in Steiermark, seine Umgebung, ^ Bewohner „nd Geschichte. - , , G Dargettelit von Doctor Rudolf Gustav Puff, k. k. Professor. ........ » -------------------- Grats, MSI?. Druck und Papier von den Andr. Leykam'schen Erben. § * Cf 1 A 4 'W.i if 4» S M *>š@ du» >H 3 *3 i§ih «01 ■ ! «3 «1 1 III. Abtheilung. I. Die Urzeit bis zur Römerherrfchaft. 1260 bis 15 vor Chr. C>rb. 3Dtc Frage: wer die ersten Bewohner der Marburger Gegend gewesen und woher sie gekommen? fallt mit jener zusammen: wer wohl überhaupt zuerst das große leere Seebett zwischen den jetzigen krainerischen, kroatischen und sttirischen Alpen, den ersten Inseln des nordwestlichen pannonischen Meeres nach dem Rücktritte desselben bewohnt; wer sich heimisch gemacht habe dießseits des Urgebirges auf den Grabhügeln vorweltlicher Mecr-ungethüme? Längst mochte schon das Oberland jene üppige tropische Vegetation, jene Farrenbäume, .Calamiten und Sigilarien, die wir noch palingenetisch bewundern, bedeckt haben, ehe sich die Niederschläge der Ströme, die Stein- und Braunkohtenlager des Unterlandes mit ihren fossilen Thierknochen an der Stelle der pannonischen See bildeten. Nach Jahrhunderten waren an dem Platze der Wasserungeheuer die riesigen Quadrupedeu uiuergegangcn, die klimatischen Verhältnisse hatten sich allmählig so gestaltet, daß die Pflanzen und die Thierwelt das Da- 1* sein einer uns homogenen Menschengeneration sicherte, die dann auch hier ihr fortschreitendes Leben und Streben zu entfalten begann. Jllirische Bannonier (Sygincr) grenzten kicr mit den celtogermanischen Urstämmen zusammen; über beide ergoßen sich, gewaltsam Platz machend, allmählig celtogermanische Nachwanderer, aus denen wir mit Bestimmtheit die Latobiker (an ihren Stammvater und Stammgott erinnert ein bei St. Paul in Kärnten gefundener Stein) Namensverwandte der gallischen Latobriger, Artobikcr und Eburoviker kennen. Ward Jason bei seinem Zuge an der Sau herauf, 1260 vor (ihr. Geb., schon durch die dortigen Urbewobner, die Vorfahren der heutigen Posavier, unterstützt, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß die schönen Hügeln an der Drau nicht eine menschenleere Wüste gewesen, daß später die Folgen der Züge des Bcloves, 600 Jahre vor Chr. Geb., ihre Rückwirkung auch auf diesen Boden geäußert haben; noch wahrscheinlicher, daß die Anwohner der Drau an den Kriegsfahrtcn ihrer Stammgenossen nach Griechenland 470 Tbeilnehmer gewesen sein mochten. In wie ferne die Kön ge Cacibilis und Balleus, die Ersten, die in diesen Gegenden 170 Jahre vor Ehr. Geb. mit den Römern in Conflict kamen, dieß - oder jenseits der Drau herrschten, bleibt unentschieden. Wir wissen nur aus Appianus, daß die Noriker celtogallisch sprachen, welches viel verwandt mit dem Griechischen schien. Colatianer waren die Urbewohner des Pacher, an der Drau bis Marburg herab saßen die,Sererer, in den windischen Büheln die Serapiller, Beide grenzten an die pannonischen Jasser. Unter Paulus Aemilius, der mit dem Siege über den macedonischen König Perseus auch die Macht des Bastarner Königs Claudicus in unseren Gegenden erschütterte, mit der Niederlage des Gentius 167 in Jlli-rien rückten die Wclteroberer unseren Marken näher, die Segestaner erlagen von 118 bis 114 den römischen Legionen, während die Scordisker in unseren Gegenden 112 von den aus Norden stürmenden Cimbern zu Boden geworfen wurden. Tiefer Friede folgte diesen Stürmen, König Voccio in unseren Landen lebte in nachbarlicher Eintracht mit Julius Cäsar, dessen schiedsrichterlichen Aussprüchen nach dem furchtbaren Zuge des Dacierkönigs Bocrebi-stes, 47 bis 44 vor Chr. Geb., sich schon unsere angrenzenden pannonischen Pyrruster unterwarfen. DieVerbee, rungen, welche der durch den Einfluß seines Oberpriesters Decaineus zur höchsten Macht gelangte Dacierkönig Boc-rebistes über die östlichen Pannonier und Bojer brachte, dürfte wohl das Land an der Raab, nicht aber an der mittleren Drau zur Wüste gemacht haben Augustus betrat, der Erste mit seinen siegenden Heeren, 34 bis 33 vor Cbr. Geb., den untersteirischen Boden, und bestellte den Fufius Geminus als Stattbalter des Landes, welches am Fuße der cetischen Alpen an der Drau, Mur und Raab Vibius bezwungen und die Waffen der kampff lustigen Bewohner in die von ihrem Blute gerötheten Ströme geworfen hatte. Verbrennung der Wälder zwang die Pannonier, dem Imperator sich selbst zur Rache zu stellen für die theil-weise Riedermetzlung seiner Legionen. Im Jahre 15 siel der unwiderstehlichen Macht das ganze Alpenland bis zur Donau. Die Osi und Aravisci sicherten ihre Freiheit durch die Flucht aus dem heimischen Pannonien, und von jenem Zeitpunkte an blieb die Steiermark, mithin auch Marburgs Gegend, durch 500 Jahre römijch. Das Denkmal in Silli: „Marti Herculi Victoriae No-rejae“ ist der Leichenstein der Selbstständigkeit unserer Urbewohner. Sitten und Lebensweise hatten die ersten Bewohner dieses Landes mit allen Urvölkern gemein, die erst den Boden sich von wilden Thieren säubern, erst um die Wohnstätte mit denselben kämpfen müssen, bis sie zum Ackerbaue übergehen, um dann das mühsam erworbene Eigenthum in neuen Kämpfen gegen räuberische Nachbarn zu sichern. Jagd, Viehzucht, Ackerbau waren also auch hier die ersten Beschäftigungen. Raubzüge lagen im kriegerischen Sinne, Krieg und Gewalt in der Noth-wendigkeit, das Erworbene gegen die späteren Eindringlinge zu bewahren, von denen Tascier und Eugenäer, von Antenor 1181 aus der Umgebung der Adria vertrieben (wie die bei Negau gefundenen Helme erinnern), unserer Heimat nicht fremd blieben ; an die Gallier aber (Selten, Siliad, Galle oder Walle, d. i. Flüchtling, Fremdling), mahnen ja noch viele hundert Worte — ja der Name Mark selbst ist ein von ihnen auf uns gekommener Ausdruck (Marga). Die häufigen Berührungen mit Gallien und Griechenland brachten die erste Bildung zu unseren norischen Selten, oder vielleicht illirischen Pannoniern, je nachdem wir die Ambidravier an der Drau herab bis zum Pacher, also die Urbewohner Marburgs, nennen wollen. In keinem Orte des Landes mengen sich so sehr der altgermanische Typus blauäugiger, kräftiger, gut gefärbter Gestalten mit den braunlockigen, schlanken, mehr blaffen und weichen illirischen. Formen, als hier. Behelmt, mit der Gase (dem langen Speere), den Sa- taias (Pfeilen) bewaffnet, mit dem langen, bunt bemalten Schilde am Arme, am liebsten zu Fuß, mögen wir uns die Urbewohner denken, mit Gesang zum Kampfe ziehend, die Weiber hinter sich auf der Wagenburg, des Feindes Schädel nach dem Siege als Trinkbecher verwendend. Wie sie sich zu wehren wußten, berichten die römischen Auctoren, weiset der Stein mit der norischen Mutter im Joanneo zu Gratz. Der schöne Gau zwischen der Peßnitz und Drau zeigte gewiß eben so gut ahnenstolze Edle mit ihren Clienten, Gemeinfreie und Sklaven, wie sie uns Diodor, Livius rc. bei den übrigen damaligen Völkern, wie wir es im Mittelalter als fortererbte Sitte bei Deutschen und Slaven treffen, zeigte den geheimniß-vollen, einfachen Gottesdienst aller Natursöhne in Wäldern und Hainen, zeigte die befestigten Burgen, deren Virgil in seinen Georgicis erwähnt. Wo die Bewohner unseres Thales ihre Versammlungen hielten, welche Häuptlinge ihnen geboten, vor welchen begeisterten Druiden ihre Krieger bebten, welches Barden Liede sie horchten, hat uns keine Geschichte bewahrt. Die alte gallische Tracht, der bis an die Knie reichende Lcibrock, bald mit, bald ohne Aermel, Beinkleider, Oberkleiver mit schön gestickten Gürteln, der Mantel aus dem schon in der Urzeit bekannten ßlzartigen heimischen Tuche (Loden),, die niederen Sitze am Herde mit Wolf- und Hundsfellen belegt, die Vorgänger unserer Ofenbank; die Gelage, wobei Meth und Bier eine Hauptrolle spielten, mochten wohl auch hier heimisch sein. Wenn aber Plinius von der Verfälschung des heimischen Weines durch Nardum celticum spricht, hat er gewiß nicht das Oberland, sondern unsere Umgebung gemeint. Hol- gerne Fässer werden von den Römern schon bei de» frühesten Urbewohnern dieses Bodens angeführt , so wie ausdrücklich des Weinhandels Erwähnung geschieht. Regelmäßige Ehen, Gewalt des Mannes über Leben und Tod, finden wir durchaus; Muth, Frohsinn, Gastfreundschaft als Stammtugenden, Trinklust, Rachesucht, Prahlerei als heimische Fehler. Alle von unS hier erwähnten Punkte treffen gleich die keltisch-germanischen, wie die illirisch-pannonischen Urbewohner dieser Gegend. Wir wage» es nickt, zu entscheiden, welcher beider Stämme die frühesten Bewohner dem Draugebiele östlich der keltischen Alpen gab. Pferde-und Rinderzucht, große Schaf- und Schweinheerden waren hier heimisch, und die Jagdhunde dieser Gegenden waren im großen Rufe in Aqnileja und Rom. Noch finden wir Urbewohner mit solchen auf den Römersteinen des nahen Gamlitz abgebildet. Sklaven, Vieh, Wachs, Honig lieferten unsere Vorfahren auf die Märkte nach Aqnileja, die dafür erhaltenen Maaren zeigen 400 Stadien zu Land über den Berg Okra, zur Save von dort weiter in die pannoni-schen Plätze. Die Sprache der Griechen und Römer waren deßhalb in diesen Gegenden wohlbekannt, die Ornamente, die man den ersten nachbildete, zeigen von heimischem Kunstsinne, in Gräbern als Schmuck und Münzen gefunden. Norisch-pannoniscke Münzen mit Nachahmung der Form der Münzen der Makedonier Filipp und Alexander mit monstruosen Köpfen und dem freien keltischen Rosse deuten dahin, daß die pannonischen Könige Gentius und Balleus die Gegenden des heutigen Unterlandes unter ihrem Scepter hatten. Cb die Verehrung des Isis und der Mithras erst durch die Tuscer und Römer eingeführt wurde, oder schon früher bestand, läßt sich nicht bestimmen, wir glauben das Letztere, halten unsere Urbewohner für Monotheisten und den Mi-thras-Dienst nur für eine religiöse Neuerung aus dem zweiten Jahrhunderte der Römerhcrrschaft. Daß gerade die Marburger Gegend ein Hauptsitz desselben gewesen, daß ein nicht unbedeutender Tempel desselben bei Maria-Rast gestanden, beweisen die 1845 vom Verfasser dieser Blätter in Maria-Rast geförderten Nachgrabungen, deren Resultat 4 Reliesstafcln, jede mit der vollständigen Darstellung der Mythe von Mithras in derselben Höhe und Breite, wie Dompropst Tomasi 1846 selbe in den Ruinen der Trajansstadt Apulnei in Siebenbürgen fand. Münzen, entdeckte Verbrennungsüellen, Opferaltäre, behauene Steine, kurz die Ueberreste eines wahrscheinlich noch von Wald und Gerölle bedeckten Heiligthumeö waren; vielleicht von den Römern an einer Stätte erneuert, welche den einfachen Urbewohnern zur Verehrung der einfachsten, anschaulichen Gvttheitsidee der Sonne (Baal, Belenus) diente. Die pannonischen Wahrsager waren selbst bei den Römern berühmt. Aus dem Aberglauben der germanischen Urvorfahren finden wir noch immer einige Ge-spensierspuren vom Skrat und den Niren, Kobolden, Wechselbälgen, Hausgeistern rc., die sich später mit dem slavischen Fabelwesen häufig vermengen. Der Wahn, Sturm zu erregen durch das Steinwerfen in gewisse Gewässer, hat sich unverändert am Pacher erhalten. Die Jöhannisfeuer, der Glaube an das Wettermachen, die Maibäume, das Verschreien, die Wünschelruthe, Zauberformeln haben aus der Urzeit durch das ganze Mittelalter herab bei unseren germanischen und slavi- scheu Bewohnern mit wenig Modifikationen bis nun fortgedauert. Menschenopfer mochten auch hier gewesen sein. Der Name eines Stammgottes dieser Gegend, Jarmagius, findet sich auf einem Steine in Pettau. Daß bei den Handelsverbindungen mit Griechenland die Drau bei der Verführung des allberühmten norischen Stahles nicht benützt, und in einem solchen Falle die günstige Stelle des heutigen Marburgs und nächste Umgebung, wo der Fluß aus dem engeren Berglande bequemer sich ausbreitet, nicht verwendet war, können wir schwer glauben, und pflichten nicht ungerne der Sage bei, die von einer alten, längst versunkenen Stadt, staro mesto, am rechten Ufer der Drau zwischen Rothwein, Windenau und der Straße spricht. Volker, die sich wandernd eindrängten , mochten sie von Rhatien herab, wie die keltischen Gallier nach der Drau, oder von Norden, wie die späteren Wanderschaaren, den kürzesten Weg von der Mur zur Drau suchend, erscheinen, oder von Süden, wie die Römer, wohl wahrscheinlich immer längs dem Fuße der Gebirge herauf dringen, mußten nothwendiger Weise die Stelle des heutigen Marburg berühren, und so stellen wir die Vermuthung auf, daß die Römer bei ihrem Vordringen hier gewiß irgend einen festen Ort, wenigstens Bevölkerung und Cultur, im ersten Jahrhunderte vor Christo bereits vorgefunden haben. II. Die Römerherrschaft vom 2ahre 15 vor bis 476 nach Ähr. Gcb. Knirschend trugen unsere Urbewohner das ungewohnte Joch der Römer, und 27 Jahre dauerten völlig ununterbrochen ihre Empörungen. Während Tiberius über Karmunt gegen Marbod (I. 11 vor Ehr. Geb), der an der Spitze von mehr als 70000 Germanen stets schlagfertig im heutigen Böhmen stand, vordrang, beschlossen die verschwornen Landeseinwohner, unter Pinet-tes und den beiden Battos in 2 Heeren über Aemona und Nauportus auf Rom selbst loszugehen. Kaum vermochte der römische Statthalter in Pannonien Valerius Messalinus dem Sturme zu stehen, und sich in blutigen Schlachten des dalmatischen Batto an der Save, Sann und dem Donatiberge mithin in der Nähe unserer Drau, so lange zu erwehren, bis Tiberius mit 15 Legionen — nur durch den zu frühen Ausbruch der Pannonier vom weiteren, ihm verderblichen Vordringen gegen Marbod zurückgehalten — ihm zu Hilfe eilte. Ein zweijähriger Kampf voll List, Grausamkeit und Bestechung brachte den germanischen Batto zur Ruhe, und im Jahre 10 vor Ehr. Geb. besuchte Augustus persönlich unsere Ge- v genbeti. Bei seinem, vier Jahre später, in Nola erfolgten Tode empörten sich die 8te, 9te und löte Legion im Sommerlager zu P-ttau gegen den Statthalter Junius Bleesus, mißhandelten ihre Commandanten Aufidienus Rufus und CnejuS Lentulus und beruhigten sich erst bc'm Eintritte einer Mondeefinsterniß. Nun trat bis Mark Aurel ein friedlicher Zeitraum für unsere Gegenden ein, während welchen die römischen Institutionen mit Güte und Gewalt durchdrangen. Die vom Tiberius aus Rom in winterliche Gegenden verjagten Juden schickte Caligula (40 I. nach Chr. Geb.) hierher und mit ihnen den ersten Keim des Christenthums; er war es auch, der die Menschenopfer vertilgte. Des Claudius Statthalter Amilius Hister nahm den vertriebenen Sveven-könig Vannius mit seinem Gefolge (50 I. nach Chr. Geb.) in Pannonien auf. Unter Nero verstärkten unsere Landsleute die Legionen zum Kampfe gegen die Parther am Eufrate (62 bis 66 I. n. @hr. Geb ), beschleunigten die Cbristenver-folgungen des Tyrannen, die Ausbreitung des Glaubens, die Krieger des steirischen Unterlandes, durch welches nach Nero's Tode die 3te, 7tc, 8te, Ute, 13te und 14te Legion marschirten, zogen mit, um zu würfeln über die Weltherrschaft, welche hauptsächlich durch Antonius Primus, den Befehlshaber der 7 ten Legion — einen Eingebornen, an Ftavius Vespasianus gelangte. Die Jl-lirier verschafften ihm den Hauptsieg bei Cremona. Vespasian verbefferte die Straßen und verschönerte die Städte Flavia^Solva und Pettovium. In Letzterer stand die 13te Legion, zu der mithin die kriegerischen Söhne der Bewohner der Marburger Gegend gehörten, welche unter Domitian, nachdem Poppeus Sabinus und Cornelius Fuscus im Jahre 86 Schlacht, Heer und Leben gegen die llavisch-sarmakischen Völker verloren, die allgemeine Angst vor dem Einbrüche der Barbaren theilte. Domitian erwarb sich wenig Dank der Unterländer, da er zu Gunsten des Getreidebaues den Befebl gab, die Hälfte der Weinpflauzuugen außer Italien auszurokten. Unter Trajan, der vom I. 100 bis 106 die Macht des Dacierkönigs Deccbalus brach und selbst unsere Gegenden betuchte. zeichneten sich unsere Krieger alS Cohors I. Ulpia Pannoniorum und Alla I. Ulpia Con-tariorum aus. Väterlich sorgte Hadrian von 117 bid 138 für Pannonien und Noricum durch die milden Statthalter Martins Furbo und Aelins Berns persönliche Befreiungen, Bauten und Verbesserungen Unter trüben Auspicien trat Mark Aurel 161 die Beherrschung dieser Länder an. Sarmaten und Germanen hatten die illirischen Legionen unter FuriuS Victorinus vertilgt und brachen verwüstend in Steiermark ein; die ihnen entgegenrückenden asiatischen Legionen schleppten die Pest in das Unterland. 170 zog Mark Aurel persönlich mit Besseus Rufus gegen die Barbaren und eilte von ihrer Besiegung mit den illirischen Legionen zur Unterdrückung des Empörers Avidius Cassius, 175 nach Asien, nachdem er aus Eingebornen, Rhäliern und Norikern die 2te und 3te italienische Legion neu gebildet hatte. Unter seinen Nachfolgern theilte vom 1.180 bis 211 unsere Heimat Roms eisernes Zeitalter; die Auflagen, die Mark Aurel nie erhöhte, stiegen furchtbar, bis die illirischen Legionen den Stattbalter dieser Gegenden, Scptimius Severus, zum Imperator erhoben, all' seine Gegner vernichteten und ihm glänzende Triumphe über die Parther erfochten. In seinen Jahren siedelten sich unzählige Römer in den fiscalischen Besitzungen unserer Heimat an Septimius war der Liebling seines Volkes; seine Gattin Julia nennt noch ein Denkstein in Pettau, von den dankbaren Legionssoldaten gesetzt: „Mater ca-strorum.“ Sein Nachfolger Caracalla 213 belustigte sich im heutigen Steirerlande mit der Jagd, und gewann die Liebe der Legionen durch Nachäffung der pannonischen Kleidung. Sein Mörder Majoranus erleichterte 217 die Tribute im Unterlande, wofür ein Denkstein zu Cilli spricht. Der 222 von den Prätorianern ermordete He-liogabalus führte allgemein den Mithrasdienst und seine Feste Leontica, bei denen nach Ktesias allein die Perserkönige betrunken sein und tanzen dürften, ein. Unter Alexander Severus, dem sittenreinsten Verehrer von Or-feus und Jesus, dem Letzten, „der Roms Hoheit zu behaupten wußte,« verwalteten Varius Macrinus und Dio Cassius, der Reisegefährte des Imperators des Unterlandes, dessen Söhne gegen die Sassauiden fochten und ihren Führern Ulpius Rutilianus und Fitus Varius Clemens noch stehende Denkmäler in Cilli und Gratz errichteten. Der rohe Soldaten-Kaiser Marimin, der Gothe, zog 237 durch die entvölkerten Städte des Unterlandes seinem Untergange bei Aquilea entgegen; die Imperatoren Gordian III. und Filippus warfen in unserer Nähe die einfallenden Barbaren, die illirischen Legionen aber erhoben 249 den Statthalter des steirischen Unterlandes, Trajanus Decius, den Wiederhersteller Jlliricums, zum Imperator. Ihn erlegten die Gothen bei forum Trebonii in Mösien im October 251, — seit diesem Siege der Barbaren und der Zügellosigkeit der Legionen war Roms Verderben unvermeidlich. Nur Valerius mit seinen tapferen Statthaltern Balista, Ulpius, Crinctus, Amelian und Probus brachte noch einige glückliche Jahre für das Land. Jngenuus schlug 259 die Sar- mater an der Save und Drave. Aquilinus gab seinem barbarischen Schwiegervater, dem Markomanen-Könige Attalus, zuerst Wohnsitze in Pannonien, das er sonst so ziemlich seinem Schicksale überließ, bis Claudius II. und Aurelian von 268 bis 275 als Wiederhersteller des Römerreiches auftraten, Ersterer mit heimischen Legionen die Gothen bei Naiffus 269 vertilgte und ihre Reste in das entvölkerte Land verpflanzte, Letzterer, ein geborner Jllirier, die eingefallenen allemanischen Juthungcn im Unterlande erlegte. Söhne der heutigen Steiermark waren es, die unter seiner Führung am Rande Arabiens Palmyra, das Reich der Zenobia, zertrümmerten. Probus und Aurelius kämpften schon beständig auf steirischem Boden mit den Barbaren, die immer schneller unter Diocletian von 289 an hereinbrachen; die Reichsge-schäftentheilung erleichterte wohl die Verwaltung, untergrub aber die Einheit der Regierung. Unsere Landessöhne schlugen sich am Tigris gegen die Perser; aus ihnen errichtete der Kaiser die joviani-sche und herculische Legion, als Leibwache statt der Prätorianer. Ihm folgte, da er am 1. März 305 die Regierung niederlegke, Mariminianus, dem die Bürger von Solva (Leibnitz) ein Denkmal errichteten. Galerius erpreßte durch Foltern und Betrug ungeheuere Tribute. Er nannte das entsumpfte Land vom Plattensee bis zur Raab, seiner Gattin zu Ebren, Valeria. 312 gab Constantin seine beiden Edicte für die Christen. Das Erste räumte ihnen Tempel, das Zweite den Vorzug bei allen Würden ein. Er selbst bereiste vom 319 bis 322 unser Land und warf in drei blutigen Schlachten die Barbaren zurück. Unter ihm waren, 332, über 300,000 Sarmaten von ihrem eigenen Pöbel zur Auswanderung in das römische Reich über die Donau gezwungen wurden, die man häufig irriger Weise für die Stammväter unjcrer Wenden halten will. Constantius, seit der Schlacht bei Mursa, 28. September 351, Alleinherr, ließ zu Pettau 354 den ihm verdächtigen tapferen Cäsar Gallus verhaften und zu Fla-mvna hinrichten. Unter ihm, der mehr theologischer Streitler als Imperator war, wurden die ausgewander-ten Sarmaten wieder vertilgt, daö treffliche römische Postwesen vernachlässigt. Der Imperator Julian bestimmte 361 den Schriftsteller Aurelius Victor zum Statthalter an der Save und Drave. Laleminian I., ein geborner Pannonier, erhielt von 364 bis 378 die Ruhe im Unterlande, wo er 372 von Pettau aus mehrere Verordnungen erließ, und so streng das Recht handhabte, daß er einen Minister des Schatzes wegen Ungerechtigkeiten in Jllirien öffentlich verbrennen ließ. Damals dauerten die Barbarenaugriffe auf das Unterland bereits 100 Jahre, die Besatzungscohorten fingen an, Gewerbe zu treiben, an die Stelle der tapferen heimischen Soldaten traten gemiethete Barbaren in Sold, und so wurde die innere Schwäche dieser Provinzen vorbereitet, die dem nahen Anstöße der Völkerwanderung nicht widerstehen konnte, deren Veranlassung wir kurz berühren wollen. Vom Don bis zur Theiß saßen die edlen Gothen, von 350 bis 370 durch Ulphilas zum arianischen Christenthum bekehrt, durch die häufigen Berührungen mit den Griechen ziemlich gebildet, in 2 Hauptreiche: Greuthingen (Ostgothen, unter dem Fürstenstamme der Amater) , Thüringen (Westgothen), unter dem der Balthen, getheilt. Die (93 J. n. C hr. Geb.) von den Chinesen westwärts geworfenen häßlichen Hirten- und Jägerstämme der Hünen — so häßlich und wild, daß ste für Bastarde von Teufeln und Zauberinen galten, stürzten sich 375 auf die Gothen. Die Westgothen zogen über die Donau, schlugen und verbrannten 379 den Kaiser Valens bei Adrianopel und zogen zuerst verwüstenv über Pettau auf unseren Boden herauf, bis sie Gratian besiegte. Tbeodosius als Alleinherr scbloß mit ihnen Frieden und nahm ihrer 40000 als Hilfstruppen auf. Mit Honorius 395 begann die Entvölkerung unseres Landes durch Pest und Barbaren und Stilichos unerbittliche Rccruten-Aushebung, der unsere Jugend zum Kampfe gegen den Usurpator Hildo unter Afrikas glübenden Himmel schickte. Von der Drave ging Alarich mit seinen Gotben nach Rom und eroberte die Weltherrscherin am 24. August 410 im 1165sten Jabre ihres Bestehens. Unter den späteren Sckianeiikaiscrn wechselte mir die Form, nicht die Macht des Elendes in unserem Lande, bis 441 der Kampf mit der Geißel Gottes, dem wilden Attila, begann, dem 338 unser Land bis an die Alpen förmlich abgetreten wurde. Lächerlicher Weise läßt ihn die Volkssage in unserer Nähe am Kanzianberge bet Radkersburg—mit seinem nomadischen Reitervvlke mitten im Hügellande rcsiviren! Durch die Jntriguen der männersichiigen Prinzessin Hanoria bestimmt, zog er durch die untere Steiermark mit 700000 Mann nach Gallien, wo sich bei Chalons 451 seine Macht an Aetius, dem letzten Römer, brach. Aber schon im Früblinge 452 tobte er mit seinem Heere über unseren zerstampften Boden zur Verwüstung Italiens, von welcher er zurückkam, um in der Vermählungsnacht mit der schönen Hil« degunde fei učit Tod zu finden 454. Seine zusammenge-peikschten Völker entzweiten sich, sein Lieblingssohn Ellak fiel im Kampfe, und Pannonien und die untere Steiermark wurden der Schauplatz von mehr als einer 38er* ^tilgungsschlacht. Die Sarmaten ließen sich nieder bei Castra Martena, welches Einige für Marburg halten, und daher die zweite Ansiedlung der Slaven auf diesem Boden schreiben wollen. Historisch gewiß aber ist es, daß die Gothen unter Walemir 455 sich an der Drau und San heimisch machten, wozu sie die Bewilligung des Imperators Severns erhielten, die Söhne Attilas und 466 den aus Rhatien nach der Drave herabziehenden Allemanen-König Kunemund schlugen. Walimir fiel gegen die Sbirren, sein Nachfolger Theodemir zog 470 plündernd nach der Drau in das Alpenland. Nach der Auswanderung Widemirs nach Italien war die paunonische Steiermark allen Horden bloßgestellt. Odoacher mit seinen Herulern und Turzelingern zog durch Steiermark und endete mit der Entthronung des letzten Imperators Romulus, eines gebornen Pet-taners, 476 das weströmische Reich nach l229jährigem Bestände, vereitelte 488 den Versuch der Rugier, ein neues Reich zu gründen, und berief die Römerfamilien aus unseren Gegenden nach Italien. Ihn erlegte am 27. Februar 493 der junge Gothenkönig Ditrich, der den Purpur nahm und sein Seepter auch über das Unterland erstreckte. Werfen wir nun einen Blick auf die inneren Verhältnisse dieser Gegend in dem verklungenen Zeiträume eineö halben Jahrtausendes. Wo der Römer siegte, dort wohnte er auch, und zwar nicht als Gast, sondern als Hausherr, dem sich der fremde Boden mit seinen Insassen dienend bequemen mußte. Wir sehen, welche Spuren die Romerherrschaft auf Marburgs Boden zurückgelassen. Vorerst waren unsere Vorfahren keine Lidier, keine Griechen, die entnervt durch den Sieger untergingen, sondern ihre Kraft dauert fort, nur an den römischen Legionsadler gebunden, und die waffengewohnte norische Jugend, die pannonischen Reiter, Trajans ulpianische Cohorte sprechen ebenso für den heldenmüthigen Sinn unserer Landessöhne auswärts, als zahllose Niederlassungen geborner Römer in unserer Heimat für die rasch steigende Veredlung dieses Bodens. Zeugniß gibt, daß noch im Mittelalter in hundert und hundert Urkunden Familien von Walchen Wälschen (Römerenkeln), Vorkommen. Wie Solva und Pettovium in der Nähe des heutigen Marburg wichtige blühende Städte waren, so zeugt eine ganze Reihe von gefundenen Münzen und Utensilien in Lembach, bei Rothwein und Windenau die Spuren von Grundmauern von der Straße bei Marburg biS Sr. Johann, die römischen Steine, die das Bett der Drau zwischen St. Jobann und Wurmburg bedecken, für die Wichtigkeit dieses Bodens, die Denkmäler zu Gamlih und Margarethen umschließen das heutige Marburg wie ein kostbarer Ring antiker Cultur, dessen Inneres gewiß nicht ohne Träger war. Wohl bestand unter den Römern die alte Eintheilung der Länder in Marken und Gaue fort, wohl mochte die alte Häuser-Bauark der Urbewohner, wie sie im Oberlande bis auf unsere Tage sich erhielt, sich nur veredelt, die heimische Tracht der Beinkleider (Braccae), der vorne offenen Tunica, bei den Pannoniern mit Aermeln eigenthümli-chen Schnittes, sich nicht geändert haben, wemgstens die 2* weibliche Tracht, die ärmellosen offenen Leinenkleider — bei den Vornehmen mit Purpur verbrämt, mit Gold-und Silberfäden durchwebt, schildern treulich die Autoren, so wie die festen Lederhüte der Pannvnier, die Halsketten und Metall-Gürtel ihrer Frauen, wie wir sie noch am Pettaucr Felde sehen. Die Frauen trugen ferner eine Art Barett auf dem gescheitelten, in halbrunder Senkung gegen die Schläfe znrückgeschlungcnem Haare. Die freien Männer gingen immer bewaffnet. Die adelsstolzen Häuptlinge hatten ihr Gefolge unbemittelter freier Kämpen; ihre Felder ließen sie durch freie Rücksaffen, diese zum Theile wieder durch Leibeigene bebauen. Adel gab es in und außer den Städten, und König Claudius hatte allein 72 edle Häuptlinge in seinem Heere. Unter den mehr als hundert heimischen Edlen, die wir auf noch vorhandenen Denksteinen lesen, treffen wir in unserer Umgebung einen Vintus Ernoia zu St. Johann, Bragimar zu Mahrenbcrg, Conomatuso in Kötsch, Landinum am Pachern tSt. Martin). Unter Augustus Vespasian und Antonius Pius ließen sich viele Veteranen zwischen der Mur und Drau als Colonisten nieder, und die Namen Flaccus, Sever, Ca-pitzian, Primus, die wir in alten Steuerbüchern unserer Gegend treffen, können eben so gut römischen als wendischen Familiensprvßlingen zukommen. Pan, onicr, wie wir scben, wurden Feldherren und Imperatoren. Augustus behielt sich die .Verwaltung unserer Heimat — den Sckutz der großen Völkerbrücke zwischen den Barbaren und Rom selbst bevor, und übte sie durch verantwortliche Statthalter, Proconsulares, deren einer aus unserer Gegend Verus auf dem Steine in der Lobnitz erscheint. Zur Zeit Valerianö ständen die Dranufer unter dem Präses Marimus. Zur Zeit Constantins hatte jeder solche Präses alle Civilämter eines heutigen Gouverneurs unter sich. Die steirischen Städte wurden nach und nach Milnicipien mit römischem Bürgerrechte unter selbst gewählten Obrigkeiten, an deren Spitze Duumvi-ren waren, wie wir deren viele in Pcttan und Solva finden. Der letzte römische Befehlshaber unserer Laudestruppen war Generitus 410. Den Grundbesitz hatten die Possessores (Eigenthümer) und die erblichen Coloni; waren Letztere unfrei, so wurde» sie mit den Prädien mit verkauft. Die Coloni mußten außer den Steuern an den Staat auch gewisse Abgaben an den Grundherrn entrichten. Von ihnen unterscheiden sich die Cou-dnctores (Meier) auf großen Besitzungen römischer Senatoren und des Fiscus. Zehent, Straßen- und Brückenzölle, die Centesima von dem Verkaufen auf dem Markte, die Vicesima (Crbsteuer) waren in der römischen Epoche hier, wie überall, eingeführt. Alle 15 Jahre fand eine Revision deS Catasters Statt, alle vier Jahre wurde die Gewerbsteuer entrichtet. Die öffentlichen Ausgaben wurden daraus bestritten, und insbesondere viel für Wege und Straßen verwendet. Daß von Letzteren Marburg gewiß berührt wurde, bedingte die Lage des Ortes als Schlüssel an dem sich aufwärts verengenden Drauthale. Der Votivstein für die Eppona (Göttin der Saumthiere) in Windenau mag als Beweis dienen, daß eine Verbindungsstraße von Pettovium nach Virunum (am Zollfelde bei Klagenfurt) längs der Drau hiuaufgegangen, die sich mit der großen Hauptstraße von Celeja über Upellis (Weitenstein) und Collation? (W ndischgratz) verband. Solche Straßen waren überall mit Mansiones (Poststationen), wo man. Deredi (Pferde zum Gepäcktragen) für schweres und leichtes Fuhrwerk (ad clabularium et velocem cursum) bereit fand, verfetten. Die Stationär» (Postmeister) waren von den Statthaltern auf 5 Jahre bestimmt. Nach Pjinius, wurden bereits vor Christo in unseren Gegenden Weizen, Korn, Gerste, Hafer gebaut. Pflug, Egge, Sensen rc. waren in der frühesten Zeit meist aus Bronze, erst später aus Eisen; die Aufbewahrung der Feldfruchte in Grube» nach Tacitus allgemein. Den Weinbau an der Save, Drau und Mur hat Prvbus nicht eingeführt, sondern mir verbeffert durch Dieben aus dem Orient, a»S Italien und vom Diheine. Die »ntersteirische Pferdezucht veredelte König Eincibilis durch Lollpferde aus Italien. Honig, Wachs, Kien und Käse gingen aus unseren Wäldern »ach Italien. Die Nahrung bestand in Brot, Fleisch, Backwerken mit Hefe; das Bier nannten die Pannonier ©abaca, waS allerdings an den wendischen Hafernamen erinnert. Jagd wurde auf Auerochsen, wilde Pferde und Bisanten getrieben, — an diese Kraftübung an den gewohnten Sieg über die Ungeheuer des Waldes erinnern die vielen römische» Löwengebilde aus jener Epoche. Sie bedienten sich beim Essen, um runde Tische sitzend, kleiner Messer, der Vornehmste erhielt das schönste Fleischstück. Oel wurde selten gebraucht. Hinter den ansehnlichsten Gästen standen die Schildknappen; die Schüsseln waren von Erz und Holz; der Wein wurde in erdenen und silbernen Schalen, am liebsten in goldgefaßten Hörnern, gespendet. Die Frauen, berühmt durch Sckönbeit und Treue, hatten den wichtigsten Einfluß auf Wirthschaft und Kindererziehung. Die Sinda (Blutrache), welche sich im Oberlande bis in das Mittelalter erhielt, wurde in unseren Gegenden bald durch die römische Justiz verdrängt. Die Goldwäschcreien an der Drau standen unter dem Comes metallorum, die gewaltigen Marmorbrüche am Pachern lieferten das Materiale zu den zabllosen Monumenten in Pettau und in Eillt, zu deren Bearbeitung die Werkzeuge wohl längs der Dran aus der Noreier-Gegend gekommen waren. Die häufigen Denkmäler, die Bedürfnisse an Kleidung und Lnrusgegenständen, die Arbeiten an den Monumenten zu Windenau, am Pachern, zu St. Johann rc. lassen nicht bloß auf geschickte Handwerker in unserer Flur, sondern auch auf tüchtige Künstler schließen. Die Reste von sehr gebrechlichen Gefäßen, die gewiß nur auf diesem Boden selbst erzeugt werden konnten, sprechen für den Kunstsinn der damaligen Töpfer. Der Comes commerciorum hatte über die zollfrei handelnden Veteranen zu wachen, daß sie den Barbaren jenseits der Donau keine verbotenen Waaren, Gold, Eilen, Waffen, Wetzsteine rc, zuführten; er hatte Seide, Purpur, Gold, Edelsteine für den Imperator zu besorgen. Der Tauschhandel ging bald in Geldgeschäfte über, und wir finden Münzen von allen Imperatoren auf unserem Boden. Tie celtisch-germanische Sprache herrschte vom Rhein bis Macedonien, und BarbaroffeM-traf im I2ten Jahrhunderte noch in Gallatien das alte bayerisch-deutsche Idiom. Die heimische Runenschrift wich schnell der bequemeren römischen, die in den schönsten Unzialbuchsta-ben in unseren Denkmälern prangt. Unseren Göttern gaben die Römer die Namen und Attribute ihrer Gottheiten, aus dem Thor wurde ihr Donnerer, aus der Lstarä (an welche noch die Ostern erinnern) ihre Aurora, 24 der Frigga die Juno, der Freia die Venus, dem Bele« nu6 (Feuer- und Sonneiigott) ihr Apollo und Mithras, aus dem Skrat der Faun; der Nek, die Niren, der Bu-zelmann gingen in ihre Nimphen und Laren über. Die weiblichen Namen aller Flüsse und Bäche in unserer Gegend mahnen an die deutschen Brunnholdinen, identisch mit den windischen Wasser-Frauen, mit denen die kindliche Fantasie so gern Quell und Brunnen bevölkerte. Das Windfütter», Wetrcrmahnen, Glaube an geheim« nißvolle jjeilfräftc, Verwünschungen, Verschreien und Beschwöre», der vierblätterige Klee, Löseln, Traumdeutungen sind Vorkommnisse, die sich von den Urbewohnern durch römische Mythologie und den slavischen Einfluß modificirt bis in das Herenwesen des Mittelalters, bis in den Aberglauben unserer Tage erhielt. Wie die Isis zu Pettau und am Pacber, die Sonne zu Rohitsch und Rast verehrt wurde, so die Maier Nutrir im heutigen Marburg, die Epona in Windenau, Orfeus und Bacchus am Pachern, die Löwen (ein im alten Aegypten göttlich verehrtes Tbier) und in den Mitbras - Mysterien das Sinnbild der Sonne im Zenithe im Marburger und Peßnitzer Boden. Augustus gebührt die Ehre, in unseren Gauen zuerst die Menschenopfer vertilgt zu haben. Das Ebristentkum kam schon in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhundertes von Aquilea nach Steiermark. Tie Biografie St. Severins durch Eugippus zeigt das Bestehen vollkommen geregelter Hierarchie in unse« rem Lande. Der heilige Hieronymus war zwischen der Mur und Drau in S'rigau auf der sogenannten Insel geboren Bischöfe waren in unserer Nähe zu Cilli, Solva und Pettau, unter Letztere gehörten auch unsere ersten Christen an der Drau. Mit den Gothen kam und ging der ArianiSmuS. Der Götzendienst verwandelte sich durch den Eifer der Bekehrer in Gottesverehrung und die al» ten Tempel in Kirchen. Maria-Rast, welches bereits sein achthundertjähriges Jubiläum feierte, dürfte dem einstigen Sonnentempel fein erstes Entstehen verdanken. Aber das Heidenthum dauerte unangefochten neben dem Ehristenthume fort, wie es die Ansbefferung mancher Tempel im dritten und vierten Jahrhunderte beweist. Laziuö führt von Marburg folgende Denksteine an: I. C. LVCIVS. CA1VCIVS. SECUNDVS. V. E. 818. ET. CANCIAE. IVNIAE. BONIAE. VXORI. ET CANCIAE. L. F. BONIATAE. II. NVTRICI. AVG. SACR. PRO. SALVTE MARVLI. VAL (F.) RIAE MARELLAE. VIII. SA (T) ERV. in. SENNVS. SACRI. F. H. ET. CONA. MOTVSO. F. CONIVGI. FIL. ET. FILIAE. V. F. IV. C. TREBONIUS II. VIR. ET PRAET. I. D. CIVITATIS. AGVNTI. Wie ein Duumvir von Aguntum, dem heutigen Jnichen in Tirol, hier ein. Denkmal erhielt, hat so wenig Unbegreifliches, als daß es noch heute unter den Marburgern Tiroler aus Jnichen gibt. Die zahllosen römischen Ziegeltrümmer, mit denen daö Feld bei Win- bettau bedeckt ist, der alte Lauf der Drau, die affgemetit verbreitete Sage von einer großen Heidenstadt von der Strasun bis Rothwein bestimmen uns das Besteben einer größeren römischen Niederlassung bei dem heutigen Marburg , aber am rechten Ufer der Drau, der jetzigen Stadt gegenüber, für richtig zu halten. III. Vom Untergänge des weströmischen Reiches -is zur Vereinigung der unteren Kärntner Mark mit der oberen. 476 bis 1140. Das wirre Chaos von durchstürmendeu Völkern und blutiger Verheerung -bezeichnet auch den Anfang und mehr als die erste Hälfte dieser Periode. Die sarmatisch-slaviscken Völker vom schwarzen Meere und der Palus Maotis, durch barbarische Welteroberer mitgerissen, treten hier auf den Schauvlatz der heimischen Begebenheiten und werden bald eines der wichtigeren Elemente derselben. Ein schöner schlanker Menschenstamm, Krieg und Gesang liebend , besser zum Angriffe als zur Ausdauer, besser für Ackerbau und Viehzucht als für Gewerbe und Kunst, unterschied er sich wesentlich an Charakter und Sitte, an Sprache und Gestalt von den Celtogermanen. Grausam und listig, mutbig und gastfrei, herrisch hart und knechtisch demütbig, finden wir die Vorväter unserer Wenden, meist mit Weib und Kind, den Wagen mit Habseligkeiten hinter sich, nach besseren Wohnsitzen suchend — nicht unähnlich unseren heutigen Wenden, auf ihren Wallfahrten oder den Wanderungen nach Krapina, Teplic, Stubica oder anderen Heilquellen. Weite wollene Gewänder, ein dualistisches Göiter-system mit dein guten und bösen Principe, dein weißen und schwarzen Gotte, mehr an Zoroasters Dualismus, als an die drei Götterhäupter der Germanen erinnernd, lebten sie unter heimischen Königen und Häuptlingen, von denen wir aus Marcellin und Mänander den Zi-gais Zaniikus, aus Zosimus den Rausiinad, aus Jor-nandes den Bobai und Bevga die Feinde des Gothen Theodorich kennen; Ardagast, Musokin, Rega und Andere kommen bis Samo, dem Alleinherrscher, dem Glaiiz-pnnkte einer fünfunddreißigjährigen Regierung, in unserer Nähe vor. Im sechsten Jahrhunderte nennt uns Procop die Slovenen und Anten als slavische Hauptvölker, dunkler von Farbe als die Germanen, bald völlig nackt, bald schwer bewaffnet im Kriege, kaltblütig und tapfer, treffliche Reiter, wie einst ihre verwandten Vorfahren, die Jazyger, die von 50 n. Chr. Geb. mehr denn Einmal auf ihren kleinen pfeilschnellen Rossen über die gefronte Donau in das Herz unserer Gaue brachen. Aber nie gewannen sie in jener Zeit bleibende Wohnsitze in unserer Gegend. Attila trieb sie in seinen Vertilgungskriege» überall voraus, Theoderich erstarkte in den Kämpfen gegen sie zum würdigen Nachfolger der gewaltigen Imperatoren. Die Schwäche der letzten römischen Kaiser dürfte im Noricum mit den Gothen, denen sie Ländereien überließen wohl auch Slaven ausgenommen haben, doch spricht sich kein älterer, glaubwürdiger Autor deutlich dafür aus und das Castra Martena, das so Viele für das jetzige Marburg halten möchten, versetzt Jornandes ausdrücklich nach Mosten — also in die heutige Türkei. Nach dem Tode Theoderichs verliert stch der Name ©mimten, und jener der ©lovenen taucht dafür auf, wechselt aber häufig mit dem der Gelen, Wineter, Sdlavinen, und bezeichnet generisch alle Völker an den östlichen Grenzen des sränkisch-austrafischen Reiches, welches auf den Trümmern römischer Macht von den Pyrenecn bis in das Herz Germaniens, vom atlantischen Meere bis zur Donau gewaltig wurde. Im hundertjährigen Kampfe befehdeten die Slaven das byzantinische Kaiscrkhum, bis 557 hinter ihren Rücken die Avaren, ein Zweig der agurischen Hünen, erschienen und im grimmigen Kampfe bis 581 die Slaven zu ihren Dienst-mannen machten. Von da bis Carl dem Großen fochten sie in den vordersten Reihen alle Kämpfe der entmenschten Avaren-Chane mit, an welche nach dem Abzüge der Langobarden nach Italien vertragsmäßig die norisch, pannonischen Länder gekommen waren. Jetzt Nachbarn der algilolfingischen — den fränkisch-austrasischen Königen unterworfenen Böser (Bayern) Herzoge begann zum Theile auf unserem Boden der wilde Kampf der aus Osten gekommenen Barbaren mit der im Westen erwachenden kräftigen germanischen Cnltur und endete zum Heile unserer Heimat mit dem Siege der Letzteren. 595 meldet uns Paul Diacon den ersten Sieg des bayr. Herzogs Tbas« silo I über die Slaven an der Drau. 613 schlugen die Slaven allein ohne die Hilfe des CkanS den Bayerberzog Gori-bald bei Aguntum, wurden aber eben so schnell von ihm aus dem heutigen Tirol zurückgeworfen; schon 630 wurden sie an den karnischen und julischen Alpen den Söhnen des Friauler Herzcgs Gisuth zinsbar. Dafür brach der Franke Samo, aus dem Senagago-Gau gebürtig, als allgemeiner Slavenkönig das Joch der Avaren, schlug die Lon-gvbardcn und Franken bei Vobast (angeblich dem heutigen Voitsberg) und nahm den Rest der mit Verletzung des Gastrechtes von den Franke» ermordeten Bulgaren mit ihrem Häuptlinge Alticeus im Wendenlande auf. Von 612 an also finden wir fest die Slaven in Unter-steier/'bis Jnichen an der Drau hinauf, wo fie mit den Bayern znsammengrenzten. Paul Diacon nennt eine Regio Zellia und Medaria der Slaven als den Friauler Herzogen unterworfen; Erstere dürste nun Cilli, Letztere um Marburg gewesen sein. Im Jahre 700 kommen Ear-niolia und Carantania, schon bestimmt geschieden, vor. Von 600 bis 700 drängten die Avaren vielerlei slavi-sche Stämme in das Unierland, daher die Mannigfaltigkeit der Slaven in Jnnerösterreich. Carantanien war das große Land zwischen der Macht der Herzoge von Friaul, jener von Bayern, der jungen Ostmark und den Avaren; dahin gehörten die Slaven, die sich in unserer Marbur-ger Gegend niedergelassen. Nennt uns die Geschichte unter Theoderich hier die Provinz-Verwalter Colossäus und Frioilad, so nennt sie uns auch die bayrisch-caran-tanischen Gebieter von Garibvld I., 550 — 595 Thas-silo I., 612 Garibvld II., 649 Theodo I., 680 TheodoII., 717 Theodobert I., 725 Hugbert, 737 Odilo, 748 bis zum Sturze Thassilo II., 789 und unter ihnen die heimischen Waiwoden Borukh, Eeitumar, Waltunk, Jnguo, bis unter Earl dem Großen die Gaugrafe», über welche des Kaisers Schwager Gerold 799 die Aufsicht führte, erschienen. So blieben die Verhältnisse bis in das achte Jabrhunderr, in welchem die Enns die Grenze der Bayern gegen die Avaren bildete, die fränkisch-austra- fischen Könige aber ihre Macht bis an die cetischen Gebirge herabrückten, während unser Unterland bei der carantanischen Mark verblieb, die Namen Pannonien und Noricum sich bis Carl den Großen als allgemeine Benennungen erhielten. Aber auch die Carantaner-Mark dehnte sich mit den Siegen Carls des Großen immer weiter an der Drau und Sau hinab, und bald wurden in den vorgerückten Grenzgebieten derselbe» eigene Grenzgrafen ausgestellt, von denen wir die Herzoge Erich, Kadolach und Balderich, im wendischen Lande die Kne-sen Wonomir, Cemikas, Salacho, Hezilo, Pabo kennen, ohne Angabe, über welchen Landestheil in der heutigen Steiermark sie besonders gesetzt waren. Von 810 bis 9J1 herrschen mit königlicher Macht die Carlowinger« Prinzen; Pipi« 810; Lothar, Ludwig, Carlmann bis 879 ; Ludwig III. 882; Carl der Dritte 887; Arnulf 899; Ludwig IV. bis 911; unter ihnen die Oberbefehlshaber an den carantanischen Grenzen 819; Balderich, 829 abgesetzt; die Woiwoden Zngno und Wonimir 796, Zerstörer der Avarenschanzen, deren Spuren wir noch bei Wernsee bemerken. Zcoimar, Etgard. Vom nennten Jahrhunderte an waren die wilden Ungarn an die Stelle der Aoaren getreten, sie verheerten mit barbarischem Grimm die Marke»; ihnen gegenüber finden wir als Hü-thcr Carantaniens den tapferen bojoarischen Grafen Luitpold, den Bruder Aribos von der Ostmark. Die ununterbrochenen Einfälle der Magyaren, die Vereinigung Deutschlands und Italiens unter Otto dem Großen, die Bewegungen der Berengare, die Trennung Carantaniens von Bayern bei der Empörung Heinrichs des Zänkers 976 gegen Kaiser Otto II. bewirkten, daß die ganze heutige Steiermark zu einer Mark Carantaniens vereint, als Gegengewicht gegen die übermächtigen Herzoge von diesen getrennt und zwei besonderen Markgrafen übergeben wurden. Die untere — auch die Mark an der San, Drave und Save genannt, von der oberen durch die Mur, Laßnitz und Sulm geschieden, hieß nun meistens schlechtweg die Mark, ste stand von 970 bis 1035 unter den reich an der San und Sottla begüterten Grafen Wilhelm I. und II. von Friesach und Zcltschach. Als diese dem Kärntner Herzoge Adalbert aus dem Stamme Mürzthal-Eppensicin erlagen, finden wir als Markgrafen Wilhelm von Weimar und Orlamünde, der sich die Prinzejftn Jajoda, Tochter des Königs Bela von Ungarn, als Braut erkämpfte, nach ihm seinen Vettern Ulrich I., dem 1070 Ulrich II. und Poppo Starrhand folgten. Letzterer und Markgraf Weriand erlagen als Ghibellinen dem wclfischen Sponhcimer. Graf Bernhard, Schwiegersohn des Markgrafen Ottokar von Steierl 128. Auf ihn folgten Pilgrim und Günther von Hohenwart, aus dem bayrischen Hause Andechs, der 1138 die ganze untere Mark an Ottokar VII., Markgrafen von Steter und Herrn des ganzen oberen Landes der heutigen Steiermark vermachte, und so gehört Marburg seit 1140 als wesentlicher Vestandtheil zur Steiermark und theiltc mit ihr seit mehr als 700 Jabrcn alle Schicksale. Werfen wir einen Blick auf die inneren Verhältnisse in diesem Zeiträume. An die Stelle der celtogermanischen Urbewohner hatten sich die Wenden festgesetzt, und zwar in unserer Umgebung anfangs wahrscheinlich mit den Resten der noch nicht ganz vertilgten Urbewohner vermischt, später in ihren Sitten und Gebräuchen durch den Einfluß der fränkisch-deutschen Bojoarier bestimmt. Sie hatten höheren Adel, Wouvo- den, Madiken, Knesen, Dorfälteste (Supane) über die Gemeinfreien einer bestimmten Dorfschaft. Ihre Krieger führten meist jeder 2 verschnittene Reitpferde; vor der Schlacht wurde geopfert; Sieche und Wunde trachteten selbst, getvdtet zu werden. Ueber diesen Stamm ergoß sich nun erst der friaulisch-germanische, dann der bayrisch-fränkische Einfluß. Die Marken wurden in Gaue einge-theilt, in denen die Gemeinden von freien Grundeigen-thümern sich bilderen. Je zehn größere freie Gehöfte (vicus) mit den untergeordneten Ansiedlungen (Mansus-Hoboe — daher der Name Hueben) machten eine De-cenie, zehn solcher eine Eentenje, mehrere Centenjen eine Vicarie, mehrere Dicarien den Gau, der, von einem Flusse oder Berge benannt, mit anderen Gauen, vereint, eine Grafschaft bildete, die nach dem Grafen — oder nach dem vornehmsten Gaue benannt war, einige Grafschaften zusammen hießen eine Markgrafschafl oder auch ein Herzogtdum. Nach einem Gesetze Carls des Großen durfte ein Graf nur Eine Grafschaft besitzen. Marburgs Boden gehörte am linken Drauufer zum Poökau, dessen Gaugrafen zwischen der Mur und Drave vielleicht im uralten Gradis (Schlosse) nächst dem Dobrengthale bei Langenthal rcsidirte, oder wohl noch wahrscheinlicher schon als einer der vornehmsten Gaugrafen in der Mark — in der Marchburg, dem Schlosse Obermarburg, Hof hielt. In den Jabren 1015 und 1025 erscheint es, so wie Pektau, als in der Mark gelegen, und JonuS und Hartwig von Marburg kommen 1094 und 1130 als Salzburger Ministerialen vor. In diesem Gaue kommen im lOten und Ilten Jahrhunderte schon über hundert Orte namentlich vor, von denen wir aus unserer Umgebung Cirknitz, Gomelinz (Tamlitz), Gutenhage , Jaringen, Metowe (M ettan), Platse (den Platsch), Plintenbach (bei Langenthal), Podjegraz (am Platsch), Tepsowe (die Tkpsau bei St. Peter nächst Melling) erwähnen, nebst der Veriim-rhung, daß die Edelherren von Witenswald, Weriand und Rudolf 1094 bis 1120 hier Gaugrafen gewesen sein dürften. Das Land am rechten Drauufer von Pu-chenstein längs dem Flusse über Fall und Windenau bis Sauritsch hinab machte den Gau Zirilinesfeld, in welchem schon 980 bei 90 Ortsnamen in Urkunden sich finden. Wir bemerken darunter in unserer Nähe Cellenz (Zellnix.), Choze (Kölsch), Sleuniz (Schleinitz). In Piker, Curia in Raiz (Razcrhvf), Rassia (Maria-Rast), die Villa in Razwai (Roßwein), 953 in einer Salzburger Urkunde Wildhausen, endlich da im Admonter Saalbuche 1188 entschieden Marhburch, welche als oppistum inferius et superius, als obere und untere Stadt erscheint, dürften wir das Bestehen des Ortes wenigstens als Veste mit Sicherheit am Schlüsse des Ilten Jahrhunderteö annehmen, und daher der zweiten Stadt des Landes ein Alter von achtbalbhundert Jahren gelten lasten. Mit dem Einflüsse der Franke» mochte auch der Einfluß des Adels auf die Untermark gekommen sein, und die heimischen Grenzgrafen Albrik, Gerold, Saladio, Bratzlaw, die Edlen Chezil, Liudemir, Rato rc., die als Zeugen bei den Kirchcnverhandlungen zwischen Herzog Privina von der pannonischen Sala und Erzbischof Lui-pram von Salzburg 850 zu Pettau erscheinen, wohl gleiche Rechte mit dem Adel aus dem algilolfingischen Gebiete gehabt haben. Unter dem reichen Adel in unserer Gegend erscheint der Edle Rachwin am Pachern und im Zitilinesfeldgau urkundlich 985. Bald nach dem Ilten Jahrhunderte faßte das Lehenswesen auch bei 3 uns feste Wurzel, oder eigentlich das ungermanische Institut des Vasallen- (Genossen-) und Ministerialen-(Herrendiener-) Wesens trat in seine alte Giltigkeit in dem wendischen Theile der Untermark. Jeder Freie war in seinem Gehöfte unantastbarer Herr, Richter und Anführer der Seinigen, welche unter dem Namen Gesinde oder Laßen begriffen wurden. Durch die Eroberungen der Franken wurde bei uns der herrnlose, so wie der dem Besiegten abgenommene Grund und Boden, den die Slave» von dem königlichen Fiscalgute an sich gerissen, wieder Fiscalgut, und zwar des deutschen Reichsoberhauptes, unter welches die untere Mark gehörte — oder Jener, denen es der deutsche Kaiser als seinen Stellvertretern übertrug. Wir finde» daher im 9ten Jahrhunderte öffentlich-s Gemein- und Privatgut in der Untermark. Ein Gehöfte wurde auch Area genannt. Mehrere Huben zusammen bildeten eine Mansus mit Jagd, Fischfang, Holzbau, gewöhnlich mit 90 Joch urbaren Bodens und in jen-r waldreichen Zeit mit einer Meile Forstung. Mehrere Mansus machten eine Villa, deren größere in mehrere Supanieen (Dorfrichterscbaften) zerfielen. Die Hueben waren entweder nach deutschem oder slovenischem Maße bestimmt Die Burg (Gurtes Adels sitz) war das Hauptgehöfte des freien Edlen; sie hatte ihr unverletzliches Territorium, das salischer Boden (Herrschaftsgrund) hieß. Die Hosmarken der Kirchen und die Pfalzen der Markgrafen wurden auch Praepositurae (Probsteine) genannt, eine solche war auch Marchpurg. Die Gebäude um die Burgen wurden nach und nach befestiget, erhielten als Städte eigene Rechte, und für ihre Bewohner den Namen Burger. Unter dem halben Hunderte alter Burgen, welche aus dem Anfänge des 12ten Jahrhunderts in Steiermark nun schon fast in ihren Trümmer» verschwanden, ist unser Obermarchpurg. Schon die Markgrafen erkannten die Wichtigkeit der Städte gegen den gefährlichen Trotz des kleineren Adels, schon unter ihnen wurden die Stadtobrigkeiten frei gewählt, die aus ansäßigen Edelleute» und wohlhabenden Bürgern den inneren Rath für die wichtigsten Geschäfte, für minder wichtige den äußeren Rath (die Genannten) aus den Bürgern überhaupt bildeten. Die Stadtgefälle wurden für Befestigung und Waffen verwendet, die Ver-theidigung von Herd und Habe den Bürgern überlassen. Stapelrecht und Meilcnrecht — schädlich für den allgemeinen Verkehr — erhoben nach und nach die kleineren Orte zu größerer Bedeutung. Im Ilten Jahrhunderte verschwinden allmahlig die kleineren Allodenbesitzer, indem sie ihr Eigenthum an Mächtigere übertrugen und von ihnen als Lehen nahmen. Die unterworfenen Slaven wurden, so wie einst die Urbewohner den Römern, nun den neuen Gebietern tributär, die Geschenke an den Landesherrn, Zehent und Robothen übertrugen die Alloddesitzer nach und nach auf ihre Unkerthauen. Die freien Wehrmänner zahlten keine Steuer, Stifte und Klöster nur die Königssteuer. An den Grundherrn wurden der Zehent, der Zins, die Robothen und andere Abgaben an Kleidern 1C. entrichtet. Für die untere Mark galt das bojoarifche Gesetzbuch, welches so ziemlich den Gebräuchen und Gewohnheiten entsprach, die schon Tacitus von unseren Urbewohnern anführt. Schon im Ilten Jahrhunderte erscheint das Bergrecht (Stecheimer). Zum Kriege wurden alle waffenberechtigten Männer durch den Heerbann (Manitio) aufgeforderk; bei geringeren Anläffen erließ der Gaugraf den Heerbann (Evocatio). 3* Für Waffen und Unterhalt hatte Jeder selbst zu sorgen. Jeder Staatsbürger war in doppelter Beziehung Krieger, für den Landesherrn und als Vasall für den Lehensherrn. Conrad II., auf dem Reichstage zu Aachen, ordnete 1028 diese Verhältnisse durch eigene Gesetze. Noth-wendigkeit, Vertrauen und Gründe der Billigkeit machten die Lehen erblich. Die Hofdiener hießen Ministerialen. Nur Vearmung und die Kunst, oft schnell ihr Glück zu machen, trieben die Freien in den beengenden Ministe-rial-Verband. Verlassuug des Heeres wurde mit dem Tode bestraft. Kirchen und Kloster waren vom Heerbann nicht ausgenommen, und Siebte und Bischöfe zogen noch nach Carl d-m Große» persönlich zu Felde. Durch die Einfübrung der bojuvarischen Gesetze, deren Basis Frankenthum, Schutz nach außen, Aufrechthaltung des Christenth-meö mit Ausmerzung alles Heidnischen war, wurden aber viele alte Gewohnheitsrcctite, zum Theile noch aus den Tagen der Römer und Gothen, von den Wenden adoptirt, nicht abgeschafft, sondern dauerten als Ritus noricus fort, und gingen später zum Theile wieder in daö auS Italien herein aufblühende römische Recht über. Alle zwei Monate wurde Gaugericht auf der Mallstätte — meist bei einer Eiche oder Linde oder vor der Kirche — gehalten; dem Gaugrafeu standen sieben Schöppen (Skabinen) und fünf Beisitzer zur Seite, und nach dieser Form gebildet treffen wir in Marburg, gleich mit den Stadtrechten, das Gericht des Stadtrichters mit den Rathsverwandten und Beisitzern. Beschwerden über den Gaugrafen gingen nach Hof an den Pfalzgrafen, der später als Kammerbote Missus Dominicus, kaiserlicher Commissär, die Handlungen der Gaugrafen untersuchte. Hochverrath und Empörung verwirkten das Leben des freien Mannes, alle anderen Vergehungen wurden mit Geld gelost (Wehregeldum). Nur Leibeigne wurden am Leibe bestraft. Die Saalherren büßten für ihre Hörigen. Genau auf dieß Verfahren gestützt finden wir die Gerichtsverhälknisse der Marburger Bürger vom ersten Bekanntwerden der Stadt bis in die Tage reiferer Gesetzgebung. In diese Periode fällt die Festbegründung des Christenthumes in unserem Lande, welches bis in die Tage der Reformation friedlich' und ruhig dem Zeitgeiste entsprach. Baruth, nämlich der Slavenherzog von Carantanien, mußte die Hoheit seiner Beschützer, der Bayern, anerkennen und seinen Sohn Charast, so wie seinen Neffen ChekUmar, als Geißeln geben. Die im Christenthnme unterrichteten Prinzen, von denen zuerst Charast, und nach seinem Tode Chetumar 765 den ca-rantanischen Fürstenstuhl bestieg, brachten die neue sanfte Lehre mit sich; auf ihr Ansuchen kamen, vom Bischöfe Virgilius von Salzburg gesandt, die Glaubensapostel Modestus, Majoran (ein Neffe Chetumars), Woto, Re-gimbert, Cozzär, Latinus Ekhard u. A. in das Wenden-» land. Aber der stolze kriegerische Slavenadel sollte durch die neue Lehre Nachlassen von Bedrückungen, sollte gleiche Menschenliebe seinen Untergebenen gewähren, an einen Gott, der aus Liebe gelitten hatte, glauben; dieß war zu viel gefordert. Es folgten Empörungen, welche Chetu-mar nur mit Gewalt der Waffen dämpfen konnte. Rach seinem Tode 769 brach der Kampf von Neuem mit allen Gräueln eines Religionskrieges los. Die Christen wurden unter ausgesuchten Martern hingerichtet, und die Gegenden um Marburg, Pettau, Cilli boten den Anblick schauerlicher Richtstätten; da kam, von dem Frankenkönige geschickt, Thassilo II. von Bayern, schlug die Empörer, tödtete 6000, fing 900 und setzte 772 Waldung, Chetumars Sohn, als Herzog ein. Aber unter den Kursen Davor, Drachus Aurelius und Samo (nicht zu verwechseln mit Samo dem Großen) begann der Aufruhr in den Thälern und an dem Pachern von Neuem. Doch Waldung überfiel mit 12000 Mann die Empörer im heutigen Kärnten, wohin sie vorgedrungen waren, überfiel den Aurelius bei einem Gastmahle und nahm ihn mit 400 Anhängern gefangen, entkam glücklich den gegen ihn gedungenen zwei Meuchelmördern, welche, analog mit dem Schicksale des Porsena, seinen Nebenmann für ihn erschlugen, besiegte die Aufrührer überall und ließ den Gefangenen nur zwischen Taufe und Tod die Wahl. Den Drachus und den übrigen Häuptlingen wurden die Hände abgehauen, Nase und Ohren abgeschnitten, die Schienbeine zerbrochen, kurz, die grausamsten Qualen vor der Hinrichtung angethan. Carl der Große machte allen Aufständen ein Ende, sein eiserner Arm zertrümmerte das Longobarden- und Sachsenreich, seine Waffen vertilgten die Avaren und gaben den steirischen Wenden Sicherheit und Schutz. IV. Von der Vereinigung der unteren nnd oberen Mark unter Ottokar V. von Steift- 1140 bis ftubolf von Habsburg 1278. So wichtig diese Periode für die Herzogthümer Oestreich und Steiermark jDurd) das rege Wirken ihrer Landesfürsten, der Traungauer und Babenberger, ist, so viel Glanz und Ruhm die Kreuzznge, die Heldcnthaten Friedrichs des Streitbaren auf die Ahnen der wichtigsten, zum Theile noch blühenden Adelsgeschlechter werfen, so reich an Begebenheiten Wien und Neustadt erscheinen, so still und vergessen liegt in jener Zeit Marburg, und erst die wilden Tage des Zwischcnreiches, die schreckenvolle kaiserlose Zeit bringt unsere Stadt in den Berührungen der Könige Be!a und Ottokar auf den Schauplatz der Begebenheiten. Die Sage erzählt, daß die Markgrafen der unteren Mark, welche auf Obermarburg häufig Hof hielten, einen Edelfitz zwischen der Drau und dem Fuße des Schloßberges besaßen, der nach und nach zu einem Dorfe, endlich durch die Carantaner Markgrafen zu einem Markte heranwuchs, in welchem sie sich ein Lustschloß erbauten, und im selben im Lenze und Herbste Hof hielten, zuletzt aber den Markt ansehnlich vergrößerten , mit Mauern und Thürmen umgaben und mit Stadtrechten beschenkten. Der Ort am Beginne der sanfteren Strömung der Drau an der Mark des Berg- und Hügellandes gegen die weit nach Pannonien sich verflachende Ebene, an der Mark der Erzsprengel von Salzburg und Aquileja, begünstigt durch Klima und Er-zeugungskraft des Bodens, mußte bald Ausdehnung und Ansehen gewinnen, und konnte durch die Vereinigung des unteren und oberen Landes, als nächster und bequemster Punkt für die im Oberlande verweilenden Landesfürsten aus dem Stamme der Traungauer, nur an Ausdehnung und Bedeutung zunehmen, selbst dann, als nach Erlöschen der eigenen Grafen der Untermark, die von Steier und Traungau nur Burggrafen an ihre Stelle auf die Marhburg setzten, die eben so gut als Statthalter eigener Fürstea eines Reichsfahnenlehens zu betrachten, als es ihre Vorgänger, die Carantaner Markgrafen, als Stellvertreter des Reichsoberhauptes gewesen. In der ununterbrochenen Reihe eigentlicher Grafen von Marhburg finden wir nur Conrad 1120, . Otto 1141, Conrad II. 1171, Richard I. 1188 und Richard II. 1202. Ulrich von Marburg verkaufte am 5. Juni 1270 dein Stifte Mahrenberg eine Huebe in i Wfetnch um 4 Mark Silber. Conrad von Marburg, vermählt mit Benedicta, einer Nichte der Gisela von Wildhaus, verkaufte 1297 dem Gotteshause zuj Gruebel zwei Huebcn. Dem am Liebsrauen-GeburksabendeJn^fier Burg zu Marburg ausgefertigten Vertrage wurde auch das Siegel der Stadt Maburg, wie ausdrücklich bemerkt wird, beigefügt. Ebenso dem Kaufbriefe des Eberhard von Marburg, vermählt mit Gisela von Wildhaus 1298, welche Letztere eine Hofstatt in der Stadt Marburg den Nonnen zu Marenberg schenkte. Zeugen dessen Mathes von W'ldhaus und Bartel von Trestcrnitz. Schon vor der Vereinigung der unteren und oberen Mark müssen wir die Grafen (Statthalter, Vasallen des Landesfürsten) auf Obermarburg genau unterscheiden von den jeweiligen Besttzern der Burg in der Stadt selbst, die wohl mit jenen stets in nachbarlichem Zusammenhänge blieben, häufig in frichester Zeit, so wie null, eilt und dieselben gewesen, über die Stadt selbst aber, die schon im I2ten Jahrhunderte, durch ihre Emu, uitaten und die Einrichtung eines geordneten Bürgerwe-scns geschützt, nur unter dem Landesfürsten oder deren Stellvertretern stand, nicht zu gebieten hatten. So fin- den wir auch 1256 einen Gottfried von Marburg als Landrichter von Steiermark, der die Ansprüche der Ku-negunde, Abtissin zu Göß, zu ihren und ihres Stiftes Gunsten gegen Ekart von Dobreng und Wülfing von Tregust, zwei unserer Gegend benachbarte Edle, entschied, aber gewiß nicht zur Familie der alten Markgrafen in der Untermark gehörte; erst 1305 starb ein Conrad Graf von Marhburg. Die Carantaner Markgrafen übertrugen einen Theil ihrer reichen Allode an der Drau dem Domstiite Gurk,, dafür besetzte dieses die Kirchen in Gams, St. Peter und Marburg mit Priestern, von denen dem Vicar des Domstiftes in Marburg bald die Uebrigen untergeordnet erscheinen. Der Prior von St. Johann im Thale (der Karthause Seiz) erscheint 1175 als der Erste in dieser Würde, ihn können wir daher als ersten Stadt-psarrer von Marburg betrachten. Im Kampfe der Welfen und Gibellinen, der im unseligen Jnvestiturstreite im harten Zerwürfnisse zwischen Papst und Kaiser auch hier seinen Schauplatz fand, war Marburg mit allen Allodien und AgnilaijerLehen der Grafen Hohenwart aus dem bayrischen Hause Andechs an die Ottokare von Steier gekommen, Und würde vielleicht unter dem milden Scepter der heimischen Familie, die das erste Mal als deutsche Fürsten ganz Steiermark vereinigt hatten, nebst Pettau im Herzen des Wendenlandes eine wichtige Nolle gespielt haben, wäre nicht das Erlöschen dieses Hauses nach kaum einem halben Jahrhunderte erfolgt. Die Traungauer, durch ihr Erbglück das Vorbild des Heiratsglückes der Dynastie Habsburg, hatten einen durch Ausdehnung und innere Kraft herrlichen Körper aus kleineren Grafschaften vereint, der unter dem ge- wattigen Arme der kriegerischen Babenberger auch an äußerem Ansehen gewann. Die Gebieter auf Obermarh-bürg: Engelschalk und sein Sohn Hartneid, unter deren Schutz sich das jetzige Städtchen erhob, mochten für sein Aufblühen gewiß eben so thätig gewesen sein, als ihre Nachbarn Orlolf, Ottokar und Luitpold 1184 für Gonobitz, Gebhard von Sanek 1173 für Cilli, die Herren von Pettau für Pektau u. s. w. Schon unter den Babenbergern erhielt Marburg die wichtigsten Privilegien, außer solchen, die im Geiste der Zeit lagen — Blutbann, Emunikät u. s. w., insbesondere solche, welche ihren Grund in der Lage des Ortes und in der Productivität seiner Gegend fanden; dabin gehören die Rechte des Drauzolles, geschützt durch die Verbote an die Flößer, irgend wo anders zu landen; dahin das Verbot an alle Auswärtigen, von Martinstag an Weine durch Marburg zu führen; eine Menge Begünstigungen der Marburger beim Weinhandel; das strenge Gebot, keine Wirthssä-anken, Handwerker, Krämer rc. auf eine Meile in der Runde zu dulden rc.; welche Anordnungen dem damaligen Aufblühen des kleinen Ortes eben so förderlich, als sie ihm jetzt hinderlich sein würden, Privilegien, die von den ersten Habsburgern als uralt bestäriget, mithin schon längst vo^'ihnen gegeben sein mußten. Den Erzstiften Aquileja und Salzburg gebührt das Verdienst, an beiden Ufern der Drau burdi rastlose aufopfernde Beförderung die Keime des Christenthumes und der Bildung entfaltet, und mit der Allgewalt des geistlichen Armes dem deutschen Einflüsse den Weg gebahnt zu haben. Wie die ersten Bischöfe der Slaven, Thevdorich, Otto Oswald, in 6illt und Pettan ihren Sitz fanden, so wurden Gurk, Seckau und Lavant, die drei Bisthümer 1072, 1219 und 1221, Schöpfungen des Salzburger Erzstiftrs. Gurk, um ein halbes Jahrhundert früher entstanden, als die beiden Letzteren, gewann durch reiche Dotationen in der unteren March, unmittelbar an der Marhburg, bald so viel Ansehen und Ausdehnung, daß es einen eigenen Vikar in der Marchburg aufstellte. In dem kurzen Zeiträume von 132 Jahren erlebte unser Boden den Wechsel von 5 Regentenhäuser», und zwar erst die heimischen Markgrafen aus dem Hause Steier-Traungau mit Ottokar V., vermählt mit Kunigunde von Dohburg, dessen Gebeine aus seiner zerstörten Lieblingsstiftung Sei; (von 1151) erst vor einem Dierteljahrhunderte nach Rein übertragen wurden, dessen Zug nach Palästina 1147, nach Italien 1154 die Edelüen des Landes begleiteten, über dessen Tod zu Fünfkirchen am 31. December 1164 die neu gegründeten Pflanzschulen der Bildung und Humanität die Stifte Rein, Voran rc. trauerten. Ottokar VI., zuerst unter der Vormundschaft seiner weisen Mutter Kunigunde (von 1165 an), verlebte seine ganze Jugend in Steiermark; damals zogen bedeutende Schaaren von Kreuzfabrern durch Marburg, welches Kaiser Friedrich Barbarossa 1771 nach der Zusammenkunft in Leibnitz besucht zu haben scheint. Ottokar VI. wurde 1180 der erste Herzog von Steiermark und kam im nächsten Jahre nach Marburg, wo er die Streitigkeiten seines Kämmerers Wülfing mit den Admontern schlichtere. Aus dem Kreuzzuge einen unheilbaren Aussatz mit sich bringend, übertrug er am Geor- genberge am 17. August 1186 Steiermark an seinen Stammverwandten Leopold, Herzog von Oestreich , aus dem Hause Babenberg, mit Vorbehalt aller Rechte und Freiheiten seiner Unterthanen. An seinem Hole finden wir die edlen Herren Richer von Marburg, Vater und SoKn, und Conrad, Pfarrer von Marburg. Ottokar f am 7. Mai U72 in einem Alter von 29 Jabren als Letzter seiner Familie, und Leopold der Tugendhafte von Oestreich wurde der erste babenbergische Herzog des Landes Steier. Seine Begebenheiten mit König Richard von England gehören der Weltgeschichte, sein Tod durch den Sturz beim Turniere zu Gratz am 30. December 1194 den Annalen der steirischen Hauptstadt an. Sein Nachfolger Friedrich starb bereits am 16. April 1198 auf dein Rückzuge von Palästina, und Leopold der Glorreiche erhielt den Herzogshut, vermählt mit Theodora, der Tochter des griechischen Kaisers Manuel Komneuus, finden wir ihn 1209 zu Marburg beschäftigt mit der Stiftung der Karthause Gairach; 1212 mack-te er den Zug gegen die Mauren in Spanien und gegen die Albigenser; 1217. verdankten seiner Tapferkeit die Kreuzfabrer die Einnahme der Festung Damiette in Aegypten; 1222 schlugen seine getreuen Herren von Pet-tau die Ungarn bei Frieda», nahmen ihnen eine gute Strecke Landes ab und schenkten selbe unter dem Namen Großsonntag den deutschen Ordensrittern. Am 8. Februar 1224 entwarf er zu Marburg die Freiheiten für die neu erbaute steinerne Brücke über die Save, durch welche dem Handel des Unterlandes so wichtige Vortheile erwuchsen. Am 7. December 1227 bestätigte er neuerdings in Marburg die Privilegien von Gairach, begab sich 1228 nach Ravenna, 1230 nach Rom, und gab sich alle Mühe, die Häupter der christlichen Welt: Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen und Papst Gregor IX., auszusehnen. Er endete am 28. Mai ll30 sein thatenreiches Leben zu St. Germain in Apulien und ist zu Lilienfeld begraben. Ihm folgte der kriegerische, viel verkannte Friedrich der Screiibare, der ritterlichste Fürst unseres Landes. Seine Kämpfe mit Ungarn und Böhmen, seinen Vasallen und dem Kaiser sind ein reiches Blatt in der Geschichte Deutichlands. 1235 treffen wir ihn zu Marburg und Pettau, dessen Herren Friedrich und Hartneid zwei Jahre später unter seinen erbittertsten Gegnern stehen. Wie Jaroslav von Sternberg der Nordosten, so dankt Herzog Friedrich der Südostcn Deutschlands die Rettung vor den Tataren. Seine Srcirer trugen das ruhmreiche Landes-Panier biö an die Ostsee. Am St. Vcitötage 1246 fiel Friedrich in der siegreichen Schlacht bei Neustadt gegen die Ungarn, von Frangepan gelödlet. Nach ihm treffen wir das ungarische Haus Arpad mit Herzog Stefan — das böhmische Haus Przemisl mit König Ottokar als Herren der Steiermark. Da der Graf von Ebenstein selbst seiner Stelle entsagte, so war kurze Zeit Mainhard Graf von Görz — vielleicht auch der schwäbische Graf von Aich, Statthalter in Steiermark, ohne in der Lage zu sein, den Einfällen der Ungarn widerstehen zu können, um so mehr, als diese vom Salzburger Vasallen Conrad von Drachenburg selbst in das Unterland gelockt wurden, bis die Jntriguen des Dietmar von Weißcnegg Stefan, den Sohn des Königs Bela, als steirischen Herzog in'ö Land brach- ten, dem störischen rohen Grafen Stefan von Agram zur Würde eines Statthalters und Landeshauptmannes verhalfen, der aber schon 1254 im selben Jahre, als der berüchtigte Theilungsvertrag die steirischen Lande vor dem Semmering sammt Oestreich an König Ottokar von Böhmen vergab, abgesetzt wurde. ° Wie im Inneren der Städte Richter und Räthe eine Art Juri, ein Geschwornen-Gericht mit mündlichem Verfahren bildete, wobei nur der Gerichtsschreiber (Syndikus) die Verhandlung kurz zu Papier brachte, so war die Reise des Landesrichters nach den einzelnen Orten gewissermaßen die Assissen-Eröffnung. Mit dieser hohen Würde begleitet treffen wir 1255 einen Gottfried von Marburg, ihm zur Seile Friedrich III., Herrn von Pet-tau, als Landmarschall, der so ziemlich die Stelle des Pfalzgrafen zu vertreten schien. Er hielt 1256 offenes Gericht in Gratz zu Gunsten des Stiftes Göß. Im nächsten Jahre finden wir Stefan von Agram bereits wieder als steirischen Statthalter, die Nonnen von Admont wider einen Herrn Leutold von Lembach i» Schutz nehmend. In der traurigen Zeit des Zwischenreiches, 1246 bis 1273, als Steiermark unter dem dornigen Scepter der Ungarn die Vorschule Dessen versuchte, waS seinen Adel unter Böhmens thatgewaltigem König Ottokar treffen sollte, als die Landesedlen schon das ferne Klirren der ungarischen Ketten aufstachelte zu offenem Kampfe gegen ihre Zwingherren, scheint der aufgedrungeue Landeshauptmann Stefan von Agram eine besondere Vorliebe für Marburg gefaßt, und aus der Stadt sein Heerlager gemacht zu haben, aus welchem er 1258 zur Belagerung von Mahrenberg zog. Das Wort Rebell, ein so bequemer Vorwand in jenen Tagen, fich der Güter der Großen zu bemächtigen, mußte auch gegen Seifried von Mahrenberg dienen, der sich nicht beeilt zu haben scheint, die ungarischen Befehle zu vollziehen. So lagerte Stefan vor seiner Feste. Aber schnell saß Friedrich, Herr von Petkau, Landmarschall von Steiermark, mit den ständischen Truppen dem Belagerer am Nacken, trieb die Magyaren in die Flucht und rückte mit den Geschlagenen zugleich in solcher Schnelle in Marburg ein, daß Stefan mit seinen Reitern sich nur schwimmend aus der Stadt über die Drau retten, und erst bei Ankenstein wieder zu Athcm kommen konnte. König Bela's Sohn belagerte dafür persönlich Petka», konnte es aber weder durch Gewalt noch Ueberre-dung gewinnen, bis Ulrich, Erzbischof von Salzburg, als dessen Vasallen sich die Herren von Pettau betrachteten, Stadt und Schloß um 1500 Pfund Silber — nur um den Frieden zu erhalten, an die Ungarn verpfändete. Eine der Hauptbedingungen desselben war die Ausweisung des wilden Grafen Stefan aus Steiermark. Des Königs Sohn, Herzog Stefan, aber belohnte den Mar-burger Bürger Eberhard 1259 für seine Anhänglichkeit mit der Villa Walcium von 10, der Villa Chest von 4|, der Villa Vadal von 2 Mansus. Herzog Stefan residirte eine Zeit lang in Pettau und bekriegte zu Gunsten Ulrichs von Salzburg 1259 Kärnten. Aber die Grausamkeit der Magyaren gegen die gr# fangenen Edlen zeigten den Steirern, welches LooS auch sie erwarte; mit einem Schlage brachen sie aller Orten los, verjagten die Ungarn und machten 1260 König Ottokar von Böhmen zum Landesherr», der die Freiheiten der Klöster und Städte bestätigte, in 2 Schlachten-die Ungarn überwand, und die Landeshauptmanns- stelle von Heinrich von Lichtenstein, welcher Herr von Nicolsburg wurde, an Wochv von Rosenberg übertrug. Dieser hielt 1261 in Marburg einen feierlichen Landes- und Gerichtstag in Gegenwart der vornehmsten Landstände, und verschaffte dem Abte Amelrich von Rein Recht gegen die Grafen Bernhard und Heinrich von Pfannberq. Wocho von Rosenberg starb zu Grab im Juni des nächsten Jahres; sein Nachfolger Bruno, Bischof von Olmütz, verweilte im August 1242 längere Zeit in Marburg, und ertheilte von hier aus den Befehl an die Burger von Leoben, 4 größere und 10 kleinere Eisenklumpen, maulhsrei dem Kloster Gairach zu überlassen; die Herzogin Gertraud von Oestreich aber verbannte er aus ihrem ärmlichen Hoflager zu Voitsberg nach Win-dischfeistritz. König Ottokars Kriege mit Salzburg und Bayern, 1265 und 1266, trafen die Steirer wenig, mehr sein Kreuzzug nach Preußen 1267, in welchem sein Verfahren gegen die Edelsten deö Landes den Grund zu dem unauslöschlichen Hasse der Steirer gegen ihn und die Herrschaft seiner Böhmen legte; eines Hasses, der in der Folge so wesentlich zu seinem Sturze beitrug. Seine Einkünfte aus dem Lande Steiermark beliefen sich damals jährlich auf 7334 Mark Silber, eine unbedeutende Summe, wenn wir bedenken, daß kaum ein Vierteljahrhundert früher, während der Aechtung Friedrichs des Streitbaren, dieselben sammt denen von Oestreich auf 60000 Mark sich beliefen. Während unsere Edlen ihm Sieg und Ruhm im fernen Preußen mit ihrem Blute erstritten, starb 1267 Frau Margaretha, Herzogin von Oestreich, die von ihm getrennte biedere Fürstin zu Krems. Ihr Tod zerriß das letzte Band, das die Steirer an ihn kniipfte, deren Häupter er zur leiben Zeit in Ketten legte, als Conradin von Schwaben und Friedrich von Baaden auf dem Blutgerüste in Neapel des Himmels Rache auf das Haus Anjou luden. Nebst anderen Burgen unserer gewaltigsten Herren ließ er damals 1268 auch unser nachbarliches Wurmberg, als Eigenthum des gefangenen Friedrich von Pettau — des Zweideutigsten unter den Verfolgten — schleifen. Trotz dem halfen ihm 1270 die wackeren Steirer unter Ulrich von Lichtenstein d«S ererbte Kärnten behaupten. Im selben Jahre hielt der Nachfolger des Dischofes Bruno in der Landeshauptmannswürde, der Böhme Burkard von Klingenberg, am 6. Oktober Land- und Gerichtstag in Marburg und sprach hier dem Domstifte Seckau die vom Erbmundschcnken Hartneid von Rauningstein angesprocheuen Güter bei Ars-wald zu. Einen neuen, durch die Steirer für Ottokar siegreichen Kampf mit Ungarn legte der Friede von 1271 bei. In dieser Zeit wirft die blutige Episode Seifrieds von Mahrenberg einen unheilvollen Flecken auf den gewaltigen Schild König Ottokars. Der Zug des Königs im nächsten Jahre gegen die Ungarn war so ziemlich seine letzte Unternehmung, in welcher die hart geprüfte» Steirer freiwillig Theil nahmen, für welche mit der Wahl Rudolfs von Habsburg am letzten September 1273 ein günstigeres Gestirn aufging. Aber Ottokar ließ nicht so schnell die mühsam errungene Länderbeute, sein Landeshauptmann Zawesch Milota mußte mit den Steirern bei Friesach in das Gebiet Friedrichs von Salzburg, der die ersten Reichslehen von Kaiser Rudolf so nahm, einbrechen, und mit rumänischer Wildheit Alles verwüsten. Dieß hatte die Klagen auf dem Reichstage zu Augsburg 1275 gegen Ottokar jit Folge, die von steirischer Seite Friedrich von Pettau und Hartneid von Wildon führte. Auf Ottokars Trotz folgte die Catastrofe von 1276, der Reichskrieg, gegen ihn, die Besetzung Kärntens durch Mainkard von Tirol auf des Kaisers Befehl, der Aufstand der Steirer im ganzen Lande, des gemeinen Volkes, vorzüglich durch die Predigten der Minoriten, Kaiser Rudolfs Besitznahme von Wien, endlich der Friede zu Wien mit dem Verluste von Oestreich, Steiermark rc. für Ottokar 1277. Von nun an finden wir das Haus Habsburg herrschend in unseren Landen. Der Kaiser bestellte Heinrich Graf von Pfannberg und Friedrich Herrn von Pettau als Landrichter und oberste Hauptleute, den Conrad von Hartberg als Lan-desschreiber, und besuchte im selben Jahre zum ersten Male den steirischen Boden, der von nun an das mehr als halbtausendjährige Erbe seines Stammes werden sollte. Ruhe und Ordnung folgten der neuen Kaiserwahl, und zum ersten Male nach langen Bedrückungen in der Zeit der Wirren und des Unfriedens wagen sich wider die kaiserlichen Kammerknechte die Juden an die Oef-fentlichkeit. Wir treffen sie bereits 1277 im Besitze eines Gheto — (einer eigenen Judenstadt), der jetzigen Allerheiligen, zum Theile auch Schwarz- und Freihausgasse in Marburg. In dieser Periode finden wir das fränkisch-austrasi-sche Wesen so tief eingedrungen in das neu eroberte Slavcnland, so vollkommen ausgebildet, daß wir seine Spuren bis in unsere Tage zum Theile verfolgen kön- eSjnQJ6j/^ ui ujujo/iuuiit9sn iten. So finden wir die Selbstständigkeit der Besitzer in ihrem Friedburg noch im 18teit Jahrhunderte in den letzten Schatten der Emunität des Burgfriedens bei den Herrschaften Melling und Obermarburg; an die Gaugerichte aber mahnt das ganze offene Verfahren — dem erst mit Einführung der Folter das Geheime den Rang abgewann. In diesem Zeiträume treffen wir ferner einen reichen, mächtigen, für die Schicksale der Heimat entscheidend auftretenden Adel auch in unserer Nähe, so die Herren von Wildon, Pettau, Mahrenberg und Gonobitz, Rucher von Pulsgau 1287, auch Gottfried und Hartneid von Marchburg. Ortolf von Plankenst-in 1206, Rembert von Mureck 1249, 1209 einen Heinrich von Wildhaus, Waffenbruder des Gebhard von Krumbach. Ein Diplom Kaiser Rudolfs I. von 1276 an alle Grafen, Freiherren, Ministerialen :c. zeigt bereits die festgestellte Rangordnung des Adels. Aber auch Gemeiufreie zählen uns die Urkunden jener Zeit viele um Marburg auf. So einen Herbard zu Kätsch 1252, Ulrich an der Pcß-nitz und Leutold zu Melling 1:186 rc. Jedoch bereits vom 12ten Jahrhunderte an wurde dieser sehr zahlreiche Stand durch das zunehmende Prakaricnwesen überaus vermindert. Von Ministerialien (die als solche über Unfreie, als: Verwalter, Schaffner, Burggrafen rc., gesetzt Ware») treffen wir in unserer Nahe, und zwar in salz-burgischen Diensten Janus und Hartwig von der March (1094 und 1130), Richer von Marburg 1188. Marburg hatte so, wie jedes Prädium oder Propositur der Landesherren, bald nach seiner Gründung die zur Hofmark gehörigen Handwerker, die man Casati hieß. Schon 1182 weiset Herzog Ottokar den Seizern 4* die Felle aller erlegten Thiere in den drei Präposimren Marchpurch, Rakersburg und Tyver zu, woraus wir schließen, daß diese Gegenden bei der Uebergabe der untern Mark Allod der Traungauer geworden seien, unter deren Saalgütcrn wir 1164 Besitzungen bei Gonobitz und Windischgratz, 1182 bei Opplotnitz rc. finden. Als Allode besaßen die Babenberger um Marburg die Höfe Rogetz (vermuthlich Rogais) und Roßbach 1195, Zehente in Gonobitz, Kötsch und Schleinitz 1237. Der letzte Graf Bernhard von Sponheim Ortenburg und Marchburch, war einer der reichsten Allodenbesitzer, er hatte Güter zwischen Fresen und Karmaten, an der Sulm, Tüffer, Gairach rc. Die Einkünfte derselben wurden an das markgräfliche Hofamt in Marburg abgeliefert, aus welchem das Kloster Gairach jährlich 5 Mark Silber bezog, so wie die Edlen von Wildhaus laut Testamentes der Sofie, Wittwe des Richer von Sanek 1238, jährlich an ihre Stiftung, die Npnnen in Studenitz, zwei Wagen Wein Bergrecht zu geben hatten. Graf Bernhard von Marburg machte mit Graf Conrad von Bilstein, Rudolf von Buzenberg, Pappo von Piber, Heinrich von Gluze rc. 1148 den Zug Kaiser Conrads III. in das gelobte Land mit. Unter den wohlbegüterten Nachbarn finden wir ferner die Grafen Schärffenberg vom Save- und Vogleina-thal bis herauf zur Dran 1148, Gertraud und Mathilde von Witschein 1208. Daß Marburg zur Zeit der Babenberger schon in bedeutender Blüthe stand, erhellt aus den Abgaben an die Landcsfürsten, welche jährlich 300 Mark, also nur um fünfzig weniger als von Gratz, betrugen. Friedrich der Streitbare legte als Abgabe 60 Pfeunige auf jeden Mansus 1237. Rudolf I. 60 auf jede Hofmark, 5 Schillinge auf einen Pflug, 30 Pfennige auf ein Joch Rc-bengrund, eben so viele auf ein Mühlrad. Schon unter den Traungauern kommt der Markfutterhafer vor. Naturalabgaben kommen unter mehr als 60 verschiedenen Namen vor. Ueber jedes landesfürstliche Abgaben-Amt war ein Amtmann (Officialis claviger oder Burghauptmann) bestellt. Einen solchen finden wir in jpeibtfö’ö steirischem Rentenbuche von 1265 auch in Marburg. Nach dem steirisctwn Renlenbuche gab das Amt Marburg alle Jahre über 150 Krüge und Töpfe Honig im Anfänge des 13te» Jahrhunderts; 10 Weinberge waren hier dem Landesfürsten dienstbar, der von den 368 Bergrechtstheilen dieses Zimtes jährlich 17 Wagen Zehentweine erhielt. Zwischen 1274 und 1296 kaufte Abt Heinrich II. von Admont von einem Juden bei Marburg einen Weingarten um 22 Mark Silber. Am 2. August 1245 entsetzte der apostolische Legat Conrad, Bischof zu ©peter in Marburg, den Schleinitzer Pfarrer Werner als kräftigen Anhänger Kaiser Friedrichs II. und that lhn in den Bann. 1298 kommt schon in Magdalena (in litore) am Ufer zu Marburg ein Pfarrer Gottfried vor. Unter den landesfürstlichen Ministerialen, welche für ihre Dienste Lehen besaßen, treffen wir auch die beiden Richer von Marburg, in Seizer Urkunden 1217 einen Wernherr von Marburg. Man unterschied genau den freien Heerbauministerialen (Miles, Ritter), den Ministerialen Ritter mit Verpflichtung zu Hofdiensten (Truchseß, Vorschneider, Fal-kenmeister) und den eigentlichen Ministerialen (Hofdienstmann), der unter dem Hofrechte stand. Aus den höchsten Hofämtern bildeten sich die Vornehmsten unter den Landständcn. Als solche nennt uns 1292 Ottokar von Hornek die von Pfannberg, Pettau, Wildon, Stubenberg, Stadck, Lichtenstein und Emcrberg, deren Jeder über 100 berittene Vasallen stellte, ihnen zunächst die von Marburg, Wildhaus, Pernegg und Neuberg. Gcsetznvrm in Steiermark hatten auch Kaiser Conrads Verordnungen über den Römerzug und sein Concordat mit Papst Callirt II. 1122, Friedrichs II. goldene Bulle 1213. Die Reichsschlüsse wegen der Bündnisse der Städte und Pfahlbürger 1237, Friedrichs II. Privilegien für weltliche und geistliche Fürsten 1220 und sein Reichstagabschied 1235. Von 1239 an wurde das kanonische Recht für die Geistlichen durch die Erzbischöfe von Salzburg und Aglar auch in Steiermark eingeführt. Bei den Gangerichten finden wir die Entscheidung durch Gottesurtheile, Zweikampf (Wedahinö), Feuer-, Wasser- und Kreuzprobe. Die Urtheile wurden vor der Kirche vollzogen. Bei Raub und Mord war anfangs Privathilfe gestattet. Unter Aufsicht der Gaugrafen waren die Tnnginen oder Zehentgrafengerichte die ältesten Ortsgerichte. Die Patrimonial Gerichtsbar-keit wurde bei den Saalherren durch einen Vogt (Anwalt) geübt, aber die Criminalfälle gehörten noch immer vor das Gaugericht, später wurden auch die Stifter rc. mit dem Blutbanne belehnt. Mit der steigenden Macht der Saalherren löste sich aber auch mit dem Schlüsse des Ilten Jahrhunderts die Gauverfassung ganz auf, die Ambacht wurde erblich, der Gaugraf verwandelte sich in den Herrn, der Amts- name ging auf die Stammburg über. So treffen wir 1184 die von Gonvbitz, Sanek, Wildon rc. in unserer Nähe. In jedem Gau entstanden mehrere, theils private, theils landesfürstliche Landgerichte, und schon in der zweiten Hälfte des 13ten Jahrhunderts hatte Marburg seinen eigenen Blutbann mit seinen Landrichtern, aus denen 1260 Marquard und Rudolf erscheinen. Aber über Alle stand der Gcneral-Landesrichter, denen wir von 1243 bis 1278 neun zählen. Er bezog 300 Pfund Jahrgehalt. Der Richter in den Landgerichten hatte nicht unbedeutende Einkünfte, so bezog unter Anderen der Richter von Marburg jährlich 6 größere Schweine, seine Schöppen jeder 4. Das hieß man Nothsold, Richterrecht. Für die innere Wichtigkeit von Marburg, das 1148, so wie noch unter Leopold dem Glorreichen 1209, bald ein Markt, bald eine Stadt genannt wird, spricht der große Gerichtstag unter dem letzten Ottokar, 1189 in Marburg gehalten, wo wir bei dem Urtheile, durch welches Eibesfeld an Admont kam, außer dem Landesfürsten, dem Richer von Marburg rc. auch die hochedlen Harrand von Wildon, Ortolfran, Gonobitz, Ottokar von Gratz, Erchniger von Landrs, Otto von Leibnitz, Dietmar von Lichtenstein rc. treffen. Die frühesten Bürger, deren die Geschichte von Marburg erwähnt, sind: 1229Mazlin, Heinrich, Marquard; 1243 der Stadtrichter Ulrich; 1249 Frau Studa, die Gattin des Bürgers Conrad von Chalren; 1277 Eberhard und sein Sohn Martin, denen Kaiser Rudolf die alten von den ersten Herzogen erhaltenen Lehen in Pickern, Puttine und Vil-kune bestätiget. Eine Reiner Urkunde nennt 1276 einen Otto Herbersteiner, Bürger von Marburg; 1294 treffen wir die Bürger Rudolf, Arwert, Luipold, Wülfing, Liebhard, Martin Sloygir. Selbst die Abgaben an dalandesfürstliche Amt finden wir 1265 verzeichnet. So leistete dahin ein Mansus in Marburg 8 Maßt Weizen, */, Metzen Hafer, 1 Schwein oder 12 Denare, 1 Lama oder 5 Denare, 1 Mansns in Pickern gab 1 Metzen Weizen, 2 Metzen Roggen, 1 Schwein oder 20 Denare. Wir schließen diesen Zeitabschnitt, in welchem bei Deutschlands Untereimheilung in tausend Comitate die Grafschaft Marchburg keine unwichtige Parzelle, später bei der Vereinigung aller Gaue, welche die jetzige Steiermark bilden, keine unwichtige Rolle spielt. V. Von Rudolf I. bis Maxmilian I. 1278 bis 1493. Immer deutlicher treten in diesen zwei Jahrhunderten die geordneten Verhältnisse Marburgs an daS Licht der Geschichte, und wir haben es hier insbesondere mit einer vollkommen deutschen Stadt, die wie eine Insel unter den Wenden sich ausdehnt, zu tkun. Bürger und Handwerker waren eingewanderte Deutsche und ihre Nach-kommen; wir finden in den Steuerbüchern und Urkunden dieser Periode nur deutsche Namen; alle umliegenden Weingärten, mit wenigen Ausnamen, gehörten Edelherren, Klöstern oder deutschen Stadtbürgern, und erst mit dem kläglichen Herabkommen der Stadt durch Kriege und Elementarereignisse ergänzte sich ihre Bevölkerung aus den benachbarten Wenden, doch dauerten die Einwanderungen in das einst seiner Wohlfeilheit wegen hochgepriesene Marburg aus Deutschland selbst noch bis in unsere Tage unter dem Bürgerstande fort. Wir haben es also auch in Marburg, wie dieß bei den Städten Schlesiens, der Lausitz, Mecklenburgs, den Ostseeprovinzen rc. der Fall ist, mit deutschen Stadt-Instituten, inmitten einer fremdstämmigen, aber allmählig damit verschmelzenden Bevölkerung zu thun. Arm an Hausmacht, reich an moralischer Kraft, führte Rudels I. das Scepter des Reiches. Zur Entscheidungsschlacht gegen Ottokar trugen die Untersteirer unter Friedrich von Pettau, Otto von Lichtenstein und Chalo von Saldenhofen wesentlich bei, der König selbst fiel als Racheopfer den Mannen Mahrenbergs. Am 30. April 1729 hielten die deutschen Ordensritter ein General-Capitel in Marburg und bestätigten in selben einen mit Admont geschlossenen Güterverkauf. Der Sage nach war das Lube-, nun Pfei-fer'sche Haus die älteste Besitzung der deutschen Herren in der Stadt. 1281 hielt Kaiser Rudolf seinen Huldigungs-Einzug in Gratz und verbriefte alle Freiheiten der Steirer. In diesem Jahre erscheint bereits Rudolfs ältester Sohn Albrecht I. als Statthalter von Oestreich und Steiermark, bald nachdem Rudolf I. die Versicherung gegeben, daß erst dann das Land den Eid der Treue schwören soll, wenn der Landesherr die Rechte und Freiheiten desselben beschworen habe. Im nächsten Jahre gab Rudolf Oestreich uud Steiermark als erledigte Fahnenlehen an seine Söhne Albrecht und Rudolf. Um dieselbe Zeit kommen bereits die Minoriten hier vor, unbekannt wann und von wem gestiftet, während ihre Ordensbrü- der zu Gratz zwischen 1220 und 1239 in Cilli, 1241 er« schienen. Durch bedeutende Geschenke auch von Seite der Marburger erhielten die 1251 gestifteten Nonnen von Mahrenberg ein eigenes Haus in der Stadt. Albrecht I. wurde auf die Bitte der steirischen Stände der erste Herzog des Landes aus dem Hause Habsburg 1283. Ein schneller Friede endete den kurzen Krieg mit Bayern. Aber schon im nächsten Jahre begann das Mißtrauen der Landescdlen gegen den neuen Herzog, durch de» Charakter seines hsrrischen Ministers Heinrich, Abtes von Admont, und durch die den stolzen Steirern verhaßten mikgebrachten schwäbischen Hofherren. Von 1298 an sehen wir Albrecht als deutschen Kaiser, an seiner Stelle seinen Sohn Rudolf II., Herzog von Steiermark; 1299 Ulrich von Wallsee, 1301 Landeshauptmann. Damals finden wir einen Rudolf als Stadtrichter von Marburg. Unsere Mühlen an der Drau lesen wir in einer Seizer Urkunde schon als sehr einträglich. 1305 wurde Herzog Rudolf König von Böhmen und starb mit 3. Juli 1307 im Lager von Horazdiowiz, Kaiser Albrecht aber wurde am 1. Mai 1308 von seinem Neffen Johann von Schwaben ermordet. Während dieser Zeit war Friedrich der Schöne Herzog von Steiermark. Wie tut vorigen Jahrhunderte Kälte und Erdbeben, so verwüsteten in dieser Zeit heftige Orcane unsere Gegend. Den Krieg mit Bayern endete der Friede 1311. In das Jahr darauf fällt die Fabel von der Erwürgung der Juden in Judenburg. Damals ernannte der Patriarch von Aquilcja den Stadtpfarrer Conrad von Marburg und den Prior von Seiz zu Inquisitoren gegen die Waldenser. Das Jahr 1314 brachte die unglückliche doppelte Kaiserwahl von Friedrich dem Schönen und Ludwig von Bayern, 1315 zeichneten sich unsere Steirer unter Ulrich von Wallsce und Ulrich von Pfannberg bei der Besetzung von Padua aus; zugleich begann der Krieg der beiden Kaiser; Wolkenbrüche verheerten die Umgebung von Marburg; starke Truppeuaushebungen führten unsere kriegerische Jugend gegen die Bayern, wo der 28. September 1322 bei Mühldorf unseren edlen Friedrich sammt der Blüthe des Adels nach zehn-stündigem mörderischen Kampfe durch Schwepermann's List in bayrische Gefangenschaft brachte. Die ritterliche Kraft Herzogs Leopold, die Bannsprüche des Papstes und Friedrichs Edelmuth verschafften 1325 Kaiser Friedrich die Befreiung aus der Haft von Trausni'tz; die von Friedrichs Bruder Otto mit den Ungarn veranlaßten Verwüstungen des Landes 1328 blieben unserer Gegend ferne. Am 13. Jänner 1330 starb auf dem einsamen Schlöffe Gutenstein der schwer geprüfte Friedrich. In die fromme Zeit der ersten Habsburger fällt bereits der Ursprung vieler Bruderschaften zu Marburg, die Stiftung der Augustiner zu Hohenmauthen durch die Grafen von Cilli 1290. Die Sammlung von Hilfsgeldern für Palästina und das erste Erscheinen der Maltheser in Melling. Elisabeth, die edle Gattin Friedrichs des Schönen, vermachte 1328 den Münern-Brüdern zu Martpurch 3 Pfund und dem Spitale 1 Pfund, Friedrich denselben 40 Mark Silber. Mit 1330 war Albert II. der Lahme i» Folge einer Vergiftung, der Weise in Folge seiner Geistesfähigkeiten genannt, Herzog des Landes. Für ihn kämpfte sein Bruder Otto gegen Kaiser Ludwig, für ihn nahm er die Lehen, ertheilte dem Bisthume Seckau daö jus gladii rc. Die Reibungen mit Böhmen, hauptsächlich veranlaßt durch Margaretha die Maultasche, wurden 1332 beigelegt. Die neuen Kämpfe um das erledigte Kärnten 1336. Schon 1332 besaß das Stift Rein ein Haus in Marburg. Im Frieden mit den Ungarn sollen die Letzteren 1337 Ankenstein erhalten haben. Die Kriege erforderten einen Aufschlag von 10 Procentcn auf die Weingärten, um die dem Könige von Böhmen versprochenen 10000 Mark Silber zu Stande zu.bringen. Dafür ertheilte Herzog Albrecht zu Gratz am Mittwoche nach St. Andreastag 1339 den Marburgern allein das Recht, ihre Weine durch Windisch-Feistritz zu führen, iindeß die Pettauer und alle Anderen die ihrigen dort ablegen mußten. Der Stadtpfarrer von Marburg, Niclas von Egensburg, erhielt die Auszeichnung, von Herzog Leopold als Erzieher seines Neffen, des jungen Herzogs Friedrich, an den Hof nach Lothringen geschickt zu wer-j den. Ruhig lebten die Juden unter dem Schutze ihrer ■j Privilegien in unserer Stadt, während sie am Osterfeste 1338 in Rez, Horn und anderen Städten Oestreichs unter den gewöhnlichen Vorwänden zu Tausenden hingeschlachtet wurden. Am 20. Februar 1339 starb Herzog Otto der Fröhliche in Wien und wurde zu Neuberg beigesetzt. Nun war Albrecht der II. allein Herzog von Oestreich, fast einer der größten Regenten, starb er am 20. Juli 1358. Am 20. November trat sein ältester Sohn Rudolf, der Stifter, als der erste Erzherzog von Oestreich, die Regierung der 4 Herzogthümer Oestreich, Steier, Kärnten und Krain an. Ein neuer Weinaufschlag (Umgeld) und ein Münzvertrag mit den Ständen folgten schnell. Im Jänner 1360 ließ er sich in Gratz huldigen mit königlicher Pracht. Das Donativ betrug 30000 Gulden. Im März ging er durch Marburg nach (Mi. 1361 erhielt er die Grafschaft Görz, 1362 schloß er Friede mit Aglar und wohnte im Februar mit einem glänzenden Gefolge dem Landtage in Preßburg bei, schon damals mit weit aussehenden Plänen beschäftigt. 1363 nahm er Tirol in Besitz, behauptete es 1364 im Kriege gegen Bayern und starb am 27. Juli 1365 in Mailand, wurde aber in der von ihm erbauten St. Stefanskirche in Wien begraben. Seine Brüder Leopold und Albrecht III. nahmen fünfmal die Theilung der östreichischen Länder vor. Albrecht begab sich in der Fasten 1372 über Marburg nach (Mi. In jener Zeit war S tad trich ter von Marburg Nicla s Wolf 1361. Im Jahre 1373 kam die windische Mark, der Neustadtler Kreis von Krain, an Steiermark. 1377 begleitete ein stattliches Heer Steirer, unter den vier Lichiensteinern Ulrich, Bernhard, Christof und Friedrich, den Herzog auf dem Zuge nach Preußen. 1378 war Mathias König Stadtrichter. In die Zeit der Herzoge Albrecht III. und Leopold fällt die Ausfertigung oder Bestätigung der wichtigsten Privilegien der Stadt Marburg, aus denen wir erwähnen: A. Kein Fremder darf nach St. Martinstag mehr Weine aus den Windischbüheln durch oder um Marburg herum weikerführen. B. Kein Kriegshauptmann eine Bürgerstochter von Marburg ohne ihres Vaters oder ihrer Freunde Wissen heirathen. C. Die zwölf Räthe dürfen jährlich zu St. Peter-Stuhlfeier den Stadtrichter aus ihrer Mitte wählen. D. Pettauer Weine dürfen weder durch Feistritz noch durch den Drauwald zum Schaden der Marbur« ger nach Kärnten geführt werden, die ungewöhnlichen Straßen aber über den Pramberg und Radl sind für die Weinführer gänzlich »erboten. E. Die Kaufmannswaaren, die aus Kärnten kommen, dürfen nicht in Zellnitz oder Wildhaus, sondern nur in Marburg gelandet und verkauft werden. F. Wegen der Krainer Kaufleute, die zu Feisiritzer Märkten ihre Maaren brachten, durften die Mar-burger die Mauth in Feistritz besitzen. Dieß war so lange, bis im ungarischen Kriege der königliche Feldbauptmann Jakob Zackt die Stadt Feistritz sammt der Mauth wegnahm. G. Alle in Marburg ansäßigen geistlichen und weltlichen Herren, Christen und Juden sollen auf gleiche Weise die Steuern zu tragen haben. H. Jede Brandstatt, die über Jahr und Tag öde liegt, kann, wer da will, bebauen, ohne Dienst und Ueberzins. (Rudolf IV. 1363.) I. Sonntag vor Lichtmeß dürfen die Bürger freien Markt in Marburg halten, und dazu noch 8 Tage lang doppelte Mauth- und Brückengebühr beheben, dasselbe Marktrecht auf 14 Tage vor und nach St. Ulrichstag. K. Von Ulrich von Wallsee 1332 die Weisung: es sei Jeder, reich oder arm, Bürger oder Gast, auf gleiche Weise zu richten. Im Jahre 1381 waren die Grafen von Schärffen-berg im Besitze von Obermarburg. Wilhelm Herr von Schärffenberg, einer der gewaltigsten im Lande Unter» krain, verbunden mit den Ehrenfelsern, verfolgte seine Streitigkeiten nach dem Faustrechte, und trotzte auf seinen Burgen so lange den Herzogen von Oestreich, bis ihn Herzog Leopold, trotz dem gefeierten Ringe der Nire vom Goldbrunnen, gefangennahm und seinem Vater auf Obermarburg in strenge Haft überlieferte. Auf Verwendung des Hanns Grafen von Schärffenberg, Bischofs in Passau, wurde er wieder freigegeben. Am 9ten Tage des Brackmonates 1386 erschlugen die Schweizer im Mordgewühle bei Sempach den Herzog Leopolv ; unter dem getesteten Adel finden wir Friedrich Freiherrn von Brandis, einen der Ahnherren unserer gegenwärtigen Burggrafen von Marburg. Der Krieg wegen Passau, die Bezwingung der Raubritter in Oestreich und ©teter, besonders deren von Rohr bei Wildon, die sogar einen Ueberfall auf Gratz versucht hatten, mach-/, ten eine Contribution von 100000 Pfennigen nothwendig, welche die Geistlichen, Bürger und Juden traf. 1392 zogen das erste Mal die Steirer unter Wilhelm Grafen von Cilli gegen die Türken. 1395 am 28. August starb Albrecht III. zu Larenburg. Sein Sohn Albrecht IV., das Weltwunder genannt, wurde, 18 Jahre alt, sein Nachfolger, nicht ohne Einspruch seines Oheims, Herzog Wilhelm des Freundlichen, so daß wir nach dem Hollenburger Vertrage wieder zwei Herzoge zugleich hatten. 1396 zogen die Krieger des steirischen Unterlandes, von Graf Hermann II. von Cilli geführt, dem Könige Sigmund wider die Türken zu Hilfe, und theilten die blutige Niederlage bei Rikopolis, mit Steirern ertrotzte Hermann von Eilli 1400 die Freilassung Sigmunds aus der ungarischen Haft. Während Albrecht IV. in Palästina war, vermählte sich Wilhelm mit Johanna von Sicilien, König Sigmund von Ungarn mit Barbara, König Wladislaus von Pohlen mit Anna von Cilli, Kaiser Wenzel der Faule aber wurde auch als König von Böhmen abgesctzt. Herzog Wilhelm zog zu seiner Vermählung 1402 durch Marburg. König Sigmund und Herzog Albrecht IV. wurden bei der Belagerung von Znaim vergiftet, Letzterer starb in Folge dessen am 28. August 1404 zu Klosterneuburg. Wilhelm, als Vormund seines Neffen Albert V., schickte seinen Bruder Herzog Leopold zur Ordnung der Staatsgeschäfte 1405 nach Steiermark, und starb am 15. Juli 1406 zu Wien. Nun kam Leopold in die Vorlande, Friedrich nach Tirol, Ernest der Eiserne nach Steiermark. Albert IV. blieb unter ihrer Vormundschaft, bei einer neuen Theilung mit dem unpopulär gewordenen Leopold von Steiermark für immer an Herzog Ernest, und dieser ist nun als zweiter Stammvater des Hauses Habsburg zu betrachten. 1414 ließ er sich in Gratz huldigen, 1417 zog er zum Concilio von Constanz. 1418 besiegte er die Türken bei Radkersburg. 1420 belagerte er im Hussitenkriege Prag. Er starb den 10. des Brachmonats 1424 zu Bruck und liegt zu Rein. Sein Nachfolger Friedrich der IV. herrschte 69 Jahre, am längsten unter allen Regenten über Steiermark — er, der Friedfertige, erlebte die unfriedlichste trübste Periode in der Geschichte unseres Landes. Ein kleiner Sieg der Steirer über die Hussiten 1431, über die Türken bei Möttnig und Friedrichs Zug zum heiligen Grabe nach erlangter Großjährigkeit 1435, der Tod des gegen Oestreich immer zweideutigen Kaisers Sigmund aus dem Hause Lurenburg 1437 waren die Ereignisse, Lie dem Kriege mit den neu geschaffenen Reichsfürsten von Eilli vorausgingen. Der Cillier Feldhauptmann Wittowitz, einer der kühnsten und glücklichsten Führer seiner Zeit, eroberte eine Veste nach der andern und schlug die Steirer bei Laas, während Herzog Albrecht, der Jüngere, seines Bruders Friedrich Tage zu verbittern begann. Der Tod Albrechts V. als Kaiser II. am 27. October 1439 zu Ncsmül in Ungarn eröff-nete eine neue Reihe unabsehbarer Wirren und blutiger Händel, für welche die 1440 erhaltene Kaiserkrone nur wenig Entschädigung bot. Albrechts V. Wiltwe Elisabeth floh im selben Jahre mit dem nachgeboruen Prinzen Ladislaus und der ungarischen Krone nach Wien. Friedrichs Verordnungen über die Mäuthe, sein Verbot der Weineinfuhr aus Ungarn kamen den Marbnrgern sehr zu Gunsten. Immer trüber gestalteten sich die Beziehungen zu den Ungarn, die erst den Prinzen Ladislaus nicht anerkennen, dann nicht unter Friedrichs Vormundschaft stehen wollten. Im Winter 1446 rückte der Gubernator Johann Hniiiad über das niedergcbrannte Warasdin in Steiermark ein, und ließ seinem alten Grolle gegen die mit Friedrich verbündeten Cillier freien Lauf. Aber der Grimm dieses gefürchteten Türkensiegers scheiterte an dem schwachen Windischfeistritz, bei dessen brennenden Häusern sich der kübne Wittowitz in 2 Stürmen gegen 15000 Magyaren hielt. Er folgte den Ungarn Schritt für Schritt, nöthigte sie zwischen Marburg und Wurmberg, schwimmend durch 5 die hochflutende Drau zu sehen, hielt Pettau gegen ihren Angriff und trieb sie bis Weihnachten vollends aus dem Lande. Auf den Landtagen zn Fürsienfeld und Radkersburg, denen von hier nebst dem Stadtrichter auch der Eomthur von Melling und Erasmus von Wildhaus beiwohnten, traf Steiermark ein Kriegsbeitrag von 23000 fl. Der Tüikenkrieg 1448 zog die Ungarn gegen Bosnien. Die Abwesenheit Kaisers Friedrich 1451 zu Rom und seine Vermählung mit Leonora von Portugall benützten nach dem mißlungenen Entfübrungsversuche des Prinzen Ladislaus die Oestrcicher zur Sicherung ihres Aufruhres, der nach des Kaisers Rückkehr die Belage-rung von Neustadt, die Rettung Friedrichs durch Banm-kirchers und seiner Steirer übermenschliche Tapferkeit im Sommer 1452 , endlich die Auslieferung des 13jäh-rigen Ladislaus an die Stände Oestreichs und Ungarns zur Folge hatte. Albrecht der Unruhige wurde durch neue Länder und Geldconceffionen zufriedengestellt. Die Jntriguen der Cillier, der Fall Constantinopels durch die Türken 1453, der Sturz Eizingers, Capistran's und Hunyady's Tod, das Erlöschen des Hauses Eilli mit Ulrichs Ermordung am 9. November 1456 von der Hand der Cor-viner zu Belgrad, das rasche Ende des jungen Ladislaus am 23. November 1457 vor seiner Vermählung zu Prag gehören der Weltgeschichte. Unser Land aber traf schwer der Erbfolgekrieg um die Grafschaft Eilli. Wenig fehlte, so hätte Wittowitz, der meist für sich selbst sorgte, am Donnerstage nach St. Georgen den Kaiser in Eilli gefangen. Schätze und Gefolge fielen in die Hände des Treulosen, der eben so schnell mit dem Kaiser sich wieder versöhnte und mit eiserner Faust den Grafen Johann von Görz und die übrigen Prätendenten zu Boden warf. Die Geburt des Prinzen Marmilian, die Siege der Steirer unter Baumkircher und Wittowitz im neuen Kriege gegen Görz 1460 waren die einzigen Entschädigungen für die barbarischen Streifzüge der Ungarn, den neuen Aufstand der Oestreicher, die neuen Unruhen Her» zogs Albrecht. Marburg allein hatte in all diesen Stürmen tiefen Frieden, und dieß bewog den Kaiser 1461, hier einen Landtag abzuhalten. Wir finden Sigmund von Roggendorf, der 1440 das sehr einträgliche Amt eines Judenrichters von Marburg bekleidet hatte, als Landeshauptmann, und den reichen Geldwechsler Abraham, des Isaak Sohn, der einen Theil der Unkosten/ vorschoß. Sigmunds Nachfolger in der Landeshaupt^ mannswürde war Ulrich von Graben, Herr auf Obermarburg, der steirische Manlius, alü die Ungarn den Versuch wagten, die Prinzessin Kunigunde vom Gratzer Sckloßberge durch Verrath und Ueberfall zu entführen. 1462 rüstete Kaiser Friedrich im Juli persönlich zu Marburg einen Theil des Heeres aus, mit welchem er Wien dem unruhigen Albrecht wieder abnahm. Kaum waren die Söldner entlassen, so belagerten die Wiener den Kaiser in seiner Burg, aber schon am 20. October stand Baumkircher vor der trotzigen Hauptstadt und erzwang die Freiheit des Kaisers. Alberts Tod am 2. December 1463 stellte in etwas die Ruhe wieder her, die aber schon im nächsten Jahre durch Türken und Böhmen nach blutigem, aber 1469 nach Friedrichs Rückkehr von der zweiten Reise nach Rom durch Baumkir-chers offenen Krieg gegen den Kaiser gestört wurde. Die Eroberung von Leibnitz und Fürstenfeld, die Besetzung 5* Wildons durch den unglücklichen Baunikirchner, ssa wurde gewonnen und wieder verloren, und die Generale Seckendorf, Wallis und Ncuperg kamen in Hafk. Franz von Lotbringen und Königeeck, der Inhaber unseres untersteirischen Regimentes, kämpften 1738 mit wechselndem Glücke, bis der kranke Kaiser 1739 den Belgrader Frieden mit der Pforte schloß, und bald darauf am 20. October 1740 Früh 2 Uhr der Letzte des tausendjährigen Habsburg'schen Stammes in Wien, erst 56 Jabre alt, starb. Unter Carl VI kamen 1723 die Plansten nach Gleisdorf in Steiermark, deren wir bei dem Marburger Gymnasium erwähnten. Carl VI., der Titus seines Jahrbunderts, war der letzte Repräsentant spanischer Grandezza in der deutschen Kaiserkrone. Die Thronbesteigung Maria Theresiens gibt uns das seltsame Schauspiel allgemeinen männlichen Treu-stfcrud)r6 einer einzigen Frau gegenüber, strenger Zubal-tung der geschlossenen Verträge von Seite der Ungläubigen, im grellen Gegensätze kecker Uebertretung alter feierlicher Zusagen von Seite christlicher Herrscher, eine junge Dame im Kampfe mit einer Welt — nur gehalten von der riesenkräftigen Anhänglichkeit ihrer Völker. Die Staatskasse enthielt kaum 100,000 fl., das Heer in den inneren Erbländcrn zählte nicht volle 30,000 Mann. Carl Albrecht von Bayern, seine Ansprüche aus de» Tagen Ferdinands I. herleitend, verlangte bloß alle österreich'schen Länder; Friedrichi!, von Preußen rückte am 23. December 1740 mit 20 Bataillonen und 36 Eskadronen in Schlesien ein, die Anträge seines derben Gesandten Götter wurden vom Wiener Hofe mit Würde zurückgewiesen, desto eifriger aber von den me sten Schle-stern selbst ausgenommen. Alle Höfe versprachen viel und thaten nichts für die bedrängte Fürstin. Am 8. April 1741 verloren die Ocsterreicher unter Neuperg trotz dem Heldenmuthe ihrer Reiterei die Schlackt bei Mollwitz gegen den König und seine» Feldherrn Schwerin. Nun warf Frankreich die Maske ab, und Marsckall Belle Isle schlug Friedrich II. die Zerstücklung Oesterreichs vor. Filipp V. von Spanien, Carl Emanuel von Sardinien erhoben sich mit Ansprüchen auf die Erbfolge. Bayer» und Sachsen standen bereits unter Waffen. An Friedrichs Ländersucht scheiterte die Vermittlung des englischen Königs Georg II. durch Lord Hyndhart (8. Juni). Am 24. Juni bewilligte endlich das englische Parlament 300,000 Pfund Hilfsgelder. Am 31. Juli eröffnet? der Churfürst von Bayern die Feindseligkeiten mit der Besetzung von Passau. Während der Unterhandlungen mit Preußen rvurde Josef der Einzige den 13. März 1741 geboren Maria Therestens Festigkeit fand den Wiederhall ihrer Gesinnung, in ihren unbeugsamen Ministern Barthenstcin, C/Slloredo und Kinsky. Schon standen die Bayern in Linz, die Franzo- 11* sen vor Prag, da entflammten die Thränen der bedrängten Fürstin die hochherzigen Ungarn, und von einem Ende des Reiches zum andern strömten Tausende von Kriegsmännern aus Volksstämmen in Trachten und Waffen, die man bisher noch nie dem Namen nach kannte, gegen die raubgierigen Feinde, während Marschall Kdevenhüller Wien befestigte. Die Oberschnellendorfer Uebereinkunft mit Preußen setzte die Königin in die Lage, ihre Truppen nach Böhmen zu verwenden, wo Earl von Bayern sich am 19. November in dem am 26. October überrumpelten Prag als König von Bödmen krönen ließ, am 22. Februar 1742 als deutscher Kaiser in Frankfurt. Aber an demselben Tage drang Khevenhüller mit seinen Oestreichern, durch die treuen Tiroler verstärkt, in München eilt, und ganz Bayern unterlag den begeisternden Siegern. Dieß bestimmte Friedrich II. wieder zum Kriege, er nahm Glatz, belagerte Olmütz, und gewann am 16. Mai die Schlacht bei Chotusi? gegen Carl von Lothringen mit Verlust der ganzen preußischen Reiterei. Der Breslauer Friede am 11. Juni beseitigte Preußen und Sachsen aus der Schaar der Feinde Oesterreichs. Prinz Earl, Lobkowitz, Nadasdi, Festeticts säuberten Bödmen von den Franzosen; England, Holland und Rußland beeilten sich mit Truppen und Geldern; Sardinien und Neapel wurden zur Ruhe gezwungen, die Trümmer des Belle Jsle'schen Heeres aus Böhmen geworfen, und Maria Theresia stand nach 2 Jahren grimmigen Kampfes glücklich da in ihren glücklich behaupteten Ländern. Nur Bayern hatte der aus den österreichischen Diensten in die des C^urfürstcn übergetrctene Seckendorf wieder zurückerobert. Im nächsten Jahre dauerte nur noch der Kampf mit Frankreich fort, nach dem Siege der Oesterreicher und ihrer Verbündeten aber bei Dettingen ziemlich lau, während die Spanier in Italien unter Molemar und Gages meist den Oestcrreichern unter Graf v. Traun unterlagen. Lobkowitz jagte sie bis hinter Rimini. Schon 1744 fiel Friedrich II. wieder in Böhmen ein, wäbreud die Oestreicher unter Carl von Lothringen und Bärenklau tief in's Elsaß vordrangen. Am 16. September nahm der König Prag. Aber bald hatte Graf von Palffy 74000 Ungarn auf den Beinen. Carl VII. starb am 2. Jänner 1745 zu München, Franz von Lothringen wurde am 4. October deutscher Kaiser, und der Dresdner Friede am 28. December 1745 brachte die Preußen zur Ruhe. 1746 nabmen die Oestcrreicher Genua (unter Marquis Botta am 6. Sept.) und der Doge mit 6 Senatoren mußte in Wien um Gnade bitten. Die Verbündeten drangen bis i» die Provence vor. Der Haager Friede 1748 endete einen Krieg, der kürzer an Dauer, reicher beinahe an blutigen Kämpfen, als der gerade hundert Jahre früher beendete 30jahrige Religionskrieg, alle Mächte Europas bis auf die Pforte in Bewegung brachte Den Frieden benutzte die Kaiserin, ihre ganze Weisbeit zum Besten ihrer Völker zu entfalten. In ihren großen Plänen von der Umsicht der Grafen Uhlfeld, Nachfolger des Ministers Sinzendorf, Khevenhüller und Colloredo, dem Freiherrn v. Wasner, und später von 1753 an vom Fürsten Kaunitz unterstützt, begann sie die Verbesserung der Finanzen jo glücklich , daß unter der Verwaltung des Oberschatzmeisters Grafen Haugwitz die Einkünfte der Erbländer bereits 36,000,000 fl. betrugen. Polizei und Justiz wurden ge» trennt, der Staatsrath eingesetzt. Die Neustädter Acadewie, die jährlichen Uebungs-lager, die Wahl trefflicher Offiziere, wirkten bald wohl-thätig auf die Armee. Ein allgemeines Erercirsystem bildete Graf Daun aus. Nachdem der Bariervertrag mit seinen Hemnissen und Englands barjcher Ton Oesterreich schon einige Zeit den Seemächten entfremdet hatte, zeigte das Jahr 1756 das neue Schauspiel einer Verbindung zwischen Oesterreich und Frankreich, von Kaunitz angeknüpft, während die Streitigkeiten in Amerika und England bestimmten, sich mit Preußen zu verbinden. Friedrich II. wollte Gewißheit, und während Oesterreich die Kaiserin von Rußland gewann und mit dem Dresdner Hofe unterhandelte, nahm er Dresden, blockirie das sächsische Lager in Pirna und schlug sich bereits am 1. October 1756 mit den Oesterreichern bei Lobositz an der Elbe, nahm bei Pirna 17000 Sachsen mit 80 Kanonen gefangen, und zwang sie zu seinem Kriegsdienste. Da sicherte Frankreich 100000 Mann zu Gunsten Oesterreichs. Schweden trat dem Fürstenbunde gegen den verschwägerten Preußenkönig bei. So begann 1757 der siebenjährige Preußenkrieg. Friedrichs Feldherren Prinz Bevern und Schwerin schlugen die Oesterreicher unter Königseck und Braun; der König selbst erkaufte mit dem Tode Schwerins und mit dem Verluste von 18000 Mann den Sieg vor Prag, verlor aber bald die große Schlacht von Kollin und Chotusitz gegen Daun, während er die Franzosen unter Soubise bei Roßbach besiegte, verlor er ganz Schlesien durch die Oesterreicher, denen er es eben so bald wieder abgewann. 167 Für den Sieg bei Kollin stiftete die Kaiserin den Maria-Theresia-Orden. Zur selben Zeit mußten die Engländer unter dem Herzoge von Cumberland die demürhigende Capitulation von Kloster Seven gegen die Franzosen unter d' Estrees eingeben, auch die Russen unter Aprarin lagerten in Preußen. Graf von Haddik mit 6000 österreichischen Reitern brandschatzre Berlin. Aber nach der verderblichen Schlacht bei Neumark und der Eroberung von Breslau und Liegnitz stand am Schlüsse dieses Jahres Friedrich II. größer als je in seinem behauptete« Reiche. 1758 wurden die Franzosen zurückgedrängt, aber die Russen unter Fer« man eroberten Königsberg, König Friedrich zog von der Eroberung von Schweidnitz zur Belagerung von Olmütz, mußte aber wegen der Wegnahme seiner Zufuhr, von Laudon und Ziskowitz ausgeführt, sich zurückziehen, wofür er die Russen am 25. August entscheidend bei Zorndorf schlug. Am 13. October aber wurde er von Daun und Laudon bei Hochkirchen auf das Haupt geschlagen und verlor 9000 Mann, 100 Kanonen und 30 Fahnen. Unter den Tobten waren seine Marschälle Keith und Prinz Franz von Braunschweig Der Irländer Lasey (Münichs Kriegszögling) und der schottische Sprößling Laudon theilten mit Daun die Lorbern dieses Feldzuges. Von Frankreich thatigst durch Vermittlung StainwUes unterstützt, begann die Kaiserin glücklich das dritte Kriegsjahr 1759. Die Russen unter Soltikoff siegten in Brandenburg und verbanden sich im August bei Frankfurt an der Oder mit Laudon, gegen sie verlor der König an einem Za$e am Judenberge 20000 Mann und sein ganzes Geschütz. Aber die Russen zogen nach Podien zurück. Daun nahm Dresden und Tvrgau, fing bei Maren den General Fink mit 15000 Preußen, 14000 Mann an der Elbe, und lagerte in der grimmigsten December-Kälte dem Könige gegenüber. Das Jahr 1760 wechselte in stäten Schlachten. Friedrich siegte am 12. August bei Liegnitz, aber Tscher-nitscheff und Lasey nabmen Berlin und Potsdam am 9. October. Dauns Verwundung führte den Verlust der Schlacht bei Torgau herbei. Am 25. October starb König Georg II. von England. Sein Nachfolger Georg III. war eben so zum Frieden, als Carl III. von Spanien für Oesterreich geneigt. Der Feldzug 1761 zeichnet sich durch das vorsichtige Zaudern aller Parteien aus. Oesterreich stand eben so kräftig, als Friedrich erschöpft da. Die Thronbesteigung Peters III. in Rußland, sein Sturz durch Katharina II. 1762, Frankreichs Unglück zu Wasser und zu Land, endeten durch den Hubertsburger Frieden den traurigen siebenjährigen Krieg. Josef II. wurde am 27. Mai 1764 römischer König. Am 18. August 1765 starb Kaiser Franz I. am Schlagfluffe zu Innsbruck in einem Alter von 58 Jahren. Er war stets Gegner des Bündnisses mit den bour-bonischen Höfen, das er ein unnatürliches nannte. Sparsam und freigebig gründete er die naturgeschichkliche und numismatische Sammlung in Wien, war duldsam und liebevoll bis zur Selbstaufopferung. Bon seinem Tode an trug Maria Theresia immer Trauerkleider. Der Friede gab der Kaiserin Gelegenheit, rastlos für die Beförderung des Ackerbaues und der Wissen- schäften, für die Erziehungsinstitute rind Milderung der Lehensgerechtigkeiten, besonders in Böhmen, zu sorgen. Sie gründete ein eigenes Jmpfhaus in Wien, nachdem sie selbst 1767 furchtbar durch die Blattern gelitten, bestimmte die Ablegung der Klostergelübde auf das 25ste Jahr, hob die Asyle und die Jesuiten auf, überließ Josef II. die Sorge für das Heer, der bereits 1762 ein weises Conscriptionssystem für die Erblande (mit Ausnahme von Tirol, Ungarn und den Niederlanden) entwarf. Als nach Augusts III. Tode 1769 Stanislaus König von Pohlen wurde (durch Rußlands Vermittlung), durch die Conföderation von Barr dieß unglückliche Land einen wilden Schauplatz innerer Verwüstungen bot, fand am 25. August 1769 die Zusammenkunft der zwei größten Männer ihrer Zeit, Josefs und Friedrichs II., in Neisse Statt. Die Unterredung betraf den Krieg, in welchem Rußland und die Pforte sich befehdeten. In der nächsten Zusammenkunft zu Neustadt in Mähren 1770 wurde der Plan zur Theilung Pohlens entworfen, ein Bündniß mit der Pforte, das erste seit 100jährigen Kämpfen, wurde vermittelt, und im Februar 1772 PohlenS' Theilung zu Petersburg bestimmt; die Oesterreicher nahmen die alten durch die Krone Ungarns anspruchbaren Länder Galizien und Lodomerien mit mehr als dritthalb Millionen Einwohner in Besitz, ein glücklicher Ersatz für das verlorne Schlesien. Am 5. Februar 1777 wurde von der Pforte die Bukowina an Oesterreich abgetreten. Die Erzherzogin Maria Antoinette heirathete den Dauphin von Frankreich, Josef II. aber entfremdete seine Reise nach Frankreich mehr als je dem Versals ler Hofe. Der Tod des kinderlosen Churfürsten von Bayern gab zu neuen Erbfolgestrettigkeiten Veranlassung. Sachsen, Mecklenburg und Oesterreich machten Ansprüche auf Allodien gegen Carl Tbeodor von der Pfalz aus dem Vertrage von Pavia. (1329) Oesteerelchs Truppen rückten ein, aber Friedrich II. hatte schon die Hilfe von Versailles und Petersburg gewonnen, um Bayern unge-theilt zu lassen. Man rüstete sich von beiden Seiten zum Kriege, und stand sich bereits feindselig in Bödmen gegenüber. Aber Josefs kriegerischer Sinn fügte sich dem friedlichen Willen der Kaiserin, der Teschner Friede endete die Feindseligkeiten, ein Theil des Burghauser Kreises zwischen dem Inn, der Donau und Salza kam an Oesterreich, und Josef II. wurde am 28. Februar 1780 zum Erben und Mitregenten der österreichischen Länder erklärt. Am 25. Mai fand die berühmte Zusammenkunft Josefs II. mit Katharina II. von Rußland in Mohile^ Statt. Am 19. November 1780 erkrankte, schon länger am Sticksiusse leidend, Maria Theresia ernstlich, beschäftigte sich in seder Stunde scheinbarer Besserung mit dem alten Eifer mit der Regierung, und schloß schwer geprüft und siegreich am 29. November 1780 Abends | auf 9 Uhr, im Lehnstuhle sitzend, ihr thatenreicties Leben. Am 3. December wurde die erhabene Fürstin der Völker, die liebevollste, treue Mutter der Armen in brr Capuziner-Gruft zu Wien bcigesetzt. Die Geschichte weiß kein Beispiel innigerer ehelicher Zärtlichkeit, als Maria Tberesien. Den 18. sedeS Monats brachte sie am Sarge ihres Gatten den ganzen August im Gedeihe für ihn zu Schönbrunn zu. In den Garten dieses Schlosses beschäftigte sie sich im Sommer täglich 5 — 6 Stunden mit Regierungsangelegenheiten. So bunt bewegt das Kriegsleben die Welt in ihren Fugen rüttelte, so blieb gerade in diesen 75 Jahren der Schauplatz der blutigsten Kämpfe nicht bloß unserer Stadt, sondern der gcsammten Steiermark so ferne, daß nur der leise Nachhall des fernen Donners in unserer Umgebung nachzitterte. Feuer und Pest hatten ln Marburg so arg aufgeräumt, daß wir in dieser Periode nur ein kümmerliches Fortfristen des inneren Lebens finden. Melchior Rampfl begleitete 1706 die Würde eines Stadtrichters, unter ihm kommen 1706 die letzten amtlichen Belege für die Goldgewinnung aus der Drau in Marburg vor; der Goldwäscher Georg Marekovitsch an der Mur klagt den bürgerl. Goldwäscher Jörg Pret-ter und seine 3 Gesellen in Marburg, daß sie sich erdrei-steten, ihn gewaltsam in seinem Geschäfte bei Spielfeld zu stören und seinen Waschzeug zu verderben. 1707 fanden es die Stände für gut, den Inspector der Kaiserstraße über den Platsch, Herrn Possanner v. Ehrenthal, durch ein eigenes Patent bei dem Bauholz-Einkauf auf der Lend gegen die Marburger zu schützen. Von kaiserlichen Verordnungen waren für Marburg von großer Wichtigkeit Josefs I. Tabakpatent, laut welchen die Verkäufer und Verbrauchsbedürftigen des Tabakes einer gewissen Abgabe unterworfen waren, das landesfürstliche Besoldungspatent 1707, die weilen Verordnungen gegen die Einschleppung von ansteckenden Krankheiten und gegen die Pserdeseuche 1712 rc. DaS frostige Jahr 1709 führte einen gänzlichen Mißwachs in Marburg herbei. Im Jahre 1711 finden wir die letzten erwiesenen Hinrichtungen wegen Magie in Marburg; Jänsche, Schrungel und 2 Weiber Korošica und Kropina wurden am Pfahle erdrosselt und verbrannt, ihr Genosse Lucas Deriü aber ausgestrichen. Von 1711 bis 1716 war AndräSchloßgoStadt-richtcr, ihm folgte Severin Ekert. 1723 wurde zu Gunsten der Marburger Lederer die Einfuhr der fremden Juchten verboten. 1736 war der Kaufmann Johann Türnbcrger Stadtrichter, 1742 Franz Ea ccia aus einer alten Marburger Familie, auf ihn bis 1745 Johann Mi-° chael Aichmaier, 1746 Desiderins Duhn und wieder Franz Caccia. Im Jabre 1740 dauerte» Schnee und Eis noch den ganzen Mal fort, vom 9. October bis in den Frühling des nächsten Jahres thaute die Erde nicht auf, und die Weinlese konnte gar nicht abgehalten werden. Die geringere Bevölkerung beweisen gegen das vorige Jahrhundert die Pfarrprotokolle, in welchen die Zahl der Gcbornen im Durchschnitte kaum auf 100 stieg. Die Zahl der Trauungen aber schwankte zwischen 30 und 40 Paaren. Die Kriege in Italien unter Carls VI. und Maria Theresia waren besonders dem Vieh- und Lederhandel günstig, und einzelne Familien erwarben sich bedeutenden Reichthum. Zu ihren Gunsten erschien 1748 eine eigene kaiserliche Verordnung. Ohne äußere Wichtigkeit ist der geschichtliche Zeitraum unter den Skadkrichtern Johann Leopold Pilgram 1748, Johann Anton Kugelmaier 1762 und Matthäus Maier bis 1777; die Steuer für Steiermark betrug 1750 schon 1,200,000 f[., die Stellung 1760 erforderte 2307 Mann. Verderblich war das Mißjahr 1764. Das Leben der Bürger war einfach und mäßig, nur die Lese, Taofe und Hochzeiten veranlaßtcn großartige Gastereien. Seit der Gegenreformation war das Benehmen ein fast schich-ternes und mitunter frömmelndes geworden. Die Minoriten wurden bei Erbschaften noch immer reich bedacht, so erhielten sie 1708 ein Haus vor St. Ulrichsthor; 1706 von Mathias Skanacher eine Keusche am Brunnen; 1726 trat ihnen Veronica, die Wittwe des Drs. Johann Griendl, 2 Weingärten in Luttenberg ab; 1701 erhielten sie eine Hofstatt in Melling vom Bürger Gebhard; 1714 von Theresia Menter einen Weingarten in Melling. Ebenso von Susanna Preco-silsch, geb. F. E. von Moskon, Bestand-Inhaberin von Melling, einen Stampf und Garten daselbst. Durch den Profeß Isidor, Sohnes des Johann Neumaier, erbten sic iz Weingarten im Ratzerberge 1732. Der Rosenkranz-Bruderschaft schenkte Franz Nürnberger einen Weingarten in Ratzerberg. Hohes Verdienst um Religion und Sittlichkeit erwarben sich rn dieser Periode die Stadtpfarrer: Dr. Pekel 1712; Paul Straßegg 1714, starb am 14. Juli 1731 als infulirter Propst; Georg Ludwig von Kließ 1732; Ferdinand Wassermann 1750; Josef Ot tusch 1777 bis 1785. Die Cnrmeister Bartholotti 1701, Rankl 1728, Was! 1729, Michael Kern 1744, Josef Ottitsch 1761, Niclas Stoff 1776 bis 1785 , Friedrich 1771 als windische Redner an der Stadtpfarre; — da bis zur Errichtung der Vorstadtpfarre unter Josefs II. immer an der Stadlpfarre ein eigener windischer Kaplan bestand, zeichnete sich 1734 Jakob Wrezel aus. Unter den mehr als 5000 Taufen von 1734 bis 1776 treffen wir viele Convertirungen theils gefangener Preußen, theils Soldaten vom Regimente Königseck, so 1774 Friedrich Hofmann, preußischer Soldat, vor seiner Vermählung mit Juliana Hofstädter. Die meisten gemischten Ehen wurden 1761 geschlossen zwischen den zurückbleibenden preußischen Gefangenen und Marburgcri-nen, so Christian Kohl mit Anna Leopold, Valentin Schulz mit Susanna Seif, Heinrich Walter mit Therese Reiser, Michael Urbas mit Elise Hatzl, Albert Krakno mit Maria Hurm. In keinem Jahre aber heiratheten so viele Soldaten, als 1772 vom Regimente Königs eck. Die fortdauernden Kriege brachten nach Marburg für kürzere und längere Zeit bedeutende Durchmärsche. Wir erwähnen 1714 das Regiment Anton Marchese d' Alcaudete (1809 als 42. Regiment Schmidfcld redu-cirt); 1725 Graf Starhemberg, 1647 errichtet, nun Nr. 8, Erzberzog Ludwig, mit grasgrünen Aufschlägen, W. B. Brünn; 1727 Haynstorf; 1731 Ligncville, 1726 errichtet, nun Carl Ludwig, Nr. 3, mit himmelblauen Aufschlägen, W. B. Brünn; 1738 Pallavicini, nun Ber-tolloti, Nr. 15, mit grapprothen Aufschlägen, in Galizien; 1748 Octav Piccolomini (das 1672 errichtete Sereny), später Wachtendong, nun Wocher, Nr. 25, mit meergrünen Aufschlägen, W. B. Pisek, 1760; 1760 Schihoviv, 1761 Bayreuth, nun Mazzucchelli, Nr. 10, grüne Auf-scbläge, W. B. Przemisl; eine Compagnie unter Hauptmann Peter von Okelly bildete die Stadtbesatzung, eben so 1763 die Hauptleute Krameritsch und Sebie von Na-dasdy, bald darauf Graf Harrach, das 1700 errichtete Neuperg, später Schröder und Lattermann, nun Prohaska, Nr. 7, mit dunkelbraunen Aufschlägen, W. B. Klagenfurt; 1764 Botta, das spätere Khevenhüller, nun E. H. Wilhelm, Nr. 12, mit dunkelblauen Aufschlägen, W. B. Sanok. Als stabile Garnison treffen wir hier: von 1714 bis 1733 mit kurzen Unterbrechungen das Dragoner-Regiment Graf v. Bussy, das, 1640 als de la Corona Dragoner errichtet, 1686 den Marburger Burggrafen Johann von Kisl zum Obristen hatte, nun als oberöst-reichisches Chevaur - Legers - Regimente Nr. 5 (weiße Uniform, blaue Ausschläge) Se. D. Fürst Liechtenstein. Aus diesem Regimente trat 1721 der Obrist Georg Thun, ließ sich in Marburg nieder, wurde später Rathshcrr und Stammvater einer Bürgerfamilie. Seine Tochter Anna Maria heirathete 1751 den Gratzer Bildhauer Filipp Strauß. Wir finden von dem Regimente Rabu-thin in Marburg die Rittmeister Erhard Moser, von Jngendorf, Haberstock und Johann de Jllicis rc. Abwechselnd treffen wir 1728 das Paderborg'sche Dragoner-Regiment mit den Obristen Paderborg, einem früheren Zögling der Maria Raster Schule, und 1729 mit dem Obristen Dumesne. 1733 Regiment Bieter Graf Filippi, davon in der Stadt Rittmeister Graf Sallari lag. Es ist dieß das niederöstreichische Dragoner-Regiment E. H. Ludwig, Nr. 2, mit dunkelblauen Aufschlägen; 1701 als Regiment Bayreuth errichtet, später Zweibrücken, Waldegg Dragoner rc.; 1734 Carl Lothringen mit dem Hauptmanne Friedrich Baron Els; 1735 Palffy Hularen unter Obristwachtmeister Abraham Haindlcin und Rittmeister Adam Stibitzky, das wir 1756 wieder hier treffen. 1742 wurde das Regiment Schullenburg, Hauptmann v. Drar- dorf, im April durch das Regiment Petazi abgelöst, bald darauf durch Daun unter dem untersteirischen Obristen Baron Ruffenstein, dessen Gattin Maria hier starb. Das Regiment Daun ist das jetzige Großherzog von Baden, Nr. 59, mir orangegelben Aufschlägen, 1682 errichtet; 1704 Anton Graf Jörger von Tollet; 1710 Ot-tocar Starhembcrg; 1790 Tardis. Das Regiment lag wieder hier 1751 und 1752 mit den Generalen Baron Scherzer und Schäfer, zuletzt 1753 Schullenburg, 1733 errichtet; 1754 Carl Ahremberg; 1810 Giulay, ist nun 93. Paumgarten Nr. 21, W. B. Chrudim, meergrüne Aufschläge. 1744 treffen wir hier das Regiment Molk, abermals 1751, so wie Abtheilungen von Deutschmeister; 1749 unter den Hauptleuteu Frau; von Wilstorf und Ritter, abermals 1797 unter Hauptmann von Maindl. Dieß Regiment wurde 1630 errichtet als Baden-Baden; 1681 Schärffenberg; 1688 Guido Starhemberg; von 1737—1780 Molke, dann Zettwitz; 1786 Reiste, wurde 1809 reducirt; 1750 das Regiment Carl Kheul, entweder Nr. 10 oder 49, mit den Hauptleuten Siegfried B. v. Ottendorf, Filipp Graf Browne de Camus; 1753 Schullenburg mit den Hauptleuteu Baron Carl Fargaöz und Winkler; 1754 Ahremberg unter dem Obristen von Pattim. dem Rittmeister Johann von Edelheim, dem Obristlieutenant von Vintschgau, der hier ansäßig zurückblieb; 1756 das Regiment Königseck Rvthenfels. Von diesem finden wir 1780 bis 1784 die Hauptleute Wichner, Radner, Pollus, Ulm, v. Geppert, v. Buchholz, v. Konradi, Feißer, Herrich, v. Conti, Räspina, Concini. Die Hauptleute Radler 1792, Lreviris 1798 starben hier. 1757 war hier General Friedrich Graf Lanthieri; 1772 Königseck, das in einer Reihe von Jahren unter den Offizieren Graf von Klebersberg, Kraus; 1777 Obrist Michael Nadler; 1778 Clemens von Bollecys. Das Regiment wurde 1703 unter dem Namen Virmand errichtet, bieß nach Königseck Terzi, dann Lussignan, von 1806 bis 1833 Christian Kinsky, bis 1835 Ertmann und seit jener Zeit Erzherzog Friedrich. Es hat schwefelgelbe Aufschläge, den W. B. in Treviso, die Garnison seit 1845 in Gratz, Nr. 16. Nicht minder treffen wir einen zahlreichen, heimischen Familien entsprossenen Adel. 1703 erscheint die spä, lei geadelte Familie Filipilsch als eine sehr alte ansehnliche und weit verzweigte. 1712 die Thicrnberger und Bosset kommen bald adelig, bald bürgerlich vor. Salome von jpaibef. 1713 Thomas aus der alten adeligen Marburger Familie de Apostolis. 1714 Eleonore Gräfin von Rosenberg mit großem Gefolge von Haiducken k. 1715 Anna Fräulein von Siegersdorf und ihr Vater Sigmund Freiherr von Siegersdorf, starb 1724. 1716 Anton und Franz von Azula. 1718 die Familie Stäuber von Staubegg. 1719 Franz Baron Paumgarten, vermählt mit Anna Gräfin von Lodron. 1721 Baron Josef v. Haydegg, vermählt mit Ka-tharina von Weißenberg. 1727 Gräfin v. Rabatt« starb in Zellnitz und wurde dort begraben; im April starb Graf Stanislaus Ara-chozi aus Kroatien. 1730 den 19. Mai starb Boronin Elise von Siegersdorf. 1731 starb die Tochter des Grafen Ludwig von Breuner. 1730 Johann von Winkelmann, vermählt mit Anna Ranferfelsbofen, einst Hauptmann von Rabatt«. 1134 Baron Juritsch. 1737. In diesem Jahre starb Herr von Rosenstein, und erscheinen die Filipitsch adelig mit Burghard. 1^40 S-'efan von Rohr mit Klara Zetller v. Wal-lersdcrf, Johann Frener von Walpot, Franz Ebner von Ebenau, Johann Carlegg von Frainegg, Johann von Menbart. 1742 Johann von Filipitsch, kaiserl. Rath, Burghart von Filipitsch, Questor regiminis Marburgensis. 1742 wanderte die adelige Familie des Ignaz von DuvaU aus Passau ein. 1744 Heinrich Graf von Brandis, Ernest von Apo-stolis, Anton von Filipitsch, vermählt mit Maria Anna Stiller. 1750 Niclas Josef von Varena. 1751 Heinrich Adam Graf von Brandis mit Maria Anna Gräfin v. Trautmannsdorf, die von Rohrbach. 1752 von Lunbach; B. von Jabernegg; Mar von Pendl, kaiserl. Rath und Kreishauplmann; Dominik v. Fernandez; Filippina Gräfin von Thun, geborne Baronin von Lost. 1753 von Liebenegg, von Ingelheim, Graf von Thun, von Penz, Andreas von Edelheim. 1756 geboren Peregrin, Cohn des Grafen Wenzel Lodron. 179 1758 geboren Josef, Sohn des Anton B. Moshart und Josefa von Ehrenstein. 1759 Ernest von Apostolis. 1761 starb Carl Freiherr v. Valvasor, alt 57 Jahre, Enkel des berühmten Geschichtschreibers. Seine Verwandten in lebensgroßen Abbildungen steht man im Schlosse Plankenwarth bei Gratz. 1756 Carl Anton Baron von Moskon mit Gattin Maria von Webersberg. Die von Fricß, vielfach verschwägert mit den von Pettmann und Praikenau. 1764 Ferdinand von Dimpanclli mit Cäcilie Durn-berger, die von Lessiak und Staubegg, 29. Februar ge-boren Franz von Darena. 1768 starb Gräfin Eva Hager, geb. Gräfin von Khuenburg; Cajetan H. v. Langenmantl, vermählt mit Franzisca v. Murat und Fekel Falva; ihr Sohn Heinrich, geboren 1773. 1774 geb. Anna, Tochter des Grafen Wilhelm von Kbünburg, Hauptmann von Collvredo, und der Josefa von Gurkovitsch, Nr. 96. 1771 Josef von Varena, Schwarzenberg'scher Verwalter, Nr. 174; gest. Generalin Maria von Muez, Franz von Kobcrwein, Anna von Langenthal, Frau von Einkemer, Constantin von Teiner. 1775 Carl Schmidt von Ehreuberg mit Antonie v. Mitterbach; ged. Alois Graf von Khünburg 26. Nov. Zu den wichtigsten inneren Behörden, welche Maria Theresia in ihren Ländern errichtete, gehörten die Kreisämter. Das zu Marburg begriff das Viertel zwischen der Mur und Drau, längs der Kainach hinauf, bis zu den 12* Alpen hinter Voitsberg, die nun den Judenburger und Gratzer Kreis scheiden Als ersten Kreishauptmann treffen wir 1752 den kaiserl. Rath Mar von Pendel, starb am 5 Juni 1767; ihm folgte Anton von Filipitsch aus einer würdigen heimischen Familie, starb 5. October 1774, alt 72 Jahre. Der dritte Kreishauptmann war Freiherr von Mauerberg. Als ersten Kreissecretär treffen wir Johann Wis-stak, vermählt 1757 mit Maria von Penz. 1776 den ans Wien gekommenen Franz Pnroff (von 1787 an Kreis-commiffär), vermählt mit Julie Wissiak. Eine andere wichtige Schöpfung dieses Jahrhuu-dertes war das k. k. Gymnasium, eine der besuchtesten Pflanzschulen für Humanität und geistige Bildung unserer fähigen Wenden. Es verdankt sein Aufblühen dem Erlöschen des Raster Psarrgymnasinms und begann durch die Jesuiten 1758 als Hausanstalt diejes Ordens, durch den Grasen Adelbert von Purgstall, welcher mit 50000 fl. in denselben trat, gegründet. 1767 wurde nach einer Schenkung von Anna Herrin von Stubenberg, geb. Gräfin von Kbuenburg, der Grund zur Aloiskirche gelegt. Mit der Aufhebung der Jesuiten unter dem Rector Haloj 1775 wurde das Gymnasium kaiserliche Lehranstalt , erst unter den Erjesuiten, dann theilweise unter Piaristen und weltlichen Professoren, die Direction darüber führten in dieser Periode die Stadtpfarrer, später die Kreiskauptleute. Da die Geschichte der Anstalt aber der nächsten Periode angehört, so erwähnen wir hier nur, daß gleich in den ersten Jahren die Bürger diese Anstalt zur Bil« dung ihrer Söhne benützten, und wir unter den frühesten Zöglingen schon die Namen Felder, Kallsdorfer, Körper, Kugelmaier, Lerch, Lindner, Mosbrucker, Seiler, Hofrichter, Gutmann, Pumer, Wutt,' Löschnigg, kurz solche finden, die dem Patriziate der damligen Bürger-fumilien angehören. Der herrschende Geist des Zeitalters zog viele nach der letzten Classe in Klöster, so sehen wir 1777 die Rhetoren : Sinn und Körper in den Capuziner-, Stipluschek in den Pauliner-, Ticmer in den Augustiner-Orden treten. Doch nahm die Lehranstalt im ersten Dccennium bis auf 30 Zöglinge ab. Fromme Uebungen, Prozessionen am Schluffe des Semesters nach Gams, nach St. Peter, St. Ulrich 2C , 1778 um glücklichen Fortgang der österreichiscken Waffen beim drohenden Preußenkriege nahmen viele Zeit der Zugend in Anspruch. Am 19. August 1779 wurde die erste Visitation vom Stndiendirector und Regicrungsrathe Freihcrrn v. Rot-tcnburg vorgenommen, am 7. August desselben Jahres als letzte Leiche in der Gruft der Aloiskirche der Jesuiten Frater Ludwig Ignaz beigesetzt. Auch das deutsche Schulwesen wurde in Marburg lebhaft befördert, und als verdienstvolle Lehrer treffen wir in dieser Zeit 1742 Franz Grill, 1747 Dominicus Niedermaier (starb 1757) Franz Pichler, Feuchlinger (starb 1771). Als geschickte Mediciner lesen wir die Doctoren Johann Wissiak, Stadtarzt 1710; Johann Sartori 1739; Carl Bartholotti 1740; Johann von Pen; 1761; als Wundärzte: Preising, 1715 Stadtebirurg; Matthäus Maier 1746; Karch 1743; Hakstein und Joses Jakmann 1777; als Apotheker Josef und Carl Arnpreuner 1717, Franz Barer 1721 und Anton Ritter 1745; als Bildhauer erscheinen: Reiß 1711, Straus 1756 und Josef Holzinger 1771; die Rechtspflege ging allmählig von Richter und Rath in die Hände der Advocaten und Syndiker über. Wir treffen die Doctoren der Rechte: Adam Fleury (flarb 1709), Johann von Menhart 1737, Marinki 1749, Franz Gunsinger 1759; die Syndiker: Schweighofer 1710, Anton Korpon 1737 (starb 1761). Als geachtete Ratbsherren sorgten für das Wohl der Stadt die Thiernberg, Caccia, Haas, Menter, Kokk, Pilgram, Michael Weiderer (Lederer), Tbomas von Apostolis (Kaufmann), 1755 Andreas Felder und Johann Pomer 1768. Das Vertheidigungs-, Post- und Draufahrtwesen nahmen eine wichtige Stelle ein, und geachtete Personen waren 1711 der Schrotgießer Pichler; der städtische Geschütz- und Büchsenmeistcr Zobann Maier (starb 1733); der Postmeister Ernest Hitzelberger, durch seine Frauen Elise von Ehrenthal und Maria Pitreich mir den vornehmsten Familien der Stadt verschwägert, starb 1742; der Floßmeister und Plättenmacher Mohnhälter 1705. Im Jahre 1728 erscheint als erster städtischer Briefträger Andreas Müller. 1719 als viel gesuchter Großuhrmacher Christian Maier. Im Jahre 1762 wurde das Bürgerbuch begonnen. Es enthält nur solche, die durch Kauf, Erbschaft oder Heirath ein Bürgerhaus an sich brachte». Diese wurden gratis eingetragen, wenn sie geborne Marburger, gegen Erlag von 5 fl. in den städtischen Kammerbeutel, wenn sie Fremde waren. 1 fl. 30 kr. hatte Jeder für Anschaffung von Feuer-lösch-Requisiken zu erlegen, auch wenigstens einen Groschen Einschreibgebühr für den Syndikus nach Ablegung des ehrenvollen Bürgereides. Von den von 1762 bis 1800 inclusive eingetragenen 282 Bürgern waren folgende Nationalitäten: 20 Oestreicber, 5 Schlesier, 10 Böhmen, 8 Tiroler, 11 Far* burger; aus der Umgebung und den windischen Büheln 33 Steirer, überhaupt aus kleinen Orten, 9 Krainer, 7 Mährer, 12 Kärntner, 5 Ungarn, 7 aus der Pfalz, 2 Bayern, 2 Schwaben, 2 Bamberger, 2 Paffauer, 4 aus Teutschland, 2 Salzburger, 3 C liier, 6 Pettauer, 2 Radkersburger, 6 Windischfeistritzer, 18 Gratzer, 1 Niederländer, 1 Genuese, 1 Friauler und 1 Venerianer. Also aus dein deutschen Reiche 21, aus dem übrigen österreichischen Provinzen 78, aus den übrigen Steiermark 81, somit 180 Nichtmarburger und nur 102 Mar-burger. Unter den sehr ebrenwerthen Bürgern dieses Zeitraumes nennen wir vorerst jene, deren Nachkommen wir im späteren Verlaufe in den Reihen des Adels oder unter denen um Steiermark im Allgemeinen hochverdienten Männern treffen. Zu den Ersteren gehören Johann und Franz Leu-zendorf 1703; Bosset 1712; Ulrich Filipitsch u. Pehaimb 1713; P'treich 1715; Stefan Kriehuber 1739; Hanns Schvktnig 1740. Zn den Letzteren: die Familien Schweig-hvfer 1705; Lube und Povoden 1705; Stefan, Georg und Simon Ferlinz 1707; Mathias Foregger, Wagner, Vater des Jakob und Großvater des Thomas Foregger, 1712; Anton Fröhlich, mit Katharina Men-ner 1736 vermählt, Ahnherr des Generals Michael Fröhlich, wel- cher 1815 als Inhaber des Regimentes Nr. 28 starb; Franz Hartnagel, aus Tirol, 1769 mit Anna Leibsauer vermählt; die Murmaier, 1770 aus Cilli eingewandert. Die reichsten, unter einander vielfach verschwägerten und versippten Familien in diesen 75 Jahren waren die Filipitsch; Schweigbofer, Binder; Pilgramb, Thiern-berger und Aichmaier, Handelsleute; die Caccia, Weinhändler. Als Haupt dieser Verwandtschaft treffen wir 1719 Herrn Purgbard Filipitsch, starb 1756 (dessen Bruder Andreas 1725 als Priester starb) Sein Sohn Marcus war 1732 mit Magdalena Lederer; Franz Anton, Sobn des Michael, 1751 mit Anna v. Müller aus Wien vermählt. Von den Töchtern des Marcus waren Clara 1752 mit Franz Spoleritsch, Gertraud 1768 mit Franz Hof-richier, Maria Anna mit Conrad Ulbrich, Clara in zweiter Ebe 1770 mit Franz Aichmaier vermälsit. Eine zweite große Verwandtschaft bildeten die Varena, Lube und Power (Linie des Binders Mathias Pomer von 1649). In hohem Anseben standen die Haas (Tobias 1712, Georg 1725), Bollos, Wratschko, Krauthofer, Tautscher, Lackner, Winkler und Snnko 1720 ; die alte Kaufmannsfamilie Salgari 1721; die Bäckerfainilie Speckmoser (Leopold, Johann und Georg 1723); die Harb, Müller und Schiffkorn 1726; die Weißgärber Mvßbrucker 1729; die Wirthe Wutt und Müller Jakobitsch 1730; die Bäcker Prunader, Leeb und Pubenhofen, so wie die Lederer Niß und Wrezl 1754. Außer diesen treffen wir von einbeimischen Familien beachtenswerth: die Lebzelter Winkler und Blei- kolben 1705. Die Fluecher, Tei'chmeister, Kosuh, Kosaker, Gollob, Weingerl ^.Muhitsch und Lubetz, aus den win-dischen Büheln eingebürgert. Die Buchbinder Supanic und Severin Eckert 1714; die ausgebreitete Familie des Bäckermeisters Franz Albrechtsberger 1713; die Jglauer, im Betriebe eines Schneidergewerbes durch dreihundert Jahre; die Witmann; Fanedl; Hirsch; Brandner; Tkoma; Brauer; ©loner; Hegenwart 1725. Perschan; Silberbaucr; Ruef; ©reiner; Pliembl, Bäcker; Krona-dethvogel; Ferk; Brudermann; Puschnik; Vodenek; Pettumviel; Fersch; Schmidl; Peitler, Kaufleute; Kokel und Reiter; Repp und Kurnig 1740. Lederer Niedermaier 1750. Stadelmann, Schlosser, 1757. Praunegger und Holzinger 1759. Fuchs; Kienast; Aschenbacher; Sablatnigg; Schmittrer; Senekovi« 1770. Die Offcn-bacher, Binder, mit Simon und Maria 1741 aus ©ratz. Die Wagner mit Barthlmä schon 1740 aus Pe-tau. Von Eingewanderten: Dadeschino 1720; Fronberger aus Paffau 1772; Jakmann aus Salzburg. Mit hochtrabenden Titeln erscheinen in jener Zeit von Pendl als Questor civitatis Marburgensis; Edelheim 1756 als Capitanus Cadefractorum etc. Die Burg Marburg hatte während dieser Zeit zu Verwaltern: 1706: Aegyd Gaßner; 1727: Schinike; 1730: Gabriel Radischnik; 1734: Georg Miketi«; 1738: Franz Koberwein (vermählt mit Elise Pitreich); 1751: Bernhard Rak (Gemahl der Rosa Kugelmaier); 1753: Mathias Neubauer (vermählt mit Anna Kriehuber); 1778: Anton Murmaier. Der Besitz von Burg Marburg war durch Anna Maria Gräfin v. Khisl qn Adam Wilhelm Grafen v. Brandts gekommen. Trotz dem Aufblühen einzelner Familien, denen insbesondere die Türkeukriege durch Handel und Verkehr Gewinn und Aufschwung verliehen, finden wir auch in dieser Periode wenige Fortschritte des allgemeinen Wohlstandes; das Städtchen litt an der Felge der Elementar-Ereignisse, an äußeren Hemmnissen und innerer Schwäche, und es bedurfte der electrischen Einflüsse der nackkommenden Zeit, um ein besseres Sein, ein feurigeres Aufblühen hervorzurufen, um den Zopf durch die Bürgerkrone des Fleißes und der geistigen Bildung zu verdrängen. IX. Von Josef II. bis auf nufere Tage 1780—1846. „Virtute et exemplo,“ mit diesem bis zu seinem Tode gehaltenen Wahlspruche trat Josef II. 1780 die Regierung seiner Staaken an, deren Bedürfnisse er bereits als Mitherrscher kennen gelernt hatte. Ließen sich alle materiellen Hindernisse durch Geist und Willen beugen, wären die Massen der Bevölkerung reifer gewesen, hätte Josef II. länger gelebt, so würde mancher Baum schönere Früchte getragen haben, der bald darauf, für Boden und Klima nicht entsprechend, durch einen tauglicheren ersetzt werden mußte. Josefs Schöpfungen zeigen sich in keinem Bilde schöner, als in dem von Franz II. in Wien dem gekrönten Oheim gesetzten Denkmale. Am 13. October 1781 gab Kaiser Josef das To-leranz-Edict — würdig des deutschen Mark Aurel. Aus den Einkünften von 600 aufgehobenen Klöstern schuf er den Religionsfond. 1781 vor seiner zweiten Reise nach Paris am 1- November hob er die Leibeigenschaft in den böhmischen Erblanden auf. 1782 besuchte ihn der Papst in Wien. Die Seemächte vereitelten in kleinlicher Eifersucht die Eröffnung der Scheldefahrt, Friedrich II. das kühne Project, Bayern für die Niederlande einzutauschen. 1787 während des Aufruhres der Niederländer begann Josef zu Gunsten Katharina II. den Krieg gegen die Pforte, eroberte persönlich Sabacz, kehrte krank nach Wien zurück, und überließ an Laudon und an Prinz Franz das Commando. Am 8. October fiel Belgrad. Nun rüstete sich Preußen in altem Neide gegen Oesterreich; Mißverständnisse, Undank, der Tod seiner Nichte Elisabeth, gehonten Prinzessin von Würtemberg; der Ausbruch der französischen Revolution verbitterten des Kaisers letzte Tage, der am 20. Februar 1790 viel zu früh für seine Riesenpläne starb. Ihm waren seine Gemahlinen Elise von Parma 1763, Maria Josefa von Bayern 1767, seine beiden Prinzessinen Therese und Christine vorausgegangen. Kaiser Josef's Feuergeist wurde in seinem 16. Jahre mit dem Wunsche, den siebenjährigen Krieg gegen Preußen mitzumachen, zuerst mit aller Kraft rege; mit der Besteigung des Kaiserthrones, mil seinem 23. Jahre, begann sein Herrscherleben zum Besten der Welt, See- und Kriegswesen, Rechtspflege und Industrie, Studium seiner Völker aus eigener schlichter Anschauung bis in die untersten Stufen beschäftigten ihn rastlos. Wäre es nach seinen Plänen gegangen, Steiermarks Eisen und Weine hätten ihre Emporien im fernen Orient, und jener Theil der nicubarischen Inseln, welche ihm Hider Ali schenkte, wo auf Comorte und Neu-Triest die schnell anfblühenden österreichischen Niederlassungen (1778) leider durch fremde Eifersucht bald erlöschen mußten, hätte unserem würdigen Seewesen einen würdigen Schauplatz eröffnet. Für Josef's Muth in Feld, zügen ist das beste Urtheil der Ausspruch jenes Grenadiers: »Wenn ich meines Kaisers Krone wie meine Mütze bloßgestellr sebe, wie kann ich mich über Gefabren beklagen !« Unter ihm war Lascy Schöpfer der Ordnung und Sparsamkeit in der Armee. Josefs II. Plan, alle Stämme Oesterreichs zu Einer Volksfamilie zu tier, schmelzen, mißlang leider. Er theilte sein Reich von 24 Millionen Eiuwobnern in 13 Gouvernements, mit einer Regierung für die -1 Hanptelemente des Staates, Staats, Wissenschaft, Verwaltung, Gerechtigkeit und Krieg. Josef II. wäre der eigentliche Schöpfer des ungarischen Handels geworden, hätte nicht der Türkenkrieg diese schöne Hoffnung vereitelt. Auf die freie Schifffahrt auf der Schelde leistete der Kaiser nach einer von Holland gegebenen Entschädigung von 8,000,000 fl. durch den Vertrag von Fontainebleau 1785 Verzicht. Im selben Jahre vereitelte der deutsche Fnrstenbund Oesterreichs günstige Abrundung durch Bayern. Des Kaisers Muth auf dem Wege von Earansebes nach Lugosch im Türkenkriege 1788 grenzte an Tollkühnheit. In den Nieder, landen kämpften van der Näot und van der Mersch an der Spitze der sogenannten Patrioten gegen des Kaisers Heer unter den Generalen Schröder und Amberg. Sie vertrieben Josefs Statthalter, Trautmannsdorf und Althan, aus Brüssel Vor seinem Tode schickte der vor Krankheit und Seelenschmerz gedrückte Kaiser die magyarischen Reichskleinodien nach Ungarn zurück. Am 20. Februar zwischen 5 und 6 Uhr Früh verschied er. Unter den vielen Veränderungen, die er in Steiermark traf, waren auch die Aufhebung der Universität und der Festung von Gratz. 3hm folgte sein milder weiser Bruder Leopold II., Großherzog von Toscana, geboren 1747; er wurde am 9. October 1790 als deutscher Kaiser, am 18. November als König von Ungarn gekrönt. Seinem Wahlspruche: I'ietate et eoncordia getreu, schloß er den Frieden zu Szistova mit der Pforte (30. December 1790), dämpfte die Unruhen in den Niederlanden, und rüstete sich im nächsten Jahre mit Preußen zur Bekämpfung der französischen Revolution. Leopold gelang es, manche innere Wunde zu Heilen, die Ruhe >n allen seinen Reichen hcrzustellen und mit ritterlichem Sinne sich zur Befreiung Ludwigs XVI. zu rüsten, als er an der Ruhr am 27. Februar 1792 am dritten Tage nach seinem Erkranken verschied. Mit seinem Sohne Franz II. brach die trübste Katastrophe seit Friedrich IV. über Oesterreich herein, gefolgt von der freudigsten, der drei-undzwanzigjährige Krieg, der sich durch die Liebe und Begeisterung aller Völker Oesterreichs mit dem glänzendsten Triumphe nach dem blutigsten Kampfe endete. Geboren am 12. Februar 1768 zu Florenz, ein würdiger Zögling Josefs II., hatte Kaiser Franz zwei ernste Lehrer vor sich, die sein Wirken bestimmten: die vereitelten Pläne seines großen Oheims und die französische Revolution. Erstere stählten seine Weisheit, Letztere seine Standhaftigkeit, mit der er in den furchtbarsten Lagen seine heilige Gerechtigkeit als Grundpfeiler der Reiche aufrechthielt. Am 20. April 1792 begann der Krieg mit Frankreich, am 14. Juli wurde Franz II. als letzter deutscher Kaiser zu Frankfurt gekrönt. Per« sönlich führte er seine Armee in den"Niederlanden, und blieb allein auf dem Schauplatze, als seine Verbündeten sich durch Separatsriedensschlüffe sicherten. Die Siege Clerfayts gegen Jourdan, Wurmsers gegen Pichegrü paralisirte das glänzende Glück Napoleons in Italien. Am 2. Februar 1797 fiel Mantua, und die Franzosen drangen in Steiermark ein. Die Blauröcke mit ihren bunten Fetzen, ihre Generale mit den tricoloren Federn und Feldbinden blieben im Andenken der Söhne und Enkel. Die Präliminarien von Leoben am 7. April 1797 hatten den Frieden von Campo Formia am 17. October zur Folge. Für die Anerkennung der cisalpinischen Republik und den Verlust von Belgien erhielt Oesterreich Salzburg und Westgalizien. Frankreichs Uebergriffe in Italien 1798 brachten Oesterreichs und Rußlands Verbindung zu Stande; Erzherzog Carl rückte nach den Siegen von Oesterreich 21. März 1799 und Stockach 28. März an den Rhein; Suwarow siegte bei Bassano über Moreau (27. April), und Melas besetzte Mailand. Aber Maffena und Soulk siegten am 26. September bei Zürich; Napoleon in unerwarteter Rückkehr aus Aegypten gewann die schon verlorne Schlacht bei Marengo 14. Juni 1800, Moreau jene bei Hohenlinden, und so kostete der Luneviller Friede 9. Februar 1801 Oesterreich Toscana und Salzburg, wofür es Venedig erhielt. Der erste Consul Napoleon wurde am 18. Mai 1804 Erbkaiser der Franzosen, und Kaiser Franz erklärte sich am 11. August 1804 als Franz I. zum Erbkaiser von Oesterreich. 1805 verband sich Oesterreich mit England und Rußland, und ließ seine Heere in die Lande der mit Frankrerch alliirten süddeutschen Fürsten eindringen. Erzherzog Carl schlug den Marschall Maffena bei Caldiero, aber die unglücklichen Tage bei Ulm (14. und 17. Oct.) führten die Franzosen in das Herz der Monarchie. Nach der Schlacht bei Austerlitz (2. December) zogen sich die Russen zurück, und am 26. December nahm der Preß-burger Friede über 1000 s^> Meilen mit 3,000,000 Einwohnern unserem Vaterlande ab. Die Ereignisse in Italien und Süddeutschland, Napoleons Protektorat des Rheinbundes bestimmten Kaiser Franz, am 6. August 1806 die deutsche Reichskrone — durch ein halbes Jahrtausend meistens Schmuck und Last des Hauses Habsburg — niederzulegen. Während der Tilsiter Friede 1807 Preußen zertrümmerte, erbleichte Napoleons Glücksstern das erste Mal jenseits der Pyrenäen; da regten sich die edelsten Kräfte Oesterreichs; der Krieg 1809 zeigte, wie die glühende Begeisterung der Tiroler in allen Herzen ihren Wieder, glanz finde, und die Schlackt bei Aspern zeigte Napoleon an Erzherzog Carl den mehr als ebenbürtigen Helden. Aber Oesterreich stand allein dem zermalmenden Giganten gegenüber; die Tage bei Raab und Wagram bedingten den Wiener Frieden vom 14. October, den Verlust von 2000 O Meilen mit 4,000,000 Einwohnern, mit dem Beitritte zum Continentalsysteme, welches wenigstens ein rascheres Empvrblühen der heimischen Industrie zur Folge hatte, während in Jllirie» und Croatien die französischen Adler an Steiermarks Grenzen wehten. Vieles war verloren, aber die Liebe der Oesterrercher erstarkte, wie Stahl im Feuer, und Napoleon kannte keine so sichere Stütze für seine künftige Legitimität, als die Verbindung mit Maria Louise, der am 12. December 1791 gebornen Tochter des schwer gegrüften Kaisers Franz, am 11. April 1810 — sie gebar ihm den 20. März 1811 den in der Wiege als König von Rom ausgeru- fenen Prinzen Franz Carl. Die Todtenslamme bei Fürst Schwarzenbergs Fest in Paris, 12. Juni 1810, dann das böse Omen, dem zwei Jahre später die Rachegeister, am 1. April 1814 Napoleons Absetzung folgten. Rußlands Demüthigung schien Napoleon die unerläßliche Bedingung künftiger Alleinherrschaft. Mit der schönsten Armee, welche die Welt je gesehen, einer halben Million erprobter Krieger, der auch Oesterreich nitter Fürst Schwarzenberg 30,000 Mann angeschlossen hatte, zog der neue Cyrus in's Land der Scithen, um nach dem verhängnißvollen Brande von Moskau, 16. September 1812, als Flüchtling kaum die letzten Trümmer zurückzubringen. Nun riegelten und sprengten die Deutschen ihre Ketten; waS für Rußland die Elemente thaten, that bei ihnen Haß und Freiheitsliebe; durch den Vertrag von Kallisch 1813 erhob sich Preußen, Oestreich aber nach dem letzten Versuche, den Frieden zu vermitteln, trat nach dem Manifeste vom 10. August 1813 mit 300,000 Kriegern auf den Kampfplatz, und entschied in den Octobertagen das Loos der Welt. Vor jenen Tagen hatten zum letzten Male Napoleons Paladine geglänzt: Josef Poniatowsky in der blau- und rothen Tracht seiner heimischen Lanciers, Prinz Eugen im rothen Pelze, Murat im fantastischen, grünen, goldgeschnürten Leibrocke mit Barett und Feder, den rothen goldgezierten Czismen rc. Damals öffneten sich die Gräber, welche die stolzen Garden — die Unsterblichen — des neuen Alexander verschlangen. Schwarzenberg führte die siegreichen Schaaren nach Frankreich, am 1. April 1814 zogen sie in Paris ein, am 11. dankte Napoleon ab und ging nach Elbe. Kaiser Franz brachte das liebende Vaterherz dem Weltfrieden zum Opfer; sein feiert 193 licher Einzug am 17. Juni 1814 zu Wien eröffnete den Congreß zur Herstellung des europäischen Gleichgewichtes; die hundert Tage, 1815, nach Napoleons Rückkehr von Elba endeten mit seiner Niederlage bei Waterloo, am 18. Juni 1815 mit der Verbannung dieses Titanen der Neuzeit auf St. Helena. Oesterreich ging aus dem Riesenkampfe größer als je hervor; und seit dem Tage von Tolentino, der den Ruhm steirischer Tapferkeit so glänzend bewährte, war die Erdrückung der italienischen Unruhen 1821 abgerechnet; Oesterreich, die Macht, welche im schönen Gegensätze zu dem einst Bildung und Tu-gend vernichtenden 30sährigen Kriege zum Heile der Welt einen 30jährigen Frieden ausrecht hielt. Aber auch in den eisernen Tagen des Kampfes sorgte Vater Franz für das innere Wohl seiner Länder. Im Fache der Gesetzgebung steht durch seine Weisheit Oesterreichs Humanität unerreicht, die Landesvermessung 1792, die 1817 darauf basirten eue Grundsteuer, Fabriken, Straßen, Lehranstalten — diese Blätter müßten den Raum einer Weltgeschichte einnehmen, sollten sie tn Kürze umfassen, wie viel die lange Segensregierung Franz I. für Oesterreich gethan. Die Vermählung seines zweiten Sohnes Erzherzog Franz Carl mit Prinzessin Sofie von Bayern (14. November 1824) nach der Krönung I. M. seiner vierten Gemahlin Caroline Auguste als Königin von Ungarn, 1823 die Krönung Sr. k. H. des Kronprinzen Ferdinand als Ferdinand V. von Ungarn, 28. September 1830, dessen Vermählung mit Prinzessin Maria Anna von Sardinien am 27. Februar 1831, waren freundliche Lichtbilder, denen als trübe Schatten die Cholera 1831, der Tod seines geliebten Enkels des Herzogs von Reichs- 13 stadt, 22. Žuli 1832, folgten. In der Nacht vom 1. zum 2. März 1835 entschlief der Kaiser, dessen Charakterstärke Leutseligkeit, Zugänglichkeit, herrliches Gedächtnis, einfache Lebensweise des angestrengtesten Geschäftsmannes sprichwörtlich bleiben dürfen. Was Franz I. im Principe der konservativen Politik gethan, für zeitgemäße Fortbildung seiner Völker, wird erst die Nachwelt zu würdigen wissen. Wie Kundert und hundert wichtige Anordnungen im Innern von den Schöpfungen im Gesetzwesen 1804 und 1810 bis zur Gründung und Erweiterung von unzähligen Lehranstalten — die Wiedereröffnung der Gratzer Universität 1826 für herrliche Früchte trugen, dieß und Oesterreichs rasches Aufblühen in der steigenden Zahl und Intelligenz seiner Bewohner liegt klar und deutlich vor unseren Blicken. Dem gerechten Vater folgte der milde gütige Sohn Ferdinandi, auf den Kaiserthron; Oesterreichs Titus, der mit seltener Vaterhuld das Recta tueri zu paaren weiß. Ferdinand I., geboren zu Wien den 19. April 1793, am 18. September 1830 als König von Ungarn gekrönt, trat am 2. März 1835 die Regierung der österreichischen Monarchie an, ließ sich am 14. Juni 1838 zu Wien huldigen, und wurde am 7. September 1836 zu Prag, am 6. September 1838 zu Mailand gekrönt. Die Amnestie von Mailand, die Begnadigung der irregeleiteten Galizier, die Einführung der achtjährigen Capitulation (Wien am 14. Februar 1845) rc. rc. sind eben so vtele ewig grünende Palmenzweige um die Schläfe des mildesten Herrschers, von dessen reichen Friedensschöpfungen wir, um nicht den beschränkten Raum dieser Blätter zu überschreiten, nur die Ent- schließung vom 18. October 1845, die Einführung des summarischen Verfahrens für Rechtsstreitigkeiten, die den Betrag von 200 fl. CM. nicht übersteigen, beifügen wollen. Kriegerisch an Oesterreichs Grenzen regten sich in diesen 10 Jahren nur schwach die Dämone des Kampfes, der schon 1833 in Krakau sich zeigende Haß gegen die Russen, dem Poniatowsky als Opfer fiel, hatte den wiederholten Einmarsch der Oesterreicher zur Folge, welche erst am 20. Februar 1841 den Freistaat für länger verließen, hatten zu Folge die Ausweisung gefährlicher Pohlen, deren einige hundert 1836 und 1837 durch Marburg nach Amerika kamen. Ein Raubzug der Bosniaken in der Militärgrenze wurde durch Jellachich mit einer züchtigenden Razzia (1845) erwiedert, der Aufstand in Galizien (Februar und März 1846) durch General Collins zweite Besetzung von Warschau, die Energie der Civil- und Militärbehörden, und die Treue des Landvolkes unterdrückt. Durch rasches Einschreiten bei Wielizka lenkte Obristlieutenant Benadck — einst Offizier im Marburger Regimente Kinsky — die Aufmerksamkeit der Welt und die Belohnung mit dem Leopoldsorden auf sich. Mit Riesenschnelligkeit dehnt unter Ferdinands Aegyde das völkerbefreundende Netz der Eisenbahn seine Zweige nach mehr als anderthalb hundert Meilen aus, und die Schöpfungen der jüngsten Jahre, die Bahnen nach Brünn, Olmütz, Prag, Gratz, Cilli, Oedenburg, der Wunderban der Lagunenbrücke rc., sind Erscheinungen, würdiger des Weltstaunens, als die eitlen Denkmäler orientalischer Zwingherren, würdig der raschen Schiffe, welche mit Oesterreichs Flagge im weiten Oceane Oesterreichs Ruhm 13* und Gluck verkünden. Hohe Weisheit schmückt die von Vaterlandsliebe beseelten Männer, deren Hand das Staatsruder lenken hilft. Fürst Clemens Metternich (geb. 1773 zu Coblenz), Oesterreichs Bevollmächtigter beim zweiten Pariser Frieden 1815, beim Mailänder Vertrage mit Bayern 1816, auf dem Congresse zu Aachen 1818, bei der Vervollständigung der deutschen Bundesacte 1820, Haus-, Hof- und Staatskanzler seit 1821, Herzog von Portella, und mit Ausnahme des englischen Kniebandes Ritter aller europäischen Orden. Die Grafen Kolowrat, Taafe, Sedlnitzky, Freiherr v. Kübek rc., Namen, welche die Gegenwart mit Stolz, die Nachwelt mit dankbaren Erinnerungen verehren wird. Weise Verordnungen, hohe Besuche, kriegerische Ereignisse, neue Institute und Vervollkommnung der älteren brachte auf unsere Stadt die letzte im Geiste der Zeit viel bewegte Periode. Rasch drängten sich die allerhöchsten Befehle von der Zeit an, wo Josef II. zur Mitregierung kam. Keine neuen Bruderschaften sollten mehr errichtet, die alten mit anstößigen Satzungen aufgehoben, in kein Kloster von einem Novizen über 1500 fl. zugebracht, die Klosterkerker abgeschafft, den Geistlichen die Freiheit, Geld außer Landes anzulegen, genommen sein, 1771; die Prozessionen außer Landes, das Testircn der Mönche wurde verboten 1772, die Znfelthaler 1773, der dritte Orden beider Geschlechter den 19. August 1777 untersagt, ebenso die Kirchenbußen ohne Vorwissen der Landesstellen 1779, die großen Fahnen der Zünfte am 24. Mai 1781, die nächtlichen Andachten 1782, das Geldsammeln der Ausländer, die Prozessionen außer Frohnleichnam und den Bitl-Tagen; 1784 wurde die neue Ordnung für die Pfarr- Matrikeln, 1785 für die Friedhöfe vorgeschrieben, 1786 die lärmenden Mahlzeiten bei Primizen und Hochzeiten abgestellt, 1788 die Beichtkreuzer, schon früher das Tabak» geld und die Schrcibgebühren der Priester abgeschafft. Eine Verordnung vom 2. April 1790 berichtigte den Jrrthum, als wäre Fischen und Jagen allgemein erlaubt. 1793 wurden die Spitäler auch für Wahnsinnige in den Kreisstädten eingerichtet, mit dem Aufträge, sie besonders aus den Bruderschaftsgeldern zu unterstützen. Die Verordnung vom 8. April 1794 gebietet, Leichen nicht vor 48 Stunden zu begraben. Die immer trüber sich mit Frankreich gestalteten Verhältnisse geboten strenge, sich allen Theilnahmen an Entwürfen zu Regierungs-ncuerungen zu enthalten, während man noch 1788 die Versammlungen der Freimauerer in Marburg, die unter Radcpis Vorsitz ein eigenes Zimmer beim Hirschen hielten, als eine Spielerei Erwacksener betrachtete. Wie nothwendig diese Strenge war, bewies der in Wien unter dem Namen Resurrection von Grafen v. Saurau entlarvte Jakobiner-Clubb, welcher bei der goldenen Weltkugel in der Josefstadt seine Mitglieder versammelte, von denen 45 verhaftet, die Directorcn Hairovcsy, Sigray, Laczkovic, Sentocarivi u. Martinoviö enthauptet wurden. Das Verbot: Sensen, Sicheln und Häute auszufüh-ren, die Aufträge: Franzosen und Schweizer zu beobachten, die seit 1795 geflüchteten Niederländer nicht nach Wien zu lassen, waren einfache, aber nothwendige Folgen dieser Verhältnisse, so wie zahlreiche Cassationen und Entsetzungen verdächtiger und unvertrausamer Staals-diener. Die Weingärten der Marburger schützte die Ver, ordnung vom 28. September 1795 vor der Willkühr durchziehender Militärpcrsonen und Recruten, deren die große Stellung für Terzi am 8. Jänner 1794 schon eine bedeutende Zahl in Marburg vereinigt hatte. Dem Aufrufe zur Errichtung eines Jäger-Eorps in Untersteier (7. September 1796) folgte bald der Auftrag: keinen Franzosen ohne Paß der Staatskanzlei über die Grenze zu lassen. Ein zweiter Auftrag setzte alle pohlnischen Münzen außer Cours. Die Kriegsbedürfnisse erforderten starken Viehaustrieb aus Steiermark, mit dem sich 1797 besonders die Häuser Delaguin, Pighetti und Liebl beschäftigten. Noch waren die Folgen der Viehseuchen von 1758, 1759 und 1779, die unfruchtbaren Jahre 1765 u. 1766 kaum durch die gesegnete Ernte von 1781 gemildert, als die Theuerung von 1795, die Hornviehseuche 1798 das Elend des Unterlandes wieder mehrte. Trotzdem zeigten sich die Marburger in alter Milde bei fremder Noth, wie es die reichen Sammlungen für die durch Brand Verunglückten: 1788 für Zlz, 1794 für Cilli, 1795 für Friedberg und Zellnitz, 1797 für Knittelfeld, 1798 für Deutschlandsberg und Maria-Zell, 1799 für Riez, beweisen. Auch der Namensschwester Marburg in Hessen wurde eine ansehnliche Summe zur Herstellung einer Kirche für die dortigen Katholiken zugemittelt. Furchtbar wüthete in Marburg selbst der verhee« rende Brand 1797, welcher im heutigen Straschill'schen Hause ausbrach, durch die schmale Gasse hinab, längs der Drau, die Fleischbänke und Ledererwerkstätte verheerte, bei der Allerheiligen-Kirche sich nach der Vic« tringhofgasse längs den hölzernen Sturmgängen der 199 Stadtmauer dahinzog und diesen Stadttheil bis zum Naski'schen Hause vertilgte. Ans dem Schauplatze der inneren Begebenheiten treffen wir in dieser Zeit bis zum Schluffe des 18ten Jahrhunderts die Kreishauptleute: Graf v. Gleisbach; vom 24. December 1782 an Franz Graf v. Wurmbrand, vermählt mit Anna Gräfin v. Auersberg; 1. October 1709 Ritter v. Brandenau; im Mai 1794 Anton Freiherr v. Spiegelfeld; im December 1796 bis Juli 1806 mit dem unglücklichen Ingenieur Wenzel Pschofski (1788) den für das Schulwesen unermüdeten Commiffär Koschär rc. Die Stadtrichter: Franz Josef Wimmer von 1777 bis 1800 und I. Georg Ferlinz bis 1807, Männer, welche bald die schwere Last der (laten Sorge, durch die Kriege gehäuft, auf ihre Schultern nahmen; biedere Nachfolger eines Christof Men; 1766 und Leopold Pilgram 1779, während der Hauptpfarre 1785 Kautschitsch und als Churmeister Löw und Löschnigg vorstanden, die Verwaltung in der Burg Ludwig Kuappitsch 1781, Georg Sirk 1795 und der Rentmeister Franz Forst-ner 1797 führten, als Aerzte sich die Kreisphysiker Filipp v. Reinsfeld 1795, v. Pluska Cf 1797), die Doktoren Brachi, Widowitsch und Bartholloti, die Chirurgen Franberger, Agsteiner, Jagdmann und Paßler um die leidende Menschheit verdient machten; für Recht und Eigenthum die Advocate» und Syndiker Mairold (1895), Christof Menz (t 1796), Heilinger (1781) und Reiner (1789) sorgten. Die Bildhauer: Ueberbacher, aus Tirol, 1784, Holzinger 1785 leisteten nichts Unbedeutendes für die Kunst. Wohl regulirt treffen wir bereits das Gefällen-wesen, indem Rumel; v. Medlhammer; v. Straube, seit 1780 der erste Stämpelcommissär; Josef Hartmann 1791 thätigen Einfluß auf das Stadtwesen nahmen. Die Adeligen: Cajetan Graf v. Auersberg, 1781 vermählt mit Leonora v. Langenthal; Franz v. Edelsfeld, Commissar der Steuerregulirung 1789; dann Varena; Josef v. Nasenbüchel, t 1793 rc. Wesentlich zum Gedeihen Marburgs trug in jener wohlfeilen Zeit, als noch der Wochenlohn eines Lederers nur 30 kr. ausmachte , die von Josef II. errichtete Militär-Monturs-Commission in Marburg bei. Die Montur-Oekonomie-Commission lag in Marburg von 1784 bis 1811. Sie stand in ihrer Amtsverwaltung unter einem Major als Commandanten, 1 Hauptmann, 1 Capitän und 1 Feldkriegs commissar; dazu kam zur Magazinsverwaltung mit 3 Oberlieutenanten und 5 Unterlieutenanten; die Rechnungskanzlei mit 1 oder 2 Rechnungsführern und 8 bis 10 Rechnungsadjuncten, dann 1 Adjutant und 1 Oberarzt rc. Die Oekonomie-Commission hatte anfangs alle Gebäude ausgelassener Kirchen, die der Cölestinerinen, Allerheiligen , der Jesuiten und Minoriten nebst den dazu gehörigen Klosterlocalitäten urne. In den Kriegsjahren 1805 und 1809 retirirte sie auf der Drau nach Ungarn. Nach den letzteren Jahren blieb nur mehr ein Depot in der Aloisikirche zurück. Sie beschäftigte an 800 Arbeiter ohne Weiber und Kinder, von denen der Min-destbezahlte täglich 1 fl. hatte. Bei gesteigerter Arbeit wurden alle Handwerker der Umgebung Aufgeboten. Die Commission und die Türkenkriege bereicherte besonders die Lederer der Stadt, deren mancher 20 Gesellen hielt. Wie früher zeitweise einige Kriegscommiffäre in Marburg aufgestellt waren (1677 Gregor Weinberger), m so während des Bestehens der Commission die Feldkriegs-commiffäre: Ludwig Holzer 1784; Unger v. Löwenberg, t 1804; Franz Steindl, f 1815; v. Wohlleben. Als Commandanten der Commission finden wir: 1784 Cbrtjt* lieutenant Carl v. Wiese, t 1790; 1789 Major Graf v. Marziano mit den Oberoffizieren Sellig, Gratzin-ger, Pucher, Tardler, Knapp, mit dem als Mediciner berühmten Oberchirurgen vr. Hoffmann, f 1799; Obrist-lieutenant Carl v. Rtppurg, t 1801, in welchem Jahre ein bedeutender Theil der älteren Oekonomieoffiziere ausstarb; Franz v. Fulda, Obristlieutenant, t 1803; 1804 Major Knapp; der Oberlieutenant Josef v. Gutkäs fand das seltene Glück, bei allen seinen Kindern nur gekrönte Häupter als Pathen zu haben. Mit Auszeichnung nennt uns die Geschichte das schöne städtische Bürgeccorps, die Nachfolger der wackeren Kämpen gegen die Türken und Ungarn, welches sich erst am Schluffe deS 18ten Jahrbundcrts auflöste. Es war ein uniformirtes bürgerliches Schützencorps, dessen Schießstätte hinter dem Kreisamte und Gasteigers Fabrik sich befand. Die Uniform war grün, Rock mit grünen Aufschlägen, Sturmhut mit großer grüner und weißer Cocarde und eben solchem Federbusche, grün und weiß gestickte Feldbinde, weiße Beinkleider, Hirschfänger, hohe Courierstiefel und Kamaschen, die ober denselben weit über das Knie hinaufgingen. Sie hatten ihre eigene türkische Musik, die wöchentlich 2mal spielte, bis zum Schluffe des vorigen Jahrhunderts. Als 1767 die Stadt abbrannte, brachten die meisten Leute bei der Eisgrube ihre Sachen in Sicherheit. Die Monturscommission und das Schützencorps stellten ihre Wache dazu. 1844 waren nur 15 Marburger Bürger, aus jener Zeit aber nur 4 eingeborne: Pommer, Herzog, Gottsberger und Löschnig, mehr übrig. Nun wollen wir in chronologischer Ordnung die Begebenheiten verfolgen, welche vorerst von 1778 bis 1800 die Stadt und ihre nächste Umgebung getroffen: 1778 am 19. März war das letzte feierliche Hochamt des Regimentes Molke in der Aloisikirche.. Im Juni 1779 begann die verderbliche Viehseuche. 1780 am 29. Mai war das Leichenbegängniß des um die hiesigen Unterrichtsanstalten verdienten Hauptmanns Graf v. Klebelsberg. Vom 27. bis 30. August 1780 dauerte die Jubiläumsfeier bei der zum Gedächtnisse der 1680 herrschenden Pest errichteten Marienstatue am Platze mit Prozessionen und Predigten des beliebten Capnziners Pater Canlian. 1785 rückte ein Theil von Sattermann (das 1809 als de Vaur reducirte 45., 1682 als Graf v. Trautmannsdorf errichtete Regiment) unter den Hauptleuten Berlendis, Schwarz und Brambilla hier ein. 1786 am 17. Februar brach eine gefährliche Feuers-brnnst beim Plentl am Platze aus. Am 20. Juni besuchte Kaiser Josef II. Marburg und das Lager in Pettau. Am 9. Juli kam der thätige Kreiscommissär B. Schwitzen von hier als Kreishauptmann nach Gratz, sein Amtsgenosse Schmidt als solcher nach Cilli. Die Regimenter Belgioso, Lattermann, Kaprara und Wilhelm Schröder zogen durch in den Türkenkrieg. Am 9. December wurde die allgemeine Kriegssteuer ausgeschrieben. 203 1789 am 8. Jänner fror die ganze Drau fest zu, was seit 1709 nicht mehr der Fall war. Am 15. Juni war bischöfliche Kirchenvisttation. Die Bewegungen des Türkenkrieges hatten die Durchmärsche vieler Truppen durch Marburg zur Folge, so in diesem Jahre das Regiment Kalenberg (1661 als Graf v. Szar übernommen, nun Emil v. Hessen, Nr. 54, mit dunkelrothen Aufschlägen, dem W. B. Olmütz), Graf v. Thurn (das 1715 errichtete Wallis, Nr. 43, das spätere Simb'schen, 1809 reducirt); 1790 war in den 3 ersten April-Tagen seit Menschengedenken der größte Schnee, am 21. April die grimmigste Kälte und am 13. Juni ein gräßlicher Wolkenbruch. Am 5. September erercirte zum letzten Male das bürgerliche Schützencorps, 150 Mann stark, vor Sr. M. König Leopold beider Sicilien, dem die Offiziere dieses Corps die Aufwartung machten, das Corps selbst bezog über Nacht die Ehrenwache vor dem Gasthause zum Hirschen. Am 21. October fanden wegen der am 8. October erfolgten Einnahme von Belgrad große Festlichkeiten Statt, darunter Freitheater, öffentliche Tafeln, Scheibenschießen der Bürger, Bewirthung und Beschenkung der Armen. In diesem Jahre setzte die Steuerregulirung ihre 1787 und 1789 in Marburg begonnenen Operate fort. 1791 am 16. April Früh beschädigte ein Erdbeben einige Häuser. Am 7. Mai mußte wegen großer Kälte überall ein-geheizt werden. Am 24. Juni verherrlichten die Marburger die Anwesenheit der Kaiserin und des Thronerben Erzherzog Franz durch große Festlichkeiten, zu welchen am nächsten Tage wegen Anwesenheit Sr. Mas. des Kaisers Leopold ein großes Fischen in Melting kam. 1792 am 8. Mai schlug der Blitz in den Thurm von St. Magdalena und brannte das Dach ab, am 7. zog das Freicorps von Michaloviö durch. 1793 feierte ein Schützenfest der Bürger die Siege des Prinzen Coburg über die Franzosen. 1794 am 6. Februar erschütterte ein kleines Erdbeben die Stadt. Am 10. März marschirten die ersten gefangenen Franzosen nach Pettau durch. Ein Bataillon Strassoldo unter Hauptmann Kraus (1682 errichtete Negrelli, Nr. 27, nun Piret, gelbe Aufschläge, W. B. Gratz) kam hier in Garnison. 1795 war am 19. April die feierliche Jubiläumsprozession, am 9. Juli die furchtbare Feuersbrunst, welche 34 Gebäude verzehrte; die Studenten zeichneten sich beim Löschen aus; der Landesgouverneur besuchte am 14. die Brandstätte. 1796 begannen am 5. Juni die Gebethe um die glücklichen Fortschritte der österreichischen Waffen. Am 2. Juli Früh um 2 Uhr brach eine große Feuersbrunst in der Magdalena-Vorstadt aus, welche 3 Häuser und 9 Scheunen in Asche legte. Die Studenten unter den Professoren Anger und Flohberger trugen wesentlich zum Dämpfen der Flammen bei. Das Regiment Wenzel Colloredo (nun Fürstenwärther, Nr. 56, W. B. Wa-dowice, stablgrüne Aufschläge) marschirte durch. 1797 waren vom 21. März bis 30. Juni die gerichtlichen Fallfristen, die Schulen rc. wegen des Einmarsches der Franzosen gesperrt. Am 11. April ritten die ersten 15 Chasseurs unter einem Capitän zum Re-cognosciren ein; am 18. April übernachteten 200 französische Reiter auf dem Marsche nach Gratz, am 26. nach dem Präliminar-Frieden von Leoben 9000 Mann unter Bernadolte, am 27. aber 11000, am 29. gar 14000 Mann. Die Cavallerie mit den Sturmhüten, Husaren mit braunen Pelzen und zopfartigen Seitenlocken, leichte Infanterie in dunkelblauer Montur zogen im bunten Gemische durch. Die Bittprozessionen am 22., 23. und 24. Mai mußten statt nach dem rechten Drauufer in der windi« schen Kirche abgehalten werden, weil die ganze Brücke mit Geschützen und Rüstwagen überfüllt war. Schon am 11. Juni darauf traf die Kanzlei des Marburger Regimentes Terzi wieder in Gratz ein und begann die große Heulieferung in Marburg. Die Handwerksgesellen, welche auf das Gericht, sie würden von den Franzosen zum Kriegsdienste gezwungen werden, sich geflüchtet hatten, kehrten zurück, und Alles kam in das vorige Geleise. Die französischen Generale waren immer in der Burg einquartiert, ihre Truppen hielten 1797 so gute Mannszucht, daß die am ersten Tage des Einmarsches geschlossenen Buden am 2. schon wieder geöffnet waren. Doch stehen die Plage-reien der Bürger, von denen manchem 100 Mann einquartiert waren, die Bestechlichkeit der Agenten rc. noch ziemlich frisch im Gedächtnisse. Eine Kugel in einem Fasse im Weingarten der Frau Fleiß in Radifell mit dabei stehendem Reimspruche gibt noch Zeugniß von der Weinlaune der gallischen Gäste. Der Ankunft der Franzosen voraus ging vom >9. März an die Durchfuhr der verwundeten Kaiserlichen, von denen Carl Freiherr v. Wetzel und Obrist v. Colloredo hier starb. Am 29. März wurden mit dem Transporte der Verwundeten 22 Tobte eingebracht, am nächsten Tage -starben 15 von Deutschmeister, Giulay rc. Fast ununterbrochen kamen die Mannschaften der Regimenter Pellegrini, Kalenberg, Esterhazy, Mitrofsky, Erzherzog Franz Kürassiere, Wurmser Husaren, Fürstenberg, Jellachich, von Kheul, das Plankenstein'sche Jägercorvs rc. hier durch; eben so Kerpen (das fetzige Heß Nr. 49 mit hechtgrauen Aufschlägen, W. B. St. Pölten), bei welchem wir schon im Anfänge des Jahrhundertes die Steirer Graf Herberstein und Wurmbrand (1727) als Obristen treffen; das jetzige Sivkoviö (Nr. 41, gelbe Aufschläge, W. B. Cernoviö; Belgivjoso, nun Kheven-hüller, Nr. 35, krebsrothe Aufschläge, W. B. Pilsen), eine Abtheilung Pontoniers unter Klausberger. Das Giulay'sche Freicorps kam und ging im raschen Zuge durch Marburg. Nur eine kurze Erholung vom Kriege zum Kriege gewährte der Schluß des 18. Jahrhunderts, und mit banger Erwartung sahen die Völker dem kommenden entgegen. In Waffen geboren war das 19. Jahrhundert, und seine ersten 15 Jahre bieten auch in Marburg die wichtigsten Begebenheiten nur durch kriegerische Bewegungen. 1800 am 2. December erging der Aufruf zum Gebete für das Glück der Waffen und zum Beitritte zur Lan-desvertheidigung. Im Mai 1801 leisteten alle Priester den Eid, keiner geheimen Gesellschaft anzugehören. Die Stadtbesatzung commandirtcn damals die Hauptleute Davilla und Gruber. Ein Theil des Condeer Corps kam nach Marburg, und löste sich später in Feistritz auf. Von selben blieben hier zurück: Obrist Michael de Rogue, die Rittmeister Cbevaliers von Peitl und Durosee, die Herren Neuner (nun Kreiscaffier in Silit); Fuchs (starb als Kreiscaffier in Marburg); Manhart (nun Realitätenbesitzer in Fcistritz) rc. Das Regiment Erzherzog Anton, die Szekler unter Obristwachtmeister Baron v. Zillich kamen durch. In diesem Jahre errichtete Schütz seine Buckdruckerei, und hielt der Gratzer Bischof die feierliche Firmunng. 1802 verwüstete ein gräuliches Hagelwetter am 16. Juni die westliche Umgebung von Marburg; 1803 am 15. Juli stieg die Drau zur furchtbarsten Höhe; 1804 und 1805 lag das dritte Bat. des vaterländischen Regimentes Straffoldo unter Major Scklitter, den Hauptleuten Dientl, Ciprianis rc. hier in Garnison, Löwener Dragoner kamen durch. Nachdem am 9. November 1805 das Corps des General Merveld von den Franzosen bei Maria-Zell versprengt worden war und Marmont Bruck besetzt hatte, schickte General Radetzky, der mit Erzherzog Carl Uhla-nen rc. in Marburg stand, am 20. November einen Thcil seiner Reiter gegen die Landscha-Brücke, zu welcher von Wildon aus 500 Franzosen mit 6 Kanonen vorgedrungen waren, vom linken Drauufer herab rückte das Regiment Chasteller in die Stadt, von Mahrenbcrg bis zum Platsch die Vorpostenkette bildend. Am 22. hatte E. H. Johann sein Hauptquartier in Windischgratz mit dem Regimente St. Julien; die Divisionen Mitlrowsky und Lustgnan standen bei Weitenstein, das Hauptquartier des Erzherzogs Carl war am 25. in Cilli. Am 26. November bildete General Chasteller, der früher mit einem Bataillon und \\ Compagnie Deutsch-Banatcrn den Paß Mandling besetzt hatte, bei Marburg eine Avant« garde von 12 Bataillonen und 16z Escadron. Radetzky besetzte Straß, Mureck und Radkersburg; Obrist Mesko, der am 10. November den Marsch über den Tauern nach Judenburg gemacht hatte, hielt mit 2z Bataillon und 4 Eskadronen Ehrenhausen, mit 2 Bataillonen den Platsch, Erzherzog Johann die Ebene bei Schleinitz, Neipperg am 29. das Land von Cilli bis Rann besetzt. Dieß die Aufstellung der Oesterreicher um Marburg vor dem Einmärsche der Franzosen. 1805 war das Hauptquartier der Franzosen in der Kärntnervorstadt bei der Parz'schen Sägemühle um den Faßlwirth herum. Die Bürger Hausner, Burger und Prüschenk wollten das Lager besehen, wurden gefangen und Letzterer mit dem Erschießen bedroht. Die Besitzer Hausner, Altmann und Ferstl mußten für die Stadt sich verbürgen. Damals sah Marburg die Carabiniere mit ihren Pelzmützen, die Jäger mit den weiß- und grünen Epauletten, den lichten Beinkleidern und Kamaschen, den roth« und grünen Federbüschen auf den schweren Mützen. Wackeren Eifer zeigten der Transport-Commissär Michael Bauer und der Vorspanns-Commissär Filipp Knippitsch, die Doktoren Michael Angelis (starb 1802) und Andreas Kleinmond (t 1808). 1806 kamen die Regimenter Erzherzog Josef und Bellegarde durch. 1807 lag wieder ein Theil des Mar-burger Regimentes Lusignan (früher Terzi) unter dem Hauptmanne Graf v. Welsberg hier. Am 24. Juni desselben Jahres ließ Erzherzog Johann 2 Eskadronen Cheüaur- Legers und 2 Bataillon Infanterie in der Thesen manövriren. Am 2. September aber besuchte Se. Maj. Kaiser Franz Marburg, bei welcher Gelegenheit die Bürger ihr Gesuch um ein neues Normalschulhaus und um die Ueberlegung des bischöflichen Sitzes von Lavant nach Marburg Sr. M. überreichten. Im December 1807 zeichnete sich der Student Mathias Völla beim Löschen des Schmiderer'schen Hauses aus. Das Jahr 1808 zog als dumpfe Gewitterwolke heraus, welcher die verheerende Entladung 1809 folgte. Das ungarische Regiment St. Julien (unter den Offizieren Bersizi, Richter ic.) , dasselbe, welches 1798 errichtet wurde, (seit 1836 Rukavina, Nr. 61, grasgrüne Aufschläge, W. B. Temeswar hat), halte auf einige Zeit unser heimisches Regiment Lusignan — von dessen Tha-ten wir bald Gelegenheit finden, zu sprechen, in Marburg abgelöst. Im Sommer erging der Aufruf zur Bildung der Landwehr. Am 3. Juli wohnte Se. k. k. Hoheit Erzherzog Johann der feierlichen Messe der Studenten bei, an welche am 4. der Aufruf zum Eintritte in die Waffen erging. Ihm folgten 59 Studenten mit dem Rechte, sich selbst den Offizier, 2 Feldwebel und 2 Corporate zu wähle». Unter klingendem Spiele erhielten sie am 10. auf dem Platze vom Magistrate die Coearde, bei welcher Gelegenheit Oberstlieuteuant Baron Meldegg von St. Julien sie mit einer kraftvollen Rede begeisterte-Am 14. Juli erercinen sie das erste Mal, und die Ca-meradcn Ogrisegg, Schüßl, Vingosch traten in ihre Reiben. Am 4. September war die Feldmesse für die ausmarschirenden Freiwilligen, welche am 28. October 1808 unter ihrem Hauptmanne Graf Thurn vor Sr. k. k. Hoheit dem Erzherzoge Johann erercirten. Bei Schmiderer war große Abschiedstafel von 100 Gedecken ihnen zu Ehren. Der erste Freiwillige, der aus den Städtern in die Reihen der Freiwilligen eintrat, war der Marburger Briefträger Protmann, ein humoristischer lebensfroher Mann, bekannt durch seinen Abscheu vor den Tvdten-liedern. Ein großer Theil unserer waffenfähigen Jugend aber stand bereits in den Reihen des Regimentes Lustgnan, von dem die heimischen Stabsoffiziere: Oberstlieutenant Josef Dedela, Major Ginzel (starb 1812 hier), Major Pantaleon von Popowitsch (starb 1816 an seinen Wunden, alt 46’ Jahre), Obristlieutenant Anton von Bourguignon, die Hauptleute Heinrich von Maitti, Kolb, Bruckner, Skottelius (t 1815), Parme-giani (t 1816) und Obristlieutenant Greif sich mit ihrem Blute unsterbliche Lorbern erkämpften. In der Barmherzigen-Kirche in Gratz sehen wir die Reste jener alten Fahnen, welche unsere Wenden t« Kampf und Sieg führten, am 18. Mai 1807 als frommes Weihgeschenk hingestellt. Am 14. August 1808 erhielten in Leoben nicht weniger als 199 Mann dieses IRegimentes das Distinc-tionszeichen der Veteranen, mit welchem geschmückt sie im Frühlinge 1809 unter Chastellers Anführung den ganzen Befreiungskrieg von Tirol mitfochten. Cs war eine erhebende Feier, als am 18. November 1810 das Regiment in seiner Mutterstadt Marburg sich zur neuen Fahnenweihe versammelte, und das vom Prälaten von Rein eingesegnete, mit einem von Frau v. Gadolla, geb. Freiin v. Dienersberg, prachtvoll gestickten Bande beehrte Banner als Palladium ne>'-r Großthaten übernahm. Im Jänner 1810 kam das Regiment nach Leoben, eine Division nach Judenburg. Wir wenden uns nun wieder zur weiteren Orga-nisirung der Marburger Landwehre. Das blutige Kriegsjahr 1809 bildet ein den Enkeln heiliges Blatt in der Geschichte Oesterreichs. Dieses Jahr bewies in unvergeßlichen Thaten, welcher Begeisterung Oesterreichs Söhne für Kaiser und Vaterland fähig, über welche Riesenkräfte die Monarchie zu gebieten vermöge, wie endlich, wenn Gefübl und Ueberzeugung die leitenden Mächte sind, alle Nationalitäten unserer großen Heimat nur Ein Volk, alle Stände nur Ein Herz, jedes Alter nur von Einer gewaltigen Idee ergriffen sein könne. Oesterreichs trübstes Jahr war sein hellstes durch den moralischen Werth seiner Söhne — einer feindlichen Welt gegenüber, derer Bezwingung mit Achtung und Scheu die große Lehre begriff, daß es nicht gut sein dürfte, seine gepriesenen Phalangen mit den schlichten Kämpfern für Heimat und Landesvater um den Ruhm der Ewigkeit länger würfeln zu lassen. Bei der Landwehr-Organisiruug im Sommer 1808 boten die Stände gleich die Waffen ihres Zeughauses zur Ausrüstung an. Die freiwillige Stellung ging durch die Theilnahme aller Stände, besonders der Beamten und Bürger u. s. w., so schnell, daß im Brücker Kreise in wenigen Tagen ein Bataillon mehr als vollzählig bloß durch Freiwillige da stand. Alle Offiziere, die zur Landwehr gingen, behielten ihren alten Charakter, den ersten Rang die mit Beibehaltung ihres Charakters ausgetretenen, den nächsten die ausgetretenen, hierauf die ihre Charge verkauft hatten, dann die vom Civil einge-tretenen. Die höchst einfache Kleidung schloß alle reichere Verzierung von Gold und Silber aus. Die Offiziere trugen einen dreieckigen, gestülpten, mit einem schwarzen 14* 212 Bande eingefaßten Hut mit einer 7 Zoll langen silbernen Schlinge, und silbernen, mit Seide von der Egali-sirungsfarbe mehrten Quasten, einen bis an das Knie reichenden Rock, graue Hosen, mit grünem schmalen Leder eingefaßte Kniestiefel, einen mit Stahl momirten Säbel mit schwarz lackirtem Ueberschwungriemen, ein silbernes, mit Seide von der Egalisirungsfarbe melirtes Portepee. An beiden Seiten des Kragens hatte der Lieutenant 1, der Oberlieutenant 2, der Hauptmann 3 silberne Litzen, der Stabsoffizier eine J Zoll breite Borte, und die für die Offiziere kameelhaarenen Beinkleider Verzierungen von Silber. Eben so waren auch die Schützenoffizicre gekleidet. Der gemeine Mann hatte einen schwarzen, runden, 6 Zoll hohen Hut, dessen 3z" breite Krämpe durch 2 schwarzwollene Schlingen aufgestülpt war. Daran die Cocarde der Provinz. Das grüne Röckl hatte für Steiermark weiße, für Kärnten und Triest rothe, für Krain lichtblaue, für Salzburg gelbe Aufschläge, weiße Knöpfe in 2 Reihen, stehenden Kragen, egalisirte Schöße, die Rocktasche, Achselleisten rc. von grünem Tuche. Die Halsbinde war schwarz, das Leibl von grauem Tuche, graue Hosen und entweder Schuhe mit schwarzen Kamaschen oder Bundschuhen ; das Bajonnet hielt ein 2 Zoll breiter Ueberschwung von Gurten; Stock, Säbel, Ueberschwung von schwarzem Leder, grünwollencs Portepee zeichneten den Corporal, ein spanisches Rohr ohne Knopf den Feldwebel aus. Die sonst ganz gleich gekleideten Schützen trugen statt den Bajonnets-Ueberschwunges eine grünwollene Schnur mit kleiner runder Quaste, an welcher das 213 Pulverhorn, statt der Patrontasche einen 2 Zoll breiten Riemen, vorne mit der ledernen Kartusche. Die Landwehr-Commandanten, von Sr. M. ernannt, waren folgende f;«r den Marburger Kreis: I. Bataillon: Graf Khünburg. II. Bataillon: Graf Vincenz Sauer. Zu Offizieren wurden ernannt: Hauptleute: Julius Cäsar Graf Thurn, Zimmermann, von Waldau, Franz von Mandelstcin, Anton Rauter, von Clavier (Rittmeister),- Schiffkorn (Oberbeamter), Johann von Orten-hofen (Inhaber der Herrschaft Limberg), Franz Schenkt (Inhaber von Lukaufzen), Franz Poskoschill (Großhändler in Pettau), Marcus Prey, Johann von Ebenau. Oberlieutenante: von Purgay, Jakob Wagner, Josef von Adlerskron, Josef von Peritzhofen, Anton Scherbaum, Alois Stappey, Josef Seltner, Anton Vre-stnger, Lorenz Jackl, Lorenz Brigger, Johann Duller, Johann Essenko, Josef Milneritsch, Carl Eichwalder, Franz von Lindenheim. Unterlieutenante: Franz Neckermann, Leopold Weiß, Sercfin Piller, Gödl, Josef Preiteneder, Alois Sup-pantschitsch, Michael Vogrin, Anton Parz, Carl Popp, Franz Maierhöfler, Franz Poscichel, Josef Mann, Marcus Murat, Josef Ganser, Ignaz Koch, Josef Funk. Fähnrichs: Lindner, Johann Stroy, Georg Kaspar, Josef Denimi, Johann Braumeister, Mar Schiffkorn, Anton Funk, Joses Stiegler. Zusammen 50 Offiziere aus den gebildetsten Familien des Kreises; Jnnerösterreich sammt dem Triester Gebiete brachte ein kampflustiges Heer von 30000 Mann Landwehr mit mehr als 600 Offizieren zu Stande. Bei der Musterung der Ehrenhauser Compagnie zu Jahringhof durch Baron Grimschitz, Gubernialrath, und Obristlieutenant Fr «Herrn von Meldegg unter Major Graf Sauer zeichneten sich die zwei durch Herrn Moffegger, Bezirks-Commissar, geordneten Züge von Spielfeld und Ehrenhausen besonders aus. Moffegger ließ ihnen auf 5 Stunden weit Brot und Wein mitführen. Am Ostersonntage 1809 wurde die Fahne für das erste Marburger Landwehr-Bataillon unter Commando des Obristwachtmeisters GrafKhuenburg vom Stadtpfarr-Provisor Löschnigg geweiht. Das- Fahnenband war Geschenk der Landeshauptmannin Gräfin Attems; gegenwärtig war der Landwehr-Brigade-General von Lutz; Festlichkeiten, Tafel rc. folgten. Den nächsten Tag darauf marschirten die zwei Marburger Landwehr-Bataillone nach Kärnten ab. Im April 1809 waren schon 13 steirische Landwehr-Bataillone über Klagenfurt gegen Italien vorgerückt. Am 17. April 1809 rückte das Cillicr Landwehr-Bataillon in Villach ein, 2 steirische Landwehr-Bataillone arbeiteten an der Befestigung von Fedraun. Das Landwehr-Bataillon von Lusignan (Untersteirer) focht am 3. September 1813 heldenmüthig bei Tresain während Regen und Sturm mit Bajonnet und Kolben; ihr Führer war General Fölseis, der Hauptmann Maitti nahm den General Bellati gefangen, der Gemeine Makovih eroberte eine Fahne, die Corporäle Schneider und Hermann erstürmten den Kirchthurm und erbeuteten eine Fahne. Schon am 30. wurden die ersten gefangenen französischen Offiziere aus Italien hier durchgebracht, kaum 4 Wochen später folgten ihnen die siegreichen Franzosen ills beängstigte Marburg. Am 24. Mai nämlich rückten um 11 Uhr Früh die französischen Vorposten mit gezo- gelten Säbeln durch das Kärntnerthor in die Stadt ein. Am nächsten Tage wurden die Schulen geschlossen, die Studenten gingen meistens in ihre Heimat, der Stadtrichter (Bürgermeister) Ferlinz und der Bürger Forst-ner wurden als Geißeln mit dem Erschießen bedroht, bis die Bürgerschaft eine Contribution von 20000 fl. erlegte, die durch das gewöhnliche Versehen der Franzosen später noch einmal bezahlt wurde. Vom 27. bis 29. lagen nicht weniger als 15000 Mann Franzosen von der italienischen Armee in Marburg; fast alles Schlacht- und Zugvieh wurde den Bürgern weggenommen. Die Durchmärsche dauerten fort. Bei dieser Gelegenheit sah Marburg die malerischen grünen Dragoner mit dem Roßschweife auf blankem Messinghelme, die reitenden Grenadiere mit den rothen Federbüschen auf den Pelzmützen, grün gekleidete Voltigeurs, leichte Infanteristen in blauer Uniform mit gelber Egalisirung, die blauen Röcke der doppelt gepanzerten Kürassiere, roth bepelzte Husaren auf Tigerfellen statt der Schabrake, die weißen, blaßroth ausgeschlagenen Uniformen der Holländer, Generale mit goldgestickten Uniformen, rothen Schärpen und gelben Feldbinden rc. Am 5. Juni Mittags, als die Franzosen eben mit der Brotfassung am Platze beschäftigt waren, sprengte der kais. Dragoner-Corporal Karlik mit 2 Gemeinen von den bei Gntenhaag stehenden Oesterreichern mit blanken Waffen durch die Gratzer Vorstadt auf den Burgplatz erbeutete aus dem Stalle beim Umschauer eine Menge, französische Pferde, ließ selbe wegbringen, allarmirte die ganze Besatzung, fiel aber am Kirchplatze von den französischen Kugeln als Opfer seines tollen Muthes, nachdem er die Schmach gesühnt, die einige Husaren, von St. Peter herauf über die Schlarpfe kommend, einige Tage früher durch rasches Ergeben im Zustande der Trunkenheit auf sich geladen hatten. Nach Karlik's Tode verbarricadirten die erschreckten Franzosen einige Straßen mit Heuwagen, und zeigten so ziemlich Lust, die Gratzer Vorstadt, deren Be-* wobner sie mit den Dragonern einverstanden glaubten, zu plündern und in Brand zu stecken. Am 7. Juni griffen die Kaiserlichen bei Schleinitz und Kötsch einen Trupp Franzosen an und verfolgten sie bis an die Draubrücke in Marburg. Einige Oesterreicher drangen mit den Flüchtigen zugleich über die Brücke, setzten das Gefecht fort, und führten Kanonen auf der Höhe beim karnerischen Stöckl auf. Bei Gelegenheit dieses Kampfes schlug eine französische Kugel durch ein Fenster in den magistratlichen Rathssaal, die Franzosen hoben in der Eile einige Balken der Draubrücke aus, an der Stelle, wo sich vor 50 Jahren die Aufzugbrücke mit dem Mauthner-Häuschen, deffen Bewohner von Räubern bei Nachtzeit ermordet wurden, befand, um sich gegen die Oesterreicher zu sichern. Ergrimmt über die erhaltene Schlappe drohten sie, Marburg anzuzündcn, aber die Subordination Macdonalds und Gronchys wirkte so gut auf diese sonst ehrenhaften Krieger, daß sie bei dem am 8. Früh um 6 Uhr beim Hutterer in der Herrengasse (nun Stirer) entstandenen Brande, so wie bei der um 10 Uhr am selben Abende in Forstners Hause, gegenüber dem Kreisamte, entstandenen Feuersbrunst die Thätigsten im Löschen und bei den Sicherheitswachen waren. Trotz dem mußten für die Branddrohung beim Ausmarsche auf höheren Befehl zur Strafe die Reiter zu Fuß gehen und ihre Pferde am Zügel führen. Am 9. Juni wurden die noch in der Stadt befindlichen Franzosen von österreichischen Dragonern gefangengenommen, denen am 10. bedeutende Verstärkungen nachkamen. Am 15. und 16. Juni marschirten Giulaxs Croaten durch und bildeten am 18. 3 abgesonderte Lager von Infanterie und Husaren, welche am 22. unter Giulay, 30000 Mann stark, nach Gratz aufbrachen und am 23. durch die Truppen des Generals Zach ergänzt wurden. Am 5. Juli wurden 100 gefangene Franzosen aus Obersteier nach Marburg gebracht, am 30. aber besetzten die Franzosen wieder mit 150 Mann die Stadt, und bewirtheten am 10. August beim Hirschen auf das Glänzendste das Offiziercorps des in der Thesen gelagerten österreichischen Generals Schmidt. Am 15. war auf ihren Befehl die ganze Stadt wegen Napoleons Namensfcst beleuchtet. Noch glänzender war die Illumination am 16. October zur Friedensfeier. Am 24. marschirten 6000 Franzosen von Gratz nach Klagenfurt durch, und nahmen als ungeladene Gäste über 30000 fl. mit sich. Am 25. kam ein eben so starkes Corps mit dem schweren Geschütze unter Beauhar-nois. 1810 am 10. Jänner räumten die letzten Franzosen Marburg, am 13. Februar wurde die Landwehr entlassen, am 11. besuchte der Gouverneur Graf v. Bis-singen Marburg, am 11. October aber die Majestäten Franz und Ludovica. Am 13. erkrankte Ludwig Buonaparte , König von Holland, und lag längere Zeit im Gasthause des H. Löschnigg zum Löwen in der Kärntnervorstadt. Am 19. war die Stadt festlich erleuchtet wegen Anwesenheit der Majestäten. Von nun an sah Marburg keinen Feind mehr, außer gefangen, in seinen Mauern. Am 16. December erhielt der Bürger Repp für seine Verdienste bei den Invasionen die goldene Medaille. 1811 war in Folge der Kriege die Schuldenlast der Stadtgemeinde auf 63000 fl. angewachsen unter den Stadtkämmerern Herritsch und Kaiser, die Summe wurde 1817 getilgt. Dem jetzigen Stadtkämmerer Saöeriö gebührt das Verdienst, die Finanzen bis zum jetzigen blühenden Stande erhoben zu haben. 1812 und 1813, als Kugelmaier Vicebürgermeister und Remitz städtischer Ausschuß waren, ging Europas größtes Kriegsgewitter ferne von Marburg vorüber-Kälte und Eisen rieben die chevaleresken Eohorten, die blaßrothen Lanciers, die blauen pohlnischen Uhlanen, die geharnischten Carabiniere, die rothröckigen Schweizer, die goldstrahlenden Chasseurs Napoleons auf, nebst den welterschütternden Legionen seiner Garden. Am 11. November starb mit dem 96jährigen Ritter Johann das biedere Geschlecht der Edlen von Rosenbühel hier aus. 1814 zeichnete das gegenwärtige Marburger Regiment , dessen damaliger Inhaber Freiherr v. Vogelfang schon 1805 bei Vicenza sich ewigen Nachruhm erwarb, sich besonders die unter Major Freiherrn v. Milius stehenden Compagnien bei St. Julien in Frankreich aus. Unser benachbartes Jllirien war wieder unter die Flügel des österreichischen Adlers gekommen. Čemi Georg zog mit seinem Corps, den bloßen Männern in Feß und brauner roth geschnürter Jacke, die Pistolen im Gürtel, hier dnrch. Zur Feier des Friedensfestes war Marburg prachtvoll erleuchtet. Das in diesem Jahre in Gratz errichtete lOte Jägerbataillon kam, ungefähr 200 Mann stark, hier an, wurde aber hier um mehr als 300 Freiwillige vermehrt, die aus den Reichen der gefangenen Franzosen übertra-ten, Leute aus allen Völkern Deutschlands, die in Spanien gedient und in Tirol ihre Freiheit verloren hatten. 1815 standen unsere kriegerischen Söhne ferne der Heimat, als das Verhängniß den Prometheus der Neuzeit an Helenas Felsen kettete und Murats leichter Thron unter den Gewehrkolben der Steirer zertrümmerte. 1816 kam das erste italienische Freibataillon hier durch, Leute ohne Zucht und Ordnung, aus denen später in Pesth das Regiment Waier gebildet wurde. Die grünen Wälschen mit den gelben Aufschlägen standen lange im üblen Andenken. Den erschütternden Bewegungen des mehr als 24jährigen Kampfes folgte nun tiefer Friede, und nur die Courriere, die von und zu den Congressen von Aachen, Trvppau, Laibach 1820, Verona October bis December 1822 rc. hin und her eilten, glichen den sichtbaren Blitzstrahlen, welche die fernen Wetterwolken in Neapel und Griechenland bezeichneten. Die letzte Abtheilung des steirischen Regiments Chasteller unter Hauptmann Deschmeier verließ Marburg. Am 26. November 1817 rückte das in der Mitte October von Prag nach Steiermark versetzte Regiment Vogelsang hier ein, den Stab mit seinem Bataillone erhielt für immer Marburg, das 2te Bataillon Cilli. Trotz den nicht ganz günstigen Elementen schritten Verbesserung und Verschönerung rasch vorwärts in den nun folgenden Jahren; Bürger wanderten wie in alter Zeit zahlreich aus anderen Ländern ein, aus welchen wir nur Jakob Quinz aus Udine, Christof Schäfer aus Sachsen, Menegoldi aus Treviso 1815, Waldscheg aus München 1820, Dank aus Oedenburg 1825 rc. erwähnen; Marburgs Töchter verheiratheten sich, wie einst trt der bessern Zeit, mit ausgezeichneten Fremden, unter denen wir nur Anna Toppo, Tochter der Franzisca Herzog, mit Johann Ritter v. Losenau 1817; Constanze und Jeanette Zeilingcr mit den Hauptleuten von Klopstein, Franz Freiherr von Milius 1823 und Georg Freiherr v. La-motte 1826 anführen. Mit regem Eifer wirkte auch in dieser Zeit unsere Geistlichkeit, und wir treffen wieder mehrere Fälle von Convertirungen, so wurden getauft am 1. Mai 1811 der I Jude Simon Bergoveö, Grenzaufseher von Kolarje; 1821 Elise Polgardi aus Komorn; 1825 die Juden Leon aus Manheim, und Ehrlich. Die letzten Individuen aufgehobener Klöster lebten friedlich hier ab (der Ertrinitarier Joachim, t 1812, alt 80 I., Erpauliner Sellacher, t 1831, alt 77 I.). Unendlich thätig bewies sich die Geistlichkeit während des Nervenfieber 1803, das auch die aus Genua eingewanderte Stamm-Mutter der Bancalary wegraffte, während der Ruhr und der Blattern 1825. Von 1777 bis 1806 kamen über 2000 Taufen, von 1784 bis 1800 aber allein 1436 Todesfälle vor, worunter das schwächste Jahr 1784 mit 55, das stärkste aber 1797 mit 193 Todten war, zu denen freilich die : Oeconomie-Commission ein bedeutendes Contingent lieferte. Die Zahl der Trauungen stieg in den lehien 100 Jahren von 1746 bis 1846 etwas über 2000 Paare, im Durchschnitte in den letzten 5 Jahren immer 20 Paare. 221 Auch in diesem Zeiträume hatte Marburg ausgezeichnete Medicincr: vr. Josef Jakmann, f 1822; Carl Zeilinger, Kreisphysiker, 4 1826; ihm folgte provisorisch vr. Schweiger, wirklich 1830 Anton Kicker, seit 1842 in Gratz. Als Wundärzte nennen wir Bernhard Meck, 11814 • Josef Breiteneder 1827; Johann Malli, Gültenbesitzer 1816. Für die Kunst thätig waren die Schauspiel-Direktoren: Schantrich 1802, Anton Frasl 1803, Kunze (t 24. Jänner 1824), Christel 1825; die Maler: Geringer 1805, Berger (t 1808). Für Recht und Gerechtigkeit sorgten die Bürgermeister: Franz Mühlstein 1814 (starb als Bannrichter in Gratz) und Vincenz Tautscher von 1816 (t 1834); die Advocaten: Pichler, Seiler und Gotisberger 1815, Scheschegg, Jakob Hartnagel (starb den 20. Februar 1838) rc. Für die Moralität spricht der Umstand, daß in einem halben Jahrhunderte hier nur eine Hinrichtung des Müllers von Zellnitz 1829 vorkam. Hochverdient um die weise Leitung des Kreises machten sich die Kreishauptleuke: Freiherr v. Grimschitz seit 1 Juli 1806; Josef v. Kreutzberg (t 19. April 1824); Friedrich Otto, seit 1831 Hofrath in Wien; Ignaz Ritter v. Marquet seit 1832; die Kreiscommissäre: Pollner und v. Ziegler 1806, Apelt 1810, Ritter v. Stellenberg (t 1822), B. v. Kellersberg 1825, B. v. Egger 1832; die Sekretäre: Werte 1802; B. Purcell 1830; Kaiser v. Trauenstern, i'uridischer Schriftsteller, 1842; Franz Pichler; der Kreisforstcommissär Stocker 1826; die Kreisingenieure: Ortner 1813, Baron Born 1823, v. Planer 1832, Koberwein, Twrdy. Die Geschichte der letzten 20 Jahre geht so ziemlich geräuschlos vorüber, um so mehr, als sie es nur mit steigender innerer Bildung, mit aufblühendem Wohlstände und wenig mit äußeren Ereignissen zu thun hat. Weise Verordnungen regelten das Handwerkswesen, so vom 21. April 1802 wegen Transferirung der Gewerbe, 4. December 1802 die Vorschriften für die Trödler, 31. December 1812 die Einführung der Erwerbsteuer, 24. Februar 1827 das allerhöchste Patent für die Wanderbücher, 7. Mai 1838 die Vorschriften für die 32 Commerzial-Gewerbe und die 61 Commerzialbeschäf-tigungen; am 1. August 1842 erschien das neue Postregulativ, modificirt am 1. März 1843. Für die rasch sich vermehrende Bevölkerung sprechen die Taufprotokolle, welche von 1807 bis 1833 allein eine Anzahl von 1863 Gebornen in der inneren Stadt zeigen. Am 23. April 1823 rückte das Regiment Kinsky aus Italien wieder in Marburg ein, von wo es Ende August 1820 mit 2 Bataillonen ausmarschirt, Anfangs Jänner 1821 über den Po gegangen und Ende Jänner über Ancona, Loretto und Terni in das insurgirte Königreich Neapel eingerückt war. Seine Detachements trugen wesentlich bei, die Ruhe in den Abruzzen herzu-stellen, sie warfen die Insurgenten bei Cafa Vicentini, zogen über Aquila und Chietti, besetzten die Festung Pescara und nahmen in Sulmona und Castell sangro 1822 die Winterquartiere. Vom März 1822 bis Februar 1823 bildete das Regiment einen Theil der Besatzung der Hauptstadt Neapel, dasselbe Regiment, mit welchem 1809 General Waquant das von 12000 Franzosen ver-theidigte Dorf Aspern erstürmte. Von 1824 bis 1826 war der Cataster hier thätig unter den Jnspectoren: Pelzet und Rubana, den Geometern Oberan, Meeraus rc. 1829 lagen 2 Compagnien vom Racketencorps durch 6 Monate hier. Von 1833 an stand die Schätzungs-Reclamations-Jnspection unter den Jnspectoren: Tastner, v. Karbon (t 1839) und Kallina in Marburg, 1836 und 1837 aber eine Abtheilung des k. k. Generalstabes unter der Direction der Herren Majore von Maurer und Philipowich mit 10 bis 12 Ober-offizieren, darunter die Herren v. Schweiger, Ciganek, Trungenholz, v. Röschen, Alnach, Hochwalsky rc. Zu den trüben Ereignissen, welche die Stadt in dieser letzten Zeit trafen, gehörten die Ruhr 1829 und 1830; die Theuerung des Gemüses und der Cerealien 1834; ein heftiges Donnerwetter, welches in dem Pfarr-thurme einschlug und mehrmals zündete, 1831; die Cholera 1836; die 3malige Hagelverheerung 1845. Dön Phönomenen bemerken wir die große Sonnen-finsterniß 8. Juli 1842. Zu den Fröhlichsten die Anwesenheit der höchsten Majestäten Kaiser Franz, Caroline, Herzog von Reichsstadt mit ihrem Gefolge im Juni 1830; die Durchreise Ihrer Majestät der jetzigen Kaiserin, abermals die der Majestäten am 17. Mai 1832; die Rückkehr Sr. kaiserlichen Hoheit Erzherzog Johann aus dem Oriente bei feierlicher Beleuchtung der Stadt 1837, die Durchreise der kaiserl. Hoh. E. H. Franz Carl und Stefan 1843, die Festlichkeiten, Beleuchtung der Stadt, des Pfarrthurmes rc., bei Anwesenheit Ihrer Majestäten am 30. August 1844; des Königs von Sachsen 1845. Am 1. October 1845 übernachteten die durchlauchtigsten Söhne Sr. kais. Hoh. E. H. Franz Carl beim Hirschen. Sit militärischer Beziehung erwähnen wir die Durch, Märsche eines Tkeiles der bayerischen Truppen und der deutschen Freiwilligen 1832 und 1833 nach Griechenland, kräftige gedrungene Gestalten, welche sich in den blauen Uniformen, den braunen Filzmänteln mit dem kurzen römischen Schwerte, unter dem festen Caskette recht gut ausnahmen, deren Reste ein greller Gegensatz zu den edlen Hoffnungen deutscher Sugend, mit denen sie nach Hellas gingen — als bedauernswerthe Opfer griechischen Dankes einige Sahre später durch Marburg kamen. Auszeichnungen einzelner Marburger, wie des Burg-verwaltcrs Sirk, welcher am 17. April 1832 die gol-i dene Medaille erhielt rc. Von 1835 bis 1845 starben die ältesten und bekanntesten Personen Marburgs, die noch aus dem vorigen Sahrhunderte herüber lebten, nämlich: 1835 Johann Jakope, Curmeister; am 25. Mai Alois v. Kriehuber, Postmeister, alt 73 J.; Mana Pipusch, alt 102 I.; Johann Toppainer, alt 66 I.; 1836 am 7. März Katharina v. Gasteiger, alt 53 I.; 1837 Juliana Herzog, Lederermeisters-Wittwe, alt 88 I.; Hauptmann Birgoisch; Major von Märzthal; Franz Forstner; 23. Suli Josef Remitz, alt 78 S-; 14. September Frau Schleif, alt 70 I.; 25. November Cacilia Bancalary, alt 81 3-; Hauptmann Baumgartner; 1839 Schleif, alt 63 I.; Girstmayer, alt 63 I., Weidacher, alt 75 3»; Kugelmaier, alt 76 3»; Simon Naglitsch, alt 102 3-; 1840 Alois Stocker, Kreisforstcommiffär, alt 80 3-; Andreas Tscheligi, alt 72 3.; Antonie Ser- X minsky, Stadt-Hebamme, alt 67 3-; Leonore Hatzmann, alt 71 I.; Hauptmann Sebon, alt 60 3.; 3enko, Seilermeister, alt 79 I.; Wolfgang Kaufmann, Bäckermei, fier, alt 64 J.; Lerch, Lederer, alt 72 3.; Seibt, Zeugweber, alt 38 I.; Pilgram, Controlor, alt 75 I.; Sirk, Verwalter, alt 75 I. 1841 Springer, Musikmeister, alt 84 I.; Hartnagel, Lederers-Witlwe, alt 78 I. 1842 Ignaz Pilz, Kaufmann, alt 92 I.; Dominicns Bankalary, alt 81 I.; Anton Senekowitsch, Platzauf-seher und Ehrenbürger, alt 77 I. 1843 Chevalier Filipp Durosv, alt 89 3.; Schober, gewesener Apotheker und Realitätenbesitzer, alt 84 I.; Wilhelm Scheiggl, Realitätenbesitzer, alt73J.; Spaner, Hauptmann Auditor, alt 54 I.; Geist, Buchbinder, alt 76 I.; Pernwie« ser, Wagner, alt 72 I.; Michael Vouk, alt 100 I.; Walter Raabe, alt 70 I. 1844 Löschmgg, Fleischer, alt 71 I.; Sorgo, Strumpfwirker, alt 62 I.; Halbich, Taschner, alt 65 I.; Skube, Kaufmann, alt 59 3-; Echäsmann, Schnürmacher, alt 68 3- 1845 Millnerttsch, Eameral-Cassier, alt 66 3.; 3osef Seillcr, Bürger, alt 83 3-; Spcckmoser, Präfcct, alt 64 3 i 3osef Pommer, Binder, alt 81 3»; Johann Präsens, Arzt, alt 45 3-Unter den ausgezeichneten Männer», welche Marburg am Schluffe des vorigen, so wie in diesem 3ahr-hunderte angehörten, erwähnen wir in Kürze folgende: 1. Den Sesuiten-Prediger 3osef Eastellitz. 2. Stadiphysicus 3öhann Gründl, medicinischer Schriftsteller. 3. Earl Kleinmond, gcb. 1741, ausgezeichnet als Arzt bei Epidemien, dafür von Maria Theresia geadelt, legte er die Würde eines Protomedicus nieder und f als medicinischer Schriftsteller und Stadiphysicus in Marburg 1808. 4. Franz Löw, geb. 1758, Dr. der Rechte und jnri-dischcr Schriftsteller, t 1785. 5. Franz v. Neupauer, geb. 1753, juridischer Professor in Gratz, von Kaiser Leopold II. geadelt, schrieb sehr viele und ausgezeichnete juridische Werke; seine staatsrechtlichen Schriften machten durch ihre Freimüthigkeit Aussehen; er legte seine Professur in Wien nieder und 11835, als er Rector Magnificus rc. war. Sein Bruder Josef, geb. 1756 zu Marburg, wurde 1788 Dr. der Rechte, 1808 kaiserlicher Rath, t 1819. 6. Martin Rottensteiner, geb. 1764, Beamter im cameralistischen Fache; das trübselige Rechengeschäft (er war Rechnungsrath) verwirrte seinen klaren Geist und er f 1808 an den Folgen eines 2maligen Sturzes aus dem Fenster. Er war ausgezeichnet als dramatischer Kritiker. 7. Emerich Spitzig, Jesuit und lateinischer Dichter. 8. Stocher,' Dominicaner und theologischer Schriftsteller. 9. Andreas Tangitsch, einer der ausgezeichnetsten Mechaniker; seine Automaten werden nur von jenen des wackern Tirolers Tschuggmall übertrof-fen. Sein Meisterstück war ein Automat, einen Knaben von 12 bis 13 Jahren vorstellend, der stch in den schwierigsten Seiltänzer-Stücken pro-ducirte, nebstbei aber eine so vollendete Sprach-maschine war, daß er nicht bloß einzelne Worte, sondern ganze Sätze mit dem vernehmlichsten und angenehmsten Organe vorbrachte. 10. Tschego, eines Winzers Sohn, lebte eine Zeit lang kümmerlich in München, erwarb sich den Ruf eines der berühmtesten Medailleurs und Malers. 227 11. Alois Turteltaub, Advocat in Wien, juridischer Schriftsteller. 12. Michael v. Fröhlich, geb. in Marburg, nahm den 19. October 1778 als Major der St. Geor-gcr Grenzer im 4. Preußen-Kriege in der 23er# schanzung bei Dittersbach 110 Mann und den Capitän Rembo gefangen, ward 1783 Obristlicu# tenant der Liccaner, stand 1788 gegen den feindlichen Paß Prolog und rückte mit 1200 Mann gegen Livno, jagte an der Ihm viele Türken bis zum Schlosse Navula, commandirte später zn Dobrozelo, wurde Obrist, vertheidigte am 27. Mai 1789 mit dem Obristen Weiler mit 1500 Mann und 6 Kanonen Dobrozelo gegen 10000 Feinde in 9 Stürmen, wobei 500 Feinde blieben; stand 1793 als General mit dem Banat-Regimente bei der Rheinarmee, 1796 commandirte er in Breisgau, schlug bei Moreaus Rückzug den General Torrcau 3mal, zeichnete sich als Feldmarschall 1799 bei Verona, Legnano und Magnano aus, besetzte Toffano, zeichnete sich bei Novi ans, wurde Inhaber vom Reg. Nr. 28, eroberte Ancona, war von 1803 bis 1810 Commandant von Oblmutz und bis 1815 Regiments - Inhaber von Nr. 28 Infanterie. 13. Mathias Löschnig, geb. 1771 zu Marburg, aus einer der ältesten Bürgerfamilien, wachte seine ersten Studien au dem diesigen Gymnasium, wurde in Gratz 1794 zum Priester geweiht, sup-plirte in seiner Vaterstadt eine Zeit lang die Lehrkanzel der Religion am Gymnasium, versah 15* dann als Provisor von 1808 an die hiesige Stadtpfarre, welcher er als Stadtpfarrer und Kreisdechant von 1811 bis 1830 auf das Würdigste, so wie dem Gymnasium als Vicedirector auf däs Freundlichste Vorstand. Seine Reisen durch Italien mit dem damaligen Chnrmeister Caspar Har-mann und den Marburger Bürgern Fleiß und Pikart, sein tiefer Blick in das innerste Familienleben der ihm so vielseitig verwandten Marburger, Gastfreiheit, edle Humanität, Wohlthätigkcit gegen Arme erhalten ihn im lebhaftesten Anden-, ken der Marburger. Er erbaute 1824 die schone Kapelle im Friedhofe und t am 9. Jänner 1830. Biographie und lithographirtes Bildniß von ihm erschienen durch die Thätigkeit des Professors Suppantschitsch. 14. Anton Suppantschitsch, geb. zu Laibach am 22. Mai 1788, Sohn einer gebildeten, aber unbemittelten Bürger-Familie, besuchte er mit günstigem Erfolge die Lehranstalten seiner Vaterstadt und verließ als Jüngling die theologischen Schulen, um dem glühenden Triebe zur Dichtung, wel»e schon den Knaben begeisterte, zu folgen. Seine Stellung als Hauslehrer bei einem würdigen Cavalier gab ihm Mußestunden genug, sich mit reger Kraft nebenbei seinen Lieblingswisseuschaf-ten, der Geschichte und Alterthumökunde, zu weihen. Einige Jahre später wurde er Professor der Geographie und Geschichte zu Cilli, uiib hier war es vorzugsweise, wo sich der für alles Schöne und Edle rege Sinn des kenntnißreichen und gebildeten Mannes entfaltete. Zahlreiche Journale des I»- und Auslandes enthalten glänzende Proben seines dichterischen Geistes, seiner unermüde-ten Forschungen im Fache der heimischen Alter-thümer; Numismatik, Genealogie, Heraldik und Topographie danken ihm die schönsten Bereicherungen aus jener Epoche. Bei der Organistrung des neuen Studienplanes wurde Suppantschitsch (1819) Humanitätsprofessor zu Marburg; feuriger, gehaltvoller Vortrag machen ihn noch Allen unvergeßlich, die den Kreis seiner Zöglinge bildeten ; im städtischen Kunstvereine aber, der damals in Marburg die Blüthe seiner Leistungen erreicht hatte, dessen Repertoir Suppantschitsch selbst durch einige dramatische Leistungen bereichert hatte, glänzte er als geistvoller Deklamator. 1831 vertauschte er freiwillig mit höchster Genehmigung seinen Lehrplatz mit dem des Verfassers dieser Zeilen, und begab sich im October desselben Jahres nach Capo d' Jstria. Seine zunehmende Kränklichkeit beurkundete bald den Einfluß der ungewohnten Lebensart, er erlag nach schmerzlichen Leiden am 26. Juli 1833. Von seinen prosaischen Schriften, Geschichten, Erzählungen, Biografien, Nekrologen u. s. w. sind die Ausflüge von Cilli nach Lichtenwald und Tüffer, nach Neuhaus und in die Sulzbach von hohem Interesse für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde. Minder heimisch schien er im dramatischen Fache sich zu fühlen, und gerade sein größtes Drama: der Türkensturm auf Marburg, beurkundet mehr den Lyriker und gewandten Erzähler, als den Dichter für die Bühne. 15. Ulrich Speckmoser, geb. am 2. April 1781 zu Stegmühl in Obersteier, wo sein Vater Verweser der Stift Admont'schen Hammergewerke war, legte der wißbegierige Jüngling den ersten Grund seiner Bildung in der lateinischen Sprache zu Admont, und vertauschte seinen Taufnamen Alois gegen den Klosternamen Ulrich. In dieser Epoche war cs, wo das zerstörende Blatterngift den zarten Jüngling ergriff, und ihn vom Anfänge des Winters bis tief in den Lenz an das Siechenlager fesselte. Vor Allem zog ihn Dichtkunst und Beredsamkeit, Geschichte und Botanik an, und für den Zweck der Letzteren begann er schon als Kleriker jene weiten Ercursionen, die er unermü-det bis wenige Jahre vor seinem Tode fortsetzte, durch welche er sich eine so genaue Kenntniß der naturhistorischen und topographischen Verhältnisse des Oberlandes erwarb. Bald nach seiner am 22. September 1805 gefeierten Primiz kam er als Humanitäts-Professor an das academiscke Gymnasium nach Gratz und war in dieser Eigen-schaft durch mehr als 30 Jahre, von 1806—1837, der herzliche unermüdete Lehrer der Jugend, das Band der Eintracht und der Liebe seiner Freunde. In jener Periode erschienen so manche seiner lyrischen Gedichte voll Lieblichkeit und Anmuth in Kollmann's »Aufmerksamen.« Am 5. Mai 1837 kam Speckmoser als Präfect an das k. k. Gymnasium nach Marburg. Rastlos seinen Lieblingswissenschaften lebend, für welche er kein Opfer scheute, wofür als Nachlaß an sein von ihm über Alles geliebtes Stift eine schöne Bibliothek und eines der reichsten Herbarien von 11000 Exemplaren, darunter viele äußerst kostbare Centu-rien von Pflanzen der südlichen Breite sprechen, war er der Vater seiner Studenten, der wärmste Freund der Professoren, der Liebling der Stadt. Am 4. Mai 1845, dem Vortage seiner Ankunft, Morgens Früh 7| Uhr entschlummerte er in Gegenwart seiner Professoren. 16. Friedrich John, geb. 27. Mai 1769 zu Marienberg in Preußen, Sohn eines Rechtsgelehrten, anfangs zum Geniecorps bestimmt, lenkte schon in seinem 12ten Jahre durch besondere Fortifica-tionsgeschicklichkeit die Aufmerksamkeit der Generale Schwerin und Wartenslcbcn auf sich, mußte gegen seinen Willen sich mit 15 Jahren der Handlung in Warschau widmen, und trat auch in diesem Fache ausgezeichnet, 4 Sprachen vollkommen mächtig, 1789 für sein Haus eine Reise an nach Dänemark und England. In London bestimmten ihn die Bekanntschaft mit den Kupferstechern Roir de Manger und Bartolozzi und mißliche Ereignisse, die Strazza mit dem Griffel zu vertauschen und bald seinen Meister Bartolozzi in den Punctirma-nieren zu übertreffen. Sein erstes Bild war Maria Corway. Schon nach einem Jahre glänzte er als gefeierter Künstler in Warschau. Die Porträte des Fürsten Sapieha und Grafen v. Soltik erwarben ihm die Gunst des Fürsten Niclas Radziwill und bald die persönliche Freundschaft des Königs Stanislaus, dessen Liebe ihn zum Academic-Director Füger nach Wien, dessen Entthronung ihn zur Notwendigkeit brachte, sein Leben zwischen den Sorgen der Eristcnz und den begeisterten Leistungen der Kunst zu theilen. Vermählt mit der Ziehtochter der Fürstin Radziwill, Freund des Dichters Alringer, Schützling der Fürsten Liechtenstein und Metternich, begann er die Herausgabe der Bildnisse der k. k. Hofschauspieler, den Cyclus von 32 bayerischen Gelehrten und Künstlern, und gewann die Gnade, daß Se. Mas. Kaiser Franz in Dero Sammlung alle Schöpfungen seines Grabstichels aufnahm; darunter die Meisterwerke zu den Prachtausgaben von Wieland, Klopstock, Grafen Platten, Alringer, Schillers Wallenstein, viele Porträte rc. Er lieferte 105 Platten nach Original-Gemälden zur Aglaja rc., und brach durch 15jähriges Studium eine eigene Bahn der Kupferstecherei. Durch 40 Jahre arbeitete John täglich 15 Stunden und vollendete 302 Platten. Nur die sorgfältige Erziehung seiner liebenswürdigen Familie hielt ihn ab, eine Professur zu nehmen. Am 26. Mai 1832 vollendete er seine letzte Platte, am 30. Mai 1832 kam er für immer nach Marburg, um die Welt zu vergessen und von ihr vergessen zu werden, — nach seinen eigenen Worten. 1836 verlor er seinen ältesten Sohn durch die Cholera, den größten Theil seines Vermögens in Amerika, den Mann seiner Tochter Adelheid — den hochgebildeten Präfecten Heinzl in Görz, endlich 1840 seine Gattin. Hart geprüft und ungebeugt starb der liebenswürdige Greis am 2. September 1843 zu Marburg. Seine Familie bewahrt noch ein reiches Lager seiner vorzüglichsten Stiche, nebst den Platten: dieAnbe-thung der Engel nach Lebrun, Caroline Auguste rc. Das jüngste großartigste Ereigniß, welches Marburg trifft und von nun an hauptsächlich in seine Lebenspulse greifen dürfte, ist der seine Mauern berührende Zug der Südbahn, von welcher wir bereits im ersten Theile Andeutungen gaben. Es liegt außer dem Bereiche dieser Blätter, die Bahn von Gratz bis Cillt ausführlich zu besprechen. Wir erwähnen hier nur, daß 1843 der Unterbau von Gratz bis Neudorf begonnen, 1844 von dort bis über Marburg hinaus fortgesetzt wurde. Die 75° lange Brücke über die Kainach bei Wildon, die Aufdämmungen und Bergarbeiten am Wildonerberge, die kühnen Fclsenspreng-Arbeiten bei Retznei, die Sulmbrücke, nach Howes System vom k. k. Rathe Ghega als erste dieser Art auf dem Continente 1845 vollendet, das hölzerne Viaduct zu Spielfeld, das 13 Bogen lange Mauer-Viaduct vor Aegydi, der 100° lange, am 18. August 1845 vollendete Tunnel eben daselbst, sind die bedeutendsten Objecte vor der Peßnitz, außer den Stalionshöfen von Wildon, Leibnitz, Ehrenhausen, Spielfeld und Peß-nitzhofen. Nicht minder sehenswerth sind von Marburg nach Cilli die 3 Tunnels von Kerschbach, Kreuzberg und Lippa Glava, das 19 Steinbogen haltende Viaduct bei Plankenstein, die Mauerwerke und Wasserregulirungen an der Vogleia vor Tüchern, nahe dem Bahnhofe von Cilli. So ist nun Marburg, früher eine Tagreise von Gratz und eben so weit von Cilli entfernt, jedem dieser beiden Orte auf nur 2 Stunden Entfernung genähert, mit jedem im künftigen Betriebe täglich 2mal, und mithin eben so oft mit Wien und Triest in Verbindung ge- setzt. Die Oberleitung der Bahnstrecke führte in Marburg 1844 bis 1846 der verdienstvolle und ausgezeichnete Herr Oberingenieur Filipp Bolze mit den Herren Ingenieuren Johann Schimke, Erwin Lichotzky, Eduard Bernardelli, Josef Gräber, Gustav Lahn; den Ingenieuren und Assistenten Leopold Hellmann, Michael Wildner, Vincenz Michel, Seiffert, Fruhwirth, Wirth, Fantanella, Kopera, Wagner, Glückselig, Černt) und Wiestnger, welche der Winter 1846 in Marburg vereinte. Der geistreiche Ingenieur Heinrich starb als Opfer seines Berufes 1845 in Ehrenbausen. Am 7. April wurden im Beisein des Herrn k. k. Rathes von Ghega die Stützen der kühnen Draubrücke weggenommen. Am 16. Mai mit der Durchfahrt der Locomotive Ocean und Admont der Schluß des Leitersberg-Tunnels gemacht. Die feierliche Eröffnung der Bahn fand am 2. Juni 1846 Statt, wobei viele ausgezeichnete Gäste zugegen waren. Die erste Locomotive, welche Marburg sah, war am 27. April der Ocean Nr. 331 aus Norris Fabrik im Mafchinengewichte von 280 (Zentnern. Theilweise Probefahrten geschahen rasch nach einander, z. B. am 11. Mai vor allen wichtig war jene mit der Locomotive Straßengel, bei welcher Se. Ercell-der Hofkammerpräsident Freiherr von Kübek, in Begleitung des Herrn Landesgouverneurs Grafen von Wickenburg, am 18. Mai der Südbahn die Weihe der Oeffentlichkeit ertheilte, bei welcher Gelegenheit der Schimmer von 1160 Lampen den Leitersberger Tunnel erhellte. Und so schließe ich denn mit dem wichtigsten Denk« male der Neuzeit, welches auch hier das große Wort: »Vorwärts« an der Stirne trägt, meine Skizze von Marburg, sie nochmals bei dem Beschränktsein auf meine eigenen Kräfte, der Güte meiner Mitbürger, der Nachsicht der Lesewelt empfehlend, mit der Versicherung, daß Berichtigungen jeder Art, die bei einem Werke, das allein bei 7000 Zahlen enthält, sehr willkommen sein werden dem Verfasser. Inhalt -es zweiten Theilcs. i. Die Urzeit bis zur Römerherrschaft 1260 bis 15 vor Christi Geburt............................... Die Urbewohner, Sitten itnfc Gebräuche der celtischen Noriker und brr Pannvnier, Einwanderungen, Tugenden und Fehler, Handelsgegenstände, Gottesdienst, Vermuthungen für den Boden von Marburg. II. Die Römerherrschaft vom Jahre 15 vor bis 476 nach Christi Geburt............................ Verhältnisse des jetzigen Unterlandes zu den römischen Imperatoren und ihre» Statthaltern, Berührungen mit den Barbaren, Beginn der Völkerwanderung. Attila, Theodorich. Innere Zustände des Landes unter den Römern. Verbindung der heimischen Sitten und Gebräuche mit den römischen, Verfassung, Grund und Steuerwesen, Producte, Lebensweise, Gottesdienst, Christenthum, Römersteine in Marburg. Ill, Seite Born Untergänge des weströmischen Reiches bis zur Vereinigung der unteren Kärntner Mark mit der oberen, vom Jahre 476 bis 1140 . 26 Die Wenden, ihre Kämpfe im steierischen Untcrlande mit den Franken und Bayern, ihr Erliegen, Wiederaufleben des Christenthumes int Untcrlande, die Gaugrafen, die Mark Marburg. Innere Zustände, Verschmelzen des slavischen Wesens mit dem germanischen, die Gauverfassung k. Alte Orte in diesen Gauen, das Lehenswesen, die Hofmarken, die Städte. Alte Rechte und Gesetze, Fanatischer Kampf der Slaven gegen das Christenthum. IV. Von der Vereinigung der unteren und oberen Mark unter Ottokar v. von Steier 1140 bis Rudolf von Habsburg 1278 ............... 38 Das Entstehen der Stadt Marburg, Grafen, Kirchenwe-scn, erste Privilegien, die Traungauer, die Babenberger, das Zwischenreich, innere Stadtvcrfaffung. Verhältnisse Marburgs zu Bella und Ottokar. Das Haus Habsburg. Allode und Lehen in unserer Gegend, mächtige Herren. Blüthc der Stadt Marburg. Gesetzwescn, Gaugerichtc, Landgerichte tc. V. Von Rudolf I. bis Maximilian I. 1278 bis 1493 56 Geschichte der Habsburger als Herren des steierischen Unterlandes und Marburgs besonders. Die Stadt-richter. Privilegien des Ortes. Seine Wichtigkeit. Seite Seine Kämpfe. Zudenanstedlungcn, Sitten, Gebräuche , Reichthum, fromme Stiftungen der Mar-burger. Ausgaben und Leistungen der Stadt. Schicksale unter den Skadtrichtern dieser Periode. VI. Bon Kaiser Maximilian i. bis Ferdinand II. M93 bis 1391............................... 87 RegentenThatcn, Reformation, Türkenkriege, Belagerungen Marburgs. Innere Begebenheiten, Verordnungen. Thaten der Stadtrichter. Wildenrainer's Vertheidigung gegen die Türken. Die alten Besitzungen der Stadt, ihre einstigen Wälder am Pacher, Bewährung der Marburgcr Festungswerke, Hexenprozesse. VII. Von Ferdinand ö. bis Josef I 1391 bis 1705 . H9 Aeußere und innere Kämpfe, Religionsedictc, Gegenreform, Tattcnbach's Verschwörung, Scctenwesen, Wirkungen dieser Verhältnisse auf Marburg. Inneres Leben, Landesbewaffnung, Weinhandel, Landgericht, Marburg als Waffenplah, Bürgertrotz, Rechtsfälle. Alte Familien, Feuersbrünste, Reibungen, Kriegsartikel, Burgfricdbercitung, die Marburger Wälder, die Pest, Sinken des Wohlstandes, Garnison, Schul- und Sanitätswesen, die Grasen Kisl. VIII. Don Josef I. bis Josef II. 1705 bis 1780 . . 160 Aeußere Geschichte, Kriege und allgemeine Begebenheiten, innere Verordnungen. Militär, Adel, wichtige Familien und Männer. Seite Won Josef II. bis auf unsere Tage. 1780 bis 1846 186 Aeußere Geschichte. Kriege mit den Türken und Franzosen. Staatsvcrhältniffc, dreißigjähriger Friede, innere Schöpfungen. Marburgs Geschichte von 1780—1800. Skizzen des Kreisamtes, der Monturscommission, das Bürgercorps. Einzelne Begebenheiten in chronologischer Ordnung, die französischen Truppen in Marburg. Freiwillige. Landwehre, wiederholte Anwesenheit der Franzosen, chronologische Begebenheiten und wichtige Männer in allen Zweigen des städtischen Lebens. Das Regiment Kinsky, Cataster. Generalstab, berühmte Männer von Marburg. Eisenbahn. Schluß.