Tcr Albert Nyanza. Zweiter Baud. Die Murchison Wasserfalle, vom Victoria '.>ul orcl ^omcljcl ,^l,s, ^lo ^l,,t .>.,o^u> d>,'ö Albcvt- Scc^ ungefähr 1Ä> ^uß h>>ch. Der Albert Ryinya, das große Vtllcu des Nil und die Erforschung der Mlqmllen von Samuel White Üaker. Autorisirtc vollständige Ausgabe für Deutschland. Aus dem Englischen von H. E. H. Martin, Custos bcv UnivcvsiUüs Bil'Uothüt zu Jena. 0\WK l*■ VCfiAI Nebst 33 Illustrationen in Holzschnitt, 1 Chromolithographie und 2 Karten. Zweiter Nand. Jena, Hermann (5 ostenoble. 18 67. Inhalt. ^,' Zehntes Kapitel. ««,« Lebcu in Obbo. Ich habt Einfluß anf die ^eute gewonnen, — Katschiba wird um Regen augegangen, — Dai> Negcumacheu, — Katschiba holt da« Gllt» acl'tcn ein« höbcren Advocate» cilt. — Nachtwache fiir Elephanten. — Elephanten erlegt, — Wilde Eber. — Ansbrnch nach dem Ziiden. Der Asua-Fluß. — Beschlcichnng der Mchcd<'hctAntilope. — Der türkische Fähndrich U'ird gctödtet, — Anlnnft in Schoa. — Umgegend von Sckoa, — Feldbau und Getreidespeicher. — „Nädcr in Rädern,". ^ Schwierigkeit beim Anfbnich nach Süden. — Ein Morgcncmpfang in Fatiko. — Grcn^iNose Prairiecn, Bctrng des Führers. — Anknnst am Victoria^Nil. — Antnnft in Nionga's Vande. ^ Der Kamma-Wasscrfall. — Schwierigteitcn am Flnsse. — Der Ucbcrganss über den Flnß ist verboten. - Die Eingeborenen fürchten sich vor Kamrasi. — Ich entschließe mich, allein über den Fluß zu gehen. — Die Ucbcrfahrt bci Atada, — Die Eingeborenen sind mißtrauisch. - Die Freimaurerei vl'u Uuyoro. — ^ieussierdc der Eingeborenen. — Das Ninden',cng von Unyoro. - Töpferarbeit der Eingcborcncn. — Die Flaschenkürbisse wer. den als Modelle benutzt, Ich werde für Spclc'o Bruder erklärt. ^ Die Bedeckung setzt über den Fluß, — IudusttiecrMgnisfe der Eiu» geborenen. — Marsch parallel mit dem Victoria-Nil. ^ Marsch nach der Hauptstadt. - Kamrasi befürchtet Verrath. — Wir werden auf dem Marsche gefangen gesellt. — Kamrasi macht eine Staatövisite, — Der Köuig. — Zusammcnlnnft mit Kamrasi. — Wir wechseln VlM und werden Freunde. — Habsucht des Königs. — Ibrahim und seine Gesellschaft lehren nach Norden M'iict. — Die Dolmetscherin will nicht sprechen. — Kamrasi's Chronometer ist todt ......... 1 Elftes Kapitel. Der Aufbruch nach dem See. Der Mnig nimmt Abschied, — Kamrasi's Antrag. — De« Königs Eutschuldignug. — Kamrasi's satauischc Escorte. ~ Die Flucht bci eiuem Flintenschuß. — Eine uuangenchme Escorte, — Uebergang über den Kafur. - Unglück. — Trübsal. - Die Spitzaxt....... lA VI - ' Inhalt. Seile Zwölftes Kapitel. W i e d c r h e r 8 e st c l I l. Das Zuckerrohr ist einheimisch. — Dicht am Sec. — Entdeckung des Alben N'yanza, — Der Albert N'yanza, — Man behauptet, der See sei das Meer. — Vacovia. — Salzgrubcn. — Geographie deß Sees. — Die deu See umgrenzenden Bänder. — Die Quellen des Nil. — Der Albertscc, dcr große Wasserbehälter. - Ungesundes Klima. — Ich richte Canoes zu einer Seereise ein. — Reise auf bem See. — Wir werden von dcn Bootsma'uncrn im Stiche gelassen. — Wir haben leinen Steuermann. — Ich versuche die Canoeö ;u eivilisircn. ^ CiN" geborene bieten sich freiwillig als Vootsmcumer an. Ein Sturm ans dem See. - Beinahe untcrgesunlcu. — Wasserfall des Kaiigiriflusses. — Ich schieße ciu Krokodil. — Elephanten in, See. — Ungastsreund-schaftlichc Eingeborene, Wir bekommen Vcbeusmittcl, — Der See ändert seinen Charakter. — Miluuft in Magungo. — Fische und Fi-" schcrei. — Fückerei Einriättnngcn der Eingeborenen. — Austritt des Nil aus dem See. - Dcr Victoria Nil iu Äiiagungo. Prüfung de« Nil. — Wir verlasseil Magungo, — Reise den Victoria Nil hinauf, — Die Canoereisc hört auf, — Ein Flußpferd greift die Canoe an. — Krokodile. — Die Insel Patoan. Kranlheit aus dem Marsche. — Unterschied im Niveau zwischen Karuma uud dem See. — Höhen . 77 Dreizehntes Kapitel. Vcrrätlirrischc Pläne dcr C-iMliorcittN. Wir silld iu's ^'and eingesperrt. — Werden von den Eingeborenen im Stiche gelassen, — Elend in öchoa Moru. — Schlechte Kost. Xamrasi's Kri^goluust. — Der Ko'dcr wirkt. — Wir werden uach des Königs !l'ager getragen. — Schließen uns dein Detachcmcnt dcr Tilrten wieder an, — Kamrast sucht mein Mndttiß. — M'Gambi hat sich fnr dcn König auS' gegeben, — Der wirtliche Kamrasi, — Dcr bettelnde Gesandte. — Vo» stellung beim wirklicheu König. — Der eingeborene Hof. — Rückkehr in's k!ager.....................1AA Vierzehntes Kapitel. I« itisunll zu Hausc. Wie die Eingeborenen ihre Nahrungsmittel bercitcu. — Perlen und Handel dcr Eingeborenen. - Dampfbäder gegen das Fieber. — Eine Staatövisitc vom König. — Der König ist in einen Stanbtamm verliebt, — Versuche in dcr alten Geschichte. — Kauuasi's Gesuch. — Kamrasi probirt dcn Brechweinstein. — Ein plötzlicher Einfall in das Land. — Die britische Flagge schützt Unyoro, — Diplomatische Auö' glcichnng. ^ Der Rückzug der Eingefallenen.........152 Inhalt. vli Seile Fünfzehntes Kapitel. Kamrasi bettelt um die brililcht FlaM. Summarisches Gerichtsverfahren wegen Hochvcrraths. — Ankunft von Elfenbein jür die Türken. — Die weiblichen Gefangenen. -^ Sali's hinterlistige Ermordung, — Streitigkeiten mit Kamrasi. — Die Türken fangen an zu bramarbasirc». — Eddris wird der Zutritt bei Hofe ver< weigert. — Große Brände in, Lager, — Eingeborene Hexen. — Der Einfall der M'Was. — Kamrasi will nicht kämpfen. — Eine bele» bcndc kleine Schwierigkeit. — Kamrasi's Rückzug — Wir werden im ^ Stiche gelassen. — Bereiten unö zum Rückzug vor, — Ankunft in DeaNK. — Kein Wasser, — Richarn fehlt, — Richarn soll nmgebracht sein. — Die Trommel der M'Wa» schlägt. Der nächtliche Nüttzng. — Wir verlieren den Weg. —- Fangen einen Eingeborenen, — Finden den Weg wieder. — Kommen in ssowira an. — Gut vorbereitet, Richarn tomnu an. — Richarn's Geschichte. - Der Köilig in Noth. — Ibrahim kommt mit Verstärkung an. - - Kamrasi „ist wieder der Alte." — Die Whisky Brennerei. - Kamrasi versucht den Whisky. — Kamrasi befiehlt die Ermordung Kallo«!'««. — Ich versuche Kallol! zu retten, — Kallo...........235 Achtzehntes Kapitel. Die neuesten Nachrichten aus Khartum. Der Rückzug der Sclaven. — Abfahrt von Gondotoro. — Der Nil von seinem Geheimniß befreit. — Die Victoria Quelle. - Die Theorie des Ptolemäus. ^ Nebenflüsse des wcißcn Nil. - Wirkung der abys- VIII Inhalt. Scitc sinischcn Flüsse. — Sclavcrci, — Die Machtlosigkeit europäischer Co» sulu. — Central Afrika ist der Schifffahrt geöffnet. — Central afrikanische Stäinme, — Spnrc» einer präadamitischen Schöpfung, — Sir Roderick Mnrchison's Theorien bestätigt. — Sir Roderick Murchison'o Rede , . 253 Neunzehntes Kapitel. Die schwarze Antilope. Eine Antilopenjagd. — Antllnft am Nildamm. — Beschaffenheit dei< Dammcö. — Durchfahrt dnrch dcu Damm. ^ Die Pest bricht aus, — Saat wird von der Pest ergriffen. - Saat stirbt. — Antnnft in Khartum, — Tic von der Pest angerichtete Verheerung. — Eine Finsterniß, die man greifen mochte. Eine eutsctzüche Ladung Sclaven. ^ Ma» hommcd Her wird bcstrcist. - Wir hättelt beinahe Schiffbrucl, gelitten. — Zwischen Katarakten gestrandet. — Aufbnich von Berbcr liach Suakim. ^ Eine Prügelei in der Wüste. — Bravo, Z<'ncb! ^ Wir setzen über die Berge. — Der erste Anblick des Meeres. — Antnnft in Suez. — AbMb von Afrika , . . .'.............270 Verzeichnis; der Illustrationen. 1. Der Murchison-Wasse!fall, vom Victoria-Nil oder Somerset-Fluß bis ^um Niveau deo Albcrtseeö ungefähr 1Ä> Fnst hoch. Titcllupfer dco zweiten Bandes. (Vergl. 2. Bd, S. 121.) 2. Mchcd,'l)tt. Antilope...............1.1 3. Eingeborene von Lira (I) nul> Madi (2) im kigcr zu Schoa . . 19 4. Meine Prüfung durch die Häuptlinge beim Eiuzug in Unyoro. — Beschlossen, daß ich „Spcle's Bruder" sei ...... 44 5. Die Abreise vou M'ruli nach dem Sce mit Kamrasi'S satanischer Bedeckung................. 68 6. Der Stnrm aus dem Albertsce............ 10^ ?, Der Baggcra ................. U1 ^. ^«p,'6l)g,'i'!'n nn«e<:wu8 ............. 111 9. Die Bcwillkommnung bei unserer Nncktehr nach dem i'ager in Schoa 221 w. Kopf des schwarzen Nachornö............ 233 11. Der Häuptling des ^'ira Stammes.......... 234 12. Scharmützel mit den Eingeborene».......... 246 13. Special starte vom Alben N'yanza nud den Neiseronten, die zu seiner im Jahre ltt^4 gcinachten lHlltdcckung führten. Am von l'vcn siall „Tobi^nzcriistcs" l^ft ,uan „Leichenwaglns". Zehntes Kapitel. Leben in Glilw. Ich habe Einfluß ans die ^eute gewouucn. -^. Katschiba wirb um Regen an» gefangen. — DaS Nesscumachcn. — Katschiba holt das Gutachten eiueö höheren Advoeaten ein. — Nachtwache für Elephanten, — Elephanten cr-legt. — Wilde Eber. — Aufbrnch nach dem Tüdm. - Der Asua»Fluß. — Vefchleichung der Mehedl'het Antilope, — Der türkische Fahndrich wird ge-tödtet, — Auwnft in Schoa, — Umgegend von Schoa. — Feldbau und Getreidespeicher. - „N'äder in Rädern." — Schwierigkeit beilu Anfbruch nach Süden. — Ein Morgenempfang in Fatiko. — Vrenzenlosc Pramccn. ^ Bctrllq des Führers. — Anknnft ain Vicioria-Nil. — Anlnuft in 3ii>.'ngll'i! i!ande. — T>ic Karuma-Wassersälle, — Schwierigkcitttt am Flnsse. — Der llcbcrgattg über den Flnf; ist vcrl'otcn. - Die Eingeborenen fiirch» ten sich vor Kamrasi. — Ich entschließe mich, allein ilbcr den Flus; zu gehen. ^ Die Uebcrfahrt bci Ätada. — Die Ein^el'orcuon sind mißtrauisch. — Die Frein'aurerei von Unyoro, ^lcngierde der Eingeborenen. — Das Nindenzem) von Ilnyoro. - Töpferarbeit der Eingeborcncn. — Die sslaschen-lürbissc werden als Modelle bcmcht. Ich werde flir Spetc'ö Vrlidcr er-tlärt. — Die Bedeckung fetzt über den Flnß. — Industrieerzcngnissc der Eingeborenen. - Marsch parallel mit dem Victona^iil. — Ätarsch nach der Hauptstadt. Kamrasi befürchtet Verrath. — Wir werden auf dem Marsche gefangen gefetzt, — Kamrasi macht eine Staatövisitc. — Der König- — Zusammenwust mit Äainrasi. — Wir wechseln Blut und werden Freunde. — Habsucht des Kömgö. — Ibrahim und seine Gesellschaft !'el> reu nach Nordeu zurück, — Die Dolmetscherin will nicht spreche«. — Kam< rasi's Chrouometer ist todt. Monate lnns^ schleppten wir, dnrch Fieber zu Grnnde gerichtet, in Obtw ein elendes Veben hi». Das Chinin war verbraucht, die Krankheit qnülte mich daher fast zn Tode, indem Äalrr, Der Älkcn ^i'yc>„)a. n. 1 I Ich habl' (iinstus; aus du' L^lit^ i^'N'onncn. sie in Zwischenzeiten von wenigen Tassen imlner wiederkam. Olncklicherwcise litt meine Fran nicht so sehr wie ich. Dessen ungeachtet hatte ich mich zur Neise nach Süden vorbereitet, und da zu Fuße zn reisen bei unserem schwachen Zustande unmöglich geweseil wäre, so hatte ich statt der Pferde drei Ochsen gekauft nnd zugeritten. Sie wurden „Beef", „Steals" und „Talg" genannt. „Beef" war ein prächtiges Thier, aber er war voll den fliegen gebissen worden und kam dadurch so herunter, daß ich seinen Nmncn in „Knochen" verwandelte. Wir waren znm Anfbruch bereit, nnd die Eingeborenen berichteten, daß früh im Januar der Asna sich werde durchwaten lassen. Ich war mit Ibrahim übereingekommen, daft er mir für Bezahlung in kupfernen Armbändern mit Trägern anshelfcn, nnb daß er mich mit hundert Mann nach Kamrasi's Vand (Unyoro) begleiten solle, nntrr der Bedingung, daß er seine 5/ente von allen Vergehen znrnckhirlte, nnd daß dieselben ganz in meinem Dienste stünden. Es war der Monat December, nnd während der neun Monate, die ich mit seiner Gesellschaft in Verkehr gestanden hatte, war es mir gelnngen, einen außerordentlichen Einfluß zu gewinnen. Obgleich mein Vager fast drei Viertelmeilcu von ihrer Zariba entfernt lag, so war ich doch viele Monate lang täglich belagert gewesen, indem sie Alles, was sie brauchten, von mir holten. Mein Lager war gewissermaßen ein allgemeines Magazin, das nncrschöpflich zu sein schien. Ich gab mit großer Gefälligkeit Alles, was ich hatte, und erwarb mir dadurch das Wohlwollen der Nänbrr, zumal da meine große Arzneikiste einen Vorrath an Apothekerwnaren enthielt, der mich in ihren Augen zu einem Arzte von höchster Bcdentnng machte. Mit meinen Patienten war ich sehr glücklich gewesen, und da die Arzneien, die ich in der Regel anwandte, der Art waren, daß sie eine ganz entschiedene Wirknng hervorbrachten, so sahen die Türken und Eingeborenen mit vollkommenem vertrauen auf sie. Die Wir- Tod meiner Deserteure. 3 kung des Vrechweinsteins vorhrr^nsagcn, war gewöhnlich nicht schwer, und er wnrde das Lieblingbmittel, uln das man fast täglich bat; eine Dosis von drei <^ran bczaubcrte den Patienten, und er verkündete stets ineincn iliuhm, indem er erwählte: „Er sagte mir, ich sei tränt, und bei ^lllah! er irrte sich nicht." Nach den» Brechwrinstein war daher ein großes (belaufe. In Debono's Vager waren viele Leute gestorben, darunter mehrere meiner Ueberlänfer, dir sich ihnen angeschlossen hallen, ^c'an brachte die Nachricht, daß in drei verschiedenen Gefechten mit den Eingeborenen jedesmal Ucberläufer uon mir getödtel worden seien, und meine Mannschaft sowohl als diejenige Ibrahim's nahm kciucn Anstand zu behaupten, das sei „(^ottrs Hand". Von Ibrahim's Manuschafl war, seitdem wir Valuta verließen, Niemand gestorben. Einen Mann, der dnrch eine ^an^e, welche ihm dnrch den Unterleib gestochen wurde, schwer verwundet worden war, hatte ich glücklich wieder hergestellt, uud die Handelsgesellschaft, die einst mich gern vernichtet hätte, schrie jetzt! „Was sollen wir anfangen, wenn der Eowar (Reisende) das Land verläßt?" Frau Baler war sehr artig gegen die Franen und Kinder der Händler wie der Eingeborenen gewesen, nnd wir hatten zusammen einen so günstigen Eindrnck gemacht, daß man sich bei jedem Streite stets an nn5 als Schiedsrichter wandte. Meine eigene Mannschaft war, obgleich träge, doch so vollständig an Mannszucht gewöhnt, daß sie nicht gewagt haben würde, ungehorsam gegen einen Befehl zn sein; sie blickten anf ihr früheres meuterisches betragen mit Erstaunen über ihre Kühnheit znrück und erklärten, sie fürchteten sich, nach Khartum zurückzukehren, da sie überzeugt seien, daß ich ihnen nicht verzeihen werde. Ich hatte Ibrahim versprochen, bei dem König von Unyoro meinen Einfluß zu oenveudeu, um ihm das Elfenbein jenes Landes zu uerschafseu; — ich war gut mit Perlen versehen, 4 Katschiba wirb um Negen angegangen. während Ibrahim keine besaß; um den Weg zu bahnen, war er daher von mir abhängig. Alles sah günstig «us, nud ware ich gesnnd und kräftig gewesen, so hätte ich mich an der Aussicht in die Zukunft erfrent; aber ich war schwach und fast nutzlos nnd von der Angst niedergebeugt, daß ich sterben nnd meine Fran dann allein sein könnte. Die Negen hatten aufgehört, nnd der wilde Wein war reif. Die Eingeborenen brachten ihn in großen Massen, nm ihn gegen einige Perlen umzutauschen. Die Beeren hingen in gewaltig großen Trauben, waren stets schwarz und groß, aber nicht saftig — der (Geschmack war gnt, der Nein höchst erquickend, und er förderte sicherlich meine Gesnndheit. Ich kelterte gegen zweihundert Pfnnd Beeren in dem großen, Donchebadc, bekam aber so wenig Saft nnd diesen so dick, daß die Weiubereitnng sich als mißlungen erwies. Er gohr, und wir tranken ihn auch, aber es war kein Wein. Eines Tages hörte ich in der Richtung von Katschibn's Residenz ein großes Getose, von Stimmen nnd Hörnerblasen. Ich schickte hin nnd ließ mich nach der Ursache erkundigen. Der alte Häuptling erschien selbst, nnd zwar sehr zornig und anfgeregt. Er sagle, sein Volk sei sehr schlecht, daß es einen so großen Värm nnd ihm Vorwürfe gemacht habe, weil er ihm nicht einige Regengüsse verschafft hätte, da die ^cute gern ihr Tullabnngetreioe säen möchten. Es hatte etwa vierzehn Tage lang nicht geregnet. „Nun," entgegnete ich, „Sie sind ja der Regenmacher; warum «geben Sie Ihrem Volke keinen Regen?" — ,Meinem Volke Regen geben!" sagte Katschiba. „Ich soll ihm Regen geben, wenn es mir keine Ziegen giebt? Cic kennen mein Volk nicht. Wenn ich thöricht genng wäre nnd ihm Regen gäbe, ehe es mir Ziegen giebt, so würde es mich verhungern lassen! Nein, nein! es mag warten — wenn es mir nicht Vorräthe an Getreide, Ziegen, Hühnern, ^')ams, Merissa nnd Allem, was ich Das Negenmachon. 5 brauche, bringt, so soll in Obbo nie wieder ein Tropfen Negen fallen! Unverschämte Thiere sind meine Leute! Wissen Sie, daß sie ausdrücklich gedroht haben, mich zn todten, wenn ich den Negen nicht bringe? Keinen Tropfen sollen sie haben! Ich werde das Getreide verdorren lassen und über ihre Heerden eine Senche bringen. Ich will diesen Lnmpen lehren, mich zn beleidigen!" Bei all' dieser Prahlerei sah ich, daß der alte Katschiba in großer Verlegenheit war und Alles darum gegeben hätte, wenn ein Regenguß gekommen wäre, daß er aber nicht wußte, wie er sich aus der Klemme Heransziehen sollte. Es war eine gewöhnliche Grille der Stämme, ihren Regenmacher, wenn cr t'riu Gluck hatte, zu opfern. Plötzlich änderte cr seinen Ton und fragte: „Haben Sie in Ihrem Lande auch Negcu?" Ich erwiderte, daß wir immer dann nno wann welchen hätteu. „Wic bringen Sie ihn hervor? Sind Sie ein Regenmacher?" Ich sagte ihm, in nnscrem Lande glaube Niemand an Regenmacher, aber wir verständen den Blitz (ich meinte die Elektricität) auf Flaschen zu ziehen. „)ch halte die meinige nicht in Maschen, sondern ich habe ein Haus voll Donner nno Blitz," entgegnetc er höchst kaltblütig; „wenn Sie aber können den Blitz ans Flaschen ziehen, so müssen Sie auch das Negenmachen verstehen. Was denken Sie, daß wir hente für Wetter bekommen?" Ich merkte sogleich die Absicht des schlauen alten Katschiba; er branchte den Rath eines Sachverständigen. Ich erwiderte, das müsse cr am besten wissen, da er ein ordentlicher Regenmacher sei. „Natürlich weiß ich's," antwortete er, „aber ich möchte gern hören, was Sie davon denken." „Nun," sagte ich, „ich denke nicht, daß wir anhaltenden Negen bekommen, aber ich deute, daß wir in ctwa vier Tagen einen starten Guß bekommen werden." (Ich sagte dies, weil ich bemerkt hatte, daß täglich Nachmittags sich Schäfchen am Himmel zusammenzogen.) „Ganz meine Ansicht!" sagte Katschiba voller Freude; „in vier oder 6 Katschibtt holt d,is Gutachton cines höheren Aduocaten ein. vielleicht in fünf Tagen gedenke ich ihnen einen Negcnguß zn geben; gerade einen Guß; ja, ich will jetzt gleich zn ihnen hinnntergeheu und den Lnmpen sagely daß, wenn sie mir noch diesen Abend einige Ziegen nnd morgen früh einiges Getreide bringen, ich ihnen in vier oder fnnf Tagen gerade einen Ne-gengnß geben will." Um seiner Ertlnrnng Effect zn verleihen, tutete er mehrere Male anf seiner Zanberpfcife. „Vcnntzen Sie in Ihrem Lande anch Pfeifen?" fragte Katschiba. Ich antwortete blos damit, daß ich einen so schrillen nnd betäubenden Pfiff anf meinen fingern hören ließ, daß Katschibn sick) die Ohren zustopfte, nnd in ein lächeln der Bewunderung verfallend, warf er uom Eingang der Hütte aus einen Blick nach dem Himmel, nm zn sehen, ob der Pfiff etwa eine plötzliche Wirkung hervorgebracht habe. „Pfeifen Cie noch einmal," sagte er, und noch einmal ließ ich mich hören gleich dem Pfeifen einer locomotive. „So ist's gut; wir werden ihn bekommen," sagte der schlaue alte Regenmacher, nnd stolz darauf, daß er anf so pfiffige Art über seineu Fall das „Gnwchten eines höheren Ad-vocaten" erlangt hatte, schlenderte er fort zn seinen uugedul-digen Unterthanen. In einigen Tagen vermehrte ein plötzliches Gewitter mit Regen und gewaltigem Donner >iatschiba's Ruf, und nach dem Negcnguß blieseu Hörner und schlugen Nogaras zu Ehreu ihres Häuptlings. Unter uus gesagt, meiu Pfeifen wurde als untrüglich betrachtet. Die Eingeborene» waren emsig, ihr neues Getreide zn säen, gerade als die letzte Saat reifte. Es schien nicht wahrscheinlich, daß sie für ihre Arbeit viel eincruteu würdeu, da die Elephanten, die eine genaue Kmntniß der Jahreszeit hatten, jede Nacht ihre Felder besuchten nnd den größten Theil verschlangen nnd zertraten. Ich war zu traut gewesen, um au das Schießen zu denken; denn es gab keine andere Methode dafür, als des Nachts Nachtwache füv (5k'pha,>tl'„. - 7 in den Tullabunfeldern zu wachen, weil durch das hohe l^ras, in welchem dic Elephanten sich aufhielten, nicht hindnrchzu-kominen war. Als ich mich etwas besser fühlte, nahm ich meiue Mannschaft, begab mich ans das etwa eine Meile vom Dorfe liegende Feld und grub ein Loch, in welchem ich zu wachen gedachte. Jene Nacht nahm ich Nicharn mit, und wir saßen zusammen in nnscrem engen Orabc. Die ganze Nacht hindurch ließ sich kein Laut vernehmen. Ich war gut in eiucn schottischen Mantel gehüllt, aber es stellte sich doch ein Anfall von Wechsel-ficber ein, und ich zitterte vor Frost, als ob ich mich in Lappland befände. In dem Grabe hatte ich mehrere Büchsen, unter anderen das ,,kleine Kind", das eine halbpfündige Knall-granate trug. Gegen 4 Uhr Morgens hörte ich in der Ferne einen Elephanten trompeten und befahl sofort Nicharn, Acht zu geben und mir die Ankunft der Elephanten zu melden. Es war im höchsten M'ad finster, aber Nicharn sank gleich darauf langsam nieder und sagte ganz leise: „Hier sind sie?" Ich nahm das „kleine Kind", erhob mich ganz ruhig, und als ich anfmcrksam lauschte, hörte ich deutlich, wie die Elephanten die Köpfe des Tnllabun abrissen und die knappcria.en Körner zerknirschten. Etwa dreißig Schritte von mir konnte ich die dunkelu (Gestalten der Hccrde erkennen, aber viel zu undeutlich, um schießen zn können. Ich stand da, mit den Ellbogen auf den Rand des Loches gestül.U und, die schwere Büchse in der Balance, auf eine günstige Gelegenheit wartend. Zum Schießen bei Nacht hatte ich ein Papierkorn eingerichtet, und ich versuchte mehrmals, die Visirlinic der Schulter eines Elephanten zu bekommen, aber vergeblich; das Korn konnte ich deutlich erkennen, aber nicht den Elephanten. Während ich die Hcerde beobachtete, hörte ich plötzlich dicht an meiner Linken trompeten und bemerkte , wie ein Elephant rasch gerade auf mein Grab zu spazierte. Ich wartete mit der Büchse an der Schulter, bis er 8 Ein Elephant erlegt. noch etwa zwölf Schritte entfernt war; dann pfiff ich; er blieb stchcu Ulid wendete fich rasch um, wodurch er feme Seite bloß-stellte. Ich nahm die Linie des Vorderbeins und feuerte uach der Schulter. Der furchtbare Vlih und Dampf von mehr als eiuein ^oth Pulver machte mich vollstäudiss blind, und die Nnck-wirknng der Finsterniß vermehrte die Undentlichkcit. Ich tonnte nichts erkennen; aber ich hörte einen schweren Fall, und einige Augenblicke später konnte ich ein Naschcln im Grase vernehmen, als die Heerde Elephanten sich in die Grasdschnngel zurückzog. Nicharn behauptete, der Elephant sei gefallen; aber ich hörte wieder ein Rascheln in dem hohen Grasdschnngel innerhalb hnndertnndzwanzig Schritt von mir, nnd dieses (Geräusch dauerte auf demselben Platz fort. Ich schloß daher, daß der Elephant sehr schwer verwundet sein mnsse, nnd daß er fich nicht von der Stelle bewegen tonne. Sehen tonnte man nichts. Endlich begannen die '^ögel zu zwitschern, und der „Grobschmied" (wie ich einen von denen nannte, die zuerst erwachten, nnd dessen zwei scharfe schallende Töne genau den Schlägen eines Hammel anf dem Ambos glichen) sagte mir, daß beinahe der Tag anbreche. Das Grauen des Morgens war eben erschienen, als ich Stimmen vernahm nnd Fran Baker mit einer Gesellschaft von Männern, die sie mit Messern und Aexten vom Dorfe herabgcbracht hatte, nnf dem Felde daherkommen sah. Sie hatte den Bonner der schweren wüchse gehört uud, da sie das Geschrei des „tteinen Kindes" und seine gewöhnlichen tödtlicheu Wirknilgen kannte, den Elephanten als erlegt betrachtet. Anch die Eingeborenen hatten den Htnall vernommen, und des Fleisches wegen begannen aus allen Gegenden sich Haufen von Menschen zn sammeln. Der Elephant war nicht todt, sondern stand etwa dreißig Fuß innerhalb des Gras-dschnngcls; in lnrzer M jedoch ertönte ein schwerer Fall als sein Todtengelänt, nnd der Vollshanfcn stürzte hinein. Es Grüße dor Elcphantcn, 9 war cm schöner Bulle, ilnd bevor ich ihn zu zerlegen erlaubte, ließ ich das Meßband holen. Es ergaben sich folgende Maß-verhültnisse: — Fuh. Zoll. Von der Spitze des Rüssels bis zum fleischigen Ende des Schwanzes.......26 '/^ Höhe von der Schulter bis znm Vorderfuß in senkrechter Linie........10 6V2 Umfang des Vorderfußes....... 4 40'/4 Länge des einen Stoßzahns in der Curve. . 6 l» Länge des andern Stoßzahns scl Hadam, des Dieners)........... 5 11 Gewicht der Ctoßzähne: W Pfund uud 6l) Pfund -- 149 Pfund. Dic albernen Behauptungen, die ich gelesen habe, daß die Elephanten bis zu fünfzehn Auß hoch würden, beruhen blos auf lächerlicher Unwissenheit. Ein ^uß machi in der Hohe eines Elephanten einen ungeheuern Unterschied; er erscheint unter seinen tleineren Kameraden wie ein Riese. Man betrachte nur ein sechzehn Handbreiten*) hohes Pferd gegenüber einem Pony von dreizehn Handbreiten, und man wird sich überzeugen, welchen Unterschied ein Fuß in der Höhe eines Vierfüßlers macht. Sowie die Vosnng gegeben wurde, stürzte der Volkshaufen auf den Elephauteu, uud gegen dreihundert Menschen machten einen Angriff auf den Leichnam mit Messern und ^an^,eu. Etwa ein Dutzend Männer arbeiteten inwendig, als befänden sie sich in einem Tunnel; sie hatten diese Oertlichteit gewählt, weil sie dem Fett näher lag, nach dein sie sehr lüstern waren. Einige Tage später versuchte ich den Grasoschungcl in ') l Handbreite -- 4 Zoll. 40 Wildo Schweine. Brand zu stecken, aber er wollte nicht vollständig verbrennen, sondern ließ versengte Stengel zurück, welche dnrch das Feuer noch zäher wurden. Am folgenden Abend machte ich einen Spaziergang über das verbrannle Terrain, nm mich nach B<>ild umzusehen. Elephanten hatten dir Stelle nicht besucht; aber während ich dahinwcmdcrte, ohne etwas zu erwarten, sprangen ein wilder Eber nild eine Sau aus dem Eingänge eines weiten Loches des Schuppcnthiew (Nniii«) oder großen schnppigrn Ameisenfressers. Auf diese Art überrascht, stürmte der Eber gan; unkluger Weise auf mich loü und wnrde sofort dnrch einen Schuß in das Rückgrat ans der kleinen Fletcher'schcn Büchse erlegt, während der lmle vanf seine (Gefährtin niederstreckte, die sich aber fast unmittelbar wieder erholte und in dem Grasdschungel verschwand; es gab indeß Schweinefleisch für die welche es gern aßen, nnd ich ging in das Lager und schickte eine Anzahl Eingeborene ab, um es nach Hause zu bringen. Die Bewohner von Obbo waren entzückt, da es ihr liebstes Wild-pret war, aber von meinen Lenten wollte Niemand das unreine Thier anrühren. Die wilden Schweine dieses Landes leben unter der Erde; sie nehmen Besitz von den Löchern, welche die Schnppcnthiere machen, vergrößern dieselben nnd richtn sich fühle und sichere Zufluchtsorte ein. Vis zum 'il. December fesselte mich ein schlimmer Fieberanfall an's Bett. Am 1. Zannar 1864 war ich tanm im Stande zu stehen und fast gänzlich erschöpft gerade in der Zeit, wo ich meiue Kraft brauchte, da nur in wenigen Tagen nach Süden aufbrechen wollten. Mein Ehinin war zwar schon lange alles verbraucht worden , aber ich halle zehn (^ran znrückbehaltcn, um mich znm Aufbruch fähig zu macheu, im Fall mich das Fieber znr Zeit der Abreise überfiele. Jetzt verschluckte ich meine letzte Dosis, niid am 'V Januar finde ich iu meinem Tagebuch folgeude Aufbnlch nach Süden. 11 Bemerkung: „Für morgen ist Alles zum Aufbruch bereit. Ich hoffe, das Jahr 1.W4 wird besseres Glück als das vergangene bringen, denn dieses war das verdrießlichste, das ich je erlebt habe, und voller Fieber. Ich gedenke jetzt in vierzehn Tagen Kamrasi's Land zu erreichen und ucm ihm direct nach dem See Führer zu erhalte». Mciu Latnka, gegen den ich sehr freundlich war, hat sich heimlich aus dem Staube gemacht. Diese Wilden sind Einer so schlecht wie der Nndere. Wenn sie Hunger haben, werden sie sich vor Ihnen schmiegen nnd kriechen, nnd wenn der Magen voll ist, laufen sie davon. Ich glaube, daß ein zehnjähriger Aufenthalt im Cndan nnd im hiesigen Lande selbst einen Engel verderben nud das beste Herz zu Stein machen würde." Es war schwer, Träger zu bekommen; ich ließ daher meine ganzen Sachen unter der Aufsicht zweier meiner Leute im Lager nnd entschloß mich, leicht zu reisen, ohne das Zelt, und außcr Munition und Kochgeschirr nur wenig mitzunehmen. Ibrahim ließ fünfuudvirrzig Mann in seiner Zariba zurück, nud am l>. Januar brachen wir auf. Frau Vaker ritt ihren Ochsen, aber der incinige war sehr scheu; ich lies; ihn daher mit den übrigeu etwa eine Meile weit treiben, um ihn au das Mcn-schengedrängc zu gewöhnen. Da ihm die Neisc nicht gefiel, so begab er sich plötzlich mit meinem englischen Sattel in's hohe Gras, und ich sah ihn nie wieder. In meinem schwachen Zustande mußte ich laufen. Wir waren noch nicht weit gegangen, als eine große Fliege sich auf Frau Paker's Ochsen gerade bei dessen Schwanz festsetzte; die Folge war ein so plötzlicher Schlag mit dem Beine nnd Sturz, daß der Ochse sie auf die Erde warf und bedeutend verletzte. Sie wechselte daher das Thier nnd ritt einen prächtigen Ochsen, den Ibrahim ihr mit großer Gefälligkeit anbot. Ich mußte bis zum Atabbi, etwa achtzehn Meilen weit, laufen; dies ivärc zwar bei gntcr «Gesundheit ein 42 Der Asua-Fluft. angenehmer Spaziergang gewesen, aber ich fand ihn ziemlich ermüdend. Wir bnwnakirten anf dem südlichen Ufer des Atalwi. Am nächsten Morgen kaufte ich, nachdem ich etwa acht Meilen weit gelaufen war, einem der Türken den besten Ochsen, den ich je geritten habe, für eine Doppelflinte ab. M war eine große Erleichterung, gnt beritten zu sein, da ich zu einer Fußreise ganz untauglich war. Um 4 Uhr W Minnten Nachmittags kamen wir in einem der Dörfer von Farüdjoke an. Der Charakter des Landes war ein ganz anderer geworden; anstatt der üppigen nnd überreichen Vegetation von Obbo befanden wir nns in einer schönen freien Landschaft, welche dnrch ihre wellenförmige Beschaffenheit von selbst entwässert wnrdc nnd das schönste niedrige Wcidcfntter in Ueberfluß hatte. Die verschiedenen Dörfer besaßen ungeheuer große Vichhcerde», aber sie waren alle weggetrieben worden, um sie zn verbergen, da man die Nachricht erhalten hatte, daß die Türken im Anzüge wären. Das Land war dicht bevölkert, aber die Eingelwrenen schienen sehr mißtrauisch. Die Türken begaben sich sofort in die Dörfer, durchsuchten die Kornspeicher nach Getreide, grnben die Yamswurzeln aus nnd langten sich Alles selbst zn, als ob sie ganz zn Hanse wären. Ich befand mich anf einem schönen (Grasplatz an dem sanften Abhang eines Hügels; hier traf ich Anstalt, die Nacht hindurch zn lnvonaliren. Von diesem Punkte aus kamen wir in drei Tagemärfchen durch schönes varkühnliches Land am Flusse Äsua an. Auf der ganzen Reiseroute von Farüdjoke her waren wir sanft abwärts gestiegen, nnd ich fand, daß dieser Punkt des Asua unter 5)" 12^ nördlicher Breite 2875 Fuß über dem Meeresspiegel, Ml l, Fuß tiefer als Farüdjoke lag. Der Fluß war hundertnndzwanzig Schritt breit, und von, Bett bis zur Spitze der senkrechten Ufer waren ungefähr fünfzehn Fuß. In der damaligen Jahreszeit war er fast trocken, und ein schmaler Kanal von etwa sechs Zoll Der Asua-Fluh. 13 Tiefe floß gerade durch die Mitte des im Uebrigcn erschöpften Flusses. Das Bett war sehr durch Felsen versperrt, und der Fall war so reißend, daß ich sogleich die Unmöglichkeit begriff, während der Negen über denselben zu setzen. Er bildete den großen Entwässcrungskanal des Landes, indem sein ganzes Wasser dem Nil zufloß, aber während der trockenen Monate war er höchst unbedeutend. Das Land zwischen Farödjokc und dem Asua war, obgleich lieblich, doch sehr dünu bevölkert, und die Mchedchet-Antilope. einzigen Dörfer, die ich sah, warm auf niedrige Hügcl von kahlem Granit gebaut, der in nngehenern Hänfen getrennter Bruchstücke dalag. Bei der Ankunft am Flusse nahm ich, wahrend die Mannschaft sich in dem hellen Strome wnsch, eine Büchse und spazierte am Nande hin. Ich bemerkte bald eine Heerde dl'r schönen Mehedlihet-Antilopcn, die in dem fetten, aber niedrigen Grase 44 Vcschlnchung der Meh^'chot-Antilope. einer Sandbank gerade in der Mitte des Flusses weidete. Als ich sie bis auf hnndertundzwanzig Schritt beschlichen hatte, bekamen sie Witterung von mir, hörten ans zu grasen und starrten mich mit gespannter Aufmerksamkeit an. Ich befand mich ans dem Hollen Ufer zwischen den Büschen, suchte mir sofort die grüßle an5 nnd feuerte, verfehlte aber mein Ziel. Sie eilten alle davon, diejenige ausgenommen, nach welcher ich schoh; diese blieb einige Angenblicke in Ungewißheit stehen; da traf sie der zweite Lauf der Fletcher'schen Büchse Nr, 24 in den Hals und streckte sie uieder. Als meine Leute die rasch auf einander folgenden zwei Schüsse hörten, kamen sie, von einer Anzahl eingeborener Träger begleitet, nach der Stelle gesprungen und waren erfreut, eiuc gute Lieferung Fleisch zu findeu. Die Antilope wog gegen fünfhundert Pfnnd und reichte zu einer guten Mahlzeit für die ganze Gesellschaft hin. Die Mehedöhct ist etwa dreizehn Handbreiten hoch und hat ranhcs braunes Haar wie der Samberhirsch von Indien. Unser Ruheplatz befand sich anf dem trockenen, felsigen Bett des Flusses, dicht an der Kante des seichten, aber hellen Wassers, das über die unebene Oberfläche dahinrieselte. Einige schöne Tamarindenbäumc gewährten den angenehmsten Schatten, und Alles zusammengenommen war es ein reizender Platz zum Bi-vouakiren. Obgleich in Obbo das Oras nicht dürr gcnng war, um zu brennen, in diesem Lande war es zu bröckligem Stroh geworden, nnd ich steckte sofort die Prairieen in Brand. Der Wind ging start, nnd wir bekamen ein großes Feuer, dessen knatternde Flammen gegen dreißig Fuß hoch emporschössen nnd mit einer so rasenden Wuth dahinfegten, daß innerhalb einer Stunde das ganze Land eine ununterbrochene Feuerlinie war. Von Vegetation blieb keine Spur übrig; das Land sah aus, als wäre es mit einem Leichcntnch von schwarzem Sammet bebeckt. Sowie ich von meiner Arbeit zurückkam, fand ich meinen Die Türken greifen ein Dorf nn. 15 Lagerplatz gut eingerichtet ^ Betten gemacht und eine gute Mahlzeit von Antilopensnppe und Kotelettes bereit. Als ich am nächsten Morgen erwachte, sah ich, das; die Türken während der Nacht alle verschwunden, nnd daß ich mit meinen beuten allein war. Vald daraus sagte man, daß sie abgereist wären, nm ein Dorf anzugreifen, itach ivelchem sie von einigen (nngeborcuen geführt wnrdcn, die sie von Far'djole her begleitet hatten. Ich nahm daher meine Büchse und spazierte, von zweien meiner Trüger begleitet, am Nande des Flusses hin, um mich nach Wild umzusehen. Obgleich das Land höchst angenehm war, indem es rillen von der Natur geschafsencn, gut bestandenen Part mit einem mitten hindurchströ'menden Flusse bildete, so waren doch wilde Thiere sehr sellen. Endlich sprang, als ich über einen Wasserriß ging, der den ^auf des Feuers gehemmt hatte, eine Antilope (Wasserbock) ans einer Vertiefung hervor; fie eilte durch das hohe Gras, stellte sich aber, während sie über die höchste Spitze eines kahlen kleinen Hügels setzte, einen Augenblick bloß und empfing aus der kleinen Fletcher'schen Büchse eiue Kugel iu's Hintcrviertel. Obgleich schwer verwundet, war sie doch für meine Eingeborenen, die sie etwa eine Viertelincile weit mit ihren Speeren «erfolgten, ^n flink. Diese Burschen gingen herrlich ihrer Spur nach, und wir fanden sie endlich in einem im Flusse befindlichen tiefen Teiche verborgen; sie wurde sofort in die andere Welt geschickt. Nachdem ich lange umhcrspa^iert war, ohne das; ich noch einen Schuß thun konnte, kehrte ich zu meinem Ruheplatz zurück, erfrischte mich durch ein Bad in dein kühlen Flusse nnd schlies so gesund, als ob ich mich in dem kostbarsten Bette in England befände. Am folgenden Morgen ging ich früh aus und schoß eine kleine Antilopen-Art. Kurz nach meiner Rückkehr zum Frühstück kam die Gesellschaft der Türken an und 1.6 D« türkische Fähndrich wird c^tödk't. brachte etwa dreihundert Stück Rinder mit, die sie vom Madistamme erbeutet hatte. Tie schienen nichts weniger als heiter zu sein, und ich hörte knrz darauf, daß sie ihren Fähndrich verloren hätten, der im Kampfe getödtet wurde, uud daß die Flagge in großer Gefahr gewesen und durch den Muth eines jungen Barisclaven gerettet worden sei. Die Fahne wurde vom Hauptcorps getrennt und von vier Eingeborenen angegriffen, die deu Fähndrich töoteten und die Flagge wegnahmen; sie wäre unvermeidlich verloren gewesen, hätte nicht der Bariknabe von etwa fünfzehn Jahren den vordersten Eingeborenen mit einer Pistole erschossen, ihm die Flagge aus den Händen gerissen und wäre mit derselben nach den Türken hingesprungen, vou deuen in jenem Augenblick Einige herankamen, so daß die Eingeborenen es nicht für klug hielten, ihren Vortheil zu verfolgen. Es waren eiue Anzahl Sclaven gefangen worden, nnler anderen mehrere junge Kinder, deren eines noch nicht sieben Zähre alt war. Diese unglücklichen Frauen uud Kinder, mit Ausnahme des letzteren, wurden alle mit einem langen ledernen Riemen am Halse zusammengebunden, so daß sie eine lebendige Kette bildeten, und unter Wachen gestellt, um sie am Entrinnen zn hindern. Dic Bari-Eingeborenen würden gute Soldaten abgeben, da sie weit muthiger sind als die meisten Stämme der Wilden. Die besten Männer unter der Gesellschaft Zbrahim's sind Baris. Unter ihnen befindet sich ein Knabe, Namens Nrnant; er ist der Tambour und rettete einst seinen Herru in einem Gefecht, indem er plötzlich auf mehrere Eingeborene, die denselben, während er nicht geladen hatte, angriffen, seinen Trommelklöppel wie eine Pistole anlegte. Da die Eingeborenen die entschlossene Haltung des Knaben sahen und glaubten, daß der Trommelklöppel eine Feuerwaffe sei, liefeu sie davon. Am I,".. Januar brachen wir bei Tagesanbruch auf, sticgeu während des ganzen Weges aufwärts und erreichten Schoa unter .'i" 4' nördl. Breite. Die UiiM'sselld uon Schoa. 17 Die gauze Reiseroute hatte denselben parkähnlichen Charakter ssehabt, mit dann und wann sich erhebenden Hügeln von schönem Granit, der in den nngehenrrn Blöcken aufgehäuft lag, welche für jenes Gestein so charakteristisch sind. Schoa war ein reibender Ort. Ein schöner Granitberg stieg in einem einigen Block mit jähem Absturz gegen 800 Fnß von seiner Grundflache empor, auf der Ostseite vollkommen abgebrochen, während die übrigen Theile des Berges mit schönen Waldbäumrn bedeckt und malerisch mit Dörfern besetzt waren. Dies Land bildete einen von dcr Natur geschaffenen Park, dnrch zahlreiche kleine Flüsse auffallend gut bewässert, mit schönen großen Bälimcn geschmückt nnd mit vielen hohen Felsen von Granit untermischt, die vun .verne den Eindruck zerstörter Burgen machten. Das Weidefutter war von vorzüglicher Güte und von derselben Art wie dasjenige von Farädjoke. Das Land war wellenförmig, und in jedem Thale befand sich ein kleiner Bach, der einen natürlichen l^ntwässerungskanal bildete. Die höher gelegene Landschaft war daher anffallcnd trocken lind gesund. Am Fnße des schroffen Berges angekommen, lagerten wir nns nnter einen: gewaltig großen Fedcrharzbanmc, der einen köstlichen Schatten gewährte; von dieser hohen Stelle hatten wir eine prachtvolle Aussicht auf die umliegende Landschaft und konnten etwa fünfundzwanzig Meilen gen West zu Nord am Fuße dcr Falorohügel die Lage von Debono's Lager sehen. Nach Casclla's Thermometer bestimmte ich die Höhe von Schoa auf 3877 Fuß — 1002 Fuß über dem Asuafluß und 89 Fuß tiefer als Farüdjoke. Diese Thcrmometerbeobachtungen stimmte» mit der natürlichen Beschaffenheit des Landes überein, indem der Asuafluß in einem tiefen Thale den Hauutentwä'sse« rungskanal bildete, welchem unzählige kleine Flüsse das Wasser von Norden und Süden zuführten. Indem daher der Asua Valcr. Dcr Albcrl N'yanza, II. 2 18 Die Umgegend uon Schoa. den Atabbifluß, welcher der Hauptentwasfernngskanal der westlichen Seite der Madiberge ist, uild das ganze Wasser des Madi- nnd Schoalandcs, nebst demjenigen ausgedehnter Münder gen 'Osten von Schoa, darunter die Flusse Tschombi n>id Udi»t aus ^ira nnd Umiro anfniinmt, nnrd er, so lange die Regen dauern, ein furchtbarer Gebirgsstrom uud führl dein ^l'il eine gewaltige Wasserinasse zu; da aber alle diese Bänder sich rasch mich Nordwesten neigen, so nimmt das Bett des Asua^ ftnsfes an der allgemeinen Neignng Theil und entleert sich nach dem Anfhören der Megen so schnell, daß der Asua nichts als ein gewöhnlicher ^luß luird. Vennittelst mehrfacher Beobachtungen bestimmte ich die geographische Breite von Schoa auf :;« 04" nördlich, die Länge auf ^2" 04' östlich. Wir befanden uns jetzt etwa zwölf Meilen südlich von Debono's Vorposten, Mloro. Das ganze Schoaland gehörte, wie man annahm, Mohammed Wat el Mek, dem Wekil Debono's, und wir waren zwischen ^arüdiote nnd diesem Punkte an der Asche mehrerer Dörfer vorübergezogen, die uon diesen Leuten verbrannt nnd geplündert wurden; das ganze Land war verwüstet worden. Einen großen Häuptling gab es in Schoa nicht; jedes Dorf hatte seinen besondern Ortsvorsteher, /früher hatte die Bevölkerung das tiefer liegende Terrain bewohnt, seitdem aber die Türt'en sich in ^aloro festgesetzt und die Nachbarstämme geplündert hatten, hatten die Eingeborenen ihre Dörfer verlassen und sich zur Sicherheit zwischen den Bergen niedergelassen. Ibrahim's Absicht war, die uon den Weißen-Nil-Händlern angenommenen (^rnndjätze zn durchbrechen nnd fich in Schoa fest-znschen, das, obgleich von Debono's Lenten in Anspruch genommen, einen vortrefflichen Stützpunkt für Unternehmungen nach dem unbekannten Süden hin bildete. Schoa war ein „Land, wo Milch und Honig floß"- Hühner, ^ii^cbcrcnc vou Lira (1) und Madi (2) im Lager zu Tchoa. Feldbau und Getreidespeicher. 19 Putter, Ziegen waren in Uebcrflnß vorhanden und lächerlich wohlfeil' Perlen standen in hohem Werth, da noch wenige bis in dies Land gelangt waren. Die Granen strömten in Schaa-ren herbei, uin Frau Baker zu sehen, brachten Geschenke an Milch und Mehl und erhielten dafür Perleu und Armbänder. Die Menschen waren in Sprache und Gestalt genau dieselben wie diejenigen von Obbo nnd Farudjoke, überaus mild in ihrem Benehmen, und eifrig bemüht, mit uns auf gutem Fuße zu stehen. Der Feldbau war in diesem Lande besser als Alles, was ich von demselben weiter nördlich gesehen hatte. Große Massen Sesams wurde» gebant nnd sorgsam gcerutet; die Ernte wurde eingebracht und in länglichen Gestellen von etwa zwanzig Fuß Länge und zwölf Fuß Höhe untergebracht. Diese waren unter einem Winkel von etwa sechzig Grad geneigt — die Kapseln der Sesamilftflauzeu auf einer einzigen Seite, so daß die Gestelle ungeheuren Bürsten glichen. Auf diese Art wurde die Ernte, ehe sie in den Speichern aufgeschüttet wurde, getrocknet. Bon den lchteren gab es zwei Arten — das mit Kuhmist beschmierte Flechtwerk, das nnf vier Pfählen rnhte und ein mit Stroh gedecktes Dach hatte — und eine einfache Vorrichtung, indem man eine starte Stange von etwa zwanzig Fuß Länge senkrecht in die Erde befestigte. Etwa vier Fuß vom Boden wird ein Bündel starkes und langes Schilf fest um die Stange gebunden; dann werden um dasselbe in Zwischenräumen Reife von sslcchtwerk gelegt, bis sie die Gestalt eines umgekehrten Regenschirms annehmen, der halb aufgespannt,ist; ist dieser mit Getreide gefüllt, so wird wieder frisches Schilf umgebunden und in derselben Weise fortgefahren, bis am obern Ende der Slange nur uoch einige Fuß frei sind; dann wird oben das Ganze mit Schilf bedeckt, das sicher mit Riemen festgebnuden wird. Der ganze Speicher hat die Gestalt einer Cigarre, ist aber nm die Mitte herum im Verhältniß dicker. 2* 30 „Näder in Nädern." Zwei Tage nach unserer Ankunft il> Schon machten sich nu-sere gangen Obbo'schen Träger heimlich davon. Sie hatten gc-hört, daß unsere Reise nach Kamrasi's ^al>d gehen sollte, und da sie von dem Schoavolte übertriebene Nachrichten von seiner Macht erhalten hatten, sich ;um Nnck^ug entschlossen, So wa ren wir denn auf einmal außer Stande, weiter ^n reisen, weun wir nicht von Schoa Träger bekommeit konnten. Dies war außerordentlich schwer, da Kamrasi hier betaunt und nicht beliebt war. Sein ^and war als „Qnünda" bekannt, und ich erkannte sogleich die Korruption von Speke's „Ugünda^. Die Selavin ,,Batschita^, die mir früher in Obbo so viel Auskunft über Kamrasi's Vand gegeben hatte, sollte unsere Dolmetscherin sein; aber wir hatten auch das <^Inck, eiuen sungen Menschen zu entdecken, der früher in Mloro bei Mahommed in Dienst gestanden, der ebenfalls die Sprache von Qniinda sprach und ein wenig Arabisch gelernt hatte. Zch entdeckte jetzt, daß die Sclavin Batschita früher im Dienste eines Häuptlings, Namens Sali. gewesen, der von Kamrafi getödtct worden war. Sali war ein freund Rionga's (Kamrafi's größten Feindes), und ich war von Spete geU worden, Nionga's Gebiet nicht ^u betreten, sonst werde alles Reisen in Unyoro abgeschnitten sein. ^ch sah dentlich, daß Batschita zn Gnnslen Nionga's, als eines Freundes des ermordeten Sali, war, von welchem sie zwei Kinder gehabt hatte, daß sie höchst wahrscheinlich mit dem Führer insgeheim niUerhandeln werde, lind daß wir ;u Nionga anstatt zn Kamrasi geführt werden winden, l^s gab „Näder in Nädern."*) Zetzt wnrde erfühlt, daß im vergangenen Jahre, unmittelbar nach Spet'e's nnd (^rant's Abreise von (^ondotoro, als Debono's Leute mich ans die bereits geschilderte Weise im Stich gelassen hatten, dieselben direct zu Rionga marschirt mären, ') Hcscticl > Pfund), wenn er anf alle iMllc mit mir zu Kamrasi vordringen nnd mir Trager aus Schoa verschaffen wolle. Ibrahim benahm fich anffallend gut. Ich hatte schon feit einiger Zeit einen großen Einfluß anf ihn 22 - Fatiko. gewonnen, und er hing so vollständig von meiner Allsicht ab, daß er sich bereit erklärte, Alles z>l thnn, was ich ihlii rieth. Ich bat ihn daher, seine Mannschaft zusammenzurufen und alle diejenigen, welche nicht geneigt wären, uns zu folgeu, in Schoa zu lassen. ^ch traf sogleich Anstalt zum Aufbruch, damit nicht ein neuer l^icdankc nnserc>n stets argwöhnischen l^efolgc in die Kopse kommen und die Erpedition verderben möchte, Träger zu bekommen war schwer, und ich gab Alleo auf, was nicht unbedingt nothwendig war — unsere letzten weiligen Pfnnd Neis und Kaffee, und felbst das große Douchebad, jenes Sinnbild der Civilisation, an dein ich sogar noch festgehalten hatte, als da5 Zelt zurückgelassen wnrdr, 3lm 18. Januar 1.W4 verließen wir Schoa. I"ie reine Luft jenes Landes hatte uns gestärkt, und meine Kräfte hatten so zugenommen, daß ich die freudige Aufregung einer Abfahrt nach unbekannten Bändern geuoß. Die Tlirten tannten nach Süden keinen Weg; ich übernahm daher die ^ührnng der gangen «Gesellschaft. Ich hatte mit Ibrahim eine bestinimte Ueber-eintunft getroffen, daß Kamrasi's Land mir gehören solle; keine frevelhafte Handlung wurde gestattet; Alle sollten unter meiner Regierung steheu, und ich stand ihm für wenigstens lM (^an-taren Stoßzahne ein. Acht Meilen angenehmer Marsch durch das gewöhnliche parkühnliche Land brachten uns ^u dein Dorfe Fatiko; es lag auf einem prächtigen ,^clsenplatean auf hohem Terrain, mit schönen <^l'aniltlippen, die eine Hochebene mit herrlichem (^ras begrenzten, welche eine Rennbahn gebildet haben würde. Die hohen Felsen waren mit Eingeborenen bedeckt, die auf der äußersten Kante saßen wie ein ,vlug Raben. Wir machten Hall, um unter einigen schönen Banmen zu Ein Morgcm'Mpfang in Kaliko. 23 ruhen, die zwischen großen vereinzelten Granit nnd kneift-blocken standen. In kurzer Zeit versammelten sich die Eingeborenen nm nus hernm. Sie waren uugemein freundschaftlich nnd bestanden darauf, mir nnd Frau Baker persönlich vorgestellt ^n werden. Nir sahen u»5 daher genöthigt, einen Morgenempfang zu halten; nicht die passive nnd kalte europäische Ceremonie, sondern ein höchst actives Unternehmen, da jeder Eingeborene, der vorgestellt wurde, das Selaam seines Bandes machte, indem er meine beiden Hände ergriff nnd meine Arme dreimal in ihrer vollen Ausstrecknng über meineu Kopf emporhob. Nachdem wir etwa hnndert Fatikos den Willen gethan' hatten, uns dieser Straft zu unterziehen, und unsere Arme wenigstens je einer dreihundertmaligeu Ausstreckung untcrworfeu worden waren, gab ich den Befehl, sofort bie Ochsen zu satteln, und wir entrannen jedem weiteren Beweis Fatikoscher Viebe, der sich schon vorbereitete, da Massen von Eingeborenen die Felsen hcrab-strömten nnd sich beeilten, vorgestellt zu werden. Trotz der Strapaze der Ceremonie gewann ich diese armen Menschen sehr lieb^ sie hatten eine Quantität Merissa und zu uuserem Vesperbrot ein Schaf zubereitet und baten uns, darauf zu warten und, bevor wir aufbrachen, es zu genießen; aber die pumpeude Thätigkeit ciues halben Dorfes, das wir noch nicht durch eine Vorstellnng befriedigt hatten, war zu viel; wir bestiegen unsere Ochsen und sagtcu mit schmerzende», Achseln Fatiko Adieu. Als wir den malerischcu Felseuhügcl von Fatiko herab, stiegen, kamen wir in ciu ganz anderes ^and. Wir hatten jetzt ein endloses Meer von Prairiecu vor uns, die bis zum Horizonte eine Neihe sanft wellenförmiger Erhöhungen uud Vertiefungen bedeckten, welche sich von Osten nach Westen neigten. Außer den Dolapepalmeu gab es keine Bäume; jcue standen zcrstrent in laugen Hwischenräumeu auf der hcllgelbeu Ober- 24 Grc»,Mlose Pnnvicm, fläche von hohem l^ras. Der Weg war schmal, aber gut, nnd nach einstündigem Marschc machten wir an den Ilfcrn cincs tiefen und hellen Stromes, des Un-y-am6, Halt fnr die Nncht. Dieser Strom hat das ganze Jahr hindnrch Wasser, nnd da er viele kleine Flüsse ans Schoa aufnimnN, so bildet ev nnihrend der Regenzeit einen bedeutenden (^ebirgsstronl nnd vereinigt sich unter Z" l^^ nördlicher Breite an der l voll Signor Miani, dem ersten Neisendcn, der je bei Nilforschnngen von Aegl)ptcn ans bis zu einein so weit liegenden Pnnkt gelangte, erreichten (Grenze mit dein Nil. Es gab kein Hok, noch Mist von Thieren, mn Feuer ^n machen; so gingen nur deim, da mir kein Brennmaterial hatten, ohne Abendessen ;u H^ett. Obgleich die Sonne wahrend des Tages ziemlich heiß war, die Nächte waren doch so kalt (etwa l)l)" Mhrcnb.), daß wir kanm schlafen konnten. .Hwei Tage lang nnirschirten wir dnrch iel'va zelin ,^-nß) hohes dürres Gras; da gestattete eine helle Nacht eine Beobach-tnng, nnd die Meridianhöhc der ^apella ergab die geographische Breite 2" 4!V .'i7". Es war interessant, in diesen: grenzenlosen Prairicmeere nnsern fortschritt nach Süden zu beobachten. Am folgenden Tage verlor nnser Führer den Weg- eine große Elcphantcnheerde hatte ihn verdnntclt, indem sie Hnndcrtc von Pfaden in allen Nichtnngcn trampelte. Der Wind ging stark von Norden, nnd ich schlllg vor, dnrch Anznndnng der Prairicen das Land nach Süden zn lichten. In den Thal-grnnden zwischen den wellenförmigen Erhöhungen gab es zahlreiche liefe Sümpfe, nnd als wir an einer dieser grünen Dellen ankamen, steckten wir das <^ra9 ans der gegenüberliegenden Seite in ^rand. ^n wenigen Minntcn branftees vor nno, nnd wir genossen den großartigen Anblick, wie die grenzenlosen Prairieen gleich höllischen Regionen loderten nnd rasch einen Neg nach Süden lichteten. Flnge von Bussarden nnd die schönen Spielarten der Fliegenfänger drängten sich zn dem dichten Nanche, Vetruss von T^'it^n dee» Mhrcis. , 25 um die unzähligen Insectcn zu erbeuten, die dem nahenden Feuer zu entrinnen versuchten. In etwa einer Stnndc marschirtcn wir über die schwarze und rauchende Erde hill, alle Augenblicke todten Stummeln lodernder Palmbäume begegnend, bis wir endlich einen zweiten Sumpf erreichten. Dort hatte das Feuer in seinem ^'aufe nach Süden eine Grenze gefilnden, indem es durch das hohe grüne Schilf gehemmt worden war, und wüthete nach Osten nild Westen. Wieder mnßte das langweilige Verfahren vorgenommen werden, nnd anf der gegenüberliegenden Seite des Sumpfes wurde das (^ras an m'elen Stellen in Brand gesteckt, währeud wir warteten, bis der gelichtete Weg hinlänglich abgekühlt war, um den Marsch zn gestatten. Wir waren vollkommen schwarz, da der Wind Aschenschaner brachte, die wie Schnee fielen, aber uns in Mohren verwandelten. Von der Stunde au, wo wir Fatiko verließeil, war ich zu Fuße vorangegangen; denn da fünf Tagemürsche lang zwischen jenem Orte und Kamrasi's Residenz das Vand unbewohnt war, so setzte die Mannschaft mehr Vertrauen darauf, daß ich nach dem Kompaß steuerte, als sie zu dem eiugeborenen Führer hatte. Ich war überzeugt, daß wir betrogen wurden, und das; die Frau ^atschita den Führer angewiesen hatte, uns nach Rionga's Residenz zu bringen. Daher bat ich jene Nacht, als <5anopus im Meridiane stand, unsern Führer, durch eiucn Stern die Richtn>tg des Karmna-Wasserfalls zl> bezeichilen. Er zeigte sofort auf (^anopus. Ich wußte onrch Speke's Karte, daß dies die Richtung von Rion-ga's Inseln war, und beschuldigte ihn des Vetrugs. Er schien in hohem (^rade erstaunt, fragte mich, „wozu ich einen Führer branchte, wenn ich den Weg wüßte?" und gestand, daß der Karumafall „etwas östlich von dem Sterne" läge. In jenem Augenblick nnd bei m'elen anderen Gelegenheiten dankte ich Spet'e und Grant fur die starte, welche sie mir in so großmüthiger 26 Sümpfe. Weise gegeben hatten, Es ist meine grölte Freude gewesen, ihre große Entdeckung vollendet zn haben nnd ^cngniß abzulegen für die Nichtigkeit ihrer Karte nnd ihrer Beobachtungen nberhanpt. Der Marsch war I> ochst ermüdend! den Tag hindnrch kam wenigstens alle halbe Stunden rin Sumpf, nnd an jedem derselben hatten wir die größte Mühe, die Ochsen zn treiben, die sich bis über die Sattelgurte im Schlamme befanden. Ein Sumpf war so tief, daß wir das Gepäck stückweise dnrch ;wölf Mann anf einem Angarrp hinübertragen mußten-, meine ^ran, die derselben Operation nnterworfm wnrde, war >n schwer, und die Leute kamen wieder mit ihr zurück, weil es nnausführ-bar war. Ich stellte mich daher freiwillig ^u Diensten und trug sie auf meinem Rücken hinüber; als wir nns aber in der Mitte des Sumpfes befanden, gab der zähe Grund nach; ich sank nnd blieb unbeweglich fest stecken, während sie wie rin Frosch in dem schlammigen Wasser zappelte. Durch die vereinigten Anstrengungen mehrerer Männer wnrde ich wieder herausgezogen nnd sie dadurch anf's Trockene gebracht, daß fic durch den Sumpf geschleppt wurde. Wir marschirten jeden Tag über zehn Stunden, so groß waren die Verzögerungen beim Uebersetzen über die Moräste nnd beim Wegräumen der Grasdschungel, indem wir sie verbrannten. Am m'erten Tage verließen wir die Prairieen nnd tamen in einen herrlichen Wald. Dieser war ebenfalls so mit hohen» Gras verstopft, daß es unmöglich war, vorwärts zn gehen, ohne die vorans liegende Gegend anznbrcnnen. Eine Zeit lang hatte en teinrn Schein von einem Wege gegeben, nnd die einzigen seichen von Wild, die wir gesehen hatten, waren die fährten von Elephanten nnd einer großen ^üffclheerdc; das ^cner l,atte alle wilden Thiere ans der Umgegend verscheucht. Plötzlich ergriff mich ein ,>ieberanfall, und ich sah mich genöthigt, mich vier bis fünf Stunden lang nntcr einen Banm zu legen, bis Ankunft am Victoria-Nil. 27 der stärkste Ansall vorüber war, wo ich dann, schwach und zu nichts tauglich, mich wieder auf meinen Ochsen setzte und wei-ter ritt. Am 22. Januar sahen wir bei Sonnenaufgang uon einer hohen Stellung im Walde aus eine dichte Nebclwolke, die in einem entfernten Thale hing nnd die Gegenwart des Somcrsetsiusses bezeichnete. Der Führer versicherte nns, daß wir den Flnß an diesem Tage erreichen würden. Ich theile aus meinem Tagebuche die Bemerkung mit, die ich bei jener Gelegenheit niederschrieb: — „Wir marschirten « Stunden lind 30 Minuten und erreichten den Somcrsetflnß oder weißen Victoria-Nil. Ich machte nie eine so langweilige Reife, woran die Verzögerungen Schuld waren, die durch Gras, Ströme nnd tiefe Sümpfe herbeigeführt wurden; aber seitdem wir den Wald erreichten, waren diese Hindernisse nicht mehr so zahlreich. Viele Fährten von Elephanten, Nashörnern und Büffeln; aber wir sahen nichts. Etwa achtzig Fuß über. dem Flusse machten wir Halt; Höhe über dem Meeresspiegel nach Beobachtung Ii.^04 Fuß. Ich ging zum Flusse, um zu sehen, ob die andere Seite bewohnt sei; sah auf einer Insel zwei Dörfer; die Eingeborenen kamen in einer Eanoe herüber nnd brachten den Bruder Nionga's mit; der Führer hat uns, wie ich während der Reise gefürchtet hatte, direct nach Nionga's Land gebracht. Auf der Nordseite des Flusses ist Alles unbewohnter Wald, voller Büffel- lind Elephanten-Fallgruben, in welche schon drei unserer Rinder gefallen sind, darunter mein schöner Ncitochse, der sich dabei so verstaucht hat, daß er unbrauchbar geworden ist, „Die Eingeborenen vermutheten anfangs, wir wären Ma-hommed Wat el Mek's Leute, als sie aber sahen, daß sie sich geirrt hatten, wollten sie keine Auskunft geben und sagten blos, der See sei nicht weit uon hier. Sie ertlärten, „sie wären 28 Ankunft in Rwllssa's Lande. Freunde von Mahommcd's Leuten, die Kamrasi angegriffen hätten, nnd da Nionga dessen ^eind fei, so sei er ihr Verbündeter geworden." ^ch mns; jetzt sehr vorsichtig sein, damit nicht die Nachricht, dcch ich mich in Rionga's Lande befinde, zu Ka»u-rasi gelangt, was alle Aussicht, in Nuyoro zu reisen, abschneiden würde. ,,Die Sclavin Batschita instrnirte heimlich den Führer, >lns zu Rionga austatt zu Kamrasi zu bringen, genau wie ich uer-muthet hatte. Der Karnmafall liegt einen Tagemarsch östlich von demselben, lmd an diesem Punkte nlüsscn wir den ^luß überschreiten. M tonnte eine deutliche Beobachtung der (ia-pella machen; ihre Mcridianhöhe geigte die geographische Breite 2° 18' nördlich." Von Rionga's ^euteu konnten wir keine Lebensmittel bekommen; sie kehrten nach ihrer Verhandlung mit Batschita aus ihre Insel zurück und versprachen, uns einige Paradicsfeigeu nnd einen Korb Mehl zu senden; aber als sie sich in Sicherheit znlüctgezogen hatten, schrieen sie, „wir tonnten, wenn wir wollten, zu Kamrasi gehen, aber uou ihnen würden wir lciueu Beistand erhallen." Am frühen Morgen brachen wir nach Karmna auf. Dieser Theil des Waldes war volllommcn frei, da etwa drei Wochen znuor das <^ras von den Eingeborenen war weggebrannt worden uud die jungen Schößlinge der Weinftöcke eben erst aus dcn versengten Wnrzeln zum Vorschein kamen. Unter anderen Pflanzen gab es eine Masse stacheligen Spargel, von dem ich einen ,^orbuoll sammelte. Nichts gi»g über die Schüuheit des Marsches. Unser Weg durch deu herrlichen Wald lief parallel mit dem ^lnsse, der nnter uns zur Nechlen in einer Reihe von Stromschnellen und Wasserfallen zwischen hohen Klippen brauste, welche mit Haiuen von Bananen uud Palmenspielarten bedeckt waren, unter deueu sich die graziöse wilde Dattel— das sichere Der Karuma-Vasserfall. 29 Zeichen entweder einer Marsch oder eines Flusses — befand. Der Victoria-Nil oder Somcrsctflnß war etwa 4l)<> ^llst breit. Dic Klippen ans der südlichen Seite waren höher als die anf der nördlichen, indem sie sich etwa ^l)s> Fnst über dem Flusse befanden. Diese Höhen standen gedrängt voll Eingeborenr, die sich aus den zahlreichen Dörfern gesammelt hatten, welche die zwischen Pisanghainen liegenden Klippen schmückten. Cie waren mil Speeren lind Schilden bewaffnet, Die Pevölkernng lief parallel mit nnserer Vlarschlinic nnd schrie lind gesticnlirte, als ob sic nns abschrecken ivollr, über den ^luß zu kommen. Nach einem höchst gennftrrichen Marsch dnrch den aufregenden Schauplatz des herrlichen ,vlnsses, der über unzählige Wasserfalle stürbe ^ nnd an vielen Stellen mit ,velseninseln geschmückt war, ans welchen sich Dörfer nnd Pisanghninc befanden — näherten wir uno endlich dem Karumafall dicht an dem Dorfe Atiida, das obcrlinlb der ,vahrr lag. Die Höhen waren mit Haufen Eingeborener beseht, nnd eine (^anoe wnrde so weit nach nnscrer Seite Hern hergesandt, dast wir mit einander unterhandeln konnten; denn day Vransen der Stromschnrllen lieh unsere Stimmen nur anf tnr^' Entfernung vernehmen, ^atschita erklärte nun, daß ,,Speke's Bruder auö smlem ^ande angekommen sei, um Kamrnsi einen Besuch zn machen, und »ir dir schwindlige Höhe erstiegen hatte, den beuten znznschreien, daß ,,auch eine englische Dame, mein Weib, angekommen sei, nnd daß wir sofort dem König nnd seiner Familie vorgestellt zu werden wünschten, da wir gekommen wären, ihm für seine freundliche Behandlung Speke's und Grant's zn danken, die wohlbehalten in ihrem Vatrrlande angelangt wären." Nachdem dies auseinandergesetzt und mehrere Male wiederholt worden war, fuhr die Canoe an's Ufer heran. Ich befahl allen uuseren beulen, sich zurückzuziehen nnd sich zwischen den Pisangbüschen zn verbergen, damit die Eingeborenen nicht durch eine so imponirende Macht erschreckt werden möchten, wahrend Frau Baker uud ich Kamrasi's Leuten, welche Mäuner von einiger Bedeutuug waren, allein entgegen-fchritten. Als sie dnrch das hohe Schilf an's ^and kamen, erkannten sie sofort die Aehnlichkeit, die mein Vart und mein Ansehen überhaupt mit demjenigen Speke's hatte, und ihre Ve-willtommnnng entfaltete sich sogleich durch das höchst ausschweifende Tanzen nnd l^esticnliren mit tanzen uud Schilden, als ob sie einen Angriff beabsichtigten; sie stürzten auf mich los mit den Spitzen ihrer Vanzcu, die bis dicht an mein Besicht gestoßen wurden, nnd schrieen uub sangen in großer Aufreguug. Ich machte jedem von ihnen ein beschenk mit einem Perlenhalsband und legle ihnen meinen Wunsch dar, ohne Verzug Kamrast vorgestellt zu werden, da Speke sich beklagt habe, daß ") Ein Platz in Vundon mit Nelson's Dmkmal, Anm, d, Uebers. Der Ul'bcrganss über den Fluß ist uorlwton. ,^1, er fünfzehli Tasse hingehalten nwrdeu sei, ehe der König sseruht habe, ihn zu scheu; wenn das geschahe, werde uie wieder ein Engländer ihn besuchen, da mau cineu solchen Empfang als eine Beleidigllng ansehen müsse..... Der Vorsteher erwiderte, er sei überzeugt, daß ich teiu 'Betrüger sei' aber gauz klir^ uach Speke's und (braut's Abreise int vorigen Jahre seien iu ihrem Namen eine Anzahl Leute angekommen uud hätten sich als ihre größten freunde vorgestellt; sie seien über den '^luß gefahren, auf Kamrasi's Befehl gut aufgenommen uud ^um ^eicheu der Freundschaft mil Elfenbein, Sclaven lind ^eopardenfellen be schenkt worden; aber sie seien abgereist und plötzlich mit Riou-ga's Leuteu zurückgekehrt uud hätten dlV) Dorf augegriffen, ill welchem sie so gut aufgeuommen worden wären; uud als das Land sich versammelt hätte, nm sich ihnen zu widersetzen, seien von Kamrasi's Venteu gegen dreihundert Mann im Gefecht ge-tödtet worden. Der König habe deshalb den Befehl gegeben, daß bei Todesstrafe kein fremder den ^lich überschreiteu solle. Er fuhr fort: als sie uusere Vcntc Hütten am ,vluß hinutarschi-ren sehen, hätten sie geglaubt, es sei dieselbe Gesellschaft, welche sie früher angegriffen; sie seien vorbereitet, sich ihnen zn widersetzen, und hätten eincu Boten zu Kamrasi gesandt, der sich drei Tagemärsche uon Karnma in seiner Hauptstadt M'ruli befinde; bis sie eine Antwort erhalten Hütten, werde rs unmöglich seiu, uus drn Eintritt in das Land zu gestatten. Er versprach, sofort einen zweiten Boten abzusenden, um den König zu benachrichtigen, wer wir waren, aber bis ;u seiner Rückkehr müsNeu wir sicherlich warten. Ich erklärte, wir hätteu uichts zu essen, uud an einer solchen Stelle zu bleiben, werde sehr nnbeanem seiu; den entwickelten Verdacht hielt ich für höchst unbillig, da sie doch sehen müßten, daß mein Weib und ich weiße Menschen wäreil wie Sveke und Grant, da hingegen diejenigen, welche sie be- 32 Die Eingeborenen fürchten sich vor Kamrasi. trogen hätten, einer ganz andern Race angehörten, indem sie Alle entweder schwarz oder brann gewesen seien. Ich sagte ihm, daft es nicht viel zn bedeuten habe; ich hätte sehr schöne Gescheute, die sür lammst bestimmt wären-aber ein anderer großer König werde dieselben nnr zn gern annehmen, ohne mir Hindernisse in den Weg zn legen. Ich würde daher mit meinen Geschenken wieder umkehren. Zn gleicher Zeit ließ ich einen hübschen persischen Teppich, etwa fünfzehn Fnß im (Geviert, als eines der für den König bestimmten Geschenke entfalten. Die prachtvollen Farben brachten, als der Teppich auseinandergelegt wnrdc, einen allgemeinen Ausruf der Vewuuderung hervor. Ehe noch die Wirkung des Erstaunens vorüber war, hatte ich einen Korb ausgepackt und anf ein Tnch einen Hänfen prächtiger Halsbänder gelegt, die ivir während nnseres Aufenthaltes in Obbo aus den auserlesensten Perlen zurechtgemacht hatten, deren viele so grosi wie Schnellkäulcheu waren nnd mit jeder Farbe des Regenbogens glänzten. Der Iuwelengarten von Aladdin^ wundervoller Lampe Hütte keine verlockendere Wirknng hervorbringen können. Perlen waren in Kamrasi's Lande äußerst selten; die wenigen, die vorhanden, waren von Zanzibar gekommen, nnd alle, die ich auslegte, waren völlig nenc Arten. Ich erklärte, ich hätte noch viele andere Geschenke, es sei aber nicht nöthig, dieselben auszupacken, da wir im Begriff ständen, wieder mit ihnen nm-znkehren und einen andern König zu besuchen, der einige Tagereisen von hier lebe. „Gehen Sie nicht; gehen Sie nicht fort," sagten der Vorsteher nnd seine Geführten. „Kamrasi wird —." Hier legte eine nicht mißzudeutcnde pautomimische Haudlnng, was sie meinten, besser als Worte dar; sie warfen ihre Köpfe weit zurück, sägten mit den Zeigefingern quer über ihre Kehlen nud machten dabei entsetzliche Grimassen, welche das Abschneiden der Kehlen andeuteten. Ich tonnte mich über den Schrecken, Der Kllmmawasserfall. HZ den meine Drohung, mit den beschenken wieder umzukehren, hervorgebracht hatte, des Lachens nicht enthalten. Sie erklärten, Kamrasi werde sie nicht nnr llmbringen, sondern das ganze Dorf Atiida zerstören, wenn nnr umkehrten, ohne ihn besucht zu haben, aber er werde sie vielleicht genau auf dieselbe Weise bestrafen, wenu sie nns ohne besondern Befehl überführen. ,,Machen Sie, was Sie wollen," erwiderte ich; „wenn meine Gesellschaft nicht bis zu der Zeit, wo die Sonne jene Stelle am Himmel erreicht (ich zeigte nach der Stellung, welche sie nm etwa 3 Uhr Nachmittags einnehmen mußte), übergefahren ist, so werde ich umkehren." In einem Zustande großer Anfre-'gung versprachen sie, auf der andern Seite eine Berathung zu halten nnd zn sehen, was sich thnn ließe. Sie fuhren nach Atüda zurück nnd ließen die ganze Gesellschaft, einschließlich Ibrahim's, in größter Verlegenheit — sie hatte nichts zu essen, vor sich einen unpassirbaren Flnß und im Nucken fünf Tagemärsche unbewohnter Wildniß. Als wir Atiida gegenüberstanden, lag der Karumawasser-fall etwa neunhundert Fuß links uon nns. Er war sehr unbedeutend, nicht über fünf Fuß hoch, aber höchst regelmäßig, da ein Fclscnrncken, über den er hinabficl, sich wie eine Mauer quer über den Flnß zog. Der Wasserfall lag genau an der Biegung des Flnsses, der von jenem Punkte an sich plötzlich nach Westen wandte. Der ganze Tag «erging damit, daß wir dem auf den Höhen an der gegenüberliegenden Seite des Flusses versammelten Volks-hanfen nnscrc friedlichen Absichten znschricen und zugesticulirtcn, aber das Voot kam erst lange nach der festgesetzten Zeit zurück. Selbst dann näherten sich die Eingeborenen nnr so weit, daß mau sie hören konnte, ließen sich aber durch nichts bewegen, zu landen. Sie erklärten, unter den Leuten auf der andern Seite herrsche eine getheilte Ansicht; Manche wären dafür, uns Äalcr, Dcr Uldcrt N'yauza. II. . Zannar. — Paradicsfeigcn, Bataten und Eier wurden in großen Massen geliefert. Den Eingeborenen macht es viel Spaß, daß nur die Eier, ehe niir sie kanfen, im Wasser prüfen. Paradiesfeigen erhalten wir drei für eine kleine Perle. Der Vorsteher wird hente erwartet. Vergangene Nacht kam von Kamrasi eine höfliche Botschaft an, in der er uns ein-lnd, nach seiner Hauptstadtzu kommen, nnd sich entschuldigte, daß er außer Stande sei, in Person zu erscheinen. Diesen Morgen wird gemeldet, daß die von Kamrasi gesandte Streitmacht sich noch eine Stunde Marsches von Atöda befinde. „Am Mittag kam der Vorsteher mit einer großen Anzahl Männer an, von drei Speke'schen Deserteuren begleitet, deren einer von Kamrasi zum Häuptling ernannt nnd mit zwei Weibern beschenkt nwrden ist. „Ich empfing sie stehend; nach ganz genauer Vesichtignng wurde ich für „Epeke's leiblichen Bruder" erklärt uud Alle waren befriedigt. Die Sache war indeß noch nicht vorüber; viel Gerede nnd ein nochmaliger Verzng von vier Tagen wurde für nothwendig erachtet, bis der König anf die befriedigende Botschaft, die man eben absenden wollte, antworten werde. Ich verlor alle Geduld nnd lief Sturm, indent ich sagte, Kamrafi sei reiner Stanb, während ein weißer Mann im Vergleich zu ihm ein König sei. Ich befahl, mein ganzes Gepäck sofort zur Canoe zu schaffen, und erklärte, daß ich augenblicklich in mein Vaterland znrückkehrcn würde, daß ich einen Menschen, der so gan; und gar keine Lebensart habe, nicht sehen möge, nnd daß nie wieder ein weißer Mann sein Königreich besnchcn werde. „Die Wirknng war ^anberhaft! Ich stand hastig auf, nm fortzugehen. Die Häuptlinge baten flehentlich und erklärten, Kamrasi werde sie alle umbringen, wenn ich zurückginge. Um Mcmc Prüfung durch die HäupNiugc bcim ^in^u^ ln Unuovc, BcsäUosscn, daß ich „^pckc's Prud^i," scl. Die Bedeckung scht über den Fluß. 45 dieses Unglück zu verhindern, ließen sic insgeheim die (. Februar. — Alle meine Träger sind davongelaufen, da sie gehört haben, das; der Sec so weit entfernt sei; ich habe keinen einzigen Menschen mehr, um mein Gepäck zu tragen. Sollten wir nicht im Staude sein, den Asua-fluß zu überschreiten, ehe das Hochwasser eintritt, so werden wir noch ein Jahr lang an dieses abscheuliche ^and gefesselt sein, an Fieber tränt niid ohne Arznei, Kleider ,md ^cbensmittel." „Den 17. Februar. — Vergangene Nacht hatte ich Fieber. Regen, wie gewöhnlich, und Schlamm dazu. Einer von Kamrasi's Ortsvorstchcru, dessen Zunge ich durch beschenke löste, sagt mir, daß er in zehn Tagen bis zum See gegangen sei, um Salz zu taufeu, und daß ein mit Salz bcladener Mann in fünfzehn Tagen zurückgehen könne. Gott weiß, ob es wahr ist! Ich habe keine Zeit zu verlieren, während Kamrasi mich auf die verdrießlichste Weise hinhält. „Heute kam Kamrasi. Wie gewöhnlich, konnte er Alles brauchen, was ich hatte, und bestand darauf, daß ich ihm meinen Degen, Uhr nnd Kompaß schenken solle, was ich ihm Alles entschieden verweigerte. Ich sagte ihm, er habe mich getäuscht, indem er behauptete, es waren bis zum See sechs Monats-reiscn, während ich wüßte, daß es nur zehn Tage seien. Er antwortete grob: „Gehen Sie hin, wenn Sie wollen; aber schieben Sie die Schuld nicht auf mich, wenn Sie nicht zurückkommen können; es ist zwanzig Tagemärsche; Sie mögen es glanben oder nicht, wie es Ihnen beliebt." Ans meine Frage, auf welche Art ich mir Träger verschaffen könne, gab er keine Antwort, außer daß er um meinen Degen und um meine schöuc kleine Fletcher'sche Büchse bat. „Ich begab mich ärgerlich in meine Hütte zurück. Diesen Nachmittag kam ein Bote vom König mit vicruudzwanzig kleinen 58 Des Königs Habgier. Stückchen Stroh, die etwa vier Zoll lang geschnitten waren. Diese legte er behutsam in eine Neihe und sagte, so viel habe Speke Gescheute gegeben, während ich nur zehn gegeben hätte, wobei die letztere Zahl bedachtig dnrch zehn Stückchen Stroh deutlich gemacht wurde; er wüusche zu wissen, „warum ich ihm nicht eben so viele gäbr, als er von Speke erhalten habe?" Dieser erbärmliche, habgierige, lügnerische Feigling ist dennoch ein König, nnd der Erfolg meiner Expedition hängt von ihm ab." „Den 20. Febrnar. — Trübe, wie gewöhnlich; weder Sonne, Mond noch Sterne wollen sich zeigen, (Glücklicherweise kann man hier Milch bekommen. Ich lebe von Buttermilch. Kamrasi kam und gab Ibrahim als Geschenk zwanzig Elephan-tcustoßzühne. Es geht das Gerücht, daß Debouo's Leute unter Nas-Galla's Befehl sich abermals in Nionga's Nesidcuz befinden ; dies hat ihn furchtbar in Schrecken gesetzt." „Den 21. Februar. — Diesen Morgen war Kamrasi so höflich, uns zu erlauben, die Marsch, das Mosquitonest und Fieberbett, wo wir in Gefangenschaft waren, zu verlassen; wir setzten nach der andern Seite des Flusses Kafur über und quartierten uns in M'ruli ein. Ich besuchte ihn, und nach einer langen Berathschlagung versprach er, mich morgen nach dem See abzusenden. Ich nahm sofort meinen Degen nnd Gürtel ab uud schenkte sie ihm, indem ich erklärte, daß ich, da ich jetzt von seiner Freundschaft überzeugt sei, mir ein Vergnügen daraus machte, ihm meinen Degen als einen Beweis meiner freundschaftlichen Gesinnung anzubieten, denn ich legte die Selbst-vertheidiguugswaffe in seine Hand und vertraute mich seinem Schutze au. Zum Beweis für die Härte der Klinge erbot ich mich, den stärksten Schild zu durchhaneu, den er ausweisen könnte. Das machte ihm erstaunliche Freude. Ich hoffe uun im Stande zu sein, die Stelle der Vereinigung des Somerset Ibrahim und seine Gesellschaft kehren nach Norden znnick, 59 mit dem M-wutan N'zigö in Magungo zu erreichen, von dort aus in Schon Ibrahim einzuholen uud nach Gondokoro weiter zu eilen, wo von Khartum aus ein Boot auf mich warten wird. „Ibrahim und seine Mannschaft traten diesen Morgen ihren Rückmarsch nach Karuma an und ließen mich mit einer kleinen Gesellschaft von dreizehn Mann hier. „Gelingt es mir, den See zu entdecken, so werde ich Gott von Herzen danken. Die Strapaze, Angst, die beißenden Aergernisse, die ich mir bei meiner Verbindung mit den Türken täglich habe müssen gefallen lassen, nebst unserem jetzt beständigen Unwohlsein, sind hinreichend, auch die Constitution eines Elephanten zu zerstören. Jeden Tag muß ich geben! — den Türken geben! — den Eingeborenen geben! Leihe ich den Türken etwas, so ist es eine Beleidigung, wenn ich um dessen Rückgabe bitte. Gin einziges übereiltes Wort Hütte können mein Boot umwerfen, und nuu habe ich zwölf Monate laug reden, erklären, drcssiren und die unvernünftigen Thiere hierherführcn müssen, wie ein Kutscher, der mit scheuenden Pferden fahrt. Haufen von Geschenken an Ibrahim, verbunden mit einer lebhaften Schilderung der Vortheile, die er durch Eröffnung eines Handels mit Kamr-asi erlangen werde, führten ihn endlich in dieses Land, das ich ohne seine Hülfe nicht hätte erreichen können, da es für mich unmöglich gewesen wäre, ohne Rinder mir Träger zu verschaffen. Die Träger habe ich bis Karuma für einen Lohn von sechs kupfernen Ringen pro Kopf für jede Tagereise stets vou ihm erhalten. Jetzt habe ich mit ihm ausgemacht, daß er für mich dreißig Stück Rinder in Schon zurücklassen soll; ich werde daher, falls er nach Gondokoro aufbrechen sollte, ehe ich nach Schoa gelange, im Stande sein, mir Träger zu uer-schaffcu, und zeitig genug ankommen, um das erwartete Boot zu treffen. „Bis zum heutigen Tage waren astronomische Beobach- 60 Die,Tol»u'tschcriii will nicht sprachen. tnngen unmöglich, da ein dicker llcbcrzug von Schiefcrfarbc den Himmel ucrdunt'cltc. Heute Abend konnte ich cine gute Beobachtung des Canopus machen, n'clche die geographische Breite 1/' 38^ nördlich ergab. Mit (5asella's Thermometer bestimintc ich die Höhe des Somerset in M'ruli anf 4061 Fuß über dem Meere; er zeigte also zwischen diesem Punkte und der Stelle unterhalb des Wasserfalle bei Karüma anf eiue Strecke von ^7 englischen Seemeilen einen Fall von 65 Fuß. „Gerade als Ibrahim diesen Morgen Abschied nahm, mußte ich mir die Sclavin Vatschita als Dolmetscherin sichern und ihre Freiheit mit drei Doppelflinten erkanfrn. Ich sehte ihr anseinander, daß sic nnn frei sei, daß ich wünschte, sie möchte während mcines Anfcuthaltcs in Unyoro die Dolmetscherin machen, und daß ich sic dann bei meiner Nückkehr vom Sre in ihrem Vatcrlande Tschopi zurücklassen würde. Weit entfernt, sich über die Veränderung ihrer Lage zu freuen, bedauerte sie den Verlust der Türken uud wurde im höchsten Grad mürrisch, obgleich meine Frau sie mit Perlen herausputzte und ihr einen ncucn Rock gab, um sie in gute ^aiinc zn bringen." „Den 32. Februar. — .^amrasi versprach, mir Träger zu senden, und daß wir heute nach dem See aufbrechen sollten, aber ich sehc keine Spur, daß er dazu Anstalt macht. Auf diese Art werde ich hingehalten, wo i^'dcr Tag so kostbar ist. Dazu kommt noch, daß die Frau, die ich als Dolmetscherin habe, nicht sprechen will; sie ist das tückischste Individuum, das ich je antraf. Am Abend ließ mir Kamrasi sagen, er werde mir morgen früh eiucn Führer und Trüger gcbeu. Auf ihn kaun man sich unmöglich verlassen." Nachdem man uns einige Zcit hingehalten halte, wurden wir endlich von Kamrasi mit einem Besuch beehrt; er war von einer Anzahl seiner keilte begleitet und versprach, daß wir am folgenden Tage aufbrechen sollten. Er bezeichnete einen Haupt- Kamrasi's Chronometer ist todt. 61 ling und einen Führer, die uns unter ihrer Aufsicht haben und daraus sehen sollten, daß wir Alles, was wir brauchten, erhielten. ,Hum Schluß bat er, wie gewöhnlich, um mciuc Uhr und um eine Anzahl Perlen. Die letzteren gab ich ihm, nebst einer Quantität Munition zu seinen (bewehren. Er zeigte mir eine schöne Doppelbüchse von ,,Blissctt," die ihm Speke gegeben hatte, ^ch wünschte mir dieselbe zu verschaffen, um sie bei meiner Rückkehr nach England Speke zu geben, da er mir in l^ondotoro gesagt hatte, wie er sich habe von ihr und vielen anderen Gegenständen schmcrzlicherweise wider scineu Willen trennen müssen. Ich erbot mich daher, ihm zum Umtausch der Büchse drei gewöhnliche Doppelflinten zu geben. Das lehnte er ab, da er den Unterschied in der l^üte »^cht wohl bemerkte. Dann brachte er einen großen silbernen Chronometer hervor, den er von Speke erhalten hatte. ,,Er sei todt," sagte er, ,,u»d er wünsche, daß ich ihn wieder herstellte." Ich erklärte ihm, daß dies unmöglich sei. Da gestand er, daß er seinen Len-ten dessen Construction und die Ursache des „Tickens" mit Hülfe einer Nadel auseinandergesetzt, und daß er seitdem nie wieder getickt habe. Ich bedauerte, daß ich solche „Perlen vor die Sau geworfen" sah, wie die Büchse und den Chronometer in den Händen Kamrasi's. So hatte er Spete und (^rant, ehe er ihnen gestattete, weiter zu reisen, Alles abgcplündert, was sie besaßen. Die Raubgier der Häuptlinge der verschiedenen Stämme ist es, was eine afrikanische Forschungsreise so schwierig macht. Jeder Slamm wünscht Ihren ganzen Schah au werthvollcu Sachen, ohne welche der Reisende völlig hülflos sein würde, allein in Anspruch zu urhmen. Die Schwierigkeit, Träger zu bekommen, beschränkt den Betrag des (Gepäcks; ein gegebener Porrath muß demnach eine bestimmte Zeit hindurch reichen; ist Ihr Vorrath zu Ende, so hört mit der Möglichkeit, zu geben, 63 Schwierigkeit beim Reisen. die Expedition auf. Es ist daher außerordentlich schwer, die Ausgabe so einzurichten, daß man alle Parteien befriedigt und immer uoch genug übrig behält. Da man von allem Verkehr mit der Welt völlig abgeschnitten ist, so giebt es keine Möglichkeit, Beistand zu erhalten. Der Neiseudc ist, uutcr dem Schutze der göttlichen Vorsehung, gauz auf sich selbst augewiesen und muß sich und seine Mittel den Umständen anpassen. Elftes Kapitel. Der Hufbruch nach dem See. Der König nimmt Abjchicd. — Kamrasi's Antrag. — DeS Königs Entschul-digung.'— Kamrast'ö satanische Escorte. — Dic Flucht bci eiucm Fliiitm-schnß. — Einc unangeuehluc Escorte. — Ncbergang über dcn Kafur, — Unglück. — Trübsal. — Die Spitzaxt, Der Tag des Aufbruchs kam endlich an; der Häuptling und Führer erschienen, und wir wurden nach dein Flusse Kafur geführt, n>o Canoes in Bereitschaft standen, nm uns nach der südlichen Seite hinüberzufahren. Das war nach unserem alten Quartier auf der Marsch! Der gerade Weg nach dein See ging westlich, und ich war völlig auf eine Täuschung gefaßt, da mau Kamrasi unmöglich trauen tonnte. Ich betlagte mich beim Führer und bestand darauf, daß er nach der Richtung des Sees hinzcigc. Er wies nach der Gegend, wo er wirtlich lag, nach Westen, erklärte aber, daß wir einige Tage lang dem südlichen Ufer des Flusses Kafur folgen müßten, da ein unvassirbarer Morast vorhanden sei, der einen geraden Weg hindere. Dies schien kein genügender Grund zu sein, und die ganze Geschichte sah verdächtig ans, da wir schon früher getäuscht worden waren, indem wir an derselben Stelle über den Fluß geführt wurden und man uns nicht gestattete, zurückzukehren. Wir wurden nun etwa eine Meile weit an den Ufern des Kafur hingeführt, bis 64 Der König nimmt Abschied. wir in einer Gruppe von Hütten ankamen. Hier mnßten wir auf Kamrasi warteu, der versprochen hatte, von uns Abschied zu nehmen. Die Sonne brannte gewaltig; wir stiegen von unseren Ochsen ab und suchten Schutz in dein Schuppen eines Grobschmieds. In etiva einer Stunde kam Kamrasi an, von einer beträchtlichen Anzahl Männer begleitet, und setzte sich mit in unsern Schuppen, Ich war überzeugt, daß sein Besuch blos bestimmt sei, der Zwiebel das letzte Blatt abzuschälen. Ich hatte ihm schon fast Alles gegeben, was ich hatte, aber er hoffte, ehe ich abreiste, das Ganze herauszupressen. Er begann die Unterhaltung fast sofort mit der Bitte um eiit hübsches, mit Silberglöckchen befranstes, gelbes türkisches Mnslintnch, das Fran Vater auf ihrem Kopfe trug. Eines derselben hatte ich ihm bereits gegeben, und ich setzte ihm auseinander, daß dieses das letzte noch übrige sei, nnd daß sie es branche..... Er „mnßtc" es haben..... Gs wurde gegeben. Dann bat er noch um andere Tücher. Wir hatten buchstäblich uichts mehr als einige ganz zerrissene Handtücher. Er ließ keine Entschuldigung gelteil und bestand daranf, daß ein Mantelsack ausgepackt werde, damit er sich durch deu wirklichen Augenschein überzeugte. Das Gepäck, das alles reisefertig war, mußte aufgeschnürt nnd nntcrsncht werden, uud die Lnmpen wurden der Reihe nach ansgclegt; aber die Ausstellung der Hauswüsche war so jämmerlich und uneinladcnd, daß er sie einfach zurückgab und sagte, „die passe nicht für ihn." Perlen mnßtc er haben oder ich war „sein Feind." Es wurde ihm sofort eine Answahl der besten Opalperlrn gegeben. Ich erhob mich von dein Steine, auf welchem ich saß, und erttärte, daß wir augenblicklich aufbrechen ntüßteu. „Veeilen Sie sich nicht," erwiderte er, ,,Sie haben Zeit genng; aber Sie haben mir jene Uhr noch nicht gegeben, die Sie mir versprachen.".... Dies war meine einzige Uhr, um die er während mciues Aufenthaltes iu M'ruli Uebereinkommen mit dem König. 65 jeden Tag gebettelt, und die ich ihm stets verweigert hatte. Gin so hartnäckiger Bettler war mir noch nie vorgekommen. Ich stellte ihm uor, daß ohne die Uhr meine Reise nutzlos sein werde, daß ich aber, wenn die Forschung vollendet sei, außer der Uhr ihm Alles geben wollte, was ich hätte, da ich, wenn ich direct nach Gondokoro zurückkehrte, nichts branchen wnrde. Zugleich wiederholte ich ihm, daß er versprochen habe, mich reisen zu lassen, und bat ihn, mich nicht zu täuschen, da meine Frau und ich, wenn nur gezwuugen wären, noch eiu Jahr in diesem Lande zu bleiben, sterben würdeu, indem wir dann die jährlich in Gondokoro ankommenden Voote nicht träfen. Wir hatten folgendes Neberein kommen getroffene er sollte mir bis zum See Träger geben; dort sollten mir Canoes zur Verfüguug gestellt werden, nm mich nach Magnngo zn bringen, das an der Mündung des Somerset lag. Von Magungo aus, sagte er, würde ich den Nil sehen, der dicht an der Stelle, wo der Somerset eintrete, aus dem See heransfließc; die Canoes sollten mich den Fluß hinabbringen nnd von dem nächsten Pnnkte ans Trager meine Sachen nach Schoa tragen nnd mich ohne Verzng in meiner alten Station abliefern. Kam er dieser eingegangenen Verpflichtung nach, so hoffte ich von Schoa aus Träger zu bekommen und Gondokoro zeitig genug zu erreichen, nm die jährlich ankommmdeu Boote zu treffen. Ich hatte angeordnet, daß von Khartum her ein Boot gesandt werden sollte, um mich in diesem Jahre, 16^4, frühzeitig in Goudokoro zu erwarten; aber ich war überzeugt, daß, wenn ich lange anfgehalten wurde, das Boot ohne mich zurückkehren werde, da die Leute sich fürchteten, nachdem die anderen Boote Gonookoro verlassen hatten, allein dort zu bleiben. In unsrem jetzigen schwachen Zustande noch ein Jahr ohne Chinin in Ceutral-Afrika zu bleibeu, schien uuscr sicherer Tod zu sein. Es drehte sich darum, Zeit zu gewinnen; Alles, Baler, Der Albert N'Yauza. n. 5 66 Kamrasi's Antrag. was vor uns lags war unbetretcner Voden nnd die Entfernung ganz ungewiß. Ich zitterte il,n incinc Fran und erwog dic Gefahr, wenn wir noch ein Jahr in diesem schrecklichen.Lande bleiben mußten, falls wir die Boote nicht mehr fanden. Mit der selbstaufopfcrndcn Liebe, die fic bei jeder Prüfung gezeigt hatte, bat sie inich dringend, ihretwegen nicht an Gefahren zu denken, sondern vorwärts zu dringen und den See zu entdecken — sie sei entschlossen, nicht eher zurückzukehren, als bis sie deu „M-wutan N'zigö" erreicht habe. Ich ersuchte jetzt Kamrasi, er möge uns erlauben, Abschied zu nehmen, da wir anch nicht eine Stunde zu verlieren hätten. Er antwortete auf die kaltblütigste Weise: ,,Ich will Sie nach dem See und nach Schon senden, wie ich versprochen habe; aber Sie müssen Ihr Weib bei mir lassen!" In diesem Augenblick wurden wir vou einer großen Anzahl Eingeborener umringt, nnd mein Verdacht, daß, als wir über den Kafur geführt wurdcu, Verrath im Spiele war, schien sich durch diese unverschämte Forderung zu bestätigen. Wenn dies das Ende der Expedition sein sollte, so war ich entschlossen, daß es auch das Ende Kamrasi's sein müsse; ich zog ruhig meinen Revolver, hielt ihm denselben bis auf zwei Fuß auf die Brust, sah ihn mit uuverhohlcuer Vcrachtnng au und sagte, wenn ich den Drücker berührte, könne feine ganze Mannschaft ihn nicht retten, und wenn er noch einmal wage, diefe Beleidigung aus-zusprcchcn, würde ich ihn auf der Stelle crschi-eßen. Zugleich erklärte ich ihm, daß in meinem Lande solche Unverschämtheit zu Blutvergießen führen würde, daß ich ihn abev als einen uu-wisscuden Ochscu ansähe, der nichts Besseres kennte, und daß diese Enlschuldigung allein ihn retten könne. Meine Frau, die natürlich entrüstet war, hatte sich von ihrem Sitze erhoben und hielt ihm, wüthend von der augenblicklichen Aufregnng, eine kleine Nede in arabischer Cpmche (von welcher er kein Wort Des Königs Entschuldigung. 67 verstand), wobei sie ein Gesicht machte, das fast cbcn so liebenswürdig war wie das Haupt der Medusa, Ter ganze Auftritt machte ihn völlig bestürzt; die Frau Batschita, obgleich eine Wilde, hatte die ihrer Herrin zugefügte Beleidigung zu der ihrigen gemacht und zog ebenfalls gcgen Kamrasi los, indem sie die bccomvlimentirende Anrede, welche „Medusa" soeben gehalten hatte, so genau als sie konnte, übersetzte. Ob dieser kleine Theaterstreich Kamrasi solchen Nesuect vor der Selbstständigkeit britischer grauen eingeflößt hatte, daß er wünschte von seinem Handel zurückzutreten, weiß ich nicht, aber er sagte mit einer völlig bestürzten Miene: ,,Seien Sie nicht böse! Ich hatte, als ich um ihr Weib bat, nicht die Absicht, Sie zu beleidigen; ich will Ihnen ein Weib geben, wenn sie eines brauchen, und ich glaubte, Sie würden nichts dagegeu haben, mir das Ihrige zu gebeu; ich habe die Gewohnheit, den Männern, die mich besuchen, hübsche Weiber zu gebeu, und ich dachte, Sie würben vielleicht tauschen; machen Sie leinen Lärm darüber, die Sache ist abgemacht; ich werde es uie wieder erwähnen." Diese sehr praktische Entschuldigung nahm ich ganz trotzig au und bestand nur auf unserer Abreise. Er schien ziemlich betroffen darüber, daß er sich compromittirt hatte, nnd um es wieder gut zu machen, rief er seine Leute und befahl ihnen, unsere Lasten zu tragen. Seine Mannschaft befahl einer Anzahl Frauen, die sich ans Neugierde versammelt hatten, das Gepäck auf die Schultern zu nehmen und es bis zum nächsten Dorfe zu tragen, wo sie würden abgelöst werden. Ich half meiner Frau auf ihren Ochsen und wandte mit einem sehr kalten Adieu für Kamrasi äußerst froh M'ruli dcu Nucken. Die Gegend war eine ungeheure Fläche Grasland, mit kleinen Dörfern und Batatrnsteckcn untermischt. Die Bataten waren in Folge des Mangels der Entwässerung von sehr geringer Güte. Etwa zwei Meilen weit blieben wir am Ufer des ü* 68 Kamrasi's satanisch,.' Bedeckung. Flusses Kafnr. Die Frauen, die das Gepäck trugen, gingen in keiner Ordnung, und meine kleine Mannschaft zerstrente sich sehr, indem sie sich bemühte, sie zusammenzubringen. Wir näherten nns einem ansehnlichen Dorfe; aber gerade als wir an dasselbe hinankamen, stürzten etwa sechshundert Männer mit Lanzen und Schilden herans, heulend nnd schreiend wie eben so viele Dämonen. Für den Augenblick glaubte ich, es wäre ein Angriff, aber ich bemerkte fast unmittelbar, daß grauen nnd Kinder mit den Männern vermischt waren. Meine Mannschaft hatte das Gedränge von Menschen, die sich jetzt, die Speere schwingend und mit einander einen Schcintampf eröffnend, in größter Eile näherten, nicht so kaltblütig in Aligenschein genommen. „Es giebt ein Gefecht! es giebt ein Gefecht!" rief meine Mannschaft aus; „wir werdeu angegriffen! fencru Sie nach ihnen, Hawaga!" ,^>n wenigen Secnnden sedoch überzeugte ich sie, daß es eine bloße Parade nnd daß leine Gefahr vorhanden sei. Mit einem Sturz, gleich einer Henschreckenwoll'e, waren die Eingeborenen rings nm nns, tanzten, gesticnlirten und schrieen vor meinem Ochsen, stellten sich, als wollten sie nns mit Speeren nnd Schilden angreifen, ließen sich dann in Scheingefechte mit einander ein nnd benahmen sich, als wären sie alle toll. Ein sehr schlanker Hänptling begleitete sie. Einer von ihrer Mannschaft wnrde plöylich niedergestoßen, von dem Voltshanfcn mit Stöcken nnd Vanzcn angefallen und blieb mit Blnt bedeckt auf der Erde liegen. Was er begangen hatte, er-fnhr ich nicht. Die ganze Schaar war höchst grotesk herausgeputzt; sie waren entweder m Vcoparden^ oder in weiße Affenfelle getlcidet, an welche sie hinten Kllhschwänzc gebnnden hatten; anf die Köpfe waren Antilovenhörncr gesetzt, während ihre Kinne falsche Värtc schmückten, welche sie ans den zusammen, genähten buschigen Enden von Knhschwanzen gemacht hatten. Alles zusammengenommen, sah ich nie eine nnnatürlicherc Nottc Tic Abreise von M'nlN nach dcm ^cc mir ^tainvasis sacaiuschcr BcdcMmg. Die Flucht bei einem Flintenschuß. 69 von Geschöpfen; sie waren vollkommene Illustrationen zu den Vorstellungen, die ich in meiner Kindheit von den Teufeln hatte — Hörner, Schwänze und Alles, mit Ausnahme der Hufe. Sie waren unsere Escorte! uou Kamrasi gestellt, uns nach dem See zu begleiten. Zum Glück für alle Vctheiligten waren bei dieser Gelegenheit die Türken nicht bei uns, sonst wäre die satanische Escorte, als sie so uugestüm vorrückte, um uns mit ihren abgeschmackten Kuustleistungen zu bccomplimentiren, sicherlich mit einer Salve empfangen worden. Wir marschirtcn bis 7 Uhr Nachmittags über plattes, un-auzichendes Land und machten danu iu einem erbärmlichen Dorfe Halt, welches die Bewohner «erlassen hatten, weil sie unsere Ankunft erwarteteu. Am folgenden Morgen hatte ich viele Mühe, unsere Escorte zusanuneuzubriugcn, da sie iu der ganzen Umgegend fouragirt hatte. Dieses ,,Negimmt Teufel" war ein Theil von Kamrasi'Z Truppeu nud hielt sich für berechtigt, auf dem ganzen Marsche nach Belieben zu plündern. Nach einigem Verzug jedoch sammelte es sich, und sein schlanker Häuptling näherte sich mir und bat, es möchte der Merkwürdigkeit halber ein Gewehr abgefeuert werden. Die Escorte hatte sich lim uns herumgedrängt, uud da der Kuabe Saat dicht bei mir stand, so befahl ich ihm, sein Gewehr abzufeuern. Dies war Saat's größtes Vergnügen, uud puff! ging der eine Lauf gauz unerwartet dicht an des schlanken Häuptlings Ohre los. Die Wirkung war reizend. Der schlanke Häuptliug, der glaubte, er sei verletzt, hielt sich mit beideu Händen den Kopf nnd stürzte durch den Menschenhaufen, der, von plötzlichem panischen Schrecken ergriffen, in allen Richtungen davon eilte, wobei die „Teufels-trupueu" über einander hinwegfielen und durch den zweiten Lauf, welchen Saat frohlockend zum Spott abfeuerte, weil Kam-rasi's Kriegsregimeut sich schon vor einem Knall auflöste, völlig zerstreut wurden. Ich war der vollen Ueberzeugung, 70 Eine unamM^hme V«dc'ckung. daß im Fall eines Gefechtes ein einziger Schrei des „kleinen Kindes" mit seiner Ladung von vierzig kleinen Kugeln die Schlacht gewinnen werde, wenn er gut in einen Haufen von Kamrasi's Truppen gebracht würde. Jenen Nachmittag kamen wir nach einen: Marsche dnrch einen außerordentlich schönen Wald von großen Mimosen, die in voller Blüthe standen, in dein Moraste an, welcher diesen langen Umweg uon unserem geraden O'ours nach dem See ab nöthig gemacht hatte. Er war beinahe drei Viertelmcilcn breit und so tief, daß au manchen Stellen die Achsen schwimmen mußten. Frau Vater und ich wurden von zwölf Mann mit der größten Schwierigkeit auf nnsereu Angareps hinübergetragen. Der Führer, der vor uns watete, um den Weg zu .^'igen, verschwand uliMich in einem tiefen ^oche, nnd sein Bündel, das er auf dem Kopfe getragen hatte, und dessen Hauptinhalt leicht war, sah man wie eine Boje ans der Oberfläche schwimmen. Nachdem er durch und durch eingeweicht war, tam der Führer wieder zum Vorschein und kletterte heraus; wir machteu nun einen Bogen, wobei die Lentc sich hänfig bis an die Hälse dnrch Schlamm und Wasser arbeiteten. Als wir auf der gegenüberliegenden Seite ankamen, gingen wir wieder durch denselben schonen Wald fort nnd schliefen jrne Nachl in einem verlassenen Dorfe, M'Bazö. Ich machte zwei Beobachtungen, die eine an der (^apclla, welche die geographische Breite 1" 24' 47" nördlich ergab, und die andere am l>'anopus, nach welcher dieselbe 1« 23' 2!)" war. Am nächsten Tage machte uns unsere eingeborene Escorte viel Aerger; anstatt sich um uns zu tümmeru, «erbrachten sie ihre Zeit damit, daß sie umhersprangen nnd tauben, schrieen und gesticulirten, und so oft wir uns einem Dorfe nührrlen, plötzlich vorauseilten und es beraubten, ehe wir ankommen konnten. Auf diese Art wnrde jeder Ort ausgeplündert, und wir tonn- Der Kafur. 71 ten nichts zu essen bekommen, außer wenn wir es der eingeborenen Escorte für Perlen abkauften. Wir übernachteten in Karch6, unter 4" 19' 31" nördl. Breite. Wir waren Beide krank, mnßteit aber die heißesten Stunden derSonnr hindurch rciien, da unser Gefolge nie bereit war, in früher Morgcnstnnde aufzubrechen. Die eingeborene Escorte war vollkommen unabhängig und in ihrem Betragen so äußerst zügellos und roh, daß sie gefährlicher erschien als die gewöhnlichen Einwohner des Landes. Seit Kamrasi's „Antrag" war meiner Frau außerordentlich bange, da sie den Verdacht hegte, daß eine so starke Escorte, wie dreihundert Mann waren, uns zu irgeud einem vcrräthcrischen Zweck gegeben worden sei, und daß mau mir vielleicht unterwegs auflaueru werde, um die Escorte in den Stand zu setzen, sie für den König zu stehlen. Vor so etwas hatte ich nicht die geringste Fnrcht, denn während der Nacht waren immer Schildwachen ansgestellt, uud während des Tages war ich gut gerüstet. Am folgenden Morgen hatten wir die gewöhnliche Schwierigkeit, Träger zusammeuzubringen; diejenigen des vorhergehenden Tages hatten sich heimlich aus dcm Staube gemacht, und aus entfernten Dürfern wurden durch die eingeborene Escorte andere angeworben; die Escorte freute sich darauf, nach Trägern jagen ;n muffen, da es ihr eine günstige Gelegenheit gab, in der ganzen Umgegend zu fouragiren. Unterdessen mnßtcn wir warten, bis die Sonne hoch stand; wir verloren dadurch die kühlen Morgenstunden und vergrößerten unfere Strapaze. Nachdem wir endlich aufgebrochen warm, kamen wir des Nachmittags am ^tnsse >tafur bei einer Krümmung an, welche derselbe von Süden her machte. Hier mußten wir, da wir nach Westen gingen, notwendigerweise den Fluß überschreiten. Der Strom lief gerade in der Mitte einer Marsch und war, obgleich tief, doch fo mit dichtverstochtenem Wassergras nnd anderen im Wasser ?2 WW^ Uebergang über den itasm. wachsen denWauzen bedeckt, daß durch einen Teppich von etwa zwei Fuß dickem llntrau: eine uon der? Ehren der Entdeckung mit unserer ganzen Mannschaft drei Hnrrahs iu englischer Weise zu rufen; aber jetzt, wo ich hinabschaute auf das große Vinneumecr, das gerade im Herzen Afrika's cina/nistct lag, wo ich daran dachte, wie vergebens die Menschheit so viele Jahrhunderte hindurch diese Quellen gesucht, uud erwog, daß ich das geringe Wertzeug «aler, Der Albe« N'yauza, II. 6 82 Der Albert N'yan>a. gewesen, dem es verstattet war, diesen Theil des großen Geheimnisses zu enthüllen, während es so Vielen, die grosser als ich, mißlang, da war ich zu ernst gestimmt, um meinen (Pfühlen in eitlem Hurrahgeschrri für den Sieg ^uft zu machen, nnd dankte anfrichtig Gott, daß er uns dnrch alle (befahren zum guten Ende geführt und nns beigestanden hatte. Ich stand etwa 15M Fuß über dem See und blickte von der steilen Granitklipve hinab auf diese willkommenen Wasser — auf jeuen ungeheuren Behälter, der AepiMen ernährte und Fruchtbarkeit brachte, wo Alles Wildniß war — auf jene große Quelle, die der Menschheit so lange verborgen blieb, jene Qnelle der Güte und des Segens für Millionen menfchlicher Wesen, und als einen der größten Gegenstände in der Natur beschloß ich sie mit einem großen Namen zu ehren. Zum unvergänglichen Andenken au einen von nnserer gnädigsten Königin geliebten nnd betrauerten und von jedem Engländer beweinten Fürsten nannte ich diesen großen See ,,den Albert N'yanza". Die Seen Victoria und Albert sind die beiden Quellen des Nil. Der Zickzackweg, auf welchem mau zum See hinabsteigen mußte, war so steil und gefährlich, daß wir uns genöthigt sahen, unsere Ochsen mit einem Führer zurückzulassen, der sie nach Magungo bringen und auf unsere Ant'nnft warten sollte. Wir begannen zu Fuße dcn steileu Paß hinabzusteigen. Ich ging, ciil starkes Bambusrohr ergreifend, voran. Meine Frau wankte in äußerster Schwäche den Paß hinab, indem sie sich auf meine Schulter stützte nnd alle zwanzig Schritte stehen blieb, um anvzuruhen. Nachdem wir, durch jahrelanges Fieber geschwächt, aber für deu Augenblick durch deu glücklichen Erfolg gestärkt, etwa zwei Stunden mühsam gestiegen waren, erreichten wir die wagerechte Ebene unterhalb der Klippe. Ein Suazicr-gang von etwa einer Meile durch flache sandige Wiesen mit schönein Nase», der hier nnd da mit bäumen nnd Gebüsch bc- Vacovia. 83 standen ivar, brachte uns zum Nande des Wassers. Die Wellen rollten auf cin weißes Kieselgestade. Ich stürzte mich in den See und trank, durstig von Hitze und Ermüdung, mit dankerfülltem Herzen tief aus den Quellen des Nil. Innerhalb einer Viertelmeile vom See lag ein Fischerdorf, Namens Vacovia, in welchem wir uns jetzt niederließen. Alles roch nach Fisch — und Alles sah wie Fischerei aus, nicht wie die vornehme Kunst Englands mit Angelrnthc nnd Fliege, sondern Harpunen lehnten an den Hütten, und Schnnren fast so dick wie der kleine Finger waren zum Trocknen aufgehängt nnd damn eiserne Angelhaken von einer Größe befestigt, die viel sagte für die Ungeheuer des Albcrtscrs. Beim Eintritt in die Hütte fand ich eine crstannlichc Menge Fischcrgcmth. Die Angelschnüren waren schön gemacht aus der Faser des Pisangstengels, außerordentlich elastisch und wohl geeignet, dem ersten Anlauf eines schweren Fisches zu widerstehen. Die Angelhaken waren sehr roh, aber gut mit Widerhaken versehen, nud wechselteu in der Größe von zwei bis sechs Zoll. Eine Anzahl Harpnnen nnd Flöße für Flußpferde waren in guter Ordnung aufgestellt, und die ganze Einrichtung der Hütte zeigte, daß der Eigenthümer ein Waidmann war. Die Harpunen für Flußpferde waren genau nach demselben Modell gearbeitet wie diejenigen, welche die Hamran-Amber an der Takagrenze Abyssiniens bcnntzen. Sie haben eine schmale, drei Viertelzoll breite Klinge, mit einem einzigen Widerhaken. Das an der Harpune befindliche Seil war schön aus Pisang-fasern gemacht, nnd das Floß war eiu nngcheurcs Stück Am-batschholz von etwa fünfzehn Zoll Durchmcfscr. Das Flußpferd wurde ans Eanoes gespießt, nnd die großen Flöße waren nöthig, nm in den stürmischen Wassern des Sees leicht erkannt zu werden. Meine Mannschaft war beim Anblick des Sees völlig be- «" 84 Der See wird für das Meer erklärt. — Salzgruben. stürzt. Die Reise war so laiig gewesen, und „verschobene Hoffnung^ hatte ihre Herzen so vollständig tränt gemacht, daß sie schon lange nicht mehr an die Existenz des Sees glaubten lind überzeugt waren, ich wolle sie nach dein Meere führen. Sie blickten jetzt mit Schrecken auf den See ^ ^vei von ihnen hatten bereits dao Meer in Alexandria gesehen und nahinen keinen Anstand zu behaupten, dies sei das Meer, aber es sei nicht salzig. ^>acovia war ein elender Ort nnd der Boden so mit Salz geschwängert, das; lein Feldbau möglich war. Salz war das Naturprodukt des Landes, lind die Vcvöltcrnng beschäftigte sich mit der Bereitung desselben; dieo machte den Handel der Seetüstcn ans, indem es für Lebensbedürfnisse umgetauscht wurde, die aus dem Innern kamen. ,^ch untersuchte die l^rnbcu; sie waren etwa secho Fuß tief; aus dieser Tiefe wnrde ein schwarzer sandiger Schlamm gegraben, den man in große irdene Kruge brachte; lchtere wnrden auf (bestelle gescht llild der Schlamm mit Wasser vermischt, welches, indem es schnell durch kleine im Boden befindliche Vö'chcr sickerte, in darunter stehende Kruge aufgenommen wurde. Dies Wasser benutzte man wieder mit frischem Schlamm, bis es eine starke Salzsole wurde, wo man es dann lochte und abdampfte. Das Salz war weiß, aber sehr bitter. Ich stelle mir vor, daß es sich durch das Absterben von Wasserpflanzen gebildet hat, die von den Wellen an's Ufer gespült wurden; indem sie sich zersetzten, bildeten sie einen Schlamm-nicderschlag, nnd mit dem Salz ist viel Pottasche verbunden. Die flache sandige Niese, die sich vom See etwa eine Meile weit bis an den Fuß der M)0 Fnß hohen jähen Klippen erstreckt, scheint einst der Grund des Sees gewesen zu sein — ja, das flache ^and von Vacovia sieht aus wie eine Bai, indem die rnua fünf Meilen südlich und nördlich stehenden Bergklippen schroff bis zum Wasser herabsteigen nnd die Fläche der Boden cines durch die Klippen gebildeten Hufeisens ist. ^ä'gc Zwei Wasserfalle auf lx>r Westküste des Sees. 85 der Spiegel des Sees fünfzehn Fuß höher, so würde diese Flüche bis zum Fuße der Hügel überschwemmt seil'. Ich verschaffte mir vom Häuptling des Dorfes für einige blaue Perlen ein Paar junge Ziegen, nnd da ich vom Orts-vorstehcr uon Parwni gegen eine Anzahl Perlen nnd Armbänder einen Ochsen zum beschenk erhalten hatte, so gab ich meiner Mannschaft zn Ehren der Entdeckung ein großes Gastmahl. Ich hielt eine Ansprache an sie und setzte ihnen auseinander, wie viel Noth uns hätte erspart werden tonnen, wenn die ganze Gesellschaft sich von allem Anfang au gut betragen und meiner Führung vertraut hatte, indem wir dann zwölf Monate früher hier augetommcn wären; zugleich aber sagte ich ihnen, daß es eine größere Ehre sei, das Wert mit einer so kleinen Macht, wie dreizehn Mann wären, vollendet zu haben, nnd daß, da der See jetzt glücklich erreicht sei und Frau Baker nach einer so schrecklichen Gefahr ihre Gesundheit wiedererlangt habe, ich ihnen frühere vergehen verzeihen nnd Alles auswischen werde, was in meinem Tagebuchc gegen sie angemerkt sei. Dies freute meine Vente; sie riefen aus' „El haind el Illah!" (Gott sei Dank!) und fielen sofort über ihr Rindfleisch her. Am folgenden Morgen bei Souneuaufgang nahm ich den Eompaß und ging, von dem Häuptling des Dorfes, meinem Fuhrer Nabouga und der Frau Batschita begleitet, »ach den Gestaden des Sees, mu das Land aufzunehmen. Es war scholl hell, und »lit einem starten Fernrohr tonnte ich zwei große Wasserfalle erkennen, welche die Wände der Verge auf der gegenüberliegenden Küste fpaltcteu. Obgleich der Umriß der Berge anf dem hellblauen Himmel deutlich heruorlral und die dunklen Cchalteu auf ihren Wänden tiefe Schluchten andeuteten, so konnte ich doch keine anderen Gestalten erkennen, als die zwei großen Wasserfalle, die wie Silberfäden anf der dnnt'len Vorderseite der Berge aussahen. Eine, Grundfläche war nicht 86 Geographie des Sees. zu sehen, selbst von einer Höhe von ^506 ^-nß über dem Wasserspiegel ans, von wo ich den See znm ersten Male erblickte, sondern die hohe Bergkette im Westen schien sich plötzlich aus dem Wasser zn erheben. Diese Erscheinung mußte von der großen Entfernung- herrühren, indem die Grundfläche unterhalb des Gesichtskreises lag, denn dichte Rauchsäulen stiegen schein-bar von der Oberfläche des Wassers auf; sie mußten durch das Verbrennen von Prairien am Fuße der Berge entstanden sein. Der Häuptling versicherte mir, es sei bekannt, daß große Canoes von der andern Seite herübergefahrcu, aber es erfordere vier Tage und Nächte harten Nuderns, um die Ncise anszn-führen, und viele Boote seien bei dem Versuch verloren gegangen. Die Canoes von Unyoro wären für eine so gefährliche Neise nicht geeignet; aber die Westküste des Sees sei mit in dem großen Königreich Malegga inbcgriffen, das der König Kadjoro regiere, welcher große Canoes besäße und von einem Magnngo gegenüberliegenden Pnnkte ans, wo sich der See bis auf ciue Tagereise verschmälere, mit Kamrasi Handel treibe. Er beschrieb Malegga als ein sehr mächtiges Land, das eine größere Ausdehnung habe als Unyoro oder selbst Uganda..... Südlich von Malegga liege ein 5/and, das Tori heiße, von einem König desselben Namens regiert. Was jenseits jenes Landes nach Süden auf der Westküste sei, darüber könne man von Niemandem Kunde erhalten. Man wußte, daß der See sich ebensoweit nach Süden erstrecke als Karagwl), und es wurde die alte Geschichte wiederholt, daß Nnmanika, der König jenes Landes, Elfenbcinjagdge-sellschaften nach dem See in Ulumbi zn senden pflege, und daß sie früher den See bis nach Magungo befahren hätten, Dies war eine merkwürdige Bestütignng der Nachricht, die nur Epeke in Gondokoro gab, der schrieb! „Numnnika pflegt beständig Elfenbeiujagdgesellschaflen nach Mnmbi zu senden." Til» den Tec umgrenzenden Lmlber. 87 Die Ostküstcu des Sees wnrden uoli ^iorden nach Süden von Tschopi, Unyoro, Uganda, Utumbi und Karagwö ciuge-nommcn. Vom letztgenannten Pnnkte aus, der uuter nicht weniger als etwa zwei Grad südlicher Breite liegen konnte, sollte der See sich plötzlich nach Westen wenden und in dieser Richtung eine unbekannte Strecke weit fortgehen. Nördlich von Malegga, nnf der Westküste des Eees, lag ein kleines Land, Namens M'Caroli; dann Koschi ans der Westseite des Nil, wo er ans dem See tritt, und >loschi gegenüber, auf der Ostscite des Nil, war das Madilaud. Der Führer sowohl als der Häuptling von Vacoma benachrichtigte mich, daß wir auf Canoes nach Magnngo gebracht werden sollten, dem Punkte, an welchem der Somerset, den wir in >iarlima »erlassen hatten, sich mit dem ^ee vereinigte, daß wir aber den Somerset nicht hinauffahren könnten, weil auf dem ganzen Wege von Karuma bis eiue t'nr^e Strecke von Magungo immer ein Katarakt auf den andern folge. Von seinem Ausfluß aus dem See in Koschi sei der Nil eine beträchtliche Strecke weit schissbar, uud Canocs könnten so weit den ,^lnß hinabfahren, als das Madiland gehe. Sie stimmten Beide darin nbcrein, daß der Wasserstand des Sees uicmals niedriger sei als jetzt, und daß er nie höher steige als bis zu einem Zeichen auf dem Strande, das ein Wachsen von etwa vier Fuß andeutete. Der Strand war vollkommen reiner Saud, auf welchem die Wellen dahinrolltcn gleich denen des Meeres, Unkraut auswerfend, genan so wie man auf der englischen Küste das Seegras siehl. Es war ein großartiger Anblick, ans diesen ungeheuern Wasserbehälter des gewaltigen Nil zu schauen und >u sehen, wie die schweren Wogen sich auf deu Strand wällen, während weit nach Südwcsteu hin das Auge cbeuso vergebens nach einer Grenze suchte wie auf dem atlantischeu Oceau. Zch war im höchsten Grade ge rührt, als ich diese. herrliche Scene genoß. Meine Frau, die 88 Die QueUm des Nil. mir mit so großer Ergebung gefolgt war, stand an meiner Seite, blaß und erschöpft — ein Wrack auf den Küsten des großen Albertsecs, den wir so lange zu erreichen gestrebt. Noch kein cnropäischcr Fuß hatte je anf seinen Sand getreten, nud noch keines weißen Mannes Nngen hatten je seine ungeheure Wasserfläche gemessen. Wir waren die Ersten; und das war der Schlüssel zu dem großen Geheimniß, welches zn enthüllen selbst Inlins Cäsar sich sehnte, aber vergebens. Hier war das große Becken des Nil, das jeden Tropfen Wasser anf-nahm, von dem vorübergehenden Regenschauer bis zn dem brausenden Gebirgsstrom, der ans Eentralafrita gen Norden abfloß. Das war der große Wasserbehälter des Nil! Der erste Blick von der 1500 Fuß über dem Nasserspiegel liegenden Spitze der Klippe hatte vermuthen lassen, was eine nähere Prüfung bestätigte. Der Cce war eine ungeheure Ein-scnkung weit unter das allgemeine Niveau des Bandes, von jähen Klippen umringt uud im Westen und Südwcsten von großen Bergketten begrenzt, die sich fünf- bis siebentausend Fuß über den Stand seiner Wasser erhoben — er war daher der eine große Behälter, in welchen alles Wasser abfließen m n ß t e, nnd ans dieser nngehencrn Felscneisterne nahm der Nil seinen Nns-gang, ein Niese schon bei seiner Gcbnrt. Für die Geburt eines so gewaltigen nnd wichtigen Stroms wie der Nil hatte die Natur eine großartige Einrichtung getroffen. Speke's Victoria N'nanza bildete einen Wasserbehälter in bedeutender Höhe, welcher durch den Kitangnl^-Strom den Abfluß von Westen aufnahm, nnd Spckc hatte in großer Entfernung den M'Fnmbiro-berg als eine Spitze zwischen anderen Bergen gesehen, von denen die Flüsse herabkamen, welche durch ihre Vereinigung den .siaupt-strom Kitangulö, den vorzüglichsten Sveisekanal des Pictoriasees von Westen her, nnter etwa 2" südlicher Breite bildeten; dieselbe Bergkette, welche den Victorinsce im Osten speiste, mnßte daher Der Alberts«-, dcr große Wasserbehälter. 89 auch eine Wasserscheide nach Westen und Norden haben, die in den Alberts« floß. Da der allgemeine Abfluß des Nilbeckens von Süden nach Norden gerichtet ist und der Albert sich viel weiter nach Norden erstreckt als der Victoriasee, so nimmt er den Fluß aus dem letzteren auf und reißt also die ganzen Quellwasser des Nil allein an sich. Der Albert ist der große Behälter, während die Victoria die östliche Quelle ist. Die ursprünglichen Flüsse, welche diese Seen bilden, stammen von einem und demselben Ursprung her, uud der Kitangulö ergießt seine Wasser nach der Victoria, um möglichenfalls vom Albert aufgenommen zu wcrdeu, geuau so wie die Hochlande von M'Fnmbiro uud dic blauen Berge ihren nördlichen Abfluß direct w den Albcrtsee strömen lassen. Das ganze Nilsystem, von dem ersten abyssinischeu Nebenflüsse, dem Atbara, uutcr 7" 37^ nördlicher Breite bis zum Aequator, zeigt einen gleichförmigen Wasserabfluß vou Südost nach Nordwest, und jeder Nebenfluß läuft in dieser Richtung zu dem Hauptstrome des Nil. Der Victoria-Nil, der, nachdem er von seinem Anstritt ans dem Victorias« bis Karuma nnter 2" 16^ nördl. Breite einen nördlichen ^auf verfolgt hat, sich plötzlich nach Westen wendet nnd den Albertsee bei Magungo trifft, beharrt bei diesem System. Eine ^inie, die man von Magungo nach dem Nipon-Wafserfall am Victoriasee zieht, wird daher beweisen, baß die allgemeine Abdachung des Vandes dieselbe ist, wie sie sich in dem ganzen System des östlichen Beckens des Nil zeigt, indem sie von Südost nach Nordmest geht. Daß sehr beträchtliche Flüsse sich in den Alberts« ergießen, unterliegt keinem Zweifel. Die beiden Wasserfälle, die man mit dem Fernrohr ans der Westküste von den blauen Bergen herabstürzen sieht, müssen sehr bedeutende Ströme sein, sonst hätte man sie in einer so großen Eutferuung, wie fünfzig bis sechzig Meilen sind, nicht unterscheidet! tonnen. Die Eingeborenen ver- 90 Ungesundes Klima. sicherten mir, daß sehr viele Ströme von verschiedener Oröße auf allen Seiten von den Bergen in den allgemeinen Wasserbehälter herabtäincn. Ich lehrte nach meiner Hütte zurück. Die Rasenfläche in der Nähe des Dorfes war mit den Knochen ungeheuer großer fische, Flußpferde nnd Krokodile bestreut; aber die letztgenann ten Reptilien wnrden blos zur Strafe für irgend einen von ihnen begangenen Frevel gefangen, da die Eingeborenen von Unyoro ihr Fleisch mit grobem Ekel ansahen. Sie waren im See so zahlreich nnd gefräßig, daß die Eingeborenen uns warnten, die Francn, wenn sie ihre Wasserkrügc füllten, selbst nicht bis an die Kniee sich in's Wasser wagen zu lassen. Es war höchst wichtig, daß wir anf unserer Reise vorwärts eilten, da nnserc Rückkehr nach England ganz von der Mögliche teil abhing, vor Ende April Gondokoro zu erreichen, weil sonst die Boote wieder abgefahren wären. Ich drängte unsern Führer und den Hänptling, daß wir sofort mit großen Eanoes versehen werden müßten, da wir keine Zeit übrig hätten, und ließ Nabonga nach Magungo abreisen, wo er uns mit nnseren Neitochsen treffen sollte. Die Thiere sollten anf einem Wege auf der Anhöhe hingeführt werden; nahe am See zu reisen, war unmöglich, da die Klippen an manchen Stellen schroff in tiefes Waffer hcrabgingcn. Ich machte ihm ein beschenk mit einer großen Menge Perlen, das ich ihm, wenn wir den See erreichten, zu geben versprochen hatte; er nahm Abschied nnd Versicherte, er werde nns in Magnngo mit unseren Ochsen treffen nnd Trägerin Bereitschaft haben, nm nn5 direct nach Cchoa zu bringen. Am folgenden Morgen tonnte Keiner von unserer Gesellschaft von der Erde aufstehen. Dreizehn Männer, der Knabe Saat, vier Frauen und wir selbst lagen Alle am Fieber darnieder. Die Luft war heiß und schwül und das ^and schrecklich Fieber in Vacovia. 91 ungesund. Dir Eingeborenen versicherten uns, das; alle Fremden in ähnlicher Weift litten, und daß in Vacouia Niemand leben könne, ohne wiederholte Fieberanfalle zu bekommen. Der Verzug, der bei der Lieferung der Boote entstand, war höchst ärgerlich; jede Stunde war kostbar, und die lügenhaften Eingeborenen täuschten uns auf alle mögliche Art, indem sie uns absichtlich hinhielten, in der Hoffnung, Perlen hcrausznprcssen. Die geographische Breite von Vacovia war 1°15/ nördlich, die ^a'uge W" 50 östlich. Mein weitester südlicher Punkt auf der Straße von M'ruli her war 1" 1>>' nördl. Breite. Wir mußten jetzt uuserc Nugeu nach Norden wenden, und jede Tagereise sollte uns der Heimath näher bringen. Aber wo war die Heimath? Als ich auf die Erdkarte blickte und auf den kleinen rotheu Fleck, der in weiter Ferne das theure England darstellte, uud dann anf die abgezehrte Gestalt und das hagere Gesicht meiner Frau nnd auf mein eigenes zusammengeschrumpftes Gerüst starrte, da durfte ich laum hoffen, die Heimalh wiederzusehen. Wir hatten uns mm drei Jahre immer vorwärts geplagt,, und nachdem wir die Erforschung aller abyssinischeu Nebenflüsse des Nil vollendet, schon an sich ein schwieriges Unternehmen, standen wir jetzt wirklich an der Quelle des Nil. Wir besaßen weder Gesundheit noch ^ebensmittel, und die ganze große Neise lag uor uus. Ungeachtet meiuer täglichen Bitteu, daß man uns ohne Verzug Boote liefern möge, waren in Vacovia acht Tage vergnügen, uud während dieser Zeit litt die ganze Gesellschaft mehr oder weniger am Fieber. Endlich meldete man, daß Eanoes angekommen seien, uud ich wnrde ersucht, sie anzusehen. Es waren blos einzelne Bänme, nett ausgehöhlt, aber viel kleiner als die großen Eanoes auf dem Nil bei M'ruli. Das größte Boot war zweiunddrcißig Fuß lang; ich wählte jedoch für uus eiues von seclMndzwanzig Fuß aus, das aber breiter und tiefer 92 Ich richtc Cnnocs ,u cin^r Sccr^ist ein. war. Zum Glück hatte ich in Khartum emeu englischen Schraubenbohrer von 1'/4 Zoll Durchniefser gckcnlft lind dieses Werkzeug mitgebracht, da ich voraussah, daß cs bci Einrichtungen zu Bootfahrtrn manche Schwierigkeiten geben werde. Ich bohrte nun im Dahlbord der Canoe zwei ,znß von einander liegende Löcher, inachtr lauge elastische Ruthen zurecht, spannte sie in Bogen quer über das Boot und band sie an den Bohrlöchern fest. Als dies geschehen war, verwahrte ich sie durch diagonal laufende Stücke und schloß damit, daß ich das Sachwert mit einer dünnen Schicht Schilfrohr bedeckte, um uns vor der Sonne zu schützen; über das Schilf breitete ich Ochsenhüutc, die gut angezogen und festgebunden wnrden, so daß sie unser Dach was. serdicht machten. Diese Vorrichtung bildete einen Schildtröteu-ähnlichen Schutz, der für Sonue und Regen undurchdringlich war. Dann legte ich anf den Boden der <5anoe hin einige Klötze von ganz leichtem Holz und bedeckte sie mit eiucr dicken Schicht Gras; dieses wurde mit einer gegerbten abyssiuischen Ochsenhaut bedeckt und mit schottischen Plaids bclegl. Die Vorrichtungen gaben, als sie fertig waren, eine Kajüte ab, die vielleicht nicht so luxuriös wie diejenigen auf den Fahrzeugen der „Peninsular- und orientalischen Gesellschaft," aber, was die Hauptsache, undurchdringlich für Regen und Sonne war. Zn dieses rohe Fahrzeug schiffte» wir uus au einem stillen Morgen ein, wo taum ein sanfter Wellenschlag die ebene Oberfläche des Sees bewegte. Ie^' ^anoe hatte vier Ruderer, au jedem Ende zwei. Ihre Ruder waren von schöner Gestalt, ails einem einzigen Stück Holz gehancn, das Blatt etwas breiter als das eines gewöhnlichen Spatens, aber auf der innern Seite vertieft, so daß es dem Rnderer eiue große Gewalt über das Nasser gab. Nachdem ich mit einiger Schwierigkeit mehrere Hühner uud gctrock-nctc Fische getauft hatte, stellte ich die größere Zahl meiuer Mannschaft in die geräumigere ^anoc^ dann fuhren wir mit Die Reise auf dem S«. 93 Richaru, Saat u,id deil Franen liebst der Dolmetscherin Batschita voran und eilten von Vacovia hinans auf die weite Fläche des Albertsees. Die Nnderer arbeiteten tapfer, nud die Canoe, obgleich schwer beladen, durchlief etwa vier Meilen in der Stunde. Eine Aufregung gab es in Vacovia nicht; der Häuptling und ^wei oder drei Begleiter waren Alle, die kamen, um uns abfahren zn sehen; sie hegten Verdacht, daß man etwa Zuschauer einladen könnte, als Ruderer zu helfen, deshalb war die ganze Vevöltrrnng des Dorfes ansgerisscn. Als wir die Küste verließen, bat der Häuptling um einige Perlen; er erhielt sie nnd warf sie in den See, nm die Bewohner der Tiefe zu versöhnen, damit nicht Flnßpferde die Canoc nmwärfen. Unsere erste Tagereise war köstlich. Der See war ruhig, der Himmel bewölkt nnd die Landschaft höchst reizend. Zuweilen waren die Berge auf der Westküste nicht zn erkennen, nnd der See schien von unbegrenzter Breite zn sein. Wir fuhren an der Küste hin innerhalb dreihundert Fuß von dem östlichen Ufer; bisweilen passirtcn wir Flächen von Sand und Gebüsch, die vom Wasser bis zum Fnße, der Bergklippen vielleicht eine Meile breit waren; andere Male ruderten wir gerade unter staunenerregcndcn Höhen von etwa 1500 Fuß vorüber, die schroff ans der Tiefe anfstiegen, so daß wir die Canoes von den Wänden abwehrten nnd unsere Weiterfahrt dadnrch unterstützten, daß wir mit Bambusrohren am Felsen schoben. Diese jähen Felsen bestanden alle aus Urgestein, häufig aus Granit und Gneiß, mid waren an vielen Stellen mit rothem Porphyr vermischt. In den Klüften standen schöne immergrüne Gewächse von allen Farben, darunter riesenhafte Euphorbicn, und wo immer »nr ein Flüßchcu oder eine Quelle dnrch das dunkle Laubwerk einer Schlucht schimmerte, wnrde es von der graziösen und federartigen wilden Dattel beschattet. 94 Flusipferde und Krokodile im See. Im Wasser spielten proste Heerden Flnßpfcrde, aber ich versagte mir's, auf sie zu schießen, da der Tod eines solchen Ungeheuers uns sicherlich wenigstens einen Tag aufhielt, nieil die Bootsinünner das Fleisch nicht preisgegeben hatten. Krokodile waren außerordentlich zahlreich sowohl in als außer dem Wasser; wo nnr ein sandiger Strand sie zum Sonnen einlud, waren mehrere Ungehener zu sehcu, die wie Baumstämme in der Sonne lagen. Am Rande des Strandes über dem Hoch-wasserstandszcichcn befanden sich niedrige Büsche, und aus diesem Verdeck kamen die Krokodile eiligst in's Wasser herabgelaufen, beim Nahen der O'anoe in Schrecken gesetzt. Enten und Gänse waren nicht vorhanden, weil es keine Futtcrplütze gab; bis dicht an's Ufer war tiefes Wasser. Unsere Vootsmänner arbeiteten gnt, nnd wir setzten unsere Reise noch lange nach Eintritt der Dunkelheit fort, bis die (^anoc plötzlich nach dein Ufer gesteuert wurde und wir ans einem steilen Straudc von vollkommen reinem Sande festsaßen. Man benachrichtigte uns, daß wir uns in der Nähe eines Dorfes befänden, und die Vootsmänner machten den Vorschlag, uns die Nacht hindurch hier zu lassen, während sie ausgehen wollten, nm Lebensmittcl zu snchcn. Als ich sah, daß sie die Nnder mitnehmen wollten, befahl ich, diese wichtigen Geräthe wieder zu dcu Booten zn bringen und eine Wache für sie hinzustellen, während Mehrere von meiner Mannschaft die Bootsmänner nach dem erwähnten Dorfe begleiten sollten. Mittlerweile stellten nur unsere Angareps anf den Strand, machten mit etwas Treibholz ein Feuer an und bereiteten uns anf die Nacht vor. Die Männer kehrten bald wieder zurück; sie waren von mehreren Eingeborenen begleitet nnd brachten zwei Hühner und eine junge Ziege mit. Die letztere wurde sofort dem großen kupfernen Topf übergeben, und ich bezahlte den Eingeborenen Von den Vcwtsmcinncrn im Stiche gelassen. 95 ihren Werth etwa dreifach, um sie zu ermnthigen, am folgenden Morgen Lebensmittel zu bringen. Während das Essen bereitet wurde, machte ich eine Beobachtung uud fand, daß unsere geographische Breite 1" 3!^ nordlich war. Wir ware» gut gereist, denn wir hatten cinc Strecke von l l^ geographischer Breite direct nach Norden zurückgelegt. Beim ersten.krähen unseres einsamen Hahns bereitete!! wir uns zum Anfbrnch vor' — die Bootsmänner waren fort! Sobald es hell war, nahm ich zwei Männer lind gi»g nach dem Dorfe, indem ich vermuthete, sie würden in ihren Hütten schlafen. Etwa dreihundert Schritt von den Booten, auf einer schönen Rasenfläche an einer Anhöhe, standen drei elende ^ischerhütten. Sie machten das Dorf aus. Als wir ankamen, war Niemand zn finden-, die Eingeborenen waren entwichen. Gin schöner Strich durchbrochenes Grasland bildete unterhalb der Klippenreihe eine Art Amphitheater. Ich durchforschte die Klippen mit dem Fernrohr, konnte aber keine Spur von eineiu Menschen entdecken. Unsere Bootsmänncr hatten nns offenbar im Stich gelassen, und die Eingeborenen hatten sie begleitet, um nicht genöthigt zu werden, uns zn dienen. Als ich mit dieser Nachricht zn den Canoes zurückkam, war meine Mannschaft in voller Verzweiflung. Sie konnten nicht glauben, daß die Bootsmäuner wirklich davongelaufen wären, und baten mich, sie die Gegend durchsuchen zu lassen, in der Hoffnnng, noch ein anderes Dorf zu finden. Ich verbot streng, daß irgend ein Mann sich von den Booten entferne und wünschte uns Glück, daß ich die Nnder gnt bewacht hatte, die ohne Zweifel von den Bootsmännern gestohlen worden wären, wenn ich sie ihnen gelassen hätte. Ich willigte ein, bis Z Uhr Nachmittags zu warten. Kehrten die Vootsmünncr bis dahin nicht zurück, so gedachte ich ohne sie weiter zu fahren. Auf diese sich 96 Kein Stcucrmann. selbst widersprechenden Eingeborenen konnte man sich nicht verlassen. Freundlichkeit war bei ihnen völlig weggeworfen. Wir hatten Kamrasi's Befehle, daß uns Voote und Mannschaft gestellt werden sollten, aber an dieser fernen Grenze schienen die Eingeborenen ihrem König keine große Bedentlmg beizulegen; dessen ungeachtet waren wir von ihnen abhängig. Jede Stunde war werthvoll, da unsere einzige Aussicht, Gondokoro zur rechten Zeit zu errcicheu uud die Boote zu treffen, von einer schnellen Neise abhing. In dem Augeublick, wo ich vorwärts zu eilen wünschte, traten Verzögerungen ein, die höchst bedenklich waren. Drei Uhr Nachmittags kam heran, aber von Eingeborenen war keine Spur zu sehen. „Springt iu die Boote, meine Burschen!" schrie ich meiner Mannschaft zu; ,,ich weiß den Weg." Die ssanoes wurden vom Ufer gestoßen, und meine Leute sehten sich an die Nuder. Fünf von meiner Mannschaft waren Bootsmänucr von Beruf, aber außer mir selbst verstand Keiner die Behandlung der Ruder. Vergebens versuchte ich mein Schiffsvolk zu unterrichten. Nudcru thaten sie freilich, aber — ihr Götter, die ihr über die Boote wacht! — wir pirouettirteu immer um und nm, und die beiden Canoes tanzten mit einander auf ihrem großen Ballsaal, dem Albert N'vanza, Walzer und Polka. Die Neise hatte bis in's Unendliche gedauert. Nach dreistündiger Anstregnng erreichten wir eine Fel-seuspitze, die sich wie ein Vorgebirge in den See erstreckte. Diese schroffe Spitze war bi5 zum höchsten Gipfel mil dichtem Dschungel bedeckt, und am Fuße derselben befand fich ein kleines Fleckchen sandigen S'trandes, von dem es keinen Ausgang gab außer zn Wasser, da die Klippe auf beiden Seiten bis zum See herabgiug. Es regnete, was vom Himmel wollte, und mit vieler Mühe zündeten wir ein Feuer au. Mosquitos gab es in Massen, und die Nacht war so warm, daß es un- Ich uersuche die Canoes zu civilisiren. 97 möglich war, unter den wollenen Bettdecken zn schlafen. Wir stellten die Angarcps auf den Sand, bemchten die rohen Ochsen-hänte als Decken nnd legten nns in den Regen. Im Boote zu schlafen, war es zu heiß, zumal da die einstweilige Kajüte ein vollkommenes Mosquitonest war. Jene Nacht überlegte ich, was wohl am besten zu thun sei, nnd beschloß, am folgenden Morgen ein Nuder als Steuer anzubringen. Es regnete die ganze Nacht ohne Aufhören, nnd beim Anbrnch des Tages war die Scene kläglich gmng. Die Mannschaft lag auf dein nassen Sande, mit ihren rohen Häuten zugedeckt, durch und durch eingeweicht, aber uoch immer im festen Schlafe, ans dein sie sich dnrch nichts erwecken ließen. Meine Fran war ebenfalls naß nud sah jämmerlich ans. Es regnete noch immer. Ich war bald bei der Arbeit. Ich schnitt mit meinem Jagdmesser in's Hintertheil der Canoc ein Lager, bohrte unterhalb desselben mit dem großen Bohrer ein Loch und band mit einem Nicmcn von roher Haut, den ich von meiner gnt mit Wasser gesättigten Bettdecke abschnitt, ein Nnder fest. So machte ich ein höchst wirksames Stenerruder. Vou meiner Mannschaft hatte mir Keiner geholfen. Während ich hart arbeitete, waren sie unter ihren eingeweichten Fellen liegen geblieben und hatten ihre knrzen Pfeifen geraucht. Sie waren vor Verzweiflung völlig gefühllos, da ihre lächerlichen Anstrengungen beim Nndern am vorhergehenden Abend alle Hoffnung in ihnen vollständig vernichtet hatten. Sie hatten sich ganz in ihr Schicksal ergeben und betrachteten sich als der Geographie geopfert. Ich warf ihnen den Bohrer hin und erklärte, daß ich zum Aufbruch fertig sei und auf Niemanden warten würde. Ich schnitt zwei Bambusrühre ab, machte einen Mast und eine Segclstange und befestigte einen großen schottischen Plaid als Segel daran. Wir stießen das Boot ab. Glücklicherweise hatten wir zwei oder drei Rescrveruder; das zum Steuer verwendete Nudcr wurde daher nicht uermißt. Ich nahm das Steuer Vater, Der Albert N'yanza. ». 7 98 Eingeborene bieten sich freiwillig als VoMmämier an. und ermähnte meine Mannschaft, an nichts zu denken als an starkes Rudern. Fort giug's mit uns so gerade wie ein Pfeil, zum größten Vergnügen meiner Leute. Cs war sehr wenig Wind, aber ein leichtes Lüftchen füllte deu Plaid und trieb uns sanft vorwärts. Als wir um das Vorgebirge hcrum waren, befanden wir uns in einer großcit Bai; das gegenüberliegende Vorgebirge war in einer Entfernung von acht bis zehn Meilen sichtbar. Wollten wir an der Küste der Bai hinfahren, so hätten wir zwei Tage gebraucht. Weiter drin war noch ein anderes kleines Vorgebirge; ich beschloß daher, direct nach diesem Punkte zu steuern, ehe ich mich in gerader Linie von einem Vorgebirge znm anderu wagte. Als ich mich umsah, bemerkte ich, daß unsere zweite Canoe etwa eine Meile zurück war und sich die Zeit damit vertrieb, daß sie nach allen Gegenden des Compasses zeigte; — die faule Mannschaft hatte sich nicht die Mühe genommen, das Steuer anzuwenden, wie ich ihr befohlen hatte. Wir reisten etwa vier Meilen iü der Stunde, und meine Leute waren so anfgcblascn, daß sie sich bereit erklärten, ohne Beistand bis zur Nilmüudung zu rudern. Das Wasser war vollkommen ruhig, und als wir um das nächste Vorgebirge herum waren, hatte ich die Freude, iu einer bequemeu kleinen Bai ein Dorf und eine große Anzahl Canoes zn sehen, die auf den sandigen Strand gezogen waren, sowie andere, die sich mit Fischen beschäftigten. Anf dem Sande hart am Rande des Wassers, etwa eine halbe Meile von uns, standen eine Anzahl Eingeborene, und ich steuerte gerade nuf sie zu. Als wir dicht herankamen, schten sie sich sofort nieder und hielten ihre Ruder über die Köpfe empor; dies war ein unverkennbares Zeichen, daß sie beabsichtigten, uns freiwillig als Bootsmanncr zn dienen, nnd ich steuerte das Voot auf deu Strand. Wir befan- Vor dem Cwrme. 9s) den uns kaum auf dem Grunde, als sie sich iu's Wasser stürzten, uns enterten nnd in bester Laune unsern Mast und unser Segel niederrissen, die ihnen höchst albern erschienen (da sie nie Segel benutzen). Sie sehten uns auseinander, sie hätten ans der andern Seite des Vorgebirges gesehen, daß wir Fremde wären, und ihr Häuptling hätte ihnen befohlen, uns zu helfen. Ich bat sie nun, der zurückgebliebenen ^'anoe sechs Maun zu Hülfe zu schickeu; dies versprachen sie zu thun, und nachdem wir einige Zeit gewartet hatten, fuhreu wir in rasselndem Lauf ab, um von Pnnkt zu Punkt quer über die breite Bai zu ruderu. Als wir im Mittelpunkt der Bai waren, befanden nur nns etwa vier Meilen vom Lande. In dieser Zeit trat von Süd-westen her ein Aufwallen des Sees ein. Während wir in Vacovia lagen, hatte ich bemerkt, daß, wenn anch die Morgen windstill waren, in der Negel um 1 Uhr Nachmittags sich von Südwesten her ein starker Wind erhob, der eine schwere See auf den Strand brachte. Ich fürchtete jetzt, wir würden einem Sturm ausgesetzt werden, ehe wir das gegenüberliegende Vorgebirge erreichen konnten, denn das steigende Aufwallen des Sees deutete Wind aus der alten Himmelsgegend an, zumal da anf der Westküste sich dnnkle Gewitterwolken znsammen-zogen. Ich sagte Vatschita, sie solle die Ruderer drängen, vorwärts zu eilen, da unsere schwere ssanoe im Fall eines Stnrincs sicherlich würde zum Sinken gebracht werden. Ich sah nach meiner Uhr; es war Mittag vorüber, uud ich war überzeugt, daß wir gegcu ein Uhr einen starken Südwcstwind bekommen würden. Meine Mnnnschaft sah mit ziemlich bleichem Gesicht anf die vorbedentungsvollrn schwarzen Wolken und das zunehmende Aufwallen des Sees, rief aber ans: „Inschallah, es wird keinen Wind geben." Mit gebührender Nücksicht auf 7" 100 Der Sturm auf dem See. ihrcu Glauben an riuc Vorherbestimmuug bestand ich darauf, daß sie die Ncservcruder in Beivegliug setzten, da unsere Rettung davon abhing, daß wir das Ufer erreichten, ehe das Gewitter herankam. Sie hatten an meine Ansicht zu glauben gelernt und strengten sich auf's äußerste an. Das alte Boot schoß durch das Wasser, aber die Oberfläche des Sees veränderte sich schnell; das westliche Ufer war nicht mehr sichtbar, das Wasser war dunkel, und unzählige weiße Kamine versahen die Wellen mit Spitzen. Tie Canoe arbeitete schwer und bekam dann und wan» Wasser an Bord, welches sofort mit Kürbisschale,! von meiner Mannschaft ausgeschöpft wurde, die jetzt ausrief: „Wah Zllahi cl kebnn bitär elHawaga sahl/'!" (Bei Allah, was der Hawaqa sagt, ist wahr!) Wir befanden uus noch etwa anderthalb Meilen vou dem Punkte, nach welchem wir gestcnert waren, als wir uusern Cours nicht läuger einhalten konnten; wir hatten mehrere schwere Seen an Bord bekommen , und wären wir nicht gut mit Gerathen zum Ausschöpfen versehen gewesen, so würcu wir untergesunken. Auf mehrere ^onnerschläge und heftige Blitze folgte ein furchtbarer Sturm aus etwa West-Süo-Wcst, vor dem wir uns genöthigt sahen nach dem Ufer zu eilen. Iu kurzer Zeit erhob sich eine höchst gefährliche Woge, und mehrmals brachen sich die Wellen an der gewölbten ^ecke der Canoe, die sie glücklicherweise in geringem Grade schützte, obgleich wir vom Wasser eingeweicht wurden. Zeder arbeitete mit aller .Uraft, das Wasser auszuschöpfen; ich dachte nicht daran, daß die Canoe aushalten könne. Herab kam der Regen in Strömen, von einem fürchterlichen Winde dahingepeitscht. Nichts war zu erkennen, als die hohen Klippen, welche durch das Gewitter hindurch sichtbar waren, uud ich hoffte uur, dcch wir auf einem sandigen Strande und nicht auf schroffen Felsen ankommen möchten. Wir fuhren tüchtig zu, da die gewölbte Der Sturm auf dem Albert-See. Beinahe untergesunken. 101 Decke der (^anoc einigermaßen als Segel wirkte, und es war ein belebender Augenblick, als wir uns endlich der Küste näherten und an die schäumende Brandung heranführen, die sich wild auf einem (glücklicherweise) sandigeu Strande nntcr den Klippen wälzte. Ich sagte meiner Mannschaft, sie sollten sich bereit machen, in dem Augenblick, wo wir den Sand berührten, herausznspringcn und die Canoe in Sicherheit zu bringen, indem sie das Vordertheil den Strand hinaufzögen. Alle waren bereit, und wir flogen durch die Brandung hindurch, indem die eingeborenen Bootsmanner gleich Dampfmaschinen ruderten. „Da kommt eine Welle; paßt auf!" Und gerade als wir fast den Strand berührten, brach eine schwere Woge über die schwarzen Fraueu herein, die im Hinterthcil saßen, und versenkte das Boot. Meine Männer sprangen wie Enten in's Wasser, und im nächsten Augenblick wurden wir Alle in Bestürzung auf das sandige Ufer gewalzt. Die Mannschaft hing sich an das Boot und zog es fest auf den Sand, wahrend meine Frau, halb ertrunken, aus ihrer nrväterlichen Kajüte wie eine Frühlingsfliege ans ihrem Neste kroch und auf das Ufer sprang. „El hamd cl Illah!" (Gott sei Dank!) riefen wir Alle aus; ,,uun noch einen Zug — Alle zusammen!" und nachdem wir das Boot so weit in Sicherheit hatten, daß es nicht weggespült werden konnte, befahl ich der Mannschaft, die Ladung auszuschiffen und es dann vollends aus dein See zu ziehen. Außer dem Schießpulver, das sich in blechernen Büchsen befand, war Alles verdorben. Aber wo war die andere Canoe? Ich machte mich gefaßt, daß sie verloren sein müsse, denn obgleich sie viel länger als unser Boot war, ging sie doch tiefer im Wasser. Nach einiger Zeit und vieler Angst bemerkten wir, daß sie etwa eine halbe Meile hinter nns nach der Küste eilte; sie war mitten in der Brandung, und ich verlor sie mehrmals 102 WnMfall des.Wigmflusses. aus den Augen, aber der alte Baum verhielt sich gut und brachte die Mannschaft gerettet an's Ufer. Znm Muck war nicht weit von der Stelle, wo wir landeten, ein Dorf; wir nahmen Besitz von einer Hütte, machten ein tüchtiges Feuer an und wickelten uns, während unsere Kleider getrocknet wnrden, in ausgcrungcne schottische Plaids und wollene Bettdecken ein, denn wir hatten keinen trockenen Fetzen mehr. Zu essen konnten wir nichts bekommen als einige getrocknete Fische, die, da sie nicht eiugcsalzen worden waren, einen ziemlichen Hochgeschmack hatten. Unsere Hühner und auch zwei LiebUngswachtcln waren während des Sturmes im Boote er-truukeu; die ertränkten Hühner wnrocn jedoch gedämpft, und bei einem lodcrndcu Feuer und reinlichem Stroh zum Schlafen war die Nachtrnhe vielleicht eben so vollkommen wie in dein Luxus der Hcimath. Am folgenden Morgen wnrdcn wir durch schlechtes Wetter aufgehalten, da noch immer eine schwere See ging und wir entschlossen waren, nnsere Canoes nicht in einem zweiten Sturm auf's Spiel zu setzen. Es war eine schöne Gegend, durch einen prachtvollen Wasscrfall belebt, der etwa tausend Fuß von den Bergen herabstürzte, da der Kaiigiriflnß sich in einer glänzenden Wassermasse in den See ergoß. Dieser Flnß entspringt in der großen Marsch, über die wir anf nnsercm Wcge von M'rnli nach Pacom'a gegangen waren. In der Umgegend sammelten wir einige Champignons — den echten ^Mriou« cump^tri^ Europas — die ein großer Leckerbissen waren. Am Nachmittag setzte sich die See, uud wir brachen wieder auf. Wir waren noch nicht über drei Meilen vom Dorfe aus gefahren, als ich einen Elephanten bemerkte, der sich im See badete; er stand so tief im Wasser, daß er sich nur mit dem obersten Theile seines Kopfes und Nüssels über der Oberfläche Ich schichc ein Krokodil. 10A befand. Als wir uns näherten, tauchte er ganz unter, nur die Spitze des Rüssels blieb über dein Nasser. Ich befahl den Bootsmänncrn, die ssanoc so dicht als möglich an ihn hinanzubringen, nnd wir fuhren ebcn bis ans neunzig Fuß an ihm vorüber, als er den Kopf aus seinem üppigeu Bade erhob. Ich fühlte mich stark versucht zu schießen, erinnerte mich aber an meinen Entschluß nnd enthielt mich, ihn zu stören; er verließ langsam den ^ee und begab sich in den dichten Dschungel. Eine kurze Strecke über diese Stelle hinans lagen zwei große Krokodile auf dein Strande uud schliefen, aber beim Nahen der Eanoc stürzteu fic sich iu's Wasser und hoben auf etwa fünfundzwanzig Schritt ihre Köpfe über die Oberfläche empör. In Betreff meiner Fletcher'schen Büchse war ich nnsichcr, da sie so vieler Nüsse ausgesetzt gewesen war; um sie daher abzufeuern, richtete ich einen Schuß auf das nächste Krokodil gerade hinter das Auge. Die kleine Büchse war in vollkommener Ordnuug -^ Dank Ely's „doppelt wasserdichten Ecntral-Zündhütchen," die jedem Wetter widerstehen werden — die Kugel traf genau die richtige Stelle; das große Neptil that einen krampfhaften Hieb mit dem Schwänze, legte sich auf den Nucken mit den Pfoten über dem Wasser und sank allmülig unter. Die eingeborenen Bootsmänner waren beim Knall der Büchse, zum großen Vergnügen ihrer Landsmännin Batschita, furchtbar erschrocken, und nnr mit Mühe tonnte ich sie bereden, die Eanoe genan nach der Stelle hin zu richten. Da es dicht am Ufer war, so war das Wasser nicht mehr als acht Fuß tief und so schön hell, daß ich, als ich mich gerade über dem Krokodil befand, dasselbe an: Grunde auf dem Bauche liegen sah und den blutigen Kopf erkannte, der von der Kugel zerschmettert worden war. Während Einer von meiner Mannschaft eine sich zu-zieheudc Schleife machte, nahm ich eine lange ^anzc, die einem Bootsmann gehörte, und trieb sie durch die zähen Schuppen 104 Geschmack des Krokodilflcisches. tief in den Rücken des Halses ; indem ich die Lanze sanft herauf-zog, hob ich dcn Kopf bis nahe an die Oberfläche des Wassers empor; dann ließ ich die Schleife über denselben gleiten, nnd das Krokodil wurde gesichert. Es schien ganz todt zu sein, und das Fleisch sollte ein Leckerbissen für meine Mannschaft werden; wir schleppten es daher an's Ufer. Es war ein schönes Ungeheuer, gegen sechzehn Fuß lang, nnd obgleich es todt geschienen hatte, so biß es doch wüthend an einem männlichen Bambusrohr, welches ich ihm in den Mund steckte, um es zu hindern, während des Processes der Enthauptung zu schnappen. Die Eingeborenen betrachteten meine Mannschaft mit Widerwillen, als dieselbe große Klumpen der ansgcsnchtcstcn Bissen abschnitt uud sie iu die Canoes packte; dies dauerte uicht länger als eine Viertelstunde; dann eilten wir an Vord und setzten, gut mit Fleisch versehen — für Alle, die es gern aßen — unsere Reise fort. Was meinen Geschmack betrifft, so kann nichs ekelhafter sein als Krokodilfleisch. Ich habe fast Alles gegessen; aber obgleich ich Krokodil gekostet habe, so konnte ich es doch nie dahin bringen, es niedcrzuschlucken; der vereinigte Geschmack von schlechten! Fisch, faulem Fleisch nnd Moschus ist die dem Schwelger dargebotene Speisekarte. Jenen Abend saheil wir eineil Elephanten mit einem Paar ungeheurer Stoßzähne; er stand, als wir Halt machten, auf einem Hügel, etwa eine Viertelmcile von den Booten. Dieser Versnchuug half nur ein Fieberanfall widerstehen. Es regnete wie gewöhnlich, und da kein Dorf in der Nähe war, so bi-vouakirten wir im Regen ans dem Strande in Massen von Mosquitos. Die Uuanuehmlichkciteu dieser Seereise warcu groß; am Tage waren wir in unsere klciue Kajüte eingeengt wie zwei Schildkröten in eine Schale, nnd des Nachts regnete es fast immer. An die Nüsse hatten wir uns gewöhnt; aber keine Elephanten im See. 105 Acclimatisation kann den europäischen Körper mosquitofest machen; wir hatten daher wenig Nuhe. Für mich war es harte Arbeit, aber für meine unglückliche Frau, die sich kanm von ihrem Sonnenstich erholt hatte, waren solche Beschwerden höchst qualvoll. Am folgenden Morgen war der See ruhig, und wir brachen früh auf. Die Einförmigkcit der Neisc wnvdc durch dio Gegenwart mehrerer schöner Elephantenheerden unterbrochen, die ganz aus Bullen bestanden. Ich zahlte vierzehn dieser großartigen Thiere, alle mit gewaltigen Stoßzahnen, die sich zusammen in einem kleinen seichten See nntcrhalb der Berge badeten, welcher mit dem Hauptsee dnrch einen sandigen Strand in Verbindung staud. Diese Elephanten stauden nur bis an die Knie im Wasser; da sie sich gebadet hatten, waren sie vollkommen rein, und ihre kolossalen schwarzen Gestalten und großen weißen Stoßzähne bildeten ein schönes Gemälde in dem ruhigeu See unter den hohen Klippen. Es war eine Scene, die im Einklang stand mit der Einsamkeit der Nilaucllcn — die Wildniß von Felsen und Wald, die blaucu Berge in der Ferne, und die große natürliche Fontaine, geschmückt mit den gewaltigen Thieren Afrikas; die Elephanten in ungestörter Erhabenheit, und Flußpferde, die ihre ungeheuern Gestalten in der großen Quelle des ägyptischen Stromes ergötzten. Ich befahl den Vootsmänuern, die Eanoe an's Ufer zu fahren, damit wir landen und die Scene genießen tonnten. Da entdeckten wir sieben Elephanten auf dem Ufer etwa sechshundert Fuß von uns in hohem Grase, während die Hanpthcerde von vierzehn prächtigeil Bullen sich majestätisch in dem ruhigen See badete, indem sie von ihren Rüsseln herab kalte Ströme über Nucken und Schultern gössen. Es gab keine Zeit zn verlieren, da jede Stunde wichtig war; wir verließen das Ufer und ruderten von Nencm der Küste entlang. 406 Ungastfreundschaftliche Eingeborene. Ein Tag nach dein andern verging, nnd die Zeit des Reifens dauerte von Sonnenanfgang bis zum Mittag, wo regelmäßig ein starker Stnrm mit Regen und Donucr ciutrat nnd uns nöthigte, nnscre Canoes an's Ufer zu ziehen. Das Land war sehr dünn bewohnt, nnd die Dörfer waren arm und elend, die Leute höchst ungastfreuudschaftlich. Endlich kamen wir in einer ansehnlichen Stadt an, die in einer schönen Bai unter jähen Klippen lag, deren grasrcichc Wände mit Ziegcnheerden bedeckt waren; es war Eppigoya, nnd die Bootsmänner, die wir aus dem letzten Dorfe erhalten hatten, sollten nns an diesem Orte abliefern. Die Verzögerungen, welche durch das Verschaffen vou Bootsmänncrn herbeigeführt nmrdcn, waren höchst ärgerlich; es schien, daß der König Vcfehl gesandt hatte, jedes Dorf solle die nöthigen Ruderer stellen; so wurden wir von einem Orte znm andern gerudert, an deren jedem die Mannschaft gewechselt wurde, und keine Belohnung, sie mochte noch so groß sein, konnte sie bewegen, bis zum Ende unserer Reise bei nns zn bleiben. Als wir in Evpigoya landeten, kam uns sogleich der Orts-vorstchcr entgegen, und ich machte ihm den Vorschlag, er solle uns einige Böckchen verkaufen, da der Gedanke an eine Schöps-carbonade den Appetit im höchsten Grad reizte. Weit entfernt, nns mit diesem Leckerbissen zu versehen, trieben die Eingeborenen augenblicklich ihre Hrcrdcn weg, nnd der Ortsvorsteher brachte uns, nachdem er ein großes Geschenk an Perlen erhalten hatte, ein krankes Lamm zum Geschenk, das nahe daran, eines natürlichen Todrs ;n sterben, und nichts als Hant und Knochen war. Zum Glück gab es Hühner in Tausenden, da die Gingeborenen sie nicht zur Nahrung benutzten. Diese kauften wir das Stück für eine blanc Perle (Monjur), was in Geld 250 Hühner für einen Schilling (10 Sgr.) betrng. Eier wurden in Körben Wir u«promaiitiren uns. 10? gebracht, die mehrere Hunderte enthielten, aber das war doch alles Geflügel. In Eppigoua wnrde das beste Salz erzeugt, nnd wir kauften einen guten Vorrath — auch einige getrocknete Fische. Auf diese Art vcrproviantirt, verschafften wir uns Bootsmänncr und traten unsere Neise wieder an. Kaum waren wir sechshundert ^nß weiter gefahren, als wir direct an das unter der Stadt gelegene Ufer gesteuert wurden und unsere Bootsmänner kaltblütig ihre Nuder niederlegten und uns sagten, daß sie das Ihrige gethan hatten, lind daß, da Eppigoya in uier Theile getheilt sei, die unter besonderen Ortsuorstchern ständen, jeder Theil Ruderer stellen werde! So lächerlich dies auch erschien, gegen ihre Entscheidung half kein Streiten, und so wurden wir von Einem an den Andern eingehändigt nnd bei viermaligem Wechsel der Voots-männer innerhalb einer Strecke von weniger als einer Meile etwa drei Stnndcn anfgchalten! Die völlige Albernheit einer solchen Anordnung, verbunden mit dem Verzug, wo die Zeit höchst kostbar war, stellte die Gemüthsrnhe auf die Probe. Vei jedem Wechsel begleitete der Ortsversteher die Bootsmänner bis zu unserer (sanoe und beschenkte uns beim Abschied mit drei Hühnern. Auf diese Art bildeten unsere Canoes, da wir schon große Vorräthe eingekauft hatten, eine schwimmende Federvieh-ausstellung. Unser Vichstand belästigte uns furchtbar. Da wir keine Körbe hatten, so entschlossen sich die Hühner zum Selbstmord, und viele sprangen mit Vorbedacht über Bord, während andere, denen die Beine gebunden waren, sich auf dem Boden der lecken (ianoc ertränkten. Nach dem zehnten Tage von unserer Abreise aus Vacovia an nahm die Vandjchaft an Schönheit zu. Der See halle sich bis auf etwa dreißig Meilen vcrschmälcrt und nahm nordwärts schnell ab; man konnte die Bäume auf den Bergen am west- 108 Der Sec ändert ftilien Charakter. lichen Ufer erkeilne». Während wir unsere Neise nach Norden fortsehten, sprang dir Westküste plötzlich vor und verminderte dic Breite dcs Sees bis ans etwa zwanzig Meilen. Es war nicht mchr der große Binnensee, der in Vacouia einen solchen Eindruck anf mich gemacht hatte, init dem reinen Kicsclgestade, welches bis jetzt das Ufer gebildet, sondern ungeheure Bänke von Schilf, das anf schwimmender Vegetation wnchs, hinderte die Canoes zu landen. Diesc Bänke waren höchst eigenthümlich; sie schienen ans abgestorbener Vegetation entstanden zu sein, aus welcher die Papyrusbinsen Wurzel schlugen; — die schwimmende Masse war elwa drei Fnß dick nnd so ^äh nnd fest, daft man ans derselben nmhergchen konnte, wobei man nnr bis über die Knöchel in den weichen Schlamm sank. Unter dem Pflan^ zenfloß war äußerst tiefes passer, nnd das Ufer war auf eine Breite von etwa einer halben Meile durch diese außergewöhnliche Formation völlig geschützt, Eines Tages riß ein furchtbarer Windstoß und eine schwere See große Stücke ab, und der Wind, der auf die Binsen wie auf Segel wirkte, trieb schwimmende Inseln von einigen Ackern anf dem See umher, um sie abzusetzen, wo sie irgend zufällig hängen blieben. Am dreizehnten Tage befanden wir nns am Ende unserer Reise. Quer über den See war es an diesem Punkte zwischen fünfzehn und zwanzig Meilen, nnd die Erscheinung dcs Landes nach Norden war die eines Delta. Die Ufer waren auf beiden Seiten mit ungeheuern Bänken von Schilf versperrt, und als die Canoe am Nande derjenigen anf der Ostküste hinfuhr, konnten wir mit einem Bambus von fünfundzwanzig Fnß Lange keinen Grund finden, obgleich die schwimmende Masse wie festes Lmü) erschien. Wir waren in einer vollkommenen Pegctations-wildniß. In Westen erhoben sich Berge gegen 4000 Fuß über den Spiegel dcs Sees, eine Fortsetzung der Kette, welche das westliche Ufcr uon Süden ans bildete; — diese Berge nahmen Ankunft in Magungo. 109 an Höhe nach Norden hin ab, und der See rndc^ in dieser Richtung in einem breiten Thal von Schilf. Man sagte nns, wir wären in Magungo angelangt, nnd dies sei die Stelle, wo die Boote bestündig von Malegga auf dem westlichen Ufer nach Kamrasi's Lande herüberführen. Die Vootsmänuer machten den Vorschlag, wir sollten auf der schwimmenden Vegetation landen, weil dies nach dem Dorfe oder der Stadt Magungo ein kürzerer Weg sei; da aber das Anfthiirmen des Wassers an der schroffen Schilfmasfc die Canoe zn versenken drohte, fo zog ich es vor, an der Küste hinzufahren, bis wir einen gntcn Landungsplatz entdecken würden. Nachdem wir etwa eine Meile weit am Nande des schwimmenden Schilfes hingerudert waren, drehten wir uns fcharf nach Osten nnd liefen in einen breiten Wasscrtnnal ein, der auf beiden Seiten von dem ewigen Schilf begrenzt wurde. Dies war, wie man uns berichtete, die Mündung des Somersetstusses, der aus dem Victoria N'yanza kam. Derselbe Fluß, über den wir in Karuma gefetzt waren, wo er wallend nnd reißend über sein Felsenbett eilte, trat jetzt in den Albert N'yanza als todtes Wasser ein! Ich konnte dies nicht begreifen; es war nicht die geringste Strömung vorhanden; der Kanal war etwa eine Halde Meile breit, und ich konnte mich kaum überzeugen, daß dies nicht ein Arm des Sees sei, der sich nach Osten abzweigte. Nachdem wir eine Zeit lang zwischen den erstaunlichen Schilfbäuten nach einem Landungsplatz gesucht hatten, entdeckten wir eilten Durchgang, der offenbar vou Canoes als Einfahrt benutzt worden, aber so ena war, daß unsere große Canoc sich nur mit Mühe hindurchschlep-ven ließ — indrm die ganze Mannschaft dnrch den Schlamm und das Schilf lief uud mit aller Kraft zog. Diese langweilige Arbeit brachte uns nach mehreren Hundert Schritten dnrch die Biuseu hindurch in ein freies, etwa acht Fuß tiefes Wasser, das einem reinen Felsenufer gegenüberstand. Wir hatten, während 110 Fischerei-Einrichtungen der Eingeborenen. wir auf der andern Seite der Binsen verborgen waren, eine Zeit lang Stimmen gehört und fanden jetzt eine Anzahl Eingeborene, die uns mit dem Häuptling von Magungo und unserem Führer Nabonga, welchcu nur in Vacovia mit den Ncitochscn vorausgeschickt hatten, entgegengekommen waren. In der Nähe des Ufers war das Wasser äußerst seicht; die Eingeborenen stürzten sich hinein nnd zogen die Canoes mit aller Kraft über den Schlamm an das Land. Während wir uns auf dein See jenseits der Schilfbank befanden, waren wir so ganz versteckt gewesen, daß wir das östliche oder Magungo'schc Ufer nicht hatten sehen können; jetzt standen wir an einer wonnigen Stelle unter dem Schatten mehrerer ungeheurer Bäume auf festem Sand- und Felsengrund, während das Land im raschen Steigen sich nach der Stadt Magnngo erhob, die etwa eine Meile entfernt auf einem erhöhten Bergrücken lag. Meine erste Frage betraf die Neitochsrn. Mau berichtete, daß sie sich iu guter Ordnung befänden. Wir wurden eingeladen, unter einem Baume zu warten, bis die von dem Orts-vorstcher rammenden beschenke überreicht wären. Ich ging daher, während meine Frau im Schatten saß, nach der Wasscr-seitr, um die Fischerei-Einrichtungen der Eingeborenen zu betrachten, die sehr umfangreich waren. Viele Hundert Fuß weit waren die Ränder des schwimmenden Schilfes dazu eingerichtet, daß kein großer Fisch in das an's Ufer stoßende freie Wasser kommen konnte, ohne gefangen zu werden. Nach einem regelmäßigen System waren iu Zwischeuränmen Körbe befestigt, bis zu deren Oeffnnngeu Leitzäune führten. Jeder Korb hielt etwa sechs Fuß im Durchmesser, und die Ocffnung etwa achtzehn Zoll. So waren die Einrichtuugeu für die Ungeheuer des Sees, deren große in der Nähe umherliegende Gräten ein Zeugniß ihrer Größe waren. Meine Mannschaft hatte sich eben die Hälfte eines prächtigen Fisches gesichert, der im Nil Fische. Ill als der „Baggera" bekannt ist. Sie hatten dieselbe im Wasser gefunden; der andere Theil war von einem.Nrotodil abgebissen worden. Das in ihrem Besitz befindliche Stück wog etwa fünfzig Pfund. Dies ist einer der besten Fische im Sec. Er hat Der Baggera, die Gestalt des Varsches, aber die änßcrc Farbe des Lachses. Ich erhielt ebenfalls von dcii Eingeborenen einen vortrefflich guten Fisch. Er hatte eine eigenthümliche Gestalt und a>t den Stellen, die bei Reptilien die Glieder einnehmen würden, vier lange Fühler; diese sahen ails wie Ansätze zn Beinen. Er hatte Lepidosiren aimccteus. einigermaßen das Ansehen cincs Aals; da cr aber Eier lcgt, so kann cr mit dieser Gattnng keine Verwandtschaft haben. Die Eingeborenen hatten eine höchst mörderische Art, schwere Fische mit der Angel und Schnur zn fangen. Sie machten Ncihen langer Bambusrohre, deren Enden fest im Boden staken, unl- 1II In den Grund bch'Mc AnM'uthcn. die etwa sechs Fuß tief im Wasser und gegen füufzehn bis dreißig Fuß von einander entfernt standcu. Ailf drm oberen Ende eines jeden Bambus befand sich ein Stück Ambatschholz, das etwa zehn Zoll im Durchmesser hielt. Um dasselbe herum war eine gewaltige Schnur gewunden, in diesen Kort ein kleines Loch gemacht und derselbe leicht auf die Spitze des Bambus oder der Angelrnlhe gesteckt. Die Schnur wurde fest an den Bambus geknüpft, dann um den großen Kork gewunden und die Angel, mit einem lebendigen Fische geködert, eine Strecke davon geworfen. Jeden Morgen wurden von Eingeborenen in Ca-noes lange Neiheu dieser feststehende»! Angelrutheu gesetzt; während des Tages standen Wächter dabei, in der Nacht aber ließen sie es darauf ankommen. Wenn ein großer Fisch den Köder nahm, so riß er beim ersten Anlauf den Ambatschkork von der Spitze des Bambus ab; dieser ließ, indem er sich ans dem Wasser drehte, so viel Schnur los, als erforderlich war. War die ganze Schnur abgewickelt, so diente der große Umfang und die Schwimmlraft des Korkes dazn, den Fisch zurückzuhalten und zu erschöpfen. Es gicbt mehrere Arten Fische, die über 200 Pfund wiegen. Jetzt kamen eine Anzahl Leute aus dem Dorfe, die eine Ziege, Hühner, Eier, saure Milch und, was über alle Leckerbissen ging, frische Butter brachten. Ich erfrente den Hünptling für seine Höflichkeit damit, daß ich ihm eine Menge Perlen gab, und wir wurden den Hügel hinauf nach Magungo geführt. Der Tag war schön heiter. Der Boden war sandig und mager, die Straße daher rein nnd hart. Nachdem wir viele Tage im Boote gefahren, machte nns das Gehen Vergnügen, und wir frentcn uns der prächtigen Aussicht, die vor uns lag, als wir in Magungo ankäme» und auf den See zurückblickten. Wir befanden uns etwa 250 Fuß über dem Wasserspiegel. Es waren nicht mehr die schroffen, bis zum See hinabgehenden Austritt des Nil aus dem See. 113 Klippen, die wir im Enden gesehen hatten, sondern in einer Entfernung von fünf bis sechs Meilen, von wo an das Terrain in wellenförmigen Erhöhungen nnd Einseuknngen immer niedriger wurde, während Magungo anf dem Zipfel der nächsten Anhöhe lag, schien die allgemeine Höhe des Landes etwa !M) Fnß über dem Wasser zu sein. Die hervorragendsten Gegenstände, welche die westliche Grenze bildeten, waren die Berge auf der Mallegga'schcn Seite, mit dem See im Vordcrgrnnde. Einige Meilen nördlich schien ein Riß in der Bergkette zu sein, nnd der See setzte sich nach Westen fort, aber sehr verschmälcrt, während die Bergkette auf der nördlichen Seite des Risses nach Nordosten fortlief. Gerade nach Nord und Nordost war das Land eine todte Fläche, und so weit das Ange reichte, war eine Strecke hellgrünen Schilfes, die den Lanf des Nil bezeichnete, wie er aus dein See floß. Die Wafserflächc, die in Magungo etwa siebcnzehn Meilen breit war, endete nach Norden in einen langen Streifen oder Schwanz, bis sie sich in dem flachen Thal von grünen Binsen verlor. Dieses Thal mochte vielleicht vier bis sechs Meilen breit sein nnd wnroe auf seiner westlichen Seite von der Fortsetzung der Bergkette begrenzt, welche die westliche Grenze des Sees gebildet hatte. Die Eingeborenen sagten mir, Ecmoes könnten den Nil in seinem Lauf vom See bis zum Madilande befahren, da es eine große Strecke weit keine Katarakten gäbe, aber sowohl die Madi als die Koschi wären feindselig, und die Strömung des Flnsses sei so stark, daß, wenu die Canoe aus dem See hinabführe, sie nicht zurückkehren könne, falls sie nicht viele Ruderer hätte. Das Land Koschi zeigten sie auf dem westlichen Ufer des Nil, da, wo er aus dem See tritt; es wurde von den Bergen eingeschlossen, die sich am Fluß hinzogen. Das kleine Land M'Caroli grenzte an Mallegga und setzte sich nach Westen fort, nach den Makkarikas hin. Die Eingeborenen weigerten sich ganz entschieden, mich vom See den Äalei. Der Albert N'hanza. II. v 114 Der VictoricvNil in Mngungo. Nil hinab in das Mainland zu bringen; sic sagten, sie würden von den Bcwohucru, die ihre feinde wären, getüdtct werden, da ich bci ihrer Rückkehr den Fluß herauf nicht bei ihnen wäre. Der Anstritt des Nil aus dem See war deutlich genug, nnd wenn der breite Kanal von todtein Wasser in der That der Eintritt des Victoria-Nil ^Somerset) war, so wurde die Nachricht, die ich von Speke erhielt, vollkommen bestätigt. Bis jetzt war jede Mittheilung, dic ich von Kamrasi nnd seinem Volke empfing, richtig gewesen. Er hatte nur gesagt, ich würde von M'rnli bis zum See etwa zwanzig Tage brauchen-, ich hatte achtzehn gebraucht. Er hatte mir auch gesagt, der Somerset fließe von Karnma direct zum Sec, nnd nachdem er sich mit demselben vereinigt habe, ströme der große Nil fast unmittelbar ans dem See heraus nnd fließe durch dcu Koschi-uud Madistamm. Jetzt sah ich den Fluß innerhalb achtzehn Meilen von Magungo ans dem See hinausströmen, nnd die Bänder Koschi und Madi schienen dicht an mir zn liegen und begrenzten denselben in Westen nnd Osten. Da Kamrasi König war, so war es natürlich, daß er seine eigene Grenze ganz genau kannte; aber obgleich der Hänptling von Magungo und alle Eingeborenen mir ganz bestimmt versicherten, daß der breite Kanal von todtem Wasser, der zn meinen Füßen lag, der tobende Fluß sei, über den ich unterhalb des Karumafalls gefahren war, so konnte ich doch nicht begreifen, wie es möglich war, daß einc so stattliche Wassermasse, als welche derselbe sich gezeigt hatte, als todtes Wasser in den Albcrtsee eintreten konnte. Der Führer nnd die Eingeboreueu lachten über meinen Unglauben und erklärten, von der Vereinigung mit dem See an sei eine beträchtliche Strecke weit todtes Wasser, aber vou einem Berge stürze cü, großer Wasserfall herab, nnd jenseits dieses Wasscrfalles bestehe der Fluß ans der ganzen, etwa sechs lagemcn'sche langen Strecke bis zu dem Karumafall nur Prüfung des Nil. 115 aus einer Reihe Katarakten. Mm, Wunsch war eigentlich, w Manors von seinem Austritt aus dem See den Nil hinabzn-fahrcn, indem ich meine eigene Mannschaft als Vootsmänner benutzte, und so in knrzer Zeit die Katarakten im Madilande zu erreichen, dort die Canoes nnd mein ganzes Gepäck zu verlassen und nnr mit Miseren Gewehren und Munition direct uach Gondokoro zn marschircn. Zch wußte aus Berichten der Eingeborenen, daß der Nil so weit, als das Madiland ging, etwa bis zu Miani's Baum, den Speke dnrch astronomische Beobachtung unter 3° 34/ nördl. breite gelegt hatte, schiffbar war; dies war nur noch sieben Tagcmärschc von Gondokoro, und auf einem solchen geraden Wege kam ich sicherlich zur rechten Heit dort an, um mit den Booten uach Khartum sahreu zu können. Ich hatte Speke versprochen, daß ich den zweifelhaften Theil des Flusses vom Karumawasserfall bis zum See, welchen er hatte hintansetzen müssen, genau erforschen würde. Ueber die Einmündung des todten Wassers war ich selbst unklar, nnd obgleich ich wnßte, das; die Eingeborenen Recht haben wußten — da es ihr cigeuer Fluß war und sie keinen Gruub hatten mich irre zu führen — so mar ich doch eutschlossen, jeden andern Wnusch zu opfern, um mein Versprechen zu erfüllen und dadnrch die Nilfrage vollständig abzumachen. Daß der Nil aus dem See Heransfloß, hatte ich gehört und hatte es auch durch wirtlichen Angenschcin bestätigt; von Magungo aus schaute ich auf die beiden Vändcr Koschi nnd Madi, durch welche er strömte, nnd durch diese Bänder mußte ich wirklich ziehen nnd den Nil wieder treffen, ehe ich Gondokoro erreichen konnte. Der einzige nothwendig zn beweisende Punkt war daher der Flnß zwischen dem See und dem Karumawasserfall. Jenen Abeud hatte ich einen schlimmen Fieberanfall nnd vermißte meinen Stern zur Bestimmung der geographischen Breite; aber am folgenden Morgen vor Tagesanbruch tonnte 6* 116 Prüfung des Nil. ich eine gute Beobachtung der Vega macheu uud bestimmte die Vrcitc von Magungo auf 2" 16^ nördlich, gerade westlich von Atada oder dem Karumafall. Das war ciu starker Beweis, daß der unter mciueu Küsten liegeude Fluß der Somerset war, den ich unter derselben geographischen Breite in Atada überschritten hatte, wo der Fluß gerade nach Westen lief, uud wo die Eingeborenen, nm seinen Lauf nach dem See zu bezeichnen, nach dieser Richtung hingezeigt hatten. Dessen ungeachtet war ich elltschlosseu, es zu bestätigen, obgleich ich durch diesen Umweg vielleicht die Abfahrt der Boote von (^ondotoro versäumen uud, trank und ohne Ehiuin, uoch ein Jahr in ^entral-Afrita tonute gefangen gehalten werden. Ich stellte es meiuer Frau vor, uud sie willigte iu ihrem entsetzlich schwacheu Zustande uichl nur ein, daß wir die Erforschung des Flusses bis nach Karuma vollendeten, sondern wünschte wo möglich auch wieder zurückzugehen und dem Nil vom See bis nach Gondokoro hinab zn folgen! Dieser letztere Entschluß, der anf dem einfachen Grundsatz beruhte, daß „wenn mau sieht, mau glaubt," war ein in höchst edler Weise dargebotenes, aber einfach unmögliches und unnöthiges Opfer. Von uuscrem Standpunkte iu Magungo sahen wir die Länder Koschi und Madi liegen nnd den Nil ans dem See heraus- uud durch sie fließen. Wir mußten, wenn wir direct von Karuma über Schoa nach Gondotoro gingen, nothwendig durch diese Läuder ziehen, uud trafen wir im Madi- und Koschi-lande den Fluß nicht, su war der Nil, den wir jetzt sahen, nicht der Nil von Gondotoro. Wir wußten jedoch, daß es so war, da Spckc uud Grant diesen Weg gegaugen waren und den Nil in der Nähe von Miaui's Banm unter ^ .;4" nördl. Breite im Madilande getroffen hatten, während das Koschiland auf seinem westlichen Ufer lag; da wir uno nun jetzt an der Nilquelle vefandeu und den ^luß durch das Madi. nnd .ttoschiland Wir verlassen Magungo. 417 gehen sahen, so wäve jeder Beweis gegen den Fluß das »r<;u-NK'iilum ml lU,^lN'n setzte sich eine Reihe Inseln bis auf eiucn Marsch vom Karu-mafall fort. Diese waren im Besitze Rionga's und eines noch mächtigeren Häuptlings und Verbündeteil uon ihm, Fowuka's, die Kamrasi's Todfeinde waren. Es zeigte sich jetzt, daß nach meiner Abreise von M'ruli, um den See aufzusuchen, Ibrahim von Kamrasi die Instruction erhalten hatte, seine Armee zu begleiten uud Fowuka anzugreifen. Dies war geschehen; aber der Angriff hatte sich auf ein Bombardement beschränkt, das von den hohen Klippen des Flusses mit Mnsketen anf das Volk gemacht wurde, das auf eiucr der Inseln eingeschlossen war. Eine Anzahl Männer waren gctödtet worden, und Ibrahim war mit einer Menge Elfenbein und Trägern, die .kamrasi geliefert hatle, nach (>wn-doloro zurückgekehrt, aber er hatte zehn seiner bewaffneten Männer als Geißeln beim König gelassen, um ocsseu Leibwache Dcr Victor,« Nil oberhalb des Murchiscmsfalles. 127 zu bilden, bis er im folgenden Jahre nach Unyoro zurückkom->ncn werde. Nachdcni Ibrahim uud seiue starte Gesellschaft das Land verlassen hatten, war Fowuka in das Festland Tschovi eingefallen und hatte alle Dörfer verbrannt und zerstört und viele Bewohner gctödtet, darunter einen mächtigen Häuptling Kamrasi'Z, den Vater des Ortsvorstchers der Insel Pato-nl, wo wir uns jetzt aufhielten. Die Flüchtlinge aus den zerstörten Dörfern hatten daher ihre Zuflucht auf die Insel Patoiin und andere von derselben Beschaffenheit genommen. Der Ortsvorsteher theilte uns mit, das; es unmöglich sei, längs dem Ufer des Flusses nach Karnma zu reisen, da dieser ganze Landstrich im Besitz des Feindes sei. Dies reichte hin, mich zu versichern, daß ich keine Träger bekommen würde. Die Schwierigkeiten und Noth uahmcu in diesem schrecklichen Lande kein Ende. Meine Forschungsreise war vollendet, und es war durchaus nicht nothwendig, den Weg von Palo«u nach Karuma fortzusetzen. Ich war dem Somerset von seiner Vereinigung mit dem See in Magungo bis an diesen Punkt gefolgt; hier war er ein schöner Flich, an ^haralter genau dcr Stelle ahnlich, an welcher ich ihn in Karnma verlassen hatte; wir waren jetzt noch dreißig Meilen von jener Stelle entfernt und etwa achtzehn Meilen von dem Punkte, der Rionga's Il^cl gegenüberlag, wo wir bei unserer Ankunft von Norden her den Fluß zum ersteu Male getroffen hatten. Die Richtung stimmte vollkommen mit meinen Beobachtungen in Karuma nnd in Ma-gnngo überein, da der Somerset von Osten nach Westen lief. Der Fluß war etwa 540 bis 600 Fuß breit, aber sehr mit Felsen und Inseln versperrt; der Strom durchlief etwa vier Meilen in der Stuude, und die Stromschnellen und Wasserfälle wareu so zahlreich, daß das Brausen des Wassers nnf nnserein ganzen Marsche von Mnrchison's Wasserfall her uuuuterbrochcn fortgedauert hatte. Durch Beobachtungen an (sasella's Thermo- 128 .Höhenunterschied zwischen Karuma und dem See. meter bestimmte ich die Höhe des Flnßniveans l'ei der Insel Poloim auf 3195 Fuß; es war also von diesem Punkte bis zum Niveau des Albertsees in Maguiigo ein Fall von 475 Fuß — dieser Unterschied lag zwischen Patoiin und dem Fnße von Murchison's Wasserfall; der letztere, der nach der niedrigsten Echätznng 120 Fuß tief war, ließ 355 Fuß übrig, die auf die Strecke zwischen Pato-m und den, oberen Ende des Wasserfalls zu rechnen waren. Da die Felscnschichten im ganzen ^anfe des Flusses eine Reihe Stufeu bildeten, so war dieser Unterschied in der Höhe ein natürlicher, der die Nichtigkeit der Vcobachtun-geil vor Augen legte. Am Nwean des Flusses unterhalb des Karmnawasscrfalls hatte ich die Höhe auf 3W<> Fuß über dem Meeresspiegel gemessen, ^ou ienem Pnnkte bis Patoi>n war also ein Fall von ^l>! Fuß, und der ganze Fall im Laufe des Flusses von Ka-ruma bis zum Albert N'yanza betrug ^1276 Fuß. Diese höchst sorgfältig ausgeführten Messungen bestätigten die Ansicht, zu welcher die natürliche Erscheinung des Flnssrs führte, der in seinem ganzen westlichen Lauf von Karuma au blos aus eiuer Reihe Katarakten bestand. Für mich hatten diese Beobachtungen mehr als gewöhnliches Interesse; denn als ich in Gondokoro meinen Freund Tücke traf, war er sehr bestürzt über den in semer Beobachtung sich findenden anßcrorocntlichcn Unterschied zwischen der Höhe des Flußniveaus am Karumafall unter 2" !^V nördl. Breite und am Gebel Knkn im Madilande unter 3" 84^ uürdl. Breite, dem Punkte, au welchem er später auf den Flnß stieß. Er wußte, daß beide Flüsse der Nil waren, da die Eingeborenen ihm dies gesagt hatten; der eine, bevor er sich mit dem AlbeN-see vereinigte — der andere nach seinein Auotritl ans demselben; aber man hatte ihm gesagt, der Fluß sei von, (Nebel Kntu unter 3" 34' nördl. Breite bis zu seiner Vereinigung mit dem höhen. 1,29 See hinauf schiffbar; zwischen dem See und dem Nil, wo er ihu traf, unter 3" 34^ nördl. Breite, konnte also kein großer Unterschied in der Höhe liegen. Dessen ungeachtet fand er in seinen Beobachtungen einen so ungeheuern Unterschied zwischen dem Flusse bei Karuma und am l^cbcl Knku, daß er schloß, zwischen Karuma und dem Alberts« müsse ein Fall von wenigstens 1000 Fuß stattfinden. Durch sorgfältige Messungen habe ich die Genauigkeit seines Schlusses uud seiuer Beobachtung bewiesen, indem ich einen Fall fand, der nur 275 Fuß mehr betrug, als er augenommeu hatte. Von Karuma nach dem Al-bertsec (obgleich Suete deusclbcu uicht besuchte) hatte er auf seiner Karte angemerkt: „der Fluß füllt 1000 Fuß;" ich habe durch wirtliche Messuug nachgewiesen, daß der Fall 1275 Fuß beträgt. Seit meiner Rückkehr nach England sind die von mir gemessenen Höhen geprüft, der Thermometer, den ich bcunhte, in Kcw urobirt uud sein Fehler berichtigt worden; es werden daher wohl alle Höheu, die ich mit diesem Thermometer beobachtet habe, richtig sein, da die Resultate nach der Berichtigung durch Mr. Dunkin, von dem tüniglicheu ^bseruatoriuni in Greenwich, die eben verzeichneten sind. Es wird deshalb von Interesse sein, die Beobachtungen, die ich au deu verschiedenen Punkteid am Nil und Alberts« in den Bändern Unyoro nud Tschoui gemacht habe, zu vergleichen; — durch Vergleichung wird sich ihre Nichtigkeit deutlich zeigen. — 1864. Fuß. Den 22. Iannar. Nionga'Z Insel, 80 Fuß über dem Nil 3864 „ 25. „ Karuma, unterhalb des Wasserfalls, Flllßnivcau tMada).....3996 „ 31. „ Südlich von Karuma, Flußniveau auf den: Wege nach M'ruli.....4056 V,ilcr, Der Albcv! N'hauza. II. 9 430 Höhen. Den 21. Februar. M'ruli unter 1" 38' nördl. Breite, Flnßniurau........4061 „ 14. März. Albert N'yanza, Seespiegcl.... 2720 „ 7. April. Insel Platoün (Schoa Morü) Flußniveau ......... , 3195 Aus diesen Beobachtungen wird man ersehen, daß von M'ruli unter 1" 38' nördl. Breite bis Karuina unter 2« ,15' nördl. Breite ein Fall von fünfnndscchzig Fllß stattfindet; rechnet man fünf Fuß für den Karumawasserfall hinweg, so kommen sechzig Fuß Fall auf 37' geographischer Breite; oder wenn man für die große Krümmung des Flusses noch zwanzig Meilen Lauf rechnet, so wird dieser Fall etwa sechzig Meilcu wirtlichem Fluß von M'ruli bis Atnda oder bis zum Karumawasserfall gleichkommen, was einen Fuß Fall auf die Meile crgiebt. Von M'ruli bis zum oberen (wde des.Narumafalls ist der Fluß schiffbar; daher müssen die Höheubeobachtuugeu, die einen Fall von einem Fuß auf die Meile zeigen, äußerst genau sein. Die nächsten zu vergleichenden Beobachtungen sind diejenigen vom Karumafall durch den ganzen westlichen 5,!auf des Flusses bis zum Albertsee: — . Fuß. Fuß. Flußniueau unterhalb des Karumafalls 3996 Nionga's Insel 3864—80 Fuß Klippe 3784 -- 212 Fall nach Westen. Flußnivcan bei der Insel Patoiin sSchoa Mora)........ 3105 -- 589 Fall von Riouga's Insel an. Niveau des Albertsees...... 2720 -- 475 Fall von Patoön bis zum See. ------— - Vou Karnma an. . . . 1276 Fall Diese Beobachtungen waren höchst befriedigend und zeigten, Höhen. 1-51 daß der Thermometer (Casella's), so oft er in's siedende Wasser gebracht wurde, sich gut verhielt, da keine Verwirrung imtcr den Höhe» vortam, sondern jede Beobachtung die vorhergehende bestätigte. Die geographische Breite der Insel Pato-m war nach astronomischer Beobachtung 2« 1l^ nördlich; nur befanden uns also gerade östlich von Magungo und westlich vom Karmnafalle. 9* Dreizehntes Kapitel. Verriitherjsche plime der Eingeborenen. Wir sind iu'ö !l?and eingesperrt, — Werden v>,ni den Eingeborenen iin Stiche gc-lasjen, - Elend in Schl'a Äiorn, — Schlechte Kost, — Kamrasi's Kriegskunst.— Der Köder wirkt, — Wir werden »ach des 5töiligs ^'agcr getragen, — Schließen mis dem Detachcmcnt der Tiirken wieder an. — Kamrasi flicht nuin BUndniß. — 2^'Gambi hat sich fitr den König ansgcgcbcn, — Dcr wirk» lichc Kainrasi. — Der bettelnde Gesandte. — Vorstellung beim wirklichen HMig. — Dcr eingeborene Hof. - Rückkehr in's ^ager. Wir saßcn auf der Zusei Pato^in gefangen, da N'ir UNI keinen Preis Träger bekommen konnteil, um unsere Sachen fortzuschaffen. I>l wenigen Tagen hatten wir alte unsere Neit-ochsen verloren; sie waren den Fliegen erlegen, und das eiu-zige noch lebende Thier war schon halb todt; dies war der tteinc Vulle, der immer den Knaben Saat getragen hatte. Es iuar der 8. April, und in wenigen Tagen verließen die Boote, vou denen wir hinsichtlich unserer Rückkehr zur Civilisation abhiugeu, sicherlich (^'ondotoro. Ich lwt den Eingeborenen alle meine Perlen an, die ich hatte (etwa 50 Pfund), und mein gauzes Gepäck, wenu sie uns vou diesem Ort direct uach Schon trugen. Wir warm in voller Verzweiflung, da wir Veide voll Fieber und Strapaze vollständig zerrüttet waren und den sichern Tod vor Augen sahen, wenn wir an diesem ungesunden Orte blieben; aber schlimmer als der Tod war der Gedanke, daß wir Wir sind in's Land eingesperrt. 433 für die Boote ^n spät kommen und noch cm Jahr in diesem furchtbaren Lande würden gefangen gehalten werden, und dies mußte unvermeidlich geschehen, wenn wir nicht ohne Vereng direct nach Gondotoro eilten. Viit ihrer gewöhnlichen Schlauheit erboten sich endlich die Eingeborenen, uns nach Cchoa zu bringen, vorausgesetzt, das; ich ihnen die Perlen im Vorans zahlte; die L^oote wurden bereit gemacht, um uns über deu Fluß zu fahren, aber glücklicher Weise entdeckte ich durch die Frau Batschita ihre verräthcrische Absicht, uns in die unbewohnte Wilduiß auf der Nordseite zu scheu und Hungers sterben zu lassen. Sie hatten sich mil mmndrr verabredet, nns zu landen, aber nachdem sie auf diese Art den Druck ihrer Gäste los geworden, sofort mit den Booten zurückzukehren. Wir wareu in großer Verlegenheit; — wären wir gesund gewesen, so hätte ich anßer den Gewehren nnd der Munition Alles liegen gelassen nnd wäre direct nach Gondotoro zu Fuße marschirt, aber das war ganz unmöglich; weder meine Frau, noch ich tonnten eine viertel Meile weit gehen, ohne daß wir ohnmächtig wurden; — wir hatteu keiucu Führer — das Laud war jetzt oon undurchdringlichem Gras und acht Fuß hoher verwirrter Vegatation überwachsen; — wir befanden uns mitten in der Regenzeit; — kein Tag «erging ohne einige Stuudeu Ueberschwemmung; — Alles zusammengenommen war es eine ganz herzzerreißende Lage. Nebst dem Kummer des Herzens, auf diese Art gehindert zu werden, war auch großer Mangel an Lebensnütteln. Viele meiner Leute wareu schwach, da die ganze Gesellschaft viel am Fieber gelitten hatte — in der That, wir waren völlig hülflos. Unser Führer Nabonga, der uns von M'ruli ans begleitet hatte, war davongelaufen und wir mußten uns selbst helfen. Ich war entschlossen, nicht auf der Insel zu bleibe», da ich Verdacht hegte, es möchten die Boote weggeschafft und wir ge- 1.^4 Wir werden ucm den Einsselwn'nen im Stiä)c ssolassen. fangen gehalten werden; ich befahl daher meiner Mannschaft, die Eanoes zu nehmen nnd uns nach de,n Fcstlande überzufahren, von wo wir hergekommen waren. Als der Ortsvorsteher diesen Befehl hörte, erbot er sich, nns nach einem Dorfe zu bringen und dann von Kamrasi Befehl zn erwarten, ob wir nach Schon befördert werden sollten oder nicht. Der District, in welchem die Insel Patoün lag, hieß Schoa Morü, stand aber mit dem Schoa im Madilande, nach welchem nuscre Reise ging, ill teincm Zusammenhange. Wir wurden nach dein Hanptnfer übergefahren nnd Beide in unseren bezüglichen Angareps von del» Eingeborenen etwa drei Meilen weit getragen, wo wir in einem verlassenen Dorfe ankamen, das zur Hälfte in Asche lag, da es von dem Feinde verbrannt nnd geplündert worden war. Vor einer alten Hütte wurden mir im strömenden Negeu auf die Erde gesetzt und uns mitgetheilt, daß wir dort die Nacht bleiben, aber am folgenden Morgen nach dem Orte unserer Bestimmung weiter kommen sollten. Da ich den Eingeborenen nicht traute, befahl ich meiner Mannschaft, sie zu entwaffnen nnd ihre Speere und Schilde zurückzubehalten zur Sicherheit, dah sie am folgenden ?age wiederkamen. Als dies geschehen war, wurden wir in eine schmntzige Hütte getragen, die etwa sechs Zoll tief im Schlamme stand, da das Dach sehr baufällig war, und der heftige Ncgen sie einige Wochen lang täglich überfluthet hatte. Ich hatte durch den schlammigen Fußboden einen Kanal gezogen, nnd wir nahmen in Elend nnd Niedergeschlagenheit Besitz von ihr. Am folgenden Morgen war kein Eingeborener da! Sie hatten uns im Stich gelassen. Obgleich ich die Speere nnd Schilde hatte, war doch jeder Mann verschwunden; — es gab weder Einwohner, noch Lebensmittel; — das ganze l'aud war eine Wildniß von nppigem l^ras, das uus auf allen Seiten Glrnd in Schoa Moru. 135 umringte; kein Thier, nicht einmal ein Vogel war zu sehen; es war ein elendes, dumpfiges Land ohne alles Leben. Wir befanden uns auf einem hohen Terrain, und das Thal des Somerset lag etwa zwei Meilen nordlich von nns, wo der Fluß düster in seiner versperrten Passage brauste und seinen Lauf der doppelte Gürtel hoher dunkler Bäume bezeichnete, die an seinen Ufern standen. Meine Mannschaft war natürlich wüthend und schlug vor, wir sollten, da wir so schändlich getäuscht worden wären, nach Patoim zurückkehren, uns der Canoes bemächtigen und uns mit Gewalt Lebensmittel nehmen. Die Gingeborenen hatten nns hier blos niedergesetzt, um uns aus dem Wege zu schaffen; hier mochten wir verhimgern. Den Porschlag, Lebeusmittcl mit Gewalt wegzunehmen, unterstützte ich natürlich nicht, wies aber meine Mannschaft an, zwischen den zerstörten Dörfern nach vergrabenem Getreide zn suchen und die Frau Vatschita mitzunehmen, welche, da sie aus diesem Lande gebürtig war, das Verfahren des Volkes kennen mußte uud beim Auffinden bc-hülflich sciu konnte. Nachdem sie einige Stunden mit Umherftreifcn auf der schwarzen Asche mehrerer Dörfer verbracht hatten, die verbrannt worden waren, entdeckten sie, indem sie die Erde mit einem Stocke sondirten, eine hohle Stelle, und als sie nachgruben, kamen sie auf einen Speicher mit Getreide der Art, die als „Tullabun" bekannt ist. Das war ein großer Gewinn, da es, obgleich schimmelig nnd bitter, nns vor dem Verhnngern schützte. Die Frauen der Gesellschaft waren bald eifrig beschäftigt, das Getreide zu zerreiben; die nöthigen Steine warm in großer Zahl zwischen den Trümmern gefunden worden. Glücklicherweise gab es drei Spielarten von Pflanzen, die in großer Masse wild wuchsen uud, wenn sie gekocht wurden, ein gutes Ersatzmittel für Spinat waren. So waren wir reich 186 Schlechte Kost. an Pflanzcnspeisen, obgleich wir kein Bischen Fett oder thierische Nahrung hatten. Unser Mittagsesscn bestand täglich ans ciucm Gericht schwarzer Suppe von bitterem schimmeligen Mehl, die kein englisches Schwein zu beachten sich herablassen würde, und einer großen Schüssel Spinat. „Es ist besser ein bericht Kraut mit Liebe" u. s. w.*) fiel mir oft ein; aber icy bin nicht sicher, daß ich ganz dieser Meinnng war, nachdem ich vierzehn Tage lang von Spinat gelebt hatte. Thee und Kaffee gehörten der Vergangenheit an- schon der Gedanke daran machte uns den Mund wässerig; aber ich fand eine Art wildeil Thymian, der in den Dschungeln wuchs; dieser bildete, wenn er gekocht wurde, ein leidliches Ersatzmittel für Thee. Zuweilen schaffte nnfcre Mannschaft ein wenig wilden Honig, den wir, nebst dem Thumiauthee, als eine große Leckerei betrachteten. Diese erbärmliche Kost, bei nnserm durch Fieber nnd klimatische Einwirkungen überhaupt erschöpften Zustande, entkräftete nns so vollständig, daß meine Frau fast zwei Monate lang hülflos anf dem einen nnd ich auf dem andern Nngarep lag; Keines von nns konnle gehen. Die Hütte war, wie alle in Kamrasi's Lande, ein völliger Wald von dicken Pfählen, nm das Dach zu stützen (ich zählte deren zweiuuddreißig); wenn sie daher anch ziemlich geränmig war, so bot sie doch nnr wenig Vcqnemlichkcit. Diese Pfähle fanden wir jetzt sehr passend, da wir so schwach waren, daß nnr nicht vom Bette aufstehen konnten, ohne an einer der Stützen zn ziehen. Wir waren schon beinahe todt; unser Zeitvertreib war eine kindische Uutcrhaltling über die guten Dinge in England, nud meine Vorstellung von vollkommenem Glück war ein englisches Beefsteak nnd eine Flasche Weißbier; für eine solche Leckerei ") Sprüche Salomon!« XV, 17. Schlechte Kost. 137 hätte ich in jene»! hungrigen Augenblick recht gern mein Nccht der Erstgebilrt verkanft. Wir waren völlige Gerippe, und es war ärgerlich, zn sehen, wie wir beider schlechten Kost litten, während unsere Mannschaft sichtlich gedieh. Es gab ciue Menge wildwachsende rothe spanische Pfefferschotcn, und die Mannschaft schien gern eine Mischung von Suppe und Gemüse mit pikanter Sauce*) zu genießen. Sie waren erstaunt, daß ich bei dieser Kost abfiel, aber sie ließen sick) meinen beweis gefallen, als ich daran erinnerte, daß ein „Löwe verhungert, wo ein Esel fett wird." Ich muß gestehen, daß dieses Leben meine Gcmüths-stnnmung nicht verbesserte, die, wie ich fürchte, fast so bitter wie die Suppe wurde. Meine keilte hatten übermäßiges Muck; Saat's Ochse, der schon lange allmälig abgekehrt war, lag zum Sterben darnieder nnd begann, wahrend er sich ausstreckte, zum letzten Mal mit dein Fuße auszuschlagen; die Mannschaft kam ihm sofort zu Hülfe, indem sie ihm die Kehle abschnitt, und diese Lieferung von Rindfleisch war ein Leckerbissen, der selbst in meinem hungrigen Zu stände nicht das englische Vccfsteak bildete, nach welchem ich scnfzie, und ich lehnte das kranke Bulleu-flcifch ab. Die Mannschaft machte mehrere lange Ausflüge durch das Laud, um zu versucheu, ob sie Lcbeusmittel kaufen könnte, aber iu zwei Monaten bekamen sie nur zwei inuge Ziegcu; das ganze Land war in Folge des Krieges zwischen Kamrasi nnd Fowuka verlassen. Der Knabe Saat und die Frau Batschita streiften jeden Tag umher und unterhielten sich mit den Ein-wohucru der verschiedenen Inseln anf dem Flusse; zuweilen, aber sehr selten, kehrten sie mit einem Huhn zurück; ein solches Ereiguiß verursachte große Freude. Wir hatten jetzt alle Hoffnung auf Goudokoro aufgegeben *) Legumes a la sauce piquante. 138 Nminasi's ssril'gMmst, und uns vollkommen in unser Schicksal ergeben; dies war, wie nur nns überzeugt hielten, in Tschopi begraben zu werden, ,^-ür den Fall des Todes schrieb ichInstructiouen in mein Tagebuch nnd sagte meinem Vorsteher, er solle ja meine Landkarten, Beobachtung» uild Papiere dein englischen Eonsnl in Khartnm überliefern; dies war meine einzige Sorge, denn ich fürchtete, wenn ich stürbe, würde vielleicht meine ganze Arbeit verloren sein. ^m Betreff meiner ,vrau hatte ich keine Furcht, da sie sich eben so schlecht befand, wie ich, nnd wenn das Eine starb, so folgte das Andere sicherlich nach', ja, wir hatten dies veralt redet, damit sie nicht bei »»einem Tode in Kamrasi's Hände fiel. Wir halten gerungen, zn gewinne», und ich dankte (hott, das; wir gewonnen ballen; wenn d^r'?od der Preis sein sollte, so waren wir auf aüe /välle am Ziele, und wir sahen Beide den 5od eher als mi vergnügen a», da er nns Nuhc brachte; dann gab es lmt beiden »n'hr, kein Fieber, keine vor uns liegende lange Reise, die bei unserm schwachen Zustande eine Strafe war- nnser einziger Wunsch bestand darin, den Pilgcr-stab niederzulegen. Merkwürdig ist tn'r^ainpf zwischen den thierischen Trieben und dem Geiste! Der Tod wäre eine Vefrciung gewesen, die ich mit Arenden begrüßt hätte, aber ich hätte, ehe ich starb, gern noch jenes einzige ,,englische Beefsteak und Weißbier" genossen! Während unseres Elends von beständigem Fieber und Hungersnoth in Schoa Morü war zu der Beleidigung noch Verhöhnung gekommen. Es unterlag keinem Zweifel, daß man uns auf Kamrasi's Befehl fu im Stich gelasfeu hatte, da alle sicbcu oder acht Tage einer von seiucn Häuptlingen ankam nnd mir sagte, der König sei mit seinem Heere nur noch vier Tagcmärschc von mir entfernt, und er rüste sich eben, um Mwuka anzugreifen, aber er wünsche, daß ich mich ihm anschlösse, da wir mit mci-ucu vierzehn l^ewehrm einen großm ^u'g gewinnen würden. Kamrasi's KrmMunsl. ^'il) Dieses verrätherische Vetraqen, nachdem er mir versprochen hatte, mich ohne Vorzng nach Schoa zu befördern, brachte mich in die größte Wuth. Wir ware», nm die Boote in ^ondoloro gctoiu-men und winden jetzt, falls wir leben blieben, wa5 nicht wahrscheinlich war, noch ein Jahr an das Land genagelt; der nn-menschliche König hatte nns nicht nur auf diese Art getäuscht, sondern er wollte lins auch wohlüberlegt durch Hunger prangen, Bedingungen einzugehen, welche dahin zielten, das; meine Mannschaft ihn gegen seinen ^eind unterstützen sollte. Einmal uer-suchtc mich der alte böse ,veind arg, mich Fowuw gegen Kam-rasi anzuschließen; ich gab aber den in einem Augenblick der Leidenschaft entstandenen bedanken wieder auf uud entschloß mich, seinen Anträgen mich bib auf's änßersle zu widerseyen. Es war vollkommen wahr, daß der .Nönig sich nnr dreißig Meilen von nuo befand, und daß er von unsrer elenden ^!age unterrichtet war; er benutzte uusere äußerste Noth, um uns zu zwingen, seine Verbündeten zu werden. Nachdem wir mehr als zwei Monate in dieser Noth uer-bracht hatten, wurde es sonnenklar, daß etwas gethan werden mnssc; ich sandte »»einen Vorsteher oder Wckil und einen Mann, mit einem Eingeborenen als Führer (welchen Saat und Aat-schita uou einer ^its^ verschafft hatten), mit der Anweisung ab, direct zu Kamrasi zu gehen, ihn in mcinem Namen herunterzumachen, daß er uns auf diese Art behandelt habc, uud ihm zu sagen, daß ich mich sehr beleidigt fühlte, weil er, indem er mir ein Büuduiß antrüge, mit mir dnrch eine dritte Person unterhandle. Mein Wetil sollte erklären, daß ich ein viel mächtigerer Häuptling alü Kamrasi sei, und daß, weun er ein Vündnih mit mir verlange, er in eigener Person mit mir unterhandeln uud sofort fünfzig Mann senden müsse, um nmne Fran, mich und meine Sachen in sein Vager zn schaffen, wo 140 D« Köder wirkt. wir in ^iiicr persönlichen Zusammenkunft nils vielleicht verein nigcn könnten. ^ch sagte lueinein Wetil, er solle mit dm fünfzig Mann zurückkommen nnd mir ja von Kamrasi irqend cm Zechen mitbringen, an welchem ich erkenueil könnte, das; er ihn wirklich gesehen habe. Der Wekil nnd ;')asin brachen auf. Nach einigen Tagen erschien der dauongelanfenc Führer Nabonga mit eiuer Anzahl Männer, bei denen sich aber weder mein Wekil, noch Msin befand. Er trug eine kleine Kürbiß-flaschc bei sich, die sorgfältig zugestopft war; er zerbrach dieselbe nnd ;og von mneu zwei Stücke bedrucktes Papier heraus, die Kamrasi mir als Antwort sandte. Als ich die Papiere untersuchte, fand ich, das; es Stücke der (wie ich glaube) von Dr. Krauf iu die „Kisnal)ili"-Sprache übersetzten englischen Kirchen-Agende waren! Am Rande bc-fauden sich viele ^emettungeu mit Bleistift, die als Ueber-srtzungel» im Texte stehender Wörter in englischer Sprache geschrieben waren. Zch kam sogleich auf den Gedanken, daß Spekc dieses ^uch Kamrasi bei seiner Ankunft von Zanzibar gegeben haben müsse, und daß derselbe jetzt die Matter herausgenommen lind sie mir als das Zeichen gesandt habe, das ich verlangt hatte, um zn seheil, daß meine Botschaft ihm übcr-bracht wordeu war. Nabonga brachte eine lahme Eutschuldiguug vor, daß er früher davongelaufen war. Er lieferte einen magern Ochsen ab, den Vtamrasi mir sandte, lind erklärte, sein Auftrag laute, meine ganze ^icsellschaft sofort zu Kamrasi zu bringen, Mil er schnlich wünsche, daß wir Fowuka ohne Zeitverlust augriffeu i am folgenden Morgen sollten wir ganz bestimmt anfbrechcu. Mein Köder hatte gewirkt! und wir sollten aus diesem furchtbaren Orte, Schoa Mor^, entkommen. Am folgenden Morgen wurdeu wir von ciucr Anzahl Wir werdcn nach des Königs Lagcr gotraaen. 1,4! Männer in unseren Betten getragen. Der Ochse war geschlachtet worden, dic ganze Gesellschaft hatte in guter Nahrung geschwelgt nnd ein für die Reise hinreichender Vorrath wurde von meiner Mannschaft mitgenommen. Die Langweiligkeit der Ncise null ich dem Veser nicht aufbürden ' es wird genügen, wenn ich sage, daß das Land dasselbe wie gewöhnlich, ein ungeheurer, mit gewaltig großem Gras überwachsener Park war. Die Träger liefen jeden Tag fort, und wir wurden allein in den verkohlten Trnmnn'rn verschiedener Dörfergclassen, welche ,vowuka's Volt geplündert hatte. Der Regen strömte berab; ein Obdach gab es nicht, da alle Hütten verbrannt worden waren, und wir wurden täglich von heftigem Fieber befallen. Nachdem wir jedoch fünf Tage über alle Begriffe langsam marschirt waren, konnten wir in der Nacht deutlich das Brausen der Stromschnelleu hören und kamen eines Morgens in einem verlassenen Vager von etwa 5M>0 Hütten au, die eben einige Eingeborene anzünden wollten. Dies war Kamrasi's Hauptquartier gewesen, das er verlassen hatte, nnd das nach der Gewohnheit der Eingeborenen dnrch Feuer zerstört werden sollte/ Mau berichtete, der König habe sich in eiue andere Stellung begeben, die einen einstündigcn Marsch weit liege, nnd habe ein neues Vager errichtet. Obgleich auf der ganzen Reise von Schoa Mora her das Land außerordentlich wild und nnbebaut gewesen war, die hiesige Umgegend war eine Masse ausgedehnter Pisanghaine nnd verbrannter Dörfer, aber jeder Pisangbaum war mitten dnrchgeschniuen und rücksichtslos zerstört worden. Diese Zerstörung hatte ^o-wuka's Volk angerichtet, das iu's Land eingefallen war, aber beim Anrücken von Kamrasi's Heer sich zurückgezogeu hatte. Nachdem wir nns dnrch dichte Bambusdschungel n»d endlose Haine zerstörter Pisange gewunden, bemerkten wir die Cpihen einer Anzahl Grashütten, die zwischen den Vänmeu znm Vor- 142 Wir stos^n wieder m dcni Tctachomont dor Türkon. schein kamen. Meine Ncannschaft bat jetzt, sie eine Begrnßungs-salve abfeuern zu lassen, da mcui sagte, daß die zehn Mann von Idrahim'o «Gesellschaft, die als Geißeln waren zurückgelassen morden, mit .^lamrasi in diesem Dorfe einquartiert seien. Kaum hatte das Schießen begonnen, alü es sofon von den Türken erwidert wurde - sie tamen unü, als wir ilny näherten, mit grower Freude und ^erivnudcrung entgegen, daß wir unsere lange und schwierige Reise vollendet hatten. Mein Wekil und ?)asin waren die Ersten, die anf uns stießen; sie enlschllldigten sich, daß heftiges Fieber sie gezwungen habe, im ^ager zu bleiben, anstatt meinem Befehl gemäß nach Schoa Morli zurückzukehren, aber fie hätten meine Botschaft Kamrasi übcrbracht, und dieser habe, wie ich vermuthet hatte, zur Antwort zwei Blätter aus einem Bliche gesandt, das Speke ihm gegeben habe. Meine und Ibrahim's Mannschaft hatten sich eine nngchenre Menge Nenigkcitcn zn erzählen; Ibrahim's ,^cnte hatten uns ganz verloren gegeben, bis sie erfuhren, daß wir uns in Schoa Mor» befänden, d's war ihnen die Nachricht zugekommen, daß meine ^ran todt, und daß ich einige Tage später gestorben sei. Zwischen den beiden Gesellschaften wnrde nach arabischer Sitte viel geküßt und nmarmt, nnd Alle kamen, um mir uud meiner Frau die Hand zn küssen, wobei sie ausriefen, ,,bci Allah! keine Frau in der Welt besitze ein so zähes Herz, daß sie das wagen dürfe, was meine Frau durchgemacht habe." „El hamd el Illah! El haind el Illah bel Selaam!" („Gott sei Dank — Gott sei tausendmal Dank") wnrde auf allen Seiten gerufen von dem schwarzbrauncn Haufen der Nän-ber, die fich um uns drängten, wirtlich erfreut, uns wiederzusehen, und ich konnte nicht umhin, an den Unterschied in ihrem Betragen zu denken, wie es jetzt nnd vor vierzehn Monaten war, wo sie versuchten, uns von Gondokoro zurückzutreiben. AIs wir in's Dorf eintraten, fand ich auf Befehl meines Kanuasi sucht mom Vimdnisi. 14!^ Wekils für mich eine Hütte bereit gemacht. Sie war sehr tlein, und ich ließ sofort einen Zaun und Hof herstellen, Es gab dort eine große Menge Ciugeborencr, und um uns drängte sich ein Haufen lärmender Burscheu, der sich nur durch eine reichliche Anwendung des Stocks zcrstrencu ließ, welcher von dcu Türken, die in ihrer Behandlungsart nicht ganz so mild wie meine Leute waren, gut gehandhabt winde. Von dem Wckil, der das Corps der Türken befehligte, wurde sofort eiu fetter Ochse geschlachtet, uud bald war ein großer Schmaus veranstaltet, da unsere Leute sich entschlossen haiten, Brüderschaft zu machen. Kaum saßen wir in unserer Hütte, als mein Wetil meldete, daß Kamrasi angekommen sei, um mir einen Besnch abzustatten. Wenige Minuten damns wurde er in die Hütte geführt. Weit entfernt, verlegen zu sein, trat er mit lautem Lachen ein, das von seinem früheren würdevollen Benehmen ganz verschieden war. „Nun, da sind Sie ja endlich!" rief er aus, indem ihm unser elendes Aussehen offenbar großen Spaß machte; er fuhr fort: „Sie sind also am M'wntan N'zigü gewesen! Nun, Sie sehen deshalb nicht viel besser ails; ich hätte Sie wirklich nicht crlannt! ha ha ha!" Ich befand mich nicht in der Laune, um au seinen Versuchen, Witze zu machen, Bergungen zu finden; ich sagte ihm daher, er habe sich auf eine schimpfliche und gemeine Weise betragen, uud ich würde uuter deu angrenzenden Stämmen bctannt machen, daß er einen schlechteren Charakter habe als der tlcinste Häuptling, deu ich je gesehen. „Lassen Sie es gut sein," erwiderte er, „es ist nun vorüber; Sie sind wirklich mager, alle Beide; — eö war Ihre eigene Schuld, warum gingen Sie nicht darauf ein, gegen Fowuka zu lampfeu? Hätten Sie sich gut benommen, so wären Sie mit fetten .Uühen und Milch und Butter versehen wordeu. Ich werde meine Mannschaft bereit haben, Fowuka morgm anzugreifen; — die Türken haben zehn Mann; Sie haben dreizehn; — dreizehn 144 M'Gambi hat sich für d^n Könia ausaegl'bcn. und zehn machen dreiundzwanzig; — Sie sollen getragen werden, wenn Sie nicht gehen tonnen, nnd wir werden Aowuka leinen Pardon geben — er muß gctödtet uierden— todten Sie ihn nur, mein Brnder luird Ihnen dafür sein halbes Königreich ^edrn," Er fuhr fort' „Morden sollen Sie Lebcnsmittel bekommen; ich werde zu meinem Brnder gehen, welcher der große M'Kamma Kamrasi ist, und er wird Ihnen Alles senden, was Sie verlangen. Ich bin ein kleiner Mann, er ist ein großer; ich habe nichts, er hat Alles, und er sehnt sich, Sie zu sehen; Sie müssen direct zu ihm gehen, er lebt dicht nebenan." Ich wußte kaum, ob er betrnnken oder nüchlern war — „mein Bruder der große M'Kamma Kamrasi!" Ich war ganz bestürzt. Dann fragte ich i „Wenn Sie nicht Kamrasi sind, bitte, wer sind Sie?" „Wer ich bin?" erwiderte er, ,,ha ha ha! — das ist sehr gul; wer ich bin?...... nnn, ich bin M'Gambi, der Bruder Kamrasi's, — ich bin der jüngere ^rndcr, aber er ist König!" Der Betrng in diesem ^ande war unglaublich; — ich hatte ganz bestimmt Im) zn diesen, Augenblick den wirklichen Kamrasi nie gesehen, und dieser Mann M'l^ambi gestand jetzt, daß er sich für den König, seinen Bruder, ausgegeben habe, weil Kamrasi fürchtete, ich köunte vielleicht mit Debono's Leuten im Bunde stehcu, um ihn zu ermorden; er hatte deshalb semen Bruder M'Gambi den König spielen lassen. Ich erinnerte mich jetzt, daß die Frau Batschita uns wahrend der Reise mehrmals gesagt hatte, der Kamrasi, den wir gesehen hätten, sei nicht der wahre M'Kamma Kamrasi, aber damals hatte ich wenig auf sie geachtet, weil sie beständig brnmmte nnd ich mir einbildete, sie sage dies nur in übler Stmünung, mit Ve^ug ans ihren ermordeten Herrn Sali als den rechtmäßigen König, Ich rief den Wekil der Türken, EddriZ. Er sagte, auch Des Königs Feigheit. 445 er habe schon lange gehört, daß M'Gambi nicht Kamrasi sei, wie wir Alle angenomlnen hätten, aber er habe den großen König nie gesehen, da M'l^ambi immer als Vieelönig gehandelt habe; er bestätigte die Nachrichten, die ich eben erhalten hatte, daß der wirkliche Kamrasi sich nicht weit von diesem !Dorfe befinde, dessen Name „Kisuna" war. Ich sagte M'Gambi, ich wünschte seinen Bruder, den König, nicht ^, schen, da man mich vielleicht wieder tänschen und irgend einem Betrüger, wie er selbst sei, vorstellen werbe, und ich würde, da ich mich nicht gern zum Narren habcn ließe, die Vorstellung ablehnen. Dies brachte ihn in die größte Verlegenheit; er sagte, „der König sei wirklich ein so großer Mann, daß er, sein eigener Bruder, es nicht wage, sich in seiner Gegenwart auf einen Schemel zu scheu, und er habe nur der Vorsicht halber zurückgezogen gelebt, weil Debono's Leute sich im vorhergehenden Jahre mit seinem Feinde Rionga verbündet hätten und er Verrath, fürchte." Ich lachte verächtlich über M'Gambi und sagte ihm, wenn cine Fran wie die meinigc es wage, fern von ihrem Vaterlandc unter solchen Wildeil wie Kamrasi's Volk sich auf sich selbst zu verlassen, so müsse ihr König schwächer scin als eine Frau, wenn er sich nicht in seinem eigenen Gebiet zu zeigen wage. Ich schloß damit, daß ich erklärte, ich würde nicht zu Kamrasi gehen, sondern er solle kommen und mich besuchen. M'Gambi versprach am folgenden Morgen eine gute Kuh zu schicken, da wir einige Monate lang keine Milch gekostet hatten und stärkender Nahrung sehr bedurften. Er nahm Abschied, nachdem er ein kleines Geschenk an winzigen Perlen von verschiedenen Farben erhalten hatte. Ich tonnte nicht umhin, mich über die sonderbare Verbindung von Stolz und gemeiner Feigheit zn wundern, welche der gefürchtcte Kamrasi seit unserm ersten Eintritt in sein Gebiet immer gezeigt hatte. Svckc hatte mir in Gondokoro gesagt, wie «aler, Dcr Älbcrt N'yanza. II. ^ 146 Der wirkliche Kamrasi. man ihn fünfzehn Tage habe warten lassen, ehe der König geruht habc, ihn zu sehen. Jetzt sah ich ein, daß dieses Hinhalten mehr dnrch Furcht als dnrch Stolz veranlaßt wurde, nnd daß der König in seiner Feigheit als Entschuldigung dafür, daß er sich fern hielt, seine Würde anführte. Mit Hinzunahme der Gesellschaft der Türken waren wir jetzt vierund^van^ig bewaffnete Männer. Obgleich die Türken den wirtlichen König Kamrasi nicht gesehen hatten, so waren sie doch seit Ibrahim's Abreise gnt behandelt worden und hatten Jeder ein junges Sclavenmädchen als Weib zum Geschenk erhalten, während der Wekil Eddris als ganz besonderes Zeichen königlicher Gnade zwei Weiber anstatt einer empfangen hatte; auch hatten sie ordentliche Lebensmittel an Mehl nnd Rindfleisch bekommen ^ das letztere in der Gestalt fetter Ochsen, von denen an jedem siebenten Tag einer geschenkt wurde, nebst einer reichlichen Liefernng Pisangwein. Am folgenden Morgen nach meiner Ankuuft in Kisuna erschien M'Gambi und bat mich, ich möchte den König besuchen. Ich erwiderte, ,,ich sei aus Mangel an Nahrung hungrig und „schwach, und wünschte fleisch zu sehen und nicht den Mann, ,,der mich habe darben lassen/' Am Nachmittag erschien eine schöne Knh mit ihrem jungen Kalbe, desgleichen ein fettes Schaf und zwei Töpfe Pisangwcin als Geschenk von Kamrast. Jenen Abend thaten wir uns an Milch etwas zn Gute; es war eine Leckerei, die wir einige Monate lang nicht gekostet hatten. Die Kuh gab eine solche Menge, daß wir der Errichtung einer Milchwirthschaft entgegensahen und schon daran dachten, Käse zu machen. Ich schickte dem König ein Pfund Pulver in blecherner Büchse, eine Schachtel Zündhütchen und eine Menge Kleinigkeiten znm Geschenk, und erklärte, daß ich gar keine Vorräthe und Geschenke mehr hätte, da ich so lange in seinem Lande sei aufgehalten worden, daß ich an den Bettelstab gebracht sei, denn Der bettelnde Gesandte. 14? ich hatte erwartet, ich würde schon lange in incin Vaterland zurückgekehrt sein. Am Abend erschien M'Gambi mit einer Votschaft vom König und sagte, ich wäre sein größter freund, und er dente nicht daran, von mir etwas zu nehmen, da er versichert sei, daß ich schlimm daran sein müsse-, er verlange nichts, aber er würde mir sehr verbnndm sein, wenn ich ihm ,,dic kleine Doppelbüchse, die ich immer trüge, nebst meiner Uhr und meinem Eompas,' geben wollte!" Er verlangte „Nichts," nur meine ^letcher'sche Büchse, von der ich mich eben so gern getrennt haben würde wie uon den Knochen meines Armes; nnd diese drei Gegenstände waren dieselben, um die ich vor meiner Abreise von M'ruli so hartnäckig bedrängt worden war. Erzürnt zu sein half nichts, ich erwiderte daher ganz ruhig, „ich würde sie ihm „nicht geben, da Kamrafi sein Versprechen nicht gehalten, mich „nach Schoa zu befördern, aber ich fordere auch leine beschenke „von ihm, da Kamrasi immer ein tausendfaches Gegengeschenk „erwarte." M'Gambi sagte, es werde Alles recht sein, wenn ich mich nur dazu verstehen wollte, dem König einen Besnch abzustatten. Hiergegen machte ich Einwendnngen, indem ich ihm sagte, der König, sein ^rnder, wünsche nicht mich zu sehen, sondern nur zn beobachten, was ich hätte, um dann um Alles, waü er sähe, zu betteln. Er schien sehr verletzt nnd versicherte mir, er werde selbst.dafür verantwortlich sein, dast nichts der Art vorkommen solle, nnd er erbäte es sich nur als eine Gunst, daß ich den König am folgenden Morgen besucheu wolle; es sollten Leute bereit sein, um mich zn tragen, wenn ich nicht im Stande wäre zu gehen. Ich traf daher Allstalt, mich gegcu acht Uhr Vormittags nach Kamrasi's Lager tragen zu lasseu. Zn der festgesetzten Stunde erschien M'Gambi mit einem Haufen Eingeborener. Meine Kleider waren in Fetzen — und da die persönliche Erscheinung selbst in Eentral-Afrita eine ge- 448 Mcine Vorstellung bei dem wirklichen König. wisse Wirkung hat, so faßte ich den Entschluß, mich dem Könige in einem so günstigen Lichte als möglich vorzustellen. Zch besaß zufällig cincu vollständigen Nnzug in schottischer Hochlandstracht, den ich vor vielen Jahren getragen hatte, als ich in Perthshire lebte; diesen hatte ich aufbewahrt, da er bei einer Gelegenheit wie die gegenwärtige von Nutzen sein tonnte; — ich kleidete mich demnach rasch in Kilt, Sporran und (Glengarry-Mütze, und zum größten Schrecken des Voltshaufcns kam jetzt der zerlumpt aussehende (Gegenstand, der in Kisnna angelangt war, mit Plaid nnd Kilt uon Atholischcm Tartan znr dnnklen Hütte heraus. Aus dem versammelten Volkshaufen erhob sich ein allgemeiner Schrei der Bewunderung; ich setzte mich auf einen Angarep nnd wurde sofort von einer Anzahl Männer auf die Schultern genommeu und, von zehn meiner Leute als Escorte begleitet, nach dem Lager des großen Kam-rasi getragen. In etwa einer halben Stunde kamen wir an. Das aus Grashütten bestehende Lager nahm einen großen Mchenraum ein nnd der ^ngang war vollkommen schwarz von dem Men-schengedrängc, das mir entgegenströmte. Frauen, Kinder, Hunde und Männer drängten sich alle an den Eingang der Straße, die zu Kamrasi's Residenz führte. Wir drückten uns durch diese neugierige Menge hindurch und setzten unscru Weg durch das Lager fort, bis wir endlich die Wohnnng des Königs erreichten. Als wir einen Augenblick Halt machten, erhielten wir sofort die Votschaft, daß wir vorwärts gehen sollten; wir traten daher dnrch einen engen Gang zwischen hohen Schilfznnnen ein, und ich fand mich vor dein wirtlichen König von Unvoro, Kamrasi. Er saß in einer Art Vorhalle vor einer Hütte, und als er mich sah, ließ er sich kaum herab, mich länger als einen Augenblick anzuschauen; dann wandte er sich an sein Gefolge nnd machte irgend eine Bemerkung, welche dasselbe zn belustigen schien, denn Der eingeborene Hof. 149 sie grinsten Alle, wie kleine Männer zu thnu pflegen, wenn ein großer Mann einen schlechten Witz macht. Ich hatte cincm von meiner Mannschaft befohlen, meinen Schemel zu tragen; ich war entschlossen, mich nicht auf die Erde zu setzen, da der König sich mit meiner Erniedrigung gerühmt haben würde. M'Gambi, sein Bruder, der früher die Nolle des Königs gespielt hatte, setzte sich jetzt auf die Erde einige ^uß von Kamrasi, der auf demselben kupfernen Schemel saß, welchen M'Gambi benutzt hatte, als ich ihn zum crstcu Male in M'ruli sah. Anch mehrere seiner Häuptlinge saßen auf dem Stroh, mit welchem die Halle bestreut war. Ich machte ein „Selaam" nnd setzte mich anf meinen Schemel. Etwa fnnf Minuten lang wlirdc kein Wort zwischen uns gesprochen; der König faßte mich wahrend dieser Zeit sehr aufmerksam in's Auge und machte gegeu die Häuptlinge, die zugegen waren, verschiedene Bemerkungen; endlich fragte er mich, warnm ich ihn nicht eher bcsncht hätte? Ich erwiderte, weil man mich in seinem Lande habe Hnngcr leiden lassen nud ich zu schwach sei, um zu gehen. Er sagte — ich solle bald stark werden, da er mir jetzt eine gute Lieferung Speise geben wolle, aber er könne keine Lc-bensmittcl nach Schoa Morl, senden, weil Fowuka jeuc (legend iunc habe. Ohne auf diese erbärmliche Entschuldigung für seine Nachlässigkeit zu antworten, sagte ich ihm blos, ich wäre glücklich, daß ich ihn vor meiner Abreise noch gesehen hätte, denn ich wäre erst kürzlich gewahr worden, daß M'Gambi mich betrogen habe. Er antwortete mir ganz gleichgültig, obgleich ich ihn nicht gesehen hatte, so habe er doch mich gesehen, da er unter dem Hänfen Eingeborener gewesen sei, der au dem Tage, wo wir M'rnli uerlicßen, die Escorte bildete. So hatte er uusern Aufbruch an dem nämlichen ^rte überwacht, wo sein Bruder M'Gambi sich für den König ausgab. Kamrasi war ein auffallend schöner Mann, schlank uud 1I>0 Der König btttelt. gut proportionirt, mit einem hübschen Besicht von dnnfclbran-ner Farbe, aber einem eigenthümlich bösen Ansdrnck; er war schon rein, nnd anstatt das nnter dem Volke gewöhnliche Nin-dentleid zn tragen, war er in einen schönen Mantel von schwarzen und weißen Zicgenfellcn gehüllt, die so weich wie Sämisch-leder waren. Seine Leute saßen in einiger Entfernung von seinem Throne ans der Erde; wenn sie sich näherten, mn sich über irgend einen <^egeustand an ihn zn wenden, so krochen sie anf Händen nnd Knieen zn seinen Füßen, nnd berührten mit ihren Stirnen die Crde. Treu seinen angeborenen Naturtrieben, fing der König an zu betteln, nnd da ihm das schottische Hochlandcostüm sehr auffiel, so verlangte er es als einen Beweis der Freundschaft nnd sagte, wenn ich es ihm uerweigcrte, so könne ich nicht sein Freund sein. Dann wurde der Neihe nach um die Uhr, den Compaß nnd die Flctcher'sche Doppelbüchse gebeten, was ich ihm Alles zu geben verweigerte, Er schien sehr verdrießlich, ich beschenkte ihn daher mit einer Pfimdbüchse Pnlver, einer Schachtel Zündhütchen nnd einigen Kngcln. Cr entgegnete: ,,Was nützt die Munition, wenn Sie mir Ihre Büchse nicht geben?" Ich erklärte, daß ich ihm schon ein i^cwehr gegeben, und daß er anch eine von Spcke's Büchsen habe. Aergerlich über seine Zudringlichkeit, stand ich anf, um mich zn entfernen, nnd sagte ihm, „ich würde nicht wiederkommen nnd ihn besuchen, da ich nicht glanbtc, daß er der wirkliche Kamrasi sei. Ich hätte gehört, Kamrasi sei ein großer Könlg, er aber sei ein bloßer Bettler und ohne Zweifel ein Betrüger, wie M'Gambi." T^as schien ihm viel Spaß zn machen, uud er bat mich, ich möchte nicht so plötzlich Abschied nehmen, da er mich nicht könne mit leeren'Händen fortgehen lassen. Dann gab er seinen Leuten gcwisse Befehle, und nach kurzem Verzug kamen zwei Ladungen Mehl nebst einer Ziege nnd zwei Krügeu sauren Meine Nückkehr in's Lager. 151 Pisangweins an. Diese beschenke befahl er nach Kisnna zu befördern. Ich stand anf, um Abschied zu nehmen, aber der Volkshaufcn, der begierig war zu sehen, was vorging, drängte sich dicht an den Eingang der Zaunes. Als der König dies sah, gab er gewisse Befehle, nnd sofort stürzten sich vier bis fünf Männer mit langen schweren Knütteln anf den Pöbel, bearbeiteten denselben rechts nnd lint's nnd zwangen die Masse, bunt unter einander durch die engen Oäßchen des Lagers zn fliehen. Danu wurde ich in mein Lager zu Kisuna zurückgetragen und dort von einem großen Hänfen Menschen empfangen. Vierzehntes Kapitel. In Mmm )u Hause. Wie dic Eingeborenen ihre Nahnuigsilüttcl bereiten. — Peilen und Handel der Eingeborenen, Dampfbäder ^egcn das Fieber, — Eine Staatsvisitc vom Köiii^- ^- Der König ist in cincn Staublannn verliebt. — Versuche ili der alten Geschichte, — kamrasi'v ^ejllch. — Kamrasi probirt den Brcch< wciilstciu, — Eiil plö^üchcr Einfall in das Land. — Dic britische Flagge schiltzt Nnyoro. ^ Diploinatischc Aussslcichnny. ^ Der Niickzng der Ein» gefallenen. Wie cs schien, sollte Kisuna das Hauptquartier werden, bis ich eine günstige Gelegenheit fand, das Land zu verlassen und nach Schoa zu gehen. Ich bante daher eine kleine gemächliche Hütte, von einem stark umzännten Hof nmgeben, in welchen ich eine Ratnba oder einen offenen Tchnppen stellte, um darin während der Heistesten Stnnden des Tages zn sitzen. Meine Kuh, die ich von Kamrasi erhalten hatte, gab Milch in ^nlle, n»d alle zwei Tage waren wir im Stande, einen kleinen Käse von der Größe einer sechspfünder Kanonenkugel zn machen. Der Ueberflnß an Milch brachte eine schnelle Verändcrnng in nnscrcm Anssehcn hervor, nnd ,Msuna, obwohl ein völlig langweiliger Ort, war nach den Entbehrungen der letzten vier Monate eine angenehme Abwechselung. Jede Woche sandte mir der König einen Ochsen nnd eine Qnantität Mehl für mich und die ^ente, nnd die ganze Gesellschaft wnrde fett. Wir benntztcn Wie die (Angeborenen ihre Nahrungsmittel bereiten. 153 die Milch nach der Art der Eingeborenen, indem wir sie nie tranken, als bis sie geronnen war; — in dieser Gestalt genossen, wird sie dem schwächsten Magen bekommen; wird sie aber frisch in großen Quantitäten getrunken, so führt sie Ver-schleimung herbei. Die jungen Mädchen von dreizehn und vierzehn Jahren, welche die Weiber des König sind, werden nicht geschätzt, wenn sie nicht außerordentlich fett sind; — sie werden einer ordentlichen systematischen Mast unterworfen, um ihre Reize zu vergrößern; so werden sic in frühem Alter gezwnngen, täglich etwa eine Gallone geronnene Milch zu trinken, deren Verschlucken man häufig mit der Peitsche erzwingt; das Ergebniß ist änßerste Fettleibigkeit. In heißen Klimaten gerinnt die Milch in zwei bis drei Stnnden, wenn sie in ein Gefäß gebracht wird, das vorher saure Milch enthielt. Ist sie geronnen, so mnß man sie gut zusammenschlagen, bis sie das Aussehen von Rahm annimmt; in diesem Zustande ist sie, weuu man sie mit etwas Salz vermischt, höchst nahrhaft und leicht zu verdauen. Die Araber genießen sie stets in dieser Weise nnd verbessern sie noch durch Znsatz von spanischem Pfeffer.*) Die Eingeborenen von Unyoro essen keinen spanischen Pfeffer*), da sie glauben, daß Männer und Frauen durch seinen Gennß unfruchtbar werden. Obgleich das Fieber so vollständig Besitz von mir genommen hatte, daß ich fast täglich einen Anfall bekam, so machte mich doch die Milch außerordentlich fett nnd erhielt mir die Kraft, die sonst völlig hätte aufhören müssen. Der Uebergang von Hnngcrleidcu zu guter Nahrung brachte eine wunderbare Wirkung hervor. So sonderbar es auch scheinen mag, obgleich wir uns in einem Pisanglanoe befanden, an reifen Früchten war der größte Mangel. Die Eingeborenen essen dieselben stets un- *) red pepper. 15)4 Benutzung d^r Pisangfrüchtc. reif, iudem die grüne Frucht, u>enn sic gekocht wird, ein gutes Ersatzmittel für Kartoffeln bildet; — die reifen Pisangfrüchte wurden zur Bereitung uon Pisangwrin benutzt, aber sie wurden nie gegessen. Die Methode der Wriubcreitung u>ar einfach. Die Frucht wurde in ein tiefes l^och vergraben m,d mit Stroh und Erde bedeckt; — im Verlauf von etwa acht Tagen wnrdcn die so in die Erde gelegten grünen Pifangfrüchte reif; — dann wurden sie geschält nnd in einem großen hölzernen Truge, der einer Canoe glich, enthülst; der Trog.wurde mit Wasser gefüllt, nnd nachdem man das Mark gnt zerqnclscht und umgerührt hatte, ließ man es zwei Tage lang ssähreu, worauf es zum Trinken tauglich war. Im ganzen Lande Uuyoro waren die Pisangfrüchte in verschiedenen Gestalten der Hanptnahrnngsartikel, anf welchen die Einwohner mehr Vertrauen setzten, als anf alle anderen Fcld-früchte. Die grünen Pisangfrüchte wurdeu nicht nur als Kartoffeln benutzt, sondern anch, nachdem sie geschält waren, in dünne Scheiben geschnitten und in der Sonne getrocknet, bis sie ganz hart waren; in diesem Zustande wnrden sie in den Getreidespeichern untergebracht, und wcun man fie znm Genuß brauchte, zu einem Brei gekocht und ;u eiuer höchst schmackhaften Suppe zubereitet oder auch gedämpft. Das Mehl von Pi-sangfrüchten war auffallend gnt; es wurde dadurch bereitet, daß man die Frncht, wenn sie anf die beschriebene Weise getrocknet war, zerrieb; dann wurde es, wie es anch mit alleu andereu Handelsartikeln in diesem ^andc gebräuchlich war, sehr schön in lange schmale Packele gebracht, die mau entweder aus Pisangrinde oder aus dem zu Matten verarbeiteten weißen Innern uon Binsen herstellte. Jene Rinde diente als braunes Papier, hatte aber den Vortheil, daß sie wasserdicht war. Die Faser des Pifaugs gab sowohl Zwirn als Stricke, uud so wurden denu die Hauptbednrfnisse der Eingeborenen vou diesem Perlen und Handel der Eingeborenen. 155 höchst nützlichen Baume geliefert. Die Eingeborenen waren außerordentlich geschickt in der Verfertigung von Borte ans der Pisangfaser, die ein so feines Gewebe hatte, daß sie wie eine Haarkette anssnh nnd ohne genane Prüfung der Unterschied sich nicht entdecken ließ. Kleine Taschen, die man von demselben Garn in Netzflcchterei herstellte, waren ganz reizend, und in Allem, was in Unyoro hervorgebracht wurde, zeigte sich ein auffallend guter Geschmack in der Arbeit. Die nicrthvollstrn Perlen waren die weißen Opal-, die rothen Porzellankorallen nud dir ganz kleinen Arten, die man in England gewöhnlich zum Sticken auf Schirme benutzt; diese kleinen Perlen'") von verschiedenen Farben waren sehr geschäht und wnrden zn hübschen Schmucksachen verarbeitet, welche nn gefähr die Gestalt einer Walliiuß hatten und nin den Hals gehängt wurden, '^on der letztgenannten Art hatte ich eine kleine Quantität, welche ich Kamrasi scheukte, der ihnen einen Werth beilegte wie wir etwa den Edelsteinen. Die Eingeborenen waren nicht nnr überhaupt gewandt in ihren Begriffen, sondern anch anßerordentlich schlau in ihrem Handel. Jeden Morgen knrz vor Sonnenaufgang konnte man Männer ihre Waaren durch das ganze Lager ausrufen hören — so zum Beispiel i „Tabak, Tabak; zwei Packete entweder für Perlen oder für Simbis!" (Mnschelgeld). „Milch für Perlen oder Salz zn vcrkanfcn!" „Salz umzutauschen für Lanzen-spitzen!" „Kaffee, Kaffee, wohlfeil für röche Perlen!" „Butter das Stück für fünf Dschenettos!" (rothe Perlen). Die Butter war stets in ein Pisangblatt eingepackt, aber die Verpackung war hünfig mit Kuhmist nnd Thon überzogen, die, wenn sie trocken waren, eine harte Decke bildeten nnd die Butter vor der Luft schützten; dies verlieh ihr einen schlechten *) Sie wurden nur in Gondotoro von Spete gegeben. 156 Dampfbäder gegen das Ficbcr. Geschmack, und wir gaben sie dem Händler als unbrauchbar zurück. Kurz daranf kam cr wieder mit frischer Butter in einem vollkommen nenen grünen Blatt, nnd wir wnrdcn ersucht, sie zu kosten. Sie hatte etwa die Größe nnd Gestalt eiuer docusuuß und war sorgfältig in ein Blatt eingewickelt, aus welchem nnr die Spitze hcrvorsah; ich kostete natürlich von diesem Theile, und da ich den Geschmack für gut faud, so wurde der Handel abgeschlossen. Nir waren aber recht schön angeführt ; der Vuttcrhändler hatte die alte verworfene Butter in ein frisches Blatt gepackt und an das obere Ende ein Stückchcu frische Butter als Spitze zum Kosten geklebt. Diesen Kniff versuchten sie bestündig. Als Kleinhändler gnbm sie sich außerordentliche Mühe, Alles in die kleinsten Packele zu theilen, die sie für wenige Perlen verkauften, wobei sie stets erklärten, sie hatten nur noch das eine Packet zu verkaufen, aber sofort ein zweites hervorbrachten, weun jenes verkauft war. Diese Handelsmcthode war außerordentlich lästig, da es schwer war, Lebensmittel in einer größeren Quantität zu bekommen. Mein einziges Hülfsmittel war, Saat täglich auf den Markt zn schicken, um Alles einzukaufen, was er finden konnte, nnd cr kehrte gewöhnlich nach einigen Stnnden mit einem Korbe zurück, der Kaffee, Tabak und Butter enthielt. Wir waren in Kisnna behaglich eingerichtet, nnd der ^uxus des Kaffees war nach fo langer Enthaltsamkeit ein wahrer Segen. Nichtsdestoweniger war ich, trotz der guten Nahrung, ein Märtyrer des Fiebers, das mich täglich gegen 2 Uhr Nachmittags befiel und bis Sonnenuntergang dancrte. Da ich kein (5hinin hatte, vcrsnchte ich Dampfbäder, und auf die Empfehlung eines der Türken zerstieß ich eine Onantität Blätter von der Nicinnsölpflanze nnd kochte sie in einem großen Topfe, der etwa vier Gallonen faßte. Diese Pflanze gab es in großer Eine Ttaatsvisit^ vom König. 15,7 Masse. Ich nahm jeden Morgen ein Bad, indem ich mich in meine wollene Bettdecke sehte, die eine Art Zelt bildete, während der Topf mit lochendem Wasser unter meinem Schemel stand. In einer halben Stunde, die ich in dieser starken Hitze verbrachte, entstand ein ganz übermäßiger Schweiß, nnd von der Zeit an, wo ich mit den Dampfbädern anfing, nahmen die Fie-bcranfälle sowohl an Heftigkeit als Häufigkeit ab. In etwa vierzehn Tagen halte die Beschwerde so weit nachgelassen, daß meine Lebensgeister in gleichem Verhältniß stiegen nnd ich, obgleich schwach, keine Todesfurcht vor meinem alten Feinde hatte. Der König Kamrasi hatte mich mit Lebensmitteln versehen, aber ich wnrde täglich dnrch Boten belästigt, die mich ersuchten, vor ihm zu erscheinen, um Anstalten zu dem beantragten Angriff auf Nionga und Fownk'a zu treffen. Meine Entschuldigung wegen Nichterscheinens war mein schwacher Zu-stand; aber Kamrasi war entschlossen, mich nicht answeichen zu lassen, und eines Tages meldete sein Ortsvorsteher Quonga, daß der König am folgenden Morgen mir einen Besuch machen wolle. Obwohl ich von meinem ganzen Gepäck außer den (bewehren, der Munition lind den astronomischen Instrumenten nur wenig übrig hatte, so sah ich mich doch genöthigt, Alles unter die Betten zu verstecken, damit nicht die habgierigen Augcn Kamrasi's Etwas entdeckten, was er „brauchen konnte." Treu seinem Entschluß, erschicu er mit einem zahlreichen Gefolge und wurde in meine kleine Hütte eingeführt. Ich besaß einen sehr rohen, aber nützlichen Armstnhl, den Einer von meiner Mannschaft angefertigt hatte; der König wurde eingeladen, sich m denselben zu setzen. Kaum hatte er sich gesetzt, als er sich zurücklehnte, seine Beine ausstreckte, zu seinem Gefolge irgend eine Bemerkung in Betreff seiner persönlichen Behaglichkeit machte, nnd um den Stnhl als Geschenk bat. Ich versprach sofort einen für ihn machen zu lassen. Als dies geordnet war, 1555 Der König verliebt sich in einen Staubkamm. überblickte er dir dürftige kleine Hütte, wobei er sich vergebens bemühte, seine Augen auf Etwas zu heften, das rr verlangen konnte; aber so fruchtlos war sein Snchcn, das; er sich lachend zu seinen beuten wandte und sagte- „Wie tam es, daß sie so viele Träger brauchten, wenn sie nichts zn tragen haben?^ Meine Dolmetscherin setzte auseinander, wahrend der Sturme anf dem See waren viele Dinge verdorben und zurückgelassen worden; unsere ^ebensmittel seien schon lange aufgezehrt nnd nnserc Kleider abgetragen — daher Hütten wir nichts mehr, als einige Perlen. „Neue Arten, ohne Zweifel/' erwiderte er; „geben Sie mir von der kleinen blanen nud der großen rothen Alles, was Sie haben!" Den Haupworralh hatteu wir sorgfältig verborgen, und einige waren in Reisetaschen gesteckt worden, tim sie, wenn die Gelegenheit es erforderte, hervorzuholen; diese wurden jetzt von dem Knaben Saat ausgepackt und vor den 5to'nig hingelegt. Ich sagte ihm, er möge sich auswählen, was er genan so that, wie ich geahnt hatte; er machte seinen nmstehendrn ^rcnnden ans meinem Vorrath Geschenke, nnd beanspruchte den Nest für sich; daß er erst einige unter seine Leute ansthcilte, war ein bescheidenes Mittel, das Ganze zu nehmeu, da er sie augenblicklich zurückforderte, sowie er meine Hütte verließ. Htaum waren die Perlen iu Sicherheit gebracht, als er das ursprüngliche Verlangen nach meiner Uhr uud der Doppelbüchse Nr. 24 wiederholte; diese verweigerte ich ihm entschieden. Dann bat er um Erlaubniß, den Inhalt einiger Körbe nnd Reisetaschen zu sehen, die nnser abgenutztes Gepäck bildeten. Außer Nähnadeln, Zwirn, Lanzetten, Arzneien nnd einem Slanblamm gab es nichts, was seine Neignng fesselte. Der Staubtamm interessirte ihn außerordentlich, da ich ihm auseinander setzte, daß der Zweck der Türken beim Sammeln des Elfenbeins darin bestünde, es an die Europäer zu verkaufen, die es zu vielen Gegenständen verarbeiteten, worunter Lanzetten und Hohlspiegel. 459 sich solche Staubt'ümme befänden, wie er eben betrachtete. Er konnte nicht begreifen, wie man die Zähne so frin schneiden könne. Als ich ihm erklärte, wozu der Kamm gebraucht werde, versuchte er sofort, ihn auf seinem wolligen Haupt zn prüfen; da ihm die Operation nicht gelang, so mandle er das Instrument zu einem andern Zweck an und begann ganz stark unter der Wolle zu tratzen; die Wirknng war befriedigend, und er verlangte sogleich den Kamm; er wurde jedem der mnstehenden Häuptlinge eingehändigt, die sämmtlich seine Eigenschaften erproben mußten, und nachdem jeder sich den Kopf gekratzt hatte, wurde er dem König zurückgegeben, welcher ihn Quonga übergab, dem Vorsteher, der seine Gescheute in Empfang nahm. Der Erfolg des Dammes war ein so vollständiger, daß er sich vornahm, mir einen der Stoß^ähne des größten Elephanten zu sendeu, den ich mil nach England nehmen lind für ihn und seine Häuptlinge in so viel Staubkämme zerschneiden lassen sollte, als er hergeben würde. Demnächst wurden die Lanzetten bewundert lind erklärt, daß sie vortrefflich dazu paßtcu, seine Nägel abzuschneiden; — sie wurden ihm daher geschenkt. Dann lain die Untersuchung der Arzneikifte; jede Flasche wurde an die Nase gehalten und um eine kleine Quantität oeo Inhalts gebeten. Als ich ihm die Eigenschaften des Vrechweinsteins auseinander setzte, wollte er sofort eine Dosis davon verschlucken, weil er an Kopfweh gelitten habe; da er fich aber in einiger Entfernung von seiner Wohnuug befand, fo rieth ich ihm, damit zu warten, bis er zurückgekehrt sei; ich machte daher etwa ein Dutzend Puluer zurccht, von welchen er eines (drei (^ran) jenen Abend einnehmen sollte. Dann wurde der Hohlspiegel, unser letzter Spiegel, entdeckt. Die Verzerrung des Gesichts, die er hervorbrachte, war eine große Lust, und nachdem er wiederholt hernmgereicht worden war, 460 Versuche in dor nltcil Geschichte. wurde er seinen beschenken hinzugefügt. Er verlangte noch mehr Schießpulvcr, nnd es wnrdeu ihm eine blechernc Pfundbüchse und eine Schachtel Zündhütchen geschenkt, aber die gewünschten Kugeln verweigerte ich ihm entschieden. Um der Unterhaltung eine andere Wendung zu geben, fragte ich, ob er, oder eincr von seinen Renten wüßte, woher ihr Geschlecht ursprünglich stamme, da ihre Sprache nnd äußere Gestalt von den anderen Stämmen, die ich von Norden her besucht hätte, ganz verschieden sei. Er sagte mir, er habe seinen Großvater gekannt, dessen Name Tscherrnbambi gewesen, aber von der Geschichte des Landes wisse er nichts, als daß es früher ein sehr ausgedehntes Königreich gewesen sei, und daß das Land Kitwara mit Unuoro und Tschopi die Länder Uganda nud Utumbi mit umfaßt habe. Das Königreich Kitwara erstreckte sich von der Grenze Karagwe bis an dcu Vietoria-Nil bei Magungo nnd Karlima und war ans allen Seiten, außer in Enden, von jenem Fluß und den Seen Victoria und Albert begrenzt; der letztere See bildete die westliche Grenze. Während der Regierung Tscherrybambi's empörte sich dic Provinz Utumbi und wurde nicht nur unabhängig, sondern vertrieb auch Tscherrybambi au5 Uganda über den Fluß Kafur biü Unyoro. Diese Revolution dancrte bis zu Tschcrrybambi's Tode, wo der Vater M'tesü's (des jetzigen Königs von Uganda), der ans Utnmbi gebürtig war, Uganda angriff und eroberte und König wurde. Von jener Zeit an gab es fortwährend Krieg zwischen Uganda und Unvoro oder, wie Kamrasi sein Königreich nennt, Kitwara, da dies der alte Name ist; bis zum hentigen Tage ist M'tes^, der König von Uganda, einer seiner größten Feinde. Vergebens suchte ich seiue Abstammung von den Gallas her zu verfolgen; bei dieser sowohl, als bei anderen Gelegenheiten behaupteten er nnd seine ^cute, daß sie von ihrer alten Geschichte durchaus nichts wüßten. Kamrasi's Gesuch. W1 Er theilte mir mit, daß Tschopi sich nach dem Tode Tscherry-bambi's ebenfalls empört, und daß er es erst vor ^ehn oder zwölf Jahren wiedererobert habe, daß mau sich aber selbst jetzt noch nicht auf die Eingeborenen verlassen könne, da viele sich mit Fowuka und Nlonga verbundeil hätte», die darauf ausgingen, Tschopi zu annectin'ii und ein besonderes Königreich zu bilden; die genannten Hänptlingc hallen die Flußinseln in Besitz, und diese Festungen ließen sich unmöglich ohne (bewehre angreifen, da die Stvomschnellen so gefährlich wären, daß Eanoes sich nnr an einer einzigen Ueberfahrtsstelle nähern könnten. Kamrasi sprach seinen Entschlnß aus, dir beiden widerspenstigen Häuptlinge zu todten, da er, so lange sie lebten, keine Nuhe haben werde; er läuguete alle Verwandtschaft mit Nionga, der Epeke als sein Bruder vorgestellt worden war, ab und schloß damit, daß er mich ersuchte, ihn bei einem Angriff auf die Flußinseln zu unterstützen, indem er versprach, wenn ich Fowuka und Nionga tödtetc, so wolle er mir einen großen Theil seines Gebietes geben. Er schlng vor, ich sollte mich anf eine hohe Klippe stellen, die Fowuka's Insel beherrschte; von diesem Punkte ans könnte ich nicht nur den Häuptling, sondern auch alle seiuc ^eute weg-schießeu, wenn ich mit der kleinen Doppelbüchse Nr. 24 beständig feuerte; er fuhr sogar weiter fort, „wenn ich zu krank wäre, um selbst hinzugehen, so solle ich ihm meine kleine Fletcher'sche Büchse Nr. 24 leihen, ihm meine Mannschaft geben, um seine Armee zu unterstützen, und er wolle von der Klippe über dem Flusse aus Rionga selbst wegschießen;" dies war seine milde Art, sicher zu der Büchse zu kommen, nach welcher ihn seit meiner Ankunft in seinem 5/ande immer gelüstet hatte. Ich sagte ihm ganz offen, ich könnte mich in seine Händel nicht mischen; ich reiste nur zu dem einzigen Zweck, Gutes zu thun, uud ich würde Niemandem Schaden zufügen, außer zur Selvst- «alcr. Der Albeit N'yanza. II. 11 162 Kamrast versucht den Brechweinstein. Vertheidigung, deshalb könnte ich nicht der angreifende Theil sein; sollten aber Fowuka nnd Nionga seine Stellung angreifen, so würde ich mich höchst glücklich schätzen, ihm Hülfe zn leisten, um sie zurückzuschlagen. Weit entfernt, meine Vorstellungen von ehrlichem Spiel zu würdigen, staud er sofort vou seinem Stuhle anf und giug, ohne Abschied zn nehmen, uon seinen Leuten begleitet, zur Hütte hinaus. Am nächsten Morgen hörte ich, er habe geglaubt, er sei dnrch den Brechweinstem vergiftet worden, befinde sich aber jetzt wohl. Von diesem Tage an erhielt ich keine Lebensmittel mehr, weder für mich, noch für die Lente, da der König sich beleidigt fühlte. W verging eine Woche, nnd ich sah mich genöthigt, fleisch und Mehl von Eddris zn lanfen, dem Lieutenant, der die nenn Mann starke Gesellschaft der Türken befehligte. Ich gab diesem Manne eine Doppelflinte, nnd er benahm sich gut. Eines Tages lag ich mit einem Anfall von Wechselfieber auf meinem Bette, als gemeldet wurde, rs seien vier Männer von M'test'', dein König von Uganda, angekommen, die mich zu sehen wünschten. Unglücklicher Weise hirll mein Wekil die Männer so lange hin, daß sie fortgingen und verspracheu, wiederzukommen, nachdem sie von meinen Lenten über mich alle Auskunft erhalten hatten. Dies waren Spione vom König von Uganda, deren Hweck nns damals nnbelannt war. Die Wochen vergingen in Kisnna langsam, da in dem Mangel an Ereignissen eine langweilige Eintönigkeit lag; — jeder Tag war eine Wiederholung des vorhergeheudeu. Ich verbrachte meiuc Zeit damit, daß ich ein ordentliches Tagebuch führte, Karten zeichnete und an freunde in England Briefe schrieb, obgleich es trineu Verbindungsweg gab. Diese Arbeit gewahrte das größte Vergnügen, weil ich dabei in Gedanken Ein plötzlicher Einfall i?i dns Lnnd. 163 mich mit Leuten unterhalten konnte, die weit entfernt waren. Oft t'am mir der (bedanke bei, daß sie vielleicht gar nicht mehr lebten, und daß die jahrelange Trennung der Abschied für ewig sei; dessenungeachtet gewahrte es eine schwennüthige Freude, auf diese Art ungeschriebene Briefe mit Renten zu wechseln, die ich in früheren Jahren geliebt hatte. So floß die Zeit langsam hin; die Landkarten wurden vollendet; Ansknnft, die ich erhalten hatte, wurde durch die wiederholte Vernehmung von Eingeborenen bestätigt, und an einigeu kleinen schwarzen Kindern, denen es erlaubt war, wie junge Hunde in unserem Hofe umherzuspringen, konnte ich den afrikanischen Wilden im Embryo studiren. Diese Eintönigkeit wnrde bald darauf gestört. Eines Nachts gegen neun Uhr wurden wir plötzlich durch ein furchtbares Getöse beunruhigt; — Hunderte von NogaraZ schlugen, Hörner bliesen und Eingeborene schrieen in allen Richtungen. Ich sprang sofort aus dem Bette, schnallte meinen (Hürlel um, nahm meine Büchse nnd verließ die Hütte. Das Dorf wimmelte von Meuschcn, die alle zum Krieg gerüstet und mit Bärten von Kuhschwänzen versehen ivaren, tanzten nnd mit Schilden und Speeren nmherstürzten, eingebildete feinde angreifend. Vatschita theilte mir mit, Fowuka's Leute hätten den Nil überschritten und befänden sich nur uoch eiuen dreistündigen Marsch von Kisuna, von hundert nndfünfzig Mann aus Debono's Handelsgesellschaft begleitet, derselben, die im vorhergehenden Jahre in Verbindung mit Nionga's Volk Kamrasi angegriffen hatte. Man sagte, nachdem sie den Nil überschritten hatten, marschirtcn sie direct auf Kisnna mit der Absicht, das Land anzugreifen und Kamrasi zu todten. MX^ambi, der Bruder Kamrasi's, dessen Hütte nnr sechzig Schritt entfernt war, kam sofort mit der Nachricht zu mir; er war in großer Angst und entschlossen, sogleich zum König zn laufen und ihn« die ^lncht ^n empfehlen. Nach einiger Zeit gelang es mir, ihn 164 Kamrasi in Angst. zu überzeugen, daß dies mmöthig sei und daß ich vielleicht in dieser Verlegenheit ».'inen großcn dienst leisten tonne, wcim Kamrasi am nächsten Morgen früh persönlich ;u mir tommen wolle. Die Sonne nun eben aufgegangen, als der König ohne Umstände in meine Hütte marschirte; cr war nicht mehr der in einen schonen Mantel von feinen gellen gekleidete erhabene Monarch von Kitwara, sondern er trng nichts als einen turnen Kilt von blaneln Von, den Sveke ihm gegeben hatte, und eine über die Schnltern geworfene Schärpe. Er war in furchtbarer Angst und ließ sich kaum bereden, der Sitte des Landes gemäß die Waffen dranßen ^u lassen; — dies waren drei tanzen nnd eine Doppelbüchse, die er von Speke erhalten hatte. Sein Zittern und Hagen machte mir viel Spaß, und da ich deu sonderbaren Wechsel in seinem Costüm bemerkte, machte ich ihm ein Compliment über den praktischen Schnitt seines Anznges, der zum Kämpfen viel beffer passe als der lange nnd beschwerliche Mantel. „Kämpfen!" rief er ans mit dem Entsetzen eines „Bob Acres"; „ich gehe nicht in den Kampf! ich habe mich leicht angekleidet, um schnell laufeu zu können. Ich gedenke davonzulaufen! Wer tann gegen Gewehre kämpfen? Diese Menschen haben einhundertnndfünfzig bewehre; Sie müssen mit mir laufen; wir können nichts gegen sie ausrichten; Sie haben nnr dreizehn Mann; Edoris hat nnr zehn; was können Dreiundzwanzig gegen Hundertundfünfzig machen? Packen Sie Ihre Sachen ein und laufen Sie, wir muffen uns fortmachen in's hohe Gras nnd nns verstecken, sogleich; der ,^einb wird scdcn Augenblick erwartet." Nie sah ich einen Mann in eincm so kläglichen Hnftande erbärmlicher Furcht, nud konnte nicht umhin, laut über den elcudeu Feigling zu lacheu, der ein Königreich repräsenrirte. Ich ritt meinen Vorsteher nnd defalil ihm, im Hofe auf meiner Die britische FlaM schützt Unyorc». 165 langen Flaggenstange die englische Fahne aufzuziehen. In einigen Augenblicken flatterte die alte Flagge in einem frischen Winde und schwebte über meiner kleinen Hütte, Es liegt in dem Anblick der Unionsflagge etwas, was das Herz erwärmt, wenn man sich Tauseude von Meilen vom theuern Vatcrlande befin^ det. Ich erklärte nun Kamrasi, daß er und sein Land unter dem Schuhe dieser Flagge stände, die das Sinnbild von England sei, und daß, so lange er auf mich vertraue, obgleich ich mich geweigert hätte, mich beim Angriff aufFowuka ihm anzuschließen, er sehen solle, daß ich sein treuer Verbündeter sei, da ich ihn gegen alle Angriffe vertheidigen würde. Ich sagte ihm, er solle eine große Menge ^ebensmiNel in mein Lager schicken und sofort Führer besorgen, da ich Einige von meiner Mannschaft ohne Verzug mit einer Botschaft an den Wekil von De-bono's Gesellschaft in das feindliche Lager senden wolle. Durch diese Anordnnng wieder ein wenig beruhigt, rief er Quouga uud befahl ihm, zwei seiner Häuptlinge zu besorgen, nm meine Männer zu begleiten. Sofort erschien der beste seiner Männer, Cassar>6; — dies war ein vortrefflicher Mensch, der stets höflich nud eifrig bestrebt gewesen war, seine Pflicht zu thun sowohl gegen seinen Herrn, als gegen mich. Ich ließ Eddris kommen und befahl ihm, vier von seiner Mannschaft mit einer gleichen Anzahl von der meinigeu in Fowuka's Lager zu schicken, nm einen Bericht über die Stärke der entfallenden Macht zu erstatten nud zu sehen, ob es wahr sei, daß Debono's Leute gekommen wären, nm einen Einfall zu machen. Eine halbe Stunde nach ss-mvfang meines Befehls brach die Gesellschaft anf — acht wohlbewasfnetc Männer, von etwa zwanzig Eingeborenen ans Kamrasi's Lager begleitet und auf zwei Tage mit Proviant versehen, Kisuua lag uugefähr zehn Meilen vom Victoria-Nil. Am folgenden Tage gegen 5 Uhr Nachmittags kehrten meine Leute zurück, von zehn Mann nnd einem Tschausch oder Ser- 4l)6 Diplomatische Ausgleichung, geanten aus Debono's Gesellschaft begleitet; — sie hatten sich entschlossen zn untersuchen, ob ich wirklich im Lande sei, da sie einige Monate zuvor die Nachricht erhielten, daß meine Frau und ich todt wären; — sie glaubten, die Männer, die ich in ihr Lager gesandt hatte, waren Mitglieder der Ibrahim gehörenden rivalisircudeu (Gesellschaft, die sie mit Benutzung meinem Namens aus Kamrasi's Land vertreiben wolle. Jetzt wnrden sie jedoch enttäuscht, da der erste Gegenstand, der ihnen in die Augen fiel, die englische flagge auf der hohen Flaggenstange war, und kurz darauf wnrden sie in meinen Hof geführt nnd nur persönlich dort vorgestellt. Sie setzten sich in einem Halb kreis um mich hernm. Ich nahm eine sehr wichtige Miene au und fragte sie, wie sie sich unterstchen könnten, ein Land anzngreifen, das nnter dem Schutze der britischen flagge stehe? Ich theilte ihnen mit, daß Unyoro nach dem Recht der Entdeckung mir gehöre, und daß ich Ibrahim das ausschließliche Recht auf den Ertrag dieses Landes nnter der Bedingung gegeben hätte, daß er nichts thnc, was dem Willen des regierenden Königs Kamrasi znwidcr laufe; — Ibrahim habe sich gnt betragen; ich sei nach dem See geführt worden und wieder zurückgelehrt, und wir wnrden jetzt wirklich vom König ernährt; da würden wir plötzlich von türkischen Unterthanen in Verbindnng mit einem feindlichen Stamm überfallen, welche dadnrch die englische flagge verhöhnten. Ich erklärte ihnen, ich würde nicht nur jedem Angriff, der etwa auf Kamrasi gemacht werden sollte, Widerstand leisten, sondern auch bei meiner Rückkehr nach Khartnm die ganze Sache an die türkischen Behörden berichten, und wenn in Kamrasi's Lande ein Schuß gethan oder ein Sclave gestohlen würde, so werde der Anführer ihrer Gesellschaft, Mahommed Wat el Mel, gehängt werden. Sie erwiderten, sie hätten nicht gewnßt, daß ich im Lande Der Rückzug der Eingefallenen. 16? sei; sie wären Verbündete r zu retteu, — Äallo^'s Gcsangcnnahme. — Tod eines Ortsvorstehers. — Die Warnung. — Die Leibwache. Kamrasi, auf diese Art von seinen Mitdringliusscn befreit, war vor Staunm fast starr und steif. (5r machtc nur sofort einen Vefuch, nnd als er in den Hof eintrat, blieb er stehen, nm nach der FlaM zu sehen, die lustig über ihm flatterte, als wäre sie ein Talisman. Er fragte, „warum die Türken dnrch eine scheinbare Vappalie in Furcht gejagt würdcu," Ich setzte ihm auseinander, daß die ^lagsse wohlbekannt sei nnd man sie in allen Theilen der Welt sehen könue; wo man sie auch auf- 170 ^ummm>sch»"ö Gl'l'ichtsm'i'slchlvü wegen Hochverraths. ziehe, werde sie geachtet, ivie er soeben gesehen habe, selbst in so großer (5'ntfernunq von der Heimalt, nnd ulNl>tterstüt?t, wie in Uuyoro. Er ergriff die Gelegenheit und verlaugle die flagge, in dem er sagte! ,,Was soll ich anfangen, wrnn Sie mein Vand verlassen und dieselbe mitnehme»? Diese Türken werden sicher wiederkommen, <^eben Sie mir die flagge, und sie werden sich fürchten, mich anzugreifen!" 'u'h sah mich genöthigt, ihm zu erklären, daß ,,die Achtung vor der britischen ^ahne nicht dadurch gewonnen worden sei, daß man beim Nahen der (Gefahr davonlaufe, wie cr beim Nahen de<5 Feindes uorqeschlagen habe, und daß man ihre (''hre teinem fremden anuerlrauen könne." Tren seinem unwiderstehlichen Naturtrieb, zu betteln, erwiderte er: ,,Wcun Sie mir die flagge nicht geben können, so geben Sie mir wenigstens irne kleine Doppelbüchse, die Sie nicht brauchen, da Sie nach Hanse gehen; dann kann ich mich selbst vertheidigen, wrnn die Türken mich angreifen." Ich war höchst ärgerlich; — er war soeben durch meine Vermittelung gerettet worden, und sein Danl gegen mich war, das^ er qan; Iiarlnäckig nm die Büchse bettelte, die ich ihm mehr als zwanzigmnl verweigert hatte. Ich ersuchte ihn, die Sache nie wieder ^u erwähnen, da ich mich unter allen Umstanden nicht von ihr trennen würde..... l^eraoc in diesem 'Augeu- blick hörte ich außerhalb meines Thores einen Anfruhr und lautes Angstgeschrei, von starken Schlägen begleitet. Am Eingang des Hofes vorbei wurde ein Mann geschleppt, der an Händen nnd ^-üßen gebnnden war, nnd von einem Haufen Eingeborener sofort zu Tode geprügelt. Diese Operation dauerte eiuige Miuntcn, bis seine Knochen dnrch die wiederholten Keulenschläge gan; und gar zerbrochen waren, ^en Veichnam schleppte man nach einen, Pisanghain uud ließ ihn dort für die Geier liegen, die sich i» wenigen Minuten um ilin versammelten. Mahommed veruneinigt sich mit seinen Verbündeten, m Es zeigte sich, das; das so summarisch bestrafte Verbreche» in der einfachen That bestand, daß der Mann sich mit einigen der Eingeborenen nnterhielt, die Mahommed's Mannschaft von Fowuka's Insel nach Kisuna begleitet hatten; eine Unterhaltung mit Jemandem, der zum feinde gehörte, wnrde als Hoch^ verrath betrachtet nnd mit sofortigem Tode bestraft, ^n solchen Füllen, wo entweder Kamrasi oder sein Brndrr M'Gambi über die plötzliche Hinrichtnng eines Verbrechers entschied, wurde das Signal dadurch gegeben, daß man den Vcnirtheillen mit der Spitze einer ^auze berührte; dieses Zeichen war der Befehl, welchem die Wachen, die den Dienst hatten, augenblicklich gehorchten; der ÄngeNagte wnrde anf der Stelle todtgeschlagen. Zuweilen wnrde der Verurtheilte mit einem Stocke anstatt einer Vanzenspitze berührt; dies war das Signal, das; ev mit der Lanze getödtct werden solle, und das Urtheil wurde dadnrch vollzogen, daß man ihm mit zahlreicheil Speeren den ^eib durchstach. So war das Werkzeng, das man benutzte, um den Verbrecher zu todten, stets dem Zeichen entgegengesetzt. Am folgenden Tage nach diesem Ereign iß wnrdm Trommeln geschlagen, Hörner geblasen, und Haufen Eingeborener sangen nnd tanzten allenthalben; Töpfe Pisangwein wurden vertheilt und allgemeine Festlichkeiten verkündeten die Freude des Volks über die Nachricht, daß Mahommed's ^chllschaft gemäß ihrer llebereinkunft mit mir sich »über den ^lnß znrückgc-zogen habe. Meine Männer waren nut einem Briefe von Mohammed wiedergekommen, in welchem er erklärte, daß er sich weder vor Ibrahim's Renten, noch vor Kamrasi fürchte, daß er sich aber, da ich das l/and beanspruchte, zurückziehen müsse. Er hatte sich nicht nur mit seinen Verbündeten, deren Pläne vereitelt wurden, zurückgezogen, sondern sich auch, verdrießlich über das Mißlingen seiner Expedition, mit ^ownka uernneinigl nnd ihm sein ganzes Vieh nebst einer Anzahl Sclaven geraubt. 1,72 Ankunft von ^lfenbcm süv die Türken, Dieser Ansgang der Sache hatte Kamrasi so erfrent, daß er allgemeine Lustbarkeiten angeordilet hatte, Er schlachtete eine Anzahl Ochsen nnd vertheilte sie nulev sein Volt, nnd berauschte das ganze Vnnd mit (beschenken all Maraua oder Pisangwein. Im Ganzen gcnoiunu'n hatte sich Mahommcd, Debono's Wekil, in dieser Sache gut gegen mich, wenn anch lnmpig gegen seine Verbündeten betragen; ^- er sandte mir sechs Stück Seife nnd einige Schnuren blaner Perlen nnd Dschenettos srothe Glasperlen) als Beweis, daß er mit leincr bösen Gesinnung abgezogen sei. Kamn waren die Türten ans dem Rück^ng, als Kamrasi beschloß, seinen feinden den letzten Stoß ;n geben, Er sandte große Massen Elfenbein in's ^agev, und eines Abends legten seine ^ente etwa zwanzig Stoftzähne an meine Thür und baten mich, sie zn zählen. Ich sagte ihm, er solle das Elfenbein Ibrahim's Mannschaft geben, da ich feines branchte- aber Ibrahim werde, wenn er bei seiner Rückkehr in's Land eine große Menge Elfenbein für sich bereit fände, Alles thnn, was er nur wünschte. Einige Tage später tamen große Züge von Tragern an, die Eddris, dem Wetil, nngehcnre Elephantexstoßzähne überbrachten. Am nächsten Morgen früh langte Kamrafi's ganze Armee, mit Proviant beladen, an; jeder Mann trug etwa 40 Pfund Mehl in eine», Ballen anf dem Kopfe. Die zehn Mann starte Gesellschaft der Türken schloß sich ihnen an, nnd ich hörte, daß man einen Angriff anf ^ownka vorhabe. Nachdem die Erpedition einige Tage aufgebrochen war, tamen die Türken nnd etwa tansend Eingeborene wieder, Kamrasi war überglücklich; sie hatten einen vollständigen Sieg gewonnen , /vownt'a gänzlich geschlagen nnd nicht nur die Inseln eingenommen nnd die größere Zahl der Einwohner niedergemetzelt, sondern anch alle Weiber der rebellischen Hänptlinge Die weiblichen Gefangenen. 47A nebst einer Anzahl geringerer Sclaven nnd cine Heerde Ziegen gefangen, die glücklicherweise dem Snchen von Mahommed's sich zurückziehender Gesellschaft entgangen war. Fownt'a nnd Owine waren entkommen, indent sie nach dem nördlichen Ufer übersetzten, aber ihre Macht war nnwiederbringlich zn Grunde sserichtet, ihre Dörfer geplündert nnd uerbrannt, ihre Granen nnd Kinder gefangen. In der allgemeinen Razzia waren eine Anzahl alte Franen mit ergriffen worden; diese tonnten nicht schnell genng gehen, mn während des Rückmarsches mit den Siegern fortzukommen; sie wnrden daher alle unterwegs, da sie hinderlich waren, ge-tödtet; in jedem Falle wnrden sie dndnrch hingerichtet, daß man sie mit einer Kenle anf den Hinterhals schlug. Der Art waren die Umnenschlichteiten, die man beging. Am folgenden Morgen besnchte ich die Gefangenen, Die Granen saßen in einem offenen Schuppen, wie es schien, sehr niedergeschlagen. Ich nntersuchte von etwa vierzehn die Hände; sie waren alle wohlgestaltet nnd schön weich, ein Beweis, daß sie grauen von hohem Stande waren, die nie angestrengt arbeiteten ; sie waren meistentheils anffallend hübsch, hatten einen sanften nnd angenehmen Ansdrnck, dnntelbranne Farbe, schöne Nasen, wolliges Haar nnd gute Gestalten, genan dem allgemeinen Styl der Franen in Tschopi nnd Unyoro ähnlich. Unter den Gefangenen war eine Frau mit einem sehr schönen Kinde, einem Knaben von etwa zwölf Monaten; diese Alle waren Sclaven, nnd die größte Zahl befand sich iu einem höchst bemitleidenswerthen Znstande, da sie, als Franen von Häuptlingen hoher Stellung an Mxns gewöhnt, zur Arbeit völlig nntanglich waren. Merkwürdigerweise erkannte die Frau Batschita, die nns beim Besuch dieser unglücklichen Gefangenen begleitet hatte, jetzt ihre Herrin wieder, die das Weib des ermordeten Sali war; sie wurde mit den Weibern und Töchtern 174 Sali'5 hinterlistig (5'rmordung. Nionga's gefangen. Batschila fill sofort auf dir Kniee und Noch auf allen Vieren zu ihr hin, genau so, wie die Unterthanen Kalnrasi's gewohnt waren, sich dessen Throne ;u nähern. Sali hatte eine eben so hohe Stellung inne gehabt wie Fo-»unra, und war von Kainrasi zn M'ruli in Batschita's Gegen-wart verrätherisch umgebracht worden. DamalL lvar zwischeli >lamras> und den drei großen Hünptlingen ,vnede geschlossen worden nnd die lchleren wurden zu eiuer Berathung nach M'ruli eingeladen, mil einer Verrätherischen Absicht auf Seiten des Königs. Kaum waren sie angelangt, als Nionga auf Kamrasi's Befehl ergriffen und in eine treiQsörmige Hütte eingesperrt wurde, die hohe Schlammwandc und keinen Eingang hatte; der Gefangene wurde durch eine Oeffnung im Dache heraufgezogen nnd niedergelassen. Er wurde verurtheilt, wegen eines vorgeblichen Verbrechens am folgenden Morgen lebendig verbrannt zn werden, wahrend Sali nnd ^owuta entweder begnadigt oder ermordet werden sollten, wie die Umstände es verlangten. Sali war ml großer Freund Rionga's, und entschloß sich, ihn zu befreien; er trank daher den Wachen tüchtig zu nnd beschäftigte sie die ganze Nacht hindnrch anf der einen Seite des Gefängnisses mit Gesang, während seine Männer wie Kaninchen anf der entgegengesetzten Seite unter der Wand ein ^och wühlten uud Nionga befreiten, welcher entrann. Sali war ein großer Thor, daß er in M'rnli blieb; Kam-rasi hegte Verdachl, daß er bei der Befreiung betheiligt gewesen, befahl fogleich, ihn festzunehmen und iu Stücke zu zerschneiden. Er wurde daher an cinen Pfahl gebunden und gefoltert, indem ihm dir Glieder stückweise abgeschnitteu wurden; — zuerst trennte man die Hände au den Handwurzeln und die Arme an den Ellbogengelenken ab. Batschita war Augenzeuge dieses gräßlichen Verfahrens nnd bezengle Snli's Mnth; während er sich nnter der Folter befand, rief er seinen, unter dem Streitigkeiten mit Kamrasi. 175) Polkshaufen stehenden Freunden zu, sie sollten fliehen und sich retten, um ihn sei es geschehen, und sie würden, wenn sie dort blieben, sein Schicksal theilen. Einige entrannen, darunter Fo-wnka, aber Viele wurden ans der Stelle niedergemetzelt' die Fran Äatschita wurde von Kamrasi gefangen und später von ihm in das Lager der Türken zu Faloro gesandt, wie wir bereits mitgetheilt haben. Von jenem Tage an wurde zwischen Kamrasi und deu Inselhäuptlingen fortwahrend Krieg geführt; das Ende war die Niederlage der Letzteren nnd dir l^fcnigcu. nähme ihrer Frauen mit Hülfe der Tinten. Kamrasi's Freude über den Sieg kannte leine Grenzen; das Elfenbein strömte in's Lager, und eine Hütte war wirtlich mit Elephantenstoßzähnen der größten Art gefüllt. Eddris, der Anführer des Eorps der Türken, der wnßte, daß der Sieg mit Hülfe seiner Gewehre gewonnen wnrde, weigerte sich, die Gefangenen dem Könige zu überlassen, wie dieser verlangte; er beanspruchte sie als Ibrahim gehörend und lehnte allen Streit darüber ab, bis sein Herr im Lande ankommen werde. Kam-rasi machte geltend, daß, obgleich die Gewehre große Dienste geleistet, doch teine Gefangenen hatten gemachl werden fönnen ohne die Hülfe seiner Canoes, die von Hunderten seiner Leute, welche zum Angriff anf die Inseln ill Bereitschaft gewesen, den ganzen Weg von Karnma zu Lande wären hergeschleppt worden. Wie gewöhnlich bei allen Streitigkeiten, sollte ich der Schicdsmann sciu, Kamrasi sandte sein Factotum (^assave in der Nacht in meine Hütte, nm ohne Wissen der Türken mit mir über die Sache zu sprechen; dann kam sein Bruder M'Gambi, und endlich, nachdem ich täglich dnrch Voten belästigt worden war, der große König in eigener Person. Er sagte, Eddris sei höchst unverschämt und habe gedroht, ihn ;u erschießen- er habe ihu beleidigt, während er, von seinen Häuptlingen um- 176 Kamrasi von do» Tinten l^kidigt, geben, auf seinem ^hron gesessen, und iväre derselbe nicht von mir in das ^and geführt morden, so würde er ihn und seine Mannschaft nnf der Stelle haben hinrichten lassen. Ich rieth Kamrasi, nicht so aufzuschneiden, da er erst knrz-lich gesehen habe, was nnr zehn Gewehre in dem Kampfe mit Fowuka bewirkl hätten, und er könne sich denken, was erfolgen werde, wenn er anch nnr anf Feindseligkeit anspiele, da die großen Gesellschaften Ibrahim's nnd die Mannschaft Mahom-med Wat-el-Mek's sich sofort vereinigen, ihn vernichten, sein ^ano verwüsten nnd seinen jetzt geschlagenen ^cind Fowuka anf seinen Thron setzen würden, falls ein Haar anf dem Haupte eines Türken fehle. Bei der Erinnernng daran, daß dies geschehen könne, wnrde der lapferc Kamrasi fast grün und gelb. Ich rieth ihm, nicht nm leeres Stroh zu streiten, und versicherte ihm, daß er, da ich für das Betragen der Türken, so lange als ich mich in seinem ^ande befände, verantwortlich wäre, sich nicht zu fürchten brauche; andererseits aber müsse er auch gerecht nnd großmüthig sein. Wenn er ihnen eine Lieferung Elfenbein gäbe, so könne er stets auf sie als schätzbare Verbündete rechnen; versuche er aber Händel anzufangen, so würden sie sicherlich nach meiner Abreise sein ^ano verwüsten. Er bat mich natürlich, ich solle nie daran denken, ihn zu verlassen, sondern meine Wohnung anf Lebenszeit in Kitwara nehmen, nnd versprach mir anßer eine», großen Gebiet noch Alles, was ich brauchte. Ich erwiderte, das Klima bekäme mir nicht, nnd nichts werde mich bewegen zu bleiben, da aber unter sechs Monaten sbis Februar) die Boote nicht in Gondo-koro ankämen, so könnte ich während dieser Zeit bei ihm eben so gnt wohnen als irgendwo anders. Zugleich versicherte ich ihm, daß seine vorgebliche Freundschaft gegen mich eine Täuschung sei, da er mich nur als einen Schild zwischen sich und der Gefahr betrachte. Nach langer Unterhaltung brachte ich ihn Die Turtln fiNMn an 511 bramarbasirm. 177 endlich dahin, sich nicht in ^inge zu nüschen, welche Kriegsgefangene betrafen, und Eddris nur als einen Wckil zu betrachten, bis Ibrahim täim', Er mrlicß meine Hütte mit dem Versprechen, die Sache nicht wieder ^n erwähnen; am nächsten Tage aber sandte er Eassav6 zu Eddvis lind verlangte zwei der hübschesten Granen, die unter den befangenen waren. Dar-anf ging Eddris, der ein äußerst hitzköpfiger Aiensch war, ohne Weiteres zu Kamrasi, sprach sich gegen ihn in höchst beleidigender Weise aus und schlug sein Gesnch ab. Der König staud sogleich von seinem Sessel auf und wandte dem Beleidiger den Nucken, ssort stür;tr Eddris, lochend uor Zorn, nach seinem Lager, bot seine wohlbewaffnete Mannschaft auf uud marschirte geraden Weges auf Kamrasi's Wohnung los, um für dir Beleidigung Genugthuung ^u fordern, Zum Muck brachie mein Wekil mir die Nachricht; ich schickte ihm nach, befahl ihm, sofort umzukehren, und erklärte, daß, so lauge ich im ^ande wäre, Niemand den Grieben brechen solle. In etwa zehn Minutcu schlichen er und seine Mannschaft beschämt zurück und schoben, wie es gewöhnlich bei mißlungeneu Versuchen der ,^all ist, gegenseitig die Schuld auf einander. Das war ein Beweis der Tollheit dieser Türken, indem sie die Offensive ergriffen, wo im Ml "nes Kampfes die Niederlage unzweifelhaft war. Sie hatten ganz entschieden keine Munition! Vei dem Angriff auf Fowuka hatten fie ihre ganzen Patronen außev etwa fünf Stück für jedeu Manu verschossen. Zum Glück war dies Kamrasi nicht bekannt. Ich hatte einen großen Vorrath, da meiue Mannschaft ohne meine besoudere Erlaubniß keinen Schuß abfeuern durfte. Die Gesellschaft der Türken war jetzt vollständig in meiner Gewalt. Ich schickte nach (5ddris uud auch uach dem Köuig; der Letztere hatte schon von den Eingeborenen gehört, baß die bewaffneten Türken sich genähert hatten, uub daß ich dazwischen Aaler, Der Alb«! N'Yanz». ll. 12 478 Eddns wird dc'r Zutritt bei Hofl> verweissert. getreten war. Er weigerte sich, in eigener Person zn erscheinen, sondern sandte seinen Bruder M'(^ambi, der, wie gewöhnlich in gefährlicher ^age, sein Werkzeng war. M'Gambi ivar schwer beleidigt und erklärte, Kamrasi habe verboten, daß Cddris je wieder vor ihn, erscheine. Ich bestand darauf, daß Eddris sich entschuldige, nnd es wurde beschlossen, daß küuftig alle Geschäfte durch mich allein geführt werden sollten. Ich gab zu verstehen, daß es für alle Betheiligtcn rälhlich seiu werde, ohne Verzug eine Botschaft nach Schoa an Ibrahim zn senden, da es höchst nothwendig, daß er selbst zugegen sei, weil ich für das Betragen der Türken nicht länger verantwortlich wäre. Als ich in Uuyoro ankam, hatte ich die Absicht, den See zu besuchen und sofort zurückzukehreu. Ich war blos durch Kamrasi's Befehle aufgehalten worden, und tonnte nicht für Cddris verantwortlich gemacht werden; — ich hatte versprochen, für das Betragen der Türken nutcr Ibrahim einzustehen, welcher der Befehlshaber des Corps war. Eddris, der, weil er keine Munition hatte, jetzt äußerst demüthig war uud sich nach Verstärkung sehnte, erbot sich, fünf Mann nach Schoa zu senden, uorausgesetzt, daß Kamrasi einigen Eingeborenen gestatten wolle, sie zu begleiten. Dies paßte nicht zu den Vorstellungen des argwöhnischen M'Gambi, der den Verdacht hegte, er beabsichtige das Betragen Kamrasi's falsch darzustellen, nm Ibrahim gegen ihn einzunehmen. Er lehnte daher sein Anerbieten ab, verstand sich aber dazu, Träger und Führer zu geben, falls ich irgend Einen von meiner Mannschaft mit einem Briefe senden wollte. Dies entsprach genau meinen Absichten; ich sehnte mich, Kamrasi's Land zu verlassen, da Kisuna ein (Gefängniß war, wo ich in hohem Gras und Nuthatigkeit saß, nnd tonnte ich nnr nach Schoa zurückkommen, so konnte ich meine .Heit in einem schönen offenen Lande und gesunden Klima angenehm verbringen nnd hatte noch den Vortheil, daß ich der Hcimnth füuf Tage- Grofto Brände im LlM'r. 179 Märsche näher war, als in Unyoro. Ich beauftragte daher meinen Wekil, cine» Brief an Ibrahim zu schreiben nnd ihn sofort nach Kisuna ^u bernfeil, indrm er ihm mittheilte, daß eine große Menge Elfenbein gesammelt sei, welches, falls Eddris einen Anfrnhr veranlaßte, verloren gehen werde. Am folgenden Morgen brachen vier von meiner Mannschaft, von einer Anzahl Eingeborener begleitet, nach Schon anf. Kisnna verfiel wieder in seine frühere Eintönigkeit; — da der Krieg mit Fowuka vorüber war, so verbrachten die Eingeborenen, von Sorge frei, ihre Zeit mit Singen nnd Trinken; es war fast uumöglich, in der Nacht zn schlafen, da Hänfen Menschen, die alle betrunken waren, von Sonnennntergang bis zum Morgen im Ehor schrieen, Horner bliesen nnd Trommeln schlugen. Die Frauen nahmen keinen Antheil an diesem Vergnügen, da es in Unyoro Sitte war, daß die Männer sich in Trägheit ergingen, während die Frauen auf den Feldern alle Arbeit verrichteten. Sie waren daher müde und froh, daß sie ruhen konnten, während die Mäimcr die Nacht in tobender Fröhlichkeit verbrachten. ^ie gewöhnliche Art des Gesangs war eine schnelle Melodie, die in Solo vorgetragen wurde, während in Intervallen der gan^e Haufeu in einen betäubenden Chor nebst Trommeln und Hörucrn ausbrach; die letzteren wareu aus ungeheureu Kürbissen gebildet, welche, da sie in eigenthümlicher Gestalt, mit langen Flaschenhälsen, wuchseu, sich leicht in musikalische (?) Instrumente verwandeln ließen. Dann und wann belebte ein Fenerrnf mitten in der Nacht die Langeweile unseres Daseius; die Hütten waren tief mit Stroh bestreut, nnd die Insassen schliefen im Rausche häufig mit ihren brennenden gewaltig großen Pfeifen ein, die, wenn sie in das dürre Stroh fielen, sogleich einen Brand vernrsachtcn. In solchen Fällen verbreiteten sich die Flammen mit großer Schnelligkeit von Hütte zu Hütte, uud oft wurden in Kamrasi's großem 12"- 480 Eingeborene Heren. Lager vier- bis fünfhundert Hütten vom Feuer zerstört und in wenigen Tagen wieder aufgebaut. Ich hatte Angst nm mein Pulver, da im Fall eines Feuers das Auflodern der Etroh-hütte so schnell erfolgte, daß nichts gerettet werden konnte; exploditte mein Pulver, so war ich ganz wehrlos. Deshalb bestand ich nach einem großen Brande in meiner Nachbarschaft daranf, daß alle Hütten um meine Wohnung herum, die innerhalb neunzig Fuß standen, entfernt wnrden. Da die Eingeborenen zögerten, befahl ich meiner Mannschaft, sofort alle Hauser niederzureißen, und befreite mich dadurch von betrunkenen und gefährlichen Nachbarn. Obgleich wir vom Könige regelmäßig mit Rindfleisch versehen wurden, so fanden wir es doch jetzt höchst schwierig, Hühner zu bekommen. Der Krieg mit Fowuka hatte die Vernichtung fast alles Geflügels in der Nähe von Kisuua ver-aulaßt, da Kamrasi und seine Kodschurs (Magikcr) täglich mit Opfern beschäftigt wareu, indem sie aus der Beschaffenheit der Eingeweide der geschlachteten Vögel Vorbedeutungen künftiger Ereignisse herleiteten. Der König war uon Zauberern, Männern sowohl als Frauen, umriugt. Diese Meuschen unterschieden sich von anderen durch hcxeuühnliche Rosenkränze von verschiedenen getrockneten Wurzeln, die sie auf dem Kopfe trugen; manche von ihnen hatten nebst ihrer Sammlung von Zaubermitteln noch getrocknete Eidechsen, Krokodilzähne, Löwenklauen, ganz kleine Schildkrötenschalen u. s. w. Sie Hütten können auf Macbeth's Herenkessel snbscnbiren: „Molchcsaug' und Untcnzehc, Himbmiaul und Hirn dcr Krähe, Zähcr Saft des Bilsenkrauts, Hidcchsbein und Flaum vom Kauz Sled' und braus' als Höllmbrühc Zu dem Zauber mächt'gcr Muhe!" Der Einfall dn' M'was. 481 Als ich diese Frauen, von denen viele oll und hager waren, zum ersten Male sah, fühlte ich mich geneigt, Banquo's Frage zu wiederholen: „Wer sind diese? So eiiliicschruniftst, so wild in ihrer Tracht? Die nicht H^N'ohncru ims'rcr Erde gleichen Und doch drauf stehn? i!ebt Ihr? Wie? seid Ihr 'was, Da« man darf fragen?" An solche Hcreu und Wahrsager glaubten Kamrasi und sein Voll unbedingt. Batschita uud auch meiue Mannschaft sagten mir, als man erwartet habe, daß meinc Frau während des Sonnenstichs sterben werde, habe der Führer eiue Hexe besorgt, die ein Huhn gelobtet, um es zu fragen, „ob sie wic-der genesen und den See erreichen werde?" Das Huhn streckte im Todeskampfe die Hungc heraus, ein Zeichen, das als bejahend betrachtet wird- nach dieser Antwort hegten die Eingeborenen keinen Zweifel au dein glücklicheu Erfolg, Obgleich diese Menschen in geistiger Beziehung überhaupt höher standen als die Stämme im Norden des Nil, so hatten Sie doch feinen Begriff von einem höchsten Wesen, noch irgend rinrn (^cgcnstand der Anbetung; ihr ganges Vertrauen beruhte, wie das der Eingeborenen von Madi und Obbo, auf dem Glauben an Magic. Es vergingen einige Wochen, ohne das; ich von Schoa eine Antwort auf den Brief empfing, den ich durch meine Männer hingeschickl hatte; auch hatte ich keine Nachricht über ihre Ankunft erhalten; wir waren wieder in das gewöhnliche eintönige ^ebrn verfallen. Dies wnrdc glücklicherweise durch ein höchst wichtiges Ereigniß unterbrochen. Am (i. September kam M'Gambi in großer Anfrcguug in meine Hütte und machte die Anzeige, daß die M'was, die Ein-geboreuen von Uganda, mit einem großen Heere in Kamrasi's 183 Tcr CinsM d^r M'was. Land ciugcfalleu nnireu; sic hätten schon den ,^luß ^iafur nber^ schritten und M'ruli genoiiitticil nild marschirten eben durch das Land direct nach Kisuna, ill der Absicht, Kamrasi zu todten, uns anzugreifen illtd das Land Unyoro mit M'tesü's (Gebieten zn vereinigen. Meine Stärke ivar um vier Mann, die ich nach Schoa gesandt hatte, verringert; -- wir waren daher mit Einschluß der Türken, dk' unglücklicherweise keine Munition hatten, cin Eorps von zwanzig l^nuehre». Die Wahrheit der Nachricht nnterlaq keinem Zweifel - die Eingeborenen schielien in großer ^estnrznng zu sein, da die M'was weit mächtiger waren als Kamrasi's Volt' und jeder Einfall von jenem Vande her die gänzliche Niederlage der Umioro'schen Truppen ^nr ^olge gehabt hatte. Ich sagle '.vc'^>n,,bi, es müßten sogleich Boten nach Schoa abgesandt werden mit einem Briefe, den ich an Ibrahim schreiben wolle, um ihn aufzufordern, augenblicklich mit einer Streitmacht von hnndert Manu uach Karuma zu kommen. —Zugleich gab ich den Rath, daß wir >tisnna verlassen und mit Kamrasi's Heer direkt nach Karuma marschiren sollten, nin dort ein befestigtes Vager zn errichten, das den Uebergang über den ^lnß beherrsche, und eine Anzahl Canoes zu sichern, welche Ibrahim's Renten, wenn sie irgend eine Vereinigung mit uns zu Stande bringen könnten, die Ucberfahrt ermöglichten; sonst könnten die M'was die Boote zerstören nnd die Türken bei ihrer Ankunft an der ,>ühre abschneiden. Kisnna hatte eine höchst nngünstigc Vage, da es ein reiner Wald von Bäumen nnd zehn bis ^wölf ,>uß hohem verwirrtem Kränter-lvert war, in welchem der '^eind, vor unseren (^ewehreu gesichert, sich unbemerkt nähern konnte. M'^5ambi billigte ganz meinen ^»atl, nnd eilte fort zum König, der, wie gewöhnlich in fallen der Noth, ohne Verzug zu mir kam. Er war sehr anf-geregt und sagte, es kämen an einem !age vier- bis fünfmal Boten an, die berichte brächten über jede Bewegung des Fein- Kamrasi will nicht kämpfen. 163 des, welcher schnell vorrücke und zwar in drei Abtheilungen, die eine auf dein Wege direct von M'ruli uach Karnma, dem ich bei meiner Ankmnt in Atada gefolgt war, eine zweite direct uach Kisnna, und eine dritte zwischeu diesen beiden Parallelen, so daß sie ihm den Rückzug auf eine Insel im Nil abschnitt, wohin er früher seine Zuflucht nahm, als dasselbe Volt in sein Land einfiel. Ich bat ihn, er möge nicht daran denken, sich auf die Insel zurückzuziehen, sondern meinen Nach annehmen und es ausfechtcn, in welchem Falle ich mich glücklich schätzen würde, ihu zu unterstützen, da ich sein Gast sei und ein volles Recht halte, jeden Angriff zurückzuweisen. Ich entwarf daher einen Operationsplan und geigte, wie auf der Klippe über dem Karuma Wasserfall ein Lager könne anfgeschlagen werden, das auf zwei Seiten durch den ^luß gedeckt sei, während sich in der Nähe ein Pferch herstellen ließe, den unsere Gewehre voll-stündig beherrschten, nud in welchem sein Vieh in vollkommener Sicherheit bleibe. Er lauschte auf alle militärischen Anordnungen mit umherschweifenden Augen, und das Ende war, daß er l'edeu Gedanken an Widerstand anfgab und eutschlossen an seinem Plane festhielt, auf die Insel zu fliehen, die ihu schon früher einmal geschützt hatte. Nnr über zwei Pnnkte wurden wir einig, die Räumung Kisnna'5 als einer unhaltbaren Stellung und die Nothwendigkeit, sofort eine Citation an Ibrahim abgehen zu lassen. Die letztere Entscheidung wurde augenblicklich vollzogen und Läufer mit einem Briefe nach Schoa gesandt. Kamrasi beschloß, bis zum nächsten Morgen auf Berichte über die Bewegnngen des Feindes zu warten, welche ausgeschickte Voten ihm bringen sollten, sonst könne er der Gefahr, der er aufzuweichen wünsche, gerade in den Nachen lanfrn, und versprach Träger zu senden, um uns und unsere Sacheu zu trageu, falls es uothweudig wäre, nach KarUma ^> marschireu. Damit entfernte er sich, Batschita versicherte mir icht, die M'was 184 Eine belebende kleine Schwierigkeit. würden von dm Vewohuern Uuyoro's so sehr gefürchtet, das; ilichto dieselben zum Kampf bewegn werde; ich din fr mich daher auf Kammsi in feiner Weise verlassen, sondern müsse vox ihm unabhängig Anstalten treffen. Sie theilte mir mit, daß der Einfall durch, Nachrichten veranlaßt worden sei, die M'tes6 von Gubo Gulah, einem von Speke's Deserteuren, erhalten habe, welcher kurz nach unserer Ankunft in: Lande von Kamrasi fortgelaufen sei uud M'tes«, dem König von Uganda, erfühlt habe, das; wir uns nntern'egs befanden, nm ihm mit vielen werthvollen Geschenken eiueu Besuch abzustatten, daß aber Kamrast nus gehindert habe weiter zu reisen, um die Waareu allein zu bekommen. Wüthend über diese Handlung seines großen Feindes Kamrasi, habe er Spione gesandt, um Gubo Gulah's Aussage zu bekräftigen (dies wareu die vier Männer, die einige Wochen zuvor crschieneu); da es sich bestätigte, so habe er ein Heer gesandt, um Kamrasi zu vernichten, sein Land zu verwüsten, uns gcfaugeu zu nehmen uud in seine Hauptstadt zu führeu. So erklärte Vatschita die Sache, die mit der Neugierde und dem Tact einer Fran die Knude in den Lagern fast eben so richtig auffing, wie ein Correspondent der „Times." Dies war sehr erfreulich; — die Eintönigkeit uuseres Daseins war unerträglich geworden, und hier gab es eine belebende kleine Schwierigkeit, die gerade pikant genug war, um unsere Lebensgeister anznregcn. Meine Mannschaft war fo durch und dnrch einerercirt nnd an vollständigen Gehorsam uud Vertraueu auf meine Führnng gewöhnt, daß sie ihren Charakter ganz geändert hatte. Zch ließ Eddris zu mir kommen, gab ihm für Jeden von seiner Mannschaft zehn Schüsse scharfer Patronen und sagte ihm, er solle, falls wir mnrschiren müßten, bei meiner Gesellschaft bleiben. Er rief sofort eine Anzahl Eingeborener uud verbarg sein'ganges Elfenbein im Dschungel. Gegen ueun Uhr Abends war das Lager iu Aufruhr; in Die M'was dicht an Kisuna. 185 allen legenden wirbelten plohlich Trommeln zur Erwidernug auf die Nogaras, die iit Kamrasi's ^ager Alarm schlugen ; Hörner bliesen; Männer nnd Frauel, schrieen; Hütten winden in Brand gesteckt, nnd bei dein beuchten der flammen stürzten Hnndcrte uon Eingeborenen, alle bewaffnet nnd znm Krieg gepicht, wie gewöhnlich bei solchen (Gelegenheiten, rasend nmher, gesticnlirend nnd mit einandcr znni Scheine fechtend, als wären sie voller Tapferkeit, nnd überwallend vor Begierde, dem Feinde zn begegnen. Batschita, die eine geschworene Feindin Kamrasi's war, frcnte sich über seine herannahende Niederlage. Als einige der am verwegensten aussehenden Krieger mit Hörnern ans den Köpfen geschmückt nnd ihre Speere schwingend, an nns heran-stürzten, schrie sie znm Spott: „Tanzt nnr zu. meine jungen! jetzt ist Eure .^eit, wo der Mnd weit fort ist; wenn Ihr aber einen M'wa, so groß wie der Knabe Saat, seht, werdet Ihr so schnell lanfen, als Eure Beine Euch lvagen können.^ Die M'was standen, wie man sagte, so dicht an Kisnna, daß ihre Nogaras von Kamrasi's Stellnng ans gehört worden waren; wir sollten daher bereit sein, am folgenden Morgen vor Tagesanbrnch nach Ataba zu marschiren. Schlaf gab es in jener Nacht wenig, da die gangen Sachen gepackt werden mußten, nm für den frühen Anfbrnch in Bereitschaft zn sein. das-favö, auf den man sich stets verlassen tonnte, kmn in meine Hütte nnd sagte mir, es hätten Boten gemeldet, daß die M'was Alles, was ihnen in den Weg gekommen sei, hinweggefegt, alle Granen des Bandes gefangen, alles Vieh erbeutet nnd eine große Anzahl Menschen getödtet hätten; von Kamrasi's ^ager aus hätten sie den Feuerschein brennender Dörfer gesehen, nnd es sei zweifelhaft, ob der Weg nach Ntada noch frei sei. Ich rieth, man solle Männer voranssenden, um Bericht zn erstatten, ob die Straße besetzt sei; — dies wnrde augenblicklich gethan. Am folgenden Morgen vor Tagesanbruch zeigte ein nnge- 1^l> Kamwsi's 3^üct^>g, heuer starker ^euerschciu mit dichten Nauchwolteu in der Richtung von Kamrasi's Stellung, bast seiu Lager der Gewohnheit ge>nüft >uar in '^rand gesteckt worden und daft sein Rückzug begonnen hatten — viele tausend Grashütten standen in Flammen, nud ich konnie nicht umhin, mich über die Thorheit dieser Eingeborenen zu ärgern, daft sic so durch ein Signal, welches mat, viele Meilen weit sah, dein feinde Kunde von ihrem Rückzug gäbe», wo Erfolg von schnellen und geheimen Bewegungen abhing. Kur; nach diesem Zeichen, daß marschirt wurde, erschienen Haufen von Granen, Männern, Kühen, siegen und Gepäck, die im Gänsemarsch durch eine Pisangallee anrückten und etwa sechzig Huft von uns iu einem eudloseu Zuge vorübergingen. ?er Regen strömte herab, nnd grauen, die ihre Kinder trugen, schlüpften auf dem Wege dahin, währeud Schaa-ren bewaffneter Männer und Träger roh nebenher liefen, bis zuletzt der tapfere Kamrasi felbst mit einer groften Anzahl Frauen (seinen Weibern) erschien, deren mehrere auf Tragen fortgeschafft wurden, da fie zum ^ehen zu fett waren. Er beachtete mich nicht, als er vorbeiging. M'Gmnbi blieb bei mir stehen und sagte, wir sollten den Zug schliefteu, indem Kamrasi meine, daß es rathsam sei, die Gewehre zwischen fich und dem feinde zu haben. Ueber eine Stunde laug defilirte die Masse der Tauseude uon Mcnscheu und ^ieh vorbei; — endlich schloß der letzte Nachzügler die Marschlinie' aber wo waren die uus versprocheneu Trüger? sticht ein Mann war vorhanden, und wir waren jetzt anfter M'Gambi und ^nssavö die alleiuigcu Iuhaber des verlassenen Dorfes. Diese Männer erklärten, die ^eme wären so in Schrecken gesel.tt, duft Niemand habe ^urnck-bleibeu wollen, um uns nnd unsere Sachen ;u tragen, aber sie wollten nach eiuem benachbarten Dorfe gehen uud Träger besorgen, um uns morgen nach ,vowira zu bringen, da dies der Ort sei, wo wir nach Kamrasi's Wuusch ein Vager aufschlagen Wir werden im Stiche aelassm. l^'7 sollten; in ^oiuira gebe es keiil hohes l^ras, lind dnZ Vnnd sci uolltommen frei, so daß die Büchsen einen weimi Uintvei^ be-herrschl'n köilnten. Die Schlauheit und Falschheit .^lalurasi's war außerordentlich; ^ er machte Versprechungen, blos um zu täuscheu; der/^weck, den ev hatte, war vorher überleg- er wußte, daß die M'was, wenn sie ihn verfolgten, mit uns kämpfen mußten, ehe sie anf dem uou ihm eingeschlagenen '^>ege nachziehen tonnten; — wir sollten dichev zurückbleiben, lim seinen Nachtrab zu deckeil. Der Befehl, in ^owira ein Vager anfzu^ schlagen, hatte eineu ähulicheu l^ruud. ^ch tallute die legend, da wir sie auf uusercm Marsche vou Atada nach M'ruli passirt hatten; der Ort lag etwa drei Meilen vom >tarn>na-Wasscrfall uud bildete, iven,l Kamrnsi sich anf der Zusel niederließ, eine Stelluug hinter ihm. ^owira war ein ausgezeichneter militärischer Punkt, da es vom Nil nach Norden uud Osten gleich weit entfernt in einem Winkel lag, wo der Fluß sich vou Atada uach Westen waudte. Ich war über die vou Kamrasi ausgeübte Täuschuug so ärgerlich, daß ich mich entschloß, mich »nil den M'was zu verbrüderu, falls sie in Kisuua erschienen, uud mir uoruahm, für eineu so treulosen Verbündeten, wie der >röuig war, tcineu Schuß zu thun, wenn es nicht unbedingt nothwendig schien. Dies setzte ich M'^ambi auseinander uud drohte, daß, wcnu kciue Träger geliefert wnvden, ich in ^isuna warteil, mich bei der Ankunft der M'wao diesen anschließen uud mit ihnen als Vcrbüudeteu ciucu Äugriff auf die Insel machen würde, uou der Kamrasi sich rühme, daß sie seme Festuug sci. Dieser Gedaukc setzte M'Gambi iu Schrecken, und er uud ssassav^ mach^ ten sich aus deu Weg, um träger zu besorgen, indem sie auf'ö Theuerste versprachen, icuen Abend wiederzukonlmen lind anl folgenden Morgen mit uns ^usammeu aufzubrechen. Wir wareu ciu Corps uol> zwanzig <"ewehren uud brauchten uns daher im Fall eines Angriffes nichl zu fnrchteu. Zch ließ alle Hüt- 188 Unser Nüchug, ten des Dorfes außer denjenigen, die unserer Mannschaft gehörten, verbrennen; dadurch hatten nur iin ,^all der Noth für die Gewehre freicu Spielraum. Am Abeud erschien M'l^ambi, treli seinen: Versprechen, mit einer Anzahl Eingeborener, aber Cassam! war Kamrasi gefolgt. Am folgenden Tage bei Sonnenaufgang brachen wir auf, meiue Frau in einem Tragbett und ich in eiuem Stuhl. Der Weg war äußerst schlecht, vou dem Regen des vorigcu Tages außerordentlich schlammig, vou den Hufen der ^iehheerdeu und den /vnßeu der Tauscude, die >kamrasi's ^agergefolge bildeten, tief eingetreten. Iu der legend gab es keiue Veränderung; es war uoch dieselbe mit uudurchdriuglichem <^ms überwachsene und mit Mimosen bewaldete wellenförmige Vaudschaft, uud jeder Sumpf wurde von l^ruppeu der graciösen witdcu Dattel beschattet. Nach eiuem Marsch von etwa acht Meileu fanden wir die Straße trocken uud staubig; der Negen am vorhergehenden Tage war nur ein Strichregen gewesen. Nntcrwcgs gab es kein Wasser, und wir warcu alle durstig, da wir in Folge des starteil Regcus darauf gerechnet lMtleu, Wasser zu treffen. Obgleich erst am Tage znvor viele Tausend Menschen auf dem Wege gereist waren, so war er dennoch schmal nud vou dem hohen l^rase eingeschlossen, da die gauze Masse Einer hiuter dem Andern marschirt war und daher die Straße nicht breiter gemacht hatte. 5ies hielt die träger srhr auf, die das Bett trugen, da dieselben ^w^'i Manu hoch marschirten; ein Mann mußte sich daher durch das hohe «''ras arbeiten. M'^ambi lief der «^'ftllschaft mit einigen (Mgeboreuen iu schnellem Schritt voraus, während die Türteu und Einige von meiner Mannschaft die Munition bewachten lind ich in Gesellschaft mit dem 5ragbett uud fünf meiner Männer ^urückblieb, um den Nachtrab zu bilden, ^as Tragbett tan, so langsam vorwärts, daß wir, nachdem wir den ganzen Tag bis Sonnenuntergang gereist Wir tommcn in Doimss an. — Koin Wasser. 18!) waren, zurückgelassen wurden und, gerade als die Nacht eintrat, an einer Stelle anlangten, wo ein Weg sich nach Süden ab-zweigte, während der Hanptweg, dem wir ssefolgt waren, sich nach Ost - Nord - Ost fortsetzte. Dort wartete ein Eingeborener, der uon den Türken war hingestellt worden, nm uns nach Süden zu weisen; — er sagte, die Leute Hütten in einem dicht anliegenden Dorfe Halt gemacht. Wir drängten uns durch den engen Weg hindnrch und kamen kurz darauf im Dorfe Dcimg an. Dies bestand aus wenigen verlassenen Hütten, die zwischen ausgedehnten Pisangallcen zerstreut lagen. Hier fanden wir Eddris und die Türken mit ihren Gefangenen uon dem Angriff auf ^owut'a her; — wir gingen an ihren Hütten vorüber und nahmen Brsil) uon zwei reinlichen und ueuen Hütten, die mitten in einem gut bebauten sseld mit Bohnen standen, welche sich etwa sechs Zoll über der Erde befanden, so daß das von Gras befreite ^cld eine Oase inmitten des ringsmnliegenden Grasdschuugcls bildete. Es gab kein Wasser; — es war bereits dnukel, und obgleich wir den heißen Tag hindurch gereist waren, so hatte doch seit dem Morgen Keiner getrunken. Wir hatten starken ^urst, und die Mannschaft suchte vergebens zwischen den verlassenen Hütten, in der Hoffnung, in den Wasser-trügeu einen Vorrath zu finden — sie waren alle leer. Zum Glück hatten wir ein wenig sanre Milch in einem Krnge, den wir bei nns trugen; sie reichte knapp für zwei Personen hin. Zu essen gab es nichts als unreife Pisangfrüchte; nur kochten dieselben als Ersatzmittel für Kartoffeln. Ich entwaffnete alle Träger und legte ihre ^an^en und Schilde nnter meine in der Hütte stehende Bettstelle, damit ihre Eigenthümer nicht wahrend der Nacht sich heimlich davonmachten. Es zeigte sich jetzt, daß unsere Gesellschaft sich auf eine höchst schändliche Art zerstreut hatte; diejenigen, welche mit der Munition voranzogen und den Befehl hatten, ihr anvertrautes Gut keinen Angcnblick zu ver- 190 Unsure Trägcr sind davonss^llnifen. lassen, wareu dem Hauptzuge vorausniarschirt und hatten Cddris und eiuige Mann mit den gefangenen Frauen, die nicht schnell gehen konnten, nnd meine kleine Wache, die das Tragbett begleitete, zurückgelassen. Jene Nacht aß Niemand m'el, da Alle zn durstig wareil. Am folgenden Morgen fand ich ^,n meinem Schrecken, daß alle unsere Träger verschwunden waren, zwei Mann ansgenommen, die mit meinen Renten in derselben Hütte geschlafen hatten; — es war wohl das hundertste Mal, daß wir in diesem abscheulichen Vandc im Stiche gelassen wnrdcn. Ich befahl Eddris, nach Fowira vorzudringen, meine Mannschaft zu bitten, sie möge mit der Mnnition dort warten, bis ich ankommen würde, und Kamrnsi zu ersuchen, daß er sofort Träger sende, um uns zu unterstützen, Fowira lag etwa dreizehn Meilen von Deäng, unserer gegenwärtigen Stellung. Eddris nnd seine ^'esellschaft brachen auf, nnd ich sandte sogleich meine Mannschaft mit leeren Krugen aus, um in allen Richtungen nach Wasser zu suchen; — in etwa einer Stunde lehrten sie ohne Erfolg znrück. Ich befahl ihnen noch einmal, in einer andern Richtung zu suchen, uud falls sie einen Eingeborenen fänden, Hu zu zwingen, sie zu eiuer Trinkstelle zn fuhren. In etma drei Stunden kehrten sie znrück, von zwei alten Männern begleitet uud mit drei großeu Krügeu guten Wassers beladen; sie hatten die alten Lente in einem «erlassenen Dorfe gefnnden nnd waren von ihnen zn einer etwa drei Meilen entfernten Qnelle geführl worden. Da unserem Hanptmangel abgeholfen war, so hatten wir leine Furcht vor dem Verhungern; Pisangfrüchte gab es im Uebrrfluß, und wir hatten etwa ein Dutzend >läse, die wir während unseres Aufenthalte in .^isnna machten, nebst einer großen Masse Mehl. Ich detain einen unbedeutenden Fieberanfall nnd schlief endlich ein. Ich wurde durch die Stimmen meiner Müuner aufgeweckt, :>licharn fehlt. — Er soll umgebracht srm. 491 die mit ganz traurigen Gesichtern an der Thür meiner Hütte standen. Sie sagten, Nicharn fehle, nilb man vermuthe, das; er von den Eingeborenen sei umgebracht worden. Mein Wekil hielt einen zerbrochenen ^adestock in der Hand; dieser verdächtige Zeuge war mil Blni bedeckt. Es zeigte sich, daß während ich schlief, Nicharn und Einer von meiner Mannschaft, Namens Mahommed, ihre Gewehre genommen hatten und ohne Befehl dnrch die Gegend gestreift waren, um ein Dorf aufzusuchen, in der'Absicht, womöglich Träger zu bekommen, die nns nach Fowira schaffen sollten. Lie waren in ein Nest voll Neiner Dörfer gekommen, nnd es war ihnen gelungen, vier Mann anzuwerben; diese ließ Nicharn unter Mahommed's Aufsicht, während er allein nach einem benachbarten Dorfe weiter ging. Kurz nach seiner Abreise hörte Mahommed in jener Nichtung, etwa eine halbe Meile entfernt, den Knall eines Gewehrs; er verließ die ihm anvertrauten Männer und sprang nach der Stelle hin. Als er ankam, fand er das Dorf verlassen, und wahrend er die Nachbarschaft durchsuchte, tam er anf eine große Lache Blut, die mehreren Hütten gegenüber stand; auf dem Blute lag der zerbrochene Vadcstock von Nicharn's Gewehr. Nachdem er erfolglos gesucht hatte, war er mit der traurigen Nachricht von dessen Unglück zurückgekehrt. Ich hatte Nichnrn sehr lieb; er war mir Jahre lang treu gefolgt; er hatte weniger fehler als die Meisten seines Stammes und hatte viele gnte Eigenschaften gezeigt. Ich wartete zwei Tage an diesem Orte nnd suchte nach ihm in allen Richtungen. Einmal sah meine Mannschaft eine Anzahl heulende Männer nnd Frauen in einem Dorfe, das nicht weit von dem Orte lag, wo das Unglück geschehen war; als meine Leute sich näherten, flohen sie in die Dschungel; es war daher kein Zweifel, daß Nicharn, ehe er umgebracht wurde, eiuen Manu mußte erschosseu haben, da die Eingeborenen um den Todteu trauerten. Ich war nbcr "192 Die Tromnn'l der Mwa^ schlägt. diesen Unfall sehr bekümmert; mein treuer Richarn war todt, und die Purdey'schc Doppelflinte, die er trug, war verloren -dieselbe gehörte nieinem von Süd-Afrika und dem Ngami-See her berühmten Freund Oswell; es war ein hochgeschätztes Gewehr, mit welchem er fünf Jahre lang alles schwere Wild Afrikas mit so unermüdlichen! Eifer gejagt hatte, daß die Dornen ,,Wart'-ein-wenig" '^) uicl von dem Hol^e des Kolbens wegfraßen, wenn er zu Pferde mit verhängtem Zügel an ihnen vorbei dnrch die Dschnngrl sprengte. Er war so freundlich gewesen, mir diesen feinet, allen Iagdgefährtcn zn leihen, nnd ich hatte ihn Richarn als meinem sorgsamsten Mann alivertraut; jel.tt waren Mann nnd bewehr verloren. Nachdem ich ^>vei Tage lang vergebens gesucht und meine Mannschaft mehrere Dorfhunde gesehen hatte, die an Mäulern und Füßen mit Blut bedeckt waren, tamen wir zu dem Schlnß, daß sein Leichnam von den Eingeborenen in den l^rasdschungel geschleppt und dort verborgen, von den Hnnden entdeckt nnd gefressen worden sei. Von Kamrasi waren keine Träger angelangt, noch war auf die Botschaft, die ich durch Eddris hatte abgehen lassen, eine Antwort erfolgt; — der Abend kam heran, und sehr niedergeschlagen nbcr den Verlnst meines alten Dieners, legte ich mich für die Nacht auf meinen Angarep. liegen acht Uhr wurden wir in nnserer stillen Einsamkeit, während meine Mannschaft mit Ausnahme der Schildwache schlief, durch den Schall einer Nogara erschreckt, die in nicht großer Entfernung südlich von unserer Hütte ertönte. Die beiden Eingeborenen, die bei uns geblieben mären, weckten sofort die Mannschaft und erklärten, die Trommeln, die wir hörten, wären diejenigen der M'was, die sich offenbar nnserem Dorfe näherten; ^ die *) „Wait a bit" thorns. Der nächtliche Rückzug. , ^93 Eingeborenen tannteu den eigenthümlichen Ton der Nogaras des Feindes, die von denen >kamrasi's verschieden waren. Das lam ziemlich nilgelegen — nnscre Mullition luar iü ,^owira, und nur hatten nicht melir, als was sich in unseren Patrontaschen befand, meine Mannschaft je dreißig Schüsse, während ich in meiner Tasche einundzwanzig trug. Unsere Stellung war unhaltbar, da die Triukstelle drei Meilen entfernt lag. Wieder ertönte die Nogara, »nd die eingeborenen Führer erklärten, sie könnten, wo wir damals waren, nicht bleiben, sondern würden sich in dem hohen Grase verbergen. MeineFrau schlug vor, wir sollteu unser (Gepäck liegen lasseil, sogleich nach ^owira marschiren und vor Tagesanbruch die Verbindung mit unserer Mannschaft und Muuition herstellen. Ich war überzeugt , daß es nicht weniger als zwölf bis dreizehn Meilen sein konnten. uud in ihrem schwacheu Zustaude war es unmöglich für sie, durch hohes Gras, in der Dunkelheit, auf eiuem rauheu Nege uud bei der Aussicht, daß die Straße vielleicht schou vom Feiude besetzt war, die Strecke zurückzulegen. Sie war jedoch entschlossen, deu Marsch zu wagen. Ich bereitete mich demnach vor, um ucuu Uhr Abends aufzubrechen, da zu dieser Zeit der Mond etwa !l9" über dem Horizonte stand uud uns ein gutes Licht gab. Ich stapelte das ganze Gepäck in der Hütte auf, — packte uusere wollenen Bettdecken in eine Eaunevas-Tasche, um sie uou eitlem der Eingeborenen tragen zu lassen, und befahl einer unserer schwarzen grauen, eineu Krug Wasser un'tzuuehmeu. Auf diese Art mit dem Nöthigsteil versorgt und alle anderen Sachen preisgebend, brachen wir Punkt neun Uhr auf lind folgten nnseren beiden Eingeborenen als Führern. Unser Weg ging ungefähr Ost-Nord-Ost. Der Mond schien hell, nud das sehr hohe Gras beschattete deu schmalen Weg so, daß mau weder tiefe Tritte noch Steine sehen konnte. Der Thau war anßerordcntlich stark, und indem wir durch die Baler, Der Albert N'yauza. II. 13 494 Der nächtliche Rückzug. üppige Vegetation hinstrciften, waren wir bald bis auf die Haut naß. Dies war seit vielen Monaten unser erster versuch, eine Strecke zugehen, und da wir schrecklich hernntergelommen wa. rcn, so fürchtete ich sehr, daß Eines von uns vom Fieber be fallen werde, ehe wir den Marsch vollendet hatten; auf alle Fälle gab es keine andere Wahl, als vorwärts zn dringen, bis wir Fowira erreichten, wochte es anch noch so weit sein. Etwa drei Stunden lang gingen wir auf einem schmalen, aber unverkennbaren Wege, der von dem Vieh nnd den Menschen,> welche Kamrasi begleiteten, gnt betreten war. Plötzlich kamen wir all eine Stelle, wo ein Weg nach rechts abging, während eili zweiter nach lints hin führte,; der erstere war stark von Vieh betreten, und die Führer behaupteten, dies sei die richtige Richtung. Von ihrem Irrthmn vollkommen überzeugt, da Fo-wira nach Osten lag, während ein solcher Weg nno gerade nach Süden führte, weigerte ich mich ihnen zu folgeu nnd befahl der Gesellschaft, Halt zn machen, während ich mir die Umgegend besah. Bei dem hellen Mondschein entdeckte ich bald, daß der breile Pfad, der nach Süden führte, durch das Vieh verursacht wurde, das nach dieser Richtung hin getrieben worden, aber auf demselben Wege wieder zurückgelehrt war. Es war klar, daß uach Süden ein Dorf lag, in welchem Kamrafi nnd scinc Armee übernachtet hatten, und daß sie am folgenden Morgen auf demselben Wege zu der nach Fowira führenden Hauptstraße zurückgegangen wareil, Anf dem schmäleren Wege nach Osten entdeckte ich bald die Fährten von Vieh; ich entschloß mich, dicsem zn folgen. Meine Führer nützten mir wenig und gestanden, sie hätten dic Gegend von Fowira uur einmal besncht. Unsere Neise ging uach dem Hanptdorfc, da6 dem Häuptling Kalloü gehörte, einem vortrefflicheil Manne, der uns in Kisuna häufig besuchte. Nicht weil von der Stelle, wo der Weg sich zweigte, kamen Wir haben dc'n Weg verloren, 195 wir an einige Hütten, deren Insassen wach lvaren. Sie gaben uns die nnangeliehnie Nachricht, daß die M'was das voraus-liegende Vand iilne halten, und daß wir anf linserem gegenwärtigen Wege nicht im Stande sein würben, an ihnen vorbeizukommen, da sie sich dicht an diesem Orte befänden. Es war jetzl Mitternacht vorüber, das ^and war völlig still, und da ich zu den Führern kein Vertrauen hatte, so ging ich voran. Etwa eine Meile von den Hütten, die wir uassirt hatten, bemerkte ich plötzlich den Schein zahlreicher Feuer und eine große Anzahl zeitweiliger Hütten, die ans grünem Gras und Pisang-blütteru hergestellt waren! das war das Lager der M'was. Menschen bemerkte ich nicht, anch warteten wir nicht lange in unserer gegenwärtigen Stellung, sondern einen Weg einschlagend, der nach Norden führte, setzten wir dnrch Mauern von hohem Gras unsern Marsch still nnd verstohlen fort, bis wir in etwa einer Stunde in einer ganz andern legend ankamen. Gs war nicht mehr der schreckliche Grasoschungel, in welchem ein Mann sich ebenso verlor, wie ein Kaninchen in einem Getreidefelde, sondern schöne parkähnliche Waldwiesen mit fettem und zartem Gras lagen in dem blassen Mondlicht wie eine englische Wiese vor nns, an vielen Stell eil dnrch die Schatten großer vereinzelter Bänme nnd Gruppen von Wald verdunkelt. Zudem wir auf dieser angenehmen Straße fortzogen, kamen wie plötzlich an eine Slelle, wo zahlreiche, gut gebahnte Wege sich nach allen Dichtungen abzweigten. Als wir den llmwea. machten, um dem ^agcr der M'was auszuweichen, hatten wir den geraden Neg nach Fowira verlassen. Ich wnßte, daß, da wir uns damals nach Norden gewandt hatten, unser Weg jetzt gerade nach Osten ging. Ein Weg führte nach dieser Richtnng hin; aber gerade als wir ruhig überlegten, welcher Weg der gerathenste sei, hörten wir in der ^crne Stimmen. Jede Stimme in dieser Gegend mußte, »vie ich schloß, die eines Feindes sein; ich befahl 13* 196 Wir fallen cincn ^ingl'l'on'ncn. daher meinen Leuten sich niederzusetzen, während zwei Manu als Schildwachcn sich etwa dreihnndcrt Fuß weit an den Säu-men eines Dschungels verbargen. Dann sandte ich Vatschita nnd eilien der Führer nach der Stelle hin, min welcher der Schal! derStimmcn gelommen war, um ans ihre Sprache zu lauschen nnd zn melden, ob es M'was oder Veiltc von Fowira wären. Die Späher machten sich auf, um ihren Auftrag zn vollziehen. Etwa fünf Minuten vergingen in tiefstem Schweigen - die Stimmen, die wir gehört halten, waren still geworden. Wir froren sehr, da wir von dem Than durchnäßt waren. Meine Frau war sehr müde nnd ruhte jetzt ans, indem sie ans der Reisetasche mit den wollenen Bettdecken saß. Zch fürchtete mich, lange unthätig zu bleiben, damit sie nicht steif und zum Mar-schiren unfähig wurde. Wir hatteu etwa zehn Minuten gewartet, als wir dnrch den furchtbarsten und durchdringendsten Schrei erschreckt wurden, den ich je hörte. Er tam uon dem Dschungel her, wo Einer von unserer Mannschaft etwa dreihundert Fuß entfernt auf Wache stand. Fnr den Augenblick glaubte ich, es habe ihn ein 5/öwe gepackt, zog meine Büchse auf und sprang nach der Stelle hin. Ehe ich den Dschungel erreichte, sah ich die eine der Schildwachen in derselben Richtung springen uud zwei andere Gestalten sich nähern, deren eine von meinem Mann all der Kehle geschleppt wurde. Er hatte einen (befangenen. Es zeigte sich, daß, während er am Eingänge des Hauptweges, der durch den Dschungel führte, sich unter die Vnsche duckte, er plötzlich einen Manu bemerkte, der sich dicht an ihm still im Walde hinschlich. Er wartete nnbcmcrl't, bis die Gestalt au ihm vorüber war; dann sprang er schnell von hinten auf ihn, ergriff mit der linken Hand seinen Speer uud packte ihn mit der rechten au der Kehle. Dieser plötzliche und nnerwartetc Angriff von einem ungesehenen Wir finden den Weg wieder. 19? feinde hatte den Eingeborenen so entsetzt, daß er deil außerordentlich starten Schrei ausstieß, der unsere Gesellschaft erschreckte. Er wurde inin von dein Manne, der ihn gefangen, im Triumph geführt, war aber so von Furcht befangen, daß er zitterte, als ob er das kalte Fieber hätte. Ich suchte ihn wieder zu beruhigen, nnd als ^atschita kurz darauf mit dem Führer zurückkehrte, entdeckten nur den Werth unseres Fanges. Weit entfernt, ein Feind zu sein, war er Eim>r von Kallo6's Mannschaft, der von Fowira ansgesandt worden war, um die M'was aus-zuspionirrn; wir bekamen dadurch einen zuverlässigen Führer. Dieses kleine Ereigniß war während des Nachtmarsches ebeu so erquickend, wie ein Glas Xereswein, und wir mußten herzlich darüber lachen. Batschita war es nicht gelungen, den Ursprung der Stimmen aufzufinden, da sie, kurz nachdem sie uns verlasset, hatte, still geworden wareil. Es zeigte sich, daß unser Gefangener die Stimmen ebenfalls gehört hatte, und er hatte verstohlenerweise versucht, die Ursache zu ermitteln, als er von Musa so unsanft ergriffen wnrde. Wir setzten ihm nun auseinander, wohin wir wollten- er ging sogleich voran nnd erleichterte den Eingeborenen, der bis jetzt die Reisetasche mit den Bettdecken getragen hatte. Indem wir uns von dem geraden Wege abgewandt, hatten wir einen beträchtlichen Umweg gemacht, aber wir hatten jetzt den Vortheil, vor nns offenes Land zu sehen und auf gntem und ebenein Boden zu marschiren. Wir gingen von diefer Stelle an etwa drei Stunden lang in scharfem Schritt, wobei meine Frau vor Müdigkeit, in Folge deren sie über die geringsten Unebenheiten auf dem Wege stolperte, dreimal fiel. Endlich begaben wir uns in ein Thal hinab, fetzten über eine unbedeutende Vertiefung und begannen auf einem schönen nuo grasreichen wellenförmigen Terrain eine sanfte Anhöhe Hinaufznsteigen, die eine Gruppe großer Bäume krönte. In der Stille der Nacht hatten wir überall, wo wir Halt 158 Ankunft in Iowira, machten, deutlich das ferne Brausen des Flusses gehört; aber in der letzten Stunde hatte die Stärke des Tones so zugenommen, das; ich überzeugt war, wir müßten nahe an ^owirn sein, das in dcr Krümmung des Victoria-Nils lag. Meine Frau war von dem langen Marsche, welcher duvch den Than, der ihre Kleider um ein Bedeutendes schwerer gemacht hatte, doppelt ermüdend wurde, so erschöpft, daß sie kanm den Hügel hinaufkommen konnte, den wir soeben zn ersteigen begonnen hatten, Die letzte Stuude lang hatte unser Führer erklärt, daß Fowira dicht vor uns läge; da wir aber die Beschreibungen, welche die Eingeborenen von Entfernungen machten, ans Erfahrung kannten, so waren wir über die Stunde, iu der wir ankommen würden, gan^ ungewiß. Wir waren fast anf dem Gipfel des Hügels, uud etwa sechshundert Fuß von der dichten Baumgruppe sah meine Frau sich genöthigt ^u gesteheu, sie könne nicht weiter gehen. Gerade iu diesem Augenblick krähte ein Hahn; ein zweiter antwortete sofort vou der dicht an uns stehenden Baumgruppe her, und der Führer, der den Segen seiner Verkündigung nur wcnig schätzte, sagte un5, daß wir in Kallo6's Dorf, nach welchem wir wollten, angelangt srieu. Es war jetzt beiuahe 5 Uhr Morgeus, und wir waren um D Uhr Abends von Deiing abmarschirt. Indem wir uus dem Dorfe näherten, war einige Vorsicht nöthig, da, falls Einer von der Gesellschaft der Türken Schildwache stand, er aller Wahrscheinlichkeit nach auf den ersten Gegenstand, den er etwa sah, fencrte, ohne ihn anzurufen, ^ch befahl daher meiner Mannschaft zu schreien, während ich mein wohlbekanntes Pfeifen hören ließ, das ein Signal nnserer Ankunft war. Wir strengten auf diese Weise unsere Lungen eine Zeit lang an, che wir eine Antwort erhielten, uud ich fing an zu fürchtet,, daß unsere Leute uicht in diesem Dorfe waren; endlich antwortete eine bc-kamttc Stimme in arabischer Sprache. Die Schildwachen nnd Kalloß. 199 die ganze Gesellschaft lagen ganz bestimmt im Schlafe, ob gleich sie sich dicht an einem feindlichen Vande befanden. Als gemeldet wurde, daß nur angekommen wären, waren sie bald munter, und bei unserem Eintritt in's Dorf drängten sie sich mit der gewöhnlichen Bcwillkommmmg nm uns herum. In einer geräumigen Hütte wurde ein großes Feuer angemacht, und da glücklicherweise der Mantelsack uns mit der Munition vorausgegangen war, so tonnten wir unsere Kleider wechseln. Ich schlief ein paar Stnnden und schickte dann nach dem Häuptling von Fowira, Kalloß. Es erschien sowohl er als sein Lohn; sie sagten, ihre Kundschafter hatten gemeldet, daß die M'was dieses Dorf am folgenden Tage angreifen würden; sie hätten das gnn^e ^aitd verwüstet nnd ganz Unyoro und Tschopi besetzt; — sic hätten eine grohe Vichheerde abgeschnitten, die Kamrasi gehöre, und er habe nur gerade noch zur rechten Zeit die Insel erreicht, nm sicher zu sein, da der Feind an der Stelle angelangt sei und eine Anzahl Leute getüdtet habe, die zur Einschiffung zu spät gekommen wären. Kalloä berichtete, Kamrasi habe von der Insel alls auf die M'was geschossen, da er aber keilte Kugeln habe, so sei seine Büchse nutzlos. Die M'was hätten das Feuer erwidert, da sie mit vier (bewehren versehen seien, die sie sich von Speke's Deserteuren verschafft hätten; — sie befänden sich in derselben Vage wie Kamrasi, indem sie keine Kugeln hätteu; auf diese Art sei von beiden Parteien ein unschädliches (>'ewehrfeuer unterhalten worden. Die M'was hattet» sich von ihrer Stellung am Ufer des Flusses bei Kamrasi's Insel zurückgezogen und waren nach Atada vorgerückt, das sie zerstört hatten. Sie waren jetzt nur noch drei Meilen von uns; dessen ungeachtet sprach der thörichte Kalloö seinen Entschluß aus, sein Vieh znr Sicherheit nach Kamrasi's Insel zu treiben, die etwa zwei Meilen entfernt lag. Ich bemühte mich, ihn zu überzeugen, daß das Vieh, wenn es unter 200 Gut vorbereitet. unserem Schutze stände, volltommen sicher sci, aber seine einzige Antwort bestand darin, daß er seinem Sohne befahl, dasselbe augenblicklich fortzutreiben. An jenem Tage verließen Kallo^ nnd alle Eingeborenen das Dorf, flohen zur Sicherheit auf eine Insel und liehen uns als Herren der Stellung zurück. Ich theilte eiue Quantität Munition unter die Türten aus, und wir waren vollkommen vorbereitet. Die Trommeln der M'was wurden Tag und Nachl in allen Dichtungen gehört, aber wir befanden uns ganz behaglich, da die Getreidespeicher gut gefüllt uud sowohl in diesem als in den dicht anliegenden verlassenen Dörfern unzählige Hühner vorhanden waren. Am folgenden Tage erschien MXambi mit einer Botschaft von Kamrasi, worin er nns bat, zu tommcn nnd auf den, feiner Insel gegenüberliegenden Ufer des Flusses eiu Lager aufzuschlagen, um ihn vor den M'was zu schützen, die sicherlich wieocrtommeu und ihn in Canoek angreifen würden. Ich sagte ihm offeu, daß ich mich nicht darauf einlassen würde, ihm beizustehen, da n' mich unterwegs in Deäng verlassen habe; Ri-charn sei von seinen Renten umgebracht worden, und eines meiner bewehre sei noch immer in ihrem Besitz, außerdem hätte ich müssen mein ganzes Gepäck liegen lassen, weil die Träger davongelaufen wären; — für alle diese Fehler würde ich Kamrasi verantwortlich machen. Er erwiderte, er glaube nicht, daß Ri-charn umgebracht sei, sondern er habe den Häuptling eines Dorfes erschossen, indem er mit den Eingeborenen in Streit gerathen sei. Die Untcrhaltnng endete damit, daß ich all meiner Absicht festhielt, unabhängig in Fowira zu bleiben. M'Gambi sagte, sie befände» sich auf der Insel ganz jämmerlich, sie hatten vor den Mosauitos Tag und Nacht keine Nuhe und litten Hungersnot!); — er hatte mehrere Männer bei sich, die sogleich Nicharn kmnmt an, 201 daran gingen, aus den wohlgefüllten Speichern des Dorfes Getreide auszudreschen, und sie zöge» schwer beladen ab. Während des Tages fanden einige Eingeborene des Distric-tes ihren Weg zu einem ähnlichen Zweck in das Dorf. Ich hatte ^uvor gehört, daß die Einwohner von Fowira mißvergnügt wären, und daß viele mit dem Feinde in Verkehr ständen. Ich instrnirte daher Batschita, sie solle mit den Renten Umgang pflegen nnd versuche», durch dieselben mit den M'was in Verbindung zu kommen und denselben zu versichern, daß ich, wenn man mich nicht angriffe, neutral bleiben würde, wenn sie aber feindliche Absichten Hütten, zum Kampfe völlig bereit sei. Zugleich wies ich sie an zn erklären, daß es mir leid thun werde, wem« ich auf die Diener M'tes^'s schießen müßte, da er sich gnt gegen meine Freunde Spekc und Grant benommen habe, daß aber, nm einen Zusammenstoß zn vermeiden, für die M'was der beste Weg sein werde, eine Strecke von meinem Lager zu bleiben. Batschita sagte mir, diese Versicherung werde sicher zu dem Häuptling der M'was gelangen, da viele der Eingeborenen von Tschopi mit demselben gegen Kamrasi im Vunde ständen. Am Nachmittag jenes Tages spazierte ich mit Einigen von meiner Mannschaft außerhalb des Dorfes umher, um die Gesellschaft uach der Trinkstelle zu begleiten, von welcher wir nns unser Wasser verschafften: — sie lag etwa eine Piertelmeile vom Lager, und es wnrde fnr Jedermann als gefährlich betrachtet, sich ohne den Schutz eines bewaffneten Corps so weit zu wagen. Wir waren eben zurückgekehrt nnd standen in der kühlen Abenblnft auf dem freien Platze, der sich dem Eingang des Lagers gegenüber befand, als Einer von meiner Mannschaft anf uns zu gestürzt kam nnd schrie: „Richarn! Richarn ist wiedergekommen!" Im andern Angenblick sah ich mit höchster Freude 202 Richarn's Geschichte, deli pechschwarzen Nicharil, den ich als verloren betrauert hatte, ruhig auf uns zn marschiren. Die Begegnung war fast rührend. Ich nahm ihn warm bei der Hand und sprach zn ihm einige Begrüßungsworte, aber mein Wekil, der sich znvor nie um ihn gekümmert hatte, fiel ihm nm den Hals und fing an zn weinen wie ein Kind. Wie lange dieses Schluchzen gedauert haben würde, weiß ich nicht, da mehrere meiner Araber angesteckt wurden und Thränen zu vergießen begannen, während Nicharn, auf allen Seiten umarmt, höchst stoisch die Feuerprobe anshielt, indem er ganz verwundert aussah und gar nicht wußte, woher so vieles Weinen kam. Um dem Lauf des Gefühls eine andere Wendung zn geben, sagte rch dem Knaben Saat, er solle eine große Kürbißschale Mcrissa (Bier der Eingeborenen) holen, wovon ich eine gute Lieferung von Kallo^ erhalten hatte. Dies kam bald all und war für Richarn, der wie ein Walfisch tränt, bei Weitem der liebste Willkommen. Der Kürbiß war so groß, daß selbst nach dem mächtigen Zug noch genug zn einem Schlückchen für die übrige Gesellschaft blieb. Erquickt durch den vielgeliebten Trank, erzählte uns unn Richarn seine Geschichte. Als er in dem Dorfe sich von Mahommcd getrennt, hatte er eine große Anzahl Leute getroffen, unter denen sich unsere entlaufcnen Träger befanden; indem er sie zur Rückkehr zu bereden versuchte, entspann sich ein Streit; der Hänptling des Dorfes rückte an der Spitze seiner Mannschaft Richarn auf den Leib und ergriff sein Gewehr; — zugleich rief der Häuptling seiner Mannschaft zu, sie sollten ihn todten. Richarn zog sein Messer, nm das Gewehr frei zu machen; als dies der Hänptling sah, ließ er es los, trat einen Schritt zurück und erhob seine Lanze zum Stoß; — in demselben Augenblick zog Nicharn den Drücker und erschoß ihn. Die Eingeborenen, über die plötzliche Wirtung des Schusses von panischem Schrecken ergriffen, stürzten hinweg, und Nicharn benutzte die günstige Gelegenheit, verschwand im hohen Der König in Noth, 203 Grase und floh. Als er sich einmal in dein grenzenlosen Grasmeere befand, das fast undurchdringlich war, wanderte er zwei Tage ohne Wasser umher i da hörte er das ferne Brausen des Nil und erreichte ihn endlich, als er von T^nrst und Müdigkeit fast erschöpft war; — dann folgte er dem Strome bis Karuma hinauf, vermied die M'was — und tam, da er die Straße von dort nach M'ruli kannte, die nur früher gereist waren, in Fowira an. Sein Ladestock war bei dein Kampfe, als der Häuptling sein Gewehr packte, zerbrochen worden, nnd zu seinein großen Erstaunen geigte ich ihm das Stück, das wir von der Blutlache aufgehoben hatten. Er hatte sich einen ausgezeichneten Ladestock gemacht, indem er mit seinem Jagdmesser ein Bäumchen von hartem Holz zurecht schnitt, und hatte sein Gewehr wieder geladen; er hatte daher, »nil einem guten Mn-nitionsvorrath versehen, vor den Eingeborenen teine große furcht. Kamrasi hatte offenbar die treue Erzählung der Geschichte gehört. Spat am Abend erfuhren wir von einem Eingeborenen, daß Kalloi>'s ganzes Vieh, das er von Foivira fortgetrieben hatte, ans dem Wege nach der Flußinsel vom feinde erbentet und daß einer seiner Söhne und mehrere Eingeborene, die es getrieben hatten, getödtet worden seien; — das war die Folge seiner übereilten Flncht. Die M'was verfolgten ihre Vortheile mit ununterbrochenem Glück, verheerten das ganze Land selbst bis an die Küsten des Albcrtsees und trieben das Vieh nebst allen Frauen hinweg, die nicht ihre Zuflucht anf die zahlreichen Inseln des Victoria-Nil genommen hatten. Während dieser Zeit residirten Kmnrasi und seine Weiber nebst seinen vornehmsten Hänptlingen anf dein Flusse in dem Elend, dasMosqnitos nnd Snmvflnft brachten; — viele Menschen starben an Krankheit und Hnngersnoth. M'Gambi erschien hänfig in unserem Lager, um Getreide zu A04 It'mbim klimmt mit Verstärkung ml, holen, und uon ihm ehielten wir ^'achricht über die Hloth der Menschen; — er hatte sich in seinem Aeußern sehr verändert; er sah halb verhungert aus und klagte, daß er nichts zutrinken habe als Nilwasser, da sie weder Getreide hätten, noch Töpfe, in denen sic Mevissa machen könnten; auch hätten die M'was alle Pisangbünme zerstört, nnd sir könnten daher keinen Wein bereiten. Unter anderen Verlnstc» waren, wie M'Gambi berichtete, meine beiden Kühe zugleich mit Kamrasi's Vieh, mit welchem sie von Kisnna fortgetrieben wurden, von den M'was gestohlen worden. Er sagte mir anch, das ganze Gepäck, das ich in DeZng gelassen hatte, sei ebenfalls von, feinde gestohlen worden; das glaubte ich aber nicht, sondern ich hatte von Vatschita gehört, daß die Eingeborenen der Umgegend dasselbe (etwa sechs Lasten) direct auf Kamrasi's Insel geschafft hatten; es befaud sich daher zu derselben Zeit, wo er behauptete, es sei von den M'was gestohlen worden, in seinem Besitz. Ich sagte ihm, ich würde ihn dafür verantwortlich machen und er solle mir den Werth der verlorenen Sachen mit einer gewissen Anzahl Kühe bezahlen. Einige Tage nach dieser Unterhaltnug wurden mir meine Kühe und mein ganzes Gepäck unversehrt überliefert. Kamrasi hatte offenbar beabsichtigt, fich Alles zuzueignen; da er aber von den M'was nnd seinen alten Feinden anf dem östlichen Ufer des Nil sdm Langgos), die mit den Eindringlingen gemeinschaftliche Sache gemacht hatten, bedrängt wnrdc, so war die Zeit zn einem Streite mit mir oder den Türken nicht günstig. Am Abend des 19. September, einige Tage nach dem eben erwähnten Vorfall, wurde die Nachricht in's ^ager gebracht, daß Ibrahim mit hundert Mann am Karuma-Wasser-fall bei der Fähre angelangt sei, mittelst welcher wir früher über den Fluß nach Atäda übergefetzt waren. Ich sandte fofort Mckzun der M'wu5. 205 zehn Mann ab, um zu untersuchen, ob dir Nachricht wahr sei. In etwa zwei Stunden kehrten sie fröhlich zurück, nachdem sie mit Ibrahim und seinem l>orp5 über den ^luß <^rüße geiuech selt hatten. Kamrasi hatte nach einer andern ^ähre oberhalb des Wasserfalls Boote abgehen lassen, nm den Uebcrgaug des ganzen Eorps, der am folgenden Morgen statlfinden sollte, zu erleichtern, da erwünschte, daß sie die M'was sofort angriffen. Die M'was, welche diese gewaltige Verstärkung hatten ankommen sehen, aber nach einem solchen Hnsammentreffen nicht gerade lüstern waren, traten sofort den Rückzug an und waren bei Sonnenaufgang etwa zwanzig Meilen anf der Straße uon M'ruli zurückgewichen. Am Morgen des A», fan, Ibrahim an nnd brachte die Post aus England mit; sie war an den Eonsnl in Khartum adressirt, von diesem mit den jährlichen Booten uach (>'oudoforo befördert und von Ibrahim, als er mit Elfenbein aus dem Innern anf dieser Station ankam, übernommen worden. Mciue Briefe waren alle sehr alt, keiner nnter zwei Jahren, mit Ausnahme eines einzigen von Spete, der mir die Illu^triUoli I^ciixlou I^v« sandte, welche sein nnd (^rant's Portrait enthielt ; ebenso den ?unc1i mit einer Abbildung von ?n»<-d'^ Entdeckung der )iilqnellen. Ich schwelgte einen ganzen Tag in dem Genuß der Briefe und Zeitungen. Ibrahim hatte, als er in Gondokoro war, sehr freundlich an nnscre Bedürfnisse gedacht nnd mir ein Stück grobes Baum-wollenzeug, wie es die Araber fertigeu (Darmur), zu Meidern für mich, ein Stück gedruckten Kattun zn einem Kleid für ^rau Baler, uebst einem großen Krug Honig und einigen 'iteis und Kaffee mitgebracht; — der letztere war der Nest meines alten Vorrathes, den ich mich ans Maugel an Trägern genöthigt sah in Schoa liegen zu lassen. Er sagte mir, alle meine Sachen, die ich in ^bbo gelassen, seien nach Gondoloro zurückgebracht AX) kmnmsl „ist wilder der Alte/' worden, und meine zwei Männer, deren Aufficht ich sie anver-trant hatte, wäre>i mit ihnen am Bord des ^ahrzeligs, welches von dort für mich gesandt worden wäre, aber sich den Booten der Händler ans il,rer Nnckreise angeschlossen hätte, nach Khartum zurückgekehrt. Ibrahim hatte dem Capital, versichert, daß wir unmöglich in diesem Jahre dort ankommen könnten. Hum <^lück waren wir daher nicht nach dem April nach (^ondotoro vorgedrungen, in der Hoffnung, daß das Boot auf nns warten werde. Doch „Ende gut, Alles gut;" Ibrahim war erstaunt über unsern Erfolg, aber peinlich betroffen über unser persönliches Aussehen; wir waren schmächtig und hager, und unsere Kleider waren so oft ausgebessert worden, daß sie kaum noch wollten zusammenhalten. Am 2A. September rückteu wir unser Lager fort und nahmen Besit) von einem I^orsc eine halbe Meile vom Victoria-Nil. Kaiurasi war jetzt sehr kühn und kehrte von seiner Insel nach emem großen Dorfe an den Ufern des Flusses zurück. Or sandte Ibrahim zu demjenigen Elfenbein, das von Eddris bei unserer Abreise von Kisuna verborgen worden war, noch eine nngeheure Masse anderes; nach jenem wnrde geschickt, nnd in wenigen Tagen ward es im Hanptlager sicher niedergelegt. Ibrahim war crstannt über das (^lnck, das seiner wartete. Ich sprach ihm meinen herzlichsten Glückwunsch ans zn dem Erfolg der beiden Erpeditionen — der geographischen nnd derjenigen zum Elfenbeinhandel; in Betreff des letzteren war mein Versprechen weit mehr als erfüllt. Kamrasi entschloß sich, sofort einen Einfall in's Vanggo-land ;n ninchen, da die ^anggos ^owltta nach seiner Niederlage anfgenommeu hatte» nnd er sich je».u bei dem Häuptling aufhielt. Es wurden daher achtzig Mann von Ibrahim über den ,vlnß geschickt, und sie zerstürteu in drei Tagen eiue Anzahl Dörfer nnd erbeuteten etwa zweihundert Stück Vieh nebst einer Die Whisky-Vrennerei. 207 Anzahl (befangener, darunter viele grauen. Bei ihrer Rückkehr fanden große Lustbarkeiten statt; Ibrahim beschenkte Kamrasi mit huilderl Kühen, nnd der König sandte als Gegengeschenk für diese (^roßmuth dreißig ungeheure Stoßzähuc nnd versprach in einigen Tagen noch hundert zu schicken. Es wurde eine zweite Erpedition verlangt und rasch mit ähnlichein Erfolg unternommen; diesmal eutkam ,^owuka mit genauer Noth; ein Türke feuerte auf ihn, fehlte aber lind löd-tete einen Eingeborenen, der uelu'n ihm stand. Bei der Rückkehr der Gesellschaft erhielt Knmrasi ein zweites (beschenk an Vieh, nnd wieder strömte das Elfenbein in's Lager. Inzwischen hatte ich es mir änßerst behaglich gemacht; wir befanden uns in einem schönen nnd sehr angebanten Districts inmitten nugehenrcr Batatenfclder. Ich kam auf den bedanken, daß ich aus den Bataten könne Sprit bereiten, da sie eme so übertriebene Süßigkeit hatten, daß sie als Gemüse widerlich wareu. Ich sammelte daher eine bedeutende Anzahl großer Kruge, die von den Eingeborene» ^nm Merissabranen benutzt wurden, und kochte in denselben mehrere Centner Bataten zu einem Brei. Es gab Kruge, die gegen zwanzig (Gallonen faßten; diese füllte ich mit dem mit Wasser gemischten Brei nnd that von einem Mcrissagcbrändc Hefen'hinzn. Während diese Mischung gohr, bante ich meine Brennerciblase, indem ich einen Krug von etwa zwölf (Gallonen anf einen« niedlichen Ofen von Thon befestigte und oben auf demselben die Ocffnnng eines kleineren Kruges einfügte; der kleinere Krug, der also umgestürzt war, wurde die Haube der Blase. In diese bohrte ich oben ein ^och, in welches ich ein langes Schilfrohr von etwa einem Zoll Durchmesser einpaßte, das zn meinem Kondensator herabging; der letztere war der Kessel, der durch ein l^ewicht iu eine große Pfanne mit kaltem Wasser gesenkt wnrde. Hieine Blase arbeitete schön und erzeugte täglich vier bis fünf Flaschen gute» 208 ttmnnch versucht dm Whisky, Split; — diesen brachte ich ill große Flaschenkürbisse, deren jeder etwa vier Gallonen faßte, kleine Mannschaft bediente die Brennerei außerordentlich gern, besonders Nicharn, der sich sehr für das Verfahren interessirte, aber häufig a»f seinem Rücken in tiefein Schlaf gefunden wurde; das ,^e.ner war aus, nnd die Blase stand still. Den Verdacht, daß er das Erzeng-niß seiner Arbeit «ersucht habe, tonnte man natürlich nicht gegen ihn hegen! Von der Heit, wo ich anfing, den Vataten-Whisky*) zn trinkeil, trat eine außerordentliche Veränderung in meiner Gesundheit ein. ^eden 5ag trank ich heißen Grog. Ich wurde stark, und von jener .^eit au bis anf den hentigen Tag verließ mich mein Fieber, das sich während der ersten sechs Monate nnr noch ein- oder zweimal einstellte nnd danu ganz wegblieb. Da ich fast ^wci Jahre lang weder Wein noch Spi-rituosen gekostet hatte, so brachte der plötzliche Uebcrgang vou gänzlicher Enthaltung zn einem mäßigen Genuß des Reizmittels eine erstaunliche Wirkung hervor. Ibrahim und einige seiner Leute errichteten Brennereien, und Mehrere wurdcu berauscht; dies machte M'Gambi, der znfällig zugegen war, so großes Vergnügeu, daß er Ibrahim um eine Flasche Sprit als Probe für Kamrast bat. Wie es scheint, wurde der Konig uon dem starken Sprit so schnell betrnnkcn, daß er besonderes Verlangen trug, die Dosis zu wiederholeu — er nannte ihn die Maraua (Obstwein) unseres Landes und erklärte dieselbe für so bedeutend besser als die seinige, daß er sich entschloß, eine Fabrik zu errichten. Als ich ihn« erklärte, daß er aus Bataten gewonnen sei, sprach er sein großes Vcdancrn aus, daß er den Werth derselben nie hinlänglich gewürdigt habe, nnd äußerte deu Gntschlnß, ganze Districle damn anzubauen. Ibrahim wurde ersncht, Einen seinen ^enle dorl zn lassen, der die *, WlMy ist cinc Art Kovnbl'andwciu. Aum. d, Hebers, Der König in guter Laune. 209 Behandlung der Brennerei verstand, nm die Gründung und Direction von „König Kamrasi's Central-Afrikanisch-Unyoro'-scher Bataten-Whisky-Actiengesellschaft mil voller Haftpflicht der Actionäre" zu übernehmen. ^bralu'in hatte eine Menge beschenke fnr Kamrasi mitgebracht: fündig Pfund Perlen, eine Nevolverpistole, Vaumwol-lenzeuge, blane Viergläser, Spiegel u. f. w. Diese Gaben nebst dem Vergnügen, das ihm die Niederlage seiner Feinde gewährte, brachten Seine Majestät in vortreffliche Laune, und er besuchte uns oft. Bei einer solchen Gelegenheit gab ich ihm die Portraits von Socke und Grant; den Letzteren erkannte er sofort wieder; die Bilder im 1'unc!» tonnte er sich nicht erklären, cr sagte, er (luncn) wäre kein Engländer, da er weder mir noch Epekr gliche; aber die Pariser Moden iu deu II-w«tiÄwu nämlichen Augenblick, wo dieser vcrrätherische Vertrag mit Ibrahim geschlosseu wurde, hatte Kamrasi fich gestellt, als stände er mit Kallo6, der damals iu seinent Lager war, auf dem freundschaftlichsten Fuße; aber er legte nicht selbst gewaltsame Hand an ihn, da viele Eingeborene zn Kallo6's (^uusteu wareu und es daher leicht unangenehme Folgen haben konute. Er hatte deshalb heimlich seiue Vernichtung befohlen. Ich bat sogleich Ibrahim, ei,im so entsetzlicheu Plan anf alle Fälle aufzugeben. Nie war ich so rcuolutious-lustig wie in jeuem Augenblick; mein erster t^cdanke war, Kallo6 zu unterstützen, nm Kanlrasi zu entthronen und das Königthum au sich zu reißen. Ibrahim hatte das Geschäft im Auge; er wußte, daß, wenn er Kamrasi beleidigte, der Elfen-bemhandcl für jetzt ein Ende haben werde. Das Land war so reich au Elfenbein, daß es eine vollkommene Bank war, auf die er ohue Ziel ziehen konnte, vorausgesetzt, daß er ein Ner-büudeter des Köuigs blieb; mit den Eingeborcucu aber ließ sich kein Haudel treiben, da Kamrasi, der den (Gewinn für sich allem beanspruchte, alleu Handel verbot. Im Fall eiucs Krieges war lein ^toßzahn ^u bekommen, da das im Besitz der Eingeborenen befindliche Elfenbein nie in ihren Hütten aufgespeichert, sondern in der Erde verborgen wurde. Die Türken waren jcyt Söldlinge, die der König verwendete, um jede bluligc That zn verrichten, die er verlangte. Ibrahim war in ciucr mißlichen Lage. Ich erbot mich, die ganze i'ast auf mich zu uehmen. Daß Kallo<5 nicht ermordet werden dürfe, war mein fester Entschluß; der alte Mann war bei mehreren Gelegeuhei- Ich uersuche Kallon zu retten, 211 lcu sehr gefällig gegen mich und meine Leute gewesen, uud ich beschloß, ihn auf jede Gefahr hin zu retten. Sein Sohn, der durchaus nichts Böses ahnte, war in jenem Augenblick in unserem i.?ager; er hatte mit Einigen meiner Lente Brüderschaft gemacht. Ich ließ ihn sofort zu mir kommen, theilte ihm den ganzen Anschlag mit und sagte ihm zum Schluß, er solle augenblicklich in voller Eile zu seinem Vater (etwa zwei Meilen weit) laufen und alle Frauen und Kinder aus dem Dorfe fortschicken, Kallo^ aber in meine Hütte bringen, ich wolle die britische Flagge aufziehen, wie ich in Kisuna gethan hatte; diese werde ihn vor dem blutdürstigen Kamrast schützen, der es nicht wagen werde, ihn anzugreifen. Sollte er sich mir nicht anvertrauen wollen, so müsse er augenblicklich fliehen, da die Türkeu das Dorf vor Tagesanbruch angreifen würden. Fort sprang der erstaunte Sohn in der finstern Nacht mit voller Eile den wohlbekannten Weg entlang, um die Warnung zu überbringen. Mit Ibrahim traf ich mm die Uebereiukunft, das; er, um Kamrasi nicht zu beleidigen, zn der festgesetzten Zeit einen Scheinangriff anf das Dorf machen solle; er werde es verlassen finden, und die Sache werde ein Ende haben, wenn Kalloö es vorziehen sollte, zu fliehen, anstatt sich in meinen Schutz zu begeben, was er sicherlich thun werde. Mitternacht kam heran, uud von Kalloö hatte sich keine Spur gezeigt; überzeugt, daß er sicher war, ging ich schlafen. Vor Tagesanbruch traten achtzig Manu von der Gesellschaft der Türken ihren vorgeblichen Kricgszng an; in etwa zwei Stunden kehrten sie zurück; sie hatten das Dorf verlasseu gefunden;— der Vogel war ausgcflogen. Ich freute mich, daß diese List gelungen war, aber ich wäre uoch vergnügter gewesen, wenn sich Kallot' in meinen Schntz begeben hätte. Daß er dies ablehnen werde, war ich überzeugt, da die Eingeborenen ihrem Charakter nach in der Regel so falsch und mißtrauisch 14" 212 Kalloo's Gefangennahme, sind, daß er den Verdacht gehegt hätte, ich wolle ihm eine Schlinge legen. Gegen Mittag hone ich lautes (Geschrei; Trommeln schlugen und Hörner bliesen in allen legenden. Für den Augenblick glaubte ich, Kallo^ habe das Land gegen Kamrasi aufgewiegelt, da ich viele Hundert zum Krieg gerüstete Männer bemerkte, die den schönen freien Park durchstreiften wie Iagdhnnde, die eine Witterung haben. Die Türken schlugen ihre Trommel nud riefen ihre Mannschaft nnter der Fahne, die unterhalb des Dorfes anfgepflanzt war, zu den Waffen, — sie kannten den Zweck der ungewöhnlichen Volksversammlung nicht. Bald darauf kam es heraus, daß Kamrasi von dem Entweichen Kalloö's gehört und, wüthend über den Verlust seiucr Beute, sofort gegen tausend Mann abgesandt hatte, um ihn zu verfolgen, Am Abend hörte ich, daß er gefangen worden sei. Ich sandte sogleich zu Kamrasi und lieft ihn bitten, seine Hinrichtung zu verschieben, da ich am folgenden Morgen nut ihm zn sprechen wünschte. Bei Sonnenaufgang machte ich mich auf den Weg und fand den König in seiner Hütte sitzend, während Kalloö, vollkommen in sein Schicksal ergeben, nnter einem Pisangbanme lag, mit dem Vcine im Kamrasi - Schn h — dies war ein etwa vier, Fuß langer und zehn .^oll dicker Holzblock (der rohe Stamm eines Baumes); sein linker Fuß war dnrch ein in dem Klotz befindliches kleines Voch gesteckt, während ein gerade über dem Spann nntcr rechten Winkeln durchgetriebener Pflock den Gefangenen wirksam festhielt. Dies war eine Liebliugsstrafe des Königs; der Gefangene konnte anf diese Art schmachten, bis der Tod ihn erlöste; es war dabei unmöglich, zn fitzen, und schwer, zn liegen; der Klotz mußte je nach der Bewegung des Körpers von einem Wärter zurecht gelegt werdeu. Ich sagte Der „Kamrasi-Schuh." 213 Kamvasi, da ich ihn in Kisuna von dcni Angriff der Türken gerettet Hütte, so müsse er mir eine Gnade gewähren und Kallo^ das Leben schenken; — dieses Gesuch gewährte er ;n meinem Erstaunen sogleich"') und fügte hinzu, er werde ihn uur einige Tage im „Schuh" stecken lassen, bis seine Leute ihm hundert Kühe als Straft bringen würden, wo er ihn dann freilassen werde. Ich setzte auf sein Versprechen rein Vertrauen, da ich zuvor gehört hatte, daß er den Schuh jedem reichen Manne an^u^iehen pflege, um eine Strafe an Vieh zu erpressen, nach deren Entrichtung der unglückliche Gefangene in manchen fällen, anstatt befreit zn werden, umgebracht wurde. Ich hatte indeß Alles gethan, was in meiner Macht stand, und wäre Kallo6 ein entschlossener Mann gewesen, so hätte er sich retten können, indem er sich mir unbedingt anvertraute. Als ich in's Lager zurückkehrte, konnte ich nicht umhin, über die Undankbarkeit nachzudenken, die ich unter allen Wilden erfuhr. Ich hatte mich in vielen Fällen bemüht, Anderen, an denen ich kein persönliches Interesse hatte, Wohlthaten zn erweisen, aber in keinem einzigen Falle hatte ich anch nur einen dankbaren Vlick bekommen. Zwei Tage nach diesem Vorfall befahl ich dem Knaben Saat, wie gewöhnlich nach den benachbarten Dörfern zu gehen und Lebensmittel aufzusucheu; als er aber aufbrechen wollte, rieth ihm Ibrahim, ein wenig zn warten, da etwas nicht richtig sei und es gefährlich sein werde, allein zn gehen; — einige Minnten später hörte ich etwa dreiviertel Meilen weit schnell hinter einander drei Schüsse abfeuern. Die Türken und meine Mannschaft drängten sich sofort zum Dorfe hiuaus; da dieses auf einem Hügel lag, so batten wir eine vanormmsche Aussicht anf die umliegende Gegend. Wir bemerkten bald eine Anzahl *) Einige Tagc spiitc, erschoß cv Kalloc'» mit cMuer Hand. 244 Tod eines Ortsuoistchers. Männer, darunter einige von der Gesellschaft der Türken, die sich von dem gegenüberliegenden Hügel her näherten nnd etwas Schweres auf ihren Armen trngen. Mit den: Fernrohr erkannte ich eine Matte, ans welcher ein schwerer Gegenstand mühsam getragen wnrde, indem die Trüger die Ecken der Matte mit den Händen gefaßt hatten. „Es ist Einer von unseren Leuten ge-töotet!" murmelte ein Türke. „Vielleicht ist es nnr ein Eingeborener," sagte ein zweiter. — „Ner wird sich die Mühe nehmen, einen schwarzen Kerl nach Hause zn tragen!" rief ein dritter aus. Das Geheimniß wurde bald aufgeklärt, als die Gesellschaft mit der Leiche eines von Kamrasi's Ortsvorstehrrn ankam; — eine Kugel hatte ihn dnrch die Brnst getroffen, eine zweite durch deu rechten Arm nnd die dritte war durch den Leib von einer Seite zur andern gegangen. Er war von einigen Barisclaven geschossen worden, die in der Gesellschaft der Türken als Soldaten dienten. Es zeigte sich, daß der Verendete früher gegen den Befehl Kamrasi's, der die Ansfnhr von Elfenbein aus seinem Königreich verboten hatte, weil er darauf eingegangen war, ausschließlich mit Ibrahim Handel zu treiben, den Leuten Mahommed Wat el Mek's sicbenzig Elephantenstoßzähne gesandt hatte. Der Angeklagte wurde deshalb zum Tode verurtheilt; da er aber in seinem Dorfe einen starken Anhang hatte, so hielt Kamrasi es für rathsam, den Türken zu übertragen, ihn zn erschießen; — diese Aufgabe übernahmen sie gern, da sir dnrch sein Betragen siebcnzig Stoßzähne weniger hatten. Ohne mein Wifsen war am hellen Tage eine kleine Gesellschaft nach dem dicht au unserem Vager liegenden Dorfe aufgebrochen, und als sie versuchten, iu die Umzäunung einzutreten, wurden mehrere Lanzen auf die Türken geworfen; der Verendete stürzte aus seiner Hütte und versuchte zn entrinnen, wurde aber sofort von drei Barisoldaten erschossen. Es wurdrn dann (wie gewöhnlich in allen diesen Vändern) die Hände an den Handge- Die Warnnnss. 21 s> lenken abgenoinmcn, um die klipferncu Armbänder loszumache» ; der Leichnam wurde etwa zweihundert Schritt vom Dorfe geschleppt uud am Halse au den Ast eines Tamarindenbaums gehängt. Dann trieben die Türken alle Sclavinnen setwa siebeuzig) uud Kinder an die Stelle, um deu Leichnam zu sehen, wie er au dem Aste baumelte; als sie vou dem Anblick durch uud durch erschrocken waren, drohte mau ihueu, daß mau sie genau auf ähnliche Weise behandeln werde, salls sie je zu entrinnen versuchten. Mochte dies auch im höchsteu Gvade un ineuschlich erscheinen, ich konnte doch nicht umhin, daran zu denken, daß uusere öffentlichen Hinrichtungen in England eine ähnliche Moral enthalten; der einzige Unterschied liegt in dem Betrage» der Frauen; die Wilden waren hinget rieben worden, um vou dem Schauspiel Zeuge ;u sein, währeud die Euro-paerinueu sich ueugierig zu solchen widerlichen Schaustellungen drängen, Einige Minuten nach dein Abzug des Voltöhaufens war der Baum mit leiern bedeckt, die alle auf den in Aussicht stcheuden Schmaus lauerten.*) Am Abeub saudte Kamrasi eine Anzahl Frauen und Kinder als Geschenke an Ibrahim; im Ganzen hatte er ihm, außer denjenigen, die in deu verschiedeneu Kriegcu gefaugen wurden, zweinndsiebcitzig Sclaven gegeben. Nie gab es einen höheren Despoten als den König Kamrasi — nicht nur das Eigenthum, sondern auch die Familieu seiner Unterthanen standen ihm zur Verfügung; — er brnstcte sich, daß „ihm Alles gehöre." So nahm er, wenn er aufgelegt war, freigebig zn sein, von Anderen uud beschenkte seine Günstlinge; beNagte sich Einer, der darunter litt, so gab es keine Advocatengebühreu, sondern deu ,,Schuh" oder deu Tod. Seiue Macht stützte sich auf cm vollkommenes *) Die Frau Batschiw Ucf davon, und wir sahc« sic nie wicdcr. Nach ciuigcr Hcit crfnhrcn wir, daß sic ;u ^ownüi's bitten mtromicn sei, wei! sic fürchtctt, uou uns, wie wir versprochn, hattcu, in Tschopl gclasjcn zu werdcu. 216 Die Leibwache. Spionirsystem, durch welches er von Allein, was in seinem ganzen Königreich vorging, Kenntniß erhielt; — das Ncich war in zahlreiche kleine Districtc getheilt, deren jeder von einem Häuptling regiert wurde, welcher für die innerhalb seines Ge-richts-Vezirks begangenen Handlungen verantwortlich war; dadurch wurde die Regierung außerordentlich erleichtert. Wurde eine Klage gegen einen Statthalter erhoben, so wnrde er vor den König geladen; war er schuldig — der Tod oder der „Schuh"! Wer der Empörung verdächtig war, mußte sterben. Eine Leibwache von etwa fünfhundert Mann, die das wnd nach Belieben plündern durfte, sicherte die Macht des Königs, da er mit diesen organifirtcn Truppen, die stets zur Haud waren, über die Verdächtigen herfallen und sie sogleich vertilgen konnte. Auf diese Art behauptete der Wütherich seine Gewalt über eine Bevölkerung, die so furchtsam war, daß sie sich zahm seinem Druck fügte. Da er sich jetzt mit den Türken vcrbüudet hatte, so hatte er sich die ehrgeizigsten Aussichten gemacht, Uganda zu erobern und das alle Königreich Kitwara wieder herzustellen; aber der gänzliche Maugel an physischem Muth wird solche Er-weiterungspläne völlig vereiteln, und Kamrasi der Grausame wird nie als Kamrasi der Eroberer bekannt werden. Sechzehntes Kapitel. Kamrasi's Abschied. Wir verlassen Äamrasi's Gebiet, — Marschiren nach Schoa. Äommcn in Schoa an, — Der Lira Stamm, Na^mö, — Der Kampf mit Wer: della, Werdclla schläft die Türken znrück, a. der Hoffnnng, einen Schuß thun zu können. Ich stieg von meinem Thier nnd schlich mich in einer Schlucht hinab, nm mich dem Wilde zu nähern; aber als ich die Stelle erreichte, an der ich mich auf einen Schuß gefaßt gemacht hatte, fand ich, daß die Heerde fortgegangen mar und jetzt etwa 250 Schritt von mir stand. Die T6tel sahen mich alle an; sie waren durch die in der Fcruc stehenden Ochsen und deu Kuaben Saat beunruhigt worden. Vom Schuß hing das Mittagessen ab. Es stand dort ei» von dem kurzlicheu Feuer versengter laubloser Busch; ans einem Aste desselben legte ich auf, aber gerade als ich abfenern wollte, liefen sie davon — ein reiner Fehlschuß! — die Kugel pfiff über sie hinweg, aber so dicht au den Ohren des einen, daß er den Kopf schüttelte, als hätte ihn eine Wespe gestochen, und um und um Bockssprünge machte; die anderen standen völlig still und starrten die in der ^erne stehenden Ochsen an. Krach! ging der linke Lauf der kleinen Fletcher'schen Büchse Nr. 24. los, nnd nieder fiel ein Tötel wie ein Klumpen Blei, ehe der befriedigende Ton der Kugel aus der Ferne zurückkam. Fort ging die Heerde und ließ eiu schöucs Thier zappelnd auf der (5rde liegen, (^s war durch das Rückgrat geschossen, uud einige der eingeborenen Träger, welche die Jagd aus großer Entfernung mit angesehen hatten, kamen nm die Wette auf das Fleisch zu geraunt wie ein Rndel Wölfe, die Vlnt riechen. In einigen Mimtteu war der Preis getheilt, während Saat eiu gutes Stück zu unserem eigenen Gebrauch trug. Der Tötcl, der etwa fünfhundert Pfund wog, verschwaud unter der Menge in wenigen Minuten. Aufbeut fünften Tagemarsche vom Victoria Nil ans kamen wir in Schoa an. Der Wechsel nach der nassen und dichten Vegetation uon Uuyoro war wonnevoll - das ^'and war trocken und das Gras niedrig und schön. Nir nahmen Besitz von unserem Lager, das in einem gut mit Mörtel von Kuhmist und Tic H?cwillkommnnng bei unserer Niickkhr nach ?cm Lagcr in 3choa. Der Lirastamm. 22 ^l Thon belegten und mit einer starken Pallisadeureihe umfriedigten geräumigen Hofe bereite für nns vorbereitet war. Zn der Mitte stand ein großer Baum, Mehrere Hüllen waren für Dolmetscher nnd Diener erbaut, und eine leidlich bequeme Hütte, deren Dach mit Kürbissen überwachsen war, zn unserer Wohnung eingerichtet. Jenen Abend strömten die eingeborenen Granen in unser ^ager, nm meine ,nan willkommen zu heißen und zu Ehren unserer Rückkehrzu tanzen; für die letztere Vorstellung erwarteten sie eine Knh zum (beschenk, Zu meiner großen Freude fand ich, daß mein vortrefflicher Reitochse, der im vorhergehenden Jahre durch den Sturz in' eine Fallgrube gelähmt und nach Schoa gebracht wnrde, vollkommen wieder hergestellt war; dadurch hatte ich zu meiner Reise nach Gondokoro gutes Reiten. In Schoa wurden einige Monate verlebt, während welcher ich meine Zeit darauf verwandte, daß ich in der Umgegend umherstreifte, den Berg bestieg, Duplicate von meinen Landkarten machte und Erkundigung einzog, die immer nur das bestätigte, was ich schon zuvor gehört hatte, mit Ausnahme einer Nachricht, die ich von Osten erhielt. Die Türken hatten ein ncnes Land, Namens Lira, entdeckt, das etwa dreißig Meilen von Schoa lag. Die Eingeborene» wnrdm als äußerst frenno-schaftlich und ihr i^and als erstaunlich fruchtbar nnd reich an Elfenbein geschildert. Im Lager der Türken befanden sich viele Angehörige des Volkes; sie hatten denselben Typns wie die Madi, trngen aber das Haar anders: es war zu einem dicken ^ilz gewebt, der die Schultern bedeckte und fo weil wie das Schulterblatt auf dem Rücken herabhing. Sie machten tcine Umstände, falsches Haar zu tragen, sondern waren glücklich, wenn sie ans irgcud einer Quelle Zuschüsse erhielten; bei Todesfallen wurde das Haar des Verstorbenen sofort abgeschnitten nnd 222 Der Lkaswmm. nnter seine Ermüde vertheilt, lim ^, ihrem Filz hinzuzufügen. Wenn sie im vollen Staate waren sdie Männer gingen nackt), n'ar diese Filzmasse mit einen: bläulichen Thon überzogen, so daß sie eine ebene flache bildete; diese wurde höchst mühsam mit der Spitze eines Dorns bearbeitet, so daß sie den Einschnitten einer Feile glich. Dann wnrde in Modellen weißer Pseifenthon ans die Oberfläche gebracht, während in das äußerste Ende ein entweder aus einer Antilopen- oder einer Giraffeu-sehuc gefertigter Schmuck gesteckt und etwa einen Fuß lang aufwärts gezogen wurde. Wenn derselbe trocken war, war er so steif wie Horn, nnd die Spihe wurde mit einer Pelzqnaste geschmückt — zu diesem Zwecke schätzte man das Ende eines Leopardenschwanzes hoch.*) Mir ist nicht bekannt, daß irgend ein Lord Kanzler von (England oder ein Mitglied des englischen Advocatenstandes je nach Central-Afrika vorgedrnngcn ist nnd deshalb die Mode und ganz außerordentliche Aehnlichteit in den Pcrrückcn von dorther stammt; ein gnt geschwärzter Gerichts-Ndvocat in voller Perrücke und nichts weiter würde einen Eingeborenen von Lira ganz gennn vorstellen. Der Lira-Stamm wnrde von einem Häuptling regiert; aber dieser hatte nicht mehr wirkliche Gewalt als einer der kleinen Häuptlinge, welche die verschiedenen Theile deo Madi Landes beherrschten. Bei allen Stämmen, mit Ansnahme des Königreichs Unyoro, hatten die Häuptlinge nnr sehr wenig thatsächliche Macht, und der Besitz ihres Amtes war so uugcwiß, daß die Regierung selten zwei Generationen in einer Familie blieb. Beim Tobe des Vaters stritten sich die zahlreichen Söhne in der Regel nm sein Eigenthum und hörten mit offenem Krieg und mit der Theilung der Hühner und Viehhecrdcn anf, woranf jeder sich in einem besondern *) Siehe die Abbildung zu S. ll». Razzias. 223 District niederließ und ein kleiner Häuptling wurde; es war daher im ganzen Lande keine Einheit, niid die Folge war große Schwäche. Die Bewohner von Lira lagen mit ihren Nachbarn, den Langgos, im Kampf — diejenigen von Schoa mit den Eingeborenen von Fatiko, nnd es gab auch nicht zwei benachbarte Stämme, die mit einander in frieden lebten. Es war natürlich, daß solche gewissenlose Gesellschaften wie diejenigen der Khartmner Händler diese allgemeine Zwietracht zu ihrem Vortheil benutzten; es hatte daher in den ;ehn Monaten, die ich von Schoa abwesend war, in der Umgegend eine große Ver-ändernng stattgefnnden. Die auf einander eifersüchtigen Gesellschaften Knrschid's nnd Debono's, nnter ihren bezüglichen Anführern Ibrahim nnd Mahommed Wat el Met, hatten sich mit streitenden Stämmen verbündet, nnb die Folge war der änßcrstc Nnin des Landes. Viele Meilen im Umkreis von Schoa legten die geschwärzten Trümmer von Dörfern nnd die verödeten Felder Zeugniß von der angerichteten Verwüstung ab; die Rinder, die es ehedem in Tausenden gab, waren fortgetrieben worden, nnd der schöne District, der früher höchst fruchtbar gewesen, war in eine Wildniß verwandelt. Durch diese im Großen betriebene Räuberei und Zerstörung hatteu die Türken ihren eigenen Interessen geschadet, da die größere Zahl der Eingeborenen in andere Lander geflohen war; daher war eV sehr schwierig, Träger zn bekommen, nm das Elfenbein nach Gondo-toro zu schaffen. Die Bewohner des Landes waren dadnrch, daß sie für die geringfügigsten Dienste mit Kühen anstatt mit Perlen bezahlt wurdcu, so ausgeplündert worden, daß sie sich jetzt weigerten, unter einem Lohn von vier Kühen als Träger nach Gondokoro zu dienen; eZ waren also, da 1900 Mann erforderlich waren, als Lohn 4000 Kühe nöthig. Um diese zu bekommen, mnßte man 'Razzias machen. Auf mehreren Kriegszügen brachten die lürken etwa 2000 224 Der ,Mmpf mit Werdella, Kühe zusammen; dir Eingeborenen waren wachsam geworden und hatten ihre Heerden nach unzugänglichen Bergen getrieben. Debono's Leute befanden sich in ihrem etwa fünfundzwanzig Meilen entfernten Lager sogar in einer noch schlimmeren Lage als Ibrahim; sie hatten durch ihr unmenschliches Betragen die Eingeborenen so erbittert, daß Stämme, die früher gegen einander feindselig waren, sich ictzi vereinigten und verbanden, die Pläne der Türken dadurch zu vereiteln, daß sie es ablehnten, als Träger ^n dienen; anf diese Art konnte ihr Elfenbein nicht nach Gondokoro geschafft werden. Dies führte auf Seiten der Türken zu neuer Gewaltthätigkeit, bis zuletzt der Häuptling von Faloro (Werdella) den offenen Krieg erklärte, plötzlich das Vieh der Türken hinwegtrieb und fich iu die Berge zurückzog, von wo er eine unverschämte Botschaft sandte und Mahommed zu dem Versuch einlud, es wiederzuholen. Diese Frechheit vereinigte die rivalisirenden Handelsgesellschaften gegen Werdella; diejenigen Ibrahim's nnd Mahom-med's kamen überein, sich bei einem Angriff auf sein Dorf zu verbinden. Sie brachen mit einer Stärke von etwa dreihundert bewaffneten Männern auf uud laugten gegen 4 Uhr Morgens am ,^uß der Berge an; dort theilten sie ihre Truppen in ^wci Abtheilungen von je hundertundfüufzig Mann uud erstiegen den Fclseuhügel auf zwei Seiten, in der Abficht, das Oorf auf der einen Seite zu überrumpelu, während man die Eingeborenen und ihre Hecrden bei ihrer flucht auf der andern Seite auffangen wollte. Der Häuptliug Werdella kanute die Türken aus Erfahrung, da er zwei bis drei Jahre laug mit ihnen viele Razzias auf die angrenzenden Stämme gemacht hatte; — während er ihr Verbündeter war, hatte er schießen gelernt, nnd da er von De-bouo's Neffen AmabilV' zwei Muskete,: und zwei Paar Pistolen zum Geschenk erhalten hatte, so hielt er es für rathsam, sich Der Kampf mit Mrdella. 22l) mit Munition zu versehen; er hatte daher seine ^eute angestellt, aus Mahommeo's Lager eine Schachtel mit 590 Patronen und ein Packet mit 10,000 Zündhütchen zu stehlen. Werdella war ein außerordentlich mnthiger Mensch, und da er zu seiner Verstärkung mit Pulver uud Kugeln versehen war und den Charakter der Türken kannte, so entschloß er sich zu kämpfen. Kaum war die (Gesellschaft der Türken r>on 1I>!> Mann in ihrer verstohlenen Weise, in der sie einen Uebrrfall unternahmen, halben Wegs den Vergpfad hinauf vorgerückt, als sie von einem Pfeilhagel überrascht wurden uud der Anführer, der die flagge trug, beim Knall einer hinter einem Felsen abgefeuerten Mustete todt niederfiel. Erschrocken über den unerwarteten Angriff, wich die Gesellschaft der Türken zurück uud ließ ihre flagge uebcn dem todten Fähndnch nnf der Erde liegen. Ehe fie Zeit hatten, sich von ihrem ersten Schrecken zu erholen, wurde in einer Entfernung vou etwa dreißig Schritten aus demselben Versteck ein zweiter Schuß abgefeuert und das Gehirn eines der Türken über seine Kameraden gespritzt, da die Kugel deu Scheitel des Kopfes vollständig hiuweggenommen hatte. Drei Bag^ra-Araber, Elephantenjäger ersten Ranges, die sich bei den Türken befanden, stürzten jetzt vorwärts und retteten die Flagge nebst einer Schachtel Munition, die der Träger auf der Flucht weggeworfen hatte. Diese Araber, die einen ganz andern Muth hatten als die Händlergescttschaft, bemühten sich, die vou panischem Schrecken ergriffenen Türken wieder zu sammeln, aber gerade als sie schwach und unentschlossen vorrückten, knallte ein dritter Schuß von demselben vcrhängnißuollm Felsen her, und ein Mann, der eine Schachtel Patronen trug, fiel. Das war viel zu gefährlich für das Hündlervolk, das gewöhnlich Alles nach seinem eigenen Kopfe machte, da es sich allein im Besitz von Schießgewehren befand. Es entstand eine schimpfliche Flucht, aber Wcr-della war ihucu wieder zu stark. Vei ihrer Ankunft am Fuße Haler, Der Albert N'yanza. II. 15 226 Werdella schlägt die Türken zurück. des Hügels sprangen sie um denselben herum, nm sich mit dcr audcrn )lbtheilnng ihrer Gesellschaft zu vereinigen; als dies ge-scheheu war, beriethen sie sich eben mit einander, ob sie sich zurückziehen oder vorrücken wollten, als dicht über ihren lüpfen von einem überhangenden Felsen noch ein Schuß fiel und ein Mann, durch die Brust getroffen, niedersank. Mau sah deutlich Wrrdella's Kopf, wie er in Eiegesfrende grinste; — die ganze Gesellschaft feuerte nach ihm! ,,Er ist nieder!" schrie man, als der Kopf verschwand; — ein Dampfstoß aus dem Felsen und ein Schrei von einem dcr Türken bei dem Knall eines nochmaligen Mnst'etenschnsses von derselben Stelle her entschied die Frage; — ein Mann fiel tödtlich verwundet nieder. Vier Mauu waren erschossen nnd Einer wnrdc von der mnthlosenGesellschaft nach Hause gebracht, um in zwei bis drei Tagen zu sterben; — fünf Schüsse waren gethan nnd fünf Mann getödtet worden von einem einzigen Eingeborenen, dcr mit zwei Gewehren bewaffnet dreihnndert Mann gegenüberstand. ,,Bravo, Werdella!" rief ich aus, als die geschlagene Gesellschaft in's ^agcr zurückkehrte und Ibrahim den Kampf beschrieb. Er verdiente das Victoria-Krenz. Diese Niederlage schüchterte die feigen Türken vollständig ein und keine Uebcrreonng von Seiten Ibrahim's konnte sie bewegen, im Gebiete des gefürchteteu Häuptlings Werdella eine zweite Razzia zu machen. Während der Abwesenheit der Händlergcscllschaft auf verschiedenen Expeditionen wnrden etwa fünfzig Mann in ihrem Lager als Hauptquartier gelassen. Nichts ging über die Noh« heit der Lente; — sie hatten Brennereien errichtet und erzeugten ans der Merissa der Eingeborenen einen starken Kornbrannt-wem;— ihre ganze Zeit verbrachten sie damit, daß sie bei Tag und Nacht spielten, tranken und kämpften. Die Eingeborenen wurden schlecht behandelt; —ihre Sclavinnen und Kinder viehisch gemißhandelt, und das ganze ^ager war ein reines Stück von Ermordung elnes Eingeborenen. 227 der Hölle. Da mein Theil des Lagers einen abgeschlossenen Hof bildete, so waren wir glücklicherweise unabhängig. Einmal war eine Nazzia gemacht worden, und obgleich sie kein Vieh eingebracht hatte, so war sie doch ergiebig an Sclaven gewesen. Unter den l^efangrncn war ein hübsches sungcs Mädchen von etwa fünfzehn Jahren. Sie war den Tag nach der Rückkehr von der Nazzia, wie gewöhnlich, im Lager versteigert worden und Einem von der Mannschaft zugefallen. Einige Tage nach ihrer Gefangennahme kam ein Eingeborener aus dem Dorfe, das geplündert worden war, vertrauensvoll im Lager an, in der Absicht, zu ihrer Auslösung Elfenbein anzubieten. Kaum war er in den Thorweg eingetreten, als das Mädchen, das an der Thür der Hütte ihres Eigenthümers saß, ihn erblickte, auf die Veine sprang, so schnell als ihre gefesselten Knöchel es ihr gestatteten, zu ihm eilte, sich ihm in die Arme warf und ausrief: „Mein Vater!" Es war ihr Vater, der auf diese Art sein Leben gewagt hatte, um in des Feindes Lager sein Kind auszulösen. Die Leute, welche diese Scene mit ansahen, stürzten sofort auf den unglücklichen Mann, rissen ihn von seiner Tochter los und banden ihn fest mit Stricken. Während das vorging, befand ich mich zufällig in meiner Hütte; ich war also nicht Angcnzenge. Etwa eine Stnnde später rief ich Einige von meiner Mannschaft, um mir einige Büchsen putzen zn helfen. Kanm hatte», wir angefangen, als innerhalb hundert Schritten uon meiner Hütte drei Schüsse fielen. Meine Männer riefen aus: ,,Sie haben den Abid (Eingeborenen) erschossen!" „Welchen Eingeborenen?" fragte ich. Darauf erzählteu sie die Geschichte, die ich eben mitgetheilt habe. So unmenschlich dicse blntdürstigen Schurteu auch waren, an einen so kaltblütigen Mord tonnte ich kaum glaubeu. Ich sandte sofort meine Leute' uud den Knaben Saat ab, um es zu bcstäti- 15* 328 Cntlausene Sclavinnm werden ivieder eingefangen. gen; sie kehrten mit dem Bericht zurück, daß der unglückliche Vater, an einen Bann, gebunden, anf der Erde säße, — todt, mit drei >tnge!n erschossen. Ich muß Ibrahim die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu sagen, daß er nicht im ^ager war- wäre er zngegen gewesen, so ware dieser Mord nicht begangen worden, da er alle derartigen Handlnngen in meiner Nahe gewissenhaft vermied. Einige Tage später fehlten ein junges Mädchen von etwa sechzehn Zähren nnd ihre Mutter, die Sclavinnen waren; sie waren entronnen. Sie wurden sogleich mit dem »blichen Geschrei verfolgt. Ibrahimawa, der „Sinbad" von Bornu, der selbst Sclave gewesen, war der unermüdlichste Sclavcnjäger. Er nnd eine Gesellschaft brachen sogleich anf und setzten den Mlchtlingeli anf der Spnr nach. Sie kehrten erst am folgenden Tage zurück; aber wo war der Entlanfene, der einem so echten Bluthnnoe entrinnen konnte? Das sunge Mädchen und ihre Mnttcr wnr-den, am Halse zusammengebunden, in's ^ager geführt uud sofort verurthcilt, gehängt zu werden. Ich war zufällig zugegen, da ich die ganze Geschichte kannte und sehnlich das Nesnltat erwartete. Ich ergriff diese Gelegenheit, den Türken zu erklären, daß ich Alles aufbieten würde, um eine solche That zu hindern, und daß ich die Namen aller derjenigen, die einen Mord begingen, den ich beweisen könnte, an die ägyptischen Behörden berichten, anch nicht zulassen würde, daß man die beiden Ge^ fangenen peitsche — sie wnrden daher begnadigt. ^) Unter den Sclaven befand sich eine ,nau, die bei dem Angriff auf ^owuka gefangen wnrde. Ich habe scholl erwähnt, baß diese Frau einen sehr schonen Knaben halte, der zur Zeit *) Ich nmß bmicttcu, daß ich in diescr Periode dcr Expedition ciucu außcwl'dcutlichcn Einfluß iani'wudotoro seiu, Dic Türten hatten ihr Elfenbein gepackt; die großen StMähne waren au Staugeu befestigt, um von zwei Mann getragen zu werden, uud das ganze ^ager war eiue Masse dieses werthuollcn Materials. Ich zählte M> Lasten, deren jede nbcr 5l) Pfund wog; einunddreißig Lasten lagen auf eiuer entfcruteu Station; die ganzen Ergebnisse des Elfenbeinfeldzugs während der letzten zwölf Monate betrugen daher gegen 32,000 Pfnnd, die, wenn sie in Acgyptcn abgeliefert wurden, einen Werth von WR) Pfund Sterling oder l'4,300 Thalern hatten. Das war für ,^urschid ein vollkommenes l^lück. Wir waren zum Aufbruch bereit. Mein Gepäck war so uubedeutend, daß ich im Vegriff staud, Alles lieqeu ;u lassen und uuabhängig mit mciuer eigeueu Mannschaft geraden Wegs )W Vorbclvitun^n U"N '.'lnfl'rnch heimwärts. nach (^ondotoro ^n marschirrn; abrr dir '5 ürken vrrsichrrlcn mir, dirs sei unansführbar, da das vorauslirgcnoe Land so feindselig sei, das? wir nothivrndig unterwegs mien Kampf brtom-mrn ninßtrn - drr Baristamm n'rrdr uns das Recht streitig machen, durch srin Gebiet zn ziehen. Uin das Glfmbriu fort-^llbrinqrn, niarcn die Träqev alle ansscivorbrn, aber ich brmrvktr, daß dir größere Zahl in Traurr war, wcil sir rntivcdev ,vvrl!ndr oder Vieh verloren hattrn; sie hattrn Ctrickr uin ihrr Hälse und Taillen ssrwundrn. (^rqcn 800 Mann erhielten Bezahlung in Vich im Vorans; — am nächsten Tage waren sie alle mit ihren Kühen verschwunden; sie hatten sich während der Nacht entfernt. Dies war eine planmäßig aligemachtr Sache, nm ,,die Aegypter ;u drranbrn-^ drr Madi- und Schoastamm hatten einige Monate ^nvor rinrn geheimen Blind geschlossen, den Lohn in Empfang zn nehmen nnd davonzulaufen, die Türken aber mit ihrem Elfenbein sihrn zu lasfcn. Die Leute Mahmn-med Wat-el-Vtrt's befanden sich in cinrr ähulichrn Brrlegcn-heit; nicht ein ^toßzahn tonnte in Gondokoro abgeliefert werden. Das war nicht meine Cache. - Der größere Theil von Ibrahim's ungeheurem Elfenbeinvorrath war ihm von Kamrasi gegeben worden; ich hatte ihm hundert Eantarrn sIO, Pfund) garautirt, falls er Obbo verließ nnd nach dem unbekannten Süden vordrang; — außer rinrr großen Masse, die er im vergangenen Jahre gesammelt und in ^'ondol'oro abgeliefert hatte, besaß er jetzt noch mehr als dreimal so viel. Obgleich Kamrasi mir virlmal das Elfenbein anbot, so nahm ich doch mit ^leiß keinen einzigen Stoßzahn an, da die Türlen glauben sollten, daß ich mich in reiner Weise mit Handel befaßte nnd daß mrinr Expedition nur den einzigen Zweck habe, den ich Ibrahim ausciuanderschtc, als ich ihn vor mehr als zwei Jahren anf dem Wege nach Ellyria znm ersten Mal für mich gewann, — „die Entdeckung des Albcrtsecs." Indem ich Abschied uon Echoa. 237 Ibrahim noch eine gewisse Anzahl vorzüglicher Büchsen von je vierzig Gnineen an Wcrlh nebst tamrasi selbst erhielt, daß der Ril oom Albcrtsee ans einige Tagereisen weit schiffbar sei. l^'nan dieselbe Anstnnft hatte man Spekc gegeben, nnd das Niveau des Flusses an diesem Pnnkte zeigte nach seinem Thermometer zwischen demjenigen in Karnma einen so großen Unterschied, daß er geschlossen hatte, der Flnß müsse zwischen dein ,vnße des Karnma - Wasserfalls lind dem Albertscc eiiteil ^all uoil !<)<><) ^nß haben; — wie schon ermähnt, bewies ich, daß derselbe 12?I> ,vnß beträgt, (s's würde unmöglich sein, die stille ^rcude uln'r dir Sceilr zu beschreiben, die wir uon diesem hohen Passe ans genossen, uon welchem wir die Ergebnisse unserer eigenen Anstrengungen nnd Spete's wohlel'wogmer Vermnthungen bestätigten. Wir waren jetzt anf dem Pfade, anf welchem er nud Omuu Mrück-gekchrt wareli^ abrr ich glanbe, sic waren nm den Fnß des Hügels, den wir erstiege!! hatten, herumgegangen; — die leiden Straßen führten nach demselben Pnnkte; nnser Weg brachte nns unter rechten Winkeln an den Nil, drr unter uus floß. Wir stiegen durch einen Dorndschnngel den Paß hinab und langten am ^lnsse an; dann wandten wir uns plötzlich nach Nor- Äaler, Dcv Albert N'Yanza. ^1. 16 242 Gclx'l jllllil, den, folgten seinem ^auf etwa cine Nieile weit nud bivouatirleli für den Abend. Nachdem der N'il in das Thal zwischen den, Gebel Kutn und der westlichen Kette eingetreten, war er nichl mehr der stille Flnß, den n>ir nach Süden gesehen hatten i zahlreiche Fclseninseln hemmten seinen Vailf, und mit Papyrnsbin-sen bedeckte Schlammbnnkc versperrten den Strom so, daß der Flnß etwa eine Meile breit wnrde' — er war ans zahlreichen Kanälen zusammengesetzt, deren breite zwischen den versperrenden Felsen nnd Inseln verschieden war. Auf einer der binscn-bedeckten Inseln wnrden eine Hecrdc Elephanten entdeckt, welche die hohe Vegetation fast verbarg. Als sie sich dein Nande des Wassers näherten nnd bloßgeftellt wnrden, versuchte ich mit der Fletchcr'schen Büchse, bei einem Visir auf 1800 Fuß, enva zwanzig Schüsse nach ihnen, tonnte sie aber in feinem ,nUle mit den Kugeln weder erreichen noch bcnnrnhigen- — daraus taun man sich eine Vorstellung von der Breite des Flnsseb machen, da die Insel in der Mitte des Stromes zu liegcu schien. Eine kurze Strecke unterhalb dieser Stelle vcrschmälertc sich der Nil rasch und wurde endlich ein brausender Bergstrom, der mit einer fnrchtbnren Stromgeschwindigtcit dnrch eine enge Schlucht zwischen senkrechten Klippen stürzte. An manchen Stellen wnrde der große Flnß zwischen Felsen eingeengt, die ihn auf eine Breite von etwa 360 Fuß beschränkten; — dnrch solche Kanüle war der Wasfersturz fürchterlich, aber ein ^»fälliger Beobachter, der sich von Norden her näherte, würde die Wassermasse des Nil unterschätzt haben, wenn er sie nicht nach der (Geschwindigkeit der Strö'mnng berechnet hatte. Von diesem Punkte aus folgten wir dem Ufer des Nil über eine schwierige Strecke, steile Schlnchten hinab und iahe Felsenklippen hinanf, auf einem Pfade, der sich längs dem Fuße der Syeuithügelkette hiuschlängeltc, die den Fluß auf dem westlichen Ufer einschloß. Mehrere beträchtliche Wasserfülle erhöhten Der Aimflusi, 243 die Großartigkeit des Passes, durch welchen der zornige 9l'il viele Meilen weit wüthete nnd brüllte, gleich einein Löwen in seiner beschränkten Höhle. Endlich langten wir an einem steilen Abhang an; wir stiegen uon unseren Ochsen, und nachdem wir etwa eine Vier-telineile weit über rauhe Steine gegangen waren, erreichten wir den Asua Fluß ungefähr eine Vicrtelmeile oberhalb seiner Vereinigung mit dem Nil. Das Bett war felsig; aber obgleich der Atabbi ihm oberhalb der Stelle, wo wir ihn jetzt überschritten, seine Wasser zugeführt halte, so gab es doch nur einen geringfügigen Wasserstrom, der etwa ein Viertel des Flußbettes einnahm und eine Geschwindigkeit von ungefähr dritthalb Meilen iu der Stunde hatte, Ich ging ;u Huste hinüber, nnd das Wasser reichte an der tiefsten Stelle bis an die Mitte meiner Schenkel. Der Asua-Fluß ist, wie ich schon bei der Gelegenheit mitgetheilt habe, wo ich ihn auf dem Wege vou FarrZ-djote nach Schoa überschritt, mährend der Regen ein furchtbarer Gebirgsstrom; wegen des starken Dalles, den er hat, bekommt er schnell Hochwassrr und entleert sich schnell wieder; er ist daher während der trockeneil Jahreszeit erschöpft. Die Ucbcrschreitnng dieses Flusses war ein Signal zu besonderer Vorsicht ill der Anordnung unseres Marsches! wir hatten das Gebiet des ewig feindseligen Baristamms betreten; wir waren schon gewarnt worden, das; wir nicht nach Gondo-koro ziehen könnten, ohne angegriffen zu werden. Wir schliefen auf der StrcM etwa sieben Meilen nördlich uom Asua, Am folgenden Morgen brachen wir ans, Der Weg führte über ein schönes ^and parallel mil dein ')iil, der noch immer i» einem von Felsen eingeschlossenen Kanal westlich vom Wege fortlief. Anf der ganzen Route von der Un-y-Um6-Mündung au war der Boden jämmerlich mager gewesen; — eine aus Hcls und zersetztem Granit bestehende Masse bildete 16* 244 VerdcichlM Bc'w^l»uv>' d<>r ^ixgebolcnen. einen Sand, bcr während der trockenen Jahreszeit rasch ausdörrte. Da das ^tiveall des Bandes etwa 200 ^nß über dein ')iil lag, so dlirchschnitten tiefe Rinnen den Weg nliter rechleu Winkeln; fie bildeten die natürlichen Ableitungsgräben, die das Wasser dem ,vlnsse zuführten. ^n diesen Schluchten standen dichte Bambusdickichte. ^Da wir keinen eingeborenen Führer hatten, sondern nns blos anf die ^ente der Händler verließen, die ans dieser Straße oft gereist waren, so verloren wir den Weg nnd hatten m»s t'urz darauf in den zahlreichen Schluchten verirrt. (indlich tamen wir an einem Dorfe vorbei, nin welches herum eine Anzahl Eingeborene versammelt waren. Als wir uns wieder auf dem Wege befanden, bemerkten wir, daß die Eingeborenen sich in verschiedenen Richtungen geigten nud schnell verschwanden, unr nm sich vor nn9 in vennchrm Anzahl ^ll sammelil. Da ihre Bewegungen Verdacht erregten, in einem Lande, wo jeder Manu ein ^eiud ist, so schloß sich nnsere Gesellschaft ^nsamüleu ^ — wir schickten einen Vortrab vorans, — stellten zehn Mann auf jede flanke, — die Träger, Munilion und Sachen in's Centrum, während etwa zehn Manu den Nachtrab bildeteu. Vor uns lagen ^ivei niedrige Felseuhügel; sie waren mit Bäumen, hobein t^ras und Vnschhol^ bedeckt, in welchem ich deutlich die nach der Sitte des Variftamms bemalten hellrothen Gestalte,! von Eingeboreneil bemerkte. Wir hatten offenbar ein Gefecht in Allssicht. Der Weg lag in einer Schlncht zwischen den vor uns stehenden niedrigen Felsenhngclu. Meine ^ran stieg von ihrem Ochsen und ging mit nur ai, der ^pii)e nnscrer Gesellschaft, Saat folgte mit dem Gewehr, dah er gewöhnlich trug, hinlcn nach, während die Mannschaft mehrere Reitochseu im Centrum irieb. .^anm waren wir in den Engpaß eingetreten, als — ein Pfeil über nusere Köpfe hinwcgpfiff. Dies war das Signal ;u einem nochma- Wir norden im ^m^'nh aili^'^riffe«. 345 ligen Schuß. Die Cingeboreiteii sprangen mit affenmäßigor Geschwindigkeit zwischen die Felsen l»nd ^eigleü ei,ie bebrütende Kühnheit, ilidcin sie nur elwa zweihundertlindvierzig Fuß von uus auf dem Hügelrückeu ftailden und mit ihren «erlisteten Pfeilen beständig nach nn« schösse»,. Die in den Flauten stehenden Mannschaften eröffneten nun das geller; da aber sowohl unsere Bedeckung als die eingeborenen Bogenschützen schlecht schössen, so'wurde in den ersten ^ehu Minuten auf beiden leiten Niemand uerwnndct. Das l^erassel des Mustetenfeuers und das schauerliche Aussehen der nackten ;inuoberfarbigeu Wilde», n'ic sie auf dem klippigen Hügelrücken hinsprangeu und unt böser, aber unwirksamer Absicht ihre Vogeu nach uns schwirren ließen, war ein reizendes Gemälde afrikanischen Le-beus nnd afrikanischer Sittell. Glücklicherweise uereitelten die Aeste zahlreicher Bäume uud dazwischen liegender Bambusgruppen die guleu Zwecke der Pfeile, da sie vou ihrer Nichtung absprangen, nnd obgleich einige Wischen unsere l^esellschafl fielen, so bliebeu wir doch nubcschädigt. (^iner der feinde, der höchst wahrscheinlich ein Häuptling war, zeichuete sich besonders ans; er ging bis auf etwa hundertundfünfzig Fuß vor, stellte sich auf eiuen Felsen und schoß bedächtig fünf bis sechs Pfeile, die aber alle ihr Ziel verfehlten; wenn sie in ihrem unsichern Flug ankamen, sprangen die Leute auf die Seite; die (Geschwindigkeit der Pfeile war wegen der Steifheit der Bogen so gc-riug, daß nichts leichter war, als ihneu auszuweichen. Alles Haltmachen war unnöthig. Wir setzten unsern Marsch durch die Schlucht fort, wobei die Mannschaft ein ununterbrochenes Feuer unterhielt, biH wir in eine Strecke mit hohem Gras nnd Wald eintraten. Da das Gras vollkommen dürr war, so hätte es sich leicht in Brand stecken lassen, indem der Feind auf der unter dem Winde liegenden Seite stand; aber obgleich das Rascheln im Grase die Anwesenheit einer großen Anzahl uon 246 Ein Scharmllkcl nut t>cn Angeborenen. Menschen andeutete, so lvaren sie doch nicht zu sehen. In einigen Minnten tanchten wir auf einer urbar gemachten Stelle auf, die >nit Getreide bestellt war- dies war eine günstige Stellung >n einem entscheidenden Angriff auf die Eingeborenen, die sich jetzt zusammenschlössen. Wir schickten Tiraillenrs aus mit dem Befehl, sich hinter die Banmstämme zu stellen, und trieben die Baris znrück. Dabei wurde Einer durch den Leib geschossen und fiel; er erholte sich jedoch wieder und sprang mit seineu >iameraden fort, stufte aber nach einigen Schritten todt nieder. Was für Todesfälle während des Durchzugs durch die Schlucht vorgekommen waren, tann ich nicht sagen, aber der Feind war jetzi gänzlich geschlagen. Ich hatte leinen Schich gethan, da die ganze beschichte ein reines Kinderspiel war und Jeder, der schießen konnte, durch ein halbes pichend Schusse das Schicksal des Tages entschieden Hütte; die Veute der Hand ler und meine Mannschaft jedoch waren ,,Schützen, aber leine Treffer." Wir bivouakirten nun dir Nacht hindurch auf dein Felde. Währcud des Marsches am folgenden Tage beobachteten uns die Ein-geborcnen uou Ferne; sie folgten in grower An-zahl parallel mit nnsercm Wege, fürchteten sich aber anzugreifen. Die Gegend war volllommen frei; sie bestand au5 eiuer Reihe schöner Dünen mit niedrigem Gras und wenigen bäumen, wo jeder Angriff gegen unsere bewehre Wahnsinn gewesen wäre. Am Abend langlcn wir in yvei tleinen verlassenen Dörfer», an; sie waren, wie die meisten im Barilande, kreisförmig und von einen, lebendigen nnd nndnrchdringlichen Euphorbiazauu umgeben, der nur einen einzigen Eingang hatte. Die ^eute der Händler campirten in dem einen, während ich mein O.uar-liev iil dem andern nahm. Die Sonne war untergegangen, nnd ^ä'anmchcl mir lcn Emgcbcrcucn. ^im' Nttcht in ^iin'ni feindlichen Lundr. 24? da die ^iacht stockfinster war, so hatten wir cm herrliches Feuer angemacht, um welches herum wir unsere Augareps dem engen Eingang des Lagers gegenüber und etwa dreißig Fuß von demselben entfernt stellten. Außerhalb des Thorwegs ließ ich Ni-charu Schildwachr strheu, da er der Zuverlässigste von meiner Mannschaft war und ich es für höchst wahrscheinlich hielt, daß man uns während der Nacht an'grcifen werde; drei andere Schildwacheu stellte ich an verschiedene Posten. Nachdem wir gespeist hatten, legte sich Frau Packer für die Nacht auf ihreu Angarep. Ich zog die Kugeln aus einem nicht gebogenen Doppelgewehr Nr. 10. und lud es mit Patronen, die je zwanzig grobe Schrote (etwa hnndert anf das Pfund) enthielten, dies l^ewehr steckte ich unter mein Kopfkissen und ging schlafeu. Kaum hatte ich angefangen zu ruhen, als meine Mannschaft mich weckte und sagte, das Lager sei von Eingeborenen nmringt. Ich sorschte nach und fand, daß dies richtig war; es war so finster, das; man sie nur sehen konnte, wenn mau sich auf die Erde bückte und auf der Oberflüche hinblickte. Ich befahl den Schildwachen nicht zn schießen, wenn nicht von Seiten der Eingeborenen Feindseligkeiten begonnen würden, uud anf keinen Fall den Drücker zu ziehen, ohne daß sie angcrnfen hätten. Ich ging zum Angarcp znrück und legte mich nieder; da ich aber nicht schlafen wollte, so ranchte ich meine lange llnyoro'sche Pfeife, In etwa zehn Minuten — paff! fiel ein Schuß, dem schnell ein zweiter von der Schildwache am Eingänge des Lagers folgte. Ich stand ruhig von meinem Bette anf und fand Ri charn anf seinem Posten wieder ladend. „Was giebt es, Ni-charn?" fragte ich. „Sie schießen Pfeile in's Lager und zielen uach den, Feuer, in der Hoffuung Sie zn treffen, da Sie dort schlafen," sagte Nichnrn. „Ich beobachtete den einen Kerl," fuhr er fort, „da ich viermal das Schwirren seines Bogens hörie. Bei jedem Schnß hörle ich einen Pfeil zwischen >»ir lind ^hn.'N 248 Cs werden vergiftete Pfeile in'« Lager geschossen. die ss'rde treffen, ich feuerte daher nach ihm und ich denke, er ist nieder. Sehen Sie den schwanen (Gegenstand dort anf der Erde liegen?" ,>ch sal, etwas, das ein lvenig schwärzer war, als dir nmgcbende ,vinsternis^, aber nmn tonnte e^ nicht deutlich ertennen. Ich verließ 'Iticharn mit dem Befehl, nicht von seinem Posten ^n gehen, sondern ei» wachsames Alige ^n haben, bis er von der nächste» Wache abgelöst werde, nnd ging wieder schlafen. Vor Tagesanbruch, gerade als da') Morgengrauen schwach durch die Finsterniß dämmerte, besuchte ich die Schildwache; sie war auf ihrem Posten nnd meldete, sie glaube, daß der Bogen -schütze der vorhergehende» ^«acht todt sei, da sie, nachdem ich sie verlassen hatte, einen von dem anf der Erde liegenden schwarzen Gegenstände angehenden Lant gehörl habe. In einigen Minuten war es hell genug, um den Leichnam eines Mannes zu erkennen, der etwa dreißig Schritt von dem Eingang des Lagers lag. Bei der Untersuchnng erwies es sich, daß er ein Bari war- sein Bogen befand sich in seiner Hand, nnd an seiner Seite lagen ^vci oder drei Pfeile; — dreizehn ^ormschrote hatten ihn gttödlet; — ein Schrot war dnrch den Bogen gegangen. Nnn durchsuchten wir das Lager nach Pfeilen, nnd als es hell wurde, lasen wir deren vier an verschiedenen Stellen anf, welche der Berendete ;mn Thorweg dos Lagers hereingeschossen halte; cinige lagen nur nn'nigc,vnß von unseren Betten, nnd alle waren mil entsetzlichen Widerhaken versehen und vergiftet, Dies war der letzte 'Angriff während nnserer Gleise. Wir marschirteu gnt,' denn wir legten von diesem Punkte an, da der Weg gut und unseren Führer» wohlbekannt war, in der Regel täglich fünfzehn Breitmmeilen"') ^nrück. ^as ^and war im *) S, Band I,, S, Ni, Nok. Wir nähern uns Wondotor». 349 Allgemeinen unfruchtbar, aber große Bäume, nnter denen die Taniarinde vorherrschte, brachten eine schöne Abwechslung in die Landschaft. Wir zogen durch die Neine, aber dicht bevölkerte und freundschaftlich gesinnte Provinz Moir und bekamen in weingeu Tagen den wohlbekannten Berg Belignian zu (Besicht, an dessen ösiliäjer Seite wir früher vorübergegangen waren, als wir vor mehr als zwei Jahren von Gondokoro aufbrachen, um unsern unsichern Weg anzutreten. Der Verg Belignian lag jetzt nordöstlich von unserem Vcobachtungspunkte. Wir hallen eine prächtige Anssicht anf den Ellyria Berg nild auf den fernen >tegel Gcbel ei Assul (Houigbcrg) zwischen ^llyria und Obbo. Alle diese merkwürdig gestalteten ^elst'livpru nnd Tpitzen n>arr>l nns lvohl betannl, und wir begrüstte» sie als alte freunde nach langer Abwesenheit; sie waren unsere (^efährlen geweseu in feiten des Zweifels nnd der Angst, wo der Erfolg bei unserer Unternehmung hoffnnngslo» erschien. Am Mittag des folgenden Tages, als wir, wie gewöhnlich, parallel mit dem Nil marschirten, wandte sich der ,v>us;, nachdem er eine nubeden-tende Krümmung nach Westen gemacht hatte, plöhlich herum nud näherte sich unserem Wege bis auf eine halbe Meile; — der tleine kegelförmige Berg Negiüf, dn etwa zwölf Meilen von l^ondokoro liegt, stand zn nuserer linken, indem er vom westlichen Ufer des Alnsses aufstieg. Wir fühlte» niw sasl wieder zu Hanse, marschirten bis Soiinennolerganq und bi-vouakirten drei Meilen von laren wir voller (bedanken. Wartete wohl ein Boot mil Proviant und Briefen anf nns? Der sehnlichst erwartete Morgen kam endlich an. Wir brachen anf; — die englische flagge war auf ein schönes gerades Bambusrohr mit einer neuen für die Ankunft in (>wndokoro besonders eingerichteten ^anzenspiye gezogen. Meine Mannschaft war stolz, da sie als Sieger einmar-schirten; — nach den am weißen Nil herrschenden Porstellnngen 250 Ankunft m (^ondokoro. hätlc rim' solche Reisc mit einer so kleinen (Gesellschaft nicht können ausgeführt iverdeu. Vangc bevor Ibrahim's Mannschaft zum Aufbruch bereit war, warm unsere Achsen gesattelt nud wir nmchten, daß wir fortkamen, da wir nns sehnten, nach Gondokoro hineinzueilen und ein behagliches Fahrzeug mit einigen Luxusartikeln und der Post aus England zu finden. Nie waren die Ochsen so schnell gereist, wie an jenem Morgen; — die flagge ging voran, und die Mannschaft folgte in Doppel-Geschwindschritt. „Ich sehe die Masten der ,vahr;euge!" rief der Knabe Saat. „EI hambd rl Illah!" (Gott sei Dank!) schrie die Mannschaft. „Hurrah!" sagte ich — „England und den Quellen des Nil ein dreifaches Hurrah! Hurrah!" nnd meine Mannschaft stimmte mit mir in den wilden und für ihre Ohren barbarischen englischen Schrei ein. „Nun eine Salve! Verschießt Ener ganzes Pulver, wenn Ihr wollt, meine Burschen, und laßt die ^cnte wissen, daß wir noch leben!" Weiter fehlte nichts, um das Muck meiner Veutc zn vervollständigen; während sie lnden und fenertcn, so schnell sie nur konnten, kamen wir nahe an ^onookoro heran. Jetzt sahen wir etwa eine Viertelmeile entfernt die türkische flagge von <^ondokoro anf-tauchen, gefolgt von einer Anzahl Veutc der Händler, die warteten, um uns zu empfangen. Als wir anlangten, traten sie sofort naher und gaben Salven mit scharfen Patronen, indem sie, wie gewöhnlich, dicht an uns rückten und ihre Gewehre in dir Erde zu unseren ,vüße!l abschössen. Einer meiner Diener, Mahomet, ritt einen Ochsen, nnd eiu alter freund von ihm, der sich iu dem Voltshaufen befand nud ihn zufällig wieder ertamlte, trat sofort vor nnd begrüßte ihn damit, daß er sein Gewehr gerade unter dein Bauche des Ochsen, den er ritt, in die Erde abschloß- — die hervorgebrachte Wirkung ließ den Volkshaufen und uns selbst in ein Gelächter aufbrechen. Der nervenschwache Ochse, durch den plötzlichen Schuß zwischen seine Weder Ariefr noch Pwumnt, 254 Beine erschreck!, schlug furchtbar mit den Füßen aus uud setzte das raseude Ausschlageu und Stampfen fort, bis Mahomet über seinen Kopf hiuweggestürzt wurde und der ^änge uach ans der Erde laq; — diese Sccue bceudete die Expedition. Als wir von unseren müden Ochsen stiegen, war unsere erste Frage, ob Boote uud Briefe da wären. Was war die Antwort? Weder Boote, nach Briefe, noch Proviant, noch irgend eine Nachricht von Freunden oder aus der civilistrteu Welt! Wir waren vou den Einwohnern Khartums uud von Nllcu, welche die Schwierigkeiten und Gefahren des Bandes kannten, lange als todt aufgegeben. Man sagte uns, manche Leule hatten die Vermuthung ausgesprochen, daß wir vielleicht uach Zanzibar gegangen, aber die allgemeine Ansicht sei, daß wir Alle wären umgebracht worden. Bei dieser kalten und trockenen Anlwort fühlte ich mich fast beleidigt. Wir hatten der Ankunft iu Gou-dotoro wie iu eiuer Heimat!) entgegengesehen; wir hatten erwartet, daß auf die Möglichkeit hm, uns zu fiuden, ein Boot werde gesandt worden sein, da ich in den Händen eines Agenten in Khartum Geld zurückgelassen hatte — aber es gab buch stäblich nichts, was uns aufnahm, und wir waren ohne Hülfe, mi! zurückkehren zu können. Wir hatten Zähre laug iu Eleud gearbeitet, wie ich es nur iu matieu Farben geschildert habe, um die bisher uuübcrwiudlichen Schwierigkeiten dieser Forschungsreise zu bewältigen; es war uns gcluugeu -- uud was war das Ergcbuiß? Nicht eiumal ein Brief aus der Heimalh, um uns zu bewillkommneu, wcun wir noch lebten! Als ich unter einem Baume saß uud auf deu herrlichen Nil hiuabblickle, der we-nige Schritte unter meinen Füßen floß, sann ich über deu Werth meiner mühevollen Arbeit nach. Ich hatte den Fluß bis zu seiner großcu Albert-Quellc verfolgt, und als der gewaltige Strom vor mir dahiuglilt, war das Geheimniß, das von jeher seinen Ursprung verhüllte, gelöst. Ich blickte uicht mehr auf 253 Cm»mow'>> ^rcW, seine Wnsscr mil cinem an Ehrfurcht greilzenden (^efnhl, denn ich lailnte scinc Heimat!) nnd hatte seine Wiege besucht. Hatte ich die Wichtigkeit dcv ^lltdeckliüsi nbevschätzl? und hatte ich einige der besten ^cchre meines Lebens vergeudet, um eineu Schatten zu haschend,^ch rief mir die praktische prasse i^omuw' ro's, des Häuptlings von ^atntn, in's l^edächtnis; zurück: — „besetzt, Sie tommen ?,u dem großen See, was wollen Sie mit ihm machen? Was wird es denn mchen? Wenn Sie finden, dasi der grosse ,^'lnß anü ihm entspringt, was dann?" Achtzehntes Kapiiel. Dir neuesten Nachrichten aus Khartum. Der Ni'ilkzng der Sclaven. ^ Abfahrt vou ^ondolor», — Der Nil von jel' nem Gehcinulif, befreit. - Die Bictoria.Qmllc, — Die Theorie des Ptolemäus. - ^iebcnflilsse deS weißen Nil, Wirtung dcr abyssiniichen ssliisse. Sclavcn'i, — Die Macktlosi^tcit europäischer Cousiiln. Ccn^ tial Asrila ist dcr Schisfsahrt ^eofsnet, - Central afritanische Htämine. — Spnmi eincr präadanuiischeii Schl'pfuuq. ^- Sir Nc>dericl Murä/isou's Theorien bestätigt, — Sir Roderick Murchis»n'<« Nede, Die verschiedenen Handclsgescllschaftcn wav^n in Gondokoro mit einer Gesalnmtznhl uon etwa dreitausend Sclaven versammelt; aber es herrschte allgemeine Bestnrznng, die sich ans icdrm Gesicht abmalte. Von ,Nhartnm waren nur drei Boote anqel'om-men — cinr ^ahabiö und ^wci Noggors — sie gehörten >im-fchid Aga. Der ^nhalt der von .Khartum angelangten Nachrichten war mit kurzen Worten folgender: — „Die ägyptischen Behörden hatten uon den europäischen 'Legierungen Befehl erhalten, den ^claucnhandcl zu unterdrücken. In Khartum waren vier Dampfer von (''airo angelangt. Hwei dieser Fahrzeuge waren den weisen Nil hinaufgefahren und hallen viele Sclavenboote weggenommen; — ihre Mannschaften wuvdcn eingekerkert nnd waren der Bastonnade*) nnd Folter ") Die Bastoiumdc ist eine Strafe der Türten, bei welcher der Perbrecher Schläge ans die Fußsohlen bctrmml, Anm, d, Ucbers, 354 5n> Pest, unterworfen worden' — die gefangenen Sclaven hatten sich die ägyptischen Behörden Angeeignet. ,,(5s war nninöglich, in diesem Jahre Sclaven nach dem Sudan zn bringen, da im Schillnklandc ein äguvtisches Negi-ment stationivt worden war nnd Dampfbootc kreuzten, n»i die ans drin Innern tominenden Boote bei ihrer Fahrt nach Khartum hinab anfznfangen; — das damals in l^ondokoro liegende Selavcnhcer war daher ganz werthlos, „In Khartnm wüthete die Pest nnd hatte 15,000 Menschen hingerafft' von den Mannschaften der Boote waren auf ihrer Fahrt von Khartum nach (^ondokoro Viele an dieser Krankheit grstorben, nnd sie war sogar in der Station angebrochen, wo wir uns damals befanden i es starben täglich Menschen. ./Der weiße Nil wurde dnrch eine drille der Natur mit eiuem Damm versperrt und die Mannschaften von dreißig Fahrzeugen hatteu sich füuf Wocheu lang damit beschäftigt, den Damm zu durchstechen und eiueu Abzugsgraben herzustellen, der breit ge-inig war, daß die Boote durchfahrcn tonnten,^ Das war die Nachricht, die man mit den zuletzt von Khartnm angelangten Fahrzeugen erbalten hatte. Da für mich keine Boote gesandt worden waren, so miethete ich die Dahabt, die für Kurschid's Elfenbein angekommen war; - da kein (5>fen-bcin in Gondokoro abgeliefert werden konnte, so mußte dieselbe leer zurückkehren. Die Aussicht war angenehm' während der Reise von Khartum her warrn am Bord unseres Fahrzeugs viele Leute au der Pest gestorben; ;um Abschluß der Schwierigkeiten, die wir während unserer laugen Verbannung in Centra! Afrika dm-chgemacht hatten, sollten wiv uns daher noch einer Heimsuchung von Seiteu dieser furchtbaren Krankheit anssctzcn. ^cl, Üeß das Fahrzeng dnrch nnd dnrch mit kochendem Wasser und Sand schrnbbrn; dann wnrde es mit mehreren Pfunden Tabak geränchert, der in der Kajüte verbrannt ward. Der Rüchu^ der Sclauen, 255 Drei Tage wurden dazu verwendet, dir Sclave» in zwei Noggors oder Barken über den Fluß zu fahren, da sie nach ihren betreffenden Stationen zurückgebracht werden mnßleu. Ich freute mich über die gänzliche Niederlage der Handln, »nd als ich in weiter Ferne nach Norden eine Nanchwolke bemerkte, verbreitete ich das Lärmgeschrei, daß von Khartum her ein Dampfboot nahe! Der bloße Gedanke daran brachte die Hüudlcrgesell-fchaften in solche Bestürzung, daß sie sich zur sofortigen Flucht in das Innere vorbereiteten, da sie erwarteten, von Negierungs-truppen, die von Khartum gesandt winden, um den Sclaven-Handel ;u unterdrücken, gefangen geuommen zu werden. Ich machte mir den aufgeregten Zustaud der Diugc zu Nutzen uud beiuog die Handler, das Boot sofort abgehen zu lasseu; wir machteu Alles ab und wurden für die Dahabiö über 4000 Piaster s4l) Pfuud Sterling) einig. Iu (''wndo'koro war die Pest aufgebrochen; die Opfer unter deu Eingeborenen wurden an den Nand der Klippe geschleppt uud in den Fluß geworfeu; — es ist linmöglich, die entsetzliche Ansdnustung zu beschreiben, welche die Haufen Sclaven erzeugten, die ans den engen Naum der Station eingeschrä'nkt waren. Endlich kam der glückliche Augenblick, wo wir deu elenden Ort verlassen sollten. Das Boot war zur Abfahrt bereit — wir mären Alle an '^ord, und Ibrahim nnd seine Vente kamen, nm Lebewohl zu sagen. Ich muß Ibrahim die (Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu erklären, daß er, obgleich er im Jahre l.Mi in (^ondokoro mein großer Feind gewesen war, sich doch stets gnt benommen hatte, seitdem in Ellyria Friede geschlossen wurde; und obgleich er von Natur nnd Beruf ein Sclavenjager war, wie andere Handler des weißen Nil, so hatte er sich doch häufig meiner Vermittelung gefügt, das i/ebeu vou Eingeborenen zu schonen, die sonst ohne Erbarmen wären niedergemetzelt worden. Ich hatte über alle diese rohen Menschen einen außeror- 256 Mfahr! uoi, G0nl)ot0r0, dentlichen Einfluß gewonnen. Alleo, n'Ns ich ihnen versprochen halte, war inehr nls erfiUlt worden, lind Alles, Mis ich vorhergesagt, hatte sich merkwürdigerweise verwirklicht. Sic crtaun-ten jeyt ail, >uie ofi ich ihneu versichert hatte, daß der Sclaven-Handel durcl, die Vermittelllug europäischer Mächte werde unterdrückt werden, nnd der ganze gegeuwärtige Nuin ihres Handels war die ^olge^ sie glaubten Alle, daß ich die Ursache sei, indem ich im ^ahre 18l>^, als die Händler drohten, mich znrnckznlrei-be», von (^ondokoro ans an den (^eneral-Consul in Aegypten geschrieben hatte. Weit entfernt, es mir ^n vergelten, ivaren sie vollständig eingeschüchtert. Von Ibrahim nnd seinen Renten war in gan^ <>wndotoro die Nachricht verbreitet worden, daß sie ibren rrstannlickien Erfolg in der Elfenbeinjagd hauptsächlich mir ^n danten hätten, daß ihre Krant'en geheilt worden seien, daß ihre (Gesellschaft das Glück begleitet, daß alle diejenigen, welche gegen mich gewesen wären, Unglück getroffen, nnd daß von unserer Seite Niemand Unrecht gelitten habe. Mit mnhamedanischer Resignation ergaben sie sich in ihr Schicksal, wie es schien, ohne alle böse t^esiunling gegen uns. Hänfen von Menschen besetzten die Klippe nnd die Anhöhe bei den Trümmern der alten Missioussiation, nm nns abfahren ^u sehen. Wir stießen vom Ufer ab in die gewaltige Etrömnng hinein; die englische flagge, die uns auf alleu unseren Wanderungen begleitet hatte, flatterte jel.tt, durch keiue Niederlage befleckt, stol.; auf dein Masttop, nnd nnler dem l^rassel des Musketenfcnero glitten wir rasch den Flnß hinab und verloren <^ondororo bald ans den Angen. Welches waren in jeuem Augenblick unsere ("efnhlc? Unsere Herben flosseil über von Dankbarfeit gegen die göttliche Vor sehnng, die lins in der >trankheil ausrecht erhallen nud nils durch alle befahren geleitet hatte. <^s hatte Augenblicke der Hoffnltngslosigkcit und Vcrzweiflllng gegeben, Tage des Elends, wo die ..^nkllnft düster uud verhäugnißuoll erschien; aber wir Dcr Nil uon seinem Geheimnisi bl'fn'it. 25? waren in unserer Schwäche ssestärkt, und wenn wir scheinbar verloren waren, uon einer unsichtbaren Hand geführt ivorden, die sichtbar genug war. Ich empfand leine Siegesfreude, sou-dern mit einein Gefühl stiller Zufriedenheit und Genugthnung trieben wir den Nil hinab. Ich freute mich sehr auf die Zn-sammenknnft, die ich in England mit Sveke zu halten gedachte, da ich die Aufgabe, über die wir nnä verabredet, so ganz vollständig gelöst hatte. Schweigend nnd leicht schwebten wir den Fluß hinab; die Nuder erhielten uns mitten im Strome. Die endlosen Marschen sahen nicht mehr so traurig aus, da wir rasch an ihnen vorüberglitten und die Strömung hinabfuhren, welcher wir bei nn-serer Fahrt nach Gondokoro hinauf mit so vieler Anstrengung entgegengearbeitet hatten. Während wir so durch die eiutönigeu Marschen und nngehcnren Flußpferdheerden, die in dieser Jahreszeit den Fluß anfüllten, unsere Reise fortsetzten, hatte ich reichliche Mnße, meine Briefe nach England zu schreiben^ um sie bei der Ankunft in Khartum auf die Post zu geben, uud auf die Ergebnisse der letzteu wenigen Jahre ^urückznblicken. Der Nil, uon seinen, Geheimniß befreit, löst sich in einen verhältuißmäßig einfachen Strom auf. Das wirkliche Becken des Nil liegt etwa zwischen dem 22" und -i!1" östlicher Vängc und erstreckt sich vom 3" südlicher bis zum Itt" nördlicher Breite. Der Wasserabfluß dieses ungeheuren Raumes wird von dem ägyptischen Flnsse allein in Anspruch genommen. Die Seen Victoria und Albert, die beiden großen Aequatorial-Wasserbe-hälter, nehmen alle Flüsse auf, die südlich vom Aequator dem Nil zuströmen; der Alberts« ist der große Behälter, in welchem sich außer den Nebenflüssen, die von den blauen Bergen, nördlich vom Aeqnator, sich ergießen, das ganze von Süden her kommende Wasser conceutrirt. Der Albert N'nauza ist das große Bassin des Nil; der Unterschied zwischen ihm und dem Victoria Valer, Dcr Älbeil N'yanza. II. 1? W8 Die Victoria-Quelle. N'yanza ist der, daß der Pictoriasee ein Behälter für die östlichen Nebenflüsse ist, und er wird an der Etelle, wo der Fluß am Nipon-Wasserfall ans ihm heraustritt, cin Ausgangspuutt oder die am höchsten gelegene Quelle desselben; der Albertsee ist cin Behälter, der nicht nnr die u'estlichen und südlichen Nebenflüsse direct von den blauen Bergen empfängt, sondern er nimmt auch das Wasser aus dem Victoriasee und aus dem gangen Acquatorial-Nilbecken auf. Der Nil, wie er aus dem Albert N'nanza hervorgeht, ist der ganze Nil; vor seiner Geburt ans dem Alberts« ist er nicht der ganze Nil. Ein Blick auf die Karte wird sogleich die relative Bedeutung der beideu großen Teen zeigen. Der Victoriasee sammelt alles auf der östlichen Seite befindliche Wasser und gießt es in das nördliche Ende des Albertsees, während der letztere, seiner Beschaffenheit und Lage nach, das unmittelbare Bett des Nil ist, welches alles Wasser aufnimmt, das zn dem Aequatorial-Nilbecken gehört. Der Victorinsee ist daher die erste Quelle; aber aus dem Albertsee tritt der Fluß sogleich als der große weiße Nil heraus. Es ist nicht meine Absicht, für meine Entdeckung einen höheren Werth in Anspruch zu nehmen, als ihr von Rechts wegen gebührt, noch wollte ich in irgend einer Weise deu Glanz der Thaten Spel'e's und Graut's vermindern; es war stets mein Zweck, ihre Entdeckungen zu bestätigen und zu stützen nnd meine stimme dem allgemeinen vobgesang hinzuzufügen, den fie so gerechterweise verdient haben. Mittelst unserer vereinigten Anstrengungen ist durch die Entdecknng der Qnellen des Nil eine große geographische Thatsache auf's- gründlichste festgestellt worden. Ich lege auf die Karte genau dao nieder, was ich sah uud was ich aus Mittheilungen sammelte, die ich von höchst sorgfältig verhörten Eingeborenen erhielt. Meine Forschung bestätigt Alles, was von Speke und Graut behauptet wurde. Eie durchforschten das ^and von Zanzibar Die Theorie des Ptolemäus. 259 bis znr nördlichen Wasserscheide Afrika's, dir etwa unter .'i" südlicher Breite, am südlichen Ende des Victoria N'yanza, anfängt. Darauf entschieden sie, daß der Fluß, der sich am Ripon-Wasserfall aus jenem See ergoß, die höchste Quelle des Nil sei. Sie hatten ein vollkommenes Recht, nach drn damals gegebenen Umständen auf diesen Schlich zu t'ommcn. Sie verfolgten den Fluß eine beträchtliche strecke weit bis zum Ka-ruma-Wasserfall unter 2" 15^ nördlicher Breile und trafen später den Nil unter >P' ^i2^ nördlicher Breite. Sie hatten gehört, daß er in den Luta N'zig<^ slicßc und daß er wieder aus demselben herauskomme; ihre Nachforschungen waren daher alle richtig uuo meiue Eutdeckuugen habeu sie bestätigt. Ihre Beschreibung des Landes war im Allgemeinen vollkommen genan, aber da sie den See, von dem sie als dem Lnta N'zigt^ gehört, nicht besncht hatten, so konnten sie unmöglich wissen, daß jener große Wasserbehälter im Stromsystem des Nil eine so ungeheure Wichtigkeit habe. Nachdem die Erforschung dieses außerordentlich wichtigen Zuges ausgeführt wordeu, ist die geographische /vrage über die Quellen des Nil gelöst. Ptolemäns hatte in seiner Beschreibung der Nilauellen behauptet, der ^-luß ströme aus zwei großen Seen hervor, welche den Schnee der in Aethio-pien liegenden Berge aufnähmen. Es sind viele alte Landkarten vorhanden, auf welchen diese Seen als feststehend verzeichnet sind. Obgleich ein bedeutender .Irrthum iu der geographischen Breite obwaltet, so bleibt doch die Thatsache steheu, daß in Aequa-lorial-Afrika zwei große Seen existiren sollten, welche dnrch die von hohen Bergen kommenden Gießbäche gespeist würden, und daß aus diesen Wasserbehältern zwei Ströme hervorgingen, deren Vereinigung den Nil bildete. Der allgemeine Grundsatz war richtig, wenn auch das Einzelne falsch war. Es kaun wenig Zweifel sein, daß zwischen den Arabern vom Nöthen Meere her und der Zanzibar gegenüberliegenden Küste in alten Zeiten 17* 2W Die Regenzeit. Handel getrieben wurde, und daß die Leute, die sich auf solche Handelsunternehmuugen einließen, so weit in's Innere vordrangen, daß sie von der Existenz der beiden Wasserbehälter Kunde erhielten; auf diese Art mag die geographische Kenntniß ursprünglich nach Aegyptcn gebracht worden sein. Der Rcgenfall dauert bis innerhalb .i" nördlich von» Acqna-tor zehn Monate; er beginnt im Februar und hört Ende November auf. Die stärksten Regen fallen vom April bis Ende Angust; während der letzten zwei Monate dieser Jahreszeit haben die bluffe ihren höchsten Wasserstand; zn anderen Zeiten ist die Witterung ungefähr eben so veränderlich wie in England; aber der Regen hat den in deu Tropeu gewöhnlichen heftigen Charakter. Die Flüsse haben daher das ganze Jahr hindurch Wasser, und der Albertsce behält seinen hohen Stand und liefert dem Nil eine beständige Wassermassc. Auf der Karte, die mir Cauitäu Spet'e gab, hat er deu Victoria-Nil unterhalb des Nivon-Wasserfalls als den Somerfetfluß bezeichnet. Da ich es mir zur Pflicht gemacht habe, alle einheimischen Namen, die er auf jener Karte angegeben hat, beizubehalten, so behalte ich auch deu Namcu Tomersetfluß für jenen Theil des Nil bei, der zwischen dem Victoria- und dem Albertsee liegt; unter diesem muß mau Spete's Victoria-Nil-Quelle verstehen; indem dieser Theil den Namen Somerset führt, wird leine Verwirrung entstehen, wenn ich vom Nil spreche, was sonst zweideutig sein würde, da derselbe Name auf zwei verschiedene Flüsse paßte, auf denjenigen, der aus dem Victorias« kommt nnd sich in den Albertsee ergießt, nnd anf den ganzen Nilstrom, wie er den Albertsee verläßt. Der weiße Nil, der, wie gcsagl, durch die großen Wasserbehälter gespeist wird, welche ihren Wasseruorrath durch die Regen der Äquatorialgegenden erhalteit, nimmt folgende Nebenflüsse auf: — Die Nebenflüsse des weißen M. 261 Vom östlichen Ufer — den Asua; vom 15. April bis 15. November ein bedeutender Fluß, nach dieser Zeit trocken. Vom westlichen Ufer —den 3)6, cincn Fluß dritter.Masse; vom 15. April bis 15). November voll. Desgleichen — einen andern kleinen Fluß dritter Klasse; vom 15. April bis 15. November voll. Desgleichen —den Bahr el Gazal; dieser Fluß führt dem Nil wenig oder kein Wasser zu. Vom östlichen Ufer — den Sobat, einen Fluß erster Klasse; vom Juni bis December voll. Den Bahr el Giraffe lasse ich weg, da die Eingeborenen ihn als einen Arm des weißen Nil bezeichnen, der den Haupt-finß im ssliablande verläßt und sich unter 9" 25^ nördlicher Preite zwischen dem Bahr el Oazal und dem Sobat wieder mit ihm vereinigt. Der letztere Strom sder Sobat) ist der stärkste Nebenfluß des weißen Nil und wird anßerdcm, daß er die Flüsse aus den Bern- und Latukaländern aufnimmt, wahrscheinlich durch viele Nebenflüsse aus dem (^allalande um Kassa herum gespeist. Daß der Sobat sein Wasser von bedeutenden Strömen aus ganz verschiedenen Bändern im Osten und Süden er? halten muß, die in verschiedenen Jahreszeiten Negrn haben, nehme ich deshalb an, weil er am (5nde des December, wo die südlichen Flüsse sder Asua it. s. w.) äußerst niedrig sind, volle Ufer hat. Nördlich von dem Sobat hat der weiße Nil keine Nebenflüsse weiter, bis in Khartum der blaue Nil. uud unter 17" .'i'^ nördlicher Breite sein letzter Nebenfluß, der Atbara, sich mit ihm vereinigt. Diese zwei großen Ströme, die, durch die Regen Abyssiniens gespeist, Ende Juli plötzlich Hochwasser bekommen, erhöhen die Wassermasse des Nil bis zu einem Umfange, der die Ueberschwemmungen Unter-Acgyptcns veranlaßt. Nachdom wir so das Becken des Nil kennen gelernt haben, wollen wir uus zu den natürlichen Hülfsquclleu der uugc- 262 Missionen. heurcn Fläche fruchtbaren Vodens wenden, welche dieser Theil Centval-Afrita's in sich begreift. Es ist schwer zu glauben, daß ein s^ herrlicher Boden nud eine so ungeheure Strecke Bandes bestimm! sei, ewig im Znstande der Wildheit zu bleiben, und doch kann man kaum an die Möglichkeit denken, daß es in einem Theile der Welt, welcher uon Wilden bewohnt ist, dcreu Glück in Müssiggaug oder Krieg besteht, besser werden tonne. Der Vortheile sind wenige, der Nachtheile viele. Die ungeheure Entfernung uon der Meeresküste würde den Transport jeder Waare, wenn sie nicht einen außerordentlichen Werth hat, unmöglich machen, da die Kosten unerträglich sein würden. Die Naturproductc sind außer Elfenbein nichts. Da der Boden frnchtbav und das Klima zum Anbau günstig ist, so würden alle tropischen Producte gedeiheu; —Baumwolle, Kaffee und das Zuckerrohr sind einheimisch; aber obgleich Klima und Boden günstig sind, so fehlen doch die zu einem erfolgreichen Unternehmen nothwendigen Bedingungen; — die Bevölkerung ist spärlich und das Material das allerschlechteste; die Menschen sind lasterhaft und faul. Das Klima, obgleich für ^andwirth-schaft günstig, ist der europäischen Körpcrbeschaffenheit zuwider; von Ansiedelung kann daher keine Rede sein. Was läftt sich bei einer so hoffnungslosen Anssicht thun? Wo das Klima für Europäer verderblich ist, von woher soll da Civilisation eingeführt werden? Das Herz Afrika's ist so vollständig uon der Welt abgeschlossen, nnd die Verkehrsmittel sind so schwierig, daß trotz der ^rnchtbarkeit die geographische Lage jene nuge-heure Strecke Landes an der Verbesserung hindert. So von der Civilisation ausgeschlossen, ist sie ein Md für zügellose Greuel geworden, wie die Thaten der Elfenbeinhündler beweisen. Schwierig und fast unmöglich ist die dem Mfsionar vorliegende Anfgabe. Die österreichische Mission ist mißlungen und Sclaverei. 263 die Stationen sind verlasse» worden; — ihre fromme Arbeit war hoffnungslos, nnd die gottesfürchtigen Priester starben ailf ihrem unfruchtbaren Felde. Welcher ?>luch liegt so schwer auf Afrika nnd beugt es nieder unler alle andere» Nationen? Es ist der höllische Sclavenhandel, — ein Handel, der so scheußlich ist, daß das Herz j^des Sclaven nnd Eigenthümers verunstaltet wird und zusammeitschrumpfr, wie ein abgestorbenes Glied, das znr Thätigkeit unfähig ist. Die natürliche Liebe zur Nachkommenschaft, die das wildeste Thier mit dem menschlichen Geschlecht theilt, hört auf das Her; des unglücklichen Sclaven zu erwärmen: — warum soll die Mutter ihr Kind lieben, wenn es geboren wird, um das Eigenthnm ihres Besitzers zu werden? — um vertan ft zu werben, sobald es ohne die Pflege der Mutter eristiren kann? Warum soll das Mädchen sittsam sein, wenn sie weiß, daß sie das wirkliche Eigenthum, die Sclavin jedes Käufers ist? Die Sclaverei mordet das heilige Gefühl der Liebe, jenen Segen, der das ^oos des ärmsten Mannes erheitert, jenen sauber, der ihn an sein Weib, sein Kind und seine Heimath bindet. Liebe taun bei Sclaverei nicht bestehen — das Gemüth wird bis zu eiuem Grade verwildert, der alle fene zarten Gefühle, welche die Natur in das meusch-lichc Herz gepflanzt hat, um es vom Thier abzusondern, erstar-reu macht, und das aller edlen Gefühle beraubte Gemüth sinkt zu hoffnungsloser Brutalität herab. So ist Afrika verflucht, und es kann auf keine Stufe emporgehoben werden, die sich der Civilisation nähert, bis der Sclaucnhandcl ganz unterdrückt ist. Der erste Schritt, der znr Pcrbesscrnng der wilden Stämme des weißen Nil nothwendig ist, ist die Vernichtung des Scla-uenhandels. Bis diese herbeigeführt ist, läßt sich kein gesetzlicher Handel begründen, nnd giebt es für Missionsunterneh-mungen teine Aussicht; — das Vand ist gegen alle Verbesserung versiegelt und verschlossen. 2<>s MnchtloslA'it europinscher Konsuln. Nichts würde leichter sein, als diesen ehrlosen Handel zu unterdrücken, wenn die europäischen Machte Ernst machten. Acgyptcn begünstigt die Sclaverei. Ich habe me einen Regie-rllugsbeamteu gesehen, der nicht im Streit die Sclavcrei als eine für Aegypten unbedingt nothwendige Einrichtung ausrecht erhielt, — daher wird jede vou der Regierung dieses Landes gegen den Sclauenhandel gemachte Demonstration blos ein Scheinmanöver sein, um die. europäischen Mächte zu blenden; — sind ihre Augen auf diese Art geschlossen und die Frage bei Seite gelegt, so wird der Eclavenhandel wieder seinen Lauf nehmen. Würden die Berichte europäischer Eonsuln von -ihren betreffenden Regierungen unterstützt, nnd würden die Eonsulu selbst ermächtigt, mit Sclaven beladene Fahrzeuge wegzunehmen und Züge Sclaven, wen» sie sich auf einer Landrrise befinden, freizulassen, so könnte der abscheuliche Handel uicht bestehe«. Den europäischen Eonsulu sind die Hände gebunden, nnd mit der türkischen Frage verwebte Eifersüchteleien bilden für ein vereinigtes Handeln von Seiten Europas die Schranke; — keine Macht will den schlammigen Pfuhl zuerst aufrühren. ?er österreichische Consul in Khartum, Herr Natterer, sagte mir im ^ahre 1862, er habe die Greuel des Sclavenhandels vergebens an seine Regierung berichtet; — er hatte nnf seinen Bericht lllilic ^lttwolt lrhalteu. ,>ede europäische Negierung weiß, daß in Obcrügnpten der Sclavenhaudel iu einer ungeheuren Ausdehnung getrieben wird und daß das Rothe Meer der große Sclavensee ist, auf welchem diese unglücklicheu Geschöpfe uach Arabien nnd nach Suez geschafft werden, — aber die Eifersüchteleien wegen Acgyptens legen jeder europäischen Macht einen Maulkorb an. Wollte die eine sich rühren, so würde die andere dazwischentreten, nm ungebührlichem Einfluß in Aegyp-ten entgegenzuwirken. Anf diese Art ist den Schnrkcn, die bei dem Handel thätig sind, Freiheit gesichert. Wer kann einen Cmtral-Afrita ist der Schiffsnhrt sscössnit. 265 Sclavenhändler des weißen Nil verfolgen? Welcher gesetzliche Beweis kann aus Centrnl-Afrikn beigebracht werden, um bei einem englischen Gerichtshof eine Ucberführung zu sichern? Der englische Consul (Mr. Pethcrik) verhaftete eiuen Malteser, den Neffen Debono's; — die Klage konnte nicht geschlich bewiesen werden. So sind die ^onsnln gefesselt, nnd die Schritte, die sie thun, werden durch die Unmöglichkeit, zuverläßlichen Veweis oeiznbringen, ungültig gemacht; — die Thatsachen liegen offen da; aber wer kann sie gesetzlich beweisen? Man hemme den Weißen-Nil-Handel, verbiete die Abfahrt aller ^ahrzenge von Khartum nach Süden und lasse die ägyptische Negierung die Concession zn einer, gewissen Bedingungen und besonderer Oberaufsicht unterworfenen Actiengcsellschaft für den weißen Nil bewilligen. In Khartum find bereits vier Dampfbootc. Man errichte in Gondokoro einen Militärvoftcn von zweihundert Mann, stelle eine gleiche Anzahl unterhalb des Schillnk-Stammcs unter 13" nördlicher Breite auf und lasse zwei Damvfboote auf dem Flusse kreuzen, so kann kein Sclave den weißen Nil hinabkommen. Wird der Sclavenhandel unterdrückt, so wird sich für den (ElfenbeinHandel eine gnte Aussicht eröffnen, Würden die mit einander streitenden Handelsgesellschaften zurückgezogen und das Interesse am Handel von einer einzigen Gesellschaft gezeigt, so würden die Eingeborenen nicht länger in» Stande sein, Elfenbein für Vieh zn vertauschen; sie würden auf diese Art gezwungen, andere Waaren dafür anzunehmen. Der neucutdeckte Albertsec öffnet den Mittelpunkt Afrikas der Schifffahrt, Dampfboote fahren von >thartnm bis Gondokoro nnter 4" l>!»' nördlicher Breite hinauf. Sieben Tagemärschc südlich von dieser Station erreicht man den schiffbaren Theil des Nil, wo Fahrzeuge direct bis zum Albertsee hinauffahren können, — es ist daher eine nngehenre Strecke Bandes der Schifffahrt geöffnet und Mann- 266 Handelsverkehr. chestcr'sche Waaren, sowic verschiedene andere Handelsartikel würden im Austansch für Elfenbein einen schnellen Absah bei einem außerordentlich großen Gewinn finden, da in diesen ueu-rnldcckten Gegenden das Elfenbein mien dlcw nominellen Werth hat. Ueber diesen Anfang eines ehrlichen Handels hinaus kann ich keinen Rath darbieten, da außer Elfenbein kein Erzengniß des Bandes die Kosten des Transports nach Europa decken würde. Wenn Afrika civilisirt werden soll, so mnß es durch Handelsverkehr geschehen; ist derselbe einmal hergestellt, so wird er der Misstonsthätigkeit den Weg öffnen; aber jeder Gedanke an Handelsverkehr, Verbesserung nud den fortschritt der afrikanischen Nacc, den etwa die Menschenliebe eingab, muß aufgegeben werden, bis der Sclavenhandel zu eristiren aufgehört hat. Würde der Sclavenhandcl unterdrückt, so würde ein weites Feld geöffnet, dessen Ausdehnung ich nicht anzugeben versuchen will, da die Zukunft von der guten Regierung der Münder abhängt, die jetzt in wilde Gesetzlosigkeit und Verwirrung verfallen sind. Jede Regierung, die Sicherheit gewährt, würde der größte Segen sein, da die unaufhörlichen Feindseligkeiten unter den verschiedenen Stämmen eine Erweiterung des Feldbaues verhindern. Der Säemanu weiß nicht, wer ernten wird, er beschränkt daher seinen Getreidebau auf die allernothweudigstcn Bedürfnisse. ^il der Ethnologie von Central-Afrika fehlt mir aller Grund, auf den ich fußen könnte. Die Eingeborenen sind nicht nur des Schreibens unkundig, sondern sie haben anch keine mündlichen Ueberlieferungen — ihre Gedanken werden ganz von ihren täglichen Bedürfnissen in Anspruch genommen, wie die der Thiere; es giebt daher teincu Leitfaden zu der fernen Vergangenheit; es besteht keine Geschichte. Dies ist sehr zu Die central-afrikanischen Stämme. 267 beklagen, da in dem Typus »nehrerer Stämme soiuohl in der physischen Erscheinung als in der Sprache specifische Eigenthümlichkeiten vorkomincn. Das Dinka, Ban, valuta, Madi und Unyoro oder Kitn'ara sind verschiedene Sprachen östlich vom Nil; sie nmfasscn einen Landstrich von etwa 12" nördlicher Breite bis zum Aequator. I^ie Makkarika haben ebenfalls eine besondere Sprache, nnd in Kamrasi's ^ande ninrde mir mitgetheilt, das; die anf der Westseite des Albertsee's wohnenden Mallcgga eine andere Sprache sprechen, als die Bewohner von Kitwara (oder Unyoro) — dies mag vielleicht dieselbe sein, wie die Makkarika-Sprache, doch habe ich kcine Pergleichnng anstellen können. Nimmt man die Thatsache an, das; oom Aequa-tor bis ^2" nördlicher Breite fnnf verschiedene Sprachen vorkommen, so ergiebt sich dnrch Analogie, daß Central-Afrtta in zahlreiche Bänder nitd Stämme getheilt ist, die in Sprache und Körperban von einander verschieden sind, und deren Ursprnng vollkommen unbekannt ist. Ob der ccntral-afrikanische Mensch ein Präadamite ist, läßt sich unmöglich bestimmen; aber mau wird auf diesen Gedanken durch folgende Umstände geführt. Der geschichtliche Ursprung des Menschen, oder Adam, begiuut mit eiuer Kenntnis; Gottes. Durch die ganze Weltgeschichte von der Erschaffung Adam's an ist«wtt in jedem l!.'r primdamitischen Schöpfuna. abgeschnitten, in der geheimnißvollcn Ferne verloren, die dcn Ursprung des ägyptischen Nil verhüllte, waren nubekanntc (Geschlechter, die in der grossen Snmme der Geschichte nie mitgerechnet wurden — Geschlechter, die wir an's Acht gebracht haben, deren Dasein der Menschheit verborgen war, und die jetzt vor uns erscheinen wie die fossilen Knochen vorsüudflnthlicher Thiere. Sind sic Spuren dessen, was in einer präadomitischeu Schöpfung existirtc? Die geologische Formation von Central-Afrika ist Urge-birge; sie zeigt eine Höhe über dem Meeresspiegel, die im Dnrchschuitt fast 4s)W Fuß beträgt. Dieses hochgelegene, zum großen Theil von Granit- und Sandsteinfelsen aufgebaute Stück des Erdballs ist nie unter Wasser gesetzt worden, auch hat es weder dnrch die Wirkung von Vulkanen noch von Wasser irgend welche Veränderungen erlitten. Die mit dem langsamen, aber sichern Werkzeug des atmosphärischen Einflusses viele Jahrtausende hindnrch arbeitende Hcit hat die Oberfläche abgcrnndct, die Granitfelsen in Bruchstücke gespalten und eine aus aufgelösten Theilen bestehende sandige Gruudstäche zurückgelassen, während in anderen Fällen die Berge eine so harte und nn-verfallene Oberfläche zeigen, als wären sie frisch ans der Gießerei der Natur hervorgegangen. Da Central-Afrita nie unter Wasser gesetzt wurde, so müssen die Thiere uud Menschen eben so alt und vielleicht älter sein, als irgend welche auf der Crdc. Da in Zeiten, die weit vor der Erschaffung des Menschen liegen, keine geologische Veränderung vorgekommen ist, wie Sir N. Z. Mnrchison schon im Jahre 1.^l)2, wo (5cntral-Afrika noch ganz unbekannt war, theoretisch nachgewiesen hat, so liegt die Ver-muthnng nahe, daß die Menschengeschlechter, die anf jener Oberfläche leben, von ihrem Ursprung an unverändert geblieben sind. Dieser Ursprung mag sich 'von einer Zeit herschreiben, die so fern liegt, daß sie der adamitischen Schöpfung vorherging. Der Sir R. Murchison's Theorien bestätigt. 269 geschichtliche Mensch glaubt an eine Gottheit; die central-afrika-nischen Stämnie kcnncn keinen Gott, l^ehören sie zn unserem adamitischen Geschlecht? Der äquatoriale Theil Afrika's an dcn Nilquellen hat eine durchschnittliche Höhe über dein Meeresspiegel von etwa 4000 Fuß; dieses Hochplateau bildet die Grundfläche einer Bergkette, die sich, wie ich mir denke, gleich der Wirbelsäule eines Thieres, von Osten uach Westen erstreck! und eine Abdachung nach Norden und Süden hat. Sollte diese Voraussetzung richtig sein, so würde die südliche Wasserscheide dcu Tanganikasee füllen, während weiter nach Westen ein zweiter See, der von der südlichen Abdachnng sein Wasser erhält, vielleicht die Quelle des Congostroms bildet. Auf der Nordseite mag ein ähnliches System in den Niger und Tschadsee abfließen i auf diese Art mögen die Seen Victoria und Albert, welche die beiden großen Wasserbehälter oder Quellen des Nil sind, in einem System afrikanischer Acauatorialseen, die durch den nördlichen und südlichen Wasserabfluß der Bergkette gespeist werden uud von dem großen Aeqnatorial-Negenfall alle Hauptströme Afrika's mit Wasser versehen, die ersten sein. Die Thatsache, daß der Mittelpnntt Afrika's an den Nilquellen etwa 4000 Fuß über dem Ocean liegt, abgesehen davon, daß von diesem Niveau aus sich hohe Berge erheben, läßt vermnlhen, bah der Wasserabfluß des Aequators von dem centralen und hochgelegenen Theile seinen Weg nach dem niedrigeren Niveau finden und das Mcer erreichen muß. Ucberall, wo hohe Bergketten eristiren, muß es auch Vertiefungen geben; die unter einem Arquatorial-Negenfall gelegenen Vertiefungen müssen von d^ii Hochlanden das Wasser anfnehmen und Seen werden, deren Ueberströinen die Quellen von Flüssen bilden muß, genau so, wie es bei den Quellen des Nil ans den Seen Victoria und Albert bewiesen worden ist. Die Thatsache, daß Sir Roderick Murchison, ein Geolog, 270 Sir Roderick Murchison's Nede. die theoretische Behauptung aufstellte, daß auf einem Hochplateau in Central-Afrita eine Kette von Seen existire, eine Behauptung, die jetzt in hohem Maße durch wirklichen Augenschein bestätigt worden ist, veranlasst mich, eine Stelle aus seiner Rebe anzuführen, die er mit 23. Mai 18U4 in der Jahresversammlung der königlichen geographischen Gesellschaft hielt. In dieser Rede sprach er Ansichten über die geologische Structur uud die Meuschengeschlechter Central-Afrika's aus, welche denjenigen, die ich nur bildete, als ich am Albertsee war, vorausgingen. Seit meiner Rückkehr nach England habe ich mit tiefem Interesse folgende Stelle gelesen: — ,,In früheren Reden sprach ich die Vermuthung aus, daß die innere Masfe und die centralen Theile Afrika's ein großes Plateau ausmachten, das Seen und Marschen cinnähmeu, aus denen die Wasser durch Risse oder Vertiefnugen, die in den sich darunter hinziehenden älteren Felsen wären, entrannen, und daß jene Theile sich einen ungeheuer langen Zeitraum hindurch iu diesem Zustande befuuden hätten. Neuerlich biu ich durch die angemessene Entdeckung Or. Kirk's, des Reisegefährten Livingstone's, in den Stand gesetzt worden, nicht nur meine Vermuthung vom Jahre 1^52 zu befestigen, sondern auch die Folgerungen in Betreff des langen Zeitraumes, während dcfseu die centralcn Theile Afrika's, außer ihrem Verfall durch gewöhnliche atmosphärische Eimuirkuugeu, in ihrem gegenwärtigen Zustande geblieben sind, bedeutend auszudehnen. Meine Ansicht, wie ich sie dieser Gesellschaft im Zähre 1852 darlegte, war hauptsächlich auf die originellen und bewunderungswürdigen Untersuchungen Mr. Bain's, in der Colons am Vorgebirge der guteu Hoffnung, gegründet. Sie bestand darin, daß das nördliche Innere jenes Bandes, insofern als es iu der ^lötz-oder mesozoischen Periode der Geologen von großen Seen und Marschen eingeuommeu wurde, wie das von Vain entdeckte uud Sir Roderick Murchison's ^>dc, 274 von Owen Dicynodon genannte fossile Ncptil beweist, viele Jahrtausende laug und selbst bis auf den heutigen Tag so geblieben ist. Die späteren Reisen in das Innere, von Livingstone, Thornton und Kirk, Burton und Speke und Epcke und tyrant, haben alle dazn gedient, mich in dein Glauben zn bestärken , daß Süd-Afrika keine jener großen unterseeischen Sen-knngen erlitten hat, die während der Flötz-, tertiären und diluvialen Periode Europa, Asien und Amerika so stark betroffen haben. „Dr. Kirk's Entdeckung hat meinen Schluß bestätigt. Au den Ufern eines Nebenflusses des Zambesi sammelte dieser Herr geniisse Knochen, die offenbar in Wasserströmen aus binnen-ländischcn i/agerstätten herabgeführt wurden; diese Ueberreste sind so versteinert, daß sie das Ansehen eines Alters haben, welches Fossilien aus der Tertiär- oder einer ältereu Zeit gewöhnlich zeigen. Einer derselben ist ein Theil der Wirbelsünle nnd des Kreuzbeins eines Büffels und von demjenigen des Eap'schen Büffels nicht zn unterscheiden; ein zweiter ist ein Bruchstück von einem Krokodil nnd ein dritter von einer Wasserschildkröte, beide von den Formen dieser Thiere, die jetzt noch leben, nicht zu unterscheiden. Mit diesen zusammen fand IN. Kirk zahlreiche Knochen von Antilopen nnd anderen Thieren, die, obgleich sie sich in fossilem Zustande befinden, wie cr mir versicherte, sämmtlich Arten angehören, die jetzt noch in Süd-Afrita leben. „Auf der andern Seite hat keiner unserer Forschungsrei-senden, mit Einschluß Mr. Vain's, der als Geolog fleißig gearbeitet hat, im Innern Kalksteine entdeckt, die fossile Nebcrbleib-sel aus dem Meere enthielten, welche bewiesen haben würden, daß Süd-Afrika gleich anderen Gegenden in oceanische Verhältnisse hinabgesenkt und wieder erhoben worden sei. Im Gegentheil , außer Granit- und anderen durch Feuer entstandenen Felsen finden alle Forfchungsreisenden nur entweder unzählige 272 Sir Nodoiick Murchison's Rode. wellenförmige Erhöhungen und Vtiedernngen von Sandsteinen, Thonschiefer lind Quarzfelsen, oder solche tuffartigc und eisenhaltige Niederschläge, wie sie natürlich in Bändern vorkommen müssen, die lauge von Seen nnd üppigen Dschungeln eingenommen wnrden, welche dnrch Sandhügel von einander getrennt sind, während cncher Tuffsteinen, die sich dnrch Absetzung ans Landqnellcn bildeten, kaum andere Kaltfelsen gefunden wnrden. Ait del, Küsten sum die Cap-Colonic herum, in der Nähe der Mündung des Sambesi Mozambique gegenüber nnd wieder an den Küsten von Mombas Zanzibar gegenüber) finden sich zwar ans dem Meere entstandene Tertiär-Formationen, und diese sind zu niedrigen Küstenketten emporgehoben worden, auf welche Felsen folgen, die ihren Ursprung dem ^euer verdanken. Aber wenn der Reisende in das wirkliche Innere eindringt, so nimmt er von allen solchen Formationen für immer Abschied, nnd wenn er nach dem Herzen des Kontinents vorrückt, so durchschreitet er eine ungeheuer weite Gegend, die allem Anschein nach immer nur unter Vano- nnd Sumpfverhältnissen gestanden hat. In der That, nach allen bis jetzt gesammelten Beweisen zn urtheilen, ist das Innere Süd-Afrika's seit der Periode der Flötz-gebirge der Geologen in diesem Zustande geblieben! Während jedoch keiner unserer Lanosleutc irgend welche Beweise von alten ans dem Meere stammenden Ueberrcstcn fand, brachte Kapitän Epeke von einem der Bergrücken, die zwischen der Küste nud dem See Victoria Nyan^a liegen, eine fossile Schale mit, welche, wenn anch größer an Umfang, von der jetzt in Süd-Afrika gedeihende,! ^cdatina perckx (Nebhuhnschnecke) nicht zu unterscheiden ist. Während ferner Bain in seinen reutilienhal-tigen Schichten nördlich vom Cap fossile Pflanzen fand nnd Livingstone und Thornton Steinkohle in Sandstein mit fossilen Pflanzen entdeckten, welche denjenigen unserer alten europäischen und amerikanischen Steinkohle gleich waren, — so gehören doch Sir Roderick Murchison's Nede. 273 sowohl diese mesozoischen als paläozoischen Ueberreste dein Lande an und stehen mit Kalksteinen, die ihren Ursprung n>,' ill grosicm Umfang durch sscnci' cutstaiidcn und vulkanisch ist, so läßt sich doch nicht bcwcis^i!, daß jcmc Vulkane währcud der geschichtlichen Zcit in Thä'tiMt warm. Aalcr, Der Albert N'yanza. II. ^ 274 Sir Roderick Murchison's Ncde. auf welchelil inan erwarten sollte, solchc vultanischc Ausflüsse zu finden, denn iu allen vulkanischen (senden finden die gewöhnlichen durch ,v"ler entstandene!' Ansbrnche uicht weil vom Meere oder von großen biuneuläudischeu Wassermassen statt. Daß nun sowohl au den Küsten als im Innern alle Gesteine fehlen, die seit der Zeit, wo die Tertiär-Felsen sich ailznhanfen begannen, durch vulkanische Ausbrnche nnter die Atmosphäre hallen emporgeworfen >oerdeil tonnen, stimmt mit allen bis jetzt zusammengebrachten physikalischen Umständen übereiu. Diese beweisen, daß, obgleich der (Geolog hier keines jener Merkmale lithologifcher Struetur und streng unterschiedener organischer Ueberreste fiildet, welche ihn in den Stand setzeil, die Epochen der in anderen Gegenden des Erdballs vorkommenden Anfcin-anderfolge in der Gestaltung der Erdrinde zu bestimmen, das Innere von Süd-Afrika unstreitig ein großartiges Muster einer Gegend ist, die ihre alten terrestrischen Verhältnisse eine sehr lange Zeit hindurch bewahrt hat, unberührt von allen Veränderungen außer denjenigen, welche von atmosphärischen und meteorischen Einflüssen abhängen, „Wenn nun die niedrigeren Thiere und Pflanzen dieses un-gehenren Vandeü eine, sehr lange Zeit hindurch unverändert geblieben sind, dürfen wir daraus folgern, daß seine menschlichen Bewohner ein gleiches Alter haben? Wenn dem so ist, so kann der Neger eine eben so alte Stammlinie beanspruchen, wie die kaukasische oder mongolische Nace. Da jede eutscheidende Thatsache fehlt, so entHalle ich mich, jetzl über diesen Pnnlt Betrachtungen anzustellen; da abrr mitten nnter fossilen Ueberresten uon Thieren, die ^ioingstone nnd 5iirk fanden, Vnichstücke uon Töpferarbeit vorkommen, die oon menschlichen Händel» gemacht wnrde, so müssen wir warten, ln'ö irgend ein eifriger forscher, der Süd-Afrita bereist, deutliche Beweise beibringt, daß die von Menschenhänden uerserligten (Gegenstände uon demselben Alter Sir Roderick Murchiscm's Nede. 275 sind, wie die fossilen Knochen. Mit anderen Worten, wir verlangen von Afrika noch immer dieselben Beweise für die Existenz von Gliedern, welche die Wissenschaften der Geologie nnd Archäologie, die sich in neuerer Zeit in Europa entwickelt haben, mit einander verbinden. Collte man nnn finden, daß die unbestrittenen Wc?ke des Menschen mit den versteinerten Ueberresten noch lebender Thiere in Süd-Afrika ein gleiches Alter haben, so inns; der gereifte Geograph, der sich von dein allen Znstande der Oberfläche desselben überzeugt hat, wenn auch noch so ungern, zugeben, daß, obgleich der schwarze Mensch ein so hohes Alter hat, er doch in der Civilisation nnd in dem fortschritt iu den Künsten des Lebens ganz stehen geblieben ist, wenn man ihn mit dem KantaM', dem Mongolen, dem rothen Indianer Amerikas oder selbst mit den Ureinwohnern Polynesiens vergleicht."*) *) ,,Der aujsalleudstc Beweis, daß der Neger dcm Asiaten nachsteht, ist der, daß, während der letztere den Llcphautcu schon Jahrtausende hindurch gc» zähmt uud y> einem für dm Meuschcu höchst nützlichen HalMhier gemacht, der Neger denselben »m geschlachtet hat, um Nahrung oder Clfeubcin zu be-t^mneu." IU" Ncnnzehutes .Kapitel. Die schwarze Antilope. Eine Antilopenjagd, — Antnnft ani Mldamm. — Beschassenheit des Dammes. — Durchfahrt durch dm Damm, — Die Pest bricht aus, — Saat wird von der Pest ergriffen. — Saat stirbt. — Ankunft in Khartum. — Die von der Pest angerichtete Verheerung. — Eine Filistelniß, die man greifen mochte, — Üine entsetzliche Vadung Eelaven. Hiahonnned Her wird be straft. — Wir hätten beinahe <3chisjbnich ^cliticu. — Hwisch^n Katarakten gestrandet. — Allfbrnch von Beiner naä' Snalim. — ^ine Prügelei in der Wüste. — Bravo, Z^m-b! - Wir schen iiocr die Berge. — Ter erste Anblick des Meeres. — Antnnft in Sue;. — Abschied voll Afrita. Wir setzten unsere Neisc den Ni! hinab fort lind eitlen zuweilen, wenn eine gerade stelle des Flusses nnsercr Mannschaft gestattete, vom Nndern ansznvnhen, niit einen» günstigen Winde und Strolne dahin. Dies war in jener Breite, 7" nördlich, das Ende der trockenen Jahreszeit (Ende März); — es waren daher, obgleich der ^lils; fast gleiche Höhe mit den Ufern hatte, die Marschen erträglich fest nnd an den trockneren Stellen das Tchilf von den <5ii,gebore>ien weM'branin worden. Auf einem dieser gelichteten Plätte erspähten wir eine ungeheure Heerde Autilopen, die mehrere Tansende zählte. Die Männchen waren schwarz und trugen schöne Hörner, während die Weibchen röthlich braun und ohne Hörner waren. Da ich diese Art nie geschossen hatte, so ging ich ans dcm Aoote an's Land und lies; dasselbe in ciner geschützten (i'cke warten, während ich, von dem (5mc Antilopl'iljagd. I77 Knaben Saat und Nicharn beglcilel, die kleine sslctchcr'sche Buchse Nr. 24 nahin lind die Antilopen zu bcschleichen begann. Die Thiere zeigten sich nicht so scheu, wie gewöhnlich, nnd mit einer erträglichen Grdnld gelaug es nur, zwei prächtigen Böcken, die uo» der Heerde getrennt waren, bis ans hnndert-uudzwauzig Schritt nahe zu koinmc»; — ein ^leck mit halb-verbranntein . Schilf gewährte einen gnten Verdecknngspunkt. Der Vock linker Hand hatte eine gutc Stellung zn einem Schnlter-schnß; er stand lnit der Seite-btosigeslellt, aber niit dem Kopfe nach mir ^n geiuandl, ^eim >vnasl der Buchse sprang er anf den Hinterbeinen, »lachte ^wei oder drei trainpshaftc Sprünge nnd fiel. Scin Kamerad sprang in uoller Eilc fort, und der linke ^anf ^crbrlich ihn« unglücklicherweise dns Hinterbein, da das halbverliraimte Schilf ein richtiges Zielen verhinderte, Während meine Mannschaft den todten Bock bluten ließ, lnd ich wieder und fencrte einen weiten Schuß auf die dichte Masse Antilopen, die jetzt, in Tansenden zilsammengedrängt, bei etwa l<^s><> Fnf; Entfernung in vollem Rückzug waren. Ich hörte, oder bildete mir ein, ich hörte die Kugel einen Gegenstand treffen, und als die Heerde weiterging, blieb ein röthlicher Gegenstand ^nrnck, den wir tanm erkennen konnten; sowie ich aber näher hiuauging, fand ich, daß ein Weibchen todt dort lag — es war auf diese große Entfernung durch Zufall von der Kugel in den Hals getroffen worden. Da das Wild in voller Eile auf dein Nückzng war, so wäre meine Jagd vorüber gewesen, hätten wir nicht in jenem Augenblick gerade vor der ungeheuren Antilopenheeroe Geschrei gehört. Sogleich machten sie Halt, und wir bemerkten eine Anzahl Eingeborene, die, mit Speeren und Bogen bewaffnet, der Hecrde auf ihrem Rückzug den Weg versperrten und sie dnrch ihr Geschrei gerade nach uus ^u trieben. Die Heerdc kam in voller Eile heran; aber alo sie nn'ö sah, änderte sie ihren Zng elwas und slür^te vor- 278 Eine MtilopcnMd. wärls, indein sic fast eine hinter der andern über das Terrain hiudounerte und auf diese Art einen ununterbrochenen Zug von etwa einer halben Meile Länge bildete. ,^ch sprang etwa ciue Piertclnieile weit unter rechten Winkeln auf sie zu uud kaul eudlich au einem sscqeu zehn Fuß hohen Termitenhügel an; hinter diesem nahm ich meinen Stand, eliva zweihundertuudzchu Fuß von der 3tcihe der Antilope»!, die in uollem salopp uor-beidefilirtcn. Ich wartete auf eilten Bock mit schönen Hörnern. Mehrere zogen vorüber, aber ich bemerkte hinter ihnen bessere; — sie kamen dahergcsprengt. „Krach!" ging die Büchse, und ein schöner Bock stürzte auf den Kopf. Der kleine Fletcher lies; sich wieder hören, und nieder fiel ein zweiter etwa dreißig Fuß von dem ersten. ,,Eiu Nescrvegewehr, Richarn!" und Oswcll's Pmdey wurde mir in die Hand gesteckt. ,,Es ist nur ein Lauf geladen," sagte Nicharn. Ich sah einen prächtigen Bock mil einem Weibchen au der Seite daherkommen; — das Weibchen schützte ilm vor dem Echnß, da sie unter rechten Wiukelu mit dcm Gewehr anrückten; da ich aber wußte, daß die Kugel durch das Weibchen hindurchgehen uud den Bock auf der andern Seite erreichen werde, so feuerte ich uach der Schuller des ersteren, — es fiel auf den Schuß, aber der Bock ging unbeschädigt fort. Ich fand nun, daß Richarn das Gewehr mit zwanzig Formschroten anstatt mit einer Kugel geladen hatte, — diese waren in eine Patrone eingeschlossen und hatten das Weibchen anf der Stelle getödlet. Ich hatte also fünf Antilopen erlegt. Wir schnitten den Böcken die Köpfe ab uud ließen die Rümpfe für die Eingeborenen liegen, die uns uon ferne sehnlich beobachteten, aber sich fürchteten, heranzukommen. Die zuerst geschossene Autilope, die dem Boote näher lag, schleppten wir mit Hülfe von zehn bis zwölf Mann an Bord. I^er Vock war elwas großer als ein dm'chschnililicher Osel; — die ,varl'e schwarz, mit cinem Ankunft am Mdmnm. 27s) weißen Fleck quer über den Widerrist; — auf dem Kopfe cine weiße Krone - nm die Augen herum ».'eiß; die Brust schwarz aber der ^auch iveiß; die Hör,irr etwa zwei Fuß vier Zoll' lang und graziös rückwärts gebogen. Einige Tage nach dieseni ^wischenvorfall langten wir an der Münduug des Bahr cl Gazal an; wir wandten uns scharf nach Osten, nnd sahen der Ankunft an dein außerordentlichen Vorban entgegen, der s<'il unserer Fahrt im Jahre 1>^i^ den weißen ^til abgedämmt hatte. Die Fahrt den Fluß hinab war, wenn man sich diesem eigenthümlichen Damm näherte, mit bedeutender Gefahr ver knüpft, da der Strom dnrch einen nnterirdischen Kanal mit einem Rauschen gleich einem >i(N!na!! unter denselben hinab-tauchte. (5'ine mit Elfenbeiu be!ade»e große Dahabiö war iin vorhergehenden ^ahre anf ihrer Fahrt von l^ondoloro herab utuer den Damm geführt nnd darauf nie wieder gesehen worden. Ich befahl dein Reis, den Anfer und zwei starte Tane in Bereitschaft zu halten; falls nur am Abend ankamen, so sollte er das Fahrzcng an das Ufer befestigen mid die Durchfahrt durch deu Kanal erst am folgenden Morgen versuchen. Wir ankerten etwa eine halbe Meile oberhalb des Dammes. Dieser Theil des Nil ist grenzenlose Marsch, die in dieser Jahreszeit stellenweise Festland war. I^er Fluß lief von Westen nach Osten; das südliche Ufer war wirklicher mit Mimosen bestandener (Nrnitd, aber nach Norden und Westen hatte die mit hohem Schilf bedeckte flache Marsch kein ^»de. Vei Tagesanbruch stellten wir die Mannschaft au die Ruder nnd trieben den reißenden Strom hinab. In wenigen Minutcu hörten nur das Rauschen des Wassers nnd sahen den Damm, der sich vor uns qner über den Fluß zog. Da die Marsch feft war, so sprang nnsere Mannschaft sofort auf das linke Ufer hiuaus nnd besetzte die 5ane — das eine war am 280 BoschlNs"l!)"t d^ T(nnnn'ö. Hintcrlhcil, das andere am Bug befestigt; diese Auorduung hiudertc das Boot, sich mit der Breitseite gegen oeu Damin hill zu wenden, in welchem Falle die schifsbrnchige Dahabm uer-loreil gen'eseil lväre. Als wir nils dem Damule näherten, be-mertte ich den ^tanal odn' Ableilllngsgrabeu, deil dic Mannschaften dcr Fahrzeuge, welche den Fluß hillaufgefahreil, durchgestochen hallen; er war etwa zehn Fuß breit nnd gestattete blos die Dnrchsahrt nnsercr Dahabiö. Der Kanal war bereits init Massen schwimmender Vegetation nnd Flößen von Schilf nnd Schlamm verstopft, die der Flnß mitbrachte nnd deren Anhäu-sling ursprünglich deu Damm gebildet halte. Nachdem wir das Fahrzeug gesichert hallen, indem wir am Hinterlheil einen Anter anüwarfen und denselben auf dcr Marjch cingrubcn, während ein Tau, daü uoin Bng an<) an dem hohen Schilf befestigt wurde, das Hiuterlheil in der Richtung deg Stromes erhielt, sprang Alles, was Hände hatte, in den Kanal nnd fing au, die verwickelte» Massen Unkraut, Schilf, Am-batschhol;, Mas uud Schlamm herauszuschleppeu, die den Eingang verstopft hatten. Auf diese Art war ein halber Tag vergangen; dann bngsirlen wir unser Fahrzeug glücklich in den Graben, wo es außer Gefahr lag. Wir mnßten die ganze Fracht alls dem Boote laden, nm seinen Tiefgang im Wasser zu vcrmiudern. Als diese langweilige Arbeit vollendet nud viele Büschel Getreide auf Matten geschüttet wareu, die alls das flach geschlagene Schilf gebreitet wurden, bemühten wir nun, es im Kaual hiuznschicbeu. Der Damm war zwar belästigend, aber doch ein höchst interessanter Gegenstand. Dcr Flnß war plötzlich verschwnnden- der weiße ^iil hatte scheinbar eiu Eude. Der Damm war etwa drei Aiertclmeilen breit, vollkommen fest nnd bereits mit hohem Schilf und Gras überwachscu, so daß er ciue Fortsetzuug des umliegenden Landes bildcle. Biele uou deu Veuleu der Händler waren all dieser Durchfahrt dnich den Dmum. 2>^l Stelle, während sie einige kochen dort aufgehallen ivnrdeu, lim den Kanal zn stechen, an der Pest gestorben; die Gräber dieser Todten befanden sich auf dein ^anime. Der Grund des Ka^ unls, den inan dnrch den Damm gestochen hatte, war vollkommen fest; er bestand ans Sand, Schlamm nnd in einander verwebter absterbender Vegetation. Der Fluß kam mit grosser Gewalt all der schroffen Alante des Dammes an nnd brachte allerlei Unrath nnd große schwimmende Inseln mit. deiner dieser Gegenstände blieb an der .Nanle hänge», sondern in dein Augenblick, wo sie an dieselbe stießen, tauchten sie nnlcr und verschwanden. Auf diese Art war auch das Fahrzeug verloren gegangen, - 4'5 halte d^'n schmalen Eingang in den .^tanal verfehlt nnd mil dcin Vorderlheile an den ?amm gestoßen; die Gewalt des Stroule'ö drehte rs sofort »lit der Vrcitseite gegen den Damm; die von dem Flusse herabgebrachten schwimmenden Inseln häuften fich an dem Fahrzeug, auf; es legte sich auf die Seite, wurde völlig unter das Wasser gezogen und unter den Damm geführt; seine Mannschaft hatte Zeit, sich zu retten, indem sie alls die feste Barriere sprang, an der ihr Schiff gescheitert war. Die Boolsmänuer sagten mir, anf der andern Seite Hütte man todte Fwßpferde gefunden, die unter den Damm gerathen und ertrnuken wären. ^ine zweitägige harte Arbeit von frnh bis in die Nacht brachte uns durch den >tanal, und auf der andern Seite des Dammes befanden wir uns sogleich auf dem offeuen Nil. Der Fluß war an dieser Stelle vollkommen rein; man sah anf seinem Wasser keine Spnr uou schwimmender Vegetation; es war auf seinem unterirdischen Wege dnrch ein von der Natur gebildetes Sieb gegangen nnd hatte allen fremden Stoff znrückgelas-seu, um den Umfang des schon erstannlichen Werkes zu vergrößern. Vor uns lag nnr freies und ebenes Fahrwassers Zwei bis drei von meiner Mannschaft hatten einige Tage lang über I«2 Die Pest bricht ar günstig, er kam al>s Süden, wir befanden nn5 daher ini Hintertheil des Fahrzeugs glücklicherweise windwärts von der Mannschaft. ;')>isin starb; er war der ^ine, der Nnscnblnlen gehabt hatte, Wir hielten an, nm ihn zn begraben. Nachden: das Pegrälmis; eilig besorgt >uar, scgetlen wir wieder ab. Mahommed starb; er hatte Nasenblnlen gehabt. Ein ^weilcS Begräbnis;! Wir scgellen noch einnial ab lind eilten den Nil l,inn,nev. Mehrere Männer waren tranl, aber dac, gefürchtete Syinplonl hatte sich nicht gegeigt. Als dir Krankheit ailfing, hatte ich jedem Äcailn eine starke Dosis Kalomel gegeben; ich tonnte nichts weiter thnn, da meine Arzneimittel verbrancht ivareli, ^^>ir tonnten die ganze Nacht die Kranteil im ^elirinm mnrineln lind rasen höreil; da wir aber Jahre lang mit linannchmlichkeiten zu kämpfen gehabt, so hatten wir vor der Ansteckung keine Furcht. Sliat wird lwn dcv P^st cny-isf^i, 28^ Eines Morgens win der Kinibc Saat mil verbnndei,em Kopfe zu mir nnd klagte über heftigen Schmerz im Nucken und in den (Webern, mil all' dm gewöhnlichen Symptomen der Pest- am ^tach-mittag sah ich ihn sich über die Seite des Schiffs hinweglehnen; er hatte heftiges Nasenbluten ! In der Nacht phantasirte er. Am folgenden Morgen niste er, nnd als das Mhrzeng anhielt, nm Brennholz ;l» sanuncln, stürzte er fich in den Flnß, um das brennende Fieber abzukühlen, das ihn verzehrte. Seine Augen waren init Blnt überlaufen, nm^, nül einöln <^'elb vermischt, so dnnt'el wie das Dotter eines ^'ies, scincnl l^esichl, das schon so verzerrt nnd verändert war, das; man es tamn wiedererkannte, ein schrecklichen Ansehen gab. T)er arme Saat! Der trene Knabe, d^n nur >in Kindes Statt angcnommen nnd der eine so glänzende AnHimhme von dem schwanen CharMcr seiner Race gemacht hatte, war jetzt ein Opfer dieser gräßlichen Krankheit. O'r war ein schöner kraftiger Bnrschc von beinahe fünfzehn Jahren, nnd lag jetzt hnlflos anf seiner Matte nnd warf gedankenvolle Blicke auf das Antlitz seiner Herrin, alö sie ihm einen Becher kaltes Wasser gab, das mit einigen Stücken Zucker vermischt war, welchen wir in l^oiidokoro yy,i d^ Händlern erhielten. Wir langten zu Mschöder im Schilluklande an, wo die ägyptische Regierung ein Vager von tausend Mann errichtet hatte, um das ^and in Besitz ;n nehmen. Wir wurden von Osinan '^ey gut anfgenomuie» nnd gastfrenndschaftlich bewirthet; ihm gebührt unser Dank für die erste civilisirte Anfnahmc nach jahrelangem Anfcnthalt nnter Wilden, In Fasch'^der ver, schassten wir nns Vinsen^licis nnd Datteln, die für nnS große Leckerbissen waren nnd für den pestkranken Knaben eine Wohlthat sein innßlen, da wir jetzt etwa6 ^uppe »mchcn konnten. Ziegen hatten wir im Schirlande für Moloten (eiserne Hacken) gekauft, die wir in l^'ondokoro von Knrschib'o Agenten, welcher für den Proviant verantwortlich war, den ich in Depot gelassen 2^4 EiuU stirbt. haUe, durch Tausch für (Getreide erhielten. Wir verlieben ^a sch^der und sehten unferc Gleise nach .^hartnm fort. Saat wurde iinmer schliininer. '.Ilichls wollte d^io nilglück^ lichen Knaben die brennende Marter der fnrchlbaren ,^wnkheit lindern, Er schlief ine, fondern mnrmelte ^ag nnd ^c'achl in der Fieberphautafie nnd nillerbrach die Eintönigkeit seiner Krankheit dann lind wann dadnrch, das; er heulte wie, ein nnldes Thier, ^ticharit gen'ann mein Herz durch seine sorgsame Pflege des Knaben, der harte Jahre hindurch sein (Gesellschafter war, Wir kamen im ^orfe Wat Schaln an, das »nr drei ^age vox ^tliar tniil entfernt ist, ^aal lag im ^terbeil. T'ie Mchl verging nnd ich erwartete, das;, ehe die Sonne aufging, Alles vorüber sein werde,; als aber der Morgen dämmerte, hatte eine ^eräii denmg stattgefunden, — da^ brennende Fieber halle ihn ver-lasfen, nnd obgleich anf seiner Erlist nnd an verschiedenen Stellen des Körpers hohe Hihblattern ansgebrochen ivaren, so schien er sich doch viel besser zu befinden. Wir gaben ihm nnn Reizmittel; ein Theelöffel voll Arati, den nnr in Faschnder getanft hatteit, wurde alle zehn Minuten anf ei nein Stück Zncker gereicht. Diesen zerknirschte er im Munde, während er meine ^ran init einein Ausdruck herzlicher ^iebe anstarrte; aber er konnte uichl sprechen. Ich hatte ihn gnt gewaschen nnd ihm reinliche Kleider angezogen, die während der Neise gnt gehalten worden waren, damit er sie bei unserem Einzug in Khartum tragen konnte, Er wnrdc anf eine reinliche Matte gelegt, nm zu schlafen, nnd meine ,vran gab ihin ein Stück Zucker, nm seineu Mnnd anznsenchten nnd feiner dick belegten Zunge ^in dernng zu gewähren. Sein Puls war sehr schwach nnd seine, Hant kalt, ,,Der arme Saat," sagte nieine ,vran, ,,sein Vebeu hängt an einein ^aden. Wir muffen ihn höchst sorgsam abwarten; wenn er einen Nückfall bekommt, so wird nichts ihn retten," Es verging cine Stunde, und er schlief. Karta, die Ankunft in Khartum. 285 fette, gntmnthige Eclavin, ging rnhig an seine Seiten sie faßte ihn sanft an den Knöcheln nnd Knieen an, streckte seine Beine in cine gerade Vage nnd lcgte seine Arme parallel mit den Seiten. Dann bedeckte sic sein Gesicht mit einem Tnch, einem von den wenigen Lnmpen, die wir noch besaßen. ,,Schläft er noch?" fragten wir. Anf den Wangen der wilden, aber gnthcrzigen >tnrla liefen die Thränen herab, als sie schluchzte: „Er ist todt!" Wir hielten das ^oot an. Es n'ar ein sandiger Strand; die Ufer waren hoch, nnd über .dem Hochwasserzeichen stand eine Grnppe Mimosen. Dort wnrde sein Grab gemacht. Meine Mannschaft arbeitete schweigend nnd tranrig für den allgemein geliebten Saat; er war so gnt nnd tren gewesen, daß selbst ihre harten Herben seine Ehrbarteit achten gelernt hatten. Wir legten il,n in sein Grab anf dem öden Ufer nnler der Banm-grnppr. Wir setzten wieder das Segel ans, lind uon dem frischen Winde gefüllt, führte es nns fort von der traurigen Stelle, wo wir knmmervoll Alles znrückgelassen hatten, was gnt nnd lren war. (<'S war ein glückliches Ende — voll göttlicher Gnade, da er in der ganzen Reinheit eines vom Heiden-thnm ;nm Ehristeilthnm bekehrten KindeÄ cnis einem Lande der Sünde hinweggenommen wnrde. Er hatte in nnserem Dienste als ein gnter Ehrist gelebt nnd war als solcher geslorbrn, Unsere Neise n>ar fast vorüber, nnd nur sahen der Hcimalh nnd Frcnnden entgegen, aber wir hallen noch immer Strapazen uor nns; der arme Saat halte seine Heimath nnd Nnhe erreicht. Zwei trene (Gefährten hatten wir begraben, — Johann Schmidt am Anfang und Saat am Ende der Reise. Einige Meilen von dieser Stelle hielt n»5 ein widriger Wind mehrere Tage anf. Ich verlor die Gednld nnd miethete von den Arabern Kameele. IM'M wir den gangen Tag ritten, erreichten wir .^hartnm am l>.Mai l»>li5 etwa eine halbe Stnnde nach SonncnnntcrgMg. '^6 Ich ^rfalM Ipl'll''^ T^t,. Am folgenden Morgen wnrden wir ocm der ganzen europäischen Bevölkerung Khartums bewillfommnel, und ich bin ihr den ivärinsten Dank schuldig für viele freundliche Aufmerk-samkeilc-n. Äi^onsieur Vombrosio, der Director des Khartumcr Ziueiges der ,,orielUnlischeu und ägyptischen Handesgescllschnft"^), war so gütig, uus ein Hans anzubieten, Jetzt hörte ich die schmerzliche Nachricht von dem 3ode meines arme» freundes Speke. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß dieses betrübende Gerücht wahr sei, bis ich die näheren Umstände seines Todes in dein Anhange einer französischen Ucberschung seines Werkes tas. Es war nnr ein trnnriger Trost, daß ich seine (^ntdeckmMn bestätigen und Zeugniß ablegen lomne von der ^ähigteil und Ausdauer, mil welcher er seine ^eisegesellschafl ans dem unbetrcteucn Pfade Afrit'a's bis znr ersten Nilquelle geführt hatte. Da dies der Schluß der ^xpediliou ist, so wünsche ich, daß man deutlich begreife, wie sehr ich Speke's nnd (Want's Nllf unterstütze, den sie sich erwarben, indem sie in dem großen ^ietona N'yan^a die erste und am höchsten gelegene Qnelle des Nil entdeckten. Obgleich ich den Fluß zwischen den beiden Seen den „Somerset" nenne, wie er von Speke auf der Karte genaunt wurde, die er mir gab, so mnß ich doch wiederholen, daß er gan> entschieden der Victoria-Nil ist nnd der Name „Somerset" nnr gebraucht wird, um ihn in meiner Beschreibung von dem gangen Nil zn unterscheiden, der ans dem Albert N'yauza kommt. Mag die vom letztgenannten See hinzugefügte Wassermasse, größer sein als die vom Victoriasee gelieferte, die Thatsache bleibt unverändert; der Victoriasrc ist die höchstc lind querst eut-beckte Quelle; der Albertsee ist die zweite Quelle, aber der Behälter des gnnzeu Nilwassers. Zch gebrauche das Wort *) „Oriental und EyypÜan rJ riulii!^ Country," Die von d<>r Pest angerichtete Verheerung. 28? Duelle, weil es für seden Vehalter als einen Anfang oder Hauptauagangspuntt des Flusses paßt. Zch weiß recht gnt, dasj die c^ieographen darüber streiten, ob cm See eine Duelle genannt werden lann, da er seinen Ursprung ciin'in odrr uiclm Flüssen ucrdantt; da a'bcr dic uiizähli^n Strome dcr grbirgigon l^r^cildcn (>cntral-Afnta's sich in diese großcii ^chältcr l'rgic-s^'i», so nnlrdl' cs linmc^lich snu, ill^'ild ciiu'in cin^'lucn ,vll>ssc don ^>oi^ll^ zu sicbrn. ^i»c solche ^hroric »uiivdl' ^inc ^uM' ssroßcv Vcvwivriinq wrrdrit, llnd.dic Nilqnrllcn würden vielleicht für imtncr unrntschicdcn bleiben - lansend tünfligc Reisende würden ^nnicklehren, jeder >nit seiner besondern Onelle in der Mnppe, indc,!! irgend ein ,v>lis> von unbedenlender <"rö>>' ^ilm wahren Anfang des Nil gemacht würde. In Kyarlnm fand ich wenig Briefe, die mich enuarleten. Die ganze enropäische Bevöllernng des ^7rteI hatte uns schon lange uerloren gegeben, Mein Wunsch war, ohne Verzug di-reel nach England aufzubrechen, aber in de»l elenden Sndan-lande gab eo außerordentliche Schwierigkeiten. Eine zweijährige Dürrnng hatte im ganzen Lande Hungerönoih erzeugt, die von einer Rindvieh- und Kameelseuche begleitet war, welche so viele Kameele vertilgte, daft aller Handelsverkehr stockte. Von Khartum liesi sich keine Waare fonschassen; die Händler lonn-ten daher im Znneril leine Einkäufe machen: das stets armselige Land war zu Grunde gerichtet. Zn Khartum hatte die Pest oder ein böoarliger ^yphns gewüthet! uon 4(X>0 Mann schwarzer Zrnupen war nnr ein Rest von nicht ganz 400 Mann am Leben geblieben! Diese furchtbare Krankheit, die auch unser Boot heimsnchtc, hatte in den schmntzigen und überfüllten <^äßchen der Hauptstadt des Sudan entsetzlich gehaust. Der blaue Nil war so niedrig, daß selbst die Noggors, die drei ^nß lief im Wasser gingen, nicht den Fluß hinabfahren 268 Eine Zinftcrnisi, die mm« grcifc» »wchto. konnten. Da nun die Kameele todt und der Fluß unfahrbar war, so ließ sich von Sennaar und Watmedeiu» kein t^ttreidc herbringen: in Khartum war daher Hungersnoth — es gab weder Futter sür die Thiere, noch Nahrung für die Mensche». Ich konnte weder Kameele noch Boote bekommen nnd war deshalb genöthigt, in Khartum zn warten, bis der Nil hoch genug stieg, um uns in den Stand ^u setzen, durch die fischen dieser Stadt nnd Berber liegenden Katarakten zu fahren."') Wir blieben in Khartum zwei Monate. Während dieser Zeit waren wir starter Hitze und beständigen Staubstnnnen aufgesetzt, die von einer allgemeinen Venlenpest begleitet waren. Wahrlich, die Landplagen Aegyptens sind bic, anf den heutigen Tag im Sudau geblieben. Am A». Inni hatten wir den außerordentlichsten Staubsturm, drr je von den Einwohnern gesehen worden war. ,^ch saß gegen vier Uhr dreißig Minuten Nachmittags im Hofe des Hauses meines Agenten: es war lein Wind, und die Sonne glänzte so hell wie gewöhnlich au diesem wolkenlosen Himmel! da wurde plötzlich über Alles ein Duukel geworfen, — ein matter gelber Glanz durchdrang die Atmosphäre. Da ich wußte, daß dies einen Staubsturm verkündete und daß anf die gegenwärtige Windstille ein gewaltiger Sturmwind folgen werde, so stand ich auf, um uach Hause zu gehen und die Fensterladen zu verwahren. Kaum war ich aufgestanden, als ich scheinbar von Südwesteu eiue massive .^telte gewaltig großer brauner Berge hoch ' Wassmnangcl im blauen Ni!, wie ich ihn hicr boschricbm habc, ist clli Bcwciö für dic Nichligkit dcr Ansicht, daß llMcräM'tcn smic ^fistcn; bcn cMcrcn Thcil dcö Iahrcü hindnrch dcr Wasscrmasse dcö w^ißcn Nil vcrd.inkt. (5'inc entschlichc Ladung Tclaucn. 369 und die eigenthümliche Stille verlieh der Sache einen drückenden Charakter. Wir befanden uns in einer „Finsterniß, das; man sie greifen mochte." Plötzlich kam der Wind, aber nicht mit der Heftigkeit, die ich erwartet hatte. Es waren zwei Personen bei mir, Michael Latfalla, mein Agent, nud Monsieur. Lombrosio. Die Finsterniß war so stark, daß wir versnchten, unsere Hände zu erkennen, wenn wir sie dicht vor die Angelt hielten; —nicht einmal einen Umriß derselben konnte man sehen. Dies danerte über zwanzig Minuten: dann verging es schnell, und die Sonne schien wie vorher; aber wir hatten die Finsterniß gegriffen, die Moses über die Aegypter verhängte. Die ägyptische Regierung war, wie es schien, von einigen europäischen Mächten gedrängt worden, Maßregeln zur Unterdrückung des Sclauenhaudels zu ergreifen; ein Dampfboot hatte demnach Befehl erhalten, alle mit dieser schmachvollen Fracht beladencn Fahrzeuge aufzubringen. Zwei Fahrzeuge waren ergriffen nnd nach Khartum gebracht worden, die 850 menschliche Wesen enthielten! — sie waren wie Sardellen zusammengepackt, indem die Lebenden nnd die Sterbenden zusammeneitcrteu uno die Todten unten darunter lagen, Europäische Augenzeugen versicherten mir, daß die Ausschiffung dieser furchtbaren Ladung sich gar nicht entsprechend beschreiben lasse. Die Sclaven waren in einem Zustande des Verhungerns, da sie mehrere Tage nichts zu essen gehabt hatten. Sie wurden in Khartum gelandet; die Todten und viele der Sterbenden wnrden an den Knöcheln gebunden und von Eseln anf der Erde durch die Straßen geschleppt. Unter dieser so dicht zusammengepackten Masse von Schmutz uud Elend war der bösartigste Typhus oder die Pest entstanden. Als sie an's Land kamen, wnrdcn die Frauen von den ägyptischen Behörden unter die Soldaten vertheilt. Diese Geschöpfe brachten die Pest nach Khartum, die, gleich einem über dieses Land der Sclaverci und des Greuels verhängten Fluch, sich wie Baler, Der Äldcrt N'ya»za. II. Ill 290 Mahommcd Her in Khartum verhaftet. ein Feuer durch die ganze Stadt verbreitete und die Regimenter wegraffte, die das entsetzliche Vermächtuiß aus der ilu Sterben liegeudeu Sclaveuladung crhalteu hatten. Uuter Audcreu war vou dcn Behörden auf die Beschuldigung wegen Sclavenhaudels ciu österreichischer Unterthau gefangen genommen worden, der sich damals im Gewahrsam des Consuls befand. Das französische Consulat in Aleraudria hatte cincu frauzösischen Herrn, Monsieur ("armer, uach Khartum gesandt, um über den Scla-vcnhandel cine besondere Untersuchung anzustellen; er widmete sich der Sache mit vieler Energie. Während ich in Khartum war, fand ich zufällig Mahom-med Her, den Wekil von Tschenuda's (Gesellschaft, der meine Mannschaft zu einer Meuterei in Matura angehetzt und meine Deserteure in seinen Dienst genommen hatte. Ich hatte versprochen, an diesem Burschen ein Exempel zu statuircu; ich hatte ihn daher verhaftet uud uor den Divan gebracht. Mit äußerster Frechheit läuguete er, mit der beschichte irgend etwas zu thuu gehabt zu haben, uud ebeuso, uon der gänzlichcu Vcruich-tung seiner Gesellschaft und meiner Menterer durch die Latukas auch nur das Geringste zu wisfeit. Da ich in meiner eigenen Mauuschaft eineu Haufel, Zeugen hatte, nud auch uoch andere, die ich in Khartum faud, nud die damals zu Kurschid's Gesellschaft gehört hatten, so wurde seine unverschämte ^üge dargelegt und er überführt. Ich beschloß, daß er bestraft werden müsse, um ein Beispiel zu geben, das jedem Cugläuder, der künftig in dieseu Gcgeudeu reist, Achtnug sichern werde. Meine Mannschaft uud Alle, mit denen ich in Verbindung gestanden, waren daran gewöhnt, auf Alles, was ich versprochen hatte, sich unbedingt zn verlassen, und die Bestrafung dieses Maunes war ciu ausgesprochener Eutschluß gewesen. Ich ging iu den Diva» und verlangte, daß er gepeitscht werde. Au der Stcllc des verstorbenen Musa Pascha war da- Mahommcd her wird bestraft. 291 mats Omer Bey Gouverneur bes Sudan. Er saß auf dem Divan in dein großen Gcrichtssaalc am Flusse. Er gab mir eili Zeichen mit der Hand, mich an seine Seite zu sehen, und reichte mir seine Pfeife, rief den diensthabenden Officier und ertheilte die nöthigen Befehle. In einigen Minuten wurde dcr Gefangene, von-acht Soldaten begleitet, in den Saal geführt. Ein Mann trug eine etwa sieben Fuß lange starke Stange, in deren Mitte sich eine doppelte Kette befand, die festgenietct war und eine Schlinge bildete. Der Gefangene wurde sofort niedergeworfen, so daß er mit dem Gesicht auf der Erde lag, während zwei Männer seine Arme ausstreckten und sich auf dieselben sehten; dann wnrden seine Füße in die Schlinge der Kette gestellt, die Stange herumgedreht, bis sie fest gesichert waren, und so weit von der Erde in die Höhe gehoben, daß die Fußsohlen bloßgestellt wurden. Zwei Männer standen mit gewaltigen Flnßpfcrdpeitschen da, auf jeder Seite einer. Nachdem der Gefangene auf diese Art gesichert war, wurde dcr Befehl gegeben. Die Peitschen wurden auf höchst wissenschaftliche Weise angewaudt, und nach den ersten fünf Dutzenden heulte der schurkische Sclavenjäger ganz lustig um Gnade. Wie oft hatte er unglückliche Sclavinnen bis zum Uebermaß gepeitscht, und was für Mordthaten hatte dieser Wicht begangen, der jetzt um Gnade heulte! Ich bat Omer Bey, nach 150 Hieben die Bestrafung einzustellen und ihm öffentlich im Divan zu erklären, daß er diese Strafe erhielt, weil er versucht habe, die Expedition eines englischen Neiscnden zu vereiteln, indent er meine Bedeckung zur Meuterei anhetztc. Nachdem diese Sache vorüber — alle meine Rechnungen bezahlt — und meine Mannschaft mit den Händen voll Geld entlassen war, — war ich zum Aufbruch uach Aegyptcn bereit. Der Nil stieg hoch genug, um die Fahrt durch die Katarakten zu ermöglichen, und am 30. Juni nahmen wir von allen 392 Wir halten beinahe Schissbruch gelitten. Freunden in Khartum und von meinem sehr freundlichen Agenten, Michael Latfalla, wohlbekannt als Hallil el Schami, der höchst großmüthig alle nleinc Wechsel auf Cairo einlöste, ohne das geringste Agio anzurechnen, Abschied. Am Morgen des 1. Juli segelten wir von Khartum nach Berber. AIs wir uns den schönen Vasalthügeln näherten, durch welche der Fluß auf seinem Laufe von Khartum her strömt, war ich überrascht, den großen Nil zu der geringfügigen Breite von zweihundertundvierzig bis dreihundertundsechzig Fnß verschmälert zu sehen. Auf beiden Seiten von hohen Vasaltklip-pcn eingeschlossen, die sich wie Mauern erheben, fließt die ungeheure Wassermasse des Nil in großartiger Weise durch den romantischen Engpaß, während das Wasser in sich kräuselnden Wirbeln aufwallt, die zeigen, daß unten 'in seinen gewaltigen Tiefen seinen Lauf versperrende Felsen liegen. Bei der Fahrt über die Katarakten wurde unserer Reise beinahe ein Ende gemacht. Ans den Felsen lagen an verschiedenen Stellen viele Gerippe gescheiterter Fahrzeuge. Als wir bei vollem Segel vor einem starken Winde dahinflogen, gerie-then wir, indent wir über einen Katarakt hinabführen, auf cine Sandbank, glücklicherweise nicht auf einen Felsen, sonst waren wir in Stücke gegangen wie eine Glasflasche. Die furchtbare Gewalt des Stromes, der gegen zehn bis zwölf Meilen in der Stunde durchlief, trieb das Fahrzeug sofort mit der Breitseite auf die Vank. Etwa hundertundachtzig Fuß weiter unten lag ein Felsenrücken; es schien gewiß, daß wir auf denselben getrieben werden mußten, wenn wir die Bank verließen, auf der wir gestrandet waren. Der Reis und die Mannschaft verloren, wie gewöhnlich in solchen Fällen, dic Köpfe. Ich leerte einen großen wasserdichten Mantelsack ans und band ihn mit Stricken zusammen, so daß er für meine Frau und Nicharn, die Beide nicht schwimmen konnten, eine Rettungsboje bildete; die Zwischen Katarakten gestrandet. 293 Landkarten, Tagebücher und Beobachtungen packte ich in eine eiserne Büchse, die ich mit einem Schlepptau an den Mantelsack befestigte. Es hatte den Anschein, daß wir die Expedition mit Schiffbrnch beendigen nnd dadurch meine ganze Sammlung von Iagdbcnte verlieren sollten. Nachdem ich die Vorbereitungen zur Rettung vollendet hatte, übernahm ich das Kommando des Fahrzeugs und brachte die schnatternde Mannschaft zum Schweigen. Mein erster Befehl war, stromanfwürts einen Anker auszulegen. Dies geschah. Das Wasser war seicht, nnd das große Gewicht des Ankers, den zwei Männer auf den Schultern trugen, setzte dieselben in den Stand, der Strömung zn widerstehen nnd bis an die Hüften im Wasser etwa hundertnndzwanzig Fuß den Strom hinauf auf die Sandbank zu waten. Auf diese Art gesichert, befahl ich der Mannschaft, das Ankertau aufzuholen. Die große Gewalt der Strömung, die auf die Breitseite des Fahrzeugs drückte, während fein Vorder-theil stromaufwärts geankert war, trieb es allmälig hernm. Nnn waren alle Hände beschäftigt, den Sand wegzuräumen und eine Durchfahrt herznstellen. Während die Mannschaft den Sand mit Händen nnd Füßen los machte, führteil die gewaltigen Stromschnellen denselben hinweg. Wir blieben fünf Etnn-deu in dieser Lage, wobei das Boot riß und fich halb mit Wasser füllte; wir stopften jedoch das ^eck zu, das durch das Ziehen an seinem Nippenwerk entstanden war, und nachdem wir mit vieler Anstrengung in der schmalen Sandbank einen Kanal freigemacht hatten, kam der Augrublick, das Antcrtau auskaufen zu lassen, das Segel aufzuziehen und auf den von Westen kommenden starken Wind zu vertrauen, daß er uns an den Felsen vorbeiführe, die wenige Schritte von uns nach Norden lagen. „Laßt los!" und als Alles bereit war, wurde das Segel losgelassen; es füllte sich in dem starken Winde mit 294 Ausbruch von Verber mich Su^tim. einem lauten Knall, und das Vordcrtheil des Fahrzeugs schwang sich durch die Gewalt des lindes und Stromes herum. ,^ort flogen wir! — ciuen Augenblick kratzten wir auf etwas Harten: wir standen auf dem Verdeck nnd beobachteten die gerade vor nns liegenden Felsen, während die Stromschnellcn laut um nnser Voot brausten, als es auf etwas losschoß, was sicherer Vernichtung ähnlich sah. Ein zweiter Augenblick, uud wir fuhreu iu der siedenden Brandung wenige Zoll von den Felsen hin. Hnrrah, wir sind vorbei! Wir schlüpften an der Gefahr vorüber, flogen längs den Stromschnellen dahin nud eilten dem thenren England zu. Wir gelangten nach Berber, dein 5?rte, von welchem aus nur vor mehr als vier Jahren unsere Atbara^Expedition antraten. Hier wurden wir von Monsieur und Madame Laf-fargnc, einem französischen Herrn und seiner reizenden Gattin, die viele Jahre lang im Cuban gewohnt hatten, höchst gast-freundschaftlich anfgenommcn. Von ganzem Herben sage ich allen Franzosen, die ich in diesen wilden Ländern getroffen habe, meinen Dank f>",r zarte Anfmerksamleiten, die ich wie unerwartete Blumen in einer Wüste schätzte. Ich kann unr hoffen, daß Franzose»,, im Fall sie es bedürfen, von meinen Landsleutcn dieselbe Freundlichkeit erfahren, wenn sie in Ländern reisen, die weit entfernt vom schönen Frankreich liegen. Ich entschloß mich, den Weg über das Rothe Meer nach Aegyvten zu nehmen, anstatt während des heißen Monats August durch die schreckliche Korosko'sche Wüste zu ziehen. Nach einigein Verzug bekam ich Kameele nnd brach in östlicher Richtung nach Eunkim auf, von wo ich hoffte ein Dampfboot nach Suez zu erhalten. Dieser Weg von Verber ans ist nicht die gewöhnliche Kara-wanenstraßc. Das 5/and war in Folge der Empörung aller im ägyptischen' Dienste stehenden schwarzen Truppen in der Tata- Gin Baum in der Wüste. 295 Proving in einem ziemlich bcnnruhigten Zustande, und die Ha-dendowa-Araber, die zu keiner Zeit die Besten ihrer Nace sind, waren sehr aufgeregt. Während der ersten acht Tagereisen gab es kein Wasser, answer ans zwei Stationen; ^ der Weg ging durch Wüste. Unsere Gesellschaft bestand aus meiner Frau, Nicharn, Achinet und ,Z6neb; die letztere war ein sechs Fuß langes Mädchen vom Dinkastamme, in welche Micharn während unseres Aufenthaltes in Khartum sich verliebt uud die er gehei-rathet hatte. Zi)neb war ein gntes Mädchen, ziemlich hübsch, so kräftig wie eine Giraffe und eine gute Köchin; für Nicharn eine sehr werchvolle Eroberung. Ihr Gatte, der mein treuer Begleiter gewesen, war jetzt ein reicher Mann; er war der Besitzer von dreis;ig Napoleond'or, dem Neberschutz seines Lohnes. Nchmet war ein ägyptischer Diener, den ich kürzlich in Khartum augenommcn hatte. Auch einem Schweizer Missionar hatte ich den Schntz unserer Gesellschaft angeboten. ^'ines Tages erfpähten wir während der Miltagshitze, nachdem wir einen langen Marsch in der brennenden Sonne durch eine baumlose Wüste gemacht hatten, in der Ferne einen einsamen Baum, zu dem wir wie zu einem Frennde eilten. Als wir ankamen, fanden wir seineu Schatten von einer Anzahl Hadcn-dowa-Arabcr eingenommen. Wir stiegen von nnseren Kameelen uud ersuchten sie, zuzurückeu und für nnsere Gesellschaft Platz zu machen, — denn ein Baum in der Wüste ist gleich einer Wasserauclle: jeder Reisende kann ihn theilen. Weit entfernt, den gewünschten Platz zu machen, weigerten sie sich höchst frech, uns den Baum theilen zu lassen. Als Richarn versnchte Besitz zu nehmen, wurde er roh auf die Seite gestoßen, und ein Araber zog sein Messer. Achmet hatte eine Kardätsche (Flußpferd-peitschc) in der Hand, die er bei seinen, Kamee! benutzt hatte. Die Erhebung derselben zur Drohnng gegen den Araber, der sein Messer gezogen hatte, war das Signal zu Feindseligkeiten. W6 (5im> Pnisscl.'i in dcr Wiisto. Heraus blitzten die Haudegcn aus ihren Scheiben! nnd dcr Vorsteher der Gesellschaft richtete einen gutgeziclten Hieb nach meinem Kopf. Ich varirlc den Hieb mit meinem Sonnenschirm nnd crividcrtc ihn mit einem raschen Stoß gerade in den Mnnd; die Spitze dcr friedlichen Waffe drang bis in seine Kehle mit solcher bemalt ein, daß er auf den Rücken fiel. Fast in demselben Augenblick mußte ich einen zweiten Hieb von Einem aus der Menqe parircn, dev meinen Schirm vollständig zerschmiß und mich meinen übrigen Waffen, einem etwa vier Fnß langen festen türkischen Pfeifenrohr und meiner Faust, überließ. Zudem ich mit dein Pfeifenrohr parirte, zur Erwiderung nach dem Gesicht stieß nnd tüchtig mit der linken Hand schlug, ermöglichte ich es, drei bis vier Mann der Gesellschaft abzuwehren nnd auf ihren Rücken zu erhalten, bekam aber, während ich einen Schlag versehte, auf den linken Arm einen unbedeutenden Hieb mit einen: Degen, dcr mich gerade streifte, als ich den Eigenthümer niederwarf und entwaffnete. Meine ^ran hob den Degen auf, da ich keine Zeit hatte, mich zn bücken, nnd sie wehrte sich gut mit ihrer neuenvorbenen Waffe, die ein entwaffneter Araber ihr cntwiuden wollte, der aber nicht wagte, der blanken Klinge zu nahe zn kommen. Ich hatte den Kampf ganz nach meinem Sinne gehabt, da unter dem Banme (dessen Zweige bis ganz nahe zur Erde herangingen) die Araber, dic den Gcbranch dcr Spitze nicht kennen, ihre Degen nicht bcnntzen tonnten, weil ihre beabsichtigten Hiebe von den Aesten aufgefangen wurden. Kraftiges Stoßen nnd gerades Schlagen machte den Vanm frei, und die Gesellschaft zerstreute sich rechts nnd links, von Richarn und Achmet verfolgt, die mit Doppelbüchsen bewaffnet waren. Ich war entschlossen, die ganze Gesellschaft wo möglich zu entwaffnen. Einer der Araber, dcr eine Lanze trng, stürzte heran, um Richarn von hinten anzugreifen; aber Zmieb gehörte zu dem kriegerischen Dinkastammc; sie bewaffnete sich mit dem aus Nrauo, Zoned! 297 hartem Holz gemachen Stiele der Axt und ging in dm Kampf ssleich ,,Jeanne d'Arc;" zu ^ticharn's Befreiung eilend, gab sie dem Araber einen solchen Schlag auf den Kopf, daft er auf der Stelle niedersank; dann ergriff sie seine Lanze und entwaffnete ihn. So bewaffnet stürbe sie sich in die dickste Schlägerei. „Bravo, Zimeb!" schrie ich vor ^rcnden. Ich nahm einen dicken Stock, den einer der Araber hatte fallen lassen, rief Nicharn nnd unsere kleine Gesellschaft zusammen und griff die wenigen Araber, die noch immer Widerstand leisteten, an; sie wurden sofort niedergeschlagen und entwaffnet. Der Anführer der Gesellschaft, welcher der Erste gewesen war, der den Degen zog, und einen Mnnd voll Sonnenschirm erhielt, hatte sich nicht von der Stelle bewegt, wo er fiel, sondern vertrieb sich die Zeit mit Husten uud Spucken. Jetzt befahl ich, ihn zu binden, und drohte, ihn an den Schwanz meines Kameels zn knüpfen und als (befangenen zum Gouverneur von Suakim zu führen, wenn er nicht alle diejenigen seiner Gesellschaft riefe, die davon gelaufen waren. Sie standen jetzt in einiger Entfernung in der Wüste, und ich bestand auf der Ablieferung ihrer Waffen. Da er gänzlich geschlagen und eingeschüchtert war, so besprach er sich mit denen, die wir gefangen genommen hatten, und die Sache endete damit, daß alle Waffen abgeliefert wnrdcn. Wir zählten sechs Degen, elf Lanzen und einen Haufen Mefser, deren Zahl ich vergessen habe. Ich befahl der ganzen Gesellschaft, sich in eine Reihe zu stellen, und ließ ihnen die Wahl, ob die Rädelsführer eine Peitschenstrafe von mir annehmen wollten, oder ob ich sie an die Kllineelschwanze binden lind zum türkischen Gouverneur von Suakim führeu sollte? Sie wählten sofort das Erstere; ich rief sie aus der Reihe heraus und befahl ihnen, sich anf die Erde zu legeu und die Strafe in Empfang zu nehmen. Sie unterwarfen sich wie Hunde; Nicharu und Achmel stall- 298 Wir setzen über die Verqe. den mit ihren Peitschen über ihnen, für das Losungswort bereit. In diesem Augenblick kam ein alter weißköpfiger Araber von meiner Karawane zu mir; er tnicte nieder, strich mir mit seinen schmntzigeu Händen den Part nnd flehte für die Verbrecher nm Gnade, Da ich den nrabischeit Charakter bnrch nnd dnrch kannte, so erwiderte ich! „Sie sind erbärmliche Hunde, nnd ihre Degen sind gleich den Federn eines Hnhns; sie verdienen Peitschenhiebe, aber wenn mi weißes Haupt mn Gnade bittet, so soll sie gewährt sein. Gott ist gnädig, nnd wir sind Alle seine Kinder." So wurde die Cache zu unserer „^nfricdenheit beendet. Die Lanzen zerbrach ich auf einem Felsen alle in kleine Stücke und befahl Z«wcb, mit dem Holz der Griffe ein Feuer anzumachen nnd etwaö Kaffee ;n kochen; die Degen banden wir in ein Bündel zusammen, nnd die Lanzenspitzen nnd Messer packten wir in einen Korb, nntcr der Vedingnng, daß sie bei nnserer Anknnft an der letzten Quelle, wo es dann unterwegs jeden Tag Wafser gab, ihren Eigenthümern wieder übergeben werden sollten. Von dieser Stelle an brauchten wir keine Fnrcht zu haben, das; unsere Kameelc gestohlen und wir in der Wüste int Stich gelassen würden. Alü wir einige Tage später an die Quelle gelangten, stellte ich, wie ich versprochen hatte, die Waffen ihren Eigenthümern zn, die nnscrcr Gesellschaft gefolgt waren. Suatim liegt etwa 275 Meilen von, Nil bei Berber. In Kokreb, ungefähr in der Mitte des Wegs, traten wir in die Bergkette ein, die fich von Snez parallel mit dem Nöthen Meere nach Süden erstreckt; viele Theile dieser Kette liegen vier- bis fünftausend Fuß über dem Meeresspiegel. Die Berge waren außerordentlich schön; ihre jähen Wände von unfruchtbarem Felsen zeigten prächtige Schichten von rothem nnd grauem Granit mit ungeheuren Massen kostbaren rothen und grünen Porphyrs. Viele Hügel bestanden aus Basalt, der so schwarz war, daß während einer Der erste Anblick des Meeres. 299 ycmM Tagereise die Oberfläche des Landes wie eine ungeheure Steinkohlenwüste aussah, wo die Kohlen in abgebrochenen Hügeln und Blöcken über die Erde hingcstrent waren. Kokreb war eine liebliche Oase unter den hohen Bergen, mit einem Wald von niedrigen Mimosen in vollem ^anbe nnd einem von den Bergen rinnenden Strom, dem Erzeugnis eines kürzlichcn Gewitters. In diesem gangen ^ande giebt es keine Flüsse, die man ans einer Vandkarte berücksichtigen könnte; die Bcrgströme entstehen blos durch heftige Gewitter, die wahrend der Regenzeit vom Znni bis Ende Angnst mehrere Male auf die Berge fal-leu, toben ungestüm anf ihrem steinigen Wege hin nnd vertrock nen in wenigen Stnnden, indem sie sich in dem Sande der Wüste erschöpfen. Einige Tage lang ging nnser Weg in einer tiefen Schlucht zwischen erstannlichen Klippen hin; dies war das Bett eines Bergstroms, der sich nach schweren Gewittern durch die sich nach Osten abdachenden Berge ergoß; in ihm befanden sich Teiche mit sehr schönem hellen Wasser. Die Winkel zwischen den Klippen waren an vielen Stellen mit lieblichen grünen Bäumen beseht. Es war etwas Außerordentliches, die Gewandtheit der >iameele zn beobachten, wenn sie die schwierigsten Passe erkletterten nnd ihren Weg zwischen den Felsen und Steinen heraussuchten, welche die Straße versperrten. An vielen Stellen wnnte man Kameele an den grünen Mimosenbüschen weidli, sehen, die hoch anf den Bergen zwischen den Felsen standen und die Thiere an Plätze gelockt hatten, von denen ich nicht geglaubt, daß dieselben sie hätten erreichen können. Nachdem nur vom Nil in Berber aus vierundzwanzig Tage gereist waren, kamen wir ans dem Gebirgspaß heraus nnd hatten von der hochgelegenen Ansmündung desselben eine plötzliche lind höchst willkommene Ansicht des Nöthen Meeres. Wir stiegen nun rasch hinab, — die Hitze nahm mit jeder Stunde zu, — nnd nach einem langen Tagemarsch übcrnach- 300 Ankunft in Snnkim. teteu nur wenige Nteilcn uon ^lialim. Am folgenden Äc'orgcn zogen wir in der Stadt ein. Suakim ist eine ansehnliche Stadt; die Häuser sind alle aus Komllrn gebant. Die Hauptwohnungen, das Hollhaus und die Regiernngsgebäude liegen auf einer Insel iin Hafen. Wir wurden vom Gonverneur, Mumtaz^ö Bey, mit großer Aufmerksamkeit empfangen; er war so freundlich, uns ein Haus anzubieten. Die Hitze war furchtbar; der Thermometer zeigte 115" und in manchen Häusern 120" Fahrenheit. Es unterliegt keinem Hweifel, daß Snakim für alle Aus-und Eiufuhr aus uud nach den Sudanproviuzen der Hafen wäre. Würden von Suez alls eine Reihe Dampfboote eingerichtet, nm bei einem mäßigen Frachtgeld in Suakim anzufahren, so würde die Stadt sehr emporkommen, da die geographische Lage fie als den Kernpunkt für allen Handel mit dem Innern bezeichnet. Gegenwärtig giebt es feine Regelmäßigkeit: die einzigen Dampfboote, die in Suatim anlegen, find diejenigen, welche der Abdnl-Azziz-Gesellschaft gehören, die zwischen Suez und Dfchidda Handel treibt. Obgleich sie für bestimmte Zeiten öffentlich angezeigt werden, so besuchen sie doch Snakim nur, wenn sie es für paffend halten, und ihre Preise sind höchst übertrieben. Bei unserer Anknnft war kein Dampfboot dort. Nachdem wir etwa vierzehn Tage in gewaltiger Hitze gewartet hatten, t'am die ügyptifche Dampffregatte von ^2 Kanonen, Ibra-h i meya, mit einem Regiment' ägyptischer Trnppcn unter blasser Pascha an, welches die Empörnng der schwarzen Truppen in Kassala, zwanzig Tagemärschc im Innern, unterdrücken sollte. Der General Giaffer Pascha und Mnstapha Bey, der Kapitän der Fregatte, gaben uns, zu Ehren der Vollendung der Nileutdecknng, ein Gastmahl am Bord in englischer Art. Giafscr Pascha stellte uns in höchst freundlicher Weise die Fre- Ankunft in Suez. 301 gatte zur Perfngnng, um uns nach Suez zu bringen, und er sowohl als Mustapha Bey benn'lhten sich anf alle Art, es uns bequem zu machen. Man hatte Befehl zur Abfahrt erhalteil, aber plölzlich wurde die Ankunft eines Dampfschiffes signalisirt. Dies war mi Transportschiff mit Truppen. Da es sofort uach Suez zurückkehren sollte, so zog ich lieber das schmuhigc Transportschiff vor, als daß ich mich einer weiteren Verzögerung aufsetzte. Wir fuhren von Suakim ab und langteu nach fünftägiger Reise in Suez au. Als wir aus dein Dampfer au'Z Land kamen, befand ich mich wieder in einem englischen Hotel. Der geräumige innere Hof war wie cine offene Halle eingerichtet; es gab in ihm ein Büffet für Erfrischungen, dabei „Allsopp's Weißbier" frisch vom Fasse, mit einer Eisbeglcitung. Welches Elysium!! Die Betteu hatten Bettt ü ch e r und Kopfkisscu überzüge! Ich hatte Jahre lang keines von beiden besessen. Das Hütel war gedrängt voll Passagiere, die nach Indien reisten, voll rosige, blühende englische Damen und Hänfen meiner Landsleute. Ich fühlte mich geneigt Jedermann anzureden, ^lixl) nie war ich so in meine Landsmünner nnd Landsmänninnen verliebt; aber sie (ich meine die Damen) hatten alle große Haarbällc an ihren Hintert'ö'pfen!! Welch' außerordentliche Veränderung! Ich rief Nicharn, meinen Lieblingswildcn aus dem Herzen Afrika's, um sie zu bewundern. „Nun Nicharn, sehen Sie sie einmal an!" sagte ich, ,,Was meinen Sie von den englischen Damen? he, Nicharu? Sind sie nicht liebenswürdig ?" „Wah Illahi!" rief der erstaunte Richarn aus, „sie smd schon! Welches Haar! sie sind nicht wie die Negerwilden, die anderer Leute Haar in ihre eigenen Köpfe hineinarbeiten; das ihrige ist alles wirtlich — alles ihr eigenes — wie schön!" W2 Abschied uon Afrika. „Ja, Nicharn," erwiderte ich, „alles ihr eigenes!" Dies war meine erste Bekanntschaft mit dem „Ehignon." Wir tamen in Eairo an, und ich brachte Nicharn nnd sein Weib in einer bequemen Stelle, als Privntdiener bei Mr. Zech, dem Herrn von Shcppard's Hotel, unter. Das Zeugniß, das ich ihm gab, war der Art, daft ich glanbe, es hat ihm Dienste gethan. Er hatte einen außerordentlichen sittlichen Muth ssezeigt, indem er s^ine ursprüngliche (Gewohnheit des Trnnkes gänzlich abgelegt hatte. Ich verließ meinen allen Diener mit einem Herben, das zn voll war, nm Lebewohl zn sagen; ein warmer Drnck seiner railhen, aber ehrbaren schwarten Hand, nnd das Pfeifen des Eisenbahnzngeü erlünte, ^ >uir waren fort! Ich hatte Nicharn verlassen; er war von meinet! Leuten der Vehte. Die Vergangenheit erschien wie ein 'Traum — der sausende Ton des Wagenzngcs erneuerte die Begriffe der Civilisation. War ich wirtlich von den Nilquellen gekommen? Es war lein Tranm. Vor mir faß ein Zeuge; ein noch jngend-liches Gesicht, aber bronzirt wie ein Araber von einer brennenden Sonne, der es Jahre lang allsgesetzt war, hager nnd abgezehrt von Strapaze und Krankheit, und von Sorgen nmschattet, die nuu glücklich vorüber waren; die fromme Gefährtin anf meiner Pilgerfahrt, der ich Erfolg nnd Gebell verdankte — meine (Gattin. Ich hatte ans England Briefe erhalten, die im brkischen Consulat gcwartel hatten; ^ der erste, den ich öffnete, benachrichtigte mich, daß die königliche geographische Gesellschaft mir die goldene Bicloria-Medaille znerkannt habe, zn einer Zeit, wo sie nicht wußte, ob ich uoch lebte oder todt sei, und wo der Erfolg meiner Expedition noch unbekannt war. Diese Würdigung meiner Anstrengungen war die wärmste Begrüßung, die mir bei meinem Eintritt in die civilisirte Welt nach so vieljährigen» Aufenthalt unter Wildeil zu Theil werden konnte' sie machte Schluß. 303 die Vervollständigung der Nilqnellen doppelt angcnehin, da ich die Erwartlmgen erfüllt hatte, welche dk' geographische Gesellschaft in so großmüthiger Weise ausgesprochen, indem sie mir ihre Medaille überreichte, ehe meinc Arbeit gethan war. Ende des zweiten Bandes. Druck von G. Päh in Naumburg. __________ . . VO3t > .. , j s -t______________ L'XÜ Di;.N itKISEltOrTK.X die iu seiner im Jahre 1864 gemachten Entdeckung führten, ------^^^,------ __________.Jena, Hermann Cosleuoble. ________ Massstäbe: Englische Seemeilen. o 5___to " to 3o . y ___f° ____* Englische Meilen. 0 i___W ___g) ___M ^» 50 ___«____70 gO y y Jiaker's Reiseroute . Aireise den 26. Maert 1S63. MJck&rdm2fM weitere. Ausdehnung i nbekarmt. ü Z I (x E FulIj ir# KEIEWE ' E/Senfetn-Hnferi. für den See. Bö, Vvira. verxfimaiertsiA, j$r Tknganxihi/See, bitaufetnn SMeüerv vrutroaidetsichNNWaber seine- TxärdLukerv&renxen- s'J^d unbüstimrrtf,. Gegenüber schiewuvsick. die Servo nordwärts neii überdenetBxnhinausfortzusetzen,. li^Geogr.SxJM, tjermnN«, Ein Ge^ch^er. Lebensbild. Dritte Abtheilung. 2 Bde. «. bro^^^HIrX. Nobilllw, D. Gräfin lwl/HVl ^H^X Historischer Roman. Zwei starke Ääude. ^/^^l.'»M>V^3i)^. X Emald, Adolph, ^culi^^^G^i^^'. Ein Strauß Geschichten. 2 Bde. 8. ^Hp-^ÄMM / Ventschc Fchiihen, Turnu Verfasser der Romaue : „Die Ritter der Iu^ftfM.^"Herren vom Kleeblatt" :c. »c. 4 Bde. 8. eleg. broch. 5 Thlr. Grrstncl^r, Friedrich, ltutcr den Penchuenchen. Chilenischer Roiliau. .'i Bde. 8. broch. 4^ Thlr. Marr, ^. L.. Das Ideal und die Gegenwart. 8. elcg. broch. l V, Thlr. Miihllmch, Louise, Marie Antoinette nnd ihr Sohn. Historischer Romau. li Bde. 8. eleg. broch. 6^^ AM.. Nrchtrih, Friedrich non, Eleazar. Eiue E:zählnng aus dcr Zeit des großen jüdischen Krieges im ersteu Jahrhunderte nach Christo.