Anleitung zum Bau der Äuckerriibt «ml ö iäurieinvurzel. Bon Jugust Tlchmkkl Zöhttk in Laibach. < r) .».AMsir/ Kidnch 1874. Druck von Igu. v. Kleimnuyr L Fed. Buiuberg. Verlag von A. Tschinkel Söhne. Inhalts-Vermchniß. Seite Zuckerrübenbau. Einleitung.3 Allgemeine Regeln.5 Boden.5 Düngung und Fruchtfolge.6 Vorbereitung des Bodens.7 Zeit des Samcnlegens.8 Dns Legen der Körner.8 Erstes Reinigen und Anflockern der Rübenfelder .... 9 Beraufen und Verziehen der Pflanze.10 Herausnahmen der Rübe.12 Feinde des Samens und der Pflanze.13 Kostenaufwand.13 Zuckerrüben - Ertrag.13 Schlußwort. ' ... 14 Tichorienwurzelbau. Einleitung.16 Boden.17 Zeit und Art des Anbaues.17 Behacken und Verziehen.18 Herausnehmen der Cichorien.18 Schlußwort.19 Zuckerrüben!) url. Einleitung. (^s gibt keinen zweiten landwirthschaftlichen Knltnr- zweig, der so herrliche Blüthen treibt nnd so kostbare Früchte trägt, als der Zuckerrübenbau. Die wohlthätige Einwirkung desselben auf die gesummte Landwirthschaft ist eine so all¬ gemein anerkannte, von den rationellsten Landwirthen und den Lehrern der Landwirthschaft so vielfach beleuchtete That- sache, daß wir uns eine weitläufige Erörterung darüber er¬ sparen können. Diese wohlthätige Einwirkung macht sich hauptsächlich in zwei Richtungen geltend : I. Durch die Hebung der Bodenkraft. — Die Kräftigung des Bodens kann nicht allein durch starke Düngung, sondern mnß besonders dnrch tiefe nnd fleißige Bearbeitung desselben, durch Ausmerzung des zehrenden Unkrautes nnd dnrch ver¬ ständige Anwendung des Fruchtwechsels mit erzielt werden. Der Zuckerrübenbau erfordert vor allem ein sorgfältiges Ein¬ halten dieser Grundregeln einer rationellen Landwirthschaft. Wir können demnach beobachten, daß in den Gegenden, wo dieser vernunftgemäß betrieben wird, die Landwirthschaft zur höchsten Blüthe gelangt nnd das gesaminte Erträgniß derselben ein ungemein erhöhtes ist. Der Zuckerrübenbau muß demnach auch bewirken: II. Die Beförderung des Wohlstandes. Das Kapital wird dnrch den Zuckerrübenbau direct und indirect vermehrt; indirect durch bedeutende Erhöhung des I* — 4 —- allgemeinen Bodenerträgnisses — wie das schon oben bemerkt wurde — und, da das Ertrngniß das sicherste Werthmaß ist, also auch durch Erhöhung des Wcrthes von Grund nnd Boden, Direct dadurch, daß den Landwirtheu i» der Zuckerrübe ein Product erwächst, welches ihnen stets eine sichere Rente abwerfeu muß. Der Preis, der sür dieselbe im allgemeinen stets an¬ gelegt wird und besonders von uns festgestellt ist, damit das Interesse für den Zuckerrübenbau auch in Krain angeregt werde, muß zuverlässig den Erfolg bewirken, daß nach den ersten Versuchen ein regelmäßiger nnd starker Zuckerrübenbau beginnt. Damit wäre dann die unmittelbare Verbindung der Landwirthschaft mit der Industrie auch in Krain eingeleitet. Es ist durch die schlagendsten Beweise erhärtet und von der Wissenschaft anerkannt, daß nur in dieser Verbindung die Landwirthschaft ihren höchsten Aufschwung bewirken kann. Wir betrachten demnach unser industrielles Unternehmen in Laibach nur als Glied einer großen Kette, die sich bilden und alles vereinigen wird, was auf landwirthschaftlichem Ge¬ biete denkt und strebt. Nachstehende Anleitung umfaßt möglichst kurz dieHaupt- momcntc, welche beim Zuckerrübenbau zu beobachten sind, Dieselbe ist nur dazu bestimmt, das Interesse zu er¬ regen und zu Versuchen Veranlassung zu geben. Das erhöhte Interesse wird seine Befriedigung in ausführlichen Werken, welche den Zuckerrübenbau in seinen Beziehungen zur Land¬ wirthschaft und Industrie zum Thema haben, zu finden wissen. Wir hoffen zuversichtlich, daß diese kleine Schrift ihren Zweck erreichen werde. August Tschinkel Söhne. Allgemeine Regeln, welche beim Zuckerrübenbau beobachtet werden müssen, sind: a) Benützung eines geeigneten kräftigen Badens; b) tiefe Bearbeitung desselben: o) zuverlässiger unvermischter Same der besten Zuckerrüben; ct) frühzeitige Bestellung der Felder: s) frühzeitige energische Reinigung und wiederholte Auf¬ lockerung derselben. Boden. Grundbedingung für die Kultur und das Gedeihen der Zuckerrüben sind: a) Die geeignete Bodenbejchaffenheit. Ein sandiger kalkhaltiger Lehmboden, also ein solcher, welcher im allgemeinen für einen guten, milden, weichen und in guter Kultur befindlichen Boden gilt, hat sich am besten bewährt; derselbe soll aber wenigstens t — 1 i/z Fuß tief sein. b) Geeignete Beschaffenheit des Untergrundes. Dieser darf nicht nndnrchlasscnd, nicht zäher Thon fein, sich nicht zu spät erwärmen nnd bei schwacher Erd¬ krume auch nicht zu leicht dnrchlassend sein. o) Tiefe Vorbearbeitung, genügende Auflockerung der Erd¬ krume. Ist die Auflockerung nicht vorbereitet, z. B. durch eine Vorfrucht, welche eine tiefe Bearbeitung erhalten hat, so thut man sehr wohl, auf derselben Fläche 2 Jahre nacheinander Zuckerrüben zu bauen und alle Jahre eine leichte Düngung von gnt präparirtem Dünger, womöglich im Herbste vorznnehmen. 6 Diingmlg und Fruchtfolge. Eine geeignete Düngung bestimmt hauptsächlich die Ernte in Quantität und Qualität. Geeignete, leicht zu beschaffende Düugungsmittel sind nebst dem gewöhnlichen Stalldünger : Holzasche und Knochen¬ mehl, letzteres besonders wenn es mit Schwefel- oder Salz¬ säure aufgeschlossen wird. Der Stalldünger faßt so ziemlich mehr oder welliger alle Bestandtheile in sich, welche die Rübe zu ihrem Ge¬ deihen benöthiget; da jedoch Hanptbestandtheile der Rübe Kali und Phosphorsäure sind, Holzasche aber sehr reich an Kali ist und Knochenmehl sehr diel Phosphorsäure enthält, so wird einlenchteu, daß diese zwei Düngungsmittel die beste Wirkung ausüben müssen. Als Mischung des gewöhnlichen Düngers und bei An¬ lage vou Composthaufen sind dieselben besonders zu empfehlen. Frischer Dünger, viel Amoniak haltender oder anderer schnell treibender Mist, wie z. B. von Pferden und Schafen, nährt zwar die Blätter üppig, schadet aber der Zuckerbildung in der Wurzel uud ist daher auf Zuckerrüben-Aeckeru wenig oder gar nicht zu verwenden. In Hinsicht der Fruchtfolge läßt sich keine für alle Fälle giltige Regel aufstellen, nur so viel kann man aus der großen landwirthschaftlichen Praxis aller Länder mit Sicherheit folgern, daß die nach einer einjährigen Vorfrucht gebaute Rübe bedeutend,gehaltreicher ist als die ini frischen Dung erzeugte. Die geeignetste Vorfrucht der Rübe wird immer die sein, welche den Acker in den besten Zustand für deren Kultur versetzt, die ihn uemlich vom Unkraut möglichst rein und im lockern, leicht zu bearbeitenden Zustande hinterläßt. Diese Eigenschaften haben besonders: Lupinen, Erbsen, Wicken, Mischling, überhaupt Grünfntter, nur Luzerne und Espar¬ sette sind nicht zu empfehlen. Auch Roggen ist eine sehr gute Vorfrucht uud wirkt besonders auf die Qualität der Rübe. — 7 — Durch das zeitige Abmähen des Grünfutters wird das Unkraut gewöhnlich vor der Reife des Samens oben ver¬ nichtet. Eine zeitige Ackerung zerstört dasselbe in seinen Wur¬ zeln und erlaubt durch die Zersetzung desselben im Boden, es noch als Düngnugsmittel zu benützen. Durch die von obengenannten Pflanzen bewirkte Be¬ schattung des Feldes bei Feuchtigkeit (durch Regen und Thau) und Wärme wird der Boden in lockeren Zustand versetzt, der ein gutes Gedeihen der Rübe im zweiten Jahre bei wenig Arbeit für Unkrautvertilgung erwarten läßt. Vorbereitung des Bodens. Die Zuckerrübe hat das Bestreben, sich mit ihrer gan¬ zen Wurzel in die Erde zu versenken. Wird ihr das ermög¬ lichet durch tiefe Umgrabung oder Ackerung des Feldes, so muß ihre Ernährung und ihr Gedeihen viel besser von statten gehen. Die Ackerung soll wenigstens 12 Zoll tief sein, tiefer ist es natürlich noch besser, denn je mehr Boden durch ver¬ ständige Bearbeitung und Düngung der Befruchtung zuge¬ führt wird, desto lebhafter müssen sich alle Pflanzen ent¬ wickeln. Dessen sollen die Landwirthc besonders eingedenk sein und sich daher mit tief und gut ackernden Pflügen ver¬ sehen. Man findet diese da ausschließlich, wo die Landwirth- schaft bereits zu einer hohen Blüthe gelangt ist. Eine erste tiefe Ackerung muß - abgesehen von der allfälligen Stoppel- einackernug — im Spätherbste vorgenommen werden, damit die Erde durch den Frost zerrissen und so vollständig ge¬ lockert, durch die Einflüsse der auch für den Boden viel näh¬ rende und zersetzende Bestaudtheile enthaltenden Luft ge- kräftiget werde. Jin Frühjahre folgt eine zweite Ackerung, nach dieser werden die Aecker sofort sehr sorgfältig geebnet, und zwar urit einer guten Egge oder mit Haken, so auch mit einer Walze, am besten mit einer Handwalze. 8 — Zeit des Samenlegens. Die möglichst schnelle Entwickelung der Zuckerrübe macht ein frühzeitiges Legen des Samens nothweudig, denn läßt man die wärmere Jahreszeit herankmnmen, hat der Baden die zum gleichmäßigen Anfgehen des Samens so sehr nothwcndigc Winterfeuchtigkeit größtentheils schon verloren. Ein Same in trockene Erde gelegt, entwickelt sich nur kümmerlich und bildet größtentheils nur schwächliche Pflanzen. Darum wolle man auch folgende Regeln beobachten: Müssen Felder beim Eintritte höherer Wärmegrade oder trockener Winde vorbereitet werden, so läßt man diese sofort an demselben Tage mit Samen bestellen, damit dessen Anf- gang gesichert wird. Ein guter Aufgang läßt am sichersten eine gute Ernte erwarten. Die Zeit des Legens wird bedingt: durch loeale klima¬ tische Verhältnisse, den früher» oder spätern Eintritt der Frühjahrswärme, sowie die Beschaffenheit und Lage der Rübenfelder. Sind die Verhältnisse günstig, muß das Legen in den ersten Tagen des Aprils begonnen und jedenfalls in diesem Monate auch beendet werden. Kältere und tiefer gelegene Felder bestellt man gegen Ende April. Das Legen der Körner. Die Körner werden in einer Entfernung von 14 Wiener- Zoll im Qnadrat gelegt; die Bezeichnung der Pflanz- oder Leg¬ stellen geschieht durch den sogenannten Reihenzieher (Markör), der die Gestalt eines breiten Rechens hat, dessen Zinken (Zacken) aber 14 Zoll auseinander stehen. Mit diesem Markör zieht man Längen- und Qnerlinien; wo die Linien sich kreuzen, wird der Same eingelegt. Das Legen des Samens wird gewöhnlich von größeren Knaben und Mädchen vollzogen. Dabei muß jedoch die strengste 9 Aufsicht sein, denn nur zu häufig können durch Lässigkeit mar- kirte Stellen übergangen oder gelegte Körner mit Erde zu überdecken vergessen wcrdein Jeder Leger hält eine bestimmte Quantität Samen in einer nm den Leib gebundenen Schürze oder einem Tuche, woraus er mit der linken Hand 5 — 8 Körner nimmt, diese in eine kleine Grube der markirteu Stelle legt und dieselbe sorgfältig mit Erde zudeckt. Die kleinen 2 Zoll tiefen Gruben können mit der rechten Hand, oder was viel besser und praktischer ist, mit kleinen Hacken, die der Leger in der rechten Hand hält, gemacht werden. Ein Sicherheitsmittel, damit keine markirteu Stellen übersehen werden, ist auch, daß der betreffende Leger sofort, nachdem er die Körner gelegt und mit Erde überdeckt hat, auf die Legstelle seinen Fuß setzt und so bezeichnend vorwärts schreitet. Das hat auch noch den guten Zweck, daß die feuchte Erde sofort an den Samen ge¬ drückt wird, wodurch man den Walzen vorarbeitet. Das gleich¬ mäßige Eindrücken der Erde durch die Walze erfolgt unmit¬ telbar darauf. Da hier in Kraiu das Legen der Kukurutzkörucr (Mais) auf ähnliche Art- geschieht, wird das Rübenpflanzen trotz der dabei genau zu beobachtenden Eigenthümlichkeiten keine Schwierigkeiten verursachen. Erstes Reinigen und Anflockern der Riibeufelder. Ein ferneres wesentliches und entscheidendes Moment für das Gedeihen der Rübenpflanzen ist das Reinigen der Felder vom Unkraut und dabei gleichzeitiges Anslockern dcr Erdoberfläche, was mittelst 5 Zoll breiten Hacken geschieht. Von dem Fleiße und der Energie, welche vom Cultivatcur auf diese Verrichtung verwandt werden, ist das erste gute Ge¬ deihen und die weitere zeitige Ausbildung wesentlich abhängig - in seiner Hand liegt es oft allein, indem er hierbei keine Mühe¬ waltung, keine Geldmittel scheut, selbst die weniger günstigen Witterungseiuflüsse des Jahrganges zum größeren Theile zu 10 paralisiren »ud für seine Opfer reichlich entschädiget zu werden. Das Behacken resp. Reinigen der Felder mnß daher so frühzeitig als nur möglich geschehen, d. i. sobald die Pflanzen eine beiläufige Länge von 2 Zoll erreicht haben. Dabei soll inan auch alle nur möglichen Arbeitskräfte verwenden, damit es rasch von statten gehe. Das Vertilgen des Unkrautes durch das Behacken be¬ freit die Rübe von ihren gefräßigsten Schmarotzern und ver¬ mittelt dadurch ihr ungehindertes Erstarken. Bcraufen nnd Verziehen der Pflanze. Der so bcthätigte Eifer beim Reinigen nnd gleichzei¬ tigen Anflockern der Felder sieht sich bald durch schuelles Ge¬ deihen der Rübcupflanzen belohnt. Die von gutem Samen entsprossenen Pflanzen werden zu starken Büscheln; diese würden jedoch durch längeres Znsammenstehcn die Boden¬ kraft zwecklos verzehren und der einen Hauptpflanze in der Ausbildung ihrer Größe nnd des Gehaltes sehr hinderlich sein, wenn man auch hier säumig Vorgehen wollte. Ein schleu¬ niges Zuhilfekvmmen ist doppelte Hllsv- Aus Rücksicht ans Viehhaltung die in Büscheln stehenden Pflanzen größer werden zn lassen, ehe man sie berauft, ist höchst schädlich, da die von den überflüssigen Pflanzen zu spät befreite Rübe gewöhnlich kränkelt nnd sonach keine voll¬ kommene Ausbildung erhält. Sobald man die Pflanzen gut nut den Fingern fassen kann (gewöhnlich wenn sie die Größe von 3 Zoll haben), soll man sie verziehen, d. h. der Arbeiter zieht, während er die stärkste Pflanze des Büschels mit der linken Hand festhält, die übrigen mit der rechten Hand aus nnd drückt den anf- gelvckerten Boden wieder an die stehen gebliebene Pflanze. Damit verhindert werde, daß bei eingetretener, das Ausziehen erschwerender Trockenheit nicht blos die Blätter abreißen, die — 11 — stehen gebliebenen Wurzeln aber fortwachsen, lockert in diesem Falle der Arbeiter mittelst einem knrzeu, etwas zngespitzten Holze die Erde an den Pflanzen vor dem Ausziehen ans. Sind nicht überall die Körner aufgegangeu, so muß man entweder an die leeren Stellen frischen Samen legen oder, was praktischer und Vortheilhafter ist, von den kleinen aus- gezogenen Pflanzen die stärksten an diese Stellen setzen. Einige Tage nach dem Verziehen muß das Behacken mit vorher erwähnten 5 Zoll breiten Hacken ebenso ernstlich als unausgesetzt, und zwar zwei- und auch dreimal, so lange bis die Felder von den Rübenblättern überzogen sind, fort¬ gesetzt werden. Die nach dem ersten Behacken größer gewordenen Rüben gestatten ein tieferes Auflockern der Erdoberfläche, welches das schnelle Gedeihen der Rübe wesentlich befördert. Zeigt sich auch wenig Unkraut, so unterlasse man dennoch bis zu gedachtem Zeitpunkte das Behacken und Auflvckcrn nicht, und zwar umsoweniger, wenn andauernde Trockenheit eintritt. Es ist eine erwiesene Thatsache, daß das Behacken die Rübe großzieht. Eine alte Regel sagt: „Alan muß die Rübe großhacken" oder „das Hacken bringt Zucker." Das Auslockcrn des Bodens macht denselben sozusagen schwammartig und ungemein empfänglich für die leeren Nieder¬ schläge der Atmosphäre, insbesondere des Morgenthaues, wel¬ chen die vielen feinen Wurzeln der Rübe begierig aufsaugen; die Auflockerung bewirkt aber auch, daß die bisher noch nicht aufgelösten Nahrungsstoffe der Erdkrumme durch das erleich¬ terte Eindringen der atmosphärischen Niederschläge sowie der Sonnenstrahlen aufgeschlossen und der Rübe zngeführt wer¬ den. Wer an der Wahrheit und der Zweckmäßigkeit des Eben- gesagtcn noch zweifelt, suche sich wenigstens durch gründliche und vergleichende Versuche von der hohen Wichtigkeit dieser Erfahrung für den Zuckerrübenbau zu überzeugen. — 12 — Herausnehmen der Rübe. Man fängt gewöhnlich Mitte September an, die Rübe ans der Erde zu nehmen. Ein zeitigeres Herausnehmen ist deshalb schädlich, weil der Zuckergehalt der Rübe im Monat August und Anfang September am meisten zunimmt. Das Heransheben wird am besten mittelst Spaten voll¬ zogen. Die Spaten, welche von Eisen sein müssen, gleichen ganz den gewöhnlichen Getreideschanfcln, sie dürfen also nicht in eine Spitze auslaufen. Die heransgehobene Rübe befreien Kinder von der ihr anhaftenden Erde, und den Blättern; diese werden mittelst eines Messers knapp an der Wnrzelkrone abgeschnitten. Die Blätter kann man theilweise als Viehfnttcr be¬ nützen, anderntheils läßt man sie auf dem Felde liegen und ackert sie nut ein, dadurch erhält daS Feld gleich einen Theil der demselben entzogenen Kraft wieder. Hier in Kram herrscht die üble Gewohnheit, die Rübe während ihrer Entwicklung abzublatten, um mit den Blät¬ tern das Vieh zu füttern. Das können wir nicht stark genug verdammen; nichts schadet der Entwicklung der Rübe mehr, als das Berauben ihrer Blattkronc. Der allweise Schöpfer hat nichts zwecklos erschaffen, alles hat seine große Begrün¬ dung. — Wie sehr obiger Satz von den Zuckerrüben bauenden Oekonomen allerorts als richtig anerkannt und gewürdiget wird, beweist die große Strenge, mit der sie daraus achten, daß der Rübe ihr natürlicher Schutz nicht geraubt werde. Können die hcransgenommenen Rüben nicht sofort vom Felde geführt werden und fürchtet man einen Frost, so schlichte man dieselben pyramidenartig zusammen und bedecke sie einige Zoll mit Erde, dann erhalten sie sich den ganzen Winter hindurch recht gut. Dies heißt das Einmnthen. Die Pyramide oder Muthc soll an ihrer Grundfläche nicht über 5 Schuh breit und nicht über 4 Fuß hoch sein, lang kann sie dagegen nach Belieben gemacht werden. Bei zu hohen und breiten Muthen gerathen die Rüben öfters in Brand. Sollen die Rüben in — 13 — solchen Mnthcn den ganzen Winter über anfbewahrt werden, so muß inan sie zeitweise untersuchen, ob sie nicht hie und da zu faulen anfangen. Sie faulen besonders leicht, wenn sie aus nassen Jahrgängen herstammen. Feinde des Samens und der Pflanze. Der süße Kern des Samens wird von kleinen llielfüßigen Würmern, welche in manchen Jahren, begünstigt durch das Wetter, in großer Menge sich in der Erde vorfindcn, anf- gefressen oder abgcnagt, oft auch schon frühzeitig von der Larve des Maikäfers (Engerlings, welche selbst in den Monaten Mai, Jnni, .Juli der Wurzel ein gefährlicher Feind wird, ebenso beschädiget ein brauner, dein bekannten Mehlwurm ähnlicher Wurm den Samen gerne. Diese Angriffe möglichst unschädlich zu machen, ist es sehr räthlich, niemals mit dem Samen zn sparen. Man er¬ spart sich dadurch das spätere Nachpflanzen ; unter 5 bis 8 Körner sollten nicht in eine Grube gelegt werden. Das be¬ trägt auf die Fläche eines Joches (1600 lH Klafter) 1.2 bis 1 ö Pfund. Kostenaufwand. Mit Rücksicht auf den in Krain üblichen Taglohn von 30 bis 40 kr. betragen die sämmtlichen Kultnrkosten eines Joches Acker für Graben oder Pflügen, Haken oder Eggen, Walzen, Reihenziehen mit dem Markör, Saiuenlegen, Nach¬ walzen, Behacken, Verziehen oder Beranfen der Rübenpflanzen, Herausnahmen und Reinigen 16 bis 20 fl. Zuckerrüben-Ertrag. Unter Beobachtung der oben ausgesprochenen Grund¬ sätze erzielt man auf einer Fläche von 1600 lH Klafterst. Joch) bei einem Halbwegs günstigen Jahre 300 bis 400 Zentner. Der höhere Ertrag in manchen Jahrgängen gehört zn den günstigen Ausnahmsfüllen. — 14 — Schlußwort. Wir wollen noch bemerken, daß wir für den Zentner Zuckerrübe 50 bis 55 kr. je nach der Qualität anlegen wer¬ den; es ist das ein Preis, wie er nirgends in Oesterreich in dieser Höhe bezahlt wird. Es liegt uns, wie im Vorworte schon bemerkt, daran, das Interesse für den Rübenbau zu erwecken und zu Versuchen anzuregen. Sobald wir diesen Zweck erreicht haben werden, ist die Grundlage zu einem aus¬ gedehnten Rübenbau gelegt, denn jeder berechnende Oekvnom wird sich nach den ersten Versuchen das Gestäudniß machen müssen, daß er bei keiner anderen landwirthschaftlichen Frucht, selbst im günstigsten Falle nicht, einen so hohen Nettogewinn erzielen kann, auch wenn für die Rübe nur ein Preis von 35 bis 45 kr. pr. Zentner angelegt würde, wie in Ungarn uud Böhmen. Auch wird er bald merken, daß die Rübe den Witterungseinflüssen mehr widersteht, als jede andere Frucht, demnach die Garantie einer beständigen Rentabilität im höch¬ sten Maße in sich vereiniget. Sollte einer oder der andere für den Rübenbau sich interessirende Oekonvm über Einzelnheiteu noch nähere In¬ formationen wünschen, so bitten wir ihn, sich diesfalls directe au uns zn wenden. Auch steht eine volle Einsicht in unseren Oekonomie- betrieb bei Laibach und in GroßlnPP bei St. Marein jeder¬ zeit offen. Den besten und keimfähigsten Samen liefern wir zum Kostenpreise (25 kr. pr. Pfund), nur müssen uns dagegen zn dem oben bezeichneten Preise seinerzeit die geernteten Rüben geliefert werden. Gleichzeitig machen wir auf unfern vorzüglichen Zucker - Mokrrüken - 8mnen (Möhren oder gelbe Rüben) aufmerksam. — 15 — Die in Kram producirten Möhren sind so schlecht an Qualität, daß wir die Ueberzeugung hegen, jeder Oekonom Iverde. nach den ersten Versuchen mit unserm Samen denselben dann jederzeit benützen. Die ans unserm Samen producirten Mohrrüben liefern nicht nur ein sehr angenehmes und süß schmeckendes Gemüse, sondern infolge ihrer Qualität auch ein ausgiebigeres Vielp futter. Ueberdies kaufen wir die ans unserm Samen erzeugten Möhren jederzeit und in jeder Quantität fast um den doppelt höheren Preis, als für welchen hiesiges, für unsere Zwecke unverwendbares Produkt angeboten wird. EietwriemvurzeTuu. Einleitung. Es liegt im Interesse eines jeden Landwirthes, seinem Grund und Boden das höchstmögliche Erträgniß abzugewinnen; nm aber ein solches zn erzielen, genügt die gute Bearbeitung und Düngung seiner Felder allein nicht, sondern es hängt das¬ selbe sehr wesentlich auch Non der richtigen Wahl der anzn- bauenden Früchte selbst ab. Durch keine Frucht aber ist der Landwirth im stände, ans seinen Feldern einen höheren Nutzen zn ziehen, als durch den Anbau öon Cichvrienwurzeln. lieber das bedeutende Erträgniß dieses landwirthschaft- lichen Knltnrzweiges spricht sich Dr. Karl Sprengel, königlich preußischer Ockonomierath, in seinem vortrefflichen Werke: „Meine Erfahrungen im Gebiete der allgemeinen und spe- eiellen Pflanzenkultur" auf das allergünstigste ans ; der deut¬ lichste Beweis dafür muß aber wohl in der Thatsache erblickt werden, daß der Anbau von Cichvrienwurzeln in Deutsch¬ land im großartigen Maßstabe betrieben und von jedem ratio¬ nellen Oekonomen als hervorragend lohnend bezeichnet wird. Die klimatischen nnd Bodenverhältnisse in Krain sind dein Cichorienwurzelban ganz besonders günstig. Wir selbst haben Erträge bis zu 300 Zentner pr. Joch zu verzeichnen, und während unserer mehrjährigen Thätigkeit auf diesem Ge¬ biete der Landwirthschaft traf uns noch keine Mißernte. Da wir gegenwärtig überdies in der Lage sind, den Zentner grüne Cichorienwurzeln mit fl. 1'20 zn bezahlen 17 und uns weiters bereit erklären, jenen Landwirtheil, welche geneigt wären, Cichorienwurzeln zu dem Zwecke anznbanen, uni selbe zu verkaufen, den hiezu nöthigen Samen, der uns auf fl. 1'30 pr. Pfund zu stehen kommt, gratis zu verabfolgen, so zweifeln wir nicht, daß sich viele Oekonomen Krams be¬ wogen finden werden, Versuche mit dem Anbau vou Cichorien- wurzeln zu machen, deren günstige Resultate sie ganz zuver¬ sichtlich zur fortgesetzte» Pflege dieses Knltnrzweiges bestim¬ men werden. Die nachfolgenden Abschnitte sollen nun den Zweck ha¬ ben, dem Landwirthe eine praktische Anleitung znm Cicho- rienwnrzelbau an die Hand zn geben. Boden. Die Cichvrie (Cichvrienwnrzel) muß, wenn sie dicke nnd lange Wurzeln oder mit anderen Worten, wenn sie einen großen Ertrag liefern soll, einen tief bearbeiteten Boden finden, und sie wächst besonders da sehr gut, wo man das Land im Herbste zuvor gut düngt und so tief als möglich ackert. Am besten geräth sie auf lehmig-sandigen oder sandig-leh¬ migen Bodenarten, kommt jedoch bei guter Düngung auch recht gut auf leichtem Sandboden fort. Was dem Boden, besonders um Laibach herum, an Tiefe abgeht, ersetzt das warme und feuchte Klima. Die Wurzelu werde» daselbst zwar nicht so lang, dafür aber dicker, und haben wir, wie schon erwähnt, einen Ertrag von 300 Zentner pr. Joch auf ganz seichten: Boden erzielt. Zeit und Art des Anbaues. Die beste Zeit zum Anbau der Cichorien ist die zweite Hälfte April; ein früherer Anbau ist nicht rathsam, da bei eintretenden Frösten die Wnrzeln später in Samen schießen. Der Anbau wird auf folgende Art bewirkt: Ist das Feld im Herbste schon geackert und gedüngt, so ackert man dasselbe 2 18 im Frühjahre unmittelbar üar dem Anbau ganz seicht, eggt es gut ab und säet den Samen vben ans. Derselbe wird ans die Art, wie der Klee, jedoch bei weitem nicht so dicht wie dieser gesäet; man rechnet auf 1 Joch nur 6 Pfund Sameu. Der Same wird, wenn er angebaut ist, mit Rechen ciu- gerecht, dann eingetreten oder gut gewalzt. Da es manchem Landwirthe nicht möglich ist, das zum Anbau der Cichorieu- wurzeln bestimmte Feld im Herbste vorzurichten, so wollen wir hier darauf aufmerksam machen, daß es im Frühjahre besser ist, dasselbe nicht gar zu tief zu pflügen, damit nicht tobte Erde anfgeackert werde, worin der Same schwer zum Keimen kommt. Behacken und Verziehen. Die erste Behackung der Cichorien muß schon acht, höchstens vierzehn Tage nach deren Anfgang vvrgenvmmeu werden. Man hackt sie das erstemal ganz seicht und vereinzelt sie, so lauge sie noch klein sind, gleich bei der erste» Behackung auf 6 bis 8 Zoll Entfernung Das zweite Behacken geschieht tief; man fährt mit der Hacke nm die Pflanzen herum, und stehen selbe noch zu dicht, so werden sie erneuert vereinzelt. Wie oft die Cichorien behackt werden müssen, läßt sich nicht bestimmen; man hackt sic, so oft das Unkraut darin wächst, nnd läßt sie von lehterm nie überwuchern, da dies dem Ertrage einen wesentlichen Abbruch thun würde. Heransnehmell der Cichorien. Die Zeit der Ernte fällt in die zweite Hälfte September. Man nimmt die Wurzeln so tief als möglich mittelst des Spa¬ tens heraus, was, da dieselben sehr mürbe sind, nur mit gro¬ ßer Vorsicht zu erreichen ist. Wenn die Wurzeln zerbrochen werden, so ist dies nicht nur ein materieller Schaden für den Oekonomen, sondern man verunreinigt durch das theilweise 19 Steckeulassen derselbe« in der Erde auch das Feld, weil die Wurzeln durch die Fröste im Winter nicht zugrunde — und daher im Frühjahre wieder aufgehen. Wir haben Proben mit dem Aus ackern der Wurzeln gemacht und ganz gute Resultate, erzielt. Es kostet dies we¬ niger, als wenn sie dnrch Arbeiter herausgenommen werden, und sie kommen auch reiner aus der Erde. Man muß sie aber so tief als möglich, wenigstens 14 Zoll tief, ausackern und die. Furche gut durchhacken. Das Reinigen der Wurzeln vom Kraute wird durch das Abdreheu, nicht dnrch das Abschneideu desselben bewirkt, weil mit dem Abschneideu des Krautes oft auch Cichvrie mit ver¬ loren geht. Die Blätter liefern, getrocknet, ein sehr gutes Futter und werden vom Rindviehc, grün auch von Schwei¬ nen sehr gerne gefressen. Schlußwort. Nach Cichorien bant man gewöhnlich Zuckerrübe au, welche, ohne daß es nothwendig ist, das Feld zu düngen, einen sehr guten Ertrag liefert und viel weniger Arbeit gibt, da durch die Kultur der Cichorienwnrzel der Acker schon vom Nnkrante gereinigt ist. Zum Schlüsse wiederholen nur, daß wir, um die Lust zum Cichorienwurzelbau zu wecken, allen jenen Landwirthcn, welche damit Versuche zu machen gesonnen sind, den hiezu nothweudigen Samen unter der Bedingung, daß uns seiner¬ zeit die geernteten Cichorieuwurzeln um den eingangs er¬ wähnten Preis geliefert werden müssen, gratis geben wollen, — ein Bvrtheil, der gewiß berücksichtiguugswerth und zu Anbauversuchen ermunternd ist.