Texte Mi (5mmte der pljü^rMmZchm OrZellSchÄt am 5. April 1867. Mährchen nach der Dichtung von Mory Horu für Solostimmen, Chors und Orchester, von Robert Schumann. Erster Theil. Eine Sopranstimme. Die Frühlingslüste bringen Den Liebesgruß der Welt, Des Eises Bande springen, Es grünt das öde Feld. Zwei Stimmen. Die ersten Blumen tauchen Aus grünem Wiesenplan, Und schau'n mit Kindesaugen Uns frühlingsgläubig an. Im maiengrünen Kleide, Mit Blüthen reich gestickt, Hat sich zur Ostersreude Ein jeder Baum geschmückt. Zu Dreien. O sel'ge Frühlingszeit! Du trocknest stille Thränen, Die unsres Herzens Sehnen Geweint im tiefen Leid. In manche Winterbrust Tönt auch dein Sonntagsläuten Und mancher Keim der Freuden Erwacht zu neuer Lust. Tenor. Johannis war gekommen, Der Erde Hochzeitstag, Wo sie als Braut am Herzen Des lieben Frühlings lag. Die stille Nacht umschleiert Den Schlummer der Natur, Das blasse Licht des Mondes Durchwandelt Hain und Flur. ^Die kleinen Blättchen schwirren Kaum hörbar in dem Baum, Um Schilf und Wasserblumen Schwebt Schlaf und Abendtraum. Alt. Was ist auf jener Wiese Für zauberischer Sang, Und unter'm Frühlingsgrase Für wunderlicher Klang ? Elfcnrrigcn. Chor der Elfen. Wir tanzen, wir tanzen In lieblicher Nacht, Bis der Tag vom Schlummer Morgenroth erwacht. Bis vom Thau die Blume Neues Leben trinkt, Hoch auf, liedersclig, Sich die Lerche schwingt. Tenor. (Sopran.) Und wie sie sangen, da hören sie Eine zarte, klagende Melodie. Flugs hält der Tanz, der wirr gerauscht, Und alles auf das Liebchen lauscht. Die Rose. (Sopran.) Frühling ist nun wieder kommen, Hat gerufen: „auf, erwach'!" Was soll mir das Blühen frommen, Der das Herz vor Sehnen brach? Wenn die Mädchen mit mir kosen, Wenn von Lieb- singt ihr Lied, Klag' ich, daß uns armen Rosen Nie ein Liebes-Frühling blüht! Elfenfürstin. (Mezzo-Sopran.) Du thöricht Kind, Du wünschest Dir der Liebe Lust, Wohl Dir, daß Du von ihren Schmerzen Bis diesen Frühling nicht gewußt. 2 Die Rose. Ich möcht' es tragen, altes Weh, Ich fühl' mich stark — Elfcnfürstin. Du, Röslein, Du? — Verlassen willst Du unser Reich, Wo Glück und Frieden ewig walten? — Die Rose. O, laß mich eine Jungfrau werden, Laß lieben mich, den Mädchen gleich! Elfenfürstin. Verlangst Du's, Röslein, nun wohlan! Die Menschen nennen auf der Erden Die Mädchen ja der Rose Bild; Zum Mädchen soll die Rose werden, Und also sei der Spruch erfüllt. Und eine Rose sollst Du tragen, Gefeit von mir zu Deinem Heil; Wer sie besitzt, der Erde Freuden, Die reinsten werden ihm zu Theil. Doch merke wohl: entfällt sie jemals Dei­ ner Hand, So wirst Du aus dem Leben scheiden; Doch bange nicht! — ein Frühlingshauch wird Dich als Rose Zurück ins Heimatland geleiten. Tenor. So sangen sie; da dämmert's schon, Ein Vogel singet im Morgenschlummer, Die Welt erwacht zu neuer Lust, Zu neuem Schmerz, zu neuem Kummer. Und wie ein Blitz verschwunden sind Der Elfen lust'ge Schaaren, Nur auf der Wies' ein Silberstreif Verräth noch, wo sie waren. Aufschlägt das schöne Rosenkind Wie träumend noch das Augenpaar. Ein dustdurchfrischter Morgenwind Wirst Apfelblüthen ihr an's Haar; Ein Röslein, morgenangeblüht, Am Busen, vielbedeutend, blüht. Rosa. Wo bin ich? Jst's Wahrheit, ist's ein Traum? Nein, nein, es ist kein Zauberbild; Mein Herzenswunsch ist mir erfüllt. Als Mädchen wandelnd auf der Erden, Werd' ich durch Liebe glücklich werden. Tenor. Sie steigt den Hügel still hinauf; Da thut vor ihren Blicken Das weite Thal sich prangend auf, Begrenzt von Waldesrücken. Erreicht isi bald des ersten Hauses Thür, Sie tritt hinein und bittet freundlich hier Um Obdach. Rosa. Bin ein armes Waisenkind, Dem seine Lieben gestorben sind. Martha. (Alt.) Habt ihr ein Zeugniß, einen Schein, Daß man euch trauen mag? Rosa. Ach nein! Wenn Euch mein Bitten nicht bewegt — Martha. Das Mitleid saure Früchte trägt, Hat man im Haus erst Euresgleichen, Pflegt Ruh' und Frieden d'rauS zu weichen. Rosa. O nehmet auf mich mildgestnnt, Ich will Euch lohnen, was Ihr thut An mir, mit meinem Herzensblut. Martha. Versprechen läßt sich viel mit Worten, Geht, pocht dort an des Nachbars Pforten — Fort, fort! Tenor. Es war der Rose erster Schmerz, — Trostbittend schaut sie himmelwärts; Und weiter unter Abendglüh'n Wallt still die Blumenkönigin. Ein einsam Häuschen, unscheinbar, Nimmt jetzt ihr Auge wieder wahr Am Friedhof liegt es angelehnt, Vom Fliederbaume rings verschönt; Durch's off'ne Thor ragt Kreuz und Stein, Verklärt vom gold'nen Abendschein. Sie tritt hinein, da steht ein Greis, Gebückt das Haupt, wie Silber weiß. Er gräbt, den Spaten in der Hand, Ein Grab in's grüne Land. Rosa. Für wen ist's Grab hier, tief und klein? 3 Todtengräber. (Baß.) Für unsres Müllers Töchterlein. Rosa. O arme Schwester tief beklagt! — Todtengräber. Ein schwerer Tod, ein Tod voll Schmerzen Zu sterben an gebroch'nem Herzen. Rosa. Wie soll ich mir Dein Reden deuten? Todtengräber. Wer heiß geliebt und ward betrogen, Der hat ein Todeslos gezogen, Er wird befreit von seinen Schmerzen Nur an der Erde Mutterherzen. Rosa (sür sich). Bringt treue Liebe solche Leiden? Todtengräber. Doch fleh', da kommt mit Trauersang — Der Leichenzug den Weg entlang. Chor. Wie Blätter am Baum, Wie Blumen vergeh'», Wie Blnthenflaum Die Winde verweh'n, So geht vorbei Des Lebens Mai Eh' wir's denken, Deckt das Grab, Was das Leben Liebes gab! Rosa. O Schwester tief beklagt! Chor. Wir werfen in Dein frühes Grab Die Blumen betend still hinab. Todtengräber. Sei Dir die Erde leicht! Chor. Der Erde geben wir zurück Dich unsre Hoffnung, unser Glück. Rosa. Schlumm're sanft! Chor. Schmerz ging mit uns ans Grab hinaus, Schmerz geht mit uns in's Trauerhaus! Rosa. Ruh' saust! — Tenor. Die letzte Scholl' hinunterrollt, Die letzte Thräne ward gezollt; Und still nach Haus gewandelt sind, Die zur Ruh' geleitet des Müllers Kind. Auch der Todtengräber verläßt den Ort, Nur das Mädchen kniet noch am Grabe dort. Schon glänzet aus tiefblauem Himmel Der Sterne goldenes Glanzgewimmel! Das Mondlicht lauscht durch'S Laub der Linden, Als sucht' was Liebes es zu finden. Die Pilg'rin hebt sich jetzt empor, Und wandelt nach des Kirchhofs Thor. Todtengräber. Wo willst du hin? Feucht wird die Nacht — Rosa. Mich leuchtet heim der Sterne Pracht. Todtengräber. Denk' Kind, es sei des Vaters Bitte: Verweil' die Nacht in meiner Hütte, Das Wenige, was mir gehört, Sei Dir mein Kind gewährt. Rosa. Hab' Dank — mit neuer Lebenslust Erfüllt dies freundlich' Wort die Brust Ich folg' Dir, bis zum Morgenschein Will ich Dein Gast, mein Vater, sein. Todtengräber. Du siehst, schmucklos ist meiue Wand. Rosa. Das Kränzchen dort am weißen Band? Todtengräber. Das gilt mir wohl als höchstes Gut; Mein liebes Weib, das draußen ruht, Trug diesen Kranz im blonden Haar, Als mein sie wurde am Altar. -k- 4 Doch laß die Todten ruh'n — Sie haben Frieden nun, Uns stelle Gotr die Engelwacht Zu unserm Schlaf in dieser Nacht. Rosa. Behüt' sie Euch, wie alle Guten! Gebet. Dank, Herr, Dir dort im Sterneniand, Du führtest mich an Vaterhand, Und in der Leiden Becher fiel Ein Himmelstropfen süß und kühl: Nun wolle Ruh' der Müden schenken, Daß ich gestärkt dem jungen Tag, Was er auch bring', entgegen blicken mag! (Im Einschlummcrn.) Ob sie wohl mein gedenken? Elfenchor. Schwesterlein! Hörst Du nicht beim Sternenschein Unser Lied, Hörst Du nicht die Glöckchen fein, Rosenblüth'? Laß Dich nicht berücken, Kehr'- zu uns zurück, Hoffe nichk auf Glück! Nur bei uns Im Reich' der Elfen, Wohnt die Lust, Aber Schmerz und Leiden In der Menschenbrust. Schwesterlcin! Klingt in Deinem Traum hinein Nicht unser Gruß? Fühlst Du nicht im Mondenschein Unsern Kuß? Laß' Dich nicht berücken, Kehr' zu uns zurück! Hoffe nicht auf Glück! Wähnst Du, daß auf Erden Wohne dauernd Gtück? In der Schmerzensthräne, Stirbt der Freude Blick. Röslein komm' zurück, Hoffe nicht auf Glück, Komm' zurück! Zweiter Theil. Tenor. Jn's Haus des Todtengräbers Fällt durch die Fensterlein, Nmrankt vom Epheugitter, Der holde Morgenschein, Es weckt mit leisem Gruße Der Greis die Pilgerin. — Rosa. Hab' Dank für Deine Güte, Nun will ich weiter ziehen, Und woll' die Hände legen Auf'S Haupt, mein Vater, mir, Beglückt mit Deinem Segen, Nur so geh' ich von Dir. Todtcngräber. O glücklich, dreimal glücklich ist, Wer Dich als seine Tochter küßt, Hör' meine Bitte: folge mir, Ich gebe treue Aettern Dir. Tenor. Die Rose sinkt an seine Brust, Sie grüßt des Lebens erste Lust. — Sopran und Alt. Zwischen grünen Bäumen Schaut des Müllers Haus, Wie der Sitz des Friedens Auf das Thal heraus. Waldbach's wilde Woge Treibt das rasche Rad, Das wie LiebeSsehnen, Niemals Ruhe hat. Zn dem Gartchen neben Schmückt die Frühlingslust Sich mit frischen Blumen Locken, Haar und Brust. Grüne Epheuranke Hat die Gartenwand Mit dem Blätternetze Zierlich überspannt. Tenor. Von dem Greis geleitet Mit dem Sonnenstrahl, Kommt die Mädchenrose Jetzt zur Müht' im Thal. Todtcngräber. Auf dieser Bank, von Linden Beschattet, harre mein! Rosa. Geftgne Gott den Schritt! (Allein.) So soll das höchste Glück auf Erden Das heißersehnte, mir doch werden, 5 Theilnehmen wird an meinem Schmerz, An meiner Lust ein Aelternherz! Todtengräber. Komm, liebes Kind, zu uns herein! Müller. (Bariton.) Wie, ist es Täuschung, ist es Schein? Müllerin. (Alt.) Der Tochter gleicht fie auf ein Haar. Rosa. Mir ist so selig — wunderbar. Todtengräber. Nun, lieben Leute, hatt' ich Recht? Müller. Bewährt ist stets, was ihr auch sprecht. Todtengräber. Jst's nicht ein schmuckes Mägdelein, Der Rose gleich, so zart und fein! Müller. Aus ihren Augen spricht es laut: Wohl bin ich werth, daß ihr mir traut. Müllerin. So fülle denn in Brust und Haus Den leeren Platz der Todten aus. Rosa. Müller und Müllerin. Todtengräber. Rosa. / O Wonne, o du Himmelslust, Ihr nehmt mich an die Aelternbrust! l Nehmt meiner Liebe ganzen Schatz, »Nur laßt mir diesen theuern Platz. I Müller und Müllerin. /O Wonne, o du Himmelslust, /Wir halten Dich an unsrer Brust, XWir geben Dir den besten Platz, tSei Deine Liebe uns Ersatz. I Todtengräber. l O Freude, o du Himmclslust, l Sie ruht an treuer Aelternbrust; So wird ihr doch an diesem Platz ; Für manches Leiden nun Ersatz. Tenor. Bald hat das neue Töchterlein Der Aeltern ganzes Herz, Und um die Heimgegang'ne bleibt Nur noch der Wehmuth Schmerz. Im ganzen Dörfchen, weit und breit, Ist Kcin's, das sie nicht liebt, Im ganzen Dörfchen, weit und breit, Nicht Eins, das fie betrübt. Schön Röschen, — seufzt Wohl manches Herz, — Du süße Augenlust, Ach dürst' ich ruhen wonniglich An deiner blüh'nden Brust! Männcrchor. Bist Du im Wald gewandelt, Wenn's d'rinn' so heimlich rauscht, Wenn aus den hohen Büschen Das Wild, aushorchend, lauscht? Bist Du im Wald gewandelt, Wenn d'rinn' das Frühlicht geht, Und purpurrcth die Tanne Im Morgenscheine steht? Hast Du da recht verstanden Des Waldes zaub'risch Grün, Sein heimlich, süßes Rauschen, Und seine Melodie'n? O Herz, wenn Dir die Erde Nicht hält, was fie versprach, Wenn Lieb' und Treu' die Schwüre In arger Falschheit brach. Dann komm', ruft's aus dem Walde, Komm' her in meine Ruh', Mein leises, kühles Rauschen Küßt Deine Wunden zu. Bist Du im Wald geblieben, Wenn's still zum Abend wird, Wenn durch die dunklen Tannen Der letzte Lichtstrahl irrt; Bist Du im Wald geblieben, Wenn sich das Mondenlicht, Wie eine Silberbinde Um jedes Bäumchen flicht; Hast Du da an dem Herzen Des Waldes angedrückt, Nicht selig froh zum Himmel Dein Nachtgebet geschickt? O Herz, wenn Dich die Menschen Verwunden bis zum Tod, Dann klage Du dem Walde, Vertrauend, Deine Noth. Dann wird aus seinem Dunkel, Aus seinem Wundergrün, Beseligend zum Herzen Des Trostes Engel zieh'n. 6 Alt. Im Wald, gelehnt am Stamme, Am alten Eichenbaum, Da weilt der Sahn des Försters, Versunken wie im Traum. Er hat des Müllers Töchterlein So lieb, wie Keiner mehr, Und wandelt nun im süßen Traum Vom Liebesglück einher, Fragt wohl die Sternenblumen, Fragt sie wohl Tag sür Tag Und will dem „Ja" nicht glauben, Das das Orakel sprach. Sopran und Alt. Der Abendschlummer Umarmt die Flur, In Liebeskummer Wacht Röslein nur. Sie schaut hinein In die MondeSnacht, Und hat voll Sehnen An ihn gedacht. Da klingt sein Lied Heraus vom Wald, Daß Frühlingslust Jn's Herz ihr schallt. Max. (Tenor.) Ich weiß ein Röslein prangen Im holden Frühlingsschein, Das möcht' so gern ich fragen. Willst Du mein Röslein sein? Und wann ich komm' zu fragen Da schaut mich's freundlich an, Da ist's mit einem Male Um meinen Muth gethan. Sagt Dir nicht 's Herz im Busen, Du Ros' voll Frühlingsschein: Ich will nie eines And'ren, Denn nur sein Röslein sein? Rosa. Schlaf' wohl, Du lieber Sängersmann, Dein Röslein blüht für Dich. Komm' nur recht bald, Herzliebster fein, Komm' bald zu ihm und sprich: Ich will Dein Röslein werden, Mein Frühling werde Du, Komm', weck' mit Deinen Küsse» Mich aus der Winterruh'! Chor. O sel'ge Zeit, da in der Brust Die Liebe auferblüht, Und morgenhell das Angesicht In ihrer Wonne glüht — O sel'ge Zeit! Bafi. Wer kommt am Sonntagsmorgen Im festlich grünen Kleid? Es ist der Sohn des Försters, Der um Schön-Rösiein freit. Und als der Müller fraget, Was wohl ihr Herzlein spricht, Birgt sie an seinem Busen Verschämt das Angesicht; Umschlingt mit beiden Arme» Fest den geliebten Mann; So schlingt sich an der Eiche Der Epheu gläubig an. Sopran und Alt. Ei Mühle, liebe Mühle, Wie schau'st so schmuck du heut', Du trägst geziert mit Blumen Ein sonntägiges Kleid, Du hast selbst deine Giebel Mit Kränzen reich geschmückt, So froh hast du noch nimmer Jn's Thal hineingeblickt, Ei Waldbach, wie manierlich Trollst du am Haus vorbei! Du fleißig Rad der Mühle, Bist du heut' arbeitsfrei? Ei Knappen, liebe Knappen, Wie seht so schmuck ihr heut, Ihr tragt verziert mit Bändern Das schönste Sonntagskleid. Ihr habt die neuen Hüte Mit Blumen reich geschmückt, Und sie coquet manierlich Schräg auf den Kopf gedrückt. Ei Knappen, warum feiern Am Wochentage heut' Das ffeiß'ge Rad der Mühle Und ihr, die fieiß'gen Leut'? Chor. Was klingen denn die Hörner Im Morgendämmerschein, Was bringen sie ein Ständchen Vor ihre», Kämmerlcin? Hochzeit wird gefeiert! Wörtlein, ach so süß, Schlüßlein zu dem traute» Eheparadies! Hochzeit wird gefeiert! Röslein, auf, erwach'! Fei're froh noch Deinen Letzten Mädchentag. Die Kirchenglocken klingen, Und vor des Heilands Bild 7 Hat sich aus ihrem Traume Die Wahrheit schön enthüllt. Den Bund der treuen Herzen Hat Priestermnnd geweiht, Den Schwur der treuen Liebe Schrieb ein die Ewigkeit. Im Hause des Müllers, Da tönen die Geigen, Da springen die Bursche Im wirbelnden Reigen, Da klingen die Gläser, Schallt „Huffah!" darein. Im Hause des Müllers Da zittert die Diele, Es drängt sich und hebt sich Im bunten Gewühle Und alles jauchzt: Huffah, Hoch Bräutigam und Braut! Tenor. Und wie ein Jahr verronnen ist, Sein Knöspchen zart Schön-Röslein küßt, Es ruht, gewiegt von Mutterlust, Mit Augen blau an ihrer Brust; Es lächelt, und die Händchen langen Als wollt's die Muterlieb' umfangen; Sie aber schaut durch Thränenflor Mit heißem Dank zu Gott empor. Nimmt still die Ros', ihr Lebens-Pfand, Und gibt's dem Kindlein mit zitternder Hand. Rosa. Nimm hin mein Glück, du kleines Herz, Ich geh' beseligt heimatswärts; Mein ward der Erde Seligkeit, Nach dieser gibt es keine Freud'; Leb' wohl, mein Kind; — du treuer Mann, Zu End' ist meine Pilgerbahn, Ich scheide ohne Schmerz und Weh', Weil ich im Glück von hinnen geh', Das ist kein bleicher, schwarzer Tod, Das ist ein Tod voll Morgenroth! Tenor. Und wie sie noch so leise spricht, Vertöscht der Augen Frühlingslicht. Engelstimmen. Röslein! Zu Deinen Blumen nicht Zu uns, zu höh'rem Licht Schwing' Dich empor. Damit Du schaust Von Himmelshöh'n, Wie Dein KnöSplein zart Blüht und gedeiht, — Das einstens empfang'st Du's, Wenn es die Rose Unbefleckt Dir zurückebringt! Sei uns gegrüßt, Liebliche Rose! — F i u aus der unvollendeten I'elix Utznäelssoliii-Luitlioläv. Chor. Woher, woher am dunklen Rhein? Vom Drachenfels, vom Wollenstem! Und ihr, woher? — „Vom Bodensee, Wir sind noch kühl vom Gletscherschnee! Wollen uns wärmen, In luftigen Schwärmen Im flüchtigen Lauf, Die dort unten wecken wir auf. Rheingeschlecht, herauf! herauf!« In des Stromes Felsennischen, Ruh'n wir an krystall'nen Tischen! Auf, auf, und laßt den Strudel zischen! Hin der Abend, hin sein Frieden, Fels muß donnern, Flut muß sieden. a t e Oper „Loreley" vou Rheingeschlecht herauf! herauf! Auf feuchten Flügeln zieh'n wir daher, Zieh'» sie daher, Brausen auf, brausen ab über Land und Meer, Ueber Land und Meer, — Da reißen die Segel, die Eichen zerschell'», Denn der Wind und der Sturm sind wilde Gesell'n. In Stromes Tiefen, in funkelnder Pracht Bei dem blutigen Hort wir halten die Wacht, Sie halten die Wacht. 8 Wir locken den Schiffer mit Saitenspiel, Sie locken den Schiffer mit Saitenspiel! Und zieh'n in den Wirbel den berstenden Kiel! Doch bei Nacht, ohne Mond, ohne Stern, Da führen mitsammen den Reigen wir gern. Wie sausen die Lüste, wie sprudelt der GiM! Wenn Woll' und Wind und Welle sich mischt! — Horch! Wer naht? Ein Menschenbild, Dem vom Aug' die Thräne quillt! Leonore. Wehe! wehe! betrogen! unerhört betrogen! Von den Gipfeln des Lebens hinab geschleu­ dert in den Abgrund ! Und das der Preis der Liebe? das der Treue Lohn? O wer schafft Rache? Wer schafft Vergel­ tung meiner Qual? Chor. Wer schafft Rache, wer schafft Vergeltung? Leonore. Wo ist die Gerechtigkeit droben, von der sie sagen, Daß sie mit eherner Wage wäge die Schuld? Ich hab' ihr Wandeln nicht vernommen, Noch ihre Blitze gesehen über dem schuldi­ gen Haupt! Chor. Wo ist die Gerechtigkeit droben? Leonore. So ruf ich Euch, - ihr Kräfte der Tiefe, Euch, ihr düstern Gewalten, In Fels und Wasser, in Luft und Wind! Steiget empor! Höret mich! Helft mir! Chor. Du hast gerufen, wir kommen aus Fels Und Wasser, aus Luft und Wind! Rede, rede! was ist Dein Begehr! Leonore. Vergeltung! Rache! Für meine Liebe hat er mich zertreten, Weil ich ihm Alles gab, däucht ich ihm nichts! Rache an ihm, an seinem Geschlecht! Mögen sie fühlen den Hohn der Liebe, Der Sehnsucht Feuer, die Qual des Herzens, Das sich verzehrt! Chor. Rache, schaffen wir Dir! Leonore. Gebt mir Schönheit, Männerverblendende! Gebt mir Stimme, süß zum Verderben! Gebt mir tödtliche Liebesgewalt! Chor. Schönheit, Liebesgewalt sollst Du empfangen Rache schaffen wir Dir! Leonore. Wohlauf denn, ihr furchtbaren Rufer, Nennet den Preis mir des dunkelen Werkes, Fordert, begehrt! Was ich bin, Was ich habe, ich bring es Euch dar! Chor. Sollst Dein Herz zum Lohn uns geben, Solist uns opfern Deine Liebe! Leonore. Soll Euch opfern meine Liebe! Chor. Braut des Rheines sollst Du werden, Braut des Rhein's im Feisenschloß! — Leonore. Es sei! Wie ich den Schleier hier zerreiße, so sei Zerrissen meine Liebe, siatt're sie hin in den Lüften Dem Wind, dem Sturme vermach' ich sie: Mein Herz versteine, Wie dieser Felsen, fühllos starrend! dir, o Strom, Verlob ich mich an. Wenn sich das Werk der Rache Vollendet, bin ich dein und gehör' ich dir an! Chor. Wie Du den Schleier hier zerrissen, so sei Zerrissen Deine Liebe; siatt're sie hin in den Lüften. Leonore. Nimm hin zum Pfande den Brantring; dir, o Strom! Verlob' ich mich an; dir, brausender, kalter Strom, Zum Preis der Vergeltung. Wenn sich das Werk der Rache Vollendet, bin ich dein und gWr' ich dir an! Rache gelobet ihr mir. Chor. Heil, Heil der mächtigen Sterblichen! Heil, Heil der SchönheitverdMlichen! - Heil! Rache geloben wir Dir! Verlag der pbilh. Gesellschaft. Druck von Z. R. Mwiy in Latbach.