vaz nationale Leben äer Mntllzcb Ndeln im ^akre Oi-. k^i-ÄN Ussiö. Isibsch. Sm S-ltstv-rl-g-. — St. EI>rM»«.Bu»dru«erci in Marburg. Während die floveuischen Provinzen im Vergleiche zu anderen Teilen Oesterreichs in den Jahren 1848/49 sonst ein wahrhaft idyl¬ lisches Bild nationaler Bescheidenheit bieten, war das nationale Leben in den an Kroatien grenzenden Strichen, namentlich in den Windisch- bübeln ein ungemein reges. Der Wiederhall des kroatischen Kriegsgetöses . . . Volk und Intelligenz waren einig in der Verfechtung nationaler und sozialer Freiheit. Die Geistlichkeit der Landpfarren bildete natio¬ nale Konzentrationspunkte. Männer wie Da¬ vorin T rst e n j ak, Kaplan in Pettau, A. Kreft, nVls8tiwiI" in Radkersburg, Cafov in Frau¬ heim, Dr. Mursec und E. Mladen u. s. w. treten als feurige Patrioten aus dem Gesamt¬ bilde scharf hervor. Städte und Märkte wie Pettau, Marburg, Radkersburg, Luttenberg schwammen im Frank¬ furter Fahrwasser und standen somit zur Um¬ gebung im Gegensätze. Die Patrioten der Windischbüheln füllten nicht bloß die Spalten slovenischer Blätter, namentlich der Laibacher »Noveinga" mit sla- visch-begeisterten Artikeln, sondern schrieben auch in Agramer Blätter, zumal in Gaj's „bovine", i 2 in den »Llovenski juZ;", aber auch in die Prager „Slavischen Zentralblätter". Ihr Standpunkt war kein provinziell beschränkter; diese Lands¬ leute eines Stanko Vraz pflegten, wie sehr ihnen auch „Slovenien" als das nächste Ziel vor¬ schwebte, den Gedanken engster Verbindung mit den Kroaten. Die Nähe Kroatiens gab diesem gottgesegneten slovenischen Gebiete höheren Schwung, weiteren Blick. Die im Folgenden gebotenen Einzelheiten sind als Ergänzung einer größeren Arbeit über das Jahr 1848, die ich vorbereite, anzusehen. I. Deutsche Städte, Märkte und deren sla- vische Umgebung. Die Tatsache, daß die Städte und Märkte zum größten Teile antislavisch gesinnt waren, schadete der Entwickelung unseres nationalen Lebens ungemein. Wenn wir uns in den deutschen Städten umsehen, schreibt E. (Davorin Trstenjak, damals Kaplan in Pettau) in der „Llovernju" von, 12. Sept. 1848 (übersetzt in den „Slavischen Zentralblättern" vom 18. Sept), so hat die Nationalgarde dort das politische Bewußtsein des Volkes durch ihre glänzenden Feierlichkeiten und durch die Verschmelzung der Stände am meisten gehoben und den Verstand des gemeinen Mannes geweckt und ihm den wahren Sinn des Staatsbürgers erteilt. In den slovenischen Gegenden ist dies ganz anders. Hier ist die Nationalgarde nicht bloß ohne Verbindung mit 3 dem Volke, sondern es hat sich sogar noch ein größerer Zwiespalt zwischen den Städtern und Bauern entwickelt. Was ist schuld daran? Der einzige Grund liegt darin, daß die National¬ garden in den slovenischen Gegenden nicht im Nationalelement wurzeln. Sie haben ihren eigenen Patriotismus und ihr eigenes National¬ gefühl, allein nicht auf der rechten Basis. Auf slovenischer Erde lebend und größtenteils aus Mitgliedern bestehend, die Söhne der slove¬ nischen Mutter sind, haben sie ein fremdes Lebenselement zu ihrer Leitung und einen fremden Kern aller ihrer Tätigkeit. Ihrs poli¬ tischen Meinungen sind rein deutsch, ihre Fahnen haben die Frankfurter Farben, ihr Kommando ist stockdeutsch, ihre Unterredung deutsch, ihre Lieder und Festlichkeiten haben fast überall nur ein deutsches Aussehen, der einfache Slovene also kann kein rechtes Vertrauen und keine Znvei sicht zu ihnen haben und sieht in ihnen nur Vereine, welche sein moralisches, d. i. nationales Gefühl und seinen Charakter unter¬ drücken. Traurige Ereignisse beweisen, daß meine Worte nicht dürre Spreu, sondern reine Wahr¬ heit sind. Eine Art eigentümlicher Wut hat sich der Nationalgarde in den slovenischen Städten und Märkten bemächtigt, so daß sie angefangen haben, nicht bloß durch ihren nicht nationalen Geist und ihre Organisation die slovenische Sprache auszurotten, sondern daß sie sogar auch Verbrüderungen schließen und sich be¬ sprechen, wie man am leichtesten dem slove¬ nischen Volke den deutschen Geist einimpfen 1* 4 und das auf diese Weise vorherrschende deutsche Element noch kräftiger und schneller heben könnte. Diese Deutschtümler sind ärgere Feinde der slovenischen Bewegung als die wirklichen Deutschen, weil ihr Bastardlum in den poli¬ tischen Ideen des Volkes mehr Schaden an¬ richtet als das offene Auftreten der Deutschem weil sie mit ihrer Doppelmaske leicht Jeden verblenden, der in politische Dinge nur eine kurze und oberflächliche Einsicht hat. Wie aber diesem Unheil abhelfen? Slovenische Patrioten und vorzüglich ihr in den slovenischen Städten und Märkten, in denen noch der deutsche Geist nicht einen Vorrang über den slovenischen er¬ obert, ihr die ihr Mitglieder der National- garden seid, ihr müßt helfen. Pflanzt die slavischen Farben, die österreichischen und slo¬ wenischen Fahnen auf, denn es ist gar zu traurig anzusehen, daß bei jeder auch der kleinsten Nationalgarde der slovenischen Marktflecken, wo oft die Hälfte der Gardisten nicht deutsch kann, die deutsche Trikolore flattert und eingesetzt wird. Statt des göttlichen Segens holt sich hier unser guter Slovene die deutsche Intoleranz und Ungenügsamkeit, welche die slovenische Erd¬ scholle zu den ihrigen rechnet; es wäre eine große Hilfe, wenn gewandte Sänger und Kom¬ ponisten für einen größeren Vorrat von Liedern und Märschen nach slovenischen Melodien und für andere Dinge Sorge trugen, welche das nationale Leben verschönern, aufheitern und patriotische Herzen erwecken O ihr schöne Städte der steirischen Slovenen, Marburg, Pettau, 5 Cilli Friedau, Feistritz, Rann, ist denn bei Euch auch nur ein Funke von slovenischem Geiste? Ueberall das kraft- und rastlose Deutsch- tümeln. Ermahnt Euch und kehret zurück zu Euerer Natur, zu Euerem Geiste! Am wenigsten nationales Leben zeigte wohl die Umgebung von Marburg. Es herrsche zwar auch dort guter flavischer Geist, meinte der Korrespondent in der „Llovonisa" vom 18. Juli 1848, doch seien an der Straße gegen Kärnten, aber auch an der Straße gegen Cilli und in den oberen Büheln viele Deutschtümler. In Marburg suchte man schon im Monate März der slavischen Fahne Geltung zu ver¬ schaffen. Der Kaufmann H. hat sie gehißt. Aber auf Veranlassung einiger überspannter Deutschen, „die dabei immer von Gleichheit und Brüderlich¬ keit schwefelten", demonstrierte vor seiner Woh¬ nung niederes Gesindel. Als außerdem Studenten eine slavische Fahne auf den Kirchturm pflanzen wollten, wurde auch die deutsche herunter¬ genommen. Im September wurde die Fahnen¬ weihe der Nationalgarde gefeiert; am Magi¬ strate waren da Fahnen in den verschiedensten Farben zu sehen, nur eine slavische nicht — die Marburger Patrioten glaubten, ohne Fahnen¬ demonstrationen für die Zukunft der Nation sorgen zu können. In Marburg scheint es daher keine „Fahnenaffaire" gegeben zu haben. Umso ' In Cilli war es besser. Der Kommandant der Cillier Nationalgarde war der Postmeister und slovenische Landtagsabgeordnete Vinko Guruik und der sprach bei feier¬ lichen Anlässen deutsch und slovenisch. Dr. I. ü leichter konnte die Marburger Nationalgarde im Oktober 1848 für die antislavische Wiener Revolution sich begeistern und machte sich auch auf den Weg nach Wien, aber es fehlte ihr an Reisegeld. Ihr Plan war bald gemacht. Die Gardisten hatten gehört, daß die Liguorianer bei einem Handwerker in der Grazervocstadt eine schwere Kiste deponiert hatten, und zwei¬ felten keinen Augenblick, daß dies die Geldkasse der Ordensbrüder sein müsse. Es versammelten sich also 20 Gardisten in voller Bewaffnung, besetzten das Haus des Handwerkers und schickten einige von ihnen hinauf in die Wohn¬ stube. Die Frau war allein zuhause, wollte aber durchaus von einer Geldkiste nichts wissen. Der Handwerksmann selbst war im Weingarten. Man schickt also sogleich um ihn und verlangt von ihm die Geldkiste der Liguorianer. Zitternd bringt der Mann eine hölzerne Kiste heraus; man öffnet sie, sie war voll von lateinischen Büchern, aber Geld auch nicht ein Kreuzer zu finden. Verdrießlich entfernen sich die mutigen Helden, als ihnen plötzlich einsällt, daß das Geld der Liguorianer jedenfalls in dem Haufen Erdäpfel versteckt sein müsse, die sie auf dem Ofen liegen gesehen. Sogleich kehren sie also um und durchwühlen auch diese — vergebens. Das war so die Art, wie die Marburger Na¬ tionalgarde die Ordnung und das Eigentum beschützte („slovenija" vom 14. Nov. 1848; darnach die „Slav. Zentralbl." v. 22. Nov.). Am 24. Jänner 1849 wurde in Marburg der Wahlakt zur Bestimmung eines Reichstags- 7 deputierten nach Kremsier an die Stelle Josef Schmiederers vollzogen. Jin ersten Skrutinio stellten sich fast gleiche Majoritäten von 36 und 33 Stimmen für den Grafen v. Wickenburg und für Franz Rodoschegg, Verwalter der Herr¬ schaft Melling zu Marburg, heraus. Leider fiel die absolute Majorität von 88 Stimmen für Herrn Rodoschegg. Herr Rodoschegg ist ein junger,freisinniger,gemäßigter, echtösterreichisch¬ monarchischer Bürger, geborner Wende aus Pettau, von vielseitiger juridisch-publizistischer Bildung, rastlos tätig als Justiz- und Geschäfts¬ mann Es war in der Tat merkwürdig, unsere Wähler vom Lande zu sehen, welche jetzt nicht so verlegen und befangen, wie das erstemal, schon ziemlich unter sich über die zum Gewählt¬ sein geeigneten Charaktere einig waren und darunter Freiherrn von Kübeck, Kameralrat Knaffel, Herrn Löschnigg, einen wackeren jungen Bürger, der auch 16 Stimmen erhielt, Bruder des Publizisten Dr. Karl Löschnigg, Deputierten für Kärnten in Frankfurt, in genaue Ueber- legung zogen. In der Tat aber nicht auferbaulich waren fremde Eindringlinge, die ohne Wahlmänner zu sein, ein Recht sich anmaßten, auf den gesunden Sinn unserer Landleute einzuwirken. Die schmählichen Folgen der Verachtung und Zurechtweisung bleiben bei solchen Gelegenheiten bei uns nicht aus und sprechen erfreulich für die Ansicht, daß bei den wendisch-deutschen Um¬ wohnern von Marburg Kopf und Herz an der 8 rechten Stelle seien. (Nach der L. Z. die „Slav. Zentralblätter" vom 2. Februar 1849.) Viel hitziger ging es in Pettau zu. Am 6. August 1848 war in St. Ruprecht bei Pettau eine Primiz, bei der das nationale Gefühl durch Gesang, Transparente, Aufschriften, Trink¬ sprüche lebhaft zum Ausdruck kam. Die slavische Fahne, mit der die Primizgäste in die Kirche gingen, sollte auf einem hohen Berge, der eine schöne Aussicht bietet, auf dem Ojsterc oder Ostrovc in der St. Urbani Pfarre entwickelt werden. Mit dieser Fahne brechen 23 Studenten gegen St. Urban auf; unterwegs ändern sie ihren Plan und beschließen, über Pettau dorthin zu gehen, obwohl sie dadurch einen Umweg von zwei Stunden zu machen hatten. In Pettau begaben sie sich vor die Wohnung Davorins (8v. Trstenjak), um ihm ihre Verehrung zu bezeugen, doch er war nicht zu Haufe. Die Pettauer verbreiteten dann das Gerede, die Studenten hätten Davorin um die Weihe ihrer Fahne, um den Schlüssel der Pfarrkirche er¬ suchen wollen, um die deutsche Fahne auf dem Turme mit einer slovenischen zu ersetzen, woran die Studenten jedoch nie gedacht haben, wiewohl es natürlich gewesen wäre. Die Studenten marschierten hierauf mili¬ tärisch durch die ganze Stadt, wobei ihnen eine Wache vom heimischen Regimente Kinskf salu¬ tierte, eine Schar Soldaten Živio zurief. Beim Stadtgarten begegneten ihnen Nationalgardisten und sonstige Städter und fragten sie, wie sie mit diesen verbotenen slavischen Farben in die 9 deutsche Stadt haben gehen können; einer der ersten Nationalgardisten sagte dabei: „Ich bin ein Slovene, will es aber nicht sein"; bei dieser Gelegenheit konnte man nur zu viele solche Aussprüche hören. Ein Augenzeuge, der davon in der „slovenja/ vom 18. August er¬ zählt, führt keine Namen an, da die Nationalgarde den Bonus Jelaöie beim Durchgänge durch die Stadt gebürlich empfing. Die Studenten trugen die Fahnen auf den bestimmten Ort, wo sie mit einer großartigen Feierlichkeit entfaltet wurden. Zu noch heftigeren Szenen kam es in Luttenberg. Am 28. August 1848 kam gelegentlich einer Primiz eine Anzahl von Studenten bei Hl. Kreuz bei Luttenberg zu¬ sammen und beschlossen in OMaiffevei, den nationalen Führer Dr. Prelog in Luttenberg zu begrüßen. Sie gehen schön ruhig in den Markt, voran trägt einer eine slavische Fahne und führt sie vor die Wohnung Prelog's auf dem Platze Drei begeben sich hierauf in den ersten Stock, um ihn im Namen aller zu be¬ grüßen. Dr. Prelog, der gerade zu Tische war, öffnete das Fenster und sprach, ein Glas Wein in der Hand: „idla räravje V8sb vernib 8!o- veneev!", worauf die Studenten mit einstim¬ migem, dreifachem „Ävili« antworteten. Und siehe da! aus allen Häusern, die vordem wie eine Ruine leer waren, stürzte eine wütende, wilde Schar deutschtümlerischer Märktler, ge¬ dungener Knechte und Gesellen und sonstigen Gesindels (sogar Hunde hetzte man) heraus und 10 schrie: „Ävio — Eseln hinaus! hinaus! tot¬ schlagen die Hund!" Mit Waffen ausgerüstet, umzingeln sie sie, fangen an sie zu schlagen und mit Steinen zu bewerfen; die „Hunde- fahne" wurde in den Kot gerisfen, die bei den Studenten gefundenen slavischen Zeitschriften zerrisfen, der Fahnenträger blieb halb tot liegen. Dr. Prelog entkam mit Lebensgefahr; er war vom ersten Stock in den Hof hinabgesprungen und entkam heimlich. Die Baude drang wirklich in's Haus ein, durchstöberte alles und hätte ihn gewiß gehörig zugerichtet, wenn sie ihn gefunden hätten. (Bericht „lVlibuIovskis" aus der Umgebung von Luttenberg in der „8Io- veniga," vom 5. September.) Die Luttenberger schämten sich offenbar nachträglich ihrer Heldentat und redetell sich aus, sie seien an jenem Tage alle betrunken gewesen, die Studenten hätten die Fahne auf dem Turme aufpflanzen wollen, sie hätten ge¬ schrien: Uiria! llelaöiö (OgDgosIav leugnet dies in der »Llovernja« vom 29. September und meint: Kriöali so, nuj živi Košut, Krankobroä! geli äa?), es sei auf der Fahne zu lesen ge¬ wesen: Tod und Verderben den Deutschen! u. s. w. „Lsi ^bcierage Lbäera, ckok so ne nrusi.^ Daß diese Vorwürfe unberechtigt waren, zeigt ein Brief des Rentmeisters (Verwalters) des Schlosses Branek, Nedved, der auf den 1. September eine Versöhnungs-Versammlung zusammenberief und dazu auch einige von den Studenten einlud. Der Brief ist an einen Stu¬ denten M . . . . gerichtet und lautet: Lieber II Herr M . . . .! Ich habe auf heute (1. Sept.) eine Besprechung und Ausgleichung angeordnet, sehr lieb wäre es mir, wenn Sie dazu kämen, um zu hören, daß nur Mißverstand zu allen diesen Gehässigkeiten Veranlassung gab. Sie könnten bei dieser Gelegenheit Ihre Ansicht vortragen und ich zweifle nicht, daß es zur Vereinigung kommt, indem die Lutten¬ berger slavisch gesinnt sind und auch in- betreff der Fahne ihre Ansicht Vorbringen möchten. Ihr .... Die dadurch der slavischen Fahne an¬ getane Schmach suchten die Bauern zu ver¬ gelten. In der „Slav. Allg. Zeitung" wurde erzählt, es feien am 17. September Tausend Landleute mit einer großen slavischen Fahne nach Luttenberg gezogen und hätten die er¬ schrockenen Märktler mit den Worten begrüßt: „So werdet Ihr es mit unserer Jugend treiben?" Die Märktler haben öffentlich um Verzeihung gebeten und sich damit entschuldigt, sie seien in der Nähe Ungarns (?). Hierauf forderten die Bauern vom Dechanten die Turmschlüssel. Weil ihnen diese nicht gegeben wurden, brachen sie die Türen selbst auf, zerrissen die deutsche Fahne in Stücke, verstreuten sie in alle Winde und pflanzten an ihre Stelle unter Rufen: Ävili vsi LIvvenei! die flavische Fahne auf. Dem Markte schwuren sie blutige Rache, wenn Je¬ mand die Fahne anrühren sollte: »V prall in pepel ra^vrLemo tr§!« „Aber was nützt dies alles, Luttenberg bleibt Krähwinkel Nummero 2 wie zuvor". 12 heißt es in einem „Luttenberg ein neues Kräh¬ winkel" überschriebenen Artikel der „Slavischen Zentralblätter" vom 4. Oktober 1848. Da wird Luttenberg in folgender Weise geschildert: „Dieser Marktflecken ist ringsum von Slovenen um¬ geben und in dem ganzen Orte sind nur sieben echte Deutsche, die übrigen verstehen nicht ein¬ mal gut deutsch. Zum Beweis dessen führe ich nur an, daß sie bei der Einführung des neuen Dechant Cvetko (am 15. August), als sie ihm abends ein Fackelständchen darbrachten, riefen: „Der Herr Kreisdechant lebe wohl" — eine hübsche Grobheit (— bodi r Logom!) . . . . und bei allem dem glauben die Luttenberger, sie wären den übrigen Slovenen um 200 Jahre voraus, weil sie die Sprache radebrechen . . . Glauben sie wirklich, daß sie in dem weit auf¬ wachenden Slaventum sich als deutsche Kolonie erhalten werden? ... In Luttenberg gibt es einige Damen, geborene Bauerntöchter, die öffentlich und alle Tage erklären, sie schämten sich von slovenischem Blute zu sein. Wäre ich ungalant, ich würde diesen Weibern raten, sie möchten sich schämen, aus dem Kuhstalle ge¬ gangen zu sein, um in der Stadt die Rolle von schnatternden Gänsen zu spielen. Es ist keine Schande, einen Bauer zum Vater zu haben, aber der Beweis der größten Dumm¬ heit und albernsten Eitelkeit, sich dieses Vaters zu schämen . . ." Der Verfasser dieses Artikels, dessen Deutsch nicht korrekt ist, ist ein Zögling des Jllyrismus, Schüler eines kroatischen Gymnasiums, »Og-ffo- 13 slav", wie er sich in der „slovenja" vom 29. September unterschreibt. Ausgebracht über die Verachtung ihrer Nationalität, geweckt durch feurige Patrioten, haben die Bauern der Friedauer Gegend Anfang September 1848 nach allen Seiten einen Aufruf verschickt des Inhaltes: Slovenen, kommet Sonn¬ tag (den 17. Sept.) nach Friedau, da wollen wir eine slavische Fahne auf dem Turme an¬ bringen. Für Kaiser und unser uns von ihm gegebenes Recht! An dem genannten Sonntage versammelte sich nach dem Frühgottesdienste eine große Schar von Bauern vor der Kirche in völliger Ruhe. Da entwickelte der Fahnenträger Kardinal, Mühlenbesitzer in Pusenci, mit einer roten Mütze auf dem Kopfe die slavische Fahne. Hier¬ auf zog die Schar von der Pfarrkirche auf den Platz, sang: Lore, Livi naseda oarga! und rief: Aviv mili R^rämauä! Ävio kaäeoki! Ävio bau 4Äaöi6! Ävio polk Rimski! Ävili äomo- roäei! vsi slavjam! — Den ganzen Tag ging das Volk heiteren Antlitzes auf dem Platze auf und ab, abends versammelte es sich auf dem Tanzboden. Die Deutschtümler aber haben den ganzen Tag und die ganze Nacht die Fenster Verschlossen gehabt, »Kak äa di tisti clan öista kuxa ali kolora po OrmoLu klala". (Bericht Jamniöars in der „8Iovercha" vom 29. Sept.)* ' Am 4. Oktober 1848 feierte die Windisch-Feistritzer Nationalgarde ihre Fahnenweihe und wurde dabei auch von Deputationen aus Marburg und Pettau mit dem Besuche beehrt. Die Sache war zweifellos hochdeutsch. („W." in den „Slav. Zentralblättern" vom 15. Oktober.) 14 Ein Korrespondent „von der Drave" in den „Slav. Zentralblättern" forderte die slo- veraschen Reichsrats-Abgeordneten auf, sich der Schmähung der slovenischen Fahne in Pettau, Luttenberg, Friedau u. f. w. anzunehmen, was jedoch in jenen Verhältnissen gewiß nicht geschah. H. Die Frankfurter Wahlen. Während der Vorbereitungen für die Frank¬ furter Wahlen kamen eines Tages die Patrioten B.(artholomäus), C.(iringer), Kaplan bei St. Urban, und M. B. (wohl Bratuš, Pfarrer von Maria-Neustift, poäLupnik Korski) * um 11 Uhr vormittags in Pettau zusammen, um sich den Markt anzusehen. Beim Mittagessen kamen sie mit einem jungen iuris Ooetor zusammen, der für Frankfurt sprach und selbst Abgeordneter sein möchte, und M. Bratuš hat seine Ansichten alle widerlegt. Dabei wurden tisjeve bovine (Iiorvatsko-llalwatinsko-slavonske) gelesen, in denen die Germanomanen Förderung der re¬ bellischen slavischen Propaganda sahen. Darauf sprach noch M. Bratuš mit einem Patrioten von V. 1s. (offenbar: Velika Ueäelja) über die Anweisungen, die dem Frankfurter Abgeord¬ neten für den Fall, daß die Patrioten in der Minderheit blieben, gegeben werden sollten. Das war das ganze Tischgespräch. Darauf schieden alle freundschaftlich. i Starb schon im März 1849; „Slav. Zentralbl." vom 20. März. IS Auf einmal verbreiteten die „Slavenfresser" in Pettau die Nachricht, die erwähnten Pa¬ trioten revolutionierten das Volk und seien jetzt nach Marburg gegangen, „um Slovenien auszubreiten". Sofort machte sich die Pettauer Nationalgarde gegen St. Ivan auf den Weg, um die Herren „in die Drau zu werfen". Di? Führer bei dieser Verfolgung waren der Lein¬ wandkrämer Kpricaj, der Häutehändler Lerch, der Bräuer Lukovnjak und einige Gastwirte. Als am nächsten Tage das Volk hörte, daß die Pettauer ihre Priester verfolgten, da fing es an in ihm zu gähren und der Berichterstatter E. Mladen, der uns diese Begebenheit in öaj's Mvius vom 10. Juni 1848 schildert, meint, er würde es bedauern, wenn es die Pettauer dahin brächten, daß das ganze Volk zwischen der Mur und dem Llaoesi die Stadt stürmte, was geschähe, wenn einem Priester etwas geschehen sollte. Bei den Frankfurter Wahlen des Jahres 1848 hielten sich die bäuerlichen Wähler des Pettauer Kreises vorzüglich. Von 280 Wahl¬ männern stimmten für Frankfurt nur 50, teils entnationalisierte, teils bestochene Slovenen, teils solche, die überhaupt nicht wußten, um was es sich handle, die sich auch für jede Verbindung mit den Türken hätten überreden lassen. Im Wahlprotokoll war ausdrücklich zu lesen, daß das Volk dieser Gegend gegen die ' Am nämlichen Tage, wo die beiden Priester einen Abderitenhecreszug veranlaßten, zerzankten sich die Bauern mit einem Beamten in Ober-Pettau und — ohrfeigten ihn. 16 Beschickung des Frankfurter Parlamentes sich ausgesprochen habe. Der Kandidat der 50 Stimmen nahm die Wahl nicht an, das Grazer Gubernium schrieb keine Neuwahl aus. Gleich¬ wohl hat das deutsche Pettau am Charsamstag vor der Auferstehungskommunion unter Musik und Pöllerschießen eine deutsche Fahne auf den alten Pettauer Turm gehißt, deutsche Kokarden auf jede Säule gehängt, überhaupt sich im Widerspruche mit den Wahlen hart deutsch be¬ nommen. Bei der Verkündigung des Erz¬ herzogs Johann zum Reichsverweser hat Pettau „alles Oel zusammengekauft" und illuminiert; nur zwei slovenische Transparente konnte man sehen: »Ävio Ioan!" bei einem Mährer, und: „volZü Livi nas staues:" bei einem krainischen Slovenen. (Die Wahl des Erzherzogs Johann wurde auch in Marburg festlich gefeiert, und zwar am 16. Juli.) Eine Woche darauf war Pettau schon an¬ derer Ansicht, als die Kunde von der Bestrei¬ tung der Hofhaltung des Reichsverwesers dorthin gekommen war. Doch ist an eine Konsequenz in solchen aufgeregten Zeiten nicht zu denken. Um den 1. August kam in seine Geburtsstadt Pettau ein Dr. Waser, Professor des Rechts und Titularlandesregierungsrat in Innsbruck, und setzte großmächtig auseinander, wie wichtig es für die Stadt sei, Jemand nach Frankfurt zu wählen. Sofort versammelte sich der städtische ' An einem Marktage rissen Bauern eine von der Behörde entfaltete deutsche Fahne herunter und so kam es zu einem Auflaufe. (Agramer tlovios vom 10. Mai 1848.) 17 Ausschuß und ließ sich, „da er selbst nicht genug deutsch konnte", ein Gesuch an's Landespräsi¬ dium absassen, es sollten neue Wahlen ausge¬ schrieben werden oder es möge Dr. Waser als erwählter Abgeordneter gelten. Der Bericht¬ erstatter E. (— Davorin Trstenjak), der darüber in der »slovonija" vom 11. August 1848 schrieb, fragt da die Pettauer, ob sie denn bei den ersten Wahlen nicht den Ruf vernommen hätten: Hemske^a nie ne prills llru^a ko toöa", und riet dem Slovenen, er möge bei einer eventuellen Wahl nur zu Hause bleiben, „skapaj krompir, mlati, kosi, veo bolle koristi ko pa. pri volitvi . . . Varuj 86 Nomoa ino NallLara, veoib prijateljev nemas ino nesi imel." Im Frühjahre des Jahres 1849 versuchte man in Pettau nochmals einen Frankfurter zustandezubringen. Die „Grazer Zeitung" schrieb am 26. Fe¬ bruar 1849: „In Steiermark, welches beinahe zwei Fünfteile slavifcher Einwohner zählt, stießen die Wahlen für das deutsche Parlament, wir sagen dies mit wahrem Stolze, nirgends im Volke auf Gegensympathie . . . nur der Wahl¬ bezirk Pettau ist bis jetzt im Parlamente un¬ vertreten, weil Herr Bürgermeister Rajsp und Professor Kudler, auf welche sich die Stimmen einten, die auf sie gefallene Wahl ablehnen mußten. Wie wir eben aus glaub¬ würdiger Quelle vernehmen, wird auch Pettau . . . zunächst die noch rückständige Wahl vor¬ nehmen und es wurde uns der Landrat und Professor W a s e r . . . als derjenige bezeichnet, 2 18 der seine Vaterstadt beim deutschen Parlamente zu vertreten berufen werden dürfte." Würden wir das Volk der Slovenen nicht schon so warm in unserem Herzen tragen, wahrhaftig, jener rührende Patriotismus, i mit welchem sie die Absichten der Regierung aller- wärts unterstützen, müßte uns Achtung und Liebe vor der Nation abzwingen. Der Korrespondent der „Slav. Zentral¬ blätter" „aus Slavisch-Steiermark" hat sich am 1. März bezüglich dieser Schmeicheleien zum Worte gemeldet und betont, daß diese uner¬ wartete Liebe bei Leuten, die sonst nur von den „dummen Modischen" sprechen, aus selbst¬ süchtigen Beweggründen entspringe. „Euere Sprache, Pharisäer! kennen wir mitsamt Euerer Politik, Ihr werdet uns nicht mehr überlisten, da wir uns die Geschichte der letzten tausend Jahre nur zu gut gemerkt haben." („Slav. Zentralblätter" vom 5. März.) Interessant beleuchtete die Stimmung des slovenischen Landvolkes eine Szene aus dem im Wahlbezirke Gonobiz vorgenommenen Wahl¬ akte eines Deputierten für Frankfurt. Die Wahl war für den 10. Februar 1849 ausgeschrieben, durch irgend ein Versehen wurde aber den Wahlmännern von Rattenberg der 20. Februar als der Wahltag bekanntgegeben. Man ließ nun r Die Redaktion der „Slav. Zentralblätter", die dies am 2. Mürz 1849 nachdruckten, bemerkte dazu: „Ich dächte, wir heulten ein kleines Stücklein über diesen rüh¬ renden Patriotismus. Es ist in der Tat schrecklich, solcher rührender Patriotismus!" 19 nachträglich wählen; sie wählten einstimmig, ohne sich durch Vorstellungen der Ungehörigkeit beirren zu lassen, Seine Majestät den Kaiser Ferdinand als Deputierten und den Erzherzog Johann zum ersten Stellvertreter!! In den „Slav. Zentralbl." vom 5. März 1849 hat der Korrespondent „aus Slavisch- Steiermark" die Sache so dargestellt: „In Gonobiz wurde am 10. Februar von etwas mehr als einem Dritteil der Wahlmänner eine Wahl vorgenommen, während die übrigen nicht wählen wollten mit dem Bemerken, sich von Niemand als vom Kaiser Ferdinand oder Erz¬ herzog Johann in Frankfurt vertreten zu lassen; wir haben, so sagten sie, uusern Reichstag in Kremsier und bedürfen keines und wollen keinen in Frankfurt. Daß aber der Erwählte dem- ungeachiet an seinen Bestimmungsort abgehen werde, unterliegt keinem Zweifel, denn auch Titus Marek, den in Lichtenwald im Cillier Kreise 8, sage acht, Stimmen wählten, sitzt seit zehn Monaten droben und macht sich bekanntlich recht breit." III. Beamtentum. Die auch auf dem Lande verstreuten zu¬ gewanderten Deutschen, kosmopolitischen und deutschtümelnden Beamten suchten das Volk durch Lügengewebe zu betören. Sie spiegelten ihm (z. B. in der Umgebung von Luttenberg) vor, > Nach der „Grazer Zeitung" die „Slav. Zcntral- blättcr" am 3. März 1849, die aber ein Fragezeichen dazu setzen. 2* 20 der Weinpreis würde fallen, wenn es nicht auf die deutsche Seite trete; sie sagten den Leuten, sie würden gehängt werden, wenn sie slovenifche Petitionen unterschrieben. Beamte von der Art eines Nedved in Branek bei Luttenberg beteuerten laut ihr Slaventum, verleumdeten auch die Deutsch¬ tümler, doch ihre Taten überführten sie. Wenn sie mit Deutschen zusammenkommen, gibt es keinen heftigeren Gegner der Slaven als sie. Charakterlose Leute . . . ^vam Vam ra äo- Aoäbo, ptico kukavico, o katorib Vi mislite, äa so Llovoncom skrito — ali ra usosi 86 bodete praskali, kadar vsem Llovoucom uaruanimo Vaša imena in äoganga", rief OZnjoslav in der „Llovonija" vom 29. September 1848. Ein Typus eines „flovenischen" Beamten war jener Beamte, der im Sommer 1848 an das Marburger Kreisamt Folgendes zur An¬ zeige brachte: „Löbliches k. k. Kreisamt! N. idl. ausgetretener Schüler des ersten philosophischen Jahrganges aus * befaßt sich in dieser Gegend seit seinem Austritte aus den Studien mit der Verbreitung slavischer Flug¬ schriften, mit der Volksaufklärung und Aufhetzung gegen die Beamten durch deren Beschimpfung, idl. U. hat hie und da bei dem Pöbel Anhang, daher konnte bisher wegen nicht auffallender Gefährlichkeit seiner Person unter den jetzigen Umständen gegen ihn ob feiner Umtriebe nicht energisch eingeschritten werden. Das hiesige Amtspersonale nebst den (der Berichterstatter „vobroraä« in der „LIovomgL^ 21 Vom 6. Oktober 1848 sagt, es müßte heißen: nebst dreien, uns ergebenen) Gemeinderichtern hat pflichtgemäß auf N. X. ein obachtsames Auge." Wie die deutschen Postbeamten mit den Slaven verfuhren, das beleuchtete ein Korre¬ spondent der „Slav. Zentralblätter" (offenbar ein Theologe) im Blatt vom 24. Febr. 1849: „Im November verflossenen Jahres überschickte ich der Redaktion der Yovino äalw. barv, slav." die Pränumerationsgebühr für das erste Vierteljahr mit der Bitte, dieselbe so schnell als möglich für die Bibliothek der slavischen Theo¬ logen in Graz zuzusenden. Ich fragte selbst an der Post wöchentlich zweimal nach, ob die Lavine" für das Seminar unter der Adreffe: LojiLmei slavsaoskib boAosIovaoab angekommen seien, erhielt aber immer eine verneinende Ant¬ wort. Im Jänner l. I. fragte ich bei der Redaktion an und erhielt im Februar ein Schreiben, worin gesagt wurde, daß die ein¬ zelnen Nummern pünktlich zugeschickt worden seien, und bei lag ein Schreiben der Grazer Post an die Redaktion der „Fovine", daß selbe richtig angekommen wären. Ich eile auf die Post, fordere die Blätter, worauf der Herr Beamte mir selbe aus einem Winkel hervor¬ bringt mit der Entschuldigung, selbe hätten nicht ausgegeben werden können, weil keine Stempelgebühr entrichtet war. Abgesehen davon, daß in Graz Exemplare des nämlichen Viertel¬ jahres ohne Stempelung hergegeben wurden (ich sah eigens nach), hätten wir auch diese 22 mit Vergnügen gezahlt — aber warum ward mir jedesmal gesagt, es sei noch nichts da? Ich glaube, darin liegt der Stein des An¬ stoßes. Ich will auch gar nicht fragen, warum wir Heuer für die ilirischen Zeitungen den Stempel zu zahlen haben, warum man also die Jlirier, die doch Oesterreich gerettet haben, wie Ausländer behandelt! — Für die „Slav. Zentralblätter" überschickte ich der Expedition 2 fl. 0. VI., erhielt aber nichts. Im Februar pränumerierte ich für dieselben auf der Post nochmals und nun sind 14 Tage verflossen, und wir erhielten — noch nichts. Als ich un¬ längst darnach fragte, meinte der Postbeamte, wir hätten ohnehin ein Exemplar im slove- nischen Vereine. Auch bemerkte er, sie hätten eigentlich die Weisung, die nicht an der Post bestellten Zeitungen zurückzusenden. — Also wer eine Zeitschrift schnell zu erhalten wünscht, braucht selbe nur an einer k. k. Post zu be¬ stellen, in vier Wochen kann er sie vielleicht haben — ich habe freilich speeiali Aratia eine schon nach zehn Wochen erhalten. — Was ist alsdann zu tun, wenn eine k. k. Post keine Pränumeration aus slavische Zeitungen an¬ nimmt? Im verflossenen Sommer konnte ich auf der k. k. Post in Radkersburg den Herrn Beamten kaum dahin bewegen, daß er zwei Bestellungen auf slovenische Zeitschriften an¬ nahm. Für den »Vellen" mußte ich 1 fl. 44 kr. 6. ÜI. entrichten, während bekanntlich der halb¬ jährige Preis nur 1 st. 5 kr. beträgt. Andere könnten wohl noch ein mehreres von der ge- 23 nannten k. k. Poststation berichten. Warum schicken denn auch Heuer mehrere Herren aus und um Radkersburg ihre Pränumerations- getder für slavische (inländische) Zeitschriften nach Graz? — Dem Deutschen würde in solchen Fällen freilich wohl fein gutes Recht nicht ver¬ kürzt werden können, der Slave aber darf raisonnieren und dies ist — genug. In der verflossenen Ferienzeit ersuchte ich einen meiner deutschen Kollegen, wöchentlich meine Zeitschriften an der Post in Graz ab¬ zuholen. Eines Tages nun kommt er, wie gewöhnlich, um 10 Uhr vormittags, bittet um die flavischen Zeitschriften für . . . Der Herr Postbeamte erwidert: „Jetzt habe ich keine Zeit", schiebt die Fensterlade vor und während sich mein Kollege entfernt, brechen die Herren Beamten ob ihrer dienstbeflissenen Zuvor¬ kommenheit in ein lautes Gelächter aus. Wahr¬ scheinlich glaubten diese Herren, einem Slaven wieder einmal einen Streich gespielt zu haben. Diesen Herren da in Graz, der Hauptstadt der deutsch-slavischen Steiermark, ist die einfachste slavische Adresse ein unauflösbares Problem, denn nicht ein einziger ist da, der slavisch ver¬ stünde. Im Dezember v. I. kam ich eben auf die Post, als ich dort einen Likaner fand, der seinem Weibe und zehn Kindern seine ersparten Pfennige zuschicken und dies einem der Herren Postbeamten begreiflich machen wollte. Der Herr Beamte weiset ihm alle seine zehn Finger vor, deutet nach allen vier Weltgegenden, so daß einer den andern nicht verstand, bis ich 24 den braven Grenzer in das bestimmte Bureau führte. Ein Italiener, Franzose, Engländer wäre gewiß befriedigt worden, aber ein österreichischer Slave!? — — Nun freilich, dem ist nicht zu helfen, wenn er sich nicht selbst Hilst. — Für die Wahrheit des Gesagten wird verbürgt." (Datiert in Graz, 16. Februar.) In diesen dem Slaventume feindlich ge¬ sinnten Städtlern und Märktlern, in den von slovenischer Arbeit reich gewordenen herrsch¬ süchtigen Fremdlinge und deutschtümelnden Beamten sahen die Patrioten den nächsten Feind. Als die Serben in Srem, die Kroaten über Warasdin gegen die Magyaren für ihre Rechte mit Waffen in der Hand austraten, als in den Pfingsttagen in Prag für die Freiheit bereits Blut geflossen war, da forderte der Luttenberger »OAchesIrrv", daß auch wir „8vof y Wwljioo xaäov oöistimo^, und wünschte sich wenigstens für zwei Wochen ^laeid-daa herbei, vor dem in Kroatien die „Nachtvögel wie vor dem Hellen Tage" geflohen sind. Und „vobroruä" hat angesichts dessen, daß der geringste Teil der Beamten national gesinnt ist, der größte Teil, ohne slovenische Grammatik zu kennen, slovenische Zeitschriften zu lesen, deutschtümlerisch lau ist oder feurig nach Frank¬ furt schielt, Aufklärung für Verbrechen hält, nach halbjähriger Geduld ausgerufen: „Luka- vios, 8LM0 waldo 86 poöadajw in LUKoäli Vam ^o domo (ako 8vojöKL podoManj» v äejairju ne podaLsto), äa do 86 Vam äolgo v useÄd äonelo.« 2S Die slovenischen Bauern erinnerten sich wohl, „wie die Deutschen sie bei den Haaren aus den Kanzleien zogen, Steuerbüchel ihnen in's Gesicht warfen, slovenische Mädchen gewalt¬ sam schändeten", und deshalb kam es hie und da zu Gewalttätigkeiten an deutschen Beamten, so in Friedau, Großsonntag, Sauriö, Lukavee, Branek, Meretinci u. s. w. (Oag's bovine vom 22. Juni 1848, „Slav. Zentralblätter" vom 2. Juli 1848.) In Oberpettau wurden Beamte von den Bauern geohrfeigt. Schlimm zu sprechen waren die Gonobizer Bauern auf die herrschaftlichen Förster. Diese verursachten in der Gegend ungestraft viel Unfrieden. Nun wollte der Gonobizer Kaplan M. Sevnik einem von ihnen Stunde weit weg vom Markte ein gesundes Kind nicht taufen gehen, sondern verlangte, man sollte es in die Kirche bringen. Daraufhin kamen zwei Förster am 8. Juli über den Kaplan her, beschimpften ihn mit groben Ausdrücken und hätten ihn bald die Treppe hinab geworfen. Die Bauern begaben sich am nächsten Montag und Dienstag ins Schloß und forderten, die beiden Förster sollten die Gegend sofort ver¬ lassen. Sie beruhigten sich erst, als ihnen das Versprechen gegeben wurde, daß die Förster in Bälde nach Böhmen zurückkehren, woher sie gekommen. (»Oehske Slovenske bovine" vom 15. Juli 1848.) IV. Die Geistlichkeit. Unter den wenigen Patrioten weltlichen Standes tritt der Luttenberger Arzt Dr. Prelog 26 stärker hervor. Doch wird in 6ch's „Lovina« vom 22. Juni 1848 angedeutet, daß seine Tätig¬ keit viel zu wünschen übrig lasse. Die Geistlichkeit erhielt und nährte die nationale Bewegung. Die Wut der Deutschen kehrte sich daher namentlich gegen einzelne national gesinnte Priester. Einen solchen Fall haben wir schon oben in Pettau gesehen. Wie die Pettauer „Slavenfreffer" dem Patrioten D. F., so haben ihre Radkersburger Geschmacksgenossen die dortigen Priester und slavischen Bürger mit Katzenmusiken beehrt; darüber entstand in den Radkersburger benach¬ barten Pfarren eine große Entrüstung; „die Bauern bereiteten sich, mit Sturm auf die Radkersburger Germanomanen loszuschlagen". Es war dies Mitte Juni. Um Mitternacht mußte eine Militärabteilung von Graz nach Radkersburg aufbrechen. (6ch's „Xovine" vom 22. Juni 1848.) Das Volk beschützte also die slavisch-natio- nalen Priester. Freilich die höheren kirchlichen Kreise waren mit der nationalen Arbeit der Priester nicht immer einverstanden, zumal im Gebiete der Seckauer Diözese. Offenbar während des Frankfurter Rum¬ mels entwickelte Cafov in Frauheim eine sla- vische Trikolore. Das verursachte dem Marburger Hauptpfarrer Margnet Furcht und deshalb richtete er sofort an alle Priester des Dekanates ein Zirkularschreiben, worin ihnen aufgetragen wird, sich nicht in die Politik zu mischen und 27 nicht Separatismus zu pflegen. Die Redaktion der Agramer ,Movws", die dies in einer Zu¬ schrift vom 23. Mai in der Nummer vom 1. Juni berichten, bemerkt dazu: natürlich nicht in die slovenische Politik, in die deutsche schon! Der feurige Patriot Anton Kreft, Kaplan in Radkersburg, hat sogar in der Kirche dem Volke verkündigt, es solle keine Abgeordneten nach Frankfurt schicken. Als das Grazer Gu- bernium davon hörte, schickte es sofort durch die geistlichen Behörden ein Zirkularschreiben an die slovenische Geistlichkeit, sie solle sich nicht in die Politik mischen. Am 23 Mai 1848 ver¬ breitete sich die Nachricht, Kreft sei in finsterer Nacht von maskierten Leuten ergriffen, in eine Kutsche geworfen und weggeführt worden, so daß man keine Spur von ihm habe. Man hatte Verdacht auf Germanomanen und Mad/aro- manen des Zalader Komitates. (Agramer „i^o- viiw" vom 1. Juni.) Im Schuljahre 1848/49 waren im Grazer Priesterseminar unter 76 Seminaristen 34 Slo- veuen, unter den Domherren und Seminar¬ vorstehern aber gab es keinen Slaven. Im Jahre 1848 ist beim Erzbischof von Salzburg eine Bittschrift