Besondere Beilage l. zur Laibacher Zeitung Nr. 80 vom 4. Juli 1848. Unmaßgebliche Vorschläge eines Landmannes. AVir leben in dcr Zeit, wo Jeder seine Ansichten und Meinungen frei heraussagen oder auch durch Schrift veröffentlichen kann, die cr sich vor Gott und den Menschen zu verantworten getraut, und so gibt denn hierein schlichter Landwirt!) nach seinem einfachen Verstände einige Vorschläge zum Besten, von denen wenigstens einige nach seiner Ansicht dringend nothwendig sind zum Wohl des Allgemeine», besonders aber des Landbauers, dessen Zustande bisher wenig Berücksichtigung gefunden haben. Mögen dazu berufene, weise Männer diese hier folgenden Vorschläge prüfen! Es ist immer anzunehmen, daß sie darunter manches Körnchen gesunden Weizens finden werden, und wenn dann nur Einiges in Anwendung kommt, was cm Landwirt!) hier vorschlägt, so würde cr sich belohnt genug finden. I. Die herrschaftlichen Grundsteuern sollten, nach einem billigen Ausmaß vertheilt, fortbestehen; auch könnten sie mit den dießfalligen Steuern anderer Lander verglichen und so regulnt werden. 2. Die drückende Verzehrungssteuer sollte ganz abkommen; wir haben Jahrhunderte ohne dieselbe gelebt, und der Staat, so wie das Volt, haben sich dabei gut befunden. » Weindaz sollte so bemessen werden, daß man in dcr Stadt vom Eimer etwa l si., auf dem Lande 4« kr zu zahlen hätte. 5. Brücken- und Wegmauthen sollten so regulirt werden, daß nur die Staatsausgabcn dafür vollkommen gedeckt sind. 5». Diejenigen, die sicheres, eigenes Vermögen besitzen, sollten von Pensionsgenüssen ganz ausgeschlossen werden, tt. Die nicht Vermöglichen, die treu gedient haben, sollen so viel Pension erhalten, dasi sie sich davon ernähren können. 7. Das Kanzlei-Personale, besonders bei den Rechnungöstellen, sollte wenigstens auf die Hälfte reduzirt werden. 8. Die Gehalte der höhern Geistlichkeit sollten geschmälert werden, dafür könnten die Ca-pläne eine Zulage erhalten, die am fleißigsten im Weingarten des Herrn arbeiten. i> Der Salzpreis sollte bedeutend ermäßigt werden. 10. Das Gleiche gilt von dem Preise des Tabaks. II. Das Gerichtsverfahren, besonders Prozesse, sollten einen bestimmten Termin erhalten, bis zu welchem sie zu Ende geführt seyn müssen. Diese willkürliche Verzögerung bei denselben, wie jetzt, taugt nichts. 12. Die alten Rechte der Gemeinden auf Waldungen, Hutweiden lc. sollten abkommen, so daß nur der wahre Eigenthümer das Recht darauf habe. »3. Die Gemeinde-Hutweiden sollte man vertheilen. 14. Für Kranke sollten auch in den größern Ortschaften auf dem Lande^ Spitäler errichtet werden, und zwar von Gemeindebeiträgen. 15. Die Unterstützung der unehelichen Wö'chnerinen in Städten sollte dem Landmanne nicht zur Pflicht gemacht werden. 1«. Alle Stände sollen ein gleiches Recht vor Gericht gegen einander haben. 17. Eingebrachte Deserteure sollten bei dieser kleinen Eapitulationszeit ohne Umstände standrechtmäßig behandelt werden, wodurch vermieden wird, daß nicht so viele Diebstähle und Räubereien auf dem flachen Lande ver< übt werden. 18. Bei der Nekrutirung sollte man alle jene Taugenichtse besonders berücksichtigen, welche den Gemeinden zur Last fallen. I!). Große Verbrecher, als: Mörder, Räuber ?c., sollte man nie auf eine Festung setzen, sondern, wenn sie überwiesen sind, mögen sie den Tod durch Nachrichtcr erleiden. 2«. Bei Besetzung dcr Aemter sollte der Adel nic einen Vorzug haben, sondern nur Gelehrsamkeit, wahres Talent, Redlichkeit und erprobte Tauglichkeit. 2U. Die grundherrlichen Gaben sollten den Gaben an die Bezirks-lierrschaften so einverleibt werden, daß sie unter Einem gezahlt werden könnten. 22. Die grundhcrrliche Noboth und alle Naturalgaben an die Grundherrschaft sollten aufgehoben werden. 23. Das Gleiche sollte vom sogenannten Forsthaber gelten. 24. Der Zehent sollte vom Staate aufgehoben werden. 25. In der ganzen Monarchie sollte ein ganz gleiches Geld cm siren. 2il. Die Grundherren sollten in dieser bewegten Zeit nicht darauf dringen, daß ihnen der Zehent und die Noboth geleistet werden, bevor der Reichstag darüber entscheidet, weil sie dadurch das Landvolk nur zur Auflehnung aufwiegeln. Sie sollten sich gedulden, danach dem Ausspruchc des Reichstages ihnen alles bezahlt werden wird, was dieser entscheidet. Johann Sever, in St. Veith. Besondere Beilage n. zur Laibacher Zeltung Nr. öo vom 4. Juli I84U. Qffenes Tchreiben. SDie Fragen des mlt der Chiffer P. H. unterzeichneten Artikels in Nr. 49 des Illyrischeu Blattes, — auf welchen der slovenischc Verein in Nr. 5»2 derselben Zeitschrift eine Erwiederung richtet — hatten nicht den Zweck, Antworten oder Discussionen herbeizuführen; sie wollen nut kurz eine andere Seitc der öffentlichen Meinung aussprechen ^ die Freiheit der Rede wahren und mehrseitig zum un-gescheuten (doch dabei nicht unbesonnenen) Spreche» nnd Handeln für die gute Sache anregen. Ferne lag es von ihnen, der Achtung oder dem Vertrauen gegen einen Stand oder eine Association nahe zu treten. Dasi der Gefertigte dabei im Scheine der Anonymität geblieben ist, dieß war nicht gesucht. Sein Aufsatz war ohne alle Unterzeichnung, und das begleitende Schreiben an den Verleger der Zeitschrift enthielt die volle Unterschrift des Namens ohne Verwahrung gegen Nennung desselben. Es war hiermit der Rebaction dcb Blattes freigestellt, den Arttkelschreiber zu nennen, oder nicht, und diese wählte . ohne viel Bedenken den Mittelweg; sie unterzeichnete bloß die 'Anfangsbuchstaben des Namens. Diese Chiffre ist übrigens keine vollständige, sondern nur eine theil weise Anonymität und den Lesern der >>!Xnvice" nicht ganz unbekannt. Von solcher Anonymität will auch der Gefeltiqte in Zukunft kei-ncn Gebrauch machen. Jedoch glaubt er nicht nur sein, sondern auch vieler Anderer Ansinnen aussprechen zu müssen, daß die U n terzei ch nung de 5 N am ens — abgesehen von Preßvergeh?n — einem ehrlichen Manne hinfort auch n i ch t g e fa h r d r o h c n d werden solle. Dieses Letzte scheint hisher nichc immer gewe^ feu zu seyn; wenigstens bringt »der Papierkorb des Amüsanten" im nächst vorhergegangenen Blatte eine Scene zwischen einem Artikelschreiber und einem Redacteur vor, bei der man denken »miß, daß nicht bloß Wühler oder allzu bescheidene Naturen, sondern auch viele nicht ganz furchtlose Geister gern ihren Namen verschweigen oder lieber gar nicht schreiben werden. Der Widerspruch zwischen der vom slovcnischen Verein vorgelegten Petition an Seine Majestät, den Kaiser, und den vom frühern prov. (5omit^ vorgeschlagenen Statuten besteht darin, daß jene mit dem Antrage auf Vereinigung aller flovenischen Landergebiete und Einführung der slovenischen Sprache in die Kanzlei, jedenfalls in das Gebiet der Politik hinübertritt, die Statuten des Vereins hingegen bloß von Hebung der Nationalitat mittelst Wort und Schrift sprechen und einen politischen Zweck dcsavouiren. Der Gefertigte, indem er den dritten Punct über den Anschluß an Deutschland als separatistisch weggelassen wünscht, ist nicht gegen die ersten zwei Puncte der Pctitton gestimmt; sie hängen mit der Hebung der slovenischen Nationalität zusammen. Aber er glaubt, daß eben deßhalb die Vcreulsstatuten sich darüber bestimmt und offen, jedoch nach Art einer Alles überstürzen wollenden, oder jede andere, als die cigene Nationalität, hassenden Pattei nicht aussprechen sollen; sonst wird mancher Biederdrnkmde genöthiget, mehr den mündlichen Kommentaren Mehrerer, als den schriftlichen Verwahrungen der Vereinsdirection Glauben z>, schenken, und dem Vereine schlimmere Zwecke zu unterlegen, um so mehr, wenn er auf die letzten Ereignisse in Bruderlanden blickt. Nicht nur Haltung an der Constitution, sondern auch Achtung fremder Nationalität soll in der Petitton und in den Statuten bestimmt ausgesprochen und bethätiget werden; sonst tritt uns diese nicht bloß als fremd, sondern als feindlich und hiemit als hemmend cntgegegen. Auch wäre die Bitte zu stellen, daß die slovenische Sprache zunächst in die Verhandlungen des Vereins etwas merl), wenn auch nicht ausschließlich, eingeführt werde; bisber wurde für slovenische Interessen fast nur deutsch getagt. Dasi übrigens zur Direction des slovenischen Vereins Männer berufen worden sind, die Achtung und Vertrauen im Publikum nicht nur verdienen, sondern auch gcmesicu, die daher drn Verein auf der Bahn des wahren Fortschrittes zu leiten vermögen, auf welche oie noch nicht geprüften übrigen Mitglieder achten mö'gcn, darüber biaucht sich der Gefertigte nicht weitlausig auszusprechcn. Podlipa am 28. Juni 58-lH. Peter Hitzmger. ^l^Zeitungspackete mit sämmtlichen, für das hiesige Lesc-Publikum von hieraus ordnungsmäßig bestellten Wiener Zeitungsblattern vom l. und L. Juli d. I. sind hier nicht eingelangt, ohne daß von Seitt der k. t. Hofpostamts-Zcituügs-Erpedition in Wien die Ursache dieses Ausbleibens bekannt gcgeben worden wäre, obgleich einzelne, ^li Convert bou Wien bestellte Zeitungs-Efemplare anlangten. Indem sogleich hierüber die Anzeige nach Wien erstattet wurde, wird Noch bemerkt, daß einer vom Postamte Cilli in den Stundenpassen dcr Com ierfal)! ten, sowohl vom ö. als 7> Juli gemachten Anmerkung zu Folge, ünch für Trust die Zeitungspackete mangelten. K. K. Oberpostamt. Laibach den '«. Juli Uj4». (Z. Laib. Ztg. Nr. M v. 4. Juli I5U8.)