j^afOonscDe-Triissions- Mschrift ÖerSööne Des Qsgst. Qenen3 i)esu. OrflaTi öcsITlarien-'Dercin fflrflfriftn m Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Oostzusendung 2 K = 2 flbk. = 3 yrankee. Missionshaus Milland bei Wriren, Tirol. ^ricfäaften der Hledcrklion. R. T. in U. Die letzten Hefte wurden von St. Jakob zurückgeschickt (recht ungeschickt!) mit Bemerkung „abgereist". Ich schicke die Hefte nach XI. Gruß. P. Sch. in K. Hoffentlich iverden Sie nicht auch von jener fatalen Schlafsucht angesteckt! Hoffe bald viel! N. N. Es würde uns gewiß sehr freuen, wenn Sie den „Stern" unter Studenten verbreiten; sehr hoher Rabatt wird jedem Studenten, sei es in oder außer dem Konvikte, gewährt. Hoffe vick von Ihrem Fleiße. P. K. in N. Ihr Urteil über Ihre Leistung ist zu pessimistisch. Wenn möglich, bitten wir wieder. M. R. in I. Noch immer nichts gehört. Jetzt anderswo? ■gtcöaßiionsfdpfug am 13. September 1906. $ur ^eaö^tunql 1. Solange keine ausdrückliche Abbestellung erfolgt, gilt die Abnahme der Zeitschrift als Abonnementsverpflichtung. 2. Unter dem Titel Abonnements erneu erung tu erb eit wir jeden Monat ans dem Umschlag die Schleifennuinmcrn jener Abonnenten veröffentlichen, welche während der Zeit, die dort verzeichnet ist, ihr Abonnement erneuert haben. Wir bitten deshalb unsere Abonnenten, stets ihre Schleifennummern zu beachten und sich zu vergewissern, indem sie dort nachsehen, ob der Abonnementsbetrag zu uns gelangt ist. 3. Um nicht jährlich den Abonnementsbetrag einsenden zu müssen, möchten einige Abonnenten wissen, wie viel ein lebenslängliches Abonnement des „Stern der Neger" kostet. Zu diesem Zwecke wurde die Summe von 50 Kronen oder 50 Mark bestimmt. 4. Wer mindestens 20 Kronen einsendet, kann als Taufpate eines Negerkindes fungieren und ihm den Namen, den er will, beilegen. 5. 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Er bekleidete sich mit einem schönen, goldgeschmückten Violetten Mantel, gelben Lederschuhen und rotem Fez und geleitete uns unter die Strohveranda einer großen Hütte. Wir nahmen auf einem bedeckten Bettgestell und einem Stuhle Platz, während der Sultan und seine Begleiter stehen blieben. In unserer Nähe stand ein eigenartig geschmücktes Weib, das mit einer Art Schürze bekleidet war und auf dem Kopf einen Strohhnt mit vielen wehenden Federn trug; in der Hand hielt es einen zierlich geschnitzten Holzschcmel, der mit vielen kleinen Glöckchen behängen war, welche bei jeder Gelegenheit läuteten. Diese Amazone war die ältere Schwester des Sultans und, wie es schien, eine Zauberin. Mwuto trug jetzt einen langen, dünnen Vollbart, während er bei unserer Ankunft einen kleinen, dichten, sich eng ans Kinn anschmiegenden Bart gehabt hatte. Ich fragte ihn nach der Erklärung dieser seltsamen Erscheinung und er rollte und drehte den Bart in einer Weise zwischen seinen Fingern zusammen, daß es aussah, als habe er nur einen kurzen Bart. Diese Sitte, den Bart bald lang und bald zusammengedreht zu tragen, bemerkte ich auch an anderen Orten. Am rechten Arme trug Mwuto eine Menge kleiner Hölzchen: es waren die Amulette seines Vaters Ndoruma, welche ihm dieser, als seinem Nachfolger, sterbend hinterlassen hatte. Mwuto beklagte sich über Wandu, der sich ihm nicht unterwerfen wolle. Ferner klagte er über die zweideutige Stellung, in der er sich wegen der Teilung seines Gebietes zwischen Sudan und Kongostaat befinde. Als Grenze zwischen Sudan und Kongostaat war von Anfang au die natürliche Linie der Wasserscheide zwischen Nil und Kongo bestimmt worden. Später aber wollten die Belgier den 5. Breitegrad als Grenzlinie haben; ferner errichteten sie zwei Posten: einen in der Nähe Mwutos, den andern in der Nähe Zagambios, so daß ein Teil der Leute Mwutos unter den Belgiern war. Ich selbst sah viele Leute von den Belgiern eingeführte Kleider und belgische Gewehre tragen. So befand sich Mwuto unter zwei Herren, eine Lage, welche für ihn und für die Sudanregierung ein großes Hindernis war und manche Schwierigkeiten bereitete. Es war unmöglich, ihm begreiflich zu machen, daß diese Lage von den Politikern Europas und nicht vom englischen Major abhinge. Im Blick und im Benehmen Mwutos konnte man seine tiefe Unzufriedenheit über diesen Zustand leicht erkennen. Ich suchte ihn zu trösten, indem ich ihm sagte, daß die Sachen bald geordnet sein würden. In der Tat kam bald darauf eine neue belgisch-englische Konvention zustande und die beiden oben erwähnten belgischen Posten mußten aufgegeben werden. Nor der Wohnhütte Mwutos stand der gewöhnliche Opferpfahl Mbolis. Außer andern Sachen waren auch drei Metallbecher daran aufgehängt, um, wie Mwuto mir sagte, viel Bier von Mboli zu erlangen. Unsere Geschenke für Mwuto bestanden aus einer Jacke und Weste, einer Samtmütze, einem Schal, Leinwand, Perlen, Frauen- und Kinderkleidern und einer Wachspuppe, welch letztere gerade solches Aufsehen machte als in Tombora. Die Frauen des Sultans konnten wir nicht sehen, da sie sich in den Hütten versteckt hielten: mir wurde gesagt, daß Mwuto noch mehr Frauen habe als Tombora! Ein anderes Mal gingen wir zum Sultan, um einen Führer zu einem Rundgang in der Umgebung zu finden. Da ich hörte, daß der Sultan schlief, so forderte ich einen Manu auf, mit uns zu kommen, was dieser ohne weiteres tat. Es scheint, daß der Sultan sogleich von unserer Ankunst benachrichtigt wurde, da er uns nachlief und sich selbst uns als Führer anbot. Er befand sich im Hauskleide, d. h. er trug nur ein Stück Tuch um die Lenden und ein Tuch um den Kopf gewunden. Diese geringe Bekleidung ließ den wahrhaft herkulischen Bail seines ebenmäßigen Körpers erkennen. Vor und hinter uns lief eine Reihe von Männern und Knaben, deren Aufgabe es zu sein schien, laut zu lachen, wenn der Sultan etwas erzählte, und er hörte nicht auf zu erzählen. Ndoruma-Mwuto ist nach Tombora der mächtigste Sultan jener Gegend. Außer seinen Brüdern Wandu und Bazen-Bugo und seinem Sohne Zagambio hat er noch eine Menge anderer Häuptlinge unter sich. Seine Untertanen sind weit weniger mit fremden Elementen vermischt als die Bevölkerung Tomboras. Es gibt hier auch Ubarambo, der größte Teil aber sind reine Njam-Njam. Diese Njam-Njam sind in geringerem Verkehre mit Arabern gewesen und haben ihre Rasse, ihren Charakter und ihre Sitten reiner bewahrt als jene von Tombora. Der Sultan selbst ist noch viel primitiver als Tombora. Das heilige Osterfest verbrachten wir still und freudlos. Ich erhob mich fiebernd, las mit Mühe die heilige Messe und legte mich für den ganzen Tag wieder nieder. Am 16. April kam von Zagambio der englische Major Bengough an, der sich seit neun Monaten in dieser Gegend befand und nun auf Urlaub nach England ging. Dieser freundliche Herr half uns auf jede Weise und gab mir viele kostbare Angaben über jene Gegend. Auch auf ihn hatten die Njam-Njam den besten Eindruck gemacht, die er für das intelligenteste Negervolk hielt. Da ich das gesehen hatte, was ich hatte sehen wollen, so beschloß ich, noch am selben Tage die Rückreise anzutreten. Am Nachmittage erschien der Sultan mit zwölf Trägern. Da keiner gern Träger macht, so ist es nicht zu verwundern, wenn die Träger häufig davonlaufen. Der Sultan redete mit strengen Worten auf sie ein, nicht davonzulaufen, und einige von ihnen warfen sich vor ihm auf die Erde und kehrten mit den Händen den Staub vor seinen Füßen fort zum Zeichen ihrer Unterwürfigkeit. Um 4 Uhr nachmittags verließen wir den Ort auf demselben Weg, auf dem wir angekommen waren. Beim Beginn eines Gewitters kamen wir bei den Hütten Bazen-Bugos an. Am folgenden Tage gelangten wir gegen Mittag nach Waudu. Der Sultan ging uns entgegen und empfing uns mit der früheren Höflichkeit. Er hatte die Nachricht erhalten, daß der Major am Morgen von Ndoruma abgereist sei und bald ankommen müsse. Er schien nachdenklich zu sein, hielt sich nur kurze Zeit bei uns auf und verschwand dann. Ich bemerkte, wie Boten kamen und gingen, um den Sultan von der Ankunft des Majors zu unterrichten. Um 1 Uhr langte der Major mit 75 Trägern und dem Sultan Mwuto an. Er kam sogleich zu mir, indem er sagte: „Ich habe eine schlimme Nachricht." Dann erzählte er mir, daß, als ein Soldat am vorigen Tag in Ndoruma Träger gesucht hätte, derselbe von Eingeborenen angegriffen worden sei, in- dem sie Lanzen nach ihm schleuderten, ihn zum Glück aber nicht verletzten. Es war dies der erste Fall, daß sich Eingeborene an Negierungssoldaten vergriffen. Die vier Uebeltäter befanden sich in Ketten in Begleitung des Majors, um zur Abbüßung ihrer Strafe nach Wau geführt zu werden. Der Major verlangte nach Wandu, um ihn in Gegenwart Mwutos zu verhören und die beiden Brüder zu versöhnen. Wandu aber war nicht zu finden; er war mit allen Frauen und Kindern in den Wald geflohen und seine Residenz stand leer. Wandu hatte vorher die Nachricht erhalten, daß Mwuto mit etwa 100 Bewaffneten sich in Begleitung des Majors befand, und war aus Furcht vor dem Bruder geflohen. Der Major, der nur fünf Soldaten bei sich hatte, fürchtete, daß so viele Bewaffnete gefährlich werden könnten, und schickte Mwuto nach Ndoruma zurück; auch hoffte er, daß Wandu zurückkehren würde, wenn Mwuto fort sei. Wenn nicht die Regierung hier wäre und die Eingeborenen nicht solche Furcht vor ihr hätten, so wäre ein blutiger Kampf zwischen Mwuto und Wandu entstanden. Um 2 Uhr brachen wir auf, während der Major noch blieb. Nach zwei Stunden überraschte uns ein schreckliches Gewitter, das der Wind zum Glücke zum größten Teile vertrieb. Durchnäßt kamen wir um 6 Uhr bei den Hütten des Häuptlings Ukabenge an. Bei unserer Ankunft floh dieser mit allen seinen Leuten in den nassen, dunkelnden Wald, da er glaubte, Mwuto nähere sich. Erst nach geraumer Zeit kehrte er zurück und ich erzählte ihm zu seiner Beruhigung den Ausgang der Sache in Wandu. Nun ließ er die Trommel schlagen und auch seine Leute kehrten allmählich aus ihren Verstecken zurück. Es regnete fast die ganze Nacht hindurch. Wir reisten am folgenden Tage in nördlicher Richtung weiter. Das hohe, nasse Gras machte das Fortkommen ungemein schwierig. Ein Esel war krank und kam kaum vorwärts und die Leute mußten ihn buchstäblich durch den Sumpf ziehen. Mittags machten wir bei Bekka Rast, wo uns auch der Major einholte, der mir erzählte, daß Wandu nicht mehr zurückgekehrt sei. Am Nachmittag entlud sich über uns wiederum ein starkes Gewitter. Der Fußweg verwandelte sich in ein Büchlein; der vorher- gegangenen glühenden Hitze folgte eine empfindliche Kälte, die sich in den nassen Kleidern doppelt fühlbar machte, und auch die Esel zitterten vor Frost und wollten nicht mehr weiter gehen. Und doch mußten wir zu Hütten kommen, um ein Obdach für die Nacht zu finden! Endlich, in finsterer Nacht, gelangten wir ganz durchnäßt zu den Hütten des Abarambo, bei dem wir auch auf der Hinreise übernachtet hatten. Am 19. April waren wir gegen Mittag in Tombora und kurz nach uns kam auch der Major an. In Tombora fand ich einen Brief vom Gouverneur von Wau, in welchem mich derselbe bat, das Grab eines im alten Fort Hossinger gestorbenen und begrabenen belgischen Offiziers herrichten zu lassen. Ich begab mich mit vier Soldaten, die mit Werkzeugen versehen waren, nach dem zwei Stunden entfernten Orte. Das Grab befand sich im Schatten von Zitronen-sträucheru, die von den Belgiern eingeführt worden waren, und war mit einem Haufen großer Steine bedeckt, auf dem sich ein zerbrochenes Kreuz erhob. Während unseres noch übrigen Aufenthaltes in Tombora suchten wir die Gegend noch besser kennen zu lernen. 5, Etwas über Land und Leute. Obgleich die Njam-Njam-Gegend höher liegt und hügeliger ist als die Gegend von Wau, so scheint sie doch nicht gesünder zu sein als der übrige Teil des Bahr et Ghazal. Die lange Dauer der Regenzeit, der ungeheure Pflanzenwnchs, die ausgedehnten Wälder, Sümpfe und stehenden 'Wässer verursachen Ausdünstungen und Miasmen. Auch in den heißesten Stunden ist die Luft von einer gewissen Feuchtigkeit erfüllt und es herrscht hier eine feuchte Hitze, die von der trockenen Hitze der Nubischen Wüste ganz verschieden ist. Es gibt hier eine große Anzahl von Insekten und zwar besonders viele Fliegen und Mücken. Stechmücken findet man mehr oder weniger überall und das Mückennetz ist für die Nacht unentbehrlich. Ein Licht nach Mitternacht zieht eine Unmenge von Insekten jeder Größe an. Ich will hier die Frage nicht erörtern, was die Ursache der Fieber ist, worüber die Meinungen auseinandergehen. Soviel ist gewiß, daß kein Europäer dem Fieber entgeht, welches gewöhnlich leicht ist und in wenigen Tagen H-ft 9. Stern der Neger. 197 Lin j'IMrokUaner (Frontansicht). gut verläuft. Ein verlängerter Aufenthalt vermehrt die Fieber und diese bereiten den Boden für die gefährlichen Fieber vor. Folglich muß der Europäer von Zeit zu Zeit Luftwechsel vornehmen, wie es auch die Engländer tun. — Es gibt hier eine Art Sandfloh, der sich unter den Fußnägeln einnistet und große Schnterzen verursacht. Von unseren elf Eseln erlag einer in Tombora und vier nach unserer Rückkehr in Wau, die von der Tsetsefliege vergiftet worden waren. Eingeführte Tiere können hier nicht leben und in einem Lande, wo die Tiere nicht leben können, leidet auch der Mensch. Das Volk ist der europäischen Kultur sehr zugeneigt und weit entfernt von der Abneigung der Dinka und Schilluk gegen alles Fremde. Nirgends sah ich nackte Personen-, die Männer und Knaben tragen ein Stück weißer oder-farbiger Leinwand und, wenn sie solche haben können, am liebsten ganze Bekleidungen. Die Frauen und Mädchen bedecken sich mit Blättern und dies ist allgemeiner Gebrauch-, ich sah sie nie anders bekleidet. Mit Ausnahme dieser Sitte der Frauen gibt es keine Bekleidungsregel: das männliche Geschlecht nimmt jede Art arabischer und europäischer Kleidung an. Der „Rokko", ein Baumrindenschurz, die frühere Bekleidung der Njam-Njam, verschwindet immer mehr und mehr. Die Männer tragen gut geflochtene Strohhüte, die mit Hahnenfedern geschmückt sind. Ihre Nationalwaffen sind Pfeil und Bogen und kleine Lanzen, die sie geschickt zu handhaben verstehen. Die beliebtesten Spiele der Knaben bestehen im Werfen von kleinen Stäben, momit sie das Lanzenwerfen nachahmen. Ein großes Messer, einer doppelten Sichel nicht unähnlich, dient gleichzeitig als Waffe und als Abzeichen der Würde für die Großen. Die Frauen lieben Glasperlen und Armbänder von Eisen, Messing und Elfenbein. Während andere Stämme nur gewisse Perlensorten wollen, nehmen die Njam-Njam-Frauen alle Perlen an. Einen Schmuck der Frauen bildet ein scharfes Messer, das fie nach Art eines Haarpfeiles ins Haar stecken und das sie auch zum Bereiten der Speisen verwenden. Die Haartracht ist bei beiden Geschlechtern eine sehr verschiedene. Man sieht ganz glatt geschorene Köpfe, dann solche mit einzelnen Haarbüscheln; andere tragen das Haar in Form von Kronen, die einem „Heiligenscheine" nicht unähnlich sind. Es ist nicht möglich, alle die verschiedenen Formen zu beschreiben, die sie ihren Haaren geben, und ich zweifle, ob ein europäischer Barbier derlei künstliche Frisuren zustande brächte. Eine solche feine Kopfarbeit kostet tagelange Arbeit und Geduld: Zeit dazu haben die Njam-Njam im Ueberfluß. Man sieht gewerbliche Erzeugnisse von großer Vollkommenheit. Es scheint jedoch, daß die besten von den Bellanda herrühren und daß die Njam-Njam von diesen viele Gewerbe gelernt haben, ein Beispiel, wie ein unterjochtes Volk dem Unterjocher seine Kultur aufdrängt. Die Njam-Njam bauen Durrah und Telebun in Menge: außerdem pflanzen sie Bananen, Maniok, süße Kartoffeln, Erdnüsse, Sesam, Baumwolle und verschiedene Gemüse. Sie sind gute Jäger und das Land besitzt einen mäßigen Wildstand von Elefanten, Giraffen, Nashörnern, Büffeln, Antilopen und Gazellen. Im übrigen gibt es keine Haustiere mit Ausnahme des Huhnes und Hundes. Diese letzteren sind eine besondere Rasse: klein, weiß-gelb oder schwarz-weiß und werden nicht selten gegessen. Der Mangel an Fleisch ist sehr hart flaben Europäer. Das magere Hühnerfleisch gereicht bald zum Ueberdruß. In Anbetracht des Fleischmangels ist man beinahe versucht, in demselben eine der Ursachen zu suchen, daß die Njam-Njam Menschenfleisch aßen. Ich erkundigte mich häufig über die Wahrheit des Kannibalismus, doch ist es schwierig, etwas Bestimmtes zu erfahren. Da sie wissen, daß man es für eine barbarische Sitte hält, so wollen sie mit dem Bekenntnisse nicht recht heraus. Nur von Leuten, die den Njam-Njam, Pambia und Abarambo — diese drei Völker stehen im Rufe, Menschenfresser zu sein — fremd sind, kann man etwas erfahren. Mir wurde gesagt, daß die genannten Völker die Sitte hatten und haben, ihre getöteten Feinde zu verzehren, wenn sie es unbemerkt tun können. Daß sie bis in die letzte Zeit Menschenfresser waren, wird von allen ihren Nachbarn bestätigt. Ich glaube jedoch, daß es heute unter der jetzigen Regierung keiner mehr zu tun wagt. Eine der Hauptbeschäftigungen der Njam-Njam ist der Tanz. In keiner andern Gegend sah und hörte ich soviel tanzen wie hier. Kriegs-, Ernte-, Toten- und Hochzeitstäuze sieht man überall bei den Negern; hier aber wird fortwährend getanzt. Ich erinnere mich nicht, auch nur eine Nacht in bewohnter Gegend zugebracht zu haben, ohne daß ich nicht in der einen oder andern Richtung einen Tanz gehört hätte. In Tombora, wo die Bevölkerung dichter ist als irgend anderswo, hört man auch mehrere Tänze zu gleicher Zeit. Es wird getanzt, wenn alles gut geht und die Leute zufrieden find. Der Tanz beginnt gewöhnlich am Nachmittag und dauert bis zum folgenden Morgen. Unentbehrlich zum Tanz ist die Trommel, die aus einem länglichen, ausgehöhlten Baumstücke besteht, das vier Beine und vier Handgriffe hat. Dieses Instrument ähnelt sehr einer wandernden Schildkröte, ist den Njam-Njam ganz eigen und findet sich in jedem Gehöfte. Die Tanzenden bilden einen Kreis um die Trommel, bewegen die Knie, die Hüften, die Brust und die erhobenen Hände, wobei sie an ihrem Platze stehen bleiben, und singen zum Takte der Trommel. Es ist mehr eine Muskelübung als ein Tanzen in unserem Sinne. Von Zeit zu Zeit verläßt einer der Tänzer den Ring und bewegt sich vorwärts, indem er mit seinen Bewegungen die andern zum Tanzen ermuntert. Wer müde ist, zieht sich zurück, überläßt seinen Platz einem andern und stärkt sich mit einer halben Kürbisschale Bier. Das dauert so die ganze Nacht hindurch und die Morgenröte findet die feucht-fröhlichen Tänzer erschöpft und betrunken. Dies ist wirklich ein Vergnügen für „Wilde", für diese aber auch das größte Vergnügen. Sie werden darin geboren und leben und sterben darin. Kleine Kinder, die sich kaum erst auf den Beinchen halten können, stehen hinter der tanzenden Mutter und ahmen ihre Bewegungen nach, während Großmütter mit Kindern auf dem Arme noch mit den jungen Mädchen tanzen. Gewöhnlich tanzen Männer und Frauen getrennt, selten zusammen. Nicht nur bei Tänzen, sondern auch bei anderen Gelegenheiten lieben die Njam-Njam, ihr Durrah- oder Telubunbier zu trinken, während die Sultane das Bilbil, das feinere Dochnbier, vorziehen. In bezug auf das Essen sah ich, daß unsere Träger eine ziemliche Menge Getreidebrei verzehren, daß sie aber auch den Hunger ertragen konnten. Ihr Name Njam-Njam (b. h. Vielesser), den ihnen die Dinka gaben, während sie selbst sich A-Sandeh nennen, läßt vermuten, daß sie sonst mehr essen, als was ich sah. Nirgends sah ich das Ansehen einer herrschenden Dynastie so festgegründet und die Selbstherrschaft der Sultane so entwickelt als bei den Njam-Njam. Dies diente dazu, sie als ein geschlossenes Volk zu erhalten und sie mehr als einmal den Nachbarvölkern furchtbar zu machen. DieverschiedenenSultansgeschlechter, welche behaupten, von einem gemeinsamen Vorfahren abzustammen, bilden eine von dem gewöhnlichen Volke der Njam-Njam oder A-Sandeh verschiedene Sippe, Wungura genannt. Die Söhne der Wungura sind auch Wungura, während dieTöchter zum gewöhnlichen Volke zählen. Die Wungura nennen alle andern Mbiri oder Uru, d. h. Knechte oder Sklaven. Die Njam-Njam oder A-Sandeh sind also die Sklaven der Wungura, während die unterjochten Völker der Pambia, Abarambo, Sere und Ballanda die Sklaven der Njam-Njam sind. Keiner aus diesen kann Häuptling sein über Njam-Njam. Alle Wungura, auch jene, welche gegenwärtig nicht Häuptlinge sind, genießen gewisse Vorrechte. Sie setzen sich nicht auf die Erde, sondern auf kleine Stühlchen, die ihnen nachgetragen werden; die Njam-Njam-Hänptlinge setzen sich auf ein Fell, das sie mit sich tragen und am Halse aufhängen. Die Abhängigkeit der Untergebenen von den Sultanen und Häuptlingen ist eine absolute; sie sind in diesen Ideen geboren und aufgewachsen und finden sie natürlich. Es ist merkwürdig, daß die Sultane, die gewohnt sind, absolute Herrschaft auszuüben, geradeso unterwürfig gegen die Europäer sind als ihre Untertanen gegen sie. Ein Sultan sagte mir: „Die Njam-Njam sind unsere Sklaven und heute sind wir die Sklaven der Europäer." Das Ansehen, das der Europäer hier genießt, ist sehr groß. Die Njam-Njam, deren reinste Typen von heller Kupferfarbe sind, lieben die weiße Farbe sehr und nennen sich selbst „weiße Männer"; vielleicht einer der Gründe, weshalb sie dem Europäer und allem, was von ihm kommt, so geneigt sind. Eine traurige Seite des gesellschaftlichen Lebens ist die Vielweiberei und das niedrige Verhältnis der Frau; ich sprach bereits von Tombora und Ndoruma; die andern Häuptlinge haben mehr oder weniger Frauen, je nach ihrem Reichtume. Der Mann kaust sich die Frau vom Vater derselben für 50 bis 100 und mehr Lanzen, wobei es keinen Unterschied zwischen Sultanstöchtern und Töchtern von Untergebenen gibt. Wenn ein Sultan einer Frau überdrüssig wird, so verkauft er sie einem Wohlhabenden oder schenkt sie einem armen Untertanen. Daß es in einem solchen Sultans-Weiberheere, das von vertrauten weiblichen Alten und Eunuchen streng bewacht wird, Unzufriedene gibt, versteht sich von selbst; daher das beständige Entlaufen von Frauen. Ein Mann, der eine verheiratete Frau verführte, wurde bis zur Ankunft der jetzigen Regierung bestraft, indem ihm beide Hände abgeschnitten wurden; solche Verstümmelte sieht Es erübrigt noch, kurz die religiösen Anschauungen der Njam-Njam zu erwähnen; eine einfache Durchreise genügt natürlich nicht, eine vollständige Kenntnis derselben zu erlangen. Sie nennen Gott Mboli, glauben an sein Dasein, wissen aber nicht, wo er ist. Sie sagen, daß niemand ihn sehen könne. Um ihn sich günstig zu stimmen, opfern sie ihm von den Früchten des Bodens, der Jagd und des Gewerbefleißes. Im Hofe vor der Haupthütte eines jeden Gehöftes findet man einen Baum oder Pfahl mit Durrah, Dochn, Telebun, Wildfleisch, Gefäße mit Bier, Waffen und Schmucksachen. Sie sagen, daß Mboli in der lin ver Wüste. man überall. Daß an den Sultanshöfen eine große Freiheit der Sitten herrscht, ist für mich außer Zweifel, doch kann ich über die Sittlichkeit der Masse des Volkes nicht urteilen, da meine Zeit zu kurz war. Aeußerlich sind die Frauen viel zurückhaltender als anderswo. Wie mehr oder weniger alle Völker des Bahr el Ghazal, haben auch die Njam-Njam die Sitte, ihren Wohnsitz zu ändern. Beim Tode des Familienhauptes verläßt der älteste Sohn mit den Hinterbliebenen die Ansiedlung mit dein frischen Grabe des Verstorbenen, um sich in einiger Entfernung neu anzusiedeln. Diese Wohnsitzveränderungen werden auch wegen Bodenerschöpfung vorgenounnen, sind jedoch seltener. Nacht kommt und die Opfer prüft; und wenn er sie gut findet, so belohnt er die Leute. Es scheint, daß sie auch an das Dasein untergeordneter Geister glauben. Auf die Frage, wo Mboli wohne, gaben sie die verschiedensten Antworten. Es hieß, er wohne in der Höhe, an den Wasserquellen, im Wald, auf bent Gipfel eines Berges. Einer sagte mir, daß Mboli auf dem Gipfel eines Berges wohne; ich bemerkte ihm, daß ein anderer gesagt hatte, Mboli wohne an der Quelle; nun erklärte er, an der Quelle wohne nicht Mboli selbst, sondern seine Söhne, Mboli aber wohne auf dem Gipfel des Berges. Ich konnte mich nicht davon überzeugen, daß die Njam-Njam an eilt Leben nach dem Tode glauben, obwohl ich es nicht für ausgeschlossen halte. Die be- ständige Antwort war, daß der Mensch stirbt und alles aus ist. Sie begraben die Toten in der Nähe der Hütten, bedecken das Grab mit großen Steinen, stellen oben darauf ein Gefäß mit Bier und halten Totentänze. Der Islam hat wenig oder gar keinen Fortschritt bei den Njam-Njam gemacht. Es gibt Eingeborne, die einst im Verkehr mit Arabern standen und damals nach muselmännischer Sitte beteten, jetzt aber alles unterlassen haben. Etwa zehn Darfnrer sind im Lande zerstreut und dienen den Häuptlingen als Dolmetsch und Schreiber. In Tombora wohnen etwa hundert Negerfamilien, meistens Njam-Njam, die in Omdurman gelebt haben und jetzt wieder in ihre Heimat geschickt wurden. Diese Exsoldaten oder Molkia wurden hier von der Regierung angesiedelt, um dem Sultan in der Zivilisierung seines Volkes zu helfen! Die Regierung vertraut ihnen mit Recht und wenn je Tombora etwas Böses im Schilde führen sollte, so würden ihn diese anzeigen. Sie sind gewiß kein Vorteil für eine Mission; sie sprechen arabisch, kleiden sich nach arabischer Art und nennen sich — wenigstens mit dem Munde — Muselmänner. Sie scheinen keine Propaganda zu machen und man beobachtet, daß sie allmählich ihre Sitten ablegen und nach Njam-Njam-Art leben. Es ist zu hoffen, daß ihre Kinder, da sie ohne Schule sind, sich wenig mehr von den Eingebornen unterscheiden werden. Diese Molkia stellen den Typus des oberflächlich mohammedanisch gewordenen Negers dar; sie sind hochmütig und anmaßend und verachten ihre heidnischen Stammesgenossen, die sie Sklaven nennen. Sie sind Lügner und Leute, denen man nicht trauen kann; sie sind schließlich schmutzig in der Person und in ihren Sachen. Die Heiden sind das gerade Gegenteil von ihnen: einfach, aufrichtig, lenksam, reinlich. Ein Heide eignet sich nicht fremdes Gut an. Auf der Reise fiel aus der Ritze einer Kiste ein halber Piaster; der Njam-Njam, der die Kiste trug, brachte sofort das Geldstück. Der Islam wird keine Fortschritte bei den Njam-Njam machen, so lange sie nicht arabisch verstehen. Es ist wichtig, daß diese Sprache nicht verbreitet und gelehrt werde, und der Grundsatz der Regierung in diesem Punkt ist lobenswert. Außer dem englischen Major trafen wir keinen Europäer. Auch den griechischen Kaufleuten ist der Zutritt zu diesem Volke noch nicht erlaubt. Nach den Engländern ist unsere Mission die erste, die dahin gelangen konnte. (Fortsetzung folgt.) (L dl Besuch bet Christen in Ikotbofan, Don P. Duber F. 8. C. ; gelangten hierauf zum Gießbach uadi Allah, d. h. Gottestal, an dessen Ufern sich ein kleiner Wald hinzieht. Es wurde indessen Abend. Die Bewohner der Gegend, welche den Tag auf dem Felde und in der Steppe verbracht hatten, kehrten mit den Herden zu ihren Dörfern am Flusse zurück. Mustafa war besorgt, bald diesen, bald jenen zu fragen, wie weit es noch bis nach Saddig sei. „Du hast noch ein gutes Stück Weg vor dir," antworteten sie ihm, (Fortsetzung.) „mache dir Mut." Allmählich wurde es finster. Wir durchritten einen kleinen Wald, „iad el asad“, d. h. Löwenfnß genannt, weil einst die Eingebornen dort Löwenspuren entdeckt hatten. Auf allen Seiten zeigten sich zahlreiche Feuer, von den Bewohnen: der Gegend angezündet. Gegen 8 Uhr machten wir Halt auf einem völlig nnfruchtbareu Boden; wir aßen und brachen wieder auf. Mustafa hat guten Willen, schnell zu gehen; er will auf jeden Fall Saddig ereichen; und von woher kommt dieser Eifer? Einerseits hat er Furcht vor den Dieben, anderseits Sehnsucht, sich den Magen mit Milch anzufüllen. Das sind die starken Beweggründe, die ihn Mühe und Faulheit vergessen machen. Anfangs war das Gehen schwierig; Ursache die schlechte Straße und die Finsternis. Wir durchzogen einen ziemlich großen Wald namens „Saial", so benannt vom Saiala-Baum, ähnlich dem Snet (acacia nilotica), der dort sehr häufig ist. Gegen Mitternacht ging der Mond auf mit seinem herrlichen Lichte, was für uns eine große Erleichterung war, und um l1/., Uhr nach Mitternacht gelangten wir nach Saddig. Trotz der späten Zeit fanden wir noch Leute wach. Sie brachten uns Milch, die wir mit bestem Appetit tranken, und kurz darauf kam ein gesunder Schlaf über unsere müden Glieder. 3. von Scbeicb - esfaöötg nach et Ib afer Cbambjan. Morgens, als es hell wurde, erhoben wir uns, um die Gegend anzuschauen. Scheich-essaddig liegt im Walde. Die Bewohner des Ortes gehören großenteils dem Stamme der Mohammediä-Araber an und sind reich an Vieh. Ein großer Gießbach durchquert die Ortschaft. Es befindet sich dortselbst ein Brunnen mit reichlichem, vorzüglichem Wasser. Mögen auch noch so zahlreich die Herden sein, die sich dort sammeln, um ihren Durst zu löschen, das Wasser nimmt nicht ab. Der Brunnen ist wirklich eine Wohltat für die ganze Gegend. — In kurzer Entfernung vor uns erblickten wir die Karawane, die am Chor Mondera uns vorgegangen war. Auch sie hatte dort übernachtet und bereitete sich eben zum Aufbruche vor. Die Neugierde trieb meinen Kameltreiber zu ihnen hin, um etwas Neues zu vernehmen. Die Angehörigen der Karawane fragten ihn vor allem, ob in der verflossenen Nacht ein Dieb auch zu uns gekommen wäre. Mustafa antwortete: Nein. Hierauf erzählten sie ihm, daß vor Mitternacht ein verdächtiger Mensch sich ihrem Lager zu nähern versucht hatte. Dieser war der Meinung, daß alle schliefen, aber er täuschte sich. Ein Wachposten saß nämlich zu Erde neben dem Gepäcke. Er sah jenen Menschen sich heranschleichen, ohne von ihm gesehen zu werden, und rief ihm zu: „Was willst du da tun? Geh' davon, sonst ergreifen wir dich und hauen dich!" Hierauf verschwand der Dieb in der Finsternis. Ein Glück für uns, daß wir erst nach Mitternacht beim Mondschein angekommen waren; so blieb uns der Besuch des Diebes erspart. Mustafa wurde ärgerlich bei dieser Erzählung und machte sich auch zur Abreise bereit. Er kümmerte sich nicht einmal darum, seine Kamele zu tränken, noch seine Schläuche mit Wasser zu füllen; er war zu faul, das Wasser vom Brunnen herauszuziehen. Er hatte vernommen, daß etwas weiter sich eiu Graben voll mit Regenwasser befinde, und verließ sich darauf. Ueberall zerstreut in Kordofan findet man gewisse Gräben, „fula“ genannt, von verschiedener Größe, die dazu bestimmt sind, das Regenwasser zu sammeln, von dem die Steppenbewohner trinken. In diesen Gräben bewahrt sich das Wasser mitunter auch monatelang. Da es der Luft ausgesetzt ist, geht es zwar nicht in Fäulnis über, aber es ist durchaus nicht appetitlich zum Trinken. Zahlreiche Kröten sind darin und bei Nacht ertönt ihr dumpfes Quaken weithin in der stillen Luft. Alle Vierfüßler haben hier ihr Stelldichein: sie trinken und nehmen ein Bad zu gleicher Zeit und lassen ihren Schmutz zurück. Hierauf erscheint der Beduine; er trinkt von diesem schmutzgesättigtem Wasser mit solcher Lust, wie wenn es der beste Labetrank wäre, und verabreicht davon auch dem Reisenden, der gezwungen ist, davon zu trinken, wenn er nicht die Qual des Durstes leiden will. Wir brachen auf und holten bald die Karawane vor uns eiu. Sie war zahlreich und bestand aus Männern, Weibern und Kindern, die teils nach El-Obeid, teils nach Nahud gingen. Sie drangen darauf, daß wir uns ihnen anschließen mögen. Der Vorschlag gefiel meinem Beduinen, ich aber hatte keine Lust, mit dieser Schar unbekannter Leute zu reisen, die zudeni noch alle Bekenner des Islams waren. Wir ritten ihnen vor und gelangten nach 2 Stunden zu einem tiefen Gießbache mit steilen, von Dornengestrüpp bewachsenen Ufern. Die Stelle ist gefährlich und wer nicht gut aufpaßt, stürzt vom Kamel und zerreißt sich Kleider und Gesicht an den Dornen. An der Mündung des Gießbaches in den Fluß befindet sich ein Dorf mit einem Brunnen. Wir passierten hierauf zwei andere weniger schwierige Gießbäche und gelangten zur Gegend „uadi faö“. Hier und dort sah man Flächen von bebautem Lande mit einigen Hütten: sie gehören den Arabern, die am Flusse wohnen. Diese ziehen sich bei Regenzeit, wenn das Hochwasser die Ufer überschwemmt, zurück weit ins Land hinein, bauen sich eine Hütte und säeen, wo immer es fruchtbares Erdreich gibt. Beim Fallen der Wasser kehren sie zum Flusse zurück und bebauen auch dort das Land. Diese Araber haben also eine Wohnung für den Sommer- und eine für den Winteraufenthalt. Dennoch sind sie deswegen nicht zu beneiden; ihre Hütten bergen gerade keine Schätze, wohl aber zahlreiches Ungeziefer. Mustafa hegte Hoffnung, zu uadi afö Wasser zu finden, aber er täuschte sich, denn alle Gräben lagen trocken. Die Kamele hatten Durst, wir auch, und der Durst zwang uns, weiter zu gehen nach „iad fatna“, d. h. die Hand der Fatna, um Wasser zu suchen. Die Telegraphenlinie, die uns von Omdurman bis hierher begleitet hatte, verließ uns in der Richtung des Flusses nach Dnem. Längs der Straße bettelte Mustafa um ein wenig Wasser bei den Hütten der Araber, bekam aber nichts. Wir stiegen ab bei einer Gruppe schattiger Bäume am Ufer eines Gießbaches. Vergeblich suchte Mustafa auch hier nach Wasser. Indessen kamen auch die Leute der anderen Karawane an und machten kurz von uns entfernt Rast. Mustafa wandte sich an sie, um Wasser zu erhalten, jedoch auch diese befanden sich im selben Zustande. Wir waren in einer bösen Lage; ohne Wasser konnten wir nicht weiter und um es zu haben, mußten wir entweder nach Scheich-essadigg zurück oder uns an den Fluß begeben, was beides für uns einen großen Zeitverlust bedeutete. Da ging zum Glück ein Eingeborener vorüber und brachte uns die fröhliche Botschaft, in der Nähe, gegen Nordwesten, sei ein voller Wassergraben. Sofort begab sich ein Kundschafter dorthin und fand, wie gesagt wurde. Da griff jeder zu seinem leeren Wasserschlauch und zog fort in der Richtung des Grabens. Auch mein Beduine tat so, aber es verging eine geraume Zeit, bis er zurückkehrte mit dem vollen Wasserschlauche auf dem Rücken, und er beklagte sich über die schwere Last, die er hatte tragen müssen. Alles trank sich satt, Menschen und Tiere, und hierauf warfen wir uns unter den Schatten der Bäume, bis die Mittagsglut vorüber war. — Während der Ruhe näherte sich mir schüchtern ein Jüngling der Karawane. Er suchte nach schönen Worten und sagte, er kenne mich von Omdurman, er sei der Sohn jenes und jenes usw. „Ich gehe nach Nahud," fuhr er zu erzählen weiter, „ich bin unerfahren, da dies meine erste Reise ist: ich dachte, längs der Straße gäbe es etwas zu fressen für das Vieh, aber es ist nicht so. Mein armes Eselein will nicht mehr weiter gehen, da es keine Durrah zu fressen hat, und Geld zum Durrahkaufen habe ich keines. Die paar Pfennige, die ich mit mir genommen habe, sind fast zu Ende." — „Was esset ihr?" fragte ich ihn. — „Unser Essen ist schlecht, recht schlecht," antwortete er mit trauriger Miene. „Beim Rasten läßt man uns erst eine lange Weile harren ohne nichts. Dann gibt es einen schlechten Tee und wieder nach einer guten Pause verabreicht man „ faterita “, im Wasser genäßt, mit Salz. Das ist unser tägliches Essen. Sieh, wie alle dort sitzen, hungrig und niedergeschlagen." — Ein Blick auf jene Leute, die schweigend unter den Bäumen lagen, reichte hin, mich zu überzeugen, daß der Jüngling die Wahrheit gesagt hatte. Jetzt begriff ich auch, warum sie so darauf gedrängt hatten, daß ich mich ihnen anschließe. Sie hatten gerechnet, auf meine Kosten zu essen, und hätten all meinen Reiseproviant aufgezehrt. Ich gab dein artigen Bettler ein paar Piaster, für welche er herzlich dankte, und er zeigte sich eifrig, meinem Beduinen zu helfen, der sich zur Abreise vorbereitete. Die Landschaft begann nun sich freundlicher zu gestalten. Weit ausgedehnte, prangende Fluren erschienen in der Richtung des Flusses, mit Dörfern in der Mitte. Wir näherten uns nun einer Stelle, wo die Straße einen großen Bogen beschreibt, nach Kordofan hinein. Die Stelle heißt „el leia“, d. h. die Biegung. Zur Rechten befinden sich zwei Dörfer, deren eines hinter einem Sandhügel verborgen liegt. Während der Regenzeit wächst dort eine üppige Saat. Ein anderes Dorf befindet sich zur Linken der Straße mit einem großen, berühmten Wassergraben, namens „egsel reglak“, d. h.: wasch' dir die Füße! In diesem Wasser reinigen sich die Araber der Umgegend vom körperlichen und auch vom geistigen Schmutz. Alle Missetaten und Diebstähle waschen sie drinnen ab, und der Diebstähle besonders begehen sie viele; in diesem Handwerke sind sie Meister. Bei finsterer Nacht nähern sie sich den Karawanen, auf Händen und Füßen kriechend. Gelingt es ihnen zu stehlen, so entfliehen sie mit der Beute mit erstaunlicher Schnelle und vergraben sie teilweise an verschiedenen Orten. Es gibt Leute, welche die Fußstapfen der Diebe verfolgen und die Stelle entdecken, wo die Waren vergraben sind; glücklich jener Reisende, der solch einen Spurenfinder bei sich hat. Aber der Dieb ist schwer zu packen; verfolgt man ihn, so entflieht er auf einem guten Esel und ist das Tier müde, so springt er ab unb entrinnt zu Fuß, um die Haut zu retten. Es ist also nicht geraten, in dieser Gegend die Nacht zu verbringen. Mein Beduine wußte es wohl; er mußte deshalb alles aufbieten, um sie vor Einbruch der Nacht hinter dem Rücken zu lassen. Aber er tat es nicht. Das schöne Grün der Felder wirkte wie ein Magnet auf seine Kamele, die sich an der üppigen Saat satt zu fressen sehnten. Sie halten Auge und Schritt dorthin gewandt und Mustafa muß sich alle Mühe antun, um sie geradeaus gehen zu machen. Plötzlich wird auch er von derselben Versuchung befallen. Er hat eine Pferdeherde gesehen und die Neugierde treibt ihn, sich zu erkundigen, wem sie gehöre und was es Neues gebe. Er verläßt die Karawanenstraße und entfernt sich von ihr immer mehr. Ich sah voraus, daß wir in der Gefahr waren, uns zu verirren, da der Tag schon zur Neige ging. Ich ermahne den Beduinen zu wiederholtenmalen, die Straße im Auge zu behalten, rede aber tauben Ohren. Diese Nomaden haben harte Köpfe und kommt ihnen eine Lust, so müssen sie dieselbe befriedigen, wie schlimm auch die Folgen sein mögen. Endlich begegnet er einem Eingebornen und verliert mit ihm eine geraume Zeit mit unnützem Schwätzen. Nun hat er seine Neugierde befriedigt und will zur Straße zurückkehren. Er späht herum, er sucht und findet einen Pfad. „Das ist unsere Straße," bemerkt er. Gott sei Lob und Dank, wir haben sie glücklich gefunden und er folgt dem Pfad. Bald sieht er aber, daß er in eine falsche Richtung kommt. Er verläßt sie und sucht wiederum; endlich findet er einen anderen Pfad. „Jetzt habe ich wirklich die richtige Straße gefunden," ruft er aus mit Befriedigung; er folgt ihr und geht wiederum fehl. Nun beginnt er sich zu verwirren. Planlos irrt er herum, als wenn er den Kopf verloren Hütte; indessen wird es Nacht. „Am Ende habe ich doch die Richtung gefunden," ruft er aus. „Siehst du jene Baumgruppe dort drüben? Dort führt unsere Straße vorüber." Und so gesagt, stürmt er darauf los, weg über Erdhügel und durch Löcher, mitten durch die Dornenhecken, die so hoch waren, daß sic mir auf dem Kamele die Kleider zerrissen. Ich hatte keine Lust, diesen romantischen Ritt weiter fortzusetzen, mit Gefahr, vom Kamel zu stürzen und mich zu verletzen. Ich befehle ihm, anzuhalten, steige ab und zünde ein Licht an, um die nächste Gegend zu erleuchten. Wir befanden uns im Dornengestrüpp. Ich ergab mich in mein Los und richtete mich ein, so gut ich eben konnte, um an dieser ungünstigen Stelle die Nacht zu verbringen. An Ruhe war nicht zu denken. Teils wachte ich und teils der Beduine, um das Gepäck vor Dieben zu schützen. Beim Tagesgrauen brechen wir auf und mit Hilfe eines Eingebornen gelangten wir auf unsere Straße. Das Betragen des Beduinen war sicherlich sträflich gewesen. Dennoch enthielt ich mich jedweden Tadels, es hätte ja doch nichts genützt, und verschob es auf eine bessere Zeit. Mustafa war weit entfernt, seinen Fehler einzusehen. Als wir an einem Lager von Nomaden vorüberzogen, meinte er sogar, ich solle rasten, Milch kaufen und ihn damit beschenken. Wirklich hätte ich ihn gern mit Stockprügeln beschenkt, wenn ich gekonnt hätte. Ich kümmerte mich um seine törichten Anmaßungen nichts und zwang ihn, vorwärts zu gehen. Wir gelangten hierauf zu einem ausgedehnten Durrahfelde, bei dessen Anblick ich den Verdruß vergaß. Es war dies die schönste Durrah, die ich bis jetzt gesehen hatte. Die Gegend trägt den sonderbaren Namen „auadja“, d. h. Unwohlsein. Die Araber von „auadja“, wenn sie alle die Durrah verzehren, die ihnen der Himmel gab, werden gewiß von keinem leiblichen Unwohlsein mehr behaftet sein. Weiter voran fanden wir einige Sandhügel und sahen zum ersten Male ein Blümchen mit violetten Blütensternen. Es heißt „robol“. Die Nomaden machen davon Gebrauch gegen das Ohrenweh. Erwähntes Blümchen bedeckte ausgedehnte Erdflächen und erfüllte mit seinem Wohlgeruche die Morgenluft. 4. Von et Ibafir Gbamöjan nach Gäus. Gegen Mittag gelangten wir nach el Hafir Chamdjan. Es ist dies ein liebliches Tälchen, prangend wie eine Wiese, eingesäumt von grünenden, schattigen Bäumen, in deren dichtem Laubschmucke buntfarbige Vögel zwitschern. Einst wohnte hier ein Fakir namens Chamdjan, der dem Orte den Namen gab. Bei Regenzeit verwandelt sich das Tal in einen kleinen See. Reges Leben herrscht alsdann hier. Zahlreiche Herden kommen ans der Umgegend, ihren Durst zu stillen, unb die ganze Nacht hindurch vernimmt man das Blöken der Schafe und das Wiehern der Esel. Rechts vom Tale dehnt sich ein großer Wald aus, in dem zahlreiche Hyänen und Schakale ihr Versteck haben. — Nach einer langen Rast brachen wir auf nach Schegeg. Die Landschaft ist langweilig; das Reisen wird durch den tiefen Sand erschwert. Mustafa achtet dessen nicht; er geht voran, denn die Not zwingt ihn dazu: er hat kein Wasser mehr und seine Kamele leiden am Durst. Es wird dunkel: er will am Brunnen übernachten. Es war schon spät bei Nacht, als er glaubte, in der Nähe des ersten Brunnens zu sein; er sucht hier und dort, doch vom Brunnen keine Spur; er behauptet aber, der Brunnen könne nicht ferne sein. Wir machen Halt und schlafen den Rest der Nacht. Wir waren nun zu Schegeg. — Schegeg ist eine weitausgedehnte Landschaft mit Wäldern und reichlichem Wild. Die Bewohner gehören besonders den Araberstämmen der Kauächlaund der Magdia an. Ein großer Gießbach durchfließt die Gegend, in dessen geräumigem Bette die Brunnen gegraben sind. Die erste Brunnengruppe gehört den Kauächla und ist neben der Straße. Auch die Djaalin-Araber und andere noch haben einen Brunnen gegraben dortselbst, wozu sie erst die Herren des Platzes, die Kauächla, um Erlaubnis angingen und als jährlichen Tribut ein Schaf abgeben. Die zweite Brunnengruppe ist mehr gegen Süden, etwas von der Straße entfernt, und gehört den Magdia. Jedwede Gruppe besteht aus wohl 50 Erdlöchern und auch noch mehr, die einen neben den andern, alle tief, und wehe demjenigen, der hinabfüllt. Diese Brunnen werden nicht ausgemauert und fallen leicht ein; sie haben ihren Ursprung von alten Zeiten her. Beim Charis, wenn starke Regengüsse niedergehen, füllt der angeschwollene, ungestüme Gießbach alle die Brunnen bis zum Rande an. Das Wasser darin ist stehend und sehr tief; es beginnt sodann zu stinken und zwar dermaßen, daß es nicht einmal durch Kochen genießbar wird. Während der Regenzeit trinken die Beduinen aus den zahlreichen Wassergräben, die überall zerstreut sind; beginnen diese allmählich zu vertrocknen, so machen sie sich an die Arbeit, die Brunnen ihres fauligen Inhaltes zu entleeren. Dabei stinkt es weit und breit in der Umgegend, jedoch der Beduine macht sich nichts daraus. Er verrichtet diese saubere Arbeit mit aller Gemütsruhe, wie wenn er Rosen- oder Veilchenwasser ausschöpfen würde; an dergleichen Wohlgerüche ist er von Geburt an gewohnt. Nach vollbrachter Arbeit trinkt er vom neuen Wasser, das unter dem Sande hervorquillt und genießbar ist. Es mundet ihm doppelt so gut, da eres mit eigener Mühe gewonnen hat. Nach einigen Monaten nimmt das Wasser auch in den Brunnen ab. Dann streiten sich die Beduinen unter einander, verwunden und erstechen sich wegen des Wassers, denn die Herden sind zahlreich und das Wasser wenig und keiner will zuletzt warten, aus Furcht, daß der Brunnen versiegt. — Am anderen Morgen beim Aufstehen sahen wir ungefähr eine Viertelstunde vor uns eine Schar Leute um die ersten Brunnen stehen; sie waren eben mit dem Tränken der Herde beschäftigt. Mein Beduine will nichts mit ihnen zu tun haben, denn es sind Kauächla, die einem Araber des Kababisch-Stammes, dem auch Mustafa angehört, zwei Kamele gestohlen haben. Er zieht weiter und begegnet einem Bekannten, von dem er vernimmt, daß kurz vorher ein Regen gefallen war und daß nicht weit von uns eine Wasserstelle sei. Das freut ihn ungemein und er beschließt, dort Halt zu machen, um seine Kamele zu tränken. Wir gehen vorüber an der zweiten Brunnengruppe, ohne daß Mustafa sich darum kümmerte. Seine ganze Aufmerksamkeit ist nach Westen gewandt, wie wenn er etwas entdecken wollte. Kurz darauf sagte er zu mir: „Siehst du dort entfernt jenen Berggipfel? Das ist der Berg Tius. Wir werden gut vorwärts gehen, um jenen Berg noch vor Abend zu passieren, und die Nacht werden wir hoffentlich etliche Stunden jenseits desselben verbringen." — „Warum willst du nicht in der Nähe des Berges übernachten?" fragte ich ihn. „Der nächtliche Aufenthalt dortselbst ist nicht geheuer," erwiderte er mir, „wegen der Diebe und wegen der zahlreichen Hyänen; letztere schlafen während des Tages in den Höhlen. Bei Sonnenuntergang klettern sie vom Berge herunter und streifen einher nach Beute; sie laufen geschwind und sind über die Maßen gefräßig; hier zu Schegeg haben sie ein krankes Pferd lebendig gefressen." So redete Mustafa mit einem Ton, aus dem man erkannte, daß er vor betn unheimlichen Raubtier einen heilsamen Respekt hatte. — Die Hyäne dieser Gegend ist nicht die gestreifte Hyäne, b. h. jenes kleine, scheue Tier, das in Aegypten vorkommt, sondern die gefleckte, von schwärzlicher Farbe, groß von Gestalt und raubgierig; sie hat Vorliebe für Esel- und Hundefleisch. Eine Karawane, die uns vorgegangen war und neben dem Berg übernachtet hatte, hatte sich recht bemühen müssen, um die Hyänen zu vertreiben, die heulend herumschlichen und die Reitesel anfallen wollten. Die Hunde machen beim Herannahen des Raubtieres ein paar Sprünge vor, stark bellend, kehren aber schnell zurück, mit dem Schwänze zwischen den Beinen, und legen sich neben dem Feuer nieder, wie wenn sie verständen, daß es nur dort vor dem gefräßigen Feinde Rettung gibt. — Neben der Straße fanden wir ein Lager von Magdia-arabern. Da wir Durft hatten, hielten wir bei ihnen ein wenig an, um zu trinken. Sie hatten Ueberfluß an Milch, waren aber arm an Kleidern und baten um solche für ihre Kinder. Mustafa erkundigte sich genau über die Wasserstelle und begab sich dorthin. Nach ungefähr halbstündigem Weg, an herrlichem Baumwuchse vorüber, erblickten wir vor uns eine schöne Niederung, grünend wie eine Wiese, und in derselben glänzte herrlich ein silberheller Wasserspiegel. Der Platz war vorzüglich zum Ruhen. Dicke, schattige Bäume, mit wohlriechenden Blüten behängen, wuchsen dortselbst und schienen uns zum Rasten einzuladen. Das Wasser war zwar schmutzig, aber dennoch ziemlich gut. Doch im Grunde gab es Würmer und andere kleine Tierchen und mau mußte beim Trinken Vorsicht gebrauchen. Gegen Mittag erschienen verschiedene Herden, ihren Durst zu löschen. Sie kamen auch von weit her, da das Wasser in der Umgegend immer mehr abnahm. Die Leute waren neugierig, unsere Nachrichten zu hören. Ein Araberin kam heran und bat mich um ein Kästchen Zündhölzer. „Ich habe zwei erwachsene Söhne," sagte sie, „die Luft und Bewegung lieben; sie haben eine besondere Neigung für dasWeidmannshandwerk. Morgens früh ziehen sie aus auf die Birsch; sie durchstöbern Steppe und Wald, jagen nach Hasen, nach Wildkatzen und Igeln, auch nach Ratten und Mäusen und nach allem, was fliegt und was kriecht. Sie ziehen es vor, ihr Mittagmahl in der freien Natur einzunehmen, wo es besser schmeckt, und braten die Jagdbeute an Ort und Stelle, wo sie dieselbe erlegt haben. Nun aber ist die Methode, womit wir Beduinen das Feuer anzünden, viel zu langsam und es braucht eine geraume Zeit, bevor der Braten mundfertig ist; andererseits haben die Jünglinge nach der Jagd guten Appetit und wollen bald etwas zum Verzehren bekommen; sie bitten deshalb um Zündhölzer, damit das Fleischbraten rascher von statten gehe." Ich gab der Frau die ersehnten Zündhölzchen, bewunderte den Fleiß ihrer wackeren Söhne, die, anstatt den Müßiggang zu pflegen, eifrig ihr Land vom Ungeziefer reinigen und es auch noch verspeisen, und wünschte ihnen guten Appetit zu den gebratenen Katzen, Ratten und Mäusen und zu anderem ähnlichen Braten. — Mustafa hatte gerechnet, nach dem Essen gut auszuruhen und früh aufzubrechen; jedoch er fühlte sich unwohl und wurde vom Fieber befallen. Während der Charifzeit war er öfters im Regen gegangen, war dabei bis auf die Haut durchnäßt worden und hatte sich die Kleider auf dem Leibe trocknen lassen; so hat er sich das Malariafieber zugezogen und litt schon Monate daran. Wäre mir dies anfangs bekannt gewesen, so hätte ich ihn gewiß nicht genommen. Besser als er standen seine Kamele, die sich am Wasser ergötzten und dann herumstreiften, um ein delikates Futter zu suchen. Mehrere Stunden vergingen, bevor der Beduine sich besser fühlte und an die Abreise denken konnte. Er holte seine Kamele und führte sie noch einmal zum Tränken. Diese hatten keine Lust nach Wasser mehr, sehnten sich aber darnach, sich im Schlamm zu wälzen. Im nächsten Augenblick, bevor der Beduine dies wahrnahm, lagen sie schon am Boden inmitten der Pfütze und hoch empor spritzte das schmutzige Schlammwasser. Da wurde Mustafa unwillig; er griff zu einem dicken Stock und verabreichte seinen höckerigen Wiederkäuern tüchtige Prügel zur Belehrung. Dann machte er sich daran, sie von: Schmutze zu reinigen. Die boshaften Tiere warteten, bis sie abgewaschen waren, und von neuem wälzten sie sich im Kote, wie wenn sie sich der erhaltenen Prügel wegen rächen wollten; aber es half ihnen nichts; wiederum wurden ihnen derbe Schläge zuteil. Endlich gingen wir weiter mit großer Unzufriedenheit der Kamele, die längs der Straße an den Bäumen sich zu reiben versuchten, um ihre Last abzuwerfen. Das Landschaftsbild begann sich romantisch zu gestalten. Dichtes, dunkles Gebüsch und hoher Graswuchs bedeckten ausgedehnte Strecken. Immer deutlicher erschienen die Umrisse des Berges Tins, cider anstatt eines Gipfels sahen wir deren drei. Wir hätten den Berg erreichen können bei Beginn der Nacht; aber Mustafa hatte keine Lust dazu. Auf einer lichten Stelle angelangt, machte er plötzlich Halt. „Heute gehe ich nicht mehr weiter," sagte er und lud die Kamele ab. Während des Abendessens vernahmen wir das Heulen eines Schakales, dem es gut dünkte, uns Bus Bttigo. Als Fortsetzung des im letzt Hefte (Seite 181) veröffentlichten Artikels ) test uns der hochw. P. Bernard Kohnen einige sehr interessante Notizen über die moralischen Schwierigkeiten, mit denen der Missionär zu kämpfen hat. Nicht leichter als die materielle Gründung einer neuen Station, ja unvergleichbar schwerer ist der Anfang bei Gründung des geistlichen Gebäudes, einer Christengemeinde, was doch eigentlich das Einzige ist, für das wir uns ganz hinopfern, und nur darin finden wir Trost und Ruhe; und bis man das nicht erlangt hat oder wenigstens sieht, daß es einen hoffnungsvollen Anfang genommen hat, ist es ein trostloses Wirtschaften in Mühen und Trübsalen Tag für Tag, wo nur einzig und allein Gottes Gnade und die weite Hoffnung, daß der in Tränen gestreute Same späterhin aufgehen und Früchte tragen wird, den Geist aufrecht erhalten und stärken kann. Während wir so mit dem Bauen beschäftigt waren und auch jetzt noch, können wir uns nicht so ganz und gar mit den Schilluk direkt abgeben, denn man kann diese Leute keinen Augenblick allein lassen, wenn man mit der Arbeit lueiter kommen will. Sobald wir jedoch einen Augenblick loskommen konnten und besonders an Sonntagen, gingen wir in die umliegenden Dörfer, um mit den Leuten immer nähere Bekanntschaft zu machen, um so ihr mit Tafelmusik zu ergötzen. „Diese Nacht werden wir abwechselnd wachen," bemerkte Mustafa. „Das Licht lassen wir angezündet, so wissen die Diebe, daß wir auf der Hut sind." Hierauf band er seine Kamele an und setzte sich beim Gepäck nieder, den Stock daneben; ich warf mid) auf meinen Teppich und verfiel bald in einen gesunden Schlaf. (Fortsetzung folgt.) Vertrauen zu gewinnen und ihnen hernach etwas Ernstliches beibringen zu können. Durchschnittlich fanden wir in den meisten Dörfern freien Zutritt, ja sogar freundliche Aufnahme und hie und da wird man wohl auch zum „Diner" eingeladen. Nicht selten hört man aber auch besonders junge Burschen sagen: „Was hat der Bonyo hier zu suchen?" Daraus kann man schließen, in welches Gewässer man gerudert ist. Wird man direkt selbst mit solchen Fragen belästigt, so gibt mau in demselben Tone eine recht treffende naseweise Antwort und geht dann ruhig seines Weges weiter; denn der andere hat genug. Man geht dann in die einzelnen Hütten, wo man bereits bekannt ist, hockt auf den Boden nieder und so langsam, langsam wird das Gespräch immer lebendiger. So hat man oft die schönste Gelegenheit, vom lieben Gott, von der Erschaffung der Welt und des Menschen, vom Leben nach dem Tode usw. zu sprechen. Mit größtem Interesse vernehmen die Leute solche unerhörte Neuheiten; hernach aber geht das Geschwätz wieder auf etwas anderes über. Die jungen Leute und die Männer finden sich gewöhnlich im Stalle, auf Kuhmistasche niedergekauert — den Stall könnte man hier wohl das Gemeinde- und Rathaus des Dorfes nennen. Läßt man sich hier mit solchen Leuten in ein Gespräch ein, so hat man gewöhnlich viel zu disputieren und zu philosophieren. Unlängst hatte ich bis tief in die Nacht hinein W Bus dem Aipoiislebeti. =3l A" —^ |(f-— ^ j in einem Stalle über die Unsterblichkeit der Seele nach dem Tode gesprochen; es drängten sich alle an mich heran und waren ganz verwundert über die Worte des „Abuna". Einige Tage darauf kam ich wieder vorüber und sogleich riefen mich die Leute zu sich, damit ich sie über andere Neuheiten erbaue; doch die Sonne ging schon zur Steige und so vertröstete ich sie auf ein anderes Mal. Allein einer fing gleich an, mich ins Gespräch zu ziehen. Man sieht daraus nur, wie begierig hier die Leute durchschnittlich zuhören. Ich sage nicht, daß das alles Begierde nach der Wahrheit ist und daß man alle diese als Katechnmeiien aufnehmen kann. Doch läßt es in vielen, ja in den meisten einen tiefen. Eindruck zurück. *) Was die Leute bei solchen Gelegenheiten hören, das vergessen-sie nimmer, glaubt man es auch nur so hingeworfen zu haben, denn alles wird immer wieder und weiter erzählt und so sind hier schon viele richtige. Ideen verbreitet. Besonders gefällt. ihnen, daß unser Stammvater ein und derselbe ist und wir deshalb alle gleich stub und keiner des andern Sklave ist. Gewöhnlich wenden sie ein, warum der Schilluk schwarz und wir weiß seien. „Sehet, diese Schafe haben alle verschiedene Farben und sind doch alles Schafe!" SStit solchen und. ähnlichen Vergleichen kann man die Leute klarer überzeugen als. durch alle hochgelehrten und philosophischen Beweise. Ebenso haben sie in. ihrem täglichen Gespräche von anderen Stämmen oder anderen Gegenständen gewöhnlich den Ausdruck: „Ihr Gott (Geist) hat es so gemacht, angeordnet." „Aber höret," sagte ich, „wenn die anderen Stämme wie die Nuer, Dinka einen verschiedenen Gott haben, warum scheint denn dieselbe Sonne über. euch und über die Nuer und der Regen.... Jeder Gott müßte doch für die ©einigen eine eigene Sonne machen und nicht die von den andern nehmen." — " '*) So war ich z. B. kürzlich draußen am Brevierbeten und begegnete einem Vizehäuptling. Er redete mich an; ich gab aber keine Antwort, denn ich war gerade beim letzten „Oremns".. „Was, du bist bös auf mich, weshalb ?" — „Sieh', mein Lieber," erwiderte ich ihm, „wenn man mit Großen spricht, müssen die Kleinen wärten, und wenn ich bete, spreche ich mit Gott und Gott ist groß, wir aber alle klein." — „Wirklich," sagte er, „wir alle sind klein vor Gott !" — Hundert Schritte weiter war ein Mann am Ackern. Diesem wiederholte er gleich die Lektion und machte seine Erklärungen. — Solchen Eindruck macht oft das geringste Wort. — Anmerk. d. V. „Nh!" schlagen sie dann erstaunt mit der Hand vor den Mund, „das ist ein großes Wort," d. h. ein wichtiges, ein ernstes Gespräch. — Nichts weiteres braucht es, um diese schwarzen Philosophen znm Schweigen zu bringen. Was hier viel zu besprechen gibt, ist der Regen, die erste und letzte Hoffnung der Schilluk; denn, regnet es zur rechten Zeit, dann gibt's Korn znm Essen und SNerissa zum Trinken und mehr braucht der Schilluk nicht. Also wenn's nur fest regnet, je mehr, desto besser. Bleibt der Regen aus, dann wird darum gebetet, d. h. in gewissen Dörfern wird singend um die Tempelchen Nykangs getanzt. Besonders zeichnet sich auch hier das fromme Geschlecht aus, das öfters tanzend und singend durch die Dörfer zieht. Aber auch hier werden sie dann und wann als Betschwestern von Leichtsinnigen verlacht; die Welt ist überall dieselbe. — Diese Sehnsucht nach Regen bringt oft die schönste Gelegenheit zu den interessantesten Gesprächen. Sie beten um Regen zu ihrem Slykang, wie gewöhnlich, durchTauzeuundSingen. Slykang ist nämlich der Regenspender oder, wie manche sagen, er (h. h. Slykang) erbittet ihn bei Gott. „Also," sage ich, „wer ist größer: Gott oder Slykang?" — „Gott ist größer." — „Warum betet ihr also niemals zu Gott selbst, der größer ist? Sehet, wenn ihr den Pater Obern um etwas anbettelt, der gibt es euch schneller und reichlicher als wenn ihr zu irgendeinem andern geht." — „Uh, das ist ganz wahr — aber wo sollen wir denn Gott selbst bitten? Wir wissen ja nicht, wo er ist," fügte ein Alter hinzu. — „Ihr habt in euren Dörfern die Tempelchen Slykangs, aber wir haben hier das Haus des großen Gottes; warum kommt ihr also nicht daher zu beten!" Voriges Jahr war der Regen im Anfang besonders karg; täglich fast zogen die Mädchen mit ; (Se)"ang und Tanz durch die Dörfer, um den Siegen herabzuflehen. Doch die Sonne brannte ohne Barmherzigkeit nieder und das Korn stand dürr am Felde. Da eines Tages ganz unerwartet kommt diese fromme Schar bei unserer Strohhütte, die damals noch als Kirche diente, vorüber und fing aus Leibeskräften zu fingen und zu tanzen an. Wir begaben uns auch in die Kapelle, zündeten zwei Kerzen vor der Schmerzhaften SNuttergottes an und beteten den Rosenkranz nach derselben SJleinnng. Während alles so im besten Gang ist, wird plötzlich die große Trommel von jungen Burschen im Laufschritt dahergebracht und weiter geht der Gesang unter festem Trommelschlag. Es wird ihnen kurz gesagt, Korn vertrocknet; wir sterben vor Hunger, der Hunger tut weh!" re. Mancher Bursche will auch in die Kirche, um den Rosenkranz mitzubeten. Doch wird ihm die Zeit bald zu lang: Wilder aus dem Sabr el Gvazal-Gebiete. t. Djur-Dlitto. 2. Kienen flock. 3. Schmelzofen. 4. Kien en flock. sie sollenl nur zu dem großen Gott, dem Schöpfer Himmels lind der Erde, beten: der wird ihnen den Regen geben. Aber das tut nichts: „Abuna Jllsef (Pater Josef), Abuna Bernard, Bruder Jakob," alle werden in den Gesang hineingedichtet, „gebet uns Regen, das ihm scheint, die Trommel verliert ihren Klang; er springt hinaus und mit voller Kraft wird wieder auf die Trommel geschlagen. Unterdessen — obwohl am Morgen ganz heiter — wurde es im Wetterloch schwarz und immer schwärzer. „So, jetzt gehet nach Haus, es wird schon regnen", wurde ihnen gesagt. — Da wandte sich eine Alte um, schlug mit der flachen Hand auf den schwarzgebrannten Rücken und sagte: „Bis es nicht darauf (auf den Rücken) regnet, gehen wir nicht." Und wirklich, bald regnete es darauf und die Leute gingen auseinander. Doch die Lente waren noch nicht damit zufrieden, denn der Regen war für den hart ausgetrockneten Boden zu wenig. Voriges Jahr hatten wir viel mit den Schilluk zu kämpfen, da sie uns die Schuld gaben, daß der Regen ausblieb; denn wir waren am Hausbauen, sagten sie, und wir schauen nur in die Luft gegen die Wolken, um sie zu vertreiben. Viele wohl glaubten nicht mit (Srnft an diese Plaudereien, doch viele andere behaupteten es ganz entschieden und so gab es denn oft Gelegenheit zum Schwätzen. Einst kehrte ich heim von dem südlichsten Dorfe des ganzen Schillnklandes. Am Heimwege wurde ich von einem fürchterlichen Sturmregen überfallen. Mein Esel konnte nicht mehr vorwärts und ich selbst konnte mich nur mit Mühe halten. Bevor ich das nächste Dorf erreichen konnte, war ich durch und durch naß. Schnell band ich mein Eselchen an den Baum und, ohne viele Komplimente zu machen, sprang ich in die erste beste Hütte. Dort fand ich schon einige, die hier vor dem Regen Zuflucht genommen hatten. Zitternd vor Kälte, ließ ich mich auf den Boden nieder. Bald natürlich wandte sich das Gespräch um den Regen und warum wir den Regen so oft verhindern und vertreiben; die Leute werden doch vor Hunger sterben, wenn es nicht regnet. „Aber nun sehet doch," sagte ich, „wie dumm und kindisch ihr Schilluk seid. Könnte ich den Regen verhindern, warum habe ich ihn denn nicht jetzt aufgehalten, bis ich in dieses Dorf kam, und habe gesagt: ,Warte Regen, bis ich in das Dorf komme, dann kannst du regnen1; aber er hat mir nicht gehorcht: er ist gekommen, er hat mich naß gemacht, sehet, wie ich zittere vor Kälte." Eine unserer wichtigsten Beschäftigungen ist vorläufig das Krankenaufsuchen in den Dörfern. Auf diese Weise haben wir schon großes Vertrauen und Wohlwollen Vonseiten der Eingebornen gewonnen. Dabei bieten sich unzählige Male die schönsten Gelegenheiten dar, um den guten Leuten religiöse Ideen beizubringen. Wie oft haben wir schon den kleinen sterbenden Kindern im letzten Augenblicke noch den Himmel geöffnet! Auch den Erwachsenen dienotwendigsten Grundwahrheiten beizubringen, gelingt manchmal, doch öfter findet man die Hütten so voll Zauberer und Zauberinnen, daß man kaum etwas sagen kann. Hat man jedoch Zeit und Ruhe, so ist es nicht schwer, diesen Naturkindern ihre verkehrten Ideen zurecht zu legen, um sie wenigstens unter Bedingung taufen zu können. Kürzlich war ich bei einer todkranken Frau; sie redete nicht; doch nach längerem Hin- und Herreden konnte ich sie ins Gespräch bringen. „Willst bit hinauf in den Himmel zu dem Gott, der dich und mich und alles geschaffen hat!" sagte ich. „Ach," sagte sie, „wie kann ich dorthin zu ihm gehen; ich weiß ja nicht, wo er ist." „Das werde ich dir schon zeigen, wenn du willst." Endlich konnte ich ihr, nach meiner Ansicht, die notwendigsten Wahrheiten beibringen und bedingungsweise taufte ich sie; nach einigen Tagen war sie verschieden. Nicht selten hört man (in bezug auf die Sklaverei), die Neger haben kein so zartes Mitgefühl für die Ihrigen. Doch ganz entgegengesetzte Beweise habe ich hier oft erlebt. Die Mütter geben alles für ihre Kleinen her; auch die älteren Geschwister haben für die kleineren die größte Sorge; gibt man ihnen eine Dattel, gewiß teilen sie sie mit dem kleinen Schwesterlein. Kürzlich war hier ein Mann, dem einen Tag vorher ein Kind gestorben und das andere krank war; er kam um Medizin. Ich sagte dem Bruder, der hinging: „Sehen Sie und geben Sie ihm einen sicheren Reisepaß." Und dies geschah. In später Abendstunde noch saß ich in meiner Hütte, als ich draußen hörte: „Abuna!" „Wer ist da!" „Than“ (ich). „Sapperlot, welcher ich — alle Leute heißen: ich." „Ich, Obirek; mein Kind, das du heute besichtigt, ist gestorben, jetzt, g'rad' jetzt; öffne mir, ich habe mit dir zu sprechen." „So komm'!" Mit Tränen in den Augen erzählte er mir sein Schicksal: „Voriges Jahr ist mir ein Kind gestorben, du weißt es, vor zwei Tagen ein anderes und heute das letzte. Jetzt habe ich kein Kind mehr; die Leute zeigen auf mich und sagen: Der hat kein Kind; und kommt man nach Hause, so kommt das Kind und lacht: Uö (Papa) und umarmt einen; o wie ist das tröstlich und jetzt. ..! Ich kann nicht zu Hause bleiben, ich komme zu dir, ich will hier schlafen. Sage mir, was mich verfolgt: das böse Auge oder irgend ein böser Geist; oder was für eine Schuld lastet auf mir? Ich kann in dieser Gegend nicht länger bleiben." Ich suchte ihn aufzuheitern, mit Gedanken an die göttliche Vorsehung, an einen Vater, den wir droben haben, an das Wiedersehen im Himmel.... Vier Tage ist der Mann auf der Station geblieben, stets in der Hütte; halb verzweifelt saß er da und trübsinnig. Mich warnten die Schilluk, auf ihn zu achten, denn er wolle sich das Leben nehmen. Seitdem ist er von hier verschwunden und, wie ich höre, befindet er sich in einem anderen Distrikt. Wer solche Fälle erlebt, wird wohl nimmer sagen, daß die Neger für die Ihrigen keine Gefühle haben. Wie viel Trost in den Tagen der Trübsal unsere heilige Religion uns verleiht, erkennt man hier unter diesen Menschenkindern, denen kein Strahl der Hoffnung der väterlichen, göttlichen Vorsehung leuchtet. Diese trostspendende Religion muß auch hier ihren himmlischen Balsam in tiefe Wunden gießen. Aber das geht langsam, sehr langsam. — Es braucht eine jahrelange Vorbereitung, ohne die geringste Frucht zu sehen. Diese Vorbereitung ist jetzt unsere Arbeit hier. — Die Ideen der wahren Religion und eines Gottes, die wir bei jeder Gelegenheit unter das Volk zu streuen trachten, verbreiten sich immer mehr unter den Schilluk, bis der Augenblick kommen wird, wo sie sich ganz der heiligen Kirche zuwenden. Manche poetische Köpfe in Europa stellen sich den Missionär vor: mit dem Kreuze in der Hand stehe er den ganzen Tag unter einem Baume oder auf einer Anhöhe und predige den Leuten was vor. O wie anders ist die Wirklichkeit! Doch der Same, den wir streuen, wird aufgehen und reiche Früchte bringen — sind wir noch oder sind wir nicht mehr, daran liegt nichts — das Himmelreich ist gleich einem Senfkörnlein, das zu einem mächtigen Baume heranwächst. Attigo, 12. Juli 1906. P. Kernard Ikobnen F. S. C. |S n. Verschiedenes. n 11 Die Aussätzigen in Deutscd-©stafrtfca. Fruchtbarkeit, große Schönheit und dichte Bevölkerung des Urugurugebirges ist bekannt. Die Schwarzen entlocken ohne viele Mühe dem Boden Reis, Mais, Maniok, Zuckerrohr usw. in Hülle und Fülle. Schön ist das Gebirge. Hoch oben malerisch und wild, mit großartigen Kuppeln, die ein dichter Wald bedeckt. An den Abhängen ist ein reizendes Grün ausgebreitet, das dem Auge wohl tut und das die Silberfäden zahlreicher Gebirgs-bächlein durchziehen. Erst weit in der Ebene geht das saftige Grün in dürres Steppengras über. Eine dichte Bevölkerung lebt im Gebirge, deren Hütten, von den höchsten Höhen an bis hinein in die Ebene, sich als graue Punkte von dem Grün der Felder und Waldwiesen abheben. Wohl an 30.000 Bewohner zählt der Gebirgsstock des Urugurugebirges bei der Mission Matombo. Der Ausspruch des apostolischen Vikars Msgr. Allgeyer: Matombo ist die Perle meines Vikariats, ist also wohl begründet. Nur liegt ein Schatten auf dieser herrlichen Gegend, nur trübt ein Flecken diese kostbare Perle, nämlich die große Zahl der Aussätzigen, die zerstreut int Lande leben. Ein anderer als der Missionär mag vielleicht diesen wunden Punkt übersehen und unbeachtet lassen, aber dieser, der sich der ärmsten und verlassensten Menschen annehmen muß, hat gerade auf dieses Elend der Menschheit sein Hauptaugenmerk zu richten. Es ist seine Pflicht, sich der Aussätzigen anzunehmen, und wenn er einen warmen Aufruf zur Unterstützung dieses Werkes an seine Glaubensbrüder erläßt, so sollte dieser Ruf williges Gehör und opferfreudige Herzen finden. Es gibt nach meiner Berechnung — man sollte es kaum für möglich halten — in der schönen Urugurulandschaft, umMatombo herum, mehr als 500 Aussätzige in einem weit fortgeschrittenen Stadium der Krankheit, über 500, deren Extremitäten langsam, aber sicher dahinwelken und absterben, über 500 der Unglücklichsten aller Unglücklichen. Man braucht bei Matombo nicht weit zu gehen, wenn man Aussätzige sehen will, denn sie sind fast in allen Dörfern eine nur zu gewöhnliche Erscheinung. als an der andern. Sie ist wund und mit schmutzigen Lappen verbunden. Die andere Hand, welche den Wedel hält, um die Fliegen ju verjagen, ist um je ein Fingerglied kürzer geworden. Da der Aussätzige nur mit einem Lendentnche bekleidet ist, weist der unbedeckte Teil des Körpers Verheerungen der orientalischen Krankheit auf. Die Haut ist rot und schwarz meliert und gleicht au einigen Stellen Brandwnndmalen. Näher will ich die ekelerregende Krankheit nicht beschreiben. Der Da sitzt ein Aussätziger unter dem Ueber-hange der mit Gras bedeckten Hütte und sucht mit einem abgebrochenen Zweige sich die Fliegen von seinen Wunden fern zu halten. Er hat schon alle Zehen verloren und eingebüßt. Der rechte Fuß ist zu einem abgerundeten Stummel zusammengeschrumpft, an dem weiße Stellen und fließende Wunden zum Vorscheine kommen. An dem linken Fuße, der zwar keine Zehen mehr hat, scheint die Krankheit ins Stocken gekommen zu sein. Unkundige glauben sogar an eine Heilung. Ebenso ist an einer Hand die Krankheit weiter vorangeschritten Leser kann sich aus dem Gesagten schon einen kleinen Begriff von einer solchen Jammergestalt machen. Es gibt auch in anderen Gegenden Afrikas Aussätzige, wenn auch nicht in so großer Anzahl wie bei uns in Uni guru, aber dort bekommt man sie kaum zu Gesicht. Sobald nämlich die Merkmale eines Aussätzigen hervortreten, meiden ihn die Bewohner und Angehörigen. Er wird aus den Dörfern entfernt und kann von Glück sprechen, wenn ihm in einer abgelegenen Hütte noch Wasser und Nahrung gereicht wird. Auf diese Weise wird die Gefahr des Umsichgreifens der unheilbaren ansteckenden Krankheit vermindert. Bei den Warugnru verhält sich die Sache, fo lange der Aussätzige arbeiten kann und etwas Besitz hat, anders. Der aussätzige Mann wohnt in seiner Hütte wie zuvor. Er verkehrt mit seiner Frau, seinen Kindern, seinen Eltern und Geschwistern. Er ißt aus dem gemeinsamen Teller, trinkt aus dem nämlichen Kiirbis-behälter und raucht aus der gemeinsamen Pfeife. Bei der Arbeit bedient er sich der Mund zu Mund gereicht wird. Wie wenig sich der Aussätzige seiner trostlosen Lage bewußt ist, ersieht man daraus, daß er, wie ich es schon oft bemerkt habe, mit seinen verkrüppelten Händen den Tamtam schlügt und sogar sich am Tanzen beteiligt. Ich wollte kaum meinen Augen trauen, als ich vor neun Jahren in das Gebirge kam, um die Mission Matombo zu gründen, und diese Zustände sah. Ueberall, wo ich hinkam, traf ich Aussätzige an. Ein Häuptling, den Jfiobrs Frau. nämlichen Geräte wie seine Angehörigen. Die aussätzige Mutter stillt das Kind, reinigt den Mais, stampft ihn und mahlt die zerstoßenen Körner. Sie kocht den Brei, wäscht die geflochtenen Schalen, welche als Teller dienen, und holt am Bache das Wasser für die Familie. Das Band, welches die Glieder einer Familie mit einander verknüpft, mag vielleicht eben erwähntes Verfahren entschuldigen, aber unbegreiflich bleibt es, daß der Aussätzige zu den gemeinsamen Pompgelagen geht, dort aus dem Behälter trinkt, der die Runde macht, und aus der Pfeife raucht, die von ich besuchte und der mit dem Aussatze be--hastet war, reichte mir die Hand zum Gruße. Als Missionär durfte ich nicht zurückschrecken und griff herzhaft zu, aber die kalte, nasse, verstümmelte Hand, die ich in der meinigeu fühlte, machte mich doch erschaudern. Ein anderes Mal besuchte ich einen Dorfältesten, der, ohne sich zu erheben, mir die Hand reichte, was mich befremdete. Dann ließ er Pombe aus seiner Hütte bringen, trank der Sitte des Landes gemäß zuerst aus der Schale und stand auf, mir den Trunk zu reichen. Hiebei wurden die beiden, bisher zugedeckten Füße frei und- ich sah, wie sie über und über mit Aussatz überzogen waren. Der übrige Teil des Körpers blieb sorgfältig bedeckt, so daß ich dort die sicher vorhandenen Spuren der Krankheit nicht wahrnehmen konnte. Ich hatte jedoch genug gesehen und der Leser wird es begreiflich finden, wenn mir ein Schrecken in die Glieder fuhr und all mein Durst verschwunden war. Auch weiß ich mich zu erinnern, daß eine aussätzige Frau mir in der Mission Bananenbrote zum Kauf anbot. Ich gab ihr den Wert der Ware als Almosen und bat sie, die Nahrung wieder mit nach Hause zu nehmen und selbst zu essen, da sie notleidend sei. So lange der Aussätzige arbeitet, Bier braut und Besitztum hat, wird er überall willkommen geheißen und aufgenommen. Kommt aber die Zeit, wo er anderen zur Last fällt, weil er nicht mehr arbeiten oder die Familie nicht mehr ernähren kann, so ist es schlimm um ihn bestellt. Erträgt er dann noch geduldig seine Leiden und begnügt er sich mit dem, was die Schwarzen ihm reichen, so kann er in der menschlichen Gesellschaft die letzten Tage seines Lebens fristen; andernfalls wird er weggejagt und irrt und liegt umher, bis er stirbt. Schon manchem Aussätzigen hat die Mission Matombo eine Hütte gebaut, ihn ernährt mit dem leiblichen und geistigen Brote und beerdigt, wenn sich niemand fand, der dem Toten diesen letzten Liebesdienst erweisen wollte. In den ersten Jahren meiner Tätigkeit in Matombo habe ich es mehrere Male versucht, die Aufmerksamkeit unserer Militärbehörde auf die Notlage der Aussätzigen und die beständige Gefahr einer Weiterschleppung des Aussatzes zu lenken, aber ohne Erfolg. Man war der Meinung, daß es die Aufgabe der Mission sei, sich der Aussätzigen anzunehmen. Mit diesem Bescheid mußte ich mich begnügen. Als das Bezirksaint von Kilossa nach Morogoro verlegt und Matombo diesem Bezirk einverleibt wurde, trug ich meine Bitte wieder vor. Der Herr Bezirksamtmann Lambrecht, der sich schon in Kilossa große Verdienste um das Aufblühen des ihm von der Regierung anvertrauten Bezirkes gemacht hatte, ging sofort auf meinen Plan ein und versprach, die nötigen Schritte zu tun, um die Aussätzigenfrage zu regeln, die nicht aufgeschoben werden durfte, weil durch den Bau der Bahn Dar-es-Salaam-Morogoro die Gefahr einer Ansteckung für die schwarzen Arbeiter und selbst für Europäer sehr nahe lag. Es ist nämlich vorauszusehen, daß die Warnguru die günstige Gelegenheit des Bahnbaues benutzen werden, um sich als Arbeiter Geld zu verdienen. Andere Arbeiter werden von den Gebirgsbewohnern Lebensmittel kaufen. Da die Körperpflege und die Sittlichkeit bei den Schwarzen viel zu wünschen übrig läßt, sind einer ansteckenden Krankheit die Wege zur Verschleppung gebahnt, Neuerdings liest man so viel, daß Fliegen und anderes Getier Krankheitsüberträger sind. In anderen Gegenden Afrikas werden jährlich Millionen von Insekten und deren Keime durch die Steppenbrände vertilgt, aber im feuchten Uruguruland verschwindet nie das Grün der Wiesen und Bäume; ein ewiger Frühling, der die Vermehrung der kleinen Tierwelt begünstigt, ist über das Land ausgebreitet. Es lag auf der Hand, daß man von vornherein nicht an eine Aufräumung und Zernierung der Aussätzigen denken konnte. Die unheilbaren Kranken wurden einstweilen angewiesen, außerhalb der Dörfer zu wohnen, und die Steuererheber erhielten den Auftrag, eine Zählung der Aussätzigen vorzunehmen. Eine mathematische Genauigkeit war nicht zu erzielen, da sich viele Aussätzige aus Furcht vor der Absonderung versteckten; andere wanderten in Nachbarbezirke aus, wo sie unbehelligt mit den Bewohnern verkehren konnten. Immerhin ergab die Zählung in drei Steuer-bezirken an 300 Aussätzige, so daß man ohne Uebertreibung die Gesamtzahl der Aussätzigen int Urugurugebirge auf 500 angeben kann. Hierbei ist aber wohl zu beachten, daß nur die Aussätzigen in Betracht kommen, bei denen die Krankheit schon Wunden an Händen und Füßen erzeugt hat. Wie viele gibt es aber, bei denen der Aussatz sich erst in der Entwicklung befindet! Der Körper weist zunächst nur einen kleinen Flecken auf, der allmählich größer wird. Dann kommen noch andere zum Vorschein. Später nehmen die Flecken eine schwärzliche Farbe an. Es bilden sich unregelmäßige Ringe, die viel Aehnlichkeit mit Brandnarben haben. So vergehen Monate und Jahre, bis die Extremitäten an Händen und Füßen befallen werden und langsam absterben. Ich übertreibe nicht und bleibe nicht hinter der Wahrheit zurück, to ernt ich die Zahl der Aussätzigen im Urugurugebirge, die vorläufig nur mit Aussatzflecken behaftet sind, auf annähernd 2000 angebe. Eine furchtbare Tatsache, die zu denken gibt! Die Schwarzen unterscheiden ein doppeltes Stadium im Verlaufe der Leprakrankheit: zunächst den Fleckenaussatz unb dann den aus-gebrochenen Aussatz. Letzteren halten die schwarzen Medizinmänner für absolut unheilbar, während sie in einigen Fällen den Fleckenaussatz durch geheime Mittel beseitigt haben wollen. Auch wurden mir in der Tat Leute genannt, die geheilt worden seien, aber in den meisten Fällen kommen die geheilt geglaubten Flecken wieder zum Vorschein und zwar mit größerer Intensität als früher. Als ich mich von der großen Zahl der Aussätzigen im Uruguruland überzeugt und genaue Erkundigungen über das Wesen dieser Krankheit bei den Eingeborenen eingezogen hatte, nahm ich eine Untersuchung bei unseren Missionszöglingen vor und fand zu meinem Schrecken, daß 10 Prozent der Kinder schon vom Fleckenaussatz befallen waren. Ich sonderte sofort die Leprakinder von den andern ab und gab sie einem Christen namens Bonifatius in Behandlung, der sich als Spezialist für Leprakranke eine gewisse Berühmtheit erworben hat. Er gibt den Leprosen ein starkes Abführmittel und ätzt die Flecken mit einer von ihm zubereiteten Medizin. Ueber den Erfolg seiner Behandlung kann ich noch kein bestimmtes Urteil abgeben. Herr Lambrecht, Bezirksamtmann von Mo-rogoro, gedenkt zwei Leprosenheime zu gründen: das eine unweit des Bezirksamtes, wo widerspenstige, vagabundierende Aussätzige und solche, die nicht mehr arbeiten können, eingesperrt und von der Regierung ernährt werden. Die Missionäre von Morogoro könnten dort bequem die Pastoration übernehmen und P. Jäkel, Superior von Morogoro, ist mit diesem Plan einverstanden. Ein anderes Leprosenheim würde in der Nähe der Mission Matombo errichtet werden und zwar für solche Aussätzige, die noch das Feld bestellen und sich einigermaßen unterhalten können. Die Kranken blieben natürlich von der übrigen Bevölkerung abgesondert und bekämen ihre eigene Kapelle und ihren eigenen Katecheten. Diese Vorschläge sind noch nicht endgültig geregelt. Der Leser meint vielleicht, daß sich die Missionäre von Matombo hätten längst ans Werk machen und ans eigenem Antrieb ein Leprosenheim errichten müssen: möge er mir glauben, daß dies immer unser innigster Wunsch war. Leider fand ich niemand, der uns die Bausteine und die Mittel zum Unterhalt von 500 Aussätzigen liefern wollte. Ferner durften wir als Missionäre keinen Zwang auf die Leprosen ausüben und hätten mit guten Worten kaum einen Kranken bewegen können, in einer abgesonderten Hütte zu leben. Das allgemeine Wohl der Bevölkerung gebietet aber noch mehr als eine Absonderung der 500 Leprosen mit ausgesprochenem Aussatz, wozu die Regierung ihren starken Arm leihen muß: eine Leprosenstadt müßte angelegt werden, welche die 2000 Aussätzigen des Uruguruland es bevölkerten. 'Wie die Sache sich gestalten wird, weiß der liebe Gott. Auf jeden Fall muß Abhilfe kommen, damit durch die Erschließung des Uruguru durch die Eisenbahn der ganzen Kolonie keine ernsten Gefahren entstehen. Abreise in die Mission. Aus unserem Missionshause schifften sich in den ersten Tagen dieses Monats P. Johann Schumann mtg Engers und Bruder Franz Doubek aus Kakwitz in Triest ein. Ersterer ist an seinem einstweiligen Bestimmungsort in Khartoum bereits angelangt. Zu unseren Wildern. Auf Seite 196 und 197 bringen wir zwei photographische Aufnahmen von einem Araber aus Marokko. Er hat einen großen Teil von Afrika, teilweise auch zu Fuß, bereist. Eine Tour machte er von seiner Heimat nach Togo. Fes, Timbuktu, Liptako, (Stimm, Mangu, Lome war seine Route gewesen. — Auch unsere Mission hat er bereist und ist in Khartoum gewesen. Er gab vor, Kaufmann zu sein: wahrscheinlich war er auch mohammedanischer Propagandist. 216 Stern der Neger. Heft 9. wir empfehlen dem Gebete unserer freunde die Seele des im Herrn sanft entschlafenen ehrwürdigen Br. Cyrillus F. 8. C. Der verstorbene, gebürtig aus Südtirol, Diözese Trient, war säst 5 Jahre in der Mission sehr eifrig und tätig, zuletzt in der Station Naqango, wo ihn der Todesengel ereilte, um ihn zum verdienten Lohne zu führen. Gebetserhörungen und »Empfehlungen. . Gebetserhörungen und -Empfehlungen, bei welchen Name und Wohnort der Redaktion nicht angegeben werden, werden nicht veröffentlicht. — Die Abkürzung wird durch die Redaktion besorgt. M. H. tu I. Innigsten Dank dem heiligsten Herzen Jesu für eine glücklich abgelaufene Operation. Veröffentlichung im Falle der Erhörnng versprochen. Aus St. schreibt man uns: „Ewigen Dank den gnadenreichsten Herzen Jesn und Mariä und unseren heiligen Fürbittern für Erhörung in einem wichtigen und manchen anderen Anliegen." S. in W. Daitk dem heiligsten Herzen Jesu für glücklichen Verlauf meiner Studien. Hw. H. K. ans L. bittet ums Gebet in einer wichtigen Bauangelegenheit. N. N. empfiehlt sich dem Gebete zum heiligsten Herzen Jesu und Mariä in Erbschaftsangelegenheiten. Wenn uns geholfen wird, werden wir es veröffentlichen. Ans W. Eine Mutter empfiehlt sich und die gute Beilegung von Familienangelegenheiten dem frommen Gebete der Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Veröffentlichung tut Falle der Er--hörung versprochen. I. W. ans L. bittet, folgende Anliegen ins Gebet einzuschließen: Ordnung der Finanzen und ein für die gute Sache wichtiges Unternehmen durchzuführen, daher auch Erlangung eines großen Darlehens. N. N. bittet alle Missions freunde und „Stern"-Leser, beim hl. Josef die Beseitigung mehrerer Hindernisse zum Eintritt ins Kloster zu erstehen. Jnngfr.-Kongr. in I. bittet recht um das Gebet. Gebet. O Herr Jesus Christus, alleiniger Erlöser des ganzen Menschengeschlechtes, der du bereits herrschest von einem Meere zum andern und vont Flusse bis zu den Grenzen des Erdkreises : öffne erbarmungsvoll dein heiligstes Herz auch den unglücklichsten Seelen von Zentral-Afrika, welche noch in der Finsternis und im Todesschatten sitzen, auf daß durch die Fürbitte der gütigen Jungfrau Maria, deiner unbefleckten Mutter, und ihres glorreichen Gemahls, des heiligen Josef, die Negervölker ihre Götzen verlassen, vor dir sich niederwerfen und deiner Kirche zugesellt werden. Der du lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 300 Tage Ablatz; vollkommener Ablah einmal im Monate. öerantwovtlidbev Scbriftteiter: IRektor P. ®. IfiafEtiner F. S. C. — preBvecelnsstSudbSi-ucftcrei Jß fixen, SüMirol, Kabeu-WerzeicHuis worn 1 August bis I. September 1906. ----------In Kronen.----------- Opferstock: Bayern mehrere zus. 457.34; I Beuron A. Sch. 4.32; Bozen M. M. 10.—; 1 Brixen 06m. 5.—, Bäckerin. E. ß.—; Breitenfeld I. P. 2.—; Dampfach L. F. 164.—, M. R. 1.17; Doren I. B. 1.— ; Ettlingenweier N. N. Pr. W. 5.—; Graz R. P. 3.—; Glonn Bar. B. 11.17; Innsbruck I. Kr. 2.—, j M. A. 100.— (dabei 5 hl. Messen); Kortsch j K. R. 10.—, Lehr Pr. 10.—; Lech I. K. 2.—; Neutitsch ein A. L. 7.—; Reich hub Fr. St. 30.—; Renttc K. I. 1.—; Sch »als S. G. 5. —, mehrere zus. 20.—; Schweiz von mehreren 304.—; St. Beit I. G. 1.—; Weistrach 061. Ä. 1.—. Effekten. N. N. ans Lana Paramente; Aloisia Lonsky einige Tausend Briefmarken und Bücher; Rot. Odrau zwei Pakete „Dori"-Kuverte; I. Matscher ein Dutzend Pfeifen für die Mission; M. Forche Altartücher, Spitzen, Ouastcn, Tücher re. Zur Persolviernug von heiligen Messen sandten ein: Ehrwürdige Schulschwcstcrn Stbg. 6. — ; Maria Waldncr 6.—; Lehrerin Fröhlich 7.63; Ant. Schweinschwaller 6.—; M. Zach 4.—; aus Afers> 2.—; Magd. Huber 8.80; M. Kapfinger 10.80; M. Knicps III. 20.—; I. n. M. Pernthaler 10.—; Fl. B. Brixen 6.60; d. d. St. Petrus-Claver-Sodalität 275.04; Fr. Sturm 2.—; I. B. Nowotny 4.—; ans Heiligkreuz a. W. 118.—; N. N. Mühlbach 20; N. N. Schnals 6.—. Zur Taufe von Heidenkindern: Ther. Feichtner 20.— (Theresia); Schulschw. Sternb. 20.— (Maria); Ludtv. Spiesberger 20.— (Ludwig); Jos. II. Mar. Aschauer 40.— (Jos. u. Maria). Für die Missionen: Aus der Redaktion des „Sendboten d. göttl. Herzens Jesu" 50.—; Jgn. Kn. Innsbruck 200.—. Für Bischof Geher: N. N. Bozen 120.—. Für Hochw. P. Schumann aus Engers 46.80. -i- * * „O Herr, verleihe allen unseren Wohltätern um deines Namens willen das ewige Leben!" Htelier für kiMUe Jjtimfen Dom. B. flßorober, Maler undNdergolVer in St. HUrtcb, ffivööen (©beröoß), Tirol, empfiehlt sich dem'hochw. Klerus für alle kirchlichen Architekturarbeiten: vom tlauf stein bis zum Ibocbaltav, wie and? Statuen der IfoeUigen, Christus Corpusse, 1Rrippenbarstel= langen, Stationen und IReliefs, Deilige Gräber u. Xouröesgrotten in feinster Dolzsebnitzerei; feine Bemalung mit Vergoldungen. Für gediegene Arbeiten wird garantiert. =:= == Illustrierte Preislisten gratis und franko. Zur Leitung einer Filiale oder zn sonstiger intellektueller Mitarbeit sucht die @t. Petrus Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen Fräulein, welche mit der Feder gewandt sind und nebst gründlicher Kenntnis der deutschen Sprache auch anderer europäischer Sprachen ganz mächtig sind. Liebe und Eifer für die afrikanischen Missionen sind Vorbedingung. Alle näheren Aufschlüsse erfährt man von der Generalleiterin her- St. Petrus Claver-Sodalität, Frau Gräfin Ledochowrka, Rom, via dell' Olinata 16, oder von der Leiterin des Hauses Mana-Sorg, post Rasern bei Salzburg, Oesterreich. I Stir Knaben, MelcheGröens- undMissisuspriester Werden Wollen. In unserem Wkcknum in KlllM « werden brave und talentierte Knaben aufgenommen und zu Missionspriestern herangebildet. ......■■ — Bedingungen der Ausnahme sind: ======= 1. Selbständige Neigung und sonstige Zeichen des Berufes zum Ordens-mtb Missionspriesterstand. 2. Gelehriger, lebhafter, offener Charakter, energischer, standhafter, opferfreudiger Wille; sittliche Unverdorbenheit. 3. Gesundes Urteil und girtes Talent, das befähigt, leicht und ohne Anstand die ganzen Gymnasialstudien durchzumachen. 4. Gute Gesundheit lind kräftiger Bau, frei von körperlichen Fehlern. 5. Alter von ungefähr zwölf Jahren. Für die erste Klasse wird ein Alter nicht unter zehn und nicht über zwölf Jahre erfordert. 6. Pensionsbeitrag nach Uebereinkommen mit den Eltern oder deren Stellvertretern. Weitere Aufschlüsse werden bereitwilligst vom Obern des Missionshauses erteilt. Man wende sich vertrauensvoll an die Adresse: P. Gdere des Missionshauses in tHiöanö bei Brisen, Tirol. I ill .I mm M>L Im Lande der Njam-Njam (Fortsetzung). Besuch der Christen in Kord o fan (Fortsetzung) ...............................- - Aus dein Missionsleben: Aus Attigo . . Verschiedenes: Die Aussätzigen in Deutsch- Ostafrika ......................... . . Abreise in die Mission.................... Inhalt: 193 201 207 211 215 Zu unseren Bildern.....................215 Gebetserhörungen und -Empfehlungen. — Gebet . s..................... 216 Abbildungen: Ein Marokkaner (Front- und Seitenansicht). — In der Wüste, r—' Scheich Bohr am Bahr el Djebel. — Bohrs Fran. — Bilder aus dem Bahr el Ghazal-Gcbiet.