nähe gesehen nichts Interessantes nnd ist weiter nichts, als ein schlecht gebauter, zerstörter Thurm, dem sich die Trümmer eines Gebäudes von cbeuso schlechter Construction anschließen. Dahingegen sind die Snbstrnetionen, auf denen die Nnincn liegen, wahrhaft riesenhaft, denn sie bestehen aus den obenerwähnten Blöcken des Quadcr-sandstcins und gehören wahrscheinlich der anteislämitischen Zeit an, während der obenerwähnte Bau ein Machwerk späterer, schon in Barbarei versunkener Generationen ist. — Wie gewöhnlich an alle Ruinen, so knüpft sich auch an diese eine Sage. Ihr zn Folge bante ein Niese diese Burg und versperrte von ihr ans die ganze Umgcgmd, wobei ihn: seine sicbm Söhuc getreulich bcistaudeu. Der Prophet Hltd kam dann eines Tages dieses Wegs uud wurde von diesen Uu-holden angefallen; aber Gott rettete feinen Mcbling, indem er die ganze Rotte dnrch eiueu Blitzstrahl tödtctc. — Diese.Riesen waren uach der Meiuung des Volks nichts Anderes als Aoiten, denen sie eine außerordentliche Gruße nud eine solche Kraft zumessen, daß ein Jeder vou ihucu im Staude war, mehrere huudcrt Ceutncr zn tragen. So vergrößert die Einbildungskraft, vorzüglich bei rohen Völkern, Alles, was entfernt liegt. Gegen Abend langten noch mehrere Züge Beduinen au, welche ihr Lager in unserer Nähe aufschlugen nud dauu him'ibcrgiugcu, ihre Schaychs zu bcsuchcu. Obgleich der größte Theil der hier zur Bc-rathuug crwarteteu Beduiueu angelangt war, so wurde doch an diesem Abende Nichts unternommen, da der Aberglaube das Erscheinen des A. v. Wrcde's Reise in Habhvamaut. 13 194 Der Abend im großen Lager. neuen Mondes als dcn glücklichen Zeitpunkt bezeichnet, in welchen: Unternehmungen berathen werden können. Es war der letzte Tag des Monats Dschomäda cth thäny, nnd die Stnndc der Berathnng war daher anf den folgenden Abend, als den Anfang des Monats Nedscheb festgesetzt, an welchem die schmale Sichel des ersten Mondviertels sichtbar werden mußte. Die ganze Nacht lcuchtetcu die Thalwände von dcn Wachtfeuern wider, um welche sich die dnutelu Gestalten der Beduinen gruppirtcn. Bis spät erscholl wohltöncndcr Gesang durch das Thal, der theils von Einzelnen, theils im Ehorc gesungen wurde. Alle diese Gesänge wurdcu ans dem Stegreife vorgetragen und be-zogeu sich meist auf das Erciguiß, welches zu der Versammlung der Stämme Veranlassung gegeben hatte, oder lobten die Tapferkeit der Anführer, Andere besangen die Thaten der Väter nnd Krieger. Den ganzen Abend brachte ich in Gesellschaft der Schaych zn, nnd wie man sich denken kann, mußte ich Vieles vom Sultan der Beny Ottoman nnd dcu Fcrcnghy und von Mohammed Myy erzählen, welchen lctztcrn sie erwarteten, nm vereint mit ihn: die Engländer aus "Aden zn vertreiben. Auch Sultan Fadhl Myy wnrde erwähnt, welchen sie als den einzigen Koryphäen des Glaubens ansehen. Es ist unglaublich, wie populär sich dieser Maun durch sein feindliches Auftreten gcgcu Englaud gemacht hat. Von Sultan Mo-hassin sprachen sie nur mit Verachtung und nannten ihn einen Kafir. Gegen Mitternacht kehrte ich zu unserm ^agcr zurück. Hier und da durch den Schattcu ciucs Baumes oder durch vorspringende Felsen verdunkelt, leuchteten die Thalwände noch immer im rothen Scheine der Wachtfeuer, jedoch hatten die Gesänge aufgehört, uud uur in uuserer Nähe tönte eine Stimme, die nach ciner sehr aumuthigcn, aber schwermüthigcn Melodie ciuen Hooschayn (Lied erotischen Inhalts) sang. Sie gehörte ciuem arabischen Werther au, weuigstcns schloß ich dieses aus dcn Worten des aus dem Stegreif gesungenen Klageliedes. Mit sehr gewählten Ausdrücken besang er die uuwidcrstch-lichen Reize seiner Schönen, nnd klagte dann diese Unvergleichliche der tigcrmäßigsten Grausamkeit an. Die Allegorien, deren er sich Gesänge der Beduinen. 195 bediente, warm größtenthcils nach echt orientalischem Geschmack und so ziemlich denen ähnlich, welche weiland König Salomo seinem „Hohen Liede" einverleibte, ja, einige waren sogar sehr unftoetisch, und ich zweifle nicht, daß eine europäische Schone ihrem Anbeter sofort den Abschied geben wiirdc, hätte er sich nnterstandcn, sie „cm widerspenstiges Kamecl" zn nennen, wie es der in Rede stehende hadhramauter Liebhaber that. Auch andere Vergleiche kamen vor, welche in Arabien zwar als sehr gelungen gelten, in Europa aber wahrscheinlich wenig Glück machen würden. So verglich cr den Hals seiner Geliebten mit einem „Gänschalsc" und ihre Ohren mit „Kamcclsohrcn". Doch ist der gute Mensch zu cntschnldigcn, denn Schwäne giebt es im Hadhramaut nicht, wohl aber Gänse, und unter allen Thieren, die er kennt, hat das Kamecl, im Vergleich mit seiner Größe, die kleinsten Ohren. Die Natur behauptete endlich ihre Rechte und der hoffnungslose Liebhaber entschlummerte, wenigstens verstummten seine Lieder. Seinem Beispiele war ich im Begriff zn folgen, als ein Beduine unseres Fuges mit gehcimnißvoller Miene neben mein Lager sich niederließ und die Pantomime des Gcldzählcns machte. Acrgcrlich sagte ich ihm, cr solle sich deutlicher erklären, worauf cr mir ins Ohr flüsterte, daß in jenen Ruinen uucrmcßlichc Schätze begraben lägen; ich sollte deshalb die Geister bauucn, damit wir sie miteinander heben konnten. Ziemlich heftig und laut sagte ich ihm, er solle mich in Ruhe lassen, da ich von dergleichen Künsten weder etwas wisse, noch wissen wolle, worauf er mich ganz verdutzt ansah nnd sich, ohne ein Wort zu sagcu, wieder ans Feuer setzte. Der Thermometer staud am Morgen bei klarem Himmel und Windstille 22°, um Mittag 36", am Abend bei Nordwestwind 25". 27. Juli. Um kein Aufschcu zu erregen, blieb ich den ganzen folgenden Tag in unserm Lager. Jedoch fehlte es nicht an Besuchern, die mich weidlich mit Fragen quälten, mir aber manches Interessante Mittheilten. Die Beduinen übten sich im Scheibenschießen und Steine-Werfen, worin sie sehr viel Gcschicklichtcit zeigten. Die Schußweite 13* 196 Beginn der Stämmeberathnng. wechselte von 300 bis 500 Schritt, und felbst mit letzterer verfehlten sie selten ihr Ziel. — Was ihre Geschicklichkcit im Stcincwcrfm betrifft, so habe ich ihrer schon früher erwähnt, wo sie einc Probe auf meine Kosten ablegten. Gegen Abend hatte einc Anzahl Bcdnincn die Höhen bestiegen, nm den Mond vor seinem Verschwinden sehen zn können. Sowie die Dnnkclhcit hereinbrach, waren Aller Angcn mit gespannter Aufmerk-samkeit nach dem Gebirge gerichtet, von dem das Signal gegeben werden sollte. Es dancrte anch nicht lange, so verkündete lautes Jauchzen nnd Gewehrschüsse, daß mit dem Erscheinen nnscreö Trabanten die glückliche Stnndc gckonnncn sei, in welcher die Berathungen vorgenommen werden tonnten. Ein donnerndes Allah hasits el Qabayl (Gott segne die Stämme!) ertönte ans dem ^agcr der znr Vcrathnng versammelten Stämme, nnd ein lantes „Amen!", welches Tansendc der ncntralcn Beduinen in die Vüftc sandten, wnrdc vonl Echo von Berg zu Berg getragen nnd verhallte in den Klüften des nahen Hochlandes. Eine Fatiha wurde dann von: ältesten Schaych laut gebetet und von den Uebrigen leise uachgcsmnmt, wonach dann die Tarr "2) erscholl, welche die betreffenden Individuen znr Berathung rief. Anch die neutralen Bcdninen strömten herbei, blieben aber in bescheidener Entfcrnnng vom Sammelplatze stehen. Die beiden Schaychö ließen sich nieder und ihre Beduinen setzten sich in: Kreise nm sie hcrnm. Einc Zeit lang herrschte tiefe Stille nnd Alle schienen in Nachdenken versunken zu sein. Dann erhob sich einer der Schaychs und hielt eine lange Anrede, welche mit gespannter Aufmerksamkeit gehört wurde. Die Entfernnng hinderte mich, die Worte zn verstehen, nud Alles, was ich bemerken tonnte, war, daß er seine Rede mit sehr lebhaften Gestienlationen begleitete. Dann und wann entstand einc Bewegung nnter den Zuhörern nnd ein dumpfes Gcmnrmcl licß sich vernehmen. Nachdem der zweite Schaych nnd einige der Nettesten das Wort geführt hatten, erholien sich anch zn wiederholten Malen Stimmen ans der Reihe der Bedninen, worauf dann abermals der zweite Schaych das Wort nahm nnd eine, nach Opfor uud Waffcutauz. 197 fciuell Gcstcn zn nrthcilcu, hcftigc, aber turzc Rede hielt, nach deren Beendigung cm „Allah hafits el Qabayl" dic ^uft erschütterte, dem em paar tausend Kchlcu cm „Amen!" nachricfcu. Die Berathung war beendigt — und dcr Krieg beschlosscu. Das Feuer, Welches in der Mitte des Kreises gebrannt hatte, wnrdc dnrch einen großen Hansen Holz neu belebt uud die auflodernde Flamme mit lautem Jubel begrüßt. Man brachte dauu emeu grüucu Ast des Ncbckbaulucs uud ciucn fetten Hanunel, welchem dcr älteste Schaych die Füßc baud. Nach dicscu Vorbcreituugcu crgriff er den Ast, sprach ein Gebet über ihn: und übergab ihn den Flammm. Wlc jede Spur von Grün vcrschwuuden war, entzog er ihn dem Feuer, sprach abermals ciu Gebet uud durchschnitt mit sriucr Dschcmbiyc dic Kehle des Hammels, mit dessen Blute der uoch breuneude Ast gelöscht wurde. Er riß dann mehrere kleine Zweige von den, vcrbrauuten Aste und übergab sie cbcuso vicleu Beduinen, welche damit nach vcr-schiedcueu Nichtuugcu forteilten. Dcr schwarze, blutige Ast wurde dann in die (5rdc gepflanzt. Die Bcduium lösten ihre gewöhnlich zusanuucugebuudcucn Haare, nährten das Fcucr aufs Neue uud be-gauucu ciueu ausdrucksvollen, kricgerischeu Tanz, welcher vou dcr Tarr und dcin Hods (Kriegsgesaug) begleitet ivurdc. DaS magisch beleuchtete Thal hallte vou dem rauheu, aber harmomschcu ltricgsgesangc wider, nnd die nackten schwarzen Gestalten, welche sich mit fliegendem Haar in wilden: Takte um das blutig geweihte Panier bcwcgtcu, glichcu entfesselten Dämonen, der Ruine entstiegen, die in: Hinter grnndc ihrc schwarzen Tchattcn auf die hellrrleuchtcte weißc Thalwaud warf. Tanz und Gesang dauerten bis nach Mitternacht, wauu sich dic bcidcu Schaychs an die Spitze ihrcr Bcouincn stclltcu, dein sonderbaren Banner folgend sich nach Osten waudtcu uud bald im Dnnkcl verschwanden. Tiefe Stille folgte dieser interessanten Scene, und Icdcr snchtc noch den Nest dcr Nacht zn benutzen, um sich zu dcu Mühen des kommenden Tages zn stärken. Dic Bcgicrdc aber, ctwas Näheres über dic Bcdcntnng des cbcn Geschehenen zu erfahren, licß unch kein 198 Symbole der Kriegserklärung. Auge schließen. Ich setzte mich deshalb zu dem wachchaltcudcn Bc-duiueu aus Feuer uud brachte uach vielen Umschweifen das Gespräch auf meinen Gegenstand. Der Beduine machte auch nicht viel Schwierigkeiten, meine Wißbegierde zu befriedigen, nnd theilte mir Folgendes mit: Von dem Gebrauche, „einen Ast des Nebckbaumcs abzubrennen", wußte er weiter nichts, als daß es ein herkömmlicher sei nnd daß kein Ast eines andern Baumes dazu verwaudt werden tonne. In dem Augenblick, da der Schaych den Ast ius Feuer wirft, sagt er die Worte: „So wie dieser Ast verdorrt, so mögen auch unsere Feinde verdorren!" nnd nachdem er ihn mit dem Blute des Opfcrthicrcs gcru'thct hat, sagt er: „Wer zurückbleibt in der Stunde der Gefahr und wer dieses Zeichen verläßt, der verdorre, er nnd die Seinia.cn, gleichwie es verdorrt ist!" — Die kleinen Zweige, welche der Schaych abreißt und an die Beduinen vertheilt, dienen als ^ärmzcichen, mit denen die Abgesandten von Thal zu Thal eilen, die Söhne des Stammes zum bevorstehenden Kamftfe zu laden. Keiner darf es bei Verlust seiner Ehre wagen, zurückzubleiben, wenn das gewählte Zeichen an feiner Lagerstätte erscheint und die Stimme des Trägers zum Kampfe ruft. Aus allen Höhlen und Schluchten stürzen der greise Oricger, der kräftige Manu und der kaum den: Knabenalter cutreiftc Iiiugling hervor nnd eilen dem Kampfplatze zu, für die Ehre und Rechte des Stammes zu siegen oder zu sterben. — Voran zum Kampfe wird das blutige Sinnbild getragen. Um dieses entbrennt der Streit am heftigste!,, denn Ehre ist es, es dem Feinde zu entreißen; unauslöschliche Schaudc ist es, es zu verliercu. Beim Friedensschlüsse übergebe« die Schaychs der versöhnten Stämme ihre Acstc dem Fcncr uud lassen sie zu Asche vcrbreuuen. Nach diesem geben sie sich die Hände und sprechcu: „Unsere Feindschaft ist vernichtet, wie diese Zweige vernichtet find; Friede fei fortan zwischen mir nnd meinen Kindern nnd Dir und Deinen Kindern." Ein Jeder schlachtet dann einen Widder zum Opfer. Hat Die Blutrache. 199 eine Partei mehr Todtc wic die andere, so sagt dcr iu» Vortheil stehende Schaych: „Wähle zwischen Blut und Milch!" welches soviel heißen will: cr könne die Gefallenen rächen oder die Diye (Blutgcld) annehmen. Bei dieser Gelegenheit wird gewöhnlich das Blutgcld angenommen, da man nicht genau wissen tauu, wer Jemand getödtet hat. Der Ausdruck „Milch" bedeutet hier „Diyc", weil sie gewöhnlich in Kamcclm oder Schanfen bezahlt wird. Die Araber nehmen im Allgemeinen au, daß M'd cl Motallib ibn Hischmn, der Großvater Mohammed's, der Erste gewesen sei, der eine Diye bezahlt habe, uud daß es seitdem in Gebrauch gcblicbcu sei. "Abo el Motallib hatte uämlich ciu Gelübde abgelegt, daß cr dein Götzen, dcr damals in dcr Ka'ba (Tempel zu Mekka) verehrt wurde, emeu seiucr zehn Söhne opfcru wolle. Er ließ deshalb seme Söhne loosen und das Loos siel auf seinen Licblingssohn. Jedoch tonnte cr es nicht über sich gewinnen, ihn zu opfern, nnd schlachtete an seiner Statt 100 Kamcclc. ^ Viele Stämme haben dieses beibehalten und 100 Kamecle oder ein Acquivalcnt uou 8 Thalern pro Kamccl als Sühne des vergossenen Blutes festgesetzt; Andere weichen von dieser Summe ab uud dcstimmcu das Blutgcld nach den: Reichthum des Todtschlägers. Im Hadhramaut ist dieses überall im Gebrauch. Dcr Thermometer war am Morgen bei Windstille nnd heiterm Himmel 22°, am Mittag M)', am Abrud bei schwachem Nordwestwind c 25". 28. Juli. Am 28. Juli kurz vor 7 Uhr setzten wir unsere Reise fort und gclaugtcu in einer Stuudc über ciu allmählich ansteigendes Terrain nud durch eine tief cingcschnittcnc, steile Schlucht auf das Plateau oder vielmehr auf die nutcre Terrasse desselben; dann in einer Entfernung von 3 —4 Stunde» ragte eiue zweite steile, unabsehbare Waud. Da dcr Weg durch die Schlucht sehr ermüdend gcwescu war, so lagerteu wir uns schon um V2^ Uhr in einer mit Mimosen besetzten Niederung. Kurz vor 1 Uhr setzte sich die Qäfila wieder in Bewegung und befolgte bis ^4 Uhr die Richtung von Nord, 20° Ost. Das 200 Unverschämtheit der Scheryfe. Plateau stieg in steilen Wänden vor uns auf, tonnte aber von uns nicht mchr erstiegen werden, weshalb wir nuscr ^iachtlagcr unter einem Mimoscnwäldchen nahmen, welches den Entstchuugspmtkt ciueö Wädiy umsäumt. Am Abend hatten wir ein Gewitter, welches jedoch semen Segen über eine andere Gegend ausschüttete. — Am Morgen hatten sich uns fünf Srhcryfc angeschlossen, wclchc nach dein Wädiy Amd reisten nnd die ich als die zudringlichsten uud frechsten Bursche kennen lernte, die mir je vorgekommen sind. Trotzdem, daß sie reichlich mit Proviant versehen waren, uahmcu sie die Säcke dcr armen Beduinen ohuc Weiteres in Anspruch. Auch die mcinigen hatten den Mittag das gleiche Schicksal gehabt, nnd nm des Glaubens willen hatte ich cs geschehen lassen. Diesen Abend aber wollten sie meinen Proviantsack ebenfalls in Contribution setzen, fanden ihn jedoch verschlossen. Ohne Umstäudc uud in einem Tone, als hätten sie das größte Necht dazu, vcrlaugtcu sie, daß ich das Schloß öffncu solle, welche freche Znnmthnug ich aber mit barschen Worten zurückwies. Dieses schicu sie ;n befremden, und Einer von ihnen frug mich: „ob ich nicht wisse, daß sie Scheryfc seien?" „Es ist möglich, aber ich glaube cs nicht", cntgegnctc ich, „dmu ein Schcryf muß mehr wie jeder Andere wissen, daß Gott iu seinem Buche (dem Qorän) jedem Muselmanne verbietet, sich dcr Habe feines Nächsten zu bemächtigen. Wäret ihr also Schcryfe, fo würdet ihr die Provisioucu verzehren, mit denen ihr reichlich versehen seid, und nicht die meinigen uud die dcr Beduinen ohne Erlaubniß fortnehmcu." Diese Sprache war ihnen unerwartet uud ucu, und in Gegenwart der Beduinen demüthigend, um so mehr, als dicfc mir beistimmten und sie weidlich auslachten. Ho'ch^ lichst entrüstet verlegten sie ihre Lagerstätte unter einen andern Baum, als bcfürchtctcu sie, durch die Nähe eines solchen rnchlosen Menschen an ihrer Heiligkeit Schaden zn leiden. Der Thermometer staud am Morgen bei Windstille uud heiterm Himmel 22", um Mittag bei schwachem Nordwestwinde .'!()', am Abend bei Südostwind und bewölkten: Himmel 20'. 20. Juli. Am 29. Juli brachen wir kurz vor 5 Uhr Morgens Gelderprcssung dcr Herren des Weges. 201 auf und erreichten nach einer Stunde dm Fuß der ungeheuern, fast 3000 Fuß hohen Gebirgswand. Die 'Aqaba (der Anfsticg) wird hier durch cinc etwa 10 Minuten breite, sehr steile Abdachung, welche wahrscheinlich durch einen Bergsturz entstand, gebildet. — Das Ersteigen dieser Hohe war sehr ermüdend, da mau anf dem losen Gerölle fortwährend ansglitt. Wir hatten noch nngefähr 100 Schritt zu steigen, als wir oben einen Beduinen erblickten, der uns das Wort: „El Ohaffar!" (Wegegeld!) znricf. Diese Aufforderung wurde dnrch 10 Gewehre nntcrstützt, welche aus den Schießlöchcrn einer ans losen Steinen errichteten Brnstwehr hcrvorblinktcn. Unsere Beduinen riefen hinanf, „wie viel ein Jeder zn zahlen habe und wohin das Geld zn legen sei?" worauf die Snmmc von 1 Thaler festgesetzt und ein großes Fclscnstück auf halbem Wege zwischen ihnen nnd nns als Abliefcrnngs-ort bezeichnet wurde. Mein Thaler war bald gezogen, aber die Schcryfe bchanptctm, daß sie als solche nicht vcrbnnden wären, irgend ein Wegegeld zu zahlen. Man rief diese Einwendnngen hinanf, jedoch die da oben wollten von solchen Prärogativen Nichts wissen, sondern erklärten, „daß ein Jeder der Reisenden (denn die Beduinen selbst zahlen kein Wegegeld), der nicht zahlen wolle, zurückbleibe und daß der sofort zusammengeschossen würde, der es wage, dieses Gebot zu übertreten". Diesem Argument war mm freilich Nichts entgegenzusetzen nnd die Herren Scheryfe machten deshalb anch keine weitcrn Umstände und legten Jeder ihren Thaler in die Hand eines Bednincn, welcher zu dem bezeichneten Platze hinaufstieg, das Geld deftonirte nnd dann zu uns zurückkehrte. Der oben stcheudc Beduine stieg nun behend hinuutcr, nahm das Geld und verschwand ebenso schnell hinter der Brustwehr. Bald darauf langten wir oben an. Ich fah mich aber vergebens nach den Wegelagerern nm, sie waren spurlos in einer der nä'chstm Schluchten verschwunden. Bis V^9 Uhr zogen wir über die einförmige Gegend nnd stiegen sodann in den Wadiy Mctrlle hinab, an dessen obern: Ende das Dorf Mctcllc liegt. Dieses Dorf besteht ans ungefähr 20 Hänscrn, in welchen bei- 202 Verheerungen der Heuschrecken. läufig 150 Einwohner des Stammes Qothäm, ciucr Abtheilung des Stammes Bcuy Ssayban, wohnen. In der Umgebung des Dorfes stehen ciuigc Dattelpalmcu auf gut augcbautcn Feldern uuihcr, welche vou ciucm Wachtthurmc beschützt werden. Kurz nach 9 Uhr lagerten wir oberhalb des Dorfes uuter einigen Mimosen. Von Metcllc ciue Stunde Weges liegen im Nordostcn die Dörfer Miutcr und Scho-rut im Wädiy Mint er, welcher in den Wädiy Nhaydc cd Dyu müudct. Der Wädiy Mctclle streicht vou dem Dorfe aus von Südost nach Nordwest, macht dann ciueu Aogcu uach Nordostcn und vereinigt sich dann mit dem Wädiy Nhayde css Ssowaydc. ^") Er ist wenig cingeschuitten und nicht, wie die bisher beschriebenen Wädiy der Hochebene, von steileu Felswänden, sondern von sauften Abhängen begrenzt, die mit Mimosen nnd Nebet bewachsen sind. Mein Beduine taufte vou ciucm der Eiuwohucr Vorrath von cincr Art Mehl, welches aus der Frucht des Ncbckbaumcs gemahlen wird nnd, mit Wasser vermischt, eiu sehr nahrhaftes nnd kühlendes Getränk gewahrt. Auch getrocknete Heuschrecke» wurden uus feil^ gcbotcu. Die Heuschrecke«, wclchc hicr gcuosscu werden, siud auf folgende Art znbcrcitct. Nachdem mau denselben Kopf, Flügel und Geinc abgerissen hat, wirft man sie in kochendes, stark gesalzenes Wasser uud läßt sie etwa eine Miuutc dariu licgcu. Dauu wcrdcu sie auf ciuer Matte ausgebreitet, mit Salz bestreut uud an der Sonne getrocknet, und so zum Gebrauche aufbewahrt. Viele ziehen sie auch auf Fädcu, wie bei uns die Bccrcu. Diesc Heuschrcckcnart wird vou dm Arabern Mcknu genannt und ist nach Forskal dcr <3i->11u8 gro Faring. Dieser Gelehrte ist der Meinuug, daß sie uicht (^iiiius migr^toi-ius des Aune sind, wclchc iu der Tartarci vorkomlnen. Diese Thiere richten greuliche Vcrwüstuugeu an nnd kommen oft in so erstaunlicher Menge, daß cm ciuzigcr Zug wahrcud eiucs gauzcu Tages gleich einem Schuecgcstöbcr über ciuc Stadt zieht. Der größte Zug, den ich gesehen habe, ließ sich im Jahre 1835 iu der Nähe vou Mochä iu eiucr Ebeuc nieder und bedeckte dieselbe etwa 4 Zoll hoch auf einer Strecke von V2 Quadratmcilc. Wädiy Rhayde ed Dyn. 203 Uni Mittag setzten wir unsere Neise fort und erreichten bald die Ebene, wo sich 50 Kamcclc von der Qäfila trennten nnd dein Wädiy Väntcr zuzogen. Nach einer Stunde stiegen wir einen sanften Abhang entlang in den Wädiy Nhaydc ess Ssowayde hinab, der ungefähr V2 Stunde Breite haben mag. Vis l/22 Uhr durchschnitten wir ihn thalabwärts in nordöstlicher Richtung und betraten dauu den Wädiy Nhaydc ed Dyu, der sich wie eiue 2 Stuuden breite Ebene uuabschbar uach Vtordcn zieht. Links vom Wege ragteu, etwa '/2 Stunde cutfcrnt, zwei Wachtthürme und 20 Minuten später erblickte ich in einer Entfernung von 1 Stunde die Stadt Dclä. Hier residirt ein Sultan, der aber wenig Macht besitzt, indem er, gleich sciueu Staunnesgcnosscn im Wädiy Do^än, unter dem Schutze oder vielmehr der Botmäßigkeit der Bcduiucu steht, die hier, wic fast überall, dic Machthaber find. Der hier herrschende Stamm heißt Bä Omm Ssadusf und ist eine Abtheilung des Stammes Ed Dayin. Die obern Theile der Wädiy Nhaydc ed Dyn und Nhayde css Ssowaydc werden vou zwei Abthcilnugcu des Stammes Bmy Ssaybän, den Stäunueu El Qothäm uud Dschahädcmc, bewohnt, welche auch die kleinern, in sie mündenden Thälern innc haben. Trotz dem fruchtbare,: Boden dieser Wädiy findet sich in denselben, außer in der uächsteu Umgebung der Ortschaften, keine Spur vou Allbau, uud die gauze Vegctatiou beschräukt sich auf ewige zerstreut umhcrstchcudc Mimosen, mächtig wuchcrudcn Oschr s^solspias pi-o^ra) und einige andere Pflauzeu, woruutcr hauptsächlich Hyos-eyainns. Unser Weg lag jetzt quer über den Wädiy nnd führte uus um V4 uach 2 Uhr au drei Thürmen vorüber, welche dic hier bcgin-nendcn augcbautcu Ländcrcieu beschützen. Von hier aus sah ich auch rechts vom Wege die Dörfer Schäbith uud Esch Schillat, das eine V2, das andere 1 Stunde entfernt liegen. Wir zogen längs der äußersten Grenze der angebaute« Felder hm, auf denen Weizen, Sesam, vor allein der Indigo in üppigster Fülle standen. Kurz vor 204 Dörfer im Wädiy Nhaydc ed Dyu. 3 Uhr passirtcn wir dic bcidcn dicht bcisammcu und hart am Wege liegenden Dörfer Kaydäm und (^howayrc. Ein dritter Ort lag dicht hinter diesen bcidcn; ich konnte aber seinen Alainen nicht erfahren. Diese Ortschaften sind ganz regelmässig in: Viereck gebant nnd zwar so, daß dic änßcrc Häuserreihe das Ganze maucrartig nmgicbt; an jeder der vier Ecken steht ein starker viereckiger Thurm, von dem ans die Seiten bestiegen werden können. Zwischen den drei Dörfern zählte ich noch acht Wachtthürmc, welche so angelegt sind, daß einer den andern vertheidigt. Alle diese Orte sind von Beduinen des Stammes Bä Omm Ssadusf bewohnt, dessen ältester Schaych in Kaydäm rcsi-dirt. Die Scclrnzahl dieser Dörfer wird wohl nicht 15>sX) übersteigen. Wngs deö Weges vor diesen Dörfern sah ich eine Menge irdener Topfe, in welchen der Indigo bereitet wird, der cm Haupthaudcls-artikcl dieses Wädiy ist. Ocstlich vom Wege entspringt am Abhänge dcs Plateaus eine Quelle, die sich in ein natürliches Vassin ergießt, welches mit Lotosblättern bedeckt war. Knr; vor 3 Uhr bogen wir in den Wädiy Maghära ein, stiegen aber gleich darauf auf dcu entgegengesetzten Abhang zum Plateau hinan nnd lagerten neben einer Waldung von Mimosen und Ncbekbänmcn. Zehn Minuten thalauf-wä'rts liegt im Wädiy Maghära das bedeutende Dorf Horrayu, welches vou Wachtthürmcu umgeben ist. Im Verhältniß zu seiner Ausdehnung und Fruchtbarkeit ist der Wädiy Rhaydc cd Dyn nnr wenig bevölkert. Dcmnngeachtet ist er als einer der Hauvtwadiy der hadhramnuter Hochebene anznschcn. Nach der übereinstimmenden Angabc mehrerer Personen liegen folgende Ortschaften in ihm: Esch Schillät, SchN'c "5), Kaydam, Ohowayrc, Otämiss, Chalyf"''), Hicn bä'Abd, Hicn Baydra ^'^), Boyut, El Hidschelyn und Ncfhuu. Auf der Westseite, ebenfalls von Süden nach Norden, Dclä, Nhayde, Hicn bä Omm Ssaduss, Esch Schc-ryu"»), Esch Scherka"^), 'Anik, Nyr. An der Ostscitc münden Wädiy Maghära mit dem Dorfe Horrayn "«), Wädiy Ghaura'^') mit dcu Dörfern t^hanra ulld Va 'Ainr, Wädiy Nabadh nnd Cafrä und der Wäoiy Hidschelyu. Au der Westseite münden: Wädiy Angebliche Zauberkunst der Schcryfe. 205 Rhaydc css Ssowayde, Wädiy Mintcr '^) mit dm Dörfern Mintcr und Schorut, Nädiy Ba Taryq nut don Ortcn Ghcbcss »^), Ghaydyn nnd Ba Taryq, nnd endlich der Wädiy Nyr ^4)^ ^ dessen Mündung an dcr Wädiy Rhayde cd Dyn den Namen 'Amd ^^) annimmt. Unsere Oafila war jetzt nnr noch 20 Kamcclc nnd 14 Beduinen stark, da die Ucbrigcn nach den verschiedenen Ortschaften dcr Wädiy Nhaydc cd Dyn nnd ^Amd bestimmt waren. Am Abend wnrdc mancherlei über den treulosen, habsüchtigen und filzigen Charakter der „Schcryfc" gesprochen nnd die Beduinen waren herzlich froh, uon dcr Gesellschaft dieser ^cutc befreit zn sein. Zwar freuten fie sich, daß ich diese ^cntc zurechtgewiesen hatte, sie befürchteten aber, daß mir ein Unglück zustoßeu würde; „denn", sagten sie, „die Schcryfc sind falsch und rachsüchtig uud können Jemanden schr viel Böses znfügcn, da ihnen viel Macht durch die geheime Wisscuschaft dcö Ssihr geworden ist." — „Gott ist groß", erwiderte ich, „und ohnc seinen Willen kann mir nichts Ucdles widerfahren. Ich fürchte diese Schcryfc nicht."— DieBcdmncn sagtcn hierzu ihr „Amcn!" und legten sich znr Rnhe. Die Hanptrichwllg der hcntigcn Tagereise war Nord, 20° Ost. Der Thermometer stand am Morgen bci Wiudstillc itnd hcitcrm Himmcl 15°, am Mittag bci schwachen: Nordwcstwind 20°, an: Abend 18°. 30. Inli. Am .W. brachen wir erst des Morgens V28 Uhr auf. Die Gegend anf der Hochebene bleibt sich fortwährend gleich. Dasselbe Gestein, dieselbe Form der in allen Richtungen zerstreut liegenden Hügel waltet hicr wic dort vor, wo ich dicsclben znm ersten-Wale betrat. Ucbcrall crmndct cinc traurige Einforungkcit das Auge des Reisenden, welches das Ende der unermeßlichen Ebene vergebens 5u erspähen sucht. Etwas vor 9 Uhr erblickte ich zur Tinten den Wädiy Ghanra, ans welchem die Minarets (Thürme dcr Moschccn) bcr Dorfcr Ghaura nnd Bä Amr hervorragten. ^cach einer Stunde kamen wir an einen: ill den Felsen gchaucucs 206 Gebirgswanderung. Bassin vorüber, welches mit Wasser gefüllt war. Von hier aus legten wir noch eine Stunde Wegs zurück und lagerten dann uuter einer großen Mimose, neben welcher zwei Cisterneu eiugehaucn sind. Ganz in der Nähe steht eines der mehrcrwähutcu Schutzhä'uschen. Nach einer Ruhe von 2^2 Stunden wurocu die Kameelc beladen und die Reise fortgesetzt. Um 20 Minuten vor 3 Uhr gcnosi ich eine hübsche Aussicht in den Wädiy Nabadh, in welchem sich das Dorf gleichen Namens aus einem dichten Gebüsche von Mimofen und Tamarisken erhebt. Au den Seiten des Thales befinden sich terrassenförmige Anlagen, welche im herrlichsten Orün prangten. Zum Schutz derselben steht im obern Theil derselben ein Wachtthurm. Die Bewohner des Orts find Beduinen des Stammes Bä Ssowayde, welcher eine Abtheilung des Stammes Ed Dayiu ist. Um V; nach 3 Uhr trafen wir eine Cisterne und '/4 Stnndc später sah ich das Dorf Cafrä im Wadiy gleichen Namens liegen, dessen Bewohner gleichfalls dem Stamme Ess Ssowaydän angehören. Der kleine Wadiy t^afrä vereinigt sich mit dem Wadiy Rabadh nnd dieser bei dem Orte Hicn Baydra mit dem Wädiy Rhaydc ed Dyn. Wir legten noch zwei Stunden Weges zurück, während welcher wir an sechs Cisternen vorübcrtamen, und lagerten dann auf einer mit Feuersteinen besäeten Niederung nnter einigen Mimosen, welche in voller Blüthe staudcu nud die Gegcud mit ihren Wohlgcrüchcn erfüllten. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille und heiterm Himmel 10", am Mittag 20°, am Abend bei schwachem Westwinde 18°. 31. Juli. Am 31. Juli verließen wir Morgens 7 Uhr unser Nachtlager uud zogen dem nahen Wädiy Do'än zu. Um '/26 Uhr stiegen wir in eine enge Schlucht hinab, nnd einige Miuuteu später stand ich am Rande des reizenden Thales, oberhalb der Residenz El Arr. Mehr wie einmal war während dieser Reise mein Leben in Gefahr gewesen; glühende Sandgeftlde und Ebcuen von trostloser Nacktheit und erdrückender Monotouie, nur hier uud da vou einem freund- Rückkehr nach Choraybe. 207 lichen Nuhcpnnktc nntcrbrocheu, hatte ich bisher durchwandert. Man kann sich also denken, mit welcher Lust mein Auge an den in voller Farbenpracht prangenden Fluren hing, mit welch inniger Freude ich den dunkeln Hain der Palmen uud das gastliche Choraybc wieder begrüßte. Mit vorsichtigen Schritteu zog die Käfilah den äußerst gcfa'hr-licheu Ncg hinab, erreichte ohne Unfall das Thal, nnd schon nm 10 Uhr saß ich in der Mitte der Familie meines ehrwürdigen Schaychs Md Allah da Ssudäu, welche ungchcncrc Frcndc blicken ließ, mich wohlbehalten wiederzuschcu. Am Morgen stand der Thermometer bei Windstille und heiterm Himmel 10", mn Mittag 25", am Abend bei Nordwcstwind 20°. Siebentes Capitel. Das eigentliche Hadhramlmt. Zweiter Besuch bei dcm Silltan. ^ Abreise. — Ankunft in 'Nmd. — Schaych 'Abd er Rahman bä Dyak den 'Amndy. — Abreise. — Nachtlager bei Hallet ba Salib. — Nachtlager bei Qirbc. — Ankunft in Haura. — Der Wädiy 'Nmd. — Der Wädiy El Hadscharyn. — Die alten KöniMräber iin Wädiy Ghayibun unfern Mcschhed 'Alyy. — Der Wädiy Qacr. 1. August. Am folgcudcu Morgcu stattete ich, iu Beglcituug dcs ältesten Sohucs vom Hause, dcni Sltltau mcmm Besuch ab, dcr mich abcr diesmal sehr kalt culftfiuq und überhaupt vieles Mißtrauen zeigte. Er horte uicht auf, vou Mohammed Myy zu sprechcu, und ließ uicht undeutlich merken, daß er eiuc IuUasiou dcs Acgypticrs befürchte und daß ich von demselbcu geschickt sei, das Laud zu er-spahcu. Obgleich weder geschmeichelt uoch erfreut, für ciucu Epiou Mohammed'Alyy's zu gcltcu, mußte ich doch über die Nichtsthuerei dcs alten Hcrru lachcu, dcr sciu aus ciner Stadt, eineu: Dorfe nnd ciuigcli Morgcu Maudes bcstehcudcs Reich für bedeutend gcuug hielt, die Erobcruugslust eines so eutfcrnteu Mrstcu zu rcizeu. Um ihm diese Mciunng zu bcnchmcu, frug ich ihn, wie m'cl er wohl glaube, daß ciuc lHrpcditiou uach dein >)adhramaut tostcu würde? Nach cimgem Besmueu gab er mir zur Autwort: „Nuu, au 100,000 Thaler." Worauf ich ihm cutgcguctc: daß 3 Millioncu uicht hilircicheu würdeu, und daß, da dcr ganze Wädiy uicht so uiel werth sei, er uou eiucr Ilwasiou dcs Pascha Nichts zu befürchten habe. Jedoch blieb er bei Furcht vor dem Pascha von Aegyptcn. 209 der Meinung, daß dcr Wädiy Do'an mit seinen vielen Städten und Dattclwäldcrn sich doch wohl der Mühe verlohne. Als ich ihn: mm erzählte, daß die einzige Stadt Kairo mehr Umwohner zähle, als dcr ganze Wädiy, daß mehr als 100 Städte wie Choraybc, nnd mehr als 3000 Dörfer in Scharq unter dcr Botmäßigkeit des Pascha von Acgyfttcn ständen, nnd daß, bloß in dcr Umgegend vun .Kairo, mehr Datteln, Durra, Weizen, Bohnen, Vinsen n. s, w. geerntct wiirdc, als alle Bewohner des Hadhramant in einem Jahre verzehren tonnten — da schien dem alten Herrn der Verstand stille zn stehen. Mit crstannten Blicken und offenem Munde starrte er mich eine Weile an nnd brach dann in die Worte aus: „Gott ist Oott! Es ist nnr ein Gott nnd Mohammed ist sein Gesandter! Mohammed Alyy ist ein mächtiger Sultan, der uns alle verderben kann. Dn siehst, daß ich wohl Ursache habe, ihn zn fürchten." — Da meine Bemühnngen, dem alten Herrn seine Fnrcht zu benehmen, gerade das Entgegen^ gesetzte bewirkten, so hielt ich es für das Nathsamste, mich zu beur^ landen und nach der Stadt zurückzukehren. Am Ausgange des Basars begegneten mir mehrere dcr angesehensten Einwohner, welche, wie mir mein Begleiter sagte, in Finanz cmgclegcnheitcn zum Snltan gingen. Schaych Bä Qorra, der anch mit ihnen war, wünschte nnr zn meiner Zurückknnft Glück nnd bat mich, ihn zn besuchen, welches ich ihm für den Nachmittag znsagte, da ich Willens war, nnter dem Schntze seines Stammes nach dem Wädiy Amo zn reisen. Nachmittags erfüllte ich mein Versprechen nnd besnchte den Schaych, bei welchem ich anch seinen Eollegcn Hosfayn bä Sohra, Schaych der Ehann'ye, antraf, dcr mich ebenfalls beglückwünschte, so glücklich ans dem Vande der verrufenen Dsiyayby zurückgekehrt zu sein. Ich cr^ zählte ihnen meine Rciseabcntener und theilte ihnen meinen Entschluß wit, noch vor dcr Ssyara von Qabr Hnd cincn Ansflng nach Norden 'zu macheu. Zn gleicher Zeit bat ich sie, mir einen sichern Führer aus einem der beiden Stämme zu geben. A. v. Wrebe'S Ncise in Hadhramaut. !4 210 Der Sultan läßt Choraybe beschießen. Meine Reiselust kam ihnen komisch genug vor, und sie fragten mich lachend, was ich denn eigentlich an den Steinen des Hadhra-maut Merkwürdiges fände? „Oder", setzten sie hinzu, „habt ihr in Aegypten etwa keine Steine?" — Ich entgegnete ihnen: „da ich nun einmal auf einer Pilgerreise in diesem Lande begriffen sei und ich mich bis zur Zeit der Sfyära langweilte, es aber ein verdienstliches Werk sei, auch die iu andern Gegenden befindlichen Heiligen-Gräber zu besuchen, so wolle ich meine Zeit zum Besuch der-selbeu verwenden." — Waren sie nun auch uicht so gauz vou dem religiösen Zwecke meiner Reise überzeugt, so thaten sie doch wenigstens, als glaubten sie daran, nnd Bä.Qorra''"') versprach mir, am folgenden Morgen einen Beduinen zu schickcu, mit dem ich mich verständigen tonnte. Mein Wirth, dem ich am Abend meinen Reiseplan mittheilte, war nicht so sehr dafür, gab aber doch, da er sah, daß mein Entschluß feststand, feinem Sohne den Befehl, mir einen Empfaugsbricf an einen sehr einflußreicheu Schaych in ^Amd mitzugcbcu. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille nnd heiterm Himmel 15°, um Mittag bei Nordwcstwind 555", am Abend W". 2. An gust. Am folgenden Morgen weckte mich ein lebhaftes Gewehrfeuer uud ein durchdringendes Gefchrci, das in allen Häusern von den Weibern erhoben wurde. Anfangs war ich der Meinung, daß die Stadt überfallen worden fei, ein Blick nach El 'Arr belehrte mich jedoch, daß mau uon dort ans die Stadt beschoß. Ich ging nach der Thür, um mich nach der Ursache des Schießens zn ertun digen. — Hatte mich ein Inwohner der Residenz am Fenster erblickt oder schoß man anfs Gerathcwohl, genug, daß eine Kngcl dnrch das Fenster in die gegenüberliegende Wand schlug, nachdem ich mich kann: davon entfernt hatte. Im Gange fand ich bereits alle männlichen Mitglieder der Familie installirt, während die Frauen sich in die untern Zimmer zurück gezogen hatten. Ich erfuhr jetzt, daß eiuige Individuen dem Sultau ll) Thaler Seltsame Steuereintreibung. Folgen der Beschießung. 311 Abgaben schuldeten, welche sie nicht cmftreiben könnten. Um nun die Stadt zu zwingen, diese Summe einstweilen zu erlegen, wurde sie von dem Sultan beschossen. Das System, eine Stadt für einzelne Individuen solidarisch haften zn lassen, findet sich also nicht blos in Aegyptcn, sondern ist seit undenklichen Zeiten im ganzen Hadhramaut gebräuchlich, wo noch obendrein, wie man sieht, die Zwangsmittel höchst energischer Natur sind. Den ganzen Tag wnrdc anf die Stadt geschossen, sodaß es Niemand wagen dnrfte, den Basar oder die Straßen zu betreten, welche von El Arr ans bestrichen wurden. Besonders war ersterer den Kngeln ausgesetzt und die Kaufleute daher gezwuugen, ihren Handel cinznstellen. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille nnd heitern: Wetter 15', nm Mittag 25", am Abend bei schwachem Nordwestwind 20'. 3. Angust. Mit dem Beginn des nächsten Tages begann das Schießen aufs Neue, währte aber nur bis gegen Mittag, da die Reichen unter den Bewohnern der Stadt die Snmme zusammengelegt und sie dem Snltan dnrch einen Beduinen übersandt hatten. — Dieser Auftritt war nicht ohne tranrige Folgen gewesen, denn ein Mann wnrdc anf der Stelle getödtct, ein anderer starb am Morgen au der erhaltenen Wnnde, nnd ? Individuen, darunter anch eine Fran, waren minder oder mehr schwer verwnndct. Niemand aber wunderte sich über diese Gewaltthätigkeit, noch war darüber aufgebracht. Im (^egen^ theil fand man sie sehr natürlich nnd versicherte nur, daß dieses das einzige Mittel sei, welches die Snltane anwendeten, nm rückständige Steuern einzutreiben; anch käme dieses sehr hänfig vor. Des Nachmittags schickte ich zn Bä Qorra nnd ließ ihn bitten. Mir den versprochenen Beduinen zn schicken, da ich gesonnen sei, des folgenden Morgens nach dein Wädiy 'Amd zu reisen. Er schickte anch sogleich einen jungen Mann seines Stammes, mit dem ich bald einig nnd dem ich von dem Schaych Md el Qädir in aller Form übergeben wurde. 14* 212 Aufbruch von Choraybe nach dein Wädiy Amd. Dcn Abeud brachte ich in Gesellschaft einiger Schcryfc und Schaychs zu, bei dcnen ick) mich nach dcr Gegend erkundigte, welche ich besuchen wollte; aber keiner von ihnen konnte nur etwas Bestimmtes mittheilen. Der größte Theil dieser ^eute zeichnet sich durch eine großartige Ignoranz aus uud ist so wenig mit den, eigenen Batcrlande bekannt, daß man fast Nichts von ihnen erfahren kann- Unglücklicherweise war der Schaych abwesend, der nur so viele Nachrichten von Beled el Hadschar gegeben hatte. Es ist in diesem ^andc immer am Besten, sich an die Aussagen der Bedniuen zu halten, die jeden Schritt im Gebirge kennen. Freilich findet man dann nnd wann Scheryfe, welche eine rühmliche Ausnahme machen und sich um andere Gegenstände bekümmern, als um den Qorän; aber leider sind sie sehr selten. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille und heiterm Himmel 1,5", um Mittag bei schwachen: Nordwcstwind 25)", am Abend 20°. 4. August. Am 4. August früh Morgens mu tt Uhr verließ ich Choraybe, um die nördlichen Gegenden des Plateans zn besuchen. Ich erstieg es anf demselben Wege, anf dem ich cö vor einigen Tagen verlassen hatte, jedoch ging das Hinaufsteigen sehr langsam von Statten, sodaß wir sie erst nach zwei Stnndeu erreichten. Während I V2 Stuudc blicbeu wir auf dem Wege uach Rhaydc cd Dyn und zwar bis zur Stelle meines letzten Nachtlagers, wo wir nns nach Nord, 25° West wandten. Um V4 vor l l Uhr lagerteu wir neben einer Cisterne, wo wir einige Kaufleute mit ihren Beduinen fanden, welche Tags zuvor den Wädiy 'Amd verlassen hatten. Um 2 Uhr verließeu wir diesen Platz und legten noch eine Stunde Weges bis zu einer Cisterne zurück, neben welcher wir uns für die Nacht cinrich< teten. Hier entsteht zur Rechten des Weges ein Wädiy, dessen Nameu mir mein Beduine entweder nicht sagen tonnte oder wollte; jedoch wußte er so viel, daß dieser Wädiy bei der Stadt „Matruch" in den Wädiy Do'an mündet. Etwa 3/4 Stunde von dieser Cistcrne erhebt sich ein Hügel von Aberglaube. Eine Taschenuhr als Vehansnug der Geister. 213 ziemlicher Ausdehnung, dcr wie viele andere der Hochebene die Form eines Dachstnhlcs hat. Ucberhaupt ändert sich auf dein Plateau der Charakter der Gegend nirgends; überall dieselbe Nacktheit, dieselbe Einförmigkeit. Die Cistcrncn, deren man ans dem Wege von Ma-kalla nach dein Wüdiy Do^au nnd den andern Gegenden so viele antrifft, werden hier seltener, denn ich traf während dieser Tagereise anf einer Strecke von sechs Stnndcn unr drei an. Mein junger Beduine schien sich vor meiner Persönlichkeit gewaltig zu fürchten und es war augenscheinlich, daß ich ihm ein höchst unheimlicher Geselle war. Er hielt sich fortwährend in einiger Entfernung nud sah sich nach allen Seiten nm, als ob er befürchte, ein Dutzend böser Geister erscheinen zu sehen; eine Wirkung des Gerüchts, welches sich seit meiner Zurückknnft aus den: Wadiy cl Hadschar verbreitet hatte, nämlich, daß ich ein Geistcrbauner sei. Alle meine Handlungen beobachtete er auf das Genauste und besonders schien feine Aufmerksamkeit am gespanntesten zu sein, wenn ich nach der Uhr sah, in welcher er, wie ich später erfnhr, nichts Anderes sah, als einen Behälter, in welchem ich einen jener bösen Dämonen eingesperrt hielt. Man kann sich denken, daß ich bei so bewandten Umständen keinerlei Untcrhaltnng nut ihm anknüpfen konnte. Zum Glück bot die Gegend, welche ich dnrchrciste, wenig Interessantes dar, und so verlor ich Nichts dnrch seine Verschlossenheit. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille und heiterm Himmel 15°, um Mittag bei Nordwcstwind 20', am Abend 18". 5. August. Am 5. Angnst des Morgens 5 Uhr machten wir uns auf den Weg, passirten nach dreistündigem Marsch eine Cisternc und machten mn 11 Uhr an einem Wadiy Halt, welcher sich bei dem Orte Dschahys mit dem Wadiy Amd vereinigt. Einige Beduinenfrauen trieben hier eine bedeutende Schaafheerdc vorüber. Kaum hatten sie nns bemerkt, so umringten sie mich nnd meinen Führer und setzten uns weidlich mit Fragen zu. Besonders komisch fanden sie, daß ich als Mann Untcrbeinkleider trug, welches bei ihren Sansculotten von Männern etwas Unerhörtes ist. Sie gehörten zum 214 Trostloser Anblick des Wädiy 'Amd. Stamme der Murat Cobayh, einer Abtheilung des Stammes El Dscha^da. Ihr Anzug unterschied sich in Nichts von dem, welchen ich früher bei dem Wädiy Dahmc beschrieben habe; ein kleiner Sprößling lag, mit zwei Lämmern treulich gepaart, in dem Korbe der einen. Um 1 Uhr Nachmittags setzten wir unsere Reise fort nnd erreichten um ^4 Uhr den Rand des Wädiy Amd. — Dieser Wädiy ist zwar bedeutend breiter, als der Wädiy Do^än, gewährt aber keinen so malerischen Anblick. Hier fehlen die großartigen Felsenpartiecn und die amphitheatralische Lage der Ortschaften, hier laden keine schattigen Baumgruppen zur Ruhe ein nnd kein Palmenhain erquickt mit seinem dunkeln Grün das Angc; — überall dürre Steppen, nur hier und da von grünen Streifen durchzogen, nnd in der Ebene liegende Dörfer, welche, gehüllt in geblichcs Gran, mit dem Boden gleichsam verschmelzen. In demjenigen Theile des Wädiy, welchen ich übersehen konnte, bemerkte ich folgende Ocrter. (Gerade uuter mir die Stadt ''Amd, weiter hinüber, weiter östlich, die Dörfer Nowayre und El Hobul l2?), links im Südwesteu das Dorf Ncfhnu ^«), im Norden das Dorf Lohnn ^') und in nordöstlicher Richtnng thalabwärts das Dorf Dschahys. Wir langten, nachdem wir den sanften Abhang der Thalwand hinabgestiegen waren, kurz vor 5 Uhr in der Stadt Mud und im Hause des Schaych Abd er Rahman bä Dyak ben Amudy an, dem mich mein alter Wirth in Choraybe empfohlen hatte. Während wir klopften, lief aus alleu (^asfcu eiu Haufen Kiuder heran, welche sich um den besten Platz balgten, von dem ans sie ein so seltenes Geschöpf, wie mich, am Gesten in Augcuscheiu nehmen könnten. Nach ewigem Warten öffnete endlich eine Negersclaviu die Thüre nnd führte uns in das Gastzimmer, wu wir mit Kaffee und Datteln bewirthet wurden. Bald darauf führte mau uns nach einem alls einer Nebentcrrasfc angebrachten Zimmer, in welchen: sich der Schaych aufhielt. Bei meinem Eintritt überraschte mich der Anblick eines „Tisches" und „einiger eleganter, europäischer Lehnsessel". Ans einem derselben erhob sich der Schaych, ein schöner Manu in der vollen Kraft seiner Jahre und von imponirendem Amßern. Er ging nur einige Schritte Ein civilisirter, vorurteilsloser Araber. 215 entgegen und führte mich, nach Beendigung des üblichen Ceremomels, zu einem der Stühle, indem er mich Platz zu nehmen bat. — Er verabschiedete hicranf meinen Dachayl, der seinerseits höchlichst erfreut war, der Sorgc für meine ihm so unheimliche Person enthoben zu sein. "Nachdem sich der Schaych nach meinem Vaterlande und dem Zwecke meiner Reise erkundigt hatte, stellte er in sehr gutem Englisch die Frage: „Ob ich diese Sprache verstehe?" Obgleich es mir nicht sehr angenehm war, diese Frage hier, aus solchem Munde und in der Sprache der in diesem Lande so gehaßten Engländer zu hören, so erwog ich doch gleich, daß der Araber, welcher sie an mich richtete, nicht zu den fanatischen gehöre, und wagte es daher, dieselbe iu derselben Sprache zu bejahen. Er sagte mir nun, daß er schon von mir geHort habe nnd daß es ihn freue, mich hier in seinem Hause zu sehen. Er leitete dann das Gespräch aus die Politik, welche die Engländer vermocht haben tonnte, ''Aden zu besetzen. Wie alle Araber, beunruhigte auch ihn das Festsetzen der Engländer auf arabischem Boden, ohne jedoch, wie jene, die thörichten Hoffnungen zu hegen, die Eindringlinge mit Waffengewalt vertreiben zu können. Nach diesem Thema tam ich auf den Zweck meiner Reise zu sprechen, nnd da er gehört hatte, daß ich Vieles geschrieben, so bat er mich, ihm meine Notizen zu zeigen, welches ich, obgleich sehr ungern, that. Er betrachtete die Schrift mit vieler Aufmerksamkeit und erklärte daun, daß, wenn es anch keine englische, so doch eine europäische sei. „Auch siud Sie kein Moslim", setzte er hinzu, „denn sonst würden Sie nicht so angelegentlich unsere Gerge nnd Thäler beschreiben nnd sogar, wie man mir gesagt hat, einen jeden Stein mit so vieler Anfmerksamkcit betrachten." Ich bcthcnerte, „ein echter Moslim zu sein"; aber er sagte mir mit einem Zeichen der Ungednld: „Mein lieber! in Ihren: Sinne wohl, nicht aber in meinem? Freilich haben Sie alle Ursache, es zu behauptcu, — und glücklich für Sie, wenn man es glaubt. Ich aber, dcr ich lange Iahrc mit Europäern 216 Eine englische Bibliothek in Hadhmmaut. in Indien Nmgang gepflogen und ihre Sprache erlernt habe, bin über Ihre Nationalität nicht in Zweifel. Indeß sind Sie mir deshalb nicht minder willkommen, denn ich weiß die Beweggründe zn würdigen, welche Sie bestimmt haben, eine Ncise in diese den Enropäcrn noch uubckauntcn Gegenden zu unternehmen, nnd ssanatismns ist mir fremd. Von meiner Seite haben Sie Nichts zn befürchten, im Gegentheil werde ich mir ein Vergnügen daraus machen, Ihnen zur Erreichung Ihres Zweckes behilflich zu sein." Nach diefcm Aussftrnche, auf den Nichts zn erwiedern das Beste war, öffnete er einen Wandschrank und zeigte mir feineu Schatz von eugüschcu Büchern. Walter Seott's „Geschichte Napoleon's", ein „Lehrbnch der Physik", eine „Geographie" und ein „geographischer Atlas" machten die Hanptbestcmdthcile dieser kleinen Bibliothek ans. — Man kann sich meine Ucberraschuug deuten, iu einem Winkel dieses von „Halbwilden" bewohnten Bandes einen Mann zu finden, dem die Wissenschaften nicht fremd waren, nnd der Geist genug besaß, sich für mein Unternehmen zu interessircn! Diesem Manne verdaute ich Vieles, was mir ohne ihn nnbekannt geblieben wäre und welches ich am geeigneten Orte mittheilen werde. Am Abend kamen mehrere Schcryfc, welche aber nicht dazu bei-trngen, das Gespräch interessant zu machen. Mein Wirth, welcher bemerkte, wie lästig nur das gehaltlose Gespräch und die albernen Fragen dieser Leute warm, gab mir, indem er meine Müdigkeit vorschützte, eine schickliche Gelegenheit, mich auf mciu Zimmer zurückzuziehen. Der Thermometer stand am Morgen bei klarem Wetter und Windstille 10°, am Mittag bei Nordwestwind 20", am Abend 10'. 6. August. Am folgenden Morgen ersuchte ich den Schaych "Abd er Nahmän, mir für den folgenden Tag einen sichern Dachayl nach Haura, an der Müudung des Wädiy Amd iu dcu Wädiy Qacr zn verschaffen. Obgleich es few sehnlichster Wunsch war, mich noch länger bei sich zu sehen und ich selbst die interessante Gesellschaft dieses Der Qadhy voll 'Amd und seine Fragen. 217 Mannes gern noch länger genossen hätte, so war doch keine Zeit zu verlieren, wenn ich, meinem Plane gemäß, den Wädiy Er Rächiyc besuchen nnd an: 25. in Ghaydnu sein lvollte. Diese Gründe nnd das Versprechen, auf lnciner Rückreise nach dem Wädiy Do^än einen Tag bei ihm zu bleiben, bewogen ihn endlich in meine Abreise zn willigen. Er schickte seinen Sclaven ans den Basar, der anch bald einen Bcdmuen, vom Stamme Mnrat l^obayh brachte, dem er mich übergab. Am Morgen machte ich mit meinem Wirthe einen Spazicrgaug in die Stadt nnd ihre Umgcbuugeu nnd besnchte anf dem Rückwege den Qädhy nnd zwei der angesehensten Scheryfe, bei denen ich jedoch nichts Bcmcrkcuswerthes horte ulld nnr eine Menge Fragen zn beantworten hatte, unter denen, wie gewöhnlich, mehrere höchst originelle vorkamen. Unter Audcrm war eiuc der Art, daß wir, der Sitte zuwider, laut auflachten. Der Qädhy, ein aufgeräumter, sehr rüstiger Sechziger, frug mich uämlich nach den körperlichen Düncnsioucn der — Königin von England nnd wie viel Eunuchen sie habe. Ganz erstannt sah er unserm Lachen zn, lachte aber endlich selbst mit anf srine Kosten nnd kouutc sich garnicht darein finden, daß die Königin gar keine Ennnchen (Verschnittene) haben sollte; „denn", sagte er, „die Frauen sind zn schwach, um allen Versuchuugcu widcrstehm zn töuncn, und eine Kömgin muß dcreu doch ciuc bedeutende Menge haben." Des Nachmittags führte mich der Schaych in ein Hans, in welchem soebeu eine Hochzeit gefeiert wurde. Schon vou weitem scholl uus der Sugharith der Frauen nnd der Ton der Rhobäba und Qacäba entgegen, welche eiucu harmonischen Gesang begleiteten. Von Zeit zu Zeit hörte man auch den Schall der Tarr, welche, wie mir mein Begleiter sagte, am Ende jeder Strophe fünf- bis sechsmal geschlagen wird. Bei nnscrm Eintritt wurden wir vou dem Vater des Bräutigams empfangen und in ein großes Zimmer geführt, wo der Bräutigam rcauugslos (dcun es ist Sitte, daß der Bräutigam, ohne sich zu rühren, mit möglichst steifer Gravität bis zum Ende des Festes sitzeu muß) auf einer cigeus dazu errichtete», mit Hellfarbigcut geblümten Katun bedeckten Estrade zwifchen zwei Anverwandten der 218 Hochzeitsfeierlichkeiten im Wadiy °Amd. Braut saß. Vor dieser Estrade stand ein kupfernes Gefäß, welches mit einem seidenen Tuche bedeckt war und dazu bestimmt ist, die Geschenke aufzunehmen, die jeder Besucher, der Sitte gemäß, machen muß. Neben dieser Schüssel saßen zwei aufgeputzte Knaben, von denen der eine ein Ranchfaß, der andere eine mit Rosenwasser gefüllte Tissqiyc in der Hand hielt. — Die Tissqiye sind im ganzen Orient gebräuchlich und werden aus Böhmen dahin verschickt. Es sind kleine, mit Blumen gezierte Flaschen mit langem engen Hals, welche vermittelst daranf geschraubter Stücke verschlossen werden, die mit kleinen Oeffnnngcn versehen sind. — Beide, Braut und Bräutigam, hatten einen Haufen kleiner, grüner Zweige neben sich liegen. Da ich bereits zu Hause mit diesem Gebrauch bekannt gemacht war, so hatte ich ein Nasirmcsscr, eine Schecrc, eine kleine Spiegeldosc und eine Schnur Glastorallen mitgebracht, welches ich Alles unter das Tnch in die Schüssel schob, ohne die bereits dariu liegcudcn Geschenke aufzudecken. Wir bekamen ein Jeder einen der kleinen grünen Zweige, und nachdem uns einer der Knaben mit Rosen-Wasser bespritzt hatte, bcräuchcrtc der andere unsere Kleider mit Weihrauch. Hieranf nahmen wir uutcr dcu andern Gästen Platz, welche auf den bereits erwähnten schwarzen Tcppichen nmhcrsaßen und sangen. Ich tonnte nun den Bräutigam mit Muße betrachten, welcher, mit einem rothen Kaftan und großmächtigen Turban angethan, wie eine Bildsäule zwischen seineu beideu Gefährten saß. Vorn auf dem Turban ragte cm voluminöses Bouquet Knoblanchzwiebcln, welches, wenn es anch nicht zur großen Zierde gereicht, doch den Nutzen hat, die Macht des bösen Blickes unschädlich zn macheu. Ueber cine mil geblümtem Katun verhangene Thür, welche ans diesem Zimmer in ein Ncbcugcmach führte, in dem sich die Braut mit den weiblichen Gästen befand, hing zu demselben Zweck eine Aloepflanzc nebst einen» Bouquet Knoblauch und einem Säckchcn Alaun. — Süßes Gebäck und Kaffee wurde in Menge herumgereicht, nnd später gebratenes und gekochtes Fleisch mit Reis aufgetragen. Nach der Mahlzeit sangen abwechselnd Frauen und Männer Achamer und Hodschayny. Brautstands- und Hochzeitsgebräuche. 219 Der Achämer ist ein Gesang, in welchem die Tapferkeit, Religiosität und Freigebigkeit irgend einer Person gepriesen wird, der Hodschayni ist, wie ich schon früher bemerkte, erotischen Inhalts. Nach dem, was mir gesagt wurde, kommt das Brautpaar bei der ganzen Hochzeitbelnstigung am schlechtesten weg; denn Beide, Braut nnd Bräutigam, müsseu vou Mittag bis Mitternacht, ohne auch nur das Geringste zu sich zn nchmeu, fortwährend in der Stellung verbleiben, in der ich den Bräutigam vou Aufang an sitzen sah. Die Phasen, welche eiu hadhramauter ^icbeshaudel bis zum Augeublickc der Verlobung durchläuft, siud so ziemlich dieselben, wie bei nns. Der jnnge Mann sieht das Mädchen sowohl im väterlichen Hause, als auch beim Brunnen, dem Hauptvcrsammluugsortc der orientalischen Licbendcu. Der Liebhaber stellt sich iu der Nähe des Hauses seiner Geliebten auf und siugt Hodschayny n. f. w. Von dem Augenblicke an, wo der Vater für seineu Sohn um sie anhält, ändert sich Alles. Das Mädcheu darf sich vor keinem Mauue uu-verschleiert sehen lassen. Die Ständchen werden nicht mehr gebracht; kurz, Beide siud bis zur Hochzeit auf das Strengste voneinander geschieden. Am Hochzeittage wird die Braut nebst ihrer kleinen Aussteuer, welche ihr der Vater giebt, iu Processwu iu das Haus des Bräutigams gebracht, wo sie gleich ihm dir obenerwähnte Gedulde Probe aushalten mnß. Um Mitternacht bekommen zwar Beide die Erlaubuisi znrück, ihre Glieder zu rühren, dürfen sich aber bis zur vierteu Nacht uach der Hochzcitsfcicrlichtcit uicht schell. Iu der ersten Hälfte dieser Nacht mnß der Bräutigam sowohl seine Anverwandten und Frcuudc, als auch die der Brant bewirthen; erst nachdem er seine Gäste cutlasscu hat, ist es ihm erlaubt, seine Ansprüche als Ehemann gcltcud zn machen. — Die Brant bekommt von ihrem Bräutigam eine Aussteuer, welche ihr iu keinem Falle und selbst danu nicht genommen werden taun, wenn sie durch ihre üble Anfführnng dem Manne Gelegenheit gegeben hat, sich von ihr zu scheiden. Der Vater verkauft seine Tochter förmlich an ihrcu zukünftigen Ehemann, muß aber ^/3 des Kaufpreises zurückzahle», wcun dieselbe durch ihre 220 Leichtigkeit der Ehescheidungen. Schuld vom Ehemanne verswßcu wird. Die Beweise öffentlich zu zeigen, daß cm Mädchen bei ihrer Verheirathung ihrem Bräutigam als uubcflccktc Jungfrau übcrgcbcu wurde, wie es in Acgyfttcn nnd der Türkei der Fall ist, findet hier nicht statt; sie werden jedoch von ihrcu Anverwandten iu Empfang gcuommcu, damit sie dieselben im Falle der Noth zur Rechtfertigung vorzeigen können. In Arabien ist kein Band lockerer, als das eheliche, dcuu der Mann braucht nur seiner Fran, ohne irqend eine Ursache anzugeben, die Worte „Ent' 'alayk" („Du gehörst Dir selber!") zu sagcu, um von ihr geschieden zu sein. Sollte er sich ja herablassen, ihren Verwandten die Nrsachc seines Vcrfahreus zu uenucn, so brancht er blos zu sagcu: „Sie behagte mir nicht", so sind dieselben zufricdeugcstcllt. Eiuc solche Scheidung bringt der Frau und ihrer Familie keine Schande, uud sic kann sich nach Verlauf von 1 Jahr nnd 1 Tag wieder vcrhcirathcn. — Ganz anders verhält es sich jedoch, wenn der Mann seine Fran wegen begangener Untreue verstößt und diesen Grund ihreu Verwandten anzeigt. Iu diesen: ssalle wird die Ehebrecherin von ihren Brüdern oder soustigeu mäunlichen Anverwandten in aller Stille an einen einsamen Ort geführt uud dort zu Tode gestciuigt. Oft aber gcschiehl es, daß der Mauu eine solche Frau verstößt, ohne ihr die Scheidnngsformel mitzugcbcu; so lange mm der Mauu ihr diese Formel vorenthält, kann dieselbe nicht heirathcn und wird dann Tamayhe genannt. Die Stadt Amd liegt an der südlichen Scitc des Wädiy dcr Mimdnng des Wädiy Nyr gegenüber, dcr sich mit dem Wädiy Rhayde cd Dyn vereinigt, welcher dann den Namen 'Amd annimmt. Sie hat ungefähr l)000 Einwohner, welche theils zn dem Stamme der Amndy, theils zur Klasse der Scheryfc nnd Ssayydy gt> hören. Ihre Erwerbsquellen sind der Handel, Ackerbau uud die Bereitung des Indigo, der hier in bedeutender Meugc gcwonucn wird. Die Häuser sind wie die im Wädiy Do^an gcbant, und wie dort findet man in den euggeftflastertcn Straßen Schmutz und omiuösc Mistlachcn. Am Ausgangc der Stadt sind dic Straßen mit starken Der Sultan ganz von den Vedninm beherrscht. 231 eiscnbcschlagcnen Holzgittcrn verschlossen. Am östlichen Ende besindet sich dcr „Basar", ein kleiner, mit dunkeln Kaufläden untgcbeucr Platz, welcher wahrscheinlich ans dem schon bei Choraybc angegebenen Grunde sehr spärlich mit Waaren ausgerüstet ist. Die drei Moscheen, welche die Stadt besitzt, zeichnen sich weder durch ihre Größe, noch Architcctnr aus, und sind weiter nichts, als höchst einfache, flach ge deckte Bcthänscr mit Vorhöfcn versehen, in deren Mitte mit Wasser gefüllte Bassins angebracht sind, vor denen die zum Gebet gehenden Gläubigen die vorgeschriebenen Abluitioucu verrichten. Der Sultau heißt Issmäyl ibn Moghtafir ibn bcn Hssä el ''Amndy und residirt mit seiuen Familien in einigen Thürmen, welche auf einer südlich neben der Stadt liegenden Anhöhe stehen. Seine Macht ist sehr beschränkt, da er unter dem Schutz oder vielmehr unter der Herrschaft des Beduinenstmnmes Murat (5obayh steht, dessen Schaych, welcher in dem nahen Vohnu wohnt, eine Garnison von einigen Z0 Beduinen in der Residenz liegen hat. Dcr Drnck, unter dem der Snltau und seine Unterthanen lebcu, muß unausstehlich sein. So erzählte mir der Schaych Abo er Rahman, daß die Beduinen die Stadt oft ganz willkürlich braudschatzteu und sie von dcr Residenz ans fo lange bc^ schössen, bis ihren Forderungen Genüge geleistet wird. Mehrere tiefe Brunnen liefern vortreffliches Wasser, versiegen aber bei regcnloscn Jahren, wo dann dcr Bedarf ans großen Cnt-fcrmmgcn herbeigeschafft werden ums;. In solchen Jahren steigt dann die Roth auf das Aenßcrste; denn nicht allein, daß die ausgedörrten Felder tciuc Früchte liefern, sondern die Bednineu, welche alle außer halb der Stadt befindlichen Bruuuen als ihr Eigenthum betrachteu, erheben anch noch von jeder Kameelladnng Wasser eine verhältuiß-"läßig sehr starke Abgabe. Tausende von Reiseudeu würdcu in einer solcheu Zeit verdnrstcn, wenn nicht die wohlthätigeu Stiftungen reicher verstorbener die Armeu mit Triutwasser versorgtcu. Es eMircn uiwlich, sowohl in dcr Stadt als auch auf den Wegen, welche den Wadiy dnrchtrenzcu, gemauerte, mit Kuppeln bedeckte kleine Behälter, SsM)l aMannt, die fortwährend mit Wasser gefüllt sind, dessen Her- 222 Die Dörfer des Wadiy 'Amd. beischassung von dem Ertrage der vom Stifter zu diesem Zwecke bestimmten Summe bestritten werden. Solche Ssabyl findet man in allen bewohnten Waoiys in Menge und sind nebst den Cisternen unstreitig die segensreichsten Stiftungen in diesen: von der Mutter Natur so stiefmütterlich ausgestatteten Lande. Der Thermometer stand am Morgen bei heiterm Himmel und Windstille 15°, am Mittag bei Nordwestwind 25", am Abend 20°. 7. August. Am 7. August Morgens tt Uhr verließ ich unter dem Schutze meines greisen Führers die Stadt Amd und nahm die Richtuug Nord, 40" Ost. Eine halbe Stuudc durchzogen wir angebautes Laud uud betraten dann eine dürre Steppe, mit sandig-thonigcm Boden, auf der hier und da Tamarisken, Mimosen, Oscher, Hyoseyanms nnd rankende Eoloquinten umhcrstaudeu. Eine Stunde Marsch durch diese Wüste brachte uns in das trockene, sandige Fluß-bcttc des Wadiy, welches wir aber schon nach einigen Minuten verließen und wieder die öde Steppe betraten. Lints vom Wege lag iu geringer Entfernung das von angebauten Feldern umgebeuc Dorf Lohuu, von einem hohen Wachtthnrm überragt, in welchem der Schaych der Murat Eobayh residirt. Es mag nngcfähr 400 Einwohner fassen, welche diesem Stamme angehören. In einer Stunde, während welcher wir die Richtung Ost, 10" Süd verfolgten, kamen loir an die fleißig bebauten Felder des großen Dorfes Dschahys, welches von uugcfähr 1000 Individuen des Stammes Murat Eobayh bewohnt wird. Es liegt an der Mündnng eines von Südostcn kommenden Wadiy uud wird vou einigcu Wachtthürmen überragt. Von hier ans zieht sich der Weg nach Norden fortwährend über angebmttes Feld bis zum Dorfe Schabe, welches wir in ^ Etnndc erreichten. Seiner Große nach zu urthcilcu, wird die Scelcnzahl dieses Ortes wohl der des Dorfes Dschahys gleichkommen; auch hier Haufen die Mnrat lfobayh. Wahrend wir hart am Dorfe hinzogen, hatte ich das Vcr gnügcn, die neugierige nackte Dorftngend auf den Fersen zu haben. Jedoch begnügte sie sich damit, mich zn begaffen, uud verließ uns bald, nachdem wir das Dorf im Rücken hatten. Von diesem Dorfe Verachtung der Beduinen den Städtern gegenüber. 223 aus wanderten wir V2 Stunde in der Richtung Nord, 30" Ost über angebautes Feld und betraten dann eine öde, gebüschreiche Gegend. Nach V2 Stuude gelangten wir an den Rand eines Durrafeldes, wo wir unter einer großen laubrcichen Platane lagerten. Um 2 Uhr setzten wir die Ncisc fort nnd tameu nach V2 Stunde in geringer Entfermmg an der Stadt Ma-Radhy "") vorüber, welche wir rechts liegen ließen. Diese Stadt zählt ungefähr 4000 Einwohner, welche theils dem Stamme der Amudy, theils der Klasse der Scheryfc nnd Sfayydy angehören nnd von einem der Schattenfürsten regiert werden, welche den pompösen Titel „Sultau" führen; auch hier herrscht der Stamm der Murat Cobayh. Mein gemüthlicher alter Beduine, mit dem ich über ihr Verhältniß zu den Städtebcwohncrn sprach und meine Verwuudcruug äußerte, daß sich eine Bevölkerung, die ihnen an der Zahl weit überlegen sei, so geduldig brandschatzen lasse, beautwortete diese Bemerkung mit der Frage: „Kann denn eine Hccrde Schaafe einen Wolf erlegen?" — Diese Antwort, welche mein alter Führer mit einem verächtlichen Blicke nach der Stadt begleitete, bezeichnet hinlänglich die Meinung, welche die Beduinen von dem Muthe der Städter hegen. Auf den Feldern, welche die Stadt nmgebeu, standen Durra, Dochen, Weizen, Indigo in üppigster Fülle, und auf den uiedcru Dämmen, welche die einzelnen Abtheilungen nmgebeu, standen Platanen, Nebet, Tamarisken uud Mimosen nmher. Der Weg führt nun nach Norden '/^ Stunde zwischen den angebautcu Feldern hin, worauf wir wieder die Regiou der wildeu Gestrüppe betratcu. Es fehlt auf allen diesen wildNegeudcu Strecken nicht an Anzeichen, daß der im höchsten (^rade anbanfähige Boden in frühern, bessern Zeiten den Fleiß seiner Bearbeiter belohnt hat; denn überall sieht mau regelmäßig abgetheilte Vierecke, welche mit Erdwälleu umgeben waren, die jetzt noch erkennbar sind, und aller Augenblicke sieht mau ucr schüttete Brunnen. Nach l V2 Stuudc überschritten wir das Fluß-bette, an dessen gegenüberliegender Seite bebante Felder liegen, längs denen wir in l'/« Stuude hiuzogen und dann ucbcn einem von 224 Ausgestorbener Zustand des Wadiy Amd. mehrcrn Platane» beschatteten Ornunen für die Nacht lagerten. Im Osten sah ich an jeder Seite eines hier mündenden Wadiy cm Dorf amphithcatralisch am AbHange des Plateaus liegen, über den einige Wachtthürmc hervorragten. Das südlich gelegene Dorf trägt dm Namen El Medfarrc; das nördliche heistt Hallet Bä Calyb. Veidc gehören dem Stamme Mnrnt Eobayh, nnd jedes derselben mag uu-gcfähr 5,00 Einwohner zählen. Das Territorinin der Murat Eobayh hört hier auf und es beginnt das des Stammes der Aeny Schamlän, einer Nbthcilnng des Stammes El Dscha^da. Oanz in der Nähe nnscres Vagcrplatzes wohnte eine Ocdnincnfamilie mttcr einer Platane, welche nns mit süßer nnd sauerer Milch bewirthetete, eine Erfrischnng, deren ich schon lange entbehrte nnd die mir deswegen sehr willkommen war. Ans dein ganzen Marsche von 'Amd hierher begegneten nur keiner Meuschcnseele, sodaß es schien, als wäre die Eommnnieation zwischen den verschiedenen Ortschaften aufgehoben. lieber Mangel an Wasser hatte ich keine Ursache zn klagen, denn ich traf ans diesem Wege 10 der schon erwähnten Ssabyl, welche fast alle mit Wasser gefüllt warm. Oanze Strecken der brachliegenden liegenden, welche ich heute durchwandert hatte, waren mit der ^Ic^ 8^l(?aw (Es Suecul) bedeckt, ans der, wie mir mein Führer sagte, eine bedmtende Onan tität Onmmi gewonnen und an die Mste von Makalla nnd Schihr versandt wird; noch bedeutender soll die Menge sein, welche aus den weiter östlich liegenden Provinzen in den Handel kommt. Der Thermometer stand an, Morgen bei Windstille und heiterm Himmel l5", um Mittag bei Nordwestwind 25°, am Abend A)'. 8. Angnst. Am 8. August des Morgens '/4 vor 0 Uhr ver licßeu wir nnscrc Lagerstätte und schritten in der Nichtnng Nord, 10" Ost längs des bebauten Feldes hin, betrateu aber schon nach V4 Stunde die traurige Einöde. Eine Menge Hasen nnd Gazellen, welche auf Kosten der Beduinen ihr Frühstück in den Dnrrafelderu eingenommen hatten, flüchteten bei unserer Anuähernng in die Gebüsche und erweckten die Iagdlust unseres Dachayl, der auch sogleich Dörfer Habab und Qamile. Nmgierde der Iugenb. 225 dem Wilde behutsam nachschlich, während ich das Kameel vor mir hertrieb. Es dauerte auch nicht lange, so fiel ein Schuß und beladen mit einer prächtigen Gazelle trabte bald mein brauner Nimrod heran. Nach einem Marsche von ^/4 Stnndc zeigten sich rechts vom Wege bebaute Felder und daö Dorf Habab, welches von etwa 500 Individuen des Stammes Beny Schamlän bewohnt wird; ein Wacht-thurm ragte zur Linken des Dorfes. Die Aecker horten bald wieder auf, und die öde Steppe dehnte sich mit ihrer verstimmenden Einförmigkeit abermals vor uns aus. Nur am südlichen Ende des Wädiy erhebt sich ein Wachtthurm von einigen Wohnungen umgeben, welchen Ort mein Beduine mit dem Namen Rabadh Bä Kaubal benannte. Nach 5/4 Stunde änderte sich die Richtung in Ost, 10' Nord, welche wir 1 Stunde beibehielten, uns dann nach Nordosten wandten und 5/4 Stunde weiter unter einigen Tamarisken das Kameel entluden, um die gewöhnliche Ruhestunde zu halten; ein halbverschütteter Brunnen lieferte gerade noch Wasser genug, um uns und unser Thier zu erquicken. Im Nordweften bemerkte ich die Mündung eines Thals, dessen Namen mir mein Führer nicht sagen konnte, nur soviel wußte er mir von ihm zu sagen, daß es unbewohnt sei. Die erlegte Gazelle wurde von meinem altcu Führer auf übliche, bereits beschriebene Weise zubereitet und wir hielten im dürftigcu Schatten der Tamarisken ein im Vergleich zn dein gewöhnlichen herrliches Mittagsmahl. Um 2 Uhr Nachmittags machteu wir uns wieder auf und gelangten in I V2 Stunde dnrch eine mit Aloe bewachsene Gegend nach dem Dorfe Qamile, an welchem wir dicht vorbeizogen. Die ganze Dorfjugcnd und sogar Erwachsene liefen eine Strecke mit uns, um das seltene Schauspiel eines „Fremden", der noch dazu ein „Aegyp-ticr" war, zu genießm. Qämilc mag ungefähr 300 Einwohner fassen, welche dem Stamme Hcny Schamläu angehören; hinter dem Dorfe befinden sich einige Felder. Nach IV2 Stunde wandte sich der Weg nach Ost, 40" Süd. Zwei hohe Wachtthnrme ragten in der Richtung des Weges nnd bezeichneten die Lage des Dorfes Qirbe, welches A. v. Wiede's Rcist in Habhvamaut. -^ 226 Erstes Betreten des eigentlichen Hadhramant. dem Stamme der Bcny Schamlan gehört und etwa 1000 Einwohner haben mag. In seiner Nähe lagerten wir uns nach einem Marsche von IV4 Stunde unter einem Tamaristengcbüsch, welches die an^ gebauten Felder umsäumte. Von Qamilc bis hierher ist die ganze Gegend dicht mit Aloe bewachsen, zwischen denen hier und da Mimosen und Tamarisken kleine Gebüsche bilden. Am Abend kamen mehrere Einwohner, welche uns vom Felde aus bemerkt hatten, um sich mit uns zu unterhalten, wobei ich dann, wie gewöhnlich, weidlich mit Fragen gequält wurde. Der Thermometer stand am Morgen bei heitern: Himmel und Windstille 15°, um Mittag 25°, am Abend 20°. 9. August. Am 9. August brachen wir schon um 4 Uhr auf, um die starke Tagereise bis Haura zurücklegen zu können. Der Wcg führte in der Richtung Ost, 30" Nord, am Sanme der Felder und dann an der Mündung eines Thales vorüber, hinter welchem fich wieder eine weite, mit Mimosen, Tamarisken nnd Aloe bewachsene Ebene vor uns ausdehnte. Nach einem Marsche von 2V2 Stunde sah ich links die Mündnng ciucs Wädiy und das Dorf Chamfa. Die Richtung des Weges wurde Ost, 10" Nord, welche wir IV2 Stunde verfolgten und uns dann nach Ost, 20" Nord wandten. Wir legten noch IV2 Stunde Wegs zurück und lagerten uns dann neben einem Ssabyl unter einer schönen Platane. Hinter Chamfa beginnt die Landschaft Hadhramant. Wir mochten nngefahr 1 Stunde gesessen haben, als ein Äcdnine auf uns zukam, den Arm meines Dachayls umfaßte und sprach: „So wahr Deine Kinder und meine Kinder in Frieden leben, Du bist mein Beschützer!" — Mein greiser Führer sah ihn eine Weile schweigend an und sagte dann: „Es ist gewährt!" — Der Fremde setzte sich hierauf zu lins lind erzählte, daß er zum Stamme El Mahfu« gehöre und daß zwischen ihn» lind der Familie der Beny Schamlan Hlut sei, indem sein Hrnder ein Mitglied der selben erstochen habe. Er habe einen Brief nach Ncfhun gebracht, seine Feinde hatten dieses erfahren nnd er wüßte ganz genau, daß Schlitzflehende gegen die Folgen der Blutrache. 227 man auf allen Wegen nach Meschhed Myy, wohin er reise, seiner Person auflanere. Mcin Dachayl versprach ihm darauf nochmals seinen Schntz bis Haura und theilte ein Stück Brod mit ihm, als stillschweigenden Schwnr „bei der Heiligkeit des Brodes", daß er sein Versprechen halten wolle. Um V2I Uhr setzten wir unsere Reise in der Richtung Ost, 38° Süd fort. Nach 2'/- Stnnde sah ich links des Weges in einer Stunde Entfernung das Dorf Ess Ssal/t liegen, welches dem Stamme Beny Schamlan gehört und etwa 600 Einwohner zählt. Von hier au wird der Wädiy gebüschreichcr und die Aloepftanzen zeigen sich nur in einzelnen Gruppen. IV2 Stnnde weiter sah ich noch zur Rechten des Weges das von 500 Beny Schamlan bewohnte Dorf Andäl, dessen Felder theilwcisc mit Dattelpalmen bepflanzt sind. Die Aussage des Schützliugs meines Führers, daß man ihm auflauere, bestätigte sich 1 Stunde hinter Andal bei einem Ssabyl. Hier standen nämlich drei Männer, welche unser Gefährte als Mitglieder der Familie des Ermordeten erkaunte. Mein Führer blieb stehen uud winkte Einen derselben zn sich, worauf aber alle drei herankamen uud sich sogleich an ihrcu Feind wandten. Mit größter Gelassenheit und Nnhe sprach zu ihm einer von ihnen: „Dn und die Deinigen sind Bluthunde, das Blut unseres Bruders steht noch über der Erde ^), uud wir branchen das Deinige, damit es verschwinde. Komm hervor denn! Mit Deinem warmen Herzblute will ich mcin Geschlecht von dem Schmutze reinigen, mit welchen: Dn und die räudigen Huude, Deine Brüder, es beschmutzt haben!" Auf diese Nrt hatte er sich gleichsam in den Zorn geredet nud ich dachte jeden Augenblick, daß sie aueinandcr gerathen würden; aber mein alter Beduine, der wohl dieselben Befürchtungen hegen mochte, legte sich ins Mittel. „Gott ist groß! Es ist nur Ein Gott mid Mohammed ist sein Gesandter!" rief er aus; „das Blut dieses Maunes gehört wir bis zur morgeuden Souue! Ist diese aufgegangen, so möge es das Eure sein. Bis dahin bin ich und mein Stamm Dachayl dieses 15* 228 Streit mit den Bluträchern. Ankunft in Haura. Mannes. Ich habe mein Recht ausgesprochen und ihr kennt es jetzt. Die Dfchembiye der Bä Schoqayr sind scharf und ihre Kugeln reichen weit und sicher." — Die drei Beduinen sahen den Alten eine Weile schweigend an, und einer von ihnen erwiederte: „Die Bä Schoqayr haben einem räudigen, blutigen Hunde, dessen Angesicht in den Dörfern der Beny Schamlan schwarz ist, den Dachayl angedeihen lassen; aber wir kennen Dein Recht, denn Gott ist groß! Es ist uur Ein Gott und Mohammed ist sein Gesandter! Möge Dein Tag weiß sein!" — Hierauf gaben sie ihm und mir die Hände und verschwanden in den Gebüschen. Unser Gefährte hatte die ganze Zeit die Hand am Griffe der Dschembiye und betrachtete feine Gegner mit funkelnden Blicken, erwiederte aber keine Silbe auf alle die Epitheta, welche man ihm und den Semigen gab. Eine Stunde später langten wir glücklich in der Behausung des Schaych Hossayn ibn Abu Ssalam el Amudy in Haura an, dem ich durch Md er Rahman empfohlen war und der mich auf das Freundlichste empfing. Der größte Theil des Wadiy "Amd ist, wie man aus dem Vorhergehenden ersieht, ein zwar fruchtbares, aber brachliegendes Thal von 1 Stnnde Breite, welches wenigstens zweimal soviel Einwohner ernähren könnte, als es jetzt der Fall ist. Früher muß es noch bei weitem bevölkerter geweseu sein) denn darauf deuten die vielen Brunnen und die halbverwischten Spureu einer Eintheilung der Aeckcr hin, welche man in den öden Strichen zwischen den Dörfern trifft. Trotzdem liefert diefer Wadiy eine erstaunliche Menge Gummi, Aloe; denn der alte Beduine sagte mir, daß alle Jahre über 1000 Kameel^ ladungeu, also 3000 Centner, nach der Küste geschafft würdeu. Datteln liefert er sehr wenig und Getreide kaum soviel, daß es für den Bedarf der Bevölkerung auf sechs Mouatc hinreicht. Dahingegen wird ein ziemliches Quantum Tabak und Indigo angebaut und ausgeführt. Der Alluvialboden scheint das Thal bis zu einer Höhe von 40 bis 50 Fuß auszufüllen; denn dieses war ungefähr die Tiefe der Brunnen. Die Abhänge des Plateau haben ungefähr eine Höhe von Biyr Borhut. Die vermeintlichen Quellen des Sty^. 229 100 bis 150 Fuß über dem Thalbodm, sodaß also der ganze Thal-einschmtt ungefähr 200 Fuß betragen mag. Am Abend knmen nichrere Scheryfc, mu mich zu sehen, denu die Nachricht von der Aukuuft eines Fremden hatte sich schnell durch die gauze Stadt verbreitet. Ich mußte Vieles erzählen, erfuhr aber auch viel Interessantes. So erzählte mir ein Scheryf, der mehrere-mal am Qabr Hnd gewesen war, daß der berühmte Biyr Borhut vier Stunden nördlich von Qabr Hud am Rande des Wadiy läge, daß er die Form eines langen, iu der Mitte breiteru Spaltes habe; die Länge desselben betrage ungefähr 500 Schritt und die größte Breite etwa die Hälfte; der Spalt stoße fortwährend Schwcfcldämpfe aus und man höre iu der Tiefe ein immerwährendes Rauschen, wie das Fallen eines Wassers. Ferner sagte er mir, daß m den Spalten und Höhlungen der naheliegenden Felsen sich sehr viel Schwefel fände, welchen die Beduinen zur Bereitung ihres Pulvers brauchten. Obgleich dieser Schwefel immer fortgeschafft würde, so wüchse er doch immer wieder aus dem Steine hervor. Natürlich hatte mein Berichterstatter keine Ahnung, daß dieser Schwefel das Resultat der Con-densirung der Schwefcldämpfc ist. Auf meine Frage, wie die Steine beschaffen wären, sagte er mir, daß sie schwarz seien und ein zer-spaltenes, gezacktes, schroffes Ansehen hätten. Auch sagte er mir, die Bestimmung des Brmmens sei, die zur Hölle verdammten Seelen aufzunehmen. Dieses mochte auch wohl schon Claud. Ptolemäus ge» hört haben, als er seine „Quellen des Styx" hierher verlegte.^) Qabr Hud (d. i. das Grabmal Hud's) besteht aus einer Moschee, in welcher die Asche des Patriarchen ruht, und aus ewigen Häusern, die von einigen Priestern bewohnt werden, welchen die Bewachung des Grabmals anvertraut ist. Bei Hanra ^) mündet der Wadiy "Amd in den Wadiy El Hadscharyn ""), welcher dann den Namen Wadiy Qacr annimmt und bis Qabr Hud beibehält, von wo aus er als Wädiy Mocyle ^) ^ne südöstliche Richtung nimmt und bei dem Orte Ssah Hud "6) (die Ebene Hud's) an der Küste ausmündet. — Bei Haura hat er eine Breite von IV2 Stunde, welche 230 Städte und Dörfer im Wadiy Qacr. bis Qabr Hud bis zu 6 Stunden zunimmt. Wadiy Mocyle bildet die Grenze zwischen den Landschaften Hadhramant und El Hamnm nnd der Landschaft El Mahra. Nach der Aussage des Berichterstatters, welche später durch mehrere glaubwürdige Personen bestätigt wurde, liegen im Wadiy Qacr'"') folgende Orte, nnter welchen mehrere sehr bedeutend sind. An der nördlichen Seite liegen uon Westen nach Osten: El Ohnfar '^), Dorf, uon Beduinen des Stammes El ^lraba bewohnt; El Ghitamm ^), Dorf, dem Stamme El Arab a gehörig; El Ghoraf '"'), Stadt von 6000 Einwohnern, die von einem Snltan regiert werden; Schibam "^ Stadt von 20,000 Einwohnern mit einem eigenen Sultan; Teryse "2) ,^^ 10,000 Einwohnern und einem Sultan; Aridhn'"), Dorf mit 500 Einwohnern, steht nnter dem Sultan von Terysc; Borr '"), Stadt mit 000 Einwohnern; Tho^ wayry ^'"), Stadt mit einem Sultan und 6000 Einwohucrn, und Qabr Hud. Nur um die Städte nmhcr soll das Land etwas angebaut sein, das Uebrigc aber brach liegen; der Wadiy liefert eilte bedeutende Menge Gummi, Aloe und Indigo. Der Wadiy Hudscharyn erhält diesen Namen bei Ess Ssayf, wo sich der Wadiy El Ayssar mit dem Wadiy Do'ün vereinigt. In ihm liegen von Norden nach Süden an der östlichen Seite: Sidbc, Dorf des Stammes El Mahfns; Öicn Baydra "^ Orte im Wadiy Hadscharyn. Die Königsgräber. 231 demselben Stainme angchörigcs Dorf; Mcschhed Alyy, Stadt von 4009 Einwohnern, die von einem Snltan regiert werden. Neben dieser Stadt befinden sich sehr alte Gräber, von den Eingeborenen Torbet rl Molnt "") genannt; Ma'qq '"), Dorf des Stammes El Asswad; Choraychyr '^), Dorf der El Asswad, und Ssowayq "^), Dorf desselben Stammes. An der Westseite liegen von Norden nach Süden: Maräwä ""), Homayscha '^^), diese beiden Dörfer gehören dem Stamme El Mahfns; El Monayqyra l"2)^ z^^t Ssudan, Do'rfer, welche deni Stamme El Asswad angehören; Qahdnn, Stadt mit einem Sultan und 6000 Einwohnern, und Ess Ssayf, Stadt mit 2000 Seelen, von einem Sultan beherrscht. Die Stadt Mcschhed Myy serzählte man mir ferner) sei früher viel größer gewesen, als jetzt; denn anßcrhalb der Stadt wäre eine Strecke von wenigsteus einer halben Stnnde mit alten Mauern bedeckt, die ans großen behauencn Steinen beständen nud so fest gemanert waren, daß man sie nur mit vieler Mühe losbrechen könne, welche man zum Ban neuer Häuser branchen wolle. Nahe bei der Stadt befänden sich innerhalb des dort mündenden Wadiy Ghaybnn gegen 40 Gräber, Torbet cl Molnk genannt. Diese Gräber sähen aus wie kleine Hänser von der Höhe eines Zimmers (also ungefähr 20 Fuß), wäre» aus bchaueucn Steinen ausgemauert uud hätten einen Eingang, in welchen: sich eine Inschrift befände, die Niemand lesen könne. Ich zeichnete einige himyarischc Buchstaben ans ein Papier nnd frng, ob die Inschriften alts diesen Charakteren bestünden, und der Berichterstatter bestätigte das mit einem unzweideutigen „Ja". Meschhcd Myy ist ein neuer Name, der ohne Zweifel aus der Zeit stammt, wo der Islam iu diese Thäler drang. Außer, daß dieser Name alts die Bcdcntendhcit der Stadt hinweist; — denn Meschhed bedentet ein Ort, an welchem man niederkniet, oder Zeugniß ablegt, also Moschee, Tempel, nnd Myy bedeutet erhaben, groß. Also Meschhed'Alyy, große Moschee, 232 Ein geheimnißvoller Fremder in Hadhramaut. großer Tempel. In Jemen gebrauchen die Einwohner das Wort 'Alyy oft auch nur, um eine große Stadt damit anszndrücken, und gebrauchen dann den Ausdruck Bender'^) 'Alyy, die große Stadt. Es gestatten auch die daselbst befindlichen Ruinen nnd Gräber, den Schluß zn ziehen, daß hier in jener Zeit, von welcher nur Traditionen spärlich berichten, eine Hauptstadt stand, die entweder vor oder nach Qarr el Medschyd oder auch zu gleicher Zeit mit demselben, die Residenz der Könige ans dem Geschlechte Hodnu's fd. i. Pclegs) war. Mein Wirth sagte mir, daß vor etwa 10 Jahren ein Fremder im Hadhramaut nmhergcreist sei nnd alle im Wäoiy Ohaybun befindlichen Inschriften eopirt hätte; er habe gehört, daß er später bei Nicab in der Landschaft Iäfsa von Beduinen ermordet worden sei, welche ihn für einen Kafir (Ungläubigen) gehalten, weil er rothes Haar und Bart getragen hätte, Andere Anwesende erzählten mir viel Wunderbares von ihm. Nnter Anoerm habe er Verkehr mit Dschinny nnd Ghul gehabt, oft ganze Nächte durch ein sonderbar gestaltetes Ding nach den Sternen gesehen n. s. w. Auch Schätze habe er in Menge gehoben, weshalb eigentlich die Beduinen ihn auch wohl ermordet hätten. Heute stand der Thermometer am Morgen bei klarem Wetter und Windstille 15", um Mittag 25" und am Abend bei Nordwestwind am offenen Fenster des Zimmers 20". 10. August. Am folgenden Morgen machte ich in Begleitung des Schaych Hossayn, meines Wirthes, einen Spaziergang durch die Stadt und besuchte einige Schcryfe, welche ich am vorigen Abend kennen gelernt hatte. Bei einem derselben war man beschäftigt, Oet aus Sesam zu pressen, wozu man sich einer ganz eigenthümlichen Maschine bediente. Der Sesam wnrde nämlich in einen aufrecht-stehenden, etwa 6 Guß hohen, ausgehöhlten, steinernen Cylinder geschüttet, dessen innern Naum oben I^Fuß, uuten aber uur 1 Fuß im Durchmesser hat. Unten ist ein kleines Loch angebracht, durch welches das Oel in ein kleines Gefäß abläuft. Das Auspresseu ge- Besuch bei einem Alchymisten. 233 schieht vermittelst einer hölzernen Walze von 1 Fuß Stärke, welche unten abgerundet nnd oben mit einem Querholze versehen ist, welche zwei ans einem erhöhten Gestelle stehende Männer dergestalt vor-nnd rückwärts bewegen, daß die Walze an der innern Wand des Cylinders hernmstreift nnd so die sich zwischen ihr nnd dem Cylinder befindlichen Samenkörner zerquetscht. Anch einen Alchymisten besuchten wir, der trotz seiner Kunst in höchst dürftigen Umständen lebte. Er behauptete geradezu, daß er Gold machen könne und daß er einzig nnd allein davon lebe. Anf meine Frage, warum er dann aber so arm sei, erwiederte er, daß n' nicht mehr Gold machen dürfe, als gerade zn seinem Unterhalte erforderlich sei; denn nur uuter dieser Bedingung hade er die Geister in seiner Gewalt, welche ihm bei seiner Arbeit helfen müßten. Er zeigte mir mehrere alte Retorten, welche er aus Indien mitgebracht hatte, wo er, wie er sagte, die Alchymie erlernt habe. Als wir fortgingen, bat er mich nm eine Gabe, weil ihm zu seiner nächsten Gold-fabrikation eine Kleinigkeit fehle, zu deren Anschaffung er dieselbe verwenden wolle. Wir gaben ihm Jeder ein Scchskanassi und lachten über die sterile Knnst, Gold zn machen, und über ihren armen Adcftten; mir aber wurde es klar, was er nntcr Goldmachcn uud den Geistern vcrstaud, welche ihm dazn behülflich fein mußten, nämlich die Almofen und die leichtgläubigen, denen er sie abbettelte. Bei unserer Zurücktunft benachrichtigte nns der Sohn meines Wirthes, der am Morgen den Auftrag bekommen hatte, mir einen Beduinen zur Reise nach Meschhcd Myy aufzusuchen, daß er keinen habe finden können, der mich dahin geleiten wolle. Da Meschhed 'Alyy auf dem Wege von Choraybe nach Qabr Hud lag, welchen ich später doch zn machen gedachte, so tröstete ich mich und beschloß geradcwegcs nach Cahwa '^) j^ Wadiy Er Rächiyc zu reisen. Der Schaych gab demzufolge seinem Sohne abermals den Auftrag, mir einen Führer dahin zu verschaffen. Nach ^ Stunde kam er mit einem Beduinen znrück, welcher in der Umgegend von Cahwa zu Hause war und dem Stamme Beny Tähir ben Radschym gehörte. 234 Gebräuche bei Beerdigung der Stadtaraber. Wir wurden bald Handels einig, und mein Wirth übergab mich dann seinem Schutze auf die mehr erwähnte Weise. Des Nachmittags begab ich mich mit meinem Wirthe in das Haus meines Nachbars, dessen Sohn am Morgen gestorben war und nun beerdigt werden sollte. ' Der Todte lag auf sciucm Kefeu in einer sargartigen Bahre, neben der anf jeder Seite aus einem tupferncu Gefäße Weihrauchdämpfe aufsticgeu. Zu seinen Füßen saßen zwei Priester und lasen die Stellen aus dein Qorän, welche dm Umständen angepaßt werden sollten. Die Hände des Todten waren über dem Leib zusammengelegt nnd die großen Zehen zusammengebunden. In den Ohren, den Nasenlöchern, zwischen den Daumeu und Zeigefingern der Hände und zwischen der großen und zweiten Zehe eines jeden Fußes stack ein Stück Baumwolle, und ebenso anf den Augcu uud dein Muudc. Bald nach unserer Ankuuft wurde der Kcfm über dcu Todteu zu-sammeugelcgt uud oberhalb des Kopfes, uuter den Füßen und um die Mitte des Körpers zusannnengcbnudeu. Hierauf betete die Versammlung ein Fätiha nnd der Zug setzte sich nach der Moschee in Bewegung. Bis dahiu hatteu die Fraucu uur eiu leises Wnumcru veruehmen lassen, jetzt aber brachen nicht allein die des Hauses, son dern auch die der Nachbarschaft in ein so durchdringendes Klagegeschrei aus, daß Ulan sciu eigenes Wort nicht horte. Am Eingänge der Moschee setzte man die Bahre auf ciuc eigcus dazu bestimmte Erhöhung, uud der Imam der Moschee betete dann über derselben mehrere Kapitel des Qorän. Nach dieser Art uon Einscgnuug wurde der Todte sciuer Ruhe^ statte zugetragcu, ucbeu welcher daun vor der Einsenkung noch ein Fätiha gebetet wurde. Nebeu und zur Seite des ungefähr 8 Fnß tiefen Grabes hatte man in der ganzen Länge eine nischcnartige Vertiefung ausgegrabcn, welche so hoch war, daß ein erwachsener Mann bequem darin sitzen konnte. In diese Nische wnrdc der Todte durch zwei nntenstehendc Priester gelegt, welche dann die Bäuder des Kefeu über dem Kopfe Die Grabescngel. Die Stadt Haura. 235 und unter den Füßen lösten, Aestc schräg vor diesc Nische stellten und eine Strohmatte darüber deckten, damit keine Erde hiucmfallcu kouute. Eiu Jeder der Anwefeudeu warf dann dreimal eine Haud voll Erde ill das Grab, betete eine Fätiha und überließ es dauu den dazu bestelltcu Veuteu, es vollends zu Mcu. Mit der Nische hat es folgcude Bcwaudtuiß: „Kaum hat sich das Grab über einem Menschen geschlossen, so kommen die beiden Grabescugel Monqir und Neqr "'") zu ihul, um ihn über sciueu klauben n. s. w. zu befragen." Diesen Engclu :uuß uun der Verstorbene in sitzender Stellung Rede und Antwort stehcu, nud damit er nicht gehindert wird, fich iu diese Stellung zu briilgen, wird ihm eine hiulänglich gcrämnigc Nische erb ant. Kaum waren wir ilach Hause zurück, so brach ein heftiges Gewitter los, welches 5/4 Stunde anhielt und eiueu wahrm Wolkcu-brlich heruicdcrsaudte. Da es hier seit 20 Tagen uicht geregnet hatte, so war iu der ganzen Stadt ein unendlicher Jubel und die gauze Dm'fjngeud eilte zur Stadt hinaus, um iu den sich füllenden Pfützen ihr Wesen zu treibcu. Die Stadt Haura liegt am Abhaugc des Vorgebirges, welches hier das Plateau zwischen den beiden Wadiy Cl Hadscharyn uud 'Nmd bildet, und zählt ungefähr 80()0 Einwohner, welche den Stämmen ^lmudy uud Qoraysch angehö'reu. Die Straßen gleichen vollkommen drueu, welche ich bereits bei Choraybe bcschricbeu habe. — Der Sultau heißt Md el 'Asys ibu Ahmed ibu beu Aumdy und lvohllt mit seiucr Fannlic iu eiuigen Thttrnlen, welche am obern (5ndc der Stadt stehen und sie beherrschen. Der ihn beschützende Stamm El Araba hat, wie iu den übrigen Städteu, einige 20 Manu in deu Thürmen des Sultans liegcu uud bedrückt die Stadt mit beispielloser Willkür. Außerhalb der Stadt am Fuße des Abhanges liegen einige Gärten und mit Dattelpalmen besetzte Felder, anf welchen meist Getreide, Tabak und Indigo geballt wird. Am nntern Ende der Stadt befindet sich auf einem kleinen Platze ein dürftig 236 Die Stadt Haura. ausgestatteter Basar und die größere der beiden Moscheen, welche die Stadt besitzt. Der Thermometer stand am Morgen bei heiterm Himmel nnd Windstille 15", mn Mittag 26", am Abend bei Nordwest-wind 20'. Achtes Capitel. Ausflug nach der Wüste El Ahqäf. Abreise von Haura. — Vatermord eines Beduincnknaben. — Ankunft in ^ahwa. — Excursion nach dem Bahr ess Ssafy. — Die Wüste El Ahqäf. — Gin altes Grabmal. — Der Nädiy Er Rachiye. — Rückreise über 'Amd imch Choraybe. — Der neue Snltan. 11. August. Am 11. August des Morgeus um 5 Uhr verließ ich Haura mit einer Dafila, bestehmd aus 15 Kamcclcu und 9 Beduinen des Stammes Bcny Tähir bcn Radschym, einer Abtheilung des Stammes El Dscha/da, unter denen sich zwei Knaben von 10 bis l2 Iahreu befanden. Der Weg führte quer über dm Wädiy bis zu einem Gehöfte, welches inmitten einer Gruppe vou Dattelpalmen stand und vou wo aus er fich zum Plateau in die Höhe zieht, welches wir bald erreichten. Nach einem dreistündigen Marsch kamen wir cm eine Cisterne, und nach ^ Stunde ebenfalls an einer solchen vorbei, von der aus wir noch 2 Stuudeu Wegs zurücklegten nnd uns dann zwischen niedrige,» Gebüsch lagerten. Der Grünsandstcin, welcher südlich vom Wädiy Amd gelblich ist, zeigt hier eine braune, ms Violette spielcudc Farbe und enthält handgroße Krystalle des Eisen-orydhydrats, welche dem Gestem eiu eigenthümlich gestecktes Aussehen gebeu. Gleich nach Mittag war ich Zeuge eiucs Auftritts, welcher meinen Lesern einen Begriff von dem gesetzlose« Zustande dieser Länder und 238 Vaterckord eines Beduiumknaben. von dein Charakter ihrer Bewohner geben wird. Wir wollten nämlich anfbrechcn, und da die slameelc sich zwischen dcn spärlich uluherwach-senden Mimosenbüschm zcrstrent hatten, so befahl ein alter Beduine seinem Sohne, dem jüngsten der beiden Knaben, seine Kameelc zu Holm. Dieser aber blieb ruhig beim Feuer sitzen, stöberte mit einem Stocke in dcn Kohlen und antwortete, als der Befehl wiederholt wurde, daß er sie selber holen könne. Dem Alten verging nun die Geduld und er gab seinem ungehorsamen Sohne eine gebührliche Ohrfeige. Aber in demselben Augenblicke hatte der Bube seinen Dschem-biye gezogen und ihn seinem Vater in die rechte Seite gestoßen, worauf er dann 100 Schritt fortlief und daun stehen blieb. Der Vater ergriff trotz der erhaltenen gefährlichen Wunde sein bewehr, zündete die Lunte an und zielte nach seinem Sohne, der auch mit der größteu Kaltblütigkeit die Kugel seines Vaters erwartete. Jedoch übermannte den Vater die Liebe zn seinem Sohne, denn nachdem er einige Seeunden im Anschlag gelegen, senkte er sein Gewehr mit den Worten: „Nein! (5s ist ein Mann!" uud bat seine Gefährten, seinem Sohne zu sagen, daß er nichts zn fürchten habe und zurückkommen könne. Der Bnbe kam auch ohne Scheu zurück, jedoch ohne ein Wort des Bedauerns oder der Reue au seinen Vater zu richten, holte die Kameele, belnd sie mit Hülfe der Andern und setzte seinen Vater, der mittlerweile verbunden war, anf eins derselben, Alles dieses aber mit einer Gleichgültigkeit, als wäre Besonderes gar nicht vorgefallen. Keiner der Beduinen dachte nnr im Entferntesten daran, dem Sohne Vorwürfe zu machen, im Gegentheil schienen sie die That des Knaben ganz natürlich zn finden. Einer, dcn ich frng, was den mm für eine Strafe erwarte, gab mir zur Antwort: „Gar keine; wenn ihn nicht sein Onkel umbringt. Es ist ja srin Vater, und Brüder hat er keine." Einige Minuten uach 1 Uhr setzten wir nnscre Neise fort und lagerten uns nach einem Marsche vvn 4 Stnnden neben einer Eistcrue, welche am Entstehnngspuntte des Wädiy eingehauen ist, der bei dem Dorfe Chamfa in den Wädiy A»nd mündet. Schon während des Beerdigungsgebräuche der Beduinen. 239 Marsches war es mit dem Verwundeten schlimmer geworden, mehrere-malc wnrde er ohnmächtig und man hatte ihn deshalb ans dem Ka-meele festbinden müssen. Bei unserer Ankunft setzten ihn nnscrc Geführten unweit des Feuers an die Waarenballen und ersuchten mich, ihm die Hand auf den Kopf zu legen und Gebete herzusagen, damit die bösen Geister keine Gewalt über ihn hätten. Da es den armen Mann beruhigte, so that ich, was sie verlangten, war jedoch nicht vermögend, den Todescngel zu verscheuchen, dessen Wirken bereits in den entstellten Zügen und den halbgebrocheuen Augen erkennbar war. Sein Puls gericth bald darauf von Zeit zn Zcit ins Stocken, die Hände fingen an zu erkalten, und als die Sonne am Horizonte untertauchte, beleuchteten ihre letzten Strahlen die letzten Zuckungen eines von seinem Sohne ermordeten Vaters. Die Beduinen hatten sich um den Sterbenden grnppirt und starrten ihn schweigend und sichtbar ergriffen an, und nur sein Sohn saß am Feuer und bedeckte sein Gesicht mit den über das Kuie gelegten Armen. Ich betete dann laut ein Fütiha uud überließ die deiche den Beduinen, welche auch sogleich zu seiner Bestattung Anstalt machten. Nachdem sie anßcr dem Schnrzc Alles von dein Todten genommen nud neben den noch immer in seiner gebückten Stellung sitzenden Sohn gelegt hatten, trugen sie ihn etwa 100 Schritt von der Cisterne an den Nand des Wädiy uud banden ihm dann die Kniee dergestalt an den Hals, daß sie das Kinn berührten. So gekrümmt legten sie die deiche in der Art auf die rechte Seite, daß ihr Gesicht nach Osten gewandt war, beteten ein Fätiha und bedeckten ihn dann mit einem Haufen Steine. Hier finden sich die Spuren eines sehr alten heidnischen Cultus, Welche daranf hindeuten, daß die Bewohner des südlichen Arabien schon in der frühesten Zeit in enger Verbindung mit den Völkerschaften drr gegenüberliegenden ostafritanischen Küste gestanden haben müssen, und daß damals sogar eine Vermischung beider Völker stattgefunden hat; denn Erathostencs erzählt (beim Strabo), daß die Troglo-dyten der Ostküstc Afrikas ihre Todten auf eine ähnliche Art bchatten. Ich werde jedoch später ans diesen Gegenstand zurückkommen. 240 Todtenklage. Seltsame Bestattungsweise. War es Reue über den begangenen Vatermord oder war es nur die Beobachtung des Gebrauchs, ich weiß es nicht, kurz der Sohn blieb den ganzen Abend in der von Anfang an angenommenen Stellung, ohne auch nur das Geringste zu sich zu nehmen, und sang dann und wann in gedämpftem Tone einige Strophen, welche wie ein Klagelied lauteten. Der Thermometer stand am Morgen bei heiterm Himmel und Windstille 15", um Mittag 25° und- am Abend bei Nordwestwind 22". Die Hauptrichtung dieser Tagereise war West, 40° Nord. 12. August. Am 12. früh Morgens 5 Uhr verließen wir unser Nachtlager und zogen über die nackte steinige Ebene, ohne irgend ein lebendes Wesen anzutreffeu, als vielleicht dann und wann eine Eidechse, welche bei unserer Annäheruug in den Spalten des Gesteins verschwand. Nach einem Marsche von 6V2 Stunde machten wir bis 1 Uhr Halt uud setzten dann die Reise fort. Nach 1 Uhr pas-sirteu wir eine Cisterne, aus der wir unsere Wasserschläuche füllteu, kamen dann nach einem Marsche von 4 Stunden abermals an einer Cisterne vorüber und lagerten V2 Stunde weiter ucbeu einigen verkrüppelten Mimosen. Unterwegs frug ich meinen Führer, warum sie ihre Todten nicht nach der Art der Städter begrüben und weshalb sie ihnen die Kniee an den Hals bänden? Auf beide Fragen bekam ich zur Autwort, daß es so Sitte sei und daß sie auf dem Plateau keine Gräber machen könnten. Die Frage, ob sie in den Wädiys, wo doch Erde genug sei, ihre Todten ebenfalls mit Steinen bedeckten, beautwortete er mir mit „Ja". Während der heutigen Tagereise hielten wir die Richtung von West, 10 Nord ein. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille und heiterm Wetter 15', um Mittag 25" uud am Abend bei schwachem Nordwestwinde 20". 13. August. Am 13. brachen wir des Morgeus ^5 Uhr auf und kaiMu uach eiuem Marsche von 3^ Stuude an einem Wadiy vorüber, welcher sich lints vom Wege hinzieht und in welchem wir Anfbruch nach der Wüste El Nhaäf. 241 nach lV» Stunde neben einem dichten Mimoscngcbüsch lagerten. Gegen 2 Uhr machten wir uns anf den Weg nnd gelangten in drei Stunden nach Cahwa, wo ich in drin Hause des Schaych "Adder Nassnl ibn 'Omar ibn ben 'Anmdy, zu )velcheni mein Dachayl bcanf-tragt war, mich zu bringen, cine freundliche Anfnahme fand. Am Abend hatte ich wieder ein bedeutendes Auditorium, welches mich weidlich mit Fragen plagte, jedoch erfnhr ich anch manches Interessante, nntcr Andern,, daß die große arabische Wüste Ä Ahqaf "'"') ganz nahe sei, nnd daß sich am Fnße des Platcan, welches wie eine steile Wand abfiele, anf eine Strecke von acht Tagereisen eine Menge Stellen befänden, in denen Alles verschwindet, was das Unglück hätte, darauf zu treten. Diese Strecke (sagte mau mir) würde Bahr css Ssafy ^) gmannt, weil cm König Namens Ssafy, welcher von Beled ess Ssabcs Wadiän ans mit einer Armee dnrch diese Wüste marschirt sei, mn in den Hadhramaut einzufallen, den größten Theil seiner Trnppen in diesen Stellen verloren habe. Diese Mittheilung reizte meine Neugicrde im höchsten Grade, nnd ich bat daher meinen Schaych, mir Führer dahin zn verschaffen, welche er mir auch für dm folgenden Tag versprach. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille und heiterm Wetter 15°, um Mittag 25" und am Abend bci Nordwestwiud 21". Die H^anptrichtnug dieser Tagereise war West, 20" Nord. 14. Angnst. Am folgenden Tage hatte sich mein Wirth schon früh nach einem Dachayl umgesehen, deiner der anwesenden Beduinen aber hatte allein gehen wollen, weshalb er mir zwei brachte, mit dcneu ich dcu Handel dahin abschloß, daß sie mich bis zu den Stelleu bringen nnd wieder nach ()'ahwa zurnckführeu müßten. Nachdem meiil Wirth mich ihnen in aller Form übergeben hatte, verforgte er mich zugleich mit dem nöthigeil Proviant, und schon um '.) Uhr trat ich die Wanderuug nach der Wüste Ahqäf an. Der Weg führte, uachdem wir in ^Stunde den Wädiy überschritten hatten, längs der steilen Wand des Plateaus anf einem gefährlichen Wege bis auf die Ebcne, die sich mit ihrer einförmigen Nacktheit vor uns ausdehnte. A. v. Wrcdc's Ncist in Hadhram.utt. ^^ 242 Bahr ess Ssafy. Im Wadiy erblickte ich, von Dattelpalmen umgeben, das kleine Städtchen Wa'w uou 4000 Einwohnern von dcn Stämmen der 'Amudy und Qouayschy bewohnt, dcm Snltan von (fahwa zugehörig. Der größte Thcil des Wadiy, welchen ich übersehen tonnte, war mit weißem Flugsaud bedeckt, der hier nnd da bis zu einer Höhe von 100 Fuß anstieg. Nach eiucm dreistündigen Marsche ruhten wir zwei Stunden alls und erreichten dann in drei Stuudeu deu Nand der Hochebene, welche etwa lOOO Fuß jäh zur Ahqaf abfällt. Links zur Seite zog sich ciue tiefe, thcilweisc mit Flugsaud gefüllte Schllicht zllr Wüste uicdcr. Und vor mir weit unten die Ahqäf, die uuabsehbare Sandflächc, die Nlit ihrer unendlichen Mcugc lvelleilförluiger Hügel einen: bewegten Meere gleicht. Keine Spur von Vegetation, sei es auch die kümmerlichste, belebt die weite Ocde, und kein Vogel uuterbricht mit seinem Ocfauge die Todtenstille, welche auf dem Grabe des sabaischen Heeres ruht. „Das ist Bahr ess Ssafy", sagten mciuc Brduiueu, iudem sie auf die drei bleudeudweißcu Stellen deuteten, um die sich hier nnd dn dunkle Fclszackcn über die Eandfläche erheben. „Geister bewohnen ihn nnd haben mit trügerischem Saud die Schätze bedeckt, welche ihrer Wachsamkeit anvertraut sind. Ein Jeder, der sich ihueu uähcrt, wird hinabgezogcn; darum gehc nicht hin." — Natürlich achtete ich ihrer Warnuugeu uicht, die ill, Gruudc uur darauf berechuet waren, der Mühe übcrhobeu zu seiu, voul Plateau hinab und wieder hinauf zu steigen, uud verlaugte, der Ueberciukuuft geliiäß, zu dcu Stellen geführt zll werden. Da wir wieder eine tüchtige Strecke zurückgehen mußtcu, um in die Schlucht zu kommen, durch welche mau allem zur Wüste gclaugcn konnte, s» »rauchten wir noch über 2 Stunden bis zum Fuße der Oebirgswand, wo wir mit Souueu untergaug uebeu zwei enormeu, aus dcnl Saude hervorragenden Felsen Halt machten und lagerten. Auf dem Wege durch die Schlucht bemerkte ich an den: uutern Theil derselben eine Menge Stellen, au welchen zwischen den Straten Petrol hervordringt. Nnthsclhaftcs Versinken des Senkblei's im Sande. 243 Der Thermometer stand am Morgen bei heiterm Himmel und Windstille 15', uin Mittag 25" und am Abend bei schwachem Nord-Westwinde 22". Die Hauptrichtung von Hahwa bis hierher ist Nord, 15° West. 15. Ang ust. Es war bereits 8 Uhr, als ich am andern Morgcu erwachte, denn trotz der Ermüdung des vorigen Tages hatte die Er Wartung den Schlaf voll meinen Augenlidern gescheucht, und erst lange nach Mitternacht behauptete die Natur ihre Rechte. Nachdem ich gefrühstückt hatte, forderte ich die Beduinen anf, mich nach deu Stellen zu führen, wozu sie aber nicht zu bewegen waren; denn die Furcht vor deu Geistern hatte sich ihrer schon bei uuscrcr Ankunft dergestalt bemächtigt, daß sie taun: zu sprechen wagtcu. Ich cutschloß mich also, allein zn gehen, nnd trat, mit einem Kilogcwicht und 60 Faden Schnur versehen, die gefährliche Wanderung an. In ^<"» Minuten erreichte ich die znnächstgclegcne Stelle, welche anf '/2 Stnilde Vänge 25 Minnten Breite hält und sich nach der Mitte hin allmählich abdacht; wahrscheinlich die Wirtnng des Windes. Mit aller nur möglichen Porsicht näherte ich mich dem Rande, den ich mit einem Stocke soudirtc. Aus dieser Untersnchnng ergab sich, daß der Boden des Randes steinig ist und dann plötzlich abfällt. Beim Hineinstoßen des Stabes in den deu Abgrnnd bedeckenden Staub fühlt Ulan fast gar leinen Widerstand, sodaß es mir vorkam, als stieße ich ins Wasser. Ich legte mich dann der Länge nach hin, um den Sand oder vielmehr Staub zn nntersuchen, welchen ich beinahe unfiihlbar fand. Hierauf warf ich das Gewicht, au welchem ich die Schnur befestigt hatte, so weit als mo'gsich hinein; es sank auf der Stelle und mit abnehmender Schnelligkeit, nnd nach Verlauf von 5 Minuten verschwand das Ende der Schnnr, welches mir beim Wnrfe entschlüpft war, in dein Alles verschlingenden Grabe. Mich jedes Urtheils enthaltend, überlasse ich es den Gelehrten, dieses Phänomen zn erklären, und deschränkc mich darauf, die Thatsache zu beschreiben, so wie sie mir erschien. Nur muß ich bemerken, daß der Staub eine weiße, etwas ins 16» 244 Der Reisende als Ocisterbauner verschrieen. Graue spielende Farbe hatte und von dem gelblichen Sande der Wüste vollkommen abstach. Gern hätte ich uon demselben etwas mitgenommen, ich fürchtete jedoch den Verdacht der Beduinen zu erregen, welche etwas näher gekommen waren und alle meine Bcwegnngen aufmerksam beobachteten. Die Felsen, welche hier und da an der Oberfläche des Sandes erscheinen, bestehen ans einem schwärzlich-branngcfärbten Sandsteine, welcher an seiner Oberfläche stark verwittert ist. Um V2H Uhr traten wir den Rückweg nach Cahwa an. in der Hoffnung, dasselbe noch zu erreichen; jedoch war der Weg in dem Sande der ziemlich steil ansteigenden Schlucht fo beschwerlich, daß wir erst nach einem dreistündigen Steigen die Hochebene ganz erschöpft erreichten und daher eine Stunde ruhten. (5s war bereits dunkel, als wir an dem Rande des Wädiy Er Rächiye anlangten, und da es nicht zu wagen war, in der Dnntclheit den gefährlichen Pfad hinab zusteigen, so lagerten wir nns daselbst. Der Thermometer stand nm Mittag in der Schlucht bei Windstille und heiterm Himmel 30 , und am Abend bei Nordwestwind 20". 1 Uhr znm Wädiy nieder uud erreichten nm '/28 Uhr Cahwa, wo fast die ganze Stadt zn-sammenlicf, um den Wundermcuschcn zn sehen, der mit den Dschinny des Bahr css Ssafy gesprochen hatte, wie es meine Beduinen Jedem erzählten, der es hören wollte. Mein Wirth lachte herzlich über meine Narrheit, Alles sehen zn wollen, wie er sich ausdrückte, und sagte mir, daß eine Viertclstnnde von der Stadt ein Grabmal ans den Zeiten der Kafir (Ungläubigen) eiistire, uud er wette darauf, daß ich dao auch wohl fehen mochte. Als ich seine Meinnng bestätigte, lachte cr noch lauter nnd versprach mir, mich am Nachmittage selbst dahin zn führen. Da ich den Wunsch äußerte, den folgenden Tag nach 'Amd zn reisen, so ging er sogleich, um einen Führer zn suchen, kam aber nach ein Paar Etnndeu uuverrichtctcr Sache zurück, da leiner der Beduinen es wagen wollte, mit eiuem Menschen zn reisen, der mit Geistern verkehre. Zum Glück Ein wahrscheinlich hüuyansches Grabmal. 245 kam kurz nach Mittag eine O.äfila von Z2 Kaincelen und 20 Beduinen von Wa^la an, welche nach "Amd bestinnut war nnd von denen sich Einer herbeiließ, den fremden, unheimlichen Menschen mitzunehmen. Am Nachmittage führte mich mein Wirth zn dein Grabmale, vermied anch alls dem Hinwege die betretensten Straßen der Stadt, nm nicht die ganze Jugend anf den Fersen zn haben. Dieses Grab mal steht am Fnße der Gebirgswand nnter einigen Dattelpalmen nnd ist ans gehanenen, ziemlich großen Qnadern anfgrführt. Es nimmt nngcfähr einen Nanm von 25 Fnsi in: Qnadrat ein nnd hat anch nngefähr dieselbe Hohe. Die Manern haben 2 Fnß Dicke nnd das ganze (^cbändc ist oben schnläler als nntcn, nngcfähr in der Forin der ägyptischen Tempel. Innerhalb ist es in zwei Kammern getheilt, deren Scheidewand der Mitte des Eingangs gegenüber nnd 6 Fuß von ihr entfernt steht. Das Dach besteht ans 2 Fuß breiten, stei ncrncn Balken. Außer dem Eingänge, welcher oben enger als nnten ist, sind noch in jeder Seitcuwand ein nnd in der Hintcrwand zwei dreieckige Luftlöcher angebracht, deren eine Seite nach nnten gekehrt ist. Anf dem Dache sind cm jeder Seite am Rande drei kleine stnfen-förmige Pyramiden als Zierrath angebracht, in der Art, wie man sie oft anf den manrischen Moscheen sieht. Ueber dem Eingänge eMirte früher eine himyarische Inschrift, von der nnr noch zwei Anchstabcn erkennbar waren nnd die der Fa-nalismns irgend eines Schaychs vernichtet hat. Im Ucbrigen war keine Spnr eines eigentlichen Grabes oder Sarkophags zu schcn. Ein Gewitter, welches schon seit einer Stnnde drohend am Himmel stand, brach bei unserm Heimwege über uns los, nnd bis auf die Hant durchnäßt langten wir zn Hanse an. Das Gewitter währte zwei Stunden nnd es regnete so heftig, daß der größte Theil des Wädiy in eine» Strom verwandelt ward. Die Stadt Eahwa liegt an der südlichen Seite des Thals und zählt ungefähr N9sX) Einwohner, welche den Stämmen der Mnudy und Qorayschy angehören. Der Sultan Namens Tälcb ibn El Modad ibn bcn Mä cl 246 Stadt tzahwa. Wadiy Er Nächiye. 'Amud gehört zum Stannnc der 'Amudy. Dcr schlosiahnlichc Van, in dem er rcsidirt, stcht auf cincm niedern Vorsprnng der Gcbirgs-wand nnd beherrscht dic Stadt vollkommen. Abtheilungen von Beduinen des Stammes Vmy Tahir bcn Nadschym liegeu als Garnison in dcr Burg, von wo aus sie von Zeit zu Zeit die Einwohner ranziouircn. Die Stadt ist von einigen Gärten und angebautem Feld umgeben, anf dein ein Wald von Dattelpalmen steht. Der Wadiy Er Rächiye ist größtenthcils mit Flugsand bedeckt und daher nicht sonderlich fruchtbar und bevölkert. Nur vier Städte nannte man mir in ihm liegend: (^ahwa, Wa^la, Ba Dschcnän an dcr nördlichen Seite nnd am Vercinignngspunkte des Wadiy gleichen Namens mit dem Wadiy Er Nächiyc gelegen, von einem Snltan regiert, mit 4000 Einwohnern, nnd Er Rächiyc, eine Stadt von 5000 Einwohnern, an dcr südlichen Seite des Wadiy und der Mündung eines Nädiy gelegen, gleichfalls von ihrem eigenen Snltan beherrscht. Dcr Wadiy Er Nächiye mündet acht Tagereisen ostlich von Cahwa, oberhalb Terym bei Borr und Tyarby in den Wadiy Qacr. Das Hanvtproduct des Wadiy ist Gummi, Aloe. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille nnd heiterm Himmel 20°, um Mittag 27", am Abend bei cinnn Gewitter bei Nordwcstwind 18". 17. August. Kaum graute der Morgen des 17. August, als auch schon mein Führer an die Hausthür klopfte, um mich zur Qafila abzuholen, welche außerhalb der Stadt lagerte. Ich nahm Abschied von meinem Wirthe und folgte dem Bcduium ins Lager, welches auch sogleich aufbrach und den steilen Abhang des Plateans hinaufzog. Mein Dachayl und seine Gefährten gehörten zu dem Stamme Beny Tahir ben Radschym und sahen wo möglich noch wilder aus, wie die Beduinen, welche ich bisher gesehen hatte. Sie waren der festen Meinung, daß ich in Bahr ess Ssafy Schätze gehoben Hütte, und fragten mich: „mit wie viel Geistern ich gesprochen, wie sie ausgesehen und wie groß der Schatz sei, den sie mir nach meinem Vater- Aberglaube. Schätze bringende Geister. Gefährliche Probe. 247 lande bringen müßten?" und andern Unsinn mehr. Ob ich gleich von ihnen Nichts zn fürchten hatte, da ick) unter ihrem Schntzc stand, so war es mir doch nicht gleichgültig, daß solche Gerüchte in Umlanf kamen. Aber was war zn thnn? Ausreden konnte ich ihnen solche Ideen nicht, ich hielt es also fürs Beste, sie ins Lächerliche zu spielen, welches mir anch insoweit gelang, daß Mehrere anfingen, die starken Geister zn spielen und den Geisterspnk ebenfalls belachten. Untcrweges wnrdc fast von nichts als von mir gesprochen nnd Einer behauptete, ich müsse gegen Hieb nnd Stich fest sein. Diese Idee fand allgemeinen Anklang und wäre mir fast theuer zn stehen gekommen; denn als wir nach einem Marsche von 6 Stnnden lagerten, schlich sich Einer hinter mich, nm zn probircu, ob ich kugelfest sei. Zinn Glück bemerkte ich, daß Aller Angcn auf ihn geheftet waren uud daß ein vor mir sitzender Beduine auf die Seite rückte, mu vou der vielleicht durchschlagenden .Kugel uicht getroffen zu werden. Dies veranlaßte mich, hinter mich zu sehen, wo ich denn die Ursache ihrer Aufmerke samkeit entdeckte und aufsprang. Ich erklärte ihueu, daß ich keines' wrgs kugelfest sei und machte meinen: Beschützer Vorwürfe, daß cr nichts gethan habe, mu seinen Gefährten au seinem Vorhaben zn verhindern. Sie lachten dann Alle laut auf und riefen: „Er hat Furcht! Er ist uicht kugelfest!" — Gegen l Uhr reisten wir weiter und legten noch 5 Stunden bis zn einer Eistcrnc zurück, neben der wir uns fnr die Nacht lagerten. Am Morgen stand der Thermometer bei Windstille und heiterm Himmel 18", nm Mittag 26", am Abend bei Nordwestwind 20". 18. August. Am Morgen des 18. August brachen wir gegen 6 Uhr auf nnd lagerten nns nach einem Marsche von 2^ Stunden neben einer Cisternc, welche am Nande des Wadiy angehauen ist, der bei Hallet ba (^alyb in den Wadiy Amd mündet. Gegen 2 Uhr zogen wir weiter uud kamen in 3^ Stnnden in "Amd an, wo ich vom Schaych Abd er Rahman anfs Herzlichste empfangen wurde. Nachdem ich ihm meine Erlebnisse mitgetheilt hatte, sagte er mir, daß bei den Beduinen Bater- nnd Brudermord keine Seltenheiten 248 Ein anderer Alchymist. Das Goldkrant. wären, und in solchm Fällen drin Mörder nur dann Vergeltung drohe, wcnn Brüder oder Vater de^ Ermordeten vorhanden wären. — Als ich des Alchynüsten erwähnte, versprach er mir, mich am folgenden Tage ;u einem Eollegen desselben ^n fiihreil, der jedoch in allem Ernste sich bestrebe, „<^old ;n machen" nnd bereits den größten Theil seines Vermögens dabei zugesetzt habe. Ucbrigens bestätigte er mir Alles, was mau mir bezüglich der Wädiy Qacr nnd El Hadscharyn gesagt hatte, und fiigtr dann hin^n, daß es nur leicht würde, von ^?.abr >>ud ans »ach dem Vande Mahra zu gelangen, indeiu ich unter der Menge von Schcryfen, welche dort zur Ssyara tälncn, wohl Einen finden würde, der mich nach seiner Hcimath brächte. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille und heiterm Himmel Ä) , nm Mittag bei ')lordwestwind 25", am Abend 2l . Die Nichtnng des Weges von Cahwa nach Amd ist Süd, 15' West. 19. Angnst. In» Verlauf des folgenden Tages besuchte ich mit meinem Wirthe den Alchymisten, der mir sein Vaborawrinm geigte, in welchem Retorten, Tiegel und allerlei Geräthe bunt durcheinander standen. Jedoch war cr so ehrlich zu gestehen, dasi er es noch nicht dahin habe bringen können, ("old zu erzeugen; glaubte aber an das Gelingen, wcnn er nur erst ein Kraut gefunden habe, welches cr mit dem Namen Haschysch cds Dsahab "'«) nannte. Die Mitwirknng der Geister läugnete cr gänzlich. Des Nachmittags verschaffte nur der Schaych 'Abd er Rahman einen Fnhreu nach Choraybe, uud war daun so gütig, mir die Ramcn der Hauptstämmc der Beduinen, ihrer Unterabthei^ lungcu uud dcreu Wohusitze, sowie auch ihre ungefähre Teelcu^ zahl zu dietircu. Außerdem verdankte ich ihm noch viele iutcrcfsantc Mi-ttheiluugcn. Der Thermometer staud ain Morgen bei Windstille uud heiterm Himmel 30", um Mittag bci schwachem Nordwestwinde ^0 und am Abend 22°. Nachrichten übcr den Ncrscndou Arnaud. 249 20. August. Auf demselben Wege, den ich von Ehoraybc nach ^Anld eingeschlagen hatte, kehrte ich am 20. dahin zurück und langte daselbst am 21. nach Mittag glücklich an. Sowohl der alte Schaych 'Abd Allah, als auch seine Söhne uahmeu inich Nlit der mir früher bewieseilen Herzlichkeit auf und toimtm sich nicht genug nach meinen Reiseabenteuern erkundigen. (5mm sehr einflußreichen Mann alts Meschhed Myy lernte ich hier kennen, welcher mit mir das (^ast> zimlucr bewohnte. Er bekleidete die Würde eines Qädhy (Richter) in seiner Stadt nnd interessirtc sich besonders für die Arzueiknndc. Besonders begierig war er zu wissen, wie man ani Arme zur Ader lasse, und da Niemand sich zu der Probe hergeben wollte, so mußte ich ihn: selbst zur Ader lasseu, obgleich die Ucbrigcu ihr Möglichstes thaten, ihn vou sciuem Vorhaben abzubringen. Die Operation gelang vollkommen, nnd da er ein sehr fetter nnd vollblütiger Mann war, so bekam sie ihm anch sehr gnt. Mchstdcm erzählte man mir, daß ein Schcryf aus Märib voi> beigekommcu sei, welcher gesagt habe, daß eiu gauz weißer Mann angekommen wärc, der nicht bete nnd alle alten Inschriften, die sich in Märib befänden, eopire. Später traf ich diefeu Mann in ^Adcn. Es war kein Anderer, als der durch seine Reise nach Märib bekannte Th. Arnaud. Man hatte ihm in Märib dieselbe Schilderung vou mir gemacht. Am 20. staud der Thermometer des Morgens bei Windstille uud heitenn Himmel 20", nm Mittag bei Nordwestwind 27°, am Abend 22 . Derselbe Thcrmometcrftand fand auch am 2l. statt. 21. Augnst^ Während meiner Abwesenheit war in der Regierung der Stadt einc bedeutende Veränderung eingetreten nnd drohte den Einwohnern mit den traurigsten Folgen. Der alte Snltau Mc-näcih war nämlich dnrch seinen Neffen Mohammed ibu Myy ent^ thront worden, wozu ihn: der Schaych des Stammes El Ehämiye, Hossayu Vä Caura, behülflich gcwcseu war. Dahiugrgru hattc der Moräfchide, ''Abd er Rahman Ga Oorra, den alten Sultan in Schutz genommen und ließ ihn ill einem der Thürme der Residenz dnrch 250 Man fodert Gift, dm Schaych zu ermorden. seine Bcduiuen bewachen. Die Einwohner hatten sich gleichfalls in zwci Parteien getheilt nnd es war vorauszusehen, daß es wegen der keineswegs bcncidcnswcrthcn Herrschaft zn ernstlichem Kampfe kommen werde. 22. An gust. Wahrscheinlich nm diesem Uebel vorzubeugen nnd der Sache auf echt orientalische Manier ein Ende zn machen, kauten am 22. Nachmittags der ucuc Sultan in Begleitung des Schaychs der Chamiyc zn meinem Wirthe, welcher mit seiner Familie zu seinem Anhange gehörte. Hierauf wnrdc ich gerufen, und hier verlangte man von mir, — daß ich dem Sultan eine Dosis schnell tödtcnden Giftes geben möchte, mit welchem er den Schaych Bä Qorra ans dem Wege räumen wollte. Nm mein Gewissen zn beruhigen, sagte mir der alte Schaych, daß Bä Qorra Witwen nnd Waisen bcranbc und die Muselmänner bedrücke, außerdem auch schon mehrere Morde begangen habe; einen so schlechten Menschen zn vergiften, sei keine Schande, sondern vielmehr ein verdienstliches Werk vor Gott. Anf diese Znmuthnng aber antwortete ich ihnen: „daß ich wohl Arzneien besäße, durch welche kranke Menschen gcsnnd würden, jedoch leine, um sie zn todten, nnd daß, wenn Bä Qorra ein so ruchloser Mensch sei, wie sie ihn mir geschildert hätten, ihn Gott dafür ganz gewiß strafcu wurde, übrigens verstünde ich auch kein Gift zn bereiten." Dieses schienen sie mir aber nicht zn glanbcn, denn sie versuchten es, mich dnrch Geld-ancrbicwngen ihrem Wnnschc geneigt zn machen, nnd boten mir nach und nach bis 100 Thaler, eine dort sehr bedeutende Smnmc. Wie sie sahen, daß ich bei den, früher Gesagten blieb, verlangten sie, daß ich anf den Qorän schworen solle, von der hier stattgehabten Unterredung gegen Niemand etwas zn erwähnen. Natürlich willfahrte ich ihrem Begehren, da sie es im Vcr-Weigerungsfälle nicht unterlassen haben würden, mir anf der Stelle den Mund auf ewig zn schließen. ^ Später erfuhr ich in Kairo durch die sich dort aufhaltende« Kaufleute ans dem Hadhramaut, daß sowohl Ba Qorra als auch Sultau Meuäcih kurze Zeit nach meiner Abreise aus dem Wege geräumt worden seien. Em wißbegieriger Qadhy. 251 Gegen Abend händigte mir Schaych Ahined Bä Ssudän dic versprochene „Liste der himyarischcn Könige" ein, welcher cr noch „eine kurze Ncihe der Könige ans dem Geschlechte Hodun's (Pcleg's)" beifügte und mir noch andere Mittheilungen machte, welchen ich weiter nnten einen Platz anweisen werde. Die Zeit zur Ssyära von Qahdun, der die Ssyära von Qabr Hud 8 Tage später folgt, war herangekommen, und ich bat daher meiucn Wirth, mir einen Beduinen zu verschaffen. Jedoch versicherte mir Schaych Habyb Abd Allah ibn ben Hodun, der Qadhy von Meschhrd Myy: „daß ich wahrend dieser Reise unter seinem und Schaych "Abd el Qädir's Schutz stehen würde, uud es daher keines Beduinen bedürfe". — Auch wolle er mich alle bei Mefchhcd Myy befiudlichcu Inschriften copiren lassen, jedoch müsse ich ihm versprechen, nach meiner Rückreise von Qabr Hud wenigstens einen Monat bei ihn: zu bleiben, damit cr die Nrzneiknuft von mir erlerne, welches ich gern versprach, da es nicht einmal soviel Zeit brauchte, um ihm meine Kenntnisse in der Medicin beizubringcu. Nur um diese Zeit ist es möglich, unangefochten nach Qabr Hud zu gelangen, da dem Gebrauche gemäß die Beduinen innerhalb der 14 Tage vor und ebenso viel Tage nach der Ssyära alle Räubereien einstellen nnd einen Jeden ruhig seines Weges ziehen lassen. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille uud heiterm Himmel 20°, um Mittag bei schwachem Nordwcstwind 27" und am Abend 22°. Ncuntes Capitel. Letzte Katastrophe und RMehr nach Malalla. Mreise. — Qarrayn. — Anlnnft vor Ssayf. — Meine kritische ^agc daselbst. — Entscheidung der 'Olamä. - Betragen des SiMno'Älyy Mohammed ibn"Add Allah ibn No man beil Ssayid ibi, 'Vss^ cl'Ainnd. -^ Abreise. Der Wadiy El Ayssär. — Gastfreundschafttiche Anfnahme in einem Kehöfte un>veit Cho-rayf. — Doamn cl Ayssar. — Wohmmgcn der Beduinen ini Wadiy ,WlaYf. — Eine Bedllincnhochzcit.— ^nizng der ^cdi,inen. ^ )iene Wuhnnngen iin Wädiy Howayrc. — °Ayu cr Näss cd Dyn. - Anlilnst in Malalla. — ssrenndlichc Anfnahmc von Seiten des Snttanö. 23. August. Am ^. August Nachmittags vcrlicßm wir Cho-raybe, uachdcut ich «ül'iücin rhrwiirdigcu grasen Wirlhc, dcu, Schaych 'Abd Allah Bä Ssudäu, liicliu'u hcr.flichstttt Dmik für sauc niir bc--wiesonc Oütc abgestattet hattc, und gingen bis zur Stadt Qarrayn, wo wir bn ciiu'in Paivaudtcn dcs Schaych Habyb liber Nacht blieben. Qarrayn ist ciilc Stadt von 5000 Eimvohncru, oou eincni Snltan regiert, drr wic alle Snltauc des Wädiy Do^än unter dcm Schutze der Stäiuinc Moraschide nnd Chänliyc steht. E^ liegt nur IV2 Stunde von Choraybc entfernt, an der südöstlichen Scite des Wädiy uud an der Mündung des Wädiy Ess Ssabat. Ans diesem Wege kam ich au die Stadt Naschyd, mn Dorfe Bä Dschicäc nnd an der Stndt (^l Wa'ra '"-') vorüber. Naschyd hat lmgefähr 5000 Einwohner, einen eigenen Sultan und liegt an der nordwestlichen Scitc dcs Wädiy. Ortschaften im Wädiy Do'au. 253 Wlsra liegt an dor südöstlichen Seite des Thales, zählt ungefähr 4000 Einwohner nnd wird von einem eigenen Snltan regiert. Qarrayn gegenüber liegt die Stadt Cho'ayrc mit 4000 Einwohnern mit einem eigenen Snltan. Ba Dschicac ist ein Dorf an der südöstlichen Seite des Wädiy, welches dein Stamme Moräschide gehört. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille nnd heiterm Himmel 20°, mn Mittag 27 ' nnd am Nbcnd bei Nordwcstwind 22". Die Richtung des Thales von Choraybe bis Oarrayn ist Nord, 35^ Ost. 24. August. Am folgenden Tage, den 24. August, legte ich mit einen: Kamcclc, welches ein Bedienter des Schaychs Habyb nntcr seiner Obhut hatte — denn der Schaych nnd die beiden Söhne des Schaych M'd Allah Ba Ssudän, nälltlich M,d el Oadir nnd Abi, Belr, luaren alls Eseln voralisgcritten —, bis ;ur Stadt Ssayf (> Stnndcn Weges zurück, auf welchen ich folgende Ortschaften passirte. Nnf der nördlichen Seite: Ghalbnn, Stadt von 4000 Einwohnern, von Qarrayn '/2 Stnnde entfernt; Hodnn, eine Stadt mit 3000 Einwohnern, von Ohalbun '/2 Stnndc entfernt. Hier befindet sich das Grabmal Hodnu's (Peleg's), des Sohnes Hud's (Eber's), zu dein nach der Ssyära von Oabr Hnd eine Wallfahrt stattfindet. Fünfzig Minnten weiter befindet sich die Stadt Tsähir nut 5000 Seelen und '/4 Stunde von ihr entfernt Matrnch, Stadt mit 4000 Seelen. 'Ms hierher führt der Weg fortwährend dnrch einen dichten Dattclvalmenwald, in welchem das Terrain vortrefflich angebant ist, und führt dann weiter über Felder fort. Ferner Ssabal, Stadt mit 4000 Einwohnern, welche den Dattelpalmenwald ' .^ Stnnde hinter sich znrnckläsit. Nach 20 Minnten folgt ihr die Stadt 'Abd ec Eamnt mit tt000 Einwohnern. Acht Minuten davon liegt Beda mit !0,0«>0Ein wohncrn, die größte Stadt des Wädiy. Das Dorf El Mä, an welchem man 50 Minnten von Vedä vornbertommt, wird von nn- 254 Der südliche Theil des Wädiy Do'an. gcfähr 300 Seelen des Stmnlucs Chämiyc bewohnt. Chodaysch, Stadt mit 0000 Seelen, folgt dem Dorfe El Mä nach '/2 Stnndc Weges. Ssayf, Stadt, ist 2 Stunden von Ehodaysch eutfcrnt. An der südöstlichen Seite des Wädiy Do^an liegen die Orte: Er Nihäb, Stadt mit 6000 Seelen nnd 40 Minnten von Qar-rayn. El Kossufc, Dorf von 200 Köpfen der Ehämiyc bewohnt, l/2 Stunde weiter. Von diesen: Dorfc 1 Stunde 40 Nttnuten inündct der Wädiy Hcbut, wo ein Wachtthnrm steht, von einigen Händchen umgeben, in welchen Beduinen des Stammes Chämiye wohnen. Eine Stnnde weiter führt der Weg bei Qarr el Medschyd, einem großen Dorfc, vorüber; diefes Dorf zählt ungefähr 600 Einwohner, die dem Stamme Chämiyc angehören. Neben diefcm Dorfc befinden sich bedeutende Snbstruetioncn, welche anf die frühere Existenz einer bcdenteudcn Stadt schließen lassen. Ein ganzer Theil der frühern Stadtlnaner steht noch aufrecht uud schließt das Dorf auf der einen Seite ein. El Arssam, Stadt mit 5000 Eiuwohuern nngcfähr, liegt an der Müudung des Wädiy El Ayssär, der sich 1 Stunde 50 Nannten von Qarr cl Niedschyd öffnet. Alle diese Städte haben eine jede ihren Sultan. Von der Stadt Matrnch an erweitert sich das Thal zusehends, sudaß es schon an der Miiuduug des Wädiy El Ayssär eiue Breite von 1 Stunde hält. Ebenso zeigen sich die Thalwünde nicht mehr als jähe Vianer, sunderu unter einem Winkel von 45° abfallend. Das Bewässerungssystem ist dnrch die ganze ^ä'ugc des Thales dasselbe, wie ich es bei Eho^ raybe beschrieben habe, nnd überall sah ich gut uuterhalteue Bewässerungskanäle durch alle Theile des Wädiy gc;ogeu. Auf diesen« Wege traf ich einige 20 der schon früher befchriebenen Sfabyl nnd etwa 10 Bruuuen, welche bis zu einer Tiefe von 40 Fuß eiugefeutt und mit einer Mauerbekleidung versehen sind. Vor der Stadt Ssayf fand ich mehrere Tauscude vou Bcduiucn versammelt, die am folgenden Tage der Ssyära des Schaych Ssa^yid ibn Hssä el ''Amud iu deui '/2 Stunde entfernten Qahdun beiwohnen wollten. Der Reisende wird mißhandelt und eingesperrt. 255 Kaum im Gewühl angelangt, rief man von allen Seiten: „Das ist der Spion der Fcrcughy!" Und der ganzc Haufe stürzte auf mich los, riß mich uom Kameele, entwaffnete mich, baud mir nuter Mißhandlungen die Hände anf den Nückcu, nud führte mich mit blutendem Gesicht nnd stanbbcdeckt vor den daselbst herrschenden Snltan Myy Mohammed ibn 'Abd Allah ibll No'man bcu Ssa'yid ibn 'Yssä el Amnd. ^ Alles drängte sich mir nach bis in die Stnbe, wo der Snltan sich befand, und die bald bis zmu Ersticken mit Beduinen erfüllt war. Wie rasend schrien diese durchciuandcr, daß ich von den Fercnghy in Aden ius ^and geschickt sei, nm es zn erforschen, nnd daß er mich solle hinrichten lassen. Der Sultan fiug uuu an inich ansznfragcn, nnd ich beantwortete seine Fragen so ausführlich wie möglich. Jedoch ließ man mich nicht lmige reden und der ganze Schwärm iibertobtc mit seinen: Ge-schrei meine Worte. Meine Vage war im höchswi Grade kritisch; denn ob ich gleich bemerkte, daß der Sultan unentschlossen nmhersah, wnßte ich doch zn gnt, daß er an« Ende seinen Beschützern nachgeben mußte, nnd ich erwartete deshalb jeden Angcnblick, daß er den Be fehl zn meiner Hinrichtung geben würde. In diesem Augenblick voll nnbcschreiblich bitterer Gefühle, den ich für alle Schätze der Welt "icht noch einmal durchleben möchte, — in welchem die Ereignisse meines Lebens und die Gestalten meiner fernen Viebcn gleich den immer wechselnden Bildern eines Kaleidoskops an meiner Seele vorüberzöge», ^ in diesem entscheidenden Angeublicke drängten sich die Schaychs Habyb nnd Abd el Qädir dnrch die tobenden Beduinen nnd erklärten laut, daß, da ich uuter ihren, Schutze stände, der Weg zn mir nur über Veichcu gehen könne, nnd zn gleicher Zeit löste Habyb die Stricke, mit wclcheu ich gebunden war. Gleich daranf kam auch der Schaych des Stammes El Mahfns und erklärte sich, als Beschützer der Stadt Meschhed Myy, anch Mn Dachayl des Schützlings Schaych Habyb's. Andere Schaychs kamen nnn anch herzn nnd verlangten, daß die Dlamä und der Qädhy über mein Schicksal entscheiden nud ich bis dahin Gefangener 256 Die Entscheidung der Gottcsgelehrtm ubcr den Reisenden. sein sollte. Man brachte mm eine kurze eiserne Stange, an derm Enden Fnßschellrn angebracht waren, schloß meine Füße hinein lind brachte mich eine Treppe höher in ein kleines (Gemach, wohin mir dnrch die Fürsorge meiner Beschützer meine Sachen gebracht wnrden. Gegen Abend kamen meine beiden Frcnnde mit dein Schaych der Mahfus, und sagten mir, daß die Entscheidung der'Olamä erst nach der Ssyära stattfinden würde; ich solle daher nur linbesorgt sein, denn sie wnrden nicht zugeben, daß mir ein Vetoes geschehe. Nebrigens wurde ich mit Allem versehen, was ich brauchte. Die Stadt Ssayf zählt ungefähr W(X) Einwohner und ist mit Felderu umgeben, welche dnrch zwei Kanäle bewässert werden, deren Lauf ich von meinem Ocmach aus deutlich sehen konnte; eiuer derselben tommt ans dem Wadiy Do^an, der andere ans dem Wadiy El Ayssär. So weit mein Blick reichte, sah ich weder Dattelpalme»» noch andere Bäume, und der ganze Wadiy hatte ein ödes nnd trän-rigcs Ansehen. Ssayf gehört schon zum Wädiy Hadscharyn. Der Thermometer stand am Morgen bei Windstille und heitern! Himmel 20 , mn Mittag 27" nnd an: Abend bei Nordwestwind 22". — Die Richtung dcs Thales von Choraybc bis Ssayf ist Nord, 30" Ost. 26. Angnst. Am 26. Abeuds kam Schaych Habyb zu mir uud benachrichtigte mich, daß die Dlamä uud die Schaych den Aus^ spruch gethan hätten, daß ich unter der Bcdinguug freigelassen wcrdm solle, alles das heranszngcben, was ich während der Neisc geschrieben, nnd direct nach Matalla zurückzukehren. — Dieser Nachricht zufolge sammelte ich alle die kleinen Heftcheu, iu welchen ich während der Reise »leine Notizen nn't Blcifcdcr verzeichnet hatte nnd die nur nichts mehr nntztcu, da sie immer mit Tinte von mir ins Reine geschrieben waren. Zu diesen fügte ich noch zwei Ansichten und einen ^ogen, anf welchem Instructioueu zur Auweuduug der Mcdicamente geschrieben standen; von der himyarischen Inschrift machte ich ciuc Abschrift und fügte sie zu den andern; alles Andere versteckte ich in den körben unter den Arzneien. Ranbsucht des Sultans von Ssayf. 257 27. August. Am 27. früh kamen der Sultan, der Oadhy von Ssayf, drei Dlamn, meine Ocschiitzcr und die Schaych vou Mahfns und El Asswad zu mir ins Zimmer uud verlangten, nachdem sie fich niedergelassen hatten, die Anslicfernng der Papiere. Nachdem ich ihnen die für sie bereiteten Schrifteu übergeben hatte, frug mich der Qadhy, „was das für für eine Schrift sei?" worauf ich ihm zur Antwort gali, „es sei türkisch". Zum Glück war Keiner zugegen, der die türtischeu Charaktere kannte oder wußte, daß sie mit den arabischen ein und dieselbe» sind. Der Qädhy verlangte hierauf einen Napf mit Wasser, iu welchen er die Papiere, nachdem er sie in kleine Stückchen zerrissen hatte, warf, einige Gebete über sie sprach, sie hieranf zu einem Hrci verarbeitete nud mit einem „Bisnüllah" („im Namen Gottes!") znm Fenster Hinanswarf. Nun fetzte sich der Sultan uebcn mich nnd machte sich über meiueu Qncrsack, aus dem er Alles hervorzog nnd betrachtete. Alle Gegenstände, welche ihm gefielen, legte er auf die Seite nnd sagte, daß ich sie ihm zum Au^ denken scheukcu möchte; so beschenkte er sich denn mit einer Schccre, Rasirmcsser, Spiegel und andern Kleinigkeiten. Endlich fand er auf dem Boden des Qncrsacks den Beutel, iu welchem ich mciu Geld verwahrte, uud erklärte mir ohne Weiteres, daß er mir das nicht zurückgeben könne, indem ich sonst meine Reise wieder fortsetzen würde. Hierin hatte er auch vollkommen Recht, denn im Fall er es mir ge-lassen hätte, würde ich, einmal aus seiner Gewalt, unter Oeduinen-schntz meine Reise nach Meschhed Myy uud Qabr Hud fortgesetzt haben. Ans diesem Grunde protestirtc ich gegeu die Fortnähme meines Geldes nnd frng ihn, wie ich es denn ohne Geld anfangen sollte, seinen, Willen gemäß nach Makalla zn reisen? Woranf er mir erwiederte, daß das seine Sache sei, er würde mir Proviant gcnng nnd einen Dachayl bis ans Nicer geben. Hiermit stellte ich mich aber nicht znfricden nnd bemerkte, daß ich von Makalla bis Acgypten noch »inen weiten Weg habe nnd ohne Geld nicht dahin gclaugcu könne. Auf diesen Einwand nahm er aber keine Rücksicht nnd steckte A. v. Wvcdc's Reift in Hadhramaut. 17 258 Der Sultan confiscirt den Chronometer. den Beutel mit den Worten in seinen Gürtel: „Gott ist groß! Er wird Dir schon weiter helfen!" Den Korb mit den Medieamenten ließ er unbeachtet, als ich ihm sagte, was er enthielt. Man nahm nur nun die fesseln ab nnd iibergab mich einein Beduinen des Stammes El Hammam cd Dyn, einer Abtheilung des Stammes Beny Ssayban, mit dem Anftrage, mich geraden Weges nach Makalla zn bringen, und daraltf zn achten, das; ich wahrend der Reise das ^and nicht „aufschriebe". Schon glanbte ich Alles berichtigt, als der Snltan mich fragte: „Wo ich die Dose hätte, in der sich Etwas bewege?" Ich that, als wenn ich ihn nicht verstände, nnd ertlartc, keine solche Dose zu besitzen. Damit ließ er sich aber nicht abspeisen, sondern öffnete mein Oberhemde nnd zog miy den Chronometer ans der Tasche, welchen ich sogleich öffnen mußte. Der Chronometer ging mm von Hand zu Hand, uud ein Jeder stöberte mit dem Finger dariu herum. Endlich erklärte der Sultau ihn als sein Eigenthum, da er mir dazn diene, „das ^and aufzuschreiben". Ungefähr eine Stunde später trat ich, ohne einen Pfennig Geldes zn besitzen, meine Rückreise nach Niatalla an. Man kann sich dcntcn, mit welchen Gefühlen ich den Wadiy Hadscharyn hinabsah, in welchem die merlwnrdigen Gräber von Ghnybun lagen. Hei einem Ssabyl ungefähr '/.^ Stunde von Ssayf, bis wohin mich die Schaych Habyb, Md el Qädir und Abu Bctr begleitet hatten, machten wir Halt, und hier versuchte ich uoch eiumal, den Beduiucn M bewegen, mich zuerst nach Meschhed 'Alyy nnd dann nach Mat'alla zn bringen. Allem er blieb uubcweglich, obgleich die Schaychs mich uuterstntztcu und ihm sugar einen Thaler boten. Er sagte: „daß er sein Wort gegeben habe und es halten müsse". — Da Alles vergeblich war, meinen Beduinen audcrs zn stimmen, so nahm ich Abschied von mciuen Freunden nnd wahrlich mit schwerem Nothwendigkeit der Vorsicht unter den Beduinen. 259 Herzen, denn ohne ihren Beistand wäre ich den wilden Beduinen^ Horden Preis gegeben nnd von ihnen gesteinigt worden. Nachdem sie mich noch einmal dem Beduinen empfohlen hatten, gingen sie zurück nnd wir »erfolgten nnsern Weg, welcher anf den Wädiy El Ayssär zuführte. Ich muß hier bemerken, daß ich höchst wahrscheinlich unange fochten bis ^abr Hnd hätte reisen können, wenn ich es vermieden hätte, bei der Sfynra von ^ahdun zu erscheinen. In cincm ^ande, nw man den Fremden von Hans ans mit Misitranen betrachtet, ist eö nie rathsam, einen Ort in der Zeit zn besuchen, wo daselbst große Feste begangen werden; den» wenn auch die Anwesenheit eines Fremden Verdacht erregt, so bleibt er doch bei den verschiedenen Individuen vereinzelt nnd das Ansehen seines Wirths ist gewöhnlich hiurcichend, dcu Übeln Folgen zu begegnen. Ganz anders gestaltet sich die Sache bci großen Festen, wo Tansende versammelt sind. Hier brancht nur l>iuer seinen Verdacht laut werden zu lassen, nnd sogleich hat er sich auch der ganzen Versammlung mitgetheilt. Was bei dem Guzclncn nur Vermuthung war, das wird bei der Menge zur Gewißheit, und der Fremde wird als ein der ganzen Gesellschaft gefährlicher Ver brecher angesehen. Die Stimme der Vernunft verhallt spurlos it, dem Geschrei des wilden Haufeus. Der Einfluß der Einzelnen, welche sich des Fremden annehmen wollen, wird in diesem Momeute der Aufregung uicht beachtet, uud er fällt, ein Opfer der Vollswuth. Wie mau aus der Beschreibung meiner Neisc nach dem Wädiy El Hadschar crseheu haben wird, war ich bei einer ähnlichen Verau lassung nahe daran, „ermordet zn werden", und ich rathe daher den icuigen, welche in diese», Vänderu zn reise» beabsichtigen, alle Volt's-Versammlungen so viel als möglich zn vermeiden; denu uichl Jeder würde vom Glücke so begünstigt werden, als ich es wurde. Wir erreichten bald darauf die Müuduug des etwa 1 Stunde breiten Wädiy 61 Ayssär, den wir anfwärts bis an ein zur linleu Seite des Weges liegendes Gehöfte verfolgten, wo wir cmtehrteu 17- 260 Der Wädiy El Ayssar. und freundlich aufgenommen wurden. Nachdem wir ungefähr eine Stunde geruht hatten, setztcu wir die Reise fort uud gelangten nach ungefähr zwei Stunden bei Doqum el Ayssar an, wo wir abermals ungefähr eine Stunde unter Mimosen ruhten. Die Entfernung von der Mü'uduug des Wadiy El Ayssar bis hierher mag uugefähr 4 bis 4^ Stuudc betragen, und die Richtnng, in der sich das Thal hinaufzieht, ist Süd, Z0° Ost. Auf dieser Strecke kam ich an folgenden Städten vorüber: i^obayh zur Rechten des Weges mit ungefähr 4000 Einwohnern; diesem gegenüber El Drayssnne, ebenfalls mit 4000 Einwohnern. Zur Rechten des Weges El Ossayf mit 4000 Seelen uugefähr; Dorayf, ebenfalls zur Rechten, ist etwas kleiuer als die vorigen. Kasira, rechts am Wege, hat etwa 4000 Einwohner. Die drei letztgenannten Städte liegen ganz nahe beieinander. Etwas oberhalb von Kasira liegen links vom Wege nahe beieinander die Städte Talibe und Haufa, vou denen die erste 4000, die andere ungefähr 6000 Einwohner zählt. Das Dorf Doqum el Ayssar liegt auf einem 200 Fuß hohen Iuselberge an dem Bereinignngspnntte der Wädiy Ehärit und El Ayssar. Die Form des Wädiy El Ayssar ist ganz dieselbe, wie die oberhalb des Wadiy Do'an. ~ Von El Drayssimc bis oberhalb Haufa führt der Weg fortwährend durch dichten Dattelpalmmwald, unter welchem der sehr fruchtbare Boden vortrefflich angebant ist. Wie im Wädiy Do'än war anch hier das Flnßbett eingedämmt nnd mit Wehren verschen, und eine Menge Nebenkanälc gingen von ihm aus. Eine jede der Städte dieses Wädiy hat ihren Snltan, welche zur großen Familie der "Amudy gehören. Doqum cl Ayssar gehört dem Stamme Hammäm cd Dyn und zählt ungefähr 200 Einwohner. Wir verließen den Wädiy El Ayssar und betratcu dcu hier mündenden Wädiy Kotayfa, welcher sich »mc ziemliche Strecke in der Richtuug Ost, M>' Süd bcrganzieht und dann das Plateau mit sehr geringem Gefalle etwa W Fnß tief durchschneidet. Nach einem Marsche Gastfreundschaft der Beduinen. 261 von 2 gntcn Stunden langten wir bei dem Wohnsitze meines Führers an einer Höhle cm, wo ihn seine Franen nnd Kinder begrüßten. Etwa 200 Schritt weiter, thalaufwärts mündet ein anderes schlucht-ähnlichcs Thal, in welchem 13 Familien, die meines Führers nicht mitgerechnet, Höhlen bewohnen. Diese Höhlen waren ungefähr 10 Fnsi über den Thalbodcn erhaben nnd sind dnrch die Answaschnngen der weichern Stratcn des Inra-Dolomitkalks entstanden. Ihre Tiefe betrug hier ungefähr 15 Fnß nnd ihre Höhe 8 Fnß. Um sich nnd ihre Hecrdcn, welche auch darin nntcrgcbracht find, vor wilden Thieren zn schützen, ziehen sie ein Gehege dorniger Sträucher davor. Eine solche Scheidewand sondert anch die Wohnungen der einzelnen Familien voneinander ab. Eine Anzahl sehr bösartiger Hnndc bewachte dieses Troglodytendorf, welches im Ganzen, wie ich später sah, 93 Köpft zählte. Die Kamcele, deren sie etwa 50 Stück besitzen, liegen wäh^ rcud der Nacht mit krnmmgebnndencn Vorderbeinen im Wädiy. An Pflöcken, welche in den Ritzen des Gesteins eingeschlagen waren, hingen die Proviantschlänchc nmhcr. Wie man sich denken kann, war bald die ganze Colomc um mich versammelt, nnd mein alter Führer erzählte ihnen, was mir widerfahren war, verschwieg aber die wahre Ursache, nämlich, dasi man mich für einen königlichen Knndschaftcr gehalten hätte, und setzte die Habsucht des Sultans von Ssayf an ihre Stelle. — Alle bedauerten mich nnd waren im höchsten Grade znvorkommend, welches wahrscheinlich nicht der Fall gewesen wäre, wenn er anch hier daö Gerücht verbreitet hätte. Der alte Beduine ließ durch ciuc seiner Franen, deren er vier hatte, sogleich Brod backen, dann wurden hölzerne Näpfe hereingebracht, mit Milch gefüllt nnd Brod hincingcbrockt, welches dann eine Frau mit ihren Händen zn einem Brei zerquetschte und mit Vnttcr begosi. Obgleich dieses Gericht nicht ans die reinlichste Art znbcrcitet war, so muudctc es mir doch, deuu der heutige Marsch hatte meinen Appetit geschärft. Am Abend sagte mir mein Dachayl, dasi wir den folgenden Tag hier bleiben würden, weil einer ihrer jungen Männer heirathc, und 262 Eine Beduinenhochzeit. daß sie alle an: nächstfolgenden Tage in eine andere Gegend zögen, welche anf dem Wege nach Matalla läge. Der Thcrmomctcr stand am Morgen bei Windstille nnd heiterm Wetter 20', mn Mittag bei Nordwcstwind 27^', ain Abend 22°. -Die beiden folgenden Tage ldcr 2lx nnd 27. Angust) blieb der Thcr-nlometcrstand derselbe. 28. Angnst. Am folgenden Tage lden 28. Angnst) war bis Mittag lange keine Anstalt znr Hochzeit zu sehen. vUN Gegentheil waren die Beduiucu alle ihren Geschäften nachgegangen, d. h. nmnlich „die Francn"; die Männer überließen sich dem äol^ fur uionw. Ich meinerseits sah erst zweien dieser geplagten Geschöpfe zn, wie sie Bntter bereiteten, nnd trieb mich die übrige Zeit anf dem Platcan oder im Nädiy mnher. Znr Bntterbcreitnng bedienten sie sich eines Ziegenschlanchs, dessen härene Seite nach innen gelehrt ist nnd an dessen Hinter- nnd Vorderbeinen Stöcke befestigt sind. Nachdem sie die mit Milch vermischte Sahne hineingegossen nnd den Schlauch zu> gcbnndcn hatten, zogen sie ihn so lange hin nnd her, bis sich die Butter abgesondert hatte. Die Butter wnrdc dann sogleich über dem Feuer zerlassen nnd 'in die dazn bestimmten Schläuche gegossen. Ungefähr gegen 4 Uhr Nachmittags kehrten die Granen mit den Hcerden znrück, sie selbst mit großen Bündeln Holz beladen, nnd min wnrde es im ganzen Thal lebendig. Die Frauen trillerten den Sngha^ rith nnd die Männer schössen ihre Gewehre ab. 5turz, die Hochzeit nahm ihren Anfang. Alle Männer begaben sich vor die Höhle des Bräutigams lind die Francn vor die der Braut, die Bäter des Braut' paares schlachteten Jeder mehrere Schaafc, große Feuer loderten anf, nnd nnn wnrde geschmaust nnd gesungen bw ctwa zwei Stunden nach Sonnenuutergang. Die juugcu, uuverhciratheteu Mänuer nahmen hierauf den Bräutigam iu die Mitte und zogcu hierauf nach der Höhle der Braut, um sie abzuholen. Hier aber wnrdc ihnen der Bescheid, daß sich die Braut gefluchtet habe und man nicht wisse, wohin. Nachdem der Bräntigam nnd seine Gefährten die ganze Höhle durchstöbert und nichts gefunden hatten, ciltcn sie mit ciuem gräßlichen Schemkampf um den Besitz der Braut. 263 Geschrei zu ihren Waffen, zündeten die bunten an nnd machten sich auf, die Flüchtige zu suchen. Ich schloß mich dem Schwärme an nnd zog mit ihuen wenigstens zwei gnte Stunden umher. Endlich ersahen wir einen Trupp junger Mädchen, welche eine Höhle bc-wachten, in die sich die Brant versteckt hatte. Der Bräntigam forderte sie auf, die Flüchtige auszuliefern, allein anstatt der Antwort warfen sie mit Steinen nnd zwar dergestalt, das; mau es wohl für Crust nehmen kouute. Nun liefen die juugen Mimner mit vor das Gesicht gehaltenen Nrmcn Sturm, welcher mit einen: Hagel von Steinen empfangen wurde. Dieses war aber auch die letzte Vertheidigung, denn als die jnngcn Vente auf sie eindrangen, flüchteten fich die Mädchen mit Wehklagen nach allen Seiten und ließen die Braut als gute Beute zurück. — Der Bräutigam fetzte sich nun nngehindcrt in deren Besitz, und die Ucbrigcn zogen sich dann etwa 100 Schritt zurück, wo sich dann anch die Mädchen cinfandcn. Es wahrte nicht lange, so kam das Paar, welches als Braut nnd Bräutigam die Höhle betreten hatte, als Mann und Frau wieder daraus hervor, letztere mit einem großen Tuche verhüllt. Sie wurdeu jetzt in die Mitte gcuommcu uud unter (^vehrschüsscu uud Sugarithtrillcru nach der Hohle des Mannes gebracht. Bevor sie jedoch eintraten, schlachtete der jnngc Ehemann zwei Schaafe znm Opfer, welche auch sogleich auf glühenden Steinen gebraten nnd verzehrt wurden. Hiermit war die Festlichkeit becudct nnd Icder legte sich zur Nnhc. Die Anzahl der Franen, welche cm Beduine hcirathct, richtet sich nach der Zahl seiner Ziegen uud Schaafc, dcuu sowie ciuc Hccrde, die sie beaufsichtigt, für sie zu groß wird, hcirathct er noch cine Fran und theilt die Heerdc in zwei Theile. 29. Angnst. Die Sonne stand schon hoch, als die sämmtlichen Familien am 89. Auglist ihre Kamcclc zu ladeu bcganucu uud die Hecrdcu unter der Aufsicht der Fraueu, einiger Männer nnd der Hunde auf das Plateau getrieben wnrden. Der Zug über die Hochebene gewährte einen eigenthümlichen Anblick. Anf den Kamcelen waren die Hausgcräthschaftcu, ciuige Frauen, dcreu Zustand das 284 Nomadisches Leben der Höhlenbewohner. (hcheu nicht crlcmbte, und die Kinder geladen. Rechts und links vom Wege wanderte die in verschiedene Hänfen vertheilte Hecrde, welche ungefähr aus 1500—2000 Schaafcu und Ziegen bestehen mochte, und die rechts und links von einigen bewaffneten Männern flankirt wnrdcn. Ein Vortrapp von sechs Männern ging nngcftthr '/4 Stnndc voraus. Da diese Ordnnng immer beibehalten wird, und die Schaafe und Ziegen weidend vorwärtsgehen, so bewegt sich der Zng nnr sehr langsam seinem Ziele zu. Wir kamen bei einem kleinen Dörfchen Kotayfa und an einer Cistcrne vorüber und lagerten ungefähr gegen 4 Uhr neben einer Ei-stcrnc, welche am Entstchuugspunktc, einem kleinen Wadiy, eiugchauen ist, der in den Wädiy El Nyssar mündet. In zwei Tagereisen erreichten wir den Dschebcl Mathärun, ciue nn't Gebüsch bewachsene Erhöhung der Hochebene. Vei einem Grab^ male, in welchem die l^ebeinc eincs Heiligen, Namens Dmär rnhcn, wandte sich der ganze Zlcg nach Osten nnd stieg in den Wadiy Matharun, seinem Bestimuumgsorte, hinab, wo gleich eine Rcihc von Hohlen bezogen wurden. In 10 Niinntcn waren alle Familien Häuslich eingerichtet, denn die Gehege von dornigen Sträuchern und die Pflöcke in den Felsspalten cMirten hier noch von früher hcr, und als alle Schläuche aufgehaugrn nnd die Feuer angezündet waren, fchien es, als Hütten sie von jeher hier gewohnt. Auf unserm Wege von unserm letzten Nachtlager bis hierher kamen wir an fünf (5i stcrncn und den Entstchnngspuntten von acht Wädiy vorüber, von' denen sechs westlich in den Wädiy El Ayssar nnd zwei östlich in deu Wädiy Ddymc mündm. Die Entfernung vou dcu verlassenen Wohnsitzen im Wädiy Kotayfa bis hierher beträgt ungefähr 10—11 Stnndcn, die Richtung des Weges war Süd, .W" Ost. Am Abend wnrdc ich mit eiucm mir ganz neuen, eigenthümlichen Abcrglanbm bekannt; mehrere Veduinen nämlich lagen ausgestreckt um das Feuer mciues Dachayl, während ich mciu ^agrr einige Schritte von ihnen aufgeschlagen hatte, lim meine Pfeife anzuzünden, wollte ich zum Feuer gehcu, und da ich tciuen Raum zum Durchgchcu fand, Aberglaube über die Mittheilung von Krankheiten. 265 schritt ich über die Beine eines Beduinen. Ich erstaunte nicht wenig, als derselbe aufsprang uud mir im heftigsten Zorne die bittersten Vorwürfe machte, daß ich ihn mit Krankheiten überschüttet hätte. Mein Führer trat dazwischen, machte mir auch, jedoch in sanftcrm Tone, Vorwürfe nnd erklärte mir, als ich ihn frug, was ich denn eigcnt lieh verschuldet habe, daß ich durch mein Ueberschreitcn des Körpers seines Freuudes, nicht allein die Krankheiten, an denen ich jetzt viel leicht litte, sondern anch alle die, welche ich noch bekommen würde, nnf ihu übertragen hätte. — Um den guten Manu zu beruhigen, antwortete ich ihm: „daß, da dem so wäre, ich erbo'lia. sei, ihn wieder über mich we^schreitcu zn lassen". — Dieses Anerbieten wnrdc anch sogleich angenommen. Ich legte mich dann der ^äna,c nach hin und der Bcdninc schritt über mich weg. Ich sah an seiner zufriedenen Miene, daß er sich im Iunern Muck wünschte, mir nicht allem meine, sondern auch seine jctziqm uud znlimftiqeu Krankheiten übcrtraa.cu zn haben. 30. August. Während der letzten drei Tage, nämlich am 28. Morgens bis zum 30. Abends, stand der Thermometer am Morgcu bei Windstille und heiterm Wetter 20", um Mittag bei Nordwest^ wind 27" nnd am Abend 22°. ZI. August. Am 31. Aucmst reiste ich mit meinem Führer früh Morgens weiter uud traf am Cntstehnngspnnkc des Wädiy, wo wir die Hochebene betraten, eine Qäfila von 50 Kamcclcn und einigen 30 Beduinen des Stammes meiucs Führers, welche Tabak und Gummi-Aloc uach Matalla brachtcu. Wir schlössen uns ihr au nnd kamen uach nngefähr 1 Stnndc an eine Cisterne, wo gelagert wurde. Ungefähr um 2 Uhr Nachmittags brachen wir wieder auf und kamen uach ungefähr 1^ Stunde an den Rand eines kcsscl-formigcn Thales, welches sich gegen Südostm zn einer engen Schlucht gestaltet. Wir stiegen in ihr herab und lagerten nnter einer Gruppe von einigen 20 Platanen, neben welchen sich cm Bassin mit Wasser befand. Mit diesem Kesselthale beginnt einer der Hanptwädiy der nntcrn Äcrgrcgion, nämlich der Wädiy Howayrc. Viel erzählten die 266 Sage über die Leuchtkäfer. Beduinen von Räubereien und Mordthaten, welche in dem vor nns liegenden Engpässe von den ans ihren Stämmen gestoßenen Beduinen (Bawwäq) verübt worden. Diese Bandeu sind so gefürchtet, daß die Kaufleute von Makalla, Schihr und den Städten des Innern ihnen förmlich Tribut zahlen, nm die Wege offen zu erhalten. Jedoch schicucu die Bcduincu nicht sehr darauf zu banen, denn die ganze Nacht hielten fortwährend 10 bis 12 Niann Wache. A>n Abend wimmelte es auf allen Büschen von leuchtenden Insecten, lvclche ineinem Beduinen Veranlassung gaben, mir eine ihrer Boltssagcn mitzutheilen. Nach ihr giebt es im (Gebirge eine Schlange, welche einen großen Diamant auf dcm Kopfe trägt. Weun mm die Schlange au ein Wasser schleicht, um zu trinken, legt sie den Edelstein ab, damit'er lhr nicht entfällt, nud nimmt ihn wieder auf, weuu fie ihreu Durst gelöscht hat. Kaun mm Jemand ihr den Stein entwenden, wenn sie ihn ab gelegt hat, denn zu einer andern Zeit ist es nicht möglich, so stehen ihm alle Dschinny der Welt zu Gebote, uud er ist folglich der lAück lichstc unter allen Mcuscheu. Die Beduinen glauben, daß der Konig Salomo ein so (Micklicher geweseu sei, weshalb er auch die Sprache der Thiere verstauden habe, in welcher ihn die Dschiuuy unterrichtet hättcu. Der Thermometer staud a,n Morgeu des 31. bei Wiudstillc nud heiterm Himmel 28°, um Mittag bei Nordwestwind 24", und am Abend 20'. 1. September. Am 1. September theilte sich ein Trupp von 20 Beduinen in zwei Parteien, von denen die eine rechts, die andere links von der Schlucht auf den sie begrenzenden Höhen blieb und die Qäfiln begleitete. Diese Borsicht war anch nicht überflüssig, deun längs dcm ganzen Hohlwege, welcher auf eine Lange von 2 Stnnden ungefähr nur eine Breite von 25 Schritten mißt, befinden sich oben an den ziemlich steilen Thalwändcn aus übcreiuaudcr gelegten Steinen Brustwehren, von denen mw die Wegelagerer die Reisenden erschießen und dann bcraubcu. Ich zählte 17 Steinhaufen, untcr denen Er- Wädiy Howayre. Furchtbares Gewitter. 267 mordete begraben lagen, lind wenigstens 40 Stellen, all welchen die Spuren sichtbar waren, welche die Kngcln auf dem Gestein zurückgelassen hatten. Der nntcre Theil dieses Engpasses ist mit großen Fclsblöckcu bedeckt, welche einen Hohlweg bilden nnd zwischeu denen Gestrüppe emporwächst. Längs dieses Abhanges führt der Weg anf den Borsprung eines tertiären Kalkgcbirgs bis zn cineu: von wenigen kleinen Häusern und angebanten Feldern nmgebenen Thurm, in welchem Beduinen des Stammes Aqaybere wohnen nnd der den Namen Him Howayrc führt. Hier lagerten wir bei einem natürlichen, sehr tiefen Bassiu, welches am Fuße obencrwähuten Abhanges liegt und dicht mit Votus-blättern bedeckt ist. Im Südwestcn von diesem Thurme erheben sich die riesigen Koppen des Kaur Ssayban und Mayile Matar, und weiter uach Süden die (Gipfel des Dschebcl ^ehde. Ganz in der )tähc des Bassins stehen mehrere Bäume, von deueu ich anf mciucr 3^'isc bis hierher noch leine gesehen hatte. Nämlich der IIil>i8t'U8 nlntu-dills, ein Vaunl, der zu gleicher Zeit weisk uild rothe Blüthcu trägt, welche die Form und Größe eiuer 8^ose haben. — Der Baum ist uon der Größe eines großen Apfelbanms, dem l-r auch iu der Form gleichkommt. :>^. XXXII) ßnivliäor:,, por-«i<:n nennt; Andere geben ihm den Namen (!i«8ii« !lt'l)()t'6ll,. Wir lagertm hicr dcn ganzen Tag, um uc>ch 10 ^aincclc zu erwarten, welche znr O.äfila gchörtcn nnd mien andern Weg gc^ nonlmen hatten. Des )iachmittags donnerte cs oln'n auf dcni Pla-lean heftig, uud da wir zwischcu zwei sehr steileu Felswäudcn gelagert waren, so hiclteu es die Beduinen für rathsam, die Schlucht zu verlassen nnd sich auf einen etwao weiter uuteu liegeudcu Hügel zurück-znzieheu. — ^amu '/^ Stuilde nach unserm Umzüge hörten wir ein heftiges Rauschen und eiu Beduine rief: „Ec Eäl! Ec Eäl!" („Die Fluth! Die Fluth!") Der Anblick, der sich mir jetzt darbot, war 268 Große Ueberschwemmnng. Wädiy Kamisch. erhaben und prachtvoll. Dcr ganze mit Fclsblo'ckcn bedeckte Abhang war m einen schämnendei: Wasscrfall verwandelt und es dcmcrtc nicht lange, so tobte in dem früher trockenen, hier etwa 200 Fuß breiten Flnsibettc ein wenigstens 6 Fnß tiefer, reißender Strom. Jedoch genoß ich dieses Anblicks nicht lange; denn schon in '/2 Stnndc konnte man trockenen Fnßcs dnrch den Nädiy gehen. — Anf der höchsten Koppe des Kanr Ssaybän befindet sich ein Knppclgebändc, das Grabmal Ssaybäns ibn Nedsch, das ich von meinem Lagerplätze schcn konnte. Des Ntorgcns stand der Thermometer bei Windstille nnd heiter»! Wetter 20", nm Mittag bei Nordwcstwind 30', nnd am Abend bei Südostwind 24". 2. September. Die erwarteten Kamccle kamen erst am Mittag des 2. September, und da sie ausruhen mußten, brachen wir erst gegen 2 Uhr anf, machten aber nnr ungefähr 2 Stnndcn, bis wir bei einem gemaucrteu Bassin anlangten, ,;u welchem das Wasser oom Gebirge in gemauerten Ninucu geleitet wird und das eine nngchenerc Menge von Blutigcln enthält, weshalb dir Beduinen ein Tnch über das Wasser ausbreiteten nnd einige Steine daranf warfen, wodurch eine von Blntigcln freie Stelle gebildet wnrdc, ans der sie ihre Schlä'nchc füllten und die Kamcclc tränkten. Diesem Bassin gegenüber an der rechten Seite des Wädiy steht ein sehr schönes Diorittrümmcr-Oestcin, welches sich auf eine Strecke von 5 Stunden bis zur Mündung des Wädiy Mäyile Matar ausdehut. Am Morgcu des 2. staud dcr Thermometer bei Südostwind 22", um Mittag bei Windstille 33, uud am Abend bei Nordwest-wind 26". 3. September. Nur eiuc sehr klciuc Tagereise von 31/2 Stunde machten wir am 3. September bis zu einem Gehöfte, welches, von Dattelpalmen nnd Saatfeldern umgeben, an dcr Mündung des Wädiy Kamisch liegt. Die zehn zuletzt gekommenen Kamccle sollten hier init Tabak und Indigo beladen werden; da jedoch die Waaren noch nichl verpackt waren, so bcqncmtcn sich die Beduinen, darauf zu wartcu. Ayn er Räss ed Dyn. 269 Dieser Wädiy ist ungefähr 200 Schritt breit und etwa 1 Stunde thalaufwärts mit Dattelpalme» besetzt, unter drum das Land bebaut ist. Das Gebirge besteht ans tertiären: Kalk. Jedoch fand ich im Flußbette Rollstücke vou Granit, Gneis, Ehlorit und Quarz, welches ans die Formatiou der weiter oben liegenden Gebirge schließen läßt. Die Gegend ist von Beduinen des Stammes El Hamum bewohnt, zu welchem auch die Bewohner des Gehöftes gehören. Der Thermometer stand am Morgen bei Südostwind und heiterm Himmel 22", um Mittag bei Windstille 36", und am Abend bei Nordwestwind 28 . 4. September. Da die Ballen erst am Abend des 4. bereit waren, so setzten wir die Reise erst am Morgen des 5. fort, legten aber nur eine Strecke von ungefähr 6 Stunden bis "Ahn er Räss ed Dyn zurück. Von der Mündung des Mayile Matar an wird der Wädiy immer breiter und hat bei M)n er Räss ed Dyn eine Breite von 2 Stnndcn. Der Weg führt längs dem Fuße des Dschcbel Lehde hin, dem auf dieser ganzen Strecke Höhen eines tertiären Kalksand^ steins vorliegen. Der Wädiy ist mit Flugsand bedeckt und reich an Mimosen-, Tamarisken- nno Ncbctbä'umcn, zwischen denen die GifV Pflanzen El Oschr uud El Marh (^8oi6pia8 prooera und ^»«I^ias i^nivoma) zu einer außerordeutlicheu Stärke gedeihen. "Ayn er Räss ed Dyn ist ein niederer, flacher und mit einem üppigen Graswnchs bedeckter Vorsprung des Gebirges, auf welchem sich zwei kleine, sumpfige, mit Ruhr umwachsene Teiche befinden, in denen sich eine Unzahl von Blntigeln anfhalteu. Hier und da ficht mau Gruppen vou Dattel und Dompalmen. Da wir an diefem Tage nicht weiter reisten, lanften die Beduinen von einer mit ihrer Hecrde vorüberziehenden Beduinenfrau l> Schaafe, wofür sie einen österreichischen Thaler bezahlten. Obgleich ich zum Ankaufe derselben nichts beigetragen hatte, so verlangten sie doch, daß ich meinen Antheil nehmen sollte; das Fleisch wurde auf die schou früher beschriebene Art zubereitet. — Auf der entgegengesetzten Seite zieht sich der Dschebel El Hamum bis au das Meer und erhebt sciuc schroffen 270 Schihr. Wadiy Mocayre. Gipfel bis zu einer Höhe von beiläufig 4lX)0 Fuß über dem Meeresspiegel; ja die höchste Koppe desselben, welche den Namen Eutak el Hamum führt, schien nur noch hoher zu sein. Am Fuße dieses Ge^ birges liegt die Stadt Schihr ^"), eine der Hanpthafenstttdtc des littorals, welche von Sultanen beherrscht wird, die zu der ans der Provinz Häs^a stammenden Familie Gä Rnykc gehören; der jetzt sl.^43) lebende Sultan heißt 'Alyy Nay bä Rayke. Der Thermometer stand an den Tagen des 4. und 5. am Morgen bei Südostwind nnd heiterm Himmel ^2', um Mittag bei Windstille 36°, nud am Abend bei Nordwestwind 28". 6. September. Am tt. September brachen wir nngcfähr gegen 16 Uhr auf und zogen durch eine ode traurige Gegend, in welcher blendendweiße Hügel eines tertiären Kalks mit dürren, sandigen Schluchtcu abwechselten. Nach einem Marsche von etwa 5i Stunden lagerten wir iu einem gebüschreichen Wädiy, Namens Mocayrc. Der Thermometerstand blieb derselbe, wie der des vorigen Tages; Während der Nacht war ein starter Thau gefallen. Die Richtuug des Weges von Kotayfa ist Süd, 30 Ost. 7. September. Am 7. September durchzogen wir wieder öde, dürre Schlnchten, welche die Kallhiigel durchbrechen, uud betraten nach ungefähr 3 Stunden den Wädiy Hataby, in welchem wir bis etwa 2 Uhr Nachmittags ansrnhten. Viuls vom Wege in einer Entfernung von 1 Stunde sah ich die blanc Fläche -des Meeres und das an ihm liegende Dorf Noysch, welches von Fischern bewohnt wird. Bon diesem Ruheplätze au lcgteu wir noch l '/^ Stunde zurück und lagerten dann einer Quelle im Wädiy Dhyq edh Dhyäq, 1'/^ Stunde vom Meere; rechts ragteu die Dattelpalmen des Dorfes gleichen Namens herüber. Die Richtung des Weges ist Süd, 30" West. 8. September. Am «. September setzte sich die Qafila nut Tagesanbruch in Bewegung und gelangte nach etwa 2 Stnnden nach dein Dorfe Harr, Tchiwäts und von da in 4 Stunden nach — Ma kalla, wo sie außerhalb des Thores ihr Lager anfschlng. Min Beduine nahm mciuc Sachcu auf den Rücken und führte mich ins Haus meines Rückkehr nach Makalla, Ende der Reise. 271 frühern Wirths, den ich aber nicht fand, da er nach Schihr verreist war. Da ich Niemand anders kannte und ohne (Äcld war, so blieb mir nichts Anderes übrig, als in der großen Moschee ein Unterkommen zn suchen; ich sagte daher meinem Dachayl, mich dahin zn bringen. Als wir iiber den freien Platz schritten, welcher die ncne Stadt von der alten trennt, trat ein Schwarzer zn mir heran und kündigte mir an, daß mich der Snltan sprechen wolle. Der Titel „Snltan" machte mich stntzen, denn die arabischen Snttanc waren mir von Ssayf aus bedeutend zuwider geworden. Jedoch die Nothwendigkeit gebot zu gehorchen, nnd in Erwartung der Dinge, die da kommen sollten, stieg ich mit schwerem Herzen hinter dem Schwarzen her eine Treppe hinanf uud trat in das Gemach des Herrschers von Makalla. Ich wurde freundlich von ihm empfangen nnd gebeten, mich neben ihm nicdcrznlasfcu. Er sagte mir dann, daß cr bereits von dem Borfalle in Ssayf gehört habe und ersuchte mich, ihm Alles ausführlich zu erzählen. Als ich mit meiucr Erzählung fertig war, befahl er einem Sclaven, meine Sachen in eine Stube zu bringen, lind sagte mir, daß nngc fähr in sechs Tagen eiues seiner Schiffe nach ^Adeu abginge nnd daß rr mich mit demselben dahin befördern wollte; bis dahin sollte ich ruhig bei ihm bleiben. Der Thermometerstand der beiden letzteu Tage war am 7. Mor gens bei Nordostwind 20 , nm Mittag Z(>', am Abend 22"; des Morgens am 6. bei Nordostwind 20 ', nm Mittag 28 , nnd am Abend 23". So lauge ich in Malalla blieb, blieb auch dieser Stand des Thermometers constant. - ^n den Nächten fiel sehr starker Thau. Bemerkungen und Ausführungen zu A< v. Wrede's Reise in Hadhramaut von Heinrich Ireiherrn von Aaltzan. A. v. Wrede's Rcis^ in Hadhramaut. ^^ 1) Nächooa, s<^.^!.^, cin nrsprünsslich persisches Wort, bedeutet „Schiffs-herr" und ist in ganz Arabien au Stelle des arabischen Ausdrucks für Schiffs capitaiu, »vclcher „Rayyss" lautet, getreten. 2) Edrus, fehlerhafte dialektische Anssftrüchc für Idryss, Name des Heiligen, unter dcfse» besoudcrm Schntze der Südcu von Jemen und uaincutlich das Laud um 'Ade» steht. 3) Räfidhy (eigeutlich Rafidhyy), d. h. strenggenommen nur wer znr Secto Näfidha, N'elche Sayb, beu'Alyy, bcn Hossayn, ben'Alyy als Imäin anerkannte, gehurt, wird aber auch auf alle Ketzer und Uugla'nliigc in: Allgemeinen abusive ausgedehnt. 4) Taräd ist eine Art von Dauw, d. h. ciu Segelschiff uon 50—100 Touucn Tragkraft, mit 2 Masten, eiuem großcu nud einem gan; kleinen, der mehr wie ein FlaMnstock anösicht, beide mit lateinischen Segeln. Die Taräd unterscheidet sich vom Däuw nur dadurch, daß ihre Plauleu nicht angenagelt, souderu durch Stricke mitciuandcr verbunden sind. 5) Abu Ssaryr, d.h. der „Besitzer des Ruhebettes" war ein heiliger Derwisch ans Indien, der ans Armuth nicht zu Schiff uach Dschiddc fahreu touutc, um die Pilgcrschaft zu machen. Da er aber Wunder Wirten lunntc, so benutzte er seiucn Ssaryr, d. h. ein Ruhebett von geflochtenen Binsen, nm ans diesem die Ueberfahrt zu machen, nnd laugte glücklich in Dschiodc au, wo er mm als Heiliger in hohem Andeuten steht. 6) Borum fiudet sich bei keinem arabischen Geographen. Nach Wellsted (Ncisc in Arabien, übersetzt von Rüdiger) liegt Vorum am Eingänge eines cugcn Gebirgspasses, hat viel Wasser, leidet in Folge der eingeengten ^'agc sehr von Hitze. Das Näss Vornm besteht uach Hayncs (»ui-vn^ c>w.) aus dunklem Kalk-steinfcls von schroffen abschüssigen Formen. ?) Dschcbcl Refch, d. h. der „Berg des geringen Regens", ^, heißt 8) Wädiy Dahss. Das Wort Dahfs, ^.500, bedeutet einen weichen uno ebenen Vodcu, der wcdcr saudig noch lehmig ist (Frcywg, Lexikon). 9) Vagla oder Vagala ist lein arabisches Wort, soudcrn indischen Nr^ sprnugs. Im Sanskrit heißt es Vahala oder Vahana. Jetzt versteht man 18^ 276 Bemerkungen und Ausführungen darunter ein größeres Schiff von 100—150 Tonnen Tragkraft, das sich nnr durch die Große von dem Dauw (s. Note 4) unterscheidet, sonst aber diesem und der Taräd ähnlich ist. 10) Neby Allah Hnd heißt der Prophet Allahs Hnd. Hnd war ein echt arabischer Prophet, den Allah zu den gottlosen 'Adyten sandte, um ihnen Buße zu predigen, der aber von diesen getödtet wnrde (Qoran, Cap. A>, 1^4). Er ist der iu Hadhramaut vorzngsweisc verehrte Prophet. Nach Einigen war er der Eber der Bibel. Neber seine Nachkommenschaft sehe man nnten im Anhang l, 15. Neber das Grab des Propheten Hnd vergleiche man Idn NlUntn. nil. Delr^morx st, 8lU!ßullwtti, ?an5 1854, "l'ain« II, p. 403. Ebenso Idrysfy in Ianbert's Uebcrsetzung, I'uri» 183) Wädiy Ehomyr. Die Etymologie ist weniger deutlich. Es kouutc vou .l.^, Plnral ^-», kommen. Dies hcißt ,/AIlcs was bedachet ist", könnte also im Sinne von „die Hütten" stehen. 23) Wädiy Dscharre. Thal der irdenen Geschirre. Es darf uns um so weniger wnndern, hier ein Thal nach einem Wassergeschirre, der Dscharrc («^) benannt zn finden, da anch der große Hanptwadiy dieser Gegend „Wadiy Qirbc" nach einem andern Wasserbehälter, der Qirbc (vnlgu Girbe), «.^».3, benannt ist. 24) Aqaybere. Dieser Stammesnamc findet sich weder bei Wüstenfcld, Eanssiu de Perceval, noch einer andern nur bekannten Stammestasel. Nach Wrcde soll er einer der 15> Untcrstänunc der Ssaybäu fein. 25) Qabyla (Plural Qabäyl) heißt eine größere Stamniesgrnftpc im Gegensatz zn Batn nnd "Arsch, Bezeichnnngen für einzelne Stämme. Es giebt übrigens im Arabischen zehn verschiedene Bezeichnungen sür größere »der tlcinerc 278 Bemcrkmigm und Ausführungm Stammcsgrnppcn und Familienucreinignngen, von denen obige drei die gc-länsiqstcn sind, und zwar bezeichnet jcdc eine andere Ausdehnung des Stammcö-bcgriffcs. Das Wort ,/Arsch" ist in Nordafrika für ,,arabische", das Wort „Qa-byla" daselbst für einhcinüschc (kabylische) Stämme gebräuchlich. 26) Vanwä'^, ,,boshaft, treulos handeln^ sein. Seine arabische Schreibart ist , ^!»^. 27) Qirbc, i^)^, ist der bekannte, arabische Wasserschlauch, den alle Reisenden mit sich führen. 28) Qobbc, iA, heißt „KnPpcl, Kapelle". El Irme, x^>l<, ist ein zum Wegweiser in der WUste errichteter Denkstein. Baydha, ^^>.^, d. h. die Weiße. Qirbct Qahwe, 8^,H x^Hs o. h. das Kaffeehaus von Qirbc. Modaync, x^<^o, d. h. dic Ilciuc Stadt, Diminutiv von Mcdyna. Q.ilci, Ä ^, d. h. der Hllgcl. 29)'Ay:i cl Ohassäny, ^>>^.«.'< ^.^' d.h. die Quelle des Ghasf.i- niten. Die Ghassänitcn haben ihren Namen vom Wasser Ohassän in ?)emcu, etwa sechs Ttuudcu nördlich tion Scbyd. Nir können also das H>'orkonmicn dieses Namens hier uvcht dadmch erAäreu, daß dies die Hcimath der Ghassauiten war, wie Wredc an einer andern Stelle annimmt. Ghassänitcn wanderten jedoch, wie alle Völker Mmcns, vielfach anö nnd deshalb genügt uns die Annahme, daß ciu solches zerstreutes Stammeömitglied diesem Orte den Namen gegeben habe. W) Omm B^U,ha, i^H^^.^ ^.!, wörtlich „Mutter — d. h. Inhaberin — der Schönheit", also der „schöne Ort". 31) Wo'ayla, 5^e,', „der heiße Ort", von ^5, „Hitze" in dcr Dimiuutivforin. 32) Dachayl von ^^ä, „hineingehen", im kausativ ,.hineinführen". Also eigeutlich der „Eiuführer". W) Bei Canssiu dc Perceval, IIi«<»irL d«« ^rill,L8, Vd. I, findet sich die Geschichte dieses Weibes und ihres Schlachtcuruhmcs sehr abweichend von der Tradition, nach welcher Wrede hier zu berichten scheint. Von ihr soll die Provinz ?)amamä ihren Namcu erhalten haben. zu A. v. Wrcde's Reise in Hadhramcmt. 279 34) Bä Qarrayn. Bä ist der in Südarabien übliche Verkürzungs-ausdruck fllr Banu oder Beny. Qarrayn, ^.>H, heißt dic „zwei Wohnungen", Dualform von »H, wansio. Der Dual wird nämlich heut zu Tage niemals im 6tl8N8 reotuL „äui", sondern stets im Oasus ud1i^-> d. h. die „enge Ocffnuug", Name der Felsschlucht. ^ 37) Harr Schiwäts, ^?<^ 1^., d.h. „Hitze des rauchlosen Feuers". ^> heißt Hitze. ^?!^ heißt n^mmn, klimi sxz,«». 38) Dschebel Lahab (Feuer, ^.^I) heißt der „Fcucrberg". Der Name scheiut alsu auf einen erloschenen Vulkan zu deuten. 39) Dhyq ed h Dhyäq, ^l.^1< ^5^-, d. h. „Enge der Eugen". 40) Hotsiye gesprochen, ist wahrscheinlich Hotsayya, ^^>., das nach dem Qämuss „iilcu,>,8il8 I^ui«", „ein langsamer Gang der in Karawanen fortschreitenden Kamcclc" bedeutet nud wohl auf Wegesschwicrigkeiten in diesem Wädiy zu beziehen. 41) Fall) ess Ssifle, xl^.1l ^.^.i, d. h. „aratio imuc terra«", also etwa „niedrig gelegenes Ackerland". 42) Wädiy Mahniye, K.^.H^>«, „ein sich windendes, unebenes Thal". 43) Fedsch, ^.H, „ein hochgelegener Pfad zwischen zwei Bcrgm". 44) Harf el Hacyc, ^^^^-,, dürfte von ^e,>, „bereichern" abzulcitcu sein, würde also dem Berge dcu Beinamen „der Reiche", d. h. „der Fruchtbare", geben. Von Reichthum durch Bergwerke tann hier nicht die Rede sein, da die Araber solche nicht bearbeiten und nicht schätzen. 280 Bemerkungen und Ausführungen 47) Dschcbel Wassili, ^^.^>,, „grasrcich sein". 48) Dschebel Hanbare, »>.>>x->, d.h. dcr „kleine Berg". 49) Walyme, ^1., heißt das „Hochzcitömahl". Die Bcdcntnng scheint kannl hierher zu passen. 50) Dscheel cl I'dmc. „Berg dcr Ärmnlh", uon H<«^l, „Armulh". Dschebcl ei Ahliyn, „Vcrg der weißen Disteln", von «.^^.f, eine weiße Distelart. 51) Wädiy Lachmc. x.^1 ^F^^?' "^)"l der ZcrkMftnnss". 52) Schnra, »>».^, hcißt ,,Schönheit", also Wädiy Schnra, ,,das schöne Thal". ^ 53) Dhayss, ^>xx^!, das „Abnehmen des Wachsthums dcr Pflanzen". 54) Mllhassa uon /^.^>, „li-jxil« l^^i-liÄ« Lx,ii-«,!8". 55) Räyat, !^,!«:l^ heißt „die Signale^, also wurde Dschcbel er Näyät, dcr „Sigualliera." heißen. 5<>) Nach dem ^obl> el i'obäb c>al, c« einen Stamm der Nedschd Hiniyar, dcr östlich von den Ssarw Hnnyar wohnte. Da Hadhramant anch von Him-yariten bewohnt war, könnten wir den Hossayn ibn Nedschd als diesem Stamme entsprossen annehmen. Nach den Uou Wrcdc gesammelten Vollstraditiouen ssc hören jedoch die 'Amudy einem andern Stamme an, sind nicht Qahtaniten, sondern Nachkommen van Hodun, dcr ein Bruder Qahtäu's szewcscn sein soll. 57) Hayt el Qarr. Hayt, ^^, heißt „die Maner" nnd Qarr. ^', „eine Bnrg, eitt Schloß", bildlich anch wohl ein dnrgahnlicher Felsen, Aso Hayt cl Qarr, die „Schloßmaucr" oder die „bnrfMMche Fclsmaner". 58) Moyqaq ist als p^'t. i»»«». der IV, Coujng. Von >H.^, „HÜiu« luit" aufzufassen, dürfte also „die Weiße" heißen. 59) Schowayyc, i^«.^, adverdialisch „wrniss", snbstantivisch „die kleine Sache", hier also „dcr kleine Ort". 60) Lohdc, ii^>H^1, exo-ivatio, eigentlich eine künstliche Anill«, also „Hitze". 63) Eidara, »>on Charib, ^,^, „die Wiiste^, angesehen jverden. Wahr- schcinlicher ist er jedoch VcrklcinernnaMwrt von Chorde ^^-»- Wir finden näinlich im Wadiy Do'än dicht nebeneinander ,yuci Städte, Chorde nnd Choraybe, d. h. Chorde nnd das „Ncinc Chorde". Die Bedcntnna, von Chorde, welches ein ,^'och !>n Vodcn", d. h. l-in „Kessclthal", hrisit, entspricht anch nnqlrich dcsser der ^'ocalität, als die Vcdentnnss „Wlistc". 66) Fardschalat von ^.^»^, ^,mit weiten Schritten gehen". Der Berg heißt also der „Berg der weiten Schritte", d. h. der Berg, wo man schnell schreiten mnß, wegen der Gefahren der Reise oder der Unwir!hdarleit der Gegend. Solche Benennungen sind ganz im Geiste der Bednincn. 6?) Mon tisch, ^^x^, uch. vord. aot, der IV. Conj. von ^.X), ,,feucht sein". Wädiy Montisch heißt also „das feuchte Thal". 68) Rochc, ^2.-»^ heißt „sanft, weich, milde", also wird man Dfchcl'cl Rochc etwa der „sanft abfallende Berg" bezeichnen müssen. 69) Mäyile Matar dürfte etwa der „Negenanzcigcr" oder das „Regen Wahrzeichen" bedeuten. Matar, ^x, heißt „Regen" nnd Myl, <^^. wovon i^!>x» Mäyile, „ein Wahrzeichen snr Reisende errichtet". Es giebt in arabischen Bändern ebenso gut wie in europäischen solche Berge, die man gleichsam als Wetterpropheten ansieht lind aus deren Nmhülltheit oder Unuerhnlltheit man mif gutes odcr schlechtes Netter schließt. Ich seldst habe mehrere solcher Berge 'n Arabien nnd auderu Gegenden dcö Orients gefunden. <^, Regen. 76) Qoru, ,^'. ,,terr», «inas vix pera^rHri ^c>t«8t^ oder „NNWN'th-bares Land". ^ 77) 5,'akal Lakal, so schreibt Wrcdc. Ein solcher Name hätte freilich gar keine Bcocutnng. Wir Muben jedoch, daß wir hier cl Qalqäl, ^^^s, noinen aot. von ^^3, „tönen", lesen können. Bei dem Tönen in Verbindung mit einem Bergdistriet könnten wir vielleicht an ein Echo denken. 78) Hicu cl Ghowayr, „Schlosz der Höhle". Hicu, ^^2.-^, „daö Schloß". Ghowayr, 5^^, ist Dinünutiu uon Ghnr, .^Q, die Höhle, heißt also cigcutlich „die kleiuc Höhle". 79) El'Ayssär. ^i_^x»1f, „die Fülle, der Reichthum", also Wädiy cl 'Ayssär. das Thal der Fülle", d.h. „der Fruchtbarkeit". Doqnm. ^'^, m Pluralform, heißt die „Eingnuge". 80) Tsähir, ^l.1-?, „offenbar, ansehnlich". Dieser Städtcnamc ist sehr verbreitet. In Hadhramaut giebt cö zwei Städte Tsähir, eine im Wädiy Do'äu, eine im Wadiy Qacr uud in der daran grenzenden Provinz Jaffa ein anderes Tsähir. 81) Qolaylc, xl>^-,,,der kleine Gipfel", Diminutiv von «^.3, „Gipfel^. 82) Ess Ssabal, ^.x^.1s, ,.ocr Ncgen", also Wädiy ess Ssabal „Ncgcn-thal". 8li) Qarrayn, ,.>^I.H. die ,,zwci Wohnungen oder Schlösser". Dual von Qarr, ^', nmn«in liriua,, ««6<^ (s. oben Anmerkung 34). 84) Esch Schaff, ^.^<, ,,t«nui«", also Wädiy csch Schaff „das schmale That". zu A. v. Wrede's Rase in Hadhmiuaut. 283 85) Chodhara, ijll.^^, „nl^r» in kortis n^oentw". 8«) Qolle, xl^ „Gipfel". 6?) 'Awra, «>^, li^ui-u, montinm, also Wädiy 'Äwra „Thal des Vcrgspaltcö". ^ 88) Csch Scharq, ^I^K, „das östliche". 89) Qabr Bayt, ^5 ^5, „Grabcsstättc", wörtlich „Grabcshaus". 90) In Arabien macht man cinen Unterschied zwischen den Nachkommen des Propheten, welche von Hassan ben 'Alyy, und denen, welche von Hossayn, dessen Vrnder, abstammen und nennt letztere Ssayydy, erstere Schcryf. In Nordafrika heißen beide ,,Scheryf", anch gebraucht man ^dort die Plnralform ,,Schorafa'^ oder,,Schorfä", in Arabien dagegen ,,Schcraf". Die Ceremonie des Bcricchens der Hände koinmt von dem Wahn^lanben, dasi diese Nachkommen Mohammed's einen „Geruch der Heiligkeit" an^-d n f t c n. W") Do'än. Die ursprlinglis) nnd literarisch allein richtige Schreibart ist nach Vaqnt (.?li«>tt, «6. Wüstcnfcld, II, 621) ^.^.l5, was wir durch „Daw"an" oder „Dan'an" »viedergeben küuucn. In der Anssprachc verschmilzt sich Mr der Diphtong ,,an" zn einem laugen ,,o'^ nnd ein ^lil pru-W,lz;Ätlc>iii8 schiebt sich nach dem Fatha ein, woraus zuerst Do°an und dann Do'än wird. Uebrigens begeht ?)äqut den Inthuui „Dau'an^ eine Stadt zn ncnucn, der in alle nnscre Oeossraphiccn llbcrsscgan.qcn ist nnd znlctzt noch von dcm Psendorciscnden dn Cunret in seinen „klMöre« (lu c>«8ert^ ansgebcntct wurde, in welchen er behauptet, Do'än sei ciue Stadt, welche zliglcich den Namen „Naschyd" führe. Bekanntlich ist „Raschyd" eine Stadt des Wadiy Do'an. aber Niemand giebt ihr selbst den Namen des Thales. 91) Nach cl Ossyutyy's Lol,l> cl Lobäb sind die Hawälyy eine Abtheilung dcö Stammes Asd (A;d) vuu 'Add Allah beu Haula oder Hawala. Eine Ab-thcilling der Asditeu wohnte schon zu Mohammed's Zeit im Suden zwischen den Himyariten nnd den Ghäsniditcn (Sprenger, Leben und Lehre des Mohammed, III, 323). 92) Qodär, bcu Ssalif, ben Dschids, tödtctc die heilige Kamcelin, welche Gott auf dcu Nnf dcö Prophetcu <^älih aus dem Fels hervorgehen ließ. Sie ernährte die'Adyten mit ihrer Milch, aber sie trank jeden zweiten Tag ihren Brunnen leer. Man beschloß sie zn todten, aber Niemand wagte sich daran, bis endlich Qodär unter ausnahmöwciscn Umstäudcn geboren wurde, der das schreckliche Ncrt vollbringen sollte. Von seiner Nothhaarigkcit verlautet bei den mir bekannten Autoren Nichts. 93) Rhobäba. ^!>x^, ist eine Art Altviole, die, zwischen den Beinen 284 Bemerkungen nnd Ansfühnmgm gehalten, wie ein ^iolonccll gespielt wird. Qacaba, x,^^H, ist eine einfache Flöte aus Biuseurohr. 94) Qabadh, ^^5, heißt „Bcsitzthum" oder „Landgut", also Qabadh Schaych „Landgut dec« Stainmeshänptlings". 95) Hay if heißt „Abhaug des Gebirges", ebenso dcr „Ungerechte", also würde Qabadh Hayif „das Landgut am Brrgesabhang" oder „das Landgnt des Ungerechten" bcdcntcn. 95") Dicsc Ansicht Wredc's ist wohl schwerlich stichhaltig. Dic persischen Ebnä wohnten in feinen; daß sie je in Hadhramant gewesen, davon verlautet nicht das Geringste. Die Ablcitnng des Wortes „Edna", , ^f, ist übrigens sehr einfach. Es licdcntct lediglich „die Sohne", wornntcr man wohl die „Söhne des Bandes", d. h. die antc>6)thone Bcuölkernug verstehen tann. 96) Ma'ysche, x^.x«x, heißt „Lebensmittel". 97) Dhahä von ^.^x^, „ausschwitzen", d.h. das vom Baume aus der Rinde „ansgeschwitzte" Har.;. 98) Schedscherat et Ta^a, x^^i! z^.^^, d. h. der ,,Vanm des Gehorsams", weil er bei dcr Veriihnmg die Blätter einzuziehen scheint, d.h. bildlich dcr berührenden Hand „ssehorcht". 99) Qärct es Soha, ^>-'^>s, rm „kahler Ort im Gebirge". 110) Dsiyayby kommt von Dsiyb, v_>>^, Wulf uder Schakal. Es war bei den ältesten Bewohnern Arabiens nnd zum Theil uoch bei den spätern eine Ehrensache für einzelne Meuschen, wie ganze Stämme, sich nach Thieren zu bc-nrnnen, denen sie kriegerische Eigenschaften znschriebeu. Dsiyayby hieß also das 286 Bemerkungen nnd Ansfühnmgen „Wolfsgeschlecht" und sollte soviel bedeuten, als „die mnthigcn Ränber", denn die offene Naubfchdc galt van jeher bei den Arabern für ehrenvoll. 111) Die von Wellstcd copirte Inschrift von Naqb el Hadschar findet sich in Nödigcr's Ausgabe von Wellsted's Reisen in Arabien (Halle 1842) erklärt. Sie ist insofern interessant, als sie zweimal den Namen Mayfa'a in drr him-yarischen Form „Mayfat" enthält, also ein Beweis, daß der „Wadiy Mayfa'a" schon in ältester Zeit diesen Namen führte. (S. anch Wrcdc's Inschrift am Schluß dieses Werkes, die gleichfalls den Namen Mayfat zeigt.) 112) Ghuwayte, Dimiuntiv von Ghauta, i^o^Q, heißt „weiche Erde" (s. oben Anm. 101). 113) Tarr, eine Art Trommel, ans einem ausgehöhlten Kürbis gemacht. 114) Rhayde, nach Wrcde's Schreibart sollte man hier 8<>^c, (arboie- tum, I)u,ln!z) verunlthen, also würde Nhayde ess Ssowaydc (Dim. von c>«.^', schwarz) der „schwärzliche Schilfsumvf" bcdcntcn. Wahrscheinlich ist jedoch die richtige Schreibart Rayde, ü<>.^, cm sehr häufig in Arabien vorkommender Ortsname. Anch ?)äqut (^«»t '^1. Wüstenfeld, II, 77^, dasselbe wie cX^) der „Anbeter". Also dürfte vielleicht das „Nayde cl 'Alibäd", d. h. die „Fclsenfvitze des Verehrers", welche Iäqnt anführt, mit dem vielgenannten „Naydc ed Dyn" Wrcde's, d. h. der „Felscusvitzc dcö Glanvcns", identisch sein. Halten wir aber die Ans-svrachc ,,'Ibad" (Sclaven) fest, so führt uns der Sinn derselben anf „Nayde css Ssowaydc"; denn die 'Ibad (die Sclaven) sind fast immer „Schwarze", nnd von ihnen konnte wohl der Ort die Bezeichnung „schwarz" bekommen. (Ein Schwarzer nnd cm Sclave ist im Vulgärarabisch einerlei Sinnes.) Das andere Raydc nennt ?)aqnt „Nayde cl Haramiye", d. h. das „verbotene odcr geheiligte Rayde", und dieses könnte gleichfalls für „Rayde cd Dyn" stehen. Solcher Angaben von Orten in Hadhramant (bei '?)äqnt stets im weiter» Sinne als großer Wndercomvlcx gebraucht) find bei Mqut so außerordentlich wenige, daß wir diese kostbaren Fingerzeige unendlich hoch schätzen müssen. 115) Schi'be, x^.5, ein „Gebirgsweg". 11«) Chalyf, l^x^>, ein „Weg zwischen zwei Bergen". 11?) Bayora, li><>.x^» „Tenne, in der Getreide gedroschen wird". 118) Scheryn, ^^, die „Käufer" oder „Kanflcntc". zu A. v. Wrcde's Reise in Hadhramaut. 287 119) Schirka, i^.^5, die „Gemeinde" oder „Association". 120) Horraya, x^I^o, l,nrr«uin fr»montai-i,m,, „Getreidespeicher". 121) Ghaura, 8^, „abschüssiges Land", auch „Ebene". 122) Minter, .A^, „Wachthaus". 123) Ghebcss. ^^. „Dunkelheit". 124) Ny r, ^, ,^'l3'iin lli-atm-inlli". 125)'Amd, ^4.^, wahrscheinlich nom. ae!,. von ^4^, uoinnin^^ p^lo lul8it, also „das Stichen dnrch Säulen oder Pfeiler"; ohne Zweifel eine An« spicluug anf antike Ruinen. 126) Ein Qorra ben Mo'awiya kommt in Wüstenfeld'ö genealogischen Tabellen uor, 4, 16. 127) Hobul, ^^<->, Plural von ^^, eine „weit ausgebreitete Sand-Bchc". 128) Nefhuu, °^ ^, nnd Viyr Barahnt, ^'.Hül.5 ^.I_" beide Lesarten finden sich bei Mqnt (esuc-ut ecl. Wüstcnseld, I, 5W); ja dieser Geograph führt sogar noch eine dritte Lesart, „Valhnt". ^,'.H.I.'. nu (die sich übrigens auch bei Ibn Hautal findet), wonach der Ort, 1n welchem der Brunnen liegt, zwar „Borhut", der Brunnen selbst aber „Balhnt" heißen soll. Da dieser Brunnen anch unserm Antor Anlaß M' Anführung arabischer Fabeln über den Styx gegeben hat, so dürfte es wohl passend sein, hier die ältern dieser Fabeln, wie sie ?)äa.ut gesammelt hat, anzuführen. Iäqut sagt: Es heißt „Varahut" sei ein Brunnen in Hadhrmnant, Andere aber sagen, so heiße die Ortschaft, in welcher besagter Brunnen liegt. Ibn Dorayd aber schreibt „Vorhut" und sagt, es sei dies ein bekannter Wädiy. Mohammed bcn Ahmed sagt: Nahe bei Hadhramaut ist ein Bnmncn „Borhut" und das ist der, von welchem der Prophet gesagt hat, daß in ihm die Seelen der Ungläubigen mid ^^ „Heuchler" (die Mouäsiqyn von Medyua, die nur lau im Glanben waren) 288 Bemerkungen nnd Ausführungen weilen. Es wird behauptet, das; ^)llyy (der Schwiegersohn des Propheten) gesagt habe: Verhaßt ist bei Gott ein Ort auf Erden, nämlich der „Wadiy Vorhut" in Hadhramaut; in ihm wohnen die Seelen der Ungläubigen, nnd hier ist eiu Brunnen, dessen Nasser ist schwarz nnd stinkend. Nach einer andern Version sagte er sAlyy): Verflncht ist ein Brunnen ans der Erde, nämlich der „Viyr Valhnt" in „Vorhut"; es sammeln sich in ihm die Seelen der Ungläubigen. Ncma'y aber erzählt, daß ein Manu ans Hadhramaut ihm Fol-gcndess berichtet habe: Einst stieg auf aus dem Grunde des Vorhut ein über die Maßen abscheulicher Geruch, von ganz ausuahmswciscm Gestank, und siehe da! wir erfuhren nachher, das; gerade zu jener Zeit einc ungehenre Menge von Ungläubigen gesturbcu war, uud wir crkauutcu, daß dieser Geruch vou ihnen her-stammen müsse (d. h. von ihren Seelen, die in den Bruuuen geschlendert wurdeu). Nach "Abbas (dem dritten Chalyfen) sind die Seelen der Gläubigen in einer reinen Wasserburg (wörtlich Aquarium) im Lande Syrien, die der Ungläubigen dagegen in Vorhnt in Hadhramant. Ibn "Oyayua sagt: Ein Mann erzählte mir, daß er einst in Vorhnt übernachtet habe, und da „hörte ich, so sprach er, die ganze Nacht cm Chans wild durcheinander streiteuder Stimmen und ein nnsag^ lichee Geschrei". Abau bcu Taghlib crwähut, daß cm Mculu, welcher ciust im Nadiy Borhut zur Nachtruhe eingekehrt war, ihm Folgendes gesagt habe: Ich hörte die ganze Nacht hindurch fortwährend deu Ruf: „O Duma! O Duma!" uud da dachte ich au jcueu Mauu vom Volte der Bücher (Christen oder Juden), welcher anösagt, daß der König der verdammten Seelen ,,Duma" heiße. Illij) Haura, ii;«.^ die ,,Zerstöruug", voil der zcrstöreuden Kraft der winterlichen Gießbächr su geuauut. 134) Hadscharyu, ^,^.^-», „die Steine", also Wadiy Hadscharyn das „steinige Thal". 135)Mocyle, ^)^^.^ uou ^1.^, „überschwemmen"; der Wädiy Mocylc führt zur Regenzeit außerordentliche Wasscrmassen dem Meere zu. Ui6) Ssah, —,!.^,, die „Niederung am Meere". Der „sandige Strand", was die Franzosen „la plug«" nenueu. Hi?) Qacr, ^^ „Festung". Der Wädiy Qacr ist wchrschciulich so benannt von den zwei mittelalterlichen Festungen Schibäm nnd Terym, welche bereits Idryssy erwähnt. 138) Ghofar, uon ^^, „bedachen", also „Stadt der Dächer". 139) Ghitamm, I>t2^, „mar« ni^nnm", hier natürlich im bildlichen Sinn für „große Ebene" oder „Wüste". 140) Ghoraf, ^>i^, Plural von icH^, cnmuiculum. zu A. v. Wrcde's Reist in Hadhnnuaut. 289 141) Schibam, ^.l.1^. Nach ?)äqut l.7<^,ut «i. Wüstcnfcld, NI, 247) gab es »irr Orte, Welch»' diesen Nainen führten: l) Schibam .Kaulebän cine Tagereise westlich von ßau'ä, auf einem hohcu Berge gelegen, zu dcm nur ein einziger Weg führt. ^) Schibäm Ssochaym, ^./Hv^, dreizehn Parasaugen siid^ östlich von ft'au'ä. 3) Schibäm Haräs, vs^, Vuci Tagereisen westlich vcm i^an'ä. Endlich 5) Schibäm in Hadhramant, eine der zwei Hauptstädte Hadhra-wants, deren andere „Tcrym" ist. Dieses Schibäm, mit dcm wir eS allein hier zu thnu haben, ist oft mit dem ersten der vier Schibam, mit dem Schibäm Kantcbäu, ^^5^.5^ verwechselt nnd die unzugängliche ^age des letzteru anf da^ erstere bezogen woroeu, so uon Maqryzy (^!. <1o v^ll^ lluädr^iu^ut, 6(l. I),-. r. i;«r!in, «,,nn l8«6, p. 7 ot 1«) nnd vau Idryssy («1. ^iNidert, I, p, 149—152), welcher zwar snu Schibani ausdrücklich Schibäm „iu Hadhra-maut" nennt, aber dessen i'lla.e doch so schildert, daß wir bei seiner Beschreibung nur au das Schilimn Kantcbän dcö ;>)a^nt deiiten tonnen. Auch der Umstand, daf; Idryssy die Entfernung Schibäuw oo» Marib alö nur m'er Tagereisen be-tragend angiebt, während die Stadt iu Hadhramant wenigstens ,;ehn bis zwölf Tagereisen davon entfernt ist, dnrftc auf derselben Acrwechselnug beruhen, denn die angegebene Entfernung paßt recht gut auf Schibam itankcbau, wenn wir berechnen, daß in Gebirgsgegenden die Tagereisen (nach dcm Maßstab der Ent, fennmg iu geographische»! Graden) sehr klein ausfallen. Daß das Schibäm in Hadhramant ohne Zweifel mit dein Sadota oder Eaubatha der Alten identisch, wurde schon in der Einleitung erwähnt. Im Mittelalter hieß dir Stadt Schab w a, ii^>5, oder Schabut, ^,^<^, nnd unter diesem Namen führt sie Iäqut an ciucr auderu Stelle an («laüM L^l. Wüstenfeld, III, 25,7). Die Stelle lautet: Ibn Häyik sagt: Schabwa war eine Stadt der Himyaritcn, nnd aw diese mit den Madshidsch kriegten, wanderten die Leute aus, nnd nach ihnen wohnten daselbst Hadhrnmantrr und uon diesen wnroe erst die Stadt „Schibäm" benannt. Der Ursprung dieses Namens war, daß die Stadt uorhcr „Schibäh", »I.5.H (das » ist hier nicht Finale), hieß nnd daß das ,,h" für das „m" als Schluß-buchstabe ausgetauscht wurde (d. h. aus Schabwa wurde erst Schibah nud darans spater Schibam). Eine andere Uebcrgangsepoche in der Aussprache dieses Nameus bezeichnet die Vesart des Maqryzy (M., a. a. O,, S. 32), welcher ,,Schibwa", ».x^, vocalisirt, eine Variante, die in der Mitte zwischen Schabwa und Schibäh steht. Bei fast allen arabischen Geographen heißt es, daß bei Schibäm und Tcrym zwei Flüsse sich vereinigen, aber keiner scigt, wohin sie ihreu weiteru Lauf wenden (Maqryzy, a. ci. O., S. 4). Diese Flüsse sind ohne Zweifel der Wadiy Qacr und der Wadiy Nächiyc (s. Karte). A. v. W^de'ö Rcift in Hadhmiii.nit. 1^ 290 Bemerkungen und Ausführungen 142) Taryse, »^,^l-, die „Schöne". 143) 'Äridha, i^ä.^, die „Weite". 144) Borr, 1^, „Weizen". 145) Tyarby, Relativ, von ^^', „Staub", also die „Staubige". 146) Rachiyc, xx-.!',, „weich, sanft", also Wädiy Rächiye, der „sanft-fließende Fluß". ^ 14?) Terym, ^^»', dieses und Schibäm sind die einzigen Städte des eigentlichen Haohramant, welche die arabischen Geographen kennen. ?)äqnt (I, 74K) sagt, Schibäm nud Tcrym »varcn die stamen zweier Stämme nno von diesen wurden die beiden Städte benannt. - .. 148) Scha'be, x^«^, „Menge" oder ein „großer Stamm". 149) Tsohur, .^l-. „Weg in der Wüste". 150) Hanän, ^,^^-s „Ueberftuß". 151) 'Araba ist ein öfters vorkommender Eigenname. 'Aniba ben Ans !.^H<, Plural von Qannba, der „Hanf", also etwa die „Hanspflcmzuna,". Dieser Name wnroe auf den alten karten stew Äynab oder Ainad geschricbr,i, bei Wrcde findet sich aber nnr ganz deutlich g und uie y in der Vnlgärform des Namens, da Aqnal, wie Agnab gesprochen wird. 154) Thowayry, Rclatio. von .^, „Stier", im Diminntiv. Etwa der „stierreichc Ort". 155) Hicn Baydra. Vaydra, »^I^, die <„Tenne"; also „Schloß der Tenne". 15«) Torbct el Molnk, Torbet, 5^3, „Grabstätte"; also Torbct cl Moluk, „Grabstätte der Könige". 157) Ma'yq, ^^«, „tiefgelegcu" oder auch „ties" von einem Flußbett. 158) Choraychyr, ^x^?>.^>, Dimmutiv von ^^.^->, ^„il ti,.«,!« ^. pio-j^; also ist das Dorf „ach riuem „lleineu, abei nicht orrsiegenden Gewässer" benannt. zu A. v. Wrcdc's Ncisc m Hadhramaut. 291 159) Sso w ay q, Dim. don ^z>". ^Markt". 160) Maräwä, ^l^. now«" w«i von ^1. „Wasser schöpfen"; also etwa „der brunucnreichc Ort". 1«1) Homayscha, Dim. von X^.^. „die Persammlung"; also etwa „die kleine Gemeinde". 162) Monayqyra. Dim. uon 8^^, „aufgegraben", „ausgemeißelt", im Fcm. 163) Vender oder Bander ist kein arabische«, sondern ein persisches Wort nnd wird oft für „nid», pc>rw8, locn»^ gebraucht. 164) Cahwa, x._H_^^ „in t^rra ao«iuali »end«, in l^un u,<^ul», 08t". Die Bedeutung bezicht sich jedenfalls anf eine sumpfartigc Lasse, in der das Wasser keinen Ausfluß hat, nnd trifft nach Wredc's Beschreibung hier ein. <5ahwa ist nach Zaqut (III, 235) ein erhöhter Ort oder hohes Gebäude in oder liei einer Stadt. 165) Monqir und Ncqr, beide vom .Verbum ^Q, „erforschen", da? erste deö ll<^. vor!,. aLUvliin IV, ^xx^, ,.drr Erforscher", daii andere daö ns»m. neUoni« I, ^.D, „dic Erforschunst", doch bildlich hier auch für „Erforscher" stehend. 16ir drangen in eine derselben ein, welche 19* 292 Bnmrkuugm und Ausführungen wir sehr groß fanden; hier tanien wir au zwei Felsen, deren einer dcn andern bedeckte, und zwischen beiden fanden wir einc lvritc Spalte; in diese trat ich ein und da sah ich einen Mann anf einen: Throne sitzen, von dnuNer Farbe nnd kraftvoll, mit großem Kopf und dichtem Bart, aber sein ^,'eib war ganz ausgetrocknet und wie ich einc Stelle seines Körpers berührte, fand ich sie hart, sodaß sie nicht nachgab, nnd bei seinem Haupte sah ich eine Aufschrift in arabischer Sprache, die ausfagte: „Ich bin der Prophet Hud, der gegen die'Aditcn eiferte wegen ihres Unglaubens nnd weil sie dem Befehle Gottes widerstrebten." Als 'Alyy dies hörte, sagte er: „Ganz dasselbe habe ich von den: Propheten Gottes (Mohammed) vernommcu." 167) Ssafy, "^.Relativ, von 1^,,, „sandig''; also „Bahr css Ssafy", H^.1l >,H^, das „sandige Meer" oder „Saudmecr". 168) Hasch ysch eds Dsah ab, ^.^^l ^.^^, das „Goldkrant", ein wnuderwirkendes Pflänzchen, da<< freilich nur die Phantasie der Araber geschaffen, aber noch nie einer auch nur gesehen zu haben behauptet hat. 169) Wa^ra, »^., die „Sandige", 170) Schihr, ^^; nach Mqnt (.s-^l.t <.>,cn Wayla. 13 "Md Schams. 18 Plötzlich stimmen N'ieder bcide Listen zusammen. 'Alid Schams unterbricht die Reihe der Usurpatoren bei Caus. de Perceval. Assuar (ec Cawar) ben 'Abd Schams (dcrDschofchamdes Yäqut?). 14 Dcr 4. Usurpator. U) Ec Cawar, bei Wrede Assuär geschrieben, fiudet sich in Wüstcufeld'ü Register S. 160. Dsu Jaqdom bcn c^ ^awar (der Mo'äwiya des Jaqut?). 15 Der 5. Usurpator. 20 299 Im Manuscript von Cho-raybe heißt eö, daß zn Jaqdom'ö Zeit der Prophet Joseph, Sohn Jakob's, gelebt habe. Nckicr die KönM und Völker Südaralm'us. 301 Konigsname nach Wrede. 3 3 ZV .3 « König^uainc nach ^cuissiu de Perceval. »? Bc>mrlmi«M. Dsu 'An^ den dsu ?)aqdom (oerQays des Ääqut?). 16 Der . Qays, b. Mo'a-wiya, bcn Dfcho-schäm, bcn 'Al'd Schämt, b. Wäyla u. s. w. ;ubenauut Hadhramant). 1? Hasan cl Qayl. 22 233 Hasan war nach Cans, dc Pcrc. Sohn des 'Amr, b. Oays, l>. Mo'äwiya, l,. Dschoscham, b. Wäyl. Dfchoscham wäre dcnuiach ein Bruder des "Abo Schanis des 18. Königs der Z.Liste. Nach Wüstcn-feld war er dessen Sohn. El Moltät bm 'Annu. 1« --------- Ann bcli cl^ioltät. 1!» Canssiu fiihrt el Moltät an, nicht alier als Konia,. Sein Sohn 'Amr dagegen findet sich nicht bei ihm. Schrddäd bcn el 2>>o!tät. Scheddad ben el Moltat. 200 Beide listen stimmen wieder übercin. ^uqmän hni cl Moltät. 24 Nach Nredc rrssirrten die Brüder Scheddäd'ö nichts sondern ihm folgte sein Sohn Wadica. 302 Erster Anhang. Königs name nach Wrcdc. N «?^ Königsnamc nach Caussin dc Perecual. ,3 " <^> TZ «." 3 Bemerkungen. Dsu Schcddäd bcn cl Moltät. (Härith er Na-Yisch.) 25) u. Chr, Ans diesen König läßt Cans, de Pcic. Harith cr Räyisch folgen, den 26. in seiner Liste. Da ihn Wrede aber erst nach der Zwischendynastie der Tob-ba' anfährt, so findet er bei uns seine Stelle später. Wabica ben Scheddad. 21 Achäb dsu cl Qaruayil bcn Schcddäd. 27 Vielleicht waren Wäbica und Achäb eine und dieselbe Person, deren Namen durch verschiedene Copistcn entstellt wurden. Tubba' ben Zayd. ^^ Hier beginutdicZwischen-dynastic der Tubba", welche Wrcdc allein au-führt. El Haun beu Tobba'. ^3 ----- ---------- Der Name ist nach dem Wrede'schcn Manuscript nicht el Hann, wie Osi ander las, sondern der bctannte arabische Eigenname Hann, el Hann Ba Haun ben Tobba. Vä, dcr slidarabische, uamcutlich hadhranianti schc Aufdruck slir Ibn (Sohn), sonwht im Singular wie im Plllral ganz gleich gebraucht. W steht also hicr slir Ibn. Ucber die Könige und Völker Südarabiens. 303 Ko'niaMame nach Wrede. Künigsnamc nach Caussin de Pcrccval. »? ZZ Bcmcrkunsscn. Zahran ben ba Haun. 25 Inhre v. Chr. Es erhellt nicht, ob der folgende König ein Sohn dcs Zahran war oder überhaupt zn seiner Dynastie gehörte. Tälib Nim (Riäm?) 26 Bci Wredc steht nach Nim ein Fragezeichen. Häschid dsu Mahra. 27 Mit diesem Könige endet die Zwischcndynastic der Tobba', denn dem nächsten ist sein Grschlcchtörcgistrr beigefügt, N'clches ihn i>, die alte Dynastie einreiht. Härith, bcn Sche> ddäd, bcu Qays, bru Sänay (?), bcn> HimyarccCoghayr, genannt er Räyisch. 28 Härith er Ra^ yisch bcu Schcd dad, bcn cl Moltät, ben 'Amr, brn ds>, Vaqdum, drü 'Abd Schain^. Trotz der Verschiedenheit einiger Glieder der Ge^ nealogie erhellt doch, daß hier in beiden Listen eine nnd dieselbe Person, welche beide Härith er Rayisch, ibn Scheddad nennen, ge-meilit sei. Da Härith der Sühn des 2!i. Königs der !l. ^'iste ist, so tonnen die 6Tobba°, welche zwischen ihm nnd seinen Vorfahren regierten, nicht lange geherrscht haben. Abraha ben cl Härith. Abmha bcn cl Hänth, gcnannt dsu el Miuär. 28 134 Als 27. Konig fignnrt anf der ll, "l'istc der oben genannteAchäb ibnSched^ däd. VicUricht regierte Härith zweimal, einmal vorAchäb nnd den Tobba' nnd einmal nach diesen. 304 Erster Anhang. Königßname nach Wrcdc. W KönisMamc nach Caussin dc Perceval. <^? Bemcrtnnn.cn. Afryqyö ben Abrahll. 30 Nfryqnc< ben Abraha. 29 Jahre u. Chr. Der fabelhafte Erobcrer uc>u Afrika. ------ Dsn cl Adhär bcn Abraha. 30 Wrcde's Aste tennt diesen nnd den folgenden König nicht. Schorhabyl ben dsn cl Adhär. 31 t!8 Wrede nennt den Schor-habyl zwar als Vater des 3l. Königs (der II. Aste), aber nicht selbst als König. Hodad bcn Sarah, ibn Gchorhabyl. 3! Hodäd dsn Aschrah (Sarh oder Scharh) benSchurhabyl. 32 33 35. Wahrscheinlich ist das brn Sarah bei Wr. ein Fehler nnd muß dsn Aschrah heißen, da sonst die beiden Namen vollkommen identisch sind. Vei Wnstcnfrld (Tab. l>, 1«) finden wir einen Dsn Hoddan, ben Scharähyl, dcr höchst wahrscheinlich derselbe scin dürfte, wie Hodäd ben Scharhabyl. Bilqiys bint el Hodad, Königin von Saba und Erbauerin oonMarib. 32 Bilqiys. Cansstll dl' Per^ ccval c>icbt ihr zwei Ahnherren, nämlich Hodäd und 'Alyschrah, bcn dsu Dschä-dän, bcn'Aly-schrah, bcn Ha rith nnd scheint dadurch zn Frcs-ncl's Ansicht zn neigen, wonach 'Alyschrah, der 2 Freönel im »luliinu,1^«iÄ-ti<^!L, Serie IV, Bd. I V, S. 203, behanfttct nach Nowayry, daß der Vater der Bilqiys nicht König gewesen. Aber Nowayry selbst nennt den Vater dcr Bilqiyö „dsu Aschrah", welches ein Beiname Ho dad's war, «no Mas'noy und Ibn Hanldun nennen ihren Vater anöorlicklich Hodhäd (Hodad), Vil^ i^iys war die berühmte Ucbcr die Könige und Völker Südaralncns. 305 Königsname nach Wrede. ,3 « Köuigönainc nach Caussin dc Perceval. Is 5^ Bemerkungen. Vesier des Königs UunMmen, Vatrr drr Bil-Pys und Hodäd ihr mütterlicher Oheim war. Jahre n. Chr. Königin von Sabä, von der der Qunm spricht, die zu Salomon gekommen sein sull. HasirTanä'ambm Amru, bell cl'Abd beu Abraha. 33 43 ?)äsn' ;>)o„'int. Echammir ^)a rösch. 34 ^)on'im nnd Tanä'am bedeuten beide dasselbe, nämlich „erlebte in Wohl' behagen". Nach Frcsnel wäre Uasir der nmtter^ lichc Oheim der Bilqiys. Äiach Wrede war er gar nicht nahe mit ihr vcr^ wandt. Schamrir, ben Afryqys, bcn Abraha dsn cl Mi när, beu et Harith, beu Scheddad. 35, Hier findet sich eine Lücke von 9 Namcu vom 33. —43. König bei Wrcde, doch wahrscheinlich sollte die ^iicke erst nach diesem König gerechnet werden. Abn Mälik. 36 31 Zayd cl Aqra. 37 04 Dsu Habischan ben Zayd cl Aqra'. 38 «4—90 ------ N. N. 3!1 140 Tobda'. 105 -l5i() Qala'y Qäril'. 4l 130— l«0 A. v. Wlebe's Uieise in Habhramaut. 20 306 Erster Anhang. Königsname nach Wredc. Königsname nach Caussin de Perceval. ^? Bemerkungen. Tobba, genannt Dsll cl Qarnayu den Schamrir. 44 Tobba' Tib-ba'an Asad ben Qarib. 42 Jahre v. Thr. 103— 200 Das „Ibn Schamrir" bei Wrrdc denttt gewiß nicht ans eine directe Vaterschaft, sondern auf eine Abstammung in 4. oder 5. Generation. Hasan Tobba. 43 196— 236 200— 250 Hier beginnen zahlreiche Lücken bei Wrede. Amr ben Tobba°. 45 °Amr dsu cl 44 Nach Caussin de Perceval waren beide 'Amr verschieden, der eine der 44. König, der andere ein Künigssohn, der nicht regierte. DievierVrlider, Söhne' Amr dsu cl 'Awwäd. 45) 229— 270 ^üäc von 70 Jahren bei Wrcde. Ihre Schwester Mdha'a. 4« 'Abd Koläl ben Mathnb. 4« °Abd Koläl. 47 233— 273 Abstammung unbekannt. Tobba° ben Hasan. 48 245— 297 Wahrscheinlich ein Verwandter des obigen. Hänth. 49 262— 320 Lücken von einem Jahr-hnndcrt bei Wrcdc. Marthad. 50 295 ------ Wäliya. 51 299-350 Abraha ben ^abäh. 52 328— 370 Ueber die Könige und Völker Südarabims. 307 Königsname nach Nredc. M Königsname nach Caussiu de Pereeval. <5 -- K ZI" Vemerkuugen. (^abahäu. 53 Jahre V. Chr. 301— 400 Ursprung unbekannt. l^abäh. 54 440 Sohn oder Eukcl des 52. Königs der II. Wc. 'Amr dsu Kifau bcnTobba', bm Hasan. 55 394 Dsu Mo'ahir ben Hasan. 47 Hasan dsn Mo'ähir. 50 427^-4Ü0 Nieder die alte Dyuastie uom Tobba' ibu Hasau stamm cud. Dsu Schanatyr. 57 478 Dsu Nowas ec ^oghayr. 4» Zor^a dsu No-wäö. 58 4wmn ^v-c nicht zu dcm Ausweg greifen, dic Muntlichc ZwischcndV)NoM an cmc andere Stelle zu versetzen. Eine hicr zu berücksichtigende Lücke findet sich aber nur an einer einzigen Stelle, nämlich in dcr Liste Canssin dc Pcrccval's bei den sechs ungenannten Usurpatoren, deren Zahl genau mit dcr dcr Ko'uigc aus der Zwischendynastic bci Wrcdc znsammcn^ stimmt. Dcr Umstand, daß die Wrcdc'schc Liste an dieser Stelle leine Lücke lennt (wie sie dcnu überhaupt in ihrem ersten Theile, bis 5N Bilqiys, tciuc einzige hat), kaun uns nicht stören, da ja diese Liste mchr cin Ocschlcchtsrcgistcr dcr zlir Erbfolge bcrllfcncn legitimen Abkömmlinge dcs Herrschergeschlechts, als eine Aufzählung dcr wirtlich zur Herrschaft gelaugten Ko'uigc zu sein scheint. 310 Erster Anhang. Nach dem Qämus führten zwar nur dic Könige von Himyar und Hadhramaut den Titel Tobba". Da nun der crstc der sechs Zwischenkönigc nach der Wrcdc'schcn Liste Tobba" ibn Zayd hieß und der crstc der sechs Usurpatoren der Liste Caussin dc Perceval's aus Ncdschrän kam, so müssen wir voraussetzen, daß der Nedschrancr Eroberer sich der Landcssitte bequemt und den Titel Tobba" angenommen habe. Oder war vielleicht dieses Wort „TobbV" bei ihm nicht Titel, sondern Eigenname, wie bei Tobba" ibn Solayman, von dem der Qämus spricht? Unter den übrigen Eigennamen dieser sechs Zwischcn-könige ist übrigens kein ausschließlich oder nur vorzugsweise himyari-schcr, der uns zwingen würde, die Wiege dieses Geschlechts im tiefen Süden Arabiens, in Himyar, zu suchen. Zayd, Haun, Zahrän, Häschid sind allgemein bekannte, sowohl central-, als südarabischc Namen. Talib kommt sogar bei den Centralarabem noch häufiger vor, als bei dcn Jemeniten. Der Beiname dieses Königs Talib, welchen die Wrcde'schc Liste „Nim" nennt, könnte uns vielleicht einigen Aufschluß über dessen Herkunft geben. Einer der ältesten Könige des von Kahlan stammenden Geschlechts der Bann Hamdän hieß Riäm, nnd nach ihm wurde der Tempel auf dem Berge Atwa benannt, den später Dsu Nowas zerstörte (Blau Z. D. M. O., Bd. 23, S. 563). Nun giebt uns die Genealogie des genannten Niam noch einige Anhaltsftunktc mit dcn Wrede'schm Zwischcnkünigcn. Der Urgroßvater der Riäm hieß Zayd, wie der Vater des ersten Zwischcnkünigs unserer Liste. Der Eigenname dieses Zwischenkönigs ist uns nicht genannt, sondern er heißt nur Tobba', Sohn des Zayd. Nichts hiudcrt uus also an-znnehmcn, daß er jener Bas, König der Hamdan, war, welcher uns als Großvater Riäm's genannt ist (Wüstcnfeld, Register S. 109). Zwischen diesem Tobba" und Run oder Riäm giebt uns die Wredc'sche Liste drei Namen, Haun ben Tobba", M Haun bcn Tobba" und Zahrän ben ba Haun. Erstcrc Beide könnten wir für Brüder halten, da Beide dcn Namen bcn Tobba^ führen, denn das Bä vor dem einen Namen deutet nicht nothwendig ein Sohnesvcrhältniß an. Somit Ueber die Könige und Völker Südarabims. 311 blieben nns zwei Generationen zwischen Tobba'' bcn Zayd nnd Tälib Nim oder Riäm, allerdings eine mehr, als in Wüstcufclo's Tabellen zwischen Vat" ben Zayd nnd Niam. Anffallcnd ist ferner eine gewisse Aehnlichkcit zwischen dem Namen des Nachfolgers des Tälib Rim und dem Sohne des Niäm der Wüstcnfcld'fchen Tabellen. Ersterer hieß Häschid, letzterer Vaschl/, wenigstens lautlich nahestehende Benennungen, die im Munde späterer Erzähler zn Verwechselungen führen konnten. Da wir jedoch bei Wrcde nur Nim und nicht Niäm finden, so können wir auch aunchmcn, daß jener Tälib Run seinen Namen von Naym (vnlgo Rim ausgesprochen) führte, welches uach dem Qamns ein Michlaf von Jemen war. Die Namen dieser sechs Mmcnsischen Zwischcntö'nigc sind übrigens beinahe die einzige Errungenschaft, welche wir der Wrcdc'schcn Liste verdanken. Alle andern Namen dieser ^istc finden sich auch in den schon bekannten Qucllcu, deren Angaben Caussin oc Perceval gesammelt hat, mit nur zwei Ausnahmen, nämlich Dsu "Ans, ibn Dsu Yaqdom und Amr, ibn cl Moltät, der 16. und der 19. König der Wrcde'schc Liste. Endlich findet sich an Stelle des Achäb ibu Schcd-dad bei Caussin de Perceval, ein Wabic oder Wäbica, ibu Scheddäd bei Wrcde genannt. Doch sind beide Namen wahrscheinlich nur aus entstellten fehlerhaften Aussprache» eines einzigen entstanden; Aus sprachen, die im Munde verschiedener Erzähler mit der Zeit so sehr sich vom ursprünglichen Klang uud voneinander entfernt hatten, daß, als man sie aufschrieb, jeder Chronist nach demjenigen arabischen Namen griff, welcher der von ihm vernommenen Aussprache des Namens am nächsten lag, der eine uahm Wabica, der audcrc cl Achäb, welches beides bekauutc arabische Namen sind uud so ging die Verschiedenheit, die seither nur im Klang bestand, auch in die Schrift über. 312 Erster Anhang. L. Genealogie dcr Könige von Hadhramaut nach Wrcdc. 1) Hud"-) (Eber), dcr Prophet (Mit ihm sei Friede!). 2) Hodnn bm Hud (Pcleg) erbaute die Stadt Hodun, wo sein Grab. 3) Hsä ^^) cl 'Amud (die Säule) bcn Hodun. Erbauer dcr Stadt Qahdnu. Von ihm stammen sämmtliche Städtcbewohncr des Hadhramaut, sowie ihre Sultane, welche sich alle Mnudy nennen. 4) Sa'yd ben Hsä el Mnud. Liegt in Qahdnu begraben. 5) Ncdschd bcu Sa^yd. Gründer dcr Stadt Misnc, wo sein Grab. 6) Sayban bcn Ncdschd, Stammvater dcr Vcdnincn Saybän. Sein Grab auf dem Giftfcl des Dschebel Sayban. 7) Hasan ben Saybän. 8) Sadns beu Hasau. 9) Ya'rom el Molk bcn Sadus. 10) Naby'a bcn Ya'rom. 11) Amr el Ahnab bcn Raby'a. ^) Die Araber nehmen an, daß ihr Prophet Hnd dcr Ebcr der Bibel sci, den sic 'Abir nennen. Dcr Ebcr dcr Bibcl hattc außcr Iottan (dcni Qahtält dcr Arabcr) noch einen Sohn Namcus Pelcg, dcn dic Araber gcnwhnlich Fä'lcgh nennen. Wrcdc ist nun, cflaube ich, der Erste, welcher diesen Pcleg anch Hodnn nennt. Pclcg'ö Nachkommen, die uns hier Wrcde anführt, lmmncn weder in dcr Bibel, noch in den mir bekannten arabischen Ocncalogiccn vor. Letztere bcgcheu sogar meistens dcn mit der Bibel im Widerspruch stchcndcn Irrthum, daß sie Qahtän zum Sohne Pelcg's machen, was wohl darin sciucn Ursprnug hat, daß nach den gewöhnlichen arabischen Gcnealogiccn alle Sndaraber Yokta-inten, d.h. Nachkommen Qahtän's sind. Hicruon wcicheu, wie mau ficht, Wrcde's Berichte, ab. (Vcrgl. Sprenger, Lcbcn des Mohammed, III, c-xxx.) '^) Dcr einzige Autor, bci dciu ich eine Erwähnung des Stammes Hs-, dcr in Hadhramaut herrscht, finde, ist Maqryzy. Dicscr sagt: Es ist in Ha-dhramaut ein Geschlecht, dessen Familienname ist 'Omar bcn Hsa ct Tanbät. Dicscr Familie ward wuudcrwirkcndc Kraft, namentlich dic Hcilnng dcs Schlangenbisses zugeschrieben. Wcr erkennt nicht hier die abergläubische Ehr-furcht wieder, in welcher die Städter Hadhramants, die fast alle vou 'Ifi ab-stammcn, dci dcn Vcdnincil nach Wrcd'c's Erzählnng stehen? (Vgl. Maqry;y, Vonu 186«, S. 25.) Ueber die Könige und Völker Südarabicns. 313 0. Stammeslistcn ^) der Völker Hadhramauts nach Wrcdc. I. Qahtaniteu. Qahtän bcn Hud hatte nach Wrcde 16 Söhne. 1) Ia'rov ^^) (eigentlich Yemen). 2) Hannan (Wrcdc), wahrscheinlich Hcmän. 3) Ayman (wahrscheinlich der Dmän des Caussin dc Perceval, dem Ia'rob die Provinz Dmän gab). 4) El Mas (Wrcdc), vielleicht Hcunaysa', den Maqryzy als Sohn Qahtan's nennt. 5) El Mota'ammid (d. h. der seinem Vorsatz Getreue). 6) Lawi (Wrede), vielleicht Lowan/. 7) Macr (Wrede), vielleicht Mahr, Stammvater dcr Mahritm. 8) El Azcb (d. h. dcr Unvcrmä'hltc). 9) Manah (der Götze Manäh als Heros, dcr später vergöttert wurde). 10) Dschochom, dem Aa^rob die Provinz Hidschas mit der Hauptstadt Mekka gab (Maqryzy, S. 13).' 11) El Moltanns (d. h. dcr Bittende). 12) El 'Allanty (d. h. dcr Gelehrte). 13) El Mughtafir (d. h. dcr Vergebende). 14) Sälim. 15) El Ocmncn (d. h. dcr Tanbc). 16) Nahnr. '") Diese Stamuleslistcn stehen mit allen bisher bcl'amttcn Gcnealogicen im Widersprnch. Mitunter ist soi^ar die Ortho^mphic der Namen zweifelhaft, da ähnliche bis jetzt noch nicht vorkamen. In diesem Falle »icdc ich sie nach Wrede's Schreibart mit Hinznfligunc; von ,,Wredc" in Klainmeri:. ^) Die Bibel nennt Ui Söhne Ioktau's, nämlich Almodao, Saleph, Ha^ M'Mllweth, Iamh, Hadoram, Usal, Dikcla, Obal, Obal, Alnmael, Saba, Ophir, Hauila und Iobab. Von diesen hat nur Iarah einige Aehnlichkcit mit ci»r,u der obisscü, nämlich mit ?)a'rob. Maqryzy dagegen nennt 10 Söhne Qabtän's: N Ya'rob, ii) 'Ad, 3) Ayman, 4) Hamaysa', ü) Hadhrammtt, nutiv in den der Endnng verwandten I'i'ant übergeht. Dadnrch wird anch der das Hainza vertretende Halbvocal ans einen, Wnw zu einem Ä)a nnd ans Dso^ Ueber die Könige und Völker Südarabiens. 317 Hadschar von Medäha bis zum Näss Hardscha, den Mizm westlichen Wadiy Mayfa'a und die in denselben mündenden Thäler. Er zerfällt in folgende fünf Unterstämmc. n.) Bä Naddä bewohnen mit etwa 3000 Seelen die Küste von Mcdäha und Ba el Haff. b) Solaymäny. Dieser Stamm hat eine Stärke von etwa 6000 Seelen und bewohnt den Wadiy /Arär nnd die Tihäma von Aa el Haff bis zum Raff .hardscha, inclusive Sahnn. «) El Ahmady. Zählen etwa 5000 Seelen nnd bewohnen den westlichen Wadiy Mayfa'n von Sähun bis Soqgoma nnd die Wadiy Hamrä und Hädhcna. 6) Es Sälcmy. Ein starker Stamm von 9000 Seelen, bewohnt den Wadiy Mayfa^a von Soqqoma bis Naqb cl Hadschar nnd die Seitenthäler. «) El Adscmy.") Zählen etwa 4000 Seelen, bewohnen die Nadiy Mayfa'a nnd Hcan oberhalb Naqb el Hadschar. 3) Bä No''man. Diese Stammcsgruftftc bewohnt den nord östlichen Theil der Landschaft el Hadschar nitd einen kleinen Theil der angrenzenden Landschaft el Dschauf und zwar die Gegend von Habbän, Fodschy 'Alyy und Bä cl Horr. Ihre Scclenzahl mag etwa 20,000 betragcu. Da Wrede ihr Stanimcögebict nicht bereist hat, so kannte er nur die Namen, uicht aber die Wohnorte der verschiedeueu Uuter-abtheilungcu der Bä No'mäu. Diese Namen sind: a) Bcuy ^abahit (Wredc), wahrschciulich Veny cl Aahith."") k) Bä Dschauaf. wayby entsteht Dsiyayby. Der Wolfsname war immer ehrenvoll bei den Arabern. Er gab wohl ,ni der Sasse Anlaß, dic Maqryzy anführt, wonach ein Volk dieser 'Essend, die Say'är, die Fähigkeit, sich nach Belieben in Wölfe zu uerwandel», brsaß (Maqry,',y, Bonn I860, S. 19). ''') Ei,l Persoiu'nnainc 'Adseui ist nicht bekannt, wohl aber nennen der ^amns (S. MU) nnd ^jaqnt (lll, «20) einen Wadiy in ?)emcu, stamens ^bsen^ über dessen gcuanerc Lage sie aber nicht das Geringste sagen. ^) Aahhätl) ist als Eisscnname bekannt. Äaliitl, dürste ähnlichr Bedentnug ""ben, d. h/z)^. ^Erforscher, ')tachspürer". 318 Erster Anhang. «) Bä Naschyd. ä) Bä Qodha'y.") 4) El Dschc^da. Diese Stammcsgruppc bewohnt die Landschaft Hadhramaut nnd einen kleinen Theil der Landschaft Beny Hsa nnd ^war die Wädiy 'Amd und Nüchiyc. Er zerfällt in neun Unterstämme. «.) Bcny Tahir bcn Radschym. Bewohnen mit 6000 Seelen die Umgegend oon i^ahwa und Wädiy Rächiye. k) Mnräd Cobayh. **) Zählen etwa 8000 Seelen nnd bewohnen den obern Theil des Wädiy Amd bis Hallet bä Sälib. «) Bcny Schamlän. Zählen 6000 Seelen, bewohnen den mittlern Theil des Wädiy Amd. 6) Bä Sälib *") mit 5000 Seelen. «) Dsyaybenc 1') mit 6000 Seelen. ^ f) Bä Dyäk fi') mit 4000 Seelen. 8) Veny Dschadsyma mit 4000 Seelen. ti) E( 2)ia'dy mit 8000 Seelen. i) Sä Hattabyn «tt't 4000 Seelm. Die Wohnorte der sechs znlctztgenanntcn Untcrstämmc konnte Wrede nicht im Einzelnen ermitteln. 5) Nahnr. Diese Stammcsgruppc bewohnt dcn Wädiy Oacr ^) Qodhn seiner Vereinigung mit dem Wädiy Naydc es Sowaydc bis znm Wädiy Amd. Die Wohnorte der einzelnen Untcrstämmc, deren im Ganzen acht, konnte Wredc (mit Anönahmc der des Stammes Bä Onnn Sadns) nicht ermitteln. Die acht Untcrstammc sind: 2) Ää Omm Sadus bewohnen, 9000 Seelen stark, den Wädiy Rayde ed Dyn gerade nntcrhalb seiner Vereinigung »üt de,i, Wädiy Rayde cs Sowaydc. d) Vä Yomin ^), 4000 Seelen, «) Vä Dschohaym ^'"'), 4000 Seelen, 6) Bä Sowaydän, 3000 Seelen, 6) Bä Karyb, 2000 Scclcn, ungefähre Schätzung. Y Bä Hanäl,, 3000 Seelen, F) Bä Elyäs, 2000 Seelen, I») Abärike""''), 1500 Scclcn, 2) El Hamum. Dritte Stammcsaruppc der Hodunitcn. Die Stärke dieser Staulmcsgrnftpe soll 48000 Scclcn betragen. Sie bewohnt dic gleichnamige Provinz von der MccreMste bw an die Grenze von Hadhramaut. Sie zerfällt in U> Unterstämmc, deren Wohnsitze im Einzelnen Wrcdc nicht ermitteln konnte. Diese Untcrabthcilnngen sind: ») Bayt f) Myy. d) Bayt cl Dschornaymy. 0) Bayt Aghräf. 6) Bayt Ghorab. ^) Yomm, ,,der gllicklich ist", ähnlich dem bekannten Eigennamen Mayunm (beglückt). **j Dschohaym, Diminutiv des bekannten Eigennamen Dschahm. *^) Das heißt „die Gesegneten". 5) Bezeichnend ist hier das Wort Vayt statt tics lidlichen Bann (Nrny), Aulad oder Bä. Auch in Mahra und Qära finden wir diese Bezeichnung, welche offenbar anf ein Volk dentct, das mehr dem Leben in festen Wohnsitzen, als dem bcduiiüschcu Nomadeuleben ergeben ist. Ueber die Könige und Völker Siidarabims. 323 L) Bayt bä ^älih. k) Bayt Cobhy. ' ^) Bayt cl Ilhmcdiyc. 1') Bayt Qari'se. i) Bayt Horr. K) Bayt Hakam. I) Bayt Vä Waky'. m) Esch Scha'amla'. ") "') Scha'anla geschrieben, al,er Scha amla' gesprochen. Das Wort bedeutet 21* Zweiter Anhang zu A. v. Wrede's Reise in Hadhramaut. Hmyarische Inschrift von Dbne erklärt von Heinrich Areiherrn von Aaltzan. Die fünfzeilige himyarische Inschrift dcr Mauer von Dbuc, welche Wrede im Jahre 1843 eiltdecktc und covirtc, erscheint hicr nieincs Wissens zum erstenmale^) in getreuem Facsimile nach des Reisenden eigener Copie, welche seinen: übrigen handschriftlichen Nachlaß beigelegt war. Unbekannt war fic freilich den Orientalisten bis jetzt keineswegs geblieben. Es müssen mehrere handschriftliche Cofticen dcr^ selben cxistirt haben und den Gelehrten zugänglich gewesen sein; wenigstens finden wir einzelne Theile dcr Inschrift mehrmals citirt; z. B. von Professor von Ewald in Hocfcr's Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache (I, S. 306) nnd in sehr ausgedehnter Weise von dem ausgezeichneten Erforscher himyarischer Epigraphik, Ernst Osicmdcr, welcher dcr Wissenschaft leider zu früh entrissen wurde. Letzterer spricht sich selbst (Z. D. M. G., Bd. X, S. 32, Note) über die Art und Weise ans, wie er zum Besitz einer solchen Eopie gelangte. Ebenso scheint auch bis jetzt noch uirgeuds eine vollständige Erklärung erschienen zu sein. Daß der Entwurf ciucr solchen sich im handschriftlichen Nachlasse Osiandcr's befinde, wurde mir von Herrn Prof. Levy, der sich durch die Bearbeitung und Herausgabc eines *) Die Inschrift wird zwar in einer französischen wissenschaftlichen Z«t^ schnft (k'' I-<6nulmg,nt, Campte« ronciu« <108 «ellnos« <1c l'^eaäönn!? do« III-!^l-iptiun5, 1867, l>. 124) als „ucröffentlicht" bezeichnet, aber, wenn eine solche Publikation stattgefunden hat, so war sie jedenfalls anf sehr wenig Exemplare beschränkt, uon denen nie eines nach Deutschland gekommen zu sein scheint. Selbst französische Gelehrte konnten nur darüber keinerlei Auskunft ertheilen. Eine Aufrage an Hcrrn Lcuormaut selbst blieb ohne Erwiederung. 328 Zweiter Anhang. großen Theiles jenes Nachlasses (Z. D. M. G., Bd. XIX und XX) ein so ausgezeichnetes Verdienst erworben hat, mitgetheilt, nnd dnrch die Güte der Deutschen Morgeuländischen Gesellschaft gelangte auch wirklich die Handschrift jenes Erklärungsversuchs in meine Hände. Denn, wie ich die Nothwendigkeit einsah, daß den: Wrcdc'schru Reise-werke das Facsimile der Inschrift als Anhang angefügt werden müsse, so fühlte ich uatürlich auch das Bedürfniß, eine Erklärnng diesem Facsimile bcizugcben. Leider stellte sich jedoch der Theil des Osiander'-schcu Nachlasses, welcher diese Inschrift behandelte, als ein bloßer Versuch und zwar als ein sehr unvollkommener Versuch heraus. Er stammt nämlich aus einer Zeit, in welcher Osiandcr noch nicht jene zahlreichen (27) von Colonel Coghlnn nud die von Playfair (von dem übrigeus nur ciuc hcrstammt) in Aden crwobcncn nnd dem britischen Museum geschenkten Inschriftstafeln kannte, durch deren von ihm selbst entworfene und von Prof. Levy herausgegebene Deutungen uuscrc Kenntniß der himyarischcn Epigrafthik so bedeutende Fortschritte go macht hat. Osiandcr scheint zwar die Absicht gehabt zu haben, seine durch die besagten Schriftdenkmäler erweiterte Kenntniß des himyarischcn Sprachgebiets auch zu ciucr ncueu Deutung der Wrcdc'schcn Inschrift später zu benutzen. Aber der Tod dcs ausgezeichneten jungen Gelehrten verhinderte den Angriff dieser Arbeit, wie die Vollendung so vieler andern von ihm unternommenen. So erwuchs nur also aus dem Osiandcr'schcn Nachlaß nnr eine schr schwache Beihülfe zu mciucm eigenen Vcrfnchc, die Wredc'schc Inschrift zu deuten; ciuc Beihülfe, die ich gleichwohl nicht zu gering anschlagen will und auf die ich im Folgenden nicht crmangle, ill allen den Fällen hinzuweisen, in welchen sie mir zu statten kam. Fundort der Inschrift. Das Thal Dbnc, in der Landschaft cl Hadschar, auf dem Wege zwischen Hicn ben Dighäl uud der die oceanische Küste Arabiens bespülenden Bncht Qobbct el Ayn, etwa zwei Tagereisen vom Meere gelegen, wurde vou Wrcdc am 10. Juli 1843 besucht, wir konneu Himyarische Inschrift von 'Obne. 329 sagen, entdeckt. Die Rumen cincr uralten Baute, welche sich in jenein Thalc befinden, führen im Voltsmund den Namen Him el Dbnc, obgleich sie, wie Wrcdc sich durch Augenschein überzeugte, nicht die Reste eines Fcstnngsschlusscs, soudcru die eiucr Mancr sind, welche quer durch das Thal gezogen ist nnd im Westen über einen nicht sehr steilen Berg geht (der den Wadiy Dbnc auf dieser Seite begrenzt), dagegen im Osten an einer tiefen, wie ein traben gestalteten Schlucht endigt, an deren entgegengesetzter Seite eine Anhöhe sehr steil abfällt. Diesem östlichen Ende gegenüber zieht sich von der erwähnten Anhöhe eine schmale Schlncht nieder, welche anch durch eine Mancr geschlossen ist, an der man am Boden ein viereckiges Voch zum Abfluß des Ncgcnwassers gelassen hat. ") Die Höhe der großen Mancr ist 6,92, die Breite <'.,8, die ^ängc li7 Meter. In der Mitte des Thales ist cm Thorweg, der augenscheinlich nie bedeckt war, von 1,64 Meter Breite. Es sind jedoch Anzeichen vorhanden, daß die gelegentliche Schließnng dieses Thorweges dnrch eine Thüre beabsichtigt, wenn anch vielleicht nic ansgcfnhrt worden war."") Un dessen südlichem Ansgang anf einem langen Onadcr in der östlichen Wand befindet sich die fl'infzeiligc Inschrift. Heber die Größe der Schrift zeichen giebt nnö Nrcdc leinen Anfschluß. Wrcdc schreibt dieser Mancr eincn fcstnngsartigcn Zweck zu. Er sah sich aber umsonst nach den Ncstcn eines Gcbändcs nm, in welchem die Garnison dieser Festung gewohnt haben könne. Doch vermuthet er eine solche Bestimmuug bei einer andern Nniuc, welche er auf dein Wege nach Dbnc uud ziemlich weit voll letzterer Ocrt-lichkcit entfernt gesehen hatte. Wenn auch ein solcher Fcstnngszweek wohl schwerlich in Abrede gestellt werden kann, so dürfte doch die Pcrmnthung nahe licgeu, die Mauer könne zugleich ciuc ähnliche Bcstimmuug, wie der berühmte *) Die vollständige Beschreibung der Maller möge man oben (Cap. V, S. 149) nachlesen. **) Alan sehe darüber Wrcdc'ö Bcschrcilmna. der am nördlichen Ansgang bes Thorweges nachweisbaren Stcimnctzarbcit (Caft. V, S. 150). 330 Zweiter Anhang. Damin von Marib, gehabt haben, d. h. dic Aufstauung und das gelegentliche Ausströmcnlasscn dcr Wasser, welche die Gicßbcichc der Hochgebirge hier sammeln mußten. Dennoch fehlen nach Wrcdc's Beschreibung dcr Mancr alle nähern Anzeichen einer solchen Bestimmung und auch in dcr Inschrift selbst wird ihrer nicht gedacht, wohl aber und zu wicdcrholtcmnalen des fcstnugsartigcn Zwecks derselben, wie wir unten sehen werden. Charakter dcr Schriftzcichen. Wie fast nllc nns bekannten himyarischcn Schriftdenkmäler, so zeichnet sich auch die Wrede'sche Inschrift dnrch Dcntüchkeit und Schönheit dcr Zcichcu ans. Ja, sie gehört sogar, was ihre Ans-führung betrifft, zn den vollendetesten dieser cpigraphischcu Dcnk-mälcr und darf in dieser Beziehung wohl den Bronzctafclu des Britischen Museums au die Seite gestellt werdcu. Die Form dcr Zeichen ist in den Grundzngcn dieselbe wie auf dcu genannten Bronzetafcln. Das Resch hat jedoch weder dic halbkreisförmige, noch die gewundene Form, sondern die eines nach links offcneu stumpfen Winkels, unter welcher es schon aus der XI^III. In-schrift bei Fresnel") uud dcr 13. (auf Tafel 12 in Z. D. M. G., XIX abgebildet) des Britischen Museums bekaunt war. Das Vav hat uicht die Form eines Doppelkreises, sondern die eines durch ciue scukrcchte Linie getheilten Kreises, wie auf den Tafelu 27—32 des Britischen Museums **) nnd auf vielen Inschriften bei Frcsucl. Das Schin uutcrfcheidct sich auch von der gewöhnlichen gewundenen oder der einem umgewandten Sigma ä'hulichcu Form und gleicht genau dcr> jcnigen, wie wir sie auf der Inschrift von Naqb cl Hadschar*^) und auf dcr 12. Tafel des Britischen Museums sehen. Uebcrhauftt ^) llaurnlll ^.«iHtlhu«, lHuatrismu 8orl zuschreiben scin möchtcn. Was nun die Wrcdc'schc Inschrift im Besondern betrifft, so muß uus dic auffallende Achnlichkcit ihres Schrifttypns mit dcm dcr 13. (Taf. 12)"^) dcö Britischen Museums zu der Vcrmuthuug leiten, daß beide cincr nnd derselben Periode angehören. Eine nähere Verwandtschaft scheint jedoch zwischen ihuen nicht zu bestehen. Deutung dcr Zeichen. Mit einer einzigen Ansuahmc ist die Dcnttmg der Zeichen der Wrede'schen Inschrift ganz dieselbe, wie die dcr übrigen himyarischcu *) Z. D. M. G., Bd. XIX, S. 238 und Tafel 26. **) Ich citire diese Inschriften in dcr Ordnung, wie sie in Osiandcr's Abhandlung, Z. D. M. O., Vd. XIX, aufgeführt sind. 332 Zweiter Anhang. Denkmäler, d. h. wie cm Zcichcli auf dicscn gelesen wird, so muß cs auch auf jener gelesen wcrdcu. Dic Ausnahme wurde fchou von Ofiandcr ") constatirt uud scheint keinem Zweifel zu unterliegen. Dieselbe betrifft das Zeichen 3, welches auf allen andern Inschriften als ? (arabisch )) gedeutet wird, hier aber an Stelle des auf dieser Inschrift ganz fehlenden Z (.^, ^) steht. Da diese Substitutiou für die Erklärung der Wrcde'schcn Inschrift sehr wichtig ist, so will ich hier Osiandcr's eigene Worte über dieselbe wiederholen: „Anders verhält cs sich (in Bezug auf dcu Buchstaben 5) mit der Inschrift von Wredc. In den fünf Zeilen dieser himyarischcn Schriftprobe, die zndem noch manche Lücken hat, findet sich das Zeichen 3 allein sechsmal; und zwar dreimal ganz entschieden in Eigennamen, z. B. Zeile 1, 5>3^u, Zeile 2 uud 3, de^S^n. Eriuucrt uns nun schon die beiden Eigennamen gemeinschaftliche Silbe an den bei Frcsncl öfters wiederkehrenden Eigennamen "^dtI^ (z. B. XII.—XIV. u. s.w>), so ist vollends merkwürdig die Form ^35^ (in Zeile 5), die an einer Stelle, wo wir entschieden ein Zahlwort erwarten, wo cs sich, wie das folgende dn^ix zeigt, um die Allgabe von Monaten handelt, nichts anders, als das Zahlwort „drei", bezeichnen kann und dem sonstigen ^r^ ^ l^d5 entsprechen muß; woraus sich dann mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ergeben würde, daß cs sich bei dem unmittelbar vorausgehenden 1^3 um die Zahl „zwei" (^) handelt. Um nun den Gcbranch des Zeichens 3 in dieser Inschrift richtig zn beurthcilm, muß es vor allem beachtet werden, daß in derselben das gewöhnliche Zeichen für ^, Z, nicht vorkommt. Es liegt deshalb die Annahme nahe, daß der Verfasser dieser Inschrift zur Bczcichmmg des Lautes ^> sich statt dcs gewöhnlichen Zeichens eines andern bediente uud daß dies auf ciuer bloßen Incorrcctheit beruht, wie sie z.V. auch auf dcu ä'thiopifchen Inschriftcu vorkommt''^), erklärbar theils daraus, daß ^ uud > in der Aussprache, wmigstens im Munde *) Z. D. M. G., Vd. X, S. 35. *") Dillmcum in Z. D. M. G., Vd. VII ff. in den AmncrtmiM. Himyansche Inschrift von 'Owe. 333 des Verfassers, nicht so sehr voneinander abwichen, theils daraus, daß die Inschrift nicht mehr dem Stammsitze des himyarischen Volkes, sondern bereits einem wcitern Kreise angehört; wie denn anch die Sprache derselben ihre specifischen Eigenthümlichkeiten zu haben scheint." Dadurch, daß in dieser Inschrift das gewöhnliche Zeichen für l (>) eine andere Bcdcntnng hat, müßte, so sollte man denken, vielleicht für diesen Lautwcrth ein neues, bisher unbekanntes Zeichen stehen. Nach einem solchen sieht man sich aber nmsonst um, wenn man nicht etwa die leichthin modistcirtc Form des ^ (^>) in Zeile 1 als eine eigene selbstständige Form ansehen will; vielmehr scheint ans der Wrede'schen Inschrift für die beiden verwandten Lantwcrthe ^ (^) und 7 ()) nur eiu einziges Zeichen zu stehen, dasjenige, welches anf den übrigen Inschriften dem ^ (^») allein entspricht. In den meisten Fällen muß zwar dieses Zeichen auch hier als 5 (^>) gedeutet werden, aber die Beispiele fehlen doch nicht, wo wir ihm keinen andern Werth als den des f (>) beilegen können (s. weiter unten Zeile 3 und ü). Lesung der Inschrift. Wir lassen mm zuerst die Transcription der Inschrift mit den einmal in ähnlichen Fällen hergebrachten hebräischen Zcicheu folgen (obgleich die arabischen sich hierzu vielleicht besser eignen würden) nnd verschieben die Ucbersctzung bis nach dein Schlnsse unserer Erklärungen, nach dem Vorgänge Osiander's, der auch zuerst die Transcription, dann die Erklärung und zuletzt die Uebersctzung der von ihn, gedeuteten Inschriften zu geben Pflegte. 1. 2. ! (IN) . . 52"! . . P2......V. > dilliii > ^22 > 12 > 1^2».. r^N -> ! ->^V l d'^p I 1N^N2 > 12 > I^I^N . F l ">ÄN l 2P5>1 i ^p j 1N^2p-> 334 Zweiter Anhang. 3. ^ ^NN2 j I^n ^ ^?2 I 1^!2PVi ^ ri^>p I 5tt) I ^^?2illÄ1 I lT!?^^^ s li2 . . . . 4. 5. ->^N I ill'/2'^ ^ 1^ I 1^)5 > ü^p^ll I "!« j 222"! I 1?222 ^ ^-!2X1 I..... Erste Zeile. Wic dic bcdcntnngsvollc grüßcrc ssorm der Zeichen dieser Zeile und der weitere Zwischmramn zwischen ihr nnd der folgenden zn verrathen scheint, so bildete sie wahrscheinlich eine Aufschrift, welche in knrzen Wortm anf dni Zweck des Denkmals hindeutete. In ihrem hcntigen Znstand zeigt sie (nngefähr in dcr Mitte) eine durch Vcr-letznng des Steines entstandene Lückc von etwa 14 Zeichen, in welcher ^iicke jedoch wieder vier vereinzelte Zeichen erkennbar sind, nämlich V-> nach den ersten drei fehlenden Zeichen, dann einmal alleinstehend ein ill nnd am Schlnß wieder ein ux Vor dieser Lücke sind 17 Zeichen (die Trennungsstriche nicht gerechnet) dentlich nnd nnr ein einziges (das 5.) nnkenntlich. Nach der Nicke folgt eine nnnnterbrochene Neihc von 28 Vnchstabcn, von denen nur zwei etwas verstümmelt sind, sich aber doch erkennen lassen. Die Inschrift beginnt mit dem Worte oder den Wörtern: ill. uu^H. Nach Osiandcr '^) bilden die vier ersten Zeichen ein (wic die heutigen Araber sagen würden) einsilbiges Wort, das arabische ^3^ (n. aot. von ^5) oder ^.^d (Snbst.), beides „Geschenk, Gabe" bedeutend. Das zweite n würde dann dcr Mimation 5) Z. D. M. G., Pd. X, S. 53. Himyarischc Inschrift von 'Olmc. 335 angehören, welche, wie Osiander anderwärts ^) bewiesen hat, in: Himyarischcn die Stelle des arabischen Tanwyn vertritt. In einer Note zu der oben eitirten Stelle (a. a. O., Bd. X, S. 53) bemerkt Osiandcr: „die Inschrift von Wrcdc beginnt mit ^ill.?2?22^ (nach dem Folgenden wohl iü"i?2U2ui zu lesen). Sollte diese Form nicht m dem arabischen ^2^! ^x^ Erklärnng finden?" Diese Bemerkung Osiandcr's steht n:it dem uou ihm selbst (freilich später) aufgestellten Grundsätze im Widersprnch, wonach die Mi-mation in: Himyarischcn nur beim 8taw8 ad8(,Intu8 stehen kann, ganz wie im Arabischen das Tanwyn. ""') Das folgende Wort kann also sich nicht in: Genitivvcrhältniß unter ^x^ unterordnen, wie dies bei ^i^< der Fall sein würde. Ehe wir aber uach einem andern Verhältniß für die beiden Wörter zneinaudcr forschen, untersuchen wir zuerst, was wir denn ans dein zweiten machen können, von dem wir nnr einen einzigen Bnchstabcn, das iu am Schlüsse, kennen. Halten wir die Ergänzung Osiander'S zu ^ fest, so crgiebt sich uns in der Bedeutung dieses Wortes im Acthiopischen ein brauchbarer Anhalts Punkt. Bon der Wurzel ^? haben wir dort das Adjeetiv llÜ'A mit der Bedeutung „ilisti-uatus, oom^ositus, oon8tiww8". Hier ergicbt sich freilich die Schwierigkeit, daß das F. an: Schlüsse sich in unsern: hnnyarischeu Tcrte nicht findet. Diese Schwierigkeit ist im arabischen ^l> (von ^)), welches „iirmus et iminatus oan8i8tLN8" heißt, nicht vorhanden. Das ^lit" ^alun^atioms pflegt im Himyarischcn nicht geschrieben zu werden, denn das himyarischc t, vertritt nieist nur die Stelle des arabischen Hamza. Sonnt könnten wir das arabische ^<> als Adjectiv hier gelten lassen, aber die Bedeutung dürfte sich doch dem obigen äthiopischen lli^A- nähern. Die Bedeutung der beiden Worte wäre also ^l^ ^x^, d. h. *) Z. D. M. G., Bd. XX, S. 225 fg. "*) Osiander, a. a. O., Bd. XX, S. 227. 336 Zweiter Anhang. äouuni ('Uii8tlwtuln. Das Verhältniß dcr beiden Wörter zueinander wäre das eines Snbstantivs zu dem auf dasselbe bezüglichen Adjectiv. Hier stört uns die Mimation des erstcrn Wortes gar nicht, da letzteres auch im Arabischen in gleichem Falle das Tanwyu haben müßte. Im Arabischen müßte freilich (wenn kein Genitiv nachfolgte) nnch das zweite Wort entweder das Tanwyn oder den Artikel haben; da aber letzterer im Himyarischcn überhaupt fehlt, so könnten wir anch ohne Tanwyn das Adjectiv als in gleichem Statns wie das Substantiv stehend auffassen. Dcr Artikel könnte eben als im Adjectiv inbcgriffen angesehen werden. Wir können jedoch auch ^"!, als im status consti-uows stehend auffassen und nns das folgende ^-» davon im (Nenitivverhältniß ad" hängig deuten, ohne gegen die arabische Syntax zu verstoße», wie folgendes Beispiel beweist"): „Ein Opfer kommend znr Ka'ba". Hier steht gcnan wie in obigem Falle das erste Wort im staws absolutus (mit Tanwyn, eutsprcchcnd der Mimation), das zweite im 8wtu8 oc»n8tl'uc:tn8 sohnc Tanwyu und ohne Artikel) und dcr folgende Genitiv bezicht sich anf das Beiwort, nicht auf das Hauptwort direct, ganz so wie wir das Verhältniß des dritten Wortes unserer Inschrift zu den zwei vorhergcheudeu auffassen möchten. > in ... In diesem Wörtchcn vcrmnthct Osiandcr (in sciuem Ma-nnscnftt) cincn Eigcunamcn und zwar dcn des von Wredc genannten Hann bcn Tobba^. Ich habe mich jedoch nach gcnancr Besichtigung des Wrcdc'schcn Manuscripts überzeugt, daß dieser Name gar nicht Hann hcißt, sondern dcr gewöhnliche arabische Eigenname Hann") 5) 8ilv«8ti-t! 6<- 8uc:?, tjlgmm^irs »rabe, II, p. Ill, tz. 198. ^*) Wrede hat sich in seinem Manuscript niemals arabischer Buchstaben bedient. Er unterscheidet zwar gewöhnlich ^. von z, indem er daß erste H, das andere H schreibt; aber zuwoite» vernachlässigt er dies. Sa schreibt er einmal Haun, ein andermal Haun. Himyarischc Inschrift vou ^Obne. 337 ist. Letzterer wird aber ^-H-Ü geschrieben, hat folglich mit in nur den letzten Buchstaben gemein, nnd anßerdcm noch den Diphtong mehr, als dieser. Diphtongc wnrden aber im Himyarischcn stets ansgcdrückt. Viel eher möchte ich >zn für ein non>. n.ot. von ^-» (barillherzig sein) halten. Im Arabischen lantet freilich dieses noin. aot. ^l.^^. (Barmherzigkeit), aber es sind bis jetzt im Himyarischen keine Beispiele von nnm. aot. der Form ^^ vorhanden, vielmehr scheinen die meisten von der Form c>« zn sein. Diese Form würde im Arabischen ^-» lanten (das ^.-> des Qänmö paßt gar nicht hierher) nnd dasselbe bedeuten wie ^^, d. h. Garmherzigteit, Mildthätigkeit, Wohlthätigkeit. Ordnen wir mm dieses so gewonnene nain. n,«t. dem vorhergehenden ^äjoot. voidalo nnter, so erhalten wir nnt zugezogenem Subject: ,^ ^.^ ^->. ^i^ ^.x^, welches wörtlich übersetzt lantcn wurde: Donum constitutiiin misLi-iooi-lli^t;. Wir dürfen jedoch nicht wörtlich „inisoi-iooräig,^" übersetzen. Nur derjenige Genitiv, welchem die Araber die Kraft der Präposition ^ beilegen (den sie ^^ ^<>^ ^ nennen), hat unsere gewöhnliche Genitivbedcutuug (und auch dieser nicht immer). Einen solchen Genitiv würden wir hier vermuthen, weun er von ^^ abhängig wäre, was aber nicht ist. Hier haben wir es dagegen offenbar mit einem Genitiv zn thnu, welcher die Kraft der Präposition ^! in sich schließt (^^^ > I 12 ... Das zweite Zeichen in ^^-i ist hier offenbar nicht das gewöhnliche ^, da es euren Mittelstrich mehr hat, als das ^ in üblicher Form, nnd wir dürfen es wohl für das verwandte 5 (>) auschen, besonders da dieses anf nnserer Inschrift nicht unter feiner üblichen Form 3 erscheint. ^>) wäre der Plural des arabischen ^ > rl«utni- a ^ würde also heißen „der Sohn der Hochthäler". Dieses ^)> ^ ist wahrscheinlich von dein vorhergehenden ^.-2> ^,!> ^.^cc, abhängig nnd zwar wieder als Genitiv von der Kraft der Präposition ^. Nir dürfen es also wohl in der Bedeutung „für den Sohu der Hochthäler", d. h. für die Bewohner der Hochthäler festhalten. Für sie war die Mauer von Dbnc wirklich eine wohlthätige Stiftung, da sie ihnen Schntz gewährte. .../^Tip^ .. Offenbar haben wir es hier mit der VIII. arab. Conjugation zn thun, was schon Prof. v. Ewald, der diese Zuschrift kannte ^'), bemerkt hat. Der Stamm ist ü^p, arabisch ^<>,-, vou dem freilich in dem Arabifchcu Lcxieou die VIII. Eouj. uicht vorkonnut, ebcuso wcuig im Aethioftischcn die dieser Coujugatiou entsprechende Form 'l"l^.'"":, sondern uon den Ncflexivpassiven nnr die der V. nnd VI. arab. Conj. entsprechenden Form "l'4'Aa"' nnd -/'^^.^«.' Die Vlll. Conj. hat bekanntlich entweder Passiv- oder Neflexiv-bedeutuug, vorzugsweise die erstere. Die vcrschiedcucu Aedcutuugen von ^^' sind jedoch alle solche, daß sich uicht leicht eiu Passiv, das cs uicht blos der Form, sonderu auch dem Sinne nach ist, davon denken läßt. Selbst die V. Conj. ^c^ö' hat in ihrer Bedeutung I>rac)toc:w8 luit, jii-aoco^it u. s. w. wieder eilten aetiven Sinn erlangt. Es bleibt also Nichts übrig, als hier au ciuc Neflcxivbcdcutung ^) Hoch'r'ö Zeitschrift siir dic» Wissenschaft der Sprachc, S. 300. Himyarischc Inschrift von 'Obnc. 339 zu denken nnd zwar an das Neflexivnm der 11. Conj., welches allein cincu brauchbaren Sinn abgeben würde. An Beispielen, daß die VIII. Conj. das Reflexiv der II. bildet, fehlt es nicht, z. B. ^^-> etk'uält (a^umu) nnd ^^1, oiluäit (n^n^nl) 8Ü>i i^^i; ^^>, Da mm cinc der Bcdcntltngcn dcr II. Conj. von ^>cX-, „pra-posillt" ist, so würde das Reflexivum „pro^oänit sidi" flir die VIII. einen passenden Sinn abgeben. Vielleicht dürfen wir hier jedoch ganz einfach die Bedeutung dcr äthiopischen Form l«l^rno venire, praLvsrtsro, N'Ns wir in Verbindung mit der Gründung der Maller etwa mit „den Grundstein legen" übersetzen dürften. Wahrscheinlich stand das Verbum hier im Plnral, da die folgenden Eigennamen wohl das Subjeet dazn bildeten. Wir müßten also u^->p zu iuirip vervollständigen. An diese 3. Person Plnral. Präter. müssen wir dann noch das Pronominalsuffix, cutweder i!-! (Osiauder, a. a. O., XX, 242) oder jene eigenthümliche dialeetische Nebeuform ill (a. a. O., XIX, 248), von der wir auch iu unserer Inschrift Beispiele sehen werden, ergänzen, da dem arabischen Sprachgebranchc gemäß das Objeet (welches hier ^>-^ ^> ^.^ ist), wenn es vor dem Verbnm steht, nach demselben in Aecusatwform repetirt werden nmß. Es ist kein Grnnd vorhanden, anznnehlnen, daß die VIII. Conj. hier einen andern Casus als deu Aeensatiu regiereu müßte. Im Gegentheil macht es der Umstand, daß die nns bekaimte V. Conj. desselben Vcrbnms anch den Accnsativ regiert, wahrscheinlich, daß dies auch bei der VIII. dcr Fall seiu konnte. Mit den oben gewonnenen Wörtern „eine Stiftung der Wohlthätigkeit" und „fiir dcn Sohn der Hochthäler" würde sich also das 22* 340 v Zweiter Anhang. Verbum „er nahm sich vor" im Plnral zn einen: logisch richtigen Satze zusammenstellen lassen, dessen Sinn wäre: „Eine Stiftung aus Wohlthätigkeit für die Bewohner der Hochthäler nahmen sich vor n. s. w." Auf diesen Eingang folgt nun die Lücke von 13—14 Zeichen, die nnr uon wenigen, vereinzelten, lesbaren unterbrochen wird. Nach der Stelle, an welcher wir das Pronomiualsnffir von ?2ii->p vermuthen, kommen entweder unmittelbar oder nnr dnrch ein Zeichen getrennt, die Bnchstaben ^, dann wieder eine Lücke von 1—2 Zeichen nnd dann ein Trennungsstrich. Nach dem ersten Trennnngsstrichc, der in der Lücke deutlich zu unterscheiden, folgt eine weiterrücke von etwa 4 Zeichen, dann, wie es scheint, ein 5: nud wieder eine Lücke von 1 Zeichen, darauf ein deutlicher Trennungsstrich. Vielleicht können wir im letzten Theile des Mangelhaften den Eigennamen llVi-, (i^o), der auf unserer Inschrift noch öfter vorkommt, ergänzen. Daß das nächstfolgende Wort ein Eigenname und zwar eiu auf ^ endender ist, läßt sich mit Leichtigkeit ersehen. Da wir aber in dieser Inschrift keinen andern auf u5 endenden Eigennamen haben, so wagen wir es nicht, ihn zn ergänzen. Die Reihe der Eigennamen, welche das Snbjeet zn dem obigen u-mp bilden, wird mm fortgesetzt in dem vollkommenen Deutlichen: HUI^N j 2-QU j 5^2« 1^2 ... Sohn des Abyaths, des Geehrten (d. h. des Fürsten) von Ha-dhramant. Da die Ucbersctzung von ^n^n I 2"^ als „der Oc^ ehrte von Hadhramant" schon von Osiander festgestellt wnrde, so lain: ich mich hier wohl begnügen, anf ihn zn verweisen. ^) Iln-bekannt war bis jetzt der Eigenname ^ri-^, obgleich es nicht an andern himyarisrhcn Eigenuamcu fehlte, in denen die Form ^ anftritt, z. B. ^^ oder mit der Mimation d^^i^ sbei ^siander, a. a. O., Äd. XIX, S. W2) nnd -i?^:'^-' in Fresncl's Iltschriften, XII—XIV, ^) Osimidrr in ,^. D. M. O., ^d. X, S. 57, >md XIX, S. 340. Himyarischo Inschrift von ^Obnc. 341 XXIX, XI.VI nnd I^VI. 2l< ist offenbar das arabische ^? (Vatcr) itnd da ^^ als himyarischcr Nainc feststeht, so hatten wir ^ ^< sdcr Vatcr des YatlL oder ?)ths). In: Arabischen kennen wir als Eigennamen ^-- (Qämns 1113), ^^ (Wiistenfeld, Register, S. 259) nnd ^l (Qänins 1113). Die beiden crstcrn nnt dem Idhafa an >-,! angehängt, würden M^x^ «^< ergeben. Nnn ist aber die Verbindung dnrch das Idhafa inr Himyarischcn nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Gewöhnlich ist die Verbindung der beiden Bestandtheile eines Eigennamens eine viel engere, als die dnrch das Idhafa bewirkte. Osiandcr sagt darüber (a. a. O., Bd. X, S. 52): „Bei der großen Mehrzahl der Eigennamen scheint die nordscnntischc Weise der Zusammensetzung vorznhcrrschcn, wonach die beiden Bestandtheile anch in der Bildnng znsammensiicßcn, was sich im Himyarischcn schon auf dcn ersten Blick auch durch das Fchlen des Trennungsstriches zu crkeuucn giebt." Deshalb braucht es uns nicht zu störcu, wcnn bei der cngcrn Zusammensetzung im Himyari^ scheu eilt Halbvocal verkürzt worden und alts ^"^ ^l das türzcre ^^< gewurdcu ist. Vetztercs wäre sogar ganz nach den Regeln, wcnn wir dcn obcngcnannteu arabischen Namen .«^^, MMs sQä-mns N13) hier annehmen, da in ihm kein Divhtong, sondern nnr cin langer Vocal ist uud langc Vocale im Himyarischcn in der Regel nicht geschrieben wurden. Unser Namc wurde also wohl Abyaths") zu voealisircn sein. Solche Ncbcncinandcrstcllnngcn von Wortcrn einer nnd derselben Wurzel in verschiedenen Formen, wie wir sie hier in illl^u > ü)^« ^) Im Arabischen ssicbt cs kcni lann Arabischen ya durch y (nic durch i) wicdcrlzirbt, das i cntbchrcn. ^iicht so fnr daö Hiiuyarischc, wo wir suwuhl turzcs i, als langes i ohne ya haben und das ya nnr cilNvcdcr consonnntisch "brr als Theil ciucö Diphtougs auftritt. 342 Zweiter Anhang. habcu, scheinen im Himyarischcn besonders beliebt gcwcseu zu sein, so finden wir B. M. 8 (Taf. 7) z.B. ^p I dip^2; 13, 8. lunri-^nk-' I i?27i",^n«; 16, 7. ik^nin > ^?2«, und ucm letzterer Wurzel noch fnnstnal»), 29, 6. ^r^^^i > ^« u. s. w. Znweileu finden wir auch genau dieselbe Form wiederholt, z. B. Br. M. 13, 4. n.^in > r^in; 14, 9. d^i I d-,"i. Das gegenseitige Verhältniß der beiden ahnlich lautenden Wörter ist fast in jeder der obigen Ncbcueiuaudcrstelluugcu ciu anderes. Die Form tt^u, mit dem gewöhnlichen Prouominalsuffix in oder i?^n statt des hier deutlich lesbaren, selteucu ill, kommt auf dm Zuschriften des Britischen Museums mehrmals vor, z. B. 8, 7, i/2N«i?2; 8, 11. 12, 10. i^l<",n; 35, 5. lun-^n. Sie wird, gc- wiß mit Recht, vou Osiandcr fiir den 3tl>.w8 oou^tr. voll ^,^, äußerer Plural von !vx>, gehalten. Dieser Plnral im »tutu» 00N8tr. wäre <^5^)"«, d. h. „die Männer", init angehängten! Plnralsnffix, „ihre Männer", d. h. „ihre Stammcsgcuosscu". Die Form ^iutt fiudcu wir in denselben Inschriften 5, 3, -^n^u; sie entspricht nach Osiandcr dem arabischen >^»!, „StammcshänMng". Das ill am Schluß beider Wörter ist ohuc Zweifel daö Pro^ nomiualsuffix der 3. Person Siug., iiill, vielleicht der 3. Pcrsou Plur. und steht statt des gewöhnlichen in und inn. Diese merkwürdige dialcctische Nebenform, von Osiaudcr Aufangs verkannt, wie er denn in uusercr Stelle noch den Stamm ilnn vcrmnthcte, aber später von ihm deutlich ins ^icht gestellt""), findet sich bezcichucudcrweisc außer m der Wredc'schen Inschrift am häufigste,: iu der 29. des Britischeu Muscmus, derjenigen gerade, welche wir fast mit Bestimmtheit als aus Hadhramaut stammend ansehen können, so daß wir hier wohl an einen Provinzialismus jener Landschaft dcukeu dürfcu. Iu dcrselbcu Inschrift kommt auch das läugere Suffix iiio eiumal vor (Zeile 7). *) Osiander stellt sie Msamlnen Z. D. M. G,, XlX, '211. ^) Z. D. M. G., XIX, 248; XX, 243. Himyarische Inschrift von 'Obm. 343 Die beiden i ant Schlüsse halt freilich Osiandcr für Abbreviaturen von solennen Formeln, welche so allgemein bekannt waren, daß sie nicht ausgeschrieben zn werden branchtcn. Aber da iu für in steht, fo dürfte die Annahme, daß iid eine Nebenform von luii sei, nicht nnsinnig erscheinen. Abbreviaturen irgend wo zn vermuthen, wo kein ganz bestimmtes Anzeichen vorliegt, muß immer vermieden werden. Ich habe freilich noch eine andere Vcrmnthnng über dieses 11, nämlich die, daß es für das enklitische «/- steht, welches sich nnActhio-pischcn in der Bedeutung des lateinischen „^u«" am Schlnsse der Nomina findet. Auffallend ist jedenfalls der Umstand, daß in beiden Fällen, in denen dieses 11 vorkommt, nämlich Br. M., 29, 7 nnd hier, am Anfange des Wortes dein Sinne gemäß eigentlich ein „und" stehen müßte. Doch sind der Fälle noch zu wenige, um hierüber zu bestimmten Schlüssen zn berechtigen. iiillk-iu ^ ill^« würde also nach dein Obengesagtcn heißen: „ihr Häuptling, ihre Männer" oder „ihr Häuptling, ihre Stammes-gcnosscn". Das erste Pronominalsuffix konnte auf das vorhcrgcnanntc Land Hadhramant, das zweite auf die Gesammtheit, Fürst, Land und alle vorhcrgcnanntcn Personen bezogen werden. Nun bleibt noch das schwer erklärbare n?2 übrig. Ich muß gc> stehen, daß ich fast versucht gewesen wäre, es durch das hebräische ^u (Männer) zu erklären, so gnt paßte dicfe Vcdcntung hierher, wenn es mir nicht allzu gewagt erschienen wäre, das nordscmitifchc Sprachgebiet hier znr Hülfe zu rufen. Zweite Zeile. Da nach ^^ wenigstens 3 Zeichen fehlen nnd hier offenbar ein nmn. propr. gefncht werden mnß, so können wir wohl nach Analogie des weiter unten (Zeile 3) vorkommenden Eigennamen ^dt^n das Fehlende durch ^2> ergänzen. Der so gewonnene Eigenname ist offenbar einer jener mit !-« (Gott) zusammengesetzten, wie alle semitischen Sprachen sie ausweisen. Aber die Form 3^n ist jedenfalls dnnkcl. 344 Zweiter Anhang. Im Qanms kommt kein ^^ vor. Möglicherweise haben wir es hier mit einer Hiphilform von ^ zu thun, eine Wurzel, von der auch die arabischen Namcn ^^ und ^^ (vcrgl. oben H>^^t<) ab' geleitet sind. Das Fchlcn des zweiten ya ließe sich in nnscrm Namcn erklären, schwieriger das Vorkommen des crstcu, da cm vonl Hiphil von ^-^' abgeleiteter Eigcuuamc /^^2 heißen müßte. I^I, arabisch ^)^«^-^ (fllM6liou8 oder der Strauß oder alacer) kommt auch in der 21. Inschrift des Britischen Mnscmns als Eigen-name vor. Hier ist es ^ii, wie anch bei Wüstcnfcld (Register, S. 57). ^,«22 I ^2. „Sohn des Bcn-el", letzteres offenbar ähnlich gebildet, wie die andern mit !?l< zusammengesetzten Namcn, also „Gottessohn" bedeutend. dill-n, arabisch ^)^», der vielbekanntc Eigenname „Dans". Auf dicse deutliche Stelle folgt eine Vückenrcihc, ill der wir All fangs nur ein nndentlichcs ri und ein deutliches io unterscheiden. Dann fehlen 5—6 Zeichen nnd es folgt p?; hierauf eine ^ücke von 1—^ Zeichen und dann 3 dcntlichc 712^, darauf -! verstümmelte Anchstabcn, die vielleicht ill22 darstellten. Ohne mich auf Ergänzungen hier einlassen zu wollen, halte ich es doch für gewiß, daß wir hier das Verbum zu dem folgenden suchen müssen, welches etwa in der Bedeutung „errichten" oder „erbauen" zn snchcn wäre. n!?p I iNl^p?... Ersteres wahrscheinlich vom äthiopischen t?4'll-oustoäivit, abzuleiten und zwar analog ü4»Nü'', „die Wache, die Schutzwehr" (euswlUld terras, villmlmn, I^oxiooii l eine Pluralform, die im Acthiopischcu als die gewöhnliche vorkommt. In dem Suffix i.n iniissen wir nach Osiandcr (a. a. O., XX, 238) ein enklitisches I'lnnom. ä«mou8tr. erblicken, welches in der Form dcm hebräischen ^n, l-l^, in der Bedeutung dem äthiopischen enklitischen 1l- entsprach. Nir würden es Himyanschc Inschrift don 'Obnc. 345 also ganz einfach dnrch „diese" zu übersetzen haben. Demnach „diese Schntzwchr der Thäler". -^ÄN > 2P2",.... Das erste Wort 2pF hat wahrscheinlich eine ähnliche Vcdcntnug wie das obige ^!2p2>, was um so einladender, da ja anch im Acthiopischcn die Form li-^'N,' „cbcn «i^Nil! in ganz derselben Bcdcnttmg vorkomntt, d. h. als ^nswäild (Dillmann, a.a. O.). Im zweiten Worte ">ÄN nn'issen wir, wie schon Osiander (in seinem Mannseript) sagt, ohne Zweifel den Namen >^-->, Hadschar, welchen diese Provinz, deren Festung "Obnc war, noch hcnt zn Tage fiihrt, erkennen, nicht aber das äthiopische llill-, welches in hnnyarischcn Inschriften zwar vorkommt (z.B. Br. M., W, l; .34, Z. 4 nnd Frcsucl, I^IV, ,'3), aber stets mit n, niemals mit n geschrieben nürd. Also würde ^n j ^p:''» „nnd den Schntz von Hadschar" zll übersetzen sein. Vei dieser doppelten Vezcichmmg, „diese Schntzwehr der Thäler nnd den Schutz oon Hadschar", tonnen wir natürlich an nichts Anderes deuten, als an die riesige Mauer, welche dem Thale von Dbue nnd der ganzen Provinz cl Hadschar znm Schntz gegen vom Norden eindringende Feinde dienen mochte. islander hat in seinem handschriftlichen Nachlasi das zweite Zeichen zn einem ^ vervollständigt, ein Vorgehen, das gcwift gebilligt werden wird. Dadurch erhalten wir als das erste Wort 'zn^^'. ^' ist offenbar dieselbe Wnrzcl, ans der das obige ^l-H^ und das weiter folgende ^H^ gebildet sind. Im Qamus (S. 1^29) finde ich eine Notiz, daß x^ glcichbedcntrnd ist ntit l^^- ^o^>, d. h. „er zog sich aus Furcht znrück". (5iu voll diesem ».^ nach Analogie des obigen ^^ gebildetes Nomen würde ^^^ und im «t. cc»n8ti-. plui-. ^^4^2, lantcn nnd etwa die Äedcntnng „das Znrückziehu ans Fnrcht" oder bildlich etwa „Znftnchtsstätte", „Sichcrhcitsstätte" haben. Das ^ mn Schlnssc ist wieder das obige enklitische i^-onom. äolnonstr.; also „diese Zufluchtsstätten". 346 Zweiter Anhang. ^N5 ist gewiß das äthiopische 'N,lt.ll' (Land), also i!^n2 I ^, „der Sohn dieses Bandes". Wahrscheinlich nn Genitivverhältniß nnd zwar eines Genitivs, der die Kraft der Präposition ^ hat, dem Vorhergehenden untcrznordncn. Also „diese Znflnchtsstättcn für den Sohn dieses Landes". -^2» j 2nip------Bei dip (das zweite n gehört den Miination all) ist entweder an das arabische ^^- (stronuus, auällx) oder etwa an das äthiopische H'A'3"-'"'), sudkwnt. 60 laoo, „das Vordere", iä c^ucxi anto ost, pai'8 llntio^ (ii-oii») zn denken. Die particulli do I000 ^'^' haben nnd sich zn diesen: verhalten, wie das obige 2p^ zn dem vorhergehenden ^2pH». Halten wir jedoch die erstere Bcdcntnng von dip fest, so ergicbt sich der Sinn, „die kühne (mächtige, starke) Zufluchtsstätte". Dritte Zeile. Die .-;. Zeile beginnt mit einer Lncke von 3—4 Zeichen, anf die die Vnchstaben ri2 nnd dann ein Trennnngsstrich folgen. Der Nest der Zeile ist intaet. Er beginnt mit: j ri^p j «2Ä > ^UD.11 Z l^?2^2i > Was das erste Wort betrifft, so ist von den verschiedenen Notizen des Qamns (S. 17U>) diejenige hier am branchbarstcn, welche ^ als mit „vnl^in llinisit" übersetzt. (5'in hiervon gebildetes Noinen würde vielleicht die Bcdcntnng „Ansrnfsstätte" haben, wobei wir an die Warming vor Gefahren dnrch den Nnf der Fcstnngswächtcr denken könnten. ^^Wi. <. Die gewöhnliche Äcdentnng von ^^-?-, „stark nnd dick von Körper sein", findet hier keine Anwendung. Dagegen treffen wir in: Qamns andere Notizen, von denen vielleicht eine branchbar ^) DiUuikNM, I^exicun lin^na« ^.i>., p. 461. Himyarischo Inschrift von 'Obne. 347 sein dürfte. So heißt cs: »>>^! ^.« ^")1 ^ ^^""^-, „was von dcr Erde aufragt", also vielleicht „ein Hügel". Hier müssen wir wohl bildlich „eine hohe Warte", einen allwärts in dcr Umgegend sichtbaren Signalpnnkt, annehmen. Das ^ am Schlnssc dürfte, wie Osiandcr bemerkt, für das Pronominalsnffij.' iii stehen, wie ja für inn an inehrcrn Stellen (Är. M., 34, 0. n. s. w.) die der obigen verwandte Form ^n steht. Osiander ist der Ansicht, daß diese Form nnr beim 8wt. oou8ti'. pluriüis in Anwcndnng konnncn konnc. Doch branchen wir deshalb nicht anznnchmcn, daß, nm das ^ am Platze zu finden, au nnscrcr Stelle statt ^N)2DÄ, ^r-l^^Ä stehen müßte, denn das ^ des 8tl>.t. «0U8tr. ^lur. ist zwar die Ncgcl, fehlt aber in sehr vielen Beispielen, au welche sich auch unser ^^ reiht. Ans wen sich freilich dieses Suffix bezieht, ist nicht zn ersehen, da es im Sing. steht nnd das Snbjcet (die vorher in dcr 2. Zeile genannten Eigennamen) eine Mehrheit bilden. Vielleicht anf ^5N oder anf ^->N2. ri^p I «25 ^ „die Gärten dcr Thäler". Wie wir oben gesehen haben, bildet sich der 8t:it. (nnstr. von ^>))«" so, daß er das ^) am Schlnssc abstößt nnd ^ in ! verwandelt; cinc Bildnng, die ebenso wohl an den 8t:»,tli8 <^nn8tr. als an den 8ti»,tu8 oin^Ii^t,i«u8 des Plurals dcr M>8«uliuii. in: Syrischen criuuert, wo auch das n aln Schlnssc wegfällt nnd ans ^ll^l znerst ^'i^ nnd danlt N^ wird. Das arabische »^ sowohl, wie das äthiopische 7»- (beides „Garten" bedeutend) ist freilich tominin und wenn wir den innern arab. Plnral ^l^-» hier annchnlen wollten, so dürfte das n mn Schlnsse im st. ^n offenbar vom arabischen )<^. (fürchten) abzuleiten, aber hier die I. Conj. keinen rechten Sinn ergeben würde, indem ein Snbjcrt zu „fürchten" fehlt, so ziehe ich vor die II. Conj., den Steigernngsstamm, der bei diesem Verbum Eausativbcdcutung hat, hier anzunehmen und l))<^» zu lcscn, was „sie habcn Furcht eingeflößt" oder „sic haben zu fürchten befohlcu" bedeuten würde. ^?2N2 ist offenbar die Präposition 2 (in) nnd der Stammes - oder Vändcrnamc ^^->. Also „... Furcht habcn sie sd. h. die oben in der 2. Zeilc Genannten) eingeflößt in Himyar". Nnn kommt wahrscheinlich ein ganz nrncr Satz, der dnrch den doppelten Trennnngostrich au: Anfange angedeutet ist. l^r beginnt mit ciuer Wiederholung der obengcnannten Eigennamen Haythi^el nnd Daus, von denen ersterer hier Tobba^ genannt wird, nämlich: diuiii > d«^^!»! > ?27^ „llud dcr Tobba' HaytlLel nnd Daus". 2^ri kommt schon ans andern himyarischcn Inschriften l,;. B. Fr. I^VI) vor. <^cl unterliegt triiu'Nl Zweifel, das; hier der bekannte sndarabischc ssnrstentitel „Tobba/" gnucint sei. Dieseln bekannten Cigennainen ist mm eine Ncihc anderer angehängt, die bis jetzt noch nicht vorkamen, wahrscheinlich von kleinen Stammcshänptcrn, Untergebenen der obengcnannten HalMA nnd Dans, die bei dem Werte dcr (5r-richtnng der Festnngomaitcr mit Rath oder That mitwirkten, wenn sie auch unter den Stiftern selbst nicht namentlich angeführt sind. Zurrst: 'Ammsamyn, Sohn des Obhatay Hadhramaut. 1'^?^' besteht in sciueul letztern Theile aus einem bereits bekannten arabischen Eigennamen, nämlich Snmyn, ^.5»" (Wüsteufcld, Register, E. 412). Der erste Theil ?2- ist entweder ^, „der ^7heim" oder verschrieben für ^!, „Mntter", das bekanntlich auch bei Himyarischc Inschrift von 'Otmc. 349 Männernamcn als Zusammcnsetzungswort vorkommt. 3tichtiger ist jedenfalls dic Ableitung von ^. Dcr Name ^^H»?! ist nicht be- kannt, dürfte wahrscheinlich von ^>^! (gpisnänr, m^nittoontia) abznlciteu sein, also „der Prächtige" bedeuten, nu^n hier als v>^ii1 gebraucht, ist dcr schon oben vorgekommene bekannte Stammcs-oder Landesnanic. ^^?^,^^^>o^ der Verbündete (ähnlich dem äthiopischen "l'wH.fi.-) ist VIII. Conj. von ^l""^, ein Vcrbinn, das sich im Arabischen liicht, wohl aber im Aethiopischcn als lv^ll.' erhalten hat. w^K -' bedentet „hinzufügen". 'llllfl^: (der VIII. arab. Conj. entsprechend) „verbinden, verbündet sein". Vierte Zeile. r^2^2------Ohne Zweifel der Name „Mayfa'at" (nach heutiger Aussprache Mayfa^a), arabisch «.^x^ welchen das Thal von Naqb el Hadfchar, nnweit von Dbne führt. Hieranf wäre das obige ^^>» zu beziehen, also „und der Bundesgenosse in Mayfa'at", ein Prä'dicat, welches vielleicht dem obigen ^Ammsamyn beigelegt werden soll, dessen Vaterland dnrch den ^.^ als Hadhramaut bezeichnet wird. Nun folgt ein Wort, von dem nur das i am Anfange nnd das enklitische prcm. äoiunustt-., >,n, an, (>ude sich erhalten haben »nd darauf deutlich ^23 ! llN^p I „(5s hat sie (d. h. obige Männer) vereinigt oder verbunden Dlinc". ^)^' (^inxit) init dem Suffix der III. zx^. ^IinÄlj« uud ^2-> nach Osiaudrr der Naine des Fundortes der Inschrift, nach Wrcde Dbne geschrieben, aber in ältester Zeit vielleicht Dbuay. ^^-^ ist wahrscheinlich ^ zu uocalisiren nnd als dschczmirtcr Aorist l I^l l». lut. :^><>^c>patnm) mit Inssivbcdeutung von >.^^ (:^>ri8t ^) alifzufassen. Dieses heißt unter Andern« anch unpeälvit, il,1n- 350 Zwcitcr Anhang. duit oder bildlich „schwer zugänglich luachcn". ^p^ ist das obm schon niehrunüs vorgekommene Wort, welches wir als „Schutz", „Schutzwchr" oder „Schutzwacht" übersetzt haben. 'iNlis-^..... von ^-i^, wahrscheinlich das arabische "^"ä, welches ini gewöhnlichen Sinne „IIo8piw1itu8, ^onviviuui" heißt, aber anch bildlich für „Wohnort" stehen kann. 17: ist das bekannte ?lan. one. Niit dem vorhergehenden ^H-e ^»^^ hätten wir also hier vielleicht so zn übersetzen: „nnd die Schutzwacht verhindere den Fugang dieses Wohnortes". 1^l<^ j ^21... nnd die Söhne, d. h. „die Bewohner dieser Gärten". ^22 8t. oon8ti-. von 12^ plur. von 12, Sohn. «^ oben Zeile 2 schon als „Bärten" übersetzt. in^-wnui____Dieser Wortstannn ist schon in der Form eines »am. lldstra^t. 7i-?2n?^ ^a6li>in>8tl'llt,itt) bei Frcsnel (I^V nnd I^II) vorgekommen. Die Plnralendnna. ^ nnd der Mangel des die ^)8tn>,Ltu, meist tennzeichurndcn n am Schlüsse lassen hier alls ein noin. Ä^pellativuin schließen, dessen Form die eines ach. vßrd. der II. Conj. t>I<^» scill nnd dessen Vedentnng dem bekannten arabischen 'oii. ä«mon8tr.) „und deise Aeamten" übersetzen. Idn^ > idt^i^ > offenbar zwei Aoristforinen eines nnd desselben Stammes, die erste in der I., die andere in der VIII. Conj. Was aber dieser Staunn sei, ist sehr dnntcl. Daß das 2 am Schlüsse nicht znm Stamm gehöre, ist höchst wahrscheinlich, da die hunyarische Aoristform mit schließenden. Nun von Ewald und Osiandcr (Z. D. M. G., XX, S. 210) erkannt wurde. Als Nadiwlen würden uns also nnr l<^ übrig bleiben. Aber die arabischen Wurzeln ^Z<^> (i,r<,i»ullt, «n-Molos), ^s^> (:^I 8ninmam moUiticün cuxit) wollen ebenso wenig hierher Passen, wie die mit ^t^ (wovon ein Pflanzcnnamc nnd ein das Scmnuelu dieser Pflanze bezeichnendes Verbum) gebildeten Wörter. Hunyarischc Inschrift von 'Olme. 351 Es bleibt uns daher Vcichts übrig, als hier den deut Dsal zunächst verwandten Buchstaben, das Zayu anzunchmcu; eiue Auuahme, zu der nns die Eigenthümlichkeit der Wrcdc'schen Inschrift, welche kein eigenes Zeichen für Zayn besitzt, indem das gewöhnliche Symbol desselben vom Tha (^) so zn sagen usurpirt wnrdc, gewiß berechtigeil dürfte. Iui Arabischen haben wir nun eine Wurzel l>, von der sich freilich in der ausgebildeten Sprache nur ein vierbnchstabigcs, die Wurzel vcr^ doppelndes Verbunl !>!> erhalten hat. Aber da alle diese verdoppelten Verba (deren Form dem hcbräischeu Pilpel und aramäischen Palpel entspricht) gewiß im ältesten Arabisch einfach wareil, so hindert nns Nichts, bei einer so alten Sprache, wie dem Himyarischcn, ein einfaches Bcrbmn utit den starkeu i)tadicalen > nud o anzunehmen, dessen vollständige triliterale Form entweder ^!> (ein eoncaves, am Schlnsse hanizirtes Verbnm oder ^^> (ein doppelt hamzirtes Verbllln) »var, dem für die Pilpclformen gültigen Grnndsatz zu Folge, daß der erste und letzte Nadieal verdoppelt, der mittlere, schwache ausgestoßeu wird. Die Bedeutung von <>l>, „Schrecken oder Fnrcht einflößen", paßt ebenso gut hier für die I. Eonj., wie der Sinn der VIII. (als 15o llex'lv oder, was hier fast denselben Sinn ergiebt, als Passiv), „sich fürchten" oder „von Fnrcht ergriffen werden", ganz dem Zwecke unserer Erkläruug cutspricht. Freilich müßten die beiden Verbalformcn ^>l^ und ^)^, wenn sie sich auf das vorhergehende ^^H^.^ bezieheu sollen, im Plural stehcu, also cm ^ oder zwei ^ am Schlüsse habeu (s. Z. D. M. G., XX, 217); aber die Fälle kommen doch auch vor, wo letztere zwei ^ in ein einziges (verstärktes) zusammengezogen erscheinen, ja selbst solche, wo sie alle beide wegfallen, wie Osiandcr deren mehrere angiebt (a. a. O., XX, 21«). Der Modus dieser Vcrbalformen ^<^ und ^^ ist gcuüß der dscheznlirtc Aorist mit Inssivbcdcutung, ähnlich wie beim vorhergehenden >«7? nnd die diesem Modus im Arabischcu cigcllthiilulichc Verkürzung der Endnugsform ko'untc anch als Erklärnng dienen, warnni hier die zwei ^, welche inl Himyarischen als Endung der Hl. Person Plur. im Aorist steheu 352 Zweiter Anhang. müssen, zu einem einzigen verkürzt erscheinen, ähnlich wie beim obigen >^, das cm Singnlar steht, also ein ^ haben sollte, dies eine ^) fehlt. Das ^ wäre also in unsern beiden Verbalformen nnr das Zeichen des Plurals, nnd wir könnten vielleicht den Satz aufstellen, daß der dschezmirtc Aorist im Himyarischcn das Nun des gewöhnlichen Aorist abwarf. Die Uebersctzung von ^^^ ^^ wäre also „sie sollen Furcht einflößen nnd sich fürchten", d. h. die Beamten, ^-^^^.^, was wohl so viel sagen will, als „sie sollen dnrch heilsame Fnrcht alle Eindringlinge und Beschädigcr von der Fcstnng abhalten, nnd sich selbst vor den Oberhäuptern fürchten, damit diese nicht Grund haben, sie der Nachlässigkeit im Dienste zu zeihen". 2^2>?22 I 1^ j 1!-!Ö^N1 j Ersteres Wort, arabisch l-ä^-> l«no-r lmt ali^us), äthiopisch ^' (transnt, äo loc« in lucuiu), wird hier vielleicht im Sinne von „abwechseln, ablösen" gebraucht nnd zwar als noln. net. der Form ^^. In i^ haben wir das arabische ^5 (dscheznürtcr Aorist), das äthiopische AK-'?-, d. h. „es sei, es finde Statt" und 2"^n ist ganz deutlich das arabische <-7>>"' (Abend, Sonnenuntergang), wobei uns der Umstand, daß 2> hier dnrch Q wiedergegeben wird, nicht stören dürfte, denn bekanntlich sind die wenigen Fälle, in denen man bis jetzt im Himyarischcn ein eigenes Zeichen für ^ vermuthete, noch sehr problematisch. Möglich ist es, daß das Himyarische, wie das Aethiopische, kein eigenes Zeichen für ä besaß, ebenso wenig wie bis jetzt ein eigenes Zeichen für ^- mit einiger Bestimmtheit constatirt ist. Obiges würde also so zn übersetzen sein, „und diese (d. h. der Äeamten) Ablösung finde Statt um Sonnenuntergang". j ü^i I d^i > ... In ü^ haben wir, da das d der Mimatiou angehört, als Nadiealcn nnr "i^. Im Arabischen findet fich eine Wnrzel <<5.^', deren nom. not,. ^S<^> (bewässern) heißt (Qämus, S. 1752) und ganz nnserm ^^' entspricht, nllr daß bei letztern der schwache Wurzellaut vor der Mimation verloren giug. letztere Himyansche Inschrift von 'Obno. 353 Bedentnng dürfte wühl hierher passen, also „die Bewässerung", da vielleicht bei Errichtung der Mnncr von °Dbne anßer dem Festungszweck noch ein anderer, ans Irrigation der Felder abzielender beabsichtigt war. In d^ haben wir dieselbe Form des uam. not., jedoch ohne daß der schwache Schlnßradieal verkürzt wurde. Der Stnnnn ist ^5^, num. a«t,. ^"- nnd der Nmstaud, daß in diesem uoin. -let. der Schlnßradical das Tanwyn hat, während im vorhergehenden ^^ das Tanwyn schon ans dem Mittclradieal ruht und der letzte Nadieal stulum ist, dürfte erklären, wärmn ^S^ i»n Himyarischen vor der Mimation das ya bcibehält, während iF^ es verliert. ^55^- heißt die „Znflncht" und die „nächtliche Einkehr". Wahrscheinlich enthielt das folgende Wort (am Anfange der 5. Zeile), welches auf der Inschrift dnrch Verletzung unleserlich geworden ist, eine nähere Bezeichnung nbcr das „Wie" oder „Wann" der „Bewässerung" nnd der „nächtlichen Einkehr" in Bezng auf die Festuugsmancr von Dbnc, etwa folgenden SinncS: „die Bewässerung und die nächtliche Einkehr gehe ordnungsmäßig vor sich". Fünfte Zeile. ^ ^^ I ^ni j Zwei sehr dunkle Wörter. Das erste erinnert an >^<, ein unregelmäßiger Plnral von >^ (froinlne Handlnng). Das -1 am Schlnsse wäre in diesem Falle die Endnng des st. «on8tr.; doch möchte ich eher hier den: äthiopischen N<5?' (alternativ, altern», vioes) den Vorzng geben nnd etwa eine Elativform oder einen nnregelmäßigen Plnral desselben ^'N^A- annehmen, nm so inchr als die Bcdcntung des von derselben Wnrzel gebildeten ^'N^H'-' (tompus tunotioni» «en :iäinini8t,r^ti0iÜ8 ou^n^vis okiieii) trefflich auf die kurz vorher genannten ^cV^o.» paßt. Ja, da die IV. äthiop. Conj. desselben Verbnms )»ü'l'll^?- die Bcdmtnng „ablösen" hat, so dürften wir wohl anch hier an einen ähnlichen Sinn, wie beim obigen "^^->, A. v< Wiebe'ö Reise i» Hadhramaut. ^ 354 Zweiter Anhang. denken. Nnr fragt es sich, ob wir ein Intcnsivadjectiv in der Elativform („der Ablösende") oder einen Plnral der einfachsten Form des Nomens ^",2 annehmen sollen? lieber möchte ich jedoch hier an cine Abstractbedentnng, etwa im Sinne von „die Ablösung" denken und zwar an einen jener dnrch äußern Vorsatz gebildeten Namcnsstämmc, wie sie im Arabischen zwar ursprünglich von ^lativadjcctivcn gebildet wnrdcn, im ^aufe der Zeiten aber die adjeetivische Bedentnng ver lorcn Ulld sich der von Abstractcn genähert haben, z. V. ^^< (ratio, inudl,!») ^), i^i^^s savior), x^,^! (i'c;3 o^tuki») n. s. IV. Man vergleiche hiermit das äthiopische )»>NÜ (Thräne), klll»rl>,n) oder vielleicht gar für ",72^^ siilii 6Oi'nn») stehen. Da jedoch zn einer solchen Vorans-sctznng bis jetzt (meines Wissens) nnr ein einziges Beispiel berechtigt 1), itt welchen: noch dazn der Fall nicht ganz derselbe ist, indem dort zwei 71 nebeneinander zn stehen kamen nnd in ein einziges znsmnmen-geschriebcn wnrdcn, so scheint es mir gerechtfertigt, fnr das 172 keine pronominale Bedentnng anzunehmen. 1 allein ist aber nnch kein himyarischcs Pronominalsnffix. Es ist als angehängte Schlnßsilbe überhaupt nur im Plural des Pcrfcctnm nnd im Nominativ einiger Nomina mit änßcrm Plural, wie 1^2, im Gebrauche. Dies würde aber eine Wurzel 222 voraussetzen. Da mm eine solche nicht eristirt, mlifsm wir das 1 am Schlüsse als znr Wurzel selbst gehörig uud vielleicht 2 als Präposition ansehen. Der Stamm 1^2 mit dem now. a«t. 5) 8llve«t,-o ä« 8us^, tt>'l,i,wmüir« »rüde, I, i;. 5)19^ S. 193. ^) Dillmann, Acthiopische Grammatik, ß. 113, S. 191. ^) Das ^»l.^ im Qanniö wird nur als ciu Spvachfchlcr aufgrfiihtt und 5) grsagt, daß das Mim zu m'el sci. -!-) Osiauder in Z. D. M. G., Bd. XIX, S. 240. Himyarische Inschrift von 'Obne. 355 ^ findet sich im Qämns. ^') Von den verschiedeuen Bedeutungen desselben, welche der Qäums unter der Rubrik ^ bringt, 1) or«-vit, 2) «!itnrat>^ i'uit rn!)oio ^tc., )!>) ix;tn1it (IiLtnin :iä.illMLin, will keine eiuzige recht hierher passen. Da zcdoch der Ocdauke nahe liegt, daß ^ uut ^^> verwechselt werdeu kounte, so können wir vielleicht auch die Bedeutungen, welche der Oanlus uns unter letzterer Rubrik giebt, zu Hülfe uehmeu. Gleich die erste derselben ist: i^i^in tilOvavit et s^tnr^vit ^rdorotn <^U8. Hieriu habcu wir wohl die Bc-zeichuuug oon „sscuersigualcu", lvelche sich auf die Nblüsuug der FcstuugsN'ächter bezieheu lasseu diirfleu. Halteu lvir diese Bedeutung fest uud uehuirn wir als Verbum das obige 11^ hiuzu, das keines^ wcgs wiederholt zu wcrdeu brauchte, so würde sich der freilich keiues-wegs uut Gewißheit fcstzustclleude,Siuu: „uud die Ablösung geschehe durch Fcuersigualc", ergeben. > 1)222 I d^p^ll I ^ I d25-, ^ ... Iu d^Ä-, ein noin. i>r<^'v. auznnehinen, wie Osiaudcr will, wiirde hier durchaus dein Sinne widersprechen. Das Einfachste scheint mir, es als den Plural (^5?)) vor ^ (der Herr) auzusehcu, denn das ^ ist hier lediglich Prolnngatiousbuchstabr uud wurde im Hünha^ rischeu iu solchen Fällen ebenso wenig geschrieben, wie das ^.lit'^ra-Iim^atloni«. Da das Tanwyn der Miniation entspricht, so ist das arabische ^^ buchstäblich ideutisch init V22-,. ^",p'b j ^2> j fiudet sich bei Frcs!,el, I^V, 2. und d^p'^ > ^ > ssrcsuel, I^VI, 4. So gewagt es uun anch scheinen mag, bei einer so alten Sprache, wie dein Hnnyarischeu, bereits die Verwechselung vou M)U und Hnmza auzunehineu, so ist doch hier die Aehulichtcit zu groß uud wir mnsseu ivohl Osiauder's Bemerkung, daß nuser v^p'^ > ^ > gauz dasselbe sei, wie das obige Fresnel'schc ü^p^)! ^ !.. und daß das -> sich zn dem nächstvenvaudten schwächcrn Kehllaut, Hamza, iu dialcetischcr Vcrdcrbthcit abgeschwächt habe, als vollkommen ") Qämus dott Calcutta, S. 1W7. 235 356 Zweiter Anhang. begründet anerkennen. ") Dic Bedeutung dieses ^ hat Osinndcr ini Sinne einer Piäposltion „bis zu" (sowohl in örtlicher als zeitlicher Richtullg gebraucht) festgestellt. Das nun folgende d^pu5 ist jedenfalls dunkel. Keine der gewöhnlichen Bedeutungen von >^>H (««lorom rudiuin Iiiiliint^ i,>«u-tiw8 iuit ew.) will passen. Vielleicht, daß hicr die Bedeutltug des abstractcn Substantivs >H^ (r«8 tkotu u60t!88arla) einiges Licht geben künnte. Von diesem ließe sich ein Adjectiv ^)<^^ denken, das etwa die Bedeutung „nothwendig" oder auf Personen angewendet, „gc-zwnngen" haben würde. Dieses „gezwungen" ließe sich bildlich als „gehorchend" anffassen und tonnte etwa im Sinne von „der Untcr- gebene" stehen. ^)'>^ bildet seinen Plural ,5^, welches, da das lange U im Himyarischcu nicht geschrieben wird, und das Tanwyn der Mimation glcichkonnul, der Form nach genan unserm d-,p^ entspricht. Wenn wir bedenken, daß wir aber in ^) wahrscheinlich cincu Plural von l-r?) (der Herr), im Pulral ^^,, haben und zwischen beideu eine Präposition, welche „bis zn" bedeutet, so drängt sich uns von selbst der Sinn: „von den Herrn bis zu den Untergebenen" anf. Wörtlich müßten wir freilich „die Herren bis zu dcu Untergebenen" übersetzen. Aber daß die Bedeutung die obige ist, dürfte sehr wahrschein-lich fein. Auch erlaubt die arabische Sprache solche Liecnzen. Nun wird uoch einmal das mysteriöse -,N52 wiederholt, welches wir „durch Fmersignale" zn übersetzen versucht habeu. Seine Wiederholung muß natürlich auf das Vorhergehende Bezug haben und mag hervorheben, daß die Signale der Ablösnng (in der Festnngswacht) sowohl für die Hcrreu als die Uutergebcucu galten. 1^, „dem Sohuc". illur), „die Sonne", wahrscheiulich im Sinne von Sonueugott, iu welchem es oft anf den Iufchrifteu des *) Osicmder in Z. D. M. G., XX, 2^l4, Note. Himycnische Inschrift von ^Obne. 357 Britischen Museums vorkommt. *) ''N^ von l.Ä>>, welches gleich ^l0^>, „glänzen", „herrlich sein", „prunken", „stolz sein", wahrscheinlich ein Adjectiv von der Form «^5", weshalb das ^ beibehalten ist, ansnahms-wcise jedenfalls, da sonst das lange I (i) nicht geschrieben wnrde. Das Wort erinnert sehr an das äthiopische ft-liA»', „Sonne, Sonnen-glänz", das zwar zunächst sich an das arabische ^H^^- anlehnt, aber doch verwandten Klanges und verwandter Bedeutung ist. d«ri"w I kann ich nnr für einen Eigennamen halten und zwar desselben Ursprung wie das n^iü'?«, womit die I^V. Inschrift von Fresnel beginnt. In beiden Fällen würde der Name „Dous :>mpU^-vit" bcdentcn. d^2'^ j „der Herr der Mächtigen oder der Kraft", ^i das bekannte arabische ^. d^2' entweder für ^ (Kraft) oder was wahrscheinlicher ist, statt >^ Plnral von ^V^, der Mächtige. Also „dein Sohne der Sonne, der Mauzenden, Scharahel, der Herr der Mächtigen". Da dieser Scharahel früher nie gelmnnt wurde, also nicht unter den dirertcn Gründern der Mancr von Dbne erscheint, und da er es doch ist, der die Schlnßwidmnng der Inschrift ans^ spricht, so liegt es wohl am nächsten, anzunehmen, daß er der Ober-Herr jener unmittelbaren Gründer war, dem die Ehre zntam, am Schlnsse als Widmcr des Werkes an die Gottheit genannt zn werden, eine Vermuthung, die dnrch das Prädieat „der Herr der Mächtigen" au Wahrschciulichkeit gewinnt. Vielleicht war jmcr Scharahcl identisch mit dem Elscharach der I^V. Inschrift von Frcsnel und beide möglicherweise mit einen: der drei Mschrah, welche in Canssin dc Perceval's Genealogie dcr Könige von Jenien vorkommen. Einer der drei Alischrah bei Canssiu dc Perceval hieß mit dem Hauptnamcn Schorahbyl. Nun wurde aber letzterer uach dem Qämus (S. 1475) ') Man sehe dic Abhaudlunss iiber drn Gott Schams bci Osiandcr, Z. D. M. G., XX, S. 284. 358 Zweiter Anhang. auch mit Scharähyl, ^-->!,.^, verwechselt, was offenbar derselbe Name ist, wie uuser ^^^, denn der Gottncunc ^ wnrde von den Arabern ^.! geschrieben und m Zusanuliensetznngcn fiel das Alif weg. Wenn Scharahel eiu König volt Yemen war, so erklärt sich zugleich der Titel „Herr dcr Mächtigen", indem er als Obcrlehnshcrr liber die Fürsten von Hadhramcmt (die obcngcnauutcuHaythscl, Dans u.f.w.) gebieten mochte nud andererseits anch, warnm ihm die besondere Ehre zu Theil wird, als Widmcr am Schlüsse dcr Inschrift genannt zu werden. Ner aber ist dcr „Sohn der glänzenden Sonne"? Gewiß kein Mensch, da eine solche Anschauung den: arabischen Götterdienstc fern lag. Wahrscheinlich nichts Anderes, als dcr Vergottertc Typus eincr bcsondcrn Phase dcs Sonnenlaufes, etwa die Sonne beim Sonnenaufgang, gleichsam die jnngc, ncngeborcue Sonne, ähnlich wic bei den Acgyptcrn Horns uud Harpokratcö Götter der aufgehenden Sonne, jngendlichc Sonnengötter uud zugleich Söhuc dcs Sonnen--gottcs Ofiris waren. Iin Volkscnltus mochte diefcr „Souilcufohll" von dem „Sonnengott" selbst kanm uutcrschiedeu werden. Dieser allerdcntlichste Theil der Inschrift, der das Datum cuthält, wurde zum größtcu Theil schou vou Osiaudcr erklärt, ^ri ist gewiß Ordiualzahl, das arabische ^H oder ^^!.H. Mit dcu, enklitischen Demonstrativpronomen ^ vcrbnuden, crgiebt sich dcr Sinn „diesen zweiten" (wohl den zweiten Tag), nr^rö, neben :^ nnd ^n, anf andern Inschriften (uaincutlich den Frcsucl'schcn) vorloulmeud, ist hier vielleicht auch Ordinalzahl in dcr Fcmininform ^^, ^dcr dritte", odcr das ri am Schlnssc ist Zeichen des «t. wahrscheinlich das arabische ^^^, „der zwanzigste", welches im 8t. ooiMl-. im Himyarischeu ^».^.^ lanten nnißtc. r^u die ilrsprünglich arabische Forn: für „hnndcrt", ^">^°, ans dcr das Himyarische Inschrift von ^Obne. 359 spätere ^.-^» entstand. Also „den zweiteu des dritleu Niouats iui, huudcrtuudzwauzigsten (Jahre)". ^^!^ii)2 d'iill« I Hier, wo nur nil Wort für „Jahre" erwarten, finden wir diesen auffallenden Ausdruck. Er besteht offenbar aus zwei Hauptwörtern, jedes durch die Mimatiou abgcfchloffcu, und das zweite vou der Präposition 2 regiert. Das erste ist -wdl. Nehmen wir es in seiner einfachsten, vcr- brcitctstcu Bedeutung als <^.^s, der Löwe, fo scheint zwar auf dm ersteu Blick diese Ucbcrfctzuug nicht zu passeu, diirftc aber doch aus den: Folgenden sich als weniger paradox herausstellen. d!-ww halte ich für dasselbe, wie das arabifche ^-" nnd das äthiopifchc l^"?.^' Die ursprüngliche semitische Wurzel dieses Wortes hatte möglicherweise ein ^! am Schlüsse, wie das hebräische liu'^ (nltng tint), vou öeln 2">?2^ abgeleitet ist, nuzudenteu scheint. Der Umstand, daß es in den andern semitischen Sprachen jetzt durch ^ ersetzt ist, braucht nns nicht abznhnlteu, es eiuer so alteu Sprache, wie dem Himyarischeu, zu viudieircn. Nnßer- dem sagt der Qäumö (S. 1825) ausdrücklich '^.4.^ ^5 ^.^ und ^4.^ ist das nnin. net. vou ^4",, welches gal. Mondes im 120. (Jahre) des himmlischen Löwen. Register. A. Abä Midschmar 293. Abarikc 322. Abbaus sichc Habban. 'Abd Allah Ahnn'd 53. 'Abd Allah Vä Ssudän !'8. 'Abd cc Clnintt 253. 'Abd cl'AsYö ibu Mohssin 73. 'Abd l-l Hnd 18. 47. 'Abd cl Mauäh 284. 'Abd l-l Qädi^ 98. 'Abd >:l Wahab 26. 'Abd el Wähid l9. 'Abd el Ydg'hlilh 2,^5. 'Abd er Nahuiäu Va Qorm U)2. Abdha a 3N«. 'Abd Küläl 30«. 'Abd Schinns,' 2?. Abu cl Fidä 39. 277. Alm Malik 305, Abll Ssaryr 44. 275. Abyan 29V. Achab 302. Achuuer 94. °Ad 153. 'Adcu 14. 19. 43. 'Aditcn 292. Adyd 52. Acthioplsch 31—35. Afryqns 304. Afryqys 304. Ahl ^l Hayik 321. Ahqäf (el) 3. 22. 241 fg. 29l. Altathiopisch 31—33. 'Alyschrah 304. °Alyy ibn Hossayu 72. 'Alyy ibi, Nacr 48. Aü'ba 01. 'Amd 214 fg, 24l fg. 285. AmlM'isch 32—36. 'Ainir 2!)9. 'Amr 3l2. 'A,nr bcn cl Moltät 301. 'Anir bcn Tubba 30,i 301. 'Amudy 30. 102. Audal 227. 'Anik 204. 'Ans 301. Anvilll' (d') 24. 'Aqalia rl Mahiüyc !ss Ssafy 3. 241 fg. Vä'Karyb 322. Vä Kaschwyn 315. Valhut 287. 288. Vä Mardagha 121, 185. 320. Bä Maur 316. Bander 291.' Ba No man 317. Bä Noqayc 169. Va Onlin Ssaduss 115. 322. Va Qarrayn 59. 278. Vä QodlLy 318. Vä Qorra 108. Barahut 287. 288. Vä Naschyd 318. Vä Sa'd 315. Vä Salib 318. Vä Schaybe 185. 192. 315. Bä Schoqayr 228. 316. Vä Sohra 108. Vä Sowaydän 322. Bä Ssa'd 134. Bä Ssudän 118. Bntha 282. Vanwäq 52. 278. Bä Wnddä 317. ValvUiäq^ sieho VauN'äq. Vaydhä (I.) 27, 170. 278. Naydhä (II,) 2l. 52. Vcchdra 28,!. 2!i0. Bäyha 278. Vä Mmin 322. Bäht Asshraf 322. Vayt 'Alyy 322. Bayt Bä Ealih 323. Bayt Va Waki,' 823. Vayt (nrl»iu 24. Cariptta 24. Caussm de Perceval 298 fg. Chalyf 204. 286. Chamfa 226. Chamiye (Staunn) 52. 102. 121. 185. 320. Charibe 24. Chathroniotitcr 24. Cho'ayrr 253. Chodaydsch 254. ^Hodhara 283. (>homyr 277. Choraybe 24. 97 fss. 207. 281. Chumychyr 231. 290. ^horbe 97. 110. 281. (^hm'yäu Muryän 40. Cvuttcnden tti. 35. 10l. Cabal, 307. öabahän 307. ^adifitcn 29. Cafra 206. ^ahal, 277. Cahwa 24. 241 f^. 291. iaba cl Mahuiye 08. 84. Dschcbcl Aqnybcrc 53. 01 fg. Dschebct 'Arar 15)3. Dschcbcl 'Arcimc 157. 177. 181. Dschcbel BäByhae «9. «3. Dfchcbcl Bä Dschanaf 13!». 178, Dschcbcl Bä Näyät 71—75. Dschcbcl Viyr Schyh 134. Dschcbcl Choraybc 77. Dschebel Eidära 77. 84. Dschcbel Dschofayyc 145. Dschcbcl El Ahliya 280. Dschebcl El Ghowaytc 134. 191. Dschcbel El Hamra 1«!1. Dschebcl El Hauuun 270. Dschebel El I'dnic 68. 83. 280. Dschcbcl El Omyde 15>7. 111!. Dschcbcl El Qära 53. Dschcbcl Er Näyüt 71—75». 280. Dschcbel Esch Schcrcbbe 50. Dschcbel Fardschalät 77. Dschebcl Fath cdh Dhayq l>l) fg. Dschcbcl Fatha Nalyinc . 104 fg. Dsiyayby 139 fg. 285. 310. Dsu 'AnS 301. Dsil Aschvah 304. Dsu Dschadan 304. Dsn et Adhär 304. Dsu cl 'NwN'äd 306, Dsu cl Qarnayu 302. Dsu Habischan 305. Dsil Hodd^u 304. Dsn Kifau 307. Dsu Mahra 303. Dsu Mo'ähir 307. Dsu Nmvas 307. Dsu Schciuaty 307. Dsu Yaqdo«! 300. Dsu Yazan 307. Dsyaybeuc 318. Du Courct 0—8. 283. Duiua 288. Durra 02. u'amcr. 367 Eber, sil'hc Hud. Ec Ca,var 300. Ec Ein ay» 121. Ed Dayin 180. Ednis 4.-;. 275, Eds Dsahiyn 321. Ehtyly31—3(;. El Acab 09. El Adscnn, 169. 317. El 'As 282. El Ahuiady 317. El Ahqäf 24l sg. 291. El 'A'llämy 313. El 'Aqyq 134. El 'Aräba 319, El 'Arafa «9. El 'Avr, sichc 'Arr. El Aissmin» 8«. 254. El Asswad 231. 319. El 'Äyssär 282. El A,',cb 313. El VlilMhc 321. El Batha «8. El DschVda 214. 318. El DschowMc 158. 102. El Eb»a 121 f.,. 28L El Ghafar 230. El Ghauth 299, 300. El Ghitaumi 230. 288. El Ghoraf 230, 288. El Goff 62. El Hmnnm 209. 322. El Hänth 303. El Hatsa «9. El Haun 302. El Hidschclyn 204. El Howl 214. 287. El H°d!i 183 fss. El Hodad 304. El Hotsiy «9. El Hotsiyl' 279. El I'dmc 280. El Irmc 5>2. 278. El Kossufc 25)4. El Mä 73. 25)3. El Mahfus 22<; fg. 319. El Mas 313. El Nicdfarve 224. El Modayiic 52. 278. El Moghtafir 313. El Moltlnnis 313. El Mc^ltat 301. El Mmmyqyra 231. El Mcta ammid 313. El 'Olmyd l!9. El Ocamc» 313. El Oschr 02. El Ossayf 200. El Ossyuty 270 fg. El Qa da 70. El Qalqäl 282. El Qava 52. 81. 278. El Qan- 75. El Qäyimc 130. 284. El Qirbc 118. 278. Entak el Hcmmm 270. Er Nachiyc 24«. Er Näyisch 30!'.. Er Äiihäl, 25>4. Es Sälcmy 317. Es Sncul 224. Eschhrd Allah 27«. Esch Scha l,c 230. Esch Scha'lunla' 323. Esch Schliff 282. Esch Scharq 95. 97. 102. 10«. 283. Esch Schcrta 204. Esch Schcryn 205. 28. Mahniye 279. Mahra 26—40. Utakalla 18—24. 53 fg. MMrim 319. Malik 298. Man ah 164. 313. Mancura 169. Manncrt 24. Maqryzy 289. 299. 24 370 Register. Maqubet el Chomra 88. Mä Nadhy 223. 287. Maräwa 231. 291. Marcha 20. Mardscha 21. 170. Mariaba 12. 20. Märib 20. 169. 804. Marthad 306. Masyyat el Qäyime 184. Matämile 321. Mathub 306. Mawy 288. Matruch 212. 253. Mayfa'a 23. 169. 286. Mayile Matar 281. Ma yq 230.' 290. Maische 284. Medäha 161. 162. Medfarre 224. Mefat 23. Mehassll 69. Menacil, ibn 'Abd Allah 102. 107. Meschhe'd 'Alyy 101. 227. Metelle 201. Minaei 24. Minter 202. 205. 287. Mirbat 39. Miscnät 18. 27. Mlssnc 73. Mo'äwiya 300. Mochä 19. Mocyle 288. Mohammed el Vä Harr 53. 98. Mol'tät 30l. Monayqyra 231. 291. Mouqir 235. 291. Montlsch 281. Moräbit 14. Moraschide 102. 121. 252. 320. Mordtmann 39. Morm 299. Mossaffaq 281. Mosta nbll 33. Mota äriba 33. Moyqaq 280. Muräd Cobäyh 214. 318. Murchiso'n 2. ' N. Nächodä 43. 45. 275. Nahur 313. 318. Naqb el Hadschar 28. 140. 161. 165. Nassnass 292. Nebek 62. Neby Allah Hud 47. 276. Nedschd 277. Ncdschd ibn Ssa yd 73. 312. Ncdschrän 300. Ncfhun 204. 214. 226. 287. Near 235. 291. Nicäl, 21. 170. Nielmhr 11. 19. 23. 37. No'man el Mo'äfir 299. No'sab, siehe Nicäb. Nowayre 214. Nowayry 304. Nyr 204. 287. O. 'Obara 20. 21. 170. 'Obne 5. 28. 285. Ocaydc 285. Odad 299. 'Ofwe 281. Okamiss 209. 'Olama 256 fg. 'Oman 19. 291. Omm Näyha 278. Omm Dschirdsche 279. 'Orayb 299. Orayssiinc 260. 'Onldh 277. Oschr 62. Offyuty 276. Register. 371 P. Palgrave 11. 19. 27, Petermann 2. Plinius 24. Prion 23. Ptolemäos 24. Q. Qabadh 284. Qabadh Hayif 120. 284, Qabadh Schaych 120. 284. Qabayl Bakry 51. 185. Qabr Vayt 95. 283. Qabr Hud 22. 229. 276. Qabyla 27«. Qacaba 119. 284. Qacr 28«. Qahdun 231. Qahtän 30. 48. 276. 298. Qal'a'y Qarib 305. Qämile 225. Qäuuiss 23. Qära 24-40. 278. Qärct es Sohä 284. Qaru el Maiiasil 97. 110. Qarrayn 25. 95. 252. 278. Qarr el Fa^n 75. Qarr el Madschyd 254. Qarrct Ssudän 231. Qatan bcn 'Orayb 299. Qäyime 284. Qayl 301. Qcn,s 301—303. Qeschyn 37. Qumyuc 284. Qirbe (I.) 52. 278 fg. Qirbe (II,) 225. Qirbct Qahwe 52. 87. 278. Qobbe 52. 278. Qobbet ei 'Ayn 158 fg. Qocay 164. Qocayr 27. Qodär 114. 283. Qofayce 164. Qohtan 319. Qolayle 282. Qolle 383. Qorayf 2(!0. Qorayschy 102. Qorra 287. Qorn 282. Qotham 321. Qothäm 202. 319. N. Rabadh 206. Rllbadh ba Kaubat 225. Nabbät 182. Nabiet' 182. Nalns a 312. Nächiye 290. Nadnn 164. Nasidhy 43. 275. Raschyd 96. 252. 263. Nass Bornm 45. 132. 275. Nass cl Ahinar 45. 50. 132. Nass cl Hadd 18. Näss cl Öcayde 161. Räss Hardscha 161. Naubc 124. Räyat 280. Nayde 286. Raym 311. Nayyss 275. Nhayde 204. 286. Nhobäda 119. 217. 283. Riäm 303. 310. Ribät 97. 110. 116. Rim'303. 310. 3tische l!9. Ritter (Carl) 2. 20. 38. Nochc 281. S. Saba 304. Sabä el Akbar 298. 24« 372 Register. Sabäcr 24. Sabota 24. 289. Sabut 24. Slldus 312. Sahuu 164. Saksak 298. Salim 313. Salt 67. Sanay 303. Saqqmna 166. 168. Sarah 304. Sarh 304. Saubatha 24. 289. Save 24. Sayban, siehe Ssayban. Sayd (Imanl) 275. Sa'yd bcn 'Ysa 312. Sayf 307. Schabe 230. 290. Schabith 203. Schabut 2»9. Schabwa 289. Schaff 282. Schässy 99. Schanniiir 305. Schamrir 305. Schamyr 298. Scharb 304. Scharq 283. Schayban 27<>. Schaych 14. 301. 303. Schcdschrr 38—40. Schcdschcrct c^ Ta'a 284. Schc^f 283. ' Schcnn Hardfcha 12. Wäcy 49. 276. W^idiy 'Ab. sichc 'Af. Wädiy 'As «7. Nädiy 'Amd 22—26. 205. 214 fg. Wädiy 'Arär 149. 153. 161. Wädiy Ayssär 260 fg. Wädiy Vä 'Auda 92. Wädiy Va Dschcnän 214 fg. Wadiy Vä Qarmyn 53. 59. 278. Wadiy Bä Nayyara 92. Wädiy Bä TnN,q 205. Wädiy ^ul,itt 134. Wädiy Vn Qalayt 89. Wädiy Butmch 87. Wädiy ^a'är 124. 128. Wädiy Cafrä 135. 183. 204. 206. Wädiy äahäh 50. 278. Wädiy Carhyr 13!». 183. Wädiy Cidära 76. Wadiy Chadhära 95. Wädiy l^hamfa 246 fg. Nädiy Chmmida 110. Wädiy Chärit 91-95. 280 fz^. Wädiy l5häyile 92. 260 fg, Wädiy Chilafat 82. Wädiy Chumyr 50. 278. Wädiy Dahmc 90. Wädiy Dahss 46. Wädiy Dhayss 69. 75. 280. Nädiy Do'än 25. 26. Wädiy Dschahys 205 fg. Wädiy Dfchaiidäu 22. 169. Wädiy Dscharrc 50. 278. Wädiy Dschilu'e 120. Wädiy Dschiöwcl 23. 139. 145. W^idiy Ec sscifrä 183. Wädiy El °Af 87. 89. W^idiy El Ahliyc 72. Wädiy El Nyssär 88. 92. 259. Wädiy El Ayssiry 87. Wädiy El Boyut 131. W^idiy El Eb»ä 121 fg. W^diy El Fomysch 89. Wädiy El Ghoumytc 134. Nädiy El Hadschar 132. 135 fg. l?8 fg. Nädiy El HadfchiNyn 229 fg. Wädiy El Idttie 67. Wädiy El Ma ädiu 132. Wädiy El Äiä Ghoräbc 89. Wädiy El 'Obilc 149 fg. Nädiy Er Ncbyy 110. Wädiy Er Rächiye, siche Rächiyc. Wädiy Er Raube, sicho Raube. Wädiy Esch Schaff 95. Nädiy Esch Schcrcbl'r 50. W.i'diy Ess SsalM 95. Wädiy Ess SsyM'ln- 92. Nädiy Farlc 132. Wädiy Foraysch 89. Wädiy Fuuui 25. 5,0. Nädiy <^l)äduu ll3. Wädiy Oharhäu 118. 120. Nadiy Ghau'ra 204. Wädiy Ghaybun l0I. 231 sg. Wädiy Gholliayr 92. Nädiy Ghowaytc 134. Wädiy Hac.nliayau 89. 374 Register. Wädiy Hcbät 95. Wädiy Hiräwe 83. Wädiy Howayre 82. 265 fg. Wädiy Habbäu 139. ' Wadiy Hadhcna 174. Nädiy Hadschar 28. 182. 135 fg. Wadiy Hadscharyn 26. 229 fg. Nädiy Hafar 186 fg. Wädiy Halle 50. 133. 278. Wädiy Haramy 82. Wädiy Hasfy 180. Wädiy Hcttaby 270. Nädiy Him ben Dighäl 136. Wädiy Hidschelyn 204. Nädiy Hinna 83. Wädiy Hotsiye 25. 63. 69. Wädiy Kamisch 268. Wädiy Kotayfa 268. Wädiy Kotub 87. Wädiy Lachme 6!). 280. Wädiy Lakal-Lakal 89. 282. Nädiy Lohdc 282. Wädiy Mä Allah 120. Wädiy Mädfchid 87. Nädiy Maghära 204. Nädiy Mahniye 25. 64. 68. Wädiy Maf'sya 80 fg. 250 fg. Wädiy Matära 87. Wädiy Mathanm 82 fg. 260 fg. Wädiy May'fa'a 20 — 23. 113. 13!». 163 fg. Wädiy Mäyilc Matar 82. 268. Wädiy May'schc 128. 129. Wädiy Merret 50. Nädiy Metcllc 201 fg. Wädiy Miutät 191. Nädiy Minter 202. Wädiy Minua 25. 26. 110. 118. 120. Wädiy Mobärck 81. Wädiy Mocylc 27. 28. 229. Nädiy Molk 135. Nädiy Montisch 78. 81. Nädiy Mossaffaq 81. Nädiy No'äb 146. 147. Wädiy No'inäu 135. 145. Wädiy Nyr 205. Wädiy 'Obne 149 fg. Wädiy Odymc 220 fg. Wädiy °Ofwc 82. Wädiy Onuu Vähya 53. 278. Wädiy Onnu Dschirdsche 60. 62. 5 Wädiy Qacr 22. 27. 229. Wädiy Qärct cs Sohä 133. Wädiy Qinnyne 136. 183. Wädiy Qirbc 25. 52. 120. 132. Nädiy Qolaylc 95. Wädiy Qollc 95. 106. Wädiy Qoru 89. Wädiy Nabadh 204. 206. Wädiy Rächiyc 22. 241 fg. Wädiy Raube 25. 120. 123. 132. Nädiy Näye 63. Wädiy Nayyara 92. Wädiy Rhayde ed Dyu 202 fg. Wädiy Rhaydr ess SsoU'aydc 202 Wädiy Schaqq 124. 132. Wädiy Schamd 139. 178. Wädiy Schomayre 119. Wädiy Schnra 69-75. 280. Wädiy Soqqaynic 176. Wädiy Esabal 95. Wädiy Sfalaf 128. Wädiy Sscmäwc 83. Wädiy Ssorbe 89. Wädiy Tann Ssiybe 110. Wädiy Tsahura 83. Wädiy Tsohur 230. Wädiy Wcrura 83. Wädiy No'ayka 53. 278. Wädiy Hcä» 21. 169. Wädiy 'Yschybmn 21. 170. Wähidy 19. 161. Wa'la 242. Wäliya 306. Na ra 252 fg. 292. Wäthila 298. Wäyil 300. Wäyla 298—300. Register. 375 Wettsted 11—85. 161. Wo'ayka 278. Wüstenfeld 299 fg. Yasi'a 20^22. 170. Yäqut 28? fg. Ya'rob 27«. 298. 313. Yll'rom 312. Yaschdschob 27«. 298. Mir 305. °Yc.nä, X<26iin^-In8s1n, Nl»,uritiu8, 8t. Ilsisng,, ^yn ^^O^LN 6t0. Naok äein I^n^IIzeuen unci lnit H.niuorkui!Zon von Dr. Vrnst Disltsudaoii. Nit ^iner KartL unll Ho1l!«c:!iuitt«il. In 2noi LnÄlon. 8^' ^' ^^u VeUnp^i. ßon. i'rÄZ 3 'I'dlr. 10 8Zr. u»on äon V^ioini^t^n Staaten von Uoraainslika. Van 8ir Odu,r1«8 Il^sii, von Dr. UruZtDisklendHok. ^llit 14 in äen lyxt ein^e<1luckt«n Holliscunitten. In xwoi Lanlilm. 8. ^eii. l'cin Vßimpap. kreis 2 ^lnlr. 20 8^r. l Vsrill^ van ^risaricn Viswe^ unä 8onn in LrauuLoliwei^. 668 ^nfsntliaitss F6l)NeN« ül)6r trunk's lie- 8ucli6 in ßonotti^ucl, ^ourcm in NnZianH unä Ii'ianä ^r. 8. ?ein Velinpapier, ^e^i. ?rei« 1 'lklr. 20 8Zr. Vi6 I^elire V0N äon 1()neini)jinl1iinF<3n, p^giologisclis tFruuälHZL kür äis Iiisoris äer Nusik. Von H. IlLimliciiti:, ^r. 8. I'V^iu Velinpäpici'. ^Eli. i'vLi» 3 'I'lilr. 15 8z;r. H,«ni) Vori68UNF6N, ^e1i3,1i>6n in der Iio^g.1 inlZti^ntion von (^rvL^ritllnnien von ^olin 1>uaa11, ^ntc»ri8irt6 <1«nt8«N6 ^.U8^il!^« Iier^u,3zL»'eI)en äureli H. Ho1ru,do1t2 unä l3-. ^VisÄsuiÄnn. Xlit 16!) in e ^iteiillur iiu ilcktxelu^en ^lln'lmnäert. ii^veile um^e- Di'iUer I'I>«i!: Die cleut^elie I^itei-ltur im aclitüekntß» .I^ill'unäert. i^r»te» IluH ^ Vom ve^tpliüli^den I^rie^Ln bi« /.ur'llnoube^teiIUN^ tVieärieil'z äe» <3r«^e», 164« bi« 1740, pi-eix 2 '1'lilr. 4 .^r. ViN'IaF von I't'ieclricli Vis^vo^ und 8o!>n in üi'nnnVonvl^siss. d> 27 ^ N IX äsr IlLranL^Q^oden van (?. N. v. La. or in 8t. I^tsrndui-F, N. DsZor in Xeu^ndurß, ^.. Noksr in V'i-LidiiiF, I'. v. II«IIvva1ä iu ^anztatt, >V. IIis in ü«,8tü, I.. I,inä6N8c!ü,nit in Nain2, (^. I^ucae iu kranliiui't a. N., 1^. liiiti- ML^si- iu L«,8e1 U. soiiaatliillULOn in I^onn, Vüi'x- dur^, L.. Virl^1l0>? in 1l«r1in, 0. Vo^t in 6snk nnä ll. ^öioksr in Illliis. Iisän.c:tic>ii: uuä äsr ,-itl>>^ 1!!,,,<>. „ 7 ^!>>r. 15 «'^-. Vu'rl'>i' !'>^>,.l. „ 8 11i1,-. 15 »I,-. I''üus^.l- 1^>,.,I. „ 14 '!'l,!v, 7 l?^. 8u«Ii»t,Lr linn,!, ^!^!,l>ü nn,! ^^!!!,^ VierU^jüIn^i^'li. !'r»^ ,^ '!'!>>>-, D I 6 ^ ü 1 IN 6 von IVUtglilld äei No^u,! 8aol«l^, I'lnk^üai- <1er ?>i^8!k Qn <^i ltn^nl lii^UIutlon »nil ,ui ,!l!>> H,ntl)i'i,8irtu cißnt^LNß ^,u8ss!i,^c), ^i>!^^«!^(>^6l>LN clurcn H. HkiniliOit^ inul <>. vv i<3(i6INHl1!1 Nllnll äer viertsn ^Vusju^u ÜS8 Oriß'iucllß, ^^?6it6 ^ukitlss«. Hlis. ^tlllii'ßioliLu in lllin I'sxt 6n>i>k',i! ,,^!N!!! 1l,!!/>!i,illN«n unci «in«!' ^gl«!. Oumplst in 2^vsi H.dtn«i1unASN. krfti» 8 ^1i!r. Vnt^V1Olc6iuNß8^68^Ii1Olit6 ä<38 Iitt8N1()8 «lein gl?F«n^ii,rtiF6U 8tHnävnnkts äor FLLliiuintsn ^«,tnr^i8L6U8c;uM6u. Vlid wi88«18«1i»Mi«Il8N ^,NINL1'I^NI>^«N Uei'mann «l. lileiu. VsriaF von I'ricüli'iol! Vio'ivofs null Hokn in LrannnoliveiF. ini nn>1 ,',!>!!!' i< > Inr u l l < i.i n. ! l :>, !! (1 1) 1l c 1i HorniÄiin ^. Xißiü. Nllcili dem ^<^vin't'iss«n Au8tn,illül 'l^»<^!,, ^!,I,ikl^l!,^^,,. 1^618 2 ^Iilr. X» ft::,'. In ä 0 n ^ 1 p 6 n. Äi^ ill lion I'sxt «in ^«(Irutt^-tLil IIo1i!8ti«^i«u,